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Full text of "Zeitschrift fuer die Geschichte des Oberrheins 67-1913"

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Zeitschrift 



für die 



Geschichte des Oberrheins 

herausgegeben 
von der 

Badischen Historischen Kommission. 



Neue Folge. Band XXVIII. 

(Der ganten Reihe 67. Hand.] 




Heidelberg. 
Carl Winters Universitätsbuchhandlung. 

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Inhalt 



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Bericht Über die 31* Plenarversammlung der Badischen Historischen 

Kommission, erstattet von dem Sekretär 1 

Aus den Anfängen von Nebenius, von Willy Andreas .... 7 

Andreas Raess Domherr des Bistums Strasburg, und die Politik 

des Kabinetts Thicrs im Jahre 183g» von Otto Wiltberger 1 25 

Ein neues Blatt des Rotulus San Pelrinus aus dem Freiburgcr Stadt- 
archiv, von Hermann Flamm 72 

Chronikalische Aufzeichnungen aus dem Kloster Salem, von Her* 

mann Baier 83 

Exulanten aus den Rheinlanden in Almosen rech nun gen von Rothen- 
burg o- d. T-, von Hermann Clauss 113 

Die »Weingartener* Annalen, von Stegmund Hellmann . . < * 185 

Zur Textgeschichte der Kreiburger Slaclüechtsaufzeichnungen, von 

Alfred Schultze 188 

Zur Entstehung des ersten Übcrlingcr Stadtrechts, von Johannes 

Lahusen 206 

Von Meister Erwin in Strassburg (1284 — »318), von Paul Wentzcke 

und Hans Kunze 213 

Markgraf Karl 11, von Baden und der Tübinger Arzt Dr. Michael 

Rucker, von Gustav Bossen 23g 

Die Bevölkerung eines kleinen geistlichen Territoriums. Abtei Mur- 
bach im Klsass, von Johannes Kühn 249 

Fürslabt Martin Gerben von St, Blasicn. von Georg Pfcilschiftcr 273 

Zur Geschichte der Juden in Überlingen a. S» von Christian 

Roder 353 

Die Freiherren von Üsenberg und ihre Kirchcnlchcn, von Heinrich 

Maurer 37° 

Der Krancksche Handel* Ein Reitrag zu den Beziehungen zwischen 
Stadt und Bistum Strassburg im 15. Jahrhundert, von Karl 
Stenzel 430 

Die Markgrafen Marcus und Karl von Baden in LüUich 1465. Akten- 
stücke, mitgeteilt von Albert Krieger 464 

Eine neue Überlieferung des Liber possessionum Edelins von Weisscn- 

burg, von Hans Kaiser 479 

Badische GcschicMsliteratur des Jahres iqi2- Zusammengestellt von 

Karl Hofmann 485 

490904 



VI 



Seite 



Briefe Friedrich Cäsar Laharpes an Johann Ludwig KlQber. Mit- 
geteilt von Karl Obser 537 

Adalungszell, von Gustav Bessert 560 

Die Reichenwcircr Neubürger in der Zeit von 1506 bis 1549. von 

Andreas Hund 567 

Karl Friedrich von Savignys Denkschrift über die Reorganisation 

der Universität Heidelberg 1804, von Franz Schneider - ♦ 609 

Elsässtsche Geschichtsliteratur des Jahres 1912. Zusammengestellt 

von Karl Stenzel 626 

Miszellen: 

Die Ernennung des Ulrich Zasius zum Magister artium durch 
Kaiser Maximilian, von Josef Rest 142 

Zur Konkurrenzregulierung der Maler im sechzehnten Jahr- 
hundert» von A. Bechtold 147 

Friedrich Karl von Moser und die russisch-hessischen Heirats- 
Verhandlungen von 1773» von Karl Obser 316 

Zur Datierung nach dem Festtag Maria Verkündigung, von 
Georg Tumbült 519 

Kurprinz Karl von der Pfalz in Schallhausen (1670), von 
C A. Bächtold 700 

Zei ischriflenschau 151* 321, 52t, 707 

Alemannia 3. h\ V, 1—2. 521, 707. — Basier Zeitschrift für 
Geschichte und Altertumskunde XI, 2; XII, 1-2. 156, 320, 707, 

— Bulletin du Mustc historique de Mulhouse XXXV. 156. 

— ElsSssischc Monatsschrift für Geschichte und Volkskunde III, 
7—12; IV, 1—6. 154,325, 525, 710. — Freiburgcr Diözcsan- 
archiv N. F. XIII, l$I. — Freiburger MünstcrblMter VIII, 2. 
323. — Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsass- 
Lothringens XXVIII; XXIX, 154, 71O. — Jahresbericht, 
Achter, des Vereins zur Erhaltung der Altertümer in Weissen- 
bürg und Umgegend für das Jahr 1912, 71t. — Mannheimer 
Geschichtsbild 1 XIII, 10—12; XIV, 1—9. 152, 323, 524, 
709, — Mitteilungen des Historischen Verein» der Pfalz XXXII. 
711. — Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg 
und der rheinischen Pfalz X, 3 — 4- 152, 709- — Die Ortenau. 
Mitteilungen des historischen Vereins für Mittelbaden Heft 4. 
522. — Revue catholique iPAlsace, N.S. XXXI, 8—12; 
XXXII, t — 8. 156, 326, 526, 713. — Revue d'Alsace, N-S- 
XIII, 11 — 12; XIV, 1-10. 155,326,526,712. - Schau* 
In'frLud XXXIX, 2; XXXX, |, 152, 708- — Schriften des 
Vereins für Geschichte des Bodensces und seiner Umgebung 
XXXXI. 321, — Schriften des Vereins für Geschichte und 
Naturgeschichte der Haar und der angrenzenden Lande XIII. 
522- - Strassburger Diüzesanhlait XXXI, 9-12; XXXII, 
1~5' 155« 325, 525, — Thurgauische Beiträge zur vaterlän- 
dischen Geschichte LH. 327* — Zeitschrift der Gesellschaft für 
Beförderung der Geschichls-, Altertums- und Volkskunde von 



8 C raiHaiowu>MYift5iT* 



VII 

Stlce 
Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften 

XXVIII. 322. 

Literaturnutizen 157, 328, 526, 713 

Alberti, Württembergisches Adels- und Wappenbuch. 714. 

— Bächtold, Geschichte des Kirchengutes im Kanton Schaff- 
hausen. 175. — Rechtnld, Zur Quellengeachichtc des Simpli- 
cissimus. 178. — Bendel, Das Privilegium Kaiser Heinrichs V- 
für die Stadt Speier- 332. — Beringer, Emil Lugo. Geschichte 
seines Lebens und Schaffens. 349- — Derselbe, Badische Malerei 
im neunzehnten Jahrhundert. 53t. — Brant, Das Narrcnschift. 
Faksimile- Ausgabe. 732. — Buchegger, Die Verfassung und 
Verwaltung der Stadt Konstanz im t8. Jahrhundert. 527. — 
Christophe), Die direkten Staatssteuern in Baden bis zum 
r6. Jahrhundert. 172. — Giemen» Janus Cornarius. 176. — Dor, 
Hofrat Karl Zell. 180. — Duhr, Geschichte der Jesuiten in 
den Ländern deutscher Zunge IL 727. - Duncker, Verzeichnis 
der Württcmbergischen Kirchenbücher. 173. — Ellerbach, Der 
dreissigjShrigc Krieg im Elsass L t68. — Engel, Reper* 
torium des Stadtarchivs Colmar u E. 526. — Freys, Glauning, 
Petxet, Seltenheiten aus süddeutschen Bibliotheken in gelreuen 
Nachbildungen. 535. — Fischer, Jakob Mayer, ein pfälzischer Dra- 
matiker- 179. — Forst, Die Ahnenproben der Mainzer Domherren. 
328t — Giiglinrdi, Dokumente rur Geschichte des Bürgermeisters 
Hans Waldmann von Zürich IL 352. — Geschichtliche Lieder 
und Sprüche Württembergs. 351. — Göller, Walter Murner 
von Strasburg und das päpstliche Dispensationsverfahren im 
J4. Jahrhundert- 342. — Das Grossherzog tum Baden. Zweite 
vollständig umgearbeitete Auflage* 160. — Härtung, Geschichte 
des fränkischen Kreises I. [65. — Hauss, Der Weg Elsass- 
Lothringens zur Verfassung. 34°* — HetmbcrgrT, Die Ver- 
änderung des Stiftungszwecks; Beitiagc zur Geschichte des 
Badischen Stiftungswesens- 726. — Herr, Das ehemalige Frauen- 
klosler Sindeisberg. 329. — Hessische Biographien. 737. — 
Hofmann, Baden im Deutschen Freiheitskrieg 1813—1814- 738. 

— Hülsen, Die Besitzungen des Klosters Loiicfa in der Karo* 
lingerceit. 7 14. — Kalterfeld, Die Vertretung Strassburg* auf 
dem Westfälischen Friedenskongreß. 335. — Kaulfuss, Das 
badische Quellenmaterial fflr die Geschichte der Retchsgründung 
bei Ottokar Lorenz. 720. — Klingenburg, Das Verhältnis Cal- 
vins zu Butzer, untersucht auf Grund der wirtschaftlichen Be- 
deutung. 342. — Koehne, Reformen und Reformprojekte 
in Heidelberg und Mannheim als Vorläufer der Gewerbefreiheit 
in Deutschland. 173. — Krüger, Die geschichtliche Entwicklung 
der Verfassung der Kirche Augsburgischer Konfession von 
Elsass-Loth ringen von 1789—1852. 73t. — Kulenkampff, Der 
erste vereinigte preussische Landtag 1847 und die öffentliche 
Meinung Süddculschlands- 528, — Kunstdenkmiller des Gross- 



°S' C mSSSml»\ 



VIII 



hcrzogtums Baden. IX* Band. I. Abteilung. 347. — Learned, 
Guide to the Manuscript Materials Rclating to American Hislory 
in the Gcrman Archive*. !"'3- — Leoel» Badens Rechisver* 
waltung und RcchtsvetTassung unter Markgraf Karl Friedrich. 
724. — Lessing, Das Bündnis der Städte Zürich und Bern mit 
dem Markgrafen von Baden vom Jahre l6l2. 167. — Liebenau, 
von. Der Franziskaner Dr< Thomas Murner. 717. — Ludowici» 
ROmische Ziegelgräbcr. 163. — Martens, Geschichte der Stadt 
Konstanz. 182. — Mau, Balthasar Hubmaicr, 719. — Maurer, 
Emmendingen. Zweite erweiterte Auflage. 180. — Mentz, Ein 
unbekannter deutscher Brief Leo Judas. 728. — Merk, Johann 
Nikolaus Friedrich Brauer» ein Vorlauter des Sprachvereins. 
17g. — Monlarlüt et Hngaud, Le Congräs de Rastatt, corre- 
spondance et documents 336. — Müller, Die oberschwäbischen 
Reichsstädte. Ihre Entstehung und ältere Verfassung. 722* — 
Nova Turiccnsia, Beiträge zur Schweizerischen und Zürche- 
rischen Geschichte. 157, — Preisendan t. Die Liebe der Gün- 
derode. Friedrich Creuzets Briefe an Caroline von Gündcrodc. 
735, — Rap|\ Urkundcnbuch der Stadt Stuttgart* 183. — 
Kcuss, Histoirc d'Alsace. 159. — Ricffel, Die Fremdenbücher 
der Münsterplaltform fin Strasburg), 721. — Roth, Des 
M. Flaciua Illyricus Beziehungen zu den Städten Slrassburg 
und Lindau. 176. — Ruoff, Die Radolfzeller Halsgerichtsord- 
nung von 1506. 171. — Scherten, Ein Wort zu de» Aus- 
grabungen auf der Gißcrsburg bei Weiher im Tal. 721. — 
Schmidt, Kirchen «im Rhein. Eine karolingische Königspfalz. 
181. — Schulderer, Eine Gruppe Strassburger Drucke aus den 
Jahren 1490 — 1500. 341, — Scholle, Probleme der Grimmeis- 
hausenforschung. 177. — Schieibmüllcr, Burg und Herrschaft 
Stauf in der Pfalz. 721. — Schri cd er, Zur Entstehungsgeschichte 
des Otthcinrichsbaucs. 345. — Sohm, Die Schule Johann 
Sturms und die Kirche Strassburgs in ihrem gcgenbciUgcn 
Verhältnis. 728. — Stammler, Die Kcchuhändel des Johann 
Gutenberg. 340, — Steinhäuser, Die Klosterpolitik der Grafen 
von Württemberg bis Ende des 15. Jaluhunderls. 716. — 
Stolze, Die Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1870. 
339* — Straub, Die Oberrheinische Schiffahrt im Mittelalter 
mit besonderer Rücksicht auf Basel* 54 t. — Vaconius, Bei- 
trage zur Geschieh ci' der Familie Vaconius. 352. — Valdcnaire, 
Aus den Briefen Friedrich "Weinbrenners an Joh* Ludwig 
Klübcr. 732. — Veröffentlichungen der Gesellschaft für Typen- 
kunde des XV. Jahrhunderts VI. 34'' — Vouilli&mc, Monu- 
menta Germaniae et Italiae typographica, Lieferung 9. 341. — 
Wcntzcke, Die Anfinge der Freiburgcr Burschenschaft. 170. — 
Wctrel, Waldkirch im Elztal. 529. — Windelband, Staat und 
katholische Kirche in der Markgrafschaft Baden zur Zeit Karl 
Friedrichs, 34I. — Wintcrleld, von, Die kurrheinischen Bünd- 
nisse bis zum Jahre 1386. 333. — Wirt«, Franken und Alm* 



8 lc mHcmTmm. 



IX 

Seit« 
mannen in den Rheinlanden bis zum Jahre 496. 164. — Wülk 

und Funk* Die Kirchenpolitik der Grafen von Württemberg 

bis zur Erhebung Württemberg tum Herzogtum. 715. 

Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission Nr 34: 

Bericht über die Ordnung und Verzeichnung der Archive 

und Registraturen der Gemeinden* Pfarreien, Grtmdherrschaften, 

Korporationen und Privaten des Gros »her zogt ums Raden durch die 

Pfleger der Bad i sehen Historischen Kommisston im Jahre n)ii 1?. ml 

X, Gräflich Douglas'sches Archiv auf Schloss I-angenstein (Amt 

Stockach}, geordnet und verzeichnet von Dr. Otto H. Stowasser mi2 
II. Archivalien des freiherrlich von Blutersdorfischen Archivs t der- 
zeit in Ottensheim» Oberftsterreich, verzeichnet von Rittmeister 
Philipp Freiherrn von Blittersdorff 111112 



S'c tJgmfi* 



Mitarbeiter dieses Bandes der Zeitschrift 

Adam, Johann, Pfarrer Dorlishcim i. Eis, 

Andreas, Dr. Willy. Privatdozent Marburg. 

ÄSRICH, Dr. Gustav, Universilfttsprofessor Strassburg. 

BaECHTOLD, Dr. C. A., Stadibibliothekar Schaffhausen, 

BaIER, Dr. Hermann, Archivassessor Karlsruhe. 

Bechtold, Dr. A«, Stabsarzt a. D. Freiburg i. Br. 

BlTTERAUF, Dr. Theodor, Universitätsprofessor München, 

Bossert, D Dr. Gustav, Pfarrer a. D. Stuttgart. 

Cl-AUSS, Hermann, Pfarrer Schwabach, 

Ehrismann. Dr. Gnst Adolf, Geh, Regie* 

rungsrat, Univcrsilätsprofessor Greifswald, 

Fem.mkth, Dr, Adolf, Gcistl. Verwalter Karlsruhe. 

Flamm, Dr. Hermann Freiburg i. Br, 

Frankhauser, Fritz, Archivrat Karlsruhe. 

Franz, Dr. Hermann, Professor am Lehrer- 
seminar Heidelberg. 

FrjtSCH, Dr. Otto, Gymnasialprofessor Karlsruhe. 

Hakkino, Dr Hennann, Hilfsarbeiter am ■ 

Generatlandcsarchiv Karlsruhe. 

Hasenclkver, Dr, Adolf, Privatdozent Halle a. S. 

Hkllmaxs, Dr. Siegmund, Universitatspro- 

fessor München. 

Herrmann, Dr. Alfred, Privatdozent Bonn. 

Hkssel, Dr. Alfred Strassburg. 

Hufmann, Dr, Karl, Professor Karlsruhe, 

Holi/mann, Dr. Robert, Universiüitsprofessor Giesscn. 

Hund, Dr, Andreas, Oberlehrer Strassburg. 

Kaiser, Dr. Hans, Archivdirektor und Uni- 
vcrsilätsprofessor Strassburg. 

KRIEGER, Dr. Albert, Geh. Archivrat Karlsruhe, 

KriiN, Dr. Johannes Leipzig. 

KUNZE, Dr. Hans Strassburg. 

LaHUSEK, Dr. Johannes Freiburg i. Br. 

Lenel, Dr. Paul, Privatdozent Gutlingen. 

Linde, Otto. Rrgierungsbaumeistcr Karlsruhe. 

Martkns, Dr. Wilhelm, Gymnasiumsdirektor Konstanz. 

MAURER, Heinrich, Professor a. D. Mannheim. 

Merk, Dr. Walter, Gerich isassessor Karlsruhe. 

NAUMANN, Dr. Hans, Privatdozcnt Strassburg. 

Obsf.r, Dr. Karl, Geh, Archivrat, Direktor des 

Grossh. Gcnerallandesarchivs Karlsruhe. 

PETER, Dr. Alfred Karlsruhe. 



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XI 



Pfeilschi FTER t Dr. Georg, Universiiaispro- 

fessor Freiburg i. Br, 

Rest, Dr. Josef Freiburg i. Br. 

RlBDKER, Dr. Karl, Reichsarchivassessor München. 

Roher, Dr. Christian, Hof rat, Rcalschul* 

direktor a, D. Überlingen. 

SCHNABEL, Dr. Franz Karlsruhe. 

Schneider, Dr. Franz Heidelberg. 

Schoriiach, Dr. Karl, Professor, UniversiUtts- 

bibliothekar Stnissburg. 

Schulte, Dr. Aloys, Geh. Regicrungsrat, 

Universitatsprofessor ( Bonn. 

Schultze, Dr. Alfred, Universitätsprofessor Freiburg i. Br. 

Stenzel, Dr, Karl, Hilfsarbeiter am Bezirks- 
archiv Stnissburg. 

Suttfr, Dr. Karl, Universitatsprofessor Freiburg. 

Tumbült, Dr. Georg, Archivrat Donaueschingen. 

Vigener, Dr. Fritz, Privatdozent Freiburg i.Br, 

Wextzcke, Dr. Paul, Stadtarchivar Düsseldorf. 

Wii.trerger, Dr. Otto Rombach (Lothr.). 



Redaktion. 



Archivdirektor Gell. Archivrat Dr. Ouser. 
Archivdirektor Universitatsprofessor Dr. Kaiser. 
Für die *MiUotuttgen*: Archivdirektor Dr. Üüser. 



Redaktionsausschuss. 

Universitatsprofessor Geh. Hofrat Dr. Finke. 
Universitatsprofessor Geh. Hofrat Dr. Gothein. 
Archivdirektor Universitatsprofessor Dr. Kaiser. 
Geh. Archivrat Dr. Krieger. 
Archivdirektor Geh, ArchivnU Dr. Ohser. 



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Erscheinungsweise der Zeitschrift 

und redaktionelle Bestimmungen. 



Jährlich erscheint ein Band von mindestens 48 Druckbogen, der in 
4 Heften ausgegeben wird und zum Preise von M. 12 bezogen werden kann; 
als Beilage erscheinen die »Mitteilungen der Badischen Historischen Kom- 
mission«. Mitarbeiter der. Zeitschrift» die dieselbe zu dem crmässiglen Preise 
von H> 6 tu beziehen wünschen, werden gebeten, sich an die Redaktion zu 
wenden. 

Die für die »Zeitschrift« bestimmten Beitrüge sind, soweit sie dem Gebiete 
der elsÄ-ssischen Geschichte entnommen sind, an den Redakteur für den 
elsässischen Teil, Herrn Archivdirektor Dr. Kaiser in Strassburg, Bezirks- 
archiv, und soweit sie die Geschichte der das heutige Grossherzogtum Baden 
bildenden Territorien behandeln , an den Redakteur für den badischen Teil, 
Herrn Archivdirektor Geheimen Archivrat Dr. Obser in Karlsruhe, Nördliche 
Hildapromenade 2, einzusenden. 

Das Honorar beträgt für Darstellungen und Forschungen M. 30. — , für 
Quellenpublikationen u. s. w. M. 20. — pro Druckbogen. 

Jeder Mitarbeiter erhält von seinem Beitrag 20 Sondcrubzüge gratis» 
weitere Sonderabzüge, die spätestens bei Rücksendung der Korrektur bestellt 
werden müssen, werden mit 20 Pf., für Mitglieder der Kommission mit 
10 Pf pro Druckbogen berechnet; jeder Teil eines Diuckbogens und der 
Umschlag zfihll als voller Bogen. Die Soliderabzüge können dem Autor erst 
am Tage der Ausgabe des betr. Heftes zugestellt werden. 

Das Verlagsrecht auf die in der Zeitschrift veröffentlichten Beilrage bleibt 
der Badischen Historischen Kommission auf vier Jahre vom Tage der Ver- 
öffentlichung an gewahrt. 

Samtliche Rezensionsexemplare (für Lilcraturnotizen) sind an Hcrtn 
Archivdirektor Dr. Obser in Karlsruhe zu senden, durch welchen auch die 
Versendung der Rezensionsbelegc erfolgt. 

Bestellungen können bei allen Buchhandlungen und bei der Verlags- 
buchhandlung direkt gemacht werden. 

Anzeigen für die vierte Seite des Umschlags werden mit 20 Pf. für die 
Helitzeile berechnet und an Carl Winters Universitätsbuchhandlung in 
Heidelberg erbeten; ebendahin Beilagen. 

Die Badiscüe Historische Kommission. Die VerlagsbncliliaDdliiog. 



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Be ric h t 

aber die 

einunddreissigste Plenarversammlung 

der 

Badischen Historischen Kommission. 



Karlsruhe im Oktober 1912. Die Plenarversammlung 
der Badischen Historischen Kommission fand in diesem Jahre 
am 18. und 19. Oktober statt. Anwesend waren von den 
ordentlichen Mitgliedern: die Professoren Geb. Rat Dr. 
Schroeder, Geh. Hofrat Dr. Gothetn, Geh. Kirchenrat 
Dr. von Schubert, Dr. Hampe, Dr. Oncken und Ober- 
bibliothekar Geh. Hofrat Professor Dr. Wille aus Heidel- 
berg; die Professoren Geh. Hofrat Dr. Dove, Geh. Hofrat 
Dr. von Below. Geh. Hofrat Dr. Meinecke, Dr. Pfeil- 
schifter. Dr. Schnitze und Stadtarchivrat Professor Dr. 
Albert aus Freiburg; Professor Dr. Wiegand aus Strass- 
burg; Archivrat Dr. Tumbült aus Donaueschingen; Geh. 
Rat Dr. Wagner, Archivdirektor Geh. Archivrat Dr. Obser 
und Geh. Archivrat Dr. Krieger aus Karlsruhe; ferner die 
ausserordentlichen Mitglieder: Realschuldirektor a. D. Hof- 
rat Dr. Roder aus Überlingen, Professor Maurer und Pro- 
fessor Dr. Walter aus Mannheim; L'niversitätsbibliothekar 
Professor Dr. Pfaff aus Freiburg; Archivdirektor Dr. Kaiser 
aus Strassburg; Archivrat Frankhauser aus Karlsruhe. 

Am Erscheinen verhindert war das ordentliche Mit- 
glied Geh. Hofrat Professor Dr. Finke in Freiburg. 

Als Vertreter der Grossh. Regierung waren zugegen 
S. Exzellenz der Minister des Kultus und Unterrichts Dr. 

Zeilichr. f. üeich. d. Obcrrh. N.F. XXVIIÜ. i, | 



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2 Bciichi 

Böhm, die Ministerialräte Schwoerer und Dr. Baur und 
Regierungsrat Dr. Bartning. 

Den Vorsitz führte der Vorstand Geh. Hofrat Professor 
Dr. Dove. 

Seit der letzten Plenarversammlung sind nachstehende 
Veröffentlichungen der Kommission im Buchhandel 
erschienen : 

Badische Neujahrsblätter. Neue Folge. Fünf- 
zehntes Blatt. »Baden nach dem Wiener Frieden von 
1809«, von Willy Andreas. Heidelberg bei Carl Winter. 

Briefwechsel der Brüder Ambrosius und Thomas 
Blaurer. III. Band. Bearbeitet von Traugott Schiess. 
Freiburg i. Br. bei F. E. Fehsenfeid. 

Regesten der Markgrafen von Baden und Hoch- 
berg. IV. Band, 1. und 2. Lieferung. Bearbeitet von 
Albert Krieger. Innsbruck bei Wagner. 

Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 
Neue Folge. Band XXVII, nebst den 

Mitteilungen der Bad. Hist. Kommission. Nr. 34. 
Heidelberg bei Carl Winter. 

Erstes Ergänzungsheft zur Zeitschrift für die Ge- 
schichte des Oberrheins N.F.: Alter und Bestand der 
Kirchenbücher insbesondere im Grossh erzogt um 
Baden, von Hermann Franz. Heidelberg bei Carl 
Winter. 

Unter der Presse befinden sich: 

Regesten der Bischöfe von Konstanz. III. Band, 
1. Doppellieferung. Bearbeitet von Karl Rieder. Inns- 
bruck bei Wagner. 

Regesten der Pfalzgraien am Rhein. II. Band, 
1. Lieferung. Bearbeitet von Graf L. von Oberndorff. 
Innsbruck bei Wagner. 

Obcrbadisches Geschlechterbuch. III. Band, 6. Lie- 
ferung. Bearbeitet von O. Freiherr von Stotzingen. 
Heidelberg bei Carl Winter. 

Geschichte der Bad ischen Verwaltungsordnung 
und Verfassung von 1802 — 1818, von Willy Andreas. 
Leipzig bei Quelle & Meyer. 



•8' e wihotÄvib: 



Über die XXXI Plenarveraammlung. i 

Nachstehende Übersicht zeigt den Stand der ein- 
zelnen Unternehmungen der. Kommission, über die 
in der Plenarsitzung Bericht erstattet , beraten und 
beschlossen wurde. 



I. Quellen- und Regestenwerke. 

Die erste Doppellieferung des dritten Bandes der 
Regesten der Bischöfe von Konstanz, bearbeitet von 
Stadtpfarrer Dr. Ried er, wird Ende dieses Jahres er- 
scheinen, eine zweite soll im Laufe des nächsten Jahres 
folgen. 

Von den Regesten der Markgrafen von Baden, 
bearbeitet von Geh. Archivrat Dr. Krieger, wird im 
kommenden Jahre eine weitere Doppellieferung ausgegeben 
werden. 

Die Ausgabe der ersten Lieferung des zweiten Bandes 
der Regesten der Pfalzgraten am Rhein, Bearbeiter 
Graf von Oberndorff, steht unmittelbar bevor. Pur 
das nächste Jahr ist das Erscheinen einer weiteren Lieferung 
gesichert. 

Die Herausgabe des Nachtragsbandes zur Politischen 
Korrespondenz Karl Friedrichs von Baden durch 
Archivdirektor Geh. Archivrat Dr. Obser kann erst nach 
Abschluss des zweiten Bandes der »Denkwürdigkeiten des 
Markgrafen Wilhelm« erfolgen. 

Professor Dr. Pfcilschifter hat für die Korrespon- 
denz des Fürstabts Martin Gerbert von St. Blasien 
weitere Briefe aus St. Paul in Kärnten gesammelt und 
abgeschrieben. 

Der III. (Schluss-)Band des Briefwechsels der Brüder 
Blaurer, bearbeitet von Stadtarchivar Dr. Schiess, in 
St. Gallen ist erschienen. 

In der unter Leitung von Geh. Rat Professor Dr. 
Schroeder stehenden Abteilung der fränkischen Stadt- 
rechte hat Professor Dr. Koehnc an dem Gesamt- 
register weiter gearbeitet. Er gedenkt dasselbe in uns 
gefähr zwei Jahren abzuschliessen. In der schwäbischen 
Abteilung wird der Druck des Konstanzer Stadtrechts 
(Professor Dr. Beyerle), des Neuenburgcr Stadtrecht- 

i* 



'S' C WW«ÄlV(tti« 



Bericht 



(Gerichtsassessor Merk) und des Freiburger Stadtrechts 
(Dr. Lahusen) im nächsten Jahre beginnen. 



II. Bearbeitungen. 

Für die Denkwürdigkeiten des Markgrafen Wil- 
helm ist der Text bis 1828 fertiggestellt. Archivdirektor 
Geh. Archivrat Dr. Obscr hofft die Bearbeitung des 
kritischen Apparats noch im nächsten Jahre abschliessen 
zu können. 

Für den zweiten Band der Wirtschaftsgeschichte 
des Schwarz waldes war Geh. Hofrat Professor Dr. 
Gothein auch im vergangenen Jahre tätig. Er hofft in 
einiger Zeit die zusammenfassende Darstellung in Angriff 
nehmen zu können. 

Geh. Hofrat Professor Dr. Wille ist noch weiter mit 
der Sammlung des Materials für die Geschichte der 
Pfalz beschäftigt. 

Vom Oberbadischen Geschlechterbuch wird die 
6. Lieferung des dritten Bandes (Buchstaben R), bear- 
beitet von Freiherrn O. von Stotzingen, demnächst 
erscheinen. 

Die Vorarbeiten für das zweite Heft der Münz- und 
Geldgeschichte der im Grossherzogtum Baden ver- 
einigten Gebiete, das den Breisgau, den Kletgau und 
die Baar umfassen wird, hat Dr. J. Cahn in Frankfurt a. M. 
im Berichtsjahr erfolgreich gefördert. 

Der Druck des ersten Bandes der Geschichte der 
badischen Verwaltungsordnung und Verfassung 
von 1802 — 1818, von Privatdozent Dr. Andreas, hat be- 
gonnnen. 

Für die Sammlung der Siegel und Wappen der 
badischen Gemeinden hat Fr. Held die Entwürfe für 
40 Landgemeinden angefertigt. Die Vorarbeiten für das 
vierte Heft der Städtesiegel wurden fortgesetzt. 

Die noch ausstehenden 4 Sektionen (Rastatt-Bühl, 
Pforzheim und Stühlingen) der Grundkarten des Gross- 
herzogtums Baden werden in Bälde erscheinen. 



*S le wih&Ä 



über «lie XXXI. Plenarversammlung. 



III. Verzeichnung und Ordnung der Archive der 

Gemeinden usw. 

Die Pfleger der Kommission waren unter der Leitung 
der Oberpfleger Realschuldirektor a. D. Hofrat Dr. 
Roder, Stadtarchivrat Professor Dr. Albert, Universitäts- 
bibliothekar Professor Dr. Pfaff, Archivdirektor Geh. 
Archivrat Dr. Obser und Professor Dr. Walter wie bisher 
für die Gemeindearchive tätig; die Verzeichnung der grund- 
herrlichen Archive nähert sich dem Abschluss. Die Neu- 
ordnung der Gemeindearchive wurde in fünf Amtsbezirken 
weiter- bzw. durchgeführt; für 1913 sind hierfür gleichfalls 
fünf Bezirke in Aussicht genommen. 



IV. Periodische Publikationen. 

Von der Zeitschrift für die Geschichte des 
Oberrheins, Neue Folge, ist unter der Redaktion von 
Archivdirektor Geh. Archivrat Dr. Obser und Archiv- 
direktor Dr. Kaiser der XXVII. Band (der ganzen Reihe 
66. Band) erschienen. Im Anschluss daran wurde als erstes 
Ergänzungsheft 'eine Untersuchung von Dr. II. Franz 
über »Alter und Bestand der Kirchenbücher ins- 
besondere im Grossherzogtum Baden«, ausgegeben. 
In Verbindung mit der Zeitschrift erschien Nr. 34 der Mit- 
teilungen der Badischen Historischen Kommission. 

Das Neujahrsblatt für 1913, »August Graf von 
I.imburg-Stirum, Fürstbischof von Spei er. Miniatur- 
bilder aus einem geistlichen Staat des 18. Jahr- 
hunderts«, von Geh. Hofrat Professor Dr. Wille, wird 
noch vor Ende des Jahres ausgegeben werden. Als Neu- 
jahrsblatt für 1914 hat Professor Dr. Sillib in Heidelberg 
eine Abhandlung über »Schloss Favorite und die Ere- 
mitagen der Markgräfin Franziska Sibylla von 
Baden-Baden« in Aussicht gestellt. 



V. Wahlen. 

Die Kommission beschloss an Stelle des bisherigen 
Vorstandes, Geh. Hofrats Professor Dr. A. Dove, der eine 



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■ .■ 



6 Bericht übet die XXXI. Flenurversammlunj;. 

Wiederwahl abgelehnt hatte, Seiner Königlichen Hoheit 
dem Grossherzog den Geh. Hofrat Professor Dr. Eber- 
hard Gothein in Heidelberg auf die Dauer von 5 Jahren 
als Vorstand zur Allerhöchsten Bestätigung vorzuschlagen. 
Dieselbe erfolgte mit Allerhöchster Staatsministerialent- 
schliessung vom 31. Oktober igt 2. 

Die Wahl des Universitätsbibliothekars Professor Dr. 
Rudolf Sillib in Heidelberg zum ausserordentlichen Mit- 
glied wurde durch das Grossh. Ministerium des Kultus und 
Unterrichts am 8. November 1012 bestätigt. 



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Aus den Anfängen von Nebenius. 

Von 
Willy Andreas. 



Unter den Staatsmännern, die während der Regierungs- 
zeit Grossherzog Karls den Ausbau Badens gefördert haben, 
hat Nebenius die künftige Entwicklung des jungen Staates 
am bedeutsamsten bestimmt 1 ). Das Grossherzogtum ver- 
dankte ihm nicht nur seine Verfassungsurkunde; Nebenius 
war zusammen mit Boeckh auch die Triebkraft der Steuer- 
reform, die eine bunte Musterkarte der verschiedensten 
Abgaben durch ein gleichförmiges, einheitliches, für das 
ganze Land geltende System ersetzte. Sein Name bleibt 
mit diesen beiden wichtigsten Leistungen jener im übrigen 
so unerfreulichen Periode verbunden, die mit dem Wiener 
Kongress für Baden anbrach. Nebenius hatte eben erst 
das dreissigste Lebensjahr überschritten, als diese grossen 

■) Ober Nebenius vgl, j. Beck, Carl Friedrich Nebenius, Mannheim 
1866* Auf diesem nicht ausreichenden Buch fusst der Artikel von Wccchs 
in Radische Biographien II, 99. Über Nebenius* Anteil am Verfassungs- 
kampf vgl. W- Andreas, Die Entstehung der Badischen Verfassung. 
Marburger Habilitationsschrift. Marburg 1912, dazu das altere Werk von 
F. v. Weech, Geschichte der badischen Verfassung» Karlsruhe 1868- Zo 
den wirtschaftspolitischen Anschauungen von Nebenius vgl. neuerdings 
A. BChtlingk, C Fr. Nebenius, Der deutsche Zollverein, das Karlsruher 
Polytechnikum und die erste Staatsbahn in Deutschland, Karlsruhe 1899. 
Ich kann auf die von Böhtlingk gegen H. von Treitschke, Deutsche Ge- 
schichte Bd. III, Anhang, aufgeworfenen Fragen an diesem Ort nicht ein* 
gehen^ — Es fehlt übrigens noch an einer zusammenfassenden Biographic des 
Staatsmannes Nebenius. 



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g Andreas. 

Aufgaben an ihn herantraten. Als einer der jüng- 
sten Räte arbeitete er schon in der vordersten Reihe. 
Die Schrittstücke, die in seinem Nachlasse verwahrt sind 1 ), 
unterrichten uns, dass er sich neben den laufenden Sachen 
des Dienstes auch mit anderen Gegenständen befasste, 
worüber bisher nichts bekannt war, weil diese Beschäf- 
tigung keine gesetzgeberische Frucht zeitigte. So ging es 
/um Beispiel mit der Reform des Behördenwesens, die 
nach den Befreiungskriegen angeregt wurde, allerdings 
ohne nennenswerte Änderungen herbeizuführen. Die Ent- 
würfe aber, die Nebemus bei diesem Anlass anfertigte, 
gewähren nicht nur einige Aufschlüsse über Zustände der 
damaligen Verwaltung, sondern auch Einblicke in die 
Überzeugungen des jungen Beamten , der sich im ersten 
Aufstieg seiner staatsmännischen Laufbahn befand. 

Die Jugend merkt man dem Verfasser dieser Arbeiten 
freilich nicht an, weder im bösen noch im guten Sinn. 
Man empfangt zunächst einen merkwürdig unpersönlichen 
Eindruck. An starken» ursprünglichen Individualitaten ist 
die badische Verwaltung jener Jahre ohnehin nicht reich. 
Aber Nebenius erscheint nahezu farblos, und wem? man 
etwa bei dem Träger so erheblicher Verdienste, wie es 
natürlich ist, nach besonders sprechenden Zügen sucht, so 
wird man enttäuscht, ttocckh» der im ganzen auch nicht 
über den Typus des tüchtigen Beamten hinausragt, fesselt 
im Vergleich zu ihm durch eine besondere Scharfe des Ur- 
teils und lebhafteres Temperament, noch mehr aber Winter, 
der freilich zu jener Zeit nicht entfernt so viel Schöpfe- 
risches wie Nebenius hervorgebracht hat. Er mochte 
den trockensten Gegenstand behandeln, seine urwüchsige 
Art wusste ihn zu beleben. Er nannte die Dinge 
herzerfrischend beim Namen, oft mit volkstümlicher An- 
schaulichkeit- Unwillkürlich taucht beim Lesen der 
Wtnterschen Denkschriften sein Gesicht auf, dies derbe 
und so gescheite Gesicht, dessen Augen überlegen und 



') Der Nachlas s von Nebenius, dessen Einsichtnahme mir von Herrn 
Reichsgerichtsrat E. Heydweiller, Leipzig, durch freundliche Vermittlung 
von Heim Archivdirektor Dr. K. Ob*er gütigst gestaltet wurde, befindet 
sich in der Verwahrung des Grossh- Gencrallandcsarchivs. Karlsruhe. 



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Aus den Anfangen von Xebenius. n 

humorvoll in die Welt hinausschauen. Man glaubt einen 
kraftigen klugen Bauern vor sich zu haben , dem der 
Schalk im Nacken sitzt. Ganz anders Nebenius, Er spricht 
mit wohlabgewogener sachlicher Bestimmtheit, in der das 
persönliche Empfinden wie ausgelöscht scheint. Seine red- 
liche Hingabe an den Stoff ist unverkennbar. Er über- 
rascht nicht durch besondere Wärme, stÖsst aber auch nie 
durch Kälte oder verletzende Schroffheit ab. Ebenso 
leidenschaftslos, nüchtern und einfach sind seine Sprach- 
mittel. Ein Hauch von Blässe liegt über dem Ganzen, 
die wohlerzogene Korrektheit eines Beamten, der die 
Schranken einhält und seine Person in geschäftlichen Er- 
örterungen nie unfein vordrangt. Damit soll nicht gesagt 
sein, dass es Xebenius an Ehrgeiz oder Selbstbewußtsein 
fehlte. In seinen Aufzeichnungen stechen da und dort 
kleine Züge hervor, die verraten, dass ihm dergleichen 
Regungen nicht fremd waren, obwohl sie nicht mit un- 
mittelbarer Starke hervorbrechen. Xebenius war mehr die 
Reizbarkeit eines Gelehrten eigen, dem die intellektuelle 
Verfeinerung leicht zur Hemmung wird, wenn es gilt, sich 
durchzusetzen, jede Verkennung aber einen empfindlichen 
Stachel hinterlässt. 

Unter Karl Friedrich hatte das Behörden wesen die 
Gestalt erhalten, die den Bedürfnissen des vergrößerten 
Staates angemessen schien 1 ). Die Reitzenstcinsche Orga- 
nisation erfreute sich allerdings keines uneingeschränkten 
Beifalls; sie wurde durch Brauer in wesentlichen Teilen» 
namentlich was die Ministerien und das Kabinett anlangte, 
geändert. Nach dem Sturze der Fremdherrschaft setzten 
politische Gegenströmungen , unter anderem auch eine 
Bewegung gegen die Verwaltungsordnung ein, die in den 
Kreisdirektorien das französische* Muster nicht verleugnete. 
Der Staats- und Geheime Kabinettsrat Ernst Philipp von 

*) Vgl. hierzu und zum folgenden \V, Andreas, Fr. Brauer und die 
Entstehung des ersten bad. Organisalionsedikles. Zischr. f. Gesch. d. Ober- 
rheins N-F. XXIV, 628 IT, L Winter über eine Reform der Vcrwaltungs- 
ordnung, ebenda XXV, 477 IT. Zur Beurteilung der badischen Verwaltungs- 
organisation vom 26. November 1809 und ihrer Weiterbildung, ebenda 
XXVJI, 308 ff. 



1 i °°£' c ißiHaiowiwivtn: 



IO Andreas. 

Sensburg, der seit dem Wiener Kongress Einfluss auf 
Grossherzog Karl ausübte und durch Verwaltungsreformen 
Ersparnisse schaffen, vor allem aber die Verfassungsfrage 
in den Hintergrund drängen wollte, entwarf das Programm 
einiger organisatorischer Änderungen '), das den Behörden 
zur Beratung überwiesen wurde. Es war sehr knapp, ja 
wortkarg gehalten und Hess kaum einen Zweifel, dass Sens- 
burg zwar mit Vorsicht, aber lediglich als kalter Ver- 
waltungstechniker zu Werke ging. Er wollte eben einfach 
einen Mechanismus durch einen andern vertauschen. Es 
ist nun auffallend, wie sehr die äusseren Umrisse dieses 
Plans mit den Ergebnissen zusammenstimmen, die kurz 
vorher Nebenius in einem längeren Schriftstück nieder- 
legte und weit ausführlicher als jener begründete *). 
Diese Arbeit, die nur in einem rohen Entwurf er- 
halten ist , dürfte wohl von Sensburg eingefordert 
worden sein. Denn er nutzte Nebenius aus und scheute 
sich nicht, wie sich bei dem Kampf um die Verfassung 
zeigte, gelegentlich dessen Arbeiten dem Monarchen 
als seine eigenen Erzeugnisse zu unterbreiten. Die An- 

') Die Scnsburgischen vom Kabinett ausgehenden Refonnskizzen setzen 
im Dezember 1815 ein, werden im Januar de* nächsten Jahres weitergeführt 
und im Frühjahr und Sommer von den Behörden durchberaten. Sensburg 
will die Kreisdirektorien in vier kollegiale Mittelbehörden umwandeln, die 
alle Zweige der Verwaltung umfassen, soweit sie nicht besonderen Zentral- 
stellen anvertraut sind. Kr will die Kreisdirektorien nicht ihrer vielseitigen 
Gewalt entkleiden, sieht sogar die Abgabe verschiedener Gegenstände, die 
jetzt noch bei den Ministerien waren, an sie vor- Er legt Wert auf Aus* 
arbeitung genauer Instruktionen. Die Ämter polten vergrößert, auf den drei- 
und vierfachen Umfang der bisherigen Bezirke gebracht werden, die Beamten 
entsprechend verslärkt werden. Die Verwandtschaft der Nebeniusschen Vor- 
schlage mit diesem Programm geht aus dem Folgenden hervor. — ■) Vgl, im 
Xachlass das äusserst umfangreiche »Gutachten, die Kreisdirektorial - 
Verfassung betr.* Vielfach korrigiertes Konzept, Fragment» dem aber 
offenbar nur wenige Satze fehlen. Der Hinweis auf eine Verordnung im 
Regierungsblatt Nr, XVI. vom 19. September d, J, gibt den Anhalt dafür, 
dass diese Schrift Ausgangs des Jahres 1815 angefertigt worden ist. Es wäre 
demnach recht wahrscheinlich, dass sie für den Freiherrn von Sensburg, dem 
damaligen Chef des Finanzrates Nebenius verfasst wurde, Sensburg nutzte 
ja die Arbeitskraft von Nebenius aus. er verschmähte es sogar nicht, sich 
mit dessen Federn zu schmücken» Des Reformprogramm, mit dem Sens- 
bürg im Dezember 1815 und Januar 1 8 1 G hervortrat, weist in der Tat 
bemerkenswerte Übereinstimmungen mit den Gedanken von Nebenius auf. 



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Aus den Anfängen von Nebenius. I i 

nähme, dass er auch in der Verwaltungsfrage das Gut- 
achten seines Rates vorher eingeholt und bei seinen Planen 
verwertet hat, dürfte demnach nicht fehlgehen. Eine 
besondere Bedeutung kommt dieser Möglichkeit insofern 
nicht zu, weil die beabsichtigte Reform dann doch ins 
Stocken geraten und nicht zur Ausführung gekommen ist. 
Bei der Rolle aber, die Nebenius schon damals und später 
als leitender Staatsmann gespielt hat , dürfen auch diese 
Gedanken zugleich als Beitrag zur Verwaltungsgeschichte 
einiges Interesse beanspruchen. 

Nebenius teilte mit Marschall und Anderen, die jene 
sich überstürzenden Organisationsversuche der rheinbün- 
dischen Zeit erlebt hatten, die vorsichtige Zurückhaltung 
gegenüber allen Experimenten in Bausch und Bogen. Er 
suchte das Bessere nicht im Niederreissen und völligen 
Neuaufbauen, sondern in der Anknüpfung an das Be- 
stehende und seiner massvollen Weiterbildung. Es ist für 
die allgemeine Stimmung der Beamten zu Beginn der 
Restauration wie für die persönliche Richtung dieses doch 
erst in der Entwicklung begriffenen Mannes bezeichnend, 
dass er sich an ein Wort des Empirikers Baco de Verulam 
hielt: »Man muss immer bedenken, dass die Gesetze für 
die Menschen gegeben werden und die Menschen nicht 
der Gesetze wegen da sind; dass sie dem Charakter, den 
Gewohnheiten und der Lage des Volkes angemessen sein 
müssen, dem man sie erteilt; dass man in der Gesetz- 
gebung karg sein müsse mit Neuerungen , weil es leicht 
ist, bei neuen Einrichtungen die Vorteile zu berechnen, 
welche die Theorie verspricht, aber immer schwer bleibt, 
die Kleinigkeiten und Inkonvenienzen vorauszusehen , die 
oft zu spät erst bei der Ausfuhrung entdeckt werden; dass 
man das Gute bestehen lassen müsse, wenn man über das 
Bessere nicht ganz gewiss ist; dass es beinahe absurd sei, 
sich der Idee der Vollkommenheit in Dingen hinzugeben, 
die nur einer relativen Vollkommenheit fähig sind; dass es 
immer besser sei, dem Bürger neuen Grund zu geben, die 
bestehenden Gesetze zu lieben als sie mit andern zu ver- 
tauschen. € 

Von allen Möglichkeiten war nur die einer Zentral- 
kammer und einer Zentralregierung bisher nicht versucht 



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12 An drcas. 

worden. Nebemus aber war ein scharfer Gegner 1 ) einer 
solchen Massnahme , die von einzelnen erwogen und 
befürwortet wurde. Er behauptete sogar» sie sei das 
Schlimmste, was der Organisationsdämon ersinnen könne. 
Württembergische Kollegen halten ihm von dem schleppen- 
den Geschäftsgang ihrer Zentralregierung erzählt. Sie 
berichteten, dass nur solche Gegenstände, denen der Konig 
gerade besondere Aufmerksamkeit schenkte, mit ängstlicher 
Eile betrieben, andere aber durch unendliches Hin- und 
Herschreiben herumgezogen wurden. Protz der Bureau* 
Verfassung habe die sonst so gerühmte Gründlichkeit der 
Arbeiten abgenommen. Hei aller Schärfe des ungewöhn- 
lich strengen Regiments machte sich gerade in den Lokal- 
stellen der Mangel näherer, genauer Aufsicht und die 
Zusammenhanglosigkeit der Verwaltung peinlich fühlbar. 
Dabei war ja das Königreich seiner geographischen Lage 
nach für eine solche Einrichtung weit günstiger geschaffen, 
auch die Verhältnisse erschienen weniger verwickelt, das 
Land war nicht aus so vielen heterogenen Teilen zusammen- 
gesetzt und ein Kern vorhanden , an den sich die ange- 
fallenen Gebiete leichter anschliessen konnten. 

Dass hingegen irgendwie eine Reform der Mittelstellen 
geboten sei, war eine Überzeugung, die Xebenius mit seinen 
meisten Kollegen teilte. Die Kreisdirektorien standen 
durchaus im Mittelpunkte der Erörterungen. Die meisten 
oberen Beamten waren ihnen recht wenig gewogen. Da 
waren einige ergraute Diener Karl Friedrichs, die sich von 
jeher nicht dafür begeistern konnten. Sie hatten noch in 
anderen Formen verwaltet und die Zufriedenheit ihres 
Markgrafen und der Untertanen geerntet. Das Neue gefiel 
ihnen nicht. Kein Wunder, dass die alten Herren sich 
der früheren Gewohnheit zuneigten. Aber auch unter den 
jüngeren, die nun auf die Höhe des Lebens traten, nahm 
sich keiner mit Wärme der Kreisdirektorien an. Nicht 
alle freilich, die darüber aburteilten, kannten ihre Ein- 

') Ein fragmentarisches Konzept tiägt die Überschrift »Ober Errichtung 
einer CcntralRogicrung und Kammer«, dazu den Vermerk »Zweiler Kampf 
gegen eine Ccntralrcgierung«. Dieser Entwurf gehört ebenfalls in den Zu- 
sammenhang der von Sensburg angeregten Rcformvcrhandlungen, also jeden- 
falls im Frühjahr oder Sommer |S]6. Nachlas Nebemus. 



miHrtiäiuHiYniw 



Aus den Anfängen von Nebenius. I i 

richtung von innen heraus; sie hatten die Mangel meist 
im dienstlichen Verkehr erfahren. Die eine oder andere 
Persönlichkeit betrachtete sie auch im Lichte allgemeinerer 
Stimmungen. Winter zum Beispiel empfand ihren fremden 
Ursprung und einzelne schroff ausgeprägte Züge als un- 
deutsch. Blinde Anhänger französischer Vorbilder gab es 
ohnehin kaum mehr. Die politische Strömung im ganzen 
war ihnen nicht günstig, und die peinlichen Erfahrungen 
der letzten Jahre meldeten sich nach dem Wiener Kongress 
allenthalben lauter zu Wort. Nebenius war dies alles nicht 
unbekannt. Aber er war zu gediegen, um seinen Mantel 
nun einfach nach dem Winde zu hängen. Er durchdachte 
die ganze Frage mit einer Gründlichkeit, die weit über 
das rein Formale hinausdrang und von keinem andern 
erreicht wurde. 

Nebenius ging fast wie ein gelehrter Arzt zu Werk. 
Er begnügte sich nicht damit, den Finger auf die Wunde 
zu legen . er spürte nach den Ursachen. Seine Aus- 
führungen hinterlassen nie den Eindruck unschöpfe- 
rischer Kritik, weil er mit feinem Takte die Zusammen- 
hänge der Erscheinungen erfasste. Er war berufen mit- 
zusprechen. Er selber hatte dieser so heftig angegriffenen 
Behörde als ihr hervorragendster Rat in Üurlach ange- 
hört. Sein damaliger Vorgesetzter, Freiherr von Wechmar. 
wusste, was er an diesem vielseitigen Arbeiter besass und 
war des Lobes über ihn voll. Zugleich kam Nebenius die 
persönliche Kenntnis der französischen Präfekturen zustatten, 
die er sich durch einen früheren Aufenthalt in Frankreich 
erworben 1 ). Er hatte längere Zeit unter Jean Debry, der 

l ) »Ideen über eine Reform der Mittelwellen* isl eine längere im Kon- 
zept vorliegende Druckschrift betitelt, der jenes Wort Bacos als Leitspruch 
vorausgesetzt ist. Es wird darin zunächst die mögliche Einrichtung der 
I'räfekturen im französischen Sinn berührt. Nebenius untersucht , ob diese 
Übertragung ohne wesentliche Modifikation der Übrigen badischen Staats- 
lormeti durchführbar sei, namentlich im Hinblick auf das Finanzwesen» Die 
Schritt isl nach der Kcitzerislcinschen Kreisorganisation verfasst; Nebenius 
spricht darin von seinen in Durlach beim Kreisdirektorium gesammelten 
Erfahrungen» und erwähnt, dass man den ganzen Umfang des neuen Ab- 
gabensystems noch nicht kenne; auch zieht er einmal die westfälischen Ein- 
richtungen zum Vergleich heran. Nach dem leitenden Gedanken und diesen 
einzelnen Umstanden inuss dieser Entwurf noch vor den Urach mit Frank- 



igle 



rftlHQTCfJUHIVEIttnY 



"4 



Andreas. 



einst dem Rastatter Gesandtenmord entronnen und Prafekt 
in Besan^on geworden war« gearbeitet und das in rhein- 
bündischen Kreisen so vielbewunderte Raderwerk wirklich 
von innen heraus im Betrieb gesehen. Er war daher kaum 
der Versuchung ausgesetzt, diese Einrichtung blindlings zu 
überschätzen oder sie glatt auf die heimischen Verhältnisse 
übertragen zu wollen. Der Vergleich machte seinen Blick 
für das Einzelne und Kleinste empfanglich, stimmte ihn 
vorsichtig und schulte sein Urteil. Er knüpfte die Über- 
legung ganz naturgemäss an seine fransÖsischcn Eindrücke 
an und gewann dabei folgende Einsichten, 

Kraft und Schnelligkeit des Handelns musste erstes 
Erfordernis in einem Lande sein, das durch mehrjährige 
Revolutionen in einen Zustand der Verwilderung geraten 
war. Der Präfekt war der erste Agent der Regierung in 
seinem Bezirke; seine Gewalt umschloss alle Fächer der 
Verwaltung. Durch ihn teilte sich die Bewegung, die der 
Minister hervorrief, den letzten Gliedern des Reiches mit. 
Er handelte in der Regel allein, da er sich seine Gehilfen 
selber auswählte und nach seinem AVillen arbeiten Hess. 
Der Geschäftsgang war büromassig eingerichtet. Der bei- 
geordnete Präfekturrat hatte mit der eigentlichen Ver- 
waltung nur in geringem Mass zu tun; er übte haupt- 
sächlich in gewissen gesetzlich bestimmten Fallen eine 
Art administrativer Jurisdiktion aus. Diese Einrichtung 
barg offensichtlich manche Gefahren ; aber sie wurden 
dadurch gemindert, dass die Gesetzgebung in Frankreich 
nach allen Seiten ausgebildet war, der Verwaltung als 
solcher wenig Spielraum gelassen und das Geringste durch 



reich fallen, wahrscheinlich in ein* Zeit, als Nebenius bereits nicht mehr 
dein Durlachcr Kreisdirektorium angehörte. Somit dürfte der Zeitpunkt der 
Entstehung nicht vor dem Sommer 1811, aber auch kaum später als Anfang 
1813 anzusetzen sein. Die Arbeit i&l übrigens nur in wenigen Tagen gemacht 
worden, augenscheinlich auf Wunsch. Jedoch lilsst sich ihre Spur in den 
Verwahungsaklcn jener Zeit nicht auffinden und von einem Einfluss auf 
bestimmte Staatsmänner und organisatorische Richtungen ist ebenfalls nichts 
wahrzunehmen. Die Mitteilung der einzelnen, meist technisch gehaltenen 
Ausführungen erschien kaum lohnend. — Auch in dem Gutachten über 
die Kreisdirektorien t das ich im folgenden ausschliesslich verwerte, geht 
Nebenius vum Vergleich mit den Präfeklurcn aus. 



H '^' c tMäKfJUHWHv 



Aus den Anfängen von Nebcnius. I c 

Instruktionen geregelt war. Eben diese Voraussetzungen 
vermisste jedoch Xebenius in Baden. Schon aus diesem 
Grunde konnte die Vereinigung der Macht in den Händen 
eines Mannes leicht in Willkür ausarten. Dieser Nachteil 
trat im badischen Staatswesen umso empfindlicher hervor, 
als die Ministerien ihm den nötigen Widerstand nicht immer 
entgegensetzten* Es waren zwar einzelne Gegenstande 
der kollegialen Beratung wie in Frankreich vorbehalten; 
aber man hatte dabei, wie Xebenius hervorhebt, nur die 
einzelnen Bestimmungen der französischen Gesetzgebung, 
nicht ihr Prinzip ins Auge gefasst; man übersah, dass in 
Baden manche Beratungsgegenstande vorkamen, die den 
Präfekturen ganz fremd waren, und so geschah es, dass 
die Amtsenthebung der Staatsdiener, Vermögenskonfis- 
kationen, Strafsachen und andere Fragen , die sich zur 
gemeinschaftlichen Erledigung geeignet hätten, nicht darin 
inbegriffen wurden, sondern von dem Gutdünken eines 
Mannes abhängig blieben. Xebenius war überhaupt da- 
von überzeugt, dass den Kreisdirektorien die Mängel des 
französischen Vorbildes in gesteigertem Grade anhafteten, 
während sie deren Vorzug, die Geschäftsbeschleunigung, 
nicht gewährten. Denn allein dadurch war sie doch nicht 
zu erzielen, dass man den Räten eine entscheidende Stimme 
versagte. 

So gab die innere Anordnung dieser Behörden schon 
an sich Anlass zum Tadel. Einen weiteren Fehler aber 
entdeckte Xebenius in ihrer zu grossen Zahl und dem ver- 
hältnismässig geringen Umfang ihres Bezirks, der einer 
vollbesetzten Mittelstelle keine genügende Beschäftigung 
bot, das einzelne Mitglied nötigte, die verschiedenartigsten 
Arbeiten zu übernehmen und ihm selten erlaubte, sich 
vornehmlich für ein Fach zu bilden. Die Pünktlichkeit 
litt sichtbar darunter. Es scheint indessen» dass ursprüng- 
lich eine allmähliche Verminderung der Kreisdirektorien 
vorgesehen war. Zunächst ging man eben von der Er- 
wägung aus, dass für den Anfang, solange die einzelnen 
Landesteile noch keine gleichförmige Verfassung genossen, 
die Mittelstellen auf einen kleineren Verwaltungsbezirk 
kräftiger und rascher einzuwirken vermöchten. 

Im selben Zusammenhang rügte Xebenius auch den 



S^ mSStSS» 1 . 



ifj Andicas. 

ungünstigen Einfluss der Amterorganisation, die jeweils 
nach den Kräften eines Beamten bemessen war. Die Ver- 
vielfältigung dieser Stellen erzeugte indessen eine Ver- 
mehrung der Geschäfte; die mittel massigen Amtsleute t die 
allein standen , veranlassten durch Missgriffe ihre Vor- 
gesetzten nun öfters zum Hinschreiten und reizten die Kreis- 
direktorien, die Gewalt der unteren Behörden immer mehr 
einzuschränken. Nebenius meinte demgegenüber, es sei 
schon viel gewonnen , wenn man den Umfang der Amter 
vergrössere und ihre Geschäftszweige unter mehrere Männer 
verteile, wodurch die Möglichkeit erzielt werde, die Sachen 
gediegener zu bearbeiten, das Ansehen der Lokalbehörden 
wieder zu heben, die Befugnisse der Ämter selbst zu er- 
weitern und den angehenden Staatsdienern Gelegenheit 
zu bieten, sich richtig auszubilden. 

Die Ministerien aber wurden durch einzelne Vorfalle 
gereizt, die Macht der Kreisdirektorien zu beschneiden und 
alle wichtigen Geschäfte an sich zu reissen. Infolge dieser 
unregelmässigen Eingriffe von oben gewöhnten sich jene 
daran anzufragen, statt zu handeln; ihr Verantwortungs- 
gefühl wurde gelähmt, und der Mangel an Selbstvertrauen 
schadete mehr als die unvermeidlichen Irrtümer, die zum 
Teil übrigens auf Rechnung ungeschickt ausgesuchter 
Beamten zu setzen waren. 

Nebenius erkannte somit die Gebrechen der Kreis- 
direktorien, obschon er sie nicht einseitig der inneren Ein- 
richtung zuschrieb. Kr bestritt die Notwendigkeit einer 
Reform nicht, riet aber davon ab, radikal dreinzufahren 
und empfahl lediglich die Verbesserung einzelner Mängel, 
wie sie sich von selbst aus der von ihm geübten Kritik 
ergab. Er schlug vor, Amts- und Kreisbezirke zu ver- 
grössern, die Befugnisse beider Behörden aber genau zu 
bestimmen und zu erweitern; er sprach für eine kolle- 
gialische Anordnung der Mittelstellen und äusserste Sorg- 
falt in der Wahl der Räte. Als "Wirkung dieser Reform 
erhoffte er unter anderem die Möglichkeit, das Personal 
bei den Ministerien zu vermindern. 

Diese Gedanken, die in den Umrissen des Sensbur- 
gischen Reformplanes wiederzuerkennen sind, nahmen ge- 
wiss keinen ausserordentlichen Flug. Aber das lag ja 



»glc 



■■ 



Aus den Anfangen von Nebenius. 17 

schliesslich in der trockenen Natur des Stoffes begründet. 
Persönlicher und politisch bedeutungsvoller lesen sich die 
Bemerkungen über verschiedene sachliche Verwaltungs- 
fragen, die Nebenius im Rahmen dieser organisatorischen 
Erwägungen aufwarf und in charakteristischer Weise be- 
antwortete. 

Er nahm die Gelegenheit wahr, für die Gewerbe- 
freiheit eine Lanze zu brechen. Er wünschte, dass man 
mit weniger Schonung gegen eingenistete Zunftvorurteile 
verfahre, und dass die Gesetzgebung die an vielen Orten 
herrschenden Missbräuche mit einem Schlage aufhebe. 
Ohne die Zunftverfassung völlig zu verurteilen, drängte er 
doch auf Beseitigung der anerkannten Nachteile. Das 
ängstliche Gezeter der Meister, die bei der Aufnahme 
eines jeden neuen Handwerkers über Nahrungsschmälerung 
jammerten , rührte ihn wenig, da er ihnen das Recht 
bestritt, die Konkurrenz zu gängeln und das Publikum 
in schädliche Abhängigkeit zu bringen. Nebenius hielt es 
für eine schier unlösbare Aufgabe, dass die Regierung das 
Verhältnis zwischen Bedürfnis der Abnehmer und Zahl der 
Gewerbetreibenden ermessen solle. Bei den Gewerben, 
deren Absatz nicht gerade auf die Lokalität beschränkt 
war, wozu nur sehr wenige gehörten, schien es ihm völlig 
gleichgültig. »Alles was gegen die Gewerbefreiheit gesagt 
werden kann,« so lautete sein Bekenntnis, »widerlegt sich 
durch die Erfahrungen in anderen Staaten, welche dem 
Zeitbedürfnis nachgebend, jenen verderblichen Zwang auf- 
gehoben haben. Der erleichterte Übergang von einem 
Gewerbe zum andern, von einem übersetzten zu einem 
weniger übersetzten, wiegt den Vorteil der beschränkten 
.Meisterzahl oft auf, und das schlimmste, was bei einer 
durch zufäHige Umstände herbeigeführten allzu starken 
Vermehrung einer Klasse von Gewerben entstehen kann, 
ist eine Versetzung eines Meisters in den Gesellenstand. 
Gegen diesen Übergang eines Meisters zur Gesellenarbeit 
setzt sich ein altes Vorurteil; und es ist gut, wenn das- 
selbe verschwindet. Mancher verunglückter Meister, der 
zur Führung eines Gewerbes nicht die erforderlichen Eigen- 
schaften besitzt, würde sich weit besser als Geselle stehen. 

Zeit »ehr. f. Geich. d. Oberrh. N.F. XXVIII. 1. 2 



:V C mHaToitwwwi 



18 Andreas. 

Es ist dies ein Unglück, das andere Klassen von Produ- 
zenten, das die Angehörigen aller Stände treffen kann. 
und dieser Rücksicht sollten daher die Vorteile der Ge- 
werbefrciheit nicht geopfert werden. Wird doch auch die 
Zahl der Güterbesitzer in einem Orte nicht festgesetzt, um 
zu verhindern, dass der Bauer nicht zum Taglöhner herab- 
sinke. Die Erfahrung lehrt auch bei uns, dass sich die 
alte Observanz nur noch mit Mühe gegen die bessere bei- 
nahe allgemeine Überzeugung aufgeklärter Staatsmänner 
zu erhalten vermag. In einzelnen Fällen siegt, nach 
mannigfaltigen Hindernissen, doch zuletzt die bessere Über- 
zeugung und ist es nicht selten geschehen, dass was sechs 
und siebenmal abgeschlagen war, doch endlich bewilligt 
wurde. Wofür aber die vielen Schreibereien, worüber die 
Unterbehörden so sehr klagen und ihre Zeit zu besseren 
Geschäften, die Untertanen aber oft einen Teil der Mittel 
verlieren , die ihnen zu ihren ctablissements so notwendig 
sind. Überlasse man ihnen die Sorge für ihr Fortkommen 
und beschränke man sich auf die Hinwegräumung der 
Hindernisse, wohin z. B, die Aufsicht auf die gehörige 
Befähigung derjenigen gehört, die sich etablieren wollen, 
die Vermehrung der Zahl der Gewerbetreibenden wird oft 
statt der erwarteten Nahrungslosigkeit durch den Sporn, 
den die freie Concurrenz giebt, vollendetere Arbeiten er- 
zeugen und dadurch den Markt für den Absatz erweitern.« 
Zu ganz ahnlichen Schlüssen gelangte er bezüglich der 
Bürgerannahme. Er sah diese Frage unter den gleichen Ge- 
sichtspunkten wie die Gewerbebewilligung, indem er sich 
folgcndermassen darüber äusserte: >Die Schwierigkeiten, 
welche dem Wegzug der Inländer von einem Ort des Landes 
zum andern häufig in den Weg gelegt werden, verhindern 
eine gleichförmige Entwicklung der Industrie und die 
möglichst zweckmässige Verwendung der vorhandenen 
menschlichen Kräfte und Kapitalien. Alle gesetzlichen 
Beschränkungen der freien Niederlassung sind nach allge- 
meinen nationalökonomischen Grundsätzen verwerflich, und 
wenn etwa besondere bestehende Einrichtungen der 
Regierung die unbedingte Befolgung dieses Grundsatzes 
nicht erlauben , so muss man wenigstens in Festsetzung 
der Bedingungen nicht weiter gehen, als die Not es 



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Aus den Anfangen von Nebenius, ig 

erfordert. Der Aufnahme stehet gewöhnlich das Interesse 
einer gewerbtreibenden Klasse oder der ganzen Bürger- 
schaft entgegen, das Letztere entweder, weil die Gemeinde 
befürchtet, dass der Aufzunehmende ihr zur Last fallen 
werde, oder weil die Aufnahme zugleich die Teilnahme 
an den bürgerlichen Nutzungen mit sich bringt. Beinahe 
immer darf man des Widerstandes der betreffenden Zunft 
gewiss sein. Dieser Widerspruch wird umso lebhafter sich 
entwickeln, je würdiger das aufzunehmende Subjekt ist. 
Was davon zu halten, ergibt sich aus dem Vorhergehenden. 
Mehr Berücksichtigung verdient der Widerspruch der Ge- 
meinde aus den angezogenen beiden Gründen. Man kann 
allerdings einer bemittelten Gemeinde nicht zumuten, die 
Armen einer andern unbemittelten zu ernähren, die es für 
gut finden, sich ihr in die Arme zu werfen. Aber in dieser 
Hinsicht ist nur erforderlich, dass sich der Aufzunehmende 
über seine Fähigkeiten ausweise, sich seinen Unterhalt zu 
verschaffen. Besitzt er diese Fähigkeiten, so hat er auch 
keine Ansprüche auf Unterstützung, Einem arbeitsfähigen 
Mann aber die Niederlassung in irgend einem Orte seines 
Vaterlandes, wo er besser als in seinem früheren Wohn- 
platz sein Fortkommen zu finden hofft, bloss wegen der 
Möglichkeit, dass er unterstützungsbedürftig werden könnte, 
verweigern, heisst, wenn man es genau untersucht, nichts 
anderes als die Armut und Nahrungslosigkcit in übersetzten 
Orten, in andern, wo den Armen reiche Spenden zufallen, 
die Faulheit und Trägheit fixieren. Man ziehe die Er- 
fahrung zu Rate. Sind nicht gerade die Städte, welche 
die bedeutendsten Fonds zur Unterstützung der Armen 
besitzen, am weitesten in der Industrie und Cultur zurück? 
Ich nenne Baden und Constanz. Erst kürzlich hat der 
Stadtrat am letzern Ort die Aufnahme eines Buchdruckers 
aus dem Grunde verweigert, weil er geschickter sei als 
die bereits ansässigen. Die Inwohner selbst, in Trägheit 
versunken, setzen keinen Wert auf die Vermehrung der 
Bürgerschaft durch arbeitsame tätige Menschen; sie wollen 
nur reiche Consumenten in ihren Mauern aufnehmen, und 
doch würde solchen Städten mehr durch jene als diese 
geholfen werden. Es giebt kein Mittel in solchen Städten, 
deren wir mehrere haben, wo ein grosses Vermögen zur 



■> lc mSStSS» 1 . 



20 Andreas. 

Erhaltung und Vermehrung der Quelle der Armut ver- 
wendet wird, Arbeitsamkeit und Industrie, eine zweck- 
mässige und gemeinnützliche Verwendung der Kraft« und 
des vorhandenen Vermögens hervorzubringen als die Er- 
leichterung der Bürgeraufnahmen, wenn die Ankömmlinge 
auch wenig mehr als Geschicklichkeit, Lust und Kraft zur 
Arbeit mitbringen. Die Bedingung des Überzugs von einem 
Orte in den andern durch ein bestimmtes Vermögen ver- 
hindert die zweckmässige Verwendung der menschlichen 
Kräfte in einem Lande, ohne zu leisten, was man sich 
davon verspricht; denn es ist bekannt, was man von den 
hergebrachten Vermögensattestaten zu halten hat. Die 
einzige Schwierigkeit bleibt bei Bürgeraufnahmen die Teil- 
nahme der neuen Ankömmlinge an dem Bürgergenuss. 
Allein um den Beschwerden der Gemeindegenossen zu 
begegnen, kann man der ersten Generation der gegen 
ihren Willen Eintretenden diese Teilnahme verweigern oder 
in jedem Orte, wo besondere Bürgergaben hergebracht 
sind, eine verhältnismässige Einkaufssumme festsetzen. 
Wenn man sich von dem gewöhnlichen Gang der Bürger- 
annahmegesuche unterrichtet, wie nach unendlich vielen 
Schreibereien, Reklamationen und Rekursen, wo der Suppli- 
kant standhaft bleibt und sich durch die ersten Schwierig- 
keiten nicht abschrecken lässt, dennoch zuletzt die Auf- 
nahme erfolgt, so dürfte man um so weniger Bedenken 
tragen, die gesetzlichen Hindernisse des Überzugs der 
Untertanen von einem Orte zu dem andern hinwezu- 
räumen.« 

Ein trübes, aber keinesfalls zu düsteres Bild entwarf 
Nebenius von den Gemeindeverhältnissen. Ein Grundgesetz 
über die Gemeindeverfassung war allerdings vorhanden. 
Dagegen fehlte es an einem für das ganze Land gültigen 
Gesetz über die Verwaltung des Gemeindevermögens, über 
die Verwendung des Einkommens und über die Art und 
Weise, wie die Bedürfnisse, wo der Fonds nicht hinreichte, 
gedeckt werden sollten. Man ermangelte eines gleich- 
förmigen Rechnungsverfahrens, wodurch die Aufsicht über 
die Befolgung der Verwaltungsgrundsätze erschwert wurde. 
Nebenius fällte ein durchaus zutreffendes Urteil, wenn er 
den Verfall der Gemeindewirtschaft in der Hauptsache als 



gk 



■ ■ 



Aus den Anlangen von Nebenius. 2 1 

unabwendbare Folge der Zeitereignisse auffasste. Aber 
naturgemäss war das Übel durch eingenistete Missbräuche 
und Mangel an Aufsicht verschlimmert, fast unheilbar 
geworden. Nebenius stellte fest, dass in gewissen Städten 
der grösste Teil ihres Einkommens in Gehältern, Unter- 
stützungen und Diäten aufging, dass die achte Familie 
eine Besoldung oder eine jährliche Unterstützung bezog. 
Da die Bedingungen der Kapitalaufnahme und der Güter- 
veräusserung nicht gesetzlich festgelegt waren , herrschte 
darin grosse Willkür und keinerlei gleichmässige Behand- 
lung. Während verarmte Gemeinden zur Bestreitung ihrer 
Bedürfnisse bedeutende Steuern erhoben, wurde in anderen, 
die ihnen an Finanzkräften überlegen waren, kein Kreuzer 
durch Umlagen aufgebracht, sondern Schulden auf Schulden 
gehäuft, deren Zinsen aber mit aufgenommenem Gelde 
getilgt. Die Rechnungen waren hier und da seit einer 
langen Reihe von Jahren rückständig; die Anschuldigungen 
der Bürger gegen das verwaltende Personal mehrten sich 
dementsprechend. Nebenius war der Meinung, dass die 
Rechnungen aller Gemeinden, die über fünf bis zehn- 
tausend Gulden jährliches Einkommen verfügten , bei den 
Kreisdirektorien abzuhören seien. Alle anderen Gemeinden 
sollten sich wenigstens alle drei Jahre einer Superrevision 
unterziehen müssen. Für jede Gemeinde, forderte er weiter, 
wäre auf Grund des Jahresetats ein sorgfältig zu prüfender 
N'ormaletat zu entwerfen, nötigenfalls ein Schuldentilgungs- 
plan festzusetzen und ein Tilgungsfonds auszumitteln. 

Man sieht Nebenius in allen diesen Fragen der Gesetz- 
gebung vorauseilen. Er sucht Entwicklungen anzubahnen, 
zu deren hervorragendsten Trägern in Deutschland er ge- 
hört. An ein Problem, dessen reine, durchgreifende Lösung 
allerdings der nächsten Generation vorbehalten war, rührten 
seine Klagen über eine unnatürliche Machterweiterung der 
Justiz, die er wahrzunehmen glaubte. Er rügte es mit 
einer bei ihm fast überraschenden Schärfe, dass die Ge- 
richtshöfe ihre Befugnisse überschritten und immer mehr 
in die Angelegenheiten der Verwaltung hineinsprächen. 
An einer Reihe von Beispielen bemühte er sich, diese 
Oberschreitungen der gesteckten Grenzen nachzuweisen . 
Die Ursache aber des Mißstandes leitete er davon her, dass 



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■ 



21 A mI te.i - 

manche Grundsätze noch Geltung" behaupteten, die aus der 
ehemaligen Unterordnung der Landeshoheit unter die 
Reichsgerichte entsprangen. Ncbenius sah die Folgen einer 
politischen Einrichtung noch fortdauern, während sie selbst 
längst untergegangen war. Für das Bestreben, alles auf 
Kosten der Verwaltungsbefugnisse zur Justizsache zu 
stempeln, machte er übrigens auch die einseitige Bildung 
der Staatsbeamten haftbar, deren akademisches Studium 
sich meist auf die Pandekten beschränke, während ihnen 
für das öffentliche Leben nur ganz unzureichende Maßstäbe 
zu Gebote ständen. Nebenius trat aber sehr entschieden 
dafür ein, dass der Beamte seinen Gesichtskreis über die 
Jurisprudenz hinaus erweitern und durch Beschäftigung 
mit der Verwaltung und vor allem der Staatswirtschaft 
ergänzen müsse. Nebenius ist damit in die Spuren Karl 
Friedrichs 1 ) getreten, der die Juristen bekanntlich nicht 
liebte und in seinen Aufzeichnungen einmal sagt: »So lange 
der Kameralist nicht die nämlichen vorteilhaften Aussichten 
hat, die dem Juristen jezo allein gegönnt sind, so werden 
wir nie ächte vollständig gebildete Kameralisten bekommen, 
und doch grenzt der ächte Kameralist näher an den wahren 
Staatsmann als der Jurist. c 

Die Reitzensteinsche Organisation hatte die Ent- 
scheidung über Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Ver- 
waltungsbehörden und den Gerichten der Ministerialkon- 
ferenz vorbehalten, die inzwischen aufgehoben war. Nebenius 
beantragte eine Kommission zu bilden aus den Chefs und 
je zwei Mitgliedern der Ministerien der Justiz, des Innern 
und der Finanzen, die alle derartigen Konflikte kollegialisch 
schlichten sollte. Nebenius trat somit in Gegensatz zu 
jenen Anschauungen, die in der späteren Frankfurter 
Reichsverfassung zu dem Vorschlag führten, die Nach- 
prüfung der Verwaltungsstreitsachen den ordentlichen Ge- 
richten zu überlassen. 

Dieser Kommission sollten auch die Streitsachen zu- 
fallen, die aus den konstitutionellen Einrichtungen und 

■j Vgl. K. Obs er, Aus Karl Friedrichs nachgelassenen Papieren. 
Diese Zlschr. K-F- XXVI, 467, 470, Dazu E. Gothein. Beitrage zur 
Verwaltungsgeschichtc der Markgrafschaft Baden unter Karl Friedrich. 
Ebenda 378« 



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■ ■ 



Aus den Anfängen von Nebenius. 2i 

Gesetzen entsprangen. Dazu gehörten nach dem damaligen 
Sinn des Wortes in erster Linie alle Rechte und Verbind- 
lichkeiten der Standesherren gegenüber der Regierung 
und ihren ehemaligen Untertanen, die auf den Konsti- 
tutionsedikten beruhten. Veränderungen in der Verfassung 
oder dem Bestand des Staates durften nicht Sache des 
bürgerlichen Rechts werden. Dessen Normen waren hier 
nicht anzuwenden. »Nach den Grundsätzen des allgemeinen 
Staatsrechts,» sagt Nebemus, »können die Gerichte nicht 
berufen sein, über Streitigkeiten, die aus den bestehenden 
konstitutiven Einrichtungen oder aus Veränderung in der 
Staatsverfassung entspringen , nach den Grundsätzen des 
hier unzureichenden Privatrechtes zu erkennen. Dem 
Gouvernement muss es überlassen bleiben, die betreffen- 
den Rechtsverhältnisse gesetzlich zu bestimmen, und streitige 
Fälle, über welche das Gesetz einen Zweifel lässt, müssen 
durch authentische Interpretation bestimmt werden.« Auch 
die Erledigung dieser Sachen sollte der zu errichtenden 
Kommission anvertraut werden. Im Anschluss daran be- 
rührte Nebenius das namentlich von dem Justizminister 
Hövel und Boeckh vertretene Bedürfnis nach einer Gesetz- 
gebungskommission, das auf diese Weise ebenfalls be- 
friedigt werden könne"). Die einseitige Ausarbeitung durch 
die einzelnen Ministerien zersplitterte die Gesetzgebung 
und raubte ihr den Charakter der Einheit, den sie doch 
bei dem Ineinandergreifen ihrer Zweige beanspruchen 
durfte. Diese Anregung ist damals nicht verwirklicht 
worden. Überall schimmert bei Nebenius die Überzeugung 
hervor, dass er weniger in der Veränderung der orga- 
nisatorischen Form als in der Verbesserung der Gesetze 
und der sachlichen Verwaltung das Heil erblickte. 



Das Schicksal der Arbeit, deren Urschrift diese Ge- 
danken entnommen sind, ist unbekannt. Sensburg hat 
jedenfalls einige Ideen von Nebenius für seine Reform- 
pläne verwertete. Frucht getragen haben sie beide nicht. 
Es wurde eine Zeitlang hin und her geredet; aber es 

l ) Vgl darüber» W. Andreas, diese Ztschr. N.F, XXV, S. 411. 



L tOOglC IftlHCtrOfrlUMYlft: 



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Andre as. 



blieb alles beim Alten. NIebenius selber war es vergönnt, 
sich bald hernach einem viel gewichtigeren Werke zu 
widmen. Dessen gefährlichster Gegner wurde eben jener 
Sensburg, sein Vorgesetzter, der dem Anschauungskreis 
des Absolutismus nicht entwachsen konnte, Ncbenius 
dagegen gehörte zu dem jüngeren Geschlecht, das aus 
der einseitigen Bevormundung des Polizeistaates hcraus- 
strebte. Er wurde der Schöpfer der badischen Verfassung. 



■ 



roiHaFflUHiYntun 



Andreas Raess, Domherr des Bistums Strassburg, 
und die Politik des Kabinetts Thiers im Jahre 183g. 

Von 
Otto Wiltbergcr. 



Seitdem Frankreich durch die Bestimmungen des Wiener 
Kongresses und des zweiten Pariser Friedens seine deutschen 
Eroberungen /.um überwiegenden Teil wieder eingebüsst 
hatte, verschwand der Gedanke einer Rückgewinnung der 
Rheingrenze nicht mehr aus dem Interessenkreis der fran- 
zösischen auswärtigen Politik, weder unter der Regierung 
der Bourbonen noch zur Zeit des Julikönigtums, wie er ja 
auch in den Verhandlungen Napoleons III. mit Bismarck 
noch auftauchte. Ahnlich wie die Regierung dachten weite 
Kreise der Bevölkerung; Republikaner und l.egitimisten 
waren 1827 in gleicher Weise bereit, Russland in den 
orientalischen Wirren entgegenzukommen, um dafür freie 
Hand am Rhein und in Algier zu erhalten '). Einen An- 
lass zum Eingreifen in die deutschen Angelegenheiten 
glaubte man unschwer finden zu können, da Frankreich 
die Wiener Verträge mitunterzeichnet hatte, als ■■Signatar- 
macht« sogar die völkerrechtliche Verpflichtung dazu fühlte, 
sobald an der Verfassung des Bundes irgendwelche Ver- 
änderung vorgenommen würde. Gegen Ende 1833 berichtete 
der preussische Gesandte in Paris, Werther, seiner Regierung, 
dass Frankreich in Deutschland mit Waffengewalt inter- 
venieren werde, 1. wenn die Mehrheit eines deutschen Grenz- 
landes sich gegen ihre Regierung erheben würde, 2. wenn 



') Hillebraoii: Geschichte Frankreichs von der Thronbesteigung Louis 
Philipps bis zum Falle Napoleons HI. i; 515. 



C KKJgle ifiisaiOHUHiviB 



20 WUtberger. 

eine der Landesverfassungen aufgehoben würde» 3, wenn 
der Bundestag sein Exekutivrecht ausübte, 4. wenn zwei 
deutsche Staaten einander bekriegten , 5* wenn Ver- 
änderungen im Besitzstand der Einzelstaaten einträten» 
6. wenn der Bundestag sein Abstimmungssystem änderte <)- 
Um die gleiche Zeit soll Ludwig Philipp eine ausführliche 
Denkschrift entworfen haben ( die sich mit der Frage be- 
fasste, wie man die deutschen Kleinstaaten dem preussischen 
und österreichischen Einfluss entziehen könne 2 ). Wenn 
die Kammern der Verfassungsstaaten von den beiden 
Grossmächten nichts mehr zu befürchten hätten, heisst es 
da 3 )» müssten ihre Regenten sich vom Bunde lösen und 
an Frankreich anschliessen , oder ihre Kronen fielen der 
revolutionären Volksbewegung zum Opfer, *que la France 
protegerait contre toute Intervention etrangere«. An der 
Spitze eines Bundes» der Belgien, Luxemburg, die preussi- 
sche und bayrische Rheinprovinz, Baden» Nassau, Hessen- 
Darmstadt, Württemberg, Schweiz und Sardinien umfassen 
sollte, würde Frankreich den alten, seit dem Westfälischen^ 
Frieden verlorenen Einfluss auf Deutschland wiedergewinnen. 
Wenn die Echtheit des Memorandums auch nicht verbürgt 
ist, so läuft das Verhalten der französischen Regierung 
doch auf die in ihm vurgezeichnete Politik hinaus 4 ). In 
ähnlichem Sinne waren die Gesandten an den Höfen der 
alten Rheinbundsstaaten angewiesen, Frankreichs stete 
Hilfsbereitschaft zu betonen 5 ). Gleichzeitig entfalteten am 
Rhein französische Agenten eine geheimnisvolle Tätigkeit. 
Sollten sie die deutschen Demagogen überwachen oder 
wollten sie ihnen helfen )? Wie auch die Antwort aus- 
fallen mag, das eine steht fest, dass sie ihre Regierung 
stets auf dem Laufenden hielten über die inneren Verhalt- 



'} A. a. O, l; 5S7 f. Anm. 2. — *) Vgl, auch die — vergeblichen — 
Versuche auf Wiederherstellung des Rheinbunds , Treitschke , Deutsche 
Geschichte, 4; 2U (4. Aufl.). — ') HUIebrand l; 558 t Anm. I. — *) Vgl. die 
Rundschreiben d' Argouts und seine geheimen Weisungen an die Prafcklcn 
der Grenzdepartements, HUIebrand ebenda» und die Gchciniiostruktion 
Über die Behandlung der deutschen Flüchtlinge, Trcilschke 4; 296 f. und 
Wiltberger : Die deutschen politischen Flüchtlinge in Strasburg von 1 830 
— 1849, 69 f. — *) Vgl HUIebrand 1 ; 542 IT. SebastianU Umtriebe bei den 
deutschen Mittelstädten. — *) Treitschke a. a. O. 4; 286. 



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ifiim'nrjiuHUfragri' 



Raess u. d. Politik des Kabinetts Thiers i. J. 1839. 27 

nisse der Grenzstaaten. Der französische Konsul Engel- 
bardt in Mainz, dessen Verkehr mit radikalen Elementen 
der Stadt der preussischen Regierung bekannt war 1 ), stand 
mit Choppin d'Arnouville, dem Präfekten des nieder- 
rheinischen Departements in Strassburg, in regelmässigem 
Briefwechsel; seine in den Akten des Strassburger Bezirks- 
archivs liegenden Berichte beschäftigen sich fast ausschliess- 
lich mit den innerpolitischen Zustunden des deutschen Süd- 
westens. Auf Grund solcher Mitteilungen schrieb Choppin 
an den Minister des Innern, dass die in Wien eingeleitete 
Reaktionspolitik in den deutschen Verfassungsstaaten grosse 
Mißstimmung zwischen Volk und Regierung hervorgerufen 
habe »de sorte qu'en cas de guerre la France trouverait 
dans lcs masses des puissants auxiliaires, pourvu que notre 
gouvernement persevere dans une marche franche et sage- 
ment liberale« a i. Aber gerade damals begann ein ent- 
scheidender Wandel in Ludwig Philipps Politik. Der König, 
den die Revolution auf den Thron gehoben hatte, suchte 
sich von ihr frei zu machen 3 ). Kluge Berechnung und 
geschickte Ausnützung des günstigen Augenblicks führten 
den *roi citoyen« in wenigen Jahren zum gewünschten 
Ziel. Es gelang ihm vor allem Thiers zu stürzen (183b), 
die wohl einflussreichste Persönlichkeit des damaligen 
Frankreichs, und fortan war sein Wille im Ministerium 
massgebend; das Thierssche: lc roi regne mais il ne gou- 
verne pas hatte wenigstens für ein paar Jahre seine Gültig- 
keit verloren. Ludwig Philipp wünschte eine Annäherung 
der französischen Politik an die Ostmächte: Preussen, 
Österreich und Russland; sein Ministerpräsident Mole 
beeilte sich gelegentlich, dem königlichen Gesandten im 
Haag einen Verweis zu erteilen, als der zur Zeit des 
hannoverschen Verfassungsstreites (1837) von der günstigen 
Gelegenheit einer Besetzung des linken Rheinufers sprach«). 
Wie wenig aber die Zeit und die Absichten des persön- 
lichen Regimentes im Volke Anklang fanden, beweisen 



>) Treiischke a. a, Ü. 4; 297, Historische und politische Aufsätze 3: 198. 
— ') Bezirk satchiv des Unlerel süsses in Slrassburg. Serie M, Administration 
generale, Dossiers historiques 24. Februar 1832. — s ) Hillebrand a. a. O. I ; 
435 IT., 620 IT. — «) Hillebiand a. a. O. 2; 288. 



I .oogle reiHcißwuHiviB«n 



28 Willbergcr. 

die Ereignisse des Jahres 1840, als Thiers wieder Minister- 
präsident wurde und infolge der erneuten Verwicklungen 
im Orient ein europäischer Krieg drohte. Die Aufregung 
im Volk war ungeheuer, kein Mensch dachte mehr an 
Syrien oder Ägypten; der eine Gedanke beseelte alle: 
jetzt werden die Lande links vom Rhein französisch 1 ). — 
Ein Jahr zuvor hatte ein eifriger Anhanger dieser 
Eroberungspolitik» der Nachfolger Choppin d'Arnouvilles 
als Prüfekt des niederrheinischen Departements, Louis Sers 2 ), 
den Strassburger Domherrn Andreas Raess gebeten, ihm 
schriftlich über die Zustände der angrenzenden deutschen 
Gebiete und Belgiens zu berichten. Raess kam dem 
Wunsche nach und überreichte dem Präfekten wohl gegen 
Ende 1839 drei umfangreiche Denkschriften*) über Belgien, 
die Oberrheinische Kirchcnprovinz und Preussen, der sie 
nach Paris weitergab. Damit wurde die Regierung zum 
erstenmal auf eine Persönlichkeit aufmerksam, die für die 
Geschichte des Bistums Strassburg im Ausgang der fran- 
zösischen und in den Anfängen der deutschen Herrschaft 
im Elsass von grosser Bedeutung werden sollte, die auch 
auf die Entwicklung des Katholizismus in Deutschland 
nicht ohne Einfluss gewesen ist. 



») Hillcbrand a. a. O. 2; 418, 43b ff. — »J L. Sparli: Moderne Kultur- 
zustnude im Elsass l ; 20. CKuvrcs choisies 2, Job »La pnssession de la rive 
gauchc du Rhin Atait pour lut im article de foi politiquc«. — *) Die Be- 
richte befinden flieh in den Bestanden des Be/hksarchivs des Untciclsasscs in 
Sirassburg, Serie M. t Dossiers historiques 1 839. Dass Raess die deutschen 
Originale selbst geschrielwn hat, bestätigte mir Herr Dr, Schnülgcn, dem für 
seine Arbeit über das Klsass und die Erneuerung de» katholischen Lebens 
in Deutschland Briete von Raess zur Verfügung standen* — Die Denk- 
schriften sind ins Französische übersetzt worden, che sie nach Paris abge- 
schickt wurden, AU Abfassungszeil haben wir den Winter 1839/40 anzu- 
nehmen ; die Denkschrift über IVeusscn war sicher mit dem linde des 
Jahres [839 fertiggestellt: vgl. u. S. 69 Anm. I, Diese wieder vor der über 
die Oberrheinische Kirchenprovinz; vgl. u. S. 48. Den Biographen des Dom* 
herin ist seine politische Tätigkeit bekannt, doch scheint keiner alle Berichte 
gelesen zu haben, Glöckler erwähnt die Denkschrift über Preussen in 
seiner Bi&tumsgeschichle von Strassburg 2; 164 (s, u, S. 2Q Anm, 1). Über- 
einstimmend mit ihm behauptet üuerbcr-Gandelet 37 (s. u. S. 29 Anm, 1}» 
d*iss der Bericht (auch er erwähnt nur einen) den Erwartungen der Regierung 
auf eine fran/oscnfreundliche Stimmung der Rheinlandc nicht entsprochen 
habe: *Lc rapport . . . se lerminait par une conclusion oppos*e aux con- 



FftfltfTCNUMIVEft^rr 



Raess u, (1* Politik des Kabinetts Thiers i. J. 1839. 29 

Andreas Kaess wurde am 6. April 1794 zu Sigolsheim 
im Elsass geboren 1 ). Im Jahre 1816 übertrug ihm bald 
nach der Priesterweihe Bischof Colmar von Mainz*), ge- 
bürtig aus Strassburg, den rhetorischen Unterricht im 
Kleinen Seminar; vier Jahre später erhielt Raess auf Ver- 
anlassung seines elsässischen Landsmanns Liebermann 3 ) 
den Lehrstuhl für Philosophie, dann den für Dogmatil* am 
Grossen Seminar. Nach Liebermanns Rückkehr nach Strass- 
burg (1824) stand er mehrere Jahre an der Spitze des 
Seminars, wiewohl der Grossherzog von Hessen-Darmstadt 
ihn nicht amtlich anerkannte. Seine Rückkehr ins Elsass 
fällt in den Beginn des Jahres 1830; an der sogenannten 
Kleinen Sorbonne in Molsheim ward ihm zunächst ein 
kleiner Wirkungskreis eröffnet , aber noch im gleichen 
Jahre berief ihn Bischof Lepappe de Trevern nach Strass- 
burg in das Grosse Seminar, machte ihn zum Domherrn 
und schlug ihn 1840 der Regierung zu seinem Koadjutor 
mit dem Recht der Nachfolge vor. Von 1842 — 1887 war 
Raess Bischof von Strassburg. 



voitises du ministre Thiers; mais il fit Sensation par sa solidili et prouva 
que U science et le jugement de son auleur )e rendaient capable de plus 
grandes choses,* Simon Raess 115 (s. unten Anm* 1) schiebt die An- 
griffsabsichlen den deutschen Staaten zu; um ihnen zu begegnen, habe der 
Minister sich an Sers um Auskunft gewandt» und der habe Raess um die 
Abfassung der Druckschriften gebeten, da er seine Verbindungen mit Deutsch- 
land kannte. — Bei den Berichten liegt eine ausführliche Aufstellung der feind- 
lichen Streitkräfte: Tableau de la coniposition et des forces militaires de la 
eunftdtration Germanique t l'Autriche, )a Prusse et la Russie d'aprts les 
rapports les plus authentiques du 3 * Jtiillet f 839* :i; diesem Zusammenhang 
ein Beweis für die Absichten der französischen Regierung 

*) Literatur Ober Raess : Bernhard [J. Guerber] , Andreas Raess» 
Bischof von Sirassburg 1873, benutzt in der französischen Übersetzung von 
Gandelet u, d. T-! »Notice biographique sur Ml* Andr£ Raess 1878- — 
Mi* Andri Raess» ivdque de Strasbourg 1794—1887, esquisse biographique 
1905; Verfasser der Schrift, die zunächst in der Revue catholique d'Alsace 
erschien und neben weitgehender Benutzung des Guerberschcn Buches auch 
Neues bringt, ist Simon Raess. — Glöckler, Geschichte des Bistums Strass- 
burg 1888, Bd. I, 153 ff. — Wetzer und Weite, Kirchenlexikon 10*; 733 ff. 
— Allgemeine Deutsche Biographie (Abgekürzt A. D. B,) 27; 326 ff. — 
Revue catholique d'Alsacc 1887. Nachruf auf R. von N\ Delsor. — *) A. 
D. B. 47; 505 ff. — *) Wetzer und Welle 7; 2003 fl. Brück: Geschichte der 
katholischen Kirche in Deutschland im 19. Jahrhundert. I; 143. 



8 lc MiSSaK: 



-O Wiltberger. 

Für unsere Darstellung von Bedeutung ist in erster 
Linie die Zeit seines Mainzer Aufenthaltes 1 ), weil die Be- 
ziehungen zu den im deutschen Katholizismus führenden 
Persönlichkeiten teils in ihm begannen, teils durch ihn 
— in späteren Jahren — bedingt sind. 

In die verwahrlosten Zustände des ehemals vornehmsten 
Reichsbistums hatte Bischof Colmar mit fester Hand Ord- 
nung gebracht. Wo in den Zeiten der Aufklärung die 
Kirchenfürsten des alten Reiches in geringer Sorge um 
die Erziehung und Vorbildung ihrer Geistlichkeit als Edel- 
leute und Freunde heiteren Lebensgenusses mehr weltliche 
Herrscher von hoher Bildung als fromme Priester und 
Oberhirten gewesen waren, sollte sich nach Säkularisation 
und Kriegswirren auf den Trümmern des alten ein neues 
Gebäude erheben, einfacher in seinen Formen und ge- 
schlossener im Aufbau, nicht mehr berechnet auf prunk- 
volle Wirkung nach aussen. Und der Geist, den man im 
Innern grosszog, war der Geist strenger kirchlicher Gläubig- 
keit, abgeneigt aller Spekulation, weltfremd, weil er zurück- 
ging auf die alten Formen der überlieferten Scholastik, 
der Welt zugewandt , weil er sich nicht auf den engen 
Kreis der Kirchendiener beschränken , sondern darüber 
hinaus die Gesamtheit der Katholiken beeinflussen sollte. 
Von Frankreich kamen die neuen Gedanken, die Elsässer 
griffen sie auf und vermittelten sie den Deutschen. Darin 
liegt die grosse Bedeutung" von Colmar, von Liebermann, 
dass das von ihnen herangezogene Geschlecht von Geist- 
lichen zuverlässig war im Sinne einer strengen Orthodoxie 
und eine überzeugungstreue Gefolgschaft in dem bald ent- 
brennenden Kampf zwischen staatlicher Allgewalt und 
hierarchischen Machtansprüchen. Wie beide auf den Klerus 
wirkten, galten die Bestrebungen von Raess und seinem 
Studiengenossen Weis'), dem späteren Bischof von Speyer, 
der Erneuerung des katholischen Lebens im Volke. Mittel 
dazu waren gemeinsam herausgegebene Werke erbaulichen. 



■j Vgl. darüber die hier zugrunde gelegten Studien von A. Schnütgen : 
Das Klsass und die Krneucrung des katholischen Lebens in Deutschland 
von 1814—1848. Strassb. Dissertation. — ») Wetzer und Welle 12; 1373 ff. 
Weis wurde 1796 bei Met* gebaren. 



I .OOgk raiH«KfiuHiv[Rttv 



Raess u. d. Politik des Kabinetts Thiers i. J. 1839. ?| 

auch populär-wissenschaftlichen Charakters, vielfach Über- 
setzungen aus dem Französischen. Grosser aber war ihr 
Einfluss und nachhaltiger in seiner Wirkung durch die Grün- 
dung (1821) und Leitung einer Zeitschrift, des Katholik'); 
diese >religiöse Zeitschrift zur Belehrung und Warnung« 
bedeutete nach Schnütgen^ »recht eigentlich eine ent- 
scheidende Massnahme zur Mobilisierung des deutschen 
Katholizismus«. Die monatlich erscheinenden Hefte machten 
sich zur Aufgabe, einem verschiedenartig vorgebildeten 
Leserkreis für religiöse, kirchliche und kirchenpolitische 
Tagesfragen Verständnis zu erwecken. Als Redakteur der 
Zeitschrift knüpfte Raess weitgehende Beziehungen an zu 
den politisch und wissenschaftlich interessierten Persönlich- 
keiten des deutschen Katholizismus auch ausserhalb des 
ihm durch die Gleichheit der Erziehung nahestehenden 
Mainzer Kreises. Görres 3 ), der sich, von der preussischen 
Regierung verfolgt, von 1819—1826 in Strassburg aufhielt, 
lieferte dem Katholik seit 1824 in regelmässiger Mitarbeit 
zahlreiche Beiträge, redigierte ihn sogar zeitweilig und gab 
so zurück, was er den von Liebermann und Raess ver- 
tretenen Gedanken an Festigung und »praktischer Durch- 
bildung«*) seiner religiösen Anschauungen verdankte. Durch 
seine Vermittelung gewann Raess Fühlung mit dem Kreise 
der Romantiker, so mit Klemens Brentano, dann aber auch 
mit Christian Schlosser, dem Frankfurter Konvertiten *). In 
dessen gastfreiem Hause, dem Stifte Neuburg bei Heidel- 
berg , lernte Raess von den dort verkehrenden Freunden 
der Familie eine Anzahl bedeutender katholischer Theologen 
vornehmlich aus Süddeutschland kennen — in den unten 
abgedruckten Denkschriften sind von ihnen erwähnt die 
Professoren Hirscher und MÖhler — daneben den Bischof 
Sailer 8 ) von Regensburg, den Grafen Reisach ') und die 
parlamentarischen Vorkämpfer der katholischen Kirche in 
Baden , den Freiburger Kirchen- und Staatsrechtslehrer 
Buss 1 *) und den Freiherrn H. v. Andlaw»). Auch der 



*i Vgl. Treitschke: Deutsche Geschichte 3; 210 f. — *) Schnütgen 29. 
— »f A- a. O. 36 ff. — •) A. a. O. 39. — ') A. D. B. 31; 541 f. — 
') A. D. B. 30; 178 ff. Vgl. auch Treitschke 3; 209. — T ) A. D. B. 28; 
114 ff. — ■) A. D. B. 47; 407 ff. — *> A. D. B. l; 431 und u. S. 48. 



- ; oogk imoÄivw: 



^2 WiWberger. 

nassauische Rechtsanwalt Lieber '), der im Kölnischen 
Bischofsstreit die Rechte der Kirche gegen den Staat 
scharfsinnig und schroff 2 ) verteidigte, verkehrte im Stifte 
Neuburg, und wichtig für die späteren Jahre einer auch 
politisch cinflussreicheren Stellung war die dort vermittelte 
Bekanntschaft zwischen Raess und der verwitweten Gross- 
herzogin Stephanie von Baden *), 

Diese Beziehungen zu deutschen Katholiken und die 
enge Verbindung mit dem seit 1836 zum ständigen Rektor 
der katholischen Universität Löwen bestellten Theologen 
Francis-Xaver- Pierre de Ram 4 ) ermöglichten es dem 
Strassburger Domherrn , die im folgenden abgedruckten 
Berichte mit der ihnen innewohnenden Personen- und Sach- 
kenntnis abzufassen. Seine Tätigkeit im Katholik hatte 
ihn zudem genötigt» zumal die kirchenpolitischen Broschüren 
zu beachten. Die 1835 in Augsburg erschienenen »Beiträge 
zur Kirchengeschichte des j 9, Jahrhunderts in Deutschland*, 
gemeinhin nach ihrem Umschlag das »Rote Buche genannt, 
und Görres* Athanasius sind wohl die bedeutendsten Streit- 
schriften der Zeit; dass sie Raess wohl bekannt waren, 
zeigt ihre zum Teil ausgiebige Benutzung in der Denk- 
schrift über Preussen *). Aber auch an Ort und Stelle 
suchte sich der diplomatisch gewandte und vielseitig inter- 
essierte Elsässer Einblick in die herrschenden Zustände zu 
verschaffen. Bevor er die Aufsätze über Belgien, Preussen 
und die Oberrheinische Kirchenprovinz niederschrieb, be- 
suchte er Belgien^und den deutschen Westen. Er findet 
oft genug Gelegenheit, selbst auf diese persönlichen Be- 
ziehungen als Quelle seiner Nachrichten zu verweisen, er 
erwähnt früheren Aufenthalt jenseits des Rheins und den 
Besuch rechtsrheinischer Freunde im Els&ss*), Dass ihm 
bei der Reise im Sommer 1839 Empfehlungen der fran- 
zösischen Regierung an ihre Gesandten bei den kleinen 

') Schnutgen 47- — *) Treitschke, Deutsche Geschichte 4; 716. — 
*) Schnütgen 47. — *) Wetzer und Weite, Kirchenlexikon io; 761 f.; Simon 
Raess, Mgr. Andre Raess benutzt vielfach die Korrespondenz zwischen de 
Ram und Raess; s. auch u* S. 35- — *) Trcitschkc 4; 691, - S* u. S. 51 ff. 
— •) Genauere Nachrichten Ober diese persönlichen Zusammenhänge sind 
von Schnütgen in dem noch nicht erschienenen 3. Kapitel seiner oben 
erwähnten Schrift zu erwarten. Vgl. auch u. S. 44. 60 f«, 64. 



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Raess u. d. Politik des Kabinetts Thiers 1. j. 1839. 33 

deutschen Höfen zur Verfügung standen, ist als selbstver- 
ständlich anzunehmen '). Dadurch wieder kam er in Be- 
rührung mit den Diplomaten der mittel- und süddeutschen 
Staaten in Karlsruhe und München. 

Ob die Aufgabe, die ihm von dem Präfekten Sers 
gestellt wurde, genau umschrieben war, oder ob er ledig- 
lich allgemein gehaltene Berichte liefern sollte, vermögen 
wir nicht festzustellen. Aus den Denkschriften ergibt sich 
jedenfalls unwiderleglich, dass es ihm darauf ankam, dar- 
zulegen, ob die konfessionellen und politischen Zu- 
stände Belgiens, der Rheinprovinz und der deutschen 
Kleinstaaten einer französischen Eroberungspolitik ent- 
gegenkämen. Frankreich war katholischer Staat und kon- 
stitutioneller Staat; so lag die Frage nahe, in welchem 
Maße es den konfessionellen und politischen Gegensatz 
der vornehmlich katholischen und konstitutionellen deut- 
schen Kleinstaaten gegen das protestantische und absolut 
regierte Preussen benutzen konnte. Man durfte hoffen, 
dass die katholische Rheinprovinz, wo soeben noch die 
Gemüter durch die ungeschickte preussische Kirchenpolitik 
auf das heftigste erregt worden waren 2 ), nach wenig mehr 
als zwanzigjähriger Zugehörigkeit mit der preussischen 
Gesamtmonarchie noch nicht hinreichend verwachsen sei, 
zumal da die Erinnerungen an die französische Herrschaft 
mit ihren einschneidenden Verwaltungs- und Gerichts- 
reorganisationen und eine starke liberale Strömung eine 
weitere Erschwerung des Verschmelzungsprozesses sein 
mussten 3 ). Nicht viel anders sah es im deutschen Süden 
aus; auch dort konnte man auf Entgegenkommen hoffen 
oder doch, um einen modernen Ausdruck anzuwenden, auf 
wohlwollende Neutralität. Ohne den Einfluss der in Mainz 
wirkenden Elsässer auf die Gesinnungen der oberrheinischen 
Geistlichkeit zu überschätzen, dürfen wir daraufhinweisen, 



'( Vgl. auch u. S. 44 u. S. 48 f. — ■) Fllsdrioh: Ignaz v. Döilingcr 2; 26. 
Die Verstimmung der katholischen Rheinländer macht sich Luft im Roten 
Buch, im Lütticher Journal hisiorique et ütteraire und in der Aschaffen- 
burger Kirchenzeitung. — Friedrich Perthes' Leben 3 (6. Aufl.); 368 und 
u. S. 68 f. — •> S. auch Treitschke a. a. O. 554 1., Hansen: Gustav von 
Mevissen 1; 460. 

Zeiuchr. f. Ceicb. d. Oberrh. N.F. XXVIII. 1. 3 



■oogle rein((BHu>iiYi«BTv 



34 Willberger. 

dass der französische Ursprung- der neuen Auffassung von 
Kirche und Kirchlichkeit zurückgewirkt haben mag auf 
die Gesinnung ihrer Träger gegenüber Frankreich. Genau 
wie die Liberalen damals auf dem Höhepunkt ihrer kosmo- 
politischen Neigungen das angebliche Geburtsland der 
Menschenrechte viel mehr mit den Augen der Liebe be- 
trachteten als das absolute Preussen; oft genug hatten sie 
ja in Wort und Schrift verkündet, dass sie in Frankreich 
den Hort des deutschen Konstitutionalismus sähen gegen- 
über den reaktionären Neigungen der verbündeten Ost- 
mächte Preussen, Österreich und Russland. Und da wohl 
auch die Erinnerung an die Rheinbundszeit noch nicht 
ganz verblasst war, darf es nicht wundernehmen , wenn 
die französische Regierung die ihren Absichten anscheinend 
entgegenkommenden Strömungen der Nachbarlande in den 
Kreis ihrer Berechnungen einstellte. 



Eine Darstellung der in den Denkschriften geschil- 
derten Zustände und Ereignisse findet sich in grösserem 
Zusammenhang im 2., 3. und 4. Band von Trcitschkes 
Deutscher Geschichte. Hinweise darauf sind nur in be- 
sonderen Fällen gegeben. Sonst ist, besonders im Hin- 
blick auf die zahlreichen Persönlichkeiten, von denen die 
Rede ist, die einschlägige Literatur möglichst mit ihren 
wichtigsten Werken herangezogen. 

Die Anmerkungen von Raess sind durch *) kenntlich 
gemacht. — Eigene Zusätze stehen in eckigen Klammern [ 1. 



ogle 






Raess u, d. Politik des Kabinetts Thiers i. J. 1839. 35 



Belgien im Monat Juni 1839. 

Seit fünfzehn Jahren unterhalte ich die intimsten freundsehaft- 
iiehen und literarischen Verbindungen mit einigen der angesehensten 
Männer Belgiens, und aus all meinen Beobachtungen und Erfahrungen 
habe ich die feste Überzeugung gewonnen , daß dieses Land 
auswärtige Herrschaft verabscheut und nötigen Falles nur mit 
verbissenein Grolle unter fremdes Joch sich beugt» Spanien in 
der älteren, Ostreich und Holland in der neueren und neuesten 
Geschichte bezeugen diese Wahrheit zur Genüge. Für jede 
ausländische Macht, die über Belgien das Scepter führt, hat 
dieses Land immer eine beunruhigende, verwickelnde Stellung 
hehauptet. Es ist eifersüchtig auf seine Unabhängigkeit und 
Selbständigkeit, und wer dieser entgegentritt, der wird als sein 
Todesfeind betrachtet. 

Nur von diesem Standpunkt aus kann man den Umschwung 
der belgischen Gesinnung gegen Frankreich in den zwei letzten 
Jahren begreifen. Allenthalben habe ich im verwichenen Juli in 
Itelgien die entschiedenste Abneigung gegen Frankreich gefunden, 
etwa mit Ausnahme der Wallonen, in welchen noch vieles fran- 
zösische Element liegt und Sympathie sich kundgibt. Die 
Geistlichkeit , die ich früher ziemlich französisch gesinnt oder 
doch wenigstens als Frankreich freundlich zugetan gefunden, 
spricht jetzt ihre Antipathie unverhohlen aus; und die Geistlich- 
keit ist die eigentliche Macht im Lande, ohne die nichts von 
höchster Bedeutung möglich tot Diese Antipathie rührt daher, 
weil in französischen Blättern und in der Deputiertenkammer 
häutig Eroberungsabsichten auf Belgien gerichtet werden. Bei 
einer Zusammenkunft von mehreren Professoren der Universität 
Löwen, unter denen auch der würdige Rektor Magnißkus Herr 
De Kam 1 ) war, und wo das Verhältnis Belgiens zu Frankreich 
besprochen wurde, entgegnete ich, daß man der Journalistik 
dies Gerede zu gut halten müßte, daß aber diese nicht das 
Organ des Kabinetts sei und ich die Oberzeugung hege, daß 
unser König und seine Regierung diesen Gedanken nicht in 
s>ich tragen. Alan erwiderte mir, daß gerade die ministeriellen 
Blätter and die ministeriellen Deputierten in dieser Beziehung 
sich am unzweideutigsten aussprächen. Meine Gegenrede konnte 
diese Herrn auch nicht zur geringsten Modifikation ihrer Meinung 
bewegen. Der Zirkel, in dem ich mich befand, war das Echo 



■> [Simon Raess:} Mgr, Andre Racss 27 ff., 38 IT., $Z ff*, 58, 63 IE, 66, 
*9i 75» 78 ff* WeUcr und Welle 2; 990, 10; 761 f. 

3* 



S le wÄÄlv 



36 WHtberger. 

des Hofes und des Ministeriums wie nicht minder des ganzen 
Kpiskopats und Klerus in Belgien. 

Die zweite Ursache dieser feindseligen Stimmung liegt darin» 
wie man mir sagte, daß das französische Ministerium in bezug 
auf die Provinzen Limburg uiul Luxemburg 1 ) das Briissler Kabinett 
zum Widerstand ermutigt und später, als Belgien eine kriege- 
rische Stellung genommen , im strengen Sinne des Wortes von 
Krankreich verlassen wurde [d. h. Belgien]. 

Diese beiden Umstände haben die belgische Abneigung 
gegen Frankreich in den letzten Monaten bis zu einer gewissen 
Gallophobie gesteigert, und so lässt sich denn auch nur begreifen, 
wie einer der einflussreichsLen Männer, ein Freund des Herrn 
de Thcux*) und des Kardinal-Erzbischofs von Mccheln, mir 
sagen konnte, daß die Belgier lieber holländisch oder gar 
preußisch, als französisch werden möchten. 

Weil nun Belgien seine Integrität von Frankreich aufgegeben 
oder gar verraten, und seine Unabhängigkeit von dieser Seite 
bedroht glaubte, setzte es alle Triebfedern in Bewegung, um 
sich von den deutschen Bundesstaaten anerkennen zu lassen, 
Handelsverträge mit ihnen einzugehen und in ihren Mauthverband 
zu treten. Die deßfallsige Anwesenheit eines belgischen Ge- 
sandten in Berlin ist durch die öffentlichen Blätter bekannt. 
nicht so die geheime Hotschaft des Herrn Professors Dr. Arendt") 

nach München j welche im Monat April des laufenden Jahres 
stattgefunden. 

Dr. Arendt, ein Berliner, früher Professor in Bonn, dann 
vor einigen Jahren zur katholischen Religion übergetreten und 
bei Errichtung der katholischen Universität zu Löwen an die 
dortige philosophische Fakultät berufen, erhielt im vorigen Jahre 
von dem Ministerium den Auftrag, Artikel über die belgischen 
Zustande in die Augsburg er Allgemeine Zeitung zu schreiben 
und Deutschland auf die Vorteile einer politischen und indu* 
stricllcn Verbindung mit Belgien aufmerksam zu machen. Die 
religiösen Interessen wurden dabei natürlich mit Stillschweigen 
übergangen: denn in bezug auf die deutschen Katholiken wäre 
dieses unnötig gewesen, da gleich bei der belgischen Revolution 
einen entschiedene kirchliche Sympathie von dieser Seite sich 
kundgegeben; und hinsichtlich der deutschen Protestanten hätte 



') Treiischke, Deutsche Geschichte 4; 79. — s ) De Thcux ist seit 1834 
Minister des Innern, seit dem 13- Jan. 1837 auch Minister der auswärtigen 
Angelegenheiten* Essai historique et politique sur la rivolution beige pM 
Nothomb (4. Aufl.) 12; 163. — *J Arendt ist mit Racss persönlich bekannt 
gewesen, vgl. [Simon RaessJ Mgr« A. Raess 79, Ann.. I. Ober die lite- 
rarische Tätigkeit von Arendt vgl. Augsburger Allgemeine Zeitung 1839. 
5't *>., 13. Jan. Über Belgiens Stellung in der europäischen Politik Treiischke, 
Deutsche Geschichte 4; 31 ff. t 70 ff., 84, 94. 



' ■ agle __mÄ 



Racss u. d. Politik des Kabinetts Thiers i. J. 1839. 37 

diese Berührung in betreff der belgischen Sache einen ungunstigen 
Eindruck gemacht, da dieselben aus Vorliebe zu Holland die 
Entfesselung des Katholizismus von dem nassau-oranischen Joche 
ungern gesehen hatten. — Diese anonymen Artikel und einige 
gleichlautende in andern deutschen Zeitungen» wohin Belgien 
einige, jedoch spärliche Geldsubsidien schickte (z, B. die Neue 
Würzburger Zeitung, jetzt Fränkischer Kurier 1 )» machten 
allenthalben in Deutschland einen günstigen Eindruck» da sie mit 
Geist , Umsicht und Mäßigung verfaßt waren , und stimmten 
manche Kabinette zu Gunsten Belgiens um. Dazu kam noch 
aus derselben gewandten Feder eine Schrift unter dem Titel: 
»Die Interessen Deutschlands in der belgischen Frage, mit Doku- 
menten über Stand und Bedeutung der Industrie und der Eisen- 
bahnen in Belgien, von W. A. Arendt, Brüssel, bei Carl Muquardt, 
1839.« Diese Schrift wurde an alle Kabinette und Männer von 
literarischem und politischem Einflüsse in Deutschland geschickt 
und erschien auszüglich auch in öffentlichen Blättern, 

Nachdem die Wege gebahnt waren , wurden Agenten an 
mehrere deutsche Höfe entsandt, sowohl um diplomatische, als 
kommerzielle Verbindungen anzuknüpfen. Unterdessen hatten 
die belgischen Kammern die 24 Artikel angenommen, was auf 
die deutschen Höfe den günstigsten Eindruck machte, namentlich 
auf das Münchner Kabinett: denn der König von Bayern, der 
eben in Rom sich befand und dem der belgische Gesandte 
beim li. Stuhle sich vorstellen ließ, sagte diesem: »Melden Sie 
Ihrem Könige» daß ich mit der Politik und der friedfertigen 
Stimmung ganz einverstanden bin und mit Freuden in näher« 
Verhaltnisse zu Belgien treten werde.« 

Die Geschäftsträger dieser beiden Staaten wären schon 
gleich in den letztvcrflossenen Monaten entsandt worden, hätte 
nicht ein Missverständnis die Sache verzögert. Das Brüsseler 
Kabinett» das bei König Leopolds Thronbesteigung 1 ) eine deß- 
fallsige Notifikation nach München erlassen, welche Notifikation 
aber der bayrische Hof unbeantwortet ließ, glaubte, dieser würde 
nun vor allem jene frühere Mitteilung beantworten und zuerst 
einen Geschäftsträger nach Brüssel senden. Das bayrische Kabinett 
hingegen, das jene Notifikation als zu entfernt und vergessen 
betrachtete und somit nicht mehr darauf zurückkommen wollte, 
erwartete vorerst einen belgischen Gesandten, nach dem in der 
Diplomatie geltenden Grundsatze, vermöge dessen der jüngere 
Staat den älteren zu beschicken pllegt. Das Mißverständnis ist 
nun seit kurzem gehoben , und nächstens werden wir in öffent- 
lichen Blättern lesen, daß Herr von Beaulort, ein Sohn des 
Schriftstellers Marquis v. Beaufort, als belgischer Gesandter nach 
München abgegangen» Diese Wahl, die noch in petto sein soll, 



Vgl. u. S. 64 f. - *) zr. Juli 1831, 



S^ mSStSS» 1 . 



38 Wiltberyer. 

ist mit besonderem Takte und vorzüglicher Kenntnis des Münchener 
Terrains getroffen; denn der jüngere Beaufort ist ein strenger 
Katholik und ein großer Kunstliebhaber, zwei Eigenschaften, die 
ihm in seiner Stellung zu dem Könige von Bayern wohl zu statten 
kommen werden. 

An den Bundestag zu Frankfurt ist der bekannte Herr 
Lebeau 1 ) bestimmt. 

Nach diesen Tatsachen, die ich teilweise schon Herrn 
Engelhardt, französischem Kommissär für die Rheinschiffahrt 
zu Mainz, zum Weiterbericht an das Ministerium der Auswärtigen 
Angelegenheiten oder besser an S. Majestät selber, mitgeteilt*), 
läßt es sich nicht verkennen, daß in jeder Beziehung sich Belgien 
von Frankreich abwendet und dem deutschen Bund** sich in die 
Arme wirft. Ks ist daher von grosser Wichtigkeit , daß dem 
herrschenden Mißtrauen in Belgien ein Ziel gesetzt werde, ent- 
weder indirekt durch Enthaltung jeglicher Äußerung von er- 
oberungslusügcn Absichten von Seiten der Organe der Regierung» 
oder direkt durch einen, wenn auch nur geheimen Vertrag mit 
Belgien, vermöge dessen Frankreich sich anheischig macht, dem 
Königreiche Belgien seine Unabhängigkeit und Nationalitat zu 
belassen. 

Durch Einverleibung Belgiens mit Frankreich unter den 
jetzigen Verhältnissen bekäme die subversive, antikönigliche 
Partei in Frankreich einen mächtigen Zuwachs an den belgischen 
Republikanern und Radikalen, gefährliche Feinde an den Oran- 
gisten und wenigstens keine Freunde an der großen Masse des 
Volkes und der Geistlichkeit, die beide mit Unwillen das fremde 
Joch tragen würden. Ferner hat sich Belgien an eine solche 
kirchliche Unabhängigkeit gewöhnt, daß ihm selbst die Freiheit, 
deren die Kirche in Frankreich genießt, nicht einmal genügen 
würde. 

Ks liegt daher unstreitig im Interesse Frankreichs, im Falle 
die orientalische Frage Erweiterungspläne zulassen sollte, die- 
selben anderwärts zur Ausführung zu bereiten und Belgien als 
treuen Verbündeten zu gewinnen. 



D 



') NouYcIIe biojjraphic generale. Paris F. Didot Fr&rcs 30; 76 fr. — 
*) Vgl. oben & 27. 



< >gfc ^Ä'Äiirr 



Raets u. d. Polilik des Kabinetts Thiers i. J. 1839- 3g 



Oberrheinische Kirchenpro vinz 1 ). 

Die oberrheinische Kirchenprovinz oder die fünf südwest- 
lichen kleinen deutschen Staaten begreifen in sich das König- 
reich Württemberg, die [Gross-JIIcrzogtümcr Baden und Hessen» 
Kurhessen und das Herzogtum Nassau. Diese fünf Machte haben 
im Jahr 1821 mit dem römischen Stuhle eine gemeinschaftliche 
Obereinkommnis geschlossen» und die Hedingungen sind in der 
Bulle Provida sollersque niedergelegt worden. Baden erhielt einen 
erzbischötlichen Sitz zu Freiburg im Breisgau; ihm wurden die 
vier SuflYaganate zu Mainz (lür Hesscn-Darmsiadt;, zu Limburg 
a. d, Lahn (für Nassau), zu Fulda (für Kurhessen) und zu Rotten* 
bürg (für Württemberg ) untergeordnet. 

Nach den Kriegen von 1814 und 1815 waren diese 
Regierungen gegen die Katholiken sehr feindselig gestimmt. 
Obgleich die Souveräne diese Gesinnungen nicht ganz teilten» 
so waren sie dennoch überhaupt zu schwach* um den Katholiken 
den völligen Genuß ihrer Freiheit einzuräumen» und wiewohl die 
Übereinkunft mit Rom bereits im Jahre 1 82 1 abgeschlossen 
worden» so konnten deßungeachtet die bischöflichen Sitze erst 
in den Jahren 1829 und 1830 besetzt werden, und zwar teils 
mit zweideutigen» teils mit höchst schwachen Subjekten. — 
Württemberg erhielt den noch lebenden Bischof von Keller 2 ), 
dessen Kraftlosigkeit ebenso bekannt war als »eine mora- 
lischen Verirruiigen, Seitdem derselbe den bischöflichen Stuhl 
von Rottenburg bestiegen» sind dessen Flecken noch greller ans 
Licht getreten» wozu in neuern Zeiten eine Schuldenlast getreten, 
die ihn fast zu Boden drückt und allerlei ehrenrühriges Gerede 
veranlaßt. Der Erzbischof Boll 3 ) von Freiburg war ein literarisch 
gebildeter Mann» sittlich und fromm, dabei aber untätig, furcht- 
sam und schwach; desgleichen die Bischöfe Rieger*) von Fulda 



l | Über die Entstehung der Oberrheinischen Kirchenprovinz vgl. 
II. Brück: Die oberrheinische Kirchenprovinz von ihrer Gründung bis zur 
Gegenwart . . . . 1S68, Brück: Geschichte der katholischen Kirche in 
Deutschland 102 ff.; nach Friedberg: Der Staat und die Bischofswahlen 
in Deutschland. Das neunzehnte Jahrhundert 1; 285 Anm, 1 isl die Dar* 
Stellung der badischen Erzbischofswald bei Brück tendenziös. Vgl- ferner: 
Treitschke: Deutsche Geschichte 3; 22t ff., 300 f- — Wetzer und Weite 9; 
593 ff., besonders 595 ff. — •) Brück: Geschichte der kath. Kirche L Deutsch- 
land I; 156 f.; 2 f 134, Oberrheinische Kirchenprovinz 12t f. A. D. B. 15, 
582 f. — ■) Brück: Gesch. d. kath'. Kirche 2; 134; Obcrrh. Kirchenprov. 119. 
Friedberg a. a, O. Ij 285. Wetzer und WcUe 4; 1950. A. D. B. 3; löS. 
— *) Friedberg a. a. O- t ; 294. 



j; loogk mSStSS» 1 . 



dO Wi Itbcrgcr. 

und Dr. Brand 1 ) zu Limburg. Die Orthodoxie des zweiten ist 
jedoch von vielen in Zweifel gezogen worden. — Hr. Hurg*)» 
Bischof von Mainz» stand in sehr schlechtem Rufe inbezug auf 
seine kirchlichen Grundsätze, und er hat denselben auch völlig 
gerechtfertigt. Sein ganzes Wirken hat er dem materiellen Teile 
seiner Diözese zugewendet und die geistlichen Bedürfnisse der* 
selben entweder ganz vernachlässigt oder sie noch höher ge- 
steigert. — Die von den respektiven Regierungen gebildeten 
Domkapitel, denen nach dem Ableben des ersten Bischofs fortan 
das Wahlrecht zustehen sollte, wurden fast durchweg mit ähn- 
lichen Subjekten besetzt, mit Ausnahme des Domkapitels tu 
Fulda, weil dieses die Umstände der Lokalität nicht erlaubten 
und überhaupt daselbst zweideutige Geistliche schwerlich hätten 
ausfindig gemacht werden können. 

Die Absicht der Regierung ging dahin, unter preußischem 
Schutze diese Lander allmählich zu dekatholisieren; der verborgene 
Zweck Preußens [war] aber, durch solches Mittel diese Staaten 
fester an sich zu schließen und für Deutschland in Preußen ein 
protestantisches Papsttum zu gründen. Daher läßt sichs begreifen, 
wie nach der mit Rom abgeschlossenen Obereinkunft diese fünf 
Staaten, deren Repräsentanten in Frankfurt versammelt waren, 
eine geheime Kirchenpragmatik entwerfen konnten, welche den 
Bestimmungen der Bulle Provida sollersque in vielen Punkten 
widersprach und offenbar die Absicht einer Trennung von Rom 
verriet. Die vier für Mainz, Limburg, Kottenburg und Freiburg 
designierten Bischöfe hatten diese Pragmatik bereits unterzeichnet; 
zuletzt wurde sie dem anfangs für Fulda bestimmten General- 
vikar v t Kcmpf*) vorgelegt» Obgleich derselbe als ein Mann 
von unerschütterlichen Grundsätzen bekannt war, so hoffte man 
dennoch ihn durch Zuspräche und Vorspiegelungen zu gewinnen. 
Er erbat sich einige Stunden Bedenkzeit, versammelte seine Räte, 
diktierte ihnen die Pragmatik und ließ sogleich auf drei ver- 
schiedenen Wegen Abschriften davon nach Korn gelangen. Auch 
wurde sie in Würzburg der Publizität übergeben und so scheiterte 
der im Dunkeln entworfene Plan, Hr. von Kempf kam nach 
diesen Vorfallenheiten natürlich um das Bistum, und an dessen 
Stelle wurde der oben erwähnte Herr Rieger, Pfarrer v. Kassel, 
ersehen. 



') Brück: Kath. Kirche 2; 134, Oberrhein. Kirchenprovinz ng f. Fried* 
berg a. a. O. 1; 399. Wetzer und Weite 7; 2050 f. — *) Brück: Kath» 
Kirche J; 135. Friedberg a. a. O. 1 ; 296. WeUrr und Welle 8; 523. 
A. D. B- 3; 590. — Raess war mit Burg persönlich bekannt aus der Zeil 
seiner Mainzer Wirksamkeit, Doch verstand er sich schlecht mit dem 
Bischof. Schnutgen spricht von seiner »leidenschaftlichen Voreingenommen- 
heit* Regen Burg (Zitat nach Bergs traesser: Studien zur Vorgeschichte der 
Zentrumspartei 126). — ■) Brück: Oberrhein. Kirchenprovinz 131 ff. Ober 
die Pragmatik Tgl. Trcit*chkc 3; JOl f. 



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Racss u. d. Politik de* Kabinetts Thiers i. J. 1839. j| 

Der römische Stuhl erhob indes gegen die Pragmatik offi- 
zielle Beschwerden ') und die Regierungen schienen dieselbe 
aufzugeben. Dagegen wurden aber 3q geheime Artikel fest- 
gesetzt 2 ), die mit der Pragmatik fast ganz übereinstimmten» und 
welche die Bischöfe zu beobachten sich anheischig machen 
mußten. AH diese ersten Oberhirten t die mit Ausnahme des 
Württembergischen nur einige Jahre lebten , genossen wenig 
Achtung; zwei derselben, Hr, Burg zu Mainz und Hr. von Keller 
zu Rottenburg, wurden sogar als wirkliche Verräter der katho- 
lischen Sache bezeichnet und der erste manchmal in Mainz als 
solcher von dem Volke öffentlich insultiert. Papst Pius VIII. 
ließ an dieselben ein scharfes Mahnschreiben ergehen und be- 
schuldigte einen derselben, ohne ihn jedoch zu nennen, als des 
Hochverrats an der Kirche schuldig:. Jedermann bezog die Stelle 
auf den Bischof von Mainz 9 ). 

Nach dem Tode des Bischofs Burg wählte das Domkapitel 
in Mainz 1834 Herrn Humann*), Bruder des gleichnamigen Pairs 
von Frankreich, der seit dem Tode des Bischofs Colmar 1818 
während der Sedisvakanz das Bistum mit Ruhm und Segen ver- 
waltet [hatte] und nur deshalb nicht bei der Krrichtung des 
neuen Bistums im Jahre 1821 als Oberhirt bestimmt wurde, weil 
er ein geborener Franzose war und man dessen entschiedene 
Grundsätze kannte. Da nun Herr Humann im Jahre 1834 von 
dem Domkapitel einstimmig gewählt wurde[,] und durch den 
Minister du Thil, welcher Herrn v. Grolmann ersetzt hatte» vor- 
züglich aber auch infolge der Umwälzung in Frankreich und 
Belgien eine mildere Stimmung in das Darmstädter Kabinett 
getreten, wurde diese Wahl bestätigt und in der ganzen Diözese 
freundlich aufgenommen. Zum Unglück lebte Herr Humann 
nur noch einige Monate und wurde durch den Pfarrer von 
Darmstadt, Herrn Kaiser, ersetzt. Diese Wahl entsprach mehr 
dem Sinne der Regierung als dem Wunsche der Katholiken, 
welche fast allgemein den Domdechanten Werner, einen Freund 
der Bischöfe Colmar und Humann, verlangten. Oberhaupt ging 
das Bestreben der Regierung dahin» den französischen Geist 
unter dem Volke und der Geistlichkeit zu vertilgen; denn diese 
Gesinnung hatte sich durch die Erziehung des Klerus nach fran- 
zösischer Weise bis zur Ankunft des Bischofs Burg im Januar 
1830 zu Mainz und auf dem linken hessischen Rheinufer erhalten. 
Dieser ließ durch die Regierung das Kleine Seminar in Mainz 
aufheben« um die Quelle des künftigen Klerus zu verstopfen, 
verfolgte die angeblich französisch gebildeten Geistlichen und 

') Im Breve Piu»' VIII, Pervenerat; s. Brück: Obcrrhcin. Kirchen- 
provinz 126 ff. — *) Vgl. Brock: Kath. Kirche 2; 201 ff. — *) Brück: 
Obcrrhcin. Kirchenprovinz 127 f- — 4 ) Brück: Kath. Kirche I; 144. Fricd- 
berg l; 296- Wetzer und Wehe 8; 533. — *) Friedberg i; 296. Weiser 
u. Wehe 8; 523. 



oglc 



raiHtnoHwiiY^Tf 



^2 Wiltberger. 

zog fremde und zweideutige Priester in die Diözese, unter andern 
den badischen Pfarrer Jack als Superior des Klerikalseminars» 
der von nun an die Seminaristen nach deutschem Schnitte bilden 
sollte. — Deßuugeachtct herrscht in Mainz und in ganz Rhein- 
hessen eine günstige Stimmung liir Krankreich. Die Regierung, 
welche infolge der französischen und belgischen Revolution und 
besonders des Kölner Ereignisses in neuster Zeit eine Reaktion 
befürchtet, behandelt dermalen die Katholiken mit Achtung und 
Billigkeit und gewahrt ihnen jetzt mehr religiöse Freiheit als die 
andern Staaten der oberrheinischen Kirchenprovinz, was ihr sehr 
zu Nutze gereicht. 

Im Herzogtum Nassau sind die Katholiken zwar mit der 
Regierung in mancher Hinsicht zufrieden, für Prankreich herrscht 
jedoch daselbst in kirchlicher Beziehung eine Vorliebe, die ich 
besonders auf meiner letzten Reise wahrgenommen habe. Mehrere 
der dortigen angesehensten Familien schicken sogar ihre Kinder 
in Krziehungsinstitutu nach Krankreich mit dem Bemerken, daß 
sie nur dort religiös und konfessionell erzogen werden. In 
politischer Beziehung hat sich Nassau stets zu Frankreich hin- 
geneigt und nur mit Widerwillen sich dem preußischen Mauih- 
verhande angeschlossen. Unter dem neuen Herzog wird Ostreich 
dort das Übergewicht erhalten; denn derselbe ist in Wien durch 
den Ministerialrat Jarcke 1 )» einen Vertrauten des Fürsten Metter* 
niclu erzogen worden, Herr Jarcke, gebürtig aus Potsdam, war 
früher Protestant und Professor in Bonn, trat dort um das Jahr 
1825 zur katholischen Kirche über, ging nach Berlin, wo er aU 
Privatdozent lehrte und an dem dortigen Politischen Wochen- 
blatt arbeitete* im preußischen Sinne gegen die Julirevolution 
schrieb, aber wegen gleichzeitiger Geltendmachung seiner katho- 
lischen Grundsätze von dem preußischen Kabiuette in seiner 
bescheidenen Stellung als Privatdozent niedergehalten wurde, 
weswegen er einem ehrenvollen Rufe nach Ostreich folgte, wo 
er jetzt an der Seite des Herrn v. Metternich die Stelle des 
Herrn v\ Gentz vertritt. Es ward ihm auch die Erziehung der 
Kinder des Erzherzogs Karl, Schwagers des Herzogs von Nassau, 
übertragen, woraus es sich erklären läßt, wie ihm zugleich die 
Erziehung des Erbprinzen von Nassau anvertraut wurde 1 ). Preußen 
hat dagegen mehrere Male Beschwerden bei dem Herzog von 
Nassau eingelegt, welche dieser aber nicht beachtete. 

Im Nassauischen ist die bischöfliche Gewalt sehr beschrankt, 
indem alle Ernennungen zu geistlichen Funktionen, selbst zu 
den Vikariaten , von der Regierung ausgehen und der Bischof 
nichts als die Jurisdiktion zu erteilen hat. Dieser Zustand hätte 



') Werner 508. — Wettet und Weite 6: 1260 IT. — Treitschke 3; 211, 
4; 203 f. Ilistor. Zeitschrift 99; 107 ff- (Varrentrapp über das Berliner Poli- 
tische Wochenblatt.) — A> D. ß- 13; 711 ff- — *) Vgl. Treitschkc 4; 692. 



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Rac« u. d. Politik des Kabinetts Thiera i. J. 1831. ai 

wahrscheinlich wesentliche Modifikationen erlitten, halte nicht 
Herr Dr. Brandt, der Vorfahrer des jetzigen Bischofs Bausch 1 ), 
durch die Unbestraftheit einiger unsittlicher Priester in der welt- 
lichen Macht die Überzeugung hervorgebracht, die Kirchen- 
disziplin könne noch kräftiger durch den weltlichen Arm als 
durch die bischöfliche Autorität gehandhabt werden. Obgleich 
der jetzige Bischof eine große Sittenstrenge von allen Geistlichen 
fordert und der nassauische Klerus überhaupt die erbaulichsten 
Tugendbeispiele gibt, so konnte er dennoch die der Kirche 
gebührende Freiheit noch nicht erringen. Dieses Verhältnis gab 
schon zu vielfaltigen Kollisionen Anlaß und bat die Liebe der 
katholischen Bevölkerung zu dem Herzoge in den letzten Monaten 
seines Lebens ziemlich geschwächt*), weshalb man dort ziemlich 
allgemein der Erwartung ist, der neue Herzog werde diese Be- 
vormundung der Kirche zum Teil aufgeben und sein Augenmerk 
mehr dahin richten, daß nur Männer von Klugheit» Hinsicht und 
geprüfter Tugend, mithin des Vertrauens des Staates wie der 
Kirche würdig» zu den höheren Stellen gelangen. — 

Kurhessen stand von jeher unter preußischem Kinfluß und 
bedruckte die Katholiken in alle Weise. Diese Bedrückung hatte 
aber seit der Vereinigung des Fürst-Bistums Fulda mit diesem 
Staate die Befestigung der katholischen Grundsätze allda zur 
Folge, indem das Fuldaer Generalvikariat und die ganze Geist- 
lichkeit die kirchliche Autonomie mit Umsicht, Mäßigung und 
Beharrlichkeit wahrte. Die Seele der geistlichen Verwaltung war 
seit 1815 Herr Dr. PfaffS), Mitglied des geistlichen Ratskolle- 
giums und seit dem Jahre 1827 Mitglied des Domkapitels, ein 
Mann von apostolischem Eifer, von vollendeter Klugheit und 
vielseitigem Wissen. Nach dem Tode des Bischofs Rieger 
waren die Augen des Volkes und der Geistlichkeit auf ihn 
gerichtet, und als die Wahl eines Oberhirten von dem Dom- 
kapitel vorgenommen werden sollte, war dasselbe fest entschlossen, 
ihm seine Stimme zu geben. Das Kabinett von Kassel, das viel- 
faltige Vorurteile gegen diesen Mann hegte, beordnete Herrn 
Egena als Regierungskommissär nach Fulda . um dem Dom- 
kapitel zu bedeuten, es seien alle Mitglieder desselben dem 
Staate angenehm, mit Ausnahme des Herrn PfatT, dem er [es] 
die Exklusive zugedacht. Das Domkapitel dagegen erklärte mit 
ebenso bescheidener Aufrichtigkeit als Entschlossenheit, es fühle 
sich im Gewissen verpflichtet, Herrn Pfaff als dem Würdigsten 
seine Stimme zu geben; was denn auch geschah. Die Staats- 
regierung, welche die Wahlmünner als gewissenhafte und ehren- 
werte Geistliche schätzte, nahm Umgang von der Exklusive, auf 

') Friedberg t; 300, Wetzer und Weite 7; 2056. — *) Henog Wil- 
helm von Nassau starb am 20* August 1839- A. D. B. 43; 137 IT» 
A. D. B. 25; 594. — *) Brück: Oberrhein, Kirchenprovinz 291 f- — Fried- 
berg 1; 294- 



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aa W iltberger- 

der sie , selbst nach Übereinkunft mit Rom t hätte bestehen 
können und genehmigte die Wahl. Der Bischof stand von 
jener Zeit an mit dem Hofe wie mit der Regierung im besten 
Vernehmen, und äußerst selten fielen zwischen beiden Kolli- 
sionen vor, da der Bischof sich ausschließlich auf sein geistliches 
Amt beschränkte und die Regierung bei irgend einer Beein- 
trächtigung leicht zur Verständigung gebracht werden konnte. 
Herrn Pfaff und Herrn Egena» der indessen als Regierungsdirektor 
nach Fulda bestimmt worden , verdankt man die Berufung der 
Barmherzigen Schwestern von Straßburg nach Kurhessen. Ks 
ist zu bemerken, daß Herr Egena der protestantischen Konfession 
angehört. — Im September 1835 pflog ich mit ihm bei meiner 
Anwesenheit in Fulda eine lange Unterredung über die Möglich- 
keit, einen weiblichen geistlichen Orden aus Frankreich nach 
Kurhessen zu verpflanzen und ihm die Erziehung der Töchter 
höherer Stände anzuvertrauen. Zu diesem Zwecke bezeichnete 
er vorläufig ein Regierungsgebäude in Fulda und gab mir den 
Auftrag, deshalb an die Damen du saerfi cceur zu schreiben, 
während er bei der kurhessischen Regierung die nötigen Schritte 
tun würde. Diesem Orden wurde der Vorzug gegeben, weil 
meistens Frauen aus den ersten Familien in denselben eintreten 
und daher zur beabsichtigten Erziehung die meisten Garantien 
bieten* Ich erhielt mittelbar eine abschlägige Antwort von der 
damals in Lyon, jetzt in Rom residierenden Generalsuperiorin, 
indem man vorwendete, es würden zur Gründung eines solchen 
Hauses im Auslande wenigstens zwölf der gebildetsten Damen 
erlordert, und im Augenblicke wie in der nächsten Zukunft 
stände eine so große Anzahl nicht zu Gebote. 

Das freundliche Verhältnis zwischen Kirche und Staat ist 
infolge der Kölner Begebenheit in Kurhessen teilweise zerstört 
worden, indem das preußische Kabinett den Kasseischen Hof 
dahin vermochte, die preußischen Grundsätze in bezug auf die 
gemischten Ehen geltend zu machen, welches die dortige katho- 
lische geistliche Behörde in Protestation und Renitenzen hinein- 
zogfen]. 

Es darf hier nicht mit Stillschweigen übergangen werden, 
daß der französische Gesandte am Hof von Kassel, Herr de 
Cabre, ein Freund des Bischofs von Fulda ist und ich im Jahre 
1835 auf meiner Reise durch Norddeutschland ein Empfehlungs- 
schreiben von diesem an jenen erhielt. Im September 1837 
bereiste Herr Bischof Pfaff das Elsass und besuchte seine dortigen 
Freunde nebst den Wohltätigkeitsinstituten. Die katholische Geist- 
lichkeit in Kurhessen ist eine der ausgezeichnetsten, vielleicht 
die ausgezeichnetste von ganz Deutschland, sowohl durch Wissen- 
schaft als durch Tugend. Gegen Frankreich ist sie aus den 
eben erwähnten Ursachen sehr freundlich gesinnt, indem sie 
dieses Königreich als das Land religiöser Freiheit und christlicher 
Liebestätigkeit ansieht. 






Raess ik d. Politik des Kabinetts Thicrs i. J. 1839- 45 

Der kirchliche Zustand von Württemberg und Baden l ) ist 
ungefähr derselbe. Geistliche selbst haben dort seit Jahren an 
der Demoralisierung und Entkirchüchung des katholischen Klerus 
mitgearbeitet» namentlich Werkmeister 2 ), Jauraann 3 ) und Pflanz*) 
in Württemberg und der Bistumsverweser v. Wessenberg*) in 
Baden. An die katholisch-theologischen Fakultäten in Tübingen 
und Freiburg 6 ) wurden mehrere ganz unkirchliche Professoren 
berufen, und den Theologen wurden die zügellosesten Grund- 
sätze eingelehrt. In Folge der Verhöhnung der katholischen 
Lehre und Verächtlichmachung ihrer Institutionen haben seit 
j 8 1 5 — 1 830 nur junge Leute ( dae sonst kein Unterkommen 
fanden, sich den katholischen Studien zugewendet, sodaß es auf 
der Universität Freiburg hieß: theologia ultima spes. Aus diesen 
Schulen gingen die schlechtesten Subjekte hervor, welche Ver- 
eine gründeten zur Aufhobung des Priesterzölibats und selbst in 
politischer Hinsicht mehrfache Befürchtungen in den respektiven 
Höfen veranlaßten. Einer der heftigsten Gegner der Regierung 
in der badischen Ueputationskammer ist ein Konstanzer Pfarrer 
aus dem Seekreise -). Seit der Julirevolution suchten die 
Regierungen in etwas einzulenken und stellten katholisch ge- 
sinnte Professoren an den theologischen Fakultäten an- In 
Tübingen und Freiburg herrscht seitdem ein besserer Geist. 
Mehrere der älteren Professoren kamen indessen auch zu solideren 
Grundsätzen zurück t z f B. Drey*) und Hirscher* 1 ) in Tübingen. 
Der nichtswürdige Priester und Lehrer der Kirchengeschichte in 
Freiburg, Herr Reichlin von Meldegg 10 ), welcher alle katholischen 
Grundsätze und Institutionen öffentlich verächtlich machte, die 
verkehrtesten Lehren vortrug und zu einem protestantischen 
Mädchen in ärgerlichem Verhältnisse stand, wurde von der 
Regierung amoviert, und an dessen Stelle kam der im besten 

M Vgl. darüber die anonyme Schrift: Die katholischen Zustände in 
Baden (Rcgcnsburg 1841 D. 1843 bes. 1. Abteilung S. 57 ff. und die Gegen- 
schrift von Neben ius : Die katholischen Zustande in Baden ... 1842, — 
*) Brück; Kaihol. Kirche i; 307 ff., i; 132 spricht von Werkmeisters un* 
katholischer Gesinnung. Wctzcr und Weite 7 ; 1384 sehen in ihm den 
intellektuellen Urheber der Pragmatik. Werner 349 ff., 37!, 381. — 5 ) Brück 
a. a. O. 2: 134. — A. D. B. 13; 730 ff. — Nach Treitschkc 3; 222 ist 
Jaumann ein erklärter Anhänger de* jo&ephinischen Kirchcnrcchts. — 4 ) Brück: 
Oberrhein. Kirchenprovinz 138. — *} Brück: Kathol. Kirche 1; 145 ff., 
307 ff. — Wetter und Weite 12; 1343 fr. Treitschke 2; 344 ff. und die 
unter Anm. I erwähnten Werke. — •) über die beiden Fakultäten vgl. 
Tieitschke 3; 207 f. — ') Möglicherweise Dominikus Kuenzer. Badische 
Biogr. i; 482 ff. — *) Brück: Oberrhein. Kirchenprov. 76, 121. — WttHT 
und Weite 3; 2066 ff. f Werner 460 ff, — ■) Brock: Kathol. Kirche 2; 467 ff, 
— Werner 379 ff. t 460, 590, — ») Brück: Kathol. Kirche 2; 439 £, 
Oberrhein- Kirchenprov, 147 ff. — Vgl. dagegen Badische Biographien 3; 
126 f. 



C looglc wÄ'j 



40 Wiltberger. 

sittlichen und wirtschaftlichen Rufe stehende Dr. Vogel 1 ), Rcichlin 
Meldegg heiratete das gedachte Madchen, erhielt die Unter* 
bibliothekarstellc in Heidelberg, wurde aber bald nachher, wie 
es hieß, wegen Veruntreuungen, von dort wieder entlassen. In 
seiner dürftigen Lage erhält er jetzt Unterstützungen aus der 
badischen Finanzkammer. Auf gleiche Weise ward der Professor 
der Moral, Herr Schreiber 1 ), von der theologischen Fakultät 
entfernt, weil er den jungen Leuten ebenfalls die verderblichsten 
Lehren vortrug. Das erzbischöfliche Ordinariat hat sieben volle 
Jahre gegen Herrn Schreiber bei dem Ministerium des Inneru 
Beschwerden eingelegt und erst iin vorigen Jahre Gehör ge- 
funden. 

In keinem Lande der katholischen Christenheit befindet 
sich die Kirche in einem so traurigen Zustand wie iu Baden 
und Württemberg; in Baden ist die Geistlichkeit mehr sittlich 
verkommen, in Württemberg mehr geistig verkehrt. In diesem 
Jahre haben die meisten Pfarrer des badischen Oberlandes zu 
Schaffhauscn Versammlungen zur Abschaffung des Zölibats ge- 
halten und noch mehrere andere Gegenstande besprochen , die 
offenbar auf eine Trennung von Rom abzielten ). Die Petition, 
welche von Herrn v. Kotteck gegen die Ehelosigkeit der Priester 
den Kammern vorgelegt werden sollte, war von 150 Geistlichen 
unterzeichnet*). Dieses begreift sich sehr leicht, wenn man den 
Umstand weiß, daß Prof, Araann*) in Freiburg, welcher den 
Theologen das Kirchenrecht vortrug, lange Jahre sich von den- 
selben einen Revers ausstellen ließ, wodurch sie sich anheischig 
machten, den Zölibat in ihrem künftigen Wirkungskreis auf alle 
mögliche Weise zu bekämpfen. Der Krebischof Demeter kennt 
zum Teil diese jammervolle Lage, fühlt sich aber zu schwach, 
derselben abzuhelfen*). Das Kirchendepartement in Karlsruhe, 
an dessen Spitze Herr Zahn 7 ) steht, lähmt in alle Weise die 
erzbischöfliche Gewalt, als welcher nicht einmal zusteht, die 
pflichtvergessenen Geistlichen zu strafen; denn diese werden 
gegen den Krzbischof stets in Schutz genommen. Die meisten 
nehmen von ihm keine Befehle oder Verfügungen an, wenn die- 
selben nicht von Staatswegen an sie ergehen; nur auf diese 
Weise konnte er vor drei Jahren sein Ritual einführen. Würde 
er auch einem Pfarrer den kanonischen Prozeß machen und ihn 
der Sittenlosigkeit oder irriger Lehren überweisen, so stände es 

') Werner 596 schreibt Vogl. — *) Brück: Oberrh. Kirchenprnv. 147 f. 
Kalhol. Kirche 2; 430 f. — Werner 589 f. — s ) Katholische Zustünde in 
Baden I, Abt* 83 ff., 2. Abt. 56 ff. Nebcnius 132 ff. Vgl. auch Bad. 
Biogr. l; 482 ff (Artikel über Dominikus Kucnzcrj. — *) Brück: Oberrli. 
Kirchenprov. 229 ff, — *) Brück ebenda und 430. — *) Brück a. a. O. 263, 
Kalhol. Kirche 2; 218, 226* — Friedberg 288. Bad. Biogr. 1; 170. — 
7 ) Vgl. die katholischen Zustände in Baden i. Abt, 72 ff. und Nebcnius 
tu ff*, 122. 



S' e tmm!n^ 



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Racss u. d, Politik des Kabinetts Thiers i. J- 1839. 47 

dennoch nicht in seiner Gewalt, denselben von seinem Posten 
zu entfernen» da das Kirchendeparteraent allerlei Mittel zu Ge- 
bote haben würde, den lnkulpicrten der erzbischötlichen Gewalt 
zu entziehen 1 }. Der Erzbischof weiß oder muß wissen, daß 
mehrere Pfarrer am ßodensee sich wechselseitig mit ihren Haus- 
hälterinnen getraut haben, und er wagt es nicht» gegen sie ein- 
zuschreiten, da er fürchtet» seine Zurechtweisungen möchten 
verhöhnt werden und ohne Erfolg bleiben. Das Ärgernis hat 
dort eine solche Höhe erreicht» daß selbst der reformierte Antistes 
Hurter zu Schaff hausen 2 ) in öffentlicher Gesellschaft und in 
Gegenwart mehrerer badischer Katholiken und Geistlichen sich 
über die Unordnungen bitter» den Erzbisehof und die Regierung 
beschwerend , ausgelassen und auf die scherzhafte Bemerkung 
eines Anwesenden, daß es besser ginge, wenn er Erzbischof 
\"M Baden würde, entgegnet hat: Ich stelle dieses nicht in Ab- 
rede, aber dann müßte ich den (troßherzog bitten, mir eine 
Festung Minden zu bauen« (auf die Gefangenschaft des Erz- 
bischofs von Köln anspielend). 

Der Erzbischof, anstatt ernste und direkte Maßregeln zu 
erpreifen, arbeitet seit 2 Jahren an der Entfernung des Herrn 
Zahn aus dem Kirchendepartement; der katholische Minister der 
auswärtigen Angelegenheiten, Herr v. Hlittersdorf, dürfte ihm 
wohl hierin zu Hilfe sein; allein Herr Zahn wird unterstützt von 
Herrn Ncbenius» Minister des Innern, besonders aber von dem 
mächtigen, gegen die katholische Sache sehr feindlich gesinnten 
Herrn v. Keitzenstein. Man hält den schwachen» gutmütigen 
und einsichtslosen, obgleich literarisch und wissenschaftlich ge- 
bildeten Oberhirlen mit Versprechungen hin, während das Übel 
von Tag zu Tag um sich frißt und die Wunde zuletzt ganz 
unheilbar wird. Hätte der vorige Erzbischof Boll 3 ) noch einige 
Jahre gelebt» so würde er wahrscheinlich die kirchliche Freiheit» 
selbst im Interesse des Staates» erzwungen haben; denn pflicht- 
vergessene Geistliche gefanrden ebenso sehr die Kühe des Staates 
wie der Kirche. Einige Monate vor seinem Ableben hatte er, 
nachdem er fünf Jahre die Stratgewalt und andere» der Kirche 
in allen nicht bedrückten Ländern zustehende Rechte vergebens 
in Anspruch genommen» dem Ministerium erklärt» er werde» 
wofern seine gerechten Klagen nicht erhört würden» alle defS- 
fallsigen Verhandlungen der Publizität übergeben und an das 
Billigkeitsgefühl von ganz Europa appellieren. Mit Hinweisung 
auf den nächsten Landtag wurde ihm alles der katholischen 
Kirche Zuträgliche versprochen; es blieb aber alles unerfüllt. 

») Vgl. dazu Brück: Oberrhein* Kirchenprov. 163 ff. — *) Vgl* über 
ihn Treitschke 4, 475 und Welxer und "Weite 6; 430 ff,, besonders 432. 
A. D. B. 13; 431. — 3 ) Brück: Oberrhein. Kirchenprov. 1 19, Kathol. 
Kirche 2; 134, FriedberR t; 285- Wctxer und Welle 4; 1950- A- D. B. 
3; 108. 



«I« mhSwww: 



48 WiUberger. 

Merkwürdig ist, daß in Baden und Württemberg adlige Laien 
in den oberen Kammern seit Jahren die Gerechtsamen der 
katholischen Kirche vindizieren und die Staatsgewalt auffordern! 
dieselbe von einer verderblichen Bevormundung und Bedruckung 
zu befreien und ihr endlich ihre heiligsten Rechte ein[zu]räumen. 
Dieses tut Herr v, Hornstein in Stuttgart 1 ) und Herr Heinrich 
v. Andlaw in Karlsruhe, Schon vor zwei Jahren halte letzterer 
eine Motion bereit 1 ) und konnte nur durch Versprechungen von 
selten des Grossherzogs und des Ministeriums» daß die Regierung 
unaufgefordert dem Übel abhelfen würde, zur Zurücknahme der 
Motion vermocht werden. In diesem Jahre machte er endlich 
die Motion; der Erzbischof aber, der dadurch sehr kompromittiert 
wurde» erklärte, daß bereits alle Einleitungen getroffen seien, 
um den Anforderungen der katholischen Kirche gehöriger Maßen 
zu entsprechen *). 

Nach allem ist zu verwundern» wie das Volk bei all seiner 
religiösen Verwahrlosung so ruhig und dem Glauben treu ge- 
blieben* Hierbei muß jedoch auch in Anschlag gebracht werden, 
daß der Klerus in Baden und Württemberg noch sehr würdige 
Mitglieder zählt und in jeder Gegend einige vortreffliche Geist- 
liche anzutreffen sind, die noch als Säulen des Glaubens da- 
stehen und das Volk in der Subordination gegen Kirche und 
Staat festhalten. Ungeachtet der verbesserten Erziehung der 
Geistlichen sind selbst viele junge Priester anzutreffen, die in 
jeder Beziehung ihrem Stande Ehre machen und ihr Amt mit 
Gewissenhaftigkeit verwalten. — 

Eine merkwürdige Tatsache, die sich im Verlaufe dieses 
Jahres zugetragen, verdient hierorts erwähnt zu werden. Dieselbe 
knüpft sich an die unter dem Artikel: »Preußen« aufgestellte 
Behauptung *), daß der Grundgedanke der Berliner Politik darin 
bestehe, in Deutschland ein protestantisches Papsttum zu gründen. 
den Katholizismus allmählich daraus zu verdrangen und Berlin 
in ein gewisses Rom zu verwandeln. Was ich nachstehend mit- 
teile, habe ich teilweise aus dem Munde des Herrn v. Ober* 
kamp, bayrischen Geschäftsträgers zu Karlsruhe*), und es liegt 



l ) Brück: Kalhol. Kirche 2; 208 ff. — *) Im Jahre 1837- Vgt die 
katholischen Zustände in Baden , 1 . Abt. 7 1 f. und Brück : Oberrhein. 
Kirchcnprov. 166, 204 ff- Über Andlaw selbst Bad. Biogr. i; 7 f. — *) Am 
1. Juli 1839. Katholische Zustände in Baden 1. Abi. 74 f. Ncbenius itSi: 
Brück: Kathol. Kirche 2; 218, 227. — *) S. u. S. 54. Raeas meint hier 
wohl die Erkundigungen, die Friedrich Wilhelm III. nach dem Kölner 
Ereignis bei den befreundeten deutschen Höfen über ihre Kirchen pol itik ein- 
ziehen Hess. Vgl. Trcilschke 4; 713. — &) Karl August Kitter v. Ober- 
kamp ist nach Mitteilungen, die mir das Königl. Bayerische Geheime Staats* 
arclitv in liebenswürdiger Weise zukommen Hess, geboren am 12, Mai 1788, 
gestorben am 2. August 1850. Ursprünglich Offuier p war er seit 1822 im 



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Raess u. d. Politik des Kabinetts Thiers i. J. 1839, aq 

auch nicht die mindeste Ursache vor, an der Wahrhaftigkeit 
der Mitteilungen zu zweifeln und dieses umso weniger, als er 
mich [!] versicherte, aus der zuverlässigsten Quelle geschöpft 
zu haben. 

Das preußische Kabinett hat nämlich an alle deutsch- 
protestantischen Höfe den Antrag gestellt, eine protestantische 
Allianz gegen den Katholizismus und die Katholiken zu gründen, 
vorerst die katholische Kirche Deutschlands von Rom abzureißen 
und zur Besprechung der anzuwendenden Mittel die respektiven 
Fürsten einzuladen, Berlin zu beschicken. Herr v. Oberkarap 
wußte im letztverflossenen Juni, daß in Karlsruhe, Stuttgart und 
Dannstadt von preußischer Seite Schritte zu diesem Zwecke 
geschehen seien, daß die Großherzöge von Hessen und Baden 
den Antrag entschieden abgelehnt, daß hingegen das württem* 
bergischc Kabinett unbedenklich auf den Antrag eingegangen 
sei. Auf meine Anfrage, ob gleiche Versuche auch bei den 
übrigen deutsch-protestantischen Kabinetten geschehen seien, 
erwiderte er, daß er hiervon Beweise in Händen habe, das 
Resultat der getanen Schritte aber nicht kenne. Er ersuchte 
mich, weitere Forschungen anzustellen und ihm über den Erfolg 
derselben Nachricht zu geben. Jn Wiesbaden , Mainz und 
München erfuhr ich ganz bestimmt , daß ähnliche Anträge an 
den soeben verstorbenen Herzog von Nassau, an Kurhessen und 
die kleineren sächsischen Staaten gestellt worden , daß diese 
und Kurhessen dem preußischen Antrage sich angeschlossen, 
der Herzog von Nassau dagegen erwidert habe: er sei mit seinen 
katholischen Untertanen sehr zufrieden, habe daher nicht von- 
nöten, gegen dieselben irgend eine Allianz zu schließen 1 ). 

Da Preußen bei dieser Gelegenheit die Majorität nicht 
erlangen konnte, so scheint es den Plan in dieser Weise auf- 
gegeben zu haben. — Wegen der bekannten Katholizität des 
Königlich sächsischen Hofes und der Abneigung des sächsischen 
Volkes gegen Preußen dürften wohl in Dresden, obgleich es dort 
unter dem Adel und den Gelehrten eben nicht an preußisch 
Gesinnten fehlt, keine Versuche gemacht worden sein. 

Die bei dieser Gelegenheit von Baden und Nassau gegebenen 



diplomatischen Dienst Bayerns an verschiedenen Höfen des deutschen Bunde* 
tälig, seit 1837 io Karlsruhe, von 1843 — 1847 als Bevollmächtigter Gesandter 
bei der deutschen Bundesversammlung in Frankfurt. 

') Die Ansicht von Raess , Preussen habe die Absicht , sich an 
die Spitze der deutschen Protestanten mm Kampf gegen den Katho- 
lizismus zu stellen und die deutschen Katholiken von Rom abzuziehen, ist 
reichlich unglaubwürdig. Nach andern Mitteilungen, die mir vorliegen, handelt 
es sich lediglich darum, Mittel und Wege zu finden, wie man die Über* 
griffe Roms zurückweisen könne. Dass die übrigen deutschen Höfe sich 
aber ablehnend verhielten» bemerkt schon Treitschke an dem oben (S. 48 
Anm. 4) angezogenen Ort. 

Zeittcbr. t Gesch. d. Oberrh. K.F. XXVÜI t. 4 



*v c FftlHCOONUNlYHWr 



co Wiltberger. 

Antworten sind offenbar unter österreichischem Einfluß diktiert 
worden; Bayern dagegen (ein bayrische Prinzessin ist die Ge- 
mahlin des Großhcrzogüch hessischen Kronprinzen 2 ) ist bei der 
Darrastädter Antwort nicht fremd geblieben. Es wäre datier im 
Interesse der Kirche, im Interesse von Frankreich und des 
königlichen Hauses, wenn unsere Diplomatie den katholischen 
Angelegenheiten in Deutschland ihre Aulmerksarakeit und Ein- 
wirkung zuwenden würde. Auf diesem Felde würde sich Frank- 
reich weit mehr in Deutschland geltend machen, als auf irgend 
eine andere Weise, und demselben Vorteile abgewinnen, die es 
anderwärts vergebens suchen würde. Außer [in] Bayern sind die 
Katholiken in Deutschland mehr oder weniger bedrückt. Ostreich, 
obgleich es den Willen hat, sich mehr Einfluß in Deutschland zu 
verschaffen, wagt es nicht, die kirchliche Seite auszubeuten, teils 
weil es in dieser Beziehung in zu großer Glcichgiltigkeit be- 
fangen ist, teils weil es im eigenen Lande der Kirche bei weitem 
nicht die gehörige Freiheit gestattet; daher beschränkt es sich 
dahin» hie und da in einzelnen Fallen, aber mit der größten 
Klugheit und stets in Verborgenheit, seinen Einfluß anzuwenden; 
so ist z. B. die letzte Wahl des Erzbischofs von Freiburg ganz 
und gar von Ostreich ausgegangen. — Der König von Bayern, 
unterstützt von seinem einsichtsvollen Minister Abel, tut zwar in 
seinem Lande alles Mögliche zur Aufrichtung der so lange hart 
heimgesuchten Kirche; allein gegen das übrige Deutschland ist 
Bayern zu unbedeutend, um irgend einen Einfluß zu gewinnen. 
Frankreich dagegen sollte es nicht an Mitteln fehlen, die katho- 
lischen Interessen Deutschlands wahrzunehmen, sei es auf direkten, 
sei es auf indirekten Wegen. Läßt doch das preußische Kabinett 
kein Mittel unversucht, um in allen deutschen Staaten ein all- 
gemeines Verfolgungssystem gegen den Katholizismus hervorzu- 
rufen und sich als den natürlichen Schutzherrn des Protestan- 
tismus geltend zu machen; warum sollte es uns nicht möglich 
sein» auf demselben Terrain eine für Frankreich höchst vorteil- 
hafte Reaktion ins Leben zu bringen? Viele wohlgesinnte und 
einsichtsvolle Männer haben mir gestanden, daß die Augen der 
deutschen Katholiken auf Frankreich gerichtet seien, und daß, 
wenn das französische Kabinett einen mächtigen Kinfluß in 
Deutschland zu gewinnen wünsche, es auf diesem Wege am 
sichersten und einfachsten zu seinem Zwecke gelangen werde. 
Es steht mir nicht zu, mich hier über die anzuwendenden 
Mittel zu verbreiten; doch kann ich nicht unterlassen, auf eines 
derselben vor der Hand aufmerksam zu machen. Von unbe- 
rechenbarem Gewinne würde es sein, wenn S.« Majestät unser 
König in seiner hohen Weisheit nur Männer von tiefer reli- 



') Der spltere Grosshenog Ludwig III. (1848—1877), vermählt mit der 
hltcfttcn Tochter Konig Ludwigs L von Bayern, der Prinzessin Mathilde* 
A. D. B. 19; 559. 



C iooglc mSStSSS 1 . 



Rats* tt d. Politik des Kabinetts Thiers L J, 1839. 51 

giöser Überzeugung als Gesandte an die kleinern deutschen 
Hofe bestjmmte. Durch ungeheuchelte Ausübung ihrer Reli- 
gionspflichten würden sie auf die Katholiken bald einen mäch- 
tigen Einfluß gewinnen und in ihre intimsten Gedanken hinein- 
gezogen werden. Auf diesem Wege würden sie im Interesse 
der Kirche und des Gemeinwohles überhaupt, wie im Interesse 
von Krankreich insbesondere, zu Erfahrungen gelangen, welche 
sonst der scharfsichtigsten Diplomatie würden entzogen bleiben. 



Preußen. 

Der jetzige Zustand Preußens kann nicht gründlich gewür- 
digt werden, wenn nicht ein kurzer Oberblick der Umstände, 
welche die damaligen Wirren herbeigeführt haben, vorausgeschickt 
wird. Es sei mir daher vergönnt, diesen Bericht in drei Teile 
zu scheiden, die naturnotwendig ineinander greifen. In dieser 
ganzen Geschichte spielt die religiös-kirchliche Seite, besonders 
die konfessionelle Behandlung der Katholiken in Preußen die 
Hauptrolle: denn aus dieser sind die neuern Verhältnisse ganz 
und gar hervorgegangen. Ich werde daher gedrängt und einfach 
darlegen: 1, Das Verhältnis der preußischen Regierung zu den 
preußischen Katholiken bis zum Kölner Ereignis; 2. Das Kölner 
Ereignis in seinen nächsten Veranlassungen und Kolgen; 3. Die 
jetzige Stimmung der preußischen Katholiken gegen die preußische 
Regierung. 

L 

Die preußische Regierung 
und die preußischen Katholiken bis zur Gefangen- 
nehmung des Erzbischofs von Köln. 

Die Katholiken Preußens bilden */ (2 der Bevölkerung; die 
große Mehrzahl dieser Katholiken wohnt in den Rheinprovinzen 
und in Westfalen 1 ), Es stand daher von einer erleuchteten 
Politik zu erwarten» daß bei öffentlichen Anstellungen und Amtern» 
bei Befriedigung der konfessionellen Bedürfnisse u. dgl. auf diese 
imposante Minorität Rücksicht genommen würde. 

Der westfälische Friede von 1648 sichert den Katholiken Reli- 
gionsfreiheit, Kirchen- und Schulgut zu, wie sie dieses im Norraal- 



i) Vgl- als Quelle: Beitrage zur Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts 
in Deutschland, genannt Das Rote Buch 70 ff. Die Benutzung ist zum Teil 
wörtlich. 

4' 



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c^ Wtltberger. 

jähre 1624 besessen hatten; der Schlesische Friede bestimmte 
den Status quo von 1740 inbezug auf Religion, Kirchen und 
Schulen; der Reichsdeputationshauptschluß von 1803 versprach 
den Katholiken der säkularisierten Lander Religionsfreiheit, Kirchen 
und Schulen nebst Kirchen» und Schulgut und angemessene 
Dotation der Domkirchen. Die Wiener Konpreßakte stellte die 
Katholiken den Protestanten in allen deutschen Bundesstaaten 
gleich. 

Alle diese Vertrage ließ die preußische Regierung unberück- 
sichtigt, wo es immer nur möglich war. Die Katholiken wurden 
allenthalben zurückgesetzt von den untersten bis zu den obersten 
Stufen der Verwaltung. 

In den letzten fünfundzwanzig Jahren konnte selten in der 
Armee 1 ) ein Katholik zu einer Offiziersstelle gelangen, einen 
katholischen Major kannte man nicht und noch viel weniger einen 
katholischen General. Der schon längst verstorbene Feldmarschall 
v, Gneisenau war zwar ein Katholik 1 ), in Friedenszeit aber wäre 
er nie zu dieser Höhe gekommen; er hat sich diese Stelle auf 
den Schlachtfeldern durch seine bekannte Tapferkeit errungen. 

Für die religiösen Bedürfnisse des protestantischen Militärs 
wurde gesorgt, indem denselben eine förmliche Militargeistlichkeil 
zugewiesen wurde, welche in Berlin durch einen Feldpropst 
vertreten wird, der bei dem geistlichen Ministerium das Referat 
über die religiösen Interessen der Armeen hat. — Die 9 Armee- 
korps haben 9 protestantische Militäroberprediger, jede der zwei 
Divisionen einen Divisionsprediger nebst einer namhaften Zahl 
Garnisonsprediger. Die Militärinstitute, nämlich die Invaliden- 
häuser, die Kadettenkorps und das Mililärwaisenhaus haben ihre 
protestantischen Prediger. Für die religiösen Bedürfnisse der 
katholischen Soldaten wurde aber in keiner Weise Vorsehung 
getan, obgleich die zwei Armeekorps von Westpreußen und 
Schlesien zur Hälfte katholisch sind, bei dem Armeekorps von 
Posen 2 3 , bei jenem von Westfalen und Cleve und Berg 3 :, 3 ), bei 
jenem der Kheinlande 'U t bei jenem von Ostpreußen >/« und 
jenem von Sachsen '/ u sich zur katholischen Religion bekennen. 
Bloß für das Armeekorps der Kheinlande, das fast ganz aus 
katholischen Soldaten besteht, hatte nach vielen Klagen die 
Regierung einen katholischen Geistlichen angestellt. Durch die 
Militärkirchenordnung vom Jahre 1832 wurden obige Anordnungen 
für das protestantische Militär gesetzlich getroffen, in bezug auf 
die katholischen Soldaten wurde bloß erlaubt, daß sie an die 
betreffenden katholischen Pfarrgeistlichen sich wenden dürfen. 
Der protestantische Soldat wurde also aus Pflicht an den 
protestantischen Prediger hingewiesen, von ihm muß er sich 
trauen und seine Kinder taufen lassen u.s.w.; dem katholischen 



■) Rotes Buch 80 ff. — *> Rotes Buch 100 f. — *) Rotes Buch 
»mehr als f A f - 



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■ ■ 



Raess u. d. Polilik des Kabinetts Thicrs i. J, 1839. 53 

Soldaten aber steht C3 frei, deßfalls sich entweder an den prote- 
stantischen Prediger oder an den katholischen Ortspfarrer, wenn 
gerade einer vorhanden ist, zu wenden. An den Militärinstituten 
war und ist kein katholischer Geistlicher angestellt. Katholische 
Eltern mußten daher zu ihrem großen Leidwesen sehen, daß ihre 
Söhne aus dem Militärdienst meist religionslos und entsittlicht 
zurückkehrten. Die Einsprüche der geistlichen Behörde und 
der westfälischen Stände gegen dieses Verfahren wurden von der 
Regierung nicht beachtet. Inländische Blätter durften deshalb 
keine Klage führen, und ein ausländisches Blatt, der Religions* 
freund zu Würzburg, der darüber öffentliche Beschwerde geführt, 
zog sich dadurch das Verbot in den preußischen Staaten zu 1 ). 

In den bürgerlichen Verhältnissen wurden die Katholiken nicht 
billiger behandelt. 

In der königlichen Umgebung und am Hofe 2 ) befindet sich 
kein einziger Katholik, was diese Konfession als Mißtrauen gegen 
sich betrachtet. Die Kronprinzessin, Schwester des Königs Ludwig 
von Bayern, durfte ihre Religion nur mit der empfindlichsten und 
demütigendsten Beschränkung ausüben. Kein katholischer Priester 
durfte außer der Beicht mit ihr sprechen; und wenn sie beichtete, 
was ihr höchst selten gestattet wurde, mußte dieses in Gegenwart 
von zwei Hofdamen geschehen, die ihr nicht gestatteten, länger 
als einige Minuten im Beichtstuhl zu bleiben. Dagegen mußte 
sie öfters Unterredungen pflegen mit den zwei protestantischen 
Bischöfen Strauß 3 ) und Eulert [Eylert], Nach vielfältigen Quäle- 
reien hörte sie endlich ganz auf, ihre Religion in Ausübung zu 
bringen. 

Alle Minister sind Protestanten. Bei jedem Ministerium ist 
eine Anzahl Ministerialräte, die in verschiedene Sektionen mit 
einem Chef an der Spitze abgeteilt sind. Von allen diesen Chefs 
ist nur ein einziger katholisch, Herr v. Schmedding, der eben den 
Katholiken von jeher verdächtig war*), und von der Menge der 
Ministerialräte sind nur drei katholisch getauft, ungefähr das 
einzige, was von ihrem Katholizismus bekannt ist*). — Von dem 
Ministerium des Postwesens und dessen zahlreichen Räten in 
Berlin, wie auch von den Postdirektionen in den Provinzen waren 
die Katholiken von jeher ausgeschlossen*), desgleichen von den 
Gesandtschaften und Konsulaten im Ausland, 



*( Die Poslverwallung ist in Preussen sehr bedeutend, da die Brief- 
und fahrenden Posten» Eilwagen 11. dgl. ausschließliches Monopol des 
Staates sind, 

') Vgl, Rotes Buch 109. Dieser Religio n*freund für Katholiken 1832, 
herausgegeben von Dr. Benkcrt» ist eine Hauptquelle für das Rote Buch. 
— *( Rotes Buch 73 IT. Brück: KalhoL Kirche 2, 41 f. — 3 ) A. D. B. 36; 
532 ff. Strauss war 1839 Oberkonsistorialrat. — 4 ) A. D. B. 6; 458 f. Vgl. 
Treitschkc 3; 201 4; 713. — *) Rotes Buch 24. b 



C \oogk reiÄ 



54 Wiltberger. 

Der preußische Staat besteht aus Provinzen, an deren Spitze 
ein Oberpräsident mit einem Rate steht. Nicht ein einziger 
dieser Oberpräsidenten ist katholisch, obgleich ihnen obliegt, 
die iura circa Sacra hinsichtlich der Katholiken wahrzunehmen, 
die Hirtenbriefe der Bischöfe zu inspirieren u.s.w. Jede Pro- 
vinz hat mehrere Regierungsbezirke mit einem Präsidenten und 
Vizepräsidenten. Erst in der neusten Zeit ist ein oder der 
andere Katholik Vizepräsident geworden. Von der höheren 
Rechtspflege wurden die Katholiken ebenfalls in der Regel aus- 
geschlossen. 

Diese Mißachtung setzte natürlich bei der katholischen Be- 
völkerung böses Blut. — Dazu kam noch ein förmlicher Ge- 
wissenszwang, der eine fortwährende Gährung in den Gemütern 
unterhielt. 

Bei dem sonst sehr achtbaren König Friedrich Wilhelm ist 
es zur fixen Idee geworden, Preußen habe eine providentiellc 
Sendung, seine Macht würde sich bald über ganz Deutschland 
erstrecken '), und er sei berufen, den Protestantismus in allen 
Ländern zu schützen und ihm den Sieg über den Katholizismus 
zu erfechten. Aus dieser Ursache brachte er die Union der 
beiden protestantischen Religionsverwandten sowohl in Preußen 
durch Kabinettsordre, als in den übrigen deutschen Staaten 
durch preußischen Kinfluß, zustande. Bei dieser Gelegenheit 
verbot er sofort in den öffentlichen Akten, Schriften und Zeitungen 
die Protestanten und die protestantische Kirche mit diesem 
Namen zu bezeichnen, sondern in Zukunft die Ausdrücke Evan- 
gelische und evangelische Kirche in Aufnahme zu bringen. Um 
seinem Werke Stetigkeit zu verschaffen, fertigte er eine eigene 
Agende oder Liturgie für die Armee und alle protestantischen 
Gemeinden [an], brachte ganz Deutschland in das preußische 
Mauthsystem (denn dabei Ließ er sich mehr durch religiöse, als 
politische und finanzielle Absichten leiten); und um zu der 
vermeinten Alleinherrschaft seiner Konfession in dem Auslande 
die Grundsteine zu legen, ließ er auf seine Kosten oder vermittelst 
in Preußen vorgenommener Kollekten Kapellen oder Kirchen in 
Neapel, Turin, Rio de Janeiro . . . bauen. Sogar mußte in Rom 
Herr Bunsen mehrere Male versuchen, eine Kapelle zu öffnen 
und dort eine preußische Gemeinde zu gründen. In Preußen 
selbst nahm die Regierung an vielen katholischen Orten den 
Katholiken Kirchen weg, um sie den sich ansiedelnden Prote- 
stanten oder dem protestantischen Militär einzuräumen, Sodrang 
man im Jahre 1819 mit Gewalt in die schönste Kirche Triers 2 ) 
(Jesuitenkirche) und behauptete sich darin trotz der Einsprache 
der Geistlichkeit und des Magistrats» welche der Regierung die 
St. Maxitnins-, St. Afra- und St. Agnetenkirche zur Wahl boten. 

Vgl* Joseph GörrcSp Alhanasius !06 (4. Auflage), — *) Rotes Buch 
48 f. 



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■ ■ 



Raess XL d, Politik des Kabinetts Tlriers L J. 1839* 55 

In diesem Jahre erst wurde die Ruckgabe versprochen, weil in 
einer Schrift, betitelt: »Zum preußischen Kirchenrecht* alle 
desfallsigen Aktenstücke veröffentlicht» der Rechtsbesitzstand der 
Katholiken auf das unwiderleglichste nachgewiesen, mit gericht- 
licher Belangung gedroht und ernstliche Bewegungen in Trier zu 
befürchten waren. Dagegen wurde den Katholiken, die in prote- 
stantischen Gemeinden bis zu 600 oder 800 Seelen angewachsen, 
die Erlaubnis verweigert, selbst auf eigene Kosten Kirchen zu 
bauen, z. B. in Görlitz, Plettenburg '). . , . Und in Berlin selbst, 
wo neben dem Militär 10000 Katholiken mit der Hedwigskirche 
sich begnügen müssen, konnten diese die Erlaubnis nicht er- 
langen, aus eigenen Mitteln eine zweite Kirche zu bauen. 

Auch in bezug aul das Unterrichtswesen hatten bis dahin 
die Katholiken erfolglose Beschwerden erhoben. In Preußen 
bestehen vier rein protestantische Universitäten (Berlin, Königs- 
berg, Greifswald und Halle), d. h. solche, an denen nur Pro* 
fessoren protestantischer Konfession angestellt werden und prote- 
stantisch-theologische Fakultäten sich befinden. Breslau und 
Bonn sind gemischt; dies beschränkt sich aber bloß auf zwei 
katholisch-theologische Fakultäten, da alle übrigen Professoren 
Nichtkatholiken sind, mit einer oder zwei Ausnahmen. Auf die 
Anstellung der Professoren der Theologie ließ raan den 
Bischöfen auch nicht den geringsten direkten Einfluss*); erhielt 
ein unkatholischer Katholik einen Ruf an die theologische Fakultät, 
so stand dem betreffenden Obcrhirten nichts anderes zu, als 
gegen die Wahl einzusprechen und seine Ansprüche auf die 
unwiderleglichste Weise zu motivieren. Daher läßt sichs er- 
klären, wie der Hermesianismus in Preußen entstellen konnte, 
und wie es möglich war, daß z. B, Herr Gratz*) in Bonn und 
Herr Müller*) in Breslau in ihrer Eigenschaft als Professoren 
der katholisch-theologischen Fakultät mehrere Jahre hindurch 
die absurdesten und handgreiflichsten Irrtümer lehren durften, 
und erst als die Unordnung aufs höchste gestiegen und ernstliche 
Bewegungen zu befürchten standen, die Regierung diese Lehrer 
entsetzte, zum Teil promovierte. 

Ebenso verhielt es sich mit den G)innasien*) und Schul« 
lehrer-Seminarien» wo in der Regel keine Katholiken angestellt 
wurden oder nur solche vom schlechtesten konfessionellen und 
sittlichen Schlage, z. B. in Braunsberg in Ostpreußen, wo ein 
ausgesprungener und im Konkubinate lebender Mönch*) lange 
Jahre als Direktor der dortigen Normalschule sein Wesen trieb. 

Im Jahre 182 1 wurde freilich zur äußeren Gestaltung des 
kirchlichen Lebens eine Obereinkunft mit Papst Pius VII. ge- 



*) Vgl. Brück: Kathol. Kirche 2; 349. — Rotes Buch 39 ff., 52 ff. 
— *) Kotes Buch 18. — •) Weiner 392. — 4 ( Rotes Buch rg t 105. — 
*) Rotes Buch 21. - •) A. a, O. 26- 



8 ,C IWMR' 



^6 Wiltberger. 

troffen und in der Circurascriptionsbulle de salute animarum vom 
16. Juni*) desselben Jahres niedergelegt. Allein die Haupt- und 
Lebenspunkte dieser Übereinkunft sind unerfüllt geblieben, nament- 
lich die freie Wahl der Bischöfe durch die Domkapitel innerhalb 
der drei Monate nach dem Tode des Vorgängers. Die Wahlen 
zu Paderborn und Breslau vor dem Kölner Ereignis und 
die zu Trier in diesem Jahre 1 ) haben die Katholiken bis in die 
tiefste Seele erbittert. — Am Tage vor der Wahl zu Paderborn 
traf ein königlicher Kommissär ein und bedeutete dem Dom- 
kapitel, es hatte einen gewissen Baron von Ledebur 3 ) zu wählen. 
Da keiner der Kanoniker diesen Mann weder persönlich noch 
dem Namen nach kannte» machte das Domkapitel diese Nicht- 
kennlnis als Verhinderungsgrund geltend. Der Kommissär er* 
klärte, daß wenn der von dem Könige vorgeschlagene Kandidat 
nicht gewählt werde, von der Regierung in Rom darauf ange- 
tragen würde, das Bistum Paderborn eingehen zu lassen oder 
den Sitz in eine andere Stadt zu verlegen und sämtliche Dom- 
herrn in Berlin als widerspenstig zu signalisieren; im entgegen- 
gesetzten Falle aber würde der König die baufällige Kathedrale 
herstellen, die Kanoniker bedenken und der Stadt Paderborn 
manche Vorteile zufließen lassen. Durch diese Drohungen ein- 
geschüchtert, hielt das Kapitel eine Heiliggeistmesse und wählte 
den ihm unbekannten Herrn von Ledebur als den Würdigsten. 
Derselbe entbehrte aber alles Vertrauens in seiner Diözese bis 
zu dem Kölner Ereignis, wo er durch eine öffentliche mutige 
Erklärung in dieser Streitsache den Beifall seines Bistums 
verdiente. 

Auf eben diese Weise wurde der Diözese Breslau Herr 
v. Sedtnitzki 4 ), Oheim der Frau von Liegnitz, der zum Prote- 
stantismus übergetretenen Gemahlin des Königs von Preußen, 
aufgedrungen. 

Diese Begebenheiten durften in keinem öffentlichen preußi- 
schen Blatte besprochen werden als in dem Sinne, daß die 
Bischofswahl durchaus frei gewesen; und andere deutsche Blätter, 
welche die Wahrheit kund gegeben hätten, wären in Preußen 
verboten worden und die Redakteure selbst dem Inzicht*) ihrer 
eigenen respektiven Regierungen anheimgelallen, weil damals der 
preußische Einfluß allmächtig war, selbst in Bayern, vorzüglich 
unter dem vorigen König Maximilian und zum Teil auch unter 
dem jetzigen König Ludwig, solange Fürst von Wallerstein, der 



*} Trcitschkc 3; 206 schreibt richtig 16. Juli. Vgl. Wetecr und Weite 3; 
832, — ") Arnoldi wurde am I< Mai 1839 gewählt (A- D, B. i ; 593), aber 
nicht bestätigt. Brück: Kathol. Kirche 2; 368 ff. — Wetter und Weite I; 
1434 ff., 12; 21. — *) Welzcr und Weite 9; 1241. — *) ft. a. O. 2; 1252. 
— *) Die Stelle heisst in der Übersetzung: »Lei redaetcurs eux-memes &e 
fussent exposes l'aniinadversion de leurs souverain* respeclifs.« 



8 lc wiHaio^uHiWjri 



Raus u- d. Politik des Kabinetts Thiers i. J. 1839. 57 

sehr schonlieh rail dem preußischen Kabinette umging, am Ruder 
der Regierung saß. 

Vorfalle der Art blieben in Preußen nicht unbekannt, nur 
blieben sie in ihren Einzelheiten der Kenntnis des großen 
Publikums entzogen. Das warf dann neue Stoffe der Unzufrieden- 
heit in die Gemüter der Katholiken. 

Als nun der Hof die bischöflichen Stühle mit vermeintlich 
gelehrigen Oberinnen*) besetzt glaubte, wurde ein Hauptschlag 
gegen den Katholizismus durch Aufhebung der katholischen 
Praxis in bezug auf die gemischten Ehen versucht. 

Diese von der Kirche stet3 festgehaltene und notwendig aus 
dem Wesen der katholischen Lehre hervorgehende Praxis besteht 
darin, daß die gemischten Ehen nur dann von der Kirche ein- 
gesegnet werden» wenn Bräutigam und Braut das Versprechen 
ablegen» alle aus der Ehe zu erzielenden Kinder in der katho- 
lischen Religion zu erziehen. 

Nach dem preußischen Landrecht, T. IL» Titel 2 l ) f die 
Erziehung und den Unterricht betreffend, sollen nach § 76 in 
gemischten Ehen bis zum 15. Jahre die Söhne in der Reli- 
gion des Vaters und die Töchter in der Religion der 
Mutter erzogen werden. Als Preußen mehrere katholische 
Provinzen erworben, wurde vermittelst Kabinettsordre vom 21, Nov. 
1803 diese Verordnung dahin abgeändert, daß eheliche Kinder 

jedesmal in der Religion des Vaters unterrichtet werden 
sollten. Nachdem Preußen die Rheinprovinz und Westfalen in 
Besitz genommen, befahl Friedrich Wilhelm verschiedene Male, 
namentlich durch die Kabinettsordre vom 17. August 1825» daß 
die erwähnte Verfügung vom 21, Nov. 1803 auch auf diese 
Länder ausgedehnt sei und bleibe, unter Androhung der Amts- 
entsetzung im Falle des Darwiderhandelns. Die katholische 
Geistlichkeit berief sich aber auf die ihren Konfessionsverwandten 
garantierte Gewissensfreiheit und auf ungehinderte Ausübung ihres 
Kultus, verweigerte die Aufgebote und die Einsegnung gemischter 
Ehen» wenn nicht, der katholischen Lehre gemäß» das Ver- 
sprechen abgelegt wurde, alle Kinder in der Religion des katho- 



*) In Trier war Hcir von Homnicr [Brück: Kaiho). Kirche i; 164» 
Wetzer und Wehe 12: 20 f.]. ein guter, frommer, aber schwacher Greis; in 
Köln iler Erzbischof von Spiegel [Brück 3. a. O- 1; 162 f.], nicht ohne 
Charakterfestigkeit und Einsicht, jedoch als Oberhirte von jeher den Katho- 
liken wie dem Heiligen Stuhle etwas verdächtig und von Berlin aus als 
Staatsrat sehr cajolirt; in Münster Kaspar Maximilian v. Drösle* Vischeriug 
[Bruder des nachherigen Erxbischofs von Köln] [Weiter und Weite 8; 2001], 
ein gutmütiger» bornierter Mann; in Paderborn und Breslau die obengedachten 
Herrn Ledebur und Sedlniizki. Mit den drei oslpreußischen Bischöfen hoffte 
man schon ins Reine zu kommen. 

i) Vgl. Rotes Buch 57 ff. 



C ioogle raiÄ 



^8 Wiltbergar- 

lisehen Kheteits zu erziehen. Die katholische Geistlichkeit be- 
stand um so entschiedener auf dieser Praxis» weil der Vorschrift, 
alle Kinder in der Religion des Vaters zu erziehen, offenbar 
die hostilste Absicht zu Grunde lag und auf Proselytenmacherei 
in den Rheinprovinzen berechnet war. So verstanden es wenig- 
stens die Katholiken. — Die Offiziere und Beamten sind größten- 
teils aus dem meist unbemittelten nord- und ostdeutschen Adel 
und dem Bürgerstande der protestantischen Provinzen. Diese 
Offiziere und Beamten suchten sich mit den Töchtern des reichen 
westfälischen und rheinischen Adels und den bemittelten Rhein- 
länderinnen überhaupt zu vermählen ! ). Wenn diese Männer 
auch wenig oder gar kein Vermögen mit in die Khe brachten, 
so behaupteten sie doch eine ehrenvolle, oft auch etwas lukra- 
tive Stellung im Staatsdienste ; und diese genügte manchen 
katholischen Familien. Oft wurde das Versprechen der katho- 
lischen Kindererzichuug abgelegt und auch gehalten, manchmal 
aber auch nicht gehalten. In anderen, wenigen Fällen, wo das 
Versprechen verweigert wurde, gab es einige Male katholische 
Geistliche, welche die Ehe dennoch einsegneten, meistens aber 
wurde die Trauung abgelehnt. — Auf diese Weise geschalt 
weder der katholischen Vorschrift noch der königl. Kabinetts- 
ordre Genüge: immerhin aber wurden die Katholiken erbittert, 
besonders weil der König in den seltenen Fällen, wo der Mann 
katholisch und die Krau protestantisch war, von der Vorschrift 
der Kabincttsordre dispensierte und diese Katholiken zur Be- 
lohnung ihrer Kondescendenz im Zivil- oder Militärdienst be- 
förderte. 

Da alle Drohungen und Versprechungen an dem festen 
Widerstand der Pfarrgeistlichkeit fehlschlugen*), erboten sich die 
Bischöfe, von dem Heiligen Stuhle eine desfallsige Milderung 
der Praxis zu erbitten, und es erfolgte unterm 25. März 1830 
ein Hreve von Papst Pius VIII., wodurch den Seelsorgern 
gestattet wurde, in den Fällen, wo die gemischten Ehen nicht 
verhindert und das Versprechen der katholischen Kindererztehung 
nicht erlangt werden könne, zur Vermeidung größerer Unheile 
bei der Eingehung der Ehe bloß passiv gegenwärtig zu sein, 
ohne aktive Mitwirkung, und den Akt in das Trauungsbuch ein- 
zutragen*) — : * ... Paterentur quidem eas (nuptias) ipsis prae- 
sentibus confici , ut audito utriusque partis consensu , deineeps 
pro suo officio actum valide gestum in matrimonium librura 
referrent, sed caverent semper ab illicitis huiusraodi malrimoniis 
ullo suo actu comprobandis, inultoque magis a sacris preeibus et 
ecclesiastico quovis ritu eisdem adraiscendo.« Um diese Stelle 

') Ebenso Maurenbrecher: Die preußische Kirchenpolitik und der 
Kölner Kirchenstreit 74. Kotes Buch 63. Vgl. auch Treitschke 3; 215. — 
*) Die Darstellung Ähnelt der des Katholik 4; 298. — *) Die Darstellung bei 
Treilschke 3; 415 f lautet etwas anders. 



ogk ,WÄÄ 



Ratss il d. Politik des Kabinetts Thiers I. J. 1839. ijy 

ganz zu verstehen, ist zu bemerken.» daß in Deutschland da, wo 
die französische Gesetzgebung nicht besteht, der Unterschied 
zwischen bürgerlicher und kirchlicher Ehe nicht bekannt ist 
und der Geistliche auch zugleich Zivilstandsbeamter ist. Nach 
diesem Umstände muß jene passive Assistenz des Pfarrers ge- 
würdigt werden. 

Mit diesem auf das äußerste getriebenen Zugeständnis war 
Preußen noch nicht zufrieden und hielt die besagte Bulle 
Pius' VIII. vier Jahre lang geheim. Im Jahre 1834 wurde Graf 
v. Spiegel» Erzbischof von Köln» nach Berlin berufen, wo bereits 
der preußische Ministerresident in Rom, Herr Bunsen, ange- 
kommen war. Der Erzbisehof war von dem kirchlichen Kano- 
nikus Dr, München begleitet» einem gewandten und ehrgeizigen 
jungen Manne» der das ganze Vertrauen des Prälaten besaß und 
auch schon als dessen Nachfolger bezeichnet wurde. Dieser 
Kanonikus beredete, den Erzbischof, eine von Herrn Bunsen 
abgefaßte Konvention vom iq. Junius 1834 *) zu unterzeichnen» 
welche Konvention feststellt» das päpstliche Breve von Pius VIII, 
sei dahin auszulegen» daß es mit der königlichen Kabinettsordre 
von 1825 nicht in Widerspruch stehe» mithin die gemischten 
Ehen eingesegnet werden können» auch wenn nicht alle (oder 
keine) Kinder katholisch erzogen würden- Eine königliche 
Kabinettsordre vom 30. Juni 1834 genehmigte diese Überein- 
kunft. Die große Schwierigkeit war nun aber, den Beitritt der 
rheinischen und westfälischen Bischöfe zu erschleichen. Es ward 
daher bestimmt» daß man zuerst den Schwächern und Nach- 
gibigern angehen würde: und diese Wahl fiel auf den Bischof 
von Paderborn. Mit der Unterschrift des Erzbischofs von Köln 
reiste also Herr Bunsen vorerst nach Paderborn zu Herrn Ledebur, 
dann nach Münster zu Herrn Kaspar v. Droste» zeigte ihnen 
die vom Grafen v. Spiegel unterzeichnete Konvention vor, ver- 
sicherte beide Prälaten» denen er keine Zeit ließ, ihre geist- 
lichen Räte zu befragen, die Mehrheit der Kardinäle sei mit der 
Konvention einverstanden, und erhielt solcher Weise, jedoch 
nicht ohne Schwierigkeit, ihren Beitritt. Herr V, Ledebur unter- 
schrieb den 5. Juli 1834 und der Bischof von Münster den 
10. Juli 1834. 

Wegen des Beitritts des Bischofs von Trier war man mehr 
besorgt, deswegen wurden auch mehr Vorsichtsmaßregeln ergriffen 
und Mittel aufgeboten. Vorerst wurde er nach Koblenz be- 
schieden» weil man fürchtete, in Trier möchte es ihm gelingen, 
seine Geistlichen zu Rate zu ziehen. Der Erzbischof von Köln 
reiste selbst mit Herrn Bunsen nach Koblenz, und infolge der- 
selben Versicherungen, die den Bischöfen von Paderborn und 
Münster gegeben worden, trat er in der größten Bedrängnis 
unterm 29. Juli ebenfalls der Konvention bei. 



') Brück; Kathol. Kirche 2; 280. Treitschkc 4: 687. 



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■■ 



6o Wüiberger. 

Nach dem Artikel VI dieser Konvention sollten die Bischöfe 
die Bulle Pius* VIII. endlich an die Dekane ergehen lassen mit 
dem Beifügen, diese Bulle nicht zu veröffentlichen, die mildere 
Praxis sei darin zugestanden und die königl. Kabinettsordre vom 
Jahre 1825 könne jetzt in Vollzug gebracht werden. Die Ber- 
liner Konvention selbst wurde streng geheim gehalten. 

Diese willkürliche Auslegung des Breves machte bei der 
Pfarrgeistlichkeit großes Aufsehen und gab zu zahlreichen Prote- 
stationen Veranlassung. 

Bald darauf starben der Krzbischof von Köln, Graf v. Spiegel, 
und der Bischof von Trier, Herr v. Hommer. Letzterer wurde 
wegen seines der Berliner Konvention geleisteten Beitritts so 
von Gewissensängsten gefoltert, daß er kurz vor seinem Tode 
die geheime Konvention nebst einem Rctraktionsschreiben an 
den H. Vater sandte und um Verzeihung der von ihm begangenen 
Sünde bat Von diesem Schritte hatte die Regierung nicht die 
mindeste Ahnung; daher leugnete sie auf die etwas unbe- 
stimmte römische Beschwerdeführung über einen geheimen, un- 
kirchlichen Vertrag mit Beharrlichkeit die Existenz desselben 
entschieden ab. 

Unterdessen wurde Klemens August v, Drostc ') ausersehen, 
um den erzbischöflichen Stuhl zu Köln zu besteigen. (Die 
preußische Regierung mußte Dr. München 1 ) aufgeben, weil die 
Domherrn ungeachtet der gemachten Insinuationen ihn nicht 
zum Kapitelsverweser gewählt hatten.) An Herrn Klemens August 
v. Droste wurde die Anfrage gestellt, ob er die, das Breve 
Pius' VIII. erklärende Berliner Konvention, die man ihm jedoch 
nicht vorlegte , annehmen wolle und zu handhaben verspreche. 
Kr gab eine schriftliche Antwort, daß er ihr beitrete, insofern 
sie mit dem besagten Hrcve übereinstimme. Die Regierung 
begnügte sich mit dieser Erklärung, und er bestieg den Köl- 
nischen Stuhl, Allein er hielt bezüglich der gemischten Ehen 
die katholische Lehre und Praxis fest, und auf die Beschwerde 
der Regierung, daß er die Berliner Konvention nicht beachte, 
erwiderte er, daß er diese nur insofern angenommen, als sie 
mit dem päpstlichen Breve nicht in Widerspruch stehe. Alle 
ferneren Reklamationen und Drohungen der Regierung beant- 
wortete er fortan in dieser stereotypen Weise; und als ich auf 
einer Rheinreise den Prälaten im Monat Juni 1837 besuchte, 
halte der Notenwechsel bereits eine so bedenkliche Wendung 
genommen, daß ich nicht mehr an dem Ausbruche irgend eines 
Ungewitters zweifelte. Kr selbst ahnte es; denn er sagte mir: 
aEs stehen mir harte Kämpfe bevor; ich vertraue aber auf den, 
dessen h. Sache ich verteidige. Nie werde ich ein Verräter 



>) Brück: Kathol. Kirche l; 161, 2; 293, Wtucr u. Wehe 3; 2073 ff-, 
bes. 2076 ff. — *) Ttcitsthkc 4; 687. 



t -oogle rciHatc^ivitfirv 



Uaess q- di Politik des Kabinetts Tluers L J. 1S39. 6 t 

meiner Kirche werden. Es ist Zeit, daß die geheimen Umtriebe 
gegen dieselbe ans Tageslicht kommen/ Dann fügte er lächelnd 
hinzu: »Ich werde den Fuchs schon herauskriegen,* 



II. 

Das Kölner Ereignis. 

Die Hauptursache» welche die Gefangennehmung des Krz- 
bischofs Klemens August v. Drösle veranlaßte, war die Wider- 
setzlichkeit, die er der Berliner Konvention, die mit der Lehre 
der Kirche und dem Breve Pius' VIII, durchaus nicht in Ein- 
klang zu bringen ist, entgegenstellte. Es kamen aber noch 
andere, mehr oder weniger bekannte Ursachen hinzu» welche 
die Regierung bewogen, die projektierte Gewalttat im November 
1 837 vorzunehmen. 

Ein Jahr früher waren mehrere Sätze aus den Werken des 
als Professor der katholischen Theologie zu Bonn verstorbenen 
Dr, Hermes 1 ) von dem Heil. Stuhle zensuriert worden. Hermes 
hatte viele Schüler und Anhänger unter den katholischen Geist- 
lichen, und fast alle theologischen Lehrstühle in Preußen waren 
mit Hermesianern besetzt. — Der Erzbischof v. Droste be- 
handelte diese Schute mit großer Strenge und trieb sie durch 
verlangte Erklärungen so in die Enge, daß ihnen kein Ausweg 
mehr blieb. Dies erbitterte die Partei, welche von der Regierung 
von nun an in Schutz genommen wurde, obgleich diese bis 
dorthin die Hermesianer im Schach gehalten , weil die meisten 
Kontroversschriften gegen den Protestantismus von ihnen aus- 
gegangen und sie überhaupt in Sachen der gemischten 
Ehen die katholische Lehre am entschiedensten ausgesprochen 
und behauptet hatten. Den Hermesianismus betrachtete also 
jetzt die Regierung als einen Bundesgenoß gegen den Erz- 
bischof. 

In Köln selbst und in der ganzen Diözese war der Ober- 
hirt wegen seiner Einfachheit, Frömmigkeit und Mildtätigkeit ein 
Mann des Volkes und in ganz Deutschland hochgeachtet wegen 
seiner theologischen Gelehrsamkeit. In den höheren Ständen 
zu Köln dagegen fand er beinahe gar keinen Anklang» weil er 
nirgends als in seinem Kabinette und in der Kirche zu sehen 
war und aus Mangel an geselligen Formen mehrere hochgestellte 
Personen verletzte. Hier nur ein Beispiel. Als er den erz- 
bischöflichen Stuhl bestiegen, wollte ihm der Kommandant der 



*) Über Hermes vgl. Werner 39fr ff- Treitschke 4; 692 ff. Brück: 
Kaihol. Kirche 2; 483 ff- Wetzer und Weite 5; 1875 ff* — Die Zensurierung 
des Hermesianismus fällt in der Hauptsache in das Jahr 1835 (Treitschke 4; 
693), nicht 1836, wie Raess hier schreibt- Vgl. Wetzer und Weite 5; 1888* 



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02 Wiltbergcr. 

Kheinprovinzen, General v. Borstell» mit seinem Besuche zuvor- 
kommen, wurde aber (so erzählt man sichs wenigstens in Köln) 
zweimal, obgleich er sich zu erkennen gegeben und eine Karte 
zurückgelassen, aus dem erzbischöflichen Palast abgewiesen mit 
dem Bedeuten, der Prälat sei so sehr mit Berufsarbeiten 
überhäuft, daß er keine Anstandsbesuche annehmen oder machen 
könne. Der General von Borstell, obgleich Protestant und sonst 
ein biederer Ehrenmann und mit Ruhm bedeckter Militär, wurde 
durch dieses Benehmen eher angenehm als unangenehm berührt, 
indem er bei dieser Gelegenheit gesagt haben soll: »das ist ein 
rechter Bischof; der ist der Welt ganz abgestorben und lebt nur 
seiner Herde.« Nicht so urteilte die übrige hohe Gesellschaft 
und fand dieses schroffe Benehmen sehr beleidigend, Ober- 
haupt soll des Erzbischofs Dienerschaft Befehl gehabt haben, 
jeden, der zum Besuche kam, wer es auch sein mochte, zu 
fragen, ob er in Berufs- oder Diözesanangetegenheit sich ange- 
meldet wissen wolle, oder blos eine Höflichkeitsaudienz begehre; 
im ersteren Falle wurde ein jeglicher zugelassen, im zweiten ein 
jeglicher abgewiesen. 

Mit seinem Metropolitan kapitel war der Bischof ebenfalls 
zerfallen. Herr Generalvikar Hüsgen '), welcher früher die Erz- 
diözese administrierte, war jetzt ohne allen Einfluß, indem der 
Oberhirt fast alle Geschäfte selbst besorgte; die Herren Filz 
[Tilz?], Schweizer und München waren Hermesianer, die übrigen 
mit in die Abneigung hineingezogen. Nur Herr Iven 1 ), ein ein- 
sichtsvoller und gewissenhafter Mann, und Herr Montpoint 1 ), 
ein aus den Napoleonischen Zeiten in Köln zurückgebliebener 
P'ranzose, ohne theologische Bildung, aber in Ehrensachen über- 
aus zartfühlend und taktvoll, erklärten sich entschieden zu gunsten 
des bedrängten Erzbisehofs. 

In Bonn verbot der Prälat den Theologen, die Vorlesungen 
der von der Regierung gehegten hermesianischen Professoren zu 
hören unter Androhung der Ordinationsverweigcrung, Im Kölner 
Seminar waren der Superior und die Professoren oder Repetenten 
Hermesianer und weigerten sich, den ihnen abverlangten Wider- 
ruf zu unterzeichnen. Der Erzbischof, der sie nicht aus dein 
Seminar entfernen konnte, weil sie von der Regierung angestellt, 
unterstützt und besoldet waren 9 untersagte den Seminaristen, 
ihren Kursen beizuwohnen und beauftragte einige Pfarrer, die er 
dafür selbst besoldete, ihnen Vorlesungen zu halten. Um jedoch 
diesem Übelstande des Zusammenlebens mit interdizierten Pro- 
fessoren abzuhelfen, hatte er sich kurz vor dem Ereignis vor- 
genommen, was er mir selbst sagte und was auch wohl zur 
Kenntnis der preußischen Behörde gelangte, seine Pretiosen und 



J ) Brück: Kathol. Kirche 2; 299, 329 f. — *) Brück: KithoL Kirche 2; 
333- — *) a- »- O. 2; 3*9- 



BUHoÄm 



Raess d. ■ :. Politik des Kabinetts Thien L J. 1839. 65 

sein Silbergeschirr zu verkaufen» um die Seminaristen in seinem 
eigenen Palaste beköstigen und unterrichten lassen zu können, 
was auch geschehen wäre» wenn seine Gefangennahme nicht 
stattgefunden hätte. 

Nach diesen Vorgangen hielt demnach der Hof in bezug 
auf das Inland den Augenblick zur Ausführung eines Gewalt- 
streichs [für] günstig. Auch zählte mau teils auf die Mitwirkung 
oder den Beifall, teils auf das Stillschweigen des Auslandes und 
der übrigen deutschen Bundesstaaten 1 )» um auf diese Weise Rom 
zu zwingen» den Verfügungen des preußischen Landrechts 
in bezug auf die gemischten Ehen kirchliche Geltung zu erteilen. 
Sogar lag die Hoffnung nicht gar fern, die deutsche katholische 
Kirche von der päpstlichen Suprematie ganz loszureißen. 

Gleichwie in Preußen die Presse ausschließlich in den Händen 
der Administration liegt, so hatte die preußische Politik auch die 
übrige deutsche, besonders die periodische Presse im Solde und 
die ganze Zensur in ihren Diensten, Allmächtig war der preußische 
Einfluß in Württemberg, in den beiden Hessen, in den kleinern 
sächsischen Staaten» in den. Hansestädten und in bezug auf reli- 
giöse Fragen auch im Königreich Sachsen» mit Ausnahme des 
dortigen katholischen Hofes. Seit Herr V. Blittcrsdorf Minister 
des Auswärtigen geworden » hat sich die badische Politik von 
Preußen weg und etwas mehr zu Ostreich hingewendet. Das 
preußische Kabinett zählte ferner auf Hannover und Holland, 
wie desgleichen auf die enklavierten Länder, Man zählte sofort 
auf die Zustimmung Englands und seiner Blätter, auf die Neutra- 
lität und Statu[s]quopolitik Ostreichs, und in Bayern hoffte man 
durch die Diplomatie und nötigen Falls durch den Bundestag 
die Preßfreiheit zu bezügeln* Unbegreiflicherweise ging das 
Berliner Kabinett in seiner Täuschung so weit, daß es glaubte, 
der französische Hof, die französische Regierung, die ministerielle 
Presse und die republikanischen Blätter aller Nuancen würden 
dem Gewallstreiche ihren Beifall geben und Kom müßte» dem 
Drange der Zeiten und Umstände erliegend» die Sache ruhig 
geschehen lassen. 

Der Irrtum hat sich zu spät erwiesen. — Zwar nahmen in 
Deutschland die Blätter zweiten Ranges das preußische Verfahren 
in Schutz, 2. B. der Hamburger Korrespondent» die Leip- 
ziger Allgemeine Zeitung» die Hannövrische Zeitung, 
das Frankfurter Journal» der Schwäbische Merkur und 
einige andere minder gelesene Blätter: allein es geschah mit 
einer solchen Plumpheit und zum Teil Unkenntnis der wahren 
Sachlage, mit einer so handgreiflichen Parteilichkeit und Ein- 
seitigkeit» daß sie der preußischen Sache mehr schadeten als 



Vgl, Treilschkc 4; 714 f- 



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64 Wiltberg«. 

nutzten. Die Augsburger Allgemeine Zeitung 1 ), die alle 
Aktenstücke, das Kür und Wider aufnahm, und deren Artikel 
zu Gunsten des Erzbischofs mit bewunderungswürdiger Umsicht, 
Milde und Sachkenntnis geschrieben waren, schadete der preußi- 
schen Sache am meisten; denn diese in 20000 Exemplaren ver- 
breitete Zeitung ist die größte typographische Macht Europas 
und das Journal der Kabinette, der Gelehrten, der Beamten und 
des gebildeten Volkes. Am kräftigsten aber kämpfte gegen das 
preußische Verfahren die Neue Würzburger Zeitung, redigiert 
von Dr. Zander 2 ), einem Mecklenburger Konvertiten, der sehr 
bedeutende Verbindengen halte, indem die geheimsten Akten- 
stücke aus Preußen in seine Hände gespielt wurden. Dadurch 
wurde er der Gegenstand eines so tatigen Ingrimmes , daß 
Preußen am Bundestage zu Frankfurt Klagen gegen ihn erhob 
und die bayrische Regierung für den Augenblick nachgeben zu 
müssen glaubte und ihm von der Redaktion abzutreten bedeutete »). 
Vor einigen Monaten erkaufte die preußische Regierung dieses 
Blatt von dessen Verleger und Eigentümer, Buchhändler Stahel, 
vermittelst 12000 Taler; durch seine geheimen Verbindungen 
erfuhr Zander diese Makelei [!], kündigte ein neues Blatt als Frän- 
kischer Kurier an und deckte das Geheimnis auf. Alle 
Abonnenten der Neuen Würzburger Zeitung traten nun an den 
Fränkischen Kurier über» Es darf nicht mit Stillschweigen 
übergangen werden, daß Zander nicht ohne politische Bedeutung 
ist. Von Rußland bezog er lange Zeit eine jährliche Pension 
von 200 Dukaten gegen das Versprechen, nicht zu Gunsten 
der polnischen Revolution zu schreiben. Dies Gehalt und 
andere pekuniäre Vorteile gab er 1837 auf, um sich ganz und 
mit allen zeitlichen Opfern der Kölnischen Sache zu widmen. 
Im verflossenen Juni traf ich in Wiirtburg selbst mehrere Male 
mit ihm zusammen. Er ist ein junger Mann von ungeheurer 
Rührigkeit, beurteilt die europäische Politik mit großem Scharf- 
blick, besitzt eine ungewöhnliche Detailkenntnis aus allen Ländern 
von politischer Bedeutung, steht mit den verschiedenartigsten 
Leuten in Verbindung und hat die Gewandtheit, zu seinen 
Zwecken dienende Artikel direkt oder indirekt in den Zeitungen 
der entgegengesetzten Farben unterzubringen. Auf die Politik 
Frankreichs ist er als begeisterter Deutschtümler eben nicht gut 
zu sprechen, doch ist er ein großer Bewunderer unseres König?. 
Am meisten gefallt ihm in Frankreich die Religionsfreiheit und 
die Abneigung der Franzosen gegen das Preußentum; aus diesen 
zwei Ursachen wird er wohl schwerlich gegen Frankreich schreiben, 
obgleich die belgische Partei, die Belgien von Frankreich abzu- 
wenden und an den deutschen Zollverein zu knüpfen sich be- 
müht, an ihm einen ihrer stärksten und erleuchtetsten Vor- 



') Treitschke 4; 717, — *) Vgl. Brück: Kathol. Kirche 2; 577 und 
Treilschkc 4; 716, 721 f. — *) Treitschke 4: 722. 






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Raess u. d. Politik des Kabinetts Thiers i- J. 183g. 65 

kämpfer hat* — Durch Zander, die Neue Münchener Zeitung 
und zum Teil die Allgemeine Augsburger Zeitung wurde 
die preußische Presse ganz zu Hoden geschlagen. Dazu kamen 
noch etwa 300 Klugschriften, welche das Kölner Ereignis be- 
sprachen, unter welchen sich die anonyme eines praktischen 
Juristen (vom Advokaten Moritz Lieber im Herzogtum Nassau) 
vom juridischen Standpunkte auszeichnete 1 ), besonders aber der 
Athanasius von Professor Görres*) in München, der wie ein 
elektrisches Feuer auf ganz Deutschland gewirkt hat. Ich rede 
hier nicht von den päpstlichen Allokutionen» die wahr, bündig, 
kraftvoll und apostolisch, wie sie waren, der preußischen Politik 
eine nie zu heilende Wunde geschlagen 3 ). 

Die große Mehrzahl der Schriften lür die Sache des Erz- 
bischofs erschien in Bayern; daher von Berlin Beschwerden ohne 
Zahl an das Münchener Kabinett ergingen, König Ludwig blieb 
aber bei der Erklärung fest, daß er in dieser Angelegenheit die 
Presse freigegeben und nur Verläumdungen oder Formverletzungen 
ahnden werde; und auf die gegen Professor Görres erhobenen 
nichtigen Klagen erwiderte er dadurch, daß er ihm den Zivil- 
verdienstorden verlieh und ihn in den Adelsstand erhob, wo- 
gegen der König von Preußen dem am bayrischen Hof in Un- 
gnade gefallenen Philologen Thiersch zu München den preußi- 
schen Adlerorden verlieh. Selbst am Itundestag in Frankfurt, 

wo der preußische Einfluß überwiegend ist, wurden gegen Bayern 
ob dieser Preßfreiheit Klagen erhoben. Ludwig blieb aber fest 
auf seiner Handlungsweise und machte sogar, als eben das Feuer 
am Bundestag am heftigsten glühele, eine Reise nach Aschaffen- 
burg in die Nahe von Frankfurt, bei welcher Gelegenheit er dem 
Bischof von Speyer bemerkte: •Ich will ihnen zeigen, daß ich 
sie nicht fürchte* 4 ). 

Die übrigen Höfe Deutschlands mißbilligten größten Teils 
die Kölner Gewalttat, namentlich Baden 5 ), Hessen-Darmstadt und 
Nassau, weil sie befürchten, sie möchte eine Umwälzung von 
ganz Deutschland veranlassen. Der Herzog von Nassau und 
der Großherzog von Baden offenbarten sich besonders diese 
Befürchtung bei Gelegenheit eines Besuches, den jener dem 
Großherzogc in Karlsruhe abstattete. Diese Äußerungen geschahen 
in Gegenwart des Herrn Demeter, Krzbischofs von Freiburg, von 
dem ich diese Mitteilung erhalten habe. 

Wenn die Folgen gezeigt haben, daß der Gewaltstreich 
mindestens ein großer Fehlgriff war und der Moment ungünstig 
gewählt worden» so lagen auch noch innere Gründe vor, welche 
denselben als unzeitig hätten andeuten sollen. Trotz der oft 
wiederholten Bedrohung, in der Rheinprovinz die dort seit dem 



») Treitschke 4; 716- — *) a- a. O. 715. — *) lt. a. O, 4; 699. — 

*) Vgl. ft* 1* O. 4; 721. — *) Vgl. dagegen a. a. O« 4; 714. 

Zcitichr t Geich. d. Obcrrh, NF. XXVIII. 1, ; 



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66 WilLberger. 

Kaiserreich in Kraft gebliebene und sehr beliebte französische 
Gesetzgebung aufzuheben und trotz der Mißhandlung eines 
großen Teils der Bevölkerung insbesondere, hatten dennoch die 
Kheinprovinzen sich allmählich an die preußische Regierung 
gewöhnt und fingen mitunter an, etwas preußischer zu werden. 
Durch das Kölner Ereignis wurden diese besten Eindrucke mit 
einem Schlage verwischt. 

Unter den preußischen Katholiken herrschte gerade zu jener 
Zeit eine starke Gährung infolge einer Schrift, welche 1835 in 
Augsburg erschien unter dem Titel: »Beiträge zur Kirchen- 
geschichte des 19. Jahrhunderts«, gemeinhin das Kote 
Buch genannt» weil in einen roten Umschlag geheftet. Dieses 
Buch enthielt eine Unzahl von Tatsachen meistens mit An- 
führung der einschlägigen Aktenstücke, mit Angabe der Per- 
sonen, der Zeit und Örtlichkeit u.s.w. als eben so viele Belege, 
daß die Katholiken im Unterriehtswesen, im Zivildienste» im 
Heere etc. auf das schnödeste und ungerechtste behandelt 
werden. In ganz populärer Form abgefaßt, wurde sie [!] von allen 
Klassen verschlungen, und der Absatz war so reißend, daß selbst 
ein protestantischer Buchhändler in Leipzig das Buch in 
Tausenden von Exemplaren nachdruckte und damit eine ergiebige 
Spekulation machte. An der westpreußischen Grenze erschienen 
ebenfalls Nachdrücke zu Sittard in Belgien und Auszüge in allen 
Formen. Dieses Manifest machte <*in solches Aufsehen, daß es 
ins Franzosische übersetzt wurde , in den meisten belgischen 
und in vielen französischen Blättern im Auszuge erschien, und 
Ü'Connel die Quintessenz davon in der Review von Dublin gab 
und es selbst angesichts des Parlaments besprach. 

Die preußische Regierung» unvermögend, die im Roten 
Buche angeführten Tatsachen in Abrede zu stellen, beauftragte 
einen gewissen Professor Ellendorf, die Schrift so gut wie mög- 
lich zu widerlegen. Die Antwort erschien 1837 zu Rudolstadt 
unter dem Titel: *Die katholische Kirche Preußensc; allein 
anstatt das Kote Buch zu widerlegen, diente sie vielmehr zu 
dessen Bestätigung, denn abgesehen von dem rohen Geschimple 
von Anfang bis Knde gibt die Widerlegung einen Teil der be- 
zichtigten Tatsachen zu und leugnet die andern gerade hinweg 
ohne alle Gegenbeweise , orler wenn solche angeführt werden, 
so enthalten sie bare historische oder statistische Unwahrheiten, 
So sagt die Widerlegung: >Die Katholiken sehen, daß Preußen 
ihnen volle Gerechtigkeit widerfahren laßt. Der ehemalige 
Chefprasident Raimann zu Aachen , sein jetziger Nachfolger, 
Herr von Spiegel (gemeint ist Stolberg], sind Katholiken.« Nun 
aber war gerade dieser Herr Raimann ein Protestant und Herr 
v. Stolberg weder Kaiholik noch Kaimanns Nachfolger. In 
einer zu Neuburg an der Donau gedruckten Bestätigung des 
Roten Buches wurden alle Blößen dieser sogenannten Wider- 
legung aufgedeckt und Preußen noch mehr kompromittiert. 



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Raess u- cl. Politik des Kabineus Tluers L J. 1839. 67 

Während nun die Gährung unter den Katholiken aufs höchste 
gestiegen und das Gewitter hätte beschwichtigt werden sollen, 
wurde der Krzbischof von Köln mit Kanonen und brennenden 
Lunten 1) gefangen genommen. 



III, 

Die jetzige Stimmung der preußischen Katholiken 
und zum Teil Protestanten. 

Wer Preußen, namentlich die Rheinprovinzen und West* 
falen» vor zwei oder drei Jahren besucht hat und jetzt dieselben 
bereiset» der wird erstaunen über die gänzliche Umstimmung 
der Gesinnung. Dortmals hatten die Katholiken ihre politische 
und bürgerliche Zurücksetzung in Geduld ertragen und hinsicht- 
lich der religiösen und kirchlichen Beeinträchtigungen auf bessere 
Zeiten gehofft und überhaupt in die Gerechtigkeit des Königs 
und seiner Regierung noch einiges Vertrauen gesetzt. Besonders 
glaubte man in bezug auf den Kronprinzen sich zu besseren 
Erwartungen berechtigt; und wirklich stand der Erzbischof von 
Köln noch unmittelbar vor seiner Gefangennahme mit diesem 
Prinzen und mit dem milder gesinnten Staatsrat Nicolovius 1 ) in 
vertraulichem Briefwechsel. Das Vertrauen auf den Kronprinzen 
wurde jedoch seither auch aufgegeben , weil dessen Konnivenz 
und Teilnahme an dem Kölner Ereignis später sich ergeben hat. 
Ohne dessen Mitwissen ist jedenfalls nichts geschehen, indem 
er gerade zur Zeit» wo die Gewalttat ausgeführt werden sollte, 
eine außergewöhnliche Reise nach München unternahm und 
dort wieder viel langer als sonst — obgleich zur Winterzeit — 
sich aufhielt- Auch hat man nicht übersehen, daß die Personen 
aus seinem Gefolge, welche mit den entschiedensten Münchener 
katholischen Gelehrten sehr befreundet sind, wahrend der ganzen 
Zeit des Aufenthalts außer aller Berührung mit diesen geblieben. 
Übrigens hat sich der Kronprinz in einem öffentlich gewordenen 
Schreiben gegen den Erzbischof von Köln erklärt, was man als 
eine Erklärung gegen den Katholizismus selbst ansieht, da man 
die Sache des Oberhirten mit der Sache der katholischen Kirche 
überhaupt identifiziert Obgleich indes alle Erwartungen ge- 
tauscht worden und die Katholiken von preußischer Seite fort- 
während mit der härtesten religiösen Bedrängung heimgesucht 
werden, so wird dennoch keine Umwälzung vom Volke selbst 
ausgehen, da die Katholiken von der Pflicht der Unterwürfigkeit 
gegen die bestehende Regierung allzu tief durchdrungen sind; 
es müßte denn die religiöse Verfolgung bis zur Verzweiflung 
bringen und eine demokratische oder sonstige Reaktion sich 

') Der Ausdruck wörtlich aus Giirres: Alhanasius (4, Auflage) l- — 
a ) Vgl, daru die Bemerkung über Nicolovius und Schön hei Treiischke 3 ; 416. 

5* 



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■. 



68 ViltberRcr. 

ihnen [!] zugesellen, welches letztere kaum zu denken, da in Preußen 
wenig revolutionäres Element anzutreffen. In Belgien war dies 
möglich , weil nur Eine Religion dort herrschet» die Geistlich- 
keit eines Sinnes war, die demokratische Partei von de Potter 1 )» 
Uarthels und Thielmans bestandig das Feuer schürte und die 
Belgier überhaupt mehr zum Aufstand als zur Duldung geneigt 
sind, wenn ihren geistigen oder materiellen Interessen zu nahe 
getreten wird. Nicht dieselbe Bewandtnis hat es mit den preußi- 
schen Rheinlanden und Westfalen, wo das Volk nicht durch- 
gehends derselben Konfession angehört, die Geistlichkeit in etwas 
geteilt ist» keine eigentlichen Demokraten die Massen bearbeiten, 
die großen Kaufleute und Fabrikanten preußisch denken und 
die Einwohner überhaupt duldender und ruhiger Natur sind. 
Gerne aber würden diese, wenn es die Vorsehung fügte, von 
einer katholischen Macht sich erobern lassen und wenig oder 
gar keinen Widerstand leisten. Man bemerkt allda besonders 
viel Liebe zu Frankreich, das man als das Land der religiösen 
Freiheit und der wohltätigen Institute ansieht» Dort wie im 
ganzen übrigen Deutschland ist jetzt unser König hochgeachtet 
und wird unter allen gekrönten Häuptern als der gewandteste 
Siaatenlenker angesehen. Unsere zwei königl. Prinzen, welche 
vor einigen Jahren Deutschland bereisten und überall Beweise 
ihres Glaubens abgelegt, haben Frankreich unter den deutschen 
Katholiken viele Freunde gewonnen und selbst die preußischen 
Protestanten angenehm überrascht» da diese überhaupt gerne 
sehen» wenn man seiner religiösen Überzeugung Ehre macht. 
Die populäre und schlichte Frömmigkeit der Königin der Belgier 
ist in Deutschland ziemlich bekannt; am bekanntesten aber der 
bewunderungswürdige Tod der Prinzessin Maria, wie überhaupt 
die Beispiele der Tugend unserer Königin und Prinzessinnen. 
Vorurteile und falsche Gerüchte, welche die Zeit, die Diplomatie 
und die befreundete Presse niemals vernichtet hätten» sind durch 
diese religiösen Beziehungen zerstreut worden. Dazu haben 
auch noch ganz besonders einige Aufsatze in der Zeitschrift: 
Der Katholik zu Speyer und in dem Religionsfreunde zu 
Würzburg beigetragen, als welche die einfache und freie kirch- 
liche Verwaltung in Frankreich bis in ihre kleinsten Einzelheiten 
darlegten und so indirekt auf die Beschränkungen deuteten, mit 
welchen die Kirche in Deutschland umstrickt ist. — Nach diesen 
Tatsachen ist es begreiflich, daß im vorigen Jahre in einer in 
Bayern gedruckten und von einem katholischen Geistlichen in 
Preußen verfaßten Schrift auf den von einem Apologeten Preußens 
angewandten Ausdruck der Fremdherrschaft» um die frühere 
französische Okkupation der preußischen Rheinprovinzen damit 
zu bezeichnen, erwidert werden konnte: »Das Wort Fremdherr- 
schaft ist sehr relativ, und wer weiß, welcher Herrschaft man 

"J V*I. Trcitschke 4= 33 ff 



S' c rciHaiewwtftOTv 



Raess iL d. Politik des Kabinett« Thiers i. J. 1839. fm 

dassell>e nach wenigen Jahren beilegen wird? — Preußen ist 
der Rheinprovinz gewiß so fremd» als die Franzosen es sein 
mochten**). Eine solche Äußerung wäre vor einigen Jahren 
nicht nur mit schweren Strafen, sondern auch mit der öffent- 
lichen Indignation in Deutschland belegt worden; nun findet man 
solches gar nicht anstößig. Zwar hat die bayrische Regierang 
im schwäbischen Kreise (Augsburg) in der Person des dortigen 
Regierungspräsidenten von Stengel, der mit Preußen von jeher 
schontich umgeht, die Beschlagnahme obiger Schrift verordnet, 
allein das Ministerium des Innern hat die Beschlagnahme wieder 
aufgehoben. 

Seit etwa einem Jahre tut die [preußische] Regierung manches» 
was den Willen verraten möchte, von dem eingeschlagenen Wege 
wieder abzulenken. So wurde eine Modifikation in bezug auf 
die gemischten Ehen erlassen, vermöge welcher den katholischen 
Geistlichen freistehen sollte, diese Ehen nicht einzusegnen, wo- 
fern sie diesen Akt mit ihrem Gewissen nicht in Einklang bringen 
können. Durch eine andere Kabinettsordre wurde neuerlich die 
Zurückgabe der Jesuitenkirche in Trier dekretiert. Allein dabei 
fielen wieder andere, aus unbegreiflicher Verblendung hervor- 
gehende Begebenheiten vor, welche die etwaigen guten Kin- 
drücke vereitelten und die Unzufriedenheit noch höher steigerten. 
Unter diese gehört die Einkerkerung der Pfarrer Beckers und 
Bieter, die indes vor kurzem von dem Apellhofe in Köln frei- 
gesprochen wurden; die fortwährende Gefangenschaft des Kaplans 
Michelis, ohne daß ihm irgend ein Prozeß gemacht worden; die 
Quasigefangenschaft des Krzbischofs v. Dunin u.s.w. Besonders 
aber wurden die Gemüter am Rheine gewaltig aufgeregt durch 
die Geschichte der Bischofswahl in Trier. Nach langen Rekla- 
mationen durfte endlich diese Wahl in dem verflossenen Januar 1 ) 
von dem dortigen Domkapitel vorgenommen werden. Nach der 
Übereinkunft mit Rom soll dem König eine Liste der Kandidaten 
vorgelegt werden, ehe der Wahlakt beginnt. Dies geschah und 
der Regierungskommissär, der Oberpräsident Herr v. tiodel- 
schwing!) erklärte, es sei unter den Kandidaten keine persona 
regi minus grata. Die Wahl fiel auf den frommen, bescheidenen 
und gelehrten Kanonikus Arnoldi, dessen Name in Trier und in 
der ganzen Diözese Trier hochgefeiert ist. 1 >a erklärte der 
königl. Kommissär, der Name des Gewählten d ü r f e nicht 
publiziert werden, und wirklich wurde von Berlin aus die Wahl 
nicht anerkannt. Alle desfallsigen Petitionen werden fortwährend 
von dem Könige schnöde und bitter abgewiesen. 

Um die Unzufriedenheit in etwas zu beschwichtigen, mußte 
unlängst der Kronprinz eine Reise durch die Rheinlande machen 1 ). 



*) Die katholische Kirche Preußens. Eine Bestätigung der Beiträge . . S. 66. 

! ) 1839, Vgl. A. D- B. !; 593, — *) Vgl. Augsburger Allgemeine 
Zeitung 16. Juni 1839. Beilage: Korrespondenz aus Berlin. 



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7 o Wihberger« 

Oberall aber wurde er kalt und an einigen Orten sogar mit feind- 
seligen Demonstrationen aufgenommen. In Köln wurde trotz der 
gemessensten Befehle nicht illuminiert und der Kürst mit keinem 
Zeichen begrüßt. In Koblenz machte ihm kein einziges Mitglied 
des Stadtrates die Aufwartung, In Trier zog er unter Todesstille 
ein; und als er die Mißstimmung der Einwohner bemerkte, liess 
er seinen Wagen im Galopp fahren. Bei der Tafel fanden sich 
der Kingeladenen wenige ein; in Deutschland ist dies alles von 
hoher Bedeutung. 



Hier dürfte füglich auch ein Wort über die protestantische 
Bevölkerung der preußischen Monarchie beigefügt werden. 

Da ich das hierauf Bezügliche nur aus öffentlichen Schriften 
kenne und persönliche Berührungen mich in keine dem Publikum 
entzogenen Details eingeführt haben, so werde ich es bei einem 
allgemeinen Umrisse bewenden lassen. 

Die Protestanten in Preußen sind überhaupt wie die Katho- 
liken sehr ruhigen Wesens, In Altpreußen sind sie dem Königs- 
hause sehr zugetan, weil von dort aus ihre religiösen und zeit- 
lichen Interessen begünstigt werden. In den neueroberten Pro- 
vinzen geben die Kabrik- und Handelsstädte, die meistens prote- 
stantisch sind, den Ton an, und diese sind überhaupt sehr 
preußisch gesinnt» weil unter der jetzigen Regierung und durch 
den Mauthverband mit dem übrigen Deutschland die Fabriken 
und der Handel sehr in Blüte gekommen sind: ich nenne hier 
bloß Krefeld, Klberfeld, Barmen und überhaupt die bergischen 
Lande* 

Indessen fehlt es auch nicht an religiösen Differenzen in 
der protestantischen Kirche, die in zwei große Heerlager geteilt 
ist — nämlich in Supranaturalismus und Kationalismus, die sich 
gegenseitig mit großer Heftigkeit befehden, besonders weil die 
Regierung die erste gegen die zweite Partei begünstigt» Preußen 
zählt eine Menge Beamter und Lehrer und selbst Prediger, die 
alles positive Christentum abgelegt haben und keine andere 
Glaubensnorm als die Vernunft anerkennen. Viele protestan- 
tischen Prediger und Gemeinden sind der Union nicht beigetreten» 
die einen» weil sie die königliche Agende oder Liturgie dem 
Pcrfektibititätssystem nicht angemessen, die andern, weil sie die- 
selbe von den symbolischen Büchern zu abweichend glaubten. 
Die ersten hat man so ziemlich in Ruhe gelassen, obgleich der 
Hof nichts weniger als dem Rationalismus huldigt; gegen die 
andern wurde hie und da mit Gewalt eingeschritten» und viele 
altlutherische Prediger sind von Regierungswegen abgesetzt worden. 
Diese Gewaltstreichc haben besonders in Schlesien bedenkliche 
Unruhen erweckt und sogar Auswanderungen veranlaßt 1 ). 

') Cber die preuasischen Protestanten vgl. Trcitschke 4; 565 ff. 



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■ .■ 



Racss u. d. Politik de* Kabinen» Thiers t. J* 1839. -1 

Die Sekte der Mucker 1 ), die in Königsberg ihren Ursprung 
genommen, und in welche selbst hohe Staalsdiener verwickelt 
worden, hat sich weiter verzweigt, als man dafür hält* 

Indes haben diese Erscheinungen keine eigentlichen poli- 
tischen Folgen nach sich gezogen. Nur ist jetzt entweder durch 
Unkenntnis der wahren Sachlage oder in Folge anderer Ein- 
wirkungen die Spannung zwischen Katholiken und Protestanten 
größer, als sie vor dem Kölner Ereignis gewesen; dagegen 
bemerkt man bei der preußischen Armee eine ziemlich all- 
gemeine Mißbilligung der Gewalttat. 



Trcitschkc 4; 563 f. 



' 



Ein neues Blatt des Rotulus San Petrinus 
aus dem Freiburger Stadtarchiv, 



Von 
Hermann Flamm. 



Unter dem Titel »Dotationes coenobii s. Petri in Nigra 
Silva« hat Schannat in den Vindemiae Literariae J ) fünf 
Berichte des Klosters St. Peter aus dem zwölften Jahr- 
hundert veröffentlicht, die eine wertvolle Erweiterung des 
Rotulus San Petrinus, der bekannten Güteraufzeichnung 
des Klosters St. Peter» bilden. Die Vorlage Schannats 
waren nach seiner Beschreibung einige Blätter aus einer 
grössern Pergamenthandschrift, die er zufallig noch vor dem 
Untergang retten konnte *). Das Original dieser Vorlage bzw. 
ihrer Quelle ist längst verloren gegangen 8 ), und zwar, wie 
sich sogleich zeigen wird, im Jahr 1634 in Freiburg i, Br. 



') Schannat, Jo. Krid., Vindemiae literariae. Fulda u. Leipzig 1725, 
S, 160— 104. — *) Vindemiae, Praefatio XIV. »Integrt ms. codicis mem* 
branacci qui olim ad hanc O. S. B. abbaliam pertinuit. tristes hac sunt 
reliquiac, quae et ipuc perüssent, ni caau superveniens eas ex ignorantis 
man ibus rede mUsem : condticunt plurimum adpleniorem fundationis noiitianu etc. 
— 3 ) Nach Aum. 765 S. 257 bei Hcyck» ( Geschichle der Herzoge von 
Zähringen» Freiburg i. Br. 1891 könnte es scheinen, als ob Kopialbuch 1277 
(alte Zählung 725 l) des Gtossh. Generali an desarchivs in Karlsruhe Schannals 
Vorlage, wenigstens zum Teil, gebildet habe. Hier finden sich jedoch nur 
Nr. II und IV von Schannat* 5 Nummern, dabei IV nur unvollständig, in 
der Zcugcnrcihc mit Diethclmus de Croia abbrechend, unter Voranstellung 
des Wortlauts der I'raefatio von Schannal. Die Einträge des Kopialbuchs, 
nach der Schrift dem 18. Jahrhundert angehflrig, können also nicht die Vor- 
lage Schannals bilden, sondern sind aus ihm abgeschrieben. Eine Anfrage 
beim erzbisch. Archiv in Prag, das Schannals Nachlass besitzen soll, blieb 
unbeantwortet- 



gk 



FftlHCnQNUHlYPICT 



Hin neues Blatt des Rotulus S Petrin 



L15, 



73 



Bei Umstellungsarbeitcn im Freiburgcr Stadtarchiv fand 
ich nämlich als Umschlagblatt eines Lohnbuchleins des 
städtischen Bauamts aus dem Jahr 1634 ein Pergamentblatt 
aus der Zeit um 1200, das sich bei näherer Prüfung als 
das Original von Schannat Nr. IV erwies. Wie das Blatt 
zu seiner unwürdigen Verwendung kam, ist unbekannt; aber 
dieser Zustand stimmt auffallend zu der Angabe Schannats: 
4ntegri ms. codicis membranacei . . , tristes hac sunt reli- 
quiae*. Die 1 lerkunft aus dem Kloster St. Peter bezeugt ausser 
dem Inhalt eine Randnotiz aus dem 14. Jahrhundert: *iste 
Über est monasterii saneti Petri«. Mach einer kurzen, nur zum 
Teil noch leserlichen Notiz über die Profess eines Hein- 
rich . ., und Nikolaus Apsolon rnuss der Über noch 1385 
im Kloster St. Peter gewesen sein. Über die Ursache der 
Verschleppung des Blattes nach Freiburg fehlt es an An- 
haltspunkten. Lediglich als Vermutung liesse sich etwa 
denken, dass es einst im Besitz von Pistorius war. der den 
Rotulus San Petrinus tür seine badische Geschichte benüt/t 
/u haben scheint und nach einer Abschrift seines Testaments 
in seiner von ihm selbst auf 5000 Taler geschätzten Bib- 
liothek viele entliehene Handschriften besessen haben rnuss, 
die vielleicht nicht alle zurückerstattet wurden. Nach dem 
Tode des Vaters fiel die Bibliothek an einen seiner Söhne; 
vielleicht dass sie verschleudert wurde, als Ende der zwan- 
ziger Jahre des 17, Jahrhunderts seine Nachkommen in die 
Altstadt zogen und 1633 das Familiengut» der Weiherhof 
bei Herdern, von den Schweden zerstört wurde. Mit dieser 
Vermutung wäre indes nur die Geschichte des wtederauf- 
gefundenen Blattes erklärt, das nur zwei von Schannats 
lünf Nummern enthält. Wo dieser die übrigen drei entnahm, 
bleibt auf alle Fälle rätselhaft. 

Der Schrift nach ist das sehr gut erhaltene Blatt 
gleichzeitig mit dem Rotulus um 1200 geschrieben, scheint 
sich aber äusserlich in den Grössenmassen von ihm zu 
unterscheiden. Die Breite des Blattes beträgt 28, die der 
beschriebenen Zeilen 18 — iq' 2 . der Rotulus dagegen hat 
2i cm. Der Unterschied ist freilich nicht gross und kann 

l ) Wie ich nachträglich vor kurzem fand, wurde die Bibliothek von 
Pistorius, vor 1636, an das 1617 gegründete Jcsuitenkallcg in Molsheim 
verkauft. 



C ioogk wihÄjww 



74 



Fl» mm. 



durch die einfache Annahme, dass der Rotulus gelegentlich 
seitlich beschnitten wurde, erklärt werden. 

Wie schon angedeutet, bildete das neue Blatt mög- 
licherweise ursprünglich einen Bestandteil eines Bandes 
(liber). Dazu passt, dass es noch mindestens zwei weitere 
Blätter voraussetzt , von denen mindestens eines auch 
Schannat unbekannt gewesen sein muss. Die eine Seite 
enthält nämlich den Schluss einer nirgendwo, auch nicht 
bei Schannat erwähnten Urkunde vom Jahr 1143. dann 
die in dieser Ausiührlichkeit nicht bekannte Entstehungs- 
geschichte der Schenkung der Kirche von Kabern in 
Württemberg an das Kloster St. Peter und ist im übrigen 
etwa zur Hälfte unbeschrieben. Die andere Seite gibt 
den Text von Schannat Nr. IV mit einigen selbständigen 
Zusätzen und bricht in einer Zeugenreihe mitten im Namen 
mit »dec ab. Die letztere Seite hatte also noch eine Fort- 
setzung und war im Liber Rückseite, während die erstere 
als Schluss einer Urkunde als Vorderseite erscheint. Eine 
Veröffentlichung des Blattes ist schon deshalb gerecht- 
fertigt, weil der Text bei Schannat S. 162 f. nicht wenige 
Lesefehler und zum Schluss auch eine nicht unbedeutende 
Lücke enthält; der Bericht über Nabern ist in dieser Form 
ohnedies neu und bringt die wichtige Nachricht von bisher 
unbekannten Erbansprüchen, die die Zähringer beim Aus- 
sterben der Grafen von Neuenbürg um 1102 erhoben. 

Was nun den Inhalt des neuen Rotulusblattes betrifft, 
so enthält der erste Teil der Vorderseite nur noch die an 
Abt, Kämmerer, Prior und Konventualen des Klosters 
St. Peter gerichtete Pönformel und dazu das Datum, Ostern 
(dies dominica) 1143, irgend einer unbekannten Satzung 
der Kloster Verfassung (huius constitutionis paginam), die 
in St. Peter vor dem Hauptaltar in Gegenwart und mit 
Zustimmung des ganzen Konvents erlassen wurde. So- 
lange nicht auch der Anfang dieser Urkunde gefunden 
wird, ist dieser Teil ohne Wert. 

Eine ganze Reihe neuer Tatsachen berichtet dafür der 
zweite Eintrag derselben S-eite, der, nach der Art des Rotulus 
San Petrinus, Ereignisse aus dem Ende des elften und Anfang 
des zwölften Jahrhunderts zusammenfazst. Graf Rürkard von 
Neuenbürg, so wird erzählt, verlieh ein Grundstück der 



•S' C WIHCIlCWUHIVlB'Jri 



Ein neues Blatt de* Kolulus S, Pelrinu^ 



75 



Kirche zu Nabern, die — obwohl nach der Zugehörigkeit 
zum Grundstück offenbar üigenkirche — Taufkirche war, den 
Zehnten besass und keiner Leutkirche (diocesis popularis) 
unterstand ! ) t seinem Bruder und Dienstmann (fratri ac clienti) 
Bernhard von Rostinsdorf. Da dieser kinderlos war oder 
doch keine Sohne hatte, übertrug er das Grundstück ohne 
die Kirche seiner Gemahlin Hildegard auf Lebzeiten, und 
diese verkaufte ihr Besitzrecht daran um 1 1 Mark an Ulrich 
von Bissingen. Als nun Graf Burkard starb, unterwarf sich 
Herzog Bertold II. nicht nur dessen Güter bei Kirchheim, 
sondern auch die der Kirche zu Nabern mit dem Grund- 
stück kraft Erbrechts (iure hereditario) und verlieh Ulrich 
das von ihm gekaufte Allod zu Lehen, Einige Jahre später 
schenkte Herzog Bertold III. nach dem Tod seines Vaters die 
Kirche Nabern dem Kloster St. Peter und fügte später 
auch das Ulrich zu Lehen gegebene Grundstück mit dessen 
Zustimmung hinzu. 

Eine Erörterung der vielen und schwierigen Fragen, 
die sich aus diesem Bericht ergeben, ist im Rahmen einer 
kleinen Edition wohl nicht angängig; ebensowenig wird 
aber die Edition von jedem Hinweis absehen dürfen. Nur 
das Wichtigste sei deshalb an dieser Stelle hervorgehoben. 
Die bisher unbekannten Schicksale des nellcnburgischen 
Besitzes in Nabern und der zugehörigen Eigenkirche, die 
Verleihung an den anscheinend sonst nirgends erwähnten 
kinderlosen -Bruder des Grafen Burkard mit dem nicht 
nachweisbaren Namen von Rostinsdorf 1 ), der Verkauf des 
Grundstücks durch Bernhards Gemahlin Hildegard an Ulrich 
von Bissingen sind dabei als neue Tatsachen hinzunehmen« 
Sie finden ihren Abschluss mit der Schenkung an das 

') Wie mir Herr Pfarrer Dr. Bosscrt, dem ich für verschiedene Mit- 
teilungen zu grossem Dank verpflichtet bin, freundlichst mitteilte, besass die 
Kirche zu Nahem bis zur Säkularisation den Zehnten und war, was zu ihrer 
Eigenschaft als Taufkirche vortrefflich passt, dem hl, Johannes dem Täufer 
geweiht. Ober den Ausdruck HÜoccsis popularis« vgl* Stutz, U., Hcnefizial- 
wesen I S, 193 ff. u. 20l ff., und S&gmilllcr, J< B., Die Entwicklung des 
Archipresbyteriats und Dekanats bis zum Ende des Karolingerreichs, Tübinger 
UniversiUtsprogramm 1895, S. 75 Anm. 6. Ich verdanke den Hinweis auf 
diese entlegene Stelle Herrn Prof. Stutz in Bonn. — *) Herr Pfarrer Dr. 
Bo&sert vermutet in Bernhard wegen der Bezeichnung als cliens einen illegi- 
timen Bruder des Grafen Burkard. 



Ltoqgk r«iHa^«uHiv»5iiv 



-6 Flamm. 

Kloster St. Peter. Der Rotulus San Petrinus') berichtet 
darüber mit einem selbständigen Zusatz, Herzog Bertold III. 
und sein Bruder Konrad hatten dem Kloster ein Gut 
(mansum) bei Nabern gegen ein solches bei Ochsenwangen 
vertauscht, die Kirche Nabern aber dem Kloster geschenkt. 
Der Rotulus nennt auch die Zeugen dieser Übergabe, zwei 
Männer aus dem Breisgau und fünf Leute aus Schwaben; 
keiner der dort genannten Namen kann mit den obigen 
in Verbindung gebracht werden. Nach einiger Zeit, so 
schliesst der Rotulus seinen Bericht, habe dann Herzog 
Konrad seiner Schenkung die seines Eigens bei Jesingen 
im Oberamt Kirchheim hinzugefügt. 

Der Zusammenhang mit dem Vorhergehenden ist endlich 
noch in einer Urkunde des Herzogs Hermann von der Teck 
vom 6. November 1290 zu erkennen *). An diesem Tage 
nämlich verzichteten Gangeier von Bissingen, ein Mini- 
steriale des Herzogs, und seine Kinder gegenüber dem 
Kloster St. Peter auf einen jährlichen Zins von dem Hof 
dieses Klosters in Nabern, mit Zustimmung des Herzogs, 
dem das Vogtrecht auf den Hof zustand. Für den Ver- 
zicht erhielt Gangler von Küno gen. Kizzi, Präpositus von 
Jesingen, Schaffner des Klosters St. Peter, 3 U Heller. 

Wichtiger als diese Angaben über Nabern, die hier 
gleich zusammenzustellen waren, ist der Bericht des neuen 
Rotulusblattes, Herzog Bertold II. habe kraft Erbrechts 
auf Kirchheim und Nabern Ansprüche erhoben. Diese 
kurze Notiz gewinnt besonderes Interesse, da mit Graf 
Burkard von Neuenbürg, der noch 1 102 in Urkunden auf- 
tritt , bald nach diesem Jahr sein Geschlecht im Mannes- 
stamm ausstarb und weil von der Geltendmachung der 
Zähringer an seinen Nachtass weder aus den Quellen Der- 
artiges bekannt ist, noch auch in der Literatur, soviel ich 
sehe, ein entsprechender Hinweis sich findet. Dass ver- 
wandtschaftliche Beziehungen unbekannter Art die beiden 
Geschlechter verbanden, steht dagegen schon lange fest. 

') Wcech, Fr. v., Der Rotulus Snnpetrinus. Freiburger Diözesan- 
Archiv A. F. 15 {1882) S. 158. Flcig, E., Handschriftliche, Wirtschaft*- u. 
verfassungsgeschichtliche Studien zur Geschichte des Klosters St. Peter 
a. d. Schw. Freiburg i. Br. 1908 S. 105 Nr. 17. — *) W Ort lein bergisches 
Urkundenbuch Bd. 9 S. 395. 



Ogk 



■";',. 1 :■ 'll.'fH';!' 



Ein neues Blatt des Rotulus S. Pclrinus« 



77 



Eine Reihe von Hypothesen sind zur Herstellung des 
genealogischen Zusammenhangs aufgestellt worden, von 
Fickler, Schmid, Gisi, Krüger, Ganter, Heyck, ohne dass 
bis jetzt über diese äusserst komplizierte Frage Überein- 
stimmung erzielt worden wäre. Nach Heyck ist Bertold II. 
der Ururenkel, nach Krüger der Enkel einer Nellen- 
burgerin; die übrigen der genannten Autoren suchen zum 
Teil eine Verwandtschaft im Mannesstamm nachzuweisen. 
Um es gleich zu betonen, auch das neue Rotulusblatt 
bringt in genealogischer Hinsicht nichts Xeues. Vom rein 
methodologischen Standpunkt höchstens eine neue Spur: 
Eine umfassende Durchmusterung des Besitzstandes der 
Nellenburger und Zähringer würde die nächste Aufgabe 
sein, um womöglich den Anfall von Kirchheim und Nabern 
an die Nellcnburger und damit die Linie, von der die 
Zähringer ihre Erbansprüche ableiteten, zu ermitteln. Ob 
freilich die Hoffnung, auf diesem methodisch sicher rich- 
tigen Weg zu einem Resultat in der eben bezeichneten 
Klarheit zu gelangen, mehr als ein frommer Wunsch sein 
wird, wage ich noch nicht zu beantworten. Wenn da- 
gegen, um die Entwicklung auch in absteigender Richtung 
zu verfolgen, Krüger 1 ) gegen Schmid betont, dass in 
Kirchheim Besitz der eigentlichen Zähringer nicht nach- 
weisbar sei und der sonstige Zähringer Besitz im süd- 
östlichen Neckargau, darunter Nabern, von den Alahol- 
fingern herrühre, nicht von den Nellenburgern, so ist jetzt 
für Kirchheim und Nabern das Gegenteil erwiesen. Für 
Kirchheim unter der Teck, den späteren Hauptsitz der 
Herzöge von Teck, ist jetzt die Reihe: Nellenburger, 
Zähringer, Zähringer-Teck gesichert. 

Eine weitere Frage liegt nahe genug. Haben ausser 
auf Kirchheim und Nabern die Zähringer um 1102 auch 
noch auf andern Nellenburgischen Besitz Erbansprüche 
erhoben? Dass sie nicht das gesamte Nellenburger Haus- 
gut, namentlich nicht die Stammburg bei Stockach erbten, 
dass hier vielmehr eine Nebenlinie den Namen fortpflanzte, 
ist bekannt. Aber es klingt wie eine Anerkennung teil- 
weiser Ansprüche, wenn zweimal, in den Jahren 1090 und 

') Krüger, E., Die Herkunft der Zftlmugcr. Zeit sehr, f. Gesch. d. 
Oberrh. N.F. VI (1891) S. 603. 



►PS 1 « f«lM 



-8 Klamm. 

noo, Herzog Bertold II. und sein Neffe, Markgraf Her- 
mann IL, bei Schenkungen des Grafen Burkard an das 
nellenburgische Hauskloster Allerheiligen bei Schaffhausen 
mitwirken, beidemal in Gegenden, Fridingen und Hcnne- 
dal 1 ), wo die Zähringer nicht begütert waren. Sollte diese 
Mitwirkung lediglich Zufall sein? Vom Zufall ist nichts 
unglaublich; er könnte also auch dieses Zusammentreffen 
gefügt haben. Aber es kommt dazu, dass unter den Zeugen 
der Urkunde von 1100 an dritter Stelle ein Graf Dietrich 
von Neuenbürg erscheint und an einen Grafen dieses 
Namens die Stammburg überging. Bader*) vermutet in 
ihm einen Sohn der Schwester des Grafen Burkard. Auch 
Graf Dietrich könnte also als zukünftiger (Teil)iLrbe der 
Schenkung zugestimmt haben. In der Tat versichert Graf 
Burkard, er habe die Traditionsurkunde (von 1100), cum 
ceteris confirmans, auf den Altar niedergelegt, 

Markgraf Hermann II. erscheint demnach zusammen 
mit seinem Oheim, Herzog Bertold IL, als Mitberater des 
letzten Nellenburgers. Als Enkel Bertolds I. f von dem 
aus die Zähringer sich in die markgräfliche und herzog- 
liche Linie teilten, war er auch ein Verwandter der Nellen- 
burger. Wir dürfen ihn also auch unter deren Erben nach- 
zuweisen hoffen. Damit ergibt sich eine weitere Kombi- 
nationsmöglichkeit, die die ersten Daten aus der Geschichte 
der Markgrafschaft Haden in neue Beleuchtung bringt. 

Schon Krüger hatte zur Stütze seiner Stammtafel der 
Zähringer» die nach ihm in weiblicher Linie von einer 
Enkelin des Grafen Mangold von Neuenbürg, der Ge- 
mahlin Bezzelins von Villingen t abstammen, auf die Er- 
wähnung alt-nellenburgischen Allods im Besitz der spätem 
Markgrafen von Baden hingewiesen. Dabei hatte er in 
erster Linie Baden») selbst genannt, das König Otto III. 
jenem Grafen Mangold im Uffgau, einem Nellenhurger, 
im Jahr 987 geschenkt hatte. Mit dieser Konstruktion 

') Fester, K., Kegesten der Markgrafen von Badcii-Haclibcrg, 1050 
— 1515, Innsbruck 1892 Nr. 9 u. 12. Baumann, F. L*, Die ältesten Ur- 
kunden von Allerheiligen in SchafFhausen. Quellen zur Schweizer Geschichte 
Bd« III Basel 1883 S. 58 f, — *) Hader» J., Nellenburgische Regesten. 
Zeilschr. f. Gesch. d, Oberrh. A.F. I (1850) S. 88, — *) Krüger a. a. O. 
S. 600. 



kmIc 



r8IHCflfflUH!Y[R?Tf 



Ein neue» Blatt des Rotulus S. Petrinus. 7Q 

hatte .sich Krüger zu der herrschenden Ansicht in Gegen- 
satz gestellt, die seit Schöpflin den Zähringer Besitz im 
Uff- oder Oosgau, die Grundlage der spätem Markgraf- 
schaft Baden, auf Judit, die Gemahlin des 1074 verstorbenen 
Markgrafen Hermann I« des Seligen zurückführt und in 
dieser Markgrafin eine Tochter eines Grafen von Calw, 
oder wie Krieg will, von Eberstein vermutet. Obwohl nun 
Schöpflin selbst betonte, dass Hermann I. nie als Besitzer 
der uffgauischen Güter erwähnt werde 1 ), schienen doch 
beide Vermutungen sich gegenseitig zu stützen, umsomehr 
da Hermanns I. Sohn, Hermann II., bald darauf, seit \io2 t als 
Graf im Uffgau erscheint und bei ihm als Gemahl einer Gräfin 
Judit von ebenfalls unbekannter Herkunft mit Besitzungen 
im entfernten Backnangs die Möglichkeit einer ähnlichen 
Erklärung seines oosgauischen Besitzes entschwindet. 
Fester 3 ) hat dann vollends auf die nahe Verwandtschaft 
der Grafen von Calw und Eberstein hingewiesen und damit 
die Frage, aus welchem der beiden Häuser die Gemahlin 
Hermanns 1. stammte, für belanglos erklärt. Doch fügt er bei: 
>Xur das bleibt fraglich, ob Judit als Erbin jenes Uffgau- 
grafen ihrem Gemahl den Uffgau zugebracht hat,« sucht 
aber auch dieses Bedenken einzuschränken und abzu- 
schwächen. Der Konstruktion Krügers hält er den Hin- 
weis entgegen, dass Mangold nicht Baden, sondern nur 
ein >praedium quod habuimus in loco Badon nuneupato 
in pago Ufgouuec erhalten habe. 

Soweit die bisherige Forschung über den Ursprung 
der Markgrafschaft Baden. Es ist eine Hypothese, aber sie 
erklärt die Tatsachen leidlich befriedigend. Zum Teil freilich 
beinahe in der Art eines Zirkelbeweises. Darin liegt auch ihre 
Schwäche, Auch ist von den Grafen von Calw, wenigstens 
behauptet dies Krieg*) von Hochfelden, Besitz in Baden nicht 
nachgewiesen. Da dies indes von den Ebersteinern sicher 
ist, und beide Familien, die von Calw und Eberstein, nahe 



*) Schöpflin, Fr*, Historie Zaringo-Dadensi*. Carolsruhne 1763. Bd. I 
S, 276: »intclligimus faeüe, nondum compotem cum [Hermannum L) fuisse 
terrarum Radensium, quae nonnisi morluo BertoMo adewjue po&t annum 1078 
ad Hermannum II. Cluniacensis riüum pervenire potucrunt** — ■) Fester 
a. a. O. Nr, 48- — *J Fester Nr- 10- — *) Krieg von Hochfelden, G. H. t 
Geschichte der Grafen von Eberslein* Karlsruhe 1836 S. 7 f. 



Google Mn&omJÄ: 



80 Flamm- 

verwandt sind, so mag dieses Bedenken ohne Belang sein. 
Zweierlei muss jedenfalls scharf auseinandergehalten werden, 
der Erwerb der Grafschaft im Oosgau und der Erwerb 
von Baden durch die markgräfliche Linie der Zahringer, 
Nur hinsichtlich der letzteren Tatsache kann ich auf ein unbe- 
achtetes Indiz hinweisen, das für die Hcrlcitung Badens aus 
einstigem nellcnburgischem Besitz spricht. So unbedeutend 
wie es Fester hinstellt, scheint das »praedium« in Baden 
doch nicht gewesen zu *>ein. Das Wichtigste ist dabei 
übersehen- Die Beschreibung der Urkunde von 987 fahrt 
nämlich fort '); »cum Omnibus utensilibus illuc rite perti- 
nentibus in maneipiis utriusque sexus, areis, ecclesia, 
aedifieiis , terris eultis et incultis , agris , pratis f campis, 
paseuis, silvis, venationibus, aquis aquarumve decursibus, 
piscationibus, molendinis, viis et inviis, exitibus et 
reditibus, quaesilis et inquirendis eunetisque aliis appen- 
dieiis quae adhuc dici aliquo modo aut nominari possunt.« 
DieNellenburger besassen also ausser umfangreichem Grund- 
besitz in Baden auch eine oder, da eine zweite Kirche in 
Baden nicht bekanntist, die dortige (Eigen)-Kirche. Es spricht 
nun gewiss für den Übergang des obigen -»praediumc an die 
ziihringischen Markgrafen, dass nach einer Urkunde von 
1245^ das Patronat über die Pfarrkirche in Baden den 
Markgrafen Hermann und Rudolf von Baden gehörte, die 
es damals ihrer Mutter Irniingard zur Dotierung des neu- 
gegründeten Klosters Lichtemal überliessen. Auffallend 
ist auch, dass der Wasserzoll, das Fischwasser und der 
Untergang an dem Wald zu Baden nach einer Urkunde 
von I2Q7*) zur Burg Baden gehörten; ebenso waren die 
Mahl-, Säge- t Stampf-, Öl- und Schleifmühlen in der Stadt 
Baden markgräfliches Lehen, die Markgraf Rudolf 1387 
von den Inhabern wieder zurückerwarb*). Dass die Mark- 
grafen auch den Wildbann in Baden besassen, ist sehr 



') Fickler, C. Ii. A M Quellen und Forschungen zur Geschichte Schwa- 
bens und der Ost-Schweiz. Mannheim 1859. Urkunden S. 10. — f J Zcitscbr. f. 
Gesch. d. Obenh. A.F* 6 S. 442 f. — ') Fester, a. a. O. Nr, 637. — 
*> Fester, a. a- O. Nr. 1415, vgl. auch Nr. 699. Auch die Bischöfe von Speier, 
(Remling, Fr, H., Urkundenbuch zur Geschichte der Bischöfe von Speier, 
Mainz 1852 1 S. 39) erhielten 1046 von König Heinrich III- ein praedium *u 
Baden, das auch Fisch- u- Mahlrechtc buass; abet die Kirche wird nicht genannt. 



8 lc . jhSÄm 







Ein neues Blau des Rotulus S. Pelrinus. 8l 

wahrscheinlich '). Die Identität des nellenburgischen und 
markgräflichen »Badon« ist demnach sicher mehr als eine ver- 
führerische Annahme. Von diesem Gedankengang aus ist es 
nun, noch möchte ich sagen weniger auffallend, dass Mark- 
graf Hermann II. ausgesprochen im Jahr 1102 zum erstenmal 
Graf des Uffgaus genannt wird und 1112 unter allmählicher 
Aufgabe des Titels eines Markgrafen von Limburg zum 
erstenmal >marchio de Baduonc sich nennt*). Vom letzten 
Nellenburger, Graf Burkard, kann das Grafenamt im Oos- 
gau nun allerdings nicht stammen. Könnte es aber Her- 
mann II. f der treue Parteigänger Kaiser Heinrichs IV., 
nicht als künftiger Grundbesitzer des Bezirks erstrebt und 
erhalten haben? Gewiss ist eine solche Konstruktion nur 
eine Hypothese, ja sogar erst der Wegweiser, die Rich- 
tung, in der zu gehen sein wird. Aber sie hat einige neue 
Indizien für sich, und darin liegt die Berechtigung der aber- 
maligen Fragestellung. Vielleicht kommt ihr auch zu gute, 
dass sie keineswegs notwendig alle bisherigen Annahmen 
umzustossen braucht. Z. B. ist die Frage nach der Herkunft 
der Gemahlin Hermanns I. oder Hermanns II. — war eine 
der beiden vielleicht eine Nellenburgerin? 2 ) — davon ganz 
unabhängig. Sie braucht, wie wir sahen» mit dem Anfall 
Badens an die zähringischen Markgrafen nicht mehr un- 
bedingt in Zusammenhang gebracht zu werden. Die aus 
andern Quellen sicher bezeugte Verwandtschaft der Zäh- 
ringer und Nellenburger bietet dafür eine nicht schwächer 
begründete Erklärung, Ob es aber je gelingen wird, den 
aufs neue bestätigten genealogischen Zusammenhang beider 
Geschlechter zweifelsfrei aufzuklären , mag nur ein neu 
erwachter Wunsch, ich wage nicht zu sagen eine neue Hoff- 
nung, sein. Die unentbehrliche Voraussetzung dafür wäre 
eine umfassende Sammlung nellenburgischer Regesten, denn 
die von Bader 3 ) vor sechzig Jahren veröffentlichte Zu* 
sammenstellung dürfte kaum noch vollständig sein. 

>) Vgl. Fester, der Teüungsvcrtrag d. Markgr. Bernhard I. u. RudolfVIL 
vom Jahr 1388 Zeittchr. f. Gesch. d. Obcrrh. N.P. 3 5, 108. und Schöpflin 
a. a, O. Bd- 6 S- 287. — *) Fester a. a. U Nr. 15 u. 28- — •) Gegen die 
Bejahung dieser Frage scheint xu sprechen, dass in Kirchhcim und Nabern die 
herzogliche Linie der Zähringer als Erbe auftritt, — *) Bader, J., Neuen- 
burgische Regesten. Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. A-S. I» S. ö6 ff. 
Zcittchr. t G«*ch. d. Oberrh. NF XXVMI. i. (, 



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82 Klamm* 

Mit einem Aufatmen der Erleichterung, aus dem ver- 
zwickten Netzwerk von Hypothesen loszukommen, erwähne 
ich zum Schluss den dritten Bericht des neuen Rotulus- 
blattes, der t von einigen Zusätzen und berichtigten Lesarten 
abgesehen, aus Schannat 1 ) schon bekannt ist. Er betrifft 
das dem Kloster St. Peter gegebene Versprechen Herzog 
Bertolds III,, keinen Untervogt neben sich zu haben, und 
den Wegfall der Genehmigung des Herzogs bei Schen- 
kungen seiner Ministerialen an das Kloster. Die Stelle ist 
von Heyck*) schon behandelt; über die darin erwähnte 
Beschränkung des Testierrechts Kranker vgl. Heyck S. 257 
und 338 und meinen Aufsatz »Die älteren Stadtrechte von 
Freiburg i. Bi\« in den Mitteilungen des Inst, f, österr. 
Gesch. Bd. 28 (1907) S. 18 f- — Die von Schannat abweichen- 
den Lesarten sind in den Fussnoten vermerkt. 



Vorderseile des Rolulusblatles. 

. . . auetoritate firmavit et" immutabile et perseverabile for[e 
iu] Ä ) dieavil. Sane si quis in posterura vel in omne tempus 
futurum, qualiscumque persona sit, sive abbas sive camerarius vel 
etiam prepositus aut ccrle quispiam huius monasterii obedientiarius 
lemcrario ausu hutnutaverit vel infringere tetuptaverit, huius con- 
stitutionis paginani non resipiscat, a communione umuiuni sanc- 
lorum alienus ftat eonsortioque omniura fideliura animarum careat 
et $ententi<* anathematis dampnatus subiaceat. Actum die domi- 
nica anno ab incarnatione domini M°C XL !1I°» regnante rege 
Cfturado huius nominis seeundo» advocatiara habente duce Cön- 
rado huius loci advocato, in roonaslerio s[ancti] Pctri ad princi- 

pale altere omni conventu astante et (andante, 

Antiqui serpentis iuvidia inter mortaW i s sepe malignitatis su^ 
quia seminare solet zizania, ideo posteris noslra pandunt scripta, 
qualiter ^cclesia apud Naberon sita beato Petro huius loci patrono 
ab antecessoribus nostris sit tradita. Quidam igitur comes de 
Nellinburc Burchardus dictus. tale preditim quäle apud Naberon 
possedit, cum predieta Qcclcsia qu<; decimalis atque baptismalis 
fuerat nullique poptilari diocesi subieeta erat, fratri suo ac clienti 
Bernhardo scilicet de Rüstinstorf prepotestiva manu dedit. Verum 



<) Vindemiae S. 162 f. — *) Heyclc, Herzoge von Zähringen S. 338. 
— % ) Fast völlig abgerieben. 



S k J^SÄ* 



Hin neues Blatt de* Rotulus S. Petri nur 



«3 



quoniam idera homo filios non habuit, supradictutu predium 
excepta «jcclesia coniugi su^ Hiltigardi quam diu ipsa viveret in 
possessionem contulit, Postraodum vero eadem mulier ius p quod 

in eodem allodio habuit» Odalrico de Bissingin pro C J? marcarum 

precio vendidit. Cum autem predictus comes naturq cedens 
obisset, dux ßerhtoldus huius vocabuli seeundus ipsius predia 
non solum apud Chilchein sita f verum etiam Nabiroccnsem 
«jcclesiam cum predicto predio iure sibi subiecil hereditario ac 
iam diclo Odalrico allodium, quod tpsc 1 ) prius ab ante nominata 
feraina l ) emit, in beneficium concessit. Kvolulis vero aliquot 
annorum curricuüs dux Herlholdus huius nominis tertius patri 
defuneto sucecssit ^cclesiainque Nabirocensem hutc monasterio 
dedit. Kx hlnc quoque ardentiori pietatis iervens desiderio pre- 
dium quod sepe iam dicto miliü concesserat in beneficium 
eodem consentiente ad beati Petri huius loci patroni dedit 
servitium. 

Rückseite des Hoiulusblattes* 

Humani temporis quoniam labitur cursus generationisque 
exordium nascitur altcrius nostro tempore patrata, litteris posteris 2 ) 
transmisimus: Audite itaque catholic^ matris ^cclesi^ filii sanguine 
summi patris redempti unigeniti» notum vobis faeimus, qualiter 
dux Berhloldus*) huius nominis quartus, ducis Cönradi*) filius, 
in feslo sanctoruin iMarcellini et Petri ad hoc monasterium a 
parentibus suis in honore beati Petri apostoli construetum 5 ) venit 
devotus eique omne jus, quod a progemtoribus suis possederat, 
in raanum domini Gozruanni*), huius loci abbatis, dextera sua 
contulit et tirmavit munificus. Primum autem huius donationis 
fuit exordium numquam aliquem inter sc huic cell$ preponere 
advocaium illudque constituit deineeps permanere 7 ) inviolatum. 
Addidit ctiam idero dux aliud cenobitis istius monasterii munus, 
scilicet ut quicumque de 9 ) clientibus suis vel etiam ex ) familia 
sanus sive inlirmus neenon in novissima hora constitutus ad hoc 
monasterium conversionis gratia veltet venire aut de allodiis suis 
sive de 10 ) aliis quibuscumque rebus Christo inibi servientibus 
quicquam conferre absque omni coiHradictione faceret nee suam 
ulterius pro 11 ) hac re licentiam qu^reret. Hoc 12 ) enira 18 ) non 
solum pater ipsius et patruus ante 14 ) eura 14 ) egerant, verum etiam 
avus cius cum consilio et auxilio fratris sui domini Gebehardi 1 ^) 
Constantiensis episcopi devotissirae feeerat« Preterca domina 
dementia mater eiusdem ducis primitus monitu domini Heri- 
manni predicl«; Constantiensis <;celesi§ presulis in sepultura mariti 

') Von derselben Hand übergeschrieben. — *) Ohne Abkürzung aus- 
geschrieben. Seh. nostria. — *) Bcrtholdus. — *) Cunradi. — : *) institutum. 

— ') Gotimaoni. — *) nuoere. — •) ex* — *) fehlt. — ,0 ) fehlt. — ll ) super. 

— "*) hiec. — "J fehlt, - >*) fehlt. — '•> Gebhardi. 

6* 



8 lc tttwaÄivfft^lv 



«4 



Klamm. 



sui ducis Cönradi l ) cum coiisensu filiorum suoruro videlicet 
Rödolfi 2 )» Adelberti, Hugonis hec eadera nobis concesserat atque 
in perpetuum illihata fore firmaverat. Facta sunt autem h^c 
tcmfpore]*' domini pape Eugen ii sub rege Fridcrico anno ab 
inc&ruationc domini M C°L II° IUI* nonis juny indictione XV* 
inchoro s[ancti] Pet[riJ b> cunctis eiusdem loci monachis astan- 
tibus cum aliis pluribus liberis atquc nobilibus hominibus, quorum 
nomina hie in testiinomum subieeimus: Adelbertus, frater supra- 
dicti ducis Bertholdi s J. Cönradus de Lowinstein 4 ). Berhtol- 
dus 5 ) de Bergen. RAdoUus de Fridigin 6 )- Diethelraus de Croia, 
Cönradus advocatus de Swarcinberc 7 ). Liutoldtis de Tegir- 
velt 8 ). CÖnradus de Chrenchingin. Kgilolfus 9 ) de Ilasela. 
Wernherus 10 ) de Ufltisin. Krlwinus de Sparwersegge u ). Willi- 
lielmus de Craiunburc 12 ), Adelbero 18 ) de Palma. Ili vero de 
clientibus supradicti ducis afiuerunt 14 ), qui h^c audicrunt et vide- 
runt: üdatricus de Alcinach * 5 ), Wernherus de Rogginbach ' ft ) t 
Werinherus de Rinvelden 17 ), dapifer, et frater eius Gcrhardus. 
Burchardus de Tonsul ,8 ), Waltherus de Thahswangin 19 ). Cöno 
de Illanchinberc 20 ) cum aliis quam plurimis hoc videntibus et 
audientibus* H^c c * eadem apud Öftirttngiii 81 ) VII idus dJ iuly 
predicto 22 ) duce Berhtoldo* 3 ) una cum matre sua presente firmata 
sunt plurimis ipsius clientibus astantibus et videntibus atque 
laudantibus. His rebus 24 ) plures persona nobilium affuerunt 2 *) 
virorum 20 ), quorum nomina hie subscripta 2 *) sunt in testimonium: 
Herimannus marchio, Alwicus comes. Cönradus iH ) filius advo- 
cati de Swarcinberc et frater eius Werinherus 29 ). Rödolfus de 
WindislechM). Waltherus de HeweMj. Berhtoldus 82 ) de Stein- 
egge. Heinricus de Tengin* 3 ). Eberhardus 84 ) de Twile. Affuerunt 
etiam ut supra diximus multi ex supradicti ducis clientibus» de 
quorum nominibus pauca hie subscripsimus: Adelberlus de 

*) Am Rand von der ursprünglichen Hand crgftiut. — b ) Durch Bruch 
zerstört. — c) Das Folgende enger geschrieben- — d) Schannat liest IV- julii, 
indem er die allerdings auffällige Schreibung IV für idus als IV. deutet und 
die vorangehende deutliche £ahlengabc VII ignotiert. 

*) Cunradi. — ■) Rodolfi. — *) Kehlt bei Seh,, dessen Zeugenreihe 
mit Konrad von Löwenstein beginnt. *) Cunradus de Lowenstein* — 

& 1 Berchtoldus. — *( Fehlt. — 7 ) Cunradus de Swartinberc, — *) TegernvelL 

— ») Egelolfus. — ,0 ) Vcrnherus. — ") u, l >} Fehlen. — "*f Adalbero- — 
'*) Die Endung ist im Original gekürzt. Seh. liest adfuere. — '•) Alcmar. 

— Ji ) Roggcnhach. — '") Wernherus de KcinveMem — '•) Kehlt, — l *j Tach- 
wangen. — ,J ( Cono de Rlanckcnnegk. — fl ) Überlingen. — **i praefato. 

— **) Berchtoldo. — "*) gcsiis. — **) adfuere. — **) fehlt. — "(scripta. — 
**) Conradu^ - *>) Wernherus- — **) Rödolfus de Windisloch. — *») Wal- 
lerus de Howc. — **) Beitholdus. - **) Tongin. — ■*) Das Folgende von 
Eberhardus ab fehlt bei Seh. 



t »oo ^lc reiHaro«u«ivw9rv 



Chronikalische 
Aufzeichnungen aus dem Kloster Salem. 

Von 

Hermann Baier. 



Aufzeichnungen chronikalischen Charakters aus dem 
Kloster Salem sind schon wiederholt veröffentlicht worden, 
von Fridegar Mone im dritten Band von F. J. Mones 
Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, von 
Waitz im 24. Band der Scriptores der Monumenta Germa- 
niae historica, von Bader im 24. und von Baumann im 
31. Bande dieser Zeitschrift. Was ich im folgenden an 
weiteren Aufzeichnungen dieser Art beibringe, beruht auf 
regellos hingeworfenen Studien und Erinnerungen aus dem 
ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. In seinen Anmerkungen 
über die »Geschichtsquellen des Klosters Salem« in Hand- 
schrift 435 des Generallandesarchivs behauptet Fridegar 
Mone, die von ihm herausgegebene »Chronik von Salmanns- 
weiler« oder wie er sich in der fraglichen Handschrift aus- 
drückt, der »Tractatus super statu monastcrii Salem. 
tiQi — 1338« sei »fortgesetzt bis 152g«. Leider vergass er 
beizufügen, worauf sich diese Angabe stützt. Nun wissen 
wir freilich aus den von Bader veröffentlichten »Salemer 
Haus-Annalen«, dass solche Aufzeichnungen vorhanden 
waren, ich möchte daher Mones Behauptung nicht einfach 
als unbegründet ablehnen. Die von Bader veröffentlichten 
>drei Papierblatter«, die verschwunden waren und erst 
neulich von Herrn Archivdirektor Dr. Obser im Frei- 
burger Stadtarchiv unter dem Baderschcn Xachlass wieder 
ausfindig gemacht wurden , gehen nach dem Schrift- 



C OOgle KiHCdOHIHIvlBSnY 



86 Baicr. 

befund auf den Verfasser der unten wiedergegebenen 
Mitteilungen zurück, den Salemer Mönch Jakob Röiber, 
der sich seit 1515 fleissig, wenn auch ohne sonderliches 
Glück mit geschichtlichen Studien befasste. Von Studien 
muss man wohl sprechen, da Röiber ausdrücklich bemerkt, 
der Abt habe ihm clavem ad cameram literarum gegeben, 
und auch für die Art seiner Aufzeichnungen über die Äbte 
des Klosters lässt sich schwerlich ein anderer Ausdruck 
finden. Der grossere Teil derselben ist durch Röiber in 
einem Zuge niedergeschrieben, aber an den verschiedensten 
Stellen hat er Nachträge hauptsächlich baugeschichtlichen 
Inhalts beigefügt. Auch die Zeitangaben wurden ver- 
schiedentlich nachträglich abgeändert. Die Abtsliste ist in 
zwei Fassungen vorhanden, die beide von Röiber ge- 
schrieben sind, einer kürzeren, die fast nur Zeitangaben 
und einer längeren, die auch andere Nachrichten enthält. 
Im einzelnen ist nicht festzustellen, worauf die Zeitangaben 
beruhen. Im allgemeinen ist der Inhalt teils ein mehr 
oder minder wörtlicher Auszug, teils eine geringfügige 
Ergänzung der von Mone veröffentlichen Chronik und ich 
zweifle nicht, dass auch von da ab, wo Mones Chronik 
endigt, ihre Fortsetzung ausgeschrieben ist. Dabei ist 
gleichwohl als sicher anzunehmen, dass einzelne Angaben 
erst von Röiber beigesteuert sind. Die baugcschichtlichen 
Mitteilungen aus dem Ende des 15. und aus dem 16. Jahr- 
hundert beruhen sicherlich auf eigener Erinnerung. An 
verschiedenen Stellen ist die Benützung des Archivs nicht 
zu verkennen. Die Haderschen »Hausannalen« an irgend 
einer Stelle der übrigen Aufzeichnungen einzufügen, geht 
nicht an. Baders Annahme einer Vorlage (S. 253) wird 
durch den Schriftbefund als unmöglich erwiesen. Es handelt 
sich eben um ganz regellose Aufzeichnungen Röibers. 
Über die Person des Verfassers braucht nichts bemerkt zu 
werden, über sein I.atein ebensowenig. 

Ob auch die nicht zur Abtsliste gehörigen Auf- 
zeichnungen auf Röiber zurückgehen, erscheint nach dem 
Schriftbefund zweifelhaft, wenn auch nicht unbedingt aus- 
geschlossen. Die Erzählung von Martin Heuschreibers 
Krieg und über das kalte Frühjahr 1513 muss jedenfalls 
einem anderen Verfasser zugeschrieben werden. Im übrigen 



Google »SftS: 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. $7 

ist wohl der Prior Johannes Met an der Abfassung beteiligt, 
vorausgesetzt, dass eine Einladung an den Pfarrer zu 
Owingen zur Teilnahme an einer Prozession von ihm selbst 
geschrieben ist- 

Nicht zum Abdruck brachte ich die Aufzeichnungen 
Ober die Konstanzer Bischöfe von 1138—1211, da sie sich 
darauf beschränken, die Regierungszeiten mitzuteilen und 
auch selbst gelegentlich Zweifel an der Richtigkeit der 
mitgeteilten Daten äussern (Incepit dubitative). 

Auf demselben Blatt wird berichtet, im obern Mauso- 
leum versus capitulum sive Hberariam habe der S. Galler 
Abt Konrad von Bussnang seine Ruhestätte gefunden 
(Inschrift: Hie iacet Cunradus de Bussenanc, quondam 
abbas s. Galli qui obiit vigilia Thome apostoli) und 
auch im untern Mausoleum ruhe vermutlich ein Abt von 
S. Gallen. 

Ohne Angabe der Zeit ist die Weihe folgender Altäre 
vermerkt: S. Georg, S. Agnes, S. Martin und S. Michael, 
Johannes episcopus Recreensis weihte am 4, Oktober 1319 
den hl. Kreuz-, den S. Bartholomäus- und den S, Rupertus- 
altar, am 12. Oktober den 14, Nothelferaltar (?) und am 
12. November den S, Laurentius- und S. Anna- »sive 
Maria magna« Altar, Erzbischof Weichard von Salzburg 
am 25. Februar 1313 den Hochaltar ad honorem sanete 
et individue Trinitatis, specialiter autetn in honore beatis- 
sime matris et Virginia gloriose, den Altar in der Abts- 
kapelle, den Haupt- und den kleinen Altar in der oberen 
Kapelle. Im hl. Kreuzaltar sollen sich reliquie antique 
befunden haben. 

An Ablassbriefen wird aufgeführt: der des Bischofs von 
Sardes für die Kirche in Levertsweiler von 1289 Dez. 13 
(v. Weech, Codex diplomaticus Salemitanus II, 215), des 
Papstes Johannes XXII. von 1326 März 7 (V. Weech III, 
244), des Bischofs Heinrich von Trient von 1288 Mai 16 
(v. Weech II, 339), von 1285 September 25 (v. Weech II, 
317), 1314 Januar 22 (v. Weech III, 151), des Konstanzer 
Weihbischofs Daniel von 1485 Februar 6 bei der Recon- 
secratio der Kapelle und des neu errichteten Altars in 
Tepfenhard, desselben 1499 September 7 für die neue 
Kapelle in Killcnberg, des Konstanzer Weihbischofs Bai« 



S' c imcciQtJUiiMft: 



88 Baier. 

thasar von 1505 Oktober 12 für die von Abt Johannes 
Scharpfer erbaute Kapelle im Salemer Hof in Pfullendorf 
und desselben von 1508 Juni 3 gelegentlich der Reconciliatio 
des Friedhofs und der Weihe zweier neuer Altäre in Bach- 
haupten (Altar im Chor und auf der linken Seite). Dass 
ich mich hier mit diesen kurzen Angaben begnüge, ist 
wohl zu rechtfertigen, denn einmal enthält die Handschrift 
ja nur die Regesten und sodann ist der grössere Teil 
schon bekannt. 

Auf die Aufzeichnungen zur Geschichte der Staufer 
und der Erzbischöfe von Salzburg sei nur mit wenigen 
Worten eingegangen. Zunächst ist zu bemerken, dass es 
dem Verfasser der Aufzeichnungen an jeder geschichtlichen 
Kritik fehlte. Das geht schon aus der Art und Weise 
hervor, wie er die Geschichte der Salzburger Erzbischöfe 
behandelte. Es ist kaum zu verstehen , wie er die Jahres- 
angabe 1148 in seiner Vorlage so gänzlich übersehen und 
dafür das Jahr 1 1 10 einsetzen und im Zusammenhange 
damit die Geschichte des Erzbischofs Konrad I. und der 
beiden Eberharde zu einem wirren Knäuel zusammen- 
drängen konnte. Von selbständiger Arbeit ist, wie bei den 
»Hausannalen« auch hier keine Rede. Nachweislich benutzt 
sind die Gesta episcoporum Salisburgensium und die 
Continuatio Sanblasiana Ottos von Ereising. Sehr auffallig 
ist der Einklang mit Burchard von Ursberg. Wenn ich 
auch für die andern Angaben die Quelle nicht namhaft zu 
machen weiss, so zweifle ich doch keinen Augenblick, dass 
auch hier nicht lediglich die Urkunden des Archivs zu Rate 
gezogen wurden. Die Entlehnungen sind durch kursiven 
Druck kenntlich gemacht. Ausserdem ist jeweils die 
Quelle angegeben. Nur im ersten Abschnitt habe ich 
davon abgesehen, immer wieder auf die Abhängigkeit von 
der von I-ridegar Mone veröffentlichten Chronik von Sal- 
mannsweiler zu verweisen. 

Von grösserem geschichtlichen Wert sind die Auszüge, 
die ich aus der ältesten erhaltenen Salemer Bursamts- 
rechnung veröffentliche. Die Rechnung beginnt mit der 
Aufzeichnung des Schuldenstandes gelegentlich der Wahl 
des Abtes Wilhelm Schrailck, die spätesten Einträge 
stammen von 1408. Die Rechnungsführung lässt noch 



S lc rewaiCHUHivwyrv 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. gn 

recht sehr zu wünschen übrig, aber gleichwohl lässt sich 
recht viel aus ihr entnehmen. Ich weise nur darauf hin, 
dass gerade der Adel hervorragend als Geldgeber auftritt. 
Auch sehr interessante Rechnungen über das Salemer 
Salzwerk in Hallein finden sich in dem Bande. Ich habe 
nur das ausgezogen, was sich auf den Verkehr mit der 
Kurie, auf Vogteiabgaben f auf Fehden, Bauwesen und ver- 
wandte Dinge bezieht. 



I. Biographische Aufzeichnungen des Mönches Jakob Röiber, 

Item ego frater Jacobus Röiber indutus sum cucutla novi- 
ciorum Ülrici episcopi, que fuit sabbati dies anno domini 1489 
et eodcm anno indulus sum cuculla nigra et feci professionera 
domino abbati Stanleuet de VlThoitz in vigilia Thome apostolt. 

Anuo domini 1498 ordinatus sum in sacerdotem sabbato* 
quo canitur in ecclesia Sicientes ac cantavi primicias eodem 
anno domini ca Quasimodo geniti. 

Anno domini 1498 ego fraler jacobus Röiber de Durego 
factus sum cappellanus domini ac luagistri Bernardi Rieff prioris. 

Anno domini 1499 factus sum raagister scrvorum in capella 
porte superioris. 

Anno domini 1501 factus sum vinitor et nichilorainus pro* 
vidi cappellam in porta cum sermocinando. Acta sunt hec in 
die Wilhelmi. 

Anno domini 1505 in die , .. faclus sum subbursarius et 
raansi in subpursariatu usque ad festura sancti Thome episcopi 
anni undecinii. 

Anno domini 1511 ipsa Thome episcopi factus sum bur- 
sarius maior per conventum et maust in bursariatu usque fcstum 
Marcelli anni tercii decimi. 

Anno domini 1513 vigilia nativitatis Marie factus sum pro- 
cura tor curie Constanciensis et perraansi hoffher usque ad XVII 
diem Decembris. Eodem anno et die fuerunt lectiones regu- 
läres, sicuti moris est, ante festum nativitatis Christi et legi 
unam longam lectionem et uliimam in sabbato die; de post 
exivi chorum ad cameram meam, que erat in domo conversorum 



«k wihSÄw 



go 



Baier, 



ei pransus sum in domo vinitorum et infra prandiuin, heu proch 
dolor, cecidit ibi super nie manus domini et tetigit sinistrurn 
latus nicuni, quod amplius non potui ambulare. 

Anno domini 1514 ipsa Albini» que fuit prima dies Maren, 
facius sum magister infirmorum et fui conlractus sive tactus in 
sinistro brachio. In die vero saneti Martini anni domini 1 5 14 
Johannes Karrer in infirruarium substituitur. 

Anno domini 1514 accessi ad dominum egregiuin Mathiam 
in Ravcnspurga t qui aeeepit me ad curam ipsa die Vittalis et 
divina favente clemencia adiuvit me ita, ut in die sanetc Penthe- 
costes, qui erat quarta dies junii anni supra nominati missatn 
legi in monasterio fralrum Marie Raven&purge. 

Anno domini 1515 ipsa domiuica lnvocavit constitutus sum 
in confessorem simplicem et in die saneti Iternardi eiusdem anni 
dominus jodocus concessit luichi auetoritatem suain, eoque die 
et anno idem abbas tradidit mich] clavem ad eameram literarum 
Salem. 

Kgo frater Jacobus Roiber pOftt infirmitatem raeam anno 
videlieet domini 1514 post feslum Johannis Bapliste ineepi legere 
missas: Deus venie et persolvi quinque Deus venie totaliter 
usque ad festum Thorax apostoli anni videlieet domini 1514, 
deindc a festo beati Thome apostoli prefati usque Gervaüi et 
Prothasii anni domini 1516 duo Deus venie coniplevi de novo 
totaliter. 



IL Hie ar.notantur abbates in Salem. 

Dominus Frowinus fuit professus in monasterio Lucella et 
primus abbas in Salem, qui ineepit laudabiliter preesse anno 
domini 1138 et obiil XVII. die Dccembris et reg na vi t usque ad 
aimum . . . x ) 

Anno domini 1238 in die Valentin! obiit pie memorie Gott- 
fridus sacerdos et episcopus Assiliensis et monachus in Salem 
Sab Kbcrhardo de Rordorff, IV. abbate prefati monasterii. 

Dominus Cristannus fuit in Salem professus et electus in 
seeundum abbatem et hie eciam oporlune prefuit. lluncaccepit 
imperator Kridcricus in suam protectiouem anno domini 1183*). 
Obiit pridie kalendas Junii anno domini 1191. 

Sciendum dominus Btrchtoldus ex gettert tomitum de Crach 
tantum unum annum abbatisavit et habetur in numero quartus 
abbas. Inceplt abbatisare anno domini 1240 in mense Junii et 
rexit usque ad VI. idus Augusti anno domini 1241. 



') In der kurzen Abtfllftti wird als Beginn dei Regierung das Jahr 
1 '37 angegeben, als Todestag prima dies post Barbare, als Nachfolger 
Embericus. Von diesem beisät es: Ineepit abbatisare anno domint 1166. — 
f l Vgl» v. Weccb, Codex diplomaticus Salcmitanns I, 41 — 44. 



igle 



KUHCne«UHIV[R5nT 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. qi 

Dominus Eberhardus ex genere comitum de Rordorff luit pro- 
fessus in Salem et electus in tercium abbatem. Hie itaque nobilfs 
genere, sed fange nobilior fide et opere $4 annis laudabititer et exem* 
plariler abbaiisavit et abbatiam "resignavit domino Ülrico Griiter 
de ßiberaco obütque plenus dierum decitna die Junii. In cuius 
sepultura rex Roraanornm legitur affuisse cum raultis mililibus 
et baronibus anno domini 1 277. Sub islo pastore Fridericus 
Imperator dedit atiqua privilegia anno doroini 1 233 mense 
Februarii ! ). 

Dominus Ülrieus Gräter de Biberaco unanimiter ac concor- 
diter eligilur in sex 1 um abbaten) huius inonasterii. Licet tantum 
sex annis viveret et preesset, tarnen auxiliante Deo statum monasterii 
quo ad temporatia me/ioravit t Obiit vero die oetava apostolorum 
Petri et Pauli in ydroposia anno 1283« 

Anno domini 1250 in festo Lucie Fridericus rex depositus 
obiit f post cuius mortem Cünradus natus cius regimen Apulie 
oecupavit et potenter evicit. Obiit et ipse anno domini 1254 
in ascensione Domini* 

Anno 1283 dominus Ülrieus de Selvtngen, qui fuit professus 
et subprior, a quo quidem officio, quod strennuc peragebat, in abbatern 
defuneto domino Utrico Gräter abbate concorditer per saniorem partim 
tligitur et constiluitur* Hie tnim sicut vir bonus et timens Deum 
viginti novem annis cum uj diebus abbatisavit. Hie fuit inchoator 
novi monasterii, sub quo domus ista in teraporalibus et spiri- 
tualibus vaide ditata est, Transivii vero viam universe carnis 
vicesima die Junii et annumeratus est septimus abbas in Salem 
anno 131 1 duodeeimo kalendas Julii. Idera abbas Ülrieus 
fecit raaiorem calicem ad maius altare et patenam, super qua 
scripta sunt verba hec: Anno domini 1304 frater Ülrieus die- 
tus de Selvingen calicem hune et ecclesiam hanc fieri procu- 
ra vit 2 ). 

Anno domini 1307 consecratum est altare sanetorum Petri 
et Pauli nono kalendas Novembris a venerabili Ottone Basilicnsi 
episcopo. Kodein anno et die ab eodem episcopo consecralum 
est altare saneti Andree. Ködern anno et die ab eodem episcopo 
consecralum est altare saneti Mathei apostoli. Eodem anno et 
die consecratura est altare saneti Steflani ab eodem episcopo. 
Anno 1307 quintodeeimo kalendas Aprilis consecratum est altare 
sanete Verene a venerabili Philippo episcopo Aistetcnsi monacho 
Cisterciensi. Eodem anno et die consecratum est altare beati 
Hernardi ab eodem episcopo. Eodem anno et die consecratum 
est altare saneti Johannas ewangeliste ab eodem episcopo. 

J ) Hier sind Eberhard von Rohrdorf und Eberhard von Wollmatingen 
vereinigt Nach einer Randbemerkung Röibers starb ersterer am 10. Juni 
1240- Das erwähnte Privileg ist gedruckt bei v. Wccch I» 203—206. — 
*l Kurze Fassung: qui optime domum istam decomvit. 



°S k nmrn^m 



Q2 Baier. 

Ködern anno et die consecratum est altare sancle Trinitatis ab 
eodem episcopo. Ködern anno et die consecratum est altare 
sancti Johannis baptiste ab eodem episcopo. Ködern anno et die 
consecratum est altare sancti Benedict! ab eodera episcopo. Anno 
1307 XIV kalendas Aprilis consecratum est altare sanete Katha- 
rine a venerabili Fhilippo Aistetensi, monacho Cisterciensi 1 ). 

Post transitum vero hui-us optimi abbatis Ulrici frater C/hi- 
radus tiülus de Enslingen nuper de studio Parisiensi voeatus et 
nullius experiencie, licet tarnen esset a quibusdam officialibus commen- 
datus, est*) in abbatem electus. Igitur abbas /actus et conßrmatus 
sui capitis esse cepit* Intcr aiios eciam defectus, quos habuit, erat 
flatus superbus ambiciosus, sed et curiosus ultra modum et sumptuosus 
in equitatura. Demum post hee episcopatum in curia Avinionensi*) 
tomparavit, unde cedendo in pessimo statu sueeessori suo abbaciam 
dereliquit* quam in optima rerum habundancia tarn spirituatium quam 
temporalium p ut prescribitur, plenam in sua institucione invenit; 
discedendo namque a monasterio tamquam infidissimus abbas et 
pastor, heu proeb dolor, nee vinum nee frumentum, sed neque ad 
unum solidum denariorum aliquatan peceuniam post tergum suum 
pre manibus retiquit, ymo omuia peioravit. UHimo vero Htm con- 
tentus episcopatu tanquam alter ludas desperatus ad curiam Roma- 
nam cepit laborarc, obiitus regule sancti ffenedicti et eiusdtm pro- 
fessionis. Cessit itaque inkoneste et non bona conscitneia anno domini 
1330 regiminis vero sui vicesimo septimo resignando et relin- 
quendo abbaciam in manibus pape et monasterium rcliquit pluribus 
debitis invotutum, Fuit itaque innumeratus oetavus abbas et pessi- 
mus omnium. Mortuus est seeunda die Decembris. Sub isto 
Cfinrado magister Rüdollus dictus Ahuser phisicus de Constancia 
procuravit, a festo Kxaltacioeiis crucis usque ad fest um Pasche 
singulis noctibus ad biberes conventui recens vinum ministrari 
debet, quod haclenus non ministrabatur. Acta sunt hec anno 
1320 oetavo nonas Augusti, Sub ipso fundavit Burckardus de 
Tryberg miles altare sancti Michaelis in lestudine supra maius 
altare anno 1320 sabbato post Mathie*). Sub isto consecratum 
est altare sanete Margarethc anno 13 19 nono kalendas Octo* 
bris. Anno domini 1324 Ülricus de Honberg fecit testamen- 

tum pro pitancia 4 Ib. dn, 

■ 

Dominus Ulricus de nobili genere de Salgans natus creditur 
huic pessimo inde successisse et annumeratus est nonus abbas 
in Salem et transivit viam universe carnis Scolastice virginis. 
Idem ordinavit anno domini 1351 triginta Ib. h. ad coraparandum 
pannum dictum berwer pro cucullis monachis in Salem 6 ). Idem 
concessit, quod dominus Hcrmannus de saneto Gallo dedit con- 

l ) Indulgcnzbrief (ür die II Altäre von 1309 Mai 22 bei v. Weech 
HL 50. — f ) Hs. et. — «> Hb- Avionensi. — *) In Wirklichkeit 1325 März 2. 
v. Weech III, 102 f. — *) Ebenda III, 104. 



sgk „,,./, ;/, m ; f -, /r 



Chronikalische Aufzeichnungen au* Salem. q * 

ventui ioo Ib. dn. pro pitancia piscium in seeunda dominica 
adventus danda. Acta sunt hec undeeim miliuin virginum anno 
1 357 1 1- Hie scribi fecit Über lectionum iacens in callefactorio 
anno domino 1354. 

Anno 1357 ineepit dominus Berchtoldus Thutz. Annumeratus 
esi deeimus abbas in Salem ei obiit Malachie, sacre iheologie 
professor. Resignavit abbaciam voluntarie et spontanee ad manus 
Wylhelnii dicti Schrailk, quondam abbatis in Raittcnhaslach, in 
presencia abbatum domini Johannis de Lucella et domini Johannis 
de Aurora et Alberti de Marisstella anno 1373 in crastino Ara- 
brosii. Iste dominus Berchtoldus ordinavit, quod perpetuis tem- 
poribus cuilibet monacho et converso debent dari tempore con- 
gruo duo ova in prandio et in cena. Ordinacio ista facta est 
anno 1360 in die Urbani 3 ). Item anno domini 1368 ipsa die 
Jacobi reperti atque gustati fuerunt maturi botri. 

Dominus Wiihelmus elcctus est in undeeimum abbatet» huius 
monasterii et concorditer postulatus in successorem domini Berch- 
toldi anno domini 1373. Iste bonus pastor in inicio regi [minijs 
sui anno 1373 ordinavit conventui 2 Ib. dn. pro pitancia in festo 
Martini dare de curia Yorst 8 ). Item anno 1374 ordinavit 2 Ib. dn. 
conventui pro pitancia in die saneti Michaelis danda 4 ). Instituit 
eciam, quod annuatim debent priori dari*) 16 II, pro cappis sol- 
vendis. Actum anno 1377*). Idem ordinavit anno 1378 in die 
Martini de curia in Luttkirch redditus pro officio capparura*), 
Hic eciam fecit ordinacionem iuravitque una cum conventu per* 
petuis temporibus habendam instituitque, quod census in Lül- 
kirch pro perpetua struetura monasterii pertinerent. Kciam ordi- 
navit tres pitancias conventui per annum dari scilicet corporis 
Christi, Kenedicti abbatis et Bernardi, Acta sunt hec tercia feria 
ante Johannis baptiste et multa atia bona anno 1386*). 

Dominus Jodocus Senar eleclus est in duodeeimum abbatem 
per conventutu huius monasterii et depositus est cum suo con- 
sensu. Obiit vero XVI. die Januarii. Hic instituit anno domini 
139g, ul semper in die invencionis Crucis bona pitancia daretur 
conventui 9 ). Idem ordinavit aliquos census in officio burse 
maioris et pistorie anno domini 1 405. Idem ordinavit r Ib. 
10 ß h. ad officium panni annuatim dari ex procuracia Esslingen. 
Actum anno domini 1399 vigilia Malhei apostolu Creditur ince- 
pisse regnare anno 1397» sicuti in una excusacione ad capitulum 
generale scripsit. Idem edilicari procuravit capellam in abbacia 
et stubam cum camera contiguam cappelle. 

Dominus Petrus Oxer clectus est bina vice per viara Spiritus 
saneti et univocc per totum conventum et confirmatus in tercium 

') Ebenda III- 105. — *) Ebenda 131, 293, — *> Ebenda III, 106. — 
*| Ebenda. — a ( Ht. debel priori dare. — *) v. Weech III. 106. — : i Ebenda III, 
389. — ■) Kurze Fassung: XII- Kai. Juniu — •) v. Weech III. 109 



«■* mSSSft: 



94 



Bai er. 



deeimum abbatem monasterii Salem. Qui eoraplevit novarn struc- 
turam nostre ecclesie, cuius inchoator fuit fidelis pastor et 
abbas Ulricus de Selvingen. Hie eciam de novo construxit 
eapitulum cum dormitorio et ambitu incomplete et cciam multa 
bona fecit monastcrio. Hie itaque plenus dierum viani transivit 
universe carnis, ut dicitur in area ville Ostrach anno domini 
1441 ipsa die Yvonis 1 ), Hie tercius fundator huius monasterii 
fuit. Eo tempore adhuc viguit illa eonsuetudo, quod abbates 
equos non aseendebant nisi in porta inferiori vel superiori sive 
recedendo sive veniendo, sed proch dolor modo . . * 

Anno domini 1441 dominus Georius Munch de Constancia 
electus est in quarturadeeiroum abbatem huius cenobii, vir bonus 
et iustus, relinquens monasterium sine debitis passivis. Hie 
procuravit magnam organam et quasi quartus fundator multa 
bona feeit monasterio» sed nichitominus per suos monachos invi- 
diose depositus est, quia non merujt talem infamiam. Obiit 
itaque hie felix plenus dierum bonorumquu operura vieesima 
prima die mensis Februarii anno domini 1459. In prineipio 
igitur sui regiminis anno videlicet 1441 undecirao kalendas Junii 
altare saneti Sebastian! [et] Theobaldi eonsecratur. Sub ipso 
anno 1449 eonsecratum est altare Omnium sanetorura quinto 
kalendas Januarii, Anno domini 1440 [!] eonsecratum est altare 
saneti Cönradi anno sui regiminis VIII. quinto kalendas Januarii. 
ülius tempore edificata est nova domus-> hospitum circa anti- 
quum hospicium, quod ut dicitur, Ulricus de Selvingen eonstrui 
fecerat neenon et hospieiura mulierum. Fecit eciam eonstrui 
subtili artificio monstranciam maiorem argenteatn*) cum maiori 
vasculo vulgariter den grossen Barch. Anno domini 1450 fecit 
eonstrui maiorem organam dormitorio eontiguara. 

Anno domini 1459: Dominus Ludowicus Oswald, sacre 
theologie Parisiensis prolessor, de Überlingen eligitur in quintum- 
deeimum abbatem huius monasterii, qui habuit gwerras et bella 
multa*) et preserüm cum AlwicO eomite de Salti ex parte 
Bollingen et uno cive in Überlingen Hewschriber nominato 5 ), 
qui monasterium ad magnam ) calamitatem duxit propter multa 
passiva debita 7 ), que sub antecessore suo venerabili Georio 
Münch [contracte erant] 9 ). Liber omnium debitorum et habun* 
dans in vino frumento peeeuniaque erat, ultimatim vero con- 
tractus est et depositus et obiit Ciriaci') sociorumque eius anno 
domini 147 i. regiminis sui vero duodeeimo anno. Sub ipso 
factum est estuarium pro convenlu anno 62. Item stuba 10 ) sar- 

') Kurze Fassung; Obiit subilanee in area ville Ostrach anno domini 
144 t Potenciane virginis, provisus tarnen prius ccclcsiasttcis sacramenlis. — 
f ) Hs. edificatum est novum clomum. — *) Hs. monstrancium maiorem argen- 
teum. — *) Hs. multos bellos. — *) Hs. nominatus. — •) Hs. magnum. — 
: ) Hs. multas pasivas debitas. — *) Das widerspricht einer oben gemachten 
Angabe- — ») Hs. Cirici. — ,0 ) Hs. stubam- 



t lOogle wiHaTowgHWsiiY 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. n^ 

torie post doraura schreUell tempore iliius edificatur. Eo tempore 
edifieata est die segg mülli, que anlea posita fuerat circa dumum 
servorum alias beschaidt. Ipse eciam construi fecit cellerare in 
orto circa abbaciam, quod vulgariter ops ker dicitur* llle Ludo- 
wicus duos libros cum notis, qui ad officium misse in utroque 
horo pro senionbus aperiunlur 1 ) > fecit scribere anno domini 
1462 circa festura Arabrosii. Idem fecit die ysny gätter coram 
maiori altare 1 ). 

Post deposicionem Ludowiei venit dominus visitator vene- 
rabilis dominus Johannes Stantenatt , abbas monasterii Lucelle, 
pro alio abbate eligendo f sed heu proch dolor, invidia et superbia 
erant electores. Licet enim valde docti et dispositi monachl 
tunc temporis essent, sed superbia deeeperat eos, quia unus- 
quisque suspicabat se abbatem futurum et ideirco non volebant 
alieui vocem dare nee per scrutiniurn aut per viam Spiritus saneti 
ullum eligere. Tunc dominus visitator et assessores 3 ) eius treme- 
facti et contrislati et ultimatim post multas exhortaciones cum 
vidissent, quod nichil proficerent, dixit dominus visitator Johannes 
abbas Lucellcnsis: Karissirai patres et Iralres: Cum a deo in- 
dispositi et dispersi estis in eligendo novum abbatem, tunc si 
placet vobis» ego et assessores 3 ) mei volumus vos cum bono 
pastore providere cum auxilio divmo. Et oranes consenserunt 
in hunc sermonera dicentes: Quemcunque vos eligitis, hunc 
volumus habere et hoc manu cum tidelitate coram notario et 
coabbatibus cum protestacioue tradita et manu dederunt fidem, 
ut Uli vellent obedire, qui eis daretur. Estimabant» quod acci- 
perent sive darent eis unum abbatem de gremio sive conventu; 
sed superbia seduxit illos; hys itaque peraclis tunc stirrcxit 
dominus visitator de medio abbatum de suo stallo, stetit super 
matam dicens, propter maiorem cautelam et vitandum vicium 
discordie tunc ipse slaret hie ad suseipiendum onus abbaciale*) 
in nomine patris et filii et Spiritus saneti. Tunc immediatc ab 
uno coabbate Te Deum laudamus ineipiebatur et intrantes Ora- 
torium ipsum Stantenat super maius altare sedere fecerunt et 
iterato capitulum intraverunt et pene oranes coram notario ipso 
domino Johann! Stantenat obedienciam promiserunt et pro- 
fessionell sollemniter fecerunt et hec omnia cum protestacione 
et manu, ut moris est, et sie cum inter ipsos non scirent unum 
eligere, oportebat ipsos extraneum habere, qui non habebat ullam 
vocem ex conventu. Hys itaque peractis equitabat ad Luccllam 
resignando abbaciam in Lucella et iterato venit ad Salem, mitte- 
bat pro confirmacione ad coriam Romanam fratrem Hainricum 
Suck; qui cum confirraatus esset in pastorem et abbatem huius 
monasterii, aeeepit regiraen in manus suas. Qui licet primitus 
valde sumptuosus in equitatura et eibo cottidiano esset, sed 



') Hs. aperitntur. — *) Hs. Kurze Eässude: Obiit iu die Cinaci anno 

domini 1471 — ■ 1 IU asessores. — *■ Hs abbacialcir;. 



oglc 



PPIHaWNÜMIvfH-T^ 



g6 Baicr- 

accessis ') prioribus et senioribus ipsum abbacem allocuti sunt 
euni rogando verbis huroilibus v quod paternitas sua vellet minuere 
aliquos servos et equos nee non in eibo cottidiano moderacior 
esset; que ipse permisit facturum et fecit. 

Dominus Johannes Stantenat de Uffholtz natus, qui primitus 
abbas Lucelle pene quinque annis vocabatur, inodo abbas sex tu s 
deeimus huius laudabilis loci ac cenobii Salem sine electione 
conventus annumeratus est, qui in prirao anno gwerras, quas 
dimiserat quondam Ludowicus suus antecessor, assumpsit et ad 
quietem usque produxit. Incepil enim abbatisare anno doraini 
147 1 ipsa die Yvonis. Cum itaque extraneus esset, extraneas 
et uovas ceremonias [in] istud laudabile monasterium iniro- 
uiittcbat 1 ), propler quas multe reguläres ceriraonie et boni*) usus 
sub ipso de die in diem decrescebant, que prius stib antecesso- 
ribus suis scilicet Kberhardo comite de Rordortf et omnibus 
Udalricis in rnaxiroo rigore et devocione vigebant. Hie igitur 
Johannes inter alia bona, que fecit, pulcra edificia in monasterio 
et extra perfecit; nam regirainis sui anno 1477 fecit novam habi* 
tacionem sive domum in Constancia, de post pulchram domum 
in Biberaco. Anno domini 1 476 perfecit refectorium estivale. 
Anno domini 1482 edificavit turrim ex fundo infra dormitorium 
et novam infirraariam. Anno domini 14 79 edificavit novam infir- 
mariam circa capellam infiriiiorum. Anno domini 1484 edificavit 
refectorium hyemale. Anno domini 1488 edificavit montem euni- 
cularum et vivarium magnum nee non amplum et profundum 
circumdans montem, Habens pisces bonos es hos copiose* In- 
super in Mura edificavit habitacionem abbaeialem. Anno domini 
1 490 fecit magnam tabulam cum pulchris ymaginibus. Anno 
domini 1 494 construi fecit pulehrum vasellura pro sacramentis 
inde ponendis, sub quo eciam sibi sepulturam elegil, ubi et iaeei. 
Kecit denique novum colloquium, ubi antea eella novieiorunr fuerat, 
Fecit eciam scribere uuum pulcherrimum missale ad raaius altare 
Habens duas partes nee non matutinale eciam Habens duas partes 
ad corum abbatis, Fecit eciam domum servorura circa fiuvium 
Ach, quam nominavit bschaidt. Sub ipso eciam reeoneitiata sunt 
ecclesia maior, capella contigua abbacie» capella infirraarie antiqua, 
capella eciam antiqua in siaperiori porta , eimiterium , ambitus, 
altaria et singula loca sepulture et anniversarius dies dedicaeionis 
translatus*) in dominicam proxime ante festum Marie Magdalena. 
Omnibus vere penitentibus, qui in supradictorum tarn ecclesie 
quam cappellarum et altarium sanetorum patronorum nee non 
dedicaeionis festivitatibus convencrunt, concessit episcopus Daniel 
quadraginta dies indulgenciarum. Iste Johannes construi fecit 
domum Iapieidum in eimiterio. Item domum pecorum eciam 
construi fecit, in qua servi habitant et arcara superiorem, Con- 



l ) Hf. accesis. — *) H*. islum laudabilcm monaslerium imromittabaL 
>) Hs. bonos. — *) Hs« iranstau. 



°gk m^mOW 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. ü7 

strui fecit novam 1 ) domum suum, id est suwhuß in superioribus 
curiis. EdiBcari fecit novam 1 ) domum cum lorculan in Berma- 
tingen. 

Cum itaque ille vir gravis multa edificia peregisset et iara 
senio circumdatus, Iluxus pedum» quem diu habuit, ultra non 
tlaens ipsum oeeidil; transiens vero humane nature viam plenus 
dierum anno abbatisacionis sue XXI IL undeeima die Decembris 
anno domini 1494 relinquens raonaslerium in multis debitis, quas 
antecessor suus Ludowicus et ipse fecerant 1 ). 

Anno domini I4Q4 electus est reverendus dominus Johannes 
Scharpfer*) in seplimum deeimum abbatem huius monasterii 
Salem mittens pro contirmacione ad curiam Romanam fratrem 
Johannera Staimer de Rottwila; qui optime et exemplariter abba- 
tisavit quasi sedeeim annis. Anno domini 1508 perfecta capellam 
beate Virginis circa infirmariam» quam ipse ex fundo construi fecit 
et eandem capellam cum altare consecravit venerabilis dominus 
Balthasar episcopus Troyanus anno domini 1508 vicesima quarta 
die mensis Decembris et concessit omnibus vere penitentibus, 
qut in supradictorum tarn capelle quam altaris confluxerint in 
die patronorum ac dedicacionis centum dies venialium et quadra- 
ginta criminalium« Anno domini 1 505 venerabilis Johannes 
Scharpffer procuravit fieri corpus tabule altaris saneti Martini 
quinta feria ante pasche. Eodem anno videlicet 1507 [!] quinta 
feria ante Petri et Pauli sub eodera abbate construeta est tabula 
altaris beatorum Petri et Pauli* Anno domini . . . construete 
sunt due taberne in Ostra. Anno domini 1498 construeta est 
domus in Ach. Anno domini 1499 ineepit lis Schwitzerorum. 
Anno domini 1504 dominus Johannes Scharpffer, abbas in Salem p 
edificari fecit cellerare in domo vitrii in poraerio et anno 1508 
pulcherrimam 4 } domum in curia superiori pro vaccis et vitulis. 
Anno domini 1503 construetus est stabulus porcorum in supe- 
riori curia. Anno domini 1501 construeta est domus porcorum 
pro servis ibidem raanentibus. Anno domini . . . construi fecit 
novum torculare in vylla Bermatingen dictum Röttenbach. Anno 
domini . - . conslrui fecit novum torculare in Obcrstenwyler, 
Anno domini 1512 construi fecit novum torculare in Mettesten- 
wyler. Anno domini 1507 construi fecit domum in Nüffron circa 



J ) Hs. novum. — *) Kurze Fassung: Supradictus Stantenat edificari 

fecit minus altare capelle superioris porte et con&ecratum est a venerabili 

Daniele, episcopo Bellinensi, in honorem beatissime Virginia Marie saneto* 

rumque Leonhardi» Galli et Antlionii, Othrnari, Columbani, Jodoci, Johannis 

ei Pauli, Bla&Ü et aliomm plurimorum niartyrum, confessorum atque vir* 

ginum, sed Leonhardus fuit verus patronus eiusdem altaris- Acta sunt hec 

anno domini 1474* *- ') Die kürzere Fassung Tilgt bei: de Mimenhusen. AU 

Todestag bezeichnet sie dies Franciaci 1510, als Nachfolger Jodok Näcker 

aus Überlingen vom Dionysiustag 1510 ab. — *) Hs* pulcherrimum, 
Zdcachr. I Geicb. d. Obtrrh. H.F, XXVIII. 4. 7 



Google raSÄi^n 



98 Baier. 

horreum ibidem pro fratribus in messe et tempore autumpni ibi 
morantibus. Anno domini , . , construi fecit domum vIT dem 
Malayen pro besüis in estate ibidem pascendis. Anno domini 
• , , construi fecit duo tuguria hulten in curia lalerum. Anno 
domini , . t combusta 1 ) domus latcrum, quam ipse de novo i on- 
struxit anno videlicet ... Anno domini 1508 construi fecit 
novam*) domum cum stallo pro pecoribus. Anno domini 151 1 
construi fecit tabernam in Üldingcn. Anno domini 151t cecidit 
domus carpentariorum cum inuro adiacenli circa domum hospitum 
inferiorem* Anno domini 1 5 10 Scharpfer incepit construere 
sollempnem*) domum in Bibraco. Construi fecit rairo artificio 
domum in Pfullendortf et edificata fuit ad tectum eodem anno, 
sed ipse preventus morle eodem anno relinquit incomplete. 
Anno domini 1500 construi fecit domum advocati in Berma- 
tingen de novo. Anno domini 1502 edificari fecit novum cellare 
una cum stubellula et aliquibus cameris in MarchdorlF, Ipse 
insuper construi fecit pontem circa infcrius*) hospicium cum 
lateribus» quod prius asseribus edificabatur, similiter pontem ante 
portam inferiorem non immediatam sed alteram» per quam 
Ilumen Ach transit, eciam duas alteras, per quam itur ad plateas 
vulgariter Öspach, nee non pontem conliguam domui laterum, 
demum pontem conliguam cappelle beate Virginia apud Mimen- 
husen ac pontem circa hört um herbarum vulgariter kruttgartt ; 
istos omnes bonis lattcribus edificari fecit, qui amea cum ac- 
ribus cooperti fuerant. 

Ze wissen» das in der tnhven libri sind 39 venster und costel 
yedes brenndt stuck glati ain inß ander 3 guldin, wirdt an ainer 
sum i 17 guldin. 

Anno domini 1442 in vigila Laurencii in Salem abbatisanle 
Johanne diclo Stantenatt conbuslum est Vorst, quam curiam pre- 
falus abbas reedificari fecit anno sequenli. 



III. Martin Heuschreibers Krieg, 

Anno domini 1469 facta sunt hec sub reverendo doraino 
Ludowico Oschwald, professore sacre theologie: Graift" uns und 
unser golzbus au Salmanschwylur zu Nussdorff Martin Hewschryber 
von Vberlingen uff suntag frue vor dem raaytag und füeng allda 
die armen lütt und schätzt -die und fürt die hinweg wol mit 60 
uder 70 mannen und krieget unser goizhuß von dem tag biß 
u(F Costentzer kirchwvchi und raüstend 6 monat 16 soldner 
haben. Denen müsl man all monat 64 g. geben, Die lagen zu 



') Hs. combuslum. — *) Hs. novum. — *) Hs, construi sollempne. — 
* Hs- inferiorem. Dagegen ist pons grundsätzlich ah Femininum behandelt. 



3gle 



HUHCnftti^W^ 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. qq 

Muren, aw Kirchberg und zu Costenz uff dem hard und schaffen 
nie nuntz. Och so mosten mir teglichs und alß lang daß weret, 
im goizhuß ain hoptman haben, hiess iuncker Hans von Hannen* 
hoffen, selb fünft und selb 6 taglich in der appti. Darzwischen 
macht sich, das sich ettlich unsern und dan die der stat kind 
warend zö Vberlingen, sich usser der stat zogen und sich in 
dem forenbichel nach by dem galgen haimlichen gelett betten, 
nemlich 5 der von Owingen 1 ) innen wardend und zugen uff zfl 
ross und zu fflss und umb leitend den büchel und fiengend sy; 
doch legen ier ettlich find in dem galgen, der man nitt wisset 
und antwurtend die fünf gefangen her nachtz zürn ober tor dem 
houptman. Der fort sy hin ge wingarten und Itiss ina die kepf 
abschlachen. Daß auch vil geltz gestund. Dar nach brant uns 
der Hewschryber den dorckel uff dem Aychberg ab. Dar nach 
kam gölte kuntschaft, wie das der Hewschryber und sine mit- 
gesellen ain uffenthalt zu Tryboltingun im dorff hetten, auch ir 
dry im dorff ier haymwesen hetten, auch die hab zflm thail an 
das end geliert und kumen wer, so sy zu Nussdorff genommen 
hettind. So nam der hoptman die seidner und usser den 
dörffern gesellen zürn im, daß ier by 50 oder by 60 warind und 
fürend nachtz dahin und ffilend da in und her wüsten ain der 
find, in deß huß der nomen mit naraen rock, mentel, kussy 
funden wurden. Der wolt sich nit gefangen geben; der ward 
herschlagen. Deß nam sich Virich Grunenberg von Costentz 
an, der zu Zirch burger waß und hanckt die Schwitzer an sich. 
Dar zwischen wurden mir an dritten tag dar nach an Kostentzer 
kirchwichi geriebt mit dem Hewschriber und mosten im dritt- 
halb hundert gülden geben, dar über fil gangen waß mit tagen 
und verbiet brieffen, bottcnlon, schenckinen. Im waß auch 
recht bott für alle lender und stett der aydgenossen für hern 
und stett, aber er wolt nun gelt hon und kain recht. Dar nach 
waß von deß armen manß von Triboltingen erschlagen mit dem 
Grunenbcrger und mit sim anhaug der Schwitzer fil und mer 
getaget for unserm hern von Costentz, bischoff Herraan von 
Landenberg, und wollten auch da kein recht uff nieman , das 
auch für sich selb für geschlagen ward. Zu lest ward es kam 
getedinget uff achthundert gülden. Die wollten mir nit geben. 
Es wurdin dann all ander Sachen und anvordrungen darin be- 
schlossen, dan min her von Ow schrach, der arm man wer syn 
lyb aigen gesin* Do sprachend die von Costentz, zwing und 
beim und gcricht werend ier. Do sprach der Schilltar von 
Costentz, Triboltingen wer sin und nit deß Grunenbergers und 
heu im daß mit gcwalt inn» Dar um weiten mir nuntz geben. 
Do nun fil und dick dar in gietinglichen tag gesucht wurden 
und die Schwitzer zfi Costentz iero 7 oder g t die den mit unß 
tageten, allda an ainen wirt in acht tagen 45 gülden verzarten» 

') H*. Owigen. 



C loogle 






IOO Baier. 

den mcrthail nfin an kalten suppen» das mir alß raüsten geben 
und dennocht noch nit gericht warend, dar nach ward aber ain 
tag angesechen von bifichoff Herman von Landenberg, bischoff 
zu Costenntz, uff raentag nach Otmari. Also zum testen, do 
man dry tag nach ain andern getagot hett, do ward es gericht 
und warden die Appentzeller, der Grunenberg, die von Costentz» 
min her von Ow t der Schilltar, des erschlagen mans wib und 
kind all in der rechnung begriffen und müsten den aydgcnossen 
geben für alle die ansprach 6 hundert und 30 guldin uff Cecilie 
vergangen, do ward den Schwitzer 200, dera Grunenberg 200 
und den kinden 200, Nun witter, als dann nun der krieg ge- 
richt ward und in der selben richtung die 1 ö seidner nit 
begriffen wurdend, alß dan nolt wer gesin» do begertend sy an 
uns, daß mir ina sicherhait schieffind, dan sy dorftend nit zu 
Costentz noch anderswa wandlcn noch wunen und leyttend sich 
in unser gotzhuß und gen Memenhusen und müst man inan 
gnüg geben, ine und ieren thouben frowen. Daß weret eeben 
lang und grossen und vil mütwillens tribend: Item sy schlügend 
zu Schwindorff by 10 oder 12 genß zu thfiwd. Item sy zer- 
schlagend auch im huß, da ier uffenthalt war, wa sy dann ielz 
hie dan anderswa uff unsern guttern ire aigen trinckgeschirr, 
glescr, kanten und becher und kepf allermest hie in dem gast- 
huß alß sammend und alß sy uff ain abend vil mütwillens 

getribend, beaunder mit zancken» und ainen koch, der waß uß 
Kesterrich , fast übel und ser gewunt und übel geschlagen , do 
luffend ettlich unser kriecht in daß gasthuß und schlügend ainen 
genanten Nottus und wundeten den zu mal übel. Do fielend 
ier ettlich über die mur uß und kamend hin weg und alß in 
formalß fil recht für geschlagen war für junckher Sigmund von 
Fryberg und anderswa und sich des mit uns verfiengend, do 
süchtend sy immer me usszug vom rechten und wollten kainer 
billichen rechten mit unß pflegen, dan sy wisstend nütz dar au 
zu erholend; sy hetten gern daß gelt gehept, dan sy vil zu 
Krickingen und Merspurg, Memenhusen und anderswa uff uns 
verzert hetten; daß mostend sy bezalen oder aber vom land 
wichen. Also uff den sechsten tag deß brachatz do hettend sy 
verwarten unsern groß kcller und auch min herrn Lud. Osch- 
[waldj zu Costentz versprechet, alß man mit den allen richtern 
zu Costentz alda rechtet, do lagend sy dozümal auch zu Egg und 
hüllen da uff in. Also belieb er ungeschicht zu Costentz und 
raitt her Petter Stoss, her Caspar Miller heruss. Deß warend 
sy gwar und yltend ina nach biß an den sew; aber sy ent- 
ranend yna in die Mainaw. In dem kamend die alten richten 
Die fiengend sy wol nun und schätzend sy umb hundert guldin 
und wundeten dero ettlich und santten erst den wider sag brieff 
gen Costentz minen herren. Dar nach an dem 16. tag deß 
selben raonatz brachatz, daß waß in die trinitatis, do kamen her 
Hainrich Suck und Caspar Miller geen Appencel in das dorff. 



^le 



■■ 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. 101 

Do waß kirchwichi. Da fanden sy siben unser find. Die fielend 
sv an zu recht und leit sich Caspar Miller zu inen gefangen. 
Da ward ain recht tag gesetzt in diem commemoracionis saneti 
Pauli und ward da nuntz geschafft, sunder ain ander rechtag 
gesetzt uff oetava Petri et Pauli apostolorum. Das recht het 
aber kain furgang und ward aber acht tag verzogen und ward 
so lang verzogen, biß daß 1000 guldin daruff ward gangen, 
Vilticht wer unß dennocht noch kain recht gegangen oder ain 
recht, daß uns zu schwer worden wer» den die gemainen aid- 
genosen rautzbotten tetten sich teglichs ie me und rae dar In, 
daß die ander Q unser And auch gen Appentzell komend und 
die ding richtten ains mit dem and-ern mit der beschaidenhait, 
daß seh ad gen sebad gen soll und wer schaden gelitten het von 
der fangnus halb, ain ander helffen usrichten, dar an unser find 
30 guldin geben sollen, die sy auch geben, auch daz mir die 
seidner, unser find gewesen gegen denen von Costenz och andern, 
do es not wer uß , , , 1 ); wa aber daß nit beschech, das die 
ding wider zö recht an junckher Sigmund von Fryberg zö lulren 
umb all zu spruch stan solten von baiden tbaüen verdinckt und 
unverwaigert, Datum translacionis saneti Benedicti anno etc. 1470, 



IV. Kaltes Frühjahr 1513. 

Anno doraini 1513 vicesima die Apprilis, que fuit quarta 
feria ante Jeorii, circa horam quartam post meridiem kam im- 
versichtlich ain grosser stürm wind und darnach ain kclti mit 
sehne, das der zitt nach ungewenlich waß, und schmd die 
gantzen nacht und niornadis am donstag vor Jeorii am morgen 
erfroren die reben , die gar in güttem wan waren und die nuß- 
böm. Und uff obgctneltem donstag was ain erschreckenlich 
Wetter mit regen, wind und kelti. Darnach am fritag am morgen, 
was an sant Jörgen abent, viel ain grosser vergifftiger ryff; der 
verdarbt die reben und nußböm überall. Und uff gemelten 
fritag wardt ain loblich procession angesehen, wie hernach folgt: 
Zum ersten wardt das hailtumb, die 2 höpter, uff aim britt durch 
2 gaisllich dragen; zum andern der klain sarch, zum dritten der 
gross sarch und das groß erütz und 4 van foranhin und dar 
nach novicii, iuniores et seniores und drfig yeder, jung und alt, 
ain stuck hailtumb wie Corporis Christi und giengen uß dem 
münster durch die gast dür und zft dem undern thor uß den 
graben ab zö unser lieben frowen cappell zc Mimenhusen und 
waren die wysen und alles grünss mit dem unrainen ryffen gar 
bedeckt. Da wainet meng mensch, wyb und man, dann es vor- 



') 4 Worte unleserlich. 



ogle 



nUHCCIQNUHIVfH Ti 



102 Baier. 

mauls nie gehört was, das ain ganteer convent mit dem hailtuiub 
uß dem gotshuß sollt gan. Nu als man das hailtum in der 
cappell stallt, do fleug man ain lopplich ampt de beata Virgine, 
Salve saneta parens an. Das ward volbracht mit grossem au- 
dacht, sülUzen und wainen* Darnach gieng jung und alt, wie 
vor in processione, uß der cappell mit herlzlichem wainen den 
Liechtenberg ulT und zu dem obern thor widerum in das münster 
durch den bröderchor und sang man darnach officium de saneta 
Cruce. Wytter uff sambstag, was sant Jörgen tag, raytl man mit 
dem hailtum gen Lütkirch, Marckdorff, Ueruiatingen, Iraenstad, 
Hagnow und waß ain mittelmessiger tag an riffen. Dar nach 
an sant Jörgen nacht lut man die gantzen nacht für den ryflen 
und am sonn tag am morgen hüb cß widerum an sehnyen mit 
grosser kelti. Darnach an sant Marx giengen etlich mit dem 
hailtumb cum maxima devocione in processione gen Nüffron in 
sant Marxen cappell. Do was ain grossi mengi des volks. Do 
sang man ain loplich ampt und thet maister Benedict Rott 
hussen vor der cappell ain hüpsehi predig und wainet da man 
und frow. Darnach gieng man widerum durch das Hardt mit 
grossem andacht zu dem underu thor um. Da wartet der sub~ 
prior cum reliquis ex conventu und gieng man widerum zu der 
gast thür in das münster. Ouch ward angesehen, das uff baid 
obgemclt tag yderman niechler uß dem closter mit dem hail- 
tumb solt gan und dweder rouß, ochsen noch kain vecli nit solt 
essen, bvß das die mit dem hailtum giengen, wider komen. Do 
waß ain groß geschray under löten und vych. Darnach in der 
selben Wochen am samstag nach Marci hat man ain loplichen 
erützgang cum reliquüs gen Lülkirch und von Lütkirch gieng 
man gen Mimenhuscn zu unser frowen und widerum ad mona- 
sterium. Darnach gieng man cum processione et reliquüs gen 
Wildorff und widerum ad monasterium. Zum letsten gieng man 
zum andern maul cum processione ad bcatam Virginem in 
Byrnow more solito ut lercia leria pasche. Und ward das jar 
ziralich win, den man maint, eß wer gar nütz worden, doch galt 
ain füder win 30 oder 40 Ib. *\. 



V. Aufzeichnungen zur Geschichte der Staufer. 

Iste Fridericus fuit filius Kriderici primi imperatoris et dux 
Suevorura de domo Stouffen natus et seeundus eiusdem stirpis 
dux Suevie. Qui aeeepit ducatum Suevie post decessum patris 
sui Kriderici primi imperatoris in raanum suam anno videlicet 
MCLXXX . . ') t hie cum esset in bello cum patre suo Friderico 
prefato. Patre vero mortuo ad obsidionem Ptholomaide venit 



l i Ein Teil tler Jahreszahl ist abgerissen. 



■ ?S' C MlN 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. 10^ 

ihique post paueos [dies] eciam obiit in sacro prelio anno 
ducatus sui V11I, dorainiee incarnacionis vero 1190. Hunc prin- 
cipes exercitus domini statim loco patris creaverunt in regem 
Romanorum in ipsa expedicione; sed ut dictum est, non multis 
diebus supervixit. Jdeo inter reges Romauorurn non connu- 
meratur. 

Prefatas Fridericus seeundus dux Suevie de stirpe Stouffen 
confirmavit omnia concambia cum eeclesia Augensi vel que facta 
sunt vel futura sunt. Insuper concessit omnibus ministerialibus 
suis» quiequid voluerint pro anime sue remedio vel alio quolibet 
modo eciam sine concambio dandi habeaut potestatem, Con- 
cessit eciam nobis aliud perpulchre Privilegium, videlicet ut liceat 
liberis hominibus dare res suas mobiles vel immobiles 1 ). 

Mortuo itaque Friderico prefato seeundo ducc Suevorum 
Cünradus frater eius in ducatu ei successit anno videlicet domi- 
nice incarnacionis 1190. Qui erat eciam domo Stouffen natus 
et tercius dux ipsius stirpis. Qui in oppido Durlach*) defunetus 
est et corpus eius in I.orch deportatum anno ducatus sui 
citra VIII, anno vero ab incaruacione domini 1196. Iste Cün- 
radus prefate stirpis de Stouffen tercius dux Suevie contradidit 
monasterio nostro Salem una cum Hainrico Kitso feodum in 
Rieth pro remedio anirae sue t quam donacionem ipse confir- 
mavit anno domini i 195 tempore abbatisacionis Eberhardi primi 
de Rordorff, quinti abbatis in Salem 8 ). 

Anno dominice incarnacionis u$6 Hainricus imptrator mortuo 
fratre suo Conrada Phüippo fralri suo eciam de stirpe Stouffen 
progenilus fratri suo, qui in SicÜia intrrim cum eo manebai, data 
sibi sponsa sua fiiia Constantinopolilani imperatoris ducatum Alamanie 
concessit, ipsumque cum tadtm sponsa sua in Germania m destinavit. 
Qui Alamaniam perveniens apud Augustam urbem in penlhecosten 
armis iunetus nupeias magnifice celebravit in hco, qui Güntzelech, a 
quibusdam concio legum dicitur ac postea assumptis militibus Alpes 
transcendens in StcUiam ad imperatorem rediit ci latus ab eo negoeiis 
suis per omnem ducatum Diethelmo Constcnciensi episcopo commendalis*). 



VI. Salems Gründung. Erzbischöfe von Salzburg. 

Nach Christus geburd 1138 deß selben jars, do herwalltot 
die kurfursten den hertzog Conratten von Schwaben zu ainem 
kung, do zu den zytten bezaichnet sant Bernard den selben 
kung mit fil andern firsten, ritter und knechten und ander herren 
mit dem hailigen crutz zu Franckfurth, die mit im über roer 



■) Vgl, v. Wccch I, 57—60. — *) So auch Rurchard von Ursberg. — 
*) Vgl. v. Weech l t 86. — *( So auch die Conlinuatio Sanblasiana Oltos von 
Frcwng MGH SS. XX» 329. 



oglc 



PPfflöTONÜHIvfU-T^ 



IO.J 



B a i c r. 



wollten faren und das selbig leitend, ze stryttend wider die 
unglebigen oder haiden. Der selbig king regniert 15 jar. Zu 
den selbigen Zilien und in der selbigen jarzal ward daß gotzhus 
zu Salraenschwyler gestifft von her Guniram von Adelsrytthi, 
der ain fryher waß und ain rilter und auch von dem selben 
king Conratlcn gefrytt und bestettiget war worden. Item zu 
wissend, daß auch [von] dem selbigen king Conratlen die fry- 
haiten deß hoff gerichtz zu Rottwill her kurapt und er ina die 
selbigen geben und uff gesetzt hatt inen und all iren nachkumen 
imer und ewig. 

Item Eberhart von Truchsen geborn ist etwan bischoff ge- 
wesen zu Ürichsen, Der war ain man guttes frids und ain 
grosser richiger mann wider sine find. Do er nun erweit ist 
worden zfl ainem erlzbischoff gen Saltzburg, da hatt er gestifft 
drwy bistumb, daß was Giycmse, Lavent und Seckau, die alle 
drwy zÖ liehen hatt der erlzbischoff zu Saltzburg. Er hatt auch 
gemachet by sinera leben daß hipsch tavalorium zfi Saltzburg in 
den kritzgang und auch hipsche zyerung und andere klainetten 
der selbigen zu Saltzburg. 

Item darnach atß 7*or dem und im gestorben waß seliger und 
löblicher gedechtnus Conradus erlzbischoff der selbigen statt, ward 
diser Eberhardtts henveiter erlzbischoff und daß atß man an fill 
enden und orten lisst ß uß gettiieker inblausung von den gantzen herreu 
dtß seidigen stifftz trwelfer ertzbrschoff. Allß volck auch zu Saltzburg 
ward dar zii von gott verordnet in zu erwetlen und zu setzen und 
auch for uss von gebe/z wegen her Gottfryden y der ain löblicher 
und gaistlicher prelaut war deß clousters zii Admund mit ganlz ge- 
mainer stimm und auch andern iva/hern mit namen Eberharthen abht 
von Piburg nach Cristi geburd thusend hundert und in dem zechenden 
jar. Item diser sant Eberharl ist geboren V0H edlem geschtecht mit 
namen von den gra/en ivn Hilpotttstain und ist vor hin gewesen ain 
chor her zu Battenberg* Dar nach ist er ain mtinch worden zu Prüfe- 
lingen by Regenspurg und nit lang dar nach ist [er] erwellt zvorden 
zii ainem abt gen Piburg und daß selb dosier hatt er und sin brieder mit 
hilff und stuyr bischoff Otten von Babenberg setiger gedechtnus gestifft 
von gantzem grund uff und fit aplaß gefrytt und geziert und gebeucn 1 ). 
Item obgenant sanetus Eberhardus ist auch gesin und wirt gehaisen 
der ander stiffter deß löblichen gotzhus zu Salmenschwiler ira 
Schwoben land gelegen in Costentzcr bislumb deß ordens von 
Cistertz. Item er hatt vast loblich und gantz andechtinglich und 
firsichtinglich in gaystlichen dingen und auch in weltlichen dingen, 
der do ist gewest gantz angnem der well und gott und ist ge- 
storben, alß man zalt nach Christi geburd gantz und gar loblichen 
und besserlichen der weit tussend zwayhundert und im 46. jar au 

'| Fast wörtliche Übersetzung aus den Gesta archiepiscopotum Salis- 
burgensium MGH SS. XI, 44, 



Google »mffl^wsiv 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. 105 

dem tag des firten nonas Decembris und hat in sinem regiment 
geregieret loblichen und wol 46 jar und ist sin eerpel begraben 
nebant sant Virgili altar und dem horoloyuro. Nun Burckhart 
von Zigenhagen der erst des namens. Der selb ist von dem 
papst uü genomen gewesen worden zu ainem bischotT und ist 
das gewesen wider daß capitlel zu Salzburg, wan er ist nit dar 
zu erweit worden und der bapst hat in bestetigt und gemacht. 
Er ist aber bald dar nach gestorben und hat die besitzung 
deß bistums nie ingenoraen und lytt sin cerpet hie begraben 
zö Salem, 



VII. Auszüge aus der Salemer Bursamtsrechnung 

("373— 1408). 

Anno domini 1373 in crastino saneti Ambrosii indictione XI 
nos frater Johannes, abbas monastcrii in Löccla ordinis Cister- 
ciensis Rasiliensis diocesis, filiara nostram de Salem coassiden- 
tibus nobis venerabilibus in Christo patribus et dominjs Johanne 
de Aurora et Alberhto de Marisstella monasteriorura abbatibus 
personaliter visitanles in resignacione abbacie voluntaria spon- 
tanea et libera reverendi in Christo patris ac domini domini 
Bcrchtoldi tunc temporis venerabilis abbatis iam dicti monasterii 
in Salem, sacre theologie professoris, ad manus domini Wilhelmi 
dicti Schraylck quondam abbatis in Kaitenhaslach, in preaencia 
nostri et cappellanorum nostrorum et totius conventus super hoc 
in unum vocati et capitulariter congregati statum iam prefate 
domus sive monastcrii in Salem taleni invenimus et eidem domino 
Wilhelmo ab omnibus concorditer in abbatem postulato eo modo 
commisimus, seeundum quod docet tenor litere subsequentis: 

Primo bursa major tenebatur solvere ad usuras 6000 cum 
713 fl. neenon 6117 Ib. cum 14 ß h. et in Friburgo i6oraarch. 
argenti. Item officium burse minoris tenebatur in 50 Ib. h. 
Item officium cellerarii maioris tenebatur solvere 1957 Ib. 14 ß h. 
et 400 fl. Item officium procuracionis in Kslingen tenebatur 
solvere 809 Ib. 15 ß b. Item officium procuracionis Ulme et in 
Ilibracho 333 Ib. h. Item officium refectorarii tenebatur solvere 
1694 Ib. b« Item officium pistoris tenebatur solvere 448 Ib. h. 
Summa totalis hallensium, in quibus monasterium obligabatur 
10909 Ib. 3 ß h. Summa vero florenorum est 7 1 1 3 fl. Preterea 
officium bursc maioris dabat in pensionibus 30 Ib. h. et 7 fl. 
nee uon pro exaetionibus annuo nobilibus dantur 35 Ib. h. Item 
officium bursc minoris dedit in pensionibus spelte 50 mattras 
spelte et de vinea ab dem hart 3 karratas vini. Item officium 
cellerarii maioris debet in pensionibus peeuniariis 147 Ib. h., 
in pensionibus vero pladorum 20 maltras spelte nee non de vino 
4 karratas. Item officium mercatoris debet 4 Ib. h., 2 maltras 
spelte, ! 2 karratam vini. Item officium in Esslingen debet in 



C ioogk mSStSS» 1 . 



IOÖ Baicr, 

pensionibus pecuniariis 236 fl, et 90 Ib. h. cura 4 modus siliginis 
ncc non de ecclesia in Phullingen eciam 90 Ib. h. Item officium 
procuratoris Ulme et in Bybracho debet in pensionibus 180 Ib. h. 
et 52 mallras pladorurn. I tem officium refectorarii dcbet in 
pensionibus pecuniariis 22 Ib. h. et lS fl. nee non 18 karratas 
cum 20 urnis vini et $2 modios tritici. Item officium pistoris 
debet in pensionibus 120 Ib. h M in spella vero 254 maltras v in 
siligine autem 77 maltras, in avena 20 maltras. Item dantur 
annuo advocato provinciali et aliis nobilibus 5 karrate vini. Item 
de premissis peeuniis» in quibus monasterium obligatur, circa 
Martini estimalive crit usura 50g Ib. h. Summa universalium 
pensionum peeuniarum predietarum 708 Ib. h, et 4 1 i 0. Summa 
vero pladorum totalis 570 maltre. Summa autem vinorum sunt 
32 karrate et 5 urntv Item habebatur de vino et pladis copia 
compelens usque ad autumpnum tunc proxime venturum. Et in 
premissarum evidens testimonium etc, Nota officium in Hällino 
tenebatur solvere 2000 B. 

Bl. 2. 1373: Domino Wilhelmo ad curiam 201 fl. 
Cappellanis doraini visitatoris 4 fl, 
Comiü Hugoni saneti Montis 60 fl. 
Pro expensis habitis in facto subsidii papalts pro 

bulla habenda 25 fl. 
Domino Wilhelmo in curia pro confirmatione existenti 
circa Walpurge reeepte fucrunt sub usuris a Hein- 
rico dicto Wolf, civi in Rodungen, 2200 Ib. h. ad 
annum pro 330 Ib. h. 
Pro slüra domus an dem tümphel 30 lb, h. 
Item dedimus 2L lb, advocato de Werthain in Solu- 
tionen! loo fl. et de officio refectorarii reeepimus 
residuura. 
Pro quinque ulnis cum dimidia rubei panni de Mächein 

uxori de Hornstain propinati 7 Ib. 16 ß h. 
Pro cera 18 h. 
Expense pro equis et florenis missis in Avi- 

nionem: 
Primo pro equo griseo 14 Ib. 5 fi h. 
Pro equo rubeo 13 Ib. h. 
Pro equulo nigro 8 ib. 12 [i h. 
Expendimus Schafuse cum equis -Mi, 
Pro feriatura eorundera equorum 19 fi h. 
Pro funibus vulgaritcr nuneupatis haising 16 h. 
Heinrico dicto Kims pro duabus oereis 1 lb. h. 
De equis ultra lacura et bina vice 10 fi 8 h, 
Bl 3. Summa florenorurn emptorum 450 fl.» de quibus vide- 
licct deportati fuerunt ad curiam 400 fl, 
Dedi pro uno porco empto a fratre Johanni Livi, 
tunc procuratore in Kalkerren, propinato Heinrico 
im Turn 4 lb. io fi h. 



S' e mSStSSSw 



Chronikalische Au (zeich nun gen aus Salem, 107 

Dominus abbas antiquus existens in balneis naturalibus 

tempore Martii expendit in universo 32 ib. h. 
Advocato de Werihain 100 fl. 
Bl. 4, PfO subsidio papali abbati Ebracensi 104 fl, 

Cum fuimus denunciati in pacem communem dornt no 

de Wirteinberg 6 fi. 
Consiliariis comitis de Werthain 30 fl. 
Dedi in Kavenspurg advocato de Werthain 21 Ib. b, 
in solutione florenorum 100 de officio refectorariL 
1374: Viniloribus 15 Ib. h, 

Duobus famulis laborantibus cum fontibus 16 8 h. 
Dicto Niessen 12 fi h., quia laboravit cum fontibus. 
BL 6. 1375: Pro expensis in Bavaria eundo et redeundo 
12 fl. 
Johanni Löwen pro expensis in Bavaria 3 fl» 
Bl. 7. 1376: Comiti Hainrico de saneto Monte, quando 
dominus abbas levavit stbi puerum de sacro fönte 
20 fl. 

Hl. 8. 1377: Domino visitatori et capellanis suis pro solariu 

10 Ib. h. 
Bl. q. Jodoco Parisius raissi fuerunt 30 fl. 
Jodoco ruissi fuerunt Parysius 12 fl. 
Dominus expendit in Nurrembergam 4 Ib., 2 fl, 
Infirmario l Ib. 10 fi h. 
Visitatori 1 Ib. 15 fi h. 
Bl. i ■ ■■ . 1 38 1 : Pro tegumentis ad domum domini abbatis 

8 Ib. h. 
Bl. 11. 1382: Levando puerum domino de Zimern de bap- 
tismo 7 Ib. 
Pro tegumentis rubeis ad domum domini abbatis 

8 Ib. h. 
Pro edificatione stupule superioris domini abbatis 
4 Ib. h. 
1383: Visitatori io Ib. h. minus 5 fi. 

Pro siüra de domo an dem tumphel 5 Ib. h. 
Cuidam portanti litteras de Roma 1 Ib. h, 
Domino abbati pro expensis in Spiram, in Mugun- 
ciam et cum abbatibus in Constancia 24 Ib. h. 

Bl. 12. Fratri Jodoco in Koraam 100 fl. 
1384: Pistor expendit pro libertate salis confirraanda apud 
duces Bawarie 30 fl. 

Bl. 13. In Romain 1 10 fl. 

Vinco Gräter pro uno eeco io Ib. h. 
C. Blochinger, procuratori in Roma, 50 11. 
Bl. 14. 1386: Structura domus in Saltzburg 100 Ib. h. 

Expense domini abbatis in Bavaria eundo et rede- 
undo 30 Ib. h. 



»gle 



..';■■; ■;■■■;'.,-., 



io8 * Baien 

Umb kalg 8 Ib. minder 4 ß h. 
HL 15. In Geuuam 50 fl. pro advocatis el notariis, 

Magistro Conrado Blochinger 25 fl. in $otario suo. 
Kamulo nostro diclo Nyras pro expensis in Avinionam 
ex parte domini episcopi Saltzburgensis 7 fl, 
Bl. 18, 1389: Pro concordia comitis de sancto Monte 200 fl, 
Subadvocato propina ioo fl. et scriptori 20 fl. 
Priori nostro tunc temporis Alwigo pro expensis ad 
ducera Bavarie 8 fl. 

1 390: Diclo Spissen pro expensis ad Mediolanum cum 

florenis 3 Ib. 5 ß h. 
Bl. 19. 1389: An ainem phärit 1 Ib. h. 
Pro una copia processus 6 fl. 
Ze bottenlon in causa comitis de sancto Monte et 

Processus 2 ''2 lb. h. 
Faraulo comitis fantgravi pro expensis ad ipsum co* 

mitem 10 II. 
Kidem pro duobus caligiis 30 ß h. et iterum pro 

expensis 10 : i h. 
Hainrico Schiller iterum de ipso pro expensis 2 R. 
Hainrico Nvms pro expensis Kome 9 fl. 
Johanni Morsen pro expensis Mediolanum 3 Ib. 

6 ß h. 
Dedimus in Romain 46 fl, 
Dedi dicto Geginur 14 lb h. in equo suo, quem 

eraivi [!] pro ipso, quando dominus ivit Romam et 

adhuc remansiraus sibi pro eco 10 Ib. h. 
1391: Pro rubeo vino in Merspurg 13 Ib. 5 ß h., qui missus [!] 

fuit in Lantsperg, 
Scriptori advocati 1 ) 30 Ib. 12 ß h. pro diversis ser- 

vitiis suis. 
Conventui 60 Ib. h. ex parte tunicis estivalibus [!]. 
Bl. 20. 1 392 : Domino abbati pro expensis in Rinegg ad 

Heremhas 16 Ib. 5 ß t 
Emi sibi in Ravenspurg tres equos» faciunt 26 lb. h. 
Domino abbati in Cesarea iq fl. 
Pro subsidio 7 II. 
Precium de torculari in Bermalingen carpentariis 

72 ib. h. 
Pro ferro, ianuis et aliis 26 Ib. h. 
Pro lapidibus raagnis colligcndis et asseribus pro stupa 

et aliis necessariis 8 Ib. 14 ß h. 
Pro legulis parandis et clavibus pertinentibus ad 

tegulas 14 Ib. 5 ß h. 
Mag, Johanni Apothecario in Constantia 8 Ib. h. 
Apothecario raagistri Petri 9 Ib. h. 



"] Hl. advocatu*. 



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raHoimwivBU rc 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. 109 

1393: Ad curiam Romanam 172 fl. 

Pitanciario pro tunicis 52 Ib. h, 

jacobo Glich pro propina, quando portavit absolu- 
tionero 4 fl. 
BI. 22. Gen Rom 1 16 fl. 

Domino abbati pro expensis in Sallzburgam ,0 fl. 
Urab clainat gen Saltzburg 1 Ib. 5 ß. 
1399: Duci Ernesto 32 fl. 

joculatoribus suis 1 fl. 
Domino pape pro subsidio caritativo 20 fl. 
1397: Civilatibus et specialiter Constanciensibus 400 Ib. 
Umb mins herren stain zu der Stuben 3 Ib. 6 (J. 
Den stain inetxen 3 Ib. 
Aim gast von Fürstenfeld 1 Ib. h, 
1396: Von Maiger Juden 150 fl. p die fürt raaister Hans 

Egner gen Rom. 
1399: Vom Bündrich 112 ung. fl., quos portavit magister 
llsungus ad curiam Romanam. 
Bi. 2$. Recepit [cellcrarius] a domino abbate 51 fl. rh., qui 

fuerunt dati uni de Lindagia pro putiro. 
Bl. 28. 1396: Domino pape ratione primorum fruetuum misi 
Romam 300 fl, ung. et 20 fl. nuncio pro expensis. 
»398: Misi ad curiam Romanam 120 fl, ducatos pro com- 
muni servicio camere, 
1396: Dedi doinino pape 200 fl. ducatos pro communi 
servicio camere, quando presencialiter fui in curia 
Romana anno 96. 
1399: Misi ad curiam Romam per Petrum Niemand 100 fl. 
ung. pro communi servicio camere et 1 6 fl. pro 
expensis nuncio et quitaneiis. 
Rccepi a dicto Bündrich 112 fl. ung., quos misi ad 
curiam Romanam per magistrum Johannem Ilsung 
et 16 fl. rh. 
1403: Misi ad curiam Romanam per dominum Hainrieum, 
plebanum in Antringen 50 fl. 
Misit ad curiam Romanam per dominum Boschen 
pro nova provisione 75 fl- 
1400: Concessi [abbas] bursario 62 fl. ung. pro bulla iubilei. 
1401: Concessi [abbas] in causa Lükilch bursario 113 fl. 

ducatos. 

1402: Concessi [abbas] de sacriflcalibus meis de nativitate 

Christi 52 fl. ung. pro prirais fructibus camere 

doruini pape, quos tenentur michi restituere offi- 

ciales omnes de fructibus eorum. 

1405: Concessit dominus ad curiam Romanam 120 fl. rh. 

pro primis fructibus per dominum Cünradum Fabri. 

1406: Misit dominus ad curiam Romanam per Cünradum 

Ekkardi ratione primoTum fruetuum 60 fl. ducatos; 



og'e mSÜÜ* 



1 io Baier. 

item 5 It. pro Iiteris; Cfinrado Ekkardi pro ser- 
vicio suo 20 fl, 
Bl. 2g, 1407: Mislt dominus ad curiam Romanam per domi- 
num officialem natura de Stokkach ioo fl. rh. pro 
prirais fructibus camerc et 4 II, pro cambio et 2 fl. 
sibi pro servicio t quos dedit dominus de proprio 
peculio suo. 
Bl, 50. Domino nostro 1 Ib. umb ain sattar« 
Dem keller gen Haidelherg 5 Ib. 
Stain metzun 22 Ib. 7 ß. 
Bl. 31. 1403: 4 rinsch fl. kamend gen Rom, 
Stain metzun 5 Ib. n ß* 

Bl. 5$. I4°5 : Verzert gen Haidelberg 6 fl, 
Umb stain 2 Ib. 8 ß. 
Umb stain für den altar 4 Ib. 
Domino nostro in die apotegg 1 Ib. 
Zu dez Bundrichs hochzit 4 Ib. 

Bl. 34. 1407: Monasterium tenetur domino nostro solvere 
1300 fl., quos concessit bursario de proprio peculio 
suo ad solvendum pensiones et pro vectura salis 
et ad Romam pro prirais fructibus. 

Bl, 40. 1408: Kadern summa [1 10 Ib.] data fuit ad redi- 
mendum vexationes civitatura, 

Bl. 164: Nota exaetiones indebitas, redemptiones vexationum, 
iniustas altercationes abbatis Jodoci» monaslerü in Salem, vide* 
licet ab anno domini 1396: 

Item primo anno sue creationis misit ad curiam Romanam 
in causa, que movebatur inter episcopum Constantiensem et 
monasterium in Salem 200 11. ducatos. 

Item anno 97 misit ad curiam ad eandem causam motam 
inter episcopum et monasterium in Salem et pro causa dieli 
Bisswurm pro defenstone eiusdem cause 360 fl. 

Item anno 98 dedit civitatibus imperialibus Constantie et 
aliis circa lacum ad redimendum vexationcs et impetitiones 
pessimas 600 fl. ung. 

Item eisdem civitatibus pro arabasiata ipsarum 1 ) ad curiam 
Romanam 100 (1, ung. 

Item anno 98 dedimus pro collecta et stüra regi Roma- 
norum 100 fl, ducatos 3 ). 

Item Cfinrado de Stain 1 karratam vini ad redimendum 
vexationes. 

In Sygraaringen 2 karratas vini ad redimendum vexationes. 

Item anno domini etc. 98 dux Ernsto de Bavaria reeipit 
nobis 51 cupas salis, que 9 ) faciunt in valore 800 fl. ung. 



Hs. ipsorum. — f > Mit anderer Tinte uoo fl.! — *) Hs. qui. 



8 lc nrnSSSSa 



Chronikalische Aufzeichnungen aus Salem. 



I I 1 



Item feciraus expensas pro restitutione earundera 50 II. et 
tarnen reslilutionem rainime obtinuimus. 

Anno domini 1391 in exaltatione sanete Crucis misit domi- 
nus abbas ad curiara Komanam per dominum Petrum Nemo 
100 fl. ducatos pro coramuni servicio camere et 10 fl, pro carabio 
de eisdem florenis. 

Item in causa Lükilch eodem anno misit advocatis et pro* 
curatoribus 1 10 fl. 

Item eodem anno raagistro johanni Ylsung pro reforraatione 
indulgentiarum quoad clausulam de confessoribus 5 II. 

Item anno domini "1404 misit dominus ad curjam Roraanam 
per magistrum Johannem Schüpffcr 104 fl t ad causam Lükilch. 

Item anno 1404 misit dominus ad curiam Roraanam per 
Erharduni Naslos pro communi servicio camere 50 fl. et 2 pro 
cambio. 

ßl. 180. Nota diversas exaetiones 1 ). 

Primo anno domini 1372: Domino comiti de Werthain 200 fl. 
et consiliariis 57 fl. 

Item doraino abbati de Xytels 72 fl» 

Item comiti de saneto Monte 60 fl. 

Item dueibus Bavarie ex parte Ccsaris pro stüra 300 II. 

Item advocato de Sthokkach 9 11. 

Item comiti de Schraalnegg 4 karratas vini. 

Item comiti Friderico de Veringen 160 Ib. h. 

Item advocato dicto ßrysinger 10 fl. 

Item dueibus Bavarie et consiliariis suis 60 Ib. h. 

Item domino episcopo in subsidio iegati 10 fl. 

Item domino Johanni de Bödmen 7 Ib. zu der thflffi. 

Item domino de Honburg 1 equum pro 20 Ib. h. 

Item duel 50 maltras spelte, quelibet mattra pro 5 Ib. 
Summa 250 Ib. 

Item 127 maltras avene, quelibet raaltra pro 2 1 /* Ib. h. 
Summa 370 Ib. 

Item 17 maltras niixture, pro 3 Ib. quelibet maltra. Summa 
5» Ib. 

Item 30 Ib. In pro piseibus et sagimine et ovis et aliis. 

Item 50 plaudas feni. 

Anno domini 1376 dampnificati fuimus per ducem Austrie, 
quia pernoetabant per 5 noctes 60 et too cuspites. 

Item quia idera dux cum duobus railibus et quadringentis 
equitaturis remansit nobiscum in Osterach et omnibus ubique 
in nocte. Summa expensarum 400 Ib. h. 

Item exspendimus secum 7 karratas vini. 

Item combussit nobis in Mimenhusen g domus. 



r ) Hs. diversis oxaclionibiis. Von einer Hand um 1500 findet sich der 
Vermerk: Nota mala lempora, quibus iniquissime monaslerium fuit vexatum. 



oglc 



PPIHCTONÜMIvfH-T^ 



I i 2 Baier. 

Item dcdimus sibi in siüra in Kchingen et in Sulgen et in 
aliis domjbus 400 11. et 50 II. 

Item dicto Ampfelbrunn-en 7 lb, h. 

Item Johanni de Hornstain 80 lb. h. 

Item dicto HohdorfT, familiari domini de Wirtemberg dedi 
8o Ib. h. 

Nota quod anno domini 1 37 7 circa Katherine habuimus 
expensas cum ducibus Bavaric per quinque dies de centum et 
quinque cquitaturis cum satellitibus et schutiferis ad hoc perti- 
nentibus. Summa 300 Ib. 

Item anno domini 1376 dedimus Erhardo de Küngsekk 
15 Ib. h fl , quia nolcbamus ab ipso recipere pccuniam mutuo. 

Ködern anno dedimus domino Friderico coraiti de Zoler 
ralione gwerrarum, quas habuit cum ducibus Havarie pro tunc 
advocatis nostris» 50 fl. 

Item domino Walthero de Clingen pro advocatione 12 lb. h. 

Item advocato per 12 annos quolibet anno 6 Ib. h., quod 
facit in summa 72 lb, h. 

Itetn domino Urbano pape sexto 80 fl. pro subsidio. 

Item pro 12 annis ad sanetum Montem pro sacrilicalibus 
quolibet anno 2 Ib. b., quod facit in summa 24 Ib. h. 

Summa huius exaetionis in toto 3635 lb. h. 



gk 



( FKIHCnWUH*VEB5iTY 



Exulanten aus den Rheinlanden 
in Almosenrechnungen von Rothenburg o. d. T. 

Von 
Hermann Clauss. 



Die Heiligen- und Almosenrechnungen der Pfarreien 
sind bekanntlich eine schätzenswerte Quelle für allerlei 
verschiedene und zerstreute Nachrichten aus vergangenen 
Zeiten. Nicht nur für die eigene Ortsgeschichte, inbesondere 
nach der wirtschaftlichen Seite hin, und für die grössere 
Geschichte des betreffenden Einzelterritoriums können sie 
als Fundort sekundärer Art in Betracht kommen, sondern 
ihre Bedeutung erstreckt sich noch viel weiter. Sie ver- 
mögen uns für gewisse Zeitläufte, wie etwa nach verheeren- 
den grossen Kriegen, ein getreues Abbild der allgemeinen 
Kulturzustände und der sozialen Lage weiter Gebiete 
Deutschlands zu zeichnen. Sic können von der furchtbaren 
Verarmung unsres Vaterlandes nach dem dreissigjährigen 
Krieg und von dem durch ihn herbeigeführten gewaltigen 
Völkerdurcheinander erzählen, das noch Jahrzehnte lang 
nachher ganz Mitteleuropa erfüllte. Besässen wir für die 
zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts weniger lückenhafte Be- 
stände an solchen Rechnungen aus verschiedenen Gebieten, 
so Hessen sich auf Grund derselben wertvolle Feststellungen 
über die Bevölkerungsbewegung Deutschlands in und nach 
dem grossen Kriege machen. Sie gewähren uns einen 
tiefen Einblick in das Elend des Vaganten- und Exulanten- 
tums, das in jenen Zeiten die Strassen unsres Vaterlands 
erfüllte; sie zeugen aber auch von dem Reichtum barm- 
herziger Liebe, der allerorten, wo man nicht selbst an den 

Zeiuchr. f. Geich. d. Oberrh. N.F. XXVIII, ■- 8 



" -OOg« ffilHCdOHUNIVlBait 



M4 



ClflU&s. 



Bettelstab gekommen war, sich regte und tätig war, der 
Unglücklichen hilfreich sich anzunehmen. Sie können 
durch ihre Verzeichnisse der jährlichen Almosen und ihrer 
Empfänger uns das Hilfsmittel werden, die Spur manches 
in seiner Heimat Verschollenen vielleicht in weit entfernten 
Gegenden wieder aufzufinden und leisten so auch der 
Personen- und Familienforschung nicht selten schätzbare 
Dienste. Schon manches Dunkel, das über den Schicksalen 
eines Vertriebenen lag, ist durch seine gelegentliche Er- 
wähnung in derartigen Verzeichnissen eines andern Ortes 
gelichtet worden und manche Identifizierung bedeutender 
Persönlichkeiten, deren genauen Lebensgang zu kennen 
der Nachwelt von Wert ist, hat auf Grund derselben er- 
folgen können. 

So mögen auch die im Nachfolgenden mitgeteilten 
Notizen Über Exulanten, besonders über vertriebene Adelige, 
Gelehrte, Pfarrer, Lehrer aus den Rhcinlanden und dem 
Westen Deutschlands für die heutige Landesgeschichts- 
schreibung dieser Gebiete vielleicht einigen Wert besitzen. 
Sie sind entnommen aus Almosenrechnungen der Reichs- 
stadt Rothenburg o. d. Tbr., und zwar über die Jahre 1670 
— 1691, also just aus der Zeit, wo Ludwig XIV. im Elsass 
einbrach, eine Reichsstadt nach der andern wegnahm und 
zuletzt Strassburg besetzte; wo dann, wie in Frankreich 
selbst, so in den geraubten deutschen Gebieten die Jesuiten 
und Dragonaden den Protestanten zu Leibe gingen, und 
vollends nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 
Tausendc von Evangelischen um des Glaubens willen 
Frankreich verliessen; wo der französische Herrscher seine 
ländergierige Hand weiter nach der schönen Pfalz aus- 
streckte und sie durch Melacs mordbrennerische Scharen 
jahrelang grausam verwüsten Hess. Alle diese Ereignisse 
spiegeln sich in den Einträgen der Rothenburger Almosen- 
rechnungen wider. Eine Eroberung der Festung Bonn 
wird erwähnt (1689), neben flüchtigen Hugenotten aus 
Frankreich begegnen von 1685 ab in immer steigender Zahl 
Vertriebene aus allen Teilen Elsass- Lothringens, der Pfalz, 
Baden, Hessen etc. und zahlreiche Kollektanten, welche 
für niedergebrannte Ortschaften und Kirchen von der 
reichen Tauberstadt eine milde Gabe erflehen, Wir erhalten 



t lOoglc reiHaKHUHivmarr 



Exulanten aus den Rhein landen. 1 1 e 

da und dort wichtige Anhaltspunkte über Ortschaften, in 
denen Emigrierte sich niedergelassen haben; so wenn es 
einmal heisst, der Flecken Sengensen im Badischen sei 
den Hugenotten eingeräumt worden (1686), oder die von 
den Franzosen vertriebenen Einwohner eines westrheinischen 
Ortes hätten zwei zerstörte Markflecken im Hanauischen Ge- 
biet östlich des Rheins aufgebaut und besiedelt (August 1691), 
oder elsässische Exulanten hätten sich in der Grafschaft 
Solms-Lich in der Wetterau niedergelassen (1688). Noch 
manche andre Einzelheit der gebrachten Auszüge mag 
von lokal- oder territorialgeschichtlichem Interesse sein, 
was dem Leserkreis dieser Zeitschrift leichter zu beurteilen 
sein wird als dem mit der Geschichte der Oberrheingegenden 
weniger vertrauten Berichterstatter '). 

Man könnte die Frage aufwerfen: wodurch erklärt es 
sich, dass diese zahlreichen Exulanten aus so weiter Ferne 
gerade Rothenburgs Hilfe in Anspruch nahmen? Nun, 
dieselben'PersÖnlichkeiten werden auch an die Tore vieler 
andrer wohlhabender Städte geklopft und ihr Almosen von 
ihnen empfangen haben. Ihrer viele pflegten ja einzeln 
oder in grösseren Trupps von Ort zu Ort zu wandern, bis 
sie irgendwo eine neue bleibende Unterkunft fanden oder 
im Elend verkamen. Übrigens hatte Rothenburg gerade 
nach Westdeutschland hin in jener Zeit nachweisbar mehr- 
fach direkte Beziehungen. Es lag an den Verkehrsstrassen 
von Mainz— Darmstadt und Mannheim— Heidelberg nach 
Franken und unfern der Strasse Strassburg — Karlsruhe — 
Crailsheim— Nürnberg. Wie aus den erwähnten Almosen- 
rechnungen selbst hervorgeht, unterhielt die Stadt einen 
eigenen Strassburger Boten, stand also wohl seit alten 
Zeiten in direktem Handelsverkehr mit dem Elsass. Rothen- 
burg war dank seiner starken, noch heute die Bewunderung 
des Besuchers erregenden Befestigung im dreissigjährigen 
Krieg verhältnismässig glimpflich davongekommen und 



') Bei dieser Gelegenheil muss aber darauf hingewiesen werden, dass 
Höt- und Ged&chtnisfehler bei der Eintragung der Orts- und Personennamen 
keineswegs ausgeschlossen sind. Eine genaue Nachprüfung an der Hand 
lokaler Quellen wird in manchen Fällen nicht zu umgehen sein. Anm. der 
Jiedakfion. 

8* 



C loogk kbSiSSii: 



Il6 Cliun. 

hatte an seiner Wohlhabenheit weniger Einbusse erlitten 
als andre Reichsstädte in exponierterer Lage. Das bezeugen 
uns gleichfalls die selbst während der ärgsten Notjahre des 
ununterbrochen geführten und fast nie ein Defizit auf- 
weisenden Listen über Hinnahmen und Ausgaben seiner 
Almoseniere. Schon in den Rechnungen um 1630 sind 
vereinzelte Unterstützte aus Baden und Klsass, Pfalz, dem 
Saarbrückischen, dem Westrich und Hessen erwähnt; doch 
ist deren Zahl um jene Zeit verschwindend gering gegen- 
über den Flüchtlingen aus andren Gegenden des Reiches, 
namentlich den Vertriebenen aus der Oberptalz und Öster- 
reich, deren Zuzug bis lange nach dem Abschluss des 
westfälischen Friedens noch unvermindert fortdauert. Erst 
im siebten Jahrzehnt des Jahrhunderts werden die Exulanten 

Um 

aus Osterreich merkbar weniger, wahrend solche aus dem 
Westen fast gar nicht mehr begegnen. Eine kurze Zeit 
hat die Stadt Ruhe von den verarmten und hungrigen 
Fremdlingen und ihre Ausgabenlisten schrumpfen auf ge- 
ringen Umfang zusammen. Dann von 1671 ab treten die 
Wanderer aus dem Westen von neuem auf. Gleichzeitig 
werden die Ausgaben Verzeichnisse so umfangreich, dass 
man besondre Sparten: »für Kirchen und Schulbautent, 
»für Verarmte vom Adelt, »für Geistliche, Literatos und 
deren Wittibern, »an andre arme Manns- und Weibs- 
personen« innerhalb derselben aufführt. In der Hauptzeit 
der Verwüstung der Pfalz werden die Flüchtigen so zahl- 
reich, dass ganze Trupps an einem Tag ankommen, und 
dass die Stadt, die sonst grosse Gastlichkeit gegen die 
Ankommenden zu üben pflegte '), aus Gründen der Sicherheit 
ihren längeren Aufenthalt nicht mehr gestattet, sondern 
sie gleich unterm Tor mit einer Gabe abfertigt 2 ). 

Während sich im Jahre 167 1 unter 1 98 fremden 
Almosen empfangern überhaupt nur 1 7 aus dem Westen 



k ) Das geht 1. B. dataus hervor, da» verschiedene Unterstützte wiederhol: 
in den Verzeichnissen begegnen, also entweder öfter gekommen oder länger 
10 der Stadt geblieben sind; andre empfangen grössere Gaben ratenweise. 
Auch sonst weist manches darauf hin, dass 111:11:, wenn auch nicht alle» so doch 
einem Teil der Ankommenden lungeren Aulenthalt in der Stadt gewährte. — 
*j Vergl. die Zusätze »unters Kliugcnthor«, »unteis Koderthor* u. U. im Juli 
1689 und Juni t6qo. 



^ Ic FftÄÄ* 



Exil) an Ich aus den Rheinländer). I | 7 

befanden, steigt deren Zahl 1675 au f 1 87 unter 450, 1680: 
136 unter 481, darauf fallt das Verhältnis wieder etwas, 
1685: 82 unter 477, um aufs neue machtig anzuschwellen; 
1690 sind unter 718 Unterstützten 357, 1691 unter 694 347 
Westlander. In den beiden letztgenannten Jahren machen 
die westdeutschen Exulanten rund die Hälfte aller aus- 
wärtigen Unterstützungsem pfänger aus. 

Was Rothenburg für diese vielen Bettler ausgegeben 
hat, macht beträchtliche Summen aus. Für die obere 
Almosenpflege der Stadt betrugen die Ausgaben i. J. 1690 
53 Proz. aller Aufwendungen fiir Arme. Im Jahre 1691 
bei noch höherem Zufluss von Unterstützungsuchenden 
sehen wir den Prozentsatz auf 3g herabgehen; mit andren 
Worten, man musste die Gaben für die einzelnen herab- 
setzen, weil man so stark überlaufen wurde, dass die Jahres- 
bilanz in Unordnung zu geraten drohte. 

Im ganzen hat die Stadt Rothenburg in den 21 Jahren, 
auf die sich unsre Untersuchung erstreckt hat, etwa 3000 
Personen aus Westdeutschland, speziell den Rheinlanden, 
mit Unterstützungen bedacht und mindestens 1000 fl. für 
sie aufgwendet. Sie hat damit in schwerer Zeit ein schönes 
Beispiel barmherziger Liebe gegen arme Volks- und 
Glaubensgenossen gegeben und sich selbst ein ehrendes 
Denkmal für Mit- und Nachwelt aufgerichtet. 

Da es sich bei der grossen Häufigkeit westdeutscher 
Exulanten als ein Ding der Unmöglichkeit erwies, das ge- 
samte Namenmaterial auch' nur irt kürzester Form hier 
wiederzugeben, andrerseits doch ein probeweiser Einblick 
in den reichen Inhalt der Almosenverzeichnisse gegeben 
werden wollte, hat man sich in den nachfolgenden Exzerpten 
auf das Rechnungsbuch der oberen Almosenpflege 
beschränkt, hier aber die einschlägigen Einträge vollständig 
und in extenso gegeben. Ein zweiter vorhandener Band, 
Rechnungen der mittleren Almosenpflege, der für die 
Berichtsjahre eine noch weit reichere Ausbeute an Orts- 
und Personennamen bietet, wurde zwar oben für die stati- 
stischen Zusammenstellungen mit herangezogen, muss aber 
im übrigen den Interessenten für weitere Spezialia zur eigenen 



gk 



■ ■ 



1 1 8 Clauss. 

Durchforschung überlassen bleiben *)* Über Walpurgis 
1 692 hinaus reichen beide Quellen leider nicht, da die 
Rechnungen der oberen Almosenpflege mit diesem Zeitpunkt 
überhaupt abbrechen, die der mittleren Pflege zwar noch 
bis 1707 weitergeführt werden, aber nur in ganz summa- 
rischer Weise, so dass auch aus ihnen für die vorliegende 
Untersuchung keine Feststellungen mehr zu entnehmen 
waren. So war es nicht mehr möglich, zu zeigen, ob die 
Exulantenbewegung aus dem Westen mit den Jahren 
169091 ihren Höhepunkt erreicht hatte und wie lange sie 
noch fortdauerte, wann sie wieder aufgehört hat. Sie wird 
wohl kaum so jäh zu Ende gegangen sein, wie es nach 
den wenigen aus dem Jahre 1692 uns erhaltenen Daten 
scheinen könnte. 



Obere Almosenpflege. 

Jahr 1671. 

i- Mai. 7 kr. Johann Christof von Kabin, einem Lothringer, 
gesteurt. 

26. Okt. !2 kr. H. Joh. Sigm. Kckh von Hornbach im 
Trierischen burtig, so sich zu Kühnheim im Hochf. 
Birckenfeld zu unsrer Religion bekennet. 

21, Okt. 16 kr. Kinem verbrannten Mann bei Mümpelgart, 
vermöge atte^tali II, Philipp de la Courabe Freyh, 
von Langeneur, 

1 6 kr. Anthoni Porte von Creyßae bey Mümpel- 
gart laut seines attestati. 

1673. 

24. Febr. 8 kr. Jean Wilhclmo ä Leuchen, Nobili Lotharing. 

1. Mai. 1 11. 12 kr. II. Christian von Mars, Erbsäß auf) 

Önichhoff sambt seiner Frau und 2 Kinder, welche» 

vermög Ihres attestati, von den Frantzosen geplündert, 

auch Ihre guter ruinirt worden scind, gesteurt. 



! ) Beide Bände im Besitz des Rothenburger Stadtarchivs, Almosen- 
rechnungen 1630—1691 (obere Pflege; Signatur 2090), und 1653— 1707 
(mittlere Pflege; Sign. 2091)- 



£ roogle MMtfTONwvrfttfr 



Exulanten aus den Rheinl&nden. 



119 



.20 Juli. 8 kr. Jacob Bellfuß von Mümpelgart, einem armen 
mann, geben. 

1674. 

25 April. 4 fl. 48 kr. Deß H. Reichs Statt Wirapffen, neben 
andren Pflegen allhier an den verwilligten 12 Kthlr. 
beysteur zu Wideraufferbauung Ihrer abgebrannten 
Gebeu geben. 
23. Juni, 1 fl. 12 kr. H. Johann Friederich von Buchberg 
deß Hauses Untropft", so von den Frantzosen ver- 
jagt, sein Adelich Hauß ruinirt worden, vermög H. 
Johann Christoph von Wilbron Chürfst). ßrandenb. 
Landtrosten zu Raffenspurg (attestati). 

2Q. Juli, 1 2 kr. einem armen Studioso iuris Hanß Uhlmann 
von Gelhausen, so von den Frantzosen außgezogen 
worden, gesteuret. 

30. Okt. 4 fl. 48 kr. gesteuret denen zwey von den Philipß- 
burgern abgebrandten Dörffern, alß der Statt Heil- 
bronn zustandig» neben andren Pflegen wie auch der 
Steuerstuben in einer Summe 16 Rthlr. 

167b. 
4. Aug. 1 fl. 48 kr. Brandtsteur geben einem abgeordneten 
von Graben, welches Ihr Hochfl. Dchlt. zu Durlach 
zustandig, so von der französischen Braisachischen 
Besatzung vorhero außgeblindert und hernacher ab- 
gebrandt worden. 
19, Aug. 24 kr. Eliae Pomerio zu Kürburg in der Wild- und 
Keingraflschaflt am Huiidtsrückhen gewesenen con- 
rectori geben. 

1677, 
25. Juni. 48 kr. H. Johann Wahelra Leuchen, einem von 
Adel bey Lützenburg sonsten wohnhafft, welcher von 
den Frantzosen gantz ruinirt worden, gesteurt (vgl, 
24. Febr. 1673V 

1678. 
29. Jan. 18. kr. Maria Catharina Kleinin von Bisch in Lothrin- 
gen bürtig, welche wegen eines Ihr zugebrachten 
Tmnckhes wahnsinnig ist worden. (Die gleiche Person 
erhält am 3. April 167g wieder 16 kr. und am 
20. Juni 167g 36 kr.). 

1679. 
18. Febr. 15 kr. Daniel Quitat, einem Rothgerbersgesellen von 
Colmar, welchem die reuter alls abgenommen und 
außgezogen haben, zur Steur geben. 



C .< KV;lv ^mSSSmllSsm 



120 Clausa- 

]68o. 

20. März. 3 IL 36 kr 4 haben die Herrn Steurer wegen der von 
E. voll, Rath verwilligten 16 RthL beyhülff zu der 
in Hanau neu aufgebaueten Evangelischen Kirchen, 
durch den Richtcrskuecht empfangen. 
27. Okt. 1 IL — Einem vom Adel, namens Gottfried Carl 
von Rinneck auf Leienberg (welcher laut des von 
Ihr Gnaden Hik Friederich Albrechten» Freyh, von 
Dünfclt und Herrn zu Runenstein und Winnau, 
erteilten attestati durch die Frantzosen ganz aus- 
gebender! , darauf seiu adelicher Sitz in Hrand ge- 
steckt und er als-o sambt den Seinigen ins äusserste 
Verderben gesetzet worden) gesteürt. 

1681. 

12. Febr. 1 iL 1 2 kr. sind dem Flecken MittelBerckheira» einem 
der Statt Straßburg zugehörigen Ort, so die Frantzosen 
canz abgebrandt, gesteürt, und dero Abgeordneten» 
Friedrich Ordnern, zugestelt worden. 

» % 1 IL \2 kr. sind dem Flecken Stein, dem HochfürstL 

Baden-Durlachischen Hauß zuständigen und in das 
Oberamt Rötelen angehörigen Ort, welches eben- 
mäßig die Frantzosen Ranz eingeäschert haben» ge- 
steint und lhro der Gcraeind Deputirten t Stephan 
Mayrcn» zugestelt worden. 

27. Sept. 2 fL 24. kr. sind durch Vcrwilligung Herrn Ambts- 

burgerrae isters Joh. Balth. Staudtens» denen wolEdlen 
Herren von Francketiau im Elsaß wegen Ihres ab- 
gebrandten Adelichen Sitzes sambt 64 Gehauen, 
darunter auch die Kirch und das Schulhauß begrieffen, 
gestern t. und dero abgeschickten Verwaltern, Johann 
Gößlcrn, zugestelt worden. 

1682. 
7. April, 1 iL 12 kr. sind an denen von Rathswegen decre- 
tirten und dem Pfaltz Lützelsteinischen exulirenden 
Rectori Herrn Wagenmann verwilligten 6 Rlhlm. pro 
viatico aus diesser Pfleg beygetragen . . , worden. 
5. Aug. 36 kr. sind Polycarpo Heidenreich, gewesenen Schul- 
meister zu Langensteinbach in dem Westrich, als 
welcher durch den vorgewesenen Frantzösischen Krieg 
umb all sein Haab und gutt kommen, zu einem 
Viatico verehrt worden. 

28. Aug. 1 II. 1 2 kr. sind an denen zu Aufbauung einer Evan- 

gelischen Kirchen in der Statt Lebeneck im Ber- 
gischen Herzogthumb von Rathswegen verwilligteu 
10 (L Beyhülff aus diesser Pfleg beygetragen . . . 
worden. 



ogle 



■ .'. 



Kxulnnten aus den Rheinlandcn. 121 

Q. Sept. i fl. 12 kr. sind zu AViederaufbauung der abge- 
brandten Hessen-Darmstattischen und Solmischen Kirch 
zu Borkheim und dero zugleich mit eingeäscherten 
120 Privatgebäuen gesteürt und an denen von Raths- 
wegen verwilligten 9 II. beygetragen worden, 

1683. 

2. Jan. 36 kr. an 4 fl. beygetragen, so man zu Wiederauf- 
bauung einer abgebrandten Kirchen zu Ahrheyligen, 
im Oarmstattischen gelegen, verehrt 

16. Mai. 1 fl. 12 kr. hat Herr M, Johann Heidenreich von 
Altenburg aus Saxen bürtig» ein zu Ungerhausen f ) 
im Etsass gewesener Kvangelischer, nunmehr aber 
von den Frantzosen in das exilium verjagter Pfarrer, 
empfangen. 

11. Juli. 1 fl. — ist einer Adelichen Frauen aus dem Elsass, 
nahinens Anna Maria von Auern, welche durch die 
frantzösische Vötcker umb all das Ihrige gekommen, 
hingegen mit vier armen Kindern und einem todt- 
kranken Mann beladen gewesen, gesteürt worden, 

g+ Nov. 1 fl, 1 2 kr. sind aus liefeich Eines voll. Raths 
zweyen Adelichen Weibspersonen, als Maria Magda- 
lena von Löwenstein und Julianä Pisbortin, welche 
beede von Sarbrückhen gebürtig, und durch den 
frantzösischen Krieg umb all ihr zeitlich Haab und 
gutt gekommen sind, gesteürt worden. 

1684. 

21. Febr. 1 fl. hat mit Verwilligung II. Amblsbürgerm. Staudtens 
Samuel Lieser, welcher hie bevor ein Kvangelischer 
Schuldiener zu Zehenheim im Durlachischen Gebiet 
gewesen, nunmehr aber sambt Weib und Kindern 
von denn Frantzosen 111 das bitter elend vertrieben 
worden, empfangen. 

17. März. 2 fl. 30 kr, hat die Pfleg an 13 Rthlr. Rathsverehrung, 
woran die Statt Rosenthal in Hessen für Brandsteur 
8 Rthlr. . . . empfangen, contribuirt. 

21. April. 24 kr. sind einer verbrandten Adelichen Frauen aus 
dem Elsaß, namens Catharina Margaietha Stieberin, 
in Abwesenheit des AI. Almosenpflegers gesteürt 
worden. 
10. Juni. 2 fl. — hat die Pfleg an 10 Rthlr, davon 4 der 
Stau Daußennau im Efirstenthumb Nassau Hadamer 
gelegen, zu erbauung einer Evangelischen Kirchen 
und 6 der Statt Gröenau im Stieft Hildesheimb umb 
erlittenen Brands willen gesteürt worden, beygetragen. 

% ) Im Elsass unbekannt* /htm. d. f?td* 



* oofl le »Biy ^«vfft5tTy_ 



*5- 


Juni. 


7- 


Okt. 


21. 


» 


22. 


» 



122 Clauis. 

I68 5 . 

23. März. 3 fl, sind an Unterschiedlich von Rathswegen ver- 

wiegten Beysteuren als . . . ferner an 2 Rthlrn, H. 
M. Joh. Saurmanns» vertriebenen Pfarrers im Fürsten- 
thumb Zweybrückh. nachgelaßener Wittibin . . . con- 
tribuirt und bcygctragen worden. 

5. Juni, 1 II. 12 kr. an den zu der Evangelischen Kirchen 
zu Gelnhaußen Verbesserung decretirten 6 Rthlrn. 
aus diser Pfleg contribuirt worden. 

12 kr. eim Vertribenen von Tribach aus Elsass. 

!2 kr. Henrich Schürgern, Paedagogo Wcrtheimensi. 
4 kr. eim armen Jungen von Ketsch aus d. Pfaltz. 
und 9. Nov. 36 kr. H, Josepho Leprad, eim ver- 
triebenen Pfarrern aus dem Mümpelgartischcn vndt 
H. Abraham de la Clair, einem verjagten Geistlichen 
aus Ay in Champagne. 

29. » 1 II, 12 kr. an denen 2 exulirenden Pfarrerswittiben 
aus dem Elsass eingewilligten 6 tl. 24 kr. 

29. » 1 fl. 12 kr. an denen der hochgräll. Hanawischen 

Statt Windeck zu erbauung einer evangelischen Kirchen 
eingewilligten 6 Rthlrn. aus diser Pllcg. 

9. Nov. 6 kr. Catharinä Freyin von Imbißheim in Elsass. 

12. Dez. 36 kr, II, Sebastian Pitlingctn, einem der Religion 
halber von den Französischen Ministris vertribenen 
Reampten aus dem Zweibrückischen. 

26. * 18. kr. der Witwe des H. M. Adam Kreß, eines aus 
dem Elsaß vertribenen Pfarrers. 

1686. 

9. Jan. 48 kr. H. M. Andrea Hofmann aus dem Hcrzog- 
thurob BeigCD, so von der Römischen zur Evange- 
lischen Religion getreten. 

17. * 12 kr, Petro Probo, Ludimoderatori de RIamont i 

Montisbcliardensi ditione. 

25. 9 1 fl. 12 kr. an dem Herrn Petro Monzac pro dedi- 

catione seiner newe: Französischen Grammatic pro- 
raittirten honorario der 8 Rthlr. 

1. Febr. 2 fl. an denen für die aus dem Westrich, vnd Sar- 
brückischen Exillirende zu erbauung einer Evan- 
gelischen Kirchen in der Grafschaft Nassaw-Izstein 
decretirten 12 fl, 

24, Febr. 12. kr. Anna Maria Erbin aus der Pfaltz mit 4 Kindern. 
1. März. 12 kr. Frauen Anna Maria Mayin , einer der Reli- 
gion halben Exulirenden von Strasburg. 

13, 1 II. 30 kr. an denen von einigen Exulanten von 

Durlach erhaltenen 8 tl. 



«k wSSSÜ 



Exulanten aus den Rheinland». i2\ 

23. März. 9 kr, Johann Blawen und Consortcn, so der Reli- 
gion halber aus Strasburg gewichen. 

27. 6 kr. Anna Elisabeth Sönnenhöferin von Mümpelgartt. 

30. » 8 kr. Anna Maria Kammin von Schriesheim aus der 
Pfaltz. 

30. » 12 kr. Krauen Anna Maria Schmidin» einer vertribenen 

Pfarrerin aus dem Elsass» vnd Fr. Gerlach Haim- 
buchin, einer Verwalterin aus dem Bergischen. 

30. * 18 kr. Fr Anna Catharinä von Ringenthal, einer, 

ihrem praetext nach, Evangelischen Exulantin aus 

Elsaß, 

7. April. 6 kr, Anna Catharinä Weinheinrich aus Schriesheim. 

18. Mai. 9 kr. Fr. Anna Maria Mayrin, einer vertribenen 

Pfarrerin von Barr aus Elsaß. 
20. » et 14, Jun. 86 nee non 27. Mart. 87, 1 fl. 6 kr. 
II. jo, Sigisra, Prichtler, Ludiraoderatori h Silesiä 
exulip et Jo. Seb. Ablingern, Semproniensi exuli, vnd 
H. M. Andreae Majern, pastori quondam in Alsatiä, 
nunc exuli. 
25. * 42 kr. einer vertribenen Pfarrerswittib aus Schlesien, 
Fr. Maria Magdalena Richterin, vnd H. Paul Werners 
eines exulirenden Ueamptens aus Elsaß ehewürthin. 
14, Juni, 18 kr. Fr. Maria Catharinä Puppin, einer vertribenen 
Pfarrerin aus Elsaß, vnd Fr. Anna Sabinä Grumpaßin, 
einer aus der Pfaltz. 

24. Juli, 1 fl. 12 kr. H. Jo. Camerario, SS. Theologiae Licentiato 

Joannis Jurisconsulti et consiliarij Elactoralis Saxonici 
filio Philippi Noricorum Papiniani Nepoli» et Joachimi 
Philosoph! ac Medici apud IJpsicnses celeberrimi 
Pronepoti, seni octogenario, qui teste D. D. Caspare 
Sagittario» Jenensium Professore laudatissimo, cum per 
roultosannosLüzelstcinensemSuperintendcnteraegisset, 
in tantura ineidit infortunium, ut omnibus bonis spo- 
liatus stipem ostiatira petere cogatur, vber die ex 
curiae libcralitatc erlangten 3 Rthlr. 

25. <• 15. kr. H, M. Heinrich Hcppels, vertribenen Evgl. 

Predigers von Gründel im Nassawischen Ehewürthin. 
25. » 18 kr. Fr. Anna Maria Sandhoferin, des im Fewer 
verderbten Evgl, Pfarrers zu Rodorf 1 )* H, M. Michael 
Sandthofers S. Wittib mit 5 Kindern. 

25. » 15 kr, Hans Jacob Müllern, eira Schmidt von Wagen- 

hau Uen, deme von den Frantzosen, weil er von der 
Religion nicht abfallen wollen, die Zehe von Füßen 
mit Zangen abgezwicket worden. 

26. * 2 fl. 24 kr. zu wideraufrichtung des von Frantzosen 

eingerittenen hochf. Baden-Durlachischen Fleckens 



1 ■ Rondorf bei Köln ? A> J> Rtd. 



8 lc 



.'. 



I2 4 



Clauss, 



Sengensen, welcher den vertribenen Hugenotten ein- 
geraumbt worden, wie auch zu widerauf bauung des 
Evangelischen Pfarrhauses zu Weinheim in der Vntern 
Pfaltz. 

30. Juli. 20 kr. H* Johann Jakob Ebcrlin, vertribenen Evgl. 
Predigers zu Sultz Eheweib. 

1. Aug. 36 kr. H. Christoph von Zebitz, einem Vertribenen 
aus der Gravsehaflft Kiel vnd H. Joh. Wilhelm Leuchen 
aus Lotharingen [letzteren vgl. schon 1673]. 
7. 9 kr. Madame de la Fontaine de la terre Franvoise 

einer der Religion halber vertribenen Kaufmännin. 
21, » 1 fl. 30 kr. an den für die hochgräfl. Hanawische 
Statt Aßeuheim colligirten 8 II. zu erbauung einer 
lutherischen Kirch daselbst. 

8* Sept. \2 kr. Fr, Anna Elisabeth Krügerin vnd Fr. Anna 
Kathar. Rückerin p beeden eigener anzeig nach ver- 
jagten Pfarrerinen aus Elsaß. 

13, > 1 fl. an den für die fürst I. Naßaw-Iladaraarische Statt 
Frewdcnberg zu extruetion einer Evangelischen Kirch 
verwilligten 8 fl. Rh 

28. * 2 fl* 24 kr. an denen zu erbauung der eingeäscherten 
Evangelischen Kirchen zu DüßeldorlV verwilligten 
12 Rthlrn. 

18. Okt. 10 kr. Joseph Quetum, Hugenottae Galliä expulso. 

\y Dez. 1 fl. 36 kr. zu erbauung einer Evangelischen Kirchen 
zu Brettheim im Churplaltzischen, auf H. Ampts- 
bürgermeisters Befehl. 

1687. 

9. Febr. 27 kr. H. Christian Weißen, Freyh. Volmarischen 
Verwaltern in Elsaß exulirendem Weib und kl. 
Kindern. 

21. Man« 1 fl. 12 kr. wurden an den zur erbauung der Evan- 
gelischen Kirchen zu Alzey in der Churpfaltz ein- 
gewilligten 6 Rthlrn. aus diser Pfleg spendirt. 

23. » 36 kr. Kr. Elisabeth Mayrin, vertribenen Pfarrerin 
aus dem Elsass. 

25. » 18 kr. Fr. Anna iMaria Christin, verlr. Pfarrerin aus 

der Kupertsaw bey Strasburg. 

25. » 24 kr. H. Jakob Hellers, gewesnen auch Evgl. Pfarrers 
in Elsaß Wittib: 

25. » 1 2 kr. H. Friedrich Hawmanns, Vogts zu Gawer- 

Stetten im Hundsrucken Wittib. 

5. Apr. 48 kr, Dn. Michael et Pierre Trevits, Nobilibus Galli- 
canis e Provincia Languedoccensi ob religionem ex- 
pulsis patriA, iussu Dn. Consulis. 



\ 1 n Ic mmSSSvtf 



Exulanten au* den Rbeinlandcn. 



25 



17. Apr. 30 kr. H. Paulo Lesern, Freyh. Steinbachischem Vogt 

zu Trebern in Elsaß, ob religionem patriä eiecto 1 ). 

30. » 42 kr. zwey vertribenen Pfarrcrinnen aus Elsaß, Fr, 
Anna Maria Kreßin vnd Fr. Eygserin mit 5 Kindern. 

21, Mai. 4 fl. an denen für die hochf. Badische Statt Mal- 
berg, die Heßische Statt Mulbock in Schlesien (sie!) 
zu erbauung Evangelischer Kirchen decretirten 
22 Rthlrn., woran 10 Rthlr. Mülbock, 6 Rthlr, Mal- 
berg vnd 6 Rthlr. Geißmar bekommen* 

11, > 9 kr. Maria Elisabeth Marxin von Lübisch, umb der 

Religion willen aus Frankreich vertriben worden. 

24. * 9 kr. Hans Seidern von Bödigkeim, eim armen Becken 

mit 3 Kindern. 

4. Juni 12 kr, Johann Spengeln, eines von Frantzosen ver- 

jagten Kvgl. Predigers in Elsaß Kindern. 

5, » 48 kr. an denen zu erbauung einer Evangelischen 

Kirchen zu Neustatt an der Haart placitirten 4 Rthlrn, 

18. * 24 kr. Elisabeth Margaret Wilhelmin, eines vertribenen 

Gelehrten aus Elsaß Ehewürtin vnd Hs. Meznern aus 
Thüringen, eira Kranken. 
28. * 36 kr. H. Christiano Claudio Hericnbein, Rectori 

Scholae Markirchensis Lotharingiae ob religionem 
expulso, homini hernioso et valde iniserabili, (Der- 
selbe erhalt am 10. Juni 1688 wieder 24 kr.J 

1. Juli. 24 kr, H. Cunrad Lincker von Thierberg, Patritio Col- 

mariensi ad Evangelicam religionem converso, optico 

excllenti, 
14. * 15 kr, Jakob Hellers, exulirenden Pfarrers aus Sont- 

heim 1 ) in Elsaß Eheweib mit 3 Kindern. 
21. » 18 kr. Fr. Maria Anna Hornsteinin, einer verjagten 

Pfarrerin aus dem Colmarischen. 
2j t » 24 kr. Fr. Gerhard Weisin, geb. Donnerin, vertrib. 

Pfarrerswittib aus dem Zweibrückischen, 
23. » i fl, 36 kr. an denen zu wideraufrichlung der ab- 

gebronnenen Kirch des hochgraiL Solmischen Dorffs 

Elsenbuch consentirten 8 Kthlrn. 

26. * Q kr. Samuel Ludwig von Suhl, einem gewesenen 

Schulmstr. 
2Ö. * 9 kr. Niclaus Itlümeln, auch einem Schulmstr, aus 
Elsas. 

27. 15 kr. H, M. Joh. Jakob Steinawers, gewesenen 
Pfarrers in Elsaß Weib. 

29. * 30 kr. H. Johann Jakob Greiners vnd H, Johann 
Greiners, beeder vertribener Pfarrer aus Elsaß ehe* 
würthinen. 



') Im Elsa** unbekannt. — •) Desgleichen. Wohl Suiidhcim bei Ivehl. 



Qgle „ fflffljpg^ 



I2Ö Clauss. 

30. Juli. 36 kr. Nielaus Heil, eim von Französischen Völckern 
vertribenen Schulmr. nacher Bernheim '), wo er tot- 
kranck gelegen, iussu Senatus gesandt 

5. Sept. 1 fl. 12 kr, H. Joh. Christoph Krämern, eim ver- 
tribenen Geistlichen aus dem Veldentzischen, auf 
H. Gravens von Ranov*) an H. Br, Styrtzeln gn. ge- 
gethane Recommendation, 

19. 48 kr. H. Carl Wilhelm von Geilingen, eim ruinirten 

Lothringer (Adeligen), 

24. 9 30 kr. Fr. Catharinä Mayrin vnd Fr. J. Büschin, ver- 
tribenen Pfarrerinen aus dem Elsaß. 

28. » 18 kr. Fr. Anna Maria Reichin , einer verstosenen 
Amptniännin aus Elsaß. 

5, Okt. 15 kr. Fr. Anna Maria Krämerin, einer exulircnden 
Pfarrerin aus der Pfaltz. 
14» * 1 fl, 1 2 kr. den Evangelischen im Ingelheimer Grundt. 
15. » 9 kr. Wilhelm Rautnern, einem vertribenen Schul- 
diener aus Elsaß» 

19. » 1 fl. 12 kr. vier aus dem Hanawischen der Religion 

halber entwichenen Bierbrawern. 

20. » 2 fl. II. M. Andrea Krafft, einem von H. Dr. Spenern 

recommendirten Freyherrl. Hunoldtsteinischen Pfarrer 
zu Sötern, aus H. Amptsbürgermeisters Geheiß. 

30. Okt. 3 fl. zu aufrichtuttg einer Evang. Kirchen zu Haidel- 
berg, auch der ruinirten Kirch zu Prißgaw vcrwilligten 
8 fl. 

? Nov. 36 kr. H. Carl Edmund Bureken von Waldolfußheim 
aus dem Rheinland (Adeliger). 
25. * 2 fl. 24 kr. zu aedifieation der Buggingischen Kirchen 
im Badischen. 

1 Dez. 30 kr. Fr. Anna Maria Eckhardin vnd Fr. Stampferin, 
beeder vertribene r Pfarrerinen aus Elsaß. 

10. * 15 kr. Fr. Anna Barbara Buthofin, vertr. Pfarrerin 

von Hottenbach aus dem Rheinland. 

14. * 30 kr. H. Christian Windtern vnd H. Christoph 
Schaden, beeden vertribenen Pfarrern aus Elsaß, 

1688. 
2. Jan. 48 kr. eim ruinirten Evgl. Superintendenten in Ost- 
friesland. 

21. 1 fl. 48 kr. an denen für die Ev. Kirche zu Hügel- 
heim im Durtachischen eingesammlctcn 3 vnd denen 
Elsaßischen Exulanten, so sich in der Gravschafft 
Solms Licha nidergelaßen, contribuirten 8 Rthlrn. 



l ) Burgbernheim in Miuclfrankcn. — *) Hanau? A* d> Red. 



«k mSmSSxa* 



Exulanten aus den Rheinländer. 



1*7 



29. Jan, 15 kr. H, Joh. Jakob Unselten's, vertrib. Evgi Pfarrers 

aus Elsaß ehewürthin. (Dieselbe erhält am 2. Juni 
wieder 1 2 kr.) 

23. Febr. 1 fl. an denen zu erbauung einer Ev, Kirchen zu 
Creutzenach versprochenen 6 fl. 

10. Mau 12 kr. Caimann Isaae, Judaeo converso aus dem 
H an a wischen. 

iq. a 24 kr. an den H. M. Winde nio Argentinensi , ver- 

tribenen Evgl. Pfarrer aus Pfaltzburg, verehrten 
2 Rthlrn. 

26. » 12 kr. Barbara Hofmannin, einer vertribenen Schul- 
dienerin von Hvcßheim aus der Pfaltz mit 5 Kindern. 

10. Juni. 24 kr. H, Christian Claudio, vertribenem Rectori aus 
Markirch in Lotharingen. 

14. * 1 fl. 36 kr. Joh. Pomario, eim vertribenen E. Schul- 
diener aus Elsaß wegen deß K. Löbl. Magistrat all* 
hier dedicirten Klaggedichts. 

7. Juli. 18 kr. Lamberto Heßelio, Belgac, linguae Gallicae 

et Itaiao Magistro, so alihie Sprachmeister werden 

wollen, 
14. » 24 kr. Fr. Anna Maria Gerhardin, einer vertribenen 

Pfarrerin aus Elsaß. 
14, p 6 kr. Margaret Gollin aus der Pfaltz. 
14. » 6 kr. Catharinä Heigerin von Heidelberg. 
18. * 18 kr. Fr. Anna Maria Haßlerin, einer auch vp rtrib. 

Pfarrerin. 
25. p 1 8 kr. Fr. Salome Hufnerin, einer Pfarrerin aus dem 

Hundsrucken. 
28- p \2 kr. Joh. Mayern, vertribenem Schulrar. aus Elsaß. 

9. Aug. 18 kr. H. Veit Kosenackern» eines Evgl. Pfarrers, 
von Frantzosen vertriben, zu Offenheim Sohn. 
20. p 18 kr. H. Joh. Ernst von Zcdwitz, eim Vertribenen 

(Adeligen) vom Hundsrucken. 

20. * 6 kr. Joh. Vicennae aus OberElsaß exuli. 

22. » 30 kr. Joh. Trondion, Matth. Noel de Sinig, vnd 

andern vertribenen Hugenotten, 
24. p 12 kr. Susaima Sibyllä Kcichardin, vertribener Schul- 

meisterin aus Klsaß. 

30. » 9 kr, Hans Wurmbier, eim verjagten Elsaßer. 

29. u. 31. Aug. 12. kr. Catharinä Gcrstöckin vnd A, Maria 
Schmidin aus dem Klsaß. 

1. Sept. 2 fl. 24 kr. zu erbauung einer Kvangelischen Kirchen 
zu Mosbach in der Churpfalz. 

21. » 12 kr Fr. Anna Maria Krcßin, vertr. Pfarrerin aus 

dem Strasburgischen. 
13. Okt. 21 kr. Fr. Anna Maria Krönerin, vertribener Pfarrerin 

aus der Pfaltz. 



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NUKHONUHNEItim 



128 Clausa 

24. Okt. 18 kr. Fr. Catharinä Kirchnerin, einer miserablen 

exulirenden Pfarrerin aus dem Rheinland. 
24. * 36 kr. H. Wilhelm Ludwig Kötschauern, gewesenem 

Freyh. Gelenischeni Verwaltern zu Ergersheim in 

Elsaß, iussu Do. Consulis. 
16. Dez. 15 kr. Catharinä Kreidenraayrin von Strasburg und 

Consorten. 
27. » 6 kr. Hans Friderich Schuchmaehern von Sarbrucken, 

eitn Contracten. 

1689. 

22. Febr. y kr. Georg Hain von der Bergstraßen mit lahmem 

Arm. 

23. * 6 kr. Friderich Förstern von Durlaeh Brandsteur. 

27. * 6 kr. Matth. Finck aus der Pfaltz. 

28, März. 24 kr. Fr. Anna Maria Müllerin vnd Catharinä Darme* 

rin, vertrib. Pfarr- vnd Schuldienerinen von Mosen- 
heim bey Franckfurt. 

Q. April, 9 kr. Catharinä Gatterin vnd Barbara Guttenbergerin 
aus dem Rheinland, 
ig. * 18 kr. Fr, Dototheä Hornsteiiierin, vertribener Pfarrcrin 

aus dem Rheinland cum libris. 
14, » 6 kr. Anna Catharinä Rauschcrün von Philippsburg. 

16. » 6 kr, eim Verlribenen von Nußloch. 

6. .Mai. 12 kr, Jacob Strasern von Wonnba exuli. 
18. * 24 kr. H. M. Carolus Teschin, vertrib. Pfarrer aus 

Elsaß. 
18. * 2t kr. Andton Plauingerin von Heidelberg mit ihrem 

krancken Mann vnd 4 Kindern, 
21« 36 kr. Fr. Anna Maria Kapferin vnd Fr. Mar. Julianä 

Wurtzerin» vertrib, Pfarrerswittibin aus Elsaß vnd 

deren Kindern. 
24. 6 fcr. Michael Schmidbuchern von Speyer. 

3, Juni. 3 fl. 12 kr. wurden 11. Wilhelm Ludwig Kreiden- 
mann (Adeliger) von Lörrach» hochfürstl. Badischen 
Amplmann im Durlaehischen , deine die Franzosen 
wegen zweyer bey ihnen gefangen gesessenen Brüdern 
800 Rthlr. abgefordert, auf H. Bürgerrastr. Slyrtzels 
Befehl gesteurt. 
y, t 12, u. 14. Juni. 21 kr, Faul Hofmann von Sarbruck, IL Mich. 
Frechen von Mannheim, H. Daniel Rohn auch von 
Mannheim. 

6 kr, Fvä Mertziu von Philippsburg. 
6 kr. Regina Kolbaurin von Strasburg. 
6 kr. Araaliä Catharinä Kolmannin von Mannheim. 
7 l . 2 kr. N. Schmidin, Schulmeisterin zu Zimmern bey 
Wormbs, 



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JU. 


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Exulanten aus den RUeinlandeik 



129 



19, Juni. 24 kr. vier vertribenen Weibern von Worrabs. 

21. * 2 fl. 24 kr. zween verjagten Rathsherrn aus der ver- 

brauchen Statt Speyer, H. Henrich Müller vnd H. 
N. Pertsch. 

22. * 1 fl. 12 kr. ein vertribener Cantor aus Mannheim, 

Christian Helgen. 

22 m * 1 2 kr. Hans Lanlzen vnd Chr. Waltern von Philipps- 
burg. 
22. 6 kr. Ursul Kirchoferin von Heidelberg. 

22. 12 kr. Ursul Kramerin vnd Elisabeth Mertzin von 

Speyer. 

2$. » 2 fl. 24 kr. zu reaedificalion der ira hochgräfl. 

Hanawischen Flecken Yrsal abgebrandten 53 Ge- 
hauen, 

2t> t * 6 kr, Conrad Rahen von Durlach. 

26* * u. 29. Apr. 90. 43*/l ^t. P'< Maria Catharinä Puppin 
von Jörghausen x ) bey Rhein, einer mit 6 Kindern ver- 
jagten Pfarrerswittibin, neben Fr. Elisabeth Mayserin, 
einer Speyerischen Verwalterin. 

30. 24 kr. Hans Jacob Soltig f Drehern, vnd Joh, Göllern, 

Kappenmachern von Worrabs. 

5. Juli. 12 kr. Magdalena X. einer Kxulantin aus Speyer. 

6. * 6 kr. Hans Georg Hirschen aus der Pfaltz. 

6. * 6 kr. H. Sebastian Stöcklers aus der Pfaltz vertribenen 

Kindern. 

7. » 48 kr. H. Joh. Timoth. Silesius vnd H. Joh. Ludwig 

Spengler Wetteranus, quondam praeeeptores in Elec- 

torali Palatinatu. 
1 S. * 2 1 kr, 7 Personen von Wormhs vnd Franckenthal 

vnters Klingenthor, 
ly, » 12 kr. Elisab. Schmiderin von Heidelberg vnd Mar- 

gareta Hofmannin vnters Spilalthor. 

22. » 1 2 kr. einigen aus der Pfaltz vnters Spitalthor. 

27. 24 kr. an den Michael Bernd exulirendem Musico 

von Newstatt an der Haart, so vor disem in hiesigen 
Diensten gewesen, verwilligten 2 Rthlru. 

31. » 18 kr. II, Samuel Kramer, gewes. Praeceptor zu 
Mannheim. 

9. Aug. 2 fl. H. Ernst Sauren, gewesenen Professori Mora- 
lium vnd Organoedo in Durlach, vnd H. G. Albert 
Hecken, vertribenen Renovatorn aus Pforzheim, zu 
denen aus andren Pflegen erhobenen ö fl. gereicht. 

10. * 6 kr. Catharinä Obermayrin von Heidelberg. 

22, > 6 kr, Maria M;igd* Hawmännin von Mannheim. 



') Berghausen bei Speyer? Anm* d. fitd* 
Ztitichr. t Getch, d« Obcrrh. n.k XXVW 1, 



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Aug. 


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6 kr. 


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2. 


Sepl. 


6 kr. 


14. 


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6 kr. 


24. 


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18 kr. 



H. Joh. Andreas Stolb, ein verjagter Ver- 
aus Mürapelgartt, cum liberis non paucis. 
A. M. Hasfelderin von Durlach. 
A. M, Bröllerin von Heidelberg, 

Lorenz Schönemann von Breitheim. 
Barb. Köchin von Coblenz. 
Frau Anna Kath. Mayrin, vertribenen Pfarrers- 
wittib aus Elsaß. 
25. » 21 kr. Job. Dieterich Pfiflerlin von DüßeldortT hoch- 

türstl. Hoflrausico, als er die Zeitung von eroberung 
der veslung Bonn gebracht. 
27. 9 kr. Marg. GeJIfelderin y, Maria Fischerin, beeden 

von Durlach. 

27. » () kr. Maria Eggenbergerin aus der Pfaltz. 

2. Okt. 12 kr A- M. Händlin v. M. M. Taubehn aus der 
Pfaltz. 

10. » g kr. Ursul Kirchnerin v. Mar. Jagmeyerin, beeden 

von Heidelberg. 

5. Nov. 6 kr. Christinu Ehrmünuin, auch von Heidelberg. 

14. » 12 kr. Joh. Windtem von Durlach, eim von Fran- 

zosen mit Weib vnd Kindern ausgejagten Leinen- 
webern. 

2. Dez. 2^ kr. Fr. Anna Kegina Gnügin, verstossener Pfarrerin 

aus Elsaß. 
8, * 6 kr„ Barbara Iluberin von Speyer 

8. » 6 kr. Barbara Brandeisin von Heidelberg. 

11. » 6 kr. Anna Cath. Mayrin aus Elsaß. 

13. » 1 2 kr. H. Diezlin vnd Elisab. Rohnin aus dem Dur- 
lachischen. 

15. * 12 kr. Hans Adam Laib von Speyer. 
15, 9 9 kr. Hans Schmidt von Speyer. 

28. * 6 kr. Peter Burgers zu Rastatt Weib. 

31. » 2 fl. 24 kr. H. Wolfg. Ludwig Götzen, eim von 

Franzosen ruinirten hochgrll. Hanawischen Beampten 
zu Liechtenberg. 

iDgo. 

3. Jan. 30 kr. H. Jakob Kirchnern zu Eckoltsheim vnd H. 

Job. Jakob Krempens, gewesenen Pfarrers zu Hanowen 
im Elsaß vertribenen Kindern 

4. 36 kr. Herrn Martin Schlceraavern, gewesenen Pfarrern 
in Elsass. 

5. » i fl. 1 2 kr, H. joh. Samuel Zengern, eim vertribenen 

Paedagogo aus Elsaß, so Einem Lobl. Magistrat ein 

Carmen dedicirL. 
II . 6 kr. Christiua Weguenn von Mannheim. 

14. 6 kr. Caih. Mayrin aus dem Durlachischen. 



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rciHCnQNWHB^ 



Exulanten aus den Rhdnlanden. 



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6. 


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6. 


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6. 


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24« Jan. 6 kr. A. Maria Kreßin von Durlach. 
30, » 6 kr. Gg. Pfannen von Heidelberg. 

4. Febr. 6 kr. Mar, Barb. Geltnerin von Heidelberg. 

4. 9 kr. Catharinä Bayrin von Speyer, einer Febrici- 

tantin. 

b kr. Sophia Barbara Holzmüllcrin von Mannheim, 

6 kr. Anna Mercklerin aus dem Badischen. 

q kr. eim alten Weib aus der Pfaltz. 

6 kr, Cath. Nachmülle: in von Philippsburg. 

6 kr. Jacob Kniebing, eim verbrandten Schreiner von 

Durlach. 

15. > 6 kr. Anton Winterhaltern, Webern von Thenningen 

aus dem Durlachischen. 
15, » 6 kr. Philipp Kmmen von Mannheim. 
15, » 12 kr. Anna Maria Sennerin von Durlach, 

ib. * 30 kr. H. Andrea Hacken, vertrib, Pfarrern von Holtz 1 ) 
aus dem Durlachischen. 

18. * 36 kr. II. Christoph Heroling v eim Lotharingischen 

Officier, 

2r. > 36 kr. H. Fridrich Weisen, vertrib. Svndico aus 

Wisloch, 

23. » 1 fl. 24 kr. entpfienge H. Georg von Linden (Ade- 

liger) aus dem Durlachischen, deme die Franzosen 
den mund hinweggeschoßen. 

12 kr. eiusdem filiolus. 

15 kr. Fr. Anna Maria Barterin, vertribener Pfarrers- 
wittfr. vom Rhein. 

9 kr, Rosinä Praunin, einer .Schulmeisterin aus der 
Pfaltz. 

24 kr. Fr. Cath. Stockiu u. Cons., auch Vertribenen 
aus der Pfaltz. 
6 kr. Hans Hofmann von Worms. 

9 kr. Hans Philipp Böhmigke, eim Zeuchweber von 
Durlach. 
9 kr. Claus Pluger, eim Teppichmacher von Durlach, 

13 kr. H. M. Christoph Wincklern, vertribnem Pfarrer 
aus dem Elsaß. 

\2 kr, Joh, Balth. Drechslern von Mülhausen Brand- 
steur, 

12 kr. David Balthasar Sehwendern, gewesenen Schult- 
heißen zu Bödigkheim. 

15 kr. Kr. Elisabeth Hornin, vertrib. Pfarrerin von 
Pfalheim. 
18 kr. Kr. Sabinu Köderin, einer aus Elsaß. 



') Holzen. B.A. Lörrach? A. d. Red. 

9* 



24. 


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1. 


März. 


1. 


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29. März. 48 kr. zur Reiiemption aus der französischen ge- 
längnus H. Johann Hörmanns, Evgh Predigers zu 
Hundttbach im Veldenzischen. 

29. * ] 11. 12 kr H. Jo. Christoph Lundenhofen, vcr- 
tribcneru hochgrfl. Naßawischem Amptmann, so eine 
schöne Kpistolam latinam H. Bgmstr. Styrtzctn zu- 
geschriben. 

3. April. 48 kr. H. Friedrich Wagnern, exulirendeu Praeceptor 

classicus aus Durlach. 

4. » 18 k. Hans Christoph Sachßen vnd Hs. Martin Hörli- 

mann, beeden Bürgern zu Worin bs. 

4* » 18- kr. Hs. Caspar Zeunern vnd Christoph Götzen, 

beeden Burgern zu Brettheim. 
4. * 6 kr. Caspar Langcnbergern von Heidelberg. 

ifr. > 12 kr. Jacob Sibert vnd Joseph Seitzen aus dem 
Durlachischen, 

17, 9 kr. G. Schwänzen, exulirendem Sattlern von New- 

statt an der Haart. 

26. 15 kr. Fr. Anna Domin von Bensheim vnd 12 kr, 

Catharinä Jungmäniiin mit vielen Kindern von Bens- 
heini, 

29. * 9 kr. Barb. Kayserin von Heidelberg. 

1, Mai 7 kr. Jacob Baumann von Mannheim. 

3. » 6 kr, Anna Maria Geigerin von Heidelberg, 

6. 6 kr, Maria Scheurlcrin von Heidelberg. 

10* 6 kr, Catharinä Fürtzigin u, Maria Strigerin von 
Hanaw, 

17- 2 kr. Anna Cathar. Wolffin von Rheinland, 

17. * 6 kr, Hanß Philipp Diemant von Durlach. 

1 7. * 6 kr, Hanß Praunern von Wormbs. 

20. * 4 kr. Anna Maria Stecherin von Manheira. 

2ü- 3 kr. Marg, Ackermännin aus der Pfallz. 

20. » 9 kr, Job. Binder, einem vertriebenen Schulmcistei 
aus Durlach. 

23. » 6 kr. Magdal. Mayrin von Manhcim. 

2$. » 6 kr. A. Maria Brandnerin von Wiseloch. 

24. » 6 kr. A. Maria Engelfriedin von Landau. 

24. 6 kr. Anna Reißerin von Rosa (?) bey Speyr. 

24. * 6 kr, Cathar, Schnellcrin, auch aus der Pfaltz, 

24. 6 kr, Jacob Fu-chßen aus dem Durlachischen. 

24. * 6 kr. Michael Mahlern von Anwenden 1 ) aus der Pfaltz. 

25. » 6 kr. Hanß Wilhelm Brem von Landau. 
30. * 3 kr. H. L. Kaufmann von Speyer. 

2. Juni. 12 kr. Hanß Philipp Braunen von Kirnberg bey Maintz 
mit etlich Kindern, 



i) Wohl Anwciler. A d. /W/. 



«fe MnSwwm: 



Exulanten aus den Kbeinl&nden. 



'33 



7. Juni. 3 fl. 36 kr. dem von Krantzosen eingeäscherten Stätt- 

lein Herßheim 1 ). 
io» * 24 kr. Fr. Anna Dorothea geborner von Roga» einer 
vertribenen Pfarrerin aus dem Kl saß. 

10. * 24 kr. H. M. Johann Schorren, vertrib. Pfarrer aus 

dem Hanawischen, 

11. » 18 kr. H. Job. Ludwig Sommern, vertriebenen Ampt- 

mann aus dem Kheingräfl. 
11. 9 kr. Simon Criland voik Speyer mit 5 Kindern. 

13. » 1 II. 36 kr. H. Job. Georg Walthern vnd H. M. Job. 

Jakob Fiedlern, vertribenen hochgräHich Leiningischeu 
Pfarrern von Weißheim vnd Vmbstcin gesteuret und 
ihrem Collectenbuch eingezeichnet. 

14. » 12 kr. Peter Horel und Hanß Rentzen, beeden ver- 

brandten Metzgern aus dem Wormbßischen, 

15. * 24 kr. H. M, Friedr. Schmidt, vertrib. Pfarrer von 

Hochdorf aus dem Württembergischen. 

16. » 36 kr. H, Johann Philipp Schustern, vertrib. Evgl. 

Prediger von Bretth^m vnd H, Christian Schallern, 

vertrib. Pfarrer von Münster a. d. Nahe. 
iq. * 24. kr. H. Johann Bleyern, vertribenem Pfarrer von 

Hörelbach 2 ) aus Klsass 
23. * 6 kr. Georg Frischen, vertriebenem Metzgern aus der 

Pfaltz. 
28. * 6 kr. Veit Rügen von Heidelberg. 

28. * 36 kr. 1 1. Friedrich Fischern , vertrib. Praeccpior 

classicus aus dem Durlachischen, unters Röderthor. 
30. * 6 kr.Sophiä Wölffin von Durlach. 

2. Juli. 48 kr. der Statt S. Veit im Siramerischen. 

2 9 * 18 kr. H. Joh. Georg Maurern, SS. Th. Cultori vnd 
Praec. zu Engelheim im Hanawischen, 

3. » 18 kr. H Joh. Gg. Molitoris Organisten und Prae- 

eeptoris classici zu Durlach, vertribenen Kindern. 
6» * 6 kr, Joh. Regliers, einem Hugenotten. 
8. » 1 fl. 1 2 kr. H. Carl Fridrich von Schwanenberg, 

einem von Frantzosen ruinirten vornehmen Kdelmanu 

aus Klsass. 

8. * 21 kr, H. Johann Christian Kraußen, vertribenem 

Pfarrer aus Unterwalbach in d. Pfaltz. 
16. » u. 11. Aug. 30 kr. Christoph Kbeln, Müllern, und 

Caspar Windelseer, Metzgern, von Oppenheim Brand- 

steur, 
16. * 12 kr. Fr. Anna Maria Sprecherin, vertribener Pfarrerin 

von Mörsheim 3 ) aus d. Pfaltz. 

■) = Hcrxhcim? A. ä. ftof. — *) Im Elsas* unbekannt. — ') Morsch 
oder Morschheit!!, A* <i Red 



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ig, Juli» [ IL 36 kr. zu Kedemption auß Frantzösischer Cap* 
livitet IL M. Joh, Georg Brunners, Pfarrers zu Collen- 
bach in d. Pfaltz» demc 500 Kthlr. zur Kanzion an- 
gefordert worden. 

ig. 18 kr. Rosinä Braunin, einer vertriebenen Kindbetterin 

aus der Pfaltz. 

23. * 6 kr. Catharinä Blumerin aus Elsaß. 

25. 12 kr. Peter Höre! und Hans Rcntzen, beeden von 

Heidelberg. 
1. Aug, 12 kr. Job. Schild von Wimmern, einem vertriebenen 
Schulmeister mit 3 Kindern. 

1 . > 1 2 kr. Job. Fridrich Mayern, Zeuchwürckern aus 

Speyr. 
i. » 12 kr. Job. Jägern aus Baaden mit vielen Kindern, 

2. * g kr. Matthiä Mertzen von Wiseloch. 

8. * 6 kr» Job, Brunnern, vertrieb Bortenwürckern aus 

Mannheim. 

8. » 6 kr. Gg. Braunern, Glasern zu Manheim. 

9. 1 2 kr. Itarb. Franciscä Rorbacberin von Speyr et cons. 
9. 3 kr. N, Baumännin von Landau. 

II. 6 kr. Sebastian Hummeln von Niderkiicb aus der 

Pfaltz. 

23. 3 kr. A. Maria Rohin aus dem Durlachischen. 

24. * 15 kr. H, Joh. Ludwig Maurern, Ev. Scbulmstr. aus 

der Pfaltz. " 

25. • 9 kr. A, Maria Waitherin mit einem elenden Kind 

von Durlach. 

5. Sept. 6 kr. Catharinä u. M, Sophia Üillerin von Anweiler, 

zweyen von Frantzoscu verjagten übel gekleideten 
Mägdlein. 

6. » 3 kr. Anna Zollerin, auch von Anweiler. 

6. 3 kr. Cath, Petermännin von der Harlingcr Mühle 

bei Philippsburg. 
7* 6 kr. Hanß Gg. Lutzen aus der Pfaltz. 

9. 9 kr. Marg t Meckerin von Metz. 

13. 1 fL 12 kr. IL Wilhelm Leopold Kettler, hochgrälL 

Leining. Amptmann zu Hartenberg, welchen die 

Frantzosen vertrieben. 
18. 1 fl. 36 kr. H. M. Jac. Salom. Leramers, vertrieb. 

Pfarrers von Liechtenau Hausfr. mit b Kindern. 
18. * ö kr. Regina Pemmin von Durlach. 
20. > 16. kr. Jobst Heinrich Braunschweiger und Ruprecht 

llßer von Otter&tatt unters Spitalthor. 
23. 48 kr H. Johann Rudolph von Kamineck vnd H. 

Andrea vnd Joh. Bernhard Reuschen» vertribenen 

Pfarrern aus dem Rheingräflichen, 

23. 9 8 kr. Gg. Sperling von Mannheim. 

24. 6 kr. Paul Eggern von Mannheim. 



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3- 

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6. 

6. 

7- 
8. 

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12. 



16. 
27. 



6 kr. Jacob Guttcrmann, einem vertrieb. Pfeifteil- 

machern von Mannheim. 

6 kr. Ursula Dollin von Mannheim. 

6 kr. Maria Unlerhärtin von OderstaU. 

6 kr. Arualiä Doroth. Dormännin aus dem Elsaß. 

6 kr. A. Caih. Holdereckerin von Hadelsheim 1 ) aus 

der Pfakz. [Dieselbe erhält am 27. Okt. wieder 

3 kr.] 

3 kr. Mar. Barb, Zöllerin von Ladenburg. 

6 kr Eva Cath. Freudin von Caßcl. 

2J kr. Fr, Maria Regina Beckin* einer vertrieb. Be- 

amptin aus Elsaß mit 2 Kindern. 

6 kr. Marlin Fürsten, Schustern aus dem Badischen. 

12 kr. Anna Fürstin und Ursula Baurin von Wein- 

garten aus dem Heydelbergischcn* 

6 kr. Hanß Cunrad Bauren von Gernsheim aus dem 

Maintzischen* 

q kr. Hanß Peter Schraidbergern u, Hanß Schobern, 

beedc Exulanten von Baden. 

30 kr. H. Jakob Brunnern, Pfarrern, vnd H. Stefan 

Brunnern, Fratri, Barbirern zu Grießheim, 

6 kr. Hanß Gg. Pfaffel, einem Schneider von Speyer. 

6 kr. Georg Schäffeln von Caßel, 

3 kr. Georg Hofmann von Worrabs, 

6 kr, Anna Heinin von Großenharbach. 

6 kr. Salome Uhlin von Lohr*) aus Brißgau. 

6 kr. A. Christinä Schäfin von Heidelberg, 

6 kr. Jacob Wächtern, Schloßern von Heidclsheim. 

2 fl. 48 kr. an denen H. Johann Friedrich Graßern, 
Evgl, Pfarrern zu Mrrtzheira verwilligten 3 Rthlm. 

6 kr. Adam Bauern zu Rastatt. 

12 kr. Ursula Barbara Straußin u. Barb, llcßin von 
Langenhaart bey Neustatt, 

q kr. Maria Mayrin von Floch*) aus dem Durlachischen. 
9 kr. Joh. Schönbergem, Leinenwebern von Wormbs. 
\2 kr. Hanß Michel Körnern bey Strasburg. 
6 kr. Hanß Paulus Kräutzelbauer aus dem Badischen 

3 kr. Mar. Barb. Wilhelmin aus der Pfaltz. 

6 kr, Marg. Barb. Heckmännin, einer vertrieb. Trom- 
peterswittib von Worrabs und 6 kr. Martin Detzen 
Weib mit 3 Kindern von Oftcnburg. 
6 kr* Hanß Ulrich Zimmerle, einem Vertriebenen 
von Hcydelberg. 

24 kr. H. Johann Weilers, vertrib. Pfarrer von Thunn 
aus dem Hanauischen. 



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30. Dez. 6 kr. Nicoiao Reutheru aus der Pfaltz. 

2 fl. 24 kr. haben An. i6qo aus Befelch E, wolEdlen 
Rathß zwey exulirende Senalotes aus Worrabs, H. 
Job. Ph. Weismann, u. H. Job. Ph. Liechtenb. er- 
hoben, so nicht in selbige Jahresrechnung kommen. 

1691. 
II. Jan. 30 kr. Fr. iMariä Salome Polierin, vertrib. Pfarrerin 

aus dem Klsaß, deren Ehemann von den Frantzosen 

gefangen worden. 
13. » 6 kr. Georg Sperling zu Manhciin. 

13. » 6 kr. Hanß Peter Grafen von Alzey. 

14. > 6 kr, Cathar. Schmidin von Wormbs. 

15. » 6 kr Joh, Burckhard von Lieehtenaw. 

2'lg » 12 kr. A. Maria Düncherin u. Helena Schwaruin, 

beede von Speyer. 
27. > 24 kr. Fr. Anna Cathar. Kolbiii, vertrib. Pfarrerin 

von Schwaningen. 
3. Febr. 6 kr. Barbara Kreßiu von VVormbs. 
4* * 6 kr. Mar. Elisabeth Slihlerin von Creutzenach: 

6. » 6 kr. Barbara Sperlingin von Manheim. 

7, » 6 kr. Job, Keilen, vertriebenem Portenwürckern zu 

Manheim. 

7. > 6 kr. Hanß Bergmayren von Wormbs. 

10. » 18 kr. Chr. Schummen aus Elsaß, einem Bürgerssohn 

v. Rotenhg, 
12. * 48 kr. Fr. Anna Sus. Janchin von Bruchsal zu Bc- 

grabung ihrer abgestorbenen Kinder. 

26. 1 1 6 kr. Christinä Rißlin aus Elsaß. 
6 kr. Jacoba Hartmünnin von Bretten. 
6 kr. Paul Hofmann von Sarbruck. 
I fl, 36 kr. Materno Mainzern u. Frdr. Christoph 
Weilern, beeden verbrannten Burgern aus Speyer, 
aus H. Bmstr. Rückers Befehl. 

24 kr. H. Christoph Schweiekers, gewesenen Pfarrers 
zu Veitsweiler in der Pfaltz, Wittfr. 
36 kr. H< Joh Philipp Richters, vertrib. Pfarrers aus 
dem Hanauischen, Wittfrau. 

6 kr. Hanß Gg. Bartmauns, Schusters zu Speyer Wittib. 
b kr. Susannä Majin von DurlacK. 
6 kr. Evä Ursula Hofmannin v. Heidelberg. 
6 kr. Hanß Mich. Hutzelsiedern, einem Weißgerber 

von Brettheim. 

27. » 24 kr. Fr. Anna Magdalena Knorrin, vertrib. Pfarrerin 

von Türckheim. 
3. April. 3 kr. Anna Barb. Kraußin von Durlach. 
3. 9 3 kr. Ursula Dönin von Durlach. 

8. * I fl, l 2 kr. an der Statt Utnbstalt gesteurten 2 Klhlru. 



2. 


März 


3- 


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S.April. 24 kr. Fr» Anna Mar. Bleyin, einer vertrieb. Ver- 
walterin aus dem Hanauischen, 

36 kr. H. Nicoiao Böhmen» vertribenem Pfarrer von 
Polami am Hundsrücken. 

18 kr. an denen II. M„ Augusto Hertzogen, Pfarrern 
zu Ileddesheim zu Kedemption seiner zu Lützemburg 
gefangenen Söhnen zugestellten 3 Rtfalm, 
36 kr. H. Joh. Hermann Gleber, Kobili Rhenano. 
6 kr. Christinä Kayserin aus dem Durlachischen, 
6 kr. Christoph Krantzen von Creutzenach. 
15 kr. Martin Börnern u. Hanß Feßeln von Durlach. 
6 kr. Matth. Weins von Speyr Weib u. Kind. 
12 kr. Hanß Philipp Blumenschein» einem vertrieb. 
Metzger von Wiseloch, mit gebrechlichem Leib. 
3 kr. Cathar. Schmidin von Newenaar. 
36 kr. H. Johann Mahlern» Kvgl. Predigern vnd H. 
Jakob Mahlern, beedc von Regenheim aus d. Pfaltz, 
30, 36 kr. H. Johann vnd Jakobo Seufart, Evgl. Pre* 

digern zu Abenheira vnd Hellingen im Hundsrücken. 

2. Mai. ö kr. Anna Maria Kleinin von Gretzingen. 

2. * 18 kr. Samuel Günthern u. Hanß Engelh. Mörscheln 

beeden ruinirten Bürgern zu Brettheim in der Pfaltz. 

8. * 6 kr. Hanß Adam Kreßen, Sehulmstrs. zu Gretzingen 

Kheweib. 

9. * f> kr. Peter Mayern von Wcyer im Durlacbischen. 
10. 12 kr, Christian Jacob u. Joh. Bölern, beeden aus 

der Pfaltz. 

12. » 9 kr. Joh. Stenger, einem staarblinden Buchdrucker 

von Drittorff aus dem Nassau-Dillenburgischen. 
16. » 9 kr, Anna Mar. Lödingerin von Freyburg. 
20. * 12 kr, Barb. Doroth. Braunin u. A. Maria Rein- 

thalerin von Germerßhcim, 
22. > 6 kr. A. Sibyllä Bundnerin von Mannheim, 

22. > 6 kr. Anna Knrösin von Birgheim 1 ) bey Philippsburg, 

23. » 3 kr. Hanß (Jg. Gerstmeyer von Durlach. 
26. > ö kr. Elisabeth Schützin aus Klsaß. 

18. * 13 kr. Fr. Anna Cath. Mayerin, Pfarrerswittib von 

Schemberg 2 ), 2 ineil ober Straßburg. 
29. * 6 kr. Anna Mar. Unversaurucrin aus der Pfaltz. 

6. Juni. Q kr. Cath. Krampraßin aus der Bergstraße mit 

b Kindern. 

7. » 6 kr, Barbara Geruiännin vom lthüin. 

g. > 3 kr. EvS Ursula Hofmännin von Neuenheim. 

10. * b kr. Matth. Grubern von Wonnbs. 

13, » 12 kr. Hanß Mich. Hutzclsiedern , Weißgerbern u. 

Simon Kayßem, Wflllenwebern zu Breita 3 ), 

M In Baden unbekannt. — *i Im Ellus unbekannt» — *) Bretten- A- d- KeJ* 



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'38 



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17. Juni» 24 kr« zu Redemption aus frantzösischer Captivitet 
II. Johann Michael Reischels, luther. Pfarrers zu 
Altzenheim. 

20, » 6 kr. Joh. Michael Kraußen von Unteröwißheim. 

21, * 6 kr. Anna Mar Goppenheimerin von Speyer» 

25, * 9 kr. Hanß Gg. Bezeln, Kürschner von Freinßheim 

aus der Pfaltz. 

26. 9 kr. Juli. Stapsen, Schulbedientun aus d. Pfaltz, 

26. » 12 kr. an den zu Ranzionirung II. Frid. Neumanns, 

Kellers zu Roth im Heßischen gefangenen H. Vatters 
hergegebeneu 1 fl, 36 kr. 

27. * 6 kr, Hanß Randsteinein aus Eisatz. 

27, iß. 12 kr. H. Joh. Friedrich Kramp (Ten vnd H. Joh. 

Bernhard Rentschen, vertrib. Kvgl, Pfarrern von Mon* 
zing[en] vnd Sobe[r]nheiin aus der Pfaltz. 

29. 9 kr. Hanß Frdr. Caschelmann von Durlach. 

29. » 6 kr. Florian Reißen aus Brißgau. 

29. * 6 kr. Hanß Mayen 1 von Rastatt 

29, > 6 kr. Jacob Schneidern, Maurern von Grätzingen im 
Durlachischen. 

29, » 6 kr. Maria Schegkin außm Durlachischen. 

29. * 6 kr, Anna Sennerin aus dem Speyrischen. 

30. > 6 kr. Klisabethä Grevenbrcchin von Dcrrendingen. 

5. Juli. 6 kr. Michel Schmidt aus der Pfaltz. 

6. » 6 kr. Frantz Dominico Geren von Durlach. 

7. » 9 kr. Elisab. Steinerin, einer vertrieb. Schulmeisterin 

aus der Pfaltz und 6 kr. A. Urs, Mayrin von Mann- 
heim. 

8. * 12 kr. Niclas Wilrashofen u. Joh. Schmidt» vertrieb. 

Burgern von Bingen. 
3. * 12 kr, Christoph Haberern, eim kranken Zimmermann 

von Franckenthal, unters Köderthor. 
8. » 6 kr. Barthel Reimb und Elia Schönbuch, beeden 
aus der Pfaltz. 

kr. Margar. Hüterin aus dem Elsaß. 

kr. A. Marg. Krhardin aus dem Hanauischen. 

kr. Cathar. Pfatzin ausm Elsaß, 

kr. A. Mar. Hillerin von Durtach. 

kr. Maria Brindin von Offenburg. 

kr. Ludwig Glaßhaußen aus dem Hanauischen. 

kr, Hanß Michel Albert, Becken von Wißloch. 

kr. Hans Bauren von Mannheim, 6 kr. Hanß Guntzen 
von Gundenheim 1 ) und 6 kr. Simon Gotthard Fischern 
in Bretta, 

kr. Hans Hörn von Mannheim. 

kr. A. Mar. Burckhardin von Mannheim. 

*) GonrieKhettn : A- 1/. Rtd* 



8. 


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kr. Anna Reißerin von Speyr. 

kr. Adam Wackern, Schneidern aus d. Pfaltz. 

kr. Hs. Christoph Metzlern von Straßburg. 

kr. Hanß Kistner von Pottersweiher 1 ) in Elsaß, 

kr. Justinä Wittmacheiin, Praeceptors Wittfrau 
Riegelsberg* 

kr. Agatha Gerlin, Scliulmstrin. aus der Pfaltz. 

kr. Catharinä Geigerin von Bretthein], 

kr. A. Barb. Schülerin von Bische 1 ) zum Hohensteg. 

kr. Job. David Müllern von Ladenburg. 

kr. Maria Zimmermännin aus der Pfaltz. 

kr. Niclas Bölster aus der Pfaltz. 
kr. an denen H. Joh. Bernhard Riedern t Rhein- 
grävlichen Pfarrern zu Hettenbach, zu Rederoption 
aus frantzösischer Captivitet seiner Söhnen gesteuerten 
3 Rthlr. 

6 kr. Hieronyrao Kaufmann, spolirtem Leinwand» 
Händler von Speyr. 

3 kr. Margaretha Petrin von OberOtterbach. 
6 kr. Matthes Schmitten Wittib von Ottenhausen. 
24 kr. HL M* Martin Teschin, EvgL Prediger zu 
Alberg 3 ) in der Churfürstüchen untern Pfaltz« 
24 kr* zu den 4 Rthtrn. v welche den von Frantzosen 
aus der Graffschatt Hanaw-Liechtenberg vertribenen 
300 Unterthanen, so im Ilanauischen zwey verwüstete 
Marktflecken Köbel *) und Oestheira widerbauen wollen, 
gesteuert worden, contnbuirt. 
6 kr. Hanß Adam Becken von Mannheim. 
9 kr. Michel Gerstmayern et consort. aus dem Dur- 
lachischen. 
6 kr. Hanß Spriegel aus der Pfaltz. 

kr. Henrich Kuchen, auch aus d. Pfaltz. 

kr. Hanß Michel Heinßberg von Dannstatt. 

kr, Johann Müllern von Baaden. 

kr. Cathar. Stadlcrin aus d. Pfaltz. 

kr, Susannä Pfeffennayrin von Wormbs. 

kr. Sebastian Munckers S., erschoßenen Schul- 
meisters von Kretzingen Sohn. 

12 kr. Peter Hubern aus dem Elsaß mit 7 Kindern. 
15 kr. Kr. Anna Maria Freystetterin von Grünstatt, 
eines Geistlichen Wittfrau. 

iK kr. Fr. Mar. Regina Schwartzin vom Hundsrucken. 
6 kr. Hanß Butzen, Wollenspinnern von Wormbs. 
3 kr. Lucä Lauxnern von Schiferstatt aus der Pfaltz. 



*) Im Etaass unbekannt* Wohl Bodersweier bei Kehl. A- d. Rtd* — 
») (Rhein-)Bischofsheim. A* d- Red. — *) Walberg, Kr. Kreuznach? A.d. Red. 
— *) Marköbel u. Ofttheim, Pr. Hanau. A+ rf. Red. 



l 7- 
18. 

19- 

»9- 

20. 

22. 
22. 

26. 



* 
1 



6 
6 

5 

3 
6 

6 



7. Sept. 



10. 



19. 


V 


21. 


» 


23. 


» 



■ 



>ogle 






140 



C lauss- 



26. Sept. 6 kr. Rudolph Aichner von Durlach. 

27. > 3 kr. Anna Mar. Roßmarinin von Orfel 1 ) im Wert- 

heimischen. 

29. » 6 kr. Matthes Schimpel von Schwätzingen, 

30. * Q kr. Cath. Krampaßin von Pentheim*) in d. Berg- 

straßen. 
30. > 6 kr. Catharinä Königin von Worrabs. 
2. Okt. 6 kr, A. Marg. Heberlingin von Durlach, 
6. » 3 kr. A. Mar. Reinthalerin von Durlach. 
6, j 6 kr. A. Mar, Mavrin von Germerßheim. 
6, » 6 kr. Luciä Saurin von Wißloch. 
8. > 12 kr. Michel Murren zu Preltheim. 
15. > 3 kr. Joh. Gerhard Wildmann von Creützenach. 

15. 9 24 kr. Fr. Helena Höflin, einer vertrib. Pfarrerin aus 

dem Rheinland vnd Kr. Anna Catharinä Rüdin, einer 
Beamptin von Gebrot. 

16. > 24 kr, zu den 3 Kthlrn, so für die abgebrandte 

Heßische Statt Bauraholder zusammengeschoßen 
worden. 

im Okt. 24 kr. zu den 2 Rthlrn, welche H. Friderich Walrath 
von Schellart, Equiti Khenano, zu redemtion seyner 
bey den Franzosen gefangen sitzenden H.H. Gebrüdern 
gereicht worden. 

18 kr. H. Johann Hernosch, vertrib. Lateinischen 
Praeceptori von Winzingen. 

15 kr. Fr. Veronicä Großin, gewesenen Pfarrerin zu 
Mannheim. 

3 11. 12 kr. vier vertribenen Geistlichen, H. Joh. 
Friedrich Pistorio, Samuel Kichelberger, Abraham 
Zürner vnd Henrich Ulrich Schonauern, aus dem 
Leiningen-» Khr- und Rüdesheimischen, 

25. » 18 kr. H. Lorentz Grützner, Adelig Pallandischer 
Pfarrer von Zell im Zweibrückischen. 

25- * 12 kr. Fr. Anna Maria Dieboltin [Pfarrlrau] von 
Wißeloch. 
;» 9 kr. Johann Frdr. Knöring» KvgL Pfarrer zu Wachen- 
heirab, zur Außlüsung eines vom Frantzoscn ge- 
fangenen Sohnes Johann Andrea, SS. Theol. Cult. 
* 9 kr. Wilhelm Ludwig Knöring sampt seinem Weib 
vnd Kind, vertribenem Fleckensteinischen Amptmann 
zu Sultz im untern Elsaß. 

28. ;> 12 kr. Juliana Ostertagin v. Julianä Fischerin aus 
dem Durlachischen. 

50. » 6 kr. Ursul Lochenmayrerin aus dem Hanauischen. 

50. * 15 kr. Fr. Anna Maria Laubenhergerin, einer ver- 
tribenen Pfarrerin aus dem Hunoldsteinischen. 

l ) UrpW? .-/. J. fyJ. - ') Bensheim. A. d. /ttd. 



■7- 


fr 


23. 


* 


24. 


;> 



1 — 






°gk rftinSÄw: 



ExuUnlcn aus den Khcinlaudcn. 



141 



31. > 1 II. 12 kr. zu Redcmplion aus frantzösischer Ge- 
fangenschaft H. Johann Christoph Schönraayrs, hoch* 
adelig Arcnbergischen Pfarrers zu Krieglingen. 

31, > 6 kr. Thomä Baaß zu Synlzhcim. 

iö. Nov. 6 kr. Christoph Schreyern von Durlach. 

26. > 30 kr. Maria Magdal. Hofmännin Doktorin von Speyr, 
und Evä Maria Hebeyßin, Pfarrerin von Otterbach. 

23. 24 kr. Fr. Kliaabethä Glaserin, Pfarrerswittib von 

Klopenheim aus der Grafschaft Nassau. 

iög2. 

14. März. 12 kr. Catharinä Hüßlin von Frankenthal. 

15. > 30 kr« Melchior Uhlens zu Harbach 7 kleinen Kindern, 
8. April. 1 ll. 12 kr. an den zu reaediiieation der Kirch zu 

Harbach ausgeschlagenen 10 Ktlilrn. 
20. t 18 kr, an den für den abgcbrandlen Flecken Langen- 

seelbach gesteurlen 4 fl. 



■ ■ 



M is zellen. 



Die Ernennung des Ulrich Zasius zum Magister artium 
d urch Kaiser Maximilian L 1 n der ^Festschrift Heinrich 
Brunner zum 70. Geburtstag dargebracht von Schülern und Ver- 
ehrern* ') veröffentlichte A. v, Wretschko S, 689 — 735 einen 
Aufsatz: »Die Verleihung gelehrter Grade durch den Kaiser seit 
Karl IV.« und gab in einem Anhang Regesten zu den kaiser- 
lichen Doktoratsverleihungen von Karl IV. bis 1697. Darin fehlt 
der Name eines Mannes, der in seiner Zeit zu den Grössten 
sich zählen durfte, und der an Bedeutung alle in jener Liste 
aufgeführten übertraf: Ulrich Zasius, damals Stadtschulmeister in 
Kreiburg, der nachmals so berühmte Rechtslehrer an der Uni- 
versität daselbst. Die Tatsache der Ernennung Zasius' zum 
Magister artium durch Kaiser Maximilian im Jahre 1497 war 
keineswegs unbekannt, und wenn v. Wretschko sie nicht erwähnt, 
so kommt es wohl daher, dass er seine Liste hauptsächlich aus 
den Wiener Archivbestanden zusammengestellt hat. Dort ist 
allerdings Zasius* Namen in diesem Zusammenhange merkwürdiger- 
weise nicht zu finden» wie mir durch freundliche Mitteilung der 
dortigen Verwaltung bustätigt wird. Auch in den in Betracht 
kommenden Archiven in Innsbruck und Karlsruhe ist ebensowenig 
darüber zu finden, als in dem städtischen und Münsterarchiv zu 
Kreiburg, Nur die Protokolle der Artistenfakultät der Kreiburger 
Universität geben Kenntnis von den Vorgängen. 

Was mich veranlasste, den Gegenstand zu erörtern, war ein- 
mal der Name des Zasius, der allein schon es rechtfertigen 
dürfte, eine Kpisode aus seinem Leben richtig darzustellen, denn 
um eine Richtigstellung handelt es sich insofern, als alle Biographen, 
die diese Angelegenheit ausführlicher darstellten, sie unrichtig 
verzeichneten. Nicht minder aber bewog mich dazu der Um- 
stand, dass durch die Notiz in den Kakultätsprotokollen fest- 
gelegt ist» wie eine kaiserliche Promotion in den Kreisen der 
ordnungsmässig Promovierenden autgenommen werden konnte, 
eine Frage, auf die v. Wretschko nicht eingegangen ist, die un- 



l ) Weimar» K- Böhlau 1910, Auch separat erschienen daselbst, ver- 
mehrt um einen zweiten Anhang. 



^ Ic rciÄgÄr* 



Miwcllcn, 



»43 



zweifelhaft auch nur durch zufallige Aufzeichnungen wie die uns 
vorliegende gelöst werden kann. 

Da der Text, wie ihn Riegger ■) gibt und Schreiber 1 ^ ver- 
vollständigt» fehlerhaft und unvollständig ist, soll hier die ganze 
Stelle zum Abdruck kommen. 

Item tt, die mensis maii comvcatis magistris de faaätatt venu 
venerabüis vir magisler Heinricus Kolher, huius oppidi rector eeclesie 
benedignus, apportans secum dominum honorandum l\ dictum Zäsium, 
pro tum tudi titterarii eiusdem oppidi magistrum^ proponens et prac- 
sentans rescriptum a regia mayestatc respiciens eundem magistrum 
Heinricum Kolher, ubi de mandato regio tpse prefatus mag, Heinricus 
Kother dcberet promwert in magis/rum artinm dictum tudimagistrum 
condonando eo ipso insignia ad hoc deputata; proindt petentes primo, 
ut ipsa facultas artium in hanc promotionem consentiret stve magis 
proprie favorem daret eaptantes benet'olentiam so/am *>• ne predicla 
facultas putarct magistrum Henricnm ea faeere propria et assumpla 
potestate et in cotttemptum et spreium dominorum de facuttate et 
eorum statutorum; allegantes super hoc causas urgentes predictum 
dominum Zäsium, t/uominus aliter <juam sie, per sattum, passet Pro- 
moterin Ad iltud primum respondil eis facultat per decanum tjuod 
ipsa de personis eorum esset bene grata et eis nullam faeere feilet 
instantia**, sed possi faeere ut de mandato et privitegio regio habe/ et \ 

i$2 p > Secnndo petierunt f ut eis administraretnr aula seu audi- 
torium apud pavonem, ut ibidem habere possent toeum ad huiusmodi 
actum sollemniter perßciendum, Data fuit responsio decani mediante 
quod facultas hoc non habere! in ptena potestate, sed de hoc salutare 
deberent universitatem et ipsi resistere non 7eitent 4 ) t 

Während nun Stintziiig*) und R, Schmidt*) den Ausgang 
der Angelegenheit dahingestellt sein lassen oder seine Ernennung 
durch den Kaiser erwähnen, behaupten Schreiber*) und mehr 
noch Hauer« 1 ) und Neff*), die Promotion sei an dem Widerstand 
der Artistenfakultät gescheitert. Dieses aus dem Texte heraus- 
zulesen geht nicht an. Man bedenke vorerst nur eines: wenn 
die Anfrage sub t negativ beantwortet worden wäre , warum 
dann noch einen zweiten Antrag stellen und einen Raum für die 



l ) U. Zasii epistolte ad viios aetalU lue dociissnnos. Ultnae 1774 
p. {12) Aum. g. — •) Geschichte der Universität Freiburg I, 196. — *) Viel- 
leicht solitam ? Das Kürzungszeichcn fehlt auch an andern Stellen des 
Text«. — «) Acta facuttatis artium. foL I. 132 u. 132*. — *) Ulrich Zasius. 
Hasel 1857 S. 37. — *) Zasius und seine Stellung in der Rechtswissenschaft, 
Freiburger Kcktoratsrede 1903. Lpz* 1904. S. 10. — T ) Schreiber, a* a. O- 
196. — *) Die Vorstände der Freiburger 1-ateinschule. Beigabe rum Pro- 
gramm des Lyceums zu Freiburg. Fibg. 1867. S, 11. — *) Udalricus Zasius* 
Beilage zum Programm des Gymnasiums Krciburg* Freibg. 1890. I* S. 10. 



°S' e wmt5im\ 



144 



Mi&iellen. 



doch schon vorher abgelehnte Promotion erbitten? Aber die 
erste Antwort war gar nicht direkt ablehnend. Kolher und Zasius 
bitten, die Fakultät möge in die kaiserliche Ernennung ein- 
willigen, oder vielmehr Zasius von sich aus zum Magister pro- 
movieren, und führen dabei Gründe an, dass es Zasius nur auf 
diese Weise möglich sei, zu promovieren. Welcher Art diese 
Gründe waren» wird uns leider nicht gesagt. Auf diese erste 
Anfrage antwortete der Dekan im Namen der Fakultät, die beiden 
Personen wären ihnen sehr genehm» und sie wollten ihnen in 
ihrem Vorhaben nichts in den Weg legen, Kolher solle nur 
seinen kaiserlichen Auftrag erledigen, Von einem Einspruch der 
Fakultät ist hier nichts zu finden» Es wäre wohl den Magistern 
auch nicht in den Sinn gekommen» gegen eine kaiserliche Er- 
nennung zu protestieren» wo das Recht des Kaisers» akademische 
Grade zu verleihen» allgemein anerkannt und in Übung war. 
Dass andererseits der Kaiser» wie NelT meint, die Fakultät um 
Zustimmung zu seiner Verfügung angegangen habe, beruht auf 
einem Obersetzungsfehler des Genannten. 

Was den zweiten Punkt betrifft, ist es auffällig» dass Kolher 
einen Raum erbittet, um die Promotion vorzunehmen; auch hier 
dürfte die Gefälligkeit gegen die Universität massgebend ge- 
wesen sein, da ihm als Münsterpfarrer seine Kirche, wo meist 
die Promotionen vorgenommen wurden , doch zur Verfügung 
stand; Kolher wurde auf seine Anfrage, wie es auch nicht anders 
zu erwarten war, an den Senat» als die zustandige Behörde, 
gewiesen. Ob dort die Frage erneuert worden ist, lässt sich 
leider nimmer feststellen, da das Konzept der SenatsprotokolU* 
beim Tode des damaligen Rektors (er starb am Ende seiner 
Amtszeit), verloren gegangen ist 1 ). 

Ob Zasius zur Würde eines Mag. arlium gelangte» bleibt 
somit dahingestellt. Eines kann nur gesagt werden, dass er in 
den uns bis heute bekannten Dokumenten nie diesen Titel führt, 
auch in seinen Briefen, von denen allerdings aus jener Zeit sehr 
weuige bekannt sind, kommt er nie auf diese Angelegenheit zu 
sprechen und in der im selben Jahre 1497 erschienenen Schrift 
Jac- Lochers 2 ) wird Zasius nur ludimagister Friburgensis opti- 
marum artium professor genannt. Ebenso wird er bei seiner 
Einzeichnung in die Matrikel der Universität im Jahre 14QQ nur 
als Udalricus Zasü de Constantia aufgeführt*), und auch ferner- 
hin in den Senatsprotokollea , wenn von ihm als Inhaber der 
Professur für Poesie die Rede ist» nur als Zasius oder dominus 



■) Senatsprotokolle I, 361. — *) Libri Phüomusi. Pancgyrici ad regem, 
Tragcdiam de Thurcis et Suldano. Dyalogus de heresiarchis, Argentinae» Job. 
Grüninger 1497- Es ist allerdings auch möglich, dass diese Schrift vor Mai 
oder Juni erschienen ist. — »> Die Matrikel der Universität Freiburg |. Br 
hgeg, \\ H. Mayer I, S. 138. 



8 lc iMaviwvß: 



Miszcllen. 



145 



Zasius angeführt, bis er im Jahre 1501 in der juristischen Fakultät 
zum legum doclor promovierte 1 ). 

Es wäre nun interessant zu wissen, auf welche Weise Zasius 
vom Kaiser diese Auszeichnung erlangt hat t und aus welchen 
Gründen. Dass Zasius diese Klue verdient hatte, steht ausser 
Zweifel und ebenso besieht die Möglichkeit, dass die Stadt Frei- 
burg ihrem ehemaligen Stadtschreiber und dem Vorstand ihrer 
Lateinschule beim Kaiser diese Ehre ausgewirkt hat. Dass dies 
aber geschehen sei als der Kaiser beim Reichstag zu Freiburg 
war*), ist unrichtig, denn Schreiber sagt selbst an anderer Stelle» 
dass Maximilian erst am iS. Juni 1498 in die Stadt eingeritten 
sei*). Auch von einer früheren Anwesenheit des Kaisers, im 
Frühjahr 1497, ist nichts bekannt. Doch auch sonst lässt sich 
keine Notiz finden für die Intervention der Stadt, weder in den 
Ratsprotokollen» wie mir Herr Dr. Juliusen versicherte, noch in 
den Missiven; irgend ein Beschluss müsste doch in dieser Sache 
gefasst worden sein. Da die Universität ganz ausser Betracht 
kommt, so möchte ich annehmen, Zasius habe selbst um die 
Verleihung beim Kaiser nachgesucht, und dabei die Gründe 
vorgebracht, die Kolher und er auch bei der Fakultät vor- 
getragen haben. Aufschluss auf diese Fragen könnte uns allein 
die kaiserliche Verleihungsurkunde geben, in der, wie v. Wretschko 
bemerkt 1 ), fast immer der Bittsteller und die Begründung der 
Kitte aufgeführt sind. Vielleicht kommt diese spater noch ans 
Tageslicht. 



') Ein genaues Datum kennt man nicht, gewiss ist nur, dass er im 
Frühjahr 1500 noch Scholari* war, im Herbst 1501 aber in den Univer- 
siiütsakten als Doktor bezeichnet wird (Stintzing \, c. p* 38s Es ist mir 
nun mit Hilfe der Rechnungen der akademischen QuSstur gelungen, den 
Zeitpunkt noch enger zu begrenzen. Die (jehälter für die Professoren und 
Lektoren wurden damals in viermaligen Ragten ausbezahlt, am Tage des hl. 
Gallu*, Hilarius, Georg und Jakob. Während er nun bei der Jahresrechnung 
1500 — 1501 beim ersten Termin noch nicht erscheint, ist er beim zweiten 
und dritten nach den Doktoren und Magistern als dominus Zasius eingetragen 
und bei der Auszahlung an Jakobi als letzter unter den Doktoren und vor 
den Magistern als Doctor Zasius* Er müsste demgemftss promoviert haben 
zwischen dem 23. April und 25. Juli I5OI- Wenn er in einer Ausfertigung 
der Rechnungen schon an Georgi als doct. bezeichnet wird, so kann dies nur 
ein Irrtum des Schreibers sein, sonst müsste er dem Titel entsprechend auch 
«»chon bei den Doktoren stehen- Zudem steht diese Fassung nicht in der 
O^ginalrechnuog, sondern in der allerdings wenig spateren Reinschrift. — 
f ) Schreiber L c, Ncff I. c*, Bauer I. C. f Stintzing L c. — *) Geschichte der 
Stadt Freiburg III, 202. In der Festrede: Kaiser Max. I. auf dem Rcichtage 
zu Freiburg im Jahre 1498* In: Festreden zur SSkularfeicr des Geburtstages 
des Grossherzogs Karl Friedrich von Baden (Freiburg 1828) kommt er 
auf Zasius nicht zu sprechen. — */ I. c. 

Zeiuchr. L Geich. d. Oberrh. N.F. XXVIIL 1. 10 



8 lc mSSmSS\ 



146 



M iäzellen. 



Ks wurde oben festgestellt, dass die Fakultät keineswegs 
die Promotion des Zasius verhindert habe, das schliesst aber 
nicht aus, dass diese doch von einigen oder gar der Mehrzahl 
der Magister hintertrieben worden ist. Dafür spricht die Rand* 
notlSj die von anderer aber fast gleichzeitiger Hand in den 
Kakultätsprotokollen steht: Udalrico Zasio negatur magistri gradus, 
die bisher von niemandem beachtet worden ist. Aber auch noch 
ein zweites: Dass Zasius keine sanfte Persönlichkeit war» zeigen 
die vielen Händel und Streitigkeiten , die er auch in der 
eigenen Fakultät durchzukämpfen halte; aber gerade gegen einige 
Mitglieder der Artistenfakultät richtete sich sein Zorn , der in 
solche Schmähungen ausartete, dass die Fakultät heschloss, Zasius 
nicht mehr zu ihren feierlichen Veranstaltungen einzuladen und 
die ganze Sache dem Senate anzuzeigen 1 ). Nur Zasius' Er- 
scheinen in der Fakultät und seine beruhigenden Erklärungen 
konnten für diesmal noch die Angelegenheit erledigen. 

Wenn es Zasius auch nicht gelungen sein sollte» den Magister* 
titel zu erhalten, so wurden seine Kenntnisse und seine Persön- 
lichkeit doch in hervorragender Weise gewürdigt. Noch ehe er 
eine Professur erhalten, ja vielleicht bevor er sich überhaupt den 
Doktorhut erworben hatte *)» wurde er am 30. April 1501 als 
Beisitzer während des Rektorats Georg Northofers, also als Senator, 
gewählt, eine Ehre, die sonst nur älteren Angehörigen der Uni- 
versität zuteil wurde. Und auch der Umstand, dass er, kaum 
Mitglied des Lehrkörpers geworden, es wagen konnte, meist mit 
Erfolg eine uro die andere Forderung zur Verbesserung seiner 
Stellung im Senate einzubringen, zeigt zur Genüge, eine wie 
sichere Position er kraft seiner Persönlichkeit trotz aller ent- 
gegengesetzten Strömungen eingenommen hatte. 

Frtiburg. J ose f Äfctf- 

■) Vcnlilatum firit quidam negotium tangens doctorem Zäsium quo- 
niam oblocutus ftrisset facultali arcium et quibusdam magtslris quod eciam 
veridica relatione didieimus. Idcirco conclusum fuit per facultatem quod 
non deberet ulterius vocari ad aliquos actus solemnes facultali* et nihilominus 
eam rem deferre vellet ad Universitäten^ Acta facult. art. I. fol. 16O- — f ) Die 
Stelle in den Senatsprotokollen Iftsst es nicht mit Sicherheit beweisen, oh 
Zasius damals schon Doktor war: a&sessorcs: domini doctorcs Johannes Odern- 
heim, dominus Paulus de Citadinis. Et dominus Zasius. Mag. Jobannes 
RottUfd. Sen. Prot, I, 391. Wenn Zasius zu Beginn des nächsten Rek- 
torates im Anfang der Titel beigelegt wird, so beweist das nichts, da die 
Protokolle am Schlüsse des Rektoraten ins Reine geschrieben wurden, Za#us 
aber in diesem Semester spätestens promoviert hat. 



C \oogk mSStSS» 1 . 



M i s/cllen. ir 

Zur Konkurrenzregulicrung der Maler im sechzehnten 
Jahrhundert. — A. Stolberg erwähnt in einer Fussnole seiner 
Monographie ober Tobias Stimmer ein Protokoll der Strassburger 
»Fünfzehner« vom 1 4, August 1 583, welches die Streitigkeiten 
eines Glasmalers Christoph Braun mit der Malerzunft 'zur Steltzem 
behandelt. Das Schriftstück ist in mehrfacher Hinsicht inter- 
essanter, als die teilweise unrichtige Notiz Stolbergs erkennen 
lässt; ich lasse es in seinem vollständigen Wortlaut folgen: 

*Sto(fet Braun (llaßmahler contra Zunfft zur Stcttzen, 

Stoffel Braun glaßmahler unden an der grossen erbstauben pringt 
für, er hab Ime Zunjftmeyster (zur Stettzen) lassen gcbt'ethen, er' 
scheine nicht, und sey diß die ursach* Er hab die ^erschienen wache 
sein hauß angefangen zumaten, hab g/eichwol darvor ziven mahter 
angesprochen, das sys /nie mahlen wollten* Die haben sich so schwer 
gemacht, daß ers selber undernommen. Dann er das flachmahlen bey 
Thobias Stimmer gelernet, ob er wohl kein lehrbrieff darumb empfangen; 
begehrs auch sonsten nicht zutreyben, dann Jezo Ime setbs, und hab 
Daniel Spccklin Ime rerwilligt schone Historias zuzustellen, so zu 
mehrer zier dienen. Wie er dan gegen den Herren, atß Ime ein 
gang zumachen bewilligt worden, versprochen, das er das Hauß 
wolle zierlich außstreichen, Sa hab er ein Jungen, so das flach- 
malen außgelerndt, angenommen, der bey Ime das glaßmaterhandt- 
werck begere zu lernen; mit demselben Jungen hak er sein hauß 
angejangen zumahten* Das sey Ime nuhn durch den Zunfftmeyster 
bey xxx ß verbauen* Dieweit es dann Jezo Inn einer gnthen Zeit! 
und ers vor wintler gern außmachen wolle, damit auch die Hau- 
herren nicht meynen mögen, er wott seinem Zusag nicht nachkommen. 
So pitt er Ime zuzulassen, das er mitt dem angefangenen werck Jür- 
Jahren und sein hauß vollends außmahlen möge* 

Nachdem er abgedretten , zeigt der Stedel an, Sy haben Ord- 
nungen auff der Zunfft, daß keiner dem andern in sein handtirung 
greyffen solle* Nuhn hab Stoffel/ ein jungen angenommen under 
dem schein, das er das gtaßmaten beger zu lernen. Der sey ein 
flachmaler, vermeinde man. Wann das hauß außgemahlen, so werde 
er Ine hernach wider Jortschicken, Nun haben sy auff der Zunfft 
viht armer meyster, die auch gelt nemmen und Ime die arbetlt nicht 
versagen würden, die muessen hoch und nider dienen. Er helle 
dafür gehatten, Stoffel würd sein begouen Innschrifftcn fürpracht 
haben, so hell maus für ein geruht pringen, und meine her ren wider 
berichten können; hoffe, meine her ren werden sy bey Iren Ordnungen 
handhaben. 

Darauff Isl umbgefragt unnd erwogen worden, daß nicht eins 
Jeden mahlers gemeldt einem Jeden angenem; neme mancher nicht 
gelt darzu, daß er Ime ein solchen liederlichen humpeter die wend 
ließ rersehirederen, hell mancher gern etwas saubers und schöns. 
So seind die gulhen Maler schwer zu bekommen, muessen ubersilbert 

10* 



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r 4 8 



Mizellen« 



sein, und kan [kaum] wann sy ein werck anfallen, lauffen sy bald 
darvon und kan man sy nimmermehr wider hcrzuprtngen. Nuhn 
ist das Haufi sein, so hell er Ime selbs zu arbeitten^ und kan Ime 
nicht gewehrt werden, was er mitt seiner hattdt machen kan. Wann 
nuhn der lehrjung sein versprochener Jung ist, so mag der A/eyster 
Itie zu seiner selbs arbeitt prauchen^ dazu er sein bedorfflig. Der* 
wegen so ist Erkant: 

wafer*\ Staffelt Braun behabung thut, das er den Jungen recht 

Jür ein lehrjungen zum gtaßmahlen angenommen. So soll Ime erlaubt 

sein, mitt seiner hand und miit dem Jungen sein haufi außzumahlen. 

Soll aber kein andern dazu ansieilen oder prauchen, ohn erlaubnuß 

und vergleichung mitt der Zunfft** 

Der Wert der Stelle liegt, abgesehen von ihrer Beziehung 
zu Tobias Stimmer und Daniel Specklin, abgesehen davon, dass 
wir den Namen eines bisher unbekannten Strassburger Stimmer- 
Schülers erfahren, hauptsächlich in den Einblicken, die wir in 
das Kunstleben einer grossen Stadt am Ausgang des i(\ Jahr- 
hunderts erhalten. Es ist bekannt und geht aus dieser Stelle aufs 
neue hervor, dass die damalige Stellung der Künstler auf keinen 
Fall mit ihrer heutigen verglichen werden darf; sie waren Hand- 
werker, in der Regel mit anderen Handwerkern, Badern, Sattlern, 
Glasern in derselben Zunft vereinigt, und erhoben sich nur nach 
dem Grade ihrer Leistungen über ihre Zunftgenossen, Dass die 
Malkunst als Handwerk betrachtet wurde, geht schon daraus 
hervor, dass auch bedeutendere Künstler, die Schöpfer so manches 
berühmten Altarwerks, es nicht unter ihrer Wurde hielten, ge- 
wöhnliche Anstreicher- und Tüncherarbeiten, das Ausreichen 
von Fensterrahmen, Türen, eisernen Gittern usw. zu übernehmen; 
selbstverständlich werden sie solche Arbeiten nicht in Person 
ausgeführt, sondern ihren Lehrlingen und Gesellen überlassen 
haben. 

Jede Stadt war ein Staatswesen für sich; der Blick ihrer 
Gesetzgeber hatte nicht über die Stadtmauern hinausgereicht. Die 
Zunftgesetze waren darauf zugeschnitten, dass innerhalb derselben 
Stadt jeder Bürger neben dem andern sein Brot finden könne. 
Von diesem Standpunkte aus hatte die Zunft nicht das geringste 
Interesse daran , dass ein Meister an Können seine Berufs- 
genossen weit überragte; im Gegenteil, je tüchtiger ein Künstler, 
je grösser seine Werkstatt, je zahlreicher seine Gesellen waren, 
desto naher lag die Gefahr, dass er die Aufträge von den anderen 
Meistern ab- und an sich zog. So finden wir stets das Be- 
streben der Zunft, die Ausdehnung des Betriebs zu hindern, um 
dadurch die Leistungen auf ein der Konkurrenz ungefährliches 
Miltelmass herabzudrücken; die ärgsten Verkleinerer und Neider des 
grossen Künstlers waren in der Regel die eigenen Zunftgenossen. 

'I woferne. 



C ioogk mSSSSS» 1 . 



Misxellen. 



49 



Hin anderes Interesse freilich besass die Stadt selbst daran, 
möglichst nach aussen hin dadurch zu glänzen» dass sie tüchtige 
Kräfte in ihren Mauern barg; sie war dann der Anziehungspunkt 
zahlreicher fremder Handwerksgesellen» die wieder den Ruf der 
Stadt weit in die Fremde trugen. Das kam indirekt der Stadt 
wieder zugute. Aus diesem Grunde mochte es geschehen» dass 
der Stadtrat» der doch verpflichtet war» die Zunft bei ihren 
Rechten zu schützen» in Konflikten zwischen ihr und einzelnen 
Künstlern selten gegen diese die ganze Strenge der Gesetze zur 
Anwendung brachte» sondern häuiig eher auf selten der Be- 
klagten zu stehen schien» indem er die Härten der Zunft- 
gesetze milderte oder» im Zweifelsfalle, ihnen die mildeste Aus- 
legung gab. 

Aus dem Grundsatz, jedem Bürger sein Auskommen und 
sein Verdienst zu sichern» entsprang das Gesetz, auf welches 
sich oben der Zunftmeister Stedcl (Stedlin) beruft: daß keiner 
dem andern in seine Hantierung greifen soll«. Die Folge war, 
dass nicht nur in der Zunft» je nach dem Berufe der Maler» 
Sattler etc. sich wieder Unterabteilungen bilden mussten, sondern 
auch innerhalb des Malerhandwerks selbst eine gewisse Arbeits- 
teilung stattfand: der Klachmaler durfte keine Glasgemälde, son- 
dern nur die Visierungen dazu anfertigen; umgekehrt schrie der 
Flachmaler sofort über unlauteren Wettbewerb, sowie es einmal 
einem Glasmaler einfiel, auch nur, wie in unserem Fall, sein 
eigenes Haus mit Fresken zu bemalen. 

Wie eifersüchtig die zünftigen Maler diese ihre Rechte be- 
wachten und sich gegen jeden Eindringling zur Wehr setzten, 
habe ich im Rep. f. Kunstwissenschaft (XXXIV S. 438 ff.) an 
dem Fall des Abel Stimmer gezeigt. Abel Stimmer, der jüngere 
Bruder des berühmten Tobias Stimmer, hatte 1573 in Frei- 
burg i. Hr. sich niedergelassen, wo er im Auftrage des Erz* 
herzogs Ferdinand für die eine der beiden Kaiserkapcllen im 
Münsterchor eine Altartafel zu malen hatte. Da die Stadt zu 
dieser Zeit anscheinend keinen Porträtmaler besass und Stimmer 
für einen guten »Controfeter« galt, wurde ihm bis aut weiteren 
Bescheid auch das »Controfeten* erlaubt. Der Maler ging indes 
bald über diese Beschränkung hinaus, stellte fremde Gesellen 
an, übernahm allerlei Auftrüge, wie das Malen von Epitaphien, 
und tat dadurch den eingesessenen Meistern merklichen Abbruch; 
die Zumutung, zünftig zu werden und mit dem Verdienst auch 
die Lasten des Bürgers, die Steuern und Wachten zu über- 
nehmen, wies er weit von sich. Nachdem er sich bereits am 
9. August 1574 eine Warnung zugezogen hatte, wurde ihm auf 
Klagen der Malerzunft am 9. April 1576 von sehen des Frei- 
burger Stadtrates das Malen und Anstellen von Gesellen über- 
haupt verboten. 

Einen ähnlichen Fall linde ich in den Akten der Frei- 



ste 



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150 



Miszellcn. 



burger Malerzunft -Zum Ricsenc (Freiburger Stadtarchiv); leider 
ist nur das Endurteil noch erhalten: 

» Vff Simon hofmans verlesen Snppticalion lasst Mann bey hievor 
ungerichtet glaßmah/er Ordnung verbleiben^ undt dietveyi sich Jl/atheus 
Federer des glaßmahtens unternimbt 9 so// er auch schuldig seyn vcr- 
rnSg der Ordnung das Mcisterstuckh fürderlichist zumachen und uff 
zulegen, undt aber hinzwischen bis zu verfcrtligung desselbigen khein 
gesind darauff hallen. 

Erkhandt Rath Montag den jten Decembris 1598.* 
Freiburg t\ Hr. A 9 Hecht nid* 



8 lc -WA 



Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. 



Von Veröffentlichungen der Badischen Historischen 
Kommission sind erschienen: 

Regesten der Bischöfe von Konstanz 514 — 1496, 
Dritter Band (1384 — 1436). 1. u. 2. Lieferung. (1384 — 1412). 
Bearbeitet von Karl Rieder. Innsbruck, Wagner, 1913. 

Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1214 — 1508. 
Zweiter Band, i, Lieferung. (1400—1401). Bearbeitet von 
Graf L. v. Oberndorff Innsbruck, Wagner, 1912, 

Neujahrsblätter der Badischen Historischen Kommission. 
Neue Folge. XVI. 1913. August Graf von Limburg- 
Stirum, Fürstbischof von Spei er, Miniaturbilder 
aus einem geistlichen Staate des 18* Jahrhunderts, 
von Jakob Wille. Heidelberg, Winter. 



Freiburger Diözesan-Archiv, Neue Folge. XIII. (der 
ganzen Reihe 40. Hand). — Andreas Lehmann: Die Ent- 
wicklung der Fatronatsvcrhaltnisse im Archidiakonat 
Breisgau 1275 — 1508. S. 1 66 (Fortsetzung). Gibt in einem 
dritten Kapitel eine Darstellung des Pfründwesens im Dekanat 
Freiburg, in alphabetischer Reihenfolge der Orte. — Aug. Dold: 
Studien zur Geschichte des Dominikanerklosters zu 
Frei bürg i. Br. S. 67—96. Behandelt die Gründung des 
Klosters und seine soziale Stellung (Privilegien, hervorragende 
Vertreter, Geburtsstand, Herkunft und Zahl der Insassen, pasto- 
rale Tätigkeit, Wallfahrten und Bruderschaften, Verhältnis zum 
Klerus, insbesondere der Stadt Freiburg). — Jakob Ebner: 
Geschichte der Pfarrei Unteralpfen. S. 97 — 134. Pasto- 
ration des Dachsberges bis zur Errichtung der Pfarrei Hicrbach; 
Pfarrpfründe, kirchliche Gebäude und Patronatsrecht der Pfarr- 
kirche und kirchliches Leben zu U, — Konrad Gröber: Der 
Altkatholizismus in Messkirch. Die Geschichte seiner 
Entwicklung und Bekämpfung. S. 135 — 198. Vom kon- 
fessionellen Standpunkt aus geschrieben, vielfach ohne Objek- 



8 lc mSSSinSsOf 



'5* 



/cit&chiiftcu*t:h.tu und ] jtcraturnutizcn. 



livität und wissenschaftlichen Anforderungen nicht genügend. — 
Fried r. Eisele: Zur Geschichte des Kapitels Sigtnaringen. 
S. 199 — 243. Übersicht über die Geschichte des Kapitels» über 
seine 1811 erfolgte Errichtung und Zusammensetzung, über das 
Kapitelsvermögen, die Dekane und Kamraerer. — Kleinere 
Mitteilungen* Arthur Allgeier: Die Auflösung des 
Jesuitenkollegiums zu Freiborg im J« 1773- S # 244 — 255. 
Nach den Akten des Grossh. General-I^andesarchivs und der 
gedruckten Literatur» — O. K. Koller: Beiträge zur Ge- 
schichte Konrads V« Tegerfelden, Bischof[s] von Kon* 
stanz. S. 255 — 264. Über die bisher unbekannten Kitern, die 
Epochen der Wahl (Dez. 1^08) und Weihe (Jan. 1210) des 
Bischofs und das Todesjahr seines Vorgangers Wernhcr von 
Stauten. — Karl Rieder: Kirchliche Statistik der Erz- 
diözese Freiburg. 165 — 28g, Sorgfältige tabellarische Ober- 
sicht über das kirchliche Leben und die Bewegung der katho- 
lischen Bevölkerung. J. 1910. — K. Rieder: Die kirchen* 
geschichtliche Literatur Badens im Jahre iqio u. 1911. 
S. 290 — 301. Kritischer Bericht. — Literarische Anzeigen. 
S- 302— 305. 

Schau-in's-Land. 39. Jahrlauf. Anton Schwaderle: 
Vorgermanische (keltische) Fluss-, Berg- und Orts- 
namen im Breisgau* S. 4g— f '■;. Zusammenstellung und Kr* 

klärung der in breisgauischen Fluss-, Berg- und Ortsnamen noch 
nachzuweisenden keltischen Sprachuberreste. — Ernst Schilling 
von Ca n statt: Georg Schilling von Ca n statt. Gross- 
bailly des Johannilerordens deutscher Zunge und 
Reichsfürst zu Heitersheitu. S. 68—73. Biographische 
Notizen. — Pfarrer von Brentano und Christof von 
Schmid. S. 74. Über die Beziehungen der beiden Genannten, 
nebst biographischen Notizen über den 1831 zu Freiburg ver- 
storbenen, bei Lebzeiten als katholischen Sladtpfarrer zu Stutt- 
gart, Radolfzell, Lölfingen, Klcinlaufenburg wirkenden v. Brentano, 
— Engelbert Krebs: Stift Wonnentals letzte Jahre und 
Ende. S. 75-96. (Schluss, vgl. diese Zs. NF. XXVII, 516), 
Schildert die Geschicke des Klosters unter den Äbtissinnen 
Benedicts Schmid (1782— 1 793) und Maria Benedicta Krebs 
(1794—1806) und dessen Aufhebung (1806). 



Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidel- 
berg und der rheinischen Pfalz. Band X. Heft 3. Walter 
Donat: Die Geschichte der Heidelberger Apotheken, 
S. 129-192. (Fortsetzung; vgl. diese Zs. NF. XXVII, 708). 
Behandelt in einem zweiten Teile die Geschichte der einzelnen 
Apotheken, der Hofapotheke, der Stadtapotheke zum Einhorn, 
der Apotheke zum weissen Schwanen, der Apotheke zum gol« 



S'^ MIHCfKf J UHltf [HOT 



Zeitschrilttnschau und LiteraLurnotizcn. 1=3 

denen Engel» der Hirschapotheke, der Apotheke zum goldenen 
Löwen, der Universitälsapotheke. 

Mannheimer Geschichtsblätter, XIII. Jahrgang. Nr. 10. 
Friedrich Walter: Das Mannheimer Gültregister von 
1617. Sp. 194 — 204. Abdruck, in etwas verkürzter und ver- 
einfachter Form, nach dem in der Bereinsamralung des Grossh. 
Generallandesarchivs in Karlsruhe unter Nr. 5287 befindlichen 
Original. Das Register enthält ein Verzeichnis der von den 
Mannheimer Hausbesitzern von ihren Anwesen an die kurpfäl- 
zische Regierung (Festungsbauverwaltung) geschuldeten Hypo- 
thekenschulden mit Beschreibungen der verpfändeten Häuser. — 
Briefe über Mannheim vom Jahre 1785. Sp. 204 — 213. 
Abdruck der auf Mannheim bezüglichen Briefe aus den im 
Jahre 1791 unter dem Titel: »Lustreise in die Rheingegenden. 
In Briefen an Fr. J. v, PL Frankfurt und Leipzig 1791* anonym 
erschienenen Reisebriefen Gottfrieds, Edlen von Rotenstein. — 
Karl Christ: Burg >Hundheim* bei Neckarhausen. Sp. 213 

— 214. — Neuerwerbungen und Schenkungen. Sp. 214 

— 216. 

Nr. 1 j. Karl Christ: Ein pfalzgräflicher Kirchenstifter 
zu Lautenbach im Renchtal. Sp* 219 — 220» Mitteilungen über 
das an der Kirche zu Lautenbach angebrachte Wappen des 
Bischofs Albrecht von Strassburg, Pfalzgrafen bei Rhein (1478 

— 1506). — Friedrich Walter: Ein Brief der Gräfin 
Katharina von Ot tweiler (1797V Sp, 2 2 1 — 22$* Abdruck; 
mit biographischen Mitteilungen über die vom Bauernmädchen 
zur Reichsgräfin emporgestiegenen illegitime Gemahlin des 
Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken. — Briefe über Mann- 
heim vom Jahre 1785, Sp. 224 — 234. (Fortsetzung; 3,0.;. — 
Miszellen, — Erwerbung einer Frankenthaler Porzellan- 
gruppe, Sp, 234. — F. Höflich: Der Neckarauer Weg- 
schnitt. Sp. 234 — 235. Betrifft den dem Lanclesherrn zu 
Neckarau zustehenden Anspruch auf einen Teil des Ertrags der 
an bestimmten Wegen liegenden Grundslücke. — Neuerwer- 
bungen und Schenkungen. 123. S, 235 — 240. 

Nr. 12. Briefe über Mannheim vom Jahre 1785. 
Sp. 243 — 249. (Schluss; s. o.). — Gustav Christ: Der 
Neckarauer Wegschnitt. Sp. 249 — 252. Ergänzende Aus- 
führungen über das Recht des Wrgschnitts im Anschluss an die 
oben erwähnte Mitteilung Höflichs. — Zu den Ausgrabungen 
an der Sebastianskirche in Ladenburg. Sp. 252 — 253. 
Abbildung der Kundstelle mit erläuternden Bemerkungen. — 
Karl Christ: Die angeblichen Sonnen rüder im Oden- 
wald und in der Pfalz. Sp. 253 — 254, Über die volkstüm- 
liche Fastnachtssitte der Feuerräder. — Miszellen. — Ein Ge- 
such des Steinmetzen Josef Jetelitsco 1723. Sp. 256 — 257. 
Gesuch um Gewährung der Freiheit von bürgerlichen Lasten 



S' C MiHaÄlVtftSlTV 



'54 



Zeifeclmftenschau und LUtrAturnutizcn. 



und Wachten. — K. Schrie der: Landschaftsmaler Karl 
Coryola (1773 — 1 83 1 )* Sp. 257 — 259. Biographische Notizen, 
hauptsächlich aus Kirchenbüchern. — Die Anfertigung des 
Meisterstücks. Sp. 259, — Kupferstecher Johann Jakob 
Strüdt. Sp. 259—260. Strüdt (vgl, diese Zs. NF. XXVII, 
S. 709) starb nach beglaubigtem Kirchenbuchauszug den 7. August 
1807 zu Friedelsheiro, — Zur Genealogie der Familien 
Skeil und Kermann. Sp. 260. — Neuerwerbungen und 
Schenkungen. Sp, 261 — 2Ö4. 



Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Eisaas- 
Lothringens: XX VIII, Jahrgang. 1912, Beemelmans: Offent* 
liehe Feste in Zabern in der Zeit von 1730 — 1830, S. 6 
— 32, schildert an der Hand archivalischer Quellen die zahl- 
reichen, die Mittel der Stadt stark in Anspruch nehmenden 
Feiern, die zugleich den raschen Wechsel der Regierungen und 
Anschauungen versinnbildlichen. — Walter: Die Fropstei zu 
St. Nikiaus in Enschingen. Ein Beitrag zur Geschichte 
der Cluniazenser im Oberelsass, S. 33 — 81» eingehende 
Schilderung der Schicksale der Fropstei, die vor der Reformation 
den Cluuiazcnsern zu St. Alban in Basel gehörte und 1536 nach 
längeren Streitigkeiten an die Stadt Basel überging. — Renaud: 
Aus den Meldungen des Geheimpolizisten Deraouge an 
den Präfckten des Niederrheins. 1822, S. 82 — 136» aus- 
zugsweise Übersetzung der teilweise recht eingehenden Berichte; 
vgl. die§e Zeitschrift N.F. 27, S. 158. — Katterfeld: Die 
Vertretung Strassburgs auf dera westfälischen Friedens- 
kongress, S. 137 — 218, wird ausfuhrlich angezeigt werden. — 
Beemelmans: Kine Notiz zur Geschichte der Wangen- 
burg, S. 276—279, gibt ein Schreiben der Äbtissin Maria Mag- 
dalena von Andlau aus dem Jahre 1599 bekannt, das die Herren 
von Wangen auf die schweren Geiahren hinweist, die der Auf- 
enthalt von Strasscnraubem auf der Burg nach sich ziehen könne. 

— Wentzcke: Friedrich der Grosse und die clsässischen 
Studenten in |ena ( S. 280 — 285, hübsche Schilderung der 
Stimmung unter den gut »fritzisch« gesinnten Studenten aus der 
Grafschaft Hanau-Lichtenberg, die für die Entwicklung des 
deutschen Gemeinschaftsgefühls von Wichtigkeit geworden sind. 

— Mentz, Zu S. 157 — 164 des vorigen Jahrgangs, S. 28b. 

Elsässische Monatsschrift für Geschichte und Volks- 
kunde: III. Jahrgang. 1912. Heft 7 — q (Oktober-Dezember). 
Roth: Efn Nachspiel des 30jährigen Krieges im EU&SSj 
S- 361 — 379, schildert nach archivalischem Material die Plün- 
derungszüge der Lothringer, wobei sich herausstellt, dass der 
Verf. die ihm vorliegenden Texte nicht lesen und verstehen 
kann, so dass z. B. in dem S. 373 mitgeteilten Brief der 
blühendste Unsinn gedruckt wird. — Scherten: Inventar des 



Sie mBtimS*. 



Zeitschriften schau und Ltteraturnotizen. 



»55 



alten Archivs der Stadt Kaysersberg (Fortsetzung), S. 380 
— 387, 422—428, 467 — 475, — Herrmann: Neue Urkunden 
zur Geschichte der grossen Revolution im Elsass (Cahiers 
de doliances), S. 388 — 396, 429 — 437, 494—500; vgl. den 
letzten Band dieser Zeitschrift, S. 521 u. 709. — Müller: Das 
Schicksal der Glocken von Neu w eiler vor und in der 
Revolutionszeit (1792), S, 397 — 412, vornehmlich nach den 
Akten des Neuweiler Gemeindearchivs. — Jacoby: St. Ras- 
pinus und das Raspelhaus, S, 413 — 421, legt dar, wie die 
Strafanstalt zu diesem ihrem volkstümlichen Namen gekommen 
ist. — Süss: Die Hexenprozesse in der Herrschaft 
Rappolstein [sie!], S. 445 — 459* Mitteilungen aus den im 
Bezirksarchiv des Ober-KIsass bewahrten Akten, die mit einem 
Prozess d. J. 1577 beginnen. — Verordnungen der Herr- 
schaft Rappolstein [sic!] t den Herbst und Zehnten be- 
treffend, S. 457 — 459, aus den Jahren 1766. 1780 und 178$. 
— Beemelmans: Der Turm der Pfarrkirche in Zabern, 
S. 460—466, betrifft Wiederherstellungsarbeiten aus dem Jahre 
1760, 

Strassburger Diözesanblatt : Band 3 1 . Jahrgang 1 9 1 2 . 
Neuntes — zwölftes Heft. Gass: Das Priesterseminar während 
der Revolution, S. 462 — 468, Fortsetzung der im letzten 
Bande dieser Zeitschrift s. 710 genannten Arbeit; schildert die 
Vorgänge zu Anfang des Jahres 1791» die zu der Erklärung 
der Professoren des Priesterseminars vom 21. Januar und damit 
zu der Weigerung führten, den lud auf die neue Verfassung zu 
leisten. — Gass: Das »konstitutionelle* Priesterseminar, 
S. 551 — 558, erzahlt die Wahl Brendels zum Bischof und seine 
Ablehnung durch seine bisherigen Kollegen und Schüler, die 
infolge dessen durch den Staatsanwalt gezwungen wurden, das 
l'riesterseminar zu räumen. 



Revue d'Alsace: Nouvelle Serie. Band 13. Jahr 191 2. 
Noveraber-Dezember-Hcft. Nouveaux vers inudits de Gran- 
didier, S. 401 —408, Gelegenheitsgedichte aus den Jahren 
1775—1782, in Schönenburg (Kr. Weissenburg) kürzlich auf- 
gefunden. — Alsata: Une petite chronique de Ribeau- 
villc 1638— 1738, S. 409— 421, veröffentlicht in französischer 
Obersetzung aus einem Hausbüchlein des Hans Ludwig Götz 
zahlreiche Welter- und Krntenotizen, die übrigens mit dem Jahr 
1688 (nicht 1638, wie der Titel sagt) beginnen. — Henri Bardy 
et ses correspondants alsaciens. — IV, S. 422 — 432, Be- 
ziehungen zu Armand J. Ingold, durch geraeinsame lokalgeschicht- 
liche Interessen vermittelt. — Gasser Ä: Oberreiner: Un 
village de la Haute-Alsace. Wuenheim, S, 433— 4Ö7, be- 
ginnt mit einer längeren , auch archivalische Quellen heran- 



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ic6 Zeitschriften schau und Litcraturnotizcn. 

ziehenden Ortschronik, — Bücher- und Zettschriftenschau, 
S. 47 *— 473- 

Revue catholique d'Alsace: Nouvelle Serie, Band 3 1 . 
Jahr 1912. August-November-Hefte. Ingold: Les prerai&res 
annces de Louis de Beer gouverneur de ßenevent, 
S. 471 — 484, 535 — 543» 616 — 622, 648 — 654, schildert den 
Lebensgang des aus Rappottsweiler stammenden Diplomaten bis 
zum Jahre 1800 (u. a. die Ausbildung in Pfeffels Kriegsschule 
in Colraar» den Aufenthalt in Paris» München» Spanien). — 
Levy: La defense dans la H tc Alsacc d'aller cn pileri* 
nage ä I'Etranger pendant la grande Revolution (1791 

— 1799)» S. 485 — 492, Fortsetzung und Schluss; vgl. den letzten 
Band dieser Zeitschrift, S. 711. — M. le vicaire~gcn£ral 
Rapp (Suite)» S. 493 — 503» 560— 5 6 4- 628—632. — Sitz- 
mann: Stephansfeld, S. 655 — 662, Hypothesen über die 
Gründung. — Oberrciner: A propos d'une histoire d'Al- 
sace, S. 663 — 670, Besprechung des Büchleins von R. Reuss, 
vgl, unten S. 15g. — Levy: Discorde et suppression des 
confreries dans la" Haute-Alsace pendant la Grande 
Revolution (1791 — 1796)» S. 680—685» Abdruck einiger Akten- 
stücke aus dem Colmarer Bezirksarchiv. 

Bulletin du Musie historique de Mulhouse: Band 35. 

Jahr 191 1 (erschienen 1912)* Benner: Les secaux et 
arraoiries de la ville de Mulhouse (1266-1911)» S. 23 

— 34i Abbildung und Beschreibung der einzelnen Typen. — 
Lutz: Les reformateurs de Mulhouse- Nicolas Prugner 
(Troisi&me partie), S, 35 — 6o^ Prugners Aufenthalt in Strassburg 
und Benfeld 1526 — 1535t mit zahlreichen Beilagen. — Wagner: 
La croix capitulaire du doyenne *Inter Collcs«, S. 61 

— 66, macht Mitteilungen über den Umfang des Landkapitels 
und beschreibt das vom Museum erworbene Kreuz. — Haensler: 
La fontaine de la vierge aux roses, S. 67 — 72, handelt auf 
Grund von Mitteilungen von K. Meininger und H. Türler kurz 
über das offenbar zu Anfang des 18. Jahrhunderts im Hof der 
Abtei zu Masmünster errichtete Kunstwerk, 

Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. 
XI. Band. 2. Heft. August Burckhardt: Untersuchungen 
zur Genealogie der Grafen von Tierstein. S. 231 — 243. 
Über die verwandschaftüchen Beziehungen der Grafen von Tier- 
stein mit den Familien von Ramstein, Grafen von Aarberg und 
Grafen von Pfirt. — August Bernoulli: Die Basler Quellen 
ZU Stumpfs Beschreibung der Kidgenossenschaft. S. 244 
— 252. An speziell baslerisehen Quellen hat Stumpf für die die 
Geschichte Basels behandelnden Kapitel seines Geschichtswerks 
neben Blauensteins Chronik der Basier Bischöfe eine verloren 



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Zeitschrifienscliau und Lucraturtiotizen. 



157 



gegangene Deutsche Chronik der Basier Bischöfe und eine gleich- 
falls nicht mehr vorhandene Basier Chronik des Conrat Schnitt 
benutzt. — E, Leupold: Journal der Armee des Her- 
zogs Bernhard von Sachsen- Weimar aus den Jahren 
1 637 und 1 638. S. 253 — 36 1 , Abdruck des zweifellos im 
Hauptquartier des Herzogs Burchard von Sachsen-Weimar ent- 
standenen und die Ereignisse vom Mai 1637 bis Oktober 1638 
behandelnden Feldzugjournals nach einer im Staatsarchiv zu Bern 
befindlichen Abschrift. Als Beilagen beigegeben sind zwei gleich- 
zeitige Berichte über die Schlachten von Rheinfelden und Witten* 
«refer und ein Exkurs des Verfassers: »Über den Verlauf der 
ersten Schlacht bei Rheinfelden-. — Rudolf Thoramen: Bern» 
Untcrwalden und die Reformation im Berner Oberland. 
S. 363 — 394. Schildert auf Grund der gedruckten Quellen- 
literatur die durch die Einführung der Reformation im Berner 
Gebiet zwischen Bern einerseits, Unterwaiden bzw. den V Orten 
andrerseits hervorgerufenen Reibungen und Verwicklungen. — 
Emil Dürr: De Nicolai de preliis et occasu ducis Bur- 
gundie historia und deren Verlasser. S. 305 — 419- Ver- 
fasser ist wahrscheinlich Nicolaus Friesen» Titularbischof von 
Tripolis und Weihbischof von Basel, gestorben 1498. — Hans 
Koegler: Ober Holzschnitte Urs Grafs, besonders in 
Knoblouchs Hortulus animae von 1516. S. 420 — 424. 
Nachträge und Berichtigungen zu den von dero Verfasser in 
dem Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF. IX ver- 
öffentlichten Beiträgen zum Holzschnittwerk des Urs Graf. 



Nova Turicensia. Beiträge zur Schweizerischen und 
Zürcherischen Geschichte der Allgemeinen geschichtsforschenden 
Gesellschaft bei Anlass der in Zürich im September 1911 ab- 
gehaltenen Jahresversammlung gewidmet von Zürcherischen Mit* 
gliedern, Zürich. Beer & Co. 191 1. 309 Seiten. 

Die Festschrift eröffnet der nach Umfang und Inhalt wohl 
wertvollste Beitrag: P. Schweizers Untersuchungen über die 
Zürcher Privat- und Ratsurkunde. Er beschäftigt sich mit den 
verschiedenen Beurkundungsarten privater Rechtsgeschäfte durch 
die stadtischen Behörden, vergleicht sie mit den Rats- 
urkunden anderer Städte und verfolgt ihre Beziehungen zu 
älteren Urkundengruppen bis in die römisqhe Zeit zurück. 
Der von ihm gewählten Einteilung des Stoffes liegt eine neue 
Definition der Privaturkunde zugrunde, die aber von Bresslau 
(Handbuch der Urkundenlehre, 2. Aufl., 1, 746) abgelehnt wird. 
Die Abhandlung beschliesst eine Obersicht über die Stadt- 
schreiber, die durch zwei Faksimiletafeln illustriert wird. — Auf 
die diplomatische Studie folgen Bemerkungen zur Frage nach 
Ursprung und Rechtsstellung der Ministerialen aus der Feder 
des der Wissenschaft jüngst entrissenen G. Caro, Er weist auf 
den Widerspruch hin, der mehrfach zwischen den Angaben der 



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158 Zeitschriftenschau und Uiemlurnotizen. 

Rechtsspiegel und den wirklichen Zustanden ihrer Zeit besteht» 
benützt diese Feststellung zu einer Polemik gegen die neuesten 
Untersuchungen Keutgens über die Dienstmannen und wünscht 
eine mehr sozialgeschichtliche Betrachtungsweise des Problem», 
bei der den Beziehungen der Ministerialen zu den freien 
Leuten früherer Jahrhunderte noch genauer nachgegangen wird. 
— Daran schlicssen sich einige Aufsätze lokalgeschichtlichen 
Inhalts. E* Bär erzählt die Schicksale des Dominikanerklosters 
St. Verena zu Zürich von 1260 bis 1525» K. Hoppeler die 
der Liebfrauenkirche in Pflasterbach, einer Wallfahrtskapelle aus 
dem Anfang des 16. Jahrhunderts. — FL Nabholz handelt über 
die ausserordentlichen Vermögenssteuern der Stadt Zürich von 
ihren unsicheren Anfängen bis zum Jahre 1470 und hebt dabei 
die den Wandlungen des Wirtschaftslebens entsprechenden Ver- 
änderungen in ihrer Veranlagung hervor. — J. Häne veröffent- 
licht und erläutert den Zürcherischen Kriegsrodcl des 1. Kappeler- 
krieges (Frühjahr 1529). — U. Ernst schildert die wenig er- 
freulichen Schulzustände der Stadt und Landschaft Zürich im 
17./181 Jahrhundert. — G. Meyer von Knonau endlich teilt 
zur Vermittlungsaktion der vier Schirmorte zwischen dem Kürstabt 
Pankraz von St. Gallen und dessen Untertanen in der allen 
Landschaft (Sommer 1797) einige neue Einzelheiten mit, die er 
den Papieren seines Grossvaters Ludwig» des damaligen Sekretärs 
der Repräsentantschaft, entnimmt. — Gelangen wir mit dieser 
Gruppe von Arbeiten aus dem Mittelalter in die Neuzeit, so 
führt uns der Aufsatz A, Sterns ins 19. Jahrhundert. Er weist 
darin einen Brief, den Louis Napoleon am 8. März 1844 aus 
der Festung Ham an seinen Vertrauten und militärischen Lehrer, 
den Oberst und späteren General der Schweiz, Dufour gesandt 
haben soll, als Fälschung nach. Den letzten Beitrag liefert 

H. G. W irz mit seiner Abhandlung über Heinrich Bullingers 
Erstlingswerk , die 1530/3 1 verfasste Schweizerchronik. Er 
beschreibt das von ihm aufgefundene Autograph (enthaltend 
Kollektaneen bis 1507 und Entwurf bis 1480 zur Schweizer- 
geschichte), untersucht die Quellen und bekämpft dabei das 
harte Urteil, das kürzlich Fueter (Geschichte der neueren Histo- 
riographie 261) über den bisher meist anerkannten Reformations- 
historiker gefallt hat. Beigegeben sind Berichte über den 
Murtener Krieg von 1476 aus den Chroniken Schodolers, 
Bullingers» Füsslis und Stumpfs. — Eine Ergänzung der Ab- 
handlung von Wirz und zugleich den Abschluss der ganzen 
Sammlung bildet das von E. Gagliardi verfasste Verzeichnis 
der in der Zürcherischen Stadtbibliothek befindlichen Hand- 
schriften von einheimischen Geschichtschreibern (Konrad von 
Mure bis ßulliuger) und auch einer Reihe auswärtiger Chronisten. 
Referent konnte an dieser Stelle nur einen raschen Ober- 
blick über die in buntem Wechsel sich folgenden Aufsätze 
geben, aber auch so hoffte er zu zeigen, dass die Zürcherischen 



gk mKmtSSSm 



Zeitschriftenschau und Lilcraturnotizcn. | ^g 

Historiker mit dieser Festschrift der grossen Vergangenheit ihrer 
Stadt ein schönes geschichtliches Denkmal gesetzt haben. 

Alfred HesstL 

Obwohl der Redaktion der Zeitschrift» selbst auf ausdrückliches 
Verlangen, vom Verlag kein Besprechungsexemplar zugeschickt 
wurde, sei hier auf die kürzlich in der Sammlung »Les vieüles 
provinces de France* erschienene Histoire d f Alsace von 
Rudolf Reuss aufmerksam gemacht (Paris, Ancicnne Librairie 
Furne, Boivin et O Editeurs. 571 S. 2,80 AL). Das au 
anderer Stelle (Mitteilungen der Elsass-Lothr. Vereinigung II 
Heft 11/12) ausführlich besprochene Werk wendet sich an den 
weiteren französischen Leserkreis Und ist in der ganzen Anlage 
und Ausarbeitung auf dessen Interessen zugeschnitten, wobei 
freilich auch die personlichen Neigungen des Verfassers stark 
mitgespielt haben. Die Darstellung der Geschichte des Elsass 
bis zu seiner Lostrennung vom Reiche ist auf wenig mehr als 
too Seiten zusammengedrängt und eigentlich nur als eine kurze 
und einleitende Übersicht gedacht. Die neueren Forschungen, 
besonders über die verfassungsgeschichtlichen Fragen, sind darin 
kaum verwertet; dagegen sind die Beziehungen zu Frankreich 
mit besonderer Liebe herausgearbeitet. Das wirkliche Thema 
des Buches ist allein die Geschichte des Elsass als französischer 
Provinz. Während sich R. für die Epoche Ludwigs XIV, im 
wesentlichen an seine früheren Publikationen hält, bietet er uns 
in der über ein Drittel des Buches einnehmenden Darstellung 
der französischen Revolution im Elsass und ihrer Vorbereitung 
viel Neues. Es ist der wertvollste Teil und der eigentliche Kern 
des Werkes; wir erhallen hier eine erste Zusammenfassung der 
Ergebnisse jahrzehntelanger Studien des Verfassers. Interessant 
ist die Schilderung der Entwicklung des elsässischen Geistes- 
und Kulturlebens im 18. Jahrhundert, obwohl auch hier die 
starken Verbindungen mit Deutschland bei weitem nicht ge- 
nügend hervorgehoben sind (Goethe, Herder). Dass Reuss in 
seinem Lobeshymnus auf Grandidier alle nun doch restlos be- 
stätigten Vorwürfe gegen die Tätigkeit dieses Gelehrten tot- 
schweigt, kann nach seiner früheren Stellungnahme in dieser 
Krage nicht Wunder nehmen. Zu der Notiz über Horrer S. 191 
sei bemerkt, dass das Manuskript des »Dictionnaire* sich im 
Bezirksarchiv zu Strassburg befindet und dem Archiv der Inten- 
danz eingegliedert ist (C 785). Die Entwicklung der revolutionären 
Stimmung im Elsass, der verschiedenartige Verlauf der Dinge 
im Ober- und im Unterclsass ist gut dargestellt; zu S. 207 
sei darauf hingewiesen, dass der Vorstoss, den der Klerus der 
Distrikte Colmar-Schlettstadt 1789 bei der Abfassung seines 
»cahier de doleances« gegen die Zulassung von Nichtkatholiken 
zu den höheren Ämtern machte, sofort die evangelischen Rats- 
herren von Strassburg sowie die Konsistorien von Colmar, Landau. 



«k i«ÄÄ: 



I Öo ZciUchriflenschau und Liternluraoiizcn. 

Weissenburg und Münster auf den Plan rief; diese wandten 
sich» wie aus einem vom Strassburger Bezirksarchiv erst kürzlich 
erworbenen Schriftstück (jetzt C 787) hervorgeht, an ihre Ver- 
treter bei den Etats Geniraux und beauftragten sie, wo nötig, 
für die durch besondere Verträge garantierten religiösen Ver- 
hfiltnisse im Elsass einzutreten. Auch die Schattenseiten der 
Revolutionsherrschaft, das wahnwitzige Hausen des »TerreUM im 
Lande und die Übergriffe auf das kirchlich-religiöse Gebiet, die 
Verfolgung der eidweigernden Priester u. a. mehr werden scharf 
gekennzeichnet; doch schliesst R. die Schilderung dieser Periode 
mit einem energischen Bekenntnis zu der Kraft der Ideen von 
1789, die den restlosen Anschluss des Elsass an Krankreich 
herbeigeführt hätten. Es folgt dann noch eine kurze Skizze 
über die Geschichte des Landes im 19. Jahrhundert bis zum 
Jahre 1870, wobei aber die Zeit Napoleons I., die für das Elsass 
so bedeutungsvoll gewesen, nicht zu ihrem Rechte gekommen ist. 
Das Buch ist angesichts des geringen Preises gut aus- 
gestattet; nur wäre eine planvollere Anordnung der Illustrationen 
zu wünschen. A\ St 



Das Grossherzogtum Baden in allgemeiner, wirt- 
schaftlicher und staatlicher Hinsicht dargestellt. Mit 
Unterstützung des Grossh. Ministeriums des Kultus und Unterrichts 
herausgegeben von Edmund Rebmann, Eberhard Gothein, Eugen 
v. Jagemann. Zweite vollständig umgearbeitete Auflage, Erster 
Band. Karlsruhe, G.Braun. 191 2. XI +1125 S. + 3 Karten- 
beilagen. 

Wohl selten ist das viel missbrauchte Wort, dass sein Er- 
scheinen einem in weitesten Kreisen verbreiteten Bedürfnisse 
abgeholfen habe» auf eine Publikation mit mehr Recht angewendet 
worden, wie auf die vorliegende zweite Auflage des Grossherzogtums 
Baden. Es wird das verständlich» wenn wir sehen, dass die erste 
Auflage dieses Werkes bereits vor mehr als 25 Jahre erschienen 
ist, und wenn wir uns die ungeheuren Fortschritte und Umwälzungen 
vergegenwärtigen, die sich in diesem verhältnismässig kurzen 
Zeitraum auf allen Gebieten» in der Wissenschaft, in der Politik, 
im Staats* wie im Gemeindelebcn und vor allen Dingen auf dem 
Gebiete der Volkswirtschaft vollzogen haben. In der Tat ist 
denn auch ein vollständig neues Werk entstanden; die aus der 
ersten Auflage übernommenen Abschnitte wurden durchweg einer 
vollständigen Neubearbeitung unterzogen, eine Anzahl Gegenstande, 
die in der ersten Auflage in Sammelarbeiten zusamraengefasst 
worden waren, erhielten selbständige Bearbeiter und eine Reihe 
von Stoffen wurde in den Arbeitsplan neu aufgenommen. Rein 
äusserlich zeigt sich dies schon darin, dass es nötig war, den so 
gewachsenen Stoff auf zwei Bände zu verteilen, von denen der 
vorliegende für sich allein den Umfang der ersten Auflage um 
rund acht Bogen übertrifft. Das Werk selbst zerlallt in drei 



v v c incnotiuHivift: 



r 



Ztitschriftenstliuu und I *iltraluriiolizeii. l6l 

Hauptteile »Land und Leute«! »Volkswirtschaft« uml 'Staat und 
staatliches Leben*. F)ie Gesamtleitung lag in den Händen von 
E, Rebmann, der auch die Redaktion des ersten Hauptteils 
übernommen hatte, die des zweiten Hauptteils »Volkswirtschaft« 
besorgte K. Gothein, diejenige des dritten »Staat und staatliches 
Leben« E. v. Jageraann. Der zur Verfügung stehende Raum 
macht es mir unmöglich, alle in dem Bande enthaltenen Einzel* 
arbeiten namentlich aufzuführen. Aus dem zweiten und dritten 
Hauptteil seien nur erwähnt die trefflichen einleitenden Bemer- 
kungen Gotheins über die >ßadische Volkswirtschaft«, in denen 
die ^Naturbedingungen« und die verschiedenen Formen derselben 
behandelt werden, ferner die Kapitel >die Landwirtschaft in 
Badenc von M. Hecht, »Rechtliche Grundzüge des badischen 
Staatswesens« von E. v, Jageraann, »Die Presse« von Li Mun- 
zinger, »Die Parteien* von G. Binz, In dem Kapitel »Das Unter- 
richtswesen« erhält der von Kr. Böhm bearbeitete Abschnitt »Die 
Hochschulen* dadurch eine besondere Bedeutung, dass ihm stati- 
stische Zusammenstellungen über die Kntwikhing und Besetzung 
der einzelnen Fakultäten in der Zeit von 1803 — 1910 beigegeben 
sind. In dem für den Leserkreis dieser Zeitschrift hauptsächlich 
in Betracht kommenden ersten Hauptteil gibt O. Kienitz zunächst 
eine knappe nnd trotzdem erschöpfende »Geographische Über- 
sicht«; die »Urgeschichte und Anthropologie« des Landes be- 
handelt in überaus ansprechender, vorsichtiger, von allen gewagten 
Hypothesen sich fern haltender Weise Aug. Fischer; über »Sprache 
und Literatur«, auch der allerneuesten Zeit, orientiert kurz und 
treffend A. Waag. Unter dem etwas irreführenden Titel »Kultur- 
geschichte« haben die Völkerstamme Badens, sowie ihr Charakter, 
ihre Lebensweise, Trachten, Sitten* Gebräuche und Sagen in 
Fr. Pfaff ihren sachkundigen Schilderer gefunden; in der »Ge- 
schichte der Kunst in Baden« macht M. Wingenroth zum ersten- 
mal den Versuch, »die Kunstdenkmale unseres Landes in den 
Gang der grossen Entwicklung einzufügen*; in dem Kapitel »Pflege 
der Wissenschaften und der kulturellen Interessen« schildert 
Fr* Böhm »diejenigen öffentlichen für das ganze Land bestimmten 
Veranstaltungen, die neben den Hochschulen der Pflege und 
Förderung der Wissenschaften und Kultur sowie der Volksbildung 
dienen, besonders die Landessammlungen«, also die Heidelberger 
Akademie der Wissenschaften, die Badische Historische Kommis- 
sion, die Denkmalspflege, Heimat- und Naturschutz, die Sternwarte 
auf dem Königstuhl bei Heidelberg, die Hof- und Landesbibliothek 
und das Münzkabinett zu Karlsruhe, die Sammlungen für Alter- 
tums- und Völkerkunde in Karlsruhe und das Hofantiquarium 
zu Mannheim, die Naturalienkabinette und die Gemäldegalerien 
zu Karlsruhe und Mannheim, Über den Bevölkerungszustand 
und die Bevölkerungsbewegung in Baden handelt schliesslich das 
von ( i. Lange bearbeitete Kapitel ^Bevölkerungsstatistik«. Am 
wenigsten befriedigt die von R. Goldschmit bearbeitete rBadische 

Zeiuchr. f Geich. A Obttffh. K.P. XXVIII. i. t| 



01 §■* raiHcnowuMwww 



\()2 Zcitschriftctiücha'u und I M ei aurnolizcn. 

Geschichte«, Zunächst ist zu betonen» dass der Verfasser seine 
Aufgabe viel zu eng gefasst hat* Kr begnügt sich mit einer 
Obersicht über die Geschichte der badischen Markgrafschaft; 
aber bekanntlich bilden die badischen Stammlande dem Umfange 
nach nur den kleineren Teil der heute im Grossherzogtum Baden 
vereinigten Gebiete und eine Übersicht über die Entwickluug der 
bedeutendsten unter diesen Territorien, wie des Bistums Kon- 
stanz» Vorderösterreichs, der Fürstcnbergischen Lande, der Kur- 
pfalz usw» hatte in einem derartigen Sammelwerke unbedingt in 
den Kreis der Darstellung gezogen werden müssen. Dass diese 
Forderung einem vorhandenen Bedürfnis entspricht, beweist wohl 
an besten die Tatsache, dass bereits die vor bald 80 Jahren 
erschienene Badische Geschichte von J. Bader nach diesem 
Grundsatze angelegt, und dass dieser Versuch in allerneuester 
Zeit von Martens und, wenn auch in durchaus unzureichender 
Weise, von Brunner wiederholt worden ist. Aber auch die Dar- 
stellung der badischen Geschichte selbst entspricht in keiner 
Weise den Anforderungen* die wir heute an eine derartige Arbeit 
zu stellen berechtigt sind. Was Goldschmit uns bietet, ist ledig- 
lich eine summarische Übersicht über die Geschichte des fürst- 
lichen Hauses, bestehend in kurzen Lebensabrissen der einzelnen 
Regenten, keine Landesgeschichte. Ohne Zweifel hat sich der 
Verfasser durch das in der ersten Autlage des Grossherzogtums 
Baden enthaltene Vorbild v, Weechs zu diesem Verfahren be- 
stimmen lassen. Aber wenn die Darstellung v. Weechs in dem 
damaligen Zustande der badischen Geschichtsschreibung ihre 
Entschuldigung findet, so ist dies, nachdem in der Zwischenzeit 
in den Bänden der Zeilschrift für die Geschichte des Oberrheins, 
in den umfangreichen Publikationen der Badischen Histo- 
rischen Kommission und in zahlreichen Dissertationen und Spezial- 
arbeiten usw. eingehende Vorarbeiten zur badischen Geschichte 
geleistet worden sind, bei Goldschmit keineswegs der Fall. Ohne 
Zweifel wäre eine Einteilung des Stoffes nach sachlichen Gesichts- 
punkten vorzuziehen, so erfahren wir über Verfassung-, Verwaltungs- 
und Rechtsgeschichte, über die kirchlichen und kulturellen Ver- 
hallnisse so gut wie gar nichts. Die heute im Vordergrunde des 
Interesses stehende Krage nach der Bildung des Teritorialstaates, 
nach der Entstehung der Landeshoheit und die damit zusammen- 
hängende nach dem Eintritt des badischen Fürstenhauses in den 
Keichsfürstenstand hat der Verfasser überhaupt nicht berührt. 
Die ganze Keformalionsgeschichtc des Landes ist in einigen 
wenigen, noch dazu an verschiedenen Stelleu zerstreuten Be- 
merkungen abgetan; über den Kinlluss der grossen Kriege des 
17. U, 18. Jahrhunderts auf das Land erfahren wir so gut wie 
nichts; was der Verfasser über die Gesetzgebungslätigkeit der 
Markgrafen beibringt, über ihre Bestrebungen zur liebung der 
materiellen und geistigen Kultur besteht gleichfalls nur in un* 
zusammenhängeiwien Notizen, aus denen niemand eine klare 



l lOOgle raiHaioMUHtttftjiT* 



Zeitschriften schau und Litcralurnnlircn. iftz 

Vorstellung sich herausarbeiten kann. — Von den Beilagen ver- 
dienen hier noch besondere Erwähnung die beiden von O. Kienitz 
entworfenen Karlen ^Politisch-administrative Karte von Baden« und 
»Historische Karte von Raden«, von denen die letztere ein klares 
und anschauliches Bild von der staatlichen Zersplitterung des 
behandelten Gebietes in der Zeit vor der Entstehung des Gross- 
herzogtums gibt. Der zweite Band wird in der Hauptsache das 
gleichfalls nach verschiedenen Richtungen hin stark erweiterte 
Ortsverzeichnis in neuer Bearbeitung enthalten; hoffentlich lasst 
er nicht allzulang auf sich warten. Frankhaustr* 

Wilhelm Ludowici, Römische Ziegelgräber. Katalog IV 
meiner Ausgrabungen in Kheinzabern 1908 — 1912. Stempel- 
Namen, Stempel-Bilder, Urnen-Gräber. 1912. 248 Seiten. Zu 
beziehen durch Kiegers Universitätsbuchhandlung, München. 

Darauf hinzuweisen, welche Bedeutung das Studium der 
römischen Oberreste, namentlich der keramischen, für die Kullur- 
und Handelsgeschichtc, vor allem für die Chronologie bean- 
spruchen darf, ist an dieser Stelle kaum notwendig. Wenn das 
in unsern süddeutschen Museen aufgespeicherte Material mit 
wachsender Genauigkeit bearbeitet werden kann, so ist dies vor- 
zugsweise ermöglicht durch die au den Fabrikationsorten selbst 
gemachten umfassenden Grabungen mit ihren reichen Kunden. 
Hat uns Dcchelette die südgallischen Manufakturen erschlossen, 
hat Forrer den Töpferorl Heiligenberg westlich von Sirassburg i, F., 
der auch stark in unser Land exportierte, uns zu eigen gemacht, 
so verdanken wir W. Ludowici die Aufdeckung von Tabernae 
Rhenanae» Rheinzabcrn in der bayerischen Pfalz, und dann die 
Bearbeitung der Fundstücke und ihre Darstellung in Wort und 
Hild. Freilich hat dieser Forscher dabei das beneidenswerte 
Glück, auf seinem Wege weder mit materiellen noch mit per- 
sönlichen Hemmungen und Widerwärtigkeiten kämpfen zu müssen. 
Seinen bekannten drei früheren Bänden (i. Stempelnamen römi- 
scher Töpfer i 904 ; 2. Stempetbilder römischer Töpfer 1 905 ; 
3, Urnengräber römischer Töpfer 1 908) lässt nun Verf. den 
vierten, sehr erwünschten Katalog folgen. Zunächst werden in 
der Art der früheren Publikationen die Stempelnamen und in 
genauer Nachzeichnung die Zierelemente verwertet. Die *Fund- 
berichte der Ausgrabungen 1908 - 1912« geben den mannigfachen 
Inhalt der aufgedeckten Gräber genau und anschaulich wieder, 
unterstützt von zahlreichen Bildern und Plänen. Endlich schliessen 
sich Stcrapelbildcr von Reliefschüsseln und schematische Profil- 
zeichnungen an. Ganz besonders wertvolle und interessante Mit- 
teilungen bringen die Seiten 1 25 — 1 30» indem Professor Dr. 
Ritterling, der Direktor des kaiserl. Archäologischen Instituts 
in Frankfurt a. M., sich über *Truppenziegeleien in Kheinzabern 
und Leg. VII Gemina am Rhein* äussert, sowie eine »Skizze 
der Entwicklung Rheinzaberns zur RömcrzciU entwirft. 



SJ^ rawaÄivw w 



i6i ZeiUchriftentchau und Uteraturnotixeo. 

Unter den i 908 gefundenen Ziegelstückeu verdienen be- 
sondere Beachtung die der Legio IV Macedonica und der 
Legio XXII Priinigenia aus claudisch-neronischer Zeit. Unter 
Vespanianus Hessen die Legio I Adiutrix and die Legio XIV 
Gemina, die in Moguntiacum-Mainz in Garnison standen, in 
Kheinzabern ziegeln. Nach Doraitians Chattenkrieg 83 n. Chr. 
wurden dort Legionsziegel nicht mehr hergestellt, denn die Be- 
setzung der Rheinebene südlich von Mainz zog die Anlegung 
der grossen Truppenziegelcien in Nied nach sich. Die 68 n, Chr. 
von Galba in Spanien errichtete und sonst dauernd dort stehende 
Legio VII Geraina Hess zwischen 70 und 83 n, Chr. in Tabernac 
Ziegel anfertigen, während ihres kurzen Aufenthaltes am Rhein. 
In sehr einleuchtender Weise bringt Ritterling ihre Anwesenheit 
am Oberrhein seit der bekannten kriegerischen Operation des 
Pinarius Cornelius Clemens 74 n. Chr. von Argentorate-Strass- 
bürg aus in Verbindung. »Das nächste Ziel des Feldzugs wird 
die Wiederherstellung des Zustandes auf der rechten Rheinseitc 
gewesen sein» wie er unter Claudi us und Nero hier geherrscht 
hatte: die wohl im Zusammenhange mit oder infolge des grossen 
Kriegszuges des Caligula 39 — 40 n. Chr. besetzten Punkte des 
nord- und südmainischen Gebietes, z, B, Wiesbaden, Hof heim, 
Grossgerau, Ladenburg, Baden-Baden, Riegel, die in den 
Wirren der Bürgerkriege verlassen oder zerstört worden 
waren, von neuem zu sichern.« 

Zu diesem Ergebnis, der so frühen AnseUung der römischen 
Einwanderung in unser Heimatland, haben die vom Rezensenten 
in den letzten Jahren untersuchten Sigillatafunde schon geführt. 
— Die bis 83 n. Chr. für den militärischen Betrieb reservierten 
trefflichen Tonlager in Rheinzabem wurden nun der Privat- 
industrie überlassen. Nachdem zunächst wohl nur gewöhnliche 
Töpferware dort hergestellt worden war, wurde (»wohl nicht 
vor 130 n. Chr.«) die Sigillatafabrikation von Ostgallien und aus 
dem Elsass hierher verpflanzt, »als die Steigerung des Kultur- 
niveaus in weiteren Bevölkerungskreisen sich bemerkbar machte, 
und da die Krzeugnisse von weiter westlich gelegenen Sigillata* 
manufakturen durch den Transport an den Rhein und ins rechts- 
rheinische Gebiet unverhällnismässig verteuert wurden.« — Dem 
von Ludowici in seinem trefflichen Buch in Aussicht gestellten 
Atlas mit ßilderlypen sehen wir mit Interesse entgegen» 

Dr. ü. FriUch. 

In einer eindringenden Untersuchung über »Franken und 
Alamannen in den Rhein landen bis zum Jahre 496* 
{Bonner Jahrbücher, Heft 122, S t 169 — 240) gelangt Ludwig 
Wirtz vielfach zu neuL-n Ergebnissen, als deren wichtigstes be- 
zeichnet werden muss, dass die Chatten, entgegen der bisherigen 
Annahme, vor dem Jahre 496 dem Krankenbunde nicht angehört 
haben. Ueachtenswert ist ferner der Nachweis, dass nach dem 



S le wihÄÄt* 



Zcitschiiftcnschau und Litcralurnotizcn. k i: 

heutigen Stand der Forschung die Ortsnamen für die Fest- 
stellung der Grenzen zwischen den beiden Völkerstämmen nicht 
herangezogen werden können. Räumlich beschränkt sich die 
Untersuchung auf die Lande zwischen Main und Jissel. Die 
Dubra Geographus Ravennas ist nicht unsere Tauber, vielmehr 
liegt eine verderbte Form für den Kamen der Wuppcr vor, die 
wohl auf Bubra für Vubra zurückzuführen ist. -r 

Fritz Härtung, Geschichte des fränkischen Kreises. 
Darstellung und Akten. Bd. I. Von 1521 — 1 559. (Veröffent- 
lichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. Zweite 
Reihe). 19 io, Quelle & Meyer in Leipzig, XXXVIII, 462 S. 
Preis geh. 18 M, 

Die Kreisverfassung des alten deutschen Reichs ist ein Kind 
der Not, An seiner Wiege standen ein Königtum, dessen Hoheits- 
rechte bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt waren, Reichstage, die 
sich nur mit Ächzen zusammenbringen liessen, Beschlüsse, die 
nicht zur Ausführung gelangten, ein höchstes Gericht, das den 
Bedürfnissen des Rechtslebens in keiner Weise genügte, Prozesse, 
die nach einem Wort des Nikolaus von Cues unsterblich waren, 
Finanzen, die von lag zu Tag unzulänglicher wurden, ein 
schlechtes Wehrsystem, der Hader der Stande, eine allgemeine 
Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit gegen das Reich. Erst all- 
mählich zeigte sich, dass den Kreisen, diesen von Haus aus rein 
künstlichen Gebilden, trotz alledem eine zähe Lebenskraft inne- 
wohnte. Ja, für eine Zeit lang wurden sie beinahe die einzigen 
Träger praktischer Leistungsfähigkeit des Rcichsgedankens. 
Namentlich im Südwesten und im Herzen Deutschlands erweiterten 
sie seit der Mitte des 17. Jahrhunderts ihren anfanglich eng 
umgrenzten Wirkungskreis in Wahrung von Frieden und Recht, 
bis sie schliesslich sogar die wichtigste Aufgabe des Reichs, den 
Schutz gegen Angriffe von aussen, selbständig zu erfüllen suchten. 
In der Erforschung der Kreisgeschichte sind wir noch vor wenigen 
Jahren unerlaubt weit zurück gewesen. Man war also fast aus- 
schliesslich auf das angewiesen, was die fleissigen Slaatsrechts- 
lehrer des 1 8, Jahrhunderts gesammelt und erläutert hatten. 
Erst 1896 wagte sich ein Vorbote des Umschwungs an die Öffent- 
lichkeit, nämlich E. Langwerth von Simmerna Untersuchung 
»Die Kreisverfassung Maximilians und der schwabische Keichskreis 
in ihrer rechtsgeschichtlichen Entwicklung bis zum Jahre u>.;.v. 
Aber schon der Titel deutete an, dass es dem Verfasser zunächst 
auf eine juristische Betrachtungsweise ankam, das wirkliche 
Leben der Kreise kam darüber ebenso zu kurz wie die ganze 
Vorgeschichte der Kreisverfassung. Es wurde daher von allen 
Seiten freudig begrüsst» als die junge Gesellschaft für (ränkische 
Geschichte schon in ihrem ersten Arbeitsplan eine umfassende, 
allen Ansprüchen genügende Durchforschung der Vergangenheit 
des fränkischen Kreises aufnahm» ja diese Arbeit sogar vor alle 



S |C WIHOÄÄV 



IÖ6 Zeilschriftenschau und Litcraturnodzen. 

anderen Aufgaben stellte. Die ersten Vorbereitungen traf R, Fester 
(damals noch in Erlangen), der sich schon vorher mit einem 
Gegenstand der Kreisgeschichte (Augsburger Allianz) beschäftigt 
hatte und nun i go6 im ersten Neujalirsblatt der Gesellschaft 
(»Franken und die Kreisverfassung*) das zu steckende Ziel und 
den Weg zum Ziel naher umschrieb. Fast gleichzeitig erschien 
im Archiv des historischen Vereins für Unterfranken Bd. 48 (igob) 
H. Becks Geschichte des fränkischen Kreises von 1500 — 1533» 
die jedoch, wie sich bald herausstellte, dem von der Gesellschaft 
ausgewählten Mitarbeiter Dr. F. Härtung in seiner eigentlichen 
Aufgabe so gut wie nichts vorweggenommen halte. Als daher 
19 10 1 lai uings Leistung veröffentlicht wurde, konnte ihr von 
A. Chroust das Wort mitgegeben werden, sie stelle in vieler 
Hinsicht einen ersten Versuch dar und wolle als solcher ge- 
würdigt werden. Schon vorher, aber erst nachdem die Einleitung 
über die Kntstehung der Kreisverfassung im Druck abge- 
schlossen war, hatte sich wieder die bekannte Duplizität der 
Ereignisse eingestellt; es zeigte sich, dass der allgemeine Teil 
der Aufgabe gleichzeitig auch von einer anderen Seite zu lösen 
unternommen worden war. Denn A. Neukirch (der nieder- 
sachsische Kreis und die Kreisverfassung bis 1542 [Quellen und 
Darstellungen aus der Geschichte de?» Keformatiousjahrhunderts 
Heft X] IQOQ) brachte ebenfalls eingehende Erörterungen über 
die Anfänge und Fortschritte der Deutschen Kreisverfassung! 
Eine lyi 1 ausgegebene Hallenser Dissertation von E, Jäger 
über denselben niedersächsischen Kreis, auf die mich mein 
Kollege M, Kaufmann aufmerksam machte, konnte ich noch nicht 
zu Gesicht bekommen; doch möchte ich ihr wünschen, dass sie 
sieh bei sorgfaltiger Prüfung nicht als uberllüssig erweise. Auf 
jeden Fall hatte sie verhältnismässig leichte Arbeit: denn Härtung 
und Neukirch haben in verschiedener, aber beiderseits selbständige 
Vorzüge aufweisender und sich gegenseitig ergänzender Art eine 
sichere Grundlage geschaffen, auf der sich gut weiter bauen 
lässt. — Hartlings Buch ist für die Leser dieser Zeitschrift von 
Bedeutung namentlich durch die erwähnte umfangreiche Einleitung 
(S. i — 155). ^e greift viel weiter zurück als alle übrigen 
Darstellungen und weist auch in der Behandlung der späteren 
Entwicklung die grössere Ausführlichkeit auf. Doch mag mit 
diesem Vorzug der Nachteil zusammenhängen, dass leitende 
Gesichtspunkte hie und da aus der Fülle der Einzelangaben 
nicht plastisch genug heraustreten. Gegliedert ist hier folgender- 
massen: t . die königliche Landfriedenspolitik als Vorstufe der 
Kreisverfassung; 2. der erste Versuch einer Kreiseinteilung unter 
König Wenzel; 3. königliche und fürstliche Landfriedenspolitik 
von [414—1434; 4. die Reformbewegung von 1434 — M3^ und 
ihr Scheitern; 5. vergebliche Anläufe zu einer Reichsreform unter 
Friedrich III. M4° — i486; 6. die ständische Reichsrelorm 
i486 — 1500; 7. die Einteilung des Reichs in Kreise, der fräu- 



C loogk mSSt5SS\ 



Zcitschriflenschau und I-itemtumotuen. j(>« 

kiSCbe Reichskreis; 8. der Ausbau der Kreisverfassung unter 
Maximilian L 1500 — 1519; 9- Ansalze zur Weiterbildung, Er- 
neuerungen der Kreisverfassung 1521. In Einzelheiten wird 
jeder aufmerksame Leser diese oder jene Bemängelung anbringen 
können* So z. B, brauchen wir die genossenschaftliche Eintrags* 
politik als Vorstufe der Kreisverfassung nicht so gering anzu- 
schlagen wie Härtung; der Wert der Nachricht Heinrichs von 
Diessenhofen über die Bestallung von capitanei durch Karl IV. 
für dioeceses des Reichs i, J. 1 355 ist trotz Zeuiner noch 
keineswegs so geklärt, dass die kurze Ablehnung Hartungs (S. i6> 
in ihrer ganzen Schärte berechtigt wäre usw. Doch wüsste ich 
nicht, wie solche und andere Beanstandungen den Wert der 
Arbeit Hartungs, die ja bei ihrer Kntstehung einen ersten Ver- 
such bedeutete und trotzdem als Ganzes gelungen ist, wesentlich 
herabdrücken könnten. — Der in dieser Zeitschrift weniger zu 
berücksichtigende 1. Teil des Buches gibt zu dessen engerem 
Thema übergehend die Geschichte des fränkischen Kreises von 
1521 — 1559. Der 2, Teil bietet 124 Aktenstücke in vollständiger 
oder abgekürzter Wiedergabe aus der Zeit von 1519 — '559 un< ^ 
erwähnt ausserdem wenigstens auszugsweise noch über 300 Num- 
mern (beginnend mit 1405), Mit steigendem Interesse verfolgen 
wir, wie schon hier die Kreise aus blossen Wahlbezirken ohne 
eigene Kompetenzen zum Range wirklicher Selbstverwaltungskörper 

emporstiegen, indem sie langsam -die die Gebiete eroberten, die 
ihnen 1500 noch vorenthalten worden waren: »zuerst 1507 ein 
selbständiges Wahlrecht, dann 1 530 ein wichtiges Stück des 
Reichsheerwesens, endlich 1555 die Hebung des Landfriedens 
und 1559 die Aufsicht über das Münzweseiu. — Den nun 
folgenden Zeitraum bis zur völligen Entfaltung der Wirksamkeit 
des Kreises, d. i. die Periode von [559—1680, hofft die Gesell- 
schaft für fränkische Geschichte in zwei massigen Händen be- 
wältigen zu können. Wie viel Kaum aber die Darstellung der 
Kreisgeschichte von 168 t — 1806 auch bei stärkster Zusaramen- 
pressung erheischen wird, lässt sich bei dem lawineuhaft an- 
schwellenden Aktenstoff vorläufig auch noch nicht annähernd 

berechnen. Otto Riidtur^ 

- 

Im »Jahrbuch lür Schweizerische Geschichte* XXXVII, 157 
— 207, behandelt K. Lessing unter Benützung archivalischer 
Quellen *l)as Bündnis der Städte Zürich und Hern mit 
dem Markgrafen von Baden vom Jahre 161 2*, das zu 
gemeinsamen Yerteidigungszwecken auf die Dauer von 12 Jahren 
abgeschlossen wurde. Das Bündnis ist nicht ohne Bedeutung 
für die Schweizer Geschichte, insofern auf Werben und Drängen 
des in seinen territorialen Interessen bedrohten Bern Zürich sich 
entschliessl, die Neutralitätspolitik, die es seit den Tagen Zwingiis 
verfolgte» aufzugeben, durch seine Nachgiebigkeit aber andrer- 
seits Bern von dem Anschlüsse an die Union abhält und eine 



08k mSSlS»\ 



1 68 ZciUclirificnschau und Uttraturnotizcn. 

verhängnisvolle Spallung in dn evangelischen Eidgenossenschaft 
verhindert. Die Untersuchung wird nur bis zu diesem Abschlüsse 
geführt; wie sich die Beziehungen Georg Friedrichs weiterhin 
zu den Städten gestalteten und ob ein Bündnisfatl eingetreten, 
wird nicht erörtert; ebensowenig werden die Momente näher 
beleuchtet, die den Markgrafen zu dem Bündnisantragc bewogen, 
und der Zusammenhang, in dem es tnit seiner ganzen Politik 
steht. Das muss als ein Mangel empfunden werden. K. O. 



Ellerbach, I. K: Der dreissigjährige Krieg im Klsass. 
(1618—1648.) Nach archivaiischen Quellen dargestellt und mit 
zahlreichen zeitgenössischen Abbildungen versehen. Erster Band: 
Vom Beginn des Krieges bis zum Abzug Mansfelds (1618 — 1622). 
Bcthsaida-Druekerei, Carspach (Obcr-Elsass). 191 2. 8°. XVI 
u. 623 S, 

Die Inangriffnahme einer Geschichte des Dreissigjährigen 
Kriegs im Elsass kann nur mit lebhafter Freude und Genug- 
tuung begrüsst werden. Denn so viele Zeugen der Erinnerung 
und Zerstörung das Etsass an ihn bewahrt, so viele Erzählungen 
und Sagen aus der »Schwedenzcit« noch heute lebendig sind, 
eine eingehendere Darstellung dieser bewegten, oft schrecklichen 
Jahre der elsassischen Geschichte stand bis jetzt noch aus. 
Ellerbach fasst die Aufgabe in grossem Maßstabe an; das be- 
weist der vorliegende, in Format und Volumen stattliche Band, 

der es doch nur mit den fünf ersten Jahren des Kriegs zu tun 
hat. Und gewiss hat der Verfasser dabei eine recht erhebliche 
Forscherarbeit geleistet Die Bezirksarchive von Strassburg und 
Colraar, eine Reihe von Stadtarchiven und einige kleinere Archive 
des Landes, ja sogar die staatlichen Archive in Basel» Bern, 
Karlsruhe, Stuttgart, München, Innsbruck und Wien sind mit 
grossem Fleiss durchsucht worden und haben reiches Material 
geliefert» so dass der Band viele bisher unbekannte Mitteilungen 
aus erster Hand bietet. Man wird daher darüber hinwegsehen 
können , dass die meisten kleineren Archive unberücksichtigt 
geblieben sind. »Da die Pfarr- und Gemeindearchive»c heisst es 
im Vorwort ( »im allgemeinen nur weniges über den Krieg ent- 
halten und das wenige teilweise schon veröffentlicht worden ist, 
so glaubte ich, davon Abstand nehmen zu können, sie syste- 
matisch zu Rate zu ziehen.« Natürlich ist auch die wichtigere 
Literatur benützt worden, wenngleich hier von Vollständigkeit 
keine Rede sein kann. Es fallt z- B, doch auf, dass die Werke 
Lundorps nicht benutzt sind, weder die Fortsetzung des Sleidan 
(Bellum sexennale , 3 Bücher 1 622 — 23) noch die berühmte 
Sammlung der Acta publica (1. Aufl. 12 Bde. 1621 — 25, 4. Aufl. 
1668), oder dass von den neueren Darstellungen des Dreissig- 
jährigen Krieges neben den ziemlich wertlosen Büchern von 
Keym (1873) und Charveriat (1878) nur die dreibändige Zu- 
sammenfassung von A. Gindelr (1882) herangezogen wurde, nicht 



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/ i^chtiAcnsch,iu und LitttaLuriioiutu. 



1 09 



dagegen Gindelys grösseres Werk, das in 4 Bänden (1869— 8oj 
bis 1623 führt (mit Nachträgen im Archiv für österreichische 
Geschichte Sg T (QOi f bis 1627), nicht auch die immerhin nütz* 
liehe Kompilation von G. Winter (1893) und vor allem nicht 
die vortreffliche, grundlegende Darstellung von M. Ritter (Bd. 3 
von dessen Deutscher Geschichte im Zeitalter der Gegenrefor- 
mation und des Dreissigjährigen Krieges, igo8). Auch die ver- 
schiedenen, (ür die Kriegsgeschichte sehr belangreichen Unter- 
suchungen des Freiherrn K. v, Reitzenstcin {aufgezahlt bei Dahl- 
mann-Waitz, Quellenkunde 8. Aufl. Nr, 8566) sind dem Verf. 
nur teilweise bekannt, und die Liste der Desiderata Hesse sich 
leicht noch vermehren. 

Doch wir wenden uns dem Inhalt des vorliegenden Bandes 
zu. Ellerbach beginnt mit einer Einleitung» die nach einem 
etwas krausen und verbesserungsbedürftigen Überblick über die 
ältere Geschichte des Elsass recht hübsche» übersichtliche An- 
gaben über den allgemeinen Zustand des Landes zu Beginn des 
1 7. Jahrhunderts enthält, insonderheit über die verschiedenen 
Territorien, die kirchliche Einteilung und das Heerwesen der 
Zeit. Dann folgt der Hauptteil in vier Büchern. Das erste be- 
schäftigt sich mit der Vorgeschichte des Kriegs, rückgreifend bis 
zum Beginn der Reformation (1517 — 1618); das zweite schildert 
die Jahre des Böhmischen Kriegs (1618-21); das dritte erzahlt 
den Mansfeldischen Krieg am Oberrhein (Okt. 1621 — Dez. 1622); 
das vierte handelt über die besonderen Folgen, die sich für 
Hagenau, Weissenburg und Landau an ihre Beziehungen zu 
Mansfeld geknüpft haben (Prozesse \t>22 24, durch den Krz- 
herzog Leopold, Bischof von Sirassburg und Landvogt im Elsass, 
im Namen des Kaisers geführt» wobei namentlich Ilagenau hart 
bestraft wurde). Die Geschichte des Kriegs im Klsass beginnt 
Herbst 1621 mit dem Erscheinen Mansfelds am Oberrhein. 
Somit ist nicht nur das erste» sondern sogar das zweite Buch 
im Grunde noch immer nur Einleitung zum eigentlichen Thema, 
und es unterliegt keinem Zweifel, d&BS der Verf. hier oft viel zu 
auslührlich ist und seitenlang Dinge erörtert, die mit dem Klsass 
gar nichts oder sehr wenig zu tun haben. Freilich ist auch in 
diesen Partien z. T. ungedrucktes Material verwertet, und viel- 
leicht hat eben der Wunsch, die archivalischen Kunde an den 
Mann zu bringen, diese Ursächlichkeit verursacht. Dann steht 
ein anderer Mangel des Buchs damit in Verbindung. Die Dar- 
stellung klebt nämlich manchmal allzusehr an den Akten und 
ermüdet dadurch den Leser. Eine schärfere Konzentration hätte 
die Wirkung des Werks erhöht und seinen Umfang vermindert. 
Und noch ein letztes Bedenken gegen die Darstellung kann 
nicht verschwiegen werden. Es betrifft den deutlich hervor- 
tretenden, mehrmals zu ungerechten Urteilen und Betrachtungen 
führenden katholischen Standpunkt des Verfassers. Ellerbach 
versichert im Vorwort (S. VII), dass er stets eifrig bemüht war, 



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(PHOTON wvEvrn 



>70 



/.citschnflenschau und I-Ucralurnotizen, 



nach bestem Wissen und Gewissen zu berichten, und dass ihm 
daher kein Vorwurf einer religiösen oder politischen Tendenz 
gemacht werden dürfe. Es liegt mir fern, die Ehrlichkeit dieses 
Bekenntnisses in Zweifel zu ziehen; auch fehlt es nicht au An- 
läufen, die vom guten Willen des Verfassers Zeugnis ablegen. 
Aber wie schwer muss es doch für viele sein, bei konfessionellen 
Fragen den Willen zur Objektivität in die Tat umzusetzen! Hier 
ist es jedenfalls nicht gelungen. Man lese nur einmal, um das 
zu erkennen, auf S. 85 IT, den Oberblick über die Geschichte 
der Reformation» die hier auf die naivste Weise aus dem Ge- 
sichtswinkel katholischer Kechtgläubigkeit betrachtet und mit 
Werturteilen bedacht wird. Sogar die Auswahl des Stoffs hat 
dabei gelegentlich Schaden erlitten, so wenn beim Augsburger 
Religionsfrieden die für den Fortgang der Dinge so wichtige 
Deklaration Ferdinands 1. mit keinem Wort erwähnt wird. Nicht 
minder sind die Charakterbilder auf solche Art verschoben 
worden. Dass z P B. der ehrgeizige, im Dienst der Gegenrefor- 
mation allerdings eifrig tätige, aber durchaus weltlich gesinnte 
Erzherzog Leopold S. 1 19 als Bischof und »religiöser Fürst« 
besonders gepriesen wird , kann nur Heiterkeit erwecken. Bei 
der Schilderung der kriegerischen Kreignisse hat schon die oben 
gekennzeichnete Abhängigkeit von den Akten, zwar nicht überall, 
aber doch oft eine grössere Unparteilichkeit mit sich gebracht. 
Auch wer sonach der Darstellung nicht ganz ohne Bedenken 
gegenüber steht, wird das Ruch Kllerbachs doch als eine recht 
erfreuliche Erscheinung bezeichnen und dem ganzen Werk einen 
guten P'ortgang wünschen. Es ist berufen, eine fühlbare Lücke 
auszufüllen und die geschichtliche Literatur des Elsasses in wert- 
voller Weise zu bereichern. Ein Titelbild (Porträt Leopolds) 
und zahlreiche kleinere Illustrationen im Text ergänzen die Er- 
zählung, ohne aufdringlich zu sein. Das Register am Schluss ist 
leider nicht ganz vollständig. *Von den Personennamen,* heisst 
es, »sind nur die wichtigeren aufgenommen worden.* Warum? 
Und Wallenstein, dessen Truppenzufuhr aus Belgien (1619) 
S. 169 ff. durch neue Mitteilungen beleuchtet wird, ist doch 
gewiss keine unwichtige Persönlichkeit! Der Verf. würde sich 
den Dank aller Benutzer erwerben, wenn er in den folgenden 
Bänden in dieser Hinsicht freigebiger wäre. A\ Hol/zmann. 

In den »Quellen zur Geschichte der deutschen Burschen- 
schaft« 111, l — 83 behandelt P. Wentzcke eingehend »die 
Anfänge der Freiburger Burschenschaft*, die aul den 
1818 von Karl Bader, Ernst Manch, I\ Kaiser u. a. gegründeten 
aVerein zur Bearbeitung wissenschaftlicher Gegenstände« zurück- 
führen, den Kinduss des Karlsruhers Hemr, Marx auf denselben, 
seine Verbindung mit der Allgemeinen Burschenschaft, seine 
inneren und äusseren Kämpfe, die in der Stellung zur Duell- 
frage vor allem ihren Ausdruck linden, die Verfolgungen der 



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ZciUchrilUn schau und Mleraüirnolucn. | - j 

Freiburger Burschenschaft, ihre formelle Aullösung und ihre 
Wiederherstellung im Sommer 1820» bei der der neue Zuwachs 
die alten radikalen Führer beseitigte und durch die Wiederauf- 
nahme des Duellzwangs und straffere Organisation die Körper- 
schaft in engeren Zusammenhang mit der Allgemeinen deutschen 
Burschenschaft brachte. Eine Charakteristik der Hauptvertreter, 
vor allem des Freiburgers Karl Bader, beschliesst die sorgfältige 
Untersuchung, K* 0. 



Ruoff, Dr. Fritz. Die Radolfzeller Halsgerichts- 
ordnung von 1506. Karlsruhe, Braun igiz. Freiburger Ab- 
handlungen aus dem Gebiete des öffentlichen Rechts, Heft 21). 

Die in neuerer Zeit mehrfach gedruckte Radolfzeller Hals- 
gerichtsordnung von 1506 ist nichts anderes als ein Auszug aus 
der Tiroler Malefizordnung von 1499 und kann kaum Anspruch 
auf selbständige Bedeutung für die Geschichte des deutschen 
Strafrechts machen. Es war jedoch verdienstlich, eine genaue 
Analyse des Radolfzeller Gesetzes zu geben, die Grundsätze, 
von denen es beherrscht wird, herauszuschälen und die einzelnen 
für das Verfahren und das anzuwendende materielle Recht mass- 
gebenden Gesetzesbestimmungen systematisch, unter Heranziehung 
der Praxis, zusammenzustellen. Dieser Aufgabe hat sich der Ver- 
fasser der vorliegenden Dissertation unterzogen« Neue Aufschlüsse 
von erheblicher Bedeutung wird man von einer solchen Arbeit 
kaum erwarten, wohl aber mancherlei Material für unsere Kenntnis 
von dem Zustand des deutschen Strafrechts und Strafprozess- 
rechts in den der Karolina unmittelbar vorangehenden Zeiten» 
Auf die einzelnen Ergebnisse der lleissigen Untersuchung kann 
im Rahmen einer kurzen Anzeige nicht eingegangen werden. 
Auch muss ich es mir versagen, auf die Punkte hinzuweisen, in 
denen mir des Verfassers Ausführungen unzutreffend oder nicht 
genügend begründet zu sein scheinen. 

Im Anhang gibt R. nach einer von ihm gefertigten sorg- 
fältigen Abschrift des im Karlsruher Geucral-Landcsarchiv befind- 
lichen Originals einen neuen Abdruck der Radolfzeller Hals- 
gerichtsordnung, der künftig von jedem, der sich mit diesem 
Gesetz befassen will, zugrunde zu legen ist. Weiter werden 
Auszüge aus siebzig meist auf die Radolfzeller Strafrechtspflege 
bezüglichen Urkunden des Karlsruher General «Landesarchivs, 
insbesondere aus den vom \ erlasser für die Kenntnis der Praxi* 
mit Geschick nutzbar gemachten, in grosser Zahl erhaltenen 
Urfehdebriefen mitgeteilt; die Auszüge sind chronologisch ge- 
ordnet und betreffen Urkunden aus den Jahren 1444 bis 1563. 
Leider lässt die Art, wie sie hergestellt sind, manches zu wünschen 
übrig, so dass sie zum guten Teil für die weitere Forschung 
unbenutzbar sind ; auch halte es sich empfohlen , bei jedei 
Urkunde die Stelle anzugeben, wo sie im Text besprochen wird. 

Paul LtntL 



:^ c incnotiuHivift: 



iy2 Zeitschriftensclum und Literaturnotizen. 

»Die direkten Sia aissteuern in Bade tu (deutlicher 
wäre gewesen in der Markgrafschaft Baden) ;>is zum 
16. Jahrhundert« behandele E. Christophe! in einer von 
G. v, Betow veranlassten Freiburger Dissertation (19 11. 81 S. 8-). 
Bis ins 13- Jahrhundert zurück iässt sich in der Markgrafschaft 
die »Bede«, in älterer Zeit auch exaetio, petitio, precaria genannt, 
als ordentliche Steuer verfolgen, Wie auch anderwärts ist sie 
ursprünglich eine gerichtsherrliche Abgabe, die vollständig in den 
Händen der Markgrafen als Erben der gräflichen Rechte ist, um 
schliesslich zu einer landesherrlichen Steuer zu werden. Als 
Vermögenssteuer gedacht, ist sie, da das Vermögen hauptsächlich 
in Grund und Boden und in Gebäuden bestand, tatsächlich eine 
Grund- und Gebäudesteuer. Schon frühe treten Steuerbefrei- 
ungen ein, namentlich für Guter in geistlichem Besitz» keines- 
wegs indes in der Ausdehnung, dass schlechtweg alle geistlichen 
Güter bedefrei sind, Dass der »ritterliche Besitz« von Anfang 
an altgemeine Steuerfreiheit genoss, scheint doch nicht so sicher, 
wie Christophe! annimmt; jedenfalls verdiente diese Frage noch 
eine genauere Untersuchung, der allerdings das dürftige Quellen* 
material hinderlich im Wege steht. Ganze und teilweise Be- 
freiungen fürstlicher Diener, wie gelegentlich auch anderer 
Untertanen sind seit dem 1 5. Jahrhundert nicht selten belegt. 
Den Städten Pforzheim und Baden verlieh Markgraf Christoph L 
allgemeine Bedefreiheit; dafür fiel ihm der grössere Teil aus 
dem Ertrag der Verbrauchssteuer zu, wie das übrigens auch in 
anderen Städten der Fall war. Ober die Verteilung der Steuer 
liegen erst aus dem ib. Jahrhundert Kachrichten vor, die zudem 
so spärlich sind, dass sich ein vollständiges Bild aus ihnen 
nicht gewinnen lussl. Jedenfalls fand teilweise schon frühe eine 
Gesamtbesteuerung statt in dein Sinne, dass die Gemeinde ihre 
Steuer in einer Gesamtsumme an den Landeshcrrn ablieferte 
und den Betrag auf die Bedepflichtigen umlegte (Pforzheim 
1287). Verhältnismässig frühe scheint auch schon die jährliche 
Steucrsuminc fest fixiert worden SU sein (Baden 1385}, obwohl 
freilich Bedebetriige in fest bestimmter Mühe erst aus dem 
späteren 15. und dem 16. Jahrhundert überliefert sind. Bereits 
1404 war die Bede eine reine Gcldabgabe. Ihre Erhebung 
geschah in der Regel in zwei Terminen zu Georgi und Martini. 
Über ihren Gesamtbetrag in der Markgrafschaft liegen erst aus 
der ersten Hallte des 16. Jhs* zusammenfassende Angaben vor; 
sie betrug damals in der Markgrafschaft Baden-Baden 5255 Gul- 
den 10 Schilling 2 Pfennig und in der Markgrafschaft Baden- 
Durlach, einschliesslich der Markgrafschaft Hochberg und der 
Herrschaften Köttcln und Sausenberg, 6276 Gulden 10 Schilling 
1 l/a Pfennig, Verkauf und Verpfändung des Bedeertrags mit 
und ohne die Güter, von denen derselbe geleistet wird, nament- 
lich an geistliche und weltliche Grundherren kommen schon im 
13. Jahrhundert vor. Neben die regelmässige Abgabe der Bede 



t roogle KdHaTOwiwivtuwv 



£eUbchrilLeu»chait und Lileraturnotizen* 



"73 



treten mit der Zeit, nachweisbar seit dorn 15. Jahrhundert» noch 
ausserordentliche Steuern, die bei besonderen Anlässen erhoben 
wurden. Nicht nur ihre Erhebung, sondern auch ihre Verwen- 
dung war an die Zustimmung und Mitwirkung der Stande 
gebunden. Sie erstreckten sich im Gegensatz zu der Bede auf 
»alle Territorialinsassen, selbst solche grösstenteils, welche Hede* 
freiheit genossen», sind aber wie jene gleichfalls Grund- und 
Gebäudesteuern. — Dies ist der wesentlichste Inhalt der fleissigen 
Arbeit, die eine wirkliche Lücke ausfüllt , und an der man 
vielleicht nur aussetzen könnte , dass sie die historische Ent- 
wicklung nicht immer klar hervortreten lässt, wie auch des öftern 
Zitate aus ältester Zeit unvermittelt neben solche aus viel späterer 
Zeit gestellt sind. Aber das mag in der Dürftigkeit der Über- 
lieferung seinen Grund haben und darin auch seine Ent- 
schuldigung finden- -r 

In seinem auf der ersten Hauptversammlung der Internationalen 
Vereinigung für vergleichende Rechtswissenschaft und Volkswirt- 
schaftslehre zu Heidelberg gehaltenen Vortrage: Reformen und 
Reformprojekte in Heidelberg und Mannheim als Vor- 
lauf er der Gewer he freiheit in Deutschlands abgedruckt 
auf S. 555 —571 der von der Vereinigung herausgegebenen 
3 Verhandlungen« (Berlin, Vahlen), bespricht Carl Koehne zu- 
nächst einen aus den Jahren 1523 — J525 stammenden Entwarf 
einer kurpfälzischen Verordnung» die eine Reform des gesamten 
Heidelberger Zunftrechts bezweckte in dem Sinne, dass durch 
sie die Autonomie der Zünfte zugunsten des Fürsten und seiner 
Beamten auf ein ganz geringes .Mass beschränkt und zugleich 
ein Gewerberecht geschaffen werden sollte, das nach manchen 
Seiten hin der vollen (iewerbefreiheil näher stand als dem Zunft- 
wesen. Die Verordnung ist nicht zur Ausführung gelangt und 
wohl an dem Widerstände der davon betroffenen Handwerks- 
zünfte gescheitert. Ebensowenig war der von Kurfürst Karl 
Ludwig in dem Privileg von 1652 den Einwohnern der Stadt 
Mannheim gewährten Gewerbefreiheit ein dauernder Erfolg be- 
schieden. Schon unmittelbar nach dem im Jahre 1 680 erfolgten 
Tode Karl Ludwigs selten die bald darauf von Erfolg begleiteten 
Versuche ein, die Gewerbefreiheit zugunsten einer engherzigen 
Zunftverfassung zu beseitigen. Fr* 

M. Duncker, Verzeichnis der Württembergischen 
Kirchen bü eher. Im Auftrag der württembergischen Kom- 
mission für Landesgeschichtc. Stuttgart 1912. XXIV u. 192 S. 
2.80 Mk. 

Das Verzeichnis der im heutigen Württemberg vorhandenen 
Kirchenbücher fusst auf den Berichten, die sämtliche Pfarrämter 
des Landes dem Konsistorium und dem Bischof), Ordinariat ein- 
gereicht haben. Der Plan des Werkes ist von der Wflrtt K0111- 



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'7-1 



Zcit^htirtciitvIuuL und Literaturnotizen. 



mission für Landesgeschichte aufgestellt worden. Die Arbeit 
will dem Titel entsprechend wesentlich Verzeichnis sein; doch 
ist eine lungere Einleitung vorausgeschickt» aus der sich manche 
Bestätigungen wesentlicher Punkte der gleichzeitig für Baden er- 
schienenen» z. T. weiter ausholenden Arbeit über Alter und 
Bestand der Kirchenbücher in Baden ergeben. 

Am frühesten zeigen sich in Württemberg Kirchenbücher in 
den ehemals Ansbach-nürnbergischen Gebieten seit den 30er 
Jahren des 16, Jahrh, Von 40 evangelischen Kirchenbüchern 
vor i,S5ö finden sich neun in ehemals ansbachischen Orten 
(deren Gesamtzahl ist 27)» 16 in altwürttembergischen Orten» die 
andern in kleineren» benachbarten Gebieten. Mit Recht weist 
D. aul den Einfluss der Persönlichkeit der Pfarrer hin für die 
schnellere oder langsamere Entstehung der Kirchenbücher und 
deren Wirkung auf die Nachbarschaft. Allerdings sind da unsere 
Kenntnisse überalt sehr beschränkt. Auch die wenigen aus der 
Zeit vor 1500 erhaltenen Kirchenbücher in Italien» Spanien und 
Frankreich» in Basel das frühe Kirchenbuch Surgants (1490- 95) 
können wir ja kaum anders erklären» denn als Gründungen be- 
sonders eifriger Seelsorger. Die bekannte und auch für die 
Entstehung der evangelischen Kirchenbücher in Baden bedeut- 
same Kirchenordnung Herzogs Christoph von 1558 wird auf die 
brandenhurg-nürnberger Kirchenordnung zurückgeführt. In der 
Folge wurden die Kirchenbücher schnell allgemein eingeführt in 
den württembergischen und den ihnen benachbarten Gebieten, 
den Reichsstädten und ritterschaftlichen Territorien» die heute zu 
Württemberg gehören. Es ergibt sich für Württemberg eine 
Entwicklung von Norden nach Süden. Von 1558 — 1809 ent- 
standen 1027 evangelische (davon 636 ailwürttembergisch) und 
703 katholische Kirchenbücher. Auch hier zeigt sich frühe 
Entstehung im Konstanzer Bistum» dann im Augsburger; am Ende 
des 16. Jahrh. in Würzburg» erst nach 1600 in Worms und 
Speyer, Dass 1808 -die letzten 10 kathol, Gemeinden« Kirchen- 
bücher erhielten» lässt sich wohl nicht ohne weiteres sagen; es 
könnten auch Kirchenbücher spät errichteter oder jetzt erst 
wiedererrichteter Pfarreien sein, ähnlich wie im Breisgau» wo in 
jenen Jahren die Josephinisehc Pfarreinrichlung noch wirkte (die 
Orte sind leider nicht aufgeführt). 

Das Verzeichnis bringt dann in alphabetischer Ordnung 
der Ortsnamen die Ermittlungen über die Kirchenbücher mit 
ausführlichen Angaben der Ar! — ob Tauf-» Ehe-, Totenbuch — 
und dem jeweiligen Aniangsjahr» nebst Bemerkungen über Ver- 
luste usf.» dazu die heutige Oberamts- und die ehemalige 
Territorialzugehörigkeit, Leider aber müssen bei den katholischen 
Orten die viel wichtigeren Angaben über die Bistumszugehörigkeit 
schwer vermisst werden. So schwierig es ist, dieselben fest- 
zustellen, für eine fruchtbare Benützung der Arbeit in der Kirchen* 
bücherliteratur wäre ein Versuch unerlässlich gewesen. Bei 



ogle mroum: 



Zcit&tlmftenschau und Luctatutiioti/cn. 



175 



wirtschaftlicherer Anlage des Druckes» d. h. Verwendung von 
Abkürzungen für tausendmal wiederkehrende Ausdrücke (*kath. 
Pfarrei«, »evgl, Stadtpfarrei c, ^Taufbuch«, »Ehe- und Totenbuch«) 
wären Zweidrittel des Raumes zu ersparen gewesen, (Das tabel- 
larische Verzeichnis (ür Baden erforderte selten mehr als eine 
Druckzeile für jeden Ort, das württerabergische durchschnittlich 
vier Zeilen, insgesamt 192 Seiten). Dann wäre es vielleicht 
möglich gewesen, das reiche Material des Verzeichnisses zu ver- 
werten für Statistik der Territorien, Diözesen und Stiftsgebiete, 
der Konfessionen und der chronologischen Entwicklung. Württem- 
berg raüssle mit seiner vielgestaltigen Vergangenheit ähnlich 
Baden nach diesen Richtungen manches Licht bringen in die 
allgemeine Geschichte der Kirchenbücher. 

Ober die israelitischen Standesbücher linden sich einige 
Notizen bei den christlichen Gemeinden, für die altkatholischen 
und die Militärkirchenbücher kaum solche. H* Franz. 



Dr. C. A. Bächtold, Geschichte des Kirchengutes 
im Kanton Schaffhausen. Schaffhausen, Bachmann. 

Den verschiedenen über schweizerisches Kirchengut schon 
bestehenden Einzeldarstellungen schliesst sich nun der obige an 
aus der Feder eines Mannes, der sich durch die von ihm im 
Auftrag des Grossen Rates 1882 verfasste »Geschichte der Pfarr- 
pfründen im Kanton SchaiThausen« auf diesem Gebiet schon 
einen Namen gemacht hat. Kr behandelt zunächst kurz die 
vorreformatorische Zeit und diejenige von der Reformation bis 
1798, um sich dann in sehr eingehender» fast aktenmässiger 
Darstellung über die Entwicklung des Kirchenguts bis in die 
neueste Gegenwart hinein zu verbreiten. Gerade die letzten 
jähre bieten ihm hierzu einen besonderen Anlass v da in diesen 
die Geschichte des SchafFhausener Kirchenguts bei einem be- 
sonderen Wendepunkt angekommen zu sein scheint. Es steht 
nämlich zurzeit vor der Frage, ob es ganz im Staatsgut» mit dem 
es schon früher zu einer Verwaltungseinheit verschmolzen wurde, 
untergehen, oder ob es jetzt wieder ausgeschieden und der 
Kirche ausgefolgt werden soll. Die zweite Bachtoldschc Dar- 
stellung soll nun den Beweis liefern, dass in der Entstellung 
und Entwicklung, wie auch in der ganzen bisherigen vom Staat 
besorgten Verwaltung die privatrecbtlichen Ansprüche der refor- 
mierten Pfarreien dauernd vorausgesetzt und sorgfaltig fest- 
gehalten wurden , so dass eine völlige Vereinigung mit 
dem Staatsgut sich als einen Rechtsbruch darstellen würde. 
Dieser Beweis ist ihm, soweit ein ausserhalb Stehender urleilen 
kann, gelungen. Besonders fesselnd ist die Darstellung einmal 
des Einflusses der Reformation auf die Gestaltung des Schaff- 
hausener Kirchenguts» Die Säkularisation des Klosterguts war 
auch hier nur eine scheinbare, war ein Wechsel des Eigen- 
tümers, aber keine Verweltlichung des Vermögens, das nach wie 



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I -6 Zeitschriflcnschau und Literaturnoluen. 

vor für Kirchen-, Schul- und Armenzwecke verwendet wurde. 
Und sodann die Darstellung des Obergangs des Patronats mit 
seinen Rechten und Lasten an den Staat» des Mittels, durch 
das der Staat nicht nur in Sehaffhausen seine ihm anvertraute 
Sorge für die Kirche allmählich zur Herrschaft über diese um- 
wandelte. Durch bestimmte Rechtshandlungen brachte der Staat 
allmählich auch das Patronat über diejenigen Pfarreien an sich, 
die bisher einem ausserhalb des Sehaffhausener Gebiets wohnen- 
den Patron unterstanden. Besonderen Wert legt der Verfasser 
nach dem ganzen Zweck seiner Darstellung auf den Umstand, 
dass bei allen diesen Rechtswandlungen, selbst in der Zeit der 
Helvetik und Mediation, stets mit aller Sorgfalt ausdrücklich 
darauf gehalten wurde» dass die Kirchen- und Armenfonds ihrer 
wahren Bestimmung gemäss verwendet werden. Die Darstellung 
der äusseren Entwicklung fesselt allerdings den Politiker, be- 
sonders den Kirchenfinanzpolitikcr mehr als den Historiker, wie 
dies ja stets bei den neuesten Entwicklungskämpfen der Fall ist, 
die erst nach einer gewissen Abkühlungszeit zur ^Geschichte* 
werden und damit aus dem Gebiet des Politikers in das des 
Historikers übergehen. Dr. Felimtth. 

Otto Giemen entwirft in: Neuen Archiv für Sachsische 
Geschichte und Altertumskunde 33 (1912), S. 36 — 72 ein Lebens- 
bild des Jan us Gornarius (ffeb. um 1500, gest. 1558 als Pro- 
fessor an der Universität zu Jena), der in seineu Wanderjahren 
auch nach Strassburg und Itasei gekotnmeu ist und mit den 
dortigen Gelehrteukreisen zeitlebens in Beziehung gestanden hat. 
Berufungen nach Strassburg, die Kude 1542 und Sommer 1545 
geplant waren, haben sich zerschlagen. Von den Beilagen ist 
ein Schreiben vom 25. Juni 1545 an Buccr hervorzuheben. 



F. W. Ei Roth: Des M, Flacius Illyricus Beziehungen 
zu den Städten Strassburg und Lindau '570-1572. 
(Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 54 (1912), S. 244 — 255) 
veröffentlicht und erläutert die in einer Sammelhandschrift der 
Ulraer Stadtbibliothek befindlichen Schriftstücke, die sich auf den 
Plan einer Übersiedlung von Strassburg nach Lindau beziehen. 
Zum Abdruck gelangen ein Schreiben des Flacius an den Lindauer 
Hat vom 6. Juni 1 57 1 ( nebst einem Empfehlungsbrief Johann 
Wilhelms von Sachsen) und der Antwort vom folgenden Tage 
sowie eine Anfrage der Liudauer bei einem Ungenannten (Mar- 
bach?) vom 31, Dezember 1571 und ein längerer Brief Johann 
Marbachs vom 6. Januar '57-* - — "er in Antti. 2 der letzten 
Seite erwähnte Aufsatz von A. Hollaender über Flacius in Strass- 
burg Steht in der Deutschen Zeitschrift für Geschichts- 
wissenschaft (nicht Zeilschrift für Sektenwissenschaft N.K. II, 
S. 203 f.). //. A\ 



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Zcitschrütcnschau und LueraturnoliKn, 



177 



J. H. Scholle, Probleme der Grimme Ishausenf or- 
schung. L Groningen, J, B. Wolters. 1912, 256 S. 

Die Quellen für das heben Grimmelshausens sind von zweierlei 
Art: einmal historische Dokumente und dann die Werke selbst 
und die Bemerkungen, die der Herausgeber der ersten Gesamt- 
ausgabe über die Person des Dichters macht. Die an zweiter 
Stelle genannten Belege sind nur mit Vorsicht zu benutzen. 
Allzu leicht hat man die Gestalt des Simplizissimus mit dem 
Autor selbst identifiziert und hat, wie schon der genannte 
Herausgeber, den Roman nahezu für eine Biographie seines 
Verfassers angesehen (Schölte S. 94 ff.). Absolut sichere Anhalts- 
punkte bieten in den Werken nur der Name des Verfassers, 
Grimmelshausen, und des Verlegers, dazu bis zu einem gewissen 
Grade die Anagramme. Schon mit diesen aber begann das 
Rätsel. Die erste Entdeckung in der Grimmeishausenforschung 
war die Deutung des Verstecknamens Samuel Grcifnson von 
Hirschfeld durch Hennann Kurz (1837). Damit und mit der 
Lösung der andern Anagramme war der bedeutendste deutsche 
Schriftsteller des 17. Jahrhunderts zu seinem Recht gelangt, die 
ihm gehörigen Werke konnten ihm nun auch in nahezu vollem 
Umfang zugewiesen werden, und er konnte nun in der Literatur- 
geschichte als leibhafte Persönlichkeit auftreten. 

Nun setzte auch die historische Forschung ein. Passow 
fand (1844) das Bild des Druckers und Verlegers Wolff Eberhard 
Felszecker mit dem von Grimmelshausen verfassten und mit 
seinem Namen unterschriebenen Widmungsgedicht (Schölte 61 u. 
104) sowie (1847) die Todesurkunde im Renchener Kirchen- 
buch; Albert Duncker veröffentlichte (1881) den Kaufbrief eines 
Ehepaars »von Griinmelshausenr in Gelnhausen 

Während aber diese Funde nur spärliche Einzelheiten ent* 
hielten, eröffneten sich weite Ausblicke auf das Leben Grimmeis- 
hausens durch ein reicheres urkundliches Material aus dem Be- 
sitz der Ireiherrlichen Familie von Schauenburg und des Gross- 
herzoglichen General-Landesarchivs in Karlsruhe (Schölte S« 1 12), 
welches ihn in viel engere Beziehungen zu dem genannten 
Ortcnauer Adelsgeschlechle bringt, als bisher nach den Wid- 
mungen einiger Werke bekannt «rar. Mit diesen Urkunden, 
besonders denjenigen von der Hand des Dichters selbst, ist die 
Grimmeishausenforschung in neue Bahnen gelenkt worden. 

Schölte hat diese neuen Zeugnisse schon zu einem allge- 
meinen Bilde von Grimmeishausens Leben verwertet, deutlicher 
schon tritt die Gestalt des Schauenburger Schaffners und späteren 
Amtmanns von Renchen vor unsere Augen, Aber erst die ge- 
naue Durcharbeitung der neuen Funde, verbunden mit vorsichtiger 
philologischer Untersuchung der Werke, besonders ihres Stils, 
wird sichere Resultate liefern können. Winke in dieser Hinsicht 
hat Schölte ebenfalls schon gegeben, 

Zcittchr. C Geich. d. Oberrh. N.F XXV1U. + l2 



t lOOglC . .. - . .. |L 



|-g Zeilschriftenschau und Lilcraturnolizctt. 

Als Hauptaufgabe aber stellte er sich, »die Operationsbasis 
für die Ergründung der meisten Grimmelshauscnprobleme« (S. i.) 
festzustellen. Diese liegt in der dreibändigen Gesamtausgabe 
von 1683—84. Er beschreibt den Inhalt derselben äusserst 
pünktlich und prüft nach einer Untersuchung über Drucker und 
Verleger (Felszecker in Nürnberg, Joh, Fillion in Mörapelgart, 
den er für eine Fiktion hält, 11m den wirklichen Verleger, Felsz- 
ecker zu verdecken, S. 70) die einzelnen Werke auf ihre Echt- 
heit hin. Als Kriterien gelten - wie übrigens auch bei früheren 
Forschern — die Autornamen (Grimmeishausen und die Ana* 
gramme) und innere Beziehungen zwischen den einzelnen Werken. 
Grimmeishausen sind demnach zuzusprechen alle in der Gesarat- 
ausgabe enthaltenen Schriften ausser der 'Manifesta' gegen die 
Bcschimpfer der roten Barte und der »angeregten Ursachen*. 
Diesen ausgesprochen konfessionellen Dialog hält er für eine 
katholische Propagandaschrift und weist sie mit guten Gründen 
dem Johannes SchefHer zu. Indes werden auch hier noch Stil- 
untersuchungen einzusetzen haben. 

Der Verfasser hat seine Untersuchungen mit grosser Sorgfalt, 
Vorsicht und glücklicher Beobachtungsgabe geführt. Die neu 
anhebende Grimraelshausenforschung ist bei ihm in guten Hän- 
den. Das beweist ausserdem noch seine zu fast gleicher Zeit 
in der Zeitschrift für Bücherfreunde N.K. IV, Heft 2 (s. auch II, 
Heft 2) erschienene Abhandlung »J, J. Christoph v» Grimmels- 
hausen und die Illustrationen seiner Werke. Mit 20 Ab- 
bildungen und 3 Tafeln«, Kupferstiche und Text stehen bei 
Griramelshausen in enger Verbindung, manchmal mag sogar eine 
bildliche Darstellung befruchtend auf die Gestaltung des Er- 
zählungsstoffes eingewirkt haben. Der Verfasser versteht es» die 
Kunstmhtel der Werke des Autors in Verbindung zu setzen 
mit seinen Lebensverhältnissen und auch hierdurch wieder seine 
Persönlichkeit uns näher zu bringen. Gustav Ehrismann, 



Die Grimmelshausenforschuug, in der noch so manches 
Problem zu lösen ist, schreitet in jüngster Zeil rüstig vorwärts. 
Auf die verdienstlichen, grundlegenden Abhandlungen Schölte* 
ist oben schon hingewiesen worden. Just zur selben Zeit hat 
ein anderer Grimmelshaüsenforscher, A. Bechtold, im Eupho- 
rion XIX, ry — 66 einen wertvollen neuen Beitrag »zur Quellen* 
geschichte des Simpücissimus* geliefert, indem er auf 
Aegidius Albertinus, Moscherosch, Praetorius u. a. hinweist und 
anknüpfend an den Gang der Erzählung zahlreiche Belege für 
Beeintlussungen und Entlehnungen von dieser Seite her bei- 
bringt. Die Vermutung, die er dabei ausspricht und mit mannig- 
fachen Gründen stützt» dass nämlich unter Hanau in vielen Fällen 
Offenburg und unter dem Gubernator der Oberst Hans Reinh. 
v. Schaucnburg zu verstehen sei, hat vieles für sich. K. O. 



; ;lc 



ffllHCHQNUHIYlHfn 



Zeitsehriltenfrchiui uml l-ücraiurnotizcq. 



»79 



Eine Heidelberger Dissertation von Paula Fisch er be- 
schäftigt sich mit »Jakob Mayer, einem Pfälzischen Drama- 
tiker« des 18, Jahrhunderts, der» 173g zu «Mainz geboren, früh 
in kurpfälzische Dienste trat und als Hofgeriehtsrat 1 784 zu 
Mannheim starb. Der dichterische Gehalt seiner Werke ist 
ziemlich belanglos, originell und bedeutsam sind sie lediglich als 
kunstmässige Ergebnisse kompilierender Gelehrsamkeit. Aber als 
solche, als ein dramatisches Experiment und eine vereinzelte 
Erscheinung in der Zeit des Sturmes und Dranges, sind sie doch 
für den Literarhistoriker bemerkenswert, wurden sie auch von 
Schiller beachtet, der da meinte, wenn man von der poetischen 
Wirkung absehe, könne keine noch so gut geschriebene Ge- 
schichte so lebhaft und sinnlich in die Zeit des Mittelalters ein- 
führen , als etwa sein »Fust von Stromberg*. Sowohl in diesem 
Kitterstücke, wie in seinem Vorlaufer, dem stark vom »Götz« 
beeinllussten »Sturm von Boxberg* versucht M. zugleich sich vom 
französischen Einiluss frei zu machen und auf nationalen Boden 
zu stellen, ohne freilich die Kesseln französischer Technik ab- 
streifen zu können. K, Obstr. 

In der Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen 
Sprachvereins vom November igi2, Jahrgang XXVII, Nr. 11 
widmet Walter Merk dem Schöpfer des Badischen Land' 
rechts eine kleine Studie uuter dem Titel »Johann Nikolaus 
Friedrich Brauer, ein Vorläufer des Sprachvereins.« Während 
die damalige Rechtssprüche noch von Fremdwörtern wimmelte, 
zeichnete sich die Brauersche Umarbeitung des Code Napoleon 
durch ein fremdwortreines Deutsch aus. Selbst die spärlichen 
Ausdrücke ausländischen Ursprungs, die unser heutiges Bürger- 
liches Gesetzbuch noch verwendet, sind dort durch deutsche 
Bezeichnungen ersetzt. Ffit Testament schreibt Brauer letzter 
Wille, lür Notar Staatsschreiber usiv„ Er liess sich dabei nicht 
nur von seinem Gefühl für die reiche Bildsarakeit unserer Mutter- 
sprache , für die grössere Anschaulichkeit und Verständlichkeit 
ihrer Ausdrücke leiten, die ja auch Fichte in seinen Reden an 
die deutsche Nation hervorgehoben hat, er wünschte dadurch 
auch dem gemeinen Mann das Gesetzbuch innerlich näher zu 
bringen, es volkstümlich zu machen. Tatsächlich dürfte es neben 
dem starken deutsch-rechtlichen Gehalt des Badischen Land- 
rechls nicht zuletzt seiner sprachlichen Fassung zuzuschreiben 
sein, wenn es in der badischen Bevölkerung bald feste Wurzeln 
fassle. Einige weitere Gründe, die zu seiner Beliebtheit bei- 
trugen, habe ich in meiner Abhandlung über die Kinführung 
des Code Napolöon , Zeitschrift der Savignystiftung für Rechts- 
gcschichtc, Germ. Abt. Bd. XXXI. S. 182 angeführt. Merk hat 
richtig betont, dass allerdings Brauer bei seinen Bemühungen 
um einen volkstümlichen heimatlichen Ausdruck nicht immer eine 
glückliche Hand gehabt hat und dass sein oft schwerfalliger und 

12* 



°8' c winaÄivw^rv 



l8o Zeilsclirificnschau und LUcralurnoluen. 

holpriger Beamtenstil die geschmeidige knappe Fassung seiner 
französischen Vorlage nicht erreicht. Wenn somit das Können 
auch hinter dem Wollen zurückblieb» so dürfte das Brauers Ver- 
dienste um die Entwicklung der badischen Rechtssprache kaum 
schwächen. Wohltuend berührt es insbesondere auch, dass er 
in jeden Lagen der Fremdherrschaft auch den einen Gesichts- 
punkt für seine Verdeutschung des Code civil nicht vergass, 
nämlich »den gerechten Wunsch, der in jedem Deutschen leben 
rauss, mit den wandelnden Gestalten der Wellen, die so manches 
unhaltbar gewordene Deutsche weggespült haben, doch nicht gar 
auch seine Volksrigenheit untergehen zu sehen, sondern für diese 
an Einem Ort das Land zu gewinnen, das ihm auf einer anderen 
Seite entzogen wird.« W t Andreas. 

Auch die neueste biographische Schrift von Franz Dor, 
die dem badischen Schulmann und Schulpolitiker Hofrat Kar! 
Zell (1793—1873) gewidmet ist (Freiburg 191 2, Herder VIII -+- 
222 S.), kommt über den Rahmen einer Gelegenheitschrift nicht 
hinaus. Sie bringt weder eine Würdigung von Zells wissen- 
schaftlicher Tätigkeit, noch bietet sie Erschöpfendes für seine 
doch zweifellos nicht unbedeutende politische Wirksamkeit; sein 
Anteil an den Verhandlungen der badischen Kammer und der 
Katholikentage hätte wohl eine Darstellung verdient» und auch 
seine zahlreichen publizistischen Arbeiten wären hier zu durch- 
forschen und nicht einfach nur aufzuzählen gewesen» wie sehr 
man auch im übrigen die Zusammenstellung zumal der anonymen 
Zell'schen Artikel der Süddeutschen Zeitung von 1847 (S. 6g) 
schätzen mag. Manche handschriftliche Quellen wie Briefe etc. 
standen dem Verf. zur Verfügung, aber das Ganze beschränkt 
sich doch durchaus auf eine Idealisierung des Mannes und seiner 
schulpolitischen Anschauungen und Tätigkeit. F. Schnabel. 

Von der zur dritten Säkularfeier der St*dt Kmmendingen 
von Heinrich Maurer 1890 verfassten Festschrift: »Emmen- 
dingen vor und nach seiner Erhebung zur Stadt« (Emmen- 
dingen, Dölter) ist eine zweite wesentlich erweiterte (184 statt 
112 Seiten!) Aullage erschienen. Es ist im Grunde ein neues 
Buch, aus den Bildern aus der Stadtgeschichte ist mehr und 
mehr eine geschlossene Stadtgeschichte geworden. Oberall merkt 
man die bessernde und ergänzende Hand des kundigen Ver- 
fassers; nur der 8. Abschnitt ist fast unverändert aus der alten 
Festschrift übernommen worden; dagegen sind eine Reihe neuer 
Abschnitte über die älteste Zeit, die Grafen v. Nimburg und 
ihre Erben, den Bauernkrieg und die Schicksale der Stadt unter 
Karl Friedrich hinzugefügt und die Beilagen durch eine Genealogie 
der Markgrafen von Hachberg und von Baden vermehrt worden. 
Die durchweg auf solider wissenschaftlicher Grundlage beruhende 
Schrift verdient vollste Anerkennung und gehört zum Besten, 






ZeitMrliriften*cluu und I*i Lernt umotucu. igl 

was unsere heimatliche ortsgcschichtlichc Literatur in jüngster Zeit 
hervorgebracht hat« Nur die kleine Schrift von (J- C. Muller, 
*Goetheerinnerungen in Emmendingen«, scheint dem Verfasser 
entgangen zu^sein. /£. O* 

Julius ^Schmidt, Kirchen am Rhein» Eine karo- 
lingischc Königspfalz. Hin Beilrag zur Kulturgeschichte des 
Oberrheins von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Bustrationen, 
zwei Plänen und je einer Originalzeichung von J» P, Hebel und 
H. Daur. Bühl 191 2. IV, 364 S. gr. 8. 

Der Verfasser dieses Buches hat schon früher über die 
Geschichte des Ortes Kirchen im Amt Lörrach einzelne Unter- 
suchungen veröffentlicht, die verdiente Beachtung gefunden 
haben; so hat er u, a, insbesondere durch planraässige Grabungen 
nicht nur zahlreiche Funde namentlich der jüngeren Bronzezeit 
und aus römischer Zeit zutage gefördert, sondern vor allem 
auch den Nachweis erbracht, dass die alte Königspfalz *der 
Karolinger Chirihhcim bei eben diesem unserem badischen Kirchen 
zu suchen ist und nicht bei dem gleichnamigen Orte bei Marlen- 
heim im Unterelsass, was bis dahin keineswegs allgemein zugegeben 
wurde (Alemannia» Neue Folge. Bd. 8» 269 — 286 und 3- Folge. 
Bd. i, 95 — 122). — Das vorliegende Buch ist die Frucht sieben* 
jähriger rastloser Arbeit und zeugt von einer erfreulichen Hingabe 
und Liebe zur Heimat und verständigem Kindringen in deren 
geschichtliche Vergangenheit, Es soll nach der Absicht des Ver- 
fassers »Zunächst der Gemeinde Kirchen und deren Nachbarschall 
als ein ortsgeschichtliches Heimatwerk:, aber auch der Allgemeinheil 
und Wissenschaft als ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Ober- 
rheins«: dienen. Durch Heranziehung aller nur irgend in Betracht 
kommenden Quellen, gedruckten und ungedruckten — das Ver- 
zeichnis derselben füllt mehrere Seiten und es dürfte kaum eine 
von Belang darin fehlen — ist es dem Verfasser gelungen, 
manches Neue und Wertvolle beizubringen, das über die eigent- 
liche Ortsgeschichte hinaus von Bedeutung ist. Freilich hat ihn 
auf der anderen Seite das Bestreben, die Ergebnisse seiner For- 
schung möglichst vollständig mitzuteilen, hin und wieder dazu 
verführt, Dinge heranzuziehen, die, selbst wenn man den Rahmen 
so weit spannt, wie es hier geschehen ist, doch nicht mehr in 
denselben hineinpassen. So hätte, um nur ein Beispiel heraus- 
zunehmen, ein grosser Teil von dem, was über die Juden in 
der alten Markgrafschaft Baden im .Mittelalter und später gesagt 
ist (S. 22b ff.), schon im Hinblick darauf, dass der »früheste 
Termin der beginnenden jüdischen Niederlassung in Kirchen« 
selbst erst das Jahr 1736 ist, ohne Schaden wegbleiben können. 
Doch man wird darüber mit dem Verfasser nicht rechten wollen. 
Auch Ausstellungen, die man im einzelnen da und dort machen 
könnte, fallen meisst nicht allzu schwer ins Gewicht. So E. U. 
fand die Teilung der badischen Lande unter die Markgrafen 



C iooglc mSSt5im\ 



l$2 Zeitseliriflciiscliau um] Litcraturnoiucii. 

Bernhard III. und ETOSt Dicht schon 1527 nach dera Tode 
Markgraf Christophs statt (S. 76)» sondern erst 1533, nachdem 
Markgraf Philipp 1.» der Bruder der beiden genannten Fürsten, 
gestorben war» Bedenklicher ist, dass unter Berufung auf Schön- 
hut (Die Burgen etc. Badens und der Pfalz 1, 266) das Vor- 
kommen eines »festen Schlosses* auf der Rötteler Höhe im Jahre 
670 behauptet und dass der Graf Wolfuni im Breisgau vom 
Jahre 898 als ältester Herr von Kutteln bezeichnet wird 
(S. 64 u. 72 f.). Die Nachricht von der Teilnahme eines Walther 
von Költeln an dera »durch Heinrich den Finkler abgehaltenen 
Turnier zu Magdeburg« ist dem Verfasser offenbar selbst nicht 
ganz geheuer vorgekommen; er hätte sie ruhig streichen können. 
Solche Verstösse sind um so bedauerlicher, als im ganzen die 
Darstellung besonnene Kritik keineswegs vermissen lässl. Als 
Anhang ist ein Urkundenbuch beigegeben, in welchem neben 
schon gedruckten Urkunden, wie solchen aus dem St. Gallencr 
Urknndenbuch und anderen Werken, auch einige bisher nicht 
veröffentlichte Stucke mitgeteilt sind. Als Dialektprobe ist ein 
Gedicht in Kirchener Mundart abgedruckt. Ein Obersichtsplan 
der Gemarkung Kirchen und der Ausgrabungen auf derselben, 
wie auch eine statistische und graphische Darstellung der Reben 
im Amtsbezirk Lörrach sind schätzenswerte Beigaben; auch sei 
lobend der in den Text eingefügten Abbildungen von Fund- 
stücken, Ansichten von Bauwerken usw. gedacht. Alles in allem 
stellt das Buch eine durchaus anerkennenswerte Leistung dar 
und nimmt unter den badischen Ortsgeschichten, welche in den 
letzten Jahren erschienen sind, entschieden eine hervoragendc 
Stelle ein. -r. 

\V\ Marlons' Geschichte der Stadt Konstanz (1911. 
Konstanz, Karl Gess, XVJ, 312 S. kl. 8) ist für einen weiteren 
Leserkreis, in erster Linie für die Bewohner und Freunde der Stadt 
selbst, bestimmt. In aller Kürze will der Verfasser erzählen und 
schildern , »was bei gewissenhafter Verwertung des gedruckten 
Materials über die* Geschichte von Konstanz zurzeit gesagt 
werden kann«. Dies ist ihm in einer Weise gelungen» die als 
mustergültig bezeichnet werden kann. Das Hauptgewicht ist auf 
die Geschichte der Reichsstadt Konstanz (bis 1548) gelegt. 
Die äusseren Schicksale der Stadt wie ihre innere Kntwicklung 
sind gleichmässig zu ihrem Rechte gekommen« Das Wirtschaft* 
liehe Leben (Handel und Gewerbe), das geistige Leben (Dich- 
tung, Wissenschaften und Künste), sowie Sitte und Gesellschaft 
sind besonders behandelt. Ein eigener Abschnitt ist dem Bis- 
tum Konstanz (Umfang und Gründung) und der Geschichte der 
Konstanzer Bischöfe (bis 1827) gewidmet. Auf gelehrtes Bei- 
werk (Anmerkungen t Quellenbelege etc.) ist grundsatzlich ver- 
zichtet. Einzig und allein der wichtige Freiheitsbrief, durch 
den Kaiser Heinrich VI. am 24. September 1 192 die Kon- 



S le 



■■ 



Zeitschriftcnschau und Literatur notizcn. 



'83 



Stanzer Bürger für frei von jeglicher Besteuerung durch den 
Bischof oder seinen Vogt erklärte» die »Geburtsurkunde der 
Reichsstadt Konstanz«, ist nach dem Original im Rosgarten- 
mtiseum zu Konstanz abgedruckt, »r 

Urkundenbuch der Stadt Stuttgart, Bearbeitet von 
Dr. Adolf Rapp, Privatdozent in Tübingen (= Württemberg 
gische Geschichtsquellen» herausgegeben von der Württember- 
gischen Kommission für Landesgeschichte, XIII. Band), Stuttgart, 
Kohlhammer. 1912. XXII u. 680 S. 

Die neueste Publikation der Württembergischen Kommission 
für Landesgeschichte ist das Urkundenbuch der Landeshaupt- 
stadt. Es beginnt mit der ersten Erwähnung der Stadt (1229 
März 8) und endet mit dem Todestage Eberhards im Hart (1496 
Februar 24 bzw. 22). Der Bearbeiter, der bisher durch seine 
Arbeiten aus der württerabergischen Geschichte im 19. Jahr- 
hundert bekannt war, hat den Freund der Geschichte seiner 
Heimatstadt schon im Jahre 1 909 in den Württembergischen 
Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde über Fragen wie die 
Gemeindemarkung und den städtischen Haushalt Stuttgarts in 
jenen Zeiten durch kurze, sachliche Ausführungen unterrichtet. 
Nun hat er aus dem trotz grosser Verluste immer noch reich- 
haltigen städtischen Archiv, das er — ein grosser Vorzug! — 
selbst eingerichtet und geordnet hat, nahezu die Hälfte der 
882 Nummern des vorliegenden Bandes gewonnen. Es sind zu 
dem von dem trefflichen Pfafl" in seiner Geschichte der Stadt 
Stuttgart ( 1 . Band 1 845) benutzten Material wertvolle Stücke 
hinzugekommen, während andererseits auch manche von diesem 
benutzte Archivalien sich nicht mehr auffanden. Das weitere 
Material, zu dem das k. wÜrtt Staatsarchiv natürlich in erster 
Linie beisteuerte, ist sorgfältig zusammengetragen, das umfang- 
reiche Orts- und Personenregister (vgl. das Stichwort: Stuttgart), 
das Sftch- und Wortregister (vgl. den heiteren Anhang: Ehrende 
Beiwörter) sind vorzüglich. Eine nähere Bestimmung kleinerer 
Orte im Register durch Beisetzung des Oberamts etc. wäre für 
Nichlwürtlcraberger wohl zu wünschen gewesen. Weshalb das 
Urkundenmaterial der geistlichen Körperschaften und Personen, 
die ihren Sitz in Stuttgart hatten, so sehr beschnitten wurde, hat 
der Bearbeiter selbst begründet. Hoffentlich (olgt hierüber aber 
auch wirklich bald eine Publikation der in der engeren Heimat* 
geschichtc so rührigen Kommission. 

Der Inhalt des Bandes ist territorialgeschichtlich begrenzter 
als jener der vorausgegangeneu Urkundenbücher schwäbischer 
Reichsstädte, Würltembergische Geschichte tritt uns, von kurzen 
Episoden abgesehen» entgegen. Aber welch ein Reichtum von 
Leben bietet sich dar! Wer Stuttgart kennt und liebt, sollte das 
Buch kaufen und lesen, Gustav Bossen hat im Schwäbischen 
Merkur (Sonntagsbeilage zum 26. Oktober IQ12), um hierzu an- 



ogk hÄÄ: 



I 8 J ZeitBchriftcnsclmu und Mtcratuinoliztn. 

zuregen, auf Grund dieses Bandes ein Bild der Stadt gezeichnet. 
Sie tritt mit ihrem langsam wachsenden Äusseren, ihrem Stadt- 
recht und Gerichtswesen, ihren Zünften und Hruderschaften, dem 
Verhältnis zu den Grafen und all ihrem Glück und Unglück 
(Seuchen, sanitäre Missverhältnisse) lebendiger als aus jeder Dar- 
stellung vor unsere Augen. Und auch die Schicksale der Juden- 
schaft, der Arzte und Apotheker (Ordnung von 1482), des 
Künstlers, ziehen in buntem Wechsel an uns vorbei. Manches 
interessante verdiente einzeln besprochen zu werden, doch müssen 
wir uns an dieser Stelle mit dem Hinweis auf die wenigen 
Hadensfa begnügen. Einen Sehullheissen von Pforzheim im 14.. 
einen Vogt und einen Landschreiber von Baden » sowie zwei 
Ettlingcr und einen Rastatter Bürger im 15. Jahrhundert finden 
wir unter den Gläubigern der württem bergischen Grafen, denen 
die Stadt Stuttgart die nötige Sicherheit verbürgen musste. Die 
Beziehungen auswärtiger geistlicher Körperschaften dorthin sind 
lebhafter, wie denn auch im späteren Mittelalter die Kirche das 
interterritoriale Klement darstellt. Salem, das dem modernen 
Stuttgarter, der die Entfernungen nur nach Eisenbahnverbindungen 
schätzt, verhältnismässig entfernt erscheint, hatte schon sehr früh 
Güter zu Berg, Oberlürkheim etc. Das Bistum Konstanz spielt 
nicht nur bei der Verlegung des Stiftes Iteutelsbach nach Stutt- 
gart und sonstigen Vorgängen im Stifte seine Rolle, sondern 
auch bei der Besetzung der Prädikatur der Salvebruderschaft 
( 1 468). Endlich ist die Stiftungsurkunde einer Pfründe des 
Klosters Adelberg zu Stuttgart von 1491 Juli 8 ihrer Intitulatio 
wegen zu nennen. ff t Haering. 



»gk 



miHCTO«U|l!Y[R*JTY 



Die »Weingartenert Annale n. 

Von 

Si e gm u n d H eil in an n . 



Seitdem Paul Lehmann den Beweis dafür angetreten 
hat, dass ein Teil der Weingartener Handschriften in Stutt- 
gart und an anderen Orten der Bibliothek des Konstanzer 
Domkapitels entstammt, die 1630 an das Kloster veräussert 
wurde l ) t ist eine kleine Literatur über den Gegenstand 
erwachsen, die unter Prüfung der vormals YVeingartener 
Handschriften und unter Heranziehung urkundlichen Mate- 
rials seine Ausführungen bestätigt hat 2 ). 

Uns interessiert dabei vor allem die Frage, ob nicht 
auch Licht auf die Herkunft der Annales Weingartenses 
Rillt. Wie so oft, hat bei ihnen die Provenienz der Hand- 
schrift die Bezeichnung für ein anonym überliefertes Werk 
abgeben müssen. Pertz. der die Annalcn M t G. SS. I, 65 
-67 abdruckte, nannte sie mit Mabillon*) nach Weingarten, 
während G. Hess 4 ) und D. Moser 5 ), die zwischen beiden 
standen, sie richtiger der eine nach der Keichenau, der 
andere nach St. Gallen vorsetzen wollten. Wirklich können 

■) Neue Bruchstücke aus Weingartener Itala-Handschriften, Müncheuer 
S.B. 1908, ^2 fl- — *) H. Baier, Besprechung von Lehmanns Aufsat/ in 
der Zeitschr. für Geach, des Oherrheins LXIII (1909) 182 f. — K. I.*fllcr t 
Stuttgarter handschriftliche Kataloge der Weingartcner Kloslerbibliolhck, 
Zcntralblatt für Bibliothekswesen XX VII (19 10) 14! ff, und: Zur Provenienz 
fra^e der Weingartener Handschriften mit Italafragmenten, das. 435 fl". — 
K I^limann in den Codices Graeci et I-atini pholographice depicli, Supple- 
mentum IX., S. II ff. der Einleitung. — K- LöJfler, Die Handschriften des 
Klosters Weingarten (XLI. Beiheft zum Zentralblatt für Bibliothekswesen), 
Leipzig 1912. — 3 | Analecta vetera IV, 477. — *) Monumentorum üuelli- 
corum pars hislorica (1784) 26g ff. — *> Peru* Afchiv V (1825) 523 f. 
Zeiuchr, (. U«ch. d. Oberrh. N-F, XXV1J1. 5. ,3 



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ffUHOmUHMRSn 



lg6 Meli mann. 

sie auch mit dem 1053 gestifteten Weingarten nichts zu 
tun haben, da die Schrift, wie die M, G. SS. I* 2021 
gegebene Probe zur Geniige zeigt, in spätkarolingische 
Zeit gehört, auch die chronologischen Daten, an welche 
die Aufzeichnung der Ereignisse sich anschliesst, nur bis 
zum Jahre 994 ausgerechnet sind 1 ). K. Loffler hat daher 
Recht, wenn er zu der Weingartener Herkunft der Annalcn 
ein Fragezeichen setzt und andeutet, dass auch sie aus 
Konstanz stammen werden 1 ). Es ist mir zwar nicht möglich, 
sie graphisch oder durch Prüfung ihres Einbandes 3 } auf 
ihre Verwandtschaft mit Konstanz -Weingartener Hand- 
schriften zu untersuchen, aber schon der Inhalt genügt, 
um ihnen Konstanzer Ursprung zu vindizieren. 

Die Annalen sind wörtlich den Alamannischen Annalen 
entnommen 4 ) und nur mit geringen Änderungen und Zu- 
sätzen versehen worden, die l J ertz in seiner Ausgabe durch 
kursiven Druck hervorhebt. Den Tod des Bischofs Adal- 
bero von Augsburg melden sie 910 noch mit den Worten 
ihrer Vorlage, nur dass sie ihn als >episcopus* bezeichnen, 
bei der Erhebung Conrads I, geben sie die bis dahin bis 
auf jene kleinen Abänderungen festgehaltene wörtliche 
Übereinstimmung auf 6 )« Dies mag der Zeitpunkt sein, wo 
die Abschrift entstand. Ihre Heimat ist deutlich an den 
Änderungen und Zusätzen zu erkennen, welche sie sich 
ihrer Vorlage gegenüber erlauben. Soweit sie lokal - 
geschichtlicher Natur sind, beziehen sie sich mit einer Aus- 
nahme«) alle auf Konstanz. Die Entstehungszeit der Ab- 
schrift führt uns in das Pontilikat Salomos III., der Sgoden 
Konstanzer Stuhl bestiegen hatte. Ihm wenden die Annalen 

*) Moser a. a. O. 522. — *j Zentralblau a. a. O- 440. — *) Vgl- Leh- 
mann, Einleitung S. IX« — *) Die eine Krage, welcher ihrer Rezensionen, 
die J. R. Dieterich, Die üeschichtiquellen des Kloster* Reichcnau bis zur 
Milte (leb eilten Jahrhunderts 165 ff. und F. Kurze, Neues Archiv der Ge* 
Seilschaft füi allere deutsche Geschichtskunde XXIV (1899) 429 f.» 432 ff-» 
43*j fl\ ( 44811; behandelt haben, lasse ich hier unberührt. — *) PeiU hat es 
Übersehen, diese Abweichung kenntlich zu machen. — c ) Es ist 816 Gozperts 
Erhebung zum Abt von St, Gallen. Wer der Hnrkard ist, der 864 mit 
anderen »istius regni |>rinci|>es* stirbt, weiss ich nicht. Die Heuschrecken- 
plage 875 und der harte Winter 881 werden auch von anderen Quellen 
angemerkt, vgl. für jene die Zusammenstellung bei E. Dümmler, Gesch. d. 
tMfr&nkischen Reiches II, 369, für diese die Ann. Fuldenscs 881, 



ogl* \mSSlm\ 



Die * Weingar lencr- Annalen. lß- 

besondore Aufmerksamkeit zu. Den Tod Salomos 1. ent- 
nehmen sie 87 1 den Alamanmschen Annalen , aber sie 
schieben ein »primus» ein, um ihn gegenüber den späteren 
Trägern des Namens zu kennzeichnen. Seine Nachfolger 
Patacho, Gebhard, Salomo II. übergehen sie. Dafür melden 
sie mit den Worten der Ann. Alamannici 890 Salomos III. 
Erhebung zum Abt von St. Gallen. 891 zum Bischof, und 
tragen in einem Zusatz zu dem Original 885 seine Diakonats- 
weihe nach. Diese Notizen würden in einem umfänglicheren 
Stück vielleicht nicht viel besagen. Aber die »Weingartener* 
zählen zu den kleinsten der sog. kleinen Annalen. Oft 
findet sich jahrelang kein Eintrag 1 ); wenn doch, beschränkt 
er sich auf wenige Worte und überschreitet in unseren 
modernen Ausgaben nur selten den Umfang einer Zeile. 
Hei solcher Einsilbigkeit fällt das Interesse, das Salomo III., 
und ihm allein gewidmet wird, doppelt auf; es ist nur dort 
erklärlich, wo er selbst im Vordergrunde stand, in einem 
seiner beiden Stifter, St. Gallen oder Konstanz. Wird nun 
noch sein Tod angemerkt und sein Konstanzer Nachfolger 
genannt, Bischof Noting, nicht auch der St. Gallener 1 ), so 
wissen wir nach allem, was wir über die Herkunft der 
Handschrift vermuten können, dass diese AVeingartener» 
Annalen in Konstanz entstanden sind. 

'» z. B. 901—005, 907—909, 922-<H2. — -) Harlmam». 



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■■ 



Zur Textgeschichte 
der Freiburger Stadtrechtsaufzeichnungen. 

Von 

Alfred Schultze, 



Was Siegfried Rictschel, dessen Heimgang" wir 
betrauern, für die Textgeschichte des älteren Freiburger 
Stadtrechts geleistet hat, ist bekannt 1 ). Er war es, der 
die Diskussion darüber von neuem in Fluss brachte und 
ihr die entscheidende Wendung gab. Noch seine letzte 
Niederschrift, soeben in der Zeitschrift der Savigny-Siiftung 
für Rechtsgeschichte (Germanistische Abteilung Band 33 
S. 471 ff.) erschienen, gehörte diesem Gegenstande. Ein> 
seiner Uauptverdienste ist die Heranziehung derjenigen 
Fassung, die uns im argauischen Städtchen Brcmgarten 
in einer durch Rechtsbewirimung dahin gelangten Abschrift 
von ca. 1258 erhalten ist 1 ). Mit durchschlagenden Gründen 
hat er einmal den Nachweis geführt, dass diese Abschrift 
die Freiburgcr Vorlage, die wir nicht besitzen, ursprünglicher 
und getreuer wiedergibt, als der bisher traditionell zu- 
grunde gelegte, korrespondierende Teil des »Tennenbacher 
Textes* 3 ). Zweitens hat er dargetan, dass der »Stadtrodel«, 
die im Original im Freiburger Stadtarchiv aufbewahrte 



') Siehe die vorl reff liehe Würdigung durch Konrad Bcyetle in der 
ZcitschiifL der Savigny-Sliflung für K echt sgc schichte, Gemianisl. Abt., Bd. 30 
S. 408 ff. — >) Gedruckt von Rictschel in der Tübinger Festgabe (ür Thudichum 
S. 3 t 11. und ediert (mit anderer Patagraphenzählung) von Walther Merz in 
der Sammlung Schweizerischer Rcchtsquellcn Abt. XVI Teil I Bd. 4 S. 8 ff. 
Dort auch am Schluss des Bandes ein Lichtdruck der ganzen Urkunde. — 
•> Gedruckt in dieser Zeitschrift Neue Folge Bd. 1 S. 195 ff. und bei Keutgen. 
Urkunden zur Städlischen Verfa-.suiigsgcschichlc S. 119 ff. !& ib ff. 



C -oo^k 



sanwuHivtRarv 



Zur Textgeschichte de» Freiburger Stadtrechts. i3q 

Stadtrechtsaufzeichnung '). aus der Freiburger Vorlage in 
der Fassung, wie sie diese Bremgartener Abschrift über- 
liefert, geschöpft hat — sie vielfach redaktionell verändernd, 
stellenweise fortbildend und durch Zusätze vermehrend. 
Auch für die Datierung dieser Vorlage und des Stadtrodels 
gab er neue wichtige Fingerzeige. 

Hier aber hat dann Fritz Rörig durch seine paläo- 
graphischen Untersuchungen in dieser Zeitschrift (N. F\ Bd. 26 
S. 38 ff. und Bd. 27 S. 16 ff.) (ordernd eingegriffen, indem 
er die Hand des Stadtrodelschreibers in fünf anderen, sicher 
datierten Urkunden — deren erste von 1217, deren letzte 
von 1246/47 — nachwies. Dadurch ist in bezug auf den 
Stadtrodel ein Punkt aus den Ausführungen Rietschels 
widerlegt , wie dieser selbst in seinem letzten Aufsatz 
(S. 472) anerkannt hat, nämlich die Hypothese, dass er in 
seinen Schriftzügen absichtlich archaistisch gehalten und 
in Wirklichkeit erst gegen 1275 — unmittelbar vor der 
Verfassungsurkunde dieses Jahres, der ersten deutsch ab- 
gefassten 2 ) — entstanden sei 3 ). Wir können nunmehr 
ohne Bedenken dazu zurückkehren, 1248 als den äussersten 
terminus ante quem anzusehen, gestützt auf die Tatsache, 
dass die Verfassungsänderung des Jahres 1248 noch nicht 
im Stadtrodel berücksichtigt ist*). 



f ) Gedruckt bei Schreiber, Urkundenbuch der Stadt Freiburg i. ttr 
Hd. 1 S. 3 ff., bei Gaupp, Deutsche Stadtrcchle des Mittelalters Bd. 2 S. 2» ff. 
und zum Teil bei Kietschel in der Festgabe f. Thudichum a. a. O« — 
*) Urkundenbuch der Stadt Freiburg Bd. 1 S- 74 ff. — *( Ich meine mit 
Konrad Bcyerle a. ■, O. S. 423 ff, Franz Beyerle, Untersuchungen zur 
Geschichte des älteren Stadtrechts von Fteiburg und Villingen S. 29 ff» 
Rörig a, a, O. Bd. 26 S. 40 ff., Bd. 27 S» 27 ff-, dass man die ganze, von 
Hermann Flamm in Mitt d, InstiL für österr. Geschichtsforschung 15*1* 28 
S* 444 angeschnittene und von Ktetschcl in Featg. f- Thudichum. besonders 
S. 9, 26 ff., weitergeführte Fülschutigshypotliesc besser fallen Hut, Auch 
Johannes Lahuscn in Mitt. d. Inst. f. flst. Gesch. Bd. 32 S. 327 und in 
dieser Zeitschrift N. F. Bd. 27 S. 334 lehnt sie im Grunde ab, redet aber 
noch von einer »formellen Fälschung*- Ich möchte nicht einmal dies tun. 
Wenn der Kode! Sätze» die sicher spater entstanden sind, auf den Stadt* 
gründer zurückführt, so braucht er dabei keine Fälschungsabsicht zu haben. — 
*) So Well, in Sammlung Schweizerischer Kechtsqu. Abt. II Teil 1 Bd. 1 
S, LIV und die anderen von Kietschel a. a. O. S* 14 zitierten, ferner Flamm 
a. a. O. S. 413 ff., Konrad Beyerlc a. a. O. S. 421 f., Franz Beyerle 
a. a. O. S. 37, Lahusen in Mitt. d. Inst. f. öst. Geschieht Bd. 33 S. 363. 



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igO Schnitze. 

Hermann Flamm will noch etwas weiter, auf 1247 
und dann auf 1244. zurückgehen und hat dafür den Beifall 
Konrad Heyeries gefunden 1 ). Aber seine interessanten 
Hinweise sind doch nicht zwingend für die Rodeldatierung*). 
In eine Aufzeichnung bürgerlicher Provenienz, wie sie der 
Rodel ist, konnte das akverbriefte Recht auf gemeindliche 
Wahl des Münsterpfarrers, das »Vorpräsentationsrecht«, 
auch nach den Ereignissen von 1247 sehr wohl noch auf- 
genommen werden (Rodel § 8j. lind, was das Jahr 1244 
anlangt, so ist allerdings durch die von Klamm (S. 418)») 
wiedergegebene Papsturkunde vom 5. März 1244 bewiesen, 
dass der im liremgartener Text § 50*) = Tennenbach § 52 
aufgezeichnete Rechtssatz — Vergabung im Siechbett ohne 
Erbenlaub nur bis 5 Schillinge Wert — damals in Freiburg 
galt, und damit auch ein Beleg gegeben für die Ansetzung 
der Freiburger Vorlage des Bremgartener Textes »vor 1244«. 
Aber deswegen auch den Stadtrodel mit Sicherheit 5 ) »vor 
1244« zu datieren, wäre nur dann gerechtfertigt, wenn 
wirklich die Tatsache, dass diesem die in Bremgarten 

§5 48—53 (ed. Merz 52—58)*) - Tennenbach §§50—55 ent- 
haltenen Sätze fehlen, sich nicht anders erklären Hesse, als 
durch die Annahme, er habe aus jener FYeiburger Vor- 
lage zu einer Zeit geschöpft, wo sie diese letzten Sätze 
eben noch nicht enthalten habe. Sie können jedoch 
ebenso gut bereits darin gestanden haben und vom Stadt- 
rodelschreiber aus welchem Grunde nur immer — vielleicht 
auch im Zusammenhang mit der versehentlichen Umstellung 
der beiden Hälften seiner Vorlage 7 ) — weggelassen worden 



') Flamm S. 417 ff., K. Beyerle S. 422. — ») Auch Franz Beyerle 
S. 28 ■ hält sie für »an sich noch nicht voll beweiskräftig.« — -) Aus dem 
Abdruck Finkes in Zeitschr. der Gesell schafl für Beförderung der Ge- 
schieht- elc. künde von Freiburg, dem Breisgau etc. Bd. 17 S. 173. — 
•) RictschcIVhcr Zählung = § 54 nach der Zählung von Merz. — *) So 
weil gehl wohl auch Flamm niclit. — '•) Sie stehen auch in dem Brem- 
gartener, nicht bloss im Tennenbacher Text. Das übersieht K. Beyerle 
S. 416. - ') Siehe darüber z. B. K. Beyerle S. 416. Oder hat er absicht- 
lich des inhaltlichen Zusammenhangs wegen an die Marktfahrergeleitsstelle 
(Rodel § 51 die Reiscgeleitsstelle (Bremgarten $ 26 ed. Merz § 37 = Tennen- 
bach § 34 = Rodel § 7) nahe heranbringen wollen und deshalb mit dieser 
letzteren Stelle, als er jene Vorlage ausschrieb, angefangen und dann zunächst 
weiter geschrieben? 



( ^pS'e iwttH»n 



Zur Textgcschichle des Freilmrger Stadtrechts. ml 

sein, wie er ja auch andere Sätze der Vorlage (s. die Kon- 
kordanztabelle Rietschcls in Festg, f. Thudichum S. 31 ff.) 
weggelassen, neue Sätze hinwiederum aufgenommen hat. 
Flamm will neuestens (in dieser Zeitsclir. Md. 27 S. 181 ff.) 
den Endtermin für den Rodel noch weiter heraufsetzen, 
auf 1220, weil die im Rodel auftretende Version der Stadt- 
gründung durch einen »ttertold«, nicht Konrad, schon in 
zwei Urkunden von 1 220 erscheine. Demgegenüber hat 
Rietschel in seinem letzten Aufsatz (S. 480) zutreffend 
hervorgehoben, dass dies nichts für die Datierung ent- 
scheide, da der Rodel diese Version aus einer alten, bereits 
lange herrschend gewesenen Freiburger Tradition geschöpft 
haben könne, ja sicher sie nicht erst seinerseits neu ge- 
schaffen habe 1 ). 

Es darf also nach allem dabei bleiben: Für den Stadt- 
rodel ist als Endtermin nur 1248 vollkommen gesichert 2 ), 
tur die Freiburger Vorlage des Hremgartcner Textes das 
Jahr 1244. 

Als terminus post quem hat Rietschel für beide 
Stadtrechtsaufzeichnungen das Jahr 1218 angenommen, 
d. h, das Aussterben der herzoglichen Linie der Zähringer. 
Seine Hauptgründe*) sind folgende: 

Erstens wird in ihnen der Stadtherr nicht, wie in der aus 
der Herzogszeit stammenden erweiterten (mindungshand- 
feste (Tennenbach 3$ i — 15)1 als *c3ux*. sondern als *dominusc 
aufgeführt, und zwar durchweg, auch in denjenigen Sätzen, 
die aus dieser Gründungshandfeste herübergenommen sind, 
in denen also der Titel »duxe ausnahmslos durch »dominus* 
ersetzt ist*). Zweitens kommen in beiden Aufzeichnungen 

■) Siehe auch schon Laliusen in Gott. Gel. Anz. 19(2 S. 124* und in 
I0U- d. In*l- t ö*l* Geschieht*!". Bd. 33 S. 363, Siehe noch unten S. 203 Anm. 3. 
— r ) Am Kodel hingt das älteste Stadisiegel von Freiburg. An Uikunden von 
1234 — 1253 ist ein zweite», an solchen von 1245 an ein drittes nachgewiesen. 
Weil kaum drei Siegel neben einander in Gebrauch gewesen sein dürften, möchte 
Lah usen in Hltt d. Inst» f. öst. G. Bd. 32 S. 327 für den Rodel als terminus 
ante quem 1243 annehmen. Er hebt die Unsicherheit dieser Hypothese selbst 
ausdrücklich hervor. Einen gewissen WaSmchoinlichkeitswerl hat sie aber 
allerdings. — A ) UnterstQtiendc Momente entnimmt er (Festg. f. Thudicbum 
S. 12) aus dem Inhalt verschiedener Vorschriften* Doch sind sie alle zweifel- 
hafter Natur. Vergl. hierzu K. Beyerle S. 418 f. — *> So bezüglich des 
Rodels auch schon Welli a. a. O* S. L Ziff. 2. 



S C tflNCdQNUHIVft 1 



j Q2 * Schul tze. 

Hindeutungen auf eine »Grafschaft Freiburg* vor; eine 
solche hat sich erst nach dem Aussterben der zähriugischen 
Herzogslinie in der Hand der Grafen von Urach, die sich 
dann Grafen von Freiburg nannten, allmählich entwickelt. 

Diese zweite Begründung, die besonders beweiskräftig 
wäre, näher zu untersuchen, ist der hauptsächliche Zweck 
dieses Beitrags. 

Flamm ') hat ihr dieSpit/e abzubrechen gesucht, indem 
er »comitia* in Bremgarien § 2\ *) = Tennenbach § 29 — dies 
war die Stelle, die auf Grund des ersten Rietseheischen 
Aufsatzes») zunächst zur Diskussion stand — nicht als 
Grafschaft, sondern als »Geleite* übersetzte. Was Riet sc hei 
im zweiten Aufsatz 4 ) hiergegen ausgeführt hat, schlägt 
aber vollkommen durch. »Comitia« heisst niemals »Geleite«, 
ist nirgends in dieser Bedeutung belegt. Sie passt auch 
nicht, was ich hinzufügen möchte, zum Inhalt der Stelle. 
Was sollte das Geleiterecht im Zusammenhang mit der 
Anefangsklage? Wie wäre man dazu gekommen , die 
Beklagten in Anefangsprozessen, d. h. die als Inhaber 
gestohlenen oder geraubten Gutes kriminell Angesprochenen 
bei der Suche nach dem als Gewährsmann, als Verkäufer 
Benannten ein für alle Male mit dem Geleite des Stadt- 
herrn auszustatten oder auch nur gerade den Geleitebezirk 
des Stadtherrn für diese Suche massgebend sein zu lassen! 
Endlich hätte die Stelle, so verstanden, mit den Worten 
*per comitiam nostram* den Stadtherrn redend eingeführt, 
wäre also als einzige aus dem Rahmen dieser ganzen Auf- 
zeichnung, die doch bürgerlicher Provenienz ist , heraus- 
gefallen; dafür wäre aber, dasie nur altes deutsches Straf- und 
Prozessrecht wiedergibt, erst recht kein Grund ersichtlich. 

Ebensowenig ist »comitatuse im Stadtrodel S 7 a ) als »Ge- 
leite«oder»Geleitereeht«zu übersetzen. Diese Vorschrift lautet: 

') MitL iL Inst. f. ö&t. Gesch. Bd. 28 S- 427. Er beruft »ich dabei 
auf Heyck, Gesch. der Herzoge von Zftliringcn S. 188 Anni. foi6 und 
Fester, Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg Bd. I, Zweite 
Hälfte S. hl, die beide nur eine Bemerkung Heinrich Maurers in dioer 
Zeitschrift Bd. 4, N.F., S. $02 aufnehmen: in Tennenbach 29 »werde diese 
iuris solutio (ebenda 34) geradezu comiiia genannt«. — *) r= od. Merz $ 30. 
— *) Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaltsgeseh. 1405 S. 43b. — 
4 ) Fc*tg. f. Thudichum S. it. — *) Auf diese Stelle kommt übrigens Flamm 
in jenem Aufsatz noch nicht /,u sprechen. 



■ '._<"- ■■;. n Nnurvfft 1 



Zur Textgttchithtc des Freiburger Stadtrecht*, 193 

»Quicumque Friburc burgensis fuerit, volens inde 
recedere, rerum et corporis usque in medium Rcnum 
ei per totum sui comitatus ambitum securum debet 
habere ducatum clomino conducente«. 

Gewiss ist hier vom Geleit im eigentlichsten Sinne, 
vom Reisegeleit, die Rede, Aber dieses wird ja im Text 
selbst mit dem gewöhnlichen Namen »ducatus« bezeichnet. 
Und das Schlusswort gibt gleichfalls dafür einen tech- 
nischen Ausdruck: ^conduccrct (conduetus). Der Schreiber 
beherrschte mithin die einschlägige Terminologie, Danach 
ist es unglaublich, dass er in demselben Satze an einer 
für den Inhalt wichtigen Stelle für denselben Begriff nun 
noch ein drittes, hierfür ganz ungebräuchliches, ganz un- 
technisches Wort verwendet hätte. Denn auch »comitatus« 
ist, wie aus der Mitteilung Rietschels (a. a. (X) — siehe 
auch Du Gange zu diesem Wort — hervorgeht, sonst nie- 
mals = Geleite im Rechtssinne gebraucht. Man lese auch 
die Übersetzung der Stelle in der Verfassungsurkunde von 

'275')- 

»Wil ein burger ziehen von vriburg, so sol in der 

herre geleitten mit üb und mit guot unzint enmttten 

Ut den rine, und durh alles sin gerihte*. 

Es ist dieselbe Wendung, mit der diese Verfassungs- 
urkunde wenige Zeilen vorher bei Behandlung des Markt- 
fahrergeleites die Worte des Rodels § 5 ^in potestate ac 
iurisdictione sua* übersetzt: *in des herrin gerillt«* 

Arau (vor 130g) § 37 2 ) sagt an der dem Rodel § 7 
entsprechenden Stelle: 

>. . , und durch allen kreiti, das er ze bieten hat«. 

Folglich ist kein Zweifel, dass im Rodel ^comitatus* 
nicht = Geleite steht. 

Vielmehr sind »comitia« in jener ersten wie »comitatus« 
in dieser zweiten Stelle ganz im gewöhnlichen Sinne als 
Grafschaft zunehmen. Darin hat Rietschel sicher Recht. 
Aber welche Grafschaft? Die Grafschaft des Stadtherrn? 
Rietschel behauptet dies für beide Stellen. 

') U.B. der Stadt Freiburg Bd. I S. 75. — *) Sammlung Schwcirc- 
tischer Rechtsquellen Abt. XVI Teil 1 Bd, t cd. Merz S. 26. 



c roogk jtmiaiQfwwsiTf 



igj Schnitze. 

Es ist richtig für die zweite, den Rodeltext. Das vsnU 
in »per totum sui comitatus ambitume kann nur auf den 
»dominus conducensc gehen '). Dies entspricht auch den 
oben angeführten deutschen Texten. Die Schlussfolgerung 
Rietschels für die Datierung des Rodels ist also unab- 
weisbar. Er entstand zu einer Zeit, wo man von einer 
Grafschaft des Stadtherrn von Freiburg sprach. Und /war 
nicht etwa bloss in bezug auf das Stadtgebiet, sondern in 
be/.ug auf sein ganzes umliegendes Besitztum ';. Denn es 
handelt sich ja um Reisegeleit für die von Freiburg Fort- 
ziehenden, und es heisst: »per totum sui comitatus ambi- 
tum«, »durh alles sin gerillte». Der Rodel stammt mithin 
aus der nachherzoglichen Zeit, in der die Grafen von Urach 
Stadtherren waren. Der Beweis ist gerade dadurch voll 
erbracht. Ja wir können sogleich noch — von 1218 an — 
erheblich weiter hinabgehen. Dieser »comitatus* war keine 
Grafschaft im alten, technischen Sinne, kein Bezirk der 
hohen, der Grafen-Gerichtsbarkeit. Das alte zähringischc 
llerzogsland war bis auf die als solche völlig immune 
Stadt Freiburg 3 ) nicht von der Breisgaugrafschaft eximiert 
gewesen, und darin änderte sich auch nach 12 iÖ unter 
den Nachfolgern, den Uracliem, zunächst — vor der Teilung 
der Landgrafschaft Breisgau (1318) — in der Hauptsache 
nichts«/. Es war vielmehr die Grafentitulatur der Herren 
(»Grafen von Urach«, »Grafen von Freiburg*), die auf die 
zusammenfassende Bezeichnung ihrer Herrschaftsgebiete, 
mochten es auch niedere Gerichtsherrschaften sein, ab- 
färbte, so dass daraus dem Namen nach eine »Graf- 
schaft« wurde. In diesem Punkte ist den Ausführungen 
Flammst gewiss beizustimmen. Für diese Ausbildung 
des Sprachgebrauchs bis zu dem Masse, dass er den Bürgern 



') Auch Heinrich Schreibet. ÜB. der Slodl Frciburg Bd. I S. 5 
hat übersetzt: »und den ganzen Umfang seiner (des Hcrrni Grafschaft hin- 
durch*. — *) Wenn Kranz Bcyerlc ■• a. O. S. 27, 35 von einer «neu- 
gebildeten Stadlgialschaft der Uxacher spricht, so kann das irreführen. 
Vergl. unten S. 197. — ') Vielleicht auch damals schon Neuenburg. ■ 
*) Die Herren von Kreiburg gewannen nur die hohe Gerichtsbarkeit in» 
Glotter- und Ibental. Vergl. Hans Felir, Die Landeshoheit im Breisgau 
S. 16 ff.. 19, 79, 8i, 85, 120. 149. — ■) Mi», d. Inst. f. 01t. G. 28 
S. 426 f. 



3gk 



reiHaTOWUHivwün- 



Zur Tcxtgcschichte des Freiburger Stadtrechts, iq = 

der Stadt Freiburg geläufig wurde, bedurfte es nun aber 
einer nicht unerheblichen Spanne Zeit'), zumal es unter 
den zähringischen Herzögen an einer entsprechenden zu- 
sammenfassenden Bezeichnung ganz gefehlt hatte. Man 
beachte nur, mit welchem Umschweif sich noch die Vor- 
lage der Rodelstelle, Bremgarten § 2t 2 ) = Tennenbach 
§ 34, in unserem Punkte ausdrückt, nämlich: »per totum 
sue iuris solutionis ambitum«, d. h. durch den ganzen Um- 
kreis, für den seine (des abziehenden Bürgers) Geleits- 
geld 5 )*Zahlung gilt. Wenn der Schreiber des Rodels dafür 
geflissentlich *per totum sui comitatus ambitum« einsetzte, 
muss er einem bereits fertig ausgebildeten und unter den 
Bürgern gang und gebe gewordenen Sprachgebrauch 

') Wichtig ist der Hinweis Flammt a. a. O. S. 26' auf die von den 
Herren von Stauten am 28. August 1220 ausgestellte Schenkungsurkunde (in 
dieser Zeitschr., A. Fi Bd. 9 S. 233 ff.). In ihr nennen diese Ministerialen 
als ersten in der Zeugenreihe den ■dominus noster comes Egeno de Friburg, 
qui huic donatiom consensiu, während sie die geschenkte Kirche in Schlatt 
(B.A. Stauten) als »sitam in termiois pagi Brisgaudie« bezeichnen- Von einem 
»comitatus Friburgensis» ist also damals natürlich noch nicht die Rede. Fs 
heisst hier auch noch nicht, wie in der von Klamm (ebenda) zitierten Ur- 
kunde von 1231 (Kürslenbergischcs Urkunden buch Bd. 1 Nr. 361 555 Neu- 
gan, Cod. dipl. Alemanniae Bd. 2 Nr. Q20), >E. comes in l'riburg*, sondern 
Komes E- de Friburg*. In ihren Siegelumschrifien gebrauchen die Grafen 
von Urach selbst erst sehr allmählich den Titel »comes in (oder de) Frihurg*. 
Herr Dr* Johannes Lahusen, der im Begriff ist, eine Studie üb*r die 
Siegel der Grafen von Freiburg zu veröffentlichen» hatte die Güte, mir 
mitzuteilen: Noch 1234 führt Kgino V auf seinem • Siegel neben seinem 
Grafentitel den Titel »dominus* von Freib-uig. Zum ersten Male erscheint 
1237 auf dem gemeinsamen Siegel seiner Söhne, der Grafen Konrad und 
Heinrich, die Umschrift: *Sigillum C et H comitum in Vriburg*, Indessen 
noch das einer Urkunde vom 30. August 1 238 anhängende Kindersiegel der 
Grafen Konrad und Bertolt! hat eine Umschrift» die — aufgelöst — lautet: 
>S. Conradi dotnini in Fribuch et Berloldi fralris eius comitis (oder comitum) 
in Ura«. Die Titulatur mussle sich aber wohl bei den Grafen selbst erst 
voll durchgesetzt haben, ehe sie sich auf ihr Herrschaftsgebiet so fest über- 
trug* dass dieses in einer Rcchlsaufzeichnung an einer Stelle» in der es 
gerade auf die örtliche Bestini mnng ankam, als ihre »Grafschaft* bezeichnet 
werden konnte. In den Urkunden taucht nach Franz Beycrle a. a. O. 
$. 26 4 der »comitatus Ftiburgensis« zum ersten Male (ob dies richtig, halte 
ich nicht nachgeprüft) erst lange nach dem Rodel, nämlich 129g, auf: Fürsten- 
bergisches Urkundenbuch Bd. 1 Nr. 658. — *) ed. Merz § 37. — *) >ius 
(worauf mich Herr Kollege von Below aufmerksam macht) hier, wie so 
oft, ■=* Gebühr. 



^ mfSSlSi 



iq6 Schnitte. 

gefolgt sein. Die Ansetzung des Rodels iura 1218« oder auch 
»bald nach 1218c (Keutgen 1 ) Rurig, Flamm) ist deshalb 
ausgeschlossen. Dass für die gegenteilige Ansicht nicht der 
paläographische Befund ins Feld geführt werden kann» wie 
Rörig es will, der wegen der Schreibart die Rodelnieder- 
schrift in die Frühzeit des Schreibers, also mehr an die 
erste von seiner Hand bekannte Urkunde von 12 17 heran» 
verlegen will, das haben Lahusen-) und eingehend Riet- 
schel s ) dargetan. 

In der Beurteilung der »comitatust-Stelle im Rodel 
stimme ich folglich mit Rietschel übercin. Ist aber auch 
»comitia« in der anderen der beiden Stellen, nämlich in 
Bremgarten S 21*) = Tennenbach § 29, die Grafschaft des 
Stadtherrn? Rietschel und alle anderen, die sich hierzu 
geäussert haben, soweit sie überhaupt »comitiac mit Graf- 
schaft übersetzen 5 ), bejahen es. Ich möchte es verneinen* 

Wie erwähnt, handelt es sich um die Anefangsklage. 
Der Beklagte hat seinen Gewähren, d. h. denjenigen, von 
dem er die Sache gekauft haben will, benannt und muss 
ihn vor dem I-reiburger Gericht gestellen. Vax diesem 
Zwecke muss er ihn natürlich erst auftreiben, «suchen«, 
und für diese Suche »per co(n)mitiam nosiratm ist ihm eine 
Frist von 14 Tagen gewährt. Gestellt er ihn nach Ablauf 
dieser Frist nicht, so ist er seinerseits des Diebstahls über- 
führt und erleidet er die Diebstahlsstrafe. 

Das alles ist altes germanisches Recht. Für die Länge 
der Frist liess man von je her — ganz natürlich — die 
Entfernung des Wohnsitzes oder gegenwärtigen Aufenthaltes 
des Gewahren vom Gericht des Anefangspro/esses ent- 
scheiden*). Abstufung nach engeren und weiteren örtlichen 
Bezirken findet sich in den .Quellen der verschiedensten 
Zeiten und Rechtsgebiete, z* B. in fränkischen, schwft- 



') ViiTtcljahrschrift für Sozial- und Wirlschaftsgesch. Bd. 4 S- 384 •• 
— *) Besonder» Min. d. Inst. f. üsi- Geschichisforsch. Bd. JJ S. 329. - 
A ) In »einem letzten Aufuttt, siehe oben S. 1 K8 + Siehe auch unten S- 205 
Anm. 3. — *) ed. Merz § 30» — *) Joachim in Festgabe lür Hagedorn 
S. 35, Konrad Beycrle S. 418» Franz Beycrle S. 17» 83, 98 f. — 
*j Siehe hierzu London, Anefangsklage S. 240» Herbert Meyer, Entwerang 
und Eigentum S- 8g, Karl Hauch, Spur folge und Ariefang S. 16, Rabel. 
Haltung des Vetkilufers wegen Mangels im Rechte S. 18b*. 



ogle 



PRIHaTC'Ji^ivER'-T' 



Zur Text gesch ich tc des Freiburgcr St&dtrechts* iqt 

bischen, bajuwarischen, sächsischen, dänischen, angelsach- 
sischen. Andere, wie z, B. Lex Visigothorum VII 2, 8, Lex 
Baiuwariorum IX 7 (*accepto spatkx) stellen die Frist- 
bemessung für den Einzelfall in das Ermessen des Gerichts. 
Die Lex Ribuaria 33. 1 benennt als engsten Bezirk den 
ducatus Ribuarius, den sie an anderen Stellen (31,3 und 5) 
auch als pagus Ribuarius und provincia Ribuaria bezeichnet, 
und setzt für diesen eine Frist von 14 Nächten* Der 
Schwabenspiegel {Lassberg) 317 unterscheidet zwischen dem 
in dem Gericht des Prozesses sitzenden Gewähren und 
dem Gewähren, »der in einem andren gerihte sitzet«, und 
gibt für die Suche nach dem erstcren eine — zweimaliger 
Wiederholung fähige (ebenda 298) — Frist von 14 Nächten, 
dagegen für die Suche nach dem letzteren gar keine ge- 
setzliche Frist, so dass hier offenbar bei der Fülle der 
Möglichkeiten gerichtliches Ermessen entscheiden soll. Das 
Münchener Stadtrecht (ed. Auer) 1 74 und das Wiener 
Stadtrechtsbuch (ed. Schuster) 75 setzen, je nachdem der 
Gewähre >inner< oder »auzzer landes« ist, 14 Tage oder 
3 mal 14 Tage fest. 

Den engeren Gewährensuchbezirk, für den die vier* 
zehntägige Frist bestimmt ist, bilden also der pagus, die 
provincia, das »Gericht« d. h. im Sinne des Schwabenspiegels 
(siehe z. B. 297) der Landgerichtsbezirk oder das »Land« 
— landesherrliches Territorium. Unsere Freiburger Stelle 
setzt dafür die *comitia nostra«, 

Franz Beyerle") versteht darunter die »Stadlgraf- 
schaftt. Meint er damit lediglich den Stadtbezirk als 



! ) S. 27, 35» 98 f. Da nur von einem »querere per cominam nostram* 
die Rede ist, schlicsst er BOgtr auf ein Verbot» ausserhalb der Stadtgrafschaf i 
zu kaufen, das soll wohl heissen: von einem ausserhalb der Stadigraf seh ah 
Sitzenden zu kaufen, da auf einen solchen die eben nur »per comitiam 
nostrain* erlaubte Suche nach dem Gewähren nicht hatte erstreckt werden 
können. Man bedenke aber: Auch der Kauf »in publico foro* befreite von 
der Stellung des Gewahren zur Abwendung des Diebstahls verdachtes nur 
dann, wenn dieser ein »ignoius- war, KOiDi etiam domum ignorew, nicht 
aber, wenn man dort >a sibi nolo* gekauft hatte. Dann wäre also auch der 
Marktkauf von einer ausserhalb der Stadtgrafschaft sitzenden bekannten 
Person verboten gewesen. Das ist naturlich mehr als unwahrscheinlich. 
Vielmehr wird es in Kreiburg ebenso, wie anderwärts (s. die obigen Zitate), 
neben dem engeren Suchbezirk der comitia auch noch einen weiteren gegeben 



agle ™Ä» 



f g8 S-chultze. 

(ierichtsbezirk der hohen Gerichtsbarkeit» wie er es ja 
wirklich war? Das wäre merkwürdig ausgedrückt; denn 
warum hätte man dann nicht einfach gesagt: »infra urbem«, 
wie z. B. im hamburgischen Stadtrecht von 1270 VII 15 
led. Lappenberg S. 44 f.) *bynnen der stad«, wo in der 
Tat der engste Suchbezirk mit vierzehntägiger Frist so 
bezeichnet ist? Es wird aber auch widerlegt durch die 
Fassung unserer Stelle in der Freiburger Verfassungs- 
urkunde von 1275*), die vom Suchen »dur dis lant« spricht. 

Also der Stadtbezirk war es nicht, sondern ein anderer 
— die Stadt in sich begreifender — Kreis. Welcher Kreis? 
Was konnten die Bürger, die hier, wie in dieser ganzen 
bürgerlich-autonomen Stadtrechtsaufzeichnung, die Sprecher 
sind und auf die aHein daher das >nostram* zu beziehen 
ist 2 ), mit »unserer Grafschaft* meinen? 

Es ist schon an sich im höchsten Grade unwahr- 
scheinlich, dass sie dabei das von den Zähringern über- 
kommene Besitztum ihres Stadtherrn , des Grafen von 
Urach oder Freiburg, im Sinne hatten. Denn dieses war 
Streubesitz 3 ), wenn auch stellenweise sehr kompakter. 
Schon dicht vor den Toren der Stadt gab es 2. ß. un- 
mittelbar nach dem Tode des letzten Zähringer Herzogs 
(1218) von Kaiser Friedrich II. eingezogenes und auch 
nach der Uliner Sühne für das Reich zurückbehaltenes 
Keichslehen: das Schloss Zähringen*), Ein solcher Streu- 
besitz war als Gewährensuchbezirk ganz ungeeignet Ferner 
war jenes stadtherrliche Besitztum zum grossen Teil nur 

haben, für den dann, wie im Schwabenspiegcl, eine vom Gericht ad hoc 
gesetzte Frist galt. Die Normierung dürfte eben in unserer Stelle insoweit 
unvollständig sein. Es kam nur darauf an, die vier«hntägige Frist für den 
engeren Suchbezirk gesetzlich festzulegen. — Auch der weitere Grund 
Fr. Bcycrles (S. 99), man habe den Anefangsbeklagten nicht bei der Suche 
aus der comitia herauslassen wollen, triflt nicht zu. Er ist nirgendaiider^wo 
bestimmend gewesen. Fr. Bcyerle betrachtet diesen Punkt zu isoliert, nur 
im Hinblick auf Freiburg, ohne Heranziehung der Parallelen aus anderen 
Rcchtsquellen. 

'1 U.B der Stadt Freiburg Bd. 1 S« 78. — f ) Siehe oben S. [92. — 
*) Fehr a. a. O. S. 9, 11, 17, 56. Siehe auch Hcyck. Geschichte der 
Herzoge von Zähringen S. 491 ff. — *) Siehe Jetzt Peter P. Albert io 
Zeilschr. der Gesellsch. für Beförderung der Geschieht*- etc. Kunde von Frei- 
bürg etc. Bd. 28 S. 25 und die Tafel zu S. 88, wonach 1218— 124J das 
Schloss beim Reiche war, VergL auch Heyck a. a. O- S. $22- 



Googk iftiHÄÄ 



Zur Textgeschichte des Freiburyer Sladtrochls. iqq 

niedere Gerichtsherrschaft <). während wir aus den oben 
angeführten Rechtsquellen, besonders auch gerade dem 
Schwabcnspiegel, wissen, dass der Grafengerichts- oder 
Kandgerichtssprengel den Suchbezirk abgab. Die Wahr- 
scheinlichkeit spricht vielmehr dafür, dass ein solcher 
f lochgerichtssprengel auch hier in Frage kommt. Ein 
solcher wäre aber die die Stadl Kreiburg umschliessende, 
alte Breisgaugrafschaft. 

Gewiss war die Stadt von je her Bezirk einer eigenen, 
von der Breisgaugrafschaft eximierten, stadtherrlichen Hoch- 
gerichtsbarkeit, Aber der Gewahrensuchbezirk reichte 
doch, wie wir sahen, unzweifelhaft über diesen Bezirk, 
den Stadtbezirk, hinaus. Kür seine Absteckung in diesem 
weiteren Rahmen bot sich die alte Grafschaft im technischen 
Sinne mit ihren festen, ringsum abschliessenden Grenzen 
von selbst dar. Sic war ja auch für die Kreiburger Bürger 
des 13. Jahrhunderts noch ein lebendiger Begriff. Nicht 
bloss als kirchlicher Sprengel, als Archuliakonat Breisgau 2 ), 
sondern auch als weltlicher Gerichts-, als Grafen- oder 
Landgerichtssprengcl. Ich kann hierfür auf die Darstellung 
Fehra*) verweisen. Das Gericht des Breisgaugrafen hatte 
sich — von den Kxemtionen und kleineren Absprengungen 
abgesehen — die Kompetenz für <\on Umkreis der alten 
Grafschaft und die alten echten Dingstatten bewahrt. Dies 
auch für die Herrschaften des Grafen von I'Veiburg, wo 
dieser nicht die hohe Gerichtsbarkeit hatte; z. B. sollen 
nach einem Schied vom 8. Oktober 1265 die freien In- 
sassen der Herrschaft Keppenbach, die von den Grafen 
von Freiburg an die Herren von Keppenbach zu Lehen 
gegeben war, den ^Landtage des Markgrafen Heinrich von 
Hachberg (des Breisgaugrafen) »suchen, alse sy ze rechte 
stillen*«). Noch im Jahre 1276 wurden die Freiburger 
Bürger vor dem breisgauischen Landgericht, das eine Mal 
in einer Dingstatt des oberen (Brombach), das andere Mal 

») Oben S. 194, — *) der sich mit dem politischen Breisgau deckte. 
Siehe Eugen Baumgartncr» Geschichte und Recht des Archidiakonais 
der oberrheinischen Bistümer S. 20, Andreas Lehmann, Zur Entwicklung 
der Palronaisvrrhaltnisse im Archidiakonat Breisgau, Freiburger phil, Diss. 
1911 S. 2. — ») Besonders S. 105 fr., 1 10 ff. — *) Fchr S. 1O1 t Siehe 
diese Zeitschrift, Alte Folge, Bd. 9 S. 440, 441 Anm. 3. 



°S' C raiÄ 



200 Schult«. 

in einer solchen des niederen Breisgaus (Offnadingen) »an- 
gesprochen« und mussten dort erst tm Prozess ihren aus- 
schliesslichen Gerichtsstand, den sie vor ihrem Stadtgericht 
hatten, beweisen 1 ). Vor allem brachte auch ihr ausser- 
städtischer Grunderwerb die Freiburger Bürger mit dem 
Landgericht in Berührung; nach einer Urkunde von 1298 
wurde z. B. ein breisgauisches Gut im Landgericht vor dem 
»lantgrave zu Brisgöwe« an der Dingstatt Waldkirch an 
einen Freiburger Bürger aufgelassen 2 ). So konnten die*. 
Bürger nach wie vor vom Breisgau als »ihrer Grafschaft 
sprechen. So konnte auch der Gau, die Grafschaft im 
alten Sinne als GewUhrensuchbezirk für Freiburg fest- 
gehalten werden. 

Für die Übersetzung «per comitiam nostram = durch 
unsere Breisgaugrafschaft hindurch« spricht weiterhin die 
Formulierung des gleichen Rechtssatzes in einer anderen 
Aufzeichnung des Freiburger Stadtrechtskreises. Im Stadt- 
recht von Neuenburg von 1292 § Ö7 3 ) heisst es nämlich: 

»quatuordecim diebus ei ipsuin, a quo emit, querere 

per provinciam, si voluerit, licebtt«. 

Auch hier — »infra bannum burgi de Nu wen bürg« — 
hatte der »iudex civitatis (scultetus)« damals die volle hohe 
Gerichtsbarkeit einschliesslich des höchsten Blutbannes, und 
die Stadtbürger hatten vor ihm ihren ausschliesslichen 
Gerichtsstand (§§ 1, 4, 22, 53). Aber auch hier war der 
Gewährensuchbezirk über den Stadtbezirk hinaus erstreckt, 
nämlich auf die »provincia«. Das kann hier gar nicht auf 
den Gerichtsbezirk des Stadtherrn gehen; Neuenburg war 
damals Reichsstadt und als solche Enklave im umliegen- 
den Gebiet. Es kann vielmehr auf nichts anderes gehen, 
als auf die Breisgaugrafschaft, den Landgerichtsbezirk. 
»Provincia« ist ja auch ein alter Terminus für die Graf- 
schaft*), wie wir ihn z. B. schon (s. oben S. 197) in der 
Lex Ribuaria für »pagus« fanden. »Iudex provinciae, pro- 
vincialis« ist auch im 13. Jahrhundert der Grafschaftsrichter. 
Landrichter, Ich erinnere nur an das bekannte Retchs- 



') Fehr S. 113. Ü.B. d. Stadt Freibmg Bd. 1 S. 88, 89. — *) Fehr 
S. 113*. Diese Zeitschrift. Alte Folge. Bd. 10 S. 327. — ') Diese Zeil- 
schrift, N. F., Bd. 1 S. 108 f. — •) Schröder, Deutsche Rechtsgeschichte • 
S. 124». 



.OQgJe fflmaKMUHi*(Kirv 



Zur Texl gcsch iclile des Freihurger Stndtrcchls. 20 1 

weistum vom 22. Juli 1218 1 ), wo vom »comes aut alius 
iudex aliquis illius provinciae« die Rede ist 8 ). Nichts anderes 
kann ja das Wort auch in Neuenbürg § 51 bedeuten, wonach 
dem zum Bürger aufgenommenen Unfreien, den sein Herr 
»existetlS in provincia« nicht binnen Jahresfrist aus der Stadt 
herauszieht. »Stadtluft macht frei« zugute kommen soll. 

Nehmen wir alles zusammen, so ist der Beweis voll- 
kommen und lückenlos: In Bremgarten §21 (ed. Merz § 30) 
= Tennenbach § 29 sprechen die Bürger mit den Worten 
»per comitiam nostram« von der Breisgaugrafschaft und 
nicht, wie Rietschel und die anderen ineinen, von einer 
Xominalgrafschaft des Stadtherrn. Folglich braucht die 
Freiburger Vorlage dieses Textes nicht um jener Worte 
willen erst in die Zeit hinabgerückt zu werden, in welcher 
der Name »Grafschaft Freiburg« gebräuchlich war. Die 
Lage ist also eine ganz andere, als beim Rodel, wo sich 
uns wogen der Wendung »sui comitatus« in der zweiten 
Stelle — der Reisegcleitsstelle — jene Zeitbestimmung im 
Sinne Rietschels in der Tat als notwendig ergab. Wir 
können sogar weiter gehen und in dieser Hinsicht geradezu 
einen zeitlichen Gegensatz zwischen jener Vorlage und 
dem Rodel feststellen, nämlich sagen: Die erstere ist zu 
einer Zeit .entstanden, in welcher der Name »Grafschaft 
Freiburg« noch nicht gebräuchlich war. Dafür spricht 
die Reisegeleitsstelle, in der Bremgarten — Tennenbach da, 
wo der Rodel später *per totum sui comitatus ambitum* 
sagt, noch das schwerfällig umschreibende »per totum sue 
iuris solutionis ambitum« hat 3 ). Es spricht ferner dafür unsere 
Anefangstelle mit dem »per comitiam nostram«. In dieser 
Weise würde man die (ja noch ungeteilte) Breisgaugraf- 
schaft nicht bezeichnet haben, wenn man damals schon von 
einer »Freiburger Grafschaft«, einem »comitatus Friburgensis« 
als der Grafschaft des Stadtherrn gesprochen hätte oder 
auch nur dieser Sprachgebrauch im Entstehen gewesen 
wäre. Und es ist hierfür nun allerdings bezeichnend, dass 
der Rodel § 59 diesen ganzen Passus seiner Vorlage ein- 
fach wegliisst und nur sagt: 

»XIIII diebus eum querere sibi licebit«, 

l ) M. G. Constituiiones II nr. 61. — *> S. auch Schröder a. a. O. 

S. 571. — >) S. darüber oben S. 195- 

ZciKchr.T Ceich. d. Oberrh. H.F. XXVIII. ». 14 



- 'Ooglc ifiiHcmwiMiiviRaTv 



202 Schulize. 

obwohl er so die Beziehung der vierzehntägigen Frist zu 
einem bestimmten örtlichen Suchbezirk überhaupt verliert 
und damit den ganzen Sinn des Satzes entstellt l ). »Per 
comitiam nosiram* wollte der Rodelschreiber wegen des 
nunmehrigen Doppelsinnes nicht übernehmen, und auf 
*pagus« oder, wie man in Neuenburg sagte, »provincia« ist 
er nicht verfallen. 

Die Datierungsfrage stellt sich hiernach folgender- 
massen: Hat man bisher schon zwischen der Freiburger 
Vorlage des Bremgartener Textes und dem Rodel wegen 
der im letzteren bezeugten inhaltlichen Fortbildung und 
Ergänzung des Stadtrechts einen nicht unerheblichen Zeit- 
raum angenommen, so wird die Notwendigkeit einer solchen 
Annahme jetzt noch verschärft. Jene Vorlage stammt 
aus einer Zeit, wo in Frei bürg von einer tGraf* 
schaft Frei bürg* noch keine Rede war, Für sie 
braucht man deshalb auch keinen Abstand von 1218 mehr 
zu wahren, sondern man hat bis dahin den Spielraum voll- 
kommen frei, Ja, das *per comitiam nostram« ist seiner- 
seits auch kein Hindernis mehr, über 1218 hinaufzugehen. 
Denn es passt ebenso gut für die Zeit der Zähringer Her- 
zöge, vor 1218, in der die Bürger natürlich gleichfalls von 
»Unserer Breisgaugrafschaft« sprechen konnten, • Die Wen- 
dung ist für die Frage» ob vor oder nach 1218» ganz 
neutral. Es bleibt vielmehr für die Ansetzung »nach 12 18* 
als einziges Argument der Hinweis Rietschels auf den 
Gebrauch von »dominus* statt »dux« (s, oben S. 191). 

Freilich, der Bremgartencr Text nennt, was Fran z 



') Diese Textgestallung hat sich in Colmar § 23, Datlenried § 23, 
Burgdorf § 188 (Gfttipp, Deutsche Stadirechte des Mittelalters Bd. I S. tl8, 
Bd. 2 S. 180 und 141). Brugg § 30 (Sammlung Schweizer, Rechtsquellen 
Abt XVI Teil l Bd. 2 Hälfte 2 S- 17) fortgesetzt, während man in Frei- 
burg in der Vcrfassungsurkundc von 1275 mit den Worten niur dis laitt« 
die alte Ertliche Beziehung wiederherstellte. Ebenso Sursee §38 (Zeitscbr. f. 
Schweiz- Recht* N, F., Bd. 2 S. 345). In den argauischen Stadtrechten 
— ausser ßremgarten noch: Arau § 30 und I.eiuburg § 30 (Sammlung 
Schweiz. Rechtsqu. Abt. XVI Teil 1 Bd. 1 S. 24 und Bd. 4 S. 202 f.) — 
konnte man die Wendung »durch unsy grafschafw, >in diser grafschaft* ohne 
Doppelsinn festhalten, da liier die Habsburger zugleich Stadtheiren und In- 
haber der Grafschaft (des Hochgerichtsbeziikes) waren. 



r< T °cV C MIMCnGNUMMfi&IY 



Zur Tc*tgeschichte des Kreihurger Stadirechts. 20\ 

Beyerle') für diesen Zeitansatz mit herangezogen hat, in 
3 2- (ed. -Merz 40J den Stadtherrn »comes«. 

»Scultetum, littorem quem burgenses annuatim ele- 

gerint, comes ratum habere debet et confirmare«. 

Gerade aber hierin weicht sowohl der Tennenbacher Text 
t.§ 35) a l Ä der Ütacltrotlel (§ 10) ab. Beide haben hier »dominus«. 
Dies berechtigt zu dem Zweifel, ob in diesem Punkte wirk- 
lich die liremgartener Abschritt den Text ihrer damals in 
Freiburg bewahrten Vorlage wiedergibt. Der Rodel steht 
nach dem überzeugenden Nachweis Rietschels 2 ) dieser 
Vorlage näher als dem Tennenbacher Text und hat doch, 
wie dieser, »dominus«, nicht »comes«, ohne dass gerade er, 
der an anderer Stelle die Signatur der Grafenherrschatt so 
deutlich zeigt, Veranlassung gehabt hatte, den »comes« aus- 
zumerzen, lis hat aber überhaupt im liremgartener Text 
diese Titulatur an der einen Stelle — sonst steht auch dort 
immer »dominus« — etwas Auffälliges, Gewolltes. Ich 
mochte sie daher auf das Konto der für Hremgarten be- 
stimmten Abschrift setzen, die gerade diesen für die neu- 
bewidmete Stadt wichtigsten Verfassungssatz durch die 
stärkere Individualisierung des bewidmenden Stadtherrn. 
des Grafen Rudolf von Habsburg (des späteren Königs), 
betonen wollte und nach seinem Wunsch auch sollte 3 ). 
Dass auch die Freiburger Vorlage hier an dieser einzigen 
Stelle »comes«: statt »dominus« hatte, ist also nicht anzu- 
nehmen. 

Bleibt, wie gesagt, allein die Verdrängung des »dux* 
durch »dominus«. Dieses Argument, obschon in sich nicht 
so schlüssig«), wie das andere (comitia = stadtherrliche 
Grafschaft), dem durch die obigen Ausführungen die Grund- 
lage entzogen ist, hat doch entschieden etwas für sich, 

') a. a. O. S. 26. f.— ») Festgabe für Thudichum S. 22 f., 24. Siehe 
oben S. 188 f. — s l Dazu Wallher Merz in der Einleitung zur Edition der 
Bieuigarlener Handveste, a. a. O- S. 2 ff., besonder S. 5: »Der auffallend 
Günstige Inhalt der Uikunde in Verbindung mit der Tatsache, das* die Habs- 
burger sich nie mehr zu solcher Liberalität verstiegen und auch Bremgarten 
gegenülier die Zugeständnisse nachher zu widerrufen trachteten* (es betrifft 
das gerade die freie Schultheissenwohl), »»igt deutlich, dass besondere Um- 
stände bei der Erteilung vorliegen musslen; solche Verhältnisse aber sind für 
1258 bezeugt- (siehe ebenda S. j). — *) So. viel darf man Klamm Mitt. d. 
Inst. f. öst. Gesch. Bd. 28 S 428 zugeben. 

'4' 



t >< »OglC ffliHaTC«U»I.V(ft£lV 



204 



Schultz*. 



namentlich im Hinblick darauf, dass der *dux<, wie Riet- 
SC hei 1 ) scharf akzentuiert hat» auch in den aus der er- 
weiterten Gründungshandfeste herübergenommenen Sauen 
ausnahmslos getilgt worden ist. Franz Beyerle 2 ) will es 
nicht gelten lassen, weil es sich um -eine zu Bewidmungs- 
zwecken in Freiburg veranstaltete Niederschrift* gehandelt 
und sich deshalb das farblose 'dominus« empfohlen habe. 
Allein diese altruistische Zweckbeschränkung ist durch 
nichts belegt. Man brauchte doch diese gegenüber der 
üründungshandfeste um so viele Sätze vermehrte Formu- 
lierung des Stadtrechts zu allererst für die eigene Rechts- 
anwendung in Freiburg; für ein Nebeneinander einer inner- 
städtischen und einer Bewidmungs-Aufzeichnung liegt aber 
gar kein Anhalt vor. Auch der sicherlich »innerstädtische« 
Rodel schöpfte ja t wie wir annehmen dürfen*), und zwar 
unter Herübernahme der dominus- Titulatur» aus jener 
Niederschrift. Und die zweifellos auch auf die Freiburger 
Praxis zugeschnittene Papsturkunde von 1244, deren oben 
S, lyo gedacht wurde, setzte sich zu einem ihrer Sätze in 
Beziehung 1 ). Haltbarer erscheint mir ein freilich zu Un- 
recht im Hinblick auf den Rodel gemachter und daher 
erst auf die Vorlage des Bremgartener Textes zu transpo- 
nierender Einwurf Rurigs 5 ): man könne die dominus* 
Titulatur noch in der herzoglichen Zeit, gegen ihren Aus- 
gang, als man das Aussterben der herzoglichen Linie sicher 
erwartete, als neutrale, auch auf den in naher Zukunft 
eintretenden Herrn pa>sende Titulatur aufgenommen haben. 
Dies liegt wenigstens nicht ausser dem Bereiche der 
Möglichkeit ). 

Ich komme für die Datierung zu folgenden Schlüssen: 

Der Stadtrodel gehört sicher der Zeit vor 1248 und 

sicher der Zeit nach 1218 an. Sicher ist auch ein reich - 

') F«lg»be für Thudichum S. 12, Savigny-Zcitschrifl, Germ. Abt., 33 
S. 480 Ebenso auch Konrad Beyerle a. n> O. S. 418, wie schon früher 
(bez. de* Stadlrodch» Wclti a. a. O- S. LT — *) S< 27. — »} oben S. 189* 
— - *) Mit Recht sagt Rictschel in Festgabe f. Tbudichum S< 29, da*s 
dtebc Niederschrift »ebenso die Grundlage des innerstädtischen Rechte!» wie 
die Vorlage für die - - * RechtsmiUeilungen war*- — *) In dieser Zeitschrift 
Bd. 26 S. 63 C — ft ) Anders Rietschel in Savigny*Zeit*chrift. Germ- Abt., 
Bd. 33 S. 480: »höchst unwahrscheinliche Rücksichtnahme auf die Zu* 

kttnfU. 



agk mSKum: 



Zur Teitgeschichta de* Kreiburger Stadtrechts. 20^ 

lieber Abstand von 1^18- Wie gross dieser zu bemessen 
ist, lässt sich nicht näher bestimmen. Wahrscheinlich ist 
der Rodel nicht vor 1 235 l ), mit einer gewissen Wahr- 
scheinlichkeit 2 ) nicht nach 1245 entstanden. 

Die Kreiburger Vorlage des Brcmgartener Textes ge- 
hört sicher der Zeit vor 1244 an. Sicher ist auch ein 
reichlicher Abstand von da nach aufwärts. Sicher ist sie 
nicht vor den letzten Jahren des 1218 gestorbenen letzten 
Herzogs von Zähringen, Bertolt! V M entstanden. Möglich 
ist» dass ihre Entstehung in diese seine letzten Jahre fällt. 
Wahrscheinlich ist sie jedoch erst nach seinem Tode, aber 
bald nachher, also etwa zwischen i2i8und 1225, abgefasst*). 

') Wegen lies oben S. 195 Am», 1 Ausgeführten. — *) Auf Grund 
der Siegelhypothese Lahusens. Siehe oben S. 191 Anm. 2. — J ) Während 
des Druckes erschienen in den Min. d. Inst, f ösL Gesch. Bd. 34 (1915t 
S. 197 IT. noch zwei kleinere Beiträge von Rurig und Klamm »Zum Krei- 
burger StadlrodeL* Beide verteidigen ihre früheren Ansichten. Rurig hält 
— nur dies ist für die obige Abhandlung (3. S. 196) erheblich — gegenüber 
Kietschel daran fest, dass die Rodelniedcrschrift wegen der Schreibart in 
tue Frühzeit des Schreibers, »zwisehen 1217 und 1223*, falle. Ist es aber 
*chon an sich ein zweifelhaft Ding, gerade bei Urkunden ebendesselben 
Schreibers aus der Entwicklung seiner Schrift züge die zeitliche Aufeinander- 
folge mit einiger Sicherheit zu erschliessen, so stellt sich ja hier diejenige 
unter den Urkunden, auf deren Datierung es ankommt, — der Rodel - 
durch die ihrer Bestimmung entsprechende, feierliche Schriftform ganz ausser- 
halb der Reihe. Dadurch wird die Einordnung unter die anderen Urkunden, 
sämtlich schlichte Gcsch Sftsurkuiidcii, um so unsicherer. Die Unsicherheit 
vermehrt sich, wenn in den jüngsten dieser Urkunden - worauf Kürig selbst 
hinweist — »der alternde Schreiber in ältere, von ihm inzwischen aufgegebene 
Formen zurückgefallen« ist. Der paläographischc Befund kann daher, so ver- 
dienstlich seine Aufklärung durch Rörig für die Feststellung der Zeit, in 
der überhaupt der Rodel seh reiber wirkte (s* oben S. 189), auch ist, den in 
diesem Zeitrahmen sich haltenden, oben geführten Beweis nicht erschüttern. 
Flamm erklärt jetzt, dass er (s* oben S. 191) gar nicht sagen wolle, erst 
der Rodel habe die Version von der Stodtgründung durch Herzog BertoM 
geschaffen, dass er vielmehr die Urkunden von 1220 deshalb hier heranziehe, 
weil er in der »libertas«, von der sie sprächen, <eine Erwähnung des Rodels 
sehe,* Aber dafQr linde ich keinen Anhalt« Warum soll man nicht 1220 
unter der nach der damaligen Tradition auf einen Herzog Bertold als Stadt* 
gründer zurückgehenden »überlas* die Vorlage des Bremgartener Textes oder 
eine noch frühere Stadtrechtsaufzeichnung oder überhaupt das geltende Stadt- 
recht als solches im Sinne gehabt haben? Dem von Klamm mit Recht 
aufgestellten Postulat, die Vorlage des Bremgartener Textes und den Rodel 
nicht zu eng auf einander zu rücken, leistet gerade die obige Lösung der 
Dftikrangafngc Oenügc, 



«k mäSSSIm 



Zur Entstehung 
des ersten Überlinger Stadtrechtes. 

Von 
Johannes Lahusen. 



Als Sigmund Riezler 1877 in dieser Zeitschrift das 
erste Überlinger Stadirecht veröffentlichte, setzte er seine 
ältesten Bestandteile aus paläographischen Rücksichten in 
die Mitte oder in die zweite Hälfte des. dreizehnten Jahr- 
hunderts. Er schied die einzelnen Schreiber oder richtiger 
gesagt die einzelnen Schreibergruppen innerhalb der jün- 
geren Teile, unternahm aber keinen Versuch, die Ent- 
stehung des Stadtrechtes zu erklaren l ). Seiner Datierung 
der ältesten Artikel widersprach 1893 Schäfer in seiner 
Wirtschafts- und Kinanzgeschichte der Reichsstadt Über- 
lingen a. B. indem er sie aus einem inneren Grunde nicht 
vor Ende 1298 ansetzen wollte 2 ). Sein Argument wider- 
legte Geier 1908 in seiner Ausgabe des Ȇberlinger Stadt- 
rechtest und kehrte insoferne zu Riezlers Datierung zurück, 
als er die ältesten Teile in die zweite Hälfte des drei- 
zehnten Jahrhunderts rückte 8 ). Eine Begründung wurde von 
ihm ebensowenig wie eine Entstehungsgeschichte gegeben. 
Einen neuen Dalierungsversuch, auf den ich nachher zurück- 
kommen werde, unternahm Karl Otto Müller in seinem 
treftlichen Buche: Die oberschwäbischen Reichstüdle. Ihre 
Entstehung und ältere Verfassung 1912. 



•> Z. G. O- Rh. Alte Folge 29 p, 204—295. — »1 p. 14 Anm. 2. — 
•) p. 28 u. 32. 



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Zur Entstehung des Übcrlinger Sudtrecht*. 2Ö7 



I. 

Das Überlinger Stadtrecht ist uns im Originale erhalten. 
Es ist auf die Vorder- und Rückseite einer Pergamentrolle 
geschrieben, die aus ö mittelst durchgezogener Pergament- 
streifen verbundenen Pergamentblättern besteht. Die Breite 
beträgt 28 — 29 cm, während die Länge der einzelnen Blätter 
sehr verschieden ist. Die Gesamtlänge der Rolle beträgt 
2,70 m. Der untere Bug des sechsten Pergamentblattes 
ist umgeschlagen, zweifellos für die Befestigung des Siegels, 
von dessen einstiger Existenz noch 2 Einschnitte Zeugnis 
ablegen. Nur das Stadtsiegel kann in ihnen gehangen 
haben, denn nach der Einleitung haben wir es mit einer 
statutarischen Rechtsaufzeichnung der Stadt zu tun. Da 
diese Aufzeichnung jeglicher Schlussformeln entbehrt, muss 
wohl von Anbeginn mit ihrer allmählichen Weiterfuhrung 
gerechnet worden sein. 

In sorgfältiger gotischer Minuskel schrieb der erste 
Schreiber auf die Vorderseite von Blatt I, III und VI die 
Einleitung, die §§ i — 16 abgesehen vom Schluss des achten 
Paragraphen 1 ), die §S ig. 20, 22 — 33, 35—38- den Anfang 
von § 39 und die ä§ 51 — 02. ü> Das ist der Grundstock 
der jetzt aus 104 Paragraphen bestehenden Aufzeichnung, 
und ich möchte die Vermutung aussprechen , dass das 
Stadtsiegel ursprünglich nur zur Beglaubigung dieses Grund- 
stockes diente. Eine Datierung ist nicht vorhanden 2 ). 

Vielleicht ist schon § 65 der ersten Niederschrift nicht 
mehr zuzurechnen, denn es wäre befremdlich, wenn der 
erste Schreiber im Anbeginn zwischen Jj 62 und 65 Raum 
für §§ 63 und 64 gelassen hätte. Sicher erfolgte sehr bald 
eine Weiterführung. Noch der erste Schreiber hatte im 
39. Paragraphen die Eingangsworte: »wir hant öch gisezt 
swer den andern« geschrieben. Ein etwa gleichzeitiger 
Schreiber vollendete diese Bestimmung. Cnd nun sehen 
wir eine Gruppe von mehreren Schreibern den Schlug 
des achten Paragraphen hinzufügen , die Vorderseite von 
Blatt VI mit den §§ 63, 64, 66 und 67 beschreiben und 

l ) Die Pargraphcneinteilung nach Geier p. 1 — 28 Nr- I. — *) Es besteh; 
natürlich auch die Möglichkeit, dass da* Siegel erst bei einer der verschiedenen 
Erweiterungen angehängt wurde 






2o8 Lahuscn. 

auf der Rückseite von Blatt I die §§ 68—76, von Blatt III 
den 78. Paragraphen eintragen. Die Datierungen des 73. 
und 78. Paragraphen zum 29. Juli 1330 und zum 1. Februar 
1333 gestatten einen terminus ante quem für die Ent- 
stehung dieses Teiles zu gewinnen. 

Bald darauf — wir finden die gleichen und sehr nah 
verwandte Schreiberhände — wurden die §§ 79—86 auf 
Blatt III Rückseite eingetragen. Ein neuer Schreiber trug 
auf der Vorderseite die §$ 21 und 34 zwischen den Ein- 
trägen des ersten Schreibers nach und schrieb die erste 
Bestimmung — den § 100 — auf Blatt VI Rückseite. Statt 
nun hier weiter fortzufahren, loste er die Verbindung 
zwischen dem ersten und dritten Pcrgamcntblatt und fugte 
das zweite Pergamentblatt ein, dessen Vorderseite er mit 
den §§ 17 und 18 beschrieb. Gewiss ein eigentümliches 
Verfahren, das aber in sachlichen Gründen seine Erklärung 
findet. Die §§ 17 und 18 passen mit ihren strafrechtlichen 
Verfügungen vortrefFlich zu den vorhergehenden Bestim- 
mungen 1 ). Alle Paragraphen sind vor den 17. Mai 1360 
zu setzen, denn dieses Datum findet sich im § 101 der 
dritten Reihe von Fortsetzungen. 

Es war im Jahre 1360, als ein Schreiber auf Blatt VI 
Rückseite die §§ 101 und 102 eintrug, die zum 17. Mai 
und zum 28. August datiert sind. Er schrieb auch ebenda 
die §§ 103, 104 und einen Paragraphen, der bis auf seine 
Eingangsworte durch Abreibung unleserlich geworden ist. 
Auf der Rückseite von Blatt II trug er die erste Fassung 
des § 77 ein. Wohl um Raum für umfassendere Nach- 
träge zu gewinnen, hat er oder ein ihm zeitlich nahe 
stehender Schreiber zwischen dem dritten und sechsten 
Pergamentblatt das vierte und fünfte eingefügt und mit 
den §§ 40 — 46 auf der Vorderseite und den §§ 87 — 90, 92 
auf der Rückseite beschrieben. Die §§ 87, 43 und 44 sind 
zum 26. Mai bzw. zum 1. und 19. Juni 1364 datiert. 

Drei eingehende Nachträge schlössen die Rechtsauf- 
zeichnung im wesentlichen ab. Ein dem soeben genannten 
etwa gleichzeitiger Schreiber trug auf der Rückseite von 

') Vielleicht erschwerte auch das Siegel die Anfügung eines neuen 
Blaues an Blatt VI. Siehe jedoch die vorhergehende Anmerkung- 



Sie naSw 



Zur Entstehung des Übcrlinger Stadt rechts. 209 

Blatt V die §S 93—99 ein. Und zwei jüngere Schreiber, 
deren Tätigkeit ich um 1400 ansetzen möchte, schrieben 
«He 5§ 47—5°. 9» und die §§ 51— 53, 77 zweite Fassung. 
Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden noch kleine 
Korrekturen und Nachträge vorgenommen , und einzelne 
Huchstaben übergeschrieben . deren Sinn und Bedeutung 
heute nicht mehr auszumachen ist. Einige Paragraphen sind 
durchstrichen worden. Man findet dies bei Riezler und 
Geier in den Anmerkungen berücksichtigt. 



II. 

Der am Schlüsse beigegebene Anhang gestattet die 
soeben festgestellten Gruppen rasch zu überblicken. Fest- 
zulegen bleibt noch die Datierung der ältesten Bestand- 
teile. Während Ric/.ler lediglich aus allgemeinen paläo- 
graphischen Erwägungen seine Datierung schöpfte, haben 
Schäfer und Geier mit einem inneren Merkmale operiert. 
1309 gewährte König Heinrich VII. den Cberlingern auf 
Widerruf »ut zunftam in civitate nostra in Überlingen 
habere possitis, ad instar dive recordacionis Alberti Roma- 
norum regis antecessoris nostri« '). Da Albrechts Urkunde 
frühestens 1298 ausgestellt gewesen sein kann und die 
Einleitung unseres Stadtrechtes »amman burgermaister und 
die rät der alt und der junge und och die zunftmaister 
der stat ze Überlingen« als Aussteller bezeichnet, so fol- 
gerte Schäfer, dass dieses nicht vor Ende 1 298 nieder- 
geschrieben sein könne. Geier wandte dagegen mit Recht 
ein, dass die Heinrichsurkunde nur von einer Zunft, das Stadt- 
recht aber von Zunftmeistern spräche und dass nichts dazu 
berechtige, diese eine Zunft als die älteste Überlinger Zunft 
zu betrachten. Er wollte die Königsurkunden auf die Ge- 
nehmigung der sog. Geschlechterzunft, der späteren Zunft 
zum Löwen, bezogen sehen. Hierin wird man ihm seit den 
klaren Ausführungen K. O. Müllers nicht mehr beipflichten 
können 2 ). Von der Geschlechterzunft ist nicht die Rede, 

't Geier p. 31 — 32 Nr. IV. — *) Die oherschwähischen Reichsstädte. 
Ihre Entstehung und altere Veifawung p. 159 — t6i (Darstellungen *u« der 
Württemberg! sehen Geschichte VIII IQI2). 



v lc IfllSClßWyMIVtB! 



2 io Lahusen. 

denn von ihrer Einführung" würden kaum zwei Könige so 
viel Aufhebens gemacht haben. Es handelt sich vielmehr 
um die Durchführung der Zunftverfassung, wie sie in Frei- 
burg im Breisgau, dem Oberhofe Überlingens, schon seit 
1 2Q3 durchgeführt war. Folglich sind die ältesten Be- 
standteile, die der >amman burgermaister und die rät der 
alt und der junge und ftch die zunftmaister der stat ze 
Überlingen* beschlossen haben, nicht vor Ende 1298 auf- 
gezeichnet worden. Dazu passt vortrefflich der paläo- 
graphische Befund. Zwar ist es mir nicht gelungen, den 
Schreiber unseres Stückes nachzuweisen; aber so viel 
lüsst sich auf Grund der Vergleichung mit den Übcrlinger 
und Salemer Urkunden des Karlsruher Generallandes- 
archives mit Sicherheit sagen, dass die Niederschrift 
unserer Bestimmungen nicht schon in die Mitte, sondern 
erst gegen den Ausgang des 13. Jahrhunderts hin gesetzt 
werden darf 1 ). Unser Stadtrecht ist somit nicht vor Ende 
1298, aber auch nicht nach dem 29, Juli 1330 begonnen 
worden. Wir werden es wie K. O. Müller mit der Ver- 
fassungsänderung König Albrechts in Verbindung bringen 
und somit um 1300 ansetzen dürfen. 



111 

Der Art und Weise, in der Geier das Stadtrecht heraus- 
gegeben hat. kann kein Beifall gespendet werden. Sein 
Verfahren, die Rechtsseitige in der Reihenfolge des Ori- 
ginales abzudrucken und nur in Anmerkungen ungefähre 
Datierungen anzugeben, ist weder dem Diplomatiker noch 
dem Rechtshistoriker willkommen. Jenem gestattet es 
keinen klaren Einblick in die allmähliche Entstehung des 
Rodels, und diesen verhindert es, einen raschen Überblick 
über die Überlingcr Rechtsentwicklung zu gewinnen. Die 
Entstehungsgeschichte des Überünger Stadtrodels aber hat 
ein über das lokalhistorische hinausreichendes Interesse. Sie 
zeigt, dass man kein Heden ken trug, mitten in eine schon 
beschriebene Rolle neue Blätter einzufügen, wenn der 

*) Das Stadt- und das Spitalarchiv zu Überlingen erwiesen sich al* 
unergiebig- — *) a. a, O p- 161 Anm 2, 



lfflHaiCNMMIV(ft5iT¥ 



Zur EntslehuDg de* Obctlineer Stadirechts. 



21 I 



Raum die Eintragung neuer Bestimmungen nicht mehr 
gestattete und man eine Übertragung des Ganzen in ein 
Buch scheute. Wenn nun wirklich das Siegel schon dem 
Grundstock unsers Stadtrechts angehängt war, so be- 
glaubigte es seit der Kinschicbung weiterer Blätter etwas 
anderes, als es beim Anhängen hatte beglaubigen sollen, 
ohne dass wir im vorliegenden Falle von Fälschung zu 
reden berechtigt wären. Die frühesten Bestandteile unserer 
Rolle gehen — daraufhat K. O. Müller mit Fug und Recht 
hingewiesen 1 ) — wohl ohne Zweifel zum Teil schon auf 
älteres Recht, auf ein schriftlich fixiertes, uns aber ver- 
lorenes Stadtrecht, zurück. Ihre gegenwärtige Auf- 
zeichnung erfolgte um 1300 und bis zum Ausgang des 
14. Jahrhunderts ist dann weiter an dem Stadtrecht ge- 
schrieben worden. Stücke einer mehr als hundertjährigen 
Rechtsentwicklung - und zwar die, die der Stadt die 
wichtigsten zu sein schienen — sind uns so auf den sechs 
Pergamentblättern überliefert worden. Erst ZU Anfang 
des 15. Jahrhunderts hat man sich entschlossen, eine Neu- 
redaktion in Buchform vorzunehmen. Aber die Kontinuität 
der Rechtsentwicklung wurde darum nicht unterbrochen, 
denn das zweite Stadtrecht 5 ) baut auf den Fundamenten 
weiter, die das erste gelegt hat. 



Anhang. 



Zusammenstellung der einzelnen Gruppen. 

I. Der ursprüngliche Bestand. 

Einleitung §§ 1 — 7, 8 ohne den Sehluss, 9-16, ig, 
20, 22—33, 35 j8. 39 Anfang, 54-62, 65 um 
1300. 
11. Die erste Gruppe von Fortsetzungen. 

§§ 8 Sehluss, 3g Sehluss, 63, 6.J, 66 — 72 nach Gruppe 1 
und vor 1330 Juli 29. 

§ 73 "330 J uli 2 9- 

§§ 74 — 7° nach ^5° J uu 2Q uni * v< " '333 Februar 1. 

§ 78 1333 Februar 1. 

>l a. a. O- p. 164 Anm. i. — s ) Abdruck bei Geier i». 52—116 Nr. 22. 



°gk tmS&Sm 



2 | 2 Lahmen. 

III. Die zweite Gruppe voti Fortseizungen. 

g§ 17, 18, 2i ( 34, 79-86, 100 nach 1333 Februar 1 
und vor 1360 Mai 17. 

IV. Die dritte Gruppe von Fortsetzungen. 

§ 101 1360 Mai 17. * 
£ 102 1360 August 28. 
38 77 ersl ^ Fassung, 103, 104 und ein unleserlicher § 

gleiche Hand wie § ioi und 102, 
§§ 40 — 42 gleiche Mahd Wie § 43 und 44. 

§ 13 I3 6 4 J uni I- 
§ 44 1364 Juni 19. 

§ 45, 46 gleiche Hand wie §§ 40—44. 

S 87 1364 Mai 26, 

§§ 88- go, 92 gleiche Hand wie § 87. 

V, Die vierte Gruppe von Fortsetzungen. 

S§ 93 — 99 Schreiber etwa gleichzeitig mit dem von 

§ 87-90, 92. 
S§ 47 — 50, 91 Schreiber von um 1400. 
§§ 5 ! ~53» 77 zweite Fassung anderer Schreiber von 

um 1400. 



»... ■■ 1 



Von Meister Erwin in Strassburg (1284— 1318). 

Von 
Paul Wentzcke und Hans Kunze. 



Von all den Sagen und Erzählungen, die sich im Laufe 
von Jahrhunderten um die Baugeschichte des Strassburger 
Münsters rankten« haben weitaus die meisten bereits den 
kritischen Arbeiten der letzten Jahrzehnte weichen müssen. 
Besonders unsere Kenntnis von historisch beglaubigten 
Tatsachen und Personen, die der kunstgeschichtlichen Wür- 
digung des Meisterwerks einen festen zeitlichem Rahmen 
bieten können, ist für die Zeit bis in das 14. Jahrhundert 
hinein recht, gering und schwankend. Vor der unbedingt 
notwendigen Forderung urkundlicher Belege schwindet die 
Reihe unserer Zeugnisse in erstaunlich hohem Masse dahin. 
Auch eine der berühmtesten Persönlichkeiten der deutschen 
Kunstgeschichte ist nach solchen Untersuchungen bereits 
stark in den Hintergrund getreten: Erwin *von Steinbach*, 

Jahrhundertelang wurde er als Schöpfer der macht- 
vollen Westfassade der Strassburger Marienkirche gefeiert. 
Die Thanner Jahresgeschichten nahmen ihn als den Bau- 
meister auch ihres Domes in Anspruch >). Die Baugeschichte 
des Preiburger Münsters hat Erwin bis vor recht kurzer 
Zeit als einen ihrer grössten Meister aufgezahlt , ). Seit 

') M. Tschamscr, Annale* oder Jabrcsgcschtcliten der Bnrfüssercn zu 
Tliann. 1724. Colmar 1864. Vgl. dazu iL I*empfricl , Die Thanner 
Theobaldslegemle. 1903. — f J Vgl, zuletit K. Schuster, Cbei Erwin von 
Stein hachs Beziehungen /.um Ftciburger Münster (Freiburgcr MQnstcrhlätter 
V, 45 Gl- 



gle 



FflWrfTSMUMN[R<iTY 



2IJ 



Wentzckc u. Kunze. 



Goethes bedeutsamem Aufsatz »Von deutscher Baukunst« 1 ) 
und seiner »Wallfahrt« zum Grabe des »heiligen Erwine 2 ) 
sah die deutsche Kunstgeschichte fast für ein Jahrhundert 
in Erwin die Verkörperung der höchsten Leistung auf dem 
Gebiete der Gotik. 

Nach dieser gefühlsmUssigen Ausgestaltung der Über- 
lieferung hat die deutsche Wissenschaft schon in der Mitte 
des vorigen Jahrhunderts die urkundlichen Zeugnisse für 
Erwins Tätigkeit zusammengestellt. Vor allem legte Ludwig 
Schneegans, der verdiente Bibliothekar der Stadt Strass- 
burg, in mühsamer Kleinarbeit die wichtigsten Grund- 
lagen 3 ). Erst Jahrzehnte später hat sich dann auch die 
Kunstgeschichte von den Kesseln einer hergebrachten 
Meinung frei zu machen gewusst« An das Werk dreier 
Jahrhunderte wurde etwa seit 1870 die stilkritische Sonde 
gelegt. Zögernd zunächst, endlich bestimmter zer- 
gliederte man die Westfront des Münsters. Was dem 
flüchtigen Blick wohl als künstlerische Einheit erschien, 
erwies sich als die Arbeit und der Entwurf mehrerer scharf 
zu scheidender Meister. Die Namen Franz Xaver Kraus*), 
Georg Dehio») und Kurt Moriz- Eichborn <) bezeichnen in 
der Hauptsache die wichtigsten Stufen dieser baugeschicht- 
lichen Untersuchungen über die Fassade der Strassburger 
Marienkirche. 

Diese Kritik der Schwesterwissenschaft kommt aber, 
wie nachdrücklich betont werden muss. was die Tätigkeit 
Erwins am Bau des Münsters betrifft t zu einem bestimmt 
verneinenden Ergebnis. Es lohnt sich durchaus, ihr Urteil 
auch an dieser Stelle anzuführen. Der Historiker mag 
dann die vorhandenen urkundlichen Zeugnisse im einzelnen 
auf ihren Wert und ihre Glaubwürdigkeit prüfen. Der 



l ) Erschienen in Herders: Von Deutscher Art und Kuust. 1773- — 
*f Dritte Wallfahrt nach Erwin» Grabe im Juli 1775- — *J L'ipitaphc d'Erwin 
de Steinhach i la cath6dralc de Strasbourg (Revue d'Alsace 1852, S- I ff* u. 
69 ff*). — *) Abschliessend in -Kwnit und Altertum in Elsass-Lothringen* 
(1876) I, 363 ff- — *) In dem Abschnitt »Dm Mün&ter Unserer Liehen Frau« 
des Sammelwerks »Stra&sburg und seine Kauten, hrsg. vom Architekten- und 
Ingenieur verein für Elsass- Lothringen« (1894) S. 141 ff. — *) Der Skulp- 
turcncyklus in der Voihallc des Freiburger Münsters und seine Stellung in 
der Plastik des Oberrheins (Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Heft 16. 



j; ; oogk mSStSiSS 1 . 



Von Meister Erwin in Sirassburg. 21^ 

Kritiker der Baugeschichte wird diese so begutachteten 
Quellen wieder in den Rahmen einer Gesamtbetrachtung 
einzufügen suchen. 

Auf Grund genauer Prüfung" der Risse zur Westfront, 
die grösstenteils im Strassburger Frauenhaus, dem alten 
Sitz der Münsterbauhütte, aufbewahrt werden 1 ), stellte zu- 
erst Kraus fest , dass liier zwei verschiedene Kunstauf- 
fassungen zu unterscheiden sind. Zu der Folgerung, dass 
also auch zwei Meister bei Entwurf und Ausführung des 
Werkes tätig waren, konnte er sich nicht entschliessen. 
Nur das Eine gab er zu: dass »man fernerhin keine Be- 
rechtigung habe, Erwin schlechthin und ohne Restriktion 
als den »Architekten der Westfront* zu bezeichnen.« Den 
Zweifel, den Kraus so in die kunstgoschichtliche Forschung 
geworfen hatte, vertiefte fast zwei Jahrzehnte später Üehio. 
Leider sind seine Ausführungen nicht über die Aufstellung 
bahnbrechender Programm punkte hinausgekommen. Mit 
Nachdruck betonte er, dass »schon vor Erwin ein anderer 
— man wird nicht leugnen können : sehr bedeutender, 
vielleicht mit dem Vollender des 1-anghauses identischer — 
Meister an der Fassade tätig war, dessen Kompositions- 
ideen Erwin sich in den Grundzügen angeschlossen hat.« 
Diese Leitsätze hat dann im J ahre 1 89g Moriz-Eichborn 
weiter ausgeführt. Das Ergebnis seiner stilkritischen Unter- 
suchungen ist, soweit ich sehe, im Kreise der Fachgenossen 
allgemein anerkannt worden. »Mit allergrösster Wahr- 
scheinlichkeit« erkennt er*) »in dem ersten Stockwerk der 
Fassade das gemeinsame Werk dreier Meister, als deren 
Letzten und zugleich bei weitem Unbedeutendsten wir ganz 
zweifellos keinen Geringeren zu betrachten haben als — 
Erwin von Steinbach*. 

Sehen wir uns aber Moriz-Eichborns Ausführungen 
und ihre Unterlagen näher an, so erweist sich eben dieser 
Versuch. Erwins Anteil am Fassadenbau auf stilkritischem 
Wege festzustellen, als durchaus haltlos. Die ganze Be- 
weisführung beruht auf einem vollständigen Zirkelschluss, 



■| Abbildungen in »Sirassburg und seine Bauten« S. 180 ff. — Jct/t auch 
im Strassburger Münslcrblalt VI (1912), da* mir erst während der Korrektur 
zugeht. Kur die Auseinandersetzung mit Knaulhs Aufsatz vgl. unten. — 
3 ) Moriz-Kichborn a. .1. O. S. 23 1. 



L >OOglC |ftiHai$«uiiiv^ 



2i6 Wenlccke u- Kunze. 

Der Fehler ist so lehrreich, dass ich am besten die betreffen- 
den Abschnitte hier wörtlich wiedergebe. 

»Wir sind, so sagt Moriz-Eichborn ■). auf das angewiesen, 
was uns die Steine sagen, und ich meine, sie bezeugen 
deutlich genug, dass Erwin von Steinbach mit unserem 
dritten Meister identisch ist. Von den wenigen Werken 
nämlich, welche sich mit Sicherheit auf Erwin zurückführen 
lassen , oder welche zum mindesten bestimmt in die Zeit 
fallen, da er Leiter des Baues gewesen ist, ist noch eins 
unversehrt erhalten: das Grabmal des 1 29g verstorbenen 
Bischofs Konrad von Lichtenberg,* Eine Anmerkung ver- 
weist als Beleg auf Kraus, Kunst und Altertum in Elsass- 
Lothringen I. Seite 485. Ausführlich ergeht sich der Ver- 
lasser dann in einer Vergleichung des stilistischen Aufbaus 
beider Werke. Für ihn ergibt sich daraus, dass »jeder 
Zweifel an der Identität des dritten Meisters mit dem 
Architekten des bischöflichen Grabmales und damit auch 
mit Erwin von Steinbach gänzlich ausgeschlossen erscheint«. 

Im ersten der angeführten Sätze lässt sich noch ein 
leiser Zweifel herausfühlen , ob Erwin der Erbauer des 
bischöflichen Grabmals ist. Am Schluss des Absatzes ist 
er dem Ausdruck einer sicheren Bestimmtheit gewichen. 
Die Beweiblast schiebt Moriz-Eichborn Kraus zu. In dessen 
grundlegendem Werke aber heisst es an der angeführten 
Stelle über das Grabmal Konrad von Lichtenbergs 3 ): »Die 
architektonischen Formen des Aufbaus wie das Masswerk 
der Giebel stimmen hinreichend mit denjenigen der West- 
front überein, um die traditionell festgehaltene Urheber- 
schaft Erwins an diesem Monument zu beglaubigen.« 

Für Kraus ist also das Grabmal ein Werk Erwins, 
weil es stilistisch gleich ist mit der Westfassade. Diese 
wieder ist für Moriz-Eichborn ein Werk Erwins, weil sie 
stilistisch gleich ist mit dem Grabmal. Beide Gleichungen 
heben sich, wie man sieht» bei näherer Nachprüfung gegen- 
seitig auf. Die kunsthistorische Stilkritik versagt bei dem 
Versuch, mit ihren eigenen Hilfsmitteln Erwin auch nur 

für einen Teil der Schaufront des Strassburger Münsters 

■ 

') 1. a. O. S. 250. — v ) Abbildung zuletzt im Strassburger Münster- 
blatt II. Tafel III mil der Unterschrift: Grabmal des Bischof* Johann (!) von 
Lichtenberg. 



>0 ^ mSSnSanf 



Von Meister Erwin in Strasburg. 2 17 

als Bauleiter zu erweisen. In erhöhtem Masse gilt es jetzt, 
den an anderen Orten überlieferten Stoff für Leben und 
Tätigkeit Erwins zu sichten und nutzbar zu machen. 

Auch hier hat die Forschung der letzten Jahrzehnte 
teils aufbauend» teils zerstörend in die Überlieferung ein* 
gegriffen. Eine Zusammenstellung der wenigen Zeugnisse, 
die heute nach Ausscheidung des allseitig aufgegebenen, 
ganz legendarischen Stoffes vorliegen, wird den besten 
Aufschluss geben. Die einzelnen Stücke sind in der Mehr- 
zahl so häufig und eingehend in der Literatur besprochen 
worden, dass zu ihrer kritischen Würdigung kurze Hin- 
weise genügen werden. 

i. Zeillich an erster Stelle steht da die angebliche 
Inschrift am Mittelportal des Münsters: Anno domini 1277, 
in die beati Urbani, hoc gloriosum opus inchoavit magister 
Erwin us de Steinbach. Kraus ') und vor ihm Charles 
Schmidt 2 ) haben überzeugend nachgewiesen*), dass es sich 
hier nur um aufgemalte Worte handeln kann, die schon in 
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verschwunden waren* 
Von einer Herstellung von Seiten Erwins selbst oder seiner 
unmittelbaren Nachfolger kann keine Rede sein. Am An- 
fang des 1 6. Jahrhunderts wird sie zuersterwähnt. In einer 
Handschrift des Chronisten Maternus Berler*) heisst es bei 
der Beschreibung der Westfront*): »Under dissen Turn und 
ob der turen, welche man nennet das creutzlin, ward disse 
ubergeschrik gelesen«. Ahnlich berichtet die erste Ausgabe 
von Wimpfelings Catalogus episcoporum Argentinensium 
1508*). Zuletzt wird die Inschrift wohl von Johann Schilter 
in seinen Anmerkungen zu Königshofens Chronik erwähnt. 
Ein Münsterbüchlein von 173* 7 ) erzählt, dass die erwähnten 



*) Kunst und Altertum 1, 363 f. — •) Note sur Erwin et sur sa famillc 
(Bulletin de la soci&tt pour la eunservation des monuments historiques d'Al- 
sace II. str. IX (1874 — 75^ Proc£s-vcrbaux p. 69 ff-)- — •) Dieser Nach* 
weis bleibt troU des Aufsatzes von Knauth (s. unten) unwiderleglich. — 
*) Über ihn vgl. R. Reuss, De Kriptoribu rerum Alsaticarum historicis 
p. 95, — •) Handschrift nr. 256 des Sttassbwger Stadtarchivs aus dem Nach - 
|Mt Schneeyans: Auszug aus Berlers Manuskript fol. "■ ■ — •) Der Hinweis 
von Kraus a. a. O. S. 687 auf Guillinian, der zuerst 1608 in seinem Buche 
IJe episcopis Argenünensibus p. 56 den Zusatz de Stainbach gebracht habet» 
soll, beruht auf einem Irrtum. Vgl, Kraus selbst a. a. O- S. 363- — 
') Strassburger^ Münster* und Thurnbiichlcin (anonym 1732 ersch.) S. 10, 
Ztiuchr. t Gcich. d Obcrrh. N.l XXVI IL l. | 5 



8 lc wiHawmwivtft^ 



*l8 Wcntzcke u. Kunze- 

Worte nach Schilters Zeugnis dort »gestanden haben sollen«. 
^Darnach wäre die Inschrift zwischen i6q8 und 1732 wieder 
verschwunden« *). 

Schon Kraus vermutete, dass die »ruhmredigen« Worte 
erst in den Tagen der Humanistenzeit aufgemalt wurden, 
dass erst damals der Zusatz »de Steinbach« den Namen des 
Meisters individualisieren sollte. Die Späteren sind ihm in 
dieser Annahme gefolgt; erst in den letzten Jahren ist ein 
Widerspruch erfolgt 3 ). Ich muss gestehen, dass ich mich 
dieser letzten Meinung nicht anschliessen kann. 

Zuzugeben ist allerdings, dass gerade seit der zweiten 
Hälfte des 13« Jahrhundorts an den Kunststätten, von denen 
die Architekten des Strassburger Münsters ihre Anregungen 
empfingen, Künstlerinschriften nachweisbar sind. Das ist 
vor allem, wie noch zu betonen sein wird, für die Wertung 
der unter nr. 1 angeführten Inschrift an der Marienkapelle 
von Wichtigkeit, Ich erinnere hier zum Vergleich nur an 
die Worte, mit denen 1257 Jean de Chelles seine Tätigkeit 
an der Südfassade des Querhauses von Notre-Dame in 
Paris einleitet: Anno domini 1257 mense Februario idus 
seeundo hoc fuit ineeptum Christi genitricis honore Kallensi 
Lathomo vivente Johanne magistro. Schon Viollet-le- 
Duc hat sie mit der Verherrlichung Erwins von Steinbach 
in Parallele gesetzt*). 

Demgegenüber ist nachdrücklich darauf hinzuweisen* 
dass die überlieferte Münsterinschrift nie wie die Jean de 
Chelles' in die Fassade eingemcisselt war, sonst müssten 
zum mindesten in den letzten Jahren der völligen Wieder- 
herstellung der Westfront Spuren davon gefunden worden 
sein. Die Worte können nur mit Farbe aufgetragen 
gewesen sein. Vielleicht mit der vollständigen Übermalung 
der Westfront, die in das spätere Mittelalter zu verlegen 
ist*). Auf keinen Kall wird die Inschrift zu Lebzeiten Erwins 

') Vgl. Schuster, Über Erwin von Steinbachs Beziehungen mm Frei- 
burger Münster (Freiburger Münsterblatter V (1909], S. 46). — Da tich 
Schusters Ausführungen mehrfach mit den folgenden Bemerkungen berühren, 
sei festgestellt, dass vorliegender Aufsalz bereits 1907 niedergeschrieben wurde. 
— f ) Schuster a. a, O. — ■) Dictionnaire raisonn6 de Tarchitecture f ran- 
nte I t in. — *) Vgl. Leitichuli, Kleine Beitrüge zur Geschichte der Kunst* 
entwickhtng und des KunMlchcns im Klsass S, 42 f. 



Cooak mmfflft. 



NIHOlQNWHYDlSrn 



Von Hehler Erwin in Strassburg. 21 ü 

oder unmittelbar nach seinem Tode entstanden sein. Für 
die Bestimmung seiner Tätigkeit nach Zeit und Umfang 
Kisst sie sich nicht verwerten. Sie scheidet daher auch 
für unsere weitere Untersuchung aus. 

2. Wichtiger ist unser /weites Zeugnis. Schon Schnee- 
gans hatte 1852 von einer Urkunde von 1287 gesprochen, 
in der Erwin *Weremeister< genannt werde l ). Wiegand 
hat dann dies wichtige Zeugnis von neuem entdeckt und 
die Datierung zu 1284 richtig gestellt 2 ). Heinrich Wehelin 
def Lohnherr und Meister Erwin *der weremeistere* schliessen 
für die Münsterfabrik einen Vertrag mit dem Strassburger 
Hospital ab. Der von Kraus in seinem grossen Sammel- 
werk^ gegebene Lichtdruck lasst aber deutlich erkennen, 
dass das entscheidende Wort »Erwine auf Rasur steht und 
an Stelle eines kürzeren Ausdrucks eingesetzt worden ist. 
Kraus vermutete daher» dass hier vorher ein anderer Name 
als *Krwin* gestanden habe 1 ). Demgegenüber betonte 
Schulte nachdrücklich die Möglichkeit, dass statt eines 
»er«, das keinen Sinn gab, noch vor der Aushändigung 
der Urkunde der Name Erwins eingezwängt worden ist»). 
Nach genauer Prüfung des Originals schliesse ich mich 
Schultes Urteil durchaus an. Die Verwertung dieser ersten 
urkundlichen Erwähnung des Meisters ist durchaus gegeben. 
Jedenfalls ist die vollständige Skepsis, die Moriz-Eichborn 
an den Tag legt*), nicht am Platze. 

3. Zeitlich und sachlich an dies Zeugnis schliesst sich 
eine weitere Erwähnung an, die uns in den Stand setzt, 
die Tätigkeit Erwins mit Sicherheit zeitlich zu bestimmen. 
In einer Urkunde von 1293 November 13 über den Ver- 
kauf eines Gutes in Lampertheim durch den Ritter Werner 
Stauf von Choroltzheim an das Kloster St. Stephan in 
Strassburg heisst es in der Grenzbeschreibung: 7 ) uf den 
burtweg bi meister Erwine. Trotzdem bereits Schmidt 
1875 in seinem Artikel über Erwin und seine Familie auf 



x ) Revue d'Alsace 1852, S* 14 Anm. — *) Bei Schneegans liegt jedenfalls 
nur ein Schreib- oder Druckfehler vor. — ■) Kunst und Altertum 1, 368/369, 
Tafel IL — «) a. a. O. S. 365» — »> Strassburger Urkundenbuch III» 57 
nr. 175. — *) a. a. O. S- 250. — 7 ) Original mit Siegel des OffiiUls: 
Strassburg- Bezirksarchiv H 2057 (3). 



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220 Wentzcke n. Kunze« 

die Urkunde hingewiesen hatte')- ist sie, soweit ich sehe, 
von der Forschung bisher nicht verwertet worden. Sie 
blieb, da Schmidt die Signatur nicht angegeben hatte, 
unter der Fülle von Offizialatsurkundcn verschollen- Ich 
selbst hatte Gelegenheit, beiläufig vor einigen Jahren auf 
das Stück aufmerksam ZU machen *). Was die Identität 
»meister Erwins« mit unserem Meister betrifft, so habe ich 
keinerlei Bedenken, sie als sicher anzunehmen. Mitscher 3 ) 
und Schulte*) haben bereits vor längerer Zeit die Selten- 
heit von Name und Titel nachgewiesen. Wahrscheinlich 
hatte Erwin das Grundstück im Lampertheimer Banne von 
der Münsterfabrik, die dort ebenfalls begütert war, er- 
halten. 

4. Erst mehr denn zwei Jahrzehnte spater treffen wir 
dann einen weiteren Beweis für die künstlerische Arbeit 
Erwins. Im Strassburger Frauenhause, dem alten Sitz der 
Münsterbauhütte, finden sich Bruchstücke einer Balustrade, 
die zu der 1682 abgebrochenen Maricnkapelle im Münster 
gehörte, Schad, dessen Glaubwürdigkeit den Ansprüchen 
wissenschaftlicher Kritik allerdings nicht immer entspricht, 
berichtet in seinem Münsterbüchlein , dass folgende In- 
schriften das tieländer zierten: 1316 aedifieavit hoc opus 
magister Erwin. Ecce Ancilla Domini. Fiat mihi seeundum 
verbum tuum. Amen. Darüber das Credo in Deum etc. 
Endlich »mit überaus grossen an einander gehenckten alt 
fränekischen Versal Buchstaben« das Ave Maria 6 ). In der 
Tat finden sich auf den erhaltenen Resten noch die ein- 
gern eisselten Worte: edificav, h. op. magr. Erwin,, im 
Winkel dazu ec und auf einem anderen Bruchstück rbum. 
tu. 5 ). Die für uns wichtigsten Zeichen edificav. h. op. magr. 



') Bulletin de la sociel£ pour la conservalion des monuments histo- 
tiques d'Alsacc II. s£r. IX. I J roc£s*verbaux p P 71: Note sur Erwin et sur 
*;i famille, Zitiert ist hier nur »Archive* de la Hasse* Alsacc, fonds de Saini- 
Etiennc«. — f ) Ausgabenverzeichois der Abtei St, Stephan zu Strassburg 
1276-1297: Diese Zeitschrift XXIII, 124 Antn. 4. — *j Mit icher, Zur Bau- 
gesdiichle de* Strassburger Münsters S. 41 ; vgl. auch Schmidt a. a. O. — 
*i Schulte, Der Meister des Langhauses .des Strassburger Münsters: Die*e 
Zeitschrift IX, 717- — *) Schad, Summum Argcnioratensium lemplutn. p- 68. 
— •) Vgl. die photographische Nachbildung im »Strassburger Münsterblau« 
Bd. VI 11912) S. 8, Abb. I- 



Googk mmSS\ 



Von Meister Erwin in Strasburg. 22 1 

Erwin heben sich in ansehnlicher Grösse auf weisslich- 
blauem Grunde in rotem Sandstein ganz auffallend von 
der grossen Platte ab, deren obersten Teil sie heute ein- 
nehmen. Ihnen gegenüber verschwinden die Reste des 
Englischen Grusses: rbum. tu., die sich» ebenfalls auf weiss- 
blauem Grunde, auf einem anderen Bruchstück finden, sehr 
stark für das Auge des Beschauers. 

Kraus hat nach der ersten Untersuchung die einge- 
meisselten Worte für ein Machwerk des 16. Jahrhunderts 
erklärt 1 )» Ob er damit nur die Erwähnung Erwins oder 
auch den Englischen Gruss meint, bleibt unklar. Später 
hat er in Kunst und Altertum 1 ) dies Urteil überhaupt 
zurückgenommen. »Die stümperhaften Abkürzungen, ein- 
zelne Buchstaben der Schrift, legen allerdings»« meint er, 
*dcn Gedanken nahe, dass wir es mit einer im i6. Jahr- 
hundert fabrizierten Inschrift zu tun haben. Dagegen lässt 
eine Untersuchung der Fragmente glauben , dass die 
Schrift von vornherein auf die Ballustrade aufgemeisselt 
war.* 

Ganz löst diese Echtheitserklärung unsere Zweifel 
nicht. Zunächst lässt sich doch sicherlich nicht nachweisen 
oder auch nur vermuten, ob die Buchstaben, wie wir sie 
jetzt vorfinden, schon sechshundert oder »nur« vierhundert 
Jahre den Einwirkungen der Luft ausgesetzt waren. Im 
Inneren des Münsters mussten sie sich ohnehin vortrefflich 
ihre Schärfe bewahren. Für die Kritik bleibt nur die 
epigraphische Vergleichung, Und dazu fehlt es einerseits 
fast ganz an den nötigen Vorlagen; andererseits sind 
Kapitalbuchstaben , in denen die entscheidenden Worte 
geschrieben sind, zeitlich überhaupt nicht auch nur an- 
nähernd festzulegen, selbst wenn sich, wie in unserem 
Falte* Unzialformen eingeschlichen haben* Zum Vergleich 
heranziehen kann man in erster Reihe zwei etwa gleich- 
zeitige Grabschriften des Münsters: Die des magister Werlin 
von Nordrach und Erwins selbst 3 ). 



*) Zeitschrift lür bildende Kunst XI. - *) I, 375. — *) Vgl. die 
photographischen Nachbildungen in dem Aufsatz von Claus*: Das Münster 
ah Begräbnisstätte und seine Grabinschriften. Slrassinirger Münsterblatt, Bd. II 
(1005). S. 24. 



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222 Wentzcke u. Kunze. 

In der Tat zeigt sich gerade in diesen Vorlagen eine 
weitgehende Ähnlichkeit des Schriftcharakters, soweit man 
von einem solchen überhaupt sprechen kann. Wohl fehlt 
den Buchstaben an der Balustrade der Marienkapelle die 
natürliche Rundung, die der Grabschrift Erwins die ein- 
heitliche Fassung gibt. Einzelne Buchstaben, z. B. m 
und n, weichen in beiden Inschriften durchaus von einander 
ab. Immerhin sind diese kleinen Verschiedenheiten nicht 
imstande, die epigraphische Untersuchung zu einem be- 
stimmt verneinenden Ergebnis zu bringen. 

Schwerer wiegen zwei andere Beobachtungen: Der 
Vergleich mit den Buchstaben des Englischen Grusses 
und der Gesamteindruck, den die Art der Ausführung der 
cingemeisselten Inschrift hervorruft. Im Gegensatz zu dieser 
erscheinen die Züge des rbum. tu. plump und unvoll- 
kommen. Sie treten nur schwach aus dem Untergrund 
hervor. Dagegen wirken die um ein Drittel grösseren 
Buchstaben der Datierung eindrucksvoll, man kann fast 
sagen, auffallend und aufdringlich. Man sollte meinen, 
dass solch Zurückstellen religiöser Formeln vor weltlicher 
Feststellung eigentlich gar nicht dem Denken des 13. und 
14. Jahrhunderts entspricht. Auf der anderen Seite aber 
sind gerade hier die Beispiele für gleichzeitige französische 
Künstlerinschriften anzuführen, auf die ich oben schon 
hinwies. Besonders auf die Inschrift Jean de Chelles' an 
Notre-Dame von Paris ist nachdrücklich aufmerksam zu 
machen 1 ). Die Worte an der Balustrade der Marienkapelle 
können zum wenigsten 1316 entstanden sein, ja, wir dürfen 
diese Möglichkeit, so viel ich sehe, sogar zur Wahr- 
scheinlichkeit erheben. Die Inschrift wird vorerst als 
vollgültiges Zeugnis für die Tätigkeit Erwins gelten müssen. 
Unbedingt zuverlässig ist sie als solches jedoch weder an 
und für sich noch viel weniger für den Uhifang der Arbeil 
des Meisters. 

5. Als letzter und als sicherster Beleg bleibt Erwins 
Grabschrift , verbunden mit der seiner Gattin und seines 



') Aus dein Apparat des kunsthisloiischen Seminars in Sirassburg 
konnte ich eine grössere Photographie benutzen, die auch cpigiaphisch die 
nahe Verwandtschaft beider Inschriften beweist. 



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Von Meister Erwin in Strasburg. 22) 

Sohnes Johannes 1 ); Anno domini 1316, 12 kal. Augusti. 
obiit domina Husa , uxor magistri Erwini anno domini 
1318, 16 kal, Februarii, obiit magister Erwinus, guber- 
nator fabrice ecclesie Argentinensis || anno domini 1339» 
1 5 kal. Aprilis, obiit magister Johannes, filius Erwini, 
magister operis .uius ecclesie. 

Unzweifelhaft ist damit der Tod Erwins zum Jahre 1318 
anzusetzen. Andrerseits bieten die verschiedenen Bezeich- 
nungen, die der Meister in den Grabschriften der Gattin, 
des Sohnes und endlich in der eigenen fuhrt, Raum zu 
mancherlei neuen Zweifeln. Erhöht werden diese durch 
die widerspruchsvollen, teils durchgestrichenen, teils später 
nachgeholten Eintragungen über die Familie Erwins im 
Wohltäterbuche des Marienaltars. Auf unseren Meister 
selbst möchte ich, trotz mancher Zweifel, die Notiz zum 
19. (statt 17.) Januar beziehen: 

Item magister Erwinus huius operis obiit. Dedit equum 
et redditus 4 unciarum. 

Die unmittelbar darauf folgende Eintragung: 

Item Adelheidis uxor magistri Erwini 
wird eher auf die Gattin des gleichnamigen Sohnes des 
1318 verstorbenen Meisters zu beziehen sein. Ebenso ge- 
hört die unterm 16, Februar wiederholte Eintragung einer 
Adelheid als uxor des Winlinus magister fosse in Tüngent- 
heim 2 ) wohl zum Sohne unseres Erwin. Die übrigen 
Stellen im Wohltäterbuch über dessen Familie können 
hier übergangen werden, Sie sind allesamt nicht auf 
unsern Meister zu beziehen. Dagegen hat Schulte mit 
Recht ein Formularbuch Bischof Johanns von Dirpheim 
aus der Zeit vor 1330 herangezogen» wo ein Gerlacus, 
natus quondam magistri Erwini, civis Argentinensis ge- 
legentlich erwähnt wird *). Zweifellos ist dieser Gerlach 



») Abbildungen bei Schneegans a. a. O-; Kraus a. a. O* I f 37 6 /377 
Tafel III; Strassburger MünsterblaU II, 14- — *) Von Schmidt a. a. O. 
S- 85 nicht ungeschickt als Steinbruchmeister in Dinshcim erklärt: also 
jedenfalls ein technischer Beamter der Münsterbauhütte, dem der für den 
Bau der Marienkirche ausgebeutete Steinbruch unterstellt war* — *) Schulte. 
Zur Geschichte der Strassburger Münsterbaumeister (Repertorium für Kunst* 
Wissenschaft VI, 277), vgl- Rosenkränzer, Bischof Johann t. von Strassbur« 
S« 101 ff 



lOOgk IMaiQHUMVlftJilY 



224 



Wcntzcke u. Kunze. 



als Sohn unseres Erwin anzusprechen. Ebenso der in seiner 
Grabschrift als Werkmeister am Münster zu l laslach be- 
zeichnete: anno domini 1329, non, Decembris, obiit 

magister operis huius ecclesie» filius Erwini magistri quon- 
dam operis ecclesie Argentinensis 1 ), 

Damit sind unsere Zeugnisse für die Persönlichkeit 
Meister Krwins in Strassburg erschöpft. Auf dieser Grund* 
läge gilt es jetzt , die Beweiskraft der Belegstellen nach- 
zuprüfen. Sie in Zusammenhang zu setzen mit den stil- 
kritischen Untersuchungen der Kunstgeschichte wird dann 
Aufgabe der Schwesterwissenschaft sein. 

Zunächst können von den angeführten fünf Stellen nur 
zwei als unbedingt gesichert gelten: nr. $ t die Urkunde 
von 1293, und nr. 5, die Grabschrift Erwins, Nur mit Vor- 
sicht und als Ergänzung zu werten sind die Inschriften 
an der Marienkapelle, sowie die Urkunde von 1284; ganz 
auszuschliessen ist die Inschrift Ober dem Mittelportal. 

1293 aber wird Erwin nur als meister, 1318 als guber- 
nator fabrice bezeichnet. 1 284 heisst er wieder weremeister. 
1316 magister, nach seinem Tode endlich magister operis, 

Wieder ist es Schulte, der mit einer Fülle von Quellcn- 
materiai gegenüber den willkürlichen Deutungen von Welt- 
mann 2 ) und Kraus 5 ) die verschiedenen Titel der Verwal- 
tungsbeamten und der »Meistert der Münsterbauhütte ge- 
schieden und sorgfältig gewertet hat*). Vor allem wies 
er bereits auf ihren wahllosen Gebrauch bis zum Ende des 

13. Jahrhunderts hin. Erst um die Wende des 13. und 

14. Jahrhunderts bildete sich nach seiner Zusammenstellung 
scharf die Unterscheidung des magister operis als »Werk- 
meister« von dem gubernator fabrice, dem Verwaltungs- 
und Kassenbeamten der Bauhütte, aus. Der Anwendung 
dieser Theorie auf die Grabschrift Erwins ist Schulte aus- 
gewichen. Die Anschauung von Kraus 5 ), dass gubernator 
hier als »Obermeister* zu erklären wäre, ist jedenfalls 

M Kraus a. a. O. I. 201 und Tafel I. — *( Geschichte der deutschen 
Kunst im Elsas* S. 321; Repertorium für Kunstwissenschaft I, 377. — 

— *) Repertorium für Kunstwissenschaft I. 343; Kunst und Altertum ], 357. 

— *) Zur Geschichte des Strassburger Münsters. Der VorRänger Erwins 
(Repertorium für Kunstwissenschaft V» 2?). — € ) Kunst u. Altertum I, 377. 



S^ mSStSS» 1 . 



Von Meister Erwin in Strassburg. 22^ 

unhaltbar. Gerade auf die von Schulte angeführten Bei- 
spiele gestützt, glaube ich vielmehr die Ausdrucksweise 
der Grabschrift dahin deuten zu müssen, dass Erwin bei 
seinem Tode VerwaUungsbeamtcr der Münsterbauhütte, 
des Stifts Unserer Frauen Werk, war. Dass 1312 und 1319, 
wie Schulte bemerkt 1 ), dieselben Namen als gubernatores 
erwähnt werden, spricht nicht gegen diese Annahme: es 
sind aus diesen Jahrzehnten eine ganze Reihe von Ver- 
waliungsbeamten nachzuweisen, die nicht namentlich neben- 
einander erwähnt werden. 

Jedenfalls widerspricht die Tatsache, dass Erwin sonst 
den Titel »Meister« führt, in keiner Weise meiner Deutung 
der Bezeichnung als gubernator. Dem angesehenen Mann 
wurde eben im hohen Alter — vielleicht nach der Voll- 
endung der Marienkapelle — das Ehrenamt eines Ver- 
walters übertragen. 

Wie steht es nun aber mit Erwins Tätigkeit als 
Meister«? Allgemein hat man bisher diesen Titel, vor 
allem in seiner Fassung als weremeister und magister 
operis, als die Bezeichnung des Bauleiters gedeutet. Wie 
mir scheint, fehlt dafür jeder Beweis. Um nicht alle bereits 
von Schulte und anderen aufgeführten Beispiele hier zu 
wiederholen, möchte ich an dieser Stelle nur erwähnen, 
dass in einer Hofordnung für Boersch aus der 2, Hälfte 
des 13. Jahrhunderts der Titel magister operis zur Bezeich- 
nung des — Küfermeisters erscheint 3 ). Das Stück ist — 
allerdings sehr fehlerhaft — schon längst in Grimms Weis- 
tümern gedruckt 3 ), ohne dass man diesen schlagenden 
Beweis für die ganz allgemeine Bedeutung des Wortes 
bisher verwertet hat. 

Zuzugeben ist, dass in unserem Falle, da Erwin stets 
in nächster Beziehung zur MünsEerbauhütre erscheint, der 
Titel auf eine Tätigkeit innerhalb dieses Kreises hin- 

') A. a« O. S. 29. — *) Original: Strasburg, Bezirksarchiv H2;r7 
(17). Hier wird bestimmt: Magister operis habebit servientem in lorculari 
per autumpnum die et nocte et preperabit lorcular, dolea et lineas et omnia 
utensilia ad torcular et vasa facta ad ducendum carratam vini cum apparalu 
quem dalurus est tiiansurnarius, videliret circulos et tegulas de pino et fundos 
queranos. Ad officium magistri operis pertinent deceni amc vini et MGCUI 
cnui de doleo donrinoram. — *) Weistflmer I, 692 f. 



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rBiHaieNMMivtR^rv 



226 Wentzcke u. Kunze. 

weist. Sollte jedoch gerade hier, wo doch zur Zeit emsigster 
Beschäftigung gewiss Hunderte von Arbeitskräften heran- 
gezogen waren, nur ein Mann den Titel »Meister« geführt 
haben? Während in allen andern Gewerben diese Be- 
zeichnung jeder führte, der sein Handwerk selbständig 
betrieb und meist nur eine geringe Anzahl von Hilfs- 
kräften beschäftigte? 

Ein einziger Blick auf" die von technisch und künst- 
lerisch hochstehenden Einzelwerken überladene Westfront 
des Münsters löst m. E. die Gewissheit aus, dass eine 
ganze Anzahl von »Meistern« hier mitgearbeitet hat. Aus 
dem Schweigen der Urkunden ist sicherlich nichts zu ent- 
nehmen. Die in einem Vertrag von 1269 als »Verwalter 
des Bauvermögens« erwähnten magistri operis ') sollen hier 
nicht einmal herangezogen werden. Immerhin gibt ihre 
Mehrzahl und ihre Tätigkeit trotz der Bemerkungen 
Schuhes *) zu denken. Die zufallige Erwähnung und Über- 
lieferung eines Meisters, des magister operis Erwin, gibt 
uns jedenfalls kein Recht, ihn als den Leiter des Baue> 
anzusehen. Diese Deutung des Titels ist lediglich aus der 
kunstgeschichtlichen Oberlieferung erwachsen. Sobald wir 
uns von ihr freimachen , wird »Meister Erwin« von selbst 
zu einem der Meister am Werk Unserer Lieben Frau, 
die unter uns unbekannter Leitung an dem Bau des 
Münsters arbeiteten. 

Zu dieser Deutung passen alle unsere Zeugnisse, die 
Urkunden von 1284 und 1293 vor allem. Halten wir dann 
an der Echtheit und Gleichzeitigkeit der Inschrift an der 
Marienkapelle fest, so bleibt auch ein Werk von der Hand 
Meister Erwins, eben das Masswerk der Kapelle, die sich 
über dem Marienaltar wölbte. Mit diesem stand ja Erwin 
und seine Familie in besonders enger Beziehung. Für 
lange Zeit ist er der einzige Meister, dessen Name sich 
im Wohltäterbuch des Altars findet. Er wie seine Nach- 
kommen haben die Stiftung stets reichlich bedacht. Viel- 
leicht ist dieser Zusammenhang auch der Grund, dass er 



') (Schulte) Strassburger Urkundenbuch III, 5 nr. 16 — »| Reperlonum 
für Kunstwissenschaft V, 28. 



L .OOgk reiHOIQWiWIVWiiTV 



Von Meister Erwin in Strassburg. 227 

selbst, seine Gattin und sein Sohn Johannes an ganz be- 
sonders auffallender Stelle ihr Grab fanden. 

Und in dieser Auszeichnung möchte ich den Kern 
der ganzen Überlieferung, die in Erwin den Schöpfer und 
Baumeister der ganzen herrlichen Münsterfassade sieht, 
erkennen >). Die einzige Inschrift am Münster, die von 
einem magisler operis, gubernator fabrice sprach, fand die 
Nachwelt an leicht erreichbarer Stelle, in Brusthöhe an 
der Mauer des l.eichenhöfels. Hier war eine Persönlich- 
keit, in der sich das Wunderwerk gewissermassen ver- 
körperte. 



IL 

Der Kritiker der Baugeschichte soll die vom Historiker 
auf ihren Wert geprüften urkundlichen Zeugnisse über 
Meister Erwin in den Rahmen einer Gesamtbetrachtung 
einzufügen suchen fvgl. S. 215). Obwohl ich mich seit 
Jahren mit der Baugeschichte des Strassburger Münsters 
beschäftige, entledige ich mich erst jetzt der mir schon 
vor längerer Zeit (vgl. S. 218 Anra. 1) von Wentzcke 
übertragenen Aufgabe, weil ich den Aufsatz des Münster- 
baumeisters Knauth über »Erwin von Steinbach* im 
VI. Bande des Strassburger Münsterblaltes (iui 2) abwarten 
wollte. Denn während ich versucht habe, die verschiedenen 
Fassaden projekte durch Vergleiche mit französischen Vor- 
bildern und deutschen Nachahmungen zu rekonstruieren, 
arbeitete Knauth an der Lösung desselben Problems, indem 
er die durch die Bauschäden am nördlichen Turm- und am 
benachbarten Schiffspfeiler notwendig gewordenen Unter- 
suchungen der Fundamente und des Aufgehenden für eine 
genaue Bauanalyse nutzbar machte. 

Ich habe mich also im folgenden mit zwei Arbeiten 
auseinanderzusetzen. Ihre Resultate stehen sich diametral 
gegenüber. Knauth pflichtet der Tradition vollkommen 
bei, Wentzcke bestreitet sogar, dass Erwin überhaupt 



') Ähnlich auch Schuster a. a. O. 



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228 Wcnttckc u. Kunze. 

jemals leitender Architekt gewesen sei. Es empfiehlt sich, 
zunächst die Schlüsse, die Wcntzcke aus den Urkunden 
zieht, an dem zu prüfen, was wir sonst über die Archi- 
tekten des 13. und 14. Jahrhunderts wissen, und dann zu 
erwägen, ob uns vielleicht Knauths technische Analyse 
der Fassade auch für die Zeit Aufschlüsse gibt, in der uns 
die schriftlichen Quellen im Stich lassen. 

Zunächst will ich die Frage behandeln, in der ich 
Wentzcke widersprechen muss, die Frage, ob Erwin über- 
haupt leitender Architekt gewesen ist. Prinzipiell ist die 
Feststellung; von nicht geringer Wichtigkeit, dass den Titel 
Magister operis »jeder führtet — oder wenigstens führen 
konnte — , »der sein Handwerk selbständig betrieb« (s. S. 226). 
Wenn wir also in Zukunft in irgend einer Quelle einen 
Mann mit dem Titel Werk meistere finden , dürfen wir in 
ihm nicht mehr ohne weiteres einen Architekten sehen. 
Wie aber, wenn derselbe Meister »stets in nächster 
Beziehung zu einer Bauhütte erscheint«? Dann betreibt 
doch er allein an dem opus sein »Handwerk« selbständig. 
Und das opus ist in diesem Falle keine Küfer werkstätte, 
in der eine geringe Anzahl von Hilfskräften beschäftigt 
wird, sondern die fabrica der Kirche mit vielen Ange- 
bellten. Also ist der magister operis der Meister des 
Werkes und nicht einer unter vielen. Auch in Frankreich 
ist der magister operis stets der magister principalis, dem 
die Leitung des Baues anvertraut ist. Es fragt sich in 
jedem einzelnen Falle nur, ob er Verwaltungsbeamter oder 
Baumeister ist. Die französischen Quellen 1 ) gebrauchen 
nämlich dieselben Titel für verschiedene Ämter genau so 
wahllos wie die Strassburger*). In vielen Fällen freilich 
besteht kein Zweifel, dass der magister operis als Architekt 
anzusehen ist. So sind z. B. auf der mittelsten Blatte des 
Labyrinthes der Kathedrale von Amiens drei maitres de 
l'ieuvre zusammen mit dem Gründer der Kirche, dem Bischof 
Kvrard de Fouilloy, dargestellt. Den drei Meistern ent- 
sprechen bis zum Jahre 1288, in dem laut Inschrift das 

') Henri Stein, Les archilevtes des cathedrales golhiques, in der Serie 
1.« ßtands artistes, Pari-., Henri Laurens, ohne Datum, S. 20 — 24. — 
*\ Vgl. oben S 224. 



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Von Meiner Erwin in Strastburg. 22Q 

Labyrinth angelegt worden ist 1 ), drei stilkritisch scharf zu 
scheidende Bauabschnitte. Ebenso sind die vier im I.abv- 
rinthe der Kathedrale von Reims dargestellten *maistre$ 
dts ouvrages* Architekten gewesen 2 ). Von einem jeden 
berichtete "die Beischrift, wie lange er sein Amt bekleidet 
hat und welche Teile der Kathedrale unter seiner Leitung 
ausgeführt worden sind, und durch die den Figuren bei- 
gegebenen Attribute, Winkelmass, Zirkel etc., waren sie 
als Baumeister charakterisiert. Ebensowenig kann bei 
Meister Erwin in Strassburg bezweifelt werden, dass er 
Raumeister und nicht etwa Kassenbeamter gewesen ist. 
In der Urkunde von 1284 (vgl, S. 21g) wird »Meister Erwin 
der Werkmeistert dem »Heinrich Wehelin dem Lohnherrnc 
gegenübergestellt, und nach Schulte hat sich um die Wende 
des 13, und 14, Jahrhunderts die Unterscheidung des magister 
operis und des gubcrnator fabrice ausgebildet (vgl. S. 224). 
Dass er aber nicht bloss ein »Meistere neben anderen, son- 
dern der Meister von 1284 (oder mindestens von 1293) 
bis 1318 gewesen ist, beweist meines Erachtens ausser dem 
von mir oben angeführten Grunde die monumentale In- 
schrift an der Marienkapelle a). Sie ist für einen leiten- 
den Architekten nichts Ungewöhnliches. Die Darstellung 
der Baumeister neben den Bauherren in den Labyrinthen 
von Amiens und Reims ist nicht weniger bescheiden. Aber 



-) Das Labyrinth war ein Mosaik im Fussboden des Mittelschiffes. 
Von der Peripherie führte in komplizierten Wimlungen ein aus weissen 
Steinplatten gebildeter Streifen ins Zentrum* Diesen Weg von beträchtlicher 
iJlnge — das Labyrinth nahm den Raum von zwei Jochen ein — hatten 
die BU&ser auf den Kniccn zurückzulegen. — Das Labyrinth existiert heute 
nicht mehr, nur die für uns besonders wichtige Mittelplatte ist erhalten und 
wird im Museum von Amiens aufbewahrt. Vgl* Georges Durand» Mono- 
graphie de Piglise Notre-Dame cathedrale d'Amiens 1901, I. S. 23» 460 u. 
465 und Henri Stein, a. a. O. S. 64 — 68. — *) Louis Demaison» Les archi- 
lectes de la calhfidralc de Keims im Bulletin arch£ologtque du comite des 
travaux historiques et seien tifiques 1894 S. 3—40* Derselbe: La cathedrale 
de Reims in den Petiles monographie* des grands idifices de la France, 
herausgeg. von E. Leftvre- Fontalis, S- 22 — 33. — Henri Stein, i< a. O. 
S- 72 — 76. — *) Zur epigraphischen Vergleichung (s. oben S. 22l| lassen 
sich vielleicht noch die Inschriften der 12 aus dem Anfange des 14. Jahr- 
hunderts stammenden Königsbilder (vgl. meinen Aufsatz über »Die Königs* 
bilder im Strassb. M.« im vorigen Bande dieser Zeitschrift, S. 636) heran- 
ziehen. Auch sie zeigen das kapitale M neben dem unzialen N, 



C iooglc mSStSSS 1 . 



■?30 



Wenljjckc u. Kun?e. 



hier ist es beide Male ganz sicher, dass es sich um die 
aufeinander folgenden Leiter des Baues handelt. Und in 
Strassburg sollte man allein dem Steinmetzen, der die im 
Vergleich zu der Fassade unbedeutende Marienkapelle aus- 
geführt hat, während er an der Fassade im Verein mit 
anderen gearbeitet haben soll, erlaubt haben, seinen Namen 
der Nachwelt zu überliefern? Warum hätten denn seine 
Mitarbeiter leer ausgehen sollen? Nein, die Verherrlichung 
Erwins an der Brüstung der Marienkapelle hat nur dann 
einen Sinn, wenn hier nicht nur der Schöpfer dieses Aus- 
stattungsstückes, sondern der Chef des ganzen Werkes, der 
durch eine jahrzehntelange Tätigkeit eine besondere Aus- 
zeichnung verdient hatte, sich ein Denkmal setzen durfte. 

Schliesslich ist es in der Natur der Sache begründet, 
dass man sich keine Bauhütte ohne ein Oberhaupt denken 
kann. Ein Meister muss doch den Entwurf für das ganze 
Gebäude geliefert haben, und einer von seinen Nachfolgern 
muss ihn , wenn er sich nicht mehr an ihn halten wollte, 
umgearbeitet haben. Das konnte im Mittelalter nicht 
wesentlich anders sein als in der Renaissance oder in der 
Gegenwart 1 ». Wir dürfen uns auch die Architekten der 
grossen Kathedralen nicht als biedere Handwerksmeister 
vorstellen. Im Jahre 1261 sagt Nikolas de Biard in einer 
Predigt: »Magistri cementariorum, virgam et cyrothecas in 
manibus habentes, aliis dieunt: Par ci le nte taille, et nihil 
laborant; et tarnen majorem mercedem aeeipiunt, quod 
faciunt multi moderni prelati.« Ebenso folgende Stelle, 
die wahrscheinlich auch dem Nikolas de Biard zuzuschreiben 
ist: »In istis magnis aedifieiis solet esse unus magister prin- 
cipalis, qui solum ordinat ipsa verbo, raro aut ntinquam 
apponit manum etc. etc.«*) 

Eine Illustration zu diesen Worten gibt uns noch heute 
der riesige und in sehr vornehmer Technik ausgeführte 
Grabstein des Hue Libergier, des Meisters von St. Nikaise 



') Vgl. Max Hasak, Haben Steinmetzen untere mittelalterlichen Dome 
gebaut? Zeitschrift für Bauwesen XI.V (1895). — *) V. Mottet, La maitrise 
d'oruvre dans les grandes conslructions du XlIIc siecle el la profession 
d'appareüleur. Bulletin monumenul, 1. LXX {1906), p. 263—270. (Der 
appaieilleur ist dem maitte de l'ocuvre untergeordnet. Er ist der Erste auf 
dem Bau platze, der Parlier. ) 



°S' C reinaÄiviri 



Von Meihttr Erwin in Strassburg. ^4 1 

in Reims") Der Künstler trägt ein Barett, einen Pelerinen- 
mantel mit Kapuze, in der Linken einen langen Spazier- 
stock, in der Rechten das Modell der Kirche. Die unteren 
Ecken der Grabplatte werden durch Winkelmass und Zirkel 
ausgefüllt. Sein Nachfolger Robert de Coucy war zugleich 
magisler opcris an der Kathedrale und an St. Nikaise; 
d. h, natürlich: er leitete beide Bauten, ohne bald an diesen, 
bald an jenen mit Hand anzulegen. Es war sogar nicht einmal 
unbedingt erforderlich, dass der Werkmeister in dem Orte 
wohnte» in dem er einen Bau zu leiten hatte 2 ). Das zeigt 
z. B. der Vertrag, den der Abt von Saint-Gilles im Lan- 
guedoc 1261 mit dem Meister Martin de Lonay schliesst. 
* . . . cet architecte touche une somme fixe de cent sous 
tournois par an ä titre cTinclcmnite d'habillement, et re^oit 
un salairc de deux sous par journee de travail quand il 
la commencera avant midi; pour tous les jours de l'annee 
sans distinction , il a droit ä la nourriture pour lui et son 
cheval» et viendra s'assessoir ä la table de l'abbe ou prendra 
ses repas dehors ä son gre, sauf les jours maigres ou il 
ne sera admis qu'ä la cuisine, avec une pitance egale a 
une fois et demie celle ü*un moine; il habite une ville 
voisine, Vauvert, et ne doit resider ä Saint-Gilles qu'en 
ete, mais il lui faudra venir en toute häte chaque fois que 
le travail Texigera* 3 ^ Aber es gab nicht nur Dombaumeisler 
mit dem Titel magisUr operis\ auch die Hofarchitekten 
und die Regierungs-, Kreis- und Stadtbauräte, sowie die 
Diozesanliaumeister im mittelalterlichen Frankreich, alles 
Leute in leitender Stellung, führton ihn. »Le roi avait son 
maitre d'ceuvre; les princes de sang royal (duc de Bour- 
gogne» duc de Berri etc.) avaient le leur; on comptait 
aussi un maitre des ceuvres du roi dans chaque bailliagc 
ou senechaussee; Teveque et la ville de Paris en posse- 

•) Abgebildet bei Hcmi Stein, a. a. O. S, 73- — *) Damit ist 
d\t Stellung Ulrichs von En sin gen in Strasaburg tu vergleichen. Kr 
übernahm das Amt des Dombaumeisters in Sirassburg, ohne die gleiche 
Stellung in Ulm aufgegeben zu haben. Daher beiog er in Strassburg 
<las Ulmer Fixum weiter, nur das Wochengeld fiel weg ($. A* W- Fr. 
Carstanjen, Ulrich von Ensingen, München 1893, S. 57). Spater übernahm 
Ulrich auch noch den Bau der Esshngcr Marienkirche und des Pfoizheimcr 
Frauenklostcrv, (Carslanjen, S* 77 u. 78). — *) Henri Stein, a. a. O« S* 3I1 



^ ,C MhÄ^Äv 



232 



Wentxcke u. Kume. 



daient un egalement: c'etait quelquefois ]a meine personne 
t|ui cumulait") ces deux fonctions similaires« 2 ). An dem 
Südportal des Querhauses von St. Martin in Colmar ist ein 
maistres Humbret dargestellt, aber nicht etwa mit Hammer 
und Meissel , als habe er neben vielen anderen am Bau 
gearbeitet, sondern mit Reissbrett und Winkelmass, also 
mit den Geräten, die man zum Entwerfen eines Gebäudes 
braucht. 

Die Beispiele haben wohl überzeugend dargetan, dass 
der »Werkmeister« Erwin während des Baues der West- 
fassade leitender Architekt in der Strassburger Bauhütte 
gewesen ist. Zugleich haben sie gezeigt, dass »ruhmredige« 
Künstlerinschriften auch an mittelalterlichen Bauten nichts 
Ungewöhnliches sind. 

Wie steht es aber mit der zeitlichen Abgrenzung von 
Erwins Tätigkeit? Ist er der erste Meister der Westfassade 
gewesen . der den Entwurf geliefert hat? Hier habe ich 
den scharfsinnigen Ausführungen Wentzckes kaum etwas 
hinzuzufügen. Unbedingt sicher ist Erwins Todesdatum 
(1318) überliefert, die Echtheit der Inschrift an der Marien- 
kapellc (1316) wird kaum zu bezweifeln sein — sie ist 
zwar so »ruhmredig« wie die ehemalige Inschrift an der 
Westfassade, aber an ähnlichen Beispielen ist in Frank- 
reich, wie wir gesehen haben, kein Mangel — , die Lampert- 
heimer Urkunde (s. S. 21g) fuhrt uns bis 1293 hinauf, mit 
der Urkunde von 1284 dagegen geraten wir schon auf 
unsicheren Boden. Weiter hinauf kommen wir mit Hilfe 
der schriftlichen Überlieferung überhaupt nicht; denn mit 
einer Inschrift, die wir nicht mehr besitzen und die erst 
seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts beglaubigt ist, können 
wir nichts anfangen. Ja, ein Ereignis in der Geschichte 
des Frauenwerkes spricht direkt gegen die Echtheit der 
Inschrift von 1277, zugleich aber für die sonst nicht so 
strikt zu beweisende Echtheit des Namens Erwin in der 
Urkunde von 1284. Ich meine den Übergang der Stifts- 
verwaltung vom Domkapitel an die Bürgerschaft in der 
Zeit zwischen 1282 und 1286. Schon A. Hanauer hat dieses 
Ereignis mit dem Auftreten Erwins in der Urkunde von 

') Vgl. Robert de Coucy, oben S. 231. — ') Henri Stein, a. a. O. S. 27 f. 



>8 k> iwm: 



Von McUter Eiwin in Strasburg. 233 

1284 in Verbindung gebracht: »Le lecteur attentif se deman- 
dera peut-etre si l'apparition d'Ervin de Steinbach ä Stras- 
bourg en 1284 ne pourrait pas avoir quelquc rapport avec 
Ia cession de l'CEuvrec'), Und ich werde zeigen, dass ein 
Wechsel im Bauplan sich ebenfalls am besten durch einen 
Wechsel sowohl des Bauherrn als des Bauleiters erklären 
lässt. Damit gehen wir zu der Bauanalyse der Fassade 
über. 

Wenn uns das einwandfreie Quellenmaterial für die 
Zeit vom Beginn der Fassade bis zum Jahre 120,3 ' ni 
Stich lässt, so lautet das Problem für den Architektur- 
historiker: Lässt sich stilkritisch beweisen, dass man sich 
von 1277 bis 1318 an denselben Fassadenentwurf gehalten 
hat? Wäre dieser Beweis zu führen, so könnte man mit 
ziemlicher Sicherheit folgern, dass der im Jahre 1318 ge- 
storbene Meister den Bau der Fassade von Anfang an 
geleitet hat. 

Meine Ansicht habe ich bereits im vorigen Bande 
dieser Zeitschrift (N.F. XXVII S. 622) kurz entwickelt. 
Hier muss ich etwas weiter ausholen. Während in Italien 
und Deutschland die Fassaden meist ein unabhängig von 
der Stockwerkgliederung der übrigen Bauteile kompo- 
niertes Schaustück bilden, haben die Franzosen fast zu 
allen Zeiten und in allen Bauschulen, im Westen, in Bur- 
gund, im Entstehungsgebiete der Gotik, das grösste Ge- 
wicht darauf gelegt, in der Fassade das »Systeme des 
Innenbaues, d. h. den Aufriss der I-ängsseiten , klar zum 
Ausdruck zu bringen, also eine wirkliche Stirnseite des 
hinter ihr liegenden Raumes zu schaffen. Die Gotik hat 
dieses Problem zum erstenmal in der Kathedrale von Laon 
gelost. Die Stockwerkteilung der Querhausfassaden ent- 
spricht genau dem System, also dem Aufbau der SchifFe: 
Portalgeschoss = Seitenschiffe, Fensterreihe = Empore, 
Rose = Hochschiff. In der Hochgotik trat an die Stelle 
der Empore das Triforium, ein aus der Mittelschiffswand 
ausgesparter, den Dachraum der Seitenschiffe verdeckender 
Laufgang von geringerer Höhe. Die Folge war, dass auch 



') A. Hanauer, Nouvelles nolcs sur l'ceuvre Nolre-Dame. (Revue 
catholique d'Alsace 1902, S. 346 Anm. 2. S.-A. S. 66). 

Zaittebr. f. Cetch. d. Oberrh N.F. XXVIII. 3 . ,(, 



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Wentzckc u, Kunze. 



an der Fassade das zweite Geschoss zu einer kleinen, die 
Hauptgeschosse trennenden Galerie zusammenschrumpfte. 
Das dritte Geschoss oder richtiger das zweite Hauptgeschoss 
enthielt in der klassischen Zeit im Mittelstücke der Kassade 
das Rosenfenster. 

Auf eine solche Fassadenlösung nimmt bereits der 
Querschnitt des Langhauses Rücksicht 1 ); denn der erste 
Langhausmeister hat den Abstand des Gewölbescheitels 
von der Oberkante des Triforiums genau gleich der lichten 
Weite des Mittelschiffes gemacht, so dass sich für die Rose 
ein quadratisches Feld ergeben hätte, das von der Ober- 
kante des Triforiums, von den Turmstrebepfeilern und dem 
Hochschiffsgesims begrenzt gewesen wäre. Den nicht mehr 
erhaltenen Fassadenentwurf des ersten Langhausmeisters 
veränderte der Meister der vier westlichen Langhausjoche 
in geringfügigen Einzelheiten (Riss A im Frauenhause). 
Nach der Vollendung des Langhauses wurden jedoch die 
Türme auf einer breiteren Basis, als es die früheren Meister 
beabsichtigt hatten, in Angriff genommen. Der untere 
Teil deckt sich in der Ausführung mit dem Riss B. Trotz- 
dem glaube ich aus verschiedenen Anzeichen schliessen 
zu müssen, dass diesem Entwurf ein uns nicht mehr er- 
haltener vorausgegangen ist, der zwischen A und B als 
Projekt ß einzureihen wäre. So kam ich, allerdings von 
ganz anderen Gesichtspunkten ausgehend, zu derselben 
Aufteilung des Werkes unter drei Meister wie Moriz- 
Eichborn (s. oben S. 215): Entwurf ß — nicht A, wie 
Moriz-Eichborn irrtümlicherweise behauptet — , Entwurf B, 
Umarbeitung des Rosengeschosses durch einen dritten 
Meister. In diesem dritten sah ich in Übereinstimmung 
mit M.-E. Erwin. Nun hat mich aber Knauths Unter- 
suchung belehrt, dass der Bau der Fassade gerade im 
Anfang sehr langsam vorwärts gegangen ist und dass also 
ein 1318 gestorbener Meister, der mindestens 1293, höchst- 
wahrscheinlich sogar 1284 in sein Amt eingetreten ist, 
nicht die nach meiner Annahme von zwei früheren Meistern 
ausgeführten Teile der Fassade vorgefunden haben kann. 
Folglich werden wir dem Meister Erwin den Riss B zu- 



') Vgl. den vorigen Band dieser Zeitschrift, S. 621. 



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Von Meister Erwin in Strassburg, 2js 

schreiben müssen. Knauth bestreitet die Existenz eines 
Entwurfes zwischen A und B. Nach seiner Ansicht hat 
der Ausführung von Anfang an der Riss B zugrunde ge- 
legen. In diesem Punkte, der für unsere Frage der ent- 
scheidende ist, kann ich ihm nicht folgen. Knauth stimmt 
mit mir darin überein 1 ), dass auf dem Riss B eine auch noch 
in der heutigen Ausführung vorhandene Galerie vorgesehen 
ist, die dem Trifolium des Langhauses entspricht, ja er 
hat sogar den exakten Beweis geliefert 2 ), dass die unteren 
Turmgeschosse tatsächlich die Höhe gehabt haben, die nach 
meiner Hypothese der Meister des Risses ß beabsichtigt 
hatte, nämlich die Höhe der Seitenschiffe. Dieser ursprüng- 
liche Plan hat aber m. K. nur dann einen Sinn, wenn die 
Wand, mit der der zweite Langhausmeister die Schiffe im 
Westen abgeschlossen hatte, tallen sollte. Dann wäre die 
Anpassung der Kassade an das System des Langhauses 
auch im Innern in die Erscheinung getreten. Dazu kommt, 
dass die niedrigen Untergeschosse der Türme mit den sich 
nach Süden und Norden öffnenden Fenstern wohl einem 
Aufriss der Fassade, wie ich ihn in Projekt ,i rekonstruieren 
zu müssen glaube, nicht aber einem Aufriss, wie ihn Riss B 
vorschreibt, entsprochen hätte. Ich nahm daher an, dass 
der Meister, der die unteren Turmgeschosse erhöht hat, 
ein anderer Meister ist, und zwar derselbe, der den Riss p 
zum Riss B umgearbeitet hat. Auf die dem Triforium ent- 
sprechende Galerie setzte er eine zweite und rückte um 
die Höhe dieses Zwischengliedes das Rosengeschoss hinauf. 
Dadurch aber kam die Rose so hoch zu liegen, dass sie 
vom Innern aus nicht mehr bis zum Scheitel zu sehen 
gewesen wäre. Sie wurde daher in zwei konzentrische 
Kreise zerlegt, von denen der äussere vermutlich nur blindes 
Masswerk erhalten sollte, während der innere als Fenster 
für die Empore gedient hätte»). Denn da man jetzt auf 

■j Strassbuiger MünstcrblaU VI (1912) S. 30. — *) a. a* O. S. 24. 
— *> Knauth erklärt fa. 3. O. S* 30), diese meine Meinung habe wenig 
Wahrscheinlichkeit für sich. Vorher (S- 26) hat er aber selbst zugeben 
müssen, dass die geometrische Zeichnung des Risses B über die Rose nicht 
genügenden Aufschluss gebe* Ich wüsste mit der Zeichnung ebenfalls nichts 
anzufangen, wenn mich nicht die Rose von St. Lorenz in Nürnberg auf die 
richtige Spur gebracht hätte- Sie ist tatsächlich so ausgeführt worden, wie 

16* 



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2 :ö Wen ticke u. Kunte. 

einen genauen Anschluss der l**assade an das Langhaus 
verzichtet hatte, konnte dessen westliche Abschlusswand 
stehen bleiben; nur im Mittelschiff hätte man sie wohl 
über dem Portal durchbrochen. Schliesslich griff man doch 
auf das Projekt ß zurück. Die Türme behielten zwar die 
Höhe, die Riss B vorgeschrieben hatte, die Rose wurde 
aber wieder soweit heruntergerückt, dass sie vom östlichsten 
Punkte des Mittelschiffes bis zum Scheitel gesehen werden 
konnte. Damit der Bück auf sie frei wurde, musste die 
westliche Abschlusswand des Langhauses beseitigt werden. 
Knauth'J macht es wahrscheinlich, dass dies erst nach 1384 
geschehen ist; beabsichtigt war es zweifellos — wenigstens 
iür das Mittelschiff — schon damals, als man die Rose 
tiefer legte. 

Was waren nun die Ursachen für dieses ständige Hin- 
und Herschwanken? Ich habe schon oben (S. 232) darauf 
hingewiesen , da-ss Erwins Name sich zuerst in einer Ur- 
kunde findet, die in der Zeit ausgefertigt worden ist, in 
der das Kapitel die Verwaltung des Frauenstiftes an die 
Stadt abgab. Das Münster war damals in allen Teilen, 
die für den Gottesdienst in Betracht kamen, vollendet; den 
Ausbau der Türme übernahm die Bürgerschaft als ihre 
Angelegenheit. Wollten nun vielleicht Domherren und 
Bürger eine klare Scheidung ihrer Anteile am Bau vor- 
nehmen? Hat die Stadt den Werkmeister des Kapitels 
übernommen? Hat schliesslich das Kapitel auf das grosse 
Rosenfenster am Westende des Schiffes doch nicht ver- 
zichten wollen und ist die schliessliche Lösung, die ein 
Kompromiss zwischen Projekt ß und B ist, auch als ein 
Kompromiss zwischen Kapitel und Bürgerschaft anzusehen? 
Das sind Fragen . die sich einem bei der eigentümlichen 
Rechtslage des Stiftes aufdrängen, die man aber wohl 
niemals sicher wird beantworten können. 

Für die Frage, ob Erwin als der Meister der Fassade 
anzusehen ist, ergibt sich aus dem Gesagten, dass die 
Analyse des Baues keine Bestätigung der Inschrift an der 

es der Kits ß nach meiner Hypothese für die Slrassburger vorschrieb. Die 
Fassade von Sl. Loren* ist von de» Strasburg« 1 abhängig und zeigt Details, 
die in Strasburg nur der Riss B enthält. 
') Münsierblatl VI, S. 47. 



wie 



■■ 



Von Meister Erwin in Strasburg. 237 

Fassade liefert. Die Möglichkeit ist freilich zuzugeben, dass 
die Umarbeitung des Projektes ß zum Projekt B eine Folge 
des Wechsels in der Verwaltung des Stiftes ist; denn wir 
können leider von den ziemlich zusammenfallenden Ereig- 
nissen nicht wissen, ob sie in Kausalzusammenhang zu 
bringen sind und welches die Ursache des andern gewesen 
ist» Ist aber der Wechsel des Projektes als eine Folge des 
Wechsels der Verwaltung anzusehen, so könnte der Meister 
zur Ausarbeitung eines neuen Entwurfes von dem neuen 
Bauherrn gezwungen worden sein. Sehr wahrscheinlich 
ist das nicht, um so weniger, als im Riss B auch Einzel- 
tormen auftreten, die bis dahin in der Strassburger Hütte 
unbekannt waren. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass 
dem Planwechsel ein Meisterwechsel entspricht, dass also 
Erwin erst 1284 oder kurz vorher die Leitung des Baues 
übernommen hat '). 



') Hanauer (vgl. oben S. 233) hat nicht bemerkt, dass auch Kllenhartl 
im Jahre 1284 in sein Amt als Pfleger des Frauenwerkes eingetreten ist, wie 
im Bellum Waltherianum des codex Ellenhardi, etp. 28 (Mon. Germ, S.S. XVII 
p. 112) berichtet wird. Die Urschrift de? Bellum stammt zwar von einem 
uns unbekannten Verfasser (s. W. Wiegand, Bell. W M Studien zur el*äss. 
Gesch. I» 1878, S. 34), aber Ellenhard hat das Bellum in seinen Kodex auf- 
nehmen und das auf seine Person bezügliche Datum einfügen luttn (Wie- 
gand, S. 27). Sollte dieses Datum nicht sowohl mit dem Auftreten Erwins 
als auch mit dem Übergang des Werkes a*i die Stadt in Zusammenhang m 
bringen sein? Im Jahre 1277 waren noch zwei Domherren, Eberhard und 
Marquard, »gubernalore* fabrice« (Strassb, Urkundenbuch III D. 102). In 
einer Urkunde vom 10* Den. 1281 <Utk**B. III n. 145), auf die mich Herr 
Dr. Bernays aufmerksam gemacht hat, sprechen Meister und Rat der Stadt 
■von heren Weheline* der lohnherr ist unserre frowen werkes«. Wehelin aber 
war Strassburger BUrger. 1282 tauschen »dominus Marquardu* scolasticus 
Argenlinensis et Heinricus Wehelinus nomine ipsius fabrice manu coadunata* ein 
Haus Konrads von Zabern gegen eines der Munsterfabrik ein (Urk.-B.III n. 152). 
Wehelin verwaltete also um diese Zeit gemeinsam mit einem Domherrn das 
Werk. Schliesslich scheint auch Marquard durch einen Bürger ersetzt worden 
*u sein, nämlich durch Ellenhard. Scheint» sage ich; denn wir wissen nicht, 
an welchem Tage des Jahres 1284 Ellenhard sein Amt angetreten hat, und 
ob Wehelin noch nach 1284 Pfleger war, und müssen daher mit der Mög- 
lichkeit rechnen, dass Ellenhard an die Stelle Wehelins getreten ist. Aber 
sehr wahrscheinlich ist das nicht- Denn spSteslens 1286 hat das Kapitel 
nichts mehr mit dem Werk zu tun, da am 6. Nov. dieses Jahres der 1-egal 
Johannes von Tusknlnm »magistro et consulibus civium et magi*(ris fabrice 
ecdi s. M« Arg.* Indulgenzen gewahrt (Urk.-B. II n, II! u. M2). 



L tOOglC (filHCOOflUNIVtftW 



2\S Wenlzcke u. Kunze. 

Zum Schluss noch ein Wort über den Wert der Tradi- 
tion. Hat der Autor der an der Fassade angebrachten 
Inschrift vielleicht aus Quellen geschöpft, die uns nicht mehr 
zugänglich sind? Die Frage ist ziemlich sicher zu verneinen. 
Wentzcke hat vollständig Recht, wenn er (s. oben S. 227) die 
Wurzel derspäreren Tradition in dem Grabstein Erwins sucht. 
Königshofens Bericht, die Fassade sei 1277 begonnen worden, 
und das Todesdatum Erwins auf seinem Grabstein genügten 
vollständig zu der vielleicht schon lange vorher vom Volke 
vollzogenen Kombination, dass der 1318 gestorbene Meister, 
der 1316 die Marienkapclle ausgeführt hat, schon seit 1277 
den Bau der Fassade geleitet habe. Für eine derartige 
Legendenbildung haben "wir in Reims ein vorzügliches 
Beispiel. Das Labyrinth der Kathedrale enthielt die Namen 
der vier ersten Meister, die am Bau von 121 1 bis zum 
Schluss des 13. Jahrhunderts tätig gewesen waren. 1778 
wurde das Labyrinth beseitigt, und mit ihm verschwand 
die jedermann zugängliche historische Quelle, die allerdings 
damals von den vier Namen nur noch zwei in lesbarem 
Zustande darbot. — Einige Jahre länger blieb im Kreuz- 
gange der Abtei von St. Denis in Reims der Grabstein des 
Robert de Coucy »maistre de Nostre Dame et de Saint 
Nicaise qui trespassa l'an MCCCXI« (s. oben S. 231) erhalten, 
bis auch er in der Revolution vernichtet wurde. Das Todes- 
datum geriet bald in Vergessenheit, und der im Jahre 1311 
gestorbene Meister rückte bald zum ersten Meister der genau 
ein Jahrhundert früher begonnenen Kathedrale auf. Seitdem 
steht er, allen chronologischen Schwierigkeiten zum Trotz, 
in Reims in demselben Ansehen wie Erwin in Strassburg. 
Die Strasse an der Nordseite der Kathedrale erhielt seinen 
Namen, während seine vier viel bedeutenderen Vorgänger 
einer gleichen Ehre nicht teilhaftig wurden. Wenn so etwas 
im »kritischen« neunzehnten Jahrhundert geschehen konnte, 
mit wie viel grösserer Unbefangenheit konnte man im fünf- 
zehnten an der Strassburger Fassade die Inschrift anbringen, 
die Meister Erwins Ruhm begründet hat. 



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■■ 



Markgraf Karl IL von Baden 
und der Tübinger Arzt Dr. Michael Rucker. 

Von 
Gustav Bossen. 



Im Archiv der Universität Tübingen befindet sich in 
den Acta universitatis, profectiones professorum eine kleine 
Anzahl Schreiben des Markgrafen Karl von Baden an den 
Senat der Universität aus den Jahren 1553 und 1554, welche 
ein Licht auf die zärtliche Fürsorge des Markgrafen für 
die Gesundheit seiner Gattin Kunigunde werfen. Sie war 
die Tochter des Markgrafen Kasimir von Brandenburg- 
Ansbach und eine der Schwestern des wilden Markgrafen 
Albrecht AIcibiades von Brandenburg. Kunigunde war 
Karl am 7. Februar 1.55 1 angetraut worden. Man spürt 
den Schreiben an . dass der Markgraf stolz war auf die 
geborene Markgräfin von Brandenburg, während seine 
Mutter Ursula von Rosenfeld dem württembergischen 
Ritteradel angehört hatte. Die um 5 Jahre ältere Mark- 
gräfin muss ihrem Gatten frühe Sorge wegen ihrer Ge- 
sundheit gemacht haben. Diese Sorge war sicher nur zu 
gut begründet, denn die Markgräfin starb bereits am 
27. Februar 1558. 

Im Spätherbst 1553 erfahren wir, dass die Markgräfin 
erkrankt war. Markgraf Karl hatte den Tübinger Pro- 
fessor der Medizin Michael Rucker zu seiner Gemahlin 
nach Pforzheim berufen. Rucker stammte aus dem Städt- 
chen Wiesensteig und war am 15. August 1521 in Tübingen 
inskribiert worden. Er hatte seine Laufbahn als Famulus 
begonnen und war im Dezember 1522 Baccalaureus , im 



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mmol MUMivDian 



240 



Bo>scrU 



Januar 1526 Magister, am 1. Februar 1529 Doctor medi- 
cinae geworden. Er bekleidete schon im Jahr 1533 das 
Dekanat der medizinischen Fakultät ! ). Bei der Refor- 
mation der Universität wurde er beibehalten, obwohl er 
kein Freund der neuen Lehre war» während des Interims 
eifrig die Messe besuchte, und noch 1556 in einer Instruktion 
des Herzogs Christoph nicht nur als >PapisU, sondern auch 
als ein Mann von besondern opiniones und Untugenden 
charakterisiert wurde*). Kr bildete bis zur Ankunft des 
Dr. Leonh. Fuchs im August 1535 allein die medizinische 
Fakultät*). Diese beide rühmt Ambi\ Blarer seinem Bruder 
Thomas im Jahr 1536 als treffliche Lehrer der Medizin*). 
In den Artikeln, welche am 11. April 1537 der Universität 
vorgehalten werden sollten, wird er als »junger angeender, 
der sich der pratick sonderlich understanden, dardurch mit 
der zeit in ainen grossen Ruf komen und der Vniuersitet 
ein gut lob pringen mag«, gerühmt und sollte darum bei 
seiner Lektion belassen werden ). Im Professorenkollegium 
erwarb er sich solche Achtung, dass er von 1539 füni- 
mal*) zum Rektor erwählt wurde e ). Alles spricht dafür, 
dass Rucker eine sehr gewinnende Persönlichkeit war. 

Rucker war dem Ruf des Markgrafen gerne gefolgt 
und hatte rasch das Vertrauen der Markgräfin gewonnen. 
Allein es gelang ihm nicht, das Leiden der hohen Frau so 
rasch zu heben, dass er wieder ungesäumt nach Tübingen 
zu seinen Vorlesungen zurückkehren konnte. Allerdings 
hatte die Ordnung der medizinischen Fakultät von 1497 
dem Professor der medicina physica gestattet, zu ehrbaren 
Männern und Frauen zu gehen, um sie zu heilen, aber 
unter der Bedingung, dass es selten geschehe und die in 

*) Hermelink, Matrikeln der Universität Tübingen l, 233, nr. 37. — 
*} Roth, Urkunden der Universität Tübingen S. [66. Schnurrcr, Erläuterungen 
der w. Kirchen- und Ref.Geschichte S. 408. — *) Roth, ebenda S. 166, 

17t. — *) Schiess. Briefwechsel 1, 810. — •( Roth, S. 202. — ") 1539. 

43- 4**- $1- 57* Hermelink 1, 233. Sein Bruder war wohl Ulrich Kucker, 
als dessen Heimat bald Hohenstadt, bald das benachbarte Wiescnsteig ange- 
geben wird. Er kam 1515 Ende Februar oder Anfang März 1515 nach 
Tübingen, wurde Mai 1516 Baccalaureus, Jan. 151g Magister, ein Rechts- 
gelehrter, der fürstlicher Rat wurde. Faber, FamiliensLiltungen Heft XXXII 
§ 2 macht Ulrich fälschlich zum Vater Michaels, was ganz unmöglich ist. 



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mni(xroNWHYB5rn 



Markgraf Karl II. und Dr. Michael Kucker. 241 

der Zwischenzeit ausgefallenen Vorlesungen in den Ferien 
im Einvernehmen mit den Zuhörern hereingeholt werden >). 
• Aber die Statuten der Fakultät von 1538 waren weit 

strenger. Sie bestimmten, indem sie den Unterschied 
zwischen der medicina physica und chirurgica und zwischen 
Ehrbarkeit und »armen« Leuten aufhoben, wenn ein Lehrer 
der Medizin zu Kranken ausserhalb der Stadtmauern be- 
rufen werde und deswegen den einen oder andern Tag 
seine Vorträge einstellte, dass er dann an die Universitäts- 
kasse den Betrag zu entrichten habe, welche die fürstliche 
Ordnung für Versäumnis der Lektionen festgesetzt habe 2 ). 
Gemeint ist die fürstliche Ordnung vom 3. November 1536 3 ), 
welche sagt , dass jeder Lehrer, der Lektionen versäume, 
die Zahl derselben an Eidesstatt den Universitätskassierern 
anzugeben und bei einer Verpflichtung zu täglichen Vor- 
lesungen je nach dem Betrag seines Gehaltes eine grössere 
oder geringere Strafe zu entrichten habe, bei 100 fl. für 
jede versäumte Vorlesung ■,. fl., bei 50 fl. ein Ort, d. h. 
' , fl. Doch wurde, was in den Statuten der medizinischen 
Fakultät nicht bemerkt ist, 1. mit Genehmigung des Senats 
ein Hereinholen der Vorlesungen gestattet, 2. Dispens bei 
Krankheit und Altersschwäche und bei Aufträgen der 
Regierung oder der Universität erlaubt. Nur sollte der 
Senat für Vertretung sorgen , dass den Studierenden kein 
Nachteil erwachse. 3. Konnte der Rektor und Dekan der 
betreffenden Fakultät für Reisen in eigenen Angelegen- 
heiten Urlaub unter der Bedingung erteilen, dass der Be- 
urlaubte für Vertretung selber sorge. Wer aber Urlaub 
erhielt und für keine Vertretung sorgte und nur seinem 
Gewinn und eigenen Nutzen nachzöge, der sollte die ob- 
genannte Summe an die Universitätskasse bezahlen. Doch 
sollte der Senat darüber entscheiden , ob dringende oder 
nötige Geschäfte, an denen viel gelegen war, die Unter- 
brechung des Unterrichts veranlasst hätten, und gestatten, 
die versäumten Vorträge an solchen Tagen nachzuholen. 

') Roth 305. Beachtenswert ist, dass für den Professor der Chirurgie, 
der doch zu Operationen nach auswärts auch berufen werden konnte, nicht die- 
selbe Erlaubnis gegeben war, und dass der Ehrbarkeit die Behandlung durch 
den Professor vorbehalten wurde, was gane der Bevorzugung der Ehrbarkeit 
bis 1 534 entspricht. — *) Roth 314. — ») Roth 192 ff. 



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2 4 2 



Bessert. 



da sonst nicht gelesen wurde. Sicher hatte Rucker Tür 
einige Tage Urlaub von Rektor und Dekan erhalten, aber 
jetzt eilte er zu Ende, während der Markgraf und seine 
Gattin, die für Rucker ganz eingenommen war 1 ), ihn nicht 
ziehen lassen wollten» da die Krankheit noch nicht ge- 
hoben war. Rucker aber musste darauf hinweisen, dass 
ihm eine längere Abwesenheit von Tübingen nicht gestattet 
sei und er schwere Strafe bezahlen müsste. Daraufhin 
sandte der Markgraf am 4, Dezember einen Eilboten nach 
Tübingen, um für Rucker Verlängerung des Urlaubs zu 
erbitten, und gab die Versicherung, dass er nicht länger 
hingehalten werden sollte, als es dringend nötig sei. Der 
Eilbote sollte die Antwort mitbringen. Man darf wohl 
annehmen, dass dem Gesuch, das in liebenswürdiger Weise 
vorgebracht wurde 1 ), von Seiten der Universität entsprochen 
wurde. 

Der Gesundheitszustand der Markgräfin , die unter 
Ruckers Behandlung sich erholt hatte, war doch im Früh- 
jahr 1554 der Art, dass eine Badekur für sie unbedingt 
nötig erschien. Der Badekur sollte der Gebrauch von 
Purganzen in Pforzheim vorausgehen. Aber das mark* 
gräfliche Paar wollte die ganze Kur nicht ohne den Rat 
Ruckers unternehmen, der erst nach Pforzheim kommen 
und später die Markgräfin nach Baden-Baden begleiten 
sollte, um festzustellen, wie das Bad der kranken Frau 
bekomme. Deshalb wandte sich der besorgte Gemahl schon 
am 14. März 1554 an Rektor und Regenten der Univer- 
sität Tübingen mit der dringenden Bitte um Urlaub für 
Rucker, der auf Jubilate (15. April) nach Pforzheim reiten 
und etliche Tage dort und in Baden bei der Markgräfin 
bleiben sollte. Er gab dabei die Versicherung, dass Rucker 
nicht länger seinen Berufspflichten entzogen werden solle, 
als es die höchste Notdurft erheische 3 ). 

Wie es scheint, wurde auf den Plan einer Badekur 
verzichtet, denn es ist weiter nicht mehr davon die Rede. 
Es ist auch kaum denkbar, dass sie, wie geplant war Mitte 



') Der Markgraf schreibt, seine Gittin habe ein besonder Vertrauen 
und »amut* *u Rucker. der also bei Hof anmutig» erschien. — *j Beilage 1 
— *) Beilage 2. 



S' c imÄjww 



Markgraf lCarl II. und Dr. Michael Rucker. 



243 



April unternommen und Rucker zu diesem Zweck nach 
Pforzheim und Baden gereist und längere Zeit abwesend 
gewesen wäre. Sonst hätte es der Markgraf nicht am 
ii. Mai schon wieder wagen können, abermals um Urlaub 
für Rucker zu bitten, ohne dass er die allerdringendsten 
Gründe vorgebracht hätte. Statt dessen teilt er dem Senat 
nur mit, dass er Rucker aufs neue zu seiner Gemahlin 
berufen habe, und bittet, ihm diese Reise zu gestatten, da 
er »vielleicht« nicht ohne Erlaubnis von Rektor und Dok- 
toren verreiten dürfe. Diesmal aber hätte nach alter Ord- 
nung von 1497 Rucker keines Urlaubs bedurft, da vom 
Samstag vor Pfingsten bis Trinitatis, also 1554 vom 12. bis 
20. Mai Ferien waren'). Aber die neuen Statuten der 
medizinischen Fakultät von 1538 forderten für diese Ferien 
Ausflüge der Professoren mit den Studenten zu botanischen 
Zwecken, denen sich in den Sommerferien vom 6. Juli bis 
10. August botanische Ausflüge »ad visendas plantas floribus 
ac seminc praegnantes« anschliessen sollten 2 ). Denn jetzt 
hatte das Studium eine völlige Wendung genommen. Die 
Statuten von 1497 kannten ausser anatomischen Demon- 
strationen in der kältesten Jahreszeit, etwa um Weihnachten, 
wenn eine Leiche zu bekommen war, keinerlei Erforschung 
des Körpers und der Pflanzen, sondern nur Wiedergabe 
vorgeschriebener Lehrbücher von ansehnlichem Alter, wie 
Galenus und Hippokrates, Avicenna, Maimonides, Abul 
Kasim, Rhazes an s ). Jetzt lernte der Student sich selbst 
in die Natur versenken und beobachten. Da aber Botanik 
das Lieblingsfach von Leonh. Fuchs war, wird es Rucker 
nicht schwer gewesen sein, für die Pfingstferien Urlaub 
zu bekommen, indem Fuchs die Studenten mit hinaus- 
nahm. 

Das Entgegenkommen der Universität ermutigte den 
Markgrafen im September wieder um Urlaub für Rucker 
zu bitten, aber nunmehr riss dem Senat die Geduld. 

Am 17. September schrieb der Markgraf, diesmal von 
Mühlburg*) aus, an den Senat, er habe Rucker aufs neue 

•) Rolh S. 303. — •) Rolli 313. Doctores cum sludiosis rura ac montes 
ad visendas horbas iam reecns cnatas ac teneras pelunto. — J ) Rolh 304, 
306. — *) Er weilte in Mühlburg wohl wegen der Jagd und •Hirschfaislc« auf 
der Hardt. Ernst, Briefwechsel des Herzogs Christoph 2, 623 nr. 753. 



L lOOgle (fiiHCNWlMIIYlRSiTV 



244 



Bossen. 



zu seiner Gemahlin berufen. Da ihm am Erscheinen wegen der 
»Leibesblödigkeit* seiner Gemahlin viel gelegen sei, hoffe er, 
der Senat werde Rucker an diesem Ritt nicht verhindern, son- 
dern ihn, wie sie früher auch getan, fördern. Wirklich erhielt 
Rucker noch einmal Urlaub, obgleich der Senat den Mark- 
grafen auf den nahen Beginn der Herbstferien vom 20. Sep- 
tember bis 18. Oktober hätte vertrösten können'), zumal 
die Professoren der Medizin für diese Ferien keinerlei Ver- 
pflichtung hätten. Aber diesmal sollte Rucker zum letzten 
Male Urlaub bekommen. Denn auf der Rückseite des 
markgräflichen Schreibens steht: A rectore et quatuor 
decanis concessum pro nunc. Deinde abzeschaffen. Damit 
sollte sicher nicht gesagt werden. Rucker soll entlassen 
werden, sondern dem Markgrafen soll bemerkt werden. 
Rucker werde künftig keinen Urlaub mehr zur Behandlung 
seiner Gemahlin bekommen. Der Markgraf möge künftig 
nicht mehr mit Bitten um Urlaub kommen. Es ist wohl 
begreiflich, dass diese oftmalige Abwesenheit Ruckers nicht 
im Interesse der Universität und des Medizinstudiums lag, 
ja dass vielleicht Rucker zuletzt selbst dem Senat den Rat 
gab, ihm künftig den Urlaub zu verweigern, weil ihm 
dieses Hin- und Herreisen von Tübingen nach Pforzheim, 
resp. Mühlburg zu viel wurde. Man könnte auch fragen, 
warum der Markgraf nicht den Versuch machte. Rucker 
bleibend für seinen Dienst als Leibarzt zu gewinnen, zumal 
diese Reisen und Beratungen ihm doch auch Kosten 
machten. Aber diese müssen doch geringer gewesen sein, 
als eine ständige Anstellung. Und der Markgraf, der, 
ohne seine Schuld, genötigt war, sich auf das Äusserste 
einzuschränken, eine schwere Schuldenlast von seinem Vater, 
Markgraf Ernst übernehmen musste*) und das Heiratsgut 
seiner Gemahlin lange nicht von seinem Schwager, Mark- 
graf Albrecht bekommen konnte 8 ), musste stets aufs Sparen 
an ständigen Ausgaben bedacht sein. Der ganze Brief- 
wechsel aber wirft ein günstiges Licht auf den auch sonst 
bekannten edlen Charakter des Markgrafen Karl und sein 
Verhältnis zu seiner Gemahlin. 

»| Roth 313. — ') Kleinschmtdt in der Allg- D. Biographie 15, 233. 
*) Ernst, Briefwechsel des Herzog» Christoph 3. 669 nr. 807. 



rO< *glC FfllHaivflUHlYfMtfy 



Markgraf Karl IL und Dr. Michael Rucker. 245 



Markgraf Karl von Baden 

bittet für Professor Michael Rucker von Tübingen beim dortigen 

Senat um längeren Urlaub zur Behandlung seiner Gemahlin. 

Pforzheim, 1553 Do, 4. 

Karl von Gotls gnaden, Marggraue zu Baden vnd 
Hochberg. 

Vnsern gunstigen grus zuuor. Würdigen, Hochgelerten vnd 
Ersamen, Lieben, besondern. Nachdem wir zu der Hochgebornen 
Fürstin, vnser freuntlichen lieben gemahel, Frawen Königunden, 
Marggrefin zu Baden, gebornen Marggrefin zu Brandenburg, 
etlicher Ir Lieb Leibs schwacheit halb den Hochgelerten, vnsern 
Heben, besondern Michel Ruckern, der Artzney doctorn er- 
fordert, Kr sich des auch gantz gutwillig erzeigt hat, Vnd aber 
gemelter vnscr lieben gemahel Leibs gelegenheit sich also helt, 
das von nöten will sein, das der gemelt doctor Michel etlich 
tag bey Ir Lieb bleibe, des aber er doctor Michel one ewern gunst 
vnd willen nit hat bewilligen wellen mit anzeig, das Ime sollichs 
Ewern Statuten nach nit geburen well. So nu die gemelt vnser 
freuntlich liebe gemahel ein besonder vertrawen vnd amut 1 )(!) 
zu Imc doctor Micheln In solchem Irem anligen hat. So ist an 
euch vnser gunstlichs gesynnen , Ir wellen gemeltem doctor 
.Micheln erlauben vnd zulassen etlich tag, souil die notturft er- 
fordert, bey obgedachter vnser lieben gemahel zu bleiben, So 
soll er dannocht vber die plosse notturft nit vflgehalten werden, 
vnd wir wellen solchs gegen euch mit allem gunstlichem willen 
erkennen. Des ewer vuabschlegige antwurt bey disem vnserm 
hotten begerend, Vnd sind euch mit gunstlichem vnd gnedigem 
willen wol geneigt Datum Pfortzheim den iiij decemtyris.). 
Anno liij. 

Carolus M(archio) B(adensis) m. pr. 

Den Würdigen, Hochgelerten vnd Ersinnen vnsern lieben, («sondern 
Kector vnd Regenten der Hohen Schul zu Tübingen. 

Nur die Unterschrift ist eigenhändig. 

Auf der Rückseite: MargrafF Carle ra Baden schreyben vm erlaupung 
für D. Michael Ruckem. 

Acta universitatis, profectiones professonim 1520— 1774 fol. 24. Uni- 

versitatsarchiv Tübingen. 



l ) Vgl S, 005 Anm. 



gle 



ft*iHcnwuHiyww 



2^b Bonert* 



Markgraf Karl bittet im voraus zu einer Mitte April geplanten 
Kur seiner Gemahlin um üfltUte für Rucker^ 

Pforzheim, 1554 Marx 14. 

Karl von Uottes gnaden Marggraue zu Baden vnd 
Hochberg etc. 

Vnsein günstigen grus zuuor. Würdigen, Hochgelerten vnd 
Enameili lieben» besondern. Nachdem die Hochgeborne Fürstin, 
vnser freundtliche liebe Gemahel , Fraw Küngundt Marggräuin 
BD Baden, gebome Marggräuin zu Brandenburg, zu Irer Lieb 
fürgenommen badenfart des Hochgelerten, vnsers lieben, beson- 
dern Michel Ruckers, der Artzney doctors, rats ser notlurlug, 
Auch vonnöten sein will, das gemcltcr doctor Michel bey Irer 
Lieb Purgicrens halb vnd sonst alhie vnd zu Baden cttlich Tag 
verleib (!) vnd zusehe, wie das Bad Irer Lieb bekommen wöll, 
So ist an euch vnser guustlichs, ansinnen vnd begeren, Ir wollend 
vns vnd gedachter vnser freuntlichen lieben Gemahel zugeuallen 
vnd ehren, Ime doctor Micheln abermals gutwillig erlauben vnnd 
zulassen, vff Jubilate nechstkunftig hieher zureiten vnd ettlich tag 
hie vnd zu Baden, souil die notturift erfordert, bey obgedachter 
vnser lieben Gemahel zu bleyben. So soll er alßdann, weiter 1 ) 
die Höchste noUurfft erheischt, nit vftgchalten werdenn. Vnd wir 
wollen sollichs gegen euch gunstlich 1 ) erkennen vnd seindt euch 
mit gunsllichcm, gnedigen willen wol g neigt, Datum Pfortzheim 
<len xiiii Martii Anno liiij. 

Carolus M. B. in. pr. 

Den Würdigen, Hochgclerlcn vnnd Erwimcn, vnsem lieben besoodern 
Rcctor vnd Kegenten der Hohen Schul zu Tübingen. 

Nur die Unterschrift ist eigenhändig. 

Auf der Kückseitc: D. Rucker würd zur Marggreuin zu Baden 
gefordert. 

Acta univer&hatis, profctüoncs professorum 1520 — 1774* fol, 25. Uni- 
vcisitalsarchiv Tübingen- 

■ — 

*) Die Auslassung von als ist Provinzialismus. — ■) Ober der Zeile 
eingefügt. 



' 



Markgiaf Katl II. und Dr. Michael Rucken 247 



Markgraf Karl von Baden bittet aufs neue um Urlaub für Rucker 

zur Behandlung seiner Gemahlin* 

Pforzheim 1554 Mai it. 

Carol von gotts gnaden marggraue zu Maden vnd 
Hochberg« 

Unsern grus zuuor» Würdigen hochgelerten, Lieben, be- 
sondern. Wir haben abermaln den hochgelerlen vnsern lieben, 
besondern Michael Ruckern» der Arznei Doctom» zu der hoch- 
gebornen furstin vnser freundlichen lieben gernahel Erfordert* 
Die weil Kr aber one Ewer erlaubnus villeicht nit verreiten darff, 
so ist an Euch vnser gunstigs begern, Ir wollend! Ime solche 
Reiß zuuoll bringen Abermaln vergönnen. Dis wollen wir Vns 
Euch gunstiglich zuerkennen geneigt sein. Datum Pforzheim 
den xi Maj anno liiij, 

Carotus \l, 1!. in, pr. 

Den Würdigen hochhielten vnsern Heben besondern Rccior vnd Doctorn 
der hohen schul zu Tuwrngen, 

Auf der Rückseite: Margraff Carle pro d. Michaele Ruckero. pr;ae<cn- 
ürt) 12 Maij 54. 

Nur die Unterschrift ist eigenhändig. 

Der Brief von einer andern Schreiherhand geschrieben als Nr, !, 2, u. 4. 

Acta universitäres, profectioncs professorum 152c — 177-1* foK 2b. Uni« 
vcrsiiätsarchiv Tübingen. 



4- 

Markgraf Karl von Baden bittet bei neuer Erkrankung seiner 
Gemahlin dringend um Cr taub für IJr, /Zucker, 

Mühlburg 1554 Sept 17. 

Karl von Gottes gnaden Marggraue zu Baden und 
Hochberg. 

Vnsern günstigen grus zuuor, Wirdigen» Hochgelerten vnd 
Er tarnen, lieben besonder!). Wir schreiben abermaln dem Hoch- 
gelerten. vnserm lieben besondern Michael Rucker, der Artzney 
Doctom, ein Ritt zu der Hochgebornen Furstin vnser freuntlichen 



ogk mnStSSSi 



248 Bossen. 

lieben Geraahel zu thun. Dieweil vns dann an seinem erscheinen 
von wegen gedachter vnser freuntlichen lieben Gemahel leibs 
blödigkeit nit wenig gelegen, So ist an Euch vnser sonder gun- 
stigs begern , Ihr wüllendt lnn an sollichem rit, souil an Euch, 
nit verhindern! Sonder vns zu gefallen abermals, wie lr vor 
auch gethon, fördern. Das wollen wir vmb Euch gunstiglich ru 
beschulden geneigt sein. Datum Mulberg den xvij Septembris 
Anno lim i J* 

Ohne Unterschrift. 

Den Wfrdigcn, Hochgelert*n vnd Er«imcn , vnsern lieben besondern 
Reclor vnd Regenten der Hohen Schul zu Tübingen. 

Auf der Rück teile: 

pr(ttsenlicrt) 18 Seplembm Anno 54. 

Marchio badensis petit D Michaelem. 

A Reclore et quatuor Dccanis concessum pro nunc. 

Deinde ab^eschaffen. 

Acta univcrsilatis, profecliones professorum 1520 — 1774- fol. 27, Uni- 
versität sarchiv Tübingen, 






... . 



Die Bevölkerung 
eines kleinen geistlichen Fürstentums. 

Abtei Murbach im Elsass. 

Von 

Johannes Kühn. 



Der folgende Versuch entstand vor einigen Jahren, als 
der Verfasser die wirtschaftliche Überlieferung der Abtei 
Murbach durchforschte, in der Absicht, sie einer zusammen- 
fassenden Studie zugrunde zu legen , wobei es ihm wün- 
schenswert erscheinen musste, über den Gang der Bevöl- 
kerung wenigstens im engeren, der Landeshoheit des Stiftes 
unterstehenden Abteigebiet einen Überblick zu gewinnen. 

Dies Gebiet ist jedoch so klein, seine Überlieferung so 
wenig ersten Ranges, dass das Unternehmen fast ohne Wert 
erscheinen könnte. Nur das vermag eine Miniaturarbeit 
dieser Art zu rechtfertigen, dass über die Landbevölkerung- 
im Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein noch so ausser- 
ordentlich wenig bekannt ist')- 

Die in Betracht kommenden Quellen sind die fol- 
genden. 

Ausser den modernen Erhebungen liegen mir vier 
Drucke vor. 






') Fast alle auf Zahlenmaterial aufgebauten Untersuchungen über die 
Bevölkerung jener Zeit beschäftigen sich mit den Städten. Von den auch 
die I,andbevölkerung der südwestdeutschen Gegenden umfassenden Arbeiten 
sei neben Bücher, Bev. von Frankfurt t886 vor allem genannt: Eulen- 
burg, Abhandlung über eine Anzahl von Ortschaften der Rheinpfalz in 
Z. f. So«, und WG. '895. Ein kleines Stück deut seh- franiösi sehen Grenz- 
landes ist von Buomberger untersucht: Bev.. und Vermögen sstatislik in der 

Stadl und Landschaft Freiburg i. O. in Z. f. Schweiz. Statistik 1900. 
Zciuchr. f. Geich. d. Oberrh. NF. XXVIII. 1. , ? 



■ÜOgle; HtiHCnQWlHIYllWTV 



250 



Kühn. 



i. 1825: Die Einwohnerziffern des Annuaire du depar- 
tement du Haut-Rhin, welche Aufschlager: L'Alsace Bd. II 
mitteilt. 

2. 1804: Die Einwohnerziffern desselben Annuaire *pour 
l*an XIII«. 

3. und 4.: Die Herd stellen Ziffern in Schöpflins Alsatia 
Illustrata II 738 tur die Jahre 1750 und 1720. Alle diese 
Drucke konnten von mir nicht nachgeprüft werden •). 

Von den ungedruckten Quellen sind am wertvollsten 
die Erhebungen, welche die Landesherrschaft im 17. Jahr- 
hundert angestellt hat. Besonders aus der Zeit nach dem 
30jährigen Kriege, in der die Regierung überall mit um- 
fassender Energie eingriff, sind eine Reihe von Einwohner- 
verzeichnissen erhalten. Es erscheint in diesem kleinen 
Land hier zum erstenmal die statistische Erhebung in den 
Dienst der Verwaltung und staatlichen Fürsorge gestellt. 
Diese Verzeichnisse sind zwar in der Regel nur Bürger- 
listen. Indem aber hier die Kinderzahl, dort die Haus- 
haltungziffer hinzutritt, ist eine übersichtliche Berechnung 
möglich. Die mir bekannt gewordenen Listen sind die 
folgenden: Ober das ganze S. Amarintal — eine der drei 
Vogteien — wurden 1650. 1654 und 1665/8 Erhebungen 
veranstaltet, die beiden ersten in Verbindung mit Vieh- 
zählungen. Über Wattweiler existieren Verzeichnisse von 
1651 und 1663, über die Stadt Gebweiler solche von 1633, 
1651 und 1657. Ausserdem sind aus den Dörfern Lauten- 
bachzell und Sengern, sowie Bergholz und Bergholzzeil 
für die Jahre 1647/9, bzw. 1658/60 und 1714 amtliche Listen 
der Hühnersteuerverpflichteten vorhanden, welche nach der 
daselbst üblichen Hühnersteuertechnik den Wert vollstän- 
diger Bürger Verzeichnisse haben. 

Alles das ist namentliches Urmaterial. Lediglich Er- 
gebnisse teilen dagegen die beiden umfassenden L'rbare 
der Herrschaft von 1394 und 1550 mit. Das zweite ver- 
zeichnet bei jedem Ort, einen ausgenommen, die Zahl der 
genannten Herdslellen, und für die Vogtei S. Amarin sind 



') Die vercinxellen Notüen bei Galtio: G. der Abiei Murbach, und 
von da übernommen in «Da» Reichsland El sass- Lothringen' sind ohne jeden 
Zusammenhang und t. T. ungenau, ebenso die bei Reuss: L'Alsace au 
XV n siede L 



1 ._ 



■ .. . 



Bevölkerung der Abtei Murbach. 25I 

auch die ZifFern der verheirateten oder selbständigen Männer 
hinzugefügt. Dagegen enthält das Urbar 1394 — leider 
nur für die Orte der Gebweiler Vogtei — Angaben über 
die Zahl der im Jahresdurchschnitt der letzten Jahre rnt- 
richteten Hühner. Diese an sich fast wertlosen, obwohl 
zweifellos genauen Notizen erhalten durch die Registrierung 
der von der Hühnerzahlung Eximierten und durch die 
Möglichkeit, diese Leute zahlenmässig zu berechnen, grössere 
Bedeutung vor allem für den Vergleich mit den späteren 
Ziffern. 

Für die folgenden Bemerkungen über Wanderung und 
Herkunft kommen noch zweierlei handschriftliche Quellen 
in Betracht. Das eine sind eingehende Urbarial- bzw. 
Zinsregister. Drei davon beziehen sich auf die Gebweiler 
Vogtei: 1. Ein umfangreiches Verzeichnis sämtlicher 
Pfründeneinkünfte des Stiftes mit der Überschrift »de 

anno 1453'- 

2. Aufzeichnungen auf Pergament aus den Jahren 
1494/5 und 1499, die zusammen ein Urbar der Zinse des 
Stiftes in der Gebweiler Vogtei ergeben. 

3. Hin Papierheft von 1573 enthaltend: »Der Stift M. ge- 
meine jarliche Renten und Einkommen« und »Der ledigen 

■a 

Ambter und Pfründen zu M. Einkommen und Gevellc. 

Allen drei Verzeichnissen ist gemeinsam, dass Zinse 
jeglicher Art, in den beiden ersten nicht immer, im dritten 
gar nicht unterscheidbar, durcheinander stehen. Da sind 
alte Villikationzinse, neuere Grundzinse, Seigeräte und 
erkaufte Renten. Regelmässig sind die Zinsverpflichteten 
namentlich angeführt, auch ihr "Wohnsitz angegeben, falls 
das nicht der Ort des zinsbclasteten Objektes war. 

Für die beiden anderen Vogteien fehlt es an derartigen 
Registern. Das hat seinen Grund in der Organisation der 
stiftischen Finanzverwaltung, wie sie bis ans Ende dieser 
geistlichen Herrschaft bestand. Denn Gebweiler, die Zen- 
trale der Verwaltung, war zugleich Sitz der Gebweiler 
Vogteiverwaltung. Deshalb sind Einkünfte aus den anderen 
Vogteien, soweit sie überhaupt in die Zentrale flössen, nur 
im ganzen , die Einkünfte der Gebweiler Vogtei stets bis 
ins kleinste zergliedert angegeben worden, wenn man ein 
allgemeines Einkünfteverzeichnis aufstellte. Dagegen ist 

'7* 



-S lc mAmww 



252 



Kühn. 



bei Gelegenheit des grossen Herrschaftsurbars von 1550 
für das untere S. Amarintal anders verfahren. Hier fügte 
man an die Beschreibung der herrschaftlichen Rechte ein 
vollständiges Verzeichnis der Einkünfte aus Grund und 
Boden, die Zins verpflichteten wurden namentlich genannt, 
die belasteten Güter nach Grösse, Lage und Anliegern 
genau nachgewiesen. 

Die zweite hier zu nennende Gruppe besteht in den 
handschriftlichen Protokollen des Gebweiler Kanzleirats. 
Das war die Behörde, welche die Erlaubnis zur Erteilung 
des Bürger- und Hintersassenrechtes zu geben hatte. So- 
weit die Protokolle überhaupt fortlaufend erhalten sind, 
kann man diese Nachweise als absolut vollständig be- 
trachten. Denn es war allen Beamten untersagt, jemand 
zum Bürger oder Hintersassen anzunehmen, »es seye dan. 
dass sye schein aus der f. Canzley mitbringent. 

Das kleine Land, auf das sich die folgenden bevöl- 
kerungsstatistischen Betrachtungen ausschliesslich beziehen, 
ist das Gebiet der ehemaligen Landesherrschaft Murbach mit 
Ausnahme des dazu gehörigen weit abgelegenen Fleckens 
Häsingen. Die Herrschaft M. lag um den grossen Belchen 
als ihren Mittelpunkt und umfasste die oberen Läufe der 
Thur und der I-auch, zweier Nebenflüsse der 111, welche 
die beiden Haupttäler von S. Amarin und von Gebweiler 
bilden. Diese beiden Städte waren auch der Sitz der 
beiden Talvogteien , welche fast vollständig dem Gebirge 
angehörten. Dagegen trat die dritte Vogtei, mit dem Sitz 
Wattweiler, in die Ebene hinaus und war gleichsam nur 
an den Gebirgstock angelehnt. 

Diese drei Vogteien umfassten ein Gebiet von 27793 ha, 
welches heute zu den dichtestbewohnten des Reiches ge- 
hört 1 ). Denn auf den 278 Ukm lebten 1871:43177, 
1895:40980 Menschen, welches auf den km eine Be- 
völkerungdichte von 155 bzw. 147 ergibt*). Freilich ist 
diese Dichtigkeit erst durch die Industrie hervorgerufen 
worden, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts sich hier 

') Vgl. auch: Sprecher von Beinegg, Verteilung der boden Händigen 
Bev. im rheinischen Deutschland 1887. — •) Alle Angaben über die neueste 
Zeit sind den Tabellen den .Reichsland EU.-Loihr-* entnommen. 



»gk mSSnKi: 



Bevölkerung der Abtei Murbach. 



-'53 



entfaltete. Vor dieser Zeit suchte die Bevölkerung ihren 
Haupterwerb in den natürlichen Quellen des Landes, und 
diese wurden — von dem zeitweilig betriebenen Bergbau 
abgesehen — in dreierlei Weise ausgenutzt. Es waren die 
dem Elsass überhaupt eigentümlichen landwirtschaftlichen 
Betriebformen des Körnerbaus, des Weinbaus samt anderen 
Fcinkulturen und der Vieh wirtschaft auf den grossen Weiden. 

Die Veränderungen der Bevölkerung mag zunächst 
für die Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert ganz all- 
gemein eine Tabelle veranschaulichen, in welcher die Herd- 
stellenzählungen der Jahre 1550, 1720 und 1750 mit den 
Haushaltungziffern der Zählung vom 2. Dezember 1895 
zusammengestellt sind. Dazu ist zu bemerken, dass mir 
der genaue Begriff der Herdstätte in den Schoepflinschen 
Listen 1720/50 unbekannt ist. Dagegen haben wir es bei 
der Herdstätte von 1550 im wesentlichen mit einer Haus- 
haltung zu tun. 

Tabelle I*. 



Herdslällcn 



Haus- 
haltungen 



■550 



1720 



'75° 



'895 



__J. 



Stadt Gebweiler , • . , 


320 


1 

2 95 


4IO 


2866 


übrige Vogtci G 


'S* 


196 


*33 


1263 


Vogtei Wattweiler . . . 


ca. 280 


251 


223 1 


617 


Vogtei U. Amarin . . . 


204 


292 


542 1 


3454 


Vogtei O, Aroarin . . . 


85 


'38 


225 


1 100 



1041 



1172 1633 



9300 



Danach hätte die Bevölkerung am Ende des 19. Jahr- 
hunderts das gfache der Bevölkerung von 1550 und fast 
das 6 fache der Bevölkerung von 1750 betragen. Der Auf- 
schwung bis zum 19. Jahrhundert fällt aber ganz 
und gar in das 18. Jahrhundert. Bis 1720 war es erst 
gelungen, die Lücken zu ersetzen, welche die Kriege des 

17. Jahrhunderts verursacht hatten. Von da an geht die 
Ziffer fast überall stark aufwärts, und noch vor Ende des 

18. Jahrhunderts zählte Gebweiler »631 Feuerstellen«, d. i. 
fast genau das Doppelte von 1550 (vgl. auch Tab. 3). Die 






■ 11 1 "i 



■ ■ 



254 



Kuhn. 



Veränderungen vom 16. bis zum i8. Jahrhundert sind aber 
keineswegs überall die gleichen. Setzt man die Angaben 
von 1550 gleich 100, so ergibt sich folgendes Bild: 





TabelT 


a Ib. 










'550 


1720 


1750 


[ 1895 

11 


Stadt 

übrige 

Vogtei 

Vogte! 

Vogtei 


Gebweiler . . 
Vogtei G. . . . 
Wattweiler . . . 
U. Amarin . . 

0. Amarin . . 


100 
100 
100 
100 
100 


92 
129 

ca. 90 

M3 
162 

1 


' „8 

'53 

ca. 80 
266 
262 


890 
831 

220 

1093 
1294 


Abtei 


Murbach .... 


100 


i"3 


157 


893 



Aus diesen Zahlen geht hervor, dass während des 
1 8. Jahrhunderts bestimmte Teile des Landes ungleich 
schneller zunahmen als die übrigen. Diesen letzteren ist 
gemeinsam, dass sie der Ebene zugekehrt sind, während 
die Hochtäler die stärker wachsenden Ziffern aufweisen. 
Hier im Gebirge ist aber auch die Menge der kleinen und 
kleinsten Orte zu finden, wohingegen in den sinkenden 
oder weniger wachsenden Zahlen die drei grössten Ort- 
schaften der Abtei: die Hauptstadt Gebweiler und die 
beiden Marktorte Wattweiler und Uffholz, welche zu- 
sammen die Wattweiler Vogtei bildeten, zum Ausdruck 
kommen. Hier bestand aber schon lange eine reichere 
Arbeitteilung und — damit zusammenhängend — eine 
grössere Zahl kleiner Stellen ( welche die Landwirtschaft 
nur als Nebengewerbe betrieben 1 ). Dagegen -veranschau- 
lichen die oben angeführten Zahlen den Vorgang, dass 
das Häuslerwesen in einem vorher nicht gekannten 
Umfang in die Gebirgstäler eindrang. Diese Tatsache 
tritt uns auch sonst entgegen, z. B, in den im 18. Jahr- 
hundert zahlreichen Zuteilungen von kleinen Almendegrund- 
stücken an Private zum Zweck des Häuserbaus. 

') Einen wie siark agrarischen Charakter die Stadt (iebwciler im 
16. Jahrh. hatie, veranschaulicht eine Zählung aus dem Jahr 1534 ' v ß' Geh* 
weiter Dominikanerchronik zu diesem Jahr, Ausgabe von Mossmann 1840 
mit Urkunden, von Schlumberger 1898). Der Piarrer beklagte »ich damah 
über zu geringes Oplereinkommen. Darauf wurde eine Zählung veranstaltet 






ogle 



■ 



Bevölkerung der Abtei Murbach. 



2 35 



Einigen genaueren Nachweisen über die Bevölkerung 
sei ein Verzeichnis der Ortschaften vorangeschickt nach 
dem Zustand des Jahres 1550 und nach der damals be- 
stehenden Einteilung des Abteigebietes in drei Vogteien. 



Vogtei Gebweiler (Lauchtal): 






1. Gebweiler, Stadt 


320 


Herdstellen 


2. Bergholz 


34 


* 


3. Bergholzzeil 


*3 


■ 


4. Bühl 


46 


» 


5. Laute nbach zell 


22 


> 


6. Sengern 


11 


» 


7. Murbach 


16 


» 


Ganze Vogtei 


472 


Herdstellen 


Vogtei S. Amarin (Thurtal): 






8. Bitschweiler 


2 3 


Herdstellen 


9. Weiler 


42 


* 


10. Goldbach 


8 


» 


1 1. Neuhausen 


3 


» 


12. Altenbach 


6 


• 


13. Geishausen 


10 


» 


14. Moosch, Muspach 


'7 


r 


15. Werschholz 


4 


• 


16. Malberspach 


7 


■ 


17. S. Amarin, Stadt 


28 


» 


18. Vogelbach 


4 


■ 



der Leute» die *rum Opfer gehen könnten** Sic erfolgte nach der Einteilung 
in Zünfte, Die ganze Einwohnerschaft war offenbar in dieser Einteilung 
begriffen. Das Resultat war folgendes. E* wurden gezahlt 



von dem Rat 67 


Personen 


» der Ober-Rebzunft 182 


» 


> » Mittel-Rebzunft 1 15 


1 


» Nieder- » 179 


* 


* Metzgerzunft 55 


» 


» » B&ckerzunft 71 


1 


* * Schoeiderzunft 1 24 


> 


» » Schmiedezunft 121 


> 



l„ 



476 



37' 



9M 
Welche Alterstufcn die Erhebung umfasste, ist nicht angegeben. Man 
wird annehmen dürfen, dass sie die Bevölkerung etwa vom 14- — 15. [?] Lebens- 
jahr an betraf- Das ist jedenfalls charakteristisch, dass die grössere Hälfte 
der Einwohner in den Rebzünften organisiert war. Und der Schluss wird 
nicht fehlgehen, dass im 16. Jahrhundert jeder zweite Bürger von G. ein 
Weinbauer war. 



ogle 



Qn^trul front 

fflUKHONUHNfflSID 



■aö 



Kühn. 



ig. Ransbach 


10 


Hcrdsiellen 


20. Mitxach 


7 


» 


21. Heusern, Niederh. 


6 


» 


22. Mollau 


8 


» 


23. Storkisau 


3 


* 


24. Urbis 


18 


» 


Unteres Tal 


204 


» 


25. Fellringen 


25 


> 


26. Odern 


3« 


* 


27. Krüt 


22 


» 


Oberes Tal 


85 


* 



Ganze Vogtei 289 Herdstellen 

Voglei Wattweiler: 

28. Wattweiler, Stadt 138 Herdstellen 

29. Uffholz ca. 140 » 

Ganze Vogtei 278 Herdstellen 



Stiftsgebiet: 29 Ortschaften 1039 Herdstatten 



In diesen Verhältnissen sind bis heut nur folgende 
Veränderungen eingetreten: Goldbach (10) ist mit Neu- 
hausen (11) und Moosch und Muspach {14) mit Wersch- 
holz (15) verschmolzen, während der Ort Vogelbach (18) 
abgegangen und ein neuer Ort Hintervogelbach mit 
S. Amarin (17) vereinigt ist. 

Fasst man die Ortschaften von 1550 nach ihrer Grösse 
zusammen, so ergibt sich folgende Gruppierung: 



Orte von 3—10 Herdst. 
» » 1 1 — 20 » 



21—3° 
31-40 

41—50 

51 — 1 00 
101 — 200 
20 1 — 300 
301 — 400 



12 J 16 mit zus. 138 Herdst. 
4 I 

6 I 



2 ; 10 » 



&■> 



-!. . . 

I 



I 



598 



Diese Tabelle zeigt die ausserordentliche Dezen- 
tralisation der Wohnsitze in den Bergen, die es 
verursachte, dass mittlere Dörfer dort vollständig fehlten. 



C loogle 



lamaiQMUwvlsürr 



Bevölkerung der Abtei Murbach. 237 

Ganz deutlich sind die Größenklassen auch geographisch 
unterschieden. Denn wahrend die kleinen Orte zwischen 
20 und 50 Herdstätten in der Sohle der beiden Haupt- 
täler, die kleinsten Orte von 3 — 20 Herdstätten aber sämt- 
lich an den Hangen der Berge oder in kleinen Nebentälern 
lagen, waren die drei grössten Orte zwischen 100 und 
400 Herdstätten der Ebene zugekehrt. Die Linie, auf der 
sie lagen, ist der fruchtbare Weinstrich im Osten der Herr- 
schaft, der um die Mitte des 1 6. Jahrhunderts etwa 3 /a der 
gesamten Stiftbevölkerung trug, während er um die Mitte 
des 18. Jahrhunderts nicht mehr die Hälfte, im 19. Jahr- 
hundert nur noch '/s bis '/« davon umfasste. 

Die vielen kleinen Weiler aber sind ein Bild der 
Besiedelung und des allmählichen Ausbaus dieses langen 
Tales. Sie sind im Laufe des Mittelalters als Ableger der 
ersten Ansiedelungen entstanden , welche sich in der Tal- 
sohle gebildet hatten. Dem entspricht auch die Flurver- 
fassung. Die Einteilung nach Zeigen und Gewannen fand 
sich 1550 nur an einigen breiteren Stellen des Talbodens. 
— Die Zahlen der Bevölkerung von 1550 sind die höchsten 
in den Akten überlieferten. Nach einigen Anzeichen ist 
es jedoch wahrscheinlich, dass bis zum 30jährigen Krieg 
noch ein gewisses Wachstum stattfand. Die einzige Er- 
hebung aus dieser Zeit stammt von 1633 und betrifft aus- 
schliesslich die Stadt Gebweiler. Hier ist allerdings ein 
nicht unerheblicher Rückgang zu beobachten. Allein die 
Zählung wurde erst einige Monate nach dem ersten 
Schwedeneinfall Anfang 1633 vorgenommen, und es wird 
berichtet, dass bereits viele Bürger damals die Flucht 
ergriffen hatten. 

Es ist bekannt, dass der grosse Krieg die Bevölkerung 
dezimiert und ihr auf lange Jahre die Möglichkeit genommen 
hat, die Lücken auszufüllen. Es ist aber im einzelnen 
merkwürdig zu sehen, wie rasch überall da, wo das 
Kriegsübel auf das schwerste gelastet hatte — und das 
war im Gebiet von M. der Fall — die Bevölkerung sich 
zu ergänzen vermochte. Die entsetzten Berichte der Chro- 
nisten von völliger Verödung sind an sich nicht falsch. Nach 
einem amtlichen Bericht von 1658 bestand die Einwohner- 
schaft des Gebirgsdorfes Murbach noch aus dem Meier 



Ble «m 



258 



Kühn. 



und je einem Bürger und Hintersassen. Allein diese Ver- 
hältnisse waren nicht von langer Dauer. Es seien einige 
Ergebnisse aus den Erhebungen der Herrschaft zusammen- 
gestellt. Dabei ist die Bürger- und Hintersassenziffer zu- 
grunde gelegt und also von den Texten nicht abgewichen 
worden. Diese »Mannschafteziffer betrug in Gebweiler und 
Wattweiler in den Jahren : 



Gebweiler 


Wattweiler 


| 
«550 


[376] 1 


100 


[162] 


100 


>°33 


290 


77 





— 


1651 


'*5 


3> 


48 


30 


'657 


'75 


46 








1003 


— 


— 


76 


47 



An beiden Orten ist demnach die Bevölkerung, wenn 
man den Stand von 1550 als Ausgangspunkt betrachtet, 
vom Jahr 1651 an, das keineswegs den niedrigsten Status 
bezeichnet, hier in 6, dort in 12 Jahren von etwa '/s auf </ t 
der Ziffer von 1550 gestiegen. — In Bergholz und Berg- 
holzzell war bereits 1670 die Ziffer des 16. Jahrhunderts 
fast eingeholt. 

Die genauesten Nachweise sind über das S. Amarintal 
möglich. Dazu dienen die drei im Eingang erwähnten 
Zählungen von 1650, 1654 und 1665. Alle umfassen Bürger 
und Hintersassen. Die letzteren werden 1654 ausdrücklich 
als solche bezeichnet, es waren damals fünf. Dass sie 
auch in der Huldigungsliste von 1665 einbegriffen waren, 
versteht sich von selbst, (s. die Tabelle auf der nächsten 
Seite). 

Aus diesen Ziffern geht zunächst hervor, dass die 
Talorte untereinander in ihrer Grösse nach dem Krieg 
sich ganz erheblich verschoben hatten. Fasst man die 
Orte zusammen, welche bis 1654 die Hälfte und mehr 
der Ziffern von 1550 erreicht hatten (es sind die in der 
Tab. II a halbfett gedruckten), so machte ihre Bevölkerung 
von der des ganzen Tals aus: 1550 nur 43,7 Proz., dagegen 
1650 bzw. 1665: 66,4 bzw. 61,7 Proz. Diesen Orten ist 



C loogk 



rcmaiQwuwvlsürr 



Bevölkerung der Ablei Murbach- 



259 



aber gemein, dass sie in geschlossener Gruppe in der Mitte 
des Tals die Stadt S. Amarin umgeben. Die Leute sind 
also von den Bergen herabgestiegen und von Ausgang 

Tabelle IIa. 



Zahl der Bürger und Hintersassen im Amarintal 

in den Jahren 



Gemeinde 



1550 '650 '654 '665 



Bitschweiler . 
Weiler ..... 
Goldb. Altb. Neuh. 
Geishausen . . 
Moosen, Musp. 
Werschholz . . 
Malberspach . . . 
S. Amarin, Vogelb. 
Ranspach . . . 
Mitzach .... 
Heusern, Nieder h. 
Mollau .... 

Urbis 

Storkisau .... 



Felleringen 
Odern . . 
Kriit . . , 



26 

50 
20 

>3 
21 

5 

7 
40 

11 

6 

10 

10 

'9 

3 

30 
36 
2/ 



I 



4 
1 1 

5 
8 

16 

2 

13 
10 

7 
8 

7 
6 



12 



\ 
I 



8 

13 
8 

13 
23 

3 
20 

II 

8 

9 



16 

12 

6 



9 
12 

16 
»3 

18 

6 
20 

'4 
12 

9 

11 



24 

'3 

10 



Ganzes Tal 



334 



1 1 9 1*69 1 96 



und Enden des Tals nach der Mitte gedrängt. Das wird 
durch das umgekehrte Verfahren bestätigt. Setzt man 
nämlich die Bevölkerung der an den 3 Talenden liegen- 
den 5 Orte (Krüt, Urbis, Storkisau, Weiler, Bitschweiler) 
in Verhältnis zur Gesamtbevölkerung des Tals, so ergibt 
sich, dass die 5 Orte 1550 noch 37,4 Proz. der Talbevöl- 
kerung ausmachten. In den Jahren 1650, 54, 65 aber war 
ihr Anteil auf 21,8, 20,1, 20,4 Proz. gefallen. 

Das zweite, was die Tabelle zeigt, ist eben wieder 
jenes verhältnismässig schnelle Anwachsen der Bevölkerung. 



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rftlH<O0NUHl¥[a<lTY 



2<J0 



Kühn. 



Setzt man die Ziffern von 1550 gleich 100, dann erhält 
man folgende Übersicht; 



Tabelle IIb. 



'550 

1650 

1Ö54 
1665 

1668 



Qbflrtal 



iibsol. 



93 

22 
34 

47 

48 



telal. 



IOO 



24 

37 
51 
52 



Untertal 



Ganges 
I Tal 



absol. mäh relai. 



241 



100 



100 
36 



Q7 40 

'35 5Ö 

1 4Q b2 

IÖ! Ö7 02 



Dies Anwachsen der Familienzahl auf fast das Doppelte 
in einem Zeitraum von 18 Jahren muss vorwiegend auf 
äussere Umstände gegenüber der eigenen Vermehrung 
zurückgeführt werden. Diese sind zweierlei Art. Die eine 
besteht in raschem Zuströmen fremder Elemente (vgl. 
S. 272). Das andere ist, dass ein grosser Teil des Zu- 
wachses aus eingeborenen Leuten besteht, die nach gewisser 
Zeit der Flucht in ihre alten Sitze zurückkehrten. Der 
Beweis dafür Hegt vor allem darin, dass viele der Ein- 
wanderer nach dem grossen Krieg namentlich auf die 
Bevölkerung von 1550 zurückgehen. Der grössere Teil 
des Zuwachses beruhte so nachweislich auf Rückwanderung, 
wie das auch sonst in der Herrschaft zu sehen ist. — Und 
dann waren die Lücken , welche der Krieg in die Reihen 
der Menschen riss, doch nicht so bedeutend, wie es auf 
den ersten Blick scheinen konnte. 



Die wichtige Frage, in welcher Weise sich die länd- 
liche Bevölkerung während der letzten Jahrhunderte des 
Mittelalters bis ins 16. Jahrhundert bewegt habe, ist an 
der Hand von Zahlen kaum irgendwo gelöst. Hier kann 
dazu nur ein ganz geringer Beitrag gegeben werden. 



1 'jjlc 



WKialOMUHwrsaiv 



Bevölkerung der Abtei Mutbach. 



20l 



In dem allgemeinen Herrschafturbar von 1394 wurde 
bei Erwähnung" der Verpflichtung der Untertanen, jährlich 
zwei Hühner zu entrichten, mehrfach die im Durchschnitt 
der letzten Jahre gelieferte Stückzahl angegeben. Leider 
jedoch nur für die Orte Gebweiler, Bühl, Lautenbachzell 
und Sengern, die zusammen kaum *_ t der Stiftbevölkerung 
ausmachten. Indem nun jedesmal die von der Hühner- 
leistung Eximierten aufgezählt sind, diese sich aber meist 
genau berechnen lassen, wird es wenigstens möglich, die 
Bevölkerung dieser Orte in den Jahren 1394 und 1550 in 
Beziehung zu setzen. Zuvor ist zu bemerken, dass die 
Objekte der Hühnersteuer nicht die einzelnen Bürger, son- 
dern die Haushaltungen sind — »yedes hus git ein hftn« — , 
eine Praxis, die noch im Jahr 1736 geltend gemacht wurde, 
um auch die Hintersassen zu der Leistung heranziehen zu 
können. Die Hühnerzahlen stehen also mit den Herd- 
stättenangaben auf gleicher Stufe. Das Ergebnis der Be- 
rechnung ist folgendes: 





Gebw. 


Bühl 


j Laut.zcllu. 
Sengern 




'394 

1394 
"55° 


190 

, 250 
320 


44 

55 
1 46 


39 

45 
1 33 


Angaben des Urbars 1394 

berechnete Herdslätten 
1 Herdstatten des U. 1530 



Danach waren die drei Dörfer etwas zurückgegangen» 
während die Stadt erheblich wuchs'). Im ganzen überwog 



') Das kommt auch in den Chronistenberichten vom Ausbau der Stadt 
mm Ausdruck. Vgl. Gebweiler Chr. zu den Jahren 1507 und 1526, auch 
1529 und 32. In der Frage, ob die fahre 1394 und 1550 als normal anzu- 
sehen seien, war nur das zu ermitteln» dass 1540/41, also ein Jahrzehnt vor 
der Erhebung von 1550, die Pest im Lande gewesen war. Der Bericht de* 
Chronisten Ober die Zahl der Todesfälle — 1540 seien »alhicr wohl auff die 
200 Menschen«, 1541 gar »vast nur allein in diser kleinen Statt G. bey die 
582 Persohnenc gestorben — sind natürlich unkontrollierbar. 1550 finden sich 
jedenfalls keine Spuren einer Dezimierung. Das Urbar erwähnt ein einzige» 
Mal ein paar »Öde hofstellen*, übrigens scheint auch die in Anm. 1 S. 254 
erwähnte, vor der Pcstzcit angestellte Erhebung auf keinen höheren Bevöl- 
kerungstand zu deuten als 1550 vorhanden war. Es sei einmal angenommen, 
dass jene Zählung die Bev. Aber 14 Jahre betraf- Nach Buombergcr (La 



Google 



Cr pn>l fnxn 
MlHaKWUMlVlftjlTV 



262 Kühn. 

die Zunahme, denn die Summen ergeben das Verhältnis 
von 350:399, d* h. die Bevölkerung des Gebweiler Tals 
hatte sich in den 1 */* Jahrhunderten um 14 Proz. vermehrt. 
Es soll dann versucht werden p dies Ergebnis zu einer 
zusammenfassenden Übersicht der Bewegung der Bevöl- 
kerung zu verwerten. 

Dafür ist vor allem nötig, für die Erhebungen des 
1 6. — 1 8, Jahrhunderts geeignete Reduktionfaktoren zu finden. 
Einen solchen bietet zuerst die Einwohnerzählung von 1650 
dar. Gezählt wurden *Die Underthonen in S- Amarinthal 
sambt Iren Kindern, und was sie für eügen Vüch haben*» 
Es ergab sich im ganzen Tal die Summe von 119 Männern 
und 304 Kindern. Die Frauen wurden nicht mitgezählt. 
Ihr Verhältnis zur Zahl der Männer sei nach einem Ver- 
zeichnis der clsässischen Bevölkerung von 1 O95 *) gleich 
110 zu 100 angesetzt. Danach betrug 1650 die Talein- 
wohnerschaft 554 Personen und auf einen Bürger kamen 
4,7 Köpfe. Gegen diesen Faktor wäre einzuwenden, dass 
er einer Erhebung in nicht normaler Zeit entstammt. Allein 
zwei Haupttendenzen des Anormalen mussten sich gegen- 
seitig aufheben: Waren die Zeiten des vorangegangenen 
Krieges der Kinderproduktion nicht günstig, so wurden 
andererseits die Männer durch den Krieg besonders be- 
droht. Bei der Gewinnung jenes Faktors sind allerdings 
Adel und Geistlichkeit nicht berücksichtigt. Das könnte 
aber nur durch eine willkürliche Erhöhung geschehen. 
Jene beiden Stände waren aber überhaupt nur in Geb- 
weiler und vielleicht Wattweiler von einer numerischen 
Bedeutung. Und in den Herdstättenziffern des 16. und 
18. Jahrhunderts sind sie jedenfalls mit einbegriffen — 
»Schloss u. Statt Gebw.« hat . . , »320 besetzte herd- 



population du Canlon de Fribour^ '■■' i8l i et son diveloppemenl* 1QOI) 
standen 181 1 im Schweizer Kanton Freiburg von tooo Personen 332 im 
Aller von O — 14 Jahren. Nach diesem Ergänzungfaktor belief sich die 
Bürgerbev. von G. 1534 auf 1368 Personen. Nicht viel höher wird die 
Zitier, wenn man den modernen Keichsdurchschniit der Personen von 
O — 15 Jahren zugrunde legt (1395). Dazu wären noch Geistlichkeit und 
Adel samt ihrem Personal zu rechnen. Keinesfalls ergibt »ich eine höhere 
Zahl als die 1 550 berechnete (vgl. die Tab- auf S- 263). 

t) Reuss: L'Alsace au XVII stiele I S 25. 



»gle 



friWt'l :■■ ':-.,'■ , 



Bevölkerung der Ablei Murbach« 



*3 



stetteiw U. 1550. Sie würden also nur in den Ziffern des 

17. Jahrhunderts fehlen. 

Das Verhältnis des Reduktionfaktors zur Herdstätte 
blieb offenbar bis ins 17. Jahrhundert wenigstens dasselbe. 
Nach den Angaben des U. 1550 und der Erhebung von 
1654 betrug im S. Amarintal das Verhältnis der Herd- 
stätten (Haushaltungen) zur Zahl der Bürger und Hinter- 
sassen 87 bzw. 84 zu Hundert. Legt man das Verhältnis 
von 0,85 zugrunde, so ergibt sich für die Herdstätte eine 

durchschnittliche Kopfzahl von - - ; ^5,5. Dieser 

Faktor muss nun auch mit der Herdstättenzählung des 

18. Jahrhunderts in Verbindung gebracht werden, ohne dass 
es möglich wäre, seine Richtigkeit für diese Verhältnisse 
nachzuweisen. 

Die folgende Übersicht enthält nichts als eine An- 
wendung der gewonnenen Faktoren auf aktenmässige 
Grundzahlen unter Hinzufügung der Einwohnerziffern vom 
Anfang des 19. Jahrhunderts und seinem Ende. 







B 


e völk 


erung 










Ij 


in den 


Jahren 






der Orte 












■394 »550 


, 1650/1 


>&57/65 '7*0 '750 

1 1 


1804 

1 


'895 


Gebweiter , . 


WS]'?* 


540 


822 16222255 


2964 


»2439 


Wattweiler . . 


— 759 


226 


357 005 5 Ö ° 


1300 


1250 


Bühl. . . - 


302 253 


— 


- + + 


630 


3097 


Lautenbachzell 






\ 








u. Sengern , 


247 181 


61 




+ + 


790 


1422 


Bergholz und 
















Bergholzzeil . 


— 


3'3 


_ 


'93 


+ + 


73«, 


930 


S, Aiuarin O.T. 


— 


467 


'03 


221 


759 »237 


4004; 


4779 


S. Amarin U T. 


1 


1 122 


456 


700 

1 


1606 2g8i 


7787, 

1 

t 


*54'4 



Wollte man versuchen, die Bewegung der ganzen 
Stiftbevölkerung in einem Bilde zu vereinigen, so wäre 
für das 14. und 17. Jahrhundert eine Ergänzung notwendig. 
Diese ist für das 17. Jahrhundert ohne Bedenken, da hier 



C looglc 



PHKUONUHIvfH'vT' 



264 



Kühn. 



die allermeisten Ziffern bekannt sind und ihre Relationen 
gut übereinstimmen. Sie erfolgt nach den Verhältnissen, 
in welchen die Gebietteile 1550 zueinander standen. Da- 
gegen ist das Resultat von 1394 kaum ohne weiteres auf 
die anderen Orte übertragbar, weil unter diesen die kleineren 
überwiegen; die gingen aber da, wo ein Vergleich möglich 
war, zurück, was nur durch den stärkeren Zuwachs der 
Stadt Gebweiler verdeckt wurde. Vielleicht kommt er der 
Wirklichkeit nahe, wenn ich statt des Wachstumverhält- 
nisses 0.877 — 100: 114, vgl. oben — für die ganze Abtei 
ein solches von 0.9 = 100: 111 zugrunde lege. Die Be- 
rechnung nach einzelnen Vogteien muss nach alledem 
freilich fallen. 

Tabelle 3. 

Bevölkerung des Stiftes Murbach in dem halben Jahrtausend 
von 1394—1895 nach Grösse und Dichtigkeit. 



Jahr 



1394 

'550 
ca. 1650 

ca. 1660 

1720 

1750 
1804 
1825 
1871 

.895 



1 



absol. 
Bev. Ziffer 



(5152) 

5725 
1850 

2943 

O446 
8981 

19647 
2410O 

43'77 
40980 



Einwohner 
auf den Hkm 



Fortschritt de' 
Dichtigkeit 



('8.5) ! 


20,6 


6,7 




io,6 


23.2 


32.3 


7<>,7 


86,7 


'55.3 


147.4 





100 
1 1 1 

36 

5; 
125 
175 

3S2 

469 

839 

707 



Das sind die Untertanen Ziffern des Deutschen Reichs- 
fürsten Abtes von Murbach. Kaum, dass gegen den Aus- 
gang der weltlichen Herrschaft des Stiftes die Zahl von 
10000 Köpfen überschritten wurde. Und ganz unwahr- 
scheinlich, dass die Zahl der Untertanen zu irgend einer 
Zeit des Mittelalters grösser war als im Jahr 1550. Dann 
um die Mitte des 17. Jahrhunderts völliger Ruin, der am 
Anfang des 18. Jahrhunderts wieder ausgeglichen ist. Nun 



1 igle 



TOKaKHUHlYUüm' 



Bevölkerung der Abiei .Murbach. 2t) = 

erst werden die mittelalterlichen Ziffern überwunden. Denn 
der Beginn des 18. Jahrhunderts ist auch der Beginn einer 
die älteren Zahlen weit überflügelnden Zunahme der 
Bevölkerung, welche etwa i'j t Jahrhunderte währte und 
bereits im 18. Jahrhundert die wirtschaftlichen und sozialen 
Verhältnisse des kleinen Landes stark umgestaltete (vgl. 
auch S. 254 fF.). 



Ist es möglich, das Vorausgegangene durch eine Be- 
trachtung der Wanderungverhältnisse zu ergänzen? Die 
Anwendung moderner Methoden ist ausgeschlossen. Aber 
auch wenn etwaige Ergebnisse nur den Charakter von 
Annäherungwerten haben, wohnt ihnen eine gewisse Kraft 
der Veranschaulichung inne, und ihr Vergleich unterein- 
ander kann auch unzweifelbare Tatsachen belegen. 

Das Kommen und Gehen der Leute zu erfassen, ist nach 
der Art der Quellen nur in der Weise denkbar, dass die 
— namentlich bekannte — Bevölkerung eines bestimmten 
Bezirkes zu verschiedenen Zeiten miteinander verglichen 
wird. Damit ist zwar über das Fluktuieren der Menschen 
wenig ermittelt. Um so mehr wird die dauernde Um- 
schichtung der Bevölkerung den Resultaten zu ent- 
nehmen sein. 

Es versteht sich von selbst, dass als Objekt der Unter- 
suchung nicht alle einzelnen Personen in Frage kommen, 
sondern nur die Bürger und Hintersassen, in der Haupt- 
sache also die Familienväter. Die besprochene Methode 
hat aber zwei Voraussetzungen: 

l. Es muss vermieden werden, dass Personen als alt- 
einheimisch angesehen werden, weil sie mit anderen wirk- 
lich altangesessenen Familien gleichen Namen tragen. 
Diese Gefahr besteht nur in ganz geringem Umfange, da 
der alltäglichen Namen (Meier, Müller usw.) sehr wenige 
sind. Fehler in dieser Richtung würden den Anteil der 
Zuwanderung zu gering erscheinen lassen. 

Zciuchr. f. üe»ch d. Oberrh. N.F. XXVIII. ». 18 



'- '°ogk ifliscdOHUwvinyr* 



266 



Kühn. 



2. Unbedingtes Erfordernis ist, dass die grosse Menge 
der Bevölkerung erfasst wird. Das ist bei den nament- 
lichen Erhebungen des 17. Jahrhunderts gegeben. Allein 
es sind auch die in der Quellenübersicht erwähnten Urbare 
für diese Zwecke zu brauchen. Es kann hier nicht im 
einzelnen dargelegt werden , aus welchen Erwägungen 
heraus es klar wird, dass in jenen Verzeichnissen von 
Zinsen jeglicher Art der weitaus grösste Teil der Unter- 
tanen des Herrschaftgebietes beschlossen ist. Wichtig 
bleibt, dass auch die gesicherten Zahlen von 1550 (sowie 
die Annäherungziffer von 1394) eine Prüfung für die Voll- 
ständigkeit jener Namenlisten der Zinsverzeichnisse bilden. 
Danach ist zu sagen, dass die aus den Urbaren 1453, 
M94 9 un d '573 für die Gebweiler Vogtei und 1550 für 
das S. Amarintal gewonnenen Bürgerregister mindestens 
Öo — 90 Proz. der jeweils lebenden Bürger umfassen. Da 
eine absolute Vollständigkeit nicht zu erreichen ist, könnte 
die Ziffer der Zuwanderung möglicherweise zu gross er- 
scheinen. Dieser Fehler steht seiner Richtung nach dem 
unter Nr. 1 berührten entgegen, beide müssen sich bis zu 
einem gewissen Grade ausgleichen. 

Im folgenden werden einige Ergebnisse nach den hier 
allein interessierenden Relativzahlen mitgeteilt. Die kleinen 
Orte für sich zu betrachten, wurde dabei vermieden. Bei 
der Geringfügigkeit ihrer absoluten Ziffern ändert jeder 
Irrtum das Verhältnis erheblich. Daher wurden mehrere 
Nachbarorte zu einem Bezirk vereinigt. 



I. Die Bevölkerung von Gebweiler 



beruhte auf 


; 


am 


Ende der Perioden 




'494/5 
! — «573 


'573 
—1633 

5'-3 

48.7 


'633 '573 
-1657 | -1657 

| 

54-3 4°.9 
45-7 53-' 


1494/5 '494(5 
-1633 j-1657 




eigner Ergän- 
zung . . . 
Zuwanderung . 


44-2 

55-8 


27.4 
72.6 


I7.9 
82.1 



JOO,- 



IOO.— 100. — 100. — 100. — 100. — °/ 



t lOOglc 






Bevölkerung der Abtei Murbach. 



267 



II. Die Bevölkerung von Bühl, Lautenbachzell 

und Sengern'). 



beruhte auf 



Eigenergänzung 
Zuwanderung . 



am Ende der Perioden 



'453 1494/9 

-1494/9 —'573 



58.2 

41.8 



36-9 
63.1 



•/. 



% 



IOO. 



IOQ.- 



III. Die Bevölkerung des unteren S- Amarintals 
im Jahr 1654 beruhte auf 

eigner Ergänzung seit 1550 zu 55.6 % 



Zuwanderung 



44-4 % 



[OO.— 







Folgende Schlüsse wird man ziehen dürfen: 

1. Zwar fehlt jeder Massstab eines Vergleiches mit 
modernen Verhältnissen. Dennoch scheint es. dass die 
Beweglichkeit der grundbesitzenden Bevölkerung nicht 
gering gewesen sei. Dabei spielt die Abgeschlossenheit 
dieser Täler keine Rolle, Denn je höher hinauf in die 
Berge, um so rascher scheint die Bevölkerung zu wechseln. 
Für das Gebweiler Tal diene folgende Übersicht: 



') Zum Vergleich aus der 2. Hälfte de« 17. Jahrh.: Die Bevölkerung 
der ebenfalls xur Gebweiler Vogtei gehörigen Dörfei Rergholz und Bergholz- 
zell beruhte im Jahr 1714 



Bergholz 






auf Eigenergänzung seit 1660 
» Zuwanderung * » 



56.0 



"TS*- 1 ■"* 0,1. 



$0.0 
500 




100- 



100 - 



IÜQi- 



Kein Zugezogener stammte aus dem Nachbardorf. 



iS- 












268 Kfilm. 



IV. Im Jahre 1573 beruhte die Bevölkerung der Orte 



HÜhl 



I../-11 u.lAlle drei 
Sengern' Orte 



Geler. 

weib 



auf Eigenergänzung seit 1494/9 28.1 20.5 36.9 44.2 '• ( 
» Zuwanderung » - 71.9 79.5 63.1 55.8 



100. — 100.— 100.- 100.— ° 



Wenn es auch nicht möglich ist, die Genauigkeit der 
Ziffern der beiden ersten Kolonnen zu verbürgen, so zeigt 
doch noch die Zusammenfassung der drei Talorte einen 
höheren Zuwanderungfaktor als die am Ausgang zur Ebene 
liegende Stadt. 

2. Dieser Unterschied ist noch in anderer Hinsicht 
bemerkenswert. Er beruht vor allem auf der Grösse der 
Orte. Nimmt man die kleinen Dörfer für sich, so geht der 
Faktor der Zuwanderung sofort erheblich hinauf. Besonders 
gut vergleichbar sind die Ziffern des kleinen Talstädtchens 
S. Amarin, das ganz agrarischen Charakter hatte. Hier 
betrug jener Faktor nach Ablauf der Periode 1550 — 1654: 
94 Proz. gegen 44 Proz. des Gesamttals in derselben Zeit 
und 72.6 Proz. der Stadt Gebweiler in einer viel längeren 
Zeit (vgl. Übersicht I). Nach alledem ist nicht zu be- 
zweifeln, dass die Einwohnerschaft der kleinsten 
Orte sich viel schneller umsetzte als die der 
grosseren — ■ der Hauptort Gebweiler hatte von allen 
die niedrigsten Ziffern der Zuwanderung — und zwar 
augenscheinlich im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Grösse. 
Es ist das wie eine Bestätigung aus älterer Zeit des von 
G. v. Mayr für moderne Verhältnisse formulierten Gesetzes '). 

3. Auch das scheint aus den Zahlen hervorzugehen, 
dass das Tempo im Wechsel der Bevölkerung in den ver- 
schiedenen Zeiträumen sich nicht wesentlich änderte. So 



') Die bayer. Bevölkerung nach der Gcbürtigkeit. Bearbeitet von Dr. 
G. Mayr. 32. Heft der Beiträge zur Statistik des Königr. Bayern. Vjl. 
Bücher, Kntstehung der Volkswirtschaft. 3. Aiifl 'Die inneren Wanderungen 
und das Stldtewcscn-, 



C loool 






Bevölkerung der Abiei Murbach. 



269 



weist die Stadt Gebweiler in den fast gleichen Zeiten 
1494 — 1573 und von da bis 1657 beinahe die gleichen 
Verhältniszahlen auf. Der Wechsel war also hier im 16. 
bis 17. Jahrhundert von gleicher Stärke, und man kann 
nicht sagen, dass der Krieg einen dauernd beschleunigen- 
den Einfluss auf die Bewegung der ansässigen Leute ge- 
habt habe. Aus den Ziffern des S. Amarintals scheint 
sogar das Gegenteil hervorzugehen. Vergleicht man die 
dortigen auch die Kriegszeiten umfassenden Verhältnis- 
zahlen mit denen des Gebweiler Tals, welche dem 
16. Jahrhundert angehören, dann ergibt sich ein deut- 
licher Unterschied: 



V. Die Bevölkerung 



beruhte 



auf Eigenergänzung 
* Zuwanderung . 



des Gebweiler Tals 



desS. Amarin* 
lals 



ohne G-eltw. mit Gebw. I am Ende der 

Periode 
am Knde der Per 1494/« 573 ; 1550/1654 



30.9 



45-5 
54-5 



55-6 
44-4 



100.— 



100.— 



100. — 



Also in der längeren den grossen Krieg umfassenden 
Periode ist die Zuwanderung im S. Amarintal geringer als 
im Gebweiler Tal in einer kürzeren Zeit. 

j. Allein dieser Unterschied hat noch einen anderen 
Grund. Und der ist in der Weglänge der Wan- 
derung zu suchen. Denn das Gebweiler Tal hat nur 
etwa ein Drittel der Länge seines Nachbartals von S. Amarin. 
Dieses bietet der Binnenwanderung bedeutend mehr Spiel- 
raum. Man braucht nur das Amarintal in einige der Länge 
des Gebweiler Tals ungefähr entsprechende Abschnitte zu 
gliedern und diese für sich zu untersuchen. Ich wähle 
die beiden Dorfgruppen: I. Bitschweiler, Weiler, Moosch- 
Muspach, S. Amarin. II. Urbis, Storkisau, Mollau, Heusern. 
Sogleich geht die Ziffer der Zuwanderung ganz erheblich 
in die Höhe, 



C *oogk 



Chgin>|(nyn 



2 7 



Kuhn. 



VI. Die Bevölkerung 



beruhte 



der Gruppe I ' der Grupp II | dcr * Gebw * 

Taldörfer 



am Ende der 



am Ende der Per. 1550*654 Pcn 1494/1573 



auf Eigenergänzung 
* Zuwanderung 






32.7 

67.3 



36 
63.6 



■4 36.9 % 

.6 63.1 •/. 



ioo. — 



100. — 



100. — 



'• 



Nun besteht viel grössere Übereinstimmung mit den 
Ergebnissen des anderen Tals. Der wahre Vorgang ist 
hier augenscheinlich gespiegelt: Das Ziel einer ganzen 
Anzahl von Leuten , welche ihren Wohnsitz veränderten, 
war nicht die weite Welt, noch die unmittelbare Nachbar- 
schaft, sondern eine gewisse mittlere Entfernung, die sich 
mit der Lange des S. Amarintals noch deckte , aber die 
des Gebweiler Tals übertraf. 



Woher stammten die Leute, die in diesen kleinen Berg- 
staat einwanderten? Diese letzte Frage sei noch gestreift. 

Die einzige exakte Quelle dafür sind die Protokolle 
des Kfanzleirates. Diese Regierungsbehörde hatte die Er- 
laubnis zur Ansiedelung Fremder im Abteigebiet zu erteilen. 
Leider sind aber in den Protokollen erst seit 1656 häufiger 
die Namen der Neulinge mit der Angabe ihrer Herkunft 
versehen. In den fünf Jahren 1656 — 1660 besitzen 60 Proz. 
der Neuaufgenommenen genügende Herkunftangaben. Stellt 
man diese zusammen, so ergibt sich, dass — von einer 
engeren Wanderung im Oberelsass abgesehen — der 
grösste Teil der Einwanderung von der Schweiz aus 
erfolgte. Die Fremden kamen nämlich aus folgenden 
Gebieten (nach den modernen politischen Grenzen, nur 
Deutsch-Lothringen war zu Frankreich zu rechnen): 






■ 






Bevölkerung der Abtei Murbach- 271 

Einwanderung nach Murbach 1656— 60. 



Herkunft 


abiol. Zahl 


vom Hundert 

1 


1 

0. Elsass 


22 


1 

23 


U. Elsass 


4 


4 


Baden 


5 


3 




50 


5* 




12 


12 


übrige Länder 


4 


4 



97 100 

Diese Tabelle trägt den Stempel des Unnormalen an 
sich. Unmöglich ist sie für die Zeit vor dem Krieg und 
die letzten Jahrhunderte des Mittelalters zu verallgemeinern. 
Eine auch nur entfernt gleichwertige Übersicht aus jener 
Zeit kann zwar nicht gegeben werden. Was aber Urkunden 
und Urbare des 14. — 16. Jahrhunderts zu entnehmen er- 
lauben» zeigt ein ganz anderes Bild, Es war da möglich, 
die Herkunft von 81 Familien festzustellen. Und es ergab 
sich, dass damals die hohe Ziffer der Schweiz sich gleich- 
massiger auf ganz Südwestdeutschland verteilte. Von diesen 
81 Familien stammten nämlich 

aus dem O, Elsass 

* * U. Elsass 

» Badeu 14, » 17 

» dem übrigen Suddeutschland 9, » 1 1 ] 31.5 

* * » Rheinland 
» der Schweii: 

* Frankreich 
s anderen Ländern 

81 IOO 

Entspräche dieses freilich unsystematisch gewonnene 
Bild nur annähernd der Wirklichkeit, so wäre zu sagen, 
dass damals eine ziemlich enge Verbindung mit dem 
übrigen, rechtsrheinischen Süddeutschland bestand l ). Die 

-) Allerdings nur einseitig: von SüddeuUchland nach dem Elsass» In 
neuester Zeit ist der Austausch sehr verschieden. Die Abwanderung aus 
Baden nach dem Elsass beträgt ein Vielfaches der Abwanderung von ElsSssern 
nach Baden. Vgl. II Pfeiffer, Die Zusammensetzung der Bevölkerung des 
G rossherzogt ums Baden. Forschungen xur D. Landes* und Volkskunde XVIII, 
3 1909 S. 162 f. 



25, auf 


Hundert 


31 


7. ■ 


> 


9 


14, » 


9 


'7 


1 9. » 


» 


1 1 


3- * 


9 


3.5 


8, > 


» 


10 


12, » 


» 


■3 


3. - 


» 


5-5 



«k hÄÄiv 



2J2 



Küh 



11. 



verhältnismässig hohe Ziffer der französischen Einwanderung 
ist jedenfalls darauf zurückzuführen, dass Murbach an der 
Grenze lag und besonders an einem der wichtigsten Ein- 
falltore nach französisch Lothringen. 

Jene ganz abweichende Erscheinung der Zeit nach dem 
30jährigen Kriege, wie sie aus der ersten Tabelle ersicht- 
lich ist, erklärt sich jedenfalls in doppelter Weise. Erstens 
konnten die verödeten Gebiete einen gewissen Reiz auf 
die vom Krieg nicht betroffenen Nachbarländer — und 
dazu gehörte die Schweiz — ausüben. Von der Herrschaft 
M. wurde auch alles getan, um die Einwanderung zu fördern. 
Keiner wurde (wie vordem häufig geschah) zurückgewiesen, 
das Bürgergeld ausserordentlich herabgesetzt. 

Sodann aber steht zu vermuten, dass ein Teil der 
Leute, die aus der Schweiz kamen, nur eine Rückwanderung 
ausführten. Das trifft durchaus zusammen mit der Be- 
obachtung von dem relativ schnellen Wachstum der Be- 
völkerung nach dem Krieg, welches doch keineswegs auf 
Eigenvermehrung zurückgeführt werden konnte (vgl. S. 260). 

Wie lange diese Füllung der menschenarmen Gebiete 
des Elsass von Süden her 1 ) dauerte, vermag ich nicht anzu- 
geben, da ich die Protokolle nach 1660 nicht mehr benutzt 
habe. Nach einigen Anzeichen hörte sie indessen nicht 
alsbald wieder auf. 



•> In ZGORh A.F. 32. 282 f. isi dieselbe Beobachtung auf dorn Gebiet 
der Markgrafschaft Hacfaberg gemacht. 



■;',■■; ■■ ■..■!■ I- 



Fürstabt Martin Gerbert von St Blasien 1 ). 

Von 
Georg Pfeilschifter. 



Sie feiern heute ihre Tagung auf altösterreichischem 
Boden, in der ehemaligen Hauptstadt des vorderöster- 
reichischen Breisgaus, Da soll ich Ihnen mitten aus meinen 
keineswegs abgeschlossenen Arbeiten heraus das Bild eines 
Mannes flüchtig skizzieren, der im Zeitalter Maria Theresias 
und Josephs IL wohl die bedeutendste Persönlichkeit Vorder- 
österreichs gewesen ist. 

Gerbert von St. Rlasien war ein Fürst, der den engen 
Rahmen seines kleinen I^andes sprengte und dessen poli- 
tische bezw. kirchenpolitische Tätigkeit wohl geschätzt war 
in Wien wie in Rom. Gerbert war ein weitgereister Ge- 
lehrter, der einen offenen Blick besass für die Errungen- 
schaften seiner Zeit und dessen Name während eines 
Menschenalters den besten Klang hatte unter Katholiken 
wie Protestanten, im Süden und Norden des Reiches» in 
Paris wie in Bologna wie in London. Und Gerbert war 
ein Abt und Theologe, der in den Zeiten der Aufklärung 
einer der erfolgreichsten Vorkämpfer für das Ordenswesen 
und einer der unermüdlichsten Verteidiger des Papsttums 
gegenüber den verschiedenen innerkirchlichen romfeind- 
lichen Bestrebungen gewesen ist. 



J : Vortrag« gehalten in der ersten allgemeinen Sitzung der General- 
versammlung der Görrcs-Gesellschaft xu Krelburg i. Br», 8. Okt. 191a, und 
für einen engeren Kreis erstmals gedruckt in der »Dritten Vereinsschrift der 
Görres-Ge sellschafu Tür 1912 (Köln, Bachern). 



«k mmSmann 



274 



Ffeilschifter. 



Angezogen durch den Ruhm einer solch vielseitigen 
und eigenartigen Persönlichkeit, suchten in einem und 
demselben Jahre 1 781 , da Gerbert als öojähriger Mann auf 
dem Höhepunkt seines Lebens stand, drei protestantische 
Schriftsteller und Gelehrte des 18. Jahrhunderts das damals 
noch ausserordentlich' schwer erreichbare, in einer wilden 
Einöde mitten im Schwarzwald gelegene Kloster St. Blasien 
auf, um diesen Fürstabt kennen zu lernen. Sie kamen von 
Karlsruhe, von Augsburg und Berlin. Von Karlsruhe der 
weitgereiste, früh verstorbene Professor am Gymnasium 
illustre Heinrich Sander '); von Augsburg der als historischer 
Schriftsteller und Polyhistor bekannte Hofrat G. W. Zapf*); 
und von Berlin der aufgeklärte, freidenkerische Heraus- 
geber der allgemeinen deutschen Bibliothek F. Nicolai*). 
Alle drei haben den tiefen Eindruck, den Gerbert und sein 
Stift auf sie gemacht, in warmen, verehrungsvollen Worten 
in ihren Reisebeschreibungen verewigt. Für Männer wie 
Nicolai waren die Verhältnisse, in denen Gerbert lebte, 
allerdings eigenartig genug, um zu näherer Kenntnis ein- 
zuladen. »In diesem wilden Tale«, schreibt Nicolai*), »wohnet 
nicht nur etwa bloß eine Gesellschaft Religiösen, welche 
sich der Beschaulichkeit und den ascetischen Übungen 
ergeben haben. Es ist auch an diesem einsamen, von 
andern menschlichen Wohnungen ganz abgelegenen Flecke 
die Hofhaltung eines Fürsten. Er ist nicht nur der erste 
geistliche Vasall einer beträchtlichen Provinz der großen 
östreichischen Monarchie, sondern auch ein wirklicher 
Reichsstand und der Landesherr einer nicht unbeträchtlichen 
Reichsgrafschaft. Wenn ein Reisebeschreiber von einem 
Ländchen in Asien oder Afrika erzählte, dass der regierende 

') Aus Herin Prüf. Sandeis Reise noch St. Blasen um Michaelis 1781. 
In Bernoullis Sammlung kurier Reisebeschreibungen VIII (1782). Vgl. über 
seine Glaubwürdigkeit Zapr S. 2 der in Anmerkung 2 an zweiter Stelle ge- 
nannten Ausgabe. — *) Seine Keisebeschreibung liegt in drei verschiedenen 
Rezensionen vor: a) G. W. Zapf, über meine vollbrachte Reise in einige 
Kloster Schwabens und in die Schweiz 1781. In der ebengenannten Samm- 
lung Bernoullis VII (1782). b( G. W. Zapf, Reisen in einige Klöster Schwaben*, 
durch den Schwarzwald und in die Schweiz. Im Jahre 1781. Krlangen 
1786 in 4 . c) G. W. Zapf. Liierarische Reisen I 1 (Augsburg 1790 in 8°». — 
*> Beschreibung einer ReUe durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 
178t. XII (Berlin und Stettin 1796). — *) A. a. O. S. !jj f. 



.s |c mSssm»\ 



Marlin Gerbert von St Blasien. 



275 



Landesherr nie in dem Lande selbst wohne, welches er 
regiert, sondern in einem benachbarten Lande, wo er nicht 
Regent, sondern abhängig ist; femer, daß die Residenz 
des außer seinem Lande wohnenden Landesherrn in so 
unwegsamen Gebirge liege, daß er selbst erst einen Weg 
dahin habe bahnen müssen, weil man sonst nicht zu ihm 
kommen könnte; daß er aber eher nicht zum Landesherrn 
gewählt werden könne, bis er sehr lange vorher das Ge- 
lübde gethan, immer in dieser Einöde zu leben; daß er 
selbst sich nie verheyrathen dürfe, dennoch aber für die 
Bevölkerung seines Landes ernstlich sorge; daß er in 
dieser Einöde, als ein Armer, an einer Stiftung ernährt 
werde, aber doch die Pflicht auf sich habe, zu sorgen, daß 
seine Unterthanen gute Nahrung hätten und so viel mög- 
lich wohlhabend würden; daß er selbst kein Eigenthum 
habe, aber das Eigenthum mehrerer tausend Unterthanen 
zu beschützen gewählt worden sey, daß er sein Land zwar 
unumschränkt regiere, aber dennoch verbunden sey, seinen 
Obern blinden Gehorsam zu leisten; — würde man das 
alles, wenn es ein Bruce von Abyssinien meldete, nicht 
sehr fremd und romantisch, ja beynahe unwahrscheinlich 
6nden? Und doch existirt mitten in Deutschland eine solche 
Regierung und ein solcher Regent.e 

In der Tat war Gerbert, der Abt des österreichischen 
Klosters St. Blasien, Regent eines an vier Quadratmeilen 
grossen reichsunmittelbaren Fürstentums, der Reichsgraf- 
schaft Bonndorf, die sich von der jetzigen Bahnstrecke 
Titisee-Donaueschingen etwa in der Form eines Dreiecks 
mit ihrer Spitze südwärts gegen den Rhein zog. Als 
Gerbert im Jahre 1764 zum Abt gewählt wurde und damit 
zur Regierung kam, befand sich das kleine, dünn bevölkerte 
Land, das etwa so gross gewesen sein mochte wie das Ge- 
biet unserer jetzigen freien Hansastadt Bremen, nicht ge- 
rade in bester Verfassung. Da begann der neue Fürst, 
der damals in der Mitte der vierziger Jahre stand, eine um- 
fassende Reformarbeit, die in einer ganzen Reihe von Ge- 
setzen und Verordnungen ausserordentlich reich einsetzte 
und dann bis zu seinem Tod im Jahre 1793, also während 
eines ganzen Menschenalters, fast alle Jahre gleichmässig 



Google iwSSÄ; 



2 7 6 



PfeiUchifter. 



umfasste 1 ). Meist haben die dringendsten Bedürfnisse und 
offenliegenden Mißstände von selbst dem Fürsten die ent- 
sprechenden Massnahmen an die Hand gegeben; denn er 
war eine durchaus praktisch veranlagte Natur und ein 
kluger Kopf. Oft schloss sich Gerbert auch an die Vor- 
bilder an, welche ihm die Nachbarstaaten boten» namentlich 
das theresianische und josephinische Vorderösterreich und 
der Markgraf Karl Friedrich von Baden, der sich wie Gerbert 
ganz als Fürst einer Landwirtschaft treibenden Bevölkerung 
fühlte. 

Ich kann in dieser kurzen Stunde sozusagen nur die 
Rubriken namhaft machen, unter welchen sich die Menge 
von Gesetzen, Verordnungen und Erlasse betrachten lasst*). 
Ganz besonders lag Gerbert am Herzen — von den Re- 
ligions- und Kirchensachen versteht sich das bei einem so 
gewissenhaften geistlichen Fürsten von selbst — das Schul- 
wesen und zwar sowohl nach seiner technischen wie nach 

') Unsere Kenntnis von den Regicrungsiormen und der Regierung*- 
und Verwaltungstätigkeit unter Gerberts Herrschaft ist erst mühsam aus den 
Archivalien zu gewinnen, die allergrössten teils — e» ist eine fast unübersehbare 
Fülle — im Gro&sb. Generallandesarchiv in Karlsruhe liegen, teils wohl auch in 
dem Bencdiktincmilt St. Paul in Kärnten, wohin ein Teil der St. Bhutaner 
Mönche nach der Aufhebung ihres Klosters (25. Juni 1807 definitiv) au»* 
gewandert ist. VgL Invcniare des (irossb. Badischen Generallandesarchivs 
I iic)oi) IV (191 1) und F. X. Kraus, Die Scbtac St. Blasiens in der Abtei 
St- Paul in Kärnten (Zeitschrift (ür Geschichte d. Oberrheins N. F. IV [1889] 
46 — 681. Vgl. auch das mit warmer Verehrung geschriebene hübsche Buch 
von J« Bader, Fürslabt Martin Gerbert von St, Blasien (Freiburg !■ Br. 1875) 
51 — 72. — *) Das* die Landesherrlichen Verordnungen Gerberts »größtenteils* 
gedruckt seien, wie Bader a. a. O. p. VI behauptet, scheint ein Irrtum zu 
sein. Wenigstens haben meine Nachforschungen in Karlsruhe, Frciburg und 
Donaue)»chingen nur wenige gedruckte Verordnungen zutage gefördert. 
Meine Anlrage in St* Paul ist allerdings unbeantwortet geblieben. Das meiste 
Material verdanke ich einem handschriftlichen Bande des Karlsruher GeneiaU 
landesarchivs: Verordnungensammlung 279 — Coplalbuch 1649 m *' ^** Bla* 
sianiachen Verordnungen von 1711 — 1806. Die Verordnungen dieses Bandes 
sind forllaufend numeriert von 123—203. Den ersten Band mit den Nummern 
I — 122 konnte ich bis zur Stund« noch nicht auffinden. Vielleicht liegt er 
in St. Paul oder in einem schweizerischen Archiv. Ausserdem benutzte ich 
aus dem Karlsruher Gcncrallandesarchiv einen nicht näher bezeichneten Sammel- 
band in Folio mit verschiedenen (darunter auch einige St- Blasianische) ge- 
druckten Verordnungen und eine Reihe von Stücken, die dem Urkundenarchiv 
St- Blasien entnommen sind, G«rne spreche ich auch hier Herrn Archiv- 
direktor Obser meinen verbindlichen Dank für alle Förderung aus* 



Google fttÄSSÄ: 



Martin Geibert von St. Blasien. 277 

seiner wirtschaftlichen Seite hin, nämlich der Besserstellung 
der Landschullehrer 1 ). Dann wandte er alle seine Fürsorge 
der Hebung der Sittlichkeit des Volkes zu; sie erstreckte 
sich bis zur Prüfung der Anzahl der Wohnräume. Die 
durchweg bäuerliche Bevölkerung brachte es mit sich, dass 
der Fürst sich auch die Förderung der Viehzucht und des 
Ackerbaues in ganz besonderem Masse angelegen sein 
liess. Um die Bauerngüter zu heben, hat er selbst eine 
Änderung der Erbfolgeordnung für Bauerngüter verfugt. 
Aber auch Industrie und Gewerbe, besonders dem Haus- 
gewerbe der Spinnerei und Stickerei, wandte er sein Inter- 
esse zu, soweit hierdurch die Landwirtschaft nicht ge- 
schädigt wurde; denn diese war ihm doch der vorzüglichste 
Nahrungsstand. Stets war er aufmerksam auf die Ent- 
deckung neuer Arbeilszweige und suchte Mittel, dem Volke 
zu helfen. So z. li. durch Verordnungen über Anleihen 
und Schuldenwesen, durch Erlass einer Brandversicherungs- 
ordnung und Gründung einer Feuersozietät, die er unter seine 
persönliche Aufsicht nahm. Auch den einheimischen Handel 
und Verkehr hat er gefördert und geschützt. Eines der 
grössten Verdienste hat sich der Fürst um sein von tief 
eingeschnittenen Tälern durchzogenes bergiges Land 
gleich in den ersten Regierungsjahren erworben durch den 
Bau zweier grosser, zusammen 9 Stunden langer Strassen 
von St. Blasien nach Bonndorf und Bettmaringen. Nicht 
minder wichtig war der Erlass einer Forst- und Wald- 
ordnung, durch welche den grossen verwüstenden Holz- 
hieben und der dadurch entstandenen bedenklichen Holznot 
gesteuert werden sollte. 

Das Charakteristische seiner Regierung aber ist zweifel- 
los die unendlich segensreiche Fürsorgetätigkeit, mit der 
er sich den Kranken, Armen und Waisen seines Landes 
zuwandte. Sie war die glänzendste Manifestation seines um 
Wohl und Wehe der Untertanen treulich besorgten Vater- 
herzens. Und sie erstrahlt ganz besonders hell auf dem 
düsteren Hintergrunde, den für seine Regierung der un- 



') Vgl. hierzu M. Moser, Der Lehrerstand de« 18. Jahrhunderts im 
vorderösterreichischen Breisgau ( ■■ Abhandlungen tut minieren und neueren 
Geschiebte, herausgegeben von w. Below-Finke-Meineckc Heft 3, 1908) 
S. 6j ff. 



;S lc toÄ 



> 7 8 



Pfeilschifter, 



glückliche, alles zerstörende Klosterbrand von 1768 und die 
schrecklichen Hungersjahre von 1771 und 1772 bedeuten. 
Gleich in den ersten Jahren seiner Regierung gründete 
Gerbert eine der wohltätigsten Anstalten des Landes, die 
Bonndorfer Waisenkasse. Gegen vierprozentige Verzinsung 
sollten alle reichischen Waisen und solche, welche sich 
des jus minorum erfreuen, ihre Gelder beim Bonndorfer 
Rentamt sicher und gut anlegen können. Die so zusammen- 
fliessenden Kapitalien sollten dann gegen 5 Proz. wieder 
als Darlehen an geldbedürftige Untertanen ausgegeben 
werden. Der Fonds bildete so auch eine Darlehenskasse. 
Im Zusammenhang mit der Waisenkasse wurde ferner ein 
Wohltätigkeits- und Unterstützungsfonds ins Leben gerufen 
dessen Zinsen teils regelmässig den Gemeinden zur Armen- 
unterstützung überwiesen, teils für besondere Notfälle ver- 
ausgabt wurden. Der Waisenkasse zur Seite trat als zweite 
Lieblingsgründung Gerberts, auf die er sein Augenmerk 
ebenfalls schon gleich zu Beginn seiner Regierung gerichtet 
hatte, das Reichlandes-Spital samt Zucht- und Arbeitshaus 
in Bonndorf zum notdürftigen Unterhalt für »arme, prest- 
hafte, veraltete und dergleichen armselige Personen« aus 
den reichischen Amtern. Gerbert hat diese Gründung 
ausdrücklich damit motiviert, dass St. Blasicn gerade aus 
der Reichsgrafschaft Bonndorf die grossten Einkünfte be- 
ziehe, während die reichischen Bewohner vom Stift mit 
dem wenigsten Verdienst und Almosen bedacht seien '). 
Wie hier so tritt uns überall die persönliche Initiative 
und die personlichste innere Anteilnahme des Fürstabtes 
selber entgegen. Das zeigt sich auch in der Einrichtung 
und Handhabung der Regierung, welche gemeinschaftlich 
gewesen ist für die reichsunmittelbare Grafschaft Bonndorf 
wie für die unter Österreich und einigen anderen Regie- 
rungen 1 ) stehenden St. Blasianischen Herrschaftsgebiete. 
Das Gesamtgebiet, das zu verwalten war, mag ungefähr 
den Umfang unserer Bundesstaaten Hamburg und Bremen 
gehabt haben ; nur war die Bevölkerungszahl eine ganz 

') An der Hand der archivali&chcn Materialien lftsst sich die ganze 
Entwicklung und Geschichte dieser beiden Gerbertschen Grfln düngen bi» 
1806 verfolgen. — •) Schweiz, Matkgrafschaft Baden, Fürstenberg und 
Seh warzen berg. 



C *»Ogfc NM 



Martin Gerbert von St. Blasien. 



279 



unvergleichlich geringere. Die Regierung in St. Blasien 
bestand in einem aus etwa io Beamten bestehenden rein 
weltlichen Regierungskollegium, das in wöchentlichen 
Donnerstagssitzungen die Geschäfte erledigte; ihm traten 
zur Seite die aus Patres und weltlichen Räten zusammen- 
gesetzten Samstagskonferenzen, welchen der Fürstabt 
selbst präsidierte. Hier wurden direkt und unmittelbar 
vor den Fürsten gebracht die wichtigsten politischen An- 
gelegenheiten, die unter der Oberleitung des Pater Statt- 
halters standen, und die wichtigsten ökonomischen und 
finanziellen Sachen, denen der Pater Küchenmeister 
vorgesetzt war 1 ). Über alles Wichtige musste der Fürst 
auf dem laufenden gehalten werden. Der Pater Ober- 
rechner hatte den Auftrag, bei der Hoftafel dem Abte das 
Bedeutendste aus den politischen Zeitungen vorzulesen. Von 
Anfang an hat Gerbert, wie ich einer Äusserung seines 
hochverdienten treuen Hofkanzlers Herrn von Lemppenbach 
entnehme*), ein durchaus persönliches Regiment geführt. 
Sehr zum Verdruss derer, die an der früheren Regierung 
einen grossen Anteil genommen hatten. Mit kraftvoller 
Hand und standhafter Energie hat er alle sich gegen seine 
selbständige Regierungsweise erhebenden Widerstände 
überwunden. So ist die Regierung in der Hauptsache sein 
all ereigenstes persönliches Werk ! 

Die Ideen, von denen Gerbert dabei geleitet war, be- 
wegten sich im allgemeinen ganz im Rahmen des theresia- 
nischen Österreich. Das aber bedeutete auf allen Gebieten ein 
vorwärts und aufwärts. So hat seine Regierung einen Ver- 
gleich mit den Nachbarstaaten keineswegs zu scheuen. Frei- 
lich einer ganzen Reihe von josephinischen Reformen hat 
der Fürstabt den Eingang in sein Land versagt, weil er sie 
nicht billigen konnte. Gerbert ist eine durchaus konser- 
vative Natur gewesen. Aber nicht kurzsichtig und eigen- 

') Anfangs waren diese Konferenzen nur einmal wöchentlich an den 
Donnerstagen. In $5 Folianten lic&iuen wir noch die Protokolle dieser 
Sitzungen» beginnend mit dem 7. Min 17651 wo die erste der regelmässigen 
Wochenkonferenzen abgeballen wurde, und fortlaufend bh zum Tode Gerberts 
am 13. Mai 1793. Sie allein bieten schon eine erdrückende Fülle von Stoff. 
(Karlsruhe, firossh. Generallandesarchiv, Protokoll sammlung Nr. 10651 — 10693. 
Vgl. Inventare etc. III 216 Nr, 471.) — *} Er trat im Frühjahr 1765 in 
seine Dienste* 



Google K im 



2ÖO PftiUchifter. 

billig konservativ. Die Grundgedanken anderer josephi- 
nischer Neuerungen hat er auch in seiner Reichsgrafschah 
zur Durchfuhrung gebracht, Gerbert darf überhaupt nicht als 
ein unmoderner Geist bezeichnet werden. Das Neue und 
Neueste wirkt auf ihn ein, selbst auf technischem Gebiete. 

Natürlich war es dem Beherrscher einer kleinen Reichs- 
grafschaft nicht möglich, eine selbständige Politik zu treiben. 
Wirklich politische Bedeutung hat Gerbert nur gewonnen 
in seiner Eigenschaft als österreichischer Untertan und 
Mitglied der breisgaui sehen Landstände, wobei freilich sein 
Ansehen als Reichsfürst seine ganze Stellung stützte und 
hob. Der grösste Teil der stiftischen Grundherrschaft lag 
nämlich wie das Kloster St. Blasien selbst in vorderöster- 
reichischem Gebiete. Schon frühe, im XIV. Jahrhundert, 
hatte St. Blasien seine Schicksale mit denen Österreichs 
verknüpft. Gerade unter der Regierung Maria Theresias 
hatten sich seine Beziehungen zu Wien besonders enge 
gestaltet durch die politische Tätigkeit seines berühmten 
Paters Marquard Herrgott und dessen literarische Arbeiten 
zur Geschichte des österreichischen Kaiserhauses. Auch 
Gerbert hat sich, soweit ich bis jetzt sehe, zum erstenmal 
Maria Theresia persönlich genähert, als er 1770 — es ge- 
schah aus Anlass und im Zusammenhang mit der Fortführung 
der geschichtlichen Arbeiten Herrgotts — die Überfuhrung 
von 13 Leichnamen des habsburgi sehen Hauses aus der 
protestantischen Schweiz nach der von ihm neu erbauten 
grossen Kirche von St. Blasien erstrebt und durchgeführt 
hat. Da dankte ihm die Kaiserin, die gerne zu dieser 
Translation ihre Einwilligung und Mitwirkung gegeben 
hatte, in herzlichen Worten und schenkte ihm Reliquien 
des hl. Leopold, denen spater ein von Maria Theresia selbst 
gearbeitetes kostbares Messgewand, zwei wertvolle Pekto- 
ralien sowie ein prächtiges Wiener Porzellan-Service folgten. 
Fortan sind seine persönlichen Beziehungen zur Kaiserin, 
wie seine Korrespondenz mit ihr bezw. ihrem Kabinetts- 
sekretär Baron von Püchler zeigt, die besten gewesen. 

Das ist auch den politischen Angelegenheiten zugute ge- 
kommen, die er in Wien zu vertreten hatte. Von allen breis- 
gauischen prälatenständischen Territorien war St. Blasien 
das grösste und mächtigste. Deshalb führte sein Abt, der 



Google ,mSwwm. 



Martin Gerbert von SL Bluten. 28 1 

seine eigenen Agenten in Wien hatte, auch den Vorsitz 
und dirigierte die Geschäfte des Prälatenstandes. Di£se 
Würde war eine schwere Bürde und eine Quelle vieler 
Sorgen für Gerbert. Aber keiner der breisgauischen Prälaten 
wäre in jenen Zeiten mehr berufen gewesen, die Interessen 
dieses Standes zu schützen, als Gerbert; denn er war »der 
angesehenste Mann und beste Diplomat*, über den sie ver- 
fügten. Es bedurfte auch ganz besonderen Geschickes bei 
den schwierigen kirchenpolitischen Fragen, um die es sich 
schon unter Maria Theresia handelte. Sie betrafen in der 
Hauptsache erstens die Durchführung der Steuerpflicht und 
Steuergleichheit des Klerus unter Verletzung seiner Immu- 
nität in den sechziger Jahren; zweitens die Bedrohung des 
Personalbestandes der Klöster und ihrer ausserklösterlichen 
Tätigkeit durch eine ganze Reihe von Hofdekreten aus den 
Jahren 1770 — 72 (namentlich wird für die Ablegung der 
Ordensprofess das vollendete 24. Lebensjahr verlangt und 
die Anzahl der Mönche für jedes Kloster, viel zu niedrig, 
fest bestimmt); und drittens den Erlass von Gesetzen be- 
treffend die Beschränkung des Erwerbs von Eigentum durch 
Kirchen und Klöster in den sechziger und siebziger Jahren l ), 
Gerbert hat sich von Anfang an keiner optimistischen Aut- 
fassung der kirchlichen Lage hingegeben. Denn er kannte 
die in Wien herrschenden staatstcirchlichen Grundsätze und 
deren letztes Ziel. *Es kommt nur darauf an,« meinte er 
einmal dem Abt von St. Peter gegenüber, »ob man uns 
febri acuta oder lenla aufreiben will«. Nichtsdestoweniger 
hat er wiederholt und mit Nachdruck versucht» mit Bitten, 
Vorstellungen und Anerbietungen eine Aufhebung oder 
Abschwächung der folgenschwersten Erlasse herbeizuführen. 
Ohne Erfolg, was den ersten, mit teilweisem Gelingen, was 
den zweiten und dritten Punkt betrifft. Aber immer sind 

') Im Zusammenhang mit den Josephinischcn Reformen sind diese Fragen 
neuerdings behandelt worden von )■'. Geier» die Durchführung der kirchlichen 
Reformen Josephs II. im vorderOsterreichischcn Brcisgau* Stuttgart 1905 
(= Kirchenrechtliche Abhandlungen, herausgegeben, von U. Stutz, 16. und 17. 
Heft); E. Gothein, der Breisgau unter Maria Theresia und Joseph II.. Heidel- 
berg ic)0/ (= Xcujahrsbläiter der Badischen Historischen Kommission 
X. F. 10); H* Franz, Studien zur kirchlichen Reform Josephs II« mit be- 
sonderer Berücksichtigung des vorderosterrcichischen Breisgaus. Freiburg i. Br. 

Zciiithr. f. Ceich, d, Oberrh. NT. XXVIII ■. ig 



mS&ms^ 



282 Pfcüschi fter. 

seine Bemühungen von der Kaiserin gnädig aufgenommen 
worden. Zweimal, in den Jahren 1772 und 1776/7, ist Ger- 
bert während ihrer Regierung auch persönlich nach Wien 
gegangen, um die berührten politischen Angelegenheiten 
zu betreiben. Indes auch schwere Bedrängnisse St. Blasiens 
selbst hatten ihn an den kaiserlichen Hof geführt; durch 
die Intriguen eines ehemaligen Klosterbeamten, des Hofrats 
von Granicher, war des Klosters Besitz an Gütern und Ge- 
rechtsamen in weitgehender Weise bedroht worden. In 
der Behandlung dieser sich lang hinziehenden St. Blasia- 
nischen Angelegenheit ist Maria Theresia Gerbert ganz 
ausserordentlich entgegengekommen. Denn sie schätzte 
seine Person über alles hoch. Noch kurz vor ihrem Tode 
äusserte sie sich in fast überschwänglichen Worten über 
ihn. »Sagen Sie ihm, er sei mein Fürst, mein lieber Fürst, 
mein im innersten Herzen geliebter Fürst, den ich schätzen 
und lieben will, als lang ich lebe.« »Er ist ein Muster für 
alle unsere Geistlichen, hoch und nieder.« »Ich habe Ge- 
legenheit gehabt, ihn in sehr widrigen Umständen besser 
kennen zu lernen, als andere aus seinen Briefen.« Die 
Kaiserin hat damit nur einer allgemeinen Hochschätzung 
Ausdruck gegeben. .Gerbert gehörte zum Stolz Öster- 
reichs« '). Freilich einen Briefwechsel, wie ihn Maria Theresia 
mit Kardinal Rodt von Konstanz, dem ausschreibenden 
und dirigierenden Fürsten in dem grossen schwäbischen 
Kreis, über die österreichischen Vorlande geführt hat, hat 
sie mit Gerbert nicht gepflogen, vielleicht weil sie ihn 
politisch nicht so hoch eingeschätzt hat. Es sind vorwiegend 
kirchenpolitische und spezifisch St. Blasianische Angelegen- 
heiten, die zwischen Maria Theresia und Gerbert zur Ver- 
handlung gekommen sind. 

Zu grösserer politischer Bedeutung stieg Gerbert empor 
unter dem Widerstand der Stände gegen die politischen, 
wirtschaftlichen und kirchlichen Reformen Josephs IL 
Wenn auch Maria Theresia »die Tendenz des zentralistischen 
und territorialistischen Staates mit Erfolg auch gegenüber 
der Kirche und den Klöstern betätigt hat« 2 ), und wenn 
auch die Jahre von 1763 ab schon Anzeichen des Ober- 



Goiheia a. a. O. S. 58. — *) Franz a. a. O. 5. 114. 



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Martin Gerbert von St Blasien* 



283 



gangs zum josephinischen Regiment aufwiesen, so kann 
ihre Politik doch nicht als eine direkt kirchenfeindliche 
oder klosterfeindliche bezeichnet werden. Ganz anders 
wurde das nach ihrem Tode im November 1780 mit dem 
Regierungsantritt Josephs II. 1 ) 

Schon im Mai 1781 wurden die Kloster auf das aller- 
schwerste bedroht durch die Ansetzung einer festbestimmten, 
absolut unzureichenden Zahl von Mönchen für jedes Kloster; 
im Oktober erschien das Toleranzedikt. Der Anfang des 
Jahres 1782 brachte die Aufhebung der beschaulichen 
Klöster und, im Zusammenhang mit der nach staatlichen 
Gesichtspunkten durchzuführenden Neueinrichtung der Seel- 
sorge und der Pfarreien, den Religionsfonds. Es folgten 
die Anordnung des Pfarrexamens für Mönche und die Auf- 
hebung aller Klosterexemtionen; und am Ende des Jahres 
eine neue umfassende Fassion des gesamten Kirchen- und 
Klostervermögens, die trotz aller Verschlechterungen der 
Einnahmen massgebend blieb für alle Besteuerungen der 
folgenden Zeit. Im Jahre 83 kamen die Generalseminarien 
mit der Aufhebung aller Klosterstudien; es folgte die Auf- 
hebung sämtlicher Bruderschaften und die Anordnung der 
Einziehung aller für die Seelsorge entbehrlichen Kirchen 
und Kapellen. Das Klostergesetz vom Sommer 85 befahl 
die allmähliche Aufhebung aller für die Seelsorge entbehr- 
lichen Klöster, und das vom Januar 86 wies die Regie- 
rungen an, für die Bedürfnisse des Religionsfonds eventuell 
die Aufhebung der vermöglichen Klöster ihres Landes zu 
beantragen. Die Generalidee war die: was die Weltgeist- 
lichkeit für die Seelsorge bedurfte, das sollten die Klöster 
hergeben für jene Religions- und Pfarrkasse, welche (eben 
als Religionsfonds) die Einheit des gesamten Kirchen-, 
Kloster- und Stiftungsvermögens »als einer einzigen grossen 
Stiftung für die sämtlichen Kirchen- und Kultusbedürfnisse 
des Landes« unter staatlicher Verwaltung bedeutete. Das 
war eine böse Zeit für den breisgauischen Prälatenstand 
und seine Klöster, die demnach auf das Allerschlimmste 
gefast sein mussten. 

Eine umfangreiche Korrespondenz Gerberts namentlich 



') Siehe die S. 281 Anmerkung 1 genannte Literatur. 

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1 ;S lc mäfömmn 



*8 4 



Pfeilschifter. 



mit dem Abte von St. Peter spiegelt die niederdrückenden 
Sorgen und Befürchtungen der Prälaten um die weitere 
Existenz ihrer Klöster wider. Die Erregung war in ihren 
Kreisen eine allgemeine und tiefgehende. Wenn auch der 
Bischof von Konstanz sich sehr zurückhielt, die Äbte und 
Gerbert an ihrer Spitze waren entschlossen, nicht alles ruhig 
über sich ergehen zu lassen. Freilich war der Widerstand 
schwierig. Denn die Bedeutung der breisgauischen Land- 
stände war seit dem Anfange der sechziger Jahre, wo Maria 
Theresia die grossen landständischen Freiheiten wesentlich 
beschnitten hatte, sehr zurückgegangen. Aber trotzdem 
haben sie, voran der Prälatenstand, jetzt doch mit Ent- 
schiedenheit Vorstellungen und Prosteste erhoben. Und 
zwar in vielen Punkten mit Unterstützung der Freiburger 
Regierung, an deren Spitze der St. Blasien wohlgesinnte 
Präsident Baron von Posch stand. Auch jetzt fiel Gerbert 
bei der Bedeutung seines Stiftes und seiner Persönlichkeit 
die führende Rolle zu. Dabei stand ihm leider der Kaiser, 
ganz im Gegensatz zu dessen Mutter, recht kühl und zu- 
rückhaltend gegenüber — bei aller Hochschätzung seiner 
Person, welche sich namentlich dadurch äusserte, dass 
Joseph 11. bei den Versuchen, die Vorlande von den fünf 
ausländischen Bistümern abzusondern und ein selbständiges 
vorderösterreichisches Landesbistum zu gründen, an den im 
Interesse seines Stiftes allerdings ablehnenden Gerbert als 
Bischof dachte. 

Alsbald ergab sich für Gerbert eine günstige Gelegen- 
heit, selbst nach Wien zu gehen. Als im Frühling 1782 
Papst Pius VI. in eigener Person an den Kaiserhof reiste, 
um Josephs radikalen Reformeifer aufzuhalten, da fühlte 
auch Gcrbert, der damals schon in der ganzen katholischen 
Welt hoch geachtet war, die Verpflichtung, sich dem Hl. 
Vater, dem er seit seinem römischen Aufenthalt im Jahre 
1762 bekannt war. vorzustellen, und den voraussichtlich 
doch bedeutungsvollen kirchlichen und kirchenpolitischen 
Besprechungen und Verhandlungen nicht fern zu bleiben. 
Zudem hatte ihn der energische Wiener Nuntius, Graf 
Garampi, mit dem Gerbert seit zwei Dezennien ein äusserst 
lebhafter Briefwechsel verband, zu einer Fahrt nach Wien 
eingeladen. So ging er mit seinem überaus fähigen, da- 



S lc miNctÄiviRyTr 



Marlin Gcrbcrt voa St. Hlasien. 2$s 

mals anfangs der vierziger Jahre stehenden Archivar 
P. Moriz Ribbele, der in Gerberts politischem Leben eine 
ganz hervorragende Rolle gespielt hat, nach Wien zu 
Kaiser und Papst. Der diplomatisch gewandte Ribbele 
verhandelte mit Baron von Kresel, einem der führenden 
kaiserlichen Politiker; und Gerbert konnte berichten: »Den 
guten Kredit habe ich in Wien nicht verloren, sondern 
selbst zu vermehren Gelegenheit genug gehabt und nicht 
verabsäumt.« 8 ) 

Das war für die nächste Zeit ebenso wertvoll wie not- 
wendig. Denn der Widerstand der Stände gegen die wirt- 
schaftlichen und bäuerlichen Reformen, welche mit der 
Aufhebung der Leibeigenschaft 1782 eingeleitet worden 
waren und welche die Dominikal-Rechte und -Bezüge der 
Grundherren teils ganz abschafften, teils stark verminderten 
— auch die breisgauischen Äbte hatten darunter schwor 
zu leiden — , führte Gerbert im Jahre 1785 mit den Be- 
schwerden der Stände wieder nach Wien vor den Kaiser. 
»Man würde dem grossen Gelehrten Gerbert unrecht tun, 
wenn man annähme, dass er nur für das Fortbestehen einer 
einzelnen veralteten Abgabe gekämpft habe. Er trat hier 
als Staatsmann wie sonst als Gelehrter ein für jene ganze 
historische Welt, in der er lebte und webte.* So beurteilt 
Gothein ganz richtig seine Tätigkeit*). Erfolg hatte sie 
freilich keinen. 

»Eines jedoch hatte Gerbert auf dieser Reise gelernt: 
die Taktik des Widerstandes, und er schärfte sie seinen 
Mitständen ein« 3 ). Schon im nächsten Jahre gewann er 
damit einen grossen Erfolg. Es handelte sich um den 
besonders seit 1782 von Schlosser betriebenen Versuch 
Badens, die in Baden liegenden Besitzungen bezw. Gefalle 
der breisgauischen Klöster auszukaufen oder auszutauschen. 
Als sich die Wiener Regierung bereitwillig zeigte* auf den 
badischen Wunsch einzugehen, hatte der breisgauische 
Prälatenstand auf das entschiedenste gegen diesen Schritt 
opponiert, in welchem er nicht mit Unrecht den Anfang seines 
Endes sah. Wiederum reisen (ierbert und Ribbele im 

*) Franz a. a. O, S. 143, f ) A- a- S- 29. — •) Gothein a. .1. O. 



l ioogk 



Cröpntl den 



28t PfeiUchiftei. 

Frühjahr 1786 nach Wien und verhandeln mit Kaunitz und 
den anderen massgebenden Persönlichkeiten. Und man 
musste sich in Wien überzeugen, dass ohne die auslän- 
dischen Einkünfte der breisgauischen Stifte der Breisgau 
seine Bewohner nicht ernähren könne. Die Stifter und 
Klöster waren in der Tat, wie der landständische Konsess 
im Jahre 1785 nach Wien erklärt hatte, die einzigen Fak- 
toren, welche in das geldarme I,and durch ihre auslän- 
dischen Einkünfte Geld hereinbrachten. An dieser grossen 
wirtschaftlichen Bedeutung der ausländischen Gefälle und 
Besitzungen dieser Klöster für den Breisgau scheiterte der 
Wunsch Badens (Dekret vom 1* Juni 178ÖJ. 

Diese reichen ausländischen Besitzungen der breis- 
gauischen Klöster waren auch der einzige Grund, weshalb 
der Kaiser von der Aufhebung dieser Klöster Abstand 
nahm. Die fremden Landesherren , besonders Baden, das 
mit Vurdcrösterrcich ja stets in gespannten Beziehungen 
stand, würden die in ihren Gebieten liegenden Güter, Ge- 
fälle und Vermögensteile der aufzuhebenden Klöster natür- 
lieh nicht Osterreich ausgeliefert, sondern an sich gezogen 
haben, wie das ja schon bei den Jesuitengütern der Fall 
gewesen ist. So waren es ausschliesslich wirtschaftliche 
Gesichtspunkte, durch welche seit dem Herbst 1 786 die 
Gefahr weiterer Klosteraufhebungen im Breisgau einst- 
weilen beseitigt war. Ein Dekret vom 30, September dieses 
Jahres, das nach fast achtjähriger Vorbereitung gemäss den 
Anträgen der vorderösterreichischen Regierung die neue 
Pfarreinrichtung für den Breisgau brachte — die Klöster 
waren derselben vollständig ein- und untergeordnet — , 
erklärte auch, dass die Ordensstifte und Abteien der öster- 
reichischen Vorlande in statu quo zu verbleiben hätten. 
Damit waren die langen Jahre qualvoller Unsicherheit um 
die eigene Existenz von den Klöstern genommen. 

Freilich blieben diese nur bestehen, damit man desto 
sicherer die Hand auf ihr Vermögen legen konnte. Ihre 
vollständige pekuniäre Auspländerung war geplant — aller- 
dings im Interesse der neuen Pfarreinrichtung. Im genannten 
Dekret wurde ihnen mitgeteilt, dass sie mit ihrem Vermögen 
für die Bedeckung des Abgangs im Religionsfonds Sorge 
zu tragen hätten. Um diesem schwer verschuldeten Fonds 



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Martin ücrbtri von St, Blasien* 



»8? 



wieder aufzuhelfen, hat man den vorderösterreichischen neun 
Stiftern im April 1788 die erdrückende Steuer von 20000 fl. 
auferlegt, die noch dazu ungerecht war, weil auch die Ein- 
künfte der Klöster aus ihren nichtösterreichischen Be- 
sitzungen herangezogen wurden, die natürlich schon in 
ihrem Ursprungsland besteuert worden waren. Wir können 
begreifen, dass die Erregung, ja Entrüstung unter den 
Prälaten gross war. St. Blasien weigerte sich entschieden, 
unter Hinweis auf die Verpflichtung gegenüber Kaiser und 
Reich, wie gegenüber der Eidgenossenschaft, woher seine 
meisten Einkünfte kamen, die Steuern von den Auslands- 
einkünften zu bezahlen 1 ). Das war um so schwerwiegender, 
da Gerbert selbst tals Präses des Prälatenstandes im Breis- 
gau und der Abteien St. Georgen und Waldsee« mit der 
Erhebung und Abführung dieser unerschwinglichen Steuern 
beauftragt war. Gerbert berief im Mai 1788 eine Konferenz 
aller vorländischen Prälaten nach Freiburg. So exorbitant 
war die Steuerforderung, dass die Konferenz im Einver- 
ständnis mit der Freiburger Regierung sich bereit erklären 
konnte: wenn der vorderösterreichische Religionsfondsanteil 
vom allgemeinen Religionsfonds losgelöst würde , dann 
würde der Prälatenstand den auf die Vorlande fallenden 
Religionsfondsbedarf jetzt und jährlich selbst decken. Eine 
Deputation sollte zu Verhandlungen nach Wien gesendet 
werden. Gerbert war aber so missgestimmt, dass er sich 
nicht mehr selbst an den Kaiserhof begeben wollte, son- 
dern seinen erfahrenen und verlässigen Archivar Ribbele 
und den prälatständischen Sekretär allein gehen liess. Wie 
gut Gerbert tat, zu Hause zu bleiben, beweist die Auf- 
nahme der Deputation in Wien, die nach 8 Monaten noch 
nicht zur Audienz beim Kaiser zugelassen war. Auch für 
das Jahr 1789 sollten die Stifter nochmals denselben Betrag 
von 20000 fl. bezahlen. Erst als die Freiburger Regierung 
nun selbst mit Vorstellungen in Wien eingriff, wurde die 
Steuer unter teihveiser Freilassung der ausländischen Ein- 
künfte erniedrigt 2 ). 



') Die Auslandseinkünfte St. Blasiens beirugen 30000 fl. gegen 13000 fl. 
Inlandseinkünfte. — ') Vgl. zum ganzen Absatz besonders Franz a. a. O. 
S. 278 ff. 



;S lc nmwww. 



288 Pleilschifter. 

Indes zur Ruhe sind die Kloster und ist der Breisgau 
unter Josephs Regierung nicht mehr gekommen. Die neue 
Pfarreinrichtung » die man in St, Blasien anfangs bereit- 
willig aufgenommen, erwies sich seit dem Ende der acht- 
ziger Jahre ? wo die Grösse der I .asten sich zeigte, für die 
Klöster als eine schwere Bedrückung. Ähnliches gilt von 
den Ausgaben für die Schulreform und für den Besuch 
des Generalseminars wie der Universität seitens der jüngeren 
Ordensmitglieder. Die Erregung, die in den letzten Jahren 
im ganzen Breisgau bedenklich zugenommen hatte, erfasste 
schliesslich auch das Volk. Aus Anlass der Aufhebung 
der Kapellen und Nebenkirchen und unter dem Einfluss 
der revolutionären Bewegung in Frankreich erhoben sich 
die Breisgauer 1789 *gegen das ewige Reformieren in Haus 
und Kirche» in Staat und Gemeinde, das sie seelisch und 
wirtschaftlich bedrückte« l ). 

Was Gerbert an Josephs II. Kirchenpolitik noch ganz 
besonders schmerzlich empfunden hatte, das war dessen 
antipäpstliche Haltung in der Frage des Nuntiaturstreites 
und der Emser Punktationen 1785 ff. Aber pietätvoll hat 
Gerbert seiner Misstimmung doch nach aussen hin keinen 
Ausdruck gegeben. Sein Patriotismus veranlasste ihn ja 
auch, selbst nach des Kaisers Tod die Publikation einer 
Kritik des Toleranzediktes zu verhindern. 

Nichtsdestoweniger wird auch Gerbert innerlich auf- 
geatmet haben» als Joseph II. am 20. Februar 1790 die 
Augen geschlossen hatte, wenn es ihm auch nur zu be- 
kannt war, dass dessen Bruder und Nachfolger» Leopold II.» 
als Grossherzog von Toskana mit seiner Kirchenpolitik den 
kaiserlichen Bruder noch überboten hatte. Und doch hat es 
sich der greise Fürstabt nicht nehmen lassen» die Beschwerden 
der drei breisgauischen Stände, die der entschlafene Kaiser 
noch kurz vor seinem Tode anzuhören sich geweigert hatte, 
jetzt beim neuen Herrscher als Führer einer mehrgliederigen 
Deputation in Wien zu vertreten. Die grosse Beschwerde- 
schrift forderte im Namen des ganzen Landes die volle 
Zurücknahme des grössten Teiles der josephinischen 
Reformen. Gerbert war den ganzen Sommer des Jahres 

'» Kranz a, a. O. S. 245. 



V:> WIHaT^WWillV 



Martin Gerbert vou St. Blasien. 



289 



1790 in Wien und konnte, da der Kaiser allen Grund 
hatte, überall zu beschwichtigen, zufrieden die Heimfahrt 
antreten. Als dann freilich am 21. September 1790 die 
Gravamina der breisgauischen Stände verabschiedet wurden, 
da zeigte es sich , dass der Erfolg der Beschwerde doch 
ein recht geringfügiger gewesen ist. Die Generalseminarien 
wurden aufgehoben , wodurch die Klöster die Ausbildung 
ihrer jungen Mönche wieder in die Hand bekamen; auch 
die den Personalbestand der Klöster bedrohenden Be- 
stimmungen kamen in Wegfall: der vorländische Religions- 
fonds wurde vom Hauptreligionsfonds in Wien getrennt; 
die freie Wahl des Präsidenten der Landstände wurde 
bewilligt. Aber sonst blieb in der Hauptsache alles beim 
alten. Wenn auch Regierung und Landstände im Breis- 
gau gerade den Benediktinerklöstern jetzt weit entgegen- 
kamen, so hatte doch Gerbert alsbald wieder über die 
antikirchliche und klosterfeindliche Gesinnung und Haltung 
Leopolds II. zu klagen. So gingen , um nur eins hervor- 
zuheben , die Streitigkeiten um die Religionsfondssteuer 
fort. Die Stimmung des Fürstabts war demnach eine 
gedrückte. Und sie wurde noch verdüstert durch die 
Nachrichten aus Frankreich über die Aufhebung aller 
nicht dem Unterricht und der Krankenpflege dienenden 
Orden beiderlei Geschlechts und über die neue, einen nie 
dagewesenen Radikalismus zeigende Zivil Verfassung des 
Klerus. Denn Gerbert fürchtete, dass die Wogen der 
Revolution auch Deutschland ergreifen würden. Da starb 
zu allem Unglück auch noch der Kaiser, der sich eben 
mit Preussen verständigt hatte und zum Krieg gegen 
Frankreich entschlossen war (f 1, März 1792). Seinem 
Sohn und Nachfolger Franz, der noch nicht zum Kaiser 
gewählt war, erklärte Frankreich schon im April den 
Krieg. Dieser berührte allerdings den Breisgau direkt 
noch nicht. Aber der Schrecken war gross genug, als der 
September die »Republik« Frankreich, der Oktober den 
Fall von Mainz und Frankfurt, der November den Verlust 
der österreichischen Niederlande und der Januar 1793 die 
Hinrichtung Ludwigs XVI. brachte. Als der Krieg im 
Frühling 1793 wieder begann, gab auch St. Blasien als 
eine der ersten Abteien freiwillig eine reiche Summe für 



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200 



Pfeil schifter. 



das kaiserliche Heer. Und Gerbert hatte noch das Glück, 
die ersten Erfolge der Kaiserlichen und den Einzug des 
Erzherzogs Karl in Brüssel (26. März 1793) zu erleben. 

All den durch die französischen Verhältnisse veranlassten 
Aufregungen und Befürchtungen gegenüber mag Gerberts 
Freude doch keine volle gewesen sein, als die Regierung 
Kaiser Franz IL endlich die Erfüllung seines heissesten 
Wunsches erwarten Hess: die Zurücklenkung zum alten 
System. Fast ein Menschenalter lang hatte sich Gerbert 
an exponiertester Stelle den zentralistischen und terri- 
torialistischen Tendenzen der Wiener Regierung, die unter 
Joseph II. oft alles praktisch erträgliche Mass überschritten, 
entgegengestellt — immer mit ruhiger Klugheit und zäher 
Energie, oft unter schweren Enttäuschungen, manchmal 
mit erfreulichen Ergebnissen, aber nie mit durchschlagen- 
dem Erfolge. 



So sehr Gerberts Zeit und Lebenskraft von der Re- 
gierung seiner Reichsgrafschaft, von der Verwaltung der 
grossen St. Blasianischen Herrschaftsgebiete und von den 
politischen Aufgaben in Anspruch genommen wurde, welche 
ihm seine Stellung als Vorsitzender des breisgauischen 
Prälatenstandes in so schweren Zeiten auferlegte, so wenig 
ist er doch in der Politik und Verwaltung aufgegangen. 
Er tut all das, weil es eben auch zu seinen Pflichten ge- 
hört. Aber Herz und Seele hängen an anderen Idealen 
und seine hervorragende Begabung liegt auf einem anderen 
Gebiete. Gerbert ist eine ausgesprochen wissenschaftlich 
und literarisch veranlagte Natur mit ausgeprägtem histo- 
rischem Sinn. In seiner historisch gerichteten wissenschaft- 
lichen und literarischen Tätigkeit liegt der Korn und Schwer- 
punkt seines Wesens und seiner Wirksamkeit. So sehr, 
dass auch seine Tätigkeit als Abt ihre spezifische Eigenart 
durch diese wissenschaftlichen Neigungen erhält, und dass 
St. Blasien ein in Österreich einzig dastehender Brennpunkt 
wissenschaftlicher Studien wird. Von dem Politiker Gerbert 
wird heute wohl nur derjenige sprechen, welcher sich spe- 
ziell mit der Geschichte des Breisgaus und des südlichen 



c Google noSStSm: 



Marlin Gerbert von >t. Blasien. 



291 



Schwarzwalds befasst. Der Gelehrte und Schriftsteller 
Gerbert ist aber auch heutzutage noch im Munde des 
Historikers und Theologen, ob dieser auf den spezielleren 
Gebieten der Liturgie, der Kirchenmusik und der Geschichte 
der theologischen Wissenschaft arbeitet oder auf dem 
weiteren der theologischen Gelehrten-Geschichte und der 
Geschichte des habsburgischen Kaiserhauses, oder ob er 
schliesslich tätig ist auf dem noch allgemeineren Felde der 
deutschen Kirchengeschichte und der Geistesgeschichte und 
Kirchengeschichte des 18. Jahrhunderts. Wohl überall ist 
ihm Gerberts Arbeit noch jetzt unentbehrlich. 

Wir dürfen uns aber Gerbert nicht vorstellen als eine 
stille, in sich gekehrte Gclehrtennatur. Er war durchaus 
auch ein Mann der Tat. Freilich hat er, als er zur Abts- 
würde erhoben wurde, geklagt, dass er jetzt der stillen 
Müsse seiner Studien entzogen würde. Aber er hat sich 
sehr bald mit seiner glücklichen Veranlagung hineingefunden 
in die Aufgaben, die ihm der breite und so aufgeregte Strom 
des öffentlichen Lebens in diesem 18. Jahrhundert entgegen- 
gewalzt hat. Und nicht bloss zu schwimmen mit diesem 
Strom hat er gewusst, sondern, er hat bald auch gelernt, 
sich den Strömungen mit Erfolg entgegenzustellen und 
gegen den Strom anzukommen. Gerbert war gewiss kein 
gross angelegter Staatsmann; aber er war ein Mann von 
praktischem Verständnis und sicherem Blick für das Leben 
und seine Bedürfnisse. Das hat er in seiner politischen 
wie kirchenpolitischen Tätigkeit bewiesen. So vereinte 
sich in ihm harmonisch die äussere Arbeit für das reale 
Leben in Staat und Kirche mit dem stillen nach Innen 
gerichteten Drange des Gelehrten, der aber schliesslich 
doch immer wieder froh gewesen ist, wenn er in seiner 
Bibliothek sich den Studien hingeben konnte. Gerbert war 
eben doch ein Benediktinermönch von echtem Beruf und 
reinsten Idealen. Für ihn hat die Blüte des geistigen Lebens 
sich erschlossen in seiner Zelle und in seiner Bibliothek bei 
Gebet und Studium. Hier waren die Wurzeln seiner nimmer- 
müden Kraft und seiner selbstlosen Hingabe an die Pflichten 
seiner Stellung. Hier war die unversiegbare Quelle für 
alles das, was er geleistet hat während einer mehr als vierzig- 
jährigen Schaffenszeit in erstaunlicher Vielseitigkeit. Dem 



■S ,C IflwÄwiviR! 



>Q2 



Pfelliehlfter. 



Regenten und Staatsmanne, dem Abt und Lehrer, dem 
Organisator von Klosterstudium und gemeinschaftlicher 
Gelehrtenarbeit, dem Historiker und Theologen, dem 
Kirchenpolitiker und Polemiker tritt zur Seite der hoch- 
begabte reformatorisch wirkende Kirchenmusiker, der selbst 
komponiert hat, und der kunstliebende, mit reichem Ver- 
ständnis für die moderne Technik begabte Bauherr, der 
die schönste Kirche Deutschlands erbaut hat 1 ). Seine 
Wirksamkeit ward ganz nach seiner oft ausgesprochenen 
Intention und auch nach dem Verständnis vieler Zeitgenossen 
die beste Apologie für die Existenzberechtigung dieser 
Klöster. 

Das getreueste Spiegelbild Gerberts liegt uns vor in 
seinem ausserordentlich umfangreichen Briefwechsel, dessen 
Herausgabe mich seit Jahren beschäftigt. Der Staatsmann 
und Politiker tritt hier stark in den Hintergrund. Einen 
weiten Spielraum nehmen die kirchenpolitischen Kragen 
ein. Und noch mehr beschäftigen den Fürstabt alle An- 
gelegenheiten des aktuellen innerkirchlichen Lebens, über 
welche er informiert und informiert werden will. Aber 
die übergrosse Hauptmasse seiner Korrespondenz gilt den 
gelehrten Studien, den Fragen rein wissenschaftlicher 
Forschung, der Bücherkenntnis und dem Büchererwerb. Der 
Briefwechsel trägt einen internationalen und interkon- 
fessionellen Charakter. Gerbert korrespondiert nicht bloss 
mit Deutschen im Süden und Norden und Osten, sondern 
auch — und zwar in gleichem Umfang — mit Franzosen 
und Italienern, bald in der betreffenden Landessprache, 
bald lateinisch. Und zu seinen Korrespondenten zählen 
auch zahlreiche Protestanten und Freidenker wie Nicolai. 
Erst dieser Briefwechsel gibt uns die Möglichkeit, Gerberts 
Persönlichkeit tief und allseitig zu erfassen. Deshalb hat 
sich unsere Badische Historische Kommission — wir müssen 
das dankbar und freudig begrüssen — ein grosses Ver- 
dienst erworben, als sie die Herausgabe dieser Korrespon- 
denz auf die Anregung von F. X. Kraus und F. von 
Weech beschlossen und mit nicht geringem Geldaufwand 
bisher gefördert hat. 

') Nicolai a. a. O- S. 107. 



1 'Jy .-:V-!- ^'i'.k' 



Martin Gerbert von St. Blasien. 



2i)i 



Aus kleinen unscheinbaren Anfängen ist dieses grosse 
Leben in unablässiger und harter sittlicher wie wissen- 
schaftlicher Arbeit erwachsen. Am Neckar, in dem schwä- 
bischen Städtchen Horb, wurde Gerbert im Jahre 1720 
von einfachen Eltern geboren. Sein Bildungsgang, der 
auf der Schule in St. Blasien seinen Abschluss fand , war 
bis zum sechzehnten Jahre der herkömmliche. Dann wurde 
er in St. Blasien Mönch und erhielt nach Vollendung seiner 
theologischen Studien im Kloster im Jahre 1744 die Priester- 
weihe. Ausnehmender Weiss und hervorragende Begabung 
haben bald die Aufmerksamkeit der Vorgesetzten auf den 
jungen Benediktiner gezogen. Es wurde ihm die Professur 
für Philosophie und Theologie und später auch die Stelle 
des Bibliothekars übertragen. Ein halbes Menschenalter 
hindurch hat er diese Ämter verwaltet. Hier war es, wo 
sich Gerbert zu dem ausgezeichneten Lehrer und grossen 
Gelehrten entwickelt hat. 

Die erste Epoche seiner wissenschaftlichen und lite- 
rarischen Tätigkeit von 1 744 — 59 möchte ich die theologische 
nennen, da sie überwiegend theologischer Arbeit gewidmet 
war und theologische Werke gezeitigt hat: ganz im Dienste 
der Anforderungen der neuen Zeit. Die Mitte des für das 
ganze Geistesleben des Kontinents so bedeutungsvollen 
18. Jahrhunderts war für Österreich die Zeit der beginnen- 
den Reformen auf den Gebieten des niederen und höheren 
Unterrichtswesens, namentlich der theologischen Studien. 
Auch für Gerbert sind diese Fragen Lebensfragen gewesen '). 
Auf dem Fundamente der den geschichtlichen Studien zuge- 
neigten Maurinertradition, die seit längerem in St. Blasien 
heimisch geworden war und durch eine eifrige Korrespon- 
denz genährt wurde, ist der St. Blasianer Theologieprofessor 
durch eigene Arbeit und eigenes Urteil während seiner 
Lehrtätigkeit zu ähnlichen Vorschlägen für die Reform der 
theologischen Studien gekommen, wie sie auch in Wien 
ausgearbeitet wurden. Schon bald fasste er, ermutigt von 
seinen Vorgesetzten und gefördert von dem berühmten, 

') Vgl. K. Werner, Geschichie der katholischen Theologie seit dem 
Triemer Konzil bis zur Gegenwart (München 186t») S. 180 ff. und C. Krieg, 
Fürstnbt Mailin Gerbert von St. Blasien. Rektorat »rede. Freiburg i, Br. 
I896. 



.'v*-' fflmqtQfiiiHiviB: 



294 



Pfeilschiflet. 



damals in Krozingen lebenden P. Herrgott und seinem 
Jugendfreunde P. Heer, den Plan, eine methodologische 
Einfuhrung in di« theologischen Studien und eine Gesamt- 
darstellung der Theologie in einer Anzahl von Lehrbüchern 
herauszugeben, die für Dozenten wie für Schüler und 
— das verdient ganz besonders bemerkt zu werden — 
auch für gebildete und interessierte Laien berechnet waren. 
Ihnen allen wollte er ein festes Fundament und ein System 
der ganzen Theologie bieten. 

Charakteristisch ist für seine Reformarbeit dreierlei. 
Erstens wendet sich Gerbert mit Entschiedenheit gegen 
die entartete Spätscholastik mit ihren vielen Einseitigkeiten, 
Fehlern und Mängeln, wobei er weiss, dass er viele ge- 
lehrte und berühmte Männer auf seiner Seite hat. Sie 
hindert den Fortschritt in der theologischen Wissenschaft 
und stösst vom Studium der Theologie geradezu ab. Sie 
muss im Sinne ihrer ersten und grössten Vertreter refor- 
miert werden. Aber auch dann bedarf sie noch, da sie 
ja nur methodisch verarbeitet, um nützlich zu sein, der 
Vereinigung mit der positiven Theologie, welche den Inhalt 
der göttlichen Offenbarung erst erarbeitet aus deren Quellen, 
der Hl. Schrift, den Konzilien, den päpstlichen Dekretalen 
und den Vätern. Dass Gerbert diese Fehler der Spät- 
scholastik richtig erkannt und korrigiert hat, ohne das viel- 
geschmähte Kind mit dein Bade auszuschütten, muss ihm 
als grosses Verdienst angerechnet werden. Zweitens: diese 
Betonung der positiven Theologie führt Gerbert ganz natur- 
gemäss dazu, dass er jetzt für das allerwichtigste in der 
Theologie erklärt die Kirchengeschichte. Denn das Fun- 
dament, das gelegt werden muss, ist ein historisches, ent- 
sprechend dem geschichtlichen Charakter unserer Religion.' 
Damit ist wiederum von selbst gegeben die Forderung 
nach einem energischen Betrieb der linguistischen Studien 
und der historischen Hilfswissenschaften. Drittens hat 
Gerbert in Konsequenz dieser Grundgedanken das Lehr- 
gebäude der Theologie erweitert um die historischen und 
praktischen Disziplinen, wobei er auch schon die soziale 
Frage streifte. Getragen ist seine ganze Auffassung von 
einer ausserordentlich hohen Wertschätzung der Stellung 
und Würde der Theologie, für die nur das allerbeste 



t .OOgk WlHaiMHWMRyTr 



Martin Gerbert von St ßlastec. 2Q5 

* 

gerade gut genug ist. Mit diesen methodologischen und 
systematischen Arbeiten hat Gorbert neben anderen die 
Reformbewegung auf dem Gebiete des theologischen Lehr- 
betriebes massgebend und segensreich beeinflusst. Von 
welch weittragender Bedeutung seine Gedanken waren, 
mögen Sie aus der Tatsache entnehmen, dass der Studien- 
betrieb an unseren theologischen Fakultäten in der Haupt- 
sache auch-jetzt noch derselbe ist. Wenn auch entsprechend 
den Fortschritten der Wissenschaft und der ganz riesigen 
Vergrösserung der Interessen und Aufgaben der Seelsorge 
seit 150 Jahren Erweiterungen dieses alten Studienplanes 
unverkennbar notwendig geworden sind, so decken sich 
doch Gerberts grosse führende Ideen prinzipiell und im 
wesentlichen mit unserem Ideal der Vereinigung der syste- 
matischen mit der historischen Theologie. 

Gerbert weiss, dass er mit seiner Gesamtauffassung 
wie mit einzelnen Lehren seiner Theologie wohl auf Un- 
verstand und Widerstand stosseo wird. Namentlich ist er, 
da er sich in der Gnadenlehre zum Augustinismus bekennt, 
auf AngrifFe von Seiten der Jesuiten gefasst, wenn er sich 
auch gehütet hat, solche irgendwie zu provozieren'). Aber 
es sind ihm auch schon in dieser Frühzeit wegen dieser 
in einem Dutzend von Oktavbänden vorliegenden litera- 
rischen Tätigkeit Anerkennungen zuteil geworden, die ihm 
grosse Freude bereiteten. Der Bischof von Konstanz, 
Kardinal von Rodt, ernannte ihn zu seinem Theologen, 
und die Akademie von Roveredo machte ihn zu ihrem 
Mitgliede. 

Neben diesen rein theologischen Arbeiten führten 
Gerbert seine besondere Neigung und Veranlagung schon 
von Anfang an auf das weite Gebiet geschichtlicher For- 
schung, speziell liturgiegeschichtlicher und musikgeschicht- 
licher Studien. In seiner Eigenschaft als Hüter und Mehrer 
der ausserordentlich reichen Bücher- und Handschriften- 
schätze St. Blasiens hat er auch in diesen vorwiegend der 



') Als Gerben im Jahre 1762 in Rom weihe, wurde er für einen 
Jansenisten gehalten, da er nicht den von den Jesuiten gelehrten Molinismus 
vertrat. Vgl. seine Schrift Jansenislicarum controversiarum ex doctrina 
S. Augustini retraetatio (Typis San Blasiank 1791) p. QQ- 



'OOgle FflmaioMiwivi«: 



2 g6 Pfeilschilter. 

Theologie gewidmeten Jahren Anlass und Mijsse gefunden 
zu vielfachen Stoffsammlungen für diese Sondergebiete. 
Je mehr er sie aber kennen lernte, um so lebendiger wurde 
in ihm das Bedürfnis, durch grosse Bibliotheksreisen nach 
dem Vorbilde seiner berühmten französischen Ordensbrüder, 
der Mauritier, den Stoff möglichst allseitig und vollständig 
zusammenzubringen. Sein hochherziger und einsichtsvoller 
Gönner und Förderer, der Fürstabt Meinrad, gab ihm 
Urlaub. Und so begann für Gerbert die zweite, kurze 
Epoche der wissenschaftlichen Reisen und der unter ihrem 
unmittelbaren Eindrucke stehenden literarischen Produktion 
von 1 75Q — 64, wo er Abt wurde. Er war 39 Jahre alt, 
als er seine erste Reise nach Frankreich bezw. Paris an- 
trat; nach Frankreich, welches das Land der Jansenisten 
und Gallikaner, aber auch die Heimat der Mauriner war; 
nach Paris mit seinen reichen Bibliotheken, seinen drei 
Akademien und seiner berühmten theologischen Fakultät, 
der Sorbonne. Im kommenden Jahre 1761 schlössen sich 
mehrere Reisen an durch die Nordschweiz, durch ganz 
Schwaben bis nach Augsburg und Karlsruhe, durch das 
Elsass und den Breisgau. Dann folgte im selben Jahre 
nochmals eine grosse Reise durch Bayern und Österreich. 

■1 

Überall die grossen und alten Kloster* und Stadtbibliotheken 
mit ihren literarischen Schätzen und vielfach berühmten 
Mannern. Von Wien ging 1 er, ohne nach Hause zurück- 
zukehren , durch Tirol nach Italien. Was Rom heute für 
den Gelehrten und Katholiken bedeutet, das war es auch 
Gerbert. Und was von allen Orten galt, die er besuchte, 
das galt in ganz besonderer Weise von Rom; er konnte 
die für seine wissenschaftlichen Arbeiten wie iur sein 
ganzes Leben kostbarsten personlichen Beziehungen an- 
knüpfen. Namen kann ich in dieser kurzen Zeit nicht 
nennen; sie begegnen uns in fast verwirrender Fülle in 
seiner Reisebeschreibung wie in seiner Korrespondenz. 
Von Bibliothek zu Bibliothek eilend, heute bei diesem, 
morgen bei jenem gelehrten Sammler und Forscher, suchte 
er emsig wie eine Biene seinen Stoff. So konnte er seinen 
St. Blasianischen Kollektaneen eine Überfülle von seltenen 
wichtigen Materialien hinzufügen, als er seine Reisen ab- 
schloss, so dass seine Sammlungen namentlich auf dem 



:>S'c 



■■*■ 



Martin Gcrbtrt von 5t Bltsicn- 



297 



Gebiete der Musikgeschichte einen bis dahin unerhörten 
Umfang und einzigartigen Wert erhielten. Da Gerbert 
kein Stubengelehrter war, sondern ein Mann mit weiten 
Interessen , mit offenem Blick und praktischem Verständ- 
nisse für jedes Leben , so bedeuten diese grossen Reisen 
auch eine wesentliche Bereicherung seiner eigenen Welt- 
und Menschenkenntnis wie seines Wissens auf dem Gebiete 
des praktisch-kirchlichen und klösterlichen Lebens. 

Die Materialien , für welche er seit Jahren zu Haus 
und auf diesen Reisen so reichen Stoff zusammenbrachte, 
betrafen, so fixierte er selbst diese Arbeiten, die wich- 
tigsten Erbauungsmittel des Gottesdienstes, nämlich Liturgie 
und Kirchenmusik. Er plante eine Geschichte der Liturgie 
im alten Alemannien und eine Geschichte des kirchlichen 
Gesanges und der kirchlichen Musik bis auf die Gegen- 
wart. Warme Begeisterung und geschichtliches Verständnis 
für die Liturgie — letzteres etwas damals in Deutschland 
sehr Seltenes — und reiche praktische wie theoretische 
Kenntnisse und Fähigkeiten auf musikalischem Gebiete 
befähigten ihn zu diesen weit ausgreifenden Editionen, 
Untersuchungen und Darstellungen, die bahnbrechend ge- 
worden sind für seine Zeit und die ihre Bedeutung heute 
noch nicht verloren haben. Seine musikgeschichtlichcn 
Arbeiten haben auch grosse praktische Bedeutung erlangt; 
denn sie sind der Anlass geworden für seine im Vereine 
mit italienischen und deutschen Musikern betriebenen un- 
ermüdlichen Reformbestrebungen zur Hebung der vielfach 
entarteten Kirchenmusik seiner Tage im Sinn einer Wieder- 
herstellung des alten kirchlichen Choralgesanges und einer 
edlen Einfachheit und gehaltvollen Tiefe neuer Kompo- 
sitionen l ). 

Der wissenschaftlichen Verarbeitung seiner einge- 
heimsten Schätze galten die folgenden Jahre. Daneben 
hat Gerbert die Beschreibung seiner Reisen, ein schwer 
gelehrtes Buch, zum Drucke gebracht, um zu ähnlichen 
Arbeiten für Kunst und Wissenschaft anzuregen. Auch 
einige bedeutungsvolle theologische Arbeiten sind in dieser 

*) Vgl. t. B. das kleine, inleressanle Büchlein von F. F. S- A. von 
Boecklin, Beytilge «ur Geschichle der Muiik (Freibmg i. Br. 1790) S. 115 ff. 
Z«il»chr. f. Geich. d. Obtrrh, N.F. XXVIII. 2. 20 



' *>ogk , bi ÄÄt* 



298 



I'fcilschifter. 



Zeit publiziert worden , deren Entstehung zum Teil schon 
in die frühere Epoche fiel, zum Teil dem durch die Reisen 
geweiteten Blicke für die brennendsten theologischen und 
kirchlichen Kragen zu verdanken ist. Sie galten einmal 
einer Apologetik des Christentums und der Kirche haupt- 
sächlich gegenüber den Protestanten; dann der Erörterung 
über Wesen und Umfang der geistlichen Gewalt gegen- 
über gallikanischen und jansenistischen Theorien. Ferner 
betrafen sie den von Gerbert so schwer beklagten inner- 
kirchlichen Streit zwischen den Ultramontanen oder den 
italienischen Papalisten und den Cismontanen oder den 
französischen Episkopalisten. In diesem Streite will Ger- 
bert, wie er selbst sagt, als treuherziger ehrlicher Deutscher 
einer mittleren Linie das Wort reden, die ebenso weit 
entfernt ist von jedem kirchlichen Absolutismus wie von 
jeder Selbstherrlichkeit der Bischöfe und ihrer misstrauischen 
Entfremdung gegenüber Rom. Seiner Apologetik stellte 
Gerbert zur Seite eine >Art spekulativer Theodiceet, in der 
er, uns eine neue Seite seiner Veranlagung offenbarend, 
in überaus schöner und erhebender Weise mit platonisch- 
augustinischem Gute hauptsächlich Spinoza und Bayle 
bekämpft. Eine Fülle von Schaffenskraft und ein Reich- 
tum von Vielseitigkeit tritt uns aus allen diesen Arbeiten 
entgegen. Sie hatten schon damals Gerbert den Ruf eines 
der hervorragendsten Gelehrten verschafft. Das letzt- 
genannte Werk durfte er der neu gegründeten Münchener 
Akademie widmen, die ihn unter ihre Ehrenmitglieder 
aufnahm. 

Mitten aus dieser fruchtbaren literarischen Tätigkeit 
wurde Gerbert herausgerissen, als ihn das Vertrauen seiner 
Mitbrüder im Herbste 1764 zum Abte wählte. Er fühlte 
sich in einen fremden Erdteil versetzt, als er die Pflichten 
des Klosterregimentes und die Lasten des Vorsitzenden 
des breisgauischen Prälaten st an des wie des Regenten der 
Reichsgrafschaft Bonndorf auf seine Schultern nehmen 
musstc. Doch er war erst 45 Jahre alt und erfreute sich 
eines unermüdlich starken und gesunden Körpers, der bis 
ins hohe Greiscnaller nicht wusste, was Krankheit war. 
Dazu kam eine peinliche Zeiteinteilung und ein eiserner 
I'leiss, der jede Minute ausnützte. So hat er, zunächst rein 



"S' C IftlHÄwiviR! 



Marlin Gerben von St. Ringen. 



2QQ 



äusserlich beurteilt, Staunenswertes geleistet. Die so viel- 
fach ganz anders geartete Tätigkeit eines Fürstabtes hat 
es nicht vermocht, den Gelehrten in seinen Arbeiten nach- 
haltig zu hemmen, geschweige ihn aus seinen wissenschaft- 
lichen Bahnen herauszureissen. Was aber die lastende 
Fülle äusserer Arbeiten nicht konnte, das hätte beinahe 
die brutale Naturkraft des Feuers zustande gebracht, das 
furchtbare Brandunglück vom 23. Juli 1768, dem das ganze 
erst seit einem Menschenalter stehende Kloster samt der 
Kirche zum Opfer fiel. Der Brand war. während Gerbert 
in seinen Studien vertieft gewesen, so rasch ausgebrochen, 
dass fast nichts gerettet werden konnte als die Archivalien, 
die von einer früheren Brandgefahr her noch in Kisten 
verpackt waren. Die ganze reiche Klosterbibliothek, mit 
Ausnahme der Handschriften und wertvoller Inkunabeln, 
die Privatbibliothek Gerberts, seine in jahrelanger Arbeit 
gesammelten wissenschaftlichen Materialien bis auf einige 
Teile seiner Studien zur Musik- und Liturgiegeschichte: 
alles, alles wurde ein Raub der Flammen. Es war eine 
wirkliche Katastrophe! 

Eine schwerere Heimsuchung hätte Gerbert , den Ge- 
lehrten und den Abt, nicht treffen können. Das hat man 
überall empfunden. So zeigt denn auch der Briefwechsel 
die innige und hilfsbereite Teilnahme, die man aus aller 
Herren Ländern und aus allen Ständen, besonders in den 
benachbarten Klöstern, an dem erschütternden Unglücke 
nahm. Er offenbart uns aber auch eine im tiefsten Gott- 
vertrauen verankerte Seele, die in diesem Unglücke zu 
einer bewunderungswürdigen Grösse herangewachsen ist. 
Tausenderlei Sorgen stürmten über sie herein; Tag für 
Tag mussten zum Teil weittragende Dispositionen getroffen 
werden bezüglich der Unterbringung der Mönche, der 
Errichtung von Provisorien, wegen des Neubaues und der 
Ausstattung von Kloster und Kirche, wegen der Beschaffung 
von Geldmitteln usw. usw. Und bei all den schwersten 
materiellen Sorgen hat sich diese Seele noch die Spann- 
kraft bewahrt, vom ersten Augenblick an in einer fast 
den ganzen westlichen Kontinent umfassenden Korrespon- 
denz auf Beschaffung von Büchern für eine neue Bibliothek 
und auf Wiedergewinnung des verlorenen handschriftlichen 

20' 



1 ;S lc raranMWWY 



jOO Pfeilschifler. 

Quellenmaterials , besonders für seine liturgie- und musik- 
geschichtlichen Arbeiten, bedacht zu sein. Auch wenn 
man weiss und würdigt, dass Gerbert sowohl beim Kirchen- 
und Klosterbau wie bei der Neuschaffung der Bibliothek 
die tüchtigsten Mitarbeiter zur Seite hatte, wie z, B, den 
Pater Oberrechner Franz Kräuter und den Pater Bibliothekar 
Ämilian Ussermann, so bleibt es doch bewunderungswürdig, 
was der Fürstabt in diesen Jahren nach dem Brande ge- 
leistet hat. Schon nach fünfviertel Jahren ist die Buch- 
druckerei, »das allererste, so wirklich gut fortgehet*, fertig»); 
und für die Bibliothek ward ein gutes Gewölbe eingerichtet. 
Nach drei Jahren, 177 1, stand das neue Kloster, das ein 
ganzes Schloss wurde, bereits so weit, dass wieder das 
reguläre Mönchsleben aufgenommen werden konnte. Und 
zehn Jahre später, 1781, war auch der gewaltige Kirchen- 
bau, ein Wunder der Architektur inmitten dieser Schwarz- 
waldeinsamkeit, fertiggestellt. Um dieselbe Zeit konnte 
Zapf von der neuen Bibliothek sagen: »Sic übertrifft schon 
um Vieles jene erste durch den Brand verunglückte und 
wird fort und fort mit den wertvollsten Werken vermehrt* 1 ). 
Und was das Merkwürdigste ist, dieses Jahrzehnt nach 
dem Brande, charakterisiert durch die Wucht materieller 
Sorgen und ruheloser äusserer Tätigkeit, ist überreich an 
literarischer Arbeit und Produktion. 

Es ist die Zeit, in der Gerbert jene historischen Werke 
geschaffen hat, welche seinen eigentlichen Ruhm begründet 
haben bis aui unsere Zeit. Die Jahre von 1765 — 85 bilden 
in seiner literarischen Entwicklung die grosse historische 
Epoche, Ich kann Ihnen in dieser kurzen Spanne Zeit 
nicht mehr als Titel geben. Zunächst wurde Gerbert auf 
das Gebiet der Geschichte des österreichischen Herrscher- 
hauses abgedrängt. Sein Jugendfreund und Mitbruder 
P. Rustenus Heer hatte 1762 die Fortsetzung der Herr- 
gottschen Monumenta augustac domus Austriacae über- 
nommen, starb indes, bevor er die zwei schon gedruckten, 
aber 1768 mitverbrannten Bände wieder hatte bearbeiten 

x ) Schon unter seinem Vorgänger baue Gerbert es dahin gebracht» dass 
das Kloster eine eigene Druckerei errichtete. Unmittelbar nach dem Brande 
war sie nach Bonndorf gekomman. — *) A. a* O* S. 191 der zweiten Aut- 
lage* 



8'' PAIHai^flUHIVCR^IV 



Martin Gerbert von St Bleien. 



301 



können. Da hat Gerbert selbst nach unendlich mühseligen 
Vorarbeiten und manchen Reisen das grosse Unternehmen 
in zwei Folianten, die 1772 erschienen, zu Ende geführt 1 ). 
Ein weiterer Foliant aus dem Jahre 1771 hatte der Geschichte 
Rudolfs I. gegolten 2 ). Und zwei andere Bande aus dem 
Jahre 1772 beschäftigten sich mit jenen Habsburgern. deren 
Leichname Gerbert mit Zustimmung der Kaiserin aus der 
Schweiz in die neue Klosterkirche hatte überführen lassen 
dürfen. Kaum waren die Monumenta Austriaca vollendet, 
da sind schon im Jahre 1774 in fünf Quartbänden die bahn- 
brechenden Arbeiten über die Geschichte der Kirchenmusik 
zum Abschlüsse gebracht worden: zwei starke Bände histo- 
rische Darstellungen »De cantu et musica sacra« und drei 
Bände Texte *Scriptores ecclesiastici de musica sacra*. 
Gerbert hatte in diesen musikgeschichtlichen Werken 
Schulter an Schulter gearbeitet mit dem ebenfalls auf 
musikalischem und musikgeschichtlichem Gebiete weit- 
berühmten Franziskanerpater Martini aus Bologna. »Ein 
Forscher wie der Fürstabt Gerbert« — so urteilt Riehl 3 ) — 
>ist nicht wiedergekommen, und ebensowenig ein Lehrer 
der Tonkunst, seinem Freund in Bologna an grossartiger 
Wirksamkeit vergleichbar*), , . . Und dennoch übertraf 
der Deutsche Gerbert . , - den italienischen Miarbeiter weit- 
aus an Gediegenheit. Martinis Buch hat mehr einen mythi- 
schen Ruhm auf die Nachwelt gebracht; das Gerbertsche da* 
gegen besitzt das ungleich vollwichtigere Verdienst, noch 
heute dem Forscher unentbehrlich zu seyn, wo es sich um das 
Aufschliessen der alten Quellen handelt« *). Ähnliches gilt 
auch von Gerberts liturgiegeschichtlichen Publikationen. 

') Taphographia prinripum Austriae. Die Pinacotheca prineiputu 
Austriae, 1773 in zwei Folianten erschienen, ist nur eine Neuauflage. — 
*) Die Ausgabe von 1772 ist eine vermehrte Ausgabe. — *) W. II. Rieh), 
Musikalische Charakterköpfe I (1853). 54 f. — *) Auch der 14jährige Mozart 
suchte «dieses Orakel in musikalischen Fragen* und seine Empfehlungen 
1770 in Bologna auf. Vgl, Otto Jahn, W. A. Mozart 1 11856) 194 f. und 
651 ff.» wo ein Briefwechsel der beiden Mozart mit Martini abgedruckt ist. 
— s ) Diese Worte gelten auch heute noch, nach 60 Jahren. Vgl. R Cöle* 
Minus Vivell, O. s. B . Initia traetatuum musices ex codieibus editonim 
collegit et ordine alphabetico disposuit (Graecii 1912), womit der Verfasser 
einen zuverlässigen Schlüssel in erster Linie iu den Quellenwerken von 
Oerhert und Ooussemaker (Paris 1864- 76) gibt. 



ogk fnhcKne^ 



302 



PfeiUclüfler- 



Gerbert hat damit eine Lücke ausgefüllt, welche die 
deutsche Theologie seiner Zeit auf dem Gebiete der 
liturgiegeschichtlichen Studien aufwies. Und er hat damit 
zugleich an einem Punkt eingesetzt, wo überhaupt noch 
recht wenig geschehen war, nämlich an der Erforschung 
der Einführung und weiteren Ausgestaltung der römischen 
Liturgie in Deutschland und ganz besonders in Alemannien. 
So erschien schon zwei Jahre nach dem Abschlüsse der 
musikgeschichtlichen Werke, im Jahre 1776, die Vetus 
liturgia Alemannica in zwei Quartbanden. Und in den 
Jahren 1777 und 1779 folgten diesen Untersuchungen in 
zwei weiteren Quartbänden zu vier Teilen die Monumenta 
veteris liturgiae Alemannicae. Eben als St. Blasien die 
Achthundertjahrfeier seiner Gründung und die bis dahin 
verschobene Konsekration der neuen herrlichen Kirche 
leiern konnte, begann das bekannteste Werk Gerberts, 
seine Geschichte des Schwarzwaldes, »Historia nigrae silvae, 
ordinis S. Benedicti coloniae«, zu erscheinen; es ward 
innerhalb zweier Jahre (1783/84) in drei Quartbänden fertig 
gedruckt. Sein Hauptzweck war, wie Gerbcrt vertraulich 
dem Bischof Ferdinand zu Chiemsee im Jahre 1785 schrieb, 
der undankbaren Welt die Verdienste der Orden vor 
Augen zu halten. Ein Band über Rudolf von Schwaben, 
den Gegenkönig Heinrichs IV., dessen Familie — er war 
ein Graf von Rheinfelden — ebenfalls in St. Blasien be- 
stattet war, beschlons im Jahre 1785 diese umfangreiche 
Gruppe eigener historischer Arbeiten Gerberts. 

Erst die seit Ende der sechziger Jahre stark an- 
schwellende Korrespondenz gibt uns einen intimen Ein- 
blick in das Entstehen und Werden aller dieser Werke 
und einen annähernden Begriff von der unsäglichen Mühe, 
mit der vielfach das weit entlegene Quellenmaterial, sowohl 
Handschriften wie Archivalien und Bücher, durch Dutzende 
von Briefen erbeten, ja oft erzwungen werden musste. 
Und wie oft war zudem das gelieferte Material auch noch 
ungenügend! So erklären sich manche Schwächen seiner 
Editionen. Sie haben freilich auch noch einen anderen 
Grund: seine überreiche Produktion bei der kurzen zur 
Verfügung stehenden Zeit. Gerbert wusste es selbst gut, 
dasa unter dem schnellen Arbeiten die Genauigkeit der 



8 lc maAww 



Martin Gerben von St. Blasien* 



303 



Arbeit leiden musste. Aber er hat resolut nach dem Grund- 
satz gehandelt, dass das Bessere der Feind des Guten ist; 
und er hat es direkt ausgesprochen: Seine Art sei zwar 
nicht so zur Vollkommenheit als für die Not gut. Aber 
er sei auf diese Weise unerachtet seiner vielen Geschäfte 
doch in der Lage, eine Reihe von Werken ans Tages- 
licht zu bringen. Ich glaube, wir dürfen es ihm danken, 
dass er so gehandelt hat. Denn nur so war es ihm mög- 
lich, der Wissenschaft so wertvolle Dienste zu leisten. 

Nicht anders haben seine Zeitgenossen geurteilt. Sie 
haben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit reiche Aner- 
kennung zuteil werden lassen. Wie Roveredo und München, 
haben auch andere wissenschaftliche Gesellschaften oder 
Akademien ihn zu ihrem Ehrenmitglied gewählt; so Mann- 
heim, Metz, Göttingen, Berlin und London. Die für ihn 
wohl schönste Anerkennung ist ihm aus Frankreich, aus 
der Heimat seines grossen Vorbildes aus der Mauriner- 
kongregation, des gelehrten Benediktiners Mabülon, ge- 
kommen. Der Historiker und General Freiherr von Zur- 
lauben»), dessen Korrespondenz mit Gerbert inklusive der 
ihm gesendeten wissenschaftlichen Materalien allein einen 
Folianten von fast 500 Seiten füllt, hat ihn in einem Schreiben 
aus Paris schon im Jahre 1772 gepriesen als den »Mabillon 
d'AUemagne«. Und einige Jahre später feierte ihn auch 
der junge elsässische Historiker Abbe Grandidier als 
den zweiten Mabillon 8 ). Im Jahre 1776 schrieb Hofrat 
Zapf aus Augsburg, Gerbert sei nicht nur selbst einer der 
grossten Gelehrten Deutschlands und die Zierde derselben, 
sondern auch bekanntermassen einer der grossten Beförderer 
der Gelehrsamkeit, insonderheit der historischen Wissen- 
schaften. 

Das gilt besonders für sein eigenes Kloster! Er fand 
hier schon, als er ins Kloster eintrat, die Tradition vor 



') Ihm hat Zapf die Quartausgabe seiner «Reisen in einige Klöster 
Schwabens elc. vom Jahte 1786« (vgl. oben S. J74 Anm. 2) gewidme!. — 
') Von Grandidier besitzen wir eine eingehende Beschreibung des Klosters 
und der Kirche von St. Blasien mit -einem ausführlichen Verzeichnis der 
Reliquien und Porträts vom Jahre 1784. Nouvelles «uvres inedit- de Gran- 
didier. Par A. M. P. Iogold. Publikes sous leb auaplces de la Soctele 
industrielle de Mulhouse. I (Colmar, Höffel 1897) 146 — 171. 



;S lc nmwww. 



3°4 



Pfeilschifier. 



— P. Herrgott und Genossen hatten sie von Paris "mit- 
gebracht — , den grossen Maurin ern in ihren unsterblichen 
Arbeiten auf dem Gebiete der historischen Theologie 
nachzueifern. Maurinergeist hat Gerbert dann auch selbst 
mit Kongenialität in sich aufgenommen; und er hat es für 
eine seiner vornehmsten Lebensaufgaben betrachtet, ihn in 
St. Blasien auf seine Mitglieder zu übertragen. Eine prak- 
tische Erwägung hat ihn in dieser Absicht, sein Kloster 
zu einer Stätte gelehrter Arbeit zu machen, immer wieder 
neu bestärkt. Er hat den Gedanken oft geäussert: »Wir 
Mönche können den Vorwurf gewisser Leute, als wären 
wir unnütze Glieder des Staates, nicht besser von uns ab- 
lehnen, als wenn wir uns nützlich beschäftigen. Unsere 
gelehrten Arbeiten müssen uns rechtfertigen!« 1 ) Seine 
ganze Persönlichkeit hat Gerbert mit dem hingebenden 
Eifer eines geborenen Lehrers und durch das Beispiel 
eigener unermüdlicher Gelehrtenarbeit für die Verwirklichung 
dieser Gedanken eingesetzt. Mit dem Erfolg, dass Zapt 
die Überzeugung gewann: >Alle jetzigen Gelehrten in 
diesem Stifte sind wahre Muster der Gelehrsamkeit, denen 
jedes Stift nachahmen sollte. Man kann die Kongregation 
von St. Blasien mit der Kongregation von St. Maur in 
Frankreich vergleichen. Jeder hat sein ihm angewiesenes 
Fach, nichts Erzwungenes und alles nach Lieblingsneigung 
und Fähigkeit abgemessen. Keinem fehlt es nunmehr an 
Hilfsmitteln und die Bibliothek unterstützt jeden nach 
seinem Genie. Oberhaupt, wer Wissenschaft liebt, muß 
nach St. Blasien sich begeben, wo er Nahrung für seine 
Seele finden wird. Die meisten studieren Geschichte und 
Literatur . . .«*) 

Dabei war Gerbert als echter Schüler Mabillons sich 
immer bewusst, dass seine Leute Priester und Mönche 
waren, und dass die Religion das Fundament auch aller 
gelehrten Tätigkeit sein müsse. So entstand jene schöne 
Harmonie zwischen Mönchsleben und gelehrter Arbeit, 
welche Gerbert in sich selbst verkörperte. Und ferner hat 



') Zapfs Reisen, Ausgab* von 1796 S. 187. — *) Nach der Ausgabe 
von 1796 S- 105. Vgl. die Ausgabe von 1786 S. 84, wo an dieser Stelle 
manche charakteristische Wendungen fehlen, während sie an anderen wieder 
reicher an solchen ist. 



Google 



■ . 



Martin G*rb*rt von St Rliuien, 



3°5 



Gerbert immer und immer betont, dass sich nach altem 
Herkommen in St. Blasien mit dem Mönchsleben im 
frommen Bunde vereinigen müsse die seelsorgerliche Tätig- 
keit ')• Also nach zwei Seiten hin Vereinigung des kon- 
templativen mit dem aktiven Leben. Die ganze grosse, 
zwischen 80 und 90 Mönchen zählende Klosterfamilie glich 
unter Gerbert, wie ein St. Blasianer selbst sagt 1 ), »einem 
fruchtbaren Bienenkorbe. Die, so sich in den Zellen 
beschäftigen, haben denen, so von außen arbeiten, nichts 
vorzuwerfen, und diese geben den ersten am Fleiße nichts 
nach. Sie sind alle nur von einem Oberhaupte beseelet 
und suchen sich nur da nützlich zu zeigen und sich Ehre 
zu machen, wo man sie hinstellt.« Wie stark das Kloster 
mit der Seelsorge verknüpft war, und wie diese mit der 
wissenschaftlichen Tätigkeit vereinigt wurde, zeigt ein 
Nicolai für seine Reisebeschreibung im Jahre 1782 mit- 
geteiltes Schriftstück 8 ). »Mit Recht und Wahrheit muß ich 
demnach das Stift St. Blasien ein Semiarium nennen, in 
welchem die geistlichen Zöglinge zu ihren Berufsgeschäften, 
zu der Seelsorge, in allen notwendigen und nützlichen 
Wissenschaften gründlich unterrichtet werden. Ich muß 
dieses Stift ein Priesterhaus nennen, aus welchem die Pfar- 
reyen und Kaplaneyen 4 ) besetzt werden müssen. Endlich 
muß ich es ein Defizientenhaus nennen, in welchem die 
ausgearbeiteten, geschwächten und veralteten Seelsorger 
und Priester ihre Versorgung standesgemäß finden, und 
ihre noch übrigen Lebenstage in Ruhe vollenden können a). 

') Vgl. die Praefatiou zur »Solitudo sacra teu exercitia spirilualia ... in 
usum pastorum ecclesiac«, Auguslae Vindelicorum apud N. Doli 1787. — 
■) P. Joh. Bapi. Weiss in seiner »Trauer und Lobrede auf Martin Gerben, 
weiland Füratabten zu St. Blasien auf dem Schwarzwalde-. Gedruckt mit 
St. Blasianischen Schriften (kl. 8. 32 S. 1793) S. 29. — *) »Verfassung des 
Stifts St. Blasien in Rücksicht auf die Verrichtungen seiner Geistlichen und 
deren Erziehung.. Beilage XIV, zu dem S. 274 Anm. 3 zitierten Bande. — 
*t Die St. Blasien inkorporierten Pfarreien im Breisgau. die vom Kloster selbst 
versehen wurden, waren vor der josephinischen Pfarreinrichtung (vom 30. Sept. 
1786): I. Bernau, 2. St. Blasien mit den Exkurrentfilialen Höchenschwand. 
Ibach, Menzenschwand, Urberg; 3. Gurtweil, 4. Todtnau, 5. Todlmoos. 
6. Schönau, 7. Nöggenschwihl. Siehe H. Franz a. a. O. S. 205. — ») Vgl. 
hierzu die bei Kranz a. a. O. S. 199 angeführte Denkschrift St. Blasiens an 
die Pfarreinricluungskommission vom Jahie 1784. 



'S 1 * nÄÄ 



306 Pfcilachifter* 

Hier ist also niemand müßig; keiner ist, der nicht seine 
angewiesene, gemeinütziye Beschäftigung hat: ungerechnet 
noch jene gelehrten Arbeiten, zu welchen jeder nach seiner 
Fähigkeit und Neigung von den vorsichtigen Übern an- 
gehalten wird, und die der Welt nicht unbekannt sind.* 
Wissenschaftliches Streben und gelehrte Tätigkeit war eben 
für alle Mönche das Selbstverständliche. Das war der 
genius loci im Gerbertschen St. Blasien! In diesem Sinne 
ist die Bezeichnung einer St Blasianischen Gelehrten-Aka- 
demie wohl berechtigt und zutreffend 1 ). 

Ganz besonders wird diese Bezeichnung gerechtfertigt 
durch die organisatorische Vorbereitung und gemeinsame 
Bearbeitung eines literarischen Riesenunternehmens, der 
Germania sacra, einer grossen Kirchengeschichte Gesamt- 
deutschlands im Rahmen der Geschichte der einzelnen 
Bistümer. Wenn auch die Idee und erste Anregung dieses 
Werkes auf den Wormscr Weihbischof und Historiker 
Würdtwein zurückging 8 ), so lag der Gedanke damals doch 
allgemein in der Luft. Ich erinnere z- B, nur an das ältere 
(iöttweiger Werk »de Gcrmaniae Kpiscopatibus«, Und 
wirkliches Leben wie greifbare Gestalt hat ihm erst Ger- 
bert gegeben. Ohne Gerbert und seine Mitbrüder» ohne 
ihre Propaganda, Reisen und Arbeiten keine Germania 
sacra. Dessen ist Zeuge ein ganzer Foliant, der nur Korre* 
spondenzen betreffend die Germania sacra enthält ; und 
andere ungezählte »Germania sacra*- Briefe finden sich 
ausserdem zerstreut in den übrigen 10 Folianten der Ger- 

') Vgl. die ganz ausserordentlich reichhaltige Schrift von F. Bader, Das 
ehemalige Kloster Sankt Blasien auf dem Schwarzwaldc und «ine Gelehrten- 
Akademie, Freibtirg i. B, 1874 (= Freiburger Di Du» an- Archiv VIII) und 
C. Krieg. Die historischen Studien zu St. Blasien auf dem Schwarzwaldc im 
18- Jahrhundert. Freiburger Diözesan-Archiv N- F, IX (1908) 274—290, der 
sachlich nicht mehr bietet. — *, Nach P. Peter Albert, Der Wormser Weih- 
bischof Stephan Alexander Wflrdiwcin und seine Verdienste um die deutsche 
Geschichtsforschung. Freiburger Diftzcsan-Aichiv N. F. VII {1906) bes. 5. 95 ff. 
Ftciltch geht das weder aus dem mir Ins zur Stunde vorliegenden, noch aus 
dem von Albert vorgelegten Material mit Sicherheit hervor. Der verehrte 
Verfasser hatte die Güte, mir mitzuteilen, dass seinen Angaben »diesbezügliche 
Mitteilungen des weiland bischöflich main/isehen Archivars und Pfarrers von 
Kleinwinternheim Prof. D. Dr. Franz Falk zugrunde liegen, der selbst mit 
einer Biographie Wurdtwcins beschäftigt war*. 



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FHIHCnWWIIv^'T 



Martin Gcrbtrt von 5t* Blasiert* 



3°7 



bertschen Briefsammlung des Klosters St, Paul. Gerbert 
allein ist es gelungen, eine grosse Reihe von Mitarbeitern 
unter Geistlichen wie Laien, Katholiken wie Protestanten 
zu gewinnen. Und sein Name allein hat es vermocht 
— leider nicht immer — viele Archive dem Unternehmen 
zu erschliessen. Dass von der Germania sacra schliesslich 
nur wenige Bände wirklich erschienen sind t hatte seinen 
Grund ausschliesslich in der 1806/7 erfolgten Säkularisation 
St. Blasiens, — Übrigens war Gerbert Ende der siebziger 
Jahre, wo er sich der Germania sacra endgültig zuwandte, 
auch noch auf ein anderes ähnliches Unternehmen hin- 
gewiesen worden. Er hatte den Antrag erhalten, die 
Sanblasianer sollten, da das Publikum das grösste Vertrauen 
auf St. Blasien habe, die grosse Sammlung der Heiligen- 
leben, die Acta sanetorum der Bollandisten fortsetzen, deren 
Fortgang durch die Aufhebung der Gesellschaft Jesu 1773 
unterbrochen worden war. Das Angebot, bei dem es ge- 
blieben ist, zeigt, welch hohen Ansehens sich die Sanbla- 
sianer in den literarischen Kreisen Deutschlands erfreuten 
zu der Zeit, als Gerbert auf der Hohe seines Ruhmes 
stand. 

Mit der Mitte der achtziger Jahre beginnt für Gerbert 
die letzte Epoche seines literarischen Schaffens. Er war 
damals 65 Jahre alt, seit nahezu einem halben Jahrhundert 
Mönch, über 20 Jahre Abt, und genoss als theologischer 
und historischer Schriftsteller einen von höchster Achtung 
erfüllten internationalen Ruf Das Vollgewicht desselben 
hat er in dem kommenden Dezennium noch in die Wagschale 
des kirchlichen Lebens geworfen, als dieselbe niedergedrückt 
wurde durch die nationalkirchlichen, antipäpstlichen Be- 
strebungen in Deutschland und Toskana und durch die 
schlimmen in der Kirche sich zeigenden Folgen der anti- 
religiösen Aufklärung und Umsturzbewegung. Da Gerbert 
in diesen betrübenden Erscheinungen die Anzeichen der 
letzten Zeiten erblicken zu dürfen glaubte, erhielt seine 
Polemik eine apokalyptische Grundstimmung und Färbung. 
Gerbert hat ferner im letzten Jahrzehnt seines Lebens mit 
besonderer Vorliebe auch an Werken erbaulicher Natur 
gearbeitet. So lasst sich diese letzte Periode seiner schrift- 
stellerischen Tätigkeit etwa charakterisieren als die Epoche 



Google «SSE 



- 8 Pfeilschi fler. 

aszetischer Schriftstellerei und apokalyptischer Polemik von 
etwa 1785 bis zu seinem Tode 1793. 

Man hat diese apokalyptische Stimmung als ein Symptom 
des Alters und seine gegen Febronius, den Emser Kongress 
und gegen Scipio Ricci gerichtete sehr energische Ver- 
teidigung der Rechte des päpstlichen Stuhles als eine Reak- 
tion der Verbitterung im Dezennium der josephinischen 
Reformen ') aufgefasst. Allein beides ist zutreffend. Die 
Korrespondenz Gerberts belehrt uns, dass er diese apoka- 
lyptische Stimmung schon hatte zu Beginn der siebziger 
Jahre, als er in der Vollkraft des Mannesalters stand, für 
eine lange Zeit sein Kloster baute und sich der Gunst 
Maria Theresias erfreute. Schon damals scheinen ihm 
— er äussert diese Stimmung wiederholt in Briefen an den 
Wiener Erzbischof Kardinal Migazzi und den Wiener Nuntius 
Visconti — die letzten Zeiten bevorzustehen. Schon damals 
meint er, dass das regnum Christi millenarium, das tausend- 
jährige Reich Christi, welches angefangen habe in der Zeit 
Pipins, sich jetzt seinem Ende zuneige. Es scheinen jene Zeiten 
nicht mehr ferne zu sein, in welchen auch die Auserwählten, 
wenn es möglich wäre, mit der Verderbnis hinweggezogen 
würden. »Ich lasse es mir nicht mehr benehmen«, schreibt 
er aus Anlass der Austreibung der Jesuiten, >daß die Zeit 
da ist, wo es heißet: Hernach wird der Satan losgelassen*. 
Dass solche Ideen dann seit der Mitte der achtziger Jahre 
durch die kirchlichen Verhältnisse in Deutschland, die 
Gcrbert ein Schisma befürchten liessen, und durch die 
Wirkungen der religionsfeindlichen Aufklärung neue 
Nahrung erhielten, ist nur natürlich. Eigentümlich sind sie 
aber dieser späten Zeit Gerberts keineswegs. Ebensowenig 
wie seine Gesinnungen gegenüber Rom. Seit seiner ita- 
lienischen Reise, also seit einem Menschenalter etwa, ist 
Gerbert in sehr nahen Beziehungen zu den päpstlichen 
Nuntien in I.uzern und Wien, zu einer Reihe von römischen 
Kardinälen und zu den Päpsten selbst, namentlich zu Pius VI. 
(seit 1774 regierend) gestanden. Kr orientiert und infor- 
miert über das Wichtigste und wird auch seinerseits von 
Rom aus auf dem laufenden gehalten. Ganz besonders 

') Vgl. besonders oben S. 283. 



S' c mSmim5\ 



Marlin Gerbcrt von St. Bluien. 



309 



wurde sein Gefühl treuer Anhänglichkeit an die römische 
Kirche ausgelöst durch die das ganze innerkirchliche Leben 
in Aufruhr versetzenden Bewegungen, die sich gruppierten 
um Febronius, den Nuntiaturstreit, den Emser Kongress 
und die Synode von Pistoja. In diesen Jahren (namentlich 
1785 und die folgenden) zeigte es sich, dass Gerbert zu 
den entschiedensten Verteidigern der primatialen Rechte 
des Papsttums gegenüber diesen nationalkirchlichen Be- 
strebungen gehörte. So sehr hat er in Wort und Schrift 
gegen sie Stellung genommen. In ausserordentlicher Schärfe 
geschah das namentlich gegenüber dem Urheber des 
Febronianismus, dem Trierer Weihbischof Hontheim, der 
schon 1778 widerrufen hatte, mit Gerbert im Briefwechsel 
stand, Mitarbeiter an der Germania sacra war und, damals 
fast neunzigjährig, noch lebte. Der Bekämpfung dieser 
antipäpstlichen Richtungen und Aktionen galt in der Haupt- 
sache Gerberts zweibändiges Werk »Ecclesia militans reg- 
uum Christi in terris in suis fatis repraesentata« vom Sommer 
1789, an dem er schon seit 1786 arbeitete und in dem er 
seine Anschauung über das tausendjährige Reich Christi 
aussprach. Geschrieben ist es in der Form einer Darstellung 
der Geschichte der Kirche, die ganz erscheint im Lichte 
des Reiches Christi in der Apokalypse. Das Werk war 
Karl Theodor von Dalberg, der eben (18. Juni 1788) Koad- 
jutor von Konstanz geworden, in Worten voll zuversicht- 
licher Hoffnung gewidmet. Eine vollkommene Freude 
wird dieser an dem Buche freilich nicht gehabt haben; er 
machte auch, als er die Widmung annahm, durchaus kein 
Hehl daraus, dass er in der Beurteilung der römischen Kurie 
keineswegs mit Gerbert übereinstimme. Das Buch erregte 
grosses Aufsehen. In Rom, wo es eine italienische Be- 
arbeitung erfuhr, fand es die lebhafteste Billigung und das 
wärmste Lob. In Deutschland wurde es ebenso heftig 
angegriffen von katholischer wie protestantischer Seite; 
auch Freunde Gerberts waren mit dem Buche nicht ein- 
verstanden. 

Kaum war die »Ecclesia militans« erschienen, da brach, 
wie um Gerberts pessimistische, apokalyptisch gefärbte 
Grundstimmung zu rechtfertigen, die französische Revo- 
lution aus mit all dem schweren Unheil, das sie nicht zuletzt 



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•VI. ■! ri'i-ll.'FiM' 



3»o 



PfeilschUler. 



auch über die Kirche brachte. Gerbert fürchtete nicht ohne 
Grund das Übergreifen des Umsturzes auch auf Deutsch- 
land. Deshalb fühlte er die Verpflichtung, die öffentliche 
Meinung in Deutschland aufzurütteln und auf die drohende 
Gefahr aufmerksam zu machen. Wiederum greift er zur 
Feder. Und wiederum kleidet er, trotz des Abratens auch 
des Kardinals Garampi, der nicht mit Unrecht meinte, dass 
solche Ausführungen die Ungläubigen nicht lesen würden, 
seine Schrift in ein apokalyptisches Gewand. So erschien 
Mitte des Jahres 1791 anonym sein »Nabuchodonosor som- 
nians regna et regnorum ruinas a theoeratia exorbitantium. 
Prodromus Ecclesiae militari tis regni Christi in terris in eos 
qui, quaedeus destruxit, instruere et, quae instruxit, destruere 
contendunt«. (Ohne Angabe von Druckort und Jahr.) Der 
kleine Oktavband ist als Einleitung zur Ecclesia militans 
gedacht und behandelt im Anschluss an den von Daniel II 
3 1 — 45 gedeuteten Traum Nabuchodonosors den Untergang 
aller jener Reiche, welche sich gegen Gott erhoben haben. 
Der Argumentation aus dem Neuen Testament in der 
Ecclesia militans wird jetzt die aus dem Alten Testament 
vornehmlich aus Daniel zur Seite gestellt. Eine tiefe 
Erregung durchzittert das Buch, und zeitgenössische Doku- 
mente aus der französischen Revolution beleben wirksam 
die Darstellung. Am Schlüsse gibt der 71jährige Fürstabt 
sogar eine in ungelenken, aber wuchtigen deutschen Versen 
verfasste Aufforderung bei an die Fürsten zur Abwehr gegen- 
über den, wie er sagt, gleichen Erscheinungen der frei- 
maurerischen Aufklärung, welche sich auch in Deutschland, 
und sogar unter der Duldung der Fürsten schon offen zu 
zeigen beginnen und Altar und Thron im selben Masse 
bedrohen. 

Als Gerbert im Sommer 1790 bei Kaiser Leopold 11. 
in Wien war'), hat er mit ihm auch über die kirchliche 
Lage in Toskana zu sprechen Gelegenheit gehabt und ist 
von ihm autorisiert worden zur Erklärung, dass er — der 
Kaiser, der doch als Grossherzog von Toskana ganz im 
Sinne der Jansenisten, Febronianer und Gallikaner das 
Vorgehen des Bischofs von Pistoja im weitesten Umfange 

■) Vgl. oben S. 288. 



-S lc ww 



Mattin Gerben von St. Blasien. 



3' 



begünstigt hatte — jetzt aller dieser Streitigkeiten über- 
drüssig geworden sei. Diese Stellungnahme des Kaisers 
wohl hat Gerbert einen schon lange vorbereiteten Plan aus- 
führen lassen, der jansenistischen Gefahr in Deutschland 
durch eine literarische Bekämpfung des Jansenismus zu 
wehren. So entstand eine dritte polemische Schrift fast 
rein theologischen Inhaltes : »Jansenisticarum controversiarum 
ex doctrina S. Augustini retractalio*. Gerbert hat das 
Buch im Jahre 1791 veröffentlicht, obwohl sein Freund, 
der Freiburger Professor Klüpfel, die Befürchtung äusserte, 
dass durch dessen Inhalt der kirchliche Friede gestört werden 
könnte zur Freude der Gegner der Kirche. Indes durch 
solche Opportunitätsgründe hat sich Gerbert nicht abhalten 
lassen, zu handeln, wenn es nach seiner Überzeugung der 
Begegnung einer Gefahr galt. Das hat Klüpfel noch ein 
zweites Mal erfahren, als er eines der letzten Werke Ger- 
berts über den gegenwärtigen Zustand der Kirche besonders 
in Frankreich im Manuskript gelesen und darauf hingewiesen 
hatte, dass es auf Widerspruch stossen werde in erster 
Linie wegen seiner Äusserungen über die Grenze der kirch- 
lichen und staatlichen Gewalt. 

Übrigens war Gerbert nie, und erst recht nicht in 
seinem Alter, ein Freund der Polemik gewesen. Nur die 
schwerste Sorge um die höchsten Interessen der Kirche 
hat ihn zur polemischen Schriftstellerei vermocht. Als die 
Ecclesia militans gedruckt war, schrieb er an I-amey nach 
.Mannheim: »Überdrüssig aller Streitigkeiten, habe ich mich 
ganz versenkt in ein mehrbändiges Werk über das Er- 
habene im Evangelium.« Von allem Streit im staatlichen 
und kirchlichen Leben, der ihn gerade im letzten Jahr- 
zehnt mehr als je so vielfach bedrückte, Hüchtete sich 
Gerbert immer wieder in die stille und erhabene Welt des 
Evangeliums. Sein Briefwechsel gibt uns einen inter- 
essanten Einblick in die Enstehung dieser Schrift über 
das Erhabene im Evangelium. Ein protestantischer Geist- 
licher war es, einer von den vielen Protestanten, mit denen 
Gerbert befreundet war und in Korrespondenz stand, der 
ihn die ganzen zehn Jahre, die er an dieser Schrift arbeitete, 
mit Literatur versehen und in massgebender Weise beraten 
hat: der Antistes der Züricher Kirche, Joh. Jak. Hess, der 



-S lc iwww 



312 



Pfeilschifter. 



als biblischer Schriftsteller und Prediger hochgeschätzt 
und auch mit anderen katholischen Geistlichen — ich 
nenne nur Sailer und unseren Hug — befreundet war. 
Ihn bat Gerbert, dass er ihm sein Manuskript schicken 
dürfe, und er hat es erst nach längerer Zeit, reichlich ver- 
sehen mit umfassenden Bemerkungen über die wichtigsten 
Fragen, zurückerhalten. Gerbert hat manches nach diesen 
Ratschlägen verbessert. Dass er nicht auch den Titel 
geändert hat, ist auffallend; denn er entspricht tatsächlich 
nicht ganz dem Inhalte. Dieser ist nicht vorwiegend ein 
ästhetischer, um durch das Sublime im Evangelium dessen 
göttlichen Ursprung darzutun, sondern er ist ein aszetischer; 
wir haben Betrachtungen über das ganze Leben Christi 
und über die Hoheit seiner Worte und Taten; nur ganz 
selten finden sich Hinweise auf die Zeitgeschichte, nament- 
lich auf die Lage der Kirche in Frankreich und auf den 
Unglauben der antireligiösen Aufklärung. Leider konnte 
der greise Verfasser das Werk, an dem er gearbeitet hatte, 
bis der Tod ihm die Feder aus den Händen nahm , nicht 
mehr selbst publizieren. Es kam als opus postumum im 
Sommer 1793 — im Mai war Gerbert gestorben — ans 
Licht durch die Sorge seines treuen Mitarbeiters und Nach- 
folgers Ribbele'). Gerbert hatte im Sinne gehabt, das 
Werk zu seinem fünfzigjährigen Priesterjubiläum, das in 
den Mai 1794 gefallen wäre, seinen Milbrüdern als ein 
Geschenk seiner letzten Liebe zu widmen. Ahnlich wie 
er auch schon zu seinem fünfzigjährigen Professjubiläum 
im Jahre 1787 eine Schrift über »Die hl. Einsamkeit oder 
geistliche Exerzitien« mit reichster Verwertung der Väter- 
literatur für seine Mönche geschrieben hatte. So betont 
die letzte literarische Tätigkeit Gerberts nochmals, dass er 
mit Herz und Seele ein frommer Mönch und ein für das 
religiöse Leben der Seinigen treu besorgter Abt gewesen ist. 
Wie wenig inneres Verständnis der freidenkerische 
Nicolai auch für das Mönchtum hatte, den Eindruck nahm 
er doch von Gerben mit, dass es dem Abte heiliger Ernst 
gewesen ist mit den religiösen Pflichten des klösterlichen 
Lebens*). Und Zapf weiss zu berichten: »Die drei ersten 

'» De Sublimi in Evangelio Christi juxta divin am Vcibi incamali oeco- 
nomiam. 3 Oktavbände. St. Blaien, 1793. — *) A. a. O. S. 134. 



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Ffl!HaiQMUMIV[R'iH 



Martin Gerber! von St. Blasen. n ? 

Morgenstunden waren dem Gebet und den religiösen 
Übungen bestimmt, und täglich, selbst auf Reisen, wohnte 
er zwei Messen bei«'*. Dabei halte aber seine Aszese 
keineswegs etwas Weltscheues oder Finsteres an sich. 
Nicolai schildert ihn also: »Sein Gesicht war offen, und 
heiter seine Mienen, der Blick seiner Augen aufmerksam 
und verständig, sein ganzes Wesen unbefangen und freund- 
lich. . . . Dieser edle Mann hatte etwas ausgezeichnet 
Wahres und Herzliches, etwas Bescheidenes und doch 
Würdiges, etwas Heiteres und Zuvorkommendes und doch 
dabey sehr Anständiges in seinem Gesichte und in seinem 
ganzen Wesen. ... Er empfing uns nicht wie ein Reichs- 
fürst, nicht wie der Abt eines Stifts, sondern wie ein freund- 
licher und unbefangener Gelehrter ohne alle Prätension, 
der sich Fremden gerne mittheilt. . . . Hoher Verstand und 
Wohlwollen offenbarte sich in seinen Gesprächen . . . Seine 
Wohnung war wohlangelegt, simpel und geschmackvoll 
möbliert, aber nicht prächtig. Alles verrieth den mäßigen, 
gelehrten und über allen Prunk erhabenen Mann. ... Im 
Umgange war er sehr jovialisch und munter, obgleich mit 
feinstem Sinne für Anstand und SchickHchkeit.« . . .*) Zapf 
ergänzt das Bild: »Wiz in einem feinen Doppelsinn ge- 
brauchte er oft, und dies zeugte von seinem Umgang mit 
der gebildeten Welt. ... Er ist beständig aufge\*eckt, 
munter und lebhaft, und unterhält seine Gäste mit seinen 
lehrreichen Unterredungen aufs angenehmste. ... Er zeigte 
so erstaunend weitläufige Belesenheit, dass er sich selbst 
oft verirrte und unvermerkt von dem Hauptgegenstand 
auf einen anderen verfiel. Er ist wie ein reißender Strom, 
wenn er in sein Lieblingsfach kommt, der mitnimmt, was ihm 
im Wege ist. Seine ganze ehrwürdige Gestalt.die von einer 
mittelmäßigen Größe, aber ungemein angenehmer Bildung 
ist, prägt jedem, der sich ihm nähert, Ehrfurcht und Liebe 
ein. . . . Sanft und menschenfreundlich war seine Seele, aber 
erst durch eine sorgtältige Bildung siegte er über sein sonst 
natürlich hiziges Temperament. Grösste Einfachheit des 
Geistes war ein Hauptzug seines Charakters.« . . .») 



»} Ausgabe von 1796 S. 189. — *) A. a. O. S. 75— 84, 131. — 

*) Ausgabe von 1796 S. 192 IT.; Ausgabe von 1782 S. 230; Aufgabe von 

1786 S. 63 f. 

Z«ii*chr. f. Gctch, d. Obtrrh, N.F. XXVIII. a. 21 



wÄÄ 



3'4 



Pfeilschifler. 



»Nach dem Beispiel dieses edlen Abtes, so schildert 
Nicolai weiter, hat sich auch sein Stift gebildet. Alle sind ge- 
lehrte Leute; an allen, die wir sahen, bemerkten wir das 
heitere, unbefangene, gefällige, herzliche Wesen ihres Ober- 
haupts, mit eben dem strengen Sinn für Wohlstand und 
Schicklichkeit verbunden, der ihr Oberhaupt auszeichnete« 1 ). 
— Zapf und Sander erhalten keinen anderen Eindruck: »Man 
spricht mit keinen im Kloster eingeschlossenen düsteren 
und mürrischen Männern , sondern man spricht mit ein- 
sichtsvollen Männern, die alle Welt- und Menschenkenntnis 
besitzen und vertraut und freundschaftlich im tätigsten Wir- 
kungskreise untereinander leben und miteinander gemein- 
schaftlich arbeiten« 3 ). — »Die Religion hat hier ihre inbrün- 
stigen Verehrer, aber die Wissenschaften haben auch ihre 
Pfleger und Freunde. . . . Das grosse und vortreffliche Muster, 
das alle immer im Vorsteher dieser Gesellschaft erblicken, 
wirkt Nacheiferung bei allen. . . . Man schickt deswegen von 
vielen Örtern dem Fürsten immer junge Leute zu, damit sie 
unter seinen Augen gebildet werden, an allen seinen löblichen 
und nützlichen Einrichtungen, die gewiss das Wohl der 
Kirche, der Staaten und der Menschheit zum Zwecke haben, 
teilnehmen, und an ihm selber die wahre Würde des Gottes- 
gelehrten lernen sollen. Auch die weltlichen Bedienten 
des Fürsten ahmen seinen leutseligen, gefälligen, frei- 
mütigen und menschenfreundlichen Verkehr nach , und 
man hört auch nicht, dass die Unterthanen murren und 
klagen. . . .«>) 

Fürwahr, das sind Worte von protestantischen, zum 
Teil rationalistisch aufgeklärten Gelehrten und Schrift- 
stellern, die uns beweisen , wie sehr Gerberts Persönlich- 
keit und Lebenswerk nach seinen Intentionen in der Tat 
die wirksamste Apologie des Klosterlebens gewesen sind, 
dem man in diesen Zeiten so vielfach das Existenzrecht 
abgesprochen hat. 

Erweitert wird diese Reihe von Argumenten und damit 
zugleich ein letzter Ausblick auf Gerberts weltweite Tätig- 
keit gegeben, wenn ich zusammenfassend Sie noch einmal 



'» A. a. O. S. 86. — -) Zapf, Ausgabe von 1796 S. 176. — ■} Sander 
a. ■. O, S. 136 f. und 238. 



8 lc «wctonÄ 



Martin Gerbeil von St. Blasen. 



3'5 



hinweisen darf auf den grossen Kreis seiner Interessen am 
Gesamtleben seiner Zeit. Es gab kaum eine Frage, an 
deren Erörterung bezw- eingreifender Behandlung er nicht 
beteiligt gewesen wäre. Zu einem guten Teil ist auf diese 
Weise sogar seine literarische Tätigkeit bestimmt worden. 
Den Jansenismus, den Febronianismus, den Nuntiaturstreit, 
den Emser Kongress, die Synode von Pistoja, die radikale 
französische Aufklärung und Revolution, seine Abwehr 
gegen die widerchrisilichc und antireligiöse Aufklarung in 
Deutschland habe ich schon gestreift. Ebenso seine Reform- 
arbeiten auf den Gebieten der Kirchenmusik und des 
Kirchengesanges wie des Unterrichts in der höheren, 
namentlich theologischen t und in der Volksschulbildung. 
Dann erwähne ich noch — um vieles andere nicht Un- 
wichtige der Kürze der Zeit halber zu übergehen — die 
an den Namen des erfolgreichen Gesundbeters Gassner 
sich anschliessende Bewegung, der Gerbert sympathisch 
gegenüberstand; den Fuldaer Versuch behufs Vereinigung 
der christlichen Konfessionen , gegen welchen er eine ab- 
lehnende Haltung einnahm; und die Fheangelegenheit des 
Herzogs Karl von Württemberg und der Gräfin Franziska 
von Hohenheim. in deren Interesse er erfolgreich in Rom 
tätig war. Und wieder eine Fülle ganz anders gearteter 
Interessen : politische, soziale und künstlerische wurden 
umschlossen durch seine Aufgaben als Regent der Graf- 
schaft lionndorf, als Grundherr der weitausgedehnten 
St. Blasianischen Herrschaftsgebiete und als Abt einer 
hochstehenden , grossen Mönchsgemeinde, der er Kirche 
und Kloster so praktisch und herrlich neu erbaut hat. 

Wenn wir all die hundertfachen Ausstrahlungen dieser 
grossen Lebensenergie in einem Brennpunkte zusammen* 
fassen, dann leuchtet uns aus demselben eine Persönlich- 
keit entgegen» welche einen der ersien Platze verdient in 
der Ruhmeshalle der geistlichen Reichsfiirsten, der grossen 
Abte, der bahnbrechenden Theologen, der weitausschauen' 
den Historiker, der opferfreudigen Organisatoren gemein- 
schaftlicher Gelehrtenarbeit und der wahrhaft vornehmen 
Menschen des 18, Jahrhunderts. 



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M is zelle. 



Friedrich Karl von Moser und die russisch-hessischen 
Heiratsverhandlungen von 1773. — Unter Papieren, die un- 
längst In den Besitz des Gross!», General-Landesarchivs gelangten» 
befand sich auch ein Schreiben des Hessen-Darrastädtischen 
Präsidenten Friedrich Karl Freiherrn von Moser» des bekannten 
Staatsmannes und Publizisten. Ks stammt aus dem Jahre i;wi, 
aus einer Zeit also» wo Moser nach langem» erbittertem Kampfe 
wegen seiner Dienstentlassung mit der Darmstadter Regierung 
und dem neuen Landesherrn seinen Frieden geschlossen hatte 
und den Abend seines schicksalsvollen, bewegten Lebens in 
seiner schwäbischen Heimat, zu Ludwigsburg, ruhig in gelehrter 
Arbeit verbrachte* Auf eine an ihn ergangene Anfrage berichtet 
er einer befreundeten »Excellenz* anschaulich und launig über 
die Verhandlungen, die er als Bevollmächtigter des Landgrafen 
bei der Vermählung der Prinzessin Wilhelmine (Natalic) mit dem 
Grossfürsten Paul von Russland wegen der Ehepakten der 
hessischen Fürstentochtcr 1 773 in Petersburg zu führen hatte. 
Der Bericht sollte, wie sich aus dem Inhalt ergibt, einem in 
ähnlicher Lage sich befindenden deutschen Fürstenhofe zur 
Information dienen; damit konnte 1793 nur der Karlsruher Hof 
gemeint sein, denn eben im Mai dieses Jahres hatte in der 
Schlosskapelle des Winterpalais zu Petersburg die feierliche Ver- 
lobung einer Enkelin Karl Friedrichs, der Prinzessin Luise (Elisa* 
beth) von Baden, mit dem Grossfürsten Alexander stattgefunden 1 }. 
In dem Minister Wilhelm von Edelsheim, der als Vertrauens- 
mann des Markgrafen die gesamte Korrespondenz in der An- 
gelegenheit führte , haben wir somit auch den ungenannten 
Adressaten zu suchen. Er halte Moser um Auskunft gebeten, 
wie es seinerzeit bei der hessischen Heirat mit Ehevertrag und 
Verzicht gehalten worden sei. Mosers Antwort bestätigte seine 
Vermutung, dass wider alle fürstenrechtlichc Tradition damals, so 
wenig, wie bei der zweiten Vermählung Pauls mit der Prinzessin 
Sophie (Maria) von Württemberg Ehepakten unterzeichnet worden 
seien 2 ). Infolge dessen sah man offenbar auch in Karlsruhe 



') Vergl. dazu Graod-duc Nicolas MikhaYlo witsch , L'impiralricc 
Elisabeth 1, 22- — *) Auch bei der Vermählung Helen. III. mit Elisabeth 
sind sie unterblieben. Er&l unter Kaiser Alexander I. brach man mit dieser 
Cbung; die Ehcsclilicssun^ des GrossfÜrsten Nikolaus und der Prinzessin 
Charlotte von Preussen wurde durch feierlichen Vertrag besiegelt 



Google 



Mi&jcclle. 



3'7 



davon ab und beschränklc sich darauf» die nach den Haus- 
besetzen vorgeschriebene Ausstellung einer Verzichturkunde ') 
seitens der Verlobten zu fordern, die denn auch nach der Ver- 
mählung» durch den Tod Edelsheims und andere Zwischenfalle 
verzögert» unler Ruckdatierung auf den lfJ?2« Mai 1794, am 
4. April 1795 stattfand. 

Ich lasse das hübsche Schreiben Mosers» das für den Ver- 
fasser ungemein charakteristisch ist und inhaltlich in mehrfacher 
Hinsicht der Mitteilung wert ist» im Wortlaute folgen. 



Ludwigshurg den 4. Juli 1/93- 

Da die Belagerung von Mainz unter dem Commando des 
Gr. v. Kaikreuth und die von der H» Hethmann nach den 
Wüiibchen Ihro König!» Preußisch-Süd-West- und Ost-Polnischen 
Majestät immer noch bO lang dauern möchte» um allenfalls einen 
fußgehenden Boten in das rechtgläubige Petersburg schicken zu 
können v so tummle ich mich » wegen meiner übennorgenden 
Abreise in das vor gichtkranke Männer und unfruchtbare Weiher 
gleich heilsam sein sollende Liebenzeller Bad, doch, Dero Ver- 
trauendes» verehrungswürdiger Freund, vom gestrigen ungesäumt 
zu beantworten. 

Bei der Russisch* H[essen]I>artnstadter Vermählung an. 73 
war es in dem mit H. v, Aßeburg 2 ) auf prasumirtes Vor- und 
Mitwissen seines Hofs concertirten Plan» daß allerdings Ehe- 
pakten gemacht werden würden« sollten und müßten. Dies war 
auch der hauptsächliche Beweggrund meiner« ganz gegen meinen 
Wunsch und Willen, mitten aus andern dringenden Geschäften 
heraus forcirten Mission nach Petersburg 11 ). Hei meiner ersten 
Besprechung mit dem damaligen Cabinets- und dirigireudeu 
Minisire, Grafen l'anin, lande dieser höchst respectable und höchst 
phlegmatische Mann nichts natürlicher und mehr in der Ordnung 
der Dinge« denn dieses. Die selige Landgräfin*) war von ihrem 
Gemahl ohnehin darüber verständigt» wußte diesen pruci>eti 
Zweck meiner Mission, beantwortete aber anfänglich meinen 

! } VergL das Testament des Markgrafen Georg Friedrich von 1615. 
Sachs, Gesch. der Markgrafschnft IV. 4.61. — *) Achate Ferdinand Freiherr 
von der AlMbüfg, der sputete russische Gesandte am Reichstage zu Regen*- 
buig, der in der hessischen Heitatsangelegenhcit ilie Verir.ittlerrolle über- 
nommen hatte. Vgl. Denkwürdigkeiten des Frh. A* F. von der A*se- 
burg, ha. von Vamhagen v. En*.e S, 244 ff. — *) über diese Mission, die 
übrigen* auch rein politische Zwecke verfolgte« vergl. auch Allg. Deutsche 
Biographie tHcidcnhcimcr) 22, 773; er fand bei der Kaiserin, die ihn 
schätzte und für den russischen Dienst *u gewinnen suchte, ausgezeichnete 
Aufnahme. — *) Karoliue Luise, die »gtoßc* LandgTätin, Gemahlin des Land- 
grafen Ludwig IX. von IIctscn-Daimsiadt, und Freundin Katharinas IL 



t »OOgK .,..,. 1 ,:;.;.,?.■ |. 



3"« 



MUrtllc. 



Vortrag nur mit einem: Hum! Ja! ich will mit der Kaiserin 
reden u. s. w. P wiche aber, so oft ich dies Thema wieder berührte» 
geflissentlich aus; ich keilte wieder an Gr. Panin, der mich 
bald an die Kaiserin» bald an die Landgräfin verwiese, bald mit 
seinem ewigen: »Plastra* (Morgen!) abfertigte. So gingen Wochen 
und Monate fruchtlos herum, die Großfürstin wäre indessen 
griechisch gemacht, verlobt und der Termin zur wirklichen Ver- 
mahlung angesetzt. Da lief mir das Wasser bis an den Mund, 
und ich sähe mich zu einer ernsthaften mündlichen Vorstellung 
an die Landgrain . genötigt , welchen Vorwürfen und Verant- 
wortung sie sich selbst und mich bei ihrem Gemahl und fürst- 
lichen Haus durch Unterlassung der Ehepakten aussetze. Da 
ginge sie denn endlich mit der Beichte heraus: die Kaiserin 
wolle durchaus nichts von Khepakten hören. Sie» Frau Catha- 
lina II., habe auch keine Khepakten gehabt und sie seie noch 
sehr froh darüber. Das eigene Interesse der Prinzessin erfordere 
auch schlechterdings, dass sie keine Khepakten mache. Wenn 
solche gemacht würden, müßten sie durch den Senat passiren 
und daselbst enregisirirt werden. Wenn sich nun Fälle ereig- 
neten, die man nicht just vorhersehen könne, so würde sich der 
Senat in die Sache m£Iiren wollen, und dann würde die Prin- 
zessin höchstens das bekommen, was ihr in den Khepakten ver- 
sprochen worden; wenn aber keine Khepakten da wären, so 
nähme man, was man kriegte. 

Der Sinn dieser viel bedeutenden Worte erklärt sieh nur 
aus der damaligen höchst kritischen Lage der Kaiserin» aus den 
bald nachher entsponnenen französischen Cabalen zu ihrer Knt- 
thronung, aus der Conspiration des Großfürsten, der Großfürstin 
und des Krbprinzen von D[armjbst[a]dt» aus dem Dasein des 
Prinzen Heinrich von Preußen und aus dem Sieg der Kaiserin 
über alle jene Kindsköple, das tragische Knde der Dannb- 
städter Großfürstin mit eingeschlossen 1 ), welches Alles aber nicht 
hierher gehört» 

Da sich die Krau Landgräfin von den Argumenten der 
philosophischen Monarchin aus sympathetischen Gefühlen ihres 
eigenen hohen Geistes fest überzeugt hielte und kein Wort 
weiter darüber verlieren wollte, vielmehr mir vor die Stirn hin 
erklärte: daß sie diese ganze Sache mit ihrem H. Gemahl selbst 
und unmittelbar ausmachen wolle, so war ich mit meinem Latein 
natürlicher Weise nun auch zu Ende. Um so hartnäckiger be- 
stünde ich aber bei der Landgräfin und dem Gr. Panin nun- 
niehro darauf« daß dann doch die Verzichtsakte von der Groß- 
fürstin und ihrem Gemahl ebenso , wie von dem Kronprinzen 
von Preußen und dessen Gemahlin *) geschehen, vollzogen werden 



*( Sie starb im April 1775 im Wochenbette, — *) Friederike Luise 
von Hessen-DarmsUdt , seit 1760 Gemahlin des Kronprinzen Friedrich Wil- 
helm von Preus^en* 



*&k wiÄ~Ä 



Miizelle. 



3*9 



müßte. Die Landgräfin fertigte mich kurz damit ab: das ginge 
sie nichts an und sie raSlire sich darein nicht. Der Graf Panin 
war aber auf mein Kneten» Bitten und Treiben so ehrlich» der 
Kaiserin Vortrag darüber zu tun, welches in der ersten Auf* 
wallung zu allerhand tuauvaisles] plaisanteries Anlass gäbe, wie 
mir dann wenige Tage hernach Ihro Majestät in einer langen 
Unterredung in dein Abend-Appartement hinleierte (?): die teut- 
scheti Fürsten wären gemeiniglich sehr reich an allerhand lächer- 
lichen Anmaßungen, wenn lnan's aber bei Licht besähe, so 
hätten die meisten von ihnen nur einen Gott und einen Rock, 
Ich bliebe die derbe Antwort nicht schuldig, ließe mich aber 
in meinem Plan nicht irre machen. Die Großfürstin wäre längst 
vermählt» die Landgräfin stunde auf dem Punkt ihrer Rückreise, 
ich declarierte aber; Ich würde ehender nicht um meine Ab- 
schiedsaudienz bitten, noch weniger aus Petersburg selbst ab- 
reisen, bis ich den Verzicht — der nach einem alten Canzlei- 
formular und dem Berliner Muster moduliert war — vollzogen 
in meiuem Portefeuille hätte. Die Frau Landgräfin reiste wirklich 
ab, und ich blieb eingemauert zurück. Ich besprach mich mehr- 
malen darüber mit dem Großfürsten, der es höchst billig fand, 
Sieb aber in seiner jugendlichen Unschuld darüber herzlich 
lustig machte, am Ende aber immer es auf seine Gemahlin 
schöbe, die nichts davon wissen und hören wollte, weil ihre 
Frau Mutter nichts davon gesagt habe. Ein Nebenumstand half 
mir endlich aus der Verlegenheit. Der Negociator dieser Ver- 
mählung, H. v, Asseburg, mußte eine anständige Belohnung haben. 
Vom H. Landgrafen, der ihn nicht riechen noch sehen wollte, 
war an keinen Heller zu denken, da träte die Großfürstin ins 
Mittel und bestimmte ihm die 20000 fl. Heiratsgut zum Präsent. 
In dem Verzicht war sich auf diese 20000 fl, dort bezogen. 
Da stellte ich der Großfürstin vor, daß bei der beharrlichen 
Verweigerung des Verzichts niemand mehr als der Prh, v, Asse- 
burg zu bedauern wäre, der nun am Ende leer ausgehen müsse, 
indem mein Herr nun und nimmermehr zugeben würde . daß 
ihm ein Heller ausbezahlt würde, wenn ich ohne die Verzichts- 
akte zurückkäme. An diesem Eisbock brach sich dann der junge 
eiserne Kopf, und die bereits auf ihren jungfräulichen Stand 
retrodatierte Urkunde wurde erst im Nov, 1793 *)■ etliche Tage 
vor meiner lebensgefährlichen Rückreise, unter vielem Gelächter 
und Possen des damals noch sehr verliebten Großfürsten wirklich 
vollzogen. 

Dies ist die kurze unerbauliche diplomatische Geschichte 
dieser Urkunde. Aus Gründen, die mir erst 14 Jahre hernach, 
während meiner Darinstädter Fehde wichtig wurden, mußte ich 
mir erst selbst Glück wünschen, standhaft behairt und durch 
respectueuses Nachgeben nicht Prise über mich und meinen 

') Sic! lies: 1773. 



# WlÄÄ 



+ 20 Miszellc. 

Neidern nicht neuen SlolT zu Lugen und Verleumdungen ge- 
geben zu haben. Diese Gründe vermochten mich aber zugleich, 
diese Verzichtsurkunde mit einigen Glossen und Glößgen öffent- 
lich bekannt zu machen. 

Sie sieht in dem an, 1787 in Mannheim gedruckten "ten Band 
des Patriotischen Archivs lür Deutschland S. 475 ■), vielleicht ist 
das Werk in Carlsruh zu haben, und die Hinsicht der Urkunden, 
verbunden mit dem hier gegebenen Hohlspiegel , gibt vielleicht 
nicht nur brauchbare Winke, sondern bestimmt etwa um so eher 
Dero Betrachtungen, verehrtesler Freund, und Ihres guten gnädig- 
sten Fürsten Entschließungen » da beide Falle in tertio compa- 
rationis so viele Ähnlichkeit haben. 

Ich bitte vor dies Gekritzel einer kranken Hand und vor 
die Weitläufigkeit des Briefs um Verzeihung, Sollte sich ja 
noch Dunkelheit in meiner Erzählung finden, die mehrere zweck- 
dienliche Aufklärung erfordere, so stehe ich zu deren Ertheilung 
herzlich [gern] zu Diensten. Pforzheim liegt meines Wissens 
nur wenige Stunden von Calw und resp. Ltebenzell , mithin 
kann die Antwort noch immer zeitig genug kommen t ehe der 
Segen über das junge Fürstenpaar ausgesprochen wird. 

Noch eine Bitte zum Schluss: heißen Sie mich doch nicht 
mehr Präsident, der ich gottlob ! seit 1 3 Jahren nicht weiter als 
von meinem eigenen Hähnerhof bin, ohngeachtet ich mit K[aiser] 
Josephs Bewilligung, und als einem Regenschirm , meinen alten 
ehemaligen Reichshofrathsrock wieder angezogen habe, und daß 
diese Amphibien keine Exccltcnzen sind, weiß niemand besser 
als Euer Excellenz. 

F. v. Moser. 

Karlsruhe. Kart Obser* 

— 

-) Auszug aus der Verzichlurkunde vom 28. Sept. 1773 mit kürzet V01- 
bemerkung, wonach »auf Gutfinden Ihrer Majestät der Kaiserin und aus 
(iründen, die Ihrer Majestät richtig geschienen«, der Abschluss von Ehe* 
paklcn unterblieben sei. 



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fHIHOHWUHIVtR^TY 



Zeitschriftenschau und Literaturnotizen, 



Von Veröffentlichungen der Badischen Historischen 
Kommission ist erschienen: 

Oberbadischcs Geschlechterbuch, bearbeitet von 
J. Kind ler von Kn ob loch und O. Freiherr von 
Stotzingen. Dritter Band, ö. Lieferung (Reichlin von 
Meldegg— V. Reischach), Heidelberg. Winter, 191 r. 



Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und 
seiner Umgebung. 41. Heft, F. Schaltcgger: Dr. Johannes 
.Meyer f. S. VII— XIV. Nekrolog. — G. Meyer von Knonau: 
Zürcherische Beziehungen zur Reichsstadt Lindau, 
S. 3 — 13. Mitteilungen aus dem im zürcherischen Staatsarchiv 
aufbewahrten Korrespondenzen der Stadt Lindau mit Zürich, 
das bellum diplomaticum Lindaviense (1643 f-)» die Bedeutung 
Lindaus als Stapelplatz für den Salzhandel nach der Schweiz, 
die Gesuche der Stadt Lindau um Mannschafts- und Geldsub- 
sidien in den Kriegswirren des 18. Jahrhunderts u. a. betr. — 
Emil Bächler: Das Wildkirchli» die älteste prähistorische 
Kulturstation der Schweiz und ihre Beziehungen zu den 
allste in zeitlichen Niederlassungen des Menschen in 
Kuropa. S. 14 — 38, Bericht über die in den Jahren 1904 

— 1908 durch Otto Köherle und Emil Bächler ausgeführten 
Ausgrabungen in der sogenannten Wildkirchli-Kbcnalphöhle im 
Säntisgebirge. — K.J. Straub: Die Oberrheinschiffahrt im 
Mittelalter mit besonderer Rücksicht auf Basel. S, 41 

— l 10. Behandelt zunächst die »äussere Entwicklung« (Ge- 
schichte) der Oberrheinschiffahrt von ihren Anfängen bis etwa 
zur Mitte des 16. Jahrhunderts und hieran anschliessend deren 
^innere Organisation« in den Sehifferzünften unter besonderer 
Berücksichtigung der Geschichte der Basler Schifferzunft, — 
P. Beck: Die Jubelfeier im Kloster Weissenau im Jahre 
1 783. S. 1 1 1 — 1 28. Abdruck der von dem Abte Anton von 
Unold verfassten ^vollständigen Beschreibung« der zur Erinnerung 
an König Rudolf von Habsburg und an seine Schenkung der 



°gk mmSÜm 



322 



ZcitachrifLen&chau und Litcratumoüzen. 



Reliquie vom hlg. Blute Christi ara 500, Jahrtage dieser Schen- 
kung im Kloster Weissenau veranstalteten »Jubel-Feierlichkeit«. 
— Hans Georg Wir«: Zürich und Konstanz iro Kampf 
zwischen Ludwig dem Bayer und dem Papsttum. S. 129 
— 222. Kine auf gedrucktem und ungedrucktem Material be- 
ruhende Darstellung; ursprünglich auf österreichischer Seite 
stehend» traten die beiden Städte seit 1326 (Konstanz) und 
1 33 1 (Zürich) in dem Kampfe Ludwigs gegen die Anmassungen 
der Päpste Johann XXI] . Benedikt XII. und Klemens VI. ent- 
schieden auf die kaiserliche Seite; sie erlangten erst 1349 ihre 
Lösung vom Interdikt, — P. Büttler: Zwei Briefe von 
st, gallischen Gesandtschaften über die Vorgänge am 
Niederrhein im Frühling 1488. S. 222—230. Abdruck 
von zwei Berichten von Gesandten der Stadt und des Stifts 
St. Gallen an den Kaiser, die Befreiung der beiden Stände von 
der Teilnahme an dem Kriegszuge gegen die Stadt Brügge betr. 



Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Ge- 
schichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg» dem 
Breisgau und den angrenzenden Landschaften. 28, Band. 
Peter P. Albert: Zähringen, die Burg und ihre Besitzer. 
S. 1—88. Behandelt in 5 Abschnitten die Anlange der Burg, 
Name und älteste Geschichte» die Besitzer der Burg seit dem 
Aussterben der Herzoge von Zähringen {1218), Bau und Be- 
deutung der Burg und schliesslich die bildlichen Darstellungen 
der Burg. — Hermann Flamin: Ein Prozess des Buch- 
druckers Peter Schöffer von Mainz über seine Mainzer 
Ortsangehörigkeit vor den Gerichten zu Basel und 
Freiburg i. Br. 1479 — 1484. S. 79 — 124. Behandelt auf Grund 
der bereits von Karl Stehlin und I\ P. Albert veröffentlichten 
und einer Anzahl neuerdings im Freiburger Stadtarchiv zum 
Vorschein gekommenen Aktenstucke die vor den Gerichten zu 
Basel und Freiburg und dem Hofgericht zu Rottweil geführten 
Prozesse des Buchdruckers Bernhard lukus gegen die Mainzer 
Buchdrucker Konrad Henki und Peter Schöffer, die durch Be* 
schlagnahme von den letzteren gehörigen Bücherballen zu Frei* 
bürg und Basel veranlasst worden waren, — Josef Rest: Bei- 
träge zur Geschichte der Universität Freiburg. S. 125 
— 146. Handelt in drei Abschnitten über Freiburgs Anteil an 
der Gründung der Universität, über die Komreise des Syndikus 
Georg Rusch zur Krlangung päpstlicher Privilegien im Jahre 
1491/92 und schliesslich über das Universitätszepter, — Friedrich 
Hefele: Zur »Politischen Korrespondenz Karl Friedrichs 
von Baden 1783 — 1806». S. 14g — 154, Abdruck eines die 
badischen Gebietsansprüche betreffenden Schreibens des badischen 
Staatsministers Freiherrn Georg Ludwig von Edelsheim au den 
Kabinettsminister Freiherrn Sigmund Karl Johann von Reitzen- 



8 lc m^mmm. 



Zeitschnftenfrchau und LHeralurTinlitcn* 



3 2 3 



slein vom g. Januar 1806» das bereits im 5. Bande der »Poli- 
tischen Korrespondenz« anscheinend nach dem Original auszugs- 
weise veröffentlicht worden war, nach dem im Freiburger Stadt* 
archiv befindlichen, in mehreren Punkten von dem Original 
abweichenden Konzepte, — Hermann Flamm: Die Einführung 
des Gregorianischen Kalenders zu Freiburg i. Br. S. 135 
— 136. Sie erfolgte, wie Flamm auf Grund der Einträge in den 
Katsprotokollen und den Protokollen des Franziskanerkonvents 
nachweist, am 1 3-/23. Oktober 1583, 



Freiburger Münsterblätter. Jahrgangs (1912). — Emil 
Kreuzer, Der leitende Grundgedanke des Bilder* 
Schmucks ain Münsterhauptportal* S. 49 — 65. Zum Ver- 
ständnis dieses Bilderschmucks, der keineswegs dem Ideenkreis 
des Dominikanerordens entsprungen ist! bedarf es keines ge- 
lehrten Apparates» er erklärt sich, allgemein verstandlich, aus der 
Messliturgie des Kirchenjahrs und behandelt, wie im einzelnen, 
z. T. durchaus einleuchtend» nachzuweisen versucht wird» das 
Adventtherua, die Weihnachtszeit, die Ankunft des Herrn, die 
Versuchung und die Mahnung zum Wachen und Beten , zur 
Vorbereitung auf die Ankunft — Hermann Flamm» Hans 
Niesenberger von Graz, Werkmeister des Freiburger 
Münsterchors 1471 — 1491- S. 66- 84. Meist auf archiva- 
Itscher Grundlage beruhende Zusammenstellung des biographi- 
schen Materials über den Steircr Meister, der 1459 urkundlich 
zum erstenmal erwähnt wird, 147 1 den Ausbau des unvollendeten 
Kreiburger Münsterchors übernimmt, zwei Jahrzehnte hindurch, 
bis zu seiner Dienstentlassung leitet, zu Weissenau, Einsiedeln, 
Mailand, Emmendingen und Basel tätig ist und an letzterem 
Orte 1493 in ärmlichen Verhältnissen stirbt. Die Beilagen be- 
handeln die Freiburger Prozesse, in die N. verwickelt war, und 
geben mancherlei Aufschluss über seine Lebensverhältnisse. Die 
Frage, was er für den Freiburger Münsterbau geleistet, ob wirk- 
lich trotz zwanzigjähriger Arbeit nur die Aufführung der Chor- 
mauern und das Masswerk der Chorfensler ihm zuzuschreiben 
ist, wie es scheinen will, wird noch offen gelassen und bedarf 
näherer Untersuchung. — Peter F. Albert, Urkunden und 
Kegesten zur Geschichte des Frei burger Münsters, 
S. 85—104. Fortsetzung. Von 1446—1456 (nr. 581 — 667). 



Mannheimer Geschichtsblätter. XI V, Jahrgang, Nr« 1. 
Neuschloss bei Lampertheim. Sp. 2 — 7. Enthält in einem 
ersten Kapitel zunächst einen Bericht über den heutigen bau* 
liehen Zustand des vor 1474 durch Kurfürst Friedrich I, von 
der Pfalz erbauten und 111 den Jahren 1544 1 55Ö erweiterten 
Bauwerks. — Karl Zinkgräf: Ein bürgerlicher Haushalt 



^ mnamSim. 



3^4 



ZdUchriftqHchnu und LHeraiurnotuen. 



in Weinheim im Jahre 1830. Sp. 7 — 10. Mitteilungen aus 
der auf Ableben der Frau des Bürgers und Sternenwirts Jakob 
Schütz im Jahre 1.830 aufgenommenen Inventur. — Friedrich 
Walter: Karlsruhe oder Mannheim badische Residenz? 
Sp. 10— 16. Abdruck einer von dem Regierungsrat Friedrich 
aus Mannheim im Jahre 1804 an den Kurfürsten Karl Friedrich 
von Itadcn gelichteten Denkschrift, in der Friedrich mit grossem 
Eifer für die Ansprüche Mannheims eintritt (s. u.). — Karl 
Christ: Spcllenstechen, ein Pfalzer Orakel. Sp. 16—18, 
Ober den auch anderwärts bekannten Gebrauch der S pelle* 
Stecknadel zum Orakeln. - Miszellen: Ein Brautwerbebrief 
des Hofkriegsrats Wrede von 178b. Sp. 18 — 20. — Das 
Scottische Haus. Sp. 20* — Neuerwerbungen und Schen- 
kungen. 1 25. Sp. 20 — 24, 

Nr. 2. Karl Obser: Aus dem Briefwechsel Job. 
Ludwig Klübers. Sp. 27 — 33. Abdruck von Briefen von 
Görres, des Staatsrats Jose! Albert von Itttier» des westfälischen» 
später württembergischen Finanzministers Karl August von Malohus, 
des bekannten Nationalökonomen Karl Heinrich Rau und fies 
spätem preussischen Ministers des Innern Kaspar Friedrich von 
Schuckmann an den berühmten Staatsrechtslehrer und Publizisten 
Johann Ludwig Klüber aus den Jahren 1806 — 1817. — Friedrich 
Walter: Karlsruhe oder Mannheim badische Residenz? 
1 Schlau), Sp. 34 — 42. Abdruck der von einem ungenannten 
Verwaltung shearaten an ilen Staatsministcr von Edelsheim er- 
statteten Gegenbemerkungen auf die oben erwähnte Denkschrift 
des Regierungsrats Friedrich und biographische Notizen über 
den letzteren, der 1838 als badischer Gesandter beim Bundestag 
pensioniert wurde und 1843 starb. — C. Mehlis: Erklärung, 
Sp. 42 — 43. — Karl Christ: Erwiderung. Sp. 43 — 44- 
Miszellen. Hans Knudsen: Aus einem Briefe des Schau- 
spielers Heinrich Beck über die Belagerung Mann* 
heims 1795. Sp. 44 — 45. — G. C: Nochmals die Familie 
Rottmann. Sp, 45 — 46. — W. G[oerin|g: Aus dem Tauf- 
buche der evangelisch-lutherischen Gemeinde zu Mann- 
heim. Sp. 46 — 47, - Neuerwerbungen und Schenkungen. 
126, Sp. 4«. 

Nr. 3. Emil Schrieder: Franz Anton von Leydens- 
dorf (1772 — 1795). Sp, 51 — 60. Abdruck der von dem be- 
kannten elsässischen Schriftsteller Anton von Klein verfassten 
»Nachricht von dem Lehen und den Werken des Franz Anton 
von Leydensdorf Professors der Mannheimer Zeichnungsakademie 
mit ergänzenden Zusätzen. — Neuschloss bei Lampert- 
heim. IL Sp. 60—66 (s.o.). Auszugsweiser Neudruck eines im 
Jahrgänge 1879 der Darmstädter Zeitung veröffentlichten Vor- 
trags des Pfarrers Frohnhäuser, — Miszellen. F. Walter: 
Ansicht Mannheims, Aquarell von Franz Karl van Douwe 
ca. 1730. Sp. 66-67. "" A< Becker: ^Spellenstechen, ein 



^ lc h»Ä m Ä 



ZeiLschri(leu*ciiaL und LücraturnoLizciK 



325 



Pfälzer Orakel», und Goethe. Sp. 67. Ergänzende Mit* 
teilungen zu dem Aufsatze Christs in Nr. 1 der Geschichtsblätter 
(s. 0.). — Karl Christ: Die Waldbruderhüttc und die 
Rockenmahd bei Hirschhorn. Sp. 67—68.- G. Gh.: Der 
Jäger aus Kurpfalz. Sp, 68. — Neuerwerbungen und 
Schenkungen. 127. Sp. 70 — 72. 



Elsas sische Monatsschrift für Geschichte und Volks* 
künde: III. Jahrgang. 1912, Heft 10 — 12 (Januar — März iqi 3). 
Walter: Uhlands Beziehungen zum Klsass, S. 501 — 519, 
schildert die Beziehungen zu dem Mülhauser Dichterkreis, 
namentlich zu Friedrich Otte und August Stoeber, Abdruck 
einiger Briefe Uhlands und Stoebers. — »Aus der schinder- 
schen Familie« in Weissenburg;, S. 520 — 525, Auszüge aus 
den Weissenburger Magistratsprotokollen, Jahrgg. 1720 — 1725, 
die dortigen Scharfrichter betreffend. — Süss: Die Hexen* 
prozesse in der Herrschaft Rappolstein [sie!] (Schluss), 
S. 526—532, 574 — 582, Mitteilungen aus den Prozessakten von 
1627 — 1683. — Scherlen: Inventar des alten Archivs der 
Stadt Kaysersberg (Fortsetzung), S. 533—540, 583 — 590, 
640 — 646. — Herrmann: Neue Urkunden zur Geschichte 
der grossen Revolution im Klsass (Cahiers de dolcances), 
$• o-|l—548t 597— 6l *i ^53-668, vorlaufiger Abschluss der 
Arbeit; vgl. den letzten Band dieser Zeitschrift, S. 521 u. 709 
und oben S. '55. — Fuchs: Die Kultur der keltischen 
Voge sen sie delun gen mit besonderer Berück sie htigung 
des Wasser waldes bei Zabern. Ein Beitrag zur Früh- 
geschichte Kl sass- Lothringens, S. 549 — 565. 613- 632, 
über Lage und Entstehung und die Formen der Siedelungen, 
mit zahlreichen Plänen und Abbildungen. 



Strassburger Diözesanblatt : Band 32. Jahrgang 1913. 
Erstes — zweites Heft. Gass: Das konstitutionelle Priester- 
seminar (Fortsetzung), S. 21 — 29, handelt über die von aus- 
wärts gekommenen» als Lehrer am Priesterseminar tätigen Geist- 
lichen, unter denen Eulogius Schneider und Dereser die 
bekanntesten sind, und ihr Treiben in Strassburg. Seit Anfang 
1793 aller materiellen Mittel beraubt verschwindet das konsti- 
tutionelle Priesterseminar vom Schauplatz der Geschichte. — 
Gass: Das Priesterseminar im Exil, S. 69 — 78, Mitteilungen 
über die Ausbildung elsässischer Priester in Kttenheimmünster, 
Allerheiligen und in dem zum Besitz des Fürsten von Hohen- 
lohe-Bartenstein gehörigen Schloss Wolfsau bei Rothenburg ob 
der Tauber, über Priesterweihen in Gengenbach. 



fOOgle raaicuuHivffi: 



^2b ZeitÄchMfleiistfhau und Litcraiurnotizcn. 

Revue d'Alsacc: Nouvclle Serie, Band 14. Jahr ig 13. 
Januar-Februar-Heft. Kuhlmann: Ce que les Alleraands 
fireni de Tart de saint Louis, S. 5—18, sehr subjektive 
Ausführungen über die Dome zu Cöln und Strassburg. — 
Helmer: Un procis sur la ft^odalitÄ d'une redevance, 
S- 19— 37» behandeil einen in den Jahren 1809 — 1812 spielen- 
den Rechtsstreit wegen Zahlung herrschaftlicher Zinse. — Ober- 
reiner: Les Pferes Krust, S. 38—48, über die Brüder Franz 
Anton und Johann Michael Krust, die als Gegner Voltaires her- 
vorgetreten sind. — Mechler: Notes tirees des registres 
paroissiaux d'Eschentzwiller, S« 49 — 52, chronikartige Auf- 
zeichnungen aus den Jahren 1589 — 1Ö73. — Gasser & Ober- 
reiner: Un village de la Haute-Alsace, Wuenheim (Saite), 
S. 53—71» Auszüge aus dem »Wucnheimcr Gemeinbuch?, Mit- 
teilungen über Familien und bekanntere Persönlichkeiten aus W. 
— Bücher- und Zeitschriftenschau, S. 77 — 80. 



Revue catholique d'Alsace: Nouvelle Serie. Band 3 1 . 
Jahr 1912. Dezember-Heft. Band 32. Jahr 1913. Januar-Heft. 
Ingold: Les premi&res annees de Louis de Beer gou- 
verneur de Benevent (Suite), S. 707—714, 12 — 17, weitere 
Reisejahre bis zu den ersten Beziehungen zu Talleyrand (1800 
— 1803). — Sitzmann: Stephansfeld, S. 723 — 730, 18 — 28, 
skizzenhafte Schilderung der Schicksale bis zum Anfang des 
18, Jahrhunderts. — M- le vicaire-gencral Rapp (Suite), 
S. 747 — 758, — Landsmann: L'Ober-Salm ou Salm des 
Vosges, S. 33 — 39, gibt eine von den Anfangen des Klosters 
Senones ausgehende Schilderung der ältesten Geschichte bis 
in die zweite Hälfte des XIII. Jahrhuuderts, in der aber die 
Literatur nicht erschöpfend und nicht immer mit der nötigen 
Kritik verwertet ist. 



Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. 
XII. Band, J.Heft. H. Christ: Eine Basler Flora von 1022. 
S. 1 — 15. Mitteilungen über das 1622 erschienene Büchlein : 
*Caspari Bauhini Basil. archiatri catalogus plantarum circa Basi- 
leaui spontc nascentium«, — Willy Cohn: Die Basler Konzils* 
flotte des Jahres 1437. S. 16 — 52. Eine auf dem gedruckten 
Material» namentlich den in Bd. V des Concilium Basiliense ver- 
öffentlichten Aktenstücken aufgebaute, ausschliesslich die mari- 
timen Gesichtspunkte berücksichtigende Darstellung der Seefahrt 
der von dem Basler Konzil nach Konstantinopel abgeordneten 
Gesandtschaft. — August Bernoulli: Aus dem Basler Uni- 
vcrsitätsleben des XV. Jahrhunderts. S. 53 — 63. Abdruck 
eines Verzeichnisses der von dem Basier Professor Johann Ursi 
(Bar) aus Durlach vorgenommenen Promotionen und zweier von 
ihm gehaltener Promotionsreden aus der Handschrift > Varia 



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Zcitsch t i f I e iiächau und Litcraturnotizen. 



3*7 



Basiliensia* der Würzburger Universitätsbibliothek. — Martin 
Wackernagel: Miscelle. S. 64, Hinweis auf eine Arbeit 
von E. Cohn-Wiener über zwei, nach der Ansicht Cohn-Wieners 
vermutlich aus dera g. Jahrhundert stammende Steinreliefs im 
Basler Münster. — Fritz Vischer: Beiträge zur Geschichte 
der Mediation. Von ihren Anfängen bis zum Abschluss 
des Friedens zu Pressburg 1803— 1805. S. 65—193. Be- 
handelt in den zwei ersten Kapiteln zunächst die schweizerischen 
Verhältnisse zur Zeit der ausserordentlichen Gesandtschaften der 
französischen Generale Michel Ney und Honorc Vial (Februar 
1803 — Sommer 1804). 



Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, 
52. Heft. G. ßueler: Dr. Johannes Meyer. 1835 — 1911. 
S. 1 — 62. Biographie des am 8. Dezember 191 1 verstorbenen 
verdienten thurgauischen Geschichtsforschers nebst einem Ver- 
zeichnis seiner gedruckten und handschriftlichen Arbeiten. — 
E. Leisi: Die Wandgemälde der Leonhardskapelle in 
Landschlacht, S. 63 — 71. Berichtet im Anschluss an die 
von Friedrich Wieland! und Kranz Beyerle im 38. u. 39. Jahr- 
lauf des *Schau-in's-Land* veröffentlichte Arbeit über die in der 
genannten Kapelle in den Jahren 1907— 1909 freigelegten Wand- 
gemälde. — A. Michel: Altenburg-Mär stetten. S.72 — 75, 
Bericht über die im Jahre 1910 vorgenommenen Ausgrabungs- 
arbeiten der um 1 200 bereits zerstörten Burg. — A, Michel! 
Thurberg- Weinfelde n. S. 76 — 79. Bericht über die in den 
Jahren 1909 — 1912 durchgeführten Ausgrabungsarbeiten der ehe- 
maligen Burg Thurberg, bei denen eine steinzeitliche Land- 
ansiedelung aufgedeckt wurde. — J. v. Sury: Schlossbühl 
bei Kmmishofen. S. 79. Ober die Aufdeckung eines Kastells 
und die dabei zutage getretenen prähistorischen Funde. — 
A, Michel und 0. Nägeli: Alemannische Gräberfunde. 
S. 80 — 82. Über Gräberlunde bei Fimmelsberg und Erraatingen. 
— A. Lötscher: Das Prozessionale von St. Katharinen- 
thal. S, 82 — 86, Beschreibung und Inhaltsangabe einer von 
dem Thurgauischen Historischen Verein neuerdings erworbenen, 
aus dem Kloster St. Katharinenthal bei Diessenhofen stammenden, 
z. T. in der zweiten Hälfte des 15., z. T» in der zweiten Hälfte 
des 1 6. Jahrhunderts niedergeschriebenen und mit vielen 
Miniaturen illuminierten Handschrift. — J. Heierli: Prähisto- 
risches aus dem Kanton Thurgau. S. 87 — 103. Zusammen- 
fassende Übersicht über die bisher auf dera Gebiete der prä- 
historischen Forschung geleistete Arbeit und über ihre weiteren 
Aufgaben. — F. Schaltegge r: Thur gauer Chronik des 
Jahres 1911. S. 104 — 1 27. — J. Büchi: Thurgauische 
Literatur aus dem Jahre 1911. S, 128 — 136. 



°S* whiSmot 



t^8 Üeilschnfienachau und Literaturnotizen. 

Die Ahnenproben der Mainzer Domherren (= Quellen 
und Studien zur Genealogie I). Von Otto Forst. Wien und 
Leipzig, Verlag von Halm u. Goldmann, 1913. VIII u, 80 S. 
und 224 Tafeln quer-8°. 

Das Buch ist Stephan ICekule von Stradonitz und Otto Frh. 
von Dungern zugeeignet. Diese Widmung und die Einfügung 
des Werkes in eine geplante Reihe von Quellen und Studien 
zur Genealogie könnten die Meinung erwecken, dass hier die 
aus den Mainzer Ahnenproben auftauchenden genealogischen 
Fragen erörtert seien. Es handelt sich indessen tatsächlich um 
eine schlichte Quellenpublikation in Form von Ahnentafeln. Nur 
das Register bietet in den Vermerken über Herkunft, ständische 
und reichsrechtliche Stellung der Familien und in den knappen 
Literaturnachweisen eine kleine Vorarbeit für den 2. Band, der 
eine Untersuchung über den Begriff der Stiftsfähigkeit und deren 
Geschichte bringen soll. Der Titel des vorliegenden Bandes 
muss aber in anderer Weise gerade den Kundigen irreführen. 
Das Buch enthalt nicht «die« Ahuenproben der Mainzer Dom- 
herren, die uns von 1 393 a n erhalten sind, sondern beginnt 
erst mit dem Jahre 1637, mit den 16-Ahnen-Proben. -Von einer 
Veröffentlichung der älteren Domherrenproben rausste ich aus 
Raumrücksichlen absehen, auch hätten sie bei weitem nicht den 
Wert, der den 1 6-Ahnen-Pr oben als genealogischer Quelle zu- 
komml.i So sagt (S. VI) der Verfasser. Aber der »Auch<-Grund 
ist nicht stichhaltig, und die Raumfrage ist eine Geldfrage, deren 
Lösung in einem anderen Sinne man allerdings gewünscht hätte. 
Genealogische Quellen lliessen im späteren Mittelalter nicht so 
reichlich, dass man die Ahnenproben dieser Zeit einfach ignorieren 
könnte, und ihr geschichtlicher Wert überhaupt ist wahrlich nicht 
geringer als der des jüngeren Nachwuchses; von den Doraherren- 
prohen der Jahre 1393 — MQ9t <ius denen ich mir schon vor 
Jahren vollständige Auszüge angelegt habe, glaube ich das wenig* 
stens sagen zu können. Vielleicht folgt die Veröffentlichung der 
älteren Aufschwöruugen noch nach. Danken wir heute für das 
was vorliegt. Das Buch ist sehr klar angelegt und sehr gut 
gedruckt. Auf 224 Tafeln sind die Genealogien der einzelnen 
Domherren nach den Angaben ihrer Aufschwöruugen aufgestellt, 
in der zeitlichen Reihenfolge, wie sie das Allgemeine Reichs* 
archiv in München (nicht »das Münchener Archiv«, wie S. VI) 
diesen wertvollen Urkunden bereits gegeben hat. Ober die 
räumliche Ausbreitung und ständische Zusammensetzung der 
Familien und über den verhältnismässigen Anteil der einzelnen 
werden wir wohl später vom Verf. die erwünschten Obersichten 
erhalten. Die Dalberg und EIz.. die Franckenstein und Greiffenclau, 
die Hatzfeld und Metternich , die Schönborn , Sickingen und 
Waldbott v. Bassenheim heben sich besonders stark hervor, aber 
auch andere süd- und westdeutsche Familien haben in den 
1 */« Jahrhunderten ihren Blutanteil an dem Kapitelsbestande 



Vv c iftiHcoofriuwvift: 



Zcitschtiftcnschau und LiteiMurnotfxen. 



3*9 



gehabt, im ganzen treten nicht weniger als 572 Adelsgeschlechter 
auf, unter ihnen manche oberrheinische. 

Einige Kleinigkeiten waren anzumerken. Bedauerlich ist, 
dass die Tafeln mit römischen Zahlen bezeichnet sind; schon 
einzeln für sich wirken Zeichen wie CXCIX nicht erfreulich, in 
der Häufung aber, wie sie jede Seite des Registers bietet, sind 
sie unerträglich. Seinem sehr verständigen Grundsätze, die 
Namen in moderner Form zu geben, ist Forst nicht immer treu 
geblieben. So druckt er *Dieppurg* statt Dieburg (Taf. 1 u. ö„ 
aucli im Register S. 70), Buches statt Buches* Bayer von Boppart 
statt Beyer von Boppard, (Knebel von) RatzeneUenbogcn statt 
Kaiztnelnbogen. Das Register scheint im ganzen zuverlässig zu 
sein; immerhin habe ich, ohne viel zu prüfen, festgestellt, dass 
Joh, Einerlei) von Hourscheidt (Taf. 46) im Register (S* 8) fehlt. 
Auf die Lücken der Überlieferung (vgl. Taf. 17 u. 21) hätte in 
der (überhaupt gar zu knappen) Einleitung hingewiesen werden 
sollen, Oer vom Verf. S. VII mit der Bestimmtheit des Selbst- 
verständlichen hingestellte Satz: »die Edition der Ahnenproben, 
die eine Quellenpublikation ist, gestattet . . die Korrektur von 
Unrichtigkeiten der Quellen selbst dort nicht, wo sie .. offen 
zutage traten« ist für mich, wie ich gestehen rauss , ein metho- 
disches Novum, und ich würde es begrüssen, wenn der Verf- 
diesen Grundsatz schleunigst wieder preisgeben wollte; leise 
Ansätze zur Abkehr lassen sich jetzt schon feststellen (vgl. 
Taf. 7, Taf. 47, Taf. 65). Druckfehler scheinen sehr selten zu 
sein; Taf. 31 nr # 9 ist Weicht statt Weiler zu lesen, nr. 13 Dal- 
berg. Das Ganze ist jedenfalls der gute Anfang eines ver- 
heissungsvollen Unternehmens. F* Vigtner. 



E. Herr, Das ehemalige Frauenkloster Stndelsberg. 
Urkundenbuch mit einleitenden historischen Untersuchungen (Bei- 
träge zur Landeskunde von Elsass-Lothringen und den angren~ 
zenden Gebieten 42), Sirassburg, J. H. Ed. Heitz 1912, 256 S., 
Preis 12 M, 

Das Frauenkloster Sindeisberg hat in der elsassischen Ge- 
schichte keine besondere Rolle gespielt; von Maursmünster aus 
1 ] : 5 gegründet, 1488 dem Mutterkloster wieder inkorporiert, 
hat es über 350 Jahre lang ein beschauliches ländliches Still- 
leben geführt. In der Literatur hat man sich daher auch nur 
vorübergehend und flüchtig mit seinen Geschicken beschäftigt, 
so Spach in seinem Aufsatze: L'abbaye de Marmoutier et le 
couvent de S.« (1861) und Sigrist im [, Bande seiner Geschichte 
Maursmünslers. Ausserhalb des Elsass ist der Name des Klosters 
eigentlich nur durch einige wertvolle Stücke aus seinem Ur- 
kuudenfonds bekannt, die zu den grösslen Schätzen des Strass- 
burger Bezirksarchivs gehören. So konnte sich Herr, als er an 
den Plan , die noch vorhandenen Urkunden Sindeisbergs zu 

Zciuchr. I. Gticb, d. Obcrrh. K.P. XXVIII. a. ?2 



8 lc mSSStm^ 



330 



Zeilschriftenschau und Litcntumoiirtn. 



sammeln, herantrat, von vornherein sagen, das* er dabei auf 
wichtigere Ergebnisse für die Geschichte des Landes kaum zu 
rechnen habe. Immerhin knüpfen sich an die Geschicke des 
Klosters einige Fragen an, die von allgemeinerem Interesse sind; 
was sich darüber sagen lässt, hat H. in seiner ausführlichen, 
81 Seiten umfassenden Einleitung zusammengestellt. 

Schon die Gründungsgeschichte bietet eine Reihe inter- 
essanter Probleme. Eine eigentliche Stiftungsurkunde ist uns 
nicht erhalten und wird auch nirgends in unserer Oberlieferung 
erwähnt. Die sogenannte Gründungsurkunden ein Prachtstück 
mittelalterlicher Schreib- und Miniaturkunst» ist ja in Wirklich- 
keit nur eine Güterbeschreibung, die etwa ein Menschenalter 
nach der Gründung des Klosters angefertigt wurde. Diese zeigt 
nun eine seltsame Übereinstimmung in Datierungsfehlern mit 
einer uns nur in einer ziemlich gleichzeitigen Kopie überlieferten 
Urkunde Bischof Stephans von Metz über einen Gütertausch 
zwischen Sindeisberg und Maursmünster, die auch sonst allerlei 
Ungereimtheiten aulweist; dazu tritt dann noch eine nicht voll- 
ständig datierte, nur durch Inserierung in die grosse Güter- 
beschreibung erhaltene Urkunde der Meisterin des Klosters über 
das gleiche Tauschgeschäft. H. hat alle tatsachlichen Momente, 
die für eine Klarstellung der Beziehungen zwischen den drei 
Urkunden in Betracht kommen, sorgfältig zusammengetragen; 
dabei ist ihm allerdings entgangen, dass die Güterurkunde noch 
in einer zweiten, unvollendeten Ausfertigung im bischöflichen 
Archiv (Strassburger B. A. G 1373 [f]) vorliegt, der die Urkunde 
der Meisterin in einer besonderen gleichzeitigen Abschrift bei- 
gefügt ist. Dass H. die Frage gelöst hatte (er sucht sich durch 
die Annahme eines Lesefehlers des Kopisten der Stephanurkundc 
zu helfen), wird man nicht behaupten können; auch wenn man 
den Wortlaut der Urkunde nicht «pressw, so lassen sich doch 
Ausdrücke wie »diu« und »post multa tempora* unmöglich auf 
einen Zeitraum von kaum 4 Jahren beziehen. Um der Sache 
wirklich auf den Grund zu kommen, wird es noch einer ein- 
gehenden, mit allen Hilfsmitteln der paläographischen und diplo- 
matischen Methode arbeitenden Untersuchung bedürfen, die bei 
der Stephanurkunde einzusetzen hat; der Gedanke an eine Fäl- 
schung oder Verfälschung lässt sich nicht so leicht von der Hand 
weisen. Die Ausführungen über die Persönlichkeit des Gründers, 
die Beseitigung der Sindenuslegende (vgl. den ahd. Namen 
Sinduni — Sindene bei Körsteraann!) usw. wird man wohl ohne 
weiteres billigen können. Dagegen ruft die Art und Weise, 
wie H. die Abbildung im Mittelfelde der Güterurkunde zu deuten 
und zu verwerten sucht, schwere Hedenken wach. Bei solchen 
von der Miniaturtechnik beeinllusstcn Abbildungen wird sich, 
abgesehen von Fehlern des Zeichners und dem Mangel an Per- 
spektive, nie ganz sicher feststellen lassen, wie weit man ihnen 
im einzelnen trauen darf und wie weit Tradition und Vorlagen 



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Zeitschriftcnschau und I altera turn Otiten* \\1 

auf sie eingewirkt haben (vgl, Sigrists und Spachs Annahme von 
»byzantinischen Einflüssen«!). Wie sehr man sich bei der Fest- 
legung von Details in Acht nehmen rauss, ergibt sich daraus, 
dass z. B. das 2* Exemplar, das sonst mit der Abbildung in 
dem 1 . ziemlich übereinstimmt, eine ganz andere und wohl 
auch bessere Vorstellung von der Form des Turmdaches gibt. 
Was vollends H. über die Stellung des Turmes behauptet, ist 
nach beiden Abbildungen, wenn man ihnen nicht einfach Gewalt 
antun will, ausgeschlossen, mag man auch ihre Unbehilflichkeit 
und Fehlerhaftigkeit zugeben. Die mit ihrem »entweder — oder« 
schroff zugespitzten Bemerkungen (S. 26/27) halten der Wirk- 
lichkeit nicht stand; wir begegnen hier vielmehr der grössten 
Mannigfaltigkeit, vereinzelt sogar seitwärts stehenden Türmen; 
Rauten, die einen Vierungsturm und einen anschliessenden Chor 
mit Apsis haben, kommen oft genug vor, Aut einen ähnlichen 
Grundriss wurde auch die heute in Sindeisberg stehende Kirche 
hinweisen, die doch jedenfalls unier Benutzung der Oberreste, 
vielleicht auch der Fundamente des zerstörten Baues errichtet 
worden ist; damit würden sich dann auch ohne jede Gewalt- 
samkeit die Abbildungen der beiden Güterurkunden in Einklang 
bringen lassen. 

Nach einigen Bemerkungen über die Verfassungs- und Ver- 
waltungsgeschichte des Klosters, die uns seine allmähliche Ver- 
selbständigung gegenüber \faursmünster erkennen lassen, ferner 
über das kirchliche Leben in S M die Kaplaneien und die er- 
wähnenswertesten Persönlichkeiten (Liste der Meisterinnen!) 
kommt H. dann ausführlich auf die wirtschaftliche Entwicklung 
des Klosters, die Geschichte seines Güterbesitzes und seiner 
Einkünfte zu sprechen, wofür ihm das erhaltene Material reich- 
liche Ausbeute bot. Diese Ausführungen verdienen immerhin 
Anerkennung, wenn auch sein Versuch, die alten Ackermasse 
zu bestimmen {S. 92 — 94 Anm. 25} dringend der näheren Be- 
gründung bedarf. Jedenfalls ist H. der Nachweis gelungen, dass 
die wirtschaftliche Lage des Klosters noch kurz vor seiner Auf- 
hebung ganz gut gewesen ist, so dass die als Grund für die 
Inkorporation angelührte Behauptung, es stehe vor dem Zu- 
sammenbruch , hinfallig ist , wahrend der andere angegebene 
Grund, der Verfall der Klosterzucht, anscheinend nicht aus der 
Luft gegriffen war. Auf die Angaben des Maursmünsterer Abte- 
katalogs gestützt, legt H. vielmehr dar, dass Maursmünster sich 
in sehr schwierigen Verhältnissen befand und mit den Gütern 
und Einnahmen von Sindeisberg sich wieder herauszuhelfen 
hoffte. Freilich trogen diese Hoffnungen: die Bedingungen, die 
der Bischof stellte, wurden für das Kloster eine immer mehr 
drückende Last. Wir wissen zwar, dass auch sonst alle Kloster, 
wie z, B. Andlau, im ausgehenden Mittelalter unter schwerem 
wirtschaftlichen Drucke litten und dass Inkorporationen gewöhn- 
lich als Geschäfte zugunsten des inkorporierenden Teiles zu 

22* 



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332 



Zeiüchriftcnacliau uud LileraluriiGtixen. 



betrachten sind, aber zur völligen Sicherheit wäre es doch nötig, 
dass die Angaben des Katalogs an der Hand der erhaltenen 
Urkunden und Einkünfte- und Güterverzeichnissc von M. so weit 
als möglich nachgeprüft würden. 

Das sich anschliessende Urkundenbuch, das 62 Nummern 
und ein Ortsnamenregister umlasst, ist im grossen und ganzen 
sorgfältig gearbeitet; doch stören, namentlich bei den älteren 
Urkunden» hie und da Lesefehler; so ist s, B, in Nr. 2 (S. 86) 

xpe falsch durch Christo statt durch Christus aufgelöst; in der 
grossen Güterurkundc, bei der die Abweichungen des 2. Exem- 
plars nachzutragen sind, ist auf S. 98 curiam statt curtim zu 
lesen, auf S, qq (Z. 4) curiam statt curia; ebenda in der letzten 
Zeile glaubt H. fälschlicherweise Spachs Lesung Alteheim in Ute- 
heim verbessern zu müssen; es heisst deutlich Alteheim (im 
2* Exemplar Altheim); danach sind die Aura, 75 zu S. qq, 165 
zu S. 151, 176 zu S. 152 und 15 zu S. 200 zu berichtigen. 
Als Nachtrag sei hier noch eine leider stark zerstörte Urkunde 
(jetzt H 556 [3 a]) erwähnt, die von dem unter Nr. 17 gedruckten 
Zinsregister, dem sie als Umschlag diente, abgelöst worden ist; 
sie bietet Ergänzungen zur Gütergeschichte, zu der Meisterinnen- 
reihe» sowie zur Geschichte der Kaplaneien des Klosters, lässt 
sich aber leider nicht genau datieren, da die letzte Zahl der 
Jahresangabe fehlt. Wir erfahren hier, dass Else, die Tochter 
des Nicolaus Ulman von Oberehnheim für die noch zu gründende 
Präbende des Marienaltars eine Stiftung von 1 Pfund den. arg. 
jährlich einbringenden Gütern in Littenheim (vgl, S. 209 Aura. 14) 
gemacht hat; dafür verpflichten sich Hugo de Walhen und ein 
anderer Priester, die »gubernatorest der künftigen Präbende» ihr 
jahrlich die gleiche Summe bis zu ihrem Tode zu bezahlen, 
»actum VIII idus Julii anno domini millesimo trecentesimo octo- 

gesimo 

Die Publikation Heus ist im grossen und ganzen als ein 
schätzenswerter und fleissig gearbeiteter Beitrag zur Wirtschafts- 
und Lokalgeschichte des Kochersberger Hügeltandes und der 
angrenzenden Gebiete zu betrachten, dem man die Anerkennung 
in diesem Umfange nicht versagen darf 4 Karl Sienzel. 



Im 32, Heft der Mitteilungen des Historischen Vereins der 
Pfalz unterzieht Franz J, Bendel das Privilegium Kaiser 
Heinrichs V. für die Stadt Speicr vom 14. August mii 
einer Untersuchung. Als Ergebnis stellt er fest, dass Heinrich V. 
der Bürgerschaft von Speier nur einen Freiheitsbrief verlieh, 
dass dieser von Anfang an nur in epigraphischer Ausfertigung 
vorhanden war uud dass diese Art der Ausfertigung von vorn- 
herein die kanzleimässige auf Pergament ersetzen sollte. Die 
auf Eyscngrein zurückgehende Erzählung von der inschriftlichen 
Verewigung eines Privilegs Friedrichs 1. hingegen entbehrt jeder 



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■ .! 



Ztitschiiftcnachiiu uud Litcraturnotuca. 



333 



geschichtlichen Grundlage. Erst seit dem 14. Jahrhundert be- 
trachtete man falschlich das eine Privileg als zwei Freiheits- 
briefe. Über Material und Form der spätestens 1450 unter- 
gegangenen Originalinschrift lassen sich nur Vermutungen auf- 
stellen. 



Die Kurrheinischen Bündnisse bis zum Jahre 1386. 
Ein Beitrag zum Bündniswesen des ausgehenden Mittelalters. 
Von Dr. Luise von Winterfeld. Berlin, Weidmannsche Buch- 
handlung, 1912, VI -+- 123 S. *2»40 M. 

Die rheinischen Kurfürsten heben sich aus dem Kurkolle- 
gium als engere Gruppe deutlich hervor. In der Verbindung 
territorialer und reichspolitischer Bestrebungen liegt das Be- 
sondere und Bedeutende der kurrheinischen Bündnisse und das 
Lohnende einer Untersuchung über sie. Frl. v. Winterfeld hat 
das Thema mit vollem Verständnis aufgefasst und es Neissjg, 
selbständig, besonnen und im ganzen auch mit der wünschens- 
werten Genauigkeit behandelt. Die Arbeit , die aus einer 
Göttinger Dissertation erwachsen ist, führt von den ersten Bünd- 
nissen bis zu dem ersten Münzverein, der 1386 die neu ge- 
ordnete äusserpolitische Einheit durch die handelspolitische zu 
ergänzen sucht, und sie weist in ihren Ausblicken auf den Ab- 
schluss des karrheinischen Kreises hin, dessen Vorgeschichte 
sie in sehr erfreulicher Weise aufgehellt hat. Auf einen näheren 
Bericht über Gang und Ergebnisse der Untersuchungen muss ich 
verzichten, um einige Bedenken, Beanstandungen und Berich- 
tigungen vorbringen zu können. Ich beschränke mich dabei 
auf einzelne Verträge und Bündnisse, möchte aber bemerken» 
dass die Darlegungen über die Anfange des kurrheinischen 
Bündniswesens überhaupt der Vertiefung fähig wären; die 
historisch-geographischen und die historisch-politischen» reichs- 
und territorialgeschichtlichen Voraussetzungen sind kaum flüchtig 
angedeutet, während sie in ihrer grundlegenden Bedeutung 
{namentlich die geographische Berührung und die Notwendigkeit 
der Durchdringung territorialer und reichspolitischer Interessen) 
genauer zu würdigen waren* — In der Kennzeichnung der 
Politik Werners von Mainz kann v. W, im wesentlichen den 
Darstellungen v. d* Ropps und Redlichs folgen. Aber die Ver- 
einbarung der rheinischen Kurfürsten über die Wahl Rudolfs 
darf in ihrer allgemeinen Bedeutung nicht so hoch gewertet 
werden, wie es S, 11 geschieht; die Verf. scheint zu vergessen, 
dass damals der Gedanke der Mehrheitswahl noch nicht durch- 
gedrungen war. — Die mainzisch-kölnische Opposition gegen König 
Albrecht glaubt Verf. auf Gerhard von Mainz zurückleiten zu 
können; ihre Beweisführung ist indessen nicht bündig, das Er- 
gebnis keineswegs lunzweifelhaft« (S. 15). Sie hätte sich übrigens 
mit F. Kern, Die Anfänge der französischen Ausdehnungspolitik 

Zttltthr. r. Cttd», <T Obtrrh. N.F. XXV HL ». 23 



t >OOgle .,..,. 1 .. = ■:■-. f : ■ i 



334 



Zeitschriftenschiut und LileratunioIiMih 



203 ff. auseinandersetzen müssen. — Bei der Auslegung des 
niainzisch-plalzischen Bündnisses vom 27. März 1311 (vgl. jetzt 
Vogt, Mainzer Kegesten i, 247 nr. 1411) macht sie sich un- 
nötig Schwierigkeiten (19 f.); von den »ständigen Gerichten* 
der Fürsten kann nicht die Rede sein, lediglich das Schieds- 
gericht ist gemeint. — Auch zu den im ganzen wohl gelungenen 
Darlegungen über die unter der Führung Balduins von Trier ins 
Grosse wachsenden bündischen Bewegung der Zeit K. Ludwigs IV. 
ist einzelnes zu erinnern. In den ausführlichen Angaben über das 
Bündnis ßalduins mit Peter von Mainz vom 26, April 1315 ist 
eine wichtige Bestimmung falsch' wiedergegeben; Batduin erklärt, 
dass er die gen. Herren keinesfalls gegen Peter unterstützen 
werde, nicht aber (so v. W» S. 23), dass er dem Krzbischof 
gegen sie keine Hilfe gewähren wolle. — S» 24 war zum Ver- 
ständnis des Koblenzer Bundes vom 23. August 1318 der köl- 
nisch-trierische Sühnevertrag vom 22. heranzuziehen (Dominikus, 
Erzb. Baldewin 170; jetzt Vogt a. a. O, nr, 2040). v. W.s Be- 
urteilung dieses Bundes geht in der Abwendung von Priesacks 
Auffassung viel zu weit. Darf man von einem »fast parteilosen 
Standpunkt* reden, wenn es heisst, dass jeder der Krzbischöfe 
den von ihm gewählten König gegen jeden , ausgenommen die 
beiden Verbündeten unterstützen kann» und dart man sagen, 
die Krzbischöfe hätten die Wahl beider Könige anerkannt , da 
sie sich doch nur für den Fall, dass der gegnerische König 
künftig einmal die Obermacht gewinnen sollte, zu sichern suchen? 
— Die Auffassung, die v, W. über das külnisch-trierische Bündnis 
vom 25. April 1333 vorträgt (S. 27 ff.) t verdient Beachtung, die 
Erörterungen über Rense (S. 35 ff.) zeugeu gleichfalls von ein- 
dringendem Studium und selbständigem Urteil , ohne freilich 
abschliessend zu sein. — Das Bündnis Gerlachs von Mainz mit 
Hai* in in vom 24. Mai 1346 ist, was die Verf. (S, 49) übersehen 
hat, seit drei Jahren im 1. Teile des 8. Bandes der Consti- 
tutione!» (S. 67 nr. 42) gedruckt. — Was S, 66 f. und 68 über 
die Initiative bei dem Bunde Gerlachs mit Pfalzgraf Ruprecht I, 
von 1355 und bei dem Zollvertrag von 13,58 behauptet wird, 
ist nicht genügend begründet. Zu dem Zolltarife hätte noch auf 
die freilich etwas mageren Bemerkungen von Fliedner, Rhein- 
zölle der Kurpfalz (iqio) S. 20 verwiesen werden können. — Das 
Bündnis zwischen Trier und Pfalz von 1366 hat (S. 71) die Verf. 
richtig ausgedeutet, leider aber ist ihr das wichtigste Zeugnis, 
der Bericht der Strassburger Boten vom Juli 1366 (Strassburger 
Urkundenbuch 5, 560 nr, 723; vgl. jetzt meine Mainzer Regesten 
i, 475 f, nr. 2107) entgangen; das so überaus inhaltvolle Strass- 
burger Urkundenbuch hat sie überhaupt zum Schaden ihrer 
Arbeit nicht beachtet, daher z t B, auch S. 78 die unzureichende 
Notiz über den Zollstreit von 1370 (vgl, jetzt m. Regesien i, 
602 nr. 2683). Auch bei der zutreffenden Beurteilung des 
mainzisch * trierisch -pfalzischen Bundes von 1367 (S, 75 f.j jetzt 



h;Ic 



miHqicumivrHiji 



Zciijchrirtciifichau und LiteranirnoiiMn- 



335 



id* Regesten i, 523 nr. 2312) vermisst man die Verwertung 
eines wichtigen Zeugnisses; es lieft vor in den gleichlautenden 
Hriefen Papst Urbans V, an die Erzbischofe von Mainz und 
Trier vom 27. April 1368 (Sauertand, Urkunden und Regesten 
zur Gesch. der Rheinlande 5 (1910), 2$2 nr- 605; m. Regesten 
nr. 2420, vgl. 2454). — Der Landfriede vom 2. Februar 1368 
(S. 76 Arno, 3) war nicht nach dem fehlerhaften Drucke Hont- 
heims, sondern nach dem Reimers zu zitieren (vgl. jetzt m. 
Regesten nr. 2369). — Die Hinwendungen S, 84 treffen den 
Kern der Sache nicht. Die Behauptung, dass König Wenzel 
mit dem Mainzer Erwählten Adolf von Nassau ^verbündet* ge- 
wesen sei (S. 85)» ist irreführend, und die Bemerkungen über 
Enbischof Ludwigs Stellung im Urbansbunde sind nicht genau 
(S. 88 f.). Wichtiger als die Vereinbarung gegen Wartenberg 
(S. 85 f.) ist der grosse Sühnevertrag vom 7. Oktober 1379 
(verzeichnet: Koch und Wille» Reg. der Pfalzgrafen nr. 4312; 
eine Kopie, die Ruprecht am 26. Mai 1380 dem Strassburger 
Kate gesandt hat, im Strassburger Stadtarchiv [Strassburger 
Urkundenbuch 5» 1000), ebenda ein wichtiges Schreiben Adolfs 
von Nassau an die Stadt vom 18. Januar 1380). S. 90 f. war 
die Aktivität Adolfs, der Druck» den seine Geltung ausübte, 
hervorzuheben. — Die Orts- und Personennamen hatte man 
gern in einer weniger willkürlichen oder gleichmütigen Weise 
behandelt gesehen ider Beispiele sind zu viele, als dass ich 
Lust hätte, sie hier aufzuzählen). Der Liber certarum histo- 
rtarum des Johann von Victring durfte nicht (S. 14 Anra. 1) 
nach der veralteten Ausgabe Böhmers zitiert werden, da doch 
allein die Bearbeitung Fedor Schneiders (Scriptores rer. Genn.) 
uns das Werk in seiner wahren Gestalt bietet. Das Büchlein 
v. W.s ist also auch von typischen Anfangerfehlern nicht frei, 
aber als Ganzes erhebt es sich wesentlich über den Durchschnitt 
der Dissertationen hinaus. F. Vigtntr* 

In einer von Wiegand angeregten Strassburger Dissertation 
schildert, auf Grund der reichhaltigen gedruckten Literatur sowie 
besonders der in Strassburg ruhenden archivalischen Schätze, 
Winfried Katterfeld »Die Vertretung Strassburgs auf 
dem Westfälischen Friedens k 011 gross« (Strassburg, Kd. 
Heitz. 1912; VI 0. 88 S.). Vertreter der Stadt in Osnabrück, 
wo bekanntlich die protestantischen Stände tagten, war von April 
1Ö45 ab für die Dauer von nahezu vier Jahren der Advokat 
Dr. Marcus Otto, während in Münster bei den katholischen 
Ständen bis Herbst 1646 der Kanzleisekretär Ernst Heuss eine 
nirhr passive, lediglich beobachtende und auskundschaftende, 
infolge seiner guten Verbindungen allerdings zeitweise recht 
erspriessliche Tätigkeit entfaltet. 

Die Macht, an welche Strassburg sich in erster Linie an- 
schloss, war, allein schon um des gemeinsamen Glaubens willen, 



S k mSxStmmw 



35° 



Ztit»chrifttP*chau und Litetalurnolucr.« 



Schweden ; gegen Frankreich hegte mau ein nur zu berechtigtes 
Misstrauen, vor dem Kaiser glaubte man zunächst wenigstens 
auf der Hut sein zu müssen, da die Stadt eine der wenigen 
Stände des Reiches war, welche sich dem Prager Frieden nicht 
angeschlossen hatten. Jedoch die Zeiten waren überhaupt vorbei, 
in denen eine einzelne Stadt eine ausschlaggebende Rolle in der 
Reichspolitik hätte spielen können, und Otto war, wie der Verf. 
mit Recht betont, kein Jakob Sturm, der durch seinen über- 
legenen Verstand und seine staatsmännischen Fähigkeiten die 
fehlende materielle Macht hätte ersetzen können. So ist denn 
das Charakteristische der Strassburger Politik in diesen Jahren 
ein vorsichtiges Lavieren und behutsames Auftreten; auch in den 
konfessionellen Fragen herrscht um des lieben Friedens willen 
eine durchaus versöhnliche Stimmung; nur wo es galt, die Par- 
tikülar-lnteressen, sei es Strassburgs als Reichsstadt oder der 
Bürger selbst gegen Bedrückungen und Brandschatzungen zu 
verteidigen, trat Otto mit Nachdruck auf; in den grossen Fragen 
der Reichs- und internationalen Politik Hess der Strassburger 
Abgesandte es niemals an redlichen Bemühungen fehlen , eine 
entscheidende Stimme vermochte er sich hier nicht zu verschaffen; 
das gilt besonders für die Verhandlungen über die Strassburg 
so nahe berührende Entschädigung Frankreichs im Klsass, worüber 
der Verf. nach den eindringenden Arbeiten von Jacob und Over- 
roann naturgemäss wenig Neues bringen konnte; interessant ist 
das Gutachten vom 16. Jan. 1646 (S. 75 Anm. 2), wo sich der 
Rat mit guten Gründen gegen eine Reichsstandschaft Frankreichs 
ausspricht. — Hingewiesen sei zur Charakteristik der sonst wenig 
hervortretenden Persönlichkeit Ottos auf seine dem französischen 
Gesandten Avaux erteilte treffliche und würdige Antwort über den 
Gebrauch der lateinischen statt der, wie der Gesandte meinte, 
in Strassburg durchgehends üblichen französischen Sprache bei 
der Antrittsaudienz: »wir seyen Teutsche und reden Teutsch, 
haben uns aber der lateinischen als der mächtigsten sprach, 
bißher, gleich anderen standen des reichs in schreiben und 
propositionen meistenteils beflissen* (S. 12). Unverständlich 
ist mir, was der Verf. mit dem Satz auf S. 44 sagen will: »die 
Stellung, die Sturm auf dem Reichstag von 1555 einnahm, hatte 
jetzt keine Stadt inne, vielleicht auch kein Fürst«. Sturm starb 
bekanntlich 1553, aber auch mit Sturms Stellung auf früheren 
Reichsversammlungen wüsstc ich diese Behauptung nicht in Ein* 
klang zu bringen. Adolf Hasenclever. 

P. Montarlot et L« Pingaud, Le Congr£s de Kastatt 
(it. Juni 1798 — 28 avril 1799) Correspondance et documents 
publies pour la soctät£ d'liistoire contemporainc. Tomas 1/11 
Paris* Alphonse Picard et fils 1912. 409 u. 407 S„ je 8 fres. 

Die Verhandlungen zu Kastatt , die nach Ablauf des 
1 . Koatitionskrieges die Friedensbedingungen zwischen Frank« 



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Zciuchrifamch&u und Literat urnottzen. 



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reich und dem deutschen Reiche feststellen sollten, sind von 
der historischen Forschung nicht vernachlässigt worden« auch 
nachdem Hermann Hu Her in Bd. (I u. III seiner »Diplomatischen 
Verhandlungen aus der Zeit der franz. Revolution« (Bonn 1878/79) 
sie mit bekannter Gründlichkeit und Objektivität dargestellt hatte, 
und vollends der dramatische Abschluss des Kongresses ist bis 
auf unsere Tage immer wieder untersucht worden. Eine Quellen- 
publikation über den Kongress ist gleichwohl keineswegs über- 
flüssig, vor allem sobald sie französisches Material bietet, denn 
dieses ist bisher nicht in gleichem Umfange wie das deutsche 
benutzt worden» und vor allem fehlten für die französische Seite 
Veröffentlichungen , die uns so umfängliches Material vorlegen, 
wie die schon 1 7 ■ j ■ j 18 00 erschienenen je 6 Bände umfassende 
»Geheime Gesch. der R'er Friedensverhandlungen* und das 
»Protokoll der Reichsfriedcnsdeputation zu Rastatt«, welche die 
Verhandlungen und Beschlüsse der deutschen Deputierten ent- 
halten und ausserdem neben anderen Denkschriften und Akten- 
stücken auch die Noten, welche der kaiserliche Plenipotentiarius 
Metternich und die französischen Bevollmächtigten ausgetauscht. 
Diese Noten sind denn auch in vorliegender Publikation mit 
Recht nur nuszuglich in den Anmerkungen mitgeteilt zum Ver- 
ständnis der Korrespondenzen, die wir mit lebhaftem Dank be- 
grüssen, weil sie unsere Kenntnis der R'er Verhandlungen und 
vor allem die Stellungnahme der p Franzosen ergänzen und ver- 
tiefen und auch das Bild beleben, das wir uns von den sehr 
verschiedenen Persönlichkeiten der Unterhändler bisher machen 
konnten. 

Aber nicht ohne Einwände und Wünsche ist die Kdition 
hinzunehmen. Die vorliegenden zwei Hände — ein Schlussband 
wird folgen * - teilen zahlreiche Korrespondenzen und Berichte 
der Unterhändler ! ebry und Koberjot, die bisher meist nur im 
Kxuerpt benutzt waren, in extenso mit; unter 224 Stücken ist 
Koberjot mit 72, Debry mit 14.2 vertreten; einmal erscheint 
Talleyrand als Minister des Auswärtigen, neunmal die franz. Unter- 
händler gemeinsam. Diese Aufzählung führt uns zu einem ersten 
Einwand : Warum setzt die Veröffentlichung erst mit dem 
II, IV. 98 ein, der Ankunft Debrys, der den zum Direktor 
gewählten Treilhard ersetzte, und Roberjots, der wenig später 
als dritter Unterhändler nach Rastatt kam? Warum ist die 
Korrespondenz Treilhards ausgeschaltet und die Fran^ois von 
Neufchateaus über die von den Rastatter doch sachlich 
kaum zu trennenden Selzer Konferenzen? Wenn Bonnier nicht 
unter den Korrespondenten erscheint, so entspricht das der 
Passivität dieses Unterhändlers und dem Anteil, den er an den 
Geschäften genommen. Dagegen verraisst man wieder die doch 
nur z. T. bekannten Weisungen aus Paris an die Unterhändler, 
die zum Verständnis ihrer Korrespondenz — die Direktoren und 
Talleyrand sind überwiegend - die Empfänger — mindestens 



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338 



Zcitschriften&chaiL und Literaturnotizcn- 



ebenso notwendig sind wie die in Rasten zwischen den Frau* 
zosen und der Deputation gewechselten Noten. Jedenfalls finde 
ich die Begrenzung des Inhalts der vorliegenden Publikation 
weder sachlich noch aus besonderen Gründen durch die Heraus- 
geber gerechtfertigt. 

Einwandfreier noch durften, wenigstens in den Augen der 
deutschen Fachgenossen, die Wünsche sein, die ich gegen die 
Form der Edition geltend machen möchte. Die Sociale d'histoire 
conteraporaine, der wir schon manche wertvolle Quellensammlung 
aus der Zeit nach 1789 verdanken, würde sich ein grosses Ver- 
dienst erwerben, wenn sie ihre Editionsgrundsatze den bewährten 
deutschen annäherte , d. h. vor allem die rein chronologische 
Anordnung mit einem kurzen Regest jedes Stückes, mit Archiv- 
vermerk und Nachweis der bereits vorhandenen Drucke eintreten 
Hesse , statt der Zusammenfassung der Stücke (chronologisch 
geordnet) in Kapitel, mit einem zwar den wesentlichen Inhalt 
analysierenden, aber das Regest nicht entfernt ersetzenden Inhalts- 
verzeichnis an der Spitze. Auch ein Register und Verzeichnis 
von Absendern und Empfängern der Stücke dürfte schon in den 
einzelnen Bunden einer nach und nach erscheinenden Quellen- 
publikation nicht fehlen» 

Die Einleitung ist in dem, was sie bieten will, sehr zu 
loben, In knappen Strichen und mit ruhigem Urteil wird der 
Gang der Verhandlungen skizziert und vor allem an der Hand 
der reichen Literatur die Schuldfrage des Gesandtenmordes be- 
sonnen erörtert. Hierbei herrscht namentlich das Bestreben vor. 
das franz. Direktorium und Jean Debry von dem zweifellos un- 
gerechtfertigten Vorwurf der Schuld zu entlasten. Wie sehr Jean 
Debry, dem Pingaud schon 1 qoq eine Monographie gewidmet 
hat, überhaupt im Vordergrunde des Interesses steht, zeigt auch 
der Abdruck des nicht sehr ergiebigen, apologetischen idiscours 
pn-liminaire et historique« (I, 1 1 1 — 168), den D, im Sommer 
1800 verlasste. 

Die Arbeit ihrer Vorgänger, namentlich auch Hermann 
Hüffers, ist von den Herausgebern warm anerkannt, aber in ge- 
bührender Weise verwertet ist sie id. E, in der Einleitung keines- 
wegs, nicht einmal zu einer vertieften Charakteristik der wich- 
tigsten Persönlichkeilen des Kongresses. In der Einleitung sowohl 
wie in dem umfänglichen Notenapparat zu den Korrespondenzen 
überwiegt nämlich durchaus das ausser! ich Biographische. Bis 
herab zu den Unbedeutendsten der in Rastatt agierenden offi- 
ziellen und inoffiziellen Unterhändler oder in den Briefen genannten 
Persönlichkeiten sind mit unendlichem Kleiss und beneidens- 
werter Geduld die Lebensdaten zusammengetragen. Die typische 
Unsicherheit der Franzosen bezüglich deutscher Namen zeigt 
sich dabei so wenig , dass ich auch für die Genauigkeit der 
Texte das Beste annehme und zahlreiche bei Stichproben fest- 



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Zeiuch rillen sc hau un ü Litcraturnotiztn. 2 ^q 

gestellte Abweichungen auf das Konto der mir vorliegenden, 
nur für darstellende Zwecke angefertigten Kxcerpte tu setzen 
geneigt bin. Wie sich die Arbeit der beiden, den Kennern der 
Revolutiousgeschichle längst vertrauten Herausgeber und damit, 
trotz meiner Ausstellungen, ihr zweifelloses Verdienst verteilt, ist 
nicht ersichtlich. A/fr. Herrmann. 

Die Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1870 
von Wilhelm Stolz**, München und Berlin. Druck und Verlag 
von R. Oldenbourg 1912. VIII u. 308 Seiten, 

Der Plan des vorliegenden Uuches ist, das grösste Ereignis 
in der deutschen Geschichte der letzten Dezennien als ein Pro- 
dukt des Kompromisses der mannigfachsten politischen An- 
schauungen zu fassen und zu zeigen, dass nicht nur der klein- 
liche Kampf der Hofe um ihre Stellung der Geschichte der 
Keichsgründung ihren Charakter gab. »Die Reichsgründung als 
ein Widerspiel der verschiedenartigsten Weltanschauungen be- 
trachtet, lenkt unsern Blick über die kleindeutschen Kreise und 
Aber die Höfe hinaus nicht nur auf die Trümmer der soge- 
nannten grossdeutschen Partei . , », sondern auch auf das weite 
Feld der europäischen Politik.« Diese Auffassung, soweit sie 
berechtigt ist, in ihrem ersten Teile ist keineswegs neu; doch 
kommt es vor allem daraul an, wie sie vom Verfasser be- 
gründet wird. 

Gleich das erste Kapitel, das sich mit dem Kaiserplan im 
Frühjahr 1870 beschäftigt, fordert trotz der neuen Zeugnisse, 
die hier zusammengetragen sind, zum Widerspruch heraus; es 
handelt sich nach unserer bisherigen Kenntnis doch wohl nur 
um einen Versuchsballon von ephemerer Hedeutung , dem ent- 
gegen der Meinung Stolzes keine Wirkung auf die Zukunft 
beschieden war. Von den folgenden Abschnitten (Die Ver- 
handlungen über die Reichsgründung im Gegensatz zu Krank- 
reich; die Einigung Deutschlands im Gegensatz zu Europa; die 
Errichtung des Kaisertums usw.) wird man mit der grössten 
Spannung den zweiten lesen; von einer Einmischung des Aus- 
landes in die Versailler Verhandlungen mit den süddeutschen 
Staaten war uns bisher ja gar nichts bekannt. Aber leider ist 
der EinHuss fremder Mächte, den der Verfasser bei der Abreise 
der württembergischen Vertreter am 13. Oktober wahrzunehmen 
glaubt, durchaus unwahrscheinlich, und die Art, wie er die Frage 
des Schwarzen Meeres zur Motivierung von Brays Schwenkung 
heranzieht, ist ebenso phantastisch wie das Märchen der Papiere 
von Cir^ay, das uns bei diesem Anlass ein anderer Historiker 
auftischen wollte; es ist verlorene Liebesmühe, das Verhältnis 
zwischen Osterreich und Bayern mit ein paar vagen Zeitungs- 
notizen aufhellen zu wollen. So ist gerade das Hauptkapitel 
unbefriedigend in den Ergebnissen, anfechtbar in der Beweis- 
führung, und das im höchsten Masse. 



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3-JO 



/chschnfienschau und Liieraturnotizen. 



Aber auch wo der Verfasser wirklich neues zu geben ver- 
mochte, irrt er gleich wieder vom rechten Wege ab. So ist es 
z. R. richtig, man übersah bisher den zweiten Entwarf Brays 
vom 31. Oktober, der mit Zugrundelegung der Verfassung des 
norddeutschen Bundes »lediglich negativ gehalten , die Ab- 
weichungen, welche in betreff Bayerns an dieser Verfassung 
stattfinden» als einen Anhang derselben erscheinen lässt«. Mehr 
wissen wir darüber nicht; aber zweifellos enthält dieser Plan 
nichts anderes, als was in positiver Form die zwölf Punkte 
besagen; auch er schloss, wie Bray ausdrücklich sagt, den Ein- 
tritt in den engeren Bund aus, und es war natürlich, dass er 
hinter die positiven Vorschläge vollständig zurücktrat. Aber von 
einem Entgegenkommen Brays, von einer Anerkennung der 
norddeutschen Verfassung als Grundlage der Verhandlungen 
kann hier so wenig die Rede sein wie bei den Münchencr 
Konferenzen. 

Solche Wahrnehmungen lassen es angebracht erscheinen, 
dass man auch den Ausführungen Stolzes über die Parteien, 
denen er eine weitgehende Berücksichtigung zuteil werden liess, 
nicht ohne Prüfung zustimmt. Eine bedeutsame Bereicherung 
unserer Kenntnis vermag ich £11 dem Buche so wenig zu er- 
kennen wie E. Brandenburg, der es in der historischen Viertel- 
jahrsschrift 1912 S. 493 ff. einer eingehenden Kritik unter- 
zogen hat. Theodor Bitttrau f m 

Unter dem Titel: Oer Weg Elsa ss-Loth ringe ns zur 
Verfassung beabsichtigt Kart Hauss eine Zusammenstellung 
der die Verfassung des Reichslandes betreffenden Vorlagen und 
Reden aus dem Reichstag und dem ehemaligen I.andcsausschuss 
zu liefern, die man sich bis jetzt aus den Drucksachen beider 
Parlamente mühselig genug zusammensuchen musste. *Dcr poli- 
tische Standpunkt des Verfassers hatte hei der Redaktion voll- 
ständig in den Hintergrund zu treten. Nur die sachliche oder 
politische Bedeutung der einzelnen Vorlagen und Reden war 
der Maßstab für die Art der Wiedergabe,* Der erste bis jetzt 
vorliegende Band urafasst die Jahre 1 87 1 — 1 874 (Strassburg, 
Hauss ig J2. 469 + VII S.). Eine sorgfältigere Korrektur hätte 
nicht schaden können. //! A". 



Einen lesenswerten Aufsatz von Rudolf Stammler, Die 
Kechtshündel des Johann Gutenberg« biete! an erster 
Stelle die »Festgabe der juristischen Fakultät der Univ. Halle* 
Wittenberg für Wilhelm von Brünneck* (Halle, Waisenhaus 1912). 

Unparteiisch ist Stammler an die viel angefochtenen Strass- 
burger Gutenberg-Urkunden, deren Echtheit für ihn unzweifel- 
haft feststeht, vom rechtsgeschichtlichen Standpunkt herangetreten. 
So werden aus Gutenbergs Strassburger Zeit dessen Streitigkeiten 



lOogle raiHaiowuMiYtft^Tr 



Zcilichrtl teil actum und Literatur nuiizen* 



34' 



mit seiner Vaterstadt Mainz, der Rechtshandel vor dem Sirass- 
burger geistlichen Gericht, der Prozess mit den Krben Dritzehn 
sowie die beiden Schuldurkunden beim Thomas-Stift besprochen. 
Diese juristischen Erörterungen sind sowohl für die Gutenberg- 
Forschung als auch für die deutsche Rechtsgeschichte von Wert. 
Der gelehrte Verfasser hat sich mit den »rechtsgeschichtlichen 
Bedenken-, die früher von Bockenheimer und neuerdings von 
dem Engländer Hesseis gegen die Strassburger Gutenberg-Akten 
vorgebracht wurden, nicht auseinandergesetzt. Es wäre aber zu 
wünschen» dass Stammler dies nachholte und die haltlosen, durch 
fachmännische Kenntnisse nicht getrübten juristischen Aus- 
führungen der Gutenberg-Gegner, die selbstverständlich in Eng- 
land grossen Beifall finden, gehörig ad absurdum führte. -A. 



Als Beiträge zur Kenntnis des älteren Strassburger Buch- 
drucks sollen einige neuere Publikationen kurz erwähnt werden. 
Nach langer Pause ist von den »Monumenta Germaniae et 
ltaliae typographica* Lieferung g erschienen (Berlin, Reichs- 
druckerei 1912), An Stelle des f Konrad Burger ist jetzt 
E. Vouilliärae als Herausgeber getreten. Die neue Lieferung 
bietet auf Tafel 2JQ— 222 Nachbildungen aus Druckwerken des 
Hcinr. Eggestein, Georg Husncr und Thomas Anshelm. 

Ferner enthalten die A'erö ffentlichu ngen der Gesell- 
schalt für Typenkunde des XV, Jahrhunderts* in Bd. VI 
(Halle iqi2) auf den Tafeln 436 — 447 interessante Typenproben 
der Strassburger Druckereien von Martin Schott und Joh. Grü- 
ninger. Einen Hinweis verdient endlich noch ein kleiner Auf- 
satz von J, V. Schulderer, »Eine Gruppe Strassburger Drucke 
aus den Jahren 1496 — 1500« (im Zentralblatt für Bibliothekwesen 
Bd. XXIX 1 91 2* S, 4^0 f.). Hier wird eine Anzahl nicht ganz 
sicherer »Grüningcr- Frühdrucke« wegen ihrer charakteristischen 
Eigentümlichkeiten zusammengestellt und besprochen. -ä. 



Wie gering unsere Kenntnisse über Handel und Verkehr 
im Mittelalter sind und wohl auch bleiben, beweist die Frei- 
burger Dissertation von K. J, Straub über die Oberrhein- 
schiffahrt im Mittelalter mit besonderer Rücksicht 
auf Basel (Frauenfeld , Huber 1 * ) 1 :. 60 S. Separatabdruck 
aus den Schriften des Vereins für Geschichte des Boden- 
sees Heft 41), Basels Schiffahrt im Spätmittelalter lag im steten 
Kampfe vornehmlich mit den Habsburgcrn bezu\ der Stadt 
Breisach und mit Strassburg, das bis zum 13, Jahrhundert die 
gesamte Oberrheinschiffahrt beherrscht hatte und dem es M53 
gelang, Basels Schiffe wieder vom Rhein unterhalb Strassburg 
zu verdrängen. Cber den Umfang der Rheinschiffahrt wissen 
wir sehr wenig, auch die Angaben über die Ursachen des Ver- 



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34-' 



Zcil&chriflcnschau und LitcraLurnoüzen. 



falls sind recht dürftig, wenn auch natürlich die neuen Wege. 
die der Handel seit dem Ausgang des 15. Jahrhunderts nahm, 
der Entwicklung Basels, das durch Hergschiffahrt noch nicht 
erreichbar war, sehr im Wege standen. Ausführlich ist die 
innere Organisation der Schiffahrt geschildert, nur ganz kurz die 
Organisation des Verkehrs in den Städten oberhalb und unter- 
halb Basels. 



»Das Verhältnis Calvins zu Bulzer untersucht auf 
Grund der wirtschaftlichen Bedeutung beider Refor- 
matoren von G. Klingeuburg«. (Bonn, Carl Georgi 1912). 
Während Calvins naUunalökonomischc Ansichten von der For- 
schung schon wiederholt gewürdigt sind , ist die Bedeutung 
Butzers für die Volkswirtschaft fast gar nicht beachtet worden. 
Wie der Verfasser gezeigt hat, war nicht Calvin, sondern Hutzer 
der erste unter den Reformatoren, der das wirtschaftliche Leben 
seiner Zeit mit Interesse verfolgte und verständnisvoll beurteilte. 
Butzers Anschauungen sind wie bei theologischen Fragen so 
auch auf diesem Gebiet auf Calvin von Kinfluss gewesen. Als 
wirkungsvollere Persönlichkeit hat aber der Genfer Reformator 
die volkswirtschaftlichen Gedanken seines Strassburger Freundes 
erst recht fruchtbar gemacht. -A, 



Emil Göller: Walter M urner von Strassburg und 
das päpstliche Dispensation s verfahren im 14. Jahr- 
hundert (Zeitschrift der Savigny -Zeilschrift für Rechtsgeschichte 
46 (kanonistische Abteilung 2), S. 182 — 207) entwirft zunächst 
unter Verwertung meiner Mitteilungen in dieser Zeitschrift N.F. 24» 
S. 162 ff. ein Lebensbild dieses Mannes» der bereits 100 Jahre 
vor ( , , dem päpstlichen Zeremoniar Johannes Burchard dem 
Namen der Stadt Strassburg: einen guten Klang an der Kurie 
verliehen hat und neben ihm ob seiner grossen durch seine 
Aufzeichnungen über die Pönitenciarie erworbenen Verdienste 
für die Geschichte der päpstlichen Kurie in Zukunft stets genannt 
werden wird.* Dann folgen aus Walters Formularen Mitteilungen 
zur Geschichte des papstlichen Dispensationswesens, die fteilich 
nur die in der Pönitenciarie erledigten Fülle betreffen, wegen 
ihrer Mannigfaltigkeit und Ausführlichkeit aber für die Kenntnis 
der Dinge von erheblicher Bedeutung sind. //. AT. 



Wolfgang Windelband, Staat und katholische Kirche 
in der Markgrafschaft Baden zur Zeit Karl Friedrichs, 
Tübingen, J. C, B, Mohr 1912, VI H- 171 S. 

Als im Jahre 1771 die Vereinigung der beiden badischen 
Markgrafschaften sich vollzog, da war es das erstemal in der 



ogk mSmmm. 



Zcuftchrifltiischau uml Literaturnotutn. 



343 



deutschen Geschichte , dass ein bisher rein katholisches Land 
einem rein protestantischen eingefügt werden mussle. Der Auf- 
gaben und Schwierigkeiten waren es daher viele, vor die damal> 
die badische Regierung gestellt war: Kleinkämpfe und lokale 
Differenz*' : l , Widerstände und R-eibungen und jahrelang sich 
hinschleppende Prozesse waren die Begleit- und Folge- 
erscheinungen dieses bedeutsamen historischen Vorganges. Sie 
sind Gegenstand vorliegender Studie, die auf den in Betracht 
kommenden, bisher unbearbeiteten Akten des Karlsruher General- 
Landesarchives beruht und darum imstande ist, in bisher nicht 
vorhandener Weise die Hergänge dieses sog. 'Syndikatprozesses* 
— mit diesem Kollektivnamen pflegt man die Summe der in 
Rede stehenden Religionsprozesse zu bezeichnen — in ihren 
Einzelheiten und ihrer inneren Verkettung darzulegen. Ausgang 
und Basis des Ganzen bilden naturlich die Religionsbestimmungen 
des der Vereinigung als rechtliche Grundlage dienenden Erb- 
vertrages von 1765, über die der Verfasser bereits eine Vor- 
arbeit an dieser Stelle (N.F. XXII) veröffentlicht hat. An diesen 
Religionsbestimmungen hatte eine ßadener Hofpartei , deren 
Seele der Geheimrat Axter war, vor allem das Eine auszusetzen, 
das* nun der protestantische Fürst dieselben landesherrlichen 
Befugnisse wie der katholische der alten Kirche gegenüber sollte 
ausüben dürfen; das schien um so bedenklicher, als nach der 
Vereinigung die Regierungskoltegien beider Markgrafschaften 
zusammengezogen wurden, wobei von den katholischen Räten 
nur zwei übernommen wurden; deshalb zielten die Bestrebungen 
Axters und der Seinen auf Wiederherstellung der katholischen 
Dikasterien , mindestens in der Form eines katholischen Kon- 
sistoriums, auf das die sog. iura circa sacra die dem Markgrafen 
nach dem Erbvertrag zustehenden kirchlichen Landeshoheits- 
rechte übergehen sollten* Dies war gegen Karl Friedrichs Wille 
nur durch Klage beim Reichshofrat zu erlangen , und eine 
solche war nur durchführbar, wenn man tatsächliche Religions- 
bedrückungen nachweisen konnte. Bereits 1774 reichten Orts- 
vorsteher der Herrschaft Mahlberg eine Klage wegen widerrecht- 
licher Begünstigung der dortigen Protestanten ein , die freilich 
nicht zum Ziele führte. Aber Axter fand ein besseres Mittel: 
an eine Stiftung der Witwe des letzten Badener Markgrafen 
wurde als Bedingung die Errichtung der katholischen Kommission 
geknüpft, und als die Regierung darauf die Stiftung ablehnte, 
entfremdele sie sich ihre ßadener Untertanen , welche bald, 
erregt durch die Berufung eines nicht ganz einwandfreien Pro- 
fessors an das neuerrichtete Gymnasium zu Baden, eine um- 
fassende Klage beim Reichshofrat einreichten. Eine weitere 
Klage reichten Baden und Rastatt ein, als die Regierung sich 
gegen eine zweite, wiederum einen Klageanlass selbst bezweckende 
-Stiftung wehrte, die als Ersatz für die beseitigten katholischen 
Dikasterien einen Syndikus zur Wahrung der katholischen Rechte 



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344 



ZeiesclirifLtmchau und Liitraturnoüzeii. 



einsetzte; daher der Name Svndikatsprozess. Inzwischen hatte 
auch der Fürstbischof von Speier, August v. Stirum, eingegriffen. 
Die Prozesse waren sehr langwierig und zwangen Karl Friedrich, 
der die Kompetenz des Reichshofrates bestritt, zum Rekurs an 
den Reichstag, der freilich zu keinem Entscheid kam. Schliess- 
lich gelang es Karl Friedrich, die Errichtung des Syndikats zu 
hintertreiben; die Folge war allmählicher Rücktritt der Badener 
Bürger vom Prozess, so dass zuletzt die zur Klage erforderliche 
Zahl nicht mehr vorhanden war. Die ganze Angelegenheit hatte 
von 1774 bis 178g in Wien geschwebt! Der Ausgleich mit 
Speier folgte. 

Also in kurzen Zügen das Gerippe der *I 'atsachen, die hier 
im einzelnen ausgeführt» in ihren Ursachen begründet und durch- 
aus sachlich beurteilt werden. Die Absicht des Verfassers war 
dabei in erster Linie, auf die kirchenpoHtischen Aufgaben hin- 
zuweisen, vor die hier eine protestantische Regierung durch die 
Einfügung eines starken katholischen Teiles in ihr bisher rein 
protestantisches Land gestellt war. Man ist auf den ersten Blick 
erstaunt, dass in dem sog. dogmenmüden Jahrhundert eine 
Volkscrregung in solchen Fragen entstehen konnte. Aber einmal 
trafen ja gerade die Bestrebungen der Aufklärung, wenn sie sich 
in der Praxis durchsetzen wollten, stets auf die Opposition des 
Volkes, so dass man sich hüten muss, die Geschichte des niederen 
Volkes im 18. Jahrhundert nach der politischen und Theologen- 
geschieht« zu orientieren ; und dann war es praktisch und für 
die Wirkung im Volke doch immer ein grosser Unterschied, ob 
die Befugnisse des territorialistischen Kirchenrechtes der katho- 
lischen Kirche gegenüber von einem Joseph IL, also einem 
katholischen Fürsten, oder ob von einem protestantischen erstrebt 
und ausgeübt wurden. Denn letztlich ist es der Gegensatz von 
kanonischem Kirchen* und absolutistischem Staatsrecht, der hier 
zum Austrage kommt und der den Prozessschriften beider Par- 
teien, die auf badischer Seite Joh. Nik. Friedr. Brauer geschrieben 
hat, zugrunde liegt. Mit Recht betont daher der Verfasser 
unserer Studie im 4. Kapitel, wo er diese theoretischen Replike 
und Duplike der Prozessierenden analysiert, dass ein historisches 
Urteil über diesen Streit um die Kirchenhoheit nicht darnach 
fragen darf, welche der beiden Theorien absolut berechtigt ist, 
sondern beide als Ausfluss bestimmter, damals noch lebendiger 
Rechtsauffassungen und Rechtsquellen zu betrachten hat. 

Und noch eine weitere Bemerkung drangt sich auf* Der 
ganze Streit war für Karl Friedrich auch deshalb so unangenehm, 
weil bei Österreich die Entscheidung lag und er darum stets in 
seiner äusseren Politik durch den Prozess gehemmt war; das 
war keine Kleinigkeit zu einer Zeit, wo bei dem völligen Zerfall 
des Reiches die Kleinen sich durch Bündnisse gegen die 
Aspirationen der Grossen und gerade auch Österreichs wehren 
mussten. Noch deutlicher aber beleuchtet ein Anderes die 



1 8 1 «-' nmww. 



ZeiischrifienKhau und LUcralurnoltzen. 



345 



slaatsrechtlichen Verhältnisse der alten Reiehsstände; die oppo- 
nierenden badischen Untertanen hatten ihren eigentlichen Rück- 
halt an dem Fürsten des benachbarten Speier, der» wie alle 
Reiehsstände untereinander, mit den umliegenden Regierungen 
in bestandigen Streitigkeiten über alle möglichen Gerechtsame 
lag und zugleich doch auf Grund seiner Ordinariatsrechte auch 
in die inneren Verhältnisse eines solchen Landes einzugreifen 
befugt war: wir sehen hier die damalige unentwirrbare Ver- 
schlungenheit zahlloser, durch die Geschichte eines Jahrtausends 
sanktionierter Berechtigungen und Interessen, die bunt und viel- 
gestaltig, unübersehbar und umstritten auf engem Räume immer- 
dar aufeinanderstossen. /\ Schnabel^ 



Ein von neuen Gesichtspunkten ausgehender Beitrag »Zur 
Kntstehungsgeschichte des Ottheinrichsbaues« wird uns 
in einer mit erläuternden Abbildungen versehenen Veröffent- 
lichung von Hermann Schriedcr in Heidelberg gegeben als 
Resultat der genauen Durcharbeitung des urkundlichen und bild- 
lichen Materials '). 

Einleitend sucht der Verfasser die Mutmassungen H. Rolls 
in dessen auf erschöpfendem Quellstudium basierender Arbeit 
bzgl. des Hans Engelhart als Baumeister des Ottheinrichsbaues 
strenger zu widerlegen, als es die nur vermutungshalber von Rott 
geäusserte Möglichkeit verlangte, im gen. Erbauer der Kanzlei 
zugleich den Schlossbaumeister Ottheinrichs zu sehen. Der 
Beweis wird zu erbringen versucht , dass die Kanzlei 2 ) kein 
Renaissancebau und Engelhart daher kein Renaissancemeistcr 
gewesen sei. Von den zur Beweisführung benutzten Stichen 
könnte die besonders detaillierte Mcriansche Nordansicht aus 
der Topogr. Pal- Rhen. mindestens ebenso gut den Renaissance* 
Charakter beweisen als ihn die Darstellung aus Münsters Kosmo* 
graphie und Merians grosse Schloss- und Stadtansicht nicht 
erkennen lassen. 

Im zweiten Abschnitt werden die für die Untersuchung in 
Betracht kommenden Abbildungen eingehend besprochen, und es 
wird dabei auf die Punkte verwiesen, die zum späteren Aufbau der 
Theorien des Verfassers hinsichtlich Eassaden* und DachgestaU 
tung des Ottheinrichsbaues von Wert sind. Die angeführten 
Beobachtungen bind für alle von Interesse, die sich eingehender 
mit der Schlossfrage beschäftigen, wenngleich der Verfasser für 
seine Annahme eines ursprünglich dreigiebeligcn Entwurfes der 
Ottheinrichsfassade mir aus den vorhandenen Darstellungen zu 

') Zu bezichen durch die Heidelberger Buchhandlungen oder direkt 
vom Verfasser, Preis 4 Mark. — *) »discr neben {statt newen) Cantrelei- 
baa« ist niemals der Bau neben dem Kanzleibau , wie die inschriftliche 
Festlegung de* Gebäudes als Engelharts Werk von Scbrieder aufgefasst wird. 



# mäSnKft 



34t) 



Zeil*chrifien!>chau und Littrtturnoiizen. 



viel herauszulesen scheint. Die Ungenauigkeiten im Detail des 
Giebels aus dem Thesaurus pictur. lassen vermuten, dass es dem 
Urheber mehr auf einen malerischen als einen die Wirklichkeit 
wiedergebenden Kindruck ankam. Ähnlich verhält es sich bzgh 
der Merianschen Stiche als Dokumente für die Detailgestaltung 
der Giebel, deren perspektivische Wiedergabe kaum ein Zurück- 
konstruieren in eine geometrische Ansicht zulässt wie etwa eine 
heutige Messbildaufnahme, Der Verfasser beweist an Hand der 
Wiedergabe des »englischen Hauses« auf dem Merianschen Stich 
dessen Genauigkeit auch im kleinen, Einen Gegenbeweis liefert 
auf dem gleichen Stich die Ritterfassade, bei der die zwei charak- 
teristischen Erker fehlen, bei der das obere Giebelgeschoss statt 
durch zwei Säulen nur von einer (!) Mittelsäule geteilt wird und 
bei der der geradlinig abgeschlossene Südgiebel von Voluten 
umsäumt ist. 

Abgesehen hiervon wird aber irrtümlich behauptet, dass die 
Voluteneinfassung des rechten Giebels auf dem Merianschen 
Stich hinter das Dach des Treppentürmchens des Ludwigsbaues 
lallt» während sie deutlich daran anschneidet, sogar ein Stock- 
werk nach unten mehr einbegreifend als Tafel III der Veröffent- 
lichung zeigt, und einen durch Schrafturrichtung vermerkten 
Schatten auf das aus der Kassadentlucht vorspringende Türmchen 
werfend. Die Nordansicht der Topogr. PaL Khcti. geht als 
grössere Spezialschlossansieht mehr ins Detail, teilt die Fassaden- 
flache des Ottheinrichsbaues der Wirklichkeit entsprechend durch 
vier Pilaster in fünf Felder, von denen je zwei Pilaster sich in 
die beiden gleichartigen Giebel hinein fortsetzen. Die unterste 
rechte Giebelvolute stösst hierbei ebenfalls voll entwickelt stumpf 
an die Seitenfront des Treppentürmchens an und entspricht bzgl. 
Turm- und der nebeniiegenden Stoukwerkshöhe dem wahren 
Bestand mehr als der zur Beweisführung seiner Theorie vom 
Verfasser benutzte Stich, bei dem entweder ein Stockwerk zu 
nieder oder der Turm zu hoch gezeichnet ist. 

Recht bemerkenswert und für Datierungen wertvoll sind 
Schrieders sonstige, auf andere einzelne Baulichkeiten eingehende 
Betrachtungen (Voliire, fausse etc.)« Auch die Ausführungen 
über die Giebel des Wetzlarer Skizzenbuches und über die 
aquarellierte Federzeichnung der städtischen Sammlungen Heidel- 
bergs verdienen Beachtung. 

Das im IIK, IV. und V. Kapitel verfolgte Hingehen auf 
architektonische und konstruktive Kinzel heilen am Bau selbst 
scheint mir wesentlich wertvoller als die Ableitung einer Planungs- 
theorie aus den vorhandenen Darstellungen, Jedenfalls sprechen 
die vorgebrachten Einzelheiten nicht gegen die Annahme 
Schrieders, dass wir in der heutigen Fassadenlänge des Ott- 
heinrichsbaues nur zwei Drittel eines vom Erbauer zuerst ge- 
planten längeren Palastes zu sehen haben und könnten darin 
eine Erklärung finden. 



L lOOgle RIHCEIQN UMWEHST* 



Zcilscliriftonscliau und Liicrauinmü/on. 



3-17 



Gleichwohl bleiben verschiedene Hedenken dagegen: Der 
Mittelgiebel erscheint beim Rekonstruktionsversuch (Tafel IV) 
durch die Anlage nur eines Mittclpilasters schmächtiger als seine 
Nachbarn, während er als über Portal und Freitreppe liegender 
Hauptgiebel in der Massenwirkung mindestens mit den Nachbar* 
giebeln gleichwertig sein sollte. Zweifelhaft ist ferner, dass der 
rechte Giebel trotz der frühzeitig beschlossenen Verkürzung des 
Baues jedem feinen Gefühl zuwider, nur weil er s. Z. mal so 
entworfen war, anders ausgeführt worden sein soll als der linke 
Giebel. Ein längerer Palast, dessentwegen das gen. Treppen- 
lürmchen hätte fallen müssen, verlangte eine grössere Haupt- 
treppe t deren Lage irgendwie hätte zum Ausdruck kommen 
müssen. Weder die Grundrisse noch die Fassaden bieten hier- 
für einen Anhalt. 

Hinter dem Treppentürmchen zwischen Ludwigs- und Ott- 
heinrichsbau brechen sich im Grundriss die Fluchten, wodurch 
in der rekonstruierten Fassade ein ungeschickt wirkender Knick 
einträte, wenn man nicht die lange Neuhaufront in eine Gerade 
legte, wodurch sich aber am Ludwigsbau ein unschöner grosser 
Rücksprung ergäbe. 

Die versuchte Erklärung der sich an die dicke alte Ost- 
mauer anlehnenden Mauerzungen im Keller wird sich weniger 
durch Assymmetrie der Stützenstellung im Keller als durch das 
konstruktive Bedürfnis ergeben, den Kesultnnteiulruck der Kreuz- 
gewölbegräte sicherer statt auf eine Kreislütze durch eine ge- 
schlossene Mauerzunge auf die Aussenroauer übertragen zu lassen 
/vgl. die Pfeilervorlagen oder Mauerzungen im Friedrichsbau). 

Schriedcrs Publikation gibt zweifellos manche neue, be- 
achtenswerte Anregung in Fragen des vielerörterten Ottheinrichs- 
baues, dessen Schönheit immer wieder zu Untersuchungen und 
Mutmassungen reizt und zur Klärung des über der Hau- 
geschichte noch schwebenden Dunkels anspornt Qlh Linde* 



Von den «Kunstdenkmüler n des Grossherzogtums 
Ha den« (Tübingen, J. C. B. Mohr (P. Siebeck)), deren Heraus- 
gabe durch mancherlei Störungen eine längere Unterbrechung 
erfahren hatte, ist vor einigen Wochen wieder ein neuer Kinzelband, 
die erste Abteilung des neunten Bandes (Kreis Karlsruhe) 
erschienen. Kr hat in Hans Rott, dem wir schon so manche 
treffliche Publikation verdanken, einen sachkundigem in jeder 
Hinsicht bestens geeigneten Hearbeiter gefunden, der mit sicherem 
Blick, mit Umsicht und gründlicher Forschung die ihm gestellte 
Aufgabe gelöst hat und von dessen Knergie und Kifer wir eine 
raschere Förderung des Unternehmens künftig sicherlich erwarten 
dürfen. Als ein Vorzug darf es, rein äusserlich, schon ange- 
sehen werden, dass man darauf verzichtete, mehrere Amtsbezirke 
oder gar einen ganzen Kreis, wie bisher, in einem Kinzelbande 



ujle 



rpiHcnwuwvDism 



348 



ZeiLsctirifttntthau und LittTaturnotixen, 



zusammenfassend zu behandeln: die vorliegende erste Abteilung 
beschränkt sich — was in Zukunft die Regel bilden soll — auf 
einen Amtsbezirk, in diesem Falle Bretten« Das erleichtert 
es dem Einzelnen, die Lieferungen des Werkes, die lür ihn von 
besonderem Interesse sind, zu beschaffen* und kann ihrer Ver- 
breitung, auch auf dem Lande in den Schulen, wo sie im Sinne 
der heimatlichen Kunstpflege besonders wünschenswert wäre, 
nur förderlich sein. Auch sonst begegnen wir in der Anlage 
des Werkes manchen Neuerungen, Dass der Verfasser, im 
Gegensatz zu dem OfTenburger Hände, die ortsgeschichtlichen 
Abschnitte wesentlich kürzer fasst und nur das Wichtigste gibt, 
was zum Verständnis der Denkmäler notwendig ist, wird nur zu 
begrüssen sein; ebenso wird man ihm dankbar sein für die 
knappen Hinweise auf die archivalischen Quellen, die gedruckte 
Literatur und etwa vorhandene Ortspläne. Zu weh geht er 
m. Ei dabei nur, wenn er, wie bei Bretten, auch ein vollstän- 
diges Verzeichnis der Ortsansichten zu geben sich bemüht. 
Dies mag an sich bei kleineren Städten vielleicht noch angehen, 
aber wohin würde es führen, wenn man folgerichtig auch alle 
Ansichten von grösseren Städten, wie Heidelberg, Mannheim, 
Karlsruhe usw. zusammenstellen wollte? Eine Auswahl der 
Blätter, die für die Wandlung des Stadtbildes im Wechsel der 
Zeiten von typischer Bedeutung sind, dürfte hier vollauf genügen, 
und man wird dabei auch die Anführung von Lebensdaten der 
betreffenden Kupferstecher (S. g, 5g), die niemand in dem 
Werke sucht noch braucht, füglich entbehren können. Für die 
kunstgeschichtlichen Abschnitte hat der Verfasser alles erreich- 
bare archivalische .Material verwertet; die Beschreibung der 
Denkmäler selbst ist bei aller gebotenen Kürze klar und an- 
schaulich, bei den Epitaphien wird mit Recht besonderer Wert 
auf die heraldisch-genealogischen Erläuterungen gelegt , wobei 
Professor O. Koller willkommene Beihilfe leistete. Auch auf die 
Entzifferung alter Grabsteine und Glockeumschriften ist grosse 
Sorgfalt verwendet worden. Aus dem reichen Inhalt des Bandes 
sei hier nur Einiges hervorgehoben. Im Vordergrunde der Dar- 
stellung steht Bretten mit seinen teilweise noch wohlerhaltenen 
Toren und Befestigungen und seiner Stadtkirche, deren Turm 
noch in die romanische, deren Langhaus in die gotische Zeit 
zurückreicht* sowie das malerisch auf Bergeshöhe gelegene Gochs- 
heim mit dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden Schlosse 
der württembergischen Herzöge. Unter den Burganlagen — mit 
einer Ausnahme lauter Wasserschlösser — verdient an erster 
Stelle Erwähnung das untere Schloss zu Menzingen , ein statt* 
licher, von Wassergräben umgebener Renaissancebau mit mäch- 
tigen Ecktürmen, der von allen ähnlichen Bauten im Kraichgau 
den Charakter einer mittelalterlichen Tiefburg am reinsten be- 
wahrt hat. Hübsche Fachwerkhäuser aus dem 10. und 17. Jahr- 
hundert linden sich noch recht zahlreich in Bauerbach, Kürnbach, 



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nmiai Nuwvetsm 



Zcil&chriflcnachau und LucratuniuLizcii. 



34 <> 



Mcnzingen, Münzesheim und Stein. Bemerkenswerte Epitaphien 
enthalten die Dorfkirchen von Münzesheim und Flehingen; die 
schönen Grabdenkmaler der Sickingen und Andlau aus der Erüh- 
und Spatrenaissance in der Magdalenenkirche zu S», deren Chor 
sich auch durch ein feines spätgotisches Nelzgewölbe auszeichnet, 
vor allem aber das um die Wende des 16./1 7. Jahrhundert» ent- 
standene prächtige Grabmal des Ehepaars von Sternenfels mit 
seinen ausdrucksvollen figürlichen Reliefs in der Liebfrauenkirche 
zu Kürnbaeh, zählen zu den besten, die wir im Lande besitzen, 
und lohneu allein schon einen Besuch der Ortschaften. Altere 
Wandmalereien in Bahnbrücken, Bretten und Oberacker sind 
ohne sonderlichen Belang, weitaus besser zwei Glasgemalde von 
1499 zu Zaisenhausen. — Statt marcus ist in dem Epitaphe 
S- 51 Z, Ji v. o. zu lesen: marcius. Bei Flehingen wäre wohl 
der zu dem Orte (oder zu Gochshcim?) gehörige alte Juden* 
Friedhof an der Landstrasse nach G. noch zu erwähnen gewesen. 
Sonst ist mir nirgends in dem Buche ein Versehen oder Ober- 
sehen aufgefallen. — Wie aus einer Ankündigung zu ersehen, 
steht das Erscheinen der die Amtsbezirke Heidelberg und 
Bruchsal behandelnden Lieferungen demnächst bevor. Ich 
möchte daran eine Bitte knüpfen, Ks wäre dringend zu 
wünschen , dass künftig jedem Bande ein Ptrsontnrtgukr bei- 
gegeben würde, in dem nicht nur die vorkommenden Künstler* 
namen, sondern auch alle Personennamen überhaupt zusammen* 
gestellt würden* Es würde nicht minder für den Kunsthistoriker, 
der nach Nachrichten über einen Künstler fahndet, wie für den 
Genealogen und Heraldiker von grossem Nutzen sein und er- 
scheint mir für ein monumentales Sammelwerk, wie das vor- 
liegende, geradezu unentbehrlich. K. Ob*tr. 



Jos. Aug. Beringer: Emil Lugo. Geschichte seines 
Lebens und Schaffens. Im Veilag des Verfassers. Mann- 
heim 1912. 110 S. 4°, — 4 Mk, 

Dankbar und mit reger Teilnahme wird man, auch über die 
badischen Grenzpfahle hinaus, die jüngste Veröffentlichung des 
verdienten Mannheimer Kunstsehriftstcllers begrüssen, die uns 
das Leben und Lebenswerk eines heimatlichen Meisters schildert, 
der heute wohl mit Recht zu den besten Vertretern der süd- 
deutschen Landschaftsmalerei des ly. Jahrhunderts gezahlt wird. 
Eine merkwürdige Erscheinung dieser Schwarzwaldsohn, mit dem 
gebrechlichen Körper und dem starken Können und Empfinden, 
dessen Wesen und Bedeutung wir jetzt erst recht verstehen 
lernen, wo uns seine künstlerischen Selbstbekenntnisse vorliegen. 
Ein Schüler Schirmers, ein Alters- und Studiengenosse Hans 
Thomas, mit dem er, durch treue Freundschaft verbunden, bis 
zum Tode in brieflichem Meinungsaustausche^ stand , wie dieser 
lange ein Verkannter, Einsamer, abgewandt von der herrschenden 



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350 



Zcitsclmftcnochau und Literaturnotizen. 



Kunstrichtung seiner Zeit, ist er unbeirrt festen Schrittes seine 
eigenen Wege gegangen, hat er seine eigene künstlerische Aus- 
drucksweise gefunden und zu höchster Vollendung gebracht. 
Er hat sich die Aufgabe nicht leicht gemacht, ein Sinnierer 
und Grübler, — auch darin ein echter Allemanne — sucht er 
sich schon früh mit den Problemen der Kunst auseinanderzu- 
setzen, und es ist von eigenem Reiz, in seinen eine Fülle 
feiner Bemerkungen enthaltenden Aufzeichnungen und brieflichen 
Äusserungen zu verfolgen, wie er ihr Wesen und ihre Ziele zu 
begreifen strebt und sich zu ihnen stellt* Zweifellos hat Schirmer 
mit seinem hohen sittlichen Ernst und der Mahnung zur Wahr- 
haftigkeit in der Wiedergabe der Natur auf Lugo einen tiefen 
Einfluss ausgeübt, aber sein Ideal ist doch ein anderes, höheres 
geworden: »Kunst Wahrheit, nicht Naturwirklichkeit* wird seine 
Losung, »der Mensch, der Künstler bringt das Leben und die 
Wahrheit mit und trägt sie in die Natur*. Das gründliche 
Studium der alten Meister und ein mehrjähriger Aufenthalt in 
Italien bestärken ihn in seiner Auffassung. So werden seine 
Gemälde »die Ergebnisse einer an der grossen Einsamkeit der 
Natur erwachsenen und im Kampf mit der Welt ihren eigensten 
Reichtum entfaltenden Seele«. Ein fein entwickeltes Gefühl für 
Form-, Kaum- und Karbengebung unterstützt ihn dabei. Nur 
die Landschaft bat er gepflegt, das Figürliche hat, wo er es, wie 
in seinem Orpheuszyklus, heranzog, nur eine das Raumgefühl 
und den Karbenklang vertiefende Bedeutung, allen Klickten ging 
er aus dem Wege. So weht um seine «Traumlandschaften«, 
wie man sie einmal treffend bezeichnete, der Zauber einer tief- 
empfundenen Poesie, wirken sie als innerste Offenbarung der 
Seele des Künstlers. — In .seiner Vaterstadt Freiburg , die als 
kostbares Erbe seinen künstlerischen Nachlass besitzt, hat er 
freilich, ausserhalb eines kleinen Freundeskreises, zeitlebens nur 
wenig Beachtung gefunden» erst in den 8oer Jahren stellten 
sich einige Staatsaufträge ein, und das bittere Wort Beringers: 
»Die Heimat verlor mehr au ihm als er an ihn bleibt leider 
nur zu wahr. Erst nach der Übersiedelung nach München 
errang er sich die Anerkennung weiterer Kreise, begann sich 
eine Gemeinde um ihn zu sammeln. Von da ab ist die Er- 
kenntnis seiner Bedeutung stetig gewachsen. Im Hause Wilhelm 
Jensens, mit dem er aufs engste befreundet war, ist er iy02 
verschieden: diesem, der ihm inzwischen im Tode nachgefolgt, 
und seiner Gattin Maria Jensen ist die vorliegende Mono- 
graphie, der in jeder Hinsicht vollstes Lob gebührt und bei der 
nur zu bedauern ist, dass dem Verfasser nicht eine reichlichere 
Beigabe von Blustrationen verstaltet wurde, mit Recht auch ge- 
widmet* K. Obser. 

Auf die im Auftrag der Württembergisehen Kommission für 
Lamlesgeschichte unternommene Sammlung »Geschichtlicher 



S' c mSSZ$!m\ 



Ztitfrchriftciuchau und Literatur notizcn- 



35' 



Lieder und Sprüche Württembergs* ist schon vor Jahren 
beim Erscheinen der ersten, bis in die Zeit Herzog Ulrichs 
reichenden Lieferung an dieser Stelle (XIV, 500) hingewiesen 
worden. Seit kurzem liegt das verdienstvolle Werk» in dessen 
Bearbeitung und Herausgabe sich Karl Steiff und Gus tav 
Me bring geteilt haben, in einem stattlichen Grossoktavbande 
abgeschlossen vor (Stuttgart» Kohlhammer, 1 1 15 S.). Wertvoll 
nicht nur für den Literarhistoriker, der die Entwicklung geschicht- 
licher Volksdichtung verfolgt, sondern auch für den Historiker 
schlechthin, insofern diese Lieder und Sprüche — im ganzen 
313 — das zeitgenössische Urteil über Personen und Ereignisse 
widerspiegeln und ihm auch für die Hegebenheiten selbst viel- 
fach als ein im einzelnen freilich der Nachprüfung bedürftiges 
Quellenmaterial dienen können. Plan uud Anlage der Sammlung, 
die die Lieder nach bestimmten Zeiträumen und Geschehnissen 
gruppenweise in chronologischer Ordnung in einzelnen Ab- 
schnitten zusammenfasst, hauen wir schon früher besprochen. 
Sie waren von selbst gegeben. In dem beigefügten kritischen 
Apparate, c*er auch die wichtigsten Varianten verzeichnet, wie 
in den geschichtlichen Erläuterungen und den Quellennach- 
weisen, steckt ein gewaltiges Stück sorgfaltiger, umsichtiger Arbeit 
und hingehendsten Gelehrtenfleisses, die uneingeschränkte An- 
erkennung verdienen. Mit dem Kriege von 1 870 7 1 schliesst 
die Sammlnng der Lieder, von der eine grössere Anzahl hier 
zum erstenmal durch den Druck bekannt wird, ab. Nahezu die 
Hälfte entfallt auf das 19. Jahrhundert; aus der früheren Zeit 
ist verhältnismässig am reichsten die Regierung Herzog Ulrichs 
vertreten. Wenn auch als räumliche Umgrenzung der Umfang 
des heutigen Königreichs diente, so wird diese Grenze doch, 
vor allem wo es sich um Kriegstaten der Württemberger auf 
fremdem Boden handelt, nicht überall allzu streng eingehalten, 
und es lallt dabei auch insbesondere für die Geschichte der 
Oberrheinischen I*ande manches ab. Der Lieder über die 
Schlacht bei Seckenheim wurde schon gedacht; wir verweisen 
hier weiter auf nr. 122 (Blutbad von Hüfingen), 123 (Belagerung 
von Villingen) und 1 26 — 1 27 (Konrad Widerhold auf dem 
Hohentwiel). Auf den Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden 
beziehen sich die Nummern 134 und 135; auf die Belagerungen 
von Schtettstadt und Hüningen im Jahre 1815 die Lieder 
nr, 198 — 201; auf die badische Revolution nr. 266, 274 — 277 
und 280 und auf das Gefecht bei Taubcrbiscliofsheim nr. 2y2 
— 294, während nr. 299 — 300 den bekannten Erkundigungsritt 
der Badener unter Führung des Grafen Zeppelin vom 24* Juli 
1870 zum Gegenstande haben. Im Anhange werden Nachweise 
über verlorene oder verschollene Lieder, solche, die sich aus 
verschiedenen Gründen zur Aufnahme nicht eigneten, lateinische 
und nicht volkstümliche Bearbeitungen u. a. mitgeteilt. Die 
Echtheit des bei Dilfurth, UisL polit. Volkslieder des 30jährigen 



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352 



XcilschriflcnMrhau uml Litcratunmtizcn. 



Kriegs S, 62 IL abgedruckten Liedes auf die Schi, bei Whnpfen 
und die 400 Pforzheimer wird mit Recht als »sehr zweifelhafte 
bezeichnet. Ein sorgfaltiges Orts- und Personenverzeichnis nicht 
zu vergessen , das die Benützung der gediegenen Sammlung 
wesentlich erleichtert , zu der man die Herausgeber und die 
Würlterubergischc Historische Kommission aufrichtig beglück- 
wünschen darf, K* Obstr* 



Als familiengeschichlliche Veröffentlichungen, die auch für 
die Lokalgeschichte beachtenswert sind, verdienen hier die von Dr. 
Kranz Vaconius verfassten 'Beiträge zur Geschichte der 
Familie Vaconius« Erwähnung, von denen das erste Heft den 
fürstl, Löwensteinjschen Landeskommissar zu Wertheim Tobias 
Vaconius (1703— 1 76g), das zweite dessen Vater, den aus 
Köln gebürtigen Landeskommissionsrat Chnstophorus Vaco- 
nius (f 1741) behandelt, der als Stammvater des Wertheiraer 
Zweiges der ursprünglich wohl aus Vacone in Urahnen ein- 
gewanderten Familie anzusehen ist und sich im Dienste seines 
Laudesherrn auszeichnete. Auch über andere Wertheimer Fami- 
lien (Hrenzcr, Kramper, Ronierskirch und Gropp} enthalten die 
mit zahlreichen Abbildungen ausgestalteten Hefte kurze Nach- 
richten und Quellennachweise. 



Im zweiten Hände der »Dokumente zur Geschichte des 
Bürger tD 6 isters Hans Waldmann« von Zürich (Quellen zur 
Schweizer Geschichte. N.F. IL Abteilung, 2. Band, Zürich 1913* 
O56 S. 8. 13 M. 60 Pfg. — Vgl. auch diese Zeitschrift N.F. XXVII, 
357 f«) veröffentlicht K, Gagliardi das reiche Aktenmaterial über 
den Aullauf von 1489 und das Knde Waldmanns, sowie eine 
Anzahl zum Teil bisher unbekannter Berichte vom Knde des 
15. und Beginn des 16, Jahrhunderts über dieses Ereignis* 
Ausserdem enthält der Band ein sehr dankenswertes Wörter- 
verzeichnis von O, Groger und ein Register für beide Bände 
(S. 604 des letzteren inuss es bei Markgraf Georg von Baden 
Bischof von Metz, nicht Krzbischof helssen), -r. 



gle 



-■;',■■; -)-n\.>"' I 



Zur Geschichte der Juden in Überlingen a. S. 

Von 
Christian Roder, 



I. Neulich aufgefundene jüdische Grabsteine. 

Bei den Wiederherstellungsarbeiten, welche im Sommer 
ig 10 im hiesigen Münster vorgenommen wurden, traf man 
in der Sakristei auf vier behauene, mehr oder minder gut 
erhaltene graue Molassesand stein platten, die mit hebräischen 
Inschriften versehen sind und sich als ehemalige jüdische 
Grabsteine erwiesen. Sie sind jetzt in der städtischen 
Sammlung untergebracht. Wir bezeichnen dieselben nach 
der Folge der Auffindung mit den Zahlen I, II, III und IV). 
Ich liess photographische Abbildungen von ihnen machen, 
die im Lichtdruck hier beigegeben sind (Tafel I und II). 

Der Stein I befand sich unter den Steinplatten des 
Bodenbelags; die Seite mit der Inschrift war nach unten 
gekehrt, welchem Umstand man die gute Erhaltung des 
Grabsteins zu verdanken hat. Nur an der oberen rechten 
Seite ist er etwas beschädigt, die Inschrift selbst ist un- 
verletzt. Der ganze Stein hat eine Höhe von 140 cm. 
eine Breite von 70 cm, das Schriftfeld in länglich ovaler 
Umrahmung ist 90 cm hoch und 40 cm breit. Das war 
offenbar seine ursprüngliche Grösse. Die eingemcisselte 
Schrift zeigt etwas unbeholfene, aber deutliche und kräftige 



') Bei der Erkläiung der Grabsteininschriften erfreute ich mich der 
gütigen Unterstützung der Hcnen Bezitksiabbtner Dr. L. Löwcnstein- 
Mosbach und Stadtrnbbincr Dr. Chone-Konstanz, wofür ich denselben bestens 
danke; letzterer nahm die Grabsteine selbst in Augenschein. 
Zciuchr. f. G«ch. d Oberrh. N.F. XXVlU. j. 24 



°8' e im ■ wsn 



354 



Roder. 



Züge. Abkürzungszeichen über einzelnen Buchstaben wie 
bei den drei folgenden Inschriften sind nicht vorhanden. 
Der Text lautet: 

tm 

naxcn 

wxib nopm 

■o npv T 

nasn pnx* 

d. i. >Dieser Grabstein wurde errichtet zu Häupten des 
Rabbi Joseph, Sohnes des Isaak — es ruhe seine Seele 
im Bund des Lebens — im 36. Jahr, am 25. Kislew«, 
Die Umsetzung des Jahres-, des Monats- und des Tages- 
datums in den christlichen Kalender ergibt: 1275 Dez. 15. 
Dieser Tag war im genannten Jahr ein Sonntag. 

Die zwei ersten Wörter sind der gewöhnliche Anfang 
von Grabsteininschriften (ähnlich unserem: »Hier ruht« etc.). 
— Das Wort Rabbi galt als ein Ehrentitel für solche 
Personen, die in der hl. Schrift und in der jüdischen Lite- 
ratur besonders gut bewandert waren, und entspricht etwa 

unserm »Doktor« '). — rOJn ist eine formelhafte Abkürzung 
(vgl. unser R. I. P.), in der jeder Buchstabe ein Wort bedeutet: 

D^nn HTM 1Ö0J nun d. i. es ruhe seine Seele im Beutel 
(in guter Verwahrung) des (ewigen) Lebens 1 ). — Die 

Erklärung des Wortes LHD hat ihre Schwierigkeit; die 
Ableitung vom lat. pars ist zweifelhaft. Es bedeutet 

»das Besondere« im Gegensatz zum »Allgemeinen« C?*?3) 
in unserer Inschrift und in vielen andern überhaupt »Jahres- 
zahl«»). Das Allgemeine hier sind die Tausender. — Das 



') Wetter und Wolle, Kirchenlexikon X unter dem Wort und Dr. 

I,. Löwenstein, Geschichte der Juden am Rodensee und (in dessen) Umgebung. 
1S79 I. Teil S. 1 10 (ein zweiter Teil ist leider nicht erschienen). — *) Löwen- 
stein S. loa und Siegfried und Stade. Hebräische* Wörterbuch unier 

iVlS — *) Gütige briefliche Mitteilung des Herrn Dr. Löwenstein. Für 

die Umsetzung der Zeitangaben au-s dem jüdiachen in den christlicheo Kalender 
war hier massgebend: Grotcfcnd, Zeitrechnung des deutschen Mittelalters 
und der Neuzeit IS. 103 f. 



^| c 



ffilHaiQHUHIY[fi5>TY 



Zur Geschichle der Ohetlinßcr Juden. i:e 

gewöhnliche ÜH (amen, Sela) am Schluss fehlt und war 
nie vorhanden. 

Bald nach der Auffindung des ersten Grabsteins traf 
man auf drei andere, und zwar lagen sie, einer den andern 
deckend, als zubehauene Bausteine am Dreipassfenster 
unmittelbar über dem neuen Eingang" an der östlichen 
Seite des Nordturms. Von denselben hat leider nur einer 
die ganz erhaltene Inschrift, nämlich der oben von mir 
mit II bezeichnete. Sie lautet: 

)rf> ]bn jvat 

jron ipi^N i rD 

■vno i' nus:n 

Sfcln is 1 ? 5p 

d. i. »Dieses Grabdenkmal (ist) zu Hftupten der Jungfrau 
Simcha, der Tochter des Rabbi Kljakim Hakohen, die hin- 
geschieden ist am 12. (des Monats) Ijar im Jahr 102; es 
ruhe ihre Seele im Garten Eden (Paradies). Amen. Amen, 

Amen! Sela«! 

Die Punkte über manchen Buchstaben (im Original 
nach oben geöffnete Winkel) bedeuten Abkürzungen. Die 
Jungfrau Simcha ') (d. i. Freude), Tochter eines dem Priester- 
stamme angehörenden Mannes, ist also gestorben am 
ig.April 1342 unserer Zeitrechnung. DerTag war ein Freitag. 

D — mo d. i. Frau. — »Sämtliche Israeliten gehören drei 
alten Stämmen an, diese sind: 1. Priester, 2. Leviten, 

1 

3. sonstige Israeliten aus den übrigen zehn Stämmen, Nur 
bei den zwei ersten Kategorien hat sich die Stammes- 
zugehörigkeit bis auf den heutigen Tag erhalten.« L, 

Vom Stein III ist die rechte Seite und die rechte 
untere Ecke abgeschlagen. Von der schön ausgeführten 



') »Der Name Simcha kommt sowohl hei mannlichen als auch bei weib- 
lichen Personen auch jctzl noch vor** L. — Vcigl. den christlichen Frauen - 
namen Läthia* 

=4* 



l lOOgle mmaTONWYflKiTY 



35° 



Roder. 



Schrift auf der erhaltenen linken Seite ist noch folgendes 
zu lesen: 

nain i[3Kn] 
nyan tn[V] 

Dri-UNJ/o] 

ca iu£[)n] 

rhxb ti: 

WM rv[jn] 

W o[y] 

nßo k] 

d. i.: »Dieser Stein [wurde errichtet] zu Häupten des Jüng- 
lings . . ., des Sohnes Abrahams, hingeschieden im [Monat] 
Schebat *), gy. im 6. Jahrtausend, es ruhe seine Seele [im 
Garten Eden] mit den übrigen [Gerechten]. Amen, Amen, 
[Amen], Sela«! 

Der Jüngling starb also im Jahre 1337. 

Von dem ebenfalls auf der rechten Seite verstümmelten 
kleineren Stein IV ist nur noch zu lesen: 

nbtMtt 

d. i.: »Frau Matrona, welche starb im Jahr 85. Amen, 
Amen, Amen, Sela«! — Die jüdische Jahreszahl entspricht 
der christlichen 1325. 

Schon früher, in den 1850er Jahren, sind Judengrab- 
steine hier gefunden worden. Dr. I.öwenstein zählt in 
seiner oben angeführten Schrift vier derselben auf unter 
Mitteilung und Erklärung ihrer Inschriften , soweit diese 
noch gelesen werden können (S. 107 — 10g). Der erste ist 
auch vom Jahre 1275, der zweite, beschädigte, v. J. 1276 



■> Oder~ iyj'3 d. i. am zweiten JTage] des Monats oder der Woche 
oder auch am hl. Sabbat (ßtTtp HStfO). L 



1 $fe mÄ°Ä 



Zur Geschichte der Überlinger Juden. 7^7 

der dritte (S. 107) v. J. 1321 oder 1324 oder 1327 (nicht 
V< J. '346t wie a. a. O. angegeben ist) 1 ), bei dem vierten, 
dem des Rabbi Mosche (S. ioq), ist die Jahreszahl nicht 
mehr vorhanden; bei den übrigen sind nur noch einige 
Schriftzeichen zu entziffern. Der dritte, sehr beschädigte, 
bildete eine Bodenplatte am Eingang links zum Münster- 
chor *), die andern stammen aus der 1858 abgebrochenen 
spätgotischen Spitalkapelle — beim Kaufhaus — wo sie 
unter der mittleren, das Gewölbe tragenden Säule als 
Bodenplatten gedient hatten 3 ). 

Nach der Vorlegung des inschriftlichen Materials haben 
wir folgende Fragen zu beantworten: 1. Woher sind diese 
Grabsteine? 2. Wann und unter welchen Umstanden 
sind sie in das Münster bezw. in die Spitalkapelle 
gekommen? 

Bezüglich der Geschichte der Juden in der ehemaligen 
Reichsstadt Überlingen habe ich schon oben S. 354 die 
Schrift von Dr, Löwenstein angeführt, ich verweise dann 
auf die neuere Darstellung desselben Gegenstands von 
Moritz Stern*). 

Zur ersten Frage: Die Grabsteine standen auf dem 
ehemaligen jüdischen Friedhof bei Überlingen, An diesen 
erinnert jetzt noch das ein Kilometer nordöstlich von der 
Stadt gelegene Wiesengelände zum >Judengottesacker<. 
Die ersten schriftlichen Spuren von demselben, also auch 



<) L. (Briefliche Mitteilung). — *) Der Stein ist leider durch Unacht- 
samkeit der Arbeiter in Verlust geraten, doch ist die photographiache Auf- 
nahme erhallen. — ■) Cber dieses ehemalige Baudenkmal siehe J. Bader, 
Fahrten und Wanderungen I 1 89. ^ *) >Die israelitische Bevölkerung der 
deutschen Städte«, Krankfurt ft. M. KaufTmann, Von Dr, Moritz Stern: 
I* Überlingen am Bodensee S* 1 — 30 (mehr ist nicht erschienen; das Vor- 
liegende mit sorgfältiger Benutzung u. a. der von mir 1884 — 1886 gefertigten 
handschriftlichen Regesten (General-I^andcsarchiv) von Urkunden des städti- 
schen Archivs in Überlingen). Abgedruckt (mit manchen Lesefehlern! siehe 
unten S. $(>2) sind eine Anzahl in den beiden genannten Archiven — 2 im 
GencraM-andcsarchiv — befindliche, die Rechtsverhältnisse der Überlinger 
Juden betreffende Urkunden in der von der ßadischen Historischen Kom- 
mission herausgegebenen Sammlung: Oberrheinische Stadtrechte II. Abteilung 
(Schwabische Rechte) II- Heft: Überlingen, bearbeitet von Dr* F. Geier; 
im Folgenden zitiert St.Cb, Es sind die Nummern I § 66, V, VI, VIII, 
XIII. XXVII, XXVIII. LV1I, LX1V. 



^ ifliHWM: 



358 



Roder. 



vom Bestehen einer Judengemeinde zu Überlingen» gehen 
bis etwa zum Jahr 1226 zurück (eimitcrium Judeorum) 1 ). 

Zur zweiten Frage: Dreimal hat die Reichsstadt Über- 
lingen das schmäliche Schauspiel der Judenverbrennung in 
ihren Mauern gesehen: 1332, wahrscheinlich am 12. März, 
wobei jedoch, wie es scheint, der Friedhof nicht verwüstet 
wurde, dann 1349 am II* Februar, als der »schwarze Tod« 
die bekannte allgemeine Judenverfolgung und an man- 
chen Orten — auch zu Überlingen — eine Vernichtung 
der erwachsenen männlichen Juden zur Folge hatte, und 
1430, als 12 Juden hier den Flammentod erlitten *). Für 
uns kommt hier zunächst die Judenpein von 1349 in Be- 
tracht. Ich habe an einer andern Stelle — Bd, XIV N.F. 
dieser Zeitschrift S. 665—669 — unter Bezugnahme auf eine 
gleichzeitige Inschrift am Osannaturm des hiesigen Münsters 
nachgewiesen, dass die Grundsteinlegung des Münsterchors 
am 13, Mai im Jubeljahr 1350 — nicht, wie vielfach falsch- 
lich angenommen wurde, im Jahr 1353 — stattgefunden 
hat. An den Bau des Chores schloss sich unmittelbar der 
des nördlichen Turms daneben mit der Sakristei im unteren 
Stockwerke an. Bei dieser Gelegenheit sind offen- 
bar eine Anzahl jüdischer Grabsteine, auch die 
1910 gefundenen, als Bausteine vom Judenfriedhof 
in das Münster verbracht worden; wie man denn gern 
bei christlichen Kirchenbauten jüdische Grabsteine ver- 
wendet hat 8 ). Vermutlich sind noch manche andere Bau- 
steine im Mauergefüge zubehaltene jüdische Grabsteine. 
Zur Verwendung derselben zu diesem Zweck glaubten 
sich die Überlinger berechtigt. Nach dem Judenbrand 
1 34 9 waren nämlich viele Bürger über die Güter und 
Habseligkeiten der Juden hergefallen und hatten sich die- 
selben angeeignet. König Karl IV., von dem »Frevele 
benachrichtigt, schritt gegen die Überlinger ein, und auf 
sein Gebot lieferten dieselben das Geraubte den beiden 
Grafen Ulrich von Helfenstein, den Landvögten von Über- 



') LÖwenstein 1 u. 3, Stern 1 u. 2. Siebe Über den Judenfriedhof 
zu Überlingen unten die Urkunden l, 6 und St.Üb. nr. XXVII u. XXVIII. 
— f ) Lftwenstcin 3 ff. u. 1 ! ff., dazu Steru 3 ff., 8 ff. u. II ff. samt 
den einschlagen Anmerkungen in den Beilagen. — *f Löwenstein 107, 



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Zur Geschichte der Cbcrlingcr Juden. ^SQ 

Schwaben an des Reiches statt, aus, worauf sie nun wieder 
in des Königs Huld aufgenommen wurden. (Urkunde d. d. 
Frankfurt a. M. 1349 Juni 20 St.Üb. nr. VIII). Die meisten 
der Güter, u, a. »der Juden Kirchhoff schenkten die 
Grafen hierauf der Stadt (siehe unten Urkunde 1 d. d. 
Ravensburg 134g Juli 13). 

Fast dreissig Jahre lang waren keine Juden mehr in 
Überlingen ansässig. Erst dann bildete sich wieder eine 
Judengemeinde, die, wohl gegen ein Entgelt, auch in den 
Besitz des Friedhofs gelangte. Dieser war infolge der 
Ereignisse von 134g in gänzliche Verwahrlosung geraten. 
Dem religiösen Empfinden der *JüdischheiU der benach- 
barten Stadt Konstanz ging dies sehr nahe und sie schloss 
am 6. Oktober 1376 einen merkwürdigen Vertrag mit dem 
Rat von Überlingen zur Instandsetzung des Friedhofs (Ur- 
kunde 6). Sie war wohl auch von der Hoffnung auf eine 
Besserung der Zeiten für die Israeliten geleitet, und nicht 
ohne Grund. Am 16. Januar 1378 gestattete nämlich 
Pfalzgraf Friedrich an des Reiches statt den Überlingem, 
wieder Juden als Bürger bei sich aufzunehmen (St. Üb. 
nr. XIII), 

Es dauerte 52 Jahre, bis das Verhängnis wieder über 
die Überlinger Juden hereinbrach'). Es nahm seinen An- 
fang von der nahen Reichsstadt Ravensburg, wo die Juden 
beschuldigt wurden, am 2, Mai 1428 einen Christenknaben 
ermordet zu haben. Da man dort vermutete, dass auch 
deren Glaubensgenossen zu Überlingen um die Sache 
wüssten, so wurden auch diese, und zwar am Weihnachts* 
abend, gefänglich eingezogen. Der Prozess hatte den Aus- 
gang, dass hier am 16. August 1430 12 Juden verbrannt 
wurden und 1 1 sich durch die Annahme der Taufe 2U 
retten vermochten 3 ), König Sigmund hatte durch Urkunde 
d. d. Wien 1430 Juli 21 (St.Üb* nr. XXVII mit unrichtiger 
Datierung!) den Überlingem das Recht verliehen, über der 
Juden Leib und Gut zu richten und, falls diese nicht mehr 
in Überlingen sein würden, über den Friedhof derselben, 
>wo sie sich zu begraben pflegen«, zugunsten des Spitals 



') Stern 11 f. — *) Löwenstein 13 f. Stern u f. T. Hafner, 
Geschichte der Stadt Ravensburg 290 — 299. 



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360 Köder. 

— und nur für dieses — zu verfügen. Das Vermögen der 
Hingerichteten wurde eingezogen, der »Kirchhof der Juden 
gebrochene '). Offenbar war aber der König mit diesem 
das zulässige Mass überschreitenden Vorgehen der Über- 
linger, das einer vollständigen Plünderung und Verwüstung 
der Judengüter gleichkam, nicht einverstanden. Gegen 
Ende 1430 kam er wieder in die Seegegend und auch 
nach Überlingen; Anfang 1431 sprach er die Bürger von 
aller Forderung bezüglich der verbrannten Juden und des 
Friedhofs frei und nahm sie wieder in seine Huld auf (Urk. 
d. d. Konstanz 143 1 Januar 20 St.Üb. nr. XXVIII). In 
demselben Jahr beschlossen die benachbarten Reichsstädte 
Lindau, Ravensburg und Überlingen, »in Ewigkeit« keinen 
Juden und keine Jüdin haushäblich in der Stadt oder in 
ihren Gerichten wohnen zu lassen. Deshalb gab es von 
da an keine Juden mehr in Überlingen"). 

Nun trat der in der eben angeführten Urkunde König 
Sigmunds vom 21, Juli 1430 vorgesehene Fall ein. Da der 
Judenfriedhof seinem Zweck nicht mehr dienen konnte, so 
fiel er an das Spital als Eigentum, die Grabsteine, und 
zwar zunächst die ältesten, wurden als Baumaterial ver- 
wendet. Damals kamen auch einige derselben in die 
Spitalkapelle. Es ist zwar kein urkundliches oder son- 
stiges Zeugnis bekannt, aus dem sich das Jahr ihrer Er- 
bauung bestimmen Hesse. Sie fällt aber offenbar in diese, 
also in die spätgotische Zeit, wie man aus dem Gipsmodell 
derselben — in der städtischen Sammlung — ersehen kann 
(siehe oben S. 357). Jüdische Grabsteine aus der zweiten 
Hälfte des 14. und dem Anfang des 15. Jahrhunderts sind 
bis jetzt in Überlingen nicht gefunden worden. 

Damit findet die Beantwortung der oben aufgestellten 
zweiten Frage ihre Erledigung. 

Nachträglich führe ich noch das Überbleibsel einer 
Grabinschrift (V) an, auf die ich im Sommer 191 1 auf- 
merksam gemacht wurde. Leider ist der Grabstein nur 

— - 

') Stern 26 nach dem grossen Sammelwerk den Chronisten Jakob 
Rcullingor im Stadtarchiv zu Überlingen. — *) Stern 26; Geschichte der 
Stadt Lindau , herausgegeben von Dr. K. Wo! fart I (erste Abteilung! 
S. 146. 



ogle 



rciHcnctiUHivEitinY 



Zur Geschichte der Oberlingcr Juden. 161 

noch als Bruchstück vorhanden, und zwar als Mauerstein- 
platte im Stadtgraben, einige Schritte östlich vom Turm 
von St. Johann, 2 m hoch an der Seitenwand. Da mir 
einiges nicht klar erschien, so überschickte ich eine photo- 
graphische Abbildung wieder an Herrn Dr. Löwenstein in 
Mosbach. Nach ihm lautet die in kräftigen, eigenartigen 
Zügen ausgeführte Inschrift, soweit sie entziffert werden 
kann, so: 

3k] p nd>v 

av]2 iapn na[o 

d. i. . . . zur Erde [wurde gebracht] Salomo, Sohn des 
Abraham, das Andenken des Gerechten sei zum Segen 

(HOna 1 ? j>*lX "Ol)-, [starb am ? Tag im Monat] Tebet 
(d. i. Dezember bis Januar) und wurde begraben am 
[?Tag] ... 

Es fehlt also der Inschrift eine Hauptsache, die nähere 
Zeitbestimmung. Da sie keine Abkürzungszeichen hat, so 
ist sie wohl den älteren Inschriften zuzuzählen. Wann 
der Grabstein als Baustein an diese Stelle gekommen ist. 
bleibt unbekannt. 



II. Die Juden zu Überlingen betreffende Urkunden. 

Die Originale der folgenden Urkunden befinden sich 
je nach den in denselben in Betracht kommenden Besitz- 
verhältnissen teils im städtischen, teils im spitälischen 
Archiv zu Überlingen. Sie sind hier erstmals im Wort- 
laut abgedruckt, nachdem Moritz Stern in seiner oben 
S. 357 angeführten Schrift S. 15 — 20 meine Regesten 
mitgeteilt hat. Laut Fussnote S. 15 gedachte Stern die 
wichtigsten Urkunden im vollständigen Abdruck zu ver- 
öffentlichen, was, freilich von anderer Seite (im Überlinger 



igle 



nHHONNumvium 



jjÖ2 Roder 

Stadtrecht), unterdessen teilweise geschehen ist '), soweit 
es die Königsurkunden betrifft. 



'349 Juli 13* Ravensburg, 

Die beidai Grafen MM Helftnxtein schenken als Landtrogte in 

Oberschivabcn der Stadt Überlingen verschiedene Häuser und den 

Friedhof der Juden daselbst. 

Wir Ulrich und Ulrich, bede graven ze Helffunstain und 
lantvugt in Obern Swaben, verjehen oftenlich mit diesem brief 
für uns und für unser erben: Wan uns unser gnädiger herre 
küng Karl von Home ergeben und gegeben bat alles das gut, das 
der Juden ist gewesen» die ze Überlingen sezhaft sint 
gewesen, und wan uns der burgerinaister, der araman, der rfit 
und die burger gemainlich der stat ze Überlingen lieplich und 
tugentlich haut lassen gevolget und och gegeben das obgenant 
Juden gut gar und gantzlich, ]igendes und varndes und wie daz 
genant ist, dar umb haben wir den egenanten von Überlingen 
gegeben und gehen in ficli mit diesem brief der Juden 



x ) Die Bearbeitung von Geier weist zahlreiche Fehler auf» In den hier* 
her gehörigen Urkunden ist xu lesen: 
5. 32 unten: aUo gemachet und gethaydinget anstatt: aUo semlichet 
und getheidinget (!) 

» » allerbest und Iicj> liehest anstatt: allerbest und heplichestf!) 

» • Kosientz » Konstant! 

33 Mitte: gelruwen » getreuen 

» « es sei umb • cz sin umb 

* * da tu in b * derumh 

» unten: immer mer hinlz » immer hinz 

» sunntag * sonnlag 

> dreißigsten iar dreißigstem iar 

35 Mitte: die stat gemainlichan die stat semnntlichco (!) 

• horetit lesen » herent lesen 

1 * die da die das 

■ un len : sc h i r m > schurm 

41 » ir eigen chind » iicn cbind 

42 oben: beschirmen und versprechen anstatt hoch* und ußrechten 

■ dezgelichsgunncn anstatt: dez galichs g. 
12! Mitte: 1450 Juli z\ s 1430 Juli 14 

122 unten: dorumb gütlich und ganz dorumb und garu 

584 ■ mit Iren \v ücherlic hen und ücn w. 



■ , 



Zur Geschichte der Cbcrlinger Juden. ?£>? 

schäl 1 ) ze Überlingen und daz hÖftlin, das dar zu gehört* und 
ainen gange, der von dem selben hÖfflin gat an den Sewe, der 
vier mursehühe wit sol sin und süben murschühe hohe * und 
Gotliebes hus und das dar zu h6rt und der Juden grebers 
hus an der Kunkelgassen und der Juden kyrehhove 2 ) und 
daz dar zu gehöret. Mit Urkunde ditz brieves besiegelt mit 
unser baider grozzen insigcln, die dar an hangent» der gegeben 
wart ze Ravenspurg, do man zalt von Kristes gebürt drüzehen 
hundert jar, dar nach in dem nünden und vierzigosten jar, an 
dem nähsten man tag vor sant Margercten tag. 

Die Siegel der beiden Grafen von Heifemtcin stark beschädigt. Original 
Perg. Spitalarchiv Lade 50 nr. 1227. — Ein zweites Exemplar von demselben 
Datum ist tesiegett v&m älteren Grajen Ulrich von Ifelfenstein (Elefant im 
Schild) und im ganzen gleichlautend mit dem obigen, nur fehlt darin die oben 
zwischen * stehende Stelle- Aussen ist die gleichzeitige Aufschrift; Übergab des 
schülhuß und der Juden guter. Stadtarchiv Karten 1 J*adc 4 nr. 63. 



2. 

1350 Januar 3. 

Die beiden Grafen Ulrich von Hclfenslein 
verkaufen an Heinrich IJitishofen, Schulmeister zu Überlingen, 
um 90 Gulden zwei Häuser und die Fischern dabei am See. 

Wir graul Ulrich der eltcr und wir grauf Ulrich der junge 
von Helflenstain, lantvÖgt in übern Swaben, kündent und ver- 
jehent ofienlich mit disem brief, da2 wir reht und redelich aines 
rehten und redcliehen köfles habent verköffel und ze köffent 
geben dem erbern manne mayster Hain riehen Lütishftfcn, 
schülmaistcr ze Überlingen, und sinen erben du zwai hüser, daz 
vorder und daz hinder, und die vischentze da hinder gelegen 
ze Überlingen entzwischent der schule und Gurapreht dez Juden 
huse» und habent im und sinen erben du vorgeschobenen hüser 
und die vischentze da hinder gebe!) mit allen rehten und mit 
aller zfigehörde für reht aigen und habent dar umb von im 
emphangen nüntzcg guldin guter und geneincr llorentiner t der 
wir gar und gentzelich von im gewert sigint und die an ünsern 
nutz bewent sint. Wir verjehent beb offenlicheii, daz wir sin 
und siner erben reht geweren süllent sin nach der stat reht ze 



') l>ie Judcnschule mit der Synagoge lag in der jetzigen Kunkelgas^e 
(Hafengasse), Gottlieb* Hau* 1 ■: das jetzige sog. Steinhaus- Siehe unten 
nr. 2, 3 und 4. (Nur das untere Stockwerk des Steinhauses zeigt noch 
einigermaßen den alten ßaucharaktcr). — *) Siehe oben S. 337- 



>y c WHaiotiwvift: 



364 Roder. 

Überlingen umb du vorgeschribenen huser, umb' die vischcntze 
da selben und umb alles, daz darzü gehörde, wa ald wenn oder 
wie dik er und sin erben sm bedürfen! und notdurftig sint. Wir 
verjehent öch, daz wir kain reht noch kain ansprach zu den 
egenempten hüsern noch über al, waz dar zu gehörede, niemer 
roe süllent hän noch mugenL gewinnen in dehainen weg, weder 
mit geriht noch an geriht, gaischeüchem noch weltlichem. Und 
daz diz alles stät und sicher belib, gebent wir grauf Ulrich der 
elter und grauf Ulrich der jung, baide von Helffenstain, lant- 
vögt in Obern Swaben, dem egenanten maisler Hainrichen Lütis- 
höfen und sinen erben disen brief, mit unseren aigenen insigeln 
besigeltp du baidü dar an hangent. Dirr brief wart geben nach 
Christen gebürt drüzehcn hundert jar, in dem fünfzegosten jar, 
an dem nähsten sunnentag vor dem /wehten lag. 

Von den beiden Siegeln der Aussteller ül das des Grafen C?rüh des 
Jtteren abgegangen* Aussen steht die Aufschrift aus dem <$• Jahrhundert: 
Vischcntzen der armen am huß an dem KÖfhuß. Spitalarchiv 0\ Ld. 50 
nr. 1228- Orig. Perg. 



3- 

1351 Januar 16 (Überlingen), 

Die Stadt Überlingen vtrkauft um 160 Pfund Pfennig 
an das Spital daselbst die sog. Judenschule und das Steinhaus. 

Allen den, die disen gegenwürtigen brief ansehent oder 
hörent lesen, künden wir der burgerraaister, der atnmau, die rät, 
die zunftmaister und die burger gemainlich der stat zc Über- 
lingen und verjehent ofTenlich an disem brief, das wir mit 
gemainem rllt in unser stat naraen ze koffen habent gegeben 
reht und redlich unserm spital ze Überlingen unser schul, die 
man nemmet der Juden schfil, du in unser stat gelegen ist in 
dem hus, das da maister Hainrichs saugen Lütishovcn was 
und stosset an den vorgenanten spital, und was dar zö höret, 
und gat jarlichs da von dem rieh ze zins dric phennig Costentzcr 
müns» und unser Stainin tm> t das Gotlicps des Juden was, das 
an des vorgenannt unsers spitals torggel 1 ) gelegen ist als verre, 
so das hinder tachtroff und das vorder tachtroff gant an dem 
selben Stainin hus, an dem selben hus bede muran geraain sont 
sin, von dem selben hus gat, öch järklichs dem rieh ze zins zwen 
phennig der vorgenannt müns, umb sehtzig und hundert phundc 



! ) Das Steinhaus in der Krnnziskanersirasse slö**t noch jetzt hinten an 
den *p italischen Weinlorkel. 



;;lc 



FffHCnWUHtvErT 



Zur Geschichte der Überlinger Juden* \bc 

phenig Costenzer müns» der wir von dem selben spital gar und 
gäntzlich gewert sient und in unser stat guten nuzze komen 
und bekert sint. Wir solent öch dem selben ünserra spital der 
vorgeschribenen zwaier stuk t der schul und öch des Staininen 
huses wem ! ) sin nach reht. Und das dirre koff und alles» das 
da vor geschriben stat, war sie und iemmerme stat belibe, dar 
umb so geben wir dem vorgenannten ünserra spital disen brief, 
besigelt mit unser stet insigel. Dirre koff beschach und wart 
dirre brief gegeben ze Überlingen do man zalt von Kristes gebürt 
druzehenhundert jar, dar[nachj in dem ain und ftinfzigosten jar, 
an dem nähsten sunnentag nach sant Hilarien tag. 

Siegel der Stadt abgegangen- Gleichzeitige Aufschrift aussen; Der juden- 
sch&l brief. Orig. Perg. Spitalarchiv Ü* Ld. 50 nr, 1229. 



4- 

1351 April 30. Konstanz» 

Vor dem bischöflichen Offiziat verkauft Johannes, genannt Lütis- 

hofen, von Biberach, Sohn weiL Heinrichs von £ M gewesenen 
Knabenschulmeisters zu Überlingen, mit seinem Anwalt Berthold, 
gen. Schyllyer von Biberach um 120 Go/dgulden an das Armen- 
spital in Überlingen sein Haus und eine Hafraite daselbst, anstossend 
(westL) an das Spital, (BttlA an das Haus und die Sammlung der 
Schwestern an der Wiese, (rtordl.) an die ehemals Judengasse 
genannte Strasse, und (siidl.) an den See, 

Officialis curie Constantiensis universis Christi fidelibus pre- 
sentium inspectoribus affectum caritatis cum notitia subscriptorum. 
Oblivionis et litigandi tollitur materia» si res gesta seripturaruiu 
memorie coramendatur. Noverint igitur presentium inspectores 
universi, quod constituti coram nobis anno domini m°ccc I°I , 
feria sexta post festum beati Marci ewangeliste propria iudicii in 
figura Johannes dictus Lütishoven de Byberach, filius quondam 
Heinrici dicti de Lütishoven, oliin doctoris puerorum in Über* 
lingen, et Bertboldus dictus Schyllyer de Byberach, eidem Johanni 
diclo Lütishoven per nos ad actum seu conlractum subscriptum 
pro advocato seu tutore aut curatore legitimo deputatus, ex una 
et discreti viri procuratores seu provisores-) hospitalis pauperum 
oppidi in Überlingen nomine dicti hospitalis ex parte altera pre- 
fatus Johannes dictus Lütishoven fatebatur et recognovit in iure 
corara nobis de consensu et voluntate expressis et auetoritate 



l ) Gewährsmänner. — *( Meister und Pfleger. 



t tooglc rewaio«uHiv[ft5*n 



366 Rodcr. 

prescripti Bertholdi dioti Schyllyer advocati aut curatoris sui: se 
sponte et libere, bona deüberatione et traetatu sollempni pre- 
missis vendidisse et vendendo tradidissc iusto venditionis tylulo 
pro se et heredibus et successoribus suis predicto hospitali pau- 
perum m Überlingen seu suis procuratoribus nomine eiusdem 
hospitalis domum et aream suam cum suis iuribus et per- 
tinentiis universis sitam in oppido Überlingen contiguam 
seu confinero ab uno latere predicto hospitali pauperum 
in Überlingen et a seeundo latere doiuini seu collegio 
aut habitationi dominarum dietarum die swesteren an 
der Wise 1 ) et a tertio latere strate seu vir publice olim nun* 
cupate der Juden gasse 1 ) et a quarto latere vel a parte 
posteriori Lacui seu aque Lacus ibidem pro centum et vigimi 
florenis aureis bonis et legal ibus ponderis competentis ut pro* 
priam a dicto hospitali seu suis successoribus perpetuo possi- 
dendam et habendam et eosclem florenos seu peeuniam prediclam 
idem Johannes dictUS Lutishoven fatebatur de consensu et aueto- 
ritate predicti Hertholdi advocati sui a dicto hospitali seu suis 
procuratoribus aut provisoribus reeepisse et in usus suos utiles 
et necessarios ac evidentes convertisse et conversos fore [sie!]» 
transferens et resignans orane ius et actionem sibi in eisdem 
domo et area et suis pertinentiis universis ... et quod Anna 
dieta Lutishoven, soror ipsius Johannis, quando ipsam ad etatem 

Icgitimam devenire coniigcrit» omne ius et actionem sibi in pre- 
dictis domo et area . . . competentes . . . resignet et cedat ad 
manus dieli hospitalis . , . Datum Constantie anno domini et 
die predictis, indictione quarta. 

Siege/ des Offitials* Oiig. Perg. Spitalarch* & LA. 50 nr, 1230. 



5- 

1352 Mir* 10- biherach. 

Kvftrüd Krihil und Hans von Ertingin von Hiheraeh sind reckte 

Gewähren für die beiden minderjährigen Kinder des 
Heinrich Lütishoftn stL bezüglich des Hausvcrkaufs zu Überlingen. 

Allen den, die disen gegenwärtigen brief ansehent oder 
hurent lesen» künden wir Cünrat Kroul und Hans von Eritngen*), 
baid burger ze ßyberach , und vergehen olTenlich urab das hus 
und gesäß, das ze Überlingen in der statt gelägen ist» daz ain- 

■) Beim jetzigen Friedhof. Hier ist «las den geistlichen Schwestern 
tiehörige» in der Stadt gelegene Haus gemeint (beim jetzigen Gasthof £um 
LAwen), — *) Jetzt Kunlccl^asse (Hafengasae). — ') Württ OA. Riedlingen, 



o«k ™SÄ 



Zur Gcschichle der Überlinger Juden. X67 

halp lit und stozt an den spital des hailigen gaists ze Über- 
lingen, anderthalb an Ulrichs hus von Höudorf, dez jungen» das 
wilent maister Hainrichs von Lütishoven seligen gewesen ist, 
der ze Überlingen schülmaister was, das hus und gesäß des 
vorgedahten Spitals pllager dem selben ir gotshus kouft und ver- 
golten hand; und wan der vorgenant maisler Hainrich selig zwai 
kint nah sinem tode helan hat» die noch lebend, Johansen 
Lütishoven und Annun, sine swester, du kint noch züx iren tagen 
nit komen sint, davon sigen wir baid unverschaidenlich für du 
selben kint und an ir statt gen dem obgedachten spital zc Über- 
lingen des vor beschaiden koufs und hus recht gewären worden, 
als ze Überlingen der stett recht ist und öch also, wann du vor- 
genanten kint Hans und Ann zö iren tagen koment und komen 
sint, so sont si gen Überlingen komen und sont sich da des 
vorbcnemplen huß gen dem dikbeneropten spital und gen sinen 
maistern und pflägern entzihen 1 ) und inen das da ufgebene, öch 
als da ze Überlingen der stett recht ist an geverd, und wenn 
das du selben kint also volfürent und getan hant, so sigen wir 
der vor geschriben werschaft denn ledig. Und zc urkünd dirre 
vor geschribencr dinge geben wir vor benempten Cünrat Kr6ul 
und Hans von Ertingcn disen brief, besigelt mit ünsern aigenen 
insigeln, der geben ist ze Byberach an dem nchsten samstag 
vor sant Gregorien tag in der vasteu des jars, do man zalt von 
Cristo geburt ürüzehenhundert jar und in dem zwai und funftzi- 
gosten jare. 

Sieget des C Ar. (zwei von sich gekehrte Schabeisen r) «v. des f£ v. E* 
(Tierkopf mit zwei Hörnern). Orig. Per^* Sfifalankiv CK Ld. 50 nr. 1231. 



1376 Oktober 6» {Konstanz)« 

Die Judensthaft von Konstanz erhält vom Rat von Überlingen die 

Erlaubnis, gegen einen jahrL Zins, den Judenfriedhof %u Über* 

lingen einzu/angen und mit Wasser zu versehen. 

Wir die judschayt gemainlich der stat ze Costentz verjehen 
offenlich für uns und für alle unser nachkomen mit disem brief, 
daz wir mit gutem willen und mit wolbedachtcn sinnen mit den 
erberen, wisen dem burgermaister, dum amman, dem rat und 
mit den burgern gemainlich der stat ze Überlingen von des frit- 
hofs wegen, gelegen bi Überlingen in Wälis moz 2 ), lieplich 



■) verzichten. — r ) Diese Bezeichnung ist abgegangen. 



8 !C KMcÄÄlTV 



368 



Roder. 



und frÜRtlich über ain körnen sien also, daz wir den selben 
frithof, als uns der mit marken uzbeschaiden und under zayehet 
ist, mit ainander hayraen 1 ) und invahen und die dri tayl dez 
frithof s urab rauren oder mit getüllen *) machen und buwen 
süllen und mugen, ob wir wellen oder ob uns daz fügt, und 
den vierden tayl gegen der stat ze Überlingen bezünen oder 
bctüllen und den frithof nach ünserm nutz und füge also inne- 
haben, han und niezzen süllen und raügen äne geverde, und 
daz wir noch dehain unser nachkomen den selben vierdentayl 
gegen der stal nimmer vermuren süllen in dehain wisc. Och 
hant si uns die gnad getan, daz wir von iren brunnen tücheln 
da selbs wasser in tücheln in den frithof layten und daz in 
ainem beschlozzen wasserstok uf vahen mügen 8 ), dar an wir 
ain messin zapfen haben süllen, der ze vordres!, da daz wasser 
uz fluzzet, in der wyti sig als ditz ringli 0*); daz selb wasser 
wir und alte unser nachkomen ymmer me nach unser notdurft 
niezzen und bruchen süllen und mügen ungevarlich t Und wenne 
wir daz wasser nit bruchen oder in dem frithof nit sien, daz 
denne der zapf verstozzen sol sin und daz wasser dar uz nit 
gan noch rinnen sol äne geverde. Ob aber daz äne unser 
willen und wissen beschache, dar urab süllen si uns nit straffen 
und sol uns daz an dehainen ünsem rechten dehainen schaden 
beren noch bringen in dehainen weg. Und och also, daz wir 
noch dehain unser nachkomen der burgern noch der stat ze 
Überlingen noch dehainen iren nachkomen von dez vorgeschriben 
frithofs wegen dehainr sturen noch dienst schuldig noch ge- 
bunden sien ze gebent noch ze tünd in dehain wise, denne alz 
verre, daz wir und alle unser nachkomen den zins, der von 
dem selben frithof gat und gan sol, dez ist sant Nycolausen 
kyrehen*) ze Überlingen drizehen phenning und ain vierdung 
wachs, den von Salmenswiler*) dri phenning und Hamrich Ryenolt, 
aim burger ze Überlingen, vier und drizzig phenning Costentzer 
müns järlichen da von richten und geben süllen äne ir schaden, 
Unt dez alles zu ainem staten» waren, offen urkünd haben 
wir die obgenant jüdschayt gebetten und erbetten den erwirdigen 
herren den official des bystums ze Costentz, daz der des hof- 
geriehts ze Costentz gemains insigel, und och ain ersamen man, 
Johansen Linden, stadtamman ze Costentz, daz der sin insigel 
ze aincr waren züknüss und bedachtnüss aller vorgeschriben 
sacli an disen brief hant gehenkt. Und wir der official dez 
bystums ze Costentz und och ich Johans der Lind, statamraan 
ze Costentz» veriehen bavd an disera brief, daz wir der vor- 



l ) Heimen eig. ins Haus aufnehmen, an sich nehmen* — ') Holz- 
stocken, Palisaden. — f ) Das Wasser kam von der bei St. I-conhard, 
östlich von der Stadt, gelüsten Brunnenleitung, die bis 1876 auch die Brunnen 
der Stadt mit versah, — *} Durchmesser 9 mm. — a ) Münster. — •) Kloster 
Salem* 



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Zur Geschichte der Cberlingcr Juden- ^(m 

genanten jiidschayt ze Costenlx gemainer ernstlicher belt willen, 
wir der oflicial des hofgerichts ze Costentz geimiins insigel und 
ich Johans der Lind, statamraan, min insigel ze ainem waren 
urkünd aller vorgeschriben sach gehenkt haben an disen brief t 
der geben wart nach Crists gebürt drüzehenhundert jar dar nach 
in dem sechs und sibentzigisten jar an dem liebsten mentag 
nach sant Michels tag. 

Siegel des Qffiziah (Figur eines Bischofs mit Stahf und des Jehanm 
Lind (im Sechapass laufender Vogel, darüber Stern). Orig. Perg. Aussen 
ttivas spätere Aufschrift; Von der Juden kircholT wegen. Stadtarchiv ü* K. 1 
Ld. 4 Dr. 64. 



Zciuchr f. Gtich, d. Obenh. NT. XXVI It. 3. 1« 



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Die 

Freiherren von Üsenberg und ihre Kirchenlehen. 

Von 

Heinrich Maurer, 



Im früheren Mittelalter verschenkten die Freien ihren 
Grundbesitz und die Kaiser das Reichsgut mit vollen 
Händen an Kirchen und Klöster. Als nicht mehr viel zu 
verschenken war, erfolgte allmählich ein Umschwung. Die 
Dicnstlcutc, Vögte und Vasallen, welche die Kirchen zu 
ihrer Verteidigung und zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen 
gegen Kaiser und Reich aufstellen und mit Lehen aus- 
statten mussten» nahmen einen grossen Teil des geistlichen 
Gutes in Anspruch und auch die freien Herren, Grafen 
und Fürsten» der Kaiser an der Spitze» verschmähten es 
nicht» Lehen von der Kirche zu empfangen. Mit der Zeit 
verwandelten sich diese Lehen zu erblichen Gütern, kaum 
verschieden von Eigengut, und den Kirchen und Klöstern 
gingen sie meist verloren. 

im Breisgau lässt sich diese Entwicklung deutlich ver- 
folgen. Es waren hier hauptsächlich auswärtige Gottes- 
häuser» die schon frühzeitig einen grossen Grundbesitz er* 
worben hatten: die Klöster St. Gallen und Einsiedeln in 
der Schweiz» St. Denys bei Paris, Lorsch im Rheingau» 
Andlau und Murbach im Klsass, Schuttern in der Ortenau 
und seit dem Beginn des ll. Jahrhunderts die Kirche von 
Hasel, obgleich der Breisg*au nicht zu ihrem Sprengel ge- 
hörte, sondern zum Bistum Konstanz, Von breisgauischen 
Klöstern ist im früheren Mittelalter nur ein einziges zu 
grossem Güterbesitz gelangt, nämlich das im 10* Jahr* 



ogle raaSrom 



Die Freiherren von Usenbeig. ?- i 

hundert von Herzog' Burkhard von Schwaben und seiner 
Gemahlin Hadewig gegründete Frauenkloster Waldkirch. 
Die Besitzungen dieses Klosters waren so ausgedehnt, dass 
sich im 13. Jahrhundert zwei Herrschaften, Schwarzenberg 
und Kastelberg, daraus bildeten, während das Einkommen 
der Klosterfrauen sich so sehr verminderte, dass die letzte 
der Insassen, Agathe von Üsenberg, um das Jahr 1430 »in 
amara paupertate« starb. — 

Die Herren von Üsenberg') treten in der Mitte des 
1 1. Jahrhunderts als wohlhabende Gutsbesitzer und Kirchen- 
gründer an das Licht der Geschichte, erwerben reiche Lehen 
vom Bistum Basel, Stilt Andlati, Kloster Einsiedeln und 
Bistum Strassburg und zuletzt vom Reiche, halten zahl- 
reiche Ministeriale und Vasallen , die sie teils mit ihrem 
eigenen, teils mit Lehengut ausstatten, gründen die Stadt 
Kenzingen , erheben die Orte Endingen und Sulzbcrg zu 
Städten, geraten durch Teilung ihrer Güter, unglückliche 
Fehden und schlechte Wirtschaft in Schulden, müssen Teile 
ihrer Herrschaft verkaufen, verpfänden oder von den Her- 
zogen von Osterreich zu Lehen nehmen und sterben gegen 
Ende des 14. Jahrhunderts aus. 

Ihr Ahnherr hicss Hcsso, ein Name, der zu seiner 
Zeit nicht selten und bei seinen Nachkommen beliebt war. 
Er baute zu Ehren der heiligen Jungfrau und des heiligen 
Petrus zu Eichstetten am Kaiserstuhl eine Kirche, stattete 
sie mit Gütern und Leibeigenen reichlich aus und Hess sie 
von Bischof Rumolt von Konstanz im Jahre 1052 einweihen. 
Nach dem Tode seines Bruders Lambert errichtete er zu 
dessen Seelenheil daselbst noch eine Kapelle zu Ehren des 
heiligen Nikolaus und liess sie von Bischof Beringar von 
Basel (1057 — 1072) weihen. In dieser Kapelle wurde er 
später neben seinem Bruder beerdigt. Nach seiner An- 
ordnung sollte sein eigener, seiner Gemahlin Guta und 

') Vgl. hierzu die Geschlechtsreihe im Anhang meiner Urkunden zur 
Geschieh« der Herren von Üsenberg in der Zeitschrift für die Geschichte 
von Freiburg i. B. 5, 193-326. Diese Sammlung werde ich fortan mit UU 
bezeichnen. FUB - ■ FürstenbcrgiMhes Urkunden buch, RcgM - Regesten der 
Markgrafen von Baden und Hacliberg, Top.W = Krieger, Topographisches 
Wörterbuch des Grossherzogtunis Baden, Z diese Zeitschrift, ZnF =» dieser 
Zeitschrift neue Folge. 



S' e WIHCClWtfllvfRSJTr 



37 2 



Maurer, 



seines Bruders Jahrestag- in der Kirche zu Eichstetten mit 
drei oder vier Priestern gefeiert werden. Zugleich setzte 
er die Bezüge (servitia) des Kirchen vogtes, Erzpriesters 
und des Bischofs der Diözese fest 1 ). 

Die religiöse Bewegung der damaligen Zeit, die zu 
neuen Klostergründungen führte, erfasste auch ihn. Der 
Orden von Cluny in Burgund besass zwar schon eine nicht 
geringe Zahl von Gütern im Breisgau, aber noch keine 
klösterliche Niederlassung, Hesso bcschloss eine solche zu 
gründen. Zu diesem Zwecke bestimmte er seine Kapelle, 
die auf einem Hügel bei dem Dorfe Rimsingen erbaut war 
und sein Eigengut zu Hartheim am Rhein* Auf öffent- 
lichem Gedinge zu Berchtoldsfeld an der alten Strasse 
zwischen Emmendingen und Mundingen» wo ehemals ein 
Arm der Elz vorüberfloss und jetzt eine Papiermühle steht, 
übergab er sein Gut zu Hartheim in die Hand Hermanns I., 



»J Schöpflin, bist. Zaringo- Baden sis 5, 20. — Die Urkunde ist bald nach 
dem Jahre 1062 verfasst, wahrscheinlich von dem Presbyter der Kirche zu 
Eicbstetten. Der Verf. lasst zuerst Hesso sprechen: Ego Hesso anno MLII 
. . . duce Bertholdo comke Hermauno . . . hanc domum in honore uocte 
Marie et saneti Petri alque omoium sanetorum dedieavi utque honorificc 
cum predio atque familia dotavi, Postea vero defuneto fralre mco Lambcrtu 
editieavi capellulam in honore saneti Nicolai pro remedio anime cius . . . atque 
proprio servo mco Volrado dotavi cum allodio . • . in loco Nuemburc (Nim- 
burg) * . • cum uno manso Hartgcri in marclm Bezingen. Dann spricht der 
Verf. weiter in der 3. Person. — Heyck, Gesch. der Herzoge von Zähringen 
S. 101 Anm* 334 hält das Bruderliaus der Paulaner-Kremitcn auf dem Kaiser- 
stuhl für das von Hesso Begründete Gotteshaus. Dieses war aber eine statt* 
liehe und reiche Kirche, kein Klösterlein* Die Paulaner Mönche kamen erst 
im 14. Jahrhundert nach Deutschland und vor 1370 wird das Bruderbaus 
nirgends erwähnt. Es war eine Gründung Hessos von Üscnbcrg, aber nicht 
des ersten, sondern des letzten und seines Nachfolgers des Markgrafen Hesso 
von Hachberg. RcgMh 380. 381. 543. Heg. der Bischöfe von Konstanz 6221. 
6231. Die Kapelle Hessos L stand zu Eichsletten und er und sein Bruder 
Lambert waren darin beerdigt. UU 1. Die Peterskirchc daselbst (Günters- 
taler tiüterbuch v.J. 1344 fol, 230: wir geben zu Eistat rc sant Peter 
an die Kilchun 3 Söm rotes wincsj war eine der reichsten im Breisgau* Nach 
itcin Über deeimationis der Diözese Konstanz vom J. 1275 (Freib» Diäzesan* 
archiv i, 205) hatte der Pfarrer eine jährl* Einnahme von 60 Mark Silber, 
der von Endingen an S. Peter 35 M. S., der von Breisach 40 M. S., der von 
der Stadt Kensingen 47 Pfund (l M. S. = 2'/t **'-)■ d * r von Voglsburg 
10 Pf. — »Die Münchc uf dem Kaiserslule«, die Heyck in das Jahr 1300 
versetzt, stammen aus dem Berein der Markgrafschaft Hochberg v. J, 1567. 
ZdF 2, 456. 



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Die Freiherren von Osenbcrg. 771 

des Markgrafen der Mark Verona, mit der Bitte, es an die 
Kapelle zu Rimsingen als Eigentum zu überlassen. Dazu 
fügte er die andere Bitte, dass der Markgraf diese Kapelle 
mit aller Zugehör Gott, seinen heiligen Aposteln Petrus 
und Paulus und dem Kloster Cluny übergebe mit der Auf- 
lage eines jährlichen Zinses an letzteres in Gestalt eines 
Goldstückes. 

Die königliche Bestätigung dieser Gründung erfolgte 
am 27. Juli 1072 *). 

Die Lage der Kapelle bei Rimsingen erschien jedoch 
dem von Cluny dahin geschickten Mönch Ulrich unge- 
eignet und er veranlasste den Stifter zu einer Verlegung 
der klösterlichen Niederlassung. Durch einen Gütertausch 
mit dem Herzog* Berthold I. von Zähringen erwarb Hesso 
die Kirche in dem nahe gelegenen Orte Grüningen und 
den Grund und Boden zu einem Klosterbau und das 
Klösterlein zu Rimsingen wurde nach Grüningen verlegt. 

In der nicht datierten Urkunde des Klosters Cluny 
über die Schenkung von Rimsingen wird der Schenker 
quidam nobilis homo nomine Hesso genannt, in der Ur- 
kunde des Kaisers Heinrich IV. vom Jahre 1072 religiosus 
vir nomine Hesso, in der Vita s. Ulrici prioris Cellensis 
miles quidam gloriosus Hesso nomine, genere nobilis. Die 
Bezeichnung vir religiosus legt die Vermutung nahe, er 
sei als Mönch in das von ihm begründete Kloster ein- 
getreten. Dagegen spricht aber sein Begräbnis in der 
Kapelle zu Eichstetten. Ein anderer seines Geschlechtes 
Namens Udalrich trat um diese Zeit in das Kloster St. Blasien 
infolge eines Gelübdes, das er in der Gefahr des Ertrinkens 
in den Fluten des Rheines getan haben soll. Er ist der 
erste, der von Üsenberg genannt wird. Er starb am 
28. Januar zur Zeit des Abtes Giselbcrt (1068 — 1086). Sein 
Gedächtnis wurde am 29. Dezember feierlich und mit 
Glockengelaute begangen a ). 

Die Verlegung des Klosters zu Grüningen nach dem 
Orte Zell im Tale der Möhlin. der Eigentum des Bistums 



•j RcgM 4. Stumpf, Reichskanzler 2757. — *) Liber construetionis 
monasterii ad St Blasium §. 14 bei Mone, Quellcnsammlung 5, 92. 



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374 



-Maurer. 



Basel war und zu der Pfarrei Kirchhöfen gehörte, hat Hesso, 
wie es scheint, nicht mehr erlebt. Zu Rendelshusen bei 
Umkirch fand am 5. Juni 1087 zwischen Ritter Seliger, 
dem Vogte der Hasler Kirche, und Erlewin von Nim bürg, 
dem Vogte der Cluniacenser, die Verhandlung statt über 
die Abtretung von Zell, Eigentum des Bistums Basel, an 
das Kloster Cluny. Cluny gab für Zell ein Landgut zu 
Biengen und einen Mansus zu Ambringen. Hermann von 
Bischofingen, Humbert von Umkirch, Liutold und Volkwin 
von Tiengcn bei Freiburg schwuren, dass dieser Tausch 
dem Hochstift Basel vorteilhaft wäre. Herzog Berlhold II., 
Graf Hermann II. von Baden und viele andere waren dabei 
Zeugen, deren Namen aber ohne Ortsbezeichnung angegeben 
sind. Diese geben keinen Anlass zu der Vermutung, dass 
ein Nachkomme Hessos sich unter ihnen befand 1 ). 

Auch im Rotulus San-Petrinus und in der Notitia fun- 
dationis des Klosters St. Georgen auf dem Schwarzwald 
findet sich auffallenderweise keiner von Üsenberg als 
Schenker oder Zeuge von Schenkungen genannt, während 
die Grafen von Nimburg. die Herren von Kenzingen und 
die Vögte von Schwarzenberg, sogar die freien Herren 
von Fichstetten nicht selten erwähnt werden. Ursache ist 
wohl ihr schon in den letzten Jahrzehnten des 11. Jahr- 
hunderts entstandenes Dienstverhältnis zu den Bischöfen 
von Basel, die den von Cluny und Hirsau beeinflussten 
Klöstern fremd gegenüber standen. 

Es wäre jedoch auffallend, wenn in den Basler Ur- 
kunden jener Zeit kein Herr von Üsenberg — selbstver- 
ständlich noch nicht mit diesem Namen — erwähnt wäre. 
Da der Nachfolger Hessos I. ebenfalls Hesso hiess — auch 
dessen Sohn hiess Hesso — so ist wahrscheinlich der in 
der Urkunde des Grafen Adalbert von Froburg für St. Alban 
vom Jahre iot)6 genannte miles Hesso der Sohn Hessos I., 
der ja ebenfalls miles gewesen war. Auch in der Urkunde 
llupolts von Buschweiler für dasselbe Kloster vom gleichen 
Jahre findet sich der Name Hesso miles an vierter Stelle 
nach dem Grafen Adalbero von Froburg, seinem Bruder 
und Heinrich von Heigerlo. Desgleichen in der Urkunde 

') ÜUnig«, Reg. Bad. S. 115. 



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Die Freiherren von Üsenberg, "c 

vom Jahre 1102 1 ). Das Oberst-Schenkenamt des Bischofs 
besass er jedoch noch nicht, sondern ein gewisser Lambert, 
der in der Zeit von 1090 — 1104 mehrmals genannt wird. 
Oder sollte dieser I-ambert auch ein Üsenberger, ein Sohn 
des gleichnamigen Bruders Hessos I. gewesen sein? Das 
erklärte die befremdende Tatsache, dass der Bischof von 
Basel die Kapelle zu Eichstetten weihte, die im Bistum 
Konstanz lag« 

Zu jener Zeit fing man an, zu den Xamen der Herren 
auch den ihres Wohnsitzes hinzuzufügen. Wir tragen daher 
kein Bedenken, den Hesso von Eichstatt, der um das 
Jahr 1 100 mit Kraft von Upphingen (Opfingen) und Erlewin 
und Bernhard von Wolfinwilare Zeuge war der Bestätigung 
einer Schenkung des verstorbenen Grafen Berthold von 
Niuwenburg (Nimburg) an das Kloster Allerheiligen zu 
Schaff hausen durch seinen Sohn Berthold, für identisch 
mit dem vorgenannten miles Hcsso und dem in der Ur- 
kunde der Bischöfe Ulrich von Konstanz und Rudolf von 
Basel vom 19. Dezember 1 1 14 erwähnten Hesso von 
Üsenberg zu erklären 2 ). Denn wie der Vater hatte auch 
der Sohn zu Eichstätten seinen Wohnsitz und erst nach 
Erwerbung des Schlosses Üsenberg als Lehen vom Bistum 
Basel siedelte er dahin über und nannte sich von Üsen- 
berg. Das geschah also zwischen den Jahren 1 103—! 1 14. — 

Verschieden von den freien Herren von Eichstettcn- 
Üsenberg war ein Geschlecht freier Herren, das ebenfalls 
zu Eichstetten wohnte und dem die Burg daselbst gehörte, 
die auf einem steilen Hügel bei dem unteren Teile des 
Dorfes erbaut war, von der aber jetzt kein Stein mehr 
sichtbar ist. Um die Wende des II. Jahrhunderts lebte 
Eberhard von Eiste«. Er besass gemeinschaftlich mit 
Seliger von Granichun und Holistein, Adilgoz von Werra 
und Wernher von Waldeck den Wald Schönau hereditario 
jure, die Besitzer teilten ihn aber in vier Teile. Nach seinem 
Tode schenkten seine Söhne Burkhard und Eberhard im 
Jahre 1113 ihren ererbten Anteil dem Kloster St. Blasien. 

l ) TrouillM, monumenU de Phisloire de Pancien ivCcht de Bile II, 
7 — 12. — *) Baumann. Allerheiligen. Quellen zur Schweizer Gesch. 3, I. 
Regesten der Bisch* von Konstanz 689. 



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376 



Mauter. 



Die Söhne des letzteren, Eberhard Egino und Heinrich 
bestätigten im Jahre 1322 bei dem Orte Zähringen die 
Schenkung 1 ). 

Auch im Rotulus San-Petrinus werden diese Eichstetter 
Freiherren erwähnt: Eberhard von Eistatt und sein Dienst- 
mann, miles Burchardus, zwischen den Jabren 1100 — 1112, 
die Gebrüder Eberhard und Burkhard 1113 und quidam 
nobilis homo de Eistat Castro und sein Bruder Egeno, die 
einen halben Mansus bei Zarten schenkten , um das Jahr 
1130*). 

Der Name Hesso kam aber weder damals noch über- 
haupt je bei den freien Herren de Castro Eistat vor. 

Indessen scheinen sie mit denen von Usenberg doch 
verwandt gewesen zu sein. Wenngleich letztere keinen 
Anteil an dem Walde zu Schönau hatten, so wusste Hesso II. 
doch Bescheid über dessen Gerechtigkeit. Nach der oben 
erwähnten Urkunde vom 19. Dez. 1 1 14 wurde von den 
beiden Bischöfen der Streit zwischen dem Kloster St. Blasicn 
und dem Presbyter Kuno von Tegcrnau über die Zehnt- 
pflicht des Waldgebietes zu Schönau auf eidliche Aussage 
Hessos von Usenberg und Adelgoz von Werra zugunsten 
des Klosters entschieden. Hesso war demnach in dieser 
Gegend nicht fremd. Alt-Üsenbergische Güter befanden 
sich in der Nahe von Schönau, nämlich die Hofgüter und 
Kirchen zu Riehen und Weil bei Basel. Inzlingen und 
Höllstein bei Steinen. Jakob und Ulrich, Ritter von Kien- 
berg unterhalb Schönau waren im Jahre 1237 Üsenbergische 
Vasallen«), Die von Eichstetten lebten mit denen von 
Usenberg stets in gutem Einvernehmen. Der »edle Herr 
Ulrich von EgestaU begleitete im Jahre 1256 den Rudolf 
von Usenberg nach Strassburg und bei dessen Beerdigung 
am 10. August 125g waren er und sein Bruder Rudolf, 
nobiles de Eistat, anwesend 4 ). Ihre Burg zu Eichstetten 
und den unterhalb liegenden Baumgarten verkauften die 
Gebrüder Ulrich und Rutiin im Jahre 1315 an Burkhard 
und Gebhard von Usenberg. 

') Gcrbcrt, bist, silvae nigntc 3, 95. — 1 Freib. Diflz.-Archiv 1$, 150. 
157, 162. — ') Urkunden!*, der Stadt Hasel l, 104. 1 57- Neu^ait, cod. 
dipl* AK 2» 170. 279. Reg. d. Buch, von Konstanz 1489, — *} Strasab. 
ÜB. i t 299. Z 9, 344. 



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Die Freiherren von Üsenberg. iyy 

Verschieden von diesen freien Herren ist ein Dienst- 
mannengeschlecht von Eichstetten der Herren von Üsen- 
berg. Zu diesem gehörte der im Jahre 1276 erwähnte 
Rudolf genannt Schenk, ein Ritter von Eystat. Mit Be- 
willigung- seiner Herren Hesso von Üsenberg und dessen 
Neffen Rudolf übergab er damals dem Kloster St. Trud- 
bert drei Höfe zu Eichstetten und empfing sie wieder als 
Lehen '). — 

Von dem zweiten Hesso wird berichtet, er habe im 
Jahre im am 8, November den Grafen Otto von Habs- 
burg, Vogt des Klosters Muri, in seinem Hause Butinheim 
erschlagen 2 ), 

Erst im Jahre n 39 taucht der dritte Hesso von Üsen- 
berg auf, und zwar als Zeuge der Übergabe eines Gutes 
des Erlewin von Wolfcnweilcr durch Markgraf Hermann III. 
von Baden auf dem Landgedinge zu Ofmaningen (Ofna- 
dingen) an das Kloster St* Petri Cluniacensis, d, i. Zell 
oder St. Ulrich, später auch Wilmarszell genannt, dessen 
Vögte die Grafen von Nimburg waren 3 ). Von diesem 
dritten Hesso wird berichtet, er habe seine Güter im Tale 
Nürol bei Landeron am Bieler See dem Kloster Erlach 
daselbst geschenkt. Damals habe er den Zunamen der 
Alte von Usenberg gehabt. Sein Sohn Burkhard und 
Bischof Heinrich von Basel (1180 — iiqo) hätten in einer 
Versammlung der Bauern zu Nürol diese Schenkung be- 
stätigt*). Hesso der Alte starb um das Jahr 1160, Sein 
Sohn Burkhard L hatte noch einen Bruder Namens Berthold. 
Der Mönch von St. Blasien erzählt von ihm Kap. 47, er 
sei um das Jahr 1195 Zeuge der Wundertaten des Priesters 
Fulko von Neuilly gewesen und habe darüber dem Hein- 
rich von Vertagen, Kustos an der Kirche zu Sirassburg, 
dem nachmaligen Bischof daselbst, geschrieben. Insbe- 
sondere habe er gesehen, wie Fulko einen Lahmen gehen 
machte. Wahrscheinlich war dieser Berthold ein Geistlicher. 
Burkhard lebte noch im Jahre 1203. Sein Sohn Rudolf I.» 



') Z 30, 1 17* — T ) P, Kiene, Das Kloster Muri im Kanton Aargau, 
Quellen zur Schweizer Gesch. 3, 2. Butinheim ausgoß, laß unterhalb von 
Basel am linken Kheinufer. li. de Bvlenheim 123S Zeuge Burkhards von 
Üsenberg, Z. t8, 485. — »( Dfloigi S. 42. — «| Tronillal I, 449. 3, 721. 



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378 



Maurer. 



der 1236 starb, hinterliess zwei Söhne, Burkhard II, und 
Rudolf II. Ein Jahr nach seines Bruders Tode gründete 
Rudolf die Stadt Kenzingen und Burkhards Sohn Hesso IV. 
und Rudolfs Sohn Rudolf III. gaben ihr im Jahre 1283 
mit Einwilligung Königs Rudolf Freiburger Recht. Im 
Jahre 1 390 teilten sie ihre Besitzungen, Hesso erhielt 
Endingen, Riegel und die andern Üsenbcrgischen Orte am 
Kaiserstuhl nebst der Stadt Sulzburg, das Schloss Höhingen, 
den Usenberg" und die Wildbänne um den Kaiserstuhl 1 ), 
Rudolf die Stadt Kcnzingen, die Burg Kürnberg, die Orte 
Altenkenzingen, Münchweier, Herbolzheim, Bleichheim, 
Nord weil, Bombach, Ober- und Niederhausen. Die zur 
Herrschaft gehörigen Mannschaften blieben gemeinschaft- 
lich. Die Herrschaft Endingen wurde die obere, Kenzingen 
die niedere genannt. 

Hesso IV, starb im Jahre 1306. Seine Söhne Burkhard 
und Gebhard verkauften den Usenberg an die Stadt Breisach, 
Gcbhard» ein Geistlicher, Domherr zu Strassburg und Pfarrer 
zu Eichstetten, starb vor seinem am 24. März 1335 gestor- 
benen Bruder. Dessen beide minderjährigen Söhne aus 
zweiter Ehe, Johann und Hesso, standen längere Zeit unter 
der Vormundschaft ihres Schwagers, des Markgrafen Hein- 
rich IV. von Hachberg, der mit ihrer Stiefschwester Anna 
vermählt war. Johann starb 1376, Hesso 1379. Mit Johanns 
Sohne Burkhard 2 ), der bald darauf gleichfalls starb, erlosch 
das Geschlecht derer von Usenberg im Mannesstamm. Mit 
den beiden Söhnen Rudolfe III,, Hugo (t 1343) und Friedrich 
(t 1357) war die Kenzinger Linie bereits ebenfalls erloschen. 

Gehen wir nun über zu den Üsenbcrgischen Kirchenlehcn. 



') Trouillal 3, 411. — *} Johannen dictus Usenberg, miles et baro 
Const. dioc. bittet den Papst quaicnus sibi, in personam düccli filii sui Rur- 
kardi de Usenberg, der i c i dietc diocesis* specialem gratiam facientes eidem 
de canonicatu sub cxspcctatisnc probende ccclesic Argenlin. dignemini provi* 
dere. fiat, si habet 16 annos. Avin. 16. Mai 1364- — Ricdcr, Köm- 
Quellen q82. — Nach dem Tode Hcssos V, zediert am 10* Nov. 1379 Pfarrer 
Albrechl Fuchs von Klebsiellen alle Einkünfte seiner Pfarrei an Junker 
llcssos sei. Kinder Annau nd Agatha und an Junker Burkhard, Herrn Hansens 
teli Sohn von Usenberg, wobei er sich einen Teil derselben vorbehält. Da- 
gegen verspricht er hiervon alle Papst- und Bischofsslcucrn zu bezahlen und 
lebenslänglich bei der Kirche zu E. zu verbleiben. Das tat er »weil er 
forchte angefochten zu werden*- Urk. im Gcn.-Landeiarchiv zu Kt 



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KIHQlC»UHIV[R5nY 



Hie Frciheiren von Oscnberg. 27g 

I. Lehen vom Hochstifte Basel. 

Dem Hochstifte Basel bestätigte im Jahre IJ39 Papst 
Innoconz II. folgende Besitzungen im Breisgau: 

In comitatu Brisgaudie eunetas venationes et argenti 
fodinas sive invente sunt sive inveniantur. Claustrum in 
Sulceberch cum omnibus appenditiis suis. Curtim de Hal- 
tinchen cum ecclesia. Curtim de Hiesten. Wistath. Curtim 
de Chilchouen et ecclosiam cum filiabus suis scilicet Stöfen 
cum tota deeimatione et Amprinchen et Horisteten et 
Hofmcninchen. Ecclesiam de Merdinchen cum filia sua. 
Curtim de Hopfinchen. Curtim de Hunchilche cum ecclesia 
et filiabus suis scilicet Chotinheim et aliis capellis ad eam 
pertinentibus. Ecclesiam de Leheim. Ecclesiam de Zarin- 
ghen. Curtim de Bicchinsol cum ecclesia et filia sua 1 ) . . . 
Curtim de Biscofinchen cum ecclesia et filia sua Berghen 
et ceteris suis appendieiis. Curtim de Brisache cum ecclesia 
et filia sua Hohstat et curtim in eadem villa. Castrum de 
Husenberch cum tota augia et montem Hcchardi. Eccle- 
siam de Acheim cum omnibus suis pertineneiis. 

Das Lehen der Herren von Usenberg bestand nach 
einem Lehnsbuche des Hochstiftes Basel aus dem 15. Jahr- 
hundert aus folgenden Stücken: 

Die Wiltpenn umb den Kaiserstul. Item das bad und 
der talgang ze Vogtsberg mit dem so darzu höret, es sige 
under der erden oder darob. Item die dörffer Schliengen, 
Muchen und Steinistat mit twingen, bennen, holtz. veld, 
acker, matten, wasser, wasserrunse, hohen und nidern ge- 
richten, wunn und weid und aller nutzung, herrlicheit und 
zugehörung nit usgenomen. Item und des StifFts oberst 
Schenckenampt mit sinen mannschaften und zugehörungen 8 ). 

Schliengen, Mauchen und Steinenstatt finden sich nicht 
in obigem Verzeichnis von 113g. Sie sind also wohl erst 
nachher von Basel erworben worden. Gleichfalls fehlen 
auch im Lehensverzeichnis die Zugehörungen zum Oberst 
Schenkenamt. Die Mannschaften sind bei Sachs, Ein- 
leitung in die Geschichte der Markgrafschaft Baden 1, 454 
nach dem Bestände des Jahres 1388 angegeben. Es sind 

') nomen filiac abrasum csl. Trouillal l. 225. Es stand Achkatren da. 
— ») Trouillal l, 275. Z 15, 238. XVII, 489. 



C ioogle HtlsaÄlvW! 



380 



Maurer« 



im ganzen zweiunddroissig. Ihre Lehen sind aber nicht 
angegeben. Zum Schenkenamt gehörte aber ausserdem 
noch das # Schloss Üsenberg, von dem das Geschlecht den 
Namen hat, und das Jagd- und Bergregal im Tale zu Sulz- 
burg nebst der Vogtei daselbst. 

Das Schloss Osenberg stand auf einem Hügel nördlich 
von der Stadt Breisach, der damals eine Insel im Rheine 
bildete, woher der Name Augia. Wann und von wem es 
erbaut wurde, wissen wir nicht. Es bestand aber schon im 
Jahre 1114 und war damals von Hesso IL von Usenberg 
bewohnt, weshalb er auch nach ihm benannt worden ist, 

im Juli des Jahres 1185«) erhielt König Heinrich VI. 
zu Basel von Bischof Heinrich als Lehen die Hälfte des 
Hofes und die Hälfte des Berges Breisach mit Ausnahme 
einer mansio Burkhards von Usenberg. Kerner die Hälfte 
des Eckartsberges, Diese Berge sollten von beiden Teilen 
gemeinsam besetzt und befestigt werden. Von einem 
castrum zu Breisach ist noch nicht die Rede, weil es gleich 
wie vorher im Jahre 11 39 noch nicht vorhanden war, auch 
nicht von dem Schlosse Usenberg, weil darüber der Bischof 
so wenig verfügen konnte, wie über die mansio Burkards 
auf dem Breisacher Berg. Die villa Brisach war erst kurz 
vor dem Jahre 1146 erbaut worden 5 ). 

Die vereinbarte Befestigung auf dem Breisacher Berge, 
d. h. der Bau eines Kastells, wurde sogleich von seiten des 
Königs begonnen und wahrscheinlich bald darauf fertig 
gestellt Es erhob sich auf dem nördlich von der Stadt 
gelegenen Teile des Breisacher Berges und war von ihr 
durch einen breiten und tief in den Fels eingeschnittenen 
Graben getrennt. Im 18. Jahrhundert wurde es völlig ab- 
gebrochen und dem Boden gleich gemacht, später hier ein 
Ziergarten angelegt. Auf ihm steht gegenwärtig ein Turm 
mit einer Inschrift zum Andenken an den Ingenieur Tulla. 
den Begründer der Rheinkorrektion 3 ). 

') Troufllat 1. 399. Stumpf nr. 4575- ~ *> vülam (hier in der Be- 
deutung Stadt) Brisacum, que in propiietate ecclesir Bas. novitcr edificata 
est. Päpstliche Bulle Z 4* 214. — ') Z 2, 399. Die Angaben daselbst über 
die Zeit des Burgbinti sind unrichtig. Im Jihre 11S5 wurde mit dem Bau 
begonnen. Annal. Arg. MG SS. 17, Sq: anno domini 1185 castrum Brisacc 
a rege Heinrico initiatur. Top. W. i ( ;68, 



S lc _ jftjaaic^row 



Die Freiherren von Üsenbery. ^8i 

Nach dem Tode Kaiser Heinrichs (28» Sept, 1197) ge- 
langte Breisach in den Besitz seines Bruders Otto, des 
Erben der Hinterlassenschaft seiner verstorbenen Mutter 
Beatrix von Burgund, der im oberen Elsass sich durch 
Gewaltaten und Mord lästig gemacht hatte und damals mit 
I lerzog Berthold V. von Zähringen in Fehde lag. Sie 
wurde zwar durch den Bruder Ottos, Herzog Philipp von 
Schwaben beigelegt, aber für Berthold von Zähringen war 
die Nachbarschaft der feindlichen Burg Breisach bedenk- 
lich. Als er sich dann später mit dem von der hohen- 
staufischen Partei zum König gewählten Herzog Philipp 
einigte und auf die ihm von der Gegenpartei, den Bischöfen 
von Basel, Strassburg und Köln angebotene Krone ver- 
zichtete, war eine der Bedingungen seines Rücktritts, dass 
König Philipp die Burg Breisach, die seinem Bruder ge- 
hörte, entweder zerstören Hesse, oder sie ihm bis zur Höhe 
von 3000 M. S. als Pfand überlasse. Letzteres geschah. 
Otto von Hohenstaufen starb bald darauf im Jahre 1200 1 ). 

Der Herr des Schlosses war selbstverständlich auch 
Herr der Stadt, jedoch in Gemeinschaft mit dem Bischof 
von Basel. Noch hundert Jahre später erinnerten sich die 
Erben des Herzogs, die Grafen von Freiburg an diesen 
Rechtszustand und machten Anspruch auf den Besitz der 
Stadt Breisach, obgleich die Bürger das Schloss, die turris 
prope Brisacum, im Jahre 1278 zerstört hatten. Doch davon 
später. 

Bei Breisach standen nunmehr zwei Schlösser: das 
Schloss Breisach und das auf dem Üsenberg, beide im 
Besitze weltlicher Herren» 

Nachdem Friedrich II. im September 1212 dem Kaiser 
Otto in Konstanz zuvorgekommen war, zog sich letzterer 



') Näheres darüber bei Heyck, Gesch. der Herzoge von Zlhriogen 
S. 442 (., 448 Anm. 1336. Die annales Marb. (Bloch* Schülerausp. 169) 
berichten: Tandem . . . reconcilialus est . . . lali pacio» quod regnum et advo- 
caüam (regni *ut regalem advocatiam nach Winkelmann, Philipp von Schwaben 
p. 72) Scafhüsen sibi in benelicio conccdcret et cabtrutn ßriuehe, quod fratris 
tui Ottonis fuit, destrui facere deberet vel pro Castro trium milium marcarum 
sibi debitor esset. Scbafhusen ist r-icht das Dorf Königschaf hausen, das war 
habsburgiscb, noch ObeischafThausen am Katscrstuhl, das gehörte dem Kloster 
Waldkirch, sondern Schaffhauaen a. Rh, mit dem Kloster Allerheiligen. 



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282 Maurer. 

rheinabwärts zurück und nahm Stellung in der Sladt Brei- 
sach» die ihm die Tore geöffnet hatte. Friedrich zog ihm 
nach und befand sich am 26. September zu Basel, als die 
Bürger von Breisach sich infolge von Ausschreitungen der 
Krieger Kaiser Ottos erhoben und diese niedermachten. 
Otto sass gerade mit Rudolf I. von Üsenberg in einem 
Hause der Stadt, also wahrscheinlich in der diesem vor- 
behaltenen mansio, als dieser die Xachricht von dem Auf- 
stand und dem Gemetzel in der Stadt erhielt. Er teilte 
sie dem Kaiser mit. Dieser hätte sich zunächst in das 
Schloss bei der Stadt retten können. Dazu bedurfte er 
aber der Erlaubnis des Besitzers, der in seinem Schlosse 
oberhalb der Stadt Freiburg wohnte. Er war aber keine 
Zeit mehr, diese einzuholen. Der Kaiser bat nun den von 
Üsenberg, ihn heimlich wegzuführen. Durch ein Pförtchen 
in der Stadtmauer gelangten beide in das Freie, eilten den 
Berg hinab und erreichten mit knapper Xot das Schloss 
Üsenberg. Hier war er vorläufig sicher. Von Markgraf 
Hermann von Baden geleitet, der auf dem benachbarten 
Schlosse Hachberg sass, zog der Kaiser dann weiter den 
Rhein abwärts 1 ). 

Somit hatte das Schloss Üsenberg auch einmal einem 
Kaiser Schutz und Aufenthalt gewährt. Aber schon nahte 
der Tag seiner Zerstörung. Das Schloss wurde von den 
Bürgern von Breisach eingenommen und gebrochen zur Zeit, 
als die Stadt nach dem Tode Herzog Bertholds V. von 
Zähringen (18. Februar 1218) nebst den Städten Neuen- 
burg a. Rh., Villingen und dem Schlosse Zähringen von 
König Friedrich als Reichsgut eingezogen worden war. 
Im Jahre 1255 war Üsenberg bereits zerstört. Das ergibt 
sich aus dem Vertrage, den Bischof Berthold von Basel 
am 26. Juni zu Basel mit den Bürgern von Breisach schloss, 
als diese sich ihm wieder zugewandt und ihre Stadt ihm 
übergeben hatten. Kr versprach ihnen, nicht zu dulden. 



1 j Hcyck S. 472. — Die Stadt Breisach gehörte damals zur H. .'.::•■ dem 
Bischof von Basel. Nach dem Tode des Herzogs zog König Friedrich dessen 
Lehen ein, darunter auch Schloss und Sladt Breisach und beslätigie zu Ulm 
am IJ. Sept. 1218 den Bischof Heinrich in omni iure et honore sive con- 
suetudinc . . . sicut olim exlitcrunt prcdccosorcs eiui sub patre suo Hcinrico 
imperatorc, tarn in civitate Basilea quam in opido Brisacensi. 7. 4, 221. 



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Die Freiherren von Osenbcrg* ig? 

dass eine Meile im Umkreise ihrer Stadt eine Burg gebaut 
werde. Zur Abwehr eines solchen Vorhabens werde er 
mit seiner ganzen Kriegsmacht ihnen behilflich sein. Da 
die Hut der kaiserlichen Burg Breisach den Bürgern daselbst 
anvertraut war, kann sich dieses Versprechen nur auf den 
getürchteten Wiederaufbau des Schlosses Usenberg* be- 
zogen haben. Die Herren von Usenberg waren aber wegen 
dieser Zerstörung ihrer Burg mit den Bürgern der Stadt 
bereits gerichtet und versöhnt. Das lässt sich daraus 
schliessen, dass Rudolf II. von Lsenberg mit seinen 
Vasallen Marschall Otto von Staufen und dessen Söhnen 
Otto und Gottfried bei der Huldigung der Bürger an- 
wesend war '). 

Nach Angabe des markgrätlichen Landschreibers Dr. 
Johann Thüring Gut zu Hachberg vom Jahre 1549 soll der 
Stein Usenberg durch die von Breisach zerbrochen worden 
sein» für welchen sie Höhingen haben bauen müssen. 

Tatsächlich wird die Lsenbergische Burg Höhingen 
bei Achkarren am Kaiserstuhl im Jahre 125g zum erstenmal 
erwähnt 2 ). 

Im Jahre 1320 verkauften die Gebrüder Burkhard und 
Gebhard von Usenberg »ihren Berg genannt Usenberg, so 
da gelegen ist in dem Rine niderhalb von Breisach« um 
60 M S. für ledig Eigen an die Stadt Breisach. Die Bürger 
waren aber vorsichtig, da sie wussten, dass der Berg Lehen 
war von Basel. Sie zahlten nicht eher, als bis die Ver- 
käufer Währschaft geleistet hatten. Sollte es sich nach- 
träglich herausstellen, versicherten die Verkäufer acht Tage 
später» dass der Usenberg von irgend jemand zu Lehen 
wäre, so würden sie oder ihre Nachkommen die 60 M. S. 
wieder den Bürgern zurückgeben 3 ). 



; ) Ungcdr. Urkunde im Archiv der Sladl Breisach. Reg. in des MiliciL 
der Bad. HisL Kommission 11» 1114. In der Zcugcnroilic mu*s es daselbst 
heissen: item de nobilibus R&dolfo comite de Habspurc, Kfidolfo dornt no de 
Ysenberg, Conrado domino de Roclcleim. item Ouone mar&calco, OUonc filto 
suo, Gotefrido dominis de Stovfin* — Am 16* Juni 1264 wiederholte Bischof 
Heinrich wörtlich diese Zusage. — J ) Z 9» 345. — Die Angabe Guts findet 
sieh bei Schöpflin, blit Zar, Bad, i t 463- — s ) Urkunden im Archive der 
Stadt Breisach. Key. Milieu, der Bad. Hist. Kommission u, mj. 



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. 



384 Maurer. 

Arx vctusta, quac diu jacet in ruinis nennt ein Topo- 
graph des 16. Jahrhunderts den Üsenberg. In Rosmanns 
Geschichte von Breisach findet sich die Stadt Breisach mit 
dem Üsenberg" und einigen Mauertrümmern darauf abge- 
bildet. Als nach Eroberung der Stadt durch Bernhard von 
Weimar und dessen Tode die Franzosen dieselbe in Besitz 
genommen hatten, Hessen sie die Mauerreste der Burg 
abtragen und den Felsen, der ihnen zu nahe bei den Wällen 
der Stadt lag, sprengen und machten das ganze dem Boden 
gleich. Gegenwärtig befindet sich an dieser Stelle, die den 
Namen Eisenberg hat, ein Weinberg. 

Ein anderes Lehen, das zum Schenkenamt gehörte, 
war der Hof zu Wcinstetten am Rheine bei Bremgarten, 
westlich von Staufen. Inhaber war der oben in der Ur- 
kunde des Jahres 1255 genannte Zeuge Gottfried von 
Staufen. Sein Sohn Gottfried der jüngere, vasallus Hessonis 
et Rüdolfi de Üsenberg, verkaufte den Hof im Jahre 1271 
den Johannitern zu Freiburg. Da diese aber keine Lehen 
besitzen durften, mit denen die Pflicht der Mannschaft 
(homagü onus) verknüpft war, so kauften sie um 30 M. S. 
den Herren von Üsenberg ihre Rechte auf den Hof ab 
und diese übertrugen »proprietatem seu directum dominium 
et ius, quod in eadem curti cum suis appendiciis habere 
dinoscimur« den Käufern. Das geschah am [4. Juli zu 
Kenzingen. Zeuge waren die Üsenbergischen Ministerialen 
Truchsess Walther, Friedrich von Herbolzheim und Ulrich 
genannt Zolner, Ritter, Truchsess Hugo, Johann von 
Sechingen, Martinus und andere. Der Sicherheit wegen 
liessen sich die Käufer den Hof von Papst Gregor am 
12. November desselben Jahres bestätigen. Somit schien 
alles in guter Ordnung zu sein. 

Nach Verlauf von 25 Jahren erhob jedoch Rudolf von 
Üsenberg, der einige Jahre vorher mit seinem Vetter Hesso 
die Besitzungen des Hauses geteilt und die Stadt Kenzingen 
mit Kürnberg nebst Zubehör erhalten hatte, Einsprache 
gegen obigen Verkauf unter dem Vorwand, er sei zur Zeit 
des Verkaufes noch minderjährig gewesen und deshalb sei 
dieser ungültig. Die Johanniter widersprachen und die 
Sache kam bis vor den Papst. Dieser übertrug die Unter- 
suchung dem Dekan des Trinitatisstiftes zu Speier. Auf 



( S' e remcdOHwiiviBar* 



Die Freiherren von Csenberg. 385 

einer Tagfahrt zu Kenzingen am 12. Juli 1296 einigten sich 
beide Teile, Rudolf von Üsenberg und der Vertreter der 
Freiburger Johanniter, Komtur Rudolf von Staufen, sich 
dem Ausspruche von Schiedsrichtern zu unterwerfen, er- 
nannten als solche die Magister Johann Engelbert und 
Rinwin von Strassburg und erwählten als Vorsitzenden 
(pro medio) den Bischof Peter von Basel. Da stellte sich 
nunmehr heraus, dass der Hof zu Weinstetten Lehen sei 
vom Bistum Basel und die von Üsenberg mit Unrecht das 
dominium directum, das dem Bistum zustand, verkauft 
hatten. Die Sache ward nun verwickelt. Der Bischof 
verklagte die Johanniter wegen Rückgabe des Hofes, diese 
den Rudolf von Üsenberg wegen Erfüllung der zugesagten 
Währschaft. 

1 

Der Speierer Dekan übertrug darauf die Erledigung 
des Prozesses dem Propst der Kirche zu Kolmar, Dieser 
setzte eine Tagfahrt zur Verhandlung auf den 18. Mai 1297 
zu Gebweiler fest und liess die streitenden Parteien vor- 
laden. Der Generalprokurator der Johanniter, Burkhard 
von Löwenberg, erschien, aber Rudolf von Üsenberg zog 
es vor, nicht zu kommen. Mit Rücksicht auf seinen hohen 
Adel bestimmte der Propst eine zweite Tagfahrt ebendahin 
auf Montag den 27. Mai und befahl dem Pfarrer von Ken- 
zingen den Beklagten vorzuladen. 

Dieser scheint jedoch wiederum nicht erschienen zu 
sein. Die Johanniter verliessen deshalb den Weg der Klage 
als nicht zum Ziele führend und betraten den einer güt- 
lichen Unterhandlung. Am 9. Oktober 1297 verpflichtete 
sich Rudolf von Csenberg gegen eine Entschädigung von 
25 M. S. t wovon sechs sogleich, der Rest nach Erledigung 
der Sache bezahlt werden sollten, bis zur nächsten Weih- 
nacht zu bewirken und persönlich sich zu verwenden, dass 
die Kirche von Basel den Kauf des Hofes genehmige 
und auf ihr Eigentum zugunsten der Johanniter ver- 
zichten werde. Das geschah und der Hof verblieb dem 
Orden '). 



') Die Urkunden sind veröffentlicht von Heyclc in der Zeitschr. Ale- 
mannia 20, 62 f, 

Zeiuchr. f. Ge«h <L Obcrrh. N.F. XXVIII. j, 26 



«1« rcÄÄ 



386 



Maurer. 



Zu dem Lehen des Schenkenamtes gehörten ferner die 
Mannschaften der Hofgüter des Hochstiftes zu Kirchhöfen, 
Umkirch und Bischofingen mit ihren Lehen. Im Jahre 
1270 vertauschte Bischof Heinrich von Basel diese Güter 
mit Ausnahme der Vasallen und ihrer Lehen und der 
Patron atrechte der zugehörigen Kirchen gegen die ehe- 
mals Ösen bergischen Hofgüter des Ritters Dietrich Snewelin 
von Freiburg zu Riehen, Inzlingen, Holstein und Weil. Im 
Jahre 1238 hatten nämlich die Brüder Burkhard und Rudolf 
von Üsenberg dieso ihre Güter an das Kloster Wettingen 
im Argau verkauft, dieses im Jahr 1 267 dieselben Güter 
mit Ausnahme der Kirchen und einiger Leute und Grund- 
stücke um 1000 ML S. an Dietrich Snewelin überlassen. 
Zur Ausgleichung des Wertes fügte der Bischof noch 
128 M. S. hinzu"). 

Die Zehnten von Kirchhöfen und Ambringen be- 
sass Markgraf Heinrich IL von Hachberg als Lehen von 
Basel, dem sie wahrscheinlich als Mitgift seiner Gemahlin 
Anna von Üsenberg, Tochter Rudolfs IL von diesem über- 
lassen worden waren. Im Jahre 1276 traten die Gebrüder 
Vassar, Johann, Heinrich und Wernher, die als Mannen 
des Markgrafen im Genüsse dieser Zehnten standen, in 
den Deutschen Orden zu Freiburg und übergaben mit 
Bewilligung des Markgrafen und des Basler Bischofs dieses 
Gut ihrem Orden 1 ). — Zu der Kirche in Umkirch ge- 
hörten die Kirchen und Kapellen zu Gottenheim, Hoch- 
dorf, Holzhausen und St. Peter*). Letztere, im Verzeichnis 
von 1139 nicht genannt — sie gehörte zu den »andern 
Kapellen«, — ist die alte St. Peterskirche im Eschholz 
vor den Mauern der Stadt Freiburg. Sie gewann erst 
Bedeutung durch die Gründung dieser Stadt. Das Esch- 
holz wurde gelichtet und Acker, Wiesen und Weingärten 
angelegt, die sogleich zehntpflichtig wurden. Diese 
Zehnten waren aber Laienzehnien und an Mannschaften 
des Schenkenamtes verliehen. Die oben genannten Johann 
der Vassar und seine Brüder Heinrich und Wernher ver- 
machten im Jahre 1276 auch ihre Zehnten im Eschholz 



') Z 4, 234 f, — *) Top.W i t 1176. — ■) Über marcarum im F«ib* 
Diözesanarch. 5, 8q. 



S' C htiwaÄiÄ* 



Die Freiherren von Üsenberg. ig- 

dem Deutschen Hause und Rudolf von Üsenberg verkaufte 
am 14. November diesem seine Rechte an die Zehnten zu 
Eschholz und zu Attentat, sowie seine Leute zu Kirch- 
höfen um 10 M. S. Da sein Vetter Hesso ausser Landes 
war — wahrscheinlich mit König" Rudolf auf dem Feld- 
zuge gegen König Ottokar von Böhmen — verbürgten 
sich die Üsenbergischen Truchsesse Herr Walther und 
Herr Heinrich von Riegel für dessen Zustimmung. Aus- 
drücklich wird hier erwähnt, dass diese Zehnten Lehen 
seien vom Bischof von Basel. 

Andere Teile dieses Zehnten befanden sich in anderen 
Händen und wurden infolge von Vererbung und Teilung 
zersplittert. Im Jahre 1334 waren Herr Konrad Dietrich 
Snewelin, Besitzer des Schlosses "Weiher bei Emmendingen, 
und Herr Kotze, Burkhard Meinwarts seligen Tochtermann 
von Freiburg, in gemeinschaftlichem Besitze eines solchen 
Zehnten. Mit Rat und Wissen des Herrn Burkhard von 
Üsenberg, von dem sie den Zehnten zu Lehen hatten, 
teilten sie den Zehnten in zwei Teile. Kotze erhielt davon 
ein Drittel, Snewelin zwei. Zugleich verzichteten sie gegen- 
seitig auf das Recht des Mannschaftslehens. Herr Burk- 
hard von Üsenberg bestätigte mit seinem Siegel, dass jeder 
von ihnen seinen Anteil als besonderes Lehen von ihm 
erhalten habe. 

Die zwei Snewelinschen Teile verkaufte im Jahre 1387 
Konrad Dietrich von Weiher mit Einwilligung seiner Mutter 
Beata von Hornberg und seines Bruders Werner um 
1500 Gulden in Gold an den Edelknecht Johann von Tages- 
heim von Elzach. Markgraf Hesso von Hachberg, der 
nach Abgang derer von Üsenberg gemeinschaftlich mit 
Graf Walraf von Tierstein von Bischof Imer von Basel 
mit dem Schenkenamt belehnt worden war, verzichtete 
hierbei gegen eine Geldentschädiguni* auf alle Rechte 
und Ansprüche an diesen Zehnten. Zwanzig Jahre vorher 
hatten die Brüder Johann und Hesso von Üsenberg bereits 
ihre Rechte auf das Kotzsche Drittel des Zehnten im 
Eschholz »vor den Mauern der Stadt Freiburg gelegene, 
um 50 Gulden in Gold dem Andreas Kotz abgetreten und 

dieser verkaufte im Jahre 1389 seinen Anteil dem Spital 

26* 



> lc hiiHa^)«uHivw5iiv 



383 



Maurer* 



zu Freiburg 1 ). Zum Schenkenamt gehörte ferner ein Hof 
zu Harthausen (aufgegangen in Merdingen). Burkhard 
von Üscnberg verlieh im Jahr 1330 den Hof, zu dem der 
Kirchensatz in Merdingen gehorte, an Johannes den StrÖffer 
und Rudolf Geben den Münzmeister, seiner Schwester 
Mann, wie er es früher verliehen hatte Herrn Stephan 
StrftfFer selig und Niklawes sei. von Munzingen seinem 
Oheim p Bürgern von Freiburg*). 

Die Herren von Üsenberg besassen zu Bischofingen 
Gericht, Zwing und Bann und die mit Lehen daselbst be- 
dachten Mannschaften. Ausserdem noch die Kirche und 
die Tochterkirche zu Oberbergen. Nachdem Bischof Hein- 
rich von Basel den Dinghof zu Bischofingen an den Ritter 
Dietrich Snewelin veräussert hatte, Hessen Hesso und Rudolf 
von Üsenberg im Jahre 1279 e * n Wcistum für das Hofgut 
aufstellen*). Burkhard von Üsenberg verkaufte jedoch im 
Jahre 1326 die Vogtei über den Ort um 80 M. S. auf 
Wiederlösung an den Freiburger Bürger Johannes Werre 
genannt Stecher. Von diesem gelangte sie an seinen 
Schwiegersohn Meinwart von Dottighofen. Im Jahre 1390 
belehnte Graf Walraf von Tierstein, Teilhaber am Schenken- 
amt, den Ritter Hans Mein wart mit dem Gerichte zu 
Bischofingen, »das da gehöret in das Schenkenamt an die 
stift zu Basel«*), 



') Zcitschr. f. d. Gesch. von Freib. 6, 410. Urk. des h. Geist*Spitals 
zu Freib. nr. 234. 514. 647. 649. 654. 761 f. Das Eschholz begann im 
Peterstor und erstreckte sich bis an den Dreisamkanal bei Hetzenhausen. 
Westlich davon lag das Rotlaub. Der iu den Spitalutk. {nr. 58. 122. 127. 
130. 234 u. a.) erwähnte Königszins ging von ehemals herzoglich tecki sehen, 
später von Konig Friedlich IL gekauften und von König Rudolf wieder 
eingezogenen Gütern zu Zähringen, Lehen und im Eschholz, deren Zehnten 
dem Stift Basel zustanden und an dessen Mannschaften vergeben waren. — 
*, Top-W r t 847. — J ) Z 34, 23£, Der Hof gehörte aber nicht den Herren 
von ÜMrriberg. Die Überschrift ist nicht richtig. — *) Sachs, Eint. 1, 621, 
Das Datum ist der 28. Dez, 1326, nicht 1327. Das neue Jahr begann damals 
noch mit dem Weihnachtsfest. Auch Rudolf I-ebtag von Büsisheim (ödung 
zwischen Ihrtngen und Achkarren) hatte in Bisch, ein Lscnh. lachen und 
sein Tochtermann Konrad Waser v. Burgheim wurde 1343 damit von Friedrich 
von üsenberg belehnt. Zeitschr. f. d- Gesch. v. Freib. 6. 441, 442. Johann 
Snewelin von Freiburg wurde 1302 mit zwei Teilen des Kornzehnten zu 
Bisch, belehnt, wie schon sein Vater sie gehabt hatte. Sachs [, 617. 



°S' C iwK 



Die Freiherren voo Üsenberg. jgq 

Dem von Birchtilo gegründeten Kloster Sulzberg (Sulz* 
bürg) verlieh Kaiser Otto III. 993 sein Eigentum in dem 
Tale zu Sulzberch auf Bitte des Stifters. Im Jahre 1008 
übergab Birchtilo sein Kloster zu Sulzburg dem Hochstifte 
Basel, Bischof Adalbero beschenkte es mit einem Prädium 
in Bischofingen und Seefelden. Hesso III, von Üsenberg 
besass bereits im Jahre 1 1 57 die erbliche Klostervogtei. 
Hesso IV., Vogt des Tales von Sulzberg, überliess 1271 den 
Frauen und dem Kloster daselbst »alle die velle, die wir 
unze har in deme tale zi Sulzeberg ginomin hanc. Die 
Bürger von Sulzberg werden schon 1283 erwähnt. Infolge 
der Belehnung des Markgrafen Hesso von Hachberg mit 
dem Schenkenamt gelangte die Vogtei über Sulzberg an 
Hachberg. Sie war an Otto von Staufen um 500 M. S. 
verpfändet und Hesso löste sie noch in demselben Jahre. 
Zugleich wählten ihn die Klosterfrauen zu ihrem Schirm- 
vogt und er bestätigte ihnen alle ihre von Papst, Bischof, 
Kaisern und den Herren von Üsenberg verliehenen Rechte. 
Doch behielt das Kloster dem Bischof von Basel als seinem 
Vogt in geistlichen Sachen und den Grafen von Habsburg 
als seinen Stiftern ihre Rechte vor 1 ). 

Der Wildbann zu Sulzberg blieb auch nach der Teilung 
der Herrschaft Üsenberg gemeinschaftlich. Friedrich von 
Üsenberg belehnte 1352 den Markgrafen Heinrich von 
Hachberg mit seiner Hälfte. Das gleiche tat Bischof Johann 
von Basel als Oberlehensherr. Mit dem Schenkenamt kam 
auch nachher die andere Hälfte nebst dem Bergregal an 
Hachberg»). — 

Im Jahre 1239 verkaufte Burkhard I. von Üsenberg 
den Patronat der Kirche von Steinenstatt den Johannitern 
zu Neuen burg t Hesso IV. um das Jahr 1300 Schliengen 
das Dorf, das ihm bei der Teilung mit seinem Vetter zu- 
gefallen war, an Werner den Schaler von Basel. Nach 



% ) RegMh 235. 386. 387. — *) Dieses Bergregal ist wahrscheinlich 
dasselbe, von dem die undatierte Urkunde Bischof Heinrichs II. von Basel 
(Wfiltt Urk.-B. 3, 565) handelt. Der Bischof verspricht dem Grälen Egcno 
dem jüngeren von Urach, wenn er den Rud. von Cscnbcrg nicht bewegen 
könne, seine Silbergruben, die er als Lehen von Basel besitze, vom Grafen 
xu Lehen zu nehmen, als Entschädigung ein Gut an Ertrag von jährlich 
20 M. S., das seiner Kirche nächstens ledig werde. 



j; loogk mSSt5iSS\ 



3QO 



Maurer. 



dessen Tod verkaufte Rudolf der Schaler 1327 das Lehen 
an den Ritter Jakob von Neuenfels um 200 M. S. Hugo 
von Üsenberg" beanspruchte jedoch die Hälfte als ein ihm 
nach Werners Tode heimgefallenes Lehen und verlieh 
seinen Teil dem Ritter Günther von Schönau. Darüber 
entstand eine Fehde zwischen dem letzteren und dem von 
Neuenfels. Ein Schiedsgericht entschied 1331 zugunsten 
des von Neuenfcls. Im Jahre 1343 verkaufte Jakob von 
Neuenfels die Dörfer Schliengen, Mauchen und Steinenstatt 
»mit lüten, gütern, twingen, bennen, gerichten, Zinsen, 
gülten, ackeren, matten, böngarten ... als wir es köften 
von herrn Rudolf dem Schaler vnd ze lehen hatten von 
den edeln herren von Üsenberg, jungher Friedriche, jungher 
Johanß vnd jungher Hesse, gevettern, die es ze lehen 
hatten von dem Stift vnd dem Gotzhuse von Basel«, dem 
Bischof Johann von Basel ■). 

Mit Istein und Huttingen bildete Schliengen später 
eine I.andvogtei, die von einem bischöflichen Vogte ver- 
waltet wurde. — 

Zu Vogtsburg befand sich im Mittelalter ein Bad. 
Westlich vom Orte Öffnet sich an der Nordseite des Tales 
eine enge Felsenschlucht, wo mehrere warme Quellen aus 
dem Gestein entspringen. Die mächtigste von ihnen kommt 
aus einem gewölbten kleinen Kanal von 1 Fuss Höhe. 
Das gemauerte Becken, in das die Quelle sich ergiesst, 
gehört aber einer neueren Zeit an. Eine ausgemeisselte 
Vertiefung im Felsen unweit davon scheint aber sehr alt zu 
sein. In der Nähe befand sich noch im 16. Jahrhundert 
ein Badhof. Der Inhaber des Bades hatte nach dem Hoch- 
berger Berein v. J. 1567 jährlich 2 1 /« fl" •* an den Mark- 
grafen von Hochberg zu entrichten*, 1 . 

Der Talgang bestand aus den Orten Vogtsburg, Ober- 
bergen, Iechtingen und Rotweil und gehörte zur Herr- 
schaft Burgheim. Die Vogtei über diese Orte war ur- 
sprünglich hachbergisch, kam gegen Ende des 13. Jahr- 
hunderts an Walther von Reichenbach, dem Gemahl der 
Agnes von Hachberg, und 1309 durch Kauf an Rudolf 
von Hachbcrg-Sausenberg. Im Jahre 1330 verkauften die 



') Z 15, 225 f. 234. - ») 2 N.F. II, 470. 



.'v c iBidcoofiiniiviB: 



Die Freiherren von Üsenberg. igi 

Markgrafen Rudolf und Otto von Hachberg Schloss und 
Stadt Burgheim an den Herzog Otto von Österreich. Die 
Kirchensätze zu Vogtsburg und Oberbergen waren Üsen- 
bergisch, letzteres Lehen vom Bistum Basel. Im Jahre 
1352 verlieh Friedrich von Üsenberg mit der niederen 
Herrschaft auch den Kirchensatz von Bergen an Heinrich 
von Hachberg und Bischof Johann von Basel belehnte ihn 
damit im Jahre 1355'). — 



2. Lehen des Frauenklosters Andlau im Elsass'). 

Die Abtei Andlau besass im Breisgau die ehemals 
königlichen Fronhöfe zu Kenzingen, Ottoschwanden, En- 
dingen, Küchlinsbergen, Bahlingen und Sexau. Die vier 
letzteren hatte Kaiser Ludwig II. im Jahre 862 zu Frank- 
furt seinem Sohne Karl, dem nachmaligen Kaiser, über- 
geben als Wittum für seine Gemahlin Richardis, Tochter 
des Grafen Erchanger im Elsass. Diese Höfe schenkte 
Richardis im Jahre 880 dem von ihr auf ihrem väterlichen 
Erbteil gegründeten Nonnenkloster zu Eleon, das nach dem 
in der Nähe befindlichen Flüsschen monasterium Andelahe 
genannt wurde. Zu dieser reichen Gabe fügte ihr Gemahl 
noch das Hofgut Kenzingen hinzu, von dem später noch 
die Bauernlehen im Walde zu Ottoschwanden nebst dem 
daselbst errichteten Freihof als ein besonderes Gut abge- 
trennt wurden. 

Das neu gegründete Kloster unterstellte sie dem Papst 
und ihr Gemahl bestätigte diese Anordnung. 

Da dem päpstlichen Stuhle wegen der grossen Ent- 
fernung vom Kloster Andlau die tatkräftige Führung der 
Aufsicht unmöglich war, unterstellte Papst Gregor V. das 
Kloster dem Bischof Widerold von Strassburg (t 999). 
Papst Silvester II. wiederholte diese Bestimmung seines 
Vorgängers und bestätigte, dass die Abtei Andlau der 



') RegMh 157. 509. 582. 608. — >j Vgl. Die Slift-Andlamscbeii Fron- 
höfe im Breisgau Z 34. 122 — 160. 



'y c remcdOHWivt* 



392 



Maurer. 



Strassburger Kirche für immer unterworfen sein solle 1 ). 
Noch im Jahre 1344 hat der Bischof von Strassburg diese 
ihm erteilte Befugnis ausgeübt, indem er damals dem 
Kloster die Erlaubnis gab, seine. Höfe im Breisgau zu ver- 
kaufen und die Kaufbriefe besiegelte. 

Ob für die breisgauischen Fronhöfe schon von Anfang 
an ein besonderer Vogt ernannt wurde oder erst später, 
ist aus den vorhandenen Nachrichten nicht ersichtlich. 
Spuren einer solchen Vogtei finden sich erst um die Zeit 
der- Wende des 11. Jahrhunderts. Der in der Notitia fun- 
dationis des Klosters St. Georgen und im Rotulus San- 
Petrinus mehrmals zwischen den Jahren 1092— 1111 erwähnte 
capitaneus de Castro Canzingen Namens Arnold, der auch 
in Endingen Güter besass, ist wohl als der Andlauische 
Vogt über die Güter dieses Klosters im Breisgau zu be- 
trachten. Wie seine Nachfolger, die Herren von Üsen- 
berg, das Schloss Kürnberg in dem zum Fronhofe Ken- 
zingen gehörenden Walde, der sich bis zum Streitberg und 
zum Stein bei Schweighausen erstreckte, ihren Stützpunkt 
hatten, nach dem auch später ihre niedere Herrschaft be- 
nannt wurde, so war der Inhaber des castrum Canzingen, 
mag das nun, wie ich vermute, mit Kürnberg identisch 
oder eine in der Nähe des Dorfes und Fronhofes Kenzingen 
befindliche Befestigung gewesen sein, sicherlich der And- 
lauische Vogt. 

Arnold scheint ein hoher Herr gewesen zu sein. Er 
schenkte dem Kloster St. Peter das Dörfchen Rohr und 
seinen Teil des Waldes in der Nähe des Klosters, dessen 
anderen Teil Graf Erlewin von Nimburg, der Vogt der 
Cluniazensermönche im Breisgau besass, und den dieser 
ebenfalls dem Kloster vergabte. Die Gemahlin Arnolds, 
Ita, und seine Eltern wurden vor der Kirche von St. Peter 
beerdigt und auch er selber fand später hier seine letzte 
Ruhestätte^. 



') Abbaliam Andelahe ecclesic Argentinensis tuilioni et defensioni in 
perpeluum subjeetum esse conceditnus. Schöpflin, Alsat. dtpl. 1, 142. Vgl. 
Dr. Wagner, Studien xur Geschichte der Abtei Andlau ZnF. 27, 445. — 
*) Z 9, 213. 216. — Rot, San-Petrinus im Freib. Diözesanarchiv 15, 14 1. 

M5- '55- 



8 k ' WlÄ'uÄflV 



Die Freiherren von Üienberg. iqi 

Gleichzeitig mit ihm wird noch Erkenbold von Ken- 
zingen, ebenfalls ein Gönner von St. Peter, im Rotulus 
mehrmals genannt. Vielleicht ein naher Verwandter Arnolds. 
Er schenkte dem Kloster Güter zu Schallsingen und Eggen- 
heim ')■ 

Noch im Jahre 1139 werden freie Herren von Ken- 
zingen erwähnt, Werner und Walther '). Erst im Jahre 
1219 findet sich wieder ein Johannes von Kenzingen, aber 
nicht als Freimann, sondern als Ministeriell und Eigenmann 
Rudolfs von Üsenberg, der ihn als Zeugen einer Güter- 
schenkung an das Kloster Tennenbach nennt, die in seinem 
Schlosse Kürinberg »in prima porta superiori« geschah. 
Damals war also Rudolf Andlauischer l'Yeivogt 8 ). 

Aber schon sein Vater Burkhard besass dieses Amt. 
Als Abt Berthold von St. Peter im Jahre 1 203 ein seinem 
Kloster geschenktes Gut bei Bleichheim und auf dem be- 
nachbarten Abhang des Schlosses »Chuornberct besichtigte, 
waren Zeugen der Schenkung Konrad und Berthold, beide 
Kellermeister des Herrn Burkhard von Üsenberg«). 

Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass Burkhard 
schon im Jahre 1061 Vogt des Klosters Andlau war, als 
Abt Hesso von Frienisberg den Kauf des Platzes für das 
Kloster Tennenbach nebst einiger umliegenden Güter vor 
dem Markgrafen Hermann von Baden im Schlosse Hach- 
berg abschloss, wobei er Zeuge gewesen ist. 

Die Vogtei war Mannlehen von der Äbtissin und ihrem 
Kloster. 

Eingriffe der Vögte in die Rechte der Äbtissin gaben 
im Jahre 1284 Veranlassung zur Aufstellung eines Weis- 
tums. Aus jedem der sechs Dörfer wurden je vier »erbere 
man« auserwählt, die die Rechte der Äbtissin, der Vögte, 
Schultheissen, Huber, Lehensleute und auch des Gottes- 
hauses Recht feststellten. Das Weistum wurde von den 



>) A. a. O- S- 139 I4<- 143- >S5- t&* — *) Dürogi S. 41. - 3 ) Z 9. 
230. — *) In declivio castri Chuornberc. Testes Cuonradus et Bertholdus 
ambo celle[r]arii domim Burchardi de Vosinberc. Dioc* Archiv 15, 174. 
Erste Erwähnung des Schlosses Kürnberg. — Chfinradus filius Cellerarii ca. 
1220 unter den Zinslcuten des Stift-Einsiedelhofes zu Riegel Z 4, 253. 
Wcrnherus dictus Cellerarius i 256, viceplebanus ccclcsie saneti Petri in 
Endingen. 



S k ' mÄÄr* 



394 



Maurer. 



Herren Hesso und Rudolf von Üsenberg genehmigt und 
von ihnen, der Äbtissin Anna und Egenolf von Landen- 
berg, Propst von St. Peter zu Strassburg, besiegelt. Im 
Jahre 1333 wurde es wiederum von den Herren Hugo und 
Burkhard von Csenberg anerkannt. 

Im Jahre 1344 verkaufte Äbtissin Adelheid von Gerolds- 
eck und das Kapitel des Klosters Schulden halber und 
iquod ipsorum (bonorum) fruetus et jura nonnulli partium 
illaruni potentes annis singulis devastare et subripere con- 
sueverunt« oder, wie es in der deutschen Urkunde heisst, 
weil die Äbtissin Jahr für Jahr nicht zu ihren Zinsen 
kommen konnte wegen der Herren im Lande, an einem 
und demselben Tage, dem 25. Mai, ihre sämtlichen Hof- 
güter im Breisgau 1 ;. Das Gut im Dorfe Altenkenzingen 
kaufte die Stadt dieses Namens, das zu Endingen die Stadt 
Endingen, Küchlinsbergen das Kloster Tennenbach, Bäh- 
ungen die Freiburger Bürger Degenhart Hevenler und 
Johann Eigel der junge, die es aber schon im folgenden 
Jahr wieder an Tennenbach verkauften. Ottoschwanden 
und Sexau der Markgraf Heinrich von Hachberg. Die 
Preise schwankten zwischen 600 M. S. (Endingen) und 
200 M. S. (Ottoschwanden und Sexau zusammen). 

Bei dem Verkaufe wurden der Herrschaft Üsenberg 
ihre Vogteirechte vorbehalten und sie aller bisherigen 
Lehens- und Dienstpflicht gegen das Kloster enthoben. 
Hierdurch wurde das Lehen Eigentum der Herrschaft. — 

Neben den Vögten standen die Schultheissen. Es 
waren Huber oder Meiger, die mit diesem Amte von der 
Äbtissin belehnt waren. Kür ihre Lehen mussten sie aber 
einen jährlichen Zins zahlen: der Schultheis» von Endingen 
3 Pfund Strassburger Pfennige, der von Bahlingen und 
Sexau sogar 9 Pfund. Seit dem Jahre 1219 erscheinen sie 
nicht selten als Ritter im Gefolge der Herren von Üsen- 
berg und als Zeugen in deren Urkunden. Die Meiger von 
Schweighausen, die sich seit 1331 von Kürnberg zube- 
nannten, besassen das Schultheissenamt im Dorfe Ken- 



') Die deutsche Sprache wird in der zu Endingen befindlicher, Urkunde 
■laygische Sprache* genannt, im Gegensatz xur lateinischen, der Sprache der 
Geistlichen. — UU nr. 27. 28 Top.W i. Ml. 1157 KcgMh ZU. 



»glc 



■ ■ 



Die Freiherren von Csenbcrg. jqc 

zingen und zu Ottoschwanden. Sie befassten sich eifrig 
mit Pferdezucht. Hugo von Üsenberg verlieh im genannten 
Jahre dem Edelknecht Johannes Meig-er, Schultheiss von 
Kenzingen, für zwei Meiden (Rätterpferde), den einen im 
Werte von 16, den andern zu 8 M. S. einen Hof zu Bleich- 
heim und als rechtes Burglehen zwei Häuser zu Kürnberg 
in der Vorburg und eine Mühle samt dem Fischrecht in 
der Bleich. Nach dessen Tode schenkte er wegen dessen 
treuer Dienste seinen zu Wonnental im Kloster befindlichen 
Töchtern Adelheid und Nese einen Gült von 5 Saum Wein 
zu Wagenstatt ')■ 

Die Schultheissenämter zu Endingen, Bähungen und 
Sexau (Küchlinsbergcn war mit Endingen verbunden), 
waren Erblehen eines zu Endingen sesshaften Geschlechtes, 
dessen Glieder den Namen Walther bevorzugten. Frei 
und ledig von Steuer, Bette, Zöllen, Diensten Sassen sie 
auf ihrem Hofe zu Endingen, hatten das Jagdrecht mit 
vier laufenden Hunden auf dem Koleberg und Hankrot 2 ) 
und stets der älteste unter ihnen war Schultheiss. Auf 
dem Koleberg stand ihre Burg gleichen Namens, deren 
Trümmer noch im Walde oberhalb des Städtchens Endingen 
zu sehen sind. Im Beginne des 13. Jahrhunderts teilten 
sie sich in zwei Linien. Die eine, genannt die Koler, fiber- 
kamen die Schultheissenämter zu Bahlingen und Sexau, 
die andere das zu Endingen. 

Die Koler besassen ausser den Andlauischen Stifts- 
lehen noch Lehen von den Markgrafen von Hachberg, den 
Grafen von Freiburg und den Klöstern Schuttern und 
Waldkirch. Unter dem niederen Adel nahmen sie eine 
angesehene Stellung ein. Bei der Beerdigung des Mark- 
grafen Heinrich im Kloster Tennenbach im Jahre 1231 
waren der alte und der junge Koler anwesend. Als im 
Jahre 1272 die Grafen Egeno und Heinrich von Freiburg 
ein Darlehen aufnahmen, befand sich mit Graf Rudolf von 
Habsburg, dem nachmaligen König, Graf Heinrich von 



') UU nr. 5. Sachs, Einl. I, 623. Wonnenlaler Urk. im 1-andcsarch. 
K. mitgeteilt von Kindler von Knobloch. — ■) Hankrot hiesi der Berg, 
auf dem die Katharinenkapelle steht. St. Ka t ha rille 11 auf dem Hankrol 1402. 
ZnF 1 11172. 



.S lc mi«M 



39ö 



Maurer. 



Fürstenberg» Konrad von Lichtenberg, dem nachherigen 
Bischof von Strassburg» Hesso von Üsenberg, Konrad von 
Hatstatt auch der Kolcr unter den Bürgen 1 ). 

Im Jahre 1 278 wurde die Burg Koliberg zerstört. 
Nachricht gibt uns davon eine dürftige Kunde mit den 
Worten: 1278 destructum fuit Zeringen noviter edificatum 
et turris prope Brisacum et Coliberc*). 

Wer waren die Zerstörer? Von Zähringen wissen wir 
es. Es waren die Bürger von Freiburg. Nach der Be- 
lagerung und Einnahme ihrer Stadt durch König Rudolf 
gelobten sie ihm am 23. Oktober 1281 die Burg Zahringen 
wieder zu bauen so gut oder besser als sie war, da sie 
zerstört wurde *). Zähringen war seit 1218 Reichsburg, 
wurde nach 1245 von Graf Konrad von Freiburg zerstört, 
von König Rudolf bald nach seiner Erwählung wieder 
aufgebaut und dem Grafen von Spitzenberg verkauft. Der 
Turm bei Breisach ist nicht das Schloss Üsenberg, das war 
längst zerstört, sondern der Turm des Herzogs Berthold V. 
in der nördlich von der Stadt gelegenen Reichsburg, dem 
castrum Brisacense, an dessen Aussenseite die Inschrift 
angebracht war: 

Hanc dux Bertholdus turrim struxisse notatur, 
A quo pro fraude Burgundia depopulatur. 

Die Zerstörer waren hier wie damals auch in andern 
königlichen Städten, in oder bei denen sich solche mit 
übermütigen Reichsdicnstmannen besetzten Burgen be- 
fanden, die Bürger der Stadt, die sich durch die wieder- 
holten Geldforderungen und ausserordentlichen Besteue- 
rungen des Königs bedrückt fühlten, während sie vorher 
in der kaiserlosen Zeit damit verschont geblieben und an 
Volkszahl und Wohlstand bedeutend gewachsen waren 4 ). 

i) Schreiber, U.B. der Stadt Freiburg 1, 70. Fürstenb. U.B. 1, 478, 
— «| Annales Colmarcnses bei Böhmer, fontes 2 t 13. — >) Schreiber, U.B. 1, 
91- Böhmer, Reg, König Rudolfs nr. 631. — *) Auch in manchen anderen 
Städten wurden damals die Reichsburgen von den Bürgern zerstört; so in 
Oppenheim, Friedberg, Bern, Hagcnau, Mühlhauscn, Nordhausen- Böhmer 
nr. 245. 246. In Rreisach wurde der Rat von den Rurgmannen besetzt. 
König Rudolf hatte die Stadt wieder xu Händen des Reiches genommen 
und ihre Rechte am 25. August 1275 bestätigt, als er sich mehrere Tage 
daselbst aufhielt, Böhmer nr. 200. Dem Bisch, von Basel verblieb nur der 



^(H^ JLWItffftW 



Die Freiherren von Üsenberg. igy 

Darnach ist auch anzunehmen, dass damals die Bürger 
von Endingen, angeregt durch das Beispiel der Bürger 
von Freiburg und Breisach, mit Zustimmung der Herren 
von Csenberg die Burg Koliberg, die ihnen auf dem 
Nacken sass, zerstört haben. Wurde sie ja, nachdem sie 
wieder aufgebaut war, im Jahre 1321 von ihnen noch ein- 
mal und diesmal endgiltig zerstört. 

Im Jahre 1280 erhob sich Graf Egeno von Freiburg 
gegen den König, der ihm die Auslieferung der zährin- 
gischen Städte Breisach und Neuenburg und des Gutes, 
das zu Zähringen gehörte >das der herzogen was von 
Teche«, die Dorfer Zähringen, Gundelfingen, Lehen und 
die Täler Holdental, Wülptal und das Kirchdorf Reute 
unterhalb der Burg Zähringen 1 ) verweigerte. Er verbündete 
sich behufs gewaltsamer Einnahme der Städte auf fünf 
Jahre mit dem I^ndgrafen im Elsass, Johann von Werd 
(Wörth). Das Bündnis wurde am 28. Juli 1280 zu Frei- 
burg geschlossen »wider Künich Rudolfen von Rome vnd 
wider alle die sine*. Der Raub sollte hälftig zwischen den 
Verbündeten geteilt werden und wenn sie Breisach be- 
zwängen, sollte Graf Egeno dem Landgrafen an Festen 
und Gütern geben, was ihn Walther von Endingen und 
Johans von Eggerich hiesse. Zeugen des Bündnisses 
waren ausser diesen der Bruder Walthers, Gerhart von 
Endingen 2 ). 

Dem Grafen gelang es, sich des habsburgischen 
Schlosses Limberg am Rheine bei Sasbach zu bemäch- 
tigen, in welchem der Sage nach König Rudolf geboren 
war (i. Mai 12 18). Auch das Gut, »das der herzogen war 
von Teckec, nahm er gewaltsam in Besitz. 

In diesen Krieg wurden nun auch die Ritter Ludwig 
von Staufen und der Koler verwickelt. Ersterer wahr- 
scheinlich wegen der von der Kirche zu Strassburg stam- 
menden Lehen des verstorbenen Diethelm von Staufen, 



Hofalüucnzins. In seinem Gefolge befand sich damals auch Markgraf Hein- 
rich von Hachberg und Hesso von Üsc-nberg. — Wahrscheinlich mussten 
wie anderwärts die zerstörten Burgen von den Bürgern wieder aufgebaut 
werden. — 

"I Von dem Grafen von Spilzcnberg gelangten sie als Reichspfand an 
Graf Egeno Z 12, 70. 456. Reute ist der Reutenbacher Hof — f ) Z g t 473* 



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3g8 Mauren 

die Bischof Konrad von Strassburg am 30. November 1278 
dem Grafen Egeno, dem Gemahl seiner Schwester Katha- 
rme von Lichtenberg, übertragen hatte. Was den Koler 
veranlasste, feindselig gegen den Grafen aufzutreten, ist 
nicht bekannt. Der Koler besass Güter zu Wyhl und 
Wellingen und die Feste Schafgiessen 1 ), die nicht gar weit 
vom Schlosse Limberg entfernt war. Da der Graf be- 
fürchtete, seine Feinde könnten sich dieses Schlosses be- 
mächtigen, übergab er es am 4. August 1281 zu Freiburg 
dem Grafen Eberhard von Habsburg, Landgrafen im Zürich- 
gau, und dieser schwur das Schloss zu halten *alle die wile 
vnzze gravin Egins vrluge wernde ist ... mit vnsirm herrin 
Rudolf . , . dem Römischen künge, vnd vnzze her Ludwig 
von Stöphin vnd der Koler mit ime vngerichtit sint vmme den 
krieg, den er iezc mit in hat . . . daz wedir der küng noch 
die vorgenanntin ritter von Stöphin vnd der Koler — vf der 
bürg gewaltig werdin, — Es were dann, so verre daz wir 
drumme müsin vürlierin vnsirs herrin des , , . küngis huldc«*). 

Die Ankunft des Königs vor Freiburg am 7, Oktober 
1281 und die Belagerung und Unterwerfung der Stadt am 
23. machte dem Krieg ein Ende. Graf Egeno musste das 
Gut, das er dem König genommen hatte, wieder heraus* 
geben, die Bürger die Feste Zähringen wieder aufbauen 
und die Kriegskosten bezahlen. Wie sich der Graf mit 
dem von Staufen und dem Koler abfand, ist nicht bekannt. 

Walther hiess dieser Koler, hatte seinen Wohnsitz in 
Wyhl und wurde im Jahre 1300 der alte Koler genannt. 
Er hatte einen Bruder oder Vetter Namens Werner, der 
mit Adelheid von Owe verheiratet war und 1280 der junge 
Koler genannt wurde. Dieser war Dienstmann der Grafen 
von Freiburg und Fürstenberg 3 ). 

Walther der alte Koler verkaufte im Jahre 1 309 
Schulden halber die Schultheissenämter zu Bähungen und 



i) Ober den Schafgiessen vgl, UU Reg. 105. 116. 129. RegM 1314. 
Z 2, 461. — *) Z 10» 99. Dass sich der Graf mit Gewalt des Schlosse* 
bemächtigt hatte, geht aus dem Wortlaut der Urkunde (Lindperg die bürg, 
die er in sinre gewalt hatte) hervor. Graf Rudolf von Habshurg verkaufte 
nachher die Burg an Kuno von Rergheim. Dessen Sohn Ludwig gab sie 
auf und nahm sie vom Grafen Egeno v t Fr. zu Lehen. Z II, 243. — 

»I Z % 47t- 



r FftiHcno*Juwv(ß: 



Die Freiherren von Csenberg. 2qq 

Sexau um 150 M. S. dem Markgrafen Heinrich III. von 
Hachberg. Allein die Äbtissin Kunigunde von Andlau 
verweigerte dem Markgrafen die Belehnung, erklarte das 
Lehen für heimgefallen und belehnte damit ihren »lieben 
Oheim* Grafen Konrad von Freiburg, Sohn Egenos, Be- 
sitzer des Schlosses Lichteneck, mit der Bedingung eines 
jahrlichen Zinses von 9 Pfund Strassburger Pfennigen"). 

Der Markgraf gab jedoch das Spiel nicht verloren. 
Er trat mit dem Grafen in Unterhandlung und dieser Hess 
sich bestimmen, das Schultheissenamt zu Sexau ihm abzu- 
treten, aber der Äbtissin gegenüber die Lehensträgerschaft 
zu behalten. Im Jahre 13 14 trat der Graf auch das Gut 
zu Bahlingen. das der Markgraf vom Koler gekauft hatte, 
Mühle, Weinzinsen und das Schultheissenamt, an den Mark- 
grafen ab in allem dem recht, als es der Koler an ihn 
brachte und er an den Grafen. 

Der alte Koler und sein Sohn Kol verkauften im Jahre 
1312 mit ihant vnde «rillen« des Markgrafen Rudolf von 
Hachberg, ihres Lehensherrn, und mit Erlaubnis des Grafen 
Egeno von Freiburg ihre Mühle zu Wellingen, die Lehen 
war vom Markgrafen, an den Abt von St. Märgen auf dem 
Schwarzwald und Ritter Kol verkaufte 1 3 1 3 nach dem 
Tode seines Vaters seinen Hof zu Wellingen um 15 M. S. 
auf Wiederlösung dem Bcrthold Schlegelin von Freiburg 
und empfing den Hof wieder als Erblchen gegen einen 
Zins von 17 Mutt Roggen und zwei Kapaunen zu Ehrschatz 
»swenne es sich wandelt«. 

Das ist die letzte Nachricht, die wir von den Kolern 
haben. Von hier an verschwinden sie aus der Geschichte* 

Die Schultheisscn von Endingen hatten das gleiche 
Wappen wie die Koler, einen quergeteilten Schild, oben 
mit einem aufsteigenden Löwen. Der älteste uns bekannte 
hiess Dietrich und war der Bruder des Koler. Sein Sohn 
Walther war im Jahre 1356 Mitglied eines Schiedsgerichtes 
über die Almendnutzung des Hofes zu Mardern, der dem 
Kloster Tennenbach zwei Jahre vorher von Walthcr von 
Geroldseck geschenkt worden war, Obmann war 1 lerr 



') Schreiber, U-B. I, 169. Z II, 461, 12, 85- 95- 253. RegMh 112. 
hl23< I1134. 1314. 



oglc mSxmSi 



400 



Maurer. 



Rudolf von Üsenberg. Die Gebrüder Walther und Ger- 
hard von Endingen, die 1 280 Zeugen des Bundes des 
Grafen Egeno von Freiburg und Johann von Word waren t 
lebten noch 1308» waren jedoch 131 1 bereits tot. Ein jeder 
von ihnen hinterliess drei Söhne, Noch im Jahre 13 1 1 
standen diese in guter Beziehung zu Burkhard von Üsen- 
berg, schädigten sogar seinetwegen einige Bürger von 
Freiburg und mussten den Schaden ersetzen, wofür sie vor 
andern den Grafen Konrad von Freiburg als Bürgen 

stellten 1 ). 

Zehn Jahre nachher entstand jedoch zwischen ihnen 
und den Herren von Üsenberg nebst den Bürgern von 
Endingen eine so heftige Feindschaft, dass ihre Burg Koli- 
berg von letzteren eingenommen und verbrannt und samt* 
liehe drei Söhne des Schultheissen Walther, Ritter Thoman, 
Johann und Bruder Walther, Johanniterordens des Hauses 
zu Schlettstadt, erschlagen wurden. Die Tat geschah im 
Herbste des Jahres 132 i, Ritter Thoman von Endingen 
war Vasall des Grafen Konrad von Freiburg und besass 
das Schloss Lichteneck von ihm als Pfandlehen 1 ). Der 
Graf widersagte dem Burkhard von üsenberg und dessen 
Bruder Gebhard, der die drei Gebrüder von Endingen 
erschlagen hatte» und es begann eine heftige Fehde, in die 
auch die Stadt Freiburg verwickelt wurde. Die in den 
Dorfern am Kaiserstuhl wohnenden Ausbürger der Stadt 
litten besonders schwer und manche gaben ihrer Sicher- 
heit wegen das Bürgerrecht auf. Der Rat der Stadt 
erklärte deshalb am 16. Dezember alle seine Angehörigen, 
die ihn in diesem Kriege im Stiche liessen, künftig für 
rechtlos in der Stadt Freiburg. 

Der Krieg währte bis in den Monat April des folgen- 
den Jahres, Die von Üsenberg und ihre Helfer gerieten 

>) Schöpflin, hist. Z-B. 5, 91« Z 9, 337- Schreiber, U,B* 1, 101 
Urk. des h. Geist-Spiials Frcib. nr. 66 Anm, — f f Lichlcncck bei Hack- 
Hngen, 1316 zum erstenmal erwähnt, war damals (13 16) Wittum der Gemahlin 
des Grafen Konrad» Katharina von Lothringen. Sie erlaubte ihrem Gemahl 
die Burg mit Leuten und Gut um 400 M. S. zu versetzen. Z 12, 230. Im 
Jahre 1330, als die Burg wieder eingelöst wurde, geriet der Graf wegen des 
Erträgnisses des zur Burg gehörigen Hofgules in Streit mit dem Edelknecht 
Wather von Endingen, der von seinem Vetter, Herrn Tliomann sei. von 
Endingen, das versetzte Gut geerbt hatte. Z 13, 219. 



S' c wihoÄS 



Die Freiherren von Cscnberg, aq\ 

in Bedrängnis und wandten sich um Vermittlung an Herzog 
Lüpok von Osterreich, auf dessen Seite sie standen, und 
den Bischof Johann von Strassburg, Am 22. April 1322 
kam zu Kenzingen eine Sühne zu stände und ein Schieds- 
gericht wurde ernannt, das über die Art der Sühnung der 
Totschläge und die Höhe des Schadens entscheiden sollte. 

Der Ausspruch des Schiedsgerichtes, der am 19. Juni 
verkündigt wurde, war hart für die Herren von Üsenberg*. 
Für jeden der drei Erschlagenen sollten sie eine ewige 
Messe und ein ewig Licht stiften in einer Kirche des 
Breisgaues, dem Grafen Konrad ein Gut im Werte von 
300 M. S. aufgeben und von ihm wieder zu Lehen nehmen. 
Gebhard von Üsenberg sollte fahren über das tenglische 
Meer« innerhalb eines Jahres und darnach nach Monats- 
frist wieder zurückkommen, oder wann Graf Konrad ihn 
hiesse. Die von Üsenberg und ihre Bürger von Endingen 
sollten Ritter Dietrich und Johann und Walther Gerharts 
Söhne von Endingen entschädigen mit 300 M- S. und die 
Bürger von Freiburg mit 400 M. S. Der Witwe von 
Kürneggc, des erschlagenen Johanns von E. Weib, solle 
man das Genommene zurückerstatten. 

Das Dorf, welches Burkhard von Üsenberg dem Grafen 
Konrad von Freiburg aufgab und wieder zu Lehen empfing, 
war Eichstetten. 

Der Bruder Burkhards, Gebhard von Üsenberg, der 
die Gebrüder von Endingen erschlug, war Domherr von 
Strassburg und Rektor der Kirche zu Eichstetten. Schon 
im Jahre 1308 war er Geistlicher, sollte aber wieder Laie 
werden. Er hatte also die höheren Weihen noch nicht 
erlangt. Mit Walther von Geroldseck befand er sich im 
Jahre 13 15 bei König Friedrich im Felde vor Esslingen. 
Im Jahre 1318 wurde er zu Strassburg zum canonicus 
ecclesiae maioris erwählt. Er starb vor seinem am 24. März 
1335 gestorbenen älteren Bruder Burkhard*). 



l ( Schreiber, U.B. i, 240, 245. — *j Nach der Urk. UU nr. 11 wird 
i. J. 1308 erwartet, dlM er wieder Laie werde, 1318 wird er tum Kanonikus 
in Strassburg erwählt. Strassb* U.B. II. S. 32t* 1319 nennt er sich Tum- 
herr. — In einer Urk. im Bczirksarch. Sirassburg (H, 1385 nr. 7) v, J. 1349, 
Zinstag vor dem h. Osterlag, wird der Totschlag erwähnt, den Junker Geb- 
hard selig tat an Bruder Wallhcr selig von Endingen, des Ordens S. Johannis 
Zeittchr. f t Geich. d. Oberrh, N.F. XXVIII j. 27 



°8' c mSSSSimSm 



402 Maurer. 

Am Montag den 9. November 1327 erklärten Herr 
Burkhard von Üsenberg* und der Rat und die Gemeinde 
von Endingen, dass Ritter Dietrich von Endingen, ihr 
Schultheiss vor ihnen eröffnet habe »wie daz er vnd sin 
vordem . . . in vnser stat . . . einen hof har broht hant, 
des sü ouch briefe gehebt hant, die in von vnser kriege 
wegen abgangen sint* und bat um eine Kundschaft darüber 
für sich und seine Nachkommen, Darin heisst es: »das er 
vnd alles sin gesieht . . . die reht har broht, das man vns 
keinen schultheissen geben sol» noch das wir keinen andern 
schultheissen haben söllent, denne einen von irem gesiebte» 
ie den, der denne der eltest unter in ist vnd bi vns denne 
in vnser stat sesshaft ist« ! ). Trotz dieser Bestätigung ver- 
loren die von Endingen bald darauf dieses Amt, Am 
24. Mai 1333 belehnte Äbtissin Sophie von Andlau den Herrn 
Burkhard von Üsenbcrg mit dem Schultheissentum zu 
Endingen gegen einen jährlichen Zins von drei Pfund Strass- 
burger Pfennige und nach dessen Tod, am 4. März 1337, 
seinen noch unmündigen zweiten Sohn Hesso, Im Jahre 
1344 jedoch verkaufte Äbtissin Adelheid den Fronhof zu 
Endingen mit samt dem Schultheissenamt daselbst um 
600 M. S. der Stadt Endingen 2 ), 

Eine eigentümliche Verwicklung, deren Ursachen nicht 
ganz deutlich sind! In einer im Jahre 1408 vor dem Hof- 
gericht zu Rotweil verhandelten Klage Thomans von 
Endingen, sesshaft zu Strassburg, gegen die Stadt Endingen 



vom Hause Schlctlstadt. — Der Pfarrer von Amoltera, Gebhard von Üsen- 
berg, vom Jahre 1363 (Rieder, Rom. Quellen 379) ist also verschieden von 
ihm. Andere dieses Namens: 1336 Johans Usenberg, Bürger der niederen 
Stadt zu Rappoldsweiler und Konrad U. von Malterdingen, Leibeigener 
Heinrichs von Rappoltstein (Rappoltsteiner U.B. I, 374- 455) t Henni U., 
Hug U. Sohn von Freiburg, getötet von Cuontzmann Muge von Basel 
{Schreiber, U.B. 2» 143). — IX* KaL April Burchardus de Usenberg obiit. 
Güntherst. Güterbuch. 

<) UU nr. 18. — *) UU nr 19- 21. 28. Nach dem Tode Burkhards 
nahm der Vormund seiner Söhne, Markgr. Heinrich von Hachberg. Besitz 
von dem Andlauischen Lehen, nämlich den Vogteien zu Endingen, Bähungen 
und Köchlinsbergen und dem Seh. Amt in der Stadt Endingen» aber ein 
Lchensgericht der Andlauischen Mannen unter Vorsitz des Johann von 
Rappoltstein, das zu Walf (Kreis Erstein) tagte, sprach ihm diese Lehen ab 
wegen seines Ungehorsams» da er sich nicht verantworten wollte, und erklärte 
sie der Äbtissin heimgefallen. UU nr* 38. 



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Die Freiherren von Üsenberg. *q* 

stellte der Vertreter des Klägers, Lienhard Zeller, Unter- 
schreiber zu Rotweil, die Sache folgendermassen dar: Die 
Vorfahren des Herrn Thoman besassen das Schultheissen- 
amt zu E. bei 100 Jahren und auch dessen Vater hatte es 
lange Zeit inne, bis einmal die Bürger von Endingen viele 
Schulden hatten: Auf ihre Bitte verbürgte er sich für sie. 
Da wurde er aber ihretwegen so viel »gern an et vnd an- 
gelangt, daz er es nit alles gehaben künde, und musste 
sich darumb von inen ziehen«. Nach dem Tode seines 
Vaters verlangte Toman die Rückerstattung des Amtes von 
den Bürgern. Da sie diese aber verweigerten, verklagte 
er sie bei Herzog Lüpolt von Österreich und dessen Land- 
vögten und brachte es dazu, dass die von E. das Amt ihm 
geben wollten, wenn er wieder zu ihnen zöge. Das ver- 
weigerte er aber »wan es nit also herkomen were ... So 
habind im ouch die von E. die brief, die er von des Sch.- 
ampts wegen ze E. inne het, verbrent zu den zyten, do si die 
veste kolberg gewunind vnd brächind. Zu dem so möchtind 
die von andla sin gut noch sin reht nit verkouffen« '). 

Die Vorgänge sind schief und zum Teil falsch dar- 
gestellt, wie aus obigen Lehensurkunden, die dem Kläger 
unbekannt waren, hervorgeht. 

Richtig ist, dass der Vater des Klägers, Walther, 
seinen Hof in der Stadt Endingen an den I-'reiburger 
Bürger Johann Snewelin den Grüning verkaufte und nach 
Strassburg übersiedelte, wo er das Bürgerrecht erwarb. 
Das geschah aber schon im Jahre 1333. Er starb daselbst 
vor dem 23. Mai 1350*). Auch sein Bruder Johann, der 



') UU nr. 38. — ') Die Erben des Kaufers verkauften i. J. 1350 
diesen Hof, der Walthers von E. seligen war, um 268 M. S. dem Johann 
Eigel zu dem Kiele, Bürger von Freiburg. Unter den Zinsen, die auf dem 
Hofe lasteten, befanden sich 13 Saum Rotwein «ist ein Mannlehcn, git man 
Walthers von E. seligen Krau der Stübän wegenen zu Strassburg«. Aus- 
genommen waren »12 Mannehowat Reben zu Etzendal und der Acker davor 
und die Güter und Gelte, so gen Kolberg gehören«. UU Reg. 59. — Der 
Hof gelangte später durch Kauf »umb Henin Aigel seligen« in den Besitz 
des Ritters Martin Malterer. Urk. im Gen.-Landesarchiv unter St. Margen 
vom 23. Juni 1382. — Die Söhne Walthers, Thomann und Walther wurden 
«■ J- '354 von Walther von GeroIdscck-I-ahr auf Bitte des Ritlers Haitmann 
Walpott mit dessen Lehen zu Walberg belehnt. Gesch. des Hauses Gerolds- 
eck. S. 65. 

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4°4 



Maurer. 



die Hälfte von Altdorf vom Stifte Strassburg zu Lehen 
trug» scheint damals die Stadt Endingen verlassen zu haben. 
Schultheis Ritter Dietrich jedoch, der älteste der drei 
Brüder, der sich im Jahre 1327 die Kundschaft von Burk- 
hard von Üscnberg und dem Rate der Stadt hatte aus- 
stellen lassen, blieb auf seinem Hofe su Endingen sitzen 
und wird in Urkunden des Rates als Schultheiss und Mit- 
glied des Rates mehrfach erwähnt, zuletzt noch im Jahre 
1350 1 ). Nach ihm erscheint nicht minder häufig Herr Ger- 
hart Schultheis, Ritter, ebenfalls des Rates von Endingen, 
Er wurde im Jahre 1356 gemeinschaftlich mit Johann 
Krüschli, dem Richter von Endingen, von Graf Friedrich 
von Freiburg mit Dorf und Kirchensatz zu Eichstetten, die 
er von den Gebrüdern Johann und Hesso von Üsenberg 
gekauft hatte, belehnt, nachdem letztere dem Grafen dieses 
Lehen aufgegeben hatten 2 ). Im folgenden Jahre war er 
mit Krüschli Zeuge, als Johann von Üsenberg seinen 
Widenhof zu Hausen bei Endingen dem Deutschen Orden 
zu Freiburg verkaufte. Im Jahre 1 370 wird er in dem 
Vertrage der Gebrüder Heinrich und Georg von Geroldseck 
und 1283 in einer Urkunde des Grafen Egeno als Zeuge 
genannt. Offenbar war er der Sohn des vorigen. 

Nach allem war der Übergang des Schultheissenamtes 
an die Herren von Üsenberg kein gewaltsamer gewesen. 
Wahrscheinlich hatte Schultheiss Dietrich dasselbe aus 
irgend einem Grunde, wie früher seine Vettern die Koler 
das ihrige, verkauft und der Äbtissin von Andlau auf- 
gegeben. Er selber aber behielt den Namen Schultheiss, 
der auch auf seinen Sohn überging, Die Gerichtsbarkeit 
zu Endingen unterstand jedoch einem jährlich von der 
Herrschaft ernanntem Richter. 

Der Verkaut des Andlauischen Dinghofes samt dem 



! ) Der »erber bescheiden herr* Dietrich der Schultheis», Ritter, und 
Joh. von Swfatt, Richter und der Ral der Stadt E- beftiegcln 1334 Juni 21 
einen Güllbrief. Freib. Spiulnrk« 233. Desgleichen i. J* 1337 a. a. O, 251, 
Herrn Dietrich"* des Schultheißen Hof wird im Jahre 1350 erwähnt. Er lag 
neben dem Hefenler Hof", früher des Herrn Symund von E. a. a. O. 36.). 
— f ) Z 12, 440. Kür das folgende: Keg der Bi-chöfc von Konstanz 5262. 
Gesch. des Hause* Gcroldseck S. 79. Feiner: 1356—1360 Herr Gerhart 
Schultheiss Ritter, des Ratet von E- Frcib. Spitaluik. 393. 424. 456. 



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Die Freiherren von Üsenberg. ^05 

Schultheissenamt an die Stadt Endingen mag- für die Stadt 
von Wichtigkeit gewesen sein» für die Herrschaft war er 
aber bedeutungslos, da ihr ja alle bisher von ihr inne- 
gehabten Rechte bei dem Verkaufe vorbehalten wurden. 

Es scheint, dass Ritter Thoman von Endingen erst 
nach dem Tode des Ritters Gerhard Ansprüche auf das 
Schultheissenamt zu Endingen erhoben habe. Sie wurden 
aber von dem Hofgericht im Jahre 1408 als verjährt ab- 
gewiesen. — Die Lehen Burkhards von Osenberg von der 
Abtei Andlau waren die Vogteien zu Endingen, Bähungen 
und Küchlinsbergen und das Schultheissenamt in der Stadt 
Endingen. Im Weistum vom Jahre 1284 wird Endingen 
noch ein Dorf genannt, 1297 war es bereits eine Stadt 1 ). 
Die Erhebung zur Stadt geschah wahrscheinlich durch 
Hesso von Usenberg, nachdem er die neu gegründete Stadt 
Kenzingen seinem Vetter Rudolf hatte überlassen müssen. 
Im Jahr 1356 verpfändeten Burkhards Sohne Johann und 
Hesso von Üsenberg die Stadt Endingen mit Zubehör an 
die Pfleger des Johannes Malterer von Freiburg, die Ritter 
Hesse Snewelin Imhof, Johannes Snewelin von Weiher (bei 
Emmendingen) und Dietrich von Falkenstein, Ritter Kunos 
von F. Sohn, und der Malterer gab diese Pfandschaft seiner 
Tochter Gisela, die er mit Hesso von Lsenberg verlobte, zur 
Aussteuer. Nach deren kinderlosem Tode im Jahre 1363 sollten, 
falls der Ehevertrag dem in dieser Zeitschrift Bd. XX, 456 
veröffentlichten entsprochen hat, drei Viertel der Pfand- 
schaft im Betrag von 1500 M. S. den Erben des 1360 ge- 
storbenen Johannes Malterer zurückbezahlt werden. Das 
ist wahrscheinlich die Ursache gewesen, weshalb Hesso und 
sein Bruder Johann die Stadt Endingen dem Herzog Leopold 
von Österreich verkauften und von ihm wieder zu Lehen 
nahmen. Nach dem Tode Hessos (137Q) fiel die Stadt als 
erledigtes Lehen an Österreich 2 ). 



') Das Weistum findet sich in meiner Abhandlung über die Stift- 
Andlauischen Fronhöfe im Breisgau Z 34< '22 — 160. — Ab anttquo habemus 
ius citile in eivitate Endingen et dedimus primo antiquis temporibus tantum 
2 amen vidi. Sed islum mulalum fuit anno dm. 1300. Tcnnenb. Güterb. 
1341 fol. 71- — ? ) ZnF 22» 33—36- Nach Burkhard Tode (24* Ml« 1335) 
war die Stadt Endingen noch nicht Österreichisches Lehen» ebensowenig 1356, 
als sie dem Mahcrer verpfändet wurde. Im Jahre 1377 ist sie Lehen von 



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406 



Maurer, 



Bereits war auch Kenzingen und Kürnberg öster- 
reichisch geworden. Am 4. Juli 1343 belehnte Herzog 
Albrecht zu Wien Friedrich von Usenberg mit Kenzingen 
der Stadt, dem Kirchensatz daselbst, dem Ackerhof und 
der Mühle, Kürnberg der Burg, den Dörfern Bleichheim, 
Nordweil und den beiden Hausen (Ober- und Niederhausen). 
Das Dorf Kenzingen mit dem Fronhoi wurde allmählich 
von der Stadt aufgesogen und im 15. Jahrhundert waren 
nur noch die beiden Kirchen Zeugen der ehemaligen Be- 
siedelung. Ottoschwanden, Sexau und Bahlingen wurden 
markgräflich, Küchlinsbergen gehörte dem Kloster Tennen- 
bach und den Küchelin von Frei bürg je zur Hälfte. Die 
Küchelinsche Hälfte war Lehen von Andlau. Auch die 
von diesem Kloster 1344 bei dem Verkaufe der Höfe vor- 
behaltenen Häuser und Kirchen wurden mit Ausnahme 
der Kirchen von Sexau und Küchlinsbergen verkauft: 
St. Peter im Dorfe Kenzingen den Johannitern zu Frei- 
burg (1373), St. Peter in Endingen der Abtei Tennenbach 
{1574), die Kirche zu Ottoschwanden dem Kloster Heilig- 
kreuz der Paulaner-Eremiten zu Kirnhalden. Zu Bahlingen 
besass Andlau keine Kirche. Die obere, jetzt noch be- 
stehende, gehörte dem Deutschen Hause zu Freiburg, die 
ehemalige untere dem Kloster Schuttern, dessen Dinghof 
nebenan lag. 



3. Der Fronhof des Klosters Einsiedeln zu Riegel. 

Der Ort Riegel am Kaiserstuhl, bekannt als Fund- 
stätte von Altertümern von der Steinzeit bis zum Ende 
der Römerherrschaft, liegt am linken Ufer der Elz bei der 
Einmündung der Dreisam. SüdHch vom Dorfe, dem Ufer 
des Flusses entlang, erhebt sich steil der Michaelsberg mit 
der gleichnamigen Kapelle. Diese wurde erst im 12. Jahr- 
Herzog Leupold. Sachs I, 633. Vgl. UU nr. 36 vom Jahre 1392. Hier ist 
von einer nicht fernliegenden Zeit die Rede, wo die Stadt noch nicht öster- 
reichisch war. 

') Sachs i, 624. 



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Die Freiherren von Osenberg. 4O7 

hundert erbaut, während das Dorf viel älter ist. Von der 
Plattform bei der Küsterwohnung nebenan hat man eine 
wundervolle Aussicht nach Norden bis in die Gegend von 
Strassburg und nach Osten und Süden über die Ebene 
des Breisgaues bis zum Kamme des Schwarzwaldes und 
Schweizer Juras. 

Neben der Kapelle stand vor Zeiten eine Burg. Man 
sieht noch den tief in den Lösboden eingeschnittenen Burg- 
graben nebst einigen Mauerresten. In geringer Entfernung 
davon ausserdem noch einen rundlichen, mit Gras be- 
wachsenen Klotz, Hinterburg genannt. Auch auf der 
entgegengesetzten Seite unterhalb der Kapelle, wo der 
Burgweg zum Dorfe hinabführt, befindet sich noch altes 
Mauerwerk. Der Rücken des Hügels ist von Ackern und 
Weinbergen eingenommen, auf denen zahlreiche Obstbäume 
stehen. 

Die Burg Riegel gehörte zu dem jetzt verschwundenen 
Fronhof, der westlich vom Dorfe an der alten Römerstrasse, 
die über Endingen nach Breisach führte, bei dem soge- 
nannten Frohnhofbuck lag. Auf der entgegengesetzten 
Seite des Dorfes unterhalb der Burg, führte eine hölzerne 
Brücke über die Elz. 

Zu dem Fronhofe gehörte die Mühle an diesem Flusse. 
Die Zahl der Hüben, die im Hofverbande standen, betrug 
zwölf. Sie waren an Hofmeier verliehen. Von ihnen wurde 
das Hofgericht besetzt. 

Im 10. Jahrhundert war der Fronhof Eigentum des 
Grafen Guntram, wurde ihm aber nach seiner Verurteilung 
wegen I-andesverrat im Jahre 952 von Kaiser Otto I. ent- 
zogen und dem Kloster Einsiedeln geschenkt. Otto II 
bestätigte 972 diese Schenkung. — 

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war Werner 
von Roggenbach, Ministerial des Herzogs Berthold IV. 
von Zähringen, Vogt dieses Hofes; wahrscheinlich als 
Untervogt des Herzogs. Er nahm also eine ähnliche 
Stellung ein, wie die zähringischen Ministerialen von 
Staufen, die Vögte waren des Klosters St. Trudbert. Von 
ihm wird berichtet, dass er zur Zeit des Abtes Rudolf von 
Einsiedeln (1152— 1178) auf der Burg Riegel, die sein 
Lehen war vom Kloster, neue Gebäude habe aufführen 



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408 



Maurer. 



lassen und dass hierauf Herzog Berthold den Abt bewogen 
habe, das Mannlehen in ein Zinslehen zu verwandeln 1 ). 

Am 4. März 1 179 wurde in der Burg Riegel anlässlich 
der Übergabe einer Schenkung Werners von Roggenbach 
an das Kloster Tennenbach» bestehend in Gütern zu 
Roggenbach und Villingen, eine grosse Versammlung von 
Geistlichen und Laien abgehalten. Anwesend waren der 
Abt von Salem» dem Tennenbach damals unterstellt war, 
und der von Tennenbach mit einer Anzahl Mönche, Herzog 
Berthold mit seinem Sohne Berthold t Hgelolf von Urslingen, 
Gemahl der Emma von Rappoltstein, Heinrich von Lahr 
und Konrad von Wartenberg, ferner von Ministerialen 
ausser dem Besitzer der Burg und Schenker der Güter 
und seinen Söhnen: vier Gebrüder von Marchtal, Heinrich 
von Dietingen, Nibelung und Otto von Köndringen, Luit- 
fried von Herbolzheim, Walter und Konrad von Vörstetten, 
Eberhard von Achdorf, Konrad Osunc von Burkheim, die 
Brüder Heinrich und Konrad von Zähringen und Rudolf, 
Helferich, Luitold und Hermann von Riegel 2 ), 

Schon zur Zeit der Gründung des Klosters Tennen- 
bach befand sich Werner von Roggenbach wahrscheinlich 
im Besitze der Vogtei dieses Hofgutes. Als Abt Hesso von 
Frienisberg im Jahre 1 161 das Hofgut Tennenbach nebst 
einigen benachbarten Gütern behufs Errichtung eines 
Klosters von Kuno von Horwin kaufte, wurde der Ver- 
trag im Schlosse Hachberg vor dem Grafen im Breisgau 
Hermann III. von Baden ausgefertigt. Zeugen waren dabei 
die benachbarten Klostervögte Graf Berthold von Nimburg, 
Burkhard von Csenberg und Konrad und Werner von 
Sehwarzenberg. Kerner zwei Brüder von Falkenstein, 
beide mit dem Namen Walther, Werner von Roggen- 



l ) Per[t]ho]fus clc Zaringa prineeps Burgundie .1 Rudolfo» Heremitarum 
abbate, Werinhero de Roggenhach munitionein in Riegol, quam ipsc edifieiis 
oecupaverat, non fcodali sed pactiali jure concedi, impetravit. Einsiedler 
Handschrift nr. 248 bei Molir, Regesten der Schweizer Eidgenossenschaft 1, 
6. - TopW 2, 617. — *) FUB 5, 68. Vgl. auch Heyck, Gesch. d. Herzoge 
von Zäh ringen S. 403- — Das Abkommen des Herzogs mit Abi Rudolf und 
sein Auftreten in der Burg seines Ministerialen lässt durchblicken, dass er 
sich daselbst als Herr betrachtete- Die Herren von Üsenberg erscheinen erst 
nach dem Tode Herzog Bertholds V. als Herren zu Riegel. 



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Die Freiherren von Üsenbeip. 40g 

bach, ein Herr von Slaufen, Gottfried von Schopthcim 
(bei I-ahr) ( Marschel Berthold und einige Ministeriale des 
Markgrafen, darunter Hartmut von Keppenbach 1 ). 

Vor dieser Zeit war es das Kloster St. Peter gewesen, 
das Werner mit Gaben bedachte. Er schenkte diesem mit 
Einwilligung seines Herrn, des Herzogs Konrad (t 8, Febr. 
1 152) ein Gut zu Hondingen bei Donaueschingen, des- 
gleichen seine Gemahlin Ita ein solches bei Amiltra (Amol- 
tern), das sie um 40 M. S. gekauft hatte, per man um 
Conradi de Swarzenberc. Dieser war wohl ein naher Ver- 
wandter von ihr. 

Der Sohn Werners von Roggenbach, Werner, befand 
sich am 28. Mai 1207 zu Basel im Gefolge des Königs 
Philipp bei der Übergabe eines von den Johannitern er- 
kauften Hofes zu Mundingen bei Emmendingen an das 
Kloster Tennenbach. Unter den Zeugen, worunter Herzog 
Berthold V, von Zähringen, Markgraf Friedrich von Baden, 
Konrad von Schwarzen berg, Rudolf von Csenberg, wird 
auch sein Name genannt *). Kurz nach dem Tode des 
Herzogs (18. Februar 1218) ist auch er gestorben, zuvor 
aber noch von König Friedrich, der die Lehen des 
verstorbenen Herzogs einzog, worunter auch Riegel sein 
mochte» in den königlichen Dienst aufgenommen worden. 
Vor seinem Tode hatte Werner dem Kloster Tennenbach 
mit Einwilligung seiner Tochter einen Hof zu Reisolfingen 
bei Bonndorf und zwei Mühlen zu Villingen geschenkt. 
König Friedrich bestätigte zu Malberg bei Kenzingen am 
2y November 1218 diese Schenkung 8 ). Unter den Zeugen 
werden auch die ehemaligen zähringischen Ministerialen 
Konrad von Malberg und Albert und Heinrich von Schopf- 



') RegM 128- Graf Bertolt! von Nimburg besa*s einen Hof zw Riegel 
Z ii ( 183 und die Vogtei über St. Ulrich und Seiden. Güter dieser Klöster 
lagen in der Nähe von Tennenbach. Die von Falkenstein stammen aus 
Endingen, Roi, S. Petr. im Freib. Diöz.-Arch, 15» 149: Hugo de Endingen, 
patruelia Cunonis de F, Heinrich v, F. besass 1219 bei Kenzingen Lehen 
von Usenberg und Eigen zu Endingen 2 9, 230. Auch die von Slaufen 
waren Vasallen der Herren von Oscnberg- Es ist also sehr wahrscheinlich, 
das* Werner von Roggenbach damals schon in der Nlbe von Tennenbach, 
zu Riegel auf der Burg, sich niedergelassen halte. — ■) 2 M, 20* — 
») FÜB 7, 24a. 



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410 Maurer. 

heim genannt, die nunmehr ebenfalls Reichsministerialen 
geworden waren. 

Bereits im folgenden Jahre findet sich die erste Spur 
Üsenbergischer Beziehung: zu Riegel. In der Urkunde 
Rudolfs I. von Üsenberg vom 16. November 121g steht 
der Name des Truchsessen Walther mitten unter denen 
üsenbergischer Ministeriale. Walther war aber von Riegel. 
In einem zu jener Zeit aufgestellten Verzeichnis der Ein- 
künfte des Klosters Einsiedeln zu Riegel wird Waltherus 
dapifer einige Male genannt. Er besass daselbst eine 
Mühle, einen Wald, ein Gut von drei Mansus und einige 
Rebstücke. Darin wird auch eine curia domni Rüdolfi de 
Ivsenberc erwähnt, von der 5 solidi entrichtet werden 
mussten. Ebenso findet sich daselbst Chünradus filius 
cellerarii. Conradus et Bertholdus werden im Jahre 1203 
im Rotulus Sanpetrinus cellerarii domini Burchardi de 
Vsenberg genannt. Im Jahre 1244 befreiten Burkard II. 
und Rudolf II. von Üsenberg »consilio communi habito 
rusticorum nostrorum in Rigol« die Mönche des Klosters 
Tennenbach gegen einen jährlichen Zins von einem Malter 
Weizen vom Brückenzoll zu Riegel '). 

Vermutlich erhielt Rudolf I. von Üsenberg die Riegler 
Vogtei durch König Friedrich, der sich in ihm eine Stütze 
gegen den Grafen Egeno von Urach-Frciburg zu schaffen 
suchte. Hierdurch erklärt sich auch der längere Aufent- 
halt Rudolfs zu jener Zeit in des Königs Gefolge 2 ). 

Die Burg zu Riegel wird erst im Jahre 1286 in einer 
Urkunde der Herren Hesso und Rudolf von Üsenberg 
wieder genannt. Sie bestätigten damals die Schenkung 
zu Amoltern ihres Vaters und Vetters Rudolf II. an das 
Kloster Wonnental »in castro nostro Riegol«, und im Jahre 
1302 belehnte Hesso IV., dem bei der Teilung der Herr- 
schaft Riegel zugefallen war, >ze Riegel vf dem Huse« 
den Johann Spenlin, mit zwei Teilen des Kornzehnten zu 



') Z 9, 230. 4, 253. Dieses Verzeichnis stammt nicht, wie angegeben 
ist, aus dem 12., sondern aus dem 13. Jahrh, Rudolf von Üsenberg, der 
darin erwähnt ist, starb i. J. 1236. — Tennenb. Gülcib. fol. 239b. — *) 1218 
Nov. 23 zu Malhery bei Kenzingen FUB 1, 324. 1219 März 26 zu Hagenau 
a. a. O- t, 324. Sept. ti ebenda Stassb. ÜB. 1, 137. 1220 Dez. 16 ebenda 
Wttrtl. ÜB. 3, 110. 



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Die Freiherren von üsenberg. a \ \ 

Bischoffingen, den sein Vater von ihm zu Lehen gehabt 
hatte 1 ). 

Nach dem Tode Burkhards III. von Üsenberg über- 
Hessen die Vormünder seiner beiden Söhne die Burg 
Riegel nebst dem Dorfe mit Hol, Mühle und Gericht und 
die Burg Höhingen mit den andern Orten der oberen 
Herrschaft den Städten Freiburg und Undingen für die 
2600 M. S. »das sie darauf gewunen, erlehnet vnd gegeben 
hant vnd an der kinde von Üsenberg schulden sollent 
gelten« um jährlich 200 M. S. von dem Nutzen der Herr- 
schaft, bis die 2600 M. S. vergolten seien. Die von Endingen 
sollten die Burgen besetzen und sich damit mit Freiburg 
verbünden. Als im Jahre 1346 Johann, der altere der beiden 
Söhne Burkhards, sich mit Anna von Kirkel vermählte, 
erhielt er die Feste Riegel wieder zurück und verband 
sich damit auf den Rat seiner Freunde, Herrn Konrads 
von Kirkel, Kustos der Stifte zu Strassburg, Peters von 
Hewen, Markgrafen Heinrichs von Hachberg, Friedrichs 
von Üsenberg und Heinrichs von Blumeneck *mines Bruders« 
mit Freiburg*). — 

Im Jahre 1353 kam der Fronhof des Klosters Einsiedeln 
zu Riegel in andere Hände. Abt Heinrich und der Kon- 
vent verkauften ihn mit den Wein- und Kornzehnten zu 
Endingen und Riegel, die in den Hof gehörten, ferner die 
Höfe zu Schelingen, Ebnet, Eschbach und den grossen 
Zehnten zu Teningen um 1310 M.S. an Johannes Malterer 
von Freiburg, den Vater des Ritters Martin Malterer. Der 
Verkäufer behielt sich nur einen drei Juchert grossen Acker 
neben dem Fronhofe vor, weil die Kirchensätze zu Riegel, 
Schelingen, Teningen und S. Georgen zu Kenzingen dazu 
gehörten, und die St. Konradskapelle im Fronhofe nebst 
der dazu gehörigen Pfründe 3 ). 

Bald darauf kaufte Johannes Malterer von Johann von 
Üsenberg auch Burg und Dorf Riegel und erneuerte das 

') Wonncntalet Urk. im (ien.-I-andesarchiv K mitgeteilt von Kindler 
von Knobloch. — Sachs I, 617. Am 28. April 1304 stellt Burkhard von 
Cscnberg eine Urkunde aus »zc Riegol uf der Burg*. UU nt- 5. — 
f ) Schreiber. ÜB. 1. 325 f. RegMh 187. UU nr. 22. 25. 29. 30. 32. 
33- 34- — '} Reg* «kr Bisch, von Konslanx II, 5109. — Wegen des fol- 
genden vgl. Z11F 22. 51 und 7. 36, 124 — 139. 



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412 



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frühere Bündnis mit der Stadt Freiburg am n. Juli 1356. 
Gleichzeitig verpfändete ihm Johann von Üsenberg die 
Stadt Endingen und die Burg HÖhingen mit den übrigen 
Teilen der oberen Herrschaft. Mit diesem Pfände stattete 
Johannes Matterer seine zweite Tochter Gisela aus — die 
älteste, Margarete, war bereits mit dem Ritter Johann von 
Blumenegg, dem Sohne Heinrichs und der Gräfin Udehilt 
von Fürstenberg verheiratet — und vermählte sie mit Hesso 
von Üsenberg, dem jüngeren Bruder Johanns. Seine jüngste 
Tochter, Elisabeth, wurde an demselben Tage mit dem 
Markgrafen Otto von Hachberg, dem ältesten Sohne Hein- 
richs IV. verlobt und ihr das um 2020 M. S. erworbene 
Pfand der Herrschaft Hachberg nebst dem Schlosse dieses 
Namens und 480 M. S. bares Geld mit in die Ehe ge- 
geben. 

Nach dem am 17. Februar 1360 erfolgten Tode des 
Johannes Malterer ging der Fronhof zu Riegel mit Zubehör 
an seine Witwe Gisela über, Tochter des Ritters Otmann 
von Kaisersberg. Bürgers und des Rates von Freiburg. 
Der Hof war ihr Wittum. Burg und Dorf Riegel erbte, 
nachdem ihre Tochter Gisela im Jahre 1363 gestorben war, 
ihre jüngste Tochter Elisabeth, Markgräfin von Hachberg, 
beziehungsweise deren Gemahl. 

Die beiden versetzten am 8. Februar 1374 zu Endingen 
dem Grafen Eberhard von Wirtemberg und seinen Erben 
Burg und Dorf Riegel mit allem Zugehör um 1500 M. S., 
ablöslich um dieselbe Summe. Markgraf Johann von Hach- 
berg, Ottos Bruder und Johann von Üsenberg besiegelten 
mit ihnen den Brief. Nachdem aber Elisabeth um das 
Jahr 1384 gestorben war ohne Nachkommen zu hinter- 
lassen, fiel Burg und Dorf Riegel, beziehungsweise das 
Recht der Einlösung, an die Familie Malterer zurück. 

Die Witwe des Johannes Malterer, Gisela, Inhaberin 
des Fronhofes, verheiratete sich wieder mit dem ebenfalls 
verwitweten Grafen Walram von Tierstein dem älteren, 
dessen erste Gemahlin Gräfin Anna von Fürstenberg ge- 
wesen war. Aus erster Ehe waren zwei Söhne Johann 
und Walram und eine Tochter Anna vorhanden, welch 
letztere mit dem Ritter Martin Malterer, dem Sohne Giselas 
vermählt wurde. 



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Uic Freiherren von Üsenberg. j ] ■> 

Gräfin Gisela von Tierstein starb am 22. Dezember 
1 38 1 auf der Burg Wieseneck, woselbst sie bei ihrer Tochter 
und deren Kindern weilte. Ihr Sohn Martin stiftete im 
folgenden Jahre für seine verstorbene Mutter eine Pfründe 
im Kloster St. Märgen, und zwar von seinem Hofe zu 
Endingen, »dem man sprichet her Walthers von Endingen 
Hof, den ich vmb Henin Aigel seligen von Friburg 
kouftet. 

Ritter Martin fiel in der Schlacht bei Sempach 9. Juli 
1386. Mit ihm auch der Sohn seines Stiefvaters, der jüngere 
Walram. 

Ritter Martin Malterer hinterliess vier Töchter. Gisela, 
die sich in erster Ehe mit dem verwitweten Ulrich von 
Schwarzen berg, in zweiter mit Eppo von Hatstatt, in dritter 
mit Bcrthold von Staufen vermählte, Verene, Gemahlin 
des Grafen Konrad von Tübingen-Lichteneck, Margarete, 
zuerst verlobt mit Heinrich von Hachberg, dem Sohne des 
Markgrafen Hesso, nach dessen Tode vermählt mit Kasper 
von Klingenberg, und Anna, Gemahlin des Grafen Johann 
von Tengcn-Nellenburg. Zusammen mit den sechs Söhnen 
und der Tochter seiner Schwester Margarete von Blumen- 
eck (t 4. April 1383) waren es im ganzen elf Enkel, die 
zu gleichen Teilen gemeinschaftlich das Wittum ihrer 
Grossmutter Gisela, den Fronhof zu Riegel, nebst dem 
Dorfe und der Burg erbten. Daher die auffallende Tat- 
sache, dass deren Nachkommen ihre Anteile stets nach 
Elfteln berechneten. 

Die Burg zu Riegel wird zum letzten Male im Jahre 
1399 erwähnt 1 ). Wahrscheinlich ist sie bald darauf in dem 
Kriege des Markgrafen Bernhard von Baden mit den 
Städten im Breisgau, an dem auch Gräfin Verene von 
Tübingen zu Lichteneck sich beteiligte, zerstört worden. 



i) TopW 2. 617. 



<S lc nÄÄ 



4 14 Maurer. 



4. Die Strassburger Kirchenlehen, 

Später als andere erwarb die Kirche zu Strassburg 
Güter im Breisgau. Ihr ganzer Besitz daselbst rührt aus 
dem Erbe der Grafen von Nimburg her, deren letzter im 
Jahre 1200 sein ganzes Besitztum, bestehend in Burg und 
Dorf Nimburg mit Bottingen, den Dörfern Weisweil und 
Herbolzheim, Höfen zu Riegel und in einigen anderen 
Orten des Breisgaues, den Kirchensätzen zu Nimburg, 
Teningen und Emmendingen und der Vogtei über die 
Klöster St. Ulrich und Seiden, an den Bischof Konrad 
von Strassburg verkaufte und mit seinem einzigen Sohne 
nach Palästina auswanderte, von wo keiner von beiden 
zurückgekehrt ist 1 ). 

Dieser Kauf hatte aber Tür den Bischof ein unerfreu- 
liches Nachspiel. Die Mönche von St. Ulrich erklärten, 
der Verkauf sei zu Unrecht erfolgt und Abt Hugo von 
Cluny ernannte den Herzog Berthold zum Vogte der breis- 
gauischen Klöster 3 ). Dagegen war von seiten des Bischofs 
nichts zu machen, dieweil der Herzog damals der mach* 
tigste Fürst im Breisgau und in der Ortenau war. Der 
Bischof Hess sich zwar vom Papste im Jahre 1205 die 
Klostervogtei bestätigen, das machte aber auf den Herzog 
keinen Eindruck. Dieser nahm die Vogtei in Besitz und, 
wie aus den Ansprüchen seiner Erben hervorgeht, auch 
das übrige Nimburger Gut, das grösstenteils aus ehemaligem 
Klostergut bestand. Besassen ja die beiden Kloster 

') Eodcm anno {1200) Bertholdus comes de Nflwenburch in Brisgawia 
crueem cum filio flicrtholdo] aeeepit, trans mare perpetuo mansurus, et urbem 
Nßwenburch (!) cum ministerialibus et appendieiis suis Argentinensi ecclesie 
in proprietatem dedit peeunia tarnen mediante. Annal. Marbac. recogn 
H. Bloch, Heyckj Her*, v. Z. p, 474. Fritz» Das Territorium dei Bistums 
Strassburg p+ 78. 162. Werkmann, Die Grafen von Nimburg im Breisgau, 
Freib. DiOz.-Arch. io, 71—96. H. Maurer, Z. Gesch. d. Gsafcn von Neuen- 
bürg, Zeitschr. f. d, Gesch. von Freiburg 6, 449—465, Der Graf hatte sich 
schon im J. 1189 an dem Kreuzzuge Kaiser Friedrichs beteiligt und bei Er- 
stürmung der Festung Dcmotika an der Maritxa, sildl. von Adrianopcl, einen 
seiner Ritter, Nibelung von Köndringen» verloren. Dessen Bruder Wolfram 
starb bei Akko, der Graf gelangte wieder in die Heimat. Tennenb. Guterb. 
fol. 15b. Der Mönch von St- Blasien cap. 32. — »j TopW 2, 788. 



8 lc hiiHa^«ioiiv(ft5*iv 



Die Freiherren von Csenberg. j j c 

St, Ulrich und Seiden Güter und Höfe in 48 Orten des 
Breisgaues *). 

Konrads Nachfolger» Bischof Heinrich versuchte im 
Jahre 1214 sein Heil bei dem jungen König Friedrich, als 
dieser sich im November zu Basel aufhielt. Der König 
vermied aber, wirksam in den Streit einzugreifen und ver- 
zichtete einstweilen, um jeden Grund der Zwietracht zwischen 
Bischof und Herzog seinerseits zu beseitigen, zugunsten 
des Bischofs aufsein Recht auf das strittige Gut, herrührend 
aus einer Schenkung des letzten Grafen von Nimburg an 
seinen verstorbenen Vater 2 ). Wie mochte wohl der Bischof 
staunen, als er vernahm, dass noch ein Dritter Rechte auf 
das Nimburger Gut beanspruche! 

Nach dem Tode des Herzogs von Zähringen griffen 
jedoch sowohl der Kaiser nach dessen Reichs- und Kirchen- 
lehen, als auch der Bischof nach dem Nimburger Gut, 
Aber der Erbe des verstorbenen Herzogs, Egeno der Jüngere 
von Urach» der sich später von Freiburg nannte, gab nicht 
nach und während des ganzen J3. Jahrhunderts war seine 
und seiner Söhne Bestreben mit allen Kräften darauf ge- 
richtet, das ihnen entzogene Zähringer und Nimburger Gut 
wieder zu gewinnen. Ein Ziel, das sie jedoch trotz alledem 
nicht völlig erreichten. 

Sogleich musste der Bischof sein gekauftes Gut gegen 
die Angriffe des Uracher Grafen verteidigen. Dieser ver- 
bündete sich mit dem Grafen von Pfirt, der Anspruch 
machte auf die Dagsburger Erbschaft, die Bischof Berthold 
von den Markgrafen von Baden gekauft hatte; aber die 
Verbündeten erlitten bei Bladolzheim am 8. Juni 1228 eine 
schwere Niederlage 3 ). Graf Egeno war gezwungen, mit 
seinen Forderungen einstweilen zurückzutreten, zumal ihm 



') Annales prioratus, Freib. Diöz.-Arch. N. F. 10, 80, — Herzog 
Berthold V. haue ein solches Ansehen, dass z. B. Äbsissin Bertha von 
Waldkirch eine Urkunde vom Jahre 1217 folgen de rmassen datierte: regn. 
Friederico Rom* rege, suh Bertholdo duce Zaeringiac* Der als Zeuge in 
dieser Urk. genannte Dekan de Novo Castro (Nimburg) war ein Bruder der 
oben genannten Ritter von Köndringen und Pfarrer zu Nimburg, nicht zu 
Neuenburg der Stadt. Reg. der Bisch, v. Konstanz. 1300. — *> Z. 11, 182. 
Die Urk, stammt wahrscheinlich aus dem Jahre 1214, als der König damals 
längere Zeit zu Basel Hof hielt. — *f Annales Arg. bei Böhmer, fontes 2, 
105. Ann. Marb. ad ann. 1228. 



rnrnrnnm^ 



4"6 



Maurer. 



im Breisgau selber Feinde erwuchsen. Das war Markgraf 
Heinrich von Baden-Hachberg und seine Söhne, welche 
die zu den Zeiten des letzten Herzogs von Zähringen fast 
verloren gegangenen gräflichen Rechte ihres Hauses im 
Breisgau zurück zu gewinnen suchten und lange Zeit mit 
den Grafen verfeindet waren '), ferner die Herren von 
Üsenberg, die stets auf Seiten der Strassburger Bischöfe 
und der Herren von Geroldseck in der Ortenau, Gegnern 
der von Freibung, standen. 

Im Jahre 1236 überliess Bischof Berthold von Teck, 
Bischof zu Strassburg, dem Kaiser Friedrich gegen Zu- 
geständnisse im Elsass zu rechtem Lehen Burg und Dorf 
Nimburg mit der Schirmvogtei über St. Ulrich und Seiden 
nebst den Kirchensätzen zu Emmendingen, Teningen und 
Nimburg mit allen seinen Rechten in diesen Dörfern, aus- 
genommen die Ministerialen ritterlichen Standes. Dieser 
Wechsel hatte jedoch nur eine kurze Dauer. Nachdem 
Papst Innocenz IV. auf dem Konzil zu Lyon im Juli 1245 
den Bann über den Kaiser ausgesprochen hatte, griff 
Bischof Heinrich von Stahleck zu den Waffen und eroberte 
die kaiserlichen Städte im Elsass und in der Ortenau. 
Offenburg, Ortenberg, Gengenbach, Hausach im Kinzigtal, 
die Feste Malberg fielen in seine Hand. Bei dieser Ge- 
legenheit kam auch das Ximburger Gut wieder in den 
Besitz der Strassburger Kirche 8 ). 

In dem bald darauf ausbrechenden Streite zwischen 
dem Bischof Walther von Geroldseck und der Stadt Strass- 
burg stand Graf Konrad von Freiburg auf Seiten der Stadt» 
während Hesso IV. von Csenberg und Markgraf Heinrich 
von Hachberg zu dem Bischof und den Herren von 



') Markgraf Heinrich I. von Baden -Hachberg (f 1231) hatte »Krieg« 
mit Graf Kgeno von Freiburg bis zu seinem Tod. Sein Sohn Heinrich IL 
fügte sich erst im ]. 1365 dem Spruche eines Schiedsgerichts. Schreiber, 
ÜB. I, Go. Vgl. H- Maurer, Die Landgrafschaft im Breisgau, Beil. zum 
1884er Programm Her höh. Bürgerschule zu Emmendingen. — f ) Schöpflin, 
Als- dipl. 1, 375 = Bühmer-Ficker nr. 2140. — Die Urk. über diese Vor* 
gange bis 1250 finden sich gesammelt bei Fritz» Das Territorium des Bist. 
Strassburg S. 146 f. Wie die Grafen von Fürstenberg ihre Ansprüche auf 
OtTenlnirg, Ortenberg, Gengenbach und das Kinzigtal zum grtfsstcn Teil auf* 
gaben (Z 11, 269), so mussten wahrscheinlich auch die Grafen von Freiburg 
die ihrigen zurückstellen. 



. 1A ,| » Onprulfnwi 



Die Freiherren von Cscnberg. 417 

Geroldseck hielten. Nach der Niederlage des Bischofs zu 
Hausbergen am 7. März 1262 wurde im Kloster St. Arbo 
gast ein Waffenstillstand vereinbart, unter dessen Be- 
stimmungen auch enthalten war, dass ein Schiedsgericht 
über die Forderungen des Grafen entscheiden sollte *). 
Über das Ergebnis ist zwar nichts Näheres bekannt, aber 
zu vermuten, dass er damals »das pfantgüt über die voge- 
teye ze sante Ulriche vnd ze Seiden mit lüten vnd mit 
guten« erhalten habe, während Nimburg erst nach dem 
Jahre 1274 als Pfand um 370 Ml S. an die Grafen gelangt 
ist. Denn damals war Bischof Konrad III. von Strassburg 
noch Herr daselbst*}* 

Die Burg Nimburg galt als Reichsgut. König Adolf 
überliess am 13. Februar I2y3 zu Rotweil dem Bischof 
Konrad III. castrum Nuwemburg, situm in Brisgouwe 
prope oppidum Istein (verwechselt mit Eistat) auf Lebens- 
zeit, König Heinrich am 28. November 1308 zu Frankfurt 
(wiederholt am 15. Januar 1309) dem Bischof Johann 
castrum Nunburg, situm in Brisgowe prope Eistat» et oinne 
ius Romano imperio et nobis — in eodem — competens, 
quod castrum Argentinensis ecclesia a tempore, cuius non 
extat memoria apud modernos, paeifice possedit et tenuit. 
Im Jahre 1316 ist bereits Nimburg die Burg Pfandgut der 
Grafen von Freiburg, Die Kirche daselbst und die zu 
Teningen und Emmendingen verblieben dem Strassburger 
Bistum 3 ), — 



') Strassb. ÜB- I, 373- — ') Z 15» 399. — Die Clumazcnscr-Klöster 

St. Ulrich und Schien scheinen stets die Grafen von Freiburg als ihre rechten 

Vftgtc anerkannt tu haben. Z 9, 346, Urk. vom 8. Juli 1260 u, f. (wo Z. 2 

von unten anstatt H. lis zu lesen ist). Die Zeugen Heinricus de Arbun, 

advocalus in Etlenhcim, D. advocalus in Landecke (bei Emmendingen), H. 

dicius advocalus de Scldon sind bischöflich strassb, Vasallen. Der Vogt 

Heinrich (vgl. die folg. Urkunden) scheint ein Sncwclin zu sein. 1292 

(Z 10» 246) ist Graf Egeno Klostervogt und 1325 sind Graf Konrad v. Fr. 

und Herr Sneweli Bcrnlapp, Schultheiss v. Freiburg Vögte und Herren des 

Gotteshauses Wilmcrszell. Z 12, 451. Letzterer war hischöfl. Vogt und 

besass strassb* Lehen zu Birchiberg und die Burg daselbst im Tale der 

Möhlin Z 5, 376. Vgl. auch dessen Testament v. Jahre 1347 bei Schreiber, 

ÜB- ii 371 f- 1316 werden die Kloslervogteien Pfandgut der Grafen von 

Freiburg genannt Z 12, 232. — ') Z 6. 127. Böhmer, Reg. Imp. S. 258, 

2. 259, t2. — Sachs, Einl. 4, 44. Als. Dipl. 2, 87. — 1274 war Nimburg 

noch nicht verpfändet Z 15, 399, 

Zeinchr. t Goch, d Obtfrft, NF XXVIII. j. 28 



S'* htlHaiC«UMIY[R5lT* 



418 Maurer. 

Von dem ehemaligen Ximburger Gut erhielten die 

H 

Herren von Usenberj* die Vogteien der Orte Herbolz- 
heim und Weisweil und den Hof zu Riegel als Lehen 
vom Bistum Strassburg, Das Dorf Hecklingen oberhalb 
Kenzingen, das ebenfalls zu dem Nimburgischen Erbe ge- 
hörte, kam an die Grafen von Freiburg und diese erbauten 
auf der Höhe nördlich vom Dorfe die im Jahre 1316 zum 
erstenmal genannte Burg Lichteneck» welche die unterhalb 
zwischen der Elz und dem Burghügcl vorüberziehende 
Landstrasse beherrschte <). 

Herbolzheim, ehemals ein Dorf, wurde im Jahre 1495 
von Kaiser Maximilian zur Stadt erhoben. Das Kloster 
St. Ulrich hatte hier ein Hofgut. Berthold von H. soll 
nach Rudolf von Hohenerns für Herzog Berthold V. von 
Zähringen ein Alexanderlied gedichtet haben» Im 12- Jahr- 
hundert lebten Diepold und Luitfried, im 13, Wernher von 
Herbolzhcim. Im Jahre 1216 findet sich Conradus miles 
de Herbotsheim als Zeuge in einer Urkunde des Bischofs 
Heinrich von Strassburg für das Kloster St* Trudbert im 
Breisgau. Zwischen den Jahren 1256—1284 wird Friedrich 
von H. Bürger zu Kenzingen mehrmals erwähnt. Er war 
Ministerial der Herren von Üsenberg. Bruder Dietrich 
von IL miles dictus tummerittcr, wahrscheinlich Konvents- 
bruder zu Tennenbach, wird in dem Güterbuche dieses 
Klosters mit Bertholdus dictus Wibeler und Rudolfus 
Dienstmann de H. als Wohltäter des Klosters genannt. 
Sie lebten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts 2 ). 

Im Banne zu Herbolzheim lagen Freigüter, die des 
Grafen Eigen hiessen; ebenso zu Riegel. Da Junker Hugo 
von Csenberg im Jahre 131 1 infolge einer Entscheidung 
der »Zehnmanner* — die Güter waren im Besitze des 
Klosters Tennenbach — sie »aller stüre und alles gewerftes 
und aller vogtrechte« freäliess, waren sie nicht Eigentum 



l ) 129S mubs es schon erbaut gewesen sein, obwohl es zur Zeit, als 
König Adolf bei Kenzingen dem Herzog Albrecht im Monat April 14 Tage 
gegenüberlag nicht erwähnt wird. Es versperrte nämlich dem König die 
Landstrasse» die damals nuch nicht durch die Stadt, sondern östlich an ihr 
vorüberzog. Uü Reg. 128* — *; Rot- S. Petr. Frcib. D. A. 15, 147. 
PUB. 5, 6g. Z 4, 253. 8, 492. 9, 464. 2J, 369- Tcnnenb. Gütcrb. foL 

12<>b. 127. 



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Die Freiherren von Üsenberg. a jq 

der Grafen von Feiburg gewesen, weil Hugo alsdann 
schwerlich auf sie ein Vogtrecht hätte ansprechen können, 
sondern der ehemaligen Grafen von Nimburg. Dasselbe 
tat Hugo damals auch bezüglich des Dienstmanns, Tum- 
benritters und Wiblers Gut zu Herbolzheim, das ebenfalls 
Tennenbach gehorte '). 

üsenberg besass die Vogtei des Ortes als Lehen vom 
Bistum Strassburg seit der Mitte des 13. Jahrhunderts und 
den Kirchenpatronat als ledig Eigen. Hugo von üsenberg 
überliess aber Herbolzheim seinem Schwiegersohn Lütold 
von Krenkingen, dem Gemahl seiner Tochter Adelheid, 
der auch von Bischof Berthold von Strassburg damit be- 
lehnt wurde. Lütold übergab spater das Dorf seinem 
Schwiegersohn Rudolf von Blumenegg, dem jüngeren, bei 
seiner Verheiratung noch minderjährigen Sohne Heinrichs 
und der Gräfin Udchilt von Fürstenberg. Letzterer und 
sein älterer Sohn, Ritter Johann, der mit Margarete Mal- 
terer, der Schwester des Ritters Martin Malterer von Frei- 
burg verheiratet war, vertauschten es aber im Jahre 1357 
gegen die Burg Gutenberg bei Bonndorf an den Grafen 
Hugo von Fürstenberg, dessen Gemahlin Adelheid eben- 
falls eine Tochter Lütolds von Krenkingen und eine Enkelin 
Hugos von üsenberg war. Noch in demselben Jahre, am 
4. November wurde Hugo von Fürstenberg vom Bischof 
Johann von Strassburg mit Herbolzheim belehnt, nachdem 
Lütold darauf verzichtet hatte 'J. 

Hugo von Üsenberg war im Jahre 1343 gestorben und 
sein Bruder Friedrich hatte die niedere Herrschaft Üsen- 
berg übernommen. Am r. Juni 1352 belehnte er den 
Markgrafen Heinrich von TIachberg mit dieser Herrschaft, 
nämlich der Stadt Kenzingen nebst Zubehör, der Burg 
Kürnberg, Bleichheim, Dorf untl Kirchensatz zu Her- 
bolzheim, Vogtei in Münchweier, Dorf und Kirchensatz 
zu Weisweil, den Kirchensätzen zu Bergheim (Oberbergen) 
und Kappel am Rhein, den halben Wildbännen zu Sulz- 
burg und allem, was zu seiner Herrschaft gehorte, mit 
Ausnahme der Mannschaft, welche die obere und niedere 
Herrschaft gemeinsam besassen 3 ). 

') UU Reg. 22. — *) FüB. 2. 3'8 f- 320. 323. 328. 475. 508. 7, 280. 
- ij RegMh 224. 

28* 



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420 



Maurer, 



Offenbar glaubte Friedrich von Üsenberg noch ein 
Recht auf Herbolzheim zu haben, da er wahrscheinlich 
zur Zeit, als sein Bruder Hugo das Dorf dem von Kren- 
kingen überliess, nicht darauf verzichtet hatte. Zu einem 
Streit zwischen ihm und denen von Krenkingen. Blumen- 
egg und dem Grafen Hugo von Fürstenberg wegen Her- 
bolzheim ist es aber nicht gekommen. Auch Markgraf 
Heinrich machte keinen Anspruch auf das Dorf. Im Jahre 
'357 hatte letzterer einen Streit mit Hugo von Fürsten- 
berg, wegen zweier Mühlen auf der Bleicha, der aber zu 
seinen Gunsten entschieden wurde. Im Jahre 1369 belehnte 
Graf Hugo von Fürstenberg, Herr zu Haselach den Ritter 
Werner von Kürnegg in Betracht seiner und seiner Vor- 
fahren getreuer Dienste und auf Bitten der Bürger von 
Rotweil und Villingen mit dem Weinzins und Weinzehnten 
zu Herbolzheim. Nach Hugos Tod (1373) erbte sein Sohn 
Johann das Dorf, fiel aber 1386 in der Schlacht bei Sempach. 
Da er keine Kinder hinterliess, zog Bischof Friedrich von 
Strassburg das Dorf Herbolzheim als heim gefallen es Stift- 
lehen ein '). 

Die Bemühungen des Markgrafen Hesso von Hach- 
berg, des Bruders des ebenfalls bei Sempach gefallenen 
Markgrafen Otto, das eingezogene Dorf für sein Haus zu 
retten, blieben erfolglos. Graf Heinrich von Fürstenberg, 
der Frbe Johanns, erhielt Haslach, das ebenfalls Lehen 
von Strassburg war, musste aber auf Herbolzheim ver- 
zichten. — 

Spater als die anderen geistlichen Lehen gelangte das 
Dorf Weisweil mit Burg und Kirchensatz in Üsenber- 
gischen Besitz. Vögte daselbst waren im 13. Jahrhundert 
zwei Brüder, Hermann und Johann, Ministcriale (fideles) 
des Grafen Konrad von Freiburg. Sie nannten sich von 
Weisweil. Mit Zustimmung ihres Herrn verkauften sie im 
Jahre 1242 einen Hausplatz (area) im Dorfe Kenzingen, 
den sie als Eigengut besassen, der Priorin Mechtild und 
den Klosterfrauen, die sich daselbst niedergelassen hatten 
und die bald darauf zu Nidingen bei Kenzingen das Kloster 
Wunnental gründeten. Da sie kein eigenes Siegel hatten, 

») RcgMh 245. ÜB. 2, 4*3. 457. 



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Die Freiherren von Üsenberg. 421 

liessen sie den Kaufbrief, der zu Weisweil ausgefertigt 
wurde, von den Gebrüdern Burkhard und Rudolf von 
Csenberg, ihrem Stiefvater Walther von Endingen, genannt 
Koler, und dem Schultheissen Walther von Undingen be- 
siegeln '). 

Im Weisweiler Bann liegt ein Hofgut genannt Harden 
(Harderer Hof). Herr Walther von Geroldseck und seine 
Gemahlin Heilika schenkten es im Jahre 1252 um ihres 
Seelenheiles willen mit Einwilligung ihrer Söhne Walther, 
dem spateren Bischof von Strassburg, Hermann und Hein- 
rich dem Kloster Tennenbach ■). Dazu erwarb dieses 
Kloster noch einige Güter, die in demselben Banne lagen, 
von den Vögten von Weisweil. Diese verweigerten jedoch 
dem Kloster die Teilnahme an der gemeinen Almend, 
Weide und Waldnutzung, und das Kloster wandte sich 
hilfesuchend an seine Mitbürger in Freiburg, woselbst es 
Bürgerrecht besass, an den Edeln Rudolf von Üsenberg 
und an andere seiner Freunde. Im Jahre 1256 wurde 
deshalb eine Tagfahrt zu Endingen bestimmt. Auf dem 
Kirchhofe zu St. Peter daselbst erschienen am 4. Oktober 
die Parteien, der Abt Rudolf von Tennenbach und die 
beiden Ritter von Weisweil, Hermann und Johann, ferner 
Herr Rudolf von Csenberg, dessen Schwiegersohn Mark- 
graf Heinrich von Hachberg, mehrere Bürger von Frei- 
burg, und Ritter und Landleute aus der Nachbarschaft. 
Man kam überein, ein Schiedsgericht zu ernennen. Von 
Seiten des Klosters wählte man I lerrn Walther Schultheiss 
von Endingen und Herrn Peter von Staufen, von Seiten 
der Ritter von Weisweil den Vogt von Limperc und den 
Ritter Rudolf genannt Ruthistock (von Teningen). Der 
Herr von Üsenberg wurde zum Vorsitzenden ernannt. Das 
Gericht entschied zugunsten des Klosters. 

Die Vögte von Weisweil beruhigten sich aber nicht 
mit dieser Entscheidung und zwei Jahre später wurde die 
Sache noch einmal verhandelt, und zwar in der Stadt 
Freiburg. Die Herren Graf Konrad von Freiburg, Graf 
Rudolf von Habsburg, der nachherige König, und der 
Herr von Üsenberg (Rudolf) bestätigten am 15. März das 

') Z 4, 253. — *) Schöi'flin, H.Z.B. 5, 221. 



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422 



Maurer« 



erste Urteil und erklärten *daz der herrin hof von Tenni- 
bach ze Hartlern allez daz reht so] han an wünne und an 
weide, an holze und an velde alse ieman da von Wiscewil, 
und daz die selbun almeinde nieman verköfen sol noch 
einmag mit rehtc ane gemeinen rat und willen alre der 
gebiurschufte« 1 ). 

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts liessen sich die 
Ritter von Weisweil in der Stadt Freiburg nieder und 
wurden daselbst Bürger. Ritter Hermann von Weisweil 
verkauft im Jahre 1308 Schulden halber einen Teil seiner 
Güter zu Wellingen an seinen Schwager den Abt Dietmar 
von St. Margen und nach seinem Tode verkaufte seine 
Witwe Sophie, Mutter von sechs Kindern, mit Einwilligung 
ihres Bruders Werner von Hunewilre (Huneweiler bei 
Kolmar) »von dem kumbcr und den schulden, in den uns 
her Herman selig von Wiswil liesc den Rest ihrer Güter 
daselbst ebenfalls an den oben genannten Abt*). Es scheint, 
dass Weisweil durch Kauf an Hugo von Usenberg gelangt 
ist, worauf er vom Bischof von Strassburg belehnt wurde* 
Im Jahre 1336 wird der Kirchensatz daselbst als Lehen 
Hugos von der Kirche zu Strassburg erwähnt 3 ). Bischof 
Berthold von Strassburg erlaubte im Jahre 1349 Friedrich 
von tsenberg, seine Gemahlin Susanna, Tochter Walthers 
des älteren von Geroldseck-Lahr, mit Burg und Dorf Weis- 
weil, die er vom Bistum zu Lehen trug, bis zur Höhe von 
400 M. S. zu bewidmen *). Nach dem Tode Friedrichs 
( 1 357) heiratete seine Witwe Suse von Gcroldseck den 
edlen Herrn Walther von der Dicke, Herrn zu Spessburg 6 ), 



'» Z 9- 33<>- 342- — *) Z ii. 45"- "» 3*. — 3 ) TopW 2. 1403. — 
■j Sachs, Einleitung L d. Geschichte der Markgrafen von Harfen I, 626. — 
*) FI. marchio de Hahbcrg, dominus tcinporalis opidi Kenzingen, donat pro 
remedio animamm quondam nobilium Hugonis et Kridcrici fratrum de Csen- 
berg et Suse, uxoris legitime nobilis Walten *u der Dicke, oostre conun- 
quinee» dem Kloster Wonnental Gitter und Zinsen um den Priester für die 
Abhaltung eines Jahrestages zu belohnen 1359 Okt. 3. Gen.-I~andesarchiv 
KI. Wonnental. Mitgeteilt von Kindler v. Kuobloch. — Susanna war die 
Tochter Wallbcrs von GeroldseclM*alir und seiner Ehelrau Susanna von 
Rappoltstcin. Pragm. Gesch. d. Herrsch* G. S 62. — Ihre Tochter erster 
Ehe, Bali t- Uüenberg, war die Ehefrau des Edelknechts Hans Brenner von 
Neuenburg (Hugglc, Gesch. von Neucnb. S. 231). 1406 war sie Witwe, 
i-l 14 verkaufte sie mit Willen ihres Tochtcrmaunes Hartmann von Kcppcn- 



l lOOgle mtamtvmm 



Die Freiherren von Üsenbcrg. ^2^ 

Als den Inhaber des Wittums seiner Ehefrau nannte man 
ihn auch Herrn zu Weisweil. Er war mehrmals öster- 
reichischer Landvogt im Breisgau und Ober-Elsass und fiel 
als letzter seines Stammes in der Schlacht bei Sempach. 

Nach seinem Tode blieb seine Witwe selbstverständ- 
lich im Genüsse ihres Wittums Weisweil bis zu ihrem im 
Jahre 1397 erfolgten Tode. Sogleich nahm Markgraf Hesso 
von Hachberg Besitz von Schloss und Dorf Weisweil und 
König Wenzel verlieh ihm noch in demselben Jahre am 
14. Dezember daselbst als Reichslehen einen Rheinzoll 1 ). 

Bischof Wilhelm von Strassburg erklarte jedoch Weis- 
weil für ein heimgefallenes Lehen und belehnte damit den 
Junker Johann von Lichtenberg. Diesem scheint es bald 
darauf gelungen zu sein» sich in der Burg festzusetzen. 
Eine Fehde zwischen ihm und Hesso schien unvermeidlich. 
Am 6. Dezember 1399 traten die Mannen des Bischofs 
unter Vorsitz des Ritters Burkhard von Landsberg, Viztum 
des Bischofs, in Molsheim zu einem Lehengericht in dieser 
Angelegenheit zusammen und die Mehrzahl entschied, dass 
Burg, Dorf und Kirchensatz zu Weisweil nach Friedrichs 
von Csenberg Tode als Stiftslehen an den Bischof zurück- 
gefallen seien, dass demnach die durch Friedrich erfolgte 
Belehnung Markgraf Heinrichs, Hcssos Vater, mit Weis- 
weil dem Junker Johann von Lichtenberg keinen Schaden 
bringen und Markgraf Hesso ihn künftig ungeirrt lassen 
soll 2), 

Dieser gab aber seine Sache nicht verloren und wandte 
sich an das kaiserliche Hofgericht zu Rottweil. Hier hatte 
er Erfolg. Der Junker Eglolf von Wartenberg, genannt 
von Wildenstein, Hofrichter anstatt des Grafen Rudolf von 
Sulz, erteilte ihm im Jahre 1403 Anleite auf die Güter des 
Junkers Hans von Lichtenberg, darunter auf die Feste 
Weisweil, und gebot am 15, November dem Rottwciler 
Bürger Hans Honöw, den Markgraten Hesso in nützliche 
Gewähr derselben zu setzen, Daraut gebot der Hofrichter 



bnch u. seiner Gem. Sophie Güter zu Neuenburg. Gedenktafel von Wonnen- 
lal im Archiv zu Koni. TopW 2, 301* — Vgl. Oberbad. Geschlechter- 
buch l. 221. Walthcr v. d. Dicke, herrc zu Wiswilr 1373- TopW II, 1401. 

") RcgMh 428- — -) RcgMh 434. 



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Cfiprwl Inyn 



424 



Maurer. 



am- 15. Januar 1404 dem Markgrafen Bernhard von Baden, 
Ludwig von Lichtenberg, dem Landvogt Reinhard von 
Sickingen und den Städten Strassburg, Hagenau und Sciz 
den Markgrafen Hesso bei den oben erwähnten Gütern 
des Hans von Lichtenberg, in deren nützliche Gewähr der 
Markgraf gesetzt sei, zu schirmen. 

Da starb Junker Johann, nachdem er seinem Vetter 
Ludwig von Lichtenberg Weisweil vermacht hatte. Dieser 
ersuchte am 29. April 1404 den Markgrafen Hesso» ihn 
Weisweil einnehmen zu lassen und ihm für die dort ein- 
genommene Nutzung, sowie für Kosten und Schaden Ersatz 
zu leisten, aber der Markgraf antwortete ihm, er wundere 
sich, dass Hans von Lichtenberg oder jemand anders ein 
Gut ohne seinen Willen ihm vermacht habe und bat ihn, 
von Weisweil abzustehen. Der Briefwechsel zwischen beiden 
währte noch bis zum Ende des Monats Juni ohne Erfolg. 
Graf Eberhard von Würtemberg hatte schon am 27. April 
die Stadt Strassburg gebeten, die beiden Gegner zu einer 
gütlichen oder rechtlichen Beilegung ihrer Streitigkeiten 
zu veranlassen. Aber erst gegen das Ende des folgenden 
Jahres liess sich Ludwig von Lichtenberg bewegen, zu 
rechtlichem Austrag vor den König zu kommen. Am 
14. November 1405 entschied König Kupprecht zu Heidel- 
berg die *Stösse* zwischen Markgraf Hesso und Ludeman 
von Lichtenberg dahin, dass beide Burg, Dorf und Kirchen- 
satz zu Weisweil gemeinsam besitzen sollten. Damit fand 
der Streit sein Ende ■)« 

Im Jahre 1436 kam Weisweil durch Kauf ganz an 
Baden. — 

In der Ortenau besassen die Herren von Csenberg die 
Dörfer Ilunesfeld und Minewiler, heute Münchweier, 
und die Kirchensätze von Kappel am Rhein und Kippen- 
heim als Lehen vom Stift Strassburg, 

Rudolf IL von Csenberg (1236 — 1259), der in zweiter 
Ehe mit Heilika von Lichtenberg vermählt war« vertauschte 
im Jahre 1256 vor dem St* Arbogastkloster bei Strassburg 
Eigengüter zu Oterichesöwc im Banne seines Dorfes Hunes- 
velt gelegen gegen Güter dieses Klosters zu Hangende- 

») KegMh 4*3- 






Die Ficihcrren von Üsenberg. j2c 

büthenheim, welche der verstorbene Gemahl seiner Schwester 
Anshelmus dem Kloster geschenkt hatte. Bischof Heinrich 
von Strassburg, Markgraf Heinrich II. von Hachberg, 
Schwiegersohn Rudolfs, die Brüder Heinrich und Ludwig 
von Lichtenberg und Rudolf siegelten die Urkunde. Zeugen 
waren ausser dem Prior und einigen Mönchen der Edle 
Ulrich von Egestat (Eichstettcn), Ritter Friedrich genannt 
von Riegel, Hugo genannt von Berstete u. a. '). 

Später findet sich Hunesfeld im Besitze der Herren 
von Lichtenberg als Lehen vom Bistum Strassburg. Wie 
es an sie gelangte, ist unbekannt. Das Dorf wurde 1580 
niedergerissen, die Gemarkung mit Eckartsweier ver- 
einigt 2 ). 

Zu Minewiler (Münchweier) besass das Kloster Etten- 
heim-Münster einen Fronhof. Nach einer im 12. Jahrhundert 
gefälschten Urkunde vom Jahre 926 soll ein gewisser 
Ruodhar mit seiner Gemahlin Wisigard diesen Hof der 
Kirche zu Strassburg geschenkt haben. Die Nachricht 
mag richtig sein, da sie für den Zweck des Fälschers keine 
Bedeutung hatte und ihm eine echte Urkunde vorlag. Das 
Kloster Ettenheim-Münstcr war eine Gründung der Strass- 
burger Kirche und mit Gütern von ihr ausgestattet. In 
der gefälschten Urkunde wird am Schlüsse der Vogt 
Wachorus genannt, »cum cuius manu hanc epistolam (!) 
firmavit et missam relegitc (nämlich der angebliche Aus- 
steller der Urkunde, Herzog Burkhard I. von Alemannien)»). 

Im Jahre 1306 findet sich die Vogtei von Minewilre 
im Besitze Hugos von Csenberg-Kenzingen. Am 1 1. Februar 
dieses Jahres war er von dem Ritter Kolmann und Johannes 
Buterolfe aus der »Gcfangnusse« zu Freiburg unter Bürg- 
schaft seiner Verwandten, der Markgrafen Heinrich und 
Rudolf von Hachberg, Burkhards von Horburg seinem 
Schwäher, dessen Sohn Walther seinem Schwager, Burk- 
hards von Üsenberg seinem Vetter, Heinrichs von Rapolt- 
stein seiner Schwester Mann, und Heinrichs von Schwarzen- 
berg seiner Schwester Mann entlassen worden gegen eine 



') Slrassb. ÜB. I, 299. - ») Z 21, 279. Ruppetl, Gesch. d. Morlenau 
300 f. — >) H. Bloch und \V. Will ich. Die Jura cutiae in Munchwilate 

ZbF 15, 430. 



■ooglc remaiciiMivwyiY 



426 Maurer. 

Entschädigung von wahrscheinlich 150 M. S. Dieses Löse- 
gcld entlieh er zu Freiburg von Johans Ösen und des 
Turners seligen Rruders Sohn gegen einen jährlichen Zins 
von 13V2 M- S. 

Diese 13 1 2 M. S, Zins wurden auf die Üsenbergischen 
Dörfer Herbolzheim, Minewilre, Nortweil und Hausen um- 
gelegt. Die von Herbolzheim verpflichteten sich zur Zahlung 
von jährlich sieben Mark» die von Minewilre zu zwei, zu 
ebensoviel die von Nortweil» und die von Husen zu drei. 
Die Stadt Kenzingen und deren Schultheis** Johans der 
Meger verpflichteten sich» diese Zinsen jährlich einzuziehen 
und den Gläubigern zu entrichten. Im Jahre 1401 lastete 
diese Steuer noch auf den vier Dörfern 1 ). 

Als Friedrich von Csenberg im Jahre 1252 die niedere 
Herrschaft Lsenberg mit der Stadt Kenzingen und der 
Burg Kürnberg dem Markgrafen Heinrich IV, von Hach- 
berg als Lehen übergab, war auch das Dorf Minewilre 
darunter. Während aber nach dem Tode Friedrichs, der 
im Jahre 1357, ohne männliche Nachkommen zu hinter- 
lassen! gestorben war» Kenzingen» Kümberg, Bleichheini, 
Nordweil und die beiden Hausen als österreichische Lehen 
von Herzog Albrecht eingezogen wurden und den Mark- 
grafen von Hachberg verloren gingen, blieb Minewilre im 
Besitze des Markgrafen Heinrich, Dieser verpfändete im 
Jahre 1368 das Dorf dem Abt Nikolaus von Eltenheim- 
Münster um 150 M, S. und seine Söhne Hesso und Johann, 
nachdem die Pfandschaft wieder abgelöst war, im Jahre 
1408 dem Abt Andreas daselbst wiederum die Gefalle der 
vom Hochstiflc Strassburg zu Lehen gehenden Vogtei um 
570 Gulden. Nach dem Tode Ottos von Hachberg schenkte 
der Bischof von Strassburg die erledigte Vogtei dem Kloster 
Ettenheim-Münster 2 ). 

I lugo von Üsenberg besass ausser dem Kirchensatz 
von Weisweil noch die von Kappel am Rhein und von 
Kippenheim als Lehen vom Bistum Strassburg 8 ). 

Der Kirchensatz zu Kappel wurde 1407 von Markgraf 
Hesso von 1 lachberg gegen die Pfarrei Nimburg ver- 

•j UU ni\ 9. 10. Reg,. 95. — ■* KegMh 296. 517. 1146. 1147* — 
3 ) GrAiididier* «uvr« InM, 4, 555. 



°S' C mS&ämv 



Die Freiherren von Ü*enberg. 427 

tauscht 1 ;. Der von Kippenheim, im Jahre 1144 im Besitze 
des Klosters St. Trudpert, im 14. Jahrhundert des Bistums 
Strassburg, gelangte vor dem Jahre 1352 als Usenbergisches 
Mannlehen an den Edelknecht Heinrich Brenner zu Bleich- 
heim und 1368 un Johann und II artmann, Meiger von 
Kürnberg und Bcrthold, Walther und Johann Brenner von 
Kenzingcn. Nach dem Aussterben der von Üsenberg (1379) 
zog der Bischof den Kirchensatz wieder an das Hochstift 
und verlieh ihn dem Reinbold von Mülnheim 2 ), 

Das waren aber nicht alle Strassburger Lehen t die zu 
der Herrschaft Üsenberg gehörten. Hesso von Üsenberg 
soll Einkünfte vom Zoll zu Strassburg gehabt haben, dazu 
die Gerichtsbarkeit über die Leute, die von Ettenheim nach 
Forchheim gezogen waren 9 ). Welcher Hesso hier gemeint 
ist, wird nicht berichtet. Zu Forchheim befand sich eine 
curia (Fronhof) des Klosters Ettenheim-Münster. Die Grafen 
von Freiburg besassen daselbst den Kirchensatz. Über die 
Besitzungen des Hochstiftes zu Kenzingen und Ihringen 
ist nichts Näheres bekannt. 

Die Herren Friedrich und Johann von Üsenberg nennen 
sich im Jahre 135 1 vasalli ecclesiac Argentincnsis*). 

Zu den Strassburger Lehen gehörte auch die Vogtei 
über den Fronhof zu Munzingen, den Irmingard, Gemahlin 
des Kaisers Lothar, der Frauenabtei St. Stephan zu Strass- 
burg geschenkt hatte. Kaiser Heinrich II. übergab die 
Abtei dem Bischof Werner von Strassburg (1002 — 1027)^. 
Gottfried von Staufcn hatte die Vogtei im Anfang des 
14, Jahrhunderts von Burkhard von Lsenberg zu Lehen. 
Gottfried, Diethelm und Otto von Staufen verkauften im 
Jahre 1328 das Dorf zu Munzingen an Johann von Wiesen- 
eck mit Einwilligung derer von Üsenberg. Zu dem Fron- 
hof gehörte die St. Stephanskirche daselbst. Die Vogtei 
ging später an die von Blumeneck , dann an die von 
Kageneck über*). 

*) Sachs I, 467- — ') Ruppcrt, Mortcnau S. 323. Sachs I, 632. — 
*) Grandidtcr 4, 554, Strassb. ÜB. 4» 2, 2öS. Die Jahreszahl 1336. die 
Grandidier angibl, bl nicht richtig, da damals Hesso V. noch ein Kind war. 
Zudem Rehärle Korchheim tu der oberen Herrschaft Csenbery. — *) VVB 7* 
290- — *J Strassb, ÜB. i, 42- — *) TopW 2, 230. 



' lU °^' C f ftlHaß)M UMlV[|tflTy 



428 Maurer. 



5. Lehen der Abteien Alpirsbach und Murbach. 

Östlich von Kenzingen liegen zwei kleine, ehemals 
Ose n bergische Dörfer, Nordweil und Bombach. Letzteres 
gehörte zum Fronhofe des Stiftes Andlau, Nordweil war 
Lehen vom Kloster Alpirsbach in Württemberg. Wann 
und wie es an Csenberg kam, ist nicht bekannt. Im Jahre 
1306 gehörte es zur Herrschaft Kürnberg. Am 24. Januar 
1346 beurkundete der Rat zu Freiburg, dass vor ihm der 
edel Herr Jungherr Friedrich von Csenberg die Vogtei 
über Dorf und Leute zu Nordweil von Abt Bruno von 
Alpirsbach »reht, alsie die von alter har dan komen 
istc, zu Lehen empfangen habe 1 ). Unter den Orten, die 
Friedrich im Jahre 1343 dem Herzog Albrecht von Öster- 
reich aufgab und sich damit wieder belehnen Hess, war 
auch Nordweil. Im Jahre 1352 verkaufte er aber dieses 
Dorf dem Markgrafen Heinrich von Ilachberg um 140 M. S. 
und verlieh es ihm zu einem Mannlehen. Im folgenden 
Jahre gaben beide es dem Abte Bruno von Alpirsbach 
auf und verkauften dem Kloster den Kägershof, den 
I-aienzehnten und alle ihre Leute daselbst um 140 M. S. 
vorbehaltlich des Wiederkaufes in den nächsten zehn 
Jahren. Nachdem Markgraf Heinrich und seine Söhne 
am 8. November 1370 den Herzogen Albrecht und 
Leopold die Herrschaft Kürnberg mit Kenzingcn und 
allem, was dort herzogliches Lehen war, als freilediges 
Eigen gegen pfandweises Überlassen der Stadt und Burg 
Triberg mit dem alten Hornbcrg für 12000 Pfund Heller 
abgetreten hatten, verzichteten zwei Jahre später des 
inzwischen verstorbenen Markgrafen Söhne Otto und 
Johann für sich und ihren minderjährigen Bruder Hesso 
gegen Abt und Konvent des Klosters Alpirsbach auf 
alle Ansprüche an das Dorf Nordweil und dessen Vogtei. 

Die Abtei Murbach im Klsass besass im Breisgau 
Fronhöfe zu Bellingen (am Rheine oberhalb Schliengen), 



') TopW 2, 336. — «1 RegMh 217—229. 299. 304. 



Jgj? rewÄfliivwarv 



Die Freiherren von Üscnberg. j^n 

Schlierigen, Heitershcim und Wasenweiler am Kaiserstuhl. 
Letzteren hatten die Herren von Biengen vom Kloster 
ZU Erblehen, verkauften ihn aber im Jahre 1290 den 
Brüdern vom Deutschen Orden zu Freiburg. Hesso von 
Üsenberg verkaufte 1 297 dem Orden alle seine Rechte 
an diesen Hof »es sin gut oder lüte, vogtegteye, oder swic 
man das anders nennetc, um 12 M. S. *). 

') Z 9. 241. - TopW a. 1361. 






Der Francksche Handel. 

Ein Beitrag zu den Beziehungen zwischen Stadt und 
Bistum Strassburg im 15. Jahrhundert. 

Von 

Karl Stenzel. 



Jede Zeit hat ihre Spitzbuben und Abenteurer, die 
ihrem lieben Nächsten manche Aufregung und Unruhe 
bereiten und die hohen Obrigkeiten viel Mühe und noch 
mehr Tinte und Papier kosten. Von dem Zeitpunkte an, 
da uns die Gerichts- und Verwaltungsakten und die Korre- 
spondenzen der einzelnen Behörden erhalten sind, nehmen 
Verhandlungen und Prozesse, die sich mit Leuten dieses 
Schlages beschäftigen, in unsern Archivbeständen einen 
breiten Raum ein. Vom kulturgeschichtlichen oder volks- 
kundlichen Standpunkte aus betrachtet bieten solche Akten 
manches Interessante: nirgends sonst — auch nicht in den 
literarischen Erzeugnissen — erhalten wir einen so genauen 
Einblick in das Leben und Treiben der Gesellschaft in 
ihren untersten Schichten, in das Denken und Fühlen der 
kleinen Leute, in ihre Laster und ihren Aberglauben; des- 
gleichen bilden sie natürlich für jeden, der sich des näheren 
mit unserer Rechts- und Verwaltungsgeschichte beschäftigt, 
eine wahre Fundgrube von Angaben über Rechtsübung 
und -anschauung vergangener Geschlechter. Auch für den 
Historiker verlohnt es sich, gelegentlich in diese Tiefen 
hinabzusteigen, um so den Untergrund kennen zu lernen. 
über dem sich das ganze staatliche und wirtschaftliche 
Getriebe abspielt; doch wird er sich nur dann näher mit 
ihnen abgeben, wenn sie sich irgendwie in der Politik 



•gl« nÄÄ 



Der Francksche Handel. 



43" 



fühlbar machen und sie merklich beeinflussen. Gerade im 
15. Jahrhundert, wo sich der Territorialstaat kräftig zu ent- 
falten beginnt und Staaten und Stände selbst ihre neben- 
sächlichsten Rechte eifersüchtig gegeneinander wahrnehmen 
und den geringfügigsten Obergriff des Nachbars /um Gegen- 
stand endloser und erregter Erörterungen machen, ist das 
mehrfach der Kall gewesen. So spielen in den Beziehungen 
der Eidgenossen zu den angrenzenden Reichsständen ott 
recht schmutzige Angelegenheiten dieser Art keine kleine 
Rolle; ein klassisches Beispiel ist ja der von H. Witte 
eingehend dargestellte Pullersche Streit, der für die Ge- 
schichte Strassburgs von erheblicher Bedeutung gewesen 
ist 1 ). Mit ihm kann sich der Handel, von dem im folgenden 
die Rede sein soll, an Wichtigkeit und Umfang nicht 
messen; immerhin hat er aber doch für längere Zeit eine 
ernsthafte Spannung zwischen Bistum und Stadt Strassburg 
zur Folge gehabt und das untere Elsass in grosse Erregung 
versetzt, so dass er schliesslich auch die Aufmerksamkeit 
der aussenstehenden Stände auf sich zog. Da wir zudem 
infolge des lückenhaften Materials über die politische 
Stellung des Bistums in dieser Zeit wenig wissen, dürfte 
auch in dieser Hinsicht der folgende Beitrag» der sich in 
erster Linie auf Akten des Strassburger Stadtarchivs 2 )» 
daneben auch auf die im Domkapitelarchiv verwahrten 
Missivbücher*) stützt, nicht unwillkommen sein. 

Oswald Francfc »von Bibereren«*), oder Oswald *uß 
Francken« )» der »Held« unserer Darstellung» war alles 
andere als eine einwandfreie Persönlichkeit, lir hatte nach 
seinen eigenen Angaben 6 ) um das Jahr 1480 zu Strassburg 
als Knabe im Dienste von Herrn Ott Sturm gestanden und 
sich danach auf die »Reise« begeben. Während eines lan- 



■) Witte, Der letzte Pullcr von Hohenburg (BeiirSgc zur Landes- und 
Volkcskunde von EHass. Lothringen l6) 1893. — *) AA 1539 und VDG 
Bd. 107. Im bischöfl. Archiv (Bezirksarch. U-E. Serie G> Fonds Zubern und 
Gcrichtsaklenj hat »ich nicht» darüber gefunden. — ■) Leider ist aber da« 
Mmivbuch ad ctvitates 1 49 1 — 1520t da* noch in dein 1906 gedruckten 
Cataloguc Sominairc S. 9 verzeichnet ist (ebenso iibiigcns auch ad comites 
1482 — 87), nach den Mitteilungen des Archivars nicht mehr aufzufinden. — 
*) AA 1539 (34), Bieberehren Pfarrdorf an der Tauber in Bayern, Reg.- 
BeZi Unterfranken, Ber< Ochsenfurt, bei Aub. — *) ebenda (29)- — c ) ebenda. 



>8 k> MM 



432 



üiciiiel. 



geren Aufenthaltes in Italien , namentlich zu Neapel und 
Venedig, hatte er sich anscheinend höchst unsaubere Künste 
angeeignet und deren Ausübung zu seinem Lebensberuf 
gemacht. Seine Gegner vermochten ihm allerdings später 
nur wenig Positives nachzuweisen. Am besten konnten 
sie noch trotz alles seines Leugnens die Anklage begründen, 
dass er das Gewerbe eines Seelenverkäufers betrieben und 
versucht habe, durch Geld und grosse Versprechungen 
Leute ausser Landes zu locken, um aus ihnen Lotterbuben 
(»henselin«) zu machen und sie schliesslich auf die Galeeren 
nach Venedig zu verkaufen 1 ). Von Anfang an wurde er 
auch der Beihilfe zu Verbrechen gegen das keimende 
Leben beschuldigt; er sollte die Frauen Kinder zu »ver- 
tunc gelehrt und ihnen dazu Wurzeln und Kräuter geliefert 
haben 2 ); angeblich hatte man bei ihm die zu dem Zweck 
von ihm verwertete Haselwurz 8 ) gefunden, sowie von ihm 
selbst geschriebene Anweisungen »wie mann kynde von 
fröwen vertriben und verdorben mög oder solle und das 
die kunst gewisse und recht sij und wie mann das bruchen 
solle**). Gegen diese Anklage hat Oswald sich nicht ein- 
mal besonders gewehrt. Er ist auch, wie es scheint, wirk- 
lich in diesen und ähnlichen Dingen namentlich von den 
Dirnen um Rat angegangen worden und hat sich dafür 
bezahlen lassen; daher mag dann auch das bunte Allerlei 
von Frauenkleidungsstücken , von Gold- und Silber- 
geschmeide, Kleinodien und kostbaren Geweben und 
Tüchern stammen, das sich in seinem Besitze fand 5 ). Hs 
heisst denn auch ausdrücklich von einem der Gegen- 
stände, er stehe von einer »guten Metze* zu Pfände 6 ), 
nach seiner Angabe 7 ) hatte er allerdings darauf geliehen. 
Freilich behaupteten seine Gegner wiederum, das alles, 
sowie der grössere Geldbetrag, über den er verfüge, rühre 
von Diebstählen her»). Dem widersprach aber Oswald auf 
das entschiedenste; und die Strassburger erklärten gleich- 
falls, er sei mit seinem Gute seiner »Kaufmannschaft« nach- 



') aa 1539 {16, 36), VDG Bd. 107 fol. 353/4. — ") AA 1539 <i6 u. 
29I. — ') Ein in der Volksmedizin viel gebrauchtes Brech- und l'urgier- 
mittel. — ') VDG Bd. 107 fol. 253/4. — ») Inventar in AA 1539 (15). — 
') AA 1549 130). — i) Im Inventar, s. o. — •> VDG Bd. 107 fol. 235 ff. 



. __i!ü_ miH((iQHU>ii¥iByn 



Der Francksche Handel, 



433 



gegangen '). Wirklich stützte sich diese Anklage auch nur 
darauf, dass er eine Wurzel mit sich herumtrug, mit der 
er jedes Schloss öffnen und jedes Eisen heben konnte 1 ;. 
Er prahlte wahrscheinlich nach echter Gauklermanier gerne 
mit dem und mit ähnlichen Dingen, um sich mit dem 
nötigen Nimbus zu unigeben, und lud so freilich den Ver- 
dacht der Zauberei auf sich. Während er aber so auf den 
Aberglauben seiner Zeitgenossen spekulierte, huldigte er 
ihm nicht weniger als diese; das ist ihm dann auch zum 
Verhängnis geworden. Alles in allem haben wir es hier 
mit einem gerissenen Abenteurer zu tun, der sich die Aus- 
nutzung des Leichtsinns und der Schwächen der Menschen 
zum einträglichen Handwerke erkoren hatte. Wie allen 
solchen lichtscheuen Existenzen war ihm nur schwer bei- 
zukommen, denn er hatte es verstanden, sich und sein 
Treiben in das nötige Dunkel zu hüllen und der Aufmerk- 
samkeit der Behörden zu entziehen. 

Als er nämlich im März 1491 nach etwa zehnjähriger 
Abwesenheit von Neapel nach Strassburg zurückkehrte a J, 
hatte er durch die Vermittlung eines Mannes aus Lupstein, 
dem er sich unterwegs nicht weit von der Stadt zugesellte, 
in einem Hause in der Nähe des Frauenbrüderklosters bei 
einer armen , aus dem gleichen Orte stammenden Witwe 
Unterkunft gefunden und sich hier eine Kammer gemietet. 
So war es ihm möglich gewesen, die unter einer gewissen 
Kontrolle stehenden Gasthäuser und Herbergen zu ver- 
meiden; aber gerade dieser »geheime« Aufenthalt in der 
Stadt sollte für ihn später äusserst unangenehme Eolgen 
haben. Da die zwei bei ihrer Ankunft Hunger verspürten, 
die Witwe aber nichts im Hause hatte und auch nichts 
kaufen konnte, gab ihr Franck das nötige Geld. Sein, 
wie er behauptete, mit 153 Goldstücken im Werte von 
300 Gulden gefüllter Beutel, den er bei dieser Gelegenheit 
zeigte, stach den beiden andern in die Augen, zumal der 
Abenteurer es jedenfalls nicht an den üblichen Gross- 
sprechereien fehlen Hess. Aus seinen Redereien werden 
sie dann auch schon entnommen haben, dass sein Gewissen 

■) VDG Bd. 107 fol. 143 ^ — f ) VDG Bd. 107 fol. 253/54. — ») Vgl, 
für dies und das Folgende seine eigene Aussage in AA 1539 (29). 
Zvlischr. f. Ccich. d. Obcrrh. N*F- XXVI IL 3, 2 g 



- c >ooglc rftinaiwuHivwttv 



434 



Slenzel. 



einer hohen Obrigkeit gegenüber nicht gerade das aller- 
beste war, vielleicht hat er gleich seinen Begleiter zu über- 
reden gesucht, ihm in die Fremde zu folgen. Durch den 
Lupsteiner hat nun auch wahrscheinlich der im gleichen 
Dorfe ansässige Bernhard Nunnenmacher von unserem 
Abenteurer gehört. Bernhard war ebenfalls ein recht 
zweifelhafter Geselle; er war früher selbst auf der »Reise* 
gewesen und hatte dann nach seiner Rückkehr, an ein 
ungebundenes Leben gewöhnt, ohne Rücksicht auf Weib 
und Kind viel Geld vertan. Ihm schien sich hier eine 
gute Gelegenheit zu bieten, durch einen kecken Hand- 
streich seinen zerrütteten Finanzen aufzuhelfen. 

Oswald Franck war eben nichts anderes als einer der 
zahllosen »laufenden Knechte«, die »ostürc« gingen , jeden 
Krieg und jede Fehde, die ihnen Aussicht auf Beute und 
leichten Verdienst bot, willkommen hiessen. Kam es dann 
wieder zur Waffenruhe, so kehrte nur ein Teil von ihnen 
in die Heimat zurück; viele zogen es vor, bettelnd und 
stehlend herumzustreifen, bis wieder irgendwo ein Kriegs- 
lärm losging. Unter ihnen und in ihrem Gefolge befand 
sich natürlich viel Gesindel, das vom eigentlichen Waffen- 
handwerk nichts wissen wollte, sondern in befriedeten 
Landen durch Betrug, Überfall, Raub und Diebstahl seinen 
Unterhalt bestritt und für die Bauern, Reisenden und Kauf- 
leute eine schlimme Landplage wurde, gegen die eigent- 
lich nur die Städte scharf vorgingen'). Vergebens hatte im 
Klsass die Niedere Vereinigung in der Zeit ihres ersten 
Bestehens dem Unwesen zu steuern gesucht •). Auch das 
Reich war eingeschritten; im Frankfurter Landfriedens- 
gesetze von i486 war ausdrücklich bestimmt worden, 
solche herrenlose Knechte sollten überall aufgegriffen, auf 
das härteste befragt und für ihre Vergehen streng bestraft 
werden; zum mindesten sollte ihnen ihr Hab und Gut 
genommen und ihnen persönlich schwere Eide und Bürg- 
schaft auferlegt werden 3 ). Aber diese Verfügung war eben 
nur Papier geblieben und musste immer wieder aufs neue 



') Vgl. Ulmann, Maximilian 1. Bd. I S. 853 ff. - ») r. B. 14-9 
(Matzingcr, Gesch. der N. V. S. 97). — ') Malier, Reichslagslhealrujn 

unter Friedrich III.. VI S. 26. 



£k MtWOIONUHIVlBUT» 



Der Francksche Handel. 



435 



eingeschärft werden; eben erst um das Jähr 1491 war an- 
scheinend ein weiteres Mandat ergangen '), Maximilian hat 
dann während seiner ganzen Regierung unaufhörlich den 
Ständen die peinlichste Überwachung dieser Gesellen drin- 
gend anempfohlen 2 ). Denn diese bildeten zugleich eine 
grosse politische Gefahr: liefen sie doch jedesmal, wenn es 
in den Niederlanden oder sonst an der Westgrenze oder 
in Italien zum Kriege kam, vom reichen Solde gelockt, 
den Reichsfeinden in Massen zu und fochten unter deren 
Fahnen. Namentlich der französische Kriegsdienst zog sie 
mächtig an, weil sie hier am besten auf ihre Rechnung 
kamen; da war dann immer die oberrheinische Tiefebene 
für sie, soweit sie aus Oberdeutschland und der Schweiz 
stammten, die gegebene Sammelstätte. Für die von ihnen 
heimgesuchten Landstriche war aber — von den sonstigen 
Schädigungen abgesehen — die Anwesenheit dieser herum- 
streifenden Scharen auch deswegen bedenklich, weil durch 
ihr Beispiel bei den ansässigen Bauern und Handwerkern 
die Abenteuerlust wach gerufen wurde, so dass sie oft in 
grosser Zahl in der Hoffnung auf leichten Gewinn Haus, 
Hof und Familie verliessen und in die Fremde zogen. Es 
fehlte natürlich unter den laufenden Knechten auch nicht 
an Werbern, die unter mancherlei äusserer Aufmachung 
— oft als Kaufleute 3 ) — namentlich von Frankreich reich 
mit Geld ausgestattet, das Land durchzogen; in den Städten, 
wo sie leicht untertauchen konnten, schlugen sie ihre Stand- 
quartiere auf und bearbeiteten von hier aus die Umgegend. 
Zu dieser Kategorie gehörte wohl auch Franck; wenigstens 
lag der Verdacht nahe genug. Gerade in den Jahren, da 
unser Handel spielt, waren ja die Beziehungen zwischen 
Maximilian und Karl VIII. so schlecht als möglich; ein 
grosser WafFengang um des »Fräuleins von Britannien« 
willen schien bevorzustehen. Das zog natürlich die fahren- 
den Gesellen und Abenteurer mächtig an; das Klsass wurde 



') Das Mandat, selbst niclit erhallen, wird mehrfach erwähnt (Slrassb. 
Sl.A. AA 1539 (M). VDG Bd. 107 fbl. 253/4). — *) Schon 1487 (AA 328 
(26J, dann namentlich seit 1495 (Strassb. St.A. AA 309). — ') Vgl. das 
Mandat des Kaisets an Shrauburg vom l 5. Aur. 1512 (Suassb. Sl.A. 

AA 339u>- 

29' 



ß c mawlmKat 



436 Stenrel. 

schlimm von ihntfn heimgesucht, und bald waren die Klagen 
über ihr Treiben allgemein 1 ). 

Besonders schwer hatte anscheinend das Bistum Strass- 
burg unter ihnen zu leiden 2 ), und hier hatte Franck auch 
von der Stadt aus seine Wirksamkeit hauptsächlich ent- 
faltet, Dass die bischöflichen Beamten Leuten dieses 
Schlages wenig wohl gesinnt waren, lässt sich denken: 
wenn sich ihnen Gelegenheit bot, ohne grosse Mühe einem 
solchen Gesellen das Handwerk zu legen, griffen sie un- 
bedenklich zu. Bernhard Nunnenmacher rechnete daher 
nicht falsch, wenn er auf ihre Mitwirkung hoffte. Aller- 
dings musste der Streich vorsichtig angelegt werden, damit 
man mit Strassburg ja nicht in Konflikt geriet; denn die 
Stadt verstand in solchen Dingen wenig Spass. Zunächst 
musste man Anhaltspunkte dafür haben, dass die kaiser- 
lichen Mandate und sonstige Strafgesetze auf Oswald An- 
wendung finden konnten und dass seine *Kaufmannschafu 
nur eine Maske war; dann galt es ihn möglichst unauf- 
fällig aus der Stadt und in ihren Machtbereich zu locken, 
um seine Gefangennahme ohne Aufsehen in Szene zu 
setzen. Schwierig blieb noch immer die Frage« wie man 
auch in den Besitz von seinem Hab und Gut gelangen 
konnte» ohne die Behörden der Stadt in Anspruch zu 
nehmen. 

Um die Verhältnisse auszukundschaften, begab sich 
daher Bernhard Kndc März 1491 nach Strassburg^). Es 
gelang ihm leicht, sich Oswalds Vertrauen zu erwerben. 
Er fand offenbar die Berichte des Lupsteiners von Oswalds 
Reichtum richtig und hatte auch bald die schwache Seite 
des Abenteurers heraus, bei der er am besten zu fassen 
war, nämlich seine Neigung zum Aberglauben. Darauf 
baute er seinen Plan. Er wusste im Laufe des Gespräches 
die Rede auf wunderbare Kräuter zu bringen, die angeb- 
lich den, der sie bei sich trüge, vor jeder Verwundung 
schützten und ihm aus jeder Gefangenschaft forthülfen. 
Die Mauswirtin, die Bernhard vielleicht mit in das Komplott 



% ) Vyl. die Eidgenössischen Abschiede dieser Jahre! — *) Slrassb. St.A. 
VDGBd, 107 fol. 255/56. — 3 ) Vgl, hierzu die Aussage Francks (Strassb. 
StA- AA 1539 (29). 



►PSlfi— 



■ 



Der Franckschc Handel. 



437 



gezogen haue, ohne ihr seine letzten Absichten ZU ent- 
hüllen, behauptete ihrerseits, sie kenne einen Mann zu 
Lupstein, der solche Kräuter habe. Da wurde in unserem 
Gesellen, der das gutgläubig hinnahm, der Wunsch wach, 
einen solchen Talisman zu besitzen, und als Bernhard nach 
Ostern wieder in die Stadt kam, versprach er ihm eine 
gute Schenke zu tun, wenn er ihm die Kräuter verschaffe. 
Bernhard war bereit, ihm dazu zu verhelfen. Bald darauf 
verliess aber Oswald Strassburg für längere Zeit, zweifellos 
in der Absicht, zurückzukehren; denn er hatte sein Geld 
im Hause der Witwe — freilich ohne deren Wissen — 
gelassen. So fand Bernhard das Nest leer, als er von 
neuem sich in der Stadt einfand. 

Inzwischen hatte er überall erzählt, Oswald wolle ihn 
ausser Landes führen und wahrscheinlich schon die nötigen 
Helfer gewonnen. Zunächst wandte er sich mit seinen 
Vorschlägen an zwei Leute zu Zabern 1 ), über deren Stellung 
wir leider nichts wissen; immerhin scheinen es bekanntere 
Persönlichkeiten. Leute des Bischofs, gewesen zu sein. 
Diese lehnten aber sofort ab, als sie hörten, der Betreffende 
weile zu Strassburg; sie fürchteten sich jedenfalls vor Ver- 
wicklungen mit der Stadt. Um so bereitwilliger hatte 
Nunnenmacher bei dem bischöflichen Vogte zu Gugenheim, 
dem Junker Hans von Huntingen, Gehör gefunden. Hun- 
tingen, ein rasch zugreifender und rücksichtsloser Mann, 
der mit den Städtern unaufhörlich in Streit lag, war sofort 
auf den Plan eingegangen, als er von dem Reichtum des 
Abenteurers gehört hatte. Bernhard versprach, Oswald 
herauszulocken und dem Vogte in die Hände zu spielen; 
dieser sicherte ihm dafür 50 Gulden als seinen Anteil an 
der Beute zu. 

Endlich um die Fastenzeit des Jahres 1492 kam Franck 
wieder nach Strassburg; alsbald fand sich auch Bernhard, 
der seitdem schon mehrmals vergebens nach ihm gefragt 
hatte, bei ihm ein und teilte ihm mit, er könne das wunder- 
bare Kraut jetzt haben, nur müsse er persönlich mit ihm 
nach Lupstein gehen. Als einzige Belohnung verlangte 

*( Allings des Gric»)icinicr Schneiders Hans Hudel (AA J$3<) <J&i): 
Junker Kraft und Henkel Becken. 



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j ig Slenzel. 

er» dass Franck ihn ausser Landes führe; nach anfang- 
lichem Weigern — so behauptete der Abenteurer wenig- 
stens später — wurde man schliesslich handelseins» nament- 
lich als Bernhard angab, der Vogt zu Gugenheim habe 
ihm erlaubt, fortzuziehen, da er sich von seinem Handwerk 
nicht ernähren könne. Oswald tappte blindlings in die 
Falle und wurde nicht einmal misstrauisch, als der Geselle 
durchaus nur des Abends die Stadt verlassen wollte; er 
nahm dessen Begründung, er könne sich zu Gugenheim 
— den Ort mussten sie passieren — nicht gut sehen lassen, 
da er dort Gläubiger habe, unbesehen hin. Am 8* April 
machten sie sich auf den Weg, kamen um die Nachtmahl* 
zeit nach Gugenheim und kehrten dort im Wirtshaus ein, wo 
auch der Vogt mit etlichen anderen sass. aber sofort auf- 
brach, als sie kamen. Nachdem Oswald die Zeche berich- 
tigt hatte , gingen sie weiter. Nun begann aber das 
Benehmen Bernhards höchst seltsam zu werden; auf jede 
Weise suchte er ihren Marsch aufzuhalten und zu ver- 
zögern. Oswald fasste Argwohn und ging, als der Geselle 
auf die Seite trat, rasch voran. Mit einem Male hörte er 
Geräusch hinter sich und sprang kurz entschlossen von der 
Strasse weg nach einer tiefen Stelle, wo er sich auf den 
Boden legte. Da rannten ihrer viere an ihm vorbei und 
sahen sich auf einer Höhe nach allen Seiten um; als sie 
ihn aber nicht erblickten, kehrten sie nach Gugenheim 
zurück. Oswald ging jetzt allein nach Lupstein und blieb 
dort bis Tagesanbruch in einer Scheuer liegen. Er war 
noch nicht überzeugt, dass Bernhard an dem Anschlag 
beteiligt gewesen sei, sonderet ging in dessen Haus und 
fragte nach ihm; da er nicht heimgekommen war, wartete 
er bis um Mittag auf ihn — aber vergebens. 

Bernhard weilte nämlich beim Vogte und half diesem 
die nötigen Vorkehrungen treffen, damit ihnen der Fang 
nicht aus den Händen schlüpfe. Zunächst mussten sie fest- 
stellen, ob Franck in die Stadt entkommen war; dann war 
der Anschlag völlig misslungen. Denn ein zweites Mal 
ging er jedenfalls nicht mehr so unbedacht in die Falle. 
Sie ritten daher am nächsten Tage nach Strassburg 1 ); als 

% ) Vgl, die bereits oben angezogene Aussage des Schneiders, 



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Der Francksche Handel» 



439 



sie unterwegs durch Griesheim bei Dingsheim kamen, 
befahl der Vogt einem dort ansässigen Schneider, der 
gerade mit andern zusammen in der Süffel fischte, er solle 
auf sie warten, bis sie aus der Stadt zurückkehrten. Da 
die beiden Oswald zu Strassburg nicht fanden, kamen sie 
des Nachts wieder, der Vogt gebot dann dem Schneider 
und sieben andern Männern, die er durch ihn im Dorfe 
hatte bestellen lassen, dem Bernhard zu folgen. Der Ge- 
selle führte sie zunächst bis in die Gegend von Haus- 
bergen; dort enthüllte er ihnen, worauf es ankäme, und 
versprach denen, die den Abenteurer fingen, 50 Gulden. 
Dann verteilte er sie zu je zweien auf die in Betracht 
kommenden Strassen und befahl ihnen vor den Toren der 
Stadt — dem Kronenburger, und Steinstrassentor, an der 
Deutschherrenau und »am fare« — auf Oswald zu warten. 
Sie harrten aber die ganze Nacht umsonst und gingen am 
Morgen dann alle auf den Fischmarkt in die Stadt, um 
einzukaufen. 

Inzwischen hatte aber den Abenteurer sein Schicksal 
schon ereilt; auf dem Rückwege von Lupstein, den er 
merkwürdig unbesorgt auf der grossen Landstrasse antrat, 
war er beim Gugenheimer Galgen von zwei andern ge- 
fangen genommen und sofort auf das dortige Schloss 
gebracht worden; hier legte man ihn in einen Käfig und 
schlug ihn dann in den Stock. Der Vogt, von seinem 
Ritte nach Strassburg zurückgekehrt, begrüsste ihn mit 
den Worten: »obenturer, bistu do, ich wil dich recht zu- 
rüsten*, und fragte ihn dann am andern Morgen, wo er 
sein Geld habe und wieviel es betrage. Oswald, von dem 
so jäh über ihn hereingebrochenen Unglück im ersten 
Augenblicke völlig überwältigt , erteilte Auskunft und 
gestand auch ohne weiteres zu, dass die Schlüssel, die 
man bei ihm vorgefunden hatte, zu der Truhe, in der er 
seine 300 Gulden aufbewahrte, gehörten, selbst sein Wahr- 
zeichen an seine Hausfrau gab er preis; freilich hielt er 
sein Gut, da es sich in der Stadt befand, immer noch für 
sicher. Allein der Vogt fackelte nicht lange , sondern 
schickte die Schlüssel durch seinen Knecht sofort zu Bern- 
hard in die Stadt. 



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440 Stenzcl. 

Der hatte sich inzwischen in der Furcht, Oswald möge 
ihnen doch entwischt sein , bei der Witwe nach ihm er- 
kundigt, ihn aber natürlich nicht gefunden ! ). Jetzt erreichte 
ihn die gute Nachricht auf dem Fischmarkt. Sofort wurden 
die acht Griesheimer entlassen, und Bernhard ging nun mit 
dem Knechte zu dem Hause Oswalds. Er liess die Witwe 
holen und sagte ihr, Franck sei vor den Toren zu 
St. Arbogast. sie wollten mit einander in die Fremde 
ziehen, aber um Johanni wären sie jedenfalls wieder da; 
Oswald habe ihn beauftragt, seine Lade mit dem Geld zu 
holen. Der Witwe kam die Sache bedenklich vor; als ihr 
aber Bernhard erzählte, Oswald habe das Kraut für 
50 Gulden erworben, und ihr dann die Schlüssel zeigte, 
gab sie ihm die Lade und behielt die Schlüssel. Darauf 
verliessen die beiden die Stadt, kamen noch denselben 
Tag nach Griesheim, wo sie einkehrten und den acht 
Männern befahlen, sie nach Gugenheim zu begleiten. 

Dort verlangte nun Xunnenmacher von Huntingen die 
ihm zugesicherte Belohnung. Der Vogt jedoch, der beim 
Offnen der Lade zu seinem grossen Ärger die Angaben 
Francks von den 300 Gulden bestätigt fand , fuhr ihn an, 
er habe ihm von 5000 Gulden erzählt; er habe ihn damit 
belogen oder gar einen Teil des Geldes für sich behalten; 
wenn Bernhard sein Leben behalten wolle, möge er sich 
ausser Landes begeben. So hatte denn der »bÖsewicht und 
fleischverkouffer« den verdienten Lohn erhalten; es blieb 
ihm nichts anderes übrig» als schleunigst dem Rate des 
Vogtes zu folgen und sich im Bistum nicht mehr sehen zu 
lassen. 

Huntingen, der mit der gemachten Beute natürlich 
nicht zufrieden war, glaubte immer noch, dass die Angaben 
Bernhards nicht ganz aus der Luft gegriffen seien und 
versuchte von dem Gefangenen durch die Tortur weitere 
Aussagen zu erhalten. Er hat das zwar nachher abge- 
leugnet; aber die Mitteilungen Francks werden uns durch 
einen der Griesheimer, der selbst den Henker spielen 
musste, bestätigt. Er liess ihn mehrmals aufs schärfste 
über den Stock ziehen und wollte zunächst wissen, woher 

') Aussage der Hauswirtin Oswalds (Strassb. St.A. AA 1 539 (301I. 



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Der Fianck*chc Handel. 



44 



er sein Geld habe. Oswald entgegnete, er habe es zu 
Venedig erworben und nannte vier Leute, von denen er 
es eingewechselt habe. Schliesslich gab er das Versteck 
an, wo er seine Kleider und Kleinodien verborgen hatte; 
ein Geständnis aber über weitere Geldsummen als eben 
die 300 Gulden, die in der Lade gewesen waren, konnte 
ihm nicht abgepresst werden; er behauptete, das sei alles. 
Huntingen begab sich darauf persönlich, nur von seinem 
Schreiber begleitet, nach Strassburg in das Haus der 
Witwe. Durch sein barsches und herrisches Auftreten 
schüchterte er die Frau und ihre Tochter völlig ein, packte 
rasch alle Habe Oswalds zusammen und gab dann der 
Frau ein wenig Geld und ein paar Stücke von der Beute, 
um sie zu beschwichtigen. 

Wenn die Witwe von dem Vorfall in Strassburg erzählt 
hätte, so wäre zweifellos der Rat der Stadt sofort auf dem 
Plan erschienen. So lange der Vogt den Abenteurer in 
seinem Schloss gefangen hielt und ihn für seine angeb- 
lichen und wirklichen Missetaten strafte, konnte man ihm 
nichts anhaben; soweit hatte er wenigstens den Schein des 
Rechtes für sich. Die Art und Weise aber, auf die er 
sich in den Besitz von Hab und Gut des Gesellen gesetzt 
hatte, war ein grober Einbruch in die Rechte der Stadt. 
Wenn er bei der Beschlagnahme der in Strassburg auf- 
bewahrten Güter korrekt hätte vorgehen wollen, wäre die 
Erlaubnis der städtischen Behörden nötig gewesen. Das 
wäre ihm aber recht unwillkommen gewesen, da hierdurch 
manches ans Tageslicht gekommen wäre, was für ihn 
nicht gerade angenehm war. Meister und Rat mussten 
über eine derartige Verletzung ihrer Hoheitsrechte durch 
den Vogt um so aufgebrachter sein, als sie mit den bischöt- 
lichen Beamten gerade über Fragen von Recht und Gericht 
in fast ununterbrochenem Kleinkrieg lagen. Es handeile 
sich dabei um die letzten Reste der bischöflichen Gerichts- 
barkeit in der Stadt, um das Vogtei-, Burggrafen- und 
Schultheissenamt, die der Rat natürlich ihres Inhalts zu 
entkleiden suchte, um fortwährende Zusamnienstösse 
zwischen geistlichen und weltlichen Gerichten, Zollschikanen 
und mancherlei mehr. Das hatte an und für sich keinen 
besonderen Einfluss auf die Politik; ein freundschaftliches 



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442 



Slemel 



Verhältnis zwischen Stadt und Bistum war dadurch noch 
nicht ausgeschlossen. Aber im Schosse der Bürgerschaft, 
namentlich bei den jeweilig von solchen Streitfallen be- 
troffenen Leuten f machte sich doch immer mehr eine 
gewisse Erregung geltend, und es bedurfte nur eines 
besonders eklatanten Falles , um sie zum Ausbruch zu 
bringen. Die Kämpfe nahmen namentlich seit der Regierung 
Bischof Albrechts an Heftigkeit zu, da die Stadt merkte, 
dass sie nicht mehr so leicht ihren Willen durchsetzte wie 
früher. Sie bekam es eben merklich zu spüren, dass die 
Streitaxt zwischen Bischof und Domkapitel begraben war 
und Albrecht zugleich an seinen mächtigen Verwandten, 
vor allem am Pfalzgrafen, einen starken Rückhalt fand. 
Immer deutlicher trat das Streben des auch finanziell 
erstarkenden Bistums hervor, die Vormundschaft der Stadt 
abzuschütteln und alle Rechte ihr gegenüber geltend zu 
machen. Das zeigt sich auch in der Besetzung der Ämter; 
so trat an die Stelle des Strassburger Bürgers Ottfriedrich 
in dem Burggrafenamte der bischöfliche Vitztum Hans von 
handsberg 1 ); ebenso war in der Vogtei des Amtes Kochers- 
herg auf den Bürger Rincleisel der uns bekannte Junker 
Hans von Huntingen gefolgt*). Der Widerstand des Bis- 
tums gegen die Übergriffe und Ansprüche Strassburgs 
wurde so immer zäher; etn in den Jahren 148g— 1491 sich 
abspielender Kompetenzkonflikt zwischen weltlichem und 
geistlichem Gericht war schliesslich bis vor den Kaiser 
gebracht und dann durch gütliche Unterhandlung des 
Fiskals vorläufig beigelegt worden*); gelegentlich ist das 
Bistum sogar schon der angreifende Teil. Man kann sich 
denken, dass unter den Umständen ein solch grober Rechts- 
bruch, wie ihn hier der infolge der Zollscherereien zu 
Gugenheim so wie so schon unbeliebte Vogt begangen 
hatte , in der Stadt die grösste Erregung hervorrufen 
musste, so dass der Rat die Gelegenheit zu einem encr- 

>) Slrassk Stadtarch, VDG £d< tig. — ») Noch 1484 ist R. im Amte 
(Bczirkiatch. U.-E. G 1043 [$) t des&co er dann jedenfalls Ende der achtziger 
Jahre entsetzt worden ist. — *> Material im Straub. Sladtarch. VDG Bd. 117 
und AA 1536. Auf all diese und verwandte Streitigkeiten zwischen Stadt 
und Bischof im ausgehenden Mittelalter gedenke ich demnächst im Zu- 
sammenhange zurückzukommen. 



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Der Franckschc I landcL 



•143 



gischen Einschreiten nicht vorüber gehen lassen konnte. 
Aber die Frau schwieg zunächst, vielleicht aus Furcht vor 
Huntingen, vielleicht aber auch, weil sie an Oswalds Schick- 
sal keineswegs so unschuldig war, wie sie es nachher dar- 
zustellen suchte. 

Der Vogt hatte indessen Bischof und Regierung zu 
Zabern von dem Falle benachrichtigt und — wenn wir 
ihm glauben dürfen — auch seine Heute dorthin abge- 
liefert'). Den Gesellen selbst aber liess er noch weiter im 
Gefängnis liegen; vergebens erbot sich dieser zu Recht 
vor die Städte Strassburg, Basel, Colmar und Schlettstadt. 
schliesslich sogar vor des Bischofs Räte; Huntingen gab 
ihm darauf keine Antwort und kündigte ihm an, er müsse 
sterben. Oswald, endlich mürbe gemacht, suchte nun um 
jeden Preis wenigstens das Leben zu retten; da er sah, 
dass des Vogtes Frau sich in gesegneten Umständen be- 
fand, schrieb er ihr einen Zettel und beschwor sie bei 
ihres Leibes Frucht ein gutes Wort für ihn beim Bischof 
einzulegen, damit er freigelassen werde; er wolle gerne 
auf das Gut verzichten. Die Frau, im Aberglauben ihrer 
Zeit befangen, fürchtete jedenfalls, dass er einen Zauber 
gegen ihr Kind ausüben könnte und versprach, das Beste 
für ihn zu tun. Tatsächlich wandte sich aber der Vogt an 
Bischof Albrecht und dieser gab ihm auch den Befehl, 
den Gesellen gegen eine Urfehde frei zu lassen. Am 
20. April, — es war Karfreitag — legte Huntingen Franck 
den Entwurf einer Verschreibung vor; diese sollte er eigen- 
händig ausfertigen 2 ). Darin bekannte Oswald, er habe 
sich zu Strassburg unterstanden, Untertanen des Bischofs, 
insbesondere den Xunnenmacher. ausser Landes zu locken, 
des weiteren habe man Kräuter und Briefe bei ihm ge- 
funden, die allein schon genügend Ursache zu einer Recht- 
fertigung geboten hätten. Ferner wurde ihm zugemutet, 
er solle geloben, dass er sich für Gefangennahme und 
erlittenen Schaden am Bischof, an dessen Untertanen und 
den an dem Handel beteiligten Personen nie rächen werde, 
da er nur aus besonderer Gnade freigelassen worden sei 
und eigentlich für seine Vergehen härter hätte bestraft 

') AA 1539 {*>). — ■) Kopie in AA 1539. 



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444 



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werden müssen, auch sollte er versprechen» die bewussten 
Kräuter und Wurzeln nie mehr zu gebrauchen und auch 
niemanden davon Mitteilung zu machen. Was wollte 
Franck, um sein Leben zu retten, schliesslich tun? Er 
stellte eben das Schriftstück aus und musste noch aus- 
drücklich hinzusetzen, dass er die Verschrcibung freiwillig 
und nicht gezwungen eingegangen sei. Falls er irgendwie 
dawider handelte, hatten der Bischof und seine Beamten das 
Recht, ihn überall als offenkundigen Bösewicht anzufallen, 
ohne dass irgend jemand ihn dagegen beschirmen durfte. 
Dann Hess man Oswald nach zehntägiger Gefangen- 
schaft frei. 

Rachedürstend begab er sich nach Strassburg 1 ); er 
dachte natürlich nicht daran, sich an die Bestimmungen 
der von ihm beschworenen Urfehde zu kehren. Bereits 
am 2$. April schickte er an den Vogt die schriftliche Auf- 
forderung, binnen drei bis vier Tagen ihm sein Gut nach 
Strassburg zurückzuerstatten, sonst sollten der Bischof und 
alle seine Untertanen sich vor ihm hüten, da er sich durch 
Raub, Brand oder Brandschatzung an ihnen schadlos halten 
werde. Ein ähnliches Schreiben erging an den Bischof 
selbst. Daraufhin kam Huntingen personlich und fragte 
bei der Witwe nach Oswald, der aber im Augenblick ab- 
wesend war. Als der Junker dann wieder zu Strassburg 
weilte, ging die Frau in Francks Auftrag zu ihm und 
fragte ihn, ob er das Gut wieder herausgeben wolle; der 
schlug es rundweg ab und drohte, wenn Oswald nicht 
Ruhe halte, so werde er ihn schon still machen, sowie er 
ihm in die Hände käme. Schliesslich schickte der Aben- 
teurer am 3. Mai noch einen verschlossenen Brief an die 
Gemeinde Gugenheim und forderte sie auf, ihm für Rück- 
gabe seiner Habe zu sorgen, sonst sollte sie ihn als ihren 
abgesagten Feind betrachten. Da aber sein Bote von dem 
Schultheissen gefangen gelegt wurde und auch weiter keine 
Antwort erfolgte, überbrachte Oswald selbst am 5, Mai 
einen offenen Fehde- und Feindschaftsbrief an das Stift 
und alle Angehörigen des Bischofs, insbesondere an den 

T ) Das Malcrial zum folgenden befindet sich tat ausschliesslich in 
AA 1539. 



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Der Francksche Handel- 



445 



Vogt und die Gemeinde zu Gugenheim, heimlich nach 
dem Dorfe und steckte zugleich dort eine Scheune in 
Brand. 

Sein »Feldzugsplan« war rasch entworfen: die Bevöl- 
kerung des Bistums sollte durch fortwährende Brand- 
stiftungen derart in Unruhe versetzt werden, dass schliess- 
lich ihre Verängstigung den Bischof zu einer Verständigung 
zwänge. In Strassburg gedachte er sein Standquartier 
aufzuschlagen; hier fand er am ehesten verwegene Gesellen, 
wie er sie für seinen »Krieg« brauchte. Namentlich der 
Herbergsvater der »Ringeler« wies arbeitsuchende Hand- 
werksburschen an ihn; von der Stadt aus durchzogen sie 
dann, wenn sie sich gewinnen Hessen, im Auftrage ihres 
»Hauptmannes« in allerlei Verkleidung des Bischofs Lande 
und legten in einem Dorf um das andere Brände an; 
jedesmal liessen sie bei der Brandstätte von Franck ge- 
schriebene Zettel zurück , in denen er sich als Täter be- 
kannte. Er rechnete bestimmt darauf, dass Meister und 
Rat, auch wenn sie auf ihn aufmerksam würden, ihm durch 
die Finger sähen and ihn gewähren liessen, da der Vogt 
sich ja auch gegen sie schwer vergangen hatte. Er hatte 
es sogar gewagt, sich in seinem Schreiben an Huntingen 
auf die Stadt zu berufen , die ihm als ihrem Bürger bei- 
stehen werde; freilich hatte er ebenso behauptet, auch am 
Pfalzgrafen werde er einen gnädigen Herren haben. Das 
erstere ist sicher falsch; er war kein Strassburger Bürger, 
wohl aber ein Teil seiner Spiessgesellen; wie weit die 
Berufung auf den Pfalzgrafen stimmt, lässt sich nicht sagen; 
er scheint immerhin auswärts mächtige Gönner gehabt zu 
haben; denn unter seinen Sachen wurden später zahlreiche 
Geleits- und Tröstungsbriefe gefunden. 

Als der Vogt merkte, dass Oswald Ernst machen 
wollte, begab er sich sofort, mit einem F'ördcrungsbriefe 
des Bischofs ausgestattet, nach Strassburg, legte vor Meister 
und Rat den Handel in seinem Sinne dar und teilte ihnen 
den Wortlaut der Urfehde mit. Der Rat zog jedoch, 
bevor er sich zum Eingreifen bestimmen licss, nähere Er- 
kundigungen ein und erfuhr nun von dem schweren Über- 
griff, den der Vogt sich gegen seine Gcrichtshoheit erlaubt 



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rfiiHaKMumvEBSi* 



446 Stenaol. 

hatte. Der Unwille, der darüber losbrach, war derart, dass 
Huntingen es für geraten hielt, Strassburg nach Möglich- 
keit zu meiden. Man hatte die Gelegenheit gar zu gerne 
benutzt, um dem verhassten Manne das Handwerk zu 
legen; darum gab auch Ende Mai der Rat seinem Vogte 
zu Herrenstein, Herrn Hans von Rottweil, den Befehl, auf 
einen der Hauptbelastungszeugen, der sich ja zugleich auch 
gegen sie vergangen hatte, den Bernhard Nunncnmacher, 
zu fahnden; dieser hatte sich, von Haus und Hof vertrieben, 
zu seinem Bruder nach Marlenheim begeben und flüchtete 
jetzt, auch vor den Beamten und Dienern der Stadt nicht 
mehr sicher, nach Lothringen. Vergebens verfolgte ihn 
Rottweil bis nach Metz und in die Gegend von Nancy; 
Bernhard wusste sich seinen Häschern zu entziehen und 
blieb von nun an verschollen. 

Als der Bischof von der erregten Stimmung der Bürger 
horte, sandte er seine Räte nach Strassburg und liess die 
Stadt um Anberaumung eines gütlichen Tages vor ihrem 
Rat ersuchen, auf dem durch ein eingehendes Verhör der 
Beteiligten festgestellt werden sollte, auf wessen Seite die 
Schuld läge. Noch hatte Oswald keine weiteren Brand- 
stiftungen ins Werk gesetzt; der Bischof erbot sich, ihm zu 
den Verhandlungen Tröstung und freies Geleit zu gewähren. 
Die Ratsherren mussten natürlich jeden Anschein vermeiden, 
als ständen sie mit dem Abenteurer in Fühlung, und er- 
klärten, seinen Aufenthaltsort nicht zu kennen. Daraufwies 
sie der Bischof an ihren Bürger, den Herbergswirt der 
Ringeler, der mit Oswald in Verbindung stehe. Dieser 
leugnete natürlich; der Rat war aber doch von der Wahr- 
heit seiner Aussagen so wenig überzeugt, dass er ihm den 
Auftrag gab, den Abenteurer zu suchen und ihm das Be- 
gehren des Bischofs mitzuteilen. Bald erfuhr man auch, 
Oswald, der angeblich »obenan« im Lande weilte, sei bereit 
darauf einzugehen, doch stelle er die Bedingung, dass 
Schadenersatz geleistet und das ihm abgenommene Gut 
in Strassburg zu gemeinen Händen hinterlegt würde. 
Davon wollte der Bischof jedoch nichts wissen. So liess 
denn Strassburg die Sache anstehen , da sich doch immer 
mehr herausstellte, dass Albrecht die Sache des Vogtes zu 
der seinigen machte. 



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Der Francksche Handel. i,- 

Oswald hatte sich in der Hoffnung auf die Stadt nicht 
verrechnet; denn unter den gegebenen Umständen konnte 
man nicht von ihr erwarten, dass sie ernsthafte Schritte 
gegen ihn unternehmen würde, solange er sich keine 
Blossen gab. Der Rat stellte sich, als merkte er nichts 
davon, dass die Stadt Stützpunkt für die Tätigkeit der 
»nächtlichen Mordbrenner« war. Das ermutigte selbstver- 
ständlich unseren Abenteurer, der jetzt erst so recht mit 
seinem Treiben begann. Schon Anfang Juni war es so 
weit gekommen, dass einige bischöfliche Dörfer bereit 
waren, sich mit ihm auf Brandschatzung zu vertragen. Die 
Erregung auf dem Lande war gewaltig; die Leute stellten 
zwar des Nachts Wachen auf; trotzdem gelang es den 
verwegenen Gesellen, denen gelegentlich sogar die Ge- 
liebte Francks half, mehrfach Feuer einzulegen. 

Die Bischöflichen bemühten sich natürlich inzwischen 
unausgesetzt, Oswald in ihre Hände zu bekommen; er ent- 
wischte ihnen aber immer wieder, bis ihn schliesslich um 
Pfingsten der Zoller im Zollkeller und der Knecht des 
Vogtes vom Kochersberg in der Stadt aufgriffen. Sofort 
wandten sie sich an i\cn Rat, der ihn angesichts der zahl- 
reichen Brandstiftungen festnehmen lassen musste, wenn 
er sich nicht von vornherein ins Unrecht setzen wollte. 
Um die gleiche Zeit liel noch einer seiner Spiessgesellen 
in die Hände des Bischofs, der ihn in das Gefängnis zu 
Zabern legen Hess. Es kam nun zu einem lebhaften Brief- 
wechsel zwischen Bischof und Stadt. Sowie der Rat die 
Verhaftung des Abenteurers nach Zabern verkündet hatte, 
verlangten der bischöfliche Vitztum und der Hofmeister 
Ansetzung von Rechtstagen gegen den Übeltäter und be- 
auftragten den Oberschultheiss von Zabern, Hans von Mittel- 
hausen, vor dem Gericht des Rates die Anklage zu ver- 
treten. Der Bischof überschickte ausserdem die Aussage 
des in Zabern liegenden Gefangenen, aus der näheres über 
die Mitschuldigen Francks zu ersehen war, und forderte, 
dass die Strassburger auch diese in Haft nähmen , zumal 
zwei von ihnen Bürger waren; dem wurde auch soweit 
möglich entsprochen. Die Stadt war aber damit nicht zu- 
frieden; auch der Vogt durfte nicht straflos ausgehen, 
nachdem er durch die Angaben, die Oswald und die Witwe 



•Mi': 



448 



Slcntcl. 



gemacht hatten, aufs neue schwer belastet worden war. 
Der Abenteurer erhob daher — zweifellos im Einverständ- 
nis mit dem Rate, seinerseits Klage gegen Vogt und 
Bischof. Das wurde dann Albrecht mitgeteilt und in der 
Sache auf den II, Juli Tag angesetzt. 

Alles schien sich nun aufs glätteste abzuwickeln, als 
mit einem Male unerwartete Schwierigkeiten dazwischen 
kamen. Zuerst wurde der Rechtstag auf den 23. Juli ver- 
schoben; dann stockten die Verhandlungen Überhaupt. Es 
handelte sich um Hans von Huntingen, der sich weigerte, 
vor Gericht gegen Eranck Rede zu stehn. Nachher suchte 
man ihn mit den verschiedensten Ausreden zu entschul- 
digen'): es sei ehrenrührig für ihn gewesen und wider- 
spreche jeder Rechtsübung, dass er als ehrbarer Edelmann 
neben einem übel beleumundeten und in peinlichen Sachen 
verwirkten Menschen vor die Richter treten sollte. Der 
Wirklichkeit entsprach wohl eher, dass der Vogt sich seines 
Übergriffes wohl bewusst war und sich daher scheute, vor 
den Gerichten der gegen ihn feindselig gesinnten Stadt 
über sich Recht ergehen zu lassen, zumal dem Abenteurer 
ein tüchtiger und gewandter Anwalt beigegeben worden 
war. Der Bischof nahm sich zum grössten Befremden der 
Stadt seines Beamten aufs eifrigste an und suchte ihn in 
jeder Hinsicht zu decken ; die boshaften Leute im Volke 
freilich wussten sich das auf ihre Weise zu erklären; es 
war nämlich ein anscheinend weit verbreitetes Gerücht, 
der Junker sei des Bischofs — Schwiegersohn und erfreue 
sich deshalb seiner besonderen Gunst. Wenn also Albrecht 
und seine Beamten immer wieder ein »verdingtes« Recht 
gegen den Abenteurer verlangten und von einer Klage 
Oswalds gegen den Vogt nichts hören wollten, so hatte 
die Stadt völlig recht, wenn sie behauptete, auf diese Weise 
sollte der Handel Huntingens »vertruckt« werden. Sic 
lehnte ein solches rechtliches Verfahren als ihrer Ehre zu- 
widerlaufend ab, da sie dem Angeklagten das Recht nicht 
versagen dürfte. Darüber wurde nun bis in den Oktober 
hin und her verhandelt, bis der Gefangene eines Abends 

') Vgl. die Akten des gütlichen Tages Ende Juli 1493 in VDG 
Bd. 107. 



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Der Franckschc Handel» 



449 



einen unbewachten Moment benutzte und aus dem Kerker 
entfloh. Nachher entstand ein gewaltiger Zank darum, ob 
das mit oder ohne Wissen des Rates geschehen sei; wir 
dürfen jedenfalls annehmen, dass schliesslich wohl mit Ab- 
sicht die Überwachung des Gefängnisses nicht besonders 
scharf gehandhabt wurde, um Oswald die Gelegenheit zum 
Entrinnen zu geben. Weit ist er freilich zunächst nicht 
gekommen: er fand in dem Asyl des Barfüsserklosters 
Zuflucht. 

Mit dem Ausdrucke des tiefsten Bedauerns teilten 
Meister und Rat dem Bischof diese Neuigkeit mit; natür- 
lich hatten sie sofort eine Überwachung des Klosters 
angeordnet, damit Franck nicht von dort entkäme. Der 
dachte aber vorläufig gar nicht daran zu entfliehen; in 
einem sehr selbstbewussten Schreiben an die Stadt betonte 
er, wenn er gewollt hätte, so könnte er jetzt bereits ausser 
Landes sein; aber es sollte eben nicht so aussehen, als 
scheue er das Recht; er erklärte sich vielmehr bereit, 
wenn sie ihm und dem Vogt Termin ansetzte, sich ohne 
jede Tröstung und Geleit dazu zu fügen und dort Recht 
zu geben und zu nehmen, vorausgesetzt, dass auch der 
Vogt sich einfinde; er wolle dann jedes Urteil über sich 
ergehen lassen. Der Rat teilte das sofort dem Bischof 
mit; der aber lehnte rundweg ab, und verlangte, man 
möge ihm erlauben, den Abenteurer mit Gewalt aus dem 
Asyl wegzuführen, da er gegen ihn als einen verwirkten 
Missetäter dazu wohl Macht habe. Die Stadt willigte ein, 
stellte aber die Bedingung, dass Oswald an sie ausgeliefert 
werde. Schon hatte man sich darüber verständigt, als mit 
einem Male die bischöflichen Räte erklärten, die Aus- 
lieferung könne nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen 
geschehen, da sonst durch die Gefangennahme Francks 
das Kloster entweiht werde; unter diesen Voraussetzungen 
hat man jedenfalls die Forderung zu verstehen, dass die 
Stadt gegen ihn vorgehe, als sei er ein überwiesener Ver- 
brecher, Das hatte sie aber stets abgelehnt und immer 
wieder erklärt, der Beweis müsse noch zuerst geführt 
werden. 

Die Korrespondenz zwischen Rat und Bischof nahm 
bereits einen äusserst gereizten Ton an. In einem aus- 

ZeUichr. U Ge*ch, d. Obcrrh. N.F XXVIU. 3 30 



: ?V C PftlHCO0«UHIY[ft£Ttf 



450 



Steiuel- 



fuhrlichen Schreiben vom ig. Oktober erklärte Bischof 
Albrecht, falls Oswald jetzt durch das Verschulden Strass- 
burgs aus dem Asyl entkommen werde, sehe er sich ge- 
nötigt, für alle weiteren Schädigungen, die daraus ihm und 
seinem Stift erwüchsen, die Stadt verantwortlich zu machen; 
schon drohte er damit, anderwärts gegen sie Klage einzu- 
legen. Albrecht hatte richtig vorausgeahnt, was kommen 
würde; noch ehe sein Schreiben in den Händen des Rates 
war, konnte dieser ihm die wenig erfreuliche Mitteilung 
machen, dass zu seinem grossten Leidwesen der Abenteurer 
aus dem Kloster entflohen sei. Selbstverständlich hatten 
die Strassburger wieder die Ihrigen nach allen Seiten aus- 
geschickt, um auf ihn zu fahnden, freilich ohne jeden Erfolg. 
Ja, sie gaben in ihrem Briefe dem Bischof sogar mit 
der unschuldvollstcn Miene den freundnachbarlichen Rat, 
er möge auch in seinen Gebieten auf den Gesellen streifen 
lassen. Durch die Drohungen Albrechts Hessen sie sich 
nicht im mindesten einschüchtern und gaben ihm wenige 
Tage später eine ebenso energische Antwort. Mit Ent- 
rüstung wiesen sie jeden Verdacht der Mitwisserschaft an 
dem Treiben Francks und der Mithilfe zu seiner Flucht 
zurück; dagegen erhoben sie die schwersten Beschul- 
digungen gegen den Vogt von Gugenheim , für den der 
Bischof sich so eifrig ins Zeug legte: Huntingen habe 
sich gegen ihre Freiheit, Gewohnheit und Herkommen aufs 
schlimmste vergangen; zudem sei er gegen Franck nicht 
aus Gehorsam gegen ein kaiserliches Mandat, wie man 
jetzt mit einem Mal angebe, eingeschritten, sondern aus 
schnöder Habgier. Eingehend rechtfertigten sie ihr Ver- 
halten in dem Handel und erklärten schliesslich nach- 
drücklich, dass sie sich an denen, die an der ganzen Sache 
schuld seien, schadlos halten würden, falls ihnen oder ihren 
Bürgern aus seinen Anforderungen irgendwie Nachteile 
und Beeinträchtigungen erwüchsen. Das war eine deut- 
liche Drohung gegen den Vogt. 

Die Angelegenheit begann sich immer mehr zu einem 
ernstlichen Streite zwischen Stadt und Bischof auszuwachsen. 
Bereits hatten die Strassburger einen der Helfer Huntingens 
gefangen gelegt; der Vogt fühlte sich infolgedessen äusserst 
unsicher. Bischof Albrecht entschloss sich, mit Rücksicht 



oogk _ 



■ ■ 



Der Fraocksche Handel- 



45« 



auf ihn» vorlaufig von seinem Plane, die Sache bei an- 
dern Ständen vorzubringen, abzustehen, und schlug dem 
Rate vor, auf Grund der zwischen ihnen im Jahre 147g 
abgeschlossenen Einung ' 1 den Handel vor einem aus 
bischöflichen und städtischen Vertretern gebildeten Ge- 
richte auszutragen; doch verlangte er, dass vorher sein 
Vogt ausser Sorgen gelassen und dem anderen Gefangenen 
— es war einer von den Griesheimern — die Freiheit 
wiedergegeben würde. Davon wollte die Stadt, getreu 
ihrem bisherigen Verhalten, nichts wissen. 

Nun legten sich die Herren vom Domkapitel ins Mittel 1 ); 
offenbar auf ihre Anregung hin erbot sich der Rat, den 
ganzen Streit ihnen zum gütlichen Verhör zu unterbreiten; 
sie sollten dann versuchen, ob sich irgendwie Mittel und 
Wege finden Hessen, die Sache beizulegen. Da auch der 
Bischof darauf einging, hatte man sich bald verständigt. 
Weil aber Albrecht Mitte November sich zu seinem Bruder, 
dem Pfalzgrafen Otto von Mosbach, begeben wollte, jedoch 
wünschte, dass die Verhandlungen in seiner Anwesenheit 
geführt würden, musste man diese bis zum Frühjahr auf- 
schieben. Doch hielt er immer noch an seiner Forderung 
bezüglich des Vogtes und des Gefangenen fest. Die 
Stadt lehnte zuerst wieder ab, versprach aber dann den 
Herren vom Kapitel, als sie diese Wünsche des Bischofs 
vorbrachten, sie unter der Bedingung zu erfüllen, dass 
auch Oswald Franck von Albrecht eine freie Tröstung 
und sicheres Geleit in Bistum und Stadt Strassburg bis 
zum Ausgange des gütlichen Tages erhalte *). Darauf 
baten die Herren, der Rat möge sich durch Mittelspersonen, 
die um Oswalds Aufenthalt wüssten, mit diesem in Ver- 
bindung setzen und sich bei ihm erkundigen, ob er sich 
eine bestimmte Zeit lang stille halten und sein Gewahrsam 
nicht verlassen wolle; inzwischen würden sie dann beim 
Bischof eine solche Tröstung auswirken. Oswald willigte 
ein, vom 13. November ab noch 14 Tage vollkommene 
Ruhe zu halten in Erwartung des zugesagten Geleites, 
Sofort wandte sich das Kapitel in einem eindringlichen 

ij Strassb. Stadtarch. AA 1327. — *) Domkap.-Arch. Üb. miss. ad... 
Principe* 1491 — 1520 fol. 25 ff. — J > Ebenda- 

30« 



j . lOogle iflmaiowwviftsiiY 



45* 



Stcnzcl. 



Schreiben an den Bischof und bat ihn, darauf einzugehen. 
Zugleich richtete man an den Pfalzgrafen Otto 1 ) das Er- 
suchen, er möge in gleichem Sinne auf seinen Bruder 
einwirken. Die einflussreichsten bischöflichen Beamten, 
vor allem der Kanzler, standen in dieser Frage auf der 
Seite des Kapitels. Trotzdem kam man nicht vorwärts: 
noch am 10. Dezember mahnten die Kapitelherren die 
Räte zu Zabern, das Geleitschreiben auszufertigen 2 ). Das 
ist denn anscheinend auch bald geschehen; denn wenige 
Tage später wurde der Gefangene aus Griesheim frei- 
gelassen, nachdem er noch zuvor in einer umfassenden 
Aussage eine den Vogt aufs neue schwor belastende Dar- 
stellung von der Gefangennahme Francks gegeben hatte. 
Vom Bischof lag allerdings immer noch keine Antwort 
vor; das Domkapitel entschloss sich daher, eine Gesandt- 
schaft zu ihm zu schicken, um seine nachträgliche Ein- 
willigung einzuholen. 

So war dem äusseren Anscheine nach alles auf dem 
besten Wege zu einer sachlichen und ruhigen Erledigung 
des Handels. In Wirklichkeit standen aber Bischof und 
Stadt einander unversöhnlicher gegenüber denn je. Albrecht 
war über die Hartnäckigkeit Strassburgs, durch die nach 
seiner Meinung die Flucht Oswalds überhaupt erst möglich 
geworden war, äusserst aufgebracht. Aber auch auf der 
andere Seite, in der Bürgerschaft, wuchs die Erregung 
stetig 1 ). Der gemeine Mann in der Stadt und auch auf 
dem Lande nahm offen für den Abenteurer Partei; weit 
über die Grenzen des an der Angelegenheit unmittelbar 
beteiligten Landstriches hinaus erscholl das Gerede von 
dem Vorfalle, die heftigsten Schmähreden wurden gegen 
den Bischof geführt, den man geradezu des Diebstahls*) 
beschuldigte. Die gereizte Stimmung des Volkes wandte 
sich auch gegen die Geistlichen überhaupt; namentlich die 
in der Stadt ansässigen Mitglieder des Domkapitels be- 
fanden sich in einer Übeln Lage und bemühten sich aufs 
peinlichste, keinen Anstoss bei den Laien zu erregen. Als 

*t Ebenda fol, 26. — 2 > Domkap. I-ib. miss. ad mililarcs . . . . 1490 
— 1514 fül. 15. — *) Stadtarch. Slrassb. VDG Bd. 107 foL 254- — *) »der 
bischoft, der hiscbofF hau dem das sin genommen*. 



C iooglc mSStSSS 1 . 



Der Kranckschc I landeL 



453 



der neuernannte Portner des Stifts Markgraf Friedrich von 
Baden den bisherigen Inhaber der Latorie des zu seinem 
Amte gehörenden Archidiakonats >per marchiam« ohne 
weiteres seiner Stellung enthob, forderte das Kapitel ihn 
dringend zur Zurücknahme dieser Verfügung auf, da es 
sonst zu Konflikten mit der Stadt kommen könnte und sie 
von neuem in der I-aien Mund kämen '). 

Nun trat aber eine längere Pause in den Verhand- 
lungen ein, da der Bischof auch über Ostern noch fern- 
blieb. Darauf schickte das Kapitel den Schaffner von 
Urtenberg Michael Botzheim zu ihm und drängte jeden- 
falls auf raschere und schnellere Erledigung. Endlich um 
Mitte April stellte Albrecht seine Rückkehr für die nächsten 
Wochen in Aussicht 1 ), so dass man wenigstens die Vor- 
bereitungen für die gütliche Unterhandlung in Angriff 
nehmen konnte. Am ei. Mai verkündete das Kapitel den 
Parteien'), dass es auf den 2g. Juli Termin für Verhör und 
schiedsgerichtliche Entscheidung - der Streitigkeiten ange- 
setzt habe. Auf diese Mitteilung hin machte die Stadt 
aber Schwierigkeiten; recht spitz erwiderte sie. sie habe nur 
in gütliche Verhörung eingewilligt, — wenn es den Herren 
gelinge, sie freiwillig zur Verständigung und Versöhnung 
zu bringen, würde sie das gerne annehmen; dass aber 
das Kapitel gerichtliche Befugnis erhalten solle, davon 
wollte sie nichts wissen. Die Herren gaben auch schliess- 
lich nach , um das Zustandekommen des Tages nicht zu 
gefährden. Vorher wollten sie noch versuchen, im Verein 
mit etlichen Ratsfreunden der Stadt zwischen Oswald und 
dem Bischof zu vermitteln; aber Franck verlangte unbe- 
dingte Rückgabe des ihm entrissenen Gutes und Schaden- 
ersatz, zuletzt Hess er überhaupt das Anerbieten des Kapitels 
unbeantwortet 4 ). 

Der Erfolg der gütlichen Verhandlung zwischen Stadt 
und Bistum wurde von vornherein durch das Verhalten 
des Bischofs in Frage gestellt. Schon im April hatte er 
dem Kapitel angekündigt, er wolle sich zum Pfalzgrafen 
begeben, um sich dessen und anderer guter Freunde Hilfe 

') Domktp. Miss, ad Principe« 1491 — 1520 fol. 23 34. — *} Ebenda 
fol. 37. — ») VDG Bd. 114 Nr- 10. — *) Domkap. ad Principe« fol. 37/38. 



-v c iffiMcnctmwvift: 



454 



S tCDsel. 



für den Notfall zu versichern. Die Herren hatten ihm 
darauf ernstlich vorgestellt ')* dass man auf Grund der 
Abmachungen zwischen ihnen, den bischöflichen Räten 
und der Stadt vorläufig davon abgesehen habe, den Handel 
an »ausländische« Fürsten und Herren gelangen zu lassen» 
und ersuchten ihn, den Pfalzgrafen nicht ins Spiel zu ziehen. 
Aber Albrecht bestand auf seinem Vorhaben; er wollte zu 
dem gütlichen Tage sich den Beistand einer Reihe von 
Fürsten verschaffen und in ihrer oder ihrer Räte Begleitung 
vor das Domkapitel und die Abgesandten der Stadt hin- 
treten. Die Herren vom Kapitel sahen sicherlich richtiger, 
wenn sie befürchteten , dass damit nur unnötigerweise ein 
verschärfendes Moment in die Debatte hineingetragen und 
Strassburg nur verärgert werde. Sie legten ihm daher 
nahe, von dieser unnützen Massregel abzusehen und lieber 
etwa schon ergangene Schreiben zu widerrufen; denn vor- 
läufig handele es sich doch noch um den Versuch, die 
Sache gütlich hinzulegen; da könne ein derartiges Vor- 
gehen Albrechts nur schaden. Um den Bischof ja umzu- 
stimmen, schickten sie obendrein noch ihren Schaffner nach 
Zabern und Hessen ihn bitten» sich doch mit der Hinzu- 
ziehung seines Bruders Otto oder dessen Räten zu be- 
gnügen 2 ). 

Aber Albrecht blieb fest; so kam denn am 2g. Juli 
im Strassburger Bruderhofe eine stattliche Anzahl von 
fürstlichen Gesandten zusammen» um ihm zur Seite zu 
stehen*). Der Pfalzgraf war durch seinen Zinsmeister und 
den Schultheissen von Hagcnau vertreten, Herzog Albrecht 
von München hatte Dr. Sigmund Sämst, Domherrn zu 
Freising, entsandt, Herzog Georg von Bayern den Abt 
von Hornbach und seinen Hofmeister, Herzog Otto den 
Dechanten des Stiftes zu Cham. Aber nicht nur Boten 
der Witteisbacher waren anwesend; auch Maximilian hatte 
sich bereit finden lassen, seinen Landvogt im Sundgau, 
Freiherrn Caspar von Mörsberg, zu schicken; von Berthold 
von Mainz kamen Dr. Yvo von Witten und Dietrich Rudde; 



*) Ebenda fol. 37. — ') Ebenda Co). 38/39- — *} Vgl. hierzu und mm 
folgenden die Verhandlung<aklen* die leider nur lückenhaft überliefert sind 

(Stadtarchiv VDG 107 fol. 227 ff.). 



c -ooslc <oÄ7Ä 






Der Franckschc Hamid. 



455 



des weiteren hatten die Bischöfe von Bamberg und Würz- 
burg, die beiden Markgrafen von Brandenburg, der Mark- 
graf von Baden , Graf Eberhard der ältere von Württem- 
berg und wohl noch andere Fürsten ihre Vertreter ent- 
sendet. Schon daraus, dass die angesehensten Glieder 
des Reiches ohne weiteres dem Wunsche des Bischofs 
nachkamen, lasst sich erkennen, wie sehr doch der Handel 
auch ausserhalb des Elsass Aufsehen erregt hatte. Die 
Strassburger Hessen sich jedoch durch diese glänzende 
Versammlung nicht im geringsten einschüchtern. Von 
einem Fürsten wussten sie sicher, dass er ihnen zur Seite 
treten werde: das war Kaiser Friedrich III. So wenig 
Tatkraft Friedrich auch zeigte, an dem kleinsten seiner 
Vorrechte und Privilegien hielt er auf das zäheste fest. 
Er vergass es dem Bischof nie, dass er einst als Dom- 
probst ihm das königliche Präsentationsrecht zu der Stelle 
des Chorkönigs strittig gemacht und zuletzt auch mit Hilfe 
Roms seinen Willen durchgesetzt hatte'); er war ihm ja 
ohnehin schon als Witteisbacher reichlich verdächtig und 
hatte seinen Zorn aufs neue erregt, als er ihm in der Zeit 
der Ungarnnot jede Unterstützung verweigerte. Friedrich 
hatte auch keine Gelegenheit verstreichen lassen, ihm deut- 
lich seine Ungnade zu beweisen, i486 hatte er ihm die 
Belehnung mit den Regalien verweigert 2 ) und in dem 
grossen Kompetenzstreite zwischen geistlichem und welt- 
lichem Gericht zu Strassburg, der sich in den Jahren 1489 
— 1491 abspielte, sich rückhaltslos auf die Seite der Stadt 
gestellt, die ihn sich obendrein durch ihre bereitwillige 
Hilfeleistung nach Flandern verpflichtet hatte. Hier konnte 
also der Rat darauf rechnen*, Rückhalt zu finden. 

Inzwischen hatte der Bischof eine umfassende Klag- 
schrift aufsetzen lassen; alle die Streitigkeiten, die nun 
schon seit Jahrhunderten zwischen Bistum und Stadt be- 
standen und unausgesetzt weiter gingen . ohne dass man 
besonderes Aufheben davon machte, wurden nun von ihm 
in voller Breite aufgerollt: die Kämpfe um die Befugnisse 

') Material hierzu im Slrassb, Sladtarch. VDG Bd. 49, vgl. auch Chmel, 
Rcgcsten Fr. III Nr. 7002. — *> Priclialsch, Pol. Korresp. Albrechls 
Ach. III S. 515 (auf Grund »1er stadtslrassburgische» Berichte, Stadlarch. 
AA 23 Ij. 



1 lW >S k RIHWMIV 



456 



Sienzel. 



des Schultheisscn und des Burggrafen , um die mit dem 
Zollkeller verbundenen Rechte und Einnahmen, die übrigen 
Zollhändel, die /ahlreichen, zum Teil uns auch aus 
den XXI Artikeln Geilers bekannten Kompetenzkonflikte 
zwischen geistlicher und weltlicher Gerichtsbarkeit, nament- 
lich in bezug auf den Gerichtsstand der Geistlichen und das 
Erbrecht der toten Hand, auf Eheangelegenheiten und die 
causa stupri seu dellorationis 1 ), wurden nun benutzt, um 
nachzuweisen, dass die Stadt prinzipiell dem Rischof an 
seiner Obrigkeit und seinen Rechten und Einkünften Ab- 
bruch tue; die geringfügigsten Zwischenfalle wurden heran- 
gezogen, selbst ein nun schon ein Jahrzehnt zurückliegender 
Zusammenstoss zwischen streifenden Knechten der Stadt 
und Einwohnern von Dambach, der trotz langwieriger Ver- 
handlungen unerledigt geblieben war*), Dass eigentlich 
der Francksche Handel der Anlass und der Kernpunkt der 
ganzen Klage war, licsse sich kaum erkennen, wenn wir 
nicht im Laufe der Debatte bemerkten, dass sich gerade 
über diesen Punkt die Leidenschaften am jähesten erhitzten. 
Der Bischof beschuldigte die Stadt, sie habe gegen die 

zwischen ihnen bestehende Einung schwer gefehlt, indem 
sie seinem Feinde Aufenthalt gewährt habe, und verlangte 
Schadenersatz. Die Vertreter Strassburgs Hessen es natür- 
lich nicht an der nötigen Antwort fehlen; sie ergingen 
sich in den heftigsten Anklagen gegen den Vogt und 
warfen dem Bischof vor, diesen auf jede Weise begünstigt 
zu haben. Auch kleine Bosheiten bekam er zu hören: 
wie könne man nur glauben, dass die Stadt so töricht 
gewesen sei, Franck in seinem Treiben zu unterstützen: 
hätten doch ihre Bürger so Viele Gülten und Zinsen auf 
dem Bistum und der Landschaft, dass sie selbst durch 
solche Mordbrennerei schwer geschädigt würden, an einigen 
Orten vielleicht mehr als der Bischof I Die Erwiderung 
der Vertreter Albrechts darauf fiel äusserst gereizt aus: 
der Bischof sei in der Antwort schwer beleidigt worden, 
ebenso der Vogt von Gugcnheim , der sich doch stets als 
ein frommer Edelmann verhalten habe. Die Heftigkeit 

') Vgl. darüber Dachem, Geiler S. 45 ff. — ■) Straub. Stadiarcli. 
AA ijJO. 



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Francksche Hand« 



457 



der ausgetauschlcn Wechselreden wuchs standig, der 
Francksche Handel nahm darin einen immer breiteren 
Raum ein; als der Bischof sich darüber beschwerte, dass 
er überall in Stadt und Land wegen der Sache verun- 
glimpft werde, erwiderten die Strassburger spöttisch, es sei 
nicht ihre Sache, jedermann den Mund zu verstopfen; nach- 
drücklich blieben sie ihrerseits auf der Forderung bestehen, 
dass ihnen für die schweren Übergriffe des Vogtes Genug- 
tuung zu leisten sei. Die Verhandlungen drohten ergeb- 
nislos zu verlauten; keiner der beiden Gegner hatte dem 
andern ein Titelchen nachgegeben, jeder hartnäckig seinen 
Standpunkt behauptet. Was die Herren vom Domkapitel 
befürchtet hatten, war in vollem Umfange eingetroffen: das 
allzu schroffe Vorgehen Albrechts hatte, statt die Stadt 
einzuschüchtern, nur die Gegensätze verschärft. Man 
einigte sich schliesslich dahin, vorläufig die Verhandlungen 
abzubrechen und sie in einiger Zeit wieder aufzunehmen; 
vielleicht dass sich inzwischen eine Basis zur Verständigung 
gewinnen Hess. Leider ist uns der Abschied nicht erhalten; 
wir wissen nur noch, dass der Bischof es durchsetzte, dass 
die Stadt Huntingen auch fürderhin Sicherheit seines Lebens 
und Gutes vor den Ihren zusagte, wofern er nicht nach 
Strassburg käme. 

Hier hätten sie ihn allerdings nicht schützen können; 
dazu waren die Leidenschaften der Bürger viel zu sehr 
aufgewühlt. In Breisach drohten Knechte der Stadt, die 
zufallig dort anwesend waren, wenn sie den Vogt träfen, 
so solle er nicht sicher vor ihnen sein 1 ); sowie dem Bischof 
das zu Ohren kam, fühlte er sich dadurch veranlasst, den 
Rat dringend an die getroffene Abrede zu mahnen. Wo 
sich bischöfliche und stadtische: Beamten und Diener be- 
gegneten, kam es leicht zu bösen Händeln; bei einem 
heftigen Zusammenstoss von Strassburgern mit dem Vogt 
von Dachstein in der Nähe von Marlenheim um Mitte 
August wurde nur durch die Dazwischenkunft des Ritters 
Hans von Scckingen Blutvcrgi essen verhindert. Am 
schlimmsten waren aber die Bewohner des Amtes Gugen- 



') Slra*sb. Stadlarch. AA 1537 (18, 19). 



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458 StcaieL 

heim» die Schutzbefohlenen Huntingens, daran '). Sie hatten 
fast täglich in der Stadt zu schaffen und hätten dabei oft 
genug seines Beistandes und seiner Fürsprache bedurft, 
um Aufschub in Zinszahlungen und sonstige Vorteile zu 
erlangen. Nun durfte er aber nicht nach Strassburg; so 
waren denn die armen Leute verlassen und bekamen das 
bitter genug zu spüren. Es scheint unter den ohnehin 
verängstigten Leuten schliesslich eine gewisse Panik aus- 
gebrochen zu sein; da die bischöfliche Regierung in der 
Wahrung ihrer Interessen völlig versagte, begaben sich 
die »stathaftigsten« Bauern in den Schutz der benachbarten 
Stände: die einen verzogen in die Stadt, andere nahmen 
dort das Bürgerrecht, wieder andere unterwarfen sich dem 
Schirm des Pfalzgrafen, Dem Stift erwuchs natürlich daraus 
beträchtlicher Schaden. Als daher im September die Vogtei- 
stelle zu Hohbarr ledig wurde» benutzte das Domkapitel 
die Gelegenheit und bat den Bischof, Huntingen dorthin 
zu schicken und im Kochersberg einen den Strassburgern 
weniger anstössigen Mann zum Vogte zu ernennen. Doch * 
blieb das Gesuch ohne Erfolg, obwohl Albrecht ruhig der 
Stadt jetzt Entgegenkommen hatte zeigen können, da sie 
inzwischen von Oswald Franck abgerückt war. 

Der hatte sich auch allzu offenkundig ins Unrecht 
gesetzt. Zweifellos ist ihm bei dem Abschiede Anfang 
August vom Bischof wiederum freies Geleit und Sicherheit 
zugesagt worden; sonst hätte sich der Rat nicht 2U einem 
gleichen Zugeständnisse für Huntingen verstanden. Aber 
dem Gesellen gingen anscheinend die Verhandlungen nicht 
schnell genug voran und er hielt es daher an der Zeit, 
sich wieder dem Stift unangenehm bemerkbar zu machen. 
Unklugerweise suchte er sich aber diesmal ein Dorf des 
Domkapitels, nämlich Geispolsheim, zum Opfer aus*); durch 
Vermittlung eines in Strassburg wohnhaften Schneiders» 
den er inzwischen zu seinem Vertrauten gemacht hatte, 
wandte er sich an einen Schlächter, um ihn zur Ausführung 
des Streiches zu gewinnen; bezeichnend ist, dass, als dieser 
ablehnte, sofort zwei andere sich bereit finden Hessen. Die 



") Domkap- Miss. ad. Principe* 1491 — 1520 fol. .jj. — *| Vgl. dam 
Stadlarch. AA 1539. 



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■ .■ 



Der Franckschc- Handel* 



459 



ganze Sache ward aber ruchbar und dem Rate hinter- 
bracht. Diese grobe Verfehlung Francks liess sich nun 
nach den vorhergegangenen Abmachungen nicht mehr 
entschuldigen; die Stadt musste einschreiten. Man hatte 
ihm bisher verstohlenerweise stets den Aufenthalt zu Strass- 
bürg erlaubt, da er ja hier am sichersten war; das konnte 
nun nicht mehr geduldet werden , wenn der Rat den 
Gegnern nicht neue Handhaben zu ernsten Beschwerden 
bieten wollte. Auch war man sicherlich der endlosen 
Scherereien und Unannehmlichkeiten überdrüssig, zumal 
ein derartiger Handel zahlreiches Gesindel in grösseren 
Massen anzog. Infolge der immer mehr zunehmenden 
Unsicherheit auf den Strassen, unter der natürlich auch 
die Stadt litt, hatten bereits am 28. Juni Vertreter des 
Rates und des Bischofs sich über ein gemeinsames Vor- 
gehen gegen die laufenden »unbeheerten« Fussknechte und 
Reisige verständigt 1 ), zu dem auch die Beamten des Land- 
vogtes und die Städte Colmar, Schlettstadt und Basel hin- 
zugezogen werden sollten. In bestimmten Zwischenräumen 
sollten alle Strassen abgestreift und die verdächtigen Per- 
sonen aufgegriffen werden; nirgends, in keiner Stadt und 
in keinem Flecken sollten herrenlose Knechte länger als 
eine Nacht geduldet werden, auch der unehrbaren Klei- 
dung, in der sie herumliefen, wurde der Krieg erklärt. 
Der Stadt Strassburg war bei der Gelegenheit eine be- 
sonders scharfe Kontrolle anbefohlen worden, da ihre Tore 
in gewöhnlichen Zeiten nicht behütet wurden und das 
Gesindel £0 leicht Unterschlupf fand. So entschloss sie 
sich denn jetzt, sich Francks zu entledigen. Am 11. Sep- 
tember wurde überall nach vorheriger Verständigung des 
Domkapitels und Albrechts 2 ) ein Erlass des Rates und 
der XXI bekannt gegeben»), dass hinfür kein Bürger oder 
Angehöriger der Stadt Oswald beherbergen oder ihm sonst 
Unterstützung leisten dürfe, da er in offener Fehde mit 
dem Bischof stehe; allen Zuwiderhandelnden wurden Strafen 
an Leib und Gut angedroht. Dem Abenteurer blieb jetzt 
nichts mehr anderes Übrig , als schleunigst die Stadt zu 

') Abschied im Strusb. Sladtarch. AA 1350. — *) Domkap, Arcli. 
Miss, ad* Pfinc. 1491 — 1520 fol. 42, — *) Sladtarch.. Mandate und Ord- 
nungen II fol- 128, 



C \oogk mSStSSS 1 . 



460 SlCOMl. 

verlassen. Der Rat ging auch energisch gegen seine Helfers* 
helfer vor ; der Ringelerwirt und Oswalds Geliebte lagen schon 
längere Zeit in ihrem Gefängnis; nun wurde dazu der Schneider 
festgenommen und sein Hab und Gut beschlagnahmt; dabei 
fand sich eine Oswald gehörige Truhe vor» die eingehend 
untersucht, aber dann, wie dem Abenteurer auf seine Rekla- 
mation mitgeteilt ward, wieder verschlossen und bei Seite 
gestellt wurde. Als Franck merkte, dass die Stadt Ernst 
mache, da wandte er sich im Januar 1494 an den Rat und 
bat ihn, ihm möglichst bald zu einer freundlichen gütlichen 
Rachtung zu verhelfen; er fragte an, ob denn der Bischof 
ihm nicht sein Geld wieder geben wollte. Die Situation war 
doch bedenklich für ihn geworden; das Geleit, das er bis- 
her gehabt, hatte er verscherzt, zugleich aber auch den 
Schirm der Stadt verloren. Er konnte nur noch indirekt mit 
dem Rate in schriftlichen Verkehr treten , da man sonst 
seine Boten abgefangen und seinen Aufenthaltsort aus* 
gekundschaftet hätte; die Briefe für ihn mussten beim 
Johanniterkomthur im Grünenworth deponiert werden. Die 
Stadt liess sich aber auf nichts mehr ein; sie erklärte, nach 
alledem, was vorgefallen, könne sie die Vermittlung nicht 
übernehmen; er wisse wohl, an wen er sich zu wenden 
habe» wenn es ihm darum zu tun sei. Er hat es aber gar 
nicht gewagt, die Antwort des Rates abholen zu lassen; 
vielleicht wusste er ohnedies , wie sie ausfallen würde. 
Aber noch verzweifelte er nicht; er gedachte doch schliess- 
lich die bischöfliche Regierung mürbe zu machen. Am 
i . Februar gingen in Biischofsheim die Scheuern und 
Stallungen vor dem Schlosse in Brand auf; in der Nähe 
fand sich ein Zettel, in dem Franck die heftigsten Schmä- 
hungen gegen den Bischof und gegen »seinen Tochter- 
mann«» den Vogt, ausstiess t der ihm das Seine genommen, 
um »siner frowen des pfaffen tochtcr zu hoflicren« 1 ). 

Inzwischen war noch mehrfach versucht worden, 
zwischen Stadt und Bischof einen Ausgleich zu schaffen. 

') AA 15$*} (41); hier versteift er sich gar zur »Poesie«: »doch spricht 
man &I wegen: \ kein baschart und pfaffenkint, | die lunt seilen gut j das sich 
wul bewliet J an detn baschart und pfaffenkint | und des pfaffen tochtcr* 
man J der hciiz ewige rut | Ranyc sie bede an | und mus*» ine nyerner tne 
abegan [ biss ich min gelt wider han.« 



S lc mSSSmSS\ 



Der Franckschc Handel, 



4 6. 



Zu dem gütlichen Tage im Anfang August hatte der 
Bischof auch den Herzog von Lothringen geladen; der 
hatte zwar seine Vertreter geschickt» aber diese hatten 
ausdrücklich erklärt, sie wollten nicht gegen die Stadt 
stehen. Als Herzog Reinhard jetzt von der Ergebnis- 
losigkeit der Unterhandlungen hörte» suchte auch er sich 
ins Mittel zu legen und bat die Parteien ihm gütliche 
Handlung zuzugestehen '), aber anscheinend ohne Erfolg. 
Stadt und Bischof waren noch viel zu sehr auf einander 
ergrimmt; Albrecht hatte sogar ein eingehendes Rechts- 
gutachten von zwei Rechtsgelehrten der Ingolstadter Uni- 
versität, Gabriel Baumgartner und Sixtus Zincker, ein- 
geholt, die mit Tillen Spitzfindigkeiten des römischen und 
des Gewohnheitsrechtes die zahllosen Streitpunkte durch- 
prüften und den Rechtsstandpunkt des Bischofs in jeder 
Hinsicht zu stützen suchten*). Auch nach der Vertreibung 
Francks aus der Stadt wurde die Sache nicht besser; man 
hatte sich viel zu sehr in die einzelnen Rechtsfragen ver- 
bissen. Daher blieb auch ein weiterer Versuch des Dom- 
kapitels, auf einem Tage am 19. November den Konflikt 
zur friedlichen Beilegung zu bringen, erfolglos*), obwohl 
die Herren gleichfalls zwei gewiegte Juristen, den Meister 
Jacob von Gochshcim, Domherrn zu St. German in Speyer, 
und Dr. Thomas Wolff, Domherrn des Wormser Stiftes, 
hinzugezogen hatten; auch auf einer weiteren Tagung am 
25. Februar, un der die gleichen teilnahmen, wurde nichts 
erreicht. 

Der Bischof scheint es nun wirklich aufgegeben zu 
haben, in einer der vielen Rechtsstreitigkeiten etwas durch- 
zusetzen; von weiteren Verhandlungen ist zunächst nicht 
mehr die Rede. So ermattet allmählich der Kampf auf 
der ganzen Linie und es bildet sich wieder ein leidliches 
Verhältnis zwischen Albrecht und der Stadt heraus. Keine 
der beiden Parteien hatte etwas aufgegeben, keine etwas 
gewonnen ; die strittigen Fragen stellte man vorläufig 
zurück, aber nicht um die Ansprüche aufzugeben, sondern 

') AA 1537 (25, 2b). — *) Erhalten in Kopie des 18. Jalirh. (Straub. 
Stadtarch. AA 1536). — *) Leider wissen wir über die letzten Verhandlungen 
so gut wie gar nichts; nur die Ladungsschreiben sind erhallen (Stadtarchiv 
AA 1537 und Domkap* Miss, ad. Piinc, fol. 43 ff.). 



°S* i«mw 



462 Scemel. 

um sie bei Gelegenheit wieder hervorzuholen. Die auf- 
gewühlten Leidenschaften legten sich allmählich, wenn- 
gleich der Hass der Strassburger gegen Huntingen blieb 
und bei jeder Gelegenheit wieder aufloderte. 

Auf beiden Seiten war eben Bedürfnis nach Ruhe 
und Frieden; Stadt und Bischof waren doch zu sehr auf- 
einander angewiesen und hatten viel zu viel gemeinsame 
Interessen zu vertreten , als dass sie wegen einer so ge- 
ringfügigen Sache Jahre lang einen erbitterten Kampf 
weiter führen konnten. Hatte doch diese Zwistigkeit der 
beiden mächtigsten Stände des Unterelsass genügt, um 
jede erspriessliche Tätigkeit der 1493 neu gegründeten 
Niederen Vereinigung zu verhindern >). • Für Strassburg 
lagen aber noch besondere Gründe vor, sich die Freund- 
schaft des Bischofs zu erhalten. Kaiser Friedrich III. war 
inzwischen gestorben , und das Verhältnis Maximilians zu 
Albrecht war, wie wir schon bei den Verhandlungen von 
1493 sahen, doch ein ziemlich freundliches. Noch wich- 
tiger aber war, dass Ende des Jahres 1494 ein ernst- 
hafter Streit zwischen der Stadt und ihrem alten Ver- 
bündeten, dem Kurfürsten von der Pfalz '), ausbrach, der 
immer grösseren Umfang annahm und eine völlig andere 
Orientierung der Politik Strassburgs in die Wege leitete; 
da lag dem Kate viel daran, sich wenigstens der Neutra- 
lität Albrechts zu versichern. 

Auch Oswald Franck kam diese Entspannung zugute"). 
Im August des Jahres 1494 Hess er dem Domkapitel die 
Nachricht zugehen, er sei wieder »inländig« und zu einer 
Verständigung bereit; er ersuchte die Herren, die Ver- 
mittlung in die Hand zu nehmen. Das Kapitel, das sich 
mit der Stadt deswegen ins Benehmen setzte, war gerne 
dazu bereit und beauftragte seinen Scholaster, den Grafen 
Heinrich von Henneberg, die Einwilligung des Bischofs 
dazu zu erwirken. Die scheint auch erteilt worden zu 
sein; noch vor dem Frühjahr 1495 wurde Franck von 
dem Bischof wieder in Gnade und Frieden gesetzt. Leider 

') Cber die Untätigkeit der N.V. vgl. Matzingcr, Zur Gesch. der 
U.V. S. 348 ff. _ *) Vgl. Matzingcr S. 377 f. — »J Vgl. hierzu Strassb. 
Stadtarch. AA 153g und Doniknp. Miss. ad. Hrincipes fol. 55. 



'.S lc miÄÄr* 



Der Franckbdic Handel. 



464 



ist uns über die Verhandlung"en unb Abmachungen nichts 
bekannt; aber dass diese für Oswald nicht ungünstig aus- 
gefallen sind, lässt sich daraus erkennen, dass am 26. Mär/. 
1495 auch seine Komplizen von der Stadt auf die Inter- 
vention des Domkapitels hin ohne jede Strafe freigelassen 
wurden. Er hat sogar vielleicht einen guten Teil seines 
Geldes und seiner Habe wieder erhalten. Jedenfalls blieb 
er fortan ungestört in Strassburg; am 21. Januar 140,7') 
erwarb er sich das Bürgerrecht und wurde ohne weiteres 
in die Zunft der Weinsticher aufgenommen. 

') Strasob. Stadurch. Bürceibuch I 519. 



"W. , 



Die Markgrafen 
Marcus und Karl von Baden in Lüttich 1465. 

Aktenstücke, mitgeteilt von 
Albert Krieger. 



Am 24, März 1 465 wurde Markgraf Marcus von Baden 
in Lüttich vom Volke zum >mamburnus* oder, wie es an 
anderer Stelle heisst, zum »regens et gubernator et admi- 
nistratorc von Stadt und Bistum ausgerufen. Vier Wochen 
später, am 22, April, hielt er t begleitet von seinem Bruder 
Markgraf Karl, seinen feierlichen Einzug in der Stadt. 
Etwas über vier Monate blieben die beiden Mark- 
grafen im Lütticher Lande; anfangs September verliessen 
sie es wieder, nachdem Zwistigkeiten mit den Lüttichern 
ein längeres Verweilen ihnen nicht rätlich erscheinen 
Hessen. 

Die chronikalischen und urkundlichen Quellen über 
das Lütticher Abenteuer der beiden fürstlichen Brüder 
findet man in der demnächst erscheinenden zweiten Doppel- 
lieferung des vierten Bandes der »Regesten der Mark- 
grafen von Badent zusammengestellt 1 ), im folgenden sind 
zunächst zwei bisher unbekannte Berichte über den Einzug 
in Lüttich abgedruckt, die, unmittelbar nach demselben 
niedergeschrieben , ein lebendiges Bild geben von dem 
mächtigen Eindruck , den dieses Ereignis bei den Be- 
teiligten hervorrief, und zeigen, wie hoffnungsvoll man 

l ) Vgl. auch Scldncr, Lflttich, die zweite burgundischc Dynastie und 
die Markgrafen Karl und Markus voo Baden 1455—1468 (Beilage tum Pro- 
gramm des Gro**h. Lyzeums xu Rastatt, 1S65— 1867). 



ogk mH Smmm. 



Markgr. Marcus u. Karl von Baden in Um ich. ^65 

der Zukunft entgegensah, die sich nachher so ganz anders 
gestaltete. 

Der erste der Berichte rührt von Markgraf Karl selbst 
her und ist an einen Ungenannten gerichtet, vermutlich 
einen der in Baden zurückgebliebenen markgräflichen 
Diener; der andere hat den Kanzler des Markgrafen, 
Wendelin Schriber, zum Verfasser; der Empfänger ist 
Nikolaus Amlung, der in diesem Jahre als Altschultheiss 
zu Baden genannt wird. Die Originale beider Schreiben 
sind verloren gegangen; die letzteren sind nur in ungefähr 
gleichzeitiger Abschrift im Cod. manuscript. 45 der Stadt- 
bibliothek zu Colmar auf uns gekommen. 

Als drittes Stück folgt sodann eine Darstellung der 
Vorgänge aus dem September 1465, die zum Bruche der 
Markgrafen mit ihren Verbündeten führten. Von mark- 
gräflicher Seite ausgegangen» ist sie wichtig einmal durch 
die Genauigkeit der bis ins einzelne gehenden Angaben 
und dann vor allem dadurch, dass sie die tatsächlichen 
Gründe darlegt, welche die Markgrafen bewogen , ihre 
Sache von derjenigen der Lütticher zu trennen, Gründe, 
über welche die gleichzeitigen chronikalischen Quellen 
nicht unterrichtet sind, vielleicht auch zum Teil nur vor- 
geben, nicht unterrichtet zu sein. Auch die »Handlung 
zwischen den Herrn von Baden und den Lüttichern« war 
bisher unbekannt. Sie liegt in einer Niederschrift im 
General-Landcsarchiv zu Karlsruhe (Abteilung Haus- und 
Staatsarchiv , Personalien , Alt-Baden * Markgraf Marcus, 
Kirchendienste) vor, die nach den Spuren eines Siegels, 
das auf dem letzten Blatte aufgedrückt war, als Original- 
ausfertigung anzusehen ist. Welches die besondere Ver- 
anlassung zu ihrer Abfassung war, ist nicht zu ersehen. 
Auch über die Zeit ihrer Entstehung lässt sich nur so viel 
feststellen, dass sie ziemlich bald nach den geschilderten 
Vorgängen niedergeschrieben sein muss, jedenfalls noch 
ehe im Juni des folgenden Jahres 1466 die Lütticher den 
allerdings ohne Erfolg gebliebenen Versuch machten, 
Markgraf Marcus zur Rückkehr in ihre Stadt zu 
bewegen. Möglicherweise ist sie für die Verhandlungen 
bestimmt gewesen , die, wie berichtet wird, Ende Mai 
J406 zu Köln zwischen den Markgrafen und denen von 

Zcitichr. K GfSCb. d. Obcrrh. N.F. XXVIII- 3* 31 



u °£s' c raaiCHUHivwaTv 



466 Krieger, 

Lüttich geführt wurden und jenem erwähnten Versuche 
unmittelbar vorausgingen'). 



I. 

Karl von gotz gnaden 
niarggraf zu Baden etc. 

Ersanier lieber andechtiger und getruwer. Wir sind uf 
mendag nechstvergangen [22. April] hie zu Lutich ingeritten mit 
im senil lieben brüdei margraf Marxen , der von den Lutichern 
mit solicheu grossen fröden, wirden und eren und in merklicher 
zale volkcs in die statt Lutich gehörig, zum raünsten uf zwey- 
malhunderttusend menschen geachtet» der nit under sechtzig- 
tusend gewapnet gewesen sind, entpfangen worden, desglieh, als 
wir und mee mit uns tneynen und hören, weder keysern oder 
königen noch dheinen lürsten dütschcr oder welscher nacion, 
ouch keinem byschof zu Lutich nie me geseheen ist, solicher 
maß das wir davon uberfclt nit geschriben können und des 
ouch nit glcupten, weren wir nit zugegen gewesen. Sy band 
uns ouch an unseren herabryteu under ougen gen Cöln und Ache 
gesant die iren zu rosse und fusse in merklicher zale, die uns 
von danuen mit gewalt durch des herzogen lande von Burgondi 
her gefürt band, und ist nit allein in den gewaltigen sunder 
ouch in dem gemeynen manne des stifis grosser wille und 
neygung zu dem benanten unser ni lieben bruder und ein gefallen 
zu siner person. Darzu so verslecn wir, das vorab der herzog 
von Burgondien sich der unnulsse zu disen dingen nit aneneroen 
wolle, ouch der konig von Frankrich und andere herrn hieumb, 
an den lebt gelegen ist, hierin keynen Unwillen habent. Es hat 
ouch der vorgenant unser bruder an sinem inryten hie in der 
stifikirchen sin jurament getan, desglieh ime uf but widerumb 
von der statt fryes willens ouch gesebeen ist, by ime zu blibend 
lebend und dot und sich nymmer zu scheiden umb keynerley 
such willen. Söticher maß werdend darnach die andern stette 
zu den von Lutich gehörende und die vom lande, als unser 
bruder sieb jetzt zu in lügen würdet, ouch tun, also das wir 
dem almechtigen getruwen, dise ding sollend siuen göttlichen 
gnaden gefellig, uns und dem huse Baden und allen unser n 
gönnern und zugewanten nutz und statlich werden, als wir zu 
unser zukunft uch des und anders wollen underrichten eygent- 
I jeher, dann von wunder und nienig diser dinge ubcrfelt zu 
geschriben ist, Geben zu Lutich an mitwuch nach sunt Jorigen 
tag des heiligen ritters [24. April] anuo etc. 65. 

>> Ifrdiun von Ondenbo&ch hei Durand und Marlene. Vcterum Scrip- 
inrum amplmima Collcclio 4. 1280 [Paris 1729), 



8 lc maSSUm: 



Markgr, Marcus u. Karl von Baden in LiKlicIi, ^67 

11 

Wcndlin Schriber an Nicolaus Aralung. 

Lieber nachgebur, besonder frund und geselle. Unmüglich 
ist zu schriben oder zu sagen» mit was fröden, jubel und glorie 
die Laudier mynen gnedigen Herren margraf Marxen uf gester 
raendag [22. April] hie entpfangen band; und were ich des nit 
zugegen gewesen, so möcht mich des nieraan haben under- 
richtet, das ich es helle gegloubet» in der gestalt als es an im 
selbs gewesen und noch ist. Doch uch und allen guten herzen 
zu der durchlichtigen herschaft Baden geneigt wil ich uch dan- 
nocht davon betüten, in maß hernach volget. Itern die Luticher 
band mynen gnedigen herren bis gein Cöln under ougen ge- 
schickt elwievil treffenlicher rittcre mit einem reysigen gezuge t 
sin guade llchenüch gebeten, sich zu fördern, damit ir verlangen» 
das nach ime sye ( herstattet werde. Das ist gewesen an dornstag 
zu nacht [iS, April] nechstvergangen. An frytag morgen ist man 
zu Cöln usgeritten und an sarastag zu nacht band die Luticher 
noch einen andern hufeu zu fuß gen Aach geschickt; der selb 
hu fr mit den andern» die gein Cöln kamen» band beide myne 
gnedigen Herren von Luttich und m. Karlen gewaltiglich und 
mit heerskraft von dannen her gefüret. Als sy uf gester her 
kommen sind» nu quid dicam» by zweymalhunderttusent mentschen 
und vil mee in dise statt gehörig, der ob 60000 gewapent 
gewesen sind» band minen gnedigen herren margraf Marxen, 
iren herren und erweiten» gloriose sollemniter mit grossen fröiden 
und iubil empfangen und mit solichen geperdeu» das ich es 
nach menschlicher Vernunft nit anders kan uslegen, dann zu 
glichen dem hebreisehen volk und den kindern von Jerusalem 
an dem heiligen patmtage» wiewol unser herlöser nach der lob- 
lichen entpfengnis ubl ward gelassen. Aber nach dem guten 
willen der Lütticher und der geschicklicheit mines herren ist zu 
gott zu hoffen ir beider ere und s-elde und eine soliche macht» 
der alle tutsche fürsten nit vermögen!. Dem huse von Baden 
ist uf gestern erboten soliche wirdigkeit und ere, die nit ist zu 
bilden in die, die es nit band gesehen. Gott wolt, das alle 
nydige herzen uns widerwärtig es betten gesehen» zwivel ich nit 
ine wer sölichs eyn crutz in irera gemüte, als es mir und 
andern ein fröde gewesen und noch ist, die durchgerungen 
hat die sehen der äugen. Was sol ich schriben oder sagen, 
der schilt Baden ist vor vil tagen gcslagen an tusent und tusent 
und noch me husere zu Lutich, vil menschen von mannen und 
frowen, knahen, töchtere, jung und alt band den selben schilt 
uf bapir gemalet getragen» die manne uf iren hüten und die 
frowen und jungfrowen uf iren brüsten geheftet, und ein sölich 
wesen» quac dicenda huraanitcr locutum, Osanna filio David: 

31* 



Sie ifiÄw 



468 Krieger, 

Benedictus qui venit etc. Min herrc von Lutich ist ingeritten 
in einem kuriß gewapent und gerüstet schöner und baß gestalt, 
dann man in hette mögen malen, und mit sölichen fruntlichen 
geberden , das man des ein grosses wolgefallen hat gehabt. 
Item es sind bronncn gemacht gewesen, die den ganzen tag an 
der Strassen in der statt an zweyen enden wyn band gegeben. 
Große sydene baner des schilts und wapens Baden hat man im 
vor und nach getragen und gefüret, uud sötiche reverenz ist 
ime gescheen. die keinem byschof nie erboten ist, als sy selbs 
bekennent und sagent, Die statt bat laßen zurichten sötiche 
fürstliche essen und mym herren tun furtrageu t das davon nit 
ist zu schriben, aber davon wil ich uch, ob gott wil, sagen zu 
myner zukunft. Der schilt Baden uf bapir gemalet wirdet hie uf 
dem markt feil gehalten und gekouft, als ob es heiligen weren. 
Es sind uf der Straßen zwuschen Coln und Lutich mym herren 
die lute engegen gelaufen und soliche geberde gezeugt, das es 
über die maße ist, und nit allein die lute in die stift gehörig, 
sunder ouch die im Herzogtum zu Berge und ander anslösser 
hand eyn grossen willen zu mynem herren und hoffen, er solle 
in ein guter nachgebur sin und werden. Ich verstee nit vil 
unmüsse, die der herzog von Burgondi habe in disen dingen, 
dann er hat mit im selbs gnug zu schaffen, und getruw dem 
almechtigen, mym herren werden die stelte und landschaft bald 
undertenig. Des habt nit zwivels» dann hie ist die macht und 
sölicher maß ist Straßburg gegen Luttich der statt zu glichende 
als Cuppenhein gegen Straßburg; das ist die warheit. Ich hett 
noch vil von disen dingen zu melden, es wurde aber zu lang, 
dann man will den Marxeu zu Luttich haben oder darumb 
sterben. Ich bitt uch disen brief oder abgeschrift dinem herrn 
Bar[tolo]meo zu schicken. 



III. 

Handlung zwischen den herrn von 
Baden uud den Lüttichern ergangen. 

Nachdem sich mein gnedige herrn von Baden begeben, 
zu dem land und der statt Liittich getan, dieselben von Lüttich 
fürter meinen herrn marggrave Manen zu einem regirenden 
herrn des Stifts und bistumbs gemachet, erwelel, ime auch als 
rechten natürlichen herrn gemeinglich gelobt, gesworn und, als 
sich gebäret, huldigung gelhau haben mit hohem und grossem 
zusagen, das im durch sie ist gescheen, der sie aber keines 
haben gehalten, wie dann eigentlich hiernach geschriben stet. 
Nu hat sich der obgnant mein herr marggrave Marx uf solich 
der Lütticher zusagen und crwelen des bisthumbs verfangen und 
als ein regirender herre zu inen getan, die in dabey auch ver- 
trost haben, bei uuserm heiligen vater dem babst und unsenn 



«fc imS: 



Markgr. Marcus u. Karl von Raden in Lütt ich, 46g 

herrn dem Romischen kcyser auszutragen, das er durch ir beider 
Heiligkeit und gnad confirmirt und bestätiget werden solt. Solchs 
solte uf der Lütticher kostung gescheen. Nach solchem und uf 
das hat sich begeben , das mein herre marggrave Marx als 
regirender herre mitsamt) L den Lütiichern in die hilf des konigs 
von Krankreich wider den herzogen von Burgundien komen ist» 
und haben die Lütticher an den köuig von Krankreich gesucht 
und begert, inen meinen herrn marggrave Karin von Baden zu 
einem haubtman zu geben uf seiner gnaden kostung und zerung; 
das der konig also zugesagt und marggrave Karin inen zu 
haubtman bestellet und gegeben hat. Daruf derselb mein herre 
marggraf Karl hinein gein Lütlich komen und mitsambt seinem 
bruder dem regirenden herrn und den Lüttichern des von Bur- 
gundien feind worden ist Uf das haben sie sich miteinander 
eins veltzugs in das land Limburgk vereynigt uf einen nem- 
lichen tag, das ist gewesen ein diostag. Aber ee derselbe 
dinstag käme und die gemein lantschaft versammet was, liefen 
ir etwevil aus der stat Lüttich, als bey sechs oder acht hunderten, 
davor am donerstag wider und über willen und erlaubnus des 
regirenden herrn und marggrave Karls als haubtmans hinweg, 
der meynung die feind zu beschedigen, das aber den herrn und 
auch den mechtigen der stat Lüttich widerum mißlellig was. 
Und kamen die burgermeyster mitsambt etlichen gewaltigen 
daselbs zu beiden meinen herrn, ir gnad bittend den, so also 
hinweg weren, nachzuschicken und bey in zuverfügen, damit sie 
wider kerten und beyeinander bliben bis uf den ganzen zuge, 
so durch sie und die gemein lantschaft, als obstet, beslosscn 
und furgenomen worden wer. Das die herrn also teten und 
mitsambt den gewaltigen der stat Lüttich baten sie die, so hin- 
weg gezogen waren, widerzukeren und bey in zu bleiben bis uf 
die furgenomen zeit des gemeinen zugs. Das sie aber in keinen 
wege thtin wollen, sunder brauchten sich in dem irs eigens 
willens. Demnach wurden die herrn mit den Lüttichern in der 
statt umb notturft willen eynig und zurate, uf den andern tag 
hinach zu ziehen, als sie auch teten. Und legten sich mit irm 
here zu einem dorf gnant Herpf 1 ). Dasselb dorf nameti die 
Lütticher ein, legten sich in das und Hessen beid herrn davor 
im veld lägen, als sie auch an allen enden, dahin sie komen 
sein, getan haben. Jn demselben dorf fingen sie an zu brechen 
die kirchen, schütten das heilig sacrament aus, naraen auch 
einen jungen knaben, den prieten sie bey dem feur, und übten 
sunst vil und mancherley uncrisLenlicher werk, Darob beide 
mein gnedig herrn mitsambt irer ritterschaft als cristenliche fursten 
nicht unbillich grosses erschrecken und mißfallen empüengen 
und baten die Lütticher zum dickermal vor solchen uncristen* 



J ) Herve» wie die andern noch genannten Orte, in der Umgegend von 
Lüttich. 



OOglC .:...,.;; h ..-■;:.,-:■. T - 



4/0 K ncgcr. 

liehen werken und thaten zu sein, das ine durch sie zugesagt 
warde. Nu als sie des Dachtos in dem vorgenannten dorf und 
die herrn davor lagen, zuntton sie in der nacht das dorf an, 
der herrn halb ungewarneter ding p die mitsambt irn dienern, 
pferden und habe gar nahent verbronnen warn. Des morgens 
wurden sie aynig zu ziehen Tür ein sloß genannt Talheim 1 ), als 
sie dann teten. Aber underwegen wurden durch die Lütticher 
nit vermiten die uncristenlichen werk mit Zerstörung und be- 
raubung der kirchen, unerungr der sacrament und mit vil andern 
uncristenlichen werken, wie vor berürt ist. Derselben etliche 
mein herre marggrave Karl bey und ab solchen uncristenlichen 
teten ergrayf, die annemen und herr Rosen von Heer 3 ), der der 
geweltigst im land zu Luttich ist, auch den burgermeistern ant- 
worten ließ mit ernstlicher bite und ersuchung, solch teter zu 
strafen. Das aber durch sie verachtet warde und wurden solch 
uncristenlich tetcr hinweg gelassen über das zusagen, so den 
herrn, wie vorstet, in dem gescheen was- Darob die herrn mit 
irer ritterschaft grosses verdriessen und belrubnus hellen bey 
solchem ircra uueristenlichem Wesen zu sein, so das nicht under- 
komen und also geübt werden solt. 

Den herrn beiden ward auch durch die Lütticher zugesagt, 
was von steten und slossen gewonnen und erobert würde, das 
sie in das eingeben und lassen wollen, Nu ward das vor- 
genannt sloß Talhcim milsambt der stat dabey, das feint was, 
durch die, so do innen warn, uf trostung irs Icbens begeben. 
Das raeins herrn marggrave Karls marschalk also einnamen [sie!] 
und thet den, so do innen warn, des lebens trostung, das er 
auch alsbald beiden meinen herrn in das here zu wissen tel. 
Das sagten die herrn den gewaltigen der stat, die es aber irs 
willens nicht sein lassen, sunder wolten, das ine das sloß gegeben 
werden, das man prechen und die, so do innen betreten und 
gefangen worden wem, henken. Das aber die herrn meynten 
nicht sein soll, nachdem obgemelten zusagen ine der sloß und 
stete halb gescheen, und sunder wollen sie die gefangen in 
dheinen wege der gestalt ubergebcu, nachdem sie des lebens 
vertröstet worden weren, das ine als fromen fursten wol zustünde. 
Dawider die Lütticher grosses murmeln zu widerwertigkeit der 
ding hetten. Als das mein herr marggrave Karl merkte und 
verstand, das sie dheinem irm zusagen gewülct warn volg zu 
thund, da rayt er selbst von ampten zu ampten und bäte sie 
alle geiucinglich , im die gefangen zu begeben und anzusehen, 
das er sie irs lebens vertröstet hell, so woll er ine zugeben, mit 
dem sloß zu thund, was und wie sie wolten. Solch bete und 
ersuchung ward auch verachtet. Uf solchs gebot mein herr 
seinem marschalk, die gefangen alle hinweg komen zu lassen. 



*) Dnlhem. — *j Über Kacs de Heers, den Lütticher Volksführer, vgl. 
Pirenne, Geschichte Belgiens 2, 346 u. Ö- 



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Markgr. Marcus u. Karl von baden in Lüttich. aj\ 

Das geschähe; aber als es die Lütticher ersahen, eilten sie den 
gefangen nach, die in aber alle entHefen» Also teten sie sich 
mit macht zu dem sloß und stat, stürmten die raeins herrn 
gesellen ab und prachen sie in den grünt, vuerten auch dorin 
das heilig sacraraent gröblich und machten aus dem hunger- 
tuch l ) hüten. Das gemurmel was auch an allen enden so offen* 
barlich under in, darumb das mein herr die gefangen hinweg 
gelassen hett, wollen sie in selber und seine diencr henken, 
Deshalb auch den herren mancherlei warnung geschach, zu dem 
das sich die Lütlicher dem willen etwas mit dem erzaigen gleich 
machten, dann sie sich dieselben nacht alle zusammen toten. 
Demnach baten bede mein herrn herrn Rosen und die gewai* 
tigen des heres davor zu sein, damit in nit gewaltsam wider- 
füre, dann sie würden merklich gewarnet, wie die gemeinen 
Lütlicher Unwillen zu in hellen, darumb das sie die gefangen zu 
Talheiin hinweg betten gelassen, darumb sie vielleicht vorhetteu 
und wem in willen, über sie zu laufen. Des ward ine von den 
gewaltigen stumpf und stolz antwort, sie und auch die gemein 
wollen des von in nicht mer haben noch dulden, sunder wo 
hinfür mer sloß oder stete genommen und gefangen erobert 
würden, die wolten sie inhaben und der gefangen keinen leben 
lassen. Gegen diser stolzen und drotzmütigen antwort redten 
die herrn, was sie gern hörten, ob sie anders die nacht bey in 
wollen bleiben. 

Fürter ruckten sie mit dem here in das land Falckemberg 2 ). 
Aldo gewonnen der herrn gesellen vil von gespaltem fuß, das 
sie zu kuchenlleisch maynlen zu gebrauchen, das in aber alles 
die Lütticher mit gewalt namen und Hessen den herrn noch 
den im ganz nichts. Das brachten die herrn an die Lütticher 
mit der ersuchung, sie verstunden und wüsten, das man nichts 
im here fayl funde, so betten sie alle tag ein merklich volk zu 
speisen, das sie doch darob wereti und mit den im bestellen» 
so sie die irn ichtes von gespaltem fuß gewuunen, das in das 
gelassen wurde, Uf das veraynigten sich die herrn und die 
Lütticher, was gewonnen wurde, soll alwegen zu einer gemeinen 
peut komen und das kuchenlleisch in die kuchen geteilt werden. 
Das bestellen die herrn mit den irn also zu thun utid zu halten, 
als auch durch sie geschach; aber die Lütticher teten des nicht, 
sundern behielten alles das selbst, das sie gewonnen, und gaben 
der herrn gesellen davon ganz nichts. 

Nu begab sich kurz daruf, das herr Roß gegen graf Bern* 
harten von Eberstein, der meins herrn margraf Karts hauptman 

') »Das Hungertuch, blaue» Tuch, womit in katholischen Kirchen zur 
Advent* und Fastenzeit die Altaibilder verdeckt werden*, Schindler* 
Frommann, Bayerisches Wurtotbuch 4. 1132, — Herr Archivassessor Dr. 
Baier hatte die Freundlichkeit, mich auf die*c Stelle hinzuweisen* — *) Heule 
Valkenberg, 



\S lc muwwmw 



472 Kriegen 

was, in merklichen Unwille fiele und in vasl höh droewort mit- 
teilt. Der und ander beswerung halb name ira der regirend herr 
für, mit der gemeyn des volks rede zu haben. Nu was herr 
Roß sein hofmeister und im als ein hofmeister gelobt und ge- 
sworn; an den begerte er von seinen wegen sein und der andern 
notlurft mit der gemein zu reden; des widert sich herr Roß und 
wolle des nit thun. In solchem zugen die Lütticher für das sloß 
und stat Falckemberg, do in auch beide herrn nachvolgten. Nu 
mochte man in nit speis an dasselb end nachbringen, so hellen 
sie auch doran ganz mangel, dan was sie von kosten gehabt 
hetten, was in alles von den Lüttichern genommen. 

Und begab sich, das etlich raeins herrn marggrave Karls 
gesellen allerley Ursachen und am maysten des uncristenlichen 
wesens halb, obgelautter maß durch die Lütticher geübt, von 
den herrn hinweg reiten und nicht mer bleiben wollen; als sie 
auch teten. Doch blaiben die herrn mit den andern gesellen, 
so vil sie der bey in behalten mochten» und behielten bey den 
Lüttichern, in hoftnung der besserung zu erwarten, und legerten 
sich mit ine für Falckemberg. Nu was auf die zeit ein nasse 
und wüste nacht von ungewitter, also das man weder zeit noch 
hätten ufgerichten moeht. Aldo hetten die von Tungern 1 ) ein 
slosslein mit einem vorhof eingenomen, zunechst bey dem here 
ligend; die emboten beiden meinen herrn in das here, wie sie 
das sloßlein eingenomen hetten, darin sie beide mit im gesellen 
wol ligen mochten. Uf das schickte marggrave Karl seinen mar- 
schalk hinein und Heß das einnemen. Indes käme herr Roß zu dem 
marschalk, bittend ine und seinen swagcr auch doinnen mit fünf 
pferden stellen zu lassen, das im durch den marschalk gar gut- 
williglich gegonnet ward mit der antwort, es were billich , wolt 
es auch gern thun» nachdem er wöste, seins herrn willen und 
wolgefallen dorin geschee und, so sein gnad hinein kome, selbst 
nach im schicken wurde. Doruf zohe herr Roß hinein und als 
meins herrn gesellen auch hinein wolten, träte herr Roß under 
das thore und ließ hinein, wen er wolt. Über etwelang domach, 
als sich nu yederman nyder getan hett, trabte beide mein herrn 
mit irm zeug zu dem here in die Wagenburg. Do es dann, als 
obgemelt ist, vast waich und tief was, raiten sie zwen zum sloß- 
lein, in willen hineinzuziehen. Aber herr Roß stunde under 
dem thore und hub wider sie an zureden: also ir herrn, wollent 
ir mich dolosim*), so wil ich euch uf die fünf wunden gotts 
wider dolosim, das es euch nymmer gut thun soll. Antwort in 
mein herre m. Karl: lieber herr Roß, ich wil ach nit dolosim 
noch heraus treiben, behaltend es allein innen, und hieß sein 
gesellen alle, die hinein gestellet betten, heraus rcyten und sagt 
zu herrn Roßen , wo sol ich nu mit meinen gesellen hin, dann 



*) Tongeren. — *) = delogici*n, verdrängen. 






■ ..'. 



Maikgr. Marcus u. Karl von Baden in Lüttich. 473 

so ir mich do nit einlassen wolt, so kan man der peren 1 ) oder 
hätten im veld nit aufbringen; die pferd steen auch in dem kat 
bis an die peuch und werden mir meine gesellen unwillig» die 
nu zwu oder drey nacht gehalten haben; darumb so bitt ich 
euch utnb gottswillen, das ir uns neur 1 ) heint im hof halten 
lassend. Sagte herr Roß, bey got herre, ir müsset in das velt 
ye ee ye besser, das rat ich euch; ich wil auch wissen, wo cur 
gesellen hin geritten sein oder wohin ir sie geschickt habt» und 
gedenkend» das sie bald wider komen; das es auch geschee, 
das wollen wir Lütticher gehabt haben. Dorauf gab mein herr 
zu antwort: ir wissend, das meine gesellen des uncristenlichen 
wesens halb nit lenger bey uns bleiben wolten» wiewol wir sie 
mit not drey oder vier tag darüber bey uns behalten haben; 
deshalb sein sie hinweg, können ir auch nicht raer zu uns 
bringen. Herr Roß sagte: bey got ir horent wol» was ich euch 
sage, droel den herrn sere und gieng damit von ine zu den 
anipten, die er zusammen samelte. Also raiten die herrn wider 
in das here und erfurn, das die gewaltigen Lütticher vil und 
mancherley droewott gegen ir dienern und gesellen hetten gerett 
und getriben. Es käme auch einer aus den Lüttichern zu marg- 
grave Karin, der sein gnad in grossen treuen warnet und im 
sagt, das er hinweg riet» dann herr Roß sammelt sich mit leuten. 
Wo er die nacht blibe, so wurde er erslagen. Darin antwort 
mein herr, das muß got erbarmen, wir haben uns zu in getan, 
so wollen wir auch bey in sterben. Indem käme marggraf Marx, 
dem auch treffenlich warnung derroaß gescheen warn, die er 
marggrave Karin seinem bruder sagt. Doruf rayte marggrave 
Karl und suchte herr Roßen, den er mitsambt den gewaltigen 
versammelt in einem zeit fand, aldo im viel stolzer und freveler 
wort zugefügt wurden und teten sich dem gleich umb ine, als 
wolten sie in zäumen ■ ': , Das ersahen etlich sein gesellen und 
ruften im. Sagte er zu herr Roßen; er könne nicht gestellen 
und wolte mit seinen gesellen hinauf in den hof rücken und zu 
stunden widerkoraen. Herr Roß meynt im des nit zu gestatten, 
sunder sagt, er mußt im velde bleiben, mochte aber die gesellen 
hinauf lassen reyten. Des wolten die gesellen nicht thun und 
sagten, ir herrn wolten sie raitnemen und wider herab kommen: 
Herr Roß redt darzu drotzlich, sie sollen gedenken, das es 
geschee. Also raiten beide herrn hinauf in den hof und waren 
der meynung zustunden wider herabzukommen; aber der herrn 
rete und diener wolten des nicht thun lassen. Des gehuben 
sich die herrn vast übel und wem gern wider hinab zu den 
Lüttichern geritten, furien sie aber die im auf Ache zu, dahin 
nicht weyter dann uf , . .*) nieyl wegs warn, und warn der 
meynung, daselbst von Ache aus den Lüttichern Botschaft zu 



') ;= baeren (Trag-) Gestelle? — *J sie! — *) gefangennehmen; vgl, 
Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch 3, rr6o. — 4 ) Lücke. 



# muwm 



474 Krieger. 

thund und ine die Warnung und das gedroe, so in gescheen 
were, zu entdecken und zu verkünden, warumb das gescheen 
wer und wes sie sich zu in versehen sollen, und warn in keiner 
andern mejrnung» dann das sie wider zu in wollen. 

Als nu die herrn in der nacht für die stat Ache komen, 
wollen sie die von Ache nicht einlassen der sorgveltigkeit halb, 
nachdem die Uurgundischen in merklicher zale hinein zu ine in 
die stat geflohen und stark do in waren, komen die herrn hinein, 
das deshalb ein auf lauf und den herrn smahe und schade 
erboten werden möchte. Als sich des dann die von Ache durch 
ir botschaft, die sie darumb zu in schickten, in der geslalt ver- 
antworten und entschuldigen lassen, demnach rückten die herrn 
fürbas in ein dorf genant Weyda 1 ) ein ineyl jhenhalb Ache. 
Do dannen sie in willen waren ir botschaft, als vorstet, zu den 
Lüttichern zu thunde, kamen die veinde aus dem lande zu Lim* 
burgk vast stark, uf derhalb bede herrn gewaruet wurden, das 
sie do auch eylends hinweg musten und dadurch von dannen 
kein botschaft zu den Lüttichern gefertigen möchten. Dann ob 
sie lenger betten verzogen, wem sie von den veinden betreten 
worden, als sich das alsbald erschaynet an etlichen irn knechten, 
die die veind nyder würfen und drungen sie in ein stat genannt 
Thewrn. Do dannen sie auch der feind halb kein treflenlich 
botschaft zu den Lüttichern gclhun kernten; doch fertigten sie 
doselbst aus einen boten mit einem brief, dorin sie den von 
Lütlich, stat, capitel und gemein, schriben und sie baten, das 
sie ir botschaft zu in gein Coln schicken, daselbst sie acht tag 
harren wolten, als sie auch lelen und die acht Tag zu Coln 
verharten. Ine kam aber kein botschalt, wiewol sie in der zeit 
einen boten über den andern zu den Lüttichern schickten der 
sorgveltigkeit halben, ob einer nyder lege, das doch der ander 
durchkome, Nu was Coln umbgeben mit grossem sterben, des- 
halb die herrn nit lenger da bleiben mochten, sunder ruckten 
beruf gein Coblentz, Dohin schickten die von Lüttich inen 
einen boten und schriben, nachdem die herrn bcgerl hetten, 
das sie ir botschaft zu in schicken solten, des mochten sie der 
veint halben nicht gelhun, aber die herrn solten ir botschaft 
hinein gein Lüttich zu ine schicken, den wolten sie frid und 
gleit geben und den herrn das ir, was sie des hinter in gelassen, 
so sie die schuldiger bezalt hetten, gern lassen volgcu. Doruf 
schriben in die herrn zu, ir botschaft also zu schicken und sie 
lassen berichten , was sie zu inn abschide bewegt hett mit 
begerung, derselben irer botschaft gleit nach iren erbieten zuge- 
BChraiben in das closter Malmenaw 2 ). Also und doruf fertigten 
bedc herrn irc rete hinein zu den von Lüttich und hiessen sie 
irs abschides berichten mit vil mer grundes und umbstendigen 
worlen, dann hievor berurt ist. Do nu die von Lütlich solch 



'} Weiden, nordöstlich von Aachen. — ■) Malmedy- 



:>S I,; mä$$£S\ 



Markgr. Marcus u. Karl vor Baden in Lflttich. jjc 

Werbung hörten und herr Roß nicht gegenwertig was, stunde ir 
antworl doruf, dieweil die sach herrn Koßen auch berurt, der 
nicht gegenwertig wer, wollen sie in besenden und hörn. Also 
käme derselb herr Roß des nachts und machten die Lüttichcr 
des morgens wider einen rate, vor dem der herrn rete in gegen- 
wertigkeit herrn Roßen ir Werbung aber teten inmassen als vor; 
uf das herr Roß nit gesprechen mocht, die ding wem im in den 
ruck gerett und zugemessen. Nu hett herr Roß des nachts und 
des morgens das volk in den wcinheuseni übergangen und sovil 
mit in durch gehaiß und myW : i übertragen, wenn er des morgens 
gegen der Werbung der herrn rete sein antwort gebe» das sie im 
alle nachredten und jaworten solten. Also des morgens stund 
herr Roß dar und sprach, was meiner herrn rete vor den gewal- 
tigen der stat und allen den, die gegenwertig stunden» sagten 
und furbrechten, das wem gelognc wort, die man in nicht zu 
hörn solte; man wer auch den verretern nit schuldig kein gleit 
zu halten, stindern man solte sie henken und ertrenken. Das 
redten und sehriren im des gcmevncn umbstenden volks eins- 
tcils nach, also das der burgermeister und ander mer aus den 
gewaltigen darein reden musten und sagten, man soll den raten 
das gleit halten. Das pillichet tili herr Roß auch und sprach, 
ob sie joch meidet wem» diewcyl ine gleit zugeschriben sey, 
sulle man in das halten. Nu sagten meiner herrn rete, wo herr 
Roß der droewort und anders, so er den herrn zugemessen und 
bewisen hett, in laugen*) stunde, so wem sovil grafen , herrn, 
ritter und knechte dabey gewest, die besser und als gut wem 
als er, die solche wort von im gehört hellen, die, so es zu* 
schulden kome, das nun mund und hant ul in weisen und zu 
im bringen wollen, des sich dann ettich der rete in seiner gegen- 
wertigkeit zu thund erbuten. Aber herr Roß rette und schray, 
es wem wort; desgleichen hängten im die andern mit solchem 
geschray nach, und sagt auch dabey, er hett gerett, die marg- 
graven von Haden wem verreter, des wolt er nicht laugen und 
nach notturfl beybringen, darumb Munde er itzund aldo, redt es 
nach, wolt das auch von in schreiben und sagen, dann er hett 
gegenwertige urkund, die wolt er zaigen und weisen, das sie 
verreter weren. Und ließ fürtragen weisse pinden mit roten 
crculzen uf vier oder fünfhundert und nante der pinden ein 
merkliche zale, wie vil ir were, die marggraf Karl hett lassen 
machen. Nu fürten die veind auch weisse pinden; dieselben 
pinden hellen geschrenktc rote creutz, die man doniden nennet 
sand Kndres creutz. Derselben veind bette man nu etlich, die 
englisch waren, nvder geworfen, die derselben pinden fürten, 
welche pinden herr Roß dem gemeinen volk zeigt und sagte, 
der marggrave hett die lassen macheu und, so er zu den feinden 
komen were, so hett er die angehenkt, sich damit zu den feinden 

% ) = miete, besclicnkung. be^cebung, Lexer t, 2134. — *) leugnen. 



l O1911UI from 

^ *' ' . raiHrffCNlMWftjOY 



476 Krieger. 

gemenget und die edeln stat Lüuich veraten und verslörn wollen. 
Die pinden name er und warf sie zerstreuet under das gemein 
volk , die gemeinlich schriren verreter, verreler, und hellen ein 
groß gedreng umb die pinden mit ungestümen Worten » man 
solle die rete zustundan hinweg weisen t also das sie über das 
kein antwort geben mochten, noch in des gestatet werden wolt, 
sundern in wart gesagt, ye ce sie hinaus komen, ye besser es 
in were. Also musten die rete in grossen sorgen von in geen* 
Wie, in welcher maß und umb was Ursachen willen die 
pinden, derhalb her Roß meinen herrn verreterey zumisset, durch 
mein herrn maggrave Karl gemachet sind, darumb hat es ein 
solch gestalt. Es ward ein anslag durch die herrn in beywesen 
und mit willen und wissen herrn Rosen gemachet über ein gute 
stat in Prafant 1 ) genannt . . , 2 ), die zu erobern und zugewynnen, 
die dann also besehen und verkun tschaft ward, wo die nit 
gewarnet« das sie genommen worden were. Solchs anslags halb 
bette mein herre marggrave Karl herrn Kosen rate, nachdem er 
solchem anslage mit seinem volk zu swach sey, ob er iht ver- 
meyn, das im die von Lüttich darzu etwevil leut uf seinen kosten 
leyhen, hat im heil Roß zugesagt, das er sie des getreulich 
wolle helfen bitten; demnach haben die von Lüttich meinen 
herrn zu solchem bey 3000 mannen uf seinen kosten gelihen, 
Nu sagt derselb mein herr marggrai Karl herrn Roßen, wie er 
zaichen haben und machen lassen must, damit man, so er die 
stat erobert, die seinen aus den feinden erkennen möge, das 
herrn Roßen wol gefiel und bäte, das man der fünfzig oder 60 
mer machen solt, das seinen gesellen der auch wurden. Nu 
sagt im marggrave Karl, seiner land gewonheit were» das sie sich 
in Swaben allwegen sand Jörgen fenleins und creutzs gebrauchten, 
und er wolle lassen machen weiß pinden und siechte rote creutz 
dorin, als er die dann auch in den vergangen kriegen hioben 
gefuret hett. Das gefiele herrn Rosen wol und bat meinen herrn 
als vor» der seinen gesellen auch zu geben, das mein herr also 
tet, Nu was besteh, wenn sie die stat angecn und ersteigen 
wollen, das erst die pinden ausgeben werden sotten. Als nu 
der anslag zurück gieng und man sähe, das die stat gewarnet 
was, schickte mein herre marggrave Karl nach herrn Roßen. Do 
der kome , hett er derselben pinden eine am hals, und als im 
mein herr sagt, wie die stat gewarnet were, stalte er sich dorin 
der gestalt, das mein herr und ander, die bey sein gnaden 
waren, anders nicht merken konden noch verstunden, dann er 
heile davon freud» und gewönne mein herr dadurch etwas grauens, 
als ob herr Roß die stat gewarnet hett, darumb das im durch 
solch furneraen, ob das geraten wer, sein gewalt und geschray 
nit empfüret wurde und mein herr dadurch zu geschray kome. 
Also und uf solchs, do der anslag nit für sich gieng, wurden 



J ) Brabanl. — *) Lücke, 



«le m*$wwm. 



Marlcgr, Marcus U< Karl von Baden in Lfittidh 4-7 

die pinden nicht ausgegeben, sunder gein Luttich gefürt, Nu 
weiß meniglich wo), das sich die herrn von Baden und die 
Swaben sand Jorigen fenleins der roten creutz gebrauchen, als 
sie do auch gethan, und die ding in obgeschriben maß und 
nicht anders gehandelt haben. 

Item als auch hievor gemeldet ist, wie die Lütticher meinen 
herrn zugeschriben haben, im rcten, die sie zu in schicken, die 
habe und cleinat, so sie dohinden gelassen haben, so man die 
irn bezale, volgen lassen wollen, daruf ist den reten auch be- 
volhen gewest, was marggrave Karin schuld antreffe, das sie 
'dieselben schulde ausrichten und die habe und kleinat von stat 
bringen etc. Dieselben schuld hat sich in rechnung troffen uf 
an einsibenzig gülden. Die wollen die rete alsbald bezalet und 
meins herrn habe genomen haben, des aber die Lütticher meinem 
herrn noch keinem seinem diener verfolgen lassen wolten und 
sagten, wenn mein herre marggraf Marx auch yederman ent- 
richtet, so wolten sie alsdann die habe volgen lassen. Antworten 
aber der herrn rete, solchs treffe mein herrn marggraf Karin 
und sein rilterschaft nicht an; dann herr Roß und die andern 
hellen meinen herrn marggraf Marx hinein gefürt und in zu 
einem regirenden herrn gemacht, sich verschriben und zugesagt, 
das er der sach keinen schaden haben soll und es wer gelds 
gnung vorhanden als bey 20000 cron, damit möcht er als ein 
forste sein regiment anheben und regirn. Nu hab derselb marg- 
graf Marx kein gelt noch auch weder zins oder gült eingenomen, 
sunder das sein, nemlich bei 3000 gülden, den Lüttichern zu 
eren verzert. Was man auch schuld hab gemacht, das sei den 
Lüttichern zu eren gescheen, damit er sich in das veld gerüstet 
hab, darumb sein gnad der Zuversicht sei, solch schuld, so er 
gemacht habe, sulle und werde pillich von des Stifts renlen und 
gälten ausgerichtet und meinen herrn und der rilterschaft werde 
das ir billich verfolget. Darzu anlwort herr Roß mil unbescheiden 
worten, man solt in den galgen an hals geben. Nu ist herr Roß 
der, der bede herrn hinein bracht hat; die herrn und auch die 
ritterschaft haben sich alhveg mit sunderm gnedigen und gutem 
willen gein im uf das fruntlichst und gutlichst gehalten und am 
anfang, mittel oder ende nichts gehandelt, dann mit seinem rate, 
willen und wissen; aber es hat sie alles gegen im nicht furtrageu 
mögen und ist durch in verachtet. Was nu der Unwille in im 
sey, des wissen bede herrn keinen grünt. 

Item die Lütlicher ziehen meinen herrn marggrave Marxen 
an, er sulle treulos und mevneidig worden sein, indem das er 
sich gegen dem land und ine verschriben hab, das habe er nicht 
gehalten etc. Nu sein zwischen ir uf beid Seiten verschreibung 
gescheen, nemlich marggraf Marx gegen den Lüttichern, des- 
gleichen die Lütticher gegen im. Dieselben verschreibung also 
inhalten, welche paithey an der andern am ersten breche, der- 
selben sei die ander parthei nicht schuldig zu halten. Nu mog 



'- -OOgte ^ j|:i -; 1JIV f k :M. 



478 Kriegen 

marggraf Marx, so es zu recht oder tagen kombt, beweisen, das 
die Lutticher mer dann an zweinzig artikeln gegen im verbrochen 
und an im nicht gehalten haben. 

Item die Lutticher schuldigen auch beide mein herrn v wie 
sie von in vcltflüchüg worden sind etc. Nu ist wissentlich» das 
sie veintz not halb von in nicht geritten sind, dann sie noch 
die Lutticher auf den tag keinen veind gesehen» noch umb sie 
gewisset haben, sunder in welcher gcstalt und warurob sie hin- 
weg geritten sind» des sind sie durch die Lutticher» als obstet, 
zu rettung und ufenthalt irs leibs und lebens bezwungen und 
genotdrengt worden. 

Item die Lutticher ziehen mein herrn marggraf Karin auch 
in sunderheit an» wie er in gelobt und verpflichtet sey, Ist sein 
Antwort, er sey meinen herrn von Lattich, seinem bruder und 
dem fand verpflichtet» bey dem sey er auf den tag und hirnach 
bliben uf kein ander meynung, dann das er sich mit demselben 
meinen herrn von Lüttich wider zu im thun wolt, wie dann auch 
davon oben berurt ist. 



■■ -OOglC fftitii-T.-fji'NivfH 



Eine neue Überlieferung des Liber possessionum 
Edelins von Weissenburg. 



Von 
Hans Kaiser. 



Von einem im Strassburger Bezirks-Archiv befindlichen 
Rechnungsbuch des 17. Jahrhunderts ist vor einiger Zeit 
ein Umschlag abgelöst worden, der aus Bruchstücken einer 
sehr viel älteren Handschrift besteht. Diese Bruchstücke 
umfassen zwei vollständige mit einander zusammenhängende 
Blätter und zwei kleine Fetzen, die ursprünglich die ersten 
Zeilen der — wie die Schriftzüge ergeben — gleichen 
Handschrift gebildet haben, nachher aber zur Festigung 
des Einbands am oberen Rande des Rechnungsbuchs benutzt 
worden sind. Ein Blick auf die mehrfach vorkommenden, 
durch rote Tinte sich stark heraushebenden Ortsnamen 
und die ihnen folgenden Aufzählungen liess sofort erkennen, 
dass wir es mit einem Teil des im Jahre 1842 von Johann 
Caspar Zeuss veröffentlichten Weissenburger Liber posses- 
sionum zu tun haben, dessen Anlage auf den bekannten 
Abt Edelin zurückgeht. ') Und ein Vergleich der Schrift 
mit den von Zeuss zwischen ö. 6 und 7 seines Werkes 
gebotenen Proben aus dem Codex Edelini schien sofort 
eine bedeutende Ähnlichkeit /.wischen beiden Überliefe- 
rungen darzutun, wenn nicht ihre völlige Identität. Da 
die übrigen Ausserlichkeiten, wie sie von Harster II, S. 6 



') Traditionen possessionc^que Wizeiiburnenses. Codices duo cum supple- 
nicntis. Impcnsis societatis hUtoricac palatinac edidit C. Zeuss, S. 269 f. 
Sachlich ist ferner das Schulproßramm von W. Harsler: Der Güterbesitz 
des Klosters Weissenburg i. E. m vergleichen, 2 Teile. Speicr 1893 u. 1894. 



°gle (mSÄrw 



480 



Kaiser. 



angegeben werden, diese Vermutung noch wahrschein- 
licher machten, war eine genaue Prüfung beider Über- 
lieferungen gerechtfertigt; ich habe sie erst vor einigen 
Monaten in Speicr selbst vornehmen können, da die Ver- 
waltung des Historischen Museums der Pfalz, in deren 
Gewahrsam die von Zeuss herausgegebene Handschrift sich 
befindet, nach wochenlangem Warten und zweimaliger 
Bitte um Beantwortung meines Gesuchs um Übersendung 
der Handschrift an das Strassburger Bezirks-Archiv 1 ) mich 
wissen Hess, *üass nach den Bestimmungen unseres Vereins 
eine Versendung unserer selteneren Handschriften, zumal 
wenn dieselben noch nicht oder nur unvollständig ver- 
öffentlicht sind, nicht möglich ist.t 

Die beiden Fetzen des Kinbands umfassen Teile von 
Nr. i und 2 und von Nr. 20 — 23. Von Nr, 1 die Über- 
schrift >De Wizenburc* nebst den in der Mitte durchge- 
schnittenen folgenden Worten *Ad villam que* und [se-] 
»mel in anno XIIII noctes facere debent. Et se«[mel] 2 ) f 
von Nr. 2 die Worte [huo]»be ad opus domini abbatis« 
und »opus sufficiens ad cu*[stodiam] *) f von Nr. 20; »XV et 
similiter servirec, von Nr, 21; »unaquaque ebdomada III«. 
von Nr. 22: [di]»midietatem ad dorn, curt.« und von Nr. 23: 
»can\ ad monasterium pergerec <) Die beiden Blätter ent- 
halten einen Teil von Nr. 40 und zwar die Worte *debent 
den. III« 6 ) bis zum Schluss, die Nummern 41 — 45, Nr. 46 
bis zu den Worten »in hostem*. *) ferner einen Teil von 
Xr. 72 von den Worten ab: »de terra salica*» 7 ) dann Nr. 
73—75 un d die drei ersten Worte von Nr, 76 *). Beim 
Kinbinden des Rechnungsbuchs ist unser Bruchstück so 
gedreht worden, dass die mit dem Schluss von Nr. 72 be- 
ginnende Seite die erste Umschlagseite geworden ist» die 
man mit einer Signatur (Nr. 7) und der Aufschrift >Expo- 



x ) Schreiben vom M. Oktober 1912; Bitte um Beantwortung vom 4. 
und 25. November. Antwortschreiben des Museums vom 27* November. 
An dieser Stelle danke ich dem Vorstand des KgL Kreisarclnvs zu Speier. 
wo ich schliesslich die Handschrift einsehen konnte, für freundliche Ver- 
mittlung und gastliche Aufnahme. — *) Zeuss a. a. O. S. 273, Z. 18 n. 12 
v. u. — *) Ebenda S. 275, Z. 6 v. u.; S- 274, Z. 2, — *) iibenda S. 279. 
Z. 17 ». 23. — *) Ebenda S. 281, Z. \$ ff. — e ) Ebenda S. 282, Z. I- — 
"} Ebenda S, 284, Z. g v, il - ») Ebenda S. 285, Z. 23. 



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■ 



Libcr possessorium Edelins von Weissenburg. <ig| 

sita conventusc nebst den Jahren 1633 — 44 versehen hat. 
Sie ist durch Mäusefrass stellenweise erheblich beschädigt. 
Vergleicht man beide Überlieferungen miteinander, so fallt 
sofort ins Auge, dass die sämtlichen äusseren Merk- 
male der einen Handschrift sich auch bei der anderen 
finden: die Höhe und die Breite der Blätter stimmt ganz 
genau miteinander überein , der erste Buchstabe einer 
jeden Kummer wie die am Rande stehende Zahl, meist 
auch der Ortsname ist mit roter Tinte hingemalt, auch die 
Einteilung in zwei Spalten zu je 21 Zeilen ist hier wie 
dort zu finden. Auch die Schrift ist genau die gleiche, 
wie ausser dem allgemeinen Eindruck namentlich die Ge* 
staltung des Buchstabens g, dessen unterer Teil in drei- 
facher deutlich erkennbarer Strichführung hergestellt ist, 
und die öfter sich findende weit nach rechts ausgreifende 
Schleife beim rund gestalteten s am Ende des Wortes zu 
erkennen geben: beidemal handelt es sich um eine sauber 
und sorgfaltig wirkende gotische Minuskelschrift aus den 
letzten Jahrzehnten des XI IL Jahrhunderts, die starke 
Neigung zu der von Wilhelm Meyer behandelten Verbin- 
dung umgekehrt zusammentreffender Bogen ') zeigt. 

Obgleich wir es mithin ohne Zweifel in beiden Fällen 
mit demselben Schreiber zu tun haben, ist doch die An- 
ordnung der Handschriften nicht ganz gleich, da die 
einzelnen Spalten bezw. Seiten der einen nicht genau so- 
viel Worte des Textes aufweisen, wie die der anderen. 
Schon auf dem ersten Blatt tritt uns in dieser Hinsicht 
ein Unterschied entgegen, der sich durch den ganzen Text 
hindurch gezogen hat. Dass die eine Handschrift vor der 
anderen eine besonders grosse Neigung zur Kürzung und 
Zusammendrängung der Buchstaben gezeigt habe, ist nicht 
nachzuweisen : in jeder finden sich starke Abkürzungen, 
die in der anderen nicht vorkommen. Was die Kürzungs- 
systeme anlangt, so ist in den gemeinsamen Abschnitten 
durchweg das altere, die Suspension, zur Anwendung 
gekommen. 2 ) 

M Die Buchstaben-Verbindungen der sogen, gotischen Schrift, Abhand- 
lungen der Göttinycr Gesellschaft der Wissenschaften, phü.-hist Kl. N. F. I 
(1896/97) und Sonderdruck (1897). — *) Da die Handschrift, wie erwähnt, 
nicht versandt wird und ein längerer Aufenthalt in Speier für mich ausser 
Zcittchr. f Goch. d. Oberrh. NT. XXVIII. 3. 32 



»oogle FfliHai^uHiv[fi5m 



482 Kaiser, 

Hinsichtlich des Textes weisen beide Handschriften» 
obwohl von einem Schreiber herrührend, allerlei kleine 
Verschiedenheiten auf. So hat die Speierer mit Vorliebe 
die Form prata (in unserem Bruchstück ausgeschrieben 
oder prat) durch prate ersetzt (Nr. 42, 43, 44, 73, 74). Am 
Anfang von Nr. 45 hat die neue Überlieferung die modernere 
Form Kanteskirchen auch in der Überschrift angewandt, 
in Xr. 46 beidemal Knöringen statt Knoringen gesetzt. 
In Nr. 73 und 74 finden sich zwei verschiedene Zahl- 
angaben: in unserem Bruchstück heisst es »XXX (statt XX) 
camisilcc und »V prat« (statt VI prate). ! ) Andere kleine 
Abweichungen, wie Umstellung zweier Worte und eine 
durch Abirren des Auges veranlasste Wiederholung zweier 
Worte können übergangen werden. Dass diese eben zu- 
sammengestellten Merkmale einen einigermassen sicheren 
Schluss auf die Herstellungsweise der Handschriften ztl- 
liessen , wird schwerlich behauptet werden können. Es 
wird wohl so gewesen sein, dass dem Schreiber unserer 
beiden Überlieferungen jedesmal die in der Einleitung des 
Über possessionum erwähnte ältere Zusammenstellung vor- 
gelegen hat, die nun Wort für Wort abgeschrieben worden 
ist, sehr häutig in genauer Wiedergabe des ursprünglichen 
Schriftbildes einschliesslich der auch ihrerseits Eigentüm- 
lichkeiten älterer Zeit widerspiegelnden Abkürzungen, manch- 
mal unter Auflösung dieser letzteren. Dass hingegen eine 
der beiden Überlieferungen von der anderen abhängig sei, 
dürfte nicht anzunehmen sein. Der Mann, dem wir die 
Niederschrift verdanken, wird im Klosler zu suchen sein t 
wo die Kunst des Schreibens von alters her in hoher Blüte 
gestanden hat: da unsere Kenntnis von den Weisscnburger 
Schreiberhänden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts 
mehr als dürftig ist, *) können weitere Schlüsse schlechter- 
dings nicht gezogen werden. 

dem Bereich der Möglichkeit lag und auf absehbare Zeit liegen wird, habe 
ich leider von einer Nachprüfung absehen müssen, ob die Art der Kürzung 
durch die ganze Speierer Handschrift hindurch die gleiche ist und ob sich 
aus einer etwaigen Verschiedenheit gewisse Anhaltspunkte über das Alter 
einzelner Einträge (vgl. Hinter a. a. O. II, S. 15I gewinnen lassen. 

') Zeuss a. a, (X S 285. Z- 1 u. 6. — f ) Dass die wenigen in den Be- 
standen des Klosters Weisscnburg sich noch findenden Urkunden in dieser 
Hinsicht keine Aufschlüsse gewähren, n>ag noch ausdrücklich erwähnt werden. 



! °^' c mawütm^ 



Liber posscsrionum Edclins von Weissenburg. igi 

Das Rechnungsbuch» als dessen Umschlag unser Bruch- 
stück gedient hat, ist infolge eines halbverblichenen, von 
einer Hand des ausgehenden iS, Jahrhunderts herrühren- 
den Vermerks: Premontres ä Haguenau den sehr lücken- 
haften Beständen des Ilagenauer Prämonstratenserklosters 
angegliedert worden und trägt im Strassburger Bezirks- 
Archiv seit mehr denn einem halben Jahrhundert die Be- 
zeichnung H 123g. Das Titelblatt enthalt die Aufschrift: 
Liber reverendi patris procuratoris conventus Hagenoensis, 
in quo descripta recepta ciusdem ex deposito sicut et 
exposita pro conventu, inchoatus primo iulii anno 1633, 
dum f. Petrus Rump praes. iniret prioratum huius con- 
ventus etc. Da über die hier genannte Persönlichkeit aus 
dem zur Verfügung stehenden handschriftlichen und ge- 
druckten Material ') nichts ermittelt werden konnte, musste 
eine genaue Durchmusterung des Registers umsomehr ge- 
boten erscheinen, als die Bestände Hagenauer K löster 
nicht immer, wie mir bekannt war, säuberlich auseinander- 
gehalten, sondern — offenbar bei der wilden Jagd nach 
gewinnbringenden Besitztiteln für den Staat, wie sie in 
der Geburtsstunde der französischen Departemental-Archive 
allenthalben eingesetzt hat — mit einander vermischt 
worden sind, 2 ) Diese Prüfung, die sich ziemlich zeit- 
raubend gestaltete, da der individuellen Angaben nur 
wenige waren, hat schliesslich wenigstens zu dem sicheren 
Ergebnis geführt, dass die Prumonstratenser ihre Ansprüche 
auf das Rechnungsbuch einem anderen Ordenshause ab- 
zutreten haben : der im Dezember 1638 genannte >alte 
Prior Edingerc ist laut Urkunden vom 4, September und 
20. November 1630 in dieser Würde für das Hagenauer 
Dominikanerkloster bezeugt, 3 ) und unsere Handschrift 



l ) Die I-iLeiatur beschränkt sich auf V, Guetber, HUtoire polilique et 
religieuse de Haguenau II» S. \}*> — 14z und auf die dürftigen Angaben bei 
Grandidier-Ingold, Nouvelles ceuvres infrdites IV, S- 165. Ein paar Einzel- 
heiten bei Hanauer, La guerre de Trente ans a Haguenau S* 3° f- ur> d 
bei Ellcrbacht Der dreisjigjährige Krieg im Etsass I, S, $31. — ? ) So ist 
z. B. ein Franziskaner*Copialbuch irrigerweise dem Augustinerkloster zuge- 
wiesen worden fStrasshurger Bezirks- Archiv H 1 174). — % ) Strassburgcr 
Bezirks-Archiv H 1195 (14 D. 2i A ). Auf die Spur leitete u. a. die Angabe 
zum Juli 1641, nach der Vorbereitungen zur Feier des Domin iku stagei 
getroffen wurden. 

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des Liber possessionum hat mithin in der ersten Hälfte 
des 17. Jahrhunderts» ehe sie der Schere des Buchbinders 
verfallen ist, diesem Kloster angehört. ') 

Es bliebe noch die Frage zu erledigen, ob sich etwas 
darüber feststellen lasst f wie die Handschrift aus dem 
Weissenburger Besitz an die Hagenauer Dominikaner ge- 
kommen ist« Das ist nicht gelungen, Zeitpunkt und nähere 
Umstände bleiben völlig im Dunkeln, Nur mag der nicht 
ganz unwahrscheinlichen Vermutung Raum gegeben wer- 
den, dass der Besitzwechsel in Hagenau selbst sich voll- 
zogen haben möchte, wo eine Schaffnei des Weissenburger 
Klosters bezw. Stifts bestanden hat. Grade das Vorhanden- 
sein zweier gleichzeitigen und gleichlautenden Exemplare 
des Liber possessionum, wie ich es nachgewiesen zu haben 
glaube, könnte dazu geführt haben, das eine der Hagenauer 
Schaffnei für den Verkehr mit den Zinspflichtigen benach- 
barter Gemeinden auszuhändigen. 1 ) Und in Hagenau mag 
weiter die Aufzeichnung zu einer Zeit, da sie praktische 
Bedeutung längst verloren hatte , das Interesse eines 
Dominikaners erregt haben und in sein Kloster gewandert 
sein: in stürmischen Zeiten, die für wissenschaftliche Be- 
tätigung keinen Raum gaben, sondern die Menschen nur 
an das Nächstliegende denken Hessen, ist sie dort der Ver- 
nichtung anheimgefallen. 



l \ Es wird kaum nötig soin ( daraufhinzuweisen, dass nach Feststellung 
dieser Tatsache die geringfügigen Bestände de> Dominikanerarchivs nach 
weiteren Resten — erfolglos — abgesucht worden sind. — *) Die Archi- 
valien der Schaffnei (Slrassburger &e*irks-Archiv G 5930—5936 und G 607(1— 
6099) geben keine Anhaltspunkte. Xaiüilich WlfQ auch eine Verschleppung 
in Kriegsbeilen (1525. 1632/33) nicht ausgeschlossen* 



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Badische Geschichtsliteratur 

des Jahres 1912 '). 

Zuaammengctlcllt von 

Karl Hüfmann. 



A. 
BJ. 

Bl. 

Bll. 

DA. 
DU. 

DLZ. 

Freib.DA. 

Freib.Zs, 



Frkftr.Ztg. 
HJ. 
HVs. 
HZ- 

J- 
Jb. 

Jbb. 



Verzeichnis der Abkürzungen. 

Atchiv. 

Biographisches Jahrbuch. 
Blatt 
Blätter. 
Diftzosau -Archiv. 

Difizesanblatt. 

Deutsche Literaturzeitung. 

FVeiburger Diözcsanarchiv. 

Zeilschrift der Gesellschaft für Beförderung der Ge* 
schiebt»-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, 
dem BteifgW und den angrenzenden Landschaften- 
Frankfurter Zeitung. 

Historische* Jahrbuch d. Görresgesellschaft. 
Historische Vicrteljahrsschrift. 
Historische Zeitschrift. 
Jahrgang. 
Jahrbuch. 
Jahrbücher. 



') Vorliegende Zusammenstellung beruht in der Hauptsache auf den Zu- 
gangs Verzeichnissen des Grossh. General* Landesarchivs und der Grossh. Hof- 
und Landesbibliothek. Für freundliche Mitteilung von Beitrügen bin ich 
Herrn Archivdirektor Geh. Archivrat Dr. Obser, Herrn Archiva&sessor Dr. 
Baier in Karlsruhe und Herrn I'iofessor Dr. Jos. Sauer in Freiburg i. Br. 
verpflichtet. Besondern Dank schulde ich den Verwaltungen der Bibliothek 
des Grossh, General-Landcsnrchivs und der Grossh. Hof- und Landcsbibliolhek 
in Karlsruhe, die mir bei der Sammlung des Materials hilfreich zur Hand 
gingen. 



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486 

Kbl.GV. 

KAln.Vxig. 

K.Ztg. 

LC. 

Mh.Gichbl. 

MIöG. 

Miu. 

Mill Heidelb. 

Monbl.SchwarzwV 

Mb 

NA. 

NAGHcidclb. 

NF. 

SA. 

SVGBodcDScc. 

Vh. 

V*. 

WZ. 

Zm. 

z>g. 



Hofmann. 

Korrcspondeiublalt des Gesamlvereins der deutschen 

Gebchichts- und Altertumsvereinc. 
Kölnische Volkszeil ung. 
Karlsruher Zeitung. 
Literarisches Centralbhu. 
Mannheimer Geschieh tablätter, 
Mitteilungen des Institut* für österreichische Geschieht** 

forschuog. 
Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission. 
Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses. 
MonalsblStlcr des Schwauwaldverelns. 

MoButwchrift» 

Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche 

Geschichtskunde. 
Neues Archiv für Geschichte der Stadt Heidelberg, 
Neue Folge. 
Sonderabdruclt. 

Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees, 
Vicrteljahrsheftc. 
Vierteljahrsschrifi. 

Westdeutsche Zeitschrift f. Geschichte und Kunst. 
Zeitschrift- 
Zeitung. 



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III. 



IV. 

V, 

Vi- 
va. 

VIIL 
IX. 

X. 

XL 

XII. 



Inhalt averzeichnta. 

Zeitschriften und bibliographische Hilfsmittel. Nr. r — ig, 
PrJLhUtorische, Römische und Alamannisch-frftnkische Zeit* Nr. 20 — 35, 
Mittelalter und Neuzeit. Nr- 36—70* 

a) Kurpfalz. Nr. Jfl—41** 

b) Baden. Nr. 41—70. 

Topographie, Orts- und Ktrchengeächichie. Nr. 71—200. 

Rechts-, Verfassung*- und Wirtschaftsgeschichte, Statistik. Nr. 201 

—283. 

Kunst- und Haugeschichte. Nr. 284—341. 

Sagen- und Volkskunde. Sprachliches. Nr. 342 — 364. 

Familien-, Wappen-, Siegel- und Münzkunde. Nr. 365—379. 

Bibliotheken. Archive. Sammlungen. Literaturgeschichte. Buch* 

und Unterrichtswesen. Nr- 380—4131. 

Biographisches. Nr. 414 — 480. 

Nekrologe. Nr. 481 — 50t. 

Besprechungen früher erschienener Schriften. Nr, 502 — 559. 



I . . 



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Badische Gcschichtstiteratur des Jahres 1912. 187 



L Zeitschriften und bibliographische Hilfsmittel 1 ). 

i. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (191 1« 
Nr. 1). NF. XXVII. (Der ganzen Reihe 66. Band». 732 S. 

2. Mitteilungen der Badischen Historischen Kom- 

mission (iqii. Nr. 2). Nr. 34. 125 S. 

3. Alemannia (iqi 1. Nr. 3)* 3. Folge IV. (Der ganzen Reihe 

40. Band). 160 S. 

4. Monatsblätter des Badischen Schwarzwaldvereins 

(191 1. Nr. 4). XV. Jahrg. 143 S. 

5. Schriften des Vereins für Geschichte des Boden- 

sees und seiner Umgebung ( f qi 1 . Nr. 5). XLI. 
XIV -f- 230 S. 

6. Freiburger Diözesanarchiv (1910. Nr. 6). NF. XIII. 

(Der ganzen Reihe 40. Band). 305 S. 

7. Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der 

Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von 
Freiburg» dem Breisgau und den angrenzenden 
Landschaften (1911. Nr. 7). XXVIII. 174 S. 

8. Schau-in's-Land (igt i. Nr. 8). XXXIX. 96 S. lllustr. 

9. Freiburger Münsterblätter (1911. Nr. g). VII. J* 

Heft 1 u. 2. 

10. Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidel- 

berg und der rheinischen Pfalz (1911. Nr, 10). 
X. Bd. Heft 1-3. 

11. Mannheimer Geschichtsblatter (191 1. Nr. 11), 2648p. 

12. Die Ortenau. Mitteilungen des Historischen Ver- 

eins für Mittel baden. 3. Heft. 1912. (191 1. 
Nr. 12). 

13. Badische Heimat (Dorf und Hof). (1911. Nr. 13). 

NF. IV. 96 S, 

14. Historischer Verein Alt- Wertheim. Bericht über 

das Vereinsjahr 1912. 

15. Franke nland. Illustrierte Zeitschrift für Geschichte, 

Volks- und Landeskunde, Kunst, Sprache und 
Literatur des badischen Frankenlandes. 19 12. 
Nr. 1. (Nicht weiter erschienen.) 

16. Neue Heidelberger Jahrbücher XVII Heft 1. 



') Bei den Zeitschriften werden aus Raumersparaisrücksichlen biblio- 
graphische Angaben nur insoweit gemacht f als gegen das Vorjahr Ver- 
änderungen eingetreten sind. — Bei der Anfertigung der Auszüge sind im 
allgemeinen nur abgeschlossene Jahrgänge und Bände von Zeitschriften berück* 
sichtigt worden. — Rezensionen aus Zeitungen haben keine Aufnahme 
gefunden; Aufsätze nur insoweit, als sie dem Bearbeiter von den Verfassern 
oder von anderer Seite zur Verfügung gestellt wurden. 



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17. Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger 
Schlosses. VI, 240 S. H- 7 Tafeln. 



18. Baier, Hermann. Badische Geschichtsliteratur des Jahres 

191 1. Diese Zs, NF. XXVII, 471—510. 

19. Rieder, Karl. Die Kirchengeschichtliche Literatur Badens 

in den Jahren 1910 und 1911. Freib.DA» NF. XIII. 
290-301. 



II. Prähistorische, Römische und Alamannisch- 

frankische Zeit. 

20 P Becker, Hans Otto. Auf den Spuren der Römer im 
Odenwald. K.Ztg. 1912. Nr. 258. 2. Blatt. 

21. Fritsch, Otto. Aus Badens römischer Vorzeit. II. Teil. 

Denkmäler der römischen Zivilbevölkerung. Beilage 
zum Jahresbericht der Goetheschule Karlsruhe. Karls- 
ruhe, Maisch u. Vogel, 1912. 38 S. 

22. Scheffelt, E. Kingwälle und Burgruinen des Blauen- 

gebiets. Monbl.SchwarzwV, 1912. S. 55^58. 

23. Seh. [lang], W« Badenweiler und sein Römerbad. Monbl. 

SchwarzwV. 1912. S. 52 — 55. 

24. Schwaedcrle, Anton. Vorgermanische (keltische) Fluss-, 

Berg- und Ortsnamen im Breisgau. Schauinsland 
XXXIX, 49—67. 

25. Wagner, E. Neue Altertumsfunde iu Baden. K.Ztg. 1912. 

Nr. 195. 

26. Baden-Baden* Klein, A- Die Grabungen bei B, Die 

Ortenau 1912. 3. Heft. 115, 

27. Biddersbacher Hof. Christ, Karl u. Gustav. Römischer 

Grabstein vom B. H. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 126 — 127. 

28. Eckarlsbrnnn (Amt Engen). Wagner, E. Kömische Nieder- 

lassung bei E. Röm.-gerroan. Korrespondenzbl. V. Jahrg. 
1912. S. 86—89. 

29. Freiburg. Schmidt, Otto. Prähistorische Reste auf dem 

Schönberg bei F. Alemannia. 3, F 4 IV 98 — 104. 

30. Kirchen. Schmidt, Julius. K. am Rhein. Eine karolin- 

gische Königspfalz, Ein Beitrag zur Kulturgeschichte 
des Oberrheins von der Steinzeit bis zur Gegenwart. 
Mit Illustrationen, zwei Planen und je einer Original- 
zeichnung von J. P. Hebel und H. Daur. Bühl 1912. 
Konkordia. IV -J- 364 S. 

31. Knielingen. Wagner, E. Römische Brandgraber und Be- 

stattungen der La Tfene-Periode in K. Röm.-germau. 
Korrespondenzbl. V. Jahrg. 1912 S. 55 — 58, 



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Badischc Gcschichlslitcratur des Jahres 1912. 4gg 

32. Ladtnburg* Weise, Georg. Römische und fränkische 

Funde in L. Frkftr.Ztg. 1912. Nr. 226 (zweit. Morgen- 
blatt), 

33. Obergrombach* Wagner, B, Römische Niederlassung bei 0. 

Röm.-gerro, KorrespondenzbL V, Jahrg. 191 2. S. 35 — 40. 

34. — Rotl t Hans. Die römischen Ruinen bei O. Karls- 

ruhe, Müller, 1912. 22 S. 

35. Osterburken* Fehleisen, Die romischen Inschriften von O. 

im Renaissancehaus in Schwäbiseh-Hall, Württ. Vh. f. 
Landesgeschichte. NF. 20. Heft 4. 



III. Mittelalter und Neuzeit. Fürstenhaus. 

a) Pfalz, 

3Ö. Fahrmbacher, Hans. Die pfälzischen Truppen im ozea- 
nischen Krieg 1688 — 1697. Mh.Gsehbl. 1912. Sp. 75 
— 84; 105 — 116. 

37. Derselbe. Zur Geschichte der kurplalzischen Armeefeld- 

zeichen. Nach den Vorbildern im K. Bayer. Armee- 
Museum. Pfalzer Museum XXIX 51 — 58. 

38. Konfirmation eines Witteisbachers (Pfalzgraf Job, 

Karl Ludwig) in der Tübinger Stiftskirche. Mh. 
Gschbl. iyi2, Sp. 139 — 140. 

39. Kflnzel, C, Die Briefe der Liselotte von der Pfalz, Her- 

zogin von Orleans. Ebenhausen, Langewiesehe-Brand, 
1912. 479 S. 

40. Strich, Michael, Liselotte und Ludwig XIV. llistor. 

Bibliothek Bd. 25. München» Oldenbourg, 1912. 

41. Rott» Hans. Die Schriften des Pfalzgrafen Ott Heinrich. 

Mitt. z. G, d. Heidelberg. Schlosses VI 21 — 192. 
41». Der pfälzische Hofkalender von 1784. Mh.GschbL 
1912. Sp, 131 — 138; 150—158. 

b) Baden. 

42. Andreas, W. Baden nach dem Wiener Frieden (1809). 

Neujahrsblätter d. Bad. Hist. Kommission NK. XV» 
Heidelberg, Winter, 1912. 87 S« 

43. Das Grossherzogtum Baden in allgemeiner» wirtschaft- 

licher und staatlicher Hinsicht dargestellt. Zweite Aufl. 
Karlsruhe, Braun, 1912. I. Bd. XI u. 1125 S. 

44. Hofmann, Karl, Die Unruhen der Jahre 1848 und 1849 

im badischen Frankenland. Weinheim und Leipzig, 
Ackermann. 82 S. 

45. Kleinschmid, Arthur. Geschichte von Arenberg, Salm 

und Leycn 1789— 1815. Gotha, F. A. Perthes, 1912. 
416 S. 



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490 



Hofmann- 



46. Montarlot et Pingaud. Le congrfes de Rastatt, Corrc- 

spondances et documenls. (1 1 Juin 1798 — 28 Avril 1799). 
Paris, Plcard et fils, 1912. Bd. I. 409 S. Bd. II. 407 S. 

47. Windelbaud» W. Staat und katholische Kirche in der 

Markgrafschaft Baden zur Zeit Karl Friedrichs. Tübingen, 
Mohr (Siebeck), 1912. 



48. Gerwig, Robert. Markgraf Albrecht von ßrandenburg- 

Baireuth. Kirchenkalender der evangelischen Gemeinde 
Pforzheim 1912, S. 44 — 49. 

49. Gothein, Eberhard. Zwei Episoden badischer Fürsten- 

geschichte. 1, Hin unglücklicher Fürstensohn (Markgraf 
Ferdinand Maximilian von Baden). II. Eine tapfere 
Fürstin {Markgrafin Augusta Maria von Baden-Durlach). 
Diese Zs. NF. 27, 543-562. 

50. Krieger, Albert. Regesten der Markgrafen von Baden 

und I lachberg 105a —1515. Vierter Band. Regesten 
der Markgrafen von Baden 1433 — ! 475* Lieferung 1 
und 2. Innsbruck, Wagner, 191 2. 

51. Derselbe. Aus den Papieren des Markgrafen Hermann 

von Baden (1628 — 1 691 ). Diese Zs. NF. 27, 407 — 445; 
562 612. 

52. Lessing» Kurt. Das Bündnis der Städte Zürich und Bern 

mit dem Markgrafen von Baden vom Jahre 161 2. Jahr* 
buch für schweizerische Geschichte 1912. S. 155 — 206, 

53. Metz, Walter. Die Restitution der Markgrafen von Baden- 

Baden nach der Schlacht bei Wimpfen 1622 — 1630. 
Freiburg i. Br. f Fehsenfeid» 1912. 72 S, 

54. Roth, Karl. Der ehemalige Basler Besitz der Markgrafen 

von Baden« Basler Jahrbuch ig 12. S. 195 — 245. 

55. Sido, Otto. Die persönliche Militärgewalt des Gross- 

herzogs von Baden. Rastatt» Greiser» 1912. 48 S. 

56. Walter» Friedrich. Aus den letzten Lebensjahren der 

Grossherzogin Stephanie, Mh.Gschbl. IQ12. Sp. 47 — 58. 

57 Zingeler, K. Th. Briefe des Fürsten Karl Anton von 
Hohenzollern an seine Gemahlin Josephine, geb. Prin- 
zessin von Baden* Deutsche Revue 1 9 1 2, Bd. 4, 
S. 38—46; 287—292. 



58. Chuquet» Arthur. La Campagne de 1812. Mcmoires 

du Margrave de Bade, Paris, 1912. 268 S. 

59. Die Badener an der Beresina am 28. November 1812. 

Jung-Baden 1912. Nr. 2 u. 3. 

60. Fritz, Otto. Baden vor 100 Jahren. Jung-Baden 191 2. 

Nr, 1, S. 7—8, 



t roogle HMaTc«uMiv[ft$iiv 



Badische Gcschichlsliteraiur des Jahres 1912. jgi 

61. Hol/hausen, Paul» Die Deutschen in Russland 1812, 

Leben und Leiden auf der Moskauer Heerfahrt. Berlin* 
Morawe u. Scheffelt, 1912. 2 Bde, 155 u. 260 S. 

62. 1812, Zur Erinnerung an die Taten und Leiden 

der badischen Truppen im russischen Feldzug. 
Bad, Militarvereinsblatt 1912. S* 387 — 392. 

63. Meyer. Der Feldzug nach Russland im Jahre 1812, ins- 

besondere der Anteil der Badener an demselben. K.Ztg» 
1912. Nr. 192 — 194. 

64. Obermüller, Karl Friedrich. Aus der Zeit der Fremd- 

herrschaft und der Befreiungskriege. Sonntagsblatt des 
Karlsruher TagblaUs 1912. Nr, 5 — 11. 

65. Derselbe. Aus der Zeit der Fremdherrschaft und der 

Befreiungskriege. Karlsruhe, C. F. Müller, 1912, 53 S. 



66. Die letzten Ereignisse an unserer Grenze (28, Jan. 

— 3. Februar 1871). Jahrbuch für schweizerische Ge- 
schichte 1912. S. 209—223. 

67. Lang, Eduard und Seubert, Adolf, Die Badische erste 

leichte Batterie von Bodman im Feldzug 1870—1871. 
Karlsruhe, Keiff, 1912. 192 S. 

68. Leiber, Anton. Als Lazarettgehilfe im Feindesland. 

Rastatt, Greiser, 1912. 63 S. 

69. Löffler, Klerucns. Die deutschen Studenten und der 

deutsch-französische Krieg [Heidelberg], K.Ztg. 1912. 
Nr. 81. Erstes Blatt. 

70. Anno 70. Die Kriegserlebnisse eines Dinglinger Musketiers. 

Die Heimat für die ev. Gemeinde Dinglingen. 1912. 

s. 74-76- 

71. Kilian. Infanterie-Regiment Markgraf Ludwig Wilhelm 

(3, Badisches) Nr, 111. 1852 — 1912, Stammliste des 
Offizierskorps und seiner Stammbataillone. Rastatt, 
Greiser, 1912, 238 S. 



IV. Topographie, Orts- und Kirchengeschichte. 

72. Badnerland. Illustrierte Zeitschrift für Wandern und 
Reisen, Industrie, Handel und Verkehr XXIV. 325 S. 



M>* 7J fällt aus. 

74. Fellmeth, Adolf. Das Patronatsrecht in Baden. Die 

Heimat. Evangelisches Geraeindeblatt für die Diözese 
Boxberg. 1912, Nr. 1 u, 2. 

75. Katholischer Oberst iftungsrat Karlsruhe. 1862 

— 1912. [Karlsruhe, Badenia, 1912], 



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Hofmano. 



76. Kranz» Hermann* Aller und Bestand der Kirchenbücher, 

insbesondere im Grossherzogtum Baden, Mit einer Ober- 
sicht über sämtliche Kirchenbücher in Baden, (Zeitschrift 
für die Geschichte des Oberrheins, Ergänzungsheft 1.) 
Heidelberg, Winter, 1912. 154 S, 

77, Windel band, Wolf gang, Die Religionsbestimmungen 

im Erbvertrag von 1765 zwischen Baden-Durlach und 
Baden-Baden. Diese Zs. NE. 27, 70-09. 

78, Derselbe, Staat und katholische Kirche in der Markgraf- 

schaft Baden zur Zeit Karl Friedrichs, Tübingen, Mohr, 
1912, 171 S. 

79. Wollhard» Ad. Kirchliches Leben zur Zeit des Absolu- 

tismus, Suddeutsche Blätter für Kirche und freies 
Christentum 191 2. Nr. 36. 

Ar. So fallt aus. 

81* Pellegrini, J. de. Badisches Verkehrsbuch [1912]. 194 S. 



Aasen s. Nr. 292. 
S2. Adelsheim, ßadnerland 24, 120-122. 
Adelsheim s. Nr. 283, 

83. Anlogast* Basy, Kdraond. Bad. A. Badnerland 24» 

214—215. 

84. Baden-Baden. Badnerland 24, 13 — 15. 

85. — Goldschmidt» Alfred. B #i das ehemalige Bauernbädle. 

K.Ztg. 1912 Nr. 21g. Zweites Blatt. 

86. — Müller, Georg. Aus dem B. Badcleben. Badische 

Landeszeilung 1912 Nr. 376. 

87. — Rössler, Oskar. Aus dem B. Badeleben. II. 1690 

— 1825. Ärztliche Mitteilungen aus Baden 1912. S. 83 

—88. 

Baden-Baden $. Nr. 249; 293. 

88. Badenweiler im Markgraflerlande. Badnerland 24» 21 — 23. 
Badenweiler s. Nr. 23. 

89. Baar. Sernatinger, Hermann, Die B. Badnerland 24, 

16b— 1Ö7. 

90. Bernau, Badnerland 24» 93 — 94. 

Bernau s* Nr. 294. 

91. Ä Blasien. Gerhard, C- St. Bl. Badnerland 24, 136 

— 137; '5°— «5 2 - 

Boxberg s. Nr. 74; 207; 282; 295; 296. 

92. Bonndorf. Spiegel halder, Friedrich. Die Tektonik im 

oberen Teil des Bonndorfer Grabens. (Kreib. Dissert.) 
Heidelberg, Winter, 1912, 43 S. 

93. Breisach. Badnerland 24, 148—149. 



* nmSSlm. 



Badische Geschichtslitcralur des Jahres 1912- 4Q3 

94. Breisgau* Lehmann» Andreas. Die Entwicklung der 

Patronatsverhältnisse im Archidiakonat Br, 1275 — 1508, 
Freib.DA. NF. 13, 1— bt>. 

95. — Wanner. Jakoh Otter. Der erste ev. Prediger im Br, 

Die Dorfheimat für die Gemeinde Nimburg 1912. S. 26. 

96. — Wlrth, Hermann. Gallische Ortsnamen im Br. Ale- 

mannia 3* F. IV 88 — 92. 

Brtisgau %. Nr. 24. Bruchsal L Nr. 297 — 398; 380. 

97. Buchen. B. und Umgebung,. Buchen [1912]. Paul Leo 

Krüger. 4 1 S. Illustriert. 

Buchen s. Nr. 283; 388. Burgheim s. Nr, 299. 

98. Dinglingen. Eine Kirchen visitatio n aus alter Zeil, 

1667. Die Heimat für die ev. Gemeinde Dinglingen 
1912. S. 69 — 74. 

99. — Von grosser Kriegsnot (1632— 1648). Die Heimat 

f. d. ev. Gemeinde Dinglingen 191 2. S. 2 — 3; 54 — 56. 

100. Donaueschingen. Sernatinger, Hermann. D, Badner- 
land 24» 176. 
Doistnheim %* Nr, 300. 

lOi, EberbacA. Eberbacher Geschichtsblatt 1912. 

102. Emmendingen. Maurer, Heinrich. E. vor und nach 

seiner Erhebung zur Stadt. Zweite Auflage. Emmen- 
dingen 1912. 185 S. 

103. — Stirlin, Karl. Geologische Untersuchungen im Gebiete 

der E. Vorberge (Freib, Dissert.). Heidelberg, Winter, 
1912. 146 S. 

104. — Die Ruine Hochberg bei E. Badnerland 24, 109 

— 1 1 1. 

105. Ettenhtim. Fcstbuch. Mannergesangverein E. Ktten- 

heim, Leibe! [1912]. 128 S. 
Eittnheim n. Nr. 21 5. 

106. Feldberg. Lott, L. Winterleben am F. Badnerland 24, 

6-7- 

/-ranken s. Nr. 208. Frankenland** Nr. 15; 44: 345: 359. 

107. Frauenalb, Goldschmidt, Alfred. Fr. K.Ztg. 1912. 

Nr. 326. 2. Blatt. 

108. Freiburg. Albert» Peter P. Urkunden und Kegesten 

zur Geschichte des Münsters. Freib. Münsterblätter. S, 

*7— 45*. 66-84. 
109* — Allgeier, Arthur. Die Aullösung des Jcsuitenkolle- 
giums zu Fr. im Breisgau im Jahre 1773, Freib.DA. 

NF. 13, 244—255. 

mo. — Dold, August. Studien zur Geschichte des Domi- 
nikanerklosters zu Fr. im Breisgau. Freib.DA. NF. 13, 
67 — 97, 

111. — Fahrner, A. Neues Freib. Wanderbuch für Schwarz- 
wald, Kaiserstuhl, Vogesen und Schweiz. Freiburg, 
Lorenz, 191 2. 76 S. 



■ 



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494 



Ilofmann. 



112. Freiburg. Festschrift für das XI- Oberrheinische 

Kreislurnfest in F. [Freiburg] i g r 2. 62 S. 

113. — Freiburg. Badnerland 24, 145 — M7- 

114, — Haffner, Otto. Bilder aus Alt-F. Badnerland 24, 

301 ' 303- 

1 15, — Rest, Josef. Beiträge zur Geschichte der Universität F. 

Freib.Zs. Bd. 28 (1912) S« 128 — 146. 
i 16. — Sander» H. Akademiker aus Freiburg als Kämpfer 

für Osterreich 1809. Innsbruck» Wagner, iqi2. 
117. — Schuster» Karl. Die Graber im F. Münster. Freib. 

Münsterblätter 8, \ — 26. 
/reiiurg s. Nr. 209--210; 2 16—217; 2 4': 28 °: 3°*— 3°4; 37*>: 455- 
1 18. Freudenberg, Kappes» G. F. Bote für die Grafschaft 

Wertheira 1912 Nr. 5. 

119. Friesenheim, Neu, H. Die Schlachten bei Fr. u. Witten- 

weier im Jahre 1638. Die Ortenau. 3» 29—38. 

1 20. Furtwangen. Seh. F. Monbl.SchwarzwV. 1912 S. 2 — 4. 
GaUhach s. Nr. 305, Gengcnhatk 5. Nr. 204. Guiach s. Nr. 306. 

121. Haslach. H. im Kinzigtal. Verkehrsverein Haslach [191 2.] 

8 S. 

122. Kempf, Joh. Karl. H. im Kinzigtal und der heilige 
Brunnen. Haslach 1912. 66 S. 

123. Och sie r t H. H. und das Kinzigtal. Die Ortenau 191 2. 

3. 57-Ö3- 

124. — Ritter, Ernst. Hansjakobs Heimai. [Haslach 1912.] 

45 S. 

125. Haltingen. Glock, W. Hattingens Orts* und Schulgeschichte, 

Lörrach [1912.] 50 S, 

tfetklingtn s. Nr. 385* 

126. Heidelberg, H. Badnerland 24, 2 — 4, 

126*. — Die Franzosen in Heidelberg. Iladisches Museum 
igi2 Nr. 86. 

127. — Eekardt« Johann Heinrich. Ein Lied auf das H, 

Fass. Mh.GschM. ig 12. Sp. 18 — 20. 
Heidtfrerg s. Nr. 2ii; 228—229; -4»; -73= 30 8 ~3M: 343- 347: 

37^; 383: 395: 4'3- 
Ar. lm8 fallt aus. 

Ifeimboth s. Nr, 383t. Htitershtim s. Nr. 462. 
129. Hornbcrg, Hofheinz-Gysin, Anna. H. Badnerland 24, 

57-59; 67-69. 
A>. ijo fällt aus. 

131. Istein, Der L Klotz. Badnerland 24, 253—254. 

132. KaiserstuhL Schlang, Wilhelm. Arn K. Eine Heiraat- 

schilderung. Emmendingen, Uöller. 40 S. 
A'aisenfuht s. Nr. 244. 

133. Karlsruhe. Chronik der Haupt- und Residenzstadt 

K. für das Jahr 191 1, 27, Jahrg. Karlsruhe, Macklot. 
191:. 



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ffitNfüGNUHIVER^n 



Badische Gcschichlsliteratur des Jahres 1912* jg= 

134. Karlsruhe. K. Badnerland 24, 173 — 175. 

135. — Goldsehraidt, Alfred. Rundgang um K. K.Ztg. 

1912 Nr. 271 u. 272. 

136. — M. K. Aus K. allen Tagen. Sountagszeitung des Karls* 

ruber Tagblatts 1912 Nr. i — 3. 

137. — Schwarz, Benedikt. Karlsruher Klassenlotterie 1765. 

Karlsruher Tagblatt 1912 Nr. 185. 
Karhruke s. Nr. 223; 260; 261; 315— 320; 381—382; 412; 454; 
47O—47I. 

138. Kirchen. Schmidt, Julius. K. am Rhein. Mine karolin- 

gische Königsplalz, Bühl, Konkordia. 1912. 304 S. 

139. Kirnbach. Linde, Otto, Praktischer Naturdenkmalschutz 

(K. Amt Waldshut). Badische Heimat. 4. Jahrg. 1912. 

s. .5. 

140. Konstanz, v. Arx, Konrad, Hadnerland 24, 23 — 25. 

141. — Wirz, Hans Georg. Zürich und K. im Kampf zwischen 

Ludwig dem Bayer und dem Papsttum. SVGBodensee 
1912. S. 129—223. 

142. — Kaiser. Die Entstehung und Entwicklung der Diözese K. 

Gemeindebote d. ev. Gemeinde Konstanz 1912. Nr. 2 — 5. 

143. — Roller, 0. K. Beiträge zur Geschichte Konrads von 

Tegerfclden, Bischof von K. Freib.DA. NF. 13, 255 

— 264. 

Komtani 8. Nr. 203; 321; 321*. Krozingen a. Nr. 240» 

144. Ladenburg. Dörr, Albert, Der Bischofshof in Laden- 

burg a. N. {Karlsruher Disscrt.). Mainz [1912], 53 S. 

Ladenhurg s- Nr. 322—327; 375. 

145. Langenbrücken. Krieger. Bad L. Ärztliche Mitteilungen 

aus Baden 1912. S. 164 — 165. 

146. La ngenste inlach. Sander, E. L., das einstige Kürstenbad. 

Chronik mit 14 Kunstdrucktafeln. Karlsruhe, Sander, 
1912. 87 S. 

Langen sfeinbach t. Nr. $28* 

147. Lautenbach. Christ, Karl, Ein pfalzgräflicher Kirchen- 

Stifter zu L. im Renchtal. Mh.Gschbl. 1912, Sp, 219 

— 220. 

148. Mainau. Die Insel M. Badnerland 24, 197-198. 

149. Mannheim. Huffsehraid* Reise von Zürich nach M. 1781. 

Mh.Gschbl. 1912. Sp, 26 — 34. 

150. — Stich, Hans. Eine pfalzgrällich Stollbergische Reise 

von Geldern nach M, Pfälzer Museum 2Q, 7! — 73. 

151. — Walter, Fr. und Wiehert F. Versuch einer Methode 

der Strassenbencnnnng mit besonderer Berücksichtigung 
der Mannheimer Verhaltnisse, Mannheim 1912. 30 S. 

152. — Das Schillerhäuschen im Jungbusch. Mh.Gschbl. 

1912. Sp. 92—93- 



08 fe ™Ä 



49 6 



Hoimano. 



153. Mannheim. Bericht des Diözesanausschusses über 

die kirchlichen und religiös*sittlichen Zustände der 
Diözese Mannheim im Jahr 1911. Mannheim, Hahn» 
ICJ12. 29 S. 

154. — Das Festmahl bei Einweihung der Eintrachts- 

kirche 1Ö80. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 93 — 94. 

155. — Die Sahnengründe bei M, Mh.Gschbl. 1912. Sp, 117. 

156. — Briefe über M. vom Jahre 1785. Mh.Gschbl. 1912, 

Sp. 204—218; 224 — 234; 243 — 249. 

157. — Musikfest. Dem Andenken Gustav Mahlers. f 11. Mai 

191 1, Mannheim 1912. 48 S. 
Mannheim s. Nr. 213; 224 — 225; 235 — 236; 248; 251—254; 262; 274 
—275: 330—335; 3 6 3- Markgräßtrland 5- Nr, 351: 357; 392, 

158. üfaxau, K. Die Rheinbäder in M. Bad. Landeszeitung 

1912 Nr. 274. 

159. Meersburg, Schneider, Thckla. Schloss M, Annette 

v. Drostes Dichterheim. Mit einem Titelbild, '14 Text- 
abbildungen und einer Handschriflprobe, Stuttgart, 
Muth. [1912]. 146 S, 
Memtnsehwand s. Nr. 256. 

160. Afesskirch* Gröber, Konrad. Der Altkatholizismus in M. 

Die Geschichte seiner Entwicklung und Bekämpfung. 
Kreib.DA. NF, 13. 135— »99* 

161. Mosbach* M. im Odenwald. Führer durch die badische 

Amts* und Kreisstadt M. im Odenwald. Mosbach, Wald- 
baur, 1 g 1 2. 3 1 S. Illustriert. 

162. — M. Badnerland 14, 112 — 113; 124. 
Moibtuh 1. Nr. 214; 257. 

163. Munzingen. Spreter, K. H. Archivalien des gräflich 

Kageneck'schen Archivs in M. Mitt. 35, 13—86. 

164. Münehweitr* Schwarz, Benedikt. M. Ettenheimer Ztg. 

191 2 Nr. 230. 

Murgtai s. Nr. 233; 237; 250. 

165. NtckarlaL Fahrten ins N. Badnerland 24, 15 — 16; 35 

— 37 ; 59 — 60 ! 80— 81. 

166. Neckarau. Kurfürstlicher Bettelbrief für die Wieder* 

herstellung der St. Annakirche in N. 1514. Mh.Gschbl. 
1912 Sp. 1 ib — 1 17. 
Neetarau s. Nr. 205 : 206. Xeetargemünä s. Nr. 336. 

167. Neckarhaustn. Christ, Karl. Burg »Hundheim« bei N. 

Mh.Gschbl. 1912. Sp. 213 — 214, 

1 68. Xtuwtür. Reinfried, K. Das unlere Schloss zu N. Die 

Ortenau 191 2. 3, 1 — 24. 

169. Nimburg. Kriegsnöte in unserm Lande (1796). Die 

Dorfheimat. Gemeindeblatt für die Gemeinde N. 1912. 
Kr. 4. 



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ßadische Gtschichtslitcratur des Jahres i -i: jq- 

170. Xonnemvtier* Aus dem Leben einer alten Dorfkanzel. 

(1642 — 1659). Ev. Gemeindebote Nonnenweier. 1912. 

S. 33—34. 

171. Odeishofen. Süttertin, Ad. Die Ilebelinsel bei O. K.Ztg. 

1912, Nr, ioi. Zweites Blatt, 
Qherrhiin s. Nr. 263; 272. Odenuaid 5. Nr. 20: 342; 352. 

172. Offenburg. [Batzer, Ernst]. Führer durch die Kreis- 

hauptstadt O. Verlag der Stadt Offenburg 1912. 48 S. 

Ottendorf s. Nr. 360. 

173. Oppenau, Ruf, J. Der Stadtbrand von U. 1615. Die Ortenau. 

1912. 3, 1 16* 

174. — O. im badischen Schwarzwald. Führer durch die Stadt 

und Umgebung in Geg-enwart und Vergangenheit. 
Oppenau, Verkehrs- und Verschönerungsverein, 1912. 
127 S. 
Oppenau s. Nr. 338. 

175. Ö/igham. Wiedereröffnung des Öt. Volksschauspiels, K.Ztg. 

191 2 Nr. 140. Zweites Blatt. 
Ötigheim s. Nr. 337; 398* Ortenau s. Nr. 212; 231; 238; 252. 

176. Pforzheim. Bieneck, G. PI, Badnerland 24, 157 — 158. 

177. — Gerwig, Robert. Die Altenstadt zu Pf. Kirchliches 

Gemeindeblait für Pforzheim 1912. S, 7— IIj 15—18; 
22—25; 3>—36; 40—43; 48—5<; 60- 63; 77— 79; 
84-87. 

178. — Derselbe. Aus alten Pfarrakten. Zur Kulturgeschichte 

des 1 8. Jahrhunderts, Kirchliches Gemeindeblatt für 
Pforzheim 1912. S. 2—4. 
Pforzheim |. Nr. 204. Radtlfzelt $. Nr. 218. Rastatt s. Nr, 339. 

179. Säekingen. Halske t Herbert, in der Stadt St. Fridolitis. 

Badnerland 24» 181 — 183. 

180. Sandhofen. Heck, Fritz. Chronik von Sandhofen, Schar- 

hof, Santorf und Kirschgartshausen. Sandhofen, Kessler 

[1912]. 56 s. 

181. Sthoriaii. Das 300jährige Ortsjubiliiura von Seh. bei 

Heidelberg. Mb.Gschbl. 1912. Sp. 181-182. 

Sthortau $, Nr. 3S6. 

182. Schxoartwald* Eine Schwarzwaldreisc im Jahre 178t. 

K.Ztg. 1912 Nr. 181. Zweites Blatt. 

183. — Walter, M. Zur Kulturgeschichte des Schw. Geogra- 

phischer Anzeiger. 13. Jahrg. Heft II, 
Sckwabtnitttmtr Hof s. Nr- 2«$. Stk w a r twaid i. N. 227; 239; 265; 
271; 287; 288; 307; 393. 

184. Sehweigern. Heyd. Bezirksfest des evangelischen Bundes 

in Schw. Die Heimat. Fvangel. Geraeindebote für die 
Diözese Boxberg. 1912 Nr. 6. 

Schwetzingen s- Nr. 34O. 

185. Taubergrund. Die Unwetterkatastrophe im T. am 

29, Mai 191 1. K.Ztg. 19 12 Nr. 26. 

Zeiuchr, f. Geich. d, Obtrrh. N.F. XXVIII. 3. 33 



«k mmSÜsfft 



do8 Hof in »DU. 

186. Todtmoos. J* N. G. Zur Geschichte von T. Die Chronik 

des Bürgermeisters Joh« Georg Schmidt von Hinter- 
Todtmoos. Fremdenblau für Todlraoos 1912 Nr. 1 — 16, 

187. Unteraipfen. Ebner, Jakob. Geschichte der Pfarrei U. 

(S. A.). Freiburg 1912. 58 S, 

188. — Derselbe. Geschichte der Pfarrei U. Freib.D.A. NF, 

■3. 97— '35- 

Viltingen s. Nr. 266; 301. 

189. Vogtsburg, Hügel, Ernst. Über den Dysanalit von V, im 

Kaiserstuhl (Freib. Dissert.). Freiburg, Wagner, 1912. 

52 s. 

190. Waldkirch* Wetzel, Max. W« im Elztal, Stift» Stadt und 

Amtsbezirk. I. Teil. Freiburg 1912. 368 S. 

191. WehrataL Das \\\ Fremdenblatt für den Kurort Todtmoos 

1912 Nr. 8. 

192. Weinheim. Seidner, \V\ an der Bergstrasse. Mh.Gschbl. 

1912. Sp. 34—39- 

193. — W. an der Bergstras.se, Badnerland 24, 05 - 6ö; 79— 80. 

Weinhtim s. Nr. 341. 

194. Weissenslein, Gerwig, Robert. Aus \V. Geschichte und 

Sagenschatz. Monbl.SchwarzwV. 1912. S. 89 — 94. 
IVeisweil s. Nr. 356. 

195. Werdenberg* Butler, Placid. Die Freien von Castelbarco 

(Kasteiwart) als Herren der Grafschaft W, 1493 — 1498. 
Anzeiger lür schweizerische Geschichte 1912. 43. Jahrg. 
Heft 1 u. 2. 

196. Wertheim. E. Aus der guten alten Zeit (1778). Bote 

für die Grafschaft Wertheim 1912 Nr. 12. 

197. — ßadnerland 24, 230 — 232, 
Wtrtheim s. Nr 37g; 350; 452. 

198. Windeck. Goldschmid t, A Ifred, W. K.Ztg. 1912, Nr. 293. 

199. WiesentaL Zimmermann, Walter. Naturdenkmaler im W, 

und seinem Bereich. Badnerland 24, 237 — 239; 246 
— 247; 254 — 255. 
Witienwtitr s Nr. 119. Wolfath s. Nr. 353. 

200. WonnentaL Krebs, Engelbert. Stift W.s letzte Tage und 

Ende. Schau-in's-Kand 39, 40 — 48; 75 — 96. 



V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte. 

Statistik. 

201. Das Grossherzogtum Baden in allgemeiner, wirtschaft- 
licher und staatlicher Hinsicht dargestellt. Mit Unter- 
stützung des Grossh. Ministeriums des Kultus und 
Unterrichts herausg. von Edmund Rebmann, Eberhard 
Gotheln, Eugen von Jageraann. Zweite vollständig um- 



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Radischc Geschichtslitciatur des Jahres 1912. .qq 

gearbeitete Auflage. Erster Band. Karlsruhe, Braun, 
1912. XI u. 1125 S. und 3 Karten. 

202. Andreas, Willy. Zur Beurteilung der badischen Verwal- 

tungsorganisation vom 26. Nov. 1809. Diese Zs. NF. 

27. 308—333- 

203. Ituchegger, Karl. Die Verfassung und Verwaltung der 

Stadt Konstanz im iS. Jahrhundert unter Berücksichtigung 
der Tätigkeit des Stadthauptmanns Franz von Klane. 
Kerlin, Trenkel, IQ12. 236 S. 

204. Hellinger, Karl. Die Carolina und die Hexenverfolgung 

in Gengcnbach. Archiv für Strafrecht 59, 389 — 397. 

205. Höflich, F. Der Neckarauer Wegschnitt. Mh.Gschbl. 

igi2. Sp. 234 — 235. 

206. Christ, Gustav. Der Neckarauer Wegschnitt. Mh.Gschbl. 

1912. Sp. 249 — 252. 

207. Hofmann, Karl. Das älteste Boxbcrgcr Stadtrecht. NAG 

Heidelb. X 43-50. 

208. Kornbaum, Anton. Die Aufhebung des Herzogtums 

Franken. NA. 37, 786 — 790. 

209. Lahusen, Johannes. Nochmals der Freiburger Stadtrodel 

und sein Schreiber. M15G. XXXIII 356—363. 

210. Derselbe. Erklärung (Freiburger Stadirodel betr.). Diese 

Zs. NF. 27. 333 — 335- 

211. Koehne, Karl. Ein Entwurf zur Vereinheitlichung des 

Heidelberger Zunftrechts im 16. Jahrhundert. NAG 
Heidelb. X (1912) S. 20—42. 

212. Kohler, J. Aus der Geschichte der Carolina. Die Ortenau 

1912. 3, 87—91. 

213. Bestrafung von Ehebrechern in Mannheim. Mh. 

Gschbl. 1912. Sp. 183. 

214. Strassenpolizeiordnung für die Stadt Mosbach. 

Mosbach, Eierraann, 191 2. 14 S. 

215. Rest, J. Kttenheimer Hexenprozesse im 17. Jahrhundert. 

Die Ortenau 1912. 3, 38 — 57. 

216. Rörig, Fritz. Nochmals Freiburger Stadtrodel, Stadt- 

schreiber und Beispruchsrecht. Diese Zs. NF. 27, 16 

— 33- 

217. Derselbe. Schlusswort (Freiburgor Stadtrodel). Diese Zs. 

NF. 27, 335. 

218. Ruoff, Fritz. Die Radolfzeller Halsjferichtsordnung von 

1506. Karlsruhe, Braun, iqi2 (Freiburg, Abhandlungen 

aus dem Gebiete des öffentlichen Rechts, lieft 21). 
21g, Schmidt M, Verfassung und Verwaltung des Grossher^ 

zogtunis Baden, Münehen*Gladhach, Volksvereinsverlag, 

1912. 56 S. 
220. Derselbe. Steuerwesen in Baden, München-Gladbach, 

Volksvereinsverlag, 1912, 72 S» 

33* 



ogk m^mmm^ 



cqO H ofmann. 

221, Thölke, Arnold. Die Bede in Kurpfalz von ihren An- 

fangen bis ins 18, Jahrhundert, N. 11. Jahrbücher XVII 

222, Winkler, L. Badische Bürgerkunde, Stuttgart» Grüninger, 

[1912J. 230 S. 

225. Berg, Georg, Die Milchversorgung der Stadt Karlsruhe, 
München u. Leipzig, Dunker u. Huniblot, 1912. 168 S. 

224, Blaustein. Mannheimer Hafen- und Wasserverkehr, Export* 
Woche XIV Nr, 46- S. 14—18. 

225/226, Busani, W. und Hausser, C, Gewerbeverein und 
Handwerkerverband Mannheim. Festbericht zur Feier 
des 70jährigen Bestehens. 1912. 56 S, 

227. Damm, Faul. Volkswirtschaftliche Plauderei über den 

Schwarzwald. Badnerland 24, 269 — 272, 

228, Donat, Walter, Die Geschichte der Heidelberger Apo- 

theken. Heidelberg, Koster, 191 2, 136 S. 
22g. Derselbe. Die Geschichte der Heidelberger Apotheken, 
NAGHefdelb. X. 65—192. 

230. Fhrler, Josef. Die Wohnungsfürsorge in deutschen Städten. 

K.Ztg. 1912 Nr. 82. Zweites Blatt. 

231. Fischer» C. Die Zelter Porzellanindustrie. Die Ortenau 

19 1 ** 3. 73—87. 

232. Freudenberg, Karl Friedrich. Die neuzeitliche Volks- 

wirtschaft und die Existenzbedingungen der Familien in 

der badischen Pfalz. Karlsruhe, Braun, 1912. 350 S. 

2 33* Frieke, H. Murg talwerk und Heimatschutz in der zweiten 

Kammer des badischen Landtags. Badische Heimat. 

4. Jahrg, 1912, S. Si — 91. 

234. Geisse, A. Das feuersichere Strohdach. Eine hygienisch* 

wirtschaftliche Skizze, Badische Heimat, 4, Jahrg. 1912. 

5. 10-33. 

235. Gerard, M. C. Mannheims Industrien, txport- Woche 

XIV Nr. 46, 18 24. 

236. Gerhard, Paul. Die Rntwickelung der Mannheimer In- 

dustrie von 1895 — 1907 und ihr Kintluss auf das 
Wohnungswesen. Karlsruhe, Macklot, 1912* 1 13 S. 

237. Goldschmidt, Alfred. Das Murgtal (Nwgwark). K.Ztg. 

1912. Nr. 193, 2 Blatt. 

238. Derselbe. Weinernte in der Ortenau. Badnerland 24, 

261 — 263; 272—273. 

239. Derselbe. Die Schwarzwälder Uhrenindustrie. K.Ztg. 1912 

Nr. 39. 

240. Mine neue Heilquelle bei Krozingen im Breisgau. 

Badnerland 24* 4 — 5. 

241. Hermann, Rudolf. Die Finanzen der Stadt Freiburg 

während der letzten 20 Jahre. Lahr, Schauenburg, 1912. 
121 S. 



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Bad i sehe Gcschtcht&literatur des Jahres 1912. SOI 

242. Hassingcr» Heinrich. Der oberbadische Tabakbau und 
seine wirtschaftliche Bedeutung. Kartsruhe, Braun. 191 2. 

243 244, Hirtlcr, Heinrich. Vcrschuldungsverhältnisse der 
Kleinbauern des Kaiserstuhls. Karlsruhe, Braun, 1912. 

245. Hof. Der Vierdörferwald. Monbl.SchwarzwV, 1912- S, 68 

-7a 

246. Holtzmann, Friedrich. Gewerbehygiene der Leder- 

fabrikation in der badischen Industrie. (Karlsruher Disser- 
tation). Braunschweig, IQ12. 28 S, 

247. Hummel, Hermann. Baden und die Eisenbahngemein- 

schaft. Karlsruhe, Braun t igt 2. 

248. Koehne, Carl, Reformen und Reforraprojekte in Heidel- 

berg und Mannheim als Vorläufer der Gewerbefreiheit 
in Deutschland, (Verhandlungen auf der ersten Haupt- 
versammlung der internationalen Vereinigung für ver- 
gleichende Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft zu 
Heidelberg). Berlin, Vahlen. S. 555 — 571. 

249. Derselbe. Kurortwesen und Kurtaxe in geschichtlicher 

Entwicklung [Baden-Baden], Berlin, Allgemeine medi- 
zinische Verlagsanstalt, iyi2. 42 S. 

250. Kümmel. Zum Schutze der Heimat. Neckarkanalisation 

und Murgkrafiwerk vom Standpunkt des Heimatschutzes. 
Badische Heimat. 4. Jahrg. ig 12. S. 65 — 76. 

25 1. Krone-\Vörner f Pauline. Einführung der Heimarbeit 

als Vorbeugungsmittel gegen die Landflucht. Badische 
Heimat. 4. Jahrg. 1912, S. 1—4. 

252. Trinkwasserversorgung von Heidelberg und Mann- 

heim 1768, Mh.Gschbl, 1912. Sp. 92, 

253. Ein Gesuch des Steinmetzen Josef Jetelisco 1723. 

Mh.GschbL 1912, Sp. 256 — 257. 

254. Anfertigung des Meisterstücks bei den Zünften, Mh. 

Gschbl. 1912. Sp. 259 — 260, 

255. Nuzinger. Hemmnisse der landlichen Wohlfahrtspflege 

und ihre Überwindung. Badische Heimat. 4, Jahrg. 
1912. S. 34^ 40; 59 62; 76—79. 

256. Vom Spinnfest zu Mcnzcnschwand. Bad. Heimat. 

4. Jahrg. 1912. S. 14—15. 

257. De Pelegrini. Die Fremdenindustrie im Grossherzogtum 

Baden, Export-Woche XIV Nr. 46, 24 — 28. 

258. Pfaff, Fridrich. Das Strohdach. Alemannia, 3. F. IV. 

■ 50—I59- 

259. Pfeiff, Emil. Die badischen Staatseisenbahnen und die 

Grosschiffahrt auf dem Oberrhein. Karlsruhe, Braun, 
191 2. 72 S. 

260. Derselbe. Ein französisches Urteil über den Karlsruher 

Rheinhafen, Der Rhein. 1912, Nr. 18 u. 19. 



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cq2 Hofmann. 

261. Protokoll über die Verhandlungen des 14. badi- 

schen Handelstags in Karlsruhe am 11. Mai 1912. 
Mannheim [191 2]. 134 S. 

262. Reichert» Jakob. Das Sparwesen in der Stadl Mannheim. 

Leipzig, Pierer, 1912, 57 S. 

263. Rosehr. Die Standorte der eisenverarbeitenden Industrien 

am Oberrhein. Karlsruhe 191 2, 

264. Kücklin, K. Die Plbrzheiraer Schmuckindustrie. Stuttgart, 

Kranck, 1912. 55 £. 
263. Aus der Geschichte der Uhrenindustrie im Schwarz- 
wald. Badnerland 24, 277 — 27g. 

266. Schenck, Ernst. Das Finanz* und Steuerwesen der Stadt 
Villingen im Schwarzwald, in seiner Entwickelung und 
seinem Bestände gegen Ausgang des 17. Jahrhunderts. 
Borna-Leipzig, Noske, 1912. 48 S. 

267 268. Sehmid, M. Wirtschaftskunde Badens, Ililfsbueher 
für Volksunterrichtskurse. München-Gladbach, Volks- 
vereins- Verlag, 1912. 56 S. 

269. Schmidt, H. Die Höri-Bahn. Singen [1912]. 

270. Schott, Sigmund, Mannheims wirtschaftliche Bedeutung. 

Export-Woche XIV Nr. 46, 7—9. 

271. [Siegrist]* Denkschrift über die Verkehrseinrichtungen 

und Elektrizitätsversorgung der Stadt Karlsruhe, Karls- 
ruhe, Müller, iqi2 t 22 S. 

272. Sutter, 0. E. Wirtschaftsbilder vom Oberrhein (S. A.). 

Frankfurt, Sozietats-Druckerei [1912]. 40 S. 

273. Die Wachsmanufaktur im Schonburger Hof zu 

Heidelberg, Mh.Gschbl. 1912. Sp. 183 — 185. 

274. Walter, Friedrich. Das Mannheimer Gültregistcr von 

1617. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 192 — 204. 

275. Derselbe. Das Schildausstecken der Mannheimer Metzger- 

gesellen im Jahre 1756. Mh.GeschbL 1912. Sp, 40 — 44. 

276. Zcntgraf, Eduard. Die Privatwalclungen des Wolftales 

im badischen Schwarzwald. 1. Teil. Darmstadt, Wittich, 
1QI2. 40 S. 

277. Statistisches Jahrbuch für das Grossherzogtum 

Baden. 39. Jahrg. Karlsruhe, Macklot, 1912. 

278. Statistische Mitteilungen über das Grossherzogtum 

Baden. Herausgegeben vom Grossh. Statist. Landes- 
amt N.F« V. Jahrg. 191 2, Karlsruhe, Muller, 1912. 

279. Zur Bevölkerungsstatistik der Grafschaft Wertheim. 

Bote für die Grafschaft Wertheim 1912. Nr. II. 

280. Flamm, Hermann. Die Einwohnerzahl Freiburgs im Jahre 

1450. Schau-in's-Land 39, 37—39. 

281. Rieder, Karl. Kirchliche Statistik der Erzdiözese Frei- 

burg i. Br. Freib.DA. NF. 13, 265—289. 



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Badisch. Gcschichisliteratur des Jahres 191 2. cq: 

282. Schenck. Der Rückgang der Geburten. Bericht zur 

Synode der Diözese Boxberg für 1912. Die Heimat. 
Evangel. Gemeindeblatt f. d. Diözese Boxberg 1 9 1 2. 
Nr. ii u. 12. 

283. Schmitt, Fritz. Die Bevölkerungsbewegung der badischen 

Amtsbezirke Adelsheira und Buchen in den Jahren 1895 
— 1905 und ihre Ursachen, Heidelberg, Geisendörfer, 
1911. 168 S. 



VI. Kunst- und Baugeschichte. 

284. Beringer. Badische Malerei im 19, Jahrhundert. Karlsruhe. 

Verlag Heimatl, Kunstpfiege. Leipzig, Opetz. 1913 (?). 

285. Christ, Gustav, Eine im Neckar versunkene Burg [beim 

Schwabenheimer Hof]. Mh.Gschbl. 1912.8p. 171 — 176. 

286. Gärtner, F. W. Zwei bisher unbekannte Jugendwerke 

Martin Schongauers und Beitrag zur Bestimmung seines 
vielumstrittenen Geburtsjahrs. Monatshefte für Kunst- 
wissenschaft V, 52 — 60. 
286 ft .Hesselbacher, K. Eine neue Kunstindustrie in Karls- 
ruhe. Bad. Landesztg. 1912 Nr. 533. 

287. Lederle» R. Die Wanderausstellung Schwarzwälder 

Volkskunst im laufenden Jahre. Bad. Heimat. 4. Jahrg. 
1912, S. 46—48. 
288* Luckscheiter» Karl. Schwarzwaldheimat und Heimatkunst. 
Heimat und Handwerk 1912 Nr. 8 u. 9. 

289. Rott» Hans. Zu den Kunslbestrebungen des Pfalzgrafen 

Ott Heinrich Mitt.Heidelb. VI 192 — 240. 

290. Stamm, K. Kritik der Triibtieischen Ästhetik. Berlin, 

Hofmann u. Co. [1912]. 

291. ViBcher, Erwin. Forraschnitte des 15. Jahrhunderts in 

der Grossh. Hof- und Landesbibliothek zu Karlsruhe. 
Strassburg, Heitz» 1912. 21 Blätter. 

292. Fehrle, Ernst. Schmiedeiserne Grabkreuze aus Aasen. 

Alemannia 3. F, IV 149—152. 

293. Gärtner, F. W. Die Kunstausstellung Baden-Baden. K.Ztg. 

1912 Nr. 114; 133; 143. 

294. C. F. Hans Thomas zweites Altarbild für die Bernauer 

Kirche. Bad. Landeszeitung 191 2 Nr. 219, 

295. Simon. Unsere Gotteshäuser und ihre Geschichte. Die 

Heimat. Ev. Gemeindeblatt f. d. Diözese Boxberg. 
1912. Nr. 2 — 5. 

296. Walter. Unsere Gotteshäuser und ihre Geschichte. Ebenda. 

1912 Nr, 7 — 8. 

297. Severing, Gustav. Baugeschichte des Schlosses zu 

Bruchsal. Die christliche Kunst. 8. Jahrg. Heft 9. 
29S* Z. E. Das Bruchsaler Schloss. Badnerland 24» 189 — 191; 
198—199. 



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299. IL K, Die Kirche zu Burgheim bei Lahr. Monbl.SchwarzwV. 

1912. S* 17— 18, 

300. Die Schauenburg zu Dossenheim. Mh.Gschbl. Sp. 140 

— 141. 

301. Walder-Alt, Hermann. Schwar2waldhaus bei Villingen. 

Bad. Heimat. 4, Jahrg. 1912. S. 27 — 29. 

302. Klamm, Hermann. Der Nachlass des Werkmeisters Hans 

Beringen Freib. Münsterblätter. 8, 46 — 47, 

303. Kreuzer, Emil. Der leitende Grundgedanke des Bilder- 

schmucks am Münsterhauptportal. Freib. Münslcrb). 8, 

4^—65- 

304. Schuster, Karl. Der Georgsbrunnen auf dem Münster- 

platz. Freib. Münsterblätter 8, 48. 

305. Krebs, K. Eine spatgotische Magdalenenfigur in Gaisbach. 

Die Ortenau 1912. 3, 1 iö. 

306. Klamm, Adolf. Gemäldeausstellung in Gutach. Bad. 

Landeszeitung 1912 Nr. 3 1 2. 

307. Linde, Otto. Der architektonische Ausbau der badi sehen 

Residenzstadt. K.Ztg. 191 2 Nr. 87. 



308. Lohmeyer, Karl, Verzeichnis der im städtischen Aus- 

stellungsgebäude su Heidelberg 19 12 ausgestellten 
Frankentaler Porzellane. [Heidelberg 1912], 43 S. 

309. Derselbe. Geplante Umbauten und Verlegungen des 

Heidelberger Schlosses in der Barockzeit. Mitt.Heidelb. 
VI 1—20. 

310. F. Seh. Schicksal des Heidelberger Schlosses nach der 

Zerstörung durch die Franzosen 1689. Badnerland 24, 

293—294. 

311. Schrieder, Hermann. Zur Entstehungsgeschichte des 

Ott-Heinrichbaues. Heidelberg. 1912. 44 S. 

312. Derselbe, Zur Entstehungsgeschichte des Ott-Heinrich- 

baues. Der Ott-Heinrichsbau der Torso eines längeren 
Fassadenplanes; seine vier aneinanderliegenden Be- 
dachungsforraen. 1 leidelberg 1912. 

313. Stein, Fritz. Geschichte der Musik in Heidelberg. Heidel- 

berg, Hörning, 1912. 151 S. 

314. Allgemeine deutsche photographische Ausstellung 

in Heidelberg 1912, Heidelberg, Pfeffer [1912]. 64 S. 

315. Die Bebauung des Festplatzes und des Bahnhof- 

geländes zu Karlsruhe. K.Ztg* 1912 Nr. 122. 
2. Blatt. 

316. Goecke, Th. Der Wettbewerb zur Ausgestaltung des 

neuen Bahnhofplatzes in Karlsruhe in Baden. Der Städte- 
bau. 9. Jahrg. Heft 9. Berlin, Wachsmuth. 

317. Derselbe. Städtebaufragen in Karlsruhe in Baden. Ebenda, 

318. Obser, Karl. Inlarsienmöbcl David Röntgens im Karls- 

ruher Schloss. Mh.Gschbl« 1912. Sp. 45. 



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Badi&che Geschichtsliteiatur des Jahres 1912. cqc 

319. Oelenheinz, L. Gedanken über die Altstadt Karlsruhe. 

K.Ztg. IQ! 2 Nr. 10. 

320. Widmer, Karl. Die keramischen Werkstätten der Grossh. 

Manufaktur in Karlsruhe. Die Kunstwelt. 1. Jahrg. Heft 9. 

321. Wienecke, Hertha. KonsEanzer Malereien des 14. Jahr* 

hunderts (Hallesche Dissert.). Halle, Kaemmerer, 1912. 

79 S. 

322- Der Neubau des Gymnasiums zu Konstanz. Heilage 

zum Jahresbericht des Gymnasiums Konstanz 1911 12. 

32 s. 

323. Gropengiesser, H. Die Ausgrabungen an der Gallus- 

kirche in Ladenburg. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 17 — 18; 

65-67. 

324. Derselbe. Die Ausgrabungen an der Sebastianskirche in 

Ladenburg. Mh.Gschbl. 1912, Sp. 179 — 181. 

325. Zu den Ausgrabungen an der Sebastianskirche in Laden- 

burg. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 252 — 253. 

326. Schrieder, Emil. Die St. Galluskirehe in Ladenburg. 

Festschrift zum 500jahrig-en Jubiläum des Gotteshauses, 
Mannheim 191 2, 

327. Weise, Georg. Die Ausgrabungen an der Sebastians- 

kirche in Ladenburg. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 176—179. 



32S. Becker, K. Das Hauen auf dem Lande. Aufnahmen aus 
Langensteinbaeh, Heimat und Handwerk 1912 Nr. 1 — 2. 

329. Wielandt, Friedrich und ßeyerle, Franz, Die St, Leon- 

hardskapellc zu Landschlacht und ihre neuemdeckten 
Wandgemälde. IL Teil. Schau-in's-Land 39, 25—36. 

330. Mannheim als Kunststadt, Badnerland 24, ^2^ m 

331. Erbauung der Eintrachlskirchc in Friedrichsburg 

(Mannheim). Mh.Gschbl. 1912 Sp. 141 — 142, 

332. Gerwigi Wilhelm. Die altholländische Glocke der Mann* 

heiiner Konkordienkirche. IL Mh.Gschbl. 1912. Sp. 
100 — 105. 

333- Perrey. Der Neubau der Liselotteschule in Mannheim. 

Jahresbericht der Höheren Madchenschule in Mann- 
heim 1911/12. S. 7 — 11. 

334- Walter, Friedrich. Was uns der Mannheimer Stadtplan 

erzählt. Export- Woche XIV Kr. 46, 1—7. 

333. Wiehert, E. Mannheims Kunstpolitik. Export- Woche 

XIV Nr. 46,9— 14- 



336. Das Obertor in Neckargeraünd. Mh.Gschbl. 1912. 

Sp. 163 — 164. 

337. Günther» Walter. Ötigh^im. Bad. Landesztg. 1912. 

Nr. 283. 



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Hof mann. 



338. Ruf, J. Die alten Oppenauer Kirchenglocken. Die Orlenau 

1912, 3, 1 18— 120. 
33g. Lohmeyer, Karl. Beiträge zur Baugeschichte des Rastatter 

Schlosses. Diese Zs. NF. 27, 234—269. 

340. Ein Besuch des Schwctzinger Schlossgartens im 

Jahre 1785. Mb. Gschbl. 1912. Sp. 138 — 139. 

341, Zinkgräl, Karl, Freiherr Lambert von Babo und sein 

Denkmal in Weinheim an der Bergstrasse. Weinheim, 
Diesbach 1912. 22 S. 



VII. Sagen und Volkskunde. Sprachliches. 

342. Becker, Hans Otto» Mythen und Sagen im Odenwald. 

KZtg. 1912. Nr. 188. 2 Blatt. 

343. Carlebach» Albert. Neues zur Sage vom Mahl zu Heidel- 

berg. Mb. Gschbl. 1912. Sp. 148 — 150. 

344. Klamm, Hermann. Hin Beispiel moderner Sagenbildung 

(Freiburg). Bad. Heimat. 4. Jahrg. 1912, S. 24 — 30. 

345. Hofmann, Karl. Die Sagen des badischen Franken- 

landcs. Ein Beitrag zur Heimalkunde. 2. [vermehrte] 
Aullage. Buchen, Krüger, 1912. 75 S. 

346. Kayser, Otto. Badische Sagen. Bühl, Konkordia, 1912. 

97 S. 

347. Pfaff, Fridrich. Sage von Heidelbergs Ursprung. Ale- 

mannia. 3. F. IV 159. 

348. Derselbe. Badische Sagen. (Aus Hirlingcrs Nachlass mit- 

geteilt). Alemannia 3. F. IV 80—88, 

349. Schwarzwälder Volkssagen, Badnerland 24, 50 — 51; 

81—82. 

350. Sagenkranz von Wertheim und Umgebung. Bote für 

die Grafschaft Wertheim 191 2. Nr. 4; 6; 7. 



351. Beck, E. Allerlei Volkskunde aus dem Markgraflerland. 

Alemannia 3. F. IV 48 — 80. 

352. Christ, Karl. Die angeblichen Sonnenräder im Odenwald 

und in der Pfalz. Mh. Gschbl. 1912. Sp. 253 — 254. 

353. Engelbcrger, Max. Das Trachtenfest in Wolfach. Monbl. 

SchwarzwV. 1912, S„ 122—125. 

354. Gross, Wilhelm. Zu den Badener und Pfalzer »Schwaben* 

am Bug in Südrussland. Alemannia 3. F. IV 27 — 37. 

355- M unding. ßadisches Volkstum. Bad. Museum. (Beilage 
zur Bad. Landesztg. iq 1 2 Nr. 75. 

356. Zoberst, Ernst. Sitten, Gebräuche und Aberglaube zu 

Weisweil im Breisgau. Alemannia. 3. F. IV 14O — 148. 

357. Vierte Landesversammlung des Vereins für Volks- 

kunde »Bad i sc he Heimat« zu Mosbach am 13. 



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■. . . 



Bad i sehe Ceschichtslitcratur des Jahres 19 12. S07 

und 14. Juli 1912. Bad. Heimat. 4. Jahrg. 1912. 
S- 49—53- 

358. Beck, Esajas. Einleitung zu einer Grammatik der oberen 

Markgräfler Mundart. Halle, Buchhandlung des Waisen- 
hauses. 191 1. 44 S. 

359. Ehret, Karl. Lautlehre der Mundart von St. Georgen im 

Breisgau, Freiburg, Wagner, 191 1. 62 S. 

360. Heilig, Otto. Mundartliche Proben aus dem badischen 

Frankentand. Zs. f. deut. Mundarten. 1912. S. 357 — 360. 

361. Derselbe. Zur Kenntnis der Mundart von Ottersdorf, 

Die Ortenau 1912. 3, 1 14. 

362. Kluge, Friedrich. Badener oder Badenser? Wortfor- 

schung und Wortgeschichte. Leipzig, Quelle u. Meyer. 
1912. S. 93 — 99- 

363. Meisinger, Othmar, Lexikalische Beiträge aus Unter- 

und Oberbaden. Zs. f. deut, Mundarten 1912. S. 112 
— i 14. 

364. Weik, Friedrich. Proben der Mundart von Rhein* 

bischofsheim. Zs. f. deut, Mundarten 1912. S. 348 — 357- 



VIII. Familien-, Wappen-, Siegel- und Münzkunde. 

365. Bassermann, Ernst. Mannheimer Familien. 3. Die 

Familie Gaddum. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 158 — 163. 

366. Christ, Gustav. Maler Karl Rottmann und seine Familie. 

Eine genealogische Studie. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 3 — 16. 

367 . Hornstein -Grünungen, Freiherr v. Die von I lorn- 

stein und von Hertcnstein. Erlebnisse aus 700 Jahren. 
Ein Beitrag zur schwabischen Volks- und Adelskunde. 
II. Lieferung. Konstanz, Pressverein, 1912. 

368. Genealogie der Familien Schell und Hermann [Mann- 

heim]. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 260. 



369. Längin. Die badische Schrägbinde. K.Ztg. 1912. 
Nr. 167. 

Ar- J?0 fällt aus. 

371. Wilckens, Th. Das badische Wappen. Mh.Gschbl. 1912. 

Sp, 164, 

372. Derselbe. Das badische Landeswappen, Mh.Gschbl. 

1912. Sp. 127 — 130. 

373. Derselbe. Das badische Wappen. K,Ztg. 1912 Nr. 172. 



374. Hartmann, I\ Placidus. Wappen des Kardinals Marx 

Sittich von Hohenems, Bischofs von Konstanz. Schweiz. 
Archiv f. Heraldik. 1912. S. 153 — 160, 

375, Huffschmid. Ein bürgerliches Wappen von 1300 in 

Ladenburg. Mh.Gschbl. 1912. Sp, 22 w 



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£08 Hof mann. 

376. Eine eigenartige Darstellung des Wappens der 

Stadt Heidelberg. Mh.Gschbl, 1912. Sp. 21-22. 

377. Das Wappen des Kurfürsten Friedrich V. als Konig 

von Böhmen. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 116. 



378. WÜckenS. Nochmals die kurpfalzischen Kähnen. Mh. 
Gschbl. 1912. Sp. 182—183. 



379, Blume, Rudolf, Die Zeichen und Siegel der Albert* 
Friedrichs-Univcrsiutt in Freiburg i. 13r. Schau-in's-Land 
39, 1—24. 



IX. Bibliotheken, Archive, Sammlungen, Literaturgeschichte, 
Buch- und Unterrichtswesen. 

380. Bücherverzeichnis der städtischen Volksbucherei 

Bruchsal. Bruchsal 1912. 153 S. 

381. Gross herzogliche Hof- und Landesbibliothek Karls- 

ruhe, Zugangsverzeichnis 1911. Neue Reihe 4. Alte 
Reihe 40. Karlsruhe, Gutsch, 1912. 106 S. 

382. Katalog der Grossherzonlich Badischen Hof- und 

Landesbibliothek in Karlsruhe. Vierte Abteilung: 
Fachübersichten 1886 — 1907. Recht. Karlsruhe, Gutsch, 
1912, 1 ifc S- 

383. Sillib, Rudolf. Verzeichnis der Handschriften und Drucke 

im Ausstellungssaal der Grossh. Universitätsbibliothek. 
Heidelberg 1912, 21 S. 

383*. Altbaus, Kamill Frei luv. f, Archivalien des Freiherr), 
v. Ulm'schcn Archivs zu Heimbach. Mitt. 35, 12 — 29. 

383 b .AIthaus, Kamill Freih. v, t, Archivalien des Freih. v. 
Mentzingen'schen Archivs zu Hugstetten bei Freiburg» 
Mitt. 35» 81-96. 

384. Kochendörfer, Archiv der Fürsten von Salm-Reiffer- 

scheidt [Krautheim] Dyck, Deutsche Geschichtsblätter 
XIII, 66—71. 

385. Hennin, Konstantin Gral v. Archivalien des Gräflich 

Henninschen Archivs zu Hecklingcn. Mitt, 35, 98 — 122. 
38Ö. Führte, Rügen. Die Altertümersammlung in Schönau bei 

Heidelberg. Bad. Heimat, 4, Jahrg, 1912, S. 4 — 6. 
387. Flamm, Hermann, Marc Rosenbergs ßadische Sammlung. 

XI. Badische Handschriften, Erwerbungen 1910 u, 1911. 

Frankfurt a. M, Keller» 1912. 52 S. 

j87*.Baier ( Hermann. Die Geschichtsvereine des Grossherzog- 
tums Baden im Jahre 1911, Korrespondenzblatt des 
Gesamtvereins deutsch. Geschichts- u. Allerlumsvereine 
191 2. S. 263 — 27 1, 



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ntiHcno^uHtvrR^r» 



Badischc GcschichtslileraLur des Jahres 1912. 509 

388. Luckseheiter, K. Bezirks- oder Dorfrauseen, [Buchen, 

Ladenburg, Offenburg]. Heimat und Handwerk. 1912. 
Nr. 11. 

389. Bechtold, A. Zur Quellengeschichte des Simplizissimus. 

Euphorion XIX, 19 — 66. 

390. Lehmann, Walter. Heinrich Seuses Deutsche Schriften. 

Jena, Dietrichs, [1912] I, Bd. 277 S. II. Bd. 117 S. 

391. Löffler, Karl. Zur Geschichte der Weingartener Hand- 

schriften. Lit, Beilage d. Staatsanzeigers f. Württem- 
berg. 1912. S. 341 — 349- 

392. Mölbert, Hermann, Ein Markgräfler Minnesänger [von 

Auggen], Badnerland. 24» 49 — 50; 67 — 68. 

393. Ritter, Emil. Ein Schwarzwälder Volksbühnendichter. 

Bad. Heimat. 4. Jahrg. iyl2. S. 29 — 31. 

394. Schölte» J. H. Probleme der Grimraelshausenforschung I, 

Groningen, Wolters, 1912. 256 S. 

395. Stahl» Li E. Der Hebbelverein in Heidelberg. Die Ge- 

schichte einer literarischen Gesellschaft. 1902 — 1908. 
Heidelberg» Winter, 1912. 76 S. 

396. Sütterlin, Ad. Ein neues alles Buch [Hebels Schatz- 

küsllein], K.Ztg. 1912 Nr. 153. 2 Blatt. 

397. Hebels alemannische Gedichte. Bad. Museum 1912 

Nr. 89 u. 90. 
38g. Zimmermann, Walter. Volksschauspiel Ötigheira. Bad* 
Heimat. 4. Jahrg. 1912. S. 7 — 10. 

399. [Armbruster, Oskar]. Die höheren Schulen Badens im 

Staatsvoranschlag. Südwestd, Schulblätter 1912. S, 4 — 7. 

400. [Derselbe], Das Budget des Ministeriums des Kultus und 

Unterrichts in d- Zweiten Kammer des Bad. Landtags. 
Südwestd. Schulbl. 191 2. S. 29 — 50. 

401. Zahlenmaterial zum Budget der höheren Lehr- 

anstalten Badens. Südwestd. Schulbl. 1912. S* 50 — 54. 

402. Htbsehenberger. Die Lag« der Praktikanten und der 

Badische Landtag. Südwestd. Schulbl. 191 2. S. 192—195. 

403. Maier, L. Ein hydrobiotogischer Kurs am Bodensee. 

Südwestd. Schulbl. 1912. S, 312 — 314. 

404. Pfeiffer. Hans. Die Erdkunde in den neuen Lehrplänen 

der Realgymnasien, Oberrealschulen und Realschulen 
in Baden. Geograph. Anzeiger. 13. Jahrg. Heft 1 1. 

405. Derselbe. Zur Geographie Badens. Ebenda. Heft 4 u. 5. 

406. Ruska. Unterrichtsfrageu auf der 83. Versammlung deut- 

scher Naturforscher und Ärzte in Karlsruhe, Leipzig, 
Quelle u. Meyer, [1912]. 

407. Scheu, Erwin. Die Bedeutung der Karte des deutschen 

Reiches 1 : 100000 für den Unterricht. Blatt Mannheim. 
Monatshefte f. d. naturwissenschaftl, Unterricht. V Heft 5. 



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HofmaniK 



408. Schmidt, Kn Die badische Verordnung über die schrift- 

lichen Übungen iro lateinischen und griechischen Unter- 
richt- Südwestd. Schulbl. 1912, S. 54. 

409. Sickinger» A. Das Mannheimer Schulsystem und die 

sächsische Lehrerschaft. Südwestd, Schulbl. 1912,8. 3 — 4. 

410. Treutlein, Peter. Die neuen badischen Lehrplane für 

Realgymnasien und Überrealschulen. Zs. f. Mathemat. 
u. naturw. Unterricht. 43, Jahrg. Heft 10. 

411. Walter, M. Das Grossherzogtum Baden. Geograph. An- 

zeiger. 13, Jahrg. Heft 11, 



412. [Heinsheimer, O.]. Zur Keier des 50. Stiftungsfestes des 

Arbeiterbildungsvereins Karlsruhe. Karlsruhe, Braun, 
1912* 48 S, 

413. Strauss, Raphael und Zirkel, Emil, Festschrift zum 

10jährigen Bestehen der studentischen Volksunterrichts- 
kurse in Heidelberg. Heidelberg 1912. ^2 S. 



413** Preisendanz, K. Zur Heidelberger Gelehrtengcschichte. 

N.Heidelb.Jbb. XVII, 1—9. 
4 I3 b . Cheruskia. Vertrauliche Mitteilungen für die Mitglieder der 

Landsmannschaft. 3, Jahrgang. Heidelberg 1912. 17 S. 
4I3 C . — Dilg, Max. Geschichte der Landsmannschaft Cheruskia 

in H. Cheruskia 3, Jahrg. 1912 Nr. 1—5. 



X. Biographisches. 

414. Beck, Knudsen, H. Heinrich B. Ein Schauspieler aus 
der Blütezeit des Mannheimer Theaters im 18. Jahrb. 
Hamburg, Voss, [1912]. (Theatergesch. Forschungen 24). 

413. p t Bergmann. E. v. Bergmann als Chefarzt des Lazaretts 
Seilerbahn in Mannheim. Mh.Gschbl. 1912. Sp, 84 — 92. 

416. v, Berlichingen. Haack, Kurt. Ein verklärter Raubritter. 

Zum 350. Todestage von Götz v. B. Bad. Landesztg. 

1Q12, Nr, 338. 

417. Blaut er. Schiess, Traugott, Briefwechsel der Brüder 

Arabrosius und Thomas Blaurer 1509 — 1567. Bd. III 
('549 — ■ 5^7 )* Freiburg i. B. ( Fchsenfeld, 1912. 

418. Bluhm. Huffschraid, M. Briefe des Geheimen Rats 

Reinhold B. N. Heidelb. Jahrb. XVII 9—47. 
4J9, Brauer^ Merk, Walter. Johann Nikolaus B., ein Vor- 
laufer des Sprachvereins. Zs. d. Allg, deuL Sprach- 
vereins 1912. Jahrg. XXVII Kr, 11. 

420. Brückner* Stadtpfarrer D. Br. zum 80. Geburtstag. [Karls- 

ruhe 191 2]. 5 S, 

421. — Websky, J, Zu D. Wilhelm Br. 80. Geburtstag. 

Protestant Monatshefte 1912. S, 311 - 315. 



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Badische GcschichtsHtcratur <les Jahre* 1912. ^ | | 

422. Conjula. Landschaftsmaler Karl C. Mh.Gschbl. 1912. 

Sp. 257-259. 

423. Eührodt. Lang, C. Ludwig E, (1827 — 1892) und Innozenz 

Schmitt-Blank. {1830—1882). N. Heidelb. Jahrb. XVII 
47—72. 

424. EckcrIL Huffschmid, Oskar. Aus dem Tagebuch des 

Johann Josef E. NAOHeidelb. X 51—64. 

425. Feuerbach, Ühde^Bernay s, Hermann. Henriette F. Zu 

ihrem 100. Geburtstag. Bad. Museum 1912 Nr. 65. 

426. — Briefe von Henriette und Anselra Feuerbach. K.Ztg. 

1912 Nr. 230. 2 Blatt, 

427. Fiessinger, Batzer» E. Die Lebensdaten des Kupferstechers 

Franz Gabriel I\ Die Ortenau 1912. 3, 117— 118, 

428. v, Gemmingen, Schwarz, Benedikt. Korrespondenz des 

Freiherrn Johann Christoph v. G M schwedischen Ober- 
amtraanns zu Amorbach» aus den Jahren 1632—1634. 
NAGHeidelh. X. 1912. S. 1-19 (Schluss). 

429. Gott. Rath, Willy, Eine Dichtcrraatter. -Mutter Gott«. 

Die Gartenlaube 1912. S. 505 — 507. 

430. Gritntnelshausen* Bechtold, A. Gr. und seine Ernennung 

zum Renebener Schultheissen, Diese Zs. NF. 27, 14^ 

— <53> 

431. — Derselbe. Nachträge zur Familiengeschichte H. J. Chr. 

v. G. Die Orlenau 1912. 3, qi — 104. 

432. — Schölte, J. H. Die Ortenau und Gr. Die Ortenau 

1912. 3, 104— 1 14. 

433. Hansjakob, Kempf, Karl. Heinrich H, Kadnerland 24» 

166—168. 

434. Hermann, v. Kirchen hnini. Zur Erinnerung an Emil H. 

K.Ztg. 1912 Nr. 97. 

435. Hauser, !L t O. Kaspar H. Frktfr.Ztg. 1912 Nr, 119. 

436. — Meyer, Julius. Kaspar H/s Grab. Unterhaltungsblau 

zur Fränkischen Ztg. 1912 Nr. 75 u. 76. 

437. — Derselbe. Authentische Mitteilung über Kaspar H. 

2. Aullage. Ansbach, Seybold, t Q 1 3. VIII + 253 S, 

438. — Derselbe, Hundert Jahre Kaspar IL Der Sammler 

1912 Nr. 52—53. 

439. — Landsberg, Hans. Das Kind von Europa, Zum 100. Ge- 

burtstag Kaspar H. Neues Stutig. Tagbl. 1912 Nr, 105. 

440. — Schnabel, Franz. Kaspar H. Die Gartenlaube 1912 

Nr. 17. 

441. — Preis, Max. Der reine Tor. Zu Kaspar H/s hundert- 

stem Geburtstag. Pester Lloyd. 30. April 1912. 

442. — Der hundertste Geburtstag Kaspar H/s. Neue 

Freie Presse. 27, u. 30. April 1912, 

443. Hebel. Ein poetischer Brief Hs. Bad, Museum 191 2 Nr. 99. 

444. Heuseh. Aus meinen Kriegserinnerungen 1870/71. 

Nationale Jugendvorträge der Ortsgruppe Karlsruhe des 



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deutschen Ostraarkenvereins 3. Jahrg. 1912, Leipzig, 
Teubner, 
445* HonsetL Fuchs, R. Dr. ing, Max. H. Grossh. Baudirektor 
und Finanzminister. Karlsruhe, Braun, 1912. 156 S. 

446. Karit/on. Riedner, Wolfgang. Ein badischer Dichter 

[Adam K.]. Sonntagszeitung des Karlsruher Tagblatts 
191 2 Nr. 8 u. 9. 

447. Kelter. Gärtner, F. W. Ferdinand K. Mit einem Titel- 

bild und 74 Abbildungen im Text, darunter vier in 
farbiger Wiedergabe Karlsruhe, Müller, 1912. 

448. — O. Ferdinand K. zum 70. Geburtstag. Bad. Landeszlg. 

1912 Nr. 358. 
44Q. — Gärtner, F. W. Ferdinand K. K.Ztg, 1912 Nr. 211, 

450. Klose. Friedrich, K. K.Ztg. 1912 Nr. 329. 

451. Krebs. Auer, Heinrich. Dr. Eugen K. Aus dem Leben 

eines Charitasfrcundcs, Freiburg 1912. 40 S. 

452. V. Loivenslein. Emiein. Fürst Georg Wilhelm Ludwig von 

L.- Wertheim-Freudenberg und seine Beziehungen zu 
der Sladt Werthcira. Beilage zum Jahresbericht des 
historischen Vereins Alt-Wertheim 1912. 
•453» ZMg&* Ueringer, Jos. Aug, Emil L. Geschichte seines 
Lebens u. Schaffens. Mannheim, Selbstverlag, 1912. 110S. 
453*.^W<i)w\ Fischer, Paula. Jakob H. Ein pfälzischer Drama- 
tiker. Heidelberger Dissert. 1912. 91 S, 

454. MottL Kilian, Eugen. Felix M. arlsruher Erinnerungen. 

Süddeutsche Monatshefte 1912 S. 489—496. 

455. Nicstnburger. Flamm, Hermann. Hans N. von Graz, 

Werkmeister des Frciburger Münsters 1 4 7 1 — 1 49 1 - 
Freib. Münsterblälter VIII 85 — 104. 

456. t\ Qlhveitcr. Walter, Friedrich. Ein Brief der Grafin 

Katharina v, O. 1797. Mh.Gschbl. 1912. Sp. 22t — 223, 

457. Rindenschwetider. Herrigel, Oskar. Anton K. Alemannia 

3. F. IV 130—139. 

458. Rummer. Wilckens. Michael Et. aus Handschuhsheim und 

sein Lehrer David Kontgen aus Neuwied. Mh.Gschbl. 
1912. Sp. 19—21. 

459. Santa Clara, Kapf, Rudolf. Abraham a St. Gl. Ale- 

mannia 3, F. IV jiö — 127, 

460. v. Seheffet* Krcydorf, Alberta v. Meine Erinnerungen an 

Felix Dahn [u. Viktor v. Seh.] Had. Museum 1912 Nr. 38. 

461. Schenkel. Minister Dr. Karl Seh. K.Ztg. 1912 Nr. 60,65. 

462. Schilling v. Cattstatt. Ernst Freiherr Seh. v. C, Grossbailly 

des Johanniterordens deutscher Zung und Reichsfürst 
von Heitershcim. Schau-in's-Land 39, öS — 73. 

463. Schulte. Witte, Hans. Aloya Seh. Deutsche Erde 1912, 

1. Heft 1 2. 

464. Stocker. Parvus, Zum 80. Geburlstag des Hegausängers 

Richard St. Badnerland 24, 287—288. 



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Badische Gcschicbisliieratur de» Jahres 1912. cn 

465. Stolz. Alban St. und die Schwestern Ringeis. Ein freund- 

schaftlicher Federkrieg. Herausgegeb. von Alois Slock- 
mann S. 1. Freiburg i. B., Herder, 1912. 2 Bl. u. 
296 S. 

466. Slrüdl. Kupferstecher Johann Jakob St. Mh.Gschbl. 1912. 

Sp. 185; 259 — 260. 

467. Thoma. Falk, Ernst. Eine Hans Th.-Ehrung. Monbl. 

SchwarzwV. 1912. S. 102 — 104. 

468. Trarbach. Gerwig, Robert. Johann v. Tr., Bildhauer 

zu Simmern. Kunstgewerbeblatt 1912. 

469. Waldseemüller {Walzenmöller). Flamm, Hermann. Die 

Herkunft des Kosmographen Martin Waldseemüller. 
Diese Zs. NF. 27, 42 — 52. 

470. Wendl. Gustav W. f. Erinnerungen eines ehemaligen Karls- 

ruher Lyceisten. Karlsruhe, Gutsch, [1912]. 24 S. 

Nr. 471 fäüt am. 

472. Weinbrenner. Valdenaire, A. Das alte Theater in Leipzig. 

Denkmalspflege, 4. Jahrg. Kr. 6, 43 — 46 [betr. die Ent- 
würfe Weinbrenners zum Umbau des Th.J, 

473. v. Wessenberg. Schirmer, Wilh. Neu aufgefundene Briefe 

von W. Das neue Jahrhundert. 4. Jahrg. Nr. 21. 

474. Widmann. Obser, Karl. Johannes Kaspar \\\, Hofmaler 

Friedrichs V. von Baden-Durlach. Diese Zs. NF. 27, 
703—707. 

475. Wund/. W. als Achtzigjähriger. K.Ztg. 1912 Nr. 224. 

476. Zasius. Lenel, Paul. Ist Ulrich Z. der Verfasser der 

badischen Erbordnung von 151 1? Diese Zs. NF. 27, 
511—514. 

477. Zell. Dor, Franz. Hofrat Karl Z. Ein Lebensbild. Mit 

Zells Bildnis. Freiburg, Herder, 1912. 223 S. 

478. v. Zeppelin. Dürckheim, Wolf Grafv. Graf Z. als Kund- 

schafter. Der Türmer. 15. Jahrg. Heft 1. 
Nr. fjq und 4So faMt am. 



XI. Nekrologe. 

481. Arnold. Hallo, H. S. E. A, f- Karlsruhe 191 2. 9 S. 

482. Asai. Pfeffer, Peter. Philipp A f Südwestd. Schulbl. 

1912 S. 423—424. 

483. v. Chetius. H. H. Philipp v. Ch. \. K.Ztg. 112 Nr. 59. 

484. Dressier. L. G. Dr. Th. D. t-_ K.Ztg. 19 12. Nr. 17. — 

Geh. Medizinalrat Dr. D. Ärztliche Mitt. aus Baden 
191 2. S. 16. 

485. Elllinger. Appel, M. Trauerrede gehalten an der Bahre 

des Oberrats Leopold E. Karlsruhe, Maisch u. Vogel, 
1912. 8 S. — Schwarz, A. Grabrede auf den ver- 
ewigten Oberrat Leopold E. Karlsruhe, Maisch u. Vogel 
1912. 8 S. 

Zcinchr. (. Geich. d. Oberrb. N.F. XXVIII. 3. J4 



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Hofmann. 



486. Frirdich. Gersbach. Professor Fr. Südwestd. Schulbl. 

191 2 S, 388. 

487. Heimburger. Karl H. Ein Erinnerungsblalt an den Führer 

der badischen Volkspartei. Karlsruhe, Verl, d. Bad. 
Landesboten, 191 2. 28 S. 

488. Hossncr. Klingelhöfer. Professor Dr, Max H. Südwestd. 

Schulbl. 1912. S. 153—154. 

489. Kahle. Sutterlin, Ludwig, Bernhard K. Alemannia 3. 

F. IV 38-44. 

490. Kalz. Chefredakteur Julius K. K.Ztg. 1912 Nr. 377. 

491. Kindler v. Knobloch, Krieger, Albert. Julius K. v. K. 

Diese Zs. NF, 27, 141— 144. 

492. Leonhardl. ßossert, Valentin L. Die Heimat. Ev, Ge- 

meindebiatt f. d, Diözese Boxberg 1912 Nr. 3. 

493. v n Marschall* Zum Tode des Botschafters Freih. v. M. 

K.Ztg. 1912 Nr. 264. 

494. Oeser, Hofrat Dr. Oe. 29, Jahresbericht des Lehrerinnen- 

seminars Prinzessin Wilhelm-Stift. Karlsruhe, 1912 

S. 3-7- 

495. Sachs. Geheimer Rat Otto S. Bad. Landesztg. 1912 

Nr. 154. 

Ar. 496 fallt ans. 

497. Thorbeckc. Ehrhardt. Geh. Hofrat Dr. August Th. Süd- 

westd. Schulbl. 1912. S. 345 — 346. 

498. Trcutlein* Peter T. Zs, f. d. Reform der höheren Schulen. 

24, Jahrg. Heft 4 u. 5. 

499. Volker/. Jäger, Edmund. Professor V. Sqdwestd. Schulbl, 

191 2 S. 117 — 118. 

500. Weiland. Iloffmann. Geh. Hofrat W. Südwestd. Schulbl. 

1912. S. 343-344- 

501. Wendt* Beerdigung von Gustav \\\ und Gedächtnis- 

feiern. Südwestd. Schulbl. 191 2. S. 97 — 98. — 
Hüussner, Josef. Gustav W. Ebenda 1912. S. 85 — 94. 



XII. Besprechungen früher erschienener Schriften. 

502. Andreas, Willy. Baden nach dem Wiener Frieden (191 2 

Nr. 42). Bespr; Südwestd. Schulbl. 1912 S. 144 
(Martens)» 

503. Albert, Peter P. Der Meister E. S, Sein Name, seine 

Heimat und sein Ende {1911 Nr. 274). Bespr,: DLZ. 
1912 Sp. 2154—2155 (F. Knapp). 

504. v. Auer, II. v. Das Finanzwesen der Stadt Freiburg i. B. 

1648 — 1700. (1910, Nr, 205). Bespr.: Zs, f. Sozial- 
Wissenschaft III 4 (Brauer); Vs. f. Sozial- und Wirt- 
schaftsgeschichte X 1 — 2 (Foltz). 



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Bad i sehe Geschichisliteralur des Jahres 1912* c|c 

505. Beringer» Josef August. Badische Malerei ira 19. Jahr- 

hundert (1912 Nr. 284). Despr.: Südwcstd. Schulbl. 
191*. S. 441, (Stein); Bad. Landesztg. .191 2 Nr. 571. 
(Kisenraann). 
505MJertsche t Karl. Auswahl aus Abraham a Santa Clara 
(1910 Nr. 393). Bespr.: Zs. f. dem. Altertum u« deut. 
Literatur LXIII 295—296 (Hans Schulz). 

506. Gähn, Julius. Münz- und Geldgeschichte von Konstanz 

und des Hodenseegebiets ira Mittelalter bis 1559 (191 1 
Nr. 37> a J- Bespr.: K.Ztg, 1912 Nr. 25 (Felltncth); 
L.Ztg. 191 1 S. 224 — 225 (Ferdinand Friedensburg). 

507. Dänzcr, August. Mit den badischen Truppen 1870 1871 

nach Frankreich. Freiburg, Caritas- Verlag, Bespr.: 
K.Ztg. 1912 Nr. 37. 

508. Dietrich, Heinrich. Die Verwaltung und Wirtschaft 

Baden-Durlachs unter Karl Wilhelm 1709 — 1738 (191 1 
Nr. 208). Bespr.: Diese Zs, NF. 27, 359 (Wolfgang 
Windelband). 

509. Dinges, Georg. Untersuchungen zum Donaueschingcr 

Passionsspiel (1911 Nr. 404). Bespr.: L.Ztg. 1912 
S. 307 (Spilter). 

510. Dold, Augustin. Zur Wirtschaftsgeschichte des ehemaligen 

Dominikanerklosters in Freiburg i. B. Bespr.: Diese Zs. 
NF. 27, 186, 

511. Dor, Franz. Joseph Ritter von Buss in seinem Leben 

und Wirken geschildert (191 1 Nr. 449). Bespr.: Diese 
Zs. NF. 27, 286—287 (F. Schnabel). 

Ar. j/j fällt aus. 

513. Ehret. Lautlehre der Mundart von St. Georgen im Breis- 

gau (1912 Nr. 358). Bespr.: Zs. f. deut. Mundarten 
ig 12 S. 284 (Molsinger). 

514. Franz, Hermann. Alter und Bestand der Kirchenbücher, 

insbesondere ira Grossherzogtum Baden (1912 Nr. 76). 
Bespr.: Bad. Museum 1912 Nr. 80 (Karl Hofmann); 
Kbl.GV. 191 2 S. 335 (Krieg); Der deutsche Herold 
1912. S. 207 (Krieg); K.Ztg. igi2 Nr. 251 (Hermann 
Klamm); Mh.Gschbl. 1912 Sp. 185. 

515. 111 Jahre akademischer Holzschnitzkunst oder Frei- 

burger Karzer- und Bankpoesie. 2. Aufl. Düsseldorf, 
Schmitz, 191 1. 8 S. Bespr.: L.Ztg. 1912 S. 556. 

516. Fritsch, Otto. Aus Badens römischer Vorzeit (1912 

Nr. 21). Bespr.: Südwestd. Schulbl. 1912 S. 379 
(Brandt). 

517. Gärtner, F. W. Ferdinand Keller (1912 Nr. 447). Bespr.: 

Diese Zs. NF. 27, 537 — 538 (Karl übser). 

518. Das Grossherzogtum Baden. 2. Aufl. Bd. 1 (1912 

Nr. 201). Bespr.: Alemannia 3. F. IV 89—90 (F. Pfaff); 
Bad. Heimat 1912 S. 91 — 93 (Flamm). 

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Hofmanp. 



519. Gutmann, Emil. Das Grossherzogliche Residenzschloss 

zu Karlsruhe (191 1 Nr. 305). Bespr.: Diese Zs. NF. 
27» 194 — 195 (Karl Obser). 

520. Hassinger, Heinrich. Der oberbadische Tabakbau und 

seine Wirtschaft!, Bedeutung (1912 Nr. 242). Bespr.: 
K.Ztg. 1912 Nr. 1*8 (Kecht). 

521. Hirsch, Fritz. Das Grossh. Residenzschloss zu Karlsruhe. 

Bespr.: K.Ztg. 191 2 Nr. 179 (Otto Linde). 

522. Hirtler, Heinrich. Die Verschuldungsverhältnissc der 

Kleinbauern des Kaiserstuhls (191 2 Nr. 243 244). 
Bespr.: K.Ztg. 1912 Nr. 122 (Fecht). 

523. Holzhausen, Paul, Die Deutschen in Russland 1812 

(1912 Nr. 61). Bespr.: K.Ztg. 191 2 Nr. 179 (C. Amend). 

524. Hornstein-Grüningen, Edw. Freih. v. Die v, Horn- 

stein und v. Hertenstein Ogi2 Nr. 365». Bespr,: Diese 
Zs. NF. 27, 728^730 (Othmar Frcih. v. Stotzingen). 

525. Hofmann, Karl. Die Sagen des badischen Frankenlandes. 

2. Aufl. (1912 Nr, 345). Bespr.: Sonntagszlg. d. Karls- 
ruher Tagblatts 1912 Nr. 14 {Herrigel). 

526. Derselbe, Die Unruhen der Jahre 1848 und 1849 im 

badischen Frankenland (1912 Nr. 44). Bespr.: Süd- 
westd. Schulbl. 1912 (Martens), 

527. Just, Wilhelm. Verwaltung und Bewaffnung im westlichen 

Deutschland nach der Leipziger Schlacht 1813 u. 1814, 
Göttingen 1911. Bespr,: L.Zlg, 1912 S. 600 (Müller), 

528. Kleinschmid, Arthur, Geschichte von Arenberg, Salm 

und Lcyen 1789 — 1815 (1912 Nr. 45). Bespr.: LZ. 
1912 S. 1024 (Rudolf Raab). 

529. Knudsen, Hans. Heinrich Beck, ein Schauspieler aus 

der Blütezeit des Mannheimer Theaters (1912 Nr. 314). 
Bespr,: Mh.Gschbl. 1912 Sp. 260 — 261, 

530. Koehne, Karl. Kurortwesen und Kurtaxen (191 2 Nr. 249). 

Bespr.: Diese Zs. NF. 27, 335 (Frankhauser), 

531. Korth, I-eonhard. Baden-Baden in der ersten Hälfte 

des 19. Jahrhunderts (1911 Nr. 106). Bespr.: Diese 
Zs. NF. 27, 177 (Karl Obser). 

532. Levering, Gustav, Baugeschichte des Schlosses zu Bruch- 

sal (1912 Nr. 297). Bespr.: Diese Zs. NF. 27, 537 
(Frankhauser). 

533. Lohmeyer, K. Die Pläne des Nicolaus de Pigages zur 

Karlsruher Residenz (191 1 Nr. 306). Bespr.: Diese 
Zs. NF. 27, 195 (Karl Obser). 

534. Maurer, Heinrich. Emmendingen vor und nach seiner 

Erhebung zur Stadt (1912 Nr. 102). Bespr.: Mh. 
Gschbl. 1912 Sp. 69. 

535. Roth, Karl. Der ehemalige Basler Besitz der Markgrafen 

von Baden (1912 Nr. 542). Bespr.: Diese Zs. NF. 27, 
193 (Karl Obser). 



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Badische Geschichtsliteratur des Jahres 1912. e|^ 

536. Rott, Hans. Zu den Kunstbestrebungen Ott Heinrichs 

(1912 Nr. 289). Bespr.: K.Ztg. 1912 Nr. 215 (Fcllmelh), 

537. Derselbe. Die Schriften des Pfalzgrafen Ott Heinrich 

(1912 Nr, 41). Bespr.: Zs. f. Gesch. d. Architektur V 
23 t (Fritz Hirsch). 

538. Derselbe. Die römischen Ruinen bei Obergrorabach (1912 

Nr. 34). Bespr.: Röm.-germ, Korrespondenzbl. 5. Jahrg, 
1912 S. 48 (P. Steiner). 

539. Ruckstuhl, Karl. Der badische Liberalismus und die 

Verfassungskampfe 1841 — 1843(1911 Nr, 213), Bespr.: 
L.Z. 1912 S. 447; Diese Zs. NF. 27» 167—175 (K, A. 
v. Müller). 

540. Sander, Hermann. Akademiker aus Freiburg i. Br. als 

Kämpfer für Österreich 1809 (1912 Nr, 116). Bespr.: 
L.Z. 191 2 S. 1055 (Karl Fuchs); Diese Zs, NF. 27, 
166-167 (Karl Obser). 
2fr« J41 fällt aus. 

542. Schenck» Ernst. Finanz- und Steuerwesen der Stadt 

Villingen (1912 Nr. 266). Bespr.: Diese Zs. NF, 27» 542, 

543. Schirmer, Wilhelm. Aus dem Briefwechsel J. H. v. 

Wessenbergs (1911 Nr. 498). Bespr,: Diese Zs. NF. 27, 
375 — 376 (Franz Schnabel). 

544. Schmidt, Julius, Kirchen am Rhein, eine karolingische 

Königspfalz (1912 Nr. 138). Bespr.: DLZ, 1912 Sp. 
3189—3191 (E. Keller). 

545. Schölte, j. IL Probleme der Grimmeishausenforschung 

(1912 Nr. 394)- Bespr.: LZ. S. 1450 (Hanns Wegener). 

546. Schofer, Joseph. Bischof Lothar von Kübel. Sein Leben 

und Leiden (191 1 Nr. 470). Bespr.: Diese Zs. NF. 27, 
187 — 188 (Franz Schnabel). 

547. Schrieder. Zur Entstehungsgeschichte des Ott Iluinrichs- 

baus (1912 Nr, 311). Bespr.: Zs. f. Gesch. d. Archi- 
tektur V 2^2 (Fr. Kirsch). 

548. Stahl. Ernst Leopold Joseph von Auffenberg und das 

Schauspiel der Schillerepigonen (1910 Nr. 396). Bespr.: 
Diese Zs. NF. 27. 381—382 (Albert Waag). 

549. Staub, Ignaz. Dr. Johann Fabri, Generalvikar von Kon- 

stanz bis zum offenen Kampf mit Luther (191 1 Nr. 454). 
Bezpr.: Diese Zs. NF, 27, 372 — 375 (G. Bosse«), 

550. Stockmann, Alois, S. J. Alban Stolz und die Schwestern 

Ringeis (1912 Nr. 465), Bespr.: DLZ. 1912 Sp. 3145 
— 3147 (Richard M. Meyer). 

551. Strich, Michael. Liselotte und Ludwig XIV (1912 Nr. 40). 

Bespr.: LZ. 191 2 S. 1186 (H. Penner). 

552. Valentin, Veit. Fürst Karl Leiningen und das deutsche 

EinheiUproblem (1910 Nr. 422). Bespr.: DLZ. 1912 
Sp. 432—436 (Friedrich Timme). 
Z*iuchr. f. Getch. d. Obcrrk N.F. XXVIII. 3, 35 



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518 



Hofmann. 



553- Vischcr. Die Schlo$skirche zum heil, Michael in Pforz- 
heim (1911 Nr. 324). Bespr,: Zs. f. Gesch. d. Archi- 
tektur V 30 (Walter H. Daramann). 

554. Vogel, Karl. Geschichte des Zollwesens der Stadt Frei- 
burg bis zum Ende des 16. Jahrhunderts (191 1 Nr. 22Ü), 
Bespr.: Diese Zs. NF. 27, 178 — 184 (Hermann Flamm); 
DLZ. 1912 Sp. 1980 — 1981 (Johannes Lahusen). 

555- Wallner» Bertha. Sebastian Virdung von Amberg (191 1 
Nr. 494*). Bespr.: Diese Zs. NF. 27, 188 (Fr.). 

556. Weiss, J. G. Geschichte der Stadt Weinheim an der 
Bergstrassc (1911 Nr. 204). Kespr.: Diese Zs. NF. 27, 
361—362 (.. . r.). 

557* Zinkgräf, Karl. Freiherr Lambert v, Babo und sein 
Denkmal in Weinheim (1912 Nr. 341)- Bespr: Mh. 
Gschbl. 1912 Sp. 187. 

558. Derselbe. Die ehrbare Bäcker- und Müllerzunft zu Wein- 

heim a. d. Bergstraase (iQII Nr. 240). Bespr.: Diese 
Zs. NF. 27, 533—534. 

559. Derselbe. Das Weinheimer Rathaus (1910 Nr. 332). 

Bespr.: Diese Zs. NF. 27, 534. 






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M iszel 1 e. 



Zur Datierung nach dem Festtag Maria Verkündigung 
hat Rudolf Thommen in dieser Zeitschrift N.F. 27, 144 IT. einen 
neuen Beitrag geliefert. Im Jahre 1499 fiel das Fest Maria Ver- 
kündigung (März 25) auf den Montag in der Karwoche und 
wurde daher nach früher üblichem Brauche verlegt und zwar 
hier auf den vorhergehenden Samstag, den Tag vor Palmsonn- 
tag, den 23. März. Mit Berücksichtigung dieser Festesverlcgung 
lassen sich die urkundlichen und chronikalischen Nachrichten 
über das im Verlauf des Schwabenkrieges vorgefallene Gefecht 
am Bruderholz südlich von Basel in Einklang bringen und 
Thoramen zieht aus diesem Falle die richtige Folgerung, dass 
er die Behauptung Grotefends, die Verlegung dieses Festes sei 
eine rein interne kirchliche Angelegenheit und für die Datierung 
belangtos gewesen (Grotefend, Zeitrechnung des deutschen Mittel- 
alters (1891) i t 7 u. 2 2 , 208), widerlegt. In den Württemberg, 
Vierteljahrshcften N. F. 18 (1909) S. 477 hat Hermann Fischer 
aufgefordert, nachzuforschen, ob und wie viel sich unzweifelhafte 
Fälle finden lassen, in denen nach dem verlegten Feste oder 
aber, trotz der Verlegung, nach seinem normalen Termin datiert 
ist. Ich hatte Fischer anlasslich seines vorhergehenden Aufsatzes 
^Frauentag zur Ernte* (ebd. S. 256 f,) auf einen Fall aus dem 
Jahre 143 1 hingewiesen, der von Keussen im KorrespondenzbL 
der Westdeutschen Zeitschr. für Geschichte und Kunst Jahrg. 18 
(1899) Sp. 132 f. zur Sprache gebracht ist. Im Jahre 1431 fiel 
der 25. Märt auf den Palmsonntag, das Fest Maria Verkündigung 
wurde daher auf den Samstag vorher, den 24. März» verlegt, und 
zwar nicht bloss in choro, sondern auch in foro gefeiert. Bei 
dieser Annahme bietet der Brief der Strassburger Gesandten aus 
Nürnberg mit dem Datum vigilia annuntiacionis Marie und uf 
hüt fritag [Deutsche Reichstagsakten 9. Bd. Nr. 440] der Zeit- 
bestimmung nicht die geringsten Schwierigkeiten und ist alles 
in schönster Ordnung. So liegen nun aus dem 15. Jahrhundert 
zwei ganz unzweifelhafte Fälle der Verlegung des Festes Maria 
Verkündigung und der darnach geschehenen Datierung vor, was 
nicht denkbar wäre, wenn das Fest nicht auch in foro gefeiert 
worden wäre. 

35* 



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In beiden genannten Fällen (Diözese Basel und Diözese 
Bamberg) erfolgte die Verlegung des Festes nach vorn, auf den 
Samstag vor Palmsonntag» In unserer Zeit herrschte in der Ver- 
legung keine einheitliche Praxis. Fiel der 25. Mär« auf einen 
der drei ersten Tage nach Palmsonntag, so wurde er in der 
Krzdiüzese Krciburg gleichwohl als Festtag Maria Verkündigung 
begangen, z» B. in den Jahren 1891 (Mittwoch in der Karwoche), 
1902 (Dienstag in der Karwoche) und 1907 (Montag in der Kar- 
woche), während im Jahre 1888 das Fest ausfiel (25. März = 
Palmsonntag), ebenso 1910 (25* März — Karfreitag), In der 
Diözese Münster fand 1872 (25. März = Montag in der Kar- 
woche) eine Verlegung auf den Montag nach dem weissen 
Sonntag statt. Jetzt ist bekanntlich das Fest als öffentlicher 
Feiertag kirchlich aufgehoben (in der Erzdiözese Freiburg fallt 
das Fest erstmals 1913 aus). 

fJonaueschmgen* G. Tumbüll* 



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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. 



Von Veröffentlichungen der Badischen Historischen 
Kommission sind erschienen: 

Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1214 — 1508, 
Zweiter Band, 2. Lieferung. (1401 — 1402). Bearbeitet von 
Graf L. v. Oberndorff. Innsbruck, Wagner, 1913. 

Geschichte der badischen Verwaltungsorgani- 
sation und Verfassung in den Jahren 1802— 1818. 
Erster Band. Der Aufbau des Staates im Zusammenhang 
der allgemeinen Politik. Bearbeitet von Willy Andreas. 
Leipzig, Quelle u. Meyer» 1913. 



Alemannia. N.F. Hand V (der ganzen Reihe Hand 41), 
Heft I, Benedikt Schwarz: Ein Hexenprozess im Kraich- 
gau vom Jahre 1563. S. 1 — 17. Abdruck der auf den Pro- 
zess der Witwe des Jakob Schwab zu Gcraraingen bezüglichen 
Akten aus dem Jahre 1563 nach den in dem Freiherrlich von 
Gemmiugenschcti Familienarchiv zu Gemraingen aufbewahrten 
Originalen. — Friedrich Schön: Geschichte der Rhein- 
fränkischen Mundartdichtung. S. 18 — 33. Behandelt in 
den zwei ersten Kapiteln zunächst die Mundartdichtung in den 
Gebieten der preussischen Provinz Hessen-Nassau und des Gross- 
herzogturas Hessen, — Adolf I-udwig: Eine Markgraf! er 
Schulgemeinde im 18. Jahrhundert {Hasel, Amt Schopf- 
heim). S. 34 — 41, Materialien zur Schulgeschichte von Hasel 
vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zum Jahre 1806. — Fridrich 
Pfaff: Aus dem Amt Bretten. S. 41—43. Besprechung der 
soeben erschienenen ersten Abteilung des IX. Bandes der Kunst- 
denkmäler des Grossherzogtums Baden. — Hanns Bächtold: 
Das Kirchenlied im Volksbrauche. S. 44. — Fridrich 
Pfaff: Das Hündchen von Bretten. S. 44 — 46. — Fridrich 
Pfaff: Der Holzapfeltanz zu Dossenheim. S. 46. — Eugen 
Fehrle: Totenehrung. S. 47. — Fridrich Pfaff: Staffel- 
giebelhaus in Niedereggenen bei Mullheim. S. 48. 



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5 22 



ZeiUchriflenschau und LileralurtioLuen. 



Schriften des Vereins für Geschichte und Natur- 
geschichte derBaar und der angrenzenden Lande. XIII. Heft. 
(1913.) Paul Revellio: Hans der Gelehrte von Schellen- 
k er 3' l 55 2 — »609. S. 1 — 66. Eine in der Hauptsache auf 
dem jetzt in der Hasler Universitätsbibliothek (Cod. G. 2 I 31) 
aufbewahrten Briefwechsel des Hans von Schellenberg mit dem 
Schaff hausener Chronisten J. J, Rüeger beruhende Biographie 
des 1 552 geborenen, 1 609 verstorbenen, durch seine anti- 
quarischen und historischen Neigungen merkwürdigen Mannes. 
— August Göhringcr: Die geologische Geschichte der 
Umgebung vou Donaueschingen. S. 67—94. — Ferdinand 
Rech: Beiträge zur Geschichte der Stadt Bräunungen. 
S. 95 — 147. Handelt in 6 Kapiteln über die Urmark Bräun- 
ungen mit Einschluss der abgegangenen Orte ; die Ent- 
stehung der Pfarrei t der Pfründen und kirchlichen Gebäude ; 
den klösterlichen Besitz; den Streit um das Patro na tsrecht der 
Pfarrei ; die Lostrennung der Filialorte von der Mutterkirchc 
Bräunungen und über die wichtigsten ehemals in Bräunungen an- 
sässigen Adelsgeschlechter- — Feurstein: Der rätselhafte Ort 
Suntheim. S. 148 - 156. Der zum letztenmal 1310 genannte Ort 
Suntbeim wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Nicderaufen 
(das heutige Aufen) umbenannt. — Paul Revellio: Heilig 
Kreuz bei Riedböhringen. S. 157 — 161. Beschreibung eines 
aus der im Jahre 1846 abgebrochenen Wallfahrtskapelle zum 
Hl. Kreuz bei Riedböhringen stammenden, heute wohl im Privat- 
besitz befindlichen Kruzifixes» das aus stilkritischen Gründen dem 
ausgehenden 12. oder dem beginnenden 13. Jahrhundert zuzu- 
weisen sein dürfte. — D. Wie mann und G. Tumbült: 
Fundberichte. S. 162 - 165. Bericht über die Ausgrabung 
alamannischer Gräber bei Königsfeld, alamannischer Reihengräber 
in Biesingen und einer römischen Niederlassung in Eckartsbrunn. 

Die Ortenau. 4. Heft. 1912, Josef Sauer: Entstehung 
der ältesten Kirchen Mittelbadens mit besonderer Be- 
zugnahme auf Burgheim (Lahr). S. 1 — 11. Die Christiani- 
sierung Mittelbadens erfolgte im 7. u» 8. Jahrhundert von Strass- 
burg aus; von hier aus wurden die ältesten Klöster als Stütz- 
punkte des Christentums auf Krongut errichtet. Von diesen 
Klöstern, aber auch von freien Eigentümern bezw. dem Könige 
wurden auf den ihnen gehörigen Höfen (Krön- u. Herrenhöfe) 
zunächst für die Bedürfnisse der zur Bewirtschaftung der Güter 
bestellten Personen Gotteshäuser errichtet, die die Mutterkirchen 
weit ausgedehnter, fast durchweg im Anschluss an uralte wirt- 
schaftliche Verbandsgrenzen (Markgenossenschaften) sich bilden- 
der Gemeinden wurden. — Die Kirche zu Burgheim bestand 
zweifellos schon in der zweiten Hälfte des 1 1. Jahrhunderts; sie 
ist als Eigenkirche neben einem Herrenhofe entstanden ; der 
Kirchensprengel umfasste neben Burgheim die zur selben Mark- 



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Zeitschriften sc hau und Literaturnotirtn, 



523 



genossenschaft gehörigen Gemeinden Kuhbach, Lahr, Dinglingen 
und Mietersheira. — Karl Reinfried: Das ehemalig badisch* 
windcckische Kondominat Bühl. S. 12—39, Beiträge zu 
einer politischen Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte der 
Herrschaft Windeck. Ursprünglich im ungeteilten Besitz der 
Herren von Windeck, gelang es den Markgrafen von Baden, 
seit dem Jahre 1432 immer mehr Güter, Leute und Rechte von 
den Herren von Windeck und ihren Rechtsnachfolgern zu er- 
werben. Seit 1686 ist das ganze Amt badisch. — f Hermann 
Waizenegger: Das Gefecht um die Schwabenschanze 
auf dem Rossbühl im Rahmen der allgemeinen Kriegs- 
ereignisse des Jahres 1796 in Deutschland* S. 40 — 62. 
Die von Josef Ruf nach dem im Besitz des Militärvereins Oppenau 
befindlichen Manuskripte veröffentlichte Studie behandelt in ihren 
beiden ersten Abschnitten zunächst die allgemeine Kriegslage 
am Rhein zu Anfang des Jahres 1796 und das Gefecht auf dem 
Rossbühl am 2. Juli 1796. — Carl Fischer: Die Zcller Por- 
zellanindustrie. S. 63— 64. (Schluss; vgl. diese Zs. NF. XXVI, 
518). Abdruck des ältesten Preisverzeichnisses der Fabrik von 
18 18 in Ergänzung der im 3. Heft der »Ortenau« enthaltenen 
Geschichte der Zeller Porzellanfabrik, — f Karl Ernst: Has- 
lach und das Kinzigtal. S. 65 — 68. (Fortsetzung; vgl. diese 
Zs. N.F. XXVII, 517). Behandelt in einem dritten Kapitel die 
Religionswirren im Kinzigtal in den Jahren 1541 — 1550, den 
vergeblichen Versuch des Grafen Wilhelm von Fürstenberg, in 
seinen Herrschaften die Reformation durchzuführen. — Job. 
Karl Kempf: Geschichte der Kohlenbergwerke Berg- 
hauptcn-Diersburg. S, 81 — 92. Auf kurze einleitende Be- 
merkungen und eine Beschreibung der Steinkohlenformation von 
Diersburg und Berghauptcn folgt eine Betriebsgeschichte der 
von 1755 bis in die neueste Zeit betriebenen Bergwerke, — 
Walter Beck: Die Kirche und das Pfarrhaus zu Meissen- 
heim. S, 93 — 105- Zur Baugeschichte der in den Jahren 1763 
— 1767 neu erbauten Kirche und des in den Jahren 1770 — 1773 
errichteten Pfarrhauses. — Artur Bechtold: Die Ullenburg 
bei Tiergarten. S, 106 — 122. Eine auf der gedruckten Lite- 
ratur und den Archivalien des Grossh, General-Landesarchivs 
und des Freiherrl. von Schauenburgschen Familienarchivs zu 
Gaisbach beruhende Übersicht über die wcchselvollen Schicksale 
des Schlosses» das 1070 zum erstenmal erwähnt, später in das 
Eigentum des Bistums Strassburg überging, mehrfach als Lehen 
und Pfand ausgegeben wurde, in der zweiten Hälfte des 12. Jahr- 
hunderts endgültig dem Verfall anheimfiel und heute vollständig 
vom Erdboden verschwunden ist. — Albert Rössler: Aus 
dem alten Baden-Baden. S. 1 24 — 143. Sprachliche und 
geschichtliche Erklärungen einer Anzahl in Baden-Baden vor- 
kommender merkwürdiger Orts- und Familiennamen. — Misz eilen. 
Karl Schriever: Eine Kirchensteuerliste der Gemeinde 



8'* (AiHcnoMUMivBi: 



C24 Zeitschriflenschau und Lücraiurnoüzcn. 

Unterachern aus dem Jahre 1666. S. 144. — JosefSauer: 
Das Silberamulett von Badenweiler. S, 145, — E. Batzer: 
Zur Lebensgeschichte Quirin Moscheroschs. S. 145 
— 14g. Zusammenstellung der bis jetzt bekannt gewordenen 
Lebensdalen Quirins, eines jüngeren Bruders des bekannten 
Johann Michael Moscherosch. 



Mannheimer Geschichtsblätter. XIV. Jahrgang. Nr. 4. 
Friedrich Walter: Alt-Maanheiraer Häuser. 3. Das Riau- 
cour-Waldkirch'schc Palais (N 2. 4). Sp. 73—82. Zur 
Geschichte des Hauses und seiner Besitzer. — Neuschloss 
bei Lampertheim. III. (Schluss). S. diese Zs. NF. XXVIII, 
324. — Miszellen. Karl Christ: Goldbrunnen im Oden- 
wald und sonst. Sp. 89 — 90. — K.: Der Eid vom Kloster 
Lorsch. Sp. 90 — 91, — G. Ch.: Der gefangene Kurfürst. 
Sp. 91. — Ein Resuch des Herzogs Karl Eugen von 
Württemberg in der Heidelberger Universität. Sp* 91 
— 92. — Die Drais'sche Fahrmaschine. Sp. 92, — Der 
Jager aus Kurpfalz. Sp. 93. — Neuerwerbungen und 
Schenkungen. 128. Sp. 93 — 96. 

Nr. 5. Jahresbericht über das 54. Vereinsjahr. Sp. 
98 — 103. — Franz Schnabel: Andreas Lameys Selbst- 
biographie nebst unge druckten Briefen. Sp. 103 — 1 12. 
Abdruck nach dem im Besitze dkt Familie Latuey in Mannheim 
befindlichen Original. — Karl Christ: Alter Bergbau im 
Odenwald. Sp. 112 — 116. Zusammenstellung von Notizen über 
alte Berg- und Eisenwerke im Odenwald. — Oskar Huff- 
schmid: Die französische Verwüstung der Städte in der 
Pfalz (i68q), Sp, 116 — 120. Abdruck der in dem von Johann 
Henrich Voigt herausgegebenen »Sonderbarer Historicn-Calender 
auf das Jahr Christi 1691* enthaltenen Schilderungen der von 
den Franzosen in der Pfalz ausgeübten Greueltaten. — Miszelle. 
Schwetzinger Soramertage 1785. Sp. 120. 

Nr. 6. Franz Schnabel: Andreas Lamevs Selbst- 
biographie nebst ungedruckten Briefen. (Fortsetzung). 
Sp. 122 — 133. s. o. — Friedrich Walter: Das kurfürst- 
liche Hofopernhaus im Mannheimer Schlosse. Sp. 133 
— 135. Ergänzungen zu der von Walter im Jahrgang iqn 
Sp, 202 (s, diese Zs. NF. XXVII, 156) veröffentlichten Beschrei- 
bung des Hofopernhauses. — Gustav Christ: Der Adlerstein 
am Kautzenkopf bei Heiligkreuzsteinach. Sp. 135 — 139. 
Der Adlerstein war zugleich Gren2Stcin zwischen Kurpfalz und 
Kurmainz und Geleitstcin, d. h. er schied das pfälzische und 
mainzische Geleitsgebiet. Miszcllcn. Das Riaucour-Wald- 
kirch'sche Palais, Sp. 139 — 140. Kachtrag zu dem oben 
(Nr. 4) angeführten Aufsalze. — Goldbrunnen im Odenwald 
und sonst. Sp, 140. Nachtrag zu der oben angeführten (Nr. 4) 






Zeiuchrifienschau und LitentturnotiMn- 



5*5 



Miszelle. — Fuchsprellen und Hofball in Mannheim unter 
dem Kurfürsten Karl Philipp. Sp. 140—142, — Neu- 
erwerbungen und Schenkungen, 129. Sp, 142 — 144, 



Elsässische Monatsschrift für Geschichte und Volks- 
kunde : IV. Jahrgang- 1913. Heft 1 — 3 (April — Juni 1913). 
Uhlhorn: Die ehemalige Fürstengrufl in der evange- 
lischen Kirche zu Bischweiler, S. 1 — 1 8, Abdruck des dem 
Ministerium zu Zweibrücken von Johann Friedrich Funck im 
Jahre 1784 erstatteten Berichts, der über Zustand und Inhalt 
der Gruft berichtet und die Inschriften von fünf Zinnsärgen aus 
der Zeit von 1644 — 1683 wiedergibt. Zehn Jahre später sind 
die Särge erbrochen und »dem Vaterland geopfert« worden, — 
H igelin: Wagner-Ordnung aus dem 16. Jahrhundert, 
S. 19 — 23, Bestätigung K, Rudolfs II. (1598) für einen Verband 
der Wagner im Klsass, Sundgau und Breisgau. — Fuchs: Die 
Kultur der keltischen Vogese nsiedelungen mit beson- 
derer Berücksichtigung des W asser wal des bei Zabern 
(Fortsetzung), S. 33 — 48, Sr — 96, 1 29 — 144, über keltische 
Landwirtschaft, Strassen» Handel und Verkehr, keltische und 
keltisch-römische Verkehrsverhältnisse, mit zahlreichen Abbil- 
dungen. — A. Pfleger: Volksbrauch und Volkssitte im 
alten Schlettstadt, S, 49 — 61, 97-107, vornehmlich nach 
den von Gcny herausgegebenen Schlettstadter Stadtrechten; noch 
nicht abgeschlossen. — Herr: Gesammelte Bruchstücke 
elsässischer Weistümer aus dem 11. — 14. Jahrhundert, 
S. 62—67, 108—114, sucht aus einzelnen Urkunden Reste alter 
Rechtssprüche herauszuschälen (Familia des Klosters Weissen- 
bürg; Hofrecht von Bischofsheim und Rufach; Ministerialenrecht 
der Strassburgcr Münsterkirche; Recht im Leberauer Kloster- 
gebiet; Recht der Abtei Masmünster). — Uhlhorn: Dieme- 
ringen, eine Wild- und Rheingräfliche Münzstätte, 
S. 115—120, Nachweis aus den dreissiger Jahren des 17. Jahr- 
hunderts. — Scherlen: Inventar des alten Archivs der 
Stadt Kaysersberg (Fortsetzung), S. 1*— 24*. 



Strassburger Diözesanblatt: Band 32. Jahrgang 191 3. 
Drittes — fünftes Heft. A. Schmidlin: Die Kirchen im Klsass, 
S. 1 57 — 171, berichtet über die kirchlichen Bauten im 18. und 
19. Jahrhundert. — Gass: Das Priesterseminar als Priester- 
gefängnis, S. 171 — 185, namentlich nach den Aufzeichnungen 
des Jesuiten Dominik Roos aus Schlettstadt. — Kieffer: Der- 
niers moments de Mgr Saurine. Lettre adressee ä Mgr 
l'Archcv£quc de Besä n von par M. le Secritaire de 
I'Evdchä, S. 185—187, vom 15, Mai 1813. — A. Schmidlin: 
Das Simultancum im Klsass, S. 217 — 228, berichtet über 



33k MÄ m Ä 



526 Zeitschriftenschau und Litcralurnolizeo. 

die auf Aufhebung der Simultankirchen gerichteten Bemühungen 
des Bistums. 



Revue d'Alsace: Nouvelle Serie. Band 14. Jahr 1913. 
März-Juni-Hefte, de Dartein: Vie latine de Saint Odile 
par le P. Peltre (Suite), S. 87 — 1 17. — Gasser: La pr£vfrtd 
de Hartmanswillcr, S. 12g — 139, jqö — 2it, kurzer Oberblick, 
der mehrfach archivalisches Material heranzieht, nebst einer Zu- 
sammenstellung der die kirchlichen Verhältnisse betreffenden 
Tatsachen* — A. J. Ingold: Conditions d'admission ä la 
bourgeoisie de Cernay et de Stein!) ach» S, 161 — 169, 
Auszüge aus der Zeit von 1759— 1787. — Hanauer: Les 
archives de Thann (Suite), S, 170 — 195. — Oberreiner: 
Nicolas de Bollwiller et ses troupes raercenaires, S. 212 
— 21 6, nach einem Bericht des G. de la Fopefini&re und einem 
Brief U.s an Philipp IL (1557 bezw. 1579). — Hoffmann: 
Marbach so us la re forme de Windisheim, S, 217 — 240, 
Anfang eines aus dem Nachlass H.s stammenden Aufsatzes, der 
die Belege vermissen lässt und mannigfache Versehen und 
Lücken aufweist. 



Revue catholique d'Alsace: Nouvelle Sörie, Band 32. 
Jahr 1913. Kebruar-April-Hefte. A. M. P* Ingold: Les pre- 
miörefl annues de Louis de Beer gouverneur de Bene- 
vent (Suite), S. 70—82, 134 — 146, 227 — 241, handelt von B.s 
Verwendung im diplomatischen Dienst während der Jahre 1803 
— 1804, von einem Herzenserlebnis und von Verhandlungen mit 
dem bayerischen Hof wegen Geldforderungen. — Sitzmann: 
Stephansfeld (Suite), S. 83—93, 147—157, 203 — 215, schil- 
dert die weiteren Schicksale bis zur Aufhebung des Ordens vom 
HL Geist, die Errichtung der Irrenanstalt und das Wirken des 
hervorragenden leitenden Arztes David Richard. — Oberreiner: 
Ccsar et Arioviste en Alsace, S, 104 — 1 10, hält unter Ab- 
lehnung verschiedener neuer Hypothesen am Ochscnfcld als 
Kampfplatz fest. — Landsmann: L'Ober-Salm ou Salm des 
Vosges (Suite et fin), S. 1 1 1 — 116» 171 — 176, handelt vor- 
nehmlich über die Wild- und Rheingrafliche Zeit, die Linien 
Salm-Kirburg und Salm-Salm, auch hier nicht ohne Lücken 
und Versehen. — M. 1c vicaire -genöral Kapp (Suite), 
S. 242 -246, 

Als zweites Heft der von Eugen Waldner begründeten Ver- 
öffentlichungen aus dem Stadt-Archiv Colmar (vgl. diese Zeit- 
schrift N.F. 2$, S. 374 ff.) ist vom jetzigen Stadtarchivar Carl Engel 
bearbeitet die erste Lieferung des »Repertorium des Stadt- 
Archivs Colmar i. E.« (Colmar. Strassburger Druckerei und 
Verlagsanstalt — Filiale Colmar 1913. 4 . VII, 1 1 3 S«) erschienen. 



C. _ I v - r\ilfffi«p 



Zeitschrifteruchau und Lilcraturnnttzen. 



5»7 



die dem Benutzer den Reichtum der Bestände vor Augen zu 
führen beginnt. Man wird unbedingt anerkennen, dass hei den 
vorbereitenden Arbeiten darauf Bedacht genommen worden ist, 
einem guten alten Ordnungsprinrip wieder zu Ehren zu verhelfen, 
das seit einem halben Jahrhundert in den Hintergrund getreten 
war und dem durch die französische Ministerial Verfügung vom 
25. August 1857 vorgeschriebenen Schema zu weichen begonnen 
hatte. Es ist jetzt allenthalben, wo man sich ernsthaft und vor- 
urteilsfrei mit den Dingen beschäftigt, wohl anerkannt, dass diese 
schwächste aller dem Archivalienschutz und der Archivalienver- 
zeichnung geltenden französischen Bestimmungen, wo sie durch- 
geführt worden ist, schädlich gewirkt hat, da sie den geschicht- 
lichen Zusammenhang der Archivalien — man denke etwa an 
das Strassburger Stadtarchiv — nur zu oft zerstört hat: umsoraehr 
war es also geboten, auf die diese Mängel vermeidende Ordnung 
zurückzugreifen, die der alte Mathias Hüflel während seiner 
langen archivalischen Praxis (171Q — '773J durchzuführen gesucht 
hat. Seine Einteilung — derzufolge das Archiv in Scrinien 
zerfällt, die Scrinien in Laden, die Laden in Nummern — ist 
mit wesentlichen Ergänzungen, da die beiden Menschenalter des 
Ancien regime berücksichtigt werden mussten, und allerlei durch 
die veränderten Zeitverhältnisse gebotenen Abänderungen die 
Grundlage des neuen uns nun vorliegenden Repertoriums ge- 
worden Bisher liegt die Obersicht über die Laden A (Kaiserliche 
Privilegien und Reichssteuerquittungen), B (Kaiserliche Mandate; 
Lettres-Patentes, Edits, Ordonnances etc.; Verkehr mit der 
schwedischen Regierung sowie mit den Gewalthabern der franzö- 
sischen Militär- und Civilverwaltung) und C (Stadtverfassung und 
-Verwaltung im engeren Sinne» Finanzen, Zoll-, Steuer- und 
Münzwesen) vor. 

Was die Bearbeitung anlangt, so mag darüber gestritten 
werden, ob nicht einzelne Teile des Repertoriums zu sehr den 
Charakter einer Kegestenliste tragen» — ein technisches Be- 
denken (vgl. die von mir bearbeitete Anleitung zum Ordnen und 
Beschreiben von Archiven S. 100 f.), das aber wohl gerade die 
Mehrzahl der Benutzer gering achten wird. Die Drucklegung ist 
sorgfaltig überwacht worden, so dass ganz selten nur ein kleines 
Versehen stehen geblieben ist (A III 5 Kaiser Wenzel); nicht 
versehentlich begegnet wiederholt die Form Umgeld, der wie 
allen Irrtümern ein langes Leben beschieden zu sein scheint. 
Wir wünschen der verdienstlichen Veröffentlichung Engels, deren 
Titelblatt mit zwei hübschen Wappenbildcrn geschmückt ist. einen 
guten Fortgang. //, Kaiser. 

Uuchegger, Dr. Karl. Die Verfassung und Verwal- 
tung der Stadt Konstanz im 18. Jahrhundert unter Be- 
rücksichtigung der Tätigkeit des Stadthauptmanns Kranz von 
Blanc. Berlin, R. Trenkel. 1912. S. 236. 



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£28 Zeitschriftenschau und IJieraturnoüzcn. 

Die vorliegende Arbeit ist wegen des neuen Materials» das 
sie bringt, dankbar zu begrüssen, wenn sie auch nicht hält, 
was der Titel verspricht, und nach verschiedenem Versprechen 
aul spätere eingehende Darstellung offenbar als Vorarbeit zu 
einer ausführlichen Behandlung des interessanten Themas ge- 
dacht ist. Ziemlich vollständig gibt der Verfasser nur die 
Wandlungen der Konstanzer Staatsverfassung und die Organi- 
sation der Verwaltung unter Maria Theresia, Josef II. und ihren 
Nachfolgern, Was er darüber aus den Bestanden des Gross- 
herzoglichen Generallandcsarcluvs bringt, ist zu gutem Teil neu 
und sehr wertvoll, weil es von dem Gang der gleichzeitigen 
Entwicklung in den übrigen vorderösterreichischen Städten im 
Endergebnis wesentlich abweicht Denn was ja sonst nirgends 
erreicht wurde , der Ausgleich zwischen den zenlralistischen 
Ideen der Wiener Staatsregierung und dem hergebrachten demo- 
kratischen Charakter der alten Stadtverfassung, das gelang in 
Konstanz durch das Verdienst eines der bedeutendsten öster- 
reichischen Sozialreformer, des Stadthauptmanns Franz v. Blanc, 
dessen Verdienst die klug vermittelnde Magistratsverfassung von 
1793 zuzuschreiben ist* In der Schilderung der Verwaltung hat 
der Verfasser nur spärlich aus seinem reichen Material geschöpft 
und hat sich so, wohl auch weil er die bei Dissertationen ver- 
ständlichen Kaumrücksichten nehmen musste, um die prächtige 
Gelegenheit zu lebendiger, farbenreicher Darstellung gebracht. 
In der Erklärung der Tatsachen sieht er m. E. zu einseitig die 
treibende Kraft für die Reformen der Kaiserin und ihres grossen 
Sohnes in den staatsabsolutistischen, dabei aber humanitären 
Anschauungen dieser Herrscher und übersieht bei Josef IL den 
Einfluss von dessen philosophisch rationalistischen Ideen, die 
manchmal hausbacken nüchtern anmuten und alle phantasievollen 
Kräfte zu verkennen scheinen, die bald darauf als Reaktion die 
Romantik zeugten, aber in ihrer Betonung der Nützlichkeit und 
Verkennung der Kraft historischer Zusammenhänge unentbehrlich, 
ja geschichtlich notwendig waren, um die Bande zu sprengen, 
in die Sitte und Herkommen mit zahllosen Fesseln die mensch- 
liche Betätigung einengten, //. Flamm. 

Lina Kulenkarapff, Der erste Vereinigte preussische 
Landtag 1847 UIK * die öffentliche Meinung Südwestdeutschlands. 
Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte, hsg, von 
Bclow, Finke, Meinecke. 1 left 41. Berlin, W. Rothschild 

iyI2, 13, lOÖ S, 

Weitaus der grösstu Teil d<?r Dissertation handelt von 
Baden. Verf. begründet das damit, dass bei der Bedeutung und 
Macht, welche der Landlag im damaligen Baden besass, die 
Regierung hier die Zensur am mildesten und nachgiebigsten 
— vor allem in dem in Frage kommenden Jahre — ausübte, 
so dass die öffentliche Meinung sich ungehinderter als anderswo 



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ZcUschri(lcn*chau und Literatur not ucik 



b 2 9 



äussern konnte. Wenn man dazu noch das regere geistige und 
politische Leben nimmt, welches in bedeutsamen publizistischen 
Erzeugnissen seinen Niederschlag gefunden hat, so wird man 
der Verf. Recht geben müssen, dass der Eindruck, welchen das 
Patent Friedrich Wilhelms IV. vom 3. Februar 1847, die Be- 
rufung und die Organisation des Vereinigten Landtages sowie 
seine Debatten in Süddeulschland hervorriefen, gerade in der 
badischen Presse am ungehindertsten und greifbarsten in die 
Erscheinung tritt; wir erhalten daher aus den badischen Zeitungen 
und Broschüren ein charakteristisches Bild von den verschiedenen 
Strömungen im damaligen Partei leben Süddeutschlands, Den 
Reigen der publizistischen Aussc jungen eröffnete schon Ende 
März die Flugschrift des Gervinus über »die preussische Ver- 
fassung und das Patent vom 3, Februar 1847«; sie kommt auf 
eine Ablehnung hinaus, weil das Patent vor dem Staatsideal der 
parlamentarischen Monarchie nicht zu bestellen vermag. Aus 
der Zeit nach dem Zusammentritt des preussischen Landtages 
liegen uns Äusserungen desselben Parteikreises vor in den 
Artikeln der »Deutschen Zeitung*; auch hier kennt man die 
konstitutionellen Kriterien sehr wohl» die dem preussischen Patente 
fehlten, aber die Betonung der Verfassungsform tritt dort zurück 
vor der Freude über die nationale Fortentwicklung, die man 
auch in diesem geringen Zugeständnisse des preussischen Königs 
konstatierte. Zu allen Möglichkeiten» die der Einigung unter 
Preussen näherführen, wird hier Stellung genommen, alle Mittel 
und Hemmungen diskutiert; so hat etwa der Gedanke eines 
Zollvereinsparlamentes» den einer ihrer Mitarbeiter, Karl Mathy, 
auf der Heppenheimer Versammlung Oktober 1847 vertreten 
hat, schon vorher im Juli in ihren Spalten eingehende Erörterung 
gefunden. Zwei völlig andere Strömungen treten uns entgegen 
in der Süddeutschen Zeitung für Kirche und Staat — ständisch, 
partikularistisch, klerikal — y und in dem erst seit kurzem, 
1 . Januar 1 847, in Mannheim von Struve herausgegebenen 
»Deutschen Zuschauer«, dessen Äusserungen zur Charakterisierung 
der radikalen Demokratie Süddeutschlands dienen; wie er sich 
im einzelnen über die preussischen Vorgänge ausspricht, wird 
dargestellt und ist leicht zu überblicken. F. Schnabel* 



Waldkirch im Klztal. Stift, Stadt und Amtsbezirk. Nach 
den geschichtlichen Quellen dargestellt in Wort und Bild von 
Max Wetzel. L Teil, 85 Abbildungen und 2 Karten. Im 
Selbstverlag des Verfassers, Kommissionsvertag der Literarischen 
Anstalt in Freiburg i. Br. 1912, VIII, 366 S. 8, 

Eine :> issige Arbeit, der man die Anerkennung nicht ver- 
sagen wird, namentlich wenn man in Betracht zieht, welche 
Schwierigkeiten es für den Verfasser, dem die nötigen Hilfs- 
mittel an seinem Wohnsitze wohl kaum zur Verfügung standen, 



ogk w^www 



530 



Zcitüclififtenschiiu und Literaluriiutueu. 



haben mußte, das umfangreiche Material, das er seinem Buche 
zugrunde gelegt hat, zusammenzubringen. Der vorliegende erste 
Teil, dem in Bälde ein zweiter folgen soll, behandelt die Geschichte 
von Stift und Stadt Waldkirch sowie der Herrschaft Schwarzenberg 
und ihrer Besitzer in der Hauptsache bis gegen das Ende des 
16. Jahrhunderts; gelegentlich sind auch Ereignisse späterer Zeit, 
zum Teil bis auf die unmittelbare Gegenwart herab, herangezogen, 
Die wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse haben die er- 
wünschte Berücksichtigung erfahren und auch die Kutturgeschichte 
ist zu ihrem Rechte gekommen. Der Verfasser war offensichtlich 
bestrebt, stets auf die Ergebnisse der neuesten Forschung seine 
Arbeit zu gründen. Leider ist er dabei nicht immer konsequent 
verfahren. Von den drei Urkunden Ottos III, für das Stift 
Waldkirch beispielsweise ist für die erste das Zitat aus den 
Monumenta Germaniae, Diplomata rcgum et imperatoruin Germaniae» 
angeführt (S. 32 Anra. 4), die beiden anderen dagegen sind nach 
Neugart und Schoepflin zitiert (S. 36 Anm. 2 und 3), Dies hat 
zur Folge gehabt, dass die dritte Urkunde in das Jahr 995, 
anstatt richtig 994, gesetzt ist und als Ausstellungsort Ehren* 
stetten für Erstein genannt wird. Der S. 39 angeführte Tausch- 
vertrag zwischen den Klöstern Waldkirch und St. Peter gehört 
nicht in die Zeit bald nach 1187, sondern in die Jahre 
1 1 1 1 — M22 und der als Zeuge genannte Markgraf ist nicht Her* 
mann IlL, der übrigens 1187 längst tot war» sondern Hermann II* 
(Regesten der Markgrafen von Baden Nr, 19) und der Herzog von 
Zähringen ist Berthold III» (Heyck, Herzoge von Zähringen s. 234). 
S. 31 ist von einem Grafen Berchtilo von der Habsburg um 980 
die Rede, trotzdem dem Verfasser der Stammbaum der Habs- 
burger in Schultes »Geschichte der Habsburger in den ersten 
drei Jahrhunderten*, die in der Anmerkung zitiert ist, bekannt 
sein mußte. Was die angebliche Abstammung der Hohenzollern 
von dem Geschlechte der ßurkardinger betrifft (S. 25), so wird 
man auch fürderhin dieselbe kaum als etwas anderes ansehen 
können als eine Hypothese, für welche jegliche Beweise fehlen 
(vgl. Genealogie des Gesamthauses Hohenzollern, 1905. S. IX ff.). 
Daß wir in der »kleinen, dunkelhaarigen, brünetten und schwarz- 
äugigen« Bevölkerung der abgelegenen Täler des Schwarzwalds 
und der sie umschliessenden Höhen Reste der ehemaligen keltischen 
Bevölkerung unseres Landes vor uns haben (S. 6), wird heute 
kaam mehr behauptet werden können; wohl aber erkennen wir in 
den körperlichen Eigenschaften dieser Leute die freilich infolge 
mannigfacher Mischung nicht rein erhaltenen Merkmale einer 
älteren Kasse» der sogenannten alpinen, die vor den Germanen 
und Kelten, welch letztere mit den Germanen den gleichen 
Typus halten, in unseren Gegenden sassen (vgl. zuletzt A. Fischer 
im »Grossherzogtum Baden«. 2. Aullage S. i6q). Wenn S. 16 
gesagt ist, dass Gutach, Elzach, Simonswald» Haslach, Yach und 
andere Orte auf germanische Besiedlung vor dem Jahre 400 



rOOglC nMfCHftJUHIVER: 



Zeitschrifienachau und Literatur 110 Li zcn. 



53" 



zurückzuführen sind» so beruht dies wohl auf einem Missverslehen 
der als Quelle angezogenen Arbeit von Fr. Pfaff über »deutsche 
Ortsnamen« (1898); Pfaff spricht in den zugrunde liegenden 
Sätzen nicht von Wohnortsnaraen, sondern von Ortsnamen im 
weiteren Sinne. Markgraf Hesso I. von Baden-Durlach um 1390 
auf 5. 111 beruht wohl auf einem Druckfehler, Solche Druck- 
fehler» und zwar oft recht sinnentstellende, finden sich bedauer- 
licherweise überhaupt sehr häufig in dem Buche. Ein Beispiel 
möge anstatt vieler genügen, S. 40 wird erwähnt: 1243 Äbtissin C, 
von Waldkirch und als Belegstelle ist FDA (= Freiburger 
Diözesenarchiv) 13» 1 34 angegeben ; es muss jedoch heissen 
1234 Äbtissin J, FDA, 13, 234. — Wir schliessen diese Be- 
merkungen mit dem Anfügen, dass durch sie das Verdienst der 
Arbeit im allgemeinen nicht herabgesetzt werden soll, dass sie 
aber dem Verfasser als Hinweis dienen mögen, in welcher 
Richtung er den versprochenen zweiten Teil, der hoffentlich nicht 
allzulange auf sich warten lässt, wird vervollkommnen können, 

-r* 

Jos, Aug. Beringer: Bad i sehe Malerei im neun- 
zehnten Jahrhundert. Heimatliche Kunstpflege Karlsruhe 191 3. 

Der Titel dieses Buches wird hie und da Bedenken er- 
regen. Gibt es denn eine badische Malerei im 19, Jahrhundert? 
Wohl haben die im Grossherzogtum vereinigten Gebiete schon 
wahrend der ersten Jahrhunderthälfte eine Fülle von Talenten 
hervorgebracht. Aber Karl Ph. Fohr ist ganz jung in Rom, 
Moosbrugger iiT Petersburg gestorben» die Kobell, Fries, Rott- 
mann, Kirner haben in München, Winterhalter in Paris ihr 
Lebenswerk getan. Die Heimat vermochte ihre Söhne nicht 
zu halten. Und als dann 1854 in der Karlsruher Akademie ein 
Zentrum der Lehre und des Schaffens gegeben wurde, hat man 
nicht etwa jene versprengten einheimischen Kräfte in der Resi- 
denz gesammelt, sondern norddeutschen Künstlern die führenden 
Rollen übertragen. Was diese übten und lehrten, war also 
wiederum keine »badische« Malerei. Die Grenze ist da nicht 
leicht zu ziehen. Der Verfasser will einerseits die aus den 
badischen Landesteilen hervorgegangenen Persönlichkeiten, an- 
dererseits die von aussen gekommenen, deren Schaffen für 
Baden Bedeutung gewonnen hat, charakterisieren und er will 
den ganzen Stoff als Entwicklung darstellen, nicht eine Samm- 
lung Kunstlerbiographien geben, sondern Kunstgeschichte. Er 
hat sich über den Mangel innerer Einheitlichkeit in seinem 
Stoff umso weniger' getäuscht, als er ja in seinen bisherigen 
Arbeiten gerade für die Vielgcstalt der vom badischen Staats- 
verband umschlossenen Elemente Zeugnis ablegte. Wir ver- 
danken ihm vier Publikationen über pfälzische Kunst» aber auch 
die Thoma-Ausslellung von 1909 und das ergreifende Buch 



Google rnnSrnrnm. 



53* 



Zeitschriftcnschau und Lucralurnotizen. 



über Lugo (S. o. S. 349 f. d. Bd.)- Selbst ein in die Pfalz 
verpflanzter Schwarzwälder hat er Anteil an beiderlei Wesen. 
Die paar einleitenden Sätze, die mit wenigen Strichen die Eigen- 
art der Landschaft und der Bewohner von Schwarzwald, Oden- 
wald und Rheinebene umschreiben, sind sehr glücklich formuliert. 
Es hätte vielleicht ein gewisses Interesse gehabt, statistisch ab- 
zuwägen wie sich die künstlerische Vokation auf diese Gebiete 
verteilt. Von etwa 1 50 in Baden geborenen Malern gehören 
nahezu zwei Drittel dem Unterland (nördlich der Kinzig), da- 
gegen nur ein Drittel dem Oberland an. Bemerkenswert ist 
das Zurücktreten von Freiburg gegenüber Heidelberg (12:17), 
die Talente des Oberlandes stammen fast alle aus kleinen Orten, 
während im Unterland Mannheim (27), Heidelberg, Karlsruhe 
(28) durchaus vorwiegen. Die zahlreiche Zuwendung geborener 
Karlsruher zur Malerei datiert erst seit dem Bestehen der Aka- 
demie. In Mannheim dagegen bestand eine alte Tradition. 

Beringers Darstellung setzt mit der Schilderung dieser kur- 
pfälzischen Tradition ein. £r zeigt, wie die Kobell den Zu- 
sammenhang mit den Niederlanden aufrecht halten» in der 
Beobachtung von Licht und Lufterscheinungen aber als Radierer 
und Maler bedeutende selbständige Werte hervorbringen, wie in 
der geistig belebten, romantischen Atmosphäre Heidelbergs auf 
der Basis bescheidener Veduten die grosse neue Landschaft des 
ig. Jahrhunderts sich erhebt. Friedrich Rottmann, der einfache 
Universitätszeichner, war der Lehrer der ganzen Meistergruppe, 
der Brüder Fohr, Fries und seines Sohnes Karl Rottmann, deren 
prachtvolle Begabungen zuerst an englischer (Wallis), dann aber 
vor allem an römischen Quellen (Koch, Rhoden) "genährt werden. 
Neben der Heidelberger Romantik sehen wir die Kpisode Moriz 
v. Schwinds in Karlsruhe treffend gezeichnet, Helmsdorfs Be- 
deutung als Schwarz walddarsteller gewürdigt und in J. W. Issel 
der Kunstgeschichte einen neuen Namen gewonnen. Dem 
badischen Oberland fehlte ein kunstfördernder Mittelpunkt. Am 
meisten kommt noch die geistliche Residenz Konstanz in Be- 
tracht, wo Bischof v. Rott und J. Fr. v. Wessenbcg die An- 
fänge der Angelika Kaulfmann und der Ellenrieder gefördert 
haben. Das Kapitel »Nazarener und Klassizisten* schildert in 
stets interessanten Analysen, wie sich diese internationalen Be- 
wegungen auf unsere Heimat reflektierten. Sandhas dürfte dabei 
etwas zu kurz gekommen sein. In der Biographie des älteren 
Dürr ist (S. 26) von den »Münchener zwei Müller* die Rede, 
wo es sich um die beiden Düsseldorfer Brüder Andreas und 
Karl Müller handelt. Die folgenden Kapitel: Genre und Historien- 
maler, Historien- und Schlachtenmaler, Tiermaler, charakterisieren 
zahlreiche unter den mannigfachsten Bedingungen schaffende 
Talente in ihren massgebenden Leistungen. Bei Friedrich 
Kaiser (S. 44) wäre zu berichtigen, dass von seinen Aquarellen 
zur badischen Revolution sich nur ein einziges im General- 



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Zcitscbriflcnschau und Lütraturnotizen. 



533 



landesarchiv befindet, andere t, B. in der Kunsthalle. — Den 
Schöpfungen dieser Periode fehlte das Band »gemeinsamen 
Fohlens«, »gemeinsamen Ringens«, wenn sie auch den Zusammen* 
hang mit der suddeutschen, österreichischen und bayerischen 
Kunst erkennen lassen. 

Erst die zweite Jahrhunderthälfte, der der zweite Teil ge- 
widmet ist, brachte die Konzentration. Durch Gründung der 
Akademie suchte Grossherzog Friedrich I. dem Kunstschaffen 
seiner Lande Einheit und Richtung zu geben. Indem er aus 
Karlsruhe ein neues, protestantisches Düsseldorf machte, wollte 
er ihm diejenige Lehrüberlieferung vermitteln, die damals die 
beste Aussicht zu bieten schien. Besonders Schirmers Berufung 
hat sich bewährt. War es doch der badischen Kunst bestimmt, 
an der »Entdeckung der Landschaft« im Sinne einer poetischen 
Vertiefung und stilvoll grossen Auffassung der Natur den be- 
deutendsten Anteil zu nehmen. Gegenüber dem Düsscldorfischen 
(Schirmer, Lessing, Des Coudres, Schrödter) brachte 1860 der 
Wiener Canon das Gegengewicht seines freien kühnen Kolonsmus. 
Man ermisst die Bedeutung dieser Fremden für die badische 
Malerei, wenn man bedenkt, dass von Schirmer Hans Thoma 
und Lugo, von Canon Ferdinand Keller und Trübner ausge- 
gangen sind. Nur Keller hatte die Möglichkeit, schon frühzeitig 
(seit 1864) an der heimatlichen Schule zu wirken, der er durch 
fünf Jahrzehnte treu geblieben ist, erfolgreich als Lehrer, mit 
seinem reichen Können und aparten Farbengeschmack stets eine 
besondere Note in der Karlsruher Kunst, aber doch nicht die 
entscheidende. Denn die neue Generation rückte ab von dem 
jauchzend Festlichen und von der Vorliebe für das Glänzende 
und Ausserliche der 70er Jahre*, sie wollte »innerliche Ver- 
tiefung, Romantik des Herzens und des Geistes oder eine 
Selbstbcwertung des technischen Vortrags«. Mit dem Eindringen 
der norddeutschen Elemente bekam das badische Kunstschaffen 
eine breitere Basis. Die Entwicklung erfolgte nun freilich 
nicht in gerader Linie. Es galt die Auseinandersetzung mit 
Skandinavien , Italien t Belgien , Frankreich und Japan , aber 
schliesslich »führte der Weg immer deutlicher, immer entschie- 
dener zu einer Erfassung der Gegenwart, der Heimat«. Der 
Verfasser zerlegt diese viel verschlungene Geschichte in die 
Kapitel : Historienmaler, Darsteller des Volkstümlichen ; die 
naturnahen Künstler; Freilicht und Stil; Tiermaler; Architektur- 
maler; die Blumenmalerei; die Stilisten der Form und Farbe, 
Landschafter; Stilisten-Figuristen ; der Neurealismus und der 
deutsche Impressionismus ; der Neuidealismus, Diese Betrach- 
tungsweise tut den chronologischen Zusammenhängen gelegent- 
lich etwas Gewalt an. Bei Ludwig Kachel wäre ein Hinweis 
auf die überraschend grossartigen Studienblätter im Karlsruher 
Kupferstichmuseum wünschenswert. Der Neuidealismus« gipfelt 
natürlich in Hans Thoma, der nach Beringers Ausdruck »das 



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c\a Zcilschriftcnschau und Lücralurnoüzeo. 

Bild der badischen Kunst ins Weltbild erweitert*. Thomas 
Berufung nach Karlsruhe tSgg schliesst gleichsam symbolisch 
die zweite Jahrhunderthälfte. Bald folgt Trübner nach» und das 
50jährige Jubiläum der Akademie konnte »mit fast ausschliess- 
Uch in Baden geborenen Lehrkräften an den Meislerklassen 
gefeiert werden*. 

Der Verfasser geht aber noch über diese Grenze hinaus 
und schildert in einem dritten Teil »die neue Zeit«, das erste 
Dezennium des 20. Jahrhunderts: bei den einen Beharren oder 
ruhiges Fortschreiten in bewahrter Bahn» bei andern stürmisches 
Vorwärtsdrängen, rücksichtsloser Subjektivismus und Individualis- 
mus, eine Zeit wirtschaftlicher Organisation (Künstlerbund) und 
Dezentralisation in örtlichen Gruppen; »Meisterschulen« an Keller, 
Schönlebcr, Kalkrcuth, Thoma, Trübner angeschlossen, »Lands- 
mannschaften« in Karlsruhe, Mannheim, Freiburg, Baden-Baden, 
Gutach, — endlich die »Heimatfernen*, die abseits schaffenden. 
In der interessanten Würdigung der Monumentalkunst Wilh, 
Wohlgcmuths, der ganz ausserhalb der modernen Kämpfe in 
Rom seinen Stil reifen liess» klingt dies letzte Kapitel aus. 

Man liest das Buch mit Spannung zu Ende. Es ist keine 
tote Stelle darin. Der Verfasser hat den ganzen mit grösstem 
Fleiss erarbeiteten Stoff geistig durchdrungen und in allen seinen 
Teilen lebendig gemacht. In den generellen Betrachtungen wie 
in den einzelnen Analysen zeigt sich ein kultivierter Geist und 
ein feiner Beobachter. Erstaunlich ist die Wärme nachfühlenden 
Verständnisses» das er auch den konträrsten Persönlichkeiten 
entgegenbringt, das ihn in jedem Streben, jeder Leistung das 
Anerkennenswerte herausfinden lässt. Seine Urteile sind treff- 
sicher und anregend, mag ihn auch in einzelnen Fällen sein 
warmer Optimismus zu weit führen, z, B. wenn er Propheter 
mit Gainsborough vergleicht oder von unsertn venezianischen 
Landsmann August Wolf, dessen Verdienste auf anderem Gebiet 
gewiss dankbar anerkannt werden, seine »leider fast unbekannten 
Originalgemalde« hervorhebt und gleichsam in einem Atem mit 
Feuerbachs Kunst zu würdigen sucht» Aber was will das be- 
sagen bei einem Buch, das etwa 250 Künstler behandelt und 
durch den Reichtum des Materials und das sorgfaltig bearbeitete 
Register auch ein so willkommenes Nachschlagewerk darstellt! — 
In Anbetracht des weiten Rahmens, den sich der Verfasser ge- 
steckt, und des Niveaus, das er zulässt, könnten übrigens auch 
noch einige andere Künstler berücksichtigt werden. Ich stelle 
für eine neue Auflage folgende Namen zur Erwägung: Vom 
Jahrhundertanfang Joh. Jak. Dorner aus Ehrenstetten und 
Gustav Nehrlich aus Karlsruhe, von späteren Dom. Weber (Frei- 
burg), Wilh. Schmitt (Buchheim), die Schirmcr-Schülcr Th. Kotsch, 
H. Vosberg, die Lessing-Schuler J. A. Nikutowski, G. Hesse, 
der Gude-Schüler A. v. Meckol, die Keller-Schüler Lor. Vogel, 
K. Walter, Strassberger, Göhlcr, der Schönlcber-Schüler Strich- 



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Zeitschriften schau und fJttralurnotizen S5S 

Chapell, der Thoma-Schüler Süss, ferner Baumeister, W. Georgi 
(Karlsruhe), H. Gchri (Freiburg-Berlin). 

Die Auswahl und Ausführung der 140 Abbildungen ist vor- 
trefflich, der Preis überraschend billig. Man kann die Vereinigung 
»Heimatliche Kunstpflege Karlsruhe* zu dieser neuen Publikation 
wirklich in jeder Hinsicht beglückwünschen* 

Carl SutUr. 

»Seltenheiten aus süddeutschen Bibliotheken in ge- 
treuen Nachbildungen herausg, von Ernst Freys, Otto 
Glauning, Krich Petzet.« Bd. I. II. (München, Carl Kuhn 191 2). 

Von dieser neuen ganz hervorragenden Sammlung von 
Faksimile- Ausgaben wertvoller Drucke und Handschriften sind 
die beiden ersten Bände gleichzeitig zur Ausgabe gelangt und 
erwecken durch die dargebotenen Kostbarkeiten vielseitiges 
Interesse. Band I hat folgenden Inhalt: »Der Pfaffe Amts 
von dem Stricker. Ein illustrierter Strassburger Wiegen- 
druck nach dem Original . . , hsg. von Karl Heiland«, 
Die lange Zeit vergeblich gesuchte Erstausgabe dieser wichtigen 
altdeutschen Dichtung ist unlängst in der Hof- und Staats- 
bibliothek zu München entdeckt worden. Seit dem Jahr 1807 
hatte man durch B, J. Doccn Kenntnis von der Existenz eines 
alten Arais-Druckes, aber es gelang nicht ihn aufzuspüren. Bist im 
Jahr 1 886 tauchte ein einzelnes Blatt der gesuchten Ausgabe in 
München auf, dessen Herstellung nach Strassburg wies. Jetzt 
liegt endlich ein vollständiges Exemplar des berühmten Schwank- 
buchs vor, bei welchem nur Blatt 22 durch Ausschneiden der 
Holzschnitt-Illustration beschädigt ist. Die Inkunabel gehört zu 
den ältesten Druckwerken des Job, Prüss und ist in Strassburg 
um das Jahr 1480 entstanden. Das Original wurde in vorliegen- 
dem Faksimile- Druck mit bewunderswerter Treue bis in die 
kleinsten Einzelheiten nachgebildet; auch die eingemalten Initialen 
und die kolorierten Holzschnitte sind genau in den alten Karben 
wiedergegeben. Die Verdienste der ältesten Strassburger Drucke- 
reien um die Verbreitung der Volksliteratur sind noch wenig 
bekannt. Es sei nur daran erinnert» dass die Erstlingsausgaben 
von Parzival, Titurel, dem Heldenbuch, Kitter von Staufenberg, 
Laurin, Freidank etc. in Strassburg erschienen sind. Die Editio 
prineeps der lustigen Schwanksammlung vom Pfaffen Amis, dem 
Vorläufer des Eulenspiegel, reiht sich vortrefflich an. Durch den 
neuen Fund wird die Ansicht bestätigt, dass noch manche alte 
Strassburger Ausgabe deutscher Volksbücher, deren Existenz 
durch Rückschlüsse zu vermuten ist, der Leselust des 16. Jahr- 
hunderts zum Opfer gefallen sein rauss. 

Der zweite Band der »Seltenheiten* reproduziert: Ge- 
druckte Schützenbriefe des 15- Jahrhunderts, hsg. von 
Ernst Freys« (auf 35 Tafeln in Folio). Es ist einleuchtend, 
dass diese sehr seltenen Blätter für die Kultur- und Eokal- 



8 fc »S 



536 



Zcitschriftenschau und LiLcraturnolizeiu 



geschichte von hohem Wert sind. Daneben bieten sie aber auch 
als typographische Denkmäler einen wichtigen Beitrag zur Druck- 
geschichte und ebenso sind sie als deutsche Stilproben für die 
Sprach- und Dialektforschung nicht zu unterschätzende Quellen. 

Von den hier besonders interessierenden Festorten seien ge- 
genannt Heidelberg, Offenburg, Freiburg, Lenzkirch und Strass- 
burg. Der Offenburger Schützenbrief von 1483 und das Ein- 
ladungsschreiben der Strassburger Schützen vom Jahr 1496 sind 
in Strassburg gedruckt 

Vorliegende Sammlung besteht, abgesehen von No. II, aus 
Einblattdrucken, die zumeist Unika sind. Die mustergültige 
Reproduktion ist in Originaltreuen Lichtdrucken wiedergegeben. 
Bei denjenigen Stücken, welche auf der Rückseite Angaben der 
Zirkelweite und sonstige Bemerkungen darbieten, ist auch die 
Verso-Seite nachgebildet. Der beigegebene Text enthält eine 
lehrreiche Einleitung über die Schützenbriefe und zu den ein- 
zelnen Stücken Angaben über Inhalt, Druckort und Dnickerfirma. 
Die Bestimmung der Pressen, aus welchen die ausnahmslos ohne 
jeden Druckvermerk ausgegebenen Schützenbriefe hervorgegangen 
sind, war durchaus nicht leicht, ist aber durchgehends auf Grund 
peinlicher Typenvergleichungen mit voller Sicherheit geglückt* 



8 lc «ÄÄy 



Briefe Friedrich Cäsar Laharpes an 
Johann Ludwig Klüber. 



Miigcteilt von 

Karl Obser, 



Bei den Vorarbeiten für den Nachtragsband der »Poli- 
tischen Korrespondenz Karl Friedrichs von Badern fand 
ich vor einigen Jahren unter dem schriftlichen Nachlasse 
Joh. Ludwig Klübers in dem von Klüberschen Familien- 
archive, zu dem mir der inzwischen leider verstorbene 
Generalmajor Friedrich von Klüber in liebenswürdigster 
Weise den Zutritt gestaltete, neben andern beachtenswerten 
Korrespondenzen auch ein Dutzend Briefe von der Hand 
Friedrich Cäsar Laharpes, die inhaltlich mancherlei Inter- 
esse bieten und darum eine Mitteilung an dieser Stelle 
gar wohl verdienen, Sie sind insgesamt an Joh. Ludwig 
Klüber gerichtet und fallen in die Jahre 1817 — 1832; 
Konzepte zu den Briefen Klübers fehlen. Den Ausgangs- 
punkt dieses Briefwechsels bildet die Begegnung der beiden 
Männer auf dem Wiener Kongresse 1 ), Als Abgeordneter 
der Kantone Waadt und Tessin war General Laharpe dort 



l ) Über Laharpe vgl. »Lc gouverneur d'un prinec. Fr. C- I-aharpe et 
Alexandre I"* de Russie. Lausanne 1902» wo Kapitel 1 einen kurzen 
Lcbensabriss gibt. Soukhominlows russische Studie Über L. (187t) ist mir 
unzugänglich. Eine Biographic fehlt noch bis heute. — über J. L. Klüber 
vgl. Eisenhart in der A. D. B. 16, 235 — 247; E. Landsberg, Geschichte 
der deutschen Rechtswissenschaft 111, 2 (Text) 165 — 178; dazu neuerdings 
W* Andreas, Geschichte der badischen VerwaltungsOTganisation und Ver- 
lassung in den Jahren 1802—1808. I, 2 10 IT. und über seine Heidelberger 
Zeit Fr. Schneider, Gesch. der Universität Heidelberg im ersten Jahrzehnt 
nach der Reorganisation durch Karl Friedrich, passim. 

Zeluchr. t Gesch. d. Obcrrb, NT. XXVIII. 4, jfc 



gk 



mmoi NuiuvDttm 



538 Obser. 

erschienen, um für die heimatliche Sache zu wirken, aber 
weit über den engen Kreis dieser Aufgabe hinaus erstreckte 
sich, dank der Gunst und Zuneigung, die Kaiser Alexander 
dem einstigen Erzieher und Berater bewahrte, sein Einfluss 
in politischen Dingen, und nicht mit Unrecht erblickte 
Metternich in dem feurigen Vorkämpfer liberaler Ideen 
einen mächtigen Widersacher. Zur gleichen Zeit hatte 
sich auf eine Einladung seines alten Gönners und 
Freundes Hardenberg, mit Genehmigung seines Landes- 
herrxi und in dessen Gefolge, auch der badische Staats- und 
Geh. Kabinettsrat Klüber in der Donaustadt eingefunden, 
um, ohne eigentlichen amtlichen Auftrag, den entscheiden- 
den Verhandlungen, die das Antlitz Europas umgestalten 
sollten, in der Nähe zu folgen und den Stoff zusammen- 
zutragen für seine grosse Aktensani mlung des Kongresses, 
die im Verein mit der kritischen Ausgabe der Schlussakte 
und der »Übersicht der diplomatischen Verhandlungen« den 
Namen des hervorragenden Heidelberger Rechtslehrers weit 
über die Grenzen Deutschlands hinaus zu Ehren und An- 
sehen brachten. Gleich I-aharpe war auch er im stillen 
als Berater vielfach tätig. Schon vor Eröffnung des Kon- 
gresses hatte ihn Kaiser Alexander, der ihn wohl in Heidel- 
berg kennen gelernt halte, aufgefordert, eine historisch- 
politische Darstellung der Lage Deutschlands auszuarbeiten 
und seine Ideen über eine Neugestaltung dieses Staaten- 
systems darzulegen, und Klüber fand in Wien Gelegen- 
heit, dem Zaren seine Meinung darüber eingehend vorzu- 
tragen. Auch der badischen Interessen, soweit es sich um 
die Anerkennung der Hochbergischen Erbfolge und Zurück- 
weisung der bayerisch-österreichischen Territorialansprüche 
handelte, nahm er sich, wie wir aus den Denkwürdigkeiten 
des Markgrafen Wilhelm wissen, aufs eifrigste an, und manches 
amtliche Schriftstück über diese Fragen ist damals unter 
seiner Mitwirkung entstanden. Auf dem Parkett der Wiener 
Salons waren sich die beiden begegnet, der temperament- 
volle, bewegliche, für allen Fortschritt begeisterte Waadt- 
ländcr und der mehr nüchterne, vorsichtig abwägende, bei 
aller Gelehrsamkeit auch wclterfahrene deutsche Publizist, 
mit seinen diplomatisch-höfischen Formen, und so ver- 
schieden sie in ihrem Wesen auch vielfach sein mochten, 



£2äste. 



■ ■■■■ JWflC ttWrfftW 



Briefe Labarp« an J, L. Klübcr. ^;n 

hatten sie sich in dem regen Interesse und Verständnisse 
für die politischen Vorgänge und auf dem gemeinsamen 
Boden liberaler Anschauungen doch zusammengefunden 
und schätzen gelernt. Auch als der Kongrcss sein Ende 
nahm, blieben sie in Verbindung. Dem aus badischen 
Diensten Ausscheidenden, der eine Zeitlang an eine Nieder- 
lassung in Petersburg dachte, erbot sich Laharpe, die Wege 
dort zu ebnen; gelegentliche Besuche und ein über zwei 
Jahrzehnte sich erstreckender Briefwechsel erhielten und 
befestigten auch in der Folge die alten freundschaftlichen 
Beziehungen. Die hier folgenden Briefe I-aharpes, von 
denen wohl einige aus dem Anfang der 20" Jahre ver- 
loren gingen, beziehen sich vorwiegend auf Angelegen- 
heiten seiner Schweizer Heimat. Es ist bemerkenswert, 
mit welch jugendlicher Leidenschaft und Erbitterung sich 
der nahezu Achtzigjährige gegen die auch in der Schweiz 
allenthalben um sich greifende Reaktion wendet, die sich 
der Revision der Bundesverfassung widersetzt und die 
Freiheit bedroht, mit welcher Entschiedenheit er vor jeder 
Einmischung des Auslands in die inneren Wirren warnt 
und wie unerschütterlich fest sein Glaube an den endlichen 
Sieg der guten Sache wurzelt. Nebenher wird die allge- 
meine Weltlage, werden die Verhältnisse in Deutschland 
und auf dem Balkan berührt; ein aufrichtiger Freund 
Deutschlands, als den er sich bekennt, verfolgt er die 
dortige Entwicklung der Dinge mit wachsender Besorgnis. 
Auch Persönliches, seine Beziehungen zum russischen 
Kaiserhause, seine literarischen Arbeiten, seine Reisen, 
seine Stellung im Grossen Rat werden kurz gestreift. 

Aus dem September 1832 stammt das letzte Schreiben. 
Nur noch wenige Jahre waren den beiden Freunden ver- 
gönnt: im Frühjahr 1837 starb Johann Ludwig Klüber, 
und schon im M.'lrz 1838 folgte ihm im Tode hochbetagt 
Laharpe. 



3<>* 



.,.,., 



540 Obser. 



Laharpe an Klüber. 

Cour 1 ), 26 ftvricr 1817, 

[Verbesserung des lithographischen Verfahrens und seine Bedeutung* 
Der Bundestag und die deutschen Angelegenheiten.] 

Dankt für die Mitteilungen Ober das neue lithographische Verfahren. 

»Je regarde les perfeclionnements dont la lithograpbie est susceplible 
comme autant de contrepoids i l'obscurantisme qui sc r£plic aujourd'hui sous 
toutes les formes. Cc que je vous communiquai i Vienne sur le moyen 
simple d'ichapper k la lyrannie aux 100 yeux appelee censure, pourra devenir 
un joar d*un tri* grand secours, si cc monstre allait recouvrer ses forces et 
ses moyens de nuire « 

Die Anstalt, die Graf Lasleyrie*) in Paris gegründet hat, entwickelt sich 
günstig. Die Wissenschaften und Künste bedienen sich ihrer mit Erfolg, 
man hofft auch für die Primarschulen daraus Nutzen zu ziehen. Geeignete 
Steine sind in verschiedenen Gegenden Frankreichs vorhanden. 

Cesl avec regret que je vous vois disparaitre de nos con- 
trees m£ridionalcs oü vous pouviex €trc si utile avec lous vos 
moyens 5 ) . . , Si vous vous deeidez pour le nord, marquez-moi, 
cn faisant passer votre lettre par le commerce, ce que vous 
croirez pourvoir me dire; je tächerai de mon c6t£ de vous 
seconder avec prudence» car mon credit auprös des ministres 
est d'autant moindre qu'ils m*en supposent un quelconque auprös 
du principal. II est tr£s fächeux que la Russic n'ait pas profitß 
de votre presence i Vienne: malheureusement ceux qui voulaient 
diriger exclusivement les affaires germaniques ätaient Interesses 
ä ne faire voir que par leur tube. Cela n'a pas eu de brillants 
resultats et ne pouvait pas en avoir . . . 



') Landsitz I-aharpes, bei Lausanne, — *) O* Charles de Lasteync 
('759— 1849), früher Landwirt, hatte sich 1812, auf die Kunde von Scne- 
felders Erfindung nach München begeben, wo er sich von diesem in dem 
neuen Verfahren unterrichten Hess, und gründete nach seiner Rückkehr 
1815 in Parts eine rasch emporblühende lithographische Anstalt. Vgl. Die 
vervielfältigende Kunst der Gegenwart- IV, Lithographie- (Wien» 
1903) S. 72 ff- — ») Im Mai 1817 erhielt Staatsrat KJübcr, der, an einer 
Gesundung der badischen Verhältnisse verzweifelnd, die übernähme des 
Finanzministeriums abgelehnt hatte, die schon im Juni 1816 erbetene Ent- 
lassung, um als witkL Geheimer Legationsrat in das preussische Ministerium 
der auswärtigen Angelegenheiten einzutreten. Vorübergehend wurde auch 
eine Übersiedlung nach Petersburg ins Auge gefasst, wo Kaiser Alexander 
ihm die Stelle eines »Jurisconsulte de PEmpereur« und Leiters einer Diplo- 
matenschule unter glänzenden Bedingungen angeboten hatte, Landsberg 
a. n. O. III, 2 (Text) 166 IT., (Noten) 8*; Dienstakten. % 



S lc «HHaiWUHW^Tr 



Briefe Labarpes an J. Li Klüber. uj 

J'ai bien peur que votre Bundestag ne realise ma prediction 
du mois de raai 18 1 5 et que le I) uischthum n'ait portc un coup 
mortel aux vrais Alleraands qui voulaient profiter des Clements 
nationaux pour adapter aux besoins du temps present les anci- 
enncs institutions de l'Alleiuagne, Ceux qui ont soulcvü Ig peuple 
altemand, en lui prometlant une Constitution liberale» s'il faisait 
un dernier etfort contre l'ennemi des idees liberales etc. auraient 
du se rappelcr que les privilügies de toutc classe ne renoncent 
ä leurs privil^ges en tout ou un partie que lorsqu'ils ont peur 
d'un plus graud mal, et si leurs passions n'avaient pas trouble 
teur vue t ils auraient belli la destinäe qui faisait apparaitre tout 
4 coup le demon le plus propre k forcer Pobstination des privi- 
\v g ies. Voilä ce que je predis inutilemcnt ä ces hommes d'etat. 
Le d£mon a disparu, par un coup de hasard, indßpendant de 
leur sagesse» nous en voyons les r£su)tats: on en est ä savoir 
quelle sera la comp£tenee du Bundestag? — — — Les princes 
qui auront eu le bon esprit d'assurer la condition de leurs 
peuples par des constitutions» sans attendre les resuttats de celte 
fameuse assemblee, auront seuls vu les choses sous le v£rital>Ie 
point de vue. — lei» notre gouvernement s'aflermit en depit des 
inlrigues de toute espfece mises en ceuvre par nos ci-devant 
privilegies pour le calomnier, troubler etc. . . . 



2. 
Laharpe an Klüber. 

Cour pri* I-ausanne, 16 avril 1817. 
[Klübers Reise nach Petersburg. Empfehlungen.] 

Dankt für Obersendung der ersten 24 Nummern der »Akten* 1 ) und 
einer Stemdruckpressc. 

On va Stre prevenu de voirc voyage ä S<-Petersbourg t ainsi 
vous y serez devanec. Si j'ätais assure que vous y allez, je 
vous recomraanderais d rar. N, Böhtlingk, mon beau-fr£re» chef 
de l'une des plus respeclables maisons de commerce» et k mos 
autrea beaux-fr6res p les generaux de Larabsdorf et Albedyll, Tun 
ancien gouverneur des grand-ducs et I'autre Substitut du grand- 
veneur*). — On ne peut faire plus de vteux que j'en fais, pour 
que vous soyez satisfait du parti que vous preuez. Les hommes 
tels que vous, raonsieur» sont rares et partageut partout la defaveur 
dont la medioeritö puissante r£gale ceux qui lui fönt ombragc; 
il faul en prendre son parti» il n ? y a pas de rem£de . . . 



*) J. I« Klüber, Akten des Wiener Kongresses in den Jahren 1814 — 15. 
9 Bunde. Erlangen 1815 — 1835- — f J Vgh oben S. 540 Anm. 3. 



ogk niiHaioNWVD&sfn 



54* 



Obser. 



3- 

Laharpc an Klüber. 

Cour t II juin 1817. 

[Vorgänge in Württemberg. Klagen über den preussischen Ge- 
sandten v. Grüner. Eintritt in den Grossen Rat. Persönliches. 
Hungersnot.] 

Mau hofft im Jura geeignete Steine für die Lithographie zu finden; sie 
wird beim Studium der Naturwissenschaften, wo man Figuren braucht, die 
besten Dienste leisten. 

La conduite de la DiAte wurterabergeoise ') deplait beaueoup 
aux vrais atnis de la liberte et du bon ordre, raais eile ne nie 
surprend pas. L'esprit qui anirae l'opposition de ralt-wurtem- 
bergeois et des mfidiatisus est le mfime qui a produit chez 
nous toutes Ics sottises qu'on maintient comme aulant d'apho- 
rismes de sagesse: c'est Tesprit des oligarchies, Tesprit des bour- 
geoisies, l'esprit des tribus de corps de mutier etc. A la place 
des opposants wurtembergeois mettez des bourgeois de Lucernc, 
Fribourg, Sol&ure, SchalThousc, Herne, Genive, et vous aurez les 
mämes rtJsuItats: mutalo nomine fabula mtrrnlur, 

La postrrites soyez en sür, portera un jugement severe sur 
les r£sultats de ce congris qui devait consolider la paix de 
l'Kurope, qui le pouvait et qui n f a fait que preparer des niate- 
riaux pour une conflagration gän€rale dont la m&che est dans 
les CordillAres 1 }, En veriti je n'airae pas a penser k toutes les 
fautes qu'on a commises dans cette circonstance. 

Beglückwünscht Klüber zu seiner neuen Stellung: »vous voili entin sur 
un theütrc plus cn Harmonie avec vos moyens et vos sentiments.« 

, . t Enfin* dans tous les cas, je vous prierai de conserver 
un peu d'amitie pour mon pauvre Canton auquel on en veut 
beaueoup dans vos conträcs, et le bon Dieu sait. pourquoi? On 
nous a envoy£ dans la personne de SOD Excellence rar. J. Grüner 
un homme jui ne cache point le mal qu'U nous veut et dont 
les discours peu raesurus ne sont gudres en rapport avec les 
Benüments que ses supuricurs vculent sans doute nous iuspirer 3 ). 
Nous somiues peüts, il est vrai, rnais ce n'est pas une raison 
pour qu'on s'abstiennc d'egards. Ce n'est pas par de tels raoyens 
qu'on aequerra nolre eonfianec. 



l ) Die Ablehnung des liberalen Verfassungsentwurfs der Regierung 
durch die altwürttembergische Partei im Juni 1817. Schneider, Geschichte 
Württembergs 482 ff. — *) Wo sich die spanischen Kolonien gegen das alte 
Mutterland erhohen. — *) Karl Justus v. Grüner (1777 — 1820h der bekannte 
preussischc Staatsmann, seit 1816 Gesandter bei der Eidgenossenschaft. 



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Briefe Laharpes an J. L. Kluber, ^n 

J'ai acceptu une place dans le grand conseil de raon 
Canton qui si£ge chaque annäe pendant un raois, afin d'avoir 
le droit d'enoncer mon avis t lorsqu'il s*agira des rtfvoluiions qui 
exigent de l'änergie. Du reste, je continue & vivre en philo* 
sophe, ä la campagne t m'oecupant tantöt de lire et ijerire, tantöt 
a botaniser et ne connaissant des affaires politiques que ce qur 
les gazeltes noys donnent. Pendant Tetu j'espfere faire des 
courses de montagnes que j'ai du abandonner Tan demier, — 
Corame je n'ai rien pu acheter dans mon pays, il serait possible 
que je retournasse pour l'hiver ä Paris oü je cronserve encore 
un apparlement. Si rien n'annoncc de nouveaux troublcs, je n/v 
tiendrai, tant parce que j ? v trouverai p!us de ressources scienti- 
fiquea et litteraires devenues pour moi un besoin urgent, que 
parce que je pourrai y vivre plus economiquement, la modicitu 
de raa fortune ne rae permettant pas de me placer \h oü je ne 
puis cacher raon rang et raes cordons; or ä Paris Ton vit comrae 
l'on veut, — 

Nous somtnes entouris de voisins qui ineurent de faira ') t sans 
que nous osions partagcr avec eux les provisions que nous avons 
faites ;\ grands fraix ■). Notre gouverneraent a eu de bonne 
nenn la pruvoyance qui a manque d rf'autrcs dont Ics raoyens 
etaient bien plus grands (Neufchatel p. e.). Nous avons donc 
des grains» raais ils coütent trois fois plus que dans les tetnpa 

öfdinaifcs. . , . 



4- 
Laharpe an Klüber. 

Lausanne» rue du Martcrey, 31 mars 1818. 

[Europa und Amerika. Ruhe in der Schweiz* Niederlassung *u 
Lausanne* Wünsche für Deutschland.] 

... 11 est urgent de reorganisier TEurope conformument anx 
vrais prineipes et aux progrös des luniiärcs, Les derui-raesures ne 
produiront que du mal. L'Amerique, nioins de 25 ans, apprendra 
k vivre aux cabinets europeens qui s*imaginent aujourd'hui pou- 
voir regier ses destinees. La publique americaine est dejä en 
mesure, 

Dans nos contnSes on est irauquillc. 11 y a aussi des 
Ultras, de l'esp&ce de ceux du Frfancfort?], raais leurs voix ne 
comptent pas. — Je viens d'aeheter dans un faubourg de Lau- 
saune unc modeste habitation avec un jardin et un verger: e'est 
la oü je desire passer en Hermite mes derni&res annces: que 
je serais beureux de vous y oflrir un jour l'hospitalili 1 ! 



') In der durch Missernten er*euulen Hungersnot des Jahres 1817. 



L> °^ c rftiHCOOnuHivtn: 



544 



Gbser 



Si vous avez l'occasion de voir mr, lc prince de Harden- 
berg, vous m'obligeriez en lui o (Tränt raes hommages: je vous 
serais obligc d'en faire autant ä l'egard de rar, de Stein. Je 
fais de vceux bien sincÄrcs pour que l'Allemagne s'organisc bien 
vite et convenableiuent; le repos de toul cn depend 



5- 
Laharpe an Klüber, 

Lausanne» lc 12 aotil 1818. 

[Der Aachener Kongrcss und seine Aufgaben- Reorganisation 
Kuropas in liberalem Sinne. Lage im Kanton WaadL Klagen 
über das Verhalten Gruners. Stein,] 

Wird Klübers neues Buch über das moderne Völkerrecht 1 ) bestellen. 

Que de choses ä dire sur un tel chapitrel Les gouverne- 
ments sages et prevoyants devraieut se les dire ä temps, tandis 
qu'ils peuvent s'en faire honneur; cela vaudrait mieux que 
d'attendre ce qu'on dira saus eux et malgrc eux. La boete 
de Pandore est ouverte pour toujours; heureux ceux qui 
agiront d'apr&s cette conviction et n'essayeront pas de faire 
remonter un torrent dont Pirapetuosilä ne peut plus 6tre que 
dirigüe. II est bien d d^airer qu'on s'en aper^oive dans le 
nouveau congr&s. 

N'ayant rien ä faire i A[ix]-Ia-Ch[apelle] ( je n f ai pas la 
moindre envie d'y alier, Le congrds de Vfienne] m'a gueri de 
cette esp£ce: on y parle un idiorae qui m'est inintelligible, et 
je suis trop äg£ pour vouloir l'apprcndre, Puissent ceux qui 
s'y rassemblent s'apercevoir que trois ann£es ont 6l6 perducs 
pour la ^Organisation de l'Europe, qu'il est temps de s'oecuper 
scricusement et loyalement de celle-ci et que ce n'est certes 
plus le temps de balivcrner, en jouant au ballon avec des notes, 
conlre-notes etc. et autres brimborions, faisant partic de la vieille 
proslitutSc connuc sous le nora de dame Diplomatie. Pour laire 
le bien, il n'est pas n£ccssaire d'dtre un aigle; il faut avoir 
du hon sciis et une eceur honn£te» lc däsir du Bien. 
. . . Ün est tranquilte et heureux dans notre canton, depuis que 
la coalilion des ci-devant gouvemants Suisses et de PEtat-major 
de la garde suissc avec les tfncrgutn&nes du pavillon de Marsan 
ä Paris (les T — ces) 2 ) ne peut plus nous irapulcr toutes les 
sottises qui lui passent par la töte. Si Ton avait voulu en croire 
les dclations de ces gens-Iä, raon pauvre petit canton aurait pu 
renverser tous les tröncs. 



') Das in französischer Ausgabe erstmals 1819 zu Stuttgart erschienene 
»Droit des gens moderne de TEurope«. — f ) Unleserlich.; 






Briefe Laharpes an J. L. Kluber. 541= 

Nous avons particuli&rement* ä nous plaindre des discours 
et de la conduite de rar. J. Grüner: ceux qui eraploient de 
pareils agents devraient savoir que c'est un sür moyen de ce 
ereer des enncmis, Cela est-il donc nucessaire? Le pcuple de 
la Suisse a imraensement ä se plaindre du congr&s de Vienne; 
on ne le reconciliera pas avec In i par des Instruments qui tui 
inspirent de la däfiance. 

Si vous renconlrez mr, le baron de Stein» je vous prie de 
rae rappeler ä son Souvenir: cclui-Iä au raoins est un bomrae 
d'Etat, et je Testime beaueoup malgrä la diversite de nos opi- 
nions sur certaines mati£res . . . 

Folgen Bemerkungen über die Versuche mit der Stein druck presse und 
Empfehlungen einiger Bücher, 

Penses quelques fois au pbilosopbe-hermite du Marterey 
(faubourp de Lausanne oü je demente) lequel voit maintenant 
les dvenements se succeder» coramc s'il assistait k une repre- 
sentation des orabres chinoises et se retranche tantÖt dans sa 
bibliotbeque et tantöt parmi les plantes de son jardin et de son 
verger - . . 



6. 
Laharpe an Klübcr, 

Lausanne, 4 novemhre 1818. 

[Übersendung des Wiener Protokolls vom 5- M5r/ 1815- Rück- 
berufung der Jesuiten nach Freiburg und Sololhurm Gegen- 
schriften.] 

Dankt für die Fortsetzung der »Akten«. 

Je joins ici le protocolle du 5 mars 1815, qui est Empor- 
taut, puisqu'il est la base des modifications que le gouvernenient 
de Herne a du subir et contre lesquelles il travaille en tapinois 1 ), 

On vient de rappeler les Jesuites X Fribourg: ils vom Pfitre 
ä Soleure, mais on va reimprimer aussi le fatneux rapport de 
La-Chaloiais, avocat-gcneral au parlement de Bretagne *) f sur les 
constitutions de cet ordre, Parrßt fulminant de ce parlement et 
celui du parlement .,.*), plices qui ont niarquu en front les 
raembres de cette diabolique horde . . . 



') Liegt bei und betrifft die Annahme der Rcpräscntaüvverfassung, ru 
der sich der Kanton Bern gegen Russlands Zustimmung zur Abtretung von 
Pruntrut verpflichten mussle. — *) Die »Comptes rendus des constitutions 
des Jesuites«, in denen der Generalprokurator Louis-Ren4 La Chalotais (170I 
— 1785) die Aufhebung des Jesuitenordens in Frankreich gefordeit halte. — 
l l Lücke im Text. 



Google mwBuft. 



546 



Obscr. 



7- 

Laharpe an Kliibcr. 

Lausanne» le 17, mars 182g. 

[Verluste Nahestehender. Sehnsucht nach dem Ende- Persön- 
liches. Besuch Klübers.] 

Je ne veux pas laisser parür ces lignes adresses ä mllc 
Lucius, sans nie rappeler ä votre aimable et prieieux Souvenir, 
surtout au raoment oü nous venons lous deux de perdre un ami 
que nous regretlerons longtemps 1 ). J'avais eprouvtf son amittä 
depuis 45 ans et quoique cloignes Tun de l'autrc, nos cceurs 
s'enlcndaient toujours, 

Depuis l'annce 1825 je n'ai ccssö de perdre ceux qui m'clai- 
ent eben. La raort de nolrc arai avait 6tc pr£cud£e de cellc de 
la m£re d'Alcxandre F. qui m f avait conserve pendant 40 ans sa 
bicnveillantc araitiü 2 ). II nie semble souvent ausßi que je n'ai 
plus grande chose i faire dans ce monde, et il m*arrive souvent 
d'avoir des moments d'impaticnce en prnsant que bientöt aussi 
j'aurai la Solution du grand probI£rae de notre exislenee. 

En attendant je eonserve, gräce ä mon courage et d mon 
activit£, encore assez de forees pour travailler: sans la ressouree 
de l'occupalion depuis longtemps j'aurais suecombü aux peines 
de l'änie, surtout a la douleur profonde que m'a fait eprouver 
la perte de mon disciple clicri, Ma femme m'a soutenu par 
ses qualitus adorables . . . 

Bedauert, dass Klübcr ihn bei seinem Besuche in L. verfehlt habe. 



8. 

Laharpe an Klüber. 

Montreux, le 14 Mai 1820. 

(Verzicht auf die Wühl in den Glossen Rat und Rücktritt aus 
der Öffentlichkeit. Unzufriedenheit mit den Verhältnissen in 
Lausanne. Tod der Kaiserin von Russland. Aufenthalt in 
Montreux. Mangel an politischem Verständnis und Kleben an 
allen Vorurteilen in der Schweb. Allmähliche Besserung und 
Förderuni; des Gemeingeistes durch Gründung wissenschaftlicher 
und gemeinnütziger Gesellschaften.] 

. . . Depuis un an je suis rentr£ dans la rclraiie. La ville 
de Lausanne in'avait fait l'honneur de nie choisir pour son 
dornte dans nolrc assembl£e nationale, appelce Grand-Conseil, 



l J Auf wen sich die Stelle bezieht, vermag ich nicht festzustellen- — 
f ) Die Kaiserin Maria Keodorowna, gestorben 8. November 1828. 






Briefe Laharpes an J. L. Klüber* 54 y 

mais j'ai rcsigne nc voulant plus appartenir ä un corps qui 
marche mal et qui persiste ä ne pas vouloir s'amendcr. Nul 
n'est proph£te dans son pays, dit un proverbe qui est surtout 
vrai dans les republiqucs et plus particulierement dans Celles 
qui dcbuteni. Cette position n'est pas toujours fort agreable. 
car lors m£me qu'on est dans sa ;-'■■- annce, on nc peut pas 
devenir impassible ou indifferent. Hcureusement d'autrcs oecu- 
pations viennent de rac distraire, et je rae console de l'ingra- 
titude par le souvenir de quelque bien que fai pu faire et par 
la certitude que raes eonseils seront suivis, lorsque j'aurai disparu 
de la seine du monde. 

J'ai eprouve, au commencement de I'hivcr» un vif chagrin 
par la mort de rimperatrice douairtärc de Russie qui m'avait 
conserve une place honorable dans son souvenir et avec laquelle 
je eorrespondais annuellement: c'ciait une ferarae infiniment 
respectable et qui avait la bonue qualile de nc point oublier les 
absents auxquels eile avait aecorde sa bienveillanee. 

-J'ai quillt* Lausanne depuis 15 jours, avec tna fctnnie et 
rua niiee, pour resider jusques au coinmencetucnt de juin ä 
Montreux .1 une Heue de Vevey, dans la contree la plus belle 
et la plus riebe en beaux poinis de vue qu'il y ait en Suisse, 
au nord des Alpes. Nos jourtities se passent A parcourir le 
inagnilique aniphithedtre qui va s'elevant des rives du lac jus* 
ques aux rochers pittoresques qui couronnent la chaine alpine, 
II faut revLMiir chex nous, et nous vous eonduirons sur des 
plateaux d'oü vous jouirez des poinis de vue d'une grande 
beautt*. 

Quand on a le bonheur d'habitcr un Eden tel que la Suissc, 
il semble qu'on ne devrait rien negliger- pour lui procurer les 
instituiions propres ä lui garaniir les avantages d'une libertc 
sage. Avec ceux-ci, en eflet, nous serions les enfants gftltfs de 
la Frovidence; malhcureusemcnt il n*en est pas ainsi. ei la Suissc 
n'cst pas le pays ou le syst&me representatif et la libertÄ sont 
bien corapris. Les vieux prejugr&s y dominent dans toute leur 
force et les nouveaux cantons les partagent ainsi que les anciens 
ce qui ne fait pas leur eloge. 

II y a pourtant beaueoup de bons Suisses qui travaillent a 
remplacer un tel £lat des chosus par un ineilleur esprit. Ceat 
pour y parvenir qu'ont ele fondecs plusieurs sorietus dont les 
membres se rüunissent annuellemeiU, dans divers cantons. Les 
principalcs sont Ift Sociutc hclvctiquc qui se reunit ä Schinz- 
nach, la So ei e tu helvclique des seien ces naturelles 3 ) 



') Die von Iselin, Ge&sner und llirzel 1761 begründete «Helvetische 
Gesellschaft«, in der seil dem Anfang der 20 # r Jahre unter dem Drucke der 
RfltamttttOttttUt finde immer mehr die politische Richtung, der Kampf geyen 
rftie Reaktion, überwog. — = ) 1 S 1 5 gestiftet* 



mmStfiuW 



54 3 Obser. 

qui l'an dcrnier eut sa rcunion k Lausanne et l'aura cette ann£e 
dans Khospice du grand S* Bernard; la Socictfi de musique 1 ) 
qui se r£unira k Zürich; la Socictu d'utilitc publique 2 ) qui 
doit sc reunir A Berne, la Sociale des chanteurs des Alpes 
qui aura sa rcunion k Trogen dans le canton d'Appenzell; la 
Soci£te des etudiants protestants et catholiques qui a 
sa rcunion annuellc ä Zofingen. Plusieurs reunions mililaires 
ont ett* instituces dans le raöme but. Hors de la Suisse, il fut 
un temps» oü Ton designait couime des Carbonaris etc. tous 
les membres de ces associations; on a eu ehez nous le bon esprit 
de ne pas faire k cela plus d'altcntion qu'aux paroles des 
alii-ucs P , . 



9* 
Laharpe an Klüber. 

Lausanne, tc 19 dteembre 1829. 

[Besuch bei Klüber- Der Friedensschiusa und die Lage im 
Osten. Schwächliche Hallung Österreichs. Nachrichten aus 
der Schweizer Gelchitcnwclt und Litteralur. Politische Gegen- 
sitze in der Schweiz. Regierungen und Regierte. Der nationale 
Gemeingeist und die Presse. Verhältnisse im Waadtland. 
— Laharpes Briefwechsel mit Kaiser Alexander,] 

Dankt für die gastfreundliche Aufnahme bei der Durchreise durch 
Frankfurt. 

, . , C'est avec un grand plaisir quo j'ai vu conclurc la 
paix*). Je ne saurais partager les regrets de ceux qui auraient 
voulu que la messe (üt chantöe dans S te -Sophie, au milieu des 
debris fumants d'une grande capitale et presque sur les milliers 
de cadavres immotes pour obtcnir co resuItaL Les avantages 
r£els que le vainqueur a obtenus sont immenses, s'il en usc, 
corarae je l'esp&re, pour fonder sur de vuritables institutions la 
prosperittf des vastes contrees soumises k son seeptre, Les Am- 
bassadeurs franvais et anglais placcs k la fenötre pour assister 
k ce speetacle ont jou£ un bien triste röle, mais la plus ch<ftive 
figurc parmi les assistants a du Slre celle du reprusentant du 
grand Md\ s ) Tout avait etc pr£par£ par lui depuis 8 ans, ou 
pour user la Russic, par des negociations et d'inutiles pröpa- 
ratifs, ou pour dtfpecer, le cas arrivant, l'Empire turc. II eflt 



l ( Die bis tSqi bestehende Schweizerische Musikgesellschnft, 1808 zu 
Luxem gegründet. — *) Die Schweizerische gemeinnützige Gesellschaft- — 
J ) Der Friede von Adrianopel vom 14. Sej>t. 1829, der den rusMSch-tQr- 
kUchcn Kri^g beendete und die Türkei zur Anerkennung der Unabhängig- 
keit Griechenlands zwang. — *} Meltcrnich. 






Briefe Laharpes an J- I-. Klüber. cjg 

£t£ si agr£able de s'arrondir, en incorporant !a Valachie, la 
Serble et la Bosnie! Le rfivc, il faul 1'avouer, fitait agreable, 
mala le ruveil a cte bien difförent. Point de dcpÄcement, mais 
une ceimure de populations slaves belliqucuses, li£es däsormais 
par la r£ligion» par le langage, par des institutions et par la 
reconnaissante l ) k celle de ces tribus qui rel&ve la gloire et la 
puissance de la nation emtäre. Certcs il y a 11 de quoi meltre 
mal ä füisü les Gcntz, les Pilat*) et toute la säquelle de la 
haute diplomatie» entr'eux le däbat. 

Mr. Rossip Pun de ces Italiens distingues que le gouver- 
nement du St-Pfere for^a tie quitter son pays, que Gen&ve 
accueillit, en le noraraant prolesseur»), vient de publicr un ouvrage 
an 3 voluraes in 8°, intitul£ Traiti du droit pinal qui doit obtenir 
un jour une grande influenae sur la niforrae des loix pönales 
dont on s'oecupe par tout. 

Mr. Hottinger de Zürich qui a entrepris de continuer 
VHistoirt des Suissts de J. de Muller apr£s la mort de celui-ci et 
cctle de son habile continuateur Glutz de ßlotzheim» vient de 
publier un second volume qui renferrae l'histoire de la r£for- 
mation et qui n'aura pas un succes moindre que le premier 

volume. 

Les raoutagnes d'Appenzell ont produit recemment un dramc 
national: Gtmma von Art dont l'auteur s'appelle IJornhauseM). 
L'epoque est celle oü prit naissance notre indi'pendance, en 
sorte que ta piäce ne pourrait fitre jou£e qu*en Suisse. On voit 
que Pauteur est un d£butant dans la carrifere romantique, mais 
la |>i(*ce est g6n6ralement bien 6crite f et il y a des descriptions 
poctiques qui annoncent beaueoup de talent, Le genre drama- 
tique ne peut au reste Jamals ötre celui qui räussira dans nos 
raontagnes* 

Si vous jetez, de temps en temps, les yeux sur les papiers 
publics qui paraissent dans quelques*unes de nos fourmili&res, 
vous verrez que si d'un cÖte les gouvernants tant anciens que 
modernes essayent partout de se coaliser, tantöt sous un pr£- 
texle, et tantöt sous un autre, pour reduire toujours plus la 
publicitt-, afin d'£tendre ensuite leurs pouvoirs, les gouverncs 



*) Sic! lies: reconnaissance. — *) Jotef Anton v. Pilat (1782 — 1865), 
Regierun^srat bei der Wiener Staatskantlei, Gehilfe Mettermchs. — *) Pelle- 
j;rino Lulg] Kossi, der ^bekannte Staatsmann und Gelehrte» der seit 1819 den 
Lehrstuhl (ür römisches Recht in GenT inne hatte, 1832 nach Paris über- 
siedelte und dort unter der Julimonarchie eine einflussreiche politische Rolle 
spielte und als kircheniUatlicher Minister 1848 einer Verschwörung zum 
Opfer fiel, — *) Über den Thurgauer Dichter Thomas Bornhauscr (1799 
— 1856J und sein Trauerspiel »Gcmma von Artf t ein Seitenstück zu »Wilhelm 
Teil* vgl. J. Chris tinß er, Th. Bornhauscr; Jenny und Rössel. Ge- 
schichte der schweizerischen Literatur, II, 123 ff. 



oglc 



--i'i.'l rj.NivFH':Ti 



55° 



Obser« 



travaillent aussi avec persevtirance ä dcjouer leurs projets. en 
prolitant de ccuc mÄrae publicitc parLout oü eile cxistc. Cornme 
la persüvcrance et la fourberte sont particuli£rcruent les attribuls 
de Parislocralie, une surveillance tres active est indispensable, 
Ce qui raanque gcnäralenient aux gouvernes est une Instruction 
solide, surtout rclalivement ä nos organisations sociales qui n'ont 
point encore etc etudiees et sur les bases desquelles la masse 
des inlc-resses n'a que des iddes incompIÄtes. Les gouvernants 
qui redoutent pour les gouvernes cette instiuction qui rendrait 
vaines leurs tentaüves ambitieuses. entravent, autant qu'ils le 
peuvent, sans trop sc compromettre, ses d^veloppcments. Ces 
prütendus hommeü d'Elat croient bonnement que la seule ^pu- 
blique qui subsiste encore au railicu des Goliaths tuonarchiques 
peut se maintenir, malgrö sa petitesse, sans fitre animee d'un 
esprit public qui, dans Theurc du danger, compense le deficit 
des forces physiques et visibles. 11s devraient savoir que dans 
IVstimation des forces l'exiguite des masses doit ctre compens£e 
par la grandeur des vitesses (?) qui, au moral sont representdes par 
Tesprit public, äme veritable des naüons, seul gage assure 
de leur existence independante. Parrai les gazettes qui defen- 
dent cetle cause sont au preroier rang la ntue Zürcher Zeitung, 
le Schweizerbothe l ) r la Monat hsthronik % ), le Nourellisle vaudois. 
— \I Erzähitr de St-Gall est la meilleure gazette du parü con- 
traire. 11 va paraitre ä Fribourg une gazette. Nous saurons 
dans peu, si le Jcsuitisme qui domine dans ce canton s'en ser- 
vira pour r^pandre ses doctrines, 

Le gouverneraent de notre canton qui avail nu'rite long* 
teraps la considrraüon a fait successiveruent taut de faux pas 
que cel!e-ci est fort dirainudo, Sa conduile aussi injuste que 
passionnäc ä Ti'gard de deux Vaudois distingues par leurs con- 
naissances et leur moralite, rar. Vinet, professeur ä Bäle, et 
Monnard, professeur ä Lausanne, conlre lesquels il a perdu 
deux procis, lui a fait le plus grand tort 3 ). L'opinion publique 

l J In Aarau erscheinend* — f ( In Zörich herausgegeben. — *J Der 
WaadtlÄnder Alexandre Vinet, seit 1824 in Basel, halle in seiner Flugschiift 
*Du res pect des opinions* gc^cn das berüchtigte Gesetz der WaadtlXnder 
Regierung vom 20. Mai 1824, das die ausserhalb der Landeskirche stehenden 
Sektierer verfolgte, Einsprache erhoben und in einer Petition mit Monnard 
und Laharpc dessen Abschaffung gefordert. Ohne Erfolg- El erschien eine 
weitere Schrift: »Observation sur les secUires en r6ponse i la Gazette de 
Lausanne du 13 inai 1829t, die Vinet verfasse und deren Druck Monnard 
besorgt hatte; sie wurde mit Beschlag belegt und Monnard, sowie Vinet 
wurden vor Gericht gestellt, von diesem aber hinsichtlich des Inhalts frei- 
gesprochen und nur wegen eines Formfehlers zw getinger Geldstrale verurteilt 
Trotzdem verfügte die Regierung Monnards Suspendierung* die eine unge- 
heure Erregung hervorrief Vgl- Vuillcmin, Gesch. des Kantons Waadt 
Deutsch v. Wchrli, St. Gallen 1849. 



■ooglc itiHaioNuvMft: 



Bride Laharpes an J, L. Kluber. 531 

s'est prononcce contre avec la plus grande force, La Suspension 
arbitrairc de ce dernier pendant un au a revollc guneralemcnt. 
Une conscription d'envirou 200 personnes s'est formee de suite 
i Lausanne pour Pinviter ä donner un cours de lilterature et 
une autre d'environ 300 personnes s'est formC-e ä Genfeve, pour 
Tengager egalement ä donner un cours. 

Voild nos miserables petites querelles qui sollt au resie 
plus supportables que celles dont l'ltalie, la Peninsulc, l'Amcrique 
espagnole et rathne la France sont le thcälre. 

Je cherche h me didomraager de tout ccla dans Pinterieur 
de raon chez-raoi» avec mes livres et surtout les pi&ces de ma 
correspondance avec celui que j'ai perdu 1), Je suis oecupe de 
la confection d'un r£gistre rnisonnc qui met cn ötat de trouver 
bien vitc ce qu'on pourrait y ebercher un jour. Voulant passer 
en paix le reste de mes jours, il faudrait des considerations bien 
majeures, pour m'engager ä la publicr de raon vivant. , . , 



10. 

Laharpe an Klüber. 

Lausanne» 22 juillel 1832, 

[Übersendung einer polilischen Flugschrift. Entstehung derselben 
und ihre Ursachen. Krankheitsfälle. Der Briefwechsel mit 
Kaiser Alexander. Rcscliafligunß mit einer Geschichte des 
helvct. Direktoriums. Ablehnung jeder fremden Einmischung 
in die inneren Angelegenheiten der Schweiz. Revision der 
Bundesverfassung, Vorginge in Frankreich und Deutschland.] 

. . . Recevez* raonsicur, mes bien siocires retnercieraents 
pour le dou de vos nouveaux ouvrages 1 ). Les precedents m'ont 
et£ souvent uliles et je regrette de ne pouvoir vous rendre la 
pareille, les brochures polemiques que les conjonetures m'arra- 
ehirent dans le temps, etant oubliees et dispersces, 11 en est 
une neaiimoins que je dusirerais pouvoir vous faire parvenir, 
parce qu'ellc renferrae des faits peu connus, mais decisifs pour 
juger la grande question de lYmancipation de noire nation cn 
1798. Retirc des affaires depuis plusieurs annces j'csperais ter- 
miner en paix ma carri&rc qui ne pouvait £tre bien longue» ä 
l'Äge de prÄs de 79 ans. II n*en a pourtant pas 6te ainsi. Nos 
incorrigibles ex*privil6gies espurant scTieusement i resaisir le 
nionopole du pouvoir dont ils avaienl üte en possession ont eu 



') Der Briefwechsel mit Kaiser Alexander I. und den übrigen Mitgliedern 
des Kaiserhauses» der 1870 im Auftrage des russischen Thronfolgers in den 
Memoire* de la Socitlt historique russe, Band V veröffentlicht wurde. — 
*) Wohl die »Quellen-Sammlung zu dem öffentlichen Recht des deutschen 
Bunde»,* Erlangen 1830(1. 



j . lOoglc inaiQHUHivnjUY 



55~* 



Obs». 



reeours a toutes sortes de menecs dont l'une £tait de präparer 
des manifestes pour le momcnt propice, Dcnigrer et calomnier 
ä force des mensonges tous ceux qui avaient figure en premi&re 
ligne ätait le mot d'ordre. Je ne pouvais 6tre £pargn£. Un 
gentilhorarae lausannois a 6t6 charge par cux du soin de leur 
vengeance et s v en est acquitt£ par un libelle en 2 gros volumes 
in 8° qui est presque tout entier dirige contre moi et a pour 
titre: Pricis historiijue de la rivolution du canton dt Vaud etc. par 
G. //. de Seigneux* Lausanne 1 83 1 . 

II etait impossible de garder le silence, J'ai d'abord con- 
signe* dans le Nou velliste vaudois des documents qui consta- 
taient d'odicux mensonges, mais il fallait en outre entreprendre 
la refutation du libelle, et commc tout ce qui n'est que per- 
sonncl interesse mädioereraent le lecteur, il devenait necessaire 
de s'attacher de preftfrence aux faits qui caractirisaient l'histoire 
de cettc upoque, J'ai tächc de m'cn acquitter par une brochure 
dont 1 7 1 pages sont consacr£es ä rectifier les erreurs et les 
mensonges historjques du libelle et dont les 58 pages restantes 
contiennent des piäces justificatives dont quelques-unes ne sont 
pas Sans intcr&t. Cette brochure a pour titre: »Observation* sur 
fouvrage intituli*- Pricis historü/ue de la rivolution du canton de 
Vaude*, par Frid.-Cisar de ta Harpt. Lausanne 1832. J'ai fait 
prier mr. Sauerländer» libraire a Aarau, qui a des correspondants 
ä Francfort de vous en faire parvenir un exemplaire. II fallait 
quelque courage pour ctouffer mon indignation et pouvoir en- 
suite m'oecuper d'un travait rebutant de sa nature: heureusement 
j'ai pu m'cn acquitter; j'y renoncerais aujourdhui. 

Quelques mois aprös avoir eu Thonneur de vous voir, je 
fus assailli par un ancien rhumatismc qui me tint clou£ sur un 
lit de douleur pendant 6 mois, sans pouvoir rac servir de mes 
membres, sans pouvoir lirc ou tferire, mais avec une conserva- 
tion desesperante de mes facultas pensantes. Dcux seances aux 
eaux thermales d'Aix en Savoie, dans une mdrae annäe, me ren- 
dirent l'usage de mes membres, mais ce ne fut qu'en 1 83 1 que 
mes forces physiques reparurent apres une troistäme eure, et je 
me propose d'cntreprcndrc le mois prochaiu une quatri&mc, 
toujours ä Aix, par pure piccaution, 

Cctte lougue maladie m'avait empfiehl de compl£ter les 
piäces composant ma correspondance de 31 ans avec feu l'em- 
percur Alexandre, ä I'aide des originaux conserves par lui et 
que Sa Majestc actuellement regnante avait bien voulu me con- 
ficr 1 ). Cest seulement ä la fm de l'ann£e 1831 que ce travail 
a pu etre termine, et que le depöt qui m'avait etö confiß a pu 
ßtre renvoye d St-Petersbourg, aecompagnä d'un röpertoire de 
plus de 100 pages en folio, deslinc k faire connaitre cc qui 



') Vgl. oben S. 551, 



l .oogle nmsm^^ 



Briefe Laharpes an J. L. Klüber, ccj 

conservait encore quelque intärtt. L'enipereur a daignc m'en 
accuser la räception el me rcmercier d'une mani&re tris gra- 
cieuse ')* 

Cetle correspondance, accompagn£e du petit notnbre de 
letlres que je possäde d'Alexandre l« le fera raieux connaitre et 
appröcier qu'il ne l'a 6t& jusqu'A präsent. On s'etonnera un jour 
qu'un aulocrate souverain de 50 millions d'hommes ait conserv£ 
soigneusement et avec affection ce qu'un soütaire aussi s£v£re 
qu'indcpendant lui adressa, avec une imperturable franchise, 
pendant plus de 30 ans, Certes il fallait le cceur et l'äme 
d'Alexandre I er pour supporter un langage que l'intimitd entre 
deux arais de condition egale n'eöt peut-fitre pas toujours 
Supporte. Assuröment je dois ä la memoire de cet excelient 
prince, de faire connaitre ce qu'il fut t raais comme les faits et 
gestes d'hommes puissants seraient en m£me temps connus et 
bien apprecics il y aurait peut-fitre de l'imprudence sans utilitä 
momentance ä exciter leur courroux malveillant, Ce qui ne peut 
£tre public aujourd'hui, le sera plus tard; d'ailleurs tant de 
mdmoires de toutes les espöees ont paru que les lecteurs sont 
fatigues et peut*6tre mal disposes. 

Ce dont je m'oecupe, c'est de präsenter un tableau de 
radministration du Directoire helv£tique pendant les 20 mois 
de son existence. Ayant ct£ merabre de cette autoritär j'avais 
recueilli beaueoup de donn ■'■■-, avec Tintcntion de ne m'oecuper 
de teure mise en ordre qu'apris avoir donne aux ressentiments 
le temps de s'appaiser, et je crains maintenant d'avoir trop 
ajourn£ ce travail 2 ). A roon äge et avec les infirmitus qui 
l'accompagnent, on ne doit pas perdre un jour A la veritä, 
j'ai encore quelques bons festes de force intcllectuelic» roais» 
mais — — 

Will in den nächsten Taget) mit seinem Freunde Rengger*} eine Tour 
ins Berner Oberland antreten, in Luzern einige Bekannte auf der Tagsatzung 
besuchen und Ende August voraussichtlich noch einmal zur Badekur nach 
Aix gehen. 

Ce qui se passe de vos cöttfs aura, je l*esp£re, pour nous 
riicureux rcsultat de metlre fin aux altercations de faruille de 
Bäle et de Schwyz*). S'il plait ä Dieu, nous termincrons nous- 

") Schreiben vom 29. Febniar 1832 (a. St.) t mitgeteilt in den 
Mtmoires de la Soct£t£ historique russe (Titel russisch) V, 120 ff. — 
— *) Zur Veröffentlichung gelangten diese Aufzeichnungen nicht; sie liegen 
wohl noch in Laharpes Nachlass- Seine in Vogels Schweizergeschichtlichcn 
Studien II 65 — 221 mitgeteilten Memoiren reichen im wesentlichen nicht 
mehr so weit und sind schon 1804 entstanden* — •) Alhrecht Rcngger, der 
hervorragende Berner Staatsmann (1764 — 1835), dem Laharpe in den Schriften 
der Schweizerischen gemeinnützigen Gesellschaft wenige Jahre spfiter einen 
tiefempfundenen ehrenden Nachruf widmen sollte (Xoticc ntcrologique d'Albert 
Rengger. Lausanne 1836). — *) Über die Kampfe zwischen der Stadt Basel 

ZtltfChf. r GtKb. d. Obcrrh. N.F. XXVIII 4. 37 



l rooglc KUHcnoNUHivnjiiy 



554 



Obser* 



mfimes nos affaires, sans importuner les puissants de ce monde, et 
si nos incorrigibles reniuent, nul doute qu'ils ne soient mis ä la 
raison, car nous voulons fortement deraeurer ce que nous somraes, 
et corame nous sommes pleins de respect pour les droits dautrui, 
nous ne nous laisserons ni escamoter diploroatiquement les nötres, 
ni depouillur debonnaireraent plutöt que de recourir a une legitime 
defense, Mfirac aujourd'hui. nous sorames encore persuades 
qu*on nous laissera terminer en paix ce qui n*intöressc que nous 
seuls, et pour en @tre bien sfirs, nous proeädons avec mesure» 
sans d£sordre et sans bruil» et nous preparons toutes choses 
pour ne point subir le joug oranger. Du reste, la plus parfaite 
tranquiilitc rdgne dans nos contröes, et quoique nous ayons 50 
feuilles publiques indig&nes dont quelques unes soient tr6s 
acerbes, 1'ordre public n'est nullement troubl£. Le tir f£döral 
qui a eu lieu ä Lucerne et qui avait attirc )a foule, a donne 
un d£menti ä la malveillance qui prGdisait des troubles ! ). — 
La revision de notre pacte föderal que les seuls incorrigibles 
redoutent, parce qu'elle pr£viendra des scandales pareils ä ceux 
qui ont failli compromettre notre DiÄte est d£jä arrÄt^e 1 ) en 
principe et aura lieu, malgre les opposants avec maturit^, tous 
les gens de bien en comprenant Td-propos et l'urgence. 

En apprenant les ävunements de Paris du 5, 6, et 7 juin 3 ), 
je crus voir un second 18 brumaire, different dans ses formes, 
raais tendant d des räsultats analogues; la suite prouvera, si je 

me suis trompu. Tant que les adrainistrations dtfparteiuentales 
et municipales ne recevront pas une Organisation qui d£truit les 
abus de la centralisation actuelle, la machine frau^aise demcu- 
rera en Fair. 

Si j'avais ä tircr Phoroscope de l'Allcmagne, je r£p&terais 
ce qu'en 1815 je disais k un prince de l'une des preuiiers 
familles: dans moins de 50 ans, vous ne screz plus que de 
riches genlilhommes, puisque vous n'avcz pas le courage de 
former une Confederation parliculi&re des seigneurs du second 



und der Lindschaft, die zur Trennung beider führten und die Zwistigkeitcn 
zwischen der Regierung zw Schwyz und den äussern Bezirken in dem Kampfe 
um eine KamonatvcrfassuDg s. Raumgartncr a* a. O* I, 94 ff., 101 ff. 

') über das Luzerner Frcischicsscn vom 1. — 7. Juli 1832 vgl. Feier- 
abend, Geschichte der eidgenössischen Freischiessen, S. 116— 134; Baum- 
gartner. Die Schweiz in ihren Kämpfen und Umgestaltungen 1830 — t&5 t 
I, 34^* Seine Bedeutung lag darin, dass es zum erstenmal den Charakter 
eines eidgenössischen Volksfestes trug und das neuerwachte politische Leben 
des Volkes «unter dem höhern Gesichtspunkte eidgenössischer Zusammen- 
gehörigkeit« betrachtete. — f J Durch Beschluss der TagsMrung vom 17. Juli 
1S32. Raumgartncr, a. a. O. I, 335 ff- — *) ^ lt Demonstrationen der 
Republikaner bei der Beerdigung des Generals Lamarque und die Slrassen- 
kiimpfe in Paris vom 5- — 7. Juni* die mit der blutigen Unterdrückung des 
Aufsland* endeten* 



* i iOgle 



■. ;- "tgrir,T:'.yr t :vwr--rr 



Briefe Laharpes an J. L. Klüber. ccc 

rang qui trouvcrait certaincment des protecteurs, Voilä le pre- 
mier grand pas fait Vera cet ordre de choses. — Mon äge 
avance ne me permeUra pas de voir les suivants; mais je crois 
ä ma prcdiction» et du Teste, je fais des va*ux pour le bonheur 
du pcuple allemand que j'airae . . . 



] i. 
Laharpe an Klüber. 

Lausanne, 18 aoflt 1832. 

[Vorkehrungen gegen Ircmde Einmischung. Die Privilegierten. Rudi* 
feier, ohne Teilnahme der Urkantone. Luzerner Schützenfest.] 

Dankt für das Billct, das Klüber durch Herrn von Rothschild auf der 
Durchreise durch Lausanne habe bestellen lassen. 

. . . Vous aurez vu par les papiers publics que la marche 
des armäcs vers nos fronti&res') a engag6 notre Diele ä prendre 
des mesures de precaution contra ceux qui seraient tentes de 
rep£tcr ce qui leur r£ussit en decembre 1813, gräee ä l'csco- 
barderie de nos gouvemants et des raenecs de ceux qui vou- 
laient op£rer chez nous de nouveaux boulcversements. Nous 
avons sailS doute encore !c malhcur d'avoir chez nous de ces 
horames qui vendraient leur patrie, pour obtenir qu'on leur pro- 
cura! de nouveau les raoyens de rctablir les rnonopoles dont ils 
abus£rent si longtemps; mais il n'auraient plus aujourd'hui les 
meines facultas qu'ils eurent en 1813, lorsque la nation clait 
encore eonfiante. Notre nation esi bien dtfeidee ä laire tous 
les sacrifices qu'on exigeru pour repousser et chftlier au besoin 
quiconque attaquerait son ind£pei)dance et vloleralt son terri- 
toire. Elle est bien persuadee qu'il s'agit pour eile d*un va- 
lout et deeidee ä en subir les consequences. Si eile doit 
suecomber, ce ne Sera point dans rantichambre d'une con* 
ference, mais seulemcnt, comme il convient ä des braves, sur 
le champ de bataille. Non f non, on ne nous insultcra plus 
impuriäment et s*il y avait partni nos ci-devant privilcgies des 
hommes assez corrompus pour faire cause commune avec des 
envahisseurs malheur ä ceux! 

Border nos fronti^res d'arm*:es prätes ä agir au preraier 
signal, c'est nous provoquer ä prendre des mesures. Je veux 



') Über die Rüstungen Österreichs in Vorarlberg und der Lombardei 
und die dadurch hervorgerufenen Besorgnisse der Schweiz vor fremder Ein- 
mischung, die im Juli 1832 die Tagsatzung bestimmten, die Bundeskontin- 
gente und Reserve auf Piquct zu stellen, 5. P. Schweizer, Geschichte der 
Schweizerischen Neutralität 765 ff.; Baumgartner, a. a O. I* 321 ff. 

37* 



°gk mSwwmw 



556 



Qbser, 



bien croire que les instruclions confiäes aux g£ncraux ne sont 
nullement hostiles k notrc egard, mais oü est pour nous la 
garantie que des Instructions toutes contraires ne seront pas 
brusquement apport£es par un courrier? 

Notre devoir est de dßfendre les armes ä la raain ce que 
le CongrÄs de Vienne nous a garanti sur le papier; c'est \k 
notre droit, et nous en userons, Sans nous ra&ler de ce qui ce 
passera par de lä nos frontiöres. 

Les d£put£s cantonaux prfes la haute Di£te viennent de 
renouveler le 12 aoüt, sur la prairie sacr£e du Grütli les enga- 
gements pris dans la nuit du 17 noverabre 1307, et des accla- 
mations universelles ont retenti sur les rives du Waldslctier-See; 
roais» ce qui caraclärise bien la dtfgöneralion de la caste qui 
s'est einparke de tous les pouvoirs, dans les fameuses d£mo- 
craties de Schwyz, Uri et Untcrwalden, c'est que les d£putcs 
de ces 3 cantons (Ur-Kantone) ont ut£ les seuls qui n'aient 
pas assiste ä cette eoramömoration nationale 1 ). Leur mauvaise 
conscience a craint Sans deute les reproches que leur adresse- 
raietit des lieux tout pleins des Souvenirs glorieux de leurs 
aieux. Heureuseraent la Sui&se renferme d'autres horames. 

On avait cherchi d effrayer tous les voyageurs t en leur 
reprtfsentant la Suisse coramc en ptoie aux troubles; ils ont 
trouvtf tranquillitc et süretö partout. La reunion norabreuse 
des tireurs ä la carabine qui a cu Heu pendant 8 jours a Lucerne 
iva pas oliert le moindre dösordre, quoiqu'ou eüt construit une 
iribune aux harangucs, depuis laquelle des oratcurs de toutes 
conditions adress&rent ä des milliers d'auditeurs des parotes 
chaleureuses f mais seulement helvetiques et toutes dans le 
bon sens. 

J'eapire GDCOre que les cabinets nous laisseront en paix 
discuter nos interßts de famille pour lesquels nous n'avons 
nul besoin de leurs conscüs que nous sommes deeides k repousscr 
polituent, mais avec fermct6, 

12. 

Laharpc an Klüber. 

Lausanne, 13. Sept. 1832. 

[Die Familie Rothschild. Badekur in Aix. Die Gegner des 
Liberalismus in der Schweiz, ihre Verschwörung und Hoff- 
nung auf fremde Intervention. Entdeckung und energische 
Gegen massregel n.] 

Hat in Aix die Rothschilds, Anselm Rothschild mit Frau und James 
Rothschild mit seiner Familie, getroffen und mit Vergnügen öfters mit ihnen 
verkehrt. 



M Ober diese Feier, an der die Mitglieder der Luzerner Tagsatzung 
teilnahmen, Baumgartncr, a. a. O. I, 342. 



oglc 



■ .' 



Briefe Laharpes an J. L. Klübcr. 5^7 

Ce qui m'a frapptS ainsi que beaucoup d'autres, est I'absence 
totale de ces airs qu'on reproche avec plus ou moins de raison 
ä la haute finance, et qui seraient ici plus pardonnables d une 
puissance verkable. La simplicit£ aimable de cette famille atteste 
un sens exquis et fait son 6loge. 

. . , La eure que j'ai faite m'a fort bien niussi. Aix etait 
devenu cette ann£e le point de r£union des Francais de toutes 
les nuances, principalement des Carlistes, mais la tranquillite n'a 
point iric troubl^e. Pour ma part, j'ai cherchd ä oublier pendant 
trois semaines les affaires du monde dans la societe de quel- 
ques hommes instruits, d'un commerce aimable et sür» et ce 
n'est qu'en revenant chez moi que j'ai appris les 6v£nements 
qui s'ctaient passes, ä la suitc de la d^couverte de la conspiralion 
des anciens patriciens de Herne et de quelques autres cantons 1 ). 
Cette conspiralion ne m'a point surpris: nous avons pour enne- 
rais de nos institutions liberales le patriciat täodal, le patriciat 
bourgeois des grandes villes, le patriciat industriel des tribus de 
corps de tnötiers, le petit patriciat des campagnes, la clique de 
leurs ci-devant servitcurs et ceux qui redoutenl les reactions de 
la part de ces espfices raalfaisantes; mais je suis assure nöan- 
moins qu*avec une Energie toujours mesuree et sage nous en 
triompherons. 

Ces incorrigibles s'ctaient flattes, a tort ou ä raison, qu'une 
Intervention etrang&re favoriserait leurs entreprises pour les- 
quclles tout avait et£ präpar£ d&s le commencement de cette 
annn-. C'est dans ce but que prfes de 200 officiers supärieurs 
et plusieurs employus civils, appartenant \ ces patriciats divers, 
avaient rcfusii le serment exige et donnc leur d£mission; ils 
avaient espere desorganiscr les administrations et le militaire, 
en les privant d'iustruments capables qu'on ne pourrait rem- 
placer tout de suitc, Voyant alors qu'on pouvait se passer 
d'eux, devenus furieux de s'dtrc priv£ eux-mCmcs des moyens 
d'entraver les rtfforraes entreprises et de n'avoir pu empßcher 
la Diäte (sa majoritd) de prendre des mesures energiques pour 
le raaintien de la neutralitä et de Tindüpendance, ils ont esper£ 
qu'un coup de main drsespere ferait naitre la guerre civile, 
a l'aidc de laquelle ils pourraient ressaisir les anciens mono- 
poles. Les raeneurs de quelques cantons dämoeratiques, secondes 
par leur clerge, avaient fait alliancc avec eux, et ceux des trois 
cantons primitifs (Urkantone) de Schwyz, Uri et Untenvalden 
ont donne le scandale de ne point paraitre sur le Grütli, lors* 
que les dtrputcs de la Diäte se sont rendus en corps, sur cet 
antel saertf, pour y renouveler les engagements pris dans la 
nuit du 17 novembre 1307 par les aieux vönerablcs de ces 



") Über diese Vorgänge in Bern s. Baumgartner, a. a- O. I t 24g ff-, 
345 ff 



*>ogkr mcrmt»m^ 



55» 



Obser. 



hommes degeneres, Cettc abscnce a donn£ leur justc mcsurc 
et le souvenir ne scra pas perdu. 

Gräce h la d£couverte de ces trämes, avant que leur ex£- 
cution püt s'en suivre, nous avons £chappe aux troubles qui en 
auraient 6tc la suite et k ('Intervention 6trangfere qui nous eüt 
avili el pcrdu, L'imraense njajorite de la nation est donc bien 
prononcöe contre toute Intervention etrangöre. Nous ti'avons» 
gräce ä Dieu, nul besoin de la sapience des hommes d'etat du 
dehors, pour regier nos affaires intcrieures, Si» malgre ccla» il 
veulent s'en mfiler» nous les reinercierons poliinent d'abord et, 
s'ils persistent, nous mettrons la main sur nos £pees et elfeve- 
rons nos banni6res« 

L'aftaire de la vallöc du Dappcs 1 ) en est toujours au roßme 
point: on continue toutes les ann6es h protester; ceile val!£e 
n'est plus au reste d'aucune importanec. — La publicite qu'on 
donnera aux enqu£les relatives ä la conspiration, raettra tout le 
mondc en etat d'appricier cette aflaire: taut pis pour ceux 
qu'elles comprometlront. 

Bittet Klül*cr, seinem Sohne in Karlsruhe einen jungen Genfer aus 
befreundeter Familie, Charles de Saladin*). der als Offizier im bad. Lcib- 
dragonerregiment dient, zu empfehlen. 



l ) Das IJappental, hinter der Dülc, am westlichen Abhang des Juto, 
zur Waadt gehörig, war 1802 an Frankicich abgetreten und beim Wiener 
Kungress der Schweiz formell wieder zugesprochen worden. Da die Gros** 
milchte Frankreich aber, im Widerspruch damit, gleichzeitig ermächtigten, 
das Tal zu behalten, verblieb es trotz aller Einsprache seitens der Schweiz 
bei dem Nachbarlande, bis durch Staatsvertrag vom 8. Dez* 1862 eine Teilung 
erfolgte und die Streitfrage dadurch aus der Welt geschafft wurde* Dacnd- 
liker, Geschichte der Schweiz III, 684 IT.; Die Bedeutung der Dappen- 
thal frage. Basel 185g. — *) Aus der angesehenen Genfer Familie, trat als 
Portepecfahurich ins Drngonciregimcnt Grossherzog, und wurde 1836 Sekonde- 
leutnant, nahm aber schon 184O seinen Abschied- 



: ■ - 1 - m^ 



\[ '[f 



Adalungszell. 

Von 
Gustav Bossen. 



Im Neujahrsblatt der Badischen Historischen Kom- 
mission 1911 hat Professor Dr. Joseph Sauer die Anfänge 
des Christentums und der Kirche in Baden dargestellt und 
im vierten Kapitel von den ersten Klöstern Badens S, 51 ff. 
gehandelt. Dabei hat er aber eines übersehen. Das ist 
vollständig begreiflich. Denn die Lage desselben war bis- 
her ein Rätsel. Man wusstc nicht, ob man es im süd- 
lichen Württemberg oder Baden oder in Hohcnzollern zu 
suchen hatte. Es ist dies die Adalungszellc. Stellen wir 
zunächst das urkundliche Zeugnis über dieselbe zusammen» 
wobei jetzt die Abhandlung von M. Tan gl, »Das Testament 
Fulrads von Saint-Denis«, Neues Archiv 32, S. 109 ff., zu* 
gründe zu legen ist. 

Die Urkunde der Schenkung des Abts Eulrad an das 
Kloster St. Denis für den Todfall, welche Tangl in die Zeit 
Januar bis März 777 setzt (S. 207), ergibt, nachdem als 
quarta cella infra Alarnania Artbertingas, d. h. Ilcrbrech- 
tingen OA. Heidenheim, genannt ist: similiter quinta cella, 
quae Adalungus mihi tradidit, quac dicitur Ad alungo cella, 
ubi sanetus Jorgius requiescit. Als sechste cella folgt die 
cella Vit alis am Neckar, d. h. Esslingen. Die zweite 
Ausfertigung S. 211 sagt, indem sie die Zellen in Ale- 
mannien anders aufzählt: similiter qarta (!) cella, qui 
dicitur Radulfesboch, ubi sanetus Georgius requiescit. 
Dann folgen die Veranuszelle in Herbrechtingon und die 
Vitaliszellc am Xcckar. Endlich in der gleichzeitigen 



S'e mäSSS\ 



560 Bossen. 

Ausfertigung durch einen Mönch in St. Denis, welche die 
Reihenfolge der ersten Urkunde einhält, folgt S. 214 nach 
der Veranuszelle in Herbrechtingen und vor der Vitalis- 
zelle am Neckar: similiter quinta cella, quae Adalungus 
me tradidit, qu$, dicitur Adalungocella, ubi sanctus Geor- 
gius requiescit. 

In der unechten Urkunde des Königs Karl vom 16. Sep- 
tember 782 (Mon. Germ, bist Dipl. Karolorum 1, 330) 
folgen nacheinander Herbrechtingen, Esslingen") und Ada- 
lungocella. In der Urkunde des Königs Karl des Kahlen 
von 856 werden Ezelinga, Herbertingas und Adalungi cella 
genannt (Württb. Urkdb. t, 145). Als König Ludwig 866 
Juli 28 in Regensburg dem Kloster St. Denis seinen Besitz 
in Alemannien bestätigt (W. U. 1, 166) erscheint neben 
Hetsilinga in pago Nechragavve super fluvium Nechra, ubi 
sanctus Vitalis confessor corpore requiescit, et Harbrittinga 
in pago Rehtsa, ubi sanctus Veranus corpore requiescit, 
Hadalongcella in pago Heegewa, ubi sanctus Georgius 
corpore requiescit. Nach dem Urkundenzeugnis kann kein 
Zweifel sein, dass die Adalungocella, welche Fulrad von 
einem Adalungus als Geschenk vor 777 erhalten hatte, 
identisch ist mit der cella Radulfesboch, welche in der 
andern Ausfertigung der Schenkung genannt ist, und mit 
der Hadalongcella in pag-o Heegewa. Das ergibt sich 
erstlich aus ihrem steten Zusammenhang mit der Vitalis- 
und der Veranuszelle, sodann aus dem Besitz der Reli- 
quien des heiligen Georg, welcher ihr Schutzpatron wurde. 

Aber wo ist diese Zelle zu suchen? Neugart hat Cod. 
Dipl. Alemanniae 1, 63 an Buch im Kanton Schaff hausen 
gedacht. Aber dieses Buch war nach dem Registrum 
subsidii charitativi der Diözese Konstanz von 1508 noch 
Filial von Gailingen und hatte es nicht einmal wie andere 
Filiale dieser grossen Pfarrei, z. B. Randeck und Gottma- 
dingen, zu einer Kapelle gebracht*). In der Württcm- 



■) Hairbcrlingas, Eiilingas. — *) Freiburger Diö«sanarchiv 35. Bd. 
NF. 8. S. 18. M. G. H. Dipl. Kami. a. a. O. und Tangl a. a. O. 173 
Dcnnt Buch Pfarrei Islingcn bei Schaff hausen unter Berufung auf Neugart 1, 
63, aber eine Pfarrei Islingen gibt es nicht. Neugart hat wohl Gailingen 
gemeint. 



ogk M »B: 



Adalutigszell. ^q \ 

bergischen Kirchengeschichte S. 697 Anm. 60 bin ich von 
Radulfesboch ausgegangen, das ich mit der späteren Gaugraf- 
schaft Ratoldesbuch identifizierte, und habe die Bestimmung 
Heegewa in der Urkunde von 866 für einen Lesefehler oder 
Schreibfehler für Heregewa = Eritgau gehalten und die 
Adalungszelle in Zell am Andelsbach gesucht, das im Land- 
kapitel Mengen (Hohentengen) und damit in der Gaugraf- 
schaft Ratoltesbuch lag (Baumann, Gaugrafschaften im 
württembergischen Schwaben S. 78, Freiburger Diözesan- 
Archiv 1, 106). Aber ich habe gleich bemerkt, dass dann 
dort der heilige Georg oder Dionysius der Kirchenheilige 
sein müsste, der wie in Esslingen den heiligen Vitalis, so 
hier den heiligen Georg verdrängt haben könnte. Allein 
diese Annahme ist unhaltbar, da nach Krieger, Topo- 
graphisches Wörterbuch 1. Aufl. S. 931 St. Peter und Paulus 
die Kirchenheiligen sind. Man wird am Hegau festhalten 
müssen, aber es müsste der Teil des Hegaus sein, in 
welchem der locus Ratolvespuah zu suchen ist, in welchem 
Isanbard, der Sohn des verstorbenen Grafen Warin, am 
29. Mai 806 das Kloster St. Gallen mit allem begabt, was 
sein Vater dort erworben hatte und ihm als Erbe hinter- 
liess"). Wo St. Gallen durch Isanbard Besitz bekam, wird 
sich an dem Kirchenheiligen erkennen lassen, der gewöhn- 
lich eine Art Besitzmarke der Stifte und Klöster bildet, 
indem diese daraufhielten, dass die ihnen gehörigen Kirchen 
unter dem Schutz des gleichen Heiligen standen, wie sie 
selbst. Nun ist der Heilige in dem nahen Deutwang, 
das einst eine alte Pfarrei war, jetzt aber Filial von 
Mindersdorf ist, der heilige Gallus (Zingeler, Bau- und 
Kunstdenkmäler in den Hohenzollernschen Landen S. 203). 
Man wird also annehmen dürfen, dass Deutwang der Ort 
des Ratolvespuah ist, wo Isanbard St. Gallen begabte. 
Dass dieses Ratolvespuah identisch ist mit Radulfesboch 
in der Urkunde Fulrads, wird keinem Zweifel unterliegen, 
wie denn auch Krieger den locus Ratolvespuah und 
den pagus Ratoldesboch für identisch erklärt 2 ). Wo 



') Warlmann, Urkundenbuch des Kloslers St. Gallen l, 180 Nr. 190: 
quiequid ibidem paler meus conquesivil -1 mihi in lieiedilalem dimisit. — 

^ 2. Aufl. 2, 526. 



■S lc IfilHÄÄ 



cf)2 Bosscrt. 

dieser locus zu suchen ist» zeigt die Schenkungsurkunde 
Isanbards, die sich von Ganterswil und Otswil, Kanton 
St. Gallen, nach Nordwesten, nämlich nach Kirchen im 
Aitrachtal und dann nach Osten, und zwar zuerst nach 
Ratolvespuah und dann nach Liubdeinga, d. h. Liptingen 
Bez.A. Stockach, wendet. Wir haben also Radulfesboch = 
Ratolvespuah im östlichen Teil des Hegau zu suchen. Der 
Name redet von einem Buchenwald, der einem Radulf oder 
Radolf gehörte, also jener waldreichen Gegend angehörte, 
in der wir 1056 Santunhart in pago Ratoltespuoch genannt 
finden 1 ), in der die silva Madach 1146 und das Städtchen 
AVald (Klosterwald) lag und von deren Rodung der Xame 
Stockach zeugt, der deutlich auf abgeholzten Wald (Stock) 
weist, durch welchen ein Bach (aha) läuft. Dieser Name 
ist nicht weniger alt als die Similesaha, die an Espasingen 
vorbeilliesst und in den Bodensee mündet 5 ). Diese Similes- 
aha 4 ) dürfte der alte Name für den Bach sein, welcher bei 
Espasingen in die Stockacher Aach, die einen viel längeren 
Lauf hat, mündet und von Eigeltingen kommt. Folgen 
wir der an der Stadt Stockach vorbeiflicsscnden Aach auf- 
.wärts, so kommen wir in eine waldreiche Berggegend, in 
welcher wir einen Ort finden, der heute den eigenartigen 
Namen Hoppetenzell führt, was im Scherz cella ranarum 
heissen soll, aber natürlich nicht heisst. Dieser Ort führt noch 
1508 im Registrum subsidii charitativi Freib. Diöz.-A. a. a. O, 
den Namen Zell in Madach« Sein Heiliger ist der heilige 
Georg, wie Krieger in der ersten Auflage des Topo- 
graphischen Wörterbuchs angibt. Auf ihn trifft also der 
Kirchenheilige zu, aber auch die Lage in einer waldigen 
Gegend. Allerdings heisst diese jetzt nicht mehr Radulfes* 
buch, sondern Madach, was wohl das Wasser, das durch 
Müder, d. h. Holzwiesen fliesst, bedeutet. Dieser Wechsel 
ist leicht verständlich, wenn man das Schicksal des Namens 
Radulfesbuch ins Auge fasst. 

Von 1056 an erscheint der Ratoltcsbuch, den auch 
Kaumann Gaugrafschaften S. 79 und Krieger mit Ratolves- 



i) Baumann, Allerheiligen 9. — *) Cod. Salem. I, 8. — f ) Wart- 
mann 2, 326. — 4 » Vielleicht die Aach eines Imilo mit dem Präfix s dem 
abgeschliffenen Genitiv des. 



ogle 



NIH(f1$NUMft[R*irf 



Ad&lungftztll. =6l 

puah, aber noch nicht mit Radulfesboch in der Ur~ 
künde Fulrads identifizieren, als Name des Gaues, der 
854 und Q93 Goldineshuntare hiess und später die 
Grafschaft Sigmaringen bildete. Was also früher nur das 
Waldgebiet in der Südwestecke des Gaus gebildet hatte, 
wurde jetzt der Gesamtname. Wie das zuging, lässt sich 
leicht erklären, wenn wir den fränkischen Maulachgau 
nehmen, der den grossen Gau von der Grenze Schwabens 
im Süden an bis zum Qucllbereich der Tauber im Norden 
umfasst. Es ist in hohem Grad auffallend, dass das kleine 
Bächlein Maulach, das kaum etwas über 8 km Lauf hat, 
dem ganzen Gau den Namen gab, und erklärt sich kaum 
anders, als dass ein alter Herrschaftssitz an der Maulach 
lag* worauf das ungeheure Grab im Eichwald bei Triens- 
bach hinweist« in dem O. Keller nicht mit Unrecht ein 
Fürstengrab sieht (Beschreibung des Oberamts Crailsheim 
S, 1 86) 1 }. Man wird ähnlich auch annehmen dürfen, dass 
der Schwerpunkt der Macht der Gaugrafen der Goldines- 
huntare im m. Jahrhundert in dem mehr und mehr kulti- 
vierten Katoldcsbuch lag. Diese Kulturarbeit wird durch 
die neugegründeten Niederlassungen in Adalungszell und 
Deutwang und wohl auch andere mächtig gefördert worden 
sein, indem sich um diese kirchlichen Mittelpunkte neue 
Ansiedler sammelten. Es liegt auch nahe genug, in i\cn 
durch die neu angeregte Rodungsarbeit des Buchenwaldes 
gestärkten Grundherren die Ahnen der Nellenburger zu 
sehen, deren Stammburg nahe bei Hoppetenzell = Ada- 
lungszell und bei Deutwang lag. 

Unwillkürlich fragen wir noch, wer denn jener Ada« 
lung gewesen sein könnte, welcher die von ihm gegründete 
Zelle dem Abt Fulrad von St, Denis geschenkt hatte. Neu- 
gart denkt an jenen Adalung, der am 9, August 773 die 
Urkunde Rotberts über Schenkung von Aulfingen im 
Aitrachtal an St, Gallen schrieb und unterschrieb, und der 
doch wohl ein Geistlicher war. lis ist keine Frage, dass 
die Nähe des Ortes und der Name Adalungs dafür spricht, 
aber mehr als die Möglichkeit dieser Vermutung lässt sich 



*) Vgl. meine Abhandlung über die Münstcrlinie, M. f. württemb. 
Kirchengeschichie 1911, 6 (T, — *) Neugatt Nr« LIII S. 52- Wartmann r, 
56: Ego Adalung »5 scripsi et subscrip&i. 



&' c wiaaÄivwsnv 



5 6 4 



Bossert, 



nicht behaupten. Denn der Name Adalung war damals 
nicht ungewöhnlich, wie jeder Bück in ein Urkundenbuch 
jener Zeit oder z. B. in die Nekrologien zeigt, die Fr. L. Bau- 
mann in den Monumenta Germaniae historica heraus- 
gegeben hat. 

Wie lange die Verbindung mit St. Denis vorhielt, wie 
es zur Lostrennung kam, lässt sich ebenso wenig sagen, 
als dies bei Esslingen und Herbrechtingen der Fall ist. 
Man wird wohl annehmen dürfen, dass mit der Blüte 
der bedeutenden Kloster St. Gallen und Reichenau der 
Zug der Geister nicht mehr in die kleinen abgelegenen 
Zellen ging und der Einfluss des Mutterklosters St. Denis 
zurücktrat. 

Dieses wird den ihm mehr und mehr entwerteten 
Besitz wohl den benachbarten Grafen zu Lehen gegeben 
haben. Die Lehnsherrlichkeit aber wird mit der Zeit bei 
Adalungszell ebenso in Vergessenheit geraten sein, wie 
bei Esslingen und Herbrechtingen. Beachten wir nun, 
dass die Kirche zu Zell im Madach 1508 1 ), aber ohne 
Zweifel schon viel länger dem Johanniterhause in Über- 
lingen gehörte 8 ). Dieses Haus aber war 1257 durch den 
Reichskäminerer Heinrich von Bienburg durch Schenkung 
eines Hofes in Überlingen begründet worden, mit dem 
dieser von Graf Wolfrad von Veringen und Mangold von 
Neuenbürg belehnt war 3 ). Die Grafen aber hatten den 
Hof vom Kaiser zu Lehen empfangen. Hier legt sich die 
Annahme nahe, dass das Johanniterhaus die Kirche zu Zell 
im Madach von den Grafen von Neuenbürg bekommen 
oder sie auch von deren Lehnsleuten erworben haben 
möchte. Doch kann der Übergang an das Johanniterhaus 
nicht vor 1275 geschehen sein. Denn damals besass Ulrich 
von Bodman, Pfarrer in Feldkirch, der Bruder des gleich- 
namigen Ritters, die Pfarrei, ohne dass im Liber deeimarum 
Frcib. Diöz.-A. 1, 151 bemerkt wäre, dass die Kirche den 
Johannitern gehörte. Ob nun Ulrich von Bodman von den 
Grafen von Neuenbürg belehnt worden war oder die Kirche 
damals im Besitz seines Hauses war und die Johanniter 



') Fr. Diöz.-A. 25, 93. — *} Vgl. Lib. marcirum ebenda 5, 100. — 
>) ZGORh. 29. 134- 



Googk wSJSÄ: 



Adalungstell. : D = 

von den Herren von Bodman die Kirche zu Zell erhielten, 
lässt sich bei dem heutigen Stand der Urkunden nicht 
feststellen. Die vorstehenden Ausführungen wollen nur 
den Weg andeuten, auf welchem die Adalungszelle schliess- 
lich in den Besitz der Johanniter gelangt sein mochte. 



Nachträglich bemerke ich noch, nachdem Herr Geh. 
Rat Dr. Obser die Güte hatte, mich auf die urkundliche 
Geschichte der Herren von Bodman in den Schriften des 
Vereins für Geschichte des Bodensees Band 23 aufmerk- 
sam zu machen, dass die dort mitgeteilten Urkunden die 
Vermutung des Übergangs von Zell im Madach an die 
Johanniter in Überlingen aus der Hand der Herren von 
Bodman unterstützen. Zwar findet sich keine Urkunde, 
welche dies direkt bezeugte, aber auf dem mittelbaren 
Weg des Schlusses aus andern Urkunden wird es doch 
zur Wahrscheinlichkeit erhoben. Von 1285 Xovember 30 
an findet sich unter den Johannitern Walter von Bodman 
(a. a. O. S. 40). 1296 ist er Kornthur der Johanniterhäuser 
Hemmendorf und Jungingen (ebenda 49). 1302 ff. ist er 
Kornthur in Überlingen (ebenda 53. 54) lebt aber noch 
1327 als weiland Kornthur dieses Hauses in Überlingen 
(ebenda 66). Auch 1357 lernen wir einen Johanniter Con- 
rad von Bodman kennen, welcher dem Johanniterhaus in 
Überlingen die Kirche in Goldbach verkauft (ebenda 74). 
Keiner dieser Herren wird in den Orden eingetreten sein 
ohne eine ansehnliche Schenkung aus ihrem Besitz. 

Sehen wir ihren Besitz an, so finden wir schon 11 91 
den Madachhof Gemeinde Mainwangen in ihrem Besitz 
(ebenda 24}. Dieser Hof lag in derselben Gegend wie 
Zell im Madach, von dem er nur wenige Kilometer ent- 
fernt ist. Er war Eigentum des Hochstifts Konstanz, 
aber dem Kaiser als Herzog von Schwaben zu Lehen 
gegeben worden. Von diesem hatten ihn die Herren von 
Bodman als Afterlehen erhalten. Ulrich von Bodman 
aber verkaufte ihn an das Kloster Salem (ebenda S. 5). 
In ähnlicher Weise wird Zell im Madach erst an Kon- 
stanz gekommen sein, dann als Lehen an die Herzoge 



- ogk ..,,.,, ,:„,;;,,.,. 



j66 Bossen. 

von Schwaben und von diesen an die Herren von Bodman 
gegeben worden sein. Das Wahrscheinlichste ist, dass 
die erste Begeisterung für den Orden und dessen neu- 
gegründetes Haus in Überlingen den Eintritt Walters und 
dann auch die Schenkung von Zell im Madach an jenes 
Haus veranlasste, so dass der Ort etwa seit dem letzten 
Viertel des 13. Jahrhunderts dem Orden gehörte. Dazu 
stimmt, dass Ulrich von Bodman spater nur noch als 
Pfarrer in Feldkirch, aber nicht mehr als Pfarrer in Zell 
genannt wird» wie im liber deeimarum. Er muss also auf 
diese Pfarrei verzichtet haben. 



1 



1 

NIHOI 



Die Reichenweirer Neubürger in der Zeit 
von 1506 bis 1549. 

Von 

Andreas Hund, 



In der Zeit des ausgehenden 13. und des beginnenden 
14. Jahrhunderts war aus dem Dorf Reichenwcier eine 
Stadt geworden. Die Herren von Horburg, denen der 
Ort gehörte, hatten ihn 1 29 1 ummauern und befestigen 
lassen 1 ); in einer Urkunde vom Jahre 1320 wird Reichen- 
weier zum erstenmal Stadt genannt *). Bald darauf, im 
Jahre 1332, g> n g die junge Stadt mit den Horburger Be- 
sitzungen an die Grafen von Würtemberg Über, und seit 
der Mitte des Jahrhunderts erscheint sie in den Quellen 
als Sitz des würtembergischen Vogtes«). Verwaltungsmittel- 
punkt fiirden würtembergischen Teil des Elsasses ist Reichen- 
weier denn auch geblieben, solange es würtembergisches 
Gebiet zwischen Rhein und Vogesen gegeben hat. Nach- 
dem 1397 die jenseits der Burgundischen Pforte gelegene 
Grafschaft Mömpelgard durch Heirat an die Würtemberger 
gekommen war, erhielten die Reichenweirer Vögte ihre 
Weisungen in der Regel von der Regierung zu Mömpel- 
gard. Auch bildeten die elsässischen und mömpelgardischen 
Gebiete seit dem Uracher Vertrag vom Jahre 1473 vielfach 
zusammen einen würtembergischen Teilstaat mit der Haupt- 
stadt Mömpelgard. Zwischen 1482 und 1553 fristeten die 



l t Annale* Colmar.; MG. SS, XVH, S, 218, — *) Albrecht, Kappolt- 
stein. Urkundenbuch 1 S. 261. — *) Als erster ist zum Jahre 1356 nach- 
weisbar »Berwart, vogt tu Richenwiln; Albrecht, Rapp. Urkb. I t S. 542. 



1 8 lc ȀS: 



568 



Hund. 



elsässischen' Gebiete, für die seit dem 16. Jahrhundert in 
den Quellen die Bezeichnung Grafschaft Horburg und Herr- 
schaft Reichenweier aufkommt, zeitweilig sogar für sich 
allein ein tcilstaatliches Dasein, und dabei fiel Reichen- 
weier die Rolle der Haupt- und Residenzstadt zu. Diese 
Rolle ist dem Städtchen recht gut bekommen. Das zeigt 
auch nachstehende kleine Veröffentlichung über seine Neu- 
bürger in der Zeit von 1506 bis 1549. 

Zur besseren Beleuchtung des Ganzen dürfte es sich 
empfehlen, das Einschlägige aus der Geschichte der Würteni- 
berger vorauszuschicken 1 ). Es ist bereits erwähnt worden, 
dass der Uracher Vertrag vom Jahre 1473 aus Mömpelgard 
und Horburg-Reichenweier einen würtembergischen Teil- 
staat geschaffen hat. Das ist geschehen, um den ursprüng- 
lich für den geistlichen Stand bestimmten Grafen Heinrich, 
den zweiten Sohn Ulrichs des Vielgeliebten von Würtem- 
berg-Stuttgart, mit Gebiet auszustatten. In den letzten 
Tagen des Jahres 1473 hielt Graf Heinrich seinen Einzug 
in Mömpelgard 2 ). Sein mächtiger Nachbar aber, Herzog 
Karl der Kühne von Burgund, Hess ihn nicht lange ge- 
währen. Dieser strebte nach dem Besitz von Mömpelgard, 
da er »nicht wohl ein gelegener Schloß wider Österreich 
und die Eidgenossen haben mochte denn dieses«. Zuerst 
wollte er sich die Lehnsoberherrlichkeit des alten Schlosses 
zu Mömpelgard durch das Parlament in Dole zusprechen 
lassen; Kaiser Friedrich III. aber Hess sich die Reichslehn- 
barkeit nicht abstreiten und erklärte das Parlament in Dole 
für einen unbefugten Richterstuhl. Hierauf Hess er den 
Grafen Heinrich, als dieser im Frühjahr 1474 das Gelübde 
einer Wallfahrt löste und arglos mit seinem Hofmeister 
und acht Dienern in gelber Hoftracht ausgeritten war, 
in der Nähe von Diedenhofen aufheben und nach 
Luxemburg führen. Es war wohl nicht allzu schwer, von 



') Soweit nichts andeics angegeben, (usst die Darstellung auf: C. F. 
Sattlet, Geschichte des Hcrzogthums Wittenberg unter der Regierung der 
Graven, Bd. IV u. V, 1768. Derselbe, Geschichte de* Hcrzogthums Witten- 
berg unter der Regierung der Herzogen, ßd. I — IV, 1769 — 71. L. F. Heyd, 
Ulrich, Herzog zu Württemberg, 3 Bde. 1841—44. c - F - Stalin, Wirtera- 
bergUche Geschichte, Bd. III u. IV, 1856—73. — * Dnvcrnoy, Ephemerides 
du Comic de Monlbeliard, 1832, S. 495. 



t K»ogle^_ rewaiowiwivwyTv 



Reichcnwcircr Neubürger von 1506— 1549. 569 

dem gefangenen Grafen die Zusage zu erlangen, dass er 
Schloss und Stadt Mömpelgard in der Weise öffnen lassen 
wolle, dass der Herzog einen Waffenplatz daraus machen 
könne. Heinrich gab diese Zusage am 19. April, und bald 
darauf erschienen die burgundischen Bevollmächtigten mit 
dem Gefangenen in der Nähe von Mömpelgard und liessen 
den Vogt Markwart vom Stein auffordern, ihnen den Platz 
zu Öffnen. Aber die dem Grafen abgepressten Befehle 
verfingen bei Markwart vom Stein in keiner Weise; er 
war durchaus nicht von der Art seines Herrn. Auf wieder- 
holt abschlägige Antwort Hessen sie den Grafen in Ketten 
vor die Mauern der Stadt bringen und drohten, ihn zu 
töten, falls die Tore nicht geöffnet würden. Da keine 
Antwort erfolgte, führte man, wie erzählt wird, den armen 
Heinrich auf den Berg La Grotte gegenüber dem Schloss, 
breitete ein rotseidencs Tuch auf den Boden und Hess ihn 
darauf knien und den Henker mit erhobenem Schwerte 
andeuten, was geschehen solle; Markwart vom Stein aber 
antwortete, sein Herr sei wider Recht und Billigkeit in 
Burgunds Banden und er nicht allein dem Grafen Heinrich, 
sondern dem ganzen würtembergischen Hause pflichtig. 
Gewiss ist, dass die Stadt Mömpelgard in den Händen des 
würtembergischen Vogtes blieb und Graf Heinrich der 
Gefangene des Burgunders. Er wurde nach Luxemburg 
zurückgebracht und hier, in Maastricht und Boulogne-sur- 
Mer in harter Gefangenschaft gehalten. Erst der Tod 
Karls des Kühnen zu Anfang des Jahres 1477 brachte ihm 
die Freiheit wieder. 

Diese Krlebnisse des Grafen Heinrich sollten für die 
Stadt Reichcnweier von Bedeutung werden. Die lange 
und harte Gefangenschaft und, wie sein Sohn Ulrich be- 
hauptet, besonders das schaurige Spiel vor den Mauern 
von Mömpelgard hatten den Grafen um den richtigen 
Verstand gebracht. Kaum hatte er 1478 die Regierung 
wieder übernommen, so begann die lange Reihe seiner 
Irrungen. Wie uns berichtet wird, brachte er es bisweilen 
fertig, zu Mömpelgard in öffentlicher Schenke zu tanzen 
oder Karten zu spielen und mit geborgtem Gelde seine 
Verluste zu begleichen. Ein andermal konnte >monsicur< 
aber auch sehr fromme Anwandlungen haben; so findet 

Zeiuthr. f. Ge»ch. d. Obcrrb, N.F. XXVIII. 4* 38 



iOOgl€ FfilHCOONUNIVl^TV 



57° 



Hund. 



sich in den Comptes du domaine zum 25. Juni 1479 fol- 
gender Eintrag: »A niessire Gui Tournemidi, eure de Mont- 
beliard* un demi florin pour avoir oui monsicur en con- 
fession; Icdit jour, un bichot de froment ä M, l'abbe de 
Belchamp f pour avoir aussi out la confession de monsieur; 
item, baille ä trois pretres trois gros vieux pour dirc trois 
messes pour les trepasses» pour la bonne devotion de 
monsieur* 1 )- Mit den Nachbarn geriet er in allerlei Zer- 
würfnisse, so mit Oswald von Tierstein wegen etlicher 
Reden, mit Bern und Soloturn wegen Aufnahme gewisser 
Personen; dabei wurde immer sein Oheim Eberhard um 
Rat und Vermittlung angerufen a ) t Nach seines Vaters 
Tode im Jahre 1480 wollte er die Grafschaft Mömpelgard 
gegen einen Teil der Stammlande an seinen Bruder Eber- 
hard abtreten. Dieser aber wollte von einem solchen 
Tausche nichts wissen und berief sich auf den Uracher 
Vertrag, in dem Heinrich gegen Abtretung der links- 
rheinischen Gebiete sich aller Ansprüche an das Stamm- 
land begeben hatte. Briefe, voll der gehässigsten Vor- 
wurfe, liefen hin und her und erbitterten je länger je mehr 
die Gemüter. Endlich schlugen sich einige würtembergische 
Räte ins Mittel und brachten mit vieler Mühe eine Zu- 
sammenkunft in Rcichenweier zustande. Das Ergebnis 
dieser Zusammenkunft war der Reichenwcirer Vertrag vom 
26. April 1482, dem zufolge der Uracher V ertrag ein für 
allemal zu recht bestehen sollte. Heinrich aber die Graf- 
schaft Mömpelgard gegen ein Jahrgehalt von 5000 Gulden 
seinem Bruder übergab, da er »aus allerhand bewegenden 
Ursachen* nicht gesonnen war, sie weiter zu behalten. 
I [einrieb herrschte fortab nur noch über die kleinen 
elsässischen Lande. Reichenweier, die einzige Stadt im 
ganzen Gebiet, ward seine Residenz. 

Acht Jahre, 1482 bis 1490, hat Heinrich in Reichen- 
weier residiert. Es war die Zeit seiner grössten und 
häufigsten Irrungen. Seine Taten beschäftigten vielfach 
die benachbarten Fürsten und Städte. Unter dem 28. Juni 
1482 schrieb ein Ritter Konrad von Ergöw an Wilhelm 

*l Duvcrnoy» Kph^mfiridcft, S. 236. — *( Heyd, Graf Heiniich zu 
Württemberg; Studien der evang. Geistlichkeit Wirleinbergs IV, 2 (1832) 
S 177- 



■ooglc ftiittcciwmiMft: 



Reichcnweirei Neubürger von 1506—1549. e^j 

von Rappoltstein, der angebotene gütliche Vergleich wegen 
des Unfugs, den Graf Heinrich von Würtcmberg an seiner 
Tochter und ihrem Ehemann begangen, wäre ihm wohl 
genehm, er könne aber in der Sache ohne die Zustimmung 
der Kidgenossen, vor allem der Städte Bern und Soloturn, 
nichts mehr unternehmen'). Auf Seiten Heinrichs befassten 
sich mit der Angelegenheit die beiden Eberharde von 
Würtcmberg, der eine sein Oheim, der andere sein Bruder. 
Am übelsten war wohl sein Handel mit der Reichenweirer 
Ratstochter Margarete Grucker und ihrem Vater Stephan 2 ). 
Die Sache spielte im wesentlichen in den Monaten Juni 
und Juli 1484 und wurde am 27. August gleichen Jahres 
vor dem Reichsschultheissen zu Kaisersberg zu seinen 
Ungunsten entschieden; dasselbe geschah am 1. August 
des folgenden Jahres vor den Räten des Plalzgrafen bei 
Rhein. Die endgültige Beilegung vermittelten später 
Herzog Eberhard von Würtemberg und die Stadt Stras- 
burg. Heinrich musste an die F'amilie Grucker 350 Gulden 
Rheinisch bezahlen; die Quittung darüber ist datiert vom 
18. Oktober 1500. Kachgerade scheint sich bei Heinrich 
der moralische Katzenjammer eingestellt zu haben; er be- 
gab sich mit fünf Personen in das Kloster zu St. Johann 
auf dem Grünen Wort zu Strassburg. Am 11. November 
1484 wurde zwischen ihm und dem Kloster ein Vertrag 
aufgerichtet. Darin wurden Abmachungen getroffen wegen 
der Hausordnung, wegen Einrichtung und baulicher Ver- 
änderung seiner Gemächer, wegen des Essens und Gastierens; 
auch musste er sein Siegel dem Konvent in Verwahrung 
übergeben. Alles schien auf langen, wenn nicht lebens- 
länglichen Aufenthalt hinzudeuten; aber noch waren nicht 
ganz zwei Monate vergangen, da verlobte und verheiratete 
er sich. Am 1. August 1485 erliessen ihn Komtur und 
Konvent des eingegangenen Vertrags und übergaben ihm 
wieder sein Siegel. 

Mit seiner Verheiratung hörten die Fälle keineswegs 
auf, einen gewissen Beigeschmack scheinen sie allerdings 
cingebüsst zu haben. Im Frühjahr i486 verabredeten sich 

') Albirchl, Rapp. Urkb. V, S. 302. - *) Ch. Nerlinger, Henri de 
Wurlembciy cl Kliennc Grucker; Annale* de TEM, l 2* annee (1898} S. 551 ff. 

38* 



S' C roiHöÄlVlBiiT» 



e-2 Hund. 

die beiden Eberharde, »weil sich Graf Heinrich so unwesen- 
lich halte, da*> nicht allein ihnen, sondern auch allen Menschen 
mißfällig seye«, so solle, falls beide ohne männliche Erben 
abgingen, der letztlebende mit Rat seiner Räte und der 
drei Stände des Landes eine Regimentsordnung entwerfen; 
wie uns berichtet wird, waren gerade damals wieder ver- 
schiedene Klagen über ihn eingelaufen. Unter dem 21. Januar 
1487 schrieben Schultheiss und Rat von Soloturn an den 
Landvogt Wilhelm von Rappoltstein und die andern öster- 
reichischen Räte, sie könnten nicht verstehen, dass Graf 
Heinrich von Würtemberg gegen ihr (des Landvogts und 
der Räte) Urteil noch Einwendungen machen und ihren 
Bürger Vältis von Neuenstein weiter schädigen wolle; sie 
blieben bei ihrem letzten Schreiben, seien sie doch von 
der Gemahlin des Vältis gar wohl unterrichtet, wie diese 
zu Reichenweicr durch den Grafen auf die Nacht unge- 
stümlich ohne alles Erbarmen und mit vielen Schmähworten 
von Haus und Hof und all ihrer Habe mit Gewalt weg- 
getrieben worden sei 1 ). Im Februar 1487 entriss ihm der 
Tod seine Gemahlin. Am 28. Januar 1488 stiftete er für 
sie eine Jahrzeit in der Kapelle zu Unserer Lieben Frau 
im Dusenbach; dieselbe Stiftung aber hatte er früher dem 
Kloster Paris zugewiesen. Das führte zu Auseinander- 
setzungen mit dem Kloster Maulbronn, dem Paris damals 
inkorporiert war; Wilhelm von Rappoltstein führte eine 
gütliche Einigung herbei 2 ). Am 25. März 1489 Hess er bei 
Katzenwangenbrück auf öffentlicher Landstrasse mit einer 
Armbrust auf den Ritter Jakob von Ratsamhausen schiessen, 
dass diesem der Pfeil im Leibe stecken blieb. Den so ver- 
wundeten nahm er gefangen und führte ihn nach Reichen- 
weier. Nachmals freilich bereute er die Tat und entHess 
ihn aus seiner Gefangenschaft. Der von Ratsamhausen 
aber gab sich damit nicht zufrieden und befehdete den 
Grafen. Da der Ritter in den Diensten des Kurfürsten 
von der Pfalz stand, so nahm sich dieser der Sache an. 
Es gelang ihm, beide Teile auf eine Rechtfertigung vor 
seinem Hofgericht zu Heidelberg zu einigen. Auf dem 



') Albtccht, Kapp. Uikb. V, S. 3<>7- — ') Albrecht, Rapp. Urkb. V, 
S. 380 f 



"ß c IfiÄJ 



Reichenwcirtr Neubürger von 1506 — 1549. C71 

Rechtstag am 27. Februar 1490 erschien der von Ratsam- 
hausen in Person, im Namen des Grafen Heinrich aber, 
von Eberhard dem älteren geschickt, Dr. Johann Reuchlin. 
Dieser wusste nur einzuwenden, der Kläger habe sich 
nicht wollen zu erkennen geben. Dem wurde entgegnet, 
er sei an der pfalzischen Kleidung und Farbe wohl zu 
erkennen gewesen. Das Hofgericht erkannte dem Jakob 
von Ratsamhausen für Schaden und Schmerzen 3900 Gul- 
den zu. 

Ganz Schlimmes widerfuhr gerade damals auch den 
Reichenweirern. Diener und Bürger ging der Graf um 
Darlehen an; wer ihm nichts gab oder das Gegebene 
zurückverlangte, wurde über die Grenze gejagt. Den 
Pfarrherrn, der ihm gewisse Gemeinheiten verwies, die er 
sich in der Kirche erlaubt hatte, Hess er prügeln. Die 
Ensisheimer Chronik berichtet sogar, dass er in den Fasten 
1490 einen Koch, der ihm ein Glas mit Rosenessig zer- 
brach, eigenhändig im Garten an einem Birnbaum auf- 
hängte'). Sein Oheim Eberhard wurde mit Klagen ge- 
radezu überschüttet. Schliesslich wollte Heinrich aus 
Mangel an Geld sein kleines Gebiet an den Kurfürsten 
von der Pfalz verkaufen und ritt deswegen nach Heidel- 
berg. Wilhelm von Rappoltstein wusste darum und ver- 
ständigte Eberhard von Würtemberg. Dieser lud seinen 
Neffen zu sich nach Stuttgart, und det leistete arglos Folge; 
war er doch kurz nach seiner Verheiratung aufs freund- 
lichste dort aufgenommen worden. Diesmal aber wurde 
er in Banden gelegt und nach Hohenurach in Gewahrsam 
gebracht; es war gegen Ende des Monats August 1490. 
Zwei Jahre später, am 22. Oktober 1492, bestellte Kaiser 
Friedrich III. den Grafen Eberhard den altern zum Pfleger 
und Administrator des Grafen Heinrich und seiner Herr- 
schaften und Untertanen. Eberhard war verpflichtet, jähr- 
lich über das verwaltete Vermögen einem Grafen von Bitsch 
und einem Grafen von Salm Rechnung abzulegen; diesen 
Häusern entstammten Heinrichs Gemahlinnen. In ähnlicher 
Weise setzte Kaiser Maximilian am 1 1. Mai 1496 den Herzog 
Eberhard den jungem zum Kurator ein. F"ast 29 Jahre 



') Alsalia 1873—1874, S. 284. 



S '*■' lAHtatOHumviit: 



574 



Hund. 



hat Heinrich noch als Gefangener gelebt. Er hat sie bis 

auf einen kleinen Teil auf der Feste Hohenurach verbracht. 
Dort ist er am 15. April 151g gestorben. 

Wie schon angedeutet, war Graf Heinrich zweimal 
verheiratet. In erster Ehe war er vermählt mit Elisabeth, 
einer Tochter des Grafen Simon Wecker von Zweibrücken- 
Bitsch und der Elisabeth von Lichtenberg-. Sie starb nach 
zweijähriger Ehe am 17. Februar 1487 und wurde im Chor 
der Liebfrauenkirche zu Reichenweier beigesetzt. Neun 
Tage vor ihrem Tode hatte sie einem Knaben das Leben 
geschenkt. Dieser erhielt in der Taufe den Namen Eitel 
Heinrich, musste sich aber als sechsjähriger bei der Fir- 
mung eine Umtaufung in Ulrich gefallen lassen. Am 21. Juli 
1488 hatte Heinrich seine zweite Gemahlin heimgeführt; es 
war Eva, eine Tochter des Grafen Johann von Salm und 
der Margarete von Sirk. Sie folgte ihrem Gemahl in die 
Gefangenschaft nach Hohenurach und schenkte ihm dort 
zwei Kinder. Das ältere war eine Tochter, Maria mit 
Namen, das um anderthalb Jahr jüngere ein Sohn; er hiess 
Georg und war am 4* Februar 1498 geboren. Eine Jahres- 
rente von 500 Gulden auf den Gefällen der Herrschaft 
Reichenweier, der Sitz in dem Hof an dem Niedern Tor 
zu Reichenweier, der Genuss des Gartens zwischen den 
beiden Gräben und zwei Morgen Reben waren ihr zu 
einem Wittum verschrieben worden, dazu noch auf den 
Gefällen von Reichenweier eine Jahresrente von 50 Gulden 
als Morgengabe. Wir linden sie darum auch nach dem 
Tode ihres Gemahls zu Reichenweier. Hier starb sie am 
16. April 1521 und fand ihre letzte Ruhestätte an der Seite 
ihrer Vorgängerin im Chor der Liebfrauenkirche 1 ), 

Das wechselvolle Geschick von Heinrichs beiden Söhnen 
spiegelt sich wieder in der Geschichte unseres oberelsassi- 
schen Städtchens. In Ulrichs jugendlicher Hand vereinigten 
sich alle würtembergischen Lande; doch infolge seines Han- 
dels mit der Stadt Reutlingen ging im Jahre 1519 das 
Herzogtum an den Schwäbischen Hund verloren. Dieser 



') Die beiden Grabinschriften sind veröffentlicht von E. Ensfelder: 
AUatii 1873—1874, S. a'jo; Revue d'AIiace VIII (1879) S. 95 a. 97; Bei- 
tiäge zur Kirchengcschichte des Elsasses V (1885) S. 7. 



' 



Kcichcnweircr Xeubflrger von 1506 — 154g. cy = 

Überanwortete das Land am 6. Februar 1520 Kaiser Karl V., 
und der übertrug es am 7. Februar 1522, zusammen mit 
den deutschen Landen aus der Erbschaft Maximilians» seinem 
Bruder Ferdinand, Die mömpelgardischen Gebiete teilten 
das Los des Herzogtums bekanntlich nicht, wohl aber bis 
zu einem gewissen Grade die elsassischen. In einem am 
22. Juni 1513 aufgerichteten Vergleiche hatte sich Ulrich 
verbindlich gemacht, seinem Bruder Georg nach dem Tode 
ihrer Eltern die elsassischen Gebiete zu überlassen und im 
Falle der Verheiratung noch jährlich 3000 Gulden auszu- 
zahlen; dagegen hatte Georg versprochen» solange Ulrich 
oder seine männlichen Nachkommen lebten, keinerlei An- 
sprüche auf Würtemberg oder Mömpelgard zu erheben und 
nie einen andern als den Grafcntitel zu führen. Laut Uber- 
gabsurkunde sollte Kaiser Karl V. diesen Vertrag »billig 
haltent und *gnädiglich vollziehen«, auch sich mit dem 
Grafen Georg darum vergleichen, oder falls das nicht zu 
erreichen wäre, den Bund wider alle Ansprüche vertreten. 
Da aber das Maus Habsburg von Georg Verzichtleistung 
auf seine Ansprüche an das Herzogtum verlangte und dieser 
nicht datür zu haben war, ward Horburg-Reichenweier 
ebenfalls Österreichisch und Graf Georg, der nebenbei unent- 
wegt die Sache seines Bruders vertrat und deswegen schon 
1519 aus dem Oberelsass verjagt worden war, aul ein Jahr- 
gehalt von 4000 Gulden gesetzt* Damit wartete er zu 
Strassburg vorerst bessere Zeiten ab, und als um die Mitte 
der zwanziger Jahre die würtembergische Sache günstiger 
zu stehen anfing, trat er denn auch mit Erfolg an Ferdinand 
heran. Durch Vermittlung des Bischofs von Strassburg 
und des Markgrafen Philipp von Baden kam zu Speyer 
am 27. August 1526 ein Vertrag zustande; darin wurden 
ihm, unter ausdrücklichem Vorbehalt seiner Ansprüche an 
das Herzogtum beim Aussterben des brüderlichen Mannes* 
Stammes, die elsassischen Gebiete in vollständig schulden- 
freiem Zustande eingeräumt und ein Jahrgehall von 
4200 Gulden auf die würtembergische Kammer angewiesen. 
Der Vertrag erlangte indes erst im folgenden Jahre prak- 
tische Bedeutung, Gewisse Bedenken, die sich bei Fer- 
dinand und auch bei Georg nachträglich einstellten, waren 
vorher noch aus dem Wege zu räumen. Das geschah 



S '* fftiHCtiQHumvfft: 



57<> 



Hund. 



durch den Offenburger Zusatzvertrag vom 27. Juni 1527. 
Jetzt endlich konnte Graf Georg die Herrschaft antreten 
über die Lande, die ihm sein Bruder im Vergleich von 
1513 überlassen hatte. Die Huldigung erfolgte erst im 
Oktober. Der Krlass der würtem bergischen Regierung, der 
die Bewohner dazu aufforderte, ist datiert vom 8. Oktober 1 ), 
vom 20. ist die Bestätigung ihrer Gebräuche und Gerechtig- 
keiten durch den Grafen 8 ), und darin erscheint die Hul- 
digung als vollendete Tatsache. 

Als Graf Georg in den Besitz von Horburg und Reichen- 
weier kam, war er schon nicht mehr ein Fürst ohne Land. 
Sein Bruder hatte ihm unter Vorbehalt des Widerkaufs am 
2. September 1526 die Grafschaft Mömpelgard verkauft, 
und bereits am 14. desselben Monats hatte Georg seinen 
feierlichen Einzug in die gleichnamige Hauptstadt gehalten 
und die Huldigung der Bewohner entgegengenommen 3 ). 
Er residierte nunmehr im Schloss zu Mömpelgard, bis im 
Frühjahr 1534 Ulrich die Grafschaft wieder an sich zog, 
um sie in einem Scheinkauf an Frankreich abzutreten. Als 
der Kaufschilling in der Schlacht bei Laufen am 13, Mai 

1534 seinen Zweck erfüllt und Ulrich im Kadancr Vertrag 
vom 2g. Juni 1534 sein Herzogtum wieder zurückerhalten 
hatte, ward dieser Kauf bald rückgängig gemacht. Anfang 
Juni 1534 hatten die Bürger der Stadt Mömpelgard dem 
französischen König den Treueid geleistet, am 22. Juni 

1535 wurden sie davon entbunden und für Ulrich ver- 
pflichtet*). Jetzt entliess dieser die Mömpelgarder nicht 
wieder aus seiner Botmässigkeit ; Georg kehrte zwar von 
Reichenweier in das Schloss zu Mömpelgard zurück, führte 
aber die Regierung fortab nicht mehr in seinem Namen, 
sondern im Namen seines Bruders als Statthalter. 

Wie bekannt, begann Ulrich unverzüglich mit der 
Reformicrung seines Herzogtums. In Jahresfrist etwa folgte 
seinem Beispiele Graf Georg, der um das Jahr 1530 bereits 
zur neuen Lehre übergetreten war. Zum Reformator seiner 
clsässischen Lande hatte er sich ursprünglich den aus dem 



') Duvcrnoy, Ephcm Prides, S. 385. — ») Reich. Stadt- Arch. AA I. 
— ') Duvcrnoy. Ephemerides, S. 355. — *) Duvernoy, Ephemerides, S. 
205 f.. 231. 



! ■■■■__ 



iKUttüfwiniviH'.-T. 



Reichenwcirer Neubürger von 1506 — '549- 577 

benachbarten Gemar gebürtigen Züricher Prediger Leo 
Judä ausersehen. Im September 1535 bewarb er sich beim 
Rat von Zürich um ihn. Anstatt des erbetenen Predigers 
aber überliess man ihm den Archidiakon Krasmus Fabricius. 
Dieser kam nach Reichenweier und traf in aller Stille, ohne 
viel Wesens daraus zu machen, die nötigen Vorbereitungen; 
am Pfingstmontag 1536 wurde auf allen Marktplätzen das 
Reformationsedikt verlesen. Das Werk des Erasmus Fabri- 
cius vollendete Mathias Erb, gebürtig aus Ettlingen im 
Badischen. Dieser Mann leitete die evangelische Kirche 
der Grafschaft Horburg und der Herrschaft Reichenweier 
in mustergültiger versöhnlicher Weise, bis er nach dem 
Tode des Grafen Georg dem strengen Luthertum weichen 
musste. 

Georg regierte über Mömpelgard schon wieder im 
siebenten Jahre als Statthalter. Er hatte im Laufe der 
Zeit mehrfach grössere Aufwendungen für das Land ge- 
macht, ohne dass Ulrich ihm jemals etwas vergütet hätte. 
Auch war das Jahrgehalt von 4200 Gulden, das ihm der 
Habsburger Ferdinand gewahrt hatte, unter Ulrich aus- 
geblieben. Da wurde er denn wegen dieser Ausstände 
bei seinem Bruder vorstellig. Dieser aber geriet darüber 
so in Zorn, dass er ihn einen »unfreundlichen Stiefbruder« 
und »falschen Geldnarren« nannte, ihm die Statthalterschaft 
entzog und seinen Sohn Christoph damit betraute. Am 
22. Juli 1542 hielt dieser seinen Einzug in Mömpelgard 1 ); 
aber erst die Anerkennung seiner Forderungen konnte 
Georg dazu bewegen, das dortige Schloss zu räumen und 
nach Reichenweier überzusiedeln. Hier hatte er kurz vor- 
her einen neuen Herrschaftshof erbauen lassen. Das Ge- 
bäude ist heute noch ein Wahrzeichen des Städtchens; 
zwei Jahreszahlen, 1539 über einer Nebentür und 1540 
rechts und links neben dem Wappen über dem Hauptein- 
gang, geben uns Auskunft über die Zeit seiner Entstehung. 
Jetzt erhielt auch Horburg, der Hauptort der Grafschaft, 
durch Georg seinen' neuen Herrschaftshof, der dann gegen 
Ende des Jahrhunderts zum befestigten Schloss umgestaltet 
wurde. Dieser Bau ist heute verschwunden; nach der 



') Duvernoy, Ephemerides, S. 272, 



j ; \oogk mÄjww 



57 8 Hund- 

lateinischen Inschrift, die der Humanist Boatus Rhenanus 
dafür verfasste, war er 1543 auf den Ruinen des Römer- 
kastells Argentuaria errichtet l ). Nicht lange sollte sich 
Graf Georg der neu aufgebauten Residenzen freuen* Wegen 
tätigen Anteils am Schmalkaldischen Kriege wurde er in 
die Acht erklärt und musste ausser Landes gehen. Er 
wandte sich nach der Schweiz und verbrachte dort über 
fünf Jahre seines Lebens. Horburg und Reichenweier 
standen während dieser Zeit unter der Herrschaft des Her* 
zogs von Würtemberg; Ulrich musste darin im Frühjahr 
154g das Interim einführen. Am 27. August 1552 endlich 
wurde Georg vom Kaiser begnadigt. Aber auch jetzt war 
seines Bleibens im Oberelsass nicht. Durch Vertrag vom 
4. Mai 1553 erhielt er von Herzog Christoph, der am 
6. November 1550 seinem Vater Ulrich gefolgt war, zu 
Horburg und Reichenweier auch Mömpelgard und nahm 
darum von neuem seinen Sitz im Schloss zu Mömpelgard. 
Endlich war auch Graf Georg in Verhältnissen, dass er 
sich zur Heirat entschliessen konnte. Als 57jähriger führte 
er Barbara, die 19jährige Tochter des Landgrafen Philipp 
von Hessen, heim. Die Hochzeit fand unter grossem Ge- 
pränge am 10. September 1555 zu Reichenweier statt. Am 
28, desselben Monats hielt die junge Fürstin ihren Einzug 
in Mömpelgard 2 ). Noch nicht ganz drei Jahre war Georg 
verheiratet, da raffte ihn der Tod hinweg. Er starb am 
17. Juli 1558 zu Kirkel auf dem Schlosse des Pfalzgrafen 
Wolfgang von Zweibrücken, bei dem er mit seiner Gattin, 
einer Schwester der Pfalzgrafin, zu Besuch weilte; in der 
Stadtkirche des nahen Zweibrücken wurde er beigesetzt. 
Sein Sohn Friedlich war geboren am 19, August 1557 im 
Schloss zu Mömpelgard 3 ); ohne diesen wäre das würtem- 
bergische Haus mit Christophs Sohn Ludwig 1593 aus- 
gestorben. 

Mit den städtischen Freiheiten war es in der kleinen 
Stadt Reichenweier gar lange schlecht bestellt. Erst die 
Anwesenheit des Grafen Heinrich sollte hier einigen Wandel 

') Kraut, KuiM und Altertum in EIsass-Lothringen II, S* 172. — 
f l Duvcrnny, Kphimcridcs, S. 373. — *) Duvernoy, Ephimeritles S* 313 



"8 lc 



Rcichenweirer Neubürger von 1506 — 1549. t-g 

schaffen. Bisher hatten die Reichen weirer ihrem Herrn 
jährlich drei verschiedene Abgaben zu leisten: ein Wein* 
gewerf, ein Marzengewerf und ein Habergewerf. Das 
Weingewerf war eine Naturalabgabe und richtete sich nach 
dem jährlichen Ertrag, im Jahre 1483 hatte es 20 Fuder 
eingebracht. Das Märzcngewcrf hatte die Jahre her 20 U & 
betragen, und das Habergewerf, das ursprünglich in 
50 Vierteln Haber bestanden, war mit 7'/* ft & abgetan 
worden. Aus diesen drei Abgaben machte Graf Heinrich 
laut Urkunde vom 25. Februar 1484 eine Geldleistung mit 
festem Satze. Aus dem Weingewerf wurde eine jahrliche 
Leistung von 120 Gulden, aus den beiden andern eine von 
43 Gulden, so dass im ganzen 163 Gulden herauskamen. 
Zu entrichten waren davon 130 Gulden an den Grafen und 
seine Nachfolger und 33 an den jeweiligen Kaplan der neu 
errichteten Liebfrauenpfründe. Die 130 Gulden waren mit 
100 an Allerheiligen und mit 30 an Johannis fallig, die 
$$ Gulden an Weihnachten und Johaimis je zur Hälfte. 
Keichenweier hatte damit erreicht, dass fortab das herr- 
schaftliche Gewerf eine einheitliche unwandelbare Grösse 
in seinem städtischen Haushalt bildete. 

Von demselben Grafen Heinrich erhielten die Reichen- 
weirer am 12. Juli 1489 ihren rVeiheitsbrief '). Wir kennen 
die Skandalchronik der damaligen Haupt- und Residenz- 
stadt zur Genüge, um sagen zu können, dass dieser Brief, 
in der Hauptsache wenigstens, aus den tollen Streichen 
des Grafen Heinrich herausgewachsen ist. Verschiedene 
Stellen zeigen offenkundigen Zusammenhang mit dem 
schmählichen Gruckerschen Handel, den wir an Hand der 
Gorich tsakten in seinen Einzelheiten zu verfolgen ver- 
mögen 2 ). Andere Stellen sind zweifellos von Fällen diktiert, 
für die uns keine Quellen zu Gebole stehen. An Fällen 
liess es Graf Heinrich ja keineswegs mangeln. Manscheint 
in Keichenweier angesichts des Freiheitsbriefes sogar an 
Rückfälle gedacht zu haben; verbriefte doch Heinrich be- 
reitwillig: *Und zuiest sovil mehre, ob wir der stuck eins 



*) Die beiden Urkunden des Grafen Heiniich sind veröffentlicht von 
E. Ensfclder in der AUatia 1873-1874, S. 26q ff. — *) Vgl- Ch. Nerlinger 
1. a< O. 



S lc iftwawJHivtft^rv 



580 



Hund. 



oder mehr nit volzügen, ob dann die burgcr zu Richen- 
wyllcr samptlich oder sonders mit huffen oder sust hien- 
weg zügen, so sollen sie domit ire eide und ercn bewart 
haben.« Dieser neunzehnte und letzte Artikel ist um so 
bezeichnender, als das Recht der Massenauswanderung 
schon im ersten bei der Freizügigkeit ausdrücklich genannt 
ist. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass so 
etwas wie ein Auszug auf den Heiligen Berg in der Chronik 
der Stadt Reichenweier nirgends verzeichnet ist. . Da der 
Freiheitsbrief in erster Linie dazu bestimmt war, Schutz 
gegen das sinnlose Willkürrcgiment des Grafen Heinrich 
zu gewähren, so Hegt seine Bedeutung offenbar weniger 
in der Verbriefung neuer Rechte, als vielmehr in der 
urkundlichen Festlegung des auf dem Herkommen be- 
ruhenden bisherigen Zustandes. Die Reichenweirer erlangten 
demnach durch ihn mehr grössere Rechtssicherheit, als 
grössere Rechte. 

Die beiden Urkunden des Grafen Heinrich, der Ge- 
werfbrief von 1484 und der Freiheitsbrief von 1489, leiten 
eine neue Zeit in der innern Geschichte des Städtchens 
ein. Es ist gewiss kein Zufall, wenn das Reichenweirer 
Stadtarchiv aus der Zeit vor dem Grafen Heinrich so gut 
wie nichts enthält, während es in den folgenden zwei 
Jahrzehnten ziemlich reichhaltig zu werden beyinnt. Man 
hatte eben kein Interesse mehr an den Archivalien jener 
älteren Zeit und liess sie verkommen; sie konnten ja nur 
für überwundene Verhältnisse zeugen und daher wohl 
schaden, aber kaum noch zu etwas nützen. Was ohne 
Nachteil für das Gemeinwohl nicht schlechtweg untergehen 
durfte, wurde zeitgemass erneuert, so jenes alte Ratbuch, 
dessen Erneuerung vom Jahre 1505 den Grundstock des 
bekannten Reichenweirer Ratbuchs 1 ) bildet. 

Unter den Archivalien aus den nächsten Jahrzehnten 
findet sich auch ein Papierheft von 16 Folioblättern; eine 
Pergamenturkunde vom Jahre 1506 dient ihm als Decke, 
und diese trägt die Aufschrift: »Der burger buch« 3 ). Das 

•) Gedruckt als erster Teil der Stadtrechte von Reichenweier, 
Heidelberg 1909. (Den Teilnehmern an der 11. Versammlung Deutscher 
Hi^toiiker tu Strassburg i. E. überreicht.) — : ) Reich. Stadl-Aich. BB 2, 3. 



■'S mm 



Reichenweirer Neubürger von 1506 — 1549- <;8l 

Heft enthält ausser 15 Urfehden') ein lückenloses Ver- 
zeichnis der Reichenweirer Neubürger von 1506 — 1549. 
Das Verzeichnis ist Original. Die Eintrage zeigen grössten- 
teils die Hände der uns bekannten Stadtschreiber; von 
1506 — 1521 sehen wir die Hand von Johannes Boner, von 
1533—1539 die von G. Wolff und vom 23. November 
1539 bis Schluss die von Oswald Fürstenlob. Unter Johannes 
Boner scheinen nur das Datum und die zwei ersten Namen 
zum 24. September 1520 von anderer Hand zu sein; unter 
G. Wolff zeigen der Eintrag zum 6. August 1 533 ^ eine 
zweite und die Einträge zum 24. August 1533 und zum 
1. März und 21. Dezember 1534 eine dritte Hand; unter 
Oswald Fürstenlob ist alles einheitlich bis auf die Rand- 
bemerkung zum Jahre 1545. Es bleiben die Jahre von 
1523— 1532 übrig, die fünf verschiedene Hände unbekannter 
Schreiber aufweisen. Eine Hand lässt sich verfolgen von 
1523 bis zum 22. August 1531; eine zweite, die man für 
die Hand des Johannes Boner halten möchte, besorgte den 
Eintrag zum 31. März 1526p eine dritte den zum Jahre 
1529; von einer vierten sind die drei letzten Namen und 
die Zusätze zum Jahre 1530, sowie die zwei letzten Namen 
und ein Zusatz zum 8. Januar 1531, von einer fünften 
schliesslich der Rest vom zweiten Namen zum 22. August 
'53' an - von ihr auch der bereits erwähnte Eintrag zum 
6. August 1533. 

Ein zweites ähnliches Verzeichnis besitzen wir für keine 
frühere und keine spätere Zeit. Kür die frühere Zeit haben 
wir über Reichenweirer Xeubürgfer nur eine kurze Notiz, 
die sich unter Gerichtsprotokolle verloren hat und aller 
Wahrscheinlichkeit nach zum Jahre 1495 gehört 2 ). Sie 
lautet: »New burger uff Laurcntzii: Hannß Swartz von 
Löwin gen, item Adam Bach, item Hans Koler, item Urban 
Tentzlinger, item Jerg Wiß, Andres Lux sol in VIII tagen, 
item Hans Geblin, item Hans Steinlin von Sweygern, item 
Ottman Griff. Hans Geng sol in VIII tagen 3 ), Cristen 
Miller von Ettringen, item Hans Rux von Linpergcn, Theus 

'( 3 fol. 6', [2 fol. 12 — 14. Sic verteilen sich auf die Jahre 1519 
— 1536. — ') Reich Sladi-Arch. FF 2. — *) Vor und zwischen »Hans 
Gent;- um ' »Cristen Miller*, scheint sich auf beide «u beziehen. 



S'* fflmqiOHUHiviR: 



582 Hund. 

Pflim, Claus Wagner.c Für die spätere Zeit sind wir auf 
die Gewerf- und die Bürgermeisterbüchlein und auf die 
Ratsprotokolle angewiesen; diese Quellen sind aber für die 
nächsten 150 Jahre nicht so erhalten, dass sie eine längere 
ununterbrochene Folge abgäben. Der ortsgeschichtliche 
Wert unseres Verzeichnisses ist um so grösser, als die 
44 Jahre, die es umfasst, für die Entwicklung von Reichen- 
weier besonders wichtig waren und die andern Quellen in 
dieser Zeit noch ziemlich spärlich fliessen. 

Es erübrigt noch. Einiges über die Zahl und die Her- 
kunft der Neubürger zu sagen. Rechnet man die mehr- 
fachen Nennungen ab, so ergeben sich für die 44 Jahre 
412 Neubürger- Bei 253 wird des Mannrechts, hin und 
wieder auch des Abschieds, gedacht, bei 159 geschieht 
dessen keine Erwähnung; bei jenen ist die Herkunft in 
158 und bei diesen in 51 Fällen angegeben. Es bleiben 
also nur 108, bei denen weder Mannrecht noch Herkunft 
erwähnt ist. Diese 108 dürften als Einheimische anzu- 
sprechen sein; bei einem guten halben Dutzend ist das 
auch ausdrücklich bezeugt durch Beifügungen wie »von 
jugent inlendig«, »Rieh, kändf, »burgers sonc«. Alle übrigen, 
304 im ganzen, müssen als Zugewanderte angesehen werden. 
In dem Zeitraum von 1 506 — 1549 kommen demnach in 
Reichenweier auf einen einheimischen Neubürger rund drei 
zugewanderte. Das bedeutet gewiss einen reichlichen Zu- 
strom fremden Mutes! Alles Einschlägige auch im ein* 
/einen zu veranschaulichen, ist am Schlüsse eine Über- 
sichtstafel beigegeben. Über ihre Hinrichtung ist zu merken, 
dass bei mehrfachen Nennungen alle Angaben unter der 
erstmaligen vereinigt sind. 

Interessante Ausblicke bietet eine Untersuchung über 
die Herkunft. Sie ist angegeben in 210 Fällen; alles in 
allem genommen, kommen dabei iSi Ortsnamen in Be- 
tracht. Jedoch nicht jeder dieser Namen lasst sich auf 
einen bestimmten Ort deuten. Acht wollen überhaupt 
jeder Deutung widerstreben, und ^5 erlauben wegen mehr- 
fachen Vorkommens und Fehlens anderweitiger Angaben 
keine bestimmte Hntschcidung. Es bleiben 128, also reich- 
lich zwei Drittel, die sich eindeutig bestimmen lassen. Sie 
betreffen 4g Orte des Oberrheintals, 59 der schwäbisch- 



ste 



rmiKHQNUiHVfflsin 



Rcichenwcircr Xcubürecr von 150Ö — 1549* ^\ 

bayrischen Hochebene und des schwäbisch -fränkischen 
Stufenlandes, 12 (7 deutsche, 5 welsche) des lothringischen 
Stufenlandes» 4 des Doubsgebietes und des Juradeparte* 
ments und 3 der Schweizer Hochebene, ein Name schliess- 
lich weist nach dem Mittelrhein, Die kleinen Zahlen 
besagen kaum etwas Besonderes. Auch die Zahl 49 für 
das Oberrheimal will nichts bedeuten. Es entfallen davon 
allein 16 auf den Kreis Rappoltsweiler, dem Reichenweier 
selbst angehört. Auf das übrige Oberelsass kommen dann 
noch 5, auf das Unterelsass 8, auf die Pfalz 5, auf den 
ganzen rechtsrheinischen Teil von Basel bis zur Wetterau 15. 
Von Bedeutung allein ist die Zahl 59 für das Gebiet östlich 
des Oberrhein tales. Es entfallen dort auf Würtemberg 33. 
auf den schwäbischen Teil von Baden 5, auf das bayrische 
Schwaben 1 2 f auf das übrige Donaubayern 3» auf das 
Maingebiet 6. Der Umstand, dasa Reichenweier wUrtem- 
bergisch war, mag gewiss manche dieser Zuwanderungen 
veranlasst haben; aber die aussorge wohnlich hohe Zahl 
daraus erklären zu wollen, geht schlechterdings nicht an. 
Das Gebiet der häutigen Zuwanderungen deckt sich auch 
keineswegs mit dem Herzogtum Würtemberg, es umfasst 
vielmehr ganz Schwaben vom Ostabhang des Schwarz* 
waldes bis zum Lech; ein Teil jener 45 nicht genau be- 
stimmbaren Ortsnamen scheint das nur bekräftigen zu 
wollen. Der Grund dürfte darum auch in einer Eigentüm- 
lichkeit des schwabischen Stammes zu suchen sein; gemeint 
ist jene so oft und so mannigfach bewitzelte Auswanderungs- 
freudigkeit des Schwaben. Auch will es scheinen, als ob 
das ganze Mittelalter hindurch und bis weit in die Neu- 
zeit hinein gerade der elsässi&che Teil des Oberrheintals 
das bevorzugte Ziel dieser Auswanderungen war, während 
der gegenüberliegende rechtsrheinische Teil kaum oder 
doch nur wenig davon betroffen wurde. Genauere Auf- 
schlüsse darüber, insbesondere für das Mittelalter, waren 
gewiss sehr zu begrüssen. — 

Es kommt nunmehr das >Bürgerbuch* selbst zu Wort. 
Über die Ausgabe ist wenig zu sagen. Die Schreibweise 
des Originals ist durchweg beibehalten, ausgenommen 
selbstverständlich die grossen Anfangsbuchstaben und die 



*>gle mÄÄ 



584 Hund. 

Zeichensetzung. Die Alinea bei den einzelnen Namen sind 
aus Gründen der Kaumersparnis nicht gewahrt; übrigens 
hat sie das Original bisweilen ebenfalls nicht. Durch- 
strichenes steht in [[Doppelklammern]], deutlich erkennbare 
nachträgliche Zusätze sind in [einfache] eingeschlossen. 

Im Personenregister zeigt m. die Erwähnung des Mann- 
rechts an. Im Ortsregister stehen die Namen, die sich auf 
verschiedene Orte deuten lassen, ohne jedwede Bemerkung, 



Bürgerbuch. 1506 — 1549. 
1506. 

Dise nachgcschribnen sint im sechsten jor burger wordenn. 

Sept. 30. Üeß ersten Heynrieh Walther ist burger worden 
uff milwüch noch Michaelis tag obg. jor. Gelopt unnd ge- 
sworen wie sich gepurt. 

Okt. 18. Anno ut supra uff santt I-ux tag sint dise noch- 

geschribne burger worden, haut ouch alle gelopt unnd gesworen, 
wie sich gepörtt, nämlich Michel Müser, Cristcn Beck von Krum- 
bachp Hanns Hamster 1 )» Hanns Halbedel), Botzen Jocob unnd 
Diebolt Decban. 

»507. 

Jan. 24. Anno etc. XVc septimo sonntags noch Sebastian i 
sint dise nochgeschribne burger worden, nämlich Hanns Bröß 
der schnydcr, Ludwig Swartz, Hanns Franck von Stoffelstein, 
Ludwig Kierwang von Irsen by Kouffburen unnd sollen die vier 
letslhenn ir manrecht bringen uff jelz Johannas Baptiste. Itera 
Wendung Küffer soll hiezwnschen und pfingsten sin manrecht 
bringen [halz brocht]. Dcßglichen Ottman Bflwman uff vasl- 

nacht, 

Dez, 27, Itera Hanns Frischjsen ist burger worden uff 
Johannis Ewangeliste. 

Anno ut supra. 2 ), 



■) Hi. »Harnster Hanns*, durch *h- über dem Zu- und »a* über dem 
Vornamen umgestellt. — f ) Scheint nachträglich eingefügt zu sein, doch wohl 
um anzudeuten, das* auch das folgende Datum noch dem Jahre 1507 * n K** 
hflrt. Sollte es sich auf das vorhergehende Datum beliehen, was auf Grund 
der Handschrift immerhin möglich wSrc, so wäre das folgende Datum mit 
»1508 Dez, n«, vielleicht sogar mit »150g De«. 12* aufzulösen. 



8 lc mSmSi'- 



Reichenweirer Neubürger von 1506 - 1549- cßc 

? Dez. 9. Item Hanns Krön der schryner ist burger worden 
dornstags noch coneeptionera Marie. 

Item Paule n ') ist burger worden. 



1510. 

Febr. 3. [fol. il Anno etc. XVcX° uff sonnttag noch puri- 
ficationem Marie sint diese nochgeschryben zu burger uffge- 
nommen, nämlich Petter Hamer» Petter Beck, Cunrat Volckart v 
Petter Schryber, Matheus Schön, Buchen Claus, Lienhart Slicher 2 ), 
Hanns Weber 1 ), Heinrich Glfler. 

Dez. I, Anno etc. XV- deeimo sontags noch Anndree sint 
dise nochgeschribnen zu burger angenommen, nämlich Martin 
Hofman, Hanns Brand, Jörg Schnider, Claus Knftß, Jörg Höfinger, 
Hanns Jung, Cundus Seyler, Wolff Sydlin, Peter Walchsch [i] t 
Veiten Gomersomer, Jocob Hermann. 

. 

1511. 

Nov. 30. Anno etc. XVc undeeimo sontags sanet Andres 
tag sint dise nochgeschriben burger wordenn: Item Joß Rflß 
hatt sin manrecht; Wolff Schnyder, Steffan Thurnierer, Paris 
Zeder ir manrecht hant; Jocob Gerber; Bastion Wörgenstein; 
Jörg Heintzhantz, Lienhart Moheym, Jörg Keyser hant zyl 
11 raonat; Alexander Knfiß hat sin manrecht; Hanns Walch- 
loupach*) soll inn II raonatt von Basel bescheit pringen; [fol. 2] 
Hanns Knftß, Schroidhanß 3 ) hant zyl untz Johannis nechst; Cri- 
stoff Cunradt brotbecks sön von Oberriegsen [lenetur XIIII *%]; 
Claus Schnider von Holtzhusun; Eberhart Sancker ist burger, hat 
sin manrecht; Thoman Schad hat sin manrecht; Ludwig Vischcr 
hat sin manrecht nit; Marx Hirt darf keins manrechtz; Hanns 
vonn Sirck soll sin manrecht pringen unntz . . . 4 ) 

[1512 oder 1513]. 

Aug. 29 oder 28. Diß nachgeschrybenn sint burger worden 
sontags post Bartholomei: Bcrnnhart Gryrae von Ctingen; Hein- 
rich Käser der beck von Kuwrenbcrg; Jocob Haffner von Breitten- 
brun; Hanns Piyffer der beck; Bastion Scherb; Teng ßuehtin 
der bader; Laserus Pfaff. 

Anno XHI1° sint burger worden: Heinrich Pleycher; Jörg 
Keysscr. 



<) Der Zuname schein! unbekannt gewesen zu sein. Der Schreiber Hess 
daher eine Lücke und seilte in diese n (■= nomen). — f j Über durchslricheoem 
»Pcycr«. _ i) In Hs. folgt eine Lücke. — *) Zeitangabe fehlt in Hs. 
Ztittchr. f. G«ch. d. Oberrh. N.F. XXVML 4- 39 



roogle rfiiHaKwuuivfu^Tv 



5«6 



Hund. 



Anno etc. XVOCIIIP; Item Wolff Gerlen von Nierennberg 
ist bürger worden unnd geredt sin manrecht 20 pringen inn jars 
Trist ungeverlieh. 

Dez. 17. | fol. 2]. UiT sonntag noch Lucie anno XIII1° 
sint burger worden: Licnhart Loupach von Stetten, Hanns Rapp 
vonn Rechtempach» Paulus Weber, Crislen Herer von Urbach, 
Steffann Loy der murer hant ir manrecht; Hanns Walch vonn 
Ongerßheim soll sin manrecht pringen inn raonatzfrist 1 ); Adolff 
von Wegsodt; Philips Gerber 2 )» Jocob Schfller sint von jugent 
inlendig gewesen. 

1515. 

März 5, Dieboll Clin ist burger worden uff mentag noch 
Keminiscere anno XV . 

März 20. Veltin Koch ist purger worden ufi zinstag noch 
mitvast anno XI1II1° hat sin manrecht. 

Dez. 9. Anno etc. XV° sontags post coneeptionem Marie 
dis nochgeschryben burger angenommen: Hanns Schumacher von 
Villingen, Michel Nagel, Hanns Wolman von Bonstetteu» Martin 
Welcker von Dornsteilen» Caspar Kesselhanns von Kircheini an 
der Eck* Michel Amman von Kempten hant ir manrecht; Hanns 
Pfister von Urbeis, Wolff MÜtt sint inlendig; Bartholome Poßler 
der schrvner soll sin malirecht inn jarß Trist pringen; Wolff Reb- 
mann von Seltz soll sin manrecht pringen unutz pfingsten; [fol. 3] 
Urbanus Visclter, Balthasar von München» Jörg Kareher, Jocob 
Hubenstricker, Wilhelm Stecklin»), Jörg von Mcniingen*), Ludwig 
Kettenpach bannt gelopt, sollent ir manrecht pringen unlz 
liechtmeß. 

L1516— 1518]. 

? Pelter Murer der walch ist burger worden zinstags post 5 ). 

Wolff Kornii; Wolff Kuffer Battmans dochterman. 

Aug. 31 — 29. Ludwig Meß von Colrnar ist burger wordenn 
uff sontag post Bartholomei ; Hanns Mülting von Westcndorff sol 
sin manrecht noch herbst pringen untz Martini; Tenng Beck von 
Mitterwylr; Joß Hamel von llullprfin ist burger worden zyl sins 
raanrechtz unniz Martini; Martin Oswalt ist burger worden als 
obstot; Uiebolt Burger vonn Conßhcim; Claus Swartz von Geppingen 
zyl untz Martini; Wolff Sehyrger von Werttheyin soll sin man* 
recht pringen; Cristen L6slin von Gottingen; Hanns Rcimpolt von 

't Hs* »monaUfriuclw. — f ) Vor »Gerber« ist »Leyer« durchstrichen. — 
'} über durchtriebenem iGlaser«. — *) Hs. «Memigcnc — *) In Hs. folgt 
■carc* oder »eure*. Es 1111m unentschieden bleiben, was das eine oder andere 
bedeuten soll, «carc« will überhaupt keinen Sinn geben, »eure* nur t wenn 
man an ein Verschreiben für CHIC denkt; man konnte dano vielleicht an 
cruecs» die Krcu/tage, die Kreu^woche, denken und käme für 1516 auf den 
6. Mai, für 1517 auf den 26. Mai und für 1518 auf den 18. Mai. 



C iooglc mSStSS» 1 . 



Kciclionweirer Neubürger von 1506 — 1549* cS? 

Pliennßwyler soll beschcid erapfah.cn [tenclur XIIII *\]; Jörg 
Prön von Stutgart lyl untz Mariini [tenctur XIII! j»]; Mathcus 
Nydcck von Westerhoffen soll sin manrecht reychen; Jörg Hir- 
singer [tenctur XIIII a); Hanns Zinek; [fol. 3'] Rudolff Pöff; 
Cleimvolff von MAnnenhcim; Karleime Lutz; Gabriel Moner, 

Febr. 20, Actum sonntags vor Mathic anno XIX. Hannß 
Küß; Pale Westhofer; Lux Müller; Thoman Frvck; Wingart 
Hanns von Grienstatt; Jörg Pinder. 

1520. 

Aug. 26. Sauipstags post Bartholomei anno XX°: Bernhart 
Röd ei; Lorontz Glockner. 

Sept. 24. Anno etc. XX uff montag neclist post Mathee 
sint disse burger worden : Leonhart V r yscher; Tlietis Schmidt 
von Rapperschwir; Hanns Leichel von Sanct Pult; Sontag von 
Sanct Merklich. 

X52I. 

März 10. Anno XXI C ulf Lclare sint nochgemelt burger 
worden: Hanns Knsen von Krafftißriett halt zyl umb sin man- 
recht unntz wy nachten; Hanns Siromcycr hau zyl unntz Johannis; 
Michel Roueh; Bartel Hug; Martin Stumpf; Petter Welsch; Cun- 
radt Clyinmer. 

Sept. g. [fol. 4] Uff mitwoch nach nativitatem Marie anno 
XVcXXIII sint burger worden; Jocob Lemm von Waldseej Mattern 
Müller von Sültz; Veitin Weber von Ropoltzwiler; Andres Lewer 
von Gebwiler; Hans Gut von Margknbcl; Claus Weber von Lebero; 
Hans Ruh von Saut Alen; Hans Stoltz von Derdingen; Allexander 
Vegel von Marpach; Thoman Wild von Urach. 

Nov. 29. Uff sontag sant Andres obent anno etc. XXIII 
burger worden: Sonlag von Lebero; Batt Gyrstenwadel von Slet- 
stat; Hans Kuß von Wissenburg; Claus Stclcker von Haßlach; 
Hans Hechle von Halprun; Jocob Hyldt von Nuwcnburg; Bastian 
Hafner von Wissenburg, Cunrat Scherer von Berckheim; Claus 
Schumacher; Jerg Hrün; Hans Echtwe; [fol. 4'] Hans') Byrckel; 
[[ilanfi Riß von Wissenburg]]. 

"525- 

April 25 2 ). Uff zinstag noch Jeoru: Eckhart Wigerßheim von 
Rastetten hat ra.; Hans Haffner von Wissenburg; Hans Smidt 



! ) Vor »Hans* Ut »Jerg* durchstrichen. — f ) Das Jahr 1525 ist gesichert 
durch Eckhart Wiegersheims Tagebuch; Alsatia 1856 — 1857, S. 340 ff. 

39* 



!y c (fiiHcoonuNivtftsiTy 



5*8 



Hund. 



von Sant Wendung hat manrecht; Melchior Seyler von Senden 1 ) 
hat m»; Pangracius Klofinger der schriner hatm.; Brosius Kremb 
von Margdorfl. 

April 29. Uff sambstag* noch Jcorii anno XXV sint ge- 
mein priester alhie burger worden: her Jerg Betschell; her 
Allexander Honer; her Amand Lantz; her Werle Besserer; her 
Hans Jacob Wagner; her Kütin. 

1526. 

Jan, 7. Uff sontag noch Irium regura sint burger worden: 
Steffan Klingler [[manrecht]]; Erhart Leüttel von Maßmunster man- 
recht 3 ); Balthasar Wolgemut von Wissenburg manrecht*); Hans 
Kubler von Bar manrecht^); Mathis Scherb; Cunrat Klimmer. 

März 31. [S. 5] Uff den oster obennd sint burger worden, 
actum anno etc. XVcXXVI : Anndreß Drabalt von Ortenberg. 

Dez. 3, Uff raontag noch Andree apostoli anno XXVI° 
sint burger: Hans Zancker von Reckelßwiler; Riax Heidelberger 
von Rechtenbach hat ra.; Adolf von Merchingen; Barthel Reb- 
stock; Hans Smidt von Lütkilch; Ginten Hans eigen hat m,; 
Michel Gloßner hat m 

Uff obgenanten lag hat Jerg Kleinhenn sin burgrecht wie 
recht uffgcsagt und vor offen rath und dem amptman einen eidt 
liplich zu Got und heiligen gesworn, alles was sich begeben* 
dwyl er alhie burger gewesen, auch in vergangnen purischen 
uffrür verloffen hat, dorurab alhie recht zu geben und zu nemen, 
auch mit gemeiner burgerschaft alle deßhalben zufallen beswerden 
untz ußlrag heißen mittragen. 

Item uff obgemelten tag hat Wolf Syt in aller inoß wie 
Jerg Kleinhenn sin burgrecht alß gewonheit mit geswornem eidt 
ufgesagt, 

1527* 

Dez. 27. [S. 5'| Uff frilag sant Johans evangelisten tag 
anno etc. XVcXXVII sint nochvolgend burger worden: Mcdart 
von Mutzig [ist gen Zellenberg zogen und widerkuraen], Hans 
Jedclhuser [nota hats zeigt]*), Cristoffel Meitter [hats manrecht 
zeigt] soln ir manrecht reichen; Jerg Roser manrecht; Ulrich 
Sitz; Melchior Gerber; Brosius Buwmeister. 



1528. 

März 29. Uff sontag Judica sint burger worden anno 
XVcXXVIII : Adam Rem; Jerg Liechtertag; Veltin Adel nit 
manrecht; Heinrich Müller; Jacob Rentsch; Blasi Schantz; Hans 



x ) Vor »Senden* ist »Kicrberg* durchstrichen, — ■) Hs. *ma r«. — 
•) Hs. »1*. — *) Davor am Rande. 



'^ mamm 



Reichenweirei Neubürger von 1506—1549. cgü 

Schiich [[nit]]; Hans Stoltz; Hans Dyß; Kriderich Iscle nit; Thiet- 
rieh Ruh nit; [[Hans ZanckherJ] nit. 



Fcbr, 28. [fol. 6] Uff sontag Oculi anno etc. XXIX sein 
die nachgeschriben btirger worden: Krhart Rottenpurger; Lux 
Nupf; Hans Rumhart; Michel Schaup; Hans Greiffei; Hans Diete- 
rich Schaffet; Simon Funck» Medart von Mutzig, Hans [Gast* 
gey] ') von Muselburg [hat], Joß Rein von Pruwir, Jörg Peters 
Hanß» Jacob Resth 1 ), Bastian Schräm von Witingen nit manrecht; 
Jörg Mcinfelder hat sein manrecht. 

-530- 

Febr. 6. [fol. 7] Uff sontag noch purificationem Marie 
anno etc. XV C XXX° sint burger worden : Cunrat Prun von 
Kupferzell hat manrecht; Peter Pfennder von Rercks hat; Peter 
von Mittelgrindaw hat; [[Hans Gastgey]] hat; Veitin Herbst von 
Rorbach [hat sin manrecht brecht]; Michel Öfele von Eltingen 
[hat sein manrecht pracht, habet*)]; Michel Keller von Louraerß- 
heim [[sols manrecht bringen bis zuom XX tagen]], hats*)]; 
Gorgus Keller von Wissenburg [[[soll oüch bringen XX tagen]], 
hats 3 )]; [[Glad von Sani Allen]] [hat sin manrecht]; Peter Zinstag 
von Odendorff [nota resignavit 33] s ); Jacob Merg hat [sin man- 
recht]. 

Juli I« Ulrich Wagner von Slouffen hußfurer ist uf fritag 
nach Petri und Pauli aposlolorura burger worden. 

Vytt Myller von Pfullingcn hat sin manrecht [[nit]]; Siraman 
Moll 5 ) hat sin manrecht brocht; Caspar Hutman von Gerspach 
sol sin manrecht bringen bis XX tagen. 



153*. 

Jan. 8. Uff sontag noch trium regum anno XVcXXXI sint 
burger worden: Hans Weitz von Grossenwartach hat, Hans Pan- 
gralz von Schweigern hat, [fol. 7'] Vit Scheffer von Schwabach 
hat, Ulrich Stummel hat, [[Michel Haß der schnider]] nit, soln 
manrecht in IUI wuchen haben; Stoffel Golzman von Sultxmat 
nit [hat sin manrecht» ist nit bewerfftj 8 }; Wolff Kungsthaler von 
Maßmünster nit; Caspar Hüttman von Gerspach nit [auf winachten]; 
[[Bernhart Müller der schnider von Lienberg nit]]. 



■) Mit Verweisungszeichen über der Zeile, nachträglich mit der gleichen 
Tinte wie »hat* hinzugefügt. — *) Vor »Resth« ist »Resth* durchstrichen, 
weil das »R* durch Verbessern undeutlich geworden war — a ) Davor am 
Rande. — *J Ein zweites »hats* davor am Rande. — *) Cber durchstrichcncm 
»Frack* 



igle 



■. 



3QO HuniL 

Conrat Langsdorffer von Bomeser der scherer ist burger 
worden, hat sin manrecht, ist nit im gewerff buoch; item Ludwyg 
Wernher des myllers vatter, hat sin manrecht, ist noch nit im 
gewerff buoch. 

Aug. 22. 3* ante festum Bartholomei anno etc XXX1° ist 
Simon Wescher burger worden und burger auch würt Ordnung 
geschworn; item Claus von Geppingen hatt sich begeben das 
manrecht zu holen aulT winnachlen [tod] 1 ). 

Okt 4 29. Anno etc. XXXI aulF sundag noch Simonis unnd 
Jude sund burger worden: Veitin Stube, MichcM Schmidt haben 
manrecht; Michel Haß hatt sich auch begeben sein manrecht aufi* 
winachten zu geben; Caspar Hüttman sol auch sein manrecht 
aulT winnaehten haben; [fol. 8] Bartholome Schnider von Obern- 
doriT sol sein manrecht haben auff winachten hau er versprochen; 
Jocob Beck der Rcntzen man sol sein manrecht auff winachten 
haben. 

1532. 

Febr. 3. Anno etc. drvssig unnd zwey auff sampstag noch 
Liechtmeß haben nochvolgende burger gesworen und angenumen 
worden; Hanns Sywitdt hatt sein manrecht. 

April 14* Anno im XXXII jor uff Misericordia domini 
sindt nochvolgende burgher worden: Hans Husser von Diebinghen 
hatz manrecht. 

Nov. 24. Heinrich Feclerlin von Sännet Kürin ist burger 
worden auff sundag von Katherine anno $2 t hau sein manrecht, 

Hans Haffner von Knngen ist burger unnd hatt gesworen 
ut supra anno 32, sol sein manrecht holn XI HI tag noch 
winachten. 

*533- 

Febr. 23. Uf sundag negst vor Mathie anno etc. XXXIII 
haben nachvolgende personeu das burger recht angenoroen und 
geschworen: Joß Schwindelin von Aiehelberg ist burger und hat 
sein genugsam urkhund und manrecht pracht; Barthelme Meyger 
von Kppißhausen, Claus Scliuelin von Ulm *), von Bergkheira 
khoramen, das manrecht zu negst mitfasten pringen [haben 
manrecht pracht]; Wolff Schnepff von Franckenbach; [fol. 8'] 
Martin Heimbach der kueffer ist Martin Kuelfcrs dochterman 
[hat sein manrecht], Lenhart Birckh bev Cronackh Bomberger 
bistumbs der schinder sol sein manrecht pringen hiezwuschen 
sanet Georgen tag ungeverlich» K\lian Heb von Augspurg, Thoman 
Bauman von Husen ist burger worden [resignavjt], dise sollen 
ir manrecht hiezwuschen künftigen s. Georgen lag pringen, ') 



'( Davor am Rande* — ! ) »von Ulm* mit Verweisungszeichen über 
der Zeile. 



t loogle ifijH^uliiyw: 



Rcichcnwcircr Neubürger von 1506 — 1549* cqi 

Febr. 27. Uf den schurtag anno 33: Peter Rcyse ist burger 
worden und hat sein gnugsam manrecht anzeigt; Balthasar Huniel 
von Veringen bey Ulrae soll sein manreehl uf liegst Georgii 
pringen jhatt gnugsam manrecht] '); Claus Eyehbaura von Rappoltz- 
viler hat auch zil sein manrecht hiezwuschen osterti zu pringen; 
Hanns Seger von Mitterwyler. 

Aug. 6. Auff sau et Sixt tag anno 55 ist Hanns Reimoltt 
burger worden, hatt sein manrecht. 

Aug. 24. Uff suntag sant Bartholomeus tag anno etc. 33 
sind die hernachgeschriben burger worden: Jörg Hupfle von 
Kunßheim, (Jerfasius Metzger von Hanwiher sollen ir manrecht 
in XIIII tag bringen; Wendung Riechtelberger von Millenburg; 
Michel Rielmuller von Ychenhusen sol biß Gegorii [!] sein man* 
recht pringen [hat gnugsam manrecht] j ); Cunradt Eck von 
Schwabischen Hall. 

Nov. 2. Uff suntag nach Allerheiligen tag anno etc. XXX1U : 
Kilian Velder von Schongaw der zymerman uf den XX*« 1 tag 
manrecht holen [sol sein manrecht biß Georgii pringen, hatz 
gnugsam bracht] 1 ); Vytt Beckfa von Eltzach der brotbeckh und 
sol uf wyhenachten pringen sein manrecht [hat uf Laurcniü 
anno 35 sein gnugsam manrecht furpracht], 

«534- 

März l [foL^l Uff suntag Reminisccre anno etc. XXXIHI° 
sind dise burger worden: Hanns Muller von Gretzingen hat sein 
manrecht gnugsam dargethon; Hanns Frosch hat gnugsam man- 
recht; Thenig RyeBt von Mitterwyr hat sein manrecht; Hanns 
Um b hau wen von Waltcnhusun sol sein manrecht biß phinsten 1 ) 
pringen [hat gnugsam manrecht] 1 ); Paulus von Schorndorf hat 
sein manrecht. 

Aug. 10. Uff snnet Laurentzen lag anno etc. im XXXlII]i* n 
sind nachbetnelte personeu alhie burger worden: Jacob Reych 
der Steinmetz und wurt zum erekher hat sein gnugsam manrecht 
und abscheid; Peter Yellin der schueehmacher halt sein man- 
recht; Wolff Stahel der schnyder Dambachs dochlerman sol sein 
manrecht hiezwuschen liegst Martini pringen; Bastian Mulschel 
von Ileylprun sol auch sein manrecht auch zwuschen Martini 
zuwegen pringen bey verlierung der stalfreyheit [hat genugsam 
manrecht] 1 ). 

Dez. 21, Uff sanet Thomas tag anno etc. im XXXUllten 

sind nachbemellc personeu alhie burger worden: Nidaus von Gitz 
hat gnugsam manrecht; Peter Pfeiiner hat gnugsam manrecht; 
Suntag Schatieux hat gnugsam manrecht; Pctter Unmut hat gnug- 
sam manrecht; Ulrich Rade von Hunenwilcr sol ein abschidt 



l ) Davot am Hände. — ■) über durchslrichenem »Gcorgü« 



OgK W^MWW 



5Q2 Hund. 

von Rossen pringen; Midart von Mutzig so! sein inanrecht pringen 
unnd ein abschidt von Zelleraberg. 

1535. 

Febr. a8. [fol. 9'] Uff sundag Oculi anno etc. XXXVto; 
Ulrich Utzraeyger der spengler ist uf gemelten tag burger worden 
und sol sein manrecht hiezwuschen und negstkhunftig pfingsten 
pringen unnd anzeigen [hat sein gnugsam manrecht pracht und 
verlesen lassen uf sundag nach liechtmeß anno 36 1. 

Aug. 10. Uff sanet Laurentzen tag anno etc. ut supra 
seind nachvolgend personen zu burger angenommen worden : 
Joß Weber von Ellingen» Bastian [|Nollj] [Meistertzheim genant 
Noll] 1 ) von Molßheim, Hannß Bertsch von Bühel, Erhart Geysen- 
hoff von Koßhaupten der Schmidt, Hanns Monsche Paroh, dise 
V burger haben geschworn und ire guete manrecht anzeigt; 
Syden Hannß genant Hans Kro von Stegen l ) der kueffer sol 
sein manrecht hiezwuschen Martini pringen; Andres Kegel der 
bott ist ein Riehr kindt. 

1536. 

Febr. 6. Uff sundag nach unser lieben frawen liechtmeß 
lag anno etc. XXXV] seind nach genannte personen zu burger 
ufgenomen worden: Jacob Utz von Überlingen sol sein man* 
recht pringen hiezwuschen pfingsten [hat sein manrecht pracht 
den leisten decembris anno 36]; Clad Unzelle Bernhart Stube 
knecht hat sein manrecht; Caspar L5n ist ein Kichenwyier kindt 
hat nichtz dann daz schribgelt; Claus Layschu von Tatterryedt hat 
sein manrecht; Georg Falkh von Munssingen hat sein manrecht. 

Febr. 27. Uf sundag der Herren faßnacht anno ut supra 
seind nachvolgende personen zu burger angenommen worden: 
Am ersten ist Marx Koch *) dem ziegler von Sletstat die bürger- 
liche fryheit zugesagt, inmassen im die beschatten» als er uf den 
ziegel offen gesetzt ist biß uf wytern bescheidt; Michel Weber 
von Zeysenhusen der pfiffer *) hat sein manrecht; Conradt 
Langstroff der scherer der vorhin auch burger gewesen; Peter 
Huttenen so von Bäbelnheira harinn gezogen; Achatius Ryff von 
Conßheim soll abscheid pringen; Clad von Spinal der alt hurt 
so von Hunawyler herkommen hat sein manrecht. 

Dez. 31, [fol. 10] Uff sundag nach dem heiligen wyhe* 
nachtag den letsten tag decembris anno etc. XXXVI seind nach- 
benante personen zu*) burger angenomen: Dieterich Weber von 
Candel hat gnugsam manrecht anzeigt; Steffen Sydle Wolff Sydle 
sone alhie; Gall Ilafiele Hans Häffele auch burgers*) sonc. 



*) Mit Verwcisungszekhen tinks am Rande. — *) Mit Verweisungs- 
zeichen über der Zeile. — * ; Fehlt in Hs- — ') Vor »burgers* ist «eins« 
durchstrichen* 



8 lc wäSwuS 1 



Reichenweirer Neubürger von 1506 — 1549* 5Q3 

1537- 

April 22. Uf sundag Jubilate anno etc. XXXVII seind 
nachvolgende personen zu burger angenomen: Michel Schoch 
von Trängen Sanct Galten gepietz, [nota] Wilhelm Bartten 
Schwager, ist burger worden, hat sein guet raanrecht und auch 
wynslicher an seins Schwagers stat; Conradt Sandtherrderschreyner, 
Simon Zigle der bader» Jost Huober, Jacob Goß, Caspar CappeU 
huffer, Hannß Brydheinß von Alltpur haben alle ire manrecht 
auch zum theil abscheid anzeigt. 

Nov. 4. Uf sundag nach Allerheiligen tag anno etc. XXXVII 
seind nachbenante personen zu burger alhie angenommen: Veitin 
Steyger von Newenburg im Bryßgaw hat sein guet manrecht fur- 
pracht; Wendung Fry von Bühel under alten Windeckh hat auch 
sein guett manrecht und gepurtbrieff; [[Niclaus Symon von Mori- 
vi I Je- uß der herschaft Muselburg hat sein gnugsam manrecht]]; 
Hanß Begnellet 1 ) von Numeruort in Spinaler herschaft Stuben 
Hansen knecht hat sein manrecht; [fol. 10' | Mathis*) Tyß Spanners 
brueder sol sein manrecht hiezwuschen künftigen faßnacht bringen 
[hats bracht] 8 ). 

Dez. 16. Vff samßtag nach Lucie et Otilie anno etc. XXXVII 
ist Hanß Geysenhoff von Koßhaupten burger worden unnd hat 
sein guet manrecht anzeigt. 

1538- 

Mai 1. UlT Philippi unnd Jacobi apostoli [!] anno etc. 
XXXVHI seind die nachbesümpten personen zu burger ange- 
nommen worden. Uf disen tag seind die ersten burger, so umb 
ir burgrecht IX ß A geben, angenomen worden *). Vytt Ruoff 
der schnider hat sein manrecht; Urban Lorber der wagner hat 
sein manrecht und abscheid von Keysersperg; Hannß Nansse 
der wurt zum erekher hat sein abscheid von Keysersperg soll 
das manrecht auch inn XIIII tagen pringen; Hannß Messinger 
von Atracntingen hat guet manrecht; Michel Mosse Hans Meigers 
des wurts nachkoraen hat sein manrecht; Thcnig Müller von 
Mumppelgart hat sein manrecht und abscheid von Rappoltzviler 
so! dem burgermeister das burgrcchtgelt inn XIIII tagen bringen* 

'539- 

Jan. 26. UfT sundag nach sanct Paulus bekherung tag 
anno etc, im XVcXXX Villi sind hienachgeschrieben personen 
zu burgern angenommen: Fridcrich Heydolff von Speyer hat 
sein abscheid von Sanct Pult furpracht; [fol. 11] Hannß Kleytt 

') Vor »BegtielleW ist »Bin« durchstrichen- — *j Am Ende der vorher- 
hergehenden Seite ist »Jacob Tyß Spanners brueder luetwuschen« durch- 
machen. — *) Davor am Rande — *) Am Rande vor der Datierung. 



Google , m 



594 



Hund. 



von Kaltcnveslen, Lorentz Marckarl der hafner von Krespach hat 
ein abscheid von Aramerßwyler, Thoman Hemmerlin von Schönaw 
uf dem Schwartzwald, Jost Fleckli von Brombach, Thenig 
Schelmenbuscher von Durlach» Hanns Schmidt von Schrießheim 
an der Bergstrassen, hat yeder sein guet versigelt manrecht für- 

gepnchb 

Nov. 23 Uff SOntag den XXIII*« novembris anno etc. 
XXXVIII I sindt harnachbenempte burger angenomen: Jacob 
Haupt von Rappoltzwyr, Caspar Gr6ßel von Dieckerich ist lang 
hievor angenomen und im das burgkrecht geschenkt '), Ulrich 
Meder von MalstaU, Hans Monhoff der jung von Berckholtz» halt 
yeder sein besygeit manrecht furbracht; Ludwig Steinmetzen ist 
uffgelegtp das er sein manrecht hiezwuschen Ostern kunfftig 
prlngen solle, 

1540. 

Nov. 28, Uff sontag den XXVlIIten novembris anno etc. 
XXXX sindt dise burger hienachbeschriben angenommen worden: 
Wendlin*) Goß von Minsingen, Georg Sailer von Jagsthaym, 
Lorentz Buwraan von Haidclbcrg, Mathis Dentzer von Kpingcn, 
Hans Straub von Mitlclböch» dise funff haben ire manrecht '); 
Georg Schuriger von liottingen soll hiezwuschen Ostern sein 
manrecht und ledigung der likaigenschafft haben; Caspar Oster* 
lin von Moll Gepinger voglhei, [[Mathis Theys von Waltenhusen]] 
haben auch ir manrecht '); Ulrich Rod. 

1542. * - 

März 5. [fol. 1 1'] Uff sontag den VIten martii anno etc. 
XLJJ sindt hienachbenempte burger angenommen worden: Y*eltin 
Seifler von Neekcrgartach, Hanns Munlzing von Thalfingcnn 
Uracher vogtey, Hans Schwarz von Scibertzhoflen, Hans Schnabel 
vonn Ulm [hals burgrecht nit geben und noch nit geschworen], 
Thoman Küff von Oberkambach haben ire manrecht '); Cunradt 
Heimman 1 ) der scherer; Ludwig Scheuch von lIocheneytTen, Hans 
Kaltwasser von Wertheim, Claus Muller von Rapperschwiler, Blesin 
Beigerbach von Wyler by Lewenstein, Jacob Twiger von Diera- 
ringen band noch kein manrecht sollen biß plingsten pringen 
bv gegebnen truwen l ). 

1543. 

April 2. [foL 15I Uff den andern apprilis anno etc. XXXXIII 

haben nachgemelte burger den burgerayd gethon wie volgt. Nach- 

voli;ende habenn ire gutte besygclte maurecht angezeigt, nämlich 

Gervasius Herlzog*) von Urysach, Hans Erhard! von Oberberck- 



') Davor am Rand«. — *) Cbcr durclistrichencm 'Goor^;«. — *) Vor 
»llcimmant ist *Schcrer< durchsttichtrh — *1 Ober durchstiichcncm »Metzger** 



' ; oogk mmmmat 



Reichcnweirer Neubflrger von 1506 — 1549* ^q^ 

heim, Hans Schrap von Oberkamlnch; Michel Becke von Herber- 
thingen, Jacob von Butten, Hanns Kaltwasser, Hans Warmwasser, 
Hanns Heisch, Ludwig Scheuch» Hans Wolff, Georg Bickel. 

Disc volgende haben noch nit manrecht, sollen biß Johannas 
nechst kunfftig bringen: [[Marx Spitz zu Wellenberg]], Martin 
Kelber von Minsingen 5 ) handt gelopt; Bernhart Beck hat den 
ayd gethon aber noch nil sein manrecht. 

Okt. 7. Uff den sybenden tag octobris anno 1543 haben 

nachvolgende den burger ayd gethon : Hanns Ziemraer von 

Bysehoffsheim zum Hochen Steg» Hans Brack von Schietstat, 

Hans Cölning der zimermann, Michel Kieffer von Zellenberg 

haben ir manrecht *). 

*544- 

Juni 1, [fol. 15'] Ulf den erstenn tag junii anno etc. 1544 
sindt hienaehbeschribne zu burger angenomen» nämlich Martin 
Felber von Mageltzheim, Hans Kschay von Wcringen, Vyt Joß 
von Riclingshusen, Syraon Koch auß der Roychenaw, Martin 
Frayß von Weylting» Bernhardt Heyuiburger, dise haben all ire 
manrecht angezeigt und furbracht; Haus Flach; Claus Bereich 
der metzger soll sein manrecht ongeverlich in 14 tagen pringen, 
Dise hienachbeschribne band khein manrecht [[Peter Buwmeister 
von Fehingen, Peter Beitko der schmier von Andernach» Stoffel 
Geißer (?) von Montagen, Adam Gerwer (?) von Bern» dise vier 
sollen ir manrecht pringen hiezwusehen wynachtenn kunfftig]]. 

*545- 

Okt. 4. [fol. 16] Uff den 4 tag octobris anno 45 sindt 
nachgemeltc * 1 zu burger angenommen: Joß Wyß von Schonen- 
berg, Adam Gerold t der bader von Bern, Peter Beulgen der 
schriner von Andernach, Peter Buwmeister von Ensingen haben 
ire manrecht; Veitin Stol der kieffer, Bartlin Walther sollen ir 
manrecht pringen hiezwuschen vaßnacht [haben ire manrecht den 
14. martÜ anno 46 erlegt] 3 ); Hans Murer sol sein manrecht ver- 
duetschen lassen; Martin Moß; Georg Andlaw. 

1546- 
Marx 14. [fol. 15 1 ] Marx Volmar, Wcndlin Schar der haffhrr, 
Andres Muller, Zachafias Brcckner, Hans Beck, Hans Hertz» 
Bastian Eberhart, Andres Stumhaus sindt angenommen den 
14 martii anno 46, 

1547. 
Aug. 22. [fol. 16] Uff den 22 augusti anno 47 sindt her- 
nachbeneinpte zu burger angenommen: Mathis Scharr von Brüssel» 

■) Hs. >Minsigen*. — *) Davor am Rande. — ■} Hinter »nachgemelie* 
ist »bürgere durchstrichen. 



8'* fflwai^iuHivtn: 



5^6 



Hund. 



Georg Rapolt von Kempten, Pangratz Meyger handt manrecht; 
Hans Groß von Schweygern hat manrechl; Wilhelm Scheuch hat 
sein manrecht; Ulrich Hack von Rineck hat manrecht; Claus 
Steinberg hat manrecht; Stoffel Olman von Hagnaw hat man- 
recht; Hans Jung von Hipoliten hat sein manrecht; Friderich 
Sybli von Frygenslein hat manrecht; Apollonaris Wygerich. 

1548. 

Aug. 19. Uff den 19 augusti anno 48 angenommen: Cun- 
radt Werngrath von Osteringen; Martin Muß, Ulrich Wolff von 
Ichenhusen, Veitin Stube haben manrecht; [fol, 16'] Georg Buw- 
meister, Hanß Wolff, Joß Heß von Kurßler handt noch nit ab- 
scheid und manrecht, 

*549* 

Juli 31. Den lelzlenn jutii anno etc. 49 sind nachbemelte 
burger angenommen: Georg* Buwmeister von Vahingen, Hanns 
Mayger von Waltkilch, Georg Iselin der schrait, Salomon Beltz 
der Schinder, Hanns 1 ) Wolff der kieffer, Joß Harlen der Schu- 
macher, Thenng Vetter der im wildtbad haben manrecht und 
sindt angenommen; Hans Kayßer hat noch khein manrecht. 



Personenregister, 

Adel, Vcltin, 1528, m. — Amman, Michel, von Kempten, 1515, m. 

— Andlaw, Georg, 1545. 

Baumann, Thoman, von Husen, i>33, m. — Beck, Bernhart, 1 543» ID. 

— Beck, Cr Uten, von Krumbach, 1506. — Beck, Hans, 1546. — Beck, 
Jacob, der Renlzeu man, 153 1« m. — Beck, Peter, 1510. — Beck, Tcng, 
von Mitterwylr [1516— 1518]» — Beckc, Michel, von Herberlhingcn, 1543. m- 
Beckh, Vyt, von Ellzacb, der brotbeck, 1533, m. — Bcgncllct, Hans, von 
Numeruort in Spinaler herachaft, Stuben Hansen knecht, 1537. m. — Beiger- 
bach, Blcsin, von Wyler by Lewcnstein, 1542, m. — [[Beitke, PetcrJ] s. Beut gen. 

— Beltz, Salomon, der schinder, 1 54 r 'p m - — Bereich, Claus, der metzger, 
1544, m, — Bcrtsch, Hans, von Buhel, 1535, m. — Besserer, Werle (her), 
1525. — Betschcl, Jerg (her), 1525. — Beutgen [(Rcilkc]], Peter, der schriner 
von Andernach, [[1544 m.] ] 1545, m. — Bickel, Georg, 1543, m- — Birckh, 
Lenhart, bey Cronackh Hornberger UttORlbs, der schinder, 1533, m, — Boner, 
Alexander (her), 1525. — Bolzen, Jocob, 1506, — Brack, Han«, von Schlet- 
stat, 1543. im — Brand, Hans, 1510. — Brcckncr, Zacharias, 1546. — Biun, 
Jerg, 1523. — Bröß, Hans, der schnyder, 1507, m. — Brydhcinß, Hans, von 

■) Vor Hanngt ist »And» durchstrichen. 



-oogk 



PWKITONüNivF^ T 



Reichenweirer Neubürger von i5 ^ —, 549* SQ7 

Alltpur, 1537* m — Buchen, Claus» 1510- — Buchlin, Teng, der bader [1512 
cwler 1513]. — Burger, Dieboll, von Con&heim (1516 — 1518}» — Butten, 
Jacob von — * 1543» m * — Buwman, Lorenz, von Haidelberg, 1540. m — 
Bftwman. Ottman, 1507, m. — ßuwmeister, Brosius, 1527. — Buwmeister, 
Georg, 1548, m- wohl = Buwmeister, Georg, von Vahingcn. 1 S49< m. — 
[[Buwmeister, Peter, von Fehingen. 1544, m.]J wohl = Buwmeister, Peter, von 
Eosingen, 1545» *n« — Byrckel, Hans, 1523* 

C s. unter K. 

Dechan, Dieboll, 1506. — Dentzer, Mathis, von Epingen, 1540, m. — 
Drabalt, Andres, von Ortenberg, 1526. — Dyß, Hans, 1528. 

Eberhart, Bastian, 1546, — Echtwe, Hans, 1523. — Eck, Cuniad, von 
Schwabischen Hall, 1533. — Ensen, Haus, von Krafftißriclt, 1521, m. — 
Erhardt, Hans, von Oberberckheim, 1543, m. — Eschay, Hans, von Weringen, 
1544, m. — Eychbaum, Claus, von Rappoltzvüer, 1533, m, 

Falkh, Georg, von Munssingen, 1536, in. — Federlin, Heinrich, von 
Sanct Kürin, 1532, m. — Felber, Martin, von Minsingen, 1543, in- wohl 
=- Felber, Martin, von Mageltxhcim, 1544, m. — Flach, Hans, 1544* — 
Fleckh, Jost, von Brombach, 1539, m, — Krauck, Hans, von Stoflelstein, 
1507, m. — Frayft» Mattin, von Weylting, 1544, m, — Frischysen, Hans, 
1507. — Frosch, Hans, 1534» m, — Fiy, Wendung, von Bühel under alten 
Windeckh, 1537» m. — Fryck, Thoman, 1519. — Funck, Simon, 1529, m. 

— Fuß, Hans, 1519. 

Gastgey, Hans, von Muselburg, 1529. m* [[*5l° m -l) — ([Geißer (?), 
Stoffel, von Moningen, 1544, m.]J — Geppingen, Claus von — , 1531, m. — 
Gerber, Jocob, 1511. — Gerher, Melchior, 1527. — Gerber, Philipp, 1 5 1 4, 
von jugent inlendig. — Gcrlcn, Wolf, von Nierennberg, 1514, m. — Gerolde, 
Adnm, der bader von Bern, 1545t m. wohl = [(Gerwer (?), Adam, von Bern, 
1544, m.]] — Gcyscnhoff, Erhart, von Roßhaupten (der schmidt) 1535, m.; 
1537, m. — Ginten Hans, 1526, m. — Gilz, Niclaus von — , 1 534* m. — 
Glockner, Lorenz, 1520. — Gloßner, Michel, 1526, m. — Glfler, Heinrich, 
151O. — Gülning, Hans, der zimermann, 1543, m. — Gomersomer, Veiten, 
1510. — Goß, Jacob, 1537, m. — Goß, Wendung, von Minsingcn, 1540, ID> 
Gotzman, Stoffel, von Sultrmat, 1531, m. — Greiffei, Hans, 1529. — Groß, 
Hans, von Schweygern, 1547, m, — Größe!, Caspar, von Dicckerich, 1 539* n>< 

— Giynie, Bcrnhnrt, von Ülingen [1512 oder 1513]- — Gut, Hans, von Marg- 
kubel, 1513- — Gyrstenwadel, Batt, von Sletstat, 1523. 

Hack, Ulrich, von Rineck, 1547, m* — HÄffele. Gall, Hans Häffele 
auch burgers sonc, 1536, — Haffuer, Hans, von Engen, 1532, m. — Haßner, 
Hans, von Wissenburg, 1525* — Hafiner, Jocob, von Breiltenbrun [1512 
oder 1513]- — Hafner, Bastian, von Wissenburg, 1523. — Halbedell, Hans, 
1506. — Hamel, Joß, von Heltprön [1516 — 1518] m. — Hamer, Peter, 1510. 
Harten, Joß, der Schumacher, 1549, m. — Hamster, Hans, 1506, Haß, 

Michel, (der schnider), 1531, m. (2 mal). — Haupt, Jacob, von Rappoltzwyr, 
1539, m — Heidelbeiger, Riax, von Rechtenbach, 1526, ni — Heimbach, 
Martin, der kueffer, ist Martin Kueffcrs dochterman, 1533, m. — Heimman, 



L rOOglC ._ ; .|:.-...... :: , f! . 



59» 



Hund. 



Cunrad, der scherer» 1$4 2 - — Heintzhaniz, Jörg, 1 5 1 1 » m. — Heisch, Hans, 
'343t m- — Hemmcrlin, Thoman, von Schftnaw uf dem Schwartzwald. 
1 53*)t m. — Herbst, Veitin» von Rorbach, 1530, m. — Hcrer, Cristen, von 
Urbach, 1514, m. — Hermann, Jocob» 1510, — Hertz, Hans. 1546. — 
Hcrtzog, Gcrvasius, von Brysuch, 1 543, m, — Heß, Joß, von Furßlcr, 1548, m. 

— HeydoIlF, Friderich, von Speyer» abscheid von Sanct Pult, 1539. — Heym- 
burger, Bernhard, 1544, m. — Hirsinger, Jörg, [1516— 1518)» <— Hirt, Marx, 
1511, in. — Höfinger» Jörg, 1510. — Hofmari, Martio. l$lo. — Huben- 
■tricker, Jocob» 1515, in. — Hug, Barte), 1521. — Humcl, Balthasar, von 
Vcringcn hey Ulme, 1 533* m * — Huober, Jost. '537' m ' — Hupflc, Jörg, 
von Kunßheim, 1S33, m. — Husser» Hans, von Diebinghcn, 1532, m. — 
Hutman (Hüllmanl, Caspar, von Gertpach, 1530, m; 1531, m- (2 mal). — 
Huttenen, Peter, so von ßabelnheiin barin gezogen, 1536. — Hyldt, Jocob, 
von Nüwenbürg, 1 523. 

Isele, Friderich, 1528, m. — Iselin» Georg, der schmit, 1549, m. 

Jcdelhuser, Hans» 1527, m. — Jörg Peters Hanß, 1529, m. — Joß, 
Vyl. von Rielingshuscn, 1544, m. — Jung, Hans, 1510, — Jung. Hans, von 
Ilipolitcn, 1547, m- 

Kaltwasscr» Hans, {von Wertheim), 1 $42 t m.; 1543, in. — Cappel* 
höfer, Caspar» 1537, m. — Karelier» Jörg, 1515. m. — KAter, Heinrich, der 
beck von Nuwrenbcrg, [1312 oder 1513]. — Kayßcr, Hans, 1549» m. — Keclile, 
Hans, von Halprun. 1523* — Kegel, Andres, der bott, 1535, ist ein Kichr kind. 

— Keller, Gorgus, von Wissenburg, 1530, m. — Keller, Michel» von Lou- 
mcrßheini» 1530, in. — Kesselhanns, Caspar, von Kircheim an der Eck, 
' j'S* <■■• — Keltcnpach, Ludwig» 1515, m. — Kcyscr, Jörg, 1511,01, wohl 
= Keysscr Jörg, 1514. — Kicffer, Michel, von Zellcnherg, 1543, m. — Kicr- 
wang, Ludwig, von Irscn by Kouffbßren, 1507. m. — *Klcinhcnn, Jerg, 1526, 

— CleinwolfF von Müuncnheim. [1516— 1518]. — Kleytl, Hans» von Kalte n- 
vesten, 1539, m> — Klimmer, Cunrat» 1526; s. Clymmer, Cunrad» 1521- — 
Kliiiglcr, Steffan, 1526, in. — Klolinger, Pangracius, der schrincr, 1525, in. 
Clymmer, Cunrad, 1521 ; wohl m Klimmer» Cunrat, 152b. — Knüß, Alexander, 
1511, m. — KnülS. Claus, 1510* — Knüß. Hans, 151 1, m. — Koch, Marx, 
der zicgler von SIetslal, 1530, die bürgerliche fryheit zugesagt, inmassen im 
die beschchen, als er uf den zicgcloflen gesetzt ist byli uf wylern bescheidt. — 
Koch, Symon, auß der Keychcnaw, 1544, m. — Koch, Veitin, 1515» m. — 
Komli, Wolf, [1516 -1518). — Kremb» Brosius, von Margdorff, 1525. — 
Kro t Hans, f. Syden Hans. — Krön, Hans, der schryner, 1507. — Kubler. 
Hans, von Bor, 1526, m. — KfilTer, Wendling, 1307, m. — Kufler» Wolf, 
Battmans dochterman, [1516 — 1518]. — Küng^thaler, Wolf, von Maßmänster, 
1531. m. — Cunradt Cristoff brolbecks sfln von Oberriegsen, 1511. - Kürin 
(her), 1525. 

L;\n, Caspar, 1536, ist ein Kichenwyler kind, hat nichtz dann das 

schribgelL — LangsdoriTer, Conrat, von Bomcser, der scherer, 1531, m.; wohl 

LaiigstrolF, Conrad, der scherer, vorhin auch burger gewesen. 1536. — 

Lantz, Amand (her», 1525- — Layschu, Claus» von Talterryedt, 1536» m. — 

Lebero, Sontag von — , 1523. — Leichcl, Hans, von Saud Pult, l$20. — 



■OOglC PflIHCnWUHIVERI 



Rcichcnwcitcr Neubürger von 1506—1549. cqü 

Lemm, Jocob, von Waldsec, 1523. — Leültel, Kihart, von MaßmunMer, 

1526. m. — Lewer, Andres, von Gehwiler, 1523. — l.icchtertag, Jerg, 1528. 

— Lorber, Ciban, der wagner, hat sein «h&cheid von Keisersperg, 1538. m. 

— Löslin, CrUten, von Gottingen, [1516 ' 5 18]* — Loupach, Lienhatt, von 
Stellen, 1514, m, — Loy, Sleffan, der murer, 1514, m. — Lutz, Bartelme, 

[1516-1518]. 

Marckart, Lorenz, der hafner von Krcspach, hat ein abscheid von 
Ammcrßwylcr, 1539, m, — Mayger, Hans, von Waltkilch, 1549, m. — Meder, 
Ulrich, von Malstatt, 1539. m. Meinfelder, Jörg, I5^9> m- — Meistertz- 

heim genant Noll, Bastian, von Molßheiiu, 1535, m. — Meiller, Cristoflel, 

1527, m. — Memingen, Jörg von — . 15] 5, m. -- Merchmgen. Adolf von — , 
1526. — Merg, Jacob, 1530» m. — Meß, Ludwig, von Cohnar, [1516 — 1518], 

— Messinger, Hans, von Almenlingen, 1538, m. — Metzger, Gerfasius, von 
BAnwiher, t$33» ni - *" Mcyger, Barlhelmc, von Eppißhausen, 1533* In - — 
Meyger, Pangratz, 1547, m. — Mitlclgrindaw, Peter von — , 1530, m. — 
Mohe\m, Lienhart, 1511, m. — Moll, Simon, 1530, m. — Moner, Gabriel, 
[1516—1518]. — Monhoff, Hans, der jung von Berckholtz, 1539, m. — Moi*e, 
Michel, Hans Mcigers des wurts nachkommen, 1538, m. — Moß, Martin, 
1 545 ; 1548, m. — Müller, Andres, 1546. — ([Müller, ßernhart, der sclinider 
von Ltcnbcrg, 1531» m.]] — Muller, Claus, von Rapperschwiler, 1542. m. — 
Mulier, Hans, vou GrcLzingcn, 1534,01. — Müller, Heinrich, 1528. — Möller, 
Lux, 1519. — Muller, Malern» von Sültz, >5-3- — Müller. Thenig, von 
Mumppelgart, 1538, m., abscheid von Rappoltzviler. — München, Balthasar 

von — , 1515, m. — Muntzing, Hans, von Thallingen Uracher vogtey, 1542, m. 

— Murer. Hans, 1545, m. — Murcr. Peter, der walch, [1516—1518]. — 
Mfiscr, Michel, 1506. — MtiUchel, Bastian, von Heylprun, 1534, «1. — Mull, 
Wolf, 1515, inlendig. — Mutting, Hans von Wcstendorfl', (1516 — 1518], m. 

— Mutzig, Medart von — , 1527, ist gen Zcllenberg zogen und widerkumen; 
1529, m.; 1534» ffl. — Myller, Vyl, von Pfullingen, 1530, in. 

Nagel, Michel, 1515, m. — Nansse, Hans, der wurt zum erekher, 1538, 
m., abscheid von Keysersperg* — Noll 5. McUterizhcim. — Nupf, Lux, 1529. 

— Xydeck, Maiheus, von Westcrhoffen, [15 16 — 15 i8j t ra. 

Ofele, Michel, von Ellingen, 1530, m. — Olman, Slofle), von Hagnaw. 
1547, in* — Osler in , Caspar, von Boll üepinger vogtei, 1540, m. — Oswalt, 
Martin, [ 1 516 — 1 5 1 8]. 

Pangratz, Hans, von Schweigern, 1531, m, - Paroit, Hans Monsche. 

1 535» m. — Paule , . . 1507. — Peters s. Jörg Peters Hans. — Pfaff, Laserus, 
[1512 oder 1513] Pfennder, Peter, von Bercks, 1530. in- — Pfenncr, 

Pelcr, 1534, 19- — Pfister, Hans, von Urbeis, 1515, inlemlig. — Pfyfler, 
Hans, der beck, [1512 oder 1513]. — Pinder, Jörg, 1519, - Plcychcr, 
Heinrich, 1514. — Poßler, Barlholome, der schryner, 1515, m. — Prun, 

Cunrat.von Kupferzell, 1530, m. — Prftn, Jörg, von Stulgart, [1516— i5l8J, m. 

— Pfiff, Rudolf, [1516-1518!, 

Rade, Ulrich, von Huuenwilcr, 1534, 10I sin abschidl von Rossen 
Dringen. — Rapolt, Georg, von Kempten, 1547' m * mm ^*PPi Hans, von 
Rechtempach, 1514, m. — Rcb, Kiliau, von Augsburg, 1 533* m " — Reb* 



oglc 



ntiHa^uHiv[R^iv 



6oo Hund* 

mann, Wolf, von Seltz, 15 15, in. — Rebstock, Baulich »526. - Reimoll, 
Han*. 1533, m. — Reimpolt, Hans, von Plienfiwyler, [1516- 1518]. — Rein, 
J08, von Pruwir, 1529, m. — Rem, Adam, 1528. — Rcntsch, Jacob, 1528. 

— Restb, Jacob, 1529, m. — Reych, Jacob, der stcinmeU und wurt zum 
crckher, 1534t ra. — Reyse» Peter, 1533* m. — Riech tel beiger, Wendung, 
von Millenburg, 1 533* — Rietmuller, Michel, von Ychenhusen. 1533. m- — 
((Rift, Hans]] s. Ruft. — Rod, Ulrich, 1540. — Roser, Jcrg, 1527, m. — 
Rottenpurger, Erhart, 1529. — Rouch, Michel, 152t. — Rub, Hans, von 
Sani Alen, 1523. — Rub, Thietrich, 1528, m. — Rödolff, Bemhart, 1520. 

— Rfifl, Thoman, von Oberkambach, 1542, m. — Rumhart, Hans, 1529. — 
Kuoff, Vyt, der Schinder, 1538, m. — R6ß [[Rift]]. Hans, von Wissenburg, 
1523 (2 mal). — RüB,Joß, 1511, m. — RylT, Achatius, von Conftheim, 1530. 

— Ryest, Thenig, von Mittcrwyr, 1534, m. 

Sailer, Georg, von Jagsthaym» 1540, m. — Sancker, Eberhait, 151 1, m, 
Sanct Merkilch, Sontag von — t 15 20. — Sandtherr, Conrad, der schreyner, 
1537» m. - Sant Allen, Glad von — f 1530, m. — Schad, Thoman, 1511, m* 

— Schaffet, Hans Dietrich, 1529- — Schantz, Blasi, 1528, — Schar, Wendlin, 
der haflner, 1546- — Scharr, Mathis, von Brüssel, 1547, m. — Schaiieux, 
Suntag, 1534, m. — Schaup, Michel, 1529, — Scheffer, Vit, von Schwabach, 
153'» [l ■ — Schelmenbuscher, Thenig, von Durlach, 1539, m. — Scherb, 
Bastion, [1512 <*■** l 5 l i]- — Schercr, Cunrad, von Berckhcim, 1523. — 
Scheuch, Ludwig, (von Hocheneyflen), 1542, m.; 1543» m« — Scheuch, 
Wilhelm, 1547, m. — Schmidhanß, 1511, m. — Schmidt, Hans, von Schries- 
heim an der Bergstrassen, 1539, m. — Schmidt, Michel, 1531, ra. — Schmidt, 
Theus, von Rapperschwir, 1520. — Schnabel, Hans, von Ulm, 1542, m. — 
Schnepff, Wolf, von Franckenbach, 1533- — Schulder, Baitholome, von Obern- 
dorff, 1531, m. — Schnidcr, Claus, von Holtzhusen, 1511. — Schnider, Jorg, 
1510. - Schnyder, Wolf, 1511, m. — Schoch, Michel, von Tmngcn Sanct 
Gallen gepietz, Wilhelm Bariteo schwager . . - auch wynslicher an seins 
Schwagers stai, 1537, m. — Schön, Matheus, 1510- — Schorndorff, Paulos 
von — , 1534. ni. — Schräm, Bastian, von Wilingen, 1529, m. — Schrap, 
Hans, von Oberkamlach, 1543, m. — - Schryber, Feier, 15 10- — Schuch, 
Hans. 1528. m. — Schuelin, CUus, von Ulm, von Bcrgkheim komen, 1533, m. 

— Schfiter, Jocob, 1514, von jugent inlendig. — Schumacher, Claus, 1523. — 
Schumacher, Hans, von Villingen, 1515, m. u. ledigung der libaigenschaft. — 
Schuriger, Georg, von Boitingcn, 1540, m. — Schwartz, Hans, von Scibertz- 
hoffen, 1542, m. ~ Schwindelin, Joß, von Aichelbcrg, 1533, m- — Schyrger, 
Wolf, von Wcrtthcym, £1516 — 1518). m. — Seger, Hans, von Mitterwylcr, 
■533- — Sctffer, Vellin, von NctkergarUcb, 1542, m. — Seyler, Cundus, 
1510. — Seyler, Melchior, von Senden, .^$25, m. — Sirck, Hans von - , 
15U, m. — Sitz, Ulrich, 1527. — Sucher, Licnhart, 1510. — Smidt, Hans, 
von Lfilkikh, 1526. — Smidt, Hans, von Sant Wcndling, 1525, m. — Spina), 
Clad von — , der alt hurt, so von Hunawyler herkommen, 1536, m. — [[Spitz, 
Matx, zu Zellenberg, 1543, m.}]. — Stahcl, Wolf, der schnyder, Dambachs 
dochterman, 1534, m. — Stecklin, Wilhelm, 1515, m. — Sleinberg, Claus, 
'547i m* — Steinmetz» Ludwig, 1539, m. — Stclcker, Claus von Haßlach, 
»523, — Sleygcr, Veitin, von Newenburg im Rnßgaw, 1537, m. — Stol, 



igle 



^iNaWWVEft^Ti' 



Reichenwcirer Neubürger von 1506 — 1 549* ÖOI 

Veltlo. der kiefler, 1545, m, — Stoltz, Hans, 1528. — StolU, Hans, von 
Derdmgen, 1523* — Straub» Hans« von Mitlelbüch, 1540, m, — Stromeyer, 
Hans, 1521, m. — Stube» Vcllin, 1531, m. — Stube Veitin, 1548, m. — 
Siumhans, Andres, 1546. — Stummel, Ulrich, 1531» m. — Stumpf, Martin, 
1521. — Swartx, Claus, von Gcppingcn» [l 5 16 ^151 8j, m. — SwarU, Ludwig» 
1507» m. — Sybli, Fridericb, von Frygenstcin, 1547, m. — Sydcn Häuft genant 
Hans Kro von Stegen, der kueffer» 1535, m. — Sydle* Steffen, Wolf Sydle 
sune alhie, 1536* — Sydlin, Wolf. 1510. — [[Symon, Niclaus, von Moriville 
uß der herschaft Musclburg, 1537, m,]] — *Syl, Wolf, 1326, — Sywildt, Hans, 
1532, m, 

[[Theys. Mathis, von Waltenhusen, 1340, m.]J s. Tyß* — Thurnicrer, 
Stcffan, 1511, m, — Twigcr, Jacob, von Diemringen, 1542, m, — Tyß, 
Mattlift, Spanners bruder, 1537» m. wohl = [[Thcys, Mathis, von Walten- 
husen, 1 54°« m "jl 

Ülin Diebolt» 1515* — Umbhawen, Hans, von Waltenhusen, 1534, m, 

— Unmut, Peter, 1534,111* — Unzelle, Clad, Bernhart Stube knecht, 1536. m. 

— Ulz, Jacob, von Überlingen, 1536, m. — Utzmcyger, Ulrich, der spenglcr, 

Vegel. Alexander, von Marpach, 1513* — Vcldcr, Kilian, von Schon« 
gaw, der zymerman, 1 533, m. — Vetter, Thenng, der im wildtbld, 1549, m. 

— Vischer, Ludwig» 1511» m, — Vischer, Urbanus, 1515* m. — Volckart, 
Cunrat, 1510, — Volmar, Marx, 154*** — Vyscher» Lconharl. 15 20 ' 

Wagner, Hans Jacob |hcr), 1525. — Wagner, Ulrich, von Slouflcn« 
huftfurer» 1530. — Walch, Hnns. von Ongerßheim, 1314, m. — Walchsch [!]» 
Peter, 1510, — Walchloupach, Hans, 1511, sol in II tnonat von Basel be- 
scheit ptingen [m.]. — Walthcr, Rartlin, 1545. m. — Wallher, Heinrich, 
1506* — Warmwasscr, Hans, 1543, m. — Weber, Claus, von Lebero, 1523. 

— Weber, Dietrich, von Candel, 1536, m. — Weber, Hans, 1510- Weber, 
Joß von Etlingcn, 1535, m. — Weber, Michel, von Zcyscnhusen, der pfiffer, 

1536, m, — Weber, Paulus, 1514» m. — Weber, Veitin, von Kopoltzwiler, 
1523. — Wegsodl. Adolf von — , 1514 — Weit*, Hau*«, von Grossenwariach, 
1531, m. — Welcker, Mailin, von Dornstellen, 1515, m. — Welsch, Peter, 
1331. — Wcrngrath, Cunrad» von O&Lcringcn, 1548» -- Wernher, Ludwig, 
des myllers vater, 1531, m. * Weschcr» Simon, 1531, burger worden und 
burger auch wurt Ordnung geschworn- — Westhofer, Pale, 1519* — Wigerß- 
heim. Eckhart, von Rasleiten, 1525, m* — Wild, Thoman, von Urach, 1523. 

— Wingari, Hut, »OH Grienstatt. 1519* — Wolff» Hans, 1543, m. — Wolff, 
Hans, 1548, m. wohl — Wolff, Hans, der kieffer, 1549, m. — Wolff, Ulrich, 
von Ichenhuscn, »54?*, m. — Wolgcmul, Balthasar, von Wissenburg, 1526, m. 

— Wolmann, Hans, von Bonstetten, 1515, m. -- Wfirgenstcin, Bastion, 1511. 

— Wygerich, Apollouaris 1347. — Wyß, Joß, von Schonenbcrg, 1 545* m. 

Ycllin, Peter, der schuechmacher, J>34, m* 

Zancker, Hans, von Rcckclßwiler. 1526; [[1528, in.]] — Zeder, Pari*, 
1511, m- — Ziemmer, Hans, von RytchofTsheim zum Hochen Steg, 1543, m« 

— Zigle, Simon, der bader, 1537, m. — Zinck, Hans [1516 — 151 8)> — 
Zinstag, Peler, von Odendorff, 1530 [resignavit 33]* 

Zeiuchr. f. Gesch. d Oberrh. Ni. XXVII L 4+ ^ 



ogk mSfiSSSSw 



602 II um!. 



Ortsregister. 

Ajchclbcrg I5J3- — Alltpur 1537: Altweicr (fr, Auburc) im Ober- 
el^ass (Rappoltswcilcr), — Almentingen 1538. — Ammerßwyler 1539: 
Aimnerschweicr im Oberelsass (Rappoltswciler). «Andernach [[i544])t 1545 = 
in der Rheinprovinz (Koblenz, Mayen). — Augsburg 1533: in Bayern 
(Schwaben*. 

H .i ".: -: I nhei m 1 v> h: Bcbelnheim im Oberelsass (Rappoltswciler). — 
B&nwihcr 1533: Bennwcier im Oberelsass (Rappoltswciler). — Bar 1526: 
Barr im Untcrclsass (Schlcllstadl). — Basel 15H: in der Schweiz- — Bcrck- 
heim 1523, 1 533^ — Bcrckholtz 1539: Bergholz im Oberelsass (Gcb* 
wdtef)- — Bercks 1530; wohl Bergs, Wir. in Gem. Hofs in Würtcmberg 
(Douaukreis, Lcutkirch). — Bern Ct ' 544 JJ* '545 : "' der Schweiz- — Boll 
Gcpingcr voglei 154O: in Würlembcig (Donaukreis Göppingen). — Bome*er 
1531 : vielleicht Baume- Ics-MesMeurs in* Frankreich (Jura, Lons-le-Sauniet). 
— Bonstctten 1515. — Boitingen 1540. — Breittcnbrun [1512 oder 
1513]. — Brombach 1539. — Brüssel 1547. — Brysach 1343: Brcisacb 
in Baden (Freiburg), — Buhel 1535. — Bühel under allen Windeckh 
1 537 : Bühl (Stadl) in Baden (Baden). — Butten 1543: Bütten im Untcr- 
clsass (Zabern). — Byschoffshci ni zum Hochen Steg 1543: Rheinbtschofs- 
heim in Baden (Offenburg, Kehl), 

C 5, unter K. 

Dcrdingcn 1523: in Würtcmberg (Neckarkrcts, Maulbronn). — Die* 
binghen 1532: Tübingen in Würlembcrg (Schwarz waldkrcis). — Dieckerich 
153O* wohl Diekirch in Luxemburg. — Diemringen 1542: Diemeringen im 
Unlerelsass (Zabern)- - Domstcttcii J 5 1 5 : in Würtcmberg (Schwarzwald- 
kreis, Freudenstadt), — Dur lach 1539: in Baden (Karlsruhe). 

Ehingen 1330: in Würtcmberg (Neckar kreis, Leonberg). — Eltzach 
j 533 : Klzach In Baden (Fieiburg, WahlkirchJ, — Enngen '53 2: Engen in 
Baden (Konstanz). — Ensingeni545:in Würtcmberg (Ncckarkreis, Vaihingen 
a, d. Ent), — Epingen 1540. — Eppißhauscn 1533: EppUhausen in 
Bayern (Schwaben, Mindelhelm). — Ellingen 1535: Ettlingen in Baden 
(Karlsruhe). 

[[Fchingcn 1544]] *■ Vahingen. — Franckenbach 1533. — Frygeu- 
siein 1547: wohl Freienstein in der Schweiz (Zürich)* — Furßler 154»? 

Gcbwilcr 1523: Gcbweiler im Oberelsass. — Geppingen [*5 l6 
— 1518], 153': Göppingen in Würtembcrg (Donaukreis). — Gerspach 1530, 
1531. — Gitz 1334? — Gottingen J1516— 1518J: wohl Göttingcn in 
Würtcmberg (Donjukreis, Ulm), — Gretzingen 1534* — Grien statt 
1519: Grün^tadt in Kayern (Pfalz, Fraukcntal). — Grossen wartach 1531: 
vielleicht Groisgaitach in Würiemberg (Neckarkreis, Heilbronn), 

riagnaw 1547* Hagnau in Baden (Konstanz, Überlingen). — Hlidel* 
berg 1540: Heidelberg in Baden. — Hall (Schwabisch) 1533: in Würtcm- 
berg (Jagstkrci;.). — Halprun 1523? — Haßlach 1523* — Heltprun 



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. 



Kcichcnwcirer Neubürger von 1506 — 1549* ÖO* 

[1516 — 1518]? — Herberlhin gen 1543: Herbertingen in Würtemberg 
(Donaukreis, Saulg*u). — Heylprun 1534- — HipolUen 1547: wohl St.* 
Ilippolyle-sur-Ie-Doubs in Frankreich (Doubs, Montbcltard). — Hoche- 
neyffen 1542: Hohenncuffen, Gem. NeufFen in Würtemberg (Schwarzwald- 
kreis, Nürtingen)* — Holtzhuscn 1511. — Hunawyler, Hunenwiler 1 53^1, 
1336: Hunaweier im Oberelsass (Rappoltsweiler). — Husen 1533. 

Ichenhusen, Ychenhusen 1533, 1548: Iclienhausen in Bayern (Schwaben, 
Gün/burg). — Irsen by KoulTbfiien t5ü7: Irscc in Bayern (Schwaben, Kauf- 
beuren). 

Jagsthaym 1540: Jagsthcim in Würtemberg (jagstkreis, Krailsheim). 

Kälten reiten '539: Kaltenwesten, bis 1884 Name von Kalteuwesl- 
heim in Würtemberg (N'eckarkreis, Besigäieim). — Candel 1536: Kandcl 
(Langenkandel) in Itayern (Pfalz, Gcrmersheim). — Kempten 1515, 1547: 
in Bayern (Schwaben). — Keyserspcrg 1338 (2 mal): Kaisersberg im Ober* 
elsa*s (Rappollsweilci). — Kirchheim an der Eck 1 5 1 5 : in Bayern (Pfalz, 
Fiankental), — Colmar £1516 — J 5 1 8 J : im Oberelsass. — Co n 6 heim , 
Kunßhcim [1316—1518], 1535, 1536: Kicnzheim im Oberelsass (Rapjoltv 
weiler). — Krafftißriett 1521: Kraftisricd in Bayern (Schwaben, Ober- 
dorf j. — Krc&pach 1539: Kresbach in Würtemberg (Schwaizwaldkrcts, 
Freudenstadt). — Cronackh Boml>crgcr bUtumbs 1533: Kronach in Bayern 
(Oberfranken). — Krumbach (506. — KunCheim 5. Confiheim. — 
Kupferzeil -53° : ' n Würtemberg (Jagstkrcis, Öhringen). 

Lebero 1523 [2 mal): Lcberau im Oberelsass (Rappoltsweiler). — 
[[Licnberg 153t]]- — I.oumerßhcim 1530: Laumcrsheim in Bayern (Pfalz, 
Kraukcntal). — Lütkilch 1526: Lcutkirch in Würtemberg (DonaukteiÄ). 

Mageltzhcim 1544- Magolshcim in Würtemberg (Donaukreis, Münsin- 
gen)» — Malstatt 1539: in der Rheinprovinz (Trier, Saarbrücken). — Marg- 
dorff 1525: Markdorf in Baden (Konstanz. Überlingen), — Mnrgkubel 
1 523: wohl Markübel in Hessen-Nassau \ Kassel, Hanau). — Marpach 
1523. — Maßmünstcr 152G, 1531: Masmünster im Oberelsass (Tann). — 
Memingen 1515: Memmingen in Bayern (Schwaben). — Merchingcn 152h- 

— Miltenburg 1 533 : wohl Milienbcrg in Bayern (Unterfranken). — Min- 
singen, Münsingen 1536, 1540» 1543: Münsingen in Würtemberg (Donau- 
kreis). — Mittel buch 1340: Miitclbuch in Würtemberg (Donaukrci*, 
Biberach). — M ittelgr inda w 1330: Mütclgründau in Oberhessen (Büdingen). 

— Mitterwylcr, -wylr, -wyr [1516—1518], 1533, 1534: Mittelweier im 
Oberelsass (Rappollswciler)* — Mol&heiin 1535: MoUhcim im Untereistass. 

— [[Meningen 1544^? — |[Mori ville ufi der herschaft Musclburg 1537]]: 
in Frankreich (Vosges, Kpinal). — Mumppelgart 1538 : Montbeliard (d. Moni* 
pelgard) in Frankreich (Doubs). — München 1515: wohl München in 
Bayern. — M&nnenhcim ^1516 — 15] S) ? — Munssingcn s. Minsingcn. 

— Muselburg 1529: Chätel-sur-Moselle in Frankreich (Vosges, Epinal). — 
Mutzig 1527, 1529, J 534 : im UmcreUass (Molsheim). 

Neckergart ach 1542: Neckargar lach in Würtemberg (Neckarkreis, 
Lconberg). — Ncwcnburg im Bryßgaw 1537: Neuenburg in Baden (Lörrach, 

40' 



S' c mSSSrnwat 



604 Hund. 

Müllheim). — Nierennberg 1514: Nürnberg in Bayern (Miticlfranken) — 
Numcruort in Spinaler herschalt 1537: ? in Frankreich (Vosges). — 
Nüwenbürg 1523- — Nuwrcnberg [1516 -1518]: vielleicht Nürnberg. 

Oberberckhcim 1543: Bergheim im Oberelsass (Rappollswcilcr). — 
Oberkambach »542: wohl verschrieben für Obcrkarnlach. — Obcrkamlach 
1543: Oberkammlach in Bayern (Schwaben, Mindclheim). — Oberndorff 
153I- — Oberriegsen 151 ! : vielleicht Obcrricxingcn in Würlcmbcig (Neckar- 
kreis, Vaihingen), — Odendorf 1530, — Ongcrßheim 1514: wohl Ingel- 
heim tiu Ol>erelsass (Knppoluweiler). — Ortcnbcrg 1526. — Osieringen 
j 548 : Ostringen in Baden (Karlsruhe), 

Pfullingcn 1530: in Würlcmberg (Schwarzwaldkreis, Reutlingen). — 
PliennCwiler [l$i6 - 1518]: lllie »seh weilcr im Unterelsass (SchlcUstadt). — 
Pruwi r 1529? 

Rnpperschwilcr, -schwär, Rappoltzviler, — wyr, Ropoltzwiler 1520, 
! 5 2 3» <533. 1538- '539* 1 542: Rappoltswciler im Oberclsass. — Kastelten 
1525: Rastatt in Baden (Baden). — Rechtem pach t Rechtenbach 1514. 
1526. — Reekelßwiler 1526, [[1528J]: Regelsweiler, Wir. in Gern* Städten 
in Würtcmbcrg (Jagstkreis Kllwangen). — Reychenaw (auß der) 1544: 
Insel Rcichenau im Bodensee. — Riclingshuscn 1544: Rielingshauscn in 
Würtemberg (Neckarkreis» Maibach*. — Rincck 1547, - — Rorbacb 1530. 

— Rossen 1 534 : vielleicht Rosheim im Unterelsass (Molsheim)« — Roß- 
baupten 1535. 1537- 

Sani Alen v Sant Allen 1523, 1530: Sainie*H£i£ne in Frankreich 
(Vosges, Epinal). — Sanct Kürin 1532: Sankt Quirin in Lothringen (Sur- 
bttrg\ — Sanct Merklich 1520: Markirch im Oberclsass (Rappoltsweiler). 

— Sanct Pult 1520, 1539: Sankt Pitt im Oberelsass (Rappoltsweiler). — 
Sant Wendung 1525: Sankt Wendel in der Rheinprovinz (Trier). — 
Schietstat, Sie Uta t 1523, 1 536^ "543: Schlcttsladt im Unterelsass. — 
Schönaw uf dem Schwarizwald '539: Schßnau im Wicsental in Baden 
(Lörrach)- — Schon cnberg 1545- — Schongaw 1533: Schongau in Bayern 
(Oberbayern). — Schorndorff 1534. — Schriesheim an der Bergstrassen 

1530: Schriesheim in Baden (Mannheim). — Schwabach 1531* — Schwei- 
gern! Sehweygern 1531, 1547. — Scibcrtzhoffen 1542. — Sellz 1515: 
Seh im Unterelsass (Weisscnburg), — Senden 1525: in Bayern (Schwaben, 
Neuulm). — Sirck 151t; Sirk in Lothringen (Diedcnhofcn). — Speyer 

1 539 : in Bayern (Pfalz). — Spinal 1536: Epinal in Frankreich (Vosgcs). — 
Stegen 1535. — Stetten 1 5 14* — Stoffelstein 1507: StaffcUtcin in 
Bayern (Oberfranken). — Stouffen 1530. — Stulgart [1516- 1518]: Stutl* 
gart. — Sultz 1 523. — Sultxmat 1 53 1 : Sulzmatt im Oberclsass \Geb- 
weilcr). 

Tattcrryedt 1536; Delle (d. DaUeruicd) in Frankreich (Beifort), — 
Thalfingen Uracher vogtey 1542: NcckacUilringen in Würtemberg (Schwarz- 
waldkreis, Nürtingen). — Trungcn Sanct Gallen gepietz 1537: Wir. in Gem. 
Rron*hofcn in der Schweiz (St. Gallen. Wil). 



v v c incciotiuHivift: 



Reichenweirer NeubQrger von 1506—1549* 



605 



Überlingen 1536: Überlingen in Baden (Konstanz)- — Ulm 1533» 
1542: in Würleinberg (Donaukreis). — Urach 1523: in Wtirtemberg (Schwart- 
waldkreis). — Urbach 1514. — Urbeis 1515; im Oberelsass (Rappolis- 
weilcr)* — Illingen (1512 oder 1513]: wohl Ottingen in Bayern (Unter- 
franken, Markthcidcnfcld). 

Vahingen, [[Fehtngcn 1544)], '549: Vaihingen a. d. Enz in Würtem* 
berg (Schwarzwaldkreis). — Veringcn bey Ulme 1533: Vöhringcn in Bayern 
(Schwaben, Iltertissen), — Villingen 1515. 

Waldscc 1523. — Waltenhusen 1534» [[1540]): Waltenhausen in 
Bayern (Schwaben, Kiumbach). — Waltkilch 154g. — Wegsodt 1514? 

— Weringcn 1 544 : Wehringen in Bayern (Schwaben, Augsburg)- — 
Wcrllheym, Wcriheim [1516—1518], 1542: Wertheim in Baden (Mos- 
bach). — Westendorff [1516—1518]. — Westerhoffen [1516-1518]. 

— Wcylting 1544: Weiling (Weilting) (Ober-, Nieder-) in Bayern (Gber- 
pfalz, Parsberg). — Wissenburg 1523 (3 mal), 1525, 1526, 1530: Weissen - 
bürg im Untcrclsass. — Witingen 1529: wohl Witlingen, Wir. in Gem. 
Türkheim in Würtcmherg (Donaukreis, Geislingen!. — Wyler by Lewcnstein 
1542: Weiler in Würtembcrg (Neckarkreis-, Weinsbcrg). 

Ychenhusen s. Ichcnhuscn. 

Zcllenbcrg 1527, 1543 (2 mal): im Oberelsass (Rappollsweilcr*. — 
Zeysenhusen 153*** 



Übersichtstafel 



Jahr 


*-* 

rt 

N 

s 

m 
m 





Mann 
erwähnt 


irecht 

nicht 


erw. 


Herkunft 

(Spendruck deutet auf Nicht- 
erwähnung des Mannrechts). 


Herkunft 

ingc- | nicht ' ange- 
hebt n ;angcg* gtbti) 


nicht 


1506 


/ 




— " 


6 


Krumbach. 


1507 


9 


2 


3 


Sloffelstein, Irsen by Kouff- 












büten. 


1510 


20 


— 




20 


— 


15H 


20 


2 


14 2 


2 


Basel (bescheit), Oberrieg- 
sen, Holtzhusen, von 
Sirck, 


[i$Uod.i 5 i3] 


7 


— 


— 


3 


4 


u tingen, Nuwrenberg, 
Breiltenbrun« 


1514 


11 


5 


2 

1 


t 


3 


Nicrcnnberg, Stellen, Rech- 
tempach, Urbach, Ongerß- 
heim, von Wegsodt. 



•g le iflÄÄrr 



6o6 



Hund. 



Jahr 


3 

1 

n 


19 


Mannrecht 
erwähnt nicht 


erw. 


Heikunft 
(Speirdruck deutet auf Nicht- 
erwähnung des Mannrechts). 


gebm 


Herkunft 

nicht ange- 
■ngeg geben 


nicht 

Angrfc 


'5'5 


19 


8 


H 1 
8 1 


2 


Villingcn, ßonstetten, Dorn- 
stetten, Kirchcim an der Eck, 














Kempten. Urbcis (iulendig), 
Seltz, von München, von 


[1516-18] 


21 


6 

1 

1 
| 


■ 


6 


9 


Memingen. 
Colmar, Wcslendorff, Mitter- 
wylr, Heltprön, Conßheim, 
Gcppingen, Werttheym, Got- 
tingen , Plicnnßwylcr, 
Stutgarl, Westerhoffen, M&n- 
nenheim. 


'5'9 


6 





— 


1 


5 


Grienstatt* 


1520 


6 


_ 


— 


3 


3 


Rapperschwir, Sanct Pult, 














Sanct Merklich. 


'52« 


7 


I 


I — 


S 


KralTlißrieU- 


'5^3 


22 




— 18 


4 


Waldsee, Sültx, Ropolt*- 














wiler,Gebwilcr t Margku- 






1 








bei, 1-ebcro 2. Sant Alen, 
Derdingcn, Marpach» 
Urach, Sletstat, Wissen- 
burg 2, Haßlach, Hai prun, 














Nu wen bürg, Berckheim. 


'525 


12 


3 


1 


2 


6 


Kasteiten, Wissenburg, Sant 
Wendung, Senden, M a rg * 
dorff- 


1526 


13 


5 


3 


3 


2 


Maßmünster, Wissenburg, Bar, 
Ortcnberg, Reckclßwiler s. 












1528, Rechtenbach. von 














Mcrchingen, Lütkilch. 


1527 

1528 

1529 


7 
1 1 

■3 


1 
3 


3 
4 
4 


— 


3 

7 
6 


von Mutzig, 

Musclburg. Pniwir, Witingen. 


'530 


M 


10 


2 


2 




Kupferzeit Bcrcks, von Mittel- 
grindaw, Rorbach, Eltingen, 
Loumerßheim, Wissenburg, 
von Sant Allen, Odendorff, 
Stouffen, Pfullingen, Gers* 


'53' 


16 


9 


6 




l 


pacb. 
Grossenwarlach, Schweigern, 
Schwabach, SulUmat, Maß- 
münster, Lienberg, Bomeser, 
von Gcppingen, Obemdorff. 



c ioogle 






Reichenweirer Neubürger von 1506*1549. 



607 



■-- 

Jahr 


3 

t 
ffl 


Mann recht 
erwfihnt nicht erw. 


Herkunft 

(Sperrdruck deutet auf Nicht- 
erwähnung des Mann rechts)* 


Herknnfi 

■ iiii'- nicht >ngc- nicht 
Rrtirn xnifFB gcbrn »ngcg 


'532 
»533 


4 
30 


3 

'5 


1 
5 

1 


2 


— 


Diebinghcn, Sanncl Kürin» Enngcn, 
Aichelbcrg. Eppißhausen, Ulm iBergk- 
heim}» Kranckenbach, bey Cro- 








1 
V 




nackh Hornberger bi*tumbs, Augi- 
burg* Husen. Verin^en bey Ulme, 
Rappoltxviler, Millerwyler, 

iv-i: !:!;<'fi.. i ;V.u ;;.■ i. Mtllcnhurg, 
Ychenhusen. Schwabisch Hall, 












Schon gaw. Eltzach. 


'534 


'4 


6 


7 

\ 
»1 


1 




Greuingcn, Mitlerwyr, Waltenhusen, 
von Schorndorf^ Heylprun, von GiU, 
Hunenwiler (Ronen a*) 


'535 
"536 


8 
'3 


5 

6 


7 
1 


3 


1 

3 


Ellingen, Molfibeim, Uuhel, Roß- 

luupten, Siegen. 
Überlingen, Tattcnyedt, Munasingen, 

Slclslat, Zeysenhusen, Bäbeln- 


'537 


12 


/ 


» 

* 




heim, Conlih citri, von Spinal 
(Hunawyler), Candel. 
Trungen Sanct Gallen gcpielz. Alltpur, 
Ncwenburg im Itryßgaw, Bühel 
under alten Windcckh, Morivfllc uß 
der hcrachaft Muselbutg. Numcruort 
in Spinaler herschafi, Waltenhusen 


153» 
'530 


C 
12 


4 


2 
1 


L 


— 


f. 1540- 
Kcysersperg (a.) 2, Almeolingen, 

Mumppelgart (Rappoltzviler ;i« 

Speyer (Sanct Pult a*). Kaltcnveslen, 










Krenpach (Ammcrßwylcr a-J, Scho- 
naw ul dem Schwarz wald, Itrombach, 










Durlach, SchrieEhcim an der Berg* 












Strassen, Rappoltxwyr, Dicckerich, 
MaHtatt, BcrckhoHz. 


1540 
1542 


8 
II 


7 - 

1 

10 — 




1 

1 


Minsirigcn, Jagsthaym, Haidelbcrg, 
Epingcn, Mittclb&cb, Botlingen, 
Boll (icpinger vogthei. 

Ncckcrgartacb, Thalfingcn Uracher 
vogiey, Sei beruh offen, Ulm, Ober* 
kambach, Hocheneyffcn, Wertheim, 








1 

1 






Rappcrichwiler, Wyler by Lewen* 
stein, Diemringen. 

• 






>l 1 . I. 

■ ■ 



6o8 



Hund. 





_ 


Mannrecht 








m 

N 


crwJlhni nicht 


erw. 


Herkunft 


Jahi 


1 

8 






(Sperrdruck deutet auf Nicht- 
erwähnung des Mnnnrechu). 


Herkunft 









anie- nicht *inßc- 
„;■ ' L '.-< «ngeg. geben 


1 nicht 








.uuEC£. 




'543 


16 


1 

10 


6 


PV« 




Brysacli # Oberbcrckheim,Oherkamlnch, 
Herberthingen, von Butten, Zcllen- 
berg :. Münsingen (Mageltzheim 
5. 1544), Byschoflsheim aum Hochen 
Sieg, SchlctMit. 


'544 


II 


a 


2 




! ! 


Weriogen, Rielingshusen. auß der 
Reychenaw, Wcylling, Fchingen 
(Ensingcn fc 1 545), Andernach, 
Montagen, Bern. 


'545 


M 

3 


1 




— 


! 


Schoncnbeig* 


1546 


3 


— 


1 


8 


— 


'547 


1 T 


7 




— 


1 


Brüssel, Kempten, Seh wcygern,Rineck t 
Hagmw, Hipoliten, FrygenMein, 


'548 


6 


3 ■ 


I 


^™ 


Ostcringcn, Ichcnhusen, Vahingen 
s. '549. Furßlcr. 


l*W 


6 


r 5 


— 




Wultkilch. 




412 


1 '5* 


05 


51 


108 





A , i 






Karl Friedrich von Savignys Denkschrift über die 
Reorganisation der Universität Heidelberg 1804. 

Von 

Franz Schneider, 



Schon lange war bekannt, dass Savigny an der Reor- 
ganisation des Lehrkörpers der seit 1803 unter badischer 
Obhut emporblühenden Universität Heidelberg tätigen An- 
teil nahm 1 )» nachdem er das Anerbieten» selbst einen Lehr- 
stuhl dort einzunehmen, seiner ausgreifenden wissenschaft- 
lichen Pläne wegen abgelehnt hatte. Aus einem in die 
politische Korrespondenz Karl Friedrichs aufgenommenen 
Brief 1 ) ersah man, dass er der Regierung auch eine Denk- 
schrift über die Reorganisation überreicht hatte. Dieses 
in erster Linie durch die Person seines Verfassers hoch- 
wichtige Dokument war aber trotz sorgfältiger Nachfor- 
schungen an allen in Betracht kommenden Stellen nicht 
aufzufinden, und man hielt es deshalb für verloren, wie so 
viele Stücke aus jener Zeit, ich bin nun in der Lage, eine 
Denkschrift mitteilen zu können, die ich mit Sicherheit als 
die langgesuchte aus der Feder Savignys in Anspruch 
nehme*). Die Beweise für ihre Identität werden aus dem 
Zusammenhang der Ereignisse hervorgehen. 



*j Dittenberger, Die Universität Heidelberg im Jahre 1804* 1844. 
S. 24/25- — *) Dalberg an Edebheim, [Mannheim] 17. Okluber 1804. Poli- 
tische Korrespondenz Karl Friedrichs von Baden V. bearbeitet 
von K. Obser rgoi Sr. 150. — *) Die Denkschrift besteht aus 16 Quart* 
seilen und ist von sorgfältiger Hand nach einer geschriebenen Vorlage kopiert. 
Die Schriftzüge machen nicht den Kindruck einer Schreiberhand, doch konnte 
ich sie nicht mit denen eines Schriftstücks von unbezweifeller Herkunft 
identifizieren; weder Savigny selbst noch sein Heidelberger Freundeskreis 



ogfe mSSSSwwt 



(>IO Schneider. 

Mitte August 1 ) kam Savigny mit seiner ihm kurz zuvor 
angetrauten Frau Kunigurule, der Schwester von Clemens 
Brentano, nach Heidelberg, der ersten Etappe auf seiner 
schon lange geplanten Reise durch die Archive und 
Bibliotheken. Sein Aufenthalt hier mag in erster Linie 
durch sein Interesse an der Universität bedingt gewesen 
sein, wenn auch sein Marburger Freund Creuzer, der seit 
Frühjahr als der erste der neuberufenen Lehrer von einiger 
Bedeutung in Heidelberg wirkte, mit die Veranlassung zu 
dem Besuch war. Savigny gedachte einige Wochen hier 
zuzubringen, um sich über alle Universitätsverhältnisse 
gründlich zu orientieren. Eine Unpässlichkeit seiner Frau 
machte überdies die schnelle Weiterreise unmöglich 2 ). 

Savigny suchte durch regen persönlichen Verkehr und 
durch gelegentliches Hospitieren in den Vorlesungen den 



lässt sich für sie in Anspruch nehmen. Der Faszikel« der die Denkschrift 

enthalt (Gcneral*Landesarclm% Univ\ Hcid. Nr, 1140) gehörte der Registratur 

der diplomatischen Sektion des Geh. Rats an und zeigt die Aufschrift: «Die 

in Folge der auf der Universität Heidelberg statt gehabten unruhigen Auf- 

1804 
tritte erlaßene Kurfürstliche Decrele u. sonstige Anordnungen de anno |fi "7* 

von einer Hand, scheint also erst 1806 angelegt rn sein, zumal da er die 
aller verschiedenartigsten Dinge enthalt (u. 1* auch Berufungsverhandlungen 
mit Vogel in Altdorf Sommer 1806, Denkschrift Reuensteins wegen Ver- 
legung der kalhol. theo). Fakultät nach Freiburg Sept. 1806). Er scheint 
alle amtlichen Schriftstücke zu umfassen, die Edclshcim noch in seinem 
Privatbesitz hatte, als er Ende 1806 von der Leitung der Universitätsgeschäfte 
zurücktrat. 

■) Creuzer an seinen Vetler Leonbard Creuzer 17. August 1804. 
E, Rohde, Friedrich Creuzer und Karoline von Günderode, 1896 S- 3. Die 
betreffenden Stellen lauten im Zusammenhang: *Dann kam Savigny mit s. 
Frau u. einer Schwägerin u. nun vorgestern Brentano mit Weib u. Kind- 
Daneben erschienen der Dir bekannte Dichter Gries — u, ein mir weit inter- 
essanterer deutscher Mahler der von Paris kommt — ein tüchtiger Mensch — . 
Du siehst da fehlte es an Gesellschaft nicht. Savigny hat sich in einem 
Gasthof bequem einquartiert 11. will einige Wochen hier bleiben. Dann 
gehts für den Winter nach Paris oder Wien. Er weiß es selbst noch nicht.« 
(Universitätsbibliothek zu Heidelberg, Cod. Heid. 369, 216). ~ *) Creuzer an 
seinen Vetter 1. Sept. 1804: »Savigny's Krau ist hier fast beständig krank 
gewesen (hysterische Übel — Nervenschwäche) daher ist er am Dienstag 
{28. August) mit ihr zu ihrem Arzte nach Mainz gereist. Woher er in etwa 
2 Tagen hierher wieder zurückkehren wird- Sein Quartier von 4 Stuben in 
einem hiesigen Gasthof hat er unterdessen in der Micihe behalten.« (Cod. 
Heid. 369, 216). 



oglc 



fMOTONUfflYERfflY 



Savigny und die Reorganisation der Universität Heidelberg. ö I I 

Wert oder Unwert der vorhandenen Professoren und die 
Lücken im Lehrkörper festzustellen. Dass er der Regierung 
einen durchgreifenden Plan vorzulegen gedachte, war An- 
fang September schon seinen Heidelberger Freunden be- 
kannt 1 ); seine Absicht, als Vertreter der Philosophie den 
Privatdozenten Fries in Jena vorzuschlagen 1 ), und für die 
Universitätsbibliothek die Berufung eines tüchtigen Pro- 
fessors als Direktor anzuregen, der zusammen mit Creuzer 
und dessen neuerworbenem Freunde Kayser, einem Heidel- 
berger Gymnasialprofessor, den chaotischen Zustand über- 
winden sollte 1 ), wird uns ebenfalls überliefert. Am 20, Sep- 
tember 3 ) fuhr er dann nach Karlsruhe, der schon im 
Frühjahr erfolgten Einladung Edelsheims folgend, um mit 
ihm über den weiteren Ausbau der Universität zu kon- 
ferieren. Dort musste er die wegen der grossen Finanznot 
des Staates keineswegs günstigen Aussichten für den Fort- 
gang der Personalorganisation der Universität erfahren*), 
was seine Hoffnungen gewaltig herabstimmte. Am 3. Ok- 
tober kam er ganz hoffnungsarm nach Heidelberg zurück 5 ). 
Erst nach diesem Besuch in Karlsruhe Hess er durch Frei- 
herrn von Dalberg seine Denkschrift über die Universität 
dem Kurator Edelshcim übermitteln. 

Der Tag der Abreise Savignys von Heidelberg lässt 

% ) Tagebuch KjhjKfi vom 9. Sept. 1804 in; Bartsch, Romantiker und 
germanistische Studien in Heidelberg 1804— 1808 (Prorcktorat*rede 1881) 
S- 40, Anm. 8. — f ) Tagebuch Kayser* vom 19, Sept. 1804 ebenda S. 40, 
Anm* 2. — *) Das Datum ergibt sich aus dem Brief Creuzers an Heise 
vom 23- Sept. Der Senat halte dem Antrag Creuzers, an Heise statt an den 
diesem gegenüber unbedeutenden GambsjRgcr das Pandcktenkollog im bevor- 
stehenden Wintersemester zu übertragen, nicht stattgegeben, weshalb Creuzer 
die Fakultät beim Kuratelamt verklagte. Er übettrug die Sache Savigny» 
»weil er den Tag darauf nach Carlsruhe reist«, (v. Bippen. Georg Arnold 
Heise» 1852» S, 109/1 10). Da nach dem Senatfprotokoll (UiiivcisitltsarclK I. 
3. 137, S- 339) der Hcschluss zuungunsten von Heise am 19. Sept. erfolgte, 
ergibt sich als Tag der Abreise von Savigny der 20. Sept. — *) Näheres 
über die ganzen Zusammenhange in meiner »Geschichte der Universität 
Heidelberg im ersten Jahrzehnt nach der Reorganisation durch Karl Friedrich 
(1803 — 1813)*. 1913. in den Heidelberger Abhandlungen zur mittleren und 
neueren Geschichte» herausgegeben von Hampe und Onckcn. — *) Creuzer 
an Gündcrodc 4. Okt. 1804 in Preistndanz, Die Liehe der Gündcrode, 
1912, S* 16, zusammenzuhalten mit Creuzer an Günderode [6. Okt. 1804J 
S. 17. 



rOOgk |ftiHaTONUMI¥Eft£TY 



£>I 2 Schneider. 

sich an Hand der bis jetzt zugänglichen Quellen nicht 
genau bestimmen. Am 18. Oktober weilte er noch hier 1 ), 
doch scheint er unmittelbar darauf seine Weiterreise über 
Mannheim angetreten zu haben» da die Briefe Creuzers 
weiterhin nichts mehr über seinen Heidelberger Aufenthalt 
berichten. 

Die vorliegende Denkschrift 2 ) muss einen mit den 
Bedürfnissen einer Universität vertrauten Verfasser haben, 
der überdies einen weiten Gesichtskreis über die Univer- 
sitätsfächer besitzt. Creuzer, an den man denken könnte, 
wird durch die Stelle ausgeschlossen, in der er neben der 
Philologie nur für alte Geschichte in Anspruch genommen 
wird; ausserdem besass er auch keineswegs die in der 
Denkschrift bekundeten umfassenden Kenntnisse ausser- 
halb seines Fachgebiets und die ausgedehnten litterarischen 
Beziehungen. Schwarz scheidet sofort aus, einmal weil er 
in jenen Tagen erst von seiner Landpfarre nach Heidel- 
berg kam, um zum erstenmal den Katheder zu besteigen, 
dann auch weil die äussere Form der Diktion in keinem 
Punkte seiner eigentümlichen Schreibweise gleicht. Die 
gründliche und treffende Beurteilung der juristischen Sektion 
und die sachkundige Begründung der Vorschläge für diese 
scheinen auf einen Juristen hinzuweisen, der, wie seine 
übrigen Vorschläge zeigen, auch die anderen Wissenszweige 
zu würdigen versteht, der mit der naturphilosophischen 
Richtung der Medizin sympathisiert, von Tiecks Arbeiten 
sehr befriedigt ist, und der mit Marburg in gewissen Be- 
ziehungen steht, da er zwei Marburger Dozenten für Heidel- 
berg vorschlägt. Alles Indizien, die stark auf Savigny 
deuten. Weitere Argumente, die die Vermutung zur Ge- 
wissheit machen, lasse ich in den Text einfliessen. 

Savigny beginnt mit eäner in den feinsten und sanf- 
testen Formen gehaltenen unbedingt ablehnenden Be- 
urteilung der nicht geringen Zahl »völlig unbekannter 
Lehrer, welche aus dem alten, hülf losen Zustande der 
Universität übrig geblieben sind«, und welche in keinem 
Punkte den Anforderungen an den akademischen Lehrer 



') Creuzer an Günderode Donnerstags. Splt. [18. Oku 1804], Preisen* 
danz, a. a. O-, 5* 20. — *) Siehe den Abdruck unten Seite 619, 



l «ooglc FftiHcoofiuwvw: 



Savigny und die ReoiganisalioQ der Universität Heidelberg. 613 

entsprechen. Er regt ihre Versetzung in andere Wirkungs- 
kreise an, ohne aber die von ihm gemeinten Persönlichkeiten 
mit Namen zu nennen. Höchst bedeutsam ist das an dieser 
Stelle entwickelte Bild eines guten akademischen I-ehrers. 
>Von jedem academischen Lehrer nämlich kann und soll man 
fordern, daß er mit Sinn und Geschmack seine Wißen- 
schaft bearbeite, daß er ein Ideal derselben vor Augen 
habe, und nach diesem die Bemühungen des Zeitalters zu 
würdigen wiße. Ein solcher Lehrer wird in bildsamen 
Schülern einen Enthusiasmus erregen, welcher nie vergeht, 
er wird ihnen als ein Muster vor Augen stehen, welchem 
sie mit jugendlicher Kraft nacheifern werden«. Die gleiche 
Forderung lebendigen Einwirkcns des in der Wissenschaft 
hochstehenden Lehrers auf die jugendliche Kraft der Nach- 
eiferung im Studenten liegt den ausführlichen Darlegungen 
Savignys über den Universitätslehrer zugrunde, die er 1832 
in der historisch-politischen Zeitschrift von I,- Ranke mit- 
teilte 1 )« 

Nach diesen prinzipiellen Erörterungen über den an 
Universitätslehrer anzulegenden Masstab geht Savigny dazu 
über, die im Lehrkörper der Universität vorhandenen Lücken 
aufzuweisen. 

In der kirchlichen Sektion scheint ihm ein Ver- 
treter der Kirchengcschiclue zu fehlen, deren vorzügliche Be- 
setzung der Fakultät vor allem andern allgemeines Zutrauen 
verschaffen könne. Damit verurteilt er ohne Worte die im 
Organisationsedikt ausgesprochene Absicht Brauers, die 
Kirchcngeschichte zwischen den Lehrern der Dogmatik 
und des Kirchenrechts aufzuteilen. Er empfiehlt sehr warm 
die Berufung seines Marburger Kollegen Münscher 1 ), der 
sich durch seine dogmengeschichtlichen Arbeiten weithin 
einen Namen gemacht hatte. Von seinem Wesen warSavigny 
so eingenommen und von seiner wissenschaftlichen Grösse so 
sehr überzeugt, daß er ihn 1810 auch nach Berlin zu bringen 
suchte als einen Mann von überragender Bedeutung*). 



*) Wesen und Werth der deutschen Universitäten in: Vermischte Schriften 
von Friedrich Carl von Savigny IV, 1850, S. 270/308, bes. S. 275/281. — 
*) Holtzmann in Allgemeiner] d[eul»cher] Biographie J 23. S. 22. — *l Lenz, 
Geschichte der königlichen Fiiedrich-Wilhelnis-Universitai zu Berlin I. 1910. 
S* 225/2:6. 



' * 0t '8 C FftiHCt1QHUMIV(ft: 



6l j Scnneiticr« 

Die juristische Sektion besitzt Savignys Hauptinter- 
esse, ihre derzeitigen Mitglieder müssen sich einer beson- 
ders scharfen Kritik unterziehen. Gambsjäger 1 ) scheint 
ihm vollkommen ungeeignet, »dem Studierenden Liebe und 
Achtung gegen sein Kach und gründliche Kenntniß deßelben 
mitzutheilen«, sowohl nach seinen Vorlesungen, denen er 
persönlich beigewohnt, wie nach seinen gelegentlichen 
Schriften, Die gleiche Missachtung; hatte er 14 Tage vor- 
her Heise gegenüber ausgesprochen 2 ). Da er neben Heise 
unbedingt einen zweiten tüchtigen Lehrer des römischen 
Rechts für nötig hält bei dem grossen Umfang des Faches, 
weist er in erster Linie auf Gramer in Kiel 8 ), dann auf 
Daniels in Köln*) hin, von denen der letztere sich seiner 
ganz besonderen Verehrung erfreut. Die Besetzung des 
Kriminälrechts und der praktischen Jurisprudenz mit dem 
altpfalzischcn ausserordentlichen Professor Janson b ) miss- 
tällt ihm, er spricht ihm zwar keineswegs Geschäftsgewandt- 
heit ab, weist aber auf den Mangel jeder geschmackvolleren 
geistigen Bildung hin, idie allein dem Zuhörer Achtung 
gegen Studium und Lehrer ein flößen kann«; vor allem 
scheint ihm die Fühlung mit dem Geist der Zeit und der 
philosophische Bück ZU fehlen» die dem Kriminalisten un- 
bedingt eigen sein müssen. Er schlägt vor, die Unter- 
handlungen mit Martin 6 ) in GÖttingen, der dort allgemein 
Beifall ernte, wieder aufzunehmen, anscheinend wusste er 
nicht, dass diese Verhandlungen im Dezember 1803 von 
privater Seite ausgegangen waren und ihre Fortsetzung 
von der Regierung sogleich abgelehnt wurde. 

Zu Savignys romantisch-naturphilosophischer Geistes- 
richtung stimmen vollkommen die Vorschläge für die 
medizinische Sektion. Da er die ordentlichen Pro- 
fessoren Mai 7 ) und Zueearini 8 ) nicht als vollwertig gelten 



'( v r Schuhe in Adfi. 8. S. 358, — *) Savigny an Heise 17. Sept. 1804» 
v. Wippen, Heise» S. 109. — ■) Ratjen in AdB, 4. S. 546. — 4 ) Ullmann in 
AdR. 4, S 735/736. — *) 15. Sept. 1750 zu Wal dböckcl heim hei Kreuznach 
gehören, war Rat bei verschiedenen mittelrhcinischcn Regierungen gewesen. 
: - \ ausserordentlicher Professor ohne Gehalt bei der juristischen Fakultät in 
Heidelberg, 1805 Hofgerichtsrat in Mannheim. — 4 ) Eisenhart in AdB. 20. 
S. 485 489. — T ) Hirsch in AdB. 21. S- 83,84. — *) 15. Aug. 1738 in Mannheim 
geboren, wurde 1788 Professor der Medizin in Heidelberg» 1809 gestorben. 



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■. 



Savigny und die Reorganisation der Universität Heidelberg ftic 

lässt, verlangt er für Pathologie, Therapie und Semiotik 
die Berufung eines bedeutenden Lehrers. Neben Kiel* 
meyer l ) in Tübingen» jenem eigentümlichen Gelehrten 
in der Geschichte der Medizin, welcher ohne schrift- 
stellerisch tiitig zu sein, der von ihm begründeten 
vergleichenden Anatomie allgemein Geltung zu ver- 
schaffen wusste» schlägt er die beiden naturphilosophischen 
Arzte Troxler 2 ) und Schelling*), den Bruder des Philo- 
sophen, vor, denen beiden er hohes Lob widmet. Für die 
durch Moser 4 ) ungenügend vertretene Anatomie wünscht 
er die Unterhandlung mit Sömmerring oder Hildebrandt 
fortgesetzt, die, wie das Gerücht sagte, damals schwebten, 
in Wirklichkeit aber sich beide schon zerschlagen hatten. 
Um seinem in Heidelberg neu erworbenen Freund Loos*) 
eine Anstellung zu verschaffen, wünscht er eine ausser- 
ordentliche Professur für dessen Fächer: materia medica, 
Geschichte der Medizin und ihrer Systeme» medizinische 
Enzyklopädie; es ist wohl das erstemal, dass das aus roman- 
tischem Geiste geborene Fach der Geschichte der Medizin 
einer Universität anzugliedern versucht wird. 

Dass er in der staatswirtschaftlichen Sektion für 
den ausserordentlichen Professor Reinhard eine feste An- 
stellung verlangt, ist nebensächlich, anscheinend nur eine 
Gefälligkeit für diesen, der in seiner finsteren Verschlossen- 
heit nicht zu einer einigermassen bedeutenden Einwirkung 
auf seine Zuhörer kommen konnte. 

Um so bedeutsamer sind seine Vorschläge für die 
allgemeine Sektion. Für den unzureichend besetzten 
Lehrstuhl der Philosophie schlägt er» entsprechend seinen 
Äusserungen im September*), in erster Linie den ihm durch 
gelegentlichen wissenschaftlichen Briefwechsel als bedeuten- 
den Gelehrten bekannten Privatdozenten Jakob Friedrich 
Fries 7 ) in Jena vor, den er gleichzeitig durch eine Mittels- 
person auffordern Hess, an den Kurator der Universität, 



>) Klüpfel in AdB, 15. S, 721.723. — *) Liebmann in AdB. 38. S. 667. 
— *) Biographisches Lexikon der hervorragenden Arzle aller Zeiten und 
Völker hrg- von Hirsch V, 1887, S. 215. — *) Neuer Nekrolog der Deutschen. 
II. Jahrgang, 1833, S. 954, Nr. 985. — &) Almanach der Universität Heidel- 
berg auf das Jahr 1S13 hrg. von Julius Lampadius [Leichilin] S* 89. — 88 
*) Siehe oben S. 61t. — 7 J Eggeltag in AdB- 8. S. 73/81. 



l rooglc rfiiHcoüNUHivM: 



6l6 Schneider. 

Geh. Referendar Hofer in Karlsruhe, einen Bericht über 
seine Studien und Arbeiten zusenden 1 ). An zweiter Stelle 
nennt er den Professor Ortlof*) in Erlangen, der steh vom 
Schuhmachergesellen zum Philosophieprofessor empor- 
gearbeitet hatte, ohne aber irgendwie Anlagen zu einem 
zweiten Jakob Böhme zu haben. Seit 1803 hatte er, was 
Savigny nicht bekannt war, das mit philosophischem Geist 
doch sicherlich sehr wenig durchtränkte Amt eines Polizei- 
direktors in Koburg inne. Da Creuzer neben der Philo- 
logie höchstens die alte Geschichte noch bewältigen kann, 
wäre die Berufung seines Marburger Kollegen Wachler 3 ) 
sehr angebracht, der bei seinen unbezweifelt glücklichen 
Eigenschaften alle die weitverzweigten Fächer der Ge- 
schichte aufs beste versehen könnte. Für »die Theorie 
und Geschichte der schönen Künste«, dem gegenwärtig so 
sehr vernachlässigten wichtigen Bildungselement, verlangt 
Savigny die Anstellung von Tieck, vor allem seiner treff- 
lichen Vorrede zu der Ausgabe der Minnesänger wegen, 
ein Vorschlag, der von Brentano im Frühjahr 1804 angeregt, 
schon damals der badischen Regierung ohne Erfolg unter- 
breitet wurde*). Es war anscheinend Savigny nicht be- 
kannt» dass dieser im Lehrplan wohl vorgesehene Lehr- 
stuhl schon seit einiger Zeit an den Badener Lyzealprofessor 
Schreiber fest vergeben war, Dass er schliesslich von der 
Verknüpfung der Mannheimer Sternwarte und ihres Direk- 
tors mit der Universität abrät, ist im Grunde nur von 
finanziellen Bedenken getragen. 

Die schlimme finanzielle Lage der Universität mit 
diesen seinen Vorschlagen in Einklang zu bringen, bereitet 
ihm einigermassen Schwierigkeiten, und er kann schliess- 
lich nur den Weg einer sofortigen Anleihe zur Beschaffung 
von Mitteln für die ungesäumt nötigen Berufungen vor- 
schlagen. Denn »verzögert sich die vollständige Besetzung 
noch einige Zeit, so ist sehr zu befürchten, daß das größere 
Publikum, welches von den ernstlichen Entschlüssen der 



') Henke» Jakob Friedrich Fri«, 1867. S, 95, — f ) Fikeoscher. Gc- 
johrtengescliiclite <lcr UniverailÄt Erlangen, 1806, HL S. 87/92. — *) Hippe 
in AdB. 40, S. 416/418. — *| Siehe Breniano an Tieck 22. April 1804 und 
28. Mai 1804, tn: Briefe an Ludwig Tieck hrg. von Karl von Holtei 1864. 

S. 97 ff- 



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Savigny und die Reorganisation der Universität Heidelberg, 6l7 

Regierung nicht so genau unterrichtet seyn kann, in seinem 
Vertrauen wankend werde» und dann mögte dieses Ver- 
trauen selbst durch die zweckmäßigsten Vocationen nur 
schwer und langsam zurückzuführen seyn«. Dieser An- 
leihevorschlag geht zweifelsohne von Creuzer aus, der 
solche Gedanken schon bald nach seiner Ankunft in Heidel- 
berg seinem Vetter gegenüber äusserte 1 )» und auch in eben 
diesen Tagen in einem Brief an Böttiger fast mit den 
Worten der Denkschrift diesen Vorschlag diskutierte'). 

Die am Schlüsse der Denkschrift angehängten Neben- 
bemerkungen gehen direkt auf Creuzer zurück, Sie ver- 
langen eine Vermehrung der Mittel der Bibliothek» 
die Ersetzung der unbrauchbaren Bibliothekare Semer 
und Wolfter durch einen Professor der Literargeschichte 
mit einem Bibliothekssekretär, Wünsche, die Creuzer 
stets geäussert hat, und die im Juli 1804 schon durch die 



') Creuzer an seinen Vetter 28. Apr. 1804; Es fehlt in Heidelberg >an 
einem energischen Finanzsystem, das mit Muth eine tüchtige Anleihe machte, 
um mit Kraft die Universität zu hebent (Cod. Heid. 368, 67)- — *} Creuzer 
an Böltiger 27. Sept. 1804; » Es ist mir nie eine Universität vorge- 
kommen, die einen so unliterarischen Effect macht als die hiesige- Doch Ober 
diese Empfindung erhob ich mich leicht durch den Gedanken, daß hier ja 
noch erst eine Academie werden solle, wenn mich nicht auf der andern Seite 
wieder die Bemerkung niedergeschlagen hätte, daß es der obersten Behörde 
an einer wissenschaftlichen Bildung mangele, die doch zur Organisierung einer 
litcrar. Anstalt durchaus notwendig ist. Dazu kommt noch ein gewisses 
Finanzsystem, dem es an Muth zu fehlen scheint durch eine Anleihe im 
Großen schnelle Mittel zur Hebung der Academie herbei zu schaffen. Was 
mich aber am meisten drückte war die Beschaffenheit der hiesigen Univers. 
Bibliothek, worin Alles fehlt was seit A* 1700 im Fach der alten Literatur 
bedeutendes erschienen ist* Dagegen zeigt sich seit einiger Zeit eine gün- 
stigere Hoffnung für unsere Universität* Der Kurfürst hat n&mlich zum 
Jlbrli Uoivers* Fond von 40000 fl. noch 10000 fl. hinzugefügt u. scheint 
dieses Fixum noch durch jeweilige Geschenke vermehren zu wollen, wie er 
uns denn vor wenigen Wochen wieder 12000 iL geschenkt hat. Dazu kommt 
die wirkliche Anstellung 3 neuer protestantischer Lehrer, worunter der eine 
mein Freund der Prediger Schwarz im Hrssendarmstädt. ist, und es ist Hoff- 
nung, daß noch mehrere Vocationen dieser Art folgen werden, besonders 
wenn die Vorschläge des Hr. ?, Savigny, der sich seit einigen Tagen in 
Carlsruhe befindet» Eingang finden sollten. Zur Bibliothek sind nun auch 
j5hrl. 1500 fl. bestimmt, die freilich nur in dem Falle hinreichen werden, 
wenn zur Ausfüllung der bisherigen großen Lücken vorerst eine besondere 
nicht unbeträchtliche Summe angewiesen werden wird. — . . .* (Cgi. Biblio- 
thek zu Dresden k. 37 Bd. 31). 

Zcitsthr. U Gt.ch. d. Oberrh. N.F XXVIII. 4. 41 



K lc WlHaÄlvW^TV 



6i8 Schneider. 

Kommission zur Vorbereitung" der akademischen Gesetze 
unter Creuzers Einfluss als einzige Bitte der Regierung 
vorgetragen wurden '). Dass der weitere Wunsch nach Er- 
richtung eines philologischen Seminars und eines Seminars 
für Schullehrer auf Creuzer zurückgeht, dafür braucht es 
wohl keinen besonderen Beweis. Und auch den letzten 
Punkt, die Zulassung von Studienplänen nur unter der 
starken Einschränkung auf »gewißc allgemeine Fächer, die 
durch einen illiberalen Privatplan leicht übergangen werden 
könnten, wie z. B. philosophische und philologische Wißen- 
schaftenc, mag Savigny auf das Drängen von Heidelberger 
Professoren hinzugefügt haben, die sich ja schon seit einem 
Jahre gegen diese von der Regierung im Organisations- 
edikt angekündigte Fessel für die Studien sträubten. 

Die Denkschrift blieb leider vollkommen wirkungslos. 
Als sie in die Hände von Edelsheim gelangte, war sein 
Mitkurator Hofer, der in Wirklichkeit die Geschäfte allein 
führte, in diplomatischer Sendung von Karlsruhe abwesend, 
der deshalb von ihr nichts erfuhr. Edelsheim scheint sie 
unter seine Privatpapiere gemengt und erst Ende 1800 
wieder aufgefunden zu haben, um sie dann in dem Faszikel 
mit der ganz irreführenden Aufschrift begraben zu lassen. 
Als Creuzer die Wirkungslosigkeit der Denkschrift sah. 
verlangte er im Dezember 1804 seine Entlassung, um einem 
Ruf nach I-andshut folgen zu können; und er Hess sich 
durch den inzwischen privatim für die Universität wirken- 
den Freiherrn von Reitzenstein nur unter der Bedingung 
halten, dass die für ihn wesentlichsten Wünsche der Denk- 
schrift erfüllt würden. Infolgedessen trat man in Verhand- 
lungen mit Wachler und dem Mainzer Historiker Vogt, 
um den Lehrstuhl der Literaturgeschichte und zugleich die 
Direktion der Universitätsbibliothek zu besetzen, für Philo- 
sophie berief man nach einem missglückten Seitensprung 
zu Herbart 1 ) doch den Jenenser Fries, da er sich der Auf- 
forderung Savignys folgend in Karlsruhe um die Stelle 
beworben hatte. Dies sind die einzigen Punkte der 
Denkschrift, deren Durchsetzung auf indirektem Wege 

') Gencral-Landesarchiv, Univ. Heid. N*r. 77g. — *) Ober die Ursachen 
desselben siehe meine Nachrichl: Zu Herbarts Berufung nach Heidelberg in 
der Zeitschrift für Philosophie und Pädagogik XX, 1913, S. 286. 



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Savigny und die Reorganisation der Universität Heidelberg. OIQ 

versucht wurde. Dass Martin im Sommer 1805 für Heidel- 
berg erworben wurde, steht ausser allem Zusammenhang 
mit der Denkschrift und beruhe darauf, dass dieser seine 
Dienste der badischen Regierung anbot, worauf Reit/en- 
stein mit beiden Händen zugriff. 



Bemerkungen über die Universität zu Heidelberg, 
niedergeschrieben im Oct 1804. 



Als sich zuerst das Gerücht von einer neuen Organisation 
der Heidelberger Universität verbreitete, wurden durch den Ruhm 
der mildesten und humansten Regierung und durch die viellachen 
Vorlhcile und Annehmlichkeiten, welche die Lage der Stadt mit 
sich führt, die schönsten Hoffnungen für die Bliithe dieser Uni- 
versität erregt. Ein Theil dieser Hoffnungen ist bereits in Er- 
füllung gegangen, und der Verfaßer dieser Bemerkungen wagt 
es um so eher, über die noch übrigen Bedürfniße einige Ge- 
danken zu äußern, welche durch aufmerksame Localbeobachtung 
entstanden, und durch geprüfte Urlheile des Publikums und ein- 
zelner sachkundiger Männer bestätigt und berichngt worden sind. 

Das Erste, was hier jedem Beobachter aulfällt, ist die nicht 
geringe Zahl völlig unbekannter Lehrer, welche aus dem alten» 
hülf losen Zustande der Universität übriggeblieben sind. Diese 
Namenlosigkeit indeßen könnte noch nicht gegen jene Männer 
entscheiden, da eine Universität ohne literarischen Ruf ihrer 
Profeßoren zwar nicht berühmt, aber höchst vortrefflich seyn 
kann, | Allein eine andere durchaus noth wendige Eigenschaft 
eines würdigen Docenten scheint vielen unter jenen Männern 
gleichfalls zu fehlen. Von jedem acaderaischen Lehrer nämlich 
kann und soll man fordern, daß er mit Sinn und Geschmack 
seine Wißcnschaft bearbeite, daß er ein Ideal derselben vor 
Augen habe, und nach diesem die Bemühungen des Zeitalters zu 
würdigen wiße, Kin solcher Lehrer wird in bildsamen Schülern 
einen Enthusiasmus erregen, welcher nie vergeht, er wird ihnen 
als ein Muster vor Augen stehen, welchem sie mit jugendlicher 
Kraft nacheifern werden. Wo jene Eigenschaft fehlt, wo der 
Lehrer nicht fähig ist, sich als Lehrer diese Liebe und Achiung 
zu erwerben, da wird der Zuhörer trag und mit Unlust arbeilen, 
und jedes Land wird mit Predigern, Richtern und Aerzten, die 
auf diese Weise gebildet worden sind, sehr schlecht versorgt 
seyn. Jene nothwendige Eigenschaft aber fehlt ganz unstreitig 

4<* 



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Ö20 Schneider. 

vielen der hiesigen Profeßorcn. Auch ist dieses nicht anders 
möglich» da der schlechte Zustand der Universität unter der 
vorigen Regierung nicht dazu gemacht war, | Geistesbildung und 
wißenschaftlichen Enthusiasmus zu erwecken und zu erhalten. 
Der Vf, dieser Bemerkungen fürchtet weder für ungerecht, noch 
für unbescheiden gehalten zu werden, indem er dieses geradezu 
sagt: Denn es ist wohl unläugbar, daß man als Mensch Achtung 
verdienen, ja in Geschäften auf tnancherley Weise brauchbar 
seyn kann, ohne doch die Eigenschaften zu besitzen, die einem 
würdigen Docenten durchaus unentbehrlich sind. Obgleich also 
durch diese Ansicht der Ehre jener Männer nicht zu nahe 
getreten seyn kann, bescheidet sich dennoch der Vf. gerne* daß 
er kein Urtheil hat über die, für die Universität höchst wünschens- 
werlhe, Möglichkeit, jene Männer auf andere Art zu entschädigen 
und zu benutzen: er wird sie also nur da namhaft machen, wo 
es zu dem Beweise gegenwärtig vorhandener Lücken nothwendig 
seyn wird. 

Dieses nun ist der zweite sehr wichtige Funct» welcher noch 
große Wünsche für die Universität übrigläßt. In allen Fächern 
nämlich sind noch sehr wesentliche Lücken, so daß nicht leicht 
in Einem derselben ein Studierender den ganzen Cursus voll- 
enden kann. | 

I, In der Kirchlichen Section ist die allgemeine Kirchen- 
geschichte noch gar nicht besetzt, ein Fach deßen vorzüg- 
liche Besetzung vielleicht mehr als die irgend eines andern 
der theologischen Facultät allgemeines Zutrauen bey aufklärten 
[so] Menschen aller Religionsparteyen verschaffen könnte. Ein 
Mann von entschiedenem Ruf in diesem Fach und von dem 
würdigsten moralischen Character ist der reformirte Consistorial- 
rath und Profeßor iMünscher zu Marburg, deßen großes Werk 
über die Dogmengeschichte allgemein bekannt ist, und der auch 
schon ein Compendium der Kirchengeschichtc herausgegeben hat. 
Dieser könnte neben der Kirchengeschichte insbesondere auch 
exegetische Collegien lesen, welches er schon in Marburg mit 
vielem Beyfall gethan hat. 

II, In der juristischen Section fordert zunächst das römische 
Recht die größte Aufmerksamkeit Für dieses Fach müßten, 
nach dem Beyspiel aller Universitäten, und nach dem großen 
Umfang des Fachs selbst, wenigstens zwey tüchtige Männer 
angestellt seyn. Nun sind für daßetbe in der That zwey Männer 
angestellt. Prof. Gambsjäger und Prof. Heise. Von dem letzten 
ist nach seinem entschiedenen | Beyfall in Göttingen das beste 
zu hoffen: allein die Vorlesungen des ersten sind, wie sich der 
Vf t dieser Bemerkungen selbst überzeugt hat, durchaus nicht 
geeignet, dem Studierenden Liebe und Achtung gegen sein Fach 
und gründliche Kenntniß deßelben miizutheilen. Dieses Urtheil 
über den Docenten und Gelehrten wird durch eine kürzlich 
gedruckte Schrift deßetben (testamentum in genere, in sp. inoffi- 



°Sk rciÄ 



Savigny und die Reorganisation der Universität Heidelberg. 621 

ciosura etc.) nur zu sehr bestätigt! kann übrigens der sonstigen 
Brauchbarkeit des Mannes durchaas keinen Eintrag thun. Dieses 
Fach nun könnte wohl durch keinen würdigem Mann besetzt 
werden, als durch Profeßor Cramer zu Kiel, einen Civilisten 
von großem Ruf, äußerst gründlicher Gelehrsamkeit und rühm- 
lichem Fleiße in Erfüllung seiner aeademischen Pflichten. Sollte 
etwa dieser Gelehrte nicht zu einer Annahme der Stelle zu be- 
wegen seyn, so wäre der Geheimerat Daniels zu Cöln, ehemals 
erster Profeßor der Rechte zu Bonn, gleichfalls ein höchst wür- 
diger Competent. 

Dieser Mann mit welchem es wenige deutsche Civilisten 
an gründlicher Gelehrsamkeit aufnehmen können, hat seine 
Kenntniße auch dem größeren Publikum durch eine sehr ge- 
lehrte Schrift (de Senatusconsulto Liboniano) gezeigt, und genießt 
in seinem Vaterlande eine Verehrung, deren sich wohl wenige 
deutsche Gelehrte rühmen dürften. 

Außer dem römischen Recht bedarf auch noch das Cri- 
minalrecht und die practische Jurisprudenz wenigstens 
Eines tüchtigen Lehrers, Beides ist dem Profeßor Janson über- 
tragen, einem sehr rechtschaffenen Mann, der auch in Geschäften 
sehr gewandt und brauchbar seyn soll. Allein die geschmack- 
vollere geistige Bildung, die allein dem Zuhörer Achtung gegen 
Studium und Lehrer einflößen kann, fehlt ihm durchaus, und 
noch mehr die Kenntniß des Zeitgeists und der philosophische 
Blick, ohne welchen das Criminalrecht nicht gelehrt werden 
kann. Wenn es möglich wäre, die vorigen Unterhandlungen mit 
Prof. Martin zu Götlingcn, der gerade diese Vorlesungen mit 
allgemeinem Beyfall hält, wieder anzuknüpfen, so würde auch 
von dieser Seite einem sehr dringenden Bedürfniße auf eine 
sehr vorzügliche Weise abgeholfen seyn. | 

III, In der ärztlichen Section sind wohl die Bedürfniße 
noch größer und dringender als in allen übrigen. 

Zunächst ist für die eigentliche Medicin, d. h. für Patho- 
logie! Therapie und Semiotik ein Lehrer von wißenschaft- 
lichem Geist höchst nöthig, da ohnehin der G. R, Mai durch 
das Accouchement und das neu zu errichtende Klinikum volle 
Beschäftigung hat, und Prof. Zuccarini zugleich als Lehrer der 
Botanik angestellt ist. Der würdigste zu dieser Stelle wäre 
vielleicht Profeßor Kielmeyer zu Tübingen, ein Mann, deßen 
durchdringender Geist und deßen tiefe Kenntniße von allen 
Parteyen anerkannt, ja verehrt sind. In Ermangelung dieses 
trefflichen Gelehrten könnte wohl D. Troxler die Stelle würdig 
ausfüllen, der sich jetzt in Wien aufhält und durch seine »Ver- 
suche in der organischen Physik, Jena 1804 8.«, wie auch durch 
mehrere Aufsätze in Hiraly's ophthalmologischer Bibliothek rühm- 
lich bekannt ist t oder endlich D. Schelling zu Wien, welchem 
von berühmten Aerzten das ausgezeichneste [so] Lob beygelegt 
worden ist. 



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()22 Schneider. 

Anatomie und Physiologie wird bis jelzl von Prof, Moser 
vorgetragen, einem Manne, dem die ersten Kiemente gelehrter 
Bildung ganzlich fehlen, und der selbst in dem Collegium die 
größten Blößen zu geben gewohnt ist. Dem Gerücht nach sind 
über diese Stellen mit Hofrat Sömmering und Hofrat Hilde* 
brand die Unterhandlungen bereits angeknüpft: Durch jeden 
dieser berühmten Gelehrten wurde der Ruf der Universität um 

vieles gewinnen« 

Außerdem scheint es sehr zweckmäßig, für einige nicht 
unbedeutende Zweige der Medicin, die jetzt sehr vernachläßigt 
werden, wie z. B. materia medica t Geschichte der Medicin, 
und einzelner mcdicinischcn Systeme, medicinische Ency- 
c lopädie etc. einen außerordentlichen Profeßor mit einigem 
Gehalte anzustellen, wozu etwa I). Loos, ein junger fähiger 
Mann, der schon seit einiger Zeit ohne Anstellung gelesen hat, 
zu empfehlen wäre. 

IV, In der staatswirthschaftlichen Section wäre der außer* 
ordentliche Profeßor Reinhard, ein Mann von wißenschaftlicher 
Bildung, der aber jetzt wegzugehen im Begriff seyn soll, viel- 
leicht durch eine mäßige Besoldung der Universität zu erhalten. 

V, Die allgemeine Section endlich hat noch zwey der aller 
bedeutensten [so] Fächer so gut als ganz unbesetzt. 

Kür die Philosophie ist Prof. Koch ein ganz unbedeuten- 
der Mann, und auch der neu berufene Weise hat sich schon in 
diesem Sommer zum acadernischen Lehramte völlig untüchtig 
gezeigt. Vielleicht wären U. Fries in Jena, der sich durch 
mehrere Schriften (z. B. »Reinhold, Fichte und Schilling*, ferner: 
»System der Philosophie etc.*) bekannt, ja berühmt gemacht hat, 
und Prof. Ortlof zu Erlangen, der zur Geschichte der Philosophie 
Keyträge geliefert hat, würdige Competenten zu jener wichtigen 
Stelle. 

Zweitens ist das Fach der Geschichte völlig unbesetzt, 
denn Prof. Creuzcr kann neben der Philologie höchstens alle 
Geschichte vortragen, und Prof* Wolfler ist gewiß nicht dazu 
gemacht, diesem Fache als Lehrer vorzustehen. Weltgeschichte 
also, Staatengeschichte, Statistick, historische Encyclopadie und 
Litterargeschichte sind ganz unbesetzt, und diese Fächer würde 
der Profeßor Wachler zu Marburg, ein Mann von [ literarischem 
Ruf, wißenschaftlicher Thatigkeil, und entschiedenem Talente im 
Vortragt ohne Zweifel zu übernehmen im Stande seyn. 

In derselben Section endlich ist noch auf zwey andere 
Fächer Rücksicht zu nehmen. Die Theorie und Geschichte 
der schönen Künste nämlich, die für die Bildung der 
Studierenden von so großer Wichtigkeit ist, wird jetzt völlig 
vernachläßigt. Der berühmte Dichter Tieck, deßen gelehrte 
Kennlniße in diesem Fach durch seine vortreffliche Vorrede zu 
den Minnesingern hinlänglich bewährt sind, würde durch seine 
Vorlesungen in diesem Fach der Universität großen Nutzen und 



ogk. - 



mini?* iwvfh t 



Savigny und die Reorganisation der Universität Heidelberg. t>2\ 

Ehre bringen. Für die Astronomie endlich soll, dem Ver- 
nehmen nach, Profeßor Barry von Mannheim angestellt werden. 
Allein theils versteht dieser Mann nicht genug Deutsch, um fehler* 
freye Vorträge halten zu können, theils kann überhaupt der 
Universität mit einem eigenen Profeßor der Astronomie nicht 
gedient seyn, wenn nicht ganz in der Nähe von Heidelberg ein 
kleines Observatorium zur Ucbung der Studierenden (denn zu 
wißenschafUichen Observationen | ist die Gegend nicht geeignet) 
erbaut wird: sollte dieses nicht geschehen, so würde blos die 
allgemeine Theorie der Astronomie vorgetragen werden können, 
welcher Vortrag sehr füglich dem Lehrer der angewandten Mathe- 
matick, Prof. Voßraann, überlaßen bleiben könnte. 

Dieses sind die wesentlichsten Bedürfniße der Universität, 
und es ist jetzt noch die Krage zu beantworten: wie die Befrie- 
digung dieser Bedürfnisse möglich ist? 

Die jährlichen Einkünfte der Universität nämlich sind von 
Sr. Kurfürstlichen Durchlaucht auf 50000 fl, bestimmt. Rechnet 
man davon die Kosten der Bibliotheck, des Bauwesens etc. nebst 
den außerordentlichen Bedürfnißen ab, welches alles nach dem 
Organisationsedict auf 7800 fl, bestimmt ist, so bleibt als Be- 
soldungsfonds 42200 fl. Daß nämlich diese Summe in der That 
als reiner Besoldungsfonds betrachtet werden müße, ist leicht zu 
zeigen. Denn die außerordentlichen Kosten der ersten Ein- 
richtung in Gebäuden, Gärten etc. welche nach wenigen Jahren 
ganz wegfallen werden, können auf keine Weise dem ordent- 
lichen Fonds zur Last fallen. Schon jetzt hat die großtnüthige 
Kreygebigkeit Sr. Kurfürstlichen Durchlaucht durch das Ge- 
schenk des Dominikanerklosters diese außerordentliche Kosten 
um vieles vermindert. Der Ueberrest aber würde gewiß weit 
zweckmäßiger durch ein aufgenommenes, nach und nach abzu- 
tragendes Capital auf viele Jahre vertheilt, als von den Einkünften 
der nächsten Jahre bestritten, weil durch diese letzte Einrichtung 
gerade das Wesentliche der Universität, nämlich die Besetzung 
der Lehrstellen, noch auf lange hin unvollkommen bleiben 
müßte. 

Die Besoldungen der uürklich angestellten und der pen- 
sionirten Profeßoren, Officianten etc. betragen etwa 31 000 fl. 
so daß von dem Besoldungsfonds noch 1 1 000 II. übrig bleiben. 
Alle oben vorgeschlagene Profeßoren aber würden zusammen 
eine Besoldung von 12 — 15000 fl. erfordern, so daß freylich 
ein Deficit von einigen Tausend Gulden entstände. Allein 
dieses Deficit wäre in einiger Zeit, vielleicht in wenigen Jahren, 
weit mehr als gedeckt, da sich die Besoldungen der blos Pen- 
sionirten und derjenigen Profeßoren, mit welchen der Univer- 
sität wenig gedient ist, zusammen auf 10 — 12000 fl. belaufen. 
Es wäre also nur von einem sehr mäßigen Deficit für die 
nächsten Jahre die Rede, und dafür müßte die Universität 
abermals an die oft erprobte Milde Sr, Kurfürst! Durchlaucht 



S e fflmai$flUH!Y[ft£Ttf 



624 Schneider. 

appelliren. Auf keinen Fall scheint es zweckmäßig, nölhige 
Vocationen vor der Hand zu suspendiren, vieiraehr ist die mög- 
lichste Beschleunigung dieser Sache dringendes Bedürfniß. Denn 
schon seit geraumer Zeit ist die Aufmerksamkeit von ganz 
Deutschland auf die erneuerte Universität gerichtet* Verzögert 
sich die vollständige Besetzung noch einige Zeit, so ist sehr zu 
befürchten, daß das größere Publikum, welches von den ernst- 
lichen Kntschlüßen der Regierung nicht so genau unterrichtet 
seyn kann, in seinem Vertrauen wankend werde, und dann 
mögte dieses Vertrauen selbst durch die zweckmäßigsten Voca- 
tionen nur schwer uud langsam zurückzuführen seyn. Ebenso 
dringend spricht für die Beschleunigung der Vocationen der 
eigene Vortheil des Landes. Denn, abgesehen von den geistigen 
Bildungsmitteln, die dadurch so viel früher den künftigen Dienern 
des Fürsten und des Staates dargeboten werden, die aber über- 
haupt nicht Gegenstand einer Berechnung seyn können, ist auch 
der überwiegende ökonomische Vortheil einer Universität, die 
sich allgemeines Vertrauen zu erwerben im Stande ist, durch 
vielfache Erfahrungen bewährt. Es braucht nur an das Beyspiel 
von Göttingen erinnert zu werden, das von jeher mit königlichem 
Aufwände unterstützt worden ist, und deßen höchst vorteilhafter 
Einfluß auf Staats und Privatvermögen durch die Schriften von 
Brandes und Meiners bekannt ist. 



Es sind jetzt noch einige Nebenpuncte zu bemerken übrig: 
i. Für die bisher so sehr vernachläßigte Bibliothek scheint 
die Summe von 1500 fl., obgleich für bloße Continuation völlig 
hinreichend, dennoch zur Complettirung der wichtigsten Fächer 
nicht zulänglich, vielmehr wäre eine Erhöhung derselben auf 
2000 fl. für die nächsten 6 Jahre räthlich. Bey dem Ankaufen 
der Bucher müßte freylich gleichförmige Vertheilung der Summe 
unter die verschiedenen Fächer als Regel vorgeschrieben werden, 
jedoch mit billiger Rücksicht auf gewiß« allgemeine Fächer 
jeder Bibliothek: so z.B. werden die besten Ausgaben der allen 
Schriftsteller nicht blos für den Philologen, sondern für jeden 
Gelehrten [ überhaupt angekauft, und daßetbe gilt von litera- 
rischen Werken, die gleichfalls allen Profeßoren zugleich, nicht 
blos dem Profeßor der Literargeschichte brauchbar sind. 

Was das Personale der Bibliothek betrifft, so hat der bis- 
herige Bibliothekar Wolfter seine gänzliche Unfähigkeit zu diesem 
Geschäft hinlänglich bewiesen, und Prof, Semer wird durch seinen 
völligen Mangel des Gehörs ebenso unbrauchbar dazu. Sehr 
zweckmäßig wäre es wohl, wenn der Profeßor der Litierar- 
geschichte (wozu eben Prof. Wachler vorgeschlagen worden ist) 
zum Bibliothekar ernannt, und diesem ein Bibliothekarsecretär 
untergeordnet würde. Auf jeden Fall müßte dem Bibliothekar 
zur ersten Einrichtung der Bibliothek und der Katalogen eine 
außerordentliche Hülfe verwilligt werden. 



$fe mw 



Savigny und die Reorganisation der UniversiUU Heidelberg. 625 

2 t Es wäre sehr zu wünschen, daß nach dem Vorgang der 
berühmtesten Universitäten ein philologisches Seminarium, und 
ein Seminarium für Schullehrer errichtet würde. 

3, Studienplane endlich, die den Studierenden gesetzlich 
vorgeschrieben werden, laßen sich wohl nur unter gewißen Ein- 
schränkungen verlheidigcn t nämlich nur so, daß gewiße allgemeine 
Fächer, | die durch einen illiberalen Privatplan leicht übergangen 
werden könnten, wie 8, B, philosophische und philologische Wißen- 
schaften, im allgemeinen vorgeschrieben würden, ohne doch die 
nähere Einrichtung des ganzen Cursus gesetzlich zu bestimmen. 






.. . ■ ..-. . 



Elsässische Geschichtsliteratur 

des Jahres 1912. 

Zusammengestellt von 

Karl Stenzel. 



Vorbemerkung. 

Mit einem * sind Werke aus Alteren Jahrgängen, übel welche im 
Berichtjahre Besprechungen erschienen sind, mit zwei ** Nachtrage zu früheren 
Jahrgängen, mit einem t endlich Arbeiten bezeichnet, die auf der hiesigen 
Universität*- und Landesbibliothek nicht eingesehen werden konnten 1 ). 

Inhalt. 

I. Zeitschriften und Sammlungen. 
IL Bibliographien. Archivalien. 
IIL Allgemeine Geschichte des Elsass und einzelner Teile. 
IV. Prähistorische und rftmischc Zeit. 
V. Geschichte des Elsas* im Mittelaller, 
VI- Geschichte des Etuu in neuerer Zeit. 
VII. Schriften über einzelne Orte, 
VIII. Biographische Schriften. 

a) Allgemeine. 

b) Über einzelne Personen. 
IX. Kirchcngeschichte« 

X. Kunstgeschichte und Archäologie. 

XL Literatur-, Gelehrten- und Schulgeschichte. Buchdruck. 

XII. Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. 

XIIL Volkskunde. Volkslied. Sage. 

XIV. Sprachliches. 

XV. Familien-, Wappen*, Siegel- und Münzkunde. 

XVI, Historische Karten. 



l ) Den Herren Hcacnten der Kaiser). Untversilftts- und I~andcsbib)iothek, 
besonders Herin Oberhibliothckar Prof- Dr. Maickwald, sei für ihre freundliche 
Unterstützung der verbindlichste Dank ausgesprochen, ebenso Herrn J. Brunner- 
Stra»sburg, dem ich manchen Hinweis auf entlegenere Literatur, namentlich 
für das schweizerische Gebiet, verdanke. 



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EMssische Gcschichtslileralur des Jahres 1912, 



627 



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aus Elsas>- 



Abkürzungen, 

Anzeiger für elsftssischc Altertumskunde. 

Allgemeines Liieratuiblatt. 

Bulletin du Mu$6e hislorique de Mulhouse. 

Bulletin de la Soci6t6 Industrielle de Mulhouse- 

Cahien» Alsaciens. 

Deutsche Literaturzeitung- 

Elsässisches Evangelisches Sonn tags* Blatt. 

Elsässische Kulturfragen. 

Evangelisch • Lutherischer Friedensbote 
Lothringen. 

Elsass- Lothringischer Gustav- Adol(s*ßote- 

Elsass-Lolhiingische Gesang- und Musikzeitung- 

Elsass-Lothringisches SchulblatL 

Els&ssische Monatsschrift für Geschichte und Volkskunde. 

Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft, des Acker- 
baues und der Künste im Unter-Elsass. Monats- 
berichte. 

Hagcnaucr Altert ums -Verein, Jahresbericht. 

Historisches Jahrbuch« 

Historische Zeitschrift. 

Jahrbuch für Geschichte, Sprafche und Literatur Elsass- 
Lothringens, 

Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Geschichte 
und Altertumskunde. 

Das literarische Elsass. 

Literarisches Zentralblau. 

Literarische Rundschau. 

Messager d'AUace- Lorraine. 

Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission. 

Mitteilungen aus der historischen Literatur. 

Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichts- 
forschung- 
Mitteilungen der naturhistorischen Gesellschaft in 

Colmar. 
Neues Archiv der Gesellschaft für Ältere deutsche 
Geschichtskunde. 

Revue d'Alsnce. 

Revue AUacicmie Illustr£e. 

Revue catholique d'Alsace. 

Revue critique d'hisloirc et de litttrature. 
Römisch-germanisches KorrespondemblatL 

Revue hislorique. 

Revue des questions historiques. 

Strassburger Dioasesanblatt. 

Strassburger Post. 



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rmaioNUHWusiiY 



628 Stenzel- 

ThBIBG Theologische Blätter zur Beleuchtung der Gegenwart 

vereinigt mit dem Monatsblatt für Christen unver- 
änderter Augsburger Konfession, 

ThLBl Theologisches Litcraiurblatt. 

ThLZg Theologische Lhcralurzcitung. 

V Vogesen. 

VEAW Verein zur Erhaltung der Altertümer in Wciisenburg. 

Jahresbericht. 

WZ Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst. 

ZGOKh Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 

ZKG Zeitschrift für Kirchengeschichte. 



I. Zeitschriften und Sammlungen. 

1. Anzeiger für elsässische Altertumskunde, Herausgegeben 

von der Gesellschaft zur Erhaltung der geschichtlichen 
Denkmäler ira Elsass. HI. Jahrgang igt 1,12 [Nr. 9 — 12]. 
IV. Jahrg. 1912 [= Nr. 13 — 16]. Strassburg 1912, 1 15 S, 
[Die bisher erschienenen Jahrgänge auch unter gemein- 
samem Titelblatt: Anzeiger für elsässische Altertums* 
künde. Herausgegeben von der Gesellschaft zur Er- 
haltung der geschichtlichen Denkmäler ira Elsass. Jahr- 
gänge 1 — IV f 1909— 1912. Mit 242 Abbildungen im 
Text und 44 Tafeln. Redigiert von Dr. R. Forrer. 
Strassburg i. E. Verlag der Gesellschaft zur Erhaltung 
der geschichtliche n Denkmäler im Elsass 1912. IV, 

340 sj. 

2. Beiträge zur Landes- und Volkeskunde von Elsass- 

Lothringen und den angrenzenden Gebieten. 42. Strass- 
burg, Heitz 1912. [Vgl. Nr. 259]. 

3. Bulletin du Must'e historique de Mulhouse. 35. ann£e 

1911, Mulhousc, Meininger 1912. 115 S. mit 5 Tafeln* 

4. Cahiers Alsaciens. Elsässcr Hefte. Premiire Annee 

— Erster Jahrgang. Strasbourg — Strassburg, 2 rue 
Brülce — Branclgasse 2, [Verlag der] Revue Alsacienne 

— Elsässcr Hefte J912. 344 S. [Selbständige Fort- 
führung der bisher als Beilage zur RAI erschienenen 
Chronique d'Alsace-Lorraine]. 

5. Diozesanblalt, Strassburger, Monatsschrift für amtliche 

Mitteilungen, römische Aktenstücke, religiöse Wissen* 
schaft und pastorale Praxis in Verbindung mit zahl- 
reichen Mitarbeitern herausgegeben von Ignaz Fahrncr. 
31. Jahrgang. Strassburg, Le Roux & Co. 1912. VlII f 
5/6 S. 

6. Elsass, Das literarische. Monatsblättcr für Literatur, 

Heimalkunde, Geschichte und Kunst. Organ des Alsa- 



°gle ti^SSSSSSm 



El&fissUche Gesrhichtsliteratiir des Jahres 1912, (>2Q 

bundes. Der Erwinia XIX. Jahrgang, 191 1/1912 (Ok- 
tober 191 1 — Oktober 1912). Strassburg L E,, Schlesier 
& Schweikhardt [1912]. 224 S. 
7* Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsass- 
Lothringens, herausgegeben von dem historisch-litera- 
rischen Zweigverein des Vogesen-Clubs, 28. Jahrgang. 
Strassburg, Heitz 1912. 291 S. 
8. Kulturfragen, Elsässische. Mitteilungen der Elsass- 
Lothringischen Vereinigung. 2. Folge, Strassburg, Strauss- 
Dürkheira-Strasse 6, Verlag der Elsass-Lothringischen 
Vereinigung 1911,12. 54O S. 
9. Monatsschrift, Elsässische, Tür Geschichte und Volkskunde, 
Unter Mitwirkung von J. M. B. Clauss, Adolf Jacoby 
und Luzian Pfleger herausgegeben von Albert Fuchs. 
[3.] Jahrgang 1912. Zabern, Fuchs 1912. VIII, 668 S. 

10. Münsterblatt, Strassburger. Organ des Strassburger 

Münstervereins. VI, Jahrgang. Strassburg, Beust 1912, 
142 S. 

11. Revue Alsacienne Illuströe fondöe par Charles Spindler, 

Volume 14. Illustrierte Elsässische KundschaU| gegründet 
durch Carl Spindler. Band 14. Strasbourg — 2 Rue 
Brülle — Brandgasse 2. 1912. 100 S. [Und:] Supplö- 
raent-Beilage. 80 S. [Vgl. Nr. 648] 

12. Revue catholique d'Alsace» Nouvelle s£rie. 31« ann£e. 

Strasbourg, Le Roux 1912, 768 S, 

13. Revue d'Alsace. Fondateur: Joseph Liblin. Üirecteurs: 

A, Gasser et A. Ingold. Septime scrie: treizi£me annäe. 
Torae 63c de la collection. Paris, Picard; Mantoche 
(Haute-Saöne); Colmar, Place neuve. 1912. 480 S. 

14. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, heraus- 

gegeben von der Badisctien Historischen Kommission. 
N.F, Band 27. Der ganzen Reihe 65. Band. Heidel- 
berg, Winter 1912. 732 S. [Und:] Mitteilungen der 
Badischen Historischen Kommission Nr. 34, 1912. 
mi22 S, [Dazu:] Ergänzungsheft 1. [Vgl Nr. 551]. 



XI. Bibliographien. Archivalien, 

15, Althaus, Kamill Freiin von. Freiherr!, von Ulm'sches 

Archiv zu Heimbach. (MBHK 34 ( 191 2)» S, mi2 
— 0129). 

16, Bezirksarchiv [zu Colmar], (Bezirkstag des Ober-Elsass. 

Ordentliche Tagung von 191 2, [1.] Verwaltungsberichte 
und Vorlagen des Bezirkspräsidenten. Colmar 1912. 
S, 59—63. [2.] Verhandlungen), 

17, Bezirksatchiv [zu Strassburg], (Bezirkstag des Unter- 

elsass. Session 191 2. [i.j Verwaltungs-Bericht und 



roogle rftiHcnöNUMi¥Eft£Ttf 



630 Stenzel. 

Vorlagen des Bezirks-Präsidenten. Sirassburg 191 2. 

S. 132 — '35)- 
18. Bibliographie Lorraine (igt 1 — 1912). Revue du raouve- 

raent intellectuel, arttslique et £eonomique de la r£gion. 
Couronnöe par PAcaderaie des Inscriptions et Beiles- 
Lettres. (Annales de PEst 26c annee, Fase. 3). Paris- 
Nancy, Berge r-Lev rauh 1912. 256 S. [S. 215—235: 
Chapilre VIII, Bulletin Alsatiquc (igt 1 — 1912) von 
Rod. Rcuss]. 

Bespr.: Lcs Marches de PEst 3 (1911 12), 2, Sera. 
II. S. 697—698 (R. L.). 
ig, Hanauer, A. Les archives de Thann (Suite). (RA 63 
(1912), S. 18 — 2 i f S. 296 — 309, ä suivre). [Vgl. 
Bibl. f. iqii, Nr. 15]. 

20, Hennin, Graf Konstantin von. Gräflich von Hennin- 

sches Archiv zu Hecklingen. (MBHK 34 (1912), S. mg; 
— mi 22). 

21, Kaiser, Hans. Aus dem Archiv der Stadt Zabern. 

(StrP 1912, Nr. 864), 
22. — Elsässische Gcschichtsliteratur des Jahres IQM, Unter 
Mitwirkung von Winfr. KaUerfeld zusammengestellt . . . 
(ZGORh N.F. 27 <igi2), S. 648-700). 
23* Katalog der Kaiserlichen Universitäts- und Landes* 
bibliolhek Strassburg. Katalog der Elsass-Lothringischen 
Abteilung. Unter Mitwirkung von Ernst Marckwald be- 
arbeitet von Ludwig Wilhelm. 5. Lieferung. Strass- 
burg i. E., Selbstverlag 1912. S. i — 162. [Beginn 
des 2. Bandes], 
♦24, Post, Bernhard und Edouard Benncr. Verzeichnis und 
Inhaltsangabe der Bestände des Stadtarchivs von Mul- 
hausen i. E. 1236 — 1798 ... [Vgl. Bibl. f. 1910, 
Nr. 17]. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912). S. 524—526 (Frank- 
hauser). 

25. Scherten» Aug. Inventar des allen Archivs der Stadt 

Kaysersberg, Kreis Kappoltsweiler, Ober-EIsass. Auf- 
gestellt im Auftrage der Gemeinde a . . (Fortsetzung), 
•(EMGV 3 (19" 2), S. 49—5*>. S. 113-120, S. 161 

— 170, S. 229 — 257, S. 3 2 5— 332. S. 380 — 387, S. 422 

—428, S. 467-475i s - 533—540. S. 583-590, 
S, 640—646, Fortsetzung folgt). [Vgl. Bibl. f. 191 1, 

Nr. 17]. 

26. Spreter, K. H. Gräflich Kageueck'sches Archiv in Mün- 

singen bei Freiburg i. Br. (MBHK 34 (1912), S. m3o 

— m8ö), 

27. Walter, Theobald. Das Thiersteiner Archiv auf Höh- 

königsburg. (StrP 191 2, Nr. 680). 
Vgl. Nr. 55 i p 561 r, 605. 



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Elsäasische Gcschichlslitcratur des Jahres 1921. 651 

III, Allgemeine Geschichte des Elsass und einzelner Teile. 

2$. Acker, Paul. Le beau jardin, Üeuxteroe Edition. Paris, 
Plon-Nourrit ig 12, Ill t 299 S. 

29. — La cöte de Saverne. (Lefl marches de TKst 4 (1912/13), 

1. Sem, I, S. go — 93). 

30. Bouteille, Desir6. Un ptilerinage patriotique en Alsacc- 

Lorraine. Kn vente au Journal de Clemiont [1912]. 
48 S. 

31. Burgwedel, Richard. Die Yogesenseen. (Fortsetzung), 

(V 6 (1912), S, lo-ii, S. 26—28). [Vgl. Bibl. f. 

191 1, Nr. 20]. 

32. Clauss, Jos. M, B. Historisch-topographisches Wörter- 

buch des Elsass. Bearbeitet von . . . Lieferung 15 
[S. 897 — 960, Rheinbach —Saint-Blaise], Zabern, Fuchs 

1912. [Vgl, Bibl. f. 1910, Nr, 21], 

33. Dhano, Marc. Au pays d'Alsace et de Lorraine. Paris t 

Librairie du *Messager d'Alsace-Lorraine* 1912. 256 S. 

34. Gasscr, A. Les villages du bailliage de Soultz (Suite). 

(RA 63 (iy'2), S. 22-30), [Vgl. Bibl. f. 1911, 
^ Nr. 23], 

35. Groeber» Fritz, Die Yogesen. Mit 27 Abbildungen, 

darunter 9 in farbiger Wiedergabe. (Yelhagen und 
Klasings Volksbücher, Kt. 45), Bielefeld und Leipzig 
1912. 34 S. 
Hespr.: (CA 1 (1912), S. 159—161 (F. D,). 

36. Gruber, Karl. Auf elsassischen Burgtrümiiiern. (Der 

elsässisehe Garten, Strasburg, Trübner 1912, S. 75 

-so. 

37. — Aus der Rheinniederung. (LE r= Erwinia 19 (191 1 . 1 2), 

S. 163 — 165), 

38. — Von der Landschaft der Elsässisch-Lothringischcn Nord- 

grenze. (Lothringer Almanach auf das Jahr 1913, hrsg, 
von Heinrich Hemmer. Metz, Lang 191 2. S. 220 

-225). 

39. Hauptmann, E. Unser Heimatland Klsass-Lothringen. 

Eine Bürgerkunde auf heimatkundlicher Grundlage. 
(Schriften der Vereinigung für staatsbürgerliche Er- 
ziehung 10). Strassburg t Hüll; Leipzig, Teubner. VII, 

'53 S. 

Bcspr.: EKf 2 (1911/12), S, 415 — 418 (Emil Nadel* 
hoffer). 
t40. Henry, Rene. L'Alsace -Lorraine. (Revue du Foyer 
1. juin 1912), 
#41. Hinzelin, Emile. Images d'Alsace-Lorraine. . . . [Vgl, 
Bibl. f. 1910, Nr, 25]. 

Bespr.: Les Marches de l'Est 3(1911/12), 2. Sem. I, 
S. »13-114 (R. L.). 



S lc -i.,n f/.-mvf^.T- 



t>X2 Slenzel. 

42. Jullian, Camille. Le Rhin d'Alsace. (Revue bleue 50 

(1912), I. S. 289 — 290). 

43. Klein, Karl. Beiträge zur Geschichte der ehemaligen 

Grafschaft Hanau-Lichtenberg und ihrer Residenzstadt 
Buchsweiler. 1. Strassburg, Jahraus 1912. 64 S. [I. Das 
gelehrte Buchsweiler. II. Genealogie des Hcssen-Hanau- 
Lichtenbergischen Grafen- und Landgrafen haus es], 
Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 714 (H.Kaiser). 

»44. Kocher, August. Das Uffriedt ... [Vgl. Bibl. f. 1911, 
Nr. 29]. 

Bespr.: EMGV 3 (1912), S. 172—173 (E. Herr). 

45. Koenig, Eugen. Illustriertes Eisenbahn-Album des 

Rcichslandes. Strassburg, Strassburger Druckerei und 
Verlagsanstalt 191 2. 380 S. [zahlr. Abb.]. 

46. Le Bourgeois, F. Au fil du Rhin avec neuf gravures 

hors texte. Freiburg, Bielefeld 1912. 182 S. [S. 1 
— 50: Strassburg und das Elsass]. 

47. Lichtenberger, Andr<5. En Alsace. (Les bcaux voya- 

ges). OrnJ de douze planches en couleurs et d'une 
carte. Paris, Les arts graphiques 191 2. 117 S. 

Bespr.: CA 1 (1912), S. 267 (E. K.). - Les Marches 
de l'Est 4 (1912/13) 1. Sem. I, S. 947—948 (R. L.). 

48. Lohr, J. Im Hügelland des Kochersbergs. Ein Höhen- 

weg von Strassburg nach Zabern. (V 6 (1912), S. 170 

— 172, S. 203—204, S. 237—239). 

49. Mündel, Curt. Führer durch die Vogesen. (Kleine Aus- 

gabe des Reisehandbuches »Die Vogesen«). Mit 
10 Karten und Planen und 5 Abbildungen im Text. 
7. verbesserte und vermehrte Auflage von Otto Bech- 
stein. Strassburg, Trübner 1912. XII, 342 S. 

50. Not, Robert. In den Nordvogesen. Niederbronn — Lichten- 

berg. (V 6 (1912). S. 135—138). 

51. Oberreiner, C Ä propos d'une histoire d'Alsace. (RCA 

31 (1912) S. 663 — 670). [Kritik von Nr. 52]. 

52. Reuss, Rod. Histoire d'Alsace. Ouvrage illustre de 

gravures hors texte. (Les vieilles provinces de France. 
[Collection]). Paris, Ancienne Librairie Furne Boivin 
et Cie editeurs 1912. VIII, 372 S. 

Bespr.: RA 63 (191*). S. 389-301 (A. J.). - 
BS1M 82 (1912), S. 438—439)- — EKf 2 (1911/12), 
S. 497—516 (K. Stenzel). — Les Marches de l'Est 4 
(1912/13) 1 I S. 909 — 913 (Andre Hallays). - Le 
Correspondant 112 (1912), S. 793 — 796 (Pierre de 
Quirielle). — RCr 74 (1912), S. 469—470 (A. Chuquet). 

— MAL 8 (1912), S. 219 (H. A.). 

53. Saint-Gregoirc, Le val. (RA! 14 (1912), S. 29—38). 



gk 



■■ 



El&ltiische Geschichtsliieralur des Jahr« 1912. ft 1 ^ 

54* Stein, Gabriele von. Durch die Grafschaft Lützclstein. 
Von Dossenheiro nach Frohmühl. (V 6 (1912), S, 131 

—154)- 

55. Strantz, Kurd von. Ihr wollt Elsass und Lothringen? 
Wir nehmen ganz Lothringen und mehr! Antwort auf 
das französische Rachegeschrei. Berlin, Politik Verlags- 
anstalt IQ] 2. 72 S. 

»•56. Wagner, Knute. Les ruines des Vosges. T. 1: Partie 
septentrionale. T. 2: Partie m£ridionale» Paris et Nancy» 
Berger-Levrault 1910. XVI, 433 S.; 448 S. 
Bespr.: RH 110 (191 2), S, 398 (Ch. B.). 

57, Walter, Thcobald. Ira Quellgebiet von Larg und III, 

(StrP 191 2, Nr. 311). 

58. Weber, Richard. Der Bienwald. {StrP 1912, Nr. 1073). 

Vgl. Nr. 789, 831» 848a. 



IV. Prähistorische und römische Zeit. 

59. Forrer, R, Das neoltthische Gräberfeld bei Lingolsheim 

verglichen mit unsern brandkeramischen Grabern. 
(AEA 3 (1911/12), S. 215 — 231). 

60. — Das Schädclmaterial der elsässischen Neolithik. (AEA 4 

(191 2), S. 281 — 288). 

61. — Ein neolithischer Pfahlbau bei Erstein — Murgiessen und 

die verwandten Kundstellen im Elsass. (AEA 4 (1912), 
S. 243-267). 

62. Fuchs, Albert, Auf den Spuren des jüngeren Steinzeit* 

menschen in den Vogesen. Der kleine Hallerstein bei 
Dagsburg, ein Denkmal des Sonnen- und Ueilkultus. 
Ein Beitrag zur Urgeschichte Elsass-Lothringens. (EM 
GV 3 (1912), S. 193-214). 

63. Die Kultur der keltischen Vogcsensiedelungen mit be- 
sonderer Berücksichtigung des Wasscrwaldcs bei Zabern. 
Mit Plänen und Abbildungen. Ein Beitrag zur Früh- 
geschichte Elsass-Lothringens ... (EMGV 3 (1912), 
S. 549 — 565, S, 613— 632, Fortsetzung folgt). 

»64. Gutmann, K. S. Köstlach. Römische Villa und prae- 
historischer Ringwall „ . , [Vgl. Bibl. f. 1909, Nr. 45]. 
Bespr.: Zeitschrift für Geschichte der Architektur 5 
(1911/12), S. 56 (H). 

65. — Neues von der Romerstrasse Augusta — Rauracorum — Ar- 

gentoratum. (StrP 1912, Nr. 1340). 

66. Halter, Eduard. Die ältesten Bewohner des Elsasses: 

die Ligurer. (LE = Erwinia 19 (1911/1912), S. 79 

-83)- 
Zeittchr, C. G«cta« d, Obtrrh. N.F- XXVIJI. 4. 42 



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634 



Sienttl. 



67. Holzapfel, Eduard. Übersicht über die Geologie des 
Reichslandes. (Fest-Schrift [zur] XXXI, Delegierten* 
Versammlung des deutschen Drogisten- Verbandes hrsg. 
von H. Hofsteuer. S. 70-77). 
**68, K., G, Der Sundgau in prähistorischer Zeit. (Akkirch 
im Laufe der Jahrhunderte, Historische Notizen mit 
Führer in und um Altkirch von Maurice Higelin. Alt- 
kirch, Musser iqio. S. 7 — 9). 

69. Koepp, Friedrich. Die Römer in Deutschland. Mit 

25 Karten und 157 Abbildungen. (Monographien zur 
Weltgeschichte. In Verbindung mit andern hrsg. von 
Ed. Heyck» Nr. 22). Zweite umgearbeitete Auflage. 
Bielefeld und Leipzig, Velhagen und Klasing 191 2. 
1S1 S. [Iletr. mehrfach Strassburg und das Elsass]. 

70. Oberreiner, C. Ccsar et Arioviste en Alsace. (RCA 31 

(lQ12) t S. 352-362). 

71. Ü[bcrreiner], C. Le berceau de Cernay, (RA 63 

(1914 s. 385-387)- 

72. Pftster, Ch. I/AIsace Romaine. (RA 63 (1912), S, 81 

— 104), 
♦♦73. Schmidt, R. R. und R Werncrt. Die archäologischen 
Einschlüsse der Lössstation Achenheim i. Elsass und 
die paläolithischen Kulturen des Rheinthallösses [mit 
einer Tafel], (Prähistorische Zeitschrift t ( 1 909), 

S. 339-546J. 

74. Stolle. Das auf dem sogenannten »Afterberg* bei Epfig 

angeblich aufgedeckte Cäsarluger eine »Dichtung«, (EM 
GV 3 (1912), S. 65—84). 

Hespr. : Korrcsporidcnzhlalt des Gesamtvereins der 
Deutchen Geschichts- und Alterturasvereine 60 (1912)» 
S. 26 \ (Anthes). 

75. Stolle, Franz, Das Lager und Heer der Römer. Eine 

Abhandlung über die Starke der Legionen und ins- 
besondere des Cäsarischen Heeres, den Tagemarsch 
und die Entwicklung des Lagers bis Hygin, Mit einer 
Abbildung im Text und fünf Tafeln. (Festschrift zur 
Einweihung des Neubaues des Schlettstadter Gymna- 
siums im Mai 1912). Strassburg, Trübner 191 2. VII, 
144 S. [Kampfe zwischen Cäsar und Ariovist], 

Hespr.: Korrespondenzblatt des Gcsamlvercins der 
deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 60(1912), 
S. 260 — 261 (Anthes). 
♦♦76. Wiegers, F. Die diluviale Kulturstätte von Vögtlins- 
hofen im Ober- Elsass. (Prähistorische Zeitschrift 3 
(191 i) f S. 123—126). 

VgL Nr. 185, 203, 216 f., 290, 613, 619, 621 — 629, 
631, 640,654,661 fl., 666, 669— 677, 679, 683, 689 f.* 
696 f., 844. 



S k *mS$S». 



ElsäsMsche Geschirhtsliteraiur des Jahres 1912. 635 



V. Geschichte des Elsass im Mittelalter. 

• 77. Acta Imperii Angliae et Fraiiciae ab anno 1267 ad annum 

I313- • •• [Vgl- Bibl. f. 191 1, Nr. 44]. 

Hespr.: RH 1 1 1 (1912)» S. 96 — 97 (F. Vigener). 
78. Bäumker, Clemens. Der Anteil des Elsass an den 
geistigen Bewegungen des Mittelalters, Rede zur Feier 
des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers am 27. Jan. 
191 2 in der Aula der Kaiser Wilhelms-Universität 
Strassburg gehalten. Strassburg, Heitz 1912. 59 5. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 354 (H.Kaiser). 
— RH in (1912)- S. 408 (R.). — EK1 2 (1911/12), 
S. 265—268 (v. B,). 

♦♦79. Escher, J. und P. Schweizer. Urkundenbuch der Stadt 
und Landschaft Zürich. Zürich, Fäsi und Beer. 7. Band 
1908, 464 S., 8. Band 191 1, 442 S. [Betr. mehrfach 
das Elsass, bes. Johann von Dirpheim als Züricher 
Chorherrn J. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 527-529 (AI. 
Schulte). 

80. 1 laller, J. Die Marbacher Annalen. Eine quellen- 

kritische Untersuchung zur Geschichte der Stauferzcit. 

Berlin, Weidn annsche Buchhandlung 1912. 122 S. 

81. Hesse), Alfred. Elsässische Urkunden des dreizehnten 

Jahrhunderts. (ZGORh N.F. 27 (1912), S. 338— 347). 

82. Kiener, Fritz. Studien zur Verfassung des Territoriums 

der Bischöfe von Strassburg. Erster Teil: Die Ent- 
stehung der Gcbietsherrschaft. Leipzig, Quelle und 
Meyer 1912. VIII, 149 S. 
«83. Martin, Edniond Paul. Etudes critiques sur ta Suisse ä 
l'epoque m£rovingieune (534 — 715) . • . [Vgl. Bibl. f. 
191 1> Nr, 46]. 

Bespr.: Le Moyen Age 25 (1912), 5,52—54 (Leon 
Levillain). — HJb 33 (1Q12). S. 181 — 182 <B-ill). — 
RQH 90 (191 1), S. 304—305 (A. V.). 

•84. Matzinger, Albert W. Zur Geschichte der Niederen Ver- 
einigung. . . . [Vgl. Bibl. f. 1910, Nr. 47; 1911» Nr. 47]. 
Bespr.: DLZg 33 (1912). S. 1453— 1456 (Rud. 
Luginbäbl). 
•85. Müsebeck, Ernst. Lothringens politische Sonderstellung 
zwischen Frankreich und Deutschland in karolingischer 
Zeit. , . . [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 48]. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 163 (P. Wentzcke). 
86. Oberrciuer, C. Louis le Debonnaire et les Aquitains. 
(RCA 31 (1912), S. 715—722). [Betr. die Vorfalle 
auf dem Lügenfeld]. 

42* 



C ioogle wiH^iwivtftiiry 



636 



Stcnzcl 



87. Roth, Carl. Der ehemalige Basier Besitz der Markgrafen 
von Baden. (Basler Jahrbuch 1912, S. 195 — 245). 
(Betr. vielfach das Elsass]. 

•88. Säur, Karl. Die Wehrverfassung in schwäbischen Städten 
des Mittelalters .. . 1910. [Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 195]. 
Bcspr. : Württembergische Vierteljahrshefte für Landes- 
geschichtc, N.F. 11 (1912), S. 186 (K. S.). 

•89. Schäfer, Karl Heinrich. Deutsche Ritter und Edel- 
knechte in Italien während des 14. Jahrhunderts . . . 
[Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 53]. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 163—164 (K[arl] 
0[bser]). — Historische Vierteljahrschrift 15 (1912), 
S. 592 — 593 (Th. v. Liebenau). — HZ 109 (191 2), 
S. 647—649 (Hans Niese). — NA 37 (1912), S. 375 
(R. S.). — RH 109 (1912), S. 363 (Rene Poupardin). 
— MHL 40 (1912), S. 77—79 (J. Rest). 
90. Stcnzel, Karl. Beiträge zur Reichspolitik der Stadt 
Strassburg im 15. Jahrhundert. (ZGORh N.F. 27 (1912), 
S. 234—268). 

•91. Wackernagel, Rudolf. Geschichte der Stadt Basel. 
II. Band, I. Teil ... 1911. [Vgl. Bibl. f. 1911, 

N>- 55]. 

Bespr.: LZBI 63 (1912), S. 102 1 — 1022 (-ch-)> 

Vgl. Nr. 25g, 268, 314, 315, 319, 326, 405, 446, 

463» 473» 55&> 568 — 570, 591, 6oo, 767, 800» 802, 804, 



VI, Geschichte des Elsass in neuerer Zeit 

92. Alsace, L\ arm£e cPautrefois. [Strassburg, ohne An- 

gabe] [1912], [8 Bilder], [Auch deutsch: Alt-Elsass 
in Wehr], 

93. Arnos, Fritz. Kine Gesandtschaft des Grafen von Hanau- 

Lichtenberg an die Adrainislratoren des Bistums Metz 
im Jahr 1581 (V 6 (1912), S. 94—96, S. 109 — 110). 

94. Auerbach, Bertrand. Di&tc Germanique. Avec une 

introduetion et des notes. (Recueil des Instructions 
dontices aux Ambassadeurs et ministres de France depuis 
les traitrs de Wcstphalie jusqu'A la Revolution franvaise 
public sous les auspices de la commission des archives 
diplomatiquesau mlnist&re des affaires utrangferes XVIII), 
Paris, Alcan 1912. XCVIU, 400 S. [Betr. vielfach 
das Klsass]. 

Bespr,: LZBI 63 (1912), S. 1314— 1315 (B— r). - 
Les Matches de PEst 4 (1912/13), 1. Sem. I, S. 155 

95* — La France et le Saint Empire romain germanique 
depuis la paix de Wcstphalie jusqu'ä la Revolution 



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Elsfisiische Geschichtslittralur de« Jahres 1912* 637 

franvaise. (Biblioth&que de l'Ecolc des Hautes Etudes, 
Sciences historiques et philologiques. 196* fascicule). 
Paris, Champion 1912. LXXII] f 485 S. [Betr. viel- 
fach das Elsass, bes. Kap. I, lll f X|. 
96. Baldy, K. L'Alsace-Lorraine et l'empire allemand, 1S71 

— 1911. Paris et Nancy, Bergcr-Levrault 1912, 270 S. 
Bespr.: RA 63 (191 2), S. 393. — Les Marches de 

PE8I 4 (»9"2/i3)* l. Sem. I, S. 687—688 (R. L.), 

EKf 2 (1911 12), S. 418—420 (Caüban). 
t97* Bapst, Germain, L'arrestation de Louis Napoleon ä 

Strasbourg, (Interraediaire des chercheurs et des cu- 

rieux, 30. juin 1912). 
98. Bonnal, Ed. Rivalite de cent ans entre la France et 

la Prussie, L'Alsace-Lorraine de Bisraarck devant 

Thistoire et la diplomatie, (Collection A. Sarvaäte). 

Paris, Sarva&te [1912]. VI, 452 S. 
«99. Ilouhn-, Robert. Camille Jordan en Alsace et k Weimar 

. . , [Vgl. Bibl. f. 191 i t Nr. 60]* 

Bespr.: RH 109 (1912), S. 98—99 (Edouard Driault). 

— LR 38 (1912), S. 496 (G. Allmang). — Annales 
revolutionnaires 4 (1911), S. 55g (H. L.). 

100. Calmette, A, Les Carbonari en France sous la Restau- 
ration (1 821 — 1830). (La Revolution de 1848 IX 
(1912), S. 401 — 417, ä suivre). [Betr. auch das Elsass]. 
mioi. Chuquet, A, Lettres de 1793. Premiere sörie. (Biblio- 
thöque de la Revolution et de l'Empire Vol. III). Paris, 
Champion 191 I. 311 S. [Betr. mehrfach das Elsass]. 
Bespr,: RA 63 (iqi 2) t S. 73. 
«#102. — Lettres de 1 792. Prcmi&re s£rie. (Biblioth£que de 
la Revolution et de l'Empire, Vol. IV). Paris, Cham- 
pion 191 1. 389 S, [Betr. mehrfach das Elsass]. 
Bespr.: RA 63 (1912), S. 73. 
•♦103. — Ordres et apostilles de Napoleon (1799— 1815). 4 Vol. 
Paris, Champion 1911, I: 40öS., II: 668 S., 111: 
656 S. f IV: 659 S. [Betr. vielfach das Elsass und 
elsässische Generale, Beamte und Politiker]. 

Bespr.: RA 63 (1912), S. 73. — RH 111 (1912), 
S. 34 1 (E. Driault). 

104. D., L. L'Alsace aprös 1848 et sous le second empire« 

(MAL 9 {tgi2) f S. 139)- 

105. Dresch, J, L'opinion de Theodore Fontane sur la 

France de 1870 et la question d'Alsace. (Revue bleue 
50 (1912) IL S. 496—498). 

106. Dumont- Wilden, L., et L6on Souguenet. La victoire 

des vaineus. Deux journalistes beiges en Alsace- 
Lorraine, Paris, Fayard [1912]. 319 S, 

Bespr.: CA 1 (1912), 5. 155—156 (F. IX). — Les 
Marches de l'Est 3 (1911/12), 2- Sem. II, S. 850 



L rOOglC rßiwaiOwiwivf^TV 



638 



Sumel. 



(G. D.). — EKf 2 (1911/12), S. 420-422 (Ise- 
grim). 
»♦107. Dürkheim, Ferdinand Eckbrecht von. Erinnerungen aus 
alter und neuer Zeit. 4. Aufl., in einem Bande. Stutt- 
gart, Metzler 1910. VII, 484 S. 

Bespr.: HZ 108, S. 452 (A. Wahl). 
108. Eilerbach, J. B. Der dreissigjährige Krieg im Elsass 
(1618 — 1648). Nach archivalischen Quellen dargestellt 
und mit zahlreichen zeitgenössischen Abbildungen ver- 
sehen . . . Erster Band. Vom Beginn des Krieges bis 
zum Abzug Mansfelds (1618- 1622). Carspach (O.-E.), 
Bethsaida-Druckerei 1912. XVI, 623 S. 

Bespr.: HJb 33 (1912), S. 860 (N. P.>. — RA 63 
(1912), S. 391—392 (Alsata). — BSIM 82 (1912), 

s. 567-568. 

»109. Gaedc. Der Feldzug um Freiburg 1644 - - . 1910. 
[Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 67]. 

Bespr.: MHL 39 (1911), S. 296 — 298 (Kloevekorn). 
—LR 38 (19 12), S. 495—488 (v. Wengen). 
»110. Galli, Henri, Gaiubetta et TAlsace-Lorraine , , . [Vgl. 
Bibl. f. 1911, Nr. 68]. 

Bespr.: RH no (1912), S. 155 (ft. D.). 

111. Ginsburger, M. Les troubles contre les juifs d f Alsace en 

1848. (Revue des etudesjuives 64 (1912), S. 109—117). 

112. Grosjean, L. Letlres du convcntionnel Gillet aux ad- 

ministrateurs du departeraent du Morbihan. (La Revo- 
lution Kran<;aise 62 (1912), S. 69 — 76, S. 148- 174). 
[Betr. mehrfach das Elsass]. 

••113. Haring, Erich. Der Kriegszug des Fürsten Christian 
von Anhalt nach Frankreich im Jahre 1591. Teil I. 
(Programm des kön. Dom-Gymnasiums). Magdeburg, 
Baensch 19 10. 36 S. [Betr. auch das Elsass]. 

Bespr: MHL 39 (191 1), S. 17 — 18 iKarl Löschhorn). 

••114. — Der Kriegszug des Fürsten Christian von Anhalt nach 
Frankreich im Jahre 1591. (Teil 2). (Programm des 
kön. Dom-Gymnasiums. Magdeburg, Baensch 1911. 

s. 31—79)* 

Bespr.: MHL 40 (1912), S. 7—8 (Karl Löschhorn). 
••1 15. Hauss, Karl. Der Weg EIsass-Lothringens zur Verfassung. 
Zusammenstellung sämtlicher die Verfassung des Reichs- 
landes betreffenden Abhandlungen des Reichstags und 
Landesausschusses für Elsass- Lothringen in der Zeit 
von 1871 — 191 1. Nach den stenographischen Berichten 
und amtlichen Drucksachen bearbeitet. 1, Band. Strass- 
burg, Hauss 1911. 469, Vit S. 
• 116. Hauviller, Ernst. Elsässische Verfassungs- und Ver- 
waltungswünsche im 18, Jahrhundert . , . [Vgl. Bibl. f. 
1911, Nr. 71]. 



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Cri£Lft*l front 



EMssische Gcschichtslitcratur des Jahres 1912. 63g 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 184—186 (tt\ 
Wiegand) — RH 109 (1912), S. 346 — 347 (Henri 
Heuser). — KKf 2 1 9 1 1 ; 1 2), S. 18—21. — RCr 73 

(1912), S. 137-138 (K-). 
♦ 117. Heidrich, Paul, Karl V. und die deutschen Prote- 
stanten ... 1. Teil , , , [Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 72]. 
Bespr,: Archiv für Reformationsgeschichte 9 (191 1/12), 
S. ^81-282. — RH ii t (1912), S, 366—367 (A. O. 
Meyer), — LR 38 (1912), S. 586 (Ludwig Cardauns), 

118. — Karl V. und die deutschen Protestanten am Vorabend 

des Schnialkaldjschen Krieges. 2. Teil, Die Reichs- 
tage der Jahre 1544 — 1546. Auf Grund vornehmlich 
der Reichstagsakten dargestellt . - . (Frankfurter histo- 
rische Forschungen 6). Krankfurt a. M, Baer & Co. 1912. 
VI, 161 S. [Betr. die Politik Strassburgs], 

Bespr,: Archiv für Reformationsgeschichte 9 (191 l/l 2), 
S. 281-282, 

119, Helrucr, Paul Albert. Deux Discours Allcraands, (Les 

Marches de PEst 4 (1912/13), 1 , Sem. J, S, 1 97 

— 202), 

1 20. — Les pamphlets annexionistes d'aoüt 1870, [Fortsetzung], 
(Les Marches de PEst 3 (1911 — 12), 2. Sem, I f 8,492 
-507). [Vgl Bibl. L 191". Nr. 73]. 

121. Herrmann, Aug[ust], Neue Urkunden zur Geschichte 

der grossen Revolution im Klsass. (Cahiers de dol£- 
ances). (EMGV 3 (1912), S. 1 16. 85—93, 178 

— 192, 249—256, 333 — 340, 388 — 396, 429—437- 
494— 5°°- 597—612, 653—668). 

[Vgl. die Bemerkung Wentzckes in ZGORh N.F. 27 
(1912), S. 521 Ann). 1]. 

122. Hertzog, Aug[ust], Ein deutscher Tourist im Dags- 

burger Lande. 1778— 1779. (EMGV 3 {1912), S. 17 

— 24, S. 94—105). 

f»* 1 23. Hoche, Lazare, Froschwiller, Wissembourg et la recon- 
qufitc de l'AIsacc. (Feuilles d'histoire 1910). 

■ •124. Ho Umarm, Ch. La Haute-Alsace ä la veille de la Re- 
volution. La Haut-Alsace durant l'Admiuistration Pro- 
vinciale (d'apres des documents inedits). VII. La 
suppression de ('Administration Provinciale. (Avec la 
table de tout l'ouvrage). Pubbe" par A. M. P. Ingold. 
Colmar, HütTel 1910 (1909). '86 S. [Vgl. Bibl. f 
1908, Nr. 55; 1909, Nr. 73; 1910, Nr. 59]. 

125. Holtzmann, Robert. Ober das Deutschtum im Elsass 

vor der französischen Revolution. (KKf 2 (1912), 

S. 236 — 244). [Wieder abgedruckt SlrP 1 12, Nr. 629]. 

Bespr.: HZ 109 (1912), S. 629 (W. W[indelband]). 



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64O Stcnzcl. 

126. Jongleux, Edmond. Les Berrichons ä Bitsch (27. bru- 

mairc an II). (Les Marches de KEst 3 (191 1/12), 
2. Sem. II ( S. 231— 233). 

127. Kapp, W, Das Deutsche Reich und das »Reichsland«. 

(StrP 1912, Nr. 994 u. 1000). [Wieder abgedruckt 
EKf 2 (1911/12), S. 399—401]. 

128. K[app], W p Parteiprobleme in Elsass-Lothringen. (EKf 2 

(1911/12), S. 305— 312). 

129. Karmin, Otto. La question du sei pendant la Revo- 

lution, (ßibliothdque de la Revolution et de l'Empire, 
N.S. 1). Paris, Champion 1912. 184, LXXXV1I1 S. 
[S. 64—65: L'opposition en Alsace; S. 133 — 135: 
Lettre du procureur g£neral» syndic du Dep. du Haut- 
Rhin]. 

130. Katterfeld, Winfried. Die Vertretung Strassburgs auf 

dem westfälischen Friedenskongress. [Strassburger] 
Inauguraldissertation «... 1912. [Erschien auch ohne 
Dissertationsvermerk im JbGEL 28 (1912), S. 1 37 
— 218]. 
• 131. Kieffer, Fritr. Die Garnisonen im Elsass im XIX. Jahr- 
hundert . . . [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 76]. 
Bespr.: CA 1 (1912), S. 52 53 (Hs. Hg.). 

132. Kleinschmidt, Arthur. Geschichte von Arenberg, Salm 

und Leyen 1789 — 1815* Gotha, Perthes 1912. XVI, 

416 S, [Betr. S. 123 — 143 die Herrschaft Salm im 
Breusehtal], 

Bespr.: WZ 3! (1912), S. 492—493 (Alfons Fritz). 

133. Koenig, Fr. Der werdende Staat und sein Volk. (Ver- 

such einer zusammenfassenden Betrachtung). (EKf 2 

(1911/12), s. 293-305). 

134. Krieger, Albert. Aus den Papieren des Markgrafen 

Hermann von Baden (1628—1691). (ZGORh N.F. 27 
(1912), S. 407—444, 562 — 611). [Betrifft den Feld- 
zug im Elsass 1674 — 1676]. 

135. Landsmann, O. R. Vie edifiante de la reine Marie 

Leczinska (Suite). (RCA 31 (1912). S. 217—229, 
S, 276-283). [Vgl Bibl. f. 1911, Nr. 77]. 

136. Lejeune, Pierre. Le eulte du pass£ et la conscience 

alsacienne. (L'Almanach pour les £tudiants et pour 
la jeunesse d'Alsacc-Lorrainc. Strasbourg, Imprimerie 
Alsacienne 1912. S, 225 — 234), 
ti 37. Leroy, M. La Constitution d*Alsace-Lorraine. (La Grande 
Revue 1911, Dezember). 
138. Leupold, E. Journal der Arrake des Herzogs Bernhard 
von Sachsen-Weimar aus den Jahren 1637 und 1638. 
(Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 11 
(1912), S. 250—253). [Betr. vielfach das Elsass, Thann, 
Colmar etc.L 



L rOOglC ^■: i i:-:.-.:i:'.fr.l- 



ElsJlssischc Geschieh tilitcratur d« Jahre* 1912. 6dl 

139. Liberi M. Les juifs et la convocalion des £tats G6n£- 

raux 1789* (Revue des etudes juives 63 (1912), S. 185 
— 210; 64 (1912), S. 89— 108, S. 244 — 277, k suivre). 
[Betr. die Juden im Klsass]. 

140. Mau, Wilh. Balthasar Hubmaier. (Abhandlungen zur 

mittleren und neueren Geschichte 40). Berlin und 
Leipzig, Rothschild 1912. 187 S. [Betr. mehrfach 
die vorderösterreichische Regierung]. 
+ 141. Maurer, L. Strasbourg et le traitu de Ryswick. (Feuilles 
d'histoire, 1. avril 1912). 

142. Müller, Johannes. Reichsstädtische Politik in den letzten 

Zeiten der Union. (M1ÖG 33 (1912), S. 483— 5<4p 
S. 633—680). [Betr. die Politik der Stadt Strassburg], 

143. Muller, P. Garnier-Pagfes a la recherche d'une candi- 

dature en 1849. (La Revolution de 1848 VIII (1911/12), 
S. 401—402). [Betr. das Klsass). 

144. — La crise financi&re de 1848 et l'administration des 

tabacs en Alsace. (La Revolution de 1848 VIII 
(1911/12), S. 334—337)- 

145. — Le Bonapartisme aux clections de 1850 dans le Bas* 

Rhin. (La Revolution de 1848 VIII (1911/12), S. 141 

— 144)- 

146. — La Revolution de 1848 en Alsace avec unc biographic 

des parlementaires alsaciena de 1789 ä 1871. Paris, 
Kischbacher; Mulhouse, Bader 1912. 247 S. 

Bespr.: StrP 1912, Nr, 654. — CA 1 I1912), S, 261 

— 262 (M. H.). — RA 63 (1912), S. 239—240. — 
RH in (1912), S. 408 (£. D[riault]). — Les Marches 
de l'Est 4 (1912/13), 1. Sem. I, S. 388—389 (R. L.). 

— Revue d'histoire moderne 17 (1912), S. 5 — 25 
(A. Cremieux), — BSIM 82 (1912), S. 203. 

147. — Le vote pour le droit au travail h Tassembl^e Consti- 

tuante. (La Revolution de 1848 IX (1912}, S. 310 
— 31 1). [Betr. Ignaz Chauflbur, Brückner, Wester- 
camp]. 

148. Noül, Gfabriel]. Au teraps des volonlaires 1792. Lettres 

d'un volontaire de 1792 present£es yt annotöes . • . 
Avec im portrait et deux cartes. 2. cdition, Paris, 
Plon-Nourrit 1912. LV, 300 S. 

149. Oberreincr, C. A iravers les »State Papers*. [I. La 

Periode Palatine de la guerre de Trente Ans et TAI- 
sace. IL Gebhard Truchsess de WaldbourgJ. (RA 63 

09I2)> S. 319 — 333>* 

«150. Parisot, Robert. L'invasion prussienne de 1792 en 
Lorraine et en Champagne, (Bulletin des Conferences 
de l'£coIe d'instruction des officiers de rßserve et de 
Tarratfe territoriale de la 20« region 3 (1910), S. 416 
— 448), [Betr. Luckner, Biron, Kellcrmann]. 



'v c FfiiHcnoNUNivift^ 



642 Stenxel. 

151. Philippe, Andr6. Les reprÄsentants du peuple en 
raission et le departcmcnt des Vosgcs. Documents 
publies avec une introduclion et des notes par . . . 
(JbGI.G 23 —1911 (IQ12), S. 81 — 131). [Betr. auch 
die Departements Haut-Rhin und Bas-Rhin]. 

»152. Regamey, Jeanne et Frtfd£ric. L'Alsace apres 1870... 
[Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 89]. 

Bespr.: RH 1 10 (1912), S. 155 (£. D.). — Les 
Marches de l'Kst 3 (1911/12), 2. Sem. II, S. 245 
-24b. 

153, Rehm, Hermann. Das Reichsland Elsass-Lothringen. 

(Vortrage der Gehe-Stiftung zu Dresden Band 4, Heft 1). 
Leipzig u. Dresden, Teubncr 1912. 67 S, 

154. Rcnaud t Theodor. Aus den Meldungen des Geheim- 

polizisten Demougc an den Präfekten des Niederrheins. 
1822. (JbGEL 28 (1912), S. 82 — 136). 

f 1 55- Reuss, Rod. Apr£s te 18 brumaire. Adruinislrateurs 
civils et railitaires dans le Bas-Rhin 1 799 — 1800. 
(Fcuilles d'histoire, Januar 1912). 

»156. Rilly, de- Une page de l'histoire d'AIsace au XVIH* stecle 
B . . [Vgl. Bibl f. 1910, Nr. 69]. 

Bespr.: HZ 109 (1912), S. 471 (RJ. - RCrN.S. 71 
(iqii), S, 196—198 (Rod. Reuss). — Revue d'histoire 
moderne 13 (191 2 ), S. 168 (C. G. Picavet). 

157. Roth, J. Ein Nachspiel des 30jährigen Krieges im 

Eisass. (EMGV 3 (1912), S. 361-379). 
158- Rousseaux, Henri Domilier-Edouard. Un Libärateur 

de l'Alsace. (L'Almanach pour les cludiants et pour 

la jeunesse d'Alsace-Lorraine. Strasbourg, Imprimcrie 

Alsacienne 1912. S. 208 — 212). [Betr. Turenne], 
15g. Rouzaud, Henri. Le voyage de Charles X en Alsace 

et en Lorraine. (Les Marches de l'Est 3 (1911/12), 

2. Sem. II, S. 756 — 769), 
160. Ruppel, A. Aus den letzten Jahren der Grafschaft 

Forbach. (JbGLG 23, — 1911 (1912), S. 589— 632). 

[Betrifft vielfach das Klsass, besonders die Besitzungen 

von Pfalz-Zweibrücken], 

*i6r, S.. E. Les Sotdats Aisadens sous Napoleon . , . [Vgl. 

Bibl. f. 191 i t Nr. 91]. 

Bespr.: CA ! (1912), S. 154 — 155. — Les Marches 

de PEst 4 (1912/13)* I.Sera. L S. 905— 907 (Georges 

Grappe). 
tiÖ2. Sahler, L*k>n. Un paquet de vieillcs lettres 1799 — 1802. 

Mombäliard 1912. 46 S. [Briefe von G. F. Mtquillet, 

Pfarrer zu Hericourt an seine zu Strassburg weilenden 

Söhne]. 

Bespr.: CA 1 (1912), S. 268 — 269. 



Google rnnSrnrnm 



Elsls&ische Geschichlslileralur des Jahres 1912. e.t 3 

••163. Sandt, de. La defense de Saverne en oclobre 1793. 
(Annales rövolutionnaires 4 (igt 1), S. 192-205). 

• 164. Smend, Rudolf. Das Reichskammergericht . . . [Vgl. 

Blbl. f. 191 1, Nr. 94]. 

Bespr.: Historische Vierteljahrschrift 15 (1912), S. 567 
—568 (Fritz Härtung). — MHL 40 (191 2), S. 295 

— 297 (Friedrich Iloltze). 

165. Spahn, Martin. Das innere Wachstum des Reiches und 

die elsass-lothringische Frage. (Hochland 9 (1911/12), 

I. S. 145-169)- 

Bespr.: HZ 108 (1912), S. 457 (K. Jacob). 

166. Sprachenfrage, Die elsass-lothringische, im Reichstage 

1911. (StrP 1912, Nr. igi u. 201). 

167. Sprachenfrage, Die, zur £eit der französischen Revo- 

lution. (Burger-Gespräch über die Abschaffung der 
deutschen Sprache bey der Verhandlung der öffent- 
lichen Geschälte in Sirassburg. Gehalten den 23. August 
1790). (Strassburger Neue Zeitung 1912, Nr. 256, 
S. 21 — 2 2 (Literarische Rundschau)). 

• 168. Tardieu, AndnS. L'enclume alsacienne-lorraine . . . 

[Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 98]. 

Bespr.: ZGOKh N.F. 27 (1912), S. 175 177 (W. 
Wiegand). 

169. Walter, Theobald. Der Vaubankanal. [Sonderabdruck 

aus dem Gebweiler Tagblatt]. [Gebweiler 1912]. 4 S. 

170. Wentzcke, Paul. Friedrich der Grosse und die elsässischen 

Studenten in Jena. (JbGEL 28 (1912), S. 280—285). 

• 171. — Zur Entstehungsgeschichte des Reichslandes Elsass- 

Lothringens . . . [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 101], 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (191 2), S. 175 — »77 ( w - 
Wiegand). 

• 172. Widmaier, Alfred. Friedrich Prechter und der Strass- 

burger Kapitelsireit . . . [Vgl. Bibl. f. 1910, Nr. 71]. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 164 — 165 (Karl 

Hahn). — LR 38 (1912), S. 234—235 (Creutzberg). 

** 1 7 3 . Zurlinden. Napoleon et ses marechaux. II. Les Mare- 

cliaux. Paris, Hachette 1910. XXXIX, 244 S. [Betr. 

Kleber, Kellermann, . Lefebvre]. 

Bespr.: RH 109 (1912), S. 90 (Edouard Driault). 

— RQH 91 (S. 654 — 655). — Revue Critique des 
Livres Nouveaux 191 1, 15. Juni (P. Lacorabe). — HJb 
33 (1912), S. 187—188) (A. G.). 

Vgl. Nr. 202, 206, 210, 233, 249, 266, 277, 284, 

307- 308, 315», 335. 345. 347. 367. 3ö8 ff., 375, 398, 
412, 418, 425 f., 428—430, 433—440, 445, 452 

—454- 457 '•. 493- 494 ff- 5°°- 504. 5" f-i 5 ! 5 f « 
546, 55*— 555» 563 f-i 580, 593. 59 8 - 74'. 755. 761. 
7Ö5 f.. 786. 



v c ntiNaTCNUHivRäiv 



644 Stenzel. 



VII. Schriften über einzelne Orte. 

Achtnheim s, Nr. 73. 

Alteckcndorf s. Nr. 675. 
**I74. Altkirch. [Higelin, MJ. Altkirch. (Altkirch im Laufe 
der Jahrhunderte. Historische Notizen mit Führer in 
und um Altkirch von Maurice Higelin. Altkirch, Masson 

1910. s. 13 — 77)- 

175. — H[ige1in], M. Alte Altkircher Gewichte, Masse und 
Münzen. (Altkircher Kreisblatt 1912). 

176, — Higelin, Maurice. Zur Eröffnung des neuen Schlacht- 

hauses der Stadt Altkirch. (Altkircher Kreisblatt 1912, 
in 5 Fortsetzungen). [Überblick über d, Gesch. des 
Metzgerhandwerks u. d. Schlachthauswesens in A.]. 

177. — Kubier, Gustav. Aus dem Altkircher Archiv. Alt- 

kirch, Masson 1 9 1 2, 45 S. [Enthält : 1 . Liste der 
Sebastiansbruderschaft 1512 — 1632. 2. Bittschriften aus 
der Zeit des 30jährigen Kriegs]. 

Andlau s, Nr. 600, 

Avotsheim s. Nr. 664. 

• 178, Barr, Ilecker, Friedrich. Die Stadt Barr von der 
französischen Revolution bis auf unsere Tage , . . 191 1, 
[Vgl. Bjbl. f. 191 1, Nr. 107]. 

Bcspr.: V 6 (191 2), S. 196 (Y.). 
179* — Mfayer], Adrfian]. Die Burgen von Barr. (V 6 (191 2), 
S. 187—190). 

180. — Reible, A. Die Herrschaft Barr. (V 6 (1912), S. 190 

—"94). 

Vgl, Nr. 793, 
Baumgarten s. Nr. 591. 

181. Beinheim. Steiner. Eine alte Beinheimer Glocke, ihre 

Inschrift und ihr Schicksal. (VEAW 7 (1912), S. 195 

—■97)* 

182. Benfetd. Woerth, E. Ein Benfelder Geschütz. (V 6 

(1912), s. 45—46). 

Bischweütr s. Nr. 765. 

• •183. Brumath. Brumath, Wie man in ... vor IOO Jahren 

Feste feierte, (Festschrift zur Fahnenweihe am 7, Mai 

191 1, Brumath. S. 29—35), [^ esl aus Anlass der 
Verkündigung der Volkssouveräuität Febr. 1797]. 

• ♦184. — Geschichte der [Brumather] Feuerwehrkapelle, (Fest- 

schrift zur Fahnenweihe am 7, Mai 191 1 Brumath. 

S. 13- '9)- 
185. — Riff, Ad. Brumath. Frühröinischcs Gräberfeld. (Rg 
KB! 5 (i 9 !2), S. 58). 
Vgl. Nr. 673, 674. 



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'-i'i.. !.:J'-i:,'(*'.T*- 



Elsässischc Gcschichtslitcratur des Jahres IQ 13, 645 

186. Buchswtiltr. [Blasius], Zum Buchsweiler Jubelfeste. 

Ein Blatt der Krinnerung, (StrP 1912, Nr. 89g u. 900). 

187. — Borries, E. v. Aus dem Leben einer Dreihundert- 

jährigen. (StrP 1912, Nr. 887), 

188. — Grupe. Geschichte des Gymnasiums [zu Buchsweiler] 

1871 — 191 2, (Festschrift des Vereins ehemaliger Schüler 
zur 300jährigen Jubelfeier des Gymnasiums und der 
Realschule Buchsweiler i. August 1912, S. ft$ — 147}. 
Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 713—714 (H. 
Kaiser). 

189. — Hoffmann, A. Erinnerungen aus dem Schülcrlebcn im 

»College* von Buchsweiler (vor 1870). (Verein ehe- 
maliger Schüler des Gymnasiums und der Realschule 
zu Buchsweiler. Buchsweiler 1912. S. 1 — 20). [Auch 
als Sonderdruck erschienen Buchsweiler 1912. 20 S.]. 

190. — Ihme, Hans. Erinnerungen aus den neunziger Jahren, 

(Verein ehemaliger Schüler des Gymnasiums und der Real- 
schule zu Buchsweiler. Buchsweiler 1912. S. 21 — 46)« 

191. — Klein» C. Zur Geschichte des Gymnasiums und der 

Realschule in Buchsweiter und ihrer Lehrer. Zu- 
sammengestellt von . . . (Festschrift des Vereins ehe- 
maliger Schüler 2ur 300jährigen Jubelfeier des Gymna- 
siums und der Realschule Buchsweiler 1. August 1912, 
S. t — 124). [Auch als Sonderdruck erschienen: Strass- 
burg t Jahraus 1912. 124 S.], 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (igw), S. 713—714 <K 
Kaiser). 

Vgl. Nr. 43- 

192. Burnenkreuz* Würtz, Jos. Geschichte der Wallfahrt zum 

Burnenkreuz, Mit 7 Illustrationen und Anhang. Rix- 
heim, Suttcr 1912. 48 S. 

193. Colmar, D[eng], A. Unterlinden zu Colraar. Für das 

Volk geschrieben und den neuen Colmarcr Domini- 
kanerinnen in Ehrfurcht gewidmet. Rixheim, Suttcr 
1912. 85 S. 
194. — Fleurent, Henri. Lea examens de maitrise des 
chirurgiens de Colmar au XVIII« si£cle. (RA 63 (1912), 

S- 5-17)- 
195. Massnahmen gegen die Pest in Colraar ... ign. 

[Vgl, Bibl, f. 1911, Nr. 114]. [Erschien auch in MN 

ÜC N.F. 11 (1912), S. 25-55]. 

196. — Stadtler, E. Die Harmonie in Colmar (1846). (Der 

erste Arbeitergesangverein im Elsass). (Elsässer Kurier 
1912, Nr. 205). 

Vgl. Nr. 343, 442, 606, 678, 775. 

197. Dambach. Berger, Franyois. Yillages d'Alsace: Dam- 

bach. {Les Marclies de t'Est 3 (1911/12», 2. Sem. II. 
S. 795—800). 



°8' C N» 



646 Sieniel. 

198. Dambach. Burrus, Ferdinand. Die Dambacher Küfer und 
ihre Zunft. (V 6 (1912), S. 302 — 303). 

Deutsch- Rumbach s. Nr. 2 1 g. 

Dingsheim s. Nr. 628. 

Dorlisheim s. Nr. 007. 
• •19g. Drei Ähren. Scherlen, August. Trois Epis (Haute 
Alsace). Traduclion francaise. Kaysersberg, Küster 
iyio. 68 S. [Vgl. Bibl. f. 1910, Nr. 80]. 

EM s. Nr. 666. 

Enschingen s. Nr. 602. 

200. Epfig. Nartz, Tb. Epfig (Suite). (RCA 3t (iqi:), 

S. 119—122, S. 177- 184, S. 230— 238, S. 287 — 2981 
363-37'. S. 428—435). [Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 119]. 
Vgl. Nr. 74. 

201. Erstem. Caesar, [Felix], Die Geschichte Krsteins nebst der 

Ersteiner Chronik des Franz Bach, Vogt in Erstein anno 
1666. Bearbeitet nach der im städtischen Archiv befind- 
lichen Originalhandschrift. Erstein, Hotop 19 12. 38 S. 
Vgl. Nr. 61. 
Gebiveitcr s. Nr. 86g. 

202. Ungenau. Casper, Paul. Hagenau im dreissigjü ringen 

Krieg. (LE = Erwinia 19 (1911/12), S. 86— 8g). [Be- 
sprechung von Hanauer, La guerre de trente ans ä 
Haguenau . . .; vgl. Bibl. f. 1909, Nr. 94]. 

203. — Grucker, E. Der Protestantismus in Hagenau. (Elsass- 

I.othringische Gustav-Adolf-Schriften, Heft 3 u. 4). 
Strassburg, Buchhandlung der Evangelischen Gesell- 
schaft 1912, 48 S. mit Abb. 

204. — K141e, I. Zur Geschichte des Militärwesens in Hagenau. 

(HAV 3 (1912), S. 21-36). 
205.- Lempfrid, HJ. Ältere Ungenauer Grabinschriften 
Fortsetzung u. Schluss). (HAV 3 (1912), S. 60 — 64). 
Vgl. Bibl. f. igio, Nr. i2y, 1911, Nr. 427]. 
206. -- Stadtler, Eduard. Politische Strömungen in Hagenau 
im Jahre 1848. (HAV 3 (igi2), S. 67 — 68). [Auszug]. 
Vgl. Nr. 661, 863. 

207. Hangenbieten. Dennler, J. Hangenbieten. (V 6 (19t 2), 
S. 4g). 

Heidolsheim s. Nr. 621. 
Heiligenberg s. Nr. 622, 631. 

208. Heiligenstein. H[orning], W. Heiligenstein. (ThBIBG 19 

(1912), S. 13—17)- 
Hünheim s. Nr. 672. | 

209. Hohkönigsburg. Eimer, Manfred. Die Hohkönigsburg. 
(Festschrift [zur] XXXI. Dclcgiertenversammlung des 
deutschen Drogisten- Verbandes hrsg. von Fr. Hofstetter. 
S. 149—154). 

Vgl. Nr. 27. 



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ihiui-i •■';'.. - i 



Klassische Geschichtslitcratur des Jahres 1912. 647 

210. Hattingen. Meyer» Paul. Aus den Aufzeichnungen von 

Pfarrer Daniel Kraus 1786— 1816. (Hasler Jahrbuch 
IQI2» S. 53—138). (Betr. S. 105 -106 das Bombar- 
dement von Hüningen 1815], 
Hngshoftn s. Nr. 591. 

211. lilzm-h. Walter» Karl. D'Wziger Jager oder d'Mond- 

fanger, (Aus Jllzachs Vergangenheit), Mit einer Musik- 
beilage von Jacques Ehrhardt. Mulhausen, Meininger 
IQI2. 56 S. 

212. Ingtvtiltr. Sorgius, ML Bruchstücke aus der Geschichte 

eines elsässischen Städtchens 1789 — 1815 von einem 
83jährigen Lehrer a. D. (ELSchBI 42 (1912). S. 75 
— 77, S. 92-94, S. 119— 121, & 141—143). 
Kaysersbtrg s. Nr. 25, 

2 1 3. KaiztntaL Weck, Karl. KalzentaL Ortsgedenkblalt. 

[191*1 

214. Ktrchhtim. Schmidt, Julius. Kirchen am Rhein. Eine karo- 

lingische Königspfalz. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte 
des Oberrheins von der Steinzeit bis zur Gegenwart. 
Mit Illustr., 2 Plänen und je 1 Originalzeichnung von 
J. P. Hebel und H. Dauer. Buhl, Concordia 1912. VII, 
364 S. [Betr. auch das elsassische Kirchheim]. 

Hespr.: Alemannia, Dritte Folge 4 (1912), S. 92 u. 
S. 159 — 160 (Hermann Flamm). 
♦215. König sho/tn, Braun, Karl. Geschichte von Künigshofen 
bei Sirassburg . . . [Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 135J. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912). S. 177 (H. Kaiser). 

216. — Keune, J. H. Künigshofen bei Strassburg i, E. 

Mithreura, (RgKBI 5 (1912), S. 2b). 
217. — Riff, Ad., fils. Un sancluaire Romain ä Kccnigshoffen. 

(CA 1 (1912), S. 169—170). 

218. Lauttrburg. Schneider, J. Die Pulverkirche in Lauter- 

burg oder Wie das evangelische Vikariat in Lauter- 
burg-Selz entstand. ( Elsass-Iothriugische Gustav-Adolf- 
Schrlften, Heft 1). Strassburg, Buchhandlung der ev. 
Gesellschaft 1912. 24 S. 

219. Lebtrau. Duvernoy, Emile. Une enclave lorraine en 

Alsace. Li6pvre et L'AlIemand-Rombach, (Meinoires 

de l'Academie de Stanfslas 162 (1911 — 1912), S. 55 

— 136). [Auch als Sonderdruck (Extrait) erschienen: 
Nancy, Berger-Levrault 1912. 86 S,]. 
Bcspr.: CA 1 (1912), S. 331 (P. G). 

Lingolsheim s. Nr, 59. 

220. Lobsann. Stiefelhagcn, Das Asphaltwerk bei Lobsann. 

L Teil. (VEAW 7 (1912), S. 27—39). 
Lutltrbach s. Nr. 858, 859. 

221. Marienbrunn. Pfleger, Luzian. Das Kloster Marien- 

brunn. (VEAW 7 (1912), S. 69-81). 



C ioogk mSStSiSS\ 



648 Slenzel. 

+222 t MaritnthaL CIauss t Jos. M, B. Der Wallfahrtsort 
Marienthal ... [Vgl. Bibl. f. igio, Nr, 106]. 

Bespr.: HAV 3 (1912), S. 65 — 66 (H, L[erapfrid]), 

223. — Gass, J. Bischweiler Protestanten für Marienthal. (Str 

DBL l\ (1912)1 S. 326). 

MaursmünsUr s, Nr, 591, 851. 
Mokhtim s. Nr. 634, 

224. Mülhausm. Acker, Paul, Une villc industrielle alsa- 

cienne — Mulhouse. (Revue des deux mondes 82, 
Tome 8, S. 422—444). [Geschichtlicher Oberblick]. 

225. — Delahache, Georges. La nSunion de Mulhouse ä la 

France. (MAL 9 (1912), S, 385—386). 

226. — Ehretsmann, Eugen, Bilder aus der Geschichte 

Mülhausens für unsere Jugend. (Von der Industriellen 
Gesellschaft mit einem Preise ausgezeichnet). [Mül- 
hausen], Selbstverlag des Verfassers 191 2. IV, 121 S. 
mit 5 Abb. u, i Titelbild. 

227. — Freskengemälde, Die, am Bollwerkturm zu Mül- 

hausen. (StrP 191 2, Nr. 912). 

228. — A., H. La colonne Lambert de Mulhouse. (MAL 9 

(1912), S. 246). 
22Q. — Lange* Kaymond. La vie ouvriÄre alsacienne: Mul- 
house et ses institutions sociales, (Revue des sciences 
politiques 27 (1912) 1, S. 75 — 87, S. 428 — 441). 
♦230. — Lutz, J. La guerre civile de 1587 ä Mulhouse . , . 
[Vgl. Bibl. C 1911, Nr. 142]. 

Bespr,: CA 1 (1912), S. 263—264 (M. M.). 
231. — Muller, Jean. Nos villes: Mulhouse. (La Vie 1912, 

S. 5'6-5i8). 
»•23 2. — [Schlumberger, Gabriel], Geschichtliches über das 

Diakonat von Mulhausen. Zu seinem 50jährigen Jubi- 
läum 1860 — 1910. Mulhausen, K. Meininger 19 10. 
28 S, [Erschien auch in franz. Sprache: Historique de 
la Maison du Diaconat de M, 31 S.]. 
2 33- — Schmidt, Charles. Une conqu£te douanifere: Mul- 
house. Documents des Archives nationales rclatifs k 
la preparation de la r£union de Mulhouse k la France 
(1785 — 1798) . . • Mulhouse, Meininger 1912. VII* 
162 S. 

Bespr.: CA l (ig«), S. 329 (M. M.). 
«234. — Societe Industrielle de Mulhouse, Apercu historique 
sur la Socithu et sur les institutions diverses cr££s par 
eile ou fonetionnant sous son patronage, publice ä 
l'occasion de l'inauguration de ses nouveaux locaux Ic 
26 octobre iqio, Mulhouse, Meininger 19 10. 88 S. 
235. — Souvestre, Emil. Mülhausen anno 1836 nach . . . 
(Oberelsassische Landeszeitung 1910, Nr. 64 [2, Blatt]). 

Vgl. Nr. 24, 486, 678, 775, 852, 866, 



oglc 



FWHQl N.-jivfuvl^ 



El Ethische Geschichtsliteratur des Jahres igi2. 64g 

236. Murbach. Brandslctter, Jos. Leopold. Zur Geschichte 

der Luzerner Urkunde vom Jahre 840. (Der Geschichts- 
freund 67 (1912), S. 1—28), [Betr. Urkunde Lothars III. 
für Murbach]. 

Vgl. Nr. 604, 7*7. 733- 

237. Neuweiter. Knauth, J. und Karl Koetschau« Zum Streit 

über den Neuweiler Grabstein. (Kunstchronik 23 

(1911/12), S. 240). 

238. — Madelin, Louis. Le cimeti&re de Neuwiller. (Almanach 

pour les ctudiants et pour la jeunesse d'Alsaee'Lorraine. 
Strasbourg, lmprimerie Alsaciennc 1912. S, 114 — 119). 
23g. — Müller, Oscar. Das Schicksal der Glocken von Neu- 
weiler vor und in der Revolutionszeit (1792). Nach 
bisher unbenutzten Quellen im Gemeindearchiv von 
Neuweiler. Mit einer Abbildung» (EMGV 3 (1912), 

S. 397— 4 1 *). 
•240. NiederbrotuK Malthis, Charles. La PnJhistoire de Nieder- 
bronn . . . [Vgl. Bibl. f. 1911» Nr. 146], 
Uuspr.: CA 1 (1912), S. 109— 1 10 (A. R,). 
Nordhausen s, Nr. 625, 626* 
Oberbttschdorf s. Nr. 669, 670, 689, 
Orschweür s. Nr. 847, 

241. Osthoftn. Dollinger, F. Chätcaux d'Alsace, OslholTen, 

(RAI 14 (igt2) f S. 1 — 14). 

242. PfastalL Wtirtz, M, J. Errichtung und Einrichtung der 

Pfarrei Plastatl. (EMGV 3 (ig 12), S. 129—144, 
S. 241 — 248). 

243. Rappollstein, Verordnungen der Herrsch«! ft Rappolstein 

den Herbst und Zehnten betreffend. (EMGV 3 (191 z) % 

S. 457—459)^ 

244. — Süss, Louis. Die Hexenprozesse in der Herrschaft 

Kappolslein. Nach den Originalakten des Colmarer 
lSeüirks-Arehivs zusammengestellt und bearbeitet . . . 
(EMGV 3 (1912), S. 445—456, S. 526—532, S. 574 
-532). 

245. Rappollsiveiltr* Alsata. Une petile chronique de Ribuau- 

villä (1638-1738). (RA 63 (1912), S, 409—421). 

246. Rekhtnwtier* Mitteilungen 1910 — 1912 (Verein zur 

Erhaltung von Reichen vveierer Altertümern, Rappolts- 
weiler 1912. S, 1 — 10). [Bericht über das Museum 
zu R., bes. die WaffenstückeJ Abdruck von Berichten 
über Bestückung des Ortes aus den Jahren 1592 und 

(635]. 

Vgl. Nr. 775. 
247 RieJisheim. Oslerraeyer, II. Bilder aus Vergangen- 
heit und Gegenwart der oberelsässischen Diaspora- 
gemeinde Riedisheiro. (ELGAB 8 (iqu 12), S. 9 — 12, 
S. 13— 15. S. 17-20, S. 25 — Z4). 

Z.lt.chr. I. G«cti. d. Oberrh. N.F. XXVIII. 4. ^ 



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Fl I -Fl. t. 



650 



Stenxel. 



Rixheim s. Nr. 629, 772. 

248. Ruchsheim, Walter, Theobald. Ruchsheini-Rüstenhart. 

[Sonderabdruck aus dein Gcbweiler Tagblatt 1912]. 4 S. 

249. Rufach. Müller, Paul. L'assassinat de Jajnger ä 

Roufiach en 1792 et I'asscmblcc nationale. (RA 63 
(1912), S. 387- 388). 

250. — Walter, Theobald. Der Feste Rufach letzte Kriegs- 

tage. (Sonderabdruck aus dem Gebweiler Tageblatt 
191 2). 4 S. 
Salm s. Nr. 132. 

251. Sc hauender g. Walter, Theobald. Das Gnadenbild des 

Wallfahrtsortes Schauenberg. (StrP 1912, Nr. 430). 

252. Schlettstadt. Dorlan, Alexandre. Histoire architecturale 

et aneedotique de Schlestadt. (Les (ransformations 
d'unc place forte alsacienne des origines ä nos jours). 
Paris I.ibrairie Illustree Jules Tallandier 1912. Tonic 
premier. XIX, 480 S. T. second: X, 580 S. 

Bespr.: CA 1 (1912), S. 155 (F. ü.) [Bd. 1]. — 

RA 63 (1912), S. 157— «58 (Alsata) [Bd. 1]. — MAL 

8 (1912), S. 03. 

•253. — Mayer, M. Die I.ebensmittelpolitik der Reichsstadt 

Schlettstadt . . . [Vgl. Bibl. f. 1907, Nr. 141; 1908, 

Nr. 131]. 

Bespr.: Le Moyen Age 25 (ig 1 2), S. 99 — 108 
(Georges Espinas). 
254. — Pfleger, Alfred. Aus der Geschichte des Schielt- 
stadter Handwerks. (Lehrlingsarbeiten-, Gesellen-, 
Meisterstück- und Gewerbe-Ausstellung Schlettstadt . . . 
vom 12. bis 25. Mai 1912, Katalog. Schlettstadt, 

[1912]. S. 3—3')- 
•255- — Wentzcke, P. Geschichte der Stadt Schlettstadt . . . 
... [Vgl. Bibl. f. 1910, Nr. 134; 1911, Nr. 155]. 

Bespr.: EMGV 3 (1912), S. 238 (B.). 

Vgl. Nr. 648, 649. 782, 802. 

256. Schwär zenburg. Sc lie urer, Henri. La ruine de Schwarzen- 

burg, vallec de Munster. (V 6 (1912), S. 108 — 109, 
S. 144 -- 145). 

Sc/z s. Nr. 613. 855. 

257. Sennheim. Oberreiner, C. Les origines de Cernay. 

(MAL 8 (1912), S. 57-58). 

258. — W[eybrecht], J. Die Feuerwehrkompagnie der Stadt 

Sennheim von 1820 — 1861. (Festschrift zur Erinnerung 
an das Doppelfeuerwehrfest . . . am 26. Juni 1910 in 
Sennheim. Sennheim [1910], S. 5—18). 
Vgl. Nr. 71. 

259. Sindeisberg. Herr, E. Das ehemalige Frauenkloster 

Sindeisberg. Urkundcnbuch mit einleitenden histo- 
rischen Untersuchungen. (Beiträge zur Landes- und 



'- rt *<*8'^ iftiHCttCUHMfi: 



Elsässtsciic *ic*fhi**liiditcratur des Jahres igi2. 551 

Volkeskuntlt- von Klsass»Lothringen und den angren- 
zenden Gebieten 42), Strassburg, Hcitz 1912. 256 S. 

260. Sparsbach, B., L. Priesen im Elsass. (Ein Beitrag zu 

der Ortsgeschichte von Sparsbach). (ELSchBl 42 (1912), 

S. 54)* 

261. — Bonne, L. /ui Srhulgeschichte von Sparsbach. (EL 

SchBI 42 (iqij) p S, 398 — 401). 

262. Staffelfeldtn* OberreEner, C, Les origines de Staffcl- 

felden. (MAL g (1912), S. 377). 

263. Stephans ftlti* IVliuan, Carl. Erinnerungen eines alten 

Irrenarztes. Bonn« Kr. Cohen 1912, 145 S. [Kap. IV. 
StephansfeMj. 

Bespr.: SlrP 191 2, Nr. 1464. 

264. — Sitzniann, Edouard, Stcphansfeld. (RCA 31 (19 12), 

S. 655-602, S. 723—730, k suivre). 
Vgl. Nr. 6;u. 
»265. Sirassburg« Atihtiifch, Karl Der Bürgerstand in Strass- 
bürg bis # zur Mitte des XIIL Jahrhunderts . , . [Vgl. 
BtbL f. 191O1 Nr. 137; 1-911, Nr. 156]. 

Bespr,: ZUORli N.F. 27 (1912), S. 354-357 (F< 
Kiener). 

266. — Back. Aus Strasburgs jüngster Vergangenheit. Die 

städtische Verwaltung in der Zeit vom 12. April 1873 
bis zum 25. April 1880+ Strassburg, Trübner 1912. 
206 S. 

Bespr.: ZÜOKh NF. 27 (1912), S. 534 (IL Kaiser). 
— StrP 1912, Nr. 696 W, Wpegand]), — MALS 

(1912), S. 2Q2. 

267. — Balthasar. Wilhelm. Strassburger Erinnerungen aus 

den siebziger Jahren. (SlrP 1912, Nr. 123). 

268. — Borries, Emil v- Die älteste Strassburgcr Bischofskirche. 

(ZGORh N.K. 27 11912), S. 383—400). 

Bespr.: WZ 31 (1912), S. 220—221 (P. Wentzckej. 

269. — C.» E. Les corporaüons A Strasbourg. (Almanach pour 

les ätudiants et pour la jeunessc d'Alsacc-Lorraine. 
Strasbourg. ImpriiiwriG Alsacicnne 1912. S. 1 53 — 155 I, 
♦270, — Detahachr, Georges. La cathcdrale de Strasbourg , . . 
[Vgl. Bibl. (. 1910, Nr. 140; 1911, Nr. 165]. 
Bespr.: RH 1119 11912) S. 379 (Lous Hourticq), 

271. Strasbourg <!t le colonel Coqucugniot. (Almanach 

pour les ätiidmutti <-i pour la jeunesse d'Alsace-Lorraine. 
Strasbourg, Imprituerie Alsacienne 1912. S. 98 — roo). 

272. — Dollinger, l\ L« ch&teau des Kolian ä Strasbourg. 

(Der elsassisrhe Garten, Strasburg, Trübner 1912. 
S. 183—1431, 

273. — — Les ftablisseiueiits militaires d'enseigneraent ra£dical 

ä Strasbourg (1747 — 1870). (Ilazweiess 19 [1912], 
Nr. 234, P. 3 y t Nr. 236, S. 5—7). 

43* 



'S PftlHai£«UHlY[ft£Ttf 



652 



SleuzeL 



274. Strassburg. Ernst, Aug. Die Baugeschichte der St. Thomas- 
Kirche. (GFW 45 — 191 1 (1912), S. 64 — 82). 

275. — Foire, La, de Nocl ä Strasbourg» (MAL 9 (191 2), 
S. 409 -410), 

276. — Forrer, R. Die Lösung der Strassburgcr Museums* 

frage. (StrP 1912, Kr. 28 u. 32). 

277, — Friedensburg, Walter. Aus den Zeiten des Interim. 

Hriefauszüge aus Nord- und Westdeutschland. {Archiv 
für Rcforiuationsgeselnchte 9 (1911/12), S. 263 — 273). 
[Betr. S. 270 — 271 die Zustande in Strassburg]. 
-*f278- — Grasilier, L. Le torobeau de Desaix. (Intermediaire 
des churcheurs et curieux 191 1). 

♦ 279. — Grauert, Hermann. Görres in Strassburg . . . [Vgl. 

lübl. f. 1910, Nr. 145; IQI I, Nr. 174]. 

Hespr.: Revue Gerraanique '8 (1912), S. 483 (H. 

Roudil). 
280. — GriesZfl Edmund. Rheinbrücken bei Strassburg. (StrP 

191 2, Nr. 596). 
281. Teure Zeiten im alten Strass6urg. (StrP 1912, 

Nr. 1 105 u. 1131}" 

282. — Hackenschmidt, K. Unsere Lehrer, Stahl, Hassel- 

mann, Kreis. (Der elsässische Garten. Strassburg, 
Trübner 1912, S. 230— 236). 

283. — [Hackenschmidt]. Im Gymnasium [zu Strassburg] 

vor sechzig Jahren, Von einem alten Strassburger. 
(StrP 19 12, Nr. 683, 713, 743, 773, 805» 833). 

284. — Haniel. Fröderic II ä Strasbourg. (Almanach pour 

les L'tudiants et pour la jeunesse d'Alsace-Lorraine. 
Strasbourg, Imprimerie Alsacienne 1912. S. 165 — 166). 

♦ 285. — Hartmann, Erich. Das Miaue Buch und sein Ver- 

fasser . . . [Vgl, Bibl. r. 1911, Nr. 178, wo zu berich- 
tigen ist, dass nur Abschnitt 2 (ganz) und 3 (teilweise) 
unter dem Titel * Andreas Ulrich, Ein Sirassburger 
Publizist und Politiker in den Tagen der grossen Revo- 
lution« unverändert ohne Dissertationsvermerk in JbG 
EL 27 S, 65 — 120 erschienen sind], 

Hespr.; StrP 1912, Nr. 59 (E. v. Borries). — HZ 
108 (1912), & 680 (Wahl). 
286, — Herrmann, August. Die Bürgermeister der Stadt 
Strassburg i. Eis. (Festschrift [zur] XXXI. Delegierten- 
Versammlung des deutschen Drogisten- Verbandes hrsg. 
von H. Hofstetter, S. 100 — 113). 
♦287. — Herzog, A. Die Lcbensiuittclpolitik der Stadt Strass- 
burg im Mittelalter ... [Vgl. Hihi. f. 1909, Nr. 141; 
1910, Nr. 147], 

Hespr. : Le Moyen Age 25 (1912), S, 99 — 1 öS 
(Georges Espinas). - MHL 40 (1912), S. 81—82 
(R. Setzepfandi). 



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EUässischc G esc hie htsli lerat ur des Jahies 1912. 653 

«♦288. Sirassburg. Hirschwald, J. Systematische Untersuchung 
<ler Gesteine-Materialien alter Bauwerke: 3, Das Bau- 
gestein ara Strassburger Münster. (Bautechnische Ge- 
steinsuntersuchungen, Mitteilungen aus dem mineralogisch- 
geologischen Institut der kg!» technischen Hochschule 
Berlin II (191 1), S. 19 — 34). 
28g. — Jacoby, Adolf. St. Raspinus und das Raspelhaus. 
(EMüV 3 (1912), S. 413— -421). 

290, — Jae nger, F. Die Befesligungswerke des römischen 

Strassburg, (V 6 (1912), S. 348—353)- 

291, — J oessel, (leorges. Die Strassburger Müusterglocken 

und ihre Giesser, (V ö (1912), S. 46—48). 

292, — Kieffer, Friiz, Le mustie du Souvenir, (GFW 45 

— 191 1 (1912). s. 15—30). 

293, — Klein. Johannes. Geschichte der Alt St, Peterskirche 

zu Strassburg. (GFW 45 — 191 1 (1912), S. 281 
—30l). 

294, — Lichtenberger» Henri. Richard Wagner ä Stras- 

bourg. (Almanach pour les etudiants et pour la jeu- 
nesse d'Alsace- Lorraine. Strasbourg, Imprimerie Alsa- 
cienne 1912, S. 58). 

295, — List» Friedrich. Die kaiserliche Universitats- und 

Landesbibliothck zu Strassburg i. E. (Fest-Schrift [zur] 
XXX!. Delegiertenversammlung des deutschen Drogisten- 
Verbandes hrsg. von H. Hofstetter. S. 124 — 127). 

296, — Lörcher-Grupe, Krica. Aus den Memoiren des 

Kardinalschlosscs Rohan, (LE = Krwinia 19(1911/1912), 

S- 13< — >3S>- 
207. — Merkling, G. Die Organisten an der St. Thoraas- 
kirche in Strassburg vom Jahre 1517 an, (ELGMZg 5 

(l Q l2) f S. 82-83). 

298. — Metzger, Georg. Geschichte der evangelischen Vor- 

ortskirchen in Strassburg, (GFW 45 — 191 1 (1912), 

S. 150—187). 

299. — Meyhöfer, Max. Die kaiserlichen Stiftungsprivilegien 

für Universitäten. (Archiv für Urkundenforschung 4 
(1912), S. 291—418). [Heir. S. 308 — 309 Strass- 
burg]. 

300. — ML, D. Die österreichische Kaisertochter in Strassburg, 

(V 6 (1912), S. 275-277). 

301. — Muller, Rene. Cagliostro ä Strasbourg. Strasbourg, 

Imprimerie Alsacienue-Lorraine 1912. 44 S. 

302. — Müller, W. Strassburger Uhrmacher des 17. Jahr- 

hunderts. (AEA 4 (1912), S. 309—312)* 

303. — Neukirch, Francois-Xavier. Die Plätze der Stadt 

Strassburg i. Eis. (Fest-Schrift [zur] XXXI. Delegierten- 
Versammlung des deutschen Drogisten- Verbandes hrsg. 
von H. Hofstetter. S. 114 — 123). 



- ; <wgk mSSuSi! 



654 



Stenze! 



304. Strassburg. Pippo, La societe dVtudiants alsaciens-lorrains 

Sundgovia-Envinia ä propos tlu 25* anniversaire de sa 
dissolution. Souvenirs d*un ancien, (L/Almanach pour 
les uludianls et pour la jeuncssr d'Alsace-Lorraine. Stras- 
bourg, Irapnmerie Alsacienm 1912. S. 243 — 247). 

305. — R., A. Aus dem Tagebuch eines Apothekers. Er- 

innerungen aus Strassburg anno 1785 . .. aufgezeichnet 
und bearbeitet ; . . (Haswciess iy [1912], Nr. 227, 
S. 8— io). 

306. — Rieffcl, Aug. (Haniel), Die Kremdenbüeher der 

Münsterplattform mit 125 Autographien berühmter Per- 
sönlichkeiten. 1818— 1874). Strassburg, Noiriel 191 2. 
96 S. 

307. — Ruscher, Andreas. Die Entwicklung Strassburgs seit 

1871. (StrP 1912, Nr. 675). 
•♦308. — Schlumberger, Gustave. Mcmoires du coraraandant 
Persat 1806 4 1844 publies avec une inlroduction et 
des notes. Paris, Plon-Nourrit 1910. XXXI, 365 S. 
[Betr. auch Strassburg, wo Persat Platzadjutant war], 

309. — Schwimm- und Medmnalbad, Das stadtische, in 

Strassburg. (V 6 (1912), S. 1 70 — 1 77, S. 206—209, 
S. 224 — 227, S. 241—242! S. 252—253). 

310. — Strohl, Karl. Der grosse Strassburger Strassendurch- 

bruch. (Die Woche 14 (1912), S. 1351 — 1 355>- 

311. — Suiter, Prosper. Ein alles Dokument. (ELMGZg 5 

(1912), S, 185 — 187). [Brtr. Statuten des Strassburger 
Orchesters v. 1846]. 
♦312. — Trau mann, Ernst* Goethe der Strassburger Student . . . 
[Vgl. Bibl. f. igro, Nr. 158; 1911, Nr. 199]. 

Bespr.: Euphorion 19 (1012), S. 407 — 408) (M. 
Morris). — Literaturbtatt für germanische und roma- 
nische Philologie 33 (19121, S. 14 (Karl Alt). — AL 
Bl 31 (1912). S. 656 (Dr. Wl.). 

313. — Vorträge, Drei, über die Geschichte der Thomas- 

kirche. Strassburg, Du-Mont-Schauberg 1912. 67 S B 

314. — Wentzcke, Paul. Urkunden und Regesten zur Bau- 

geschichte des Strassburger Münsters* III, Teil. (Strass- 
burger Münsterblatt 6 (igu), S. 1 — 6). [Vgl. Bibl. f. 
1908, Nr. 152]. 

315. — Wolfram, Georg. Die älteste Strassburger Bischofs- 

kirche. (StrP 191 2, Nr. 1293). (Kritik von Nr. 269]. 
Vgl. Nr. 69, 90, 97, 11;, 118, 130, 141, 142, 362, 

400, 401, 437, 5 2 4> 555- 5*>7- 383- 595* 603, 609, 
6rt>, 630, 633, 643, 652, 653, 056, 658, 659, 678, 

685, 760, 773, 775, 787» 800, Sr»2, 856. 

t3 1 5 Ä - Suffehveyersheim. Combat, Le, de Suflelweyersheim 

(28. juin 1815), (L'AIsacirn-l.orrain de Paris, 14. jan- 

vier 1912), 



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Ets&ssische Geschieht sliieralur des Jahres igil. 655 

•»316. Sulz (O.-E.). Gasser, A. Livre d'or de la ville de 
Soultz en Haute-Alsace. (Bibliotheque de la Revue 
d'Alsace 18). Soultz, Schreyer; Gray, Koux. 1910. 
HI, 437 S. [Fase. 1 (S. 1 — 197) erschien bereits 

1909]. 

Vgl. Nr. 34. 
317. Sulzbach, Mcnos, H. Sulzbach (V 6 (1912), S. 330 

—332). 
**3 1 8. Sulzmall. Walter, Theobald. Der Sauerbrunnen von 

Stilzmatt, jetzt Nesselquelle im Besitze von Urun et C< c 

in Sulzmalt (Ober-Elsass). GeschicbtHclie Skizze. Strass- 

burg, Du-Mont Schauberg 1909, 24 S. 

319. Surburg. Wentzcke, Paul. Zur älteren Geschichte 

des Stiftes Surburg. (ZGORh N.F. 27 (1912), S. 7 

320. Thann. Schneider, J. Das Theobaldusfcst in Thann. 

(V 6 (1912), S. 320-323). 

321. — Thann. 25 Reproduktionen nach Originalen von 

Robert Kämmerer. 25 röproductions d'apres les dessins 

et aquarelles de R. K. Strassburg, Manias [1911]. 

[III S. u. 25 Tafeln]. [Mit Kinleitung von Rene 

Prevöt]. 

Vgl. Nr. 19, 854. 
VSgllinsho/en s. Nr. 76. 
Walburg s. Nr. 591. 

322. Wangenburg. Beemelmans, Wilhelm. Eine Notiz zur 

Geschichte der Wangenburg. (JbGEL 28 (1912), 
S. 276—279). 

323. Weissenburg. Brocke, P. von. Burg St. Paul (Pauliner 

Schloss) im Rahmen der Weisscnburger Kloster- 
geschichte. (VEAW 7 (1912), S. 118-175). 
+324. — M enges, Heinrich. Bilder aus der Heimatgeschichte 
des Kreises Weissenburg Für Schule und Haus. Mit 
einer Geschichtskarte des Kreises im Jahre 1648. Unter 
Mitwirkung vieler Lehrer herausgegeben . , . Weissen- 
burg 1912. 

325. — Schimpf, Eduard. Zwei Verordnungen des Rats der 

Stadt Weissenburg aus den Jahren 1785 und 1786 
über Verfertigung und Verkauf der Zieglerwaren. (VE 
AW 7 (1912), S. 14-21). (Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 210]. 
Vgl. Nr. 548, 767, 810. 

326. Werd. Sitzmann, Fr. E. Un castel fcodal en le chäteau 

de Werde .. . [Vgl. Bibl. 191 1, Nr. 213]. [Erschien 
in Buchform: Strasbourg, Le Roux 1912. 228 S. (chez 
l'auteur ä Khl-Benfeld)]. 

327. Windsbühl. Becker, J. J. Windsbühl oder Erlach- 

Windsbühl bei llunaweier. Ein Krongut des Hauses 
Österreich bis 1648, des Königs von Frankreich von 



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656 



Stenzcl. 



1648 — 1793. heute den) Herrn Albert .Meyer aus Strass- 
bürg gehörig; hierzu einiges über Hunaweier und Zellcn- 
berg. [Ohne Angabe] 1912, 28 S. [Erschien auch 
in den Mitteilungen des Vereins zur Erhaltung von 
Reichenweierer Altertümern. Rappoltsweiler 1912. S. 11 

-40]. 

328. Wtndsititur Tal. Martins. Charles. Neue Funde und 
alte Sagen aus dem Windsteiner Tal bei Bad Nieder- 
bronn. (StrP 1912, Nr. 625 u. 649}. [Erschien auch 
als Sonderdruck: Strassburg, Du Mont-Schauberg 1912. 

4 sj. 

32g. Westhoftn. N., V. Bilder aus Westhofens allen Tagen. 

(EvLFr42 (1912), S. 124 — 125, S. 150-151, S. 158, 

S. 165, S. 172 — 173). 
330. WSrth, Bilder, Zwei, aus Wörth. (VEAW 7 (1912), 

S. 178-179). 
331.— Hartmann, Alte Grabsteine des Wörther Friedhofes. 
(VEAW 7 (1912), S. 81 — 117), 

332. Wünham* Gasser» A. et C, Oberreiner. Un village de 

la Haute-Alsace [;] Wuenheira. (RA 63 (1912), S. 433 
467» ä suivre). 

333. Zubern* Beemelraans, Wilhelm. Der Turm der Pfarr- 

kirche in Zabern. (EMGV 3 (191 2); S. 460 — 466). 

334, Öffentliche Feste in Zabern in der Zeit von 1790 

1830. (JbGEL 28 (1912), S. 6—32), 

335. — Delahache, Georges. Unc rivalitä entre Saverne et 
Haguenau en 1792. (RA 63 (1912), S. 47—56). [Teil- 
druck von Delahache» Un ennemi du Cardinal «Collier«; 
vgl. Nr. 501], 

Vgl. Nr. 2t t 2g ( 63, 163. 



VIII. Biographische Schriften. 
a) Allgemeine. 

336. Girodie, Andre et Victor Huen. Gäncraux d'Alsacc et 

de Lorraine. (Texte de G., Illustr. de Huen). Mul- 
house, Baby 191 2 S. 4g — 200 mit Abb. [Abgeschlossen; 
vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 217], 

337. Merklingj G. Lebensbilder elsässiseher Komponisten 

und Musiker (Fortsetzung). {HLGMZg 5 (1912), S. 6, 
S. 25—36, S. 60-61). [Vgl. Bibl. f. 1909» Nr. 161; 
ig 10, Nr. 174; 1911, Nr. 218]. 

338. Numerologie. | Darunter längere Nachrufe auf August 

Thierry-Micg, Glockler, Felix Blomsteln, Laurent Atthalin], 
(CA 1 (1912)» S. $o— $2, S. 99, S, 148—151» S. 215, 
S. 260, S, 322—323) 



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Klsa*»i»che Geschiclitsliteratur .1« Jahres 1912. 657 

33g. Nccrologie. (.MAL g (191 2), S. 3, S. 1 1, S. ig, S. 27 
— 28. S. 35, S. 42, S. 51, S. 59, S. 67. S. 83. S. 99. 
S. 107, S. 115, S. 123, S. 132, S. 13S. S. 147, S. 155, 
S. 163, S. 179, S. 195, S. 219, S. 228, S. 244, S. 251, 
S. 259, S. 269, S. 283. S. 292, S. 298, S. 307, s. 3*7. 

S. 332. S. 339-340. S. 347. S. 355, s - 37'. S. 379. 
S. 384 ). [Darunter Laurent Atthalin, Rene Schlum- 
berger. F. de Dartein, Alfred Boegner]. 

340. Nicot, Luden. Soldais d'Alsace et de Lorraine. (MAL 9 

(1912), S. 18, 26, S. 35, S. 45, S. 52-53. S. 58-59. 
S. 67, S. 77, S. 83, S. Q3, S. 98, S. 100, S. 115. 
-S. 122, S. 132, S. 140, S. 147, S. 155, S. 163. S. 171, 
S. 179, S. 186, S. 195, S. 210 — 211, S. 221, S. 230, 
S. 236—237- S. 243, S. 251, S. 259, S. 269, S. 275, 
S. 283. S. 292, S. 299, S. 308, S. 310, S. 333, S. 340, 

S. 347- S- 355 — 356. S. 363—364. S. 369—370. S. 377 
—378. S. 387. S. 304. S. 403). 

341. [Oberdörffer]. Berichtigung zu den Lebensbildern 

elsassischer Komponisten und Musiker. (ELGMZg 5 

09'2>. S. 5 ')- 



b) über timeint Personen. 

Bach, Franz s. Nr. 201. 
•342. Bacher, Otto, Friedrich. Theobald Bacher ... 1910. 
[Vgl. Bibl. f. iqio, Kr. 182; 191 1, Nr. 222]. 

Bespr.: LR 38 (1912), S. 233—234 (Creutzberg). 
Bälde, Jakob s. Nr. 578. 
343. Barthohli, Kubier, Ludwig. Friedrich August Barlholdi 
und seine Vaterstadt Colmar vor 1870. Mit 15 Ab- 
bildungen. (KMGV 3 (191 2), S. 257—278). 
Baidung Grien, Hans s. Nr. 611. 
Bautain s. Nr. 547, 54g. 
34.J. Beatus Rhenanus. König, Erich. Zum Briefwechsel des 
Bealus Rhenanus. (HJb 33 (1912), S. 362 — 365). 
Bespr.: ZGORh N.K. 27 (1913), S. 539 (IL K[aiser]). 
345. Becher, Johann Joachim. Heidi, R. Der Plan einer 
Hanau-Lichtcnbt-'rgischen Kolonie 1669. (StrP 1912, 
Nr. 562 u 59t). [I'läne Joh. J. Bechers]. 
•346. Beck. Renaud, Theodor. Paulus Beck von Strassburg 
und seine Schicksalt; . . . [Vgl. Bibl. f. 1910, Nr. 183]. 
Bespr.: ZGORh N.F. 27(1912), S. 165—166 (F[ritz] 
K[iener]). 
347. Beer, Louis de. Ingold, A. Les premieres annecs de 
Louis de Beer gouverneur de Benevent ( 1 777 — 1 797)- 
(RCA 31 (1912), S. 471- 484, S. 535—543. S. 616 
— 622, S. 648 654, S. 707 — 714, i suivre). 



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348. Beer, Louis de, Ingold, A. M. P. Talleyrand et l'AIsa- 

cien Louis de Beer. (MAL 9 (1912)» S, 7), 
BlumsUin s, Nr. 338. 

349. Boegner, Alfred. B., P. M. Alfred Boegner, (Revue 

Chrctienne 59 (1912), S. 289 — 291 [aus dem Journal 
de Genivel). 
35°" — [BianquisJ, Jean. Alfred Boegner, directeur de la 
SocictÄ des Missions Evang£liques de Paris. [Paris], 
Soci£t£ des Missions Kvangeliques de Paris 1912. 
104 S. 

351. — Bianquis, Jean. La pietc d'Alfrcd Boegner. (Revue 

Chrötienne 59 (1912), S. 292 -297). 

352. — Dumas, F. Le pasteur Alfred Boegner. (Lc Te- 

moignage 48 (1912), S. 65 — 66), 
353.— F., A. Alfred Eduard Bögner, (1851 — 1912). (EEv 
SB1 49 (1912), S. 169 — 170, S. 176—178). 

354. — Meyer, Jean. Alfred Boegner. (Le T£raoignage 48 

(191 2), S. 75 — 78). [Verkürzt wieder abgedruckt im 
Alinanach de lY'glise ävangelique Lulherienne de France 
et d*AIg<:rie 2 (1913). Paris [1912]. S. 85—87]. 
Vgl. Nr. 339. 

355. Bonnefoy, Marc, Honnefoy, Louis. Marc Bonnefoy. 

(Almanach pour les cludiants et pour la jeunesse 
d'AIsacü-Lorrainu. Strasbourg, Iroprimerie Atsacienne 
IQ12. S. 127- 143). 
Branl s. Nr. 737, 747, 837. 

356. Brion, Friederike. Korries. E. v. Noch einmal die »Ge- 

schichte in Sesenheim«. (L¥. = Enrinia ig (10,11/1912), 
S. 165—167. [Kritik Aber Metz, Friederike Brion. Vgl. 
Bibl. T. iqii, Nr. 230]. 

357. — Jugendfreundin, Eine, von Friederike Urion. (StrP 

1912, Nr. 930). [Mamsell Fuchs], 
•358— Metz, Adolf. Friederike Urion . . . [Vgl. Bibl. f. 1911, 
Nr. 230]. 

Bespr.i EMGV 3 (1912), S. 239—240 (E. VV.). — 
Revue Gcrmaniquc 8 (1912). S. 82—84 (F. P.). — 
LR 38 (1912), S. 589—590 (\V. Kosch). — Der alte 
Glaube 13 (1912), Ufc Bell. Nr. 3, S. 50 (A. L.). — 
Christliche Welt 26 (1912), S. 363 (Christlich). — [Vgl. 

Nr. 35^]. 

359. — Schmitt, Christian. Der Verfasser der Grabschrift für 

Friederike Urion. (StrP 1912, Nr. 349). 

360. — Traumann, Ernst. Der Verfasser der Grabschrift für 

Friederike Urion. (StrP 1912, Nr. 159). 
Brückner s. Nr. 147. 

361. Buctr* Bahler, Eduard, Nikolaus Zarlinden von Bern 

1506— 1588. Ein Lebensbild aus dem Jahrhundert 



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Klassische Geschichtsliteratur des Jahres 1012. freq 

der Reformation. Zweiter Teil (Jahrbuch für Schwei- 
zerische Geschichte 37 (191 2), S. 1 — 106). [Betr. 
S. 48 — 49 Briefwechsel mit Bucerl, 

362. Buctr. Giemen, Otto, Janus Cornarius. (Neues Archiv 

sächsische Geschichte und Altertumskunde 33 (1912), für 
S. 36 — 76). [Beziehungen zu Sirassburg, ßueer], 

363. — Klingenburg, Georg. Das Verhältnis Calvins zu 

ßueer untersucht auf Grund der wirtschaftlichen Be- 
deutung beider Reformatoren. Bonn, Georgi 191 2. 
MO S. 

Vgl. Nr. 366. 
•364. Buchingcr* Hirsch» Hans, Die Urkundenfälschungen 
des Abtes Bemardin ßuehinger , . . [Vgl. Bibl. f. 191 I, 
Nr, 235]. 

Bespr.: NA 37 (1912), S # 369 (E. v. 0[ttenthal]|. 
»365. Candtdus. Müsebock, Ernst. Carl Caudidus . . , 1909. 
[Vgl. Bibl. f. 1909, Nr. 179; 1910, Nr. 194]. 
Bcspr.: ZGK 33 (1912), S. 152—153. 
366. Capito. Erdös, Karl v. Ein bisher noch ungedruckter 
Brief Zwingiis, (Zwingliana 2 (1912), S. 496 — 500). 
[Brief ZwingHs an Capito u. Bucer]. 
•367. — Kalkoff, P. Die Romzugsverhandlungen auf dera 
Wonnser Reichstag 1521 ( . . [Vgl. Bibl. f. 191t, 

Nr. 137I 

Bespr.: MHL 40 (1912), S. 6 — 7 (Karl Löschhorn). 
t368. Ctrf-Btrr. Francfort. Les trois fr&res Cerf-Berr. (Gamet 
de la Sabretache, Juin 191 2). 

369. Chauffeur. Müller, Paul. Ignace Chauffour en 1847. 

(MAL 9 (1912)» S. 49—50)- 
Vgl. Nr. 147. 

Chstntr s. Nr. 709. 

370. Coehorn. Mcneval, d. Un Bayard Alsacien: Le gdncral 

Baron de Coehorn, 1771 ä 1813. Preface de M. Henri 
Welschinger. Strasbourg, Iraprimcrie Alsacienne 1912. 
XXIV, 268 S. 

Bespr.: CA 1 (1912), S. 264 (IL Hg.). — MAL 8 
(1912), S. 399. 
Co/mar, /. Z. s. Nr. 564, 598, 

371. Coudre, juillard- Weiss, H. Maurice Coudre (186b 

-1911). (BMHM 35(i9i>). S. 17-18). 
• •372. Deck, Theodor. Ehrung, Eine, für Theodor Deck. (Sein 
Leben und sein Wirken. — Ein Denkmal im Stadtpark 
[von Gebweiler]). (Gewertaezeitung für Klsass-Lothringen 
14 (1911), S. 275—276). 
373. Girodie, Andrfi. Un ceramiste alsacien Theodore Deck. 
Nancy, Edition de »Art et Industrie« 1912. 18 S, [mit 
zahlreichen Abb.]. 
Dtmougi s. Nr. 154. 



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660 Stenzel. 

374. Dentzel. Lods, Armand. Le convcntionnel Dentzel, 

membre du Consistoire Luthe>ien de Paris (1 755— 1828). 
(Alraanach de l'üglise evangeliquc Lutherienne de France 
et d'Atgürie 2 (1913), Paris [191 2]. S. 38 — 40). 

375. Dietrich, Dominum. Breunig, F. Dominique Dietrich. 

(Le Temoignage 48 (1912), S. 189 — 191, S. 195 
-196). 

376. Doli/us, August. Boch, Th. Notice ncerotogique sur 

M. Auguste Dollfus. (BS1M 82 (1912), S. 479—489). 

•377. — Funerailles de M. Auguste Dollfus. 18. Mai 191 1. 

(Societü Industrielle de Mulhouse). Mulhouse, Baader 

1911. 42 S. 

378. — Meininger, Ernest. Auguste Dollfus (1832 — 1 Q f 1 ). 

(BMHM 35 ('9i'). S. 5 12). 
37g. Dollfus, Jean. Rocheb lave, S. Un grand collectionneur 

alsacien. Jean Dollfus (1823 — 1911). (RA! 14(1912), 

s. 53-84). 

380. Dorf, Gustav. Spindler, Chartas. Un artiste alsacien: 
Gustave Dore. (Der elsässischc Garten. Strassburg, 
Trübner 1912. S. 199 — 210). 
Dürkheim, Eckbrecht von s. Nr. 107. 

38t. Ebenrecht. Dclsor, N. I.es noces d'or d'une prtkre 
alsacien (R. P. Ebenrecht) en Irlande. (RCA 31 

(1912), S. 344 351). 

382. Erwin von Steinbach. Knauth, J. Krwin von Steinbach 

I. Teil. (Strassburger Münsterblatt 6 (1912), S. 7 — 52). 

383. Euting. Auler. Julius Kuting. Zu seinem 50jährigen 

Doktorjubitäum. (StrP 1912, Nr. 205). 

384. Fischart. Bchaghel, O. Schupp und Fischart. (Bei- 

träge zur Geschichte der deutschen Sprache und Lite- 
ratur. Unter Mitwirkung von Hermann Paul und Eduard 
Sievers herausgegeben von Wilhelm Braune 37 (1912), 
S. 560-562). 
*3Ö5> — Gebauer, Curt. Geschichte des französischen Kultur- 
einflusses . . . [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 251]. 

Bespr.: HZ 108 (1912), S. 436 (Kuetcr). — Les 
Marchea de l'Est 3 (1911/12) 2. Sem. II, S. 427 — 429 
(F. B.). — ALBI 3 t (1912), S. 591 (Paul Maria Baura- 
garten). 
386. — Ilauffen, Adolf. Fischart-Studien XIV: Neue Belege 
zur Familiengeschichte Fischarts (Euphorion 19 (1912), 
S. 1 - 16). 

Vgl. Nr. 705, 737, 752. 
♦•387. Freppel. Griraault, K. Mgr. Freppel ä la Charabre. 
Souvenirs aneedotiques. (Revue de l'Anjou, T. 58 (1909), 

S. 469—484: T. 59 (1909). S. 82—98). 
t388. — Ruraeau. Mgr. Freppel. (Revue francaise, 12. Mai 

1912). 



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EUäwsche Gcschichtslitcralur des Jahres 1912. 001 

389. Fries, Anna, Mojebroff, Job. Bilder aus dem sech- 

zehnten Jahrhundert. (Der alte Glaube 13 ( 1 9 1 2 ) t 
S. 107 1 — I ioo) t [Betr. Anna Fries, Gattin Konrad 
Pellikans], 

390. Fritzen. C[elly], H. Les noces d'or de Monseigneur 

Fritzen. iRCA 31 (iyl2), S, 450—459). 

391. — Priesterjubiläum, Zum goldenen, des hochwürdigsten 

Herrn Bischofes von Strassburg. (StrüBI 31 (1912), 

s. 337—355); 

392. Frodlj Karl. E. t H. Kaiserlicher Musikdirektor Karl 

Prodi. (ELGMZg 5 (1912)» S. 95—96, S. 113 — 114). 

393. Gatt. Frey. 9. April 1912, Alois Gall, Pfarrer von 

Ilagenbach, gestorben den 7. April 1912, Trauerrede. 
Rixhcim, Suiter 1912. 14 S, 

394. Geiler, Clausa, Jos. Eine rätselhafte Sknlpturengruppe 

an der Strassburger Münsterkanzel. (Strassburger Müuster- 
blatt 6 (i9<2) r S. 53— 61). 
GtHgenbachg Pamphilus s. Nr. 746. 

395. Georg Hans von I r eittenz, W B y hmann, Alfred. Pfalz- 

graf Georg Hans von Veldcnz und der Eisenhütten- 
nleister Johann Gouflen. (StrP 1912, Nr. 190J. 
396. — Wolfram, G. Ausgewählte Aktenstücke zur Geschichte 
der Gründung von Pfalzburg, 111 (JbGLG 23. — 1911 
(1912), S. Ö33— 704). [Betr. Georg Hans von Veldenz- 
Lützelstein und die österreichische Regierung zu Ensis- 
heiraj. [Vgl. Bibl. f. 1909, Nr. 178; iqii, Nr. 256]. 
397. G/oeckter, Niederbronn. (M. I'abbu Louis Glocckler 
nu. 183t f I 9 12 ). (MAL 9 (1912), S. 6 — 7). 

Vgl. Nr 33»- 
• 39s. Gäbet* Gautherot, Gustave. Gobel» övfiquc m£tropo- 
litain constitutionnel de l'aris . . . [Vgl. Bibl. f. 1911, 
Nr. 259]. 

Bt-spr.: Annales revolialionnaircs 5 (1912), S. 114 
— 116 (Albert Malhiez). 

399. Golbiry, Philippe de, Casper, Paul. Neuf lettres ine- 

ilites de Philippe de Golbery. (RA 63 (1912), S. 370 

-38*). 

400. Goltz* A, von der, H M E» U. th, A. Frhr. von der 

Goltz. (EEvSBI 49 (i9'2). S. 397—398). 
Gottfried von Sirassburg s, Nr. 740. 
•401, Grandütur. Louvot, [F.], Les correspondants de Gran- 
didier XII I: Le Marquis d'Andelarre. Lettres inedites. 
Paris, Picard; Gray, Roux. 1906. 16 S. [Vgl. Bibl. 
f. 1900, Nr. 250]. 

402. — Vers. Nouveaux, inOdits de Grandidier. (RA 63 

(1912), S. 401—408). 

403. Grober* Meycr-Lübkc» Wilhelm. Gustav Gröber. (Ger- 

manisch-Romanische Monatsschrift 4 (1912), S. 1 — 5). 



Hwä vTn n 



662 Stcnzel. 

Grunewald s. Nr. 614, 61 8, 620, 635, 63g, 640a, 650» 
651, 665, 680, 681. 

404. Guirin. Hoffmann, Paul, Lc monument des Guerins 

ä Strasbourg. (Der elsassische Garten; Strassburg, 
Trübner 191 2. S. 194 — 198). 

405. Gutenberg. Stammler, Rudolf. Die Rechtshändcl des 

Johann Gutenberg. (Festgabe der juristischen Fakultät 
der vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg 
für Wilhelm von Hrünneck zum 8. August 191 2. Halle, 
Waisenhaus 191 2. S« 1 — 27). [Betr. S. 5 — 17 Strass- 
bürg], 
Hassetmann s. Nr. 282. 

406. Hamm. H. Pfarrer Albert Hamm, \. Freundeserinnerungen, 

(EEvSBI 49 (<9*2). S. 75-77). 
407. — Hamm, Pfarrer Albert, geb. 1840 t «912, (EEvSBI 

49 ("9' 2 )> S. 78—79)- 

408. — M. Pfarrer Lconhard Albert Hamm f- (EvLFr 42 

(1912), S. 78— 79). 

409. — W„ A. M. Ie Pasteur Albert Hamm. (Le Töraoignage 

48 (1912). S, 87—88). 

410. Hartmann, Richard. Rost, Bernhard. Richard Hart- 

raann, der Begründer der sächsischen Maschinenfabrik 
in Chemnitz. Ein Lebensbild des grossen Chemnitzer 
Maschinenbauers zur Enthüllung seines auf Anlass der 
Hartmannschen Werke errichteten Denkmals mit 
mehreren Abb. Chemnitz, C. Strauss 191 2. 80 S. 

411. Heck. Walter, C. Eine Lehrerfamilie. (KLSchBl 42 

(1912), S. 494). 

412. He//. Porroud, Cl. Roland et la presse subventionnce. 

(La Revolution Fran^aise 62 (1912), S. 206—213, 

S- 314— 33*f s - 39 6_ 4*9)- [B e ^ S. 400—401 den 
ehemaligen Syndikus der elsässischen Stande Hell]. 

413. Hemmerle, L m J. Suiter, Prosper. Louis Joseph Hemmeric 

chef de imisique des zouaves de la Garde, (ELGMZg 
5 (19»?). S. 144—M5)- 

414. Henner. Hi:nner t huit reproduetions lacsimite en couleurs. 

(Les Peinlres Illustres, publies sous la sous la directiou 
de M. Henry Ronjon de l'acad£mic franyaisc Nr. 40). 
[Paris], Latitte [ 1 9 1 2 ]. 80 S. [Enthalt Biographic 
Henners]. 

415. Herrad. Wagner, Georg. War die Äbtissin Herrad 

von Hohenburg eine Elsasserin? (SlrP 1912, Nr. 858 
u. 885). [Sonderabdruck ans: Wagner, Georg. Unter- 
suchungen über die Standesverhältnisse elsässischer 
Klöster; vgl. Bibl. f. IQII, Nr. 401]. 

416. Himty. Welschinger , Henry. Louis Auguste Himly. 

(MAL 9 (iqiA S. 65—66, S. 89—91). 



ogle n£$wm\ 



Elsassische Geschichtsliteralur des Jahres 1912. 663 

417. Hirn. Keller, K. Gustav Adolf Hirn. Sein Leben 

und seine Werke, Mit dem Bildnisse Hirns. Berlin, 
Springer 1 g 1 2. 43 S. [Sonderdruck aus »Beiträge 
zur Geschichte der Technik und Industrie , . ( hrsgeg. 
von Conrad Matschosz 1911.« 3. Bd.]. 

418. Holdt. Holdt, Michel Antoine. Journal du palais du 

Conseil Souverain d'Alsace, publice par Angel Jngold. 

Tome V. (Bibliotheque de la Revue d'Alsace 24). 

Colraar, Hüffbl 1 9 1 2. S. 1-80 [noch nicht voll- 
s tandig], 

419. Hommaire de Hell, X* Higelin, Maurice. Gedenkblalt 

für 191 2. A la memoire de X. Hommaire de Hell. 
24 Novembre 1812 — 30. aoüt 1848. Zur hundertsten 
Wiederkehr des Geburtstages des Altkircher Forschers 
[ohne Angabe, 1912] 1 S, [mit Bild]. 
420* — Hfigclin], M[aurice]. Hommaire de Hell. [Altkirch, 
191 2]. 1 $. 

421. Buser. G., K. f Pfarrer Michael Huser. (EvLFr 42 

(1912), S. 219 -221). 
Vgl. Nr. 557. 

422. Jacobsthal, Gustav* Ludwig, Friedrich. Gustav Jacobs» 

thal. (SlrP 1912, Nr. 1339). 
Jaenger s. Nr. 24g. 

423. Jngold, A* y. Bardy, Henri, et ses oorrespondents alsa- 

ciens. — [IV. Arm. J. lngold]. (RA 63 (1912), S. 422 
—432), [Vgl. Bibl. f, 1911, Nr. 262]. 

424. Jselin* Frey. 27. März 19 12. Sebastian Isetin, Kan- 

tonalpfarrer von Münster i. E. gestorben den 24. März 
1912. 13 S. 

425. Kahn, Zadoc, Kahn, Zadoc et L'Alsace. (MAL 9 (1912), 

S. ^9-70). 

426. — Wellig Julien. Zadoc Kahn (1839— 1905)- Paris, 

Alcau 1912. VI, 312 S, 

Bespr.: Revue des ctudes juives 63 (1912), S. 155 
— 159 (M. Liber). — DLZg 33 (1912), S. 1549—1550 
(Jos. Eschelbacher). 

427. Kästlet* Delabrousse, Luden. Jurt'mie Kastler. (MA 

L 9 (-9 1 *)* s * 33*— 333)- 
428* Kttlermann* Lettre, Une ... inedite de Kellcrmann. 

(Revue historique de la Revolution fran^aise II (191 1), 

S, 642; wiederabgedruckt EMGV 3 (1912), S. 122 

-123). 
t42g. — Mauleon, de. Rctraitc de Kellcrmann dans la ri'viere 

de GÄnes. (Feuilles d'histoire 191 2). 

430. — Vermale, Franyois. Kellermann acquureur des biens 

nationaux en Savoie. (Annalcs revolutionnaires V (1912), 

S. 5"— 5'3)- 
Vgl. Nr. 173. 



8 lc ,mSmmm 



664 Stenzcl. 

431. Kindler von Knobloch, Julius. Krieger, Julius Kindler 

voa Knobloch f. (ZGOEh N.F, 27 (1912), S, 141 

-143) 

432. — Mcininger, Ernest. Jules Kindler de Knobloch (1842 

— igu), (BMHM 35 (I9")i S. 18-22). 

*+433, Kleber. Chuquet, Arthur. Etudes d'histoire. Quatriäme 
seric. Paris, Fontemoing el B [1911]. [Darin S. 133 

— 148: *Cotument Bonaparte quitta I'Egypte*. S. 14g 
— 161: Coraroenl Kleber rcmplaya Bonaparte]. 

**t434- Le carnet de Kleber (Feuilles d'hisloirc 1910), 

435. Quatre gdneraux de la Rtfvolution. Hoche et Desaix, 

Kleber et Mareeau, Lettres et notes in<5dites suivres 
d'annexes historiques et biographiques. 3c s^rie. Paris, 
Fontemoing et C' c 1912. 452 S. {Vgl. Bibl. f. 1911, 
Nr, 277]. 
t436. — G[r£verie], P. [de la]. L'armee d'Orient sous Kleber. 
(Revue d'histoire r6digee k l']\tat-Major 191 1 (I, S # 1 

-381 s - 1 77 — 206, S. 353—393; U.S. 1 — 26, S. 174 

— 207, S. 380 — 403) und 1912 (I» S. 29 — 56, S. 206 

-234. S. 405-429; H, S. 53-9')- [Vgl Bibl. f. 
191 i t Nr. 27g]. 

437. — Haug, Hans. Souvenirs de Kleber k Strasbourg. 
(L'Almanach pour les etudiants et pour la jeunesse 
d'AIsace-Lorraine. Strasbourg, Imprimerie Alsacienne 
1912. S. igo — 192). 

438* — H[au]g, iljanjs. Kleber inspecteur des bätiments de 
la Haute-Alsace. (MAL 9 (1912)» S. 309). 
t439. "" RancroiX- Hoche et Kleber. (Feuilles d'histoire, Ok- 
tober igi 1). 

440. — Sangle-Ferriöre, Franvois-Etienne. Souvenir de l'ex- 

pedition d'Egvpte. (Revue des 6tudes historiques 78 

(1912), s. 381-427)- 

Vgl Nr 173- 

441. Klan, Georg. G, Hauptlehrer a. D. Job. Georg Klein f. 

(ELSchUI 42 (1912), S. 90—92). 

442. Kleiri t Salomon* Hirsch, Samson Raphael. Worte, ge- 

sprochen in der Synagoge der Israelitischen Rcligions- 
gcsellschaft zu Frankfurt a. M. ... zum Gedächtnis des 
Heimgegangenen Oberrabbiners Salomon Klein zu 
Colmar. (Gesammelte Schriften VI. Frankfurt, J. Kauf- 
mann 1912. S. 294 — 307). 

443. Knapp, G. F. Schmoller, Gustav. An Georg Friedrich 

Knapp. Zu seinem siebenzigsten Geburtstag am 7. März 
1912. (Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und 
Volkswirtschaft 36 (1912), S. 363 — 369). 
44,4, Koeberle* Piche vin» R. Koeberle et Povariolomic. 
(CA 1 (1912), S. 201 — 207). 



S' c röwaÄivw 



Elsäs&tscbe Geschichtslitcralur des Jahres 1912. 66s 

445. Kanig, Charles. Muller, Paul. Les suites judiciaires 
du 13 juin 184g. Le repi^sentant du peuplc Charles 
Kcenig et l'administration de l'enregistreraent et des 
domaines, (La Revolution de 1848 IX (1912), S, 448 

—453)* 

Kreis s. Nr. 282. 

Kreutzer, Joh* s. Nr. 578. 

44Ö. Lambert von Born. Haid, Kassian. Die Besetzung des 
Bistums Brixen in der Zeit von 1250 — 1376. Ein Bei- 
trag zur Geschichte der Bischöfe von Brixen. (Publi- 
kationen des österreichischen historischen Instituts in 
Rom II). Wien» Tempsky 191 2. XII, 108 S. [S. 52 
— 57 : Kap. 1 2, Der Brixener Elekt Lambert von 
Born und sein Rivale Bischof Johann von Gurk 1363 

-13*4 

Bespr.: Cistercienserchronik 24 (1912), S. 63 (Araa- 

deus Kavier). — ALBI 31 (1912), S. 174 — 175 (Hirn). 
Laurent-Atthalin s. Nr. 338, 339. 

447. Leder/in. Lederlin, Eugfcne, doyen honoraire de la 

Facult£ de Droit de Nancy 1 83 1 — 1912. Discours 
prononcäs ä ses obs£ques i Nancy, le 5. avril 1912. 
Nancy, Berger-Levrault [19 12]. 34 S. 

448. Lefibure, Llon* Kannengiesser. Un Alsacien. (Leon 

Lefebure, membre de rinstitut, fondateur de l'offiee 
central des ceuvres de bienfaisance), Paris, P, Lethicl- 
leux. [1912]. VI1I ( 491 S. [Vgl. Nr. 450]. 

449, Leon Lefebure. (RA 63 (1912), S, 122 — 145). 

450. — Riehl, J. Ph. Leon Lefebure. (RCA 31 (1912), 

S. 603 — 615). [Kritik von Nr. 448]. 

451. — Z. L6on Leftbure. (CA 1 (1912), S. 37— 42), 

452. Lefibvre* Blumstein, F£lix f pfere et fils. Le raar£chal 

Lcföbvre intime. (Correspondance inedite). Le Havre- 
Lejon, Editions de »La Province« 1912. 40 S. 
Bespr.: CA 1 (1912), S. 264—265 (F. D.). 

453. — Documents f Deux, inedits du raar£chal Lefebvre. 

(Les Marches de l'Est 3 (1911/12), 2. Sera. II, S. 36 

-39). 

454. — Truppen, Badische, unter elsässischen Generalen. 

(StrP 191 2, Nr. 123). [Betr. Lefebvre u. Rapp]. 
Vgl. Nr. 173. 

455. Lempfrid. Lempfrid, Heinrich. Der Hagenauer Kano- 

nikus Kranz Kaspar Lempfrid (1731 bis ca. 1 800). 
(HAV 3 (1912), S. 37-44)- 

1456, Lezay-Marnteia. Dubois-Di lange. Lezay-Marnesia et 

la vente des forßts communales. (Feuilles (rhistoire, 
November 191 1). 

Zeiuchr. f. Gesch. d. Obcrrh. NtY. XXVIII. 4* 44 



t roogle rftwaTCwuHivw^n" 



66Ö Stcnzel. 

••457. Lezay-Marnlsia. Schmidt, Charles. Un prüfet francais 
en Allemagne. (Lezay-Marncsia ä Coblence 1809). (Le 
Teraps 23. Febr. iQil). 

^58. Le defauts de l'adrainistration imperiale denonces 

par un prefet. [Lczay-Marnesia] . . . (Revue des ctudes 
napolcom'ennes [191 2], jouillet). 
4.5g. Lichtenberger. Leguay, Pierre. Henri Lichtenberger. (Les 
Marchea de l'Est 3 (ig n/12), 2. Sera. II, S. 781 

— 794). 
Liebermann, L. s. Nr. 564. 

Lienhard s. Nr. 55g. 

Luscinius s. Nr. 747. 

460. Lustig. Meininger, Ernst. Un raonument au poete 

raulhousien Auguste Lustig. (MAL g (igi2) ( S. 177 

4Ö1. Magnus. .Magnus, Johann Heinrich, hin Gedenkblatt. 

(EvLFr 42 (igi2), S. 133). 
462. Maimbourg. Schickele", M. Le eure Maimbourg (Suite). 

(RCA 31 (1912), S. 4-20, S. 69-88, S. 131- 142, 

s. 196—202, s. 257- 264, s. 323-327)- [Vgl. Blbl. 

f. 191 1, Nr. 292J. [Das Ganze erschien als Sonder- 
druck: Le eure L. Mairabourg 1773 — 1854. Strasbourg, 
Le Roux ig ii. 300 S.]. 

Bespr.; CA 1 (1912), S. 326—327 (F, Kiener). — 
-RA 63 (1912), S. 393—394- - StrDBI 31 09>2). 
S. 428 — 429 (J. G[ass]). 
•»463. Manegold von Lautenbach. Morin, G. Le Pseudo-Bede 
sur les psaumes et l'opus super psalteriura de matlre 
Manegold de Lautcnbaeh. (Revue Benödictine 28 
(»9"), S. 331—340). 

464. Matthis, Adolf und Albert, Münzer, Desirc. Die Fischer- 

insel und ihre Dichter. (StrP 1912, Nr. 346). 

465. Merkting. Ungermann, Ad. Georg Merkling (geb. 

15. Juni 1879). (ELGMZg 5 (1912), S. 46). 

466. Mercky. Wirth. Hochw. Herrn Kanonikus Mercky. 

Superior von Baronsweiler und Pfarrer von St. Cosraan, 
gestorben am 22. Nov. 1912. Leichenrede. Rixheim, 
Sulter 1912. 10 S. 

467. Mieg. Bary, Emile de. Notice biographique sur Mathieu 

Mieg 1849— 191 1. (MNGC N.F. n (1912). S. 214 
— 224). [Erschien auch als Sonderdruck: Colmar, 
Decker 1912. 14 S.]. 

468. Müh/, Gustav. Wolfram, Georg. Rede bei der Ent- 

hüllungsfeier der Büste des elsässischen Dichters Gustav 
Miihl am 8. Oktober 191 1. Slrassburg-Leipzig, Singer 
1912. 21 S. 

469. Murner. Liebenau, Theodorus von. Documenta quae- 

dara circa vitara Fr, Thomae Murneri O. M. Conv. 



ogle 



»maic«uHtv[R4iv 



Klassische GcschichlslUcralur des Jahics 1912. 667 

(Arcliivum Franciscanura historicuni 5 (1912), S. 727 

— 736, continuabitur). 

• •470. Murner. Sondheim, M. Thoraas Murner als Illustrator. 

(Mit zwei Textabbildungen). (Frankfurter Bücherfreund 9 
(191 1), S. 78—81). 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 377—378 ([Schor- 
bac]h). 

Vgl. Nr. 731, 743, 754. 
Murner, Waller s. Nr. 556. 

471. Kessler. Viktor. Merkling, G. Ein Gedenkblatl für 

unseren elsässischen -Meister Viktor Nessler. (ELGM 
Zg 5 (1912), S. 168—169). 

472. Neukirch, Franz Xaver. Casper, Paul. Fran^ois-Xavier 

Neukirch. Ein elsassischer Dichter. (CA 1 (1912), 

S. 243" 2 52>- 
**473- Nicolaus von Sirassburg. Delorme, Ferdinand M. Un 

opuscule inedit de Roger Bacon O. F. M (Archivuru 

Franciscanuin historieum 4 (1911), S. 209 — 212). [Betr. 

einen bisher Nicolaus von Strassburg zugeschriebenen 

Traktat]. 

• •474. Oberlin, J. F. Leenhardt, Carnille. La vic de J.*F. 

ül)erlin, 1740 — 1826, de O.-E. Stoeber. Refondue 
sur un plan nouveau, cumplutee et augraentec de norn- 
breux docurnents inädiis. Avec neuf planches hors 
texte. Paris-Nancy, Berger-I.evrault 1911. VII, 571 S. 
Bespr.: CA 1 (1912), S. 106—107 P- **•)• — KH 
110 (1912), S. 382-384 (Ch. Pfister). 

475. — Lienhard, Friedrich. Ein Originalbricf Oberlins. (Der 

elsässische Garten. Strassburg, Trübner 1912. S. 171 

— 173). 

476. — Mejan, F. ObcrÜn. (Le Christianisruc au XXe siede 

41 < iqi 2), S. 42-43). [Besprechung von Nr. 474]. 

477. — Soulier, Edouard. La personnalite d'Oberlin. Le 

Tcmoignage 48 (1912). S. 285—286). [Kritik von 

Nr- 47-»]. 
478. Odil/a. Dartcin, G. de. Vie latine de Sainte Odile 

par le P. Peltrc. (RA 63 (1912), S. 105—121, 181 

— 211, 270—295, ä suivre). 

479- — — I- c nom ' al,n *' e Sainte Odile. Coltuar, Muffel 
1912. 26 S. (Bibliotheque de la Revue d'Alsace 
Torae 26). [Vgl. Bibl. f. 191t, Nr. 304]. 
•480. Ohmacht. Rohr, J. Der Strassburger Bildhauer Landolin 

Omacht . . . 191 1. [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 307]. 

Bespr.: Repertorium für Kunstwissenschaft 35 (1912). 
S. 171— 174 (K. Simon). 
•«481 — Simon, Karl. Arbeiten des Bildhauers Landolin Ohmacht 
in Frankfurt. I. Mit 6 Abbildungen. (Alt-Frankfurt 2 
(1910), S. 13 -16). 



*\' C NtlHCn0NUMIV[ft£lY 



668 Stemel. 

•♦482. — Simon, Karl. Em Nachtrag zu L. Ohmacht. Mit 
1 Abbildung. (Alt-Krankfurt 3 (191 1), S. 122). 

483. Otfrid. Helmer, Paul-Albert. Le premier reprcsentant 

de la double eulture. (Almanach pour les ctudiants 
et pour la jeunesse d'Alsace-Lorraine. Strasbourg, 
Imprimerie Alsacienne 1912. S. 161 — 163). [Betr. 
Otfrid.]. 

Vgl. Nr. 75'- 

484. Parade. Jngold, A. M. P. Soldats alsaciens, Jean- 

Bapüste Parade. (RA 63 (1912), S. 57—64, 223 

Pellikan, Konrad s. Nr. 389. 

Peter von And/au s. Nr. 709. 
«485. Pfeffel. Buhl, A. Gedenkblatt zur ioo. Wiederkehr 
des Todestages unseres Dichters Gottlieb Conrad Pfeffel 
am 9. Mai 1909. Colmar, Jung [1909]. 37 S. 
486. Prugner, Nicolas. Lutz, Jules. Les reformateurs de 
Mulhouse. Nicolas Prugner. (Troisieme partie). (BM 
HM 35 (191 ■), S. 35-60). [Vgl. Bibl. f. 1903, Nr. 336; 
1904, Nr. 287]. 

Rast, A. s. Nr. 564. 

1487. Rapp. Chuquet, A. Rapp ä Dan zig en ittll, (Feuilles 

d'histoire 1912). 

1488. — Lettres du general Rapp au general Montmarie 1810 

— 1811. (Carnet de la Sabretache 1911). 
489. — Müutzer, Düsirl. Aus den Memoiren des General 
Rapp. (V 6 (1912), S. 128 — 130, S. 145—147, S. 161 

— 162, S. 174 — 176). 

490. Rapp, Front Ignaz. Journal de M, le vicaire gemral 

[Ign.] Rapp (Suite). (RCA 31 (1912). S. 243—247, 
S. 299 — 309, S. 372— 375, S. 436— 440, S. 493— 503, 
S. 560-564, S. 628—632, S. 747 — 758i ä suivre). 
[Vgl. Bibl. f. 1912, Nr. 314]. 

491. Recklinghausen. Ciliar!, H. Friedrich Daniel von Reck- 

linghausen. (Verhandlungen der deutschen Patholo- 
gischen Gesellschaft 15. Tagung Strassburg, 1912. Jena, 
Fischer 1912. S. 478-488). 
• •492. Renaud, Theodor. Günther, S. Theodor Renaud. 
(Burschenschaftliche Blätter 25 (191 1) I, S. 158 

— "59). 

493. Reitich, Watter. Lessing, Kurt. Das Bündnis der Städte 

Zürich und Bern mit den Markgrafen von Baden vom 
Jahre 1612. (Jahrbuch für Schweizerische Geschichte 37 
(191 2), S. 155 — 207). [Betr. den Unterhändler Waller 
Rettich, bes. S. 166]. 

494. Reubell, /. F. Delabrousse, Lucicn. J. F. Reubell. 

(A propos d'un livre recent). (MAL 9 (1912), S. 73 
74, S. 85-86). [Vgl. Nr. 495]- 



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FftflfEIGUliHWISWt 



ElsaSsische Gcschichlslileralur des Jahres 1912. 669 

**495- Reubett, J. F. Guyot, Raymond. Documents biogra- 
phiques sur J.-F. Reubcll. (1747 — 1807). These com- 
plümentaire prcsenlee ä la Facultc des Lettres de l'Uni- 
versite de Paris. Tours, lmpriraerie Deslis Freres 191 1. 
184 S. 

Bespr.: Annales revolutionnaires 5 (1912). S. 409 
— 410 (A. Mz.). — Les Marches de I'Est 3 (1911/12), 
2. Sem. II, S. 698 - 699 (R. L.). 

496. — Helmer, Paul-Albert. Jean-Francois Reubell (1747 

— 1807). (CA 1 (1912), S. 135— 141). 

497. — Ingold, A. M P. Le Colmarien Reubell d'apres les 

recents truvaux de M. R. Guyot. (RA 63 (1912), 
S. 175—180). 
t498. Reuss, Rudolf. Delahache, G. Rod. Reuss, historien 
d'Alsace. (La Vie. 20 Juillet 1912). 

499. — Kiener, Fritz. Rudolphe Reuss. Bemerkungen zu 

seiner Geschichte des Elsasses. (CA 1 (1912), S. 304 
— 311). [Kritik über Nr. 52]. 

500. Richard, Gasser, A. Le capitaine Richard et Napo- 

leon III. (RA 63 (1912), S. 241 — 269, S. 349—369). 
«501. Rohan. Delahache, Georges. Un ennerai du Cardinal 
»Collier« ... [Vgl. Bibi. f. 1911, Nr. 326]. 

Bespr.: EMGV 3 (19 12), S. 593 (B. Z.). — CA 1 
(1912), S. 151-152. — RA 63 (1912), S. 158—159. 

— Marches de I'Est 3 (1911/12), 2. Sem. II, S. 848 
-849 (R. L.). 

502. — D., J. Kardinal und Gerichtsvollzieher. (V 6 (1912), 

s. 13). 

503. Schalung, Martin. Trenkle. Weitere Beitrage zur Lehens- 

geschichte Martin Schallings. (Beiträge zur bayerischen 
Kirchengcschichtc 18 (1912), S. 180 — 185). 

•504. Schauenburg. Studer, Julius. Lebens- und Charakter- 
bild des französischen Generals Schauenburg . . . [Vgl. 
Bibl. f. 191 1, Nr. 330]. 

Bespr.: EMGV 3 (1912), S. 126 — 128 (Grupe). 

•505. Scheit. Schauerhamroer., Alfred. Mundart und Heimat 
Kaspar Scheits . . . [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 331]. 

Bespr.: Zeitschrift für deutsche Philologie 44 (1912), 
S. 94 — 104 (Adolf Hauffen). 

506. SchickeU, Rent. Stadler, Ernst. Renu Schickele. (L'AI- 

manach pour les ctudiants et pour la jeunesse d'Alsacc- 
Lorraine. Strasbourg, Imprimerie Alsacienne 1912. 
S. 177- 189). 

507. Schlumbcrger, Jean. Dumonl- Wilden, L. Un Ecrivain 

Alsacien: M. Jean Schlumberger. (MAL (1912), S. 1 — 2). 
Schlumbcrger s. Nr. 865. 

508. Schmidt, Charles. Reuss, Rod. Le professeur Charles 

Scraidt (1812—1895). (Almanach de I'eglise evan- 



NlS 



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Stcnzcl 



gclique Lulhörienne de France et d'Algerie 2 (1913)» 
Paris [191a]. S. 77-81). 

509. Sthnftgans> Heinrich. S c h n e e ga n s , Heinrich. Selbst- 

bekenntnis eines Klsässers. (KKf 2 (191112), S. 369 

510, Schneyder, [Peter}. Ronjal» Jules, Le licu de naissance 

de Schneyder. (Kxtrait du Bulletin de la »Soctättf des 
Amis de Vienne«), Vienne, H. .Martin 191 2. 4 S. 
[Seh. Gründer des rausce lapidaire von Vienne]. 
t^ii, Schnilzter, Henri. Flach, J. Journal de sejour ä Berlin 
en 1827 de Henri Sclinitzler. (Feuilles d'histoire, März 
1912). 

512. SeAoetti Fritz, Schoen, Mr. Fritz . . . (La Revolution de 

1848 ix (1912). S- 388). 

513. Sch»nau> ff, Meutz, Ferdinand. Werner Kirchhofer und 

die Herren von Schönau. (Alemannia, Dritte Folge 4 
(1912), S. 1 - 12). 

Sehongawr s. Nr. 632» 638. 

514. Sehricker. Schmitt! Christian. August Schricker. Ein 

Gedenkblalt . .. (StrP 1912, Nr. 1221). 

515. Schulmeister* Lange, Rudolf, Die Mainau und ihre 

Vergangenheit. (StrP 1912, Nr. 1 165). 

516. — Moeder, Gustave Ad. Charles Schulmeister et le 

ehäteau de la Mainau. Strasbourg, Imprimeric Alsa- 
ciennc 1912 30 S« 

517. Schweighäuser, J> G. Goldschmidt, D. Correspondance 

inedite du prolesseur J. G. Schweighäuser avec la präfec- 
lurc du Bas-Rhin au sujet de ses recherches archeolo- 
giques. (Kxtrait du Bulletin de la Socicttf des Sciences, 
Agriculture et Arts de la Bassc-Alsace inars-avril 1912). 
Strasbourg, Impriracrie Alsacienne 1912. 77 S. 
Bespr.: RH 111 (1912), S. 167—168 (Ch. B.), 
Schwendi» Lazarus von s. Nr. 563, 
31R, Siefftrmann. Dclahactie, Georges. Figures d'Alsace et 
de Lorraine. Le docteur Sieffermann. (MAL g 1912), 

s« 13—14). 

519. Supermann. L[asch], G* Johann Andreas Silbermann. 

Zur Krinnerung an seinen zweihundertsten Geburtstag. 
(StrP 1912, Nr. 743). 
Sieidan s. Nr, 73Ö, 

520. Spangenberg, Cyriakus. H [o r n i n g] , W. Der gelehrte 

Theologe Cyriakus Spangenberg in Strassburg und seine 
daselbst gedruckten Schriften. (ThJilBG 19 (1912), S, 47 

-54). 

•521. Speck/in t Üaniei. Kabza, Ludwig. Handschriftliche Pläne 
von Daniel Specklin . . , [Vgl. Bibl. f. Mi, Nr. 340]. 
Bespr.: WZ 31 (1912). S, 225-226 (VV. Erben). 
Spener s. Nr. 586. 



. 



Elsassischc Geschichlsliteraluf des Jahre-. 1912. 6-1 

522. Stackler. Fischer, Leonard. J.'abhe Stackler, martyr 

de la rcvolution (Suite). (RCA 31 (ig 12), S. 46 — 53, 
S. uz— 118, S. 170—176). [Vgl. Bibl. f. 1911, 
Nr. 342]. [Das Ganze erschien als Sonderdruck: 
Strasbourg, Lc Roux 191 2. 57 S.]. 
Stahl b. Nr. 282. 

523. Stieg/er. W. Hauptlehrer Stiegler f (184g — 1912). (EL 

Schill 42 (1912), S. 184—186). 

524. Stoiber, Viktor. Hirschberg, J. Geschichte der Augen- 

heilkunde. Drittes Buch, neunter Abschnitt: Frank- 
reichs Augenärzte von 1800 — 1850. Mit 13 Figuren 
im Text und 9 Tafeln. (Graeffe-Saemisch. Handbuch 
der gesaraten Augenheilkunde. Zweite, neubearbeitete 
Auflage. Vierzehnter Band, dritte Abteilung, drittes 
Buch, neunter Abschnitt». Leipzig, Engelraann 1912. 
IX, 310 S. [Betr. S. 277 — 290 die Strassburger Medizin- 
schule und Viktor Stoeber]. 

525. Stre/en. Strelen, Karl Ludwig f {1828 — 1912). (ELSch 

III 42 (1912), S. 186—189). 

526. Stuber, A. G., C. H. Eine Stille im Lande. (EEvSBI 

49 (1912), S. 77). [A. Stuber]. 
Sturm, Johann s. Nr. 74 1 . 
+527. Tauler. (Euvres completes de Jean Tauler, religieux 
dominicain du XIV, siccle. Tradtiction littcraire de 
la Version latine du chartreux Surius T. I — V. Paris, 
Tralin igu — 1912. 437, 465, 484, 509, 458 S. 
Bespr.: RQH 92 (19'*). S. 146—151 (F. G. Ledos). 

528. — Rouve, Luden. Tauler, lc -docteur illuminc«. (Etudes, 

RevUQ fbndee . . . par des peres de la Compagnie de 
Jesus 131 (i9'2). S. 5-33). 
Vgl- Nr. 734- 

529. Thierry-Mieg, August. Lutz, Jules. August Thierry- 

Mieg (1842 — 1911). {MAL 9 (1912), S. 113— 114). 
530. Auguste Thierry-Mieg (1842—1911). (BMHM 35 

(1911), S. 13—16). 
531. Notice lu'crologique sur M. Auguste Thierrv-Mieg. 

(BSIM 82 (1912), S. 473-478). 
Vgl. Nr. 338. 

532. Türkhtim, Litt von. Arnold, Ernst, Eine tapfere Slrass- 

burgerin. iSlrl* 1912, Nr, 1526), 

533, - Schultz, Kranz, Ein Rrief Lillis von Türckheim , , . ^Oer 

elsassische Garten Strassburg, Trübner IQI2.S. 175— 181). 
Twinger s. Nr, 709. 
'•534- Vogtherr» Heinrich, d. A. Kluri, Ad, Die ältesten Plane 
der Stadt Hern und die Kunstler, die damit in Be- 
ziehung stehen. (Anzeiger für Schweizerische Alter- 
tumskunde, N.K. 13(1911), S. 172 — 1S6). [Betr. S. 173 
Heinrich Vogtherr den Älteren]. 



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■ :'. 



fyj2 Stenzel. 

535- Voufot« Girodie, Andre. Biographie Alsaciennes XXIX* 
Felix Voulot. (RAI 14 (1912), S. 15—21). 
• •536. Wadirk. Kubier. L. Heinrich Wadäru, ein Colraarer 
Künstler. Colmar, J. B. Jung & Cie. 1910. 27 S. 
und 15 Tafeln. 

Bespr.: EMGV 3 (1912). S. 173 174 (E. Herr). 

WesUrcamp s. Nr, 147. 

•537- Wühdm I1L, Bischof von Sirassburg. Wolff, Richard. Die 

Reichspolitik Bischof Wilhelms von Strassburg . . # [Vgl. 

Bibl. f. 1909, Nr. 189; 1910, Nr. 223; 1911, Nr. 357]. 

Bespr.: HZ 108(1912), S. 130 131 (Adolf HasencleverJ, 

538. Witt, D. Delsor, N. f Dr. Denvs Will. (RCA 3! 

(1912), S. 388-393), 

539. Wüm. Monin, H, Un £ducateur alsacicn: Joseph Wiliu. 

(Le Revolution de 1848 IX (1912), S. 409 — 414). 

540. Wimpfeling. Werminghoff, Albert. Nationalkirchliche Be- 

strebungen im Mittelalter . , . [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 358]. 
Bespr.: WZ 31 (1912), S* 221—223 (Redlich). — 
HZ 109 (1912), S. 589—591 (Carl Mirbt). 

541. Wintertr* Cetty, H. Mgr. Winterer (Suite). (RCA 31 

(1912), S. 4 — 29, S. 99—105, S. 156 — 169, k suivre 
[mehr nicht erschienen]). [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 359], 
[Das Ganze erschien etwas vermehrt als Sonderdruck: 
Mgr. Winterer. Mulhouse, Oberelsäss. Verlagsanstalt 
ig 12. 169 S. Auch in autor. deutscher Übersetzung: 
Prälat Winterer. Mülhausen 1912, 151 S.]. 

Bespr.: StrDBi 31 (1912), S. 525. — RCA 31 (1912). 

S* 376—377 (N. Delsor). 
Zuber s. Nr. 772, 794. 

542. ZivilUr* Girodic, Andr<5 et Leopold Honore. Biographies 

alsaciennes XXX. Auguste Zwiller. (RAI 14 (1912), 
S. 93- 100). 
543- — Tableau, Un, d'Augustc Zwiller. (MAL 9 (1912), 
S. 360). 



IX. Kirchengeschichte. 

544. Adam, Job. Die ältesten evangelischen Konkordanzen. 

(Evangelische Freiheft 12 (1912), S. 270—272). [Betr. 

Strassb. Druck von 1524]. 
545- — Eine vorreformatorische deutsche Quelle zum ersten 

Hauptstück des Katechismus Luthers. (Evangelische 

Freiheit \2 (191 2), S. 184—186). [Betr. einen Strassb. 

Druck von 15 16]. 
546, — Die Jesuiten im Elsass. (Klsass-Iothringischc Gustav- 

AdoIf*Schriften, Heft 2). Strassburg, Buchhandlung der 

ev # Gesellschaft 1912. 24 S. 



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FftlHaTCMMV[R<iTV 



Klassische GcschichtslilcntuT des Jahres 1912. 673 

547. Autin, Albert. Le P, Gratry, Essai de biographie psy- 

chologique. Pröfaee de Denys Cochin. (Les grands 
horames de Tcglise au XIX* si£ele 17). Paris» Librairie 
des Saints-Pferes 1912, 1 49 S. [Betr. S. 39 — 46 
seinen Aufenthalt in Strassburg im Kreise von Bautain]. 

548. Berli6re, D. U, Coutumiers monastiques. (Revue 

Benedictine 29 (1912), S. 357—367)- [Betr. S. 364 
Süft Weissenburg unter Abt Sandrad]. 

54g, Borries, Emil v. Louis Bautain. Ein Ausschnitt aus 
dem geistigen und religiösen Leben Strassburgs in der 
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. (ZGORh N.F. 27 
(1912), S. 99—140). 

Bespr.: CA 1 (1912), S. 324 — 326 (F. D.). 

550. Ernst, August. Überblick über die Geschichte und die 
gegenwartige Lage der elsässisch-lothringischen Diaspora. 
Vortrag gehalten auf der 64. Hauptversammlung des 
Gustav Adolf- Vereins in Posen; herausgegeben vom 
Centralvorstand des Evangelischen Vereins der Gustav 
Adolf-Stiftung. Leipzig, Hinrichs 1912. 19 S. 

351. Franz, Hermann. Alter und Bestand der Kirchenbücher 
insbesondere im Grossherzoglum Baden mit einer Über- 
sicht über sämtliche Kirchenbücher in Baden. (ZGORh, 
Ergänzungsheft 1). Heidelberg, Winter 1912. 154 S, 
[Betr. S. 28 Strassburg, S, 86-89 Bistum Str., S. 31 
Pfalz-Zweibrücken usw.]. 

Bespr.: Korrespondenzblau des Gesamtvereins der 
deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 60 (1912), 
S. 335 (R. Krieg). 

552. Gass, Jos. Das »konstitutionelle« Priesterseminar. (Str 

DBl 3 t (1912), S. 551 — 558, Fortsetzung folgt). 

553. — Das Pristerseminar während der Revolution. (StrDBl 

31 (19*2). S. 372-384, S. 462—468). 

554. — Ein ungedruckter Befreiungspsalm aus der Schreckens- 
zeit. (StrDBl 31 (1912), S. 323—325). 

• •t555- Girard, G. Jcsuitus et ministres luthericns ä Strasbourg 
en 1702. (Feuilles d'histoire, Oktober 191 1). 

536. Göller, Emil. Walter Murner von Strassburg und das 
päpstliche Dispcnsationsverfahrcn im 14. Jahrhundert. 
(Zeilschrift der Savigny-Stiftung iür Rechtsgeschichte 33 
(1912). Kanonistische Abteilung II, S. 182 — 207). 

557. H[orning], W, Aus der Geschichte der lutherisch-kirch- 
lichen Erweckung und Bewegung in Elsass-Lot bringen 
1 84 8 — 1 88 ! . Rothbach-Bischholz). (Zur Jahrhundert- 
feier der Geburt des Pfarrers M, Huser). (Fortsetzung), 
(ThBIBG 19 (1912), S. 66 — 70, S. 126-132), [Vgl. 
Bibl. f. 1911, Nr. 378]. 



«■* huhSÄw 



674 Slcnzel. 

558. H[orning], \\\ Die Kirchenbücher von Elsass-Lothringen. 
(ThBlBG 19 (1912), S. 69—71). 

559- — t Pfarrer Georg Lienhard, Protestpfarrer in Heiligen- 
stein (Fortsetzung). (ThBiBG 19(1912), S. 2—9, S. 25 
—32). [Vgl. Bibl. f. 191 ip Nr. 290]. 

560. Kieffer, Karl, Statistische Beitrage zur Geschichte des 
Bistums Sirassburg. (StrDBl 31 (1912), S. 35 — 4 1 p 
S, 130—137, S. 223-225). [Fortsetzung: vgl. Bibl, 
f, 191 I, Nr. 379]. [Das Ganze erschien auch als 
Sonderdruck: Strassburg, Selbstverlag 1912. 56 S*J« 
•561. Koch, Herbert. Die Kirchenbücher von Llsass-Lolhringen. 
I . . , [Vgl. Bibl. f. 191 i ( Nr. 383]. 

Bespr,: Korrespondenzblalt des Gesaintvereins der 
vereinigten Geschichts- und Alterturasvereine 60 ( 1 Q 1 2), 
S. 295 CR- Krieg). - [Vgl. Nr. 6o 5 ]. 

562. — Die Kirchenbücher von Elsass-Lothringen. II* Die 

reformierte Kirche. III. Katholische Kirche Diözese 
Metz» (Mitteilungen der Zentralstelle Leipzig für deutsche 
Personen- und Familiengeschichte 10 (1912), S. 8 — 52). 
[Vgl. Bibl, f. 1911, Nr. 383]. 

Bespr. : Korrespondenzblatt des Gesarotvereins der 
deutschen Geschichts- und Altertunisvereine 60 (1912). 

S. 335 <R- Krieg). 

563. Krone, R. Lazarus von Schwt-ndi, kaiserlicher General 

und geheimer Rat. Seine kirchenpolitische Tätigkeit 
und seine Stellung zur Reformation. (Schriften des 
Vereins für Keformationsgeschichte, 39. Jahrgang, 
2.-3. Stück). Leipzig, Haupt 1912, V, 167 S. mit 
1 Bildnis. 

564. Krüger, Gustav. Der Mainzer Kreis und die katholische 

Bewegung, (Preussische Jahrbücher Bd. J 48 (1912), 

S- 395 — 414). [Betr. J. L. Colmar, L. Liebcrmann und 

A. Kass]. 
1565. Landeskirche, Aus der evangelischen» des Elsass. 

(ProtestantenblaU 95 (1912)). 
• 566. Lang, Aug. Johannes Calvin . . . 1909. [Vgl. Bibl. f. 

1909, Nr. 248]. 
Bespr.: MHL 39 (191 1 )• S. 193—194 (R. Setze- 

pfandt), 
567. L[asch], G. Schwarmgeister und Ketzer im alten Strass- 

burg. (StrP 1912, Nr. 168). 

• •■568. Lern mens, Leonanlus. Chronicon Provinciac Argen- 

tinensis O. F. M, circa an. 1310- 27 a quodam fratre 
minore Basileac conscriptum (1206 — 1 3 25). (Archivura 
Franciscanura historicum 4(1911), S. 671 — 687). [Vgl. 
Bibl. f. 1900, Nr. 374]. 

• ♦569. Lerche, Otto. Die Privilegierung der deutschen Kirche 

durch Papsturkund-en bis auf Gregor VII. Ein Beitrag 



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KUfaaiachc Geschichtslttcratur des Jahres 1012. (>7*t 

zur Geschichte des päpstlichen Formelwesens. (Archiv 

für Urkondenforschung 3 (1911), S. 125 — 232), [Betr. 

auch cisässische Klösler]. 

Bespr,: HZ 10g (1912), S. 389—393 (IL Bonwetsch). 

570. Levison, Wilhelm. Die Iren und die frankische Kirche. 

(HZ 109 (ig 1 *)* S. 1 — 22). [Betr. u. a. Kloster 
Honaul 

571. [L6vy, Jos.]. Discorde et suppressiou des confreries daus 

la Haule-Alsace pendant la Grande Revolution (1791 

— 1796). [Strasbourg, Le Roux 1912]. 6 S. 

572. — La defense dans la Haute-Alsace d'aller en pclcrinage 

ä IVtranger pendant la Revolution {1701 — 17 99 K 
(RCA 31 (1912), S. 400 — 406, S. 485 — 492), 

573. — Die Heilig-Kreuz-Wallfahrten im Klsass. Miilhausen i. K„ 

Roth-Wurraser 1912. IX, 66 S. 

Bespr.: StrDIJl 31 (1912), S. 429 (J. G[ass]). 

574. M„ G. Eine Erinnerung. [SbrP 1912, Nr. 1034). [Betr. 

den Gustav-Adolf- Verein]. 

'575- Paulus, N. Protestantismus und Toleranz im 16. Jahr- 
hundert . . ■ [Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 390]. 

Bespr.: Der Katholik 92 (4. Folge Öd. 10) (1912), 
S. 2 1 5— 2 1 7 (F. Lauchen), — ThLBI 33(1912), S. 1 06 

— HO (G. UöSsert). — ThLZg 37 (191a). S. 429—432 
(Karl Völker). 

576. Pfleger, Luziau. Die erste gedruckte deutsche Bibel. 

(Der Aar 2 (1912), S. 469—477). 
577. -Zu Oberlins Beichtbueh, (KMGV 3 ([912), S. 29 

-33)- 
578, — Zur Geschichte der Marien-Maiandacht im Elsass. (Str. 

ÜB1 31 (1912), S. 163 — 176). [Betr. u. a. Job. Creutzer 
und Jakob Bälde]. 

►579. Poincenot, Philippe. Kssai sur les origines des eanli- 
ques fran^aia. These presente ä la Kaculte libre de 
theologie protestantc de Paris pour obtenir le grade de 
bachelier en theologie. Montbcliard, Socict£ anonyme 
d'imprimerie Montbi'liardaise 1908. 97 S, [Betr. auch 
diu französische Kirche zu Strasburg und das strass* 
burgische Kirchenlied]. 

580. Rcuss, Rod. La Constitution civile du clerge et le 
directoire du departement du Bas-Rhiu (Juillet 1791 
— juillet 1 792). D'aprds des documents en partie 
inedits. (RH 1 10 (1912), S. 1—31, S, 247 — 269). 

•581. Reuss, Rudolf. Mag. Johann Reinhard Brecht ... 
[Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 393]. 

Bespr.: ZGORh N\F. 27 (1912), S. 371 — 372 (IL 
Kaiser). — RCr, 73 {iQ\2) t S. 397—398 (Th. Seh.). 



og'c mESi 



676 



Stcnzel. 



582. Roth, F. W. E. Aus Handschriften der Stadtbibliothek 

zu Luxemburg. (NA 37 (iqi 2), S. 296 — 306. [S. 305: 
Fragment eines elsässischcn Seelbuches aus dem 14. Jh.]. 

583. — Des M. Flacius Illyricus Beziehungen zu den Städten 

Strassburg und Lindau 1570—1572. (Zeitschrift für 
wissenschaftliche Theologie 54 (1912), S. 224 — 255). 

584. Schant6, A. Le üvre d'or du clerge* d'AIsace. (Suite 

et 6n). (RCA 3 r (1912), S. 39—45)- [Vgl. Bibl. f. 
1911, Nr. 395]. 

585. Scheer, Ch. Zur Reform der Verfassung der elsass- 

lothringischen Landeskirchen. (Evangelische Freiheit 

12 (1912)» S. 97 — 1 13). 

586. Schian, Martin. Orthodoxie und Pietismus im Kampf 

um die Predigt. Ein Beitrag zur Geschichte des 
endenden 17. und des beginnenden 18. Jahrhunderts. 
(Studien zur Geschichte des neueren Protestantismus, 
Heft 7). Giessen, Töpelmann 1912. VII, 180 S. 
[Betr. Spener]. 

587. Schmidlin, Aug. Das Missionswerk im Elsass. (StrD 

Bl 31 (ioi2), S. 24—35, 309-3 2 3)- 

588. — Das Seminarwerk in seiner ersten Entwicklung. (StrD 

Bl 31 (1912), S. 397—408). 

589. — Das Werk der kleinen Seminarien. (StrDBl 21 (1912), 

S. 360 — 372). [Betr. u, a, Bischof Räss], 

590. — Das Werk der Kleriker. (StrDBl 31 (1912), S. 517 

—524). 
'591. Schreiber, Georg. Kurie und Kloster im 12. Jahr- 
hundert. Studien zur Privilegierung, Verfassung und 
besonders zum Eigenkirchenwesen der vorfranziska- 
nischen Orden, vornehmlich auf Grund der Papst- 
urkunden von Paschalis II. bis auf Lucius III. (1099 
bis 1181). (Kirchenrechtliche Abhandlungen, herausgeg. 
v. Ulrich Stutz. Heft 65—68). Stuttgart, Enke 191 1. 
Bd. I: XXXIV, 296 S.; Bd. II: VI, 463 S. [Betr. 
auch elsässische Klöster: Baumgarten, Hugshofen, Maurs- 
münstcr, Walburg u. a.]. 

Bespr.: ThLBI 32 (1911), S. 58 ff. (A. Werminghoff). 

— ThLZg 37 (1912), S. 78—82 (Lerche). — Revue 
d'histoire ecclcsiastiquc 12 (191 1), S. 759—763 (de 
Moreau). — EMGV 3 (1912), S. 438—439 (Dr. H. Z.). 

— HZ 109 (1912), S. 389 — 393 (G. Bonwctsch). 
592. Schulte, Aloys. Der Adel und die deutsche Kirche im 

Mittelalter . . . [Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 399]. 

Bespr.: ZOORb N.F. 27 (1912). S. 305-308 (Walther 
Merz). — WZ 31 (1912), S. 212 — 219 (Hans Hirsch). 

— HZ 109 (1912), S. 194 — 198 (Heinrich Ritter von 
Srbik). —ThLZg 37 (I912),S. 531-532 (M. Stiraming). 

— ALBl 31 (1912), S. 183—185 (Otto Forst). 



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WIHCIK«U«IV[R«|Y 



Elsässische Geschieh tsüteratur des Jahres 1912. 677 

593. Schwarz, Friedrich. Die Wiedereinführung katholischen 

Gottesdienstes zu Strasshurg im Jahre 1550. (Alemannia, 
Dritte Folge 4 (1912), S. 128—130). 

594. Sohm, Walter. Ein Bedacht zu einem Strassburger Chor- 

gericht (1540). (Aus Deutschlands kirchlicher Ver- 
gangenheit. Festschrift zum 70. Geburtstage von 
Theodor Brieger . . . Leipzig, Quelle u. Meyer 191 2. 
S. 1 19— 140). 

595. Strauch, Philipp. Meister Eckhartprobleme. Rektorats- 

rede. Halle, Karras 1912. 18 S. |Betr. u. a. Eck- 
harts Aufenthalt in Strassburg u. die Verhältnisse in 
den Strassb. Frauenklöstern]. 

596. Tiesraeyer, L. Die Erweckungsbewegung in Deutsch- 

land. Kassel, Röttger [19 12]. 400 S. [S. 367 — 389: 
Die Erweckungsbewegung in Elsass-Loihringen], 

597. Truttraann, Alphons. Kirchengeschichte des Elsasses. 

Rixheim, Sutter 1912. XV, 273 S. 

Bespr.: StrDBl 31 (1912), S. 429-430 (A. P.). — 
HJb 33 (1912), S. 822 (P. L.), 

• 598. Usinger, Franz. Das Bistum Mainz unter französischer 
Herrschaft (1798 — 1814). Mainz, Kirchheim 1912. 
XII, 126 S. [Betr. S. 48- 102 J. L. Colraar]. 

Bespr.: WZ 31 (1912), S. 380—381 (Hashagen). — 
Der Katholik 92 (4. Folge Bd. io) (1912), S. 220 
-227. 

•599- Wagner, Georg. Untersuchungen über die Standes- 
verhältuissc Elsassischer Klöster . . . [Vgl. Bibl. f. 191 1, 
Nr. 401]. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 368—370 (**• 
Wentzcke). — RCr 73 (1912), S. 487—488 (E.). 

600. — Studien zur Geschichte der Abtei Andlau. (ZGORh 

N.F. 27 (19.2), S. 445-469). 

601. Walter, Theobald. Alte Zehnt- und Gültenrechte des 

Basler Domstifts im Obere Isass. Altkirch, E. Masson 
1912. 51 S. (Nicht im Handel). 
Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 533 (H.Kaiser). 

602. — Die Propstei zu St. Nikiaus in F'nschingen. Ein Bei- 

trag zur Geschichte der Cluniazcnser im Oberelsass. 
(Mit [12] Abbildungen). (JbGEL 28 (1912), S. 33 
— 81). [Auch als Sonderdruck erschienen: Strassburg, 
Heitz 1912. 49 S.]. 

603. Weiss, N. Hauts faits des J^suites ä Strasbourg en 

1702. (Bulletin de la Sociäte de Phistoire du prote- 
stantismc francais 1912, S. 56 — 59). 

604. Wilmart, A. D. Le feuillet onciel de Besanyon. (Revue 

Benedictine 29 (1912), S. 294 — 393). [Betr. Mur- 
bachcr Hss.]. 



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678 



Slenzel, 



605. Winckelraann, Otto. Zur Krage der Kirchenbücher- 

bestande in Elsass-Lothringen. (ZGORh N.F. 27 (1912), 
S. 640-647). [Besprechung der Arbeiten von Koch, 
vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 380-383]. 

606. Winterer. Les religieuses dominicaines de Colraar au 

treizierae siecle-aujourd'hui. Nouvelle edition. Rix- 
heira, Sutter 1912. 19 S. 

Vgl. Nr. 192 f., 218, 22! ff., 232, 242, 247, 251, 
268, 274, 293, 298, 313, 315, 319, 323, 349 — 354. 
362 f., 366, 374, 387 f., 398, 406— 409. 421, 446, 
455, 462, 474—479, 486, 490, 503, 508, 520, 522, 
526 ff., 541. 



X. Kunstgeschichte und Archäologie. 

607. A., F. Vorn St. Johannes von Dorlisheim. (StrP 1912, 

Nr. 939). 

608. Altertümer, Elsässiscbe . . . von E. Ungerer. Erster 

Halbband . . . [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 404]. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 715—717 (E. v. 
Borries). — HZ sog (1912), S. 469 — 470 (A. Jacoby). 

— Korrespondenzblau des Gesamtvereins der deutschen 
Geschichts- und Alterturasvereine 60 (1912), S. 293 

— 295 (Otto Laufler). — LZIJ1 63 (1912), S. 1438 

— 1439- 

609. Baurisse, Die alten, des Strassburger Münsters. (Strass- 

burger Münsterblatt 6 (19 12), S. 129 [mit 6 Tafeln], 

610. Benziger, C. Ein unbekanntes Blatt des Meisters der 

Nürnberger Passion. Mit einer Abbildung im Text. 
(Monatshefte für Kunstwissenschaft 5 (1912), S. 480 
—481). [Betr. den Meister E. S.]. 

611. Bergner, Paul. Zwei unbekannte Gemälde von Hans 

Baidung Grien. , (Jahrbuch des kunsthistorischen Insti- 
tutes der k. k. Zentralkomraission für Denkmalpflege 5 
(1911), Beiblatt, S. 172— 17Ö). 

612. Bersu, G. Germanische Brandgräber aus Strassburg. 

(AEA 4 (i9 12 ). s - 299—303)- 

613. Bisch, Marcel. Eine römische Töpferei für gewöhnliche 

Gebrauchsware in Selz. (VEAVV 7 (1912), S. 21 — 27). 
[Abgedruckt: EMGV 3 (1912), S. 482—484 und: 
Korrespondenzblau der dtsch. Gesellschaft f. Anthro- 
pologie 43 (1912), s. 47—48]. 

614. Bock, Franz. Matthias Grünewald. (Hochland 9 

(1911/1912), II. S. 328-341. S. 409—477. S. 600 

— 630). 

Ö15. Cohn-Wiener, Ernst. Kunst und Landschaft im Elsass. 
138 Abbildungen nach Naturaufnahmen mit einleiten- 



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Elsässische GcschichtslHcratur des Jahres 1912. 679 

dem Text. Berlin» Verlag für Kunstwissenschaft 1912. 

XII f gi S. 

Bespr: Die Denkmalpflege 14 (1912), S. 135 (Seh*), 
•6 1 6. Dehio, Georg. Handbuch der deutschen Kunstdenk* 

tuälcr , . . [Vgl. Bibl. f. iqii» Nr. 40SJ. 

Bespr,: EMGV 3 (1013), S. 174—175 (E. Herr*. - 

Ca 1 (1912), S. 108-109 (F.D.). — Monatshefte für 

Kunstwissenschaft 5 (1912), S. 154—155 (Baum). 
+617, Dollinger, Leon, La maison alsaciennc de Kutzendorf. 

(Laffttle, Louis, L'essor äcouomiquc de la Lorraine. 

Kapport gencral sur l'exposition internationale de TKst 

de la France Nancy 1909* Paris-Nancy, Berger-Levrault. 

1912. S. 13 — 21). 

618. Fl eurem, J. Matthias Grünewald. (Der elsassische 

Garten. Strassburg, Trübner 1912. S. 159 — 168), 

619. F., R, Zur Streuung der elsässischen Neolithtunde. 

(AEA 4 (1912), S. 314—316). 

620. Firmenich, Richard Eduard. Zu Matthias Grunewald. 

(Monatshefte für Kunstwissenschall 5 ( 191 2) t S. 96— 97). 

621. Forrer, R, Ein figürlicher Schalcnsiein aus einem Taue- 

Grabhügel bei Heidolsheim. (AEA 4 (1912), P. 317 

-330). 
•622. — Die römischen Terrasigillata-Töpfereien von HeiHgenberg- 

Dinslieim . . . [Vgl Hibl. f. 1911» Nr. 4! ij. 

Bespr.: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der 

deutschen Geschieht*- und Allerluiusvereine 60 (191 2), 

S. 44 (Anthes). 

623. — Zur Cibisusschalc von Kempten. (RgKBI 5 ( 1 9 1 2), 

S. 44—47). 

624. — Zur Frage der Juppitergiganlensäulen. (RgKBI 5 (1912), 

S. ho— 61). 

625. - Die Grabhügel bei Nordhausen. (AEA 4 (1912), S. 2S8 

— 299). 

626- — Die Schädel aus den Grabhügeln von Nordhausen. 
(AEA 4 (1912), S. 316—317). 

627. — Alemannisches Kriegergrab zwischen Geispolsheim und 
Lingolsheim, (AEA 4 (1912), S. 273—276). 

628 F.» R. Skelcttgrab der Hallstattzcit bei Dingsheim. (AEA 3 
(191 1 12), S. 231—232). 
♦♦629, Frey, F. Römische Funde bei Rixheim i, E. (Daheim 
190g Nr. 2^ [Samralerdaheira]). 

630. Friederich, K, Skulpturresle von der Strassburger 
Müllenheim-Kapclle. (AEA 4 (1912), S. 278 — 27g). 
t**Ö3 1. Fritseh, O. Die Terra-Sigillata-Funde der städtischen 
historischen Sammlungen in Baden-Baden. Baden-Baden 
igto. 103 Seiten und 17 Tafeln. (Betr. die Heiligen- 
berger Meister], 

Bespr.: EMGV 3 (1912), S. 320—322 (E. Wendung). 



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68o Stenzel. 

632. Gaertner, F. \\\ Zwei bisher unbekannte Jugendwerke 

Marlin Schongauers und Heitrag zur Bestimmung seines 
viel umstrittenen Geburtsjahres. Mit zwei Abbildungen 
auf einer Tafel* (Monatshefte für Kunstwissenschaft 5 
{igi2) t S. 52—60). 

633. Gass, J. Ein gotisches Fragment aus dem Strassburger 

Münster. (AEA 4 (1912), S. 33g — 340). 

634. — Die Glasgemälde der Molsheimer Karthause. (StrDBl 31 

(1912), S. 22g— 233). 

635. Gebhardt, Carl. Grünewald-Schulc in Frankfurt. (Monats* 

hefte für Kunstwissenschaft 5 (1912), S, 431 — 432). 

636. Geisberg, Max. Teigdruck und Metallschnitt. Mit drei 

Abbildungen auf einer Tafel. (Monatshefte für Kunst- 
wissenschaft 5 (1912), S. 311 — 320). [Betr. mehrfacli 
den Meister E. SJ. 

637. Ginsburger, M. Jüdische Altertümer in Elsass-Lothringen. 

(Ost und West, illustrierte Monatsschrift für das ge- 
samte Judentum 1QJ2, S. 1095 — 1 108). 
•638. Girodie» Andre. Martin Schongauer et )*art du Ilaut- 

-Rhin au XVe siÄcle [Vgl. BibK f. 1911, Nr. 335]. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27(1912), S. 377 ([Schorbac]h. 

— RH 109 (1912), S. 374 (Louis Hourticq). — RCr 74 
(1912), S. 28g (L. H, Labande). 

639. Glaser» Paul. Sechs unbekannte Grunewald! im stadti- 

schen historischen Museum zu Frankfurt a. M»? Frank- 
furt a. M„ Diesterweg 1912. 23 S. mit 7 Tafeln. 

640. Grabhügel im Unter-Mundatwald beim Forsthaus Haardt. 

(VEAW 7 (1912), S. 182—185). 
*640 Ä .Grünewalds, Matthias, Isenheimer Altar zu Colmar . . . 
Seemann 191 1, [Vgl. Bibl, f. 191 i, Nr. 416]. 

Bespr.: Zeitschrift für Bücherfreunde 3, 2 (191 2), 
S. 237—238 (M. E.). 

641. Gutmann» Karl S, Kussgestelle lür römische Räucher- 

schalen. (RgKBI 5 (1912), S. 10—13). 

642. Haensler» Auguste. La Fontaine de la vierge aux roses. 

(BMHM 35 (1911), S. 67—72). 

643. Haug, Hans. Strassburger Keramik im achtzehnten Jahr- 

hundert. Die Familie Hannong. (V 6 (1912)! S. 332 
—335- S. 346—347). 
•644. Heitz» Paul. Die Strassburger Madonna des Meisters 
E. S. . . . [Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 419]. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 189 ([Schorbac]h). 

— DLZg 33 (1912). S. 2154— 2«56 (F. Knapp). 

645. — Ein unbekannter Kupferstich des Meisters E. S. (Cice- 

rone 4 (1912), S. 136—137), 

646. Henning, Rudolf, Denkmäler der elsassischen Alter- 

tums-Sammlang zu Strassburg i. E- Von der neoli- 
thischen bis zur karolingisehen Zeit. Herausgegeben 



V^ mmmmm. 



Elaissische Geschichtslitcratuj des Jahres 1912. 68l 

im Auftrage der Gesellschaft für Erhaltung der ge- 
schichtlichen Denkmäler im Elsass. Strassburg» Beust 
1912. V, 72 S. [u. 65 Tafeln]. 

•647. Hertlein, Friedrich. Die Jupitergigantensäulen . . . [Vgl. 
Hibl. f. ig 1 1, Nr. 420]. 

Bespr.: RgKBI 5 (1912), S. $o-$2 (F. Koepp). — 
— Präbistorische Zeitschrift 4 (1912), S. 220 — 224 
(Lachenmaier). 

•648. Hoeber, Fritz. Die Frührenaissance in Schlettstadt ... 
[Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 423]. [Krschien auch als Bei- 
lage der RAI 14 (1912)» ohne Jahr, 80 S.J- 

Bespr,: ZGORh N.F. 27 (1912), S, 191 — 193 (Efrnsi] 
P[olaczek]). — Monatshefte für Kunstwissenschaften 5 
(1912), S. 104 (Grisebach). — Repertorium für Kunst- 
wissenschaft 35 (1912), S. 164 — 165 (Baum). 

649. — Zur Frührenaissance inSchlcltstadt. (Kunstchronik N.F. 23 

(1911/12), S. 191 -192). 

650. Holzfiguren, Zwei neue, am Iscnheimer Altar. (Kunst- 

chronik N.F. 23 (19t 1/191 2) t S. 292). 

651. losten, Hanns Heinz. Matthias Grunewald. Mit vier 

farbigen Einschaltbildern und zwölf Text-Abbildungen. 
(Velhagcn und Kissings Monatshefte 26 (1911/1912),]. 

s. 485—497)- 

652. Knauth. Bericht über die Restaurationsarbeiten an der 

Westfassade des Münsters. (Strassburger Münsterblatt 6 
(1912), S. 97—104). 

653. — Bericht über die Bauschäden am Turmpfeiler und ersten 

Arkadenpfeiler des Münsters. (Strassburger Münster- 
blatt 6 (1912), S. 75 - 96). 

•Ö54» Knorr, Robert. Die verzierten Terrasigillata-Gefasse von 
Rottenburg-Sumelocenna, Mit 22 Tafeln und 15 Text- 
bildern. Stuttgart, Kohlhammer 1910. 72 S. [Betr. 
die Heiligenberger Meister]. 

Bespr.: EMGV 3 (1912), S. 320—322 (E. Wend- 
ung). 

655. Knorr, Theodor. Miniaturen. (Der elsässische Garten. 

Strassburg, Trübner 1912. S. 211 -215). 

656, — Ein Stück Strassburger Kunstgeschichte: Die Miniatur- 

maler, Silhouetlisten und Zeichenracister um 1 800. 
(Kunstchronik N.F. 23 (1911/12), S, 225 — 234h 
657. — Von elsässischer Kunst. (Fest-Schrift [zur] XXXI. Delc- 
giertenversammlung des deutschen Drogisten- VerbanJes 
hrsg. von Fr. HolsteUer. S. 170 — >75)- 

658. Kunze, Hans, Bestand und Anordnung der Glasgcmäldc 
des Strassburger Münsters um die Mitte des 19. Jahr- 
hunderts und in der Gegenwart, (Strassburger Münster- 
blatt 6 (1912), S. 105—128), 

Zitkicfer. C Oich. d. Oberrh. N.F. XXVIII. 4. 45 



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682 Stenzel. 

659. — Die Königsbilder im Sttassburger Münster. Nebst einem 

Abriss der Baugeschichte des Münsters bis zum Tode 
Erwins. (ZGORh N.F. 27 (igi2), S. 612—639). 

660. Lehrs, Max. Neue Funde zum Werk des Meisters E, S. 

(Jahrbuch der königlich preussischen Kunstsammlungen 
33 (1912), S. 275—283). 

661. L[empfrid], H. Römische Siedelungen in der Nähe 

von Hagenau. (HAV 3 (1912), S. 65). 

662. Lcmpfrid, Heinrich. Die Befestigung auf dem Heiden- 

berg im Leutenheiraer Wald. (HAV 3 (1912), S. 48 

-59). , 

663. L[eropfrid], H. Römische Gräber an der Strasse Kalten- 

hausen-Schirrheim. (HAV 3 (1912), S. 64 — 65). 

664. Müller, Eugen. Romanischer Batkenträger aus Avols- 

heira. (AEA 4 (1912), S. 338-339)- 

665. Münze!, G. Die Zeichnung Grünewalds: Der Kopf mit 

den drei Gesichtern. (Mit 6 Abbildungen). (Zeitschrift 
für christliche Kunst 25 (19 12), S. 215—248). 

666. Nickles, Napoleon. Les antiquites d'Ehl. Rapport 

presente par M. J. Lutz au coraite d'histoire, de geogra- 
phie et de statistique dans sa scance du 1 1 janvier 
1912. (BSIM 82 (1912), S. 143—146). 
•667. Polaczek, Ernst. Die elsässische Keramik . . . [Vgl. 
Bibl. f. iqio, Nr. 327]. 

Bespr.: CA 1 ( 1912), S. 330 (Hs. Hg.). 

668. [Polaczek, Ernst]. Kunstgewerbemuseum der Stadt Strass- 

burg. Bericht 191 1. Strassburg 1912. 10 S. 

669. Radtke, Wilhelm. Der Dianastein von Oberbetschdorf. 

(HAV 3 (1912), S. 45-47). [Auch: AEA 4 (1912), 
S._ 271—273]. 
670. — Die Diana von Oberbetschdorf. (StrP 1912, Nr. 417). 

671. Reusch. Keltische Siedelungen in den Vogesen. (Mit 

einer Karte). (JbGLG 23. — 191 1 (191 2), S. 417 

— 444). 

672. Riff, Ad. Urnenflachgräber der Hallstattzeit bei Hon- 

heim. (AEA 4 (1912). S. 268 — 269). 

673. — Eine römische Löwenskulptur von Brumath. (AEA 4 

(1912), s. 303—305)- 

674. — Ein frührömisches Gräberfeld in Stephansfeld bei Bru- 

math. [Mit 2 Tafeln]. (AEA 3 (1911/12), S. 232 

— 242). 

675. — Bronzedolch von Alteckendorf. (AEA 4 (1912), S. 316). 

676. — Ein frührömisches Gräberleid in Steplmnsfeld bei Bru- 

math (Nachtrag). (AEA 4 (1912), S. 270 — 271). 

677. Römerstrasse, Die, bei Selz. (VEAW 7 (1912), S. 185 

— 188). 

••678. Rosenberg, Marc. Der Goldschmiede Merkzeichen. 
2. vermehrte Auflage mit einem Anhang über byzan- 



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Elaässische GeschichtslUeiatur des Jahres 1912. 6ßi 

tinische Stempel. Frankfurt a. M M Keller tgn. XIX, 

II 86 S. [Betr. u. a. Colmar, Mülhausen, Strassburg]. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 376—377 ([Schor- 

bac]h. 

679. Schnaebele, Ernst. Ein Steinbeilfund am Hohen Staufen 

(Ober-Elsass). (AEA 4 (1912), S. 313—314). 
•680. Schmitt, Heinrich Alfred. Die Gemälde und Zeich- 
nungen von Matthias Grunewald . . . [Vgl. ßibl. f. 191 1, 

Nr. 444 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 188—189 ([Schor- 

bac]h). - DLZg 33 (191 2), S. 1715-1718 (W. v. 

Seidlitz). — Zeitschrift für Bücherfreunde 3, 2 (191 2), 

S. 368 (Gottfried Müller). 

681. — Zwei wiedergefundene Figuren vom Isenheimer Hoch- 

altar. (StrP 1912, Nr. 64). 

682. Schreiber, \V. L. Holzschnitte aus dem ersten und 

zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts in der königlichen 
graphischen Sammlung zu München mit erläuterndem 
Text. Bd. I. Mit 29 handkolorierten Hochätzungen 
und 39 Lichtdrucken* Band II mit 32 Hochätzungen 
und 79 Lichtdrucken. (Einblattdrucke des 15. Jahr- 
hunderts hrsg. von Paul Heitz). Strassburg, Heitz iqi2. 
I: 42 S. Text mit 68 Taf.; II: 138 S. Text, 123 Taf. 
[Vielfach strassburgische und oberrhein. Drucke], 
683- Schumacher, K. Verzeichnis der Abgüsse und wich- 
tigen Photographien mit Germanen-Darstellungen. (Kata- 
loge des röm.-germ. Central-Museums. Neue Aullage 
Nr. 1). Mainz, Wilkens 1912. 134 S. mit 70 Abb. 
[Betr. mehrfach das Klsass]. 

Bespr. : Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der 

deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 60(1912), 

S. 249 — 250 (Anthes). 

•684. Secker, Hans Friedrich, Die frühen Bauformen der 

Gotik in Schwaben , , , [Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 440]. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 376 ([Sehorbaejh). 
— Zeitschrift für Geschichte der Architektur 5 (191 1/12), 
S, 116 (Erwfo Vischer). 
685. — Die Skulpturen des Strassburger Münsters seit der fran- 
zösischen Revolution. Mit zwei Nachträgen über gotische 
Porträts und über Bildereien der Renaissance und des 
Barock. (Studien z. deutsch. Kunstgeschichte Heft 150). 
Strassburg, Heitz 1912. XIII, 98 S. mit 6 Abb- im 
Text und 22 Lichtdrucktafcln. 
•686. Staatsmann, Karl, Volkstümliche Kunst in Elsass- 
Lothringen - . . [Vgl. Bibl. f. 191t, Nr. 444J. 

Bespr.: Burgwart [3 (1912), S. 93—94. — Die 
Denkmalpflege 14 (1912), S. 23 — 24 (Wbr.) t — Reper- 
torium für Kunstwissenschaft 34 (1912J, S. 460—469 
(E. Hoeber). 

45* 



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684 Stenwl. 

687. Staatsmann, Karl u. Fritz Hoeber. Erwiderung. (Reper* 

torium für Kunstwissenschaft 35 (1912), S. 183—192). 
[Vgl. Nr. 686] t 

688. Status, Les deux, du maitre-autcl d'lsscnheim. i'KAI 14 

(1912), S. 47-50- 

689. Steiner. Der Diana-Stein von Oberbetschdorf» (VEA 

W 7 (1912), S. 180—182). 

690. Strach t Georg. Der keltische und römische Einfluss 

auf den Städtebau im Elsass. Mit 26 Kartentafeln. 
Berlin» R. v. Deckels Verlag 1912. VI, 114 S. 

Bespr,: Deutsche Bauzeitung 46, 2 (1912), S. 826 

(J. Sw). 

691. V., A. Die Anlange der Musikpflege in Elsass und 

Deutsch-Lothringen. Ein Beiltag zur Musikgeschichte. 
(ELGMZg 5 (igi2), S. 99—100, S. 115— 116, S. 132 
— 155. S. 145—147). 

692. Wagner, Jules. La croix capilulaire du doyenn6 «Inter 

Colles-. (BMHM 35 (1911), S. 61—66). 

693. Walter, J. Die »Geburt Christi« im Museum zu Zabern. 

(AEA 4 (1912), S. 276—277). 

694. Weise, Georg. Die Krönung Maria am südlichen Quer- 

hause des Strassburger Münsters und das Tyrapanon 
der Kirche zu Kaysersberg. (Zeitschrift für christliche 
Kunst 25 (1912), S. 97 — 102). 

695. Wendung, Emil. Die keltisch-römischen Steindenkmäler 

des Zaberner Museums . . . (Beilage zum Jahresbericht 
des Gymnasiums in Zabern). Zabern, Fuchs 1912, 
32 S. [Erster Teil: Funde ausserhalb Zaberns], 

696. — Der Vogesengott. (StrP 1912, Nr. 501). 

697. — Zwei römische Marksteine auf Zaberner Bergen. (AEA 4 

(191 2), S. 305-309» S. 330—338). 

698. Werkmeister, P. Über die Zeitmesser des Strassburger 

Münsters insbesondere die Sonnenuhren am Giebel der 
Südseite. (Strassburger Münsterblatt 6 (1912), S. 62 

—74). 

Vgl. Nr. 59, 61—65, 69. 73—70. 227, 241, 252, 
272, 274, 278, 291, 292, 297, 302, 311, 314, 330, 

337.34i.343. 372 f., 379»- 382, 394. 399. 404. 
405, 414, 470. 480—482, 517, 519, 534—530, 54 2 £■ 
701, 726, 775. 



XI. Literatur-, Gelehrten- und Schulgeschichte. Buchdruck. 



69g. A., H. Un correspondant de Goethe. (MAL 8 (191 2 
S. 275). [Betr. Odon Nicolas Loeillot Demars, Mit- 
glied der Salzmannschen Tafelrunde]. 

700. Alfieri et le Martinsbourg. (MAL 8 (1912), S. 403). 



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Elsassische Geschieh Isliteralux des Jahres 1913* 685 

701. Baer, Leo, Der Hausbachmeister Heinrich Mang und 

Hans Schnitzer von Arnsheim. Mit 16 Abbildungen 
auf 4 Tafeln. (Monatshefte für Kunstwissenschaft 5 
(1912), S. 447 — 455*. [Betr. Strassburger Drucke von 
Knobloch]. 

702. Baldensperger, Fernand, Alfred de Vigny. Contri- 

butions ä sa biographie intellectuellc. Paris, Hachette 
1912. VII f 219 S, [S. 71—83 £loa et les Vosges]. 
Bespr.: RH 111 (1912). S. 405 (E. D[riault]). — 
DLZg 33 U9 12 ). S. 1519-1520 (Ph. Aug. Becker). 
— RCr 73 (1912), S. 329"332 (üupuy). 

703. Beck, Eine Ravensburger Schreck- und Schauergeschichte 

in einem Flugblatt aus dem 16. Jahrhundert, Erstlich 
gedruckt zu Strassburg durch Dibolt Berger. (Württem- 
bergische Vierteljahrshefle für Landesgeschichte N.F. 21, 
(1912), S. 138- 145), 

704. Berühre. Mabillon en Alsace. (RA 63 (1912), S. 310 

-3 '6). 

705. Beyer, Paul. Ein Liedfragment aus Fischarts Aller 

Praktik Grossrautter. (Beiträge zur Geschichte der 

deutschen Sprache und Literatur, Unter Mitwirkung 

von Hermann Paul und Eduard Sievers herausgegeben 

von Wilhelm Braune 57 (1912), S. 555—560). 
• 70Ö. Bloch, Maurice. Trois £ducatcur alsacicns . , , [Vgl. 

Bibl. f. 191 u Nr. 453]. 

Bespr.: RH 109 (1912), S. 179—180 (G. M.). — 

HJb ^i (1912), S. 2I2-2J3 (A. G.). 
•707. Blümnil, Emil Karl. Ludwig Uhlands Sammelband ... 

1911. [Vgl. Bibl. f. 191 1» Nr. 454]. 

Bespr.: RCr 73 (1912), S. 428—429 (F. Piquet). — 

Zeitschrift für Bücherfreunde 4, 1 ( 1 9 1 2), Beiblatt» 

S. 196-197 (A-S). 
•708. Brunschwig, des Hieronymus, Buch der Cirurgia . .■ . 

[Vgl. Bibl. f. iqii, Nr, 456], 

Bespr,: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 534 — 535 ([Schor- 

bac]h). — LZB1 63 (1912), S. 17, 

709. Buchner. Die Entstehung und Ausbildung der Kur- 

fürstenfabel. Eine historiographische Studie. (HJb 33 
(1912), S. 54—100, S. 255-322), [Betr. S. 294 
Closener und Twinger, S. 299 — 300 Peter von Andlau]. 

710. Casper, Paul. La poesie dialcctale de I'Alsace eon- 

lernporaine. (Almanach pour les £tudiants et pour la 
jeunesse d'Alsace-Lorraine. Strasbourg, Imprimcrie AI* 
sacienne 191 2. S. 47 — 53). 

711. Dürr, Emil. Die Nicolai de proeliis et occasu ducis 

Burgundiae historia und deren Verfasser. (Basler Zeit- 
schrift für Geschichte und Altertumskunde 9 (19*2), 

s. 395-419). 



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686 Steniel. 

712. Kicker, Johannes. Die Anfänge der akademischen 

Studien in Strassburg. Rede gehalten am 1, Mai 1912. 
Strassburg, Heitz 1912. 52 S. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912), S. 719 (H.Kaiser). 

— CA 1 (1912), S. 269-270 (P. t\). — DLZg 33 
(1912)* S. 2911 — 2912 (G. Kaufmann). 

713. — Erste Lehr- und Lernbücher des höheren Unterrichts 

in Strassburg (1534 — 1542). [Sonderdruck aus der Fest- 
schrift für Heinrich von Wallau zum 17. Juli 1912, 
gewidmet von der Hofdruckerei Philipp von Zabern- 
Mainz], Strassburg» Heilz 1912. 56 S. 

714. Freys, Ernst. Gedruckte Schützenbriefe des 15. Jahr- 

hunderts in getreuer Nachbildung, hrsg. , . . (Selten- 
heiten aus süddeutschen Bibliotheken in getreuen Nach- 
bildungen, herausgegeben von Ernst Freys, Otto Glau- 
ning, Erich Petzet Bd. II). München, Kulm 191 2, 
18 S. Text und 35 Tafeln. [Darunter Strassburger 
Drucke]. 

• 715. Kueter, Eduard. Geschichte der neueren Historio- 

graphie . . . [Vgl. BibL 1- 191 1, Nr. 462]. 

Bespr.: WZ 31 (1912), S. 312—368 (J. Hashagen). 

— DLZg 33 (1912), S. 680—685 (Gustav Wolf). 

716, Grcber, Julius. Das Elsässische Theater in Strass- 

burg i. Eis. (Fest-Schrift [zur] XXXI. De legierten Ver- 
sammlung des deutschen Drogisten-Verbandes hrsg. von 
Fr. Hofstetlcr, S. 176 — 179)- 

717. Gruber, Carl, Gegenwart und elsässische Schriftstellerci. 

(LE = Erwinia 19 (1911.12), S. 187— 190). 
718. — Der Königsleutnant im alten Elsass. (Almanach pour 
les ctudiants et pour la jeunesse d'Alsace-Lorraine. 
Strasbourg, Imprimerie Alsacienne 191 2. S. 92—97). 

719. H., A. Jean Jacques Rousseau k Strasbourg. (MAL 9 
(1912), S. 211). 
»720. Hartmann, Joh. Bapt. Die Terenzübersetzung des 
Valentin Boltz . . . [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 465]. 

Bespr.! Zeitschrift für deutsche Mundarten 191 2, 
S. 189 — 190 (August Gebhardt). — HJb 33 (191 2) t 
S. 217 (C. W,). 

721. Heiland, Karl. Der Pfaffe Amis von dem Stricker. 
Ein illustrierter Strassburger Wiegendruck nach dem 
Original in der Münchener K. Hof- und Staatsbibliothek 
herausgegeben . . . (Seltenheiten aus süddeutschen Biblio- 
theken in getreuer Nachbildung herausgegeben unter 
Leitung von C. Freys, Otto Glauning, Erich Petzet, 
Bd I). München, Kuhn 1912. 48 S. 

• 722. H erold, Kurt. Der Münchener Tristan. Ein Beitrag 

Zur Cbcrlieferungsgcschichtc und Kritik des Tristan 



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EUässitche Geschichlsliteratur des Jahres 1912- 687 

Gottfrieds von Strassburg , . . [Vgl. Bibl. f. 191 1, 
Nr. 468]. 

Bespr.: EMÜV 3 (1912), S. 488—489 (E. Herr). — 
DLZg. 33 {1912), S. 356—357 (W. Golther). 

723, Holl, Paul. Die Botaniker des Elsasses. (Fest-Schrift 

[zur] XXXI. Delegiertenvcrsamrolung des deutschen 
Drogisten-Verbandes hrsgeg. von H. Hofstetter. S. 78 

-85). 

724. Hüttemann, Ferdinand. Zur neuesten elsässischen Roman- 

literatur. Ein Stück aus der politischen und kultu- 
rellen Entwicklung des Reichslandes. (LE = Erwinia 19 

(191 1/1912)1 S. 33—35- s * 66—76, s - <o6— 1 10, S. 150 
— 154, S. 191—200» Fortsetzung folgt). 

•725. Joachirasen, Paul, Geschichtsauffassung und Geschichts- 
schreibung in Deutschland unter dem Eintluss des Huma- 
nismus. L , , . iqio. [Vgl. Bibl. f. 1910, Nr. 353; 
1911, Nr. 471]. 

Bespr.: ZGOKfa N.F. 27 (1912), S. 719 — 721 (J. 

Bernays). - HZ 108 (191 2), S, 1 26- 1 28 (B.Sehroeidler). 

— RH 111 (1912)» S. 114 — 116 (F. Vigener). — 
HJb33d9i2) t S. 125 — 141 (Erich König). — MI IL 40 
(191 2), S. 297 — 299 (F. Schulmann*. 

726. Koegler, Hans. Über Holzschnitte Urs Grafs, besonders 

in Knoblauchs I lortulus aniraae von 1 5 1 6. (Basler 
Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 11 (1912) 
S, 420—424). 

727, Lehmann, I\ Johannes Sichardus und die von ihm 

benutzten Bibliotheken und Handschriften. (Quellen 
und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des 
Mittelalters. Bd. IV, Heft 1). München, Beck 1912. 
X, 237 S. [Betr. Handschriften von Murbach und 
Strassburg], 

Bespr.: DLZg 33 (1912), S. 608—612 (R. Ehwald). 

•728. Literaturdenkmäler, Deutsche, des 16. Jahrhunderts I 
. . . [Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 477]. 

Bespr.: Zeitschrift für das Gymnasialwesen 66 (1912), 
S. 439 — 440 (Rudolf Glaser). 

729. Mentz, F. Zu Seite 157 — 164 des vorigen Jahrgangs. 

(JbGEL 28 (1912), S. 286). [Vgl. Bibl- f. 1911, 
Nr. 483 1- 

730. Müntzer, Desir6. Elsässische Dialektlyriker. (Fest-Schrift 

[zur] XXXI. Delegiertenversammlung des deutschen 
Drogisten-Verbandes hrsg. von Fr. Hufstetter S. 183 

— 189). 

• 731. Murner, Thomas. Die Mühle von Schwindelsheim ..- 
(Vgl. Bibl. f. 1910, Nr. 365]. 



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688 Stenxel. 

Bespr.: MHL 3g (1911). S. 286 (Hermann Bärge). 

— Zeitschrift für Bücherfreunde N.F. 4, 1 (1912), Bei- 
blatt S. 1 1 1 (G. W.). 

•732, Nicolai de preliis et occasu ducis burgundie historie . . . 

[Vgl. Bibl. f. 191 1, Nr. 486]. 

Bespr.: ZGORh N.P. 27 (1912), S. 530—532 ([Sehor- 

bac]h). — DLZg 33 (191 2), S. 1076--1078 (Wilhelm 

Öchsli). — HJb 33 (1912), S. 866-867 (A. B-i). 

733. Nutzhorn, G. Murbach als Heimat der ahd. Isidor- 

übersetzung und der verwandten Stücke. (Zeitschrift f. 

deutsche Philologie 44 (191 2), S. 265 — 320, S. 430 

-476). 
• 734. Predigten, Die, Taulers, aus der Kngelberger und Frei- 

burger Handschrift . . . herausgegeben von Ferdinand 

Vetter . . . [Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 488]. 

Bespr.: EMGV 3 (1912), S. 59—61 (E. Herr). 
•735. Reuss, Rodolphe. Notes sur Instruction primaire en 
Alsace pendant 1a rövolution . . . 1910). [Vgl. Bibl. f. 
1907, Nr. 72; 1908, Nr. 319; 1909, Nr. 315; igio, 
Nr. 371; 191 1, Nr. 491]. 

Bespr.: Annales revolutionnaires 4 (1911), S. 683 
— 686) (J. Letaconnoux). — Revue d'histoire moderne 
et contemporaine r3 (191 2), S. 59 — 60 (J. I.etaconnoux). 

736. Ritter, Moriz. Studien über die Entwicklung der Ge- 

schichtswissenschaft. Dritter Artikel. Das Zeitalter des 
Humanismus, der Reformation und Gegenreformation. 
(HZ 109 (1912). S. 261—341). [Betr. S. 284—301 
Sieldan]. 

737. Sahr, Julius. Deutsche Literaturdenkmäler des 16. Jahr- 

hunderts. III: Von Brant bis Rollenhagen: Brant, 
Hütten, Fischart, sowie Tierepos und Fabel, ausgewählt 
und erläutert ... 2. verbesserte und vermehrte Auflage. 
(Sammlung Göschen Nr. 36). Berlin, Goschen 1912. 
159 S. 

Bespr.: Zeitschrift für das deutsche Gymnasialwesen 66 
(1912), S. 738—739 (Oskar Weise). 
•738. Schmitt, Christian. Goethe im Elsass ... [Vgl. Bibl. 
f. 1910, Nr. 155; 1911, Nr. 498]. 

Bespr.: Euphorion 19 (1912), S. 409 (M. Morris). 

739. Scholderer, j. V. Eine Gruppe Slrassburger Drucke 

aus den Jahren 1496—1500. (Zentralblatt für Bibliothek- 
wesen 29 (1912), S. 450—451). 

740. S[chroeder], E. Kleinigkeiten zu Gottfrieds Tristan. 

(Zeitschrift für deutsches Altertum 53 (191 2), S. 99 

— 1 00). 

741. Sohm, Walter. Die Schule Johann Sturms und die Kirche 

Strassburgs in ihrem gegenseitigen Verhältnis 1 530— 1581. 
Ein Beitrag zur Geschichte deutscher Renaissance. 



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Elslssische Gcschichtsliieratur des Jahres 1912. 680 

(Historische Bibliothek Bd. 27). München und Berlin, 
R, Oldenburg 1912. XI V f 318 S. [Einleitung und 
Buch I {S. 1—123) erschienen unter dem Titel: »Der 
Begriff und die Schule der sapiens et eloquens pietas« 
als [Freiburger] Inauguraldissertation , . , 191 2. IX» 
1 23 AI 

Bespr.: StrP 1912, Nr. 891 (G. L[asch](. — HJb 33 
(1912), S. 847—848 (I\ L.), 

742. Spanier, Adolf. Texte aus der deutschen Mystik des 

14. und 15, Jahrhunderts, herausgegeben von . . . Jena, 
Diederichs 1912, (II), 218 S. [Bringt auch elsässische 
Texte]. 

Bespr,: Zeitschrift für deutsche Philologie 44 (1912), 
S. 492-494 (Philipp Strauch). 

743. Spanier, M. Thomas Murners Schelraenzunft. Nach 

den beiden ältesten Drucken. 2. Ausgabe von . . . 
(Neudrucke deutscher Literaturwerke des XVI. und 
XVII. Jahrhunderts, Nr. 85}. Halle, Niemeyer 1912, 
XIII, 74 S. 

744. Stumm, Lucie. Über zwei Werke von Hans Funk. 

(Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, N.F. 13 
(1911), S. 247—253). [Betr S. 248 Kolmarer Druck 

v on 15431 

*745- Sturm, Joseph. Der Ligurinus ... [Vgl, Bibl. f. 19t l» 
Nr. 501]. 

Bespr.: EMGV 3 (1912), S. 489 — 490 (Grupe). — 

— DLZg 33 (1912), S. 753 — 754 (G. Meyer v. Knonau). 

— LR 38 (1912), S. 539—540 (Zurbonsen). — MHL40 
(1912), S. 406-407 (Fr. Wilh. Taube). — LZBI 63 
(1912), S. 1164- 1165 (M. M,). 

746. Stutz, Franz* Die Technik der kurzen Reimpaare des 

Pamphilus Gengenbach. Mit einem kritischen Anhang 
über die zweifelhaften Werke. (Quellen und Forschungen 
zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen 
Völker 117). Strassburg, Trübner 1912. XII, 206 S. 
[S. 1 — 50 erschien unter gleichem Titel als [StrassburgerJ 
Inauguraldissertation . , . 191 2]. 

747. Vollert, Konrad. Zur Geschichte der lateinischen Face- 

tiensammlungen des 15. und 16. Jahrhunderts (Palästra, 
Nr. 113). Berlin, Mayer und Müller 1912. IV, 141 S. 
[darin: S. 33 — 45 Brant und die Quodlihet-Quaestionen; 
S. 82 — 101: Die Margarila Facetiarura; S. ioi — 114: 
Verfall der Facetie: Luscinius, Gast, Camerarius, Frischlin]. 

• 748. Waga, Friedrich. Die Welsch-Gattung . . . 1910. [Vgl. 
Bibl. f. 1910, Nr. 381; 19 11» Nr. 502]. 

Bespr,: DLZg 33 (191 2), S. 2654 - 2656 (H.Theobald). 



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6qo Stenxel. 

•749. Wahlund, C.W. Bibliogiaphie der französischen Strass- 
burger Eide ... [Vgl. Bibl. f. 1910, Nr. 382; 191 1, 
Nr. 503]. 

Bespr.: DLZg 33 {1912), S. 2923 — 2924 (Leo Jordan). 
— RCr 73 (191 2), S. 253—254 (E. Bourcier). 

750. Walter, Karl. Unlands Beziehungen zum Elsass. (EM 

GV 3 (1912), S. 501-519). 

751. Wilhelm, Friedrich. Zu Otfrids Quellen. (Zeitschrift 

für deutsches Altertum 53 (1912), S. 81 — 83L [Betr. 
auch die Weissenburger Hss. zu Wolfenbüttel], 

752. Williams, Charles A. Weiteres zu Kischarts Liedern. 

(Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und 
Literatur. Unter Mitwirkung von Hermann Paul und 
Eduard Sicvers herausgegeben von Wilhelm Braune 37 
(1912), S. 262 — 272). 

753. Zaretzky, Otto. Der Verfasser und Drucker der Flug- 

schrift über die Einnahme von Bonn im Jahre 1584. 
(WZ 31 (1912), S. 308 — 312. [Betr. u. a. auch den 
Strassburger Drucker Bernhard Jobin]. 
••754. Zopf, Ludwig. Zwei neue Schriften iMurners. | Frei- 
burger] Inauguraldissertation . . . Freiburg 191 1. 142 S. 
u. 3 Abb. 

Vgl. Nr. 78, 80, 186 — 191, 261, 282, 283. 299, 306, 
344. 350-361, 384—386, 401 f., 422, 460.463.4o9, 
473- 483. 5°5« 5 2 4. 539. 544 f.. 570 f., 579, 595, 849. 



XII. Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. 

755. Adam, Joh. Von dem Einfluss des dreissigjährigen Kriegs 

auf die Bevölkerung des Elsass. (GFW 45. — 1911 
(1912), S. 221 — 230). 

756. Andler, Max. Zur Frage der Kreditverhältnisse unseres 

Bauernstandes vor 300 Jahren. (ELSchBI 42 (1912), 

S. 348-340). 

757. Antony, Alfred. Le budget de 1'Alsace-Lorraine. (Revue 

des sciences politiques 27 (1912», I, S. 41 — 56, S. 239 
— 257, II, S. 23—41I. 

758. Baldensporger, F. Deux revues francaises et leurs 

abonncs alsaciens au milieu du dix-huitierae siede. 
(MAL 9 (.912), S. 256-258). 

759. Beigel, Rudolf. Die elsässische Textilindustrie. (Industrie- 

Ausgabe der Neuen Badischen Landeszeitung. Mann- 
heim, Herbst 1912. S. 23 — 25). 

760. Belin, Karl. Das Medizinalwesen und die öffentliche 

Gesundheitspflege in Strassburg i. Eis. vom Mittelalter 
bis zur grossen französischen Revolution. (Fest-Schrift 



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Elsl&sische Geschichuliteratur des Jahres 1912. 69 1 

[zur] XXXI. Delegiertenversammlung des deutschen 
Drogisten-Verbandes hrsgeg. von H. Hofstetter, S, 41 

-5'). 

761. Bemühungen, Klerikale, um die Erhaltung der deutschen 

Sprache in Elsass-Lolhringcn vor 1 870. (StrP 1912, 
Nr, 250, 257, 279). 

762. Blumstein, F., fils. L'influence alsacienne dans le pro* 

gres des sciences. (RCA 31 (1912, S. 207 — 216, 

S- 265-275, S. 328-336)- 

763. Burger, G, Der jetzige Stand des elsass-Iothringischcn 

Weinbaues und seine Zukunft. (GFW 45. — 191 1 
(1912). S. 191 — 220). 

►764, Clapp, E. J. The navigable Rhine, The development 
of its shipping, the basis of the prosperity of its com- 
merce and its traflic in 1907, VVith illustrations. London, 
Constable igu. XV11I, 134 S. [Kap. 10: »The com- 
petitors of the Rhine«. Berührt S, 99 — 102 Strassburg 
und den Rhein-Marne-Kanal]. 

765. Dehio, Katharina. Die Bischweiler Tuchindustrie. Eine 
wirtschaftsgeschichtliche Studie. Strassburg, Trübner 
1912. 84 S. [S. 1 — 51 erschien im Teildruck als 
Strassburger Inauguraldissertation 191 2]. 

Bespr.: EMGV 3 (1912), S. 487— 488 (A. Uhlhorn). 
766. — Die Geschichte einer elsässischen Industrie. (CA i 

(1912), S, 294—303). 
767. Dopsch, Alfons, Die Wirtschaftsentwicklung der Karo- 
lingerzeit vornehmlich in Deutschland. I. Teil. Weimar, 
Böhlau, 1912, X, 374 S. [Betr. vielfach das Elsass, 
z, B, S. 96 — 99 den Liber possessionum Edelini aus 
Weissenburg]. 
• 768. Eckert, Heinrich, Die Krämer in den süddeutschen 
Städten . . . [Vgl. Bibl. f. 1910 Nr. 391]. 

Bespr.: Le Moyen Age 25 (1912), S. 108 — 1 10 
(Georges Espinas). 

769. Faver, A. Die oberelsässische Kattundruckerei. (3, An- 

hang zum [Katalog der] Ausstellung farbiger Deko- 
rationen . , . veranstaltet vom Elsass-Lothringischen 
Kunstgewerbeverein - . . Strassburg 1912) 

770. Fischer, Carlos. Le sentiment et l'appctit alsacien. (Los 

Marchcsde PEst 3 (»911' 12), 2. Sem. II» S. 465—482). 

771. Flurnamen, Elsassische, von früherer Brcnnkultur. (StrP 

1912, Nr. 312). 

772. Gayelin, G. Die Tapetenmanufaktur J. Zuber et Cie. 

Rixheim (2 Anhang zum [Katalog der] Ausstellung far- 
biger Dekorationen . . . veranstaltet vora Elsass-Lothrin- 
gischen Kunstgewerbeverein , . . Strassburg 1912, S. 29 
— 33)- [Erschien auch in französ. Sprache als Sonder- 
druck unter dem Titel: Notice historique sur la raanu- 



Google 



wiHaicwiwwcfi^r* 



6ö2 Stenzel. 

facture des papiers pcinls J. Zuber et Cie, ä Rixheim. 

[Ohne Angabe] igi2. 12 S,]. 

773. Föhlinger, O. Über Slrassburgs erste Eisenbahn. Ein 

verkehrsgeschichtlicher Rückblick ... (StrP 1912, Nr. 

i 360). 

• 774. Ginsburger» M. Die Medizin und Hygiene der Juden 

in Elsass-Lothringen . . . [Vgl, BibL f. 191 i f Nr. 517J. 

Bespr.: EMGV 3 (1912), S. 27g — 290 (A. Jacoby). 

775. Grohne, Ernst. Die Hausnamen und Hauszeichen, ihre 

Geschicbte f Verbreitung und Einwirkung auf die Bil- 
dung der Familien- und Gassennamen. Göttingen. 
Vandenhoeck und Ruprecht 1912, 214 S. [Betrifft 
Strassburg r Mülhauscn, Colmar, Reichenwcier]. 

Bespr.: ZGORh N.F* ^^ (1912). S- 717—719 (O. 
Heilig-Rastatt). — WZ 31 (1912), S. 486— 489 (Herrn. 
Keussen). — Zeitschrift für das Gymnasialwesen 66 
(1912), S. 627 — 631 (Alfred Bahnisch). — LZBI 63 
(1912), S. 11 66 — 11 67 (-nn-). 

776. Hammer, Merkwürdige Feldeinteilungen im Elsass. (Vor- 

trag zur Geschichte der Flurbereinigung, gehalten in 
der 28. Hauptversammlung des deutschen Geometer- 
vereins in Strassburg. 3.-7. August 1 9 1 2). (Zeit* 
schrift für Verraessungswesen 41 (1912), S. 916 — 943, 
S. 950—961). [Betr. regelmässige Feldeinteilungen und 
Flurbereinungen in einer grossen Anzahl Gemeinden 
zwischen Colmar und Neubreisach aus dem 16. Jahr- 
hundert]. 

777. Herder. Des eaux tnin£rales d'Alsace, leur passö, leur 

avenir. (Almanach pour les £tudiants et pour la jeu- 
ncsse d'Alsacc-Lorraine. Strasbourg, Imprimerie Alsa- 
cienne 1912. S. 103 — 110). 

778. Hcrtzog, August. Der Weinbau in Elsass-Lothringen. 

(Fest-Schrift [zur] XXXI. Delegiertenversammlung des 
deutschen Drogisten* Verbandes- Hrsgeg. von H. Hot- 
stetter. S. 57 — 69)- 

779. Hofstetter, Heinrich. Die historische Entwicklung der 

Engros* und Detail-Drogerien in Elsass-Lothriugen. (Fest- 
schrift zur] XXXI. Delegiertenversammlung des deut- 
schen Drogisten-Verbandes . . . Strassburg. 7.— 11. Juni 
1 9 1 2. Hrsgeg. von H. Hofstetter. Strassburg 1912. 
S. 23—40). 

780. Kassel, August* Kirchweihgebräuche im Elsass. (Fest- 

Schrift [zur] XXXI. Delegiertenversammlung des deut- 
schen Drogistenverbandes. Hrsgeg. von Fr. Hofstetter. 

S- 155 — 16 9). 

781. Keune, J. B. Heilkunde, Heilgötter, Gesundbrunnen und 

Verwandtes im römischen Reich mit besonderer Be- 
rücksichtigung von Lothringen und den angrenzenden 



«k rnnSrnrnm. 



EUä&sische Geschieh Lslitcratm des Jahres 1912. cq? 

Gebieten. Lothringer Almanach auf das Jahr 1913 
hrsgeg, von Heinrich Hemmer. Metz» Lang 1 9 1 2. 
S. 109—128). 

782. Klein, Joseph. Die Metalltuchweberei in Schlettstadt. 

(EMGV 3 (i9'2), S. 293-310). 

783. Krzymowski, R. Die Hrandwirtschaft in den Vogesen« 

(StrP igi2, Nr. 78, 136, 185, 251). 

784. Lauge], A. La eulture franvaise en Alsace, Conference 

faite ä la ligue des »Jeunes amis de l'AIsace--. Paris, 
H. Floury 1912. 52 S. 

••785. Levy, J. Die frühere Macht und Herrschaft der Weiber 
im Klsass. Neue vermehrte Auflage. Rixheim, Sutter 
191O. 26 S. 
786, Lcvy, Robert. Histoire äconomique de Tindustrie coton- 
nifere en Alsace. Etüde de sociologie deseriptive » . , 
avec une pr£face de M. Ren6 Maunicr, Paris, Alcan 
1912. XXIII, 313 s. 

Bespr,: RA 63 (1912), S. 394 — 395- 

#•787* Liebmann, Hans. Deutsches Land und Volk nach ita- 
lienischen Berichterstattern der Relormationszeit, (Histo- 
rische Studien Heft 83). Berlin, Kbering 1910. 241 S. 
[Betr. S. 117 — 118 u. S. 233 — 234 die Beschreibungen 
Strassburgs und seines Münsters]. 
Bespr.: MHL 3g (191 1), S, 195—196. 

788. Marck, Franz. Die obcrelsässische Kali-Industrie. (CA 1 

(.912), S. 78-83). 

789. Masson, j. H. Die Siedelungen des Breuschtals (i. Eis.) 

und der Naclibargebiete. [Freiburger] Inauguraldisser- 
tation ... 191 1. VII, 176 S. [Erschien teilweise auch 
in EMGV i (1910) u. 2 (1911); vgl. Bibl. f. 1910, 
Nr. 42; 1911, Nr. 83 u. 526. Das Ganze erschien 
ferner unverändert mit Karten unter dem Titel: Das 
Breuschtal und seine Nachbargebiete. Eine siedelungs- 
und wirtschaftsgeschichtliche Studie. (Bausteine zur 
Elsass-Lothringischen Geschichte und Landeskunde 
Heft 12). Zabern, Fuchs. 191 2. VII, 176 S.]. 

Bespr.: CA 1 (1912), S. 330-33' (Hs. Hg.). - 
StrDBI. 31 (1912). S- 237- 

790. Ney. Die Ursachen der Mindererlräge der clsass-lothrin- 

gischen Staatsforsien den Nachbarstaaten gegenüber. 
(StrP 1912, Nr. 359, 380, 404, 412). 

791. P., H. Die Bevölkerungsentwicklung Klsass-Lothringens. 

(CA 1 (1912), S. 8b— 89). 
• 792. Paulus, N. Hexenwahn und Hexenprozcss ... [Vgl. 
Bibl. f. 1910, Nr. 209]. 

Bespr.: Der Katholik «j2 (4. Folge Bd. 10) (1912), 
S. 217—219 (F. Lauchen). — HJb 33 (1912), S. 84 1 
—843 (E. K.). — HZ 109 (1912). S. 548—550 <G. 



C loogk wiSSrSSi: 



694 



Stenzel. 



Kawerau). — ThLZg 37 (1912), S. 145—147 (Walther 
Köhler). 

793. Rebmann. Wald und Waldwirtschaft. (GFW 45. — 

191 1 (1912), S. 37 — 59). [Betr. bes. den Barrer Wald]. 

794. Koches, Fernand. Vieux papers peints (de la maison 

Zuber ä Rixheim). Avec six reproductions. (L'Art 
decoralif 27 (191 2), S. 117 — 123). 

795. Roth. Zur Krage der Kreditverhältnisse unseres Bauern- 

standes vor 300 Jahren. (ELSchBI 42 (1912), S. 272 
-274). 
790. Kuland. Das neue Sparkassengesetz für Elsass-Lothringcn. 
(StrP 1912, Nr. 420, 424. 432. 44*)- 

797. Scheurer, Henri. Alon preraier voyage ä Strasbourg 

en 1848. (V 6 (1912)» S. 273-174. S. 285-286). 

798. Schinderschun Familie«, »Aus der, in Weisscnburg. 

(EMGV 3 (1912), S. 520-525)- 

799. Stöffler, Ch. Beängstigende Zahlen für Elsass-Lothringen. 

(StrDBI 31 (1912), S. 201 — 209, S. 269—276, S. 302 
— 3081 S. 409—418) [nicht abgeschlossen]. 

800. Straub, K. J. Die OberrheinschifTahrt im Mittelalter 

mit besonderer Rücksicht auf Basel. (Schriften des 
Vereins für Geschichte des Bodensees, Heft 41. Lindau, 
Siettner 1912. S. 41 — 110). [Auch als Separatabdruck: 

Krauenfeld, Huber 191 2. 69 SA [Hetr. vielfach das 
Elsass, bes. Strassburg]. 

801. Teichmann, Wilhelm. Ira Haus zum blauen Bauern zu 

Strassburg i. E. um 1600. (Fest-Schrift [zur]XXXI. Dele- 
giertcnversammlung des deutschen Drogisten-Verbandes, 
hrsg. von Fr. Hofstetter. S. 128 — 135). 

802. Toebelmann, Curt. Beiträge zur Geschichte des Makler- 

rechts nach süddeutschen Quellen. [Göttinger] Inaugural- 
Dissertation ... ign. 63 S. [Betr. S. 27— 28 Schlelt- 
stadt, S. 28—31 Strassburg]. 

803. Wehrlin, Alph, Manuscrits Rupied et Deguingaud ayant 

trait ä la fabricalion des toiles peintes a Mulhouse et 
en Alsace vers 1786. (BSIM 82 (1912), S. 601 — 604). 

804. Wentzcke, P. Ein elsässischer Judeneid aus dem An- 

fang des 14. Jahrhunderts. (ZGORh N.F. 27 (1912), 
S. 701 — 703). 

805. Weyhmann, Alfred. Das lothringische Petroleumbad 

Walschbronn im 16. Jahrhundert und die Anfänge der 
elsässischen Bitumen-Industrie. (Wirtschaftsgeschichtliche 
Studien. Hrsg.: Alfred Weyhmann. Heft 2). Saar- 
brücken, Weyhmann 1912. 54 S. 

Bespr.: WZ 31 (1912), S. 492 (Alfons Fritz). 

806. Wiebach, Erich. Beiträge zur Kenntnis der Volks- 

dichteänderung ira Unter-Elsass von 1723 — 1910. [Strass- 



.S lc iflisÄwivw: 



EUässische Geschieh tsliieralur des Jahres 1912. 695 

burger] Inauguraldissertation . .. 1912. 103 S. [mit 
zahlr. Karten]. 

Vgl. Nr. 82, 121, 124, 125, 127 ff., 136, 147, 162, 

165 fr., 175 f., 198, 220, 224, 229, 243 f., 254, 266, 

269, 275, 281, 300, 307. 309, 318, 325. 395. 30. 

4'7» 45°- 



XIII. Volkskunde. Volkslied. Sage. 

807. Bever. Briefpoesie. (ELGMZg 5 (1912), S. 78 — 80). 
808. — Zwei Weihnachtslieder . . . (ELGMZg 5 (1912), S. 56 

-57)- 
809. Bresch, J. Bilder und Sagen aus dem Wasgau. (V 6 

(1912), S. 121 - 122. S. 367). 

8io. Bouchholtz, Chr. Weissenburger Bilderbogen. (StrP 

1912, Nr. 172). 

811. Fuchs, Albert. Die Nidecksage. (Das Riesenspielzeug). 

(EMGV 3 (.912). S. 34-48). 

812. — Was sagt eine alte Strassburgcr Weissagung vom Unter- 

gang des Deutschen Reiches? (EMGV 3 (1912), S. 106 
— 1 12). 

813. Jacoby, A. Besegnungen. (EMGV 3 (1912), S. 31b). 

814. — Zum Weihnachtsbaum. (EMGV 3 (1912), S. 476—477). 

815. Kassel, August. Messti anno 1860. (Der elsässische 

Garten. Strassburg, Trübner 1912. S 53 — 67). 

816. — Sprüchle (Schnaderhüpfeln) im elsassischen Volksround 

mit 35 Melodien. Strassburg, Heitz 191 2. 61 S. 
[Erschien auch im JbGEL 28 (1912), S. 219 — 275]. 

817. K[assel]. Vom elsässischen Volkslied. (StrP 1912, 

Nr. 594). 

818. Kiffer, Emil. Ein Mai- und Pfingstbrauch in Lothringen 

und im Elsass. III. (EMGV 3 (1912), S. 145 — 160, 
S. 215—228). [Vgl. Bibl. f. 191 1. Nr. 546]. 

819. Knorr, Ph. Elsässische Schaustetlungen in alter Zeit. 

(V 6 (1912), S. 3Ö4-366, S. 378-380). 

820. Lessei, Wilhelm. Naturdenkmäler in Elsass-Lothringen. 

Strassburg, Beust 191 2. 80 S. u. 5 1 Abbildungen. 
Bespr.: EMGV 3 (1912), S. 595 - 596. 

821. Levy, Paul. Die Zukunft unseres Volksliedes. (EMGV 3 

(1912), S. 566—573, S. 633 — 639). 

822. Mehlis, C. Waltharisage und Wasgenstein. Mytholo- 

gische Fahrt im Wasgau. Neustadt, Müller 1912. 140 S. 

823. Rcgamey, Jeanne et Frederic. La chanson populaire 

en Alsace. (Le Correspondant, Paris 1912. S. 165 — 181). 
Bespr.: CA 1 (1912), S. 161. 



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696 Stemel. 

824. Spetz, Georges. Lügendes d'Alsace. Nouvelle 6dition, 

augmentee de trois legendes et accompagne*e de notes 
historiques. Paris, Perrin.1912. 398 S. 
Bespr. : CA 1 (1912), S. 332. 

825. Ungerer, Kdm. War Wotan im Elsass bekannt? — 

Steinkultus im Elsass. (EMGV 3 (1912), S. 591 — 592). 

826. Vogeleis, Martin. Der Mutscheibeck. Ein Moritaten- 

licd zu singen »in dem (hon als dz lied von der frawen 
von Weissenburg«. (ELGMZg 5 (1912), S. 183—185). 

827. — Die drei Marien. Ein Lied »Von dreyen lieben Frawenc 

[gedruckt bei] Thiebolt Berger in Strassburg. Fliegendes 
Blatt (4 Bll. in 8°) ohne Jahr (ca. 1570). Melodie un- 
bekannt. (ELMGZg 5 (1912), S. 187 — 188). 

828. — Ein Lied über den Einzug der Franzosen ins Elsass 

im Jahre 1552. Mitgeteilt von . . . (EMGV 3 (1912), 

S. 3"-3'5). 

829. Weihnachtslieder, Drei, aus der guten alten Zeit. 

(ELGMZg 5 (1912), S. 41 — 49). [Drei Lieder aus 

dem Elsass]. 

Vgl. Nr. 2i2, 328, 705, 707. 



XIV. Sprachliches. 

830. Becht und Beeilten. Ein Beitrag zur elsassischen Volks- 

kunde. (StrP 191 2, Nr. 159). 

831. Halter, Eduard. Ältere Ortsnamen im Elsass IX- XL 

(LE = Erwinia 19 (1911/1912), S. 9 - 12, S. 36 — 38, 
S. 89-91). [Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 563]. 

832. Henry, Rene. La frontiere ünguiste en Alsace-Lorraine. 

(Lcs Marches de l'Est 3 (1911/12), 2. Sem. II, S. 60 
-7"). 
••833. Kutsch. Die Orts- und Flurnamen im Münstertal. Vor- 
trag gehalten ... in der Sektion Münster des Vogesen- 
klubs. Münster, Beck 1910. 1 7 S. 

834. Locutions curieuses de la Haute-Alsace. (MAL 9 

(1912), S. 123). 

835. Matthia, Fritz. Sprichwörter und Redensarten. Gesammelt 

und erläutert , > . (StrP 191 2, Nr. 1102, 1 134). 

836. MentBj F. Ober volkstümliche Veränderung und Um- 

deutung clsässischer Ortsnamen. (V ö (1912), S. 159 
— 160, S. 172—174), 

837. Moser, Virgil. Das ä bei Seb. Brant. (Zeitschrift für 

deutsche Philologie 44 (19 12 )» 5, 33 1 " 345)- 

838. Oberreiner, C. Noras patronyraiqucs d'Alsace. (MAL 9 

(1912), S. 345). 



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ElWUsische Gcschichlslüeralur de* Jahres 1912. 6Q7 

839. Oberreiner, C. Ä propos d'un ouvrage rdcent sur les 

noms des cours d'eau d'Alsace. (RA 63 (1912), S. 233 

— 238). [Kritik von Nr. 844]. 

840. — De l'origine des noms de licux. (MAL 8 (1912), 

S. 298). 
481. — Locutions dialectales de la Haute-Alsace. (MAL g 
(1912), S. 195, S. 310). 

842. — Noras liguriques de cours d'cau d'Alsace d'aprüs M. 

Antoine Schwxderle. (MAL 8 (1912), S. 162). 

843. Schwab, Lucian. Die Beinamen im Urkundenbach der 

Stadt Strassburg. [StrassburgerJ Inaugural-DissertaUon 
. . . 1912. VI, 53 S. 

844. Schwaederle, Anton. Vorgcrraanische FIuss- und Bach- 

namen im Elsass. (Fortsetzung). (V 6 (1912), S. 11 

— 13, S. 28—29, s - 43—45. S. 60—63, S. 77-80). 
[Vgl. Bibl. f. 1911, Nr. 571]. [Das Ganze erschien 
als Sonderdruck unter gleichem Titel mit dem Zusatz: 
>Kine sprach- und kulturgeschichtliche Studie«. Colruar, 
Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt 1912. 161 S.J. 

Bespr.: ZGORh N.F. 27 (1912)» S. 526—527 (F. 
Mcntz). — EMGV 3 (1912), S. 440—444 (Albert Fuchsj. 

— SlrP 1912, Nr. 112 ([Me]ng[es]). — CA 1 (1912), 
S. 163 — 165 (Dr. E. K.). — Korrespondenzblatt des 
Gcsamtvercins der deutschen Geschichts- und Alter- 
tumsvereine 00 (1912), S. 412 — 413 (C. Mehiis). — 
LZBI 63 (1912), S. 1002 (-nn-). 

845. Sprichwörter, Elsässische, und Redensarten. (SlrP 1912, 

Nr. 1192). 

846. Voeltzel, Louis Wilhelm. Die elsässische Mundart. 

(Fest-Schrift [zur] XXXI. Delegiertenversammlung des 
deutschen Drogisten- Verbandes hrsg. von Fr. Hofstetter. 
S. 180-182). 

847. Walter, Theobald. Der »Lippelsberger« von Orschweier. 

Eine Weinstudie. [Sonderabdruck aus dem Gebweiler 
Tageblatt 1912]. 3 S. 

848. — Der Luppelsberger' Wein. (EMGV 3 (1912), S. 25 
-28). 

848". Wervecke, van. Rechtfertigung meiner Ansicht über 
die Gliederung der Vogesen. (Mitteilungen der Philo- 
mathischen Gesellschaft in Elsass-Lothringen 19. Jahr- 
gang 1911 (1912), S. 603 — 610). 

848. Wesle, Carl. Die althochdeutschen Glossen des Schlett- 

stadter Codex zu kirchlichen Schriften und ihre Ver- 
wandten. (Teildruck). [StrassburgerJ Inauguraldisser- 
tation . . . 1912. VIII, 93 S. 
850. Wichmann, H. Die Muttersprache in Elsass-Lothringen 
1910. (Petermanns Geogr. Mitteil. 1912 II, S. 207). 

Zcilichr. f. Gctch. d Obcrth. N.F. XXVIII. 4 46 



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Sterne). 



XV. Familien-, Wappen-, Siegel- und Münzkunde. 



851. Beeraclmans, W. Ein Münzfund in Maursmünster. 

(AEA 3 (1911/12), S. 242). 

852. Benner, Edouard. Los sceaux et armoiries de la villc 

de Mulhouse (1266— 191 1). (BMHM 35 (191 1), S. 23 

-34). 
•853. Bockenheim, Franz von. Genealogische Notizen zur 
Geschichte der Familie Bockenheimer von Bocken- 
heim . . . 1910. [Vgl. BibL f. 1910, Nr. 437]. 

Bespr.: ALBI 3t (1912), S. 333~334 (Otto Forst). 

854. Brandt, Charles. Notice sur les plus anciennes monnaies 

de Thann. (BSIM 82 (1912), S. 449-453). 

855. Brocke, P. von. Das Wappen der Stadt Selz. (VEAW 7 

{1912), S. 189 — 191). 

856. Cahn, Julius. Eine unbekannte Volksmedaille auf die 

Obergabe von Strassburg an Frankreich. (Berliner Münz- 
blatter N.F. 33 (1912), S. 451—452). 

857. Forrer, R. Keltische Münzen und keltische Gold- 

wäschereien im Elsass und in Baden. (Berliner Münz- 
blätter N.F. ^ (1912), S. 463—464). 

858. Kohler, Martin. Um ein Wappen. Studie über das 

Wappen der Gemeinde Lutterbach bei Mülhausen. {V 6 
(1912), S. 286—289, S. 297—300, S. 314—316). [Auch 
als f Sonderdruck erschienen Colmar 19 12. 22 S.]. 

859. Mentz, F. Les armoires des communes de Lautenbach 

et de Lutterbach. (RA 63 (1912), S. 69 — 72). [Mit 
Bemerkungen von A. M. P. I[ngoId]J. 

860. Merz, Walther. Oberrheinische Stammtafeln. In Ver- 

bindung mit mehreren Mitarbeitern herausgegeben . . . 
Aarau, Sauerländer 1912. 59 Tafeln, 14 S. Text. 

861. — Oberrheinische Wappen und Siegel. Aarau, Sauer- 

länder 191 2. 81 S. mit Abbildungen. 

862. Minnigerode-Allerburg, August von. Was Fleckensteiner 

Leichensteine erzählen. (VEAW 7 (191 2), S. 40 — 68). 

863. Nessel, X. Die ältesten Hagenauer Münzen. (Hohen- 

staufen-Zeit). (IlAV 3 (1912), S. 5 — 20). 

864. S., E. A. Ein unedierter Fleckensteinschild. (Archives 

heraldiques Suisses 26 (1912), S. 31). [Wappen im 
Basler Münster], 

865. Schlumberger, Caniille. Les armoiries de la faraille 

Schlumberger (branche ainee). Ribcauville et Mulhouse, 
E. Meininger 191 2. 55 S. 
Bespr.: CA 1 (1912), S. 220. 

866. Schoen, A. Les vieilles monnaies d'or de l'ancien con- 

vent des Ciarisses de Mulhouse. Trouvaille faite en 



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Elsflssi^he Gcschichlslitcralur des Jähret 1912. 60Q 

juin igoö lors de la di*molition de rimmeublc Nr. 14 
appartement X M. Maurice Kehr, rue Sainle-Claire 16. 
[Mulhouse, E. Meininger 1912]. 14 S. [Münzen a. d. 
14. u, 15. Jh.]. 

867. Uhlhorn, A. Die Landesfarben für Elsass-Loihringen» 

(SirP 191 2 t Nr. 666). 

868. Warsberg, Otto Eduard Neporauk von. Die von Wars* 

berg 11 50— 1500. Fortsetzung bis 1906 [handschrift- 
licher Stammbaum; betr. mehrfach elsässisehe Ge- 
schlechter, ä. JJ. Fleckenstein]. 

869. Wetterwald, Charles. Das Gebweiler Wappen, Vor- 

trag gehalten im Gewerbe verein Gebweiler. (Sonder- 
abdruck aus dem Gebweiler Tagblatt). Gebweiler, 
Dreyfus 191 2. 13 S. 
Vgl. Nr. 43, 412. 



XVI. Historische Karten. 
Nichts erschienen. 
Vgl. Nr. 806. 



4** 






ndHCDDNWIV» I- 



M iszelle. 



Kurprinz Karl von der Pfalz in SchafFhausen (1670). 
— Nachstehender Bericht ist ein neues Zeugnis für den hohen 
Wert, den die 4 evangelischen Städte der Kidgenossenschaft auf 
die Freundschaft der auswärtigen Konfessionsverwandten legten. 
Mit der Pfalz stand man in besonders naher Verbindung, was 
auch darin zutage trat, dass zur Zeit des grossen Religions- 
krieges viele pfälzische Flüchtlinge in der Schweiz Aufnahme 
fanden. Pfälzische Flüchtlinge waren z. B. der gelehrte Ägidius 
Tonsor, Pfarrer und Schulmeister zu Speier, der in Schaffhausen 
der erste Rektor des im Jahre 1627 reorganisierten Gymnasiums 
wurde, ebenso Joh, Keuber (Nuberus), gewesener Konrektor 
zu Amberg und Pfarrer zu Dideshcim, und Joh. Lucius, ver- 
triebener Helfer zu Bretten, welche beide als Präzcptoren am 
neuen Gymnasium Anstellung erhielten. — Ausserdem ist der 
Bericht ein anziehendes Kullurbild aus dem Leben einer da- 
maligen Stadtbürgerschaft, die auch in der »freien« Schweiz un- 
endlich entzückt war, wenn ein Fürst oder auch nur ein Fürsten- 
söhn ihr die Ehre antat, in ihren Mauern zu erscheinen. — Der 
als Verfasser genannte Joh. Jakob Stokar von Schaff hausen, 
geb. 1615, war Mitglied des Kleinett Rats und Scckelmeister. 
Kr wurde wiederholt zu eidgenossischen Geschäften gebraucht; 
so wurde er von den 4 evangelischen Städten im J. 1653 als 
Friedensvermittler zwischen Crom well und den Gencralstaaten 
nach England gesandt und ebenso 1655 an den Turiner Hof 
zur Erleichterung des Schicksals der Waldenser, Er starb 1681. 
— Das Original der »Reccption* ist nicht mehr vorhanden, da- 
gegen eine nur wenig abgekürzte Kopie von Prof. J. G« Müller, 
dem trefflichen Bruder des Geschichtschreibcrs Joh. v, Müller, 
die nachstehender Druck wiedergibt. Dieselbe liegt bei dem 
handschriftlichen Nachlass J« G. Müllers in N, 426, Ministerial- 
Bibliothek Schaffhausen» 

Receptfon und Diraission des Churpfalzischen Erbprinzen, 

so der letzte von der Evangelisch-Pfälzischen Churlinien gewesen, 

im Dec. 1670 in Schaffhausen, 

Aufgesetzt von Ikr, Sekelmeister Hans Jacob Stokar. 

Nachdem Ihr ChurprinzUche Durchlaucht auf Ihrer nach 
Frankreich vorgenommenen Keis von Ihrem Herrn Vater die vier 



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HtlHCETGtJUMlYERCTr 



Miwelle, 



70 i 



Evangel. Stedt der Kidgenossenschaft als dero Taufgöttin en 
passant heimzusuchen befelcht worden & Sie solches vergangnen 
Herbst anfangs gegen L. Stadt Basel» hernach gegen Zürich & 
Item verrieht, seind Sie nach Ihrer glücklich vollbrachten Reis 
von Genf über Grenoble, Lyon» Avignon bis nach Marseille auf 
Ihrem Rückweg Montag den 26. Dcc. 1670 unter einem Comitat 
von 15 Pferden allhier in SchalThausen gegen den Abend an- 
gekommen. 

Am h. Weihnachtstag versammelten sich die HII. Geheimen 
auf dem Rathaus» & nach Uebersch lagung des Nachrichts, so sie 
von Zürich & Hern bekommen» das Conclusum gemacht, dass 
dem Churprinzen alle mögliche Ehre erwiesen werden sollte; da 
aber Zürich & Bern vermeldet» dass der Prinz aus Ursachen 
seines geringen Comitates solenne Einsäge sich verbeten, so 
übcrliess man es auch hier demselben nach Seinem Belieben 
einzukehren. Nachdem aber der Mundkoch Speyr, ein allhiesiger 
Burger, nebst dem Furier einige Stunden vor der Ankunft hier- 
her gekommen & im Gasthof zur Cronen 1 ) gefunden, dass der- 
selbe für den Prinzen nicht am besten aecomodirt, begab er 
sich zu Herrn Bürgermeister» ihm vertrauliche Krinnerung des- 
wegen zu machen, worauf MGH uns eine Stunde vor der An- 
kunft den Junker Reichsvogt Christoph von Waldkirch um seine 
schöne Behausung zum Sittich 2 ) ansprechen lassen, den Prinzen 
dahin zu logiren, welcher sich dazu ganz gutwillig verstanden» 
welches MGH wohl gefreut hat. Hierauf wurde Herr Stadt- 
schreiber Speisseggcr neben etlichen» die zuvor den Prinzen in 
Heidelberg wohlgekannt, demselben entgegengeschickt, ihm dies 
zu eröffnen, da es sich nicht schicken würde, es demselben 
oder seinen Bedienten erst unter dem Thor oder dem Wirtshaus 
zu melden. Sie trafen ihn schon beim Bohnenberg 8 ) an» worauf 
sich die Herrn vom Pferd gelassen (welches der Churprinz 
sogleich auch getan) & denselben in einem sauberen Compli- 
mente angesprochen. Der Prinz erwiderte sehr höflich, dass er 
gern gesehen» wenn ihm der Kinritt incognito erlaubt würde, 
wie in den anderen 3 Städten auch geschehen: desnahen er 
auch, als ihn Herr Stadtschreiber bei der Crone vorbei gegen 
dem Sittich führen wollen, dies höflich refusirt & beim Wirts- 
haus abgestiegen, aucli si£h auf fernere Instanz hin standhalt 
dessen verweigert. Herr Stadtschreiber gesellschaftcte denselben 
noch etwa eine halbe Stunde, beueventirte den Prinzen in antc- 
cessuro von MGH wegen & erbat sich eine Stunde, in welcher 



') An der Hauptslrasse, der sog. Vordergasse, neben der St. Johannis- 
kirchc gelegen, bis vor wenigen Jahrzehnten immer noch der ersie Gasthof 
der Stadt; jetzt Privathaus. — *J Jelzt noch stattliches ratrizicrhaus mit 
schöner Fassade gegenüber der St. Johann Ukirche, ebenfalls an der Vorder* 
gasse gelegen- — *) Landgut eine halbe Stunde vor der Stadt bei Neuhausen. 



\S lc mw 



702 



MisjJcHe. 



dieselben sich selbst präsentiren könnten. Diese wurde auf 
Morgen 9 Uhr bestellt. 

Es erschien also zu bestimmter Zeit der vom Rat ernennte 
Ausschuss, Herr Burgermeister Meyer, Junker Obherr & Obrister 
Hans Wilh. ImThurn, Herr Zunftmeister Holländer, Seckelmcister 
Stokar (Autor dieser Pie^e) & noch 4 andere Herren des Rats 
nebst vielen andern jungen Junkern & Herren. Der Erbprinz 
empfing uns gar fröhlich mit porrigirter Hand. Junker Seckel- 
meister willkommte ihn im Namen des äussert der Stadt ab- 
wesenden Herrn Amtsburgermeisters Mcder, worauf der Prinz 
eine sehr freundliche Antwort gegeben. Der Prinz und die 
Herren waren allerseits bei der Anrede unbedeckt. 

Nach diesem bezeugte der Prinz Lust spazieren zu gehn & 
die Stadt zu besehen. Er wurde durch die ganze Stadt, auf 
die vornehmsten Plätze & in die öffentlichen Gebäude geführt, 
in das Münster, die Bibliothek, Zeughaus & endlich in das Haus 
zum Sittich zum Mittagmahl, allwo der Besitzer Ihr Durchleucht 
in Wehr und Mantel & seiner güldenen Ketten unten im Haus 
mit einem zierlichen Compliment empfangen & folgends hinaul 
in den Saal begleitet, allwo & in der Nebensluben 2 Tafeln ge- 
deckt & alles zierlich ausgerüstet war. Zur Tafel wurde durch 
den Trompeter geblasen, der Prinz allein & sonst niemands 
durch meinen Sohn Georg Stockarn, welcher vormals die Ehre 
gehabt, Ihr Durch), bei Hof aufzuwarten & diesmal sie über 
Tisch zu bedienen, & Junker Hauptmann Ringk das Handwasser 
gereicht & durch den bestellten Marschall Junker Peyer zur 
Rosen in einem schönen Sessel obenan zu sitzen mit dem Stab 
gewiesen worden. Rechterseits sass Herr Burgermeister Meyer, 
ich zur linken, folgends 5 von Ihr Üurchl. Bedienten, der Hof- 
meister, Stallmeister, Kammerjunker, Leibmedicus u, Sekretarius, 
zwischen welche die Herren Deputirte sassen. Alle sassen mit 
blossem Haupt. 

Die erste Gesundheit, die Ihr Durch), mit ein wenig Wasser 
vermischt tranken, war auf das Wohl einer ganzen lob!. Eid- 
genosschaft, dazu auf dem Munot 1 ) aus 3 Canonen Salven ge- 
geben worden. Die andere fing Herr Hurgermeister Meyer auf 
das Wohl des Durch). Herrn Vaters unter gleichmässiger Lösung 
der Stucke & Stands bis auf die dritte Person & so ferners 
mehrere Gesundheiten. Der Prinz discurirte sehr viel & ver- 
ständig & war überhaupt sehr fröhlich & munter, wozu denn die 
treffliche Musik beigetragen, so Ihro Durch), mit einer Viole 
d'Amour, hernach mit 3 Angeliquen u, einem Conccrt von Violinen 
prasentirt worden. Vor der Tafel haben aufgewartet in ihren 
Wehren zu beiden Seiten in die 20 wohlgerüstete junge Junkern 



') Munot oder Unnot, Kastell oberhalb der Unterstadt, immer noch 
das Wahrzeichen Schaffhausens; abgebildet /- B. in "der kantonalen Fest- 
schrift von 1901 S. 708. 



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NIHCTONUHNlRSin 



Hil teile* ^ 03 

& Herrn, welche mit Gläserfüllen & Tellerwechseln genug zu tun 
gehabt. An der andern Tafel in der Nebenstuben sassen die 
Pagen» welchen abwechselnd unsere Aufwärter zusprachen. Die 
übrigen Diener wurden vom Nachtisch in der Cronen gespiesen. 
An der Tafel sassen beide Tage Ihr Durchl. nit länger denn 
3 Stunden, weil sie nicht anders gewohnt & sich noch von den 
Kinderblattern, die er in Genf gehabt, zu erholen hatte. Nach- 
dem Er von Herrn Lieut. Wepfer Anstalt zum Tanz gemacht 
gesehen, hat er alsobald teilgenommen & mit beiden Töchtern 
& der Sohnsfrau im Hause mehrere Tänze gemacht & das mit 
verwunderlicher Zierlichkeit & schönster Grace, welche Kurzweil 
Ihme sonst in keiner der 3 Städte zu teil geworden, Kndlich 
haben Sie sich unter unserer Begleitung in die Cronen zur Nacht- 
ruhe begeben» allwo Ihro Durchl. vor dem Zimmer von unserem 
Canlore Low eine Serenade präsentirt worden, welches Ihro 
Durchl so wohl gefallen, dass sie denselben zu sich in das 
Zimmer genommen & sich eine gute Zeit damit unterhalten. 
Die übrigen Bedienten gingen wieder zum Tanz bis in die späte 
Nacht, 

Morgen um 9 Uhr machte die sämtliche Deputation ihre 
abermalige Aufwartung, & führte man Ihr Durchl, in der Kutschen, 
worin Sie neben mir allein sitzen wollen, nach dem Munoth, 
von dannen auf die Rheinbrücke, hierauf zu Kuss nach dem 
Baumgarten I), woselbst sie sich mit Schiessen recreirt & auch 
in diesem Ihre Geschicklichkeit gezeigt; hierauf wieder nach 
dem Sittich, Immer gingen unsere verordneten Aufwärtcr mit 
entblösstcm Haupte voraus, hernach der Prinz, von Herrn Burger- 
meister & mir begleitet, hierauf die übrigen. 

Das Imbissessen, das gestern im Saal gehalten worden, 
wurde izt in der Nebenstube gegeben, wo sie unter gleichen 
Cerimonien so gut wie möglich traktirt wurden. Nach Tisch 
ward abermals ein Ballet gegeben, dabei sich unsere Jungfrauen 
mit den schönsten Kleidern, goldenen Ketten & Kleinodien aufs 
köstlichste ausgeschmückt eingefunden, da sich denn der Prinz 
bei 3 Stunden inmassen erlustigt, dass es eine Freude war zu 
sehen. Unter währendem Tanz, als ich zuvor von Herrn Hof- 
meister die vertrauliche Nachricht erlangt, dass Ihr Durchl, das 
Contrefait der Königlichen Prinzessin, ihres Gcspons» mit sich 
führten (Wilhelraina Krnestina Königl. Dänische ErbprinzessinJ, 
hab ich data occasionc die Frechheit genommen & Sie neben 
dem Junker im Haus um die Gnade gebeten, dass wir der 
Schönheit» welche die Renommee unvergleichlich machte, möchten 
ansichtig werden. Darauf Sie alsbald einein beistehenden Pagen 
befohlen, dass er solches, zugleich auch das kleinere, so Sic 



l ) Schießplatz mit Gesellschaftsbaus Uer Bogenschützen im ehemaligen 
Galten des Klosters Allerheiligen am Rhein gelegen; jetzt mit Fabriken 
überbaut. 



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704 



Mitzelle. 



sonsten pflegten in der Grösse eines Thalers auf der Brust 
zu tragen, in dem Losament zur Cronen holen & mitbringen 
sollte. Als Ihr Durch!, die empfangen, gingen Sie mit uns in 
die Nebenstuben & Hessen solches uns vorzeigen, meinende, 
dass wir allein es sehen sollten; als aber das Frauenzimmer dies 
gemerkt, sind alle samt & sonders mit allen Cavaliers in das 
Zimmer eingedrungen & um diese Gnade demütig gebeten, 
welche ihnen auch allen gewährt worden. Dieser Chftl. Prin- 
zessin zu Ehren wurde hierauf von der ganzen Tanzgesellschaft 
ein Wexeltanz, der beinah Vi Stunde gedauert, gehalten, darab 
der Prinz ein nicht geringes Contentement merken lassen. Hierauf 
da es schon ziratich spat, haben Sie von dem gesamten Frauen- 
zimmer mit Darreichung Ihrer fürstlichen Hand den Abschied 
genommen & sich unter unserer Begleitung nach der Cronen 
begeben. Die Bediente und Hofmeister gingen wieder mit uns 
zum Nachtessen & zum Tanz, welcher bis nach Mitternacht 
gewähret. 

Des folgenden Donnerstags Morgens früh wurden die ver- 
ordneten Compagnieu des gespannenen Viertels zu Fuss & zu 
Pferd, in die 600 Mann stark, durch Trommel und Trompeten 
sich fertig zu halten & Ihr Durch!, aufzuwarten gemahnet. Nach 
8 Uhr gingen die Deputirten wieder zur Cronen, um Abschied 
zu nehmen, welches ich in unser aller Namen, da Sie das Früh- 
stück geendet, verrichtet. Worauf Ihr Durch], abermals selbst 
geantwortet, sich ganz freundlich gegen uns bedankt, auch zu 
Conlinuation aller religionsgnossischen guten Freundschaft & 
Correspondenz sowohl für das ganze Pfälzische Churhaus als Ihre 
eigene Person hoch erfreulich offerirt. Unter währenden diesen 
Dingen hat das Fussvolk, darunter in die hundert wohl gebuzter 
Harnischmänner waren, & die Rcuterci angefangen von dem 
Dornhahnen-Egg her gegen der Cronen hinauf zu marschiren, 
ailwo Ihr Durchl, samt den Ihrigen unter dem Fenster gelegen 
& zugesehen, wie sie in guter railit. Ordnung vorbeizogen, da 
dann allemal die Offizier den gebührenden Reverenz gemacht» 
doch ohne Losgebung einiger Salven, weil man besorgte, es 
möchte dabei etwas ungeschicktes vorgehen. 

Endlich sind Ihr Durchlaucht, nachdem Sic von Herrn Bürger- 
meister Meyer & dem Junker zum Sittich den Abschied genommen, 
samt den Ihrigen zu Pferd gestiegen & zwischen Junker Obrist 
ImThurn & mir zum Neuen Thurn 1 ) hinaus auf Bargen zu fort- 
geritten, nachdem dieselbe von MG II durchaus gastfrei, auch 
mit dem besten Pferd aus dem Markstall für Ihre füretl. Person 
bis nacher Heidelberg, & dann mit dem Stadtzug ihr Bagage 
von 20 Centner bis nacher Horb oder weiter zu führen ver- 
sehen worden. Für die übrigen 15 Pferde für die Bediente hat 



■( Das heutige Schwabentor. 



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Mitteile. 



705 



der Hofmeister mit allhiesigem Postillion bis nacher Bretten 
accordirt & ausbezahlt« 

Beim Ausritt stunden vom Neuen Thurn bis an den Gatter 
eine doppelte Reihe von Musquctiers & geharnischten Männern» 
welche Ihr Durchl. sonderbar Wohlgefallen, Von den Reutern 
ging eine Compagnie vor, die andere nach. Im Ausreiten & 
bis weit über die Stadt hinaus ward mit allen Stucken vom Un- 
noth so stark geschossen, dass man es auch an weit entlegnen 
Orten hören mögen. Die 2 Compagnien samt übrigem nit 
geringem Comitat begleiteten den Prinzen über Bargen 2 ) bis an 
die Grenzscheidc, all wo ich abermalen im Namen der ganzen 
Compagnie von Ihr Durchl. den endlichen Abschied genommen, 
dabei dieselbe sowohl als wir vom Pferd gestiegen & in Ant- 
wort mit ganz freundlichen Ä: holdseligen Worten für alle Ehr 
& Gutthaten dergestalt bedankt» dass wir anders nit dafür halten 
können, dann es seye Ihro Durchl, mit dem, was MGHH lhro 
erwiesen, sonders wohl content & zufrieden, dergl, denn auch 
alle dero Bedienten oflenbarlich von sich spüren lassen, auch 
deswegen aparte ganz höflich & freundlich sich bedankt, worüber 
die Reuter, die zu Pferd gehalten, zum Valete ein Salve gegeben 
& damit diese Solemnität glücklich geendet, 

Gott seye gedankt, dass es dem Ansehen nach alles so 
glücklich & wohl abgcloffen & wir so glückselig gewesen, einen 
so werten Gast & herrlichen Churprinzen bei uns zu haben & 
zu reveriren & damit zu confirmiren & zu bestätigen diese so 
hohe & kostliche Freundschaft, derer auch mit der Zeit unsere 
I, Kinder & Kindeskinder erfreulich gemessen werden. Der 
wolle nun auch uns die Gnad & Adresse geben, dass wir solche 
würdiglich unterhalten & die dabei aufgegangene zimliche Un- 
kosten durch an der wartiges wohlanstehcndes & erforderliches 
Haushalten bald wiederum repariren & ersetzen mögend, dazu 
denn auch ich nach Vcrmögeji an meinem wenigen Ort getreu- 
lich helfen werde, bis an mein Ende. 

Folgen hierauf Junker Sekelmeister Stokars drei Reden 
bei Complimentirung & Verabscheidung des Prinzen. 

Specilicirtcs Conto, was über die Tractierung des Chur- 
prinzen ergangen: 

Dem Wirth zur Crone für Speis, Trank, Nachtlager 
& Extra bezahlt • 

Herrn Hptra« Braun für Muscatellerwein . , . 

Dem Fussvolk & Reiterei, die den Prinzen begleitet, 
580 Personen, jedem 2 Mass & Brot 6 ß , 

Die Spielleut ab dem Land verzehrten allhier zur 
Sonnen . . , 



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ß 


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116 


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*) Nördlichste schall hausenschc resp* schweif criKche Ortschaft, oberhalb 
MerishauaeQi 



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„Vi J-i'JlvififcTi 



yOÖ Miszellc. 

MGGHH & einige Officiers, so sich über das Ge- fl ß 
Schäfte beraten, verzehrten auf der Kaufleut 
& a. Stuben 18 14 

Den hiesigen Spielleuten, Ueberreutern, Zeugwarten, 

Waehtbietern, Aufwärtern 30 12 

Denjenigen» so auf dem Munoth geschossen 4 Tag 

lang, p. Zehrung 24 — 

Hans Blanken, Wirth zu Merishausen, p. Zehrung für 

die Reiter, en passant 19 — 

Item zu Bargen . . 4 8 

Den Stadtfuhrknechten, so das Bagage bis Bretten 

geführt, Zehrgeld 14 12 

Dem Postillion Klingenfuss für s. prätendirte Ergez* 

tichkeit für Führung des Prinzen . 10 24 

Jkr. Reichsvogt von Waldkirch verehrt an einem Gold- 
stück von 20 Dukaten für Wein t Tischplunder 
& a. Unrauss 72 — 

Item s. Knechten & Mägden 5 — 

Item 3 Procurireren, jedem 5 Thaler 27 — 

Item an allerlei, so keinen Titel hat 20 — 

Summa Suramarum 1000 fl 5 ß 

Schaffhausen. Dr. C. A. Bächtold. 



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Zeitschriftenschau und Literaturnotizen. 



Von Veröffentlichungen der Badischen Historischen 
Kommission sind erschienen: 

Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1214 — 1508. 
Zweiter Rand. 3. Lieferung. (1402—1404). Bearbeitet von 
Graf L. v. Oberndorff. Innsbruck, Wagner» 1913. 

Regesten der Bischöfe von Konstanz 514 — 1496. 
Dritter Band (1384 — 1436). 3. u. 4. Lieferung. (1412 — 1436). 
Bearbeitet von Karl Rieder, Innsbruck, Wagner, 19*3. 

Oberbadisches Geschlechterbuch, bearbeitet von 
J. Kindler von Kn ob loch und O. Freiherr von 
Stotzingen, Dritter Band, 7. Lieferung (Reischach — Röder 
von Rodeck). Heidelberg, Winter, 19 13. 



Alemannia, N.F, Hand V (der ganzen Reihe Band 41). 
Victor Mezger: Die städtischen Sammlungen im Reichlin* 
Meldeggschen Patrizierhaus zu Überlingen, S. 49 — 80, 
Geschichte und Beschreibung der von L* Allgeyer und nament- 
lich Medizinalrat Theodor Lachmann seit 1870 zusammen- 
gebrachten Sammlungen, sowie des 1 909 erworbenen Samm- 
lungsgebäudes. — Fridrich Pfaff: Sage von der Gründung 
der Zisterzienserabtei Rolenmünster bei Rottweih S» 8l« 
Nachtrag hierzu S, lll, — Friedrich Schön: Geschichte 
der Rheinfränkischen Mundartdichtung (Sehluss). S, 81 
— 99. Obersicht über die Entwicklung der Mundartdichtung in 
dem rheinfränkischen Mundartgebiet Badens, der Bayrischen 
Pfalz» in Deutsch-Lothringen und dem Saarbrucker Land. — 
Benedikt Schwarz: Ein Hexenprozess im Kraichgau vom 
Jahre 1563. S. 99 — 109. Forlsetzung, s. diese Zs. N.F. XXVIII, 
S. 521. — Fridrich Pfaff: Wahrsager Kunz zu Kichstetten 
im Breisgau. S. ioq— i 10. Mitteilungen über Kunz aus Hs. 624 
der Freiburger Universitätsbibliothek* — Fridrich Pfaff: Der 
Palmesel zu Tübingen und Schwäbisch Hall S. 110 — III, 

Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. 
XII. Band» 2. Heft, Fritz Vi scher: Beitrage zur Ge- 
schichte der Mediation. S. 193 — 280, (Schluss; vgl. diese 
Zs. NF. XXVIII, 327). Behandelt im Schlüsse des II. Kapitels 
die schweizerischen Verhallnisse zur Zeit der ausserordentlichen 
Gesandtschaft des französischen Generals Honortf Vial und die 



'.V C IMC(1QNWIIV(ftji1Y 



j08 ZeitschrifteiHchau und Litcraturnotizcn. 

Ereignisse vom Sommer 1804 bis zum Frieden von Pressbürg, — 
Walter Merz und J, L. Meyer-Zschokke: Die Anfänge 
Zofingens. S. 281—328. Von den beiden Verfassern be- 
spricht Walter Merz in dem ersten Teil der Untersuchung auf 
Grund der Ergebnisse der in den Jahren iqii und 1912 vor- 
genommenen Ausgrabungen und der Materialien des neuge- 
ordneten Stadtarchivs die Anlange von Stift und Stadt Zofingen; 
danach ist Zofingen eine alte alamannische Siedelung als Mittel- 
punkt einer Markgenossenschaft und gleichzeitig eine Urpfarrei 
mit einem dem Umfang der Markgenossenschaft entsprechenden 
Sprengel. Der zweite von Meyer-Zschokke bearbeitete Text ist 
der Beschreibung und Würdigung des Bauwerks und der älteren 
Teile der Stiftskirche überhaupt gewidmet. — Albert Matzinger: 
Der Bund Mülhauscns mit Basel. S. 329—388. Trotz 
der mit dem Jahre 1498 einsetzenden und vom König Maxi- 
milian mit grossem Eifer betriebenen Bemühungen, die Stadt 
Mülhausen enger an sich und das österreichische Gebiet im 
Elsass zu ketten» schloss die Stadt 1506 mit Basel, das kurz 
vorher der Eidgenossenschaft beigetreten war, ein zunächst auf 
20 Jahre begrenztes enges Bündnis ab. — Für die Darstellung 
sind neben der gedruckten Literatur auch das Staatsarchiv zu 
Basel und die Stadtarchive zu Mülhausen und Strassburg heran- 
gezogen worden. — Miszellen, Karl Steht in: Ein römischer 
cutis t eil Stempel aus Äugst. S. 38g — 390, — Rudolf 
Wackernage I: Heinrich von Nördlingen in Basel. 
S. 390 — 391. — Rudolf Wackcrnagel: Erneuerung der 
St, Lucasbruderschaft zu Basel, 21, September 1437. 
S, 39 1 — 394. Abdruck der betreffenden Urkunde. — Karl 
Stchlin: Ein Freischütz ira Dienste der Stadt Basel zur 
Zeit des Concils, S. 394 — 397. — August Bernouilli: 
Zum überfrornen Rhein vom Januar 1514. S. 397 — 399.^ 
August Bernouilli: Deutsche Reimsprüche vom ersten 
Viertel des XVI. Jahrhunderts. S. 399 — 401. 



Schau-in's-Land. 40. Jahrlauf. I.Heft, Robert Mangels- 
dorf: Die Belagerung Freiburgs durch die Franzosen 
im Jahre 1744* S. 1 — 20. Eine auf Materialien des K. K. 
KriL-gsarchivs zu Wien, des Grossh. General-Landesarchivs zu 
Karlsruhe und des Stadtarchivs zu Freiburg, sowie auf der ge- 
druckten Literatur beruhende Darstellung. — Hermann Flamm: 
Der älteste Gemarkungsplan der Stadt Freiburg i, Br. 
aus dem Jahre 1608. S. 21 — 32. Entstehungsgeschichte und 
Reproduktion des von dem Doktor der Arznei Job. Korntawer 
verfertigten Planes nebst Abdruck der hierzu gehörigen Be- 
schreibung. — Rudolf Blume: Staufen. Die Quelle der 
Berichte der Zimmerischen Chronik und der Volksbücher 
vom Faust. S. 33 — 42. Versucht den Nachweis, dass die 
Berichte der Zimmerischen Chronik und die nähere Kunde der 



S k mnammim 



Zeitsclmftenschau und Lucratumotizcn* 



709 



alten Volksbücher über Faust in der Hauptsache und in erster 
Reihe bei dem Freiherrn Anton von Stauten» der zu Faust offen- 
kundige persönliche Beziehungen unterhielt und seiner Sippe 
»geschöpft worden sind«, — E. Lcbraby: Dichtung und 
Wahrheit über Freiburg. S. 43— 48. Mitteilungen aus Viktor 
Hugos Reisetagebuch über seinen Freiburger Aufenthalt im Jahre 

l839- 

Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidel- 
berg und der rheinischen Pfalz. Hand X. Heft 4. Walter 
Donat: Die Geschichte der Heidelberger Apotheken. 
S. 193— iq6 (Schluss; vgl. diese Zs, N.F. XXVII, 708 und 
XXVIII V 152). Behandelt in dem Schlussteile die Geschichte 
der Adler-, der Löwen- und der Krankenhausapotheke. — Bene- 
dikt Schwarz: Korrespondenz des Freiherrn Johann 
Christoph von Gemmingen, seh wedischen Oberamtmanns 
zu Amorbach» aus den Jahren 1632, 1633 und 1634. S, 197 
— 256. (Fortsetzung; s. diese Zs* N.F. XXVI, 71g). Enthält 
in Kegestenform eine Übersicht über die Korrespondenzen von 
1632 Mai 3 — 1632 Oktober 24. — Karl Jahn: Register. 

s. 257—277- 

Mannheimer Geschichtsblätter. X1V\ Jahrgang. Nr. 7 8. 
B. Friedrich Bertheau f- Sp. 146 — 147- Nekrolog. — Maxi- 
milian Huffschmid: Das Schlösschen in Handschuhs- 
heim und seine Besitzer, Sp. 149 — 157. Das von der in 
Handschuhsheim belegenen, heute den Grafen von Heimstatt 
gehörenden Tiefburg wohl zu unterscheidende Schlösschen be- 
fand sich bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts nacheinander 
im Besitze der Familien von Har.dsehuhsheim, Landschad von 
Steinach t von Venningen, von Landas und von Lenthe. — 
Franz Schnabel: Andreas Lameys Selbstbiographie 
nebst ungedruckten Briefen. Sp, 157 — 162. Fortsetzung; 
s. diese Zs, N.F. XXVIII, 524. — Miszellcn. Dienstweisung 
des Rektors eines kurpfälzischen reformierten Gym- 
nasiums im 18. Jahrhundert Sp, 162 — 165, Abdruck nach 
einem im städtischen Archiv zu Mannheim befindlichen Exemplar 
des gedruckten Revers* Formulars. — Neuerwerbungen und 
Schenkungen. 130. Sp, 165 — 168. 

Nr, q. Gustav Christ: Der *Jäger aus Kurpfalz«. 
Sp. 1 70 — 1 74 . Nachweis, dass das bekannte Volkslied »Ein 
Jäger aus Kurpfalz* seine Entstehung nicht dem i8. f sondern 
vermutlich dem 16. Jahrhundert verdankt, so dass schon aus 
zeitlichen Gründen der in der letzten Zeit vielgenannte, erst 
1793 verstorbene Friedrich Wilhelm Utsch nicht der Held des 
Liedes sein kann. — Maximilian Huffschmid: Das Schlöss- 
chen in Handschuhsheim und seine Besitzer. Sp. 174 
— 180. (Fortsetzung; s. 0,). Aus dem Besitze der Herren von 



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*IO Zeilachriflcnschau und Lilcraiurnoüzcn. 

Eenthe ging das Schlösschen 1 701 zunächst in den Besitz 
*des Johann Friedrich Strupp von Gelnhausen» 1721 in den 
des Grafen Barbo von Waxenstein, 1 725 in den des Josef 
Benedikt von Jungwirth und 1762 in den des kurplalzischen 
geistlichen Administrationsrats Johann Ludwig Harscher über. 
Durch J. B. v. Jungwirth erhielt das Schlösschen seine heutige 
Gestalt. — Franz Schnabel: Andreas Laraeys Selbst* 
biographie nebst ungedruckten Briefen. Sp. 181 — 18g. 
Schluss; s. o. Als Anlage 7 Briele aus der Korrespondenz 
Laraeys mit Schöpflin und Siengel. — Miszcllen. Karl Christ: 
Die pfalzgräfliche Burg Wallhusen bei Bensheim. Sp. 189 

— 190. — W[alter]: Johann Kaspar Herwarteis Tätigkeit 
am Mannheimer Schlossbau. Sp. 190 — 191. — K t Loh- 
meyer: Eine Ehrung des Freskomalers Cosmas Damian 
Asam durch den Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz. 
Sp. 191 — igz. 

Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsass- 
Lothringens: XXIX, Jahrgang. 1913. Winckelmann: Tage* 
buch Ludwig Spachs über seine erste italienische Reise 
1825 — 1826. Zweiter Teil, S. 9 — 48, Aufzeichnungen über den 
Aufenthalt in Rom und die Reise nach Neapel, vgl. diese Zeit- 
schrift N.F. 26, S, 159. — Khretsmann: Vom Geschlecht 
der VValdncr von Kreundstein, S. 49 — 71, meist aus Quellen 
zweiten und dritten Ranges geschöpft; eingehender Bericht über 
die Trauerfeierlichkeiten für Philipp Jakob von Waldner i. J. 
1698. — Walter: Der Regierungsantritt des Bischofes 
Krasmus von Limburg in Rufach (1542), S. 72 — 77, nach 
dem Aktenmaterial des Rufacher Stadtarchivs. — Mcntz: Ein 
Gesellschaftsspiel am Rappoltstcinischcn Hofe des 
16. Jahrhunderts, S« 78 — 86, Abdruck und Erläuterung eines 
schon 1 863, aber in nicht genügender Form, veröffentlichten 
Schriftstücks aus den siebziger Jahren des ic. Jahrhunderts. — 
Beemelmans: Ein Urfehdebrief von 1452, S. 87 — 90» 
betr. den vom Slrassburger Bischof des Landes verwiesenen 
Michel Spengeler aus Melk an der Donau. — Wendung: 
Uhlands Beziehungen zum Elsass. S. 91 — 127» hübsche 
Darstellung* der als willkommener Anhang ungedruckte Stücke 
aus Uhlands Briefwechsel mit Klsassern folgen, — Lcvy: Kultur* 
geschichtliches aus dem vorrevolutionären Elsass, S. 13g 

— ■47p nach einem Bericht von Joachim Heinrich Campe über 
eine itn Jahre 1785 unternommene Reise ins Elsass. 



Elsässische Monatsschrift für Geschichte und Volks* 
künde: IV. Jahrgang. 1 9 1 3, Heft 4 — 6 (Juli— September 1913). 
A. Pfleger: Volksbrauch und Volkssitte im alten Schlett- 
stadt (Schluss), S. 151 — 160, — Fuchs: Die Kultur der 
keltischen Vogesensicdelungen mit besonderer Berück- 



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Zeitschriftenschau und Literat urnotizen. 



7«» 



sichtigung des Wasserwaldes bei Zabern ( Fortsetzung), 
S. 161 — 180, 217 — 240, 273—288, macht diesmal eingehende 
Mitteilungen über kettische und römische Töpferware, keltische 
und römische Sprache, Religion und Totenverehrung, mit Plänen 
des älteren und jüngeren Gräberfeldes im Wasserwald, — Herr: 
Gesammelte Bruchstücke el sä ssischer Weist umer aus 
dem 1 1,— 14» Jahrhundert (Fortsetzung), S. 181 — 187, 201 
— 2o8 f 265 — 272» behandelt das Recht des Klostergebiets Ebers- 
münster, das Dinghofrecht von Hilbodesheim und Sulehoven, das 
Recht des Klosters Hohenburg, die Hofrechte von Geispolsheira» 
Düppigheim und Niederschäffolsheim» das Weide- und Forstrecht 
von St, Fides in Schlettstadt, das Recht von St. Fides in Kinz- 
heim, das Recht der Familia des Klosters Weissenburg (nach 
der Urkunde Heinrichs 1\\ von H02), das Forstrecht im Ge- 
biete des Klosters St. Johann. — Schorlen: Beziehungen 
der Familie Geiler zu Kaysersberg und Umgebung, 
vornehmlich des Predigers Geiler zum Bruderhause des 
Kohrtales, sowie Geschichte des letzteren, S. 193— 200, 
257 — 264, hübsche Skizze, die auch vielfach unbenutztes Mate- 
rial herangezogen hat. — Werner: Die Römerstrasse von 
Epomanduo nach Monte Brisiaco, S. 241—256, sucht den 
elsassischen Teil der Strasse festzustellen. — Scherten: Inven- 
tar des alten Archivs der Stadt Kaysersberg (Fortsetzung 
und Schiuss) t S. 25*— 48*. 

Achter Jahresbericht des Vereins zur Erhaltung der 
Altertümer in Weissenburg und Umgegend für das Jahr 
19x2 (Weissenburg iq 1 3): Levy: Die Urkunden der Stadt 
Weissenburg, S. 10—47, Abdruck eines Verzeichnisses von 
1715 mit genauer Angabe der seitdem in Verlust geratenen 
Stücke» insgesamt 150 Nummern; anhangsweise folgen Auszuge 
einiger neuerer Urkunden, die im Itcsitz des Alterlurasvereins 
sich befinden. — Altorffer: Aus der Chronik des jüngeren 
Joh. Christoph Scherer, S. 113— 130, Abdruck der mit der 
Revolutionszeit in Weissenburg anhebenden Abschnitte bis 1799. 
- — Stiefelhagen: Ein Beitrag zur Geschichte des Königs 
Stanislaus Lesczinski, S. 148 — 162, handelt über den Auf- 
enthalt des Polenkönigs in Weissenburg nach lokalen Quellen. 
— Braeunig: Das Asphalt wer k bei Lobsann, II. Teil, 
S. IÖ2~202, Fortführung der im vorigen Bande dieser Zeit- 
schrift S. 710 schon erwähnten Arbeit bis zur Gegenwart. — 
Zwei Bilder zur 53, Mitteilung, S. 212 -214, photographische 
Wiedergabe, Abdruck (nicht ganz fehlerfrei!; und Obersetzung 
der Urkunde König Heinrichs VII. vom 25. Juli 1310, nebst 
Abbildung einiger Kaisersiegel. 



Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz. 
32. Band. (lQI2.) Heinrich We Isch: Dr. theol. Konrad von 



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7 I2 



/citächriftenschau und Liier*üimotucn, 



Busch» Bischof zu Speier. S. i — 13. Nekrolog, — W. M» 
Schmid: Hin griechisches Kunstwerk des XI. Jahr- 
hunderts im Sp eierer Dom. S. 15 — 22. Die von Kaiser 
Alexios vermutlich gegen Knde des Jahres 1083 dem Spcierer 
Dom als Geschenk übersandte Goldtafel war nach den an- 
sprechenden Ausführungen Schmids vermutlich ein in der Technik 
des Zellcnschmelzcs (Emailmalerei) hergestelltes Antipendium 
oder Altarvorsatz für den Hochaltar des Doms, über dessen 
spätere Schicksale nichts bekanut ist. — Franz J. Bendel: 
Das Privilegium Kaiser Heinrichs V. für die Stadt 
Speier iiiii August 14). S. 23-59. ^fi'- die Anzeige in 
dieser Zs. NF. XXVIII. 332—333. ~ Maximilian Pfeiffer: 
Der Besuch König Maximilians I. in .Speier 1494. Mit 
einem verschollenen authentischen Bericht, S. 61 — 108. 
Der erste Besuch König Maximilians in Spcicr umfasste die Zeit 
vom 6.— 1 1, Juni 1494. Beigegeben sind Regesten aus den Jahren 
1489— 1521 über die Beziehungen des Königs zu Stadt und Bistum 
Speier. — Theodor J. Schcrg: Palatina aus dem Vatican 
(1446 — 1484). S. 109—190, Sammlung von 231 Kegesten von 
Aktenstücken aus den Pontifikaten der beiden Päpste Paul II, 
und Sixtus IV, — Johann Keiper: Burg und Amt Schal- 
lodenbach. S. 191 — 218-- Beschreibung und Geschichte der 
Burg» von der bedeutende Reste heute noch vorhanden sind. 
Erbaut von den Herren von Odenbach, befand sich die Burg 
später im gemeinschaftlichen Besitz der Herren von Odenbach» 
der Herren von Odenbach genannt Krobsberg, der Hauben* 
risser von Odenbach, der Mauchenheimer von Zweibrücken und 
der Herren von Gundheim, von ca. 1530 — 1804 in dem der 
Herren von Sickingen. — Karl Pöhlmann: Nachrichten 
über die Herren von Breidenborn. S. 219 — 226. Mit- 
teilung von 18 Urkundenregesten aus den Beständen des Fürstl. 
von der Leyensehen Archivs in Schloss Waal» des germanischen 
Nationalmuseums zu Nürnberg» des Kgl. Kreisarchivs zu Speyer 
und der Kgl. Staatsarchive zu Wiesbaden und Koblenz in Er- 
gänzung einer von H. Hahn im XXII. Bande der »Mitteilungen« 
veröffentlichten ausführlichen Arbeit: >Breidenborn und die 
Breidcnborncr«, 



Revue d'Alsace: Nouvellc Serie. Band 14. Jahr 1913* 
Juli-Oktober-Hefte, de Dartein: Vie latine de Saint Odile 
par le P. Peltre (Fin), S. 24 1 — 287. — Oberreiner: Cernay— 
Scnnheitn, S. 288 — 292, etymologische Hypothesen. — Hoff- 
mann: Marbach sous la reforme de Windisheim (Suite 
et fin), S. 293—304, 305 — 345, Schlau des aus H.s Nachlass 
stammenden, oben S. 526 erwähnten Bruchstücks, das diesmal 
hauptsächlich die Geschichte der Prioren bis auf Nikolas Trawen 
(1570 — 79) behandelt. — Oberreiner: La pöriode palatine 
de la guerre de Trentc Ans et l'Alsace, S, 346 — 35t» 



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ZciUchriften*ch*u und LiterMurnoluen« 



7<3 



Mitteilungen aus den State Papers, die Jahre 1624 und 1625 
betreffend. 



Revue catholique d'Alsace: Nouvelle S6rie. Band 32. 
Jahr 1913. Mai-August-Hefte. A. M. P. Ingold: Les pre- 
mi^res ann£es de Louis de Üeer gouverneur de Ben6- 
vent (Suite), S. 263 — 268» führt die Darstellung bis zum Amts- 
antritt in Benevent. — Levy: 1/ai irnation et le depouille- 
raent des tgüses ainsi que la profanation des eirae- 
tlöres pendant la Grande Revolution (1790 — 1804), S. 273 

— 286, Aktenstucke aus dem Colmarcr Bezirksarchiv. — M. le 

vicaire-gtfnßral Rapp (Suite et fin), S. 302—307» 35°— 355* 

— Oberreiner: Cesar et Arioviste en Alsace, S. 362 — 367, 
bespricht — im allgemeinen zustimmend — die im vorigen Hände 
dieser Zeitschrift S. 522 angeführte Arbeit von Stolle, die Winkler 
gegenüber das auf dem sogen. Afterberg bei Epfig aufgedeckte 
angebliche Lager Caesars als »Dichtung« bezeichnet hatte. — 
Sitzmann: Une page d'histoire d'Alsace et de Lorraine: 
Le corate Thierry de Werde, comle de Rechicourt, 
S. 385 — 396, bezeugt seit 1229; die Arbeit ist lückenhaft, ver- 
mißt wird vor allem die Benutzung der Arbeit von Heinr. Witte: 
Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und 
des Westrich (Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Ge- 
schichte V, zweite Hälfte, besonders S. 83 fr.; ebenda VI» erste 
Hälfte, S. 124 Anra. 2). — L<vy: La conliscation des pres- 
byt£res dans la Haute-Alsace pendant la Grande Revo- 
lution (1790— 1802), S. 406 — 415» vornehmlich nach den Akten 
des Colmarer Bezirksarchivs, — Hoff: Une commanderie 
sacerdotale de l'ordre des Chevaliers de Malte, a l'ilc 
verte, S. 416 — 423, skizziert — oberflächlich und wenig un- 
befangen — die Schicksale des Strassburger Johannitcrhauses, 



Marion DexterLearned,der im Auftrage des Carnegie-Instituts 
vor ein paar Jahren die deutschen Archive bereiste, um das auf die 
Geschichte Amerikas, insbesondere die Auswanderung bezügliche 
Material festzustellen, hat vor kurzem seinen »Guide to the 
Manuscript Materials Relating to American History in 
the German State Archives* (Washington 1912, 325 S.) ver- 
öffentlicht. Leider hat er, trotz eingehender Belehrung, in dem 
Abschnitte über das Karlsruher General-Landesarchiv (S. 229 
— 237) die ganze Anordnung desselben latsch verstanden, indem 
er annahm, dass sämtliche Aktenhefte, gleichviel welcher Ab- 
teilung sie angehörten, durchlaufend numeriert seien! So wird 
nun in seiner Liste alles ohne Rücksicht auf Provenienz und 
Lagerung kunterbunt durcheinandergeworfen, dass es selbst dem 
Kundigen mitunter schwer fällt, das Richtige zu ermitteln. K. Ü. 



Zctttctir. f. Gcicb. d. Oberrh. N.F. XXVII U «. 47 



L rOOglC KUHCCnNUHIvlKiTtf 



7M 



Zcilschriflenschau und Lheraturnotucn, 



Von dem *Württembergischen Adels- und Wappen- 
buch*, begonnen von Otto v. A tberti und fortgesetzt von 
Friedrich Freiherrn v. Gaisberg-Schöckingen und Hofrat 
Theodor Schön (Verlag von W. Kohlhamraer, Stuttgart) ist 
nach längerer, wohl durch den Tod Schöns veranlassten Pause 
wieder eine Lieferung — Heft 15 — erschienen» die von Weissler 
bis Zwissier reicht. Als Mitarbeiter an Schöns Stelle ist Adolf 
Stattmann eingetreten. Wir werden auf das Ganze zurückkommen, 
sobald die Schlusslieferung vorliegt, die hoffentlich nicht mehr 
lange auf sich warten lässt. 

Die Bedeutung des Codex Laureshamensis, jener in der 
zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandenen umfangreichen 
Zusammenstellung über den Güterbesitz und die Erwerbungen 
des Klosters Lorsch im Rheingau, als einer der wichtigsten 
Quellen für die Topographie Deutschlands im Zeitalter der 
Karolinger ist längst erkannt worden. Schon Andreas Laniey, 
dem wir die Herausgabe des heute einen hervorragenden Schatz 
des Allgemeinen Reichsarchivs in München bildenden Codex 
verdanken (1768 — 1770), hat darauf hingewiesen und inzwischen 
ist der letztere wiederholt für verschiedene Lander und Gegen- 
den in dieser Richtung verwertet worden. Was aber bisher 
fehlte, war eine zusammenfassende Behandlung der gesamten 
Topographie des Codex auf Grund gleichmässiger Durchforschung 
desselben und Heranziehung und Vergleichung der vollständigen 
Überlieferung. Diese Lücke füllt eine neuerdings erschienene 
Arbeit von Friedrich Hülsen aus (Die Besitzungen des 
Klosters Lorsch in der Karolingerzeit. Berlin, Emil 
Ehering. 191 3. 153 S, 8. ~ Historische Studien« Heft 105). 
In einem einleitenden Abschnitt gibt der Verfasser eine Über- 
sicht über die Entstehung e»c, des Codex, wobei er sich im 
wesentlichen an die Ausführungen G, Kosserts im zweiten Bande 
der Württerabergischen Geschichtsquellen anschliesst. Dann folgt 
ein Verzeichnis der im Codex vorkommenden Gaue und der iu 
denselben genannten Orte, geordnet nach Herzogtümern (Franken, 
Bayern, Schwaben und Lothringen). Die im heutigen Württem- 
berg gelegenen Gaue der Herzogtümer Kranken und Schwaben 
sind dabei übergangen, da dieselben bereits von Hossert an ge~ 
nanntem Orte (Württerabergisches aus dem Codex Laureshamensis 
usw.) behandelt sind. Wie nicht anders zu erwarten war, kam 
der Verfasser, indem er den gesamten topographischen Stoff in 
seine Untersuchung einbezog, zu Ergebnissen, welche von den- 
jenigen früherer Forscher, die sich ausnahmslos auf räumlich 
mehr oder weniger eng begrenzte Gebiete beschränkt hatten, 
vielfach abweichen. Es kann nicht die Aufgabe sein, hier alle 
diese neuen Ergebnisse einzeln aufzuführen; wir begnügen uns 
mit der Erwähnung derjenigen, welche sich auf die im heutigen 
Baden gelegenen Gaue und Orte beziehen. Vorausgeschickt sei 



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FftifKnoNLUivERpry 



ZeilsclirtUcnschftU und Litcratumotuerw 



7<5 



dabei, dass fast alle folgenden Ortsbestimmungen, die teilweise 
vor älteren Deutungsversuchen wohl den Vorzug verdienen, doch 
eben auch nur auf Vermutung beruhen, wie denn bei der 
Dürftigkeit der Oberlieferung Gewissheit sich überhaupt in den 
meisten der in Frage kommenden Fälle wohl niemals wird 
gewinnen lassen. Wir beginnen mit den fränkischen Gauen. 
Lobdengau : Chericheim (in Nahgowe, verschrieben für Anglach- 
gowe) = Kirchheim bei Heidelberg; Kao'feshusen, aufgegangen 
in Hantschuhsheim ; Ruozelenswilre ~ Ritschweier im Amt Wein- 
heim; Stainbura, ausgegangen beim Grenzhof; Steinbach, Wüstung 
an dem bei Ziegelhausen in den Neckar mündenden Steinbach/ 
Kraichgau nebsl Anglachgau und Pfinzgau : Gerainsheim = un- 
bekannte Wüstung in der Rheinebene zwischen Hockenheim und 
Bruchsal (anstatt — Gemmingen); Marcbotesheim = Wüstung 
etwa in der Gegend von Graben ; Mulinhuscn, Mulinheim, 
Mulinstat und Mulnen = Miililhausen bei Wicsloch; Nachchn, 
ausgegangen bei Dettenheim ; Ullenheim und Hiutenheim = Uden- 
heim = Philippsburg (nicht = Knaudenheim) ; Wertheim und 
Westheim identisch, eine ( >dung bei i lockenheim. Elsenzgau : 
Alscnzen, nicht = Elsenz im Amt Eppingen» sondern Alsenz im 
Wormsgau. Wingarteiba und Waldsassengau: Im Topographischen 
Wörterbuch des Grossherzogtums Baden (2. Aufl. 2 % 1331) ist 
die Ansicht vertreten, dass es sich um eine der hin und wieder 
im Codex Laureshamensis vorkommenden Verwechslungen in den 
Gaubezeichnungen bandle« wenn eine Anzahl Orte als im Gau 
Wingarteiba und auch im Waldsassengau gelegen bezeichnet 
seien. Demgegenüber stellt Hülsen die Vermutung auf, dass die 
Wingarteiba ursprünglich kein selbständiger Gau gewesen sei, 
sondern ihr Gebiet zum Waldsassengau gehört habe, »aus dem 
sich erst gegen 770 der südliche Teil als Gau Wingerteiba 
herausgesondert hat«. Damit ist aber schwer zu vereinigen, dass 
verschiedene der in Betracht kommenden Orte zwar um 770 zur 
Wingarteiba, dagegen später, und zwar zum Teil noch gegen das 
Ende des 8. Jahrhunderts, zum Waldsassengau gezahlt werden. 
Von schwäbischen Gauen ist nur der Breisgau zu erwähnen: 
Beckingen ist keine Odung im Breisgau, sondern Böckingen 
im Überamt Heilbronn; liitehuhen = Beizenhausen; Gisenwilre 
=z Gallenweiler? Handeberg = Entenburg (nicht — Ainpringeu); 
Kezo = Kensingen ; Villaner marca = Villarer marca = Ober* 
und Niederweiler bei Badenweiler. Als Anhang sind der Arbeit 
eine chronologisch-topographische Übersicht über die Erwerbungen 
des Klosters Lorsch in karolingischer Zeit in Form einer Tabelle 
und drei Kartenskizzen beigegeben. Auffallend ist die ungewöhn- 
lich grosse Zahl von Druckfehlern. — r, 

Johannes Wülk und Hans Kunk, Die Kirchen* 
politik der Grafen von Württemberg, bis zur Erhebung 
Württembergs zum Herzogtum (1495) [~ Darstellungen aus 

47* 



° u ^ lc rfiiHaio^uHivtn^iv 



7 .6 



Zcilschriftemchau und Litcraturnotizen» 



der würltembergischen Geschichte X. Herausgegeben von der 
württembergischen Kommission für Landesgeschichtc]. XV-f- 1 1 7 S. 
Stuttgart. Kohlhammer 1912, — Gebhard Steinhauser» Die 
Klosterpolitik der Grafen von Württemberg bis Ende 
des 15. Jahrhunderts [= Studien und Mitteilungen rur Ge- 
schichte des Benediktinerordens und seiner Zweige N.F. 3 (1913) 
Heft 1/2}. Salzburg 19 13. 

Drei mit einem Preis aus der fürstbischöHich Speierscben 
Stiftung gekrönte Arbeiten sind es, auf die wir hier hinweisen 
möchten. 

Wülk legt die Stellung der Grafen zur Kirche am allge- 
meinsten dar. Nachdem wir in der Einleitung das Streben der 
Württemberger nach Landeshoheit im Blick auf die Kirche, den 
Verfall der letzteren und die Stellung der ersteren zur Kurie 
kennen gelernt haben, beschäftigt sich der erste Abschnitt mit 
der geistlichen Gerichtsbarkeit, die jene Dynasten vor allem zu 
durchbrechen suchten. Hin weiteres Ziel ihrer Politik rausste, 
wie die Dinge standen, die Erwerbung von Patronatsrechten 

— »Kirchensätzen* — sein. Der dritte Abschnitt über die 
Stellung der Grafen zur Steuerfreiheit der Kirche und des 
Kirchengutes, bei dem man dem Verf. nur die allgemeinen 
Sätze am Anfange gerne schenken würde, bringt viel Schönes, 
während der vierte den Einfluss der Landesherren auf die inner- 
kirchlichen Angelegenheiten schildert, durch den allmählich der 
Ordinarius fast ausgeschaltet wurde. — Um das Bild noch zu 
erweitern und auf beschränkterem Gebiete zu vertiefen, setzt hier 
Funk mit seiner Untersuchung über die Stellung der Grafen 
zu den landsässigen und schirmverwandten Klöstern ein. Die 
Krwcrbung und Handhabung der Vogtci und Schirmvogtei, sowie 
*die Prälaten als Reichs- und württembergische Landständet 

— Steinhauser spricht von ähnlichen Dingen in dem Abschnitt 
»die Mitwirkung der württembergischen Prälaten bei der Landes- 
regierung* — behandelt er in 3 Kapiteln. Das Thema Funks 
hat, wie gesagt, auch die Arbeit Steinhausers zum Gegenstand. 
Doch führt er uns, von einem zusammenfassenden Schluss 
(S. qo— 104) abgesehen, die Geschichte der grällichen Kloster- 
politik an jedem einzelnen Gotteshause gesondert vor. Die 
Benediktiner-! Cisterzienser- t Prämonstra tenserk löster, die Chor* 
herrenstifter — der Plural Stifter ist gegenüber dem gebrauchten 
Stifte doch wohl festzuhalten — ziehen der Reihe nach an uns 
vorbei. Die Mühe des Eindringens in die umfangreiche SpeziaU 
lileraiur belohnt manches neue Ergebnis, wenngleich jene freilich 
hier und da kritischer behandelt sein dürfte und gewiss durch 
Heranziehung der Urkunden selbst manche Korrektur erführe. 
Darstellung und Stil lassen bei allen drei Arbeiten viel zu 

wünschen übrig. 

Der stete Blick auf die eine Seite trug dennoch schöne 
Früchte: durch alle diese Untersuchungen wird die These zu 



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HJHCtl NWMH'T 



Zeilschriftenschau und LUcraturnotizco. 



7*7 



weiterer Klarheit geführt, mit der Steinhauser schliesst: »Somit 
war die Reformation» so wie sie sich in der Geschichte darstellt 
[siel], staatsrechtlich — durch die straffe Zentralisation und Ver- 
quickung der Interessen von Land und Klöstern und deren 
Unterordnung unter die Landesherren — in Württemberg wie 
anderswo vielleicht ebenso vorbereitet wie religiös und sozial.« 

H. Hatring* 

Der Franziskaner Dr. Thomas Murner. Von Theodor 
von Liebenau, (Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens 
Gesch. d. deutschen Volkes IX, 4 u. 5). Freiburg IQ13, VIII, 
266 S- 

Der verdiente Forscher veröffentlicht hier ein seit langem 
vorbereitetes Buch. Unvollkommenheiten der Darstellung und 
des Stils finden ihre Entschuldigung in einem zunehmenden 
Augenleiden des Verf., das ihn verhinderte, selbst die letzte 
Hand anzulegen, finden ihre Erklärung aber wohl auch in dem 
unsympathischen Charakter der Persönlichkeit, der die Arbeit 
gilt, — weit mehr als uns der Verf. zugeben würde. — In 
24 Kapiteln, nicht immer gleichen Wertes, entrollt sich vor uns 
das Leben Thomas Murners. Der Gang der biographischen 
Geschichte wird zuweilen unterbrochen durch Kapitel darstellen- 
der Art, wie Analysen einzelner von M.s Schriften oder — in 
sehr verdienstlicher Weise — einzelner Seiten seines Wesens 
(M. als Prediger, Dichter, Jurist). Der letzte Zweck gilt M.s 
vielumstrittenem Charakterbild; der Verf. bemüht sich nach 
Kräften, es weisszuwaschen. 

Der Titel des Buches entspricht in einer Hinsicht nicht 
ganz dem Inhalt, und das ist zugleich der Hauptfehler des 
Buches: grade als Franziskaner wird M. gar nicht behandelt, und 
doch erklärt diese seine Eigenschaft so viele Zöge seines Wesens, 
Die Tradition des Franziskanertums war überaus stark in ihm: 
gegen Missbrftuche in Wallfahrten und im Ablasswesen zu pre- 
digen, lag schon seit Bruder Berthold in der Tradition des 
Predigerordens. Weiler ging auch M.B ganze refonnatorische 
Tätigkeit nicht, und darin bin ich mit dem Verf. einer Meinung, 
dass es falsch ist, wenn man annimmt, M. sei aus Motiven wie 
gekränktem Ehrgeiz, nicht die erste Rolle in der Reformation 
spielen zu können, oder aus reinem Oppositionsgeist Apostat in 
der Sache der Reformation geworden, M. hatte gar nicht den 
Geist und den Charakter dazu, je auf dem Standpunkt der 
Reformation stehen zu können. Was er wollte, ging nicht viel 
weiter, als es die Tradition der Franziskanermönche verlangte. 
Wesen und Tradition der Franziskaner war vor allem auch die 
Volkstümlichkeit. Von hier aus ist M. sowohl als Dichter wie 
als Prediger zu bewerten, auch in dem so beliebten Vergleich 
mit Luther, bei dem die Volkstümlichkeit infolgedessen auch 
viel angeborener, echter und natürlicher erscheint als bei M. 

Zcittthr» t Gesch. d. Oberrh. N.F. XXVIII. 4. 48 



lOOgle FflmaTCwwvift^rr 



7 1 8 ZeklchlffienwIiM und IJteraturnotizen. 

Wenig befriedigen kann das Kapitel: M. als Dichter. Statt einer 
wirklichen Charakteristik, die auf Spaniers Arbeiten beruhen 
könnte (Zs. f. d. Ph. 26, PBB. 18), — namentlich das früher 
nicht ganz richtig dargestellte Verhältnis zu Seb. Brant müsste 
erörtert werden — erhalten wir nichts als eine Zusammenstellung 
der Urteile der verschiedenen. Literarhistoriker über M. und eine 
Aufzählung seiner dichterischen Werke. Es wäre zu zeigen ge- 
wesen» wie M. originell in keiner Weise war, wie aber doch 
etwas ganz Eigenartiges zustande kam in der Verschmelzung des 
Materials, zu dem er auf literarischem Wege gelangte, mit dem 
Stil des volkstümlichen Predigerraönches (Einschränkung des ge- 
lehrten Elementes, Vermeidung von Fremdwörtern, Volkssprache, 
Sprichwörter, Lebendigkeit, Witz, Blick für Schwächen u. a. ra.). 
Unter M.s Werken ist auch das Volksbuch vom Eulenspiegel 
mit aufgezählt, wenigstens aber als nur übertragen aus dem 
Niederdeutschen ins Oberdeutsche (S. 8 ist freilich nicht bloss 
von einer Übertragung die Rede). So charakteristisch aber für M. 
die ihm zugeschriebene Autorschaft für dieses und andere Volks- 
bücher (S. 115 Anra. ii) ist, es ist doch durchaus unbewiesen, 
dass der Eulenspiegel von M. herrührt; ebenso wissen wir nichts 
von einer Veröffentlichung von 1510, die frühesten uns bekannten 
Drucke sind von 1515 und 1519 (bei Grieninger in Strassburg). 
»Schelmenzunft* und »Narrenbeschwörung« in dieser Reihenfolge 
aufzuzählen, ist nicht ganz richtig; wir wissen seit Spanier PBB. 18 
— eine Arbeit, die der Verf. gar nicht zu kennen scheint — 
dass die SX. nach der NB. entstanden ist [doch tritt neuerdings 
P. Zylmann PBB. 38, 56g f. für gleichzeitige Abfassung ein]. 
Besser ist das Kapitel: M, als Prediger, weil hier die Einstellung 
in einen grösseren Rahmen versucht wird. Allein ich vermisse 
hier besonders den Hinweis darauf, dass es eben grade die 
Eigentümlichkeit der Bettelorden, besonders der Franziskaner 
war, volkstümliche Predigten zu hatten. 

Von allgemeinstem Interesse sind natürlich M.s Streitigkeiten 
mit Wimpfeling, Luther, Zwingli» denen Murner an Charakter und 
Persönlichkeitswert weit unterlegen ist, wenn auch nicht an Witz 
und Schärfe des Verstandes. Auch der Vergleich mit dem edlen 
Hütten (S. 87) kann nur als raissglückt gelten. Des Verf. Dar- 
stellung bleibt hier nicht mehr einwandfrei; objektive Bewertung 
scheint nur bei weniger wichtigen Dingen einzusetzen, Luther und 
der Reformation gegenüber [sie wird in Anführungszeichen gesetzt« 
vom Verfasser oder vom Korrekturenleser?] verliert die Objek- 
tivität sich stellenweise ganz und es tritt ein einseitig katholischer 
Standpunkt zutage (vgl. S. 143, 194, 197 11. ö,)- Dinge» die bei 
den Gegnern als rohe Invektiven (183) oder gemeinste Schimpf- 
wörter bezeichnet werden (194)» heissen bei M. Laune oder 
Witz und Satire. — Um bei einem Gegenstand, dem Streit mit 
Wimpfeling» zu bleiben, der nicht von konfessionellen Gesichts- 
punkten berührt wird; es ist einfach nicht wahr, dass die wesent- 



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Zeitschriftenschau und Literaturnoüzen. 



7 IQ 



liehe Bedeutung von M.s Nova Germania darin besteht» einige 
Strassburger Ratsherren gegen den Vorwurf unpatriotischer Ge- 
sinnung in Schutz zu nehmen. Sogar nach des Verf. eigener 
Darstellung erscheint diese Absicht nur in unwesentlicher Zu- 
fugung (S. 24 — 26). M. schrieb seine charakterlose Gegenschrilt ? 
vom Franziskanerstandpunkt, den Liebcnau eben nirgends berück- 
sichtigt» obwohl ihn hier speziell doch schon K. Martin auf- 
gedeckt hat, daher ihre internationale Gesinnung und die Be- 
kämpfung von Wiraplelings Schulprojekt. Die Schriften der 
Wimpfeling befreundeten Humanisten werden mit »Gemeinheit* 
und »grobes Pamphlet« bezeichnet, aber Mörsbergs Verse, die in 
Wahrheit ein elendes Schmähgedicht sind, bleiben uncharak- 
terisiert (S. 32). Wie der Verf. nach seiner eigenen Darstellung 
behaupten kann, das Recht in diesem Streit sei auf M.s Seite 
gewesen (S. 36), ist mir unverständlich. Es kann doch gar 
keine Frage sein, dass sowohl vom Standpunkt der Wissenschaft 
aus Wimpfeling in seinen historischen Hauptzügen, die übrigens 
Liebenau so un verhältnismässig kurz abtut, wie sie schon sein 
Klient kaum berührt hat, Recht hat, als auch vom Standpunkt 
der geistigen Kultur, denn der Humanist vertrat eben diese in 
seinem Verlangen nach der Einführung höheren humanistischen 
Schulwesens in Strassburg und In seiner edlen nationalen Ge- 
sinnung dazu. //. Naumann. 

Wilhelm Mau: Balthasar Hubmaier (Heft 40 der von 
Below, Finke und Meinecke herausgegebenen »Abhandlungen 
zur Mittleren und Neueren Geschichte«) Berlin und Leipzig, 
W. Rothschild 1912. 

Ein wertvoller Beitrag zur Geschichte der beginnenden 
Reformation und der Entwicklung des Täufertumes in Süddeutsch- 
land liegt uns hier vor. Das Leben und die Gedankenwelt 
des Hauptes der süddeutschen Täuferbewegung werden in ihrer 
wechselseitigen Bedingtheit von neuem dargestellt und zugleich 
wird eine Würdigung der Stellung Balthasar Hubmaiers in der 
Geistesbewegung seiner Zeit zu geben versucht. Besonders muss 
in dieser Hinsicht der Abschnitt 6 des 4. Kapitels hervorgehoben 
werden, wo die Lehre Hubmaiers, deren innere Entwicklung 
zuerst an der Hand der vorliegenden Schriften des Reformators 
gezeigt worden war, unter einheitliche Gesichtspunkte gebracht 
und in möglichster Geschlossenheit dargestellt wird. Ausgehend 
von der durch Trocltsch vorgenommenen Scheidung zwischen 
Kirchentypus und Sektentypus wird gezeigt, wie sich Hubmaiers 
Lehre unter keinen dieser Begriffe restlos einordnen lässl, son- 
dern wie sich beide bei ihm wechselseitig durchdringen. In 
diesem Zusammenhange wird vor allem darauf hingewiesen, dass 
sich Hubmaiers Denken und Wollen mehr der christlichen Ge- 
meinschaft als dem religiösen Individuum zuwendet, was beson- 
ders deutlich in der Bedeutung zutage tritt, welche die Erwach- 

48* 



'Oogle rftiHaTo^uHivw^ 



7 20 



Zeitschrift co seh au und Literaturnotittn- 



senentaufe und das Abendmahl in seiner Lehre einnehmen. Auf 
Grund eingehender archivalischer Studien wird manches Neue 
und Wertvolle dem bisher bekannten Lebensbilds des Walds* 
huter Reformators eingefügt. Auch versucht Dr. Mau die noch 
immer unentschiedene Kontroverse über den Verfasser der 
12 Artikel in wesentlichen Punkten zu klären, wobei auch er M 
als ältesten Druck annimmt im Gegensatz zu Stolze, der noch 
immer sich bemüht, an B festzuhalten. Fast will es mir nach der 
hier gegebenen Untersuchung scheinen, als ob die Annahme der 
Autorschaft Hubmaiers jetzt wieder eine grosse Wahrscheinlichkeit 
für sich habe» Doch ist es, wie ich glaube, auch Dr. Mau 
noch nicht möglich, ein in jeder Beziehung befriedigendes und 
abschliessendes Urteil zu fallen. Atfrtd Ptttr* 



Gerhard Kaulfuss, Das badische Quellenraaterial 
für die Geschichte der Reichsgründung bei Ottokar 
Lorenz, Inauguraldissertation. Halle a. S. Druck von Ehrhardt 
Karras 191 2. 

Ziel dieser von Richard Fester angeregten Dissertation will 
sein, einen grösseren, begrenzten Abschnitt des Lorenzschen 
Werkes einer eingehenden Kritik zu unterziehen und darin jene 
Mitteilungen, die offenbar aus badischen Quellen fliessen, nach 
ihrem Werte zu würdigen. Der Verfasser hat sich bemüht, das von 
Lorenz angeführte badische Material zu sichten und festzustellen, 
in welchem Mass die einzelnen Stücke, das Tagebuch Gross- 
herzog Friedrichs, die Korrespondenz Jollys mit seinem Landes- 
herrn, die Aufzeichnungen des Ministers von Freydorf und 
andere handschriftliche Dokumente benutzt worden sind. Für 
die Gesamtbeurteilung des Historikers Lorenz hat Kaulfuss kaum 
neue Gesichtspunkte gewinnen können. Der undankbaren Arbeit, 
die ihm gestellt war, hat sich der Verfasser mit redlichem 
Eifer angenommen. Da er aber nicht in der Lage war, die in 
Betracht kommenden Quellenzeugnisse persönlich einzusehen, 
und auch darüber keine Gewissheit erlangen konnte, ob Lorenz 
das grossherzogliche Tagebuch und der Schriftwechsel des 
Grossherzogs mit Jolly im Original vorgelegen habe, war er 
mehr oder minder auf Vermutungen angewiesen. Er hat sich 
allerdings befleissigt, sein Urteil vorsichtig abzuwägen* Den Ein- 
druck aber, dass dem Verfasser der feste Hoden unter den 
Füssen fehlte, wird man nicht los. Ich möchte daher darauf 
verzichten, in eine Erörterung der einzelnen Fragen einzutreten. 
Eben weil man der sicheren Grundlage nachprüfbarer Urkunden 
ermangelt, könnte man an verschiedenen Stellen mit ungefähr 
demselben Recht das Gegenteil der Kaulfussschen Ergebnisse 
herauskonstruieren. In dem Augenblick, wo man das von Lorenz 
verwertete Material der Öffentlichkeit zugänglich machen wird, 
werden solche kritischen Erwägungen erst den vollen Nachweis 
ihrer Richtigkeit oder Irrigkeit erbringen, dann aber werden 



rO( *glC ttwaiO«U)iiv[MiT* 



ZtUs< inilienschnu und LitcralurngUicn. 



721 



sie zugleich auch überholt sein. Der Verfasser konnte über 
diese Aussicht kaum im Unklaren sein; umsomehr wird raan es 
anerkennen, dass er sichs nicht hat verdriessen lassen, einen 
Versuch in der angedeuteten Richtung zu wagen. 

W* Andreas, 



Ein Wort zu den Ausgrabungen aut der Gigersburg 
(richtiger Girsburg) bei Weier im Tal oder Beitrag zur 
Geschichte der Herren v. Girsberg von Aug. Scherlen, Co I mar, 
o, J. Selbstverlag des Verfassers, 29 S. — Wie aus dem 
umständlichen Titel schon hervorgeht, handelt es sich um eine 
Gelegcnheitsschrift. An der Stelle, wo vor Zeiten im Münstertal 
das Slammschloss der Herren von Girsberg stand (1 km süd- 
östlich vom Bahnhof Wcier im Tal, 405 m ü. M.) t hatte man im 
Frühjahr 1912 Mauerreste und ein Burgverliess aufgedeckt und 
dabei verschiedene Gegenstände, darunter Teile einer Ofenplatte 
mit dem Wappen der Girsberger, gefunden. Das veranlasste 
den Verfasser, über Burg und Geschlecht Nachforschungen an* 
zustellen. Bei den engen Beziehungen der Girsberger zu den 
Rappoltsteinern lieferten das Rappoltsleinische Urkundenbuch und 
der Bestand Rappoltstein im Colraarer Bezirksarchiv ziemlich 
reiche Ausbeute. Als erster Versuch einer Geschichte der Girs- 
berger und ihres Stammsitzes bedeutet das Schriftchen denn 
auch eine dankenswerte Bereicherung unseres bisherigen Wissens; 
für mehr als eine Stoffsammlung darf es aber kaum angesprochen 
werden, A< Hund* 



Als wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des K. 
Humanistischen Gymnasiums Kaiserslautern für das Schuljahr 
1912/13 hat Hermann Schreibmüller den ersten Teil seiner 
Abhandlung »Burg und Herrschaft Stauf in der Pfalz« 
erscheinen lassen, die in 4 Kapiteln über die angeblichen Be- 
ziehungen der Burg Stauf zu den Hohenstaufen, über die älteste 
Erwähnung der Burg Stauf(ioio) und die Beziehungen zu Trier 
und über die verwandtschaftlichen Beziehungen der Edelherren 
von Stauf zu den Grafen von Habsburg, von Eberstein und 
Leiningen handelt. Die Edelherren von Stauf starben mit Gott- 
fried von Stauf um 1190 aus» die Herrschaft ging in den Besitz 
des Grafen Eberhard 111. von Eberstein über, dessen Gemahlin 
Kunigunde nach Wittes ansprechender Vermutung eine Tochter 
Gottfrieds von Stauf war. Wir werden auf die Arbeit zurück- 
kommen, sobald sie abgeschlossen vorliegen wird. Fr % 



Über die Fremdenbücher der Münsterplattform und 
ihre Einträge für die Zeit von 1818— 1870 hat Aug. Rieffei 
eine kleine Plauderei veroflentl icht : Strassburg, Noiriel 1912. 
96 S. Mit 125 Autographien berühmter Persönlichkeiten. Mit 



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raiHaiOMUHiY[ftjm 



722 



Ztiischriftcnscluu und LHcralurnoLuen, 



Fleiss und Liebe zusammengestellt erhebt das Schriftchen auf 
wissenschaftlichen Wert wohl keinen Anspruch. H, A'. 



Karl Ülto Müller, Die oberschwäbischen Reichs- 
städte. Ihre Entstehung und ältere Verfassung. Dar- 
stellungen aus der Württembergischen Geschichte. Herausgegeben 
von der wflrtt Kommission für Landesgeschichte. 8. Band. Stutt- 
gart, W, Kohlhammer. 1912. XX u. 447 Seiten. 8°. Preis M. 5. 

Siegfried Rietschcl, dessen frühes Hinscheiden auch hier zu 
beklagen ich nicht versäumen darf, hat erfreulicherweise diese 
Arbeit angeregt und für sie einen Oberschwaben gewonnen, der 
manche Züge seines Lehrers besitzt» vor allem einen bei Juristen 
seltenen Sinn für das Historische und das Lokale und Topo- 
graphische. Müller hat in ähnlicher Weise wie vor ihm Lahusen 
und Krctzschmar eine Gruppe von wesensverwandten Städten 
untersucht. Das Prinzip der Umgrenzung kann ein verschiedenes 
sein. iMüller hat keine geschlossene Landschaft und auch keine 
Stadtrechtsfamilie erwählt, sondern diejenigen schwäbischen Städte 
zusammengenommen, die zwischen Donau und Hodensee gelegen 
im 14. Jahrhundert als Reichsstädte angesehen wurden. Gegen 
jede Gruppierung gibt es Bedenken; aber schliesslich sind doch 
diese Städte so stark wesensverwandt, dass z. B, die Landstädte 
dazwischen sich fremd ausnehmen würden. Gruppierung nach 
den Gründern ist sehr wertvoll, wenn es sich um Stadtherren 
handelt, die, wie Heinrich der Löwe bestimmte Richtlinien ver- 
folgten; hier gab die schliesslich erlangte gleichartige Staatsrecht* 
liehe Stellung den Ausschlag. Konstanz musstc als Bischofstadt 
und aus anderen Gründen ausscheiden. Auf altem Reichsgute 
ist vielleicht nur Überlingen begründet worden, auf die Weifen 
gehen Ravensburg und Memmingen zurück, auf die Staufer Kauf- 
beuren, Pfullendorf, Buchhorn und Biberach. Geistlichen Grund- 
herrschaften verdankten die Städte Kempten, Buchau, Lindau, 
und Wangen ihren Ursprung, letztere war angelehnt an den 
Frohnhof von St. Gallen. Auf die Grafen von Bregenz ist Leut- 
kirch zurückzuführen, auf die von Veringen als Vögte des gleich- 
namigen Klosters lsny. Die Geschichte der einzelnen Städte 
ist bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhundert berücksichtigt 
worden; aus jüngeren Quellen mussten überall Rückschlüsse ge- 
macht» mit andern Städten Vergleiche gezogen werden und in 
sehr ausgedehnter Weise wurden die lokalen Überreste als Quelle 
benutzt. Fflr jede Stadt wird das ursprüngliche Stadtbild heraus- 
geschält, in sehr glücklicher Weise bei Ravensburg; aber auch 
für alle andern Städte bedeutet diese topographische Forschung 
einen Fortschritt — selbst für die am besten untersuchten Städte 
Lindau und Kempten, aber auch für Buchhorn, Wangen usw. 
Mir sind last alle Städte vom Augenschein her bekannt und ich 
habe zum Teil mit dem Verfasser an Ort und Stelle seine lokalen 
Untersuchungen nachgeprüft. Es mag sein, dass in der Ver- 



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ZcitschriftenKhau und Lileralurnoluen. 



7*3 



folgung römischer Einwirkungen Verf. hie und da zu stark der 
Autorität Müllers folgt; ernster äst mir das Bedenken gegen die 
Annahme der langsamen Befestigung erst durch Wäll und Graben» 
dann durch Mauern. Man muss sich es doch klar machen» dass 
eine Stadtbefestigung nur dann irgend einen Wert, hat wenn sie 
geschlossen ist, dass der Wall nur hinter nassem Graben einen 
Schutz bietet» sonst nicht. Eine Teilbestigung ist wertlos. Vgl. 
darüber jetzt Heinrich Meier: Deutsche Stadtmauern in deutsche 
Geschichtsblättcr 1912» 67 — 86. 

Bedauerlicherweise hat der Verf. seine grundlegenden topo- 
graphischen Studien nicht durch Stadtpläne oder Skizzen bo- 
gleitet Ich weiss wohl, dass das ein grosses Stück Arbeit 
erfordert, aber es ist doch zu bewältigen. Namentlich könnte 
in Württemberg das statistische Landesamt da einmal eingreifen 
und für historische Karten der alten Reichsstädte sorgen- Auch 
die Denkmälerstatistik ist daran interessiert und in den Rhein- 
landcn hat der Provinzialkonservator Prof. Dr. Renard wenigstens 
für die Befestigungsanlagen einen sehr glücklichen Weg einge- 
schlagen (Stadtebildcr, Rhein. Verein f. Denkmalpflege u. Heimat- 
schuiz 6» 73 — 144). Ein grosses Desiderium bleibt noch die 
Bearbeituug der Entwicklung der städtischen Gemarkung. Ge- 
rade bei denjenigen Städten, die nicht neben einem älteren 
Dorfe entstanden sind» wäre der Umfang der alten städtischen 
Gemarkung von starkem Interesse. Das Vorhandensein einer 
Ahnende — selbst einer Viehweide — beweist noch keineswegs 
einen bäuerlichen Charakter der Stadt. Nach dieser Seite hin 
ist unsere so weit und tief entwickelte Stadtgeschichtsforschung 
noch kaum ausgebaut. 

Die Entstehung aller dieser Städte geht auf den Markt 
zurück und das Buch erweist die Berechtigung der gemilderten 
Marktsrechtstheorie, wie sie Rietschel vortrug. Es wird fest- 
gestellt, dass in Pfullendorf, Buchhorn, Wangen, Überlingen, 
Kauf beuren, Biberach, Leutki 1 h die Stadt neben ein älteres 
Dorf getreten ist; alle waren befestigt; Aliorf, das das nicht war, 
blieb ein Flecken, wie Buchau zwar ein Wochenmarktsprivileg 
1413 erhielt, aber mindestens nicht dauernd einen Wochenmarkt 
besass. Buchau war stets ein Zwergorganismus und seine Ge- 
schichte ist durchaus mangelhaft überliefert. Der wirtschaftliche 
Zweck der Stadtgründung ist überall Handel und Gewerbe. Die 
Bauernschaft wurde in Leutkirch und Wangen zu Zünften orga- 
nisiert, den anderen Pol nimmt Ravensburg ein, das keinerlei 
Organisation der Landwirte kannte, dafür aber neben der Ge- 
schlechter-Gesellschaft >zum Esel* eine Ballenzunft für die Kauf- 
leute. Eine solche Institution hat nur dann einen Zweck, wenn 
es einen Fernhandel gab. 

Sehr sorgfältig sind die Untersuchungen über den stadt- 
herrlichen Beamten: (Ammann), der in allen Städten eingeschränkt 
wird. Die Untersuchung spürt durchgehende Gleichheit der 



8 1 * ifliHWW: 



7*4 



Zeitschriften schau und Literaturnotucn« 



Entwicklung auf. Es ist das Königtum durchaus unfähig, die 
städtische Verwaltung direkt oder durch die Hand des Land- 
vogtes zu behaupten; schon die Privilegien König Rudolfs fähren 
den Prozess der Verselbstandigung der Städte sehr weit. An die 
Spitze des Rates tritt dann in einer wesentlich gleichartigen 
Bewegung der vom Stadtherrn unabhängige Bürgermeister. Indem 
die Handwerker sich Zünfte schaffen, schliessen die Geschlechter 
ihre Geschlechterzunft und ihr Zunftmeister ist der Bürge nneister. 
Überlingen geht vorauf (1299), Biberach» Ravensburg, Lindau, 
Memmingen, Kaufbeuren folgen in den kritischen Jahren un- 
mittelbar vor 1350 — es sind die wichtigeren Gewerbestadte — 
zuletzt marschieren die ara stärksten bäuerlichen Orte: Leutkirch, 
Pfullendorf, Buchhorn, Buchau und endlich auch Isny, 

Auch die Geschichte der kirchlichen Organisation, der 
Landvogtei, der Landfriedensbestrebungen, der Bündnisse ist mit 
Sorgfalt verfolgt. Das Buch zeigt eine seltene Beherrschung der 
archivalischen Oberlieferung und der Literatur. So fand ich nur 
wenige Versehen, wie etwa dass es Schottenmönche auch vor 
Konstanz, nicht nur vor Memmingen gab (98 Anm. 5). Für die 
im Anschluss an alte, freiherrliche Stifter entstandenen Orte 
Kempten und Lindau hätte mein Buch: »Der Adel und die 
deutsche Kirche« herangezogen werden sollen, für Buchau habe 
ich inzwischen den Nachweis des freiherrlichen Charakters in 
den Mitteilungen des Instituts f. österr, Geschichtsforschung 34, 
53 Anm. 2 erbracht. Dem Buche sind Sach- und Namen- 
register beigegeben. Der Verf. hat sich mit seinem klaren und 
übersichtlichen Buche ausgezeichnet in die Geschichtsforschung 
eingeführt, es wird in der reichen oberdeutschen Stadtgeschichts- 
forschung einen ehrenvollen Platz behaupten, Aioys SchuUe. 



Paul Lenel, Badens Rechtsverwaltung und Rechts- 
verfassung unter Markgraf Karl Friedrich 1738 — 1803, 
(Freiburger Abhandlungen aus dem Gebiete des öffentlichen 
Rechts Heft 23) XIX -+- 254 S. Karlsruhe 1913. G, Braun- 
sche Hofbuchdruckerei und Verlag. Preis M. 5.40. 

Die Justizverwaltung der Markgrafschaft Baden unter Karl 
Friedrich ist neuerdings von Gothein in dieser Zeitschrift N. F, 
Band 26 S. 377 ff. kurz gewürdigt worden. Auf breiterer Grund- 
lage will der Verf. des vorliegenden Werkes schildern» was Ge- 
setzgebung und Verwaltung der Markgrafschaft Baden-Durlach 
und der vereinigten Markgrafschaft Baden unter Karl Friedrich 
in der Zeit von seiner Thronbesteigung bis zur Erlangung der 
Kurfürstenwürde (1803) auf den Gebieten der Gerichtsverfassung, 
des bürgerlichen und des peinlichen Rechts, des Strafverfahrens 
und des bürgerlichen Rechtsstreites geleistet oder zu leisten ver- 
sucht haben. Das Gesamtbild ist dasselbe, wie es sich schon 
aus Gotheins Darstellung ergibt. Doch hat Lenel unsere Kennt- 
nis von diesem Zeitraum namhaft bereichert, da er dank seiner 



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Z ei tsch rillen sc hau und Litcraturnotizcn* 



725 



umfangreichen literarischen und archivalischen Studien zahlreiche 
wichtige Einzelzüge beisteuern und eine Fülle bisher unbekannter 
Tatsachen mitteilen konnte; im einzelnen gelangt er mehrfach 
zu anderen Ergebnissen als Gothein. Der Zeitabschnitt» auf den 
sich die Untersuchung erstreckt» ist arm an gesetzgeberischen 
Taten und Erfolgen. Die Behörden- und Gerichtsverfassung hat 
keine erheblichen Wandelungen erfahren. Ebenso blieben die 
gesetzlichen Grundlagen des materiellen und des Verfahrens- 
rechtes im wesentlichen unverändert. Zwar war das Baden- 
Durlachische Landrecht von 162-2» neben dem unvermittelt eine 
unübersehbare Menge von Einzelgesetzen bestand» zum grossen 
Teile längst veraltet und überall regte sich das Streben» das als 
unzweckmässig Erkannte durch zweckmassigere Gestaltungen zu 
ersetzen. Allein dem Kleinstaale mit seinen engen Verhält- 
nissen mangelte die Kraft, die wünschenswerte Neugestaltung 
und Zusammenfassung des Rechtsstoffes durchzuführen. So 
scheiterten vor allem die umfassenden Kodifikationspläne auf 
dem Gebiete des bürgerlichen Rechtes, die sich an die Namen 
Saltzer und Schlosser knüpfen. Die quellenraässige Darstellung 
dieser Versuche ist besonders belangreich, weil sie uns in der 
Hauptsache bisher ganz unbekannt waren. In der Zivilgesetz* 
gebung ist nur eine Neuerung bemerkenswert: die Herübernahme 
des Frankfurter Wechselrechtes, die durch § 113 der Hofgerichts- 
ordnung von 1752 im Anschluss an die Regelung des Wechsel- 
prozesses verfügt wurde. Das einzige grössere Gesetzeswerk, 
das die Markgrafschaft unter Karl Friedrich aufzuweisen hatte, 
ist die eben genannte Hofgerichtsordnung von 1752; ihr Ver- 
fasser ist Johann Jakob Reinhard. Sie selbst bezeichnet sich 
— offenbar im Hinblick auf die damals erwogenen Kodifikations- 
pläne — nur als eine vorläufige Verordnung zur Abkürzung des 
hofgerichtlichen Verfahrens; tatsächlich stand sie aber in Kraft 
bis zur Erlassung der Kurbadischen Obergerichtsordnung von 
1803, die bloss eine den grösseren Verhältnissen des neuen 
Kurstaates angepasste Umarbeitung der Hofgerichtsordnung war 
und bis zum i. Januar 1832, dem Tage des Inkrafttretens der 
auf dem französischen Recht beruhenden Prozessordnung von 
1831, in Geltung war. Auch die gesetzliche Ordnung des Straf- 
rechtes im 7. Teile des Landrechts, eine ausführlicher sich an 
die Karolina eng anschliessende Maletizordnung» entsprach den 
veränderten Rechtsanschauungen der Zeit nicht mehr. Doch 
setzte sich die Praxis kraft ihrer schrankenlosen Auslegungs- 
freiheit über die formell geltenden gesetzlichen Bestimmungen 
hinweg und verschaffte dadurch im Strafensystem und im Straf- 
vollzug den Reformgedanken der Aufklärungszeit Eingang, Die 
Milderung des Strafensystems und des Strafvollzugs, wie sie sich 
in der Praxis und durch Einzelverordnungen durchgesetzt hatte, 
(insbes. die Abschaffung der qualifizierten Todesstrafen und der 
verstümmelnden Leibesstrafen, ihr Ersatz durch Freiheitsstrafen, 



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726 



Ztitschriftcnsdiau und LuernlurnoUren. 



die Beschränkung der Todesstrafe auf Verbrechen gegen das 
Leben, die Beseitigung der Folter usw.) wurde erst in der Hof- 
ratsinstruktion von 1794 einigermassen gesetzlich festgelegt. So 
ist der von Lenel behandelte Zeitraum vorwiegend eine Zeit der 
Vorbereitung und des allmählichen Übergangs; ihren gesetz- 
geberischen Niederschlag linden die allenthalben einströmenden 
Reformbestrebungen in der Hauptsache erst in dem zum Gross- 
herzogtum erweiterten Staat. Bei dieser Neuordnung des badi- 
schen Rechtswesens wirkten neben französischen Einflüssen vor 
allem die baden-durlachischcn Überlieferungen bestimmend mit. 
Die Untersuchungen Lenels, die neben dem formell geltenden 
überall auch das tatsächlich gehandhabte Recht eingehend er- 
forschten« bilden daher zugleich einen wertvollen Beitrag zum 
Verständnis der badischen Rechtsverfassung und Rechtsverwal- 
tung in den ersten Jahrzehnten des ig. Jahrhunderts. Auf die 
Ausführungen des Verf. über Zusammensetzung und Ausbitdung 
des Beamtentums, Anwaltschaft, unbestimmte Strafurteile und 
über den Strafvollzug im Zuchthaus zu Pforzheim* sowie auf 
seine Bemerkungen über die Persönlichkeiten Reinhards, Saltzcrs, 
Schlossers und Brauers sei zum Schlüsse noch besonders hin- 
gewiesen. Wallher Merk* 

Dr. Hans Ileimbcrger, Die Veränderung des Slif- 
tungs zwecks; Beiträge zur Geschichte des Badischen 
Stiftungswesens. Bd. VIII Hell 5 der Beyerle'schen »Deutsch- 
rechtliche Beiträge«; Heidelberg, Winter. 1913. 

Der Gegensatz zwischen dem Willen des Stifters, der seiner 
Stiftung einen bestimmten Zweck setzte» und den äusseren Ver- 
hältnissen, deren Wandelbarkeit oft eine Veränderung dieses 
Zwecks als zweckmässig oder gar notwendig erscheinen lässt, 
hat zu jeder Zeit zu gewissen Schwierigkeiten geführt, deren 
Lösung im Lauf der Jahrhunderte auf verschiedene Weise ge- 
sucht wurde. Der Verfasser ist nun der Entwicklung der Rechts* 
salze auf dem Gebiet des heutigen Grosshcrzoglums Baden mit 
sorgfältigen archivalischen Forschungen nachgegangen, soweit 
ihm die Quellen zugänglich waren. Er kommt dabei zu dem 
Ergebnis, dass sowohl in der vorreformatorischen Zeit trotz der 
strengen Bestimmungen des römischen und kanonischen Rechts, 
als auch nachher bis zu den gewaltigen Neuorganisationen zu 
Anfang des 19, Jahrhunderts die Anschauungen über das Recht 
der Zwecksumwandlung ziemlich frei waren. Er ist in der Lage, 
eine Reihe wichtiger Einzelfälle aus den jetzt badischen Gebieten 
als Beleg dafür anzuführen, dass Zwecksumwandlungen durch 
Gewohnheitsrecht und staatliche Verfügungen nicht nur im Fall 
der Unmöglichkeit der Erfüllung des bisherigen Zwecks, sondern 
auch zur Erzielung grösserer Vorteile für einzelne Personen- 
kreise oder die Gesamtheit der Staatsangehörigen für zulässig 
gehalten wurden und dass ein Wechsel der Grundsätze erst in 



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Zcilscbriftcnscliau und Lileralurnotizcn. 727 

den Konstitutionsedikten von 1807 eingetreten sei. Auch da 
nicht (ür die kirchlichen Stiftungen, hinsichtlich deren allerdings 
nicht mehr der Staat allein frei, sondern an ein Zusammenwirken 
mit der Kirche gebunden war* Dagegen wurde aber die Um* 
Wandlung der nicht-kirchlichen Stiftungen an die Vorausssetzung 
geknüpft, dass »ihr Zweck durch Ausartung oder Veränderung 
der Umstände mit dem Rechtszwecke in Gegenstoss gerät«, ein 
Grundsatz, an dem dann weder die Verfassung noch das Stif- 
tungsgesetz vom 5, Mai 1870 etwas wesentliches änderte. Der 
Verfasser erblickt darin ein nicht wünschenswertes Obsiegen des 
Jndividualismus v insofern damit der Wille des Stifters ohne Rück* 
sieht auf die Forderungen der Öffentlichkeit als dauernd fort- 
wirkend anerkannt werde, während doch die Stiftung selbst eine 
eigene aus sich heraus zu beurteilende Persönlichkeit geworden 
sei. Ob man sich mit dieser freien Anschauung des Verfassers 
einverstanden erklären will oder nicht, mag hier dahingestellt 
bleiben* Von grösserer Wichtigkeit erscheint für uns jedenfalls 
die archivalische Forschung, die sich auf eine grosse Reihe 
badischer alter Stiftungen erstreckte und geschichtliche Entwick- 
lungen beleuchtet, die bis jetzt unbekannt waren. In dieser 
Hinsicht dürfen wir die erwähnte Schrift als eine Bereicherung 
der Kenntnis unserer Heimatgeschichle auf einem bisher wenig 
erhellten Gebiet mit Freuden begrüssen. Dr. Fetlmclh* 



Bernhard Duhr S, J. Geschichte der Jesuiten in 
den Ländern deutscher Zunge. Zweiter Band in zwei Teilen. 
Freiburg i, B, 1913, Herder Will und 703^ X und 786 Seiten, 

Auf den ersten Hand von Duhrs monumentalem Werk über 
die deutschen Jesuiten ist schon im 22, Hand dieser Zeitschrift 
(N.F.), S, 736;7, und im 24., S. 190, kurz hingewiesen worden. 
Der eben ausgegebene zweite Band betrachtet die Geschichte des 
Jesuitenordens in Deutschland während der ersten Hälfte des 
siebzehnten Jahrhunderts. Die Gebiete am Oberrhein gehörten 
teils zu der Rheinischen Provinz, die im Jahr 1626 auf Befehl 
des Ordcnsgenerals Vitdleschi in eine Oberrheinische und eine 
Niederrheinische zerlegt wurde» teils zur Oberdeutschen Provinz. 
Die letztere umfasste unter anderem die Niederlassungen in 
Konstanz, Freiburg, Ensisheim , Kolmar. Dem ober- 
rheinischen Provinzial unterstanden die Niederlassungen in 
Speyer, Germers heim, Bruchsal, Bretten, Neustadt, 
Worms, Heidelberg, Baden, Rastatt, Ettlingen, Otters- 
weier, Molsheim, Bockenheim,' Hagcnau, Selz, Schlctt- 
stadt und Rufach. 

Zunächst gibt das Buch einen Überblick über die äusseren 
Schicksale der vier deutschen Ordensprovinzen, in denen die 
Jesuiten wirkten. Ein eigenes umfangreiches Kapitel erzahlt, 
was sie insgesamt als auch namentlich einzelne Ordensmitglieder 
unter der Not des dreissigjährigeu Krieges zu leiden hatten. Die 



l roogk rtiHa^rtuHivtft: 



728 ZeiUcbriflensehau und Litcraturnotizen. 

Wirksamkeit der Jesuiten an Gymnasien und Universitäten, die 
Einrichtung der Ordenskonvikte, die Pflege der ^ScbuIkomödie« 
wird eingehend dargestellt. Die zweite Abteilung handelt von 
der Seelsorge, den Marianischen Kongregationen, der >Liebes- 
tatigkeit«, den Hofbeichtvätern t Hofpredigern und Prinzenerziehern, 
die dem Orden angehörten ; ferner von der »Lagermission«, der 
Wiederherstellung des Katholizismus in protestantisierten Gegen- 
den; von der Schriftstellerei der Jesuiten, von ihrem Kampf 
gegen nationale Unsitten und Missstände, von ihrer Stellung zu 
den Hexenprozessen ; von der Aufnahme in den Orden, der 
Ausbildung und Entlassung, von dem Leben und Streben inner- 
halb desselben, von der Verwaltung und von den Finanzen; von 
der Beurteilung des Ordens durch seine Freunde und Gegner. 
Den Schluss bilden drei bis ins einzelne ausgeführte Charakter- 
bilder der grossen Jesuiten Lamormaini, Brunner und Spc (wie 
dieser selbst und seine Eltern den Namen, statt der in der 
Literatur eingebürgerten Form Spee t schrieben). 

Die Bedeutung des Werkes liegt vor allem in der Samm- 
lung eines gewaltigen, weit zerstreuten Materials, das nur teil- 
weise bereits gesichtet und verwertet war, zum grossen Teil aber 
aus Archiven und Bibliotheken zusammengetragen werden musste. 
Hierbei erwiesen sich die Briefe der Ordensgenerale nach Deutsch- 
land, die fast vollständig erhalten sind, als besonders wertvoll, 
während viele aus Deutschland nach Rom gerichtete Briefe ver- 
loren gegangen sind. Nebenher lässt sich der Verfasser angelegen 
sein, irrige Meinungen und gehässige Vorurteile gegen seinen 
Orden zu entkräften. W % Martins. 



F. Mentz: Ein unbekannter deutscher Brief Leo 
Judas (Zeitschrift für Kirchengeschichte 34, S. 102 — 105) ver- 
öffentlicht ein Schreiben vom 18. November 1537, das der aus 
dem Elsass stammende Reformator, bekanntlich der hervorragendste 
Mitarbeiter Zwingiis und nachher ßullingers, an den katholischen 
Pfarrer zu Kappoltsweiler, Martin Spoerlin, gerichtet hat. Der 
Brief gipfelt in der Mahnung, abzulassen von seiner »falschen 
irrsal und ergerlichen laben«; sein Abdruck ist willkommen, da 
von J.s Briefwechsel nicht viel übrig geblieben ist. //. K 9 



Walther Sohm, Die Schule Johann Sturms und die 
Kirche Strassburgs in ihrem gegenseitigen Verhältnis 
1530 — 1581. Ein Beitrag zur Geschichte deutscher Renaissance. 
(Histor, Bibliothek Bd. 27). Mönchen u. Berlin. R. Olden- 
bourg 191 2. 

Die tiefdringende Studie W. Sohms will das Verhältnis der 
beiden schöpferischen Mächte des 16. Jahrhunderts» Humanismus 
und Reformation, an dem Paradigma der Strassburger Entwick- 
lung studieren, die sich hierzu in der Tat besonders eignet: is 



gle 



rciHcnQNUHtYEPsro 



Zeitschriften schau und Liieraiurootuen. 



729 



doch in diesem wichtigen Mittelpunkt der religiösen Bewegung, 
auf dessen Kirchenwesen verschiedene Strömungen und Grund- 
gedanken reformatorischen Christentums nacheinander Eintluss 
gewonnen haben, der Humanismus fast ein halbes Jahrhundert 
verkörpert in der ragenden Gestalt des Rektors Johannes Sturm, 
des Gründers der berühmten Schule, dessen Berufung, Vertrauens- 
stellung, Kampfe und Katastrophe deutlich genug den Wandel 
der Zeiten künden. 

Die ausführliche Analyse von Sturms Bildungsideal, der der 
erste Teil der Arbeit gewidmet ist, hebt scharf heraus, wie das 
Ideal des vir bonus et doctus, der sapiens et eloquens pietas 
das verchristlichte ciceronianische Ideal des orators darstellt, 
des Mannes, der in Staat, Kirche und Schule seine universale 
Bildung in den Dienst der Allgemeinheit stellt und zu solchem 
öffentlichen Wirken vor allem dadurch befähigt ist, dass ihm in 
der Eloquenz die dem Inhalt entsprechende Ausdrucksmöglich- 
keit zu Gebote steht. Durch den Nachweis, inwiefern dies Ideal 
des orators positives Wissen und starke sittlich-religiöse Werte 
umschliesst, zeigt Verfasser, dass es nicht richtig war, den Strass- 
burger Rektor als Vertreter einer lediglich formalen Bildung an- 
zusprechen. Er zeigt aber zugleich, in welchem Maße die Gefahr 
besteht, dass die Lust am Formalen den Inhalt gefährde; er 
zeigt vor allem, wie wenig der von Sturm für die Schulklassen 
vorgeschriebene Lehrgang zu diesem positiven Ideal zu erziehen 
vermochte; nur Sturms lässiger Optimismus konnte sich verhehlen, 
dass derselbe wenig mehr als formale Bildung mitgebe. Jeden- 
falls aber liegt in diesem Bildungsideal der Anspruch des Huma- 
nismus, im öffentlichen Leben etwas zu bedeuten. Und so ver- 
folgt nunmehr Verf. die Entwicklung der Schule durch das 
halbe Jahrhundert von 1530 bis 1580, indem er, unter Absehen 
von allen pädagogischen Fragen, das Verhalten der drei Grössen 
Obrigkeit, Kirche und Schule ins Auge fasst. Eingehend charak- 
terisiert er das Wesen der Kirche Strassburgs im Wechsel der 
Zeiten, zuerst die ihrer vorwiegend ethischen Orientierung wegen 
von ihm so genannte >Liebeskirche« der Bucerschen Periode, 
dann die unter Marbach und Pappus zur Herrschaft gelangende 
lutherische »Glaubenskirche«. Er schildert das vertrauensvolle 
Zusammenarbeiten der Vertreter von Staat, Kirche und Schule 
in der ersten, die persönliche und prinzipielle Entfremdung der 
Geistlichen und Humanisten in der folgenden Epoche, Er zeigt, 
wie die Kirche Bucers ihrer innern Struktur nach die Arbeit 
der Schule als Dienst am christlichen Gemeinwesen organisch 
in sich einbeziehen konnte, wie hingegen das strenge Luthertum 
mit seinem festen Bekenntnis und seinem Amtsbegriff die Aus- 
bildung der Theologen zur Sache der Kirche zu machen ver- 
langt, hingegen dem streng auf das Gebiet der Schule beschrankten 
Humanismus keinen Eintluss auf die Kirche zugesteht. An Stelle 
fruchtbarer Verbindung tritt damit reinliche Scheidung zwischen 



igle 



'-i'J.;i::.;'lur-l- 



730 



Zsil schriftcn schau und Lttcratuntottitn. 



Schute und Kirche, an Stelle der humanistischen Universalbildung: 
die nüchterne Kachwissenschaft. 

Grade die zwanzigjährige Kampfeszeit ist mit besonderer 
dramatischer Wucht dargestellt. Und selbst diese traurige Zeit 
gewinnt in der Darstellung des Verf. dadurch neues Interesse, 
dass wir hinter dem kleinlich-gehässigen persönlichen Kample 
die Mächte der Zeit mit einander ringen sehen. Denn das ist 
überhaupt Stärke und Reiz des Werkes: überall ist Verf. be- 
müht, alles in scharf zugespitzter Weise auf seinen prinzipiellen 
Ausdruck zu bringen und zu den allgemeinen Ideen der Zeit in 
Beziehung zu setzen. Er hat manches so glücklich formuliert, 
dass man es einfach ausschreiben möchte. Andrerseits wird man 
grade hier fragen dürfen, ob er nicht manchmal zu weit geht 
und ob nicht manches eine etwas andre Beurteilung erfordert. 
Was zwar die Ausführungen über das ideal gefasste Luthertum 
und seine Vorzüge betrifft (bes. S. 214 ff.) t in denen mir einiges 
unverständlich bleibt und andres anfechtbar scheint, so handelt 
es sich hier um Werturteile, um die mit dem Verf. um so 
weniger gerechtet werden soll, als diesem Ideal gegenüber 
grade in seiner Darstellung die Strassburger Vertreter des Luther- 
turas nur um so kleiner erscheinen. Ich frage mich insonderheit, 
ob nicht im Werdegang Bucers und damit in der Auffassung 
vom Wesen der Strassburger Kirche in den Jahrzehnten 1530 — 50 
manches etwas anders liegt. Die Konkordie von 1536 scheint 
mir in ihrer Bedeutung für Bucers Entwicklung zu hoch ein- 
geschätzt« Bucers Wirksamkeit wird damit in zwei annähernd 
gleiche Hälften geteilt und die zweite Hälfte wird die der durch 
das Luthertum angeregten »Vertiefung* (vgl. S. 12g f. 215). In 
Wirklichkeit ist aber die Auffassung des Wortes und der Sakra- 
mente als Gnadenmittel und die entsprechende Wertung des 
kirchlichen Amtes schon 1533/34 da und bereitet sich seit 1530 
deutlich vor. Bucer hat in der Folgezeit seine »Zwinglischen* 
Jahre stets als eine Episode empfunden. Es ist auch nicht an 
dem, als ob dieser Umschwung lediglich durch die Annäherung 
an die Wittenberger veranlasst wäre; es hat namentlich auch 
der zu Beginn der 30er Jahre akut gewordene Kampf gegen 
das Sektenwesen, dazu die immer stärkere Wertlegung auf die 
Theologie der alten Kirche, später namentlich die Idee der 
normativen Bedeutung des^ Neuen Testaments auch für die innere 
Gestaltung der Kirche in dieser Richtung gewirkt. Mithin dürfte 
auch die Kirchenverfassung von 1533 nicht so direkt mit der 
ersten Gestaltung von Bucers Theologie zusammenhängen, wie 
Verf. annimmt. Für die Folgezeit dürfte sein Wort von der 
»selbstverständlichen Entwicklung des Instituts* (S. 144) nicht 
bloss der Schule» sondern auch der Kirche zuzubilligen sein. 
Endlich ist, was wennschon am Tage liegt, dass in Strassburg die 
Sturmsche Richtung dem eindringenden Luthertum erlegen ist, 
die Frage zu erheben: ist es nur die lutherische »Glaubens- 



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Zeitschriftcu$chmi und IjttraturnQtizen. 



73* 



kirche«, ist es nicht überhaupt die neue, kirchlich-lehrgesetz- 
massige Ausbildung des Protestantismus, die einem solchen gross- 
zügigen Humanismus den Boden entzogen hat? Ist doch auch 
in der Genfer Akademie der Humanismus in weitgehendem 
Masse entgeistigt worden! Nach welcher Richtung hätten wohl 
Bucers Gedanken getrieben, wenn sie, losgelöst von der Gegen- 
sätze in sich versöhnenden Persönlichkeit ihres Trägers in Strass- 
burg weitergewirkt hätten? Fehlen doch auch bei dem milden 
Bucer in der Theorie die Härten nicht (vgl. die Pflicht der 
Obrigkeit falscher Lehre gegenüber, die Rechtfertigung des coge 
intrare, die Zuchtgedanken), und der humanistische Untergrund 
seiner Bildung kommt in seiner Theologie wenig zum Ausdruck. 
Es ist letzlich ein Krbe des Katholizismus: die Auffassung der 
Kirche als der supranaturalen Heilsanstalt und die Auffassung des 
Christentums als einer festen, restlos forraulierbaren, altem Welt- 
wjssen entnommenen geoflenbarlen Lehre, welche humanistisches 
Christentum und christlichen Humanismus unmöglich gemacht 
haben. Solche Fragen anzuregen ist nicht das geringste Ver- 
dienst des treffliehen Buches, das durch die scharfe Heraus- 
arbeitung der Probleme das Verständnis der Reformations- 
geschichte Strassburgs bedeutsam gefördert hat. Anrieh, 



Alfred Krüger: Die geschichtliche Entwicklung der 
Verfassung der Kirche Augsburgischer Konfession von 
Klsass-Lothringen von 178g — 1852. Berlin, Juristische Ver- 
lagsbuchhandlung Frensdorf 1913* 172 S. 3,50 M. 

Die Kirche Augsburgischer Konfession in Klsass-Lothringen 
wird in kurzer Zeit eine neue Verfassung erhalten. In einem 
solchen Moment ist die Geschichte der kirchlichen Verfassung 
einer früheren Zeit besonders interessant, zumal wenn es sich 
um eine so wichtige Periode handelt, wie es die vom Verfasser 
gewählte ist. Für den ersten Abschnitt dieser Periode konnte 
sich Krüger anlehnen an die Darstellungen von Rudolphe Reuss: 
»Les eglises protestantes pendant la revolution« (1906) und von 
Ernst Lucius: »Die Aufnahme der Kirchenverfassung vom Jahre 
1802« (1902) und »Bonaparte und die protestantischen Kirchen 
Frankreichs« (1903). Darüber hinaus ist die Weiterentwicklung 
der kirchlichen Verfassung bis zur Kntstehung des organischen 
Dekrets von 1852 klar und lückenlos dargestellt, und zwar auf 
Grund von bisher geheim gehaltenen Pariser Dokumenten. Ausser- 
dem bietet der Verf. in einer »Historischen Einleitung« (S. 16 
— 28) eine Skizze der kirchlichen Verfassung von 1524— 1789. 
Leider ist ihm hierbei die in dieser Zeitschrift (N.F. Bd. XVIII) 
erschienene Abhandlung von O, Winckelraann über ^Strassburgs 
Verfassung und Verwaltung im 16. Jahrhundert«, die besonders 
über den Strassburger Kirchenkonvent ganz neue Resultate Zu- 
lage gefördert hat» völlig entgangen. Auch sonst sind in dieser 
geschichtlichen Kinleitung mehrere wichtige Stellen nicht zu- 



C rOOglC roiHOTONUMIVtMiT* 



732 



Zeilschriftcnschau und Litcraturnoliien. 



treffend. So die Behauptung (S. 16), dass Strassburg beim 
Beginn der Reformation den Einflüssen der französischen Refor- 
mierten »stark ausgesetzt« gewesen sein soll, während tatsachlich 
das Umgekehrte der Fall war. Ebenso die Meinung (S. 28), 
dass in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts -der strenge 
und herbe Geist der orthodoxen Partei die Protestanten ihrer 
Kirche entfremdet« und in den Katholizismus getrieben habe, 
während diese Übertritte den Umtrieben der Jesuiten zuzu- 
schreiben sind und der langen Reihe von gesetzlichen Be- 
stimmungen, die die französische Regierung auf Anstiften der 
Jesuiten zur Unterdrückung der elsassischen Protestanten erlassen 
hat. Anhangsweise sind die in Betracht kommenden Dokumente 
ausführlich dargeboten« leider aber mit so vielen sinnentstellen- 
den Fehlern, dass auch ein der französischen Sprache völlig 
kundiger Leser oft keinen Rat weiss. /oh. Adam. 

In der »Zeitschrift für Geschichte der Architektur* VI, 168 
— 173 veröffentlicht A. Valdenaire recht interessante Auszüge 
»Aus den Briefen Friedrich Wein brenne rs an Joh. 
Ludwig Kl üb er* aus den Jahren 1814 — 1822, die sich teils 
auf seine Karlsruher Bauten (Rathaus, Theater und Standehaus), 
teils auf Entwürfe zu auswärtigen beziehen* A~. 0. 



Von den »Jahresgaben der Gesellschaft für Klsässische 
Literatur« liegt jetzt die erste Gabe in einem prächtigen Bande 
vor: »Sebastian Brant, Das Narrenschiff» Faksimile der 
Erstausgabe von 1494 mit einem Anhang, enthaltend die Holz- 
schnitte der folgenden Originalausgaben und solche der Locher- 
schen Obersetzung und einem Nachwort von Franz Schultz.« 
Strassburg, Trübner 1913- Mit gutem Bedacht hat die Gesell- 
schaft das Meisterwerk Scb. Brants an die Spitze ihrer Ver- 
öffentlichungen gestellt. Der Entschluss, bei diesem Anlass die 
erste Faksimile-Ausgabe vom Erstlingsdruck des Narrenschiffs 
zu veranstalten, wird überall freudig begrüsst werden. Die dar- 
gebotene Nachbildung des Originals, welche bleibenden Wert 
behalten wird, soll vor allem der wissenschaftlichen Forschung 
der Germanisten und Kunsthistoriker dienen. Aber auch weitere 
Kreise werden es dankbar anerkennen, dass ihnen die sehr 
seltene Originalausgabe des Narrenschiffs in ihrer ursprünglichen 
künstlerischen Ausstattung nunmehr leicht zugänglich gemacht ist. 

In der schönsten Form eines einheitlichen Kunstwerks, als 
hervorragendes Denkmal echter Buchkunst, ist Brants Narren- 
schifT 1494 durch die verständnisvolle Fürsorge des Dichters 
und seines feinsinnigen Verlegers Joh. Bergmann von Olpe ans 
Licht getreten. Als typographische Meisterleistung erweist es 
sich durch geschickte Drucktechnik, durch geschmackvolle An- 
ordnung des Satzes und Auswahl der Lettern. Die grösste 
Bewunderung erregen jedoch an der Originalausgabe des Narren- 



1 ;ooglc ■ 



ffllHCElQNUHIVERSn 



Zeit seh rillen schau und LUeratymotizcn, 



733 



schiffs der neuartige reiche Buchschmuck, die wechselnden 
Randleisten und vor allem die herrlichen Holzschnitt-Illustrationen, 
von welchen die Mehrzahl» durch reizvolle charakteristische 
Formengebung kenntlich, von der Hand eines ganz vorzüglichen 
Kunstlers gezeichnet sind. 

Das vorliegende Faksimile ist nach dem besterhaltenen 
Exemplar des Originaldrucks» welches die KgL Bibliothek zu 
Berlin zu eigen hat, hergestellt worden. Bei der Reproduktion 
der Vorlage wurde nur eine Änderung vorgenommen : zwei 
leicht zu verwechselnde Illustrationen (vom kranken Narren), die 
im Original durch ein Versehen des Setzers an falsche Stelle 
geraten sind, wurden im Faksimile (vgl, S. 94 u. 134) an den 
richtigen Platz gebracht. Ober die Nachbildung selbst ist nur 
Günstiges zu sagen; sie gibt das Original mit grosser Treue 
wieder. Scheinbare Ungleichheiten in der Schärfe des Faksi- 
mile* Abdrucks beruhen auf der Beschaffenheit der benutzten 
Vorlage, 

In einem Nachwort hat Schultz darauf verzichtet, ein Bild 
vom Leben und Schaffen Brants zu entwerfen, und sich mit 
einem Hinweis auf die einschlägige Literatur begnügt. So muss 
vorläufig die Charakteristik Brants durch Charles Schmidt (Histoirc 
liiteraire de PAlsace I S. 191 ff.) noch ihre Dienste tun, ob- 
schon diese Darstellung dem heutigen Stand der Forschung 
nicht mehr entspricht. Für eine umfangreiche Monographie über 
Brants vielseitige literarische Tätigkeit ist aber die Zeit noch 
nicht gekommen. Dazu bedarf es noch zahlreicher Vorarbeiten 
und Einzeluntersuchungen. Solche Themata, die noch eingehen- 
der Bearbeitung harren, sind z. B. : Brants Arbeiten für Ver- 
leger als Korrektor und Herausgeber, seine Lehrtätigkeit an der 
Universität Basel, seine Veröffentlichungen auf dem Gebiete der 
Jurisprudenz, Theologie, klassischen Philologie, Geschichlschrei- 
bung und Pädagogik, seine dichterischen Leistungen und seine 
amtliche und politische Tätigkeit. Auch Untersuchungen über 
Brants Bedeutung für die Geschichte der deutschen Sprache und 
Kultur versprechen noch manches interessante Ergebnis. Eine 
Sammlung seiner geistlichen und weltlichen, lateinischen und 
deutschen Gedichte steht noch aus. Urkundliches Material und 
Briefe Brants müssen aus Archiven und Bibliotheken noch ans 
Licht gezogen werden u, a. m. Hier erwachsen der Gesell- 
schaft für Elsässische Literatur noch zahlreiche lohnende Auf- 
gaben, die sie in Angriff nehmen lassen und fördern kann. 

Was speziell das Narrenschiff betrifft, so ist durch die 
klassische Textausgabe Fr. Zarnckes im wesentlichen altes ge- 
leistet, was über die Entstehung und Quellen des Werkes, über 
dessen Nachdrucke, Bearbeitungen und Obersetzungen unter- 
richten kann. Zarnckes trefflicher Kommentar, der für Wort- 
und Sachverständnis von Brants Meisterwerk reichlich sorgt, 
bewog Schultz, sich eine Besprechung von Textgeschichte und 



gle 



■ . 



734 



Zeitschriften sc haq und Literaturnotixen. 



Sprachgebrauch des Narrenschills zu versagen und sich auf die 
künstlerisch wichtigere Seite des Brantschen Originals zu be- 
schränken, auf den Bilderschatz des NarrenschifTs, dem man von 
philologischer Seite noch nicht gerecht geworden ist. Die vielen 
geistreichen und humorvollen Illustrationen des Narrenschiffs, 
welche den Text an Genialität bedeutend überragen» haben in 
letzter Zeit die Kunstforscher eingehend beschäftigt. Eine Nach- 
prüfung dieser Stil kritischen Erörterungen hat dem Herausgeber 
zu mancher feinsinnigen Beobachtung an dem wertvollen Bilder* 
schmuck Anlass gegeben. Nach Besprechung der Varianten- 
Holzschnitte in den spateren Originalausgaben, deren neue Illu- 
strationen im Anhang faksimiliert sind, hat er sich der schwierigen 
Frage nach dem genialen Künstler zugewandt, der die stilistisch 
hervorragendste Gruppe der Narrenschiff-Zeichnungen entworfen 
hat. Die ansprechende These Daniel Burkhardts, der diese 
graziösen Bilder dem jungen, um 1492 in Basel weilenden 
Dürer zuweisen will, wird ohne Voreingenommenheit beurteilt. 
Und ebenso ist die widersprechende Ansicht anderer Kunst- 
historiker dargelegt, die den unbekannten Künstler, weit er 
hauptsächlich für den Verleger Bergmann von Olpe tätig war, 
einfach als den »Meister der Bergmannschen Offizin« be- 
zeichnen. 

In einem besonderen Abschnitt wird das vielerörterte Problem 
behandelt, wie weit Sebastian Brant an der Illustrierung seines 
Meisterwerks beteiligt war. Die frühere Ansicht, die sich auf 
eigene Äusserungen des Dichters stützen wollte, dass nämlich 
die Narrenschiff-Bildcr von Brant selbst entworfen seien, kann 
heute keine Geltung mehr haben. Kinc zeichnerische Mi: Wir- 
kung Brants an den Illustrationen ist schon deshalb ausgeschlossen, 
weit die einzelnen Holzschniitgruppen des NarrenschifTs eine so 
weitgehende stilistische Verschiedenheit aufweisen, dass sie nicht 
auf eine Hand zurückgehen können. Besonders der geniale 
Haupliltustrator des Buches, <Ier »Meister der Bergmannschen 
Offizin«, steht mit dem reichen Inhalt seiner Bilder so hoch über 
dem trockenen Brantschen Text, dass hier von einer künst- 
lerischen Mitarbeit des Dichters keine Rede sein kann. Selbst- 
verstandlich hat Brant, der stets ein reges Interesse für die 
Bücherillustration bekundet hat, bei der Ausschmückung seines 
Narrenschiffs (im Verein mit seinem Verleger) den Künstlern 
für ihre Zeichnungen die Aufgaben gestellt und die darzustellen- 
den Szenen mit ihnen beraten* 

Kin weiterer Abschnitt bringt interessante Beobachtungen 
über den geistigen Zusammenhang zwischen den Holzschnitten 
des Narrenschiffs und dem Brantschen Text, und zum Schluss 
wird eine kurze Charakteristik von den dichterischen Eigen- 
schaften Brants gegeben, von der Sorglosigkeit der Komposition, 
der Schwerfälligkeit des Ausdrucks u. a. Brant tritt uns als 
würdevoller, ehrlicher Moralprediger entgegen, der die Gebrechen 



S k mS: 



Zeitschriften ach &u und LUeratturnotiteti. 



735 



seiner Zeit geissein will; für eine scharfe und humorvolle Satire 
aber zeigt er nur wenig Begabung. — h* 



Das dritte Heft des »Euphorions Bd. XIX 491— 546, bringt 
den Schluss der schon oben S. 178 besprochenen verdienstvollen 
Untersuchung A. Uechtolds >Zu r Quellengeschichte des 
Siraplicissimus*» die unsere Kenntnisse von der Entstehung 
der Dichtung sehr wesentlich bereichert. Zu den früher ange- 
führten Quellen treten neue hinzu: Gusraan, das »Complementuru«, 
Goulart, Fischart, Olearius u. a.; auch hier wird sorgfältig fest- 
zustellen gesucht, wo persönlich Geschautcs oder Erlebtes den 
Erzählungen zugrunde Hegt. Von besonderem Interesse ist, was 
B. über die Mummelsee-Episode und das Verhältnis Grimmels- 
Hausens zu der »Kelatio* des G. Loretus mitteilt» 



Die Liebe der Günderode. Friedrich Creuzers 
Briefe an Caroline von Günderode. Herausgegeben und 
eingeleitet von Karl Preisendan z. Mit zwei Lichtdruck- 
porträts und 2 Faksimiles, Verlag- R, Piper & Co. in München. 

1912. 

»Verbirg sie . . . jedem Auge und Ohr« schrieb Creuzer an 
seinen Vetter, als er ihm nach der schrecklichen Katastrophe 
der Günderode seine von einer tragischen Liebe zeugenden 
Briefe an die geistesverwandte Dichterin übersandte. Und nun 
liegt schon die dritte Veröffentlichung hier vor mir. Rohde 
wollte, als er die vergilbten Briefe aus dem Aktenschrank zog, 
die Geschichte einer ergreifenden Liebe geben, die seinen be- 
rühmten Vorgänger auf dem Lehrstuhl zum Melden hatte; Biau* 
quis sah in dun gleichen Blattern eine wertvolle Quelle für die 
innere Entwicklungsgeschichte der Dichterin Günderode. Preisen- 
danz gibt jetzt seiner Veröffentlichung die Aufgabe einer "Rettung*. 
Er will durch Heranziehung aller Äusserungen über diese Epi- 
sode eine ungerechte, voreilige Verurteilung des Verhältnisses 
verhüten, denn die Dokumente gehören ihm zu den »Schil- 
dereien*, an denen man tauch nicht ein Sonnenstäubchen der 
Verunglimpfung dulden mag, weil man sie eben vorzüglich lieb 
gewonnen hat*. Dieses persönliche Verhältnis zu den Briefen 
beherrscht das ganze Buch, alles auf die Seelenbeziehungen der 
beiden Liebenden Bezügliche ist mit grösster Sorgfalt und lobens- 
werter Exaktheit des Quellenabdrucks wiedergegeben; die Briefe 
wirken in ihrer Unmittelbarkeit auf das Gemüt; 

Doch diese Schriftstücke aus den Jahren 1804 — 1807 haben 
auch eine grosse Bedeutung als Quellen für die Geschichte des 
Heidelberger Geisleslebens zur Zeit der Reorganisation der Uni- 
versität. Und dieser Qualität wird die vorliegende Veröffent- 
lichung leider nicht ganz gerecht. Sie lässt an vielen Stellen 
gerade die in dieser Hinsicht wichtigen Nachrichten aus, hin und 
wieder sogar — und das macht bedenklich — ohne die Aus- 



«k wnSÄ: 



"() Zeitschriftenschau und Liters turnotucn. 

lassung anzudeuten, wie z. B. Seite 38 am Anfang des Briefes, 
Einzelne Stacke, besonders der Brief vom 1, September 1804 
Seite 10/11, verlieren durch diese Auslassungen gänzlich ihren 
Stimmungsgehalt, der doch auch für die Erkenntnis von Creuzers 
Gefühlsleben sehr wesentlich wäre. Gerade diese Briefe vom 
Herbst 1 804, kurz nach der entscheidenden Begegnung mit 
Günderode, hätten auf keinen Fall gekürzt werden dürfen; denn 
sie zeigen doch am deutlichsten durch ihre ganz andere Klang- 
farbe, wie gewattig Creuzers Innenleben sich verändert hat. 
Schwierig war bei der grossen Masse der undatierten Briefe die 
Aufgabe der zeitlichen Fixierung der einzelnen Schreiben. In 
den meisten Fällen mag Pr. das Richtige getroffen haben, hin 
und wieder jedoch hat ihn der Scharfsinn auf Abwege geführt. 
Besonders auffallend ist seine Argumentation bei der Feststellung 
des Datums der ersten Begegnung Creuzers mit Günderode, 
Seite 324, Anm. 5. Er geht von einem Briefe Brentanos an Sophie 
Moreau vom Sonntag [15. VIII, 1804] (Amelung, Briefwechsel II. 
87) aus, der die am Tage vorher erfolgten Ankunft der Gün- 
derode meldet. Da der 15. VIII. 1804 aber auf einen Mittwoch 
fiel* nimmt er kurzerhand den 12. VIII. als Datum für den Brief 
in Anspruch und ermittelt so den II, August als den ent- 
scheidenden Tag. Auf den viel einfacheren Gedanken, das 
Amelungsche Datum des Hrentanobriefs als einen Druckfehler 
anzusehen und Sonntag den 5. VIII. zugrunde zu legen, kam 
Pr. nicht. Tatsächlich war aber der sich dann ergebende 
4. August der Tag der ersten Hegegnung Creuzers mit der Gün- 
derode, wie aus dem mir vorliegenden Tagebuch Kaysers her- 
vorgeht (siehe meinen Aufsatz: Beiträge zur Geschichte der 
Heidelberger Romantik im nächsten Heft der Neuen Heidel- 
berger Jahrbücher)* 

Der Brief »Sonntags« (S. 23), dem Pr. das Datum 21, Ok- 
tober 1 804 gegeben hatte, was er aber in letzter Stunde 
noch in der Anmerkung 1 1 zurücknimmt, muss auf den 4. No- 
vember datiert werden, da erst bis zu diesem Zeitpunkt alle 
Begebenheiten sich ereignet hatten, die dort erwähnt werden. 
Auch manche anderen Versehen beweisen den Mangel intimer 
Kenntnis jener Zeit und vor allein einer genauen Lokalbekannt- 
schaft. Dies tritt besonders in den Anmerkungen deutlich her- 
vor, die nach ihrer Anlage offenbar das Bedürfnis nach Er- 
läuterungen in bezug auf Tatsachen befriedigen sollten. Hier 
drängt sich der klassische Philologe mit seiner hier unangebrachten 
Gelehrsamkeit manchmal zu sehr in den Vordergrund fz. B. 
Anm, 12 u. 24), während wir wünschenswerte Aufklärung ver- 
missen» oder wenn wir eine Antwort auf unsere Fragen suchen, 
eine unrichtige erhalten (u.a. Anm. 1. Das erwähnte Pfarrhaus ist 
das in Leimen, wo der mit den Heidelberger Professorenkreisen in 
enger Verbindung stehende ehemalige Dozent der klassischen 
Philologie Abegg Pfarrer war). Anzuerkennen ist der emsige 



oglc_ 



■■ 



Zcitschrifltn&chau und Literaturnotizen. 



737 



Fleiss, mit dem alle Andeutungen und Motive der Briefe in Ver- 
bindung gesetzt sind mit den Dichtwerken der Günderode. 

Das Buch kann für wisse nsc ha ftli die Zwecke nur mit 
gehöriger Kritik benutzt werden, die Heranziehung der Originale 
und das eigene Hinarbeiten in die Lokalumstände ist immer 
noch nicht entbehrlich. Doch ist diese Ausstellung keinesfalls 
ein Tadel für den Herausgeber. Er wollte nur menschliche 
Dokumente, die ihn selbst aufs höchste ergriffen hatten» in wür- 
diger Ausstattung geben, und diese Absicht ist im höchsten 
Masse erfüllt. Der äussere Eindruck des Buches ist vortrefflich, 
ganz entsprechend dem Inhalt der 300 Seilen. Die Briefe 
werden in dieser Ausgabe einen dauernden Bestand unserer 
schönen Literatur bilden, Franz Schtteidtr* 



Zu den Aufgaben, welche die im Jahre 1907 gegründete 
Historische Kommission für das Grossherzogtum Hessen 
in ihr Arbeitsprogramm aufgenommen hat, gehört auch die Ver- 
öffentlichung »Hessischer Biographien*. Dieselben sollen die 
Lebensbeschreibungen aller im 19. Jahrhundert verstorbenen 
Persönlichkeiten, Männer und Frauen, bringen, die dem Gross- 
Herzogtum seit seinem Bestehen (1806) längere oder kürzere Zeit 
angehört und in Kunst, Wissenschaft, Industrie, im Staatsdienst, 
im öffentlichen Leben oder sonstwie sich hervorgetan haben. 
Auch geborene Hessen, die sich ausserhalb des Grossherzogtums 
einen Namen gemacht haben, sollen eine wenn auch kürzer 
gefasste Würdigung finden. Noch lebende Personen sollen ganz, 
nach 1900 verstorbene vorlaufig wenigstens unberücksichtigt 
bleiben. Die vor kurzem erschienene erste Lieferung des ersten 
Bandes (Darmstadt, Grossh. Hessischer Staatsverlag. 1912. 
128 S. 8) herausgegeben von dem Direktor der Giessener Uni' 
versitätsbibliothek H. Haupt in Verbindung mit K. Ksselborn 
und G. Lehnertf enthalt im ganzen 48 Biographien, von denen 
hier diejenige des Mainzer Bischofs Wilhelm Kmanuel Kreiherrn 
von Ketteier (181 1 — 1877) besonders genannt sei, der durch 
sein Kingreifen in den badischeu Kirchenstreit (1854), wie auch 
später als Vertreter des 14, badischeu Wahlkreises (Tauber- 
bischofsheim) im Reichstag ([871/72) zu unserer engeren Heimat 
in Beziehung getreten ist, sowie diejenige des Grafen Franz zu 
Erbaeh-Krbaeh (1754— j 823), des bekannten Begründers der 
weltberühmten Krbacher Sammlungen, wegen seiner Verbindung 
mit Andreas Lamey, dem gelehrten Sekretär der Pfälzer Akademie, 
und mit Joh. Dan. Schoepflin. Das Verzeichnis der Mitarbeiter 
weist 30 Namen auf. Von einer alphabetischen Anordnung der 
einzelnen Artikel, wie sie beispielsweise in der Allgemeinen 
Deutschen Biographie und auch in den Badischen Biographien 
zugrunde gelegt ist, wurde abgesehen; für die Reihenfolge 
der einzelnen Biographien war überhaupt kein bestimmtes System 
massgebend. In einem Geleitwort, das K. Ksselborn in der 



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Zcil&chriftcnsMrhau und Lilcratumolizen. 



»Wochenbeilage der Darmstädter Zeitung« ( i g 1 2 Nr, 40) ver- 
öffentlicht hat, sind die Gründe hierfür dargelegt und man wird 
sie durchaus billigen. Am gleichen Orte ist darauf hingewiesen, 
dass keiner der Artikel mehr als sechs Seiten umlassen sollte 
und jeder derselben deshalb mit lexikalischer Kürze abgefasst 
werden musste. Man wird die Erwägungen verstehen, die hierfür 
ausschlaggehend waren; trotzdem kann man sich dem Kindruck 
nicht verschliesscn, dass dies auch seine misslichc Folgen gehabt 
hat und wohl auch noch öfters haben wird. Dm Persönlichkeiten 
von überragender allgemeiner Bedeutung müssen unter diesen 
Umständen gegenüber dorn grossen Durchschnitt, den *heldcn* 
mutigen Majoren und musterhaften Oberaratmännern*, um einen 
Ausdruck Treitschkes zu gebrauchen» entschieden zu kurz kommen ; 
auch erhalten die einzelnen Artikel im ganzen etwas Schablonen* 
haftes. Ein Buch zum Lesen, im Gegensatz zu einem reinen 
Nachschlagewerk, werden die hessischen Biographien so kaum 
werden können, was übrigens wohl auch nicht beabsichtigt ist. 
Eigentümlich sind diesen ferner die bibliographischen Nach- 
weisungen, für welche offenbar möglichste Vollständigkeit ange- 
strebt ist und die gelegentlich einen ganz bedeutenden Raum 
beanspruchen, so z- B. einmal bei einem Artikel von g Seiten 
allein 4 (S. 16—25). ^ as ma S manchem etwas viel erscheinen, 
dürfte auch eher Aufgabe einer hessischen Bibliographie als 
einer Biographie sein. Es erübrigt noch zu erwähnen, dass 
alljährlich eine Lieferung der Biographien im Umfang von 15 Bogen 
erscheinen soll und je fünf Hefte einen Band bilden werden, 
dem ein alphabetisches Namensverzeichnis beigegeben werden 
soll. Man wird der Fortsetzung des verdienstvollen Werkes, das 
eine wertvolle Vorarbeit für die hessische Geschichte des iq, Jahr- 
hunderts bedeutet, mit Spannung entgegensehen dürfen. -r. 



In einer für weitere Kreise bestimmten empfehlenswerten 
kleinen Schrift: »Baden im deutscheu Freiheitskrieg 1813 
— 1814* (Karlsruhe, Friedr. Gulsch 100 S,) schildert Karl Hof- 
mann unter Verwertung der gedruckten Literatur, insbesondere 
der Zeitungen, den Umschwung, der sich nach der Leipziger 
Völkerschlacht in der Politik der Kopierung und in der öffent- 
lichen Meinung auch in ltadcn vollzog, und die Begeislcrung 
und Opferwilligkeit für die vaterländische Sache, die sich viel- 
fach in der Bevölkerung kundgab. Im Anhang wird eine Reihe 
zeitgenössischer Zeugnisse mitgeteilt. 



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