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Full text of "Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (Volume 16)"

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3eüfd)rift |,cr ©efeflfdjaft 



für 



Okfd)td)tt 



<3e<g>|efcnte* tßanb. 



98 



(SommifftonS-SBerlag ber Unit>erfität&SBud$anblunö. 
1886. 



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I 






3ufenbungen für bie Seitfdjrift werben erbeten an ben 
§erauSßeber : 

<Prof. Dr. <ß. Jpaftfe. 



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Injralt 



©eite 

I. S)ie !irdE)lid)e ihmftard&äoloflte bed Streife« Jocrjog^ 

tljum Sauenburg. 33on Dr. £f)eobor &ad& . . 1 
II. Urftmben beß ßtofterard)it>3 ju glenSburß. SScr= 

jeid&net t)on Suftijrat^ Dr. S. SBolff . . . . 195 
III. £erjOö Sodann ber Slltcrc. (Sin Seitrag jur $e* 
formation$ßefd)id&te ©djleßroiß^oföeufö: 33on Dr. 
gr. «wt^cairv ; : 205 

IV. ©truenfee's lUerarifdEje Sptißfeit. 33on Slrdjto* 
SRat^Dr. £tlle 275 

V. S)ic geiftlid^cn Sieberbidjter SdjleSttrifl * £olfteinö. 
SSon 6. Gr. ©arftenS, gJro!pft a. SD 299 

VI. Scmerfurtflen jum „limes Saxoniae ftarl« beö 
©ro&en" uon Söeger. SSon 5t Sanfen . . . . 353 

VII. SInttquarifd&e 3JliSceHen. 

1. SBon £. ßanbelmann. i. gut ©ammtung ber ^ - 
©itten unb ©ebräudje. 2. 2)er ©rofje (Sänge) $eter. 
3. 93locf3berg bei 93raaf. 4. ©cfyloperg bei £it$ufen. 
5. $8orgefd)td)tlid)e 8efeftigungen in ftolftein. 6. Slntife 
aKünjfunbe in ©d)le3foig'$olftein. 7. SÄittetalterlictye 
©olbmünjen im ©d)te3foig • §olfteinifd)en s Jttufeum. 
8. Eracteatenfunb in ©ro^SßoKftebt. 9. Mmulet.Xfjaler 
au§ bem 3)reifjigjäf)rigen Kriege. 10. ©tlberfunb bei 
bem trinfberg (fttrdjftriei ©djenefelb). 11. ©Über« 
funb üon SRantrum. 12. ©olbener Armring t>on SBip- 
ijolm. ©tellerburg 375 



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n 

©ettt 

2. SSon 3. 2Re«torf. 13. ftunbe in ©otftcin au* 
bcr lefeten tyeibnifdjen Seit. 14. (Sine Änftebelung au« 
bcr ©teinjeit am SBotfyfamper unb SBarfauer ober 
Sütjen*©ee 411 

3. »on 2B. ©plietl). 15. ©rabfunb im$ronning- 

ljj0i beim $ecferfrug neben ©cftub^ (ftircöfo. ©djleSfoig) 429 

VIII. &iftorif dje Äarte Don SHtljmarf <$en , ©berfiebt jc. 

oon ©eerj. SSon 6. ©dermann 437 

IX. 9fad&rid&ten über bie ©efellfdjaft. 

1. 3af)re$bericöt für 1885, im tarnen be3 SBorftanbe« 
erftattet t>on bem beseitigen @ecretair $rof. Dr. 

$. $a3fe 447 

2. ©eneraloerfammlung ben 16. 3)ecember 1885. . . . 451 



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liird)liil)r funftütdiiiiilagte 

be3 

Kretfes I?er3ogtfyum Caucnburg. 



«Ott 

Dr. Cfyeobor fyad) 

in Sübecf. 



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Einleitung, 



2)ie firdjltdje Siunftardjäologie ift berjknige S^eig bw 
allgemeinen SlltertljumSf unbe , toeldfjer fid) mit folgen S)enf« 
malern ber Äunft ober be$ Shmftgetoerbeä befdfjäfttgt, bie 
in näherer ober entfernterer Söejieljung ju t)em d)rtftltd)en 
$ultu3 fielen, ©ine natürliche golge ber dntttridlung, toeldje 
ber lefctere in unferer ^eimatf) erfahren f)at, ift e3, ia% bie 
jaf)lreid)ften nnb intereffanteften jener S)enfmäler bem Sttittel* 
alter iljre Sntfte^ung öerbanfen. 3lu3 biefem ©runbe f)at 
anä) bie fird)lidje ®unftard)äologie iljre Unterfudjungen Ijaupt- 
fädjlidD anf bie Qext be3 2Ktttelalter3 ju rieten, obtoof)l 
audf) naä) (Sinfüljrung ber Deformation manches Xreffltdje 
anf jenem ©ebtete entftanben ift, toeldfjeä ber Beobachtung 
totxtl) unb beSljalb gleichfalls ber Betrachtung ju unterbieten 
ift. Site ©egenftänbe, auf toeldje folclje Unterfudjmtgen 
fi<$ ju erftreden fjaben, bieten fid) in erfter Sinte bie fird)= 
liefen ©ebäube fotoo^l in iljrer gefammten Slnlage als in 
ifjren emjelnen Xljeilen bar; femer bie innere SluSftattung 
unb ©inrtdjtung ber ftrdfjlidjen ©ebäube mit ben jum ÄultuS 
bienenben Utenfilien unb bem fonftigen Äirdjenfdjmude an 
3Mlbtt>erfen, ©emalben unb anberen SDenlmälern, xodfyt gröm* 
migfeit unb $ietät in bie Äirdjen ober ju firdjlidjem ®e* 
braudfje ftiftete. 

5)ie nadjfolgenben Unterfudfjungen befdfjränfen fidj auf 
bie ftrdjlidEje ihmftardfjäologie innerhalb beS £erjogtljum$ 
Sauenburg. 2)ie Quellen, tt>eldE)e für eine foldEje Bearbeitung 
btö jefct ju ©ebote fielen, finben ftd) in saljlretcfjen einjel« 



* 



4 Einleitung. 

werfen jerftreut unb in ben üerfdjiebenften 3*i*f Triften nieber« 
gefegt ; fte ftnb burdjtoeg bürftig unb wenig äitöerläfftg. ßwar 
tjanbeln über Atrien unb Slöfter im Sauenburgtfdfjen mandje 
9tuffä|e in btn „@<$le3wtg=£olftein=Sauenburgifc§e^ ^rotnn= 
jiafberidjten " atö ben erften 3a^rje^nten biefeS Sa^un= 
bert» ; bod) waren Diele berfelben mir nid)t jur £anb. Anbere 
Betreibungen Don finden unb ttjren Sunftbenfmälern ent- 
halten bie „3af)rbüdjer für bie SanbeSfunbe ber ^erjogtfjümer 
Sc^fe^tDtg, §ol(tein unb Sauenburg", baS „2$atertänbifdf)e SlrdjiD 
beS £erjogtf)um3 Sauenburg u unb bie „ßeitfdjrift ber ©efell= 
fdjaft für Sc§l.=$.42auenb. ©efd)td)te"; neuerbmgS and) nod) 
ba§ „ArdjiD beS 33erein3 für bie ©efdjtd)te beS IjerjogtfjumS 
Sauenburg w ; bod) ftnb biefe Auffäfce metftenS wenig erfcfyöpfenb 
unb erforbern in itjrer Senufcung t^eilroeife grofee 23orfid)t. 
2)affefbe gilt Don ben oft fjödjft unfritifdfjen Angaben in 
Surmefter'S „ Beitrügen jur £ird}engefd}id)te beS §ersog= 
tljumS Sauenburg " unb finbet leiber aud) Änwenbung auf 
Sinfen'S „Allgemeines Abbrefc unb (StatiftifdjeS |winbbuc^ 
für baS ^erjogt^um Sauenburg" (2. Aufl. 1872). £ie reidjfte 
ausbeute an Derwertfybarem ÜKateriate für bie Dorliegeubc 
Arbeit gewährte bie mir ermöglid^te 2>urd}ftd)t unb SBenufcung 
ber Snöentare, weldje Dor nunmehr faft 10 Sauren auf ®r= 
forbern ber Siegierimg fämmtlidje *ßfarrDorftänbe ber lauen= 
burgifäen Kirnen burdf) Ausfüllung eines, freilief) als unge : 
nügenb ftdf) erweifenben, gragebogenS über *> en 33eftanb ifjrer 
ßird^en in 33ejug auf baS ©ebäube fotoo^I als bie ©inridj= 
tungSgegenftänbe u. f. w. anjufertigen Deranlafet waren. ®ie 
in jenen SnDentaren enthaltenen, in mandfjer §infid^t bodj 
ungenügenben unb oft Skbenfen erwedenben Angaben tjabe 
id) jwar in Dielen fünften auf ©runb eigener Anfd)auung 
ju DerDollftänigen unb berichtigen ©elegenfjeit gehabt, bod) 
reichten Weber $eit nod) 9Rittel f)in, Alles felbft ju fef)en 
unb ju unterfud^en. 

So fönnen benn bie nad)ftefjenben 3fiitt^eilungen feines» 
wegS beabfidjtigen bie firdjlidje Äunftardjäologie SauenburgS 
erfdfjöpfenb unb abfdjliefcenb barsufteHen. Solche« ift erft 



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©intcitung. 5 

bann mögttd), wenn burdj eine öoHftänbtge uub fad)t>er= 
ftänbige, auf genaue Slufna^men, 2Äeffungen unb 3lbbtfbungen 
geftüfcte 3nt>entarifirung ber ®unft= unb 9lftertf)um3beufmäler 
be3 £erjogtt)um3 Sauenburg eine fixere unb auäreidfjenbe 
©runblage befdfjafft ifi S3i3 baljin fann nur eine vorläufige 
Ueberfidfjt beffen gegeben werben, toa$ ba3 ©ebiet be£ jefei= 
gen Jlreifeä £eräogtl)um Sauenburg, trofc ber jerftörenben 
SBirfung von Safjrtyunberten unb trofc ber in ben festen 
Satjrjefjnten faft ft)ftematifd) betriebenen Slu^fünberung be3 
Sanbeä burdf) im Stntiquttätenljanbel, bod) aufy jefet nod) 
an firdjlidfjen Shmftbenfmäfern unb 3lftertf)ümern enthält 
9tod) immer befifct e3 barin eine gütte üon ©djäfcen, tueld^e, 
fdjon twn ben @mwof)nern felbfi wenig gefdnnt unb beadjtet, 
fernerfteljenben Greifen öon $unftliebf)abern unb (Mehrten 
größtenteils bt^er üöttig unbefannt geblieben finb, gleidf)* 
wof)I aber in ^o^em SDiafte Söeadjtung üerbienen, Wie folcfte^ 
in ber golge War hervortreten wirb. 

$)ie Slrt unb Sßeife, wie mir tf)eil£ gelegentlich bei 
gufjreifen im Sauenburgifd^en bie einzelnen Dörfer mit ifjren 
ßirdfjen unb Kapellen gletdjfam im gluge befannt geworben 
finb, tljetfö bei längerem Slufentfjalte eingeljenber befidfjttgt 
werben fonnten, ift and) bie SSeranlaffung, ba§ ber Ijier 31t 
gebenben ftjftematifdfjeu Ueberficljt feine 3lbbilbungen beige* 
fügt finb. 2)emt nur gute Slbbilbungen fönnen 9tu£en 
gewähren; foldfje ausfertigen reiften Weber meine ßeit nodf) 
Gräfte, unb fremben bewährten §änben bie §erftellung ber 
Slbbilbungen ju übertragen, war mir t>oQenb3 unmöglich 



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ftzfitz ttyxl 



Das &ivdicriQchäubt. 

h 3m SWgemeutett. 

§ 1. SBauIinie. Sage. Xitel^eilige. 

ßijriftlid()e ©itte fd^reibt befanntlidfj öon SttterS fjer t>or, 
bafc bag fird^Iid^e ©ebäube t>on Oft naä) 2Beft gerietet fein 
unb ber SUtar im Dfteu fielen foUe. 33emerfen3tt)ertf)e 516= 
tüeidE)ungen tunt biefer fog. ^eiligen SBaulinie fittbett fidO bei 
ben lauenburgifdfjen ßirdfjen nid)t; biefe finD alle jtemlidf) genau 
orientirt; nur bie ®irdje ju ©anbeSneben ift etttmS nörb* 
lidfj getoanbt. 2)iefe unb einige anbete $ird)en jetdjnen fid) 
buxä) iljre f)of)e Sage aus, tooburcl) fie ju einem SSert^eibi» 
gungSpunfte fel)r geeignet erfreuten muffen, gretlidD fe^It e3 
an SRad^taeif en , bafe bie Xfjürme biefer Äird^en mit ©cfjiefc 
fdfjarten toerfef)en, ober bie Äird^^öfe mit einer befeftigten SRauer 
umgeben getoefen feien ; bafc fie aber bennocij in Sftotfifällen 
ju 33ertf)eibtgung3jtt)ecfen benufct würben, bereifen mehrere 
Setfptele. Sn 33? öl In lie| £erjog (Sridf) IV. im Saljre 1409 
nad) errungener Uebergabe ber ©tabt bie Ätrcfye unb ben 
£irdjf)of befeftigen, mit ©efdE)ü& öerfe^en unb burdE) feine 
Ärieger befefcen. „2)o mafebe f)e en ffob Dan ber ferfen, bar 
\)t Dan »eren fdjolte be ftab jegen be Dan fabele" (Sübecfifdfje 
©^ronifen IjrSg, ö. ©rautoff. II. ©. 475). 

SSon berßtrdje ju ©anbeSneben erjagt bie münb* 
lid^e ©age, bafc fie aus ben Krümmern ber alten 93urg auf 
bem ©dfylofjberge erbaut fei, unb in ber £l)at bilbet ber nadE) 
aüm ©eiten ftarl abfaUenbe &ügel, auf toeldfjem bie Äirdfje 



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zedby G00gk 



8 $te fird)l. ^unftor^doloßte b. ftreifeS ^crjogt^. ßauenburg. 

fteljt, einen üortrefflid)en SBertfjeibigungSpunft. $ur Anlage 
üon Sefeftigungen biente im 3af)re 1693 aud) ber @t. © eorg& 
berg üor Stafceburg, unb im Safjre 1697 üerfdjanjte ftd) ber 
bamalige 93eft|er üon © üb Ott), ba feine 93urg jerftijrt toar, 
auf bem nafjen, jtuar tiefgelegenen, bodf) toon einer feften 
SKauer umjogenen bortigen $irdf)l)ofe (®obbe: ©efdf). b. 
£>erjogtf). Sauenburg III, 67). 

Ueber bie bem S3aue ber Sirdjen üoraufgefjenbe, meiftenS 
mit bef onberen geierlid)f eiten üerbmtbene © r u n b ft einlegung 
fjaben fid) Don feiner ber fanenburgifdjen ®ird)en 9iadf)rid)ten 
erhalten; felbft ba3 Saljr ber ©rünbung ober Srbammg 
berfelben ift faft überall ebenfo unbefannt, als 3al)r unb 
Sag ber feierlichen (Sintoeifjung be3 neuen ©ebäubeS. 35a 
nun aber im SKittelalter nad) fatljoltfdf)em ©ebraudje jebeS 
gotteäbienftlidje ©ebäube einem ^eiligen befonberS getueifjt 
toar, fo ttmr fold)e3 natürlich aud) in bem jum 83i3tf)um 
Sta^eburg gehörigen lauenburgifd^en ©ebiete ber gall, unb 
e3 ift nidjt unintereffant, aus einer überfid)tlidf)en 3ufammen= 
ftellung ju erfahren, tüte mannigfaltig Ijier bie Steige ber 
SEitelljeiligen getoefen ift. 2113 unbefannt gelten bie 
Patrone ber $ird)e ju Sreitenfelbe unb ber ®apelleu 
ju gufjlenljagen unb ©rambed. (Sinem jiemlidi mt= 
befannten ^eiligen, bem Slbunbuä, toeldjer inbe§ aud) im 
Sübeder $)ome einen Slltar fyatte, toar bie ®ird)e ju Saffalju 
geloeifjt; bem Styoftel 9tnbrea3 bie ju ^ubbetoörbe unb 
ttmljrfd&einlid) bie ju ©aljrnä. 35ie 1)1. Slnna mufjte fid) mit 
ber Stirdje ju Sftienborf an ber ©tednifc begnügen unb 
ber Styoftel ^Bartholomäus mit einer f leinen itapelle ju 
©alem. Sie 1)1. S?atf)arina befd)ü£te bie alte Kapelle ju 
SBi^ejee. 3n ba$ ^ßatronat ber Stirdje ju ©eeborf 
muftte fie ftd) mit bem 1)1. Element feilen. Qu Sütau 
üerbrängte fpäter ber 1)1. 35iont)fiu3 ben urfprünglid^en 
©dju^patron, ben Styoftel SacobuS; hierin liegt ein Seifpiel 
eines 3ßed)fel3 beS Stitefljeiligen üor, tüie er ftd) häufiger 
finbet unb aud) bei ber $ird)e ju ©r.SSerf entin, too ber 
Slpoftel ^ßetruS burdt) bie 1)1. SKaria SJtagbalena abgelöft 






zedby GoOgk 



$ie firtfjf. ®unftar<fjäologie b. ftreifeS &eraogtlj. Sauenburg. 9 

würbe, ftdj wieberfjolt. S)ie Äirdje ju Srunftorf war ber 
f)f. ©lifabetf) geweift tmb bie ju ©df)Warjenbed bem f)t. 
granciScuä. ©er bitter @t. ©eorg, bem bie Äirdje $ötrau 
(uor ober nadf) bem f)l. ©ertmtiuS) unterfteßt war, gab fogar 
bem @t.®eorg3berg öor 9ia$eburg nad) feiner bort be* 
fmblid)en Äirdje ben tarnen. Sßäfyrenb ftdE) ber ffi. SacobuS 
ju |>amwarbe in bem 33efi|e feiner $atroneigenfd)aft 
erhielt, mufjte er, Wie wir fdjon fafjen, ju Üütau fpäter 
bem t)l. ©iont)ftu3 weisen. $>em Säufer 3of)anne3 waren 
bie Stxxfyen juSrumeffe unb ©t er l et) gewibmet, waf)r- 
fdjeinlid) aud) bie ju ©ie beneiden unb bie Kapelle ju 
©djnafenbed; Ijier finbet fid) nämlid) in beiben gäfien 
nur „ber f)l. 3ol)anne3" als Sitelljeiliger angegeben, ofyne 
nähere 93ejeid)nung, ob ber Säufer ober ber (Süangelift ge- 
meint fei, wetd) legerer fonft im Sauenburgifd&en af£ Sitel* 
^eiliger nidf)t genannt wirb. 91m f)äufigften war bie 3mtg* 
frau ättaria jur Patronin erwägt unb erfdjeint afö fofdje ju 
SSaftljorft, 93üd()en, ©ubow, Säubern eben, Sieben* 
bäumen unb Sßortf). 3ttef)rfad) waren ®irdjen aud) ber 
SRaria SKagbalena geweift, nämlid) in ber ©tabt Sauenburg, 
in 9Kufiin unb Salfau; ju ©r. Serfentin trat biefe 
^eilige fpäter an ©teile be3 2tyoftel3 $etru3, welchem aufeer- 
bem bie ©tabtfirdje ju SRa^eburg unb bie ®ird)e ju 
©ülfcow geweift waren, weäfjalb ba3 ©ül^ower Äirdjenftegel 
einen au3 SBolfen Ijerüorragenben, mit einem ©djlüffel be* 
waffneten Slrm jeigen foH. $)er f)f. 9tifolau3 war $itel= 
^eiliger ber Stirnen ju §ol)enf)om unb ju SKöün; in 
festerer ©tabt fanb fid) aud) eine $ird)e be3 ^eiligen ®eifte3 
nebft bem ftetö baju gehörigen ©pital. 3m SSifitationS* 
protofoll üon 1564 wirb ber 1)1. ©erüatiuS als ©dfufcpatron 
ber $ird)e ju ^ßötrau angeführt, bie fonft al3 bem 1)1. 
©eorg geweift galt. 2lu3 ber SKetropole 93remen in baS 
©uffraganbi3tt)um 9fta$eburg tierübergenommen erfdjeint als 
Siteltjeiliger fd)liepd) uod) ber Patron Don 93remen, ber 
fjeilig gefprod)ene erfte bremtfdje 33ifdf)of SßilleljabuS; it)m 
war bie $ird)e ju ©r. ©rönau geweifjt, we£f)alb aud) bie 



Digiti 



zedby G00gk 



10 $te fird&I. fhmfiarc$äoloöie b. Greife* fcetaoaty. ßanenburß. 

größte ©focfe bafeCbft aus bem 3af)re 1497 nod) f)eute in 
i^rer 3nfdE)rift ben «nruf entt)äft: „Sancte Willehade ora 
pro nobis." 

§ 2. ©runbform unb Stttöeau bcr SHrdjen. 

S)a bie fauenburgtfctjen Atrien meiftenS länbfidje 

^farrfird^en ober gMaleu fold^er waren, fo ift bie ®runb* 

form berfetben burd&toeg eine fefyr einfache: an ba3 mit 

wenigen foäter ju beft>red)enben 2lu3naf)men ftetö nnr ein» 

fd&iffige £angt)au3 fdfjriefct fidj im Dften ein etwas fdjmäleres 

faft quabratifdjeS SirtarfjauS an, tt>eltf)e3 ben SRanm audj 

gegen Dften gerablinig abfcpefjt. SKur oereinjelt OBüdjen, 

SÄöIIn) fdfjeint fjier eine fjalbrmtbe Sfpft^ angefügt, nnb 

audj eine toeftlirfie S^urmanlage nur in feltenen gäHen in 

bem urfprängfid^en SBaupfone öorgefefjen getoefen ju fein. 

SSon £)orffirdjen machen Ijier nur ®r. 83er f entin unb 

Sütau eine 2lu3naf)me, wie and) bie ©tabtfirdien ju SJiöIIn 

unb ßauenburg. $m übrigen toeidjen audj bie lefcteren 

nidfjt toefentlidj fcon ber allgemeinen ©runbform ber Saub= 

firmen ab, unb fo finbet fidj benn im Sauenburgi* 

fdfjen feine einzige Äircije, bereu ©runbform auö= 

geprägt bie ©eftalt be£ ^reuseS barböte. Sie 

Stnorbnung eines öuerfjaufeS fetjlt Ijter ebenfo, wie jegrtdje 

©pur einer boppelcfjörigen Stnlage ober eine3 9iunbbaue§. 

Obtoo^l eS ateffteger gelten fann, baf$ ba3 Sfttöeau 

ber ®irdje mit bem fie umgebenben ßird)f)ofe giemlid) in 

gleid^er @bene liege, ober baf$ t>on biefem gar einige ©tufen 

ju ben eingängen be3 ©ebäubeS öinanfü^ren, giebt e$ ba&on 

bodj audj im Sauenburgifd&en SluSnaljmen, fo baß man öon 

bem umgebenben Xerraht in ba3 fttrdjengebäube fjinabfteigt. 

3u bem alten Sßeftyortare in ber ftirdje ju ©t. ©eorgS* 

berg führen U, xoenn and) niebrige, 33atfftetnftufen fjinab, 

unb bei ber ©übtfjür ju ©terle^i fteigt man auf 4 ©tufen 

in ba$ Sangf)au3 nieber; audj in ber alten ^apette ju 

©djnafenbetf Tag ehemals bie SEPrfdjtoeUe niebriger als 

ber fie umgebenbe (Srbboben. ©in ©runb für fold^e Anlage 



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$te fitdjl. ftunfiardjäoloöie b. ftretfeS §eraogtf). ßouenburg. 1 1 

i[t fdjtoer einjufeljen, ba toon ben genannten 93eifpietat nur 
bei @t. OeorgSberg bie Sterrainüerfiältmffe als maßgebenb 
lönnten betrautet werben. 

II. 2)a8 Sfrdjettflefcänie in fernen einjelnen feilen. 

§ 3. SDaS SlltarljauS ober ber (Sf)or. 

S)en tüid^tigften 33eftanbtf)eit eine$ SltrcijengebäubeS 
bilbet in innigfter SSerbinbung mit ber etwa toorfjanbenen 
Styfis ba3 9lltarf)au§, welches in ben Slften ber ßirdfje ju 
©anbe&teben „bie Stttarf apeße " genannt, fonft häufig afö 
„bie Heine Äirdje", ba$ „9ttlerf)eiligfte" ober meiftenä ftf)Ied£)t= 
f)in al§ ber ,,(£f)or" bejeidjnet wirb. 

$)ie für bie ^ßeriobe be3 romanifdfjen ©tile3 bejeid)= 
nenbe niebrige Ijalbrunbe SlpfiS atö öftlicljer, ben §auptaltar 
umfpannenber 2lbfd)Iuß be3 SKrcfjengebaubeä war an ben 
lauenburgifdjen Äircfyen nid)t üblidj. 9Jtan nimmt an, baß 
fie an ber Oftfeite be3 bem romanifdfjen Uebergang^ftile 
angefangen alteften SEljetfeS ber $ird)e ju 33 fidlen urfprüng- 
lidfj toorfjanben gewefen fei, unb bie Slnorbnung ber Jamalen 
genfter in ber £rennung3wanb jwifdf)en bem alten unb bem 
neueren Xfjeile ber ®ird)e, redjtS unb linfö neben bem beibe 
Steile jefct oerbinbenben weiten Sogen, läßt foId)e Slnnaljme 
nidjt unwafjrfdjeinlid) fein. Sebenfalfö mußte bie StyftS, 
wenn urfprünglidj toorfjanben, bei ber Vergrößerung ber 
Jiirdje in fpätgotf)ifd)er $eit weisen, wobei bie Sirdje ben, 
foweit mir befannt, im Sauenburgiftfjen einjig baftef)enben 
potygonafen ©djtuß be$ StttarljaufeS erhielt. 

2)a3 einjige erhaltene Seifpiel einer ijalbrunben 3tyfi3 
bilbet unter ben lauenburgtfdjen Sirenen bie ©t. !ftifoIaifirtf)e 
in SKölIn; bod) ift bie jefcige SlpfiS entf Rieben jünger ab 
ba3 ben romanifdjen Uebergangäftil jeigenbe 3IItarfjau3. $)er 
93ewei3 tjierfür läßt ftd) ttjeitö fdfjon aus ber gotf)iftf)en ©e= 
ftalt ber genfter ber 2fyfi3 fowie ber in ben Seibimgen ber= 
felben öerwanbten gormfteine, ttjeilS barauS entnehmen, baß 
biefe Styfte jebeg ardjiteftonifdjen ©djmucfeä, jeglicher ®lie» 



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12 $ie firdjf. Ihmftardiäofogfe b. tfretfeS fceraogtlj. ßauenburg. 

berung burcf) Sifenen rntb jtüijc^engefpannte Sogenfriefe ent* 
befjrt, mie foldje bodf) am Slltarljaufe fetbft ftdf) jum ©cfymucfe 
angebracht finben. 9lud) fdjeint bie jefetge SlpfiS mtorganifdf) 
in bic Dftmanb be3 Slltarljaufeä fyineingejmängt unb ju grofc 
gegen beffen Sreite angelegt. 2Bat)rfd)emIici} (nnb in SRücf- 
fufct auf ben nod) als romanifdjer, an ben flauten mit SRunb- 
ftäben befefeter £albfrei£bogen öorljanbenen Sribunenbogen, 
mof)t gemifc) ift e£, bafe bie jefcige StpftS an bie ©teile einer 
urfprünglidfj fdjon toorljanbenen getreten ift. §öd)ft beacf)ten§« 
tuerrt) aber bleibt tjierbei bie Stfjatfacije, bafi biefe fjalbrunbe 
SlpftS überhaupt l)ier fiel) nod) toorfinbet ; benn fie fd^eint ba$ 
einjige 93 ei f pi et einer tjalbrunben SlpfiS mit 
gott)ifd^en formen ju bieten. 

SBenn nid)t ba3 fdjlicijt mit ftfjräger Seibung toerfeljene 
Stunbbogenfenfter ber geraben Dftmanb be3 9Htarf)aufe3 ju 
@t. ©eorgäberg fidf) afö gleichaltrig mit ben übrigen 
genftem unb ber ganjen Äirdjenanlage au&oiefe, toürbe man 
geneigt fein anjunefjmen, baft and) biefe Sirene urfprünglidf) 
eine 9lpft3, unb jmar toon ber öoßen Sreite beö SUtarljaufeS 
befeffen fjabe ober borf) fie §abe erhalten fotlen. 3)enn ent* 
fpredfyenb bem Triumphbogen biefer Äirdje ift fjier ofttoörtö 
tjinter bem öftfidtjen ©dtjilbbogen be3 ßljorgetoölbeS ein breiter, 
in ber ^ämpferplje toon einem SRunbftab umjogener £alb= 
fretebogeu gefpannt, meldjer nunmehr mit ber gerablinig 
hinter i^m gejogenen Ofttoanb eine tneredftge 9iifd)e t>on 
ber breite be$ S£riumpf)bogen3 tjerfteßt. SBenn t)ier in ber 
Xfyat feine befonbere Slpfte ftdf) anftf)tof$, mithin ber £alfc 
fretebogen ein eigentlid&er Sribunenbogen, toie jener ju SWölIn, 
nicf)t getoefen märe, fo biente 'biefe breite toieredige über* 
mölbte SRtfdje toof)l redf)t eigentlich als SHtarmfdje, in melier 
jomit eine im Sauenburgifdfjen einjig bafte^enbe unb in fiel) 
ijöcfyft eigenartige ©ejialtung be£ 9lltart)aufe3 vorliegt. 

3)a3 3tttart)au3 felbft t)at in ber Siegel eine ftreng ober 
bodj faft quabratifcfye gorm, namentlich in ben Jtirdfjen, 
toetdje ber romaniftfjen *ßeriobe nä^er ftefjen, toä^renb eine 
größere Sängenau3bef)nung beffelben im 93erf)ältnif3 jur SBreite 



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$>ie ftrd)I. Sftmfiardjäologie b. $reife3 ^ergogt^. Sauenburg, 13 

meljr ben gotfjifdjen sßrtnjipieu entfpridft unb tüenigften^ 
biefen Xf)eil be§ ®irdjengebäube3 ber *ßeriobe ber ®otf)if 
ober bod) be3 gotf)ifdE)en UebergangSftileS jutoeifen läfct. 
SefctereS ift j. 93. ber gaU ju ©r. ©rönau. $ter ftnb im 
Slltarfyaufe bie Sämpfergefimfe nod) rein romantfd) gebilbet, 
aber aufeer ben überaus fdjtanfen ©pipogenfenftern unb 
anbern ©etatfö läfct fcfjon bie ©runbform be3 länger geftrecfteu 
2Iltarl)aufe3 biefeS jünger mtb ber gotf)ifd)en ^eriobe näf)er= 
fteljenb erfdjeinen, als ba$ quabratifd)e fpätromanifd)e Stltar* 
IjaiiS ber tird)e ju SJiöltn. $)a3 9Htart)au3 ju ©t. ®eorg& 
b e r g ift, otjne bie 2tltarnif<f)e, ein toenig mefjr breit al3 lang. 
2)urd}tneg ift ba3 9Htarf)au3 mit ©inern ©ett)ölbe über* 
fpamtt; in SJtuftin, too baffelbe ben Sftamen „bie Meine 
Sirene" füfjrt, ift jebod) burd) einen öuergurtbogen bie 2)ecfe 
in jttei ©etoölbe geseilt. 

• S3ei faft allen in bem 33ereid)e unferer Unterfnc^nng 
liegenben Äirdjen befdjränft ftd) bie übliche ©rl)öf)ung be3 
9lltarl)aufe3 über ba§ Sfttoeau be3 2angf)aufe3 anf bie getoöfyn* 
lic^e Slnjatil üon einer ober, tüte g. 83. in ©eeborf, üon 
jtoei ©tufen. 9lur bie Sirene ber ©tabt Sauenburg macf)t 
\t%t t)ierm eine 2lu3nal)me, inbem f)ier ber ganje ßfyor be= 
beutenb l)öf)er liegt, ©oldjeä ift burd) bie erft lange nad) Sr* 
bauung ber Sirdje l)ier im Sa^re 1599 angelegte, unter bem 
2Utarf)aufe befinbltdje „gürftengruft" üeranlaftt. ©ine eigene 
ltdje Ärtjpta Ijat ftdj nie in einer lauenburgifdjen Sirene be* 
funben, ebenfott)enig ein bie ©Reibung üon 2lltarljau$ unb 
SangljauS marfirenber ttrirflidjer Settnerbau x ). 93ielmeljr ftefjt 
in fämmtlirf)en Sirenen ba£ SlltarfyauS mit bem ßangljaufe 
lebiglidj burd) einen leiten unb breiten, metftenä aud) jiem* 
lid) f)of)en Sogen in SBerbinbung, toeld)er „£rmm#)bogen" 
genannt nrirb, unb enttoeber ganj fdjlid)t ift ober an ben 
Slufcenfanten mit feinem SRunbftabe eingefaßt, an ber Srnten^ 
ftäd)e mit einem SämpfergeftmS umjogen, häufiger aud) tooljl 



*) lieber einen folgen früher in ber ttrdje gu Sauenburg 1699 
ttorfjanben geroefenen f. S tnfen $anbbudj ©. 594. 



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14 5)ie firdjl. &unftard)äol0gie b. Shreijeä &er5ogttj. Sauenburg. 

nflt formaleren auf Sonfolen rufjenben ©urtoorlagen tjerfeljen 
ift. gaft immer liegt ber ©djeitel be3 2riumpf)bogen3 unb 
fein SMmpfergefimfe um ein (5rljeblid)e3 niebriger, als bie 
©d&eitel, bejto. bie ßämpfer ber ®urt* unb ©dfilbbögen im 
Sangfyaufej häufig fefct ber 2riumpf)bogen felbft niebriger 
an als bie Kämpfer be3 ®ett)ölbe3 im Slltartjaufe. 

§ 4. 3)a£ SangljauS. 

2)a3 Sangljauä, bei einfd)iffigen Äirdjen audj fdf)ledf)t= 
toeg „ba3 ©djiff" genannt, bilbet überall ein gegen ba§ 9lltar= 
IjauS in ber SängSridjtung fidj erftredenbeä Sied^ted. $)a£ 
für größere Surfen gebräud)lid)e SBerpltnife, ba$ ba3 Sang* 
fyauS bie breifadje Sänge be3 SIltarf)aufe£ tjat, finbet fid) j. 83. 
in bm Stirnen ju 33reitenfelbe, ßrumeff e, ©t. @eorg3= 
berg unb urfprünglidj audj looljl in ©eeborf fo jiemlid) 
befolgt. SSei ben meiften anberen Sirdljen, unb audj in 
9Kölln, ift ba3 Sangl)au3 annäfjernb nur boppelt fo lang 
als ba3 2Htarf)au3. 

, diejenigen Äirdjen, toeld)e einen belebteren ©runbrife 
auftoeifen, öerbanfen benfelben namentlid) einer burd) 3n>tftf)en- 
ftüfcen fjeröorgebradfjten Stellung be3 Sangf)aufe§ in mehrere 
©djiffe. Ueber bag 33erf)ä(tmf$ ber breite beS $auptfdjtffe£ 
ju ben ©eitenf Riffen, ferner ber $öl)e ju ber Sänge unb 
breite fefjlt e£ bis \t%t an ben erforberlidjen genauen 3luf= 
nahmen unb ätteffungen. SBo ©eitenfdjtffe öorfyanben finb, 
toie in 93üdfjen, »reitenfelbe unb SKölln, Ijaben fie 
bie Sänge beS $auptfd)iffe3 unb finb im Dften gerablinig 
gefdjloffen; SRebenapfiben finb nirgenbs öortjanben. 

SBo eine Teilung beS SangfjaufeS in mehrere Skiffe 
$lafc greift, ttrirb enttoeber bie bafilifale Slnlage mit ert}öl)e= 
tem 3Kittelfd)tffe unb niebrigeren ©eitenfdjtffen beibehalten, 
ober fämmtlid^e ©djiffe Ijaben gleiche ober bodj faft gleite 
$ölje, laffen affo baä SangljauS als §>altenftrd)e erfdjeinen. 
(Sine Slirdje toon rein bafilifaler Stnfage ift nun im lauen* 
burgifd)en ©ebiete mdt)t t)ort)anben; benn audj bie SWfolai* 



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$ie ftrdjl. Äunftarcpofogie b. Greife! ^crjogt^. Souenburg. 15 

firdfje ju SKöUn tyatte urfprüngtid) neben bem ersten SJiittel* 
fd^tffe nnr ein niebrigereS ©eitenfd)iff an ber SRorbfeite; an 
ber ©übfeite fehlte ein fofd^e^ unb erft burcfy ben ju (Snbe 
be3 15. SafjrljunbertS erfolgten gotfyifdjen Slnbau be3 jefctgen 
mit bem 3Kittelfd(jiffe gteidE) fjofjen ©übfettenfdjiffeS, weldjeS 
naty nodf) erhaltenen ©puren urfprüngltdj audfj neben bem 
6f)ore fidf) Ijinaog, — worin fdfjon ein SBibertyrucf) mit bem 
bafilifalen ©dfjema liegt — ift bie $ird£)e ju einer breifdjtffigen 
geworben. Sie einzigen 93etfptefe einer urfprünglidt)en brei* 
fd)iffigen Slnlage bieten bie bem ©djema ber $aüen!ird(jen 
in 93ejug anf baS Sang§au3 folgenben S?ird)en ju SBretten* 
felbe nnb ju S3äd^en, nnb jwar bie festere ®irdf)e fowoljl 
in iljrem romanifdjen ate in ifyrem fpätgotf)ifdjen Steile. 

SSon befonberem Sutereffe ift ber ®mnb= nnb Sfafrife 
ber ft)mmetdfdj jwetfdjiffig angelegten Äirdjen, 
beren Sangf)au3 burd) eine mittlere ©tüfce ober Stubenreine 
in jWei gleichmäßige ©djiffe gefonbert erfdfjeint. Jtircljen 
biefer Slnlage finben fidfj in $)eutfd)lanb nnb aud) in ber 
Umgebung Sauenburgö jtemltd) häufig, auf ©otlanb foE 
biefeS ©Aftern fogar faft bie SRegel bilben; aud) in bem 
©ebiete be3 |>erjogtt)um3 Sauenburg felbft befinbet fid) ein 
berartigeg SBeifptel, nämlid) ju ßrumeffe. 

S3ei biefer bem romamfd)en Uebergang§ftile entftammenben 
ftirdje wirb ba3 £angf)au$ burd) jwei ©tüfcen ber Sänge 
nadfj in jwei Hälften geseilt unb jwar in foldfjer SBeife, 
bafc im ©anjen fieben ©ewölbejodje entftefjen, öon benen 
bie toier Weftlid)en mit Äreujgewölben, bie brei öfttidjen jebocf) 
mit fpf)ärifd^en ©reteden eingewölbt finb. ©a nämlid) ba$ 
Sangljauä gegen Dften mit bem Slltarfjaufe burd) bie grofte 
Deffnung be3 £rtumpf)bogen3 in SSerbinbung ftel)t, fo wäre 
e3 fowof)l fünftlerifdj toerwerffid) als aud} fonftruftifc bebenf* 
lid) gewefen, einen ©urtbogen in ber 9Ktttelad(jfe be£ Sang« 
IjaufeS in gleicher Sßetfe wie bei ben weftlidjen ©ewölbejodjen 
aud) öon ber öftlid)en ©tüfce au$ in ber Sftidjtung naö) 
Dften gegen bie Dberwanb be3 £riumpf)bogen3 f)in ju 
fdjfagen unb ju beiben ©eiten biefeä ©urtbogenä wie bei t)tn 



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16 $te ftrdjl. ftunftardjäofogte b. Äretfeg ^er^ogt!). fiauenburg. 

übrigen Socken SreujgetDöIbe einjufpannen. *) ©er Slrdfiteft 
mufete alfo auf ein anbereä 2Iu3funft3mittel bebadf)t fein; er 
fd)Iug Don bem Dftpfeüer gen Dften ijut jtoei ©urtbögen, 
unb jtüar in biagonaler biDergirenber SRidftung, namlidj ben 
einen in bie ©üboftecfe, ben anberen in bie -Korboftecfe be3 
Sangljaufe3, too. benn biefe Sögen autf) bie erforberlidfjen 
SBiberlager fanben. ©iefe 2lrt ber 33ogenfpannung — mobei 
bann bie baburdj entftanbenen brei Sftäume Don breiedigem 
©runbriffe bementfpredfjenb mit fpfyäriftfjen Sreieden ein= 
getoölbt würben — verlangte nun aber ifyren 2lu3bru<i and) 
fdjon in einer entfpredjenben ©lieberung ber öft(itf)en @tü£e 
felbft; aud) biefer Slnforberung ift ber 5lrd)iteft geredet ge= 
Sorben. Srrig nämlid) ift bie, auf SßriDatmittljeifungen be3 
Derftorbenen SMerS S. 3. SKilbe gegrünbete Stngabe (bei 
ßo£'. Äunfttopogr. ®eutfd)l. I, 151 unb fyiernad) bei Dtte: 
®efd>. b. roman. Saufunft ©. 655, unb $anbb. b. ®unft= 
Slrdjaol. (5) II, 237), bafc in ber Srumeffer Stirdje bie 
Pfeiler au3 ad)t Sienften beftänben. 2)er Söeftpfeiler freUid) 
ift au3 ad)t ©teuften jufammengefetjt, Don benen bie Dier 
ftärferen bie SängS* unb Quergurtbögen tragen, au3 ben 
üier fdjtoädjeren aber bie fdjarfen ©rate ber ©etüölbe er= 
ttmdjfen. 25ie öftlidje ©tü£e bagegen ift au£ neun ©ienften 
jufammengefefet, Don benen brei ftarfe bie Quergurtbögen 
uni ben nad) bem Sßeftpfeiler fpannenben SängSgurtbogen 
tragen, bie Dier fd)tt)ad)en ebenfalte ben ©raten bienen, bie 
jtuei öftlidjen ftärfer Dorfpringenben S)ienfte aber bie beiben 
biagonalgefpannten ©urtbögen aufnehmen. 93ei bem 2Beft= 
Pfeiler finb, foDiel id) ermitteln fonute, bie Dier ftarfen 
SDienfte mit einem Sftabiuä Don 6 ßoH Süb. (= ca. 14,4 cm), 
bie Dier fd)tt>adjen mit einem folgen Don 4 x / 2 $oll (= ca. 10,8 cm) 



2)iefe berroerfltdje SInorbnung fdjeint trofebem Derfud^t p fein, 
unb jtuar in ber aus ber romamfdjen Seit ftamtnenben (1846 jebod) ab- 
gebrochenen) äroeifdjtfftgen ®trdje ju Sullftorp in ber fcötüebifd&en 
5$roöütä ©djonen. $ier ruhten (nad) 93 runtuS: Skaanes konsthistoria 
p. 191) bie fedjg ftreuageroölbe auf einem nafje na$ SBeften gerücften 
SRunbpfeiler unb einem großen Fragebogen (bärbaage) gegen Dfien Ijin. 



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2>ie lixdjl ßunftardjäologie b. Greifes ^ergogtl}. SouenBurg. 17 

gefdf)lagen. SSiel belebter ift ber Dflpfeiler. |>ier fjaben einen 
StabiuS üon 6 ßoü bie brei ftarfen SDienfte unb bie füb* 
unb norb * öftlid&en, welche jeboc§ ftärfer etngebunben finb, 
unb baburd) fd£)tt)äd£)er erf feinen; bie füb* unb norb*toeftlid}en 
2)ienfte fyaben einen SRabtuS t>on 8 ßoE (= ca. 19,3 cm), 
finb aber gleichfalls ftarf eingebunben; bie beiben öftlid()en, 
bie ©tagonalgurtbögen tragenben 2)ienfte, welche jiemltd; 
frei üortreten, f)aben einen SRabiuS t>on je 5 1 /, ßoE (= 13,2 cm), 
©o fteßt fid) benn biefe ©tü$e als ein anmutig belebtet 
©äulenbünbel bar, unb bereift bie edjt fünftlerifd^e Söfung 
ber bem Söaumeifter gefteEten Aufgabe. 

Sind) bie jum gürftenttjume Stafceburg gehörige, toof)l 
au§ bem Slnfange beS 13. 3af)rl)unbertS ftantntenbe ®irdje ju 
©djlagSborftft ftjmmetrifdj Jtoeifdjiffig angelegt; aud) l)ter 
laufen öon ber Dftftüfce nad) bem Slltar^aufe ju jioei (Surt* 
bögen in biagonaler SRidjtung, aber fie tuenben fid) nidjt 
gegen bie (Stfen beS SangljaufeS, fonbern ju beiben ©eiten 
ber Iriumpfybogenöffmmg gegen ben $unft, tuo bie t)inter= 
liegenben ©eitenmauem beS fdjmäleren 2lltarf)aufeS als 2Btber= 
lager bienen. @o entfielen i)kx ftatt ber 3 breiedigen SRäume 
ju ©rumeffe, trielmefyr an ber -Korb* unb ©übfeite je ein SRaum 
t>on trapejförmigem ©runbriffe, unb nur ber mittlere SRaum 
jnnfdfjen tiefen bilbet ein S)retetf . 2lud) ift Ijter in ©dfjlagSborf 
bie öftlidje ©tüfce nur aus t>ier §albfäulen jufammengefe^t, 
aus beren öftlidjer beibe $)iagonalbögen aus bem gemeinsamen 
Kapitale etttmdjfen, fo baft t)ier bie Aufgabe beS 9lrd)iteften 
Diel weniger fünftlerifd) gelöf t erfcfyeint, als gu Srumeffe. 

SIEer SBa^rfc^einlid^teit nad) war baS gleiche SBerfaljren 
tt)ie in ßrumeffe urfarüngltdE) aud) nod) an einer anberen 
lauenburgifdjen Kirche jur Slnwenbung gelangt, nämlich ju 
©eeborf am ©djaEfee. $)ie bortige ßird)e beftefyt jefct 
aus einem wenig oblongen Slltarfjaufe, weldjem fid) an ber 
©übfeite, burdj eine SRunbbogentpr üerbunben, eine f leine 
©afriftei öon quabratifdfjem ©runbriffe anfdjltefet. 2)urd) 
einen breiten @pi$6ogen öffnet fidt) ber Slltarraum gegen 
baS SangliauS, bejfen größerer öftlicfyer £f)eil öon einem 

2 



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18 $ie ftrdjl. ^unftardjäologie b. ftreifeS ^erjofitf). Sauenbnrg. 

toeitgefpaunten Slreujgetoölbe überbecft ift. ©egen SBeften 
l)tn ift in einem SIbftanbe üon ca. 4 SKeter Don ber toeftlidjen 
Umfaffung3mauer burd) jtüei jiemlid) tocite, anf einem ad)t= 
edigen (tfyeitoeife je^t eutftettten) Pfeiler ruljenbe, im ©pi|: 
bogen überbedte Deffnungen gleid)fam ein SSorraum t>on 
queroblonger ©eftalt abgeseift, toeldjer burd) eine Zijüx in 
ber meftlidjen Stußenmauer feit 1872 mit bem bamatö nen 
bauor erbauten polygonalen Sturme in SSerbinbung ftefyt. 
Slltarraum unb ©afriftei finb mit einem Sfreujgetoölbe über-- 
bedt, beffen Stippen quabrattfd)eu Guerfdjnttt fyaben. 2)a3 
®reujgett)ölbe be3 öftlidjen ßangtjaufeä \)at bimförmig profilirte 
kippen. (Sin großer red)toinflig profilirter £>albfrei£bogen 
üon ber ganjen breite be3 Sangf)aufe3 überfpannt bie beiben 
jnm Torraum füljrenben ©pi£bögen. 2)er SSorraum felbft 
tft t>on jtüei jiemfidj fyodjbufigen , mit Stippen öon quabra= 
tifdjem £luerfd)nitte üerfetjenen Äreujgen)ölben überbecft, welche 
burd) einen öon bem Pfeiler nctd) ber tueftltc^en Umfaffungä- 
matter gefdjfagenen fpt|en ©urtbogen fcon red)tttnnftigem 
Profile üon einanber gefdjiebeu finb. 35iefer ©urtbogen rutjt 
an bem Pfeiler toic an ber SBeftiuanb auf fräfttg t>orfpriugenben 
Äonfolen. 

@3 ift nun jtueifeEod, bafc ba$ bimförmig profilirte 
©etoölbe be£ öftltdjett SangtyaufeS tocit jünger ift, atö bie 
red)troinflig proftlirten ©etüölbe be$ 2Utarf)attfe3 unb be3 
SSorraume^, ttmfjrenb anbererfeitö bie ©leidjattrigfeit ber 
lederen ebenfo außer ßtteifel ftc^t. £>ier brängt ftdj alfo 
bie grage auf, toie urfprünglid) bie Ueberbedung be3 Saug* 
fjaufeä befdjaffen getoefen fei? S)ie Slntoort fann ntdjt fd)toer= 
fallen; offenbar fjatte and) fyier eine mit red)troinflig profi= 
lirten Stippen t>erfel)ene Uebemölbung ftatt gehabt; benn 
nod) finb ©puren fcorljanbett, ba§ fämmtlidje 93ögen im 
Saitgljaufe ebenfo redjtroinfligeä Sßrofil Ratten, tute fofdjeS 
bei ben @d)ilbbögen, ©urtbogen unb Krettsrippen be3 3lltar= 
ijaufeä unb be3 SorraumeS, fotüie bei bem großen £albfrei£= 
bogen ber gall ift. Stber, fragen toir heiter, toar e3 nur 
e i n ©etoölbe, toeldjeS bzn großen Staunt be3 öftlidjen Sang- 



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$ie ftrdjl. Shmftardjciologie b. ftreifeS &er$ogtf). Sauenburg. 19 

IjaufeS übermannte ? ©ine genauere Betrachtung beS jefct SBor* 
fjanbenen füljrt ju einer SBeweinwtg biefer grage unb legt 
bie fafl jur ©ewififyeit werbenbe 23ermutf)ung nalje, baf$ bie 
Äirdfye ju ©eeborf urfprünglitf) ein jweif<f)ifftge£ SangfjauS 
fyatte, beffen toeftlid^fte ©ewölbejocfye nod) in beut mefyr-- 
genannten S3orraume erhalten finb. 

©d)on bie gegenwärtige ©eftalt beS ©runbriffeS erregt 
SSenounberung ; benn eine berartige SIbtfyeilung eines SBor* 
raumeS würbe nid)t nur im Sauenburgifd^en, fonbern in 
weiten Umfreifen ööttig tJereinjelt baftefjen. Sbenfo einzig 
erfdjeint bie £t)atfad)e, bafc ber öftlidje Stfjeil beS ©eeborfer 
2angf)aufe£ mefyr breit als lang (nämlid) 9 ju 8 äKeter) ift, 
welche Anlage gegen alles ^erfommen öerftoften unb bie 
SBejeidjmmg „SangfjauS" oeri)öf)nen würbe. 93erbätf)ttg er* 
fdjeint audf), bafc in ber Sftorboft* unb ©üboft*(£cfe beS Sang* 
IjaufeS bie ©ewölbeanfäfce je$t in ööllig unfdföner unb gänjlid) 
unmotitrirter SBeife bewerf fteHigt finb; benn für bie aus itjnen 
emporwadjfenben fdjmalen gotfjifcijen kippen finb fie toiel ju 
breit unb fd£)Werfällig unb tragen beutliäje ©puren, ba% fie 
urfprünglidf) anbere $wecfe ju erfüllen nnb ftärfere Sögen 
jtt tragen fjatten. $ief)t man nun * n Setrad^t, ba% baS 
öftltdje SangljauS eine Sänge t>on 8 9Retern Ijat, unb baft 
in bem SSorraume bie (Sntfernnng öon ber weftlid£)en Um= 
faffungSmauer bis jur SJlitte beS bie beiben ©pi$6ögen 
tragenben ad} tedigen Pfeilers 4 SKeter beträgt, alfo genau 
bie $älfte ber Sänge beS Sangf)aufeS, fo brängt fiel) bie 
Ueberjeugung auf, bafj urfprünglid) aud^ in ber SJiitte beS 
SangfyaufeS eine, bem nodj toortyanbenen Pfeiler entfprecfjenbe, 
©tü|e mit jwei auf it)r rutjenben ©pifcbögen unb biefe über<- 
fpannenbem £albfreisbogen toorfjanben gewefen fei. Sßefentlidj 
unterftüfet wirb biefe Stnnatjme burd) ben Umftanb, ba% 
man nod£) jefet in ber Siorbweftede beS Sangf)aufeS bei bem 
großen $albfteiSbogen einen mefyrfadf) geglieberten, ben Äon* 
folen im SSorraume äf)nlidf)en, fcmfolenartigen SBorfprung 
fiel)t, welker offenbar jur Stufnafjme oon 83ögen beftimmt 
war, mit ber jefcigen lieber Wölbung beö Sangfytufeö aber in 

2* 



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20 $ie fird^I. Shinftardjäoloßie b. Greifes $ersogtf). fiauettburg. 

feiner SBerbinbung fleljt. 3)urd& bic annähme einer ©tüfce 
auü) in ber SWitte beö jegtgen Sang^oufeö würben oon ber 
wefilidtjen Umfaffungömauer bis ju bem Sriuntyljbogen l)in 
brei Slbtfjeilungen t>on je 4 3Keter Sänge fidj ergeben. S3on 
biefem jweiten Sßfeiter Rannten fid^ bann, wie in ßrumeffe, 
jwei fräftige ©urtbögen in biagonaler SRidjtung nadjj ber -Rorbofc 
unb ©übofcgdfe, unb fomit würben aud& bie fiarfen unb 
breiten ©ewölbeanffifce in jenen ©den, weil bann jur aufnähme 
biefer fiarfen Sögen befiimmt, bie genügenbe ©rflärung nnb 
SRedEjtf ertigung gef unben fjaben. 83ieHeid)t f önnten SRadfjgrabungen 
unter bem gufeboben nodfj bie gunbamente biefer ehemaligen 
öftlidfjen ©tüfce im Sang^aufe aufbedfen unb baburdjj ben un= 
umjföfelidfjen 33ewete ber 9ttd&ttgfeit meiner SBermutfjuug liefern, 
bafe bie ftirdfje ju ©eeborf in iljrer urtyrünglid&en Anlage, 
gleich ber Jtird&e ju ßrumeffe, als beren 2Uter$genoffin fte 
überbieö erfd^eint, eine fpmmetrifdfj jweifd&iffige ßirdfje gewefen 
fein muffe. 

§ 5. S)ie £ljurmanlagen. 

Obwohl, wie fdtjon oben gefagt, bie Snlage eines Sturmes 
nur bei wenigen Sttrdjen Sauenburgö als eine in bem urfprüng* 
liefen 33auplane oorgefe^ene betrautet werben barf, fönnen 
bodE) biefe wenigen 33eifyiele mdfjt ganj unbeachtet bleiben. 
(Sinen Seweiö I)oljen 2Uter3 Ijaben wir für ben Xfyuxm ju @r. 
33er f entin in bem Bwflwffe bt$ 6l)roniften, wonadfjim $af)te 
1386 am Sttenstag ber brüten SlboentwodEje (= 18. S)ecbr.) 
„be torn to pari entin bi lubefe wart neberflagen van beme 
weber" (Süb. 6f)ron. t)rög v. ©rautoff. I, 339). SDod& fann biefe 
©dtjftbigung woljl nur ben Ijöljernen £elm betroffen tjaben; 
benn ber nodj) jefet oorfjanbene Xtyuxm .erweift fid& in feinen 
maffioen feilen älter als baö genannte Satjr unb wirb, wie 
aud) bie ßirdtje felbft, nodfj bem 13. Qaljrljunbert entflammen. 
S)er Unterbau beö £&urmeö ju Sauen bürg ift ebenfalls 
jiemlidfj gleichzeitig mit ben ftlteften feilen ber bortigen ftirdfje, 
als beren (Srbauungöjeit baß Safjr 1246 genannt wirb. SSon 
ber alten Rirdfje m Sütau, weldfje in ben Sauren 1845 unb 



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$te firdjf. tfunftardjctologte b. ßreifeg §er$ogtfj. Sauetiburg. 21 

1846 abgebrodfjen unb mn wieber aufgebaut ifi, tjat fid^ nur 
nodf) ber mafftoe 2$urm erhalten, an beffen trier 9Jtouern 
im Snnern beutlidf) ©dfjilbbögen fidfjtbar finb , ein Seweiö, 
baft wenigstens baö Untergefdfjofe urfprünglidf) überwölbt ge* 
toefen ift. $n ber ©übofteäe im Sturme finb audE) nodf} 
9?efie einer SBenbelfiiege erhalten. Obwohl alt, gehört biefer 
&fjurm bodfj nidfjt meljr ber älteften, bereits um baö Satyr 
1230 als Spfarrftrdfje bejeid&neten Sütauer Jtirdje an, fonbern 
Sßrofilirung wie gormfieine beö in bem Sturme liegenben 
Söeftyortaleö weifen auf bie gottyif<$e Sßeriobe unb watyrfdf)ein= 
lidfj auf baö 15. Satyrtyunbert tyin. S)er Styurrn ber St. 3lxtolau 
ftrd&e ju 2Hölln, urfprünglidfj woljl ber ardfjiteftonifdt) burdt)* 
gebilbetfte, jefet aber burd& SBermauerung unb fdfjwerffttüge 
©tfifemauern aud& ber entßeDtefie unter aßen lauenburgifdtjen 
Ätrd&ttyfirmen, gehört in feinem Slufbau ber gottyifdfjen lieber- 
gaugöperiobe an. ©r ergebt ftd& auf redfjteäigem ©runbriffe 
in brei ©toäwerfen unb ift jefet mit einem girfiwalmbadje 
unb fyifcem 2)adf)reiter üerfetyen. SBenige ttyeifö einjelne tljeilö 
geluppelte ftrifebogige genjter unterbred&en bie maffigen 2Jtouern, 
weldfje audj ein Sogenfrieö fdfjmüät. Sie Sßefifeite enthält 
ein, jefet bem ©ebraud&e entjogeneö ftrifcbogigeö portal, beffen 
Slrdfjitwlten ben SBedjfel oon rotten unb fdfjwarjglafirten ©teinen 
aufweifen, ber an ben 2lufcenfanten jweier getüpfelter genfler 
an ber -Jtorbfeite beö erfien ©efdtjoffeö fidE) nrieberljolt, an ben 
übrigen ^urmfenjtern aber fefjlt S)er Unterbau jeigt fid^ 
im 2Befentlidfjen nodf) romanifcf), unb an ber jefct im Snnern 
beö fester angebauten ©übfeitenf d&iffeö liegenben, fowie an 
ber nörblidjen Slufeenmauer beö Sturmes finben ftdE) nodfj 
©^uren eines alten ©urtfimfeö t>on romanifd&em Sßroftt. S)ie 
jefet au« bem ©übfeitenfd&iffe in baö obere ©efdjofe beö SCljurmeö 
tyinauffütyrenbe SBenbelfiiege fdfjeint erft ber fyfttgotyifd&en Seit 
ju entflammen. SDaö Untergefd&ofe , weites fidf) gegen ba& 
£auptfd()iff in weitem Sogen öffnet, ift überwölbt, wie fold&eö 
ja au<$ ju Sütau, unb nad& ben erhaltenen ®d&ilbbogenreften 
ebenfattö in ©r. SBerfeniin, wo ftdf) bie SCtyurmtyalle in weitem 
tyotyen ©pifebogen gegen baö Sangtyauö öffnet, ber gatt war. 



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^v 



22 $te tittijl ®unftard)äologie b. Greife« §eräOfltf). Saueitburg. 

S)ic jefctge Heine ©£ifce, bie einem 2)adjreiter a^nlid^ ben 
9KöDner £f)urm abf djltefet, ift trieUetd)t nad) einem 33ranbe 
von 1555 aufgefegt. 

SBä^renb bie bisher ermähnten Stürme organifd) mit 
ber SBeftroanb ber Stirdje üerbunben ftnb, bietet ©anbeSneben 
bie Siefte eines norböftlidö frei neben bem 2Utarl)aufe fte^enben 
©loäentfmrmes. grü&er foH auä) ju ©eeborf ein ©loäen* 
tljurm, ben man 1462 ju bauen beabfid&ttgt fjattc x ). getrennt 
oon ber Ätrd&e auf einem naljen ßügel geftanben Ijaben ; feit 
1872 ift ein Stljurm oon polygonalem ©tunbrtfj ber 2Beft~ 
front ber Slirdje oorgebaut. 3n Sreitenfelbe ftanb eljemalö 
ein Ijöljener £f)itrm frei an ber ©übfeite ber Sttrdje; feit ber 
Sfteftauratton 1867 ift ber £l)urm maffio ber SBeftmauer ber 
Rtrdje oorgelegt. Ueber&aupt finb bie Stürme, meldte nod) 
(au&er ben obengenannten ju ©r. Serfentin, Sauenburg, ßütau 
unb 9JtöHn) an ben Kirnen oorfjanben finb, fämmtlid) tyatere 
Sut^aten unb enttoeber ganj, wie in Sterlet) unb SKufttn, 
ober bod) in ben Dbergefdjoff en , wie in ßrumeffe unb ©r. 
©rönau, nur aus &olj erbaut. 

SDafe in irgenb einem ber £f)urmfnäufe etwa bemerfenö* 
roertfje SDofumente ober bergleid&en pd& gefunben tjfttten, ift 
md)t bezeugt. 2Ils eine änftrielung auf bie belannte ftjmbo* 
tifd^e SDeutung bes ty-d-ig mag es gelten, toenn ju ©ieben? 
eitlen im Sa^re 1753, unb jiemlid) um biefelbe 3*it au<$ in 
33runftorf, bie 2Btnbfal)ne auf bem Sturme bie ©eftalt 
eines gifdjes erhielt ftatt ber fonft gebräuchlichen beö 2Better= 
§at)nes. 

§ 6. ®ie @ingangstf)üren. 
Stud) bei ben lauenburgif<$en Äirdjen liegt ber $auj)t= 
eingang faft burdjtoeg im SBefien, unb nur oeretnjelt fd^einett 
ausnahmen Neroon ftattgefunben }u l)aben, tote beim j. 93. 



') 8eitf*rift b. ©ef. f. ©cf)t..§.=ß. ©efd&. XII, 214. ©erb SBinfet in 
Sübed beftimmte 1462 in feinem Seftatnente : Item geve ik to Sedorpe 
to deme torne, ifseth dat [se] den buwen, vyff mark to hulpc. 



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$te firtfjt. Shinftanfjäologie b. ftretfeg ipergogt^ ßauenburg. 23 

bie Stird&e su ©eeborf bis jum 3af>re 1872 eine« roeftlidfjen 
©tngangeö überall entbehrt l^aben foH. 93ci faft allen alten 
Äird&en beö ftreifeö pnbet jid& eine ©ingangötfjür aud& an ber 
■Korb* unb ©übfette beö Sangljaufeö; bodf) fehlte bie SRorbt^ür 
5. SB. in (Srumeffe, ©r. ©rönau unb bem älteren Steile 
ber Äirdfje ju Südfjen. SReiftenö ift audf) nod& an ber ©fib^ 
feite beö 21Itarl)aufe$ eine Xf)üx oorbanben, jebodf) läßt fidE) 
eine regelmäßige Sejieljung berfelben $u ber Sage beö Sßfarr* 
Ijofeö, roegen ber großen 33erfdfjteben§eit ber lefcteren, nidf)t 
nad&toetfen. 

3m allgemeinen finb nur bie toeftlidfjen £aupteingänge 
bur<$n>eg oon angemeffener &ölje unb ©reite unb oerbienen 
tfjeilroeife ben -Kamen von portalen, roä^renb bie übrigen ©im 
ßänge, jumal bie am Slltartjaufe befinblid&en, meiftenö etroaß 
jit niebrig unb gebrüdft erfdtjeinen. Reine biefer alten @ingang$* 
teuren, bie alö portale ju bejeid&nenben nidf)t ausgenommen, 
befifet einen figürlichen ober reifer geftalteten ornamentalen 
<Sd(jmu<f ; fein Relief giert ben £f)ürfturj ober baö Stynpanon* 
fclb ; fein üiaubroerf umjie^t bie 2lrdf)iüolten ; lebiglidf) fd&lidfjte 
ard&iteftonifd)e ©lieberungen beleben bie Seibungen, bringen aber 
t^eiltoeife eine trefftidfje unb anfpred&enbe SBirfung fjeroor, 

Dbrooljl, bis auf einzelne fleine 5Webent^üren> fämmtlid&e 
Eingänge im ©pifebogen überfyannt finb unb fomit rein ro- 
manifd&e gormen nid&t me^r jeigen, fo ift bodf) bei mannen 
Spüren ber ©runbriß no<$ oöHig bem romanifd&en ©tile ent- 
nommen. Sie einfadftften, nur au« red&troinfligen @inftufungen 
befteljenben Profile bieten bie Spüren ju8auenburg,2fluftin 
(&ier gleid&mäjjig an ber SBefc, ©üb- unb SRorbt^ür), ferner 
ju ©eeborf unb aus ©ranitblöden ju ©t er leg. SReidEjer 
gegliebert burdE) ©infdfjaltung t>on ©äulen ober ftarf einge= 
bunbenen SDienften finb bie SBefr unb ©übofit^ür ju ßrumef f e 
unb bie bem älteren Steile ber Äird&e ange^örenbe ©übroefc 
t&ür $u*S3üd&en. SDa3 SBeftyortal ju ©t. ©eorgßberg 
weift brei SBulfte in brei redfjtroinHigen ©nftufungen auf. 
9Jod) belebter burdE) ben Sßedfrfel oon Regungen unb 3tunb= 
fläben fmb bie ©übt&fir }u Saffa&n unb bie ©fibofttljür ju 



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24 $ie fitdjl. tunftardjäologte b. ftretfeS ^er^ogt!). Saueitburg. 

©d&mielau; am reid^fien ift bic niebrige ©fibofttljür ju 
©anbeö ntb en, roo in ben red&tnrinfligen ©inftufungen 
Siunbftabbünbel bic feinen Stellungen umgeben. 2)aö Sßeft* 
portal im Sturme ju Sülölln ift burd& ben 2Sedf)fet oon 
rotf) unb fdfjroarj glafirten ©teinen in feinen 2trdjwolten am 
mutljig belebt, unb audf) an ben Spüren ju @r. ©rönau 
unb ber ©üboftt§fir ju ßrumeffe ftnb bie aiujjenprofile 
burdf) folgen ©d&mudE lebhafter tjeroorgeljoben. 

2Bä§renb in ben bisher genannten Spüren ber Uebergangö- 
fttl, meiftenö nodfj mit Dorroiegenb romamfdEjen Elementen, ju 
£age tritt, mad)t fid& in ©r. ©rönau bie ©otljif in 
ausgeprägter SBeife geltenb, inbem jnrifd&en bie abgeprägten 
$ßfeilere<fen ber £f)ürleibung ein birnenförmiger SRunbftab ein« 
gehaltet ift. 3n htm gleid&fallö gotfjifd&en SBeft^ortale ju 
Sütau erfd&eint an gleicher ©teile nur ein einfacher Viertel* 
ftab. ©ot^ifdfje Profile jeigt ferner bie 5Worbt&ür beö neueren 
£f)eileö ber $irdf)e in Stilen, fonrie baö SBeftyortal ju ©r. 
Serf entin, wo inbeffen bie Kämpf ergefimfe jefet l)ödf)ft uiu 
gefd&idft in romanifirenber Sßeife reftaurirt ftnb. — -Kert- 
roürbig ift baö SBeftyortal ber Äircfye in ber ©tabt Sauen bürg 
baburdf), bafe bie meljrfadfje Sßrofilirung mcf)t afe 2lr$it)olte um 
bie ftnfcbogige Türöffnung herumgeführt ift, fonbem beim 
Stämpferanfafce ftumpfe SBtntel bilbet. 

©injelne Spüren finb nodf) mit einer über bie 2£anbflädE)e 
oorfpringenben auf ßonföld&en rufjenben 2lrdf)iüolte umjogen, 
unb bei Dielen, forootjl gotfjifdjj alö romamfdf) Droftlirten, @in= 
gangen finbet fidf) eine nur wenig auö ber 3Jfauerflä<$e Dor= 
fprtngenbe, redfjtnrinfltge, manchmal einen ©tufengiebel bilbenbe 
Umrahmung j. 33. in (Srumeffe. 33etöe 3lrten von lieber- 
f<$lagfimö vereinigt baö Sßeftyortal in ©r. ©rönau. 

Sie giebelartige gorm beö roageredf)ten auö einem großen 
©ranitblodEe befte^enben £f)ürfturjeö, wie biefelbe nament* 
lidf) in rljeinifd&en unb fd&roäbifd&en ©egenben, bo$ audE) in 
bem ^ßradjtyortale ber nörblid&en SBorljaHe beö 3)omeö ju SübedE 
üorfommt, ifi mir auö bem Sauenburgtfd&en nur an ber inneren 



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S)te firdjl. $unfiardjäoIogie b. Greife« ^er^ogt!). Sauenburg. 25 

©übtljfir beö ältarljaufes ju Saffa^n unb 31t 6 t er leg 
befannt, too bic ©übroefitljfir im Innern ber Stirere einen 
berartißen Sijürfturj befifet, roäljrenb biefelbe im Steigeren 
mit einem au« gelbftein aufgeführten ©pifebogen aerfeljen tft 
Site einige« Seiftriel eine« reiben SRenaiffance* 
portales erfd&emt ba« ©ttbportal ber Äir$e ju Sauenburg, 
roeldje« bie Sa^reöja^I 1598 jeigt. @« ifi in ©anbftein l)er= 
gefMt, trägt in ber SWitte bie ©tatue ßljrifii mit ©tob unb 
2Beltfugel — jroei anbere giguren baneben finb üernidjtet — fo= 
rote bie SPa^en beö ^ergoßö $ranj II unb feiner ®emat)lin s 3Karia 
unter gürftenfronen, ferner t>erfdjiebene ©ngefelöpfe unb lange 
gnfdjriften. Slefinlidj i(i ba« 5Worbportat, ba« in Sftunbftguren 
Soljanneö ben Käufer unb 2ttofe« mit ben ©efefce«tafeln trägt. 

§ 7. S)ie genfter unb i^re ©laögemftlbe. 

Sfteidjer ate bei ben ©ingfingen ift bie Sfoorbnung unb 
©lieberung bei ben für bie Sicfjtjufu^r beftimmten 2)urd)s 
bredjungen ber Umfaffungömauern. 211« Sitegel barf betrautet 
werben, baß für jebeö ©eroölbejod) beö Sangljaufe« . je ein 
genfter auf ber 9iorb* unb auf ber ©übfeite bifaonirt ift, 
bod) ftnben fid) beren au<$ rooljl jroei, wie g. 33. in 9JJölln 
unb SMuftin. @ine feltene Unregelmäßigkeit ift e«, bafc bie 
Jtirdje ju ©t. ©eorgöberg auf urfarünglidj brei ©eroölbe- 
jodje 13 SRunbbogenfenfter enthält, häufig erfd&eint bie auf 
ein ©eroölbejodj entfaHenbe $enfteröffnung audf) geteilt, fo 
bafe fomcle genjierpaare ate ©eroölbe jodje oorljanben finb; 
ba« ift i 33. ber %aU in ber alten Sirdje ju 33üdf)en, in 
©r. Serfentin, ®r. ©rönau, ©anbeöneben unb 
©terlep. 

©etyr üerfdjieben ift bie 3^1 ber $enfter in ber SRorb* 
unb ©übroanb beö Slltart)aufeß ; n>äl)renb in SDtuftin je ein 
Heine«, ju Sreitenf elbe, 3flölln unb ©eeborf baoon 
je jroei einjelfte^enbe, in ©üb Ott) fogar brei foldje genfler am 
ßcbradjt finb, Ijaben ©r. SSerfentin, ßrumeffe, ©r. ©rö = 
n a u , 3Jt öl l n gefüllte $enfter. Originell ift ba« Stltarljau« ju 
ßaffaljn, weldje« nad) feiner urfyrünglidfjen 2lnlage in ber 



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26 $te ttrd)!. Stunftard)äoIoate b. ÄretfeS #eraoaty. ßoucnburg. 

•Jtorbroanb ein einzelne«, in ber ©übmanb ein ßefujtyeltes 
35o^elfenjier unb in ber Dfhwmb eine genfiergru^e tum 
brei pgramibalen genftern beftfct. 

Ueber^au^t bietet bie Dftroanb beö 2Utarl>aufe$ 
bie uerfdjiebenften genfleranorbnunßen. ©t. ©eorßöberg 
Ijat nur ein ßeroö^nlid&e« runbboßißeö genfter; @ubon> ein 
ßrofeeö ßot&tfdje«, bod) jtüeißetljeilte«, ©anbeö neben ein 
ßrofce« breite« ßotfjifdje«, urtyrfinßlidfj tüa&rfdfjeinlid) breitfjeilißeö 
genfter. 3n©djmielau fW&t tnan t>on aufjen aud) nur eine 
ßrofee fpifcbogiße vermauerte genjteröffnunß mit umlaufenbem 
SEButflc ; im Snnern ber $irdje ift jebodj innerhalb jener ßrofeen 
nodj eine Heinere ßotljifdje genfterblenbe erfennbar. ©efjr be- 
liebt tft bie breityeiliße ppramibale genfterßruppe ; in Saffatyn 
unb Sreitenfelbe erfdjeinen alle brei genfter ßefujtyelt; 
baßeßen finb in ©r. Serfentin, ßrumeffe, ®r.©rönau 
unb SJtuftin (Ijter nodj runbboßiß) alle brei genfter einzeln 
unb felbftänbiß auößebilbet unb i§re ©oijle ließt in ber ßleidjen 
^orijontale; baö 9Jlittelfenfler ift jebod^ f)ö§er ^inaufßefityrt, 
biöroeüen aud) ein wenig breiter. £)ie tjalbrunbe SCpfi« ju 
3KöItn fjat brei fd)Udjte ©infcboßenfenfter, unb in bem t>oty* 
ßonaten ©<$Iuffe beö ßotfjtf d)en Steile« ber ftir<$e ju S3üdjen 
§at jebe $olgßonfeite ein ßott)tfd)e$ genfter; in ber Dftroanö 
ber alten ßirdje bortfelbft ift rechts unb linfö dou ber eljemate 
bort Dor^anbenen 2tyfi§ ein fdjmateö genfter nodj jefct er* 
lennbar. 

211« romanifdj unb im föalbfretßboßen überbetft erfdjeinen 
bie genfier ber Äirdje ju ©t. ©eorßöberß unb bie an ber 
5Worb= unb ©übfeite ber ßapette ju ©d&mtelau; ferner bie 
genfter ber SWorbtoanb beö 2UtarlE)aufe8 ju 3WöItn (bie ber 
©tibroanb finb vermauert unb t>erfd>iebentlid) oeränbert roorben) 
unb enblid) bie genfter im Sanßljaufe ju ©uboro, audj baö 
norbroeftüdje genfter im Sangljaufe ju ßrumeffe ift aufcen 
runbboßiß abßebeät, bie äbrißen genfter ber ßird)e aber fpife* 
boßiß. 33x0 ju ber SRefiauration (1859—1861) foHen anä) 
fämmtlidje genfter ber Kirdje ju Sötuftin in SRunbboßenform 
ße^atten ßetoefen fein. 



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$>ie fird)t. $hmftar<fjäoIogte-b. tfreifeS ^crjogt^. Sattenburg. 27 

2)ie für ben ttebergangöftit fo dfjaraftertftifd&en langen 
unb fd&malen genjler mit ftumpfem ©pifcbogen finbcn ftd& an 
ben mciften bcr bem anfange unb ber 3JHtte beö 13. 3$btö. 
angeljörigen alten lauenburgifdfjen Ritten, unb mehrmals, 
namentlidj ju Saffaljn unb 33reitenfelbe in ber Dftroanb, 
ift ein gwoid in ber Sänge ber genfier gegen bie aufcerorbenlidj 
geringe ©reite berfelben nid&t ju verlernten, ©old&em Uebek 
ftanbe abhelfen griff man in groei gäHen ju einem originellen 
Mittel, nämttdij ju ©t. ©eorgöberg unb ju ®r. 33er! entin. 

3)ie genfier ber Dflroanb ju ©r. Serf entin, nadf) aufeen mit 
fdjlidjter fd&räger Seibung unb einer redjtnrinfligen ©inftufung 
proftlirt, roieber^olen biefeg Profit im Spring audjj gegen baö 
innere ber ßtrdfje, bod^ in eigenartiger Sffieife. Unterhalb 
ber SBerglafung beö genjlerö beginnenb ge^en f)ier ber ©d&räge 
ber inneren Seibung folgenb in ber 3Jtauerfiftrfe fedf)ö ©tufen, 
jebe eine SBadEftetnfd&id&t (jodf), §erab, auf beren jtoeitunterfter in 
bem redjjtnrinfltgen ©tnfprunge ein, bas genfter alö 3lrdf)ioolte 
umjie^enber SBulfl rufjt. &ieburdfj warb aermieben, bafc bie 
an ftdfj tjotjen unb fd&lanfen genfter entroeber gar ju lang er* 
fd&etnen würben, wenn bie SJerglafung biö ju ber ©o^le beö 
SBulfieö fjerabgeffitjrt wäre, ober bafc, wenn man bie ©otjle 
beö genflerö biö an ben beginn ber jefetgen SSerglafung hinauf = 
uertegt tjätte, bie genfier t)om gufjboben, ober bei föerabrüdEung 
beö ©djjeitelö nrieber t)om ©d&eitel beö ©d&ilbbogenö einen 
unangemeffenen Slbftanb Ratten erhalten muffen. 

Sei ben genftern im roefllid&en 3od&e (jefet im Sturme) 
ju ©t. ©eorgöberg ergeben fidE) ebenfattö von ber ©o§le, 
unb jroar t)ier nad(j # innen fotoo^I alö na<$ aufcen, junäd&ft 
brei fd&male ©tufen; auf ber oberften ruijen fieben ©d&id&ten 
3iegelfteine unb auf ber oberften biefer ©d&td&ten ru&t erft 
bie SSerglafung. 2Baö hierfür ber änlafi geroefen fei, ift nid&t 
Mar, ba bie ganje gorm biefer genfier burd&auö nid&tö oon 
ber geroitynlid&en ©röfce fyfttromanifd&er genfter Slbroeid&enbeö 
fyrt. 2Wel)rfad&e Slbfiufungen ftnben fidjj audf) innen an ben 
genftern beö 2^urmeö iuWölln. 2ludjj liier fetjlt eine genfi* 
genbe ©rflfirung. 



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28 $ie ftrdjt. ftunftarcfcäologie b. ßretfeg £eräOfltf). ßauenburß. 

©e$r melgefialtig ftnb bie Profite ber runbbogig wie ber 
tyifebogtg fiberbeeften genfter be« ttebergange« bi« ju ber 
entroidelten ©otljif SBon ber fdjlidjten, nac$ innen unb oufeen 
fdjräge t>erlaufenben Seibung mit fteil abfattenber ©o&lbanf, 
nrie fte ber alte £ljetl ber ßirdje ju Sfldjen, unb ©djiff unb 
9lpfis ju 3Kölln, femer bie Äirdjen gu 9Jiufiin unb ©tertep 
t^eitö im Stunbbogen, tljeilö fptfebogig, barbieten, jieigert fidj bie 
Belebung be« Profite batb burdfj Einfügung einer redjtnrinf* 
Iigen SHnftufung fei e« an ber 3nnen* unb Äufjenfante (j. 35. in 
©eeborf, Saffaljn (SWorbfeite beö Gfjoreö) unb @r. Serien« 
tin, fei es nadj ber üWitte ber Seibung §in, mie im ßljor ju 
©uboro. Salb wirb in biefen ©tnfprung ein Sftunbftab ein* 
gefügt, urie iljn bie SRunbbogenfenfter am 6f)or ju -Dtölln 
unb bie ©pifcbogenfenfter ber SRorbfeite in ©terlep jeigen 
unb itynlidj audj ber ßljor ju ßrumeffe unb bie Storbfeite 
be$ S^urmeö ju©r. Serfentin; au$, etroaö reidjer, bie Oft- 
roanb ber Äapelle in ©dfjmtelau. SJoÜftänbig got^ifd), mit 
Stunbftäben unb 3rotfdjenpfofien finb baö Dftfenfter in ®ubon>, 
bie vermauerten genfter beö ©übfeitenf djiffe« in Sülölln, unb 
fämmtltdje genfier in @r. @ fön au. 3n lefctgenannter 5tird>e 
nrie auü) in ©djmielau §aben biegender gerabroanbige Sei* 
hing, beögleidjen in SBreitenfelbe mit ausnähme ber oft* 
lidjen genftergruppe. 

•Kalje SSerroanbtfdjaft unb faft Dottfommen gleite Sßrofi* 
tirung Ijaben bie beiben pgramibalen genfiergru^^en 
ju SSreitenfelbe unb Saffa^n. Qn beiben gällen ifi ben 
jroifd^cn ben gefuppelten genftern beftnblidjen jroei Sroifdjen* 
Pfeilern an ber Sfagenroanb eine ftarfe Sqfbfäule, beren SRabiu« 
i<$ ju Saffaljn bur<$ SReffung auf 6 goU Sab. = 14,4 cm fefr 
ftellen fonnte, angelegt. Qu Saffaljn — roo ftd) audj bei bem 
jroeityeiligen gekuppelten genfter ber ©äbfeite beö ßljoreö ba£ 
gleite 9)?otü> nerroanbt finbet — tragen biefe ßalbfäulen auf 
fog. ^rapejfapitälen bie äußeren 3lrdjü>olten aller genfter. 3 U 
»reitenfelbe fehlen ben £albfäulen biefe Kapitale; audj liegen 
tyier nidjt, roie in Saffaljn, bie Kämpfer aller brei genfierbögen 
in einer gleiten ißorijontale, fonbern ber SSogenanfang be$ 



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$te ftrdjl. ftunftartfjäologte b. f reifes $eraogtlj. ftmenburg. 29 

3Kittelfcnftcr^ liegt bebeutenb Ijö^er als ber ber ©eitenfenfler. 
S» ber Räm^fcr^ö^e ber ©eitenfenfter befinbet fidjj, biefen ju= 
geroanbt, in jeber ber £albfäulen ein gormftein eingcloffen, 
melier einem unten an ber Sßorberfante abgerunbeten Rapu 
täld&en ähnelt, auf biefem gormfteine fefet nun ber Sogen 
ber ©eitenfenfter auf, roä^renb bie jßalbfäulen von biefem 
fünfte an nur nodf) als 33iertelfäule bis jur ßämpferljölie beö 
■äJUttelfenfterö weiter emporlaufen, wo bann ber Sogen bes 
lefeteren auf gleidfjgeftalteten gormfteinen, wie bei ben ©eiten= 
fenftern, auffefet. Sttefen gormfteinen ganj äljnlidfje finben fidfj 
jur -Dtarftrung beö Kämpfers einer 2lrd&ioolte am SBeftyortale 
ju ©rumeffe. Uebrigenß entbehren ebenfo nrie in SBrcitcnfetbe 
fo audfj ju Saffa^n bie Slußenroanbungen, b. Ij. bie nidfjt 
bem -JKittelfenfter nftäjftgelegenen SBanbungen ber ©eitenfenfter, 
jeglidjer SluSjeidfjnung beö Sogenanfafeeö. 

Sil« Ijödtfi eigenartig fei nodfj baö Sßrojtl ber jroei fleinen 
offenbar uralten genjier in ber SBefifront berßirdfje ju ©ee? 
borf ermahnt, roo bie fd&röge im übrigen fdfjlidfjte Stufen* 
leibung burdfj einen uortyringenben aus über @cf geftettten 
3iegrffteinen gebilbeten fd^arf aortretenben ©rat unterbrod&en ift 

33on ber urforünglidjjen SSerglafung ber genfier l)at 
fid& rooljl nirgenbö etroaö erhalten ; aud(j Ijaben fidf) feine 9lafy 
richten über farbige ober @rifail=genfter finben laffen. Sßer-- 
^ältni&mäfjig jaljlreidSJ begegnet man nod^ SBappenfd&eiben, 
ttyeitroeife batirt, aus bem 17. So Wunbert, in SBaftfjorft, 
33ü<$en, guljlenfjagen, ©r, ©rönau, ©uboro unb 
©iebenbäumen, aus bem 18. ^aljrljunbert ju SBafeboro. 
23on mittelalterlid&en ©laömalereien Ijat fidE) in ben 
lauenburgifdfjen ßird&en bisher nur ein einiges Seifpiel er* 
mittein laffen, unb groar in ber öftlid&en genftergruppe ju 
SBreitenfetbe. ©ine reidfje ©infaffung oon romanifirenbem 
Saubroerfe umgiebt bie fed^ö Abteilungen beß 9flittelfenfter§, 
in benen oon unten nadjj oben fortfdfjreitenb neutefiamentlid^e 
©cenen bargefieHt finb, nämlidf) bie SBerlünbigung (oom 2Mer 
SWilbe in SfibedE. erneuert), bie ©eburt ©Ijrifti, bie Sreujigung, 
bie Sluferfieljung, ©^riftus als ©ärtner unb bie Himmelfahrt, 



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30 $ie fird&I. $unftord)äologie b. $reife$ fteraogtl). itouenburg. 

3wei Srießßfne<$te bei ber 2luferftel)unß galten jroci ©d&ilbe 
mit bcn SBappen bcr gamilie SRifecroroe unb ©d&acfe ; bie SJinß* 
l>anjer ber ßrießer, bie gorm ber ©d&werter unb ©ellebarben, 
fowte bie 3^^ nun Ö ber etwas unbeholfenen, bo<$ djjaraftert- 
ftifd&en gißuren weifen biefe ganj vortrefflichen Malereien fpä^ 
tefienß in bie SRitte beß 14. Saljr&unbertß, um weldfje &t\t 
fic oon ben genannten gamilien ßefttftet fein werben, ©ie 
finb, wie3Kilbe (Safcrb. f . @d&l..fi.*S. ©efd&. X, 283 ff.) faßt, 
„trieHeid&t baß ältefte unb in £olftein unb Sauenburß einjißfte 
SDenfmat ftr<pd&er ©laßmalerei" auö bem Mittelalter, ©dfjon 
beß^alb unb befonberß mit SRädfid^t auf bie ©ebred^lid^Eeit 
tfjreß SDtaterialß oerbienen biefe ©laßßemälbe, wetöje für bie 
ftunfißefdfjtd&te unferer ©eßeub unb namentlidfj audfj ber ©labt 
Sübed, in welker fic angefertißt fein werben, tum ßanj ^er= 
oorraßenbem Sßertlje finb, eine mößlidf)ft balbiße forßfälttße 
Steprobuftion unb würbiße <ßublifatton. 

§ 8. S)ie gufeböben unb bie Umbauten. 

®ß fd&eint, bag bie gufeböben ber lauenburßifdfjen 
Stirnen nirßenbß, audf) nid&t in ben ftäbtifdfjen $farrfird)en, 
mit 9ttofaifmufiern ober berßleidfjen ßefdfjmfidt, fonbern nur 
aus ßewöfmltd&en Steifleinen ober Keinen quabratifd&en 3 ie ßel= 
platten ^ergeftettt ßewefen finb. Site im Saljre 1864 bie alte 
baufäüiße ßirdfje ju Sieben bäumen abßebrod^en würbe, 
fanb man etma 45 cm tief unter bem bamalißen gufeboben 
einen älteren, auf weld&em oiele Äo^len laßen. SBaljrfd&einlid!) 
war bie ßtrd&e einmal abßebrannt. ®ß bleibt ju bebauern, 
bafc feine näheren 3JJittf)eilunßen über bie 33efd(jaffen§eit jeneß 
älteren gufcbobenß oorließen; benn ^öd&fi waljrfd&emlidjj ßeljörte 
berfelbe nodf) ber 1304 bereits erwähnten Äirdfje an. S3ei bem 
Slufßraben beß gunbamenteß 1864 fonnte man nämlidf) beutlidf) 
feljen, bafe bie Rird&e früher bebeutenb Keiner ßewefen war, 
alß bie bamalß abßebrod&ene. — £ier maß audf) nod^ bemerft 
werben, bafe an ber -Jtorbwanb beß Sanßfjaufeß ju ©terlep 
beutlid&e ©puren barauf tjinweifen, bafe baß . Sanßljauß, wie 
eß ßeßeuwärtiß bafte^t, feljr frü&jeitiß, oieUeid&t fdfjon jur Qtxt 



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$te firdjf. ®unftard)äoIoijie b. ftreifeS §eraogtf). üauenburg. 31 

feiner erften ©rbauunß, eine anbere 2luößeftaltunß erfahren 
§at, als jur 3*ü btx ©rbauunß beö 2lltarraumeö biefer Kirdfje 
in beut urfprünglidjen 33auplane uorßefefjen war. 3)afe über; 
Ijaupt in mittelalterlicher ßzit bereits tief einßreifenbe 33er= 
änberungen an ben urfprünßltd&en Slirdfjenbauten ftattfanben, 
bafür liefern audfj bie lauenburßifd&en ütrdfjen §inreidE)enbe 
S3eroeife, j. 33. bie Umßeftaltung beö Sanßljaufeö in ©eeborf, 
bie @meuerunß beö £anßl)aufeö ju ©r. ©rönau, bie öftlidje 
aSerlättßerunß berÄirdfje juS8üdj)en, unb befonberß bie Dielen 
baulid&en SBeräuberunßen am 2lltarraum ju Sauenburß unb 
am ßfjor unb Styfiö ju 9Kölln, wie ber 2lnbau beö f üblichen 
©eitenfd&iffeö berfelben KirdEje, weld&e au$ in biefer 33eiiebunß 
für baö funftorcpoloßifdfje ©tubium bie intereffantefte Stir<$e 
Sauenburßö ift. 

§ 9. SDte an* unb einbauten. 

2llö einbauten ber ßirdfjen erfd&etnen jefet pufiß SSor^ 
bauten oor ben (Sinßänßen, jmneilen aud& f. ß. Seidfjen= 
Käufer, in benen bie Stobtenbaljren aufbewahrt ju werben 
Pflegen. Defterö finben fid& audj) ©rbbeßräbntffe an t*a$ 
Kird&enßebftube anßebaut; bod^ finb faft alle berartißen 2ln* 
bauten mit ©id&erfjeü alö nad&mittelalterli<$ unb, foweit fie 
mir befannt ßeworben, alö beö funftardfjäoloßifdfjeu Sntereffeö 
baar ju bejeidfjnen unb Ijier aufeer Sld&t ju laffen. SDaßeßen 
üerbienen wentßftenö ®rwä£nunß einige fapetlenart tßc 
21 n bauten, weld&e ftdf) an ber SRorbfeite beö Sanßljaufeö ju 
SJtöltn (g. SB. bie unoerfetjrt leiber nid&t me§r erhaltene ©t. 
Sobftfapelle ) unb ebenfo ju Sauenburß befinben. 3)er 
Sfobau an lefeterer StirdEje, welker jefct alö ©inßanß ju einer 
empöre bient, ift ein quabratifd&er, anfdfjeinenb fetjr alter 
Sftaum, beffen SBeftfeite eine breit^eiliße ftrifeboßiße ppramibale 
genflerßruitye, oon einem ßrofeen ©pifcboßen umrahmt, belebt ; 
ebenfo war eö, nadf) ber nod& fid&tbaren Umra&munß, an ber 
Dfifeite, wä^renb in ber -Jiorbwanb jwei fd&male fd&lanfe runb 
abßebedfte' genfterfd^lifee befinblidj) finb. Sin ber ©üboft= unb 
9Zorbweft^cfe finb Strebepfeiler anßebrad&t. 



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32 $ie ftrdjt. ®unftard)äoIo.gte b. ®reife§ §eraogtfj. Jßauenburcj. 

3ln bcr 9t orbfeite beß (Sljoreß ju 33reitenfelbe roieß 
früher, na<§ Sinfen: &anbbudj ©. 260, eine jugemauerte 
£f)ür „auf eine vox ungenriffer 3 eit abgebrochene ©afrifiei 
Ijin", unb nad) bemfelben ©eroäljrßmanu (&anbbu<$ ©. 611) 
befanb fid^ ju üütau in ber SW&lje beß ältarraumeß ber im 
3aljre 1845 abgebrochenen Ätrdje an ber ©übfeite ,,nod) gegen 
@nbe beß 17. 3al)rl)unbertß ein Slnbau, von bem bamaligen 
s $rebiger unb na<§ ifjm t)on Surmefter in beffen „Beiträgen" 
©. 155 fälfdjltd) alß eine am bem $apfttl)um fjerfiammenbe unb 
jur 2lufberoaljrung von Reliquien bienenbe „SHaufe" bejeid&net. 
@ß war bieß bie „©erfammer", roeld&e inbcfe fc^on in ber 
3Kitte beß 17. Saljrtjunbertß tyrer urfprünglid&en 33eftimmung 
entfrembet ju fein fd&eint". x ) 

Sßon mittelalterlichen (Smporen in lauenburgtfd&en Sir* 
djen Ijaben roir feine 9tad)ricl)t ; auß na<$reformatortfd)er $eit 
ftnben fiel) ©mporen, wenn aufy oljne eigentlichen Runfttoertf), 
bod) fauber unb nidjt o^ne ©efd&maä gearbeitet, mehrere auß 
bem 17. Safjrljunbert, j. 33. mit gebreljten ©äuten ju ©r. SB er* 
I entin; ferner, vom Qaljre 1619, ju Suchen, tooljtn bie 
@ntyore auß ber eingegangenen ©djlofefirdje ju granjljagen 
oerfefct warb. SDie S3rüftung biefer @mpore ift mit 20 Del* 
gemalben auf Seinroanb gefdjmücft, in benen ©cenen au^ bem 
alten unb bem 3ltmn Seftamente, mit Unterfd&riften in SReimen 
üerfefjen, bargeftellt finb. 2)ie Malerei barf jum £l)eil alß 
gut bejeid&net werben, obgleich aud) fie ni$t auf einen bebeu- 
tenben ftünftfer Ijinroeift. 

2lHeß, roaß fonft in ben lauenburgifdjen Kirnen mit bem 
tarnen „Empore" ober „ßljor" in biefem ©inne bejeid&net 
roirb, ift ganj geroöljnlidje ©djretnerarbeit unb feiner ©rroö^nung 
roertl). 2llß fjödtft t»ern>erflic^ barf l)ier beiläufig bie @inrid)tung 
bejetdjnet werben, baß foldje Emporen ober „Sßriedjen" nidbt 
nur baß ganje Jtird)enf<$iff in unfdjjöner 3Beife umjie^en unb 



') 1590 ließ man aud) p SB üd^en „jur 33ermeibunc> be3 $lber 
a,taubeii§ bie (Haufe auf bem $ird)I)öfe nieberrei&en unb ben 6twn nutn 
ftirdjenbau gebrauchen." (33urmefter ^Beiträge ©. 144.) 



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3)ic firdjf. ßunftardjciologie b. Greifes §eraogtf). £auenlmrg. 33 

beengen, fonbern ju ©anbe« neben fogar „unmittelbar über 
bem Sltar nriber alle Regeln fird&ltd&en Secorumö" ange* 
bradjjt finb! 

§ 10. ßlöfierlidje Anlagen. 

Älöfierlidfje SWieberlaffungen finb im Sauenburßifdjen nur 
fpärli<i) geroefen unb iljre ©puren fafi gänjli<$ t>om. ©rbboben 
üerfd&nmnben. Ueber baö angeblid&e Senebiftinerflofter auf 
bem ©t. ©eorgöberge, bejfen 2lbt ber Ijl. 2ln«tt>eruö bei 
feinem Sötärtgrertobe im Satire 1066 geroefen fein foH, liegen 
trgenbroeld&e betaiUirtere Sßad&rid&ten nid&t t)or; ©puren ber 
93aulidE)feiten beö Jtlofterö finb in feiner 9Beife erhalten; oft' 
mal* ift fogar bie ®£tftenj jenes ftlofter« überhaupt, unb ntd&t 
oljne genrid&tige ©rünbe, bestritten toorben. 

SSon bem Jtlofter unb &ofpital, weites &erjog Soljann IV. 
im Safere 1497 in ftubbetoörbe ftiftete unb mit 2lugufliner-- 
mönd&en befefcte, ift ebenfotoenig eine ©pur übrig geblieben. 
33ereü§ im Satire 1521 ging baö ßlofier, nad&bem fdjjon jroei 
3at)re juoor ber ^Srior nebfi ben bortigen SBrübern in ben 
93ann geraten war, lieber ein. 

2lud& ba« ehemalige Srigittenftofter ju 2Kartenn)olb, 
obgleich eine 3 eit] fa n 8 i u 2lnfeljen unb SBoIjlftanb gelangt, 
fonnte ben ©dfjicffalöfd&Iägen nidf)t nriberfteljen unb »erging, 
elje audf) nur fünf Sftenfd&enatter feit feiner ©rünbung mx- 
ffoffen waren. 9Jtorientt>olb roar ein Stoppelt (öfter: „utrum- 
que conventum sororum ac fratrum monasterii sanete 
Marie virginis gloriose et sanete Birgitte in Marienwold .... 
ordinis Sancti Salvatoris" 'nennt es König ©igiömunb im 
Sa^re 1418 (Urf. 83. b. ©tabt «übe<J VI 3lx. 11). $er %an 
roax, wie ein jefct in ber ©afriftei ju 2Jtölln aufbewahrter, 
aus 9Jlarienroolb ftammenber 3>nfdf)rif tftein x ) befagt, im Qa^re 
1413 begonnen unb baö ßlojler 1458 geweift; bereits im 
Saljre 1534 oerfiel e« ber 3erftörung. hierüber melbet eine 



*) $erfelbe mar „in bem redjten Pfeiler ber Ätofterftrdjen, als 
man in ber £ljüre fommenbe, ad dexteram gemauert gewefen". ($Udn't> 
b. «er. f. b. ©efd). b. $eraogtfj. £auenburg8. 33b. I. 6. 163). 

3 



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34 2)ic ftrdjt. Shmffardjäologie b. Streifes $erjOfltlj. ftmenburg. 

bisher unbefannt gebliebene Ijanbfd&riftlid&e 5Wotij eineö 2lugen:= 
jeugen, be3 bamaligen Zöllner ©tabtfdfjreiberö Soad&im ©uleman, 
roeldfjer feine ätfaljrneljmung auf bent Umfrage eineö ber 
aWatiengtlbc ju SWöttn gehörigen, im Sa^re 1508 begonnenen 
Sucljeö (jefct im 9JiöHner ©tabtar<$it> beftnblidE)) nieberfd&rieb, 
golgenbeö : „SInno 1534 warft) batlj ©(öfter SWartenrootbe l)ier 
Dor -Motten wm ben föolftenn ^ngenljamenn onb affgebranntl) 
ipso die Decollationis Johannis Baptiste beö -Morgenö tfyo 
triff ©Iegenn, quod ego ipse Joachim Culeman sie fieri 
vidi et ad per(petuam memoriam) hinc (!) scripsi". 

33on ben umfänglidfjen Sauroerfen unb ber ßird&e be3 
ßlofterö fdjeint nidf)tö me^r ertjalten ju fein. $)odf) mar im 
3>af)re 1847 bei ©elegentjeit beö 33aueö eineö neuen $ßä<$ter= 
^aufeö auf bem jefcigen Somanial-aSorroerfe üDiarienroolb — 
nrie ber „ßübcclcr Sürgerfreunb" 1847 ©. 286 f dfjreibt — 
„ein großer S^ett ber bisher mit ©rbe bebedften Ueberrefte 
ber alten JMoftermauern, bie t>on bebeutenbem Umfange ge* 
roefen ju fein fdjeiuen, bloögelegt roorben. 2)ie geftigfeit ber 
gefunbenen lleberbleibfel ber alten Sflauerroerfe bejeugt bie 
©olibität beö 33aueö, bem fie eljebem gebient l)aben". Seiber 
unterblieb bamalö eine planmäßige SRad&grabung unb nur mit 
lebhaftem 33ebauern fann idf) Jjier bie ferneren SBorte beö 
Sübeder 33tirgerfreunbeö meinerfeitö nrieberljoleu : „@ö leibet 
feinen S^eifel, baß man bei planmäßiger unb beljutfamer 
3lbräumung beö @rbbobenö unb beauffidfjtigter Unterfud&ung 
intereffante Sluffd&lüffe über &age unb 33efdE)affenl)eit ber 
Äloftergebäube, namentlich ber Kirdfje erbalten (jaben mürbe, unb 
märe oietteid&t mandfjeö bead&tenöroertfje Ueberbleibfel ber SSorjeit 
aufgefunben". £)aß bamalö unb biö jum heutigen £age foldf)e 
fi)ftematifd&e 2lufgrabung ber Klofterftätte unterblieben ift, muß 
um fo meljr beflagt werben, roeil eine Ijeutjutage unternommene 
berartige 9tadf)grabung, für beren Sluöfü^rung ttberbteö rootjl 
keinerlei 2Iuöfidf>ten oorbanben finb, natürlich fdfjon in golge 
ber beftänbigen lanbnrirtf)fdf)aftlid)en 33enufcung jeneö Serrainö 
weit f<$ttrieriger unb in iljren äiefultaten ungenügenber fein 
mürbe. 



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$ie firdjf. ®uitftardjäotogie b. ÄreifeS §erjogtfj. öaucnburg. 35 

HL £ed>tttf uttb ard)iteftottifd)er Sdjtmuf 
ber $Hrd>ettge&ättbe. 

§ 11. 2)aS Saumaterial unb feine ^Bearbeitung. 

Sn ben beiben Dor&ergefjenben 2lbfdf)nitten waren bie 
fttrd&engebiuibe uorwiegenb nadE) i^rer ©runbform unb iljrer 
räumlid&en Einteilung ©egenftanb unferer Unterfud&ung ge= 
wefen, in beren Verlauf aud) bie ard&iteftomfd&e ©Ueberung 
unb 2luSgeftaltung t>on Spüren unb genftern einer S3etradf)tung 
unterjogen werben mufete. -Jtunmeljr gejiemt es fidf), efie mir 
bie ©ebäube als foldje oerlaffen unb ben jum Kultus ge* 
porigen (Sinrid&tungSgegenftänben uns juwenben, Dorerfi nodf) 
ber ted&nifdjjen ©eite bes lauenburgifd&en Sttrd&enbaues unb ben 
ard&iteftonifd&en SJerjierungen, mit wetzen bie Kirnen im 
2Ieufcern wie im S^nern gefd&müdEt erfreuten , einige 2luf* 
merffamfeit ju wtDmen. 

2BaS junädfjft baß Saumaterial betrifft, fo entbehrt 
bas lauenburgifd&e ©ebtet ber eigentlichen &oljfir$en, oon 
benen fidf) audf) feine -Jtod&rid&ten gefunben fjaben. £)ie %afy 
werf bauten, wie bie na<$reformatorif<$en Kapellen jugul)len= 
Ijagen, ©rambedE unb £alfau,bebürfen Ijier fetner näheren 
(Srwäljnung ; fie finb fd&lid&t unb fdEjledfjt. 3)er ganj ober t^eil- 
weife aus $olj tjergefteßten Turmbauten ift bereits früher 
gebadfjt (§ 5). SBir wenben unö besljalb jum mafftoen ©tetnbau. 

SBie im norbbeutfdfjen £ieflanbe überhaupt, fo geljen au<$ 
im Sauenbur giften ber aus ginblingen ^ergefteHte ©ranit* 
bau unb ber SBadffteinbau nebeneinanber fjer, fo bafc feines* 
roegS fdfjled&tfjin bie in ©ranitbau ausgeführten Steile ber 
Kirnen als bie bie 3tegelbauten an Sllter überragenben in 
änfyrudfj genommen werben bärfen. SBurbe bod^ j. 33. nodf) 
im 18. gafjrtyunbert bei ber Sirdfje ju Srunjiorf bas untere 
SWauerwerf in unbehauenen Seifen, bas übrige in 3ieö*frof)bau 
tyergefteHt. (Sine nur aus gelfen aufgeführte Äird&e ift mir 
im 2auenburgifd)eu nidjt befannt. 9Keiftens befielen audf) bort, 
wo bie UmfafJungSmauern ganj unb gar aus ©ranitblöcfen 
aufgebaut finb, wie in Saffa^n, unb ber alten ftird&e ju 



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36 $ie firdjt. ftunftardjäologte b. ÄreifeS #er$ogtI). Sauenburg. 

©fielen, bod& bie genjler unb £l>üreinfaffunßen au« QitQeln. 
3JJel)rfad) ruljt audjj ein 3 ie 8 e ^ e ^u auf bcm ftarfen, mel>= 
rere SWeter Ijoljen ©ranitunterbau. Scfetereö ifi j. 33. ber gaß 
ju ©reitenfelbe, St. ©eorß«berß, ©anbe«neben unb 
©tertep, auä) bei bem SUtarfKtufe ju ©r. »erfenttn. 3n 
©üb ow) finb bie genftereinfajfunßen am 3lltarl)aufe, bie Oft* 
unb SBeftßiebetimmb in iljren oberen feilen alter SBadfftein* 
bau ; ade« übriße SPanbroerf befielt au« unreßelmftfeigen gelb* 
fleinen. 2Bo übrigens bie Styfireinfajfungen, wie bei bem 
Sßeftyortal unb ber ©übroeflt^fir ju ©t erleg, gleichfalls 
au« ©ranit ^ergefieOt finb, befd&rftnft fid^ wegen be« garten 
fd&n>er ju bearbeitenbeu 3Jtoteriale« ber ganje ©d&mu<f auf 
einfadje redfjtnnnllige, burdjj ©d&idfjtung be« ©efieine« betoirfte 
©inftufungen. 

2lber felbft ben fo fpröben unb unbilbfamen ©ranit* 
blöden warb mandfjmal eine feljr faubere ^Bearbeitung ju £l)eil. 
3u ben iRingmauern be« alten Steiles ber fttrd&e in Silben 
finb aufeer von Statur gtattfläd&igen audjj fünfilidfj gehaltene 
gelbfteine vermauert; in Sreitenfelbe finb roenigften« bie 
Äantfteine fe&r forgfftltig behauen; in ©anbeöneben finb 
alle Slufeenfläd&en ber ©ranitblöäe geglättet, tljeil« burdf) treffe 
ü<$ ßelunßene Spaltung, tljeil« burdjj SRadfjarbeitung. £ter 
ift audf) ba« ©efüße ber ©teilte ein forgfältige«, roftljrenb bem* 
felben fonft an ben meifien Äird&en weniger 9Jiül)e jugeroanbt 
fd&eint. 

©eeißneter ju fimfHertfc&er ©efialtung mufcte fidf) bie £er* 
fteHung ber Sauten aus bem leidet bilbfamengußelmaterial 
ermeifen. SBäljrenb aber trofebem als reine Saäfleinbauteu 
nur bie ßird&en 311 ©r. ©rönau, 9Jlölln unb ©rumeffe 
ju betrauten finb, finben fi<$ 3iegel, roie fdfjon ermähnt, gu 
2f)ür* unb genfiereinfaffungen fafi in allen ©ranitbauten per* 
roanbt, roie benn audj alle mit ber 3)eäenbilbung in S8erbin= 
bunß fteljenben ard&iteftonifdfjen ©lieber, afe ba finb ©tüfcen 
unb SBanbpf eiler, SBogenroerf unb ©eroölbe u. f. ro., überall, 
au<$ bei tJonmegenbem ©ranitbau ber Ringmauern, nur au« 
Siegeln ^ergefieHt finb. 2)ie SBadEfieme felbfi bieten im 2UI* 



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$te fird)!. tunftard&äotogte b. Greife« £eraogttj. Sauenburg. 37 

gemeinen weber burd) tljre ©röße nodjj fonft befonber« 33emer* 
fen§wertl)e$. 33ea<$tung aber perbtenen bie me^rfad^ j. 93. in 
ber Styfte ju SKölln, aber namenttidfj ju Äubbewörbe, 
oorfowmenben gelblichen Siegel, wie fie am Sftafceburger 
2)om befonberö bie SSor^atte aufweift unb roeldje roa^rfd^eintic^ 
jroeimal burdjj ben Srennofen gewanbert finb. S^t^^^ m P^ 
ober Sßerlmeiflerjeic^en finb mit ausnähme einer 3lrt ©auö- 
marfe auf einem Qxtgd\Uin t)on 1497 an bem ©übfeitenfdjjiffe 
jtt 3Jtölln, aus lauenburgifd&en Äirdfjen fo wenig befannt ge* 
worben als bie -Warnen ber 2lrdf)iteften. Qnf Triften in 
3iegelfleinen finben fid& nur Dereinjett an ber ftird&e (wie 
auä) am 9tatl$aufe) ju 9Kölfn, befd&rftnfen fid^ aber auf ein» 
fad&e Angabe einer SfatjreSjaljl. %x ber 9torbfeite ber Kirche 
finb <mä) einige (neuerbingö tjergefieHte?) berartige Snfd&rift* 
fieine (mit überbieö faum nötigen 3af}re$jaljlen?) eingemauert, 
©leidj liier mag auf bie Bearbeitung ber 3^8^Uteine 
mit bem ©d&arriretfen l)ingewiefen werben, ©ine fotdfje 
ftnbet ftdf) an ben S3auten be« romanifdf)en Uebergangöfiiteö 
fafi nur, aber anty faft regelmäßig an ben Äantfteinen. ©e= 
miß. ^at biefelbe au<$ an ben aus jener 3 C ^ ftammenben 
lauenburgifdjjen Äird&en burd&weg an jenen ©teilen 2lnwenbung 
gefunben, wenn fd&on bie fafi überall bid aufgetragene Xünfyt 
ben SRadfjweiS baoon jefct erfd&wert. ßlar ju £age liegen je* 
bodf) bie mit bem ©<$arrireifen be^anbelten 33a<ffieine j. 33. an 
ben Snnenfanten beS norb* unb fübtoefttid^en genfierS (jefet 
im Sturme) ju ©t. ©eorgsberg. 

©s brauet nidjjt erft befonber« Ijeroorgefjoben ju werben, 
baß au<$ fd&on an ben ftltefien ftird&en bes SanbeS $orm* 
fteine au« 3i^ßclmaterial fidjj finben. 33erwanbt finb biefelben 
meifiens an ben &aut)tgefimfen, jur 93ilbung ber ©tüfeen unb 
ifjrer ßapitäle, fowie ju ben ©lieberungen oon Spüren unb 
genfiern. 3Bo berartige Steile, namentlich $ la u e n f ap it fi l e, 
burdf) emfadfjes 33et)auen gewöhnlicher 3i e Ö e lP eine ^ergeflettt 
erfd&einen, gehören fie fxd&er fämmtlid^ mobernen, meifi wenig 
fadjgemftfcen 9tefiauration$arbeiten an. Db ju anberen Rapi> 
t&Un, 5. 33. ben jierlidfj burdfjbrod&enen in ©rumeffe, als 



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38 3)ie firdjf. Jhinftardjäotogte b. ftreifeg ^erjofltf). Sauenburq. 

2Jtotertal etwa ©tudfmaffe ßebient &abe, mufe idf) ba^in ge= 
fteflt fein laffen, ba mir Unterfudfjungen barüber nidöt mögüdj 
getoefen finb. SSon ben romantfd&en ©öuld&en an ber SHüdE^ 
feite ber Oftroanb bes alten SEfjeüeö ber ftHrdje ju 33üd)en 
behauptete Sifcb (Weälenb. Sa^rb. XX, 314 ff.), fte feien 
aus ©tue! ^ergefteHt. 2Jttr finb aus bem Sauenburgifd&en 
fonftiöe 33eifpiele ber Sßerrombung uon ©tuet jur £erfMung 
roefentlid&er arebiteftonifdber ©lieber nid&t befannt geworben. 
SRtd&t feiten ift bie anroenbung üou glafirten 
©t einen unb jroar oon fdjroaraer, bunfelbrauner, bunfel* 
grüner unb hellgelber $arbe. Severe fommen üereinjelt an 
einem Äämpfergefimfe ber Slrfabenbögen beim nörblid&en ©eiten- 
fdfjiff ju ajfölln cor roä^renb bie übrigen Sögen unb Pfeiler 
bort aus unglafirten ©teinen befteljen. Tunfeigrün finb bie 
mit geroöt)nlid(jen rotten Siegeln abroed&felnben ©djid&ten glafirter 
©teine an ben Pfeilern ber alten ßird&e ju33üd(jen. ©old&er 
©d&id&tenroed&fel fd&eint, roenn audfj häufiger beliebt, bodEj 
roeber bei ber 93üdE)ener nodb bei irgenb einer anberen lauen » 
burgifd&en Äirdfje jemals fpftematifdf) über bas ganje Ätrdfjen* 
geböube ftdf) erftreeft ju §aben, fonbern flets nur auf einzelne 
Steile beffelben bef darauf t geblieben ju fein. 3>n ©rumeffe 
ift berfelbe, in bunfelbraun glafirten ©teinen, an bm 2lufeen= 
proftlen ber ©übeingänge aerroanbt; in @r. ©rön au in 
gleidfjer $arbe an ben Slufcenproftlen üou Spüren unb genftern ; 
in 9Jtölln toed&feln fd&roarj glafirte mit rotten ©teilten an 
ben äußeren Slrdfjioolten bes SBefiportals unb an ben Kant* 
fteinen jroeier getüpfelter genfter an ber 9Jorbfeite bes Sturmes. 
$n @r. 33erf entin tyaben fidf) galjlreid&e fdfjttmrj glafirte 3i e Ö e ' 
namentlich am Dftgiebel bes 2lltarf)aufe$ erbalten. 3 U © anbe$= 
neben janben fid) ©puren febroarj glafirter ©teine an t>er- 
fd&iebenen ©teilen ber äufeenmauer, aber bod^ nrieber in einer 
SBeife, bafc man audf) ^ier ben nalje liegenben ©ebanfen, ber 
©d&tcbtenroedfjfel Oabe fpfiematifdj bas SUtauerroerf tiberjogen, 
ni$t als ber SBa^r^eit entfpred&enb wirb betrauten tonnen. 
3m Innern ber ßird&en fd&eint aufeer bem ftfjon erwähnten 
oereinjelten gaße in SJiölln unb aufeer an ben Pfeilern ber 



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$te firdjl ®unftard)äotogie b. ÄreifeS £er$ogti). Sauenburg. 39 

alten Äirdfje in Silben eine SBerroenbung glaftrter ©teine 
nid^t ftattgef unben ju Ijaben, mit Slusnaljme oon ©t. ©eorgs* 
berg, wo in ber SRorb* unb ©öb^SBeftedfe bes Sang&aufes bie 
urfyrfinglidf) jur Stufnaljme ber ©eroölbertypen beftimmten 
SRunbbienfte einen ©dfjidEjtenroed&fel von fdfjroarj glafirten unb 
rotten Sießelftewen jeigen. 35a übrigens in biefer Stird&e, wie 
in ben meiflen anberen feit Saljrfjunberten ber Duaft mit 
bidfer £ündf)e bas SRauerroerf überjogen Ijat unb eine genauere 
Unterfudfjung bes&alb oljne ©efaljr oon ttnaneljmlid&feiten fidf) 
o§ne Weiteres mdfjt bemerffteßigen läfet, fo Ijabe tdfj nidfjt 
feftfietten fönnen, ob unb wie weit audj) fonft no<§ in 
biefer wie in anberen Stird&en ein ©<§id)tentt)edf)fel glaftrter 
unb unglafirter 3**0*1 ftattgebabt §at. ©inb bod& felbft bie 
bei Sofe (Äunftto^oßr. SDeutfd&l. I, 512) an ber Äudfje ju 
©t. ©eorgsberg ermähnten „rotten ©dflifenen" uni „gelben 
Siegelmauern" meinem s Auge unftd&tbar geblieben. 

§ 12. 3)ie griefe unb ©iebelücrjierungen. 
SBie feljr man ben rpt^mtfdfjen 2Bedf)fel liebte, betueif't 
audfj bie mannigfaltige unb tocd^fetoolle ©eftaltung unb 5Ber- 
roenbung ber unter ben ©imfen unb an ben ©iebeln ber 
©attelbädfjer angebrad&ten griefe, meldte batb als bauten*, 
balb als Sogenfrtefe auftreten, balb bas Ornament bes beutfc&en 
93anbes allein ober in SSerbinöung mit anberen gtieSjterraten 
auftüeifen. 3)as Sangfiaus ju 3ftölln beiftrielsroetfe trägt, 
ben SDomen ju SübedE unb Jtofeeburg tfyeilroetfe folgenb, auf 
ber -Jlorbfette am öftlid&en Sodfje einen gries aus ftdfj fd&netbenben 
Slunbbögen, am weftlid^en Sod^e einen SftautenfrieS; ebenfo roar 
es na<$ uorfmnbenen ©puren auf ber ©übfeite. SDtciftenö 
erhält bas 3Utarl)auS, als ber nrid&tigfte Xljeil bes ßird&ens 
öebaubes, audE) im Steueren ben reid&jien ©<$mucf, unb befonbers 
an ber Dftgiebefoanb, in roeld&er geroöljnlidE) in ber SWitte ein 
größeres ober Heinere« ftreuj auSgefpart ift, roätyrenb an ben 
©tebelfd&enfeln ein Sogenfries ftdf) ^injie^t unb häufig ein 
eben folget am ©iebelfufe quer über bie SBanb anläuft. 3u 
3Kölln ifl ber gries unter bem ©ims am ©iebelfufce ein 



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40 $te Ktdjf. ShinftaidjäotoQte b. £reife§ $ev%OQtb. Sauenburg. 

einfädlet Stunbbogenfries ; ein foldjer mit ßcficljteti ©dfjenfeln 
ftetgt an ber ©icbclfc^räße hinauf unb umgiebt ein Meine« 
ausgefyartes ftreuj unb unterhalb beffelben eine grofee 33lenbe 
in ©efialt eines faft gefd&lojfenen JtretfeS, an beffen oben be* 
finbtid^e Deffnung ein fleinerer §albfreis ftdf) anfd&tiefet. "Die 
9iorb= unb ©übfeite biefes Slltartjaufes jiert in jioei Steigen 
ein fog. beutfdf)es SBanb mit barunter befinblid&em griefe aus 
Rreujungsbögen. Ueberfjaufct roar bas Ornament bes beutfd&en 
93anbeS ein fetjr beliebtes unb tritt forooltf in SBerbinbung mit 
©pifc= als 9tunbbogenfriefen auf; häufiger audE) oljne biefe 
ganj allein: fo an ber -Korb* unb ©übfeite bes Stttartyaufes 
ju @r. S3erf entin unb ©terlet) (f)ier nur nod) SRefte an ber 
©übfeite erhalten), an aßen brei ©eiten bes Slltarljaufes ju 
©d&mielau, unb am@tebelfuf$ ju @r. ©rönau unb 5Jiuftin. 
2lus ben beiben -Kotioen bes beutfd&en Sanbes unb ber 
SfreujungSbögen ift aud& ber ©d&mucf ber Rixtyt ju ©t. 
©eorgsberg juf ammengefefct , welker gegenwärtig — ob 
aud) fd&on urfprünglidf), bleibt rooljl unentfdfjieben — fetyr 
reiche 2lbtoedE)felung bietet. SBä^renb bie SRorbfeite bes Slltar* 
^aufeS bie ßreujungsbögen mit einer Sfteüje beutfd&en S3anbeS 
barüber jeigt, fet)lt lefctere an ber ©übfeite bes Stores, wo 
nur ber RreujungSbogenfrieS erf<$eint. SDagegen fetylt biefer 
roieber an ber Dftroanb, roo nur bas beutfd&e 33anb, bodf) l)ier, 
tote audfj an gleicher ©teße ju ©r. ©rönau, in jtoet 
SRetfjen übereinanber am ©iebelfufe Einläuft. SRorb= unb ©üb= 
feite bes 8angt)aufes ju @t. ©eorgsberg jieren ebenfalls 
nur jtoei Steigen beutfdfjen 33anbeS; bodf) roerben biefelben 
l)ier oon Äonföldjen getragen, welche fonft an biefer 5tirdf)e 
unter ben beutfdjen Sänbern fehlen. SDen „breifa<§en 
3al)nfrieS", ben Sofe ( ßunfitopogr. SDeutfdjl. I, 512 nadf) 
2tfd&: 3He<Hb.3a$rb. XXIV, 310) anführt, fcabe td& $ier nte 
genbs gefeljen. 

35er oben erwähnten SluSjeid^nung bes 2lltar^aufeS ift 
rooljl aud& bie SBerfd&ieben^eit bes ©d&mudfes ber 
Dftgiebelroanb beffelben oon ben 83er jierungen an ber Dft- 
©tebelflädfje bes Sangljauf es jujuf ^reiben . 3n©r. 33erfenttn 



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$)te ttrdjt. Shmftardjäofogie b. ÄreifeS ^erjogt^. Sauenburg. 41 

toirb am Sanofjauögtebet ba$ auögefparte ßreuj jeberfeitö oon 
oier großen ©Jnfcbogenblenben ftanfirt, beneu ftd) an bcn unteren 
©tebeleden jroet gefieljte SRunbbögen anftpefeen; am ©Ijor' 
gtebel bagegen fteigen feljr lang gejietjte SRunbbögen auf, bereu 
beibe oberfien, mit geraben Ijorijontalen ©d&enWn einen runb^ 
abgebedten Staffelgiebel bilbenb, ein auögefparteö griedjtfd&e* 
Jtreuj umgeben. 3n ©eeborf trägt ber Djigiebet be§ Sang= 
Kaufes einen gries t)on ber gorm ber Staffelgiebel, rofiljrenb 
ber ©f)orgiebel mit einem auffieigenben gepelzten ©pyogen* 
friefe gejiert tfi. 3)en ©pifcbogenfrieö füfjrt au<$ ber ©t)or* 
giebel ju ßrumeffe, unb ju @r. ©rönau. 

©ine befonbere 2lrt ber ©iebefoerjierung befielt in 
33lenbnifd)en, roeldje häufiger in ber gorm t)on*genfier* 
btenben erf djeinen. ge eine fofdje finbet fid& rechts unb 
linfö neben bem grofeen auögefyarten lateintfdjen Äreuje am 
gljorgiebet ju ©r. ©rönau; ju ©anbesneben am (Siebet 
be$ Sang^auf es ; ju 9ttuflin fi»b am Sfjorgiebel brei pgramibal» 
. gefaßte fd&lanfe ©pifcbogenbtenben angebracht ; fünf fol<$er 
35Ienben ffiljrt in @t erleg ber ©iebel ber SBeftfronte be§ 
Sangfymfeö. Ttx jweimal wer Sienben am Dfigiebel be« 
SangfyntfeS 5U ©r. Serfentin ifi fdjon oben gebad&t. 

93eadjten8u>ertf) ifi audj nodfj ber $ries an ber ©üb* 
feite beö Stltar&aufeö ju ©r. ©rönau; er fefct ftdj 
jufammen aus je jioei auf ßonföld&en ruljenben, im fpifcen 
SBtnfel aneinanbergeleljnten 33adfieinen, roeldje oben burd) einen 
fleinen über (Scf gefieüten ©tein oon quabratifdjem öuerfdjnitte 
oerbunben ftnb. Qn biefen $ries fd&neibet ein grofeeö ge* 
f uppelteö ©pifcbogenfenfter ein ; ber grieö ifi beöljatb redjts 
unb linfö 00m genfier abgebrodjen unb burd) einen über baö 
genfter gekannten fladjen Sogen wieber in SSerbinbung gefefct, 
eine Stnorbnung, roeldje an ber IRorbfeite beö 2Utarljaufea ft<$ 
nidjt roieberljolt ftnbet. 

Slnfiatt beö eigentlichen griefeö ifi an ber Oftroanb beß 
5Utar§aufeö mehrmals am ©iebelfufee nur eine jiemüd) breite 
*Rutl) üorljanben, j. 33. in ©r, 33 erf entin, wo in ber iftutlj 
auf Je anbert^atb ©teinlftngen ein $onföld)en angebradjt ifi, 



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42 $>te firdjt. Shmftardjäologie b. fträfeS ^509!^ fiauenburg. 

unD in ©anbeöneben, wo bie Sloufölc^en fehlen, bic 3luti) 
bafür aber audgegipf't ifi. 

§ 13. ©odfel, Stfenen unb ©efimfe. 

2)ie ©odfetbilbung ifi burc&weg eine p$ft einfache. 35er 
aus ©ranit Ijergeflellte ©odfel ber Rirdfje §u @r. Serfentin ift 
na<§ oben fyin einfad) abgefd&rägt. 2Bo auf einem ©rante 
lager ber ©odfel au& 3^0 e ^"^i ruljt, geigt biefer meiftens 
nadj oben Ijin eine einfadfje Hbrunbung, wie 5. ^. in ©r. 
©rönau, Saffa&n, ©eeborf. 3ln anbero Äirdfjen oer= 
mittel! ein 9lunbfiab ben Uebergang t>on bem Unterbau ju ber 
eigentlid&en, fletd gegen jenen etwas jurüdfpringenben SBanb 
j. 33. in Srumeffe. ^n ©ubow war fofd^eö aud& im 
Snnern ber Sttrdfje ber gall, wie fold)eö nodf) jefct im SBeflen 
be§ SangljaufeS f enntlidE) ift ; bei einigen ftir$en finbet fidf) im 
Snnern ein ber £öf>e beö ©otfete entfyred&enber redfjtwiufltger 
Slbfafc. 3Bo bie SB&nbe oorwiegenb ober ganj au$ $kQd\teum\ 
errietet ftnb, fefcen faft immer an ben ßdEen ber ©ebäube 
fc^ltd^te Sifenen auf ben ©odfel auf, weld&e mit bem griefe 
unter bem £auj>tgeftmfe ftdf) oerbinben. 

2Iud& bei ben ©imfen f)errf$t burdEjweg eine grofte @m- 
fad&ljeit. ©elbft bie ßauptgefimfe fcefte&en meifiens nur 
aus jwet ober brei etwas übereinanber oorgefragten unb nad& 
unten abgerunbeten ©teinfd&idf)ten. ©twaö fräftiger wirft bas 
£auptgefün£ ju ©r. 33er f entin; l)ier folgen auf bie ©tflifene 
erfl jwei übergefragte 2todffieinfd()idf)ten, auf benen ein wenig 
oorfpringenber SRunbjiab rufjt, ber nodf) a<$t ©teinfd&idfjten trägt, 
beren obcrfle ber ©ad&fd&r&ge jur ©tüfce bient. 9tei<$er ifi baö 
gotfjif d)e &auptgefims ju ©r. ©rönau, wo nadf) einer redfjtwinf* 
(igen s &or fragung unter bem ©adjjanfafce junädtft eine Seljlung 
unb ein Slunbftab folgt unb oon jwei weiteren eingebogenen ©tein- 
fdEjidjten Die unterfte burdfj 2lbfdjrägung in bie ©dflifene überleitet. 
25as reiepe ^Srofil eines £auptgefimfe$ bietet im SauenburgU 
f$eu bic Äir$e ber ©tabt Sauenburg, wo in fed&8 ftarf über 
einanber oorfragenben ©df)i<i)tcn au§> gormfteinen Stellung unb 
SRuubftab mehrmals, audf) in entgegengefefeter golge, fteij ablöfen. 



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3)ie ftrdjf. Äunftardjciotogie b. ÄieifeS ^er^ogt^. Sauenburg. 43 

§ 14. SDie ©tüfcen unb 95$anbt>orfprünge. 

2Bo bas Sangljaus in mehrere ©d&iffe geteilt ifi, ßc- 
fd&tel)t btefes bur<§ fretfteljenbe, jur aufnähme ber 3)ecfe fei 
es bireft, fei es burdfj Vermittlung oon Swiföengliebern 
bienenbe Stuften, mööen biefe nun als einfadfje ober jufammen^ 
öefefete ©äulen ober Pfeiler ftdjj barfiellen. $n ber ©cfialtuiiß 
biefer ©tüfcen fommt nun bisweilen ttrieber bie Suft an 
r^tfjmifd&em SBed^fel junt Sfosbrucfe. 33efonbers ift biefes 
ber gatt ju Sreitenfelbe unb in bem alten Steile ber 
Äird&e ju Südfjen. $n beiben SUrdfjen wirb bas Sangfjaus 
von oier ©tüfcen, toeld&e auf einem runben ©odfel oon ber 
gorm bes öried^ifd^en Äreujes ruljen, in brei ©d&tffe geseilt. 
3n beiben fttrdfjen ifi nun bie bie norböfilid&e unb bie füb* 
toeftlidöc ©tüfce aus 4 £albfäulen, alfo als ©äulenbünbel, bie 
norbtoeftltdfje unb füböftlid^e ©tüfce aber aus 4 im 2ld)te<f 
f onfiruirten £albpfeilem, alfo als ^ßfetlerbünbel gebtlbet. 35iefer 
SBedfjfel Ijat audf) in ber jroeifd&if ftgen ßtrdfje ju ©dfjlagsborf 
im gürfientfjum 9iafceburg ämoenbung gefunben, inbem bort 
t>on ben brei in ber Säng$a<$fe oorljanbenen ©tüfcen bie 
mittlere als ©äulenbünbel unb bie beiben anberen als Pfeiler* 
bünbel be^anbelt ift. 

®ie ©tüfcen bes gotljtfdfjen feiles ber Eirdje ju 33 üdEjen 
ruljen auf runbem ©oäel unb finb son quabratifdfjem ©runfc 
riffc mit ftarfen SRunbbienften in ber -DUtte jeber ©eite ; oon 
ben leiteten finb je jttiei.ftdf) gegenüber ftefyenbe gleic&gebilbet, 
unb jroar finb bie einen aus fünf fenfredjt auffteigenben 
SRunbft&ben ober SRoßftftben jufammengefefct, bie anberen be* 
flehen aus genmnbenem ©rätentuerf. Stus ben 93eftanbtfyeilen 
ber SRunbbtenfie finb audf) bie Äapitäfe ber Pfeiler fonrie bie 
©urtbögen Ijödfjft fonberbar unb nnttftirttdE), uufünftlerifd^ unb 
geiftlos jufammengefteHt. 

£ie als reic&gegtieberte ©äulenbünbel fünfilerifdfj roo^U 
gelungenen ©tüfeen ber Eir$e ju ßrumeff e finb fdEjon weiter 
oben (§ 4) ausführlich befyrodjen roorben. 2tls freifieljenbe 
©tüfcen finb aufy nofy bie Pfeiler ber Slrlabenbögen in 3JlölIn 
ju ermähnen, t>on beneu ber SWorbtoefipfetler ftdf) als am beften 



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44 $ie ftrdjf. ftunftardjäotogie b. ftreifeS $?er$og,tlj. Sauenburg. 

erhalten erroeift. 35er ©runbrife ift oon ber §orm bes gried&tfd&en 
KreujeS; in ben SSMnfeln laufen f leine ^unbbienfte empor, 
weldfje oberhalb ber Kämpfergeftmfe fid& fortfefcen unb als 
SButfie bie fptfcbogigen Slrfabenbögen betberfeits begleiten. SDie 
Pfeiler, wetd&e beim 3lnbau bes füblidfjen ©eitenfdfjiffes ber 
Zöllner Kirdje burdfj gortbred&en ber ehemaligen füblid&en 
9lufjenmauer fielen blieben unb jefct als freifteljenbe ©tüfcen 
erfdfjeinen, bieten als fold&e fein Sntereffe; fie fommen nur 
in 33etra<$t wegen it)rer für bas &auptfdfjiff funftionirenben 
Vorlagen, weld&e bie ©urfc unb ©d&ilbbögen, audf) bie ©ett)ölbc= 
rippen tragen. 35iefe an ben Sßäuben emporlaufenben £alb- 
faulen ober SBanbpfeiler finb ifyrer ©runbrifjbilbung na<$ wenig 
intereffant, ba fie meijkns nur aus red&troinfligen Vorlagen 
ober aus SRunbbienften gebilbet finb ; nur an ben Sßänben ber 
©eitenfd&iffe unb in bm Scfen ber 2lpfis bes gotl)if<$en feiles 
ber Kird&e ju 33üd^en finb fie aus bem 2ldjtecfe fonftruirt 
unb tragen ebenfo fonberbare unb roitlfürlidfje Kapitale wie 
bie freifteljenben ©tilgen bafelbft. 

£äuftg aber rui&en bie inneren Vorlagen ber £riumpl)* 
bögen, ebenfo bie ©urt= unb ©dfjilbbögen unb bie ©eroölbe* 
rippen, namentlich in ben einfdjifftgen $ir$en, auf 33 or* 
fragungen, beren ©etailformen nid&t minber rei<§ unb be= 
merfensrcettf) finb als bie Kapitale ber freifteljenben ©tüfcen 
unb ber an bie SBanb gelernten 33orfprünge. @lje wir uns 
ju einer 33etra$tung biefer Details roenben, fei no$ ber 
bem romanif djen UebergangSftile eigenen £ljetlung8rtnge 
gebaut, bie im Sauenburgifd&en nur ein einjiges 2M 2ln- 
roenbung gefunben ju fyaben fd&einen, nämlidE) in ber Kirdfje 
ju ©rumeffe an ben £albfäuldEjen ber 3wifd()enpfoften ber 
öftlid^en genfiergruppe nidfjt weit unterhalb bes Kapitals unb 
in ben @cfen bes 2lltarl;aufes. SBäfjrenb nämli<$ bei ben 
lederen bie 2lrdf)ioolten ber ©d&tlbbögen unb bie ©eroöfbe* 
rippen in ber ©üboft= unb 9lorboft'-@<fe auf einfadfjen SDret- 
tnertelfftulen mit fdfjlid&tem Kapitale rufjen, finb in ber ©üb* 
weft= unb -JJorbroefcßdfe biefe ©ftulen unb bie t>on iljnen ein* 
gef^loffenen redfjttmnfligen SBorfprünge in einer ißölje oon 



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$te firdjf. Ihtnftardjäologie b. tretfeS £er$ogtlj. Sauenburg. 45 

etwa V/ 2 SWeter über bem gufeboben öon einem ringförmigen 
9iunbjtabftmfe myogen. 3n bkfc* 33erfdfjiebenf)ett liegt jugleidfj 
wieber ein 33ewete für bie fdfjon meljrfadfj Ijeroorgeljobene 
Neigung jum SBedfjfel in ber ©ejkltung gleichartiger ©lieber 

SBerfdfjieben oon einanber ift audfj bie Silbung ber beiben 
Jtonfolen, auf benen in ber Äir^e ju ©eeborf berßängs* 
gurtbogen ber wefllid&en ^odfje (im f. g. SBorraume) ruljt. SDie 
ftonfole an ber weftlidjjen Ringmauer ift aus einem jwifdfjen 
jwei fräfttgen trieredftgen Patten ru^enben SRunbftabe gebilbet; 
bagegen befteljt bie ben gleiten Sogen ftüfeenbe, an ber 2Beft= 
feite be§ URtttetyfeilerö ausftmngenbe ßonfole au$ jwei über* 
einanber oorfragenben SWunbft&ben mit barüberlagernber btdfer, 
fiftenförmiger, unten abgerunbeter platte. SDie einfache 
Silbung biefer Austragungen befielt nur aus einer fdjltd&ten 
ftonfole oon breiedfigem öuerfdfjnitt, weld&e entweber nur mit 
einer meredEigen Patte (j. 33. alte Äirdfje ju 33üdfjen unb 
Xriumppogen ju ÜölufHn) ober mit SRunbftab unb barüber 
liegenber Patte (SWumpljbogen unb 2Utarljauß ju ©t. ©eorgö- 
berg; ©eitenf<$iff unb Triumphbogen ju Sreitenfelbe) 
abgebeeft ift SReid^ gegliebert finb bie Jtonfolen be§ ftriumpl)* 
bogenö in ©r. 33er fent in, wo über einem 9Umbftabe brei£ot)l* 
fehlen oorfragen. Sei weitem bie reid&fien unb [d^önften ßon* 
folen finb btejenigen, weld&e in ber Ätrdbe ju 33rettenfelbe 
bie öftlidfjen ©djeibbögen aufnehmen; fie finb in ad&tfad&er, 
ttjette burdfj Stellungen unb ©dfjrägunaen, tljeüö burdf) 3tunb= 
ft&be bewirkter Stbfiufunfl aufgebaut unb enbeten unten, wie 
bie füblid&e ftonfole no<$ woljlerljalten jeigt, in fdfjöne bärtige 
aKenfd^enfö^fe. 

SBie grofe fteUenweife bie Vorliebe für ftonfolen war, 
beweift baö ©ewölbe beö Altarljaufes ju Sreitenfelbe. 
Dbwoljl f)ier bie 2)reü>iertelfäulen in ben ©den ein aus Patte, 
SRunbftab unb Sßolficr gebilbeteö Rarität Ijaben, fefcen bod& 
fottwljl bie beiben ©<$ilbbögen, als bie SDiagonalrtype, welche 
brei ©lieber gemetnf^aftüdjj auf jener SDreitriertelfäule ru^en, 
nid^t unmittelbar auf jenem Kapital auf, fonbern für jebeö 
ber brei ©lieber ift ber Stnfafc nod& befonberö bur<§ je ein 



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46 $ie firdjt. IhmftarcfjäoToßte b. tfreifeS #er$ogtl). ßauenburfl. 

auf baß Sßolfier be« Äopitälö ftdf) fiüfeenbeö Ronföld&en oer* 
mittelt. 

2ßie bei ben ßonfolen ^errfd^t audf) bei ber öilbung 
ber Äapitäle fon>o^t ber freifteljenben al« ber eingebum 
benen ©tfifcen ba§ 3Kotio ber einfadfjen platte mit untergeleg- 
tem SRunbftobe oor; bißweilen, wie j. 33. im 2Utarl)aufe )u 
(Srumeffe, befielt baö ßapttäl audj au« einem SRunbftabe 
mit breiter fteljenber £of)lfef)le unb üieredfiger Patte barüber. 
3n aSrcttenf clbe fefet fidjj, tute fd&on oefogt, ba* ßapitäl 
ber ©df faulen beö ältar&aufe«, au« einer oieredftgen platte 
unb barüber t>orfragenbem SRunbflabe, auf roeld&em eine runbe, 
potfierartige platte ruljt, jufammen. 3)a§ fdjlidjte, unten ab- 
gerunbete 333 tirf etfa^it äl tragen bie ©ftutenbünbel bes 
ßangljaufe« ju ©rumeffe unb bie furjen ©äulen an ber 
Dftmanb neben bem SErtumpljbogen ber alten Jlird^e ju 33üd&en , 
meldte tool)l einftmal« ba« ©eroölbe beö alten Slltarljaufeß, 
oieHeid&t audf) einer Ijalbrunben ätyftö (ogl. § 3) trugen. S)aß 
in ben fpätromanifd&en SBacffteinbauten ber Dftfeelftnber fo be* 
liebte £rapejfapitftl, meld&eö bie SSermittelung beö tun* 
ben ©ftulenfd&afteö ju ber tnereefigen ©ecfplatte burdfj Regel- 
abfdjnitte itoifd&en trapejförmtgen ober mandEjmal audfj brei* 
edfigen ©eüenflädfjen hervorbringt, begegnet im 2lltarl)aufe unb 
Sangljaufe ju 3Jtölln, imßangljaufe ju Sreitenfelbe unb 
in ber alten Slird&e ju Suchen, l)ier jugleidfj mit bem rein 
romanifdfjen fd&on oben erwähnten SBürfelfapitfil ; ferner er= 
fd^cint baö ^rapejfapttäl nodf) auf ben ©albfäulen ber genfter* 
pfoften beö ältarljaufeö ju ßaffaljn. 3n allen genannten 
gäßen ^aben bie Srapejfapitäle breiedige ©eitenfläd&en. 3u 
SSreitenfelbe finb babei bie 2)ecf platte unb ber jroifdfjen 
gelegte SRunbftab ganj befonberö fd&mal gehalten. SBäljrenb 
im Sangljaufe ju 9Jlö Un (ogl. bie SIbbilbung im „SDeutfd&en 
ßunftblatt", Ijerauögeg. t>on @gger$, 1850 auf SCafel 1 gig. 7 
ju 9ir. 29 ff.) ebenfo, wie in allen anberen genannten gäßen 
ba$ Srapejfapitftl aus bem SBürfel fonftruirt ifi, erfd&eint es 
im 2tltarl;aufe gu Sttölln auffaUenb langgeftredt unb geigt 
Ijier jum ^C^eil eine, leiber burdj) biefe SCünd&e ferner erfemv 



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$ie ftrdjl. Shinftardjäologie b. $reife3 $er$ogtl). SouenBurg. 47 

bare, burd&brod&ene Arbeit, roeldfic an Kapitalen in lauenbur* 
gifd&en Sirenen fonft überhaupt nur nodfj an bem SQBcfi^ortale 
unb an ben ©äulen ber 3roifd()enpfofien tot öflltdfjen genfter* 
gruppe ju Krume ffe, an lefcterer ©teile ganj befonbers jter* 
lid& ausgeführt, beobachtet worben ift. SDte SUrd&e ju ©rumef f e 
rocif't an ber ©übtfjfir aud& baS foß. SUauenfapitäl auf, 
wie es an ben®omen ju SRafceburg unb Säbed unb an ber 
ßirdje ju SRiefebpe in ©djroanfen öorfommt, unb nad& 
v. Quaft aud) in ber Kird&e ju 2Kölln fidE) ftnben fott, wo 
iü) es jebodf) bisher mdfjt Ijabe finben fönnen. S^enfaHö ift 
baS Jttauenfapttäl in ©rumejfe urfprtinglidfj , unb nrie in Sü* 
bed aus 3 ie 8 e l mater tol geformt (nidfjt wie SR. £aupt: 
aSxjcIinöfirc^en ©. 72 von lefcterem annimmt , genauen); in 
ben legten Saljrjeljnten ift bann biefes 3Kotio bei ©elegenljeit 
t)on SReflaurattonsarbeiten au<§ an anberen Jtirdfjen Sauen* 
burgs oerroanbt roorben unb jtoar meljrfadf) ^öd^fl ungefdfjidt, 
wie benn a\xä) biefe neueren Sttauenfapitäle genauen finb 
unb fdjon baburdjj ftd) als neu ju ernennen geben. 

Stuf bte eigenartige 9JJarfirung bes Kämpfers in ber 
öftlidfjen genfiergruppe ju Sreitenfelbe iji fd&on oben (§ 7) 
Ijingetmefen morben; bie bort angemanbten gormjleine feieren 
audfj am SBejtyortale ju ßrumeffe nrieber unb merfroürbiger 
SBeife audf) an ben genftern bes weit jüngeren ©fibfeitenfd&iffes 
ber Ätrd&e ju 9Rölln. Ob bas flnofpenfapitäl, welkes 
ber 3 TOi f^ en Pf°f^ n tos gekuppelten genfters an ber ©übfeite 
bes Sturmes ju ©rumeffe trägt, alt ift ober, wie es mir 
ftets fyat erfd&etnen motten, erft ber neueften SReftauration an* 
gehört, mufc bis ju genauerer Unterfudfjung ba^ingefteßt bleiben, 
Änofpenfapitäle finb mir fonft im Sauenburgifd^en nidfjt befannt. 

§ 15. S)ie Sögen* unb ©eroölbefpfteme. 

9Ran barf mo^l mit SRed&t behaupten, bafe fämmtlid&e 
nod(j erhaltenen alten ®tr<$en Sauenburgs fd&on in iljrem ur* 
fprünglidfjen Söauplane auf gewölbte SDedfen beregnet unb bem* 
gemäß auä) fämmtUdj foroofjl im Slltar^aufe als im Sangljaufe 
mit ©emölben überfpanut gemefen finb. ÜRand&e Kirnen 



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48 $>ie fird&t. Shmftarcfjäologie b. Greifes ©er^tf). Sauenburfl. 

tragen jefet Salfenbedfen, bofy jcigcn fte, wie j. 33. ©r. ©rö; 
nau, 3Jiufttn, nodf) beutlidfje ©puren ber ehemaligen ©im 
Wölbungen. 2Wan ^at ; nadfj mir gemalter münblid&er 3JHt= 
Teilung, ber Sird&e ju ©anbesneben bie urfprünglidEje 
Ueberwölbung abfpred&en wollen. SDodö Ijaben fid&, t>or bem 
oor etwa 10 Sauren erfolgten Umbaue ber ftird&e im Sang= 
Ijaufe „SRefte nnb ©puren ber SRunbftäbe unb SBölbungen" 
gefunben, unb ebenfo im ailtar^aufc, wo na<$ münblidfjer 
2Jtttt Teilung beö £rn. gJaftor ©aten^ufen in ©anbesneben 
(welker ft<$ mir gegenüber audf) als SSerfaffer ber über bie 
ftirdfje ju ©anbeßneben in Sinfen'S £anbbud) ©. 624 ff. 
enthaltenen -ftadEjridfjten ju erfennen gab), namentlidf) in ben 
©den ber Dfiwanb SRunbbienfte emporgelaufen fein follen. 
©id&er waren alfo aufy in ©anbeöneben urfprüngltdt) baö 
Slltarfjaus unb bas Sangljauö, lefcteres woljl mit jwei ©ewölbe= 
jodfjen, eingewölbt. 

SDafe bie fpätromamfd&e Stird&e ju Äubbewörbe jemals 
überwölbt gewefen fei, wirb in bem Snuentar bes £rn. Sßaftor 
Sutfjer oom 24. ^uli 1877 bezweifelt, ba einer Ueberwölbung 
biefer Etrd&e beren „bebeutenbe ^Breite unb bie geringe ®icfe 
ber SDtouer", welche leiber ni$t näljer angegeben ift, wiber- 
ftreiten foH; aber bei bem ©tanbe, welken bie ftedjntf um 
bie 9Jiitte beö 13. Satyrljunberts, aus welker 3*ü bie Äirdjje 
flammen wirb, im Sauenburgifd&en unb ganj SKorbbcutfd&lanb 
einnahm, würben ber Ueberwölbung eines SRaumeö oon 76 gufe 
Sänge unb 47 l / 2 gufe breite (alfo 21,80: 13,60 3Keter), wie 
it)n bie ßird&e ju Äubbewörbe barbot, feinerlei ©d&wierigfeiten 
entgegeugefianben fein, wenn man jwei ©ewölbe anorbnete 
burdf) ©pannung eine« Ctuergurtbogens in ber ÜDJitte ber 
Sangfeiten, ©ine foldfje urfprünglid&e ©inwölbung ber Äird&e 
ju Slubbewörbe barf um fo meljr angenommen werben, als bie 
ÜDtouern bie ©tftrfe von 1 m befifcen, aus ©ranit bis ju 
falber ißölje befielen, audf) biefe Ätrdfje bie einjige alte nidjt 
gewölbte fein würbe. 

3)ie gewölbte 2)ecfe fpannt fidfj fowotjl bei bm meljr= 
fcfyifftgen, als bei ben in mehrere ©ewölbejodje geteilten ein= 



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$ie firdjl. Äunftardjäologie b. ®ceife£ ©erlogt*). ßauen&urg. 49 

fdfjtfftgen ©ebäuben flets jimfd&en ©urt = unb ©d&ilbbögen 
aus. 9lux im Dftjod&e bcß £auptfdE)iffeS ju 2Jiölln finb feine 
befonberen ©<§ilbbögen marfirt, roäljrenb im roeftlidfjen 3o$e 
bafelbfl bie ©dfjilbbögen red&ttoinKig projtlirt finb unb auf be* 
fonberen redfjteäigen a3orft>rüngen rutjen. ©ämmtlid&eSd&ilb* 
unb ©urtbögen in fämmttid&en alten lauenburgt* 
fd(jen ®tr<$en Ijaben red&troinf Ugeö Profit von qua= 
brattfd&em ober nur wenig redfjtecfigemBuerfd&nttte. 
2lte Sluöna^me erf djeinen nur bie ©urtbögen beö Sang&aufes 
in©rumeffe, tt>el$e als ftarfc SBulfte gebilbet finb; and) im 
Slltar^aufe läuft &ter unter ben übrigens red&ttmnHig proftlirten 
©d&ilöbögen ein fräftiger SBulft um. ©ine fernere 2luönaljme 
bilben bie ©urtbögen bes fpätgotf)tfd&en S^eileö ber ®irdf)e ju 
Säcken, roeldje bie am SRoUftab* unb ©rätenroerf gebilbeten 
Profile ber Sßfeilerbienfte nrillfürlidf) unb unfdE)ön fortfefcen. 

Semerft mufe Ijier nodf) foerben, bafc in golge beö SBer* 
^ältnijfeö ber Sänge jur Sreite beö ju überroölbenben SRaumeö 
puftger bie nörblid&en unb füblidfjen ©dfjilbbögen l)albfrei$* 
förmig, bie öftlid&en unb roeftlidEjen bagegen ftrifebogig finb, }. 33. 
in Saffa^n unb ©r. ©rön au im Slltar^aufe. 3m 2Utar= 
§aufe ju 6t. ©eorgöberg, roeid&eß metyr breit als lang 
ifi, finbet ba« umgefe^rte SBerljältnife ftatt; übrigen« finb Ijter 
bie Sftngöfdfjilbbögen nur fetyr fäxoaä) ftrifebogig. 

SDer £riumpt)bogen, welker in allen Stirnen baö 
SUtarfyauö mit bem Sangljaufe in SSerbinbung fefet (t>gl. § 3 
a. ©.) ifi überall fpifebogig fonftruirt mit alleiniger 2tuönal)me 
beö S£rium:pl)bogen$ ju ©t. ©eorgsberg, weiter nrie ber 
öftltdfje -ftifd&enbogen berfelben Stird&e unb wie ber Sribunen* 
bogen t>or ber Ijalbrunben 9L)>ftd ju 9Jiölln, nod) üöllig ljalb= 
freteförmtg ift. £ieju fommt nod^ ber f$on oben (§ 4) erwähnte 
als Duergurtbogen aufjufaffenbe grofcc &albfrei§bogen puffen 
bem jefeigen Sangljaufe unb bem Torräume ju ©eeborf. 

®ie ©e wölbe felbft fieHen \iä) in fämmtlidfjen lauem 
burgtfdfjen alten ßirdfjen als Jtreujgeroölbe bar unb finb ent» 
roeber ©ratgetoölbe, wie in ben alten feilen ber ßirdfje 
ju 2Kölln, in ©t. ©eorgsberg unb im Sang^aufe ju 

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50 $te Rt&ji. IhinftardjäoloQie b. Greifes §crjogt^. Sauenbarfl. 

Grumeffe, ober SRippengemölbe, wie in allen übrigen 
Äird&en, unb jwar überall triertljeilige Stippengewölbe, aus- 
nahmen t>on biefer S3iertl)eiUgfeit finb nur bie f^^ärifc^en £)rei* 
edfe ber Dftpartte bes SangtyaufeS ber jweifdfjiffigen ftird&e ju 
ßrumeffe unb waljrfdfjetnltdf) früher ebenfo audj ju ©ee* 
borf (t>gl. § 4), unb bie ad&tt&eilige Ueberwölbung bes 2lltar= 
Kaufes iu @r. Serfentin. 33ei lefcterem ©ewölbe geljen 
fammtlidfje SUppen t>on Äonfolen aus, unb jwar fefcen bie 
©iagonalrippen in ben ©den in falber ©<§eitelf)öl)e bes ©e= 
wölbeS an, wftljrenb bie SängS^SdEieitelrippen im Dften ober* 
fjalb beö mittleren genfters, im SBefien oberhalb bes £riumplj- 
bogens, bie Duerfd&eitelrippen aber fübltdf) unb nörbltdf) in ber 
£öt)e be3 33ogenanfafeeS ber bort beftnblidfjen genfterjwif<$en 
ben lefcteren t>on Sfonfolen ausgeben. ©Ijorgewölbe ober 3iif^en= 
gewölbe übermannen natürlid) bie Ijalbrunbe 3lpfis ju SJtölln, 
wie ben polygonalen ©d&lufe ber gott)if$en Dftpartie ber $ir<$e 
ju 93üdf)en. 

gaft immer rufjen bie Stippen ber ©etoölbe auf be- 
fonberen Äonfolen ober auf ben Kapitalen ber freijleljenben 
©tüfcen ober ber eingebunbenen S)ienfte ober SSorfprünge; 
üeretnjelt nur entfpringen fie unoermittelt unb oljne Äonfolen, 
wie foldjes }. 33. in ben Slltar^äufern ju ©r. ©rönau, 
SJiuftin unb ©terlep ber gali ift. 

£inft$tlid& ber ^ßroftlirung ber kippen ift ju bejncrten, 
bafe weitaus bie meiften, unb fämmtlidf)e bem romanif^en 
Uebergangsftile angefangen $ird&en SauenburgS, foweit fie 
überhaupt Slippengewölbe befifeen , audfj nur redfjtwinflig 
profilirte kippen oon quabratifdjem Ctuerfd&nitte auf weifen, 
fo©r.Serf entin, S3üdf)en (alteÄtrd&e),©rumeffe (2lltar* 
IjauS, wdfjreub, wie f<$on erwähnt, bas Sang^auS ©ratgewötbe 
Ijat), ferner Saffaljn, ©d&mielau, ©eeborf (Sttltarljaus 
unb Torraum nodjj jefct) unb ©terlep, 3m 2lltarl)aufe ju 
@r. ©rönau finb bie kippen jwar au<$ red&twinfltg pro* 
filirt, bod& gegen i^re breite fetyr fladf). 

S)as bem gotfyifdEjen ©tile angetyörenbe birnenförmige 
Profil ber Stippen finbet fid) nur in ber Dftpartie bes 



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S)ie firdjl ^unftardjäotogie b. Greifes ^erjogU). Sauenburg. 51 

Sanßljaufes ju ©eeborf, meldte« ©eroölbe iebod^ f c^on oben 
(§ 4) als nidjt urtyrfinßlid) bejeidfjnet roorben ift. gerner 
fdjeint e$ nodj in bem, audj fonfi ber ßot^ifc^en Sßeriobe ju= 
jumetfenben Sanßljaufe ju @r. ©rönau ftattgefyabt ju t)aben, 
ba in ber SRorbroefb unb ©übu>eft*@dc beffelben jnrifd&en ben 
für bie ©djitbbößen beftimmten redjttotnfttßen SBorfyrünßen 
ein btrnförmtßer, offenbar jur aufnähme ber SDiaßonatrtppen 
befttmmter SRunbbienft noc^ tljeüroeife erhalten ift. ©nbüdE) 
finb fötypen t>on birnförmtßem Profile ßeßenroärtiß in ber 
jroeijod&ißen Ueberroölbunß beö 2Utarljaufe8 ju 9Jtufttn üor- 
§anben. Ob aber foldje l)ier als urtyrfinßüdj ßelten btirfen, 
fd&eint fet)r fraßlid), toeil fotüofcl bie ©<pbbößen bes 2Iltar= 
tjaufes, als audj bie im Sangljaufe nodjj in tieften erhaltenen, 
jroeifeHo« jur 3lufnaljme beß Duerßitrtboßens , burd) roeld&en 
baö Sanß^auö in jioei ©etoölbejod&e ßet&etlt würbe, beftimmten 
SBanbDorfaßen burd&aus red&ttoinfliß proftltrt finb unb feinerlet 
gotyifdje ©^uren oerratljen, rote benn audD bie genfter bt« ju 
ber 1859—1861 erfotßten Sfteftauratton fftmmtlid) in Sftunb* 
boßenform ßebeeft ßeroefen fein follen- 

S)ie ©etüölbe ber lauenburßifdjjen ßirdjen entbehren, fo* 
weit fie aus t>orßott)ifdjer Seit flammen, fdmmtlidE) ber ©d&lufc * 
fleine. ©oldje finben ftdf) nur in bem ßot^ifien ©übfeiten= 
fd&iffe ber Äirdje ju SJtölln unb in ber got^ifd^cn Dftpartie 
ber Sttrdfje ju 33üd)en. 3n teuerer finb jroei biefer ©d&lufc 
fleine ermatten, beren einer mit einer jefet atö ber gerne \m> 
fenntlid^en (anfd&einenb naäteu unb fteljenben) gißur jroifd&en 
aQerlei burd) Uebertündjunß ebenfalls unfenntlid^ ßeroorbenem 
©eimerfe oerjiert ift, roäfjrenb ber jtoeite eine SUlaria mit Äinb 
in ber ©traljlenßlorie erfennen läfet. 

§ 16. SBerpufcunß unb farbige 2Uöftf)mü<funß 
ber ftirdjen. 

Urfyrünßtt<$ waren bie lauenburßtfdjjen Sftrdjjen roeber 
im inneren nodfj im 3leufeeren mit einer ben ©teinbau ßleidj- 
förmiß überjieljenben SBerpufcunß oerfe^en, fonbern forooljl ber 
(Kranit- als ber glitgübau erfdjjienen al$ SRoljbau. 91 ux jur 



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52 $ie firdtf. ftnnftordjäotogte b. ftreifeS $er$ogtl). Sauenburg. 

£eroorljebung einzelner Steile warb eine 33er* 
pufeung aus ©ips jum ©djjmuäe angeroanbt. ©o 
ifl j. 33. bic üftutl), roeld&e an ber Dflroanb bes Slltarljaufes ju 
©anbeSneben bie ©teile bes grtefes t>erfie^t ^ ausgegipft; 
audj fanb burd&roeg fotd^e 2lusgipfung an ben beutfd&en 33än- 
bern unb in ben Vertiefungen ber S3ogenf riefe ftatt; ju ©r. 33 er* 
fentin finb überbieS audf) nodf) unterhalb ber bas beutfdje 
33anb tragenben ftonföld&en jroei ©teinfd&ic&ten mit ©ips über* 
jogen. Slutf) bie Sogenleibungen ber genfter finb innen unb 
außen mef)rfad(j mit ©ips oerpufct, wie j. 33. in SUtöltn unb 
©t. ©eorgsberg. 

33alb natf) ber Deformation begann ber SDiaurerquafi bie 
meiften £ir<$en im inneren mit bidfer, von Safjrljnnbert ju 
Saljrljunbert fidf) meljrenber ftrufte t>on £ünd&e ju überjieljen, 
fo baß jefet faum feftjufteHen ifi, ob unb roeldje kirnen früher 
einen garbenfdjmudf mögen befeffen Ijaben. eigentliche 
S)edfengemftlbe finb in ber alten Ätr<$e ju 33üdE)en erhalten, 
toeldje in SSerfolg biefer Unterfud&ungen no$ nä^er ju be* 
fpredEjen fein werben (f. § 60). 2lu<$ finb ijier in 33fid&en bie 
©eroölberippen unb ©urtbögen mit gemaltem SRanfenroerf be* 
bedft. 3n ber ÄHrdfje ju ©terletj flimmern an ber glädfje 
eines ©eroölbes burdfj bie Xünd)Z noi) Umriffe oon giguren 
unb ßöpfen fyinburd). Dbrooljl oom oerftorbenen SSauratlj 
ßoljmeper in Dafeeburg anfftnglidf) für aus neuerer $eit 
ftammenb erflärt — einer ber ßöpfe fdfjeint allerbings etroas Tlo- 
bernes im äusbrudfe ju tjaben — foßen biefe giguren, nadf) 
einer fpäter gemalten münblid&en äeußerung Soljmeper's bod) 
für alt unb beadfjtensiuertl) ju galten fein. £)a eine nähere 
Unterfud&ung mir nid^t möglidf) war, muß i<§ biefe angelegen* 
l)eit einftroeilen auf ftd) berufen laffen; übrigens jeigen ft<$ 
ju ©t erleg an ben ©etoölberippen gleichfalls üerfdfjiebene 
garben. ©puren oon grüner garbe finb innen an ber Dji* 
roanb bes >Jlltarfyaufes ju ßrumeffe erhalten. 3 u © an *> eös 
neben finben fi$ jefet außen an ber SWorbfeite bes Slltarljauf es 
auf mehreren, jur Sßermauerung einer £ljür innerhalb eines 
ebenfalls oermauerten größeren genfterS üerioanbtcn Steinen 



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$ie firdjl. Shutftard&äologie b. ®reife§ ^crjogt^. Scmenburg. 53 

SRcfle oon, in rotbrauner garbe auf roeifcem ^Jufegrunbe aus* 
geführten, Ornamenten, roeld^c aus boppelten Sogenlmien unb 
jroei oon einer tyorijontalen burd&fd&nittenen fenfred&ten Sinien 
befianben. ©in Sufammen&ang unter ben öerfdjiebenen, wol)l 
oon inneren aßanbflftd&en ber ftird&e fidt) fjerfd&reibenben Drna* 
mentreften ift nid^t meljr erf ennbar ; bodj wäre es möglid&, bafc 
bie boppelten Sogenlinien ju ber freteförmigen Umrahmung 
ber im inneren ber Jtird&e ehemals ftdfjer oorljanben getoefenen 
SBei^freuje gehört fjätten, ober bafe an ben Snnenroftnben eine 
SBanbmufterung aus 3)oppelfreifen unb jenem anberen Orna- 
ment fidjj befunben l)fttte. SlHerbings weifen bie hoppelten 
Sogenlinien auf einen SRabius l)in, beffen ©röfce ju ben jiem* 
lid& Keinen Jtreujlinien in fdfjledfjtem 33erf)ältniffe fielen würbe. 
93on ber fonft im fpäteren Mittelalter fo beliebten Dua* 
berung ber inneren SBanbflädjen unb ber Sögen unb SRippen 
finb mir in lauenburgifdjen Jtird&en bisher feine ©puren be* 
fannt geworben. 



Jmeitet f (jeil 



3tmere (Emridjtimg unb 2lusfdjmücfung 
bat £trd}ett 

§ 17. SBorbemerfung. 

•ytad&bem im erfien Steile biefer Ueberfidfjt baö Rird&ens 
gebäube fotoo^l im allgemeinen als in feinen eingehen Steilen 
befprodfjen worben ift, fjat fid& je^t ber jtoeite ££)eil mit ber 
inneren ©inridjtung unb Stuöfd&müä ung ber fird&ltd&en ©ebäube, 
mit ben jum Rultuö bienenben Utenfilien unb bem fonfiigen 
ftirdfjenfd&mudfe, aud& mit ben aus frommer 3lnbad^t ober 
SDanlbarfeit in bie Slird&en ober ju ftrd&lid&em ©ebraudje 



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54 $ie firc^l- Äunftardjäologie b. Greifes $>er*ogtf}. Sauenburg. 

gejttfteten 2)enfm&lern ju befdjftftigen. SBltyx no<$ als bei ber 
löetyrec&ung beö Kird&engebftubeö wirb hierbei SBeranlaffung 
gegeben fein, auf basjenige {jinjuweifen unb Sejug ju nehmen, 
was bie Kirnen Sauenburgö jefet nidjjt mel)r befifeen, 
roaß aber einft i^nen ju fjofjer $ierbe gereifte unb roooon 
roenigflenö baö Slnbenfen ju bewahren, audj im Snterefle aller 
berjenigen erfd&eint, welche bie befd&eibenen ©renjen beö lauen* 
burgifd&en Streifes erweiternb, mit ber gefammten Stunft- 
gefd&id&te beö ganjen beutfdjen 33aierlanbeö unb mit ber firdj= 
liefen Sunftard&äotogte ®eutfd)lanb§ einge^enb ftd) befd^äftißen 
wollen. Sßenn me^r nodj, alö im erften Steile, eine Ungleich- 
heit in ber Serüdfi^tigung ber einzelnen Jtird&en fjiebei fi$ 
geltenb mad&t, fo wolle man für bie nadjfolgenbe Ueberfidjt 
im 3luge behalten, baft oon ben in biefem jroeiten Steile ju 
beljanbelnben ©egenft&nben ftets felbft Slugenfdjein ju nehmen, 
mir nodj weniger gelingen fonnte. 

L SKtar unb SUtarfdjnmtf, 

§18. ©er «ltartif$. 

3)er nri<$ttgfte Sluöftattungögegenflanb jebes Siirdjenge* 
bäubeß ift ber SUtar, roeld&er ftets am öjHitfjen 6nbe ber Äirdje 
feinen Sßlafc §at. 2Bie ber £auptaltar in benjemgen mittel* 
alterlidjen Kirnen, weld&e öftlid^ in einer Ijalbrunben 2tyfiö 
enbigen, frei in berfelben, ober wenn bie Stirdjje gerablinig 
fdjjlofj, frei oor ber öftlidjen ©djluferoanb flehen mufcte, fo 
ift fold&eö unoeränbert auä) jefet nodfj in aBen lauenburgifd&en 
Kirnen ber gaD. 'Der ©runb biefer ^Beibehaltung ift freili<$ 
nid&t meljr in ben für bie ganje lat^olifd&e Sirdje mafcgebenben 
rituellen Seftimmungen ju ftnben, fonbern in bem bei 2luö= 
t^eilung beö äibenbmaljleö unter beiberlei ©eftalt in ben prote* 
fiantifdjen ®ir<$en gebr&udjlidjen ßerumgeljen ber Jlommuni- 
fanten Ijinter bem 2Utare, unb jwar oon ber 33rob* jur SMdj* 
feite, von ©üb na<$ Jlorb. tiefem ©ebtaudje oerbanft bie 
in ©djwaben für „jum Slbenbmaljle gellen" übliche Lebensart 
„Wintere gelten" i^ren Urfprung. 



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$te firdjl. Äunftordjäologie b, ®reife$ fterjogtl). Sauenburg. 55 

SDer eigentlidje 2lltar, ber Slltarttfdj, &at im 3Rittel* 
alter bie gorm eines farfop&agförmigen fteinernen £if<$e*, ber 
mit einer, getoöljntidf) au« ©iuetn ©teine gehauenen ©etfplatte 
oerfefjen ift. SBäljrenb foldje* für bie fatfjolifdje ßirdje nod> 
gegenwärtig gcfefcltdje SBorfdjrift ift, finb in t>roteftantif($en 
5ttrd>en fdjon frülj neue Slltäre oielfadj nur quo £olj jjergejtellt. 
©o auä) fafi alle neuen Slltäre in ben lauenburgifdjen Äirdjen. 
Ob ber ältartifdj be* 1668 ber Rird&e ju Safiljorft gefd&enften 
2Utare8 ebenfalls tote ber marmorne 2luffafc auf bemfelben, 
auö ©tein befielt, ift au$ einer mir oorliegenben Sefdjreibung 
nid^t erft^tlid^. ©i$er aber ift es, t>a$ audj im Sauen« 
burgtfdjen mehrere Slltartifd&e no<$ auö fat$oli» 
fdjer 3*** fi$ erhalten Ijaben. 2UiffaHenb ift babei bie 
Styttfadje, bafe ber Unterbau biefer Slltäre, im 28iberft>ru<$e 
mit ben (jefct toenigftenä) für bie fat^oltfd^e Äird^e geltenben 
33orf c^rif ten ^ nidjt au« natürlichem ©eftein, fonbern auö ge* 
brannten giegelfteinen aufgemauert ift. £iel>er gehören bie 
8Htartift^e ju ©r* Serlentin unb ®uboto. 3>n beiben 
ifi auf ber SRücffette ein SBeljältmfe auögefyart. @ben biefe« 
tfi audj ber gatl bei bem, jefct mit £olj oerfletbeten, 2lltar* 
tifdje ju ©r. ©rönau, toelc&er unzweifelhaft nodj aus {at^o- 
Ufdjer 3 eit batirt. 2lud) in ber erbärmlidjen gad)toerl$fapeHe 
ju ©rambedt l>at ftdj, offenbar au$ einer älteren Jtapefle 
fiammenb, ber gemauerte ältartifdj erhalten, toeldjer unten an 
ber 9iorb= unb ©übfeite au*gel>ö&lt ift unb bort 3tefte eine* 
eifemen ^ürüerfd&lujfe« bewahrt §at. gn ber ftarf äberfalftcn 
fteinernen 2)ecf platte finb Ijier no<$ bie eingemeißelten SBetlh 
freu je oorljanben, in benen bei ber 3Bet!)e be$ 2Utare* bie 
2BeU>raudjförner oerbrannt tourben. Ob baö fog. Sepulcrum 
b, &♦ bie Vertiefung in ber ©ecfplatte ober in ber SBorberfeite 
be« ältartifdje* , in toeldje bie Äapfel mit ber SBei^urfunbe 
unb ben Reliquien oerfcfcloffen tourbe — bei ben genannten 
Altären nodj unoerlefet oor&anben ift, toar i<$ nidjt in ber 
Sage unterfudjen ju fönnen. ®ine foldje Sßeiljurfunbe auf 
Pergament gefd&rieben unb oom 23. ^uni 1314 batirt, tourbe 
im 3af)re 1636 bei ©etegenljeit einer @rl)öljung be« Slltareö 



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56 $te Kn$t. Jhmftardjäologif b. ftreifeS $eraogtfj. gauenburg. 

ber alten Äird&e ju ©anbe*neben aufgefunben; man legte 
fie wieber in ben 2lItor tytnein, fanb fie aber beim äbbrud&e 
be« leiteten 1780 ttöHtg fcermobert 3)arauö, bafe man 1636 
biefe Urfunbe — welclje bei Sinfen: ßanbbud) ©. 624 ab- 
gebrueft ifi — „unter einem oierecfidjten fdjwarjen ©tein im 
9JJauerwerfe bes 3Htard" entbedte, gebt Ijernor, bafc ftd^ biß 
5u jenem 3aljre ber alte gemauerte ältartifd) oon 1314 un= 
nerfeljrt erhalten ^atte. 93on etwa mit ber SBeüjurfunbe t>or* 
gefunbenen Reliquien, weld&e ftd&er n\6)t gefehlt ^aben werben, 
iji leiber feine iJtodijridfjt gegeben, 

3)er aufgemauerte alte fatfjolifdfje 2Utartifdj ber fttrdfje 
ju SKölln ift, in weiterem Sßiberfyrud&e mit ben jefeigen 
fatboltfd&en $8orfdf)riften, nid&t einmal mit einer Steinplatte, 
fonbern nur mit einer platte au« ©teingufemaffe ab* 
gebedt. Ob fotd&es audE) bei anberen ber fdfjon norgenannten 
3lltftre jutrtfft, fyabe id) nidfjt unterfudt)t; bertimmt aber ift eß 
bei bem gemauerten 2Utare ju Silben ber gaH. 2>tefer 
Slltarttfdf), ber im inneren ganj \)6i)l nnb beffen Sepulcrurn 
in ber SBorberfeite jefct leer ift, ^at bie anfefjnlidfje ©röfce von 
2,50 m Sänge bei einer breite non 1,25 m unb einer &öl)e 
von 1,33 m. SDie ans ©tud IjergefteDte SDedplatte ift fetjr 
bid unb trägt auf ber Dberfeite in ber Slä^e ber t)ier ©den wer 
SBeiljfreuje, wetdje uid&t, wie biejenigen auf ber fd)on ermähnten 
platte |u ©rambed, bie gewö^ntid&e gorm eines gried&ifdfjen 
Äreujeö l>aben, fonbern afe je trier um einen gemeinfamen 
3Wittefyunft QTU^irtc, non einem Greife umfd&loffene Slätter 
geftaltet finb. 3n ber 9J?itte biefer platte ift ein SBei^freuj 
ntdfjt mebr ftd^tbar. 2)urd& bie nod& erhaltenen fünf SBeitj- 
freuje gewö&nlid&er gorm erweift fid& aud[j eine jefet im gufc 
boben ber Zöllner Jttrd&e liegenbe Mfftein*©rabplatte als 
urfprünglid&e SDecfylatte eines 2Utartif<$e§ atö fatboltfd&er 3 e ^*- 

5)a biefe au« 3 ie öelfi*wen aufgemauerten 2Utartifd)e t>öUig 
fdfjmudloö waren, fo finb unb waren fie an bm ©eitenflädfjen unb 
namentlich an ber SSorberfeite mit fog. 2lntepenbienauö £ol$ 
ober aJletatt r meifienö aber mit gewebten ©toffen befleibet. 
Dbwotjl in ben itird&en beß Ijier be^anbelten ©ebiete« feine 



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$>ie ftrdjl. Shmftardjöologte b. $reife3 ©erlogt!). Sauenburg. 57 

2Utarbe!leibunßen aus mittelalterlicher $eit in bte (Segenwart 
ftdf) fcmübergerettet ju {jaben feinen, unterließt eö bod& feinem 
Steifet, bafe foldje aud) bort überall twrljanben ßewefen ftnb. 
■ftad&ridbt über bie 33efleibunß eine« im 3al)r 1496 in ber 
ftloftertird&e ju 2Jtarienwolb gefltfteten 2IItare« ßiebt uns 
beffen ©tifter felbft, ber lübedfifdfje Krämer ^inr. 3)unfelßub. 
S)iefer Ijatte nämlidE) nafy feinem 2Jtemorienbud)e in genanntem 
Safere madjen laffeu : „Stern up bat 3Iltar Itjnnen lalen 
unbt wollen, tntbe 2 2lttepenbium, ftot [= fofiete] 
rool 8 m#. Stern nodj eine Irjfte [Seifte] Don fuloe» 
ren 33o!ftaoen unbe mijn name tjn ben bofjlaoen, 
unbe is wol rjorgulbet unbe wodj) 3y 2 lobiße marf 
unbe 6 lot, it lot ftot 20 ß, 3* 77 $ 8 /?. SRod) 
t>or S)ammaf($ [$)amafi] 2 $ unbe rot ftjben 4 _#, 
no<§ mafelon [^ad&erlofjn]'' ; ferner tarn nodfj auf ben 
2lltar „1 ruf<§ frjlt (ruffifd^er gilj) unb „ oor it altar 1 
b arenfiut " (ein Bärenfell, worauf ber ^riefter fielen foDte *)• 
£)ie 2lntepenbien ber l)ier ßefd&enften DoDftdnbißen 2Utarbeflei* 
bung fd&einen alfo aus rotier ©eibe bejianben ju !)aben unb 
waren mit reidjer ©olbborte oerfel)en, in weld&e ber -Käme 
be« ©d&enferö einßefiicft war. S)ie leinenen Sälen waren 
bann woljl bie nad& liturgifdfjen SBorfdjjriften über bie 2lltar= 
platte ju beefenben feineu weiften Sinnenttid&er, wäfpenb bie 
wollenen Safen als foß. 23eft>crtüd&er bienten, weldfje, aufeer 
ber 9fteffe, über biefeö SBeifejeuß jur befferen ©<$onung be$* 
felben ßeleßt würben. 

Ob trgenb weld&e ältarbedfen in 2Beifejeuo s ©tieferei 
atö öorreformatorifd&er 3 e ^ n0( $ irgenbwo im Sauenburgifd&en 
ftd& erhalten tjaben mögen ? 3)Hr ift bort bisher nichts ber 
ärt befannt geworben; nur einige tyfttere. Südfjen befifct 
eine fd&öne 2lltarbeäe rjon 1736 mit jwei üerfd&tungenen 
•KatnenSjügen unter Eronen M K unb 1 K. 3)ie SRafcebur* 
gcr ©tabtfird&e rü^mt fidfj beö 33efifce8 einer fe^r f oftbaren 



*) 2ö. s JJlantel3: ^Beiträge gur Iübifct)-r)anftfdr)en ©efdöid^te. $er» 
auSgeg. bou ®. Äoppmamt. &na 1881. ©. 367. 



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58 $te Krdjl. tiinftardjäologie b. Greifes $>erjogtl). ßauenburg. 

ret<$ mit ©olb imb ©über burdjnrirften aitarbeäe oon rotfjem 
©ammet mit einer 2lttcßorie ber ©reteinigf eit , bem Samm 
©ottes, ben beiben ©efefceötafeln unb mit bem SlamenSjuge 
bes ©genfer«, Äönigö griebridf) VI. von SDftnemarf (1808 bt« 
1839). ©ftmmtlidje anbere SUtarbeden SauenburgS, ältere 
nrie neuere, fdjeinen ofjue weiteres Sntereffe. 

Slufcer einem jefet bei Sauf&anblungen gebrausten feinen 
Sinnentu^e (beö 17. ^aljrfjunbertö ?) mit eingefügter Sirone 
in 33üd)en, beroa^rt nur no$ bie Kird&e ju ©djroarjen* 
beä ein intereffanteö geftidtteö Sinnentud^, roetdjeö in ben oier 
®ätn in grüner unb gelber garbe geftieft ein SRanfenroerf 
jetgt unb in ber 9JMtte einen ßrucifi£u3, wobei ber ßreujeös 
ftamm unb ber unter biefem liegenbe SEobtenfdjäbel in brauner 
garbe ^ergeftellt finb ; ebenfo £aar unb 33art be$ ©ef reujigten, 
beffen Seib n>et§, bie S3lutmale rot^ erfdjeinen. 2JJöglidjer* 
weife tyat biefeö £u<$, obgleich rei<$U<$ Hein, früher einmal, 
auf ein größeres aufgefegt, als 2lntepenbium gebient, wie in 
gleidjer SBetfe au<§ bie in berfetben Slirdje erhaltene Heine 
SDecfe auö grünem ©ammet mit barauf gefttätem £f)riftu$. 
2)a« 2llter biefer beiben eben genannten ©tidtereien ju be- 
ftimmen, möd&te id) nadj nur einmaligem ftüdfjtigen Slnfdjauen 
nid^t wagen. 

Sllö ßuriofum fei fjier angeführt, bafc jum ©cfjmude 
beö 2lltartifdje3 in ber ©tabtfir^e ju Sauenburg ehemals 
jwei 1733 ber Jttrdbe gef^enfte Slumenoafen bientenl 
(Sinfen, £anbb. ©. 596.) Db biefelben nodj twrfjanben fein 
mögen ? 

§ 19. SDie Slltarauffäfce. 
(Sine fonft in fjiefiger ©egenb mdtf beobadjtete ©igen* 
tf)ümlidf)feit bietet ber fd)on im vorigen *ßaragrapf)en genannte 
gemauerte 2tltartifdE) ju ©rambedf. 2)ie SRücfwanb be$= 
felben ift nämlidf) etwa 20—25 cm über bie ©ecfylatte Ijöfjer 
hinaufgeführt. S)ieö gemannt wie ein 2lnflang an bie ben 
eigentlichen ältarauffftfeen twrangeljenbe $eriobe, in melier 
bie SReltquienfd&reme nic^t bireft auf bem Slltartifdfje fianben, 



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$ie firdjl. ftuuftarcfcäoloflie b. ÄreifeS $erjogtf). fiaucnburg. 59 

fonbcrn auf einem eigenen Unterbaue ifjren ^Jlafe hinter bem 
altare Ratten unb Ijöd&ften« mit bem einen ©nbe be3 ©$reine$ 
auf ber SRüäroanb beö 2lltartifd&e$ aufrutyenb, mit btefem in 
enger 33ejief)ung ftanben. 

3lud> bie eigentlichen ältarauffäfee bienten urforfinglid& 
jur ©cljauftellung oon Reliquien, wofür ft<$ aud) atö bem 
£auenburgif<$en nodj jefet Semeife beibringen lajfen. Unter* 
Ijalb ber ©dmifeereien beö Slltarauffafee« ju ©ubott) j. 33. 
äie^t ftdf) ein offenbar für Reliquien beftimmteö Se^ältnife §in. 
in roeldfjes burd& baö burd&brod&en gearbeitete got§ifd&e 3Jlafe= 
merf ber ßinblid gewährt ift. $of)l unb oon burd&brod&enem 
SKaferoerle oerfd&loffen ift auty ber für Reliquien bejiimmte 
haften unter bem ättarauffafee in ber ©t. Sobs-Rapelle ber 
9iifolaifirdE)e in SKölln; ebenfo ift aud) bei bem got$ifd&en 
3lltare berÄapelle ju ©rambed biefe 2lltarfiaffel (predella), 
weld&e jefet neu übermalt ift, tyoljl unb jum SSerfdfjluffe ein* 
gerietet. 2lu« folgen SBorrid&tungen entrotdelte ft$ bann bie 
SPrebeUa ju jener fd&malen, mit Malereien (feltener mit ©dfjnifc 
roerf hinter oerfdfjliefebaren Spüren) au«geftatteten Duertafel, 
meldte unter bem etgentlidfjen 21ltarfdfjretne ftdjj ^injie^t. 

SDie aitarauffäfee geftalteten ftdfj nftmlidf) in ber 
3eit ber ©ot^it befanntUdf) ju jenen meiften« mit mehreren 
beweglichen gtügeln oerf ebenen SBanbelaltären, bereu Ernten* 
feiten faft immer mit ©d&nitsroerf, bie äugenfeiten mit 2Me* 
reien bebedt finb. Unter ben hierin befyanbelten ©egenftftnben 
nehmen in ber Siegel bie Silber, ober bod& ©cenen aus ber 
Segenbe berjenigen ^eiligen, weld&en ber Slltar geweift mar, 
eine fjeroorragenbe ©tellung ein, fo bafe ber Sn^alt ber 2)ar* 
Stellungen, meldte ber 2Utarfd)ein jeigt, einen ©d&lufc auf ben 
betreffenben £itell)eiligen erlaubt. 

©päter nahmen bie SRenaiffance foroie ber 33a* 
roä- unb SRoccocoftil eine Umgestaltung ber2lltar= 
au ff äfce oor. 3)ie betoeglidjen $lügel fielen fort; baö ©anje 
tourDe ein fefter, mit ©äulen, ©uirlanbenroerf unb lebend 
großen ©tatuen gefdfjmüdter monumentaler 2lufbau unb jtoar 
faft überall gleid&mftfeig in ber 2lrt, bafe unmittelbar über bem 



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60 $te firdjt. Äunftardjäologie b ÄretfeS $erjogtf). Sauenburg. 

ältarttfdfje fidf) bic SßrebeHa befinbet, meldte ßet« eine Storflel- 
lung beö ^eiligen äbenbmajjleö enthält, darüber ergebt fidjj 
eine grofee SDarfteDung be3 ©efreujigten ; ju ben Seiten ber= 
felben in burdf) Säulen getragenen Stiften ftefjen Statuen oon 
2tyofteln, ober ^Jerfonififattonen d&riftlid&er £ugenben (©laube, 
Siebe, Hoffnung u. f. ro.). 2)en oberen Slbfd&lufe beö ganjen 
Saueß bilbet bann eine gigur beö auferftanbenen ©rlöferS 
ober eine SDarftellung ber Sreteinigfeit, umgeben oon anbetenben 
ober bie ^affionöroerf jeuge tjaltenben ©ngelgeftalten u. bgl. m. 
23on fo geflalteten 9Utarbauten ber Spätrenaiffance unb ber 
ibr folgenben Stitepod&en befifct ber Rreis Sauenburg mehrere l ). 
©o ift j. 33. ber SKltar, welken ber ^?aflor albert SRobemann 
(1686—1721) of)ne äoften ber ßirdfje *u @r. Serfentin 
erbauen liefe, in jener Sßeife gehalten, reidfj gefdfjmfet unb be* 
malt, mit einer Efjriftusfigur in etwa 2 / 3 Sebenögröße unb 
ganj entfefelid&en giguren ber ©oangeliften. SDaö Slbenbmaljl 
unb ber Erucififu« jtnb auf Seinetoanb gemalt. 3)er befte 
derartige Slltaraufbau ifi in ber Äird&e ju s 3Kölln; tljn liefe 
1739 ber bortige Sürgermeifier Slnbreaö Sialjl „ju (S^ren be« 
breieinigen ©otteö" fefcen. S5ie SßrebeDa jeigt j^ier auf £olj 
gemalt eine mäfeige unb feljr oerblid&ene Sibenbma&lsbarftellung, 
welche nur baburd) interef ftrt , bafe redjtö auf berfelben ein 
Iif4 in ©eftalt ber alten ältartifd&e jtdjtbar ift, auf welchem 
jroei Seud&ter fteljen. S)ie !)ot)e 5DJittetoanb über ber SJkebeHa 
nimmt ein grofeeö in £olj gefd&nifctes ©rueiftj ein mit lobten- 
f<pbel unb Seinfnod&en am Rreuseöftamme. SDie ©^rifluö» 
pgur ift gut; ben £intergrunb für biefelbe bilbet eine feljr 
mäfetg gemalte Sanbfd^aft mit ber Slnftdfjt oon Qerufalem. 3n 
ben burd) Säulen gebilbeten -Jttfd&eu jur Seite ftefjt linfß eine 
Fides mit Äeldj unb 33ud&, rechts ein Spes mit Sinter unb 
£aube. SDen 2lbfd&luß über bem Erucifo bilbet eine ^olj= 
gefd&nifete SDarfteDung ber Srinität, in melier ©Ott SBater 



2)a3 grogartigftc berartige Ber! mar mof)t, öon ^erjog grana II. 
gefitftet, in ber ftirdje ju Sauenburg. SBgl. bie 93ef djreibung beiSinfen 
§anbbudj 6. 594. 



N 



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$ie firdjt. ®unftardjäoIogie b. ®reife3 ^erjogtl). Saitenburg. 61 

ein ©cepter Ijält, ©Ijriftuö neben iljm ftfet, bie £aube beö Ijeü 
ligen ©eifteö barüber fdjtoebt. SQBäötcnb auf tem ©ebäKe 
über ben nä<$ftfte!)enben Säulen anbetenbe (Sngel gegen bie 
£rinität getoanbt fnien, finb auf bcn äufeeren ©äulen einer= 
feitö baö ooale Sruftbilb beö ©tifterö, anbererfeitö bcffen 
Stoppen, in Del gemalt, angebrad&t* 

Slud^ bei bem 2Utaraufbaue ju ©rumeffe, ausgleitet 
Seit, toeld&er bem ju 9JlöDn fc^r äljnlidj ift, bilbet ben ßinter* 
grunb beö gefd)nifcten ©rucifxjcö eine gemalte Sanbfdjaft vxxt 
ber ©egenb oon Serufalem, in beren SSorbergrunb bie großen 
Oefialten t)on SWaria unb Cannes fjeroortreten. S)en @e* 
freujigten jtoifd&en SDtaria unb ^ofjanneö, ferner Fides, Spes 
unb oben bie £rtnität enthält ber 2Utarbau ju ©t. ©eorgö= 
berg oon 1720. 2In bem ältar oon 1730 ju ©r. ©rönau 
erfd&einen bie gefd&nifeten giguren beö ©efreujigten, ber SDtaria 
unb ber 3Karia 9Jtagbalena unb jroeier Slpoftel, foroie oben 
6l)rtfluö mit ber ©iegeöfafjne, ju feinen güfeen jtoei ßngel. 

3m ©egenfafce ju ben bisher genannten, am £olj Ijer^ 
gefteDten unb metjr ober minber retdjj bemalten unb oergol* 
beten 2lltartoerfen ift ba& 1686 oon $eter oon Uffeln ber 
Ätrdje ju SBaft^orft gefd&enfte mit ©äulen oon buntem unb 
Snfdjrifttafeln oon fd&toarjem 9Jtormor gefcfymüät. Stuf jeber 
©eite beö in jüngfier 3^t erneuerten 3)ttttelbilbeö (6rucift£uö 
jtoifd&en 3JJaria uub Soljanneö) finb 8 2BappenfdE)ilber unb ju 
oberji in ber SDtitte ein gröfcereö 2Bappenfd()ilt> mit einem 
ftreuje barüber angebradjt. Dljne ftgürltd)eö ©<$nifetoerf ent= 
tyält ber 2lltarauffafe ju 2Jiuftin auf £olj gemalt bie ©in* 
fefcung beö Stbenbmaljleö, barüber bie Kreuzigung unb ganj 
oben ben Christus triumphans. 3)er 2Utar ift im 17. Satyr* 
ljunbert ber Äird&e gefdjjenft unb fott, na<$ Sinfen'3 £anbb. 
@. 604 , am einer Äird&e in Sübed naefc 3)Zuftin oerfefet 
unb auf ifjm jU lefen fein: „Diedrich Friedrich Fromm 
me fecit". @in lübeder ßünftler biefeö SRamenö ift mir 
nid&t befannt geworben. — S)ie ftird&e ju ßubbetoörbe be* 
fifet oon ifjrem alten Slltarroerfe oom ®nbe beö 17. Sa^r^un» 
bertö nur nodfj bie työljerne gJrebella, mit einer jiemlid) tyanb* 



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62 $ie firdjl. ftunftardjäologie b. Greifes 4>eraogtl). ttauenburg. 

werfömäfetg gemalten SarfieHung beö Stbenbmafyleö ; biefe ift 
baburdf) inteAffant, bafc bie $anblung in einen Staunt verlegt ift, 
roeldjer burdfj jtuei fjerabljangenbe SDteffinofronleud&ter unb meh- 
rere auf bem 2ibenbmal)ltifdfje fteljenbe grofee 33ronjealtarleud)ter 
erhellt wirb ; einige Jlöpfe ber Styoftel finb gut, bie ©cftalten 
burdjroeg lebhaft bewegt. 

Sinen ganj anberen O&arafter, alö bie twrgenannten 
monumentalen Slltarbauten trögt ber 2lltarauffafe ber Äapette 
ju guljlenljagen. 3)iefer befielt auö einer 2 m breiten 
unb 1,30 m Ijoljen £oljtafel, auf weldfjer in ber namentltdf) 
burdf) SDfirer'ö 33ilö befannten SBeife bie 3)reieinig!eit gemalt 
ift: ©ott SSater Ijält mit beiben £ftnben ben gefreujigten ßtjriftuö 
t)or fiel), wfil)renb bie %aubt beö ^eiligen ©eifieö twr ber 33rufi 
beö SBaterö über bem Raupte bes ©o§neö fdjwebt. 3)er ®e* 
freujtgte ift gar nid&t übel geraten, nur finb bie 3lrme ju 
fteif unb ju bfinn. 3)ie Malerei wirb in ben 2lnfang beö 
16. Sa^r^unbertö gefefet werben muffen; jebenfaßö biente ber 
2lltar urfyrünglid) bem fat^oltfc^en ©otteöbienfte ; genauer 
betrieben ifi er bei Sinfen, £anbb. ©. 638. 

S)ie fog. „£a£e" ber Siird&en beö SBistljumö SRafeeburg, 
oom Sa^re 1335, weld&e in 93ü<J)en nur ©inen 2Utar nennt, 
lennt bereu in ber Äirdje ber ©tabt Sauenburg bereitö fteben, 
in ©t. SRif olauö ju 3R'6ün adjt , u. f. w. 2Jtan märe alfo ju 
ber Öffnung berechtigt, aud& jaljlreid&e Slltarauffäfce auö 
gotfjifc^er ^t'xi in ben lauenburgifd&en Ätrd&en anjutreffen, 
namentlich aud& Sßanbelaltäre. Seiber wirb biefe Hoffnung arg 
getftufd&t, ba faum ein fyrfbeö ©ufeenb foldjer Slltäre im Äanbe 
nodjj ju finben ift. B^ei berfelben fteben, einer twr bem an- 
bem, in fe^r oerwatirlof'tcm guftanbe nodfj jefct auf bem 3Htar- 
tifdfje ber unfdfjeinbaren gad&werföfrtyeße ju ©rambedf. S)er 
erfte biefer ©greine ift, foroeit mir befannt, ber einjige im 
Sauenburgtfd&en, melier feinerlei ©d&nifewert enthält, fonbern 
befjen £auptblatt unb gtügel — baö fd&on genannte 2Utar- 
blatt ju gu^lenfjagen entbehrt ber lefcteren — lebiglidE) mit 
Malereien ausgestattet finb. ©aö ©anje auf §olj, unb t^eil- 
weife oergolbetem Äreibegrunb gemalt, ift eine gute Arbeit 



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2)ic fird#. fömftardjäotogie b. ÄreifeS ^crjogt^. Sauenburg. 63 

au« bcm fpäten 15, Saljrljunbert, Ijat entfd&teben Äunftroertb 
unb bebarf bei feinem jefcigen troftlofen Suftanbe balbiger 
Rettung vox gänjlidjjem SBerfaHe. SDiefer Slltarfd&rein enthielt 
in feinem 5Jttttelfelbe eine SDarftethmg beö gefreujigten ©tyriftuö 
jrotfd&en ben ©d&ftd&ern, 6$ finb nur nodj einzelne Xtjeile "beö 
linf« Ijängenben ©d&adfjer« unb unter biefem SRefte breier ©e^ 
fialten t>orf)anben. S)er ftopf beö in blauem 9Kantel mit gol* 
bener Äette erfdjeinenben Hauptmannes ifi trefflidfj; ebenfalte 
gut ein Äopf t&m jur Siebten; linfö fd&eint ein ^o^epriefter 
ju fteljen. — S5ie Qnnenfeiten ber glügei waren burdf) einen 
Ouerftretfen in jroei Hälften geseilt. S)ie Malereien bes 
glfigel« linfö oom 33efdf)auer finb öottftftnbig abgeblättert; 
«ms fie enthalten Ijaben mögen, fielet bafjin. ©er rechte glügel 
ifi innen oerljältnifcmäfeig bejfer afö baö SRtttelbilb erhalten; 
bodjj audtj Ijier finb tum ber Scene ber unteren £älfte nur 
bürftige SRefie einer SSerfünbigung SRartä twrfjanben. 3)ie 
gigur ber SRaria ift gänjlidfj t>erf<$tt>unben ; erhalten fyabtn fidfj 
SRefte beö SBetftu^lefi, cor roeld&em fie ft$ befanb unb zim 
5Rtfd&e in ber gimmertüanb mit barin fte&enber &im\taxmt. 
. SBon bem fnienben SSerfünbigungdengel ift ein £(>etl be$ xoo^U 
gelungenen ftopfed erhalten, bejfen golbiges £aar ein 6tim= 
banb juf ammen^ält ; ferner fielet man Ueberbleibfel ber redeten 
Hanb unb be« weiften ©eroanbeö, über weites ein rotier 
3Rantel mit ©olbborte tyerabroallt. 2lm roenigften befd&ftbtgt 
ift bie oberhalb biefer 83erfünbigungöfcene bargefteüte 2ln= 
betung beö ß&riftfinbes. ©iefe üoUjie^t fi<§ im gnnern einer 
Hütte, über roeldfjer ein (redf)t fteif geratener) ©ngel fliegt. 
S)ie Hotte gewährt einen 2)urdE)bli<f auf einen lanbfdjaftlid&en 
Hintergrund au$ bem ftdf) ein Stirdjtfjurm abgebt. 3lm 33oben 
ber Hütte liegt baö von ©ngeid&en umgebene ßfjrijlfinb, vox 
meinem 2Rarta in blauem Äleibe unb langem roei&en SRantel 
fniet S^re HSnbe finb fd&ön gebitbet, auü) ber Äopf ntd&t 
fd^Ied^t. SBon einer mftnnlid&en gigur (Sofep^) fiat ftdfj ber 
Stopf unb etroas t)on bem rotten ©eroanbe erhalten, aus roeU 
<$em eine gut geftaltete H<*nb ^erauöragt. — SDafc urfprüng* 
li$ audf) bie Shtfjenfetten ber glügel bemalt toaren unb jwar 



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64 3)fe firdjt. Ämtftardjäologie b. ftretfeS ^erjogtl). Sauenburg. 

ofjne Duert^eilung, betuetfen bie Ueberblcibfet einer grofeen 
©eflalt in rot^em 9JIantel , beren ßopf einen Vollbart trägt, 
ber oollftänbig gefräufelt ift. 2)er JTopf ift red&t gut gemalt, 
unb ba fid& Spuren oon 33ifd&of$tnüfee unb SifdjofSftab oor» 
ftnben, ift too^l ber f)l. s JUfolau8 f)ier gemeint. SDie SIMereien 
biefeö ©d&reines gehörten fidf)tlid() ju ben beften im ganjen 
Greife Sauenburg ; um fo beflagenöroerttjer bleibt ifjr faft m- 
oermeiblid&er Untergang. 

SDer jroeite Slltarfdjjretn ju ©rambedf eröffnet bie Meine 
SReifje ber tjier ju nennenben SBanbelaltäre mit 6djni§- 
roerf im Innern. S3ei i&m fanben ©fulptur unb Malerei 
neben einanber gleichberechtigt 93erroenbung. 2Jtan ftefjt im 
inneren £auptbilbe in £ol$ gefdfjnifct unter fyätgotf)ifdfjem 
Salbadjin bie Jungfrau 2ftarta, ftefjenb, mit ber firone auf 
bem Raupte, baö ©Ijriftfinb in ben 21rmen Ijaltenb. 3^t ©eftd&t 
ift breit; bie in gottyifdfjer SQBeife ftarf feitroärts aufgebogene 
©ejtalt &at fefjr Stffectirteö an fidf). SRed&tö unb linlö von 
2Jtoria ift jtoeimal in kleinerem 3Jlafefiabe eine SDarftel* 
lung ber „2Inna felbbritt", roo ba$ eine 2M ju beren güfeen 
aufeerbem nodtj jroet weitere fleine roeiblid&e ©eftalten be= 
ftnblidfj finb. Sie $lügel, roeldfje nur mit Malereien ge* 
fdjmfidft finb, fjaben in golge Sa^r^unberte lang anbauember 
Sernad&läfftgung arge 33efdf)äbigungen erlitten, 2luf bem reg- 
ten glügel fief)t man Sfjrijtuft am Rreuje, bie ©eite mit ber 
Sanje burdjfiodfjen ; auf bem linfen Flügel bie gleite ©cene, 
bodfj mit ber Seiter, ben Lämmern unb übrigen Sßaffion«* 
geraten. Oben auf ber SDtittelmanb biefeö 9lltarfd&reine8 ift 
ein in £ol& gefd&nifctes bemalte« ßrucifij befefügt, beffen ©tamm 
unb Duerbalfen in Kleeblättern enbigen. — SBatjrfdjeinlidf) 
gehörte ju einem anberen SUtarroerfe aus gleicher $eit bit 
ebenfalls in ber ©rambetfer ÄapeHe noel) oorljanbene bemalte 
£oljftatuette einer roeiblid&en ^eiligen, beren langes fdfjroarjeö 
&auptl)aar eine ßrone trägt; bie gigur, beren redete £anb 
jefet fefjlt, Ijält in ber linfen ein 93ud&. SDer galtenrourf 
ift Iräftig, roenn aud& nidfjt fdtjön; bie ganje Arbeit §anb= 
UJerlömä&ig, 



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. $te ftrd)t. föunftardjäotogie b. ÄreifeS $cräogt^. Sauenburg. 65 

©einer bemalten gltigel beraubt, in eine gefdjmadlofe 
Umrahmung oom Safjre 1655 eingeladen unb mit einem toertfc 
lofen ©ructfije jefct üerfetjen, ift ber £auptfdjrein bed fdjon 
erwähnten tyätgotljifdjen 2Htarauffafees berJtirdje ju ©uboto. 
@r ift in jtoei SReifjen tibereinanber in je 8 gelber geseilt, 
oon benen bie beiben mittleren ber unteren SReifje ju einem 
Sojtyelfelbe Dereinigt fmb. 3n lefeterem ftnb, in &oljrelief 
gefdjnifet, ©ottoater (ober <5f)riftu$?) auf bem X^xom ftfcenb, 
neben i&m Sttaria, bargefteHt, bie übrigen gelber nehmen £olj* 
ftatuetten oon Skopein unb ^eiligen ein, unter benen audj 
ber &l. ©eorg fenntlidj ift. ©ftmmtlidje giguren ftnb jroar 
bemalt, aber ro§ gearbeitet ; gut ift jebod) bie reid^e SSalbad^in- 
ardjiteftur, unter welker fie gleidjfam in SWifdjen fielen. 

3n ber SUrdje ju ©eeborf befanb fxd& nadj angäbe 
beö Snoentar« oon 1877 bamalö ein ganj verfallener 2Utar* 
färein mit gefdjnifeten fernen giguren. £erfelbe fjatte jroei 
glügel unb toaren no<$ ju erfennen : in ber 3Jtitte beö ©djretnes 
bie ©ru^e ber brei ©efreujtgten, 9Jtaria oon Cannes com 
Streuje fortgeführt, ferner 3ofe^^, -Jttfobemus, ein ®riegöfned)t 
u. f. to. Hufeerbem erfannte man nod) 3JJaria als ßimmete* 
fönigin baö E&riftfinb mit ber Sßeltfugel tragenb, — SDtaria 
unb £>anna, lefetere nimmt baö ß^riftfinb auf i^re Slrme (ob 
eine ber fo häufigen StarfteDungen ber „änna felbbritt" ?) — , 
enblid) „jtoet ©ngel mit einem Äeld)e, oon roeldjen ber eine 
ben &errn in ©et^femane ftärft, ber anbere baö 93Iut be$ 
£errn au$ ber mit bem ©peerftift geöffneten ©ette auffängt". 
Sei meinem 33efu<$e ber Äirdje in ©eeborf im ©ommer 1885 
fanb id> biefen Slltarfdjrein bort nid)t me&r oor; ed würbe 
mir gefaßt, er befxnbe fid) jefct im 9Jiufeum ju Äiel, roofetbft 
er aud) entfd&ieben beffer aufbewahrt wirb, alö auf bem ßirdjen» 
boben. 

©leid) üort^eil^afte Drtöoerönberung mödjte man einem 
im 3Jlunbe beö SBolIeö fog. „ 2tyofteWaften " nritnfd&en, b. ft. 
einem Sltarfdjranfe auz fatljolifdjer 3 C ^ wit ben Silbern ber 
2tyoftel, toeldjer (nadj Sinfen, &anbbud> ©. 623) auf bem 
SRot^ebeder 6^or ber ßird&e &u Jtubberoörbe ftanb; im 

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66 $ie ft*djl- IhinftardjftoIoQie b. Greife* $er§ogtl). Sauenburg. 

©ommer 1885 aber war er gan§ltd& unjugänglid) unb foH auf 
bem Soben De* fjöljernen Studiums gelegen fcaben. SBenn 
audj Sinfen meinte, ber ©cf)rein oerbiene „weiter feine 93e* 
adjtung, benn bie arbeit ifl wertlos", fo bebaure tdj bod) 
fe$r, biefen Sityoftelfaften nid^t Ijaben erretten ju tonnen. Sei 
ber febr geringen 3at}l berartiger im Sauenburgifdjen erhaltenen 
arbeiten l)at jebe berfelben, wenn audj iljr fturtfhoerQ an ftdj 
nodj fo Hein ift, anfprudj auf ©Haltung, unb ift, wo nid&t 
in funflgefdjidjtlidjer, bodj in funfiardjäologifdjer, namentlid) 
ifonograpljifcöer £tnfid)t oft oon grofeem 3>ntereffe. 

2Us einigen ©djmuc! ber bis 1855 beflanbenen, bamals 
neu erbauten Kapelle ju ©djnafenbed erwähnt Sinfen 
(£anbbudj ©. 612 f.) „bie fjöljerne »Itarwanb mit jwei 
gifigeln, eine in £olj gefdjnittene (£autrelief*) Starjieflung ber 
Kreujigung (SfjrifH enttyaltenb. S)ie jaltfreidjen bunt bemalten 
giguren trugen jum £ljetl ausbrucfswlle ©efi^ter unb waren 
lebenbig gruppirt, litten aber tljetlweife an unt>ert)ältmfc 
mäßiger Sänge einzelner ©liebmafcen. 3)ie glfigel enthielten 
in bti weitem größeren 2)imenfionen bie gleidrfalls in &olj 
gefdjnittenen Silber eine« 2Rannes unb einer grau, toatjr* 
fd^einlid& eine« £erjogs unb feiner ©entaljlm, beren Äleibung 
auf bas 15. ober ben Slnfang beS 16. 3al)rljunberts $in* 
jubeuten fdjeint (beibe in anbetenber ©teflung bem ©efreujigten 
jugewenbet). ©injelne gtguren waren bereits feljr befcfjäbigt; 
2llles was nod) baoon übrig tjt, beftnbet ftd) in einer Kammer 
ber neuen Kapelle". — Sei meinem Sefud&e 1885 fanb id& 
bort nodj öor: 1) eine ©ruppe twn 7 giguren, au« einer 
ÄreujtgungSgruppe; man erfennt äWaria oon 3ot)anne8 ge* 
galten, ferner einen £oljepriejter, einen KrtegStned)t, ber in 
einer Sinfen einen jefct oerfd&wunbenen ©egenßanb gehalten 
Ijaben muf$; 2) 5 giguren aus einer SReliefbarftettung ber 
©rablegung ©l)riftt; biefe finb feljr lang unb redjt mittet 
mftfeiß ; 3) jwei jufammengeljörige Steile einer SBerfünbigung 
SWariä; jiemlid) groß, aus bem Slnfange beS 16. Saljr* 
ljunbertS; ber galtenwurf ift fe&r wiüfürlidj, bie urfprüng* 
\\$t Semalung in fp&terer £eit einmal gefdjmadlos erneuert- 



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Die ftrdjl. ftunftardjäologte b. Greife« §eraogtlj. Scmenburg. 67 

SDfirftige SRcftc eine« ober mehrerer 2lltanoer!e fanb idf) 
auf betn Stirdfjenboben ju £amu>arbe: 1) jtemlt<$ grofje 
giguren einer fefyr befdfjäbigten 33erffinbigungöf cene ; ber ©ngel 
baoon, fomeit nodj erhalten, i)*t fe^r gut Gearbeitet; 2; in 
gleid&er ©röfee eine Slnbetung (ober ffieburt) Eljrifti, in roeldjer 
bie ©eftalt ber 2Jiaria nic^t übel geraden ift, audj bie (Sngel- 
gruppe in ber 2JHtte, über welker einige Wirten fid&tbar finb ; 
3) eine ntdfjt auf bem ©fei, fonbern ju ^ferbe beroerffteDigte 
gludfjt nadj @g#rten, wobei bie ftigur beß ju gufje fd&rettenben 
3ofep& als red&t gut bejeid&net werben barf; 4) in weit 
kleinerem 2Jta{#abe, als bie oorgenannten, nodfj jtoei giguren, 
nämlidf) Waria unb ^afobus ben älteren; ber Äopf bes 
lefeteren ifl ganj t>ortrefftt<$ gefd&nitten ; 5) enblidf) eine fc^r 
lange fd&lanfe grauengeftalt mit gefröntem Raupte; oor t&r 
ftfcenb eine bärtige §igur, toeld&e jtoifd&en ben Knien ein 
Äreuj Ijält. SDtan wäre t>erfu<$t an eine S)arfteDung ber 
ftrinität ju ben!en, mnn bie fd&lanfe gigur nidE)t eben beut* 
lidj eine grauengeftalt Ijätte; ober follte es eine fonberbare 
©arfteüung bes f. g. ,,©nabenftuf)l*" fein, too 9Karta als bie 
£auptyerfon erf^iene? an ben ©eiten biefes lefcgenannten 
©dfjniferoerfeS befinben ftd& Defen angebracht, welche barauf 
fcinjubeuten fdjeinen, bafe es früher frei aufgehängt geroefen 
ifi ; bann toürbe es aus ber Steige ber Slltarrefte ausjufd&eiben 
fyabm, unb unter ben in § 20 ober § 59 aufzuführen« 
ben ©futyturen feinen Ißtafe finben. ©ämmtltd&e oor* 
genannte ©tutyturen in ßamwarbe gehören bem 15. 3>aljr= 
ljunbert an. 

3)er, obwohl audjj jtemlid(j befd&äbigte, bodjj oerljältmfc 
ntäfng am befiten erhaltene SBanbelaltar im Sauenburgtfd&en 
fte&t gegenwärtig im Untergefd&ofe bes Sturme« ber ^ird^e |u 
SJJoetrau. ßoffentlidf) gelingt es, biefem audfj in f ünfilerifd^cr 
£infidf>t IjödOfi toertyooHen SBerle aus got&ifd&er 3*it balb eine 
beffere unb gefiedertere ©tätte ju befdfjaffen unb burdf) bie 
notljbfirftigften, nidfjt fo gar foftfpieligen Reparaturen weiterem 
SBerfatte bejfelben oorjubeugen. 3)ies Slltarroerl beilegt aus 
einer SJittteltafel mit jroei biefelbe ber »reite nad& je jur 



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68 $te Ftrd&l. ftunftardjäoloßte b. Greife« ^erjogt^. Sauenfcurg. 

Hälfte oerfdfjliefcenben beroeglid&en glügeln, roeld&e wie bic 
ßaupttafel auf ber inneren ©eite unter reid&em fpätgotl)ifd&en 
SRanfenroerfe mit aufgehefteten SRelieffdjnifeereien bebecft finb. 
2>a§ TOttelbilb enthält eine figureurei<$e ftreujigung§gru}tye: 
auf lanbfdjaftlid&em SReliefgrunbe ergeben fid) freifteljenb bie 
brei 5lreuje; am ©tamme be§ Kreujeö ©Ijrifti, beffen 33alfen= 
enben in fedE)$ecfige ©terne mit fonfaoen ©eiten auslaufen, 
fniet SSttaria 9Jtogbalena, n>äf)renb bie Jungfrau SJtaria, von 
mehreren sperfonen umringt, otynmädfjtig fyinftnft ; ber ©df>ätf)er 
jur Steckten 6f)rifti ift eine lebhaft bewegte gigur, fein QaupU 
fyaax flattert in langen ©träfinen; ber Jtopf beö anberen, 
leiber fefjr oerftümmelten ©df)äd&er§ ift burd) einen ©d&nurrbatt 
auögejeidjnet. — Sie ^nnenfeiten ber beiben glttgel finb 
burd) öuerftreifen in je groci gleite Steile geteilt, in beren 
jebem je gtoei fleiue, hinten glatt gefdjnittene unb etroaö aus= 
geilte ^oljftatuettcn befeftigt finb oon beiläufig 40—45 cm 
£ötye. S)er gtügel linfö com 33ef<$auer enthält in ber oberen 
21bt^)eilung eine gefrönte SOlaria mit bem Äinbe unb baneben, 
biefem jugenxmbt, eine ^eilige mit einem Jtorbe (rooljl 
3)orotf)ea?); in ber unteren Stbtljeilung fielen bie ©eftatten 
gtücicr 93ifd)öfe, beren einer jefct fein weitere« Attribut ftifjrt, 
roätjrenb ber anbere in ber SRed&ten ben 33ifdjof§ftab, in Der 
Surfen einen ©df)lüffel §ält; es ift f)ier nidf)t etwa $etru$, 
fonbern trielmefjr ber ty. ©eroattuö, 23ifd)of oon 9ftaftrtdf)t 
gemeint, meinem bie Stirbt ju ^ötrau ehemals gemeint 
toar (f. § l). — (Gegenüber auf bem anbern glüget unten 
fieljt man ^ofjanneö ben Käufer mit bem Samme unb an- 
fd&eiuenb einen ^eiligen in 3Jtöndf)ßtradfjt, mit ber 2lbtmüfee 
auf bem Raupte ; tfjm fefjlt jefet ber ©tab, in ber £anb trägt 
er dn aufgefd&lageneä 33udfj, ju feinen gü&en ift eine £f)ier* 
geftalt fidfjtbar (ob ©d&toein? bann ift Antonius ber fettige; 
ober £irfd)fuf)? bann Slegtbiuö). S)ie obere 3lbt^eitung biefe« 
glügete jieren bie gigur ber fjL Jtat&artna mit ©dfjroert unb 
Sud) unb bie fe^r eble unb oornetyme ©eftatt ber burefy ben 
£f)urm in üjrer £anb gefenujeic^neten \)l Sarbara, beren 
©eroanb mit ftarfem, aber nid)t fd&lecfjten gattennmrfe in 



"X 



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$te fkd)t. $uttftard}äotoQic b. ShretfeS JperäOötf). üauenburß. 69 

fd&önem ©d&nmnge nadj bcr Unten ©eite gefd&tagen ifi. — 
SKuf bcr ßolsroanb fjtnter bcr Äreujtgungögruppe be« SERittel- 
fetbe« finb in rotier Malerei ©puren ber Sonne nnb be« 
9Äonbeö in rotier garbe nodE) fenntüdj; bic ßrcujcßfiämmc 
unb bie ftadfj gefd^nifeten ^ügel ber Sanbfd&aft ju ben güfeen 
berfelben finb grün gematt ; übrigen« ifl aßeö ©dfjniferoerf mit 
Jtreibegrunb überwogen unb reid) oergolbet geroefen; bodfj tjat 
gerabe hieran baö fdfjöne Äunftroerf ben meiften ©d&aben ge= 
nommen. 211$ befonberö fd&ön finb auger ber genannten ®e* 
ftalt ber Sarbara ^eroorju^eben bie tnetteidfjt ben Sofept) t)on 
9lrtmatt)ia oorftetlenbe gigur in ber Jtreujigungögruppe, ferner 
ber ßljrifiuöfopf unb ber d&arafterooffe ßopf beö fdfjnurrbärtigen 
©d&äd&erö; überhaupt finb bie metfien Äöpfe ntd&t übet, bie 
33ert)ftttntfte gut unb bie (Seflatten ebel gebilbet, fo bafe biefeö 
©d&mfemerl, welkes um baö 3at)r 1500 entftanben fein mag, 
solle Seadfjtung wrbient. Db bie auf ben 3lu§enfeiten ber 
gifiget oor^anben geroefenen SHatereien gleiten ©rab ber SSor« 
trefftidftfeit befafeen, lägt fidf) ntd&t met)r feftftellen, ba ftretbe* 
grunb unb garbe ooBftänbig abgeblättert finb bid auf geringe 
9tefte eine« na$ linfd geroanbten männtid&en Kopfe« mit 
gotbigen paaren, ber jtdj) auf bem gtfigel linfityom S3efd(jauer 
erhalten Ijat. S)er Kopf, in etwa 1 / 3 geroötmltd&er Seben& 
große ausgeführt, lann einer gigur beö ©oangeliften Spanne« 
ober roaljrfd&einlid&er einem SSerfünbigungöenget angehört 
Ilaben, bem bann auf bem anberen glfiget bie ifjm jugeroanbte 
©eftalt ber 3Jtaria entfprodfjen tjaben wirb, oon ber feine ©pur 
erhalten ifl. 

SBie fdjon oben erro&tmt (§ 18 ©. 57), liefe ber 
lübedifd&e iträmer ßinridfj S5unfetgub im Sa^re 1496 einen 
Slttar in ber JHofterfird&e ju SDiarienroolb ooUftänbig au$* 
ruften. 2luß feinen bort genannten Stufjeid&nungen hierüber 
erteilt, ba& auf biefen 2Utar eine gefd&nifete £afel fam, beren 
Snljalt gebilbet mar t)on ber ©cene, „alfe -Kar^e in ben 
tempel wart offert" (b. i. bie feit 1374 am 21. SRo* 
üember gefeierte praesentatio Mariae). ßur ©dfjonung biefcö 
Runftroerfe* fd&enfte ©unfelgub „no^ ein r^belafen oor 



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zedby G00gk 



70 $te tftdjf. ftuuftardjäologie b. ftreifeS ^erjogtl). Sauenburg. 

be tafel up attar" 1 ), alfo eine 3 u 8Ö^tne, woltf als 
@rfafe ber glüget. 

9Jlit folget £)arftellung ber praesentatio Mariae laffen 
fidfj bie jaljlreid&en in &olj gefd&nifcten meiftenS bemalten unb 
üergolbeten giguren ni<$t in $erbtnbung bringen, welche 
früher in ber ©afriftei ber Stirdje ju 2Jlö Un aufgehellt waren, 
wot)in fie aus -äJtarienwolb gebraut fein f ollen unb oermut^ 
lid& besljalb ju anberen bortigen 2lttarwerfen gehört §aben. 
@S werben genannt 2 ): „ein ßljrifius am $reuje mit 3JJaria 
unb SotjanneS — ein ©rueiftg (meßeid&t eines ber no<$ in 
2KöHn üorfjanbenen ? f . § 20) — SljriftuS unb SKaria neben» 
einanber ftfcenb, beibe gefrönt — 3Karia mit bem Setdfjnam 
©Ijriftt auf bem ©d&oofee (f. g. Pietä) — eine Heine gigur 
ber 3JJaria mit bem Kinbe — unb nod& 20 anbere gtguren, 
meld&e 2l^ofleI r ^eilige unb Märtyrer barfteüen". 3Hit aus- 
nähme tneHeid&t bes einen ©ruciftEes ift nid&ts t)on aliebem 
jefet nodf) in 3KöUn üorljanben; bie meiften ber letztgenannten 
20 giguren, meldte etwa 35-40 cm l)odf) fein werben, finb 
im 2Bege bes £anbels fd&Ue&Udb in bie gotfjtfdfje £aHe bes 
SSaprifd&en SfJationalmufeumS in 2Kündf>en gelangt, wo fie irrig 
als aus Sübecf ftammenb aufgeführt unb nid&t nur i^rer t)or* 
tjer erlittenen neuen Uebermaluug, fonbern leiber jugleidf) audE) 
ifjres urfprünglid&en Kretbeüber juges , in ben fjineinmobeUtrt 
war, öotlft&nbig entf leibet finb, weshalb fie jefct, obwohl tljeil* 
weife gut gearbeitet, nur ben ©inbruef unfertiger Äunftwerfe 
mad&en fönnen. 

©eljr wertvolle tiefte eines tyätgotfjifdEjen SHltarwtrfes 
bewahrt bie ©t. Sobftfapelle ber SRifolaifird^e ju SJJölln. 
5Das SKittelfelb nimmt bie von ber gefrönten Oeftalt ©Ott* 
oaterS gehaltene gigur eines leibenben ©^rifius ein; in ben 
©eitenfelbern ftetjt red&ts ein Joannes ©oangelift, linfs ein 
SDIiniftrant (?) in einem 33udj)e lefenb; bie in meljr als 2 / s 
SebenSgröfee aus §olj ooHrunb gefd&nittenen giguren finb gut 



') Hantel«: SBettiäge ic ©. 367. 

2 ) Satyrbudf) für bie &anbegtfunbe ic I., 6. 83. 



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$ie firdjt. Jhmftardjäotogie b. Greife« ^crjogt^. SaucnBurg. 71 

gearbeitet unb reidj bemalt, bie beroegltdjen glfigel bicfeö 
9Utarf<$reine* finb leiber nidfjt metyr twrljanben. 

2Baljrfd)etnlid) t)on einem SHltarauffafce werben bie roertl); 
ootten £oljf$nifcereien. Ijerrityren, welche in frftfttgem Sielief 
unb im ©tile beö 15. Saljrljunbertö gearbeitet, auf bem 
Stird&enboben ju ®r. ©rönau liegen. 2Jtan bemerft aus 
einer Anbetung ber Äönige bie ©ruppe ber brei SBeifen, beren 
ßifyfe bem Kfinftler ganj befonber* gelungen finb; ferner eine 
©eburt ß^rifti, wobei ÜJlaria gan| prftd&ttg ifl, treffttd^ auü) 
ber etngefdjlummerte 3<>fty!J mit einer Äanne in ber £anb; 
fefyr gut finb ein £trte unb ein Heiner ©ngel. — SSon einem 
anbern älteren SUtarroerfe finb ebenbort nodj 3 Statuetten in 
Vs Sebenögröfee twrlnmben, toeld&e bie Jungfrau 3Jtaria, So» 
l>anne* ben ©oangelifien unb einen ni<$t nfttyer gefennjei<$neten 
Styoftel barftellen; bie ©eftalten finb toürbtg unb gut, unb 
flammen, wenn nid&t nodjj au« bem 14. , boä) au* bem Anfange 
be* 15. Sa^unbertß. 

SDem Slnfdjeine nadj feljr alt finb bie geringen Ueberrefte 
eine«, feinem SKateriale nadj einjig im 2auenburgifdjen ba* 
fteljenben ältarauffafee* in berfelben ßird&e ju ©r. ©rönau, 
nämlid) eine 2lnjaljl in ftarf Ijeroortretenbem Sielief au* 
©ipßfpatf) gefdjnittene platten, oonetn>a30 — 40cm. 
£öfce. SDicfe Steüefö führen btblifdtje Segebenljetten oor 
äugen, leiber finb fie je^r beföäbigt unb unüoUftänbig. 93or* 
Ijanben ift eine ©ruppe ber Anbetung berÄönige; eine 3Karta 
in ber ©tra&lenglorie, von (Sngeln unb Slnbetenben umgeben; 
ferner ©ottöater (in beffen ©<$oofce 9lofen liegen) ben ©ruä* 
ftguö t)or fid^ l)altenb, ju feinen güfcen ©ngel mit einem 
ßeldje; ferner SDfarta am Setyulte, au* einer Serlünbigung*« 
fcene; enblidfj eine StarfteHung ber Sreieinigfeit mit ber @e* 
jialt ber SHarta baneben (trielletd&t eine Slrt ber ßrönung 
SWariä?). »ufeerbem fcaben ft<$ triele SRefte t>on SBalbadfjtn* 
ardjüefturen erhalten; Untere jeigen tljeilö SRunbbogenfenfier 
mit barüber beftnblid^er freiörunber Deffnung, t&eil* ge* 
luppelte ©Jrifebogenfenjier mit barüber ft<# erljebenben 2Bün* 
bergen, beren ©djjenlel t^eilweife gef<$toetft finb. S)ie ©eftalten 



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72 $ic fir«t. $unftard>äotogie b. treifeS ^er^ogt!). üauenburg. 

namenttidf) bcr ©ngel, finb fd&tanf, bod& o&ne bie ftarfen 
©ettenbeugungen ber gritygotljif; bie &änbe finb lang unb 
fd&mat, bie männlid&en @eftdf)ter bärtig, bie ütfarienfiguren 
burd&roeg ^öd^ft anmutig. Ueberall fie^t man ©puren reifer 
SBergolbung unb polpd&romer Semalung. @S ift fdfjroer ju 
entfd&eiben, ob biefe trefftid&e arbeit erfi ganj furj t)or ber 
^Reformation entftanben fei, ober, roie id& glauben mödfjte, bis 
in bie 3eit um bas 3af)r 1400 jurüdfretdfjt. 

§ 20. SDie Slltarfreuje, ©rueift^e unb 
£rium}>t)freuie. 
©eit bem 13. 3af)rf)unbert mar es allgemeine ©ttte ge* 
roorben, auf ben 3lltartxfd& jnrifd&en jmei Seud&tern ein Streuj 
aufjufteHen. @ol<$es mar entmeber oortmegenb nur eine 2)ar- 
fteüung bes ßreujesjeid&ens, trug alfo einen ornamentalen (St- 
raftet unb liefe bas 33ilb bes ©efreugigten ber Äreujfornt unter* 
georbnet, oft fogar nur burd& ©tjmbole angebeutet erfd&einen, 
ober es waren eigentlidfje ßrueifee, an benen bie gigur bes 
©efreujigten bie ßauptfadfje ift, menn au<$ bas Sreuj felbft 
babei oft einen ornamentalen (S&arafter trägt. 33on erfterer 
Slrt, meldte häufig audf) als SBortragefreuj bei ^rojefftonen 
aSermenbung fanben, ift mir aus bem Sauenburgifd&en fein 
33eifpiel befannt; oon eigentlid&en ©rucifijen feines, roeld&es 
in bie 3eit über bas 15. Sa&rljunbert jurüd reifte ; mand&e 
ber lefeteren finb erfi aus unferem 3af)rf)unberte, t^eilmeife 
aus £olj, anbere aus ©ufceifen, ober audf) mofjl aus ©tempore 
ober Sßorjellan. «on ben mit bem ältarauffafce felbft in ur* 
ft>rünglid&er 23erbtnbung fleljenben, fomie oon ben aus alten 
2tltarroerfen etroa entlehnten ©rueifeen ift f)ier nidtf weiter $u 
reben, fonbern junftd&ft t)on eigentlidien ältarfreujen, meld&e 
entmeber frei auf bem 3lltar ftanben, ober als f. g. SCriumpfc 
freuje cor bem Sttltar unter bem S&rennungsbogen ittrifd&en 
21ltar^aus unb Sang&aus ber ßird&e &od& über bem gujsboben 
angebradfjt waren. 

Der ju Saffa$n jefct hinter ber Äanjel ^ängenbe, in 
etwa 2 / 8 £ebensgröfce aus ®i$enl)otj gefd&nifcte SrucifeuS wirb 



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$ie ftrdjl. ÄunfiardjäotoQie b. $retfe3 fcerjogtlj. Sauenburg. 73 

baö ättefte in lauenburgtfd&en Ätrd&en nodt) erhaltene Setftncl 
fein. ©8 gehört bem 15. Sa^rtjunbert an unb ift md)t fdjtedjt 
gearbeitet, namentlich Rop\ unb Haltung beö ©elrcujtgten ftnb 
tüofjt gelungen; bie ßnben ber Sreujbalfen erweitern ji<$ unb 
jinb mit ben fpmbolifd&en 3*id!Jen ber ©oangeliflen gefdfjmfidft; 
baö ©anje mar ehemals bematt. — Gin ebenfalte in 2 / 3 Sebenö* 
gröfee ausgeführter ©ructftjuö ju Sfitau, jefet auf bem 
Ätrdfjenboben, ift leiber jiemltdj) befd&äbtgt, fd&eint aber um'ö 
$al)r 1500 gearbeitet §u fein. — ©ine gute Arbeit ift ein 
fleinereö ©ructftE in ber Saffaljncr 5ttrd|je, weites für alt 
unb wertvoll gilt unb beöljalb in 3)reöben einer Sfteftauratton 
unter jogen ift; biefer lefeteren tjaben bie Steltefföpfe ber trier 
©oangeüften rnel ju oerbanfen, roeldfje mit iljren Heiner ge* 
tyaltenen ©mblemen neben ftdj) bie SDiebatHonö an btn ©nben 
ber ßreujeöarme jieren; burdfj bie mobernen Stopfe mad&t baö 
©an je einen mobernen ©tnbrudf ; roaö 3Uteö baran ift, mag 
ber jroeiten Hälfte beö 15. :galjrl)unbertö entflammen. — 2)ie 
formen ber mittleren 3*ü beö gotljifd&en ©ttleö t in unferer 
©egenb jeigen bie ftrabben eineö mittelgroßen ©rueifaeö in 
ber jmetten ©afrtftet ber Äirdfje ju SHölln; an biefer fonft 
mäßigen ©Ijriftuöftgur ifi ber Stopf gut; an ben ©nben ber 
Äreujbalfen in SBierpafcform finb bie ©oangeltftenjetdfjen in 
SRelief, mit ©dfjriftbänbern in gotljifd&er 3Rinuf!el angebrad&t; 
Sllleö ift farbig beljanbelt unb t^eilmeife oergolbet. — 3n ber 
erfien ©afriftei berfelben Ätrd&e beftnbet fidfj nod) ein Weines 
in ©idjenfyotj gefdfjnifeteö ©rucifiE beö 15. Safjrtjunbertö, in 
einem Stammen befeftigt; eö ift öon guten SBer^ftltniffen; baö 
£auptt)aar maßt in langen ferneren SodEen £erab. — SRad) 
bem Snoentar von 1877 foD an ber ©übfeite beö Slltareö ju 
Rubbemörbe „ein 83ilb beö gefreujigten ©rlöferö, in £ols ge* 
fd&mtten", fielen, „meines in feiner naturgetreuen 2luöfüt)rung 
bei bem SSerfertiger beffelben ein tüd&ttgeö ©tubium beö 
menfdjltd&en Jtörperö Dorauöfefet." Ueber baö 3llter biefer 
Slrbeit ftnbet ftd|j leine Sttngabe; tdfj felbfi erinnere mtdf) nid&t 
biefelbe gefeben ju §aben. — ©in ©rueiftj in ber fttr<$e ju 
©uboro, im ^uoentar alö „alt" bejetdjjnet, gehört offenbar 



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74 ftrdjl. Jhmfiardjäofogie b. ÄrcifeS ^er^ogt^. Sauenburß. 

bem 17. Safjrijunbert an unb ift unbebeutenb. ©benfo ein 
gleichaltriges in ber erftcn ©afriftet ju 9»ölln. 

SSon größeren fr elfteren ben ÄreujtgungSgruppen, 
wo unter bem Äreuje bes ©rtöfers bie ©eftalten ber SDZaria 
unb be« ©oangeltften 3o|anneS, bes SteblingSjüngers, ju fteljen 
Pflegen, finb mehrere nadfouweifen ; bie größten bienten als 
^riump^freuje. ®aS einjige, wenn audf) leiber nid()t metjr 
in feiner urfprünglidfjen 33oüftftnbigfeit, fo bo<$ uod) an feiner 
erften ©teile befiublid&e biefer 2lrt, ift bas coloffale &ol}fd&ni^ 
werf, weld&es in ber SirdEje ju SRölln auf einem bidjjt oor 
bem £riumt>f)bogen quer burdj bas SangljauS gejogenen halfen 
befeftigt ift. 2)aS Äreuj felbft wirb tum Stanlenwerf, mit 
SBeintrauben untermifdfjt, eingefaßt. 3)te Kleeblätter an beu 
©nben ber Kreujbalfen tragen in erhabenem SRelief bie Slttri* 
bute ber tner ©tmngeltften. ®ie gigur bes ©elreujigten felbft 
ift ftrenge, bo<$ woljlgelungen. Seiber fehlen jefet bie giguren 
ber 9Jtaria unb bes Cannes, über beren 33erbteü> leine SRadf^ 
rid^t üorliegt, bie aber ftd&er, wie bie ©firiftusftgur beweift, 
minbeftenS SebenSgröße gehabt fjaben muffen. S)ie an bem 
SragebaKen in ergaben gearbeiteten oergolbeten gottyifd&en 
aJlinuffeln Ijergeftellte Snfd&rift befaßt, bafe btes ©otoffalwerf 
im 3al)re 1503 begonnen unb 1504 uoUenbet worben ift; es 
ift bemnad& eines ber jüngften, aber aud& bas großartigste 
ßruciftj bes &erjogtl>umS. — als ftriumpftfreuj fennjetd&net 
fidfj aud) ein lebensgroßes ©rucifi£ in ber Rtrd&e ju Sauen« 
bürg, woran bie ©fjriftusftgur, namentlich bas S$aupt, ntd&t 
übel, bo6) bie ßenben ju breit unb bie Unterfd&enfel oiei ju 
fd)wad& gearbeitet finb ; es batirt etwa ju Anfang bes 15. 3a|r* 
ljunberts. Ser an ben ©alfenenben mit ben ©öangeliftenjeidfjen 
gefdfjmfiäte gotljifdt) öerjierte ßreujesftamm madf)t ben ©tnbrudE 
moberner ©rneuerung. 

©eit ©. g oon SRumo^r geljt bie üjm aud& von Soft 
(ßunfttopogra£l)ie 2)eutfd(jlanbs, I, 151) nadfjerjäf)lte gabel 
burdfj bie SBelt, es berge bie Jtird&e ju ©rumeffe „ein 
©ructft£, ä&nltdj) bem im StibedEer 3)om". 3lDerbingS ift ju 
©rumeffe ein ©ructfiE twrljanben, audfj ^ing baffelbe urfyrüng- 



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$ie ftrd)t. &unftard)äotogie b. UreifeS $er&ogtlj. gauenburg. 75 

ltdj n>a|rfd^einUd^ unter bcm Sriumfeljbogen ; und ebenfalls 
jeigt baffelbe redjt* unb Hnll vom ©efreujtgten bie ©eftalten 
t)on SRarta unb 3ol)annes. 2)amit tft aber aud) alle unb jebe 
2leljnlid)fett jnrifdjen bem ßrumeffer ©rucifij unb bem im 2ü* 
beder 2)ome, welkem SRumo^r jenes ätynlid) fanb, erfdjöpft. 
SDiefeS Sübeder Xrium^freuj x ) — ein 6oloffaln>ert Don ber 
&anb eine« tüchtigen ßünftlers, in jeber SBeife großartig unb 
an Meinen wie großen gtguren unb Ornamenten fo reid), wie 
faum ein jroettes in gans Seutfdjlanb — in 33erglei$ ju fefeen 
mit bem, alles Ornamente« baaren, lebiglid) aus ben mittel* 
großen giguren bes ©elreujigten , bes Cannes unb ber 
3Warta befteljenben mittelmäßigen ©ruäfi£e ju ©rumeffe, ift 
üöUig unjuläffig unb für immer ju oertuerfen. UebrigenS ift 
an ber ©ruppe ju ©rumeffe nodj bie urfprünßltd&e 33emalung 
erhalten unb wirb bie ganje Arbeit bem fyäten 15. Saljrfyunbert 
angehören. 

ÜRodj muß §ier breier in £olj gefd&nittenen faft lebens- 
großen gtguren gebaut werben, toeldje in ber Äirdje ju -Dtufttn 
ifjre ©tfttte fjaben. 6ie fteDen ben ©rlöfer am itreuj, 2J?aria 
unb SofjanneS (Soang. bar. Sie Slrbeit ift forgfältig unb 
nid&t ofjne ffinftlerifd&e Segabung gefertigt; namentlid) finb 
Äöfcfe unb ßftnbe ber lefetgenannten beiben giguren gut; ber 
galtenrourf, befonbers in ber ©eroanbung ber ÜJtoria, ift frei« 
ltd) fe^r l)art unb fnttterig. ®aß biefe brei giguren m<$t roo&l 
bie ©teile eine« Xriumpftfreujes fönnen eingenommen §aben, 
foubern e^er ju einem Sttltarwerfe, ober ju einem gelbere 
elfte* gehörten, gefjt baraus fjeroor, baß fte ni<$t ooHrunb ge* 
fc&mfet, fonbern auf ber 3tü<f feite ftad) unb glatt gearbeitet 
finb, alfo ju einer SBefeftigung art einer Stüdtoanb beftimmt 
waren, gür biefe giguren nrirb ein ^o^ed 3llter in 3Inft>rud) 
genommen, inbem fte, nrie Sinfen (£anbbu<$ ©. 604) mit* 
t&eilt, ,,nad) 93ermutl)ung eines Äunftoerftönbigen etwa aus 
bem 14. 3al>rljunbert" fjerrüljren f ollen. SBenn td) audj im 



dint öorjüöttdje 3l6bübung beffelben bepnbet fid) in bem tßradjt 
werfe „Der $om ju ßübeef" (1886). Xaf. XI., ögt. baau Xejt 6. 29, 



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76 $te ftrdjt. tunftaräjäoTogie b. Greife* $ersogtf). Sauenburg. 

©injclncn mid& gegenwärtig jener giguren ni$t genau entfmne, 
fo tfi mir bod^ bie (Srinnerung geblieben, ba& biefe gißuren 
mir älter, als bie fämmtlidfjen f)ier genannten ©ructfxre er; 
fd&ienen ftnb unb fdjon burd) i&r fjotje* Sillter eine befonbere 
fernere SBeadjtung oerbtenen. 

§ 21. SDie SKttarleud&ter, Sid&tf ronen, 
2Karienleud&ter u. bgl. 

(Srft neuerlidf) ifi bur<$ Sefdpffe ber S. Congregatio 
Rituum für bie fatfjoüfd)e 5tird&e für bie auf ben Slltar ju 
fleUenben Seud&ter bie ©ed^Äja^t, für Heinere 2Iltare bie 3?ier= 
ja§l feftgefefet morben, toeld&e im Mittelalter feinesroegs bie 
9legel bilbete. Uebertjaupt roar es erft feit bem 13. ^aljr; 
fjunbert allgemeine ©ttte geworben, Seud&ter auf ben 2Utar= 
tifd) felbfi ju flellen, unb jroar je einen red&ts unb Unfö neben 
baß bort fte^enbe Kreuj ober ©rucifa. ©s befanben fufc alfo 
ftets nur jtoei Seud&ter auf bem 2Utare, unb nid&t mehrere. 
SDiefe ©ttte ift im allgemeinen bis in bie ©egenroart au<$ in 
Un ^roteflantifd^cn tird&en beobad^tet toorben; nur wenige 
Ätrd&en weisen baoon ab, inbem fie ebenfalls balb oier, balb 
fed)S Seudfjter auf ben 2lltar flellen, oereinjelt audfj fünf, roie 
|. 93. 3Kufitn, too bie üJhtte ein größerer Seud&ter einnimmt, 
an jeber ©eite oon jioei paaraeife ft<$ enttyred&enben Heineren 
flanfirt; natürlidE) fann hierbei in ber Seud&terreilje felbft ein • 
(Srucifij feinen Sßlafe finben. 

Sin foftbaren unb funjlreidfj gearbeiteten 2Utarleu<$tern 
finb bie lauenburgifd&en Kirnen arm. 2tus romanifd&er 3eit 
ijl mit ©id^er^eit fein fold&er nad&juroetfen. 3war bemalt 
bas SRufeum in äKölln ben ©tysabgufc eines 33ronjeleu<$ters 
in ©eftalt einer auf einem ßöroen reitenben gi>]ur, beffen ©til 
auf bas 12.— 13. Sa^unbert ^inroetfet; ob aber bas Original, 
meines im ©d&atlfee gefunben fein foH, urforünglidfj aus 
einer Äird&e fjerrüfjrt ober roeltlidjen ^weden biente, muß 
baljtnfteljen. 

3iemli(§ grofe ifi bie 9fa}aty ber erhaltenen 2eu<$ter aus 
otWd&er Seit; fie ftnb t&eils aus Weifing, tycil« aus Sronje 



i 



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$te firtf}(. $unfiarcf}äologie b. SfreifeS £erjogtfj. Soucnburg. 77 

^crflcflcHt. SDa bie im 15. 3aljrl)unbert ßebräu<^lid^e fd&lidfjte 
unb antyredtjenbe gotm bicfer Seud&ter — mit breitem runben 
guße, bünnerem burdj) einen ober mehrere Knäufe ober SRinßc 
unterbrod&enen runben ©tänber, ben oben eine toeit auölabenbe 
profxlirte SEropffd&ttffel mit l)of)em SDorne abfc^liefet — burdb* 
roeg bis an bas @nbe be§ 17. 3at)tf)unbert$, meßeidfjt aud& 
nod) länger fe^r beliebt mar unb meifien« bei Herstellung 
neuer Seud&ter beibehalten mürbe, fo ift eö nidfjt immer tfjun* 
H6), bie @ntfle!)ung§jett ber einzelnen Seud&ter, falte nidfjt 3n* 
fdbrifteu ober aubere befonbere 3)terfmale aushelfen, genauer 
ju beftimmen; man muß fidE) begnügen, fie al& „gotfjtfdf)" ober 
„nadfj gotl)tfdf)en 9Jhtftern" gegoffen ju bejei^nen. 

derartiger Seudfjter beftfct ©rumeffe bret, aus SDiefftng, 
ber mittlere füfjrt ein bie Sßibmung feitenö beö Slmteö ber 
©tedfnifefafjrer tragenbeö ©(f}ilb. 3n ©anbeöneben finb 
jroei fold^e Seud&ter oom ^aljre 1573 mit ben SEa^en ber 
Stifter unb einer ^nfd&rift <*ro S u 6 e - Offenbar alt finb jroei 
f leine Seud&ter auf bem 2lltare $u ©iebenbtiumen; jnrifd&en 
ifjnen fteljt ein britter größerer, ütfdjriftlidf) 1717 t>erel)rt, 
welcher nad& ben formen ber Keinen nad&gegoffen ifi, aber 
auf brei, biefeu feljlenben ^ierflauen ru^t. ©in SSronje* 
leud&ter oon guter $orm, ben idfj nodfj in'ö 16. ^a^unbert 
fefcen möd&te, ift in ber Kapelle ju SBifcejee, leiber be? 
föäbtgt; ebenbort ift nod& ein größerer, reidfj geglieberter 
Seudfjter, ber 3nf<$rift nadf) oom 3af)re 1654. 

£)ie ßirdje ju ©t. ©eorgaberg befifet oter gotfjifdfje 
ßeud&ter oon 1622; jroei anbere früher bort oorljanbene aus 
getriebenem SDieffingbtedf) finb feit 1877 oerfauft. Df)ne 
Sntereffe finb jtoet 3Heffingleudfjter ju ©<$toarjenbe<f oon 
1605, unb ein britter bafelbft oon 1638 foll nur ber Stifter 
wegen Iner ermähnt werben, alö toeld&e in ber Snfdfjrtft »*>e 
©oartenbefer ©otbaten" genannt finb. 3luf bem SUtare 
ber ftird&e ju Stilen ftefjen jtoei 1650 gefd&enfte große 
Seud)ter nad) gutem, gotljifd&en 9Jlufter unb ein britter 
fleinerer in ben unoerlennbaren gormen oom ©nbe beö 
15. Sa^unbertg; ber guß ift feljr reid^ profiltrt; ben ©tänber 



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78 $te Krd&I. ftunftor^äotogie b. Greifes ©erlogt!), ßauenfcurg. 

jieren brei Änäufe unb in ber roeitauslabenben ©d^ale fieljt 
ein befonbers langer 2)orn; SSerfjältniffe unb gormen bes 
Seud&terS ftnb fdfjön. 2lud& bie Zöllner Jtirdje befifet, außer 
jroet großen Sronjeleudfjtern na<$ gotljifd&en SDiuftew, nod& 
einen fteinen twn nur 13 7, cm £öf)e. ©td&er ift noclj in 
got&ifd&er $eit gearbeitet ein ebenbort auf bem 2Utare fte^enber 
Seud&ter t>on 37 cm <QöI)e, aus 3Jteffing; ber guß, t>on 
23 V* cm 2)urdf)meffer, ift; [teil, ber ©tauber oben unb unten 
nrie audj in ber 3J?ttte mit einem ßnaufe oerfeljen, bie Xropf* 
fd^ale oon 19 cm S)urd)tneffer ift fdfjön proftlirt. 2lm guße 
ftefjt in 2JHnuffetbud&ftaben bie fehlerhafte Snfd&rift: „Sifse 
tubter (!) bort. in. be. brobercop (!) marien. vn. 
Sunte turgen". 

SBäljrenb bie bisher genannten gotfjifdfjen £eu<$ter alle 
mit bem runben guße bireft auf bem 2Utare auffielen, barf 
eine anbere SKrt nidjt übergangen werben, wo ber runbe guß 
nod) befonbers toieber burdf) Ausläufer (meiftens brei) unter^ 
ftüfet wirb. ©S ift fd&on ermähnt, bag ber Seud&ter ju 
©iebenbäumen oon 1717 auf brei £I)ierftauen ruf)t; 
audfj hierin folgt er gotljtfdjen 3Kuftern. SMe Jtird&e gu 
©anbesneben ifi im Seftfee jroeier fefjr großen unb 
fd&roeren Slltarleud^ter (45 cm §odf>) mit 24 cm 3)urd&meffei 
bes runben ftußes, weiter in brei Stauen ausläuft. SBenn 
biefe Seudfjter audfj nidfjt „im romanifd&en ©til" unb nid&l 
„500—700 Saljre alt" finb, wie man glaubte annehmen ju 
bürfen, fo finb fie bodf) aus gotljifd&er 3*ü> meiner 2tnftd)t 
nadfj aus bem 15. Qa^r^unbert. 3 n biefelbe 3*ü fr* aU( $ 
mehrere fd&öne Seud^ter ber ßirdfje ju ©r.*©rönau ju fefeen, 
fie finb 29 cm Ijodfj unb ru^en ebenfalls auf brei flauen. 
Db bie jroei meffingenen 2lltarleud&ter oon 30 cm £öfje in 
ber ÄapeUe ju guljlenliagen, meldte auf brei mit (Sidjeln 
gejierten güßen ruf)en, nodf) ed&t gotljifdfj ober fpötere Sftad&güffe 
finb, oermag idf) gegenwärtig nid&t ju entfd&eiben. SSerrounberlid^ 
ift es, baß oon biefer 3lrt oon Seud&tern feiner von Xl)ier = 
figuren, j. 93. liegenben ober fifcenben Sötoen getragen wirb, 
weld&e fonft häufig als Präger gotf)tfd&er 2eu<$ter beliebt finb. 



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3>te ftrd&l föunffcardjaologte b. Greife« #erjogtt). Sauenburg. 79 

SRur ein Seudfjter ift mir au« bem Sauenburgifdfjen be* 

fannt, bei weitem foldfjed bennod& ber %aU ift; aber ba& ift 

fein einfacher Seudfjter auf bem Sltare, fonbern ein cor bem 

2Utare auf bem gu&boben ftefjenber fjotyer ßanbelaber, nämlidf) 

ber in Sronje gegoffene, etwa 1,70 m fyoty fiebenarmige 

Seuc&ter in ber Äird&e ju 2RölIn. Auf brei liegenben 

Söroen rul)t ber mefjifadt) gegliebertt runbe gufc, aus welkem 

ber f<$lanfe burd) fteben SRinge unterbrod&ene ©tänber auf« 

fteigt, roeld&er oben in eine proftlirte £ropffd)ale mit £idE)t- 

born enbigt. Ueber bem 4., 5. unb 6. SRinge toad&fen fedfjö 

gebogene, ebenfalls burdfj SRtnge unterbrod&ene unb in profi* 

lirte £ropff<$alen mit Sid&tbornen enbenbe Arme in ber Art 

paarroetfe Ijeroor, ba&, toie bei bem JBorbilbe beö Serufalemt* 

fd&en Seud&ters auf bem £itu8bogen ju SRom, fämmtltdje 

fieben Xropffd&alen in einer ^orijontalen ßbene liegen. 3Me 

brei Armpaare laffen fi<$ ntd&t eiitjeln, fonbern nur alle ge s 

meinfam unb jroar über bem 4. SRinge beö ©tänber* um bie 

mittelfle fefte ©dEjale im roageredfjten Äreife tjerumbretjen. Am 

gufce biefeö Seudjters fteljt in gott)tfd&en 9Jlinuffeln bie 3n= 

fd&rtft: „na gobeö bort, m.cccc. tntbe in bem j.j.f.D.i. 

jare vp funte mid^el. ba<$". £)er ©age nad& foH biefer 

Seud&ter t>on ©teefnifefa^rern in ber ©teänife gefunben unb 

ber ßtrdfje in 9RöHn gefd&enft fein; es befagt au<$ eine 

anbere Snfd&rift m *t ben ©mblemen ber ©tedfnifefaljrer, bafe 

biefer Seudjter Anno 1699 renooirt ift unb „bem Ampt ber 

©tedentwrer" gehört; audf) am ©tänber finben jid& ©tedfnife* 

faljrer*@mbleme unb Anfangsbuchstaben t)on -Kamen mit ben 

3af}re8jaf)len 1718, 1734 unb 1741. ©ine ungenügenbe Ab* 

bilbung bes Seud&ters ift in ben „Safjrbüd&ern für bie Sanbes* 

funbe" 2C. L Xaf. 1, gig. 2 a. u. b gegeben. 

SBon ben im allgemeinen in 2)eutfd)lanb nid&t feljr 
^äuftg anjutreffenben f. g. 9Ruttergottefileud(jtern finb 
im lauenburgtfd&en Äreife mehrere ju finben; jroei baoon in 
ber 5ftrd&e ber©tabt Sauenburg felbft. 33ei bemeinen au« 
#olj gearbeiteteten fteljt bie ©eftalt ber SKaria mit bem 
Ktnbe, umgeben t)on ber ©trafjlenglorie, unter einem fd&lid&ten 



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80 $te firdjl. tfunftardjäotogie b. Greife« ^er^ogt!). ^Nienburg. 

gotbifdjen 93alba<^in. 3Me freifte^enbe gigur ifi nadj ber 
Sorben unb SRüäfeite gleid^mfigig ausgearbeitet, fo bafe betbe 
Seiten bie gleite 2Inftd)t bieten ; baß ©anje ift eine mäßige 2lr= 
beü be« (auögeljenben ?) 15. 3at)rf)unbert«. — 3i«tnli(^ aus gleicher 
3ett ift aud) ber jroeite bortige 3Jtuttergotte$leudjter; aber er ift 
forooljt in bem gigürlidjen, in Slntltfeen, Haltung unb galten* 
utorf, bebeutenb beffer, als audj bur<$ feinen Slufbau inter= 
effanter. 3luf ber oberen glädje be« in gorm einer ßonfole 
gebilbeten ^ötjernen cul-de-lampe ift ein großes &irfd)geroei!} 
befeftigt, meines bie fiatuartfdjen giguren umgiebt. SMefe, in 
&otj gefdjmfet, erfreuten afe mit bem 3tü<fen an einanber 
gelernte £albftguren, fo baß man auf ber einen Seite SBtarta 
mit bem Jtinbe in ber Stra^lenglorie, auf ber anbern Seite 
aber eine ©arftettung ber „3lnna fetbbritt" in ber befannten 
Sßetfe erbtidt. Son ben oberen @nben be« ©eroetbes auö= 
geljenb, toölbt ftd) bann über biefen giguren ein au« Sd)miebe= 
eifen ^ergefteUter in ber 3ttttte eine Ärone bitbenber gefötoeifter 
Sogen, roetdjer mit oergotbetem gotbifdjen Slattroerfe aus ge* 
triebenem (Stfenbled) befefet ift. 3n tynlityt SBeife ift bie 
Äonfole oon einem für 12 Sinter beregneten ^orijontalen 
fdjmtebeeifernen Sidjtreifen umgeben, ber mit ft&nttdjem Statt* 
werfe toie ber Sogen oerjiert ift. 3)ie ganje £öl)e biefeö 
2Jtuttergotte«teu<§ter«, beffen gefänifete giguren ntdjt ganf 1 m 
fcod) fein mögen, mirb ttroa 2 m., ber ©urdjmeffer etwa 
1,20 m betragen. In reifer Semalung unb prädjtiger Ser* 
gotbung, roetdje neuerbingö aufgefrifdjt ju fein fdjeint, ift nichts 
gefpart. SMefer f<$öne Seudjter foff oon ben S^iffern gefdjenft 
fein, mft^renb ber erfiere an einem baran bangenben oergolbeten 
Stiefel auö Stedj unb aus feiner Snfdjrift dte „bie Ärone 
ber Sdjufter, renoutrt 9lnno 1791" erlannt wirb. 

2Jeljnttdj ber eben betriebenen Sdjtfferlrone, bo<$ weit 
einfacher gehaltet, roar ein 3Wuttergotte*leudjter, toeldjer früher 
in ber Sirene ju $ötrau §ing. S)ad auf bem meljrfadj ge* 
glieberten pljemen cul-de-lampe befeftigte £irfdjgen>eif) ift 
oben bur<$ einen fd&miebeeifernen Sogen oerbunben, ber mit 
trier getriebenen Silien befefet ift. SDie auf bie Äonfole ge= 



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3>ie ftrtf>I. !huiftard)(iolp0te b. ®reife$ ^crjogt^. Sauenburg. 81 

walte Snfd&rtft: „1680 3od&tm ©rotu" fann ftd& nur auf 
eine SRenooirung bejteljen; ber Seud&ter, in welkem bie äßarten* 
fiöur fefjlt, muß au« oorreformatorifd&er 3eit flammen; er 
ließt jefet auf bem 33oben beö $farr§aufe$, roä&renb in bem 
Xtjurmraume ber Äird&e nod) jroet runbe pijerne ©Reiben 
liegen, toeld^e ehemals }u Sid&tträgern an biefem Seudfjter ge* 
bient §aben foUen unb beren eine nod|j bie fieben Ijotyen 
Jjöljernen £idf)tborne auf bem oberen SRanbe ber ©djjetbe enthält, 
©enau genommen barf fdfjon bie ©d&ifferfrone ju Sauen* 
bürg nid&t als etgentttd&er „3Kuttergotte$leud(jter" beseid^net 
toerben, ba er ja aud& eine StarfieHung ber „Silnna felbbritt" 
geigt ; bennod) wirb man ber ©tnfadjljett falber triefe Sejeid^ 
nung als ©attungönamen beibehalten unb audfj nod|j auf einen 
anberen £ängeleud&ter anroenben bürfen, welker pon bem ©e= 
wölbe beö ffibttd&en ©eitenfdfjiffes ber Ätrdfje §u 3Wölln tjerab* 
$ängt unb eine iQö^enauöbe^nung oon etwa 2 1 / 2 m $aben mag ; 
er tft in allen feinen feilen aus £olj gef<$nifct. Unter einem 
gotljifdf) üerjierten 33albadf)tn fniet, etwa in falber Sebenö- 
gröfce, bie Jungfrau 3Jtaria, hinter tfjr ber (Sngel ©abriel; 
wir erblidfen alfo eine 9Serfünbigung«fcene. Sta jebem ber tner 
Sßfeiler mit gialen unb ©trebetoerf, auf tteld&en ber 83albad)tn 
rutyt, ftanb auf einer fleinen ©äule eine Heine Heiligenfigur 
von 30—40 cm. £öfje. SRodSJ oortjanben finb bie ©eftalten 
ber Katharina mit Stab unb ©d&roert, ferner eine SBif^ofö- 
figur (©t. SRifolauS) unb bie ©eftalt eine« ^eiligen (mit ber 
2lbtmüfce?) ber in ber Sftedfjten ein langes Äreuj, inberSinlen 
ein flammenbes £erj Ijält (ob etwa ber Ijt. (Mogiuö, ber 
^atron ber 3wtmerleute gemeint ift?); bie trierte gigur fetylt. 
lieber biefem erften 33albad&tne, um beffen ©ocfel bie 3nf<$rtft 
läuft: „Ecce ancilla domini, mihi seeundum verbum tuum. 
Anno 1506", ergebt fid& ein jtoeiter über @<f geseilter 2lufbau, 
auf beffen ©ptfee bie gigur beg auferftanbenen ©rlöfer« ftetyt 
S)aö got&tfd&e aJtoferoerf unb bie Rriedfjblumen finb ro& ge* 
arbeitet; alles gtgürüd&e ifi fefjr mittelmäßig, am beften geraten 
bie ©eftalt ber Äatyartna. $aö ©anje, urf^rünglid^ reid& be* 
malt, ift jiemlidj) oerfallen unb tyangt fetyr untjort^eit^aft, fo 

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82 $ie ftrdjt. SfrntftardjäoloQte b. treifeg ^erjogt^. Sauenburg. 

bafe jwei bcr um ben ©ocfel angebraten Sidjttrfiger wegen 
pfofcmangel tyaben abgenommen werben muffen, maß fidj woljl 
abänbern Itcfee. 

®ie in ben ßirdfjen be3 norbbeutfdfjen ßüfiengebteteö be* 
fonberö beliebten unb oiefoerbreiteten geg offenen £i<$t* 
fronen, §u tnetd^en meift SJteffing at« Material üerwenbet 
ift, fäjeinen erft unter ber £errfdjaft ber SRenaiffance aufge- 
fommen ju fein; wenigfienö ifi mir fein ftdfjer beglaubigtes 
gotf)ifd)e8 @jemplar befannt geworben. 2lud() aus ber SBlütye* 
jeit biefer Äronen, etwa oon 1550—1750, finb in benÄird&en 
Sauenburgö nur wenige Seifjriete nad&juwetfen. 3lm reid^ 
lidfjfien bamit cerfe^en ifi bie $trd&e ber ©tabt Sauenburg 
felbfi, mo tdf) oier fold^cr Kronen faf), bie jebod^ fämmtlidf) mir 
ju wenig erretdfjbar waren, alö bafe tdj iljre Snfdfjriften genauer 
Ijfttte entjiffern fönnen. SBon ben beiben Heineren Shron* 
leudjtem §at ber eine 8 £t<$tfd(jalen um eine reidfjoerjierte 
Äugel; SKrrne unb ©dualen finb fefjr äierlid& unb mit reifem 
©df)tnu<f e auagefiattet ; biefc Krone enbigt oben in einen SBogel, 
auf bem ein ftnabe ftfet, ein 2Botto, ba* fjäuftg an folgen 
ftronleudjtern wieberfe^rt. 3)ie jwette Heine ftrone, weld&e in 
jwei 9lct^en über einanber je 6 £idf)tarme §at unb oben mit 
einem rol) gearbeiteten 2)opt>eIabler abfd&Uefjt, ift 1593 oon 
bem ©d&netberamte in bie Kird&e geftiftet. — S)ie beiben 
größeren Sid&tfronen fjaben unter ftdlj grofje 2leljnlidf)f eit ; jebe 
berfefben §at 10 Sidjjtarme, bereu jeber je jwei Sidfjtfd&alen 
übereinanber trögt; an ber großen SBittelfugel, beren eine 
tiberbieö retdE) mit gegoffenen SReliefwajtyen gefriert ifi, flehen 
lange Snfd&rtften. £u obctfl ber einen ftrone fie^t man einen 
mit ausgebreiteten gifigeln fteljenben SBogel (^etifan? $p§önt£?); 
auf ber anbern Jtrone fief)t eine ©ngetögefialt mit einem $alm- 
jweige in ber Sfted&ten. JHefe ßrone ifi ganj befonberö reidj) 
unb wirb, wie tyre ©enoffin, ber erfien £älfte bes 17. $al)r= 
ljunbert« t&re ßntfiefjung t>erbanfen. 

2luö ber gleiten 3*ü finb jwei in ber ftird&e ju 3flölln 
|)ängenbe, in ^ot^gufe fjergefieUte Sid&tfronen, bie leiber fefjr 
oerftümmelt unb i$re§ beften ©dfjmucfeö entfletbet finb; bo<$ 



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3)ie firdjt. ftunftardjäologie b. Greife« ^eraogti). Sauenburg. 83 

felbfl jur Seit tyreö t>oHen ©lanjes mußten fie t)inter ben 
Äronen ju Sauenbarg *meit jurüdftefyen. SDie eine biefer 
aJlöttner Kronen ift, wie bie 3 n f$ ri ft an e * nem barunter 
l)angenben ©d&tlbe berietet, ber £ird)e im Safere 1624 t>er- 
eljrt; fie f fließt oben mit einem ®oi>pelabler ab unb befielt 
atö 8, um eine große 3JUttelfugel gruppirten jtemlid) fdjlidjten 
Sidjtarmen; urfprttnglidj trug fie oberhalb biefer nodj eine 
jtocitc SRei^e t)on ebenfalls 8 Sirmen, meldte wie ber fonflige 
Samuel jefet fet)lt. S)ic anbere ßrone, meldjje gleichfalls oben 
einen Soppelabler als Stingljalter t>at, ifi nur tnerarmig; fie 
war ehemals mit jtoei SRetyen oon Qkxxat\)tn (too^l offene 
Slumen, Xutyen, 33afen u. bgl.) t>erfel)en, t>on melden ftdf) 
nidfjts erhalten t)at, als bie Slusterbungen, in welken fte be* 
feftigt roaren. Unten an biefer ßrone ttftngt in Kupferblech 
gefd^nitten baS Stoppen ber ©d&netberjunft unb eine rol) ein- 
gef<$ntttene 3nfdjrift barauf befagt, baß bie ©djneiber btefe 
ftrone gefdjenft traben unb baß biefes neue SBappen im 3a^re 
1638 an biefelbe geengt fei an ©teile eines alten im Sa^re 
1430 barunter geengten. 35a bie jefcige ßrone ot>ne atten 
3toeifel eine Arbeit bes 17. Safjrljunberts ifi, roaljrfd&einlidf) 
eben t>om 3a§re 1638, fo weift bie Snfdfjrift barauf fyn, baß 
bereit« 1430 eine Stdjtfrone, oou ben ©djneibern geftiftet, in 
ber 9KöHner Äir<$e §ing. <£s bleibt fe§r ju beflagen, baß von 
jener gotl)ifd)en Jtrone ni<$t einmal bie geringjie nähere Jtunbe 
fc^rifttid^ ober münblid) bis auf um gefommen ift. 

Slußer ben vorgenannten Sidfjtfronen $u ßauenburg unb 
9MIn §ing ehemals eine fol<$e auü) in berftirdjje ju ßtitau, 
unb jroar oor bem Slltare. Seim Neubau ber ftirdje 1845 
warb bie Jtrone „weil bas ©ejiänge für bie oiel Ijöljere neue 
ftirdje bebeutenb ju furj mar, auf ben 2Jorratl)Sboben gebradjt." 
3)ort liegt fie nodj, bie einjelnen Steile aufieinanber genommen 
unb too^l faum nodfj ooHjä^lig. $)iefe J&d&tfrone trug um bie 
große untere Stugel, auf melier mehrere fleinere fid^ auf- 
türmten, bereu oberfte ein ©oppelabler frönte, fe<$s jtemlidjj 
einfad&e Sid&tarme, unb mar im Sa^re 1683 t>on „grau 
©at^arina 5JJellijerinn, roetlanb £errn Stbolpljt 

6* 



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84 $te Jtrdjl. Shtnftorcbäologte b. Greife* #er$ogtfj. Sauenburg. 

Sßellijeri geroefenen ©anonici feniort* ju ©uttn 
unb aSilarii ju Sübed nadjgelaffene SBittibe" an 
bic Siird&e t>ere§rt. 

©roige ßampen, ßaternen, ©tanbleudjter für bie ©eck 
meffen u. bgl. finb in lauenburgifdjen Hirnen nid&t me§r t>or- 
fKtnben, ebenforoemg Std&tredjen ober Sterjenftälle 
(pergulae) t>on trgenb roeW&em funfiardjäologifdjen Sntereffe. 
Slufeer ben fd&on Genannten Sidjtreifen an ben SWuttergotteö* 
leud&tern ju Sauenburg unb SJiölln unb ben tpljemen 
©Reiben baju in Sßötrau ifi mir §ien>on nur nodj ba3 ro&e 
f<J)tmebeeiferne ©efieff mit t>ier SidjtttiHen t>on einem Keinen 
SJiarienfdjretne beö 15. 3a§rf)unbertö in ber Ätrdje ju SDtölln 
befannt (f. § 47 med.). 

3aljlreidjer vertreten ifi bie ©attung ber gegoffenen 
2Banbleud)ter. 3wt foW^e beftnben ftd) in ber ©tabtfirdje 
ju Sauenburg, beren einer fe&r fdjüdjt gehalten unb fiarf 
befd^äbigt ift; oon bem jweiten melbet bie auf einer Renten 
gefdjnifcten Xafel, vox roetd&er ber Slrm befeftigt ifi, fie^enbe 
Sfnfc^rift, bafc er im 3al>r 1652 von bem ämte ber £ifd)ler 
gefd&enlt fei. @r jeigt in ber Stundung bie ©efialt einer @ee- 
Jungfrau. SDieö lefetgenannte SJiotto fd)mfi(ft aud) einen be* 
fonber« frönen, 1644 aon 3oad)im 93urd)art ber Äird)e in 
3Kölln gefdjenften SBanbarm, beffen jroeite SRunbung aufcer* 
bem t)on einem ©djroane ausgefüllt wirb. Slnbere SBante 
leuchtet au« gletd&er 3*it in berfelben ftirdje finb mit p§anta- 
fiifdjen £tjierföfcfen t>erjiert, toieber anbere enbigen in gifdj* 
"ober Stetyfjinföpfen. ©in Sßanbleucfyter ber geuergrewn eben« 
bort läuft in einen Meinen d&arafteruollen SWenfdjenfopf aus; 
nad) ber Snfdjrift: „3)er gorgret>en 2lrm 1581" ifi er 
tr>ot)l ber ättefie, audj ber einfad)fie unter allen biefen ge* 
gojfenen SBanbleud&tem. 

§22, SülePü^er, Sttarpulte, 3Kefegen>&nber. 
Saft befonberö fofibare £anbf<$riften ber SRitualbüdjer, 
roeldje bei ber 2Keffe auf ben 2iltar gelegt würben, im 58e» 
fifee lauenburgtf$er ftirdjen geroefen wären, ifi nidfjt über* 



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5)ie fird^I. fömftordjäologie b. ßreifeS §eraogtlj. ßaueti&urg. 85 

liefert. 3l\xx t>on ber ftirdje *u 2 ü t a u Ijat ftd). bie -Jtadjrid&t 
erhalten, bafe mä^renb ber JtriegSunruljen beö brcifeigjft^rißen 
Krieges, unter benen audj bas fierjogtljum Sauenburg fiar! 
ju leiben t)atte, 1627 bem bamaltgen $pafioren in Sütau ein 
großes alted 2Kiffale abljanben gefommen fei. Ob es eine 
fianbfdjrift ober ein gebruäteS SBudj war, ifi nid)t befannt. 
Sitte fet>r wertvolle 2)rude, f. g. Sntunabeln, befafe bas Älofter 
3Karienwolb; mehrere berfelben fyabtn ftdf) nebft 
einer SfojaP anberer feltenen ber Ätrd&e ©t. ifttfolauö ju 
3K ö 1 1 n gef<$en!ten 3)ru(fwerfe aus ber erfien $ett bes 33ud)* 
brudeö erhalten unb werben in ber erfien ©afriftei biefer 
Stirdje aufbewahrt, fiter nft^er auf biefelben einjugetjen, liegt 
nid^t im Sßlane ber uns befd&äftigenben Unterf Übungen; xä) 
oerweife §ier auf bie furjen -Jiotijen, weld&e SB. 3)ü^rfen im 
2lrd)ü) beö herein« für bie ©efdfjidjte beö fierjogtljum« Sauen* 
bürg, I. fieft 2. p. 137 ff. gegeben §at. — ©ine feljr wert^ 
ooDTe f. g. „©^urfürfienbibel" com Saljre 1768, in fioljbanb 
mit rotier Stberbefleibung unb ©olboerjierung gebunben unb 
fe^r fiarf mit ©ilber befd&lagen ift angeblid) im öeftfce ber 
Jttrd&e ju ©iebenbäumen. 

Oft bienten jum auflegen ber wertvollen 93fidfjer f<$ön 
oerjterte auf ben 2lltar gestellte f leine ©efepulte; metteid&t 
ift an ein fold&es ju benfen, wenn ber ÄrSmer ©unlelgub 
1496 bei feiner Slltarftiftung für $Jl a r i e n w o l b unter ben 
borten gemalten ©efdjerilen tferjeidjnet: „ 3> t e m n o <$ ein 
fd&rgfft op bem altare in mgf f in! gef <$ref en 
mp name, bat fe allt bage mgner beulen 
fd)olen unb mpner erfen t>nbe orunbe". 1 ) ©in 
fotö)e8 ©efepult au« SKeffing ganj fdjlidfjt gearbeitet, am vox- 
beren Staube mit einer etngepun jten 3fnf djrif t : „3)eootioniö 
ergabebit 3Barcuö 9Jlepcr anno 1624" fteljt auf 
Dem SHtare ber Rtrd&e }u 9Kölln, unb ein meffingene« 
Slltarpult f teufte nadfj Sinfen fianbbudjj @. 617 im Saljre 
1703 3lnna 3Jtorta Seifen ber Äird&e ju ©(^warjenbed. 



') 2ftautel$: Eeiträge *c 6. 368. 



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86 Sttc fird^X. tunfiard&äoloQie b. SfreifeS ^erjoQtf). Sauenburg. 

8luf bem gelbe ber 5p a r a m e n t i f Iftfet ftdj im lauen* 
burgtfd&en ©ebiete feine namens wert l)e ausbeute hoffen, ßroax 
tjennad&te ber Stibeder Sbfirger £epno ©rpe 1462 in feinem 
Xeflamente einen ©afe aWefcgewftnber an bie Stird&e ju ©r. 
©rönau, indem er wrorbnete, bafe feine £eftamentarien 
eine Slnjaljt feiner golbenen 3tinge ju ©elb madjjen fottten 
unb „mit bem ©elbe fd&olen fe en g a r w e t e 
laten mafen, fo gub alfe ib bart)on werben 
wtl, unb geue bat to groten ®ronot>e in be 
R a r t e n ". x ) ©benfo »ermatte im Saljre 1475 ber lübe<fifd)e 
©<$enf ßartmann ©d&arpenberg, @igent§fimer beß ©uteö 
•Kienborf an ber ©tednife, an bie itird&e ju Srettenfelbe, 
wotyin bamals -ftienborf etnßcj>farrt war, teftamentarifdf) 10 J6. 
„ t o e n e n © e r r> e t ". 2 ) 3)od^ ifl oon biefen liturgtfdjen ©e- 
wänbern feines erhalten. 25ie reiben 3Jtefegewänber unb Gfyox* 
§emben, welche bie ßtrdfje ju 33 ü <$ e n befeffen ^attc, würben im 
30 jährigen Äriege ein Sftaub fclünöernber Gruppen. 3 ) SDaö 
©leic&e war wotjl ber gaU in Sütau, wo feit 1627 2Kefr 
gewänber nid^t me^r Dorfjanben gewefen fein fotten. $)a ur* 
fyrünglid& audfj bei bem proteftantifd&en ©otteöbienfte (wenn 
ify md)t ine, fogar bis jum 3at)re 1769) bie SKefegewänber 
trielfad) im ©ebraudje geblieben waren, fo würben ber Sütauer 
ftirdje, wie baö bortißc Äirc^enbud^ melbet, nod) im^a^re 1634 jur 
Slnfdjaffung eines neuen aJtefcgewanbeS jwar 24 J6. gefdjenft 
unb 8 Jk jugefagt, aber leitete finb nie eingejagt unb erfiere 
nie iljrer SBeftimmung gemäfc tjerwenbet worben. ©galten 
finb, fowett mir befannt, mittelalterlid&e 3Jtef$gewänber nur in. 
9)1 öl In. Slufcer einigen Silben erwähnt SB. 3). in feinen 
„Lauenburgica" 4 ) bafelbft „ein geftiätes -iDiefjgewaub, weldjes 
fe^r alt unb oon feltener @d)önt)eit ijl". liefern äusfyrudfje 
vermag id) ni<$t beistimmen, ba bie beiben mir befannten 



') »gl. Scttfd&rift f. ©djl..$.-2. ©ej*. XII 6. 208. 

2 ) ©benbafeibft XII, 6. 207. 

3 ) öon tfobbe, <3*ef#. b. ©ersogt^. Sauenburß. III, ©. 265. 

4 j 6. Seituitg für Literatur, ftunft unb SBiffenfdjaft. ^Beilage 
jutn $amburgifdjen (Sorreäponbenten 1882, 3uni 26. 



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ffiie firdjt. ftunftordjäofogie b. ÄreifeS £er$ogtf). Sauenburg. 87 
♦ 
SKefegewänber (3)almatifen) weld&e früher in ber ©afrifiei her 
ßirdje, jefet auf bem SRatljljaufe in bem 2Wufeum ju 3ftöttn 
aufbewahrt finb, jwar al« einzig erhaltene fc§r fdf)äfeenßwert| 
f onfi aber burdfj Ijertwrragenbe ©djönfceit ober 2Ilter ni<$t auö= 
gejetdjnet ftnb; fte entflammen woljl erji bem @nbe beö 15. 
Sa^unbertö. 

3ur SHufbetoaljrung ber 2Jtef$gewänber bienten 
öäupg lange f dentale SBanbf dfjränf e ; fo mag benn auty ber 
SBanbfdfjranf in ber ©übwefteäe ber ßirdje ju Wlilln biefem 
3we<le entfprodjen Ijaben. 3 u ^ e fet foß*n bie bortigen 3Jlc§* 
gew&nber, trieBeidjt fdf)on feit Satjr&unberten, in einem fernen, 
mit Sntarfien im Stenaiffanceftü oerjierten jweitljürigen niebrigen 
©d&ranfe in ber SWöttner ©afrifiei tiefer ©<J)ranf gehörte 
ben SädergefeHen. ©r nal)m alfo biefelbe ©teHung ein, wie 
ber in ber 5ßifolaifir$e ju Jüterbog jleljenbe bemalte ©djjranf 
für 9Kef3gewänber, welker ber bortigen Xudjmadfjerinnung 
ße^ört. 1 ) 

§ 23. 9teliqutarten. 
Unter bem „fetjr bebeutenben SBorratf) von golbenen unb 
fübernen ©erät&en, audj fonfitgen Sietrattjen ", wetöje bie 
ßir<$e ju Silben am @nbe bes 16. Saljrt). befafc 2 ), fo baf$ 
im SSifitationöfcrotoM 1581 anbefohlen werben fonnte, 
t)on bem überftüffigen ©ilbergerät^e 1317 2 Sotf) ju t>erf aufen, 
werben jwetfettos aud) foftbare SReliquienbeljälter ftdj bejunben 
t)aben, bie fi<$er in feiner mitteratterlidjen Sßfarrftrdje fehlten. 
SBenn bennodj im ganjen Rreife ßauenburg fein einjigeö 
wertvolles SReliquiar in ben ßirdjen anzutreffen ift, fo wirb 
bie ©$ulb baran tljetls bem burdfj bie protefiantifd&en ftir$en* 
beworben angeorbneten SJerfaufe ber ßoftbarfetten, tljeilö ben 
©tretfyügen unb pünberuugen jujufdjreiben fein, weld&e ju 
üerfdfjiebenen Qnttn biefe (Segenben oerljeerten. Sei ber 
Jlirc&entnfitation t)on 1590 jeigten bie SBorfle^er ber Äirdje 



') Dtte, §atibbud) ber ftrdjt. ftunftardjäotogte. (5) I 6. 283. 
') SBurtnefter: Beiträge jur ftird&etigefä. b. §er$ogtl). Sauenbg. 
©. U2 ff. 



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88 $ie tfrdjt. $unftard)äotoQie b. ftreifeS $er$ogtf). SoucnBurg. 

ju Sauen bürg an, £er|og SKagnuS Ijabe au« Ujrer ftirdje 
eine Sabe mit allerlei golbenen unb ftlbernen Jtleinobien, audj 
feine ©emaljltn eine JWonjtranj nad) -Hegaus wegnehmen 
laffen, weldjje fyäter £erjog 3 rön J I- unter bem oberen 
©über nadjjSübed wrfefet u. f. xo. 1 ) Slud^ unter biefen Stiem* 
obien werben Sfteliquienbeljälter gewefen fein; meffeidjt war 
au<$ bie SUionftranj eine SReliquienmorifiranj. 

9lur weil es abfolut jeglidfjen wertvollen Sttateriale« 
baar ift, entging in ber Sird&e ju 3Jtölln ein einziges Steli* 
quiar bem Untergange unb wirb nodj jefet in ber bärtigen 
©afriftei in einem ©d&ranfe uerwaljrt. Sttefes Steliqutar ge* 
t)ört ju ber ©attung ber SBeliältniffe für einjelne Körperteile. 
2luS £olj gefd&mtjt unb ftlber färben übermalt Ijat es bie @e^ 
ftalt unb ©röfee eines menfd&lidjen Unterarmes mit fegnenb 
üorgeftreefter &anb unb birgt im Innern einen burdj eine 
üieredige Deffnung, beren ehemalige SSerglafung jefet fel)lt, 
fidf)tbaren 9töijrenfnod)en, welker naü) ber Srabition einer Der 
melen 2lrmfnodf)en bes ^eiligen -KifolauS fein foU, weldjem ja 
bie Äird&e ju 2Kölln geweift iji. SSerfdjwunben finb bie 
berben SBerfe, weldje man nad) SWanefe (Xopograj^ifd&e 35e= 
fdfjreibung beS £erjogtt)umS Sauenburg, herausgegeben von 
SB. Süljrfen, ©. 11) ehemals bei bem SReltquiar las unb 
weldje lauteten: 

„@t mad) wol ©ob erbarmen, 

2)at be SRife fret ben Slrmen; 

SDe S)üfel fret ben SRifen. 

©o werben fe gefreten al toglife/' 

IL ^eilige ©efäfce. 

§ 24. SSorbemerfung. 
Unter „^eiligen ©efftfcen", vasa sacra, werben in pro* 
tefiantifd&en ßird&en namentlidf) bie Sttbenbmaljlsgerätlje oer* 
ftanben, wä&renb im SKtttelalter nadfj fat&olifdfjem ©tnne baju 



') SBurmefter: o. a. D., 6- 78. 



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$te firdjt Ihtnftarcfjäologie b. ÄreifeS §crjogt^. SQuenBurg. 89 

alle biejentgen ©erätlje geregnet würben, weldje in ber Siturgte 
beö ©otteöbienftes gebraust werben. Sßir jaulen in erfler 
Sinie baju bie fteld&e mit ben bajugeljörigen Sßatenen, unb bie 
gofüenbofen; bann bie SUtonjlranjen, bie Äannen unb ©iefr 
ßcfäfee u/f. tu. 33on ^eiligen ©efäfeen tjat ftdj trofe aller 
Unbilben ber 3 e * ten b 0( $ * n & en lewenburgtfd&en SUrdjen 
tnetjr aus bem SUftttelalter bis in unfere 3^t Ijinfibergerettet, 
als man erwarten möd)te. $)enn meißen* mar eö gerabe ber 
Ijobe materielle 2BertI) biefer gewö^nltdj aus ben SBerfjiätten 
ier ©olbfdjmiebe hervorgegangenen fttrdjengerätlje, melier fie 
ber Habgier ptfinbernber ©olDaten preisgab ober audj, wie 
bas kn § 23 angeführte Seifpiel aus Sauenburg jetgt, fte ben 
©elbbebürfniffen ber Sanbesljerren bienjlbar madjte. SWandj 
tt>ertl)t>olIe$ ©tüä, mie 3. 33. ber retdje ©djafc ber fltrdje ju 
Sfid&en, warb nad) ber Deformation ju ©elbe gemalt; 
tnan$ anberes ifi auf unerklärte SBeife abljanben gefommen. 
©0 berietet $. 33. bas im äftai 1660 beginnenbe jefet ältefte 
Sürdjenbudj in 33 a ji i) r jt unb ebenf bas ÄtrdjenoifitattonSs 
protofoU von 1683, baf$ ber in Saft^orft refibirenbe £erjog 
granj Sllbredjt feiiger ©ebäd)tnif$ ber bortigen ßtrd)e pradjt* 
oolle 2lbenbmal)l$gerätlje geföenft liabe, weldje 
nad& ber gegebenen 33efdjreibung beftanben: 1. aus einem 
überfd&önen Äeld)e, ber mit 48 perlen unb 36 (Sbelfietnen be» 
fefet mar, 2. aus einer ©ieftfanne mit barauf befinblidjem 
(Srucifif, befefet mit 4 ©belfteinen unb 3 perlen, 3. einem 
DblatenfäfUetn, auf meinem ein ßrucipE mit 10 Sßerlen unb 
27 (Sbelftetnen, 4. einer Dblatenfdjale (^ßatene jum Reldje> 
bie mit 36 ©belfieinen befefet mar. 2UIe biefe £errltdjteiten 
fomie aufy nod) eine 1692 gefd^enfte filberne ©ieftfanne, werben 
nodj 1716 als üorfjanben unb beim Sßatronate oermabrt ge^ 
nannt, finb aber fyäter fämmtlidj auf unbekannte Krt ber 
Sttrdje abtjanben gefommen. 3Wit perlen unb (gbelfletnen t>er* 
jiert ifi gegenwärtig im ganjen Streife Sauenburg nur ein 
einiges s Jlbenbmat)tsgerätlj, nämtid) ein alter iteldj ber ®irdje 
ju ©anbesneben. 3Son ben in unb nad) ber Seit bes 
breifjigjätpigen Ärieges als SRot^be^elfe öfters tjorfommenben 



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90 $ie ftrdjl tfunftordjäotogie b. ®reife$ &eraogtlj. SaucnBurg. 

2lbenbma§lögerätf)en aus 3*"" ^bcn ftd) nodj 
t>erfd^icberte erhalten j. 33. in ben Jlirdjen ju © a t) m ö (Äcld^ 
nebft Sßatene unb Ranne), ju 58 a ft l) o r fl (ein großer unb ein 
f leiner ßel<$ nebft glafd&e unb DblatenteHer) unb ju © i e b e n- 
bäumen (einige grofce Eeldje, bie auf ber Snnenfeite beö 
gufeeö aufcer ber 3Raxh beö 3inngie6erö HL— K jur 33e* 
glaubigung, bag fie auö englifdjem, alfo feinflem 3™** gear-- 
beitet finb, als Stempel einen ©ngel mit bem ©d)roerte führen 
mit ber Umförift ... INGE L STEIN). SDiefe 3inu. 
gerade finb fämmtlid) außer ©ebraud) gefefet unb an i§re 
©teile filberne ober neufilberne ©erät^e getreten; aud) bie 
mä^renb ber franjöfifdjen Dccupatton ju Anfang unfereö 
3a§rl)unbertö twrübergetjenb auö 9lotf) in unferer ©egenb am 
gefdjafften abfd&eulidjen 2lbenbma§lögefäf$e auö ladirtem 33led) 
tyaben glütflidjerroeife nirgenbö me^r ijjre unjiemli^e Stellung 
fi<$ erhalten fönnen. 

§ 25. ßeldje unb 5ßatenen. 
£)aö e^rroürbigfte unb beöljalb in ber Siegel aud) baz 
nad) Material unb fünftlerifd&em SBert^e foftbarfte unter bm 
^eiligen ©efäfcen bilbet t>on je^er ber jur Äonfefration unb 
©penbung beö SBeineö bei ber Stbenbmaljlöfeier bienenbe Jteldf). 
3luö fat§olif<$er 3 eit befifet ber ßrete Sauenburg gegenwärtig 
no$ ettoa ein ^albeö SDufeenb ßot^ifd^er Äelc^c; mehrere fold&e, 
meldte je^t nid^t mefjr oor^anben finb, werben in alten Urfun* 
ben ern>äl)nt. 3m Sa^re 1464 beftimmte Sßernefe Äod in 
ßübed in feinem Seftamente: „%o Grumeffe get>e iE 
epne b r e f <$ e to £ u l p e to eneme felfe." 1 ) SDer 
jefet untergegangenen Äirdje ju ©djönborn üermadjte 1465 
©lauö ©reoe tefiamenlarifdj einen Steld). 2 ) Sei ber ßird&em 
mfttatton 1590 jeigten bie Zuraten ber Jiirdje ju Sauen- 
bürg au<§ an, baß bie 3JJutter beö fierjogö granj IL einen 

') 3Sgt. biefe geitfdjrift. XII, 207 f. SBrefdje (SBre&e, lat. bracile) 
= ©ürtetfdjttur. 

*) SBgl. btefe 8eitf*rift. XUI, 214; ber ftetdj toorb t>erma$t „to 
bem Ijügen crufce to beme fdjonen borne"* 



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$ie ftrdjl. ftunftarcfyäoloßie b. ftreifeS ^erjogtl). öauenBurg. 91 

üergolbeten ßeld& mit bcr 5ßatene au« bcr bortigen Äird&e ge* 
liefen {jabe, „ift aber mdfjt wieberfommen" 1 ); audfj bas war 
o^ne- 3 TO ^f^I sin flottier Äeldf). 

23on ben nod& erhaltenen Jt e t df) e n au« g o 1 1) i f d& e r 
3 e i t befifet ben ftlteften unb t ojlbarften mit perlen unb @bel* 
fteinen befegten bie Stird&e ju ©anbesneben; er befielt 
aus jiarf wrgolöetem ©Über unb ift nur Kein, benn feine 
ganje £ö§e beträgt nur 16 cm, ber weitefte 3)urdfjmeffer ber 
cuppa 13 cm. Stuf niebtiger, runber, einfad(j proftlirter gufc 
platte ergebt ftdf) jroölfblättrig gegliebert ber fteil anfteigenbe 
§ u &/ jwifdfjen beffen 12 ©lottern 12 ©belfteine etngelaffen 
ftnb. 2luf einem ber Slätter befinbet fidö als geweifte« ßtvtym 
ber ©ette, an weldfjer ber ^Jrieftcr ben 2Kunb anfefet, .als 
„signaculum", ein aus ©belfteinen jufammengeffigtes Streu j. 
3)er furje ©d&aft wirb burdfj einen achtteiligen Knauf (nodus) 
unterbrodfjen, auf beffen nur fd&road) marfirten 3 a Pf en (rotuli) 
ftc§ fed&Seäige ©Silber Don fonfauen ©eiten beftnben; fie waren 
urfyrünglid) mit ©ternpguren in blauem @matl ausgefüllt, 
auf ber Dberfeite bes Knaufes fiefjt man afyt ergaben gear== 
beitete SBeinblätter; bie breiten [Ringe oberhalb unö unterhalb 
bes Knaufes ftnb mit burd&brod&enen SSierpäffen Derjiert. 2)ie 
flad) gehaltene fd)lidf)te ©djale (cuppa), 5 cm tief bei 23 cm 
SDurd&mejfer, ift nid&t gefd^weift. Um ben gufc bes Reimes 
fielet in gottjifdjenSDtojuSfeln bie 3nfd(jrift : „fOratefratres 
pro onnibus (!) qui hunc calicem contu- 
lerunt." Die (^araCteriftifd^en uerfd&iebenen gormen bes 
Sudjjfiabens N weifen biefen ßeldfj fpftteftens bem anfange bes 
14. 3a§rl)unberts ju, fo bafc er mit ber 1314 gemeinten 
Rirdje gleichaltrig fein wirb. 

3)em 15. 3faf)rljunbert mu§ ein filberner t>ergolbeter 
fteldfj ber ftird&e ju ©d&wargenbecf jugef ^rieben werben, 
beffen ßitye 16 cm beträgt. 2)er gerillte fanft anfteigenbe 
gufe (3)urdf)meffer 12 cm) §at bie gorm eines ©ed&spaffes, 
auf beffen einem 33latte ehemals offenbar ein Heines filbernes 



*) SBurmefter: Beiträge k. 6. 78. 



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92 $te ftrdfjt. Äunftord^äologic b. tfreifeS $eraogtfj. Sauenburg. 

6rucift£ als ©ignaculum befefitgt war. ®er©tänber, welken 
ein gidf jadbanb, in jeber &adt ein 5J3unft, umjie^t, ift runb. 
2Iuf ben 3 ö £fw bes fedfjstljeiligen ftarf eingekerbten Knaufes 
erfdjeinen gotljifdje ftreuje, bie 3nrifdfjenfelber finb mit SUtafr 
werf gefd&müät; bie cuppa fyat 10 l / 2 cm ©urd&meffer, ift 
fd&lid&t unb eiförmig geftoltet. 

2lus gleidfjer 3*ü flammt ein 18 cm tjofjer ßeldj ju 
Jtubberoörbe. 2)er in ©ed&Spa&form oebilbete gufe oon 
12 l / 2 cm ^urd&meffer, erft fenfred&t auffteigenb, bann ftarf 
ftdjj oerjfingenb, trägt einen fedjSfeitigen ©teinber, auf beffen 
glädjen, ergaben auf gramrtem ©runbe, unterhalb bes Jlnaufes 
bie 33udfjftaben o.m.a.r.i.a., oberhalb beffelben aber i.Le.s.vs. 
fielen. 2)ie Rapfen bes eingekerbten ÄnaufeS traben s Jtfjombem 
form unb auf ben SBorberftädfjen eingraoirte 9tofetten; ob 
lefetere efjemals mit (Smail ausgefüllt waren, ift nid)t me^r ju 
ernennen. 3luf ben erhabenen Steilen bes RnaufeS tft feines 
3tanfenroerf gramrt. 3)ie cuppa oon etwas über 7 cm £tefe 
bei 10 cm oberer SBeite, ift pdrabotifd), ber obere SRanb leidet 
nad) aufcn übergebogen. Stuf bem gufje bes Reimes ift ein 
i [eines jtlbernes 6rucift£ aufgenietet; innerhalb bes gu&es 
fte^t bie abftdjtlidfj ausgefd&liffene, bod^ nodf) lesbare Snf^rift 
in gotl)ifd(jen 3Kinuffeln: „pawel wolffram dedit." ©ie 
giebt ot>ne 3 roe *f e l & en Wamn bes erften ©djenfers biefes 
Keines an, ber urfprünglidj) einer anberen Äirdje gehört traben 
mag, ba bie Jtubberoörber ßirdfje i&n erft feit bem Saljre 1622 
befifct. ©iefes gel)t aus jtoei SBappen unb einer punftirten 
Snfdjrift am gu&e bes Jteld&eS fyeroor, toeld&e lautet: „^oadjimus 
$piepenbordjj ©ecretarius ju Suneburg unb 
3Jtagbalena Dtten uxor biefen 5tel<$ im ffirft» 
lid&en nieberf äd&fifdjen ämbt ©<$roar jenbed 
t>ereljrt. 2)ie SJSappen finben ftdf) ju ©eiten bes Meinen 
ßrucifijeS; bas eine jeigt einen nrilben 2Jiann, bie ßinfe auf 
einen Slnfer geftfifet, in ber 9iedf)ten einen 3^eig tjaltenb, oben 
bie 33u<J)ftaben LP.; bas anbere jeigt eine Slrt 9tofe auf langem 
©tiele jtüifd&en jtüei aufredfjtftebenben ©tedfjpalmblftttern (?) unb 
bie 33udf)ftaben M.O. 



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$>ie Itrdjt. Äunfiardjäotogie b. JheifeS $>eraogtf). ßauenburg. 93 

2Bertl)t>olI finb jroei ftlbert>ergolbete gotljtfd&e SMd&e im 
Sefifce bcr 9Ufolaifirdf)e ju 9Rölln, roeldje jroar mel)rfa<ij be« 
fdjjrteben, bereit Snfdjriften aber nodfj niemals ooHflänbig rid^tiß 
angegeben finb 1 ). 3)er größere biefer ßeld&e ift 19,2 cm tjodf), 
l)at einen in ©ed&spa&form gebilbeten, fefjr flexi anfteigenben 
gufc üon 13,2 cm 2)urdE)tneffer. 2ln jeber ftlädje be§ fed^ö- 
fcitigen ©tänberö finb je jroei gefüllte gotljifd&e genfterdjen 
eingraoitt. 3)er ftarf eingef erbte ßnauf, melier mit grairirtem 
3tonb* unb 9KafjroerI gefdjmttät ifi, trägt auf ben SBorber* 
fläzen ber 2ß$fa\ in blauem @mail fe<$« 33udjjftaben, bereu 
©inn nid&t flar ift; meijiens wirb gelefen: i.a.r.e.g.s. ; mir fdjien 
bort ju fielen: i.a.l.e.(ober c.?)h.s.; jedenfalls enthalten fie 
nidjt baö an foleljer ©teile fjftufige SBort ihesus. Sie cuppa 
oon 10,3 cm oberem 2)urd&meffer, ift nur ganj leicht gefdfjroeift. 
2iuf bem oberen SRanbe bes ©ed&spa&fufjes ift in got^ifd^en 
SWinuffeln mit ben gebräudjlid&en Slbffirjungen bie Snfdjrift 
eingegraben: B xvc (= 1500) dedit. grethe. Schil- 
lin ghes. pro quiete carorum. 2 ) civium. in. 
molne. ad custodia m. juratoru m. u Sie ©efammt« 
form bes iteld&es forme feiner Details unb ber 93ud)jiaben 
laffen an ber 3tidfjttgfeit, bie in ber Sufdfjrift genannte 3# 
1500 als bie 3a^reö§a^l ber Verfertigung biefes Seld&es auf- 
jufajfen, feinen S^eifel. 

Ser jroette got&ifd&e Mö) in SKöttn t)at ebenfalls einen 
in ber ©ed&spafcform gebilbeten, fteil anfteigenben gufc; an 
bem burdf) ben Snauf geteilten fed&Sfeitigen ©tanber fielen 
abroed&felnb mit Keinen 9tofen oben bie Sud^ftaben i.h.e. unb 
unten s.v.s. 2)asfelbe SBort ihesus biloen auö) bie fed&S 



f ) »gl. ©adjau'S »aterlanbifdjeS 9lrdjit> für bog £eraogtf)mn 
Sauenburg l. r 445, 446; II., 47; 3af)rbüd)er für bie ßanbegfunbe etc. I. 
83, 84; $af. I., gig. 3, too eine fdtfec&te ©ti^e be$ jtoeiten ftelc^eS 
gegeben ift. 

2 ) ©o fte^t ganj beutlid) bort; nidjt, tote man in ben citirten 
SBefdjreibungen getooflt fyat casarum, ober amicorum, ober gar »perquietem 



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94 $ie firdjt. Äunftardjäologie b. treifeS ^cr^ogt^. Saatenburg. 

aus Mauern email champleve Ijeroortretenben Sud&jlaben auf 
bcn 33orberflä<$en ber 3 a ^f en - &voifäm lefeteren etwas jurüdf= 
tretenb finb gut geformte Sljriftusföpfe angebracht. 2)er Knauf 
felbjt ift fräftig eingeferbt unb mit gifd&blafenmufter reid^ 
oerjiert. 2)ie cuppa ift fd&lidfjt unb eiförmig. 3lm gu&e 
finben ft<$ neben einem aufgenieteten fleinen ©rueiftj: bie 3Kt- 
nuffelbudfjftaben b.c. eingratrirt unb bem ßrueifi^e entfpred)enb 
ein eingratrirtes 33ilb ber l?l. ßatljarina mit 9tab unb '©dtjtoert. 
®en gufc bes Äeldfjes umjie^t in 3Jtinuffeln mit Slbfürjungen 
bie Umf <$rift : „ d e t (!) gheske vaghedes in 
honorem sanete kataryne in ecclesia 

molnensi. pro fratribus. saneti francisci x ) 

ad summum altare. " 35ie £ö§e beS ganjen Stdfytä, 
welker einen etwas älteren Sinbrud mad()t als ber t>ort)er= 
genannte, aber gleidfjrooljl um'S Sa^r 1500 gefefet wirb, ift 
18 cm. 2)emnad) mar es biefer Sel<$, melier 1876 ju 
3Jtünd)en auSgefteHt mar unb als 9to. 241 in bem „Jtatalog 
für bie äusftettung ber Sßerfe älterer 9Jteifler" t)on S)r. Äuljn 
aufgeführt ifi als t>om 2Kagiftrat ber ©tabt 3Höltn auSge* 
ftellter „filberöergolbeter 2lbenbmal)lsfetdfj. 1500. £öl)e 0,18, 
»reite 0,15, Siefe 0,15." 

®ott)tfdfj wirb audf) ber alte oergolbete ßeldj von 25 cm 
£>ölje unb einem oberen SurdEjmeffer ber ©d&ale t)on 12\l 2 cm 
fein, melden bie Äird&e ju ©ülfcon) befifeen foH, ben td& aber 
nidjt felbft fa&. 

2lus bem @nbe bes 16. Saljr^unberts, nämlidf) 
üon 1592 unb 1593, batiren jwei grofee filberne Md&e ber 
©tabtftrd&e ju Sftafeeburg, bie td^ gletd&falls nid&t falj; ein 
anberer Äeld) bafelbft oom Qa^re 1602 enthält außer einem 
6rucifi£ unb einem SBappen bie 33uä)fta6en V. 6. 6. P. H. 
Z. S. E. U. W. (b. i. 33on ©ottes ©naben granj (I.) ßerjog 
ju ©ad&fen ©ngern unb 2Beft^^alcn). 



f ) UnöerftänblidjeS SBort, e$ ift bie 2lb!ürjung für „alüs", ba$ 
Ijier feinen ©inn l)at; man fyat tmEfürlidj „ascendentibus" unb „agen- 
tibus" barauS gemalt. 



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$ie firdjl. Shtnftarc&äofogie b. ftreifeS Serjogt^. Sauenburg. 95 

21 u 3 bent 17. Safjrljunbert finb überhaupt 
mehrere fteldje in ben lauenburgifdjen Äirdfcen nodj oortyanben. 
®ie Äir$e ju ©rumeffe beftfct nadE) Sinfen (&anbbud> 
©. 599) einen innen unb außen oergolbeten ftlbernen Steld), 
weisen 1604 9Kargaretlje öon ©Uten fdEjenfte unb einen ätjn* 
tiefen t)on 1637 alö ©efd&enf ber ßergogin Ratbarina ju 
©adf)fen ©ngern unb Sßeftyljalen. ©er Heinere biefer beiben 
ffetd&e, toeldfje mir ans Stugenfdfjein nid&t befannt finb, nrirb 
im Snoentar als „fetjr fein ^rofilxrt mit f djönem £anbfnaufe" 
bejeidjjnet. SDie £öl)e ber Jtetd&e ift bafelbft ju 0,2 i unb 0,18 
angegeben, bodj oljne 3uf ügung ber SafjreSjaljlen. — © i e b e n * 
e i $ e n beftfet einen großen üergolbeten ktlfy oon 1633, einen 
fteineren oon 1652. ©in Keiner filberner fteldj ju S^war- 
jenbeä nur 11 cm Ijodf), eine fe^r jierlid&e Arbeit mit bem 
Hamburger ©ilberftempel, ift 1644 infdfjriftlidf) von Delgarb 
33runö oerel)ret unb baburdj) beadfjtenöioertf), baß feinen guß 
geflügelte Söpfd&en jieren mit allerlei anberem Qimatf), worin 
fid) bereits bie formen be« SRoccocojltleö anfünbigen. — ©in 
anberer, filberner Steldj berfelben Äirdfje mit gegliebertem, fteil 
auffteigenbem guße, runbem Änaufe unb gefd&toeifter cuppa 
gehört ebenfalls bem 17. 3aljrl)unbert an; feine £ölje ifl 17, 
fein $)urd&meffer am guß 10, an ber cuppa 9 cm. 

3)ie Sfirdfje ju ©eeborf beftfet außer einem Keinen 
Reiche t)on 15 cm £öt)e aus getriebenem ©ilber nod(j einen 
innen unb außen oergolbeteu mit ber ^nfdEjrift: H. H. V. P. 
P. H. unb ganj unten Jhumpropst zu Ratzeburg 
Anno 1633." ©eit 1621 toar £artnridj oon Sßarfentin 
3)ompropft ju Stafeeburg, alfo werben bie $udf)ftaben auf julöfen 
fein: „£err £arttoig oon ^arfentin Patron l^ierfelbft". Qn- 
tereffanter ift ein britter Äeldf) bafelbft, ans getriebenem ©ilber 
außen oergolbet, 22 cm Ijod). 2)er guß ift mit eifelirtem 
©djjnörfeltoerfe bebedt; ein ©rueiftj ift aufgenietet unb trägt 
bie Umfdjrift: „Sanguis Jesu Christi Filii Dei 
Mundat Nos Ab Omni Peccato"; auf bemiteldje 
felbfi fielet eingraoirt: „Hie calix in majorem for- 
mam restauratus est per nobile m virum 



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96 $ie ffrdtf. Jhinftardjäofoöie b. Greife* ^erjogtl). Sauenburfl. 

Dn, JoachimumLuzowPatronum etHeredi- 
tarium in Seedorf, Pastore Dn. Theoderico 
Lostio Wism. Anno Christi 1607" ; eine wettere 
Snfdjrift lautet bann : „A n n o 1665,17. Novemb. Hatt 
die Hoch Edle Gebohrene Fraw Dorothea 
Maria von Bühlauwen des Wei landt Hoch 
Edlen Gestrengen und v e st en J u n cke r e n 
Bartholdt Heinrich Lützouw, Niedersach- 
schen H er r Lan d t-Rah t Fra w Wi tt eb e als 
jetzo Patrohnin dieser Kirchen zum G e - 
dachtnüs auf Machen läse n." Selten wirb ein 
Äeld) fo langatmig feine ©djidfale etilen, unb biefe f$n* 
fdjriften am $el$e flehen in grellem ©egenfafce ju ber lob- 
lidjen alten ©ttte, bie cuppa fo fdjlidjt unb einfadj als möglidj 
iu laffen. 

3n>et Heine unbebeutenbe Seld)e von 1682 unb 1685 finb 
unter ben Ältargeröt^en ber Äird)e ju Sauenburg. SRidjt 
o&ne Sntereffe ift ein jtlberoergolbeter Seid) ju 5p 5 1 r a u $oä) 
17 cm;, mit fedjtötljeiligem gufje, fedjsfeitigem ©tänber, 
runbem, fed)8mal eingelegtem ßnaufe, auf beffen glasen flatt 
ber 3<tyf en Ooale mit tnereätgen Sudeln erfreuten. S)ie 
ganje gorm ßot^tftrt, bo<$ fteljt am SRanbe eingegraben ein 
9Jamen§jug (C. M. ?) mit ber 3a§reöjat)l 1696. ©er Silber* 
ftempel, ä^nlic^ bem Hamburger, jeigt brei Stürme, unter 
melden im £&ore ein E fteljt, baneben bie 3Äeiftermarfe 
L. S. — SDerfelben Jlirc^e eignet, aufeer einem «einen ganj 
fd^rid^ten ftlbernen ftranfenfeldje, nod) ein großer ftlberner, 
ganj t>ergolbeter, bodj öötttg fdtfidjter Mä) von 24 1 / 2 cm 
£ö§e mit feljr weiter cuppa; am gufee, an toel^em ein <5ru= 
eifij oorfjanben ijl, jle§t innen eingratrirt: „Gott zu Ehren 
der Kirche zur Sierde (!) hat Verehret die- 
sen Kelch August Bus ek ist 1747." 35er fe^r 
unbeutli^e ©ilberftempel fd&eint ein SDo^pelabler mit Ärone 
ju fein; bie 3Karfe ifi W. K. 

2Iufcer bem ebengenannten Steldje feien §ier als 21 r b e u 
ten befi 1 8. 3 a § r § u n b e r t ö nodj angef üljrt : }unä<p bie 



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2)ie fird&f. Jhmftardjäologie b. Greife« fterflogtl). Soucnburö. 97 

bret ®el<$e, bie mit bem Hamburger ©tempel unb ber 
3Jlarf e U. B. gejeid^net, in 33 r u n 3 1 o r f ftnb unb eine £ölje 
t>on 23, bejro. 21 unb 15 cm §aben; ben größten ßeldf) 
fd&enfte infd^rtftltd^ „1746 J. N. Behn, Pastor in Brunstorff". 
SDer grofce 25 cm j)ol)e filberoergolbete Jteldfj, roeld&en 1743 
SKnna ©d&ütt au« Sanfrabe an bie Äird&e ju ©anbesneben 
üeretjrte, trägt ben fübedEer ©ilberfiempel unb bie SKarfe H. 
M. K., tt)al)rfdfjeinlid& ift alfo ber lübedfer ©olbfdjmieb §ani 
9Jtarcu3 ßrfiger, welker 1743 in baö 2lmt als SWeiftcr ein« 
getreten mar, ber aScrfcrtißcr biefeö ßeld&eö. — ©inen 1744 
ßef djenften Jtetdfj ftnbet man in ber ©tabtftrd&e ju Sauen* 
bürg, ©anj fd^Itd&t, bodj von guter gorm iji ein großer 
ßel<$ üom Safere 1748 im »eftfee ber ßtrd&e ju 3K ö II n. 
S)er Stempel jeigt ben lübedif^en Doppelabler, bie SWtarfe 
ift D. S. = Daniel ©d&mibt, roeld&er 1746—1756 als 2teltefter 
be$ lübeder ©olbfdfjmiebeamteS urfunbltdfj üorfommt. — SBon 
1761 batirt ein großer ftlberoergolbeter mit brei allegorifd&en 
giguren auögeftatteter fteldj) ber ©tabtf irdfje ju SKafeeburg. 
©inen fdjlicfjten Äeld& 20 cm I)od& beftfct ©t er leg, unb bie 
2 fi t a u e r ©emeinbe ein Äranfenfommuniongeräty t>on 1779, 
beffen ßetöj, 11 cnTljodf), ganj t>ergolbet, am gufce mit ein- 
geprefeten Slumen Derjiert ift. 

aide lauenburgtf<$en 3lltarfeld)e, meldte erft in biefem 
Söfjrtjunbert, ttyeilroeife erft in allerneuefter 3 e ^ gearbeitet 
finb, fönnen Ijier als intereffeloö nid&t einzeln genannt werben, 
bodfj roitt id(j alß älußläufer ber ©olbfd&miebefunft in Meinen 
©täbten t)ter bes ©tempel« wegen jroei Äeld&e ju 33 ä d(j e n 
nennen, beiöc mit bem ©tempel beö laufenbeö Sßferbes t)er* 
fe^en; ber eine ffiljrt ben Mamtn Sud&Ijolfe als äftarfe unb 
ift 00m Satire 1836; ber anbere trägt ben, ben gleiten -Kamen 
bebeutenben Sudfjftaben B unb bie SaljreSjafjl 1845. — Sin 
t>ergolbeter ßeld& oon 1824 ju 3Hölln &at bas Zöllner 
©tabtroappen (ein gejadftes SRab) jum ©tempei unb bie Sfftorfe 
J. B. S. 

3)ie ^3atenen (aud(j Dblatenteller, Oblaten* 
f Rüffeln genannt), tucldje bei 2Iu8tljettung beö Stbenb* 



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T 

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98 $ie ftrdjl. ftunftardjäotogie b. ftreifeS ^er^ogü). Sauenburg. 

ma&les für bas 33rob beftimmt finb, Ijaben jietö gleiten ©toff, 
tote ber ju t&nen gehörige Reldfj, bem fie als Sedfei bienen 
fönnen unb mit weitem fie nadfj fatljoltfdfjem 9?itu§ elcid^- 
jettig gemeint fein foQen. 35ie and) in ben lauenburgtfdjen 
Ätrdfjen jal)lreid& oor&anbenen s J5atenen bieten lein befontereö 
Sntereffe; ntrgenbd finbet fid^ fjier außer bem als signaculum 
eingraotrten ftreuje ober auf bie ©d&enfung bejügltd&en 3n= 
fd&rtften irflenb eine SBerjierunß. Db ber ßotfjtfdfje SBicr^afe, 
toeld&er bie innere gläd&e einer ^atene ju 33runfiorf füllt, 
notyioenbiß auf ein 2Uter oon me§r aU brei 3a$r&unberten 
fjimoeife, toiH idjj nidjjt entfd&etöen. 3Jtandjje ^Jatenen tragen 
auf ber Unterfeite ben ©tempel it)reö Sßerferttßerö; bie ju betn 
Zöllner Äeldfje oon 1748 gehörige Sßatene ift aber nidfjt 
oon bemfelben ©olDfd&mtebe, toie ber Äeldfj, fonbern, wie bie 
neben bem lübedfer Stempel etnßefdfjtagene 3Jtarfe J. R. A. 
flar madfjt, oon bem bortißen ©olofd&mtebe Soad^im SRein^olö 
2llbenraf)t geliefert. 

§ 26. ®t borten unb £ojHen* unb 

Dbtatenbofen. 

Ueber eigentliche ßtborten, in welken bie ©udfjartßte in 

ber Ätrd&e aufbetoa&rt ju werben pflegte, finb t)tnftd&tltd[) ber 

lauenburßtfdfjen Äirdfjen SRad&rtdfjten aus mittelalterlicher 3eit 

ebenfotoeniß überliefert, als fid) oon ben feit einffiljrunß be$ 

gronleid&namöfeftea ßebräudfjltd) ßetoorbenen 3Jtonjiranjen irßenb 

ein ©jemptar ijier im 2anbe §at auffinben laffen. Sie fafl 

immer runb ober ooal in ©Über ^ e r g e ft eilten 

© dfj a <$ t e l n, in toeld^en bie proteftanttfd&en ftird&en bie jum 

Slbenbmaljle beftimmten Dblaten aufbewahren, finb faft f&mmt* 

lid^ ßanj fd^lid^t, ^ödfjften* mit einer me^r oöer toenißer weit* 

3nfd&rtft über ben ©eber oerfe^en. SBeldfjer 3eit 

om ©t. 3o§annisHofter 1852 an bie Äirdfje au 

e ßefd&enfte Dbtatenbofe, weldfje baö SBappen ber 

eö Älofters traßen foH, entflammen maß? 3$ weife 

ity bie 35ofe nid&t felbft ßefetjen &abe. Uebrtßenö 

eine biefer SJofen über bie 9JHtte be$ 17. ^a^r* 



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zedby G00gk 



3)ic ftrdjl. #unftardjäotoöie b. föreifeS ^crjoflt^. Sauenfcurg. 99 

Ijunbertö jurüdfjuge!)en, nämlidf) bie }u 2Jiölln, roeldfje in 
einfacher ©ratrirung auf bem T>eclel bad 3Jtonogramm ber 
brei 33udf)ftaben I. H. S. mit ben brei Nägeln barüber trägt 
nebfi ber Qfnfd^rift: Margareta Havemans Dedit 
1639. 2)ie Dblatenfdfjadjjtel ju ©tebeneid&en warb 1653 
gefd&enft, bte ju ©eeborf 1666, ju ©anbeöneben 
1670. 2)er ©otofd&mtebeftempet ber lefetcren ijl mir unbefannt; 
qic SWarfc fdjeint aud ben t>erfdjjlungenen Sudftftaben J. A. E. 
ju befielen. ®te roatjrfdfjeinUd!) um biefclbe 3*ü ber ®te# e 
ju Subbcroörbe oou SJort&ea Sufdfj verehrte SDofe fd^etnt 
beu Hamburger Stempel mit ber 3Rarfe C. (?) K. ju führen. 
3mei Dblatenfd&adfjteln oon 1679 unb 1682 fmb in ber $ird&e 
ju S a u e n b u r g. 2)ie runbe ^^jis in 2 ü i a u trägt auf 
ber unteren gtädjje einen eüigraüirten, au« ben 33udf)ftaben 
S. C. H. E. N. jufammengefefeten -Jtamenöjug unb um ben* 
felben Ijerum im greife bie 9tod)ridjt über bie 1760 gefd&e^enc 
©djjenfung ber ©dfjac|)tel an bie ßirdje. 

Sntereffant burd& bie auf ifcnen angebraten f igür* 
I i d& e n 3) a r fi e II u n g e n finb nur jroei £oftienbof en. 2)ie 
eine berfelben, melleidfjt nodf) bem 17. 3a!)rl)unbert jujufdjjretben, 
gehört ber Äird&e ju Srunfiorf; auf ü)r ifi in getriebener 
©ilberarbeit bie gigur einer Spes, roeldfje in einer Sanbfdfjaft 
fifet ju feljen; neben bem Hamburger ©tempel ift auf ber 
35ofe bie äKarfe S. W. B. eingef dalagen. — 2)ie jteeite &ter 
31t nennenbe Dblatenfd&adfjtel erwähnt audfj Sinfen (£anbbudfj 
©. 614) ate ber Ätrdfje ju £amroarbe jugetjörig, roai audj) 
bie Snfdfjrifi auf ber unteren ©eite ber 35ofe beftätigt: 
„2)iefe Dblatenf dfjad&tel t>at an bie ^amroar* 
ber Ätrdjje gefd&enft ^ebtoig ÜDiargarettje 
Surmeifier gebotene ©tampelen. 1782." 2)ie 
2>ofe ift 4 cm fyofy, 8 cm breit unb 7 cm lang; fie jeid&net 
jidf) fdjjon buxä) if)re §erjf örmige ©ejialt au$ ; i^re ©eitenflädfjen 
finb im Sielief mit Slumen Der giert ; bie Dberfläd&e be$ S5edf eis 
fteHt ebenfalls im SRelief ein in einem ©arten ftfcenbes fid& 
umarmenbes Siebespaar vor, toeldfjes t>or ftd& ein £erj gemein* 
fdjjaftlidfj in ßänben l)ölt Söegen biefes ftgürlid&en ©d&mudfeS 

7* 



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100 $ie litdfl. tunftorc^äologic b. Greife« $er$ogtlj. Sauenbutfl. 

Ijatte bic 35ofe offenbar urfprfmglidj feineswegs bic Sefttm* 
mung, ftrd)li<$en Qxotdtn ju bienen, fonbern fd&müdfte metteidjt 
ben lotlettettfdj einer Stame ; benn jene 2)arfteHung bes Siebet 
paares „als Allegorie in ber SEBcifc bes £ol>enltebeS ju faffen", 
lag bodj ber 3*ü, in weiter bie ©djadjtel an bie £amwarber 
Äird&e gefd)enft warb, fe&r ferne, bie ©djftferet ber Siebenben 
aber um fo nftfjer. 

§ 27. Äannen unb ©iefegefäfee, Söffet. 

SBBie in ber proteftantifdjen Sirene ber Slbenbmaljlswetn 
au« einer grö&eren Äanne erfi in ben Äeldj gefüllt wirb, fo 
beburfte beren audj ber fat^oltfdje ©ottesbienji, unb jwar 
fommen feit fpfttgotljtfdjer 3*it für biefen foldje „ampullae" 
jlets paarweife in einem bejitmmten XypM uor; bas eine 
®änndjen bient für ben Sßein, bas anbere für bas jur 2Iu$* 
fpülung beö ÄeldjeS erforberlidje Sffiaffer. Slts 1463 £egno 
@rpe fein £ejtament madjte, bejltmmte er, tote wir fdjon im 
§ 22 fa^en, mehrere golbene Sttnge, um bafür ber Jttrdje ju 
©r. ©rönau einen ©afe 3Kef$gewänber madjen ju laffen. 
gaUö aus bem ©rlös ber Sfttnge bann ein Ueberfdjufc bliebe, 
foHte man nadj feiner weiteren Sfaorbnung bat)on „laten 
mafen twe f uloerne Simulien unb geoe be bar* 
f u I o e ft ". Ob biefe jemals gefertigt fein mögen? ^ebenfalls 
giebt es weber in ®r. ©röriau nod) fonft in lauenburgifd)en 
Äirdjen Ampullen aus uorreformatorifdjer 3*ü- S)te ©iefcfanne 
mit baraufbeftnbltd&em Eruciftj unb 4 (Sbelftetnen unb 2 Sßerlen 
befefet, weldje ehemals 33ajl§orft befeffen ijatte, iji, wie 
bereits in § 24 gefagt würbe, oerfdjwunben. 

35ie abenbma^Isfannen, wetdje jefet in ben 
ßirdjen bes SanbeS beim ©ottesbienfie benufet werben, bieten 
nidjts SemerfenSwertyeS; bie ältefie berfelben wirb bie filbernc 
ju ©t. ©eorgSberg fein wm 1622; uon 1642 ifi bie ju 
SRafceburg, oon 1695 bie ju Sauenburg, ©terlep 
1740, ©filfeow 1766 u. f. w. ©ine fitberne Äanne ju ©d) w ar* 
itnbtä foff „Don unfird&lidjer gorm" fein, ©ereits im 
§ 24 ftnb bie alten jurfidgefefcten Rannen atö ginn erwähnt, 



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$te fird)I. ftunftardjäologte b. ®reife$ ©erlogt!). Sauenburg. 101 

in ©t. ©eorgöberg unb ©a&mö, eine jinnerne glafdfje 
ju »aji^orji. 

5Bon ben ©tefcgefäfcen (aquamanile), beten fidfj 
bie fatljoltfdjjen Spriejier bei ber Söteffe jum £änberoafdj)en be* 
bienten, nennt ber Jtrete Sauenburg nur nod& ein einige« fein 
eigen; bajfelbe wirb im 9J?ufeum auf bem SRat^aufe ju 
SRölln aufbewahrt. 2)ie« fe^r wertvolle ©efäfc &at bie 
©eftalt eine« in SBronje gegoffenen fte&enben Söwen, beffen 
jurüdfgefdfjlagener ©djjroeif als £anbgrtff bient (togl. über 
f old^e ©efäfee Dtte'ö ßanbbudjj ber f ird)lidjen Äunftardjjäologie 
(5) I. ©. 245 gig. 93). SDaö Alter biefeö in oortrefflidfjem 
^ufianbe beftnbltd&en Aquamanile ju befitmmen, ifi fe&r fd&toer, 
ba bie ©iefegefftfce foldjje $orm bi« in« 13. 3a&rt)unbert l)in* 
ein unb nodjj fpäter beibehalten Ratten. Safe aber ba$ Zöllner 
@£emplar nocl) „ed^t" ift unb atö oorreformatorifd&er 3 e # ¥** 
rül>rt, ift aufeer allem groeifel. 

An bie alte ©ttte, bem Abenbma^lswein mittetft eine« 
Söffeidjens etwas SBaffer jujufefeen, erinnert ein Keiner 
filberner innen uergolbeter Söffet, melier ju ben Altargerätfjen 
ber ®ird&en ju Sauenburg unb ©r. Orönau jä&lt ; ber* 
jenige ber leiteten Äirdfje flammt enifdfjteben aus neuerer $t\t. 

§ 28. ©aframeniö^auö, Piscinen unb 
anbere Stiften. 

2l(ö pdfjft auffaHenb barf bie X|atfadfje gelten, bafe im 
ganjen ^erjogttmm Sauenburg felbft unter ben in üjrer älteften 
©eftalt am beßen erhaltenen Stirnen feine einjige ifi, in 
welker fidjj ein etgentlidfjea ©aframentö^aus bef änbe 
ober audf) nur mit ©idjerfjeit als früher oorljanben gewefen 
nad&roetfen lie&e. Unb bodf) erforberte bie Aufbewahrung ber 
^eiligen £oftie in ber SWonfiranj einen fidöeren unb wfirbigen 
Drt. hierfür fannte bas Mittelalter oerfd&tebene Arten, in* 
bem bie SJfonftranj iljre Aufstellung entweber innerhalb beö 
eigentlichen Altarauffafceß fanb, ober in einem freifte^enben 
tljurmarttg geftalteten fteinemen ober fjöljernen ©aframents* 
Ijftusd&en, ober in einem folgen, mit ber 3ificf fette fejl mit 



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zedby G00gk 



102 $te Ktcftl. Äunftardjäologte b. ÄretfeS #eraogtfj SaucnBurß. 

ber 2Banb t>erbunbenen ©greine, ober enbU<$ in einer in ber 
UmfaffungSmauer auagefparten, oergitterten unb oerfdfjttefebaren 
•Jttfdfje. Sefeiere befanb jtdfj regelmäßig n ö r b I i dj im Ijoljen 
ß&ore, an ber Srobfeite beft Zitates in etwa 1 m £ölje vom 
gufcboben. ©inen berartigen Sffianbfd^ran!, ber mit 
jtemlidfjer ©idfjerljett als jur Aufbewahrung ber bie eudjarijlic 
ent&altenben 3Jtonftranj befiimmt angefe&en werben barf, fenne 
id) nur in ber Ätrd&e ju SRölln; fonfi tjat in ber nörb = 
l i <$ e n 6§orwanb feine lauenburgtfd)e Stirere eine SRifd^e 
aufjuwetfen, weldfje jemals ju folgern $mdt t)ätte bienen 
fönnen. 

3war ifb in ber ÜRorbroanb bes 6§ors ju © r. ©rönau 
eine Heine, im fftd&fifdjjen Sogen abgebedte -Jttfdfje uorljanben; 
aber ba eine gleite audfj an ber ©üb* unb Dftwanb bes 
St)ors ausgetyart ift, o$ne bafc fid^ oon itmen bie -JUfd&e ber 
•Jtorbwanb trgenb toie ausjeidjjnet, fo fann man nur annehmen, 
baß alle brei SRifc^cn gleichem ©ebraudje gebient Ijaben, etwa 
ber Aufbewahrung oon Reihen unb Sannen, ober ber ©effige 
für bie ^eiligen Dele ober fonjtiger SHtargetät^e. ©leiten 
3wed werben aud& bie ebenfalls im fäd&fifd&en Sogen abge= 
bedien, mit £oljtl)üren uerfd)toffenen SRtfdfjen gebabt liaben, 
weldfje in ber 5Rorb* unb ©übede ber Dfttoanb bes ßfjorS ju 
ß r u m e f f e ausgefpart finb ; mögltdf) märe es §ier aHerbingS, 
bafc bie nörblidfje jur Aufnahme ber SWonftranj, bie füblidfje 
aber als piscina gebient fyabt. 

Unter bem Stauten piscina oerfte^t man eine auf 
ber Retöjfette bes SKltarS, alfo im ©üben bes ßt)orS beftub* 
Itd^e oft fenfierartig geftaltete 2Banbnif<$e, bie jum 2Bafd&en 
ber £5nbe für ben ^riefter unb jum Spülen ber ^eiligen 
©ef&fee beßimmt ift, weshalb fie in ber Sfteget mit einer 
ftärferen ober flaueren Vertiefung in ber ©ot)Ie oerfeljen ift. 
©ergleidfjen SRifd&en begegnen öfter; j. 93. in ber ©übroanb 
bes GljorS ju ©t. ©eorgsberg eine große ftrifebogtg 
überbedte Sftifdfje, jefct mit einer gefd&nifcten (angeblidfj oon einer 
alten Äanjel (f. § 29) f)errü§renben) £oljtl)fir oerfd&loffen. 
3m ©Ijore ju © r. 85 e r f e n t i n fte&t man f otd&e 9ttf d&en unter 



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zedby G00gk 



$ie firdjt Shmftardjäotoöie b* SfretfeS £eraogtlj. ßtmenburg. 103 

bem tüböftlidfjen genfter bes ©f)ores in flauem ©tic&boßen 
abßebedt. (Sine anbere t)on tntereffantem Profile ift in bcr 
fübüdjen Seibunß bes £rtum£l)boßenS berfelben Äirdfje aus* 
gefpart; fie mar rootjt für einen -Webenaltar beftimmt. 2ludj 
paarroeife fommen biefe SRtfdjjen uor. ^n ber 9Jiitte ber Ober- 
feite überfjöljt finb jroei foldje btd^t neben einanber in ber 
Dflede ber ©übroanb bes Slltarljaufes in Saffatjn. Drißi* 
nett in ber gorm (unten redjteäiß, bann im 3»nnern burclj 
einen Sftunbftab geßliebert unb oberhalb beffelben im fädjfifdjen 
Sogen abgebedt) finb bie in ber -Horb* unb ©übroanb ber 
fyrfbrunben Sl^fid ju 3ß ö II n unmittelbar über bem gufcboben 
befinblid^cn Meinen aber tiefen SBanbnifdjen. 3m &alMretS* 
bogen fiberbedft finb sroei Sfttfd&en in ber Djl* unb ©übroanb 
bes ©Epres ju 3Buftin. 

SBä^renb bie S3ejHmmunß biefer -Kifdjjen im ©meinen 
nid^t immer fidfjer fefijufteHen ifi, fo Ijaben fie bod& niemals 
einem rein ardjjtteftonifd&en ßxotdt ßebient, nrie foldjjes bei 
einer anberen 3lrt uon 9Mfd&en ber %aU ift, roeldfje offenbar 
nur jur 9fawmßenrinnunß unb gur ©ntlafiunß bes 
9Wauerroerfs auSßefyart finb. 2)at)in ßetjören o§ne Steffel 
bie Ijotjen unb weiten, aber flauen im ©ttd&boßen überbedten 
*Rtfd)en ber ©übroanb bes ©fjors in © r u m e f f e, bie äljnlicben 
©ttd&boßennifdfjen ber IJtorb* unb ©übroanb bes öftltd&en Sodfjes 
im Sanß^aufe ju ©r. ©rönau, bie uom guftboben bis 
unter bie ©o^lbanf ber genfter reid)enben SRtfdfjen ber SRorb* 
unb ©übroanb bes unteren £l)urmßefd(joffes ber ©tabtfirdje 
*u Sauenburß, roo bie Oftoanb 4, bie ©übroanb 3 im 
Stunbboßen abßebecfte grofee 9tifdf)en I)at, todbrenb in ber 
SRorbroanb urfyrüngltd& 3 (jefct nodfj 2) fotöje im ©Jrifebogen 
geftf)loffene Sienben Dor&anben finb. 

III. fianjeltt unb ©eftüljL 

§ 29. Äanjeln. 

Unter ber £errfd(jaft bes ßot^ifd&en ©tiles roarb es 

©itte, bie jur Sßrebtßt bienenbe Ränget uom Settner, roeldfjer 

Slltar^auS unb Sanßljaus ber größeren ßirdjen $u fdfjeiben 



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zedby G00gk 



104 $i* firdjl. SEunftardjäologte b. tfretfeS $eraogtfj. Sauenburg. 

pflegte, loöjulöfcn unb als felbpänbigen «ufbau an einer 
©teile bes Sangljaufes aufbringen. $n ben proteflantifdjen 
Äudfjen warb es balb übltdfj bie Stanjel an ber ©d&eibung*oon 
SangljauS unb ßljor meift an ber ©übfeite bes SriumpfjbogenS 
ju errichten, was aud) in mannen lauenburgifdjen Sirdfjen ber 
gafl iji. 2lnbere fttrdjen, befonberfr fafl alle neuerbauten ober 
neu eingerichteten, bod& audfj fd&on foldje au« bem 17. Qa^r* 
ljunbert &aben bie Stanjel hinter, bejto. über ben Slltar Der- 
legt. 3)iefe ber SBürbe bes 2Utareö nid&t eben angemeffene, 
oft aber in Heineren $)orffird}en burdjj ben befd&ränften 3?aum 
eutfd&ulbtgte Slnorbnung batirt in Subberoörbe oom Satire 
1770, in toeldfjem „bie ftanjel über bem 2tltare famt ben ju 
beiben ©eüen fte^enben ©ftulen unb ber bogenförmigen lieber* 
badfjung" tum einem ßubberoörber £tfdjjfer, 9J?eijier Roops, 
Ijergeftettt unb bie gut erhaltene nid&t fd^Ced^te Walerei baran 
oon „£errn SBe&rs aus Hamburg" perfertigt ift. (Sin 
näheres (Stnge^en auf bie ©teHung ber Jtanjeln überhaupt 
wäre Ijter nidfjt am Sßlafce; mir befdfjränfen und auf eine 2ln* 
gäbe über ©eflalt unb ©d&mudE ber bemerfenStoertfjefien 
fianjeln, inbem mir tyren faft überall gleidfjförmtgen fd&lid&ten 
Aufbau als allbefannt öorausfefcen. 

£)te ftltefte unb intereffantejle Äanjel im Äreife Sauen» 
bürg ift unflreitig bie jenige ju Suchen, meldte aus jioei 
oerfdjjiebenaltrigen feilen fidfj jufammenfefet, angelehnt an 
einen ©übpfeiler bes 9Jiittelfd(jiffeS ber neueren (öftltd&en) 
£ftlfte ber ßtrdfje. ©er Unterbau biefer Äanjel biente früher 
in fat^oltfdfjer gut roa^rf<§einlid& felbjiftnbig alSÄanjel; erijl 
aus 3tegeljleinen öon berfelben gorm Ijergeftetlt, aus meldten 
bie Pfeiler biefes ft>ätgotf)tfd&en feiles ber fttrd&e aufgeführt 
jinb. 2luf berbem, ebenfo roiHIürlicft nrie biefe Pfeiler (f. § 14 
mit.) gegtiebertem ©oäel rufjt bie Sanjel felbjt, geftüfet oon 
einem Keinen frdfie^enben Pfeiler; fie ift unfdfjön an fid&, 
aber als einzige ältere unb als einjigefteinerneÄanjel 
beö Sanbes oon ^nterejfe. 2luf biefem Unterbau ergebt 
ji$ ber jefet bem Sßrebiger jum ©tanbort bienenbe fjöljeme 
Sluffafe mit §o§er aus bem 2ldj)tecf lonftruirter Srüftung, näd&fi 



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zedby G00gk 



$>ie ftrdjl. ftunftardjäologte b. Greife? ^ergoßt*). SauenBurg. 105 

ber üöHiß fdjmucflofen Sanjel ju©terlcp t>on 1614 jugfeidj 
bas ältefie Seiftriel einer £oljfanjel im £erjogtf)um. Senn 
nadj bem baran meljrfadj fldj finbenben, aus ben 33udjflaben 
F. unb M. gebilbeten Sonogramme warb biefer Slufbau unter 
£erjog ftranj IT. (f 1619) unb feiner ©emaljtin 9JJarta (t 1626) 
verfertigt ; er war, wie bas Slltarbilb unb bie ®mpore urfarfing* 
lidj in ber ©djlofcfirdje ju granjtmgen aufgehellt unb mit 
biefen im Saljre 1716 in bie 39fidjener ßirdje übertragen 
roorben. $>as ©djmferoerf ber Srüftung ift fe^r mittelmäßig ; 
bie auf ßolj gemalten Figuren Sfjriftt unb ber 4 ©oangeliften, 
roeldje bie $lädjen ber Stillungen beleben, finb wertlos ; inter* 
effanter ifi ber ©djaHbedel, ein aus bem 2ldjte<J gebitbeter von 
©äulen getragener unb mit Meinen (ftarf befdjäbigten) ©ngel* 
geftalten (t>ottrunb gefdjnifct, farbig bemalt unb aergolbet) 
gefdjmüäter jterlidjer 93alba<^in auf toeitauslabenber Safts. 
£)te meiften {jötjemen Jtanjeln im Sanbe finb im 17. 
3at)rl)unbert erridjtet, fo j. 33. bie tjötfjftunbebeutenbe ju 
©uboro, bie ju ©rambetf fd)li<$t mit farbigen Füllungen 
unb ber eingefdjnittenen 3al>reSjal)l M. D. C.L. IL S^tli^e 
©efialt unb ©djnifcroerf von guter Arbeit jeidjnet bie aus 
gleid&er 3 e ü ftammenbe Äanjet ju ©rumeffe aus; an ber« 
fetten finb bargefleHt unb burdj plattbeutfdje SHbelfyrüdje er^ 
läutert bie ©ejlatten t>on ßtyrtftus, Petrus, Cannes (Swing., 
3a!obus major, ©imon, fonrie ber ®ampf Qafobs mit bem 
Engel. — 2)te rei<$fie Äanjel ifi bie ju ©r. ©rönau, reelle 
infdjriftlidj ber feit 1654 auf bem f. g. $ürflenl>ofe bes Drtes 
refibirenbe fierjog granj ©rbmann im erfien 3>al>re feiner 
Sfteftbenj gefiiftet fjat. 3)ie 93rüjhmg ruf)t auf einer ©äule 
unb Ijat nrie biefe fe^r nmljlige un& baroefe formen. S^f^n 
bem gefdjnifeteft ©äulenroerf, mit S?ö£fen unb f5^ß uren °§ ne 
©d)önl>eit, pnb bie glädjen mit jiemtid) roertljtofen ©emfilben 
auf Seinroanb ausgefüllt, roeldje ©jedjiel, ^eremtas, SDHdja, 
5KofeS unb ©a<$arja uorfletlen. Xrofc aller Mängel im (Sin= 
jelnen ifi bas ganje burdj reidjge^altene ^olp^romirung t>on 
bebeutenber malertfdjer Sßtrfung, metdje bur<$ eine 2luffrifdjung 
ber SBergolbung nodj fe^r gewinnen mürbe. SSefonbere 33e- 



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zedby G00gk 



106 $ie firdjl. Ihmftardjäotogie b. flreifeS ©crjogt^. Sauenburg. 

adfjtung wrbienen nod& bte, freilidfj erfi au« ber SRoccocojeit 
Ijerrfiljrenben Seb ertöteten, mit toeldfjen bie ^nnenfette 
bes Äanjelaufgange« ausgestoßen ifi; fie fyabtn in gut ße» 
prefeter 2Irbett tootjl erhalten bunU 9?lumen auf ©olbßrunb 
jum 9Jiufler. 

2luf ber ©renje $um 18. galjrljunbert fie^t bic Äanjel 
ju ©r. Serien t in, toeldfje ber bortiße gJaftor 2Ilbert 3lobe= 
mann (1686—1721) ^erftellen liefe; fie ifi jnmr feljr bunt, 
bod^ von fdfjönen 33erf)ältmffen unb guter ©efammtnrirfunß. 
$ie rooljl erfi im fpäteren 18. g^t^unbert angefertigte ftanjel 
ju 3Jtöttn ifi aufbrinßltdlj, plump unb ofjne befonberes 3n* 
tereffe; Ober i^r ifi ein @nßel mit bem ©oanßeUenbudje unb 
ber SPofaune anßebradfjt. 

2Bir ßebenfen jefet nodfj einiger früher ßetoefenen ftanjeln. 
SReidj ßefc^müdft war bie 1691 erbaute, 1780 aber bei Seite 
gef djaffte ^anjcl ju Sanbes neben, roeldfje nadfj ben aus 
ben Äirdjenbüdjern ju ßettrinnenben 3?a$rt$ten jum £f)etl aus 
93irn* unb SRufebaum^oIj beflanb unb ju welker ein 2)red)$ler 
in Hamburg eine grofce unb elf Heine ©äulen lieferte, mäfjrenb 
ein 33ilb§auer bafelbft bie giguren ber ©oangelifien fdfjnifcte. 
2Us Sftefi einer alten ®anjel ju © t. © e o r ß s b e r ß ift bie 
Xfyüt einer 9tifd)e im bortißen ©tyore ju betrauten; fie jeigt 
in Basrelief reidf) gefdfjnifct oben einen ©ngel, unten einen 
Söroenfopf unb als mittleres ^auptbilb eine 33erfünbigung 
ajlarifi mit ber gefdfjnittenen Ueberfd&rift : Gegrotet sistu, 
M.; trofc biefeS Anfanges bes fai^olifd&en 2lt>c SJfaria möd&te 
idf) bem ©tile nadf) bie 2trbeit faum oor bas 17. 3a§rl)unbert 
fefcen. 9Son biefer alten ßanjel ift audb nodfj ber $ufj, auf 
bem fie ru^te, auf bem ®irdfjenboben ju ftnben; bie übrigen 
©dfjnifcroerfe, roeld&e nadfj ber ebengenannten S^tirtafel ntd&t 
fd&led)t geroefen fein muffen, finb früher einmal oerftmft 
korben. — Sludfj in ber SEIjurmljalle ber neuen Ätrdfje ju 
Sßötrau finb nod£) Steile ber |ötjernen 33rüftung ber alten 
Äanjel oorljanbeu, auf benen ft<$ bie 3aljresgaf)l 1680 fxnbet. 
SDas banbartige, mit ©ngetsföpfen auSgeftattete ©dfjnifcroerf 
ift unbebeutenb, bie Malereien ber güHungen, worunter fid& 



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zedby G00gle 



$te ftrd)t. ffimtftardjäotoöie b. #retfe$ fteraoßty. Saueuburg. 107 

au<§ ein Spanne« (Smmg. ernennen läfet, finb otyne f)öf)eren 
ftunfhoerty, boä) too^ler^altcn unb fräftig in bcr garbe. 

§ 30. ©eftfi^l. 

933a« an ftird;enflül)len innerhalb ber ©renjen SauenburgS 
twrfxmben ift unb nur irgenbime 93ea<f)tung t>erbient, ifl faft 
ausnahmslos vom ®nbe bes 16. bis jum Grnbe bes 17. Satyr* 
ljunberts gearbeitet werben. SDatjtn gehören bie jaljlreid&en 
Äxrdjenftänbe ju 6t. ©eorgsberg, roetdje mit einfadfjen 
banbförmigen ©djnifeereien bes 17. Saijrfjunberts ftd) begnügen. 
2Bertl)los ifl bie laut Snfdjrift 1647 verfertigte Arbeit am 
nörblidjen „ßtyor unb ©eftuel" in ber ftirdje ju ©r. ©rönau. 
Äoftbar mar ein anbereS ©eflfiljl in berfelben ßirdfje, t)on 
meinem leiber audfj nur SRefte übrig fmb. £öd#tt)af)rfdjetnli<i) 
gehörten fie ju einem tyerrfdjaftlidjen, oieHetdfjt ju bem fjerjog= 
Itd^en Sird&enftut)le in ©eftalt einer f. g. „^ßriedje". 3Mefe 
SRefie befielen aus 10 giguren von Atlanten unb Jtarpattben 
unb liegen jefet auf bem Soben bes ßirdjttyurmS; fie fdjeinen 
mir aus Smbentyolj gearbeitet ju fein. 2)as ©d^nifetDcrf biefer 
giguren, beren eine fidj burdj eine ßalsfraufe ausjetdjnet unb 
an einen Sßortrattfopf gemannt, ifl weit beffer als an ber 
bortigen Sanjel von 1654; namentlich bie ftöpfe finb fetjr 
gut, unb märe biefen trefffid&en bisher unbeachteten arbeiten 
aus bem Stnfange bes 17. Saljrtjunberts ein befferer Sufbe* 
toaljrungsort feljr ju toünfd&en. 

%fyntn gletdj, wenn mdjt über itjnen, ftetyt ein ©eftüljl, 
tocldjeS laut Snfdjrift ber ©tabttjauptmann gu 3W ö 1 1 n £ans 
©pangenberg 5lnno 1613 in ber bortigen Ätrdje Ijat bauen 
laffen. SDic mit oerfd&iebenfarbigen eingelegten unb gebrannten 
$ötjern gefdjmficften unb bur$ aufgelegtes £oljn>erf in 
2lrt bes Seberfd&mttes belebten güllungen biefes mit tjotjer 
Sftüdfletyne unb Salbadjin ausgeftatteten jtoeififeigen ©eflübles 
werben burdj rounberoolle gefdfjnifcte Atlanten unb Äarpattben 
gegliebert, toätyrenb feine työdfjft djarafteroolle Röpfe am SöaU 
bovine Ijeroorfyringen unb an ber SRtidle^ne in erhabenen 
oergotbeten 33u<$ftaben bie ^nfetyrift über bie ©ttftung, be* 



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zedby G00gk 



108 $ie ftrdjt. Shinftard)äologie b. ftreifeS ^erjOQt^. Sauenburg. 

gleitet »on bem 2Baft>en beS ©ttfters ins 2luße fällt. SDie 
Snfdfjrtft, in Kapitalen, tautet: „liefen © t o ^ t t) a t ber 
@]rbar tntb m anhaftet £a||ns ©panßenberg 
$aubtm Jan t o t) Collen 33 u ro e || n l a t e m 
® o b e 1 1) o etenonb be Starfebarmit t § o © i r. 
21 n o — 1613. 

SBeit unbebeutenber ifi ein anberes ©efiü&l berfelben 
ßird&e, weites, wie eine gefdfjmfete Snfd&rift baran bartl)ut, 
berfelbe „ £ a n 3 ©pangenbarc £ o f t m a n " älnno 
1610 für ftdfj unb feine gamilie §at ocrfctttßcn laffen unb 
weites als ©tuf)l beö -BWUner 33ürgermetfters bient. Es 
jeißt in Relief gefdfjmfct bie retdfj bemalten Sßappen £ans 
©pangenbergs unb feiner grau, ßefcteres ift baS bekannte 
SBappen ber tübeder gamilie SrofeS, erfteres jeigt eine brei- 
tljürmtge ©tabtmauer mit einem £t>ore, über roeld&e jtuei 
Sanjfnedjjtc tjeroorfdfjauen. 

SBortrefflidfj ift bie Arbeit an bem Sfftogtftratsftuljle tbtn* 
bort, ehemals rooljl ein IjerjOglid&eS ©efiüijl, oom Sa^re 1(503. 
SDaS gtgürlid&e beS plafterrcerfes ift roofjtgetungen unb bie 
reidjen 9?enaiffancet>erjterungen burdfjjieljt mancherlei &umor. 
Stuf ber 93rüftung laßernbe Söroen galten ©Silber mit beu 
ßemalten SBappen ber&erjöge üonßauenburg. @inegute3etdfjnung 
biefes ©eftti&ls befifet bas 2Kufeum im SRaitj&aufe ju SölöHn. 

SBon ben Jtirdfjenfiänben ber alten 3 ö »fte 
jeid^net fi$ in ber Zöllner ßtrd&e ber ©tu&l beS 3lmte§ ber 
3?ä<Jer unb ber ©dfjneiber burdfj grafeenoinament in 9tenaiffance= 
formen bes 17. Safjrljuuberts aus. ©in £oljrelief, bemalt, 
bie £aufe ß&rtfit barflellenb, woran bie ©eroanbmtß md)t 
fdEjted&t ift, gehörte roa^rfd&einlidj urtyrünßlidf) ju einem ©tuljle 
beS Slmtes ber ©dju^madjer unb wirb etroa ju @nbe beS 16. 
Qa^r^unbertS gearbeitet fein. — 

RräftißeS fttfooHes SRelteffdSjnifcroerf, unter welkem ein 
größeres Sruftbilb auffällt, giert audfj ben ©tuljt ber ©tedf* 
m&fa&rer, an roeld&em bie SaljreSja^l 1576 i u ^efen ift unb 
über Deffen ©inganß ßute, aber ftarf läbirte ©djjmiebearbeit 
ßefrannt ift. (f. § 54.) 



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zedby G00gk 



$>ie fird)I. Äunftardjäotoaie b. ÄreifeS ipergogt^. Sauenburg. 109 

(Snbltdfj jtef)t in einer SBanbnifd&e ber füblid^eu UmfaffungS* 
mauer ber Zöllner ßirdfje ein einfifeißcr Äir<$enftul)l, beffen 
Krönung, freiltdj fe§r befdfjäbtgt unb bid mit gelber garbe 
überfdfjmtert, gut gearbeitetes burdjbrodfjenes üütafcwerf im 
fyätgot&tfdfjen ©tile fidj ermatten Ijat. @ s i ft bi es ber 
c t n g t o ^/ gegenwärtig nod) efiftirenbe 31 c ft 
got^ifdften ©eftü^lestm £erjogt§um Sauen* 
Burg! benn Iftngft üerfdjwunben ift ein bis jum Saljre 1838 
in ber 9J?öUner Strdje nachweisbares ©eftüljl im rein got^ijc&en 
©tile, beffen gutes ©d&mfcwerf bem 14. Sa^rljunbert juge= 
fdjrieben würbe. SRan t)telt es für eine „Ranjel (ober triettetd&t 
ridjttger Sirdjftuljl eines 33tf<$ofS (?) mit baüorfte^enbem 33et* 
^ulte". (Sine SHbbitbung baöon foQ beiChapuy: Le moyen- 
age pittoresque P. II Tab. 64, gtortS 1838 fol. gegeben 
fein, worauf wentgftens in ben „3ai)rbüd)ern für bie Sanbes* 
funbe 2C I ©. 83 ^ingewiefen ift. 

IV. Saufgerätlje. 

§ 31. £aufgefftf$e aus ©tein unb £olj. 
£)as urfyrfinglidj nur ben Stfdfjöfen unb ben bifd)öfttd)en 
flird&en juftänbige Xaufredjt war etwa feit bem 13. Qaljr* 
ljunbert allgemein auf fämmtlidje Sßfarrftrdfjen übergegangen. 
SDa wir nun {einerlei 2lnl)altspun!te bafür beftfcen, bafc ber 
Sifdjof t)on Sftafceburg für feinen ©prengel, von weldjem ja 
bas <Qerjogtt)um Sauenburg einen £l)eit bilbete, jemals ein 
ausfdjliepdbes Saufredfjt für ft<$ beanfpru^t fjabe, fo barf 
mit ©idjerfjett angenommen werben, bafe fämmtltdje 2auen= 
burgifd&en SPfarrfirdfjen fdfjon bei i^rer erften ©nwetyung bas 
Saufredfjt befafeen unb bementfpredjenb natürlich audfj mit ben 
jur SBoHjte&ung bes XaufafteS erforberltdjen ©tnridjtungS- 
gegenjtftnben ausgerüfiet waren. @s muffen bemnadj in ben 
bereits 1193 als $pfarrfird)en genannten ffirdjen ju breiten* 
felbe, ©t. ©eorgsberg, 3Jlujtin, ©eeborf unb ©terlet) fdfjon 
bamals Stoufgefä&e geftanben Ijaben, {ebenfalls aber in ben 
14 lauenburgtfd&en g5farrfirdfjen, weldfje bas Stafceburger Sehnten* 
regifter üon 1230 nennt. 2lber oon allen biefen f^St- 



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110 $)ie firdjl. ®unfiürd)äologie b. ®reife3 ^erjoglij. Sauenburg. 

romantfdjen Saufßefftfjen, roeldfje nadEj ftrd&lid&er 
aSorfd^rift aus btdjtem ©tein ober aus SKetaH gefertigt fein 
mußten, Ijat ftd) faft nid&t3 bis auf bie ©egenmart ermatten, 
©ine SluSnaljme btlbet §tet>on bie in ber 2flttte ber alten 
Kirche ju 33 ä $ e n ftefjenbe, uodfj jefet in ©ebraudfj gebliebene 
„günte" auö poltrtem Stein (©ranit? Stfdjj in bem 3af)r= 
budf) b. 33er. f. mecflenburg. ©efd). XX., ©. 318, giebt „Äalf* 
ftein" als Material an), 3)iefe günte t>on ganj bebeut enbem 
SDurd&meffer fjat bie gorm eines niebrigen 5ßofaleS mit bem 
©runbriffe eines 33ierpaffes. Sroifdfjen ben fleilanfteigenben 
gufc unb bas eigentlidfje 33eden legt fidfj ein wulftiger SRing. 
SMe Slufeenflädfje bes SedenS ift mit einfadjen fpiegelförmtgen 
fonoejen 33erjierungen t)on ber ©eftalt eines ber Sdnge nadf) 
burd&fdjnütenen @ieS belebt. 3)tefer £aufftein ift bas einjige 
erhaltene ©tüd bes ätteften Mobiliars jener ßirdfje unb barf 
bem 13. 3af)rl)unbert jugenriefen werben. Qn festerer 3 ei t 
roaljrfd&einlidjj im 17. $aljrl)unbert, toarb ein fjöljerner ppra* 
mibaler 2)edelauffa| f)injugeftigt, welker mit einem 
Christus triumphans abfdfjliefct ; baS jefct um ben £aufftein 
aufgeführte ^öljerne ©itterroerf, wie foldEjes feit bem 16. 
Saljrljunbert ©ebraudjj mürbe, trägt bie Qa^reSja^l 1662. 

SR c ft c ber urfprüngltd&en Sauf ft eine finb 
aufy nodjj aus ben Kirnen in 33 r e i t e n f e l b e unb © r. 
©rönau nadfjgennefen. 9Son legerem Ijat ficij ber aus 
©ranit gehauene obere £t)etl, bie eigentliche ©<$ale erhalten; 
fie bient jefet, im ©rönauer Sßfarrljofe in ber ©rbe eingegraben, 
als ©ammelbeden eines SBafferabfluffeS. S)ie ©dfjale t>on 
85 cm oberem 3)urdf)meffer ift unten ^albfugelig, am oberen 
3tanbe ad&tfettig geftaltet, bie ©eüenfl&djjen nadj Slrt ber ro* 
manifdfjcn SBürfelfapitSle be^anbelt. 2>te größte 2:iefe ber 
freisförmigen 2luSf)öt)lung bes 23edenS beträgt 33 cm, @s 
mar alfo ber SCaufftein oon anfeljnlid&er ©röfce unb gehörte 
wie bie älteften Saut^eile ber ©rönauer Stird&e bem 13. Qa&r* 
tjunbert an. — 3liä)t jweifeBoS bod& feljr roal)rfd&etnli<$ ent* 
ftammt berfelben 3*ü bas alte, feljr große, aus einem @tein= 
blöde gehauene Staufgefäfe, meines bis ju Anfang unferes 



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$ie firdjl. ®imftard)äotogte b. Streifet ^er^ogt!). Sauen6urg. 111 

^aljrljunberts bie Rird^c ju »reiten felbc befeffen Ijat 
roeldjes bann aber, wie Sinfen (£anbbud; ©. 600) angiebt bei 
Verlegung beS £aupteinganges nacij SBeften oerfauft würbe 
unb fo ber Äirdjje oerloren ging, (Segenroärttg foH biefer 
alte Stoufftein in bem Stultftatle eine« Sauern im 2>orfe 
93reitenfelbe eingemauert fein unb jroar in einer 2Beife, bafc 
t)on ber gorm unb ben Weiterungen beffelben mdf)ts ju feljen 
ift. 2JJödf)te eö bodf) gelingen, biefe wenn audf) fd&lidf)ten unb 
nid)t burd) Äunftroertt), aber bo<$ bur$ il)r 2llter unb itjre 
ardjjäologtfdje 33ebeutung eljrroürbigen unb ju ben fitttften 
fir$li$en ©mridfjtungSgegenft&nben im Sauenburgifd&en ]ä$Ien* 
ben Sftefle beS SauffteineS ju 93reitenfelöe ebenfo* wie bie 
©ranitfdfjate ju ©r. ©rönau aus iljrer jeftigen uurofirbtgen 
Sage ju befreien uub ben öffentlichen Sammlungen uater= 
länbtfdjer S)enlmäler einverleiben. 

Unter ben au« neuerer 3 e * * Ramme n ben 
X a u f g e f ä fj e n aus Stein fei f)ier baS 1346 für £ ü t a u 
befdfjaffte oon ©anbftem genannt, als rüfymltdfje ausnähme 
gegenüber ben metftenS entfefelid^ nüdfjternen fernen Saufen, 
meldte felbfi in aHemeuefter 3 e ^ f ör «teurere Kirnen % 33. 
3)Uftin 1361, ©eeborf 1872 als genügeub befunben 
finb. 2tud) bas roo^abenbe große fttrdjborf ©anbes neben 
§at fid& nodfj nidjt ju einem neuen mürbigen Saufgefäfce an 
©teile beS ärmlid&en, fernen, ums 3al»r 1811 erroorbenen 
aufgefd&nmngen. 3n © t c riet) begnügt man ftd) fogar mit 
einem £oljgefteH unb eingefefetem ^orjettanbeden! 

©elbft bie älteren aus £olj f)er gefte Uten 
& e r ft t § e, roeld&e bei ber SEauffjanblung SSerwenbung fanben, 
wie fte für £ ü t a u im 17. ^aljrljunbert t>om „©mtfer" an> 
gefertigt unb audfj anberSroo t>ortjanben waren, fd&etnen burdfj* 
roeg nur ftaufftänber gewefen ju fein, ©in fold&er, aus 
bem oorigen Saljrljunbert ftammeub, fte^t nod& hinter bem 
♦Altäre ju ©eeborf; er ift „tMtg wertlos, aus böljermn 
S3rettern jufammengefügt, blau angeftrid)en, mit weiß unb 
goldenen ©cfynör!eln oerjtert". 

Um bie 2Jiüte beS 17. ^a^unberts entftanb bie jiem* 



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112 $ie ftrdjl. ftunfiardjäologie b. tfretfeS ^er^ogt^. Sauenburg. 

Udfj ro^c, mit ©ngelsföpfen umgebene £oljtaufe in bcr gorm 
eines Soppelbedjjers, jefet in bcr neuen ftapette ju SBifcejee. 
— SRur bas pljerne SCauffafc ju ©r. ©rönau com Safyx 
1721 aerbtent ö^ögere Seadjtung. @s ift mit jaljltetd&en 
©d&nifcereten t>erfefjen, inbem 33lumengutrlawben unb Engels* 
föpfe mit 3nfd)riften abroed&feln. ©etragen nrirb bie ctjlinber* 
förmige ftufe t>on 4 güfcen, roeld&e in ©eftalt ber tner @t)an= 
ßcliftcnjeid^en gefd&nifct ftnb. 3)as ©anje ift DoHflänbig in 
gorm ber mittelalterlichen, namentltdf) in $Rorbbeutfd)lanb fo 
beliebten unb oerbreiteten metallenen Stouffeffel gehalten, oon 
benen in § 32 bie 3tebe fein wirb. Dbtooijl etwas ferner, 
rnadjjt \iä) biefeß ©rönauer £auffa& bo<$ mdfjt fd&led&t, mnn 
au<$ über bie SSorjüge ber an i\)t beliebten poltjdjjromen Sbe- 
^anbluug bie Meinungen geteilt fein mögen, ^ebenfalls ift 
bteS SEauffafe von 1721 weit bebeutenber als bie audjj bei Dtte, 
£anbbud& ber fird&l. Äunft^rd^ftol. (5) I. ©. 320 als Äuriofum 
abgebildete £oljtaufe t)on 1538 ju 3etla bei 2Jtü£lf)aufen in 
S^üringen. 

§32. £aufgef&fce aus Metall. 
SBä^renb in ber romanifdjjen Sßeriobe in unferer ©egenb 
bie Staufgefftfee aus ©tcin ijergeftellt waren, wie für 2auen= 
bürg bie im § 31 genannten Seiftnele oon 33üd&en, ®r. ©rönau 
unb Sreitenfelbe, foroie anbere jafjlreid&e nodf) erhaltene Sauf* 
fteine in £olftein unb 9ftedflenburg bart^un, roanbte man fi<§ 
mit ben bewegteren gormen ber ©otf)if audf) Ijter einem 
anderen, ju feinerer Ausarbeitung, al3 fie ber tjeimifd&e Ralf* 
ftein ober f efte ©ranit ber ginblingsblöcf e gemattete, geeigneteren 
ättateriale ju, bem bur<$ bie Etrd&lid&en ©efefce neben bem 
©tein ebenfalls jur aSerwenbung ju SEaufgefä&en genehmigten 
SRetatt. ^Derartige metallene Saufleffcl laffen 
fiel) aus bem 9erei$e bes jefcigen ÄreifeS 
Sauenburg bisher 'Drei nad) weifen, mm benen 
jtoei (}u 3R 5 1 1 n unb S a u e n b u r g) nodfj t>ort)anben unb 
im ©ebraueije finb; ein britter, welken früher bie ßird&e ju 
Sütau befafc, ift „am 29. 3uty 1627 bei bem SiHpfd&en 



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3)ie firdjl. ®unftard)äologie b. $reife3 £erjogtl). ßauenbitrg. 113 

Uc6crfattc oon ben ©roaten gerfdfjlagen unb geraubt toorben; 
Icibcr ift über Sllter unb 33ef<§affent)ett biefer Sütauer ,,ge« 
goffenen £aufe" n&fjereS nid^t befannt. 

SSon ben beiben nodfj oorljanbenen £auffeffeln fielet ber 
ältere, aus bem 3al)re 1466, in ber ©tabtftrdje ju Sauen* 
bürg. Obwohl biefes ©ufcroerf burdjj ben Sftetdfjtfium unb ben 
Snljalt feiner Steigerungen ju ben intereffantefien unb 
toertfjüollfien 2>enfmätern bes SfunftDanbroerfs im Greife Sauen- 
burg gejault werben mufe, ifi fold&es bisher von ber 2Biffen= 
fd^aft nid&t beamtet unb meines SBiffenS aud& nur bei Stnfen, 
ipanbbud) ©. 595, befdfjrieben roorben, bo<§ au<§ bort nid^t 
genügenb, tueötyalb fjier biefer £aufe etroas auSfül)rltd!)er jefet 
mag gebaut werben. 

S)er etgentlid&e £auffeffel, in gorm einer Rufe aus 
©loäengut gegoffen, t)at eine SBeite am oberen SRanbe oon 
13 1 / 2 cm 2)urdf)meffer, ift 46 cm l)od) unb rufjt auf oier, 
aus @iner gorm in l)ol)lem Relief gegoffenen fiefyenben giguren 
oon 42 cm £öf)e, toetöje in aJlöndjjstrad&t gefleiDet finb unb 
mit etroas oornübergeneigten ftöpfen, ben linfen 3lrm über 
bie Sruft gelegt, ben redeten auf bie &üfte geftemmt, ben mit 
ftarfen deuteln oerfe^enen Äeffel tragen. 35ie ©efammtfjölje 
bes XauffaffeS beträgt alfo faft 90 cm. 

Oberhalb ber Söpfe biefer 2Jiöndf)Sfiguren umjieljt bie 
ßufe ein Streifen reidfjen um einen ©tab fidb fd&lingenben 
SaubroerfeS. Ueber btefem roteber folgt ein 207 2 cm breites 
33anb, gefdjjmüdft mit allerlei figürlid&em unb ornamentalem 
ßterratlj oon oerfd&iebener ©röfee unb mannigfaltigem Qn^alte. 
©enfredfjt über einer ber tragenben ©eftalten unb unter einem 
ber ßenfel eröffnet bie Sfteifje ber Reliefs 

a) ein aus bem I unb X jufammengefefetes Sonogramm 
6l)rifti. SDic 3Ritte biefes Sonogrammes, beffen fedfjs ©trafen 
ober ©d&enfel in gott)tfdf)eS 33lattroerf auslaufen, nimmt ein 
mit einer ^Jcrlfc^nur umfaßtes SJJebaiHon ein; auf biefem ift 
ein ©rueifij: jroifdfjen ben ©eftalten ber 3Jlaria unb bes Sieb; 
lingsjüngers Cannes bargefteßt; bie ßljrtftusfigur erfetjeint 
l)ier nodf) in ber fdfjrecflidjj oerjerrten äBeife, wie bie Äünftler 

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114 $ie fird)l. ^unftardjäologie b. $reife3 £er*ogtf). ßauenburg. 

ju Anfang bes 13. 3>at)rt)unberts oftmals bcn gefreujigten 
®rlöfer ju bilben pflegten. 

b) SDen S3licf weiter redjjts roenbenö fieljt man ein Relief 
in gorm eines aufregt geseilten SRedfjtecfes, roeld^eö fid^ aus* 
nimmt ttrie ein in ben 2Jietatlguf$ übertragener ©Ifenbeinbeäel, 
wie [ie retdfj gefdjnifct bie Sßrad&tbftnbe firdfjlid&er 33ü<$er bes 
früheren Mittelalters ju bilben pflegten. 2)argefieUt ift in 
biefem Relief nic^t „bie ©eburt 3efu", nrie ßtnfen, £anbbu<$ 
©. 595, annimmt, fonbern bie 9Jtarta, wie fie fifeenb, bas 
auf it)rem ©dfjoo&e ftefjenbe ©Drifiusftnb Ijaltenb, von jroet 
hinter i^r fdfjroebenben geflügelten Engeln gefrönt ttrirb. 3 U * 
ßinfen SDtariens fniet bie an bem Attribute bes Sturmes 
fenntlid&e ^eilige Sarbara mit ber Ärone auf bem Raupte; 
biefer entfpred&enb jur Sterten SUtariens fniet eine gteidfjfaUs 
gefrönte, bodfj mdf)t genauer ju erfennenbe roeiblidfje ^eilige. 
SDas ganje Sftelief ift oon einer in SUUnuffelbudrftaben aus- 
geführten Snfdfjrift eingefaßt, roeldje ftd& auf SRaria als „Re- 
gina coelorum" bejieljt unb trielleidjt einem 3Jfarien^pmnus 
entnommen ift, wie benn bas Salve regina häufiger auf Sauf« 
fejfeln üorfommt, j. 33. 1290 in ber 9JJarienfirdf)e ju 9tofto<£ 

c) liefern Relief folgt nrieber weiter red&ts ein gleidfj= 
armiges Jtreuj, beffen 2lrme in gotljifd&eS Slattroerf auslaufen. 

d) ®aran reiljt ftdf) abermals ein SReltef, eine f. g, Pietä, 
9Jtoria ben Setd&nam ©Ijrifti auf bem ©djjoofce Ijaltenb, bem 

e) nneber ein Streuj, wie bei c) befd&rieben, folgt. 

f ) S5as nun eingefügte befonbers grofje unb ftarf l)eroor= 
tretenbe Relief oon oierfantiger gorm (jat abermals bie ßrö= 
nung ber Ijl. Jungfrau Sölaria jum ©egenjianbe x ), bodfj in 
anberer 3luffaffung als bei b); ^ier galten nftmli<$ ©ott SBater 
unb ©ott ©oijn, beibe mit ber gletd&geftalteten Raiferfrone ge- 
fdfjmüdft, aber jeber burdfj oerfdfjiebene ©efid&tsbilbung unb 
33el)anblung bes 33arteS mbitnbualifirt, über bem £auj>t ber 
mit gefalteten t>or ber 33ruft erhobenen £änben Dor iljnen 



J ) Sinjen: #anbbudj 6. 695 nimmt Ijier irrig: „ben betenben 
JgefuS, über iljm bie Ijeil. $reifatttgfeit" an. 



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2)ie firdjl. Sfrmftard)äologie b. ftreifeS ©ecjogt^. ßauenburg. 115 

fnicnbcn SUtarta bie Jtrone, über melier bie £aube beö t)eil. 
©eifteö fdjroebt; audj btefeö SRelief ift Don einer äRinuffel- 
infdjrtft umgeben, meldte fidj auf bie Jungfrau in iljrer @igen= 
fd^aft alö „mater domini" bejie^t. 

g) 2)ie jefet folgenbe SWonogrammfigur ift wie bie bei a) 
befdjriebene, nur bafc l)ier in betn UKebaitton eine anbere 
©nippe angebradjt ift ; SDtarta, meldje in ber Sinf en eine Silie 
trägt, Ijält mit ber 9ted)ten baö auf i^rem ©djoo&e fte^enbe 
<Sf)riftu8finb. 3 U tywt lintta (Seite ftefjt eine gigur mit 33i- 
fdjoföftab, £iara mit $nful unb gegürtetem SRodEe. 

h) ift eine Pietä wie bei d), 

i) ein gleicharmiges Äreuj wie bei c), 

k) es folgt jefct abermals ein triereeftgeö Sfteltef, roeldjes 
eine Rreujigungögruppe enthält, auger bem gelreujigten §tv 
lanbe jtmfdjen -Dlaria unb ^o^anneö (Sinfen, a. a. D., giebt 
SJlaria unb Sötoria -Dtagbalena an) fte^t man ju güfeen beß 
Sreujesftammeö ben Xobtenfopf unb oben bie ©eftalten ber 
©onne unb beö üötonbeß. 2)ie baö Relief umjie^enbe SDUnuffel- 
infdjrtft beginnt mit ben SBorten : „Christus factus est 
pro n o b i s u unb enbigt mit „veni cum pace". 

1) ift eine 2Bieberl)olung beö ftreujeö wie bei c) unb i), 

m) eine abermalige SBteber&olung ber Pietä bei d) unb 
h). ©anj oben um ben SRanb beö $auffejfel$ läuft ein 6 cm 
breites Snfdjriftbanb mit 3Ktnuffelbud)ftaben, lautenb: 

A n o. d o m i n i, in. c c°c c. 1 x v. i. 1. a v s e t. g 1 o r i a. 
deo, sit. in secula aene. miserer e, onstri. in 
nomine domin i. 

2)iefe t^eilmeife mi&glücfte Qnf^rift ift offenbar ju lefen: 
Anno domini 1466. Laus et gloria Deo sit in secula. 
amen. Miserere nostri in nomine domini. 

aBenn audj ber Shmftroertlj ber einjelnen SReliefS ein 
ungleidjer, im Slttgemeüten nidjt einmal ein bebeutenber ift, 
audj bie Snfdjriften nidjt überall ganj flar finb, fo ift bod& 
ber ©ufc im ©anjen oortrefflidj gelungen. @8 bleibt beg§alb 
ju bebauern, bafe roeber burd) 3>nfd)rift nodj fonftigeö 9Jterf* 



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A 



116 S)ic firdjl. $unftardjäologie b. ^reifeö §eraogtf). Sauenburg. 

mal 5Rame unb Heimat bcö fjanbroerflid) tüdjtigen ©tefeerö 
überliefert ift 

Sefetereö ift ber gall bei bem a3ronje = £auffeffel in 
SM 5 Hn # tueldjen infdjriftltd) SReifler <ßeter 2Bulf 1509 
gofc, berfelbe ©iefeer, oon bem bie beiben ©locfen ju Stottern 
felbe oom ^afjre 1511 Ijerrüljren- SDiefeö SEauffafe ift be= 
fannter, als ba§ ju Sauenburg; nur biefe Arbeit $eter 
SBulf'ö fennt Stitljoff (SWittelalterlidje ftünfHer unb Sßerf* 
meifter -Jtieberfadjfenö. 2. älufl. ©. 353) unb jroar audj nur 
aus einer Sefdjreibung be§ ^ßaftorö aSoHbel;r in 3MIn, meldte 
niä)\ frei von gestern ift, mie aufy bie oon biefem beigegebenen 
9lbbtlbungen nur ungenügenbe ©ttjjen genannt werben f önnen l ). 

3n ber ©rö&e entftmdjt ber SRöHner SEaufbrunnen bem 
}ii Sauenburg faft gartj; feine ©efammtfcöfie beträgt 92 cm. 
2Bie bort bie Kufe auf 4 ftefjenben TOnd&öftguren rufjte, nrirb 
fie Ijier von brei fnienben ©eftalten getragen, roeldje, obgleich 
ungeflügelt, rool)t ©ngel barftellen fotlen, mnn man fie nid)t 
als ^JJiniftranten auffaffen roiH; mir ift erftereö n>al)rfd)einlid)er. 
®iefe brei giguren finb alle au$ ©iner gorm gegoffen unb 
erinnern in ber Haltung unb Stosfüfjrung fo frappant an bie 
brei ebenfalte au$ einer gorm gegoffen en ©eftalten, roeldje bie 
33ronie=£aufe von 1455 im SDom ju Sübeä tragen 2 ), bafc man 
glauben mödjte, eine genaue SSergleidjung muffe ergeben, bafc 
biefe Sübecfer unb -DMner giguren nadj einem unb bemfelben 
SJJobeHe geformt unb gegoffen tuorben feien. Daö breit^eilige 
©ef&fs in Mdjform, tDeld^es fie in ben &änben galten, foU 
offenbar baö für bie Aufbewahrung ber ^eiligen Dele beftimmte 
üorftetlen. 

SDie 2lu|3enfl&d)e ber nadj oben fid) erroeiternben Rufe, 

4 ) 3n ben „Scüjrbüdjern für bie SanbeSfunbe etc." I. (1858) 
©. 80/81. @3 ift bieg augfeid) ber oon 9ttttf)off citirte 93b. XII. be§ 
„Hn&toS ber ©d)T..#.*S.=©efettfci f. «eitert, ©efdb." UebrigenS ift bie 
23ottbel)r'fd)e SBefdjreibung faft »örtlich fyerübergenommen aus ©adjau 1 § 
„«atcrTänb. Slrdjiö f. b. ©erlogt!). Sauenburg" I (1857) ©. 440 ff. 

a ) SSgl. bk 5ibbilbung in bem $rad)ttt)erf: $er S)om ju Säbecf. 
$e£t üon 3>r. $f)eobor §adj. @. 33 u. Xaf. Xix., gig. E. 



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$ie firdjl. Shmftardjäologte b. ftretfeS ^erjogt^. Sauenburg. 117 

um bcren oberen 3tanb ba§ ^nfd&riftbanb fidfj fjerumjietyt, 
roätyrenb fie naü) unten l)in mit abl)angenbem 33ogenroerfe ge> 
fdjmücft tfl, tmrb burd(j adfjt in ftarlem Relief oortretenbe, unter 
fidfj mtttelfi fladf) gekannter Sogen oerbunbene, gerounbene 
©ftulen in eben fo oiele gelber geteilt ; in einem ber teueren 
ifi baö SBajtyen ber ©tabt 9MöHn angebradfjt, roftljrenb in ben 
übrigen 7 bie 3teltefgejialten von ^eiligen fielen, meldte jroar 
jiemite^ in bie Sänge gebogen, aber in ben Köpfen, ber gangen 
Gattung, namentlidfj aud& in ber ©eroanbung Dortrefftidfj 
mobeHirt unb ju fjöd&fi auSbrucfstJotter inbbibuetter ©eftaltung 
gelangt finb. SRedjtö unb Unfö neben bem Sßöttner SBappen 
nehmen ©t. 9lifolauö unb ©t. Katharina bie gelber ein, benen 
ftdlj 3Jtaria mit bem Äinbe, ber große ©l)riftopt)er, 3of)annes 
ber Käufer, ©t. Mauritius unb ,,©t. SKnna felbbrttt" an- 
fd&ließen. 2lnna in 9tonnentrad(jt l)at ba§ ß^rifümb auf bem 
2lrme, neben ifjr fteljt bie Heine jugenbüdje gefrönte ©eflalt 
ber 3Jtaria. S)ie am oberen SRanbe in •äJttnuffetbudfjftaben an= 
gebraute Qnfd&rift, roeld&e breimal (nidfjt jioeimal, roie bie friU 
Ijeren Sefd&reibungen fagen) oon bem SReliefroa^en beö 
lübedfifdfjen ©oppelablerö unterbrochen wirb unb befagt, baß 
1509 bie bamaligen Jtirdfjenjuraten ju 3)JöHn bie Saufe burdjj 
9)ieifter ^Seter SBulf gießen ließen, lautet in ber biefem 
Sübeäer ©ießmeifler eigenen rounberlidfjen 3 u f ammen ^ e l) ult A 
ber SSSorte f olgenbermaßen : 

Slno. bni. m. vc. xi. boleten. be. ferdf (2Ibler) 
foaren. tomollen, geten. beffe. bope. beto. 
bertib. lerdfoaren. roeren (2lbter) if. mefter 
peter toulf (3lbler). 

2Benn Dtte (£anbbudfj b. Krd&l. 5tunfc2lr<Pot., 4. SCufL, 
©. 224) bei (Srroafmung beö Zöllner Sauffeffelö ben 3ufafc 
madfjte „mit fegeiförmigem ©edel", f o tft bieö nidf)t 
oon einem mit bem Seffel felbft gteidfjattrigen gegoffenen 
Srongebecfel ju oerfteljen; oielmefjr befielt bie oben fpife ju= 
laufenbe gotljiftrenbe Krönung aus föolj, ift bunt bemalt unb 
eine, rote midfj bebünft, nid&t eben gefd&madfoolle fyätere guthat 
ju bem frönen Xaufbrunnen. 



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118 $te ftrdjl Shutfiardjäofogie b. ShreifeS ^er^oßt!). ßouenburg. 

SBieHeM&t befaft SUtöHn fd&on cor bicfem eben befangenen 
bereit« ein anbete« gegojfeneö SaufgefSfc; wenigftens wirb in 
bem bortigen -Dtufeum auf bem 9?atl$aufe ein grofeer jwei* 
Ijenfltger „©rapen" aus ©lodengut aufbewahrt, weldjer für 
einen alten Saufgrapen gilt. @r ruljt auf Ijoljem eifemen 
Sretfufe, fein oberer 2)urdjmejfer betrögt 70 cm bei 17 cm 
größter Siefe ber ©djale. Slufeer jwei eingeritten £au$s 
marfen (?) Ijat ba$ fdjlidjte ©effife auf bem oberen 9tanbe 
folgenbe ^inuffelinfdjrift: „befe. grape. gaf. Ijans 
SBroube, on fine werbinne. bat. em, got. 
gnebidj. fi. inbemejar m. cccc. lxxü jar."; barnad) 
war e$ alfo ein ©efdjenf, baö £an$ SSroube unb grau 1472 
ber Jtirdje t>erelpten. 

§ 33. Saufengel. 
Stte in ben Prägern beö jefcigen Zöllner Saufgefftfees 
jum Sluöbrud gelangte 3bee, bafe Sngel bei ber Sauföanfc 
lung t^fitig finb unb, ba§ ©ef&fe für bie öeiligen Dele in 
£8nben Ijaltenb, baS Saufgefäft felbfi tragen, würbe in prote= 
ftantifdjer Seit — wie es fdjeint, juerfi im 17. Sa^r^unbert — in 
unferer ©egenb in eigenartiger SBetfe aufgenommen unb um= 
gebilbet. 2)amal$ oerfdjwanben, au« bisher nid)t genügenb 
aufgehellten Urfadjen aus tnelen Jtirdjen bie auf bem gufeboben 
fteljenben urffcrüngtidjen Sauffieine ober Sauffeffel unb an 
üjre ©teile traten f. g. S auf enge l, b. f). (Sngelfiguren, weldje 
an einer oom Äirdjenboben Ijerabgetajfenen Äette befejligt, 
wagered)t in ber Suft fdjweben, Ijinaufgejogen unb {jerabgelaffen 
werben fönnen, unb benen, wenn eine Sauftanblung in ber 
Äirdje fkttfinben foll, bie eigentliche Sauffdjüjfel mit bem 
Saufwajfer in bie oorgefireeften £änbe gefefet wirb. S)iefe 
meifiens fajl in menfdjlidjer SebenSgröfee aus &olj gearbeiteten, 
tfjetlweife mit @t)i>$ flberjogenen, ftetö reidj bemalten unb oer* 
golbeten twllen giguren ber, meljrfadj audj einen ^almjweig 
Ijaltenben Saufengel fanben ntdjt nur auf ©örfern, fonbem 
fogar in ©tabtfirdjen ©ingang unb finb Ijter bis t)or wenigen 
Sauren fietö benufet worben; foldje Sauf enget finb audj 



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$ie ftrdjl Shmftatdjäologie b. $reife$ ^erjogtf). £auenburg. 119 

heutigen Sageö nodj in ©ebraudj j. 33. ju ©ubow unb ©r. 
33erfentin; ber in ber lefctgenannten Äirdje foU 1734 aus 
Sübeä borten gefdjenft fein; er jeidjnet fid^ burdj ^öc^ft un- 
frönen unb wiHfürlidjen galtenwurf aus. ©urdjgängig Pnb 
biefe Saufengel nidjtö weniger ate fdjön ju nennen; ber 
fdjeußlidjfien einer war wol)t ber in 9teften nodj erhaltene ju 
Saffaljn; 9tefte be« alten Saufengelö finb audj nodj in ©t. 
©eorgöberg. 3)er plump gearbeitete grell angejtridjene 
Sauf enget, wetdjer bei 2lbbrud) ber alten Äirdje ju Sütau 
1845 befeitigt würbe, liegt jefct er^eblid^ befdjäbigt bort auf 
beut 33orrat§öboben ber neuen Äirdje. 33ottftänbig erhalten ift 
ber Saufengel auf bem Äirdjenboben ju ©ülfcow, ebenfo ju 
&amwarbe, bie Arbeit ift l)ier mäßig, aber baö ©eftdjt 
gut. 9Bo ber über bem 3lltare ju ©d&warjenbecf früher 
fdjwebenbe, 1856 entfernte Saufengel, weldjer wof)l t)on 1749 
(wo fidj bie alte Saufe bort unbrauchbar erwies) flammte, 
jefet geblieben fein mag, ifi mir unbefannt; fdjwertidj wirb er 
einer Erhaltung unb Aufbewahrung wertl) gewefen fein, f^aft 
alle biefe Saufenget fdjeinen aus ber 3 c *t °<>n ber 3Ktttc bes 
17. bis jur SJMtte bes 18. ^a^unbertö Ijerjurüfjren; einer 
ober ber anbere baoon müßte woljl ate fulturgef<$idjtlidjes 
S)enfmal in bie ftrdjlidje Abteilung eines öffentlichen 9Rufeum§ 
einverleibt werben; Äunfiwertl) Ijat unter ben mir befannt ge= 
worbenen Saufengeln fein einziger. 

§ 34. Sauffd&üffeln. 

2ln ben eigentlichen Sauffdjüffeln, welche ben porgenannten 
Saufengeln bei ber Saufljanblung in bie ftanb gegeben, ober 
auf bie pljernen Saufftänber gefteflt , tfjeitroeife aud) in bie 
großen fteinernen ober metallenen Saufgefäße fjineingefefet ju 
werben pflegen, ift im allgemeinen wenig SemerfenSwert^eö. 
2)ie neueren ©djüffeln ftnb tljeite filbern, tfjeite neujtlbern, 
j. 33. eine ju©iebenbäumen oon 1826, auf beren 33oben 
fid) ein getriebener 33lätterfranj jeigt; tfjeite oon t)erfilbertem 
33ledj, wie bie ju ©anbeö neben etwa 1811 angefdjaffte, 



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120 3Me fird)I. ®unftard)äologie b. ßtetfeS ^erjogti). Sauenburg. 

tfjetls Sßorjettan, wie bas bereits früher erto&ljnte ju 
Steile? (©. 111). 

35as Material ber Siteren £auffd(jtiffeln ifi in ber Siegel 
•Keffing, wie j. 33. bei bem ganj fdfjlidfjten jiemlidt) fdfjroeren 
Secfen, welkes ju ©r. ©rönau in bie &oljtaufe gefefct wirb. 
SDaS nur mit einer Snfdjrift von 1687 über ben ©djenfer 
oerfe^ene, früher als £auffdfjtiffet benufcte 2Jteffingbecfen in 
©üb on) roirb jefet als DpferteHer gebraudfjt. SSieüeid^t nodfj 
aus got^if^er 3 e ^ Rötnmt bas meffingene Saufbedfen ju 
örunfiorf mit einer SSerfünbigung ÜDtorift, in getriebener 
Slrbeit. @iue öljnitdfje, etroa 45 cm im 2)urdjmeffer tyattenbe 
£auffdf)üffel in ber Sfird^e ju ©iebeneidfjen jeigt innen auf 
ber SBobenflädfje in getriebener arbeit 2lbam unb @oa unter 
bem Saume ber ©rfenntnife (©ünbenfaH) mit einer ber ge* 
roöfjnlid&en alten Qnfd&riften foldfjer 33eäen unb einer neueren 
©ramrung bes Samens ber ©dfjenterin. 35aS %at)x 1672 
nennt bie Snfd&rift beS großen meffingenen ©nfafcbecfenS in 
ber SapeUe ju SBifcejee ; biefes i[t fedfjSedig mit weiter runber 
Vertiefung ; ben 3tanb fd&müdEt jierlidfjes eingratrirtes S3lumen= 
merf; bie nur in Anfangsbuchstaben yiamtn unb SEttel ber 
©dfjenferm angebenbe Snfd&rtft lautet: 

1672. V. G. G. E. S. H. Z. M. G. Z. S. E. V. W. F. Z. 
W. S. V. R. G. Z. S. D. L. R. V. S. F. 

©ie wirb fotgenbermafeen auf julöfen fein : „SBon ©ottes ©na= 
ben (Srbmutl) ©opljte £e*80gin ju 9ttedElenburg, ©räfin (!) ju 
©adfjfen, @ngern unb SBeftyljalen, gfirftin ju SBenben, ©dfjroerin 
unb SWafeeburg, ©räfin ju ©dfjroerin, ber Sanbe 9tofto<f unb 
©targarb fjütfiin (!)". ©rbmutl) ©optyie, eine £od(jter Des 
&erjogS granj ©einriß mm ©adSJfen* Sauenburg, mar oerfjei- 
ratzet mit bem igerjog ©uftao SRubotyl) oon Sftedftenbnrg; feit 
1670 Sßütwe, ftarb fie erft 1689 SHuguft 18.; auffaUenb ifi 
unter iljren Sitein, bafc fie fidfj „©räfin" ju ©ad)fen 2c. nennt, 
unb „gürftin" ber Sanbe SHoftod unb ©targarb, mä^renb fie 
bodfj gebräudf)tid(jer tyter „£errin" unb bort „&erjogin" fidfj 
tjätte nennen fönnen. 



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$ie ftrdjt. ®imftard)äofogte b. $retfe$ iperjogi^. Sauenburg. 121 

V. Orgefa. 
§35. 

35a mit 2lu$nal)me ber brei ©tabtftrdjen Sauenburg, 
9RöHn unb SRafeeburg nur ©orffirdjen im Sanbe twrfjanben 
ftnb, weldje niemals in früheren 3 eitcn er$eblM&e 
Slufwenbungen für anfd&affung ber fjeljren Jtönigin atter 3>n= 
ftrumente ju ma<$en pflegten, fo barf eö nid^t SBunber nehmen, 
bafe ba3 Sänbdjen an Drgeln feine gute ausbeute liefert. 
ÜJtandje Äir<$en 4>efifeen foldje gar nidjt, fonbern begnügen fidj 
mit einem Harmonium, wie j. 33. ©eeborf ; anbere waren 
freiltd) früher einmal fo glücflici), in ben 33efife eine« Keinen 
Drgelwerfeö ju gelangen, baö entweber neu befd^afft ober gar 
für alt gefauft würbe, in beiben gftHen wol)l t>on je&er nid^t 
oiel taugte, ben befdjeibenften Slnfprüdjen ber ©egenwart l)tn= 
fidjtlidj einer würbigen Seitung unb Segleitung be§ ©emetnbe* 
gefangen aber in feiner SBeife genügen fann. 9todj bem 3n* 
Dentar ber Äirdje ju ©tebenbä unten Ijatte biefe no<$ im 
Sahire 1877 eine Drgel von nur jwet SRegtjiern, waö mh 
leicht au<$ jefet nodj ber gaU ift. Das abfdjredenbfte 33eiftriel 
befaß aber nodj t)or wenigen Sauren bie Äirdje ju -Wien* 
b o r f a. / © t. 2)ie Drgel bort fjatte jwar 6 Stimmen, aber 
mit ber unfinnigfien SMspofition , fo bafe e§ ein ©djreiwerf 
erfien SRangeö mar, nämlidj: ©ebaeft 8 gufc, ^rinjtyal 2', 
39lo<f flöte 4', Quinte l 1 // unb ©djarf 2fadj. Ueberbieö war 
baS Sßebal nur angehängt unb Ijatte fiatt ber ^öljernen 2lb= 
ftraften einfachen Sinbfaben als SSerbinbung jurifdjen £afie 
unb SBinfel. 3m 3af)re 1884 foH eine, hoffentlich al« S3cffe- 
rung fidj jeigenbe Umänberung biefer Drgel ftattgefunben 
fjaben, wie mir gefagt würbe, burdj einen inoaliben bortigen 
ehemaligen ©djmieb. ©djrecflidj ift au<$ jefct bie Keine Drgel 
ju 33üdjen, weldje auf S3etanlaffung beö bortigen Sßrebigerö 
ßonrab SRemmerö (1695—1722) einige 33ürger aus Hamburg 
fdjenften. 

(Sinige Jtirdjen fjaben in ben legten Sauren gute neue 
Drgeln erhalten, j. 33. »reite nfelbc 1808, an ©teile ber 
alten 1717 erbauten, femer Sütau, $ötr an, ©an beö * 



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122 $ie fird)l. Shinftardtfologie b. Greife* #er$OQtl). Sauenburg. 

neben. Sefetgenannte Jtir<$e war 1701 oon SWagnu« oon 
SBebberfoft) mit einer frönen Orgel oon 15 SRegiftern mit 
Sßebal unb 2 9Jtanualen befdjenft, toeldje ber berühmte Orgel* 
bouer 5Hrl> ©djnitger in Hamburg für 1200 Ji (?) 
§ergejleHt Ijatte ; ba« „auögeföioeifte SBerf " baron würbe aber 
fe^orat in 9WöHn angefertigt. 3)ie jefcige Orgel ^at 20 9te* 
gifler unb ift 1876 oon gurttuängler unb £öt)ne in @lje er- 
baut, gär anbere ©emeinben jle^en jefct neue Orgettoerfe 
toenigften« in 2Iu«ftdjt. 

©röfeere Orgeln mit fiattltdjen gagaben finb nur 
in 3Kölln au& bem 17. ^a^unbert unb in Sauenburg 
(oon 1625) oorljanben, beren lefetere in reiben Stenatfjance* 
formen gehalten, 1797 unb 1821 renooirt ijl. ©ie trägt al« 
Snfdjriften trefflidje ©prüdje, }. ».: 

S)ie ©timme t^ut'ö nt<$t, nidjt Orgetflang 
Slnbadjt unb £erj madjt gut ben ©'fang, 
©enannt werben mag aud) nodj bie Orgel, toeldje bie Jttrdje 
ju ©r. ©rön au 1806 aus ber SKrdje be« ©t 3o§anni«* 
flofter« in Sübecf für 475 Jb. Süb. ©ourant taufte. SDa« Sßerf 
ift jefet erbftrmlidj, fein Sleufeereö aber ift ganj ftattlidj. 

3u ©r. Öerfentin liefe ber bortige Sßaftor $etru« 
£unb 1632 eine Orgel oon 14 ©timmen mit einem flofien- 
auftoanb oon 919 3Jtorf bauen; fie brannte in golge eine« 
2Betterjlral>le« ab unb warb 1827 wieberljergejiellt (35 ur- 
mefier: »eitrftge @. 115. Sinfen £anbbud& ©. 221). 

SDafc bie ©tabttirdje ju 9tafeeburg ju @nbe be« 16. 
3aljrl)unbert8 eine mm Orgel erhalten fottte, ge^t au« einem 
Ijerjoglidjen SReffrtyte oom 10. Stpril 1572 ^eroor, in meinem 
ftdj ber £erjog bereit erftärt, ben Organijien attejeit täglid) 
jtoeimal auf bem £aufe SKafeeburg fpeifen lajfen ju wollen, 
ba bie Untertanen, wegen glüdlidjer SRücflunft be« ^erjogö 
3Ragnu« II. unb feiner ©emafjlin au« ©d&weben, fidj erboten 
Ratten, eine Orgel in ber ©t. SßeteröWrd&e ju 9tafceburg bauen 
ju laffen. — S)ie Äirdje ju ©rumeffe fam bereit« um bie 
Sttitte be« 15. 3at)rf)unbert« in ben 33eftfc eitwr Orgel; bie« 
geljt au« bem SEeftamente SBerner Äo<F« §eroor, roeld^er „to 



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$te firdjt. fhmftardjäofogie b. tretfeg fterjogtl). Sauenburg. 123 

Krumesse 2 marc to hulpe de orgelen" auöfefcte 
(f. biefe „3eitfd^rift :c." XII ©. 207). Sie jefeiße Orgel ba* 
felbft tfl 1843 re*)arirt unb erträglich. 

VL ©(otfeu. 
§36. 
a) S)ie ftltejien unb größten ©loden be« SanbeS. 
S5a bie S^rtfiianifirung Sauenburg« erfi ju einer &\t 
fidfj oottjog, afe ber @ebrau<$ ber ftirdjengloden Iftngfi ein all* 
gemeiner geworben mar, fo §aben audj alle SKrd&en unb Äa- 
pellen be« Sanbe« alöbalb bei tyrem (Sntjieljen be« 33efifce« von 
©toden fidj erfreut. Seiber $at bie Ungunfi ber 3eitl&ufte 
unb nidjt minber SBiHtür unb Unoerflanb ber 2Jtenfdjen t)on 
ben ©loden ber erfien Saljrljunberte be« ©fjrifientljum« in 
biefen ©egenben leine meljr bis in bie ©egenwart hinein i^r 
2)afein friften taffen. S)ie gegenwärtig ftttefie ftdjer 
batirte ©lode im ßerjogt^um ift bie von 1468 in 
3Rölln; i^r reiben ftdj nodj eine ©lode ju ©terleg von 
1481 unb ju @r. ©rönau uon 1497 als 3eugen be« 15. 
Sa^rljunberts an unb nodj etwa 8 bi« 10 anbere ©loden (ju 
Sreitenfetbe, Sauenburg, 3K ö 1 1 n unb ©terlet), 
lefctere von 1524) fjaben in ben testen 3^** *>or ©infityrung 
ber Deformation tljre ©timme bereit« erfdjaflen laffen. 3lo$ 
t)or f urjem bef afe ber Sreis Sauenburg eine batirte@lode 
au« bem oierjeljnten Saljr^unbert, nftmlid) bie trefflidje 
©lode Dom Sa^re 1394 ju©iebenbäumen; biefelbe ifi aber 
vox ettoa jroei Sauren — (nid&t etwa, weil fie geborfien ober 
fonfi unläutbar getoefen wäre, fonbern, wie mir oon unter* 
rid&teter ©eite bort mitgeteilt warb, lebiglid), loeil fie mit 
einer neu gegoffenen ©lode nidfjt re<$t jufammenjlimmen wollte!) 
— burdj ©tnfdfjmeljen uernidjtet toorben. greitidfj finb im 
Sauenburgifdjen nodj mehrere ©loden oorfjanben, toeld^e bem 
14. Saljr&unbert ifjre (Sntfte^ung jufd&reiben bfirfen, aber fie 
finb unbatirt, tragen feine 3al>re«jal>l unb bie 2Uter«be* 
flimmung ift nidjt unjroeifelljaft; l)ierl)er red)ne id) eine ©lode 
ju gul)lenl>agen, eine anbere ju Sauenburg, melleid^t 



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124 Sie fird)I. ®unftard)äoloöie b. tretfeg ^er^ogt!). ßcmenburg. 

eine ju Sütau, {ebenfalls eine ju @r. ©rönau, beren 
SKantel ganj fd^Iid&t unb nur mit einer in romamfdfjen 3JlojuffeI= 
bud&ftaben ausgef üljrten l)öd&fl fehlerhaften Snfd&rtft (Consonor 
vea, fleo mortuo, pello nosciva) üerfefjen ift; biefe ©todfe 
maß bei einem unteren SDurdfjmeffer von 1,07 m ein ©etmdjt 
oon etwa 1460 *ßfb. befifeen. 

©pätejtens bem 14. ^afjrljunbert, waljr* 
fd&einlid^ jebodfj ber jweiten &älfte bejfelben, entftommt 
b a s Heine ©löädjen in ber ß a p e 1 1 e ju gttljlett* 
Ijagen, weld&e hieran einen für bie ganje 
© e g e n b unerfefctidjen©d)afc befifet, ben t> o r 
bem ©d&idE f al ber ©lodfe oon 1394 ju ©ieben* 
bäumen ju bewahren, ben juftänbigen 93e= 
körben hoffentlich gelingen wirb. 2)ieS ©lödd&en 
fjat nur 44 cm unteren ©urdjmeffers bei 40 cm fdjräger 
äußerer £öfje, toirb alfo nur etroaö über 100 $fb. wiegen ; es 
trägt feine eigentliche ©lotfemnfdfjrift, erfjätt aber feinen großen 
SBertty burd& ben auf feiner Mantelfläche unb am oberen SRanbe 
angebrachten figürlichen ©dfjmudE. $war fonnte id(j ju bem 
f)od(j unb jiemlid& im fünften fjängenben ©lödfdfjcn nur mit 
großer 93efd(jwerbe gelangen unb nur unooHfommen Stenntniß 
baoon nehmen, fo baß idlj ©inigeS barauf nidfjt mit ©id&ertyeit 
Ijabe feftfteHen tonnen, aber im allgemeinen fann id& bod) l)ier 
jum erften SHale eine Sefd^reibung bes ©lödfdfjens geben. 9m 
oberen SRanbe jeigen fi$ in SRetief beuttidf) bie mer (Soangeliften* 
jetdfjen, ferner anfd&einenb Slbra^am mit bem ©dEjwerte, bereit 
Sfaaf ju opfern; bann ein auf einem Spiere reitenber SKann, 
bem eine grau entgegenkommt; ferner jwei um ein Jtinb be- 
fd£)äftigte ^erfonen (ob eine 33efcf)neibung ?). gwifdfjen ^ zn 
bilbltdfjen ©arfteHungen finben fidfj Srafteaten in bas 
3Mall eingegoffen. 2lm üDtantel ber ©lodEe erblidt man bas 
SMiefbitb eines ©ruciftjuS; er fieljt auf einem fecf)Sft>eidf)igen 
Stabe, ift beffeibet unb mit ber ßönigsfrone gefd&mficft S)a 
biefe SDarftellungSwetfe bes ©efreujigten mit bem 13. ^afjr* 
fyunbert erlifdfjt, fo möchte man geneigt fein, aud& bie ©loäe 
felbft foweit jurüdjubatiren; bodfj geigt ein weiter auf tljr be= 



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3)te firc^t. Äunftardjäologie b. SfreifeS $ex%0Qtt). Sauenburö. 125 

finblidfjes, in^aUlidö nodf) unerflärteö Relief, offenbar irgenb 
eine ®£orcifation oorfteUenb, eine burdfjauö früljgotfjifdfje 2lrd)i- 
teftur mit Jtrted&blumen an ben ©iebelfdfjenfeln. Unter btefer 
Slrdfjiteftur fi|t lintö eine gefrönte toeiblid&e §igur, auf beren 
©d&oofe eine Heine nadEte §igur, fid&tlidfj ein SEeufeld&en, fielet. 
33or beiben toieber ftefjt eine mit einem &eiligenfdf)eine a\x& 
gejetd&nete gigur mit einer brennenben Kerje in ber &anb (ob 
ein 9Kiniftrant?). 9ied&t§ oon btefem, ber ftfeenben grau ju= 
getoanbt, ftel)t ein SBifd&of, ben Strummftab in ber Sinfen, in 
ber SRedfjten einen 2ßetf)toebel l)altenb. hinter tijm lieber eine 
geflügelte gigur (ßngel ?) oljne &eiügenf d&ein, in beren &änben 
ein ©efftfe (ober eine umgeftütyte ©loäe?) fid^ befinbet. Db= 
glei<$ alle biefe giguren feljr xo\) erfdf)einen, bie ©efid&ter runb 
unb btcf, no<$ ganj romanifdf) finb, fo madf)t ftd& bo<§ f<$on 
jene bie früljgotlfifd&en Silbnereien dfjarafteriftrenbe gefd£)toeifte 
Haltung geltenb. 2ttan wirb besljalb auf ©runb ber ©nt* 
toidflung ber Äunft unb namentUdjj aud& ber ©rjgiefjerei in 
unferer ©egenb bie ©ntjie^ung biefeö Reliefs faum oor bas 
3a^r 1300 fefcen bürfen. Unterfiüfct wirb biefe änftdfjt burdfc 
eine bas 5Relief umgebenbe SHinuffelinfd&rift, beren Sudjftabcn 
ein fefjr altertljtimlid&es ©epräge ^aben. Die ©dfjrift ift 
fet)r fdfjtoer ju entziffern; ify glaubte lefen ju fönnen: „SDi.. 

ift oroioen f. on. oon. neifibplen. bie...". 

SBaljrfdfjetnlidf) ift tooljl baö Älofter (Sinfibeln bei 3«g in ber 
©dfjroetä gemeint, tooljin häufiger au<$ aus Ijieftger ©egenb 
SBaUfaljrten gefdfjaljen. 

33emerft fei Ijier ber gereift feltene gall, bafj ju bem 
letztgenannten Relief nodfj baö 93 1 e i m o b e 1 1 fidf) erhalten 
Ijat SDaSfelbe ift oor einigen Sauren aus ber £raoe bei 
©d&tutup ausgebaggert toorben unb ift bem ©ulturljifiorifdfjen 
ajlufeum ju Stibecf als 5lr. 3598 beS Jtataloges einoerletbt. 
2)ur<$ ben gunbort beS 3Jtobells, im Sette ber £raoe, wirb 
es toa^rfdEjeinlidfj, bafj bie guljlenfjagener ©lodEe in Sübed ge* 
goffen toorben ift, toeldfje ©tabt fd&on ju jener $eit Sebeutem 
bes in ber ©rjgiePunft leifiete, unb, mie weiterhin in § 40 
beS üRftljeren barget^an werben foH, oon jeljer bis in bie 



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126 2)ie firdjl. Äunftotdjäologie b. ÄreifeS ^cr jogtft. Sauenburg. 

©egenioart hinein audfj bas Sanb Sauenburg mit Erdarbeiten 
unb anberen ©rjeugmff en beft üunftyanbroerf es üorneljmlid) t>erf alj. 
2>afe man im Sauenburgifd&en foiooljl cor ber Siefor- 
mation alt audfj in ben festeren Sa^r^unberten in ben ©loden 
ftett eine £ert)orragenbe ßierbe ber Jtird&en erblidte, ge^t fdfjon 
aus bem Umfianbe l>eroor, bafc bat Sanb nod& jefct reitf) an 
©loden ifi, toeldfje fidfj foroo^l burdfj it)ren trefflidfjen fttang 
unb Ujren reiben ©<$mud, als audfj burdfj it)re © r ö fc e aus- 
jeid&nen. 3lo<fy jefet finb etwa 20 ©loden erhalten, toeld^e 
einen unteren 2)urd)meffer Don me^r alt 1 m Daben. 2)ie 
gröfcte berfelben wirb bie 5RifolaiIir(§e in 2Rölln in ber 
1,78 m SDurd&meffer fyittenben ©lode Don 1468 beftfeen, bie 
etwa 7000 $ßfb. @en>i<$t Ijaben wirb ; i&r reiljt ftdfj als jtoeit* 
größte eine ©lode juöreitenfelbe t)on 1511 an, bie 
1,70 m unteren 2)urdj)meffert l>at; anbere grofee ©loden finb 
nodfj ju 3Wölln (jtoei von 1514), ferner ju ©rumeff e, 
©r. ©rönau, ©t. ©eorgtberg, ©uboro, ©ült = 
joto, Sftafceburg, ©iebenbäumen unb ©terlep. 
Sllt bie f d^ ö n fl c n ©loden bet Sanbet btirf en roofjl bie ju 
3Jiölln, ©rumeffe,@ubou>, Saffa$nunb2Jtuftin 
gelten; bie erftgenannten namentlich audf) ^infidfjtlidfj bet Jtlanget 

b. ©dfjmud ber ©loden. 
§ 37. 3ierrat() unb Snfd&rift im SWgemeinen. 

Sejüglid^ be« ©djjmudet ber einjelnen ©loden Ijerrfd&t 
natürlich eine grofee 9Jtannidf)falttgfeit unb SBerfd&iebenljeü ; 
einzelne ftnb ganj fdf)lidf)t unb roeifen l)öd&ftent einige Seiften* 
proftltrungen am &alfe ber ©lode unb am ©d^lagringe auf; 
anbere tragen aufeerbem nur eine fdfjlid&te Snfd^rift^ o^ne figür* 
li($e ober ornamentale Weiterungen; tmeber anbere finb mit 
3nf dfjrif ten , Relief bilbern ober fonftigem ©dfjmude faft über* 
laben, unb nur bie 3^tlid^Ieit unb ©auberfeit ber äutfityrung 
föfint mit folgern SWifegriffe aus. 

2)em SKangel jeglidfjer 35atirung gegenüber (roooon fdfjon 
in § 36 33eiftriele genannt finb) geben anbere ©loden fogar 
ben £ag i^rer ©ntjte&ung an, $. 33. bie ju 2Jiölln 



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3)ie ftrdjf. Äunftard&äoloQie b. SfreifeS ^erjogtlj. Sauenfmrg. 127 

1468 „sexto Kalendas Augusti"; ber SReifter ifi un= 
befannt; ben SJtonat beft ©uffes nennen jtoei t)on Sorenj 
©tratylborn gearbeitete ©loden, eine in £af f aljn 1718 „mense 
Octobri" unb in ©eeborf 1724 „mense Septembri". 

Sntereffant ift eine ©lode ju -Kienborf a./®L, roeld&e 
1790 t)on 3. ©. Jtriefdjje in Sübed gegoffen ifi ©ie ifi mit 
oielen Snfdfjriften bebedt unb an ben oon biefen freigelaffenen 
©teilen oöllig mit einem -Weimer! oon SRoccocooerjierungen 
fiberfpannt, toäljrenb alle anbeten ©loden aus jener $txt in 
unferer ©egenb in i^rem ornamentalen ©djmude ben SRoccocofitl 
uermeiben unb ben befferen SBorbilbern ber SKenaiffance folgen. 
2)ie ©loden oon 1514 in SJtölln, gegoffen oon £tnrid(j oan 
Jlampen in Sübetf, finb audj oon funftgefd^id^tlid^em Sntereffe, 
ba aufcer ber eigentl)ümli<$en gorm au$ ijjr reifer ornamen* 
taler ©d&mud ntbtn nodfj ed&t gotljifd&en Sfteliefbilbem bereits 
burdfjaus SRenaiffance* S^arafter §at. S)ie um bie £aube lau- 
fenbe retd&e Saubtoerfoerjterung, in melier ein, ben roadfjfenben 
getounbenen Römern oon £elmjierben ät)nlidf>es SRotio befom 
ber« ^eroortritt, le^rt in fajl gleid&er SBeife auf ©d&mfeioerfen 
aus bem anfange be« 16. 3<$tf)unbert8 in Ifibedifdfjen Stirdfjen 
urieber unb befunbet für ba* 3a§r 1514 bereits ganj beutltdfj 
ben bisher für unfere ©egenben in fo früher $t\t nid&t oon 
ber Jtunfigefdfjidfjte jugeftanbenen Uebergang oon ber ©otljif 
jur Jtenaijfance. SBortrefflidfj finb bie in ein Saubioerfbanb 
berfelben ©loden eingefireuten, in jlartem 5ReIief Ijeroortretem 
ben Meinen toeiblidfjen Sflften, unb oon meifierljafter tünfile* 
rifd&er 2lusfü$rung bie bärtigen 3Jtännertöpfe an ben ^enfeln 
ber größeren ©lode, toffljjrenb bie toeiblidfjen ©enfelfö^fe an 
ber Heineren ©lode, obwohl im ©uffe meifierlidf) gelungen, 
fünftlerifdjj weniger befriebigenb ausgefallen finb. ©ne tyn* 
lidjje Stiftung gotl>tfd(jer gormen mit dementen ber grfifc 
renaijfance finbet fidfj audfj an einer ©lode ju ©terlep oon 
1524, auf toetdfjer leiber ber -Käme bes ©iefeerS nidfjt genannt, 
audfj fonji nichts aber benfelben belannt ifi. 

3m allgemeinen jeigen bie ornamentalen 33&nber, toeldfje 
bie £aube unb ben ©dfjlagring umjie^en ober bie bort befind 



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128 $ie fadjl- ftunftardjäologie b. ftreifeS $eraogtl). Sauenburg. 

lidfjen Snfd&riftjireifen einjufaffen Pflegen, toä&renb ber got^i- 
fd&en Sßeriobe eine naturalifttfd^c Stuffaffung beß Slatt* unb 
3tanfentoerfeß, fo j. 33. bie jierlid&en Sftofenjtoeige auf ben 
meljrgenannten ©loäen oon 1514 ju ÜJiölln, unb ber 2Bein= 
beerenfd&mudf einer ©locfe oon 1511 ju 33reitenf elbe. ©eit 
ber £errfdfjaft ber SRenaiffance aber überroiegt baß ^^antaftifd^c 
SRanfentoerf, toeld&eß häufiger , namentlich feit ber 3Jlitte beß 
17. ^aljrljunbertß, fafi in ein ©Jnfcenmufter fid& oerliert, j. 33. 
auf ©lodfen oon albert 33enning (ju ©t. ©eorgßberg 1681), 
Äorenj Straljlborn'ß (mand&e ©locfen oon 1718 bis 1744) unb 
auf ben jafjlreid&en oong.3B.£irt 1840—1851 gegoffenen ©locfen. 

©in 33etoeiß für baß bofje Älter ber § 36 befdfjriebenen 
©locle ju guf)lenf)agen liegt fd&on in ber an itjr fidf)tbaren 
33erjierung oon ©d&nüren, beren Sftiefelung unb Jtnoten- 
enben feinen 3weifel laffen, bafe fie ben bei ^erfiellung beß 
SKobeUß ober ber gorm benufeten toirflidfjen ©dfjnfiren ober 
©triefen iljre ©ntfte^ung oerbanfen. 

33eifjriele beß jeittoeilig oorfommenben äbguffeß na* 
türlid&er 33lfttter auf ©locfen bieten ©rumeffe 1674, 
too redfjtß unb linfß neben bem ©rucifijußbilb ber ©locfe je 
ein SBeinblatt eingegoffen ifi, toä&renb ju ©eeborf bie 
©lodEe oon 1724 ben 2lbguj3 eines Sinbenblatteß trägt. 

3luf ber letztgenannten ©locfe fieljt man audfj ein ein* 
gegoff eneß urirf lidfjeß lübedEif dfjeß 33ierf d&iHingßfiüdf. SB i r 1 1 i <§ e 
2Wünjen jieren au$ bie 2W öl In er ©lodfen oon 1514, unb 
jtoar Ijier alß £f)eilungßjeidjen jroifd&en ben 3Börtern ber 3n^ 
fünften , ju toeld&em ^xotde fd&ou fräfeeitig äbgüffe oon 
SJtünjen unb 3)JebaiHen oertoenbet rourben. SBeitere 33eiftnele 
Neroon bieten bie ©lodEen ju ©t. ©eorgßberg 1569 unb 
ju ©üb oio 1730. Sntereffant iji eine ©locfe ju 3Jlölln 
oon 1513, auf ioeid(jer 2lbbrücfe oon f. g. ,,9tegenbogenfd(jtiffel(ljen" 
angebrad&t fmb; au<§ auf ber größeren ©lodfe oon 1514 ju 
9KöHn, toeldfje einen filbernen Slbgufe beß ©iegelß iljreß 
©iefeerß enthält, finb aufcerbem 33rafteaten eingegoffen, 
toofär baß ältefle 33eiftnel im Sauenburgifd&en baß ©lödfd^en 
in gul)lenf)agen ift (f. ©. 124). 



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$te ftrdjl. ftunfiardjäologte b. f reifet $eraogtt). ßauenburg. 129 

Stußer ben ebengenannten 2Künjen giebt cß nod& oielc 
©efialtungen ber 2Borttrennunß$jeid)en. 3 U SRölln 
1514 toed^fcln j. 33, mit ben 3Künjcn Heine toeibtid^c Äöpfe 
unb SRofenjToeige ab; in gul)lenf)agen erbticlt man jnrifd&en 
ben SReliefö einmal fedfjö ©idjeln in einen Jtreiö gruppirt; bie 
©loden oon 1511 juSreitenfelbe führen als Snterpunftion 
fünf= unb fed^öfira^Iige ©terne, jufammengefefct aus lauter 
fleinen fünften, u. f. to. 

$ie 3>nf djriften felbft finb tljeilß in romanifdjen 
SKajuffetbud&ftaben ausgeführt (j. ». auf ben in § 36 
bem 14. igaljrljunbert äugefdjrtebenen unbatirten ©loden ju 
©r. ©rönau, Sauenburg unb Stitau), tljeite in go- 
tljifdjen 9Jlinuffeln, bereu ältefted SSetfpiel auf ber ©lode 
juguf)lenl)agen fidfj ftnbet; ferner, t&eiltoeife fd&on große 
Snfangöbud&jlaben aufioeifenb, gehören ^ier^er bie ©loden ju 
©terlcp 1481, ®r. ©rönau 1497, 3Jlöltn 1497, 1513, 
1514, Sauenburg 1514, unb too^l fpftteftes Seiftnel ju 
©terleij 1524. auf ber ©toefe oon 1569 ju ©t. ©eorgö* 
berg ijl bie 3>nf d&rift bereit« in ben mobernen ßapttal = 
budfjfiaben gehalten, unb feitbem ijl biefe (Schriftart in allen 
mir befannt geworbenen ©loden ©iegerin über bie romanifdjen 
3Jtojuffeln unb got^ifd^en 3Kinuffeln geblieben. 

S3emerfen3ioerti) ijl bie ©lode oon 1481 ju ©terlep 
audj baburdj, baß bte 33udjjiaben ber Qnf^rift oerfe^rt 
Ijerum auf ber Dberftöd&e ber ©lode fielen unb bie Snfdfjrift 
beötjalb oon redjtö nadf) linfö gelefen werben muß ; bie ©d&toierig= 
feit, fold^e ju entjiffern, wirb nod& baburdf) er^ö^t, baß mandjc 
SJudjftaben fogar auf ben Jtopf geftellt finb. • Drtl)ogra#)ifd(je 
geiler finb Ijftuftg unb erflären ftdfj aus bem 93itbungöftanbe 
ber ©lodengießer. S)ie 3 u f^wmenjie^ung mehrerer 
SBorte in ben Qnf Triften ber ©loden oon 1511 ju 83 reite n* 
felbe grenjt faft an Unoerftftnbltd&feit, fdfjeint aber abftdfjtlidj) 
gewählt ju fein, ba fie in allen SBerfen ifyreö ©ießerß, 
3tt. Sßeter SBulf, in ä^nlid^er SBeife toieberfe^rt, }. 93. 
au<$ an bem Sronje^auffaß ju ÜJiölln oon 1509 
(f. § 32. a. ©.)• 

9 



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130 $ie fird&t. ftimftard&äologie b. ftreifeS fterjogti). ßauenburg. 

§ 38 Sn^att unb Sebeutung bcr Snfdjrif tcn. 

9ßie fd&on bie Setradjtung bcr äußeren ©rfdjeinung ber 
3nfdjriften auf ben ©loden ju lefjrreidjen 2?erglei<$ungen SBer* 
anlaffung bietet, fo oerbient audj ber Snljalt ber 3nf<$riften 
eingeljenbe 33eobadf)tung unb jroar fielen hierbei in erfier 
Sinie biejenigen ^nfdjrtften, toeld&e fi<$ über bie 33e^ 
jlimmung außfpredjen, toeldje gerabe btefe ©lode 
8 u erfüllen §atte. 2)a§ natürlidj, namentlich bei Sante 
firdjen eine unb biefelbe ©lode oerfdjiebenen 3toeden tyre 
S)ienfie leiten mufete, ifi ja befannt. 2)ie rebenb eingeführte 
©lode oon 1468 ju 3Wölln rityrnt fid& Sßetter^euer* 
unb ©turmgtode jugtetdj ju fein, in benSSerfen: 
Dum fuero mota sonando do tria dona: 
Fulgura depello, flammas hostesque revelo. 

(Sine 83erei<$erung ber jaljlreidjen Varianten beß Wotto'ß 
§u ©djiHer'ß Sieb oon ber ©lode giebt bie, freiließ fehlerhafte 
3nf(§rift ber ©lode beß 14. 3af)rl)unbertß ju ©r. ©rönau: 

Consonor vea, fleo mortuo pello noseiva 
toeldje 3^ offenbar lauten foHte: Consono viva, fleo mortua, 
pello nociva. a 

Site gJrebigtglode bejetdjnet ftdj bie Sltefie ©lode 
ber ©tabt Sauenburg (14. Saljrfjunbert) : „Dum trahor, 
audite; voco vos ad sacra venite." 2lud> bie 1884 
eingefdjmoljene ©lode oon 1394 ju ©iebenbäumen faßte 
oon fid) auß: Indico divina, dum pulsor ego Ka- 
therina." 2llß gronteid&namß», £rinitatiß- unb 
©djeib*®tode wirb burdj tyre Snfdjrift eine ©lode oon 
1511 ju Sreitenfelbe gefennjeidjnet, toeld>e ganj befonbere 
Seadjtung oerbient. 9todj »uflöfung ber 3ufammen}ie$ungen 
lauten bie betreffenben Snfdjriften : 

Ano domin i. m. vexi. bo warb ide graten in be 
erre bef. billigen liegameß onbe ber billigen bre* 
folbid&gljeit. 

3d Ijete i^efuö. mi fdjal me beß grigbageß 
luben. bat fd&al onß be paffige bebubem peter 
SBulf got mi. 



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$ie firdjt. ®unftarcf)äologie b. ftreifeS §erjogt^. öauenburg. 131 

Sauf bie ard&äologifdje Sebeutung, weldje bic ©lode 
namentlidj ate ©djeibglode — (b. Ij. afe eine ©lode, weldje 
in fatljolifdjer $tit a B e tfreitage i u * Erinnerung an bic 
©djeibefiunbe ©tyrijli geläutet würbe) — baburdj Ijat, bafe fie 
in unfeter ©egenb bie einige infdjriftlid) al« ©djeibglode 
gefennjeidjnete ift, §abe idj cor furjem bereits an anberer ©teile 
fjingewiefen. *) 

2IuS ©djiller's Sieb oon ber ©lode. ift bie ©loden* 
infc&rtft ju 2Bortl) oon 1845 entnommen: 

2Ba$ unten tief bem (Srbenfo^ne 
2)aö roed^f elnbe 93erl)dngnif3 bringt, 
35aö fdjlägt an bie metallne Ärone, 
2)ie es erbaulidj weiter Elingt. 

3[n engfter SHnle^nung an baffelbe ©ebidjt behtnbet bie 
3nfd)rift auf ber ©lode ju ©eeborf oon 1872 beren 33c- 
ftimmung : 

3ur eintragt, jum ^erjinnigen Vereine 
SSerfammle fie bie djriftiidK ©emeine. 

2)ie größte (1884 umgegoffene ®lode) oon 1769 ju 
©iebenbäumen würbe in ber Snfdjrift wü ben SBorten 
angerebet : 

©o oft S)ein ©djall burd& unfere D^ren bridjt, 
©ei unfer &er$ auf ©Ott unb unfern £obt geriet 

©elbftrebenb würbe früher eine jefct umgegoffene ©lode 
ju ©anbe Sueben eingeführt: 
SBerbet 3^r midj gefdjidlidj ringen, 
©o wirb mein Klang @udj burdj &erj unb Dljren 

bringen. 

3u »reitenfelbe läßt 1851 bie Snfd&rift eine 
©lode fagen: 



*) Xljeobor $ac^: „'Sit Sdjeibgtocfe, fotote bie gronleidjnamS« 
unb XrinitatiSgtocfe" in ber „Seitfärift für fu#t. 2Biffcnfd»aft unb fudjl. 
Sebcn" (IjerauSgeg. üon Sut^arbt) 1885, <5. 592 -601 ff. unb 654 ff.; 
Ijier befonberS ©. 666. 



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132 $ie fird>I. Äunftordjäologte b. ®reije§ $erjogtij. fiauenburg. 

©eit oieten Sauren pari gefpalten 

£ing i<$. aSerjlumtnct war mein 9Jlunb. 

2)a liefe i<§ mi<$ ganj umgefialten, 

grofjlode jefct unb t^ue funb 

2)eö Ferren -Kamen toeit unb breit. 

3^m fei £06 unb 6§r in ©toigfett! 

3u ©d^ioarjenbed ruft bie ©lode oon 1847 unb ju 
Stafceburg eine oon 1658 gleichfalls ,,©ott allein bie 
©ijre." SDie ©orte „Soli Deo Gloria" tragen, aufcer 
einer jcfet ntdjt mef)r oorljanbenen ®locfe ju ©anbeßneben 
oon 1768, nodfj jefct bie ©loden ju SRafeeburg (1656) unb 
©eeborf (1724), teuere audfj nodj ben ©prudf): „Gloria 
in Exe eis is Deo" (Sul. 2, 14). 

83 i bei ft eilen finb mir fonft in lauenburgifdfjen ©lodern 
inf Triften nidfjt befannt geworben; nur eine ©lode ju ©anbeß* 
neben oon 1587 trug ben ©prudj ^efaiaß 40, 33. 8: 
„Ferbum(!) Domini manet in aeternum." 3luf ber 
©lode ju ®r. ©rönau oon 1497 fommt jtoar baß SBort 
„Dfanna" oor, aber als SRame ber ®lode („id ofanna") # 
wie ja audfj bie ©lode ju ©i ebenbäumen oon 1394 fid^ 
naä) ber ^eiligen Satljarina nannte („ego Käthe rina") unb 
bie ©lode ju Sreitenfelbe oon 1511 oon fi<§ fagt: „3d 
$ete iljef uft" u. f. ro. SBie bie Äird&en ju @§ren bejiimmter 
^eiligen gemeint tourben unb beren -Kamen erhielten, fo au<§ 
bie ©loden, bei benen in ber fatljolifdfjen Äirdje ja fogar eine 
eigene „ ©lodentaufe" oorgenommen toirb. ©ine anbere 
©lode oon 1511 ju Sreitenfelbe fagt oon ftdj, fie fei ge- 
gojfen ju ßljren beß (Srjengelß 9JtidKxel, unb bie ©lode oon 
1481 ju ©terlep iji gegojfen „in be ere unfer leoen 
froufen onbe fanto(!) jol)anßneß (1) babtetifjle (!)." 
2)ie Anrufung ©otteß unb ber ^eiligen ifl 
in ©lodeninfd&riften fe^r beliebt. „Salvator mundi, salva 
nos u rufen bie ©loden ju Sauenburg unb 3Rölln (beibe 
1514 gegoffen) „$tlp got onbe mariaa. funteb (!) 
iofjanß!" (Sterlet) 1524); „£elp got onbe maria 
onbe funt SKiftatoeß patrone" (SJlöltn 1513); 



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2)ie firdjl. fhmftardjäofogie b. treifeS ^crjogt^. Sauenburg. 133 

„S. Maria ora pro nobis" (Sauenburg unb 3Kölln 
1514); — ora pronobis pater Nicolae" (9Jtötln 
1468); „S. Willehade ora pro nobis« (®r. ©rönau 
1497); in &ejameter gef leibet ift ber Stuf jur £immel8fönigin 
auf ber fefjr alten ©lode ju Sütau: 

Ad te vox ego sum, virgo re(g) inacoelorum, 

äl)nlid) ju Sauenburg 1514: 

Ad tua confugio supplex altaria, virgo. 
SDiefelbe ©lode fflljrt aud) nodj einen anberen, einem 
£nmnuö entnommenen S3erö: 

O nate Dei, fer opem, 
Mundum qui sanguine curas. 

$ie aus bemfelben Qatjre 1514 ftammenbe ©lode ju 
3Jtölln jeigt bie beiben ©ejameter: 

O venerande Jesu, vitiorum mole (ließ move) 

gravatum; 
Confer antidotum contra pestem, Nicolae. 
auf ber Heineren ©lode ebenbort, ebenfalls oon 1514, 
fielen bie auf bie Jungfrau 3Jtoria unb bie 1)1. Jtatljarina be= 
jüglidjen 3^^n: 

Virgo decens, quam sol vestat stellaeque 

coronant! 
Splendidu(lu)m Catharine sanete mihi teneo 

nomen. 
SDie ©lode oon 1468 ju 3Jtölln fityrt unter ben Relief; 
bilbern ber 1)1. ffatljarina unb beö Ijl. iKifolauß bie leonimfdjen 
^ejameter: 

O pastor clemens meritis plene nicolae, 
fac me laudare tuum nomen ac resonare, 
Virgo Deo grata prudens Katerina beata 
Per tua da merita vas istud pangere clara! 

2luf ber ©lode Don 1497 ju ©rönau fte^t unter bem 
©iefcerjeidjen : „Sta. Katerina virgo". 

SDie in ber Snfd^rift ber ©lode oon 1481 ju ©terlet) 
üorfommenbenSBorte: „S&ef oöoan 9iafariet,iubeiorum 



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3gili 



134 2Me firdjl. $unftard)äotogie b. &reife$ ^crjoflt^. Sauenburg. 

rej" gehören ju einer berjenigen gormetn, melden man eine 
magifd&e SBirfung jufdjrieb. 

211* einjig in iljrer Slrt maß bie 3nfd)rift einer ©lode 
oon 1628 ju ©d&ioarjenbed bejeid&net werben, toeld&e bie 
3Wal)nung beß „£rau, fdfjau, toem" in ben Sßorten enthält: 
„fcraioe, aber toeljme, tool fdfjatoe". 

(Sine anbere ©attung oon 3nf<§riften finb gefd&idfjt* 
liefen Sntjalte« unb madjen enttoeber Angaben, toeld&e ftdj 
auf bie ©lode felbft bejiefjen ober enthalten SDttttljeitungen über 
öffentliche unb ©emetnbe'83erpltniffe. ©etoiffermafeen einen 
Uebergang ju biefer Klaffe bilbete bie jefct umgegoffene ©lode 
oon 1587 §u ©anbedneben, beren Snfdbrift lautete: 
„£inrt<$ Sloljme 3lm^tmann t§o ©tein^orfl fjeft 
mi taten ßeten; ©ott lat en bat geneten. SInno 
S)omini 1587. Ferbum (!) Domini manet in 
aeternum. grebertd). £. j. ßolfiein." 

Die ©loden ju ßubbetoörbe oon 1668 unb 1681 er= 
toasten ber Regierung beö öerjogö Julius §™ n J S u ©ad>fen* 
Sauenburg; eine ju &amtoarbe berjenigen ©^riftian'ö VIII V 
Äönigß oon ©änemarf, $erjog$ ju Sauenburg. Sntereffanter 
finb jtoei ©loden ju SRafceburg, beren eine oon 1658 außer 
bem tarnen beö &erjog« Julius &einrid(j biejenigen beö 
Sürgermeiflers unb ber SRatfjßoertoanbten als ber 
Patrone ber SRafceburger ©tabtfirdjje ©t. Sßetri enthält, toäfjrenb 
bie anbere oon 1659 ben -Kamen beö ^erjogS nid^t &at, 
bagegen jtoei 33ürgermeifier unb fe<$S SRatljöoertoanbte nennt, 
beren ÜRamen t&eihoeife oon benen ber ©lode oon 1658 afc 
weisen. Sürgermeifier unb ganjer diatf) oon SJlölln finb 
aufgejagt auf ber bortigen ©lode oon 1468. 

ajJeiftenö finb bie jeweiligen Sßafioren unb ßirdjeniuraten 
in ben 3nf Triften benannt; einjelne Setftriete Neroon anju* 
führen, ift unnbtfjig; oietleid&t aber toirb es ben mit ber 
tauenburgtfdfjen ßtrdfjengefdjidjte Vertrauten mögltd) fein, baö 
SKlter ber ältefien ©lode ber ©tabtftrd&e ju Sauen bürg aus 
ben in ber Snfd&rift enthaltenen f)iftorifd(jen eingaben nfi&er 



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$ie firdjl $unfiard)äoIogie b. Greife« ^erjogtl). Sauenburg. 135 

ju befiimmen ; in bief er oon mir nodfj nidjjt ooflftänbig gelefenen 
Snfd^rift Reifet eß unter änberem: 

„Dns. Johannes dictus Jrmme(?) vicerector 
ecclesie cum domino hinrico fratre hec cam- 
pana fecerunt fudi cum elemosinis omnibus 
bonis (h) ominibus" etc. 

(Sine (Erinnerung an bie Serbinbung, in welker baß 
£erjogtl)um Sauenburg burdfc feine jeittoeiltge 3uge$Brigfett ju 
bem fiaufe Sraunfd&toeigsßttneburg mit ©nglanb ftanb, betoaljrt 
eine ©todEe oon 1717 ju ©rumeffe in iijrer, nad) 2Iuflöfung 
ber Slblürjungen folgendermaßen lautenben Snfdfjrift: „In 
honorem Dei trinunius, regnante Georgio I. 
Magno Brittanniae, Fr anciae etHiberniaerege, 
defensore fidei, duce brunswicensi et lune- 
burgensi, Sancti Romani Imperii Archithesau- 
rario electore, principe pio felici, augusto 
patre patriae haec campana denuo fusa est 
anno a nativitate Christi 1717." 

Siefetbe Snfd&rift erwähnt au<$ eine* Beitrages ju 
ben UmgiefeungßEofien ber ©lodte, tooju „ber too^l- 
geborne &er £l)omaß ßieronimuß oonSBetfen (ließ 
SBidfebe) ©rbljerr auf ©d&enfenberg 50 ^eid^ßt^aler 
gegeben." SDergleidfjen Angaben ftnben fid^ häufiger. 2)ie 
Snfd&rift einer ©lodfe oon 1620 ju ©ütfcoio befaßt, bafe 
„ber ebler geftrenger unb fefter Runder SSalentin 
©d&ade, ßorenfc'ß toeilanb ju &afentl)at ©rbfeffen 
©on ju Umgiegung biefer ©loden auß d^r ifllid^cr 
üJtiltigfeit 200 3»art Sübifdfj oereljret" §abe. ©ine 
©lode ju ©eeborf oon 1724 rebet aufcer oon bem bamaligen 
Rird&enpatron griebr. £ier. oon SBJifeenborff unb feiner ©e* 
ma&ltn nodfj oon bem „Illustri et Generoso Domno 
Johanne de Hövelen, haereditario in Niendorf 
et Goldensee, Parroeciano Munifico". 

3ttandfje ©lodeninfd&riften nehmen auf einen früheren 
Umgufc 33ejug, j. 33. in £ofyenf)orn 1751 auf einen 
folgen oon 1740, ätynlidj) audj) ju©djjnafenbed. S)ie Snfdfjrift 



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136 $ie firdtf. ftunftardjftologie b. Greife« ^er^ogt!). Sauenburg. 

einer Srettenfelber ©locfe oon 1851 ifi fd&on oben mit- 

geseilt; ausfälliger nod& berietet iljre ebenbort &ftngenbe 

3roißtng$fd(jn)efter: 21 m -ReujafirSmorgen 1851 oer= 

lor id) beim gefigeläute baß ©leid&getoid&t 

unb meine Ärone. 3m ßerbfibeffelben Saures 

ju Sübecf ingeuerßglut&en neugeformt, will 

id) oon nun an mit meinem SKunbe, fo lange 

i <$ lebe, oerfünbigen ben9tu$mbed$errn." 

9la$ ben -Warnen beö spaflorß unb ber Äird&enjuraten folgen 

bann nodj) bie SBorte: Umgegoffen oon %. SB. £irt." 

©ine ©locfe ju Sauenburg t>on 1711 fü&rt neben 

einer 3nfdf)rift in ^Jrofa nodfj eine tyx ©efdfjidf befingenbe in 

finnigen SDifiid&en: 

Caesaris ut primi lamentor fatajosephi 

Ipsamet en rima perdita depereo! 

Pulchrius at gnari nunc fulgens arte magistri 

Ex terra redii, sie aliquando pius! 

§ 39. gigürlidjer ©dfjmucf ber ©loclen. 
SDie 2Jtetfterfd(jaft in ber ©iefehmfi jetgt ftdfj neben bem 
oortrefflid&en Klange ber ©locfen namentlich audj in ber 93er- 
jierung berfelben mit ftgürlidjjem ©djjmucfe. 3>ft bereits in 
§ 37 ber ©locfenjierrattje im allgemeinen gebaut morben, fo 
bebürfen bie reiben Seifyiele ftgürlidjen ©dfjmucfes, meldte 
ftdf) auf ben ©lodfen bes ßerjogtljumö oorftnben, jefct no<§ i^rem 
Sntjalte nadfj eine nähere Betrachtung. @ß ijt natürlich, bafe 
man auf ben ©locfen junftdfjfi bie Silber berjenigen 
Sßerfönlid&feiten anjubringen liebte, beren 
31 am en bie ©lodfe führte ober benen bag be* 
treffenbe Slird&engeb&ube geweift war. Sluf 
ber größeren ber beiben 1514 oon &tnri<ij oan Äampen ge* 
goffenen ©loclen ju 2Jtölln, ber f. g. „©aloatorBtoäe", 
ftnbet ftdj bei ber Snfdjrift: „Salvator mundi salva nos"ein 
oortrefflidjes Sleliefbilb beö Salvator mundi, offenbar nadf) 
bemfelbeu SJJobeH gearbeitet, toeld&es ©ert oan 2Bou 1507 
mehrmals auf ©loclen in Sübecf in Slnwenbung gebraut $atte. 



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$ie ftrd)(. jhmftardjäoloflte b. Greife* Serjogtl). ßauenburg. 137 

gerner trägt jene ©lode baä fd&öne SRelief beö Äird&enljeitigen 
dou SKöttn, beö % Sfttfotaus, roä&renb bie Heinere ©lode, ent* 
f^red^cnb ben im § 38 mitgeteilten SBerfen, bie SReliefßeflalt 
ber Jungfrau 9J?aria auf ber 3Wonbftdjel in ber ©traljtenglorie, 
foroie bie ber 1)1. Sat&arina jeigt; (entere ^eilige foioie St. 
SRifolauö erfd&etnen über ben gleidbfaHö in § 38 mitgeteilten 
SSerfen auf ber Zöllner ©lode oon 1468. 

3Jtaria mit bem Äinbe erblidt man auf einer ©lode ju 
© ü 1 fc o vo oon 1620 (alfo aus protefiantifd&er 3^t) unb ju 
© t e r l e 9 mm 1524, too neben tf)r 3ol)anneS ber Käufer 
mit bem Samme bargejieUt ifi, als SJüttitetljeiliger ber ftirdje 
unb ©locle. ©t- Petrus iji als SHtel&eiliger ber ©tabtfird&e 
ju Sftafeeburg auf beren ©tode oon 1658 abgebilbet. 

aSon neuteftamentlid&en ©egenflfinben erfd&etnt 
häufiger ber gefreujigte ©IjrifiuS als SWeliefbilb auf ©loden, 
merftofirbiger, aber nur jufäHiger SBeife lebiglidfc auf ©loden 
aus proteftantifd&er 3^ }. 93. ju Jlafceburg 1658 unb 
1656, unb ju ßrumeffe 1717. S)en ßruciftps jtotfdfjeu 
3Karia unb 3oljanneS bemerft man auf ber ©lode oon 1569 
ju ©t. ©eorgsberg; bie ©lode ju ©rumeffe oon 
1674 läftt redfjts unb linfs oom ©ruciftEuS beutlid^ je eine 
grauengefiaft erfennen, offenbar aWaria unb SJtagbalena, 
lefetere in SBejug auf bie SReue, burdlj roetd&e erji ber ©ünber 
ber ©nabe beS ©rlöfungstobes ©grifft t&etlljaftig nrirb. 2)as 
gleite 3Rotio fe^rt auf mannen ©d&eibgloden toieber, aud& 
auf einem 9Hnge aus 9JI a r i e n to o l b e (f. § 55). 

S)ie $aufe ©grifft unb anfd&etnenb fünf 2tyoftet in einem 
Rofyne finb auf einem SKebaillon ber einen ©lode oon 1511 
ju Sreitenfelbe fenntlidfj; bie alte ©lode ju gurten- 
i) a g e n jeigt oießeid&t eine Sefdjneibung ©fjrijii. Sil* einjige, 
auf (auenburgifd&en ©loden oorfommenbe alttefiament* 
l i $ e ©cene erfdjeint auf berfelben ©lode SHbra^am bereit jur 
Opferung Sfaafs. S)te ©gmbole ber oier ©oangelifien finb 
auf berfelben ©lode angebradfjt. 

Un er Hart ift baS fd&on in § 36 befd&riebene, eine 
©jorcifation oorffifjrenbe ÜRelief auf lefctgenannter ©lode, fotoie 



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138 $ie Krd&t. ftunftardjclofoate b. #reife$ £er$ogt$. ttauenburg. 

baö weitere SRelief barauf, ber auf einem Spiere rettenbe 
2Jtann, bem eine grau entgegenfommt. Unerflärt ftub au<$ 
nodj jioet SReticfö auf ber ©lode t)an 1569 ju © t. © e o r g s= 
berg. 3" b*m wnen in 3JlebaiBonform gehaltenen Silbe 
glaube idj einen liegenben ®ngel mit einer &arfe erbtiden &u 
bärfen; juerft badfjte idfj an bie ©efialt be8 ^obeö mit ber 
Qippt; boä) war SHBeö nid&t beutlidjj ju erfennen. 2luf bem 
anberen Relief fd&eint oor Säumen eine weiblidje gigur ju 
lagern, mit ber Sinfen ben Äopf fififcenb, mit ber Metten 
irgenb etwa« fjattenb; redjtö unb linfö oon ü)r je ein unb jwet 
Stmbergejialien. 

@ine weitere ©elegenljeit, bie Seljerrfdjung ber @rj* 
tedjnif ju jeigen, bot ftdj ben ©lodengiefeern in ber Slnbrin* 
gung oon jum^eil fe&r fomplijirten SBappen, beren ©ufj 
meifien* rein unb fdjön gelungen ifi. £ierl)er gehören bas 
SBappen ber £erjöge oon Sauenburg (© t. ©eorgsberg 
1681), ba3 SEa^en berer oon ©djad (© ü l fe o w 1751), oon 
£öoeln (© e e b o r f 1724) ; anbere fdjöne 2Bappen prangen 
auf ber ©lode oon 1744 ju 3t i e n b o r f a. ©t SDer lü* 
bedifd&e ©ojtyelabler erfdjetnt ju ©reiten felbe 1511 unb 
ju SDWUn 1514; l)ier aufcerbem baö ©tabtwappen oon 3JiöDn, 
wetdjeö aud& bereit« bie bortige ©lode oon 1468 giert. 2)aö 
auf ber ©lode oon 1851 gu Sreitenfelbe a\x% einem &erjen 
§eroorwadE)fenbe Äreuj ifi oon ber Umfdjrift umgeben: 
„©lode ber (Soangelif dj'lutf). Jtird&e ju 
Srettenf elbe", meines Sßiffenö im Sauenburgifdfjen baß 
einjige Setftriel, too auf einer ©lode iljr Seftimmungö o r t 
angegeben ifi. 

§ 40. 
SD i e ©iefeer ber ©loden. 
S3on ben ©loden, toeldje ben Äirdjen beß lauenburgifd&en 
Äreifeö jur 3tote btenen, finb bie meiften au« ben Sßerf* 
ftätten lübedifdfjer unb Ijamburgifdjer 3Keifier ^eroorgegangen. 
3n unferem 3a$r$unbert lieferte in Hamburg bie ga<= 
milie Sie ber, unb jtoar t&eite 3* ®- ©fcbw# t^eitö bie 



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$te fitdjt. tunftardjäoloßie b. $reife$ &er§oatf). ßauenburg. 139 

girma 3. SR. »ieber & ©oim ©loden j. 35. für Srunflorf, 
SRienborf a./©t., ©d&toarjenbed unb SBortfc im Seitraume oon 
1803—1847. „Sodann gallentin 3Roller in £am* 
bürg" goß 1697 eine ©lode für 33runjiorf; $ ermann 
Senning 1668, unb Dtto ©trufe 1681 je eine ©lode 
für ßubberoörbe; beibe 9Mfier wohnten in Hamburg. 3n 
S ti n e b u r lebten bie ©ießer g} a n> e I 33 ß, ber 1620 für 
©ülfcoto t^ätifl war, unb 3. 2X3iegener, oon wettern bie 
ftHrdje §u £ol)enl)orn 1751 eine ©lode umgießen liefe. Sttuf 
ber in § 38 genannten ©locfe ju ©djioar jenbed mit 
bem 9Ka|nfj)rudje „£rau, fdjau, wem" jteljt „Hermann 
M e y M. F. 1628". Offenbar ift bie« ber 9tome bes fonjl 
unbefannten ©teßerß unb ift ba« M. F. als „me fecit" auf- 
julöfen. SDie größte ©lode ber ©tabt Sauenburg toarb in= 
fdjriftlidj „gegojfen in Soifeenburg oon ©afpar ©einrieb 
(Saftell aus granffurt am 3ttet)n", bietet alfo ein 33et* 
fyiel beö ©uffeö burdj um^erjie^enbe SWeifler. 

3)er oben genannte ©ermann SBenning gehörte ber feit 
3Kitie be« 16. ga^unbertö in Sübed anf äff igen 
©ießerfamtlie 33enning an; beren bebeutenbjle 2Jtit* 
glieber waren bie lübedifd&en SRat&ö», ©tüd* unb ©lodengießer 
3Ratt§ias (fiarb nad) 1597 unb oor 1608) unb 3llbert 
(f 1695). 33on 3llbert'3 {joljer 3Weifterfd>aft giebt no<$ im 
ßauenburgifdjen bie ©lode oon 1681 ju ©t. ©eorgöberg 
Seugniß; f)ödjft roal)rfd)einlicb befaß früher audj bie Äirdje ju 
©rumeffe brei 1674 gegojfene ©loden oon ber &anb biefeö 
SJJieijierö; eine berfelben, bie nodj üor&anben ift, nennt freilid) 
ben ©ießer nic^t; aber bie 83erjierungen unb bie ganje fonfltge 
©rfdjeinung biefer ©lode toeift auf bie Sßerfjiatt 2llbert 
33enning'§ l)in. ©eine fd^önfien ©loden finb im 2)om ju 
9tafeeburg. 

SBon 2llberfs 9tad)f olger im 9tatf)$gießeramte, ^ßeter 
©fjrijiopl) ©eiger, befifcen ©uboto unb ©ülfeoto je eine 
©lode auö bem 3 a $ re 1 704 > bisher bie einjtgen biöjefct als oon 
feiner &anb nad)getoiefenen erhaltenen SBerfe. 2Beit bebeutenber 
als Äünjiler war ©eiger'3 ©djnriegerfofjn unb Slmtönadjfolger, 



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140 2)ie ftrd)l. Shmftardjöologie b. ftreifeS £eraogtl), Sauenburg. 

Sorcnj ©traljlboru, oon bcm unter anbeten nodjj trepdje 
©loden ju Saffa^n (1718), ©ubow unb 9Jiuftm (1730), ©ee= 
borf 1724 unb Sftienborf a. 6t. (1744) erhalten unb in @e= 
braudfc finb. S)ie oon bem jweiten 9ta<i)folger ©traltfbottVd 
Sodann SDaoib ßriefd&e, 1790 für SRienborf a. ©t. ge* 
goffene ©lode, beren SRoccocooerjierung bereits in § 37 er* 
wftljnt würbe, ift jwar no<$ üorfjanben, aber leiber befd&fibigt. 
SDerfelbe ©iefjer Ijatte 1769 eine jefct umgegoffene ©locfe oon 
faft 4000 Sßfb. ©ewtcljt für bie Äirdje ju ©iebenbäumen ge^ 
arbeitet; bamals war er nod) nid&t lübedifd&er $atl)Sgiefjer ; er 
bejetd&nete fidj) beö^alb auf ber ©lode alö „fto^. ©aüib. 
$riefd&e aus ©dernförbe"; eine gteidfjfallö umgegoffene ©locle 
ju ©anbefineben trug u. 3L bie SnfdEjrift: „21 uß reinen (!) 
@rj bin tdfj gefloffen, Sodann 3)aoib ßriefdfje aus 
©dernförbe fjat midjj gegoffen." 

SSon 3. ©. Sanbre, ber Sriefdje'ö 9lmt$nad[jfolger 
war, befifcen bie Kapellen ju ©dfjmtelau unb 33afebow ©loden 
aus ben Qa^ren 1805 unb I816. Sanbre'ö 9tod(jfolger würbe 
griebr. SBil^. &irt, oon welkem fidf) nod& ©(öden in ben 
5lird&en ju 33aft&orfl (1842), 33reitenfelbe (1851), ©t. ©eorg$= 
berg (1840) unb £amwarbe (1847) finben. @r war ber lefcte 
lübedifdfje ©tabtgie&meifter ; biefeö 3lmt warb 1858 aufgehoben, 
^irt'ö frühere ©eljülfen, bie ©ebrüber 9t ebb er mieteten 
ben @ief#of unb fegten audfj nod& nadf) £irt'8 £obe ben 
©lodengufc bortfelbft fort ; eine üjrer arbeiten fam 1872 nadfj 
©eeborf, wirb aber bereits 1877 als „ gedrungen" bejeic&net. 
®afür bafe Neroon bie ©d&ulb am ©uffe gelegen §abe, liegt 
fein 3Werfmal oor. 3efct finb bie ©ebrüber SRebber audfj 
fd&on beibe tobt, unb ber alte ©tabtgie^of ift ooiu ©rbboben 
jefct oerfdfjwunben. 

2Bir fa^en, wie bie Sübeder SRatfjSgie&er einen 3eüraum 
oon mehreren Sa^r^unberten &mburd& faft ununterbrochen mit 
trcfflid&en SBcrfcn bie Sauenburgifd&en ©ottesfj&ufer üerforgten. 
2Iber nid&t bie SRatljSgiefeer allein; fonbern beren Sßrürileg, bafe 
fie allein ©loden über 200 $fb. ©ewid&t follten gießen bürfen, 
würbe oft mifead^tet unb audf) anbere lübedifdEje ©ie{3 = 



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$)ie firdjf. ftunftardjäologie b. ÄretfeS §er$ogrt). Sauenburg. 141 

mciftcr würben mit Aufträgen aus bem Sauenburgifd&en be* 
e^rt. ©o j. 33. aus ber fefjr tätigen ©rapengiefeer* 
familie Älcimann namentlich Sorb I. unb ©orb III., ©rofr 
oater unb @nfel, von benen erftercr 1645 eine ©lodEe für 
©d&tüarjenbect unb 1646 für ©iebenbäumen goß, lefcterer 
1699 eine foldfje für 9Jtujiin; bie ©locfe ju ©iebenbäumen ift 
1884 eingefd&moljen ; bie beiben anberen arbeiten finb nodf) 
erhalten. 

3«>ct Sottyringer, roeld&e fid^ in Sübedf anfäffig gemalt 
Ratten unb oon bort aus anfdjeinenb im Um^erjie^en ityr 
©lodfengiefeergeroerbe betrieben, bie SJieifter SHicolauS ©age 
unb ©tep^en Sßollo arbeiteten ftets gemeinfam unb lieferten 
(1636 unb 1638 nadfj Sinfen, richtiger aber 1656 unb 165??) 
bie ©locfen ber ©tabtfird&e ju 9tafceburg. 3 U *> en oortreff- 
tieften Sübedfer ©iefcern, üon benen nodfj jefet arbeiten im 
Sauenburgifdfjen oorgefunben werben, gehörten jtoei gleidfoettig 
ju 3lnfang bes 16. Qa^r^unberts lebenbe 9Keifter. Der eine 
berfelben war ber ©rapengiefcer Sßeter 2Bulf. SDiefcr 
gofc aufcer ben in ben oortyerge^enben Paragraphen meljrfadfj 
ermähnten ©fodEen t)on 1511 ju 33reitenfelbe audf) bas oop 
treffliche Öronje-Sauffafi oon 1509 in 2Kölln (f. § 32). ©ein 
©iefeerjeidfjen fd&etnt bas rebenbe SBappen eines nadf) red&ts 
fdfjreitenben SBolfes gu fein, toeld&es fid^ auf einer ber ©reiten* 
felber ©loäen in SKeliefgufc finbet. aBett befannter unb aud) 
als tfünftler f)öf)er fieljenb ift ^eter Sßulfs 3eitgenoffe 
aWciftcr &inrtcf oan Rampen. 2lls t<$ ben im „Steper* 
torium für Äunjhmffenfdfjaft" 33b. IV. ©. 417 ff. abgebrudtten 
f leinen 2luffafc über „&tnriä van Äampen" perfafete, waren 
mir bie in ben oorfjergeljenben Paragraphen als funftgefdjidfjt* 
lidf) roid&tig unb audfj fonft metyrfadfj erwähnten fjerrlidfjen 
©loäen ju 9KöHn, roeld&e 1514 aus biefer 9Keifier£)anb 
Ijeroorgingen, nod& nid&t aus Slugenfd&ein begannt, ©eit i<$ 
biefelben genauer felbft gefeljen, fiefje idfj nidfjt an, fie ju ben 
^eroorragenbfien arbeiten biefes KünftlerS ju jaulen. S3on 
befonberem Sntereffe finb fie auä) baburdfj, bafc in ©Über aus- 
gegoffen, auf itynen bas ©iegel £mricf oan ßampen's uns 



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142 $ie firdjl. ftunfiardjäologie b. ftreifeS ^er^ogt!). Sauenburg. 

überliefert ift: in einem Greife ein fdjjräß red&ts gelernter 
SßaWenfdfjilb, auf toeldfjem unterhalb einer Keinen ©lode eine 
&ausmarfe fielet; bie Umfdfjrift in ßottyifcfcen ^inuf fein lautet : 
„©. fjinrid. oan Samten.' 7 

©in etßentlidfjeö ©tefjerjetd&en §at toeber oon biefem 
no<$ oon einem anberen für lauenburßifdfje ©otte§l)äufer 
tfjätiß ßeroefenen befannten SKeifler nad&ßettriefen werben fönnen, 
ba audjj ber aufßeridfjtete na<$ red()ts fd&reitenbe SBolf auf ber 
©lode oon Sßeter SBulf ju Srettenfelbe me^r ein rebenbeö 
2Baj>pen als ein urirflidjes ©iefjerjetdfjen fein wirb. S3on 
SDteiflern, beren 9iame bisher unbefannt geblieben ift ^ träßt 
ein ©iefeerjei^en in &au$marfenform, meiner Äenntmfe nadj, 
nur bie ©lode oon 1497 ju ®r. = ©rönau; auf einer um 
batirten ^ani fdfjlid&ten nur mit einem oierßet^eilten Greife 
ßejierten ©lode ju ©terlet) ifi ebenfalls eine £ausmarfe ju 
bemerfen. gür ein §ol)eS 3llter ber lefctßenannten ©lode 
fpridfjt ber Umfianb, bafe itreis unb £auSmarfe nur in feljr 
flauen Sinien aus ber überflöge bes ©lodenmantels &eroor= 
raßen unb offenbar aus freier §anb in bie gorm oor bem 
©uffe nur etnßerifct waren. 

§41. 
d) ©lodenfaßen. 
33on ben ©lodenfaßen, toeldfje audfj an einjelne lauem 
burflifd^e ©loden ftdf) knüpfen, befdfjäfttßen fid^ jtoei mit bem 
Orte, an toeld&em tj&nßen ju wollen, bie betreffenbe 
©lode felbft offenbarte. SDer SBolfSmunb erjäljlt, bafc 
na<§ 2lbbrud(j ber fleinen Kapelle bes als 2BaHfal)rtSort oiel* 
befugten Dorfes Klein^e^er man anfanßS bie ©loden nadj) 
3arrentin Ijabe brinßen tootten; aber oier ^ßferbe oermod&ten 
nid^t fte ju jieljen. Sßlöfeltd(j läutete eine ber ©loden Qani 
beutlidj : 

£inß, Xar\Q f 

3n ©eeborf toill idfj tyanßen. 
Sofort lonnten oier Ddjjfen bie ©loden jie^en unb nadf) 
© e e b o r f , ber 3Hutterfirdfjeber ÄapeUe ju Klein^ed^er, Ijinfüfjren. 



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3)ic ftrdjl. fünfte rdjäologie b. ftreijeg $er$Oötlj. Sauenburg. 143 

(Sine SSariantc bicfer ©age lautet bal)in, bafc man bie 
Heine ®tocfe biefer RapeHe na<$ betn ©utsljof e in ©rofr3 e $er 
Ijabe führen wollen, um fie bort an einer ©djjeune ju be= 
fefiigen unb fünftig bamit jum ®ffen ju läuten. allein fed^ö 
^ßferbe fonnten bie ©lode nid&t oon ber ©teile bringen; als 
man bann aber befd&lofc, fie nadj) ber ©eeborfer $ird)e ju 
fdjjtden, jogen jroei Ddjfen fie leidet baljin. 1 ) 

gafi biefelbe 2lnfdjauung liegt ju ©runbe, wenn uns be- 
rietet wirb 2 ), bafe geraume 3^t, nad&bem ein urtyrtinglidj) auf 
bem gelbe „©tintenburgers&ütte" Dor^anbeneö Rird&lein jerftört 
war, beim ädern jtoet üerjunfene ober vergrabene ©loden 
aufgefunben roorben feien, bie einftmafe jenem jerftörten 
ftird&lein angehört Ratten. älsbalD toottte man fie na<$ -Heuen» 
firmen f Raffen ; allein bie mer oorgefpannten 5JJferbe oermod&ten 
bie ©loden nid&t Don ber ©teile ju bringen. S)a legte man 
oier Ddjfen oor ben 2Bagen unb befd&lofe, benfelben tyren 
freien Sffiillen ju laffen, unb biefe jogen bie ©loden fjimoeg, 
führten fie aber ntd&t nadj) Sleuenfirdljen, fonbern oor beffen 
gilialfird&e in Sa ff afjn, roofelbfi bie ©loden bann aufgehängt 
rourben unb lange im ©ebraudf) waren. 

5Bon ber mefjrgenannten ©lode oon 1524 ju ©eeborf, 
auf welker eine 2Jtünje mit ber Snfd&rtft: „4 Shilling 
Sübif<$ ©tabtgelb" ju fe&en ift, geljt bie ©age, ba& oier 
gräulein jum ©ufj ber großen ©lode trier ga& ooll !Cier= 
©d&iUing»©ourant=©tüde gefd&enft Ratten; jum ©ebäd&tnife 
baran fei eines baoon auf bie ©lode gebrüdt. 

Ueber eine ©lode ju ©anbeöneben toeife bie ©age 
ju melben, baf$ beim Transporte berfelben ber SBagen unter 
ber Saft jufammenbrad^. S)a fing bie ©lode an ju flingen 
unb ju fpred&en: 

Rlingen, ftangen, 

Up'n ©anbeSnebener »erg will id fangen! 



J ) 3ai)rbüd)er für bie ßanbeSfunbe etc. IV., <5. 146. 
*) Cinfen: fcanbbud) ©. 636. 



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144 $ie firdjl. Shtnftardjäotogie b. $reife3 ^perjogtft. Sauenburg. 

als bann ber Sßagen jur SQBciterfa^rt borten roieber= 
^erßcftcHt roax, liefe fid& bic ©lodfe ganj leidet tranöportiren *). 
3n breiten felbe nrieberljott fidlj bie weitverbreitete 
©age, bafe ein ©tocfengiefeergefelle baö jum ©loclengut 
mitbefiimmte ©über jum gröfeten SEfjeile bei ©eite 
gefd&afft §abe unb ber ©ujj oljne biefeö oofljogen fei. 2llö 
man bann bie ©lodfe aufgehängt unb geläutet Ijabe, Ijabe biefe 
nid&t ben regten fetten JUang gehabt, ©aburdjj fei ber -Dieifter 
hinter ben ©treidlj beß ©efellen gefommen, fei in SButlj ge* 
ratzen unb Ijabe ben ©efellen jtoifd&en 33reitenfelbe unb bem 
benachbarten ©orfe Sälau erfd&lagen unb üjm bas Silber 
roieber abgenommen 2 ), ©eßljalb Reifet eö nodj) jefct im S3olf3= 
munbe 3 ), bie ©lode ju SBreüenfelbe rufe: 

33imm, bamm, bumm! 
Püffen Srebenfelbe un SBälo 
©log finen ©efellen be Weifter bob. 
Simm, bamm, bumm! 

VII. ©rabbenfmäler unb (S^nta^ien. 

§ 42. ©rabgeroölbe unb ©arge. 
2ln bemerkenswerten ober gar Ijeroorragenben ©rab= 
benfmälern unb @jritaj>I)ien ift bas Sanb Sauenburg über @r= 
märten arm, befonbers an folgen aus oorreformatorifd&er 
3eit. SlUe bie jaljlreid&en ®rbbegrftbniffe, roeldfje tljeils als 
©rabgeroölbe in ben Äirdjjen felbft fidf) finben, tljeils als be= 
fonbere JRftume au biefelben angebaut finb unb in benen feit 
Saljrfjunberten ber begüterte 3lbel bes Sanbes feine lefcte 9tul)e* 
ftfttte fid(j erwählte, fielen l)infid>tlici) iljrer äußeren ®rfd(jeinung 
nrie UjreS Snfjaltes forooljl in fünfilerifdjer als in ardfjäologtfcfyer 
33ejie^ung weit hinter bem jurüdE, maß in anberen ©ebieten 
beutfdjen Sanbes Darin geleiftet ift. ©rof$ ift bie $a\)l ber 
SanbeSljerren, roetd&e im lauenburgifd^en Sanbe tfjre Siefibenjen 



! ) $afyxbüä)tx für bie ßaubesfuube etc. IV., (5. 147. 

2 ) ©beubafelbft IV., @. 141. 

3 ) ©anbelmann: Xopograpfyifdjer $olf$Ijumor, ©. 16, $r. 27. 



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3)ie firdjl. Äunftardjäologie b. föreifeg §er^ogt^. ßaueitburg. 145 

Ratten in ben brei ©täbten, ttrie audf) auf ©d&föffern itjrer 
©üter, roie Kein ift bie ausbeute, roetd&e mir aus ifjren 
„gürftengrüften" geroinnen fönnen, roo man mit SRed^t eine 
£$üUe reifer ©rabbenfmäler fud&en bürfte! 211s im ^a^re 
1343 £erjog Sitbredfjt IV. in Sübed geftorben mar, roarb er 
nrie bie „©Ijrontfen ber beutfdjen ©tftbte" (33b. 19, ©. 496) 
ntelben, in 3Jlöl In begraben; bort fennt man feine ©pur feiner 
©rabftätte meljr. Unter bem ©fyore ber ©tabtfirdfje ju 
Sauenburg ift ein großes ©eroölbe, baß 1599 angelegte 
^amitienbegräbnifc ber^ßerjöge tton ©ad&fen=2auenburg. 2)iefe 
gürflengruft, in roeldjjer, roie es fd&eint, julefct bie «fterjogin 
£ebroig ©ibiHa, SBittroe £erjogS granj ©rbmann, beigefefct 
warb (f 1703), bietet, fotriel idj roenigftenS bei einem 33cfuc^e 
berfelben Ijabe beobad&ten fönnen, gar ni$ts irgenbroie 25e^ 
nterf enSroert^es ; aus einem ber fd)lid)ten ©arge biefer ©ruft 
f oU ein angeblidjer ©d&mucf einer £er$ogin tyerrütyren, ben ber 
Stüfler ber lauenburgifd&en ©tabtfird&e oerroatyren foU. S)er 
©rbauer biefer $ürfiengruft, £erjog granj II., mar ber einjige 
Sanbes^err, ber ein fteinernes ©rabbenfrnal, unb groar auf bem 
Gljore ber bortigen ®ir$e errieten liefe, einen großen ©arfopl)ag 
mit Reliefs gefdjjmücft, ein 3)enfmal eines oon bem &erjog 
unb feiner ©emaljtin ^eiftgetiebten ßinbes. Uffenbad), meiner 
1710 bie von ü)m befd&riebenen befannten Steifen machte, er» 
roätjnt ju Sauenburg auf bem Ijofjen Gljore biefen „fteinernen 
©arg, barauf ein alter £erjog in ©tein genauen, nebft feiner 
©emaljün fmet."* 35er fteinerne ©arg ift oerf d&rounben ; nod(j 
üorljanben unb jefct red^ts unb linfs oom ©^oraufgang Dinge* 
fegt ftnb bie (ehemals t)or einem fleinen Setpult mit ©rueiftf) 
fnienben ©eftalten beS §erjogS unb ber &erjogin, „j ener w 
fdfjroarjem SJtantel mit meinem fpanifd&en ftragen mit Äette 
unb ßteuj um ben &als, biefe in gelbfeibenem JUeibe mit 
golbenem ©efdfjmeibe um ben £als. S)as ©efidf)t bes .fjerjogs 
mar feinem ©efid&te auf ben t)on ifjm geprägten S^alern 
fpred&enb äljnlicl)." x ) $<$ fann an biefen ©eftalten einen Stunft' 



Sinfen: #anbbud) :c. <5. 594. 

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146 $ie firdjl. ßunftardjäologie b. Greife« fterjogty. üaucnburg. 

toert^ nid^t entbetfen; fie finb Ijifiorifdfj intereffant unb baburdf) 
merfwürbig, bafe fic &u bcr äufeerft geringen 3^1 freifieljenber 
in ©tein gearbeiteter ftatuarifdjer SBerfe gehören, weldje im 
Sauenburgifd&en überhaupt nad&weiöbar finb (t)gl. unten § 59). 

3u granjljagen (jefct $ran$of) fjatte bie &erjogin 
9ßaria (eben bie ©emaltfin beö ©erjogö granj IL, ber bie 
©tatuen fertigen liefe), im 3at)re 1608 neben bem ©djlojfe eine 
£offirdfje erbaut; in berfelben würben nadj) gefd&eljener 5Reftau= 
ratüjn 1690 bie Seidfjen ber ßerjogin (Srbmuty ©opl)te unb 
tyre« üorüerftorbenen ©emaljl« &erjog« ©ufiat) SRubotpl) Don 
aWedtenburg betgefefct; ebenfo wof)t audfj ber 1658 ju granj- 
fjagen aerfiorbene £erjog ^ranj ßeutrtcft, fowie beffen anbere 
SJodfjter Steonore S&arlotte unb beren ©emaljl ßerjog ß^riftian 
Slbolpl) t)on £olfieim@onberburg (f 1702), welker ju granj* 
tjagen ben Sßtffenfd&aften ju leben pflegte. 211$ bann — fo 
berietet Sifdfj in ben „Sa&rbüd&ern beö SSereinö für medflen* 
burgifd&e ©eföidfjte unb SUtert&umöhmbe XX., ©. 320 - nad& 
2lu8fterben beö fjerjoglid&en Kaufes ©adjjfemßauenburg bafc 
©dftfofc ju gran$agen 1716 abgebrod&en unb bie Äapelle ba- 
burdj) feljr f<$abl)aft warb, würben fünf Seiten auö jener 
Kapelle in bie Sirene §u Südjjen aerfefct, wo man jefct üer* 
gebenö nadf) benfelben fudjjt. Sie ©arge foUen in einem ©e- 
wölbe in ber ©üboftedfe beß ©eitenfd&iffeö ber Süd^ener ftird&e 
geftanben Ijaben. Sei beren jfingfier SReftauration finb aber 
alle ©ewölbe gefüllt unb ber gufeboben ifi mit bem übrigen 
Steile ber Äird&e mit 3iegeln gletdf) abgeflurt, fo ba& jefct fein 
äußeres SRerfmal beß SegrftbniffeS mefjr Dor^anben ifi. Sftüdf* 
jtd&tUdf) ber Jjerjoglidfjen ©rabbenfmäler bewährt fid^ alfo nur 
ju fe&r bie oon ßanbelmann, £opograpf)ifdf)er SBolfe&umor, 
©. 13, mitgeteilte Lebensart: „Xo Söfen iö niefö to 
föfen." 

3Me ©arge, weldje in ber gürfiengruft ju Sauen* 
bürg bie Seiten ber ^erjogttd&en gamitie umfd&Uefeen, finb, 
wie fd&on erwähnt, fd&tid&t unb oljne funftretd&e Sürbeit. 3)a& 
felbe ifi aud£) bei ben ©argen in faft allen anberen ©rbbegräb* 
niffen beß 2lbel3 ber gaU 9tur einfädle Snfd&riften fdfjeinen 



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$ie ftrdjl. $unfiard)äologie b. Greife« ^erjogt^ fiauenburg. 147 

bie 16 großen unb 4 Keinen SKetaUfärße ber gamitie von 
Süloro in © u b o ro ju jieren. SMetattf arge, nidjt n&ljer bef djrieben, 
foUen au ©r. Serf entin in bem t)on Soben'fd&en ©rab= 
geroölbe fielen. SRit einem 3™ n f a W/ roeld&et in ber ßirdje 
ju Subbetuörbe bie ©ebeine beß SRitterß ©eorg oon ber 
ßüt!) unb feines ©o^neß enthielt, befdjäftigt ftd^ bie bortigc 
SBoltßfage. @in fi e i n e r n e r © a r g , unb jroar. aus ©anbftein, 
fianb in ber ßirdje ju ©eeborf unb ift jefet in baß neue 
t>on 2Btfeenborff'fdje ©rabgeroölbe ö^ftellt. 3m übrigen 
fdjeinen im Sauenburgtfdjen nur £oljfärge t>orl;anben ju 
fein; 14 fold)er, angeblid) tl)eitroeife mit funftooHem ätefd&lage 
aus bem 18. SaWunbert, ft^n ™ ©rabgeroölben ber Jtirdje 
ju -JMenborf a. ©t.- 

3m „93erid)t ber ©efeHfdjaft für ©ammlung unb (Sr* 
Haltung üaterlftnbifd&er ältertljümer" (XX., 1861, £af. IV., 
9lx. 240) ift eine ßaußmarle abgebilbet, toeldje ju Sauen* 
bürg abgejeid&net ift unb jroar „t)on einer ^öljerneu Seidjen * 
platte im Sturme ber Äirdje mit ber Snfcbrift : „2lnno 1590 
ben 14. äug. iß 5ßeter 2Bei .... entflogen." Offenbar ift 
bieß bie ©rabplatte ober bie ©ecfplatte t)om ©arge beß im 
äuguft 1590 verdorbenen Sßctcr Sßclfetn, beffen s Jllabafler= unb 
3Jiarmor*(Spitapl) nodj in ber Äirdje ju Sauenburg Ijängt 

(f. § 44> 

3n einem (angebltd) ; benn i<$ burfte ifjn nidjt felbfi be* 
ftdjttgen !) „f unftooH gearbeiteten fernen ©arge" rul)t in ber 
Äirdje ju ©iebe neigen ber 1772 aerftorbene b&nifd^e 
©taatßminifter Solj. -öartroig ©rnft t)on 33ernftorff. auf biefem 
©arge fteljt eine bronjene Urne mit bem einbalfa* 
mirten ^erjen beß SBerftorbenen, baß einzige mir auß 
bem Sauenburgifdjen befannte Seifpiel einer ©eparatbeftattung 
üon ©tngeioeiben, roeld&e fonft nur bei Ijodjfürftlidjen *ßerfonen 
ober §odjgefteHten Äir^enfürften unb Sßrftlaten ©tatt Ijatte. 

§ 43. SDie ©rabfieine. 
S)ie faft burdjgel)enb aM Ralfflein, feiten auß ©ranit 
ober ©anbftein gefertigten ©rabplatten finb .meiftenß Don 

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148 $ie Kn$l. ®unftard)äologte b. Greife« $et$ogtlj. Sauenburg. 

red&tecfiger ©eflalt. 33on ©rabplatten, n>et($e an ber gufe* 
feite fdjmftler ftnb ald ju Raupten liegen einige im ©d^iffc 
ber ßirdje ju 3Jiölln; von iljrer urfprünglidjen Snfd&rift ift 
md&tö ju lefen; tl)r Sllter nidjt ju beftimmen. SDurd) feine 
gorm bemerfensroert& ift ber ju Raupten mit SBappen, unten 
mit einem £obtenfopfe gejierte ©rabftein beö Sßaftorö 9W. 3ol>. 
grtebr. ©tapels von 1669 im ©Ijore berfelben ftird&e. ©iefer 
©tein ift an feinem oberen @nbe burd) mehrere an ein* 
anber gereifte Streiöfegmente abgerunbet, rofttpenb bie brei 
anberen ©eiten gerablinig unb re<$tnrinflig finb. 

@igentpmlid& ift es, baft felbft t>on ganj getoöfjnlidjen 
©rabfteinen au« bem äRittelalter lein einjiger unoerfe^rt er* 
galten ift. 33iel ttrirb baran bie melfadj üblidje Sßteber* 
Derroenbung eines fdjon einmal benufcten ©rab- 
fteinen ©djulö tragen. 2ltö eine« ber jafjlretd&en 33eifpiele 
Neroon mag ber f. g. „©rabftein £ttt ©ulenfpiegei'ß" in 
9Kölln genannt fein: berfelbe jeigt in Umriffen bienidjt ganj 
lebensgroße gigur (MenfpiegeU jiemli<$ tief eingegraben unb 
namentlich bie ©eroanbung bemalt. ©iefe arbeit ift früfjeftenö 
im 16. 3a^r^unbert entftanben. Sie jefct gegen bie Sßanb 
gefeljrte ©eite biefer Steinplatte foll aber, nad) ©gröber 7 « 
£opograpt)te ber £erjogtijümer &olftetn u. Sauenburg II., ©. 149 f 
„unter einem toofjl fonfennrten Äreuje ©puren einer bilbüd&en 
Starfiettung in erhabener Sirbett, unb einer abftdjtlidj jerftörten 
3nfd)rift tragen". 

SmSnaentar berRird&e ju £o§enljorn ift jroar unter 
ber SRubri! „ßeidjenfieine" furjroeg bemerft „alte ftnb aor* 
Oanben"; unb auf ber ©übfeite ber Äirdje 33aftljorft liegt 
jefct angeblidj „ein alter Scid^enftcin oljne 3nf#rift, worauf 
nur ein Stobtenfopf unb jroei gefreujte ®no<$en. aufgehauen" 
finb; au<$ fott bie $irdje ju Stitau brei „alte" ©rabfteine 
befifcen; aber nad). einer ber 3nf djriften finb btefe, in ber 
SKttte ein ©rueifig unb in ben wer ©den Ärftnje auftoetfenben 
Setd&enfietne, roie audj ber mit bem ftobtenfopfe über gef reujten 
Shtod&en, fo gar alt ntdjt. 

2)er ältefte ©rabftein im 33eretdje bea £erjog* 



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$)ie firdjt. ftunftordjäologte b. ÄretfeS §crjogt^. Sauenburg. 149 

tl)um3 ifi Dor bcm 6bore in bcr SHrd&e ju 5Kölln ju finben; 
bic roedjfelnben 5Jtojuffelbud)ftaben feiner größtenteils t>er- 
lofdjenen 3 n f$rift namentlidj bic gorm bes M reifen ifjn 
bis in bas @nbe bes 12. 3af)rt)unberts jurüdt; aber fetbfi 
wenn bie ©teinmefeen unferer ©egenb befonbers lange ben 
romanifdjen ©^arafter ber Sudjfiaben beibehalten ljaben follten, 
was nidjt unroafirfdjemlid) ift, aber nodj genauerer Unter- 
fud&ung bebarf, flammt bie Snfdjrift biefes ©rabfteines auf 
alle pile au« ber 3eit »or 1350. SDie näd^fl älteften ©rab* 
jieine finb alle erfi tyfttgott)if<$ett Urfyrunges unb jebenfalls 
alle jünger als bas 3>a^r 1350. Srudjftfidte einiger foldjer 
©teine mit 5JUnuffelmfdjriften finb ju 3Hölln oorl)anben, tljetls 
in ber ßtrdfje felbft, t§etls ju ©tufen unb £f)ürfd)tt)etlen ber 
Rirdje Derroanbt. 33or bem Sßefiehigange ber Sird&c ju 
»reitenfelbe liegen nod) jroei ©tüdEe eines fyfttgotyifdjen 
©rabfteines, jnrifdjen betten baß SWittelftücf jefet feljtt. Slus 
ben nodj erhaltenen feilen lägt fidj entnehmen, baß es eine 
fd)lid&te Mffteinplatte mar; in ber Sölitte befanb ftd), oertieft 
ausgemeißelt, ein StreiS, ber eine £auSmarfe umfdtfießt unb 
t>on einer in gotljifdjen SUlinuffeln ausgeführten 3nfd)rift um* 
geben n>ar, t)on roeldjer no<$ bie SBorte ju lefen finb: „l)er 

Ijerman et. bem. g[ot. gnjebid) fi" 93teUeidjt 

war es ber Seidjenfiein eines bortigen Pfarrers. 

•Jtodj jüngeren ©tyarafter tragen bie ©djriftjfige bes 
großen mit einem mereeftgen ßodje. in ber 3Kitte burd)brod)enen 
Setdjenfieines in ber Äird&e ju äftölln, bejfen größtenteils 
nityt me^r lesbare ttmfdjrift, in ber bie SBorte „§aue bredjt 
(ber 9iame ifi ^aoebred)) bem ©ott gnebtd) fg" ju ent* 
jiffern finb, auf bie geit um 1600 Ijinroeift. 

3« größerer, wenn auä) im allgemeinen nur in befdjei* 
bener 2lnjal)I finb in ben lauenburgifdjen ßird&en fteinerne 
©rabptatten mit in Relief gehauenen bitblidjen 
SDarftellungen vertreten. 3)er fog. ©rabftein £ill ®uten= 
fpiegel's ju SJtölln aus bem 16. 3al)rl)unbert, unb bie §u 
Sütau unb Saftfjorft befinbtid&en, bem 17. $al)rl)unbert ju= 
jufdjreibenben finb fdjon genannt. SDie ältefte fold&er platten 



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150 $ie fadjl. #unftard)äoIoQie b. ÄreifeS ^erjogtl). XautnbuxQ. 

liegt in bcr ®ir*e ju ©an beö neben, leiber immer no* o§ne 
©*ufebecfe, unmittelbar oor ber füböftli*en $ir*tl)ür. 9ie*tfi 
oon einem bie 3Witte beö ©teine« einne^menben ©rucifxE !niet 
eine ritterliche ©eftalt, Unfö jtuei f old^e ; in ben oier ßefen 
finb bie ©innbilber ber oier ©oangelijien. S)ie Arbeit ifi m*t 
übel unb wirb ber etflen <pälfte beß 16. 3al)rl)unbertd ent* 
flammen. — 2ln ber 3nnenwanb beö Sltarljaufes ju ©ubom 
finb jefet jmei Äalffteinplatten mit febendgrofeen, in ftarfem 
3telief aufgehauenen ftiguren bef eftigt ; offenbar bienten beibe 
früher als eigentliche ©rabbeefptatten, oiettei*t auf f. g. £umben. 
2Iuf bem einen ©teine fie^t man bie gigur eines fte&enben 
StttterS, beffen Sßame in ber 3nf*rift, toel*e befagt, bafc er 
1569 im Älter oon 53 Qaljren oerfiorben fei, ni*t meljr le«* 
bar ift. S)ie Arbeit ijl oortreffli*; bie ^Bewegung flott; ba§ 
@efi*t offenbar rooljl getroffen, btö ®anje üotter Sebenöma^r» 
^eit. 3)er jtoeite ©tein, toel*er mehrere Qa&rje^nte jünger 
als ber erfte ju fein f*etnt, ba er in beutf*er ©pra*e eine 
Snfdjrift na* ®o. Sofianneö 5, SB. 28 unb 29 ent&ftlt, jeigt 
in SRelief einen fnienben SRitter; au* Ijier ift baö ®efi*t 
offenbar ein Portrait, au* Ijier finb, wenn au* ni*t in glei* 
Ijo^em ©rabe, bie SSorjüge bed ©temes oon 1569 oottymben. 
Seiber finb bei beiben ©leinen einjelne ©tüde bereits abge* 
brodelt unb namentli* bie Umf*riften ni*t me^r ooßftänbig ; 
fi*er aber barf man annehmen, bafe in beiben 3iittergeftalten 
3JJitglieber ber feit bem Qaljre 1470 ju ©uboto erbgefeffenen 
gamilte oon SBüloro abgebilbet finb. 

Sin ber SWorbfeite beß 2lltare« in berßir*e ju Kubbe* 
toörbe lag no* um'ß Satyr 1872 ein alter ©rabftein, unter 
bem (wie eß beißinfen, £anbbu*, ©. 622 Reifet) „bie ©ebeine 
beö Stitterö ©eorg oon ber Stttl) fammt feinem ©otyne ru^en. 
@r felbft liegt auf bemfelben in oofler SBaffenrüftung unbe= 
beclten ßaupteö, ber &elm ju ben güjjeu liegenb, auögetyauen. 
3&m jur ©eite auf bemfelben ©teine i(l feine (S^efrau 3Kar* 
garettja geb. o. SBenfftern, bie jebo* ni*t tyier begraben liegt 
fonbern tfyrem im SEobe ooraufgegangenen ©atten unb ©otyne 
biefeu $>enfftein fefcen liefe." SDie grau ftarb 1599, ber SRitter 



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$te !trd)l. ®unftard)äologte b. Ähreifcö ©erlogt!). Sauenburg. 151 

1587; bas £obeSjal)r bes ©o&ne$ ifi mir unbefmtnt. Sie 
meberbeutfd&e Snfd^rift biefer ©rabptatte giebt t). Stobbe: 
@efd)id)te bes ßerjogt^ums Sauenburg III., ©. 2 Q 4, toieber: 
„Unfere Sene werben grönen rote bat ©raß; be 
Siff werbt mit trenen gefftet, fo fcfjüllen fe mit 
fröben n>af fen." ©egenroärtig fdtjeint biefer ©rabftein nidjt 
meljr t>orljanben ju fein; jroar liegt hinter bem älltare ber 
ftubbewörber Äird&e eine große fteineme platte, von beren in 
römifd&en Äapitalbud)ftaben gehaltener 3nfd)rift nur nodj bie 
9lnfangSbud)flaben ber einjelnen Stiltn beutlid) finb; jroar ift 
auf biefem ©tetne ein tum einem ©tedf^elm nebft ©eefen unb 
^elmjier befröntes ©owelwajtyen in Sielief neljauen; bas aorbere 
9Sapptn tjat bie gorm einer £artf<$e und ift gauj abgefd^liffen ; 
bas Wintere SBappen ift no<$ jiemlidf) erfennbar unb jeigt ein 
an einem Saumfiamme fenfredjt fjinauflaufenbes ju groß ge= 
rat^eneß trierbeiniges £l)ier mit geringeltem ©dfjwanj (ob ein 
©pifc?). Db bies SBappen mit ber gamilie tum ber Sütl) 
gufammen^ang &at, fonnte i<$ nid^t lonfiatiren; oon „ausge* 
Ijauenen" giguren eines Sftitters „in ooBer 2Baffenrüfiung" l)abe 
td) fo wenig eine ©pur auf biejem ©teine entbeefen fönnen, 
als t>on feiner grau. 

3u ben funjireidj gearbeiteten ©rabfteinen jft^lt ber 
überaus große bes Bieter Saffe, ©tabtljauptmanns ju 3Wölln 
(f 1653), t)or bem Slltare ber bortigen ftird&e. £ier ift nid&t 
bie ©efiatt bes SSerftorbenen ausgemeißelt, fonbern eine alle- 
gorifdje ©arfteBung beliebt: auf einem 2lltare, über welkem 
bas Saffe'fd&e Sßappen angebracht ift, liegt ein ftobtenfopf ; ju 
©eiten bes 2lltares fielen jroei trauembe fafi lebensgroße 
menfdfjti<J)e ©erippe, beren eines bie fnöd&erne £anb auf ben 
£obtenfopf gelegt fjat. 5Die t)ier ©den finb mit üier Sßutten 
ausgefüllt; bie re<$ts oben l)ätt ein Slreuj, bie linfs einen 
9teifigbefen (?); bie untere linfs §at bie Siebte auf ein ©tunben* 
glas, bie Sinfe auf einen Stobtenfdjäbel geftüfet, bie Sßutte 
unten redjjts madjt ©eifenblafen, eine natoe SarfieUung ber 
eitelfeit alles Srbifd&en. SDaS Sielief ift feljr fräftig gehalten 
unb bie ganje Slrbeit reeijt gut. Sluf einem jweiten als 



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152 $ie ftrdjl. Shmftardjäologte b. ®retfe3 ^erjogti). Sauenburg. 

„ostium sepulcri" bejeidjneten ©teine biefeS ©rabes erjdjeint 
in gan$ Dortrefflid^er Ausführung bas SBaffe'fdje SBappen nodjj 
einmal. Sie langen lateintfd&en Qnfd&riften, in ©iftidfjen unb 
£enbefaft)Uaben, finb, allerbings mit jal;lreidf)en finnentftellenben 
geilem, bei Sinfen £anbbud£), ©. 588 f. wiebergegeben. 3$ 
ftimme aber oollfommen ein in bas bort (alfo fcfyon 1872) aus* 
gefprodOene Söebauern, „baft bie in früherer $eit über bas 
©rab gelegte tjöljerne Sebedfung längft l)in weggenommen ift/ 
fo bajs in wenig Satyrjefjnten bie ganje fdjöne ©fulptur wirb 
weggetreten fein!" 

SBie auf bem eben beftrod&enen unb auf bem ©rabfteine ju 
Eubbewörbe finb aud) fonft 2Bapj)en auf ©rabfteinen, 
meiftens in trefftid&er 3Iu3füf)rung erhalten. $n ber Kirche ju 
©terlet) liegt, in banfenswertfjer SBeife bur<§ einen 33retter= 
belag gegen Unbilben gefdjjüfct, eine fteinerne ©rabj)latte ber 
gamilte von 9BacIerbart=ßogel, com ^aljre 1624. Sie SDtitte 
barauf nimmt eine „^affion", b. I). eine Äreujgruppe, t>on 
mittelmäßigem SBerttje ein ; fe^r Ijübftf) unb fauber ausgeführt 
finb aber bie rings um ben 3ianb ber platte angebrachten 
jafjlreid&en 2BaJ)pen ber 2ßadferbarts unb ber mit i&nen Der* 
waubten ©ef cfyled&ter ; für bie SBapfcenfunbe SauenburgS wirb 
biefe platte von ^ntereffe fein; bie einzelnen SBappen nennt 
Sinfen, &anbbud|), ©. 605. 

$u ber Kapelle ju SBi^ejee liegt ein ©rabftein t)om 

^aljre 1668, beffen SBappen auf einem ©d&ilbe eine &\\>fcl* 

müfee fityrt, welche audE) als &elmjier fid(j miebertyolt. 2luf bem 

©teine lieft man eine, in römifdEjer Kapitale gemeißelte, etwas 

langatmige 3nftf)rift, welche bisher wofjl nirgenbs gebrudft ift 

un\) besljalb l)ier eine ©teile finben mag; fie lautet: 

„35 ie Ijod&ebel geboljrne grosetyr* unb oiel tugenb= 

reid&e grawe ©ibtlla 9iofina r>on galdfenftein 

2Bitwe oon SBölla, ber burd&leuctytigft fyoä)- 

geboljrnen ^rincefse (Sleonora ß^arlotta, gräw* 

lein onb £>er jogine ju Saufen ©ngern unb 2B eft = 

pfaleu wolbeftalte &ofmeiftertnne, ift geboljren 

anno 1627, geftorben anno 1668 ben 25 gebruari 



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3Hc firdjt. ftunftardjäoloöte b. ÄreifeS ©erlogt!). Sauenburg. 153 

onb begraben ben 27 martg beöfelben Saures 
onter biefen Steine." 

SBftljrenb bie bisher genannten ©rabjrfatten fämmtttd) 
aus $alfflein gearbeitet finb, befinbet fi<$ eine fol<$e auö 
©ranit in ber Sirdje ju s Jtienborf a. ©t. 6ö ift barauf 
baö SBappen ber gamilie ©rlenfam^ genauen, toeld&e in ben 
Qa^ren 1670—1730 Sefifeerin beö ©uteö SRienborf geroefen ift 

2)rei ©rabfteine am bem 18. Safjr^unbert birgt bie 
flirre ju ©t. ©eorgöberg; aud) f ollen ft<$ ©rabfteine breier 
in ben Sauren 1666, 1696 unb 1730 oerftorbener Sßrebiger 
5u ©d&roarjenbecf ftnben. Ob aber biefe ©teine irgenb 
befonberen ©djmudt an ©futyturen jetgen, oermag iä) nidjt 
anzugeben. 

3)o<$ !ann idj nidjt unterlagen eines neben ber lefet- 
genannten Stirbt ju ©djroarjenbeä fie^enben ©rabmafe Ijter 
©rtoft^nung §u tljun, obtoo^l es erft aus unferem Saljrljunbert 
t)errfil)rt . @S ifi bieö ein fd^lid^tcr Dbeüsfaus©aubftein, 
meldjer jidj über bem ©rabe bes 1827 oerftorbenen bortigen 
2lmtmann$ ßojtye ergebt unb in oergolbeter Snfdjrift bie 
goloenen SBorte trägt: 

„2Ber fo ftrebte wie S)u für bes SanbeS 2Bot)l unb 

ber 3Jtenfdj&eU: 
©nfet nennen ifjn no<$, ob audj oernuttert ber 

©tein!" 

§ 44. S)ie @i>itapl)ien. 

2)aS ebengenannte ©rabbenfmal leitet hinüber ju einer 
anberen klaffe oon ©rabbenfmälern, nämltdj ju ben aufred&t* 
fte^enben ober an ben SBönben befefiigten, ju ben eigentlichen 
(Epitaphien, wie fie namentltdj feit ber SReformattonSjett in 
aufnähme gekommen finb, unb um i^rer aufgäbe, bas ©e* 
bä<$tnif$ ber SBerjlorbenen toadjjufjalten, möglich oielfeitig ge* 
nügen ju fönnen, bie mannidjfaltigften gormen annehmen, tote 
jaljlreic&e Seifpiele im Sanbe beioeifen. 

$)er einfaßten gorm einer fd&ttdjten Snfdjrifttafel 
— wofür in ber $ird>e ju SBrunftorf bie 3Karmor platte mit 



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154 $>ie firdjl. ihmftordjäologte b. ÄreijeS Serjogtf). SJauenburg. 

angeblid) t)on fllopfiocf oerfafjter (bei Sinfen, £anbbuclj, 
©. 622 abgebrucfter) Snfcljrift auf einen 1781 tjerftorbenen 
©rafen jur Sippe als Seifpiet bienen mag, fie^t am näd&ften 
bas in bet Äirdje ju 3Wölln 1670 oom gJaftor ©tapels er* 
richtete @pitapl), auf bem aufcer 33ibetfprüdf)en unb ber 2Bib* 
mung nur ein fdjroarjeö ßreuj auf golbenem ©runbe unb ein 
SBappenfdjtlb mit ber ehernen ©d&lange fxd^tbar ifi; bie ßngel- 
figürd^cn ber Umrahmung jeicj)nen fid) bur<$ mäd&tige 
@d)öpfe aus. 

Vom Sa^re 1689 batirt in 3Jlötln ein bei Surfen 1 ) 
nidjt ermähntes (Spttapl), meines man !aum als ©pitapi) be* 
trauten würbe, toemt nidfjt bie Snfd^rift befagte, bafe 3oa<$tm 
SBerner &oeltidj es feinen Verdorbenen Ijabe fefcen laffen. @s 
befielt aus einem jiemlidf) fdfjlidjten, oben unb unten mit $n- 
fd&rift bemalten &oljra§men, roeldjer ein großes ©emälbe 
umgiebt. SefetereS ijat jum ©egenftanbe bie Stüclfe^r bes üer= 
lorenen Sohnes unb fyat, obroo^I bie &auptperfonen, Vater 
unb ©otyn, redjt mäßig jtnb, tiiel Verbienjilidfjes in ben 
übrigen giguren unb namentti<$ in ber ^erfpeftioe bes toeit 
jurücfgeljenben lanbfd)afttid&en £intergrunbes. 

(Sine anbere gorm ber @pitapl)ien Befielt in ber Sin* 
bringung gemalter Sßortraits ber Verdorbenen, batb in 
ganjer ©eftalt, balb als Vruftbilber, umgeben oon einem meljr 
ober minber reidfj gearbeiteten, meift in £otj gefd)nifeten, bunt 
bemalten unb oergolbeten 9tat)menroerf, in meinem @ngetöjen 
ober aUegorifdOe giguren d&rifilid&er £ugenben u. bgl. eine 
große Stoffe fpieten. Vorroiegenb finb es ^Jortraitö t>on ©etft* 
lidfjen, mit wenigen 2lu§nat)men geiftlofes tjanbroerfsmäfciges 
äßadfjtoerf. Von berartigen @pitapl)ien, roeld&e in großer 3ln= 
jaf)l nod& in ben lauenburgtfd&en Kirnen anjutreffen finb, 
feien tjter nur einzelne genannt, j. 33. bas lebensgroße Portrait 
bes gJafiors ©eorg @ber (t 1665) ju St. ©eorgsberg; bas 



SBgl ben banfen&üerttyen ^fuffafe bon 2S. $üf)r|en: $te „®pu 
tappen in ber Zöllner SHrdje" im „^räjito be§ $er. f. b. ©efd). b. 
^ersogt^. £auenburg." 53b. I. $eft 2, ©. 137-149. 



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$ie firdjl. ^unftor^äologic b. ftreifeS ^er^ogt!). Sauenburg. 155 

bes ©ufcerintenbenten Gramer ju Sauenburg (f 1645), beffen 
in Del gemaltes Silb jiemUcI) ftarr erfdfjeint; beffer ifl in ber 
gleiten Sird&e bas 93üb bes Sßafiors SJtartenS oom Safcre 1703; 
bie jiemlid) befoegten giguren ber £otjumra§mung ftnb unbe* 
beutenb. ©ut gemalt ift ta* Portrait in Del, roeldfjes ben 
^pafior Hemmers (1695—1722) ju 93üdj)en barjiettt; ba bas 
Driginalbilb ftarf gelitten §at, ift jefct eine gute, t>on grl. 
2Batf)tlbe 23loä in Serlin angefertigte ©ojne besfelben gleid&= 
falls bort aufgehängt, @ine djarattert)olle arbeit in Sßaftell* 
färben ifi ba« Srufibtlb eines mit bem Äreuje ber Ijanfeatifdfjen 
Segion gefc&mücften ^afloren im ©§ore ber$ird>e ju SRölIn. 

Site Sßortraits t)on ^id&k@eifllidfjen feien erwähnt: bas 
oon einem ungemein reidfj aerjterten SRa^men umgebene oaale 
S3ruftbilb in berfelben Ätrd&e ju 9Kölln, roeld&es außer einem 
2Ba}>t>en bie Snfdjrift trägt: „£inrid& Staljl ber ©tabt 
aJlölln geroefen ©ammer^err. 3lnno 1668". ©benfalls 
in reidfjüerjiertem Stammen mit bem 2Ba$)en erfdfjeint bas 
Sruftbilb bes 1670 oerftorbenen Zöllner ÄämmererS 3o&. SRic. 
©dfjmalfc aus ©rfurt, roeld&es gleid&falls in ber 9JiöUner Äird&c 
§ängt. 2luf 9Wetatt gemalt iji bas lebensgroße Srufibitb einer 
1745 aerflorbenen S3aronin SttbebpB in ber ßird&e ju 9licn- 
borf a. St.; ben retdfj gefdjjmfcten Stammen tragen wer runb* 
gefdjjnifete ©ngeld&en. 

$)en Uebergang ju ber reid^fieu gorm ber ©pi = 
tagten, n>o neben ben Silbern ber Verstorbenen 
unb iljren SBappen baß ßauptbilb in ber 2)ar jlellung 
einer bibltfd&en ©cene ju befielen pflegt, bilbet bas 
J677 jum änbenfen an Subolf £onig geftiftete ©enftnal in 
ber ^ird^e ju 3Jlölln. ®S fällt fd&on bur<$ feine außer* 
orbentlidfj reid&e SSerjierung auf unb enthält in ber oberen 
äbttyeilung bas Sruftbilb bes Cannes, unten fonrie an. ben 
©eiten bie ^ortraits ber ©Ijefrau unb jroeier £ödj)ter, bie 
3Kitte nimmt eine Äreujabnaljme ©fjrtfti ein. Offenbar Don 
gemanbter Sünflter^anb ausgeführt ift in berfelben Äird&e bas 
®p\ta\>f), roeldfjes 1689 ber ©djulfoHege 33aä&auS feiner grau 
fefcte. Sluf bem 2Jtittelbtlbe fniet oor bem Rreuj bes £eitanbeä 



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156 $ie ürcfcl. $hinftord)äoloöte b. $retfe$ ^crjogtft. Sauenburß. 

betenb ein Reine« 9Jtäbd)en in toeifeem ©eroanbe, neben tnetdjem 
ein Sßidfelfinb liegt, glanfirt wirb bies 33ilb t)on ben 
3J?ebaiHonj>ortraits einer grau unb eines ftinbes. 

2Bäl)renb auä) §ier nodj bas Portrait all fold^eö, felbfc 
ftänbiß unb ber batgeftefften btblifd&en Gegebenheit jiemli^ 
gletdfnoert&ig betrautet fein tmH, orbnet ft<$ in ben ber 9te= 
formationsjeit nfttjerßeljenben ©pitapljien bie StöbUbung be« 
SBerftorbenen, meifienö mit ber feiner i§n umgebenben gamilie 
oerbunben, bem als bie &auptfadje betrad&teten Mblifdjen Silbe 
oöUig unter; bie gamilienglieber wie aud& ber SSerfiorbene ober 
ber Stifter felbft finb meiftens in betenber Stellung bärge* 
ftettt unb erf dfjeinen eigentli<$ nur als 3 u 9 a & c ; anflatt bes auf- 
bringen 3<J)S ber ^ortraits in SebenSgröfee waltet In er 
ber 6§arafter bes 2tnbad)Ubübe8 oor, wobei bodfj 
burdf) angeftrebte Sßortraitä&nlidftfeit, burdfj angebrad&te SEa^en 
u. f. to. bie liebe perfönlidje @itetfeit ftdfj öfter gettenb ju 
mad&en ©elegenljeit fudljt unb finbet. 

S)iefe $orm ber @pitaj>l)ien gleidjfam als 21nbad(jtsbilber 
toar bereits in ber #otf)ifdjen Sßeriobe, aus ioetö)er ftd) aber 
im SauenburgifdOen fein S3eift>iel bisjefct tjat nadfjtoeifen laffen, 
beliebt unb blieb bis jur SDtttte bes 17. 3$)rf)Mtberts faft 
anöfd&licBIid^ in Uebung. S)as ^eroorragenbfte lauenburgifdjje 
SDenfmal biefer 2lrt bient jefct als 2lttargemälbe ber Äirdje ju 
33ü<$en, tooljin es aus ber ©d&toftfird&e ju granj^agen ge* 
bxafyt toorben ift. 3)aS oon einem tü^tißen Ränftler ^errfi^ 
renbe Delgemätbe jeigt bie unter bem ßreuje ß&rifti fnienben 
©eftalten bes £erjogs granj II. oon Sauenburg (f 16.19), 
feiner jtoeiten ©emaltfin 9Karia (f 1626) unb bie aus biefer 
@f)e geborenen 14 Slinber (9 ©ö§ne unb 5 Sftd&ter). ©bem 
fall« nidfjt übel gemalt ift bas 1638 bem gJaftor 9Kattl)ia$ 
^ßedfjelius oon feiner 2Bitttoe errichtete @pitapi) aus ber alten 
©tabtfird&e ju SRafceburg, jefet ju ©t. ©eorgsberg aufbe* 
ma^rt; es ftettt bie Kreuzigung ß&rifii bar unb ju beiben 
©eiten bes Äreujesftammes fntet bie gamilie bes 93erftorbenen, 
ber ^aftor felbft in ämtsfletbung. — 2lus bem Sa^re 1614 
batirt bas f. g. ©<$arff enbürgf 'fd&e @J)ita^ in 3t i e n b o r f a. © t , 



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$te firdjl. Shmfiardjäoloflte b. ftreifeS ^eraogtl). Sauenburg. 157 

ein jiemltdf) oerlofd&eneS £oljtafelgemälbe mit bcm ©rucifi£u$ 
im ^intergnmbe; oor bemfelben fnicn bic Stifter, $ans Soll* 
rat& von ©dfjarffenbürgf unb grau (beibe auf rotten Siffen) 
unb brei ßinber. — 9lus bemfelben 3a^re 1614 flammt ein 
roegen Serlöfd&ung ber Snfd&rtft (beten nod& lesbarer Slnfang 
lautet: „anno 6$rifti 1614 ben 14 gebruarg") nid^t 
nft^er ju beftimmenbeS ©pitctp^ ju 3fiölln. 3n ber barauf 
befinblid&en Malerei &at SDüljrfcn a. a. D. hinter ben in 
betenber Stellung im Sorbergrunbe fnienben ©eftalten „Silber 
ber ©rablegung ßljrifti unb feiner auferfteljung" feljen wollen ; 
bo<§ ift er &ter im Srrtljum; bie bargejleUte ^Begebenheit ift 
eine einfjeitlidjje, unb jroar ifi barin „bie auferroeefung bes 
SajaruS" jum Sortourf genommen. 

„2)ie auferfteljung ber Seiber" ift baß ßauptbitb eines 
(Spitals, n>el<$es in berfelben ftirdfje 1638 ^ermann ©Treiber 
errieten liefe ; im Sorbergrunbe fnien 3 männlidfje unb 5 roeib* 
ltd&e Sßerfonen ; au<$ finb auf bem Silbe jroei SBBaf>t>en unb bie 
©d&retber'fdjje £ausmarfe, unter weld&er ein gotbener ©d)u& 
angetrabt ift, gemalt. 

3)ie Silber bes auferfianbenen ßljriftus unb ber 93er* 
fudjung, wobei ein 3Hann mit brei Knaben unb eint grau 
mit groei 3Jtftbd>en fnieenb beten, fdtjmficfen baS ©püapl), roetdfjes 
ber 1594 oerjlorbene 3ollemne^mer Sodann Sremer ju SDiöHn 
feinem 1586 bort geftorbenen ®o!)ne fefcte; audlj Ijier fehlen 
bie groei SBappen auf bem Silbe mdfjt. 

2)as Sltefte @pita^ im Sauenburgifdfjen, ju- 
gleidf) basjenige, in roeld&em baS Sßerföntid&e auf baS befd&eibenfte 
3Jlafc jurüägebrüngt erfd&eint, birgt bie Ätrd&e ber ©tabt 
Sauen bürg; es ift bies ein £afelgemälbe auf ftreibegrunb, 
aus ber nieberfftd^fifd^en 9Kalerf<J)ule unb gehört nodlj bem 
@nbe bes 15. ober bem Anfang bes 16. 3al)rl)unberts an, bas 
einjige lauenburgifd&e (Spitapl) aus gotljifd&er 3eit. 2)as Sitb 
enthält üor lanbföaftlid&em ßintergrunbe eine Äreujgruppe, 
im allgemeinen siemlidj) rot) gemalt; bie ©fjriftusftgur felbfi 
ifi ju lang unb feljr mäfcig geraten; bod& finb bie £ftnbe 
bur<$tt>eg re<$t gut, bie ©efid&ter ber Stftarta unb bes fie 



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158 $ie ftrdjf. ^unftardjäotogte b. $reife3 ^er^ogt!). ßauenburg. 

Ijaltenben igo^anneß ni$t fdf)le<i)t ; bic 93eroegung eineß Kriegß* 
fned&teß ift ootter Seben. 9Iuf btefem Silbe finb bic ©eftalten 
beß ©tifterß ober feiner gamilie gar nid^t oorhanben ; nur ein 
SSappen, roeld&eß auf rotljem ©djjilbe ein filoerneß ßorn an 
fd&roarjem 33anbe jeigt, ift barauf angebrad&t unb bie Unter* 
fd&rift: „btbbet got üor ffidf (?) Segler on abel 
fpn Ijußfroroen üot all bat flehte, bat em got 
Ö n e b i ö f i". 

3loä) finb jroei @pita^^ten ju ermähnen, roetö)e toegen 
il)reß lanbfdjaftlid&en &intergrunbeß befonbereß Qnterejfe bean* 
forud&en bärfen. 2>aß eine, 1588 gefefct unb fp&ter mel)rfad& 
renootrt, beftnbet fidf) in ber Siird&e ju ©uboro; eß ift ttroa 
3 l / 2 3Keter lang unb 7 3Heter Ijodf), auf Seinen gemalt unb 
oon einer auß fjölgernen Säulen unb ©djnifcroerf gebilbeten 
Umrahmung eingefaßt. S)ie SBlitte beß 33tlbeß nimmt eine 
SarfteHung beß gefreujtgten £eilanbeß ein, beffen 33lut t)on 
jroei ©ngeln aufgefangen wirb. %m SBorbergrunbe fniet ber 
SSerftorbene, 3od)im von Sbtiloto, nebft feiner erften unb jroeiten 
grau unb f&mmtlid&en fiinbern. S)en &intergrunb bilbet eine 
^öd&ft tntereffante 2lnfidE)t beö ©uboroer ©utßl)ofeß nebft bem 
SDorfe unb ber Ktrd&e im Saljre 1588. — ign gleicher 2ßeife 
ift in ber Jlirdje ju 3)lölln baß jum 2lnbenfen an ben 
bortigen SBürgermeifter ©ob!e ©ngelß (f 1578) errid&tete 
©pitapl) unter a&m bort beftnblidfjen baburdf) baß tnterejfantefte, 
baß ber &intergrunb beß ^auptbilbeß, — auf toeld&em ju 
güfcen beß Äreuaeß G^rifti ber greife SBürgermetfter mit feiner 
gamilie in betenber ©teHung fniet — eine ©tftbteanftd&t 
bietet, meldte für bie Sltefte biß^er bekannte 2lnfid^t ber ©tabt 
StflöHn, unb jroar oom f. g. ©ied&enberge au^ aufgenommen, 
gilt. Uebrigenß ift bie Malerei fomo^l ber ßanbfdfjaft alß beß 
©reifenfopfeß gut außgefüfjrt. 

3n allen oorfie^enb genannten Epitaxien ift baß feaupU 
bilb ftetß ein SBerf ber 3Merei unb nur bie Umrahmung be* 
ftefjt aM arbeiten ber SMlbf d&mfcer ; aber audf) o o 1 1 fl & n b i g 
auß &olj ober ©tein gearbeitete @pitapl)ten 
finb in ben ftird&en Sauenburgß nadf^utoeifen. auf bem £f)urm* 



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feie ftrdjl. ftonftardjäoloßte b. ÄretfeS ^er^ößt!). ßauenburg. 159 

boben ber fttrd&e ju © r. © r ö n a u ließen j. 33. bie 9tefte 
einer fotöjen ßoljffufytur: eine ÄreujigungSgrufepe mit s JJiaria 
unb Cannes, ju güfeen befi ftreujed bie gamilie beö «Stifters. 
35ieö fräfttge Relief, an bem bie öruftpartie etjrijii xof) ge* 
galten, bie ©eftalten von 2Raria unb ^o^anneö aber re<$t gut 
geraden fmb, wirb ju Anfang beö 16. Sa^r^unbertö gearbeitet 
fein unb ijl trietteid&t ibentifdfj mit ber „SBotiotafel" von 1523, 
meldje nad) Sinfen'8 £anbbudf) ©. 597 nod) 1872 in ber 
©rönauer Äirdje t>orl)anben war, in bem Snoentare bw ftw<$* 
von 1877 aber. feine (SrtoSljnung gefunben fyat unb in ber 
Äirdje felbft aud) ni<$t mel)r ju finben ifi. 3n ber ÄirdEje ju 
Sauenburg Ijängt baö epitapl) bes f<$on früher (§ 42) 
genannten ^Jeter SBelfein (f 1590) unb feiner grau (t 1599; 
3)aö aJlittelbilb biefe« (Spita^ö befielt aud einem 2llaboftcr-. 
Relief; im Ijinterften ©runbe beöfelben ifi eine ©tftbteard&üeftur 
gemeißelt; bie 3Ritte wirb burdjj bie ©ruppe ber brei ©efreu- 
jigten eingenommen, in beren ©eftatten eine lebhafte ^Bewegung 
au3gefprod()en ift; am ©tamme beö Jtreujeö ©Ijrijii fniet -Karia 
3ßagbatena, ferner fiefjt man Sofjanneö, bie SDtutter ß^rifti 
unb einige grauen ; im SBorbergrunbe fnien gJeter SBelfein unb 
feine grau, jtmfdjen tljnen eine Keine £od()ter. 33aö ©anje ift 
eine tüd&tige Silbljauerarbeit; am roemgften gelungen ift bie 
©Ijefrau. 5Die an 2Karmor= unb 2ltabafter=5lrbeiten jener 3*ü 
beliebte SSergolbung an ©aaren unb ©emanbt^eilen feljlt audfj 
Ijier nidfjt. S)aö gro&e (Spitaplj berer von älbebpll in ber 
Jtirdje ju ftienborfa. ©t. ift um bie 9Kitte bes 18. 
3aljrl)unberts ganj aus toeifeem unb fdfjroarjgrau melirtem 
SWarmor ^ergefteUt; eö wirb t)on einer mit langen 3nf<$riften 
bebedften SWarmorplatte gebilbet, roeld&e unten unb oben von 
je jroei t>ottrunb gearbeiteten, mit Attributen ausgerotteten 
giguren in ©eberbe f lagenber Trauer unb gläubiger 3uoerfidf)t 
umgeben ift; ganj unten finb friegerifd&e ©mbleme angebracht. 

§45. ttneigentli$e@pita}>$ien. 
3u ben ©pita^ten im meiteften Sinne werben audj 
SBaffen, Stüfiungd« unb ^leibungöftüde ber SJerftorbenen, fonrie 



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"I 



160 $te firdjl. ®unfiard)äologie b. Greifes ^er^ogtt). Sauenburg. 

Trauerfahnen unb SBafcpenfd&ilber ju rennen fein, roeld&e jum 
©ebftdf)tniffe jener möglidjft in ber Sftftlje iljrer ©rabftfttte auf» 
gelängt ju werben pflegten. 3n biefer Sejtetjung barf man 
freiließ beut neben ©ulenftnegels ©rabftein ju 9Jtölln auf* 
gehängten ©tofebegen, beut Steile eines ^ßanjertjembes u. f. n>. 
feinerlei Sßertf) beilegen. 2lnberS Behielt es ftd^ rootyl mit 
bem ooHftftnbigen eifemen £arnifd), melier biß 1830 im ©tyore 
ber ffirdje ju ßauenburg Ijing, bei bamatiger Umgestaltung 
bes ©Torraumes aber t>erfd&nmnben tft. erroäljnung mögen 
Ijier nodfj finben trier fetyr verfallene gatynenftangen berer t)on 
SBaderbart-Äogel, nebft mehreren auf Seinmanb gemalten 
2Ba:ppen berfelben gamilie unb einem alten Stegen, in ber 
5lird^e ju ©terleg. S)ie ©eeborfer Siirdje bewahrte 
früher ein in £olj gefd&nifcteS 2Bajtyen nebft 33ilb unb Kriegs* 
gerfttfjfdfjaften eines t>on Süfcoro aus ber 3*ü bt% breifeig^ 
jfttyrigen Krieges ; jefct ift nur nodfj bas S3tlb, f reiltdj) aud& fd&on 
fel)r befd)äbigt üorfjanben. Qn ber Äirc&e ju Söüd&en tyängt 
an einem füböftlidfjen Pfeiler ein fdjlidfjter SDegen bes 17. Satyr* 
tyunberts, angebli<$ efjemals von einem &er$oge oon Sauenburg 
geführt unb ju beffen ©ebädEjtnife in ber Sirdfje bort aufgehängt. 

VIIL 2$crfd)icbcnc ©egeuftihtbc. 

§ 46. aSorbemerlung. 

(Ss ift im -Kad&folgenben nodfj eine Slnjatyl üerfd&iebener 
©egenftönbe ju befpredfjen, meldte nodf) jefet ober bod^ früher 
ityre SSertoenbung ttyeils beim öffentlichen ©ottesbienfte, ttjeils 
bei 33etf)ätigung ber $prü)atanbadf)t fanben. ®atyin gehören 
©nabenbilber, bie üeretyrt roorben finb, ober befonberö Iräftige 
Heilquellen, ju benen geroallfatyrtet ift; ferner ©egenftönbe, bie 
bei Ausübung ber Äird&enjuctyt in 2lnn>enbung famen ober 
jur 33erl)errltdfjung von 5ßrojeffionen ober Seid&enjügen bienteu, 
furj ©egenftönbe ber mannid&falttgften Slrt, bei benen aus 
einem ober bem anberen ©runbe eine ausfütyrlidfjere 33et)anb= 
lung in felbftftnbigen SIbfd&nitten biefer Arbeit nidf)t an* 
gejeigt fd&ien. 



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3)ie firdjl. Ihtnftardjäoloöie b. ftretfeS §er$oßtf). SaucnbutQ. 161 

§ 47. Sßallfaljrtsorte unb ©nabenbilber. 

Unter ben ©egenftänben, an wetzen Irrglaube unb 2lber= 
glaube fid^ befonberS betätigen tonnten unb gegen beren 23or* 
fymbenfein fid^ bie proteftanttfd^en ßird&eutnfitationen ganj be* 
fonberS mribtn mußten, fielen in erfter Sinie bie SBaEfaljrts* 
orte unb bie ©nabenbilber, beren 33efud& in fat^olif^er 3eit 
eine reidje ©innaljmequelle für bie Äirdjen unb Kapellen bes 
betreffenben DrteS bilbete. ©old&er ©nabenorte gab es im 
£auenburgifd&en mehrere. SBaUfaljrten gefdfjaljen j. 93. jum 
Oeiligen ßeidjnam nadf) bem 35orfe Safifjorft, unb bei ber. 
ßirdjenmfitation oon 1581 würbe ber „Aberglauben toegen bes 
ty. Setd&namsbrunnenS ta^iret" unb verboten. 

gür nmnbertljätig galt eine Quelle mStleins8edjer, 
toeld&e t)on 2Ballfal)rern jaljlreid) befugt warb ; nadf) @inf ityrung 
ber Sieformation mürbe bie Duelle oerfd&üttet unb bie bei ber* 
felben erridjtete RapeHe abgebrochen. 2lu<$ auf einer Stoppel 
ju -Wienborf a. @t. fommt eine Duelle ju £age, toeld&e in 
alter 3eü mit einem ©elanber eingefafet mar, ba tljr £eil£r&fte 
jugefd&rteben mürben, unb nocij in ber ©egenmart ift einer 
Jtatfje bafelbji ber Sftame „©efunbbrunnen" geblieben. 2fad& 
an einem Ijeilfräftigen Saume fehlte es bem lauenburgifd&en 
Sanbe nid&t, unb bafe in ben igaljren 1825 unb 1826 SEaufenbe 
von ßrüppeln unb Äranfen u. f. m., t)orjüglid& aus XJauenburg 
unb 3Ke<flenburg, ooH feften ©laubens ju biefer eine (jalbe 
©tunbe öftüdf) oon SDtöllu geftanbenen 2Bunberei<$e maHfatir* 
teten, ift ein trauriges 3 ei $ en f ür *> ic in unferer aufgegärten 
3eit fortbauernbe Umnadfjtung ber ©eifter. 

3u ©ültjoro unb ©terlep falj fid) 1581 bießirdfjens 
tnfitation genötigt, ben Aberglauben bes SRot^feuerS unb bie 
Aufhängung ber fog. Ärone am ©t. Soljannistage bei ernjler 
©träfe ju verbieten. Als ein SRejl aus ber 3eit bes SBunber* 
glaubenS mufc ein Keiner 9Jiartenfd(jreinin berÄird^e 
3 u 9H ö 1 1 n gelten, beffen S3ilb angeblich nmnbertfjätig mar. 
©iefer fleine, tyod&red&tedtige, burdij jmei glügel gefd&loffene 
©d&enfdjjrein, Dor meinem ein feijr rotyer eiferner Sid&tredfjen 
befefiigt ift, enthält in red&t gut gearbeitetem ^oljfd&nifemerf 

n 



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162 $ie firdjl. Shtnftard&äoloßie b. Greife* ^er^ogU). Sauenburß. 

beS 15. ^aljrljunberts eine gefrönte äRaria mit Jtinb. Ur= 
fyrünglidfj waren bie giguren mit Sretbegrunb fiberjogen unb 
bemalt gewefen, wie nod(> erhaltene ©puren erfennen laffen. 
S)ie glügel waren ebenfalls bemalt; man erfennt nodfj eine 
ein 33ud) ^altenbe weiblid&e ©eftalt unb ©puren anberer ©e- 
jialten, audf) brei oerfd&lungene £änbe; 2llleg Uebrige ift doD= 
ftänbig abgeblättert. 

$>er berühmte jle SBaUfaljrtSort bes Sanbes war Sfidijen, 
beffen Äirdje wegen bes SeftfceS von ^eiligem 33lut fowie einer 
wunberttjättgen £oftie unb eines gleid&falls wunbertljätigen 
aWarienbilbeöfelbftnadj Einführung ber Deformation me^ralß ein 
falbes Sa^r^unbert Ijinburdf) von jatjlreidhen SBaflfaljrern be- 
fugt warb, unb in ber fatljolifd&en 3^it eine fo angefe^ene 
Sßallfaljrtsfird&e geworben war, bafe felbft eine SBergröfcerunfl 
bes ßird&engeb&ubes auf bas doppelte feine« bisherigen 9taume« 
Ijatte ftattfinben muffen, woju bie SJUttel burdfj bie oon ben 
©laubigen bargebrad&ten Dpfer an ©elb, 2Bad&S unb glad&s 
reidjjliclj floffen, fo reid^lid^, ba$ trofc ber Saufofien bie fttrdfje 
1581 aufeer anfeljnlidfjen belegten Äapitalien nodfj einen be* 
beutenben ©d&afe an golbenen unb filbernen ©erätljen unb 
fonfiigem 3* errat] & befafe. ®as wunbertptige Söiarienbilb, 
weites nod& 1590, wenn aud& nidf)t jur Anbetung, bodfj jur 
Slnfpornung für bie Dpfernben an ben oier großen gejlen unb 
bei befonberen ©elegenljeiten auf ben Slltar gefieHt warb, ift 
in 33üd(jen ntd&t meljr oorljanben, leiber audfj nirgenbs je ge* 
nauer befd&rieben. 9Jtan §at oermut^et, ba& es „mit beut 
ebenfalls wunbert^fttigen 2JluttergotteSbilbe in ber Älofierfirdlje 
ju © d^ laden wer t^ (bei ®ger) tbentifdj) fei, welkes eine 
fatljolifdfje lauenburgifd&e ßerjogin nadf) ber ftrabition aus 
9iieberfadf)fen mit* unb bafelbft wieber ju ßljren gebradjjt Ijaben 
foH 1 ). S)er ©darein bes SBüdfjener 2Karienbilbes fott nodfj in 
ber Strdjje ju 33üdj)en oorljanben fein unb hinter bem Slltar 

! ) SR a n e f e : Xopoßra^ifdje Söefd^retbunö beö &er$08tl)um8 Sauen- 
bürg, tjerauSß. öon SB. ©üfyrfen, 6. 356. Soft: ftunfttopograpljie 
2)eutfdjtanb3 IL, @. 466 fennt in ©d&Iadentüertfj fein atfarienbilb; 
©rueber: „TOtttetaltcrt. ftunft in SBöijmen" ift mir uidjt $ur #anb. 



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$te ftrdbl. $unftardjäologie b. SfretfeS ©erlogt!?, ßauenburg. 163 

auf bcm 9tüdfen liegenb jefet al« Dpferflocf bienen. hinter bem 
bortigen Slltare liegt aüerbings ein redjtedftger rotier ßafien 
aus ®id&ent)olj, beffen untere ßälfte, wenn er wieber aufregt 
^ingejiettt wirb, eine jur aufnähme von Dpfergelö eingertd&tete 
Deffnung ljat, wäl)renb bie obere ß&lfte einen f leinen ©darein 
bilbet, ber innen nodfj Spuren einer äufeerji roljen rein orna* 
mentalen 33emalung erfennen Iftfet. 2>er ©darein au fid& ifi 
ebenfo wertlos wie biefe Sßinfelei unb würbe eines fo fyofy 
uer ehrten ©nabenbilbes, wie bas ju Süd&en war, un würbig 
gewefen fein. 

§ 48. SBotUgef d&enfe. 
9Son ben SBotiogefd&enfen, weldfje namentlich in Erinnerung 
an gefd^ene Teilung tum ©ebred&en ober Erfüllung t)on @e* 
betswünfd&en in ben Strien, juntal bei ben ©nabenaltären 
aufgehängt ju werben pflegten, ift nid&tsmel)r oor^anben; foldje 
muffen aber früher oft geftiftet fein. 23üd&en, j. 33. befafe 
eine wädfjferneßanb, weld&e au« Sauf barfeit für bie burdf) 
Anbetung bes ^eiligen 33lute$ bafelbjl erhaltene Teilung auf 
ben bortigen Slltar geopfert war, wo fie nodfj 1581 lag. Sil« 
bei ber SBunberquefle ju ftletn*3 c # cr ^ e Äapelle abge-- 
bro<$en würbe, foHen jwet Sffiagen x>oH Ijöljerner Ärücfen, 
welche t>on geseilten Carmen unb Krüppeln als 2Beif)gefd(jenfe 
bort niebergelegt waren, auf bem gelbe oerbrannt worben fein. 



§ 49. galjuenfiangen u. f. w. 
Sie Äapette ju ©rambeef bewahrt jroei lange bünne 
lanjenäljnlid&e fd&warje ©tangen, über wetd&e feine nähere 2lu$> 
fünft ju befommen war unb bereu Sroeä n i^t flar ift. Jaus 
man biefelben nidjjt etwa für ga&nenftangen galten will, wie 
bie in § 45 ju ©terlep erwähnten, fönnten fie oieüeid^t bei 
Sßrojeffionen (mit nodf) jwei fold&en nidfjt mel)r üor^anbenen 
©taugen) jur #od(#altung bes triereeftgen Salbad^intud^eö ge* 
bient Ijaben. 



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164 3)ie firdjl. Äunftaräjäologie b. ftretfeS ©erlogt!). Sauenburg. 

§ 50. SJBeifjwafferbeä en unb 9iaudf)fäffer. 

S3on nodf) erhaltenen SBeifjwafferbedfen unb 3iaudf)fäffern, 
beren als bem fatfjolifd&en ©ottesbienft eigen Ijter gebadjt 
werben mufe, ift mir nur je ein ©jemplar im üauenburgifd&en 
befannt. SDaS 2Beil)wafferbecfen fiubet fid& im Innern 
ber Jtirdfje gu © r u m e f f e red^td neben ber füblid&en @ingangs= 
tljür beS SangfyaufeS in bie äJiauer eingelaffen; es ift oljne 
jegliche S3erjierung aus bem 2l<$tec! gebilbet, oerjüngt fidlj nad) 
unten unb ftammt au« got^ifd&er Seit. £)as Jtaudljf af$, aus 
Sronje, fefjr fd&lidfjt, jetgt einfad^ got&ifd&e gormen, ift nebft 
Retten unb £)e<fel wof)l erhalten utit) ifi bem 15. Sa^r^unbert 
jujufc^reiben. ®S fiammt aus ber ^ird^c &u Sölölln unb 
tätigt jefet in bem bortigen 9Jtufeum auf bem Slat^aufe. 

§51. D^ferftödeunbÄlinöelbeutel. 

Slufeer bem bereits am ©nbe bes § 47 genannten jugleidf) 
als Dpferfloä bienenben 3Jiarienf greine war ju Süd&en ehe- 
mals nod& ein anberer Dpferftoä. Unter SBejugnaljme auf 
ben älteren ©ebljarbi fü^rt nömlidf) oon Äobbe in feiner 
,,©efdf)id(jte bes &eriogtf)ums Sauenburg", 33b. I, ©. 47 an, 
bafc jur Unterhaltung ber ®irdf)e ju Südfjen oerfd&tebene in 
bem benachbarten üJReälenburg wofjnenbe SDorflcute freiwillig 
unb o^ne ©d&ulbigfeit oermittelft Einwerfen i&rer ©aben in 
ben baju befonbets gefegten ©todf oon unbenflid&en $titm 
fjer bas meifte beijutragen gewohnt feien. SMefer D^ferftocf ift 
nid&t meljr oorfjanben, audf) fein fonft irgenbwie bead^tenö- 
werter ärmenbtodf ober ©ottesfaften in einer lauenburgifd&en 
Ktrd&e ju ftnben. 

2ludf) t)on ben jur ©infammlung oon ©aben wä&renb 
bes ©ottesbienftes gebräud&tid&en Klingelbeuteln ift wenig 
Ijier gu bemerken, ©anbes neben befifct einen filbernen oon 
„%. 21. t)on SBebberfoppen 1723" gefäenften; gleichfalls 
filbern, bodf) mit getriebener Slrbeit oerfefjen ift einer ju ©ee = 
bor f. ßädfjerlidfj mufe es uns bünfen, wenn Uffenbadf) in 
feinen SRetfebefd&reibungen einen nodf) jefet oor^anbenen, ganj 
gewöljnlid&en Äliugelbeutel ju 3Jlölln einer befonberen @r* 



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$te firrf>t. $unftord)äologte b. Greife« £erjogtf). &menburg. 165 

Warnung roürbigt unb eine nrifcelnbe Semerfung baju madfjt. 
3n Anknüpfung an bic alten 2)rucfe unb Wefegeroänber in ber 
3JJöHner ©afriftei fd)reibt er: ,,2)od) war ein fonberbarer 
Klingelbeutel babei, ber an fi<$ fpannentang ifi, ganj fteif wie 
ein köpfen; er Ijatte eine brep ©pannen lange Jtö&re, baran 
ber ©tiel mit feftgema<$t ift. Am ©nbe biefer ©lange waren 
jn>ei ©tödlein gemacht, anfiatt bafj man fonfl nur eines l)at, 
üermutf)lt<ij weil ber (Sulenfptegel, nrie oben gemelbet, ein 
großer Siebfjaber t)on ©djeüen geroefen." 

§52. Äommunionbretterunb^ßrebigerliften. 

Als eine fpejififdf) proteftantifd&e ©inri<f)tung erfdfjeinen 
bie Äommuntonbretter, b. f). lange ©oljtafeln, welche 
aufgemalt bie Angabe über bie $af)l ber Äommunifanten in 
jebem eiujelnen ^cfyxt enthalten unb in ben Kirnen aufgehängt 
mürben, roie fie }. ©. no<$ jefet in s JKölln Rängen. 

3n gleidfjer Sßeife mürben auf lange ßoljtafeln au$ bie 
tarnen ber an ber ßtrd&e angebellten Sßaftoren nebft ben 
SaljreSjaljlen tljrer Amtsführung oerjeidjnet. ©old&e f. g. 
^ßrebigerliften finb gleid&faDs in ber ßirdje ju 2Kölln 
no<$ jefet oortjanben. 3 U ©t. ©eorgsberg las man, mie 
öurmefter's Seiträge jur lauenburgifdjen Sttrd&engefd&id&te 
©. 124 mitteilen, nodj im 3al>re 1715 auf folgen 33rettem 
bie SWamen früherer bortiger Sßaftoren, nämlidj) bes ^Jaftorö 
9tl)eberg (ca. 1566) unb feines SRadjfolgerS Saurentius 
SrunSmtdf. 

§ 53. ©trafmerljeuge ber Äirdfjenjud&t 
211s aKittel jur Aufred&tfyaltung ber firdfjlid&en Drbnung 
unb 3 u $t bienten ehemals &alseifen unb Retten. Sei 
SSifitation ber Äirdfje ju Saftljorfi 1581 mufjte gebroljt 
werben, bafe alle, „Die unter berSßrebtgt ober beoor ber ©egen 
gefprod&en, aus ber Slird&e laufen, um ben fiirdf)l)of fd&lingeln 
gelten ober für ber %fyüx befielen bleiben, mit bem &alsetfen 
geftraft werben". 1 ) S)ic Rir^enoifitation, im gürfient^um 

SBurmefter: Beiträge *c. @. 181. 



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166 $te itrdjl. ftunftardjäotogte b. $ reife« £eraogtf). Sauenburg. 

SRafceburg 1599 gehalten, orbnete fogar an, bafe ju folgern 
3we<fe auf jebem Rird^^ofc ein $fal)l mit $ateeifen errietet 
werben fottc. 2)af$ biefe £atöeifen aud& im Sauenburgifdfjen 
üerbreitet waren, ge^t aufjer ber eben erwähnten SRotij über 
Safiljorft audj bar au* Ijerüor, bafe §u Sieben eidijen nodE) im 
^a^re 1840, wie mir ber frühere bortißc gjaftor ßurttuö 
mtinblidf) mitgeteilt fyat, ein fold&eö &alöetfcn an ber Rtrdfje 
fid^ befunben l)at. 9ln ber ©übfeite jmtfd&en £ljurm unb 
&auptti)ttr ber Kird&e ju Sauenburg liegt (nadfj Stufen, 
£anbbud&, ©. 591) ein grofeer runber ©ramtblocf, ber frühere 
„©todf"; t)on bem £alöeifen iji nur nodfj bie in ber Sffianb 
eingemauerte ßrampe twrtjanben. 3n ber Sapelle ju ®rom- 
beef fieljt man nodf) gegenwärtig btdfjt bei ber Äanjel SRejie 
einer in ber SBanb befeftigten Rette, weld&e nad) 2tu$fage beö 
bortigen S?üfterburfd)en „für 2lnfdf)Uef$ung von 33erbredjern" 
beftimmt gewefen mar, tnelleid&t für fold&e, weldfje fd&werer 
firdf)ltd&er SSerge^en, j. 33. eijebrudf) u. f. w. fidf) fd&ulbtg ge= 
madfjt Ratten. 

§54. ©d&miebe* unb ©dfjlofferarbeiten. 
Sluf ©djmiebemerf unb ©d&lofferarbeiten ift bisher bas 
Sdtgenmerf bei 93etra<$tung ber Jttrd&en wenig gerietet; in 
ber £§at bieten audf) bie lauenburgifdfjen Stirnen hieran fe^r 
wenig. SDafe bie fjöljernen ©arge ju -Wien bor f a. @t. tfjeik 
weife lunftüoDen 93efd)lag ^aben fotten, ift bereits in § 42 er* 
wälmt; ebenfo in § 21 baß reiri&e gotfyifd&e ©dfjmieberoerf an 
einem 3Jtarienleud()ter ju Sauenburg. 3)a§ ehemals am 
Settner bcrfelben Äirdbe twrfjanben gewefene fünftlidfje gledfjt* 
werf t)on ©ifen foH ftdj je^t auf bem 2Utonaer Subenfird&ljofe 
befinben. 1 ) ®ute ©d^miebearbeit aus bem anfange beö 17. 
Sa^r^unbertö fie§t man an bem ©tedfnifcfa^rerfiuljl von 1576 
in ber Stird&e ju SKölln. SSon befonbers rei<$ gefdfjmiebeten 
Sreujen, $ä£nen ober Wetterfahnen auf ben 5tird&en iji mir 
liier nid&ts befannt. ©benfo wenig t)on funftreidfjeren £t)ür- 

') Stufen: £aubbudj, €>. 694. 



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$te firdjt. ftunfiardjäologie b. ftreifeS §er$ogt!j. Sauenburg. 167 

befd&lägen, ©rtffen ober @<$löffern. ©ine Slnjaljl intereffonter 
jum Xl)eil f e f) r a It e r © $ l ü f f e l lag üor etwa 10 ^aljren 
in einem Sßanbfdjranfe tjinter bem 2Utare ju 90? öl In; jefct 
finb fte md&t metjr bort; tneDeidjt finb fie im 9tatf$aufe auf* 
bewahrt. 

©inen alten eifernen ^ird^cnfd^lüffel von etwa 23 cm 
Sänge, toeld&er jefct im Äieler SDtufeum ftd& beftuben fott, Ijat 
man t)or etwa 60 ^afjren auf ber ©teile gefunben, wo ber 
©age nadfj bie 5tirdf)e bes fd&on 1314 unb nod) 1465 (ja fogar 
nodf) 1524, vqI Urfunbenbudf) bes 33istf)ums Sübed I. ©. 245 
2lnm.) als ^Jfarrfyrengel genannten Kird&ftnels ©d&önen* 
b o r n im Slmte ©teinljorft auf ber gelbmarf ©<$ürenföl)len 
fianb. 2lus welker 3 ei * biefer ©<$lüffel ftamme unb ob er 
irgenb etwas Sefonberes biete, vermag id& nidfjt anjugeben; 
übrigens Reifet es von ©d&önborn, beffen -Harne auf eine &etl* 
queHe ju beuten fd&etnt, bereits im ^aljre 1590 : „©dfjöneborn 
f oll aud& eine toüftc gelbmarf fein; ba foll ehemals eine 
fttrdlje geftanben unb äblafe geholt fein." 

§ 55. ©iegel, ©iegelftöcfe unb ©iegelringe. 

SDie ©iegelftödEe ber lauenburgifd&en Äirdfjen bieten im 
allgemeinen leinerlei ^nterejfe unb flammen meiflens aus 
neuerer 3eit. ©ie finb, foweit mir belannt, runb unb führen 
im ©dfjilbe burdfjgftngig entweber bie 9lnjtdfjt eines beliebigen 
Ätrd&engebäubeS ober ein fdfjltdfjtes Rreuj unb bie Umfd&rift: 
„©iegel ber ßtrdfje ju . . . .". 2)as ®ülfeower Ätrd&em 
ftegel foD einen aus 2Bolfen Ijertwrragenben, mit einem ©djlfiffel 
bewaffneten $rm tragen, weil bie ßtrdfje bem SQtpoftet ^etrus 
gemeint ijl. 

©rw&ljnt werben mufc l)ier ber fein aus S)u!atengolbe 
gearbeitete fernere gingerring, welken man 1847 in ber 
■Jtftlje bes eigenttidfjen ftloflerplafees ju SJlarienwolb fanb. 
3Iuf ber breiten oberen ©eite bes Stinges mar eine Rreujigung 
(grifft nebfl SDtoria unb 3Jtoria SKagbalena eingegraben. S)er 
„Sübedfer 33ürgerfreunb" 1847, ©. 286 unb ber „93erid&t ber 
©efettfdjjaft für ©ammlung unb (Spaltung oaterlänbifdEjer 



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168 $ie ftrcijt. $unftarrf)äoIogie b. ®reife$ ^erjoatf). ßauenburg. 

2lttertl)ümer" XIII. (1841) ©. 41, bic einzigen Stellen, wo 
biefes $unöes gebadet wirb, enthalten teiber feine 3lltersangabe 
für biefen tntereffanten Sfting, audf) feine äbbilbung. $er 
9ting felbft, welcher jun&dEjft in ben £önben bes bamaligen 
*ßädf)ters üon Warienwolb, §rn. 2)ieftel, oerblieben war, foH 
üou biefem fpäter an ben König von 35änemarf als bamaligen 
Sanbe^errn gefd&enft fein unb fidf) jefct in ft'openfjagen befinben. 

§ 56. ©teinfreuje. 

©teinfreuje, wie fotd&e auf freiem gelbe jur Erinnerung 
an Unglücfsfälle ober jur ©ffl&ne oon 33erbredf)en erridjtct 
würben, f. g. „SWarterfreuje", werben audf) im Sauen* 
burgtf djen erwähnt, in ber ©egenb oon SR 5 II n ). 93. bas 
f. g. „fjofje Rreuj" unb „ba3 ©pangenberg^reuj". 3)aS be* 
fanntefte tft aber bafl auf ber gelbmarf @ i n § a u 8 in ber 
9täf)e bes SRafceburger ©ees ftefyenbe f. g. „ 31 n s t) e r u S * 
Ireuj' 1 ; basfelbe ift aus Mfftein bergefieHt unb ergebt fi<$ 
ttroa 3 steter (;od& aus ber ©rbe. SDer £auj)tftamm, beffen 
Querarm etwas über einen ÜKeter lang ift, mag etwa 60 cm 
breit fein. 2(n bem Sreuje war in Umriffen ein ©rucift£ ein» 
genauen, ju beffen güfeen ein Stobtenfopf mit freujweife ge* 
legten 93einfnodf)en fid&tbar ift. ©in Snfdjriftsbanb jie^)t jtd& 
üon ber linfen ©ette bes ßrueifees fyerab; bie 3nfdf)rift barauf 
ebenfowte bie ©puren einer unter bem £obtenfoj>fe beftnblid&en 
3ot)reSjaE)l finb woljl nid&t mefyr ju entziffern. Ueber bas 
2Uter biefes SDenfmals, weld&es bem Snbenfen bes im 3>al)re 
1066 tjier gefteinigten &l. 9InSt)erus, Stbtes üon @t. ©eorgS = 
berg, gewinnet ift, fte^t trofc ber jaljlreid&en Siteratur, weldfje 
fidf) mit bem 2InSt>erusfreuje befd^öftigt, etwas ©enaueres no<$ 
nid^t feft. 3$ mödfote fyier nur barauf Ijinweifen, bafe bie 
Seinfnod^en mit bem £obtenfdf)äbel ju $üfeen bes 6rucift£e« 
in biefer Steife erft feljr tyät üblidj geworben finb; frü^eftenS 
wirb alfo bas 3InSoerusfreuj im 15. Qa^r^unbert gearbeitet 
fein, ©ine biefer ännatjme nidjt wiberftreitenbe 5lbbitbung 
beffelben giebt bie ©djrift: „2)er fjeüige 2InSoeruS, 2lbt beö 



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$>te firdjf. Shinftartfiäologte b. f reifes §eraogtfj. Sauenburg. 169 

flloflerß SRafceburß. 2JHt einer 83orrebe t>on Dr. U. 3. £. 
83 e der. ©d&önberß 1841. 8°." 

§ 57. Sobtenba&ren. 
3)ie Äird&e ju 3Jlöttn befifct mehrere ^obtenba^rcn t>on 
einigem $ntereffe; fdf)lid&te j. 83. tum 1683; „ber großen 
(Sompaßnte ityre ftinber lobten 33afyre" ifi iufdfjrift* 
iid) von 1720. 9tetd& o^fö&ni^t unb bunt bemalt finb jroei 
83a&ren beß 17. ^a^unbertö mit ber Snfd&rift: „baß 2lmpt 
ber ©d&ufter iljre lobten 83al)r." 2)ie ©üben ber lanßen 
^ragbalfen laufen in paußbadiße ©nßelföpfdjen au$; bie 2lu6en= 
feiten ber gufcßefteHe finb mit in &od)rettef ßefd&nifcten aDeßO* 
rifd&en gtßuren Derart, bereu Attribute fidf) auf bie 33eftim= 
munß ber 33af)ren begießen, j. 33. ©rabfd&eib, ^ippe, ©tunben* 
ßlaß u. f. u>. S)ie eine biefer Sauren ift jefet in baß SölöHner 
ÜKufeum ßebradfjt. 

§58. U&ren. 

Ufjren mit fünfilid&en SDtedEjanißmen, roeld&e burd& reßel- 
mäfeiß beim ©tunbenfdfjlaße roieberfel)renbe Semeßunßen von 
^ißuren u. f. xo. atlerfjanb berbem ©dEjerje ober ernfter SJiat)- 
nunß jum Slußbruäe bienten, roüfete t<$ in lauenburßifdfjen 
$trc§en ntdf)t ju nennen. 

©ine Sonnenuhr, roeld&e man an einem ber füb* 
lid&en Strebepfeiler ber Kirdfje ju Sauenburß fieljt, inter= 
effxrt nur burdf) bie oft beliebte ^nfd&rift : „horas ostendo 
non nisi seren as." 

33on ©anbu^ren, roie fie früher Jj&uftß neben ben 
$anjeln anßebrad&t ju fein pfleßten, wirb eine alß nod) an ber 
alten ©teile befinblidfj im Snoentar ber JUrd()e ju Stubbe; 
m ör b e erwähnt. „Ob fie (Reifet eß bafelbft feljr rid&tiß) etroaß 
genügt tjaben, um ßeifllofe ^rebißten abjuffirjen, bleibt ba^in^ 
ßefteUt!" 

IX. 33crfd)iebcne äöerfe ber Sfttfytur unb SWalcrci. 

§ 59. © f u l p t u r e n. 
3m 2Infd(jlufe an baß oben über bie 2Utarauffäfce (§ 19), 



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170 $te firdjt. ftunftardjäologie b. ftretfeS £er$ogtf). Sauenburg. 

flanjeln unb ©efiü&t (§§ 29 u. 30) fowic über ®i>itop^ien 
(§ 44) ©ef agte ift in bief cm unb bem f olgenben Paragraphen nodj von 
einigen SBerfen ber 93ilbt)auer* unb 9Merfunß ju reben, weld&e 
bireft jwar weber ju ber einen nod) ju ber anberen ber oor= 
genannten ftategorien gehören, weldfje aber l)ier nid&t über^ 
gangen werben bfirfen, ba fte al« ©egenftänbe ber 2lnbad&t 
ober be« Jtir<$enfd)mucfe« ju betrauten futb. ©ie treten tljeil« 
alö felbfiänbige Stunftwerfe auf, t^ctls finb fte offenbar loöge* 
löfi au& einem größeren ©anjen, aber tyx früherer 3ufammen* 
Ijang unb i^re urfprünglidfje 33ejtimmung finb nidfjt Kar. 

an freifteljenben Stlbmerfen in ©tein ift ber 
lauenburgifdje Äret« überaus arm. außer ben fdjon in § 6 
a. @. genannten $ortalftguren unb ben in § 42 erwähnten 
fnienben ©tatuen in ber ßirdje ju Sauenburg waren in 
berfelben ßirdEje an ber ©übwanb be« aitarljaufe« oberhalb 
breier ßird&enfifce etwa 30 reid&oerjierte Sßajtyen in ©anbjtein 
angebracht, unb fianben bort fünf lebensgroße &errf<$erftatuen 
au« ©anbftein, t)on benen biejenige ©einriß« be« ßömen no<$ 
1872 jiemlid) gut ermatten war. 3)a« ©enauere mag man 
bei Sinfen, &anbbudj ©. 594 nadjlefen. 

3fo £oljfdjnifcwerfen ift eine etwa« größere 3al>l 
oor^anben; fie finb aber meiflen« nur von geringem SBertlje. 
auf einem SBorfprunge ber Orgel ber ÜR ö 1 1 n e r Äirdje Ijat 
jeftt eine Heine, jierlid) in £olj gefd&nifcte unbemalte Statuette, 
einen Sifdjof twrftellenb, Sßlafe gefunben, bie fdjroerlidj jemals 
einem 2lltarwerfe angehörte; fte wirb im 15. 3aljr(junbert, 
etwa um 1470 gearbeitet fein, ©leides alter Ijaben jwei 
58 cm l)ol)e Statuetten ju Srunftorf, beibe in blau ge* 
malter mit SSergolbung wrjierter ©ewanbung; fte finb al« 
^ofjanne« ©oang. unb apoftel SJtatt^ia« (mit bem Seile in 
ber &anb) fennttid) unb nur IjanbwerJßmöfetg gearbeitet. SMe 
nid)t beffere 79 cm l)ol)e $igur eine« Christus triumphans, 
bem jefct ber Sreujjiab fefjlt, wäfcrenb bie baran beftnblidj 
gewefene $al)ne fid^ erhalten §at, liegt auf bem SBobenraume 
berfelben Jtirdfje unb ift ein ©rjeugniß be« f^aten 16. ^alp* 
fyunbert«. SBeit beffer ifi ebenbort eine @ruj>pe, bereu @nfc 



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3>ie firdjl. ®mtfiard)äotogie b. SfretfeS §er$ogtl). SJauenburg. 171 

fieljung um ba« ^atjr 1500 anjufefcen fein wirb, n&mlidfj eine 
75 cm I)oE)e 3)arjlellung bet „2lnna felbbritt". SBenn audfj 
ber galtenttmrf fyaxt, ba« ß^riftfinb plump tfl, fo ijl bod& ber 
Äopf ber 2lnna ntd^t f d^Icc^t ; Äopf unb ein Unterarm ber 
gtgur ber 3Woria festen jefet leiber. Sluö fpätgotbifdfjer 3^t, 
aber jiemlid& roertljlo« ftnb bie in einem SBinfel ber Äapelle 
ju gurten §agen liegenben SRcfte einer ©ruppe be« §eil. 
©eorg im ßampfe mit bem Sinbnmrm; bie gtgur beß SRitter« 
nebft 3Ritteltbeil be« Sßferbe« unb Sinbnmrm« finb bat)on nocl) 
übrig. 

33ei 33eft>redfjung ber alten Kird&e ju Sä tau f treibt 
Sinfen, ßanbbudE), ©.612: „einige au«£olj gefd&nifete unb 
mit bunten garben angejlrtdfjene £eiligenbtlber (bie „Reliquien" 
ber alten ©ärfammer) .... waren o§ne allen Stunflroertb". 
3)a biefe ©futyturen ntdErt mebr bort oortjanben ju fein fd&einen, 
läßt fidij über bie 9*idf)tigfett biefer SKnfid&t ntdfjt urteilen; bie 
jefct auf bem Äir^enboben ju Sütau liegenben ©d&nifcrocrfe 
fann Stnfen ntd^t gemeint Ijaben, ba biefe erft im 17. ^afa 
ljunbert gefd&affen finb, nämltdf) ein ftarf befd&ftbtgter Christus 
triumphans unb jtoei 6ngel mit Sßafjtonöinfirumenten. 33iel* 
leidfjt gehörten biefe giguren ehemals einem SKtarauffafce, ober 
einem Jlanjelfd&attbedEel ober einem (Spitaptye an, n>a« audE) mit 
ben ©eflalten jtueier fte^enben Keinen (Sngel im Sarodfjlil ber 
%aU fein mag, meldte in & a m xo a r b e auf bem ®ir<$enboben 
Hegen. 

SBettau« al« befte« ragt über alle l)ier genannten £olj* 
fd&mfetoerfe ^eröor bie um ba« 3^ 1500 entftanbene, über- 
lebensgroße ooürunb au« einem 23lo<fe gearbeitete gigur ber 
fleljenben Jungfrau 2Jlarta in ber Äird^e ju © r. 33 e r I e n t i n. 
©er ©eftdE)t«au«brudf ifi ruftfg unb ebel, bie ba« ©etoanb er* 
faffenbe linle £anb — (bie redete ift leiber abgebrochen unb 
verloren) — ift in gorm unb Gattung fetjr fdf)ön unb fein; 
ber $altenrourf ber ©eroanbung ift oortrefflidf), üoII Sßürbe 
unb ©röfee. SDer lang ^erabroatlenbe, linf« letdjt aufgefdfjürjte 
Hantel ift auf ber ^nnenfeite blau bemalt, bie SRftnber finb 
ftar! t>ergolbet, nrie fold&e SBergolbung audfj bem reichen £aar* 



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172 2)ie firdjf. ÄunftardjäofoQie b. ftretfeS öcrjont^. Sauenburß. 

fdfjmudfe bcr Sungfrau $u X§eil geroorben ift. 3)ic ^igitr 
war urfprünglidf) t)on einem jierlid&en 33albadfjine überbedft, 
beffen nodf) t)ort)anbene 9?efte gotfjifd&e gönnen jeigen. 

§ 60. Malereien. 

1) 35ecfengemälbe. Unter ben fjier nodfj ju be= 
fpred&enben Malereien nehmen unjlreittg ba§ größte ^ntereffe 
bie SD e df e n g e m & l b e aus frütjgotljtfd&er 3^it in bem älteren 
Steile ber Äird&e ju fflüd&en in 9lntyrudf), jene foßbaren 
9Ra(ereitn, toeld&e nur burdf) perfönlid&eö ßinfdfjreiten bes 
Söntgß Sljrifttan VIII. t>on 2)änemarf bem i&nen oon einem 
unüerftänbigen Sanbbaumeifter jugebad&ten ©dfjidffale, mit bidEer 
ftalftün<$e überroeifet ju werben, entgangen finb. Sereüs bei 
Sefpred^ung ber farbigen 2tu$fd&müäung ber Äird&en (§ 16) 
ift biefer 5)eäenmalereien lurj gebadet roorben; leiber ift ein 
auöfütirlid&es ©ingeljen auf biefelben audE) fjter untfjunlidfj, ba 
eö an jeglid&er Slbbilbung ber ©emälbe fel)lt unb an biefe 
felbft ofyne @rridjtung befonberer ©erüfie nafje genug Ijeran* 
jufommen nidfjt möglidE) mar. S)a§ 33erbtenft, juerfl oon biefen 
Silbern einem weiteren ßreife SRadEjridjt gegeben $u Ijaben, ge* 
bü^rt bem jüngft oerftorbenen raftlofen gorfdfjer ©. g. Sifdfj, 
toeldjer „93au unb 2Banbgemälbe ber $irdf)e gu 33ü<$en i. ß." 
jum ©egenflanbe eines StuffafceS in ben üon i^m heraus- 
gegebenen f ,3af)rbüd()ern be§ Vereins für 9ttecflenburgifdf)e 
©efd&id&te unb 2Iltertf)um§funbe" (XX., ©. 314-320) gemad&t 
Ijat; biefer 9luffafc ift mit wenigen 3 u f ft 6 en lieber abgebrutft 
bei Sinfen, &anbbudf), ©. 605—609. 

SDie auf ftalfyufc ausgeführten Malereien bebedEen f&mmt» 
lid&e 9 ©emölbefa^en, fowie ©urtbögen unb Sftijtyen ber 
älteren breifd&iffigen £älfte ber Südjener ßirdfje. SDie ©urt- 
bögen finb an ber unteren Seibung mit fidfj burdjjfd&lingenbem 
grünen SRanfenmerfe bemalt, biefes umfdjlie&t runbe Sftebaittons, 
meldte tfjeils Sruftbilber (t)on ^ropfjeten ?) t&eils Sftofetten 
auöfüEen. ©o weit es otjne genauere Unterfud&ung fid^ er* 
fennen liefe, ift in ben ©eroölben felbft bie SHnorbnung ber 
©emälbe in ber Sßeife getroffen, ia^ in jeber einzelnen Rappt ber 



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Sie tirdjl. ftunftardjäologic b. Streifet ftcrjogtl}. ttauenburg. 173 

oiert^eiligen ©eroölbe eine in fidj abßefd^loffcnc ©cene bärge-- 
ftellt ift, oljne bod^ burdf) 3n>ife&enlinien obcr bergleidjen t)on ben 
n&dtftgelegenen fdjroff getrennt ju fein. SDie brei ©eroölbe 
beß SDHttelfd&tffeß enthalten bie SKartprien ber jroölf Styoftel; 
in bem öfilid&en biefer ©eroölbe erfennt man mehrere Sreit^ 
gungen, barunter bie beß Petrus. ©aß mittlere ©eroölbe ent* 
Ijält bie ÜJZartpricn beß So^anneö ©oang. (in ber Delfufe), beß 
3J2attI)äuß, Sttyiltypuß unb 3uboß (SEIjabbäuß). Sefetgenannte 
StarfieDung (roeldjer roie aud) ben übrigen in großen romanifdjen 
aJJajußfeln ber -Warne beß betreffenben ^eiligen beigefd^riebeu 
ift) roirb ifonograp&ifdf) befonberß nodfj baburdf) intereffant, baft 
Subaß Ijier baß Sütortgrium ber itreujigung erleidet, roftfjrenb 
fonfi bie Keule, ©äge ober £eHebarte baß Attribut beffelben 
jur ßljarafterifirung feineß ÜJiarterleibcnö ju fein pflegt. 

3n bem füblidjen ©ettenfcijiffe fd&einen ©cenen aus ber 
Segenbe männlicher ^eiligen bargeftellt ju fein; auf Snfd^rift- 
bftnbern bafelbft laß icl? bie -Kamen beß §eil. ÜDiartin unb 
Samuel. 

2lm roenigften erhalten finb bie ©emälbe beß nörblidjen 
©eitenfcijtffeß, roeldje foroeit idfj eß erfennen fonnte, lebiglidf) 
auf roeiblidfje ^eilige SSejug Ijaben 1 ); in bem öftlidjen biefer 
©eroölbe fie^t man bie ©efialt ber fjeil. Katharina; bie gönn 
itjreß ©djroerteß roeif't auf baß ©nbe beß 13. Qa^r^unbertß 
Ijin, ju meiner 3 e ^* au $ M* fanflen fdjlanfen Ijofjeitß&oHen 
unb bod& roieber fo lieblichen ©eftalten in ernfter fdfjlidfjter 
©eroanbung ooHfommen paffen; audj) bie 33udjfiaben in ben 
Snfdfjriftßbänbern fcaben bie oon ber Sfftttte beß 13. biß jur 



*) $emnadj märe audj bei ber Slnorbuung biefer ©emälbe bie in 
ber djriftltdjen Äirdje öon SllterS f)er übliche Trennung ber ©efdjled)ter 
taafcgebenb gemefen, monad) bie Scanner bit Worbfette, bie grauen bie 
©übfeite ber ®ird)e einnahmen. — 93ei üinfen £anbbud), 6. G07, 
Änm. **) ift bie 2lnfid)t au3gefprod)en, e3 fdjtenen „bie $ecfengemälbe 
ber ©eitenfdjiffe üielmeljr üftartyrergefdjtdjten au$ ljtefiger ©egenb bar» 
aufteilen, meldje jur geit ber Verfolgung be3 ©fjriftentijumS unb %cx< 
ftörung ber djriftlidjen $ird)en l)ter an Ort unb ©teile im galjre 1000 
unb ff. fidj augetragen fyaben". fjür biefe 9lnftdt)t tjabe id) meber im 
SRorb* nod) im ©übfettenfdnff ben geringften Sin^alt finbeu fönnen. 




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jO^gle" 



174 $ie firdjl. ftunftardjäotogte b. $cetfe$ &er$ogtl). Sauenburg. 

9Rittc bes 14. Saljrljunberts ßebrfiud&lid&e §orm ber romanifd&en 
3Jlajuöfet mit bem d^araftcriflifc^cri ßefdjloffenen C unb E, fo 
bafe man mit 9ted&t biefe 2)eäenmalereien um baß 3aljr 1300 
nrirb anfefcen bürfen, in benen aufeer bem ©djnmrj ber ©on- 
touren Ijautrtfäd&lidf) nur bie ßrüne, gelbe unb rotbraune garbe 
anßeroanbt roorben ift. 2Jtöd(jte bodfj balb eine getreue farbige 
■JiadjbUbung nebft genauer Sefdjjreibunß biefer Ijöd&ft toertl^ 
ooDen unb trefflidfjen 3)eäenmalereien biefelben ber £unft= 
nrijfeufdjaft enblidfj einmal jußänßlidfj mad&en! 

2)en Jfraffeflen ©eßenfafe ßeßen ben reiben ©dfjafc ber 
eben befprodjjenen ©emftlbe btlben bie abfd&euüdjen Älejereien, 
mit benen man im 18. ^aljrljunbert bie erfte ©afriftet ber 
Äird&e ju 3Ji ö II n Ijat oerunjieren laffen unb meldte bes 
Sßei&quaftes bisher oerßebltdf) ßeljarrt §aben. SBeffcr ift ein 
bie Saufe ßljrtfti barfteHenbes Sffiebaillonbilb an bem ©eroölbe 
berfelben Äirdjje bireft über bem bronzenen Sauf f äffe; bie ©e= 
ftalten finb jtoar lanß unb §aßer, bie mit oieler Sßljantafte be= 
Rubelte Sanbfd&aft aber nid&t ßanj fd&Ied&t ; baS ©anje, in ber 
garbe jiemlid& bldulidf) ßeljalten, ift eine m&fjiße arbeit bes 17. 
bis 18. 3al)r^unbert8. 

2) ©emftlbe auf Seinroanb. ©<$on i&reö 
Sllterö roeßen finb jtüei ßrofce auf Seintoanb ßematte S3über 
(3tt)idelbilber) bead&tensroert^, ebenfalls in ber Ätrd&e gu 
SUlölln beftnbtidb; fie enthalten Flamen unb SBappen Um 
©tifter fians 2l^t>elborn unb 3Jtottl)iaS Sör nebft ber 3ai)res* 
jaljt 1583. 2)aS eine 33ilb fieHt bie 33ornat)me einer Sauf« 
IjanDlunß bar, wobei ein 3Jlann in ber Sfirßermeiftertradfjt baS 
fttnb $< biefes 33itb ift im ©anjen fieif unb fdjjledjjt, bod& 
in (Sinjelljeiten ßut; intereffant finb bie Stoftfime unb einiße 
&öpfe, offenbar Sßortratts. 35as jweite S3ilb, Sßenbant juw 
oorißen, ßiebt eine SBeranfd&aulidfjunß ber SBorte ®&rijH: „Saffet 
bie Äinblein ju mir fommen"; bie garben finb feljr oerblafet, 
bie Arbeit ift fe^r mftfjiß. — ©d&recfltdfj fabe ift bas an einem 
Pfeiler aufße^änßte Delbilb eines in 2 /s SebenSßröfie ßemalten 
Salvator mundi, anfdjjetnenb aus bem 17. $al)r§unbert, in 
berfelben Stirdjje. — 3 U Äubbetoörbe fann man nodjj in 



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$)ie firdjl. Sfrinftaräjäotogie b. ÄreifeS ^er^oat^. ßaucnburg. 175 

rcid^ gefd&nifctem aber fttllofem ©olbratymen ein redfjt befdjfc 
btgteö Delgemfilbe auf Seineroanb fefjen. 2)iefe, eine SUlabonna 
mit Äinb oorfleHenbe SJtolerei ift red)t gut unb offenbar ©opie 
naty einem alten 9Hetfier, tueHeid&t Sijian ober van Styf. 
©djabe, bafe ba$ SUb fo fd^ted^t erhalten ift. 

3) &oljtafelbilber. £ier fei junädjft ein Äreuji- 
gung$bilb oon 1681 in ber fttrdfje ju 31 i e n b o r f a. 6 t. 
genannt: ju Seiten beö ©efreujigten, ben ein fd&roebenber 
@nget ftärft, fielen 2Jtorta, 2Raria 2Jtogbalena unb Sofjanneö ; 
baS SUb ifi gut gemalt, aber leiber jiemlidj üermifdjt. — 3n 
ber itirdfje ju 2Rötln fjfingt eine „Slnbetung ber Wirten" 
(bei Sinfen, &anbbud& ©. 587 too^l nid^t gang jutreffenb 
al§ „©eburt ©I)rifii" bejeidjnet). SDer Snfdfjrift na<$ ift ba§ 
Stlb erft 1853 oon gerb, ftcfyn an bie ittrdfje gefd&enft, ift 
aber eine arbeit beö 17. 3af)r&unbert$, in welcher bie ©e^ 
fialtcn t)on 3Jtaria unb 3>ofepl) jroar jiemlid^ Dauöbaden, bodj 
nidjt fdfjlecijt fmb, unb einer ber |>trten, oom SRüdten gefe&en, 
fid) als eine gute 3lltfiubie ertoeif't. 3n berfetben Jlird&e Ijängt 
über ber £auptt$ür ein gut gemaltes SUb oom Saljre 1731, 
auf roeldjem bie 3w8grofdf)enfcene oergegenm&rtigt ift 2Rel)r= 
fad) intereffant ift ein ebenfalte in ber Zöllner Äirdje Rängen* 
be« grofceö aUegorifdjeö ©em&lbe, meines bie SBappen oon 
„£.• Sßeter Srfiggemann" unb „2lnna ©pangen^ 
berge«" nebfl ber 3al)re$$af)t „2lnno 1638" fityrt unb 
1695, aud) „1842 oom 3lmt ber ©dfjmiebe" renootrt ift. 35ie 
9ttitte biefeö Silbe« nimmt im Sorbergrunbe bie unter einem 
Saume fifcenbe ©eftalt be§ „@lenben 3Renf$en N nadj) SRömer 7 
ein. 3 U ^ rer Wtfyw fte^t 9Jtofe$ mit ben ©efefceötafeln, auf 
bie er ^inroeift. SBeiter^in fielen unter bem Saume ber Er« 
fenntntfj bie nadten ©eftaiten oon Slbam unb @t>a, roeldje oon 
einem aufgearteten Stobtengertype berührt werben; jnufd&en 
üjnen unb -JJtofed fielet man im 3Jtittetgrunbe ein Äreuj mit 
ber ehernen ©djlange. Sinfö oom „(Sienben SDtenfdfjen" fieljt 
Soljanneö ber Säufer, weiter jenen auf ben im 3J?ittelgrunbe, 
ber ehernen ©Klange entfpredfjenb, ftd&tbaren gefreujtgten 
E^riftuö ^inroeift, to&ljrenb weiterhin im Sorbergrunbe ©tjriftuö 



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176 $ie fwd)f. Shinftard)äo(ogte b. ftretfeg §er$ogtl). Sauenburg. 

aus bem ©rabe auferfteljenb unb babei baß ©erippe bes £obeö 
mebertretenb bargefteHt ift. 2)as gigürlid^e ift nur mäfeig ge* 
lun^en, bod& bietet bas Sanbf d&af tlidje , namentlich bie im 
&intergvunbe fid^tbare ©tabt Serufalem mit bem Stempel 
mandfjcs gntereffante unb ift md&t fd&le$t gemalt. 

Sßie l)ier auf ©ünbenfall unb £ob unb anbererfetts auf 
bie (Srlöfung unb Uebernrinbung ber &öüe burdE) S^riftuS ber 
elenbe 3Jicnfd^ bireft ^ingeroiefen wirb, fo enthält au$ ein 
anbere's Ijod&intereffantes ©emälbe, meines in ber JUrdfje ju 
Sauenburg l)dngt, tebiglidj eine Allegorie unb fteUt bilblidj 
eine SBarnung bar, ntdjt burdfj ben ftnnlidjen ©enufj bes 
©rbenlebens bas ewige Seben einzubüßen. Unbegrünbet, wenn 
aud& finnig erbaut ift bie Slnna^me t)on Robbet 1 ), bafe 
biefes 33ilb bie 83erge§en unb bas ©<$t<ffal ber ©nfelin ^perjogs 
älbredfjt I. oorfteUte, nftmlid^ ber -Könne gutta ju SRoeSftlb, 
roeld&e 1273 an ben fd&roebifdfjen £of ju tyrer ©d&roefler 
Sophia gefommen, mit tljrem ©dfjroager ftönig 23?albemar in 
greuben lebte unb ein ftinb erjeugte, unb besljalb in ben Sann 
getljan, um ben fie ft<$ aber wenig fümmerte, im Saljre 
1284 ftarb. 

©benfo IjalttoS ifl bie von Sinfen, #anbbudfj ©. 592 
mitgeteilte fagenljaf te Ueberlieferung, roonadf) bas 33tlb . ent 
roeber ein in 33lutf<$anbe lebenbes ©efd&urifterpaar üorfteüert 
ober als SBarnungSbilb jur 3*ü ber juerft in Ijiefiger ©egenb 
auftretenben ©peilte gebient Ijaben foU. 2)aS ©em&lbe prebigt 
eben wie bie bef annten £obeSreiter unb roie bas t)on ©drangen 
burd&freffene ©erippe auf mandfjen ©rabfteinen nur eine ernfte 
9Hal)nung an bie SSergftnglid^feit irbifdfjer Suft, ein roirffames 
Memento mori. 

SHefeS ©emfttbe ju Sauenburg ift angebltdfj in Sempera* 
materei fauber ausgeführt, gebort frü^eftens ber 2Jtitte bes 
15. Sa^r^unbertS an unb befielt aus einer faft 1 3Jleter 
Ijoljen üieredfigen beiberfeits bemalten Ijöljernen £afel, beren 



'Jö.Äobbe: ©efdjidjte be$ ^er^ogt!}. Sauenburg, I., <5. 313, Slnm. 



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$>te ftrdjl. Äunftardjäotogie b. ftreifeS fterjogtl). Sauenburß. 177 

audfüljrltdjer, bei ßtnfen a. a. D. gegebener Sefdjreibung idj 
im 9lad)ite&enben folge* 

auf ber einen ©eite ber £afel fte^t auf f^mar^blauem 
©runbe ein junger 2Kann mit langem blonben Sodenljaar, in 
fdjarladjrot&em grüngeblümten 9to<f, bunfelblauer SCßefte, fd^ar- 
ladjrotyem Seinfleib, an ben Amen mit geber unb ©tlber. @r 
fd&aut auf eine U)m jur Siebten fieljenbe unb ju U>m tjmfiber* 
blüfenbe jugenblidje grauendperfon, n>eld^e eine fyoty blaue, 
öor ber ©tirn mit einem rotten ©tetn in golbener ©infaffung 
oerjterte 2Rüfce mit freujroei« Ijodj aufjieljenben blauroeifcen 
Säubern trägt; U)r Äleib iji röt&lidj gelb, blau geblümt, mit 
langen, an ben ©änben offenen, roettyerab&ängenben Stermeln. 
Seibe Sßerfonen tragen um ben ©at« ein golbgeroirfteö, auf 
ber Srujl burdj eine mit einem ©tein befefcte ©pange ju* 
fammenge^altene« ©eroanb. '35ie ttmföriften in gotljifdjer 
©djrift mit rot& unb roeifcen SKnfangdbudjjiaben lauten bei bem 
grauenjimmer : „SWin beger in @roi<$eit iö luft, 
ber roerlbe t>rolid)ett"; bei bem SJtonne: „%o Suft 
ber roerlt roil xoy uns geoen, rop mögen vp 
erben lange let>en". SDie Unterförift be« ganjen 
Silbe« lautet: 

2Be be roerlt utfuji, barmebe $e got uorluft: 
SBan it gljett an ein feeiben, fo t8 §e quit 

Dan beiben. 

S)ie anbere ©eite ber £afel jeigt auf fdjarladjrotyem 
©runbe jroet fdjroarjgraue, einanber (äljnlidj roie auf ber erfien 
©eite bie Sebenben) jugefeljrte ©felette, uon grünltdjen 
©djlangen umrounben, um bie ©d)am jum ^eil mit Seinem 
tfidjern bebedt, mit ben Umfdjriften bei bem einen: 

2) er roerlt tu ft f)abbe rop utgeforen, 

unb f) e b b e bat eroige l e x> e n t verloren, 
bei bem anbem: 
D roe jammer unbe noet 
tot) $ebbe und gijegeuen in ben eroigen boet. 

Unter&alb ber beiben ©erippe befinbet fic^ ein fdjroarje* 
gelb mit einem roet&en Duerftreif en, roeldjer bie Qnfd^rift trägt : 

12 



Digiti 



zedby G00gk 



178 $te firdjl. Äunftardjäotoflie b. ÄreifeS ^crjogt^. Sauenburg. 

®ot unfe fjere be f prif t: 

Sllfof r i <^ t e nnl if bg geoen, 

9R i n f df> e, a l f e b u b e i ft in b i n e m l c t) e n. 

Unbejroeifelt ift bteö ©emälbe aud^ alö ftunfiroerf nädftf 
bcn ©eäenmalereien ber itird&e ju ©üd&en baö befte unb roertf^ 
ooUfte, roetd&eö bie itirdjjen beö ßreifeö ßauenburg befifeen. 

2)er ©inbrud feinet 3Sortreffli$feit ttrirb um fo gtöfeer, 
wenn man bie übrigen in berfelben Slirdje ju ßauenburg 
tjftngenben ®emdlbe baneben betrautet, von benen §ier j. 33. 
bie auf ber SRfiäroanb eines SHrdfjenftutjteö beftnblid&e 2)arfteUung 
ber Opferung Sfaafö, eine ro^e Arbeit beö 17. Satjr&unbertö 
unb bie Malereien an ber alten Drgelbüfjne genannt fein 
follen. ßefetere, rooljl ebenfallö im 17. 3at)rl)unbert (1625 bei 
Erbauung ber Drgel ?) entftanben, jeigen attteftamentlid&e 33or* 
gonge, j. 33. 3tbam unb ©öa, äbel unb 5tam, bie ©ünbflutl) 
u. f. n>., arbeiten bie redfjt geeignet fiub, i^rem t)anbn>erfüdjen 
©Ijarafter gegenüber baö §o$e SBerbienft jenes trefflidtjen, leiber 
unbefannten mittelalterlichen 9Jteifterö in baö Ijellfte ßidfjt ju 
fteHen, eineö ed&ten Äünfllerö, beffen SBerf, gletdf) fo mand&em 
anberen nodfj erhaltenen Äunfiroert auö ber 3*ü bt$ SUUttelalterö, 
wie wir foldfje im Verläufe unferer Unterfud&ungen fyaben 
fennen lernen, nod& l)eute 3 eu 8 n ^6 baoon ablegt, bafe audj im 
33eretd&e beö ehemaligen £erjogt$umö Sauenburg eö eine firdj* 
iid&e Äunft gegeben fyat, roeldfje einer Seatytung unb SSer* 
roertljung feitenö ber Sßiffenfdfjaft roo&l roürbig ift. 



Digiti 



zedby G00gk 



JIcrfönen^Kegiftcr. 



(% = fcrcfciteft, öaumeifter. ©. = öilbfjauer. ©gm. = SBürgermeifter. 

(S. = ©olbfdjmieb. ©lg. = ©locfcngiefeer. #3. = §er$og, fteraogin. 

ttg. = ftönig, Königin. ÜR. = Sflaler. D.=$. = Orgelbauer. 9ft. = 

Sßaftor, *ßrebiger.) öbg. = Sauenburg. 



SHbebgfl, öon, gamilie auf Sftien* 
borf a. ©t. 156, 169. 

«Kbrecfy I., fo. ö. Sbg. 176, fügt. 
3utta). 

SUbredjt IV., $ a . u. Sbg. 145. 

2ttbenratf), 3oadj. föeinfjolb (©.), 
in Sübecf. 98. 

Slppelborn, $an$, in SDlöHn. 174. 

SSacffjauS, ©djulfollege in 2JtöUn. 

165. 
SBaffe, ^eter, ©tabttjauptm. in 

2ttöHn. 151. 
Söeljn, 3. W., ($ft.) in örmtftorf. 

97. 
Henning, Gilbert, (©lg.) in Sübecf. 

128, 139. 
SBenning, Hermann, (©Ig.) in Ham- 
burg. 139. 
»enning, 9Kattlnaa, (©lg.) in Sübecf, 

139. 
SBernftorff, 3ofj.$arttt>. (Srnft öon. 

147. 
SBieber, 3. @., (©lg.) in Hamburg. 

138. 
lieber, 3. 9*. u. 6of)n, (©lg.) in 

Hamburg. 138. 
«locf, 2Katf)ilbe, (9R.) in ©erlin. 

166. 



931ol)me, §inr., 21mtm. ju Stein« 

Ijorft. 134. 
SBrelnner, 3ol>., Saliner in SRölIn. 

157. 
SBrüggemann, $eter, in 9ftöUn. 175. 
SörunS, Delgarb, in ©djltjarjenbecf . 

95. 
93ud&olä, (©.) in Süneburg (?). 97. 
SBüloto, öon, gamilie auf ©uboto 

160. 
SBüloro, öon, $orotl)ea 3Raria, f. 

Süfcoro. 
93ülott>, öon, 3oad>. 158. 
93urdjart, 3oad}., in SJlöUn. 84. 
SBurnteifter, §ebtt>. 9ttargar., geb. 

6tampel)l. 99. 
SBufd), $orotl)., in ftubbetoörbe (?). 

99. 
SBufefift, «uguft, in «ßötrau. 96. 

(SafieU, ©afp. $inr.,(@lg.)in granf« 

fürt a. m. 139. 
(Satenljufen, tfßft.) in ©anbeSneben. 

48. 
(Sfjriftian VIII., % 0. $änemarf. 

134, 172. 
(Sfjriftian Slbolplj, $5. ö. £olft.= 

©onberbg. 146. 
12* 



Digiti 



zedby G00gk 



180 



5ßerfonen«9leflifter. 



X 



(Sulemann, 3o ac *J-> ©tabtftfjreiber 
in SKöUn. 34. 

&unfelgub, £inr.,> Krämer in 
ßübecf. 67, 69, 85. 

<gber, ©eorg, ÖPft.) in ©t. ©eorgg. 

berg. 154. 
Eleonore ©fyarlotte, £>$. b. £bg. 

146, 162. 
Engels, ©otfe, 93gm. in 9ttöHn. 158. 
©rbmutl) ©opljie, §j. b. ßbg. 

120, 146. 
(Sridj IV., fo. ö. ßbg. 7. 
©rlenfamp, bon, gamilie. 153. 
@rpe, $eüno, in ßübecf. 86, 100. 
©ulenfpieget, Z\U, in SWötfa. 148, 

149, 160. 

gfalfenfiein, ©ibilla Üiofina, SSroe. 

bon SBöHa. 152. 
granj 1., $$. b. ßbg. 88, 94. 
2rrana IL, $$. *. S&fl. 25, 60, 

106, 145, 166; beffen Butter 

90; beffen ©emaljlin f. SUlaria. 
granj 5ltbre*t, $j. ö. Sbg. 89. 
grana ©rbmann, §3. b. Sbg. 105, 

146. 
gran$ §einridj, §j. b. Sbg. 120, 

146. 
griebrtd), §5. b. $olftein. 134. 
griebridj VI., % b. Sänemarf. 

58. 
gromtn, $tebr. griebr., (9tt.) in 

ßübeef (?). 61. 
gurttoängter & ßöfnte, (D.43.) 

in (Sl^c. 122. 

©age, 9Gicotau3, (©Ig.) in &übecf. 

141. 
©eiger, <ßeter (Sfjriftopl), (©lg.) in 

ßübeef. 139. 
©eorg I., % b. (Sngtanb. 136. 
©rebe, (£Iau8 in ßübeef. 90. 



©robe, Soadj., in ptrau (?). 81. 
©uftao föubotpf), $*. ü. Sttecflenb. 
120, 146. 

$afjn, gerbin., in 3JlöUn. 175. 
§abebred)t, in 9Jiöttn. 149. 
§aöeman$, 9Jtargar , in SJlöUn. 99. 
§ebttrig ©ibiUa, $$. 0. Sbg. 146. 
§einrtd) b. Sötoe, £>$. b. ©adjfen. 

170. 
$>er ^ermann, ... in breite nfelbe. 

149. 
§irt, ftriebr. SBilft., (©lg.) in 

Sübecf. 128, 136, 140. 
§öltig, 3oad). ferner, in SftöHn. 

154. 
pöbeln, öon, gamilie. 138. 
pöbeln, öon, 3otjann, ju S^tenborf 

unb ©olbenfee. 135. 
©onig, ßubolpfy, in Sftötfn. 156. 
$unb, $eter, ($ft.) in ©r. Werfen« 

tin. 122. 

3eg^er, (©fief?) in Sauenburg. 

158; beffen grau s 2lbel. 168. 
Sodann IV., £5. ü. ßbg. 33. 
Sofepf) L, ftaifer 136. 
Qrmme (?), 3oljann, SBicereftor in 

Sauenburg. 136. 
Srtnme, §inridj. 136. 
3uliu§ granj, $j. b. ßbg. 134. 
3uliu§ §einricft, §$. ü. Sbg. 134. 
gutta, Sßonne $u fRoeffitb. 176. 

(f. TOredjt I). 

Slaty, WnbreaS, SBgm. in 9ttöün. 

60. 
Äa^t $>inridj, Kämmerer in Sttöffn. 

156. 
Rampen, ban, §inricf, (©lg.) in 

öübeef. 127, 136, 141. 
^atöarina, £$. b. <5ad)fen. 96. 
^leimann, Sorb I., (©lg.) in Sübecf. 

141. 



Digiti 



zedby G00gk 



«ßerfonen*9tegiftet. 



181 



ßfetmamt, (Sorb TIT., (®fg.) in 

Sübecf 141. 
ffocf, 3Bernefe, in Sübecf. 90, 123. 
ftoop$,Xifcr)lerinftubben>örbe. 104. 
foppe, Slmtm. in ©^toarjenbecf. 

153. 
Gramer, ©uperintenbent in Sauen- 

bürg. 65. 
ßrtefd)e, 3o^. $aötb, (©fa.) in 

Sübecf. 127, 140. 
tf rüger, $an3 Marcus, (®.) in 

Sübecf. 97. 

SanbrS, 3- ©•> (©*9.) ™ £ übecf • 14 °- 
Sippe, ©raj *"*• 154. 
Sör, 5JtattftiaS, in SölöUn. 174. 
Sofjmeöer, SBauratt), in fRafeeburg. 

52. 
Soft, Xfjeoberid), auSSBiSmar, (<ßft.) 

in Seeborf. 96. 
Sütty, ©eorg öon ber, bitter. 147, 

150; beffen grau 9Jlargar., 

geb. SBenfftern, 150. 
Süfcott», öon, SBartyolb £einrid), 

auf @eeborf. 96, beffen 2Btü. 

$or. 9Jtar., geb. ö. SBüIoto. 96. 
Süfcott), öon, Soacbim, auf ©ee- 

borf. 96. 
Süfcom, öon, SR. W., auf ©eeborf. 

160. 
Sutyer, ÖPfi.) in Shibbetoörbe- 48. 

üfcagnuS, #$. ö. Sbg. 87. 
9ttagnu3 IL, $j. ö. Sbg. 122. 
SJiarta, ©em. b. §5. 5rau$ II. ö. 

Sbg. 25, 105, 146, 156. 
9ttarten3, ÖPft.) in Sauenburg. 

155. 
2Keö, §erm. (©Ig.) 139. 
9ttet)er, 2ftarcu3, in 9RöÜn. 85. 
Sttilbe, (Sari 3ultuS (SR.) in 

Sübecf. 16, 29, 30. 
Koffer, So*)- Valentin, (©Ig.) in 

Hamburg. 139. 



Steffen, Anna 9Raria, in ©djtoar- 
genbecf. 85. 

Vorfentin, £artnndj öon, $on> 

propft in SRa&eburg. 95. 
^edjetiuS, 2Rattf)ia$, Ößft.) in 

Sftafceburg. 156. 
^enijer (pelletier), Slbolpf), lüb. 

SSifar u. Somfyerr in (Sutin. 

84. 
«Pettiaer, (Satfjarina, beffen SBroe. 83. 
<ßiepenborcr), Soocft., ©efretair $u 

Süneburg. 92. 
«ßiepenbord), 9ttagbal., geb. Orten ; 

beffen grau, 92. 

Stebber, ©ebrüber, (©Ig.) in Sü* 

becf. 140. 
Hemmers, (Sonrab,($ft.)in93üdjen. 

121, 155. 
9ftifcerau (föifcerotoe), öon, gamilie. 

30. 
föobemann, albert, ($ft.) in ©r. 

93erfentin. 60, 106. 
föumotjr, (£. %x., gretyerr öon. 74. 

(^djacfe, öon, gantilie. 30, 138. 

©djacfe, öon, Valentin, Soren^ 
©ofjn, auf gafentbal. 135. 

©djarffenbürgf, #an3$olIrab öon, 
ju 9tienborf a. 6t. 157. 

©djarpenberg , £artmann , lüb. 
©cftenf. 86. 

©dn'llingljeg, ©rete, in 9Röfln. 93. 

©djmalfe, 3°*). 9K«l-# Kämmerer 
in Sölöttn. 155. 

6cr)mibt, $aniel, (©.) in Sübecf. 97. 

©djnttger, 2lrp (0.»©.) irt Ham- 
burg. 122. 

©Treiber, §erm., in SttöHn. 167. 

©d)ütt, Slnna, in Xanfrabe. 97. 

©tegtemunb, $«ifer. 33. 



Digiti 



zedby G00gk 



182 



$erfonen»SRegifter. 



©pangenberg, $an$, (Stabtijauptm. 

}it 2ttölln, 107; beffen grau 

STnna SBrofeS. 108. 
©pangenbergeS, Anna. 175. 
(Stapels, 3of). griebr., ($ft.) in 

3RöHn. 148. 164. 
©titen, SRargaretlja öon. 95. 
©trafylborn, 2oren$, (©Ig.) in &ü= 

becf. 127, 128, 140. 
Strufe, Otto, (©Ig.) in Hamburg. 

139. 

Soben, öon, gatnüie, in @r. 
93erfentin. 147. 

ttffelu, $eter öon, $u *8aftf)orft. 61. 

öagljebeS, ©eSfe, in SttöUn. 94. 
$o(3, $amel, (©ig.) in Lüneburg. 

139. 
SBroube, §an$, u. grau, in SRöHn. 

118. 



Söacferbart'^ogel, gamilie. 152. 

160. 
SBalbcmar, % ö. ©djtoeben. 176. 
SBebberfopp, g. «. öon. 164. 
SBebberfopp, SttagnuS öon. 122. 
2BeIjr$, (2tt.) in Hamburg. 104. 
SBelfcin, $eter, in Sauenburg. 147, 

169. 
Söicfebc (SBetfen), Sljom. #ieron. 

auf ©djenfenberg. 135. 
SBinfel, ©erb., in ßübeef. 22 
SBi&enborff, griebr. ftieron. öon. 

auf ©eeborf. 136 ögl 147. 
Söolffram, $atoel. 92. 
Sßoöo, ©tepfjan, (©lg.) in Sübecf. 

141. 
2Bou, ©ert öon, (©Ig.) 136. 
»ulf, ^eter, (©lg.) in Sübetf. 

116, 117, 129, 130, 141. 



3iegener, Q. $., 
bürg. 139, 



.) in Süne* 



Digiti 



zedby G00gk 



rt0= unb ^adjrcgipfccr. 



«bfürjunöcn: AU. = Altar. %UM. = Altarauf fafc. AlfcStfr. = 
Altarfärem. 66. = (^orgeftüfjl. ©I. = ©locfe. ©im. = ©lag. 
maierei. ©rb. = ©rabmal, ©rabftein, Spitapl). 3. = Snfc^cift. 
Ä. = ftirdje, Kapelle, ftl. = fteldj. Ar. = Äreuj. %. = ftonjel. 8. = 
&udjter, ßtdjtaun. 9)i. = Malerei. D. = Orgel. £>0l. = Oblaten- 
bofe. $. = Sßatene. ^ar. = Sßaramente. 9i = SKeliquienbel) älter. 
8(&m* = ©djmiebe« u. (Schloff erarbe it. ©f. = öfulpturen. %. = ?£fjurm. 
Sf. = Xaufe. £f.=<£. = Saufengel. £f. 5 @ci>. = Saufföüfiel. 



Abenbmal)!. fcarfteflg. 60, 61, 62. 

Aberglaube. 161 ff. 

AbunbuS, Ijl. 8. 

Abam. 176, 178. 

AegibiuS, 1)1. 68. 

Altar. 54. 

Altarauffäfce. 68 ff. 

Altarbecfeu. 67. 

Altargerätfje. 88 ff. 

AltarfjauS. 10 f 11 ff., 25, 26, 39 ff- 

«ftarfreuje. 72. 

Altarleud&ter 76 ff. 

Altarnifdje. 12. 

Altarplatte. 65, 56. 

Altarpulte. 85. 

Altarfd&mucf. 57. 

Altarfdjreine. 59 ff. 

Altarftaffel. 59, 61. 

Aftartifd). 54 ff. 

Altona. Subenfircfäof. 6djm.i66. 

Ampullen. 100. 

Anbauten. 31. 

AnbadjtSbilber. 156 ff. 

AubreaS, Ijl. 8. 



Anna, ty. 8. Anna felbbritt. 64, 

66, 80, 81, 117, 171. 
«foSberuS, 1)1. 33, 168. 
Antepenbien. 56. 
Antonius. 1)1. 68. 
Apoftel. 137, 173. 
Apoftelfaften. 65. 
Apfte 10, 11. 
Arfabenbögen. 43. 
Augufttnerorben. 33. 
Ausmalung ber Ä. 51 ff. 

©älau, $orf. 144. 

Barbara, 1)1. 68, 114. 

Bartholomäus, 1)1. 8. 

«afebom. ©1. 140. ©Im. 29. 

Bafiüfen. 14. 

«aftfjorft. Alt. 55. ©1.140. ©Im. 

29. ©rb. 148, 149. St. 9. 

m. U. % 89, 90. Äomic 100, 

101. §al3eifen 165. #1. 2eify 

nam. 161. 
Baulinie. 7. 
Baumaterial. 35 ff. 



Digiti 



zedby G00gk 



184 



DrtS- unb ©adj-föegifier. 



SBefefttgung ber ®. 7. 

93enebiftinerorben. 33. 

$erfentin, ©rofc 2Ilt.ö6. TO.-3T. 
60. ©rb. 147. % 106. ft. 
8, 9, 10, 24—28, 32, 36, 38, 
40, 41, 42, 46, 60, 62. Wfdje 
102. D. 122. ©f. 171. %. 
20, 21, 22. 

©ibelfprüdje. 132, 150, 154. 

Stenben. 41. 

931umeni>afen. 68. 

Eogenbilburtg. 47 ff. 

93ogenfrie8 f. griefe. 

«oi^cnburn- 139. 

öreiienfefbe. ©1. 116, 123, 126, 

128—132,136- 138,140—142, 
144. ©Im. 29. ©rb. 149. 
tf. 8, 14, 15, 26—28, 31, 36, 
36, 43, 46, 46, 47. 0. 121. 
*ßar. 86. X. 22. $f. 109, 
110, 111. 

©reraett. <£raftift. 9. 
$Brigitta,f)l. 33. 93rigittenorben.33. 
Önmftorf. ©1. 139. ©rb. 153. 

3- 97. ft. 9, 36. AI. 97. 
Dbl. 99. $. 98. ©f. 170. 
$f..©d). 120. Sßetterfaljne 22. 
m$tn. mt 56. 2llt.*$ecfe 57, 
68. ©Im. 29. ©rb. 146, 166, 
156, 160. «. 9, 10, 11, 14, 
15, 23, 24, 26, 28, 31, 32, 36, 
38, 39, 43—46, 49-52, 62, 
162. $..©djafc 89, 162. m. 
97. Jfy. 104. ß. 77. 2tt. 32, 
155, 156, 172 ff. £>. 121. $ar. 
86. 3t 87. $f. 110. §1. 
SBlut 162. ©nabenbtlb. 162. 
Dpferftocf 163, 164. S93ei^ 
gefdjenf. 163. 

®t)or. 11 ff., bergt Empore. 
(Sfjriftopfjer, 1)1. 117. 
(£l)rtftu$bilber. 25, 68, 60, 61, 63, 



64, 70, 71, 81, 94, 105, 108, 
110, 113, 136, 137, 170, 171, 
174. 

Ziborien. 98 ff. 

(Siemens, 1)1., 8. 

(Srucifir. 64, 66, 70, 72 ff. 

(Sructftjbilber. 60, 61. 62, 64, 92 ff. 
113, 115, 124, 137, 150, 152, 
156, 156, 157, 168, 167, 176. 

Grmneffe. «It.-H. 61. ©1. 126, 

128, 135, 137, 139. &. 9, 14, 
15, 23, 24, 25, 26, 28, 29, 36, 
37, 38, 41, 42, 43, 44, 46, 47, 
49, 50, 52. »I. 90, 95. ®r. 74. 
®fr 105. ß. 77. m. 52. D. 122. 
CM. 98. X. 22. fttfdjen 102, 
103. SBeiljbecfen 164. 

©arftetlungen, atlegorifdje. 60, 61, 
99, 151, 154 ff., 159, 169, 175. 

©arftellimgen, alttefiamentlidje. 26, 
32, 105, 120, 124, 137, 176, 
178. 

2)arfteHungen, neuteftamentlidje. 25, 
29, 32, 58, 60, 61, 63, 64, 65, 
66, 70, 71, 106, 108, 114, 
120, 137, 164, 156, 167, 174, 
175. 

$arfteflungen,unerflärie. 124, 125, 
137, 138. 

$ecfenbilbung : 47 f. 

ftecfenmalereien. 62 ff. 172 ff. 

$eutfd)eS SBanb. 40, 52. t>gl. griefe. 

2)ion9fiiig, 1)1. 8, 9. 

$oppeld)or 10. 

2)orotfjea, 1)1. 68. 

$reieinigfeit: 60, 62, 71, 114, 130. 

(Einbauten. 31. 
<£in!)au3. ftr. 168. 
(Sütfibeln. ftloper 125. 
(Slifabetf), 1)1. 9. 
©mporen. 32. 



Digiti 



zedby G00gk 



Ort«« unb ©adj-föefltfler. 



185 



@ngel. 61, 66, 71, 82, 106, 116, 

171. 
(Spitapfjien. 163 ff. 
©rbbegräbniffe. 31. 144. 
©udjariftie 101 ff. 
(SutogtuS, ty. 81. 
<&!tfo. 84. 
(Söa. 176, 178. 

(SbangeUften. 60, 73, 106, 106. 
@bangeliften$eid)en. 73, 74, 112, 

124, 137, 150. 
<S*edjiel, $ropfjet. 105. 

galjueuftangen. 160, 163. 

gclbfreuge. 75. 

genfter. 25 ff. 

gifdj, fömboi. 22. 

gormfteine 37 ff. f. ^Baumaterial. 

grausigen (granäbof). 32, 105, 

146, 166. 

granjUfanerorben. 94. 
granjiefuS, 1)1. 9. 
griefe. 39 ff. 52. 
gublenljagen. «lt..«. 62. ©t. 123, 

124, 128, 129, 137. ©Im. 29. 
3. 126. ®. 8, 36. S. 78. ©I. 
171. 
gufjböben 30. 

©abriel, (Strenget. 81. 
©efäße, ^eilige. 88 ff. 
©emälbe. 60, 61, 6?, 64 ff., 154 ff. 

172 ff. 
©eorg, ffi. 9, 65, 171. 
6t ©eorgSberg. TO-W. 61, <Sf>. 

107, ©1. 126, 128, 129, 137, 
138, 139, 140. @rb. 153, 164, 
166. 3. 106. ß. 8—14, 23, 
26, 26, 27, 36, 37, 39, 40, 
45, 49, 62. Äj. 106. 2. 77. 
$f. 109. $f.*@. 119. flamte 
100, 101. ^rebigerlifte 165. 
$t$cma 102. 



6t. ©eorgSbcrg Softer bafelbft. 

33, 168. 
©erfammer (©erfoefammer). 32* 
©efimfe. 24, 42 ff. 
©eftütf. 107 ff. 
©etoölbe. 15 ff., 47 ff. 
©iebelfd&mucf. 39 ff. 
©iefjgefä&e. 101. 
©iefjeraetdjert. 142. 
©ipspufc. 62. ©f. aus @ip$- 

fpatl). 71. 
©laSmalereien. 29 ff. 
©lafur. 38. 
©locfen. 123 — 142. ©I.<©ie6er. 

129, 138-142. ©(.-Warnen. 
132. ©(..©agen. 142. 

©nabenbilber. 161. 
©nabenftuljl. 67. 
©oibenfee. 135. 
©olbfdjmiebearbeiten. 88 ff. 
©rabbenlmäler. 144 ff. 
©rabftetne. 66, 147 ff. 
©rarabetf. mt 65, 56, 58, 69. 

3nt..©djr. 62 — 64. 3. 105. 
$t. 8, 35. Ä8. 105. 2faf)nen- 
ftangen, 163. fcalSeifen, 166. 
©röttau, ©roß«, m. 55. 311t. *9T. 
61. $Ut.-©$r. 71. (Sfjr. 107 
©1. 10, 123, 124, 126, 129, 

130, 132, 133, 142. ©Im. 29. 
©rb % 169. 3. 10, 130, 132, 
183. $.9,13,23-26,28, 31, 
36,38,40—42,48—61. &J. 105. 
S. 78. D. 122. <ßar. 86. ©f. 
71, 169. %. 22. $f. 110, 112. 
$f..©d>. 120. ftamte, 100. 
Söffet, 101. ftifd&en, 102, 103. 
gürftempf, 105. 

©runbftein. 8. 

©runbform ber ftirdjen. 10. 

©UbOtt). Wt. 55, 59. 9Ht..©d)r. 66. 

©I. 126, 128, 139, 140. ©Tm. 

29. ©rb. 147, 150, 168. $. 



Digiti 



zedby G00gk 



186 



Ort*' unb ©adj«9flegtfter. 



8, 9, 25, 26, 28, 36, 42. ®r. 

73. $5. 105. 2K. 158. $f.*(S. 

119. Xf..@dj. 120. 
©U&Oto, SBurg unb$of. 8. 158. 
®Ü!tJ(M>. ©I. 126, 135 f 137, 138, 

139. $. 9. m. 94. $f..@. 119. 

faulte 100. 3ol)$..ftrone 161. 

(Sieget 167. 
©urtbögen. 49. 

§allenfirdjen. 14, 15. 
Ixumnarbe. 9Ut.'<Sd)r. 67. ©t. 
134, 140. 3. 99. ft. 9. DM. 

99. ©!. 171. $f.«(g. 119. 

§au3matfen. 142, 147, 149, 157. 
^eilige, unbefannte. 64, 66, 68, 
70, 71, 81, 114, 115. 

^oftenjorn. ©I. 136, 139. ©rb. 

148. ®. 9. 
©oljbauten. 22. 36. 
$ofpitate. 33, 99. 
|>ofttenbofen. 98 ff. 

3acobu3 ber ältere, Styoftel. 8, 9, 

67, 105. 
Scrufttlem. 60. 61. 176. 
Snfdjriften. 10, 33, 37, 74, 77 ff., 

81, 85, 88, 91 ff., 114 ff., 122, 

124 ff., 147—158, 177. 
SoijanneS ber ©bangeltft. 9, 61, 

69, 70, 71, 105, 107, 113, 115, 

158, 169, 170, 173, 176. 
3of)anne3 ber Säufer. 9, 25, 68, 

117, 132, 137, 176. 
3pfepl) bon Ärimatyia. 66, 69. 
3ofe^, b. ftäfjrtoater. 63, 67, 71, 

175. 
3uba$ XfjabbäuS, b. Slpoftei. 173. 
»ütertog. mMai-®. ©f. 87. 

ftämpferbilbung. 47. 
Äanjeln. 103 ff. 
Kapellen. 81. 



ftapitälbilbung. 37, 46. 
Marina, f)t. 8, 68, 81, 94, 117, 

132, 133, 137, 173. 
m$e. 90 ff. 
fteraenftafl. 84. 
£iel. äRufeum, 65, 167. 
fltrdjenbränbe. 22, 30. 
ftirdMürme. 10. 
IHauenfapttät. 37, 47. 
ßfoufen. 32. 
mingelbeutel. 164. 
Softer. 33 ff. 
ftuofpenfapitäl. 47. 
ftommuttionbretter. 165. 
ßonfoten. 46. 
^reujbogenfrie^. 40. 
^reuje. 168 ff. 
ftreuaigungSgruppen. 59 ff., 66, 

68, 74, 158, 159. 
ftrtjpta. 13. 
ffubbetoörbe. ML 61. snt.-Sdjr. 

65. ©I. 134, 139. ©rb. 147, 
150. 3. 92, 99, 151. $. 8, 
37, 48. m. 92. ®r. 73. #£. 
104. Dbl 99. Uf)r. 169. ftlofter 
33. 

Sage ber Äirdjen. 7. 
SangljauS. 10, 14 ff. 
Saffajn. ©t. 126, 127, 140, 143. 

3. 127. ß. 8, 23, 25, 26, 27, 
28, 35, 42, 46, 49, 60. ftr. 72, 
73. %l*& 119. Wifdje 103. 

Sauettöurg, ©tabtfird&e. 2lft. 60. 
3(tt..SSafen. 58. ©1. 123, 129, 
130, 132, 133, 134, 136, 139. 
©rb. 145, 147, 155, 157, 160. 
3. 114 ff., 122, 133, 136, 147, 
158, 177. ®. 9, 10, 13, 23, 
24, 26, 31, 42, 62. AI. 90, 
96, 97. Ar. 74. ß. 79, 80, 82, 
84. Wt. 155, 157', 176 ff., D. 
122, 178. DM. 99. % 90. 8*. 



Digiti 



zedby G00gk 



Ort3- unb ©ad)»9tegifter. 



187 



87. ©d)m. 166. ©f. 26, 146, 
170. Z. 20, 22, 103. XI 112 
ff., gürftengruft. 13, 146. 
ftanne. 100. ßöffei. 101. Sctt- 
ncr. 13, 166. «Rifd&c 103. Wjr. 
169. Sünftc. 80. 

ßebertapeten. 106. 

£eid>enf)äufer. 31. 

Seidjnam, i)t. 161. 

Seltner. 13. 

Seudjter. 76 ff. 

Sidjtarme. 84. 

Sidjtfronen. 82. 

Sidjtredjen. 84, 161. 

Stfenen. 42. 

ßöffel. 101. 

Sübetf, ©tabt. 7, 30, 61, 70, 119, 
136. ©tabtroawen 97, 117, 
138. Somfircbe. 8, 24, 39, 
47. ftr. 74 f. $f. 116. ©t. 
SofjamtiSftofter. 98, 122. (£ul- 
iurfjift. 9ttufeum. 125. ©iefcer. 
139 ff. ©iefcW- 140. 

Sita. ©1. 124, 129, 133. ©rb. 
148, 149. 3. 83, ft. 8, 9, 
10, 24, 32. »I. 97. ®v. 73. 
ß. 83, O. 122, Dbt. 99. $ar. 
86. ©I. 171. Z- 20, 21,22 
£f. 111, 112. Xf..«. 119. 
TOffate. 86. 

2Jtoria, ffi. Jungfrau. 9, 29, 33, 
51, 61,63, 64,65, 66,69, 70, 
71, 79, 80, 81, 106, 113, 114, 
115, 117, 120, 132, 133, 137, 
168, 159, 161, 167, 171, 175. 

SJtoria 9Jtogbaleua, fcl. 8, 9, 61, 
115, 137, 159, 167, 175, 

Wmtnm% Softer 33. «lt. 57. 
«lt.*©d)r. 69. 3. 33. 33üd)er 
85. ©iegelring. 137, 167. 
©F. 70. 

»tortin, 1)1. 173. 



9Kattf)äu$, «poftel. 173. 

9Dtottf)ia$, «poftel. 170. 

SJtauritiuS, ffl. 117. 

2Ke6büd)er. 84 f. 

SRc&geroänber. 86. 

2ttid)a, $rüj>f)et. 105. 

Sidjaet, ©ringet. 132. 

töiölto. ©tabtanfidjt 158. 
©tabttoappen. 97, 117, 
138. föat&fjauS. 37. 2ttu« 
feum; 76,87, 101, 108, 164, 
169. ©üben u. Sünfte. 
34, 78, 83, 84, 108, 169, 
175. £eit. ©eift-ft. 9. Wi> 
folai-®. «it. 56. «u.-«. 
CO. mt-Wnlt. 85. «lt..©cör. 
59, 70, 84, 161. ®t). 107, 
108, 109. ©1. 123—144 passim. 
©rb. 56, 148, 149, 151, 154, 
165, 167, 158. 3- 37, 78, 
79, 81, 83, 84, 85, 88, 93, 98, 
99, 107, 108, 117, 118, 127, 
130, 132, 133, 134, 166, 157. 
Ä. 7, 9-15, 24-28, 31, 33, 
36-39, 43, 46, 47, 49-52, 
62, 145. ffl. 93, 97. ®x. 
73, 74, 168. % 106. ß. 78, 
79, 82, 84. 2R. 164, 155, 
168, 162, 174, 175. O. 122. 
Dbl. 98, % 98, $or. 86, 87. 
SR. 88. ©djm. 166, 167. ©f. 
170 ff. Z. 21, 22. ZI 112, 
116 ff., 141. Aquamanile. 
101. SBüdjer. 85. fttingel- 
beutel. 164. Äommunionbretter. 
165. ftifdjen. 103. «ßfUiften. 
165. föaudjfafj. 164. lobten- 
bahren. 169. ©t. SobftfapeHe. 
31, 59, 70. ©afrifteien. 73, 
174 u. Anfang. 194. SBunber- 
bäum. 161. 

Sonogramme. 67, 68, 93, 96, 99. 

attouftranjen. 88. 



Digiti 



zedby G00gk 



188 



Ort8- unb (Sadj-SRegiftcr. 



SflofeS. 26, 105, 176. 
9Witad)cn. 93air. Wat 9Huf. ©f. 70- 
9ttün$en. 124, 128, 143. 
aJtoftftt. «It^«. 61. m. 126, 140, 

141. ß. 9, 13, 23, 25, 26, 

28, 40, 41, 45, 48, 50, 51. 

ftr. 75. 2. 76. %. 22. $f. 

109, 111. «Rifdjen. 103. 
SDfcuttergotteSleudjter. 79. 

Wenenftrdieit. 143. 
Wicnborf ö. ©djüttfec. 135. 
Wienborf a. b. ©tefemfc. Hbtig. 

©ut. 86. Queue. 161. 
Wienbwf a. b. ©tefenifc. Äircftc. 

@1. 127, 138, 139, 140. @rb. 

147, 153, 155, 156, 159. ft. 

8. 9W. 165, 175. D. 121. 

©djm. 166. 
■ftifobemuS. 65. 
SWolauS, f)l. 9, 64, 81, 88, 117, 

132, 133, 137. 
SGifdjen. 102 ff. 
ftibeau bcr fttrdjen. 10, 13. 
ftutfjen. 41. bgl. griefe. 

Dblatenfdjadjteht u. «Setter. 97 ff. 
Oele, ijeittge. 102, 116, 118. 
Dpferftöcfe. 164. 
Orgeln. 121 ff. 
Drientirung bcr ftirdjen. 7. 

$aramente. 86. 

«ßatenen. 97 ff. 

^ergula. 84. 

SßetruS, ^tpoftcl* 8, 9, 106, 137, 

167, 173. 
«ßfarrljöfe. 23. 
$feilerbübung. 15 ff., 43 ff. 
«PfjtliWuS, Sfyoftel. 173, 
<ßieta$-2)arftettungen. 70, 114, 116. 
pfctna. 102. 



Vöttnn. 8nt.-©djr. 67 ff. g. 96. 

ß. 9. «I. 96. ftj. 106. S. 

80, 84. 0. 122. 
portale, f. fcfjüren. 
«Portrait. 61, 150, 154, 156, 156, 

174. 
<ßrebetta, f. TOarftaffet. 
^rebigerliften. 165. 
«ßriedje. 32, 107. f. Empore. 
$ro^eten. 105. 
$roäeffton§gerätf)e. 72. 

Ouaberung. 63. 
OuerfyauS. 10. 

ÜHfl^cbnrg. »istfjum. 9, 62. 
©d)lo&. 122. ©tobt. 8. $om- 

t. 39, 47, 95, 139. ©tobt-ft. 

(©t. <ßeter). Mt * $ecfe. 57. 

@I. 126, 132, 134, 137, 141. 

©rb. 156. 3. 68, 94. ®. 9. 

®t. 94, 97. D. 122. ßanne 100. 
töaudjfäffer. 164. 
SRautenfrieS, f. griefe. 
Reliquien. 56, 58. 
fReliqutcn-^Bc^ältcr. 87 ff. 
9ftetiquien«@ruft. 56. 
9fteliquien»©djreine. 58. 
föiefemjc in ©djtuanfen. t. 47, 

»gl. 194. 
kippen ber ©eroölbe. 50. 
töoftod. harten. Ä. Sf. 114. 
Sftunbbauten. 10. 

©od^arja, ^ropljet. 105. 
©arge. 146, 147. 
©agen. 7, 142 ff., 147. 
©übm$. & 8. fti. u. <p. 90. 

ftanne. 101. 
©aframentljau«. 101. 
©afrifteien. 32 u. 194. 
©ölcm. ft. 8. 

©alüator utunbi, f. (SljriftuSbilber. 
©alöator-örben. 33. 



Digiti 



zedby G00gk 



DrtS* unb <Sad> SRegifter. 



189 



Samuel, $ropr)et. 173. 
©anbcSncben. «ft. 56. ©l. 131, 

132, 134, 140, 143. ©rb. 149. 

3. 91. K. 7, 9, 24, 25, 26, 

33, 36, 38, 41, 42, 48, 52. 

Kl. 89, 91, 97. K&. 105. £. 

77, 78. D. 122. Dbl. 99. X. 

22. $f. 111. £f.«<Sd). 119. 

Klingelbeutel. 164. SBurg. 7. 
(Säulen. 43, 46. 
(Sdjarrireifen. 37. 
©ct)eibglocfen. 130 f. 
Sdjenfenberg- 135. 
©c§idjrenröecr)fel. 38. 
<Sd)ilbbögen. 49. 
©djlüdemoertb in SBöfymen. Kloft.« 

K. 162. 
6d)lag«borf in SJlecftbg. K. 17, 43. 
(Sdjlufjftetne. 41. 
©djmiebe« u. (Sdjloffer * Slrbeiten. 

80, 84, 166, 167, 
©djmulan. ©1. 140. K. 24, 26, 

28, 40, 60. 

©djnafenbetf. 2Iit. * <Sd)r. 66. ©1. 

135. K. 9, 10, 66. 
©djöncn&ow. eljem. K. 167. 
©«roarjcnbetf. «It.^ecfe 68. «lt.- 

«ßult 85. ©1. 132, 134, 
139, 141. ©rb. 163. 3. 77, 
134, 153. K. 9. ftl. 91, 95. 
S. 77. $f.'(S. 119. Kanne. 100. 

Sccborf. Sllr.'Scbr. 65. ©1. 127, 
128, 131, 132, 135, 138, 140, 
142, 143. ©rb. 147, 160. 3. 
96, 127. K. 8, 13, 14, 17, 23, 
25, 28, 29, 31, 41, 42, 45, 
49, 50, 61. Kl. 95. 0. 121. 
Dbl 99. X. 22. $f. 109, 111. 
Klingelbeutel. 164. 

(Sepulcrum, in Elitären. 56. 

Seroatiue, t)l., SBtfdjof öon 9Jlac» 
ftridjt 9, 68. 

Biebcnbäumen. ©i. 123, 126, 130, 



131, 132, 140, 141. ©Im. 29. 
K. 9. 30. i*. 77, 78. D. 121 
Xf..<Sd). 119. Söibcl. 85. 

©iebeneicften. ©rb. 147. K. 9. Kl. 

96. DM. 99. Xf.-<Sdj. 120. 

§al$eifen. 166. SBetterfal)ne22. 
Siegel. 9, 128, 141, 167. 
(Signaculum. 91, 98. 
©Überfremdet 95—100. 
Simon, Styoftel. 105. 
(Sfulpturen. 25, 32, 69, 60, 61, 

64 ff., 80, 106, 107, 146, 150 

ff., 159, 169 ff. 
(Sotfel. 42 ff. 
<Sterfnifefat)rer. 77, 79. 
(Steingujj ((Stucfmaffe). 37, 56. 
©tein&orft. «mt. 134. 
©terlei). ©1. 123, 1-26, 127, 129, 

132, 133, 137, 142. ©rb. 152, 
160. K. 9, 10, 23. 25, 28, 30, 
36, 40, 41, 50, 52. Kl. 97. 
Kj. 105. 2tt. 52. %. 22. Xf. 
109, 111. £f.-<Sd). 120. gat> 
nenftangen. 160, 163. Kanne- 
100. 3ol)anni3'Krone. 161. 

«Stiefereien. 57. 58. 
©tintenburger pttc. ($ljem. K. 143. 
©trafmerfjeuge. 165 ff. 
(Stüfcen. 43 ff. 

Salfan. K. 9, 35. 
Xaufgerätt)e. 109 ff. 
Xaufengel. 118 ff. 
£aujfcr)üffelu. 118, 119, 120. 
Xt)eilung§ringe. 44. 
Xtjiergeftalten. 2tn ß. 78, 79, 82. 

tfo ©iefegefä&en. 101. 
$t)üren. 22 ff. 

Xt)ürfturfl, giebelförmtger. 24. 
Xtjurmanlagen. 10, 20 ff. 
Xfjurmfnäufe. 22. 
Sttelljetlige ber Kirnen 8 ff., 59; 

ber ©locfen. 132 f. 



Digiti 



zedby G00gk 



190 



Orte- unb ©adMRegiftet. 



Xobtenbatyren. 169. 
%xa\>etfapim. 28, 46. 
£rennungg$eid)en auf ©1. 129. 
Xribunenbogen. 12, 49. 
fcriumrtboflett 13, 49, 72. 
Xriumpljfreuje. 74. 
Sündjung b. Äirdjen. 52. 
fcugenben, d^riftUc^e , bargeftettt. 

60, 61, 99, 164. 
£uflftot|> in ©djwebeit. fttoei* 

föifftgetf. 16. 

Umbauten an fttrdjen. 30. 
Uljren. 169. 
Urnen. 147. 

SSerglafung ber fünfter. 29. 
SSerpufc. 51 ff. 
«efoertüdjer. 57. 
S3orfrogungen. 44. 
SSortraggfreu^e. 72. 
SSottogefdjeufe. 163. 

Söoffen. 169 f. 
SBaUfaijrten. 161. 
SBanbefoltäre. 59, 62. 
SBanbleudjter. 84. 
SBanbmalereien. 53. ogl. 172 ff. 
SBanbfdjränfe. 87, 102. 
SBanböorfprünge. 43. 



©appen. 26, 29, 30, 61, 77, 79, 
83, 92, 94, 97, 108, 117, 138, 
151, 152, 153, 154, 155, 170, 
175. 

SBeUjfreuae. 63, 55, 66. 

SBeiljurhmben. 56. 

SEBei^tüofferbecfen. 164. 

SBenbef (Hegen. 21. 

SBerftnetfteräetdjen. 37. 

SBetterfaljnen. 22, 166. 

SBiUeljabuS, 1)1. 9, 133. 

2ßi$ciec. ©rb. 152. 3. 120, 152. 
ß. 8. S. 77. £f. 112. $f.« 
©dj. 120. 

Sßortt. ©I. 131, 139. £. 9. 

SBürfettapitäl. 46. 

Samntin am ©djatlfee. ft. 142. 
Sedier, ©rofc. ©utsijof. 143. 
Sedier, ftlctn*. ©1. 142. tf. 161. 

aSotiögefdjenfe. 163. 
Sefltt, in Springen. $f. 112. 
Siegelbauten. 36. 36 ff. 
Siegelfteme. 36 ff. 
Siegelftempel. 37. 
Sinn gerade. 90. 
Sttjeifdftiffige ftirdjen. 15 ff. 
Sünfte u. Remter, ©itben. 34, 77, 

78, 79, 80, 83, 84, 108, 169, 

175. 



Digiti 



zedby G00gk 



Jttijalt^Uer?eid)tti§. 

Seite 

©iuleitung 1—6 

firftcr C^ eil: Das itfrcfyengebäube. 

l. 3m Mgemeinett. 

§ 1. SBaulinie. Sage. Sitettjeitige 7—10 

§ 2. ©runbform unb SRiöeau ber SHrdjeu 10—11 

U. $a$ Äfrdjengebimbe in feinen einzelnen feilen. 

§ 3. Sag Sntar&auS ober ber (Sr)or 11—14 

§ 4 Sag Sangljaug 15—20 

§ 5. Sie Sf)urmanlagen 20-22 

§ 6. Sie ($ingang3tf)üren 22-26 

§ 7. Sie genfter unb ifjre ©laSgemcilbe 25—30 

§ 8. Sie gu&böben unb bie Umbauten 30-31 

§ 9. Sie %n> unb Einbauten 31—33 

§ 10. tflöfterlidje Anlagen 33—34 

III. Sedjuif unb arfliteftonifdjer Gdjmiift ber SHrdjcnöcbäubc. 

§ 11. Sa§ Baumaterial unb feine Bearbeitung 35—39 

§ 12. Sie fjriefe uub ©iebetüerjierungen 39-42 

§ 13. ©ocfel, ßifenen unb ©efimfe .... 42 

§ 14. Sie ©tüfcen unb SBaubborforünge 43—47 

§ 15. Sie Bögen unb (Semölbefüfteme 47—51 

§ 16. Berpufcung unb farbige SluSfdjmüdung ber ftirdjen . 51—52 

Zweiter Cr) eil: 3 nnere Einrichtung 

unb 2lusfd}mücfung öer Kirdjen. 

§ 17. Sorbemerfung 53-64 

I. mtax unb WtotfmA. 

§ 18. Ser Httartffdj 54—58 

§ 19. Sie SUtarauffäfce 58—72 



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zedby G00gk 



192 3nljalt3-$eräetdjmß. 

Seite 

§ 20. $ie Stttarfreuje, ©rucijtjc unb Xrium^frcujc . . . . 72 — 76 

§ 21. $ie TOarleudjter, Sidjtfronen, SRarienfeudjter u. bgf. 76—84 

§ 22. 2Jte&büd)er, TOarpulte, SJte&gemänber u. f. to 84—87 

§ 23. 9tetiquiarten 87—88 

II. heilige ©efäfce. 

§ 24. «orbemerfung 88— 90 

§ 26. Äetdje unb <ßatenen 90— 98 

§ 26. (Aborten unb £oftien- ober Dbfotenbofen 98—100 

§ 27. Pannen unb ©ießgefä&e, Löffel 100— 101 

§ 28. <5a!rament3l)au3, $if einen unb anbcre SRifdjen . . . 101 — 103 

III. Hanseln nnb ©cftiifjl. 

§ 29. ßanaetn 103—107 

§ 30. ©eftüfjt 107—109 

IV. Sanfgerätte. 

§ 31. Saufgefäfee au3 ©tein unb §o!a 109—112 

§ 32. Eaufgefäße ouS 9JletaH 112—118 

§ 33. Saufengel 118—119 

§ 34. Sauffdjüffeln 119—120 

V. Orgeln. 

§ 35 121-123 

VI. ©iotfen. 

a)bte älteften unb größten@lodenbeeSanbe$. 

§ 36 123—126 

b) ©djmucf ber ©tocfen. 

§ 37. Qierrat^ unb Jgnfdjrift im OTgemeinen 126—129 

§ 38. Sntyalt unb S3ebeutung ber 3nf Triften 130—136 

§39. gigüdidjer 6d(jmucf ber @fo<fen 136 — 138 

c) $ie ©ießer ber ©locfen. 

§ 40 138-142 

d) ©locfenfagen. 
§ 41 142—144 

VII. ©rabbenfmälcr unb (5^itü^f)tcn 

§ 42. ©rabgetoölbe unb ©arge 144-147 

§ 43. ©rabftetne 147-153 

§ 44. $ie ©pitap^ien 15?- 169 

§ 45. Uneigentltd)e (Spitapljien 1Ö9-160 



Digiti 



zedby G00gk 



3n$alt$.8er8etc$niß. 193 

Seite 

VIII. ^erfdjiebene ©egenftänbe. 

§ 46. SSorbetnerfung . 160 

§ 47. 2BaHfal)rt$orte unb ©nabenbilber 161—163 

§ 48. Sotiügefdjenfe 163 

§ 49. gafjnenftangen u. f. tu 163 

§ 50. SBeifjtuafferbecfen unb föaudtfäffer 164 

§ 51. öpferftödfe unb Klingelbeutel 164—165 

§ 52. Äommunionbretter unb $rebigerliften 166 

§ 63. Straftüerfyeuge ber Kirdjenaudjt 165—166 

§ 54. ©d&miebe- unb ©djloffer«2lrbeiten 166—167 

§ 55. ©iegel, ©iegelftöie unb (Siegelringe 167—168 

§ 56. ©teinfreuje 168 

§ 57. £obtenbal)ren 169 

§ 58. Utyren 169 

IX. öerfefttebene 2ßerfe ber ©fnfytur mtb SRalaei. 

§ 59. Sfulpturen 169—172 

§ 60. Malereien 172-176 



13 



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zedby G00gk 



Berichtigungen ttnb Jufiiije. 



©. 32 nadj 8. 13 ö. o. ift einftufdjalten : 

„3$on eigentlichen ©afrifteien, lote fie regelmäßig %u (Seiten 
be3 s ll\tax§au\e$ angefügt ju fein pflegen, finb aus bem Mittel- 
alter nur bie ju 5ftölln unb ©eeborf, btiht an ber ©üb« 
feite beg (£Ijoreg belegen nod) ermatten, (Srftere ift ein redjt« 
eefiger Staunt mit fpätgoujifdjem Kreuzgewölbe unb runbbogiger 
Skrbtnbunggtfjür &ur Kirche. $ie ©afriftei in ©eeborf l)at 
quabrattfdjen ©runbrifer ift mit einem redjtttrinflig profitirten 
Ärcujgeroölbe überfpannt unb mit bem 9lltarljaufe burdj eine 
fdjlidjte Sftunbbogentljür öerbunben; oljne gmeifel ift biefe 
©afriftei gleichzeitig mit ber Äirdje felbft im 13. gafyrfyunbert 
erbaut morben. teueren UrfpnmgeS erfdjeiut bie in Sftöfln 
an ber ^Rorbfeite nodj befinblidje jnjeite ©afriftei." 

©. 47, ©. 9 ü. o.: $a3 ftapit&l ju föiefebtye ift jefet abgebilbet bei 
SR id). $aupt: $te SBau* unb ftunftbenfmäler ber $roötnä 
©cbleSmig.^olftein. ©. 184. fjicj. 276. 

©. 54, ß. 3 ü. u., ^tatt „üon ©üb nadj ftorb" lieg „mm 9forb naeft ©üb". 

©. 60, 3. c> ö. u., ftatt „ein ©peg" lieg „eine ©peä". 

©. 98, 3. 6 ö. u., nadj „3ol)annigflofter" füge ein „in SUbcrf". 

©. 173, g. 8 t>. u., ftatt „ftorbfeite" lieg „©tibfeitc". 

©. 173, 3. 7 ö. u., ftatt „©übfette" lieg „Worbfeite". 



Digiti 



zedby G00gk 



itrfunben 



6es 



Hlofevarcfyivs 511 Flensburg. 



3ufti 3 ratt? Dr. U tt>olff. 



13* 

Digitized by VjOOQlC 



Digiti 



zedby G00gk 



§ 



£tnem glücflu$en 3 u f a tte ift es ju oerbanfen, bafj im 
Slrdjtoe bes glensburger £etligengetftl}oftritals ober f. g. StofterS 
oor Rurjem bie nadjjieljenb oerjetdjneten 13 Urfunbcn aufge* 
funben würben. Site 5ß. ©ejbelin 1862, um für fein bem* 
nädjft herausgegebene«, biö jum ©djluffe be« Saures 1558 
geljenbe« Diplomatarium Flensborgense (Jtopenl). 1865 bt« 
1873) geeignete« SDlaterial fjerbetjufdjaffen, aud) baz Softer-- 
ardjto burd)forfd)te, ftnb Ujm biefe alten ©djrtftfiüde, bie fidj 
in einem etwas oerfteäten 3taume befanben, fftmmtlidj ent= 
gangen. 9lur oon 9ir. 5 fanb er bier eine ©o^ie cor, toeld&e 
er feinem Slbbrude ju ©runbe legte. S)ie Originale oon 
3lx. 8 unb 9 Ijatte er im 2lrd)toe ber 3Jtortenfird)e, alfo an 
einer unridjtigen ©teile unb baljer oergeblidj gefugt, toefeljalb 
er außer ben bafelbfi bewahrten Slbfdjriften nur bie nadj ben 
Originalen bereit« oon D. §. SDtotter oeranftalteten Slbbrude 
für feinen 3roeä Ijatte benufeen fömien. iJlr. 4, 6, 7 unb 10 
finben ftdj in einem alten 83erjeid)mffe oon 1546 (Dipl. 
Flensb. I., ©.383-385) furj regtftrirt, finb aber i&rem 
näheren Spalte nad) ebenfo tote bie Ijier jum' erften 3Me 
aufgeführten Str. 1, 2, 3, 11, 12 unb 13 bisher gSnjli^ un* 
befannt getoefen. 

Sßeldjen 2Bertl> SRr. 6 unb 10 für bie Sird)engefd)i<$te 
bet ©tabt Ijaben, toirb einer festeren befonberen Slu«* 
fübrung oorjubeljalten fein. 3)aS Sntereffe, toeld&e« bie 
bis auf bie SRamen unb bie ©atirungsjeü gleidjlautenben 



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zedby G00gk 



198 Urfunbcn be8 Älofterardjtos §u ftlenSburg. 

Str. 1, 2 unb 3 tl)re$ oerljältnifcmäfctg Ijoljen älter« wegen 
gewähren, wirb baburd) erljöljt, bafi auf bct SRfidfeite t)on 9tr. 3 
unter ben Seftfeungen, von bcncn e$ ftd) in biefcr Urlunbe 
Ijanbelt, audj ©ttebo (ßbtbo) genannt wirb, jene« fafi fagenljaft 
geworbene, e&emate auf bem jefctgen ©tabtfelbe an ber ©üb* 
feite ber SKarien^ötjung belegene Sanbgut, worüber e$ an ju* 
oerlftfftgen Itfflorifd&en ^ad)rid)ten ganj feljlt. 2Weine fdjon in 
biefer Beüförtft 93b. XII., ©. 118, «nmerf., aufgehellte 33e* 
fcauptung, baß baö genannte ®ut im beginne bes 15. Saljrijunbert« 
ber gatmlte Suel jugeljört Ijabe, wirb baburdj Betätigt. — 
SDurd) bie 2luffinbung von 3lx. 11 ifi bie bi^er jtoeifel^aft 
getoefene grage, ob bie glenfiburger Manbfc ober SDreifalttg* 
feitöbrüberfdjaft nad) bem SSorbilbe beö mit tl)r in SBerbmbung 
fieljenben £eiligengetfil>oft>itate ftd) aud) ber SKrmenpflege an- 
genommen Ijabe, in beja&enbem ©tnne entfdjieben. — 3n 
3lx. 12 nrirb ein jefct felbfi bem -Kamen nad) oerfdjnmnbenes 
,,3ld)terupI)oI}'' erwähnt, toeldje« in einem 1551 fiattgeljabten 
®ren$roceffe oon König ßljrifitan in. als „jnrifdjen unferen 
Sunben ju Slbelbulunt unb ©anct Sürgenöljolfe gelegen" be s 
jetdjnet wirb. 1 ) 

©amtliche 13 Urfunben finb auf Pergament getrieben 
unb mit Sluöna^tfte ber in 33udjform gebrauten SRr. 11 nadj 
bamaligem ©ebraudje mit baran gehängten 2Bad)ßfiegeln oer* 
fe&en ober bodj oerfeljen getoefen. Snfotoeit bie SlusfieHer 
Sßrioatyerfonen finb unb nidjt abiigen gamtlten angehören, 
werben bie (Smbleme üjrer ©iegel regelmäßig burd) fiauö* 
marfen gebilbet. Slujgerbem ifi alö Umfdjrtft ber ooDe 9tame 
beö Sn^aberö in ben ©igneten angegeben. 2Bäljrenb namenfc 
l\$ aufy bie beiben SDtngöttrinben oon 1552 (3lt. 12 unb 13) 
nur foldje ^rioatfiegel beö ^arbeöoogtö unb eines ©anbmann« 
tragen, ifi ber §unbert $al)re früher ausgepeilten iftr. 5 nod) 
bas große ©iegel ber £u$bgl)arbe angehängt, SDaffelbe geigt ein 



*) Sßadj 9fagit>ete eines gleichfalls im Dipl. Flensb. feljlenben, beim 
SBefi^er be$ ©eljöfteS fttelSeng befinblidjen- ibniglidjen ©rlaffeS öom 
13. flpril 1551. 



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zedby G00gk 



Urfunben be$ iHofterardjtug ju JJlenSburg. 199 

etwas unbeholfen gejeü&neteS ^aus 1 ) mit anfdjeinenb offener, 
nur burdj eine ©tttermanb gefdjüfcter SBorberfeite. 5Bon bem 
unteren @nbe bes fyife julaufenben £adjs ergebt ftd^ auf einer 
SBetterflange ein Heines ftreuj. 33on ber tfjeiltoeife abge* 

brodelten Umfärift ift nodj lesbar M. HUSBUI . 

2>as in neuerer 3 e ü bei 3 u f am ^ en R e Dwng eines Slngler 
2Baj>£enS ber £usbi$arbe beigeleßtc @mblem, ein Don jroei 
Pfeilen burdjbo&rtes £erj in filbernem gelbe, l)at bemnadj in 
biefem, meines SBiffenS §ier jum erften 5DJale befannt geworbenen 
alten £arbesftegel feine SRedjtfertigung gefunben. 



1. — 1400, Dctober 23. ßinrif grefe, 9totf)mann in glenS* 
bürg, unb feine ©Ijefrau ßljabe befennen, attes iljnen nadj 
@ler $ul angeworbene unb anfaDenbe ©ut unb @rbe, 
felbiges möge innerhalb ober außerhalb Flensburgs 
liegen, an Sroer 5J3eterfen, genannt 3ul, unb beffen @rben 
aufgelegen su fjaben. — SDeS negfjijien fonaoenbes na 
funte Sucasbagfje bes Ijilg&en etmngljeliften. — 1 Siegel 
am spergamentftreifen. 

2 — 1401, 2Mrj 20. Stammes Speteien, genannt $ul, 
befennt, alles if)tn nad) (Sler 3ul angeftorbeue unb an= 
fattenbe ©ut unb ©rbe, baffelbe möge innerhalb ober 
außerhalb Flensburgs liegen, an Stoer Sßeterfen, genannt 
3ul, unb beffen ©rben aufgelaffen ju Ijaben. S)es ne- 
Stiften fonbagljes t>or palmen. — 1 ©iegelftreifen mit ©iegel. 

3. — 1401, 3Jtärj 27. S)etmar tum ©atme, genannt 
Slau, unb feine ©Ijefrau Serfttne befennen, attes iljnen 
nadj (gier 3ul angeworbene unb anfattenbe ©ut unb 
@rbe, es möge innerhalb ober aufjerljalb Flensburgs 
liegen, an Stoer Sßeterf en, genannt Qul, unb beffen erben 



*) Offenbar ^at bem tarnen §u3bty baburd) ein 2lugbrucf gegeben 
werben füllen. 3n äfynttdjer SBeife Ratten j. 93. bie ftatehtnb. (talfs- 
lunbO §arbe ein ftalb unb bie §or3büttl)arbe ein !Rof3 in ifirem ©iegel 
(©te^öigffe ^roöinbfialefterretninger IV., ©. 209 f.). 



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zedby G00gk 



200 Urfunben be$ fttofterarcdibS 51t glenSburg. 

aufgelaffen ju fjaben. ©onbagtyes to palmen. Slm 
©iegeljlretfen 1 ©iegel. — 2luf bct 9tfi<Jfette t>on 
anberer, aber ßlcid^faHö alter &anb: £ruroelf$bfill, 
©ttebo, ©llunbt unb barunter 3tr>er 3uD. 

4. — 1443, SRooetnber 25. £inrif ©ture, Änajtye, befennt 
ein ju Sflebelbp, Rarrfjarbe, belegenes ®ut an 3ol>an 
©neDtnge als SSorfieljer bes &eiltgengeifll)ofeS in Flensburg 
für 36 3J?arl Itibfdjer ^Pfennige oerfauft ju ^aben. Ito 
funbsjeugen : Knappt (SlauS ©örbfen unb ©ggerb S3ofe 
(33onfe), Sürgermeifter in Flensburg. 9n funte $at$e= 
rinen 35age ber tilgen junefroroen. — 33on 3 ©iegel- 
ftreifen nodj 2 borbanben, aber obne ©iegel. 

5. 1450, 3uli 29. SDaS Original ber in Dipl. Flensb. L, 
©. 544-541, 3lx. 138, nad) einer alten »bfdjtift ak 
gebrudften SDingSimnbe ber £usbt)b<wbe wegen eines t)on 
3effe ®rim bem ©t. SRicolaialtarc in ber 9Karienfird)e 
ju Flensburg oerfdjöteten, in ©ngelsbt) belegenen ßanb* 
guts. 3n funte Dlatri bagbe. — 1 ©iegelftreifen mit 
jum X\)til no<$ erbaltenem ©iegel ber ßusbpljarbe. 

6. _ U55, 3uli 22. Flensburg, »tfd&of SßicolauS ju 
©d&lesnrig betätigt auf ben roörtUdf) eingerüäten Antrag 
bes SSürgermeiflerS SBebigbe Pate, ber JRatbmannen £atje 
^apeffen unb £ans £ile6, foroie ber Stirger $un>t) 
£efel unb $effe JRiggbelfen, batirt oon 2)onnerftag t)or 
<)8almarum (27. 3Hftr$) 1455, unb mit 3ufHmmung beö 
6orb $rot)te, ftir$I)errn ju ©t. 3Jlarien in Flensburg, 
bie gunbatton einer am &od)altare ber ©t. ®ertrub& 
fapeUe bafelbfi gefiifteten SBicarte, ju welker bie bortige 
©t. ©ertrubsbrüberfdjaft Äapitalien oon 230 unb 100 
9Jiarf Sübfdj mit im ®anitn 20 9Jtorf S. jäbrlid&er SRente 
unb ber oerftorbene 33ürgermeifier ©ggert S3onfeen ein 
im SPorfe ©djottsbtiU, ÄirdjftnelS SBroaäer, belegenes, gu 
4 Sftarf jft^rlic^er Stente t)eranfd)lagte§ Sanbgut nebft 
einer wohlgebauten SBo^nung gefdjenft babca, öerleiljt 
bie Sebnroare ber SBicarie ben 33ürgermeiftern unb 9tatb- 
mannen ber ©tabt Flensburg unb ftettt bie bem jebes= 



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zedby G00gk 



Urlunbeii beg $tofterarc&il>3 gu gfenSburg. 201 

maligen 3n$aber obliegenben SSerpflidjtungen fefr 9ln 
funte SWarien SRagbalene baglje. — 3Jlit 2 ©iegelftreifen 
unb einem tmbebeutenben riefle bes (fdjtoarjen) bifd^öf= 
ltdjen ©tegets. 

7. — 1467, SRooember 19. ßerjline KnutStodjter, SBittroe 
9Karquarb Sßonsfletes, befennt mit 3 u P immun Ö i^rcö 
£odjterfol)ns, bes Snajtyen 6lauS 9?öbe, ein im Kirdj: 
f^iele ©teinberg, -Jiiefiarbe, belegenes Qbut ben 23orfief)ern 
unb Verbittern bes £eiligengeijil>ofes ju Flensburg gea?** 
@mpfang von 140 3Jlarf guter lübfd&er 9J?tinje „ane Ijale pen= 
n^ng^e" verlauft, oerf^ötet unb aufgeladen $u fjaben. 
Urhmbs jeugen : ßnajtye SRepmer ©eeftebe unb $eter 
^Iate, Stirger ju Flensburg. 3n fwnte eiijabetlj ber 
werben aroroes namen baglje. — 3JHt 4 ©iegelftreifen, 
an einem berfelben ein fciemlid) roof)lerf)altene$ ©iegel. 

8. 1475, Januar 8. SDaS von ©ejbelin üermifcte Original 
ber in Dipl. Flensb. I., ©. 591—595, 5»r. 159 mit- 
geteilten Urfunbe, nad) melier £ans unb £enrif t). Sllefelb 
ben oier 3Karianern an ber SWarienfirdje ju Flensburg 
bie nad) einer ©tiftung SDctlcf -äJtyftorps unb feiner grau 
eifabe für fie ausgefegte ^afjresrente von 140 3JlarfS. 
uerfd)öten. 2lm fonbagfje na ber tilgen brier fonning^e 
bag^e. — 16 ©iegelftreifen mit nodj 12 meistenteils 
gut erhaltenen ©iegeln. 

9. — 1475, 9M 1. £abersleben. 3)aS gleichfalls von 
©ejbelin oermifete Original ber in Dipl. Flensb. L, 
©. 595—602, 3lx. 160 mitgeteilten STcte, burd) tueldje 
Stfdjof §elrif uon ©djlesnrig bie jum 33eften ber trier 
■Dtortaner an ber 3Jlarienfird&e in Flensburg funbirte 
©tiftung confirmirt. ®es erften 3)ages bes mantes 
SJtap. — 11 grünfeibene ©iegetfdjnüre mit nod) 7 xoofyU 
erhaltenen ©iegeln. 

10. — 1495, ©eptember 9. ©djroabftebt. ©garbus, 93ifdjof 
ju SdtfeSttrig, beurfunbet bie Slnnaljme bes in feiner 
©egenroart von Jasper ßrogf, ®ird#errn gu ©t. 5Jtarien 
in Flensburg, unb feiner Butter SSerta bem 2Utare ber 



<* 



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zedby G00gk 



202 Urfünben be* MojterardjiüS au Flensburg. 

^eiligen brci Röntge in ber ©t. -Kicolaiftrd&e bafelbft jur 
$unbation einer SBicarie gemalten ©cfd^cnfd von 450 
2Rarf Sübfcö Kapital ju 27 3Jiarf jS&rltd&er ftente unb 
eine« am ©fibermarft neben bem ^aftorate (bet „SBebeme") 
belegenen jur 5prtejlertooi)nung bejiimmten Kaufes, be» 
flätigt unter 33orbel)aIt bes ben ©c&enfern uerbletbenben 
lebenslänglichen SRentengenuffeS unb ©ebraudjsredjts bie 
naä) tljrem £obe in SBtrffamfett tretenbe SBicarte, üer- 
letljt unter nä&er angegebenen Sebingungen bie ßeljn= 
wäre biefer SSicarie unb bie 33ern>altung ber Stiftung bem 
Statte ber ©tabt Flensburg unb normtet forooljl bie ®in* 
fünfte als bie Sßflidjten bes lünftigen 33icarius. SUtyb* 
wefenS na ber borb unfer lernen ororoen 2Jiarte. — 3 an 
©iegeljlreifen fcängenbe ©tegel, von benen nur bas 
bifdjöfltd)e, auf rot l) es 2Bad)s in bie Raffel eütgebrüdt, 
t^eiltoeife abgebröäelt ifi. 

11. — 1496, 2tyril 3.— 10. @tn aus a$t »lättern in 
Hein 8° befteljenbes £eft, welkes auf ber erfien ©citc Die 
Sttuffdjrift trägt: „9la gabes bort bufent oer&unbert XCVI 
jn ben ad)te bagen toj>afd)en wart bit bo<J gefereoen unbe 
be t)ot>etftote unb rente f)ir na öolgenbe Ijoret to ben 
armen luben unber be falanbes §uS jmme tilgen geijie 
bpnnen glensbord)" unb bemnädjjl auf 14 ©eiten ebenfo 
triele in oerfätebenen Käufern ber ©tabt rabicirte §£api* 
talien unter Angabe ber baoon ju erlegenben 3üifcn oer= 
jetdjnet. SDaS ad&te SBlatt ifi unbefdjrieben. 

12. — 1552, Styril 25. (Sine SDmgSnrinbe ber £u£bi#arbe, 
in roeld&er auf Antrag bes Slnbreas ©djrober, SBorfleljerS 
bes armen^aufes (öeiligengeifi^ofritals) ju glensburg, 
bejeugt wirb, baß ein feit Sllters ©t. Stegen jugeljöriges 
f ,«d)terut>l)olt" genanntes ©tädf £oljlanbes von ©laus 
ßolbenfen in Slbelbplunb, ber es nadj feinen SSoreltern 
als nupares Sßfanb befeffen, im Saljre 1530 bem SBürger* 
meijter Sartolt Raufen auf ewige fetten nrieber für ©t. 
Jürgen oor ber gemeinen #arbe aufgetragen unb öerlaften 



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zedby G00gk 



Urfunben be$ ®tofterar*tö$ 311 gtenSburg. 203 

fei. 3lm manbage na Quajimobogeniti. — 2 rooljk 
erhaltene an ©iegelftreifen l)ängenbe ©iegel. 
13. - 1552, Slpril 25. (Sine auf Antrag beö 2lnbreaS 
©grober, SBorftetjerö beö ärmenljaufeö ju Flensburg, 
ausgestellte ©ingöttrinbe ber &usbgbarbe beö Spalte, bafc 
jufolge eine« im 3a^re 1530 in ©egenroart Des 33ürger* 
meifterö 33artolt £anfen oor ber gemeinen £arbe erfolgten 
3ugejlänbniffeö fämmtlid&er ©runbbefifeer („egeljre") ber 
2)orffdjaft Sangballe ein bei Sangbattegarbe belegenes 
©ttiä £oljlanbe$, ,,©d)ott>e$f)ot)et{)" genannt, feit unt)or- 
benflidjer 3 e ** ft$ * m neigen Sefifee ©t. Jürgen« be* 
funben Ijabe. — 3lm manbage na Öuafimoboaeniti — 
2 an ©iegelftreifen Ijftngenbe rootjlerljaltene Siegel. 



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zedby G00gk 



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zedby G00gk 



|ttj0g So^nnn in jUtcit 



(Ein Beitrag 

Don 
Dr. $v. ^crtljeau. 



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zedby G00gk 



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zedby G00gk 



% 



lad) langen, öergeblidjen Unterljanblungen Ijatte 6&ri= 
fiian HL, Rönig Don ©Snemarf unb £erjog t)on ©djle«wig* 
Öoljiein, im 3af)re 1542 ben SBiberjlanb ber f)o&en @eijilidj* 
feit unb eine« Seile« be« äbel« in ben ßerjogtümern gegen 
bie ©inffiljrung ber ^Reformation gebrodjen. auf bem Sanb- 
tage )u 5Renb«burg würbe bie in« -Kieberbeutfdje überfefete 
bftnifd)e ftird&enorbnung mit mancherlei SBerftnberungen von 
ben ©täuben angenommen unb bamit bie neue Seljre oott 
ftönbig anerfannt. SBenn aber audj baburdj triel gewonnen 
unb wenn audj Dor allen Singen jefet bie ©djle«wig*£olfieinifdje 
2anbe«firdje gegrünbet war, fo blieb für bie folgenben Safere 
bod) nodjj mel ju tljun übrig, um einigermaßen ruhige, geregelte 
3ujlfinbe in ben ßerjogtümem Ijerjufiellen. S)enn biefelben 
waren unter grtebrtdj I. (bi« jum Sa^re 1533) unb bann 
audj unter ber bisherigen Regierung ©tjrifiian« III. in Sußerfi 
gefäljrlid&e Kriege ^ineingejogen worben unb würben gletdj nadj 
bem $afyxt 1&42 wieber ben 33rangfalen eine« großen ftriege« 
gegen ben Staifer Starl V. auögefefet, SRedjt unb ©efefe lagen 
barnieber, bie finanzielle -Kot war foweit gekommen, bafr bie 
£anbe«I)errfdjaft ganje ©ebietöteile an ben Slbel Ijatte üerpfftnben 
muffen, unb audj in S3ejug auf bie DoUjiänbige 35ur<$füt)rung 
ber lutyerifdjen Äirdjenwrfaffung waren nodj mandje ©djwiertg* 
feiten ju löfen. SSor allem mußten fi<$ ba jebem Siegenten 
bie gragen auf werfen: 2Bie f ollen bie neue ßird&e unb i&re 
Wiener würbig au«gejiattet, unb wie fann ba« trielfadjj per- 



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208 fcerjog Sodann bec ältere. 

f djleuberte Äirc&engut ju biefem ßroeä e rnößlid^ft miebergemonnen, 
maa foll ferner aua Den begüterten SUöftew werben, bie in ber 
bisherigen gönn in ben Stammen ber eoangelifd&en Äirc^en* 
oerfaffung nid&t hineinpaßten? 

Unb ber 3 u ftanb ber &erjogtümer fd&ien ganj troftlos 
m ju f ollen, alö im 3fa!jre 1544 ©Ijrifiian III. bie- 
t mit feinen Srübern Sodann unb Slbolf teilte. SDie 
unD burd) jerfplitterten üänber fdjienen jefct erft redjjt 
;cn ©efa^ren unb innerem Verfall preisgegeben ju fein, 
ilid&erroeife ober ift baß, mas ju befürd&ten mar, nid&t ein* 
ten. Me brei Regenten tyaben mand&es ©ute fflr üjre 
eötettc getrau, cor allem aber mar in Öejug auf eine 
id&e, feinem ©ebietc durchaus Ijeilfame unb fegenSreid&e 
srung &erjog Sodann ein leuc&tenbes SBorbilb für feinen 
>er%bolf unb für feinen Steffen griebridj) II., ber nadj) 
£obe feine« Saterö S^riftianö III. im Sa&re 1559 2)&ne; 
unb ben t>äterli<$en Anteil tum ©d)le8mig=£oljiein befam. 
tbe in jenen unruhigen Reiten gemährt Sodann« Regiment, 
it mir e« nodj) erlernten tonnen, ein anmutige« SBilb ber 
i unb bed Stiebend, ber §erjog Ijat in red^tlid^er, t)or allem 
in fird&lid&er Sejie^ung mand&es gegrünbet unb t>erorbnet, 
reid&e grüßte getragen f)at nnh jum Seil no<$ &eute 
;. @ine neuere jufammen f äff enbe SDarftellung feines SebenS 
SBirlenö fe&lt aber 1 ), unb fo mögen bie folgenben 3^ en 

*) 6oüiel mir befannt ift, erjftiert nur eine größere aufammen» 
enbe 2)arftettung öon 3?oljann$ Regierung in ben ©djteSnnQ^otfteitt' 
ttburgifdjen Sßroötnatalbertdjten com Qaijre 1830. 3)iefelbe ift öon 
. ttinbenfjan üerfafjt. Qnbeffen ift e3 burdj neuere Sßubtifattonen 
id) geworben, ein etttrnS aufammenljängenbereS unb üolIftänbigereS 
tSbilb ju entwerfen, toenn ja aud) nodj immer mandfjeä lücfenfjaft 
t. — gerner ermähne idj ijier t, n neueren ©Triften : Beiträge jur 
lidjte unb SBefdjreibung öon §aber§leben unb Umgegenb, tyerauS« 
)en öon ©eorg griebr. ©lauffen, 1877. 3)er Reinertrag biefer ©djriftift 
Srridjtung eine« ftenfmalS für ^ergog Sodann b. #lt. beftimntt, 
[en toirb bie Regierung beSfelben nur furj bejubelt (<S. 64—80). 
)ie Sijätigfeit Soljanng für bie Ä'irdjen unb ©djulen ift aud) in 
» ©efdjidjte ber Reformation in ©d)le3tüig».£>olftein unb in ber SHrdjett' 
idt)te öon 3enfen-9Jcid;elfen befyanbelt 



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$er$og Sodann ber Ältere. ^209 

baju beitragen, ba$ Slnbenfen an ben milben unb frommen 
fürftlidfjen Reformator eines Weites ber £erjogtümer ju er= 
neuern unb aufjufrtfd&en. 

griebrid) L, #erjOg oon @<i)te$roigs£olfiein unb feit bem 
ga^re 1523 , an ©teile feines oon 2lbel unb ©eiftlidjfcit ver- 
triebenen SReffen ©Ijrifiians IL, audj) iiönig oon 3)&nemarf , unterliefe 
bei feinem SCobe im Saljre 1533 oon feiner erfien ©emaljlin 
2tnna, Xotytx be$ $urfürfien Sodann oon 33ranbenburg, einen 
©otjn G^riftian III. unb eine £odjter Sorotljea, bie ftd& im 
3af)re 1526 mit bem erften £erjoge oon spreufcen, 2tfbred&t 
oon öranbenburg, oermfttjlte, auö feiner jtoeiten @tje mit ber 
pommerfd&en ^rinjeffin ©opljia brei ©ötjne unb brei £Ödjter. 
S)ie erfteren, meldte Ijier bef onberö in 33etradfjt fommen, toaren : 
Sodann, melier jur Unterfd&eibung oon bem gleid&namtgen 
©ol;ne ß^riftians HL, Dem ©tammoater ber ©d^lesroig-^olfteim 
©onberburgifd&en Sinten, geioölinlid^ ^otjann ber ältere genannt 
wirb, femer 2lbolf, ber ©tammoater ber ©df)le8nrig*&olftein= 
©ottorpfd&en Sinien, unb griebridj). 

25ie Sugenbjeit Qo^annö beö älteren, ber im 3al>re 
1521 geboren war, blieb burdj) bie Unruhen ber bamaligen 
3eit nid&t ungeftört. ©ein ad&tjeljn $al)re älterer Sruber 
ß^riftian III. (jatte nämlid^ nadf) bem Xobe feines 33ater§ brei Sa^re 
lang bie tyeftigften Stampfe ju hefteten, e^e er fi<$ ber bctnifdjjen 
Strone bemächtigen fonnte. 3« feinen gürftentümem nnt> @rb* 
lanöen ©d&teötüig^olfiein bagegen tourbe tym unö feinen um 
münbigen Srüöern fogleidf) ge^ulöigt, unb (S^riftian „toanbte 
fofort allen freunblid&en getreuen gleife an, biefelben in SRulie, 
griebe unb ©inigfeit ju regieren unb aus ben SBefd&roerungen, 
©elbf d&uloen, Kriegen unb anbern fooiel als möglidfj ju lieben unb ju 
bringen." 1 ) 3 U biefem Stoeäe fd&lofc ergrieDen mit ftarl V., 
melier fid) toftljrenb ber SRegierungöjeit griebrid^ö I. bemüht 

! ) $iefe SSorte finben fid^ in ben Unterljanblungen über bie 
Seilung attrifdjen (Sfyrifrian III. unb feinen 93rübern in bem %at}xt 1543. 
3)a£ s il!tenftücf ift herausgegeben öon ©. SSatfc in ber GueKenfamm- 
lung ber ©djteStt).*§olft.*8auenb. ©efellfdj. für öaterlänbtjdje ©efdjtdjte, 
2 83b. $ft. 1. 

14 



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210 ©er^og Soljcmn ber ältere. 

Ijatte, feinen jur fatljolifdjen ^tcltgion roieber übergetretenen 
©djroager ©(jrifiian IL auf ben bämfd&en £tjron jurüä jufüljren, 
unb meldjer, rote wir fe^en werben, fpäter biefe SBerfudje 
mieber aufnahm, weil eine ©egenreformation im Sorben ü)m 
feljr am £erjen liegen mufete. ©^riftian III. fanbte bann ©e= 
fanbte an bie SReidjör&te in 3)&nemarf unb brang auf eine 
Sefdjleunigung ber ßönigsroaljl, unb bei biefer ©elegenljeit tritt 
jum erften 2Me bie Sßerfönlidjfeit Soljannö beö Siteren meljr 
in ben SSorbergrunb. 3)erfelbe mar nämlidj nidjt mie 
Gtjriftian ni. in ben #ergogtümem, fonbern in S)Snemarf unb 
jmar, mie ein 3 eit ß cn °ff e faß*> faf* ^on feinem je^nten Qaljre 
an in glänjenber SBeife erjogen 1 ), unb bie fat&olifdje Partei, 
meldje in bem SRcicä^ßrat oor allem burdj bie &of)e ©eifilidjfeit 
vertreten mar, hoffte mof)l benfelben bei iljrer Religion feft= 
galten unb burd) feine 2Ba!)l jum Äönige biefer jur bauern= 
ben ßerrfdjaft oer&elfen ju fönnen. ©Ijrtftian III. t>erfid^ert 
felbft „er l>abe bamalö mit Steife, oljne 2lrg unb Sßrafticirung 
feiner eigenen Sßerfon ba^in arbeiten laffen, bafe bie SReidjöräte 
bie SBa^l Dor fid^ geljen laffen mottten unb im gall, ba|3 fie 
feinen freunblidjen lieben Sruber ßerjog Sodann, biemeil fie 
benfel&en fd&on bei fidj im SReidje Ratten, ju i&rem Könige 
mähten unb annähmen, fo mottle er neben ben Steidjöräten auf 
tyx 93ege&ren unb anfügen, biemeil gebauter »ruber iung 
unb unmünbig, bie 3teid)e in getreuer SBermaltung unb IKeben= 
forge galten unb regieren Reifen, fo lange bis bafc ©. Siebben 
ju i&ren münbigen 3at)ren gekommen unb bie Steige, mo er 
alfo baju ermaßt, atebann felbft an fidj nehmen, üorjietjen unb 



I) ©. bit ftenffdjrift be8 ©rabifdjofs öon Sunb über bie Soge be3 
bäntfeften ©taateS beim £obe griebrtdjs I. für ben $önig gerbinanb 
(öom Styril be$ SaljreS 1635) in ben Sßorbalbingifdjen ©tubien 2. ©anb, 

2. ^eft: Altera coniunx (Friderici I.) est soror ducis Pomeraniae, ex qua 
suscitavit quinque liberos, quorum natu maiorem decem non omnino natum 
annos Danis tradidit suis ipsorum moribus instituendum et in spem regnorum 
alendum. Hie ab ipsis Danis in castro Copenhagen huc usque splendide 
educatus est. (Qn biefem SBertdjte ift bie SBefyauptung falfd), bog griebrid) I. 
öon ber pommerfdjen ^rinjeffin fünf fftnber §atte; e8 waren fed)3 au3 
biefer @l)e entfproffen.) 



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$erjoß Statut ber Ältere. 211 

regieren mödjte." Sie 9tcid^öräte fdjoben aber bic ganje 
2Bal>l auf, unb injnrifdjen famen äufeere ©efaljren, roeldje bas 
Sebürfnte einer ftarfen $önig*gen>alt unb bamit ber 2Bal)l 
ß^rijüanfi III. fc^r bringenb emj>finben liefen. 

S)er ©raf ©Orifiopl) Don Dtbenburg erfjob juerfi in bem 
©ienfte ber bamalö Dom SBürgermeifier Jürgen SffiuUenmeber 
beljerrfdjten Sfibeäer, unb bann auf eigene &anb bie SBaffen 
für feinen 33ent>anbten ©tjrifttan IL, ber fi<$ in bftnifdjer ©e= 
fangenfdjaft befanb. SHefer Krieg, bie fogenannte ©rafen* 
fel)be, barg aber für baö ganje arlftofratifd^c Regiment, baö 
bisher in ben norbifdjen Steigen wegen ber großen 2Jtodjt beö 
»beiß unb ber Ijo&en ©eifllidjfeit geljerrfdjt $atte, eine fe&r 
emfte ©efatjr in ftdj, benn SButtenroeber unb ®&rifioj>I) t)on 
Dtbenburg t>erfod)ten im (Seifte ©Ijrtftfanö IL burdjau« bemo* 
fratifdje £enbenjen. @$ mar baljer natürltdj, bafe bie bänifdjen 
9teidjörftte bei ben großen gortfdjritten ©Ijriftopl)«, welker ftd) 
beinahe beö gefamten Stänemarf« bemädjtigte, fidj auf ba$ 
benachbarte ©d&Ieömig^otftein unb bejfen bamaligen £errfd)er 
ju fiüfeen fugten, jumal ba audj bie Herzogtümer in ben 
Krieg iEjineingejogen waren unb fo beibe Hälften beö 9teid)ß 
gleite 3ntereffen Ratten. 25aljer würbe ©^riftian III. von 
tljnen jum Könige gewfi&lt unb eine ©efanbfdjaft nadj Sßreefc 
gefanbt, weldje i&m biefefi mitteilen follte. ©fjriftian, weld)em 
biefe Siadjri^t fe^r wittfommen mar, fd)lof$ tnfolgebejfen als 
Öergog Don ©d>leänrig*£olflein mit ßübeä, baö er bamalö 
gerabe belagerte, einen ©eparatf rieben, um mit feiner ganzen Kraft 
in bie b&mfdjen SBerfjfiltniffe eingreifen ju fönnen. 3laö) 
blutigen Kämpfen, in melden fi<§ Dor allen ber friegöerfa^rene 
Öeerfü&rcr Sodann Stanfeau auöjeidjnete, ergab fidj enbltd) im 
$a$re 1536 bie öauptfiabt Kopenhagen bem neuen Könige, 
unb bamit mar ber Krieg beenbigt. 

Über bie ©djtäfale Sodann« be« Sllteren wft&renb biefer 
unruhigen Reiten ttriffen wir wenig. 2Bir böten nur, bafe son 
ben Sifdjöfen im Satire 1533 Die Stofencranfe ju feinem 
ßofmeifter unb Sßeter ©flaoe ju feinem (Srjie&er beftimmt 
würben unb bafc er in Sipborg auf ^ümn erjogen würbe. 

14» 



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zedby G00gk 



212 $er$oö Sofjann ber ÄUcre. 

3Son ba flüd&tete er 1534, als ß^rifio^ öon Dlbenburg [x$ 
bcr bftnifdjen 3nfeln bemädjtigte, in öauernf leibern nad> ©onber= 
bürg unb würbe bort 2)itlet> örofborff jur SBerma&rung ge= 
geben 1 )- ®it roiffen femer aus einem ©djreiben bes Sßeter 
©oat)e, bafe 3o&ann im Qa^re 1537 feine« ®rjie^erö ge- 
baute unb iljn feinem ©ruber ©tjrijiian IU. empfa&l, betn 
er bann aud) als Staatsmann tref jftdje SDienflc geleijiet t)at. 2 ) 
Sntereffant iji biefes ©^reiben für uns infofern, als ©oaoe 
Sodann ju bem erhaltenen ipofamt gratuliert unb tyn er= 
maljnt, bem ftönige in jeber öejieljung nad&jueif ern ; toas 
biefes aber für ein Simt getoefen ift, nriffen toir nid)t. 

©IpijHanS III. ßauptroerf, ja fein eigentliches Sebenö* 
roerf ift befanntlidj bie (Einführung ber Deformation in 
Stänemarf unb ben ßerjogtümern mit £ülfe 33ugenl)agen3 
gemefen. ©erabe besljalb aber lonnte baS gute ©inoerne^men 
mit Sari V* unb mit beffen ©d&roefier 2Waria, ber SRegentin 
ber -Kieberlanbe, fein bauernbes fein. 25enn beiben lag es 
fe&r am £erjen, bas proteftantifd&e Königtum im Sorben ju 
jiürjen unb bie SInfprüdje ber ©d&miegerfö&ne ßljrifiians IL 
auf ben bftnif^en SE!)ron mit ©eroalt geltenb ju machen, 
©o fehlte es nid&t an offenen unb tyeimlid&en Slnfeinbungen 
von biefer ©eite, unb ß^riftian III. fonnte no<$ im 3al>re 
1543 wol)l mit ©runb fagen: 25ie Steige unb gürjtentfimer 
|aben nodj heutigen £age3 \id) befd&roerlid&er Kriege unb 
Überfälle oon ben pdrften £äuj)tern ber ©^riflen^eit täglid^ 
ju vermuten, ©erabe in biefem Saljre bro&te ein größerer 
Strieg mit Start V., unb au$ mit 9tük\iü)t barauf mürbe von 
ben öolfieiuif^en Daten einer Teilung ber Herzogtümer ent= 
gegengetreten, bie bamals öon ©Ijrifiian III. beabjtd&tigt mar. 
S)ie nähere Slusfü^rung über biefe SSer^anblungen pnbcn mir 



*) ©. Christians III. Historie ved Niels Krag og Stephan Stephanius 
oversat af Latinen. Kiöbenhavn 1776. I. %eiL ©. 19 Ultb 64. 

2 ) ©. SBetyträge jur (Srläuterung ber (Sibü-, Ätrdjen» unb (Mehrten* 
©iporie ber ^erjogtümer, I. %dl (öon Sßoobt unb bo^er öon nun an 

einfach atö „Sßoobt" Gittert), <5. 34. ©ÖOöe fdjreibt : in praesentia laetor tibi 
magistratum aulae obtigisse. 



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zedby G00gk 



#eraoß gofyann ber Sltere. 213 

in bem oben angeführten Slftenftücf, basfelbe giebt uns 
audjj etwas Muffd&lufj über bie ©efd&td&te So^annö bes Stlteren 
t)or biefem Saljre 1543 unb unmittelbar na<$ bemfelben. 

3n iljrem ©utadjjten führen bie State als einen ftaupU 
grunb bafür, bie Seilung nodjj aufjufdjjieben, ben an, 
„bafc bie 23rüber ßtyrijtians nodjj jung, eine« £eils unmünbig 
unb biefer Sanbe unb aller £änbel faft unfunbig feien", unb 
an einer anberen ©teile tritt gerabe bie Sßerfönlid&feit Sodann« 
beftimmter fjeroor. Unter ben bei biefen Staublungen 
2lnwefenben werben oon ßljrijlian III. audjj bie State feine« 
lieben Dljeims, ©dfjwagers unb S3ruberö, be§ £erjog$ Don 
^Sreufeen, genannt, „weld&e unfer freunblid&er lieber ©ruber 
©er^og Sodann mit fid) Ijinübergebrad&t ^at". SBie lange 
biefer fidj an bem £ofe feines ©djroagers ju Königsberg auf* 
gehalten §at, fönnen wir nid&t genau nadjjweifen; inbeffen ifl 
wofjl benlbar, bafe er bei ber 3wfammenfunft ber ©d&malfak 
bifdjen SunbeSglieber in S3raunf<$weig, weld&e im Safjre 1538 
(lattfanb unb an welker er mit feinem älteren ©ruber teil* 
natjm 1 ), bie paffenbe Steifegefellf^aft gefunben §at, um ftd& 
nati) Dfipreufeen ju begeben. 2>ann würbe er fidj fünf Saljre 
ba aufgehalten tjaben, unb feine grofee Unlenntnis in 33ejug 
auf bie JBerljältniffe ©<$le$wig *£olfieins würbe ooUftänbig 
erflärt fein. 

S)er fd&ltefeltd&e 33orfd(jlag ber State ging oor allem 
bal)in, bafe ßjjrifiian III. gebeten würbe, bie ©rbteilung biefer 
3ett abjujleüen, unb bafe bie jungen Ferren in bem Sanbe 
erhalten werben unb fid& aller ©adfjen für fi<$ felbft erfe^en 
unb erfragen fottten. Stad&bem ftd& bann 3ot)ann unb 2lbolf 
barüber mit ben preufeifdjen Stäten unb itjren beiben £of* 
meiftern beraten Ratten, lamen fie baljin überein, biefem SBor^ 
fd&lage folgen ju wollen. Unb nun würbe iljre fünftige Stellung 
näljer befiimmt. ®s würbe tynen ein beftimmte« SDtafe ber £of= 
Haltung gefaßt fie foHten auf einem ©aufe (b. I). ©d&loffe) 
fein, ju einem £ifdfje geljen, unb ber eine Don tynen foHte ju 



*) ftraQ a. a. £). @. 185. 

tizedby G00gk 



Digitiz 



214 £eraog Igofjann ber fitere. 

einem Statthalter georbnet werben; gleid&wotjl follten aber 
bie SKegierung unb alle ßänbel auf ben König gefiettt fein 
unb t)on iljm ausgeben. SBoIIte aber einer t)on i&nen länger 
aufcertjolb Sanbe« sieben unb jidj weiter unb meljr oerfudjen, 
fo foHte bas mit be« Königs unb feiner State Suftimmung 
gefdjeljen unb foldjer Slusjug audj auf ein Sfltofc gefreut 
werben. 

3o!jann ber Stftere tfi bann jener SBeftimmung gemäfc 
im Sanbe geblieben unb Statthalter ber £erjogtümet ge= 
worben. S)a« 9töl)ere über feine bamalige Stellung gel)t aus 
einigen Ijöd&ft intereffanten ©riefen Ijertwr, bte uns in be* 
ftimmterer SBeife als bie bisher betra<$teten Duellen in So- 
§anns ©efdjid)tc hineinführen, vox allem aber bie bamalige 
Sage ber ßerjogtfimer in ber anfdjaulid&ften SBeife fd&ttbern. 
®s finb biefes bie Schreiben bes berühmten gelb^erm unb 
Staatsmannes Sodann SRanfeau auf Sreitenberg bei Sfcefjoe 
an ben £er$og Sodann, Statthalter ber ^erjogtümer l ). 

S)ie Sage Sd)leswtg*$olfteins unb Stänemarls war bcu 
mal« JeineswegS unbebenfltdj. S)enn ®arl V. unterfiüfete in 
biefer Seit ganj befonbers energifdj bie Slnfprüdje ber 
S<$wiegerföf)ne ©IjrijHans IL, bes £erjogs granj t)on Sot^ 
ringen unb Dor allem biejenigen bes Sßfaljgrafen unb nadjmaligen 
Rurfürfien griebridj, auf ben bänifdjen £l)ron. 3$m jur Seite 
fianb, wie wir f$on oben gefeiten f)aben, feine Sdjwefter 
SJtaria, bie Stattjjalterin ber -Wieberlanbe. S)a ©^riftian III. 
allein in biefem Kampfe erliegen mufete, fo war er auf ein 
Sünbnis mit bem £auj)tgegner bes ßaifers, ftranj L t>on 
granfreidj, $ingewiefen, ber bamals im Sunbe mit bem 
£erjog t)on Älew ju einem neuen Kriege rtificte. 3ludj mit 
©uftao SBafa Don Sdjweben Ijatte er bereits im Sa^re 1541 
ju »römfebro einen engen 83unb geföloffen. Snbeffen bie 
Überlegenheit, weldje Karl V. gleidj im Anfang bes Krieges 
jeigte, vox allem junäd^fi feine Ijödjjl erfolgreichen Sftüjhmgen 

*) SHefetben finb herausgegeben im 2)anf!e Sftagaain, ubgiöet 
of bet Äongelig $anjfe ©eljfab ttl ben Sftorbiffe $iftorieS og ©progS 
gorbebring. IV. $b. Äjabenfjatm 1760, <5. 33 ff. 



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zedby G00gk 



$tt&OQ Sodann ber ältere. 215 

in SWeberbeutfdjlanb waren für Me £erjogtümer fe^r gef&^rlidg. 
SBenn ja audj ber £auptangriff fid) gegen Äleoe 
nutete, fo war bodj von ben mancherlei umljerjieljenben 
©djaren, weldje im SHenfie beß Saiferfi fianben, ein ©infall 
in &olfiein ju färbten, unb bie £ottänber bebroljten mit 
i&ren ©djiffen bie ßüjlen. SlHeö biefes beobachtete Sodann 
Slanfcau mit feinem geübten gelbljerrnauge oon feinem ©djlojfe 
SJreitenberg aus. ©inen befferen 933äd^tcr Ijätte ßljrifiian III. 
bem Sanbe niefct fefeen fönnen. £erjog Sodann $atte bamalö 
eine 9Wittelftettung jwifdjen bem militftrtfdjen SBefebfe^aber 
unb Statthalter, welche Stellung eben Soljann Slarifeau be* 
fleibete, unb feinem 33ruber. @r wirb t)on jenem audj 
Statthalter genannt, wie wir aber au$ bem obigen wiffen, 
war er nur al« fold^er eingefefet, „um bie eigenen gürfien* 
tfimer, Sanbe, Seute, ©adjen, ßänbel, Vermögen allenthalben 
felbjl ju erfennen unb ju erlernen". 2)ie fernere gett c&tx 
gab biefer Stellung, bie eine Vorbereitung für bie Regenten* 
würbe war, eine ganj befonbere Sebeutung. Sodann faß auf 
©djlofj ©ottorp, unb bortytn mußten juerjl bie -Jtad&rid&ten 
öon ben oerfdjiebenen 33efel)lß!)abern tiberbradjt werben, um 
erforberlidjen gallo an ben König fetbfi ju gelangen, ber fidj 
gegen ben SEitten Sodann Slanfeauß bamalß in 2)änemarf 
auffielt, weil er einen Angriff ber $ollänber auf Kopenhagen 
für^tete. ©anj oljne Verantwortung war inbeffen Spanns 
Stellung nidjt. Sftm werben j. 93. 6nbe 9Jtörj 1543 tjon 
Sodann 3tanfcau oerfdjtebene ßauptleute überfanbt unb Sto^ 
weifungen gegeben, wie biefelben in ßufum unb glenßburg 
einquartiert werben follten, „auf bafc man fie, wenn es nötig, 
in ber 9tälje baben unb gebrauchen mödjte". 2lm 31. 5öfärj 
werben bem ßerjoge wrfdjiebene mititärifdje Operationen an* 
geraten, bie ben ©<$ufe ber @lbe bejweden. 33ie SBorte: 
„iligen, iligen, tligen" hinter ber Sluffdjrift bejetdjnen in bra* 
fiifd&er Sffieife bie Sringlidjfeit. ©elbjiänbig foll aber ber 
nodj unerfahrene $erjog in biefen willigen ©ad)en nidjt t)er* 
fahren, fonbern 3oen SRetjentlow ju SRate jietjen. Sfamfeau 
f djreibt: „©nebiger £erre, ifl £err 3t)en nidjt bei tyrer gürft- 



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zedby G00gk 



216 fterjog Sofyann ber Ältere. 

ltdjen ©naben, fo latet one (üjn) in Sie üidj üorfärioen 
(oerfd&reiben), bcnn bat wil md)t lange SRabeS Ijebben". Unb 
in bemfelben ©^reiben entfäulbtgt ji<$ Sodann SKanfeau, bafj 
er eine felbftänbige Slnorbnung getroffen §at. (Sr f treibt: 
„2Baß idj no<$ in 3. %. @. -Kamen an ben SDrofien ju 
Sßinneberge, bieweü bie geinbe ju SSegefad ange!ontmen unb 
alfo bie ©Ibe in einem £age erreidjen fönnen, gefdjrteben, 
foldjeß Ijaben 3. g. ©naben aus eingelegter ßojrie allenthalben 
ju erfeljen". 

@nbe Styril 1543 würben nod) einmal griebenßüerfjanb* 
lungen angefnityft, eß fanb ju ©ampen in ipoüanb eine 3 Us 
fammenfunft ber bänifdjen unb nieberlänbifdjen ©efanbten fiatt. 
SDie erfteren, Sodann SRanfeau, ©ßfe Silbe unb $eter ©tmoe, 
bitten am 23. Sfyril ben £erjog 3°^nn tljre 3 n ft™!tionen 
i^nen auf ber Sßofl na<$ ben -JHeberlanben nadjjufenben. 3)ie 
SSer^anblungen führten aber ju feinem gflnfiigen SWcfultat, unb 
t)on neuem waren ©infftlle ber in -ftieberbeutfölanb jaltfreidj 
angefammelten ©ölbnerfdjaren in £olftein ju fürdjten. SBieber 
i|i ßerjog Sodann gleidtfam bie 2ßttteltnflanj jwifdjen Sodann 
Sfamfeau unb bem Könige. 2Bo eß aber gilt, eilige SJtaferegeln 
ju treffen, §at unjer £erjog baß 9ttä)t, fofort baß ©rforberlidje 
anjuorbnen. SIHe Älöfter unb baß Kapitel ja ©d&leßwig follen 
Sßferbe unb SBagen rfiflen, bamit fie baß ©efdjüfe, Kraut unb 
Sot (Spufoer unb 33lei) fahren follen, oon Sodann SRanfeau 
finb bie Sriefe fertig gefiettt, ber £erjog aber muß fie erfl 
mit eigener £anb untertreiben, baß Saturn in ber Kanjlei 
fefeen unb fie bann fobalb wie möglidj an Ort unb ©teile be= 
förbern. 33er S3rief, in meinem Sodann Slanfeau atteö biefeß 
mitteilt, foH aUerbingö nod) „mit jufftttiger Sßofi" an ben 
König überfanbt werben, baß ifl aber in biefem galle nur 
eine ganj formette Slnerfennung ber Dber^o^eit ©Ijriftianä III. 
©eljr bringenb unb für bie bamaligen JBerljältniffe djarafterifitfdj 
iji ber Srief SRanfeauß vom 4. 2tuguft 1543. SDa berid&tet er 
oon einer mäßigen, gewaltigen SBerfammlung Leiter unb 
®ned)te im Dberlanb. ©iefe fönnen nid&t alle auf einem SBege 
(alfo gegen granfreidj) gebraust werben, unb beßljalb ifi 



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zedby G00gk 



&*rjofl Sofjann ber ältere. 217 

bringenb ju fürd&ten, bafe fie fidfj jum £eil gegen ©olfiein 

wenben. Unb ba fällt eö bem alten erfahrenen gelbljerrn 

fd&wer auf bie ©eele, bafe (S&rtfiian III. ben Sanbsfnedjten 

t)löfelidfj abgefd&rieben Ijat, bie SKanfeau bisher für t&n „in ben 

£änben gehabt fyitte". @r fann mit iljnen nur nodj oer= 

Ijanbeln, wenn er (Selb in ben &änben $at. 3Jton fann e$ audf) 

ben ßeuten mdjt üerbenfen, benn fie muffen ftdj baoon er* 

galten, xoa* fie öon gürfien unb Ferren üerbienen. 2tuc^ bie 

jungen ©efetten oom 2lbel in biefen gürfientümern trauten 

banadf), bafe fie fidj in SHenfi begeben, unb wenn fie nidfjt t)om 

Äönige in ©olb genommen werben, fo werben fie fidfj in bie 

35ienfie beö ßatfeö begeben unb atterbingß nid&t gegen ©djjleöwig* 

£olftein, aber bod& gegen Jtleoc ober ©eibern fämpfen. „3dj 

meine es aber", fo fäljrt ^anfeau fort, „fo wa$r mir ©Ott Ijelfe, 

treultdf), bieweil Ron. SJtaj. mein gnäbigfier £err bem ganjen 

Kaifer abgefagt unb mit Seuten nidjt wrfeljen ifi, bafe tdjj be= 

forge (weldjjes bodjj ©Ott gnäbiglidj abwenben fann), wir werben 

barüber einmal ben Unfall befinben, fo will idj bodfj beö ent= 

fd&ulbigt fein unb foll mir nidjt jugemeffen werben". Unb 

fein „tteulid&er" 9tat ge^t ba^in: „3Jtan oerfdjjreibe fämtlidj) bie 

State biefer gürftentfimer unb berate mit iljnen, wie man mit 

zeitigem Sfart unb ©egenweljr ba$in trauten möge, bafe bie 

ftürfientümer errettet werben unb wir alle ben ©pott (bafe wir 

ju feiner ©egenwe^r gebaut) jum ©d&aben nid&t Ijaben mögen". 

@§ wäre nadfj ^anfeaus Slnfid&t audEj nid&t ungeraten, wenn ber 

König fidj etwa« näljer bei ben gfirftentümern aufhalten würbe, 

benn jur ©ee wäre nidjt« ju f firdfjten. — SBir muffen un« in 

bie ©eele be« alten ßrtegöfjelben Ijineinbenfen. 3$m ifi t)om 

Könige ber SBefetjl auferlegt worben, „auf allerlei, was fid^ 

Dorf allen mödfjte, ßunbfdjjaft ju legen." 9hm §at er aber md&t 

bie 9Jlannfd(jaft jur Verfügung, um ben mannigfaltigen (Stn* 

fällen, weld&e broljen, Sßiberfianb ju leiften. 9lm 3. SRooember 

fann er bann ju feiner $reube bem §erjog Sodann melben, 

bafc i^m ein fiarfes gä^nlein Leiter angeboten ift, juglei<$ 

muß er aber audjj bie Seforgnis ausfyred&en, bafe ein feinb» 

lidfjer Slnfd&lag oon ber SBefer (>er bro^t. SMe Stoffd&rift ifi 



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zedby G00gk 



218 £er$og Sofann ber Ältere. 

wieber bejetd&nenb für bie Stellung be* £erjog*. @r foff boö 
©dfjreiben eilig unb o^ne alle unb jemanbe« Seratfdjlagung an 
bie $ön. 9Waj. gelangen laffen unb atebann, wenn ber Srief 
weggeföidft, mit ßerrn 3oen (9tet>entlow) beratfd&lagen, aber 
erfl umge&enb Slanfcau bena<$ridjtigen,>onad& er fi$ ridjten fott, 
unb t>or allem eilig mit ben Rned&ten, bie ftd& angeboten !)aben, 
Ijanbeln laffen. 1 ) 

S)ie ©reigniffe nahmen aber einen günfligeren Verlauf, 
als Soljann SRanfcau erwartet Ijatte. Äarl V. falj am 6nbe 
be* 3ajjre* 1543 ein, bafe er im nädjfien 3aljre gegen granj I 
uon granlretdfj nur bann me&r audric^ten f önnte, wenn er bie 
Saljl feiner geinbe burdjj frieblidje 2lbfommen mit einem Seile 
berfelben trcrminberte. 2 ) 2)e$l>alb !am er ju bem gewift nid&t 
leisten (Sntfdjlufe, bie 3nfyrfidje ber ©d&wtegerföl)ne ©§rifüans IL 
auf ben bftnifdjen 2^ron nid&t weiter ju unterftfifcen unb bamit 
bie proteftanttfelje Sinie beö £aufe$ Dlbenburg in 3)ftnemarf 
unb in ben Herzogtümern anjuerfennen. 2lm 23. 3Rai 1544 
fam e« §u bem fjrieben §u ©peter; ber Raifer fd&lofc mit 
©Ijrifttan III. unb feinen brei Srübern einen gnebenS- unb 
$reunbfdjaft$traltat, unb in einem ©eparatarttfel mürbe aus* 
brfiältdj üerfprodfjen, ben Töfytttn ßljrijlians IL ferner mdjt 
betjufteljen. S)ie bfimfäen äbgefanbten waren Sodann 
SRanfcau, Slnberö Silbe, Sßeter ©twwe unb (Saöjjer gudf>§, t>on 
benen ber erfie wegen feiner befonberen SBerbienfte üou bem 



J ) $iefe (Stellung 3of)cmn3 ift in früherer Seit ettoaS anberS auf» 
gefaxt roorben. ©Ijriftiani in feiner ©ejdjidjte ber Herzogtümer €>d)fe$ttig 
unb #olftein unter bem Dlbenburgifdjen #aufe IL, ©. 163 meint, 3°i- 
SRanfcau märe fotift (Statthafter ber Herzogtümer geroejen, bamalS aber 
^abe er fdjon im begriff geftanben, nad) ©antpen abzugeben. 3)aljer 
ptte ber Äönig feinem münbig geworbenen $3ruber 3oljann aufgetragen, 
bit Regierung ber Herzogtümer zu führen. 6o lange aber 9ftan&au nodj 
im Sanbe gemefen, Ijätten fie ftd) gegenfeitig (Statthalter genannt. <S. oudj 
Sinbenijan a. a. O. ©. 144. 9Iu8 ber DarfteHung im £ejte geijt Ijerüor, 
bafc bie (Stellung betber oor unb nadj bem Sage zu (Sampen ganz M* 
felbe war. SBaifc in feiner ©efdjtdjte 6d)legttng-£olftein$ II. 93anb, 
2. #ud), ©. 268, foridjt fid) über ba$ $erljältni$ betber nidjt nä^er au3. 

2 ) ©. 9ianfe,2)eutfd)e ©efdjidjteim8ettalterber Deformation. IV.,244. 



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zedby G00gk 



§erjog gofjann ber fitere. 219 

Äaifer mit einer foftbaren ßolbenen ©nabenfette geehrt 
rourbe. 1 ) 

©o mar ber gefäl)rltdjfte jener „ßrofcen, ferneren, anße^ 
erbten Krteße", bie, tote ©Ijrifttan III. im Satyre 1543 gefaßt 
tyatte, baö £auptl)inberni8 einer fofortißen £eilunß roaren, ßlüd* 
ttdj) beißeleßt roorben. SlllerbtnßS mürben bie ^erjOßtümer and) 
in ber folßenben 3 c ü bmä) Heinere ©d&aren entladener 
©ölbner bebroljt. 3to<$ am 18. SKußuft 1544 fdjreibt Sodann 
SÄan&au an ben ßerjoß QoBann, bafc in 83remen jroet $äl)nletn 
Sanbölnedjte entladen mären unb bafc biefe pdj nad) ber 
©raf fdjaft iQoya ßemenbet Ratten ; bort l)abe ftd) ein £eü ber 
Sanbsfrtedjte, roeldje in ©djle§roiß=£otftetn unb SDänemarl ße* 
leßen, anßefdjtojfen, unb von biefen ©djaren bro^e ben &erjoß; 
tümem mieber ßiofee ©efaljr. SDiefe Heineren gelben unb 
©treifjüße prten aber in jener milben 3ett faum auf, unb 
ßljrifHan III. glaubte trofc berfelben eben meßen 33eileßunß be$ 
Streite« mit bem Äaifer jefet enblid^ jur fteilunß ©djlesrotß* 
©olfieinö mit feinen Srtibern fdjreiten ju muffen. £rofe bes 
SBtberfarudjö Qo^ann Stanfcauß, ber eine 3^ r f^W erun Ö ber 
Sänber in biefen ßefäljrlidjen Seiten für ba§ gröfete tlnßlüd 
f)tett, fanb am 9. 3lußufi bes 3af)re$ 1544 auf bem ©djtoffe 
ju SRenbsburß ber äbfdjlufe ber $erf)anblunßen jnrifdjen ben 
brei 83rübern ©fyriftian, Soljann unb 2lboIf ftatt. Ser üierte 
Sruber grtebridj mürbe nidjt berüdfid&tißt, roeil ßerabe bamate 
Serljanblunßen barüber fdjroebten, bafe er vom ©rjbifdjof 
©fjrtflopl) t)on SBremen unb aSerben, einem ßeborenen £ersoß 
von Sraunfdjroeiß, als Sftmbjutor anßenommen werben foHte. 
SDiefe 33er^anblunßen fährten au<§ jum 3 ie| k 2 )> uni) f° trat 



6. $an1fe 3Kag. IV., 6. 74. 

2 ) ©o berietet Sadmonn a. a. £). ©. bagegen Traufe in ber 
allgemeinen beutfd&en SBiograptyte unter „(£i)riftot)l) öon SBremen". 9laü) 
biefem ift grtebrtdj niemals ftoabjutor öon Bremen getoorben. dagegen 
mürbe er 1549 öon Xtlemann öon puffen a(« föoabjutor öon ©djleStotg 
angenommen unb 1561 nadj bem $obe beffelben erhielt er bie öoflftänbige 
btfdjöfltdje SSürbe. 93alb barauf tourbc er SBtfdjof öon §ilbe3l)etm. 
©. Sadmann. — ©oöiel fteljt aber feft, ba§ bamalS 93er^ anbiungen 



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zedby G00gk 



220 £ewg Sodann ber öftere. 

bcr SKebenartilet in ber SCetlungßurfunbe, bcr ftriebrid), falls 
bie Semerbung um Srctncn feljlfdjlug, einen vierten von ben 
brei SBrübern abjutretenben %t\l jufidierte, md)t in ®raft. 
Über bie ärt unb SBeife ber Rettung fic^t urfunbltdj 1 ) feft, 
bafc ßerjog Slbolf als bem jüngften bie erfte SS?a^l unter ben 
brei fd&on üottfiänbtg feft beflimmten teilen jugeftanben würbe, 
©iefer tofi^lte ben ©ottorpfäen Anteil, nrie er t)on bem iQavtyU 
fd^Ioffe benannt roorben ifi 3 U bemfelben gehörten §au§ unb 
3lmt Bütten, SKHttenfee unb SKo^rftrd&en, ©tapeUjolm, £ufum, 
©iberfiebt unb Sfyenrabe, unb in £olftein Kiel, 9?eumfinßer, 
Dlbenburg, £rittau, Stetnbed, (Sismar unb Steufiabt. S)ie 
jroette SBaljl überliefe ber ßömg feinem 33ruber Soljann, biefer 
aber lehnte ah unb übertrug fte jenem, ©fjrifitan wählte bann 
ben ©onberburgifdjen Anteil, nfimltdj ©onberburg mit 9Ufen unb 
2lrröe, ben ©unberoitt, f oroeit er ju ©onberburg gehörte, Flensburg, 
fotoie 3tugeflofier (®lücf«burg). 3m £otfleinfdjen gehörten 
baju ©egeberg mit DIbe§Ioe, £eüigenljafen unb ©rofeenbrobe, 
bie Rlöfler Sftemfelb, ©egeberg unb SßjrenSböf, ferner ©tein- 
bürg mit bem ftirdjfpiel ju Sfee^oe, bie ©tobte Sfeetyoe, ©rempe, 
SBilfier unb roas fonjt in ben SBtorfdjlänbern liegt außer bem, 
maß Soljann Sftanfeau unb feinen beiben ©ö&nen geprte, fonrie 
audj bem, roa« ben ©tobten unb anbern üom Slbel jufam. 
©obann belam (S&rifiian ba§ ©djlofc 5ßlön unb „umb afflegens 
mitten" (um 9laü)U unb Stblagerö mitten) ba§ S5orf SBodebeäe 
bei Sftenböburg. £erjog Sodann fd^Iiefelidö erhielt in ©d)te§nrig 
ba§ ©au^tfd&Ioß unb bie ©tabt £aber§teben, ©bringen (Corning), 
Sütfen Stonbern mit ber Dfier^arbe unb aßen anbern jugelegten 
Farben unb Sanben, aud) Sügumflofier, bie ©tabt Stonbem 

(SfjriffctanS in. mit (Sfjriftoplj öon Cremen über bte (Srnenmmg 
griebridjS jum ®oabjutor beweiben ftattgefunben Ijaben, unb 
ba3 genügt fdjon, um ben Umftanb ju erftären, bafc fjriebridj bei ber 
Teilung nidjt berücffidjtigt rourbe. SReljmen ttrir mit Traufe an, b$ 
griebridj nidjt ftoabjutor öon Cremen geworben ift, fo muffen wir 
öermuten, ba% bie brei öfteren Crüber, benen bie $wrd)füljntng jenes 
9ßebenartifeI3 grofce ©djnrierigfeiten bereitete, £ifemann öon ©uffen ba$u 
gebrockt Ijaben, griebridj atö föoabjutor anjuneljmen. 

*) ©. ®rag, n. Seil, @. 386, too bie Urfunbe abgebruät tft. 



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§er$og 3ofattn ber ältere. 221 

unb ben ©tranb (-Jtorbftranb). 3« ©olflein fielen tym ju: 
baö ©d&loß SRenböburg mit ber Stobt unb brei Dörfern unb 
bad Jtlojier öorbedljolm. ©d)lteßlt<i) erhielt er nodj bie Qnfel 
ge^marn 1 ). S)ie ©tobt Hamburg blieb ben brei £erjögen 
gemeinfam, ebenfo au<i)roemgfien3 junäd)fibie3ölIein@ottori> unb 
9tenbaburg. S)ie ©Bulben follten von allen teilen gemeinfam 
bejo^lt werben, unb bei einer fünfttg etroa nötigen Veräußerung 
oon Ämtern, ©t&bten unb ©ütern ober anberen Sänbereien 
follten bie Srfiber unter jid) ben SBorjug $aben. 33on So&annö 
©ebieten mar, roa* für bie bamaligen 33erl)ältmffe bejek&nenb 
ift, bie Dfter&arbe nodjj an Soen SReoentloro für oiertaufenb 
SRarf oerpfänbet, unb ebenfo mußten nod) oerfd&iebene Sanbefc 
teile, meld&eßerjog äbolf erhielt, oon bengürfien eingelöji werben. 

©lüdtlid&ertoeife ift trofc biefer 3 er ^^ tterun Ö öer 
^erjogtümer mdf)t eingetreten, was Sodann Sfamfcau befürchtet 
unb weshalb er feine öffentlichen Semter niebergelegt Ijatte, 
nftmltdf) 3wiftigfeiten unter ben SJrüDern unb infolgebejfen 
großer ©djaben unb ^la^teil für bie Sänber 2 ). @s t>at ia 
ntd)t an Heineren ©treitigteiten gefehlt, aber im ganjen ift 
bodj ba§ gute ©inoerne^men jioifdien ben brei Srübern unb 
fpdter nadj bem £obe ©^riftianö III. im anfange beö 3al)re$ 
1559 aufy jtoifdfien Sodann unb Slbolf auf ber einen ©eite 
unb iljrem Steffen griebrid) IL oon 3)änemarf auf ber anberen 
Seite aufregt erhalten, unb nic^t jum fleinften Xeile ift baö 
ber friebliebenben ©efinnuug ©fjriftianö III. unb fpäter Sotjanns 
be$ Siteren jujufd&reiben. 

2)e& lederen Regierung ift ganj ben SBerfen bes 
griebenö getoei^t gewefen. s ilud^ feine £eilnat)me an bem 
gelbjuge gegen bie S)it^marfen im 3>al)re 1559 ift fein 
Semeid bagegen, wie bie ®ntfte^ung«gef^i4te bedfelben beut* 



') SSon einigen ttrirb biefe Snfel mit ju ©djteSnng geredjnet, 
fo toon $anctoertl) in feiner neuen SanbeSbefdjreibung ber Herzogtümer, 
1652. Rubere ^oben nacfoutüeifett gefudjt, bafj bie 3nfel toon je Ijer 
ein „gana feparierteS unb befonbereS £anb" gemefen ift. <5. 2). hinten 
griebiid) $Büfd)ing3 neue ©rbbefdjretbung I, Hamburg 1777, ©. 284. 

*) @. Ärag a. a. 0. SSorrebe ©. 100 $nm. g. 



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222 £er$og 3oljann ber s 2i(tere. 

lid& jetgt. Slusfd&liefclidi) £erjog äbolf l)at biefcn ®rieg 
herbeigeführt, ©erfelbe war ein au&erorbentltdj) ftreitlujiiger 
,§err unb fudjjte toieber^olt in ben beeren bes Kaifers fid(> 
triegertfd&en 9iuljm ju erwerben, ©o war er im ga^re 
1552 mit 2000 Leitern ju Karl V. geftofeen unb ijatte an 
ber befanntlidO oergeblid&en ^Belagerung von 3Kefc teilgenommen, 
©d&on längere 3 e ^ W& cr überaus gerne bie ©<i)ma<i) 
getilgt, wetöje bie 2)itl)marfen bem 2)ämfd(jen unb 
©d^leöwig^olfteinifd^en Slbel burd& ben ©ieg bei £emming» 
fiebt im 3al)re I 500 anfügt Ratten, aber ©Ijrtjtian III. riet 
wieberljolt baoon ab, fo j. 33. in einem ©^reiben 00m 
25. 3Wai bes Saures 1557, in bem er jwar bie ©ewatfc 
famfeiten ber ©itljmarfen mifebtUigt, aber bodf) ju einer 
gfitltdjjen 2lu§gleid&ung rät, ba ein Krieg „unbequem unb un* 
fidler" fein werbe. 3lber £erjog 2lbolf „aus rad&gierigem 
angeborenen ©emfit" ruljte ntd&t unb glaubte nadjj bes Königs 
£obe (1559) bie wittfommene ©elegenljett erlangt ju Ijaben, 
auf eigene &anb loSjufdfjlagen unb bann natürlich audfj bie 
errungenen Vorteile für fid& ju behalten. Er hoffte wol)l, 
bafe fein 9ieffe griebrtdfj II. oon Stänemarf, ber neue König, 
ju feljr mit feinem 9letd(je befdjj&ftigt fein möd&te, unb feinem 
SBruber Sodann traute er bei feiner grofeen griebensliebe 
wo^l faum ju, bafe er tyn in feinen Unternehmungen fiören 
würbe. 3lber fo ljeunltd& er aud& bie Lüftungen onfieHte, fo 
war fein SBorljaben bodEj bem fönigUd&en Statthalter in £ol* 
ftetn, &einridj) Stanfcau, verraten unb burdfj biefen beffen 
SSoter Sodann Sianfeau mitgeteilt worben. auf Setreiben 
SBeiber fam eS bann jwifd&en 2lbolf auf ber einen, unb feinem 
SBruber 3<>^ann, fowie feinem Steffen grtebridf) II. auf ber 
anberen ©eite ju 33erl)anblungen, weldfje ju bem gemeinfamen 
Kriege im Saljre 1559 führten. Sie beiben lederen burften 
aus polttifdjen Sifidffidfjten ntd^t bulben, bafc &er$og Slbolf ben 
gangen SRuljm unb Vorteil eines glüdlid^en Krieges für ftdE) 
allein baoontrug x ). 2Bie aber £erjog 2lbolf ber Sqcl\i\>U 



*) @. ^riftiani a. o. D., fottie SBaifc a. a. 0. 316 ff. 

tizedby G00gk 



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$eraog 3o^onn ber Ältere. 223 

ur^ebcr be$ gelbjugeö gewefen war, fo ftnelte er audfj bie 
crjie SRottc in bemfelben. Sodann unb griebrid^ IL treten 
roeniß IjerDor, unb e$ ifi fe^r bejetd&nenb, bafe naty ber 
Sdjlad&t bei £etoe ber lefetere Sendeten gegenüber, weld&c nur 
oon ßerjog Slbolfs glanaenben Saaten fyred&en, auöbrücflidjj 
betonen muf$, aud) er, foioie fein D^eim Sodann feien bei ber 
©d>ladf)t jugegen gewefen 1 ). 3)a« SRefultat war be!anntlid& 
bie Unterwerfung ©it&marfd&en« 2 ). 3m Saljre 1560 würben 
bie 9Serl)&ltmffe beö Sanbe* junäd&fi uorldufig t>on ben brei 
Surften georbnet, erfi im 3al)re 1568 fanb eine befinitiue 
Teilung fiatt, bei weld&er Sodann bie SJtttte beö ßanbeö 
erhielt. 

©o war £erjog Qo&ann burdj) politifdje ©rfinbe ba^in 
ßebrängt worben, an biefem Kriege teilzunehmen, unb wir 
bfirfen woljl annehmen, bafe er es fefjr ungern getljan l)at. 
Denn i^n lodEten nid&t gl&njenbe 2Baffentl)aten wie feinen 
Sruber Slbolf, er förberte üielme&r fiiH un$ jurfiefgejogen bie 
SBerfe beö grieben«. Unb ba eben feine SBirffamfett feine 
groge unb weitauögebe^nte gewefen ifi, fo ifi fie audj) nidf)t 
tum ben ®efdf)idf)tf<ijreibern ber bamaligen 3*ü in jufammen* 
^dngenber 2Betfe borgeftellt worben ; wir muffen fie baljer aus 
Urlunben unb Briefen mü^fam jufammenftellen, unb audfj ba 
bleibt nodO mand&es lüdfen&aft. SBir werben aber fe&en, wie 
bie SBorte beö ©ergogö nidjt übertrieben finb, bie fid& in ber 
Einleitung jum 9iorbftranber Sanbred&t twm Qaljre 1572 
finben: r ,aBir &aben ungerü^mt bei Seit unferer Regierung 



*) ©. OueHenfantmlung ber ©d)le3ro.-#olft.<ßauenb. ©efeflfd). 
I. §eft, <5. 164. 

*) 8u erwähnen ift nod), bafc $ierontymuS Dfm3 aus SBittenberg 
Sodann eine lateintfdje unb beutfdje 93efdjreibung .beS 2)itljmarfifdjen 
Krieges überfanbt $at. @. Koobt I., 32. 2)erfeibe ffagt, ba& e3 ii)m 
heftig fauer unb ferner getoorbeu tft r elje mann er ben $itfymarfd)er 
$rieg ber ferneren Kamen falben in ben SBerS fyahe bringen mögen", 
ja er meint fogor, e$ fei iljm ba$ fernerer unb faurer geworben, al§ 
ben Surften, „ba fie bie SBauem begmungen unb glüdüdj mit geringem 
SSerlufte il)re$ 93otfe3 gan$ gefdjnrinbe Un (Bieg erlangt unb $iti)* 
tnarfdjen erobert". 



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224 $WOfl Sofanti ber Gittere. 

bana<$ getrautet, bafe ntbtn ber reinen unb wahren Seljre beö 
feligmad&enben SBorte* ©ottes aud& bie ijeilfame Sufiitia, 
weld&e eine 9JJutter ift aller Su&erlid&en 3 U $* unb ehrbar* 
liefen SBefen* unb Sßanbelnö, otjne welche audj bie Stegunente 
nidf)t toft^ren no(§ befielen lönnen, beförbert werbe, bamit 
fowoijl in getftlid&en als in weltltd&en ©adjjen gute Drbnung, 
aud& enbtidjj unfere Untertanen in $rieb' unb Stolpe, aud) bei 
gleiten SRed&ten erhalten werben mögen", ©eine Xl)ättgfeit 
ift in ber &\)<xt auf red&tltd&em unb auf ftrd&tidjjem ©ebiet 
Ijeroorragenb gewefen, unb feine Regierung bejeidjnet in ber 
Kultur- unb namentlidf) in ber Sttrd&engefd&id&te ber fierjog» 
tämer einen bebeutungsoollen Slbfdjjmtt. ©eine rege gflrforge 
l)at er allen feinen Sanbestetlen jugewanbt. Unb ba beginnen 
wir mit bem entferntejlen ©ebtete, mit ber Qnfel gelpnarn, 
um fdOUefeftdO ju bem Sanbesteile überzugeben, ber vermöge 
ber faft regelmäßigen ainwefenljett bes &ergogS am meifien 
bie ©egnungen feiner Regierung genojfen Ijat, nSmIi(§ ju 
£ abersieben unb bem Slmte Coming. 

gür bie $nfel ge^marn mürbe im 3al)re 1558 *on 
Sodann ein ftmbredjjt erlaffen *)♦ S)ie SBewo^ner Ratten wegen 
„fonberltd&er, genugfamer" S3erbredj)en feine fernere ©träfe 
verwirft unb tljm genug Urfad&e gegeben, fie aller iljrer Sßriöi* 
legien ju entfefeen. Qnbejfen $at er tynen aus ®naben per* 
jie^en unb fie in 33efd)üfeung unb Sefdjirmung angenommen. 
2lber er trifft SBefiimmungen, weld&e in zweierlei 33ejtel)ung 
„ganj unbilliges unb unleiblid&es" aufgeben, nftmlidj) in £m= 
fid&t auf bie 2typeHatum unb auf bie bisherigen ©afeungen 
wegen bes Sotfd&lags. 3laü) ben Sprioüegien war bie 3fypella= 
tion an eine Ijityere 3nftanj bei SSermeibung von ßeibesftrafe 
verboten gewefen* S)iefe SBefttmmung, Reifet es, wollen wir 
hiermit aus fürftlid&er 3Rad&t als nid&tig, unbillig unb un* 
d&riftlidf) faffiert unb aufgehoben &aben. 3n 3^(unft foH jtdfj 
jeber, ber ftdfj burdf) ein Urteil befd&wert fü&tt, an uns als 



*) 3)a§felbc ift aBgebrudt in bem Corpus statutorum Slesvicen- 
sium I., ©. 680 ff. 



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&erjog 3oI)amt *>e* ältere. 225 

bie angeborene l)ol)e Dbrtgfett roenben oljne jemanbes Verbot, 
©inrebe unb SBerljinberung. — 9todj) intereffanter finb bie 
33eftimmungen wegen bes Xotfd&lags. 6s Ijaben fidjj, Reifet es 
weiter, eine 3 c üfa n 8 auf bemelbetem, unferm Sanbe geljmarn 
jum öfteren unb je länger je mel)r oiele £otfd(jläge unb böfe 
Saaten begeben unb jugetragen, ber alten böfen ©ewo^n^eit 
naä) aus Sulaffung $*** dten sprimlegien finb biefelben 
aber mit einem geringen ©tüdte Selbe« abjmmrfen gewefen, 
woraus leiber fooiel meljr Unglüds oerurfad&t. 3)esl)alb wirb 
als erfie unb &auptbeftimmung oerfdjiebener ärtifel betont: 
2ßer einen totfd&lägt unb fiberwunben (überführt) wirb, Ijat 
ßeib unb ©ut oerbrod&en. §ür bie Sefdfjäbtgung einjelner 
Körperteile werben allerbmgs nodö nadfj altgermantf<J)er SBeife 
beftimmte 33ufeen auferlegt, unb jroar finb biefelben an ben 
Kläger unö an ben ©taat ju jaulen, ©o Reifet eö j. 33. im 
13. ärtifel: Sßeldjer bem anDern feinen Säumen, s Jtafe, 
Dljren, großen &§ abbaut, foll uns bieten 20 spfunb unb 
bem Äläger für ein Dl)r 50 3Jlart, für einen Säumen 
gleid) fooiel, für ben gröfeeften 3 e & <wd) fooiel unb für 
bie SRafe 30 3Jiarf. — SHefe beiben eingreifenben 33c= 
ftimmungen ganj befonbers jetgen, rote £erjog ^oljann 
gegen bie alten SRedfjtSgerooljnfieiten, bie fid^ mit ben 2ht* 
forberungen bes mobernen ©taates md)t »ertrugen, entfdOieben 
tforjugeljen fud&te, unb mir werben biefem ©treben nodf) an 
anberen ©teilen begegnen. 

©in reiferes gelb gefefcgeberifdj)er Sljättgfett eröffnete 
ftdO auf -Jiorbftranb. SDie s 2luSbel)nung biefer Snfel, bie ja 
cinft mit bem geftlanbe jufammengeljangen §atte, überfd&ritt 
befanntitdfj bebeutenb bie bes heutigen -Jtorbftranb, ba fie nodE) 
mit ^ßßßworm jufammentying. <ßeinrid& Sfanfeau, in feiner 
berühmten S3efdE)reibung ber $erjogtümer aus bem @nbe bes 
fedfjjeljnten Safyrljuuberts 1 ), nennt fie audfj ©tranbt-grifta 
uni bejeid&net fie als eine fdjöne unb nid&t unbebeutenbe 
Snfel. SDie 3 a ^ & er 3°^ e eingebeidfjten Sanbes giebt er auf 



*) S. Westphalen, Monumenta inedita. Tom. I., S. 72. 

15 



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226 £ergog Sodann ber ältere. 

36350 an 1 ); er erjagt ferner, bafe fte 22 Pfarren unb 10 
fefjr fixere i^äfen fjatte, fowie, bafc bic Sänge ber Snfel um 
gefäljr jwei teilen betrug. 2lud(j über ben (Sljarafter ber 93c- 
woljner äufcert er fid); er Ijebt tljre ©aflfrcunbfd^aft fjeroor, 
auf ber anberen Seite oerfdfjweigt er aber audjj nidfjt, bafj fie 
ben Saftern ber bamaligen $t\t ntd^t ganj fremb gewefen 
wären. 

3m $aljre 1547 fjulbtgten bie -Jtorbftranber tfjrem neuen 
Regenten, unb biefer beftätigte ifjre ^ritrilegien, bod) mit bem 
Sufafce, ba$ biefelben, fo oft es SRot, gebeffert unb geänbert 
werben foUten. 3m Sa^re 1556 mürben bann bie firdjlidjen 
33erf)ältmfje grünblidfj georbnet 2 ). 3m allgemeinen begießt fidf) 
ber §erjog natürlidEj auf bie t>on feinem 33ruber im 3<*^e 
1542 burdfjgefüfjrte Stirdjenorbnung , aber im befonbern trifft 
er wegen beö unftrdjlidjen SebenS auf ber $nfel einige ein- 
geljenbe Seftimmungen. 3lu§ bem, maß »erboten wirb, fetjen 
mir allerbingö, wie einige unerträglidfje SKiftbräudEje bort etnge» 
brungen waren, ©o verbietet Sodann ba§ unorbentlid&e 9luS- unb 
Einlaufen wäfjrenb beö ©otteSbienfteS, ferner „ben undörift* 
ltdfjen 9Jii£braud), bafe wäljrenb ber Sprebtgt SSranntwetn, 
33ier unb SBein gejapft wirb". „SBtr wollen hiermit ernftltd&en 
geboten unb befohlen l)aben, baft bamit, fo lange ber ©ottes* 
bienft währet, oerfdjjonet unb angehalten werben möge". ®a= 
l)in gehört audf) ba§ „unfinnige, rud&lofe leiten unb kennen, 
welkes beö ©onntagß unter ber 3Jtiffen unb ^prebigt ju ge= 
fd^en pflegt, wann jur Kofte gebeten", unb fdfjtiefjlidfj wirb 
ba§ gottlofe ©rbbier 3 ), „woraus allerlei Unrat ju erfolgen 

1 ) yiafy $>anfen§ OtaatSbefdjreibung be3 $er^ogtum§ SdjleSttrig 
entrid)tetc bie Snfel (Snbe beö öorigen 3al)rl)unbert3 für 5861 2)emot^e 
bie Kontribution, ttmfyrenb fie im 16. 3abrfyunbert 34644 ©ematfye ent- 
hielt. ©. Corp. stat. Slesv. I. 430, 5lnm. 

2 ) ©. bie 93eftümnungen bei £a<fmann, (Einleitung aur ©djfeSwig* 
§olfteinifd)en ©tftoric I. Seil. Hamburg 1730. 

3 ) ©rbbier ift öietleidjt nur ein $rntf fehler für ©rbbier. ©egen 
toeldje beftimmte ©ttte biefeS Verbot aber gerietet ift, Ijabe idj nid)t 
finben !5nnen. 



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$er$og So^onn ber Ältere. 227 

Pflegt", gfinjltd& unb crnfllid^ abgefd&afft. @ine ganj befonbere 
gürforg* oerwenbet audj l)ter ber &erjog barauf, bic @in= 
fünfte ber Atrien ju bewahren ober audjj ju erljityen. ©o be* 
jeidfjnet er e§ als einen 3JU&braud& auf SRorbfiranb , bafc bis- 
her bie £Sufer ber Sßaftoren, Räfler unb ©djulmetjier aus 
bem einfommen ber ßirdje erbaut ftnb, woburd) bann bie 
Äirdfjen gefdjjwftd&t unb bermafeen auögefogen, ba& fie tljre 
eigenen ©ebäube fertig ju galten fall unt>ermögenb finb. 3>n 
gufunft foHen bie Äirdjftnetteute fold&e ©ebäube von iljrem 
©tnfommen erbauen unb nerbeffern. Unb ba ber #erjog aus 
ben Äird&en=9iegiftern erfetjen Ijat, bafc bie ©üter 1 ) be3 
^eiligem, baö ifi Sttr<i)en=2anbe*, wenig gebeert, unb nonben 
Sefifiern beöfelben bamit faft etgennfifctg umgegangen, fo be= 
ftimmt er, bafy baö Sttrd&enlanb ganj gleich bem anbern Sanbe, 
bem ed oon 2Bürben gletdjjmfifng, au§getl)an unb oerljeuret 
unb ber Jtird&e tyre abgaben baoon unwetgerlidf) entrichtet 
werben foBem ©anj befonberö wirb befttmmt, bafc baö Äird&en* 
lanb, wenn e* ju $afle fommt, (b. lj. wenn e§ wegen beö 
Xobeö beö spädjter* ober am anberen ©rfinben neu nerpad&tet 
werben muß), auf feinen f^att geteilt werben foB, „bamit 
alfo bie Rirdje iljrer SRente unb Sanbeö unoerfflrjet, unb 
gewife fein unb bleiben möge." 

gerner warnt bann ber £erjog t)or ben l)eünlidf>en unb 
gegen bie Äird&enorbinanj in verbotenen SSerwanbtfd^aftögraben 
gesoffenen SJerlöbniffen unb oor allem aud& vor bem 2Bud&er. 
®ö wirb ben sprebigern bringenb anbefohlen, ft<$ ni<j)t nur 
felbfi oor biefem gröbttd&en, fünblid&en Safter ju l)üten, fonbern 
audO i^re Slird&ftrieBeute jum fletfetgften treultd& inftgemein 
t)om Sßrebtgtfluljl, bod^ ungenennet einiger Sßerfonen, 
ju warnen unb ju ermahnen, baoon abjufte^en. 

S)ie ©eiftüdjjen foBen ft<J) ber weltlichen ©erid&tsfadjjen 
ganj unb gar äufeern unb enthalten. SDie ©emeinbe foB 
©onntagö unb, wenn ©otteöbienft gehalten, fleißig jur ßird&e 
gel)en, ba« göttlidjje SBort gerne l)ören, ben redeten SBeg ber 



*) 93et Sacfmamt ftefyt Äirdjen, toaS aber feinen redjten ©inn Qitbt 

16* 



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228 ^rjog 3ofiann ber Miere. 

2Bctf)rl)eit unb ©eligfeit lernen, unb bie ©aframenta in tljrer 
mafjren @infefcung ungeänbert bleiben laften, btefelben aud) 
bcrgeftalt jur öefferung i^reö Sebenö nießen unb braudjjen 
unb mdjjt verachten, nod) in ben 2Binb fdfjlagen, unb fonberlidfj 
foU bie ^ugenö baju gehalten werben, bafj fie mit gleife iljren 
Slated)t§mum lernt. Unb für biefe ganj befonberö wirb am 
©dljluffe bes ©anjen eine wid&tige Seftimmunß getroffen. @ö 
foHen auf -Jiorbftranb an gelegenen Drten jwei ©dfjulen auf* 
gerietet unb in allen StirdEjen burd& bie ^rebiger abgefünbigt 
werben, bafc bie Untertanen i^re Sinber mit gleife jur 
©d&ule galten foHen. diejenigen, weld&e gefdjjidtt finb, fotten 
beförbert werben, bafe fie babei bleiben unö tyre ©tubten ver- 
folgen, „bamit alfo mir unb gebadete unfere Sanbe foviel 
beffer mit Seilten jur $ir$en unb ©d&ulen unö anbern ©elegen* 
Reiten gefaft unb oerforget werben mögen, woju ber attmadfjttße 
©Ott feine ©nabe verleibe". £erjog So&ann Ijat alfo von bem 33er= 
fall ber fird&lidjjen SBertjaltniffe auf üftorbftranb gehört unb fdfjreitet 
als ernfter, weif er Regent energif d& bagegen ein, inbem er als eine 2Irt 
9tadE)trag jur allgemeinen Äird&enorbnung bef onbere SBeftimmungen 
für jene $nfel einfdfjärft. SDaljin gehört audfj eine fyätere 
Serorbnung wegen ber ^od^jeiten, Kleiber u. f. w. auf 9torb* 
ftranb, bie mir aUerbingS if)rem näheren 3>nl)alte nadjj nid&t 
befannt geworben ift, bie aber, ganj oljne 3 ro eifel & ß * üblidfjen 
SSerfdOwenbung wehren wollte x ). 

gerner Ijalf Sodann einem bringenben SebürfniS auf 
einem anberen ©ebiete ab bur<$ ba§ im $al>re 1572 erlaffene 
„befdfyriebene Sanbredjt bes Sftorbftranbeö 2 )". SDie fünf £arbeß- 
rate beö Sanbes Ratten vielfältig um bie SBerorbnung eines 
gewiffen s Jiedf)te§ gebeten, au<$ einige älrtifel, bie fie bisher als 
it)r ftmbredjt gebraust, übergeben taffen. 2)a biefe bei genauer 
2)urdfjfid(jt in vielen äitegen unrid)tig unb unflar, audfj mangels 



5)tefe(be toirb ertoäljnt öon £atfmann a. a. £). (5. 580. Sic 
ift am 1. TOrj 15G6 auf ber $an§burg erlaffen. 

2 ) $aSfetbe ift abgebrueft im Corp. stat. Slesv. I. p. 428 ff. — 
§arbe3räte finb tualjrfdjeinlid) bie 9tat3üerfammlungen ber einzelnen 
färben. 



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£er$og gofjann her Sttere. 229 

Saftig befunben worben, liefe ftc Sodann burdfj feinen Äanjter 
Detgarb unb ben ©efretär Jürgen Setjer „in eine jiemlid&e 
Drbnung bringen". 2uf ben Sn^att biefes fe^r ausfüljrlid&en 
2anbred&t$ fann l)ter natürüd& ntd&t eingegangen werben. 9hir 
tft es mtereffant &u betrauten, wie ftdj auf SKorbftranb bie 
SRegterungSgewalt ju ben alt überlieferten 9ledfjt«fafcungen über 
ben £otfd)tag gefteHt Ijat. |>etnrtd& Sftanfcau fagt in feiner 
Sanbeöbefd&retbung an ber ©teile, wo er über bie ©Uten tmö 
©inrid&tungen ber alten ßimbern ftmd&t: „2)as 3Serbre$en 
bes £otfd)lagS verfolgten fte md&t burd& bie £obesftrafe, fonbern 
flraften es mit ©elb, bamit ntd&t burdf) einen unglfidfltd&en 
??att jwei ju ©runbe gingen, unb btefes ift bis auf ©^rtftian 
III. oon 2)änemarf beobachtet worben. 3)iefer, tote er benn 
ein fel)r fluger unb geregter gürfi war, l)at üor nic^t attju 
langen Sauren bie Sfobesjtrafe für ben eingeführt, ber einen 
nid&ts 2lljnenben unb nid&t &ur ISSerteibigung ©erüfteten tötet". 
f?fir gel)mam ifi biefes SBerbtenfi, wie wir fd&on gefeiten Ijaben, 
bem £erjog Soljann jujufd&reiben, unb wie wir unten fe^en 
werben, Ijat er audj) im ©ebiet beß Slofierß SBcrbeßbolm jene oer= 
alteten ©tnrtd&tungen abgefd&afft. Sluf SRorbfiranb beftStigte 
allerbtngß fdfjon ßljriftian III. bas belieben ber fünf Farben 
auf 9lbfd&affung beö alten 3tedf)teß. 3»obann ber ältere Ijat 
aber im Saljre 1556 nodj ganj befonberß eingefdjjärft, bafe bie 
Später üon feinem ©taller ober Amtmann ibrer SSermirfung 
nadb in Seibeöftrafe genommen werben unb baf$ mit niemanb 
über gefeiten werben follte, es wäre benn Ijoije, unoorbeigäng- 
lid&e SKotweljr fcorfjanben. ©benfo Ijat er aud) bie legten 
©puren ber 33eweisffibrung burdjj ein ©otteßgeridbt, wenn 
einer eines fjeimlidjen £otfd&lagS berüdbtigt unb beflagt war, 
auSjurotten gefugt. — 9lud(j für bie übrigen Angelegenheiten 
ber Qnfel jeigte ^oljann eine rege gürforge. Zweimal, 1556 
unb 1572, erlieg er Seftimmungen wegen ber für bas üanb 
fo au&erorbentlidfc wichtigen ©eidjje, bas jweite 3M befahl er 
biefelben ju erhöben unb bie Sagb »in Auf eben ber in näd&fl 
©ergangener großen glut befd&eljenen ®tnbred&ung unb Über; 
ftürjung ber SDeic^e unb bes barauf erfolgten garten SBinters, 



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230 &erjog 3ol)amt ber ältere. 

worin baS ffißtlb größtenteils umgefommen", auf einige %a\)xt 
3U unterlaffen x ). 

2lm eingretfenbften ifi aber bie Styättgfeü ^o^annö in 
bem fiauptteil feines ©ebietes, nömlid) im nörbltd&en ©<$Ies= 
wig, gewefen. £ter f)at er ein twflftänbtg jielbewufetes, 
planoottes Regiment geführt, weldjes lebiglidj) auf Sörberung 
ber materiellen ^ntereffen feiner Untertanen, t)or allem aber 
auf ftörberung bes geiftigen Sßoljtes berfelben gerietet war. 
$3ei ber Leitung im Saljre 1544 Ijatte er baö ©d&tofe gabers* 
leben als ©aufctfifc erhalten, unb l)ter Ijat er fid) audj ben bei 
weitem größten SJeit feiner SRegierungSjeit aufgehalten. 3n= 
beffen Ijaben wir bä bas eigentliche ßabersleben&aus unb bie 
ßansburg ju unterfdjeiben. ©einriß SÄanfcau in feiner fdjon 
öfter erwähnten Sanbesbefd&reibung erjö^lt: £abersteben Ijat 
eine aufcerorbentttdf) fdEjöne S3urg, bie auf einem &figet liegt, 
welche Sodann, ber £erjog von &otftein, bem ßrbboben gleich 
gemadjt Ijat unb wieberum nid&t weit von ber ©tabt auf 
einer £albinfel mit einer feinen (eleganti) unb mit ®olb unb 
2Jtormor aufcerorbentltdfj auSgeftatteten Stird&e neu ju bäum 
angefangen l)at. ©tefelbe (bie 93urg) ifi triereeftg, 150 ©djritt 
lang, ungefähr ebenfo Diele breit, unb fte Reifet nadfj fym 
„£amburgum" (foH Reißen £ansburgum). 3lls er aber burdfj 
ben %o\> w>rf)er ba^ingerafft fte nid^t Ijatte Dollenben fönnen, 
fyat fein -Jiad&folger griebrid) IL (als fold&er auä) Äönig oon 



*) <5. biefe SBeftimmungen hei Sacfmann a. a. 0. <5. 486 u. 609. — 
$ie 93eftimmungen, burdj meldje t>a$ btö^ertge altgermamfdje ©erid)t$* 
berfaljren befeitigt mürbe, finben fidj in ben Wnmerfungen $um 9£orb- 
ftranber Sanbredbt im Corp. stat. Slesv. a. a. 0. 3)ie SSerorbnung, burdj 
meldte bie lefcte <5puv be3 alten ©otteSgeridjtS befeittgt mürbe, lautet: 
(£3 foll bie alte (Safcung aufgehoben merben: meldjer berichtigt unb be* 
flagt mirb eines ljeunUd)en £otfdjlag8, ber foll „tljom ©djine galni" 
unb fiel) bamit freien ober fdjulbtg machen. $gl. ©rimmS fRed^töaltcr* 
tünter ©. 931: 3n Sfteberfadjfen nannte man „fdjeingeljen", menn ber 
$ngefd)ulbigte naefenb öor ©eridjt ju bem (Sdjein b. i. ber uom 2eidb> 
nam abgenommenen §anb treten unb breimal feine ginger barauf legen 
mufete. flutete fie, fo galt er für überroiefen ; gefdjaf) fein 8eid)en, fo 
mürbe er feines §alfe§ heilig erfannt. 



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&eväog 3o^ann ber Ältere. 231 

Sfönemarl) fic fertig gebaut unb mit feljr frönen unb liefe, 
ttdjen ©arten umgeben 1 ). 35aö alte ©djtofe, üon bemjter 
bie 3?ebe ift, lag im SBeflen ber ©tabt auf Sögljo&eb, einem 
anmutigen £ügel, ber eine fdjjöne 2Iuäfi<i)t gewährt, unb Ijief} 
£aber$leben*£au$. 3)aöfelbe würbe roalpfdjemUd) ®nbe ber 
fünfjtger Sollte be« fedjjjeljnten 3al)rl)unbert$ niebergeriffen 2 ) 
unb im Dften ber ©tabt auf bem fogenannten 9taff lieber 
aufgebaut. 3m SBtnter beö Saures 1562 fdfjemt Sodann baö 
mut ©dfjtofc bejogen ju l)aben, benn am 15. Dftober erbietet 
fidE) feine ©dfjroftgerxn 2)orotl)ea, bie Sßittroe ßljrifttans III., 
bie 28afferröl)ren für bie neue SBoljnung bohren ju laffen, 
bamit fidE) ber £erjog, wie fte fd&retbt, nod& üor biefem 
SBtnter t>on feiner alten unbequemen 83eljaufung in bie neue 
begeben fann 3 ). 

@$ ifi feljr ju bebauern, bafe biefe pr&d&tige 93urg mit 
iljren lieblidjjen ©arten unb ber Ijerrltdfjen Raptftt eigentltdEj 
ftmtlos üom ©rbboben üerfd&nmnben ift. ©anfroertlj fagt 
barüber: „3m ©dfjroebifd&en ßriegöroefen §at ber gelbmarfd&all 
Storftenfon allste eine 2Beile fein Hauptquartier gehabt, in 
meld&er 3*ü er & aö ©#o& <w$ mit flehten 33ottn>erien ein 
wenig befefiigen laffen; es iji aber im me^renben Kriege, 
weife nid&t n>o!)er, in Sranb gerateti unb oben ganj abgebrannt, 

1 ) Wlit biefem SBertd^t ftimmt ber öon (£a$par $anftr»ertf) in 
fetner neuen SanbeSbefdjreibung ber jtt)ei ^erjogtümer <5d)le3nrig unb 
&olftein (aus bem So^re 1652) faft mörtttd^ überein, nur bajj er ben 
©au ber föapeUe au3 9Jlarmorftein bem $önig griebrid^ n. aufdjreibt, 
toaS nidjt richtig ift. 

2 ) 9iljob*e, #aber$leö 8mt* 93ejlritoelfe (fto)>en$agen. 1775), 
6. 98 giebt 1649 at* Qafjr be$ SlbbrudjS an. Stöer erft 1567 mürbe 
ber ©runb junt neuen ©Stoffe gelegt, ©oute $er$og Qofyann freiroiflig 
fo lange eines fürftüdjen S33ür)nfifeeö entbehrt l)aben? 6. audj §elb* 
uaber, Sylva chronologica circuli Baltici, Hamburg 1626, $um $al)xt 
1567: „2)en 1. gebruar tyat §erjog fyatö ber Gittere ju ©d&IeSroig« 
£otftein ben erften ©tein gelegt an ba3 ©ebäube be$ ©djloffeS in 
§aber£leben, unb normal 3 ba$ alte ©ctjlog laffen abbrechen unb 
nieberreifcen". 

3 ) ©. SlarSberetntnger fra bet föongefige ©eljeimardjit). I. SBanb, 
2 ©eft. 



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232 &eraog 3o^onn bcr Ältere. 

alfo bafe nur etwa« t>on bem ©emaure befielen geblieben". 
Die. ©teine follen bann jur Reparatur be« S?olbinger ©djfoffe« 
aerwanbt worben fein, weldbeö im Saljre 1808 burdf) bie 
©panier be« Warqut« be la SRomana angejünbet würbe, 
welkes aber iefct audj nodj in feinen Krümmern einen über* 
au« romantif djen änblid gewährt 1 )- 

Sißweilen f d?eint £erjog Qo^ann atterbtng« aud) in Sfitf en 
STonbent (jefet £onbern) reftbiert ju §aben. Sßentgften« fdjretbt 
$erjog2lbolf naeft bem £obe feine« ©ruber« am 8. Df tober 1 5S0 an 
ben Röniß ftrtebrid) II. r bafe er auf ber £an«burg eine Sabe 
mit ©otb unb ©über unb eine mit ©djulbaerfdjreibungen, ba 
ber Drt ntdjt fidjer, ju fid) genommen unb nadj ßfitfen 
£onbern gebraut fjabe, wo ber ßerjog feinen Vorrat an barem 
©elbe allewege gehabt 2 ). „Stuf unferm#aufe2ütfen£onbern" 
tft aud& am 26. Stoüember 1559 twn ibm bie 2anbredjt3orbs 
nung für bie mer färben be« $aufe« Xonbern erlajfen worben, 
wetdje übrigen« im Sabre 1^72 mit unter ba« oben erwähnte 
■Jiorbfiranber ßanbredjt gefieHt würben (Sbenbafelbfl Ijat er 
fdjon früher, nämlid) am 27. ^uli 1556, eingreifenbe 33eftim= 
mungen über bie ßinf ünfte ber Äirdfcen getroffen, weldje weiter 
unten im 3ufammenbang mit feinem Ätrd&enregtment im Slmte 
&aber«leben berficffidjtigt werben muffen. 

Snbeffen tritt na<$ 3Iuöweiö ber Urlunben bie SReftbenj 
Sütfen Xonbern bodj weit hinter £aberßleben*£au£ unb fp&ter 
hinter bie &an«burg jurüd. SDie ©tabt £aber«teben war ent- 
fdjteben ber Sieblingöaufent^alt ßergog Soljann^ unb biefelbe 



*) Sautrup in fetner ßljromf toon #aber8leben (£aber3teben, 
1844) faßt atterbingg : „SBon bem (Sdjteferbacfte be$ (SdjfoffeS ftnben fid) 
nodj öiete SRefte, unb aus ber großen Stenge öon Slufternfdjafen, bie im 
@d)utte öorljanbcn ftnb, fieljt man, ba$ bie ölten Sdjlofcbemoljner gvo&e 
9tufternliebijaber gemefen ftnb". 3Ber meiß ober, mo bk ©djteferfctatten 
im Saufe ber 3"* Ijergefommen ftnb, unb nodj ametfefljofter ift ber 
Urforung ber #ufternfcf)a(en. $amit rotrb ober aud) ber feljr füljne 
©cftlufc auf bie fulinarifdjen ©enüffe ber ölten 83emo^ner hinfällig. 

*} €>. bie fdjon öfter angeführte OueHenfommtung, 2. §eft, ©. 30. 



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^erjog Sodann ber Sltere. 233 

fjat burdj tyn einen gewiffen SBoljlflanb unb eine griffe 
93lüte erteilt, ©djon ©^tiflian III. fcatte als ©tatt&alter 
feines SBaterS in ben ßerjogtümern in £aber$leben refibiert 
unb ber ©tabt üerfdjiebene ^3rtt»ilcöicn üerlie^en 1 ). SSon 3o- 
§ann würben biefelben betätigt unb nodj einiges tyinjugefügt. 
Äulturßefd&id^tlid^ intcreffant ift junädjft bie ©rfinbung eines 
SRatsweinfetterS. „®s wirb gänjlid^ abßefd&afft unb ©erboten, 
burd) bie 33firger SBein unb frembes 33ier ju fdjenfen, unb bei 
sefjn ©ulben ©träfe fott bas nur im SRatsfetter gefdje^en." 
SDiefe ©elbftrafe foll jwifdjen £erjog unb dtat geteilt werben/ 
„Sebodj fott jefciger unb fünftige unfere 2tyotf)efer mit biefem 
Verbote nidjt gemeinet, fonbem Ujnen frei gegönnet unb ju^ 
oelaffcn fein SBein ju fdjenfen, faufen unb üerfaufen." 
Sßeit mistiger ift fobann bas Sßudjerwrbot für ©tabt 
unb 2tmt £abersleben unb Coming 2 ), $a$felbe ift auf bem 
£aufe £abersleben im Saljre 1557 ausgeftettt, es fdjreibt fireng 
tor, bafe oon £unbert be§ Saures nidjt meljr als fedjs ober 
Don jeber SDlarf Sfibfdj ein ©djitting an ©elbe unb nidjt anbers 
ju SWente genommen werben fott. „Unb fott hiermit atter 
anberer un\> übriger unjtemlidjer SBudjer, ber gefdjelje an 
Sorne, £eu, ©elb ober anberer Sffiare bei Sßermeibung unferer 
fdjweren Ungnabe unb ©träfe abgeleitet unb ©erboten fein." 
SBir wiffen, bafe Sodann für SRorbfiranb eine äfynüdje 9Ser= 
fügung getroffen fjat, unb es mufe §ter fceroorgeljoben werben, 
bafe ber &erjog baburdj ben Anfang mit einer ganjen SWeibe 
oon Sßudjeroerboten gemalt f)at, bie immer wieber eingefdjärft 
worben finb. gs liegt bie Vermutung nalje, baf$ aud) bas 
gemeinfame 3Jlanbat ber brei Regenten (Sofcanns, Slbolfs unb 
griebridjs IL) oom 3af)re 1579, welkes ebenfatts fed^ö $ro= 
cent als Ijöd&ften 3 in§ f u 6 feftfe&t, <wf frine Anregung §in er* 
laffen worben ifi. 



*) 1533 auf unferm ©Stoffe §aber3leben. Corp. stat. Slesv. II., 

474- — Johannis ducis confirmatio privilegiorum Hadersl. 1548 ift ab" 

gebnteft bei SBejtyljaten, Mon. ined. IV., 1990. 

2 ) 6. SBeftp^aten an bem in boriger 2lnm. angeführten Orte. 



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234 §ersog 3of)ami ber SUtere. 

93or allem aber fjat Sodann feine menfd&enfreunblidjje 
unb fromme ©efinnung ber itird&e unb tyren Sttenern, ber 
©d)ule, unb ben 2lrmen und Äranfen Gegenüber bettriefen, unb 
baf$ er hierfür reid&lidjje SKittel oerroenben fonnte, ba$ ift burdjj 
bie bamaligen fird&lid&en 33erl)ältmffe ermögtid&t roorben. S)urd& 
bie Deformation waren ja bie reiben ©üter ber fatyottfdfjen 
SHrdfje gleid&fam erlebigt roorben. Sttefelben beflanben ans 
bem reiben itird&enfdjjmudf, welcher bei bem proteftantif<$en 
©otteöbieufi jum großen SCeil überflüffig geworben war, ferner 
ans ben Stiftungen bei ben einjelnen ßirdjjen, ans ben großen 
Sßfrfinben ber einjelnen ©eiflli<$en, namenttidfj bei ben Stfdjofö* 
fifeen, unb oor allen Singen aud& ans ben jum £eü fc^r reiben 
Flößern. 3n ©änemarf fyrtte ©Ijriftian III. im $ai)re 1536 
burdfj einen @taatöflretd& bie SBtfdjjöfe abgefegt unb bie Jtird&en- 
guter eingesogen. S)amafö ermahnten Sutfjer unb 33ugenf)agen, 
weisen ber König biefeö mitgeteilt Ijatte, benfelben bringenb, 
„einen guten SBorrat oon getfilidEjen ©fitern für bie Älird&en 
unb $rebigtftfi^le, für bie Spulen unb armen Seute, für 
franfe unb oerlaffene Äird^en- unb ©d&ulbiener, für bie jö^r= 
liefen SBtfttationen, ba oiel juge^öret unb ift Ijodj oonnöten, 
für bie @l)efa<$en ju bestellen, ba groß an gelegen, item für 
arme ©tubenten, unb was me^r möge oorf allen". (S&rtftian in. 
$at biefer ernfien SWa^nung folgenb mandjes in biefer Seite- 
Ijung getrau, aber, toenn er e3 audfj genrife gut meinte, foljat 
er bodfj einer SBerfd&leuberung beö ßirdjenoermögenö in mandjer 
33ejiel)ung nic^t mehren fönnen. 5Ramentli^ in ©d^leömig= 
$olfiein $at ber lange ftampf jurifdEjen ber lutljerifdjjen Sanbes- 
berrfdjaft auf ber einen unb ben jum Seil nod& fat&oltfd&en 
©tönben auf ber anbern ©eite fe^r oerroirrte unb unflare 
SSerljältniffe herbeigeführt. 5Rad&bem fd&on in ben jroanjiger 
Sauren bie Deformation in oerfd&iebenen ©tobten eingeführt 
mar, fam es, nrie oben bemerft ift, erft im Sa^re 1542 ju 
einer gefefemäßigen Drbnung ber SSer^öltniffe burdfj bie enb* 
lid&e Slnnafjme ber ßirdfyenorbnung oon ©eiten ber ©tänbe. 
3»n ber 3roifd&enjeit fehlte ja jebe ftrdjjlid&e DberauffidEjt, unb 
ba fudjte mandtjer feinen eignen Vorteil ma^rjune^men unb 



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&erjog Soljann ber TOere. 2 35 

ntößlidjft mel oon ben Ijerrenlofen ©fitern für ftd) ju erwerben, 
unb aud) bie Sanbesljerrfdjaft t)at ftd) mandjes bauon ange^ 
eignet, was bei ber finanziellen SRot bes SanbeS wol)l ju 
begreifen ift. 

@o bot fidj nadj bem Saljre 1542 für einen weifen, 
ftrdjltdj gefinnten 2anbeSt)errn ein reidjes gelb ber £l$tigfeit 
bar. @8 galt ben S3ejiimmungen ber ßtrd&enorbnung gemäß 
ber ßirdje unb tyren Sieden möglid&ft; bas jurüäjugeben, was 
iljr genommen worben war, es galt bas möglidjft wieber ge* 
fammelte ftirdjenoermögen in gleichmäßiger SBeife ju t>erwenben 
unb übermäßiger Slnljäufung besfelben in ben $änben einzelner 
aorjubeugen, Seidjt war bas nidjt, aber es mar eine eble, 
loljnenbe Stufgabe. — 2)odj nodj eine anbere ©djwierigfeit bot 
fi<$ bar. 2Bas follte aus ben immer no<$ befte^enben begfiter* 
ten ßlöftem werben? ©te waren jum £eil immer nodj bie 
lefeten SBottwerle bes SJkpfitumS, auf i^re großen Sßrurilegien 
geftü^t traten bie Snfaffen ber Soweit ber Sanbesfjerrn, bie 
mit gug unb SRedjt baS ius patronatus in 2lntyrudj nahmen, 
entgegen, unb wenn bie Deformation äußerlidj audj burdjge* 
ffiljrt war, fo würbe bodj ljeimli<$ im Innern nod) ber fattjo* 
lifd&c 33raudj ausgeübt. 3)a galt es mit Äraft unb @nt= 
fdjloffen^ett ben 2Btberftanb ju bredjen, bie ßtöfter ganj auf* 
ju^eben unb bas SBermögen berfelben ju anberen geiftlidjen 
3weden ju oerwenben. 

3um ©ebiete bes £erjogS Sodann geprten t>on größeren 
firdjlidjen ©ütern bas frühere ftottegtatftift ju Jgabersleben, 
fowie bie beiben Jtlöjier Sügumtlofter unb Sorbes^olm. ©obann 
lommen l)ier bie 93er^)ältmffe ber Sanbfirdjen im Slmte ^aberS- 
leben unb Xörntng, fowie im 3lmte Sütlen £onbern in S3etrad)t. 
©erabe für bie lefcteren tyat Sodann eine SSerorbnung erlaffen, 
weldje für feine firdjlidje $olitif fefjr bejeidjnenb ift. *) $)ur<& 
bie i'aftoren unb Jtirdjengefdjworenen ift er untertänig flagenb 
berietet, baß ber frühere S^nten tynen früher jum £eil für 
geringes ©elb abge^anbelt, ja jum Xetl ganj entjogen ift/ 



') ©. Scufmamt, a. a* 0. 8. 487. 



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236 £eraog Qo^ann ber Sltere. 

bafe bie geifllidjen Selben unb SSitarien l ) an einigen Drten 
oerrfidt unb unterfdjlagen unb bas Jtirdjenlanb fo mifebraudjt 
ift, bafe bie Jlirdjen garnidjt ober wenig baoon ausgebeffert unb 
nur ©igennufe, ber Rird&e ju S3efdjwer, ©d)aben unb -Jiad&tetl, 
bamit gefudjt wirb. SBeil mit ber 3eü *u beforgen iß, bafe 
bie ftirdjenbiener aus 2Rangel an Unterhalt it)re ©teilen nid)t 
behalten fönnen unb ba§ bie itirdjen oerfatten werben unb bafe 
baraus nid)t attein Untergang djriflHdjer 2)ienjle unb ©ebräudfje, 
fonbern trielmetyr 33eradjtung beS göttlichen, fjeilfamen SBort« 
unb -Hamens ju beforgen, woraus enbli<$ göttlicher 3 orn * 
©träfe unb Ungnabe ju erwägen unb ju oerurfadjen iji, bed; 
balb fyrt Soljann mit feinen SRöten erwogen, wie fold&em Unheil 
bei 3*iten ju begegnen ift, unb ba ifi oon tynen fein anbercö 
SWittel gefunben worben, als baf$ basjenige, was einmal jum 
93efianb unb guter SSottmad&t ber Jttr<$en unb Sirdjenbiener 
gegeben ifl, audj babei unoerrfiät erhalten wirb. Unb nun 
wirb im eingelnen oorgefdjrieben, wie ber 3 e § nte > bk SSiforien 
unb ba« Äirdjenlanb wieber ausfdjlie&lidj *um SRufeen ber 
Äirdjen unb i^rer Wiener oerwenbet werben fotten. 

Seffer lagen bie 5Bert)ältntffe im Statte $abersleben 
unb Sörning. 3)enn Ijier war in ber SBejie&ung fdjon Bor* 
gearbeitet burdj 6l)rtfiian III., ber bis jutu £obe feines 
SSaterS Statthalter ber Jperjogtfimer gewefen war unb feinen 
äöoljnftfc in £abersleben gehabt fjatte. anfangs waren audj 
Ijier bie SSer^ältniffe fe^r ungeorbnet gewefen. ©o fdjreibt 
ber $roj)fl Soet^ius in bem Senate an £erjog Sodann, beffen 
®nt(iebung wir gleid) fennen lernen werben: 2lls bie Se&re 
bes ©oangelii anfam, ifl bem £errn Sodann SBulff burdj 
llodjlöbUd&en ©ebädjtmffeg ©^riflian III als ßerjog ba$ 
ßird&enregtment benommen unb finb banadj bie Jtir$engüter 



Unter Filarien finb Ijier tt>aljrfd&etnHd& Stiftungen gemeint, 
cm§ benen ©tettoertreter ober SBifore beS belreffenben Pfarrers, bie bei 
befonberen Wirten beS ©otteSbienfteS für biefen eintreten mußten, ermatten 
würben (f. unten bie «ifnre für ©tilben). Sodann fant e$ barauf 
an, biefe Filarien fotoie bie Qeiftlid&en fielen für firdjlidje gmeefe *u 
erhalten. 



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&erjog 3of)cmn ber ältere. 237 

übel beroafjrt; bcnn e§ tyaben eine 3*ü l an 9 ^ e £>arbe«uößte 
bie Kirnen regiert, trifitiert unb berfelben 3*edbenfd^aft ße= 
galten; bie SHeinoDien ber Jlirdjen finb roeßßenommen, oiele 
Äirdjenßfiter oerrüdt unb abßef)änbißt roorben; bie ©dritte 
tjier würbe oerwüftet unb ßing alles unorbentlidjj ju bis jur 
anfunft beö ßljrwürbißen 2)r. ©bewarb SBeibenfee". Soettjius 
erjagt bann weiter, wie biefem bie $roj>ftei unb atte Kirnen, 
jo in Xörninßle^en beleßen, ju vermalten unb ju reßieren ße^ 
geben mürben. 3" weldjer 2£eife aber eine Stnberuttß ber 
biötjerigen 3uftänbe eintrat, fcftt er nidf)t auseinanber, fonbern 
erjagt nur, bafe ßljriftian III. bie Seftur wieber einrichtete unb 
in &aber$leben bie erfte Seraiunß ber bänifdfjen Äirdjjenorbnunß 
ftattfinben liefe. 2Bir totffen ober aus einer anbern Duette 1 ), 
bafe fdfjon 6f)riftian III. ftdjj um bie ridf)tiße SSerteilunß unb 
Serwenbunß firdjlicfjer SJJfrfinben unb ©tiftunßen bemüht Ijat. 
9tad) feiner SBerfüßunß fotten bem ftirdf^errn, ber jur &tit in 
$aber«leben ift unb attba t>a& flate SBort ©otteö prebißt, jätjr; 
lid) auft bem „ßtjtbenn ßonfolatien nicarien unb memorien 
ßelbe 2 ) anbertfjalbfyunbert 3Jlarf Sübfdfj entrichtet werben, bem 
Kapellanen alle 3al)r ju ßoljn audf) fünfjiß Watt, ber ©djjul- 
meifter foll üierjiß s J)torf fjaben, ber locatus (Äottaborator) 
jeljn 3Jtarf. 2Ba« bann nodf) t>on bem ©elbe fibriß ift, ba$ 
foll unter bie 3lrmen uertljeilt werben, ffiicfe Urfunbe ift 
com 25. 9Jtai 1533 batiert. 3n bemfelben 3al)re ftarb 

*) 6. bie Urfunbe: IKarSberetninger IL, 1, p. 61. 

2 ) ©tjlben (oueö ftalanbe unb 93rüberfd)aften genannt) waren teils 
Sßcrbinbungeu öon Saien, entroeber ber Qünfte ober ^rioatperfonen, 51t 
befonberen Qwdtn, teil* gei[tlict)e s -8rüDerJd)aften ber s $riefter einer ober 
mehrerer ftircfjen, in welche aber aud) Säten aufgenommen werben 
konnten. 3ebe SBrübcrjdjajt mar nad) einem ^eiligen benannt, unter 
beffen befonberen ©djufc fie fict) ftcHte. (Sie ftiftete an einem 9lltar eine 
SBifarie, um bafelbft ju beftimmten Seiten für bie öerftorbenen SDfttgltcber 
"Seelenmeffen lefen ju laffen. ®. ßau, ©. 68. — Unter ber Qufammen* 
ftellung im Xerje möchten morjl gu öerftet)en fein : bie Stiftungen, meiere 
öon ben Bulben gemacht maren, um für ^erftorbene jum £roft für bie 
s #ngel)örigen unb ^ur Erinnerung öon beftimmten SSüarcn ©eelenmeffen 
lefen au laffen. 



S~ 



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zedby G00gk 



238 ^er^og 3ofjann ber ältere. 

griebrid) I. ©ein -Wadjfolger ©tjriftian III. mußte jene 
ferneren Kämpfe beginnen, bie iljm enbltd^ ben 33eftfc ber 
bänifdjen Jlrone oerf djafften , unb bann mußte er alle feine 
Gräfte auf bie 3)urd)fül)rung ber ^Reformation in ©änemarf 
oerroenben. ©r mürbe fo auf einen oiel größeren ©cfjauplafc 
berufen, unb bas, maö er im nörblidjen ©djjleörotg begonnen 
tyatte, blieb liegen; erfl feinem 23ruber Sodann mar es be= 
Rieben, bie begonnene Sßolitif f ortjuf efcen, unt> in ber jufammen- 
tjängenben, planvollen unb jielbemußten SBeife, in ber er ba§ 
getrau Ijat, beruht fein &au£tt>erbienft. 

3o^ann fudjte ftdf) junädjft von btn ©inft'mften ber ein- 
jelnen Sirenen genau ju unterrichten, inbem er ein 33erjeid)m$ 
barüber jufammenfteHen ließ. 3Äit biefer feineSroegö leisten 
Aufgabe mürbe fein erfter &ofprebiger 2Jtag. ©eorgiuö Soeti)iu£ 
betraut, ber jugleidf) Sßropft unb ©uperintenbent mar. auf 
feine änmeifung mußten äße Pfarrer bie ©intünfte iljrer 
Kirnen genau aufjeidjnen, ©äumige mürben mit 2lmt8ent= 
fefeung bebroljt. ©er bem tarnen naö) unbefannte spaflor 
t)on Desbp, melier ftdf) gemeigert tjatte, baß SBerjeidjnis feiner 
©infünfte einzuliefern, mürbe in ber Xljat abgefegt. 1 ) 2luS 
ben einzelnen Slngaben ftellte bann Soettjiuö im 3a^re 1564 
feinen 85erid)t an btn £>er$og jufammen, bem mir folgenbeö 
entnehmen. Site gemeinfame ©mnaljme aller Pfarrer erfd&eint 
t)or allem ba& günfjeljnte, nämlid^ bie fünfje^nte ©arbe ober 
©dfjoef, fottrie baö fünf je^nte ßamm, gerfel, Kalb unb güllen. 
©igentli<$, fagt Söoetljiuö, mar es ber 3^ n ^c oon allem, aber 
ha nafym ber 33ifdf)of ben brüten Xtil von allerlei 3 c (J n * en ' 



*) (5. Üifyobe, 6amlinger, <S. 302. 3n bemjclben SBudje ift aud) 
ber 93ertd}t bc3 93oetl)iu3 abgebrueft ©enauer finbet fid) berfelbe aud) 
in bem Wufjafce öon $ier über ben $irrf)enael)uten (in ben Safyrbüdjem 
für SanbeSfunbe öon ©d}legtmV$olftetn«£auenbur8, IV. SBanb, 6. 73 ff.) 
— gur (Srflärung für ba$ folgenbc bemerfe id) nodj, bafj ber §er^og 
unb foätere ftönig ßljriftian in. nad) bem 93erid)te be3 S8oetfyiu3 ben 
britten Seit aHer geinten, ben fog. 93ifc^of^5el;nten f jtuar für fid) über- 
nahm, bann aber benfelben „ben §au3leuten" erlief}, „fo ba% fie feitbem 
nidjt ba§ X. fonbern ba$ XV. §um geinten geben unb werfen fottten, 
alfo ift be$ SBifdjofS $art ben §au£teuten nadjgegeben." 



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zedby G00gk 



&WQ Statut ber ältere. 239 

unb biefen übernahm bann ber &erjog unb fyätere ßönig 
<Sf)riftian III. ?lls regelmäßige ausgaben ber Äird)en werben 
aufgellt : „erftenö für 2Bein unb ©rot nirgenb meljr al« wer 
Sedier, jweitens ju Sidjt alle 3aljr 16 ober 18 9Harf 2Ba<$s, 
brittenö für ßidjt ju madjen, Äleiber $u wafd&en adjt 6$üling 
Sübfd), mertenö ein ©ülben, fo ein gürftengulben genannt 
wirb. 2)tefen ©ulben unb nodj einen SEljaler l)at t>on jeher 
Jttrdje mein gnäbiger gfirft unb £err, £erjog Sodann, jum 
Unterhalt ber armen ©tubenten gnäbtglid) t>erorbnet." 6* 
werben bem &erjog von Soettjius aud) 33orfd)täge gemadjt. 
Unter Xitel 9 finben wir: Um ©otteS willen jwei unb brei 
3Karf ßübfd). Unb werben biefe jwei unb brei SWarf bem 
Sßaftor unb ßirdjengefdjworenen gegeben, unter ben 2lrmen im 
Jttrd&ftriel ju t>ertf)etlen. @§ tyaben aud) bie 5tird)ft>ielleute in 
alten 3etten ein 5prot>ftenbict gehalten, wenn bie Rir#enred)nung 
gefd&alje, weldjeö in guter Meinung, bod) mit ber Stird&en 
©d)aben abgerafft ifi 5Denn fo lange pe iljr Sßropflenbier 
Ratten, waren fie f<$ulbig ber Stirdje mit Sßferben unb SBagen 
alle Safjr ein* ober jweimal gu bienen, — beöwegen fürftlidje 
©nabe fid) ju bebenfen Ijat. 

3)aö -Kefuttat biefer Sluf jeidjnungen war ein fe^r gün* 
ftiges, benn bie Stirnen im ämte £aberöleben unb Coming- 
let)en waren burdj ben nod) rein für firdjlidje 3we<fe erhaltenen 
Sehnten ober tnelmeljr günfjeljnten bejfer gefiellt ate bie übrigen 
Slird&en ber &erjogtümer. 35eal)alb fonnte Sodann im Satire 
1567 woljl fdjreiben: 2Bir finb in gewijfe ©rfa^rung gelangt 
unb Ijaben jum £eil felbft gefefjen, baft ©ottlob bie Äirdjen 
in unferer tropftet ju £aberöleben ju aller SRotburft gut ge* 
bauet unb in gutem SBefen behalten, unb bafe nodj gleid)wol)l 
ein jiemlidjer SSorrat t>on ©elb babei $u befinben, fo außer 
ber ittrdjen SRotburft baoon ju entraten. 3)iefe SBorte finben 
ftd) in ber ©rünbungöurtunbe beö &aber«lebener ©pmnaftumö, 
benn ein £eil jener ©intfinfte würbe jur (Spaltung beöfelben 
befiimmt, wie wir weiter unten fefjen werben. 

<S§ ift aber ausbrüdlid) Ijinjugefügt, bafe Sodann nur 
t>on benjenigen fttrdjen einen Seitrag »erlangte, „bei benen 



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240 £etaog 3oljamt ber ältere. 

guter Vorrat t>orl)anben", benn bei £erjog mar roett entfernt, 
den notroenbigen Unterhalt feiner ^Sfarrljerrn irgenbroie ju 
fdf)mälern ; im ©egentetl, er tjat baf ür ßeforßt, bafc feine ©eifi= 
lid&en gut bejaht unb aud) nidf)t mit ©efepften überlaben 
waren. SDeöljalb fd^arfte er am 27. Dftober 1575 feinen Heben 
getreuen Untertanen unb Äirdfjftrielleuten aller ßird&en in feiner 
^ßropftei £aberöleben ein 1 )/ ben günfjefjnten von ftorn unb 
Vielj urmertürjt ju begasten. Serfelbe foEte von ben ^ßrebigern 
unb Ktrdjengefdjjtvorenen perfönlidjj gehoben werben, unb jebe 
früher vereinbarte Slblöfungöfumme foEte ungültig fein. 35en 
Sßaftoren wirb „gänjlidf) bei Vermeidung unferer ©träfe unb 
Ungnaben" verboten einen folgen Vertrag auf äblöfung ein* 
juge^en. — gür bie ©tabt £>aberfileben fommen nodf) jtvei 
öeftimmungen in Vetradjjt. 2lm 28. Januar 1569 betätigte 
So&ann bie Veftimmung beß verftorbenen ©Ijriftians III. 2 ), bafc 
alle bie Seijen unb Vifarien in &aber$leben, bie nodfj in bie 
Sttrmenüfte nidEjt verfallen ober fonft verliefen getvefen, ber 
ftircfje unb ben Slirdjenbienern ju £aber$leben ju behalten 
gnäbigft übergeben werben follen. 2lfle ©üter (Sanbtftein), fo 
je unb aEetvege ju ber ©truetur bemelbeter Kirdien gelegen 
unb befjörig getvefen, foEen erblich unb eigent&ümlidfj bei unferer 
Ätrdfje in &abersleben bleiben, bamit biefelbe foviel beffer im 
baulichen äBefen unb bei gutem Veftanbe ju erhalten, auä) 
bie ©iener göttlid&en SBortö fooiel füglidjjer ju verforgen finb. 
SDie Äird&engefdf)tvorenen foEen ntdtf 3Jiadf)t l)aben bie &auj)t= 
fumme anjugreifen, fondern fie finb aEein ber jäfjrlidjjen auf* 
fünft bavon mad&tig, unb bie &auj)tfumme foE ju berftirdfjen 
SScftcn fflr unb für unverrüdft voE unb gang bei einander 
bleiben. — ©egen ©nde feines ßebens befferte Sodann das ©in- 
fommen ber beiden Prediger in &aberöleben auf unb fefete jur 
©ntlaftung derfelben einen jiveiten SapeEan ein. 3 U & em 
erfteren $md rourben 1000 9teid)§tl)aler vom ©erjoge belegt, 
von ben 3 in fa l erhielt ber SJiaftor 40 SCljaler unb ber erfte 



') 6. Styobe, @. 13. 

2 ) 6. SlarSberern. a. o. D., ©. 64. 



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&ßt6°9 3°^ ann ber ältere. 241 

itapeHan 2 Später jä^rlid^c B^faß*- S)wi jweüen Kapellan fefcte 
Sodann ein, weil er erwogen tyatte, „baf$ ber Sßaftor unb ber 
eine ÄapeHan allein ju fold&er grojsen ©emeine fonberlidj um 
fterblid&er Saufte willen nid^t genugfam". SDiefer erhielt bie 
3infen t>on 1000 SCljatern, nftmlid) 60 $Reid)§tf)ater. ©ine 
freie SBofjnung mufjte iljm ber Sftat üerfdjaffen. l ) 

©in befonbere« SSerbienft tjat fid) Sodann au<$ um bie 
2lrmen ber ©tabt £aber$leben erworben. ©3 war ja twEU 
ftänbig im ©inne ber 9ieformatoren, wenn er bie bisher burd)= 
aus unjul&n glichen 9)£ittel jur Sßerpffegung ber Sinnen, „bei 
benen aHertjanb Mangel beibe an <oolj, Rom unb was in bie 
Jlüd&e gehörig ju befinben", burdö baö ©infommen einer ganjen 
SWei^e von ©ütern erg&njte, welche einft bem ßapitel in 
&aber$leben jugeljörig gewefen unb tf)tn, bem £erjog, jefct 
refigniert unb aufgetragen worben waren. 2 ) Urtyrtingüd& finb 
biefe ©tnfünfte jur ©rüubung einer lateinifd&en ©djule beftimmt 
gewefen ; bief elbe war aber, wie wir unten feigen werben, fd^on einige 
Saljre früher aus anbern Mitteln errietet worben. ©o tonnte 
ber ©rtrag jener ©üter jur ©rridjtung ober nötiger jum 2Iuö* 
bau unb jur 2lu§ftattung eines £ofpital$ üerwanbt werben, 
benn ber &erjog fprid)t twn einem „oon neuem erbauen unb auf» 
richten laffen" be$ 2lrmen= unb Kranfen^aufeö am ©übertljor ber 
©tabt. Soffen würbe ba$ ©anje fo umgeftaltet unb er= 
weitert, bafj efi einer neuen ©rünbung gletdtfam. 3 ) öejeidjnenb 
für bie milbe, menfdjenfreunblidje ©efinnung be$ ©tifters 
finb bie Eingangsworte, weldje folgenöermajseu lauten: rr 2Bir 
^o^ann u. f. w. tljun fjiemit öffentlich funb, bafe wir bem 



M ©. bie Urfunbe im Corp. stat. Slesv. II., 493. föfyobe, ber f)icr 
tüie öfter einen öerfür^ten unb ungenauen £e£t Ijat, ftfjreibt ftatt „um 
fterblicfyer häufte mitten" „um fterblitfjer Seute mitten." 

2 ) ©. baä oottftänbig abgebruefte 5lftenftücf mit bem SSerjeidiniS 
ber einzelnen ©üter in ben SlarSberetninger a. a. £)• @3 finbet fid) 
audj im Corp. stat. Slesv. II., 486 unb unöottftänbig bei 9tf)obe a. 
a. O. 2Iu3 bem Teueren ift ber Eüc^enjettel entnommen. 

8 ) 35ie Sßorte So^annö be^ie^en fidj üietteid)t auf baS alte 6t. 
©ertrub3'§o8lntal. <S. 9tfjobe, 133, roo aud) einige (Sinfünfte be3 alten 
#03pttal3 aufgejagt finb. 

16 



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242 $e r S 9 Sodann ber Ältere. 

Httmädjtiöen ju Sob unb-ß^r unb ben armen ßeuten unferer 
©tabt &aöerßleben ju befonberen ©naben, £roft unb ©utent 
allste ©ünbert (©üben) von ber ©tabt ein £o«£italfunbiert unb ge* 
ftiftet tyabin, beffen fidj bie armen Seute, fo jefet unb fünftig 
in flctüiffer Slnja^l barein gefegt unb oerorbnet roorben, ju 
tyrer bleiblidfjen SBobnung ju eroigen 3^Wen ju getröjlen unb 
ju erfreuen fjaben". 35ie ©tiftungSurfunbe ifi am 2toge ber 
^eiligen brei Könige auf ber £ansburg auögefteHt. 3 U bead&ten 
ift noeb, bah Sodann in feiner umftdfjtigen SBeife aud& bafür 
forgte, baf$ bie armen Seute ber ©tabt, meldte jefet ibre arm* 
lid&en SBofjnungen mit biefen rooblauögeftatteten Zäunten oer= 
tauften fonnten, ben redeten Vorteil von bem SSerfaufe tbrer 
Meinen Käufer bitten. 2)ie Äauffumme fottte nämlidfj ben 
armen Seuten jum 33efien bei geroiffen Seuten auf gebührliche 
Sftente belegt unb außgetljan werben. 2)a$ gange &oöpital 
roar mit grojser greigebigfeit auögeftattet. SDaö jeigt baö nodb 
erhaltene ©eböube, baö fpftter erweitert mürbe, ba3 geigt aber 
au<b ein alter Md^enjetteL £)erfelbe beftimmt als Nationen: 
an t>tn brei £au£tfeften ein Viertel ftifcb SRtnbfleifdf), jeben 
Sag eine Kanne 33ier, 9ßeibnad)t$abenb jroei ©eiten ©peef ge= 
braten, SUtorttni 2lbenb fedf)§ ©änfe gebraten, -Jleujabröabenb 
fedjö ©änfe, jebem ein Vierteil, äudf) fftr bie geroöbnlidfjen 
£age ift bie Verpflegung eine redjt reid&lid&e. ©o gab es 
j. 33. 3Jtontag ju Mittag gering, roenn fie Hein, groei, glämifdje 
einen, ein Quartier Vier unb SDienftagö 9JJittag ßobl, ©#af fleif d) 
ober ©df)roein8rüdEen, jebem brei ©tücf, ein Quartier Vier, 
2lbenb§ ebenfo, unb enblidfj SDonnerftagS ßobl, ©d&roetnStüäen, 
©d&affteifdE) ober Salbaunen, ein Quartier Vier; Slbenbö 
©erftengrüfee, %tfty unb Vier, 

3m engen 3ufammenbange mit feiner gütforge für bie 
ßird&e unb ibre Wiener fieben fcbliefclicb Sobannö Semübungen 
um bie görberung ber ©<$ulen. Von ibm allein unter ben 
bamaligen Regenten ©d^leöroig^olfteins nriffen mir, ba§ er 
aueb um bie Sanbfdjulen ftdE) gefümmert Ijat. Qn Siolberup 
maren bie ©inJünfte einer getftlicben Stiftung oon einer ©ilbe 
in SSefife genommen roorben. SDa befahl Qo^ann im Qaljre 



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^crjog Sofyamt ber Ältere. 243 

1575 biefc SWittel tütcber IjerauSjugeben, biefetben foüten jur 
@rrid)tung einer „feinen, bequemen ©d&ute" t>erwanbt werben. 1 ) 
2lu<$ auf SRorbftranb errichtete er, wie wir gefetjen Ijaben, jwei 
Heinere ©djulen. SSor allem aber Ijat er jtdj große SSerbienfie 
um bas Ijöfjere ©djulwefen erworben. 35aS no<$ jefet befie^enbe 
©rjmnafium in fiabersleben unb bie im fiebjetjnten 3atyrljunbert 
eingegangene gürflenfdjule in 33orbe3f)olm finb von itjm ge* 
grünDet worben. Um junäd^ft feine 2$&tiglett für bie erflere 
©<$ule ju würbigen, muffen wir betrauten, wie es mit ben 
<S<$uloerf)ältniffen in £aber$leben oom anfange ber SRefor* 
mation an biß ju feiner Seit befteHt war. 2)er Sßropfi 
SBoetljütS fagt in bem fdjon oben angeführten ©ingange feines 
33ertd>tes, bafe bie ©d&ule (woljl bie ©omfd&ule) in £abersleben 
t>erwüftet würbe, nadjbem bem &errn Sodann Sßutff burdf) 
Gl)rtftian III. bas SHrdjenregiment genommen mar. 3la$ ber 
änfunft SBetbenfeeS mürben bie SBerljfiltniffe wieber georbneter. 
33oetf)iuS erjagt aber ausführlicher nur, bafe bie im fünf; 
je^nten Satjrljunberte gegrünbete Seftur wieber aufgerichtet 
würbe, inbem SBeibenfee unb ber ju feiner £ülfe herbeigerufene 
3Jtagifier Cannes SBenbt cor ben 3Jlönd)en, bie aus ben 
JUöftern gelaufen waren, unb vor ben ©tubenten bas ©oan* 
gelium ju prebigen unb fie ju unterweifen anfing. 2)iefe 
Seftur ift aber nic$t mit ber 2)omfdjule ju oerwed&feln, fie war 
üielme^r eine 3lrt Unioerfitöt unb ging f^äter ganj üon felbft 
ein, als bie beutfdje Unioerfit&t SBittenberg i^re gewaltige 2lm 
jie^ungsfraft auf bie ©tubenten bes Sorbens ausübte, ©es* 
tyalb Reifet es bei SoetljiuS weiter: 2lls 3Jiagi|ter SBenbt nadj 
SKipen geforbert, ift bie SJJropftei an 3J?agifler Antonius Äeifern 
gegeben; biefer las nidbt bie Seftur, fonbem prebigte nur 
alleine, womit bie Seftur aufhörte. 

2Bas ifi nun aber aus ber ©omfdjule geworben, welche 
aller Sffialjrfd&einlidjfeit nad) neben ber Seftur ejiftierte? 2 ) SDa 
gel)t aus ben allerbings bürftigeu 9Zad)ridjten, weldje wir 

') ©. Sau, 603. 

2 ) ©. 3effen, §Borgefct)ic^te ber lateinifdjen Schute in ftaberfr 
leben im $aber$lebener Programm öom %(ü)tt 1867. 

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244 $er$og Jgoljamt ber ältere. 

barüber Ijaben, fooiel tyeroor, bafe atterbings in £aber8leben 
nadfj ber älufljebung ber 2)omfd(jute eine ©d&ule fortbefiauben 
tyat, aber mit fo bef<$ränften Mitteln unb mit fo Geringen 
geljrfrfiften, baf$ fie mit bem im Satjre 1567 von ^erjog 
Sodann gegrfinbeten ©pmnajtum fic^ nidjt t)erglei<$en l&fet. ^m 
3al)re 1533 waren nur jwei ßeljrer an berfelben oorljanben, 
benn ©Ijrifttan III. bestimmt in feiner oben betrachteten Ur- 
funbe, in ber er bie früheren fat&olifdjen Stiftungen auf bte 
eoangeltfdjen flirren- unö ©<$ulbiener überträgt, bafe aus ben* 
felben ber ©djulmeifler oierjtg 3Jiarf Sübifdj Ijaben fott neben 
freier SBo&nung unb itofi auf bem ©d&loffe, unb bafc bem 
locatus (Jtottaborator) jeljn 3)farl be« Satjreö atö ben Renten 
aufibejaljlt werben f ollen. Qn berfelben Urfunbe werben bem 
SUrdfjberrn, ber ja boc^ aud) wenigften« freie Sßoljnung fjatte, 
150 Wlaxt unb bem Kapellan 50 3Wart jugeftd&ert. SDiefeS 
33erl)&ltm3 fyrid&t nidjt fflr eine befonbere Sebeutung ber 
beioen Selber, wie ja Denn aud) bei ber geringen 3 a ^ *> er 
SeljrMfte feine größere ©dfjule erfrieren fonnte. S)ie ©rüm 
bung einer folgen wirb bann bei bem SBergletd&e jwtfdfjen 
e&riftian III. unb bem ©dfjleöwiger ©omfajntel im Safjre 
1541 in 2lu$fid)t genommen 1 ), ja e* ift fogar wieber t>on 
einer guten Seftur, bie in £aber«leben $u funbieren f bie Siebe, 
oerwirtlid&t ift biefer Sßlan aber au* oerfdEjiebenen ©rünben 
nid&t, oor allem weil bte ©üter ber £aberölebener Stornieren, 
welche baju Derwanbt werben foHten, no<$ nid&t burd& ben 
£ob ber Seftfcer erlebigt waren. 

3n ber ßirdjenorbnung oom Sa&re 1542 ifl bann aller * 
bing« bie ®inrid&tung fteinerer, fogenannter lateinifd&er ©dfjulen 
angeregt worben, an benen jwei ober brei ße&rer unterridEjteten, 
unb fold&e finben wir in faft allen fd&leöwtg ^olfteinif^en 
©täbten. Seftimmt in 2lu$ftd&t genommen wirb aber nur bie 
©rünbung einer Ijityeren @d)ule mit fieben ße&rern, unb jwar 
m$t etwa in &abersleben , fonbern in ©^leömig. SDodj 
fieUten ft$ ber Sluöfü^rung biefeö sptaneö, wie wir fe^en 

') <S. Sacfmann, <S. 412. 



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zedby G00gk 



$er§og Spornt ber Ältere. 245 

werben, große ©djtmerigfeiten entgegen. 3m 3<^re 1544 trot 
bann £^8 Sobann bie Regierung an, unb e§ fönnte auf* 
fallen, baß er m<$t fofort bie ©dfjuloerljältniffe in burd)* 
öreifenber SBeife umgeftaltet f)at. 3)aju fehlten itym aber an* 
fanßö bie aKittel. SDie ©üter ber SDomfyerren waren nodE) 
immer nid)t in genfigenbem SKaße burdf) ben £ob berfelben 
erlebigt, unb toaljrfdjemlidj wollte ber ^erjog erft biefeö ab- 
warten, etye er eine größere ©d^ule grünbete. Snbeffen tyat er 
wenigstens etwas für bie alte, re<$t unfcoüfommene ©djufe 
ßetljan. 9la$ bem Senate beö Soettyius mar bem Sßropfi 
bie 2lufftdf)t barüber gegeben, audfj fpricfct berfelbe oon ©djul* 
gefeHen, fo baß eine SBermefjrung beö Seljrperfonate eingetreten 
ju fein fd&eint. Unter ben Setyrergefetten, Reifet e§, fott alle* 
jeit ein Sßafior fein ju ©t. ©etJerinsfirdfje in 9Ut'£aber§leben ; 
unb mein gnäbiger £err föerjog Soljann fjat bie ©<$ule mit 
oorgenannter ßird&e unb beö $aftori§ bafelbft jäfyrlidjjen @in= 
fünften begnabigt, nad) 3Kag. Slntonit (Äeifer) feiigen ©ebärf)t* 
niffeö tötli<$em Slbgang, bem audj auf SebenSjeit biefelbe 
Rirdfje ein wenig uor feinem £obe üerlefjnet würbe." 9lafy 
bem alfo ber tropft Reifer mit ben jiemücf) geringen @tn* 
fünften biefer ftirdje belehnt gewefen war, würben biefelbe n 
nad) beffen SEobe ber ©dritte jugewiefen. ^nbeffen fjat naü) 
grobes 9la<f)vi$t ber bortige alte $aftor Rnub 33ertelfen ju 
lange gelebt, als baß biefe 33eteljnung Ijätte in Kraft treten 
f önnen x ). 2)erf elbe ift, nrie bas 33er jcid^niö feiner ©innafymen 
aus bem Safjre 1563 jeigt, twUftänbig im ©enuß ber ©in* 
fünfte feiner ©teile gewefen, unb tum irgenb melier Serbin* 
bung ber le&teren mit ber £abetslebener ©<$ule ift gar 
feine SRebe. 

©o Ijat öer^og So^nn wegen ber befte^enben SSer^ält- 



J ) 9tt)obe a. a. O. 236. $u3 ben im Serje angeführten gtem- 
Itd) bürftigen Sßadjridjten beö SBoetfyinS unb SRfyobeS geljt tnotyl Ijerüor, 
baß roeber Äetfer nodj bie ©djule an ben ©enufc ber (Sinfünfte gefommen 
ftnb, roeil ®nub Söertelfen gu lange lebte. 9?ad) feinem £obe roar ba$ 
©tymnaftum fdjon auf anberc Söeife fo botiert, baß jene SBeleljuung über 
fyaupt hinfällig werben fonnte. 



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zedby G00gk 



248 $e*aoQ Sofionn ber Ältere. 

niffe f)ter nur feinen guten 2BiHen jeigen fönnen; wtr bttrfen 
aber wo&l annehmen, baft er fortwäljrenb barauf bebaut war, 
SWittel jur ©rünbung einer leeren ©d(jule ju gewinnen. Unb 
als im S^te 1567 immer nodjj feine ahisftd&t auf bie ©rlebi* 
gung einer genflgenben ßafyl non ©fitern ber ftom^erren war, 
ba griff er ju einem anbern 9udtunftdmitte(. SBeil ber 33e* 
rtd&t be« tropften SBoet^iuö unb feine eigenen ©rfaljrungen 
ergeben Ratten, bafc bie Jtird(jen in ber Sßropftei £abcröleben 
woftf gebaut unb im guten SBefen erhalten unb baf$ nod& gleidfc 
wotjl ein jtemlid&er SSorrat an ©elb babei ju beftnben, fo gab 
er „feinem Sßropfien SBoetbiuö ben 93efe§l, non allen SEirdjen 
aus gebauter Sßropftet, bei benen guter SSorrat an ©elb nor* 
Rauben unb ju entraten, nad(j ©elegenfjeit einer jcben 93er* 
mögen^eit biö ju 6000 SWarf Sübfdjj jumege ju bringen unb 
biefelben auf jäljrlid&e SRente ju fefeen". 1 ) 5Hts ©runb für 
bie @rridf)tung ber @d(jule giebt Qo^ann audbrärftic^ an, bafj 
ftdf) an biefem unfern Drte, ba bie bänifd&e ©pradfje im ©e- 
braudj) unb ©d&wange ift, großer SKangel unb ©ebred&en oon 
gelehrten Seuten beftnbet, fo baf$ Äird&en unb ©d&ulen julefct 
fd(jwerlid(j baoon, wie ftdf) gebühret, notbürftig erhalten werben 
fönnen, weil wenige befunben werben, bie iljre Jtinber jur 
Seljre galten wollen, eines £eite aud& bur<$ 2irmut, bafe ffe 
biefelben nidfjt von ftdjj fc^idfen fönnen, baoon gefd&recft unb 
gehalten werben, woburdf) enblicf) grofee 93eradjjtung unb 3Scr= 
fäumniö göttlid&en SBortö unb Samens, ja ewiger 3<>tn unb 
Ungnabe ju nerurfadfjen, weldbeö ber SlUmäd&tige ju ewigen 
Seiten ju oerljüten gn&btglidfj gerufen möge. SBenn ferner 
ber £erjog fagt, baf$ bie bisherige ©d&ule ju ßaberöleben faft 
geringfd&äfcig, audf) mit folgern Unterhalt unb ©infornmen nid)t 
gefaxt fei, wooon jur Sftotburft gelehrte Seute )u unterhalten, 
fo §atte er na<$ ber obigen ©arftellung baju allen ©runb. 



*) 2lu8 biefen Sßorten getjt fjerüor, bafj nid^t, toie eg bei 3* n f en ' 
9Jlid)elfen III., 241, tjei&t, au3 bem gemeinfdjaftlidjen Vermögen ber 
tirdjen in ber <ßropftei &aber3leben eine ©utntne üon 6000 Tl. für bie 
©coule auSgefefct mar. @§ fyanbelt fid) um eine aufjerorbentlidje 9Iuf* 
Jage, bie nur bie fel)r SSermögenben traf. ©. audj #au, 312 f 2lmn, 



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^er^og Sodann ber ältere. 247 

£)ie alterbingö fe^r ßertnßen ©infünfte betfetben würben fibrißenö 
jur ©rtyaltunß bcr neuen ätajtalt mitbenutzt. 2)te lefetere wirb 
eine £riüialfd)ule benannt, fie foll aus fünf »distinetae 
classes« (getrennten Stoffen) beftetyen, in roeldjen fünf prae- 
ceptores i^rc „bemutterten Stectylen fleißig unterrichten unb 
unterroetfen follen". SDer erfte ^raeeeptor foll SRector fein, ein 
magister artium, in einer löblichen Umoerfität promovieret, 
bem baö Regiment unb bie ganje ©<$ule ju befehlen, unb foll 
feine jft^rlid^e Sefolbung fein anbertfyalbfjunbert 3JJarf Sübfd^. 
3)er anbere Sßraeceptor aber ßonrector, auä) ein magister 
artium promooieret, ober fonft ein feiner, gefefirter üJiann, ber 
mit ftinbern unb ©d&ulen roeift umjuge^en, roeldfjer beö SatyreS 
mit einljunbert 9#arf Sübf$ ju unterhalten, ©er britte foll 
fein ßantor unb SKuficam lefen unb e^ercieren unb roa§ iljm 
weiter befohlen, unb nebftbem ben S^or t>erforgen, unb mit 
ben ßinbern t)or Seiten geljen mit ben beiben Socaten, 
tüo er l)ingeforbert wirb; feine Sefolbung foH j&f)rlid& 70 5Karf 
Sübfdfj fein. S)ie legten beiben foHen Socaten ober SoHabora* 
toreö unb bem Sftectori geljorfam fein; was er iljnen ju lefen 
befehlen wirb, welkes jeDeö 39efolbung fünfzig üDiarf Sübfdf). 
Saite fünf foHen freie Sefjaufung unb Sßo^nung fjaben. 2?or 
allem follen bie Äinber tool)lt>erbtenter ^räbifanten Oßrebiger) 
unb ber ©auöleute in biefer ©djule gefördert roerben, bamit 
fie roaS lernen unb ifjrem SBaterlanbe nüfcli<$ roerben mößen. 
®ie Sinber ber armen Seute follen frei fein t)om ©dfjulgelbe; 
bie, fo ju bejahen Ijaben, follen für ben erflen GHngang fedf)§ 
©dfjilling Sübifdf) unb bann jebcö tyalbe Satyr oier ©ctyiHing unb 
geßen ben SBinter ein guber £otj jur ©dfjule geben, ©otöjeö 
©djul* unb- ©intrittSßetb foll bem SRectori unb bem ßonrectori 
jufommen, ba§ Setd&engetb aber bem ßantor unb ben beiben 
Socaten allein jugeljören. 

S)er £erjog behält ftdj baö ius patronatus oor, auger* 
bem follen aber alle 3*it trier ßonferoatoreö ber ©dEjule 93c« 
fdE)üfeer unb £anbf)aber fein; eine ganj befonberc ©tellunß 
unter benfelben wirb bem tropften eingeräumt, er foH aHejeit 
ber geifilidfje 9itd)ter fein, ber famt bem Sftectori bie Sectione* 



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zedby G00gk 



248 ©ergog 3ot)<mn ber ältere. 

ocrorbncn unb bisponieren [off. $amit bie ^raeceptoreö ge= 
legene SEobnung bekommen, fo ocrlci^t Sodann unter anberm 
ju bcö Pectoris -Jtotburft bic alte Sectur „jrotfdjeit ber Styotfjefe 
unb ©coro ©djneiber« &au§ belegen" famt beut ®epfte erb* 
lidf) ju ewigen Seiten. 2ßaö fonft ju gebeiblidjem Fortgang 
unb 33erbefferung foldEjer £riüialfcbulen gereicfjen mag, lä&t er 
}u ber t)ter ßonferüatoreö unb beö Pectoris Diöfretion unb 
S3ef($etbenl)eit ö^ftellt fein, 23emerfenöwert ifi fd^liefetidt) no<J), 
bafe „alle SBinfelfd&uleii, woburdl) biefeö ^rtt)ial möcbte gcfdötüäd^t 
unb gebinbert werben, verboten fein unb audf) in 3 u ' UTl f* t)0a 
ben ßonferoatoren befeitigt werben foUen; aber eine beutfdlje 
5Hed()en= unb ©dfjreibfdjule, fügt ber £erjog auöbrüälid) ^inju, 
fjaben wir Qnäbig oergünftiget unb gelaffen." 1 ) 

©dfjon wer Satyre barauf würbe baö ©inlommen ber 
Sebrer aufgebeffert, inbem ^obann *> a ä u n °dE) bk 3^ n f cn üon 
3000 3JJarf ßübifcb auöfefete, „bie 5U feiner anberen ©elegen* 
beit nimmermehr angewenbet werben foßen". S3on nun an 
erlieft ber 9tector 200, ber Gonrector 150, ber ßantor 100, 
ber Socatuö 80 unb ber Snftmu«, ber fyitt alfo t)om Socaluö 
gefd&ieben wirb, 70 Wart ©eljalt. SDann wirb bem SRector 
noeb einmal bie alte Sectur jugefidjert unb bem ßonrector baö 
,§auö auf bem Stircbbofe, „worin etwa 2luguftin £rommeter 
gewobnt, nädfyft an SBalterö £aufe, famt einem Soblbofe, t)on 
&an§ SReidjenbad) Ijerrübrenb, ©üben ber ©tabt, jwifeben 3e3 
©iemenfen (Statt unb beö gewefenen ©tabtfned&tö SRiö Qucrfen 
©taU unb &ofe belegen". — ©ine etwas eingebenbere 2luöfübrung 
ber einzelnen 33eftimmungen fd&ien f)kx umfomebr am $lafee 
ju fein, als gerabe hieraus ber fürforglid&e, audf) baö ftleinfie 
in 33etra<$t jie^enbe ©inn beö ^erjogö erfannt wirb. 

Sodann l)at fi<b burdfj biefe ©rünbung beö £>aberölebener 
©tjmnafiumö ein Ijeworragenbeö SSerbienft erworben. äftan 
lönnte ja fagen, ba& er nur bem mäd&tigen 3uge ber bamaligen 



l ) 2)ie gunbierungäurfimbe finbet fidj im Corp. stat. Slesv., 33b. II. 
©. bafelbft audj bie folgenbe Söeftimmuug be£ §erjog§. 



£er$og Sofjtmn bcr tttere. 249 

3eit ßefolßt wäre, in ber auf bic 9Ra$mmß Der Sfteformatoren 
tyin fo trielfadf) bie ja^lreid&en ©üter bcr fatl)olifdf)en ßird&e, 
namentlidf) aber bie Klöjler baju üerwanbt würben, lateinifdfje 
©dfjulen ju errieten. S)a wirb uns aber fd&on eine 33e* 
tradfjtung ber SBerljältniffe in ©<$leSwig=£oIflein jeigen, ba$ 
Sodann bodf) ganj befonberS freigebig unb mnfid&tig oerfa^ren 
ift. 3 unä( ^ft 1*8 f ftr $ n Ö ar fö ne 33etyftid&tung t)0t, bie 
©c^ulc fo ausstatten. 3n ber Äirdfjenorbnung bes Saures 
1542 ift naü) ben 2Inorbnungen 33ugenf)agenS beftimmt nur 
eine größere ©dfjule in ben £erjogtümern, nämlid&, wie fdfjon 
oben gefagt, eine foldfje in ©df)leSwig in 2IuSftdE)t genommen. 
3n biefe Schule foUten bie ßinber aus bem ganjen ©d&leswtg* 
©olftein gefdfjiät werben, namentlich wenn biefelben in geringeren 
©deuten einigermaßen in ber ©rammatif unterrid&tet worben 
wfiren. SBenn nun Sodann für feinen SanbeSteil eine befonbere 
Ijö&ere ©djule erridfjtete, fo ift bas audf) nid&t als etjrgeijige 
©djöpfuitjj eines Keinen SanbeS^erren aufjufaffen, benn bem * 
ißerjog lag bie görberung ber ßirdjen unb ©d&ulen ausfd&liefc 
lid& um ifjrer felbft willen am £erjen. SBergleid&en wir ferner 
bie ©rünbungSgefdfjid&te anberer ©pmnaften in ©dfjleswig, wie 
namentlidf) bie bes ©djjleswiger unb bes glensburger ©pmna- 
ftumS, fo fet)en wir, baß twn allen ©c£)leSwig*£olfteintfdf)en 
ßanbesljerren Sodann am rufjigfien unb ftd&erflen ©erfahren ift. 
SDie ©d&leSwiger ©dfjule §at bie fdf)limmften ©türme ju be* 
fielen gehabt wegen ber ©treitigfeiten ber 2)omtyerren mit bem 
ehrgeizigen &erjog 2lbolf, welker gegen ben SBiHen jener in 
©d&leswig ein Späbagogtum, alfo eine 2lrt von Uniüerfttät 
grünben wollte. 35ie brei äftefien 2)om§erren würben fogar 
gefangen gefefct, unb 9lbolf liefe e£ aufy nidf)t an anbern 
bespotifd&en Maßregeln fehlen. 3n bem föniglid&en Anteil 
war ja aUerbingS bie ©rünbung eines ©pmnaftums in glens* 
bürg ein Sebürfnis, aber Slömg griebridf) IL ift nidf)t auf 
eigne £anb bagu gefdfjritten ; bie glensburger ©elel)rtenfdE)ule 
ifi tuelmeljr von einem Sßrtoatmann errietet, unb biefe 
©tiftung ijt nadjträglidfj oom Könige beftätigt worben. 
Sodann ber ältere wartete erft ganj ruljig ab, bis bi? 



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250 $>craog 3of)ann ber Ältere. 

erfotberlidKu Mittel oor^anben maren, bann ging er aber 
mit Umftd&t unb Energie oor. 1 ) 

Unb biefe ©igenfd&aften fyat er fd&liefclidb audf) bei einer teil* 
weife red&t fdfjroiertgen ®ad&e beriefen, nömlt^ bei ber 2Iuf Ijebung 
ber Älöfter, meldbe in iljrer bisherigen SBerfaffung in ber 
©df)leStmg*£olfieinifd&en lut^erifd^cn 2anbeSftrd&e einmal feinen 
bauernben 23eftanb §aben fonnten. 3 U 3°^wn3 Sefifeungm 
gehörten Sügumllofter in -JtorbfdfjleSnrig unb 33orbest)olm bei 
fticl. Sie ©injie^ung bes erfteren f$eint atterbingS feine be= 
fonberen ©d&roierigfeiten gemalt ju ijaben. 2)asfelbe mürbe 
nadj bem £obe bes lefcten 2lbtes s 3Jtartinus im Qa^re 1548 
fftfularifiert unb in ein 3lmt üermanbelt; bas SUoftergebäube 
mürbe 511m 2lmtsljaus gemad&t. 2 ) ©anj anbers aber mar es 
bei Sorbestjolm, einem überaus mädfjtigeu unb reiben &J)Ot- 
l^errnftift, bas unter bem Kapitel tum 2BinbeSf)eim in ber 
Utredfotfcfyen SDtöjefe flanb. 3 ) Sie erfte 33erorbnung, bie 
Sofyann für biefes Rlofter traf, mar red^tlid^er 3lrt. 3n bem 
©ebiete besfelben maren mie auf ge^marn Diele £otf<$täge 
unb böfe Saaten verübt morben „unb es ift, mie ber &erjQg in 
ber betreffenöen Urfunbe fortfährt, eine S c W an 6 ty* 33raudf) 
unb ©emol)nl)ett geroefen, bafe bes (Sntlebten $reunbe folc^eö 
baben mit ber gauft räd&en motten, unb bafc fidE) bie Später, 
menn fie etmas üermögenb gemefen finb, mit ®elb tjaben aus* 
gemtrft unb bamit befreit gemefen finb". Ses^alb befiehlt 
3of)ann im $af)xt 1556 als Sanbesf ürft : 3f)r mottet bie 93er= 
bred&en nidjt mit (Selbe abkaufen laffen, fonbern am Seibe 
ftrafen unb ungeachtet einiger ©eroofynljeit £>als für &als 
nehmen, mo (mie) benn bittig unb foldfjes aud) im gemeinen 



©. über biefe SBerljäftniffe üatfä SReformationSgefdjidjte im 9lb* 
fdjnitt über ba§ Sdjulmefen. 

2 ) ©. ßaefmann, ©. 438. 

3 ) 2)ie Kongregation öon SBinbeSfyeim (Drei teilen öon Seöenter) 
War am @nbe be3 2ttittelalter3 fet)r berühmt, ©ie umfaßte 120 SHöfter 
regulierter ßfyorljerrn. 3" bex $Reformation§$eit (b. §. moljl bei ben 
befannten Unruhen in ben Sßteberlanben) mürbe ba$ Softer SSinbeSfjeim 
äcrftort. ©. SSefcer unb SBefteS Stircfyenlertfon (neue Auflage). 



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#er$08 Sofjamt ber tttere. 251 

betriebenen SRed&t oerorbnet. 35ie Rreunbe be« ©rmorbeten 
follen fidf) an bergleid&en 3ledE)t begnügen taffen. 1 ) 

3n fird&ltd&er Sejiefjung &at £erjog 3>ot)ann erft im 9fo* 
fang ber fettiger Qa^re in bie SSer^dttniffe beö ftlojierö ein 
gegriffen. 33t« batyin fyahtn fi<$ bie SJIöndfje burdf) eine über» 
aus oorjtd&tige Gattung vor einer burd&greifenben Deformation 
t)on ©eiten beö ßanbestyerrn ju fd&üfcen gewußt. 2lHerbing« 
fyat e§ in früherer 3eit, namentlidfj t>or ber ßtrd&enorbnung im 
3a§re 1542, nid&t an örgerlid&en SBer^anblungen jwifd&en 
Stjrifiian IIL unb ben ©fjorfjerren gefehlt, gütylte ftdlj bod^ ber 
Dberfie be§ Rapitete in SBinbesljeim, Sodann Sälen, im Qa^re 
1541 oerantafct, bem g5rior unb ben Stanomlerit in 33orbe§^ofm 
einen STroftbrief ju fd&reiben. 2Ber möd^te fagen, Reifet e§ ba, 
auf wie oiel oerfd&iebene SBeife, burd& JRänfe unb Sifi, burdf) 
®ro|ungen unb ©dEjreämittel es öerfudfjt worben ift, @udEj t>on 
ber $römmig!eit unb von ber wahren Religion abjujietjen? 
Unb bann folgen beftimmte 33ert)altung§maf3regetn. Sufeerüdfj 
follen fidfj bie 33orbest)olmer aßerbings ben SBefeljlen bes StönigS 
fügen, ^eimtidE) aber möglid&ft bie fatljolifdjjen 33räud&e beibe* 
galten. 33or allem fott ftd& ber tropft baoor §üten, bafe im 
Sllofter einer oon ber tut^erifd&en Partei orbiniert wirb, ber 
bie SBrüber lehren unb unterweifen foH, „fonft wirb es ganj 
um ©uer £aus getrau fein, unb eö wirb feine Hoffnung übrig 
fein auf Spaltung ber SReligton". ®S wirb fiattbeffen 
empf oljlen , wenn bie unoermeiblidfje SWotwenbigfeit barauf 
brängt, einen gelehrten 2Jtonn, ber gleidlj fromm unb fat^olifdlj 
tft, ju biefem Se^rgefd^&ft ju mieten, ber ben 33rübern etwas 
aus ber ©dfjrift oorlteft, weil fo bas ©inbringen eines 5ßartei= 
füd&tigen (factiosus) auSgefd&loffen wirb, liefern Jiate ift 
bann ber Sßrior, wie e8 fd&etnt, gefolgt, unb baburd^ fud&te er 
ben reformatorifd&en SBeftrebungen bes £erjogS Sodann ent= 
gegenjutreten. ©dfjon im Saljre 1561 madf)te biefer ben 33er* 
fudf), einen feiner ©elefjrten in bas ßlofter einjufefcen, „bamit 
er bes ©onntagS bort prebigen unb baneben in ber SBodje 



') ©. bie Urfunbe bei SSeftjrfjalen, Mon. ined. II., 539, 



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252 ©erjog Sofjann bcr ältere. 

etliche £age oor bie jungen unb alten $errn ben Katechismus 
lefen fottte 41 . SWolaus Dlbe, ber bamatige ^ropft, ber übrigens 
nebenbei 3Jlü^Ienbeft^er in Jlettmünfier war, antwortete am 
12. SDejember bem £er$og auf fein 2lnfud)en, ben betreffenben 
Geologen aufjunefjmen, ausweid&enb. ©in befonberer ^Srebiger 
fei nidjt nötig, ba in 33orbest)olm feine Äird^f^icHird^e wäre, 
unb auf$erbem Rotten fie im vorigen ©ommer einen guten, 
gelehrten Magistrum artium angenommen. -Jtidfjt genug fann 
DlDe oerfidjero, wie l)art es wäre, ben „alten, guten, fleißigen, 
grunbgelefjrten unb melgereiften SJann ju oerlaffen, wegju* 
weifen unb ju oerjagen". 3m Übrigen aber ftiefet fein 33rief 
faft über oon SBerftdfjerungen ber Untertljänigfeit. 

2lus biefer überaus fdfjlauen unb oorfidEjtigen 5J3oIiti! ber 
9Jlönd(je unb baneben aus ber ©dEjeu 3ot)annS t)or gewalttätigen 
©d&ritten ift es ju erklären, bafc bie in 93orbesf)olm beftet)enben 
3Sert)öltniffe nidfjt früher umgeftaltet würben. 2lu<$ bei ber 
Slnwefenljeit bes &erjogS im $al)re 1563 fam es nodfj nid&t 
ju entfd&eibenben -Kafcregeln oon feiner ©eite. 3lm @nbe 
©eptember biefes ^a^res wirb nodj bem Älofler oon ben brei 
Regenten bes SanbeS bie ein für alle 9M beftimmte 2In$at)l 
SBagen, $ferbe unb Leiter für ben fdfjwebifdljen Slrieg auf* 
erlegt. 1 ) Snbeffen füllten ftd& bie ©liorljerren fc^on bamals 
wofyl ntd^t mef)r ganj fidler. Sßenigfiens fenbet am 14. ge* 
bruar 1564 ber Dberprior oon 2BinbeSf)eim bem Sßropften Dlbe 
ein 93ittfdf)retben an bm £erjog Qo^ann, in weldfjem biefer 
gebeten wirb, ben Drben bei feiner eigentümlichen 3tuSna^me= 
ftettung unb feinen ^rioilegien ju erhalten, fowofjl bei ber 
2Bat)l unb 33eftötigung eines neuen tropften ober Priors, als 
audfj bei ben anbern Regeln bes DrbenS (in aliis nostri 
instituti observantiis). Snbeffen wirb Dlbe aufgeforbert, 
biefes 23ittf$reiben erft burdfoulefen unb fein Urteil barüber 
abjugeben, ob es bem dürften oorgelegt werben fönne. 2Bir 
wiffen nicljt, ob biefes überhaupt gefd^e^en ift, auf jeben gall 
aber braute fd&on bie näd&fte ^üt bie ©ntfd&eibung. 

*) 9Mdjt gegen bie 2)itl)marfen, tote Söejtyfjalen a. a. D-, ©. 553 
$nm. fdjreibt. 



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zedby G00gk 



&eraog Soljann ber öftere. 253 

2ßic in einer „fummatifclien, einfältigen Sftarratiou" atö 
bem SDejember bes Saures 1569 J ) erjagt wirb, &at juerft bie 
finanzielle Sage bes Elofters £erjog Sodann Slnlafc gegeben, 
fid) näljer um bie 93erf)ältniffe beSfelben ju fümmern. @s 
wirb eigens oerfid&ert, bafc gemeiner ©onoent unb confratres' 
ftdf) fett ber Regierung So^annö unb fd&on früher oor bem 
^affauer Vertrag in SReligionS* unb 6erimonienfad)en nadE) 
ber SHrdfjenorbinanj (S^riftianö III. in gebüljrenber, djjriftlid&er, 
geljorfamer ©emut obne ade SBiberfpredjung oerljalten unb 
babei be^arrüdf) geblieben finb. 2 ) Ungefähr 1564 unb 1565 
Ijat es ftdf) aber begeben, bafc, wie bie alten üerfiänbigen unb 
gottesfürd&tigen confratres 33ernl)arbuS Sßrobft, SasperuS 
©ubprtor unb anbere faft alle nadjjeinanber oerflorben, bie jungen 
©onoentualen mit bes Älofters ©ütern, ©efftUen, Renten, 
©filten unb ©mfommen etmas milb, raul) unb feltfam ^aus- 
gemalten. 2)aburdf) ift bas Rlojler in ©Bulben gekommen, „unb 
£erjog Sodann als ber ungejmeifelte Sanbesfürft unb als bes 
ÄlofierS oberfler ©d()ufc=, ©d&irm* unb eigentümlicher ©runb* 
§err ifl ju bes ©ottesfjaufes gebeil)lidf)em SRufc unb SSerftanb 
(SSerteibigung) nidf)t unjeitlicf) oerurfadfjt unb bewogen morben, bie 
35inge etwas in 3l$t ju nehmen, ben Sßrocuratoren unb 33er-- 
mattern auf bie Slbminiftration unb £anb ju fe&en unb bem 
ftlofter jum SBeften oon iljnen 33efdf>eib unb SRedfjnung ju 
forbern, bamit ebenfo für bie ©onoentuaten, bafc nidfjts ju 
i&rer Spaltung fefjle, als für bie Spaltung ber ©djjule unb 
bes £o3pitalS geforgt mürbe, unb wenn etwas bann nodf) übrig 
märe, biefes ganj jum ©ebraudf) ber 3lrmen öermanbt mürbe". 
■Jlun mar aber ber bamals nodf) lebenbe Sßrior, ober mie er 



33ei ftoobt a. a. £>., ©. 124. 

2 ) @$ fönnte auffallen, bafj fyier nidjiS üon ben auf jeben gatt 
üorgefallenen Streitigfeiten anrifdjen bem SanbeSfyerrn unb ben SBorbeS- 
Volmer Sftöndjen ersäht wirb. (£$ Farn jebodj Qofjann, auf beffen SBefeftI 
biefe narratio üerfafjt morben ift, Ijier öor altem barauf an, tjeröorju* 
Ijeben, baf$ fdjon öor bem Sßaffauer Vertrag im ganzen ofme SBiberftaub 
bie ^Reformation in SBorbe^otm eingeführt morben war. #u&erlic& 
fyatten ftd) bie (Sljörijerrtt ja aud) ber ftirdjenorbnung oon 1642 gefügt. 



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254 #er$oö Sofjamt ber Äftere. 

geroötjnlid& oon ben Sauern genannt würbe, ^ßropji SRifotauS 
Dlbe alter*f$roa$ unö untauglidj, bie SJerwaltung bed JUofterö 
ju führen, unb beßljalb würbe ber mit ben SSer^ättniffen be- 
traute -Dtarquarbu* Stammer jum 2lbminifirator eingefefet. 
2)iefer fd&mur am 31. 3Rai 1565 feierlich fein Slmt treu oer= 
walten ju wollen. Am barauf fotgenben spftngfien mürbe 
bann bie üWönd&strad&t abgelegt unb geänbert, nad&bem jum 
öfteren oon ben Gonoentualen felbft barum gebeten mar. 

2Jiit biefem Stammer aber mad&te ber ßerjog fc^r 
fd&led&te ©rfatjrungen. 9U8 namlidj Dftern 1566 unb bamit 
bie 3*ü btx 9lbre<J)nung gefommen war, flol) er plöfettd) oier* 
jeljn Sage nad) Dftern, inbem er oorgab, er wollte ftd& in 
Sübedf oon einer ftrantyeit furieren laffen, unb naljm 33riefe, 
Siegel, Sarfdfjaften, flirdjenfleinobien, 3Ronftran$en, Äeld&e unb 
Sßatenen mit, baju audf) oieler armer Seute unb unmünbiger 
Äinber bei itjm ju getreuen &ftnben hinterlegtet (Selb. S)er 
§auj)tgrunb jur $lud)t besfelben mar entfliehen bie am Sonn- 
abenb nadf) Sfteminiscere, alfo oier SBod&en oor Dftern, oon 
3ol»ann burd&gefityrte Deformation beö ßlofterö. %n ber &** 
treffenben Urfunbe 1 ) Reifet e§: „SRadjöem baö gnabenreid&e 
2Bort be* ^eiligen ©oangelii im beutfd&en Sanbe unb biefen 
unfern gfirftentümern in biefen legten Sagen ber Sßelt flar 
unb lauter auö ber bidfen ginfternts be§ SßapfttumS mieberum 
ans ßid&t gebraut, bafür mir bem Mmädfotigen emig 2)anl 
fagen, unb aber mir burdf) bie Wiener unb. treuen ßeljrer be$* 
felben ©oangelii gele^ret unb unö täglidjj oorgeljalten roirb, 
baf$ mir Abgötterei unb falfd&en ®otte§bienfi bei ben Unfern 
nic^t bulben ober leiben foHen, ba mir anber« beö allmächtigen, 
eroigen ©ottes fernere Strafe unb eroige Ungnabe unb 33er? 
bammniö ju oermeiben gebenfen, beroroegen §aben mir nad& 
Öeratfcfylagung unb SBebenfen efclidfjer ber Unfern bewogen 
(erwogen), bafc einer jeben dfjriftlidfjen Obrigfeit gebühren 
roollte, auf bie Religion gut 2ld)t j&u Ijaben unb bie 33erfet)ung 
ju t^un, bafe e& mit ftirdjjen unb Sdjjulen, fo berfelben 



') <5. Sßef^aleit, Mon. ined. II., 658. 



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©ergog Qoljamt ber Ältere. 255 

©eminaria unb Sßftanjgärtlein fein, unb bann bcro ©ienern 
d)riftli<$ unb orbenttid) wofjl jugetje, bic ftlöfter, 'fo mit beö 
Slntid&riftenö 2lbQötterci unb falf<$er Seljre fdf)änblid& befdfjmifcet 
(bcfledt) unb faft gar barcin erfoffen, wieberum dfjriftltdf) re* 
formieret, ber alte Sauerteig ganj unb gar abgetan unb aus- 
gefeget, aud& bie ©fiter berfelben ju einem redeten ©ebraudje 
gewanbt, baburd^ bie dfjriftlidEje unb n>al)rt)afti0e ftird&e be§ 
£errn Sfjrifti ju feiner ßfjre ßeförbert, erbauet unb für unb 
für erhalten, bie liebe Sugenb in bem regten SDienft berfelben 
unb ©ottesfurdjt erjogen, auf bafe alfo ber Äird^en unö ge* 
meinem 3lu| biefeS lieben SBaterlanbs möge gebienet werben", 
©urd) biefe Erwägungen ift Sodann oeranlafet, bie ^Reformation 
beö Sllofterö Dorjune^men unb §at „burdf) etlid&e unfere baju 
Derorbnete ©ele^rte" folgenöe Drbnung ftetten unb aufrid&ten 
laffen: 2)ie 3Jlöndf)e, bie im Slofter gewefen ftnb, f ollen barin 
weiter gelitten unb feineswegs baraus vertrieben werben, bod& 
fotten fie il)r 3Jiönd^s^abit ber Äleibung in eljrlid&e geiftlid&e 
Xxafyt öeränbern. SDie fe^r bejahrten unb ju Ämtern nic&t 
meljr tauglichen fotten Seit i^reß SebenS ba bleiben, bie jungen 
aber follen notbürftig mit aller Seibeöbe^uf erhalten werben, 
bis fie Kirnen ober ©d&ulen nüfclidf) oorfte&en unb einen e^r- 
liefen 2)ienft verwalten fönnen. 2)ie le|teren fotten \iä) oer* 
pftid&ten auf Soljannö ©rforbern in Kird&en, an ©djulen unb 
fonft ju bienen. 2Bem baö nidjt gefällt, bem foDt es freifteljen 
feinen Sebenöuntertyalt anöeröwo ju fud&en. 2ln ©teile ber 
lederen fotten auger ben jwölf 2lrmen, benen einmal iljr 
Sebenöuntertjalt immerbar ju bleiben oerorbnet ift, fed&jeljn 
junge ©efellen in ben gürftentümern geboren ju ©tubiis tüdjtig 
verwerfet werben, fie fotten aber i^re fundamenta gramma- 
tices jum Seil oorljer gelegt £aben. Sßenn fie nadf) einem 
©emefter 5J3robejeit geigen , t*a$ fie jum studio ridtjtig Suft 
unb Siebe §aben, follen fie jugelaffen unb aufgenommen 
werben; bie gar ungefd&idften, groben 33erfianbeö, rol) unb 
wilb SBermerften werben naef) einem falben 8<^re ober fdf>on 
früher auSgewiefen. @3 folgen bann Seftimmungen über jett* 
wetfeö a3erla|fen beö Süofters jum Söefudje t>on SSerwanbten 



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256 &ersog S^ann ber Ältere. 

unb greunben; ber Urlaub baju, forme bie geier ber ludi 
scholastici wirb ber 2>isfretion ber Äe^rer überlaffen. ©oldf>er 
Se&rer foHen jtoei ba fein unb jroar gelehrte ©efetten, welche 
promoti magistri ftnb, jebem wirb ein „e§rlict)e§ unb l)errlidf> 
Stipendium" oermacfyt ©inb fie fteifeig unb gefdfjidt, fo 
fotten fie t)or anberen mit befonberen ©naben ju größeren 
2)ienfien beförbert werben. Sljren SHfä fotten fie beneben ber 
Knaben STafel in einem ©emad) §aben, bamit fie gute 2ldf)tung 
§abm fönnen, ba& e§ über ©jfen* jüdjtig unb e^rbarlid) ju* 
ge^e". ©iner von beiben fott paedagogus fein unb Ijeifeen, 
unb biefer fott oormittagS grammaticam lectionem Ijaben, bie er 
bie Seit lefen unb mit (Stempeln ju erfläcen unb ju üben 
toiffen wirb, unb na<$mütag$ fott er einen guten autorem 
lefen. gerner fott er mit ben ©djülern ju geroö^nlid&er 3 e ü 
unb ©tunben ju 6§or ge^en unb benfelben mit regieren. Der 
anbere wirb Lector ober Sefemeifter genannt, weil er oorjüg* 
lid) lectionem theologicam traftieren fott. Sttte greitag unb 
^Jiittrood&en fott er prebigen, beö ©onntagS 2Jieffe galten unD 
2l<$t Ijaben, bafc ber ßtrdjen ©erimonien unb SDienft nad) Suö= 
roeifung ber Ätrdfjenorbinanj biefer gürfteniümer gehalten 
werben. 33on bem t&glidjen Sl)or fott er frei fein. 

2)iefer auf ber ^anöburg ©onnabenbs nadjj JJeminißcere 
1566 aufgeteilten Drbnung ift bann nodj eine ordo lectionum 
atque exercitü für bie ©ct)filer angefügt, toeld&e burdtj bie 
SBoljlt&at feiner £ol)eit im Slofter 23orbe$l)olm ernährt werben. 
SDie ganje Se^ranftalt ift in jwei Stlaffen geteilt. S)ie untere 
unädEjft fyat ber paedagogus ju leiten. 3lm SDiontag, SDien* 
ftag, Sonnerftag unb greitag nadE) ber 9Jtorgenanbad()t foll 
berfelbe ©rammatif lefen, namentlidf) bie Etymologia unb 
Syntaxis Philippi Melanchthonis. 2)ie erläuternben S3ei= 
ftriele fotten bisweilen audf) au% ben Sßfalmen genommen 
werben. 35on 7 bis l / 2 S repetieren bie ©d^üler für fidf), von 
l / 2 8 bis 8 fragt ber Paedagogus baö 23orgelefene ab, von 
8 bis 9 ift nrieber SRepetition, wäfjrenb biefer Seit wohnen ber 
Paedagogus unb bie reiferen ©dtjüler ben t^eologifd^en 93or* 
lefungen bei. Um 9 ift S&orgefang, „unb um 10 muffen bie 



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$e*aog 3o^onn ber Ältere. 257 

©dfjüler in wahrer grömmißfeit unb ©otteöfurd&t mit bem 
Paedagogus jum grütyftüdf ße&en". 93on 12 bis 1 / 2 1 wirb 
2Kufif ßeübt, bann folgt SBorlefen unb ßrammatifdfie @rftärung 
beö £erenj, Doib, SBerßil (namentlich ber bucolica), ber 
Briefe' ßiceros ad familiäres, beö 3efuö ©irad) unb ber 
©prüdjje ©alomonte. 33on 1 big 2 tjält ber Sßäbagoß ßram- 
matif<$e Übungen, inbem er bie einjelnen SBorte unb 2Ben* 
bunßen oud ber Seitüre abfraßt unb. babei bie ßrammatifd)en 
Siegeln, weld&e er am 9Korßen oorßelefen Ijat, anwenbet. 3Son 
2 Uf)r an muffen bie jünßeren Stnaben repetieren, bamit ber 
5ßäbagoß nnt> bie älteren ©djüler wieber ber tljeoloßtfd&en 33or* 
lefung beiwohnen fönnen. SRadf) 33eenbißung ber teueren ifi 
Stylus optimus, wie Duintilian faßt, ju üben, bann ßeljt es 
wieber auf ben S^or unb fd&liefeUdjj jum äbenbejfen. $Rad(j 
bemfelben fjat ein jeber bie greift für fid^ ju repetieren. — 
©ine ßanj befonbere Orbnunß ßilt iunädfjft für ben 3Bittwodf). 
2lm SJJorßen um 6 VH)x finben Übunßen im ©ried&ifd&en 
ftatt bi« ittr Sßrebißt. 9iad) berfelben ßeljen bie Knaben ju 
£ifd&, unb nadfj bem @ffen ifi SWepctitiott. Um 12 U&r foll 
Erasmus de conscribendis epistolis (über We Slbfaffunß O0n 
©riefen) ober besfelben fleine ©d&rift de copia verborum 
et rerum (über bie güHe öon SBorten unb ©ebanfen) ßelefen 
werben. 2)ann foff Den ßanjen Xaß ber ©til ßeübt werben. 
2ludf) ber ©onnabenb l)at feine eißtte Seftionsorbnuitß. Um 
6 Ufjr früf) wirb ber Ratedfjtemuö twrßelefen, audf) ^ier finb 
in ber fotßenben ©tunbe bie einzelnen SBorte unb SBenbunßen 
nadf) ben Steßcln ber ©rammattf ju prüfen. Um 8 U&r 
werben bie arbeiten ber ©dritter oerbeffert, um 9 Uljr ßeljt 
man jum <&)or, um 10 U§r jum grü&ftüdf. Um 12, 1 unb 
2 Uljr foU jeber aus feinen ßeftionen, bie er in ber 2Bod&e 
gehört Ijat, feinem Sctyrer Sfted&enfd&aft ßeben, befonber« über 
bie ßrammattftfjen SReßeln. Um brei Uf)t wirb ba* ©oanßelium 
be« folßenben £aßeö ßrammattfdf) erflärt. 2lm ©onntaß fdjjliefc 
lidf) foU junädfjft bie Sßrebißt frü& morßenö forßfältiß gehört 
unb nadfj bem grüljjlüdf bie ©piftet erflärt werben. 

%\xfy bie Seftionen beö Geologen finb oorßefd&rieben. 

17 



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258 fceraoö Soljattn ber Ältere. 

2lm Montag, 2)ienftag, ©onnerftag unb greitag um 8 ttfjr 
morgen« fott ein ©oangelium unb nadf) beffen Seenbigung ein 
SJticf ber Steige nad) getefen werben. -Hadf) bem gritlrftttcf um 
3 Uljr werben als Seftüre baö examen theologicum ober 
bie loci communes Melanchthonis ober bie margarita theo- 
logica twrgefd&rieben. SBißroeilen foll aber einer oon ben 
fleineren Sßropljeten beljanbelt werben, bamit ftd& bie ©<pler 
audjj an bie ßeftüre beö alten £eflamente3 gewönnen. — am 
SDtfttroodj um 9 Utjr fotten bie Sßfalmen ber Steige nadj be= 
Ijanbelt werben, bamit bie ©dfjüler ©elegen&eit Ijaben bie @e= 
fc^id^ten in ber Sibel ju fudfjen, an bie ber ^falter öfter er- 
innert, „«Denn fold&e Übung förbert am meiften bie grömmig^ 
feit unb bewirft, bafc fie fidj mit ben ^eiligen ©efd^id^ten oer= 
traut mad&en". 9la$ bem grityftüd werben Sftljetorif unb 
Stfaleftif gelernt. 2)ie lefetere wirb bann audf) am ©onnabenb 
2)torgen oor bem griüjftücf beljanbelt, nadE) bemfelben aber ber 
Äated&ismus. — 2lm ©onntag foll fleißig ber ©otteöbienft be= 
fud^t werben. ©d&lieJ3li<$ wirb ben ©dfjfitern verboten fidfj 
felbft iljre Seftionen auajuwäljlen , biefes foHen bie beiben 
magistri mit eRücfftdfjt auf ben geifttgen ©tanbpunft ityrer 
Söglinge t^un. 

©o l)at audf) ©d^leswig^olftein eine gürfienfdfjule ^ 
fejfen, eine 2lnfialt, bie in 33ejug auf iljre ©ntfte^ung unb 
Dotierung ooflftänbig an bie berühmten Se^ranftalten ju 
$forta, -Dteifcen unb ©rimma erinnert, ja bie woljl im 
bewußten änfdfjlufj an biefe 3lnftalten errichtet worben 
ift. 2Bie biefe war fie aus Sllojiergütern botiert r wie biefe 
Ijatte fie ferner auä) ben $wd, jun&d&ft bie Qugenb be$ 
Sanbeö „ju ©otteö ßobe in ©eljorfam ju erjie^en, in ben 
©prägen unb Äünften unb oorneljmlidf) in ber ^eiligen ©e- 
fdfjrift §u belehren unb ju unterweifen, bamit es mit ber 3«it 
an Stirdfjenbtenern unb anbern gelehrten ßeuten in unferm 
ßanbe nidfjt Mangel gewinne/' ') 3n SBejug auf bie Einriß- 



! ) 2)tefe8 finb bie Söorte ber fädjfijdjen £anbe§orbnung öon 1543 
ttad& ©djmibS ©nctyflopäbie unter bem ^rtifel „gürftenidjuten", ©. 566. 



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&er50ö Sodann ber ältere. 259 

tung im einzelnen erinnert bie ©dfjule ju 93orbeö^olm nodf) 
me^r an bie roürtembergifd&en Rlofierfd&ulen. ©emeinfam ift 
bie innige 33erfnüpfung ber £umanit&t$ftubien mit bem 
©tubium ber Geologie, gemeinfam ift ber ©tanbjmnft jnnfdjen 
ben nieberen lateinifdfjen ©djjuten unb ber Unioerfität, unb 
gemeinfam ftnb fd&liefelidf) audjj einige bisctylinartfd&e Seftim* 
mungen. *) 

Snbeffen ba§ ©ebenen fafi aller biefer ©d&ulen Ijat bie 
Sorbeöljolmer Slnfialt leiber nid&t gehabt, ©d&on anö bem 
Sa^re 1577 tyabm wir Klagen über ben traurigen S^ftonb beö 
Sßäbagogiumö in einem ©ebid&te bes Üfftogiftcr 33ernl)arbu$ 
S3aget, ber an ber ©d&ule unterrichtete. 2 ) ©anj am ßnbe beö 
fedfföeljnten 3>a^rl)imbert$ fd&eint biefelbe aUerbingö me^r 
geblüht ju ^aben. SBenigfienS fagt ^einrid^ 3tanfcau in feiner 
fd&on öfter angeführten Sanbesbefd&reibung über ba3 Rlojler 
$*orbe$l)olm: f ,£eute ift es in eine ©dEjute ober ein Sßftbagogium 
oerroanbelt, am meinem wie au& bem trojanifdfjen opferte Diele 
berühmte SR&imer Ijeroorgeljen". Sie ©türme bei breifjig* 
jährigen Ärieges fonnte bie ©df>ule ntd&t überfte^en, jte würbe 
im Verlauf beöfelben jnjeimat aufgehoben. 3m 3a$re 1662 
mürbe fie bann aüerbings nrieber eröffnet, aber balb barauf 
ganj aufgehoben unb mit tyren üRitteln bie neu gegrünbete 
Unioerfität SHel funbiert. 

2)a$ aSerbienft Qo^annö inbeffen wirb bur<I> biefen oon 
aufeeu ^er üeranlafeten SSerfaH natfirlidf) nid^t gefd&mälert. 
2Btr toiffen, bafe er mit ber größten greigebigleit bie ©d&ule 
gegrünbet, biefelbe toieber&olt befugt unb überhaupt regen 
Slnteit an bem ©ebei&en berfelben genommen §at. SlHerbtnga 
§at bie Deformation beö ftlofters 33oroeöl)olm, wie wir gleid& 
nä^er Ijören werben, redf)t unangenehme $änbet ^eroorgerufeu, 
unb fogar in ber Umgebung beö &erjog« follen fidf) Stimmen 
erhoben Ijaben, bie entroeber auf bie 2ßteberf)erfteHung beö 
alten 3ufianbe$ ober auf SSermenbung ber ftloftereinfünfte ju 

*) 6. ©djrcibs (Snctjffopäbte unter bem Prüfet „tlofterfdjulen". 
2 ) $iefe$ ©ebidjt ift an ben föoftocfer «ßrofeffor SJufaS Eacmeifier 
gerietet. <5. baSfelbe bei SBeftpljalen, Mon. ined. II., pag. 584. 

17* 



cflbitiz 



260 fceraofl goljamt ber Ältere. 

einem anbern $mdi brangen, ober ber £erjOg liefe fid^ ba* 
burdf) nid^t in feiner ©orge für baö SBo^lergeljen feiner 
©eppfung ermüben unb ftören. 

3ene £anbel finb burdjj bie fd&on oben ermähnte gludfjt 
3Jtarquarb ©tammers oeranla&t toorben. 2)erfelbe ^attc nidfjt 
nur oiele Stoftbarfeiten unb wichtige Rapiere mitgenommen, 
fonbern er na^m fogar aud& im Sftamen beö ßlofters, beffen 
Siegel er befaß, oerfd&tebene ausfteljenbe ßinfen auf, namentlich 
in Hamburg unb Sübedf. 2)atm begab er fidf) nadjj ©d&rooll 
(fcftt Stolle) in ba$ ftlofter Set&le^em, wo er von bem mit- 
gebrachten ©elbe bequem leben ju fönnen ^offte. Snbeffen 
fanbte Qo^ann ben ©anonicuä Sßaul SEeömar nadf). liefern 
gelang e§ am 28. ©eptember 1566 ©tammer ju einem 83er* 
gleid&e ju bringen, na<f) roeld&em öerfelbe bie Äoftbarfeiten auö= 
liefern unb nur einiges ®elö behalten foffte. aber ba er bie 
33eftimmungen be« Vertrages nid)t erfüllte, fo rourbe berfelbe 
vom &erjog ntdfjt ratifiziert. 3m folgenben %af)it oerbanb 
fidf) mit ©tammer ber ältere 3o$ann ^ogroifd^, beffen gamilie 
feit langer 3*ü bem Slofter Sorbeö^olm feljr na^e geftanben 
Ijatte unb ba§ Sßatronat über baöfelbe beanfprudjjte. S)a l)aben 
beiöe, wie e§ Reifet, baö ©lödflein ferner mit einanber gegoffen, 
auf jeben gall matten fie bie ©ad&e bei bem 3ieid^öfammer» 
geriet ju ©peier anhängig unb fugten t>on biefem baö Urteil 
burdfoufefcen, bafe §erjog 3°^™ & aö Älofter reftituieren 
fodte. 1 ) S)ie SBerljanötungen waren für ben lefeteren juerfi 
ungünftig, inbejfen oerlor er ben 9Jtut nid&t, fonbern fudfjte in 
einem toaljrfd&einlidij t>on tym felbft oerfajsten supplementum 
ju ber „etnfad&en narratio" eines feiner Ratgeber feinen ©tanb* 
punft energifdf) ju magren. SBefonberd beruft er fidf) barauf, 
bafe ©tammer gar fein rite ober canonice elegierter ^ropft 
geroefen, fonbern oon ibm 1565 nur ald SSerroalter bes ßlofterö 
eingefefct fei, ferner Ijebt er ^eroor, bafc 33orbeö&otm fd&on 
lange t>or bem Sßaffauer Vertrage (1552) reformiert fei, er 
befd&ulöigt ©tammer bed SDletneibö, ber Äirdfjenräuberet, bes 



*) 6. bie einfache narratio o. a. D. 

tizedby G00gk 



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©crjoß 3ofj<mn ber ältere. 261 

^iebftafjlö unb ber Ijeimlid&en (Sntweid&ung. 2>iefer l)abe fein 
Siecht t>om fllofter feinen Unterhalt ju f orbern; 23orbe*t)olm 
fei auü) nid&t reid&Sunmittelbar, fonbern gehöre tf)m als dürften 
mm £olftein. 

©päter tritt bann Stammet in ben $intergrunb, benn 
ber Don tym als Patron bes SlofterS beöoUm&d&ttgte ßans 
^ogmifdf) fityrt bie ©ad&e allein weiter. 2lucfj gegen biefen bat 
bann Sodann ein fe^r fd&arfeS Slftenftfld gerietet, in 
welkem er ^u wiberlegen fu<$t, bafc ber gamilie ^ogmifdE) bas 
$atronat$redf)t juftelje. @r befd&wert fidj aud& barflber, bafc 
bie von feinem ©egner „ausgebradfjte ftommiffton". bie aus bem 
£erjog xjfon -Dtedflenburg, 93if<$of ©öriftop^ von Sftafeeburg unb 
bem iDomfajntel ju Sremen beflanb, eine „ungewöhnliche, ge= 
fudf)te ifi, bie feine ©ad&e praejudiciren mufc". 35ie 9?er* 
Ijanblungen in ©peier gingen bann weiter unb nahmen für 
Sodann einen etwa« günftigeren Verlauf, wenigftens fud&t 3jo= 
bann Sßogwifdf) auf alle SBeife einen 33ergleid& mit bemfelbeu 
fjerbeijufityren. @r bittet ben £erjog 2lbolf, fidfj für iljn bei 
feinem Sruber ju uerwenben; berfelbe weift aber biefe Sitte 
ab f weil es fidE) nidfjt jufammen reime, ba& Sodann ^poßmifd^ 
Patron unb Äonferoator bes Rtofters fein wolle unb ßletd^- 
wo^l bie SDlittel twrfd&lüge unb fud&te, bafe er be3 SHofterS 
Sarfd&aften an fi<$ bradjte unb biefelben jur 33ejaf)lung feiner 
©djjulben unb ju anberen $prtoatbebürfniffen cerwenben wolle. 
33on Sßogwifdf) Seite wirb bie ©ad&e in ber X&at immer 
met)r ju einem unwürbigen £anbeln unb $ei(fd()en, er fud^t 
nur nodf) Vorteile für fidf) ju erlangen unb giebt bie Snter* 
effen bes flloflerS immer me^r greift, ®rft im 3al)re 1577 
würbe ber unangenehme ©treit con bem Äammergerid&t jtu 
©unften So^annS entfd&ieben. x ) 

9Wit biefer ©arfiellung, bie aus gleidfoeitigen Urfunben 
jufammengeflellt ift, fiimmt eine anbere ©rjäljtung, bie übrigens 
erft aus ber jweiten £älfte bes fiebjefjnten Sa^rljunberts 

*) $ie Urfunben, nadj benen biefer ©treit tjier bargefteHt ift, * 
finben fid) teils bei Sfcoobt a. a. £)., teils bei SBeftpljalen, Mon. ined. 

Tom. II. 



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262 ©eraofl Sofymn ber Ältere. 

flammt, nid&t ganj fiberein. SDer glintbedfer 5paflor 3Wartin 
ßoronaeus erjagt nämlidf) in feinen Sorbesljolmer Sitten 
tümern 1 ) bie ©adjje fotgenbermafjen. 3m Safjre 1565 forberte 
£erjog Sodann SWcd^cnfd^aft über bie (Sinfünfte bes ftlofters. 
SSon ben 33orfief)ern besfelben aber würbe iljm geantwortet, fte 
Ijätten in biefer 93e$ie&ung ganj befonbere greitjeiten com Sßapfl 
unb Don bem römifd&en flaifer. 2Us ber &erjog trofcbem fein 
Serlangen wieberfjolte, fanbten jene einen 2>octor ber Sledjte 
mit ben ^rioilegien bes JtfofterS nadjj ©peier, bamit berfelbe 
bort ifjre ©ad&e führte. Sodann würbe baburdjj in 5Berlegen= 
tyeit gefefet, weil er ffird&ten muffte, mit Raifer unb SReidf) in 
©treit ju lommen. S)a riet ein fcfylauer &eud)ler, Slnbreas 
con Sunenburg, bem £erjog, ityx nad) ©peier ju fdfjidfen, bort 
wolle er fd&on ben Umtrieben ber 2JiöndE)e entgegenarbeiten. 
®r würbe bann in ber £l)at beauftragt, bie SBerljanblungen 
für Sodann ju führen. 3n ©peier angelangt fd&lug er 
fein Buartier in ber 9lixf)t jenes 2)octorS ber 3ted&te auf, be= 
fudfjte il)n öfter unb braute xi)ti bei einem ©etage baju, i^m 
bie ^ritrilegien ju jeigen. 2>ann mad&te er tyn fo betrunken, 
bog er i^m tyeimlidf) bie Urfunben entreißen fonnte, meld&e er 
triumpt)ierenb bem £erjog überlieferte. 

@S würbe ein etwas trübes Sid^t auf SoljannS Sljarafter 
werfen, wenn er ftd) fold&er Mittel bebtent Ijätte, unb ein 
älterer 93iograpl) fudfjt nad& ©ntfd&ulbigungen für biefes SBer- 
fahren 2 ) Snbeffen möd&te es nid^t nötig fein, ben £eraog }u 
oerteibigen, weil bie gange ®rjäf)lung fo feljr ben Stempel ber 
Unwatjrfd&einlidfjfeit an ftd& trägt, bafe fie faum aufredet er* 
galten werben fann. SBürbe gunäd^fl biefe offenbare £reulofig- 
feit nid&t in einem ber feinblid&en 2Iltenftü<f e oerwertet worben 
fein? gerner erjagt ßoronaeus, ©tammer Ijabe jenen Sfted&tS; 
gelehrten oon 23orbeSf)olm aus mit ben $prit>ilegien bes ÄlofterS 
nadjj ©fceier gefd&idft, wä^renb aus ben gleidfoeitigenSDarftellungen 
^eroorge^t, bafc gerabe ©tammer außer ben SBarfd&aften bes 

*) 3)iefelben ftnb abgebrucft bei 393eftur)alen, Mon. ined. Tom. IL, 
p. 593 ff. 

2 ) üinbent)on a. a. £). ©. 167. 



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zedby G00gk 



$er$og Sofjatm bcr Ältere. 263 

ßloflerft au$ bie Sriefe unb ©iegel bcöfclben bei feiner glud&t 
mitgenommen Hat. £erjog Sodann Hat bann nattirltdf) Diel an 
bem 33eftfe ber ttrfunben gelegen, er §at fie audjj nnrfltdf) teil- 
roetfe in feine £änbe befommen, aber auf eine ganj anbere, 
unb jwar woHl beglaubigte 2Bet|e. Sßaul Steömar nämlicH, ber 
oben erwähnte Slbgefanbte SoHannd, braute ben bamalö reuigen 
©tammer ju gmoHe baju, jenen Vertrag ju fdf)lte&en, melier 
allerbtngö in feiner ganjen SuöbeHnung t>om £erjog erft rati* 
fteiert werben mußte, (Sinfiweileu aber „mürben bem 93eoott» 
müßigten beö Älofter« ©iegel unb »riefe, Degtfier unb Ur* 
funben roieber jugefteDt, weldjje (oHne einige importante DbH* 
gationen unb Sßfanbbriefe, fo nod& fraudulenter Hinterhalten) 
er woHl eingeliefert unb roeld&e bem Jtlofter jum beften in guter 
33ermaHrung gehalten werben." 1 ) ©dHlie&licH wijfen mir audf), 
bajj bie 23orbe«Holmer 3lngelegen^eit nidf)t fd)en im SaHre 1565 
bei bem erfien 33erfud&e So^annö, ftd& um bie fmanjieflen 3Scr= 
Hältniffe beö Äloflerö nä^er ju befümmern, t>or baö SRcid^ö- 
fammergericHt gebraut worben ift, fonbern erft im 3*!jre 1567 
unb jwar auf ^Betreiben beß £anß SßogrotfdH. 

SJtit DuHe unb ©icHerHett fyat Sodann in biefem red&t 
unangenehmen ©treite feine ©adj>e burd&gefüHrt unb fo audj) 
Hier bie @igenfd&aften bewdHtt, & ur( $ We er fo otel erreid&t 
Hat. 3)enn auö ber ganjen obigen 2)arfMung geHt beutltcH 
Heroor, bafe ©^riftian III. atterbingß berjemge gürft genannt 
werben mufc, meld&er bie Deformation in ©d^leömtg-^olflein 
fojufagen etngefüHrt H<*t, bafc aber £er jog SoHann bem älteren 
unbeftreitbar baß SSerbienft gebührt, allerbingö nur in einem 
£eile ber £erjogtfimer, aber ebenbeßH<*lb mit einer aud& baö 
SHetnfte berüdffidf)tigenben gürforge unb mit 93efonnent)eü unb 
Umfid&t bie Deformation uoHfiänbig burd&geffiHrt ju Höben. 
DodH meHr at* fein 33ruber ©Hnftton H^t er ftd& jene maHnenben 



') ©o fdjreibt toa^rfdjemttd} £er$og Sodann felbft in feinen 
gravamina gegen £cm8 *ßogmifdj, #an3burg, 28. Shiguft 1571, unb tritt 
bamit bem $orttmrfe entgegen, bafj er $aul $e3mar bie gunbationS» 
unb $onation$briefe gefährlicher SEßeife unb toentger bann mit SRedjt 
entwehret. 



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zedby G00gk 



264 $erftog Sodann ber Ältere. 

Sorte Sutljerß ju ^erjen genommen, bie früheren Hirnen guter 
nun audj roteber ju geiftlidfjen Sieden ju oertoenben; er fyat 
baneben au<$ nadf) ben fe^beoollen, unruhigen Betten, in benen 
baß 33olf üermilöert roar, ädfjtung oor 9tedfjt unb gefefefidje 
Drbnung nrieber einzuführen gefudfjt unb auf alle SBeife baß 
geiftige unb materielle Sßoljl feiner Untertanen geförbert. 

®ß müfcte fd&liefjlidfj ein befonbereß Sntereffe Ijaben, ben 
ß^arafter unb baß ^rioatleben biefeß üortrefflidfjen, gürften 
nä^er fennen ju lernen, aber in biefer SBejie^ung finb wir 
leiber fo fel>r auf Dereinjelte Jlad^ridbten, cor allem auf 33riefe, 
bie an Sodann gerietet finb, angeroiefen, bafj nur nur ein 
redfjt brudfjftüdarttgeß 33ilb feiner Sßerfönlidtfett entwerfen 
fönnen. 2Iuß ben in neuerer 3*ü herausgegebenen Briefen 
ber Königin ©orot^ea 1 ), ber SBitwe ßljriftianß III., erfeljen 
wir junädjft, bafc ber ^e^og ein vortrefflicher £außl)alter roar. 
3rotfdfjen bem @df)lof#errn in £aberßleben unb ber föuiglid&en 
SEitroe in Äolbing unb nad$er in ©onberburg befielt ein 33er; 
feljr wie jnrifd&en jtoei 33firgerfamilien, bie in roirtfd&aftlid&en 
fragen aufeinanber angeroiefen finb unb fid) gegenfeitig auß; 
Reifen. 3Keiftenß aber ift eß Sodann, btt um allerlei 2Iuߣ)ülfe 
angegangen ttrirb. SDorottjea fjat einen großen üJtütjlftem 
nötig, fie roenbet fidj) an ifjren ©dj)roager, unb ebenberfelbe 
fd&idt fyx bann audf) feinen 3)tüHer; er l)at i^r ferner feine 
35raupfanne überlaffen, biefelbe ift aber ju Hein, unb SDorotljea 
bittet um eine größere; fobalb fie biefe erhalten l)at, fenbet fie 
bie Heinere jurüdf unb fügt gut 93elo^nung jroei Tonnen ©ofe 
bei. ©in anbereß 3Ral bittet bie Jtöniginroitroe um eine ^albe 
Xonne ©djiefernäget, um einen Xeil beß ©onberburger 
©djloffeß ju bebeden, balb barauf bittet fie audjj um ben 
®d)ieferbeder beß £erjogß, ber roaljrfd&einltdfj jum 33au ber 
£anßburg üerroanbt würbe, benn baß ©efudj fallt in baß 
3al)r 1562. 9ßid)t lange tror i^rem £obe, fie ftarb im ^aljre 
1571, bittet ©orot^ea &anß um £ebjeug ju einer neuen 
33rüde. 2lud) um (Selb wirb berfelbe angegangen. 3m ^i^i 



*) <5. $far$6eretnittgec a. a..D- 



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$erjog Qo^ontt ber öftere. 265 

1571 werben oon 55orotljea burdf)- ©bewarb Sßogen bie ge^ 
lehnten 7000 S^aler jurüägefanbt. 2)a& Sodann ein guter 
£au«ljalter war, ge§t auä) aus bem fd&on oben angeführten 
©dfjreiben feine« ©ruber«, be« £erjog« 2lbolf, an feinen Neffen 
griebridj) n. ton S)änemarf Ijeroor, in meinem t)on ben un* 
mittelbar nadfj bem £obe Sodann« twrgefunbenen ©elbmitteln 
unb Siofibarfeiten beöfelben getyrodfjen wirb. Sttbolf fanb näm* 
lidj nadj feiner SKusfage auf ber £an«burg eine Sabe mit ©olb 
unb ©Über unb eine mit ©djulboerfd&retbungen t)or. 2)iefelben 
Ijabe er, ba ber Drt nid&t ftdfier, ju ftdfj genommen unb nad) 
2ütfen*£onbern gebradfjt. 35a« ©überzeug auf ber ßanßburg 
fei tnoentiert, ©etb ungefähr 7000 Spater gefunben, ba« bort 
ju aermenben. 

^nbeffen beruht jene« SBerljältni« ju 2)orotl>ea jum £etl 
auf ©egenfeitigfeit. 2Bo fte i^rem ©djroager einen ©efallen 
erroeifen fann, t^ut fie alle« 9Jlöglid}e baju. ©ie bietet iljm 
SBein oon einem Kölner Kaufmann an, am 30. Sluguft 155S 
überfdfjidtt fie iljm einen ,,©djie§t)unbt", ben fie frettnbtidj %u* 
gefagt §at, unb aerfteljt fid^, er werbe ju einem SBaffertjunbe 
nidfjt untaugtidO fein, „benn unfere Wiener i^n oft gebrauchet 
unb Derfud^t". 3 u ßta$ t>erfj>rld^t fie tym mit einem ©d&iffe 
®alf ju fdf)idfen. @tn>a« fpäter überfenbet fie Sodann einen 
„SBei&bädfer", roetdfjem fie in feinem tarnen einen bejttmmten 
2ol)n famt einem £offleib jugefagt §at. 3m Suli 1561 l)at 
Sodann um norroegtfd&e Sretter ober S)ieten jur $ebedung 
eine« £urm« gebeten. 35orotljea f treibt am 31. ^uli, e« wäre 
eine ©d&ute mit 35ielen in Jtolbing angefommen unb fragt ah, 
ob fie biefelbe nadj) £aberßleben fenben fott. Sludfj ein 3Ju«» 
taufd) ftnbet roo^t ftatt. ©orot^ea bittet einmal um ben tteinfkn 
©ifenofen, ben Soljann oon Kopenhagen „§at bringen (äffen " 
„fo motten mir @ur. 1. in üjre neue fttrfltid^e 93eljaufung auf 
@rf orbern gern einen großem folgen laffen unb entgegengeben." 

©orotljea mar eben audfj eine überaus praftifdfje Statur, 
baneben aber feljen mir in if)r eine liebenbe, von inniger gür* 
forge für i^re Äinber erfüttte SKutter. 3#re ©öljne matten 
fyx nid&t immer greube. SRamentlid^ bie frtegerifdje ©efmnung 



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266 $erftog 3of)onn ber ältere 

ibred ©obneS $riebrid(j IL, wcldfjer Dorn Saljre 1563 an einen 
ftebenjäfirigen Sfrteg mit ©Sweben führte, erregte iljren tiefften 
Kummer. SBieberbolt mahnte fie in ber rü^renbjlen SBetfe 
beibe £eile jur Beilegung be3 blutigen nadfjbarltdfjen Streit«. 
60 fd&retbt fie im 3aljre 1565 an iljren ©ot)n: „SBir Ijaben 
ju biefem Krieg niemals 3 un ^6 u ng getragen, fonbem benfelben 
nadjj uuferm Vermögen ®. 2. aerlja&t gemalt . unb alle 3*ü 
©ott treulid) gebeten, 9Wittel unb SBege ju »erleiden, bamit 
folgern befd&roerlid&en Kriege abgeholfen, audfj 33lutpergiefeen 
unb Serberb armer unoerfdfjutbeter üiutt »er^ütet werben 
möd&te." 2)eß^alb bat fie bamal« fd&on jum jroeiten 2Rale 
an ben König üon ©dfjroeben um ^rieben gefd^rieben unb ift 
ber Hoffnung gewefen, tf)r ©o^n mürbe nid)t bagegen fein, 
wenn fie i>erfönltd& bie 2lu«fö§nung jtmfd&en beiben Königen 
vermitteln mürbe. Dbgleidjj aber ber fd&roebifdfje König, 
„bittige, frieblid&e £anbfung leiben mag", f)at tyr ©o^n bodjj 
feine eigenen ©ebanfen gehabt unb ift gegen bie Steife geroefen. 
SBie bitter fd&reibt bann bie Königin am @df)luffe beö Srtefeö : 
„©o laffen mir e« ganj gerne gefd&efjen unb föunen ©ottlob 
biefes elenben, befd&roerlid&en unb wetten 3ug$ na<$ ©darneben 
roo^l übrig fein unb nunmehr mit gutem ©emiffen ruhige 
£age Ijaben, benn ©Ott weift, bajj unfer angebotner 2)ienji 
aus feinem Sßorwift ober SRubmrebigfett, fonbem gemeinen 
Sefteö unb obgebad&ter Sewegma falber fjergefloffen* 1 . SSon nun 
an miß* fie ftdf) nid&t me^r gelüften laffen, ftdj) einiger SWü^e 
in bie f er $anblung ju unternehmen, bieroeil tyr ©o^n, wie fie 
au« feinem ©^reiben üermerft, befferen 9?at wetjj. @ö fam 
eben wegen biefer Angelegenheit jeitweife ju einer @nt- 
frembung jwtfdjjen ©o^n unb 3Rutter, bie von ber lefeteren 
öfter in faft §erj$erreif$enber SBeife beflagt wirb. S)aju fam 
bann bie traurige Sage tyreß anbern ©o^neö äWagnu«, ber 
bie Stifter Defel unb Kurtanb befaß, aber §ier in bie heftigen 
©treitigfeiten oerwtdfelt mürbe, bie jwifd&en ben norbtfd&en 
9Jläd^ten um ben Seftfe Kurlanbö entbrannten. 2)a3 SUlutter* 
berj inbeffen rourbe namentlich audj) bur<$ ben anfiöfcigen 
$eben$roanbel btefe* ©oljned befümmert. 2)ie 33rtefe an biefe 



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$erai>8 Sofytmt bcr Ältere. 267 

beiben Jtinber mit ben ßtnbeutungen auf bic bamaligen poli* 
tifd^cn 33ert)ältnijfe unb ben Dtelfad^en klagen unb 3Kaljnungen 
ftnb ja weit tntereffanter ald bie jiemlid(j furjen unb gefdjjäfa 
liefen ©treiben ©orotljeaö an &erjog Sodann, auf bcr anbeten 
©ette aber bilbet ber ruhige, frieblidfje £on ber lefeteren einen 
angenehmen, roo^tt^uenben ©egenfafe gegen bie oft leibenfdfjaft* 
tiefen ©rgfiffe mtttterfid&en ßummerß unb mütterlid&en Setb*. 
Unb wie Ratten biefe beiben ruhigen, in mand&er 33e* 
}iel>ung praftifdjen ^erfönlidfjfeiten anberö miteinanber t>er= 
teuren fotten? ©ud&ten bo$ beibe alle Unruhe, allen ©treit 
möglid&ji von ftdfj fern ju galten, füllten fid& bo<^ beibe am 
rootjlften unter jufriebenen, glüdFtic^en Untertanen unb inmitten 
eine« innigen gamilienlebenö. Unb bamit fommen wir auf eine 
}roeite(&genf(§aft3o§annß,nämlid) auf feine friebUd&e ©eftnnung. 
2Bie er ben ^rieben na$ außen Ijin ju wahren fudjjte, fo 
trachtete er audfj vov allem nadj einem guten (Situ>erne$tnen 
mit feinen SBermaröten. ®r ift ber liebevolle Ratgeber unb 
greunb berfelben, er wirb von 35orotf)ea, bie ba$ £aupt ber 
gamilte bilbet, ju größeren gejlen berfelben ganj befonberö 
begehrt. Site am 14. Dftober 1569 biefelbe i^ren ©o&u 
griebrtdf) IL bringenb einlabet jur £aufe beö Äinbeö feine« 
SruberS $anö be$ jüngeren ju fommen, ba oergtfet fie nid&t, 
wobl um bie (Sintabung nod& bringenber ju mad&en, bie 33e* 
merfung auf einem 3*ttet: ©o woln wir alt fierjog &ans ju 
ßolftem and) bitten, «m 26. Styril beSfelben 3al>re« weilt 
griebrid^ II. jn Solbing, unb ba begehrt er, fid& mit Sodann 
„ju unterreben unb ju ergöfeenJ' unb bittet feine 9Hutter, biefen 
einjulaben. 3lun mar aflcrbingö ntd&t jebe fernbliebe Sertibrung 
jroifdfjeu ben 93erwanbten ju üermeiben. 2)ie mangelhafte 
©renjfdjeibe awifdfjen -ftorbfd&leöwig unb SJänemarf führte 1576 
ju ©treitigfeiten jwifd&en Sodann unb griebrid^ IL, bie 
inbeffep gleidj) burdf) Vermittlung anberer beigelegt mürben. 
3lnbere weit wichtigere £änbel betrafen bie 2ef)n«abjjcingigfeit 
So^annö unb Slbolfö üon Sänemarf; weigerten pdf) beibe audfj 
nid&t, biefelbe an unb für fidj) anjuerfennen, fo wollten fie 
bod^ feine Seljnöbtenfte leifien. ©rft im Safyre 1580 furj cor 



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268 §crgofl Sotjamt ber Ältere. 

bem £obe Sofjannö mürben biefe Swiftigfeiten beigeregt. %xofr 
bem ift aber bad ^erfönlic^e SSerfjältntß ber brei in @d&le8mig* 
£olflein regierenben dürften jueinanber ein freunblid&es ge« 
mefen, unb otjne S^ftl W 3ol)ann8 frieblid^e ©efinnung oiel 
baju beigetragen, bie ©egenfäfce jmifdfjen feinem leibenfdjaft* 
liefen Sruber 9lbolf unb feinem Steffen griebrtdj IL t>on 2)äne* 
marf ausjugleid&en, 1 ) 3n ber lefcten ßeit, feit bem Qa^re 1564, 
fyaben bie brei Regenten fogar eine gemeinfdjaftlid&e Regierung 
über bie &er$ogtümer geführt 2 ,) unb gemeinfam bie SSerorb* 
nttng gegen ben SBudfjer, fomie bie berühmte Sanbredjtsorb* 
nung erlaffen. 

©an$ im ©egenfafc ju feinem Sruber 2lbolf, ber ein 
jiemlidj unftäteß öeben führte unb ftdj audfj an allen möglidjen 
auswärtigen £änbeln beteiligte, lebte Sodann feiner fliUen, frieb- 
tieften Statur entfpredjenb aufcerorbentlid) ruljig unb jurüdf* 
gejogen. 2Bie mir fdfjon oben gefeften Ijaben, mar feine Sieb* 
UngSrefibenj bie £anöburg. SHefe Vorliebe für &aber$teben 
t)inberte aber nidjt, bafc er fi<$ in feinen oerfdjiebenen 
©ebietöteilen öfter an Drt unb ©teile tum ben Der-- 
fdfjiebenen SSerftältniffen überjeugte, namentlidj) menn 3Kifc 
bräune ju befeitigen waren. SHudf) an ben größeren geft= 
ttdfjfeiten, foroie an ben nnd&tigften Sanbtagen Ijat er meifienS 
perfönlidfj teilgenommen, mir rotffen fd&fteftli<$ au<$, baß 
er einmal eine größere, ja für bie bamaligen SSer^ältniffe 
fe^r große SRetfe unternommen ftat. 3m 3al)re 1573 ifl er 
wegen feiner ©efunbftett, wie auöbrüälidE) hinzugefügt wirb, 



*) darauf be^ieljen fid) n>o^l bie Sßorte in bem ©cöreiben be$ 
$auib (SljtytraeuS an Sßljü. 9ttarbadj in £etbetberg: qui L (sc. Johannes) 
vinculum concordiae inter Danos et Holsatos hueusque fuisse dicitur. ©. 
Regg. dipl. danica. 

*) ©. Sadfmann, ©. 655. $erfetbe fagt: 35ie bisfjer in üjren An- 
teilen separatim geführte abfonbertidje SanbeSregierung ttmrbe in eine 
gemeine unb gefamte öerttmnbeft, toetdjeS bie nodj je£o florirenbe 2Jtut- 
fdjterung unb gemeinfdjaftlidje Regierung ift, fo iäfjrtid) auf 2ftt#aeti3 
umtoedjfeft unb öon einem £errn auf ben anbern !ommt. — -Kur toenige 
SSertüattungSatoetge blieben gefonbert. 



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$er$og goljann bcr öftere. 269 

nad) Dber*2)eutfd)lanb gereift unb über SSenetien tytnauß* 
gefommen. 1 ) 

SBenn im SBortjergeljenben als baß ^ouptocrbicnft So^atmft 
feine rege, aufopfernbe £I)ätigfeit für Rirdjen unb ©deuten, für 
Sirme unb Äranfe ijeroorgeljoben worben ifi, fo jeigt 
ftd) barin feine £auj>teigenfdjaft, nämlidj bie innige 
grömmigfett, weldje fein ganje« Sßefen burd)brang. 21m 
l>affenbften möd)te er woljl mit ben fädrfifdjen Kurfürften aus 
ber 3*tt ber Deformation üerglidjen werben, wie biefe war er 
treu, bieber unb t>or attem ein fräftiger SSefenner unb görberer 
ber oon itjm einmal atö roaljrEjaft erfannten Se&re. ©eine 
Sejteljungen ju ben SBittenberger Reformatoren fiub ja mdjt 
fo innig gewefen, nrie bie feines SBruberß ©fyrtfttanß III., aber 
er gehörte ja audj einer etroaß jüngeren ©eueration an, feine 
Regierung fällt bod) jutn größten ^etle in eine 3eit, in welker 
Jene SKanner fd)on tot ober bodj feljr alteröfdjwad) waren, unb 
iljn üerfnüpften ja mit feinem berfelben enge perfönltd&e Sanbe, 
wie feinen ©ruber mit 83ugenl)agen. S)odj W gerabe ber 
legiere einmal in einer widrigen Angelegenheit an Sodann 
gefd&rieben. 6a ^anbelte ftd) um bie ^Berufung eines £of= 
prebtgerö, bei beffen immer feljr forgfdltigen Sluswa&l eö ben 
norbtfdjen gürften jener 3 e ü befonberö barauf anfam, bajj er 
in SBtttenberg gebilbet unb alfo ein ©d)üler ber großen Sie* 
formatoren war. Unb ba war 3of)ann$ Sluge auf ben 
3Jtagtfter betrug aus Ojennes: bei Styenrabe gefallen, ber als 
ein ganj befonberS bürftiger ©tubent wteberljolt bie 2Bol)l* 
t^atigfeit (S^riftianS III. in Anfyrudj genommen Ijatte. 2 ) Sugen* 
(jagen empfiehlt t&n im 3al)re 1546 bem fierjoge mit ben 
SBorten: „@r (3Jtag. Sßetruß) tjat wo^l ftubieret unb ift woljl 
geleitet worben in sacra theologia, alfo, ba wir ju wijfen 
Wegen, baß er oon @. ©. geforbert werbe, Ijaben wir mit tym 
ein jtattlid) ßpmen gehalten in theologia, ba ifl er woljl unb 



J ) ©. Lamberti Alardi Res Nordalbingicae bei Sßeftyljaten a. CL £). 
Tom I., pag. 187 1. 

8 ) ©. meine TOjanblung in bem öorigen ftaljrgange biefer Seit* 
fdjrift, <ö. 216. 



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270 $erä0ß Sodann ber fitere. 

eljrtid) befianben, bafe wir unß beß gefreuet §aben unb 
beß folgenben £ageß jum ^rieftet unb Sßrebiger öffentlich in 
uufet Äirdjen in Seiroefen unferer Geologen tl)n georbinleret 
Ijabeu. ©r §at e^rlid^ gefreiet unb fid} befreunbet mit bem 
würbtgen £errn 9Jtagiftro gröfdjel, unferer ßird&en Sßriefter 
unb Sßrebtger, beß ©djroager ifl er geworben". x ) 

3n fp&terer 3*ü fie&t &erjog 3ol>ann in näheren 33e= 
jie^ungen ju einigen SRoftoder Sßrofefforen, namentlid) ju Sucaß 
33acmetfter, ber in SBittenberg orbiniert unb bann 1559 von 
ber Königin S)orot^ca alß £oft>rebiger nad) tyrem SBitroenfifc 
Roibing berufen war. 3m Sa^re 1562 tarn er t)on ba an 
©teile beß Sßrofeffor änbreaß 3Jtartinuß, ber früher ebenfaB« 
in ftolbing £ofprebiger geroefen war, alß Sßrofeflor nad) 3lo= 
ftoct. 2 ) SDiefen berief Sodann im Saljre 1569 nad) 
bem SCobe feines bewährten tropften unb &oft>rebigerß SKagifler 
SBoet^tuö alß bejfen SRadrfolger nad) ßaberßleben. gnbeffen 
brüdt 23acmeifter am 9. 3uni biefeß Saljreß fein Sebauem 
aus, bafe er biefem 9lufe nidjt folgen fann, weit ber Sftat in 
Stoftod iljm nidjt feine ©ntlaffung geben toitt. 3 ) 3tt>ei Qa^re 
barauf bittet tyn ber £erjog, ben SUtogtfter ©einriß ©inggreroe 
(oöer 2)inggrat)e) ju bewegen, als £ofprebiger nad> ßaberßleben 
überjufiebeln. @ß finb nodj bie brei SBriefe SBacmeijlerß an 
Sodann erhalten 4 ), in benen bie Angelegenheit nad) SBunfdj 
erlebigt nrirb. 35inggreoe trat feine neue ©tettung alfobalb an 
unb befleibete biefelbe biß jum 3al>re 1587, wo er ©uper* 
intenbent ju SBißmar würbe. 3n einem jener Söricfe wirb auf 
eine grage Ijingettriefen, bie auf einen nnjfenfdjaftlid&en SSerfeljr 



*) @. biefenSBrief bei Sftoobt a. a. £)., I., ®. 29. — Übrigen« tft ©enner* 
anuS, tote er öon feinem £eimat£orte benannt tnirb, nur ein 3aljr am #ofe 
goljaimß geroefen. 35ann nafjm er eine einträglichere (Stellung al$ 
Sßropfi in Sfyenrabe an. 

2 ) ©. bie historia ecclesiae Rostochiensis ÖOn SuCöS SBacmeifter 

bei SBeftyfjaten a. a. £)., Tom. I. 

3 ) ©. ba$ ©treiben bei SRoobt o. o. £)., II., ©. 196—199. 2lug ber 
5lnmer!ung unter ©. 197 getjt Ijeröor, ba% ber §erjog bie Berufung 
im 3 a *) r e 1570 wieberljoli Ijat. 

*) ©. SRoobt, I., ©. 210 ff. 



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zedby G00gk 



^crjoß Sodann bcr ältere; 271 

jtmfdjen bem &erjog unb 33acmeifter Ijinbeutet. Sotjanu Ijat 
biefem Bei einer perfönltd&en 3 u fötnmenfunft fein Verlangen 
nadj ber polnifd^cn unb musfonrittfdden ß^ronifa hmbgeiljan 
unb jugleidj) benfelben gebeten ftdj ju erfunbigen, roo^er fid& 
ber ajfußforoiter bes beutföen ©eblüW rütyme. SDte Über* 
fenbung ber ß^romfa ift von Sacmeifter beforgt, unb nun 
fdfjreibt er, von einem oorne^men -Kanne, ber im Sommer in 
Segatton beim Äaifer in Sßrag geroefen, Ijabe er erfahren, „ba& 
61er Äraufe unb Sotjannes £aube, roeld&e jefcunb bei bem 
2J?ußfonriter §odf) im ©piele fein, einen an bie fatferlid&e 
aJfajefiät abgefertigt Ratten, um ju erfunben, ob i^re 3)faieft&t 
geneigt märe, bed SDiuöfonriters ©ot)n an beren &of ju nehmen, 
bamit berfelbe etwas ju beutfd&er §lrt unb SQBeife gewonnen, 
mit ben beutfdfjen gfirften in ßunbfd&aft fommen unb fi<$ auf 
gelegene 3 e ^ mit einem beutfdjen fürftlidfjen gr&ulein t>er= 
heiraten möd&te; weil er auü) beutfdjen ©ebltttes unb £er= 
fommenö wäre, als nämlid^ baljer, bafe ctroan ein batrifdf) 
gräuletn bem muöfomitifd^en ©rofeffirften üeretjelidfjt geroefen 
w&re. SBenn aber unb auf was SHBeife foldfje betrat, ber ftrf) 
ber Stfiuöfonriter ritymt, gefd&eljen fei Ijabe idjj nodfj bis an^ero 
aus glaubwürbtgen £tftorten nid&t erfahren fönnen." äud^ 
aus einer anberen Duelle miffen mir, baf$ Soljann mit 33ac= 
meifter in lebhaftem Sßerfe^r ftanb. 1 ) 

gerner ift ein S3ricf be§ beräumten Sßrofejford ©fjqtraeuö 
in SRoftodf an S^^ann erhalten, mit weld&em berfelbe bem 
&erjog feine ©efd&id&te ber äugsburgifdfjen Stonfeffion über* 
fenbet mit ben genug von &erjen fommenben SBorten: „Sie* 
weil @. %. @. biefe Äonfeffion als ein ©pmbolum unb furje 
©umma ber reinen, wahrhaftigen unb feligmad&enben Set)re 
bes (Soangelit mit fonberem gottfeligen ©rnft unb @ifer um 
@. §. ©. eigener unb tfjrer Untertanen ©eelen ©eltgfeit 



*) SBaget in feinem oben ertoäfjnten SorbeSljomter ©ebidjte fagt, 
ba% Sodann befonberS bie §ütfe SBacmetfterS bei ber ©rünbung ber 
©djute benufct fyat, unb fätjrt bann fort: 2)u (SBacmeifter) toareft jenem 
fett langer 3eit befannt, er t)atte oft btd) gefe^en unb oft mit Dir ge* 
fproc^eu unb oft btd) gehört, nrie bu göttliche Drafelforücbe leljrteft. 



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zedby G00gk 



272 £erjofl Sodann & er ältere. 

mitten angenommen unb in ß. %. @. ßanb, flirren unb 
Spulen fortpffanjen unb erhalten läjjt, tjabe i<$ feinen 3u>eifel, 
@. g. @. merben biefen Serid&t von ber erfien SBerfaffung unb 
Überantmortung ber Slugöburgifd&en Jtonfeffton nidfjt ungern 
atö biefer ©d&rift oernetjmen". 3n btefem ©d&reiben, foioie 
in einem gleidfjjeitigen Sriefe beS SßrofefforS ©imon ^ßauli in 
SRoftodf wirb Sodann gebeten, einen feiner Untertanen $u 
unter ftü&en, ber burdf) fein bidjjterifdjjed Talent bie Slugen ber 
^rofrfforen auf fidf) gejogen §atte. @ö war biefeö ^etruö 
©rei$badf)tus, ber, fagt ©typtraeus, wie @iu. $firfil. ©naben 
etroa oor ber 3 ei * wäß berietet fein, DteQetd^t etroaö gefeüiger 
unb freubtger, als fonft einem eingesogenen füllen ©tubiofo 
SCIjeologiae gebühret, fid& »erhalten l>at, ber aber biefeö jefet 
l)erjlid& leib ift unb märtet feiner ©tubien treulidt) unb fleißig 
unb lebet jttdfjtig 1 ) unb mäßig, bafe id& g&njlid^ ocr^offe, mo 
er alfo fortfahret, feine fdfjöne unb tjerrlidfje ©otteögabe gott- 
feiig 5U gebrauchen, er folle ©ott unb feiner Äird&en nod) mit 
Se^re unb Seben nüfeUdj) bieuen unb feinem lieben SSaterlanbe 
unb (S. %. ©. juförberft mit feiner frönen unb tjerrlidjen vena 
poetica (poetifdfjen Sttber) audf) bei ben SRadjjfommen e^rlid^ unb 
nüfclidj) fein". SDiefer (5rci§bad^ ftarb al« §auptpaflor in 
Dlbenöroort. 2 ) 68 werben brei feiner ©ebtdfjte aus bem 
3a^re 1575 genannt, oon benen jroei an Sodann fetbft unb 
ein« an beffen SRate ©eorg Seier unb ^ieronpmuö Ölgarb 
gerietet finb. 

ßljptraeud fd&reibt eigens, bafc Sodann ben jungen 6reiß= 
badf) fd&on früher unterftti&t \)at, unb $auli fyrid&t von ben 
fonberlidjen unb üielfältigen gn&bigen 2Boljltl)aten, meldte ber 
&erjog ben Jtirdjjen, ©deuten unb armen ©tubenten erroiefen 
l;at. -Keimen mir baju bie ©tiftung bes fogenannten gürftem 
gulbenß für bie bürftigen ©tubierenben, t)on melier, wie mir 
oben gefeljen ^aben, 93oet^iud beridjjtet, fo feljen mir beutlidjj, 



3^ ^egt fielet ityniQ, toetdjeS SBort maljrfdjeinlid) in bem- 
jelben €5tnn fte^t tote pdjtig. 

») 6. SRoobt I., 103 ; 5lnm. 24. £u ben ©ebidjten bemerft ber- 
felbe : @3 finb biefelben fefjr fltefjenb unb genere elegiaco gefdjriebem 



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zedby G00gk 



©er^og Sodann ber Ältere. 273 

bafe Sodann in SBejug auf bic Unterfiü&ung feiner armen 
2anbe«finber bei tyrenUnioerfttätäftubien feinen ©ruber ©(jriftian 
nad&geatjmt fyat, von beffen SBotjltljaten im einjetnen inbeffen 
oiel metjr ;ftadj)ridf)ten erhalten finb. 

35ie Ratgeber beö £erjog$ in firdfjltd&en Singen waren 
natürlich jun&^ft feine £ofyrebiger unb kröpfte, oor allen 
2)lagifter SBoetljiuö unb nadjtjer 2)inggreoe, aufeerbem aber^ 
Ijaben fein Äanjler ölgarb unb fein ©efretär 33eier einen 
großen ©influfc auf ifyn ausgeübt. 35em (enteren wirb in bem 
öfter erwähnten @ebidj)te SSagefö befonberö baö Sßcrbienft ju* 
gefdjrieben, ben ©ebanfen So^annö an bie ©rünbung einer 
Seljranftalt in 33orbeß^olm uuterftüfet unb genährt unb fpäter 
bie ©d^ule geförbert ju Oaben. SBor allem aber finb biefe 
beiben 3Jtänner bie juriftifdjen Seiräte beö ^er^ogö geroefen, 
unb beöljalb finben wir auti) i^re -Warnen unter ben nrid&tigften. 
©efefeen beöfelben. 

©ö ift bejeid&nenb, bafc eine ber tefeten SBerorbnungen 
Sotyannß gerabe nod) einmal nadfjbrüä Ud& einfd&ftrft, ben Jtird&en 
bie fdjjulbigen ©eiber abjutragen. SDiefelbe ift am 2. 3luguft 
1580 auf ber &an§burg erlaffen unb regelt bie SBerljältniffe 
auf SKorbfiranb, für roeld&e ^nfet ber £erjog, wie nur gefeiten 
Ijaben, fd&on im Sa&re 1556 eine berartige Verfügung erlaffen 
liatte. 1 ) ©o mar er bis jur lefeten $ät feine« Sebenö auf 
baö Sßofjl ber Sird&en unb tyrer Wiener bebaut. 3luf it>re 
Ro(len foHte fid& fein anberer bereichern, unb audfj von ftaat= 
liefen abgaben fottten biefelben frei fein. Sft bod& ba« fd)öne 
2Bort 3ot)annß Don einem alten ©eroä^römann 2 ) überliefert: 
„©Ott gebe, bafe midf) nimmermehr bie 3lot anfomme, bafc idf) 
meine ^rebiger unb Jtirdjjenbiener befdfjafeen fottte!" 

Sanft unb frteblidfj wie ba3 Seben Sotjannö waren aud(j 
feine legten 2lugenblicfe. SambertuS 2llarbus erjäljlt barüber 
entfd&ieben nad) einer älteren Duette: 2)er &erjog Ijatte einige 
£age fid& unwohl gefüllt, gebetd&tet unb am folgenben £age 



©. Sacfmann a. a. D. ©. 640. 

2 ) ©. ^elbliaber, Sylva Chronologica, Tom. II., p. 211. 

18 



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r 



zedby GoOgle 



274 $er$og Sodann bcr ältere 

ba« ?lbenbmal)l ju nehmen befdfclojfen. Sin biefem Stoße liefe 
er fidj juerft bie ©rflftrung ber ©giftet unb beß @oangeliumö 
beö 18. ©onntagS nadf) ^rinitatiö üorlefen, fang bann nadj 
bem 2lbenbmat)t nadfj feiner 6itte ba« ©laubenöbefenntnis in 
rf^tfjmifd&er %oxm, empfahl fidf) unb feine Untertanen ©Ott, 
legte ftdj) bann jur Stutje nieber unb fd&üef biö 3Jtttterna<Jjt 
ru&tß. Sttlö aber einer ber ©iener bemerfte, bafe ber gürfi 
tiefer 2Uem Ijolte, unb ^injulief, ba entfdfcltef berfelbe ruijiß 
unb fanft, inbem er roiebertjolt feine außen erljob unb roieber 
fd&lofj, auf feiner 33urß §an$burß am 1. Oftober, im 
59. Satjre feine« Sebenß unb im 38. Satire feiner SReßierunß. 
Unb ßeroifj ftnb nadfc bem, was in ben t>oranße§enben 3 e ^ cn 
auößefü^rt tfl, bie baran ßefüßten Sßorte burd&aus nid&t 
übertrieben: „@r mar ein frommer, menfdjlic&er unb f nebliger 
$ürft, ein SSater ber armen unb öebränßten, ein geinb ber 
£abßier unb be« Übermuts, wetdfjer feinen Untertanen feine 
neuen Saften auferleßte unb bie Jtirdjjen unb ©deuten treu au& 
ftattete." Unb bei SBeifefcunß ber Seidjje in ©djleönnß, meldte 
übrißenö erft am 14. gebruar 1581 jiattfanb, roaren in bem 
Seidfjengefolße t>or allem jatjlreidf) bie Sßrebtßer t>ertreten, bie 
es fidf} nid)t nehmen laffcn wollten, tyrem SBopljäter unb 
©önner bie lefete Gtyre ju erroeifen. 1 ) 



*) ©. bie genaue SBefd&reibung be3 ©efolgeS bei Sacfmann a. a. 
£). <5. 661. $a Reifet eS: 1) gingen bie 6djute unb bie Sßrebiger. 
2) bie übrigen Sßrebiger 76 ©lieber. 3) bie gefamten (SapitutareS be$ (£apitet$ 
ju ©d&leöttug. 4) bie kröpfte n. f. ro. — 2Sa3 btö ^riöatieben SoljannS 
betrifft, fo ift toenigftenS ju ermähnen, bafjer nadj einer SRadjridjt 1 559 baran 
gebadjt tjat, ftd) mit ber im %e%t öfter genannten $orotI)ea, ber SBittoe feines 
SBruberS, ju Dermalen. Dtto griebtid) 6d)üfc in [einer vita Chytraei, 
pag. 185, berichtet, „öon ben SRoftocfer Geologen feien auf befragen 
SofyannS jeljn ©rünbe gegen feine $ermäfylung mit feiner Scfctoagerin 
öorgebracfjt". 9!MancI)tt)on fofl fid) am 20. Sluguft 1569 „barfiber 
fd^roierig erllärt tyaben" (©. Sacfmann). ©eine ©ntfdjeibung über ben 
öortiegenben gafl Ijabe id) inbeffen nidjt finben fönnen. — Qo^ann l)at 
fidf) gar nidfjt verheiratet, unb bafe er beabfid^tigt Ijat, fiel) mit 2)orotljea 
ju Dermalen, totffen toir fonft nicfjt. 



Digiti 



zedby G00gk 



tafee's ltoi[i|e ^fjfttigkeit 



Don 
2lrd?io=Katl} Dr. £jUle. 



Digiti 



18* 

zedby G00gk 



Digiti 



zedby G00gk 



n. 



lafe ©truenfee in Slltona literarifdj t^ättg war, ift 
begannt. ©<$on in ber 1772 erfdjtenenen ©djrift: befonbere 
■Jiadjrid&ten von ben Opfern bcr (Staaten foroofyl 
als aud) t)on ben Opfern ber ©eredjtißfett btefeß 
adjtjeljnten ^aljrfiunbertö etc. wirb berietet, er fjabe 
jufammen mit feinem greunbe $anninß bie bei 33od in £am* 
bürg 1763 t>erlegte 9Jtonatßf d^rif t : 3 um SRufeen unb 33 er* 
ßnüßen fjeraußßeßeben. 6ß fei i^m aber rooljt fein redjter 
©rnft ßeroefen, ben gelehrten Sorbeer ju t>erbienen, benn ed 
babe mit biefer ©djrift balb ein @nbe genommen. Sluf bie 
graße, warum er Die ©djrift nid^t fortfefeen motte, Ijabe er 
furj unb ßut jur Antwort ßeßeben, eß fftme bei bem £anb* 
roerf atß ©d&rtftftetter nid^tß heraus. 2)iefe ©rjä^lunß über* 
nafjm Senß ®raßl) £öft in fein befannteß Sßerf unb fußte er* 
ßänjenb Ijiuju, ßang §abe ©truenfee bem &erlanßen nid)t ent= 
faßen fönnen, burdj £ülfe beß 35rudeß oon allßemein intcr- 
effanten ©eßenftänben ju fpredjen. 3m Sa^re nadj bem 3luf* 
flören ber 3Konatßfd>rift tyibt er einen S3e rf ud) von ber 
■Jtatur ber S3ief)feu<$e unb ber 3lrt fie ju feilen, 
urie audj SKnmerfunßen über bie ©ifte unb ityre 
Slrjneifräfte, unb im folßenben $af)re eine äbfjanblunß 
9Son ber 2Idjtunß ber ©djriftfieller ßeßen baß 
publicum in eine öffentliche ßeitfdjrift einrüden laffen. 

Steöerbil fdjroetßt in feinen von 5Roßer l)eraußßeßebenen 
unb 1858 in Sßariß erfd&ienenen -Dtemoiren über ©truenfee'ö 



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zedby G00gk 



278 Struenfee'* literarifäe ^ärtgtcit. 

Hterartfc&e $l#tigfett, obgleid) er fonjt fe§r juuerlftffige ©etatte 
mitteilt über ©truenfee'« 3Htonacr Seben, bie er uon einem 
2anb«mann, ber in 2Utona al« ©eifllic^er lebte, erhalten fjatte. 
©effen tarnen nennt er ntd&t. @s fann aber nur ber 1720 
ju Saufanne geborene 9lo6 3Werle gemeint fein, welker, feit 
1748 SJJrebtger bei ber Dereinigten $amburg*3Utonaer $ranjö~ 
fifd&en SReformtrten ©emetnbe, nadj Deren Trennung am 22. 
äuguft 1760 eine Königliche Konfirmation al« Sßrebiger ber 
Slltonaer ©emeinbe erhielt, 2Hit biefer jianb er nidjt burdjmeg 
in guter Harmonie. 5lm 10. Dctober 1780 ifl er ju 2Utona 
geftorben. 

2Btttt<$ fireift in feinem intereffanten 1879 erfdfjtenenen 
33ud& ©truenfee'« Seben unb £aufi$altung in Slltona nur furj 
unb uerroeift barüber uorjugöweife auf $öft unb Steoerbil. 

äctenmäfetg ifi meine« SBiffen« bi« jefct nid^td ueröffent* 
ltd&t über ©truenfee'« literarifd^e SEljättgfett. 2)ur<f) biefelbe 
wollte er fidf) nic^t nur befannt mad&en, fonbern aud) feinen 
finanziellen SBer^ältniffen aufhelfen. ©afe e« mit biefen nid&t 
günftig ftanb, erjagt er felbfi in einem an Semjlorff genu- 
teten ©efudf), roeldje« Sßrofeffor 2)aae nadfj bem unbatirten 
(Soncept im 5. 33anbe ber 2. Sftetbe ber 3)anffe ©amlinger for 
&tftorie, Xopografi etc. t>eröffentti<^»t Ijat. 2)iefe3 @efud& toirb 
in ben erften £agen be« iftotjember 1762 gefd&rieben fein. 
3)afür fpridfjt eine 9toti$ im ©ujtyltf en=$rotofolI ber beutfd&en 
Stanjlet ju Äopentyagen, wonadfj am 9. 91ooember 1762 an 
biefe ©eljörbe ein ©efudfj be« Sßljpftcu« ©truenfee um 33er= 
befferung feine* ©e&alte« gelangte, toetäje« am 13. üftouember 
an itn Slltonaer Dber^räfibenten von Dualen jur 2leufcerung 
gefd&tcft mürbe. 2)effen Sendet ging am 8. SWftrj ein unb 
warb auf 23ernftorff« Sefeljl ofjne weitere Verfügung bei 
©eite gelegt. 

S)ie ßoncurrenj unter ben Slltonaer Slerjten mar nadf) 
©truenfee 7 « Slnfid^t triel ju grofe. Sil« ein SUlebicinae ^raettcu* 
um 3utaffunß jur ftrjtltd&en Gräfte in ältona bat, t)otirte 
©truenfee am 16. Januar 1763 bagegen unb fagte in feinem 
SBeridfjt: ,,@« wäre melme&r ju roünf c&en, baft bie änjatjl ber-* 



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©truenfee'ä ttterarifdje Sfjätißfcit. 279 

jenigen, wetdfoe fidf) ^ier mit bcr Sprajt mcbica eigenmäd&tig 
abgeben, oerminbert werben fönnte, als bafe no<$ mehrere baju 
aut^orifiret würben, deiner Meinung nad) ijt es nid&t ein* 
mal oortyeityaft für eine ©tabt, wenn biefelbe mit 2Kebicts 
überhäuft ifi; wie triel metyr aber wirb fie nid&t barunter 
leiben, wenn fie mit SWebtcaflris angeffillet ift?" 

Sefonbers gegen einen Soncurrenten tonnte ©truenfee 
nid&t auffommen. 2MeS war 25r. Sofjann 2lugufi Unjer, ber 
fidfj einen SKamen gemadjt Ijat in ber ©efd&tdfjte ber 2Jtebtcin 
als einer ber 33egrünber ber Seljre t>on ber SReftejbewegung. 
SReben oielen anberen ©Triften gab er bie fetjr verbreitete 
3eüf<$rift 25 er 2lrjt heraus, weld&e wefentlidfj für Säten be= 
rennet, fidfj ausjetd&nete bur<$ ben „reinen 2lusbru<f, bie un» 
gefudjjte leiste ©d&reibart, bas fd&alf^afte unbeleibigenbe 
©pötteln unb ben mannigfaltigen SBifc, ber felbft befannten 
©adfjen eine neue SBenbung gtebt." 1 ) SBeil Unjer fidjj burdfj 
©^reiben befannt gemalt Ijabe, glaubte ©truenfee, traue man 
biefem eine uorjüglidöe (Sefdfjtdflidtfeit vor i&m ju. 5De$ljalb 
unb jugleidf), um ftdf) baburdfj eine neue ©rwerbsquette ju öffnen, 
entfd^Iofe audfj er fid) jur litcrarifd^cn £l)ättgfett, nad&bem iljm 
bie Hoffnung auf SSerbejferung feiner ©infünfte aus öffentlichen 
Mitteln gefd&wunben war. 

3m ßeumonat 1763 erfd&ien ju Hamburg bei 2JM<$ael 
ß^riftian Socf bas erfte ©ttidt ber SJionatsfdfcrift 3um SKufeen 
unb aSergnügen. 2Me tarnen bes Herausgebers unb ber 33er* 
fajfer üon ben einjelnen Seiträgen werben nid^t genannt, 
augenfd&einlidf) ift tljr Seflreben, audfj burdjj eine leiste ©d^reib- 
art, ©pötteln unb SEBife ftdfj ben Sefern ju empfehlen. SDaS 
brüte ©tüdf, welkes jum September erfd&ien, erregte auffegen 
burdfj bie Sobrebe auf bie &unbe unb bas 2llbum 
©rftcum. 3)arin werben mit Dielen btbltfdjen unb tljeolo* 
giften SBenbungen unb SKnfJrielungen bie 2)anfbarfett, ©ntfjalt* 
famfeit, 5Räd^ftenliebe , £reue unb anbere 33orjüge gerühmt, 
burdf) weldje bie &unbe bie SJtenfd&en übertreffen. 93erfd(jiebene 

») »ergl. ©$le$tuiö'$olfteiniicf)e (£f)romf 1800. 9U. 2. 



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zedby G00gk 



280 Struenfcc^ Hterartfdje Stjätigfeit 

menfdtftd&e ©fjaraftere werben fieroorgeljoben, in ber bamate 
beliebten 3Banier mit fingirtem SRamen perfönlid) angerebet 
unb läd&erli<$ gemad&t unter Öejugna&me auf baö SBerbienfi, 
weld&e* ftd) bie £unbe um bie 3Henfd$eit erwerben baburdj, 
bafe ifire ©ingeweibe baö Älbum ©räcum präpariren, „btefeß 
fo befannte, biefeö fo Ijetlfame Slrjenetmtttel". *) S)er ©djlufc 
ber Sobrebe lautet: „3$ weife wo§l, ba§ triele meiner Sefer 
alle«, xoaü ify jum Sobe bed 9llbum ©räcum gefagt, für über= 
trieben galten werben. 3lod) fein einjiger Slr^t §at bid^er ber 
d&pnufd&en ©efdjidltdftfeit bed §unbe« ©eredjtigtett wteber- 
fahren laffen, ja man Ijat bed 2llbum ©räcum gleidfrfam als 
wäre beffen ©ebraudf) in ber SKebicin nidjt t>on fo audgebreu 
tetem SRufcen, faum in ben £ebrbü<$ern gebaut. @ö ifi mir 
lieb, bafe i$ bei Änpretfung biefer Ijerrltdjen 3Jiebtcin nid&t 
unbewaffnet erfd&etne, fonbern wichtige unb überjeugenbe 33e* 
weife in ben £änben §abe. SBem ift jene« weifte Spuloer 
unbefannt, beffen ©rfinbung unfere beglfidte 3 e ^ e * nem ^ rer 
größten Siebte ju oerbanfen Ijat, baö Sßufoer, weld&e« unge- 
adfjtet ber angeborenen Sefdjetbenljeit beö (Srftnberß bennodf) für 
ein Unioerfalmittel gehalten wirb, baö Sßuloer, wel<$eö bisher 
in einem beträ<$tli<$en ^^eile SDeutfd&lanb* unb in ein paar 
angrenjenben Sßroüinjen unentbeljrltdf) geworben ifi? SHefeö 
Sßuloer tji — bie SBlenfd&enliebe be« £errn ©rfinber* wirb e§ 
mir nid^t übel beuten, bafe i<$ fein 2lrcanum öffentlich entbecfe — 
biefeö Sßuloer ift, fage i<§ mdjjt« anberS als Sllbum ©räcum, ober, 
wenn eö biefe« nid&t fein fottte, ifjm in ben SBirfungen ooß* 
fommen ä&nltdj. — 2lu8 allem, was td> bisher gefagt, erhellet 
beutUdj), ba& ber £unb unenblid&e SBorjüge oor bem 2Henf<$en 
ju fyabin fdjeine. 3<$ fenne nur einen einjigen 2Kann, ber 
fo gut als ein £unb ift, unb baß ift ber S)octor * * * unb 
nur ein S)ing, weldjeö fo gut ate 9llbum ©räcum iji, nämltdj 
fein $ufoer, unb ba« iji 3Ubum ©räcum. ®enn, fagt ber 

') 2Biö8er3 ©runbrift ber Pjartnocognofie, ©öttingen 1863: 

SBeifjer (Sttfctan Album Gräcum s. Magnesia animalis. &er tüeißltdje trotfltC 

Stofy, toeld&en ftuubt, bie öielc Änodjen f reffen, öoraüglicfc im Wtati 
ausleeren. 



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©truenfee'3 literorifdje Stjätigfeit. 281 

^ßrofeiTor ^anglofe, nidjts ift einem Singe Stmlidjer als bas 
$ing fetbft." - 

2)ie Sejte^ung btefer ©rob&eit mar bamals jebermonn 
flar. $er ©octor Unser »erfaufte namttcb ein geheimes 
Mittel, ein ^uloer jur SBerbefferung ber SBerbauttng unb et= 
warb boburdb angebliä) 9ieid)tbfoner . *) SHefeS pulvis digestivus 
Unzeri f oU beftanben fjaben aus f ofjlenfaurer Wagnefia, fd»»efel= 
faurem Kali unb gereinigtem ©atyeter unb wirb begei^nct 
als ein ©Sure tilgenbes, bie ©alle bämpfenbes, ßrubitaten im 
Wagen befeitigenbes, gelinb abfübwnbeä Mittel. 2 ) 

%ü6) im Dctoberljeft, bem »ierten ©tüd, ber «DtonatS; 
fdjrift fehlte es nicbt an fcbarfem ©pott. @S beginnt mit ber 
$r eis aufgäbe einem oerftanbigen Sluffafe, melier gegen 
oerfeb,rte erjiebung unb unvernünftiges SJtebiciniren anfämtft. 
Sronifd) roirb als ^reis für bie Söfung eine »oHfommen ein= 
genutete &auSapotbefe ausgefefet, worin nid^t allein alle 2tr» 
jeneien bes £aüifä)en SBaifenljaufes, foiibem aud) ©djroeers 
Stopfen, ®nbers 6orbiatelifir, eines berühmten Srjtes SebenS= 
öl, ^uloer oor alle nacfMeilige golgen ber üblen Serbauung, 
ber ßeibenfcbaft unb roenn man ftä) betrunken Ijat, Wagen* 
tropfen für falte unb l)ifeißc SQtogen, les Sachets d'Arnoud, 
eine ©albe bie S3rüd)e fpmpat^etif^ ju curiren, unb anbere SJtittel 
enthalten finb. — 3m näcbften »uffafc kleine Unglüäs* 
fälle einiger folf^en 2terjte in ®ngtanb roirb ebenfalls 
bie ßbarlatanerie ber beutfdjen Stcrjtc unb ber «erlauf »on 
©ebeimmitteln gegeißelt, als eine 9lrt ©teuer, bie bem $ub* 
licum oon ben äerjten aufgelegt wirb. SHuf Unjcr wirb 
folgenbe ©teile jielen: „bie feinere ©b,arlatanerie ber 2terjte, 

') Skrgl. »aur, «ReueS $ift. 33iogr. Sit- Ipcmbmörterbud). Ulm, 
Stettin 1816. 

2 ) SBoljer biefe Angabe in Sßterer« UntoerfatSerkon ftomint, l)abe 
icft ntdjt ermitteln tonnen. SRadj einer gütigen SBtitttjetlung be3 §errn 
Dr. SBarnecfe ftnbet ftd) in einem älteren SSRamtat ber ©d)te3miger $of- 

apotljefe folgenbe SJorfdjrtft: Pulv. digest. Unzeri: a. Tart. tartar. Amnion, 
muriat. Magn. carb. a. p. aeq. b. Nitr. dep. Arcan. duplic. Lap. cancr. 
ppt. a, p. aeq. 



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282 ©truettfee'3 Kterorifäe aSätiafett. 

wel$e auf alle üJtarftfdjreierei fd&impfen, ftd^ über alle Uni* 
oerfalmittel luftig madfjen, unb bo<j) felbfi bergletdjen oer- 
taufen, fönnte nod& fiberfe&en werben. SBenigfim* fann man 
t&nen §utrauen, baß fte fold^e Mittel baju erwählen, bte, wenn 
fie nidjt« Reifen, bodj aud& feinen ©djaben tfom\ 5BoH Spott 
unö £ol>n ift bie Slnjeige oon benjentgen ©djrtften 
be« berühmten £errn SWagtfler (S&renfrieb Sud: 
manteU, weldje nad) feinem £obe &erau*fommen 
werben; oon ifjm felbfi abgefaßt. Stuf wen bieö ge* 
mfinjt ift, wirb fid) nur bei genauer Äenntniß ber bamaltgen 
Siteratur befiimmen taffen. 3 u * m ^nteld oon ifjm felbfi oer* 
faßte ©rabfd&rift läßt wieber an Unjer benfen. ©te fd&ließt 
mit ben 33erfen: 

Äein freier ®terblt$er fiör iljn in feiner 9tuf), 

3)odj bed ein frommer &unb fein heilig ©rab mit Silbo 

©räco ju. 

®ro§en Unwillen muffen biefe ©dfjmäljungen Un$erS, beö 
berühmten unb gefugten 2trjte8 in Slltona erregt fyahtn unb 
bei allen benen, wel<$e ft$ feine« Sßuloerö bebienten. 

©inige oon ben Slnjtiglid&feiten in ber Sobrebe auf bie 
£unbe würben auf ben Hamburger Sßrofeffor ©d&üfce gebeutet ; 
welche, fann td) aber mit bem mir jugftngUdjen 3Jtaterial ni<$t 
mit ©tc&ertjeit feftfteUcn. 

©er erfte, welker über bie 3Jionat$fd&rift 33efd&werbe 
führte, war ber ©enior ber £amburgifd>en ©eiftltdjfett, ber 
befannte &auj)tyaftor Sodann ÜMd&tor ®oeje. @r oer jetdjnete l ) 
einige oon ben anftößtgen unb ärgerltdjen, gottedläjierltdjen 

') 2113 (Spötterei über bie dürften notirt ©oeje bo$ <£j)igramm, 
roeldjeS bo3 erfte @tüd ber 2Ronat3fd)rift fdjließt: 
2ln bie gfürften. 
3ftr Ijeifit mit SRedjt bit ©ötter unfrer (Srbe, 
$enn 3f>r erfdjofft. — O fdjöne $l)ot! 
3ör fored&t nur ein allmäd&tig: SBerbe! 
©djnell wirb ou3 betn Saquag ein föatlj. 
Söitticf) nennt bieg audj uon tfjm mitgeteilte ©Jrigromm, als 
beffen SBerfaffer itjm ©truenfee gilt, eine ortige ©otire, burdj toeldje ber 
£afoi3mu$, ein Uebelftanb be3 bänifdjen SReidjeS, gegeißelt werbe. 



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Stmenfee'3 ttterarifcfje fcljättgfett. 283 

unb oerflud&ungöwfirbigen ©teilen unb erfudjte ben Hamburger 
SRati), er möge ntd^t nur bie vom Sudfjbrucler 33od begangene 
SSoö^eit ernflltdf) betrafen unb bemfelben bei SBerluft ber ©tabfc 
wofjnung anbefehlen, fünftig feine treffe nidjt weiter jum 
©ienfi bed Teufel« unb feiner SfiSerfjeuge ju miöbraudjen, 
fonbern audf) gegen ben SSerfaffer biefer Sobftfjrift auf bie 
£unbe unb ©djmäljfd&rtft gegen bie Religion ernftlid^ inqui* 
riren. liefern antrage gem&fe würbe baö brüte ©tüd ber 
SJtonatöfdjrift conftscirt, beren weiterer 35rud unb Verlauf 
bei fjunbert Styaler ©träfe verboten, unb Socf ju 5protofoll 
Demömmen. SDiefer leugnete nidjt ©rüder unb Verleger ber 
9Jionatsfd)rift ju fein, von welcher er trierfjunbert ©tüd na<$ 
SetyS*8 ßefd^idEt §abe. Verfaffer ober ©ammler ber SWonatö- 
fdjrift wäre ein Surifi in ältona 9tamen8 Sßanmng, ber beim 
§errn 25octor ber aWcbicin unb gj^ficuö ©truenfee^ logiere. 
&iert>on fefete ber Hamburger s JKagtftrat ben ältonaer Ober* 
^räfibeuten in ßenntnife, mit ber Sitte burdj crnftlid^e Sßer- 
fägungen ber einreifcenben 3ügelloftgfeit fold&er ©dfjriftfteHer 
oorjubeugen, welche nichts für heilig unb unoerlefelid) galten, 
um tyren SBifc ju jeigen unb auf biefe Ijödtft niebertr&d&ttge 
SBeife ifjr 93rob ju gewinnen. S)em Slnfdjem nad) fei bie 
Sobrebe aus bem SftaUenifdjen eines in biefer (Sattung 
©d&rtften berüchtigten Verfafferß genommen „unb jum Se^uf 
ein unb anberer barin angebrachten ©d&m&ljungen eingerichtet." 
$anning würbe oernommen unb oerftdjerte münbltdfj, bie Sofe 
rebe fei iljm jugefd&idt worben; aus Mangel an Bett Ijabe 
er fie oor bem 3)rud nid&t burdjfeljen tonnen. $n feiner 
fd&riftlid&en Verantwortung be^au^tete er, weber bie ©runb* 
fäfce ber geheiligten Religion, no<$ bie ©tnrid&tung beö ©taateö 
unb Die guten ©itten, fonbern nur bie lafterfjaften 2Kenfd(jen 
unb bie -Karren angegriffen ju f)aben. SBaren iljm bie ®in= 
wenbungen beö Hamburger 3JJagiftrateö im einzelnen befannt, 
würbe er mit &filfe berjemgen, bie gleiten 2lnt^eil mit ibm 
an ber Verausgabe ber 3ttonat8fd(jrift Ratten, alleö unb be* 
fonberö btö erfte, jweite unb trierte ©tüd be3 mehreren t>er* 
t^eibigen fönnen. „SBaS bie (Sfjaraftere betrifft, fo fätjrt er 



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234 Struenfec^ literanfdje Xfjättgfeit. 

fort, bic biefe Sobrebe befdjliefceu, fo ifl, bünft midj, nichts 
bagegen einjuroenben, Seute, bic iljr Seben mit nidjtft alö 
©peculationen zubringen, ©ittenle^rer, beten £anblungen mit 
itjren ßeljren fd)led)t übereinftimmen , eitle unb auföeblafene 
$rojectenma$er, feilte ©cribenten, Seilte, bie iljre SlmtöpfCid^ten 
oerabfäumeu, werben barin läd&eriidj gemalt. 3ft e * f^änb» 
lid) ber ©pur eines SRabenerö ju folgen? ©nblidj wirb ben 
9)torftfd)reiern bie Saroe abgezogen, u>eldje jum Serberben ber 
©taaten, jum Sftuin iljrer Sürger leben. 2) er 2lrjt §ateben= 
falls bagegen geeifert. 3Bie fönnte es alfo bem SBerfaffer ber 
Sobrebe »erbaut werben, mit bemfelben gemeinfd)aftlid)e ©ad&e 
ju mad)en?" 3)eö Dber^räfibenten oon Dualen 53eifaH fanb 
biefe Serantroortung nur roenig. ©erfelbe hoffte aber, baf$ 
ber Hamburger Jlatf) mit iljm „baftir galten roerbe, bafe es 
betoanbtjn Umftänben für biefeSmaljl Riebet fein SSerbleiben 
Ijaben fönne." 

3)ie ©adje war -aber bamit nodj nid&t ju @nbe, beim es 
waren au<$ in $openljagen bei Sernftorff Sefdjroerben einge* 
laufen oom Slltonaer tropften, bem ©onfiftorial=$Ratl) Jteidjen* 
badj unb oom ältonaer ^olijeibirector. 2>eS lefeteren 2lntrag, 
bab bie fd^ftnblid^c 2lbfjanblung oom Sobe ber £unbe fup= 
primiret werben möge, gelangte fd)on am 7. Dctober an Die 
2)eutfd)e Ranjlei 

Sßolijeibirector in SUtona war feit Dctober 1759 eine 
iutereffante, ebenfalls als ©djtiftfteller befannte $erfönlid)feit, 
ber fyäter jum SBirflidjen Suftijratl) ernannte Sodann Sßeter 
2£>ittebranb. 3)afe er ein SBruber beö nad^er in ©truenfee's 
©turj oerroiäelten S)et)utirten im 2tbmiralitätö= unb ©enerak 
©ommifjariats*ßollegium Qo^ann ©&riftopl) 2BtHebranb geroefen 
ift, roaS in ber 1772 ju £aHe erfdjienenen 3uoerläffigen 
■Jtadjrtd&t oon ber in SDftnemarf ben 17 Senner t>or* 
gefallenen großen ©taatöoeränberung erjäljlt roirb, 
bejroeifle idj, roeil er in einem ©^reiben an Sernjiorff ben 
©^arafter als JlegierungSratf) verlangte, um fidj oon „feinem 
91amenögenannten in Kopenhagen bem £errn Suftijrat^ 2Bitte* 
branb ju unter f Reiben." 



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Struenfee'3 literatifdje £ljättgfeit. 285 

Sernflorff verfügte, bcr ©d(jrtft|leller fei in aller ©title 
ju ermitteln unb nad&brüdUd) ju bebeuten, bafe bergteid&en 
üermemtlid&e wifeige ©djjreibart ntd&t femer ju gebrauten fei. 
©arauf berid&tete ber Dber^räfibent ba8, wa$ auö 2lnlaf$ ber 
Hamburger SBefdfjwerben ermittelt war. 

2lufeer Sßanning würbe auä) ©truenfee als beteiligt bei 
ber 9Jlonatöf<$rift namentlidfj genannt. @r gab ju einige 33ci= 
träge für biefelbe geliefert ju §aben, aber an ben anfiößtgeu 
2Iuffäfeen, bie tt)tn, wie er felbfi fagt, jugef ^rieben würben, 
behauptete er nid^t ben geringften 2lnt§eil ju l)aben. 3)aft 
gletd&woljl ber SBerbad^t auf iljm haften blieb, fann bei @r* 
wägung aller Umjiänbe befonberö ber Singriffe gegen Unjer 
nid&t bejwetfelt werben. 

Der Sud&brudfer 83odf, weld&em baran tag, bafe bie 
Sftonatöfd&rift nidf)t unoodftänbig bliebe, erbot ftd& bie Slätter 
mit ben anftöfetgen ©teilen §erau§}ufd(jneiben unb burdjj anbere 
ju erfefcen, unb bie ©d&rift fünftig einer ©enfur ju unter- 
werfen. 2118 tljm gleidfjwotjl beren gortfefcung n i^t geftattet 
würbe, liefe er com Sommtffionsratl) ©d&miebeltn ein Stoppel* 
Ijeft t)on glei^em gormat wie bie conftöcirte Üttonat3fdf)rift ju= 
fammenfietten, gab iljm ben £ttel gur Seluftigung, legte 
eä bem Hamburger ©pnbicus Sllefedfer jur SDurd&ftd&t t>or \mt> 
erhielt bie ©rlaubnifc, e§ ^erauö ju geben. 2118 aber bie Sudfc 
^anblung beö SraunfdEjwetgtfdjen großen SBaifenljaufeö in ben 
gelehrten Seiträgen ju ben SBraunfdfjweigifdEjen Slnjeigen f ed&§ 
©tücle ber 1763 ju Hamburg erfdfjienenen 9Jtonat8fd(jrift jum 
■ftufcen unb SBergnügen anzeigte 1 ), würbe Sodf wieber Der* 
nommen unb befannte, bafe er bem 2)octor ©truenfee in 
3lltona ju ©efaHen ein befonberes Titelblatt für bie ©djrtft 
3ur Seluftigung gebrudft l)abe, auf bem fie als 5. unb 
6. ©tüdt (9tot>ember unb SDejember 1763) ber conftöcirten 
©d&rtft bejeid&net fei. SMefeö umgebrudEte Titelblatt l)abe er 
aud^ aßen auswärtigen ©ubferibenten geliefert, um fie nid&t 
t>or ben Kopf ju ftofjen unb baburdE) in ©d&aben ju fommen. 



*) 8um greife öon 1 Sfjlr. 20 ©gr. 



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286 Struenfee'S ttterarifdje ^ätigfeit. 

2)ie öffentliche änjetge bcr ©djrift unter oeränbertem ^itcl 
Ratten auswärtige S3ud#änbler üeranlafet, bamtt bas l)albe ^aljr 
comptet fein mödjte. — 23otf tarn mit einer ©träfe uon 
jwanjtg Sljalern für fein SBerfatjren bamm. 1 ) 

©truenfee oerjid^tete tiid^t auf bie Itterarifdje SBirffam- 
feit, fonbern befd>lofe unter feiner eigenen Seitung eine 5JlonatS= 
fd&rift IjerauSjugeben, woju er fid) mit ben befannten Slltonaer 
SDruäern, ben ®ebrübern Surmefter in SBerbinbung fefete. 
3)ie erften Söogen würben gebruät. Seite 1 enthält ben 
^itcl : 2lltonaifd)e Wonatsfd&rift. 3 u ^33 e förberung 
ber SBiffenfdjaften, ber ftünfte, bes ©efdjmacfs 
unb ber ©itten. Diversos diversa juvant, non 
omnibus — Omnia conveniunt — — — Cornel. 
Gallus. ©rftes ©tücf. im Senner 1764. SUtona, 
gebrueft unb üerlegt von ben ®ebr. Surmefter. 
2luf ber jweiten (Seite fietyt folgenbe Sftad)rid)t : „S)iefe 5Honat* 
fdjrift wirb ben löten jebes 9Jionats herausgegeben. 3)ie ©ub= 
feribenten befommen fold&e, fo wie e8 bei auswärtigen 3our= 
naten gewöljnltdj ift, jebesmal geheftet, t>on ben SSe riegern 
jäljrlid) für 7 s JJJard l. \in\> ben übrigen Siebtyabem wirb jebes 
©tücf befonbers, jebodj ungebunben, für 10 Sfel. überlaffen 
auswärtige Sefer bürfen fidj nur auf ben ^ofiämtern itjres 
Ortes melben, burdj toeld^e fie fold^e am bequemften unb 
l)urtigften werben befommen fönnen, fo wie fie überhaupt an 
allen Orten, wo ber 3lltonaifdje polittfdje unh gelehrte SKercur 
ausgegeben wirb, ju erhalten fein wirb". SDie Seiten 3 bis 
14 enthalten ben 3luffafe: SSon ber Sldjtung ber Sdjrift* 
fteller gegen bas publicum gleid)fam als (Anleitung 
mit größeren Vettern geöruät unb mit ber ©Ziffer ©*** 
gejeid^net. SDie ©eiten 15 bis 32 enthalten ben Anfang ber 
Slnmerfungen über bie ®ifte unb i^re 3lrjnei= 
fräfte. 



l ) 3m 3al)re 1765 fam SBocf auf Shtflage be3 geiftlidjen ÜJUnifterii 
ttrieber in Unterfudjung toegen anftöfjiger $lrtifel in ben öon iljm ge- 
brueften unb berlegten greien Sftadjrtdjten aus bem 9tetc^e bcr SSiffen- 
fd&aften unb fünfte, foroie im #amburgifdjen 3ournaI. 



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Struenfee'3 literarifdje Sljätigteit. 287 

Raum erfuhr Neroon bcr Sßolijeibirector SBtHebranb, fo 
benotete er nrieber an 33ernftorff. ©<#on am 11. Januar 
würbe bei ber Äanjlet feine 3Injeige regtftrirt, baf$ Sßanning 
unb ber spi^ficuö ©truenfee eine beleibigcnbe SBod&enfd&rtft 
nftdfjftenö in SDrudf geljen ju lajfen gefonnen feien, bie genriffe 
©eleljrte cm^ftnblid^ angreifen unb meljr einer ^ßadquiUe al« 
einer ©atpre ätjnltdj fein fottte. Snjnrifdfjeti Ratten fd&on bie 
gebrudften Sogen bem Sirector bes 9lltonaer ©pmnafiumö, 
3)r. SJietdfe, ate bem berufenen ßenfor, vorgelegen, unb biefer 
fjatte bie unten in ber Stmnerfung 1 ) mitgeteilten ©teilen 
beanftanbet, t>on benen er glaubte, baft fie nrieber auf 3)octor 
Unjer unb Sßrofejfor ©d&üfee gemünjt feien. S)arauf^in 
toanbte ftdj ©truenfee in einem fefjr intereffanten ©^reiben 
oom 10. Januar 2 ) birect an Semftorff unb bat um Befreiung 
t)on ber ©enfur, bie me^r eine ßorrectur fei unb attejeit ein 
&inbermf3 in feinem 33orl)aben. SBürbe itjm bie« unmöglich 
gemalt, fo trrijfe er fein ^ülfömittel metjr, ft<$ in 3uh*nft 
auf eine anflftnbige 9lrt in 3lltona ju erhalten» S)ie beiben 
erften Sruäbogen legte er biefem ©^reiben bei. Sernjiorff 
fanb barin nidjjtö ©enfurnribrigeö unb fd&rteb bem Dber^rä^ 
fiDenten oon Dualen, fo lange in ben ©Triften ber ©eleljrten 
feine ©äfee nriber bie Religion unb ben ©taat behauptet, au<# 



*) #err 3). SHaforiuS Witt ben Uferten ein neues Seljrbud) geben, 
unb rennet e3 ifjnen ijod) an, bafc er feine neue SRetfjoben entbeden unb 
ifynen tljre SSorurtljeiie benehmen Witt. 3ebodj ift fein großer gfoliont 
nichts anberS, aU bfc unter einonber geworfenen SReinungen atter Siebte, 
äWifdjen benen er fidj winbet unb brefjet, bafj er Sttitleiben erwedt, uno 
nidjt metfe/ weldje er ergreifen fott. ©eine neuen 2ttetljoben, bie er in 
gournalen ober in einem unbefonnten SBudje eines nodj unbefanntern 
5tr$te3 gefunben §at f greift er Sterben an, bie fte längft wieber öergeffen 
ljaben, weil bie bamit gemachten SSerfudje ifjnen bit Unjulongli^feit 
boöon bewiefen ljaben. 

&err Söatf^tt Witt bie nfifelidjen unb frönen SSiffenfdjaften be« 
förbern unb unterfudjt in einer jwei Slfyljabet ftarfen ©djrift, ob bie 
alten ©ctytljen ijeroifdje, fyrifdje unb anafreontifdje 2)idjter gehabt; ba er 
bod) lieber unterfudjen fottte, wie öiele unter ifjnen lefen unb fdjreiben 
gefonnt ljaben. 

a ) Zulage n. 



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288 ©truenfec'* Itterarifdje Xptigfeü. 

leine offenbaren Snjurien ober anjüglidfjen ^erfonalien wiber 
jemanben angejogen würben, muffe alles übrige überfein unb 
Dem 2lutor überladen werben, wie er feine Meinung Derttyeibtgen 
Wnnt. S)er Dber^rftfibent erwiberte, er wünfdjje l)auptfäd&lid&, 
bafc bie gegen Unjer in ber Hamburger 9Konatfdjrtft ausge* 
fprodfjenen Seleibtgungen jefet md&t weiter fortgefefet würben, 
bamit biefes Cannes Serbtenft nnb fein Hnfe^n nid&t oer* 
Ileinert werbe. 3 u öM$ Ö<*b er ju, bafe Seleibtgungen UnjerS 
in ben 6eanftanbeten ©teilen faum ju erfennen feien, unb 
ftellte es Sernfiorffs ©rmeffen anleint, ob bie gebrueften 
Sogen oljne äenberung ausgegeben werben bürften. dagegen, 
bafe ©truenfee oon ber ßenfur befreit würbe, Ijatte er ent* 
fdfjtebene Sebenfen. hierauf würbe burdj Äöniglid^c 3iefolution 
bie Ausgabe ber gebruäten Sogen unb ber fernere 2)ruä ber 
aRoncrtfd&rift geftattet, unter ber Sebingung, bafc biefelbe ber 
©enfur unterworfen bliebe. 

2)ies genügte ©truenfee nid^t. @r liefe bie SUtonaifd^e 
äftonatfd&rtft nidfjt erfd&einen unb oeröffentltd&te bie fertigen 
2luffäfee in ben S$leSwtg^olfteinfd(jen änjeigen, 1764 bie 
Slnmerfungen über bie ©ifte, unb 1765 ben 2luffafe oon ber 
2ldjjtung ber ©d&rtftfteller gegen bas publicum. ®iefen 2luf- 
fafc ^atte ©truenfee in feinem ©riefe an Sernfiorff bejei^net 
als ein öffentltdfjes Sefenntnife oon feinen ©efinnungen in 
2lbftdE)t ber spflid&ten ber ©d&riftfieller, beftimmt jur Rettung 
feiner @f)re unb um bie wibrigen Segriffe auSjulöfd&en, bie 
trieHeidEjt oiele wegen bes Sorfatts mit ber &amburgifdfjen 
9Jtonatfdf)rtft oon feinem (S^arafter unb oon feiner 2)enfungS= 
art bekommen Ratten. — S)ie Vergebungen, weWje fid) bie 
©dfjriftfteller nidfjt feiten gegen bas publicum ju ©Bulben 
lommen laffen, werben in biefer 2lbl)anblung erörtert. 23er- 
einigt fänben ficij biefelben nid&t feiten gerabe in periobifdjen 
©Triften. Seren Herausgeber „tonnen, fo lautet ber ©djlufc, 
o^ne 3 rae if e ^ ^ re Slufmerffamfeit gegen bas ptblifum nidjt 
beffer beroetfen, als bafe fie bemfelben neue ©Triften blos 
bur<$ twHftftnbige unb ausfüljrlid&e 2luSjüge befannt madfjen, 
unb bas Urteil barüber ifyren Sefern felbft überlaffen. gerner f 



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(Stntenfee'S üterarifdje fcptigfeit. 289 

ba& fie 2Bal)rf)eiten, bie entweber nod& nidjt allgemein bcfannt 
ober in grofcen fdjwer ju befommenben unb auslänbifd&en 
©Triften, bic ftdjj nidjt jeber aufraffen fann ober will jerfireut 
finb, jufammen tragen ; unb bafj fie Slbljanblungen liefern, bie 
gewiffe fdfjftblidfje 33orurtl)etle ausrotten, ober neue ©ntbeäungen 
enthalten, beren SSerfajfer fo billig gegen bas publicum 
Ijanbeln, baft fie i^m blos bas -Jteue fagen wollen, ot)ne alle 
Segriffe, unb felbft bie 2lnfangSgrünbe ber Runft ober SBijfen^ 
fdfjaft, woljtn es gehöret, ju wteber^olen; ober bafc fie enbltd) 
fletne ©cfd^id^te, wenn fie aud& ©rbid&tungen unb nur leljrretdfj 
finb, ober Semerfungen fo bie -Katurgefd&idjte unb anbere be* 
treffen, auf eine angenehme 5lrt erjetjlen, — feabm fie als* 
benn nur ©efdjmaä, um eine gute 2Bal)l unter biefen ©ad&en 
ju treffen, unb oerfpredjen nidfjts im uoraus, fonbern bemühen 
jt<$ vielmehr burdj ifjren gletfe, bie S5egierbe ju jetgen weld&e 
fie Ijaben, wo nid^t bem ganjen, jebodj bem oere^rungswürbtgften 
Xljeil beS Sßublici ju gefallen, fo wirb man tfjnen nid&t oor* 
werfen fönnen, bafc fie bie Sldfjtung gegen basfelbe aus ben 
SKugen gefefct §aben". 



- Dbige SDarfteßung Rufet fid& auf 2lcten au« bem £am* 
burger ©tabtard&to unb aus bem Strato bes uormaligen 211^ 
tonaer Dber-Sßraftbtums fowie ber oormaügen ©eutfdjjen Ranjlei 
ju Kopenhagen. S)ie Slltonaer unb bie Äanjlet=2lcten finb 
feljr lüdfen^aft, fonnten aber in erwfinfdEjter SBetfe aus ben 
Sßrotofottbücijern unb ben Journalen ber 3)eutfdE)en ft'anjlei, 
weld&e ftdfj ebenfo wie beren 2lcten im ©taatsard&io ju ©dfjleswig 
befinben, ergftnjt werben. 

S)ie widjjtigfien oon ben benufeten Slctenfiüdfen werben in 
ben fünf Anlagen iwllftänbig mitgeteilt. — gretltdjj betreffen 
fie nur eine gelegentliche ©cene im SDrama ^truenfee; aber es 
barf fein 83latt fehlen in ben nocij nid&t gefd&loffenen Slcten, 
weldfje einem enbgültigen Urteil über ©truenfee ju ©runbe 
liegen muffen. 



19 



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zedby G00gk 



290 Struenfee^ literartfd)e $(>ätigfeir. 

I. Sernjlorff an ben Dber*$präfibenten oonDualen. 
8. D et ob er 1763. 

£o<$ unb Söoljlgebo&mer 
£öd(jfigeei}rter &err ©etyeimer Statt) unb Dber*$ßräftbent! 
Söann mir bie fjiebetfolgenben ©tüdfe oon einer getoiffen 
bem SSor geben na<$ in Hamburg unter ber 3luff<i)rift: jum 
■Rufcen unb Vergnügen, jum SSorfd^ein gekommenen SBonatö* 
fdfjrtft ju £ftnben gekommen, fo Ijabe i<$ barau« bemerkt, baß 
ber barin fein fottenbe 2Bifc ^auj)tfä$lid^ im profanen ©ebraudf) 
biblifd&er unb tl)eologtf<$er SRebenöarten befiele, 6io. @£c. 
toerben fold&es tjauptf&djltdf) auz ben unterftrtd&enen ©teilen 
unb befonber« auö ber Sobrebe auf bie &unbe toaljrneljmen, 
alö in ioetö)en ber äutor biefe feine 2lrt ju benlen auf eine 
§öd(jft ftrafbare 2ßeife äußert unb baburd) feine ©d&riften 
ärgerlich unb fonberlidf) ber ftugenb fd&äbltd& mad&et. 3df) 
toerbe baburdj genöttjiget, S)iefelben ganj bienftltcfc ju erfu<$en 
ftdfj nadj bem allen 33erneljmen nad(j in Slltona befinblid&en 
©d^riftftetter in aller ©ttlle unb alle« ©rnfieö ju erfunbtgen, 
benfelben fobann oor fidjj ju forbern unb ü)tn nadjjbrüälidf) ju 
bebeuten, baf$ er bergleid&en oermemtlidje toifetge ©d&reibart 
fünftig ntd&t ferner gebrauten, ober audf) eine fd&arfe äljrtbung 
gewärtigen muffe, igdj) toitt mir hierüber ju feiner 3*ü oon 
SDenenfelben eine SRadfjrid&t ausbitten unb oer^arre fiets mit 
befonberer £odE)ad(jtung ©tor. ©jceHenfe 

ergebender Wiener 
S. & e. oon »ernftorff. 
©open&agen, ben 8. Dctober 1763. 

Sttn 

beö §. ©eljeimen SRatljs unb Ober* 
Sßräftbenten oon Dualen ß^cettenj ju 2Utona. 

Waä) bem Original im 9tttonaer Ober !ßräfibiaI-9lr(^to. 



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zedby G00gk 



„Struenfee'3 literarifdje $l)ättgfett. 291 

IL ©truenfee an Sernftorff. 10. Januar 1764. 

&od(jgebol)rner %nyfytxx, 

&öd&ft$uuerel)renber &@rr ©efjeunerat^, 

©näbtger £©rr. 

S)ic ftu&erfte SBerlegenljett meines 3 u ft ani)e ^ ™> *> cm i$ 
mid& §ier bcfinbe, nötigen mt$ ju (Sw. (Sfcettenj ©d&ufc meine 
3uflu<$t ju nehmen. 

SJleine 5ß^ficatö-einfünfte finb fo befd&affen, bafe tdf) 
wegen ber ^tefigen teuren Sebenßart meinen Unterhalt nid&t 
baoon fcaben tann, wo td& ntd&t oon ber 5ßraji mebica unter« 
fttifet werbe. S)ie ©dfjulbigfeit, fo mir mein 3lmt auflegt, 
wieber bie 2Jtif$bräud(je in ber Slrjenepfunft unb wieber bie 
3Jtebicaftroö ju egfern, madEjt biefe mir ju geinben unb bewegt 
fie, bem gemeinen SDtann ein s Utffctrauen wegen meiner ©e» 
fdfjidlid&feit beibringen, unb ba bep biefen bie ßljarlatanerie 
attejeit meiern Eingang fjat ate watjre SBerbtenfte, fo wirb 
mir baburd) biefe Quelle oerftopft. S3ep bem wojjtyabenbern 
Styetl ber tjieftgen (Stnwoljner finb mir tljetlö meine Steifen, bie 
id& als Sß^ficuö öfters ju tljun genöt^iget bin, tljetlö audj) ber 
SRuf unb baö Slnfefm, in bem ber 2)r. Unjer Ijier fielet, ju» 
wieber. SBeil biefer ftdf) burdj) fdfjreiben befannt gemalt Ijat, 
fo traut man iljm eine oorjüglid&e ©efd&iälid&feit oor mir ju. 
®ie -Jtotljwenbigfeü fyat mid) ba^er gezwungen, auf eine ä&n* 
Udjje 2lrt fowotjl groben oon meinen Straften unb ©infid&ten 
abjulegen, als aud> baburdf) meine ©nfünfte ju oerme^ren; 
baju id& au&erbem nie gefd&rttten fein würbe, wenn eö blofe 
auf eitlen Sftuljm ober (S&re angefommen wäre. $ti) war fo 
unglüdtlidf), ba& in baffelbige Journale, wo td& einige Sluffäfee 
eingefdfjidEet, jugleid^ Sluff&fce oon fremben 33erfaffern eingerücft, 
bie anftöftig gefunben unb nad£#er mir jugefdfjrieben würben, 
ba i<$ bodfj nid&t ben geringften 2lntIjeU baran &abe, nodfj audj) 
mein greunb Sßanning, ber ftdfj beg mir aufhält, unb bem man 
fic jugefdjrteben l)at. 3)iefer fann blofe einer Unad&tfamfeit 
unb Seid&tfinmgfeit befd&ulbiget werben, baf$ er bie anftöfcig 
gefunbenen ©tetten nid&t ber) ber ßorrectur auögeftrid&en l;at r 

19* 



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zedby G00gk 



292 ©truenfee'S ttterarifdje X^ätigfcit. 

ba tdj foldjje md&t eljr, ato bis fie gebrudft gewefen, ju feiert 
befommcn tyabe. 

SHefe ©elegen^eit, anftöfeig ju werben, in 3 u * un ft 8 U 
oermetben, fo tjabe i<f) tmd) entfdjloffen unter meiner 2lufftdjt 
eine 9Bonat$fd)rift bep ben ^iefigen Sud&brudfern SBurmejier 
Ijeraufijugeben. Slber audfj Ijier finbe td& wieber Vermuten 
£inbermffe in meinem Vorhaben glüdltdf) ju fepn. S)ie erjien 
Sogen biefer ©d&rift finb ber ftöniglid&en Verorbnung gemafc 
bem jeitigen ©trector beim ©gmnafto bem 33. -Dletcfe jur 
©enfur fiberfd&idft worben. SMefer glaubt oerfdfjiebene anftöfeige 
©teilen barin ju finben unb »iU foldfje oljne oor^er gegangene 
SIenbrung nidfjt jum 2)ruä beförbem lajfen. 3>df) unterfte^e 
mid) ba^er @w. (Sjcettenj erleudfjten Urtljetl biefe ftreitigen 
Sogen untert&dnigji ju unterwerfen. @w. ©jceßenj werben 
barauö ju entfd>eiben gerufen, ob meine ©runbfftfee unb ®in- 
fixten fo befdjjaffen, baf$ fie bem spublico fd^äblid^ ober nüfelidf) 
fepn lönnen. 3 U Rettung meiner @^re unb um bie nnbrigen 
Segriffe, bie meleid&t Diele von meinem ©praeter unb S)enfungß- 
art wegen beö Vorfall« mit ber £amburgifd(jen 9Jlonat8fdf)rift 
oon mir belommen l)aben, auöjulöfdfjen, fo Ijabe iü) biefe ©e* 
legen^eit ergriffen ein öffentlid&eö Vefenntnifi uon meinen ©e* 
jinnungen in 2lbfidjt ber 5ßflid(jten ber ©d&riftjMer abzulegen. 

3$ fomme in bie größte Verlegenheit unb ©dfjaben, 
wenn idfj genöt^iget fepn foßte, oon biefen Vorhaben abjufteljn, 
ba fowotyt bie Verleger, als audfj idj felbji anfeljnUdje Unfofien 
barauf oerwanb Ijaben. Qebodö wirb mir feine anbre SBa^l 
übrig bleiben, wenn @w. ©jceHenj nid&t bie ©nabe §aben unb 
biefe ©djrtft unter £od(jbero protection nehmen, unb fold&e 
meiner Sluffid^t unb Verantwortung allein anvertrauen ge* 
ruljen, ba eine ©enfur, bie man als eine ßorrectur anfi^t unb 
gebraust, mir bie gre^eit, fo alle ©dfjriftftetter Ijaben, ju be* 
rauben, ntd&t allein meiner ß^re juwieber, fonbern audf) äße- 
jeit eine £inbermfe unb 3lufent^alt ber ©ad&e felbft fepn 
wfirbe. S)er @pb unb bie öffentlid&en Sßfltd&ten in benen id& 
fte^e, werben Vürge fepn, bafe tdjj mi<$ biefer ©nabe nie mifc 
brausen werbe, wenn audj) fonft meine äbftd&ten jwetfel&aft 



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zedby G00gk 



Struenjee'S Uterarifd&e Xfjätigfett. 293 

feptt fönten. 3$ werbe melmetir baburdj angetrieben werben, 
alles wa« audj nur einigen ©djetn be$ änftöfeigen wieber bie 
Religion, ©taat unb guten ©Uten f)at, auf ba« forgfältigfie 
ju t>ermeiben. 

3$ tt)flrbe mid) nidjt unterfangen Ijaben, <£w. ©jceUenj 
wtd&ttge ©efdjftfte mit biefer Älemigfeit ju unterbrechen, wenn 
ntd)t meine ©jre, mein jettlidjes ©lud unb bie einjige Auf- 
munterung, fo mir meine Diepgen befd^roerüd^en ©efdjäfte, unb 
übrigen SBerbrtefelidjfetten übrig taffen, barauf beruhten. Sffiirb 
mir biefe Duelle no<$ entjogen, fo weife t<$ fein ^ülfömittel 
metjr, midj l)ier in B^nf* <wf *we anftänbige Slrt ju 
erhalten. 

3Jlit ber tief ften 6f)rfurdjt Ijabe \ä) bie 6f)re ju oerljarren 
@w. ©scettenj 

. untert&ämgfter Wiener 
3. fr ©truenfee. 

2Utona, ben 10. ^annax 1764. 

S^ad& bem eigenfyänbig gefdjrtebenenen Original bei ben $ctett ber 

beutjdjen ®an$lei im ©taat^orc^iö p ©djleSttug. anliegen bemfelben 

bie beiben eeften $rudbogen ber beforodjenenen SttonatSfdjrift. 



III. Sernfiorff an ben Dber*5ßräftbenten oon Dualen. 
28. Januar 1764. 

!qoü) unb 2Bof)lgeboljrner, 
ßödjftgeeljrter £err ®eljeimcr*$Ratl) unb Dber=$Präfibent. 
Site mir neultdf) gemelbet würbe, bafe bie SBerfaffer ber 
in Hamburg unlängjt ebirten unb be« beleibigenben Sn^altö 
falber conftecirten 3Ronat$fdjrtft, jefet bamit umgingen, burdj 
bie 33urmefterfdje Sßreffe eine 9JJonotöf<^rift in Slttona heraus* 
jugeben, bie gewiffe ©ele^rte empftnblid) angreifen unb meljr 
einer ^Saöquitte alö einer ©atpre ä&nttd) fein follte, unb id) 
eben im Segriffe ftanb an @w. @£ceHenj behalte bie nötige 
Slnjetge ergeben ju faffen erhielt i<$ ben ^iebeifolgenben 33rief 
cum adj. oon bem SDoctore unb 5p^fico ©truenfee, worin 



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zedby G00gk 



294 ©truenfee'* literartfd&e J^ätlgfeit. 

berfelbe ftd& wegen be« Vorgang« mit jener 3Ronat«f$rift ent* 
fd&ulbiget unb jugleidd bie Älage fflljrt, baß btefe, weld&e bod& 
md&tt Slnftöfcigeö enthielte, wegen ber abfeiten beg ©octoris 
SUiegdfe al« (Senforte barwteber gemadjjten ©rmnerungen enfc 
worfenermafcen nid&t abgebrudft werben bürfte. 3$ will @w. 
gjceUenj nid^f oerljeelen, baß id) in bem oon bem £erw 
©octore unb Sp^fico ©truenfee angelegten Sprobeblatt nichts 
gefunben, waö bei ber Senfur nid&t füglidjj pafftren fönnte, in* 
bem bafijenige wa« oon bem §errn Sßibrac namentlid) ange* 
ffiljrt wirb, nid^t wiber beffen Sßerfon fonbern nur wiber bie 
Meinung angebet, bie er t>on bem©ublimat ju Ijaben jtdj ge* 
Sufeert unb allenfalls fdjriftlid) ju wiberlegen fidj gefaßt galten 
muß. ©o lange überhaupt in ben ©djjriften ber ©ele^rten 
feine ©ftfce wiber bie Religion unb ben ©taat behauptet, audfj 
feine offenbaren Snjurien ober anjüglid&e Sßerfonatten wtber 
jemanben angezogen werben, als worauf ßenfor üorjügltdfj ju 
feljen l)at, muß meiner Meinung na<$ alle« Ucbrtgc überfein 
unb nadjljero bem Sfotort überlaffen werben, wie er feine 
SDteinung üertljetbigen fönne. 3$ jweifte nid&t @w. @jx. werben 
biefen 3beeß oöttig betyflid&ten unb id& will ba^ero ergebenjt 
gebeten Ijaben mir förberfamft ju eröfnen, ob wiber baö ®e* 
fu$ beö £errn ©octoriö unb Spaltet ©truenfee unb bie eben* 
fall« Riebet angelegte 33tttfd&rtft beö £errn Sßrofefforte $rofe 
etwas einjuwenben fei, fobalb beiben obige SBorfdjrtft jur 33e* 
folgung ausbrüältdjj mitgetljeitet werbe? S)ie 2lnfdjtüffe erwarte 
fobann wieberum jurtidf unb beharre übrigens mit befonberer 
$od(jad&tung @wr. ©jceUenfc 

ergebender Wiener 
3. £. e. t)on »ernflorff. 
ßopenfjagen, ben 28. Sanuarii 1764. 

2tn 
beß $. Oeljeimen 9totl)8 unb Ober* 
$Prftfibenten oon Dualen (SfceUenfc ju Slltona, 

9la$ bem Original im Stttonaer Dber-tpräftbial-Slrcftiö* 



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zedby G00gk 



Struenfee'S literarifdje ^ätigfctt. 295 

IV. S)erDber*$rftfibent öonDualen anSernjtorff. 
10. gebruar 1764 

#n ben ßerrn ®el). diati) unb Dber*@ecretair oon Sernflorff 
in ßopenljagen. 

»ttona, bcn 10. gebr. 1764. 

ßodfj unb SBoljlgeborner £err 
£öd&jtgeel)rtejter £err ©eljeüner SRatl) unb Dber*©ecretatre ! 
©w. ©je. Ijaben mir be« ©octori« unb ^fici ©truenfee 
feine Riebet wieberum jurüäfolgenbe ©efudf) unb SBefdjjwerbe 
unter beut 28. m. p. jujujleUen unb oon mir ju oerneljmen 
geru&et, ob gegen baffelbe etwas einjuwenben fei* Sßaö bie 
in biefem SJtem. wieber ben S). unb Sprofefforem 3Wc^dEc 
geführte Sefdjjwerbe anbetrifft, fo tjabe bie ©fcre ©w. ©je. 
ljieburd& ju t>ermelben, wie berfelbe qu. ©enfor bie auf ber 
6ten ©ette beftnbUd&e ©rjeltfung tum S). S)iaforiuö unb Satpll 
ausgeftrid&en Ijabe, weil fotd&e feiner Meinung nadfj refp. auf 
ben S). Un&er Ijtefelbjt unb ben $rof. ©d&fifee in Hamburg 
abjteljlen. ©igentlidf) ifi bie§ jwar nidfjt aus biefen ©teilen 
beutüdf) ju feljen, eö Ijat aber ber ©enfor, wie er mir mfinbltd& 
gefagt, bafür gehalten ba&, tomn man bie groben unb in* 
jurieufen Sßaffagen, meldte in ber o&nlängft ebirten unb in 
Hamburg configeirten SWonatöfdjjrift enthalten, babei nünt, fttf) 
gar wol)l abnehmen liege, baß mit bem SHaforiuö berD. Unjer 
unb mit bem Sat^H ber $rof. ©dfjüfee gemeinet fei; rotetoo^l 
meiner SWeinung nad& baß tefctere no<$ etwas fenba^rer als 
baö erfiere gemalt worben ifi. Db td(j nun gletdfj wünfdjje, 
bafe bie {jaujrtfäd&tidf) gegen ben 33. Unjer in ber oorigen £amb. 
9Jtonat&@d&rtft feljr häufig angeführte beleibigenbe ©teilen in 
ber Ijieftgen 3Jtonat&©df)rift nid&t fortgefefet werben, bamit 
biefes ÜKannes SBcrbienft unb fein 2lnfel)n nid^t oertteinert 
werbe, fo oerjieUe gletdfjwoljl, ba bie angeführten ©teilen in 
ber ifeigen 3Konats=©(f)rift unb befonberß erftere jtemtidfj oer* 
bedtt ijl unb oiettetdfjt aud& bamit -Wiemanb gemeint fein lann, 
©w. ©je. ©rmeffen anfjehn ob biefe ©d&rtft fold&ergeftalt wie 



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296 ©truenfee'S Iitcravif^e ^ättgfcit. 

fte gebrudt worben, ju btjtribuiren fei. 3$ &abe btefeö Statt 
attererjt wie iä) @w. ©je. oorljin oermelbetes ©djreiben er» 
galten gelefen. S)er 3). Saftende faßte mir jwar gleich nadj 
ber ßenfur, bafc er etwa« barin auSgeftrtd&en Ijfttte, unb ba 
er mir feine babei gehegte ©ebanlen oorljin angeführter maßen 
anzeigte, fo tyabe t<$ biefe Senfur feiner eigenen Ueberlegung 
überlaffen. — 2Ba« be* 2). ©truenfee ©efud) nod) anbetrifft, 
ba& er fünftig feine 9Konat*»©djrift o&ne ßenfur bruefen (äffen 
möge, baju fann id) md)t anraten, benn nadj bem gunbationß* 
briefe über ba* tjiefelbft erridjtete ©pmnaitum 2lcabemicum 
unb Spaebagogtum t>om 24. gebruar 1744 foHen feine ©djriften 
^iefelbft ofjne (Senfur gebrudt werben, unb fielet ju beforgen, 
baß ber S). ©truenfee fitf) be* 33eneftcü, wenn er baoon intuitu 
feiner s JRonat«*©djrift bispenftret werben fottte, mtebraudjen 
unb fo(d>e8 ju unerlaubten Slbjtdjten unb mit ©$aben beö 
£ertü gebrauten möge. Ueber be* ^rofefforiö Sßrofe ©efudj 
pro Spritutegio, bag Sttiemanb außer tym ein gelehrtes Slatt 
unter bem XiUl 2Utonaifd)er geteerter SWercutiuö bruden ober 
»erlegen (äffen bürfe, werbe mit bem erften meinen SSeridjt 
einjufenben md&t ermangeln. 

9ladj bem (Soncept im SHtonaer Dber-^räfibtal-3lrc6iö. 



V. 2I((er$ödjjte SRefolution t>om 19. 3Jtftrj 1764. 

Sriberidjber fünfte t>on ©otte* ©naben König j*u£)änemarf 
■Wormegen ber SBenben unb ©otljen, $erfeog ju ©<$le$rotg= 
£o(ftein ©tormarn unb ber £)ttl)marfdjen ©raf ju Dlbenburg 
unb S)eHmen^oril *c. 

Sßoljlgeborner SRatlj, 2Bot)lwfirbiger, Sieber ©etreuer! 

SBann Sffiir Uns ba« ©efudj beß S)octoriö mebae ©truen* 

*e ju SUtona um bie (Srtaubnifc eine t>on ifjm angefangene 

matöfcfyrtft ol)ne ßenfur bruden (äffen ju mögen bei beinern 

te an Unfern ©e&eimen Siatl) oom ©onfetf grei^errn t>on 

"»rff Gittern abgelaffenen 33erid)tfdjretben vortragen (äffen, 

Sffiir jwar bewanbten Umfiftnben nadj in ©naben be* 



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©truenfee 1 * literarifdje Sijätififeit. 297 

williget, bafe berfelbe bie einmal gebrudte Sogen btStributren, 
er au$ biefe ©djrtft fernerhin bruefen laffen möge, jebodj mit 
bem Sebtnge, baß felbige, efje unb bet>or fte jum 3)ruä be* 
förbert wirb, jebedmal Dörfer nad) bem gunbatton8*33riefe bes 
bortigen ©pmnafii ber ßenfur unterworfen fein fotte. 2Bir 
befehlen bir baljer aHergn&bigft bafc bu befagtem ©octori 
©truenfee fold^ed in Unferm tarnen anjeigeft unb bemfelben 
anbei ernfilidj anbeuteft, in meljrerwäljnter ©d&rift alle fatyrifdje 
Sfofjnelungen auf gewiffe in ber ©tabt unb 9tad)barfdf)aft be- 
finhlid^e Sßerfonen forgfältig ju oermeiben. 

Sßornadj bu bid) ju adjten, ben (Smpfang biefeö SRefcrtyti 
einjuberidjten Ijaft unb SBir oerbleiben bir übrigens in Rönigt. 
©naben gewogen, ©egeben auf ttnferer ftönigtidjen SRefibenj 
©OrifttanSburg ju ©openfjagen, ben 19. 9Jtart. 1764. 

ftrtberidj 8«. 

3. fr ®. oon SBernftorff. 

Sin ben ©e^eimen Sfotf) unb Dber=5ßräfibenten oon 
Dualen ju Slltona bafc ber 9Wcbae ©octor ©truenfee feine an* 
gefangene 9Konat« ©djrtft jwar continuiren, bie gebetene 33e* 
freiung oon ber ßenfur aber ntdjt bewilliget werben fönne. 

9lad) bem Original im 5lUonoer Dber-$räftbtal«$lrdjto. — $on bem 

Qnljalt biefer SRefolutton würbe ©truenfee am 7. Siprü 1764 burd) ba$ 

Stttonaer Dber.*ßräftbium in ftenntnifc Qefefct. 



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2>fc 



geistigen ^Ti eberbicljter 

Sdjlwnjty« folgern*. 



SBon 

g. cSr. ©arficns, 

tropft a. 2). 



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bcr bisherigen £rabition mürbe obenan ju fieHen 
fein unfer et>anßclifd^cr Märtyrer &einrtdj von Sßty^en, 
ber 1448 in 3ütpljen geboren, erji 2lußttftiner*9Jtöndj in «nt- 
roerpen, 1515 in SBittenberg mit Sutljer befannt geworben, 
nad&bem er in Bremen baS lautere ©oangelium t>erffinbigt 
Ijatte, nadj £)itf)marföen berufen unb in SMborf ßcprebißt, 
am 10. SDecember 1524 in £eibe ben geuertob erlitten. 3$m 
finb brei 9etftlt($e lieber jugefd&rieben: &ilf ©Ott, baß mir 
gelinge 2C. — 3^ r trüber in ©Ijrifto 3fefu :c. — unb 3Jtein 
£erj besmeg nit ruroe l)an ic. — ©o nodj Jtodj (©efd&tdjjte 
bes Ätrd&enliebes 3. Slufl. I, 413 ff.) unb gif^er (ftird&entteber* 
lejicon ©otya 1878, 1, 299 ff.), wie audj SBademagel (ßird&en* 
lieb III SRo. 112) roenigftenS in Setreff beö erften Siebes. Snbefc 
ber neuefte SBtograpl) &einridj t>on Sütytjen's, gr. %ttt\ (&• *>• 3- 
£atle 1886, ©Triften be* Vereins für 9ieformattonSgefdf)td()te, 
12, ©. 2 unb 109), f)ält es für unbeweisbar, bafe er roirflid& 
ber ©tdfjter ift unb bleibt es batjer jroeif el^aft , ob er als 
fotdfjer ju betrauten. 

3fa<$ ben Reformator Dr. 3ol). SBugen^agen j&tjlen 
mir gern ju Den Unfrigen. @r Ijat ja meljrfadfj tyier SKufent- 
f)alt gehabt (B. Munter, Symbolae ad illustrandam Bugen? 
hagii in Dania commorationem Havniae 1836 — 33er* 
tljeau, 93. Sejtefjungen ju ©d&lesroig * £olftein , Sjtfär. XV, 
189 ff.) $odf) fömmt er nur in 33etrad^t als latetnifdfjer Sieben 
bitter (Jtodj I, 259). — 2Bir führen nun unfere Sieberbid^ter 
in djronologifd&er golge an , jun&d&ft bte in beutfdfjer ©prad&e 
gebietet £aben. 



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zedby G00gk 



302 3)ie geiftlidjen Eteberbidjter Sd^Kedmig^olfteind. 

1. aJJctg. !Jttcolaußä3oje sen., auß bem SDttljmarftfdjen 
•ftorber=$BogtDimannens@efd&led)t ftammenb, Ijatte in SBtttenberg 
ftubiert unb war fjeimgefeljrt atß eifriger SBeförberer ber et>an* 
geltfdjen Deformation. Unter melfad)er Verfolgung x>erfün* 
bigte er in feinem &aufe in SBeßlingburen bie neue Seljre, 
rourbe aber 1525 einftimmig t>om ganjen ßirdtfjriel jum Sßre* 
biger erroä()lt. 1529 war er ju bem mit 2Md)ior &ofmamt 
in glenßburg abjuljaltenben ©oHoquium berufen. 1533 warb 
er jum ©upermtenöent ber SBefterböfte ernannt, ©r ftarb 
1542. ©r mar unoer^eirat^et geblieben unb oer waltete fein 
Sßrebigtamt, als oermögenber 9Jtonn, unentgelbltdj. 83on iijm 
ift t>erfa&t baß Sieb : D ©ott, mir banfen beiner ©übe w. — 
baß nod& biß in bie neuere 3^1 t)iet in £)U(jmarfdjen gefungen 
rooröen ift, namentlid) bei £auf--, ^odfoeitß* unb anberen 
geften. 2Iud& bie -SJielobie beffelben ift oon üjm. Stoß Sieb 
mürbe oon Sut^er in feine erfte Sammlung fdfjon aufgenommen 
unb ift nad#er in mehrere meberbeutfdje unb überfefct audj in 
(jod&beutfdje ©efangbüd&er aufgenommen, j. 23. in 3Jiagbeburger 
gepftüäe Seber 1543; Eleri Cantica sacra, Hamburg 1578; 
©mbener Sftteöerfädjf. ©efangbud) 1587 *c. @ß ift abgebruöt 
in ©a^lmann'ß -Keocoruß II, 37. Sau'ß ©.^. SReformationß* 
gefd). ©. 343. Sßacfernagel, beutfdjeß Äird^enlicb III, 901. 
@ine Ijodjbeutfdje Ueberfeftung im ©.*&. .Igodjfürfil. ©efang* 
bud) 9ir. 998, aud) bei geljfe -Jtod&r. t>. b. Sßreotgern -Korber« 
bttfjmarfdjenß ©. 30. — Studj ift erfdjienen : (Sine SBetradjtung 
über baß Sübecfifdje Soweit* unb Stifdjlieb 9tic. Sojenß: D 
©ott, mir banfen beiner ©üte 2C, Sübetf 1715. 

»ölten SDitljm. ©efdjid&te III, 228. geljfe 23. SBtet&en 
166. Sadmann ©inl. I, 283. Sau $Keform.*®efd>. 343. Senfen* 
aJlic^elfen ©.*£. ßird)engef$. IU, 67. Äod) I, 419. 2Wg. 
beutfdje Siograpljte III, 85. gifdjer SUrd&enlieberlejtcon 2C. 

2. SfttcolaußSoje junior, auß bem ©über*93ogtbi* 
mannengefd)le$t in SBrunßbüttel geboren , fjatte gletd&fallß in 
SBittenberg ftubiert unb mar, wie fein vorgenannter SSetter, 
eifriger 33eförberer ber Deformation im &etmatßlanbe. ©r mar 
3JUtoeranlaffer, bafe &einrid) oon 3Wp^en ^erberufen marb 



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$>ie ßetftltdjen Sieberbicfttcr 8d)le$ttn8'£olftein$. 303 

unb räumte if)tn bcrcittDtffißft als $aftor in 2Mborf feine 
Äanjel ein. 33oje warb 1533 ©uperintenbent unb jiarb 1542. 
S3on tym finb jroei Sieber: ©ebenebepet feg ber §m, ber 
(Sott in Israel :c. (im Sfibeder ©efangbudj 1545, im &am= 
burger 1558, im Slttagbeburger 1567 k.) unb: D, ©firifi, xor) 
bauten biner ©übe, ein Slbenbmaljtelieb (in 9)togbeburger gepft- 
lidfe Seber 1543, in Eleri cantica sacra p. XXVII, audj bei 
SReocorus II 38—40.) 5Bon t&m ift ein ©djreiben an bie 2Itf)t* 
unbmerjiger in Staljlmann'd -Weocoruö II 140 unb eine t>on 
tym 1528 in 5Brun*bfittel gehaltene ?ßrebigt bafelbji II, 571 
gebrudt. 

»ölten III, 227, 276, IV 66. ßellmann ©überbaut. 
Jtirdjen&tfiorie 61. Sau 146, 345. 3enfen*3JUd)eIfen III, 57. 
5to$ II, 418. 

3. Sßil^elm 3ltarbufi, geb. 22. SRooember 1572 in 
SBilfter, ©oljn befl bekannten granjtecuö SUarbu«, ber bafelbft 
ate ßauptpaftor 1578 ftarb. @r ftubierte 1593—95 in SBittem 
berg, warb 1596 ©onrector an ber ©djule in ßrempe, 1604 
jugleid) spfarrabjunft, 1608 £auptpuftor, julefct war er ©enior 
be* Wünfterborftfdjen ßonftfiorium«, 1644 emeritirt, f 9. SKai 
1645. SSon itjm finb ja^trei^e ©djriften, lateinifd^e unb 
beutfdfje ©ebidjte. 1617 warb er ate Jtatferlidjer $oet ge* 
frönt unb in ben erbttdjen 2lbelflanb erhoben, ©eine getft* 
Ud&en Sieber: ©irrenbe« SEurteltäubtein, Sp. 1630, 2. »ff. 
1635. 3efu £erj<5ßfeile, Sp. 1635. Stdjtjefm SDanfeöprebtgten 
mit 12 angehängten Siebern, Sp. 1640. 3n ältere ©efang« 
bfidjer finb aufgenommen: ©IjrijiuS wirb mtdj nid^t laffen ac. 
1630 — SRun fing iä) baß neue Serufalem 2C. 1640 — ©ingt, 
toer fann fröpd) fingen :c. 1640. 

Ueber bie gamilie Sllarbi: bäntfdje Sibliot^ef IV, 310 unb 
nueber bei ©eufc ^Beiträge I, 194. SBitten Memoria theol. 
grff. 1684. 2Bejel Hymnop. 1719. SDMer Cimbria litt. I, 4. 
§. ©gröber ©efd). beö 9Hünfterborfer Sonftftortumö , 2lrdju> 
IV, 77. Stofy III, 223 (ber ifjn übrigen« unridjttg Super* 
intenbent fein läfjt). S3römmer Sttdjtertej. gtfdjer Äirdjen* 
lieberlej. SUlg. beutle 83iogr. I, 172. 



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304 $te griftlidjen ßieberbtdjter ©d&tegttng^olftcin*. 

SKnmerf. SBir fönntcn §ter aücnfallÄ audfj roo&l ben 
befannten SBater ber beutfd&en 3)idf)tfunft 3Jlartin Dpifc »on 
33 ob er feil), geb. 23. ©ecember 1597 ju 33unjlau, ju ben 
Unfern j&l)len, ber l)ter als glücJjtling 1620 längere Seit 
äufentljalt gehabt unb ro&ljrenb berfetben namentttdfj fein 
„Sroftgebidjt in 3Biberroärtigfeit be8<5triege*" bietete, f 20. 
2luguft 1639. 3)odj ift von feinen SHrdjjentiebern , bauon 
gifd&er 10 anführt, rool gerabe feineß Ijier gebietet. 33ergl, 
über iljn übrigens: ©treffe 3R. D. Sty. 1856. £. *ßalm 3tt. D. 
t). 33. 33re«tau 1862. SBein^olb 9fl. D. t>. 33. Stiel 1862. Roä) 
III, 6. gifdfjer ßird)entieberte£. 

4. Sinn aDroena ßoper ifi geboren in Mbenbüttel 
in ©tberfiebt, als bie £odf)ter bes reiben ftatö Droenfi, ber 
fidjj namentlich mit Slftronomie befdfjäftigte. Sie ^eirat^ete 
1599, erft 15 Satire alt, ben ©taller ber Sanbfd&aft ©tberftebt, 
£errmann ßoper auf ^operöroort, bem fie eine äuöfteuer 
oon 100000 3Rar! lübifdj jufti^rtc. ©ett 1622 SBtttioe 
gab fie ftdf) fd&roärmerifd&en Neigungen !)tn, ber ©dfpenffelb* 
inner ©efte unb üerfdjroenbete babei tljr großes 33crmögen. 
93 on ßufum, wo fie ein Jgauö befafe unb roo&tn fie oerjogen, 
ging fie 1632 nad& ©darneben. ©afelbfi na&m ftdf) bie Königin 
iljrer an unö ©erlief ifjr einen SBo&nfife in ber 9?äf)e ©to<& 
l)olmß in ©tttnrid. £ier ift fie 1655 oerftorben. ©ie befafe 
flafftfd&e 33ilbung. S^re ©ebidjte ftnb gefammelt: ©eijilid&e 
unb roeltlid&e Sßoemata Slmfierbam 1650. ©ö finb t)od&* unb 
J)lattbeutfc$e ^Boefien, ber bönifd^e ftoxp^apt ift eine giftige 
Sßolemtf gegen Sttrd&e unb ©eiftlid&fett SSon ifyren geiftlid&en 
Siebern finb ju nennen: ©fyrtfte, ©ottes einger ©of)n zc. — 
®ommt Der mit gleifc, betrautet beö §errn grofc ©eroalt k. — 
D ©ott, mein &err, nrie rounberbar f^tctcft S)u mit ben 
©einen zc. — ©tel)t auf oon allen ©ünben in biefem mmn 
3al)r k. — 

Voller I, 263. ©. Sirnolb ßirdfjen* unb Stefeerfjift. 
III, 14. SHbelung ©efdf). b. menfd&l. SRarrtjeit IV, 193. Krafft 
Ijufumfdfje Äird&enljift. 161—463. ^ontojtyiban Annales eccl. 
III 749. gebberfen ©iberfteDt 49, 66, 162. 3enfen^3Kid^elfen 



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$)te getftltd&eu SMeberbidjter ©djte$ttrig<|>olftetn$. 305 

III, 313. Roä) III, 284. 2HIg. beutle 93togr. XIII, 216. 
Dr. $. ©d^üfee 3tfc$r. XV 243, roo meljr Siteratur angef üfjrt 
ifi. 3^r Sitbnid bei 2Beftyf)aten Monum. IV, 28. 

5. Slbam Dleartuö, geboren ju 2lf<^erölcbcn 1599, 
©of)n eines ©djneiberö 9Jtorcu$ Oelenfcbläger , ftubierte in 
Setyjig unb warb bafelbft junädftft 2Ibjunft ber pf)ilofopl)tfcI)en 
gacultät, barauf aber 9?at unb £ofmatI)ematicu8 beö ßeraogö 
griebridf) III oon ©ottorf. 1633 warb er ber oon biefem 
gürften entfanbten ©ommiffton jur ©rforfdfjung ber £anbelß* 
roege nadf) Sßerften als ©efanbtfd&aftöfecretair jugetijan unb 
ijat er biefe SReife betrieben: 9Koßfauer unb Sßerfinifd&e 
Sieifebefd&retbung ©d&lestoig 1647. 1656 warb er audf) ^erjog- 
lieber Sibliottjefar unb 2luffet)er ber ©ottorfer Äunftfammer, 
f 22. geb. 1671. 211$ Sinter war er SJlitgtieb ber frud&t= 
bringenben ©efeHfdjaft unter ben -Kamen „ber aSielbemü^te". 
33on iljm ift aud) oerfafet: Delation oon bem gottorpifd&en 
$Parnajfo. 6r ift SBerfaffer beß SBeiijnad&töliebeö : D gnaben* 
reid^eö Seben ac. — im Süneburg. ©efangbudf) v. 1702. 

dotier II, 593. £egeiotf$ ©efötc&te IV, 391. ©oebefe 
©runbr. II, 449. £od& III, 79. 

6. 3 ol) a nn SR iji, geboren in Dttenfen ben 8. 3Rftrj 
1607. ©ein SSater bafelbft ^aftor f 1626. % befugte baö 
Hamburger ©pmnafium unb barauf baö Sremer unb ftubierte 
bann in Rinteln, erft Surisprubenj, bann Geologie. 9la<$ 
t)oüenbeten ©tubten toarb er §ofmeifter eines reiben Hamburger 
Jünglings, t>en er auf bie Unioerfüftt SRoftodf begleitete, xvo 
er }ugleid& felbft SSorlefungen tjörte über 9Jtebicin, $pi>armacie 
unb Sotanü. 83on \)kx ging er nadf) Serben, Utrecht unb 
julefct nadjj Seidig, too tljn toieber oorjugötoeife bie Geologie 
befd&äftigte. Sann war er nodf) £auölef)rer bei bem Sanb* 
fd&retber ©ager in £etbe, bis er 1635 ^aftor in SBebel toarb. 
SRad&bem er ftdjj als SMdjjter befannt .gemalt, würben tym oiele 
e^renbejeugungen ju Steil. Jtaifer gerbinanb IV. ernannte 
ifjn äum ^faljgrafen, frönte i£)n mit bem faiferlidjjen Sorbeer 
unb er^ob ü)n mit allen feinen Sftacpommen in ben 2lbelftanb 
beö &eü. röm. SReid^ö. SDer &erjog oon 3JledKenburg ernannte 

20 



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306 $te geifttidjen Sieberbidjter 6d)te3ttnfl«§olftetn§. 

xi)\\ jum ©eljeimen Äirdfjenrat. ®r ftarb 31. 2lug. 1667. 
(Seit 1647 war er 2)Utglieb ber frud&tbringenben ©efellfdjaft 
unter bem tarnen : „ber SRüfttge". 33on feinen trielen ©d&riften 
führen wir an : Musa teutonica, b. t. teutfd&e poetifd&e 3RteceHen 
1634, 3. S. 1640. gSoettfdjer Suftgarten b. i. aUerljanb an* 
mutige ©ebtdfjte £amb. 1638. Sßoettfd&er ©d&auplafc £bg. 
1646. Steuer teutfdjer ^arnafe, Sünebg. 1652. £tmmlifd)e 
Sieber 1641. SReue &imml. Sieber 1644. ©abbatifdjje ©eelem 
luft Sünebg. 1651. 2Wtäglid?e £au*mujtt. Sünebg. 1654. 
9teue mufifal. geftanbad&ten Sünebg. 1655. Sßeue f)od£)f)eitige 
?ßafrion^anbod&ten, &amb. 1669. 

3ilß SDidjter mar SR. ©datier von D^ife. ©eiftlid&e Sieber 
bat er nidf)t weniger atö 610 oerfafet, von benen 237 in 
fird)licf)en ©ebraud) gekommen finb. 2)qö glenöburger ©efang* 
budf) 1742 (ü. 5Jrafer) fjat 38 [einer Sieber, baö Sonbernfd&e 
33, ba& alte ©dfjl.^olft. 38, baö (Sramer'fd&e 6 unb baö neuefte 
©d)leSw.=£olft. 6. 

eine auswart feiner ©ebidfjte in 2B. 3JZüücr Sibliot&ef 
beutfd&er SDi^ter beö 17. 3afcr&. Sp. 1822. 

Ueber tyn: SBitten Mem. theo!. ©. 1578. 2RoHer 1, 546. 
SBejel Hymnop. II 358. go^annfen l)ift.*biogr. s JIad^r. ©djleönug 
1802, 218. ©erütnu§ III, 329. SBilmar 29. ©öbefe II 453. 
Srümmer 3Mdf)terle£. 113. 33artl)olb ©efcf). ber frud&tbringenben 
©efettfdl). 1848. (o. &öüeln) be3 ^oc^löblidjen äbelen ©roanen* 
orbens, öeutfdjer ftimbzx * ©df)toan, Sübed 1666. Dr. %fy. 
£anfen 3. SR., Äiel 1867, beffen 3. SR. u. f. 3eit £atle 1872. 
§ifc$er im Sir^enlieberlej. betyanbelt 120 feiner Sieber. 

7. *ßaul glemming, geb. 5. Dctob. 1609 ju hartem 
ftein im (Srjgebirgifdjen, ftubierte 9J?ebicin in Seidig, befd^äftigte 
fii) sugteidf) mit ber ^oefie nad) bem SBorbilb beö Dpifc, ben 
er perfönlid) fennen $u lernen ©elgenfyeit gefunben (jatte. 
©d)on als ©tubent erhielt er neben ber pljilofopljifdjen -Kagifter* 
würbe ben SDidjtcrlorbecr. @r begab fidf) barauf nadf) ©dfjleönrig* 
<golftein unb warb tjier -üiitglieb ber SReifegefellfdEjaft beö 
fierjogö griebri$, nad& ^5erfien. 9Son ba jurüdfgefeljrt, nadf)bem 
er in Serben jum Dr. medicinae promomrt worben, liefe er 



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$)te geiftüdjen Siebeibid&ter ©d}{e3ttriQ*£olftein3. 307 

ftd) als prafttfd&er 2lrjt in Hamburg nieber, ftarb aber fd&on 
am 5. gjtörj beffelben Saures 1640. 21 Dleartuß, fein 9Ieife= 
gefaxte, gab feine ©ebidfjte nad) feinem £obe heraus. Dr. 
qj. %. teutfd^en ©ebidf)te Prodromus £ambg. 1641. SM* 
ftänbiger fein ©d^nriegeroater 9tiebt)ufer Sftürnberg 1642, 2. 21. 
1651, 5. 21. 1685. Sine 2Iuötoal)t 2B. Sötüüer SBibiiotljel, 
83b. III uno ©. ©d&mab ©tuttg. 1820. Seine latetmfd&en 
©ebid&te l>at Sappenberg, £ambg. 1863, ebirt. ®r §at 646 
beutfdfje ©ebidf)te üerfafet, uon benen jcbod^ 161 verloren 
gegangen finb. Unter ben erhaltenen ©ebtdjten finb 41 geift* 
lid&e Sieber. 33or allem ift fein Sieb: $n allen meinen Staaten 
k. — befannt geworben, ba3 audf) in alle neuen ©efangbüd&er 
übergegangen ift. 

©ertrinus III, 236. Hilmar II, 32. ©öbefe II, 448. 
So^annfen 78. Hamburger ©d^riftfteUcrtes. II, 319. ßodfj 
III, 73. 2lUg. Deutfd&e öiogr.' VII, 117. ^ifd^er Sirdjenlieberlej:. 
(2 Sieber). Dr. £. SB. ©djmitt, gj. g. nadf) feiner literar. 
gefd&idjtlid&en Sebeutung, Harburg 1851. SBarnljagen o. ©nfe, 
biogr. SDenfmale, ©erlitt 1827, 33b. IV. ©. Naumann. $. g. 
©üftroto 1874. 

8. ©eorg Sfteumarf, geboren 6. 2tt&rj 1621 ju 
Sangenfalja, Soljn eine« £ud)ma(f)er§, ftubierte bie 9?edE)te in 
Königsberg unb ftarb als £erjoglid)er 33ibliot^efar unb 2lrdf)io= 
fecretair, aud) faiferlidjer $ßfaljgraf in SBeünar, 8. Quli 1681. 
@ö finb 32 geiftlidEje Sieber uon i&m gebrueft. 2lm SBefannteften 
unb SSerbreiteften ift fein ©efang: 2Ber nur ben lieben ©ott 
läfct malten ac. — 2ttß 33eranlaffung beffelben ift bie uon gr. 
Äinb poetifdf) unb t>on bem Sugenbfd&riftfteHer ©. SJtierifc 
populär bearbeitete (Srsäljlung ©. 91. unb feine ©ambe ange= 
geben, bie jebod) nadf) neuern Unterfudjungen fid& als gäu^lic^ 
falfdf) ergeben. S)ie roaljre SSeranlaffung ift tnelmeljr biefe. 
2llß -Jieumarf, nacfybem er baö ©pnafium in ©otlja abfoloiert 
l)atte, fidf) oon Seidig aus einem 3"ge ßaufleute angefd&loffen, 
bie üon ber 9)?effc famen, um mit it)neu na<$ fiönigsberg ju 
jietjen, roo bamalß an ber Unioerfttät ber berühmte ^rofeffor 
©imon 3)ad& bocirte, rouröe biefer 3 U Ö au f btx Jgeibe bei 

20* 



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308 3)te getfiltd&en Sieberbtdjter ©djle§ttng.£oTfteing. 

©arbelegen von Stäubern gc^lünbcrt unb aud& SReumarf rettete 
nur, toaß er am Seibe Ijatte, nebji feinem ©tammbudf) unb 
einem ©ebetbudf). ©o fam er nadf) 5Jtagbeburg, von ba nadf) 
Süneburg unb Hamburg, ofjne Unterfommen ju ftnben. 33on 
Ijier pilgerte er nad& 'Riet. £ier nahmen fid^ feiner an ber 
ßauptyafior an ©t. SRicolai, 5ßaftor SBedfer (über ü)n g. 
Solbe$r ^Jlitt^eUunßen VI, 63) unb ber $tyrfifuft $aul SRotft. 
$Durd& t&re Vermittlung erhielt er nun eine ^auöle^rerftelle 
bei bem Slmtmann ©teptjan Hennings bafelbft, in roeldfjer 
Stellung er 3 3al)re verblieb. $laä) feinem eignen 3 eu 8™fe 
üerfafete er, wegen biefes unverhofften ©lücfö, ber göttlid&en 
Sarm^erjigfeit, für foldfje ©nabe ju banlen, baö genannte 
Sieb. 2lud) bieWelobie componierte er felbfl baju. ®aö toar 
®nbe 1640 ober Slnfang 1641. ©ebrudt ift iebodö bas Sieb 
erft 1657 in ©. SWeumarfß fortgepflanzter mufifalifd& * poetifdfjer 
Sufhoalb. Qena 1657. @r jog nun nadfj Königsberg, feine 
©tubien bort ju abfoltriren. 

Cf. Sö^er III, 885 u. SRotermunb jum 3öd&er V, 582 
33artt)otb @efc&. b. frud&tbr. ©efeUfcfc. 277. $to% III, 410. 
gifd&er, 2Jtonatsfd&r. f. b. euang.4utlj. ßirdfje in Hamburg 1881, 
405. SlUg. btfd&e 33iogr. XXIII, 539. %. £naut& ©. SR. 
Sangenfalja 1881. 

9. Sttaria ©lifabetl), Sprinjefftn t>on ©d&le$ = 
nug*£olftein, geboren 26. 3uü l 62 ^ SEodfjter beö £erjogö 
5ßl)iUM> von ©.-£.-- ©lüdföburg unb ©o^ta £ebnrig, Sßrin jeffin 
von ©ad^fen- Sauenburg, warb 30. SWowember 1651 bermä^lt 
mit bem SKarfgrafen ©eorg 2llbredf)t ju 33ranbenburg*©ulm* 
bad& in 33apreut^, wo fie audf) 27. 9Kai 1664 geftorben ift. 
SSon tfjr ift baä Sieb : 2Id(j ©Ott, ©ir mufc id&'ö f lagen, 9ftein 
Unglüdt ift ju groft :c. — baß rool juerft im ©ulmbad&er ®e* 
fangbudf) von 1680 erfd&ienen, nadfjber in mehrere ©efangs 
büd&er übergegangen, nod& in bem SJielefelber t)on 1854 ftclj 
finbet. («ud& bei SRamba<§ Sbit^ologie III, 150.) 

©übe ©unberoitt, Flensburg 1788, @. 158. Sodfj III, 
447. gtfdfjer KirdfjenlteberleE. Leerwagen Siteraturgefd&td&te ber 
geijil. Sieber, ©d&weinfurtt) 1797, II, 150. 



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zedby G00gk 



$te geiftftdjen Siebcrbid&ter ©c§Ie3nrig«$olftein$. 309 

10. ©IjrifHan SRifaniuö, geboren 21. 3Mrj 1629 
ju 9Karne in ©itfjmarfdjen, ift gcfiorben alö *)3afior in Siele* 
fetb unb ©uperintenbent ber ©raffdjaft 9tat)enöberg 5. ^uni 
1689. 3Son i^m ift baö Sieb: D großer ©Ott uom Fimmels* 
tfyron, Safe beine ©nabe walten :c. — bas ftdj rool juerfi im 
Semgoer ©efangbudj t>on 1717 ftnbet unb nadjtjer in mehreren. 

Sßejel Analecta II, 377. gtfd&er ßirdjenlieberlej:. gefjlt 
bei -Koller unb bei $odj. 

11. SljrtfHan t)on ©töäen, geboren 15. 2luguft 
1633 in ^lenböburg, roo ber SSater Boüuerroalter unb 3latl)$* 
öerr war. Er ftubierte in Setyjig unb SRoftod Geologie unb 
warb am lefetern Drte 1655 SDtogifter. 3lad^bem er für je 
3eit &au8lefjrer geroefen, warb e'r 1656 Sßaftor in £rittau, 
1666 £ofyrebiger unb ©uperintenbent in (Sutin. 1674 pro* 
monierte er in Stiel jum Doctor theologiae, 1677 warb er 
barauf tropft unb £auptyaftor in feiner SSaterftabt Stenbö- 
bürg unb jugleid) SSice - ©eneralfuperintenbent, 1673 bann 
befinitio Äöntßl. ©eneralfuperintenbent unb jugleidj tropft 
für Flensburg, ©egeberg unb ^inneberg. f 4. ©eptember 
1684. 9Son il)m: Cithara nova Davidis, b. i. neugejiimmte 
SDaoibö^arfe ober bie $falmen SDaoibS fingbar, ©djleönrig 1656. 
©tjrtfti Dl)nmad)t ber Stiften 2lnbad)t, in Spaffionögef&ngen, 
Sftafceburg 1668. Musica sacramentalis , b. i. fjeilige SRadjfc 
mufil aus Stomas a Äempte in breimat 12 Siebern, pön 
1676. ftlare Snbeutung unb tua^re Anleitung jur 9tad)folge 
©^riflt, Pön 1678. - 1681 ebirte er baö Keine ^olftemifdje 
©efangbudj, 9ienbsbg., unb t>eränberte barin triele ber altci? 
Sieber. 33on feinen eignen geifilidjen Siebern ftnb befonberß 
befannt : 9Son ganjem £erjen banf idj SDtr 2C. — &tlf ©Ott, 
laß mir gelingen 2c. — D £err nun läffeft 2)u ju ©einer 
greubenrut) :c. — @ep mit beinern ©Ott vergnügt u. — 
3ft ©Ott bei unö in aller ^3ein :c- — (Srniebrigt Ijatte fidj 
bereits :c* — 2Bol)l bem, ber gotte8ftird)tig lebt :c. — 2Btr 
finb in SRotl) u. — £)ieö lefctere ift in unfer neueftes ®efang= 
budj aufgenommen (5Rr. 452). Qn bem alten föleöm. - §olft. 
©efangbud) ift nur 1, in bem ßramer'fdjen finb 3 feiner Sieber. 



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310 2)te geiftttdjen Steberbtdjter (2d&le$ttH8*§olftein8. 

Voller I, 658. Rannten 262. Rotf III 461. galffö 
2IM)anblungen a. b. änj. III, 519. ©dfjolj ©d)le$it>. *£otft. 
$ird)engefd). 261. $enfen :2)»djelfen IV, 34. ©ermnuö III. 
Srümmcr S)idf)terle£. 519. 

12. 3ol)annes$Röling, geboren in Sütjenburg 23. 
September 1634, ftubierte in SHoftodf unb Königsberg, roo er 
©dfjüler beö ©tmon £)a<S war, warb bafelbft 1660 Sfftogifter 
unb 1661 Stades 5Rad)folger in ber ^rofeffur ber $oefte. 
f 21. 2lug. 1679. 3?on ifjm erfdE)ien : £eutfdf)er Oben, fonber* 
bafjreö 93udE) t>on geiftlidfjen ©ad&en 1672. 33on feinen fitrd&em 
liebern finb ju nennen: Siebfter Sefu, £roft ber £erjen :c. 

— 2Ba§ foH tdf), Itebfter Sefu, SDu :c. — $d) tomm', o ^efu, 
Ejer ju ®ir unb bring 7 Dir meine 2Inbadf)t für :c. — , bie in 
®efangbtidf)ern fid& finben, j. 33. im 2lltonaer von 1731. 

Ueber tfjn : SBejel Analecta II, 755. ^öd&er Aug. ®* ? 
lefjrtenler, III, 2170. Roä) III, 401. gifd^er Äirdfjentieberle£. 
II, 34 unb 37. 

13. Sodann SaffeniuS, geboren in SBalbau, Som- 
mern, 26.2Iprill636, ©otyn eines ^ßrebigerö, ftubierte in SloftodE 
unb war ber ©d&tiler £einrid() Slftüller's , warb nadj merfrotir* 
bißcr ^Pilgerfahrt SRector ber ©tabtfdfjule in Sferfpe unb Sßre- 
biger an ber ©t. -fticolaifapeHe, bann &auptpaftor in 33arm* 
ftebt unb ^ropft ber ©raffdjaft SRanjau, 1676 $aftor an ber 
beutfdjen ©t. Sßetrifird&e in Kopenhagen, 1677 Dr. theol t)on 
©reif ötoalb , 1678 jugteidE) Sßrofejfor ber Geologie an ber 
Äopen^agener Umoerfttät, f 22. 2Utg. 1692. SSon feinen 56 
Siebern finb 26 in ©efangbüd&er tibergegangen, ©ie ftnben 
ftdj junäd^ft in bem 2lnf)ang ju feinen Sfnbad&tsbüd&ern : 33ib* 
lifdjer Söeprauclj, Slopenlj. 1687, unb öfter, in Sobftngenbe 3fa* 
bad&t, ®openf). 1692. SBir nennen: 31$, 33ater, mein ®r^ 
barmer zc. — Stuf, auf, tyx meine Sieber :c. — greii' 2)id) 
fe^r, o meine ©eele :c. — &immel, työre meine Sieber zc. — 
£od&gelobt fei unfer ©Ott :c. — 9hm ift ber SEag vergangen zc. 

— 3efu, ©lanj ber &errlidf)!eit 2c. — D Stifter ©ünber 
benlft bu ntdfjt tc. — ©ü&er 3>efu, Deiner ©naben k. 



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$te geiftttd&en Sieberbidjter @d)te$toiö'§oIftein3. 311 

Voller II, 449. ßeenoagen I, 160. ßodfj V, 536. 
9Wg. beutfd&e Siogr. XVII, 788. Seben unb £ob Dr. 3. 
8., Jtopenf). 1693. $roo =33er. 1834, 3, 396. ©.*£. Jttrd&em 
unb ©d&ulbl. 1870 5Rr. 41. ßarftens in Setoeiö bes ©fau* 
bens 1876, XII, 449. 2Jtou, SRoget om 3. S. SRp frifiel. 
©aml. V, 289. 

14. ©ljrtftot>lj ©enfdfj t)on SBreitenau. @r toar 
geboren in SRaumburg 12. äug. 1638 als ©of)n eines ©taats* 
beamten, befugte bic SanbeSfdfjule ^forta unb baß ©pmnte 
[ium in Naumburg unb fiubicrtc bann jura in Setpjig. SRadfj 
SIbfoloirung ber UnioerfttätSftubien warb er &ofmeifter eines 
Sßrinjen oon ©dfjlestoig *&olflein * Sftorburg, 1667 £ofrat bes 
&erjogS 3oad)im ©rnft oon $tön, 1678 oon 5tönig ©^riftian V. 
oon S)änemarf junt 9iat ernannt unb 1681 oon bemfelben 
in ben SKbelftanb erhoben mit bem -Warnen von Srettenau. 
■Jtad&bem er furje $tit dte Slmtmann oon Sl^renöböö fungiert 
Ijatte, warb er 1682 ßanjler ber ©raffd&aft Olbenburg, 1693 
ßonferenjrat, 1694 Sanboogt im Subgebinger Sanb, 1700 
oon König griebridfj IV. jum ©eljeimratlj ernannt, fotoie -jum 
©eputirten bes ginanjioefenö unb balb barauf jum $räfU 
benten ber @eneral=£anbes=ßommiffion, 1701 iRitter von £)ane* 
brog, 1705 ober 6 jog er ftd^ inbefe von ben ©efdfjftften jus 
rütf unb prioatifterte in Sübecf, xvo er ben 11. Januar 1732 
ftarb. SDod) audE) to&fjrenb biefer legten Sßertobe war er nod) 
SSormunb bes pön'fdjen sprinjen Seofcolb Sluguji. @r ift 
oielfadfc in ©taatsgefdfjftften oertoanbt toorben unb §at nament-- 
lidfj jur ^Beilegung ber Streitigkeiten jnnfdjen bem ßönig unb 
ben fürftltd)en Käufern, fotoie jnrifdfjen biefen unter einanber 
eine bebeuteube SBirffamfeit geübt. @r ift audE) burdjj ein 
©efd&enf oon 10 000 5Rt^I. ber Stifter unb ©rünber bes 
spiön'fd&en ©pmnafiums geworben. SBon t$m finb bebeutfame 
©taatsfdjriften oerfafct. Slufeerbem ift er audE) Herausgeber 
bes Pön'fdien ©efangbudfjs oon 1674, baS 1687 in 6. 3luf* 
tage erf d&ienen, feiner 3*ü vkt * n ©ebraud) geroefen. 3>n 
bemfelben finben fidfj 20 oon if)m felbfi oerfafete Sieber. SDicfe 
finb jum Xfjtil aud& in anbere ©efangbüdfjer übergegangen* 



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312 2Hc geifttidjen SHeberbidjter 6d)te§roig'|>olftein£. 

3m £onbern'fd(jen ©efangbudfc Rnb 3 r im alten ©-&. ©efang* 
budfj 3, im ßramer'fdjen 1. 2Bir nennen : ©ott, mein 93ater, 
fei gepriefen :c. — • SJlein £erje fei jufrieDen :c. — 5Run 
motten wir 2ob, ®\)f unb greift iz. — D ftd&rer 9Kenfd(j be* 
fetjre btd& *c. — 2Bir f ommen, Reifer, 2)ir ©efang Unb SRufjm 
unb SJkeifi ju bringen u. 

£. ©dfjolj furjgefafete 9tad)r. t>on pön. ßanbfd&rift ber 
Vieler Uniüerfitfttsbibliotljef (SRatjen ^anbfd&riftenüerj. II, 36). 
&anfen t>on ben $piönfd&en Sanben ©. 29, 41. £rebe ©efdf). 
b. ^lönfäen ©ele^rtenfd&ute, $rogr. 1884. d. £alem ®efd). 
ö. Dlbenburg III, 27. 3öd&er I. Leerwagen I, 162. 3. 3. 
©ottfd&att Sieberremarque $. D. 616. 3o^annfen 38, ®odj 
III, 463. 900. btfd&e öiogr. III, 287. 

15. 3acob ©d&roteger, geboren in 2Iltona 1624, 
ftubierte in SBittenberg, warb ^rebiger in ©tabe, ging 1654 
nad& Hamburg, mad&te ben Srtegöjug im bftnifdjen £eer nadjj 
$olen mit, t 1667. SBon t&m ift u. S. erfdfjtenen ©eiftlidje 
©eetenangft jur 3 e ü ber 2Infedjtung mit fdjönen 2Mobien, 
£amb. 1660. 

3RoUer I, 613. 3öd&er IV, 418. Sorbens Sej. V, 682. 
£amb. ©djrtftftellerles. VII, 139. Srümmer 489. 

16. ©rifiian ©criüer, geboren 2. 3<wuar 1629 ju 
SRenbSburg, roo fein SSater Kaufmann mar, befugte bie 
©elefyrtenfc&ulen in SRenböburg unb Sfibetf unb üon 1647 an 
bie Untoerfttät in SRoftotf, wo er 1649 Sftagijler marb. 1650 
ßaußlefjrer, 1653 Sttrd&tbiafonuS in ©tenbal, 1667 ^aftor in 
SJtogbeburg, 1679 ©enior ber ©eiftlidjfeit, 1685 ßirdfjentnfaeftor. 
1690 jog er nad^ Dueblinburg als ©onfiftorialrat unb Ober* 
tyofprebiger ber £erjogin 3lnna 2)orotfjea. t 5 - 3tj>rU 1693. 

y ®r ift befannt bur<§ ja^lreid&e erbaulid&e ©Triften, ins* 

befonbere weit verbreitet unb bis in unfere £age immer neu 
gebrutft finb, fein „ ©eelenfd&afe" unb ©ottfjolb's jufäHige 
2Inbad^ten. ©eine geiftlidfjen Sieber finb nadfj feinem £obe in 
2lu$roaf)l jufammen gebrudt, in bem t>on 3Jt. Sßeife heraus* 
gegebenen 2Ju$jug aus feinem ©eelenf d&afe ; ©eelenfd&afeeS Sraft 
unb Saft, SBittenberg 1704, SOTagbeburg 1745. 3n mehrere 



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$ie aeiftttdjen ßieberbtfyer ©djleSnrig^offteinS. 313 

©efangbfid&er f m b üon biefen aufgenommen : Stuf, ©eel', unb 
banfe beinern .§errn 2c — $er Heben ©onne Sidjt unb 
Sßrad&t 2C. — &ier lieg id) nun, mein ©Ott, ju beinen $tifeen 2c 
— Sefu meiner Seele Seben 2c. — Suftig, if)t ©äfte, feib 
fröfjlid) in ®f)ren 2c. — SBaß foH mtd&, ^efu, auf @rben no$ 
binben 2c. — 3> m £onbernfdjen ©efangbudj ftnben fid) bauon 
4, im gtenaburgifdjen 2 , im alten ©.*&. 2, im 6ramer'fd)en 
1, im neuefien 2. 

2flotter I, 614. $o!jannfen 251. £o<$> IV; 78. 2Beim 
fdjenf erbaultdjeö Seben, M. Sc. S*>. 1729. ßf)riftmann ©er. 
Seben, Nürnberg 1829. 93raun Seben beff., »ielcfelb 1846 
ßlaiberö et)ang. SBoltebibßot^cf ©ttg. 1864 III. £agenbadj 
Äird&engefd). VI, 159. aerjog'ö SRealcncpclo^äbie 2. 91. XIV, 1. 
$il>ert Menber XVI, 182. ©dbmtbt ®ef$. b. ^rebißt 
1872, 110. SRot^e ©eftf). b. spr. 372. 

17. g&riftian $ortt)olt, geboren 15. Januar 
1632, in ber ©tabt 93urg auf geljmaw, ©ofjn eine« flauf* 
mann«. Vorbereitet auf ber £)omfdjule in ©d)leßnrig, ftubierte 
er üon 1652 an auf ber Unberjttfit in Stoftotf, warb bafelbft 
1656 3Kagifter, 1657 SIbjunft ber ^tlof. %acuMt in 3ena # 
1663 tmeber ^rofeffor ber gried)if<i)en ©pradje in Stoftod uttb 
Dr. theol. 1665 bei ©rridjtung ber flieler Unberfitat folgte 
er bem Stuf ate $rofeffor ber Geologie ba^in, 1666 toarb er 
^rofanjter. 1675 prof. primarius, f 1. 9T^rit 1694. 2Ite 
tljeologifdjer ®ocent unb ©djriftfteller, inöbefonbere als Äirdjen* 
fnftorifer ju feiner $eit berühmt (©dnröä^s Äirdjengefd). I, 
©. 173), fjat er aud) 35 geiftltdje Sieber gebietet, oon benen 
bie meiften in feinen biblifcben $eftanbad)ten, gefangömeife 
vorgetragen, Riet 1691 fidj finben unb t>on benen einige in 
©efangbfid&er aufgenommen tuorben ftnb. j. 33. ©rofcer ©ott, 
id) muft 35ir flagen 2C. — 2Bie fann unb mag idj, immer 
me^r :c. — ©o gef)ft £)u nun l^efu f)in 2c — Sefctereö ftnbet 
ftd) in 3. 81. ©djtegers Ueberarbeitung im ©ramer'fdjen 
©efangbudj. 

SBitten, Mem. theol. Dec. X. 21. j. $elbe de me- 
ritis ord. theol, Sübed 1719. 3JtoUer III, 362. SEtjiefe 



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314 $te fletfiridjen Sicberbidjter Sd)te3tmg'§olftein§. 

©eleljrtengefdjidjte b. Unit). Riet I, 13. 3ol)<mnfen 142. 
ßarfienß ©efä. b. tbeol. gacultftt 1875, 13. itod) IV, 258. 
^erjogö SRealencpflopäbie VIII, 246. 

18. Slugufi ©ermann granäe. SHHr jaulen biefen 
berühmten Stifter beö ^allifd^en 2Baifenl>aufe8, geboren in 
Sübed 23. 3Kärj 1663, in fofern ju ben unfrigen, toeil er 
fidj junädjft üon 1679 an, als stud. theol. in Stiel unb jroar 
im ßortEjolt'fd&en £aufe 3 Qa^re aufgehalten, audj in Kiel 
metjrfadj ge^rebigt l)at. 5Rur wenige ßirdjenlteber finb uon 
itjm gebietet. SBir nennen: ©otttob ein ©djritt jur ©roigfeit 2C 

— SBadj' auf bu ©etft ber treuen S eu 9 en K - *— 2£ <aS üon 
aufien unb von innen *c. — Daö (Srftgenannte ftnbct fid^ im 
£onb. ©efangb. 5Rr. 1097 unb im alten 6.*$oIft. 5Rr. 943. 

$od) IV, 305. ®ie übrige Siteratur befannt. 

19. 2)aniel ©eorg 3Jtorf)of , geboren ben 6. £)ecbr. 
1639 in SBiämar, ftubierte in SRoftotf unb warb bafelbft 1660 
^rofeffor ber ^oefte, 1665 in ftiel, t 30. guli 1691. Serü^mt 
waren feiuerjeit fein $ßol$)iflor unb fein Unterricht in ber 
beutfdjen ©pradfje unb $oefie, roeldjem teueren 33udje feine 
teutfdjen ©ebid)te in 3 Steilen angehängt finb, Atel 1682. 
®ie beiben erften Steile enthalten nur ©elegentyeitsgebidjte, ber 
3. gemifd)te. Unter biefen §ätte ftd) rool für'3 ©efangbudf) 
geeignet : Stuf ben -JieujaEjrStag : 33ri<i) o füfeeö Sid)t tjeroor :c. 

— III, 316. unb in geifttidjer änfedjtung ( ÜJtelobte auf 
meinen lieben ©ott *c). 2Ba$ quälfl bu bidj, mein ©inn :c. — 
SBirf bodj bie Trauer l)in je. 

Voller II, 560, III, 458. SRatjen Sa^rb. für SanbeS* 
funbe, 1858 I, 18. ^aulfen ©efdj. b. gelehrten Unterridjtß, 
1885, 4 II. t>. Sttieticron in 3tüg. btfd&e. Siogr. XXII, 236. 

20. Mauritius Sr am er, geboren 27. gebr. 1646, 
in Slmmeröiourt, ©o§n eines Sanbmannß, befugte bie ©eleljrtem 
fdjule in 2Mborf unb ftubierte bann in Sena Geologie 
1666—1669. 1670 warb er SDiafonuö unb 1679 «ßaftor in 
Warne, wo er 22. Quni 1702 ftarb. (Sr !)ielt eö mit ben 
Ort^obojen unb mar ©egner ber petiften. 31. Rnapp nennt 
tyn einen liebüdfjen innigen £)id)ter. 33on if)tn finb 89 Sieber 



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$ie fleiftttdjen Stebcrbicftter ©rf)te§tt»ig-«©oIftetn3. 315 

gebidjtet, gefammelt in ^eilige 2lnbad)t, in etlichen geifilidjen 
Siebern ©tüdEftabt, 1683. SDxe befannteften Ätrdjenlieber bes* 
felben fxnb : ®ott giebt einen milben SRegen :c. — ©Ott lebet 
nod) unb fttrbet niebt :c. — ©allelujal), lobet (Sott 2c. — 
SDteine Seele läßt ©ott walten 2c. — 3Wein £erj, roaö foH 
ba$ Sorgen k. — S)ie beiben erflen finben ftdfj im alten 
©.*£. ©efangbud) unb im ©ramer'fdfjen, baö @rfte au<$ in 
unferm neueften. 

Cf. 3KoUer I, 114. 3ö$er 1750. £eern>agen I, 159. 
Soljannfen 57. flodj V, 370. t>. SBinterfelb eoang. ßird&engefang. 
$$. 1845 II, 502. £eHmann ©überbitljm. Jtir$eii&ifi. 107. 

21. £rogillu8 2lrnfiel, geboren im £orfe £ott* 
ftebt, 5tird)fyield Sorbfirdj, befugte bieSd&ule in Sübedf, ftubierte 
auf ben Untoerfitäten in Setyjig, 2)orpat unb Atel, warb an 
lefcterem Drte 1670 SKagtfter unb bann Sßräbtlant an ber 
Jtlofterfirdje bafelbft. 1672 ernannte tt)n ber fierjog Sfjriflian 
2Ilbre<i)t jum $roj)|i unb &auptyafior in 2tyenrabe. 1684 
wrroeigerte er bem König ben ©tb unb oertor bed^alb fein 
2Imt, warb injnnfdfjen 3nterim8<$rofcft btx ftirftltdjen ßirdfjen 
in £olftein, bis er 1689 fein Slmt in 2tyenrabe toieber erhielt, 
wo er bann bis an feinen £ob 1713 oerblieben. 

@r Ijat ficlj befonberö burdj feine cimbrif<$en &eiben= 
t^timer 5Ramen erworben. S3on il)m erfd)ien audf) £immlifd)e 
2Beiljnad)t8gebanfen bei ber ßrtype ©fjrifli, in gebunbener SRebe, 
Riel 1669, unb Soliloquia biblica. Stblifd&e ©eelengetyrädje 
mit ©Ott in 3 Seilen nadj Drbnung be* ßatedjismuö eim 
gerietet, ©ammt bem alten festeste. *l)olft. ©efangbud) burdf) 
ben Autorem ebiret, vermehrt unb mit fielen Slnmerfungen 
erläutert, ©dfjlesnrig 1676. $)artn audj t>on ibm felbft oer« 
fafete Sieber. 35ie Schrift ift fefjr rar. 3$ &<*be fi* ni$* 
ju ©eftd&t befommen lönnen. 

SRoOer I, 22. «rd&fo für ©taatö^ unb Jtirdfjengefd). 
I, 410. 

22. Qo^ann ftriebridf) SDtfeper, geb. 6. £)ecember 
1650 in Setyjig, wo fein Sater Sßrebiger mar, Dr. unb $ro= 
feffor ber Geologie, julefct ßonfiftoriatyräfibent unb ©eneraU 



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316 $te getfttid^en Stcbcrbicfttcr SdjleStoig #olftein3. 

fuperintenbent in ©reifsmalb, f 30. 2Kai 1712. 33ir jS^en 
tyn ju bcn Unfrigen, weil er als £auptyafior an @t. Sacobi 
in Hamburg jugleidl) als ^ßrofeffor ber Geologie an ber JHeler 
Unfoerfü&t fungierte unb bafclbft nrirflidj ^eriobentpeife 93or* 
lefungen gehalten f)at in ben Sauren 1688 bis 1701. ©r 
war Wegner ber Sßietifien unb ift ber petifient)ammer ge* 
nannt roorben. SDaS Hamburger ©efangbudf), bas von 1700 
bis 1787 fid) in ©ebraudf) gehalten, ift t)on if)tn herausgegeben. 
SSon ifjrn fctbft finb barin 2 2Ibenbmal)lslieber, bie in mehrere 
©efangbfidfjer übergegangen finb : Stuf, auf mein (Seift, ermuntre 
2)id) 2c. — unb deinen Sefum tag idj nidfjt, 3Keine ©eef ifl 
nun genefen :c. — auf biefes leitete fyat namentlich SBunfen 
in feinem ©efang* unb ©ebetbudj roieber aufmerffam gemalt. 
SMefe beiben Sieber finben ftdf) in bem ftlensburger ©efang» 
budfj, bas lefctere im ^onbern'fd&en unb im alten ©df)leStt).*£olfi 

Rod) V, 361. £amb. ©djriftftetterley. V, 89. £erjog 
ftealenqclop&bie IX, 443. STOß, btfc&e 93togr. XXI, 99. 

23. ß^rifiian SRubolpl) Füller, geboren 3. SRoo. 
1651 in ßopenljagen, roo fein Sßater Dr. 3of). s JJl. berjeit 
Sßrofeffor ber SRedjte mar (f als erfter Sürgermeijler in glens= 
bürg 1672). SSorgebilbet auf ber ©elefjrtenfdjule in glenS* 
bürg, fefete er feine ©tubien junädfjfl fort auf bem ©pmnafium 
in 35anjig unb ging bann auf bie Unioerfität Königsberg um 
S^eologie ju ftubiren. -Wadfjbem er eine geitlang fiausle^rer 
geroefen, warb er ^clb^rcbiger bei bem SKanjautfdfjen SDra* 
goner=5Regiment, 1675 pastor adjunetus in -Jieuenbrocf, 1679 
^Paftor bafelbft, 1684 beutfdjer £ofyrebiger in Kopenhagen, 
1695 Sßrofeffor ber Geologie bei ber neuerrtdjteten 9titter= 
afabemie, 1700 Dr. theol. , 1703 33ifdf)of für pljnen in 
Dbenfee, t 12. ^anxxax 1712 ju SBefterburg auf Saalanb, im 
ßaufe einer bort aerljeirattjeten Softer. 33on i^m ifi bas 
Sieb 9tr. 878 im alten ©•*£. ©efangbud) : £ier ift Sein er- 
roadfjteS ßinb *c. 

2Bejel Analecta II, 3, 353. Qoljannfen 187. Voller 
II, 562. Söorm'S Sejiton II, 86. 3t. 3«. «ßeterfen Sibrag 



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25ie geifttidjen iiteberbidfoter (Sc§ tcörotg -4> olftci nS . 317 

til b. banff Siteraturljift. , Rty. 1858 III, 155. $. gröber 
im 2lrdf)tö für Staats* unb $trdf)engefd&. V, 289. 

24. SRkolauS Subrotg ©SmardE), geboren 1. 5tyril/ 
1654 in ßlt£bütl, ©ol)n be§ ^aftorS Mag. Cannes ©Smardfc 
(f 21. »ug. 1666), ftubierte in Kiel, roo er bei Sßrofeffor^ 
Stortljolt wohnte, unb in SBittcnberß f ttm yb 1682 ggg ßpr in 
&etjt}on i, wo er audf) 2Rai 1719 gejlorben ift. Sßon i&m finb 
erfd&tenen : ©ion, worin ju finben geifttic^e ©ebidjte, SSegräbnifc 



lieber unb geiftlic^c Epigrammata, ©lüdfftabt 1717. 3Kotter ' 
nennt itjn poeta vernaculus elegans. ©S ifi mir nid&t be* 
fannt, bafe oon feinen Siebern in ©efangbfidfjer gefommen, 
rooju bod& rool ein« ober anberes fidE) geeignet. Slls Heine 
$robe fefcen wir ©ine Strophe f)er: 
$falm23,25: SDie ganje SBelt fann mir 

£)od& fein Vergnügen geben, 

©o lang als id) oon ®tr, 

3Kein Stdf)t, entfernt mufe leben. 

2BaS £ünmel, ©rb> unb 9)ieer 

3n i^ren 2lrmen faffen, 

SDaS toitt id& Sitte« Raffen, 

Sßeil idj) nur 2)td& begefjr. 
SDiefeS 9;ftropf)tfd(je Sieb fdtfiefet: 

2Bo aber td& nur 2)ein, 

3Jtetn ©d&afe, fann Ijabfjaft werben, 

©o lafe idfj ©rben — ©rben 

Unb ^immel — &immel fein. 
2Rotter I, 162. galcf« «bfymbt. a. b. 2lnj. II, 263. 
&. ©gröber in Sßinf rieb'S SJtufenalmanadf) 1823, 146. Dr. 
Senfen in öiernafefi'S SßoHöbud^ 1851, 55. ©.=£. Kirchen* 
unb ©d&ulbl. 1886 9ir. 27. ©oebefe ©runbrife II, 516 unb 
1168. 

25. $eter Sadtmann, geboren in Sübedf, ©o^n eines 
Saufmanns unb föat^Sfjerrn, b. 12. gebr. 1659, befudfjte bas 
©pmnafium feiner 33aterftabt unb ftubierte bann Geologie in 
£elmftäbt, Sena, SBütenberg unb Seipjig. 2luf teuerer Um= 
wrfitftt mar er ©d&üler oon 21. Q. grandEe, neigte nadlet 



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313 $ie geiftlidjen Sieberbidjter @d)le3ttrig*#olftem3. 

auä) jum ©piaömufi. SWa^bem er ein Safjr Rabtnet^ unb 
s Jieifeprebiger bcß normegifd&en ©rafcn oon 2BcbcI gewefen, 
warb er 1685 Sanbpfarrer in 2Bef)ningen in Sauenburg unb 
1695 &auptyaftor in Dlbenburg in £olftein, wo er 17. Cctob. 
1713 ftarb. ©eine öcifttid^en Steber finb nid&t feparat gebrudft, 
fonbern finben fidE) in einer, oon feinem ©oljne, bem ^rofeffor 
ber ©efd&td&te an ber Äieler Unioerfttät 31. $. Sadfmann 
IjerauSgebenen äntfjologie : ©eiftreid)e @ebidf)te jur ©rwecfung 
Ijetliger Regungen, §ambg. 1730. 2. 21. 1734. SDie be^ 
fannteften berfelben finb : Stdf), was finb wir ol)ne $efu :c. — 
Sluf Seiben folgt bie &errltd)feit ic. — Der £ob füfcrt und 
jum Seben :c. — ©rtjebe bi<§ o meine ©eele :c. — Setfliefe 
mein ©eift in 3efu 2Bunben je. — 2)aß ^onbern'fd&e ©efaug- 
buclj fjat baoon 5, bas alte ©df)le8w.s£olft. 4. 2)a3 ßramet'fd&e 
unb baß neuefte — feine. 

Sülotter I, 326. Kraft fjufum. Sird(jenl)iftorie 215. &eer* 
wagen 185 (oermed&felt tyn übrigens mit bem ©o^n). 3tam* 
badj 2tntl)ologie IV, 82. §oUenjteiner ©Ijrontfbilber, Dlben* 
bürg 1882, 363. Kod& IV, 413. ©d&l.s£olft. Jtirdjen* unb 
©d&ulbl. 1884 3ir. 2. 

26. SaurentiuS Saurenti, geboren 8. 3ßai 1660 
in &ufum. $er Sater &an$ Sorenjen war ein angefe^ener 
^Bürger bafelbft, bie 3)Jutter eine geborne ©torm. Vorbereitet 
auf ber ©elefjrtenfdfjule feiner SSaterftabt, oieHeidfjt julefet in 
Süneburg, ftubierte er Geologie in Stoftocf, oon 1682-1684 
in Kiel. Db er bafelbft, wie Sßratje angtebt, als ^Sriuatbocent 
SSorlefungen an ber Unioerfität gehalten, §at ftdfj bodfc nid&t 
ermitteln laffen. 1684 warb er ernannt jum ©antor unb 4. 
Seljrer an ber 2)omf$ule in 33remen, wo er 29. 3Rai 1792 
geftorben ift. 33on tljm ift erfdf)ienen Evangeiica Melodica 
b. i. ©etfUid&e Sieber unb Sobgefönge, nacfy bem ©inn ber 
orbentlidjen ©onn* unb gefttag&ßoangelien jur Uebung unb 
Seförberung ber ©ottfeligfeit na<§ befannten TOelobieu mit 
gleijj eingerid&tet, Bremen 1700. ©ine äljnlidfje ©ammlung 
)u öen ©onntagS'föjrifteln oon il)m angefünbigt, ift bod& nidjjt 
erfdf)ienen. 8luö ber angeführten Sammlung oon 150 Sieoern 



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$te getftlidjen Steberbidjter (Sd)le3nriQ»§otftein£. 319 

nafym greglingljaufen fd&on 1704 in fein ©efangbudE) 34 Sieber 
auf unb meift alle ©efauöbüc^cr (jaben feitbem baoon einige 
behalten. 3)aö glenöb. ©efangbudfj Ijat nur 1. SDagegen baö 
£onbern'fdf)e 16, t>a& alte e$Iefito.*£olft. 17. SDaö ©ramer'fdEje 
tyat feinö, unfer neuefteö aber roteber 5. SWämltd^ : 2)u roefent* 
lid&eö 2Bort :c. — SBa^ auf, mein &erj, bie 9iadf)t ift t)in *c, — 
$i)i armen ©ünber fommt ju&auf u. — SBarum tuiUft bu 
bi<$ für 9Jiorgen *c. — ©rmuntert eudjj, tf)r frommen :c. — 
&. 3t. SSrorfon l;at in £roenö rare itlenobte 8 feiner Sieber 
inö SDänifd&e überfefct, bauon in 3}leicrs39oef en'ö ©efangbudfj 2 
in SSalentiner'ö Sßontopjriban 5. 

SJBejel II, 546. 3)Mer I, 336. geertoagen I, 98. «rafft 
fiufum. Äird&enI)iftor. 361. ^ol;annfen 152. ^ödjer s. v. 
3totermunb SBremer ©elc^xtenleg. s. v. ^ratje ®efd&. ber 
©<$ule am ©om in Sremen, Stabe 1771. Slod& IV, 281. 
(Söbefe II, 473. 33rümmer SDid&terlef. s. v. äUg. beutfd&e 
SBiogr. XVIII. gifd&er $tr<$enüeberlei\ SDemnädfjft erfdjeint 
in ben Sremer Saljrbüdjern ein auöfüljrlidjjer 2Irtifel über tfjn 
t>on $aftor ^fen. 

27. Sodann SangemaadE, geboren 10. 3uli 1668 
in Ueterfen, ©oljn beö ^aftorö, warb 1690 SDiafonuö in 
©olmar unb f 6. ^uli 1712, mafyrfdjeinlidf) an ber 5J3eft. 
( ßodjö data unrichtig. ) . 33on tf)m erfdjjien : ©ieben ©efänge, 
öaoon trier ben -Kalmen ber Sänften nnb einö ben -Kalmen ber 
l)immlifc^en ^errlid^feit uorftetten, nadfj bem 2llpE)abet aufj 
&eil. ©d&rift mit einer furfeen (Srflftrung, ©lücfftabt 1706, unö 
baß ©efyeimnife ßljrifti, für unö unb in unö in ©prüfen ber 
&eil. ©djrift unb barnad& gemalten Siebern oorgeftettt, ©Iücf= 
ftabt 1708. (So ift mir nidfjt befannt, ob üon biefen Siebern 
in öffentlichen ©ebraudf) gefommen finb. 

SRoUer I, 326. £. ©gröber im 2lrd&ü) f. ©taatö* unb 
Kirdjengefö. III, 284. So$ IV, 413, «nmerl. 

28. ^o^ann &etnrtcl) geuftftng, geboren 7. 2Mrj 
1672 in ©teUau alö ©oljn beö ^aftorö ^einrid^ geuftfing 
(f 1681), befucfyte bie ©deuten in 3fcef)oe unb Krempe unb 
ftubierte bann in ^ofioef unb SBittenberp. SDafelbft warb er 1692 



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320 $ie geifiltdjen £ieberbtd)ter <5djlc3mtg-§otftem3. 

SKagifter unb 1694 Slbjunft ber p$Uofortiföen gacult&t, 1697 
Dr. theol. unb barauf in bemfelben 3a&r ©uperintenbent ju 
Seffen, $urfürftentum ©adfjfen, bann 1702 in Äemberg, 1705 
Slnfyaltifd&er ßofyrebiger, 1710 wieder Sßrofeffor ber Geologie 
an ber Unioerfität in SBittenberg unb $aftor, 1712 nadE) ©otl)a 
berufen als Dberconftftorialrat unb Dberljofyrefciger, ftarb aber 
fdfjon 23. 3Jiärj 1713, erfi 41 ^aljre alt. 3Son iljm ift baß 
3erbft'f^e ©efangbuef) 1707 herausgegeben unb in bemfelben 
3a^r: $aul ©erljarb's geiftreid^e &aus* unb ßirdfjenlteber. 
33on ttjm ift wenigstens ber ©efang: £ob ©ott mein £erj 
unb ©eele :c. — im SBittenberger ©efangbu^. 

3KoHer I, 172. SBejcI Hymnop. IV, 135. gifdfjer ftir$en- 
UeberleE II, 36. 2tUg. btfd&e 33iogr. IV, 755. gejjlt bei £od&. 

29. Sodann ßonrab SDtppel, geboren 10. &ug. 
1673 ju granfenftein bei 35armftabt, ©oljn eines Sßrebigers, 
f 25. 2tyril 1734 auf ©djlofe SBitgenftein bei Serieburg. (Sr 
ftubierte erft Geologie in ©iejjen, promoüierte aber 1711 in 
Serben jum Dr. med. ©r war 3lrjt, jugletd) SUdfjgmtft unb 
babei Spietiji. SBefannt ift er unter bem -Warnen Christian 
Democritos unb fjat er in feinem bunten SBanberleben fid) 
1714 eine 3 e ^' an Ö in Stltona aufgehalten, borten fjatte er 
ft<§ jieljen laffen bur<§ ben Dberpr&fibenten ber ©tabt, ©raf 
SD. t). 9tet>entlot), ber tyn fetmen gelernt unb ftdf) für ben aufeer= 
orbentltdjjen 3Kann intereffierte. £ier warb er jum Stönigl. 
Äanjleirat ernannt. (Oppenheim in ber aUg. btfd&en Söiograpljie 
V, 249 fagt: Äönigl. ftammer^err, was bodfj unnötig), ßs 
Reifet aber bann „feine üble 3luffüf)rung jog ttjm bie Ungnabe 
beS Königs ju". — (Ss würbe nid)t nur ber i^m erteilte 
ßtjaratter eines Jtanjleirats mieber abgenommen, feine ©Triften 
würben autf) auf bem 3Jtarftylafee burdjj ben ©d&arfrtdjter 
öffentlich verbrannt unb er felbft würbe als ©efangener na<§ 
§ammerl)uu8 auf ber Snfel 33ornl)olm gebraut, bis er 1726 
begnabigt, wieber in greift gefefet würbe, £ier führen wir 
fein in mehrere ©efangbüd^er flbergeganges nortrefflidfjeS Jlird&en* 
lieb an: D, $efu, fiel) - barein. @s finbet fi<$ im Xonb. unb 
im alten ©(Jlesw.^olft. ©efangbuef. 



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$)ie geiftlidjen Siebevbidjter <Sdjle§nHg'§olfiein3. 321 

2lu§ ber ja^treid)cn Sitcratur über ifjn führen wir nur 
an: SB. »enber, 3. G. SMppel. »01m 1882. gifd&er Sirdfjen; 
IiebcrieE. II, 184. ©d&olj fjotft. ßird&enöef$. 3F4. 

2. (^Saftor Siebofot-SUtona), <£&r. Semocritoö 2Iufentf)alt 
in Hamburg unb ältona, in ®.*Q.&. Ätrd&en* unb ©dfjulbl. 
1882 »r. 16, 17, 18. - gep bei Ro%. 

30. granjtöcus SJtartini, geboren 30. SDecember 
1682 im SDorfe Riefen, Slird&faiete SanncftDorf auf getjmarn, 
roarb 1709 Sßafior in £anfütjn, f 1. Dctob. 1725. SSon tf)m 
ift im alten ©.•£. ©efangbudj -Kr. 868 — 2luf ermuntre bi$ 
mein ©inn 2c. — unö tmeöer im ßramer'fd&en 9Zr. 7, botf) 
üon 3. 21. ©ramer t>eränbert, mit bem Slnfang : SRodf) erleud&tet 
mid) bein Std&t. — 

»toller I, 383. Sofjannfen 173. ©d&U&lft. ^roüinjial* 
beriete 1821, I, 48. 

31. Sodann föerrmann ©dtjraber, geboren 9. 3an. 
1684 in Hamburg, roarb nad& üodenbeten tljeol. ©tubien 
Seljrer ber Stonprinjeffin Charlotte 2lmalie, £odf)ter Äönig 
griebridfjs IV. von ®änemarf, in Sopeu&agen unb barauf 1722 
föauptyaftor in Dlbeöloe, 1728 &auptyaftor in Xonbern unb 
tropft ber 2lemter Xonbern unb Jßügumtlofter, 1735 6onft= 
ftorialrat unb 2JUtglieb beö Dber=ßonfiftorium$ auf ©ottorff, 
f 31. Dctob. 1737. (Sr gab 1731 baß SEonbern'fd&e ©efang-- 
bu<$ Ijerauö, baß 1742 in 2. äfl. erf dienen ift unb bte ©runb- 
läge ju bem fpätern attg. ©df)le8ro.*£olft. bilbet, beffen SRebaction 
©Araber übertragen mar. 3>n bem £onbern'f<$en ©efangbudfc 
finb 23 Sieber t>on itjm felbft gebietet. 3fn bem ©femplar 
bicfeö ©efangbud&'ö, baöfidt) in ber 33ibliotf)ef ju SBernigerobe 
beftnbet, Ijat ©raf ©tolberg biefe eigen^änbig bejeidfjnet. 3n 
baö alte ©dfjleSro.=£olft. finb bauon 18 aufgenommen, in bem 
(Sramerfdfjeu finb batwn 4 behalten unb unfer neuefteö ®e- 
fangbudfj Ijat baoon 2. 2Bir nennen: ®er ©taube ift eine 
3uoerftdf)t 2c. — Ergebe bidf) mein <gerje 2c. — ©Ott ber SDu 
bifl ba§ l)öd()fie ©ut 2c. — Sttein ©Ott, tr»ie fott id& Seine 
Xreu 2c. — ©enbe Sater ©einen ©eift 2c. 

21 



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322 3)ie fieifilidjen ßieberbidjter (Bd^leötüig-^olfteinö. 

Xfjiefj, £amb. ©elefjrtenleE. II, 173. S'öfyx IV, 341. 
33eutl)ner £umb. ©taatö* un£> ©eleljrtenlej. 325. <ßamb. 
©d)riftfte[Ierle£. VII, 18. Sofjannfen 245. ftocft V, 551. 
§if<$er ftird)cnlieberle£. — ©.*£.sß. &trd)en= unD ©ctyulbl. 1882 
SRr. 21. 

32. Sodann ab am gteöfa, geboren 23. SDecemb. 
1694 ju ®olbmül)fe bei 23at)reutlj, crft £ofDiafonuö u. $rof effor 
am ©pmnafium in SBaijreutl), warb er 1740 berufen als ©irector 
beö ©gmnafiumö in 3Utona unb ^Profeffor ber Geologie an 
bemfelben, trat an 30. SJtoi 1741, ging aber 1748 nadfc 
©onberburg als tropft unb £auptpaftor unb oon ba f$on 
1751 roieber als $aftor an St. Sambertuö in bei ©tabt 
Dlbenburg (©rofcljerjogtum) unb ©eneralfupertntenbent für 
Dlbenburg unb ©elmenljorfi. $ou ifjm finb toenigfiens 2 
Kirdfjenlieber gebietet : 3$ beuge, ßw&er Eönig 2C. — unb Qd? 
nritt 2)id) immer treuer lieben iz. — bie juerft in SRambad^s 
$au§gefangbudj 1735 erfdjieuen unb bann in anbere ©efang* 
büd)er übergegangen finb, nur md)t in unfere. 

SBejel Analecta I, 3, 38. Sfteueö ftaatöbürgerlid&eö 
Sülagajin VI, 357. 3enfen*ÜHid[jelfen 5tird?engefd). IV, 234. 
gifd)er $irdjenlieberle£. läfet i^n unnötig ©eneralfuperintenbent 
in @<$le$roig werben. gifenfd)er -ftadfjr. o. b. QiQlmQtn beö 
©tjmnafmmö in Satjreutl), 187. ge^lt bei Slod). 

33. 3Jtarquarb oon Srömbfen, geboren 1702. 
©r toar Äönigl. Sanbrat unb ßrb^err auf (Sereb^, je£t ßarls* 
bürg in ©d&roanfen, feit 1727, f 19. Wlai 1761. 93on i&m 
gebietet ift im alten ©.*& ©efangbud) SRr. 668 : grieb' unb 
greiljett ift bie ßron :c. — 

Soljannfen 41. 

34. (Sonrab griebrtd) ©trefoio, geboren 15. gebr. 
1705 ju ©anbberg auf ©unberoüt, befugte bas ©gmnafium 
in Sübecf unb ftubierte bann oon 1723 an Geologie in Atel 
unb SQSittenberg. -Jtod&bem er eine gelang £au8le()rer getoefen, 
toarb er 1730 gewählt jum $aftor in fRtcfcbt), 1738 beö* 
gleiten in £afelborf, 1752 ernannt jum &auptpaftor unb 
Äir<$eninfpector in &ufum, 1750 Sßropft unb &auj)tyafior in 



Digiti 



J 



$ie getftltdjen Steberbtdjter ©3}teSttug»$otftein3. 323 

33urg auf gefimarn, 1776 ßonfiftorialrat, feierte 1780 fein 
50=jftf)rigeS ämtsjubiläum. f 17. SDecbr. 1788. 33on iljm 
erfc&icn : 33ibüfd)eS Vergnügen in ©Ott ober fämmtlidje s ,ßfalmen 
in Siebern, £amb. 1792 in 5 teilen, ©omv unb fefttägtid^e 
©rquiefftunben, ober getftlidfje Sieber über eüang. u. e}riftolifdf)e 
£e£te, gtensb. 1757. 5tate<$iSmuS in geiftt. Stebern jur fyau& 
tid^en ©rbauung für 2Ute unb Sunge, glensb. 1785. — §m 
©ramer'fd&en ©efangbudfj ifi t)on iljm SRr. 712: ©ieb, o £err, 
bafc tüir bie ©aben *c. 

SKeufet unb STCad&tr. 1, 2, 4, 5. ftorbeS 508. D. Q. 
3JloHer, 33on ber ©trefoto'f^cn gamilie überhaupt, insbefonbere 
oon ben SSorfa^ren unb -Jtadfjfommen, wie audf) bem Seben unb 
ben ©Triften &errn SonfiftorialratS (5. g. 6t., glensb.1781. 
ßeermagen 138, 197, 231, 305. go&annfen 253. $ßrofc«er. 
1789, I, 117. 

35. $of)ann ©igismunb Ulitfdf), geboren im 
©tolbergifd&en ©ebiet, war erft ©tolbergifdfjer £ofyrebiger in 
SBerntgerobe unb barauf 2 3a|)re long &of* unb Äabinets* 
prebiger ber gürftin t>on Dftfrieslanb, fam aber 1724 als 
£auptyaflor naü) ber ©tabt Sönning unb grünbete Ijier unter 
2lnberm ein SBaifentyaus, warb barnadf) 1751 ernannt jum 
tropft unb £auptyaftor in ©egeberg, roo er 1762 ßeftorben 
ift. — 33on ü)tn ift ber ©efang: Kommt fielft mir ben 
©dfjönften ber ©djönen befingen, laßt ßerjen unb Sippen auf's 
Sieblidfjfte füngen tc. — , in bem SBemigerober ©efangbudfj 
mm 1735 und Don: ßinem fietyt mein &erj nur offen :c. — 
in ber SKeuen ©ammlung geiftlidfjer ac. Sieber. SBemigetobe 1752. 

%. geböerfen, S^ad^rid^t. ü. b. kröpften unb ^rebigern 
in ©iberftebt. SUtona 1853, 36. fto$ IV, 439. gifdjer 
Äirc£)enlieberle£. II, 11. 

36. J\ol)ann 2lnbreaS Sramer, geboren 29. San. 
1723 in 3föf)fiebt im ©rjgebirge, ©ofjn eines gkebigers, be= 
fu<$te bie Sanbesfd&ule ©rimma, ftubierte bann in Seipjig üon 
1742 an, warb bafelbft 1745 s JKagifter unb Sßrtoatboceni. 2Hs 
©tubent mar er fdfjon SJlitarbeiter oon ©dfjroabe's Setuftigungen 
bes SBerftanbes unb SBifceS unb nad&fjer mit ©eflert, ttopftoä 

21 • 



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324 3)ic getftticfyen Steberbidjter Sd)te3ttrig-§olftein£. 

u. 31. ©tifter ber Sremifd&en Seiträge. 1748 toarb er ^Safior 
in ©reHroifc, 1750 Dberljofyrebiger in Dueblinburg unb 6on= 
fiftorialrat. Stuf JMopfiocfö ©mpfe^lung , ber injtüifd&en nadj 
5topenf)agen übergeficbelt war, warb er 1764 borten berufen 
als beutfe^er föofprebiger König griebrid)3 V, 1765 warb er 
jugteidf) Sßrofeffor ber Geologie an ber ßopenfjagener Uni* 
aerjität, 1767 Dr. theol. 9Uft aber ©raf ©truenfee an'ö 
Sftuber tarn, verlor er biefe 2temter unb folgte bann bem Sftuf 
als ©uperintenbent natf) Eutin. SWact) ©truenfee's ©turj 
würbe er alöbatb jurüd6erufen r 1774 als erfter Sßrofeffor ber 
Geologie an ber Kieler Uniüerfität, wo er 1784 jugleid^ jum 
Kanzler ber Unioerfität ernannt warb unb atö ©urator ber Uni; 
oerfität fungierte bis an feinen £ob, 12. $uni 1788. — ©dfjon 
frül) fiatte er fi<$ ber Sßoefie genribmet unb ift iljr auä) bis 
an fein @nbe treu geblieben. SSon iljm erfdfjtenen : Sßoetifdje 
Ueberfefeung ber ^falmen, 2p. 1762, 4 33be. 2lnbad)ten unb 
©ebete, ^Betrachtungen unb Sieber, ©d)tesn)ig 1764. @oange= 
lifd&e -Jtadfjaljmungen ber Sßfalmen, ßopenl). 1769. SReue geifc 
lidje Dben unb Sieber, Sübecf 1766. ©ämmtlid&e ©ebid)te, 
Sp. 1782, 3 33be. unb SRad&gelaffene ©ebtd&te, ab 4. »anb, 
S}>. 1791. — 6r gab bas fd^leöm^^olft. allgemeine ©efang; 
bud^J/780 heraus, bas nodfj t)eute tjorjugsroeife in ©ebraud) 
ift unb jebenfaHs ju ben beffern ©efangbüd&ern feiner 3^1 
jäfjlt. S)er 33erfaffer t)at barin üon feinen eigenen Siebern 
ober Don if)m üeränberten Siebern Slnberer im ©anjen 219, 
aufgenommen (aSerjeid^niö bei So^annfen). 33on ben tum iljm 
ßcbtd^tcten reid&lidf) 400 Siebern finb ca. 80 in berfd&iebene 
©efangbüdjer biefer 3 e ^ übergegangen. Unfer neuefteö t)at 
no<$ 5 öerfelben behalten, als f)ier befonbers eingebürgerte. 

©fjriftfani ©ebftd&tnifcrebe, Kiel 1788. SMfartf) 3ia<fc 
rieten com Seben unb @nbe gutgefinnter 9Jienf$en, &aHe 
1790, VI. S^eol. ännalen, 1789, Seil 13. S. 333. ©ramer'S 
£ausd)rontf, £amb. 1822. öerjog'S 3iealencpclo^äbie III, 381. 
2lttg. btfd&e SSiogr. IV, 550. SarftenS ©efd&. b. t&eol. gacultät 
ßiet 1875, 32. SDie ®ef$. ber ^rebigt t)on ©d&uler II, 222. 
Senj II, 202. ©<$enf 184. ©ad 48. SRot^e 428. ©er* 



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$te getftltdjen Steberbtd&ter 6d)te$hrig»$otftein$. 325 

oinuö IV, 177, SStlmar 83. Jtoberflein V, 185. ©öbefe II, 
756. 3of)annfen 56. ßodj VI, 340. gifdjer ßird&enlieberlej. 
bat 6 feiner Sieber befjanbelt. 

37. 3o^ann 33emf)arb 33afebott>, geb. 11. (Sept. 
' 1723 in Hamburg, befudjte baß ©gmnafium ber SBaterflabt 

unb ßubierte bann von 1746 an in Setyjig unb fttel. 1753 
roarb er Sßrofeffor an ber SRitterafabemie in ©oroe, 1761 am 
©tjmnaftum in Slltona. 1771 grtinbete er in ®effau baö be* 
fannte ^itantrojnn, 30g ftdj tnbe& 1778 baoon jurüd unb 
t>rit>atifterte bie übrige 3eit feine« Sebenö. + 26. Sult 1790 
in SRaabeburg. 33on tönt erfdjien : (Sin sprioatgefangbudj &ur 
gefellfd&aftlidjen unb unanftöfctgen ßrbauung audj für fol<$e 
©Triften, roeldje verriebenen ©laubend finb, 93erlht unb 
SHltona 1762. ©ö enthält 277 Sieber. S)ie 2. Slufl. fjat ben 
STitel : allgemein djriftlidjeö ©efangbudj für alle ßirdjen unb 
©ecten, 5Rt0a unb 9Utona 1781. SDie 3. 3lufl.: guter pljila* 
betyljifdjen ©efettfd&aft ©efangbudj für Triften unb ^^ilofo* 
Pbifäe ©^riftflenoffen. ©ermania 1784. S)te beiben legten 
ausgaben öaben 403 Sieber. iftadj ber SSorrebe finb 200 ber* 
felben oon 93afcbon> felbft gebidjtet, meift alle übrigen audj oon 
i§m, jum £eil redjt roefentltdj , üeränbert. 35aö (Sramer'fdje 
©efangbudj bot 2 ßieber, bie feinen Warnen tragen, benen je« 
bod) ältere Sieber ju ©runbe liegen, -Kr. 420: ®ieb' 9teu' 
unb Seib *c. — unb 3lx. 436: 3Jlftd^tiö fafet mi<$ ängft unb 
Seib 2C. 

(Stahmann) Seitrag jur Sebenögefdjtdjte Safeboro'ö, 9Jtog* 
beburg 1791. 3. S. 9J?et>er, 23afeboit)'s Seben, tyaxattix unb 
©Triften, £amb. 1791. 2 93be. Hamburger ©^riftfteHerley . I. 
3Jlaf SJtüller (»afebow'* Snfel) in äug. btfdj. Siogr. II, 113. 
Sobannfen 24. ßodj VI, 219. 

38. $riebri$ ©ottlob ßlopfioä, geboren 2. ^uli 
1724 $u Bueblinburg, f 1*. 9K«r& 1806 in ättona. SDen 
berühmten 3Jteffta§fänger btirfen wir aufy ju ben Unfrigen 
S&blen. König $riebridj V. oon 3)änemarf bewilligte ibm, auf 
93orfdjlag bes 9JHnifter8 93ernftorff, ein ^aljrgefialt t>on 400 
S^alern, um unabhängig feilte 3)iefftabe oollenben ju fönnen. 



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326 5>te geiftttdjcn Sieberbtdjter ©djteStotö-ipotfteutS. 

3m f$rü$ia$r 1751 ficbeltc er nadfj Kopenhagen über, unb 
1763 ertjielt er ben SCitel eine« Jtönigl. Segattonärates. SBäfjrenb 
ber ©truenfee'fdfjen ^Seriobe jog er nadf) Slltona unb bewohnte 
t)on 1774 an bas .§au* in ber SönigSftrafee bafelbfi, (früher 
SRr. 232, jefct SRr. 27), bas mit einer betreffenben Snfdfjrift 
wrfeljen ift. ©ein ©rab ifl auf bem ftirdfjijofe in Dttenfen. 
©eine geijUid&en Sieber ftnb oiel verbreitet. 3)aS Sramer'fdfje 
©efangbud) fyat beren 68 unb 13 oon ü)tn üeränberte Sieber. 
Unfer neuefies ©efangbudfj W 5 feiner Sieber. 

Vortreffliche Ueberfid&t von Dr. £. ©dbröber im £amb. 
©d&riftfteflerleE. IV, 4. Rannten 136. Roä) VI, 322. gifc&er 
Rird&enlieberlej. fjat 8 feiner Sieber betyanbelt. 

39. 3enß SHrferup, geboren 22. $uli 1730 in 
Sopenljagen, 1746 oon ber griebrtd&Sberger ©$ule bemittirt, 
flubierte Geologie unb mad&te barauf eine auslänbifd&e Steife, 
auf ber er beutfdje Unwerfitäten befugte. 1751 Ijeim« 
gefeljrt, ernährte er ftdfj junäd&ft t)on Privatunterricht, warb 
bann 1755 Stefan am JUofter, 1756 SDtafonus ju ©t. Sau* 
rentü auf ber Snfel gö&r, alfo beutfd&er Sßrebiger (biefes S)ia- 
fonat ift 1805 aufgehoben roorben). 1763 rüdte er in bas 
ßauptyaftorat bafelbft auf. f 1782. 3?on t&m erfd&ien: (Sp 
baultd&e ©ebanfen auf ade £age bes fta&res, Flensburg 1766. 
3)aS 83udf) enthält für jeben £ag im Safyre einen ©t>rud& nebfi 
furjer ©rflärung unb Sieberoers unb einen Stnfjang oon 13 
Siebern , bie tt>ol vom Herausgeber, roenigftens jum £eil, ge* 
bietet. 2)aS SBud^ felbft ift mir inbefe nidjjt ju ©efid&t ge* 
lommen. 

aBorm'S Sej. I, 529. £eernmgen II, 135. 

40. 3acob griebrtdlj geb b er fen, geboren 31. 3uli 
1736 in ber ©tabt ©d&lesroig, ©o^n eines Kaufmanns, befugte 
bie 35omf<$uIe in ber SSaterftabt unb ftubierte bann Geologie 
von 1755—58 in $ena. -Wadfjbem er eine 3 c W<*ng £öus.- 
leerer geroefen, berief if)n ber &erjog griebri<$ ß^riftian t)on 
©d^lestoig^olfiein §u feinem £of*>rebiger in Sfogufienburg. 
1765 warb e* &ofyrebtger ber £erjogin von anmalt in Satten* 
fiebt. 3laä) iljrem Stöbe 1769 warb er ?paftor an ©t. 30* 



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$te getfilttfjen Steberbtdjter <3d)le$ttrig*§otftetn3. 327 

Rannte in 9Jiagbeburg, 1777 £of* unb 2)omprebtger in 33raun* 
fd^roetö, 1788 tropft unb £au£tpafior in 2lltona unb Eonfifio^ 
rialrat, ben 17. $uni trat er biefeö 2lmt an, ftarb aber f<$on 
31. SDecember beffelben Saures, erft 52 Safjr alt. — Von 
ifjm erfd&ien: (Sammlung geifilidfjer Sieber unb ©efftnge jum 
©ebraud) für Seibenbe unb ©terbenbe, 1772. Sarin finb 9 
oon i^m gebidfjtete Sieber. %m ©ramer'fd&en ©efangbudfj finb 
t)on iljm 3lo. 808 : ©o früf) bringt ©ott audjj beine £anb :c. 
— unb 9lo. 812: ©ott §at in meinen £agen, midjj Däterlidfj 
getragen 2c. — Sefcteres ift aud) in unfer neuefies ©efangbudf) 
aufgenommen. 

SSoIfrat^ % Seben unb ©fjarafter, £aUe 1790. %o* 
fjannfen 76. Kod& VI, 296. qSroo.^cr. 1790, 3, 302. «ttfl. 
btf$. Viogr. VI, 594. 

41. ©tjrtfitan SBil^elm 2UerS, geboren 6. SDccbr- 
1737 in Hamburg. Vorbereitet auf bem ©tjmnafium ber Vater* 
ftabt, fiubterte er oon 1759-62 auf ber Untoerfität £elmftäDt 
Geologie unb erhielt Don ba honoris causa ben 3Jtogifter* 
titet. 1768 warb er ^?aftor in Hellingen, 1789 £aufct* unb 
Älofterprebigcr in Ueterfen, f 3. Qum 1806. Von ifjm finb 
erf dfjienen: ©ebidjte ber Religion, bem Vaterlanb unb ber 
greunbfdfjaft gefungen, £amb. 1786, 3 Vbe. 3n baS ©efan£* 
bud& ber 2)omgemeinbe Vremen finb 2 feiner Strdfjenlieber 
aufgenommen : s Jlo. 659 unb 793, in unfere einljeimifd£)en fetns. 

Sotten Sird(jennadE)ridE)ten II, 222 unb 316. Korbes, 
Sübfer*©djröber ©df)riftfteHerte£ 10. £amb. ©djriftfieHerlef. 
I, 45. ßeermagen I, 309; II, 129. 

42. 9Jlattf)iaS ©laubius, ber 5BanbSbe<fer Vote, 
geboren 15. 3Iug. 1740 in SReinfelb, als ©ol)n bes ^aftors. 
Vorbereitet auf ber ©elel)rtenfd(jule in $lön, ftubierte er auf 
ber Unioerfität in $tna Sura, roarb 1764 ©ecretair bes ©rafen 
t>. ©olftein in ®openfyagen, ging aber 1765 jurüd tn's (Sltern* 
fyaus, wo er 3 ^a^re lebte mit feiner $ortbitbung eifrig be* 
fdjäftigt. SDann warb er 1768 Seüung&SRebacteur in §am= 
bürg unb liefe fidE) 1770 als $rit>atgele^rter in SBanbsbedf 
nieber. 1776 ernannt jum Dberlanbescommiffar in 2)armftabt, 



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328 $ie geiftltdjen Steberbtdjter ©$le$roig.$o(ftem$. 

feierte er nadj einem ^aljre bod> roieber nad) feinem iljm treuer 
ßeroorbenen SSSanböbeä jurücf. 1788 ttmrbe er jum Stemfor 
ber ©.*&. 33anf in Slltona ernannt, burfte ober in SBanböbed 
wohnen bleiben. @rfi 1814 tiefe er fid) oon feinem ©djroießer* 
foljne gr. $ertt)e§ beroeßen ju ifjm nad) £amburß ju jietjen. 
©r ftarb in beffen &aufe 21. Januar 1815. ßlaubiuö ift ein 
wahrer aSolföbic^ter, feine ©djriften, juerft unter bem £itel 
Asmus, omnia sua secum portans finb roeit verbreitet unb 
werben es immer meljr. 23on feinen ßeiftlidjen ßiebern finb 
inbefe tt>ol nur 2 in fird)lid)en ©ebraud) ßefommen. -Jtämlid) 
bas Dfternlieb:- 35as ©rab ift leer zc. — unt> £er 3Bonb ifi 
aufßeßanßen :c. — Sefetereft ift ein 3Ibenbtteb, bas Berber in 
feine „Stimmen ber 33ötfer" aufgenommen, als bas einjigc 
jeitöenöfftfdje beutfdje äSolfsiteb. ®iefes finbet fidj als 5Ro. 410 
aud) in unferm neueften ©efanßbud). 

£erbft 3Jt. d. 3. Auflage, ©ot^a 1863. ättöncfeberß 
SR. Gl-, ßamb. 1869. «Ort. btfäe 93ioßr. IV, 249. £amb. 
©d)riftftetterle£. I, 534. Roä) VI, 417. gifdjer Jtirdjenlieberlej. 
I, 112. 

43. griebridj Seopolb ©raf }u ©tolberß, ße* 
boren 7. SRooember 1750 in »ramftebt, t auf feinem ©ute 
©onbersmüljlen bei DSuabrüä, 6. S)ecember 1814. ©eine 
©efd)id)te ift befannt 5)er trüber ©fjriftian unb griebrid) 
Seopolb, ©rafen ju ©tolberß, ßefammelte SBerfe finb erfreuen 
&amb. 1820 in 20 23Dn. 33on ben ßeifttid&en Siebern grieb= 
ridj Seopolo's, gebietet t>or feinem Uebertritt jur fatfjolifd)en 
Äirdje, finb namentlich in ©efanßbüd)er überßeganßen : ®afe 
unfer ©Ott uns Seben ßab zc. — Dlbenburßer ©efanßbudfj 
1791 unb: SRod& irren t)iele Stationen it. — £amb. ©efanß* 
bud) oon 1842 unb ^ffttjer oon 1858. 

%$. 3Kenße ©raf gr. 2. ju ©tolberß, ©ot^a 1862, 2.33b. 
unb Jto$ VI, 205. 

44. &tnridj ©djmibt, ßeboren 23. 35ecember 1756 
in SBeroelsfletl), ftubierte ^eoloßie, mar bann erft (SoHaborator 
an ber ©eleljrtenfd&ule in Kiel, warb 1781 £)iafomtS unb 1793 
ßauptyaftor in (Sblelacf, 1831 ^ropft biß 1843, 1835 6om 



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$ie geiftiidfoen £ieberbtd)ter ©djfeSmig^olftemS. 329 

fiftorialrat, f 6. ©ecember 1846. @r gab mit äf$enfelbt 
f)erau3: geierflänge tc. ©ebiä)te t)on if)m finb gebrucft in 
ben .©.--$. 5prot)injial=33crt$tcn unb anbetn 3eitblättern. 3n 
©efangbüdjer finb feine Siebet rool nidjt gefommen, bagegen 
bei firdjli<$en geften metyrfadj gefungen. 

Sübfer--©d)röber unb SUberti ©d&riftfiefferlej. :c. s. v. 

45. Sobann Otto Sfjiefe, geboren 15. äug. 1762 
in Hamburg , befudjte ba& ©pmnafium feiner 33aterfiabt unb 
ftubierte bann in £elmftäbt Geologie. 1783 warb er 9la& 
mittag§prebiger in ber &amb. SBorftabt ©t. $auli, 1785 Dr. 
philos., 1790 Dr. theol. uon ©iefjen. 1791 ging er nad) 
Atel als <ßrtoatbocent an ber Untoerfität, warb bafelbft 1793 
abjunft ber })l}üofop(jif<i)en gacultät, 1795 professor extra- 
ordinarius ber Geologie, aber 1800 wegen £eterobo£ie ent= 
laffen, bod) mit SBartegelb, jog barauf nadj 5feel)oe unb 1805 
nadj Sorbeöljolm, roo er 7. Januar 1810 ftarb. Site $id)ter 
oerbffenttidjte er: ©ebtdjte für meine greunbe, £amb. 1783. 
©efänge unb Sieber, §amb. 1784. ©&riftlid)e Sieber unb @e s 
fange, §amb. 1785. Sieber bem SPaterlanb unb ber Religion 
gefungen, Stiel 1805. 2Iudj gab er heraus : Sieber für !Q<x\\fr 
anbadjt, 1788, barin 12 oon tym gebid&tete. ^n ben anbern 
©ammlungen finb 38 ©efänge, baüon fielen im £amb. ©e= 
fangbudje nod) 2 : Religion non ©Ott gegeben 2C. — unb Slufs 
erftanben, auferftanben ift er aus be3 ©rabes 9iad)t 2c 

©eine ©e legten gefd). ber Unberfit&t Riet, Jttel 1800 
II, 341, unb feine ©elbftbiogra^ie : 3. D. £!)., ©efd&id&te 
feinem Sebenö unb feiner ®d)riften. £amb. 1801, 2 S3be v unb 
Sefcte öffentliche SRedbenfc^aft , .Riet 1805. äufeerbem fforbe* 
unb Sübfer = ©gröber ©d^riftfteHerleg. s. v. &amb. ©<$rift; 
fieflerlej. VII, 379. SarfienS ©efdj. b. tl)eot. gacultät, Kiel 
1875, 52. Kod) VI, 361. 

46. £an§ ©arbt Raufen, geboren in ^eoenftebt 
22. Dct. 1776, feit 1809 SoHoerroalter in tappeln, Sufiijrat, 
f 16 SKot). 1845, Herausgeber be§ £af<$enbud)ö (Sibora, Der* 
fa&te geiftlid)e Sieber für ftrd)lid)e gefte. 



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/ 



330 $te qeiftltdjen £ieberbid)ter (5d)Ie$ttHg'§olftein$. 

£übfer=©d)röber unb älberti ©<$riftftellerle£. s. v. 31. 
SRetrolog b. 2)cutfdjen 23, ©. 827. 

47. $altt)afar ©eorg prangen, geboren 14. ©ept. 
1775 in Xonbern, fhibierte Geologie in Kiel war 1801 <ßaftor 
in £ating, 1805 ftauptyafior in Niebüll unb 1832 in ©öruj), 
f 25. Dctbr. 1837. 3Son ibm erfdjien: ®ebicf)te für ben &auS; 
unb 33ürgerftanb, Flensburg 1825 unb 1829, triele geifttid)e 
©ebidjte unb ©antaten 

£übfer = ©gröber unb 2Ilberti ©tfiriftftellerlejicon s. v. 
SBrümmer's 3)id)terte£. 

48. (Sottlieb ©ruft «laufen, geboren 6. Sept. 
1762 in ftarlum, ©ofm bes <Pafiors, 1786 ©ubrector, 1789 
©onrector, 1794 *profeffor unb Ulector bes ©pmnafiums in 
SHttona. feierte 1836 fein fünfjtgjfif)rige§ Jubiläum, warb 1841 
emerittrt, 1842 ©tatsrat, f 21. Sanuar 1851. 3?on iljrn finb 
erf($ienen: ©efammelte ©ebiebte unb Vorträge, SUtona 1835, 
2 53be. ©s finb barin mele geiftli<f)e ©ebtdfjte unb ©antaten unb 
©efftnge für fird&lic^e $efte. 

florbes, Sübter - ©gröber , Silber« ©d)riftftellerle£. 31. 
SRefrolog b. SDeutfdfjen 28 @. 63. 

49. eiaus£arms, geboren 25. 9#ai 1778 in galjr* 
ftebt in 3)itf)marf3)en, toibmete fidf) erft beut -JJlülIerljan&roerf 
unb bejog bann bie 9Mborfer ©eleljrtenfd&ule, ftubierte £&eo= 
logie in Siel, warb 1806 SMafonuS in Sunben, 1816 2Ir$U 
biafonuS in Stiel, Dr. philos. unb Dr. theol. h. c. 1835 
$ro£ft unb ^auptyaftor in Stiel, 1849 wegen 93linbl)eit emeri= 

/ tiert, f 1. Sebr. 1855 ©r nrirfte fd)on für ein neues fd&Iesnngs 
fjolft. ©efangbudb unb gab gleicbfam einen ©ntrourf baju heraus, 
©efänge für bie gemeinfdjaftlid&e unb einfame Slnbadjt, 
©d&lesroig 1828, 2. 3lufl. 1851. £on i$m jtnb ca. 30 ©ef&nge 
gebietet, baoon jtnben fid) 12 in bem üon bem bamaligen 
©anbibat 3Bel)ner in Siel, fpäter ^aftor in ©aljungen, ljer= 
ausgegebenen ©l)riftofopt)ifd)en ©efangbud), Siel 1819, bie 
jroeite Auflage beforgte §arms 1838. $n feinen 33ermifd)ten 
2Iuffäfcen unb Meinen ©Triften, Kiel 1853, Ijat er nur 4 
berfelbeu abbruden laffen. Ueber feine SMdjtungen äußert er 




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2)te öetftttdjen Sieberbicfcter ©d)te§toig«Jpolftetng. 33 t 

fidj felbfl in feiner ©elbftbiogra^ie. SSorrebe VI: „@8 tft 
mir befannt, bafc man meine ^Socfie gering fdjäfcet, td) fc^lagc 
fie roabrltdj au<$ ntd&t bodj an, aber als eine geroöbnlidje 
©efangbudjspoefie möge bie meine botf) roobl gelten. — SRenne 
idj ^ter @inen ©efang, einen, oon tt>eld)en i$ toünfdje, biefer 
möd)te oor anbern befannt unb gebraudjli<$ werben. „9hm 
banfet alle ©ott." ic" — 3n ©efangbüd)er finb übergegangen 
bie Sieber: ©ott rooH uns ^od^ beglüäen tc. — ©rofjer 
©Ott, mein SSater :c. — 9Kem (Sngel roeid&e nic^t ic — 
3)ennod) ift ein fd)öne§ 2Bort 2c. — unb -Jtun banfet alle 
©ott 2C. — ^n unfer neuefteö ©efangbttcb ift baö erftgenannte 
als -Jto. 424 aufgenommen, leiber! nic^t baö lefctgenannte 
wie beö teuren s #erfafier$ 2Bunftf>! 

lieber ilm fei fyier nur bingenriefen auf ^armS* Sebenö= 
befdjreibung oon i^m felber, Stiel 1851, jroei Auflagen in 
einem 3afcr unb 3eitf$rift IX, 239 unb XI, 370. 9Mg. btföe. 
Siogr. X, 607, &erjog's ftealenctjclopäbie V, 616. Sto$ VI, 
148. gifdjer ßtrcbenlieberlej. II, 291. 

50. $eter SoljanneS 9iönnenfamp, geboren 
27. ©ecember 1789 in 7"Uen3burg, ftubierte Senologie in Riet, 
©öttingen unb Seidig, roarb 1817 SDia!onuö in Sunben, 1828 
^afior in Gofel, 1852 emeritirt, f 16. Suni 1859 in «piön. 
SSon ibm: ©efänge jur ©onfirmationsfeger. Slltona 1830, 
3. Auflage, ältar = ©ebete in gebunbener SRebe für ben fonn* 
täglidjen ©ottesbtenft, Dlbenburg 1844. gfir bie d)riftlid)en 
gefte, $lön 1854. ®ie angelünbigte Sammlung geiftlidtjer 
©ebid)te ifi rool mdf)t erfd&ienen. 

©elbfibtograpf)tfcf)e SReminiöcenjetv aus meinem Seben, 
pön 1855, unb bie SdjriftfteHerle^ica oon Sübfer> ©gröber 
unb 2llberti, s. v. 

51. ©IjriftopbKarlSuliusaiffd&enfelbt, geboren 
5. 3)lärj 1792 in Stiel, ftubierte Geologie in Stiel unb ©öttingen. 
marb 1819 5ßafior in SBinbbergen, 1824 SMatonuö unb 1829 
<eauptyaftor ju St. Nicolai in Flensburg, 1850 conftituirter 
*J3ropft unb interimifiifd)er ©uperintenbent für bie ©emeinben 
mit beutfdjer Stircbenfpraclje im £erjogtum ©cbleönug biß jur 



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zedby G00gk 



33.2 $tc getftHdjen fiteberbtdjter 6d)(e§tüiß*#olfietn§. 

(Ernennung beö 33ifd(jof$ Socfen 1854, erhielt bann bcn £itel: 
Ober conftfiorial rat, f 1. ©ejrtember 1856. 33on itjm tx- 
fd&ienen: ©ebid&te, Stiel 1820, mit ©d&miöt (9tr. 44) gemein* 
fd&aftli<$ : geierflftnge, geiftlid&e Sieber unb ©ebete, Sübeä 1823, 
barin t)on tljm 130 Sieber. ©eiftlidfjeö ©aitenftnel jur £äu8= 
lid^cn unb firdjjlidfjen ©rbauung, ©dfjleäwig 1842, barin 112 
Sieber, oon benen 40 nadj be!annten Jtirdfjenmelobien. SSon 
biefen finb mehrere in bie neueren ©efangbüdfjer übergegangen, 
wogegen unfer neuejieö fdf)leSw.=f)otft. feinS berfelben £at. 3>ie 
befannteflen finb: 3lufi irbifdf)em ©etümmel zc. — 35iefeö iß 
meljrfadfj intljümlidfj @. 9Jt. 2lrnbt jugefdfjrieben worben. 2>er 
Entwurf jum neuen ©.*§. ©efangbudf) fjatte no<$ biefeö triel= 
verbreitete Sieb, aber bie lefete SReoifion l)at audj bteö ©ine 
geftridjen. gerner : 33leibe, e§ will 2l6enb werben zc. — 6&rifi, 
S)u naljfl 3)idf) jener ©tätte 2c. — ©elobt fei ©ott, ber feinen 
©oljn 2C. — ©err, wir fingen ©einer (5&re 2C. — ©ofiannafj 
in ber ©öfye, beö ©ofjnö beö 9$>eltoerföf)ner$ -Kälje 2c. — 
Selig, wer ju ©ott fi<$ fd^roingt :c. — ®eö £age§ laute 
©tunben 2C. — ©affelujal), $reiö unb (Sljre 2c. — ©err ^efu» 
SDeine £reue 2c — Komm, ©eiliger ©eift, S)u geller ©df)ein 2c. 
— Sfta&e bift $)u 3efu Stilen 2c. — Keine Jtirdfje, unfre 
Äird&e 2C 

Süb!er * ©dfjröber unb 2ltbertt, ©dfjriftftellerlej. s. v. 
ßodf)VIL, 156. gifd&er, Kird&enlieberlej. I, 57. Mg. btfd&e- 
33iogr. I, 618. 

52. Sodann ßljriftofef) SBiernafefi, geboren 17. Do 
tober 1795 in ©Imsljorn, ftubierte Geologie in SHel, ^ena 
unb ©alle, warb 1821 ^Jaflor auf ber ©allig -Jtorbfiranbifd^ 
moor, 1825 in grtebrid&ftabt, ernannt jum Sßaftor in ©tiberau 
ftarb er oor bem antritt 11. 3Jlai 1840. ©r ift bekannter 
vortrefflicher 3)idf)ter, t)at audf) lieblidfje geifUidje ©ebidfjte t>er* 
fa^t, bodf) finb wol leine in ©efangbüd&er gefommen. 

©eine 33iogra^^ie von bem ©tief bruber Sari 93. oor 33ier* 
nafcfi's gefammelten ©Triften, Sp. 1850, 93b. 1 u. Sübfer* 
©gröber u. älbertt ©dfjriftfteHerlef. s. v. Srümmer'S £)id()terle£. 



s\ 



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$ie getftttdjen ßteberbicftter <5djtegttriö*$olftem3. 333 

53. 5ßcter SRicolauö (Sridf) £f)eobor ©df)infe!, 
geboren ben 6. September 1799 in SKabenfird&en, Sefjreröfoljn, 
ftubierte Geologie in ftiel feit 1812, warb 1843 ^afior ouf 
ber ßaHig ©röbe, 1875 emeritirt, f 7. äug. 1880 in glenö* 
bürg. Sßon iljm: ©eiftlidjer Steberfranj. ©ine Heine ©amm= 
lung üon geftgefängen unb anberen d)riftlid)en ©ebid^ten, 2. 21., 
glenSb. 1842. SBerbient SBead&tung. 

Sllberti ©cfyriftfiellerlej;, s. v. 

54. 21 n b r e a ö 33 o p f e n au« ©otterup, Sögling be8 Sonb. 
©eminars in ben jroanjiger Safjren, als üc^rcr geftorben, gob 
heraus : 93latt* u. 33ttitt)enfno§pen im Senje meine« Sebend, 
Sonbern 1823. 3)arin finb einzelne Sieber, bie als Äirdjen* 
lieber bienen fönnten. 

Sübfer*©djröber u. älberti s. v. 

55. Sodann ©ottlieb Joolft, geboren 20. 3K&rj 
1802 in ©iefebp, ftubierte Geologie in Stiel, examiniert 1827, 
toarb 1829 SDtafonuö unb 1837 £au}>tyaftor in »relfum, 
f 16. Januar 1873. 5Bon i^m ©ebidjte, ©<$le$m. 1836. 
geierflänge, (Sine Sammlung religiöser ®ebi<$te, glenßb. 1852. 
3n biefen mehrere für fird^lid^e gefie. 

Sllberti ©d^riftfteUerIc£. gortf. s. v. 

56. Sofjann 9it)obe griebrid^ Sluguji in 9, geboren 
6. Sfyril 1803 in ©ttffunbe, ftubierte Geologie in Riet, eja= 
miniert 1828, warb Sßrebiger auf ber gallig Dlanb 1838, in 
ßoHingftebt 1844, in Ulftnift 1862, f 12. Dctober 1880. SSon 
itjm: (anonpm) ß&riftomele, b. i. djrifilidje ©ebtdjte, ent^al^ 
tenb bie Qawptkfyxm unferö dpiftlidjen ©lauben«, SUtona 1837 
35ie ^eiligen faxten ber eoangelifdjen ®tr<I)e. ©ine SRetfjen: 
folge d^riftli^er ©ebidjte, ©dtfesroig 1838. 

3llberti ©^riftftetterley. unb gortf. s. v. 

57. £einri<$ ©ieronpmuö Sommer, geboren 22. 
SKärj 1804, feines &anbtt>erfö ein ©d&ufter, jugleidf) ein treuer 
(Soangelift geheißen , ber für baö SReidj beö £errn feljr tljfittg 
geroefen, f 20. ftecember 1861 in £ufum, 11 feiner Sieber 
fielen in bem, im Vertage bes ©offner'fd&en 3Kiffionöoereinö 
erfd)ienenen Steberbud)e: ©laubenölteber unb £erjen$f länge aus 



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334 $te geifilidjen iHeberbidjter @d)fe$hng-t>olf*ein$. 

3ion. 3laä) feinem £obe fxnb feine 2)tdf)tungen herausgegeben 
t>on 3. 6. ©djmibt. Sommer'« geifilid^e ®ebi$te, Sreflum 
1885, baoon 12 Sieber natf) befannien Jttrdjenmelobien. 

©d)äfer im »reflumer Salenöer 1879, ©.38, unb: @in 
treuer ©oangelift ober Sommert Seben unb SUrffamfeit in 
©djleönrig'&olftein. 2. äufl. 33erlag be« SSereinfi für innere 
SERiffion in ßolftein, sine anno. 

58. $ et er Wartens, geboren 7. ®ecember 1804 in 
glenöburg, fiubierte Geologie feit 1826, examiniert 1831, warb 
1836 SDiafonus unb Jtector in £önning, 1846 Sßaftor in 
■ifteufirdjen in 2lngetn, 1850 erft &auptyaftor in Styenrabe, 
bann am S)om in ©dtfeSroig, aud) bis 1856 $roj>ft, 1864 
Ijier entlaffen, warb er fonftituirt als Sßrebiger an ber beutfdjen 
griebrid&öfirdje in Äopenfjagen, lebte julefct o^ne 2tmt in Jttel, 
too er 7. guni 1886 ftarb. S3on ü)m: geftblüt^en aus ben 
©onn= unb gefitagseoangelien, ftiel 1879. -Kur ber @rfte £eil 
ifi erfdjienen. 

Sllberti ©dfjriftfteHerlex. s. v. 

59. «bolf 3ftorat)t, geboren 28. SKoobr. 1805 in 
Hamburg, ftubierte Geologie in £alle unb ©öttingen, 1828 
Dr. phil. bafelbft, 1838 SiafonuS, 1856 pastor primarius 
in ÜDiöHn, f 6. SDecember 1884; 33on Ujm: ßarfenflftnge. 
Süneburg 1840, 2. Slfl. Hamburg 1866. 

&amb. ©c&riftfteHertex. V, 380. «Iberti s. v. 

60. ©uftat) Söalöemar ©arbtfjauf en, geboren 
4. Styrit 1807 in So^enljagen, <&o\)\\ oon 9to. 46, SDtdjter oon 
„SDie Oftfee" in 3 ©efängen, 1839, 2. 2ifl. 1847, Ijatte %tyo> 
togie ftubiert in Sliel unb 'öertin, examiniert 1836, toarb 1844 
»weiter ^aftor in Sarmftebt, 1864 in UlfebüU auf 2ilfen, 
f 25. Dctober 1872, Ijat au§ einige geiftlidje Sieber gebietet. 

Sltberti s. v. 

61. griebridfjSaljt, geboren 13. SJlooember 1816 
in 3feef)oe, ftubierte Geologie, examiniert 1840, n>arb 1847 
spaftor in Srummenbief, f 15. 3Karj 1856. $on i&m: Sluß 
ber ©dfjrift ©eiftlidje ©ebidjte, Sältona 1846. 

3llberti s. v. 



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$)te getftttdjen Sieberbtdjter @d)le£hrig*§olfteina. 335 

62. änbreaö Jürgen Gbriftian ©aöperö, ge- 
boren 19. -ytooember 1819 in ©dfjlesroig, ftubierte Geologie 
in Äiet feit 1843, examiniert 1846, warb 1849 2)iafonuö an 
St. So^anneö in glenöburg, 1851 fßrot>ft unb ^aftor in £ufum, 
f 8. Styril 1879. SSon iljm: ©aitenfpiel auf bem Sßege nad) 
ber Heimat, Srebftebt 1878. 

älbertt s. v. unb ©.*$.*& Ätr$en* u. ©c&ulbl. 1886, 
Str. 40. 

63. griebri<$ 2Iuguft gebberfen, geboren 26. 3Jtai 
1838 in ©djnatebiW, Äird^fJ). ©tebefanb, ftubierte Geologie 
in ®öttingen unb Kiel, examiniert 1865, warb 1865 ©iafonuö, 
1880 einziger ^aftor in iiftiebüff. SSon i&m: SBom ^eiligen 
23u<$. 2Uttefiamentlid&e Sichtungen, SDee^bütt 1877. Sutljer; 
lieber, ©ine ^ubiläumögabe, ©arbing 1883 unb triele einzelne 
geiftlid&e ©ebt<f)te in 3eitfcf)riften. 

2tfberti u. gortf. s. v. 

64. &etnrid) ©mit SHartenfen, geboren 3. gebr. 
1847 auf Storbjteanb, ©o&n eines SeljrerS, 1866-69 ©emi* 
narift in Äonbern, barauf ©lementarle&rer bafelbft, 1872 Sefjrer 
in SBüttebüH, 1874 Jtebacteur ber neuen 3^ung inSreflum, 
1875 Selber an ber ÜWiffion«anftalt bafelbft. SBon tym: 
greunbeSgrüfje. (Sine ©amttjtung getftlidjer Sieber, SBreflum 
1876, 4. Stuft. 1884. Sterin mehrere geiftl. Sieber nadt) be= 
fannten ftirdjjeninelobien. 

95?ir Ittffen nun bie geiftlid)en Sieberbidjter ©<f)le§tt)ig 
fioljieinö folgen, weld&e in bftnifdjer ©prad&e gebietet. 

1. SEfjomaöÄnubfen, geboren 1503, tdo? ift nid&t 
befannt, voax fatljolifd&er spriefter in Mobbing unb warb 1525 
nad) Spgum üerfefet. SDer (SoHationSbrief beö fat&oUfd&en fBx- 
fdfjofs 3oer SWunl d. d. SRipen 8. Steril ejusd. ift gebrudt 
in Stt^c lirfe&iftor. ©amlinger II, 255. 2Ils 1528 in SKorb-- 
fdfjteöroig bie grofce firdjlid&e SSeränberung eintrat, war Stomas 
Änubfen ber (Srften einer, bie, begeiftert oon ber Deformation, 
baö neue ©oangelium prebigten. (Sin 23erid)t barüber t)on 
tym ift gebrudEt : ©upptem. ^u ß^riftian III. &ifterie, ©. 5 ff. 
@r mit anbern ©eiftlidjen prten in £aberßleben bie Vorträge 



S 



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336 $te gcifttidjen Steberbicfyter Sd)te3toig«#otftein$. 

oon ©bewarb SBeiöenfer unb Sodann Sßanbal unb warb iljm 
barnadf) Die s #ropfteioerroaltung jtoeier färben übertragen, bie 
er biß 1542 fortgeführt Ijat, ba bie ^arbespropfteien aufgehoben 
würben. 33atb nadf^er, 1531 trat er in bie Gfje, bie mit 12 
Jtinbern gefegnet getoefen. Äönig ßfjriftian III. fdfjenfte tym 
ein ©tücf SUrdljenlanb auf £pgumfelb 1534 unb bie &älfte 
ber ^pöutner Rirc^cnsc^ntcn 1536 unb bewilligte if)m bie ©in« 
löfung ber ^ßaftoratgebäube burdt) ben 9iadf)folger. Rnnbfen 
begleitete ben jum Superintenbenten ernannten SSanbat, Der 
beö SDänifd^en nidfjt mädEjttg, alö SDolmetfcfyer auf feinen 33ifita* 
tionöreifen. 1542 erhielt Ä. einen längeren Urlaub, um auf 
ber Unioerfität in 2Bittenberg einen ©tubienfurfuS $u madfjen. 
26. Dctober ift er bafelbft inferibiert. Slm ©djtufe beffelben 
promooierte er rite jum 2Kagifter. SRadf) feiner &eimfef)r fyat 
er fein Sßrebigtamt toieber fortgefefct. 1544 wirb er als ßa= 
nonifuö in SRipen aufgeführt, 1548 alft 33orftef)er be$ Sltyner 
©d)ulroefen8 genannt. @r l)at julejjt in ber ©tabt Sftipen 
gewohnt unb oon ba au& fein s ^aftorat oerroaltet, f 5. %an. 
1581. „©ele^rt in ber ^eiligen ©djrift wie SBenige unb 
wofjlbetoanbert in weltlicher SBeiö^eit" fd^reibt oon itym ein 
alter ©dfjriftfteHer. @r bat ba$ ©efangbud) feine« Sofjneß 
toefentlid& mitoorberciten Reifen. SBon i^m e^iftiren nodt) 2 
©efänge, bie juerft in biefem erf dienen: £erre, jeg er nu 
gammel og graae :c. — unb : SDen friftelig Jtirfeö 3llberbom 
SSil jeg fyer ei betenfe it. — SDaoon ber erftgenannte nodt) 
im JioeöÜlber ^falmebog 3lv. 99. 

3eitfdf)rift X, 209. S3ranbt og £eloeg, ben banffe 
^falmebigtning, 5tbl). 1846 I, 83 unb 23'. SRubelba$ : Dm 
<Pfalme*2iteraturen, Rty. 1856, 282. 

2. £an8 ^Ijornisfon, beß Vorgenannten erftgebo» 
rener ©oljn, geboren 1. 2ftärj 1532 in&t)gum, ftubierte, oor* 
bereitet auf ber ©djule in SRtyen, auf ber Stopentjagener Uni- 
oerfität, ©d&üler bafelbft namentlich oon SRielö &emmingfen, 
reifte bann als §ofmeifter oon 3 jungen Slbeligen nad& SBitten» 
berg unb warb nad) feiner &eimteljr burdfc 23ifdf)of ©anö 
Xauffen berufen jum SRector ber ßateinfd>ule in 9ityeu. 25a 



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$te geiftttdjen Steberbidjter ©djtegttng.£olftein8. 337 

bie ©<$üler biefer ©df>u(e ben ©Ijorgefang in ber S)omf ird&e ju be- 
sorgen Ratten, warb er oeranla&t, fidf) mit bem Äirdfjengefang näfyer 
gu bef Saftigen. @r übcrfefete mehrere beutfd^e JtirdEjenlieber in'S 
3)änifdfje. £ierna<J) warb er jum $aftor on ber "grauenfitdfje 
in ftopen&agen unb ^ropfl ber ©o!felunb*£arbe ernannt. @r 
erhielt ben Auftrag ein ©efangbudf) auszuarbeiten, roas er benn 
audjj 1569 mit gleife unb SCtidfjttgfeit ju ©tanbe gebraut Ijat. 
6r fetbfi bietete 9 Sieber, bearbeitete 4 fattjolifdfje unb über* 
fefcte 35 teils aus bem Sateinifd&en, teils aus bem ©eutfdfjen. 
2)ies fein ©efangbudf Ijat fi<$ anbertfjalbtyunbert Saljre in firdf)= 
lidfjem ©ebraud) gehalten. &. £f)omiSfon f 1573. 2Bir nennen 
von feinen $ir<$enliebern : Qefus er opfaren ic. — £erre ©üb, 
loer mig mit (Snbeligt jc. — 3>eg tofte* M* mit Die op ic. 
— 2)as fttngofdfje ©efangbudf Ijat 27 feiner Sieber behalten, 
bas Jtoesfilber l)at no<J) 9. 

S3ranbt og ßelroeg I, 84, 23. Mubelbadf) 257 ff. SDfc 
nifdfje 33ibltot^ef IX, 701, £etweg, banft ftirfe&ijlorie efter 
SHef. I, 130. 

3. SRiels &anfen &elbuaber, geboren 27. Dctober 
1565 im Kird&borfe &ettemabt, ©olm beS SßrebigerS. SDer 
SSatef befcpftigte fidf) gern mit Sttatljematif unb 2lftronomie 
unb braute audjj bem ©ofjne biefe Sieb^aberei bei. @r ftubierte 
in 9toflo<J Geologie unb roarb 1590, na<$ beS 33aters £obe, 
beffen ;Jia<J)folger im Slmte. £)as Sßrebigtamt in &etteroabt 
mar f<$on feit latfyolifdfjer gtxt in biefer gamilie geblieben. 
Sieben feinem Sßrebigtamt befd&äftigte er fid^ mit &iftorifd)en 
unb matfjematif<$en ©tubien unb begann bie Verausgabe eines 
JtalenberS in bänifdfjer unb in beutfd^er ©pra<$e. 3m $aljre 
1609 roarb er inbefe oljne 33erf)ör oon feinem 5Hmte entlaffen. 
S)ie SSeranlaffung mar geroefen, bafe er bem ©flnftling unb 
SRat beS Serags, Sodann flonSBowern, auf beffen Verlangen 
feine StatioitSt gepeilt unb biefe nidfjt na<$ SBunfdf) ausgefallen 
mar. 2)er jum iftadfjfolger ernannte Jürgen Sunb roarb jebodlj 
fd&on am 22. Cctober 1610 roegen begangenen SJJorbeS ^inge= 
rietet unb ba es ftelbuaber injroifdf)en gelungen mar, bie roiber 
tljn erhobenen 33efdfjulbigungen ju entfräften, warb er 1611 

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338 $ie getftlidjen Steberbidjter 6d)le$ßrig-£olftem«. 

roieber in fein Sßrebigtamt eütgefefct. 2)odj d. SSoroern oer* 
folgte if)n ferner, forberte, bafc er bie ©djulben feines 33or* 
roefer« bejahen fotte, roa« er oertoeigerte, unb burd) falfdje« 
3eugni« warb er bann 1612 oom geiftlid^en ®eri$t auf« 
9teue remomrt. ®r jog nun nad) ©oenbborg, n>o fein ©o§n 
Sßrebiger war. König ©fjrifttan IV. ernannte i^n 1631 ju feinem 
Königl. Äalenberograpljen, er oerlebte nun ben 9?eft feine« 
Sebenö in Kopenhagen unb gewann §ier bie ©unfi feine« 
König«, ber iljn meljrfadj auöjeidjnete. f 23. 2lug. 1634. 
33on feinen ©djriften finb am befannteflen: 93efd>reUmng ber 
alten ©tabt ©d&le«n)ig 1602, neu herausgegeben oon U. 3ür- 
genfen 1822 unb Sylva chronologica Circuli Baltici 1624. 
iöon iljm ftnb audj einige geiftlidje Sieber gebietet. 5 baoon 
finb mitgeteilt bei SBranbt unb &elroeg. 

Autobiographie in SBibenffab« ©elffabö Kalenber 1775 
u. SDtonufcript ber Kieler Umö.sStbliotljef S. H. 403. Voller 
Cimbr. litt. I, 243. £egetüifdj, ©efd&. 372. ». 9K. Sßeterfen, 
Sibrag til bm banffe Sit. &ijl. 1855 III, 250. galcf'« Slrdjto V, 
372. SIHg. ttföe. SBiogr. XI, 685. SSranbt og £elmeg I, 
232 u. 30. SRubelbad& 296. 

4. 9lnber« ©f)riflenfen Slrreboe, geboren auf 
ber 3nfel 2lrroe (bamal« ju ©djlesnrig geljörenb) 1527, too 
fein SBater Sßrebiger in ber ©tabt Slrre«fj0bing. @r fiubierte 
in Äopenljagen, warb 1610 3Jlagifter unb, erfi 23 Safjre alt 
©djlofeprebiger ju greberifßborg, bann Sßaftor ju ©t. Nicolai 
in Kopenhagen unb mit 30 Sauren SMfdjof in SDrontljeim. 
1622 entlaffen jog er nadj 9Mmoe, warb aber 1625 nrieber 
Sßafior in SBorbingborg, too er 1637 geftorben iji. @r ifi ein 
befannter bämfdjer 2)idjter, felbjl SSater ber bänifdjen SDtdjt* 
fünft genannt, feine Ueberfefeung ber Sßfalmen 35aoib« war 
berühmt* 3)a« SRoeSfilber ©efangbud) fjat 2 feiner Sieber: 
SDen ®riften=$irfe« ffjwne SRaon it. — unb SDttn greifet er 
min £prbe gob *c. — Sßontoppiban bie« unb audj: 2lf ganffe 
Vierte, ©jel og SDlob *c. 

3farbam, Slvreboe« Setmet og ©frifter, Sbljtm. 1857. 
<ßeterfen, »ibrag III, 7 ff. g. SB. £orn, ©efdbid&te b. Sit. 



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zedby G00gk 



$)te geiftttdjen £ieberbid)ter <SdjIe3tmg'$otftetn8. 339 

beö ©fanbinaotfdjen SRorbenS, Sj>. 1880, 160. 33ranbt og 
£elroeg I, 261 u. 38. 91ubelbad& 311 ff. 

5. greberif ©raubt, geboren 1632 im £orfe (Säen 
auf ällfen, roo ber SBater Sßrebiger war, ftubierte auf ben Unk 
oerftt&ten granffurt a. b. 0., ßetyjig unb SBittenberg, rourbe 
bann ^aftor in ©mnbing auf güljnen, fpäter aber in 3ly- 
fj^bing auf ber Qnfel galfter, roo er bann jugleid) beutfdjer 
©d)lof#rebiger ber Jtönigin*2Btttroe ©op^ie Somalia roar, audj 
^ropft, f 1691. ®r &at Äingo, bänifdje Sttorgen* unb äbenb* 
lieber in'« 3)eutfd)e fiberfefet, au<$ mehrere bänifdje Jtirdjenlieber 
verfaßt. SSon i§m: @n gob SSejel og glcebelig goranbrtng. 
Rb$. 1674. 

9JMer I, 65. «ßeterfen, 33ibrag III, 582. SBranbt og &U 
roeg I, 358 u. 48. Slubelbad) 339. 

6. Sert^olt @ljrtfiian9tegibius, eigentlich bänifd^ 
©jtfbefen, geboren 1673 in SBülberup, roo fein SBater ^rebiger 
roar, ber uon bem banifdjen Reformator £ans kauften ab* 
flammte, roarb Sßaftor in SBarnife 1701 unb blieb bafelbft bis 
an fein 6nbe, f 1733. 9?on üjm tourbe bas fog. 2Barniffer 
©efangbudj gefammelt unb herausgegeben, bas bis in unfere 
£age in einigen fdjlegroigfdjen ©emeinben in ©ebraudj geroefen. 
®s ftiljrt ben iitel: 6n npe Sßfalmebog, fom inbe^olber be 
fceboanligfie ©amle, fom ogfaa mange 9ipe Sßfalmer, ben Silier 
Riefte ©üb til 2@re og enljoer ßfjriflen, fom gjerne fjunger 
og looer Ferren meb 5pfalmer, ©ange og aanbelige 33ifer til 
npttig 33rug og Dpbpggelfe. glensborg 1717. 3)er SBerfaffer 
fagt in ber SBorrebe, bafe biefeS ©efangbud) auf antrieb guter 
unb oorneljmer greunbe an's Sidjt gefommen, bafe in bemfelben 
bie beften beutfdjen ©efSnge in bie bämfdje ©prad&e fiberfefct 
roorben feien, in roeldjer biefelben bisher nod) nid)t ju finben 
geroefen, au<$ bie bisher überfefeten, oorn&mlid) bie üon 2)r. 
Sutljer felbft, etroas genauer nadj bem beutfdjen £e£t etnge- 
ri<$tet roorben. 5Bon ben oon il)m felbfi gebic^teten Siebern 
nennen roir: ®t 33arn er öS oeb £errenS ftore -Jiaabe :c. — 
3Saag op i oenne Sßaaffetib :c. — D ©ellig 2lanb meb -JtaabenS 
$aanb :c. — £erre Strifi, Immanuel :c. — 3eg er ubi 

22* 



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340 $te geiftüd&en Sieberbtd&ter 3d&re$toig-#olftem$. 

3fefu glab 2c. — Äljcerc ©jel gto biö til grebö 2c. — Verbens 
Spft foreiccucd er 2c. — D £erre ©üb oor £jcety 09 ©f jolo 2c. 

— Vebre biö fjeere ©joel 2c. — £roen, £aab, Sjcerlig^eb 2c 

— £af ffee big ©üb for benne 2)ag 2c — Von feinen Ueber= 
fefcungen nennt SRubelbadfj meiftet^aft : £erre jeg f)ar Ijanblet 
Übe 2C. — @r äberfeßte u. 31. : auety &err $efu @£)rifl, big til 
o§ oenb 2C — D Sruoelfe og ^jerteoe 2c. — Äommer fjib af 
3efu leerer :c. — 9Iüe ÜJtenneffer i Sioe 2c. — $onto$riban 
l)at in fein ©efangbudfj ca. 50 feiner Sieber aufgenommen. 
2)a$ SRoeöfilber fjat nodj 6. 

SDänifd&e Vibliotljef XI, 727. Vranbt og ßelroeg II, 
357. SRubelbad), 363. Weifen in ßrifielig golfe^alenber 
1886, 112. 

7. 9iteU Vrorfon, geboren 1690 in SRanberup, 100 
ber Vater ^rebiger, ftubierte in Jtopenljagen, roarb barnad) 
1714 9lbjunft an ber Sateinfdfjule in SRipen, 1716 gemäht 
jum ^aftor in Vebftebt. -Kacbbem er 1734 in Jtolbing oor 
ftönig ©Ijrifttan VI. geprebigt, toarb er im folgenden Qa^re 
jum ©cijlofjprebiger in greberiföborg unb $aftor in £illeröb 
ernannt, 1738 $aftor an 6t. Nicolai in Kopenhagen, f 1752. 
3n feines VruberS £. 21. Vrorfon £roenö rare Älenobie finben 
fi<$ aud) ein ^aar ©efänge von iljm: SDen elffte Serufalemö 
Scengfel mig n#ber at tle 2c. — unb Slmen, Qefuö faa ffal 
raabe 2c. — 

33ranbt og £eltoeg, II 62, 322. 

8. Sßeber Safobfen &pgom, geboren 1692 in 
&pgom, baoon er ben Sftamen, ©oljn be§ ^rebigerö bafelbjl 
Vorbereitet oon bem ^aftor SBölbife in ©ommerftebt, bejog er 
18 Sa^re alt bie Unioerfität Stiel unb nadjbem er Ijter Vacca* 
laureu« geworben, ging er nad) Kopenhagen, jur gortfefcung 
feiner ©tubien. 1718 warb er orbinierter Kapellan in Sintrup, 
1730 befmitiü fjter angefleUt, aber 1732 $og er toieber nacij 
£pgom, ba ber alteröf^ma^e Vater bem ©oljn ba§ 2lmt ab* 
trat. Vom Äönig ©§riftian VI. warb er inbefc fd&on 1736 
na<$ 9Iar^uuö berufen, balb barauf nacij 2Ialborg oerfefet unb 
fobann jum Vifdjof oon 2larl)uuö ernannt, als foeldjer er 



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$te getftltdjen Steberbidjter ©djTe$tt>t8'$>otfiein§. 341 

8. Quni 1764 oerftorben. ®r Jjulbigte ganj unb gar bem 
£aHif<$en ^ietiömuö. 33om i^m ift bcr fe^r beliebte ®efang 
gebietet : Qefu bin fabe gorening at fmage :c. — ber juerft 
im $ontoM>tbanfdjen ©efangbud) gebrudt ift. 

Sranbt og ©clroeö II, 59, 360. Slubeibadj, 363. 

9. 33rober33rorfon, SBruber oon SRiete Srorfon, 
9io. 7, geboren 1692 in Stanberup, abfofoirte bie Uniüerfttät 
ftofcenbagen in bemfelben $af)r mit bem 93ruber, reifte aber, 
ba feine ©efunbbeit gelitten, eine Seitlang nad) £aufe unb 
fefete bann feine ©tubien nodj auf ber Vieler Unioerfttät 1 Qabr 
fort. ^Darauf roarb er ^auölefjrer bei bem Sifd&of Ecural) 
in Sftipen, 3 3af)re työter SRector ber @d)ule in Semnrig, 1722 
Sßaftor in SKebolben, 1737 ©ttftspropft in 9?ipcn unb barauf 
SMfd&of in Slalborg. 1760 creirte iljn bie tbeologtfcbe gacultöt 
in Ropenljagen jum Dr. theol. (1749 §atte er biefe @§re ent« 
f Rieben abgelehnt), f Stug. 1778. %x\ feines Sruberö $.31.©. 
£roenS rare Älenobie finbet ftdj t>on tym ber 2Beiljnad)tS* 
gefang: Dp &jerte op meb gr^be-Sfrig ac. 

33ranbt og £eltt>eg II, 64, 362. 

10. £anö s libolpf) Srorfon, ber bebeutenbfle ber 
brei Srüber, ift geboren 20. ^uni 1694 in SRanberup. 9tod)bem 
er eine 3 ei ^ a «8 in ftopenbagen fiubiert, füblte er fidj fdjroad) 
unb nafym bal)er eine ©teile als #au§le§rer an bei bem 2lmtös 
üerroalter ©laufen in ßügumflofter, beffen £od)ter er nad$er 
efyeltdjte. 1721 roarö er in ftopenf)agen examiniert unb bann 
1722 ^adjfolger feine« üerftorbenen ©tiefoaterö als $aftor in 
SRanberup. 1729 warb er gewählt jum Siafonuft in ber 
©tabt £onbern, in welchem Slmte er Derblieb biä 1737, ba 
er jum ©tiftöpropfi in SRtyen ernannt warb, 1741 warb ei 
33ifd&of bafelbft, 1760 Dr. theol. , f 3. 3uni 1764. ©r ge* 
l)ört ju ben fyeroorragenbften b&nifdjen geifttidjen 8teberbtd)tem. 
S)ie aüermeiften feiner Sieber finb roä&renb feine« 2lufent* 
IjalteS in £onbern gebietet unb bafelbft erft in einjelnen Hei* 
neren Slbt^eitungen gebrudt, fpftter jufammen mit bem Xittl: 
£roenS rare SMeuobte i nogle aanbelige ©ange fremftiüet 1739. 
©ie finö nrieberljolt gebrudt bis in bie neuefte Seit. 2. 2lft. 



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342 $te getftlidjen Sieberbtdjter 6d)(e$ttri9'$otfiein3. 

1742, 3. 3lfl. 1773 unb bann öfter. 3lu$iüaf)l oon 31. 2B. 
»rorfon, fto^eii^. 1823, SR. 31. SStborg 1834, Dbenfee 1851, 
als 4. unoeränberte 3luffage tum 3. 31. S. £olm ; Jtopenf). 1865 
oon S. S. 2?fi£en, orbnebe efter ben ^iböfolge, §oori be ere 
ubfomne i be af gorfatteren feit) beforgebe Ubgaoer, aufy Jtbl). 
1867 oon 5ß. 31. Slrlunb: „©eine Sieber jeugen uon unoer* 
fannter bidjterifd)er Begabung unb ftnb oon innigem ©efü^l 
erfüllt." 3m SßontoWiban'fd&en ©efangbudf) (SSalenttner'ß 3lu§* 
gäbe) finb 44 feiner eignen Sieber unb 11 oon Ujm axx$ bem 
£)eutfdjen fiberfefete, alfo jufammen 55 Sieber. 3m Sioeö- 
liioer ©efangbud) 61. 

SPontoppiban Annales eccl. IV, 161. SRiegel'S fmoa 
©frifter III, 497. £anfer ooer £. 31. 33r. »ortgang til 
gcebrene, ßbl). 1764. ßeröleb in SDMer'S tfteol. »ibliotljef 
V. £(>ortfen ijtft. Ubfigt ooer b banffe Sit., Stbft. 1839, 57. 
S3ranbt og £elioeg II, 66. 9Jubelba$ 345. Sßeterfen Sibrag :c. 
IV, 402., Va, 223, Vb, 243. £orn 178. ©jefftng gubefc 
leerere, ftty. 1779 I, 553. SBorm'ö Sektion I, 175. 3. 95. 
Staugaarb Sibrag til en ©Ijarafteriftif af Sßfalmebigteren £. 31. 
»r. in ©d&arltng og ©ngelstoft tfceol. »bftffrift 1838 II, 119 ff. 
groft 5Ribe SDomfirle 1841, 78. 3). Sßoiitoflriban Slftftyffer 
af £. 31. 93r. Sio og 53irfen fom 33iffo}) in ßirfetyift. ©aml. 
I, 145. Sibrag til &. 31. Sr. Seonet in ©Kriftel, ©amier 
af 3Rau »b. XIV, 37. £. 53 u. 54, 138. $unberut> biogr. 
©fterretninger 1854, 1, 45. Sßfalmebtgteren §. 91. 53. Seonet, 
Rbf). 1859. SCtijen Siogr. oor feiner Slußgabe ber Sieber. 

11. Stomas ©anfen, geboren im 5?irdjtyiel ©rebe unb 
oertoanbt mit ber gamilie SBrorfon, roar erft SSie^irte, nafjm 
als foldjer £eil an ben gotte§bienftlid)en SSerfammlungen in 
SRanberup, tooburd) ^3aftor Srorfon auf ifjn aufmerffam toarb 
unb feine guten Slnlagen entbedte. ©r oeranlafete bann, bafe 
er jum ©tubieren fam. 9laä) oollenbeten ©tubien roarb er 
spaftor in £pgum, oielletdjt nur ÄapeHan, too er jung oerftorben, 
ca. 1740. 3n ben belannten SBerjeidjniffen ber Sßaftoren in 
£ygum ftnbct ftd) fein -Käme nidjt. 3 roe i Sieber oon i£m: 
3 3 e f u © ö ^ e * öl min ©aligljeb :c. — unb 3lf, fjoorlebeö 



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$>ie getftlidjen SteberMcfcter (SdjleStotö'&olftetn*. 343 

ffal jeg ffue 2c. — finb aon Srorfon als ansang in feiner 
©ammtung £roenö rare ftlenobte aufgenommen. 

SBranbt 09 J&elrocß II 60, 361. 

12. £tjge Seöper SRot^e, geboren 1731 in SRanber«, 
tüo ber SBater SRegimentSquartiermeifter war. @rft 13 Qa^re 
alt, warb er fdjon ©tubent unb beftanb 3 3a§re fester baö 
ttyeol. @£amen. -Jtad&bem er ein Sßaar Qa^re als £au§le§rer 
fungiert, erreichte er feinen Sßunfdj eine Steife in'Ä SttuSlanb 
antreten ju fönnen. 2)urd) ©raf Sernftorf sen. unb ©raf 21. 
©. 9Koltfe befam er nämlidj ein JReifefti^enbtum. (5r ftubierte 
nun eine Solang in ©öttingen unb in ©enf, warb bann 1758 
berufen jum Sßrofeffor ber $f)ilofopl)ie an ber Umoerfit&t 
Kopenhagen unb Se^rer be* ©rbprinjen ftrebertf, barauf warb 
er angefleHt alö Kommütierter in ber ©eneraljoKammer, laufte 
ben £of £pbjerggaarb bei ©lagelfe unb legte fidj nun auf 
bie Sanbnrirt^fd&aft, ber er mehrere ©Triften toibmete. 1765 
roarb er $um SBtcelanbrid&ter gewählt, aber burd) ©truenfee 
1769 in baö neue ginanjfoHegium in Kopenhagen berufen al« 
kommütierter. 177133tirgermetfter ber SRefibenjflabt Kopenhagen. 
Sei bem ©turje ©truenfee'3 foHte ciixfy er von Kopenhagen ent- 
fernt werben unb warb barum jum ?lmtmann in ©egeberg 
beförbert, fpäter penfionirt, ftarb er 19. 3)ecember 1795 in 
Kopenhagen. 33on iljm finb jaf)lreidje ©Triften erfd&ienen. 
33er ü^mt war feiner 3*it namentlid) fein SBerf: KriftenbommenS 
SSirfning paa golfeneö Stillftanb i (Europa 1774 k. @r &a* 
fit audj mefjrfad) aU Sinter t>erfud)t ©eine geiftltdjen Sie 5 
ber f)at er gefammelt herausgegeben: 6n Kriftneö ©ange 
1778 unb 1780. SDaS eoangeUf<$s<$rifilid)e Sßfalmebog f)at 
17 berfelben. 2)aö SRoesftlber l)at nodj 3: S)en nwfe SRat 
foanb rolig fjen 2c. — ©tabig Sfamp t)ort Sit) maae Beere 2c 
— 2)e trobfe Ijart tnob ®ub« Drb 2c. 

©. SRot^e in genealogtff og biogr. 2lrdjtü 1840, 1. 
Steffens : 2BaS td) erlebte IL, 233 ff. ^eterfen : SBibrag V, 
160. SBorm'ft Sej. L, 297. Sranbt og ßettoeg II., 168 unb 375. 
$Rubelba<$ 372 



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344 $ie getftlidjen Sieberbidjter ©d)te3tDifl«§olfiein$. 

13. SBerner £anö grebcrif 2Ibra§amfon, ge* 
boren in bcr ©tabt ©djleönrig 10. 3lpril 1744, warb Kapi* 
tain bcr StrtiHerte, nad$er Setter an bcr Sanbfabettenafabemie 
in Kopenhagen, julefet pcnfionirt, f 22 (September 1812. 211« 
£)i<$ter oerfafcte er aud) geiftlidje Sieber unb überarbeitete alte 
©efänge. 35aö 9toe8filöer ©efangbudf) ^)at 6 feiner Sieber. 
SBir nennen nur: SJiin ©üb, £u falbte mig, til Sefu ©fjrifli 
SRtge 2C. — unb 83t bebe, §jelp öS, ^cfu ®£)rift :c. 

Autobiographie in Sabe's Sßortraiter og Stogr. 1805. 
SBorm'ß Se£. I, 6. qßeterfen 33ibrag V, a, 78. £orn 187. 
bitter ©onüerfationölcj. I, 161. ©rfc^ unb ©ruber I, 161. 
Korbeö unb SüMer=©d)röber ©d)riftfteHerle£. s. v. 

14. griebridj Sari ©utfelb, geboren in öeftoft, 
9. October 1761, wo ber SSatcr ^aftor unb tropft. Sorben 
reitet auf ber ^aberötebener ©eleljrtenfdjule roarb er 1781 
©tubent in Kopenhagen unb beftanb ba§ tjjeoL ßjamen bafelbft. 
1790 warb er Sßaftor in &irfd)f)o[m, 1796 in Korför, 1800 
©d)Iofeprebiger in $reben$borg unb Sßaftor in 2l§minberöb, 
1811 tropft unb ^Safior an ber £olm§fird)e in Kopenhagen 
unb bitter o. 3)., f Januar 1823. $on i^m finb erfd&ienen: 
Samlebe ^oefier 1802. 5Religi<$fe ^5oeficr 1818. ^m eoang. 
djriftl. Sßfalmebog fte^cn: D ©rao, bu 2>0ben3 fülle 39olig ac — 
unb : Sa tag op i bine £cenbe k. 

JWperup Siteraturlcj. I, 211. Sforbeö unb Sübfer<©d&rö: 
ber ©djriftfteaerlef. s. v. Sßeterfen «iörag V, a. 278, 6, 
97. Sranbt og £etroeg 241 unb 385. Kofoeb's Sonoerfa* 
ttonslej. XXIII, 474. @r§let> gorfatterley. I, 536. 

15. greberif £oegt)*@ulbberg, geboren 26. SJiärj 
1771 in Kopenhagen, ©oljn beö ©etjeimratljs Doe &oegl>- 
©ulDberg, warb 1797 Seljrer am SBlaagaarb'fdjen ©eminar, 
1803 Setjrer ber Kronprinjeffin (Sarolme, erhielt 1804 ben 
Eitel ^rofeffor, tjtelt ft<$ t>on 1805—1810 am ^ofe in Kiel 
auf, 1813 Setjrer am tabetten^nftitut in Kopenhagen, 1815 
bitter o. £)., t 21. September 1852 in Kopenhagen. SBon 
ifym erfdjienen : ©amlebe 2)igte. Ub^. 1803, 2 93be. ©angbigte 
t>eb £<nttt)eligl}olbelfe af SReformationöfeften 1817. £)igte ooer 



A 



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$ie geiftlidjen Sieberbidjter ©djIeStoig'|>otfietn8. 345 

bibtiffe <5mner, «6^. 1823. «ßfalmobte, «b|. 1835. Söir nennen: 
2)en ©imge £af, ben etoige Soo :c. — ®en &prbe, jeg fotßer, 
er £)ig, min ®ub :c. — Sit ©üb fcet Sanfe, £aab og £ib k. 
ßoefoeb Äonoerfationölej. XXIII, 467. ©anff Stornier* 
fationölej. IV, 1468. SRijerop I. 207. (SrSlefc I, 527. 
©uppt- I 614. 2übfer«ed&röber s. v. $al<f ö ©taatßb. 9Jtog. 
III, 199. Steffens. 28a8 i$ erlebte V, 238. Srodfjau* 
@ont)erfatton$le£. s. v. 9tüber II, 197. SBranbt og ßelroeg II, 
244, 386. 

16. ßauribö SR iclf en £aaftrup, geboren 6. 3Kärj 
1773 ju SRiDiiißc auf ©eelanb, war crft Sßäd&ter, nad^er 
#ofbefifcer in 9Jort)fd)le8tt)ig. 58on tym erfd^ien : Stanbelige 
©ange, Äbl). 1801. 4. SlfC. ©aberöleben 1818. Siebente 
Auflage baf. 1844. 

©rtrteo 6uJ>l. I, 628. «Iberti fjortf. 230. 

17. £anö G^riftian C&riftenfen, geb. 16. 2JWrj 
1796 in ©lagelfe, ©ol;n bes Suftijratö baf., 1818 examiniert 
als Geologe, in bemfelben 3a^r Slbjunft an ber ßat^ebral- 
fäuie in ftoefttilbe, 1829 ^ajlor in SRefen, ©tift SRtyen, 1834 
in Slrreöfj^bing, ©erjogtum ©djleöroig, 1835 jugleidj Sßropft, 
1839 $aftor in 33regninge. 58on iljm : ©igte, Dbenfee 1833. 
9timet ©oangelienbog euer bibelffe ©ange tit Mangel., Äb$. 
1841. 3>a* Moetfttber ©efangbud) Ijat t>on il)m 5Ro. 278: 
©üb £eHigaanb, oor ftruftermanb, SDu ©anbtyebG Ware KUbe 2C 

©röleo I, 284, ©u^I. I, 306. 

18. Sodann Earften £aud), geboren 12. SCRai 1796 
in greberiföljatb, ©oljn be§ ©eljeimen Eonferenjratö griebr. 
o. §auü), roarö 1821 Dr. philos., 1827 Sector an ber Slfabemie 
in ©oroe, 1846 orb. $rofeffor ber norbifc^en ©pradje unb 
Siteratur an ber Uniüerfität in Atel, ging 1848 roeg tmb roarb 
1851 gjrofcffor an ber ßopen&agener Unioerfität als Jtodjfotger 
De&lenfdjläger's. @r ift bekannter bänifd&er SDic^tcr. 3n bem 
Don SSalentiner reoibirten Sßontoppiban'fdjen ©efangbud) ift 
üon if)m -Kr. 293 : geg üeeb paa I)t>em jeg bpgger 2C. — nad& 
©. 3Ji. 2Irnbt bearbeitet. 2)aö SRoeöfilber ©efangbud) l)at 
au&erbem uod; 3, aud) nad) beutfd^en fcieDcrn bearbeitete : 2Jim 



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346 $>te getftfidjen Steberbtdjter ©^TcStotö-^olftein*. 

©üb befaler jeg min 33ei k. — ©ig SRammon langfomt 
^ceoer :c. — ®aat nu §en 09 grao min ©rao :c. 
®rölet) I, 593 u. ©ujtyl. I, 724. 

19. SRieU Soljannes £olm, geboren 3. 9Jtörj 1798 
— eö Reifet auf ber Qnfel ©plt — ©oljn eines ©djneibers. 
6r ftarb aU ^rebiger ber Srflöergemeinbe in ß&rifiianöfelb 
26. 3Rai 1845. SBon tl)m erfdjten: 2?anfer paa &jemoeien, 
6f)rifttania 1825. @r gab aud) heraus: £arpen. ®n SPfalme* 
bog, (Sfrifttama 1829, 3. 3Iuft. ©tauanger 1854. ®r oer* 
fajjte einige lieblidje getfilidje Sieber. 

ßraft* SRorbiff gorfattcrlej. 1863, 288. 3Uberti I, 369, 
gortf. 308. SR. SRefrolog b. SDtfdjen. 23, ©. 1129. 

20. £an$ »rage 33erg, geboren 25. 9Iug. 1802 in 
©renaa, wo fein 93ater ßammerrat unb Sanbinfyector, 
jtubierte Geologie unb war u. 81. oon 1843 bis 1857 Sßajior 
in SBteöbg, ba er nadj £l)orup auf ©eelanb oerfefet würbe. 
93on tym Sßfalme-IJtyn og ©tfnbagSriim, Stbf). 1846. SDaö 
Stoeöfilber ©efangbud) §at oon üjm SRr. 259: Soor ©ub, bu 
ene fjenber granbt ac. — 

©röleo I, 108. ©u^l. I, 120. 

21. ©lauö S^riftian &anfen, geboren 1805 in 
£repa, fiubierte in Riet unb ßopen^agen S^eologie, f 18. Dc~ 
tober 1839 bafelbft. 33on i^m: Sti $f almer om ©fabeifen, 
ßb&. 1835. 

SRorbiff Rirletibenbe , 1839, SRr. 44. ©röleo I, 586. 
©uM>l. I, 70. 

22. Sauribä ©Ijriftian £agen, geboren 29. SWai 
1808 auf SDteerlöfegaarb auf ©eelanb, ©ofjn bes Sß&djters, 
fiubierte Geologie, warb 1837 äbjunft an ber ©oröer 2Wa* 
bemie, 1840 Sßaftor in 2Kebolben, 1849 in SRetöbp, 1850 in 
©te^ing, enttaffen 1867. 33on iljm: ßiftorijfe Sßfalmer og 
SHtim, ftb&. 1832, 6. «uff. 1856. SDaö SRoeöfilber ©efangbudfc 
Ijat oon tym Str. 540: 3eg er en fattig gange :c. 

©röleo I, 445, ©uppl. I, 628. 

23. Triften Äarftenfen, geboren 25. 2tyril 1809 
in Äj&r, Rtyp. Utfebfitt auf SUfen, ftubierte in Äopen&agen, 



> 



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zedby G00gk 



$te geifttidjen Sieberbidjter ©d)fe§roig-£oIftein$ 347 

warb 1839 Sßaftor in SDitypel, 1857 ?topft fü* ©onberburg 
unb 2tyenrabe unb ftauptpaftor in SBroaäer. 33on i&m: ©maa 
©töte, ßbt). 1849 unb mehrere geftyfalmen bei oerfdjiebenen 
©elegen^eiten. 

24. %\). ©. Rtitjnel, geboren 3. gebr. 1813 in 3ly> 
borg, toar Sßajlor in Ulöniö 1853 bis 1864, gab heraus : 
Sßfnlmer og aanbelige ©ange, Erring 1852. 

25. 31. 5JJ. 9Jt. Setlj, geboren 1. gebr. 1822 in 3lr)> 
borg, 1850 SDiafonuö, 1852 ©ompaftor in Styenrabe bis 1864, 
gab heraus: £obunbrebe $falmer og aanbelige ©ange fom 
SCtllceg til ben ^Ponto^ibanffe ^falmebog, Sabenraa 1852. ©r 
war audj feibft Siebter. 

26. 3enö 3JtattbiaS Sinb Sjort, geboren 5. SKoo. 
1824 in 3ttpen, Sßrebigerfotm, toar oon 1860 bis 1864 tropft 
unb ©auptpaßor in £onbern. SSon ifjm: Dies irae, Stabat 
mater og nogle anbre, beelö latinffe, beelö tpbffe SPfalmer og 
©ange, ooerfatte meb optyfenbe Slnmcerfninger, ßbl). 1849. 

©röleo ©uppl. I, 798. Ueber feine ßrittf beö 9beö; 
ftlber ®efangbud)ö f. 9tubelbadj 465. 

Um ben bänif<$en Jtirdjengefang in SRorbfdjleönrig fjat 
fid) befonberö oerbient gemalt 6fjriftian3ßollefen9)iet)er, 
geboren 25. 3funi 1795 in 2oitfir!eb^ 1825 ^aftor in 2lbel, 
1840 in SBilftrup, bafelbft 1850 entlaffen, f alö Pfarrer in 
Studjljetm in ber Sßfalj 7. 2)ecbr. 1859. ©r fammelte unb 
bearbeitete, auf©runb beö spontoppiban'fdjen, ein neues bäni* 
fdjeö ©efangbudj, baö juerft 1844 erfd&ien unb beffen Ein- 
führung oon ber Regierung bewilligt würbe, ©er bamalige 
^aftor Soefen in SRorberlügum, na$fyeriße 33if$of für ©d)leö= 
ring, übernahm bie .ft>rad)li<$e SReuifion unb fyat bie fpäteren 
Sluflagen beforgt. 5Dlit fanfter &anb Ijat 9Reper oiele ältere 
©efänge ju beffern gefugt. Db er au<$ feibft bftnifd^c Äird)en* 
lieber gebietet, ift mir nidjt befannt. ©ö fef)lt in feinem @e* 
fangbud) bie Angabe ber SSerfajfer. -Dieser war feibft finniger 
Siebter. 9la$ feinem £obe ift erfdjienen: ©ebtdjte eines 
fdjleömig'fdjen Sßrebigerö, bie grudfjt feiner mehrjährigen im* 



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zedby G00gk 



34S 3>te geifiltdjen Sieberbidjter <5djre8ttH8*$olflein3. 

freien ÜÄufee. 2Wit beut Sebenölauf be* SBerf. unb erfl&renben 
Slninerfungen. 2Bertf$etm 1862. 



Tladftvaq. 

1. Sodann ©fjriflopl) ©berroetn, geboren in ©öttin* 
gen 3. September 1730, fiubierte auf ber oaterftäbtiftfjen Uni- 
üerfit&t Geologie unb warb barnad) ßabinets^rebiger bei bem 
©rafen $)aneff jolb*©amfoe in 3)ftnemarf, bann ben 15. Januar 
1759 gerollt als Sßaftor in &oljenftein. SBon l)ier tarn er 
1772 ata Sttafonu« an bte ©t. Stattjrtnenftrd&e in Hamburg, 
roo er 10. 3Kai 1788 gefiorben ift. SBon iljm erfdjienen: 
©eifllid)e Sieber, Sfee&oe 1768. 2. SCfL 1772. $aö ßramer'fdje 
©efangbud) J)at baoon 3lo. 384: 2ld), bofe id) ©otteö 2Beg 
verliefe *c. 

Stotermunb, ©el. £annot>er. L 9tid)ter ©eifil. Siebe* 
bidjter. ©. 69. Leerwagen n, 23. go^annfen 73. Hamburg. 
©d&riftfteHerlej. II, 113. 

2. Safob ftrtebrid) ©d^mibt, geboren 2. 9Ipril 1730 
ju 33iafton*3ett s ®otl)a, roo ber SBater ßantor unb ©djulleljrer. 
Vorbereitet auf bem ©pmnafium in Dfirbruff, ftubierte er oon 
1746 an in 3fena, roarb bann Ijier SBtagifier unb sprioatbocent. 
ßter madjte er bie 33efanntfd)aft oon t). ©erftenberg, ber ^icr 
fiubierte unb burdj beffen ©mpfeljlung warb er bann £auslebrer 
bei einem £errn o. 2^ienen in ber SWä^e oon $lön, fjjfiter 
mar er £au§le&rer in SBefenberg bei bem spaftor Raufen 
unb barnad) lebte er eine Solang ata ^rioatgele^rter in ber 
©tabt ©d&leöroig. 1760 fiebelte er, ba eß iljm ni<$t gelang 
in ©d)le$n)ig'£olftetn eine 3lnftettung ju erlangen, nad& ©ot^a 
über unb marb enblidj 1765 3)ta!onuö an feinem ©eburts* 
orte, 1773 britter S)iafonuö unb Seljrer ber fdjönen SBiffem 
fd&aften am ©pmnaftum in ©otlja. Sefctereö Slmt gab er 
inbejs ab, als er tn'ö jroeite 3)iafonat aufrücfte. 3 u ^fet warb 
er erfier ^rebiger an beiben £auptfirdjen ber ©tabt, f 2. 3Jlftrj 
1796. 9tnfänglid) ort^oboj, folgte er fester ber 3eiirid)tung 
jum entfdtfebenen SRationaltömuö. 23on ü)m erfdjienen : ©amm* 



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zedby G00gk 



$ie geiftltdjen Steberbtdjter <Sdjte3toig«$otftein3. 349 

hing Dermtfd&ter ©ebidjte, 1758. Sßoetifdje ©cmälbe unb @m- 
pftnbungen aus bcr £eil. ©efdjtdjte, 1759. SMetne poetifdje 
©Triften, Stltona 1766. Sammlung einiger Rirdjenlieber, 
©ot&a 1779. ©ebic^te 93b. I, Setyj. 1786 (33b. II ift niefct 
erfdjtenen). 33on feinen Sltrdjenltebern finb triete, 52, in bas 
9Jeue ©otljaifdje ©efangbud) t)on 1778 aufgenommen, aud) 
mehrere in bas (Srfurter t)on 1796. 3m ©ramer'fdjen ©e= 
fangbud) ift t)on il)m 3lo. 112; 3$ glaub' an ©Ott, ben 
©inigen 2C— ©onft fjat fidj oon ifjm audj erhalten basSieb: 
2ldj, tdj fotl einft auferfte&en :c. 

Sorben^ Se^icon beutfdjer SDidjter, Sj>. 1809, IV, 581. 
So^annfen 237. SDöring, bie gelehrten Geologen 35eutfdjlanb§, 
Keuflabt 1831, III, 829. Äod) VI, 223. 

Sftadjtr. ju ©. 341 Sftr. 8 5p. 3. fipgom. 2)aS Sieb: 
Sefu, bin fßbe gorening at fmage — ifi nidjt Original, fon* 
bern Ueberfefeung eines Siebes mm 2Ulenborf. 



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zedby G00gk 



3 50 $te geifrtidjen Sieberbid)ter @d)fe$tt>tg'§orftetn$. 



2Upfyabettfd?es Hegtfter* 



9U\ 

s 2I6raf)amfon, 3)äne 13 

MegibiuS, 5) 6 

SltarbuS 3 

911er« 41 

Shntiel 21 

Slrreboe, 5) 4 

Slffäenfetbt 61 

3lugufrmrj 66 

SBafeboü 37 

#erg, 3) 20 

SBiernafefi .52 

SBoje fen 1 

58oje jun. 2 

©ogfen 64 

SBrcmbt, 3) 4 

ö. öreitenau 14 

ö. Erömbfen 33 

SBrorfon 93., 2) 9 

Erorfon £. $, 3) 10 

iörorjon W., 3) 7 

(SaSperS 63 

(StaubiuS 42 

©ramer 36 

(&)riftenfen, 3) 17 

3)aijl 61 

3)ippel 29 

(Jbertoein 9lad&trag 1 

(Sltfabetf), ^rtnäeffin 9 

©Smarcb 24 

gebberfen g. g 40 

gebberfen g. 2t 62 

geufifmg 28 



9tr. 

giemming 7 

gieffa 32 

grancfe 18 

graben 47 

©arbtyaufcn, © 60 

©arbtyaufen, # 48 

©ulbberg, 3) 16 

©utfelb, 3) 14 

#aafirup, 3) 16 

£agen, 3) 22 

©anjen, ©1., 3) 21 

fcanfen, 2$., 3) 11 

| £arm3 49 

fcaudj, 3) 18 

$elbttaber, 3) 3 

§iort, 3) 26 

£o!m, 3) 19 

§olft 55 

S^flom, 3) 8 

Äarftenfen, 3) 23 

ftirferup 39 

kaufen 46 

ftlopftocf 37 

tnubfen, 3) 1 

Äortyolt 17 

ftramer 20 

ßüfjnel, 3) 24 

Satfmann 26 

Sangemaacf 27 

SaffemuS 13 

Saurenti 26 

Seil), 3) 26 



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zedby G00gk 



5)te getfiltd)en Siebetbidjter <5ä)U&tD\fr§ol\km$. 



351 



fflx. 

Sparten« 58 

SKartenfen 64 

Martini 30 

StteJjer 22 

SRoraijt 69 

3ttorl)of 19 

Füller 22 

Sßeumarf 8 

SGifanütS 10 

DleariuS 6 

Stift 6 

föötinö 12 

SRönnenfamp 60 

föotye, 3) 12 



©djinfel 63 

©djmibt, £ 44 

@$mibt, 3. g. . . . ftadjtrafl 2 

©Araber 31 

©djtoieger 15 

©criöer 16 

(Sommer 07 

ö. ©töcfer 16 

ö. ©tolberg 43 

©trcfotü 34 

£f)ie& 46 

XfjomiSfon, 3) 2 

Wifcfä 36 



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zedby G00gk 



V 



Digiti 



zedby G00gk 



23emerfungen 



jum 



„limes 8axoniae üatl* U& Cßroßett" 

üon Beyer» 



SBon 

Jt. §<mfen. 



23 



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zedby G00gk 



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zedby G00gk 



Jjn einer 1877 erfdfjienenen geftfdjrift betjanbelt Jßerr 
Slrdfotoratl? Dr. jur. Seger bie bekannte ©adf)fen*©renje. x ) 
@r t&eilt fie in ein füblidjes, mittleres unb nörblid&es drittel, 
öon ber 6lbe bis Sßefenberg, t)on SBefenberg bis SBlunf, t)on 
ba bis jur Dftfee. ®ie oon ifjr berührten Sßuncte bes füö« 
liefen SDrittelS beftimmt er im 2BefentlidE)en in Uebereinftim» 
mung mit feinen SBorgängern. 2)aS jroeite drittel fd&liefet er 
an bie „fdfjarf unb entfd&ieben ausgeprägte natürlid&e ©renje" 
ber %xar)t an, — im Xe£te auf bem regten, in ber beglei« 
tenben ®arte auffaHenber SBeife auf bem linfen Ufer — unb 
erflärt fid& gegen ©d&mibt von Sübetf , Aufs, SBebeftnb, Sappen* 
berg unb äöaifc, roeld^e alle ben ©renjroatt oon SBefenberg an 
über bie £raoe in geraber 5ftidE)tung auf bie £öt)e t)on 83lunf 
ju leiten üerfud&ten. 

3n ber %\)at bilbet bie %xavt t)on ©egeberg bis über 
DlbeSloe unb SBefenberg hinaus bmä) bie tiefe ©infenfung 
i^res 33ettes, forme burd) i^re eigene Sreite unb SBaffermenge 
eine fo ausgefprod&ene -Jtatur'Srenje, bafe es menfdf)lidE)er 33e= 
feftigungSarbeiten auf ifjrem rechten Ufer faum beburfte, um 
baffelbe ju ber erwünfd^teften ©renjtüe^r ju ergeben. Sßenn 



*) 2)aS SBort limes (über ben römifd&en f. 9ttommfen 8d. ©. V, m) 
fafjt SBaifc aU einen ©reujgürtel unb fpridjt baljer (©.*£. ©efdjidjte 1, 
39) audj öon einer öftlidjen unb toeftlid^ett ©renje beffelben. S)a6 Slbam 
t)on ©remen (II 15 b ) e3 als ßinte auffaßt, getjt au8 feinen Sluöbrücfen 
unatueifeHjaft tyeröor, too^l aber muß e$ al$ fraglidj erfdjeinen, obbiefe 
Sinie ttrirflid) aus einem fortlaufenben 3SaKe beftanben fyat ober nidrt 
tnelmeljr auS einer SRetlje beljerrfdjenber, natürlich fefter (Stellungen, 
benen bur$ fünftlidje SBerfe Sufammenljang unb £alt gegeben würbe. 

23* 



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zedby G00gk 



356 ©emerf. jum limes Saxoniae Storl* b. ©r. toon ©etyer. 

nun bic %xax>t in U)rem mittleren Steile oon ©egeberg bis 
Dlbeftloe 3a^r^unberte lang bie SBefigrenje ber ©laoen ge^ 
toefen ift — unb ba$ !ann nid&t rooljl bejtoeifelt werben — 
fo ift eö in ber £ljat, tote 33eger bemerft, faum benfbar, bafe 
biefe Sinie je Ijätte bei einer ©renjbefejtigung jtüifcben ©adOfen 
unb ©laoen überfeben ober umgangen werben fönnen. 

©ennodE) bleiben bei Slnnafjme biefer Sinie Stoeifel übrig. 

Sßarum l)at nid&t Slbam oon Sremen bie gortfefcung 
beö limes oon Wisbircon x ) an für} unb einfad) mit bem 
Saufe beö gluffeö bejeid&net ? ®letd& nad^er bei ber ©d&wen* 
tine fagt er bo<$ . . . usque in ipsum flumen Zventinam, 
per quem (sie!) limes Saxoniae usque in pelagus Scythi- 
cum . . . delabitur! Ober wenn er auf ber ©trecte jnrifd&en 
SBefenberg unb SBlunf einige *ßuncte in ber Siä^e beö gluffeö 
nennen wollte, — Birznig, Horbistenon, Travena silva, — 
wie fonnte er ben fo eigentümlich gefennjeid&neten, burdjj feine 
beinah aüfeitige Umfaffung oon glufc, ©ee ober SRieberung fo 
überaus feft unb oortfjeilljaft gelegenen Sllberg, ©egeberg über» 
getjen ? 

Obwohl id& biefe Sebenfen nid&t ju tyeben toeife, glaube 
id& bod& audj, bafe Statur unb ©efd)idf)te bie Verlegung ber 
©adtfengrenje an biefen SCfjeü ber £raoe ju gebieterif<$ forbern, 
alft bafc eine Ueberfd&reitung ber Sraoe bei SBefenberg ange= 
nommen werben bürfte. äudf) wäre auf biefer öftlid>en ©eite 
ber £raoe jioifd&en ben beiben feftfte^enben fünften SBefenberg 

3" Wisbircon ober Wispirkon mirb äiemlid) allgemein 2Befen= 
berg gefeljen ; wie id) glaube mit öoflem Dted^t. $)af$ ber Ort $u ben 
befeftigten gehörte, jeigt ber 2lugenfd)etn nod) fceute. 3n bem öftiidjen 
ber beiben SBinfel, toeicfye ein üon ©eftenfenberg fommenber Söafferlauf 
mit ber £raöe madjt, ift fyart am Ufer be3 gluffeS in feiner Sftieberung 
eine beträchtliche ©rfyöfyung bes SBobenS, ein fünftltd)e$ Vorgebirge Ijer« 
gefreHt, jefct nod) an fetner ©übfette öon einer Äufftauung jenes SBaffer« 
laufS eingefa&t. 9luf biefer fünftlidjen Äuppe ftefjt bie Äirdie, tyter mie 
an mannen anbem Orten einft nad) Umftänben als ©urg öermenbet. 
$er neue 33au übrigens aetdjnet fid) burd) baS 9ttaaf$ unb bie Stnmutl) 
feiner Jöerfjättmffe au£ unb fteflt fidj öon SBeften ljer gefeljen am Printer» 
grunbe ber grünen $rabe«2Btefe überrafdjenb lieblid^ bar. 



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zedby G00gk 



SBemerf. 511m limes Saxoniae ®ar\$ b. ©r. öon SBe^er. 357 

unb SBlunf eiwe natürlidj) gegebene Sinie nid&t anberS ju ftnben, 
als einmal in ber tief eingefenften £eiteau — bie freiließ nidf)t 
bie ertüünfc^te Sttdjtunß fyat — unb fobann in ber langen 
SBobenfpalte beö SBarber ©eeö mit feinen 93erlängerungen, bie 
fid& burd) ben &öl)enrü<fen oon 9ie§f}orft, $öf)l§, ©efd^enborf 
t>erbunben benlen liefen. Stber audfj oon ber &eiteau unb oon 
bem SBarber ©ee finbet fid) bei Slbam feine ©noä&nung ; man 
mü§te benn berechtigt fein, fie in Birznig, Horbistenon unb 
Travena silva ju finben. 3lHe brei -Kamen aber finb in itjrer 
SDeutung mit Btoeifeln behaftet, bie es nad) meinem @rad)ten 
noi) niemanbem gelungen ift ganj $u befeitigen. 

SBenn mitbin Setjer in ber Seftimmung biefes mittleren 
SDrittete ber Sacfyfengrenje SKedjt Ijaben toirb, felbft mnn fie 
in Sbamft Angaben nid&t jioeifeUod jum 9luöbrud gelangt, fo 
ift fein Serfud) bie frühere, in ber £auptfad)e jiemlidf) über* 
etnftimmenbe 2Infid)t über ben 3«g be§ nörblidjen ^Drittels ju 
erfdfjüttern, als mißlungen anjufefyn. SRur in ©njelljeiten laffen 
fid) ben früheren @rflärern Srrtfyümer nadfjtoeifen unb baburdE) 
jugleidf) mehrere berjenigen Siebenten lieben, bie Seper jum 
©infd&lagen eines ganj anberen SBegeö oerantafct baben. 

2U8 fd&toerfteö Sebenfen gegen bie bisherige SDeutung 
bejeid&net S3eper felbft ben Umftanb, bafe bie t)on feinen SBor~ 
gängern angenommene Sinie immer metter t>inab füfjre, „ber 
SBortlaut beö £e£teö aber ausbrüdflidj unb entfdfjieben betone, 
ba% biefelbe bergauf ge^e". @§ toirb fidf) jeigen, bafe bei 
richtiger SDeutung ber oon 2lbam namhaft gemalten fünfte 
jenes Sebenfen oöttig grunblos ift, bamit alfo bie 33orau§= 
fefcung, meldte 33et)er betoog, feinen „eigenen SBeg ju ge^en" 
hinfällig, feine Deutung oon oornfyerein untergraben wirb. Slber 
aud) bie weiteren ©tüfcen berfelben fielen auf fd&toadjen ^üfeen, 
feine Drtöfunbe fann toeber auf eigner Slnfdjauung — unb 
bie ift in foldfjen fragen oon entfd&eibenber SBebeutung — nodE) 
auf ben beften Karten berufen. 

J)a6 Bulilunkin in bem heutigen S)orfe 33lun! ju fudfjen 
ift, toirb auä) oon 33eper als jtoeifeltoö fidler feftgefyalten, 
SDennodj) aber jeigt bie Sparte Seperö ben limes mit nid&ten 



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zedby G00gk 



358 SBemerf. pm Hmes Saxoniae ÄarlS b. ©r. oon ©etyer. 

über 93lunt gejogen, melmef)r etwa V« SR. roefttidfj bamm; 
unb nun folgt eine 2lnnat)tne ber anbern, oEjne einen 33erfu<$ 
au<$ nur ber 93egrünbung: angenommen wirb, ba& bie gelb- 
mar! von 93lunf, „gegen ©üben bis in bie 9ltyt ber £raoe 
gereift tyaben unb rootyl no<$ reiben roirD"; auf ©. 9 Reifet 
barum aud& 33lunf ein 3)orf „an ber oberen Sraüe"! 3n 
©afjrbeit liegt es in ber Suftlinie faft % 2Jt. nörblidfj oon 
ber Sraoe 1 ) unb feine gelbmarf ift burdfj bie ber Dörfer Orofc 
SRönnau unb StremS oon ber £raoe getrennt; angenommen, 
nid&t beioiefen wirb weiter, ba§ (jier „bas eilte menbifdfje 
Sunfin gelegen Ijaben mag"! ©ine gä^re wirb bort geroefen 
fein, geroife, wenn nidf)t eine Srüdfe, wie jefct; aber nid&t 
SBIunf, fonbern ©ivSftönnau ift biefer Srüdf enort geroefen, fo* 
wie er es jefct ift; angenommen nrirb enblidfj: „wm biefem 
fünfte aus" — b. ty. alfo bo<$ oon bem angeblid&en S3lunf an 
ber £raoe — „fütyrt nun bas oben befdE)riebene £tyal ber XenS= 
f eiber 3lu nadb Sorben jum $löner ©ee tyinab". ©in faum 
begreifltd&er Srriljum; benn t>on ber Xxavt bei SHönnau au« 
ge^t es nad) bem roirflieben 33Iunf immer bergauf; toenn audb 
33et)er bas gro§e, an feinen s Baumgruj>j>en fenntlidfoe 2)orf 
mdfot in meilenroeitem Umgreife bie ganje 2Beft=, ©üb-, j. %$. 
aud) Dfc©egenb §at überragen felin, jebe einigermaßen rid&tige 
Karte, ja feine eigene beigegebene ©fijje geigt jenen grrt^um 
auf. ©benfo trrtf)ümlid& ift es, roenn es Dann weiter Reifet : 
„93on SBeften bagegen ftrömt bie 33ranbsau . . ♦ in rafd^cm 
Saufe &ur £rat>e ^inab". ©eine eigne Karte geigt ganj 
richtig, bafe bie flranböau in ber £auptrid&tung Don Sorben 
fommt, in i^rem Unterlaufe fogar üon -Jtorboften &er in bie 



*) Steine Angaben, foroeit fie nidfjt auf eigner Wnfdfjauung berufen, 
ftüfcen ftd(j tfjeilS auf bit ©eer^'f^e Starte ber ^erjogtljümer ©olfteiu unb 
Sauenburg, 3. 5TufI. 1867, tf)t\U auf bie „forte beS beutfiten fRcicft^", 
herausgegeben öon ber fartograpfjtfdjen Slbtljeilung ber #gl. $reug. 
SanbeSaufnafyme, 1880. %'xt Siebenom'fdje forte öon 6d)leSttng §olft. 
macf)t aroar einen nid)t üblen Sßerfud) *u einer burdjgeljenben SBoben- 
jeid&nung, ift aber in ^Betreff ber Ortsnamen, audj j. £Ij. ber Söaffer* 
laufe mit öielen geilem behaftet« 



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Söemerf. ftum Umes Saxoniae ®arl§ b. ©r. öon Söetyer. 359 

Xxavt cinmünbct. @ine wilKüf)rltd&e 3$erfel)rung bcr Ueber* 
lieferung mufc idfj eft weiter nennen, wenn „unfere Urfunbe" 
fagen foH, „bie ©ren^lime, an biefem fünfte, berfü bitten 
©renjlinie ber $elbmarf $U'un(, angelangt fteige atfo= 
fort (mox) in bie 2lgrimeöau unb an biefer in grabet SRidjtung 
(recte beffer reeta) weiter aufwärts nadj bem 2lgrime8wibü 
hinauf (ascendit)"; bie Urfunbe fagt fein 28ort twn „ber füb« 
lidjen ©renjlinie ber gclbmarf 93lunf"; fonbern fie fagt: von 
33lunf aus „fteigt fie alsbalb nad) Slgrimeöau hinauf". S)ie 
■Jtötljigung, bie 93etjer finbet, in ber Slgrimeöau bie jefcige 
93ranb$au &u fetyen, ifi eine üöHig etngebilbete ; nid&t« nötigt 
ju biefer unbegeugten Stnna^me. 

3Son §ier au« fommt er ju einer weitern, ebenfo unbe= 
wiefenen: bie in ber Urfunbe folgenbe Dertlidjfeit 3Igrime§= 
wibil fott baö „fjod&gelegene, grojje Kötern Wloox fein". 33et>er 
meint mit biefem nid&t ejiftierenben tarnen ba« Sfloor, welkes 
fidj ffiblid& oon bem £ofe Äugten in ©efl--Dffc9ttd&tunfl au«* 
befmt unb nadfj SBeften bie Dfterau, nadj ©üboften bie Sranbö* 
an entfenbet; er benennt es nad) einer oerfd&raunbenen ©d&äferei 
im ©ute Slrfrabe, bie auf ben 9Jletjer'fd&en Karten nod) ange- 
geben ift, beö Samens SBötern. Stuf biefem SJtoor finbet 
S3ct)cr aud& — unb jwar merfwürbiger SBeife wieber im 
©egenfafc ju feiner eignen Starte — bie Quelle ber Stör! 

©anj unbalt6ar ift nun bie Segrünbung für bie 3?er* 
legung oon Slgrimeßwibil in haß fog. 33öternmoor, an bie 
,,©übweft*®ren$e beß ©d&wentinefelbeß". 3 ue *ft überfefct 
33et)er ba§ glüälidjer SBeife üon 2lbam fyinjugetljane 2Bort 
vadum in wiHfübrlid&fter SBeife mit „Sumpf". Sttnbere tjaben 
eö mit ©ee wiebergegeben; audj ba3 ift e« nid&t einmal; fottte 
benn ber SBremer 3)om*©d!Jolafter lacus unb stagnum, palus 
unb pratum nid&t gefannt, foHte er nidjt vadum, ba« nur 
2)idf)ter üom Sßaffer überhaupt gebraud&t b<*ben, in feinem 
wirttid&en unb urtyrünglid&en ©utne gemeint baben als Untiefe, 
gurt SBafferboben, „2Batt", ©teile, wo man „waten" fann? 
$on Sumpf, ber nid&t watbar, fonbern grunblo« ifi, bebeutet 
vadum ba« grabe ©egentfjeü. 3)a nun aber Setyer einmal 



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360 SBemerf. gutn limes Saxoniae ftorlS b. ©r. öon SBc^cr. 

einen ©umpf brauet, toeife er biefe 93ebeutung audfj in widil 
ju finben. ©r erflärt es junftd&ft als ein SBerfjeug jum 
SBeljen, gäcbeln, bringt es bann mit ber SSurjel wed, Sßalb, 
93ufdj in SSerbinbung ; enblidj) f d)lieftt . er mit einem 9Me : 
„Das 2Bort ... fd&eint aber frül) ben Sftebenbegrtff bes 
liefen, ©umpftgen erhalten ju fjaben, alfo Srud^ ober grabeju 
©umfcf ju bebeuten." 3fl benn aber ©djein fd&on 2Baljrf)eit? 

Der ßolfee „jja toeldjem bann bie ©renje oon jenem ©e* 
tüäffer (Agrimeswidil) weiter gebt" (procurrens . . . vadit), 
wirb bemnädtft in bem £ofe Rupien angebeutet gefunben, „wo 
fufc oor 1000 Sauren nod& ein anfd&einenb injtotfd&en juge= 
road^fener ober abgelaffener ©ee befunben Ijaben wirb." 

3lu(^ biefe SBorausfefcung fann idfc nidfot als ftattljaft an* 
feljn. Der 33oben ergebt ftd& t)on SReumfinfter na<$ Dften ^in 
jtoar aHmftf)ltg, bo<$ fid&tbar; ber Saljnljof oon 9?ooflebt liegt 
33,984 m über Sß. 5«., ber t)on SKdfling 36,706 m, ber t)on 
ga^renfrug 46,681 m über 5W. 31. 3ft alfo jene« 3JJoor ein©ee ge* 
roefen, fo ift es gleid&jeitig bie ganje meüenioeite SUeberung runb 
um Uteumünfter geroefen; fd&toerlid) aber nod& oor 1000 Sauren. 

©anj unflar bleibt, tote ber Setjerfd&e 3lgrime$*©umpf 
fidfj jum ©olfee oertyalten tyaben fott, ganj unbemerft unb 
oollenbs unerftärt, roie esfomme, ba& 2lbam brei DertltdEtfeiten, 
2lgrimeSf)ot), 2IgrimeSroibil, ßolfee — nadf) ber Setjerfdfjen 
Deutung — ganj bid&t bei einanber, bann oon Sornljöoeb bis 
$reefc feinen einigen $unft meljr genannt fyaht, nid^t einmal 
bie ©eemSRei&e, nid^t einmal ben fie oerbinbenben glufe, bie 
Depenau ! 

„2luf biefem 2Bege" Reifet es weiter, „gelangte bann ber 
©renjjug bei bem työdjftenS L / 2 teilen entferten 93ornf)öoeb 
an bas öftlid& gelegene 3t>entifelb unb an beffen SBeft* 
ranbe, b. \). an ber bei 93ornt)öoeb entftmngenben Keinen 
aber roaff erreichen Sornbef mit iljren jablreidfjen größeren unb 
fleineren Seen Ijinab bis ju beffen 3Künbung bei Sßreefe in 
bie ©d&toentine". 

Viiiä) auf biefer ©tredfe ijt Seper's „eigner 2Beg" ein 
3rrtoeg. 



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SBemetf. jum Hmes Saxoniae f axU b. ©r. öon S3c^er. 361 

2Ber oon 2)alborf ober audj weiter weftlidE) oom 9torb= 
ranbe beS meljrerwäljnten 3Jtoor$ naä) -Korben fietjt, oor bent 
breitet fid) in fe&r aßmäfyltgem Slnfteigen unb leifer ©ölbung 
norb* unb norboftwärts eine oöllig faljle, unjerfd&nittene, jebes 
natürlichen &alts unb ©d^nfeeö entbe^renbe &eibes@bene aus 
bis etwa an bie Sanbftraße :Jieumünfter=33orntyöoeb unb S9otm 
fjööeb ; ©d&lamerSborf , jene burdfj jwei ©dfjtadfjten oon Sebeu- 
tung, 798 unb 1227, gefennjeid&nete „^eilige" Ebene ber©laoen. 
@s ift gerabeju unbenfbar, baß je eine ©rcujbefefiigung quer 
über biefe glädje gebogen worben fei, sumal, wenn in größter 
s Jlä^e bie aüerwirffamften Soben&inberniffe unb £>e<fungen oon 
ber Statur felbft geboten würben. 

gerner muß id) es wieber als eine (Sntfteüung bes Sinnes 
bejeidfjnen, wenn campus orientalis mit „ öftltd^ gelegene 
3oentifelb" überfefct wirb. SBcire es Slbam in ben ©inn ge= 
fommen, „öftli<$ gelegen" auSjubrüdfen, fo l)ätte er ad orien- 
tem, ober orientem versus situs jagen, oor allem er t)ätte ben 
^Bunct nennen muffen, twn wo aus ber campus öftlidO lag. 
@S ift eben fo gewiß wie einfadj, baß campus orientalis nur 
tjeifjen fann bie öftlid&e güentisSbene, ber öfiltd&e £fjeil, ber 
öftlidbe SRanb ber $\)t\\tu®btnt. SBer würbe benn Germania 
orientalis bas öftlidf) gelegene 2)eutfd)lanb überfein? 

6nblid& mödfjte idE) benn bodj fragen, wo bei Slbam bie 
leifefte 9lnbeutung oon bem „Sßeftranbe" ift? Sftur bie SRott), 
in weld&e 33et)er firf) bureb eigene fatfdfje ^orberfäfce gebradbt 
fyat, fü^rt tyu aud& ju biefer ®ewaltt^at an ber Urfunbe. ©in 
foldjes 3Serfa^ren fann $u einem befriebigenben (Srgebnife nid^t 
führen. 

SBie finb benn nun aber 2lbamS Ortsangaben für bas 
nörblidje Drittel ridfjtig unb wo mögltä) jweifeHos unb über= 
jeugenb ju beuten? 

3uerft mad^e id& auf ben ©ebraudfj SlbamS aufmerffam 
einige -Kamen mit erflärenben 3ufäfeen, wie rivulus, silva, 
fluvius, silva, vadum, stagnum, campus, flumen ju Der* 
feljen, bie anbern nid&t ; ber ©d£)lufe wirb aus ben jwetfeHos 
als jDorfnamen feftfiefjenben, wie Horchenbici, Wisbircon, 



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362 ©emerf. jum Hmcs Saxoniae ÄarlS b. ©r. toon ©etyer. 

Bulilunkin, erlaubt fein, baß audfj bie übrigen ber lefeteren 
SJrt bei Slbam lauter Drtßnamen ftnb, für unfere ©tveäe alfo 
namentlidfj Agrimeshov alß Drtßname anjufpredfjen ift. Agri- 
meswidil nennt er eine $urt, ben Colsee ein stagnum, einen ©ee. 

gefiftel)t ferner bie ©d&roenttne unb an berfelben ber 
6nbt>unct ber unß junädfjft befd&ftftigenben Sinie, b. f). ber 
2lußfluß berfelben auö beut Sßlöner ©ee; baß @<$olion 14 ju 
2lbam fagt : Zventina fluvius currit a lacu, in quo Plunie 
civitas sita est, faßt alfo ben großen unb Keinen Sßlöner 
©ee alß ein ©etoäffer, fo baß ber Fußtritt beß gluffeß auß 
bem Heineren ©ee genteint fein muß. 

®leidf)faHß befannt ift baß ©dfjroentinefelb. £elmolb, ber 
nur biefe gorm beß SRamenß, ni$t 3™ntifefo gebraud&t ju 
fjaben fdfjeint, faßt (I, 91), baß bie „SHrdje 33ornt)öoeb", — 
fann offenbar nur Reißen baß Stird&ftriel 33ornt)öoeb — mit einem 
anbern tarnen audfj ©d&roentinefelb Ijeiße. 2)iefeß große Sttrdf); 
tyiel belmt ftd) noä) tjeute meilenweit um feinen 2Jiittetyunct 
fjerum au« : üon Sangenreilje, Slltenrabe, SRenßroüljren, ©önnebef 
im SBeften erftreät eß ft<$ biß ßalübbe, ©todffee, 2)amßborf, 
£enßfelb im Dften, unb oon Sftettelau unb &orft im -Korben biß 
©alborf unb Slrfrabe im ©üben, (Sß erreid&t alfo bie ©d&roem 
tine felbft nid&t, audfj ntd&t ben pöner ©ee, too^l aber ben 
©todffee in bem großen ©orfe gleid&eß SRamenß, über toeld&eß 
eß in nörblid&er 9tidfjtung nodf) % SDJetle ^inaußgetjt. Db bie 
Benennung nottjroenbig auf Gelegenheit an ber ©d&roentine ju 
beuten fei ober ob biefer -Käme, beffen jmeiter Sljeil (nad& 
gütiger 3Kitt^eilung oon $Prof. Seßüen) feineßtoegß fidler er= 
Hart ift, ber ®egenb felbftftänbig beigelegt toorben fein mag, 
wirb fragltdfc bleiben. ©oH baß Sßort campus ju feinem 
3?ed6te fommen, fo muß twrjugßroeife bie große füblidj) unb 
roefili<$ üon 93ornfjöoeb unb SCarbe! außgebreitete ßbene ge* 
meint fein. $)afür bilbet außerbem ein unnnberfared&lid&eß 
3eugniß bie ©teile bei £elmolb I, 63: villas praeterea, quae 
erant in campestribus Zventinefeld et extendunt a rivo 
Sualen usque ad rivum Agrimesou et lacum Plunensem 
. . .; benn l)ier werben campestria 3oentinefelb gleid&geftellt 



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Söemcrf. jirnt limes Saxoniae ftaxtt b. ©r. toon ©eijer. 363 

mit ber ©egenb jwifd&en Sd&toale einerfett«, £enSfelber SHu x ) 
unb Sßlöner ©ee anbererfetts. $ür unfern groed genügt es 
junftdjfl fefigefteHt ju Ejaben, bafe baS öftlt<$e ©djjwentinefelb 
fidfj bis an ben ©todffee unb norbrcärts oon bemfelben er* 
fireäe. 

■Kadfjbem wir fo bie unbefannten ©röfeen jtmfdfjen bie 
jwetfeHos befannten, Slunf einerfeits, baS öfilidje ©d&roentine* 
felb unb bie ©d&roenttne anbererfetts eingeengt tjaben, fönnen 
fie uns faunt nod& entnommen. SDte 2lgrime$ou $unäd)ft, tt>eld)e 
&elmolb I r 63 einen rivus nennt, mufc bie £ensfelber 3Iu 
fein. 2 ) SDerfelbe SRame fdjeint aber nadfj bem oben Ijeroor* 
gehobenen ©pradigebraudfje SäbamS audfj einen Ort bejeidfjnet 
ju Ijaben, wie es ja fonjt, jumal audjj in unferem Sanbe, oft 
genug üorfontmt: 'Depenau, SRettelau, ©djwartau u. f. n>. £u 
biefer Slnnafmte nötigt audj baS SSerbum ascendit, benn an 
bie 3lu ober ifcr Xljat fonnte es nur ein £inabfteigen geben. 
3)aS fragltdje S)orf fann nur £ensfelb fein; aud& ijeute nodf) 
Ijat es mit bem Sadfje benfelben tarnen unb liegt auf unb 
an bem abfange bes £arbef*3)amSborfer Sftfidens, ber in bie 
SRteberung ber XenSfelber 3lu wanbartig fteil abfällt unb etwas 
metjr als einen Kilometer weftlidfj von bem 3)orfe nod() 57 m 
Ijod) ift, nadf) Sorben atsbalb nodf) weiter fteigt. Ueberbies 
barf ber -Kante bes eigentümlichen Sudels, ber fjart an bem 
35orfe darbet in einer &öf)e t)on runb 25 m über bie etwa 
57 m tjotje Umgebung Ijeroorragt, ber ©rimmelsberg, oljne 
Sebenfen auf ben gleiten ©tamm jurüdgefü^rt werben. 

3fi mithin SlgrimeS^oo £ensfeib 3 ) , fo fann au<$ Stgri- 



') ©ie^e unten. 

2 ) SIuffaKenb unb bemerfenStoertf) ift, tnaS frier einem fo untftd)« 
tigen gorfdjer wie Sappenberg nriberfäfyrt. %n feiner Ausgabe be§ $ti> 
molb öertnetft er c. 63 für ben rivus Agrimeshov auf c 57; c. 57 er- 
flört er aber: ,, Hie (Agrimeshov) hodie Grimmelsberg u ! UeberbteS fließt 

ifym darbet unb $en3fetb ju „Senfebef" jufammen, ber nidjt ejtftirt. 

3 ) 3d& ^alte e$ nid)t für unmöglich, hak SenSfetb au3 einer 
nidjt ungenjö^nlicften SBerfdjluäung ber erften ©übe öon ©djtoentinefetb 
entftanben fei. 



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364 kentert, jum limes Saxoniae RatU b. ©r. toon JBet)er. 

meötoi&tl ntc&t anberötoo alö &ier, an tiefer £öl)e ober an biefer 
2lu gefugt werben. 

2Baö fjeifct aber widil, wedel? 

$)aö 2Bort fommt als Drtöname foiootjl allein tt»ie ju- 
fammengefefct in unferem 2anbt unb audjj jenfeit ber 6lbe 
fe^r oft oor. $n ©d&leötoig erfd&eint eö meines SBiffenß jroeu 
mal, beibe 2Me jufammengefefct mit Spang, beibe 3Jtale an 
einer oöllig gleiten Dertlidftfeü : 2Bebelfpang ober SBellfpang 
bejeid&net bie ©teile am DfMSnbe beö Sangfeeö, mo bie eeferm 
förbe:glenöburger fianbftrafee in baö Xfyal beö SBebelbefö ^in- 
abfteigt, um biefen SBafierlauf ju überfdjjreiten. Sßebelffeang 
oDer SBellfyang bejetd&net ebenfo bie eigentljümltd&e 33er* 
engung, toeldfje baö £abbcbper unb baö ©elfer SRoor oon ein- 
anber trennt unb bie gegenüberliegenben Ufer oerbinbet. 

3n $olftein giebt eö junäd&ft ein Sßebel fd&led&ttoeg an 
ber 2Bebeler Slu ba, too bie Uferftrafee beö (Slbbammö biefen 
33a<$ überfd&reitet. 35ie Läuferreihe 33urgtoebel mit bem 
2Birtf)öl)auö Surgioebeler 33rüdEe liegt eben füblidE) oon betn 
Sßuncte, too bie 2lltona Vieler Sanbjirafee bie pnnau über- 
fdjreitet. 

93ei (&orjl*) SReifje, nörblidf) oon CHmöljorn, giebt eö einen 
£of SRuftmebel (roaljrfd&einlid!) auö Spßroebel, 9iame eineö unter* 
gegangenen ©uteö), nadf) meinem nodf) ein üftarft Sßebeler 
üKarft Reifet. 

(SfjrifUnent^al an ber oberen £ofau bei ©d&enefelb Ijiefe 
einft SBebelborf. 2ln ber 93ünjener 3lu bei Sünjen fommt 
eine SBebelnriefe , eine gleite bei Sönebflttel an ber ©d&roale 
oor. äßefttidjj oom S)orfe §i|bcf unroeit JteUingljufen . fttefet 
ber äßüfjrenbad), ber audf) Äird&toebelöbef Reifet unb über ben 
eine fttrd&toebelöbrüäe fü^rt. Sei SBittorf an ber ©tör, füb= • 
lid& oon SKeumünfter, giebt eö ein Sorgtoebel alö glumame. 

Sei ©fertngötoebel fä^rt ber 2Beg oon Sorbeö()olm nad) 
•Jiortorf über ben 21bflufj beö Sorgborfer ©eeö in ben 93ra^m= 
©ee, bei Sangtoebel bie ©trafee oon Stiel nadf) SRortorf über 
einen nur furjen 3 U P U 6 beö 33raljm=©eeö. S)ie formen mit 
©erbo^eltem ©onfonanten ^panötoebbel, ©teintoebbelöbadj) fint) 



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SBetnerf. jum limes Saxoniae ®arl§ b. ©r. tjon 58e^er. 365 

tr>ot)I nur leiste lautlidje SBanblungen. 2lud) bie $orm 2Bil* 
ftebt, ganj naljefte^enö ber fd(jte§wigfd)en SM (--foanfl), -Käme 
eine« Dorfes im Äirdfjfjnel 93crgfiebt , fti^rt auf oormaligeö 
SBebelftebe jurüd. 2U8 glurname fommt bas SBort nod^ an 
einigen anbeten ©teilen cor. 

SHe mit Sßebel benannten Dertlid&feiten mit oerfd&win* 
benben ausnahmen, bie bei näherer Drtsbefidfjtigung wafyr* 
fd^einlid^ audf) als ber Siegel unterworfen erfd&einen würben, 
finb ^unete an einem äöafferlauf, wo er twn einer ©trafee 
überfd&ritten wirb. 2Ba§ fann näljer liegen, als in bem -Kamen 
eine UebergangSftelle unb ba eine 33rüde ober gftljre nidjt ge s 
meint fein fann, eine 2Bate = ©teile, eine gurt angebeutet ju 
ftnben ? Dafe im Dänifd&en bas SBort $Sat> ober 33aab in 
trielen Dorfnamen üom 2Baten (vade) hergenommen ift, ift 
unbeftritten ; -Kamen wie Djenwab (= Dfforb, ügl. ©djwein* 
fürt), @dwab, &ellewab, Dpbwab, ^ünbewab u. a. m. [teilen ben 
©inn beS SBortS un\> bie 33etegenfjeit ber Drte aufeer S^eifel ; 
aud& nieberl&nbifdfj ift wadde =■ §urt ; unb wenn (nad) Äluge 
etpmol. 2Börterbu$) SBebel (bialectifdf) aud& wadel) in ber ©e- 
beutung S3üfdfjet, mf)b. wedel (wadel), mljb. wedil (wadal), 
entftanben ift aus ber SBurjel we = weljen unb bem ©ufft£ 
-|)lo, b. I). SBerfjeug jum 2Bef)en, fo wirb es nid)t unöenfbar 
fein, bafc aus bem ©tamme wad unb berfelben Snbung ein 
äufcerlidj gleidfjlautenbes Sßort geworben ift, bas ben Drt, wo 
man waten fonnte, bejeidfjnete. 2fad& SMfyang im ©djjles* 
wigfd&en jte^t bamit in ©inHang: Spang bebeutet au<$ einen 
©teg, ein 33rüdenbrett über einen 93ad&, SBeDfyang alfo eine 
gurt, bie burd) einen ©teg überbrüdt ift. Äurj, wir fommen 
fad&lici) unb ft>ratf)ltd& mit bem beutfdfjen 2IuSDrud Agrimes- 
widil ober wedel auf bie lateinifd&e 93ejei$nung vadum }u* 
rütf. 9l\m ift bie gurt aud^ §ier ^eutjutage einer 33rüde 
gewid&en : bie gemeinte Dertlid&feit fann feine anbere fein, als 
£ensfelber=9lu. *) Die grofce militärif^e Sebeutung biefes 



f ) $ie Analogie öon Ätrd&toebel, Söurgtoebet, b. ty. eine gurt, 
burdj toeldje man nad) ber ftirdje, itadj ber Söurg gelangt, fömtte ber* 



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366 JBemerf. jum limes Saxoniac ftarlS b. ©t. toon SBetyer. 

Uebergang« beutet fd&on ber Umftanb an, bafe äbam $ter allein 
es paffenb gefunben Ijat, an einen berühmten, burd) einen 
©enffiein bejeid&neten 3»eifam^f jttufd&en Surnribo unb einem 
flaoifd&en Ä&mpen ju erinnern, ber an biefem ©renjtljore flatt« 
gefunben $atte. 

„JBon biefem SBaffer", Reifet eft bann, „geljt bie ©ren§e 
auffteigenb an ben ßolfee weiter unb gelangt fo ju bem öji* 
lid^en ©dfotoentinefelb unb an ben ©d&toentineflufj felbft." 

auf ber ßinie jnrifd&en Xenöfelb unb bem 2Iu3flufe ber 
©d&roentine aus bem fleinen spiöner See ift ein anberefi SBaffer, 
bad ein „stagnum" barfteQt, nid&t ju finbeu, all ber je|t fog. 
©todffee; ganj unjuläffig aud& %atte idj) e«, ben unter feinem 
uralten tarnen fo tooljlbefannten Sßlöner See &ier fud&en 
wollen. 2)er ©olfee mufe ber ©tocffee fein. *) 35afi 3»en= 
tinefelö ift oben umgränjt. ®ine befriebigenbe Deutung befi 
abam'fd&en £e£teg ift, glaube td&, gefunben. 

Um etwa nodjj bleibenbe 3 roe if e l i u &eben, ratlje id& allen, 
bie Slbamö angaben ju oerfte^en roünfd&en , bie ganje Stoben* 
bilbung tum ber SEraoe jtmfdjen SBarber ©ee unb 83ranbfiau 
an über 33lunf, 5Een«felb, ©toclfee, Slfdfjberg an bie ©d&toen= 
tine auf einer gufetuanberung n&tjer in eigenen 2lugenfdj)ein 
ju nehmen. 

SSlunf liegt auf ber beljerrjd&enben £öf)e eines ©oben* 
abfdfjnittö, ben man mit geringer ^Übertreibung eine Snfel 
nennen fann. 

©üblidf) fd&neibet bie £raoe fie ab, toeftlidE) bie 93ranb8au 
bift jur 33ranb*mül)le ; banadE) ber fog. ©djjeibegraben, ein felbft 
im ©ommer für einen leisten gujjgänger unpaffterbarer SJadjj 
in ber tiefen an Sßetluife oorbei auf Slrfrabe §uge&enben SBiefen- 



leiten, in Agrimeswidil bie gurt ju bermutljen, bie nad) bem Agrimes 
= ©rtmmelsberg füfjrt; jcbod) ift, nrie bie oben angeführten SBeifoiele 
jeigen, biefe Analogie feineätüegS anringenb. 

*) ©3 fd^eint nidjt unmöglidj, ba% ber beutfdje 9ßame eine Ueber. 
fefcung bei flaöifcftcn märe: kol bebtnttt — nad) gütiger SJtittljeilung 
be« fcerrn *ßrof. Seiften — $fa&I. ©oUte ber 9iame auf Pfahlbauten 
beuten ? 



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SBemcrf. 511m limes Saxoniae ßarlg b. QJr. öon 33eger. 367 

9Heberung; nörblidfc liegt ber SBlunfer £ö£e bic ofttoftrt« ge* 
rid&tete gortfefcung ber eben ermähnten SBertiefung t>or; öfttid^ 
enblidjj jeigen fi<$ in ber Serlängerung ber liefen ©palte be« 
2Barber*©ee« eine fürjere gortfefeung biefe« ©etoftffer« bei 
©öl« unb eine längere öftlid& von SBlunf, ber S3lun!er ©ee, 
3rotf<$en beiden, foroie audf) jtöifdjen Slunfer See unb £en«* 
felber -Jtieberung finb gangbare ©ngen; bie ledere, wenn ity 
mid& nid&t fc^r t&ufd&e, jetgt bei ber SBlunfer 3 ie 8*ki ©puren 
alter SBefeftigungen ; bie jroeite, meldte jroei SBege trägt, ben 
fübltd&en, nrie e« nadf) ber ftarte be« beutfd&en SRetd&efi fd&eint, 
auf einem fünjllid&en 2)amm, fenne id& nid&t au« eigener 2ln= 
fd&auung. ^ebenfalls fleUen bie genannten beiben ©ngen bie 
einzigen natürlid&en Bugftnge 8" ber $nfel SBlunf bar. @fi 
fpringt in bie Slugen, nrie unmöglich e« war, bei Herstellung 
einer ©renjtoe&r biefe natürlid&e 33ertl)eibigung«ftellung ju 
überfein. 

SBar aber einmal 33lunf ein gegebene« unb not&toenbtge« 
©lieb in ber langen Äette ber ©renjpoften, fo war, roenn e« 
anber« galt, fo balb wie möglich bie gleid&fall« oon ber Sßatur 
gebotene Sinie ber ©<$n>entine ju erreid&en, bie auf bem SBege 
baljin liegenbe, noc^ bebeutenbere unb roatjr&aft be&errfd&enbe 
jQ'fyt öeß @rimmel«berge« gar nid&t ju umgeben. 3)erfelbe er* 
§ebt fid& öftltd&, füblid^ unb roefUtdf) fteil au« ber umgebenben 
jnrifdjen 50 unb 60 m Ijoljen glfid&e bi« ju 83 m über'm 
3Keer; nadf) -Korben bad&t er fid& allmä&ltger ab. 3n norböft* 
ltd&er Stiftung fommen £ö&en von 63 nörbüdj) tum ©am«- 
borf, 67 m nörblidf) t>on ©toeffee auf ber ©obauer £albinfel 
cor; lefetere ein für bie 5BeobadE)tung be« gilöner ©ee« nidjt 
ju entbeljrenber SBartt^urm. 

Sßun toar unb ift jtoar bie Slunfer £ö&e von bem 
©rimmel«berg burdj) jene fd&on erwähnte tiefe unb ungangbare 
•Jtteberung gefd&ieben, bie, unjtoetfetyaft einft ein ©ee, aud& 
jefct no<$ oft unb leidet unter SBaffer fielen mufe ©ie fefct 
ftd), ben SRorbranb ber Sölunfer £itye umfajfenb bur<$ ben 
2Rugge«felber ©ee, unb ein wenig weiter norbwftrtö burdf) ba« 
jefeige ©<$lamer«borfer 33ioor, al« einftiger flauer ©eeboben 



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zedby G00gk 



368 SBemerf. aum Hmes Saxoniae ®arl$ b. ®r. öon 93etjer. 

nod) feilte unoerfennbar, weit nadf) Dfien §in fort, fo bafe bic 
§öl>e von 3ßugge$felbe eine 3nfel bargcftcUt &aben mufe. 
Slbcr auf brei SBegen war eine SBerbinöung jwifd&en ber SBlunfer 
Snfel unb bem ©rimmelsberge möglidf) ; ber gefid&ertfie, aber 
weitefte führte über jene Enge füblidf) twm Slunfer ©ee, öfilid& 
um ben 9Kuggesf eiber ©ee Ijerum unb in norbwefllidfier SRidj^ 
tung ju ber SenSfelber SRieberung, um biefelbe auf einem 
Stamme auf £ensfelb ju ju fiberfd&reiten. SDer nähere aber 
minber ausgebaute 2Beg fü^rt oon S31unf grabe norbmärts 
in baS 3Koor Ijinab, auf eine Heine infelartige S3obener^ö^ung 
unb von ba auf bie ftnfee s Jtafe ju, weld&e ber fjolje Uferranb 
l;ier in bie 3lieberung Ijineinftedft. ©in britter 2Beg gefjt etwas 
weiter weftlid) burdt) bas s Woor unt) erreid&t ben Uferranb 
näljer bei 3lrfrabe. SDiefe ftinftltd^en Uebergänge Dürfen als 
fo alt gelten, wie bie änfiebelung von SÖtenfdben auf biefem 
Soben überhaupt ; wenn eine Umgebung beS natürlichen £tnber* 
niffes ftd) als auSgefd&loffen Ijerausftellte , fo mufete entweber 
ju einer gäljre ober ju einem Stamme SRatlj gefd&afft werben. 
SJtttfjtn fianb einem gefiederten SSerfe^r jwifd&en bem QaupU 
soften Slunf unb bem §auptyoften ©rimmelsberg fein erljeb* 
lid&eS ^mbernife entgegen, wäfjrenb bem geinb bie Senufcung 
ber Stamme fo lange unmöglidf) mar, als bie Slunfer &ötje 
überhaupt gehalten würbe. 2)iefe felbft fonnte aber nodfj burdjj 
eine oorgefd&obene SertljeibigungSlime, -Weljmfer ©ee unb @ar* 
beler 2lu, weiter gefiebert werben. Unter Umjtänben liefe ftd& 
ber lange unb tiefe Sobeneinfdjnitt bes ©eeborfer ©ees mit 
bem ©anal unb ber unteren £ensfelber Slu einerfettö, bem 
©eefamper ©ee, ber berliner 2lu unb ber Xxavt anbererfeits 
als britte unb ftufjerfie Sinie üerwenben. 

©inen Kilometer etwa weiter abwärts Ijört bie Stiebe* 
rung auf; bas ©ewäffer, bas einfi in meilen weiter SluSbe^ 
nung bie £öl)e weftlidf) unb nörblidf) umfafet Ijaben mu&, §at 
fid) burdf) bas füblid& Dorn ©todffee liegenbe &ügelgelänbe tnte 
ltd& ein fd&males unb tiefes S3ett gebohrt, bas fid) öftlicfc uom 
„&olm" nodf) einmal wieber ju einer SBiefe erweitert, bei 
£ornSmüf)len ju einer ©d&lud&t verengt, um bann in ein 



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93cmerf. 511m limes Saxoniae ÄartS b. ©r. öon 93et)er. 369 

2Biefen*2)elta unb in bic ©übbud&t bes pöner ©ees überju* 
führen. 3n ber 3JUtte ungefähr ber erften Verengung fanb fid^ 
eine jum 3)urdf)fal)ren unb SBaten bequeme ©teile, bic SCensf eiber 
2lu, ber SKgrimeSwibil. ©er ©todfee felbft, allfettig tief ein- 
gefenft jwifcfyen fteilen meift bewalbeten ober bufdfjigen Ufern, 
— 28 m Ijodf) neben Uferten von 50 — 56 m, — oon be* 
walbeten, jum ^eil fjo$ gewölbten Qnfeln ober £albtnfeln 
burd&fefet, eigenartig unb oon einer gewiffen SRomantif, fteHt 
burdf) feine tyn umgebenben 2Mbl>öl)en ein jufammenljängenbes 
©anje befefitgter Stellungen bar. 58or allen bilöete ber jefct 
lanbfeft geworbene fog. §olm, b. §. Snfel, füblidj Ijart am 
SBaffer bie erwünfdfjtefte natürliche 93urg ; eine äfjnlidfje, gleidf^ 
falls £olm genannt, ftanb etwas weiter norbwärts jwifd&en 
©todfee einerfeits, bem 2Biefen=3)elta ber £ensf eiber 3lu an= 
brerfeits jur Verfügung. Surgen waren audj bie £albinfeln 
unb Snfeln im ©ee, bef^errfd&enb bie weftlid&en \xnt> in einiger 
(Entfernung bie nörblid&en Uferten; audfj wenn bie ganje 
Umgebung bes ©ees nid^t burd) bie gehäuften Hünengräber 
unb burdf) ©rbauf würfe unb SBälle, bie allem 2lnfdf)ein nadf) 
nidfjt von jetyer jur ©infoppelung ober ©infaffung ber Söege 
gebient ^aben, als ein ©djauplafe einer ereigni&reid&en 3Ser= 
gangenljeit bejeid&net würbe, fönnte man audf) tjeute nod& bie 
grofje VertljeibigungSftärfe ber ganjen DertlidE)feit nid^t über* 
feigen. s 3JUt ooller Wufyt wirb man iljn für ein wichtiges 
©lieb in ber fädfjfifdjjen ©renjwetyr, für ben ßolfee galten bürfen. 

Sie widjtigfte Urfunbe ber Vergangenheit alfo, bie in 
iljren £auj)tjügen unoerwifd&bare ©eftalt unb 33ef<$affenl)ett 
bes 93obenS, jeugt laut für bie oben bargelegte 35eutung 
fd&riftlidfjer S3eridf)te unt> Ueberlieferung. 

tyoä) ein SBort über bie t>on 33eper ausgekrochene 9)Jei= 
nung, &elmolb oerwed&fele fortnauernt) in einer ganjen &njabl 
t>on ©teilen bie ©dfjwale mit bem „Sornbef", fott fyeifjen bie 
©epenau. &elmolb, oietteicf)t ein gebomer £olfteiner, tyat 
{ebenfalls fd&on als ganj junger 9Kann (adulescentulus) $oU 
ftein, infonber^eit bie ©egeberger ©egenb gefannt, Ijat geraume 
geit in Sleumünfter unb wo^l nodf) länger in 33ofau gelebt, 

24 



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370 Söemer! . jum limes Saxoniae ÄartS b. ©r. t>on SBetjer. 

^ot alfo, von feinen 2Wifjione*3teifen ganj abgefe&en, gerabe 
in bem Steile 2Bagrien$ feinen bauernben äBoljnjtfe gehabt, 
um beffen Dertlid&fetten e* fidf) Ijanbelt. SBenn er, roaö bod& 
roo^l öfter gefd&e&en fein wirb, von Sofau au& SReumünfter 
befugte, paffierte er bie ©d&ioale unb bie ganje in 33etra<$t 
fommenbe ©egenb. 

£err 2lrd&iürat& Seper Ijat fie — toenigflenö jur 3eit 
ber Slbfaffung feiner ©d&rift — au* eigner Slnfdfjauung nidjt 
gefannt; er ifi audj) nur burdf) bie von i&m angeführte £opo^ 
grapljie ©d&röberö unb 93iernafefi« unb qu« ungenflgenben Karten 
über biefelbe unterrichtet. @r ©erlegt bie nörbltdftfte Duelle 
ber „©roale" — gemeint ift ber S)ofenbef — in ba« 2)ofen= 
moor, „bie füblidtfte" in „ben ©toalenbroof", ein 5Rame, ber 
in &olftein nidjjt meljr gebräud&ltdf) ift. 2)en brüten Duettflufe, 
ber etroa« roejlnorbroeftlidj) oonSBanfenborf entfpringt unb weiter* 
l>in alö ^reöiger 2lu bejeid&net wirb, nennt er überhaupt nidfjt. 
SDer 9lame ©d&roale fd)eint nun freiließ nadf) einer Urfunbe 
Dorn Qa^re 1314, auf meldte ©gröber unb Siemafefi Sejug 
nehmen, an bem füblid&en Duellflufj gehaftet ju fyabtn. Ueber 
feinen Urfprung vermag ity mid& nur auf 2Juctoritäten ju be- 
rufen: ©djröber unb SBternafcfi fefcen iljn unweit £ottenbef 
ober &alenbef, ebenfo ©eerj (ftarte i>on £olftein 1867) unb 
iljnen fd&eint SSeper gefolgt ju fein; bie Sarte be$ beutfdjjen 
3ieid^ed fefet iljn aber oberhalb ©önnebef, 2 Kilometer füb= 
roeftlid^ von Sornljöoeb. ©an} unrid&tig ift ba8 S3ilb ber 
Seper'fdfjen Äartenffijje, auf welker fogar ber ©eilenbef fiatt 
in bie ©tör, in bie ©Kroate fällt. 3loä) trrtljfimlidjjer ifi es, 
wenn Seper audf) bie Duetten ber @ü>er in ba$ S)ofenmoor 
©erlegt ( ©. 32 ) ; befanntltdf) werben fie getoöljnlidf) in ben 
£eid&en jnnfd&en Doenborf unb ©djjön&agen angenommen, meldte 
bie SDröge @iber in ben 33otl)famper ©ee entfenben; nötiger 
toofjl in bem längeren DueUbadf), ber nörbli<$ t>on Söljnborf 
^erabfommt unb nadf) ortölunbigem 3 eu Ö^6 in ten trodenen 
Sauren 1857—59 ftdf) am wafferreid&fien erliefen fyat 

3laty alle bem fann Sßc^er, wenn er ben ortsangefeffenen 
£elmolb ber 83erroec$felung oon ©djjtoale unb „Sornbef " jei&en 



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SBemerf. jum limes Saxoniae f avU b. &v. ton 93eger. 371 

wtH, oon oornljerein fein große« SScrtraucn erwedEen. ©el)en 
wir aber feine ©rünbe felbfi nätjer an, fo erfreuten audj) fie 
wenig ftidf^altig. 

2)er erfte ift hergenommen oom bem Saufe, will fagen 
ber Stiftung bes gluffes, bie tljn ungeeignet mad&en fott, bte 
©renje jwifdfjen SBenben unb ©ad&fen ju bitten. Sßenn aber 
irgenb etwas feftftebt, fo ift es bod) bie £Ijatfa<$e, baß ber 
©au galbera ober SBi^enborf ober -yieumünfter , an ber fäd^= 
fifd&en, b. 1). Ijier fjolftetnfdfjen Dftgrenje lag (£elmolb 1, 25 unb 
46); e§ fd&eint nun, bafe ^eper eine norb^fübli^ laufenbe 
©rcnjlinie verlangt; warum aberfüllten bte SBenben ftdf) nid&t 
oeranlafct gefunben tjaben, auf bem 23oben bes ©efd&iebetljons 
ju bleiben, beffen ©renje grabe bei -Keumünfier plöfclid) in 
bie 2Beft=Dft-3iid^tung umfefet, unb einen campum vasta et 
sterili mirica perhorridum, einen locum horroris et vastae 
solitudinis, wie £elmolb bie ^Weumünfter'fd^e &eibe befd&reibt, 
unbefefet ju laffen ? ©benfo wenig ift ber Oberlauf ber ©djwale, 
etwa oom SMinfenberge an, ungeeignet bie SBeftgrenje bes 
©d&wentinefelbes ju bilben. greilidj geljt berfelbe oon ©. D. 
nad) 9t. 2B V läuft alfo mit ber £ensfelber 2lu unb bem ^löner 
©ee, in weld&en beiben jufammen &elmolb offenbar bie Dfl« 
grenje fief)t (I, 57 campestria quoque Zventinefeld et quid- 
quid a rivo Sualen usque Agrimesou et lacum Plunensem 
extenditur ogl. c. 63) nid&t parallel, fonbern bilbet mit ber* 
felben einen redeten SBinlel ober ein SDreieä* mit unauöge- 
fprod&ener ©runblinie, ftl)nlid& wie audf) c. 56 bie regio, quae . 
inchoat a rivo Sualen et clauditur mari Baltico et flumine 
Travena f eines wegS eine oöttig gefdfjloffene Umgrenzung tjat. 
^enes 2)reiedE ift aber eben im SBefentlid&en bas ©dfjwentine* 
felb unb bie SSerbinbung von Agrimesou unb lacus Plunensis 
ift ein weiterer 23eleg für bie oben gegebene Deutung biefeg 
SBBaff erlaufs. OTit welken „ fonftigen fjiftorifd&en Ueberltefer* 
ungen" bie „SDarfteHung" £elmolbS, „namentlich mit 33ejug 
auf lefctere angäbe" — b. §. bie ©dfjwale fei bie SBeftgrenje 
bes ©d&wentinefelbes — „unvereinbar" fei, wirb nidEjt gefaa^ 
unb iä) geftelje, foldfje nid&t ju fennen. dagegen, meine * 

24 * 



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372 Semcrf. jum limes Saxoniae ftaxlä b. ©r. fcon 93etjer. 

würbe eine oöHiße SBerbreljunß be$ überlieferten 93tlbe$ ber 
©djtoentine = ©bene eintreten, wenn man mit SBeper für bie 
©djroale bie 3)e£enau ober ben „Sornbef " unb für bie %tn& 
felber bie 33ranb&2lu einfe$en wollte; benn bann erhielte man 
in biefen beiben glufjläufen eine Binie 9torb*©üb als n>eftlid)e 
©egrenjung foroofyl gnrifdjen ©adjfen unb ©laoen, als gnriföen 
galbera * ®au unb ©djroentinefelb unb für leitete als Dftßrenje 
allein ben planer ©ee. 

&elmolb Ijat voofy ßenmfjt, was er faßte. 



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Jtntipimfdje Hlisrrllti 



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I. 2lnttquartfd}e ZTTtsceHerL 

SBon £. £anbelmann. 

1. &nx BammlntiQ ber Sitten unb ©ebräudje. 

a) ^oefoeit (5Ka<$träge S»r. 100). 

©ine 9J?tfd)ung mm fodjenbem Sßaffer, ©tjrup unb Srannt* 
wein, worin ßringelfrume gebroeft war, gehörte auf ben norb- 
friefifdjen unfein ju ben t)erfömmli<f)en £od)jettegenüffen unb 
&ie& auf ©plt ©metfftlf 1 ) / auf 2imrum ßringalffeel 2 ). 
fem ging bie grofee ©d)tiffel ber SRetye na<$ fyerum, unb jeber 
©aft mußte ,,©d)lag polten", b. f). einen Söffet ooH nehmen; 
roä&renb auf ©gtt bie Brautjungfern mit ber ©d)aale oor bie 
©äfte traten unb jebem brei Söffet üott in ben 2Jhmb fdjoben. 
Seibeö warb natürlich öfter tmeberljolt. 

2Iel)nlid& in anberen ©egenben. Sögt. 2B. SRaabe: „3)ie 
^nnerfte" (grätjenfelber ©efd)td)ten 33b. III. ©. 4): „SDaö war 
bie gute alte $eit, — roo man bei fefiUdjen ©elagen £onig* 
fudjen in eine ©djaale Branntwein brotfte." — 21. §ajeliu§: 
„binnen fra SWorbiffa 9Jiufeet" 33b. I £eft 3, STafct 1: 3n 
ber ©tube aus ber fdjtoebifd&en Sßroüinj ßelftngalanb nimmt 
ber junge 3Jtann Branntroein aus ber iljm gebotenen ererbten 
©ilberfd&aale. Unb jwar burfte ber ©aft nad) altem 33raud) 
of)ne mieber^olte ©inlabung brei Söffet ooU nehmen. 



*) Streit) für (Staats* unb fttrdjena,efd)idjte öon ©cöt^olft.-ßbg. 
S8b. I ©. 417. 

') ga^rbüdjer für bie SanbeSfunbe 93b. V 6.89; (£fjr. 3oIjanfett: 
„$ie norbfriefifdje (Sprache" ©. 144. 



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376 &vlt ©atmnfaitfl bcr ©itten unb ©ebräudje. 

2)ie luftigen ©od&jeiten in @tberftebt, wetöje am 
greitag ftattjufinben pflegten, würben meift von Brautpaaren 
wranftaltet, benen e3 nodfj an mand&em iJtot&menbtgen für ben 
jungen £au«ftanb fehlte, unb [ie waren in ber 3tegel eine ted)t 
ergiebige ©elbqueHe. @ingefaben würbe briefftd) unb jwar mit 
nadE)fteljenbem, faft immer gteid&lautenben gormular: „2lm — 
— - feiere iä) unb meine Braut 3t. gebome 3t. tyre efjelid&e 
Berbinbung in bem SBoljn&aufe beö £errn X. aKfjie. greunb* 
fcf)aftlid&ft bittenb, laben wir ©ie mit öftrer lieben <£ljefrau 
jur ^eiina^me ein, mit bem (Srfud&en, ^Keffer, ©abel unb 
Söffet gütigft mitbringen ju wollen. «Sollten ©ie, unferer 
Hoffnung juwiber, nid&t £ljeit ju nehmen geneigt fein, fo 
bittet um gefällige 9tad)ridjt baoon u. f. w." — Bon fold&en 
Briefen mürbe eine grofce 9Jlenge in weitem Umfreife meift 
an woljtyabenbe Seute oerfanbt. 2Ber tljeilnatjm, gab ein an» 
ftänbigeö ©efd&enf ; wer ablehnte, tfjat bieß in ber Siegel etwa 
ad)t Sage t>or ber £odföeit, unter Beifügung dou 1 ober 2 

©pecieattjalew ( 4 72— 9 •>*)• 

Sufiig waren übrigens biefe £o<$jetten ; benn neben bem 
gemöljnlid&en ©ffen, beftetjenb in Sßeinfuppe nebft Butter(wetfe> 
brot unb ©Mittlen ober gelobtem SRinbfteifd^ , baö eine 3taä)t 
über eingefaljen war, gab e$ auclj nid&t ju wenig ju trinfen; 
in früheren ftzittn trietleid&t Bier unb Branntwein, bei ber 
legten mir befannten luftigen ^odfoeit im Satire 1839 aber 
2Bein; unb na<$ ber 2Jto|ljeit STanj. 3tm ©onntage jum 
Ätrd&gang beö jungen Haares oerfammelte ficlj bie ©efettfc&aft 
wieber im geftlofal unb feierte bie „9taföft" (SRad^^o^jeit). 

3u ben luftigen ^odfoetten pflegte man au$ Stinber mit* 
iunefjmen. Sllö Brautjungfern bienten unconfirmirte SMbd&en; 
fie fafeen beim ©ffen ju beiben ©eiten be$ ^aftoren, bem 
Brautpaar gegenüber. S)ie Aufwartung beforgten bie fog. 
©dEjaffergefeüen unb ©djjafferjungf ern , weldje grofje weifce 
©df)ärpen trugen unb grofee füuftltd&e Blumenfträufje vox ber 
Bruft. 2)ie 3^1 berfelben l)tng baoon ab, wie oiel ©äfle 
man erwartete, unb fie würben üjrerfeitö £agö barauf, am 
©onnabenb, bewirket. 



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Qnt ©ommtung ber Sitten unb ©ebräud&e. 377 

2)ie ©abe bcr Staut an ben 93rftutigam bcftanb 
meiftenS in fitberncn $nie = unb ©<$uljfpangen (roeldfje roeg* 
fällig mürben als bie f urjen, nur bis unter bas ßnie reiben* 
ben Seinffeiber aus ber 3Jlobc famen) nebft einem mit ©Über 
befd&tagenen 9Jteerf$aum:$feifenfopf unb filbernen Slnfd&nalk 
froren ; bie leiteten beiben ©efd^enfe waren nodj biß jur SKitte 
biefes Sabtljunbetts üblich [©er ^Bräutigam fd&enfte ber 
Staut roobl, wie in anbeten ©egenben, ein ©efangbucl) mit 
©übetbefdfjlag unb eine filbetne SRied&bofe, wie fie in ©eftalt 
eines 6is, bafjet „@ifen", eines geftönten ßetjens, einer SBafe 
ober aud) eines gifdjjes oorfommen ; man fjatte aud& %tfä)t, 
bie baneben gingerfjut, 3roirnft>ule u - f ro -> fr* r i e ™ ö^njes 
®amen-9leceffaire enthielten. 35ie &odfföeitstf)alet, b. b- 3We* 
battten mit entfpted&enben 2)arfteHungen, routben Don ©olb* 
fd&mieben gefettigt unb feilgehalten; äfmüdEje Stempel t>etwanb= 
ten biefe aud) ju filbetnen ©patbtid&fen unb ©<$mu<Jbofen.] 

©töfctentfjeüs nadf) gefftlliget SKitt^eilung von £ettn 
unb grau SRieoe in Äating. 

b) HTunbmuftf (93b. XII ©. 387). 

6) ©en ©öög mit ftef garten, 
©finb bat nidf) fö§ ©nrin? 
SBie banjt be lütten Warfen, 
2Bie fpringt bat ol ©min! 

1) Trubel biDel lütjen, 

Ärteg't %axUn Wr\ ©teert x ) ; 
Saft loopen, lat't (oopen, 
2)at is nidlj oeel njertt). 

8) 9J}ober, fitt mien Soof nodfj gob? 
borgen fümmt be freier. 
Äfimmt ty nidj, fo f)al idf em 
Wn S}3utt tmtt (Ster. 



J ) §anbelmann, $olf$* unb tfinberfpiele quo 6d)l.-§olft. 9fa. 18, 
©. 23. 



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378 3 ur ©amtntung bcr ©itten unb ©ebräudje. 

9) ©d&afc t>erloren, ©dfjafc verloren 
8luf ber grünen £atbe; 
SBicber gefunben, nrieber gefunben, 
35a« ifi meine greube. *) 

10) ©rüttmaferjung, ©rüttmaferjung! 
3Jtal)l mi be ©rütt — 
31x6) to groff, md& to fien 
Unb nid) to lütt ! 
aus 3)ttljmarfdjen mitgeteilt von gr. £. 

c) Set'm Dieföüten (5Ka$träge 5«r. 199 2 ). 

3) ©benfo ifi auf 9Jiorfumt)aibe, 3nfel©i)lt, ein 33oll* 
tjoog = Sutten^ügel. 333er ben 3)orfftter im SBinterquartier 
auf bem Stalle Ijatte, wirb bie -Jlukniefjung biefes £ügels 
unb ber benadjbarten £aibefire<Je gehabt fjaben. 35er 9J?arf = 
manstjoog ebenbafelbft unb ber Sßadjtmans^oog nörblidj 
t)on Samten gehörten vormals offenbar ju ben 3)ienfieinfünf= 
ttn be« gelbtjüters. 

4) 2lu$ in ber ©egenb von ©djenefetb bient „Sla= 
nuten" (f. 93b. XV ©.321) als ©d&impfaort. £err £einr. 
£olm bafelbft erinnert ftd) aus feinen ßnabenjaljren, bafc bie 
Äu^irten ber benad&barten gelbmarfen ftd) nac&fieljenbe £er- 
auöforberung jurtefen, g. 33. bie ©djenefelber gegen bie £irten 
bes Dorfes ©tejbüttel: 

3i ©iejbütteler Kanuten, 

Samt jt man geraten! 

itamt ji man Ijerbat I 

2Bi »out 3u betalen, 

yjlit'n ©d)tt>eepflo<f Dermalen. 3U)oi! 

d) tDeifynadjten (9lad)träge 5Rr. 112). 
©d)on in ben Saljrbüdjem für bie SanbeSlunbe 33b. X 
(1869) ©. 366-67 t)abe id) auf bie abtoeid&enben Sttnftcf)* 



f ) 9t. o. 0. 9fr. 77, @. 63. 

») ^djrbüdjer für bie SanbeSfunbe ©b. X @. 368. 



^ 



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8ur Sommfang ber ©Uten unb ©e&räudje. 379 

ten über ben, ob fjeibnifdjen, ob d^riftltd^cn Urfprung be* 
2Betl)nad()tebaum3 t)ingettnefen. 3dE) möchte nun auf bic bei* 
ben ärtifel aufmerffam machen, toeld^c Stöbert Äöntg 
im „2)aljeim" XVIII. Saljrgang 9ir. 13 &om 24. ©ejember 
1881 unb XIX. 3af)rgang 9ir. 12 üom 23. ©ecember 1882 
unter bem Sitel : „SBie alt ift ber äBeif)nadf)t$baum ?" Der» 
öffentlidfjt Ijat. ©anj entfd)ieben für ben Ijodjaftertpmli* 
djen Urfprung beffelben, toeldjen er atö „©tymbol beg jur 
Sßinterfonnemoenbe nrieber erfte^enben l)tmmlifdf)en Sidfjt* 
baumS" erflärt, tritt ein 333. ©dE)toar$: „Snbogermanifdfjer 
SSoIteglaube 11 («Berlin 1885) ©. 38. @r fügt f)inju, „bafe 
er fdjon in ber Xrabition feiner gamilie & en SBeüjttadjtö» 
bäum in SBerlin bte toeit in ba3 vorige Saljrfjunbert hinein 
verfolgen fönne; unb luenn e3 nidt)t in ben SJtärfifdfjen unb 
9iorbbeutfdE)en ©agen üon Sufjn unb ©djtoarfc ausbrach 
lidf) berietet loorben, fo Ijabe ba3 nur ben ®runb, loeil e3 
itjnen Betben al3 Serlinern fo befannt unb unbejtoeifelt toar, 
bafc jebe Srtoäljnung unnötig fdfjiem" 

e) Der Donnerbefen. 

»gl. Sengt XXI berSdjl^olfrSbg. WtertfrmS-Oefea- 
fdE)aft (Saljrbüdjer für bie fianbeSfunbe »b. V ©. 225-64) 
unb ben 9lacf)trag im XXIII. 93eridf)t ©. 54. Ueber bag 
33orfommen be3 2Donnerbefen3 in Hamburg f. äRittfjetfun* 
gen be3 33erein3 für §amburgifdf)e ©efdfjidjte VI. 34 r 9 an 9 
(1883) ©. 97-100 unb VII. »gang (1884) ©. 29-31. 
©ine furje SRotij ftefjt in ©djwert gamtlienblatt 83b. VII 
9tr. 31 ©. 496. 

f) Don einem Haben. 

es ift ein 33ogel gar toof)l befannt, unb feine Xugenb 
ift ttmnberlidt). ©o feine @ier gefönt toerben unb bann Ijer* 
naef) nneberum in baö 9ieft gelegt, fo Ijolet ber Stabe einen 
©tein, mit loeldfjem er berührt feine @ier, fo werben fie als* 
balb nrieber rolje lauter. 2)iefen ©tein getfjan unb gefaßt 
in einen 9ting, lüenn man unter if)n leget ein Sorbeerblatt, 



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380 3 U * Sammlung ber ©Uten mtb @e&täudje. 

unb bann bamit berühret unb angegriffen mirb einer, ber 
mit ber Rettt gebunben ift, ober eine üerfd)lojfene $f)ür, fo 
ttrirb aläbalb ber ©ebunbene lebig unb gef)et alsbalb bie 
$pr auf. 

2lu3 einer tjanbfdjriftlidjen ©ammlung öon gaubermit- 
teln unb SRecepten, ot)ne Saturn unb Unterfcfjrift. 2tu§ 
bem Greife Siel. (93gl. bie Sage üon ber ©pring- 
ttmrjel ubgl. bei (Srimm, SDeutjdje üDtytfyofogie 2. 3lu3g. 
©. 924.) 

g) Sprühe unb Segen (9lad)träge 9ir. 31, 32, 105). 

25urd) bie ©üte be3 £>errn Sefjrer SB. ©plietf) in 
Atel finb mir gtoet berarttge Sammlungen jugängftd) ge= 
loorben, bie eine au3 bem Greife Riet, bie anbere aus x>ex> 
fdjiebenen (Segenben unferer ^Srotrinj. Sin 93ergleidj mit 
ben bereite gebrutften ät)nlitf)en ©tücfen ergiebt, tüie bie gor* 
mein forttoäfjrenb öeränbert unb nac^gebilbet unb autf) nidjt 
immer für biefefben Qtoede gebraust »erben. 

2)a3 ®rautfud)en ( ajJüQenfjoff Sflx. 22, @. 514: 
„betrug unb gtoutuä"; 3af)rbüd)er für bie SanbeSfunbe 93b. 
VIII ©. 103 : „unfer §err e^riftuS 1- ) gilt fonft gegen bie 
SRofe. 3m Greife ©cfernförbe fpridjt man, um eine blutenbe 
SBunbe ju fcpeften: 

„Sefu3 unb SRaria, Sie fudjten gut Kraut, ©ie fan= 

ben gut Äraut. Sllle Steffen finb gefungen. 2IQe 

(Süangetien finb gelefen. Unfer §err ©Ijrift ift felbft 

babei getoefen. 931ut, ftefje fliU! 3- SSI. *c." 

SSieHctd^t ift bei biefer Formel an bie Kräutern? ei § e, f. 

Sa^rb. f. b. S. 33b. V ©. 236 ff. ju benfen. Ob tyerf)er 

aud) bie folgenbe $ormel: „3efu3 fam in ben ©arten, bie 

Unftett ju erttmrten. 3- SSI. :c. " (aus bem @d)fe3ttrigfd)en) 

gehört, tuefdie gegen bie 9tofe gebraust tuirb? 

$um 331utftiHen brauet man fonft furje gormein ; 
j. 93. „93Iut ftefje füll ©3 ift ©otteä SBiH. 3. 91. ac." 2lefm* 
l\i) bei SSI. SSlx. 11, ©. 511 unb 3af)rb. V. ©. 92, too 
(anfiatt ®otte£) SKarta ober ©f)riftu3 augerufen toerben. 



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8ur Sammlung ber ©Uten uttb ©ebräudje. 381 

S)ic SBunben Sefu werben angerufen gegen bie SRofe 
unb ben 33ranb (^atjrbüd&er VIII S. 84) unb gegen bie „füllen 
©d&merjen", ben ^eumattemuS (3K. 9lr. 16, ©. 513). ©benfo 
ba& ©dfjmerjenfttHen (Rr. (Scf ernförbe) : 

„fettig ift bie ©tunbe, §eifig ift bie SBunbe, §eüig 
ift ber Sag, 5ln bem e3 gefd^ac^. 5. 9t. *c." 

Sie Sobtenfyanb vertreibt 2lu3f daläge, gledfjten unb 
Sßarjen (3af)rb. VIII. ©. 86); fie ttrirb angerufen gegen ben 
SBranb (SR. SRr. 28, ©. 516 unb Saljrb. V ©. 92. @ine 
vierte SSariante ber jtoeiten Ser^ettc lautet: „33 tan! i3 be 
Segen.") ©benfo im Str. ftiel: „SBenn einer fidE) öerbrannt 
t)at mit SBajfer ober geuer, fo neunte i<$ meine §anb unb 
ftreid)e breimal über hext ©cfyaben unb fprecfye: 

,,%tf) ftreidE) über biefen 93ranb mit einer Sobtenljanb. 
3. 91. 2c." unb paufet) (pufte, bfafe) breimal über ben ©dfjaben." 

S)er befannte ©prudE) jum Stbfdtjreiben be3 gie* 
berä (3Jt 9tr. 15, @. 513; Qaijrb. VIU. ©. 83) ift im 
Ar. Äiel toeiter fortgereimt : 

„gieber, bleib au§! ber 9t. 91. ift nidt)t ju $au3. ©el) 
()in in bie §aibe, ba finbeft bu einen ©trauft." 

2)a3 Stnbinben (Slnfnoten) an einen Saum. 

1. SDer gieberfranfe im Ar. ©teinburg (ögl. Saljrb. VIII 
@. 88 ab) nimmt einen SBotlfaben, am beften üon einem getra* 
genen ©trumpf, binbet if)n um ben 2lft eines gfteberftrauci)3 
unb fdfjlägt einen Änoten in ben gaben mit ben SBorten: 

„©oben SKorgen, gieber! $t bring 2)i min geber;3f 

binbe £>i bat an Unb ga baüan." 
2lm ttädfjften Sage binbet er ben gleiten Quoten, am britten 
Sage ben legten. 

2) 2Ief)nlicf) ift ber ©egen gegen Die @tdf)t (3K. 9lr. 17, 1 ; 
©. 513). 

3) Sn 9lorber;2)itf)marfdE)en fjeiftt e3, bafe bie gleiten 
öerfdf)ttrinben, toenn ber Jtranfe nadf) Sonnenuntergang in 
ben Bioeig eincr Sßei&e einen Knoten fdf)lägt mit ben Sßorten: 

„ ®e 2BidE)el unb be gledj , be toeren beib toredf) ; be 
SBtdfjel getounn, be gledjj, be üerfnmnn. §. 91. je." 



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382 8»** Sammlung ber 6ttten unb ©ebräitdje. 

4) 3n Xobenbüttel (Sir. Sftenbgburg) ift Dom Stnbinben 
feine Siebe; man begnügt fid) über ben Körper oon oben 
nadf) nnten ju ftreid&en, ptet fid) aber bie erlranlten ©teilen 
ju berühren, nnb fprid^t babei: 

„2)e SRaanb nnb be gledjt, be gaet tofamen to ©eridjt; 
be Sftaanb, be gewinnt, unb be gledjt, be oerfttrinnt. 
3. SR. *c." 
NB! §ier tüte in $ftr. 3 (torecf) = to SRedjt) ift alfo an eine 
®eridf)tgt)erf)anblung gegen bie ÄranfJ)eit ju benlen. 
Cntftcat finb bie beiben SReime bei SR. ©. 513 unb 515, 
gegen bie gleiten 'SRr. 19 unb gegen ben SSurm im ginger 
5Rr. 24. 

5 (Slug bem (§d)legtüigfdf)ett). Um bie ©tdjt Io8jus 
werben, getjt man breimal nad) Sonnenuntergang ftillfdfjtüei* 
genb ju einer @id)e, umfaßt biefelbe unb fprtdfjt: 

„$öf, ©i$M idt) toitt 2)ir fagen, 2)ie reifeenb' ©idfjt 
ttjut mid) plagen; 3df) fann bamit ntdE)t getjen, S)u 
lannft ba ftiH mit fielen/' 
»ugfü!)rlid)er plattbeutfd» bei SR. 6. 513, 9ir. 17,2. 

Sienenfegen (Ar. ©dernförbe). 2BtII ein ©djtoarm 

93ienen fortfliegen, fo geigt ber 3mfer auf einen Slft ober 

bggl., an toelcfyen bie SSienen fid) fe^en f ollen, unb fpricfyt: 

„2)e 3mm(en) unb 'be SBieg, SDe gungeu mit mi in't 

s $arabieg, @e gungeu mit mi in't gröne ©rag, @e 

bröd)en mi Sonnig unb Sßaft. ©Ott jur (S^re unb 

ben äRenfdf)en ju Mu^en! 3- SR. *c." 

(SSgl. ben Sienenfegen aug Stngeln, f. Satjrb. III ©. 449.) 

©iebgfegen (Ar. $iel). 2)ie gormel jumgeftban« 
neu eineg ®iebeg ftimmt big auf einige Slbänberungen unb 
Süden mit berjenigen bei 9ft. SRr. 34, ©.517—18. 3)en ge* 
bannten 3Meb tyridjt man log mit ben Sßorten: 

„Sßag ftefieft ®u £)ieb in Seufelg Sanben? ©et) tyx> 
aug aug Seufefg Sanbenl" 

S)amit ber S)ieb bag gefto£)lene ©ut toieber bringen 
mufj, „nimm einen SRagel aug einer £obtenlabe unb fdfjlage 



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3ur ©ammhntg ber @itten unb ©ebräudje. 383 

iljn in ba3 $f)or ober SCfiür, too er au& ober eingegangen 
ift, nnb fage: @o getoiß af3 am jüngften Sage alle SJienfdjen 
toor ©otteS 9lngefid)t muffen auferftefyen, alfo getoiß muffe 
5ft. SR. ba$ ©eftof)Iene ttrieberbringen. 3. 91. *c." 

Sranbfegen (Ar. Stiel.) Sßemt man einen |>au^ 
Branb befprecf)en toill, fo fage man: „SBiö tmllfommen, 
gener! ©ott grüße! %l\d)t toeiter benn S)n Ijaft gefaßt! SDaS 
gebiete id) ®ir, geuer, im 5«. :c." (S3gl. 2R. '«Rr. 31, @. 
517. Qn ben SJJitt^eilnngen be3 9Serein£ für ©efdjidjte ber 
3)eutfd)en in Söhnten 24. 3al)rgang ©. 329 fyeißt e3: — 
„2)u geuergaft! ©reif nidjt weiter als 35u gefaßt *c") 

93 ntt erfegen (Ar. SRenbSburg.) 2Benn nidjt abge= 
Buttert toerben fann, mad)t man ein Äreuj unter ba£ gaß 
unb fagt: 

„SKaria tarn gegangen, fo fa^en fie. ©ie fa^en nichts 
als Ottern nnb ©erlangen, fo fafyen fie. 8- 91. :c." 

(»gl. SR. 9fc. 7, ©.. 510. S)er ©pruef) ift öoUftänbi* 
ger in ben SSertjanbhmgen ber berliner anttjropologiftfjen ©e= 
fellföaft 1884 ©. 387.) 

S)ic Sftofe befpridjt man mit ben SBorten: „2)e SRoS 
be ftift, bat per brennt, hat SBater löfdjt. 3. 9*. k." («r. 
©efernförbe.) Sgl. 3af)rb. V @. 92. 

SBarjen vertreibt man, inbem man einem vorüber» 
Iaufenben ©Fimmel jnruft: 

„Schimmel, nimm't mit; 

Rannft beter bregen a£ if." 
unb babei breimal über bie SBarje ftreidjt ($r. ©teinbnrg). 
SSgl. Sa^rb. VIII @. 108. 

h) Dolfsmebicin. 
93ei ®ranff)eit beS 33ief)3 legt man einen ßreujborn 
unter bie Grippe ober ben Xrog (Ar. ©teinburg. lieber 
Slmoenbnng beS SDornftraucfyS beim SSieljauStreiben f. 3al)rb. 
IV @. 182 unb V ©. 86.) — Um einer «ranlljeit ber Kälber ju 
wehren, riet!) man einem Sanbmann in 81. einem lebenben Äalbe 



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384 3" r Sammlung bcr Sitten unb ©e&räudje. 

ben Äopf abjuftf)neiben unb biefen mit einem SRagel oben an 
ber inneren ©iebeltoanb beä |jaufe$ ju befeftigen (Ar. $ufum). 

2Ber an (Spilepfte leibet bringt SWünjen, bie er al3 
©efebenf ober @rbe erholten Ijat, fd)toeigenb ju einem ®olb* 
fdjmieb, toeld)er barauä unentgeltlich einen 9ting anfer* 
tigt unb bie abgefallenen ©päne jurücfliefert. 2)er Sranfe 
toirb geseilt, toenn er ben 9ttng trägt unb bie ©ilberfpäne 
einnimmt (®r. Steinburg), — SSgl. Safjrb. VIII @. 84 unb 
©*üfee, t)olft. Sbiotilon IV @. 224. Slnbere Suren f. (Sor= 
refponbenjblatt ber £)eutfd)en antt)ropologifd)en ®efellfd)aft 
1879 ©. 8. 

SBenn (Siner ba3 SftaSbluten nidjt füllen fann ober 
fonft(igeä) Stuten, fo nimmt man einen ^öljernen fteil too toa§ 
mit öerfeilt ift, enttoeber au3 einem Seber öom SBagen ober 
@tut)l, e£ ift gleichet tooöon e3 ift, toenn es nur ein ßeil 
ift too toaS mit üerleilt ift. @o laft baS Slut barauf bluten, 
unb ftedet iljn bann umgefef)rt toieber in baS Sod), too er 
au3 genommen ift; Ijilft e3 gleid). (Ar. Siel.) 

S)ie nad)ftef)enben Sßorte: 

„Set + Siet + Neset + 3m SRamen ®otte3 be3 
SBaterS, beS @of)ne3 unb be3 1)1. ®eifte& Slmen + 
9t 9t." 
fcfyreibt man fdjtoeigenb auf einen Streifen Rapier, binbet 
biefen um ben franfen Äörperttjeil unb Verbrennt natf) 33er« 
lauf einiger ©tunben ba3 ®efd)riebene. 2)ann toirb ber 
jtoeite, enblid) ber britte Streifen angelegt. (Xobenbüttel, 
$r. 9tenb3burg, burd) |)errn ©eminariften Xf)öm.) 

2lu3 bem ®r. Siel toirb ein lefcter Slu^läufer ber Sator- 
gormel mitgeteilt , toelcfye in ber berliner anttyropologifdien 
®efeßfd)aft toieberf)olt befproc^en ift; f. bie 9tod)toeife im 
ßorrefponbenjblatt ber Seutf^en antljropologifcf)en (SefeUfdjaft 
1881 @. 80, 1882 ©. 104 unb 1883 @. 104. 

Um einen neuen §unb beim |>aufe ju galten, nimmt 
man brei &aare beffelben, bofjrt ein Sodj in ben Xljürftänber 
unb fdjlägt biefelben barin mit einem ^ßftode feft. (3lu3 bem 
©d)le3toigfcf)en.) 



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gu ben ©ceräuberfagcn. 3 86 

2) $cr ©rofie (Sänge) $eter (8b. III @. 407). 

2)er ju Seeutoarben in SBeftf rieSlanb erfdjeinenbe „Frie- 
sche Volksalmanak" fommt in ben Sa^rgängen 1885 
urtb 1886 wieber auf bie grage jurüd, welche idj bamalS 
unbeantwortet tieft. 3$ Ijabe in tiefer SSerantaffung nod)* 
mafö bie Duellen geprüft unb gefunben, ba% Weber bie platt, 
beutfdjen 6t)ronifen au£ ber SJlitte be3 16. 3at)rf)unbert§ 
nod) auä) bie fyunbert Sctljre fpätere 9torbfriefifd)e ß^ronif 
((Schleswig 1668, ©. 172) etwas baüon Riffen, baft ber fcon 
itjnen angeführte ßange *ßeter t)on ber Snfel Stylt tjerftanu 
men foßte. 93 o nun 3 in feiner „Sübefifd^en ©Ejront!" 33latt 
jp VIII unb &eimreid) nennen it)n übereinftimmenb einen 
gebornen ^riefen; ebenfo ber Hamburger ßtjronift (bei £ap* 
penberg ©. 404) unb 9tegfmann; Weimer ®ocf auSbrfidE* 
Itd) einen geborenen friefifdjen 93auern, xotö notf) beffer 
auf einen grunbbefifcenben §au$mann wie ©rote $J3t)er öon 
$im3Werb paftt. 3<f) muft banad) annehmen, baft biefer 
Sßeftfriefifdje Parteigänger unb Freibeuter, welcher fidj in 
ber SBeftfee (wo er allerbing3 mit ben Sübefern weniger in 
S3erüt)rung tarn) einen feljr gefür^teten Flamen machte, in 
ben Ijanfeftäbttfdjen 6f)ronifen genteint fein wirb, nur ba% 
fie feinen S3einamen in ben „fangen Sßeter" überfefcten, toa$ 
für bie $örpergröfte ebenfo paffenb ift. 2tud) bie Saljrjaljt 
1517 bei 93onnu3, Rodtc. trifft ju. @3 Ware alfo ein unb 
biefelbe *ßerfönlitf)feit; aber ein SBeftf riefe! 

©oötel idj weift, t)at jnerft ©rauer in feiner „(Srllä- 
rung berer §et)bnifcf)en :c. Silber :c. auf beut 1734 bei ©alle» 
IjuuS gefunbenen gülbenen £eiligtl)um3 ; ober ©öjjenbtenfteS* 
§orn" (STonbem 1737, ©. 64) ben Sangen $eter für bie 
Qnfel ©t)lt in Slnfprucf) genommen. @r beruft fidj babet 
auf 33omtu§, obwohl berfelbe, wie frfjon gefagt, fcon @t)It 
nichts weift, unb will aud) ben auf ber £>albinfel $örnum 
füblidj Dom 3)orfe Tantum belegenen, fcorgefd)id)tIid)en SRiug s 
Watt auf ben taugen $eter bejiefjen. SDie ©rauer'fdje SRo- 
ttj unb eine Söiittfjeilung öon ß. $. Raufen über bie 
£inrid)tung einer ©eeräuberbanbe auf bem ©tjlter ©algen-- 

25 



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386 «orgefdjidjtüdje ©cfcfHguitflcn. 

fjügel t)at 2JlfiUenf)off in feinen Sagen (9tr. 37, ®. 39) ju= 
fammengefteüt. Unb anf biefer ©runblage berufen alle fpä= 
teren meljr auSgefdjmüdten ©agenbilbungen t>om langen $e* 
ter, toelcfye |>anfen im Sauf ber Söljre üeröff entließt t)at. 

3. SMotfSberg bei »raaf (Äird)fpiel SReumünfter 1 ). 
§err Dr. ©. SRautenberg berietet barüber nrie folgt: 

2)er 33lodföberg liegt füböftlidj auf einer bem ©emeinbeüor* 
ftef)er £. gehörigen 3Koorftäd)e, bie- big t)or etoa 20 Sauren 
fdjtoer jugängltd), jefct letblicf) paffirbar ift, ettoa 15 3Jlinuten 
üom 2)orfe entfernt. ©3 ift ein au3 bem SJloorfanb aufgetoor= 
fener freterunber §ügel öon 60 Schritt Umfang unb 5 gufc 
|>öf)e. Umgeben ift berfelbe t>on einem ca. 37 2 m breiten 
©raben, über ben im SBeften eine ettoa 6 guft breite SBrücfe 
führte, fcon ber notf) mehrere *ßfät)le erhalten finb. 93on 
$erw §• angeftellte ©rabungen brauten feinerlei Slrtefacte 
ober auffällige Sljierrefte ju Jage. 3n ber 9iäl)e ettoa 30 
Stritt nadj ©abheften liegt eine @rf)öf)ung, toelctje im S33e= 
ften beutlidj @tf)anjenform geigt; auf bem plateauäfjnlidjen 
Steile im Dften fanben fid) beim 9iad)graben auf einem 
burtf) bie Vegetation bejeicf)neten, früljer regelmäßig redjtedfo 
gen $lafce: Rollen, ©tücfe öon gebranntem Setym (aud> mit 
£>ädfel t)ermtftf)t) unb calcinirte geuerfteine. 3m ©anjen 
umr bie Slnlage be3 eigentlichen SlodföbergeS ber Sinauer 
SBafferburg 2 ) Jtynltg. (9. Slpril 1884). 

4, 6d}bperg bei $fyfytfeit (Äirdjfpiel Bramftebt). 
Ueber eine alte 33efeftigung, toeltf)e in ber Topographie 

nidE)t ermähnt ift, f)at §err gr. *ßaufttan in Sramftebt 
berietet unb einen ©ituationäplan eingefanbt. 2)er ©d^Io fe = 
berg liegt auf ber gelbmarf £>it$ufen, unmittelbar an bem 
jum S)orfe göfjrben gehörigen ^infenljolje. @ben nörb* 
lidj baöon fütyrt bie ©Ijauffee öon S3ramftebt nad) SBrift üor* 
über. 2)er SRingtoaU, ber an ber inneren ©eite 2 1 / 2 m §odj 

l ) ZopOQtapfyt öon #oifteüt 58b. I ©. 249. 
a ) S. 58b. XI biefer Seüfdjrift ®. 243. 



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$orgefd)id)tlid)e ©efeftigungen. 387 

ift unb einen Sinnenrannt t>on 40 ©cfyritt 2)urd)meffer ein= 
fdjliefct, bilbet bie aufeerfte ©üboft-Spifce einer in bie üftie* 
berung ber Sramau (bie fogenannte Surgtoiefe) auälau= 
fenben ©eefttjalbinfel. ©ine Sage erjagt, baft in gettuffen 
9iäd)ten grau |>oße auf biefem ©djlo&berge fifct unb an 
einem golbenen ©pinnrabe fpinnt 1 ). 2>urrf) bie jefcige ©erabe= 
legung ber 2lue toirb bie ©cpnfyeit beS 3ßiefentf)al3 fet>r 
üerlieren. SJlan Ijat aud) fcfjon begonnen, ben alten fRing- 
toaU abjufafiren, um mit bem SKaterial ba3 alte Slubett ju 
füllen, ©puren t>on SJlauertoerf ubgl. finb babei md)t fcor^ 
gefommen. 

5. 8Sorgef^t^tlt(^e Sefefitgungen in $oIftetn. 

Sei £eibmüf)len (Äirdjfpiel ©rofeenaSpe) foll an- 
geblid) eine Oljlenburg liegen. 

Sei SB illenf c^aren (®ird)fpiel ßellingl)ufen) liegt 
an ber Stör ein alter Surgtoalt, toeldjer ber £ül)nerberg 
genannt ttirb. Sgl. bie Slrtifel in SRr.675 unb 679, 691 bis 
94 unb 699 (21. gebruar 1885) beö „©törboten." 

3m ©ute g u 1 1 e r f a m p (ftird)f p. Slef enborf ) finb bemer» 
fenStoertt) 1) ber ffiatt auf ber Äoppel SBriebten&of (Sßalt* 
foppel), norbtoeftlid) üom Sßeierljofe griebertfenttjal, f. To- 
pographie Sb. I @. 394; 2) ber Surgplafc @d)lid)tenberg 
in ber ®ro§en=S33iefe nörbltd) üom i>auptljofe gutterfamp, 
f. a. a. 0. Sb. I @. 398; 3) bie Stätte auf ber ßoppel 
Äfoftebt loeftlid) öon ©ecfyenborf fonrie bie loeiter nörbltd) 
am Slugftuffe ber gutterfamper 9Kü^fenau in ben ©efjfen* 
borfer Sinnenfee belegene runbe Umtoaßung $od)borm 
(#o^borre), f. a. a. 0. Sb. II ©. 435; unb 4) ber 
SBallberg unmittelbar an ber gleichnamigen ftoppel nörfc 
lid) tum ©etylenborf, f. a. a. £). Sb. II ©. 452, - toeldje 
jum %\)txl in ber (Einleitung ber Topographie Sb. I @. 7 als 
„Ueberbleibfel beS flat>ifct)en ßeitalter^ 1 ' angesprochen werben. 

') Sßicftt töcit baöon auf bem öormaligen 6tellauer 6d)foß an 
ber SBramou fifet gleichfalls eine ©ptnnerin, f. äftüüenfyoff ©. 844 9fr. 461 ; 
Sonographie ®b. II ©. 488. 

25* 



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388 3«* 9Jttto$!mtbe. 

9Serfd)tebene l)ierljer gehörige SRotijen ftnb im 38. JBe* 
rid)t jur 2lltertf)um3funbe ©d^Ie^iDig * ©olftetn^ (Stiel 1885) 
jcrflreut. lieber bie bafelbft ©. 16, Kote 43 unb 44, be= 
fprodjenen früljmittelalterlic^ett SBauten bei |>oltenau unb 
9Ht*|>etfenborf ögl. aud) SBertyanblungen ber ^Berliner 
ant&ropologiftf)en ©efeUfdjaft 1885 ©. 110. 

6. »ntife SWtinäfttttbc in @d^ledtnig^o(fteto. 

Saft ©d&leSroigs£olfteürifdf)e 2Jtufeum l)at in ben legten 
Sauren erworben: 

1) (5931). (Sine f^üffelförmige, am Staube fiarf befd&& 
bigte ©UBermünje, meiere auf bem oertieften Keoerö ©puren 
oon (Sifenroft aufroeifet. 3löo. 3tyoüo*S?opf, nadE) red&tö getoenbet. 
SDie eigentltd&e ©eftdfjtßpartie ift fe^r ungefd&iät; bejfer ber 
ßranj unD bie ©trauten am &tnterfopf . SReo. ©in nadjj red&ts 
ftmngenbe« Sßferb, fe&r barbarifd); unter bemfetben Äreiß mit 
^Punft, gefrümmter ©tab unb nod) ein britteö geilen. 1 ) 
3)iefer anfdfjeinenb felttfdfje 5)enar ift jufäUig auf ber$agb 
unb jioar auf einer ßopfcel bei ^Sinneberg gefunben. 

2) (6062). ©Ubermünje beö Äaiferö ©orbtanus III, 
238—44, bei ßoljen SRr. 165. ©efunben neben ber SRennbaljn 
bei SReumünfter. 

3) (6249 d). eine Kupfermünje t)on 12 mm ©urdfjmeffer 
unb IV2 mm 2)idfe, ro$ geprägt toie bie fupfernen ©iner 
(vovfifjiiop) beö ßaiferö Suftinian, 527—65, unb ber 
gteid&jettigen oftgot^ifdfjen unb oanbalifdjjen Äönige. 
Slbo. ©ruftbilb, baneben beiberfeits ein Äreuj; oerroilberte 
Umfdjrift. 3)er SReoera ift ooHftänbig oermitbert unb entjtetjt 
ftdf) jeher Sefd^reibung. ©efunben auf bem fogenannten 
®rtnfberg beim Äirdjborf ©<$enef elb; f. hinten ©. 395. 

4—6) (6371 abc). ©Ubermünje beö Saiferö SRero, 54 
bis 68, bei ©o&en SRr, 60; be«gl. bes ©dfar« 3Ra reu ö 21 u* 



l ) 3)affelbe ift burd) einen ©tempelrifc entftettt unb oljne 9fl>* 
btlbung nidjt genauer au befdjreiben. SBieHetd^t mar ein aroeiter 
gefrümmter ©tab beabfidjttgt, fo ba% auf beiben ber $ retS mit $unft 
fielen fottte. Solche Sßerf^lingungen Fommen öfter öor. 



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3ur SMnäfmtbe. 389 

reliuö com 3, 145-46, bei ©oben 3lx. 40; bögt, beö ßäfarö 
Sommobuö bom 3. 177, bei (Sonett SRr. 242. SDtefe brei 
2)enare, oon benen ber lefetgenannte burd&boljrt ifi, finb nebft 
brei anbeten, barunter einer tum £abrianu§, cor langer 
3eit jufammen gefunben in bem unterirbifdfjen ©ange beim 
alten ©d&lofc gJutloö. 

£err Dr. ©d&Ud&ting ^iefelbft teilte mit, bafc oorbem 
gelegentlich be« ©^auffeebau^ im SRtefebufdf) bei ©d&toartau 
(fttrd&ftnel SRenfefelb) fünf römifdje SRfingen, mal)rfdj)einlid& 
au« ber fpäteren itaiferjeit, gefunben finb. 

£err SB. ©plietb fab bei einem Arbeiter in £oben- 
büttel eine bafelbfi gefunbene ©ilbermünje bes Dornt- 
ttanud, toeld&e nad& ber Sefdfjreibung meHeid&t ber 9lr. 178 
bei 6ol)en entfyrid&t. 

7. 2BttteIaIteritd)e ©ofbmünsen im ©djleätoiig = £oIftchtifd)ett 
2Rufeuttu l ) 

ad 7) 3)iefer »ad&arad&er ©olbgulben be$ Sßfaljgrafen 
Subwig (1437—49) ift nebft mehren anberen gleiten ober 
äljnlidjjen unb einer größeren SWenge glei^jeitiger ©Uber- 
mflnjen in bem ©arten beö 33auern S)uoe ju s JKüffen 
(Jtirdjfpiel ©iebeneid&en , JtretS £erjogtt)um Sauenburg) ge- 
funben. 2lHe8 würbe eingefd&moljen bis auf bieö eine ©tüdf, 
meldte« ber oerft. 5ßarticulier Sßalfe in ßauenburg 1832 oon 
bem ©olbfd&mieb erfjanbelte unb 1841 bem 9Kufeum fd&enfte. 

ad 11 unb 12) ein ©olbgulben be$ ©rjbifd&of« 5t be* 
oborid) II Don Jtöln (1414—62) ift im grtt^r 1842 
beim ebenen ber unmittelbar am £ofe 2lltefopJ)el (®ut 
©d&önböfen, Rird&fjriel 33ornböoeb, Rreiö 5ßlön) liegenben Sojtyel 
gefunben. 

28) ©olbmünje bes Raiferö Subtoig t>on Sapern, 
1314 — 47 2 ). 3lbo. + Ludovicus dei gra Romanonim imp. 



*) SSfil. Vieler 2ttünafatalog §eft I ©. 7—9 unb 93b. V biefer 
Seitfdjrift 6. 175-77. 

8 ) mt)Ut 9*r. 1. S3ei (Sappe: „Sttünaen ber beutfdjen ftaifer k." 
33anb I ©. 171 finb toier, im feiger für Sftmbe ber $euifdjen SSor- 



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390 3ut SJtöitjhmbe. 

©er ßaifcr mit Srone unb ©djtoert auf bem Sprotte fifcenb ; bic 
linfc £anb f)ält er über einem am 2^ron fcängenben ©d&tlb mit 
bem 2)oM>elabler. 2)ie gigur t>erbecft ben unteren XJ)til ber 
©infaffung (3mölfoa& unb ^erlenfreiß) 3teo. -}- XP'C: 
VINCIT : XP'C : REGNAT : XP'C : IMPERAT ^nnerljalb 
eines ^ertenfreife« unb SBterpaffeö ein fd^ött uerjierte« Silien* 
freuj. 

SBatyrfdjeinltdf) gefunben in ber Umgegenb t)on 3t eu* 
münfter unb angefauft 1882. 3toet anbere ©pem* 
ptare berfelben SRfinje mürben 1886 aus 2Jtön = 
fenbroof (Äirdjfpiet ©ülfelb, Ärei« ©tormarn) ju 
Sauf angeboten. 

8. Sractcatenfmtb in ©rofcSMtfebt (95b. XV ©321). 

SBte rofinfd&enömertb unb notfomenbig e§ ift, baß etmaige 
ITlünjfunbe fofort unb t>otlftftnbtg jur fad&funbigen Unter* 
fudjung eingeliefert werben, ba$ fyat ft<$ audj in biefem gaUe 
g^igt. 

®ur<$ bie ©Ate beö £errn Selber @. 3)oofe in 9tor= 
torf erhielt ic§ ben in feinen Seftfc übergegangenen Keinen 
9teft beö obigen gunbes jur Unterfu^ung unö beliebigen äuö* 
roal)l; unb idj be^nte bie Unterfudjung, reft>. Reinigung nodj= 
malö auf ben SBorratl) be$ s JJiufeum8 au«, fo baß mir 
jufammen ungefähr ein ©eistet bes urtyrüngli<$en ©efammt- 
beftanbes oorlag. 3)a$ SRefultat beftättgte, t>a§ bie ftaupU 
maffe 1) &amburgtfdf)e SE&or* unb 2) Sübecfifdje ftopf= 
bracteaten toaren. 3n geringerer Safyl tarnen t>or 3) Süne* 
burger Pfenninge, mit glattem unb mit Straßenraub. 33ei 
ben erfteren ift j. K$. unterhalb bes Söroen ein (3$orO 
Sogen, ein ©tern u. bgl. angebrad)t; bei einem Sßfenninß 
(33raunf<$roeig?) läuft ber ©d&roanj lilienförmig aus. 

4) Pfenninge mit bem einfadjen abier, meldte ber t>erft. 



jeti $b. I. (1853—54) @. 274 — 75 jc^n öerfd)iebene ©jemplare be- 
trieben. 3)ie SJlünje (©olbfdjtlb) ift bem graitäöftfdjen escu = scutum 

ltac^gebilbet; bgl. Description des monnaies du moyen-dge de Chr. J. 
Thomsen 9?r. 2990 unb 4397. 



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gut 2Jtftoäfunbe. 391 

Slrdjtoratl) $aßor SDtofdj nad) 33ranbenburg geroiefen §at, 
toä^renb man fie fonji tooljl ber ©tabt Sübef jueignen wollte, 
©latter Sftanb. 

5) Pfenninge mit Straßenraub , toeldje einen fe§r tief 
geprägten ^urm ober ein ©tabttljor jetgen, in beffen Deffnung 
tdj roemgfienS bei einem @jemplar bm 2Jteflenburgifd)en 
©tierfopf ju erlernten meine *). ©ine äljnlid&e 3)arfteBung Ijat 
ba« ©tabtftegel uon Sßlau; f. Salirbtidjer beö Vereins für 
9Keflenburgifd)e «efötdfrte 33b. XVII 6. 249. 

9ln einzelnen ©tfiäen fanb idj: 

6) einen SUleflenburgifd&en Pfenning mit ©tierfopf 
(o|ne ihrone) oberhalb einer 83rfi(fe ober SJtouer mit brei 
Deffnungen. Sluf bem glatten SRanbe in regelmäßigen 21b- 
ftänben triermal je jmei ©trafen, bie mtd) an bas 9Wül)lrab 
im ©iegel ber ©tabt @ret>i$mül)len erinnern; ogl. a. a. 
O. 33b. XVI ©. 315 unb XVII ©. 397. (®inen £o$fyfenning 
mit bem richtigen SBajtyen biefer ©tabt befdjretbt ©oerö: 
„2Keflenburgtfd)e 3Künjt)erfaffung" 35b. II ©. 14.) 

7) einen 3Reflenburgifd)en Pfenning, mit ©trafen* 
ranb. 3)erfelbe jeigt einen biden ©tierfopf (otjne Krone) mit 
ftarf ^eroortretenber ©tim unb Slugen ; jimf <$en ben hörnern 
eine nid)t ganj beutltdje gigur, toa^rfd&cinlid^ eine Silie (ogl. 
<St>erS 83b. II ©. 12) ober ein ©tern; tdj l>abe audj an eine 
nieberroftrts gelehrte SßfeUftnfee— ©tral gebadjt (ogl. 3Mlen= 
bürg. 3a$rbüd&er 33b XVII ©. 399). 

8) einen ©tralfunber Pfenning mit ber Sßfetlftnfce = 
©tral unb mit glattem SRanbe. 

9luf$erbem lag t>or eine Slnjaljl ßfttften t)on burdjge* 
fdjnittenen Notpfennigen (meift ®opf bracteaten) , wie fie als 
©djeibemünje in gleidfoeittgen gunben tjorfommen 2 ). 33emer* 



J ) (Sin fotdjeS ©tücf ift aud) unter ben beiben früher nidjt be- 
ftimmten ©tildcn beg SBracteatenfunbeS ton ©oltau ; ögt. Vieler 2Jlünj- 
fatalog £eft I ©. 7. 

') 2Ke!lenburgifd)e 3a$rbüdjer 93b. XVI ©. 313 unb 3af>re$- 
beriet VI ©, 116 — 17; Aarböger for Nordisk Oldkyndighed og Historie 
1886 6. 144 ff. (ftr. 7, 8, 13, 15, 24). 



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392 8u* 9Künäfimbe. 

fenöroertl) tft nur eine mit ©tra^lenranb, wo baö ganje ©e« 
präge, wie es fd&etnt, einen ein* ober mejjrmal quergetljeUten 
SBappenfdjtlb (?) jeigte. 

&err SDoofe |at bem9flufeum aud) ben©rofcüen Don2Jour8 
unb eine d^araftcriftifd^c Sterbe be3 £opfe§ gütigft fiberlaffen. 

9. Standet *£ijaler an& bem dreißigjährigen Sriege. 

3n ber 9Künjfammlung beö ©d)le$nrig ^olfteinifc^en 
3Jlufeum$ beftnben fid^ ein S^rolifdjer S^aler beö ©rj* 
IjerjogS Seopolb, SifdjofS ju Strasburg unb ^affau, ©über* 
nators x>on Styrol unb ber t>orberöflerreid)ifd)en Sanbe, t>om 
$df)t 1620 unb ein 2lug§burgifd)er S^aler mit ©labt- 
anficht t)om 3af)r 1641. SDte beiben 93ilbfiftdjen finb abgefaßt 
unb bann mit ©djraubengang üerfeljen, fo bafc fic jufammen* 
gefd&roben eine Äapfel bilben, toeld^e jur Aufbewahrung t>on 
ßeiligenbilbern biente. SDer ^prolifd^e ^aler *) ift nod) ganj 
t)oH; es liegen barin jroei auf Pergament gemalte Silber, 
t)on benen t*a& eine bie ^eilige Jungfrau barftettt , ju roeldber 
ber ^eilige ©eift in ©eftalt einer £aube Ijerabfdjfoebt. 5Da§ 
anbere SBilb fteßt einen 3JJönd) bar, unb baju gehören bie 
beiliegenben 12 bünnen ©Reiben t>dn SfftorienglaS, reelle 
f&mmtlid) nur t^eilroeife mit Softümen, ^nfignien u. f. ». 
bemalt finb; $opf unb Arme finb meggelaffen. Sie finb 
nämlid& baju beftimmt, auf baö 33ilb be§ 3flönd)e8 aufgepaßt 
ju werben, unb auf biefe SBetfe ergaben ftdj folgenbe jroölf 
Silbniffe: 1. ber fegnenbe ©rlöfer mit ber SBeltfugel; 2. 
$apft ©. puS V (1566 — 72); 3. ein <Patriar<$ mit fcop* 
pelfreuj; 4. ©. Sluguftinuö; 5. ©. 33inetid) (93enebictu§) ; 6. 
©. Söernljarbuö ; 7. ©. granciöcu«; 8. ©. graneißeud £at>e* 
riuö; 9. ©. Sgnatiuß be SoCpofa); 10. ©. So(^anneö) 
©(IjrgforroaS 2)ama§cenu8); 11. ©.Stomas unb 12. einzeiliger 
mit Siltenjroeig, in beffen Arm bas Sfjrtftfinb Jjerabfdjroebt 
(otynellnterfdjrift). SDagegen enthält ber2lug8burgifdbe2;baler 2 ) 
nur nod) ein einziges SBilb auf Pergament, ein grauenbruffc 

*) ®efdjenf be§ §erm ©tabtratf) SWffen in ftiel. 
2 )Wu3 bent 9?ad)la& be8 »eil. Dr. (£. $. SO^argfcn in ©eiligen» 
$afen; f. Söericfct 28 ber ©djl.*$olft.-Sbg. 2lltertljum3.©efeflfcl)aft ©. 47. 



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©itberfunb bei bem Ärinfberg. 



393 



bitb mit langen Sodfen barfteHenb; bie anbeten ©inlagen finb 
oerioren gangen, e^e baö ©tüä in bie Ijieftge ©ammlung fam. 
D&ne 3 roe if e l waren biefelben üon älinlidjer Slrt, n)ie bei bem 
üorigen. SDie Wintere Seite ber Pergament.- (?) Silber ift mit 
einer Jjarjigen SDiaffe befinden , um biefelben auf ben inneren 
glasen ber Sctyfel, roo ftd) ätjnlidje ©puren jetgen, auf jufleben. 

10. Silberfmtb bei bem Srinfberg (ßtrdjfjriel ©djenefelb). 
©dfjon in früheren SBftnben biefer Settfdjrift (IV ©. 22 
unb XV ©. 310) ift mm bem $rinfberg auf bem 33re item 
felbe bie Sftebe gemefen. 3dj mufc cor aUtn 2)ingen berief 
tigen, bafc berfelbe nid&t ju Sßöfdjenborf gehört, fonbem auf 
ber gelbmarf beö SDorfeö £abenfelb (®ut ©rage, ßreis 
©teinburg) belegen ift. 33i§ vox wenigen Saljren mar bie 
weite ebene, roeld&e von ber Sfeeljoe == ©d&enefelber ß^auffee 
burd&fcf)mtten wirb, nod& mit £aü>e bebeät. 

2Bie ©runbrtfe unb 2)urdjf<$mtt geigen, ift ber ftrinfberg 




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394 ©ttberfunb bei bem ßrhtfberg. 

ein mit SPall unb ©raben umgebener alter ©rabljfigel. 3 ur 
Sergleidjung wirb man, fot)iel idj weife, nur ben ©lodenberg 
bes ©djwabftebter 5?trd$of§ öeranjie^en fönnen ; berfelbe ähnelt 
gletdjfalls unfern Ijatbfugelförmigen ©rabljfigeln , unb nodj 
in ber legten £ätfte bes oortgen Qa^unbertö waren ©puren 
eines alten freisförmigen SBalleS t)ort)anben, bie überall in 
gleidjer (Entfernung ben ©toäenberg umgaben. *) 

£>ie Ueberlieferung erjftt)lt, baß man früher auf bem 
Ärtnfberge bes 5Ra<$tS $abe SSidjter brennen fetten; unb wie* 
bereit Ijaben ©d)afcgräber bort getDü^lt. ®nbüdj oor etwa 
breifeig 3;at)ren ift ber Srinfberg foweit abgetragen unb bie 
®rbe ju lanbwirt&fd&aftlidjen 3we<!en t>erbraud)t, bafe er fidj 
als ein ^albmonbförmiger 2BaH barfleüt, 30 m im 2)urdj* 
meffer unb bis 3 m fjod). Db ber &figel eine abgeflößte 
Äuppe jeigte, was bie ganje Anlage als möglid) erfdjeinen 
täfct, mar nid)t met)r in (Erfahrung ju bringen. 

dagegen erinnerten bie ©nwoljner, bafc man in ber 
Witte bes ßtigels ein 33ronjefd)wert mit „buntem" (oma- 
mentirtem) 33ronjegriff gefunben tjabe, weißes nidjt aufbewahrt 
ift. SDas fiauptgrab bes $ügel$ reidjte aber ofjne 3weifel W« 
in bie ©teinjeit jurfld ; es finb namlidj jwet Heine SRanbfiüde 
oon ©tetnaltergefäfcen, baS eine mit breiretyigem ©djnurorna* 
ment, unb t>erfßiebene calcinirte gltntflüäe, meldje in ber 
Umgebung bes ßügels ju $age geförbert finb, miteingeliefert. 
©ine ©ßißt von jerfßlagenem unb im geuer gebranntem glint 
pflegt man ja in ben ©teinaltergräbern ju finben ; auä) fytr 
ift foldjer maffenöaft norgefommen. -Kamentlidj an ber Dfc 
feite bes ßfigels, oon ber mittleren (Sinfenfung abwärts, traf 



«) S3eric^t XXIII ber 6«l..$olft.«Sbg. mtertfjutnSgefenfdjaft 6. 47. 
dagegen mtrb man bie brei §ügef auf ber SSaaler fjelbinarf (SBb. XV 
biefer 3eitfdjrift ©. 310) nid)t als ^rinfberge anfpredjen bürfen; benn 
nadj ber übereinftinmienben Slnfidjt ber Ferren ©ptiet^ unb #oltn 
ift bie öermeinttitfie UnttoaÜung berfetben nur baburdj entftanben, bafj 
bei SBegfdjaffung be3 6teinfran&e3, toeldjer DormalS ben gufj ber §ügel 
umgab, t>k abgeftodjene @rbe jurüdgetoorfeu toarb unb baburd) eine 
tnottartige (Srljöljung fidj bilbete. 



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©überfünb bei beut ftrinfberg. 395 

man unter bcr £aibenarbe eine etwa 4 m breite unb 10 m 
lange ©eröll* unb Steinfdfjidfjt, tüde^e bie Arbeiter furjtoeg 
als „(S&auffee" bejeid&neten. 3lBcm 3htf$ein na<§ tft ber 3n- 
Ijalt bes ©teinattergrabeS , worauf man feinen SBertf) legte, 
^ier IjerauSgetoorfen unb oerfireut, fo bafc bie £atbe benfetben 
fibemmd&erte. 

3luf bem &ödf)ften fünfte bes $figelreftes, ftibmfirts oon 
obgebad&ter t)on einer früheren Ausgrabung t)errtiljrenben ©in- 
fenfung — bie ©teile ift auf ©runbrtfc unb ©urdjfd&nitt mit 
einem Äreujdfjen bejeid&net — fanb eine grau am 18. ©ep= 
tember 1885 jufäüig einen edig ooalen unb nadj ber einen 
SJiünbung Ijin fidE) uerengernben, golbptattirten »ronaebefd&lag 
t)on einem Dold&* ober ©<$roertgrtff (?). Unb als £err SMer 
£. Öolm-Sd^enefelb, meinem bas 3Kufeum fd&on mandfje 
intereffante gunbe ju banfen §at, bafetbji weiter nad&grub, 
fam neben ©fenreften, aus benen jtd& einige 3JtefferdE)en jit* 
fammenfefeen, unb ßoljfoljlen bie fd^on oben @. 388 (unter 
SRr. 6249 d) betriebene Shtyfermünje ju Sage, toonadf) biefer 
gunb aus bem 6. bis 7. Saljrljunbert n. (Sljr. batirt *). Db 
es ein 3lebenbegräbnife war, läfet fiel) ntdjt fagen, ba feinertei 
©ebein beobachtet ift. dagegen finb an x>erfdf)iebenen ©teilen 
bes Bügels rolje Urnenfdjerben, bie bieffte bei Ausgrabung ber 
obgebadf)ten (Sinfenfung oorgefommen. 

Um biefen $tigel ^erum jog fi<$ im Slbftanbe oon 10 



*) Wut jtoei gug üon bcr $upf ermüde töurbcn jtoei ©laSfugeln 
öon 37 mm 2)urd)meffer, mit eingegoffenem ^ßferbd^en, refp. gudjS, gc* 
funben, toeldje nad) ber gefälligen Erläuterung beS §errn Sßrofeffor 
Sinbenfdjmit moberneS gabrifat, aus ©ablon^ in SBöfymen, unb öor 
20 bi§ 30 3af)ren als $tnberfpieläeug :c. beliebt, jefct aber nid)t mefjr 
gefudjt unb öerfdjtounben finb. „2)er gunb", fügt £. tn'nau, „ift aller» 
bingS merftoürbig genug; aber nic&t überrafdjenber als ber gunb einer 
f leinen 9tteffingfanone, ebenfalls ftinberfpieljeug , in einer römifcfyeu 
©djüffel eines öoHfommen unberührten ©rabeS bei äftaina, in toeldjeS 
biefelbe aus bem auf ben Slcfer gebrauten 2)ünger burdj bie Xt)ätigfeit 
eines §amfterS ober einer getbmauS iljren Söeg in bie £iefe gefunben 
Ijatte." £ier am trinfberg finb mofyl ©irtenfnaben bk Vermittler ge« 
roefen. 



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396 ©ilberfunb bei bem Krtnfbcrg. 

big 20 m ein 33M nebft baoor liegenbem ©raben. 2113 man 
anfing, bic &aiöeflädf)e unter ben $flug ju nehmen, würbe ber 
SBall in ben ©raben geworfen (1880), fo bafe jefct nur ein 
breiter gelber ©anbftreifen, ber fidf) meljr ober weniger beutlid) 
von ber grauen £aibeerbe abgebt, bie Sage ber oormaligen 
Umwaflung angiebt. 2lts i<$ am 30. (September 1886 bie 
gunbfteUe beftdjttgte, war bie gelbe ©pur nod) beutlid^ ju er* 
fennen. 3laä) bem älteren ^anbfd^riftlitfjcn Serid&t beö SJSaftor 
©d&mibt war ber 2BaII circa 1 m Ijod), unb bem wirb ber 
©raben entfprodfjen Ijaben, aus wetdfjem baß ©rbmatertal auß* 
gehoben war. 3laä) bem gelben ©treifen abgefd&äfet, fyat bie 
Sreite beiber jufammen f)ödf)ftens 6 m betragen fönnen, wooon 
wo§l ber größere ^t^eil auf ben ©raben fam. 3m SRorb* 
weften führten jwei je 6 m breite (Singfinge in ben eingelegten 
SRaum, nodj fenntlidjj an ber Unterbredjung be§ gelben ©treifenö. 
Sener ältere 33eri<$t weift nur t)on Einer ausfahrt; unb es 
ift waljrfdjeinticb, bafe man ben jwetten (Singang erft fcerftellte, 
um beim abtragen be§ &ügels baö an* unb 2Ibfaf>ren ber 
3Bagen ju erleid&tern. 

SBann unb ju welkem 3me<f bie Umwallung aufgeworfen, 
barüber finb bie Slnfidjten oerfd&ieben gewefen. Merbing« 
fdjeint bie ©age, baft auf bem Ärinfberg einmal eine £efe 
üerbrannt worben, gefdtjidfjtltdfj begrünbet ju fein; aber bafc 
I)tcr eine bleibenbe 2)ingftätte gewefen fei, wie j. 33. baö erft 
1560 aufgehobene ©öbing auf bem Saljr'fdjen 93alfen im be* 
nad&barten ßird&fpiel &ol)enwefiebt, baoon ifl nid&tö überliefert. 
Sludj bie ©nbegung burä) einen TErbwall entfpridfjt faum ber 
altöeutfdjen ©Ute, wo baö 93olf unmittelbar um bie ©ertdjt- 
ftätte „ben 3Jing fällig'' (im Greife umtjerftanb) ober bodfj 
eine (Stillegung mit £afetft&ben unb ©djnfiren ober mit l)öl s 
jernen ©<$ranfen gentigenb erfdjien. Dtyneljtn finb in ben 
legten $al)rl;unberten gar ju Diele x>orgefd)i<Ijtlt<ije unb fiumme 
©teinfefeungen unb ßrbwerfe ofjne weiteren ©runb als S)ing* 
ftätten gebeutet. Seit jebo<$ im ©ommer 1885 jwtfdfjen bem 
£ügel unb ber Umwallung ein $unb farotingifdjjer SMünjen 
unb gleichzeitiger SBtoffen* unb ©djmuäfttidfe ju £age fam, 



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zedby G00gk 



©itberfunb bei bem ®ttnfberg. 397 

überwiegt bie Slnfd&aumtg , bag wir es l)ier mit einer SBe* 
fcfttßung ju ttyun fyabm. 5)ie 2Banberfage twn einer vergrabenen 
SlriegSfaffe , bie j. 33. ebenfalls bei bem ©überbraruper 2)ioor 
£afd)berg t>orfommt, faßte audf) l)ter feften guß. 

211$ bie ^aibcfCäc^c im ©ommer 1885 unter ben Sßflug 
fam, würben meiere ©ifenfragmente herausgeworfen unb auf* 
gehoben; erft nadjträgltdfj entbeefte man jtoifd&en Hn (Srbfc^oIIen 
eine ©tlbermünje. 2)iefelbe würbe mir SRamenS bes £errn 
Kaufmann £. $ e n i e * ©djenef elb burdf) Gerrit Seljrer 35?. 
©plietf) Ijiefetbft 19. ^uli überfanbt; unb idf) erfamtte fofort 
einen 2)oreftäter Denar ®arls bes ©roßen, oon jtemltdf) guter 
Prägung; es feljlt nur baS 9lnfangS = D, unb bas @d(jluß = T 
ifi ju einem S geworben *). ©ine erfte ©rabung lieferte feinen 
weiteren (Ertrag ; es Rubelte ftcij um ein ju großes Terrain , 
unb fo würbe befd&loffen tief ju pflügen, wobei bie überaus 
große ©efälligfeit bes ©runbbeftfeers £errn ^eperforn, 
ber nid)t nur felbft mit feinen Seuten unb ©efpannen bie 
Arbeit ausgeführt, fonbern audf) bie fämmtlid&en gunbfad&en 
bem SUlufeum gefd&enft Ijat, mit pd&ftem SDanfe anzuerkennen 
ift. 2>a &err ©pltetl) fidf) uidfjt länger aufhalten fonnte 
unb i<$ felbft eine Urlaubsreife angetreten ^atte, fo führte bei 
bem Tiefpflügen am 2., 16. unb 30. äuguft £err 2Mer &olm 
bie 2luffidf)t. Slm öftlidfjen SHbljange bes ßügels ergab ftdfj 
reiche ausbeute; fonft waren nur einzelne ©tfide t>erftreut. 
©dfjon beim erften SJtale fanb man u. a. einen mächtigen £ne* 
beltyieß, glei<$ benen ber Sßeffobrunner &anbfdfjrtft Dom %a\)x 
810 unb beS Codex aureus üon @t. ©aßen 2 ). SBo SWünjen 
lagen, würbe bie ©rbe burd&geftebt; audf) bas ganje Terrain 
nodfj forgfältig abgefud&t; unb am 14. ©eptember war ber 



MSlbgebilbet in ben „SBorgefdjtdjtltdjen TOerttjümern aus <Bä)M* 
hrig»£olftein, IjrSg. öon 3- 9fte3torf" (Hamburg 1885), gtg. 751; bod) 
finb biefe SJlünjobbilbungen fämmtltcfy nieftt gan^ correct. 

2 )3)emmin: „3)ie tfrtegStoaffen" 2. Auflage ©. 262, 63 nnb 577. 
Sgl. audj £inbenfd)mit : „^Htertfjümer unferer ^eibnifdgen SSorjett" S8b. 
IV STafel 23 gig. 5 unb 8ttc$: „gitoftrirteS SBörtetbud) ber rdmiföeu 
Altertümer" ©. 404 (mora). 



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zedby G00gk 



398 (öUberfunb Bei bem Ärinfberg. 

£auptbeftanb bes gunbes ^icr im SRufeum. 3m Üaufc bes 
&erbfteS unb SEinierS, befonbers nad& fiarfen Stegengüffen, 
ift nodf) bas eine ober anbere ©tücf aus ber umgewühlten 
©rbe bloßgelegt unb Ijier eingeliefert, bis ber 5ßlafe im grfi^jafjr 
1886 befftet würbe. 

Sei biefem ©adfjoerfjalt fann e$ jweifel&aft bleiben, ob 
Ijier jwifdfjen &ügel unb Umwallung ©rdber oorlagen; jebodf) 
würbe menfdfjlidfjes ©ebein überhaupt nidfjt beobachtet, unb 
eine ganj oolljlänbige Slupfung farolingifdfjer S^tgenoffen im 
©rabe erfdjeint wenig wa&rfdfjeinlid&. 2)ie ©ifenfadfjen finb 
faft atte jerbrod&en ober bo<$ befdfjäbigt, woran atterbingö au<§ 
ber $flug ©d&ulb fein fönnte. 3ln iljrer ©leidfoeitigfeit mit 
ben aftünjen, weld&e fämmtlidf) ber fogen. erfien (Spod&e Sarts 
bes ©rofcen (fein Sonogramm unb ber ftaifertitel fommen nid&t 
oor) angehören, ift nid&t &u jweifeln. UebrigenS tragen bie 
Sßaffen feinen fo ausgeprägten (Sljarafter, bafe man gerabe 
an eine frdnfifd&e Äemtru^e benfen müfjte. (Ss liegt banad& 
bie SBermut^ung na&e, bafe in eben jener farolingifdfjen Sßeriobe 
audf) bie Umwallung aufgeworfen fei. -Jtadf) iljrer ganjen 33e* 
fdfjaffenljeit fann fie untnöglidf) als eine oert&eibigungsfä&ige 
3ufludf)tftätte für bas Sanboolf (Sauernburg) ober als ein auf 
bie Sauer berechneter 3Jiititäri>often angefe^en werben. S3iel= 
me^r §at bie Slnlage ein burdfjaus protriforifd&es Stuöfe^en unb 
läfct fid& nur mit einer gelbfdfjanje oergleidjen. ©afe gerabe 
in biefer ©egenb, too bie älteften Slirdfjen ju ©dfjenefelb, &et= 
ligenftebten unb SUttinfierborf erbaut finb, blutige entfdfjeu 
bungsfämpfe vorfielen, liegt auf ber &anb. Unb nehmen wir 
weiter an, bafc eine oerforengte 2lbtl)eilung fränfifdfjer Krieger 
ober 33unbeSgenoflen genötigt war, auf ber £aibe ju nftd&tigen, 
fo modfjte fie einen ber trielen ©rabtjtigel als ©tü&mnft wählen 
unb i&ren Sagerplafc mit bem fdfjnett aufgehobenen ©raben unb 
SBaH umgeben, um gegen einen plöfclid&en UeberfaB einiger* 
mafeen gefdjjüfct ju fein. 3Jton §at eingewanbt, baf$ bie frän* 
fifdfjen SBerfd&anjungen niemals runö, fonbern im SBieredf an« 
gelegt feien, aber wie unfer heutiges gufeoolf , anfiatt bes 
regelredEjten Quarr 66, nötigenfalls ben runbenRnftuel btlbet, 



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zedby G00gk 



©überfunb Bei beut ßrinf&erg. 399 

werben jt<$ aud& bie granfen geholfen Ijaben, fo gut es eben 
ging. 2)ie Umwallung war faum t>ertl)eibigungsfät)ig; tneDeid&t 
bafe fte für eine SRadfjt genügen möchte ! $>ie Hoffnung trog, unb 
bas f leine Häuflein erlag ber Uebermad&t bes geinbes, weiter bie 
ausgeplünberten Seiten, ben Sßölfen jum grafc, auf ber §aibe 
liegen liefe unb es nidfjt ber 3Jtüt)e toert^ Ijielt, bie befd&äbigten 
unb in ben Soben geftamfeften SBaffenftüdfe aufjulefen. 

2)as ift ein Sßfjantafiebüb ; aber idfj wüfete im ganjen 
©ad&oerl)att nid^t beffer ju beuten. 



5Da ber gunb nodf) auf Seite 411 bi3 414 biefeS San* 
bes, im 3 u f ömmen & an 8 wit anberen Ijolfteinifcljen gunben 
aus ber legten 3 ei * & e $ #eibentl)ums , jur ©pradje fommen 
foB, fo befd&ränfe id& midf) t)ier auf bie 3Künjen unb bie 
wenigen ©ilberfad&en , welche fämmtlidf) innerhalb eine« oer= 
pitnifjmäfcig Keinen 23ereid)S, auf ber fog. „ßtyauffee" oftwärts 
von ber ©infenftmg (f. oben ©. 395) in einer etwa 2 cm 
bidfen ©anbf<$i<$t lagen; an einer ©teile 6, an einer anberen 
17, an jwei anberen benachbarten ©teilen 40 SUtünjen, bie 
übrigen oerftreut. £ier fanben fidjj audfj ©gerben, bie einen 
burd&aus frembartigen ßf)ara?ter jeigen; es ift ein weingelbes 
S^ongeföfc mit Steifen unb eingebogenen breiecfigen unb oier« 
edfigen Ornamenten gewefen, weldjes jebenfaHs importirt war; 
unb wir gefjen fdfjwertidf) irre, wenn wir annehmen, bafe barin 
ber ganje fleine ©ilberfd&afc (runb 200 gr ferner) gelegen Ijat. 
2)er SCopf ift oljne B^eifel — trieüeidjt unmittelbar oor bem 
legten ©ntfdfjeibungsfampf — am abrang bes Bügels oergraben . 
SEBie berfelbe herausgeworfen unb jertrümmert, ©gerben unb 
©Über in Einer SRidjtung oerftreut würben, läßt fid) nid&t 
mit ©id)er§eit fagen. @s fieljt beinahe fo aus, als ob bie 
©rbfdjofle, weld&e bas ^ongefäfe barg, ju berfelben 3*ü u «b 
oon benfelben ßftnben weggefdjleubert wäre, bie ben Sntjalt 
bes ©teinaltergrabes nadjj Dften hinauswarfen. Qm Eifer ber 
Slrbeit, jwifdfjen bem ftftubenben ©anbe mod&te bas ©Über 
unbead&tet bleiben, unb bie £aibe bedfte balb alles mit tyrem 
braunen Sfftontel wieber ju. 



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"V 



400 6ilberfunb bei bem $rinfberg. 

Sin ©ilberfadEjen liegen Dor : 

1) (Sin adfjtediger Sarren, 12 cm lang unb 41 y 2 gr. 
fd&wer, mit ©puren beö &ammerfdf)lag8. 

2) 9leun banb* ober plattenförmige 33rud()flüde, burdf)= 
fdfjnittlidf) 2 cm breit unb 1 mm bid, mit ©puren von 6in- 
fdjmtten. 

3) ©n banbförmiger gingerring, in ber 5Hitte 8 mm 
breit, nadf) beiben (Snben fidf) t>erjüngenb, bid 1 mm. 

4) ©in 8 l / 2 cm langes gragment eine« äfmlidfjen fd&mäs 
leren S3anbe$ unb mehrere ganj Heine gragmente. 

5) ©in 11 cm langes ©tüd Don einem au& brei ©rätljen 
jufammengeflod&tenen ©dfjmudring l ) unb ein äljnltdfjeä 872 
cm langeö Derbogeneö ©tüd, weldfjeö aber gefällt, b. f). von 
©ifenbrät)ten mit bünnem ©ilberüberjug ift. @in brittes ©tüd, 
8 cm lang, iji nur aus jwei ©Überträgen geflößten unb 
Ijafenförmig gefrümmt. 

6) S)rei oerjierte S3rud()fttide, oon benen jwet jufammen 5 
paffen , circa 1 cm breit unb jufammen 8 biß 9 cm lang. 
©ie fjaben einen gewölbten queergerippten Sftanb unb längs 
beffelben Heine rautenförmig gemufierte 2)reiede eingepunjt 2 ). 

S)iefe ©ilberfad&en ftimmen ganj überetn mit ben grag= 
menten, weldfje in fpäteren ©ilberfunben mit arabifdfjen SRünjen 
t>orfommen unb benen man beöfjalb einen orientalifdfjen Urfprung 
beilegt. 3$ mödfjte jebodf) ju bebenfen geben, bafe bie £ed&mf 
beö gefälfdjjten ©dfjmudring« an bie „gefütterten" SKünjen ber 
römifdfjen Saiferjeit erinnert, weld&e t>on @rj, ßifen ober SBIci 
(subaerati, subferrati, subplumbati) unb mit einer bünnen 
©olb= ober ©ilberplattirung überwogen (pelliculati) waren, be= 
vor fie geprägt würben. ©oldEje gälfdfjungen bauerten audj 
fpäter fort ; ber mit unferem gunbe etwa gleichzeitige ©efd^id^t= 
fdfjreiber ber Sangobarben ^aulus ©tafonus, 33udf) III Kapitel 6, 
erjäfjlt oon „eljernen ©tüden, weld&e, iä) weife nid)t wie, am 
gemalt waren, fo bafe fie ben ©d&ein oon adfjtem unb erprob- 



*) SSorgefd&idjtlicfce Slttertfjümer aii§ ©d&l §olft. gtg. 764. 
2 ) SSorgefd^ic^tli^e Slltertpmer aus 6d)l.-$olft. gig. 766. 



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zedby G00gk 



©tfberfunb Bei bem förinfberg. 40^ 

tem (Solbe Ratten." SHefe falfdfjen ©olbftücfe brauten bie 
fädfjjifdfjen Sluöroanberer (um 575) au& Italien mit unb gaben 
biefelbcn im granfenreid&e atä. — Sludf) ba$ filberne 21mulet ber 
©ilberfunbe (fog. £t)orst)ammer) fommt ganj ebenfo fdfjon 
mel früher bei ben Römern oor (securicula aneipes 1 ). 

3$ bemerfe nodf), bafe bie farolingifctyen 9Jiün&en oom 
®rinfberg roottf $um £&eü jerbrod&en unb befd&äbigt finb — 
bie meiften finb überhaupt fc^r brüdjig unb beinahe fdfjon 
oerfaift — ; aber eö ifi feine ©pur oon einer abfid&tlicf)en 3**- 
fiüäetung, roä&renb bei ben fpateren ©ilberfunben immer jer* 
Ijaäte orientalifdfje unb nad&mals audf) occibentalifdfje 3Künjen 
oorfommen 2 ). 3$ meine, barin einen ©egenfafc ju untertreiben; 
in £olftein waren bie SDenare bamalö, ju Anfang beö 9. 3af)r= 
ljunbertö, nidfjt blofj SBert^metatt, fonbern toirflic&eö ©elb. 
2Benn man baneben bei 3#wngen ungefragtes ©über gab 
unb uat)tn, fo gefdjjiefjt baö getmffermafeen audf) no<$ Ijeutju* 
tage 3 ). UebrigenS befd&ränfen fid& bie befannten ßadffilber* 
funbe unferer $roüinj auf ©dfjleSroig unb SBagrien, toofjin 
bie fräntifdf)*beutfdf)e Staatsgewalt nidjjt reifte. 

Sind) bafi einige SKünjen einmal ober jmeimal burc$bot)rt 
finb, alfo befiimmt waren, als JgängefdfjmudE getragen ober 
auf bie Äleibung aufgenäht ju werben, fommt ebenfo in an* 
bereu 3eityenoben oor. 



*) $gl. barüber SBerljanblungen ber berliner antljropologifdjen 
©efeüfd&aft 1886 @. 316—17. desgleichen Ijabe id& für bie ooalen ©c 
wanbnabeln ben Sufammenljang mit füblidjeren gormen unb ben tfrfprung 
au$ bem meitöerbreiteten Ärötenaberglauben nadjgemiefen a. a. 0. 1882 
<5. 22, 315, 451 unb 558; 1883 ©. 145 unb 346; 1886 6. 23. 

2 ) 93eim geraden ^anbelle eS fid) barum ©emidjtSunter- 
f djiebe auszugleiten, unb nidjt ettoa um einen SBebarf an ©djeibe« 
mänje, mop hie burdjgefdjnittenen l)nnfeftäbtifdjen Pfenninge ber 
mittelalterlichen gunbe (f. oben ©. 391) ofyne S^ife* gebient fjaben. 

8 ) 3n farolingifdjer 3eit, fagt SBaifc: /f 5)eutfcr)e SBerfaffungSge* 
fd^ic^te" 93b. IV ©. 86, ,fiat ber betrag be3 gemünzten ©eibeS offenbar 
bem SBebürfnifj be3 SSerfe^rg nictit genügt. 2Btr fefyen namentlich in ben 
2)eutfd)en ©egenben fortmäljrenb gelungen in anberen ©egenfiänben, 
SSielj u. f. m. machen/' 

26 



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zedby G00gk 



402 ©ilberfunb bei bem ftrinfberg. 

3)a$ oorljerrfd&enbe ©epräße — 49 unter ber ©cfamtnt- 
jafyl oon 91 3Künjen — ift basjeniße Don 3)oreftat, meld&e 
©tabt um biefe 3eit & cr 3BitteIt>unft für ben &anbel be$ 
ganjen -Jtorbenß war. 21ber ein Umfdfjnmnß bereitete fidf) t>or. 
SBäljrenb ber jroeiten 2Jtiffion$reife Slnöfar's nadf) ©cfcroeben 
(853 — 54 l ) faßte ein alter 3)Jann ju 33irfa ober 93jörf Ö im 
M&lax^tt, bafe bie fonft üblidfje „galjrt nadf) 25oreftat burd& 
bie SlnfäDe ber ©eerftuber gefä^rlid^ ßeroorben fei." ©s mar 
bie $t\t wo &<** SBifingert^um in ber 9Zorbfee einen fo ße== 
wältigen Sluffdfjnmnß naljm; Doreftat felbft mar jeitmeiliß im 
33eftfc ber -Normannen. 3Jton fönnte benfen, bafe bamate bie 
f^mebifd^e £anbel£tljätißfeit eö oorjOß, fidfj nadf) Dften ju 
roenben, unb fo bie ©infirömunß arabifd&er 9Jiünjen, roeldje 
(nadf) Xornberß 2 ) um baö Safjr 880 beßinnt, vermittelte. 
2)a$ farolinßifdjje ©elb, meines audf) in Sirfa oorließt, t)er* 
fdjroanb im -Korben unb marb burd& §aäfilber erfefct. 

3n unferer ©ammlunß roirb bie Sßeriobe be3 JQadfilbtx$ 
mit auöfd&ltefelidf) arabifdfjeu 3Jiünjen burd& ben gunb oon 
SJantrum (f. hinten ©. 406), bie mit arabifd&en, bpjantinifdfjen 
unb mefteuropfttfc&en 3Künjen burdfj ben gunb oon SB?ater= 
neoeröborf (um ba§ Saljr 990 3 ) re^väf entirt ; im ©ilberfunö 
von garüe (um 1043) finb unter jetjn Sßfunb Silber nur nodf) 
adfjt arabtfd)e 9Künjen unb SKünjfraßmente ßeroefen. Set 
3Bat erneuert bor f lagen brei unb bei garoe laß einer oon ben 
fjalbbracteatenförmtßen -Kad&bilbunßen beö S)oreftater ®epräße§, 
meines alfo in anberen ©eßenben no$ beliebt mar. 3Jton 
pfleßt biefen £albbracteaten u. a. audf) root)l eine roenbifdfje 
&erfunft jujuf ^reiben ; bodf) unterfdfjeiöen bie jarten Silber* 
blatten jtdj) auplliß oon bm berben, eigentlichen 2Benben= 



J ) Seben beS (£räbifd)of§ Wnätax, toon föitnbert; Kapitel 27. &ud> 
in Sftorroeqen prte ber Quflufc farolingifdjer unb angelfädjfifdjer Sftüngen 
um bie Glitte be3 9. Sa^r^unbertg auf; f. Aarböger for Nordisk Oldk. 
og Hist. 1877 ©. 131 — 32. 

2 ) §ilbebranb: „2)a3 fjeibnijdje 3eitolter in ©djtoeben" ©. 127. 
gSgt. 6t0Cf^0lmer Akademiens Manadsblad 1873 <5. 169 unb 1885 6. 128. 

3 ) 8gl. 58b. V biefer 3eitfdjrift 6. 163—70. 



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©iföerfunb bei beut Ärutfberg. 403 

Pfenningen, toeld&e, wenn nid&t von ben SBenben geprägt, bod& 
{ebenfalls bem Oefdjmatf berfelben entfprodben Ijaben Dürften. 

SBefd&reibung ber SKünjen 1 ). 

A. 1—6) SedjS Denare, toeldjje auf ber 33orberfeite ben 
Flamen CAROLVS (A unb R oerbunöen) in jioei 3 cilcn 
jetgen. Suf ber SRüdfeite R F; bei R Ijängt am Hinteren 
Strich in 2lrt eine« Sonogramms ein X: eine Slbffirjung 
beS Titels Rex Francorum, f. Sappe (Raifermünjen) 3to. II 
©. 91 unb fieleroel 8b. I ©.85; SBorgefd&id&tlid&e älter« 
tljümer a\x* ©d&l.-£otfl. giß. 750. 

Station ift einer jtoeimol burd&bo&rt ; brei finb unoott 
flänbig. 

B. 7 — 89) 83 ©enare, auf ber SBorberfeite ebenfo 
toeld&e auf ber SRücf feite ben -Warnen ber 3Künjftätte jeigen; 
nämlidfj : 

7—55) Sorefiat (3Bpf te SDurflebe) in ber Ijoltönbi* 
fdfjen Sßrotrinj Utredfjt am 3lieber=9l^ein ober Secf . 2)a« äKünj* 
jeidfjen wirb geioö^nlid^ al$ eine Streitaxt, von fieletoel 8b. I 
©. 97 aber als bie ßauptgerätltfcljaften ber SWfinjtneifier, 
©rabftid&el unb Jammer, gebeutet. 3>n allen ©tabien ber 3>er^ 
roilberung, bifl ju ber faft gänjlidfjen Unfenntlidtfeit toie gig. 32 
bei ©dtyart unb fcafel V gig. 13 in iielercers »tla«; 33or^ 
gefdju&tlid&e 2Utert$ümer au« ©d&U£olft. gig. 751—53. 

3ioei ftnb, jeber jtoeimal, burd&bofjrt. ©inige jerbrod&en 
ober unooHfiänbig ; audfj einige Heine, aber beutlidfje gragmente. 

56—60) LEM in einer %i\\t, barunter bei breien S = 
Simogeö an ber SSienne. ©. 33orgefdf)id)tttdf)e Slltert&ümer 
au* ©d^L^olfi. gigur 761. 

©aoon einer jtoeimal bur<$bof)rt. 

61—65) CLS in einer Seile = 3flon8 (Castrilocus); 
t>gl. ©appe 85b. III ©. 5. 

66—69) 33erbun an ber s ]JtaaS. 2)a* eine ©jemplar 



*) 55cibcr fyabe ig mit einer gan$ ungenügenben Stteratur arbeiten 
muffen. 

26» 



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zedby G00gk 



404 ©Uberfunb bei bcm Ärmfberg. 

jeigt um eine SRofette Ijerum VIRDVN (Rreuj); f. 93orge* 
fd)id)tlid)e Altertümer aus ©djl.*£olfi. gtg. 756. — 3mei 
anbere @£emt>lare, rootxm ein« oerrofiet unb unooßflfinbig, 
jeigen ein gleicharmiges ßreuj in beffen 3Jtitte ein Sing, worin 
ein Sudel; jnrifdjen ben SreujeSarmen VRD (Streu*); f. a. 
a. O. gig. 757. 2)as werte ©jemptar, f. a. a. D. gig. 758, ifi 
woljl als eine ro&e 9iad)bilbung ber Dorigen anjufyredjen. 

70—72) PRI SVS in jmei 3*üen, jmifdjen melden ein 
©tridj = $aris. 

S)at)on einer jtoeimal burdjbo^rt. 

73-75) MEDOLVS um eine SRofette Ijerum = stelle 
in Sßoitou. 

35aoon einer jmeimal burdjbo&rt. 

76-78) LUG DUN in jroei Seilen = Spon. ©. a. 
a. D. gig. 760. 

79, 80) L (wrfetjrt) AV DVN in stoci Beilen, jnrifd&en 
welken ein ^unfttrter ©trid) = Saon (Laudunum) ; f. a. 
a. D. giß. 759. (Sine jmeite befdjäbtgte unb unbeutlid&e aWtinje 
gehört trielleidjt aud) fjiertjer. 

81, 82) MAGO CS in jroei Seilen = SRainj. ©. a. 
a. D. gig. 754. 

2)aoon einer einmal burdjboljrt. 

83) SPR, barüber ein Ouerftrid), barunter ein ftreuj 
= ©per) er. ®. a. a. 0. gig. 755. (Sßgl. ©apj>e 93b. II 
©. 93, SRr. 452 unb Seleroel »b. I ©. 99 unb XVIL) 

84) CARNOTIS um ein burdrftridjenes S Ijerum = 
Gfjartres an ber Eure. 

85) CHO CIS in jroei fyilm = Cenomanis civitas, 
bas jefcige le Solans. 

86) LIN GO NIS in brei &iUn , jTOifdjen melden p>et 
Striae = Sangres an ber SUtorne. 

87) MO OJM in jroei 3«kn, jnrifdjen melden ein ©trid); 
baneben S = s ]Jtoujon an ber -DtaaS (Mosomo). 

88) ©in gleid&armigeS ftreuj, in beffen SBinfeln S A H S 
= Silvanectis, baS jefeige ©enlis. 33gl. ßeleroel 93b I ©. 99 
(unb 182). 



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©ilberfunb bei bem Ärinfberg. 



405 



89) Umjollftdnbtg: (rücfmärtfi) VEND(ES) in jtoei Seilen, 
jnrifdjen welken ein ©trid) = SSanneö in bcr -Wormanbie 
(Vendis, gett)ö^nti<^ Venetus) ober trieHeidjt SBenbome am 
Soir (Vendenis)? 

C 90 l ) @m 2)enar jetgt auf ber SSorbcrfcitc gleichfalls 
ben -Warnen CAROLVS in jroei 3^ en » jroifd&en meldjen aber 
ein ©tridj in ©ejiatt einer beiberfeitö in jroei Buajten aus* 
laufenben ©djnur. Stuf ber Stüäfeite fie^t um eine SRofette 
$erum S. C. E. MR. ©iefelbe aJlünje , mit geringer 2lbtt>eu 
djung, nämlidj: SCE.MIR, fjat ©ariel: „Monnaies royales 
de France sous la race Carolingienne" %ty\\ II (Strasburg 
1884) @. 136 unb Safel X SRr. 126 publicirt; er benft ba- 
bei an einen #eiligennamen : Sainte Mir., ben er aber nidjt 
weiter ju beuten weife 2 ). 




D. 91 3 ). (Sin 3)enar Submigö beö frommen. Sluf ber 
SSorberfeite hLVDVIh in jroei 3 e ^ en J »gl-giflur 18 bei 6cf= 
Ijart unb £afel V gigur 19 bei Seleroel. 2)a biefe SRünje 
mit ben SWünjen Start« bes ©rofeen ber fogenannten erften 
(Spodje ftimmt, fo mödjte idj annehmen, bafe Subnrig biefelbe 
bei Sebjeiten beö SSaterö, als er (feit 781) König von Slqui* 
tanien war, §abe prägen laffen. SSteHeid^t bejieljt fi$ btä 




s ) 5)ie geidjnungen $u biefen beiben ftolafdjnitten f)at $err 2B. 
©plietfj gütigft angefertigt. 

2 ) £err Stbotyfy SKetyer inSBerftit fjatte bie ©üte, mir bieg fei- 
tene 2Berf au$ feiner numtSmatifdjen S3ib(iott)cf üor$ulegen unb bie fjtgur 
naefoutoeifen. 



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zedby G00gk 



406 ©ifberfunb öon »otttrum. 

mir (aud) na<$ oerfdfjiebenen anbenoettigen anfragen) um>er= 
ftänblidf) gebliebene Sonogramm ber SRüdfeite ba^in. 

11. Silberfmtb tum Stanfamt* 

93ei Siantrum, ftirdfjfpiel SRtlbftebt, ttmrbe auf bem 
gelbe, ungefähr 1 guft unter ber Oberfläche, ein fog. fcfjtoarjer 
ober grauer Stopf gefunben, toorin ein ©ilberfdjafc pm ©e* 
fammtgetoidjt t?on 1845 gr betoal)rt toar. S)er gunbort liegt 
auf ber ©eeft, aber t)art an ber ©ränge ber SRarfdf); mög= 
lidjertoeife ift baS Sanbftücf früher fdjon einmal abgegraben 
tote tnele an bie SKarfdf) gränjenben Koppeln, gur @rt)öf)ung 
ber niebrigen SKarfdfjfennen. ©onft ift nichts ©enauereS be* 
lannt über bie Umftänbe beS gunbeS, toeltfjen baS ©djleStoig* 
£olfteinifd)e SDhtfeum erft aus britter $anb ertoerben fonnte. 

S)ie §auptmaffe beftet)t aus 93arrenfilber, nämlitf) adjt- 
jet)n Srudjftücfe, tooöon 5 an beiben Hubert abgef dj lagen 
finb, unb fedjSje^n üollftänbige SBarren t>on ganj fcerfdjie* 
bener ©röfte, bie längften 11 cm, ber fürgefie 4, 3 cm lang. 1 ) 

2ln SRingfilber finb fedjs ©tücfe &ort)anben, nämlid): 

1) 33rud)ftücf eines SRingeS aus 6 2)rätf)en, bereu je 
2 ju einer ©d^nur gebre^t unb bie brei Schnüre jufammen- 
getounben finb; lang 13 cm. 

2) (Snbfiücf eines in 8 gacetten geschnittenen 9iingeS, 
baS fidf) öon 7 bis auf 2 mm 2)urd)meffer abfpifct; bie oben 
liegenben brei gacetten mit gepunjtem Ornament (2)reiecf 
toorin brei fünfte); lang 8 cm. 

3) S3rutf)ftticf eines 7 mm bicfen SRingS mit gepunjten 
Ornamenten (erhabene Stauten unb fünfte); lang 10 cm. 
3uf ammengebogen. 

4) (Snbftüdf eines äfjnlidjen, jum $afen umgebogen; 
lang 4, 6 cm. 

5) 33ruc£)ftücf eines üierfeitigen ftfjlidjten 9iingS, lang 
5 cm. 



! ) ©in Silberbarren ift abgebilbet in ben $orgefd)id)tHd&en IHIter- 
tijumern aitS <Sd^Ie«toig • Jpolftein fjia.. 721. 



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@ifl>erfunb toon 8ftontrum. 407 

6) gnbftüd eines äf)nlid)en; lang 6, 3 cm. 3 u f ams 
mengebogen. 

2)abei lagen ad)t arabifdje S^aIifen=3Jlünjen, fcou benen 
eine ganj &erfd)Iiffen unb unlesbar ift. 2)ie übrigen Ijat 
§err $rof. Dr. $ off mann f)iefelbft erflärt; biefelben finb 
in ben Sauren 131—249 ber £ebfdjra = 748— 864 n. (Eljr. 
geprägt nnb jtoar in berfdjiebeuen ©tobten äftefopotamieuS 
(93agbab, 93aSra, SBafit), SD?ebien§ (in »tat jtoci ©tüd) 
nnb SurfeftanS (Stterto, SEaf d)f enb). 9lämlid) : 

1) Sine einmal burd)bot)rte ©ilbermünje. 2lbt). Um^ 
fdjrift: „Sm tarnen ©otteS nmrbe geprägt biefer S)irt)em 
in SBafit im gafjre 131." gelb: „®S ift fein ©ott als (Sott 
allein; grfjat feinen ©enoffen." JRcö. „®ott ift einer; ©ott ift 
ber ©toige; Sr sengt nidjt nnb tüirb nidjt gejeugt, nnb feiner ift 
3ljm getoad)fen getoefen." *) — S)ie SKünje ift alfo geprägt 
nnter bem legten Umaijaben äftarrcan II toeld)er 127 — 
131 ber $. (744—50 n. 6f)r.) regierte. SDie ÜKitglieber 
biefer Stynaftte Heften niemals if)ren tarnen anf bie SRünjen 
fefcen, toäfyrenb if)re Sftadjfofger, bie Slbbafiben, nidjt nnr ben 
tarnen beS ©tjalifen, fonbern manchmal aud) ben beS I^ron« 
folgers ober SejierS aufprägen Heften. Sind) ttmrbe bie bis* 
t)ertge 3nfd)rift im gelbe ber Sftüdfeite erfefct burd) bie be= 
fannte Slnrufung 9Jhtl)ammebS. 

2) ®ine am SRanbe befecte ©ifbermflnje beS jtoeiten 
Slbbafiben @l SRanfnr, geprägt in 93aSra im 3- 141. 
Sluf bem SRet). (ftatt ber getoöljnndjen Umfd)rift aus ©ure 
9,33) : „©ott fjat ju befehlen t>or unb nad), unb bann derben 
firfj bie ©laubigen freuen" (©ure 30, 3). 

3) SBrudjftfld, etioa bie Raffte einer ©ilbermünje beS 
fünften Slbbafiben (£arun) @r 9ftafd)ib, geprägt in al 
9J£uf)ammabija (SRai) im 3. 184 (üon bem Sljronfolger 311 
21min?) 



*) Sögt. Stanley Satte $00le; „The coins of the eastern kha- 
leefehs in the British museum" (ßonbon 1876) ©. 1 Utlb 32. 



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408 ©ilberfimb öon föantrum. 

4) @ine jtneimal burdjbofjrte ©ilbermünje beffelben, 
geprägt in afdj ©djafd) ($aftf)fenb) im 3- 190. 25er 9to. ifi 
abgerieben; aber ba biefelbe SDWutje bei Stanley Sane ^ßoole 
@.84 9tr.228 abgebübet ift, fo läfct fid) erfennen, ba§ fie 
auf 33ef ef)I be3 Sl I 9K a m u n 31 b b a II af) , be3 jtoeiten ©oljneö . 
beg ßt)alifen, gefd)Iagen ttmrbe. 

5) ©ilbermünje beffelben Stjalifen, geprägt in al 2Ru> 
t)ammabija (9iai) im 3- 191. 

6) ©ilbermünje be§ jeljnten Slbbafiben Sil SRuta* 
waffil, geprägt in ber ©tabt be3 &eil3 (Sagbab) im 3. 
23 (5?). 

7) ©ilbermünje be£ jtnölften Slbbafiben 211 SKuftain, 
geprägt in SDiertt) im 3. 249 mit bem Flamen be£ präfum* 
tiöen £f)ronfolger3 „Sil SlbbaS, @of)n beö dürften ber 
(Staubigen." 

SSir lönnen banadj annehmen, ba% ber ©ifberfdjafc 
um ben Slnfang be3 10. 3af)rf)unbert$ vergraben fein mag. 

12. ©olbener Armring Hon äBipljofou 



3d} gebe f)ier bie Slbbilbung eines 396 gr fdjtoeren 
golbenen SlrmringS aus ber legten Ijeibnifdjen ßeit, tueld^er 
9Kai 1886 bei ©artenarbeiten ju 2Bipf)olm, Sirdjfpiel 
©örup, gefunben unb für baä ©c§le3ttrig*,£olftetnifd)e 2Jlu* 



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©otbrutQ Don SBtyfjofm. 409 

fcum angefanft würbe. 2)er gnnbort (Soppetname StalU 
fdjan) iji big cor einigen Sauren Slcfer getoefen, jefct im 
»eftfc beg Shmftgärtnerg 3oljg. 2RöUgaarb unb ba^er tyeil* 
toeife tief bnrdjgegraben, tljetltoeife 3 big 5 gufc abgetragen. 
2lnf folgern abgetragenen (Binde warb ber SRing gefnnben. 
Sei früheren arbeiten f)at man ©berjätyne, £oljfof)ten n. f. tt. 
jn Sage geförbert. 

$nr S3ergletd)nng toemeif e xö) anf bie Slbbilbnngen breier 
äf)nlid)er fRinge ang ben norbifdjen Steigen. S)er ©olbring 
bei 3KontelinS: „Svenska Fornsaker" gig. 608 ifl gleich 
bem nnfrigen ein ©tnäelfnnb. dagegen ber ©olbring bei 
9tyglj: „Norske Oldsager" gignr 10b 1 ) ifl jnfammen mit 
Dielen anberen ©olbfadjen im 2Roor gefnnben ; eg lagen babei 
SÄünjen ber «bbafiben* Kalifen ang ben 3- 769 big 849 
n. ®fjr v beg Äaiferg finbtüig beg grommen nnb feiner ©öf)ne, 
ber b^jantinifc^en Äaifer SSaleng, 9Jtonrtting, Äonfiantin V. 
nnb 2Ritf)aet III (842 -67) je. SRod) fpfiter fäUt ber filberne 
Slrmring bei SBorfaae: „Nordiske Oldsager" gtgnr 455, 
toeldjer jn bem befannten großen ©ilberfnnbe twn SSaalfe anf 
galfier gehört; f)ter toar bie jüngfte orientalifc^e SKünje twm 
3. 972, bie jüngfte occibentalifdje SKünje Dom 3. 979 2 ). 

*)<&. bie SScfcfereibung jll gig. 670 unb Aarböger for Nordisk 
Oldk. og Hist. 1877 <S. 122 unb 134. 

z )2Bil^elm93o^e: „Oplysende Fortegnelse over de Gjenstande i det 
Kgl. Museum for Nordiske Oldsager i Kjöbenhavn, der ere forarbeidede 
af eller prydede med aedle Metaller" 9fr. 626 6. 103; öfll. 6. 68. 



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410 



©teflerburg. 



©tefltrfrotg ($ircf)tyiel SBebbhtgftebt in SRorberbittparfdjen). 
@. 33b. IV ©. 3^ff. 




■Jtadj ber oon ^in geling geftodjenen Jofel VIII ju 
Solten'8 „ ®it^marfifdEjer ©efdjidjte" 93b. II. . ©. 5Bcr= 
Ijanbluugen ber berliner anttjropologifcfien ©efeUfcfjaft 1883 
@. 31—32. 



^ 



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TL 2lnttquartf d\c Zniscellen. 

33on 3. aKeötorf. 

13) gmtbe in $olftem aus ber legten Jjetbntfd)ett $tit 

a) Der Krinfberg bei Scfyenefelb. 

®ie gunbfadjen au% bem ftrmfberg fabelt aufcer bem ei= 
genen ard)äofogifdt)en Sßertf) für un3 nodf) eine befonbere 93e* 
beutung, inbem fie bie t>on un3 gesagte ^eitbeftimmung ber 
erft in ben lefctoerfloffenen Sauren eingegangenen erften $ol; 
fteinifdjen (Sräberfunbe aus ber legten ^eriobe ber f)eibni= 
ftfjen Seit al3 jutreffenb beftätigt fjaben. 

Sütfter ben oben (@. 403 ff.) befdjriebenen 90 SKünjen 
t>on Starl bem ©rofcen unb 1 t>on Subttrig, würben, al3 jtoifdjen 
bem SRingtnaß unb bem gerftörten $ügel im ßentrum aufge* 
lefen, bie nadjbenannten gunbftücfe eingeliefert: 3^ ei gtüei- 
fdjneibtge unb gtoei einftfjneibige Sifenftfjtoerter 
(nur in Srudjftücfen erhalten); jto ei un&ollftänbige eif er ne 
©peere: ein grofceS ferneres ©jemplar mit toageredjten 
Rapfen oberhalb ber Sülle, ein ffeinereS gleichfalls blattförmig 
unb mit Sülle; jtoet ei ferne 91 eyte, bie eine mit nad) 
oben unb' unten auSlabenber geftfjtoeifter ©cfjneibe; 93rudjftücfe 
üon 5 to ei eifernen ©teigbügeln einer ttrie A. S. H 
gig. 713 *), ber anbere ttrie ibid. gig. 703; fed>3 9Jief* 
ferflingen, ein unbeftimmteä ©erätlj (Meiner Slm= 
bofe?); ein Sßefcftetn, eine o&ale eiferne ©djnalle, 



*)A. S. H. = $orgefd)id)ttf(fje TOert^ümer au$ ©djle*nHg.$ol. 
ftein. 93ilberatla$. $ambütQ 1886. 



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gle* 



412 gunbe cm£ ber legten fjeibnifdjen St- 

erne 8tnjaf)t 6mail= unb ©lasperlen unb Srudjftüde 
fcon ©überfdjmucf unb «arrenfilber. (K. S. 6248.) 
S)ie perlen finb in ber 9KeIjräal)l einfarbig : orangegelb, blau, 
graublan mit fenfredjten (Sinferbungen an beiben (Snben. 3^ 
fd)ön gemnfterte SKüIefioriperlen finb nnr in 93rud)ftücfen er= 
galten, ©ie aeigen ein bnnfelblan nnb grün nnb gelb farrirteö 
©dfjadljbrettmufter ; in bem bunfelblauen gelbe anf ber einen 
eine rotf) nmränberte toeifce Sternblume, auf ber anberen ein 
toeifcumränberteS rotfje$ SSieredE. 2)a$ Sarrenfilber ift tf)eü3 
banb* tljeüa ftangenförmig. Unter ben ©djmucffragmenten 
befinben fid) bie A. S. H. gig. 764—65 abgebilbeten ©tücfe, 
ein banbförmiger gingerring, etlidje unbebeutenbe Heine grag* 
mente, unb mehrere ©tücfe t?on geflochtenen 2)ral)tringen, 
barunter eineg üon befonberem Sntereffe, toeil bie ®räljte 
nidfjt üon mafftoem ©Über finb, fonbern &on (Sifen mit bännem 
©überbelag. 2)iefe 3lrt Don galfdjmünjerei tourbe namlidf) 
in jener 3 eit *"$* e & cn feiten geübt unb baburdj erflärt fiel), 
tvetyatb bie ©überflücfe fo oft ©infd^nitte unb ©puren oon 
§ammerfdjlägen jeigen. 3Äan prüfte ba3 ©über auf feine 
©djtfieü, benn unter einem fräftigen $ammerfd(jlage mufcte 
ein bünner JBelag auffpringen unb ber falfdje Sern ju Sage 
treten. 9Rit ben genannten gunbfadjen tourben nocf) eine 
Slnja^I irbener ©ererben eingefanbt, bie fämmtlicf) ju einem 
Strug ober £opf gehören unb einen burdfjauS fremben Stja* 
racter geigen. Qk\)en ttrir nun in 33etradE)t, baß bie SKünjen, 
bie ©Überfragmente, bie perlen unb Xopffdfyerben, toenngtetdj 
jerftreut, bod) alle in einer SRidfjtung Dom Sentrum füböftlid) 
nad) bem SRingtoaH lagen, fo erfdljeint bie 23ermutl)ung nidjt 
unbegrünbet, bafc ber ©dt)afc urfprünglidj in bem Hjongefäfc 
vergraben toar. 2)a ba3 gefb erft twr furgem unter ben 
$flug gelegt, fo ift bie Sfanaljme, baß ber ftrug unter ben 
imfen ber Ädfergäule ober fcon bem Sßflugeifen jertrümmert 
toorben, hinfällig. SKeljr SBaljrfdjeinlidjfeit l)at bie t>on §errn 
Sßrof . ^anbelmann geäußerte SRuÜjmafcung für ficf), ba£ bei 
ber 2lu£grabung be£ Hügelgrabes im Sentrum be§ 3ting= 
toatte3 ber $rug t>on bem ©paten erfaßt unb mit ber um* 



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gunbe au§ ber legten Ijeibmfdjen &tit. 413 

pHenben Srbfdjolle fortgefdjleubert toorben fei. ßerbradf) er 
burdf) ben ©tofc unb tourbe er burdf) nadrfolgenbe ©rbfdfjoHen 
bebeeft, ha entjog er fidf) ben Singen ber ärbeiter unb e3 ift 
toof)l benfbar, baft burdf) heftige Sftegengüffe ober anbere SÖJit- 
terungSeinflüffe ber Straft auseinanber geriffen unb Meine 
©treefen toeggefd&töemmt toarb. 

S)ie eifernen Sßaffen unb ©erät^e finb, tote oben be= 
merft, mit 3luSnai)me ber beiben Siebte, fämmtlidt) jerbrodtjen, 
bodf) ift nidfjt ertoetölidf), bafj foldfjeS mit Slbfidfjt gefdfjeljen, 
toaS oon ben ©ilberfadjen bo^ingegen aufjer $toeifel ftd)*- 
3)a£ jerftücfelte Silber oerleifyt bem vergrabenen ©dfjafc, ob» 
fd)on bie SRünjen nidE)t abfid)tlid() jerfleinert finb, ben &f)a= 
racter ber fogenannten £acffilberfunbe. ®ie ©onferoirung 
ber farolingifc^en ®enare in biefem gunbe ift ebenfo bemer* 
fen&oertf) tote baS geilen jeglicher arabifdfyen ÜKünjen, ba 
bod& unter bem jerbrodjenen ©ilberfd)mucf foldfje ©tücfe finb, 
bie toir als orientalifdE) (ober flatoifdf)?) anjufpredfjen uns 
getoöfjnt: ©priest bieg etnm für ein IjöIjereS Sllter? 3n bem 
©ilberfunbe üon SRantrum (K S 4691) Hegt ein Umajaden 
Dirhem oon 744—752. Sie jüngfte 2Künje be3 ©d&afceS 
ift oon bem Slbbofiben al Musta'in (862—866). Slucf) in 
©d)toeben finb ältere arabifdfye SRünjen gefunben, bie ältefte 
fogar oom Safjr 698, aber gleichfalls immer mit jüngeren 
fcufammen unb nad) ber 93eobad)tung ber fdfjtoebifdjen 2lr* 
djäologen fällt bie ßeit ber $acffilberfunbe in bie 3af)re 
880 — 955. S)ie jüngfte aller in ©djtoeben gefunbenen ara= 
6ifd&en SKünjen (ca. 20,000) ift oom 3af)re 1010 *). Snt 
£inblicf auf ben gunb im Strinfberg möchte man fragen, ob 
ettoa bie Dftfeefüfte fdf)on früher oon ber „Silberftrömung aus 
bem Dften" berührt toorben, fei es, baft fie juerft nur ©d)tnucf* 
unb 33arrenfilber uns jugefüfyrt, fei eS, baft aud) ältere ara* 
6ifd)e ÜJiünjen mitgefommen unb f)ier oergraben, aber nodf) 



*) 9SgL #ilbebranb: $a£ ljeibnifd)e Seitaltcr in 6d)toeben, 
Hamburg 1873 6. 127 nad) Xornberg in ben SSer^anbl. d. Kgl. Vit- 
terhets- etc. Akademie jßb. XVI, <S. 61 ff: Om de i svenska jorden funna 
österländska mynt. 



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414 gimbe au$ bcr lefcten ljetbmfdjen Seit. 

nid^t gefunben, {ebenfalls ttidjt gur ßenntnifc gefommen finb* 
SBegüglidf) beS im Ärinfberg öergrabenen ©djafceS an $afc 
filber unb farolingifdfjen ©enaren liefee fid) benfen, bafc bie 
SBagrier mit ungemüitjtem Silber jafjltett, bie fränlifd^en 
Gruppen unb anbete frembe Gmtbringlinge mit bem (Selbe, in 
bem fie ifjren ©olb auSbeja&lt erhielten ober baS fie aus 
ber £eimatf) mitgebracht Ratten. $n biefem gaß mürbe ber 
Äaffenbeftanb eines nadf) beiben Stiftungen toerfefjrenben ®e= 
fdjäftSmamteS fidf) gerabe fo präfentiren, toie ber im Shinfberg 
vergrabene unb jefct nrieber ju Jage geförberte ©djafc. Siel- 
leidet finb audf) bie perlen als ß^fangSmittel ju betrachten? 
3n bem ©lectrumfunbe tion Äatljarinenfjeerb (gange unb jer- 
ftücfelte ©olfa unb Slectrumringe K. S. 3485) fanben fidfj 
gleichfalls perlen, bie jebod), tüte audf) bie Sftinge, einen äl* 
teren Sfjaracter geigen. 5Die fränfifd)en ©enare werben in= 
beffen nur furje $eit unb auf befdfjränftem ©ebiet f)ier im 
Umlauf getoefen fein, ba fie fpäter öoBftänbig lieber üer- 
fdjttnnben. 

Sn bem gerftörten §ügel im ßentrum beS SßalleS foll 
üor Sauren ein 33rongefd)tüert gefunben fein. (Sinige im @rb» 
reid) gefunbene SBrocfen öon einem £f)ongefäJ3e tragen in* 
beffen alle s 3Jierfmale ber feramifcfyen Sßrobucte ber ©teingeit 
unb laffen öermutt)en, bafc baS §auptgrab am 33oben beS 
§ügels in biefe ältefte Sßeriobe gurücf reicht. 21 u f bem $ügef 
fanb £err §olm in ^Begleitung toon Steinen unb ®ot)len ein 
Fragment üon ber S3efleibung eines @cf)tüertgriffeS öon fcer-- 
golbeter 33ronge unb eine Meine ftarf öernritterte nodj nid^t 
beftimmte tupfermünge (K. S. 6249). Ob biefe gunbftücfe 
aus einem jerftörten ©rabe ftammen, ob fie ot)ne Seiten» 
refte bort eingefdfjarrt toaren, bleibt unentf Rieben, ©o toeit 
fid) urteilen läftt, finb fie älter als bie gunbe gttrifd)en 
§figel unb SBaH unb fte^en mit biefem nidjt in 3 u l ams 
ment)ang. — Sgl. Streit) beö SKufeumS 9te. 135/1885. 

5Die eingangs erroät)nten ©räberfunbe , bereu d)ronolo= 
gifdje Stellung burdf) bie gunbe fm ^rinfberg gefidjert nrirb, 
finb nad^fte^enb in Jtürge befdjrieben. 



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fjunbe aus ber legten Ijeibmfdjen Seit- 415 

b. ^reftebt, £fp. ©übertjaftebt (SDit^marfd^en). 

3luf einem bem &ofbeftfcer ©tauä ©rotf) in greftebt 
getjörenben gelbe liegen t)ier ftatttid)e ©rabpgel. 9iacf)bem 
brei berfelben öon ©teinfudjern jerftört toaren, tourbe aud) 
ber vierte öon unfunbiger §anb aufgetnütjlt. S)ic gunb* 
fachen au£ letztgenanntem famen burd) ftauf in ben 33efi^ 
be3 Vieler ÜJtufeumä. (£3 finb bieg: 

1. (Sin jtüeifdjneibigeä @d)tt>ert mit furjer 5ßa= 
rierftange; nur in SBrudjftüäen erhalten, \t%t 82 cm. lang. 
2. ($i ferner Speer blattförmig, oberhalb ber 2Me feit- 
lidje §afen, bie nid)t ttiageredjt fielen ttrie bei A. S. H. gig. 
693, l ) fonbem erft auftoärtö unb banatf) au3tüärt£ gebogen 
finb: Auf bem Blatt (pt fid) ein Steft beS mit «oft burd)* 
jogenen ober in SRoft toerumnbelten £eid)entud)e£ erhalten unb 
Ztüax fo fcortrefflidj, baß man ein unter bem Flamen „®an3= 
äuge" bekanntes SDrellgetoebe beutltdj erlennt. gür & ie ® e ' 
fd)id)te ber Sejtitinbuftrie liefert bemnad) biefer Sifenfpeer 
ben SBemeiS, baß fd&on Snbe be3 8. ober Slufang be3 9. 
SatjrlJMtberte S)reU in bem begetdjneten SDiufter f)ier im Sanbe 
benufct unb folglid) toofyl aud) getnebt toorben ift. gerner 
ttmrben gefunben 3. ein unöoßftänbiger eiferner ©djilb* 
bucfel Don fränfifd)er gorm (A. S. H. gig. 709), oerfdjie* 
bene ©tfenfragmente unb 5 83rud)ftüde einer brongenen 
^ßincette, t>on gleicher gorm tüte bie unten ju nennenbe 
eiferne $incette Don Saale (A. S. H. gig. 716). %Ig id) 
um Dftern 1886 ben £ügel befugte, fanb idj nur einen 
großen auSeinanbei* gerifienen Steinhaufen toon ©eröll unb 
größeren Steinblöden, ber fcermutljen läßt, baß er in 
einer fciel älteren ßulturperiobe über einen lobten aufge= 
fluttet tuorben. 

Ob ber ©igentfjümer ber oben befdjriebenen Sßaffen am 
Soben beS &ügel3, ober, mag toaljrfd)einlid)er ift, auf ben 
©teilten beftattet roorbeu, ob öerbrannt ober mit unoerfeljrtem 



i) A. S. H. = 8orgeföf$tl. 2Uteru)umer äug 6$le3tt). §olftein. 
SSitberatlaS. Hamburg 1885. 



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416 gunbe aus ber lejjten Ijeibnifdjen 8eit- 

2eid)nam, entjie^t fid) unferer 2Bal)rnel)mung. 2)er SKann, 
welker ben $ügel aufgebedt, ttrill neben bem ©rabe ein aus 
brei Steinen aufgefegtes Äreuj bemerft Ijaben (?). — 33gl. 
2ßufeumScatalog K. S. 6231 unb 9lrd)iö 9to. 27/1885. ' 

c. Vaak, 5tfp. Sßaden. 

3n ber SKälje beS 2)orfeS liegt eine 9 m fange, 5 — 6 
m breite 33obenerfjöf)mtg , toeldje ehemals brei ©rabfyügel 
trug. 3tt)ei ^ßöon, nad) ©. unb D. gelegen, toaren bereite 
fcor Sauren öon ©teinflopfern jerftört, als bor einigen Saljren 
bie Ferren Sefjrer SSofe , SSater unb @öt)ne, ben britten nad) 
Sorben gelegenen ju unterfudjen befd^Ioffen. SS toar bieS 
eine otoale ©teinfdjüttung fcon 1 m £öf)e unb 1,50 — 2 m 
©urdimeffer, oben t>on getoöl)nlid)en ©ammelfieinen , unten 
aus größeren Steinblöden gebilbet. Steiferen festeren 
ftecfte ein glintboldj. 2luf bem Steinhaufen lagen 
einige ©ifenfragmente, toeldje öon ben Ferren anfänglich für 
s JKeteoretfen gehalten unb als foldjeS bem Äieler üftufeum 
eingefanbt nmrben. 2luS ben 33rud)ftüden liefcen fid) jufam* 
menf ügen, refp. erfennen : ein großer fd)toerer blattförmiger 
Speer (A. S. H gig. 691), ein Stapel toon einem 
Sporn, eine eiferne ^ßincette (A. S. H. gig. 716), 
ein Sdjlüffel. äufcerbem nmrben gefunben: ©gerben 
eines f leinen SljongefäfeeS, eine bünne trieredige 33ronje* 
platte an §orm unb ©röfce ber Silberplatte öon 3m* 
menftebt gleid)enb (A. S. H. gig. 737) unb 26 ©rnail* unb 
©lasperlen, tl)eilS runb, (orangegelb, rotfj, blau) tfjeils ftan= 
genförmig, buntfarbig unb fdjön gemuftert, f. a. a. O. fjig. 
722 rot!) mit hellblauem Sftäanber auf bunf eiblauem S3anbe , 
(baffelbe SDhifter aud) in grün), gig. 725 feegrün, 726 bunf ei- 
blau; ferner grün unb gelbes Sd)ad)brettmufter banbförmig 
auf rotfjem ©runbe u. f. to. 

Selber fiel es ben Ferren nid)t rechtzeitig ein, bafj bie 
©ifenfragmenie ju ben Seigaben eines ©rabeS gehören fönnten, 
toeSt)atb über bie Slnlage beffelben jebe Äunbe mangelt. Eal* 
cinirte Anoden würben fid) iljrer 33ead)tung faum entjogen 



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?funbe au$ ber lefcten ^eibnifd^en gcit. 417 

Ijaben, unb bürfen Wir wo!)l üermutljen, bafc bcr Xobte un* 
öerbrannt beftattet worben. 2)ie perlen unb ein Xt)eil ber 
eifernen 33rud)ftü<le würben erft nachträglich bei wiebertyoltem, 
üorfidjtigen Suchen ans Sid)t gebraut (Kieler SRufeumS- 
(Satalog K. S. 6030, Slrc^to 42/1884). 

d. Benborf, ftfp. ©abemarfdjen. 

£err Seljrer Schlüter entbecfte auf einer nad) SB. ab= 
badjenben 3htfjö!)e in ber SKäfje beS ©djulljaufeS ca. 40 ©fe« 
letgräber, bie je 2— 3 m oon etnanber entfernt im flauen 
©rbboben lagen; 3 in ber Stiftung 9i ©, bie übrigen 2B 
O. ®ie ©räber waren 2—3 m fang, 1—1,5 m breit 
unb 1, 20 m tief. 33on einem ©arge ober einer £ot junter* 
läge leine ©pur, aud) nid)t öon Steinen. 2)er Xobte festen 
in eine ©rube gelegt, mit ©aibefoben bebetft unb banaä) bie 
®rube mit weitem fteinfreien ©anb ausgefüllt ju fein. ®ie 
menfcfylicfyen Ueberrefte waren bis auf wenige Knochen Der* 
gangen. ®te ^Beigaben finb folgenbe. 

1. SiferneS ©djwert; jWei üKeffer in ber 
©d)eibe (ob lefctere &on Seber ober £olj, ift nidjt ju erfennen) ; 
gweieifeme©porenmitfonifd)em©tacf)el; fämmt* 
lidje Objecte nur in 33rud)ftü(fen erhalten* 

2. SBoljenf örmigeS ©ifengerätl), in einem ring« 
förmigen 83efd)Iage ftecfenb; jWei ©poren; üKeffer in 
ber Scheibe; jwei recfytecfige ©Quallen, jWei oöale 
bito; eiferne SKabel; ©tift mit SRing; SRabel öon 
©ol j. 2itle3 in »rudjftücfen. 

3. Rinbergrab, mit einem ei fernen ÜReffer mit 
geraber ftlinge unb neun ©las* unb ©mailperlen: 
blau, weift, rotf), unb eine grüne ©tangenperle mit rotl)= 
bläulid)*weif$en Querbänbern. 

4. ÜJieffer unb unfenntlidjeS ©ifenobjeet 

5. giferneS üKeffer; jwei SPfeilfpifcen. 

6. üKeffer unb ringförmige ©djnalle. 

7. SBronjener ©d)lüffel mit Sfjieromament 

27 



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418 gunbe ou$ bcr legten l)eibntfd>en 3^ 

(A. S. H. fjig. 720); S3ronsefUbd)eu; SBronjeröijre; 
eiferneS SWeff er in ber Scheibe. 

8. üfteffer in ber ©djeibe; red) tedige Schnalle. 

9. Sporen mit ©tacfyel nnb an ben s Jiietenben mit 
platten; quergerippter ©ifenftab (9ia3pef?); eiferne 
©^nalle mit baran gerofteten 3eugreften wnb Giemen- 
fragmenten. 

10. 2Keffer, ©djlüffel, ©tabuen t>on ©ifen. 

11. Stteffer; jtoei Schnallen. 

12. SReffer nnb etxoaä Sirfenrinbe. 

13. 2Jief jer; ein ©ranitftein mit @d)leifflädje. 

2>ie ©räber finb ofyne genügenbe Sorgfalt, ofyne bie 
erforbertidjen 33eobadjtnngen aufgebed t, lüeöfjalb in bem fnrjen 
gunbberid)t aud) jeglid)e Slngaben über bie Sage ber 35ei= 
gaben fehlen. SDie ©egenftänbe finb fo ftarf öom SRoft an- 
gegriffen, ba% fie j. £f). faum nod) fenntlid) finb. (3Ru* 
feumä ßatalog K. S. 6033-48 2lrd)iö 8to. 26/1884.) 

e. 3mmenftebt, ®fp. SllberSborf. 
Sluf ber gefbmar! be3 2)orfe3 Smmenftebt liegt ein ca. 
400 gufe langet, 100 gufc breitet, etroaä er^öt^tc^ Serrain, 
roetdjeS im SSolfömunb „be $arff)of " Reifet. Sin ber SRorb- unb 
©übfeite tiefet mit £aibe bebeeften $elbe3 lagen mehrere 
(Srabfjügel bie, roie fid) burd) bie Unterfudjung ergab, ber 
Äronjegeit angehörten. Waä) einer Socalfage rut)en anf bem 
„®arff)of" bie ©intoo^ner eines untergegangenen ©orfeS, beffen 
le£te Setoofjner burd) 9iotf) unb Jrübjal jur SluStoanbenmg 
gelungen nmrben. ^ebenfalls ift ba$ heutige 5Dorf Smmenftebt 
eine jüngere Slnfiebelung, unb bafe an bem Orte in ber jf)at 
einftmatö ein bfüfyenbeä S)orf geftanben, bejeugt ber 3nl)alt ber 
auf bem oben bezeichneten gelbe aufgebedten ©feletgräber. l ) 



O^fll- 3^oer Madjridjten 1880 fto. 83 101 — 106; Vieler Sei- 
tung ö. 19. £ec. 1879. Leiber 3citung 1880 Wo. 69. 83. 88. 102. 188; 
1881 3£o. 1. 22. 27. 46. 48. 52. 61. 66. (Sorrefo. 931. bcr Hntyropol. 
©efetljd). 1880 ®. 38. 



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gftinbe aus ber lefcten ljeibnifdjen Seit. 41 9 

5Die erfte Sunbe von biefen ©räbern erhielten ttrir burdj 
ben SBorftanb be3 3)itljmarfifdjen 2Jto}eum8, welker im Safjre 
1879 eine Slnja^l berfelben aufgebecft ffatte. 3m folgenben 
Sa^re ttmrbe bie 2Iu3grabung gemeittfd^aftlid^ mit bem SSor» 
ftanbe be3 Slntljropologifc^en SJereinS für ©djtegto. £otft. fort 
gefe$t unb grünben fidj bte nad)ftefjenben 2Kittf)eiIungen auf 
bie beiberfeitigen $unbberid)te, bte j. %\). in ben oben genante 
ten Socalblättern veröffentlicht finb. 3)ie gunbfa^en befinben 
fid) tt>eil3 in bem Sieler tljeifö in bem SDtelborfer äKufeum. 

3m 3aljre 1879 jaulte man nod) ca. 50 Heine runbe 
§ägel, bie reiljemoeife lagen, mit einem SRtng von Steinen 
eingefaßt roaren, l — 2 l / 2 g. f)od) unb 3 — 28 g. im S)urd^m. 
S)ie SRidjtung O SB ober 9t D, ©2B. Unter einer 1 — l 1 /, 
gufc tiefen ©dfjicf)t t)on fcfitoargem fanbig* moorigen £umu3 
lagert ein gelber SieS, in ben bie ©ruben gegraben toaren. 
3lad) ber Ueberjeugung ber ÜMborfer Ferren toaren bie 
lobten in 83aumfärgen beftattet, toeld^e burd) bie überfagernbe 
(£rbe unb einige auf ba3 ©rab getüäljte grofce ©teinblöde 
ju einer einige SKiHim. bicfen ©$id)t äufammengepreftt tt)aren. 
3n einem ber befterfjaltenen ©ruber toaren 93oben unb 2)edel 
be3 @arge3 unb ba3 bajttrifdjen liegenbe ©feiet ju einer 3 
ginger bicfen ©d)i$t jufammeu gepreßt. 5Daf)ingegen fjatte 
ftd) ba8 ftopf* unb gufjftüd be3 mutfimafclicfyen Sarget fo 
gut erhalten, bafc man bie mufbenförmige gorm berfelben 
beutlid) erfannte. Dbgleid) biefe 33ef$reibungen fid) auf 
Slutopfie grünben, tyabe icf) bocf) an bie 33aumfärge niemals 
glauben fönnen unb bie dfjemifcfye Slnalpfe ber fdfjtoarjen 
©argrefte, öon competenter §anb auägefüfjrt, f)at biefelben 
afö animatifd)e ©ubftanj erfannt. 3d) vermute beSfjalb 
audf) l)eute nodf), bafc ber £obte in ein ßeidjentud) (vielleicht 
von ßeber) gefüllt, in eine mulbenartige ©rube eingefenft 
ttmr, bereu SBänbe ju Raupten unb ju güfcen mit einem 
^ofjbrett befleibet unb geftüfct tuaren. 93ietleid)t toar bie 
©rube aud) am 93oben mit £ofy ober 93irfenrinbe betreibet 
unb bie ßeidje mit S3irfenrinbe jugebecft (SSgl. bie bei 93en= 
borf gefunbenen SRinbenfpuren). Jlad^bem bie ©rube mit 

27* 



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420 3funbe au« ber testen 5eibnifd)en Seit 

©anb gefüllt, waren 1—2 feiere ©teine barüber gebälgt, 
toeldje getoöl)ttlidf> am Äopfenbe lagen. 

Sine ausführliche SBefdfjreibung ber Smmenftebter ©räber 
leiten« beS Slntljropol. SBereinS für ©djle&o.'&olft. ift in SSor* 
bereitmtg. 3$ befdjränfe mid^ Ijier anf eine furje Ueberfidjt 
ber Seigaben, um bie a$erroanbtfd)aft mit ben oben auf* 
geführten gunbfadjen barjulegen. 

S)ie Seigaben befielen t^eifö in SBaffen, tljeilö in 
©d)mutffad)en unb ©erätt) unb Iaffen fid) banad) bie äßänner» 
unb grauengräber leicfyt unterfdf)eiben. Sn einem 2)oppel* 
grabe fd)ien ein Äinb neben einem Srtoad)fenen begraben 
ju fein. 

©in befonberS reidjj au3gejlattete8 SRännergrab jeidjnete 
fidf) and) äufterlidf) burdf) größere ©imenfionen au« unb toar 
bie ©rube nid)t mit bem ausgegrabenen gelben StieS, fonbern 
mit fdittmrjer (£rbe gefüllt, bie man ca. 1000 Schritt. toeit 
l)atte Ijerbei ffolen muffen. Sluf ber 33ruft be£ 9Kanne3 lag 
ein eiferneS ©djtoert; Iinfe in SSruft^ö^e ein 33ünbel 
Pfeile, in Äopf^öEje ein ©peer (A. S. H. gig. 693); 
weiter fanb man 1 Sporn mit ©olb taufdjirt (A. S. 
H. gig. 714), einen mit ©olb taufd)irten eifernen 
Steigbügel (A.S.H. gig. 713), Srud&ftücfe eine« ©d)tlb* 
BudelS, 2 ©dfjnallen unb gur SRed^ten liegenb ein 2)otdj* 
m e f f e r i n ber © df) e i b e unb etlidje unf enntfidje ©if en* 
unb £oljrefte. — 3n einem grauengrabe fanb man einen 
£aUfd)mucf fcon 84 perlen, bie meiften öon buufel« 
blauem ©lafe, jtoei t)ellblau, 17 toei&e fogen. äRurano ober 
s Ma3perlen, 2 öon gluor, 1 öon Sernftein. Quer über ber 
S3ruft Tag ein große« 2Reffer in ßeberf djeibe. SDie= 
felbe beftanb in einem ber Sänge nadf) sufammengebogenen 
unb an ber offenen ©eite jufammengenä&ten ©tücf Seber 
(A. S. H. gig. 715). Unterhalb be3 2tteffer3 lag ein 33ronse* 
fc^tüffei(A. S.H. gig.717), eine 7,5 cm lange SRabel* 
pofe öon »ronje (A. S. H. §ig. 745) unb eine Heine 
4 cm ränge, 2 cm breite ringsum mit fd>raffierten £)rei* 
eefen öerjierte platte öon ©itberbled) (A. S. H. f$tg. 



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gunbe au8 ber legten Ijeibnifdjen $dt. 421 

737. 9?gl. bie S3rongepIatte mm SBaale). einige Ueberrefte 
öon wollenem ©ewebe fittb fo \<fyUd)t erhalten, baß baS 
SKufter beffelBen ui<f)t gu erfemten. (K. S. 4620). 

@in jweiteS grauengrab enthielt einen §al3fd)mucf 

toon 44 befonberS fdjönen perlen: 2 t)on Sernftein, 

8 öon Blauem @la3, 7 t?on rotljem (Smail, 9 flad) Würfel* 

förmig mit grün, gelb, rotl) gewürfeltem 9Kufter; 4 ctilmber* 

förmige perlen mit bemfelben 3Kufter, ba$ banbförmig um 

bie Sßerlen jief)t unb bie rotten ©üben frei läßt; 2 bgl. 

mit blauen (Snben; 2 ct)finberf örmig , blau mit 2 querlau* 

fenben geftreiften Säubern in rott), gelb, grün unb rotf), 

fdjwarj, grün unb weiß; 2 bgl. mit einem braunrot!) unb 

weißen Sanbe, 3 oon grünem Smaif, 2 öon bunf eiblauem 

©las mit rotf) unb gelben ©ternblfimdjen; 2 öon bunflem 

©Ia§ mit eingelegtem gelben gewellten gaben, begrenjt fcon 

ixotx rotten Sinien, 1 mit blauen SBürfeln auf gelb unb rotlj 

gefireiftem ©runbe (A. S. H. 723. 724). SBorn auf ber 

39ruft fjing an ber *ßerfenfdjnur ein Ijammerförmiger 

gierratt) beffen untere £>älfte in golge ju früher 33erüf)« 

rung in ©taub gerfiel. 3Me QeiäinuxiQ, welche £>err $ro* 

feffor Sßanfd) bafcon entwarf, gfidj ben befannten 3lnf)ängfeln, 

welche bie ffanbinatrifcfjen 2lrdE)äofogen SfyorSljammer ju nennen 

pflegen (A. S. H. 736). 3ur Siebten ber Sei^e Tag ein 

großer eiferner ©djlüffel mit ber $älfte beS Ringes, 

an bem er getragen worben, eine 6,5 cm lange eifern e 

9iabelpofe, bie mit einem eifernen 3Jtefferd)en ju* 

fammengeroftet ift unb ein ei fernes ©tabdjen mit ring= 

förmiger Srweiterung in ber 3Kitte (K. S. 4621). 

Slnbere ©räber enthielten: @if erneS ÜJieff er in ber 
©djeibe, untoollftänbige © d) n a II e ü o n 93 r o n j e (K. S. 461 1). 
— SiferneS 2Reffer (K. S. 4612). — aKeffer unb 
@d)nalle(K.S. 4613). — Schnalle (K. S. 4615. A. S. H. 
gig. 738). — aKeffer mit ©riff junge, ©djnalle mit SRie* 
ntenbefdjlag (K. S.4616).— 3Keffer unb oöale ©cbnalle; 
ein @tüdfd)en (Sifen mit antjaftenbem 93clag öon 33ein, feiet* 
leidet öon bem 3Keff erlieft?- — ©oldjmeffer, SBrudjflücf 



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422 Sfnnbe au« bcr legten $etbnif<$en 8^t 

eine« ©peereifenS mit 2Me unb ©djaft. K. S. 4622. — 
©in »ünbel Pfeile, SWcffcr, geuerftaf)! (A. S. 
H. 732). 

$ttrifd)en ben ©feletgräbern fanb man ein Urnengrab 
mit calcinirten Anoden unb ein jtoeiteS ©rab mit calcinirten 
ftnoc^en, oljne Urne. 

Sßergleidjen wir mit ben ^Beigaben ber Smmenftebter 
grauengräber ben gunb öon SJaale: bie perlen, bie 3iei< 
platte unb bie Sßincette, i>a barf man tooljl annehmen, ba{$ 
bei SSaale jtoei ®räber jerftört finb, eines in toeldjem eine 
mit SBaffen auSgerüftete männliche Seid)e, ein anbereS in 
bem eine mit ©djmucf unb ©erätf) bebaute toeibltcfye Seidje 
beftattet toar. Cb bie Seidjen bei Skale unb greftebt Der* 
brannt ober unoerfef)rt beftattet toorben, ift toie bereite er* 
toäfjnt, nid)t ju beftimmen, bod) ift lefctereS toaI)rfd)einlidj, 
ba bie oerbrannten ©ebeine too^I bie Slufmerffamfeit ber 
ginber auf fidf) gelenft Ratten. SBeadfjten&oertfj ift, bafe an 
beiben Orten unb melleicf)t audj auf bem Srinfberg bie ©räber 
in ©rabf)figeftt aus älterer 3 e ^ angelegt toaren. 2>ie3 er* 
innert an ba3 785 &on $aifer Äarl bem ©r. ju *ßaberborn 
erlaffene ßapitular, in bem cap. 22 geboten toirb bie Seidjen 
ber djriftlidjen Saufen nad) ben 5tirdjl)öfen ju bringen unb 
nidjt nad) ben f)eibnifd)en ©rabpgeln 1 ). SRan fönnte banad) 
öermutljen, bafe bie ©räber bei Saale unb greftebt älter 
feien, atö bie gtad)gräber Don Smmenftebt unb Senborf; 
(lefctere toaren nid>t einmal burd) eine 33obenerl)öf)ung öon 
auften toat)rnef)mbar), bod) toirb biefe 9?ermutt)ung burd) bie 
Seigaben nidjt beftätigt. S)ie perlen öon Smmenftebt finb 
bief elben tt)ie bie aus bem gunb öon Saale ; bie Speere mm 
Smmenftebt, greftebt unb öom Ärinfberg ähneln fidj bis 
auf Heine Serfd&iebenljeiten ber feitlidfjen Rapfen. ® ie fo™ 5 
jene pneette oon greftebt gleist in ber gorm ber eifemen 
öon Saale. S)en Steigbügel üon Smmenftebt finben wir 
toieber unte r ben gunbfadjen öom Ärinfberg. Unb in aßen 

') 3*gl. ßoren§ in ben Sfcefjoer Sfcacfr. #o. 106, 1880; bgl.fcanbel« 
mann : berliner »erfjanbl. ©ifcung *>♦ 20. 3an. 1883. 



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gfunbe oug ber legten fyeibnifd&ett Seit. 423 

fjmtben fudfjen toir öergebenS nac^ einer ©d&mucfnabel ober 
nad) einer gibel. grei(id) ift ba3 bte jefct fcorliegenbe 3Ra- 
terial fo fpärlitf), bajs toir nod) nicfyt t»iel barauS folgern 
bürfen unb feftfam genug Hegen bie gunbftätten alle jiemtid) 
uat) bei einanber. 2)a3 füblid£)e unb baä ganje öftlid)e SqoU 
ftein finb uns nodf) fcerftfiloffen, bte auf einige |>acffilberfunbe 
föaxtie, SßaterneöerSborf) unb einen geflochtenen filberneu 
&atering, ber in einer Urne (?) gefunben fein foH unb fidE) 
in Sßrtoatbefifc befinbet. 

Sti ben lebhaften 2>tecuffionen, bie fidfj f. $., namenttidE) 
begüglid^ ber Sonftruction ber Smmenftebter ©räber entsannen, 
ttmrbe befonberä fjer&orgefyoben, bafj man fdfjtoerlid) bie großen 
©teinblöcfe auf ba% ©rab getoätjt fjaben ttriirbe, toenn nicfyt 
ein foliber ©arg bie SeidEje geborgen ptte; benn e3 fei nicfyt 
benfbar, bafj man ben lobten, ben man eben öoll ^ietät 
jur 3tuf)e gebettet, gleidE) barauf unter Steinen gerquetfdt)t 
f)abe. Slber nidfjt nur finben toir im Slltert^um neben mannen 
Setoeifen öon jartem ©mpfinben unb rü^renber Siebe unb 
gürforge mannen garten unb graufamen 3ug, & raffen fidf) 
gerabe für bie ©itte fd^iuere ©teinblöcfe auf bie ©räber ju 
tüäljen, in benen bie Seiten ofjne Sifte ober Kammer be= 
ftattet toaren, in großer räumlicher Verbreitung unb au3 
verriebenen ßeitaltem mand^e 33eifpiefe nadjtoeifen. ®3 
fragt ftet) beäljatb, ob biefem 33raud) nic^t etoa eine tiefere 
S3ebeutung ju ©runbe liegt. 3n ber telänbifdE)en Sage öon 
©tele ©urffon ttnrb befdEjrieben tote man SEljorgrim Xfyox* 
ftenffon, nadE)bem er burd) £obtfd)lag um$ Seben gefommen, 
mit großem $radE)tauftoanb in feinem ©dEjiff beife^t. „Unb 
als man baran ging ben £>ügel, ben man über ba£ ©dfjiff 
errichtete, ju fd)lief$en , ba trat ©tele Ijerju unb toarf einen 
fo großen fdtjtoeren Stein in ba£ ©cfyiff, bafe e£ in ben 
gugen fragte unb fprad): SBenn Sßinb unb SBetter e3 nuu 
loSreiften, ba barf man mir nadjfagen, bafc id) e3 nidE)t t>er* 
fte^e ein ©d)iff feftjulegen V — 2flit bem ©djiff toollte 

*) %flonttliu$: Om högsättning i skepp. Svenska Fornminnesför- 
eningens Tidskr. geft 17. 



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424 (Sine ftnfiebetung ber ©tcinjcit 

man aber aud) bcn lobten feftigen. ©ebenfen toir bcr et)e* 
maß unb aud) heutigen $age3 nod) im Sßolfe f)errfd)enben 
@efpenfterfurd)t, ber gurdjt öor ben abgeriebenen ©eiftern, 
ba lie&e fid) ba« S3ebecfen ber ©räber mit einem Steinhaufen 
ober mit einigen fdfjtoeren ©teinbtöden bafjin erflären, baft 
man ben lobten am „umgeben" fjinbern tooHte. 

14) ®hic Sfaftebelimg and ber Steittjett am Sotfjfatuper 
nnb SJarfaner- ober Sfltjen ©ee. 

3lm nörblidfjen Ufer beS 93otf)famper3 6ee3, ba tt)o 
berfelbe burd) eine fdfjmale SBafferriune mit bem Sütjen» ober 
93arfauer ©ee in SBerbinbung ftef)t, linfS öon ber nadj bem 
§auptf)of fü^renben Srütfe, würbe im 3af)re 1862 ober 
1863 eine Xränfe angelegt, bei weldjer ©elegen^eit eine SKenge 
£f)ierfnod)en unb @erätf)e toon £irfdfjgeweif), ©tein unb ©ifen 
ju Jage famen. S)ie Sfrtodjen würben öon bem 93eft^cr t)on 
S3otfjfamp, £errn ßammerfjerrn &on 33ülow, an btn beseitigen 
2)irector be3 joologifdjen 3nftttut^ ber Untoerfität $iet, £errn 
^rofeffor 83eljn, abgeliefert, bie ©tein* unb ©ifengerätlje bem 
SRufeum öaterlänbifdjer 3lttertljümer in Siel als ©efdjenf 
überwiefen. (»gl 28. »eridjt ber ©d)l.*£orft.*ßauenb. @e* 
feHfd). für bie ©rfjaltung ber toaterlänb. SUtertpmer , unb 
ßieler Sammlung 3lx. 3161.) 

@inige tyuubert Stritt weiter öftlid) Hegt am nörb= 
lidjen Ufer be3 Sütjen ©eeS bie ju 5tird)-S3arfau geljörenbe 
Goppel DIen^)off. Stuf eiuer t>or berfelben Iiegenben SBiefe 
waren am Uferranbe wieberljolt ©teingerätfje gefunben, ein 
nod) ergiebigere^ gunbgebiet für foldje war inbeffen bie in 
bem Sütjen ©ee, ca. 2000 gufe öftlidfj öon ber obgebadjten 
Srütfe liegenbe Snfel Stein Hamburg. 2)a3 ©erüdjt, ba% 
am Sftanbe ber Snfel jaljlreidje ^fäljle gefe^en feien, war 
um fo beachtenswerter, als audf) bei ber Anlage ber £ränfe 
fenfredjte $fäf)le enibetfi waren, gwifdfjen weldjen bie oben» 
genannten Slrtefacte unb Xljierfnod&en ausgehoben würben. 
SDaS §o!j war fo weidj, ba& es mit bem ©paten burdE)* 
fdE)nitten würbe. 2>a biefe $fäf)le nidfjt bis an ben Sßaffer* 



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am SBotljfantyer unb SSarfouer ober ßütjenfee. 425 

fptegel emporragten, fo Ratten fte fief) bis bafyin ber 93eob* 
acf)tung entjogen. fieiber toar über if)re Slnga^I unb über 
iljre Stellung ju einanber nidjts ju erfahren, toeSljalb ba3 
fidj injtüifd^en toerbreitenbe ©erüd)t öon alten Pfahlbauten 
im 93otf)famper ©ee alsbalb ttneber in 93ergeffenf)eit geriet^. 

93on ben gunben auf ber Snfel ßlein Hamburg ge* 
langten burd) bie ©üte beä £>errn Slmtmann a. 2). &on 9?aren* 
borff int 3af)re 1869 toi er Dbjecte in ben 33efifc ber Vieler 
SntertljumSfammrung. (K. S. 3283; Siel. 93er. 31 ©. 3. 4.) 
(Sine größere 3tnjal)l ©teinäjte, Keffer tc toon bentfelben 
gunbort toaren toon bem beseitigen Älofterpropften $errn 
t)on Dualen an ben @ot)n be3 #errn SSaron Ulridf) toon SBrocf- 
borff in Sregenj gefcf)euft toorben. 

SWufcten toir bie Berfplitterung biefeS int $inblicf auf 
bie Socalitöt ungett)öf)nlic!j tt)icf)tigen gunbe3 beflagen, fo 
toar e3 anberntljeifä für unfer SRufeunt erfreulich , baft bie 
gleichfalls in t>erfdE)iebene &änbe gegebenen gunbftücfe toon 
ber Sotljfamper SBrücfe ttrieber bereinigt ttmrben, inbent int 
3af)re 1875 ber Sftadfjfofger be£ Jperrn 33ef)n, &err Sßrofeffor 
$arl 9J?öbiu3, e§ für richtig t)ielt, bie ßnocfjen unb Shtod^en- 
gerade aus beut 93ott)famper ©ee an ba3 injttrifdjen in ben 
SBefifc ber Uniöerfität übergegangene SKufeum toaterlänbifdfjer 
2iltertf)ümer abjufiefern. f£Bb. VI biefer Beitfdjrift ©. 209 
unb K. S. 3752.) ßefctereS befifct bemnadf) gegenwärtig aus 
ben gunben neben ber SBrüdfe aufcer ®nod)en fcom ©belfjirfcij, 
fRinb, $ferb, ©djaf, 3t c 3 e ' ©dement (Sorffdjtoein?), mehrere 
Siebte unb anbere ©erätfje öon $irfdf)gett)eif) , einige gtint* 
boldje, Fragmente öon Wn ©peerfpifcen , ^Hntfpan unb 
einige ntoberne ©ifengerötfje (2)ofdf), Sänge, SBotjen unb ein 
jtoeijacfigeä ©erätt) mit X&üt). x ) 

2113 im grüpng be§ 3af)re3 1885 abermals einige 

') 3nt 3a^re 1886 ermarb ba$ ticler Sflufeum üaterlänb. STIter- 
tljümer 7 ©ttdjmaffen (Sagbgerätfye?), bie angeblidj im ®utt SQottyartty 
im Sttoor ober SBaffer gefunben finb. Ob biefelben p bem oben be= 
fd&riebenen gunbe gehören unb f. 3» unterfd&lagen mürben, ift ntdjt &u 
ermitteln. (K. S. 6872.) 



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426 (Sine Hnftebefaiig ber ©teittjett 

glintfadjen auf ber Snfel Jtlein Hamburg gefunben waren, 
forberte £err ©raf SRe&entlou, SHofterpropft ju *ßreefc, Unter« 
jeid)ttete auf, eine Unterfucfyung be3 ju bem Älofter Sßreefc 
getjörenben £erraiu3 öorjunel)men. Sie ©jcurfion würbe 
auf ben 3. 3ufi beffelben 3at)re3 fcftgefefct. 

3)er beseitige $äd)ter SBföcfer (teilte trier 9Kann jum 
©raben unb fjielt bie 93öte jur Ueberfafjrt in SBereitfc^aft. 
9113 wir bei bemfelben toorfuf)ren, braute er unä üier Steht* 
äfte, bie unlängft auf ber obgenannten SSBiefe &or ber Äoppel 
Ölen $off gefunben waren. 

5Die gegenwärtig 2607 Qm grofce Snfet war an ber 
Oftfeite mit Jtorn beftanben, bie übrige glädfje ttmrbe nad) allen 
Stiftungen t)in abgefudjt. 3n ber fdEjwarjen ©artenerbe liegen 
ungefähr 1 ©patenfttdj tief bie gtintfad&en. Sin jWei ©teilen 
lieft icf) tiefer graben. Unter ber fdfjwarjen ©rbe liegt Sttergef, 
burd) ben wir auf über 1 m Xiefe nod) nid)t fjinburef) waren, 
unb ber nadfj 9tu3fage ber Arbeiter in mächtiger ©d)id)t bort 
lagert. 2)a in bemfelben garnidjtä gefunben würbe, befd)ränften 
wir uns barauf eine Slnja^l ©ruben austiefen ju laffen, wefdfje 
bie fdjwarje ©rbe burcfyf dritten. 2)urdE) biefe ©rabungen wur= 
ben in ca. 4 ©tunben über 400 Steine ju $age geförbert, welche 
unzweifelhafte ©puren t>on ber Bearbeitung burdf) 3Wenfdf)en= 
*l)anb jeigen, barunter 2 glintäjte, SBrud&ftücfe toon Siebten, 
7 Sernfteine, jarte Späne, Vorarbeiten ju $Pfeilfpi£en, eine 
üoEenbete quer gefdjärfte 5Pfeilfpifce, ©djaber, jum Xljeil mit 
feinen Stbfplitterungen, ^lintfnollen un ^ aufterbem 9 ©gerben 
öon 2f)ongefäften ber ©teinjeit unb 3 ßnod)en (üom §irfd) ?). 

,3ät)len wir ju biefen bie 26 glintwerfjeuge, weld^e ber 
$äd)ter S3löder fdjon im grüljjaljr an ben ©rafen 9?et>entIou 
abgeliefert fyatte unb bie ©erättje, weldje in früheren Sauren 
auf ber Snfel gefammelt worben (bie grau *ßriörin gu $ree| 
erjagte mir, fie t)abe wiebertyolt bort fammeln laffen, um 
bie gunbftütfe }u öerfdjenfen), ba ergiebt fid) t)ierau§ ba3 
jweifeHofe SRefultat, baft biefelbe in ber ©teinjeit öon äKenfdjen 
bewoljnt war, bie bort ityre üRa^ljeiten gelten, bie ©erät^e, 
bereu fie beburften, felbft anfertigten, unb §war mit nidji 



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am ©otijfantyer unb Barfatter ober Sütienfee. 427 

geringer Ähinftf erttgf cit , ja, baf$ biefe Seute fid) aud) auf 3 
jimmem üerftanben f)aben bürften, ba fie um bett SBerfeljr 
mit bem geftlanbe ju unterhalten, eines 9iad)en3 beburften. 

Sei ®elegenf)eit biefer ©rabungen tt)urbe felbftoerftänb* 
lidj aud) ber $ßfäf)le lieber gebadjt, bie angeblich am Staube 
ber 3nfel gefe^en waren. Severe war inbeffen bi<f)t am 
Ufer mit einem fo üppigen 33eftanb öon SBafferaloe umgeben, 
bafc eine Unterfudjung be3 SeebobenS, fo wünfdjenSWertf) fie 
erfd)ien, 3. 3- *W ausführbar war. ©S ftef)t überhaupt in 
grage, ob nidjt bie bei ber 33otf)famper SBrücfe, refp. bei ber 
Sternwarte gefetjenen $fäl)Ie ©renjpfäfjle gewefen. Safür 
fpridjt nämlicf), ba$ bie Scheibe beS Köfterlidjen unb gut3= 
Ijerrttdjen StntfjeileS an bem See gerabe an biefem Orte liegt 
Wie auf bem betr. SKefetifdjblatte beutlid) ju fetjen. Qteben* 
falte finb bie, wenn nid)t burd) bie $ßfäf)Ie, boef) burdj bie 
gmtbe an ©teinwerljeugen unb irbenen ©efäftfdjerben be- 
glaubigten ©puren öon einer Sefiebelung ber ©eeufer in fo 
entlegener SBorjeit wichtig genug, um eS in Ijot)em ©rabe 
WttttfdjenSwertf) ju machen, ba% bie Ufer beS 33otf)famper 
unb SBarfauer SeeS in itjrem ganzen Umfange barauf unter* 
fud)t werben, ob biefe 2Bot)npIäfce fid) weiter erftretften unb 
welche SluSbeljnung fie gehabt f)aben. 

S)ie ausbeute ber im Suli 1885 ftattge^abten SluSgra** 
bung, fo wie bie obgenannten öom $äd)ter SBlötfer eingelie» 
ferten 26 gunbftüde finb mit ©enefjmigung ber grau Sßriörin 
burd) ben ftlofterpropften &errn ©raf SReöentlou bem SKufeum 
öaterlänbifdjer SUtertljümer in ®tel als ©efdjenf übergeben. 
(@. 2tcceffionScatalog K. S. 6208 a-c; 6221—24; «rftto 
9tr. 102/1885 unb ßt)ronif ber Untoerfität $iel 1885 6. 53.) 



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TU. 2lntiquarifdje ITCiscellen. 

SBoit SB. ©pUetf). 

15) @rattfimb im 2>rommiglj0i beim 2>etfcrfrug neben 
Sdjubl) (Äirdjfpiel ©d^teött)ig>. 

93on bem 33orftanb be3 ©djIe3ttrig = §oflleinifdjen 9ftu-- 
feum3 öaterlänbifcfyer SHtertljümer ju Atel ttmrbe mir im 
3uli biefeS 3af)re3 bie Unterfucfyung be3 3)ronningl)0t, eines 
in ber SKäfje ber ©tobt ©d)le3tt)ig gelegenen großen ®rab* 
Ijügefö übertragen, toeldje beadjtenäfoertlje SRefultate ergab. 
S)er SRame 3)romtingl)0t tft fcfyon bem ^auluS StjpraeuS be= 
tannt, ber in feinen Annales episcoporum Slesvicensium 
@. 276 ergäbt, bafc ber £ügel einer allgemein befannten 
©age nad) fcon Äriegern in ber Sßeife anf gehäuft fei, bafc 
fte (Srbe in if)reu ehernen Reimen jufammentrugen. 35a3felbe 
berietet 3JlüHent)off in feinen Sagen nnb 9Kärd)en au§ 
@d)le3ttng*#oIftein ©. 19 unb fäfprt fort: „£rier f)at bie 
fttmrte SUlargret 1 ) einmal einen anbem gärfien erfragen. 
@ie f)atte nämlid) Krieg mit ifym. Slber ba fte fäf), baft e3 
tljr nidjt gut ge^en werbe, fdjidte bie alte lifttge grau ju 
i£>m unb lieft iljm fagen, baft e3 bodj unrecht wäre, baft fo 
ötele tapfere Seute um itjretttriHen fterben füllten; beffer wäre 
e§, baft fie unb er allein ben ©treit ausmachten. 2)er gflrft 
badete mit ber grau tootjl auSjufommen unb nat)m baS Sin* 
erbieten an. SllS fie nun miteinanber fönten, fagte bie $ö* 

*) üülargareta (Sambiria (geftorben 1282 unb begraben in $oberan). 
93flt- #. $anbelmann. Ueber ba$ 2)anneroerf, S3anb XIII btefer 3cit- 
fdjrift. S. 13 ff. 



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430 ©rabfunb im 3)ronntHg^0i. 

nigin ju it)m, er möchte t&r bod) einen SlugenblidE $ett geben, 
fie wolle nur ifyre Sturmhaube, wie man fie bamats trug, 
ein Wenig fejier binben. S)er gürft erlaubte it>r baS; fie 
aber jagte, bafe fie i^m bd6) nid)t trauen bürfe, wenn er 
nityt fein ©d^toert. big an bie Sßarierftange in ben Orunb 
ftede. 3lud) ba$ tf)at ber ^ßrinj. Slber ba ging fie auf ü>n 
lo3 unb fdjtug il)tn ben Äopf ab/' 

„(£r ift im 3)ronnmgt)0i begraben, unb bie Seute, bie 
babei wohnen, fjaben tljn ba nod) oft fifeen fef)en t>or einer 
filbernen Safel, mit einem filbemen £f)eetopf, einer filbernen 
ÜJiildjfamte unb einer filbernen $affe." 

33eibe ©agen leben nod) Ijeute im SRunbe ber 11m-- 
wotynenben. 

$öl)e unb Umfang be3 $ügel3 waren nidjt mefjr ju 
ermitteln, ba in früheren Sauren ganj beträchtliche ©rbmaffen 
öon bemfelben jum StuSbeffern Don SBegen abgefahren waren. 
35ie ehemalige !Qöty ergiebt fidj inbeffen annätjernb au3 bem 
Umfianb, bafc man t>on ber ©pi&e be3 ®rabf)ügel3 über btö 
3)ad) be3 baneben tiegenben 3Birtf)3f)aufe3 Ijinweg fal), unb 
läfct fid( banaä) auf etwa 8 — 9 m beregnen. 2)er gegen* 
wärtige 3)urd)meff er beträgt gegen 30 m ; bie Sänge beä ur* 
fprünglidjen läfet fid) nid)t metyr feftftellen. 

Sei ben im legten $al)re auf bem $ügel öorgenom* 
menen (Srbarbeiten fanb ber 33efifeer, £err $. Slnbrefen, tttoa 
3 m über bem Urboben unb 2 m öftfidj Dom SKittetyunft 
in einem aufgefalteten Steinhaufen jwei ganj jertrümmerte 
gierplatten aus 33ronje mit ©tad)el an ber Oberfeite unb 
Querriegel an ber Unterfeite, ber gorm na<J| wie gig. 336 
in 3. 9JteStorf, $orgef$td)tlid)e 2lltertt|ümer aus ©d)le3wig* 
$olftem. daneben würbe ein priSmatifdjer 9 cm langer 
glintfpan gefunben. S)erfelbe jeigt fdjarfe Räuber, ift alfo 
nid^t ttxoa einer jener buref} wieberf)otte ©daläge abgenufcten 
©päne, bie mit einer Knolle ©djwefelfieS jufammen als geuer* 
jeug bienten. Snodjen würben nid^t bemerft, bagegen jeigte 
\iä) eine fettige f^warje äKaffe, bie als lefete ©pur ber in 
bem ©teinljaufen beftatteten Setdtje anjufpredjen ifi. Sin 



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zedby G00gk 



($rabfmtb int 3)ionninglj0i. 431 

einer anbeten ©teile fanb man unter ber herausgeworfenen 
@rbe baS 13,5 cm lange fauber gearbeitete 33tatt eines 
$lintfpeerS. 

Sftacijbem burdj §errn föegierungSratf) ^eterfen in 
SdjleSnrig bie Slufmerffamfeit auf biefe gunbe gelenft toar, 
würbe befdjloffen, tn ber SÄttte beS §ügels eine ©rabung 
tjorjune^men, ba Ijier nur einen Spatenftidf) tief jaf)freid)c 
Steine bemerft loaren. SJlacf) (Sntfernung ber bedenben unb 
umgebenben (Srbe geigte fid( bie eigentt)ümlidje gorm beS 
©rabbauS , bie, Don oben gefefjen, gig. I toiebergiebt. 5)er= 
felbe, nodj 1, 5 m über bem Urboben tiegenb, toar ettoa 1 m 
tjoef) unb aus runbltdjen Steinen öon gauft* bis ®opf* 
gröfce errietet. SluSna^mStoeife erreichten einige Steine ein 
©ettricfyt bis ju 50 kg, $u beachten ift, bajs ber ftielartige 
9(nfa§ im Süboften aus nur einer Steinfdjicfyt beftanb, bie 
L m über ber Sof)le beS 83auS lag. Sin übrigen toaren 
bie Steine in ber aus bem Ouerfdjnitt gig. II erftdjtticfyen 
SBeife angeorbnet S)ie äußeren Steine tagen in reinem gelben 
Sanb, ber fid) fdjarf t>on ber gemifd^ten grauen förbe beS 
$ügels abt)ob. 3Kan toirb ben fertigen Steinbau an ben 
Seiten, nid|t aud) oben, mit gelben Saub bebeeft f)aben. 
®iefelbe Beobachtung f)abe id) tt)ieberf)ott an äf)nltd) gebauten 
©räbern, bie aUefammt Sronjen enthielten, gemalt. 

Sluf bem Steinbau fanb fidj in ber auf gig. I burd) 
Sdjraffirung angegebenen SluSbe^nung eine ©djidjt ©id^en* 
f)olj in einer 3)ide üon 1 — 2 cm. 3)aS $otj lag unmit* 
telbar auf ben Steinen unb nmr burd( bie Saft ber auf« 
liegenben ©rbe tief in bie SnrifdEjenräume hineingepreßt. 
SRitten in ber ^oljmaffe lag bei a ein 11,5 cm langes 
Sronjeobject, toeldjeS bie ©ejialt einer bis jur gorm eines 
£albfreifeS verbogenen ftarfen iKabet f)at, unb als fotdje ju= 
erft öon mir bejeid)net nmrbe. 3d) neige mid} aber nunmehr 
baju, baffetbe als gragment eines Ringes tt)ie 3. SReStorf 
a. a. O. gig. 330 aufjufaffen, beffen eines @nbe abgebrochen 
ift. ®r geigt jtoei fcfytoacfye, tooljl Dom ®uß ljerrüf)renbe 
gurren unb ift fo ftarf öerttrittert, ba% nur im 3mteru ein 



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432 ©rabfuttb im 3)romtina.lj0t. 

Sern grün gefärbten SÄetallS jurüdgeblieben ifi. ®er ©e= 
genflanb mar öon einem loderen gelblichen ?5ufoer, waf)r* 
fdjeinlid) Seber, umgeben. 

3ur ©rftärung biefeS gunbeS füf)re icft jwet anberc 
üon SöerSborf in §olftein an. 3n einem &ügel Don 20 m 
2)urd)meffer unb 3 m $öty fanb td) auf bem 33oben eine 
bide Sage twn Sidjenboljlen, barauf ein ©feiet in ber 9iid)* 
tung tum Sftorboft nad) Sübweft mit einem Sold), ungefähr 
tüte 3. SDtetorf a. a. £). gig. 174, unb einer burd)bof)rten 
runben 33ernfteinperle. 3it ben güften ber Seiche ftanb ein 
jerbrüdteS Stfjongefäft. Seidje unb beigaben waren lieber 
mit ©idjenbotjlen bebedt, unb über biefe Ijatte man einen 
Raufen 9ieiftg gefd;id)tet. 3n einem benachbarten §ügel t>on 
2 m £öt)e unb 15 m 2)urd)meffer fanb fid) unter gleichen 
95ert)ältniffen neben ber faft gänjlid) vergangenen Seiche eine 
in Seber gefüllte Sanjenfpifce; gorm wie 3. 9Ke3torf a. a. O. 
gig. 227. Sei beiben 33egräbnifjen war fein Stein fcer= 
wenbet. Waä) biefen Beobachtungen ift e£ mir nid)t jwei= 
feltjaft, bafj Wir in ben auf bem Steinbau im 2)ronningf)0i 
gefunbenen Singen ein ®rab, äfjnlid) benm öon SöerSborf 
cor un3 f)aben, welches nadjträgltdt) angelegt war. *) 

9lad) Entfernung ber ^oljrefte würbe ber Steinhaufen 
abgehoben unb junädjft bei b eine 3 cm bide $ol)lenfdjid)t 
gefunben. 2)ann würbe ba% mit 1 bezeichnete Sfelet frei* 
gelegt. 2)aSfelbe war leiber öon ben Steinen fo jerbrüdt, 
baft ftd) bie ®nod)en nirf)t Ijeben liefen. ©3 gelang nur, 
einige Splitter ju bewahren. 3n ber ©egenb ber redeten 
Schulter würben Seberrefte bemerft. 93ei ber 33eftattung ber 
Seicfye fyatte man Heinere Steine unmittelbar auf biefelbe 
gelegt, fo bafe nod) Änod)entf)eile an ifynen hafteten, bann 
erft größere jum weiteren Slufbau be3 ®rabe3 benufct. 
60 cm nad) Öften lag ein jweiteS Sfelet, 2, ebenfalls feljr 
jd)led)t erhalten, in ber aus gig. I erftd)ttidjen Sage auf 



*) @in öermanbtcr Satt nadjträfilidjer Seifefeung auf einem alten 
©rabe: $. $anbelmann. totl. Ausgrabungen auf ©ölt; II, 19. 



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©rabfuub im 3)romtingl)0i. 433 

einer 0,5 m f)of)en ©anbfdjidjt, tüte ber 3)urdjfdf)mtt gig. II 
jeigt. 

3)er @cl)äbel lag ju ben güßen ber Seiche, eine feit« 
fame Seftätigung ber Sage, toeld^e mit fpäteren ßufäfcen 
burd| 3af)rtaufenbe bie ftunbe betoaljrt ^atte, ba§ in biefem 
#ügel ein enthaupteter Ärieger beftattet fei. 2)ie Äunbe t>on 
bent merfmürbigen gunbe verbreitete fid) rafdt) in ber ©egenb, 
unb balb Ijatte ber SSolfSmunb bie ©rflärung ber erften fietd^e 
gefunben, toelcfye als bie ber Königin 9Kargareta gebeutet 
würbe. @3 Ijiefe, fie Ijabe aus Sfteue über ifyre SEfjat öerfügt, 
an ber Seite beS gürften beftattet ju werben, unb tljr 2Bunfd| 
fei erfüllt. Sin intereffanter Seitrag jur ntobernen ©agen* 
bilbung. 

Sluf ber S3rufl biefeS ©fetets lag ein fc^ön gearbeiteter 
glintfpeer, 16 cm lang , ungefähr tüte 3. äßeStorf a, a. Q. 
gig. 73. 

Unmittelbar neben bem ©cpbel 2 lag ein britter, 3, 
auf einem bicfyt jufammengepreßten $nod(ent)aufen. 2)ie SSer* 
tnutf)ung, eS fönne ©djäbel 2 ju legerem gehören, berfefbe 
alfo 2 ©felette enthalten f)aben, ift auSgefcfyloffen, »eil in 
ben Anoden bie SRefte nur eines SnbüribuumS ju erfennen 
finb. 3)a ferner an ber ©teile, too ber ©cfyäbel bei nor* 
maier Sage ju fucfyen ttmr, aud) nid)t bie geringfte ©pur 
öon ^nodjenreften beobachtet mürbe, bleibt meines SradjtenS 
nur bie 9Jiöglicf)feit, baß ber ©djäbel 2 ju bem ©feiet ge* 
fjört, ju beffen güfeen er lag. Sluf toeldje SBeife ber ßopf 
toom Sumpf getrennt toar, liefe fidf) bei ber mangelhaften 
(Spaltung aller Sinodjen mdjt mef)r erfennen. 

Sin einer gleidfjjeitigen Seftattung ber brei Seiten fdjeint 
mir fein Qmtifel ju fein, ba bie äußerft gleichmäßige Sluf* 
fdt)tdf)tung beS ©teinbauS, fott)ie bie regelmäßige SSert^eilung 
ber Srbfd^id^ten , befonberS beS umgebenben gelben ©anbeS, 
feinen fpäteren Sttnbau ober eine Störung ber urfprünglidtjen 
S3erl)ältmffe erfennen ließen. Sbenfo fdjeint eS mir aus* 
gefcfyloffen, baß etma bie britte Seiche in Ijocfenber Stellung 
beigefefct war unb fpäter jufammenfanf. dagegen fpricfjt bie 

28 



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zedby G00gk 



434 QroBfunb im $rotmraal)0L 

geringe $öJ)e öon 0,5 m, bie ber ©teinbau t)ier Ijat, fon>ie 
ba3 gefeit jeglicher ©pur eiltet §of)lraum3. 25ie Snodjen 
muffen in ber Sage beigefefet fein, in ber [ie gefunben mürben. 

Dljne fyier eine 3)eutung biefer rätselhaften S3erf)ält= 
niffe öerfudjen ju sollen, auf bie id) noä) jurücfjufontmen 
f)offe, ermähne id) nod) be3 für bie geitbeftimmung be3 feaiüpU 
grabet wichtigen UmftanbeS, baft an ben mit a unb ß be* 
jeidjneten ©teilen fyart an ber SBafiö beä ©teinfjaufenä ein* 
jelne ©gerben gefunben mürben, bie iljrer d}arafteriftifd)ett 
SSerjierung nad) entfdjieben bem ©teinalter angehören. ©tein= 
altergräber ber öorliegenben 83auart finb bt^£)er nidjt mit 
©idjerfyeit in unferem Sanbe nadjgettrief en , tooljl aber ja^I- 
reidje Sronsealtergräber. SJJan toirb bafyer faum fef)Igef)en, 
toenn man ba3 §auptgrab, roeldfjeS beigaben ber ©teinjeit 
unb SBauart ber Sronjejeit jeigt, an bie ©renje beiber *ßerioben 
fe§t. 2)a3 oben angelegte SBegräbnife ift burd) ben 9üng in 
feiner $t\t beftimmt. 

2)ie Unterfud)ung be3 $ügefö ift nidjt abgefd)loffen, 
unb bei ber beträchtlichen SluSbetjnung beffelben ift Hoffnung 
öorfyanben, bafc in größerer liefe nod) mefjr (Araber gefunben 
tnerben. 25ie gunbfad)en finb fcon £>errn Slnbrefen bem 9Ru= 
feum in Atel a!3 ©efc^enf überliefen. 



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zedby G00gk 




1. 



Oo 




1 m 



28* 

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X)te fytftortfcfye Karte 



t)on 



lifyuttya, IfibrrftcM n. |, tu. 



93oit 

§. cSfßermann. 



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Jr 



Jn bem junädE)ft erfd(ienenen füblidjen Statte ber ^ifto- 
rifcijen Karte über bie SBeftfüfte @df)legttng*§olftein3 tum 
unferm SanbSmanne, bem ©eneralmajor (Seerj, liegt ein 
SBerf t>or un%, um toeld&eS uns anbere Sßrotrinjen beneiben 
fönnen. S3 gab im 2anbt nur (Sinen, toeld^er im ©taube 
toar, ein foltf)e3 SBerf, beffert £erfteHung eine nid^t leidet in 
einer $erfon bereinigte Kunbe ber Dertlid^feiten unb beS t>or-- 
Ijanbenen Karten* unb ßefd^tcf)tHc^en SRaterialS erforberte, 
ju liefern; ttir fjaben alle UrfadEie, biefem ©inen banfbar 
ju fein, bafc er im ljof)en Sllter feinem £eimatl)lanbe in ber 
erfdEjienenen Karte eine fo tt)ertf)t>otte (Srgänjung fetner frü* 
fjeren gefdfyenft ijat. 

greilidj, nur berjenige, melier e$ fetbft t>erfudE)t Ijat, 
fidt) über ben ©djauplafc t>on (Sreigniffen, tt)eld^c burd^ einen 
SaJjrfjunberte umfaffenben ßeitraum tum uns getrennt finb, 
flar ju toerben, ttnrb bie für eine fotcfye Karte erforbertid^en 
arbeiten unb bie 9tad(forfd(ungen, tt)eld^e in auSgebeljnteftem 
SÄafse fjaben angcftettt werben muffen, um fdfjliefeltd) in 
if)ren Stefultaten als ein ttrinjiger Sßunft ber Karte ober als 
eine für je Sinie auf berfelben ju erf feinen, in iljrem öoBen 
Umfange ju nrilrbigen toiffen. Slber audE) ber Saie mufc 
feine greube f)aben an bem aufs ©auberfte ausgeführten 
33latte, tteltfjeS it)m einen wichtigen Xf)dl feines §eimatt)= 
lanbeS in ber ©eftaltung tum 1648 unb bie Srinneruugen 
an nodj Diel frühere ßetten jeigt; er tt)irb fie me^r unb mefjr 
empfinben, ttenn er fidj baran madE)t, bie ungemein reiben 
ffiinjeltjeiten ju burtfjforfdfjen unb fie mit bem jefcigen ©taube 
ber Singe ju Dergleichen. 



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440 3)ie ljtftor. Äarte oon Dttffmarfdjen, ßiberftebt jc. 

@3 würbe einen weit größeren 9taum, als ben mir ju 
©ebote ftefyenben erforbern, wollte id(j auf äße biefe ©injelljeiten 
eingeben. iJtur auf ba3 SSidfjtigfte fei Ijier aufmerfjam gemadjt. 

@owol)l auf ber ©eeft wie in ber SKarfdfj finb bie feit 
bem $af)re 1648 eingetretenen SSeranberungen jaljlreidfjer 
Sftatur. Sei jener ift felbftöerftänblidfj bie Segrenjung gegen 
ba$ angefdfjwemmte SUtarfdjranb unb bie jal)Ireid)en SBiefen- 
ttjäler biefelbe geblieben; im Saufe ber geit aber l)aben bie 
öeränberten 93erfet)r3 = unb $ulturt>erl)ältniffe ba§ SluSfeljen 
beS SanbeS tüefentlid^ beeinflußt, grünere ^aüptfanbftrafeen 
Ijaben if)re Sebeutung öollftänbig üertoren unb finb tum 
©traßen burcl) früher beinahe ungangbare ©egenben öerbrängt 
Würben, xxxib wa3 auf ber ©eerj'fdjen ßarte nodf) als „wüfteS 
2Koor" ober als Sanbfee auftritt, wie ber SJtegger* unb 33ör* 
nerfoog, ift jefct tfyeilweife fd^öneS SSeibe^ unb SBiefenlanb. 
ßeiber ift bie bei ben Salbungen eingetretene SSeränberung 
nidfjt t)on fo erfreulicher Sftatur. ®anje ^öljungen t»on be~ 
trädfjtlidjem Umfange jtnb üerftfjwunben, unb wo fie nod) an 
ber alten ©teile öorljanben finb, jeigen fie auf ben neueren 
harten meiftenS ganj bebenflidje Unterbrechungen unb lidfjte 
©teilen. Slußerorbentlid^ reidfj ift bie Karte aud) an öorge* 
fd(icl)tUdjen @rab= unb SultuSftfttten unb an 93ejeicl)nungen 
alter SBefeftigungen. 

33ietet fomit ein SSergleidfj ber ©eeft öon bamalS unb 
je§t fdjon Slnregungen mannigfadfjer 9Irt, fo gilt bieg für 
bie SJiarfd) öietleidjt in nod) erljöljterem ©raDe. 9JJan möchte 
t)ier bebauern, baß baS gormat ber ®arte, welches für einen 
fjanbfamen ©ebraud^ berfelben fiel) felbftfcerftänblidj innerhalb 
einer gewiffen ©renje galten muß, bem Herausgeber nidjt 
geftattet f)at, bie beiben ber $auptfarte tjinjugefügten fleinen 
Karten über bie öon 1648 big 1878 öon ber Slbmünbung 
big jur £>eüer öorgefommenen SSeranberungen ber Sßorbfee* 
füfte unb über bie ©eftalt öon £elgolanb im 3af)re 1648 
nod) bnxd) einige weitere ©üjjen ju öermef)ren, welche bie 
annäljernb richtige ©eftaltung ber Äüftenlinie noc^ um 2—300 
3af)re jurücf üerbeutlicfyt tjatten. Slber audf) fo ift baS ©e- 



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$ie fyiftor. ®arte üon ^itfjmarfdjen, (£tberftebt tc. 441 

botene tum großem Sutereffe, jumal auf bie früheren Seiten 
burd) mamtigfadje Angaben über bie Sage untergegangener 
Ortfcfyaften fjingenriefen toorben ift. . 

Sunäc^ft fallen bie SSeränberungen in'g Singe, tteldje 
bie ©Ibufer feit 1648 erlitten üaben. SBon Ärautfanb an, 
©lücfftabt gegenüber, big jur Sftünbung ber Ofte t)at, toie 
bie rottje, bag je^ige Ufer bejeidjnenbe Sinie ergiebt, auf ber 
ljannöüerfdE)en Seite eine nidjt unbeträdjtlidie §inaugrücfung 
ber Küflenlinie ftattgefunben ; üon ba big nad) ßu^aüeu 
aber beginnt ein ßurüdtoeidjen berfelben, toeldjeg fiel) an ber 
eibmünbung big ju einer ^Breite Don gegen 3 Kilometer ftei* 
gert unb gegen toeldjeg Hamburg uodj je£t einen fettere 
Opfer erforbernben ft'ampf unterhält. 2>em 9lntoact)g auf ber 
t)annööerfd)en Seite öon ßrautfanb big jur Dfte entfpri<$t, 
tüenn and) nidfjt in gleicher Slugbetjnung , ber SSerluft auf 
ber {jolfteinifdjen Seite fcon ©lücfftabt big 93rungbfittel. Sem- 
felben ift audfj ba§ Srungbüttel ber ©eerj'fcfjen Äarte jum 
Opfer gefallen, tneldjeg nadfj ber glutf) fcon 1674 üerlaffen 
toerbe mufcte; bie Äirdfje beg neuen (jefcigen) 93rungbüttel, 
toeldje ebenfaßg auf ber ®arte angegeben, ift 1678 erbaut. 

9?on 33rungbüttel an bietet bie bittjmarfcljer Rufte, mit 
einer einzigen Slugnafjme, im ©rofeen unb ©anjen ein toeit 
erfreulidfjereg 33ilb alg 1648. Samalg tüar ber je^tge SKittel* 
beidE) jtt)ifc^en bem ^ronprinjenfooge unb bem $irdjftriel 
SJJarne Seebeidfj; je£t liegen öor betreiben ber Äronprinjen» 
foog, Sieffanb unb ber Slaifer Sßilljelmgfoog, begto. 1785—87, 
1853/4 unb 1872/3 eingebeicf)t, abgefeljen öon öerfdjtebenen 
Sommerföögen. 

Sftörblidf) öon SWelborf finb feitbem {jinjugefommen ber 
ßljriftiangfoog (1845) unb ber griebridjggabefoog (1714). 
Sag Stirdfjfpiel 33üfum geigt nodf) bie ©eftalt, toeldje eg inxd) 
bie Sdjlagung ber beiben Summe beg Sßarbammgfoogeg, 
burcl) toeldje eg 1609 mit SBeffelburen lanbfeft geworben, 
befommen. 3m Süben unb SBejien erftredft fid) ia^ Sanb 
nodE) tt)eit über bie jefcige Seic^linie t)inaug. ©inen Srfafc 
für ba^ feitbem bort üerloren gegangene Sanb bieten norb- 



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442 SHe tyftor. Äartc bon Ettljraarföeit, ©berftebt ic. 

toärtS bcr 1696 eingebeidjte $ebh)igenfoog, ber Sßeffelburener 
unb ber Sarolinenfoog, t>on toefdjen 1648 nur 2lufcenbeid)3* 
fläzen öorfjanben ttmren. 3)er Sarolinenfoog geigt fidj afö 
„9Äorfen« gallig,'' fo genannt nadj ben Oebrübern 9Jtoljr3 
aus Hamburg, mtye biefefbe gefd&enft erhalten unb Anfang 
ber 1620er Saljre einen mißlungenen SBerfudj gemalt Ratten, 
fie einjubeid^en. 

3n ©iberftebt liegen bie einfdEjneibenben SSeränberungen, 
loeldje burdj bie ^ufammenbämmung ^ er dortigen Snjeln 
unter ftd(, fonne mit ber £ufumer ©übermarfd) unb Stapel» 
t)o(m in ber ©eftaltung be3 SanbeS bewirft korben finb, t>or 
ber $t\t, toeldje bie $arte barftettt , benn bie legten jener 
Sufammenbämmungen erfolgten 1489 burdj bie ©ennnnung 
be3 ©ammfoogeS unb 1570 burd^ bie 2)urd^bämmung ber 
Sreene bei bem natf)t)erigen griebridfjftabt. SUber aucf} ijier 
finb tro^bem öon 1648 big jur Sefctjeit weitere erljeblidfje 
SSeränberungen ju bemerfen. Sin ber ©übfeite ift ba3 ba* 
mat3 jtotfdfyen Sönning unb SBoIIertüietf nod) fcorfjanbene 
33orlanb gröfetentfjeils öerloren gegangen; ber ©rotten* unb 
SBifljelminenfoog lagen noc^ unbebeidfjt. (Srt)eblid) jurücf* 
getoicfyen ift ferner bie SBeftfeite ber Sanbftfjaft; bie 2>ünen 
ber $i|banf bei ©t. ^Jeter finb ein beträchtlich ©tücf üor* 
toärts getoanbert. 9iur al3 $lmoadf)3 unb SBattfläd^e eju 
fürten ferner ber jefcige ©überfjaefcerfoog unb im Sorben ber 
SKeusSluguftem unb 9torberfriebricpfoog bjto. 1862, 1698 unb 
1696 eingebest. Ueberfjaupt jeigt bie Sftorbfeite ber Sanb= 
fdjaft eine toefentlitfje SSerbefferung gegen ben Bufianb fcon 
1648; traurig bagegen finb bie SBeränberungen , toeldje in* 
jtoifc^en mit ber ehemaligen ßunbenberger £arbe jnrif<f)en 
$ufum unb Siberftebt öor fid) gegangen finb. 

S)ie ©eer^^e Sparte geigt biefe ©egenb ju einer gett, 
wo furj fcorljer (1634) eine Sturmflut!) öon ben fdpmmften 
folgen bie fdjle&trigfdlje SBeftiüfte unb fpeciett bie Sunben* 
berger &arbe betroffen tjatte. „SMefen Ort t)at ©ott ber §err 
Anno 1634 ned)ft bem üftorbftranbe am ärgeften jugerid^tet/ 1 
toie SDanftoertf) bemerft. @rft .1638 mad&te man unter ber 



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$te f)iftor. tfarte t>on fcitljmatfäett, (Stberftebt ic. 443 

auffielt beS norbftranbifdien ©taderS t). SBeftenborftel einen 
Slnfang mit ber 2ßieberbebeid)ung ; fie mifclang. 2lud) 1640, 
aß fid) Sodann £edlau, „S^rer prftl. $urd)Iaud)t Kammer* 
biener nnb SBauinfpector," an bie ©inbeidjung tnadjte, lam 
man nidt)t jum £iel, unb erft 1643 würbe ein SU)eiI ber 
§arbe, nadf)bem bie arbeiten „einige Sonnen ©olbeS" fcer* 
fd)Iungen Ratten, bem SÄeere lieber entriffen- ®ie ®arte 
geigt tiefen Sljeil mit ber ausgeworfenen Sunbenberger unb 
©imonSberger $irdt)e. 3n golge ber ©turmftut&en 1717 
nnb 1718 ging ber fReft ber §arbe verloren; erft 1861 lonnte 
ein Sljeil berfelben als ©imonSberger Äoog wieber gewonnen 
toerben. 

®ie SSeränberungen auf bem alten Sftorbftranb geigt 
bie Äarte nur jum fleinften Stfjeil, ba fie mit einer Sinie 
eben nörblid) öon £ufum abfd)neibet. £>offentlid) läßt baS 
nörblictye 33latt berfelben, welches bie SBeränberungen an ber 
norbfriefifdjen ^Eüfte bringen wirb, nidjt lange auf fid) warten. 

(£S ift felbftoerftänblid) , baf$ bei einem fotdjen SSerfe, 
für welkes baS Material aus entfernten Reiten fjerbeiju* 
fdjaffen War, unb welkes jafjlreidje §inbeutungen auf nod) 
triel frühere Seiten enthält, Ijier unb ba fünfte fcon unter» 
georbneter Slrt möglidjerwetfe Slnfafc ju ergänjungen u. f. w. 
geben lönnten. 93eifpielsweife öermiffe id) einen nod) je|t 
beutlidj erfennbaren -ättittefbeid) eben nörblid) fcon SBüfum, 
tvettyex fid) nad) ber ©ieffjufener Sßurtt) ^injie^t unb ganj 
unzweifelhaft einftmals ber nörblidje 2)eidf) ber Snfef gewefen 
ift. (Sbenfo fefjlt ein 3WitteIbei<f) im nörblidjen Streit beS 
©refcenfoogS bafelbft. 2lud) in betreff ber Sage ber öer* 
laffenen ober untergegangenen Dörfer, foweit biefelbe auf ber 
ßarte überhaupt als fidler bezeichnet ift, laffen fid) meUeid)t 
fjin unb wieber ßweifel ergeben; bie Sage tum weitaus ber 
größten Slnjat)! berfelben ift auf ber garte felbft als unfid)er 
bezeichnet, etwaigen Sebenfen in Sejug auf öerfdjiebene SKtttel» 
beid&e begegnet bie Äarte gewiß richtig baburd), \>a§ bie ©ig» 
natur berfelben aud) für SSegebämme gilt; in bieten fällen 
an$ alten ßeiten werben beibe aud) gewiß ibentif df) gewefen fein. 



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444 $ie Wtor. ftarte oon $it$marfc$en, ©tberftebt :c 

2Ba* un« in bcr Jlarte geboten wirb, ift fo retd)ljalttg 
unb für bie flunbe unfereS §eimatf)lanbe$ fo wichtig, bafj 
bie Slnfd&affung berfelben nur auf» SBärmfte empfohlen werben 
fann, wenn e$ überhaupt nod) einer ©mpfef)lung für eine 
Äarte bebürfen follte, welche aus ben |>änben öon ©eerj 
fommt. S3 liegt in ber SJiatur ber ©adje, bafe mit einem 
berortigen Sßerfe niemals ein gewmnbringenbeS ©efcpft 
gemalt werben fann, ober e3 würbe bod) feljr betrübenb fein, 
wenn in unferem Sanbe fid) fo wenig Sntereffe für baffelbe 
geigen follte, bofe unferm SanbSmann aufcer ber jahrelangen 
Arbeit nod) eine materielle ©inbufee burd) bie Verausgabe 
ber Äarte erwüdjfe. 



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|farljrit|)tm 



über 



bic (Befcllfcfraft 



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1. JaJjtejebmdjt füt 1885, 

im. Hamen iueg )Por(ianbeß htx ©efeüfdjaft 

erftattet üon bcm beseitigen ©ecretair 
Sßrof. Dr. p. fjasfe. 



Atel, ben 19. SDecbr. 1885. 
kleine Ferren ! 

2lte 3^r ©ecretatr 3$nen am 8. SDecbr. vorigen Sa&reö 
Den Script bes 33orftanbe« oortrug, fonntc er Seiten bie SRit* 
Rettung madjen, bafe t)on bem £auptunterne^men ber ©efelk 
fd^aft, ben ©djleönng * &olftetn » Sauenburgtfd)en SRegeften unb 
Urfunben ber erfie 33anb im SKanufcrtyt oollenbet fei, ber 
SDrutf begonnen fytbe, unb fonnte 3^nen bie erfte Sieferung 
beö SBanbes, jeljn Sogen ftarl f bereits bamalö vorlegen. 3m 
Saufe beö ^Q^reö finb bann ferner bie jtoette unb britte Siefe- 
rung in gleidjer Stärfe in 3t)re £änbe gelangt, bie oierte 
Sieferung tft im Saufe beö ©ommers gletdjfattö oeröffentltdjt, 
ber 3)rud beö gangen bestes überhaupt im 3uü sunt Slbf^lufe 
gelangt. 

®er jtoeite Sanb, ber bie Qa^re 1250—1300 umfafet, 
warb biß jum äuguft brudferttg, ber 2)ru<J §at bann fofort 
begonnen unb ifi §eute bis gegen ben 20. Sogen gelangt, t)on 
benen bie erften je^n als erfte Sieferung beö jtoeiten SBanbeS 
f<$on in ben 33ud#anbet gelangt finb unb Seiten in biefen 



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448 Wadjricöten über bie ©efeflfdjaft. 

£agen mit bcm neuen Sanbe ber 3 e üf<$nft unb ber fd&on 
erwähnten 4. Sieferung beö erften Sanbeö äugegangen fein mer= 
bzn. 3$ ertaube mir, 3#nen biefe beiden Sieferungen in einigen 
gjemplaren unb bie fpäteren Sogen bis jum 17. etnfdfjltefjltdf) 
toentgftenö in ©orrecturabjügen §eute oorjulegen. 

3m 3uti bief. 3- genehmigte ber Sorftanb ben Antrag beö 
©ecretairö, ifyn toä&renb ber 4ßcrbftferien ju einer Oriente 
rungöreife nad() Oldenburg im ©roj^erjogt&um und ju erneuter 
2luöbeute beö ftäbtifd&en 2Ird^ioö auf jroei 9Jionate nadfj £am* 
bürg ;u entfenben. 

2In erfterem Ort, in Dlbenburg, befindet fi$ jefet # baö 
ehemalige, früher in @utin bewahrte älrdjjio deö ßübeder Siö~ 
ti^umö. SDaffelbc ift für bk ältefte 3eit, biö jum 3aljre 1341, 
bereits im Satyre 1856 von Dr. £et>erfuö publiärt toorben, 
eö erübrigte für un$ alfo bie Äenntnifenatyme beö bortigen 
Urfunbenfäjafceö nadjj 1341, es famen mithin biefe ©tubien 
nidjt unmittelbar ben erften brei Sänben unfereö SBerleö ju 
©ute, fonbern bilden f<$on eine Vorbereitung für bie ferneren 
wie idjj überfdjjlage, für bzn 4. und 5. Sand. 

SDa btö Dldenburger ilrdjjio — abroeidjjenb oon ber Sßrajiö 
anderer Strd^ioe — feine Urfunben auf gefd&ebeneö anfügen audfj 
ju oerfenben geftattet, benötigte für uns nur, ein Steuerte 
rium beö Sortjanbenen auf june^men, baö bie £anbljabe bieten 
foll für bie fpäter, fobald unfere arbeiten fo weit oorgerücft 
finb, fucceffioe ju erbittenbe Ueberfenbung ber bortigen Ur- 
funben an die ^iefige Sibliotfjef, beljufö Slnferttgung ber 2Um 
fünften. Sine SBod&e Ijinburdt) oom 16 — 23. Slugufi bin \<b 
in Oldenburg befd&dftigt geroefen, dies Sftepertorium für bie 
3a^re 1342 — 1400 Ijer juftetten , eine f leine ausbeute für 
ben im ®ruä befinblid&en jmeiten Sand gelang eö nodjj mit- 
june^men und enblidE) auef) für die ©efd&id)te beö 15. 3af}rfjun« 
dertö eine größere 2lngat)l wichtiger älftenftficfe ju oerjeidjnen. 
3u Slnfang September ging id() nad) Hamburg, deffen s 2lrd&ü> 
für unfern dritten Sand, alfo für bie $eit oon 1301 biö 
1341 nod) unerledigt toar, öa3 aber gerade, da baö §am« 
burger Urfunbenbud) nur biö 1300 fidjj erftredtt, eine besondere 



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9ted) richten über bie ©efeflfäaft. 449 

©rgiebigfeit gewährte, ^n einem Slufcnt^altc oon faft jroei 
SRonoten finb etwa 370 Urfunben t>on mir bort coptrt roor; 
ben, von benen nad) einem ungefähren Slnfc^laß nur etwa 80 
in älteren jum £l>eil gänjlici) unbrauchbaren Abbrüden fdbou 
t>orltegen. Auß einer SRegtfiraturnotij bes Hamburger Ardfjtoß 
entnahm i<$ au&erbem, bajs fid^ in ßübeä nodf) ungebruefte 
Bergeborfer Urfunben üorfinben, toetd^c für bie 3 ei * unferc* 
2. unb 3. Banbeö in Betratet fommen. Au<$ oon triefen 
nafjm t<$ bei einem furjen Aufenthalt in ßübeef Abfdfjrtft. 

@ö erübrigte für mi<$, nad& meiner SRüäfeljr ^ierljer ju 
beginn bes ©emefterß, bie Anfertigung beö Register* jum erften 
#anbe, um audj biefen bamit jum motten Abfd&lufe ju bringen. 
®* fonnte jroeifetyaft fein unb mar für mid) jmeifel^aft , ob 
eö als jroecfmäfjtger fi$ empföhle, ein SRegifter erft für mehrere 
Bänbe — wie bie* j. 33. bie SJieälenburger tljun, bie auf 
4-5 Bänbe üjre* Urfunbenbudfjeg einen ganjen 9tegifterbanb 
liefern — ^erjuftetten, ober für jeben Banb befonber*. 3<$ 
l)abe midf), um jebem einjelnen Banbe eine größere in ftd) ge* 
fdfjloffene Ueberftd&tlid&feit ju geben, nadjbem idfj ben gebrueft 
uorliegenbeu £ejt überbliden tonnte, für ba* lefctere entfd&ieben. 
S)te Aufarbeitung beö SRegifterö begann ju Anfang -ftoüember 
unb ifi jefet iljrer BoHenbung nafje. 

3m nädtften Sa^re wirb ftd& bann unmittelbar bie Be- 
arbeitung beö 3. Banbe* in Angriff nehmen laffen, beffen SDruä 
fid) alöbalb nadfj BoDenbung beö 2. Banbe* an biefen roirb 
anfdjltejsen fönnen. 

Bon ber 3^4^ $ * n *> ie f en £ö0en ber 15. Banb 
jur Ausgabe gekommen, na<$bem ein erfte* &eft als ftetneö 
©ebenfjei^en fetten* unferer ©efettfdfjaft jum lOOjä&r. ®e* 
burtötage Stahmann'* am 13. 3JJai btefe* Saljre* ueröffent* 
lidjjt marb. 

SDicfcr Banb enthält einen umf an greifen Beitrag, ber 
ftdfj betitelt: „Btograp&ifd&e SKottjen über bie Offiziere unb 
aKilitairärjte unb Beamten ber ehemaligen ©$le*ro.*£olftetn. 
Slrmee unb 9Jtarine." SDa fdjon öfter unb meljrfad) ber 2Bunf$ 
ausgefprodjjen mar, bafc audjj bie neuere unb neuefte Seit 

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450 Sfcadjridjten über bie ©efettfdjaft. 

unferer ©efd&id&te in ber Seitfd&rtft sBerfiäftd&tigung finbe, fo 
glaubte td) für biefen SBeitrag ein befonberes Sntereffe vorauf 
fefeen ju bürfen, jumal ber Herausgeber bemerft, bafj biefe 
Siottjen „größtenteils auf 2Hittl)etlungen ber betreffenben $er* 
fönen felbfi berufen". (§8 ift aus bem ©runbe &on biefem 
Beitrag ein, befonber« fäuflidfjer, ©eparatabjug ^ergeftcHt wor* 
ben, unb wir hoffen, bafc er namentlidfj in ben Greifen ber 
älteren ßampfgenoffen (Singang unb Slbfaft finben wirb. 

S)en ©d)riften'2lu8taufd) ber ©efeßfdfjaft angeljenb, l)atte 
fid) ber SSorflanb fdfjon im vergangenen Sa^re ba^in au& 
gefyrodfjen, bafe in genrijfer £inftd()t, in erfter Sinie au$ au« 
9tüdffidf)t auf unfern Verleger, eine 93ef<$ränfung beffelben an» 
gejeigt unb notfjroenbig fei, fo ba& unfere SRegeften unb Ur= 
funben nur an bie ©efeßfdfjaften jum 2lu§taufd& gefanbt werben, 
roeld&e un« unb burdfj uns ber Untoerfüät*'58ibliotl)ef mit gletdf) 
umfänglid^e unb wertvollen Sßublicationen ein Slequioalent 
bieten. 3n Verfolg biefeö SBefd&luffeö gefjen bie Urfunben unb 
Stegeften nur etwa 30 dou ben 140 Korporationen, mit benen 
wir Stuötaufd&bejie^ungen unterhalten, ju. 

Ueber ben s #erfonalbeftanb ber ©efellfdfjaft unb über bie 
Slaffe wirb Sljnen £err &omann Sluöfunft geben. £a er 
am 17. 3uni 1881 mit feinem 2Imte als ßafftrer in etnjttm* 
miger Sffitebernm^l betraut ift, fo ift bie ftatutenmä&tge wer* 
jährige ämtSjeit abgelaufen. 



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9tadjri#ten über bte ©efettfdjaft. 451 



II. deneralöersammlong ben Ji Jetember J885. 



Slnroefenb bcr SSorftanb unb brci anbcre SKitßlicbcr. 

1. 2)er £err ©ecretatr crftattete ben igaljreöbertd&t. 

2. ©er £err Sfafjirer trug bic SBUanj oor. 

3. £u SReoiforen würben gerodet: £err ©onfiftorial= 
äffeffor Dr. ©t od mann unb £err Rentier SSefjncfe. 

4. gum Äafftrer würbe nriebergeroätylt : £err 6. Vornan n. 

5. £err $rof. Dr. 3anfen Ejielt einen SSortrag : S)ie 
SBobenbilbung ©djleönriß^olfleinS. 



$rucf öon ©djmibt & ttauntg in JHel. 



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