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Full text of "Aberglaube und zauberei von den ältesten zeiten an bis in die gegenwart"

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iii'miiiiiii 

HC    1ÖI3    Y 


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bmt 


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HJergfauJe  nnb  3aitßerei. 


Professor  Dr.  I!i:<!<>!f  Kolm-t 


Ux^UuU  mh  ^anUvd 


xjöit  bBit  älfepBn  3Btfen  an  6x0  in  üb  ®BgBnwarf* 


3[fott 


Dr.  mifr.  Ic?r«iaw"j 

^treEfar  6e$  pfpc^f^^ßfi^en  itaBoraforium»  an  6er  ^ntperfifdf  ^open^o^en. 


3)euff^e  auforißerfe  ^u^adc 


von 


Dr.  p^fBrJ'Bn. 


^H  75  in  beti  ®earf  flebrucßfeti  Äßßitbunflen. 


^^2?^ 


Berlag  oon  Serbinanb  (Bnke. 
1898. 


HARVARD  MEDICAI  LIBRARY 
FRANCIS  A.  COüjrrWAV 


£ru((  ber  ^offmoimft^  9it(^hru(fftei  in  Stuttgart. 


^i 


T0iorre6e  6e$  l^ivfaffcx^. 


He  ^od^flut  bed  9l6erg(aubend  ifl  gegentoärtig  mäd^tig  im  Steigen, 
begriffen.  @d  ftnb  in  ben  legten  Solaren  nid^t  nur  oerfd^iebene  äBerle 
über  3^^^^^  t^l^  w  gorm  einer  gefd^id^tlid^en  S)arjienung,  teife  al« 
abbrud  alter  magifd^r  @d^riften  erfd^ienen,  fonbern  angefe^e  pl^lo» 
fopl^ifd^e  unb  pf^d^ologifd^e  3^f<^^ft^>^  ^^^^^  ^^^  ©pulgefd^id^ten  unb 
3(mmenmärd^en  neben  fheng  toiffenfd^afttid^en  Slbl^anblungen  oeröffentlid^t. 
Serül^mte  aWänner  ber  SBiffenfd^aft  ^aben  mit  profeffioneüen  fpiritifüfd^en 
aßebien  @£perimente  angefteflt,  unb  toeil  fie  nad^  einigen  @igungen  bie  me« 
nigen  aOerbing^  ungemö^nlid^en,  aber  bod^  ganj  natürUd^en  Seiflungen 
biefer  SRebien  nid^t  von  ben  jal^Ireid^en  ^afd^enfpieterfunft{ifld(en  berfelben 
)u  fd^eiben  oermod^ten,  fo  ^aben  fte  ade  fpiritifUfd^en  ,,3Ranifefiationen''  einfad^ 
für  bare  aWünje  angefe^en  unb  fid^  infolge  fold^er  leicht  gewonnenen  Ueber- 
}eugung  mel^r  ober  meniger  unumtounben  unb  offen  fär  ben  SpiritüSmui^ 
au^efprod^en.  @o  greift  benn  bie  SRagie  in  ben  großen  5tutturcentren  mit 
eine  @pibemie  um  fld^. 

®ne  populäre  S)arjieDung  oon  bem  magren  SUm  jener  mpfüfd^en  83e* 
rid^te  ifi  bemnad^  mol^l  ein  geroiffe^  SBebürfni^.  ©iefelbe  wirb  aUerbingiS 
faum  bie  überjeugen  Wnnen,  bie  an  bie  aWöglid^feit  ber  ^anbexn  glauben, 
umgdei^rt  aber  mo^l  benen  lieb  fein,  bie  fid^  weigern,  an  biefe  mpfüfd^en 
©efd^id^ten  ju  glauben,  jugleid^  aber  bei  bem  befifinbigen  ^ören  oon  bm^ 
felben  bod^  nid^t  red^t  toiffen,  xoa^  f!e  baoon  l^alten  unb  mit  fte  fid^  baju 
fiellen  f ollen;  unb  bad  ifi  bod^  nod^  ber  übermiegenbe  5teil  ber  gebilbeten 
Äreife.  3d^  l^abe  bal^er  oerfud^t,  im  golgenben  eine  fold&e  SJarftellung  ju 
liefern. 

Sei  ber  2lu8arbeitung  ifi  mein  SBerl  inbeffen  etroa«  anber^  geworben, 
ate  juerfi  beabftd^tigt  mar.  Urfprünglid&  l^atte  id^  mir  nur  eine  Unterfuc^ung 
ber  pl^9ftfd^n  unb  pft)d^ifd^en  ^l^önomene,  u)eld^e  bie  oerfd^iebenen  formen 
be3  aberglaubeuiS,  befonber^  ben  mobemen  fpiritifUfd^en  SÄberglauben  l^r» 
oorgerufen  ^aben,  jur  9lufgabe  gefleüt. 

aber  biefe  »efd^rönfung  mar,  wie  fid^  balb  jeigte,  praltifc^  nid^t  burd^» 
fui^rbar.  Obmol^l  ber  ©piritiÄmu«  erfi  in  unferer  3eit  in  ämerifa  ent* 
flanben  ifi,  fo  ftel^t  er  bod^  feine^meg^  afe  ein  ifolierteiJ  5ß^änomen  ba. 
aWögen  bie  ©piritifien  e«  nod^  fo  fe^r  oerl^eimlid^en  wollen:  e«  ifi  bod^  mit 
abfoluter  ©id^er^eit  ermiefen,  baj3  bie  ganje  Seigre  i^ren  Urfprung  im  euro^ 


VI  S3orrebe  be«  «erfaffcr«. 

päifd^en  mittelatterUd^en  9lberglauben  l^at  unb  nur  etmoiS  nad^  ber  mobemen 
naturiDiifenfd^aftUd^en  Sluffaffung  umgeformt  morben  ifr  6«  ifl  bcmnad^  un- 
mögßd^,  eine  SrHärung  be^  @pirittiSmud  )U  %tbm,  mmn  man  nid^t  feinen  3^"^ 
fammenl^ang  mit  ben  alten  magifd^en  2:i^eorieen  na(i^n)eift.  .gierju  bmmt  bann 
weiter,  baß  bie  ©piritiften  felbfi  in  neuejier  3^*  ölte  magifd^e  SBerfe  au8 
bem  @taub  ber  S3ib(iotl^e!en  in  reid^em  Umfange  l^eroorgel^olt  unb  bie  9e« 
l^auptungen  berfelben  afe  SBeroeife  für  bie  SRid^tigfeit  il^rer  ße^re  benüfet 
l^aben.  @ine  DoOflänbige  93etrad^tung  he&  ©piriti^mu^  erforbert  beSl^alb 
aud^  eine  83e](ianbtung  ber  älteren  aWagie. 

äuiJ  biefen  ©rünben  würbe  id^  in  ein  rein  gefd^id^tlid^eiS  ©tubium 
l^ineingebröngt;  ba^felbe  brad^te  aber  aQmäl^lid^  eine  fold^e  übermältigenbe 
aWenge  von  ©toff  mit  ftd^,  bafe  ^  mir  nid&t  mel^r  mSglid^  mar,  aud^  nur 
baiS  Stotmenbigfte  in  einer  pf^d^ologifd^en  Unterfud^ung  ju  bel^anbeln.  3^ 
befd^loB  be«l^alb,  ba«  ©efd^id^tlid^e  unb  ^fpd^ologifd^e  ju  trennen  unb  ben 
Sefer  benfelben  JBBeg,  auf  bem  id^  jum  SBeriidnbniÄ  ber  5ß^änomene  gefommen 
mar,  gelten  ju  laffen.  Sluf  biefe  SBeife  l^t  meine  Slrbeit  il^re  gcgenmärtige 
©ejialt  befommen:  ber  gefd^id^tlid^en,  in  brei  Slbfd^nitte  jerfaüenben  erften 
Hälfte  folgt  ber  2;eil  ber  Slrbeit,  ber  mir  fietiS  bie  ^auptfad^e  mar:  bie 
pfpc^opl^pftfd^e  Unterfud^ung  ber  ^l^änomene,  bie  mir  in  ber  gefd^id^tlid^en 
S^arfteQung  lennen  gelernt  l^aben. 

3d^  erad^te  eiS  für  nofmenbig,  gleid^  oon  oome^erein  mid^  über  bie 
Slnlage  unb  bie  ©ntfte^ung  biefer  meiner  Slrbeit  au^jufpred^en,  bamit  ber 
l^iftorifd^e  2;eil  berfelben  nid^t  falfd^  beurteilt  mirb.  3)erfelbe  miH  feine«» 
meg«  barauf  Slnfprud^  mad^en,  erfd^öpfenb  ju  fein  —  bann  mürbe  ba»  SBud^ 
ju  einem  ooluminöf^n  SBerl  angemad^fen  fein.  9lamentlid^  l^abe  id^  menig 
@emid^t  auf  bie  eigentlid^e  gefd^id^tlid^e  @ntmidtlung  unb  auf  ben  gegen« 
feitigen  einftufe  ber  oerfd^iebenen  SSölfer  gelegt,  biefe«  oielmel^r  oft  nur  mit 
einigen  S^kn  lurj  ffijjiert.  9Rein  ^auptjiel  mar  befifinbig  barauf  gerid^tet, 
ganj  oerfc^iebenartige  unb  betaillierte  Serid^te  oon  abergläubifd^en  Slnfd^au« 
ungen  unb  magifd&en  Operationen  ju  liefern,  um  fo  eine  möglid^fl  breite 
©runblage  für  bie  pf^d^ologifd^e  Deutung  ber  2;^tfad&en  ju  erl^alten.  Sin 
einjelnen  ©teilen  bin  id^  oielleid^t  in  meinem  ©treben  nac^  einer  fd^arfen 
©onberung  ber  Unterfd^iebe  etma«  meit  gegangen,  fo  j.  33.  in  ber  Xren« 
nung  jmifd^en  ber  morgenlänbifd^en  unb  ber  urfprünglid^en  europäifd^en 
SKagie,  mo  id^  ben  ©egenfafe  fc^ärfer  l^ingefieHt  l^abe  ate  ein  frül^erer  gor* 
fd^er  auf  biefem  ©ebiete.  Slufeerbem  l^abe  id^  e«  unterlaffen,  5ßl^änomene, 
bie  bei  einjelnen  aSölfem  ju  befümmten  Otiten  oorfommen,  ju  befpred&en, 
fobalb  biefelben  bereit«  an  einer  frül^eren  ©teile  in  meiner  ©arfleHung  au«« 
fül^rlid^  bel^anbelt  maren.  3)a  ba«  ©efd^id^tlid^e  aber  mel^r  Siebenfache  unb 
nur  bie  gorm  für  bie  ©ruppierung  ber  2:i^atfad^en  fein  follte,  fo  mirb  biefe 
S3e^anblung  be«  ©toffe«  ^offentlid^  eine  milbe  Beurteilung  oon  feiten  eine« 
fritifd&en  fiiftorifer«  finben. 


Sorrebe  bc8  UcBerfe^er«.  VII 


SEkm  e^  mir  gelungen  ifi,  mein  X1)ema  eimgemiafeen  erfd^öpfenb  unb 
befriebigenb  §u  bei^onbeln,  fo  oerbonfe  id&  ba^  vor  allem  bem  aufeerorbent» 
Hd^en  SBol^tooIIen  unb  @ntgegenfommen,  ba&  mir  Don  allen  Seiten  entgegen* 
gebrad^t  worben  ift.  SDie  SRamen  ber  aWänner,  bie  mir  je  nad^  il^ren  fpe* 
aiellen  ©ebieten  mit  SRatfd^lägen  unb  Slnmeifungen  beigefianben  l^aben,  J^tx 
einjeln  aufjufül^ren,  würbe  ju  meitläufig  fein;  il^re  3al^l  ifi  fo  gro&,  bag 
idi  einige  teid&t  unfreimillig  übergeben  fönnte.  3c^  befd^rönle  mid^  bal^er 
barauf,  meinen  ergebenen  unb  l^erjlid^en  SJanf  allen  benen,  bie  burd&  il^r 
Sntereffe  für  bie  Slrbeit  mid^  jur  SBoIIenbung  berfelben  ermutigt  l^aben, 
au^jufpred^en. 

hiermit  übergebe  id^  ba^  SBerf  ber  rool^lmollcnben  »curteitung  be^ 
Sefer^  in  ber  Hoffnung,  bafe  eiS  boju  beitragen  möge,  ba8  aSerftänbni^ 
unb  bie  Äenntni«  Don  ben  5ßl^änomenen,  von  benen  t^  l^anbelt,  ju  erweitern. 

Äopenl^agcn,  Slpril  1893. 


^ 


^orre6e  6e$  ^eßerfe^er$. 


finb  in  ben  legten  g^i^ren  oerfd^iebene  fe^r  gebiegene  333erle  aud^ 
größeren  Umfangt  über  Aberglauben  unb  gauberei  unb  Derroanbte  gragen 
in  3)eutfd&lanb  erfd^ienen,  fo  bafe  e^  im  erpen  Slugenbßdt  überPüffig  fd^einen 
lönnte,  oorliegenbed  ^ud^  einem  beutfd^en  fieferfreife  jugönglid^  ju  mad^en. 
S:ro|bem  \)abe  x6)  mid^  roefentUd^  au^  einem  ©runbe  ber  aWü^e  einer  Ueber* 
fe|ung  unterzogen  unb  l^alte  bie  Slrbeit  für  !eine  ganj  jmedlofe.  äBäl^renb 
nämlid^  bie  beutfd^en  SBerfe  obige  ^Probleme  entmeber  au^fd^liefelic^  ober 
boc^  übermiegenb  oom  gefd^id^tlid^en  ober  offultifiifd^en  unb  fpiritiftifd^n 
©tanbpunft  au^  bel^anbeln,  fd^lägt  ber  bänifd^e  Slutor  einen  anberen  SBeg 
ein.  ®r  min  jene  ^ß^änomene  nid^t  nur  fd&ilbem  ober  afe  SBirlungen  einer 
tranfcenbentalen  SBelt  ober  einer  m\^  unbelannten  SRaturfraft  anfeilen  unb 
erllören,  fonbem  er  fud^t  ben  ©d^lüjfel  ju  biefen  ©rfc^einungen  im  aWenfd^en 
felbft  unb  nimmt  an,  bafe  fie  in  ber  gorm,  mie  ber  Silberglaube  fie  auffaßt, 
auf  mangelnber  Jtenntni^  ober  33eobad^tung  ber  ^^önomene  be$  menfd^lid^en 
Seelenleben^  berul^en  unb  l^ier  il^re  genügenbe  ©rflärung  finben.  35arum 
giebt  er  auc^  eine  au^füi^rlid^e  si)arflellung  beiS  menfd^li^en  S3eobad^tungiS* 
oermögeniS  unb  feiner  3Wängel,  bc^  2;raumleben^,  ber  ©eite  beiS  Seelenleben^, 
bie  man  ate  bag  Unbemufete  bejeid^nct,  ber  menfd^lid^en  ©uggefUbilität  unter 
normalen  unb  IranQaften  SSerl^ältnijfen  unb  anberer  bie^bejüglid^er  S^ftönbe. 
©aburd^  erflrebt  er  junäd^P  bie  Unjulänglid^feit  ber  Behauptungen  beiJ 


VIII  »ombc  be«  Uebcrfctet«. 


atterglouben^  nad^juweifcn  unb  bicfcm  ben  ©oben  ber  ObjeftiDitöt  ju  mU 
iitf)m,  um  fobonn  auf  bem  mebergeriffenen  @ebäube  jener  ^l^antoflegebtlbe 
eine  nüd^teme,  auf  pfpd^ologifd^er  unb  natunoiffenfd^ftüd^er  Orunblage  be* 
rul^nbe  3(nf(i^auung  auf}ubauen^  bie  flatt  aOe^  ©d^eine^  nur  Jt(arl^  unb 
SBa^r^eit  §uni  3^^^^  W-  ©oweit  mir  befannt  ifl,  liegt  eine  jufammcn» 
^ängenbe  S)arfleIIung  obiger  ^attoren,  bie  }ur  @r!(ärung  bt&  menfd^lid^en 
SlberglaubeniS  jtd^erlid^  u)efentli(i&  beitragen,  in  einem  beutfd^  SBerle  nod^ 
nid^t  oor.  aWan  mag  in  mand^en  (ginjell^eitcn  oom  aSerfaffer  abmeid&en  — 
aud^  id^  fUmme  in  me(en  fünften  nid^t  mit  i^m  äberein  unb  möd^te  biefed 
au^brüdfUc^  ^ler  au^fpred&en  — :  immerl^in  mirb  man  bie  33ered^tigung  feineiS 
©tanbpunfteg  einräumen  unb  fagen  müjfen,  ba§  ber  eingefd^Iagcne  9Beg  im 
großen  unb  gonjen  }u  bem  SSerfUinbnid  jener  Probleme  n)ol^(  fül^ren  lann 
unb  ma^rfd^eintict)  im  Saufe  ber  3^*  ^^  immer  mel^r  fül^ren  mirb. 

3c^  unterlaffe  e^  übrigen^  nid^t,  bem  $erm  aSerfaffer  an  biefer  ©teDe 
meinen  SJanl  für  feine  gütige  Unterftüftung  unb  aWitarbeit  an  ber  beutfd^en 
Ueberfefeung  ju  bejeugen.  @r  ^at  mir  nic^t  nur  in  Sejug  auf  formelle 
Slenberung  beiS  bänifc^en  ^e^ted  unb  Aürjung  mand^er  Slbfd^nitte  groge 
eJtei^eit  gelaffen,  fonbem  bei  oieten  Sitaten  aud^  ben  SBorttaut  ber  Original» 
fprad^e  oerfc^afft  unb  enblid^  burd^  Slemfion  beiJ  SJrudEeiJ  mir  mefentlid^e 
3)ieniie  geleitet;  infolgebejfen  l^abe  id^  iebenfaU«  bie  OeroiB^eit,  bafe  aud^ 
bie  beutfd^e  ausgäbe  burd&auö  feinem  ©inne  unb  (Sebanicngange  entfprid^t. 

abgefel^en  oon  ben  oom  SSerfaffer  ^errül^renben  3^föfe^«  ^^be  id&  mir 
erlaubt,  bei  einigen,  bem  beutfd^en  fiefer  frembartigen  Gegriffen  erflärenbe 
3tnmerfungen  l^injujufügen.  6iJ  ift  femer  mein  Sefireben  gemefen,  bie 
©puren  ber  Ueberfe^ung  fo  Diel  mie  möglid^  abjufd^leifen  unb  mid^  t)om 
Originaltext  freijumad&cn.  aWöge  ba^  Sud^,  ba^  in  ber  fieimat  be^  SSer* 
fafferd  eine  fel^r  günftige  Slufna^me  gefunben  l^at,  ftd^  aud^  in  S)eutfd^lanb 
jal^lreid^e  grcunbe  erwerben. 

©üffelborf,  im  SWai  1898. 

3tv  Mtbtx^t^J^t. 


atiBflit. 


Seite 

f  «rrriit  Hw  ^ttfn^ttB V 

f  nrrriit  I>t0  pi^tTfe^eriSi vn 

(Eitthifung. 

Sft^  Utrlrilltitis  IM  JllitrsUaaitit^  itiOi  Hn  Pi^  pt  iUiiglim  nnH  tptifrtnr^nft  l 

3)cr  ©egenfUmb  bcr  Unterfuc^unö 1 

Definition  bed  ^erglaubend 2 

25efinition  ber  aÄaöic 7 

Der  @ang  ber  Unterfud^ung 10 

Pftt^Mbt  nun  imtlmrti  liti  Hai  miinai  S^ikiem .  11 

Die  religiöfen  SSotfteanngen  ber  wilben  SSöIfer      11 

Die  religiöfe  SWagie  ber  nniben  S5ößer 15 

Die  Savä>tvti  Hi  ben  Söilben 21 

I.  2lt)f(^tiitt- 

^XB  Wtvilftü  bBr  (EfraliiäBr  utib  t^B  (EniroiAIimg  in  (Suropa. 

fte  «»irtito: 23 

Die  3ieIigion  ber  ß:^albäer 23 

Die  Dämonologie  unb  $ef(^n)brungiSlunft 25 

Die  QoMbtt^ 81 

Die  SluguraUoiffenfc^aften 33 

Die  ^Verbreitung  ber  (^albäifd^en  3Ragie 40 

Hit  (Sfrtei^tn  uvih  y^mtr ^ 

Die  urfprängU(|e  griecfifc^e  SRagie      42 

Die  grie<IJif(5e  5Wagie  na(|  ben  ^erfer!riegen 50 

Die  dV^mex 52 

Sie  idnrto 54 

Hit  txfttn  dirifUti^tn  ^xlpiv^tttz 58 

9lberg(du5i{^e  SorfteOungen,  entlehnt  aud  ber  alten  Jtirc^e 58 

(gntroitflung  ber  c^riftlid^en  9Ragie 61 

fit  ftoHUhOitr  nnH  thntett 64 

Die  S3erü^nmg  ber  9torblänber  mit  onbem  SöRem 64 

Die  Sorftettungen  ber  9lorbIdnber  oon  ®eiftem 65 

Shinen  unb  Söuberfprüc^e 71 

3Ragif(§e  Operationen  unb  ber  ©eib 77 

Die  Söa^fagefunft 79 

Die  5Wagie  ber  JJinnen 81 

9itf  pitttinUtr  to  fttnt  i^inn  Her  §tntit^p^t^t 84 

9tt<  Q^dtfti^lrilnlitti^  nnH  Hie  $tnnfttbbttit 91 

§U  flitf  unH  Her  9trfiUI  Her  pogie 95 

Die  8Iüteperiobe  ber  2Ragie 95 

Die  «erfaa«periobc  ber  SWagie 101 


gn^alt. 


n.  %\)mm. 

9tiB  9tr^iUtiii0  ütr  gtUlrrttti  Pogit  pur  imOrtrti  lit$  90!!»$ 107 

Sie  irtitge  folilMiUi 110 

2)ie  itobl^oliften  unb  i^te  Serie 110 

3)ie  !ab5aliftif(§en  3Ret]Joben 117 

2)te  fie^ren  bet  Äabbola 121 

9tr  |(rrinitit||  l^ier  (Sft^etmmilftnritr^kftttt 1^ 

2)ie  dgpptifd^e  ^^eurgie 128 

3)ie  «ftrologie 183 

2)ie  Sird^emie 140 

Ute  ititfßttn  Pogin  mir  |lsrt)r|iii 146 

2)ie  «tober 146 

3)et  Sluf  ber  euro|)dif(|en  gorfd^er  aU  3^^^^^^^ 1^1 

2)ie  9laturforf(§ct 163 

2)ie  Äobbaliftcn 159 

i^gti^ü  atnH  Hit  0klutüe  ytriürf^tilrit 162 

«grippa«  Seben  unb  »ebeutung 162 

2)ie  Sluffaffung  ber  oRulten  ^^tlofop^te  t)on  bet  9latur 166 

So^Ifpehilationen  in  bet  oHuIten  ^^ilofop^ie 172 

Sic  ^tlntn  mü^f^tn  Jßi^tnf^tdfttn    .    .    .    i 175 

2)ie  afttologie 175 

2)ie  übtigen  Äugutolraiffenfc^aften 180 

^te  ptaftifc^e  Robhala 185 

a)ie  SCId^emie 190 

Magia  naturalis 198 

^te  @9m|)at^ieen  unb  Slntipot^ieen  bet  ^inge  in  bet  3latax 193 

^otacelfuS  unb  bie  magtfd^e  SRebijin 196 

a)ie  natürliche  SWagie 199 

Virgula  mercurialis 201 

9tt  |l0imiiirifientn0  Her  ^ifftniO^ttfUn 204 

3)ie  gauftfagc  unb  gfauftbü^et 204 

2)ie  ;,!utiofen"  SBiffenfc^aften 208 

2)er  SJoIfgaberglaube  in  ber  ©egenroarl 209 

in.  %mim. 

3^Br  woitztm  ;9pirrft»mu0  unb  J8ftkulti«mufi;* 

Sit  ^wcgtftifit^  He0  mn^ttntu  ^Ixf^vsm 211 

2)er  @|)iriti«mu«  vox  ©roebenborg       211 

@manuel  ©roebenborg 216 

^ie  beutfd^en  $neumatologen 222 

SHe  Seherin  üon  ^reüorft 226 

9^  llttftrtten  He^  $)iiriti0tmt0  üt  llmtriktt 230 

«nbrero  3a(ffon  Xam^ 230 

2)er  @|)u!  in  ^pbegoitte  unb  ©tratforb 234 

^at>W  fpiritiftifc^e  Se§te 237 


Sn^att.  XI 

6eUe 

Sie  ^txbxtUim$  Us  ^hi^vms 240 

2)ie  Urfac^en  ber  S5erBrcitung  bc8  ©piriti^niu« 240 

3)cr  franjöfifd^c  ©piritiSmuS 244 

^et  @|)intigmu9  im  ü6dgen  ©uropa 247 

^ie  DoßdtilmUc^en  fpiritifHfc^en  Seancen 250 

Sie  bxüummt  etftämn 258 

Cr00lu$  nun  HU  pf^^lftiit  |U:iift 263 

ßrooled'  Serfxui^c  mit  ©etoic^tSücrdnberunöen 268 

©cifterp^otogrop^ieen 273 

aRatcrialifotionen 281 

piltur  atnn  Hit  oitrHinunlimuden  ptflrtt 286 

2)ie  $f9($ogr(q)§ie  ober  bie  birefte  ^c^rtft 286 

2)ic  2)urc^brinöUcl^lcit  bcr  SRoterie 291 

Q;^t0fi)rlrie  nun  f  nkfri^mn^ 297 

3ÄW«.  »loxHitSfp  unb  bie  %^eo^opf)it 297 

gttfiriSmud 803 

9tr  §}f\xUi5mxa  im  Itffün  ü^tmtinm 305 


IV.  2lt)f(^nltt, 

9<r  ilenri^  üIb  (&mtvm  Her  mnsir^en  frifb 313 

3)a«  SfiefuKot  ber  ^iftorif(|ett  Unterfud^ungen 313 

«eltetc  (grlUirungSoerfuc^c 318 

2)er  ©ang  ber  Unterfuc^ung 322 

Uns  nunfi^lii^t  f  tüHn^tnngKnerm^n 323 

^ie  normalen  S3eoba(|tung8fe^Ier 323 

2)er  @influ^  ber  @emfiid5en)egung  unb  ber  IBefangenl^eit 334 

3)ie  öebeutung  ber  Ue5ung  unb  ber  ©infic^t 340 

©jperimentcKe  Unterfuc^ungen  über  bie  SSeoboc^tungSfe^Ier      342 

fit  ftHtntnng  Her  feüHnilitnngdfe^ier  ßx  btn  SlHerBlnnHen 351 

3ttttrHet0^ngen  nnH  Heren  nrngifi^e  giirlutngen 365 

Sitterberoegungen 365 

2)ie  magifd^en  Bewegungen 374 

©ebonlenlefen  unb  ®eban!enfibertragung       382 

$4rlnf  nnH  (Krmtni 389 

2)er  ec^laf 389 

3)ie  ©ebingungen  für  ba«  Sluftreten  ber  a;räume 394 

2)cr  allgemeine  ©^orofter  ber  2;räume 397 

Urfoc^en  ber  2:röume 403 

Sn^att  ber  2:rftume       407 

Sie  f  eHentnng  Her  (Krännte  ßx  Hen  JlHerBinniren 412 

2)er  ®Iaube  an  Oeifter 412 

SBeidfogenbe  unb  roa^rfagenbe  a^rftume 416 

Xraumbeutung 423 

9n^  Hm^twimHein 425 


Seite 

9«^  (Sinsrttfnt  ht$  ^gtabmupta  to  b«$  gmitft|jttti 429 

9lad^eid  unb  S^orolten^! 429 

Urningen  unb  ^feubo^aQusinotionen 435 

2)ie  normalen  fpontanen  ^aQujinationen 440 

Jtr^ftoEmfionen  unb  5ton(^Uenaubiüimen 447 

SCutomoüfc^e  IBewegungen      462 

3ufaa,  Xzltpat^iz,  ^eUfe^erei 458 

9U  mmtdt  ^^ns^tßbm&t 463 

2)tc  9Jalur  bcr  euggeftibUitdt 463 

euggeriette  ^oHusinationen 470 

Suggerierte  Slnfc^ouungen  unb  Erinnerungen 475 

Suggerierte  ^Bewegungen  unb  $anb(ungen 480 

Suggerierte  orgonifc^e  S^erftnberungen 485 

iW^ft  un^  3lutaly9in»rr 490 

^er  allgemeine  ^^after  ber  ^ppnofe 490 

2)ie  Bebeutung  ber  $9pnofe  für  ben  Stberglauben 496 

Sit  vu^nm  Ijßbckmgin  Ut  ^uxlxtfin 604 

99lMt  tml»  f9ller0ly9in»pr      507 

2)ie  Meine  ^pfterie 607 

3)ie  gro^e  ippfterie 615 

2)ie  $9flero^9|mofe       519 

2)ie  (Sfftafe  unb  bie  »efeffen^ 529 

^t^m  SUfftttitUl  hn  ilii0ie 637 

IMrittf 642 

gtüernöir 544 

SUttomt-  nitl^  itOftt^fbtt 550 

tpnukfelritr 656 


3>a6  ^er^äCfnis  5e$  ÄßergCaußens  Utt5  5er  Wa^ic  ?u 
Xeß^ion  unb  ^iffenfi^aff. 


H/er  ©toff,  ber  un^  im  golgenbcn  befd^äftigen  foD,  !ann  mit  wenigen 
2Borten  afe  ,,bie  (Sefd&id)te  ber  allgemeinen  menfd^lid^en  Irrtümer"  nfi^er 
bepimmt  werben,  2lberglaube  unb  ßauberei  finb  älui^fd&reitungen  be«  menfci^«' 
lid^en  ®eijle^  auf  religidfem  unb  roijfenfd^aftßd^em  ®ebiet.  aWan  fönnte  e^ 
beiJ^atb  ate  überflüffig  anfe^en,  biefe  ©rfd^einungen  jum  ©egenjlanb  einer 
befonberen  3lb^anblung  ju  mad^en,  ba  bie  ©ntmidlung^gefd^id^te  ber  ditlu 
gionen  unb  SBijfenfd&aften  \a  ebenfo  gut  eine  SJarfteHung  oon  ben  Srrlümem 
ber  einjelnen  3^^  6^^^"  ^^^  ^^  o^"  ^^^/  ^^^  bteibenben  3Bert  f)at 
%\)ai^aä)l\6)  gelangt  ja  ber  aWenfd^  jur  ©rfenntni^  ber  SBal^r^eit,  einerlei 
roeld^er  2lrt,  nur  burd^  Qrrtümer,  bie  befiänbig  forrigiert  merben,  %olqli\d) 
mirb  jebe  einigermaßen  ooOflänbige  2)arfieaung  be^  @ntn)idf(ungiSganged  ber 
^Religionen  unb  SBijfenfd^aften  t^  nid^t  oermeiben  fönnen,  ben  SKberglauben 
ber  oerfd^iebcnen  3^*^"  J"  bel^anbeln,  ba  biefer  gerabe  in  ben  Irrtümern 
bePe^t,  burd^  bie  ber  3Wenfd^  fid^  ^at  burd^fämpfen  unb  bie  er  ^at  au^* 
fd^eiben  muffen,  um  ju  einem  reineren  unb  tieferen  SBcrflänbni^  ju  gelangen. 

6d  ip  jebod^  ein  mefentlid^er  Unterfd^ieb  in  ber  Se^anblung,  bie  ben 
Aberglauben  unb  bie  SKagie  in  ber  ©efd^id^te  ber  ^Religionen  unb  aBiffen»» 
fd^aften  }um  ©egenftanb  l^at,  unb  ber  ©d^ilberung,  bie  id^  oon  biefen  @r^ 
fd^einungen  ^ier  }u  geben  gebenfe.  3^^  naiveren  92ad^meid  biefeiS  Unter« 
fd^iebe^^  Wnnen  wir  ein  bejtimmtei^  Seifpiel  mahlen.  @^  ift  eine  befannte 
3:^fad^e,  baß  ber  Urfprung  ber  roiffenfd^aftlid&en  ß^emie  in  ber  2lld^emie, 
ber  ©olbmad^erfunjt,  ju  fud^en  ift.  3ebe  gefd&id^tlid^e  3)arjlellung  ber 
S^mie  muß  ba^er,  rotnn  fte  ben  ^^atfad^en  nid^t  gerabeju  @emalt  ant^un 
will,  mit  ben  ältejien  SBerfud^en  jur  ©olbmad^erei  beginnen.    S)enn  gerabe 

^  ermann,  Xberfllaufte  unb  Räuberei.  1 


^ad  $er§d(tnid  bed  Aberglauben^  unb  ber  ^agie  3u  9leItgion  k. 


burd^  biefe  SSerfud^  fammelte  man  bie  erflen  d^entifd^en  Erfahrungen  unb  t^at 
ben  erften  ©nblid  in  bie  9latur  unb  ba«  aSerl^ättni«  ber  ©toffe  ju  einanber. 
aber  bie  ©reignijfe  in  ber  Äinbl^töperiobe  ber  ©Hernie,  rotiü^t  ben  G^emifer 
befonberiS  intereffterm,  ftnb  natürli($  nur  bie  rid^tiflen  Erfahrungen,  meld&e 
im  ßaufe  ber  3^  t^^^fe  ^w  falfd^en  aSorauiSfefeungen,  oon  benen  man  aus- 
ging, unb  tro^  be^  iDuforifd^n  3^^^^^/  ^^f  ^^^  ^<^^  l^inarbeitete,  gefunben 
mürben.  S)er  ©^mifer,  ber  nur  bie  ©ntmirfelung  feiner  SBijfenfd^aft  ju 
tennen  münfd^t,  mu^  notmenbigermeife  bad  $auptgemi(i^t  auf  bie  S3eobad^^ 
tungen  legen,  roeld&e  oon  bleibenbem  SBert  ftnb.  2)agegen  lann  er  lein  be* 
fonbereiJ  3ntcreffe  an  ber  großen  fulturj^iflorifd^en  S3cbeutung  ber  ®oIb* 
mad^erfunp  l^aben,  an  ber  Slrt  unb  SBeife,  wie  bie  Sefkebungen,  uned^te 
äßetaQe  in  ©olb  unb  @ilber  ju  oermanbeln,  mä^renb  mehrerer  Sa^r^unberte 
in  ba^  ßeben  bei^  SBotteiS  —  ober  in  jebem  gad  gemiffer  Älaffen  —  ein* 
griffen,  aber  gerabe  biefe  fultur^iflorifc^e,  bie  praltifd^e  ©eite  ber  ©ad^e 
mirb  un«  l^ier  befd^ftigen. 

SBa«  fo  in  Sejug  auf  bie  G^emie  nad^geroiefcn  ift,  gilt  aud^  für  bie 
aftronomie,  ja  jum  Xal  auc^  für  bie  ^l^pfil.  2UIe  biefe  SBiffenfd^aften 
l^aben  jebenfaltö  jum  2:eif  urfprünglid^  ^xtle  erftrebt,  bie  mir  jefet  ate  oöttig 
unmiffenfd^aftßd^  bejeid^nen;  aber  trogbem  ftnb  fletd  rid^tige  Erfal^rungen 
gefammelt  morbcn.  S)iefe  merben  namentlid^  ben  intereffieren,  ber  bie  ®e* 
fd^d^te  feiner  SBiffenfd^aft  fd^reibt;  mir  bagegen  merben  bad  ^auptgemid^t 
auf  bie  falfd^en  ä^oraudfe^ungen  unb  SSeobad^tungen  legen;  benn  gerabe 
biefe  ^aben  meit  mel^r  al«  bie  feflgeflettten  2^atfad^en  ben  einjelnen  3^^" 
unb  SBölfem  ein  eigentümtid^eiJ  ©eprfige  gegeben,  ©ie  oerbienen  ba^er  im 
oottfien  SKafee  eine  eingel^enbe  Unterfud^ung. 

Unfere  erfte  aufgäbe  mujs  nun  bie  fein,  genauer  §u  befttmmen,  maS 
im  allgemeinen  aU  Slbergtaube  unb  3<^wt>crei  bejeid^net  merben  !ann.  Qd^ 
fagte  oben,  bajs  t&  retigiöfe  unb  miffenfd^afttid^e  SSerirrungen  mären;  aber 
biefe  Sel^uptung  ift  nod^  fo  unbefHmmt,  bajs  fie  nid^t  meit  baoon  entfernt 
ifi,  gerabeju  falfd^  §u  fein,  ©ie  bebarf  fe^r  ber  näheren  Seleud^tung ; 
mir  befd^fiftigen  ung  beiJl^alb  jum  Seginn  auÄfd&liejstid^  mit  bem  abergtauben. 

©Bftnifion  btB  Jlbcrglaubens. 

S)a6  Aberglaube  SBerirrung  ift,  baß  er  in  Stanai^men  befielt,  bie  meber  in 
ber  ^Religion  nod^  in  ber  SBiffenfd^aft  irgenb  meldte  Sered^tigung  l^ben,  barin 
merben  ftd^erlid^  alle  einig  fein.  2lber  bamit  ifl  aud^  gegeben,  bajs  eö  aufeerorbent«^ 
lid^  fd^mer  ift,  eine  beftimmte  annähme  ate  abergldubifd^  §u  bejeid^nen. 
3)enn  e^  giebt  ja  nid^t  eine  Sieligion,  fonbem  oiele;  mag  für  ben  einen 
afe  t^örid^t  unb  abergläubifd^  feftfie^t,  fann  barum  für  einen  anbern  ein 
religiöfeö  S)ogma  fein,  beffen  9Kd^tigleit  er  niemals  bejmeifelt  ^at.  Unb 
maS  fo  oon  ocrfd^iebenen  3Wenfd^en  berfelben  3eit  gilt,  mirb  natürlid^  meit 


Definition  bed  Aberglauben^. 


ntel^r  pon  pcrfd^iebcnen  3^^^"  gelten.  S)ie  SBijfenfd^aft  fomo^l  rote  bie  ein* 
^elne  Sieligion  entroidelt  fid^  unb  ntad^t  fartroäl^renbe  SSerdnberungen  burd^. 
SBai^  ju  einer  Qdt  felbfi  bm  erfahrenden  gorfd^em  afe  eine  ganj  notür* 
tid^e  annale  erfd^eint,  fann  oon  einer  fpäteren  ^tit  ate  ber  Drbnung  ber 
iRotur  roiberfpred^enb  angefel^en  roerben.  Unb  xoa^  oon  einer  beftimmten 
Äird&e  ju  einer  3^it  afe  unerfd^ütterlid^e^  SDogma  J^ingefiedt  roirb,  fann  100 
ober  1000  3a^re  fpäter  al^  gefäl^rlid^r  Aberglaube  oerroorfen  unb  auf« 
^eftigfle  oon  ber  Äird^e  oerfolgt  roerben.  S)ie  ©renjen  be^  Slbergtaubeni^ 
finb  atfo  äufeerfi  fttefeenb;  ob  eine  Sttnnal^nie  afe  Aberglaube  bejcid^net  roer* 
ben  barf  ober  nid^t,  fomntt  ftet^  barauf  an,  oon  roeld^em  ©efid^t^punft  auÄ 
fie  angefe^en  roirb.  ^Slit  einigen  35eifpielen  lönnen  roir  bie  3Kd^tig!cit  biefer 
83e^auptung  leidet  nad^rocifen. 

2)ie  3)lel^rja^t  ber  ©cbilbeten  in  protcftantifd^en  ßänbem  roirb  ben 
©lauben  an  S)ämonen,  ©cfpenfter,  ©pul  2C.  für  Aberglauben  l^atten,  fd^on 
roeil  bie  eoangelifd^e  fie^re  ben  ©lauben  an  bie  ^giflenj  biefer  3Befen  nid^t 
afe  einen  notroenbigen  ße^rfaft  anfielet.  Aber  ber  ftrenggläubigc  ftat^oli!  fiellt 
ftd^  etroa^  anbcr^  ju  biefer  grage.  6^  ift  Mannt,  bafe  nod^  in  unferen  S^agen  in 
ben  füblid^eren  Sfinbern  ©EorciSmen  (S^cufefeau^treibungen)  auögefül^rt  roerben, 
unb  jroar  nic^t  nur  oon  unroiffenben  3Wönd^en,  fonbern  aud^  oon  l^od^gejlettten 
©eifilid^cn.  SDie  fatl^olifd^e  Äirc|e  lefirt  eben,  bajB  2)ämonen  nod^  heutigen  Xa^e^ 
in  einen  aWcnfdjen  fal^ren  fönncn,  obrool^t  bie  fogenannte  ,,SBefeffenl^cit"  bod^ 
im  aflgemeinen  afe  eine  Äranf^eit  angefel^cn  roirb,  beren  9ktur  jeber  Arjt 
leidet  beftimmcn  fann,  unb  bie  alfo  in  feine  33cl^anbtung  gehört.  SBag  ber 
eine  atfo  Aberglaube  nennt,  ift  für  ben  anberen  ein  feftjie^enbe^  S)ogma. 
Selbft  auf  rein  roiffenfd^aftlid^cm  ©ebiet  oer^ält  e§  fid^  ä^nlid^;  aud^  ^ier 
fontntte^  bei  ber  grage,  ob  eine  Annal^me  abergtäubif^  genannt  roerben 
barf,  auf  bie  SBorau^fefiung  an.  ©o  fann  man  bie  3Röglid^feit  ber 
©olbmad^erei  nid^t  oödig  beftreiten.  SBiele«  fprid^t  bafür,  bafe  alle  unfere 
fogenannten  ©runbftoffe,  j.  35.  alle  5WelaIIe,  nur  oerfd^iebcne  ^Kobififationen 
beöfelben  Urftoffe«  finb.  golglic^  ift  e»  möglid^,  bafe  ein  aWetaH  in  ein 
anbcre«  oerroanbelt  roerben  fann,  jebod^  nid^t  mit  ben  SRittelu,  bie  unö 
augenblidtlic^  ju  ©ebote  ftel^en.  SBenn  nun  ein  bebeutenber  5ß^vfifer  eine« 
Zaqt^  —  roie  e§  tl^atfäd^lid^  oor  einigen  ^a^vm  gefd^a^  —  bie  a)iitteilung 
mad^t,  e«  fei  i^m  geglüdCt,  ein  HRetall  in  ein  anberc«  ju  oerroanbeln,  fo 
fiettt  man  fid^  natürlid^  roo^l  etroa«  ffeptifd^  baju;  abergläubifd^  jebod^  barf 
man  i^n  nid^t  nennen,  benn  möglid^  ijt  e«,  bafe  man  einmal  bie  Äraft  ftnbet, 
roeld^e  bie  SBeränberung  beroirfen  fann.  &n  berühmter  gorfd^er  roirb  aber 
nid^t  o^ne  ©runb  eine  fold^e  3nitteilung  in  bie  SBelt  l^inau^fenben.  Srjäl^lt 
jebod^  ein  anberer,  bafe  er  ©olb  gemad&t  f)abe  mit  §ilfe  beiS  ©teineiJ  ber 
SBeifen,  —  einei^  ©toffe«,  oon  bem  bie  alten  Ald^emifien  glaubten,  bafe  er 
nid^t  blofe  bie  SRetaUe  oerroanbeln,  fonbern  auc^  beren  SWenge  oermel^ren, 
bafe  er  alle  Jlranf^eiten  l^eilen  unb  ba«  geben  oerlängem  fönne,  —  fo  nennt 


^ad  Ser^ctltntö  bed  Xberglaubend  unb  ber  SKagie  ju  Steligion  2C. 


man  il^it  ol^iie  33ebenfen  abcrgläubifd^,  weil  bie  Sjiflenj  cineö  fold^en  Stoffes 
unferer  Äcnntni^  oon  ber  9latur  unb  bcren  ©cfcfeen  pöllig  roiberftrcitct.  älfo 
aud^  auf  rein  wijfenfcl^aftlid^em  ©ebiet  lommt  eö  auf  bie  SJorau^fefeungen 
beS  Sinjelnen  an^  ob  eine  9lnnal^me  älberglaube  genannt  n^erben  barf 
ober  nid^t. 

®anj  ebenfo  fieflt  fid^  bie  ©ad^e  in  ben  oerfd^iebenen  3^itötteni:  ob  eine 
annähme  abergläubifd^  genannt  werben  barf,  läfet  fid^  nur  nad&  ber  geiftigen 
@ntn)ide(ung  ber  gegebenen  ^dt  beurteilen.  99Sir  nennen  ben  abergläubifd^, 
ber  in  unferen  2:agen  an  ben  ©tein  ber  SBeifen  mit  feinen  rounberbaren 
@igenfd^aften  glaubt,  aber  bei  ben  geteerten  372agiern  be^  SRittelalterd  fann 
eine  fold^c  Stnna^me  nid&t  3lberglaube  genannt  werben,  ©ie  wußten  näm^ 
[id^  nid^t,  ba^  )ebe  SSeränberung  in  ber  92atur  fieti^  bad  Siefultat  einer 
großen  3Renge  oerfd^iebener,  jufammenflogenber  Urfad^en  ift,  unb  bajs  man 
barum  nid^t  mit  einem  cinjelnen  ©toff  fo  oerfd^iebene  SBirfungen  ^croor» 
rufen  fann,  mie  bie  Ummanblung  eine«  a)Jetane«  in  ©olb  unb  bie  ^Uung 
irgenb  einer  Jtranf^eit.  9tod^  weniger  mußten  fte  etmad  oon  bem  ©a|,  ber 
bie  ®runblage  für  bie  ganje  mobeme  ß^emie  bilbet,  bajs  bie  ©toffmenge  in  ber 
aßelt  unoeränbertid^  ijt;  fein  ©toff  fann  oerfd^minben,  neuer  ©toff  fann  nid^t 
l^roorgebrad^t  werben,  ©ie  meinten  im  ©egenteil,  fie  l^ätten  oft  ©toff 
oerfd^winben  fe^en,  §.  35.  beim  SSerbrennen;  e^  war  nad^  il^rer  Sluffaffung  ganj 
in  ber  Drbnung,  baft  ein  ©tüdf,  fo  grojs  wie  eine  ®rbfe,  oom  ©tein  ber  SBeifen 
ein  ^funb  Äupfcr  ober  33tei  in  oiete  ^funb  ®olb  ju  oerwanbeln  oermögc. 
SBir  fönnen  biefen  @(auben  nid^t  3lberg(auben  nennen,  benn  er  ftanb  gan} 
in  Uebereinftimmung  mit  i^rer  Sluffaffung  oon  ber  Statur.  @erabe  burc^ 
bie  oerfd^iebenen  mifeglüdtten  SSerfud^e,  ben  ©tein  ber  SBeifen  barjufteUen, 
lernten  biefe  alten  gorfd^cr  erfi,  bafe  biefei^  gegen  bie  Drbnung  ber  Slatur 
fei.  3)aburd^  würbe  aber  bie  SJel^re  oom  ©tein  ber  SBeifen  ftatt  einer  aBiffcn- 
fd^aft  aiberglaube. 

(Sbcnfo  oer^ält  e^  fid^  mit  ber  3lftrologie.  5Die  3lnna^me,  bafe  ber  Sauf 
ber  ©cftirne  bie  Urfad^e  ju  aßen  SBeränberungen  auf  (Srben  fei,  ift  ebenfo 
alt  wie  bie  ©efd^id^te  bc^  3Wenfd^engefd^led^teö;  jcbenfall«  fann  fie  bei  ben 
e^albäem,  bi«  ju  2000  Qa^rcn  oor  unferer  S^\ixei)nu\\%r  jurüdoerfolgt 
werben.  S)a  man  femer  wufete,  bafe  ber  Sauf  ber  ©eftirnc  ein  periobifd^er 
Uh  fo  jog  man  barau^  ben  ganj  natürlid^cn  ©djilufe,  bafe  e^  nid^t§  9leue3 
unter  ber  ©onne  gebe,  bajj  alles  fid^  wieberljole.  2ld^tet  man  alfo  auf  ba^, 
wai^  auf  ber  6rbe  gefd^iel^t,  wenn  bie  ©eftirne  eine  gewiffe  gegenfeitige 
©tellung  einnel^men,  fo  fann  man  oorauöfagen,  waö  gefd^el^en  wirb, 
wenn  biefelbe  ÄonfieHation  baS  näd^fte  3Kal  wieber  eijitritt.  S8on  biefen 
SSorauSfeßunaen  au§  entwidfelten  bie  ©^albäer  bie  2lftrologie  ju  einer  ooU^ 
ftänbigen  SBiffenfd^aft,  bie  oon  ben  gelehrten  SRagiern  beS  a)iittelalterä  auf* 
genommen  unb  weiter  gefül)rt  würbe.  3lber  ÄeplerS  ßntbecfung  ber  ©efefee 
für  bie  Sewegung  ber  Planeten  gab  ber  aftrotogifc^en  SBeiS^eit  ben  S^obeiS* 


Definition  bed  ^erg(au5end. 


flog,  atlfo  ein  neue^  Seifpiet  baoon,  bag  ha^,  load  3<^^ttaufenbe  l^inburd^ 
onerfanntc  SBijfcnfd^aft  gcrocfcn  ip,  §u  einer  fpäteren  3^*  ^^  ^ortfd^reiten 
ber  SBiffenfd^aft  jum  älberglauben  begrabiert  n)erben  lann. 

Oanj  ä^nlid^  ift  ba«  aSerJ^filtniö  be«  aberglaubeni^  jur  ^Religion.  Sn 
fel^r  Dielen  gStten  tfi  ber  Slberglaubc  nur  ia^  Ueberbleibfel  einer  früheren 
SteUgion.  SBad  el^ematö  oon  aDen  geglaubt  unb  offijieD  aner{annt  murbe^ 
lebt,  wenn  bie  betreffenbe  Sietigion  jerfäßt,  ate  polfötümlid^er  Aberglaube 
weiter;  ein  frül^er  ^oc^gepriefener  ®ott  lann  ate  fd^nöber  SJeufel  enben. 
eben  bai^  SBort  S)änton  erjäl^lt  un§  pon  biefem  Uebergang.  S)a« 
gried^ifd^e  daimon  bebeutet  nämlid^  von  Qan^  au3  ,,®ottl&eit",  bicnte 
aber  im  fpäteren  Stltertum  jur  Sejeid^nung  pon  ©öttcm,  bie  man  immer 
me^r  aU  Untergötter  be$  ^öd^ften  @otte$,  alfo  ald@ott^eiten  niebrigeren  Stange^, 
betrachtete.  %ld  enblid^  ber  fo  fd^on  abgefd^mac^te  ^olpt^ei^muiS  oom 
6^riftentum  offijieH  befeitigt  marb,  würben  bie  ,,Sl)ämonen"  ate  böfe  SBefen 
betradfttet  unb  lebten  in  ber  3;^at  im  Slberglauben  be^  SWittelalter^  oielfad^ 
ate  2^eufel  unb  Unl^olbe,  afe  SDämonen  in  unferem  ©inne  beiS  SBorte^,  weiter, 
ganj  wie  bie  SBiffenfd^aft  be^  aitertum^  ftd^  in  ber  9)Jagie  beiS  aWittelalter^ 
fortfe^t. 

ebenfo  ifi  e^  in  frül^er  SSorjeit  in  ?ßerfien  gegangen  bei  bem  Ueber* 
gang  oon  bem  alten  fieibentum  ber  oorl^iflorifd^en  tränier  in  bie  Drmujb'* 
religion  ^oxoa^tx^.  S)ie  oormaligen  ©ötter,  bie  (wie  nod^  ^eutjutage  bie 
©Otter  in  Qnbicn)  ben  Flamen  deva'g  trugen,  würben  größtenteils  }U 
Xeufeln,  ju  Untert^anen  beS  oerberblid^en  3l^rimanS,  gemad^t,  il^r  ÄultuS 
würbe  ftreng  oerboten  unb  in  ein  Sannen,  ein  abwel^ren  ber  fd^äblid^en 
3)iäd^te  oerwanbelt.  Somit  würbe  baS  perfifd^e  SBort  da6va(=  deva), 
ganj  wie  ba«  gried&ifd^e  daimon  fpäterl^in,  furjweg  bie  Sejeid^nung  eine« 
beutete,  unb  wenn  ber  jefiige  ?ßerfer  ober  Araber  oon  einem  böfen  „SDeo" 
fprid^t,  ober  mit  bemfelben  in  unl^eimlid^er  SSBeifc  oerfe^rt,  al^nt  er  wo^l  faum, 
bafe  biefe  Ausgeburt  feinei^  Slberglauben«  einfi  atö  ein  ®ott  oere^rt  worben  ifi. 

»ei  ber  ©ntwidfelung  ber  ^Religionen  im  Saufe  ber  3eit  jeigen  fid^  fil^n* 
lid^e  erfd^einungen,  wooon  wir  im  golgenben  mand^e  ©jempel  feigen 
werben;  wir  Wnnen  un«  be^i&alb  l^ier  auf  ein  einjelne«  »eifpiel  befd^rönlen. 
S)ie  Äird^enoäter  ber  erften  c^riftlid&en  Sal^ri^unberte  glaubten  an  S)ä=» 
moncn;  biefer  ©laube  war  ein  ©afe  ber  Äird^enle^re;  aber  auf  ber  anberen 
iSeite  bel^aupteten  fie,  bafe  bie  S)amonen  einem  wal^ren  Gl^riften  nid^t  fd^aben 
tonnten,  fo  bafe  oon  i^rer  ©eite  nid^t«  §u  befürd^ten  fei.  1000  3al^re 
fpater  ^atte  bie  Äird^e  entweber  ein  ©tüdf  gefunben  SKenfd^enoerflanbe« 
oerloren,  ober  bie  SReligiofitöt  war  bebeutenb  geringer  geworben:  jebenfalte 
war  eine  fel^r  wefentlid&e  aSeränberung  im  SSer^filtni«  ju  ben  SDämonen  ein* 
getreten.  S)ie  Äird^e  lehrte  jefet,  bafe  ein  jeber,  ber  e«  woDe,  fid^  bem  2;eufel 
oerfd^reiben  fönne,  woburd^  er  bie  3Kad^t  befomme,  mit  ^ilfe  oon  Meinen 
Teufeln  eine  3»enge  oon  ©treid^en  au«iufül^ren,  fid^  felber  jum  Slufeen  unb 


6  ^ad  ^et^öltmd  bed  ^erg(att5end  unb  ber  SRogte  su  dieligion  ic. 


bem  9)fi<i^flen  }Uin  @d^aben.  2)ie  jtird^e  bel^uptete  biefeS  2)ogma  f o  fireitge, 
ba|  ein  icber,  ber  beffcn  SR^tlgfeit  bejmcifelte,  f ofort  in  bcn  aScrbad&t  fom^ 
fe(6fi  mit  bem  Teufel  im  93unbe  ju  fle^n^  unb  f o(g(i(i^  ber  Tortur  unb  bem 
©d[ieiter^aufen  oerfatten  mar.  ©elbft  Sut^er  beftritt  biefen  Slberglauben 
nid^t,  fd  ba6  bie  fiel^re^  menn  aud^  mit  mefentßd^m  9lenberungen^  in  bie 
protefiantifd^e  Äird^e  überging.  3)ie  Sieformation  führte  bal^r  nid^t  bie  ge* 
ringfte  SSerönberung  in  ben  ^jenprojeffen  l^rbei,  bie  nod^  anbertl^lb  3a^r* 
l^unberte  lang  in  @uropa  fortmüteten,  b\&  bie  ftegreid^  burd^bringenben  Statur« 
miffenfd^aften  enblid^^  menn  aud^  (angfam,  bie  SHenfd^en  }ur  SSemunft  brad^ten. 
2)amit  oertor  fid(i  bad  S)ogma  oon  ber  S^eufetiSDerfd^reibung  in  ber  d^rift« 
lid^en  Jtird^e.  3lber  S^^atfad^  i{l  e&,  bag  biefe  ganje  Se^re^  bie  fär  un^ 
ate  ber  miberlid^fte  ä[berglaube  baße^t^  ben  eine  menfd^Iid^e  ^l^antafte  je  l^at 
erfinnen  Wnnen,  einmal  ein  wefentUd^er  %tü  ber  Steligion  gemefen  ijl 

^iefe  93eifpiele  mögen  genügen,  um  bai^  ju  bemeifen,  morauf  ed  ^ier 
anlommt.  Jteine  äbtnal^me  tann  auiS  bem  @runbe  fd^Ied^t^in  9lberglaube  ge« 
nannt  werben,  meil  jte  uniS  jefet  oerfe^rt  unb  ungereimt  erfd^eint.  ©ie 
ijl  Aberglaube  für  und,  meil  fie  im  SBiberflreit  mit  unferer  religidfen  unb 
mijfenfd^aftlid^en  Stuffaffung  fle^t.  3lber  e^  giebt  !aum  eine  Slmtai^me,  meldte 
mir  abergtäubifd^  nennen  merben,  bie  nid^t  einmal  ein  ©tüdC  eine«  religidfen 
ober  miffenfddaftlid^en  ©pflemiS  gebitbet  ^ätte.  äluf  biefe  Slelatioität  mug 
Slüdfftd^t  genommen  merben,  memt  mon  ben  Aberglauben  genauer  abgrenjen 
miH;  mir  muffen  beiJl^alb  fefl^alten:. 

'Aberglaube  ift  jebe  Annahme,  bie  cntmeber  feine  Sered^tigung 
in  einer  befiimmten  Sieligion  l^at  ober  im  SBiberftreit  fie^t  mit  ber 
miffenfd^aftlid^en  Auffaffung  ber  Slatur  einer  beftimmten  3^^^- 

Snit  anberen  SBorten:  eine  Anfd^auung,  bie  bei  einem  uncioilifterten 
SBilben  oieHeid^t  fogar  einen  jiemlid^  entmidCelten  religidfen  ©tanbpunft  bejeid^net 
unb  atö  fold^er  gead^tet  merben  mufe,  mirb  roal^rfd^einlid^,  menn  ein  gebilbeter 
SRann  unferer  Sage  fie  äujsert,  läd^erlid^er  Aberglaube  genannt  merben. 

S)er  Aberglaube  ift  alfo,  mie  mir  fe^en,  eine  merfmürbige  Srfd^einung. 
aßir  braud^en  ben  ©tanbpunft  nur  ein  menig  ju  oerfd^ieben,  unb  mir 
pnb  oöttig  bered^tigt,  nid^t  nur  bie  Sieligionen  ber  2Bilben,  fonbern  aud^ 
oiel  l^ö^ere  Sieligionen  iebenfaUi^  teilmeife  ald  Aberglauben  }U  be}eid^nen. 
Selben  mir  nämlid^  au«  oon  ben  aufgeflärtefien  rcligiöfen  SBorfieUungen  unb 
oon  ber  miffenfd^aftlid^en  Slaturanfd^auung  unferer  ^dt  unb  unterfud^  bann, 
mie  ba«  SRenfd^engefd^led^t  aDmä^lid^  ju  biefen  relatio  ooHfommenen  ä$or« 
fiettungen  gelangt  ift,  fo  fe^en  mir,  bafe  bei  oerfd^icbenen  SBölfern  ju  ocr^ 
fd^ebenen  Qtitm  ganj  anbere  Anfd^auungen  ge^errfd^t  l^aben.  S)a  mir  biefe 
afe  einen  überrounbenen  ©tanbpunft  betrad&ten,  muffen  mir  ba«  Siedet  ^aben, 
fie  afe  aSerirrungen  ju  bejeid^nen,  burd^  bie  ba§  SKenfd^engefd^led^t  fid^  im 
Saufe  ber  ^e\t  ^inburd^gearbeitet  l^at:  fo  mirb  aUeiS  ba«,  maö  nid^t  mit  unferer 
Auffaffung  oon  ben  S)ingen  übereinjHmmt,  Aberglaube. 


Definition  her  9Ragie. 


2)aiS  ift  bie  Setrad^tung,  bie  id^  bem  ^olgenben  ju  ®runbe  lege.  Sd^ 
fagte  oben«  bag  mt  ^ter  bie  ©efd^id^te  ber  menfd^ßd^en  ^rrtätner  burd^nel^men 
mürben,  golgltd^  muffen  wir  Don  unferem  eigenen  ©tonbpunft  afe  bem 
f)bd)^,  ber  büs^er  eneid^t  t{l,  auiSgel^  unb  unterfud^eti,  wie  bie  perfd^ie« 
bencn  obroeid^enben  Stnfd^auungen,  bie  3rrlümer,  ber  Aberglaube^  entponben 
unb  oneber  oerfd^wunben  finb. 

I?B|tnxfion  htt  Magie. 

hülfet  f)cibm  wir  audfd^liejslid^  oom  Slberglauben  gerebet  unb  bie 
3auberei,  bie  3»agie,  ganj  aufeer  S3etrad(>t  gelajfen,  jebod^  in  rool^lüberlegter 
abjid^t;  benn  ba«  eine  ifi  mit  bem  onberen  gegeben.  Aberglaube  ip  2:i^eorie, 
aWagie  ijl  ^prajiiS.  3)ie  3Kagie  entfpringt  aui^  bem  Stbergtaubcn,  ebenfo  wie 
ein  befUmmter  Jtultud,  ©ottedbienfl,  gonj  natürlid^  am  beftimmten  äSor- 
fletttmgen  pon  ber  ©ott^t  entfielet;  ober  wie  bie  Stnwenbung  ber  SRaturfrafte 
ber  Jtenntnid  berfelben  folgt  @laubt  man,  bag  ed  S)ämonen  giebt,  b.  1^. 
niebriger  fiel^nbe  geifUge  SBefen,  beren  ^ilfe  ber  aWenfd^  ftd^  entweber  er* 
faufen  ober  erjmingen  lann,  um  etmaö  }u  erreid^en,  boÄ  auf  anberem  SBege 
nid^t  eneid^t  werben  lann,  fo  wirb  man  gegebenen  gall^  natürlid^  oerfud^en, 
fid^  biefe  i&ilf^  J«  oerfd^affen.  3iebe  ^blung  ober,  bie  l^erauf  au^gel^t,  ifi 
Wagie.  (Staubt  man,  bag  bie  böfen  2)ämonen  einem  fd^aben  fönnen,  fo  wirb 
mon  natürlid^  fud^en,  fte  burd^  gewiffe  SKittel  l^ieron  }u  ^inbern  —  abermafe 
3attberei.  ©laubt  man,  bafe  attciS,  wa§  in  ber  SBelt  gefd^ie^t,  burd^  ben 
Sauf  unb  bie  ©teOung  ber  ©eftime  ju  einanber  beftimmt  ipt,  fo  liegt  e& 
nal^,  ba^  B6)xd\al  eined  SRenfd^en  burd^  bie  ^nfledation  im  ätugen« 
blicfe  feiner  ©eburt  ju  befdmmen  —  baö  aber  ijl  magifd^e  Äunft.  Äurj 
unb  gut: 

3ebe  ^anblung,  bie  auj^  Aberglauben  entfpringt,  ijl  3Wagie 
ober  3auberei.  Unb  wir  fügen  ^inju:  3cbe  ^anblung,  bie  oon  aber* 
gläubifd^en  SSorjlellungen  aui^  erflfirt  wirb,  wirb  aU  magifd^ 
aufgefaßt. 

SDer  Qxotd  biefe«  B^föfee«  ijl  wol^l  Mar.  S)enfen  wir  uni5,  bafe  ein 
SBilber,  befangen  im  Aberglauben  feineö  aSoße«,  einmal  bei  einigen  mäd^tig 
imponierenben  p^pfifalifd^en  SBerfud^en  jugegen  wäre,  bie  wir  mit  ißitfe  ber 
aSBiffenfd^aft  l^utigen  3;age§  ausführen,  fo  würbe  er  —  ba«  unterliegt  wo^l 
laum  einem  S^eifel  —  ben  ejperimentator  für  einen  großen,  gefäi^rlid^en 
Sauberer  anfe^en.  3)a  er  fid^  über  ben  93organg  nid^t  Ilar  ift,  mübtt  er  il^n 
oon  feinen  SSorjlellungen  aui5  crflären  unb  würbe  o^ne  S^ü^l  glauben,  bafe 
ein  9Rann,  weld^r  berartigei^  ooHbringen  lann,  mäd^tige  ©eijler  }U  feiner 
Skrfügung  ^aben  mug.  Wt  anberen  9Borten:  er  würbe  gan}  natürtid^e 
$^&nomene  aU  3auberei,  aU  magifd^e  Jtünjle,  auffaffen.  SBir  braud^en  aber 
gar  nid^t  fotd^e  erfonnene  Seifpiete  an§une^men,  um  ju  jeigen,  wie  eine  ^anb* 


8  S)a9  aSer^cUinid  bed  'übttqlimbmi  unb  ber  ai^agte  ^u  Sieligion  tc. 

lung  ate  3<^^^^^  aufgefaßt  loerben  tann,  obmol^I  {te  fär  ben  ^anbe(nben 
ganj  fttttörltd^  ijl  3)ic  ©efd^^te  weifl  genügenbe  Scifpiele  biefer  Slrt 
auf.  Uebcraß,  roo  ein  roeniger  ctotßfiertei^  SSoß  mit  einem  anberen  ju* 
fammenftdgt,  bag  eine  me^r  entoidefte  SBiffenfd^aft  befifet  werben  bie  SRefut 
täte  ber  leiteten  al^  3Ragie  aufgefaßt.  @o  roav  ei^  }.  93.  im  äJKttetalter^ 
al^  bie  Europäer  mit  ben  5Wauren  jufammentrafen,  bei  benen  bie  9latur» 
n)i{yenfcl^aften  eine  l^ol^e  Sntwidlung  erreid^t  ^atteit.  ^ie  ©elel^rten 
beg  aWittefatter^  waren  jum  gröjsten  ^^eil  aWänner,  bie  an  ben  Unioerfttfiten 
ber  5Wauren  ftubiert  l^atten;  aber  ba^  SBiffen,  ba«  fie  mit  jurücf brachten, 
mar  für  bie  unmiffenbe  SWenge  3Wagie.  S)ie  ©elel^rten  bejei(i^neten  fogar  felbft 
il^r  SBiffen  ate  ,,natürtid^  SRagie";  t^atfäd^lid^  mar  e«  jum  2:eil  nid^tÄ 
anbere«,  ate  mag  mir  jefet  9laturmiifenfcl^aft  nennen,  benn  e&  beruhte  junäd^fi 
auf  ber  ÄenntnüS  ber  SRaturgefefee.  ©o  fd^reibt  ©afpar  ©d^ott  in  feinem 
großen  SBerl:  Magia  universalis  naturae  et  artis  1657:  ,,9iatürlid^e 
3Wagie  nenne  id^  eine  gemiffe  Dcrborgene  Äenntni«  ber  (Se^eimniffe  ber  SRatur, 
moburd^  man,  menn  man  bie  3iatur,  bie  ©igenfc^aflen,  oerborgenen  Äräfte, 
©pmpati^ien  unb  9(ntipatl^ien  ber  einjelnen  S)inge  erfannt  ^at,  gemiffe  SBirfungen 
^eroorrufen  lann,  bie  benjenigen,  meld^  mit  ben  Urfad^en  unbefannt  finb,  feltfam 
ober  fogar  munberbar  erfd^einen."  $ier  mirb  alfo  gcrabel)erau2  gefagt,  bafe  ba«, 
xoa^  für  ben  eingeweihten  natürlid^  ifi,  bem  Unmijfenben  für  SRagie  gilt. 

©elbfi  bie  einfad^fle  unb  natürlid^jle  ^anblung  fann  mit  etma^  gutem 
SBitten  ate  S^uberei  erflärt  werben.  3Benn  ein  alte^  9Beib  einen  Slid^troeg 
über  ein  gelb  einfd^lägt,  fo  gel^ört  ba«  bod^  §u  ben  afltägUd^en  ©reigniffen. 
aber  oor  2  ober  3  Sal^r^unberten  mar  eine  berartige  ^anblung  lebeng» 
gefäl^rlid^.  2;raf  e«  fid^  nämlid^,  baß  ein  ©tüdf  aSiel^,  ba«  auf  bem  gelbe 
meibete,  einige  3^  nad&^er  franf  mürbe,  fo  mar  eg  natürlich  bie  ©d^ulb 
ber  alten  grau,  ©ie  l^atte  bag  aSiel^  mal^rfd^cinlid^  oer^e^t,  folglid^  mar  fie 
eine  ^eje.  6«  ift  nad^meigbar,  baß  oiele  ber  SBBeiber,  bie  in  ber  3^^^  ^^^ 
Sejenprojeffe  oerbrannt  mürben,  feine  gröfeeren  ©ünben  auf  i^rem  ©emijfen 
l^atten.  2)ad  mar  ber  ^ö^epunlt  bed  SSal^nmifteiS :  ganj  gleid^,  mag  ein 
SWenfd^  oomal^m,  eg  lonnte  ate  3Äuberei  aufgelegt  werben  unb  i^n  auf  ben 
©d^eiter^aufen  bringen.  — 

aSBir  l^alten  alfo  feft:  jebe  ^anblung,  bie  au«  Aberglauben  entfpringt 
ober  oon  abergläubifd)en  aSorfteUungen  aug  erflärt  wirb,  ift  aWagie.  Qnbem 
wir  fo  bie  9Ragie  auf  ben  Aberglauben  §urüdffü^ren,  oermeiben  mir  icben«» 
fattg  }wci  ©d^wierigfeiten,  mit  benen  frül^ere  gorfd^er  ju  fämpfen  Ratten. 
®rfteng  befommen  wir  eine  genauere  unb  fd^ärfere  Seftimmung  oon  ber  JRatur 
ber  5Wagie,  ate  eg  fonjt  möglid^  märe.  SDie  meifien  älteren  gorfd^er  l^aben 
unter  aWagic  SBirfungen  oerftanben,  bie  mit  §ilfe  ber  S)ämonen  erreid^t 
roerben;  aber  bag  ijt  nid^t  ganj  rid^tig.  S)enn  weber  in  ber  Ald^emie  nod^ 
in  ber  Ajtrologie  ober  in  ben  übrigen  Auguralwiffenfd^aften  ift  bie  Siebe  oon 
SDämonen  ober  ^ßlafe  für  fie,  unb  bod^  müßte  man  bag,  wa«  burd^  biefe 


3)efinition  ber  SÄagic.  9 

SBiffcnfd^aften  auiSgcrid^tet  loirb,  3^wt>crei  nennen.  SJaju  fommt  nod^  meiter, 
bag  n)o^(  ade  europäifd^en  935(fer  urfprflng(icl^  3^^^^^^^  getrieben  l^aben,  ol^ne 
and)  im  geringften  an  eine  SRitmirlung  ber  2)ämonen  babei  ju  benlen;  bie 
SWagie  fefet  alfo  ben  SJämonenglauben  nid^t  notroenbig  oorau^. 
S)oju,  ba6  eine  ^onblung  aU  magifc^  angefe^en  wirb,  ift  nid^t  erforberlid^, 
bafe  S)ämoncn  mit  im  ©piete  ftnb;  e^  ift  oöüig  genügenb,  baß  fie  au§ 
irgenb  einer  abergläubifd^en  SBorfteßung,  einerlei  roeld^er,  l^eroorge^t.  Unb 
gerabe  ba^  liegt  in  ber  2)eftnition,  bie  I)ier  gegeben  ifl. 

eine  no(^  piel  größere ©d^mierigfeit,  bie  mir  oermeiben,  ift  bie  ©  d^  e  i  b  u  u  g 
jmifd^en  3auberei  unb  SBunber.  @g  oerfie^t  fld^  Don  felbfi,  bafe  bie 
älelattmtät,  meldte  mir  in  $ejug  auf  ben  3lberg(auben  nad^gemiefen  l^aben, 
aud)  für  bie  aJiagie  gelten  muß,  wem  mir  biefe  mit  fiilfe  be«  Slberglaubeng 
befinieren.  hieraus  folgt  aber,  bafe  eine  fianblung  ober  ^Begebenheit,  meldte 
üon  einem  ©ejtd^t^punlte  aui5  ate  SBunber  aufgefaßt  mirb,  x>on  einem  anberen 
©efid^t^punfte  aud  3<^wberei  mirb.  SBenn  eine  ^anblung  Don  religiöfen  aSor* 
fieUungen  au^  erflärt,  b.  \).  menn  fie  afe  SRefultat  eines  bireften  eingreifend 
ber  ©ottl^it  aufgefaßt  mirb,  fo  ift  fie  ein  SBunber  für  ben,  ber  biefe  2luffaffung 
l^at.  SBtrb  bagegen  eben  biefelbe  ^anblung  oon  abergläubifd^en  äSorfleOungen 
au«  erflärt,  fo  ift  fie  SRagie. 

3ßir  ^ob^n  ein  fc^UtgenbeiS  ^eifpiel  bafür  in  ben  ^egebenl^eiten,  welche  fi(^  in  ^egppten 
ereigneten,  atö  SWofe«  bie  Suben  ou^fü^rte.  3m  n.  S.  3Kofe  7,  10—12  Icfen  roir;  „^a 
gingen  HRofe  unb  Slaron  hinein  ju  ^^arao  unb  traten,  wie  i^nen  ber  §err  geboten  ^atte; 
unb  Staron  roarf  feinen  ©tab  oor  ^^arao  unb  oor  feinen  Aneckten,  unb  er  warb  aur  ©erlange. 
3)a  forberte  ^^aroo  bie  SBeifen  unb  Qavbevtv;  unb  bie  ägpptifc^en  Qavhextv  tf^attn  auc^ 
alfo  mit  i^rem  ^efc^mören.  @in  geglic^er  warf  feinen  ^iab  von  [i^,  ha  würben  Seetangen 
barau«^  .  .  /  Unb  nad^l^er  roieberl^olt  boöfelbe  fid^  mehrere  SRale;  ba  aWofeg  baö  Söaffer 
ber  gtüffe  in  8Iut  oenoanbelt  unb  bie  ^röfc^e  oud  ber  @rbe  ^eroorruft,  t^un  bie  äBeifen 
badfelbe.  Slber  w&^renb  3Kofe§'  X^aten  ben  Suben  al«  3Bunber  baftanben,  weil  fie  burc^ 
baS  Eingreifen  beS  §errn  ausgeführt  würben,  werben  bie  äg^ptifc^en  ^riefter  Sauberer  unb 
Sefc^wörer  genannt,  obwohl  fie  ganj  baSfelbe  ausführten,  aber  mit  §ilfe  oon  falfc^en 
®5ttem.  geber  aber  fann  ftc^  fagen,  ba^  bie  SCeg^pter  bie  @ac^e  gerabe  umgele^rt  auf:: 
gefaxt  ffahtn :  9)2ofeS  galt  i^nen  als  ein  mächtiger  SauHvtv,  ber  viele  wunberbare  ^^aten 
üoUbrac^te,  aber  mit  ^ilfe  ber  ©ötter  fa^en  bie  ^riefter  ftc^  im  ftanbe,  ä^nlic^e  äBunber 
}u  »errid^ten.  @S  lann  nic^t  bem  leifeften  Qweifel  unterliegen,  ba^  bie  Slegpptcr  oon 
i^rem  (^efic^tSpunlte  auS  bie  ^inge  fo  aufgefaßt  ^oben.  ^ir  beftfen  noc^  @c^riften  aui 
ben  erften  c^ftlic^en  Sa^r^unberten,  auS  benen  ^eroorge^t,  ba^  bie  Reiben  bie  3Bunber 
3efu  unb  ber  Slpoftel  als  magifc^e  jlünfte  betrachteten. 

es  fommt  alfo  jebeSmal  auf  ben  ©tanbpunft  an.  3Ba«  für  ben  einen 
ein  SBunber  ifi,  meil  er  eö  fid^  mit  $ilfe  ber  ©ott^eit  auögefül^rt  benft,  an 
bie  er  glaubt,  ift  für  einen  anberen  Säuberet,  meil  er  nid^t  an  benfelben  ®ott 
glaubt.  äSieleS  oon  bem,  ma«  mir  im  ^olgenben  als  magifd^e  Jtünfte  unb 
3auberei  be^anbeln  merben,  ift  §u  feiner  3^*  wnb  an  feinem  Ort  als  eine 
religiöfe  ©eremonie  aufgefaßt  morben,  bie  ein  eingreifen  ber  ©ott^eit  ober  mit 
anberen  SBorten  „ein  äßunber"  beäroedte;  oon  unferem  ©tanbpunft  auS  bleibt 
eS  natfirlid^  Qavibexel 


10  ^ad  Ser^dlintd  bed  %bet%lmbtn^  unb  ber  ^a%it  ju  Sieltgion  tc. 


I^cr  (Sang  bBc  Mnfcrfutfrung. 

SBtr  l^aben  bi«  jcfet  5Red^enfd^aft  barüber  abgelegt,  roa«  unter  ^.Slber* 
gfoube"'  unb  „^aubexti''  }U  perfte^  ip,  unb  bamil  bie  ©tenjen  für  bie 
^^finomene  gejogen,  roeld^e  im  golgenben  be^anbett  werben  foßen.  @^  bleibt 
und  nun  nod^  äbrig,  in  lurjen  ^üQen  ben  @ang  unferer  Unterfud^ungen  ju 
beftimmen. 

@d  ^at  fflr  und  notürtid^  bad  grdgte  Sntereffe,  bie  @ntn)i(tlung  bed 
aberglaubend  in  ©uropa  ju  »erfolgen.  S)abei  bebarf  ed  inbed  nur  geringer 
ßenntniffe,  um  ;u  feigen,  ba^  bie  @ntn)i(Ilung  burd^aud  nid^t  in  einer  geraben 
fiinie  oon  einem  einzelnen  $unft  oud  Derläuft,  unb  bag  bie  ätnfänge  ganj  auger« 
l^alb  ©uropad  liegen.  SSon  ber  großen  aWaffe  abergläubifd^er  SSorfieflungen, 
bie  im  Saufe  ber  ^dt  unferen  ©rbteil  bel^rfd^t  l^aben,  l^t  nur  ein  fel^r 
geringer  Seil  feine  urfprünglid^e  fieimot  bei  ben  oerfd^iebenen  europäischen 
asaifem;  bod  meifie  ifi  oon  ben  Sßölfem  bcd  SKorgenlanbed  f)ex  importiert. 
S)ie|e  ©nffl^rung  ijt  jU  oerfd^ebenen  Seiten  unb  auf  oerfd^iebenen  SBegen 
oor  ftd^  gegongen.  Sßenigftend  3  ^auptqueOen  flnb  «für  ben  europaifd^en 
Aberglauben  nad^roeidbar  aujser  bem,  xoa^  urfprünglid^  oon  ben  einjelnen 
europäifd&en  SSölfem  l^erftammt.  S)er  erfie  ©nflufe  ging  oon  ben  ©l^albäcni 
aud  }u  ber3rit,  atdSHejanber  berörofee  in  ^ßerften  einbrang.  S)er  jmeite  ^aupt^ 
firom  ift  gemifd^ten,  jübifd^— äggptifd^— arabifd^cn,  Urfprungd  unb  gelangte  mit 
ben  3nauren  nac^  @uropa.  S)er  britte  enblid^  fam  in  ber  ^JRitte  biefed  3a^r« 
^unbertd  oon  2lmerila  l^ierl^er,  ijl  aber  mit  einer  ^iWenge  inbifd^er  (bub* 
bl^ftifc^er)  ©lemente  oermifd^t  roorben.  3eber  biefer  iOÄuptflröme  f)at 
feinen  eigenlümlid^en  ß^arafter  unb  ^ält  fid^  lange  S^it  ifoliert,  bid  er  fid^ 
fd^liejslid^  mit  ben  anberen  @trömen  mifd^t.  9Bir  muffen  bedl^alb  nid^t  nur 
ben  Sauf  jebed  einjelnen  oerfolgen,  fonbern  aud^  bie  Stefultate  i^rcr  SKifd^ung 
barlegen. 

ißaben  mir  fo  über  bie  2;i^atfad^en  unb  über  bie  formen,  meldte  ber  aber* 
glaube  unb  bie  3)}agie  im  Saufe  ber  3^t  amtal^men,  Sled^enfd&aft  abgelegt, 
fo  merben  mir  baju  übergel^n,  bie  Urfad^en  gu  ben  oerfd^iebenen  ©rfd^einungen 
}U  unterfud^en.  S)er  aberglaube  !ann  ebenfomenig  roie  fonfi  etmad  in  ber 
aSßelt  o^ne  Urfad^e  fein.  SBenn  ber  aJlenfd^  glaubt,  ein  ©efpenfl  }u  fe^en, 
fo  pe^t  er  aud^  ol^ne  Sw^^^W  irgenb  etmad.  @d  famt  ein  ©tüdf  ^m^  fein, 
bad  jic^,  oom  3)conbe  betcud^tet,  im  3uge  eined  offenen  genjlerd  fd^road^  be* 
megt;  ed  fann  aud^  fein,  bafe  bie  (grfd^einung  audfd^lie^lid^  in  einem  fronf- 
^aften  3wfianbe  bcd  ©e^imd  oom  Seobad^ter  begrünbet  ifi:  in  beiben  gftllen 
aber  ift  ed  unjroeifell^aft,  bajs  ttroaS  roal^rgenommen  mirb;  nur  biea)eutung 
bed  SBal^rgenommenen  ift  oerfel^rt.  ©o  liegen  hinter  allen  abergläubifd^en 
SBorfteHungcn  gemiffe  Beobachtungen,  bie  nur  unrid^tig  aufgefaßt  roorbcn  finb. 
S)er  aberglaube  befte^t  ja  in  Irrtümern,   ©benfo  aber  mie  ed  ein  3fntereffe 


3)te  religtöfen  SJorftcUungcn  ber  roilbcn  SJöffcr.  11 

f)Qt,  bie  3ntümer^  bie  falfd^en  S)eutungen  getoiffer  93eoba(i(itungen,  nad^' 
jumeifen,  fo  ifl  c«  ntd^t  loenigcr  von  Sntereffc,  bcn  pl^pjifd^en  unb 
pf9d^f(i^en  ^^änomenen  auf  bie  @pur  ju  lommen,  me(d^e  bie  '^eronlaffung 
}U  ben  3rrtümern  gegeben  f)abm.  ©rfi  bei  einer  fold^en  Unterfud^ung 
bdomxtii  bie  ganje  3lrbeit  il^ren  natürlid^en  3lbfd^(ug.  Xmn  befUmmte  3ln« 
fd^auungen  afe  Irrtümer,  afe  abergtouben,  §u  bejeid^nen,  ift  erfi  bonn  be^ 
teü^txQt,  menn  enoiefen  ift,  bofe  biefe  Slnfd&auungen  burd^  unrid^tige  ©rKärung 
gemiffer  ^l^tfad^en  entfianben  ftnb,  iDeld^e  nad^  ber  Jtenntni^  fpäterer  3^ten 
in  gonj  onberer  SBcife  aufgefaßt  werben  müjfen.  auf  biefe  abfd^Uefeenbe 
Unterfud^ung  (ege  id^  bal^er  in  meiner  ganjen  9(rbeit  bad  iQauptgemid^t.  Xa 
aber  bie  Söfung  biefe^  Seiten  unferer  Aufgabe  in  l^ol^em  ®rabe  erleid^tert 
wirb,  wenn  wir  ben  Slberglauben  big  auf  feinen  Urfprung  jurüdf  »erfolgen 
tonnen,  biiS  auf  bie  dngelnen,  formen,  bie  er  beim  primitioen  aRenfd^en  an^ 
nimmt,  fo  leiten  toir,  unfere  Unterfud^ungen  mit  einem  furjen  Ueberblidf  über 
ben  Aberglauben  unb  bie  Rauhem  bei  ben  milben  935Iter  ein. 


Äßer^Cauße  unb  3außerei  ßei  bcn  wiibzn  ^ötßern. 
3x2  religtJÖfcn  ©orpeUungen  ber  roilbcn  JBölhtt. 

vj/ie  filteften  gefd^id^tUd^n  Slad^rid^ten,  bie  mir  beftfeen,  ftammen  oon 
ben  9(eg9ptem  unb  bem  alten  d^albäifd^en  SSolf,  ben  9lttabem,  l^er;  biefe 
9lad^rid^len  reid^en  4000  Saläre  oor  unfere  geitred^nung  jurüdf.  aSon  einem 
früi&eren  g^^l^inft  ^«  lörnien  mir  bie  ©ntmidflung  be«  3Wenfd^engefd^led&td 
gefd^id^ttid^  nid^t  oerfolgen.  92un  zeigen  bie  ägpptifd^en  unb  aRabifd^en  Se« 
rid^te,  bafe  biefe  JBölfer  felbft  in  ben  älteften,  unbefannten  S^ten  grojse  9leid^e 
gebilbet  ^aben,  bte  oon  tnäd^tigen  Äönigen  be^errfd^t  unb  im  Sefi^  einer 
^o^en  Äultur  maren.  S)ie  Sendete  geben  uni^  alfo  nur  inbirefte  unb  un» 
fidlere  (ginblidfe  in  bie  SSer^ältniffe  be^  primitioen  SKenfc^en;  e^  mufe  bie 
fortfd^reitenbe  ©ntmidWung  langer  3eiten  oorauögegangen  fein,  e^e  ber  aRenfd^ 
JU  bem  ©tanbpunft  gelangt  ifi,  auf  bem  bie  3leggpter  unb  2lRaber  in  ben 
älteflen  gefd^id^tlid^en  3eiten  ftanben.  @ud^en  mir  juoerläffigen  3luffd^lu^  über 
mirttid^  primitioe  3uftänbe,  fo  müjfen  mir  unS  an  bie  nod^  ejiftierenben  milben 
338lfer  l^alten,  j.  So.  an  bie  Orönlänber,  bie  norbamerifanifd^en  ^nbianer, 
bie  5leger  in  3lfrifa  unb  bie  fxbirifd^en  SBölfer.  6«  fann  mo^l  faum  einem 
3meifel  unterliegen,  bafe  bie  abergläubifd^en  SBorftcttungen  unb  magifd^en 
Äünfie  aud^  biefer  aSölfer  eine  geroijfe  ©ntmidflung  burd^laufen  ^aben,  fo 
bafe  aud^  fie  feineiSmcgg  afö  bie  primitioften  3uftänbe  auf  biefcm  ®ebiete  an^ 
gefeiten  werben  bürfen;  aber  mir  fönnen  nun  einmal  bie  ©ntmidflung  nid^t 
weiter  jurüdfoerfolgen. 


12  'Xbttqfmht  imb  3<iuBerei  bei  ben  milben  SöRem. 

2)ie  religlöfen  aSorflettunacn  her  wltbcn  aSdttcr  finb  felbfteerfi&iblid^ 
nid^t  aQe  gleid^;  ober  tro^  ber  äSerfd^ieben^eiten  giebt  ed  bod^  fo  oiele  aber* 
einfümmenbc  gJunfte,  bajs  wir  jic  ganj  gut  gcmeinfam  be^anbeln  bürfen^ 
ba  mir  l^r  itid^t  auf  aUe  @in}e(^eiten  ein}uge^en  braud^en^  fonbem  nur  bie 
^auptjfige  ^erüorl^ben  werben.  9m  niebrigflen  f(i(ieinen  bie  Suftralneger 
}u  Uelzen,  weil  fie,  foroeit  belonnt,  feiate  SBorfieBung  oon  l^a^eren  SBefen 
^aben.  S^benfaHd  ftnbet  [lä)  {eine  @pur  oon  irgenb  meld^etn  Rultu^  bei 
il^nen;  aud^  ^oben  {te  nur  ganj  unbefUmmte  SSorfüSungen  oon  ber  (S^iflen) 
böfcr  ©eifler.  58on  ben  ©eelen  ber  Xoten  glauben  fie,  bafe  biefelben  nad^ 
einem  furjen  Stufent^alt  auf  ber  6rbe  ju  ben  SBoßen  emporfleigen,  roo  fie 
geroö^nlidd  bleiben;  jeboc^  liegt  lein  §inbemüS  für  fie  oor,  §ur  grbe  jurüdt* 
jufel^ren,  pe  roedjifeln  aber  bann  bie  garbe  unb  werben  SBeifee.  SDie  ©uropäer 
werben  fo  alfo  ate  SQBiebergfinger*)  angefe^en.  3)iefe  auffaffung  ^bert 
bie  Sluftralneger  jebod^  nid^t,  meifee  grauen  }U  l^eiraten,  wenn  bie  eine  ober 
anbere  gelegentlid^  in  i^re  ©efangenfd^aft  ger&t.  3^re  aSorfteßungen  oon  ben 
©eiftern  fd^einen  bemnad^  etroaö  unllar  unb  oerfd^toommen  ju  fein,  gemer 
l^aben  fie  ebenfo  loie  anbere  toilbe  93ölfer  3^^^^^^^/  ^^^  ^^  ^0^^  befonberen 
^^eranlaffungen  ju  ^ilfe  gerufen  werben,  }.  SB.  bei  Jtrant^eitdfäSen,  unb  bie 
in  berfelben  SBeife  unb  mit  benfelben  aWittcln  roirfen,  wetd^e  bei  anberen 
33öl{ern  befannt  pnb.  S)ie  9)iad^t  biefer  Sauberer  rü^rt,  wie  man  glaubt, 
öou  i^rem  oertrauten  Umgang  mit  ben  ®eiflern  ^er;  aber  ma^  ba3  für 
©eifter  Rnb,  ob  e^  bie  ©eelen  ber  SSerjlorbenen  finb,  beoor  biefe  bie  6rbe 
oerlaRcn,  ober  ob  e^  möglid&erweife  bie  böfen  ©eifter  finb,  weld^e  aud^ 
mitunter  befprod&cn  werben,  barüber  belommt  man  feinen  äuffd^tufe.  SSiel* 
leicht  finb  bie  eingeweil^ten  Sauberer  fid^  felbfi  nid^t  llar  barüber.  Seben* 
faß^  ift  unfere  Äenntni?  ^ieroon  eine  ju  geringe,  fo  bajs  wir  bie  auftrat 
ncger  l^ier  bejfer  außer  Setrad^t  laffen. 

S)ie  meiften  anberen  unjioilifierten  SB8l!cr  ftel^en  bod^  auf  einer  l^ö^ren 
Stufe  afö  bie  2luftralneger.  93ei  ben  afrifanifd^en  Siegern  unb  ben 
amcrilanifc^en  3>ubianern  fann  man  fd^on  jwifc^en  eigentlid^cn  reli- 
giöfen  aSorfteßungen,  ber  annähme  eineiJ  l^ö^eren  SBefeni^  unb  Aberglauben 
fc^eiben.  SDie  ^nbianer  ^aben  fo  i^ren  aWanitu,  bie  S3antuftämme  in  ©üb* 
afrifa  il^ren  2Kobimo  ober  aWolimo.  S)iefer  „große  ®eifi"  ober  biefe« 
„^öd^fte  SBefen"  fpielt  jebod^  feine  große  9lotte;  jebenfaß«  beten  fie  il^n  nie 
an.  S)er  ©d^öpfer  ber  SBelt  ift  er  nid&t;  e^er  nod^  fd^eint  er  bem  gfatum, 
©d^idffal,  ju  entfpred^en.  2)ie«  gel^t  jebenfaßö  au«  bem  ^croor,  xoa^  ein 
inteßigenter  Jlegerl^äuptling  unter  ben  33antug  ben  aWiffionaren  erja^lte: 

„3^r  q^lauht  alfo/'  fagtc  er,  inbem  er  auf  bie  Sterne  roieö,  ,,ba^  jnjifc^en  i^nen 
unb  auf  ber  anberen  Bdtt  oon  il^nen  ein  allmächtiger  $err  rool^nt,  ber  und  atCe  ge^ 
fc^affen  l^at  unb  unfer  Sater  ift?  Unfere  SSorfo^ren  pflegten  atterbing«  oom  $erm  be« 
öimmcl^  5u  reben,  unb  roir  bejeic^nen  bie  großen  leuc^tenben  glede,  bie  i^r  über  euren 

*)  ein  in  ber  beutfc^cn  aw^t^ologie  nic^t  feltenc«  Söort  =  ©efpenft,  OJeift. 


^ie  reltgtöfen  SovfteUungen  ber  n)iQ)en  Söüer.  13 


^ftuptem  fe^t,  al^  ben  9Beg  ber  ©ötter;  oBer  ed  fd^eint  und^  ba^  bie  IBelt  ftetd  ge- 
toefen  fein  mu^,  aufgenommen  ^enfd^en  unb  2:iere,  welche  nad^  unfeter  Slnftc^t  einmal 
einen  3(nfang  gehabt  l^aben  muffen,  erft  bie  X^iere  unb  bann  bie  SWenfc^en.  3cbo($  raiffcn 
mit  ni^t,  roer  fie  in  bie  SBelt  brachte.  SBit  beten  bie  ©eijiet  unfercr  SSorfa^ren  an,  unb 
vnt  bititn  fie  um  Siegen,  reic^Uc^e  @mte,  ©efunb^eit  unb  gute  ^ufna^me  bei  i^nen  nac^ 
bem  Xobe.'' 

S)ie  SBorfieBunöcn  ber  Snbiancr  pon  aWanitu  fd^cinen  äl^nlid^er  2lrt 
}u  fein,  ©ie  beten  meber  ii)n  noc^  bie  ja^freid^en  onberen  ©ötter  an.  3Jur 
bie  Äriegggötter  merbcn  oom  Häuptling  angerufen,  wenn  ber  ©tamm  einen 
3ug  unternimmt  3^re  anwerft  lur^en  @ebete  metben  gen)d^n(id^  an  bie 
aSerftorbenen  gerid^tet:  „©eifier,  ^abt  SWitleib  mit  mir  unb  jeigt  mir,  wo 
id^  einen  Sfiren  finben  famt."  ®in  Sieifenber  erjal^Ue,  bafe  er  einmal  mit 
einigen  Snbianern  ju  SBaffer  gereift  fei;  fie  famen  an  einen  ®ee.  S)ie  3n* 
bianer  nal^men  i^re  pfeifen  unb  fingen  an  ju  raud^en,  inbem  fie  bie  SBinbe 
anflehten,  ru^ig  ju  fein,  bamit  fie  o^ne  ©efa^r  über  ben  ©ee  lommeii 
Idnnten. 

äui^  bicfen  Sendeten  gel^t  l^eroor,  bag  bie  ®eifier,  por  aflem  bie  Seelen 
ber  SSerfiorbenen,  bajiad^  aber  aud^  9laturgeijler,  ben  Äern  in  ber  Sieligion 
biefer  SBilben  bilben.  SDie®eifter  burd^bringen  äße«,  fie  fd&abenober  nüfeen; 
fie  müjfen  beö^alb  oerel^rt  merben.  3)urd^  Opfer  unb  Sefd^mörungen  ber 
©eijlcr  fid^ert  ber  3Renfd^  fid^  einen  günftigen  @rfolg  feiner  Unternehmungen; 
mit  i^rer  ißilfe  fd^abct  er  feinem  Slad^bar,  ber  i^m  unred&t  get^an  l^at.  SDa§ 
roefentlid^fte  ©tfldt  in  il^rer  Sieligion  ift  alfo  2l6erglaube;  il^r  ÄultuS  iftHRagie. 

S)ie  Slrt  unb  SBBeife,  wie  bie®eifter  angerufen  unb  befd^moren  merben, 
ift  bei  aßen  SSölfern  nid^t  gleid^.  einige  menben  fid^  an  irgenb  einen  fid^t* 
baren  ©egenfianb,  in  bem,  mie  Re  meinen,  ber  ®eift  feinen  ©ife  ^at  (^etifc^). 
ainbere  bagegen  ^aben  feine  fid^tbaren  ©pmbole  für  bie  ®eifter.  Sei  anberen 
roiebcrum  fd^einen  beibe  formen  nebeneinanber  oorjufommen.  2)ie  Sieger  an 
ber  Äüfte  oon  ®uinea  Rnb  tppifd^e  Seifpiele  oon  getifd^bienern.  2Bic  ein 
gelif d^  entfielt,  ge^t  au^  folgenber  ^Darlegung  eine^  i^rer  Häuptlinge  ^eroor : 

^3Bcnn  jemanb  von  un§  bcfc^loffcn  f)ai,  ttma^  Söic^tigc«  üorjune^men,  fo  ift  ba<^ 
erftc,  toa^  er  tl^ut,  bag  er  ftc^  einen  ®ott  al«  §ilfe  ju  feinem  SSor^aben  fuc^t.  3"  biefem 
3n>e(t  ge^t  er  aui  unb  nimmt  bad  erfte  (ebenbe  (S^efc^öpf,  ba$  ftc^  il^m  seigt,  }um  (^ott, 
einen  §unb,  eine  Äaje  ober  auc^  eine«  ber  aUemiebrigften  2:iere.  @ö  fann  auc^  ein  Icb^ 
lofcr  ®cgenftanb  fein,  ben  er  auf  feinem  3öcge  finbet,  ein  ©tein,  ein  ©tücf  §ol8  ober 
roa«  e«  fonft  gerabe  ift.  2)iefem  neuen  QJott  bringt  er  gleich  ein  Opfer  bar,  erfWrt  i^m 
fein  SSor^abcn  unb  gelobt  i§m  feierlich,  bag,  menn  bicfe«  gelinge,  er  i^n  fernerhin  atö 
feinen  ®ott  betrachten  unb  i^n  e^ren  motte.  3ßcnn  baS  93orl^ttbe:i  alfo  glücft,  ^at  er 
einen  ntmn,  fel^r  nüjli(^cn  ÖJott  entbedt,  bem  er  jeben  2ag  opfert;  im  entgegengefe|jten 
5aß  »erroirft  er  ben  neuen  @ott  als  unbrauchbar;  berfelbe  roirb  bann  roieber,  roa«  er 
oor^er  mar." 

einen  ^öl^eren  ©tanbpunft  nehmen  bie  fübafrilanifd^en  Sieger  ein, 
roell  fie  fid^  an  ganj  beftimmte  ®eijler  menben  unb  biefelben  nid^t  unter 
irgenb  einer  fid^tbaren  gorm  anbeten,    e^  finb,  roie  mir  oben  fallen,  auj&= 


14  )N6erglaube  unb  3<<ube¥ei  bei  ben  loilben  I^Rem. 

fd^lic^lidö  bic  ©eificr  bcr  aSorfal^rcn,  bie  ©celcn  bcr  SSerfiorbencn,  bie  on» 
gerufen  werben;  jebod^  fte^n  biefetben  nid^t  aUe  auf  g(eid^er  ©tufe.  ^er 
So^n  menbet  fid^  befonber^  an  feinen  SSater^  a(S  ben,  meiern  er  am  beflen 
gefonnt  ^ot.  ®n  gulu  ^at  biefe  ganje  auffajfung  in  folgenber  SEBeife  bc» 
fc^eben: 

„3&IX  3c^nmr)en  elften  nid^t  aQe  unfere  Slmoton^Dd  (Sorfo^ren),  b.  i.  oKe  Zottn 
unfered  Stammet,  o^ne  Unterfc^ieb.  ^m  allgemeinen  rotrb  nur  bad  ^oupt  eined  jeben 
^aufed  von  ben  Jlinbem  bedfelben  angebetet,  benn  fte  Yennen  nic^t  bie  übrigen  Sorfa^ren, 
bie  tot  flnb,  auc^  fennen  fie  nic^t  i^e  Spanien.  Aber  mit  i^rem  Später,  ben  fie  fannten, 
beginnen  unb  beenben  fte  i§r  (3thti,  benn  fte  fennen  i^n  unb  feine  Siebe  su  feinen  ihnbem 
am  beften.  @r  roirb  und  in  berfelben  Steife  be^anbeln  m^  je|t,  ba  et  tot  ift.  @o  ift 
ed,  obwohl  xoic  bie  oielen  ^matongod  unfered  Stammet  anbtitn,  bie  einen  biegten  Qaun 
um  und  SU  unferem  3c^u^  bilben ;  boc^  gilt  unfer  Sater  und  roeit  ^d^er  ald  aUe  anberen, 
menn  roir  bie  ^motongod  e^ren.  Unfer  Sater  ift  ein  großer  Sc^aj^  für  und,  fetbft  mtnn 
er  tot  ift.  3öenn  Äranf^cit  im  Äraal  ift,  preip  ber  ditefte  So^n  i^n  mit  aW  ben  efyctn- 
voUtn  Seinamen,  bie  er  im  5lampf  unb  in  ber  3(^Iac^t  gemann;  jugleic^  pvtift  er  aber 
auc^  atCe  bie  übrigen  ^matongod." 

ffiir  roiffcn  auc^,  wie  fold^  eine  Anrufung  unb  l'obprcifung  ber  ®eifter  bei  biefen 
6tömmen  audgeübt  mirb.  92atür(ic^  ift  fte  mit  Opfern  an  bie  G^eifter  oerbunben;  na(^' 
bem  badSnnere  beö  Dpfertiercd  §eraudgenommen  ift,  ruft  ber  Häuptling:  „3^r,  ©cifter 
meiner  Sorfa^ren,  empfanget  bicfed  Opfer,  ed  ift  eure  Speife.  @tbt  mir  ®efunb§eit  nac^ 
eurer  Sarm^sigfeit!''  ^Id  ein  guted  3^4^"  ^i^^  ^^  angefe^,  menn  bad  2;ier  »ä^« 
renb  bed  8(^Iac^tend  brüOt;  bann  ruft  man:  „Srütte  laut,  bu  0(^fe  unferer  ©eifter!" 
(Sin  Xeil  bed  Sluted  unb  ^tted  mirb  an  einer  abfeitd  gelegenen  SteQe  oerbrannt,  unb 
inat  bad  ^ttt  mit  ^iauc^mert  ju  einem  fü^en  ©eruc^  für  bie  @eifter ;  banac^  beginnt  bie 
Opferma^l5eit.  ^er  ^öupUing  gef|t  bann  mit  einem  Wiener,  melc^er  eine  Speifematte 
trdgt,  )um  äu^erften  @nbe  ber  Ginfriebigung  fürd  Sie^  unb  ruft:  „fftuf^t,  StiQe!  3c^  ^^ 
euc^,  i^r  ®eiftcr  unferer  Säter,  bie  i^r  fo  gro^e  unb  cble  Xf^cAtn  vox  und  audgefü^ 
f^abt,  um  guten  (Srfolg  unb  ®(ü(t.  2ic^  ^i^te  euc^,  i^r  moQet  meinen  Itraal  mit  Sie^ 
füUcn,  meine  6c^euern  mit  Äorn,  meine  Käufer  mit  Äinbem,  bamit  i^r  nie  aud  unferem 
OJebäc^tnid  fc^roinbet." 

aBä^renb  bic  fübafrüanifc^en  Stämme  neben  ber  red^t  l^übfd^en  SSer* 
e^rung  ber  SJcrftorbenen  feinen  getifd^bienft  ju  ^aben  fd^einen,  ifl  biefe«  bei 
ben  norbomcrifanifd^en  Qnbianern  roo^l  ber  gatt.  3Bir  fallen  oben,  wie 
biefe  SSölfer  o^ne  weitere  Zeremonien  unb  o^ne  fid^  an  einen  fid^tbaren 
©egenftanb  5U  roenben,  (Seifter  unb  SBinbe  anrufen.  2Jon  benfelben  3nbi» 
anem,  bem  S)a!otaftamm,  wirb  erjS^lt,  bofe  fic  fein  befümmte«  Öilb  an* 
beten;  jte  l^aben  infotgebeffen  aud^  fein  gottedbienftlid^e«  ©ebäube.  S)a* 
gegen  finbet  man  nid^t  feiten,  bo&  foCd^  ein  ^nbianer  ben  erfien  beften  runben 
©tein  aufnimmt,  i^n  bematt,  bann  wenige  ©d^ritte  oon  feiner  SBo^nung 
fortgebt  unb  ba«  ®ra«  in  einem  Jlreid  oon  1—2  gufe  S)urd^meffer  ausreifet. 
$ier  ftettt  er  ben  ©tein  ober  feinen  ®ott,  wie  er  i^n  bejeid&nen  würbe,  auf, 
opfert  i^m  etwa«  2:abaf  unb  einige  gebern  unb  fielet  il^n  an,  if)n  oor 
einer  ©efal^r  ju  bewal^ren,  oon  ber  er  wa^rfd^einlid^  geträumt,  ober  bie  er 
fid^  fonft  irgenbwie  eingebilbet  ^at.  @d  befielt  atfo  getifd^bienfi  neben  ber 
bireften  ^inweitbung  an  bie  ©eifier. 


Sic  religiöfc  a)lttgic  ber  roitotn  3U)Uet.  15 


®iß  religifife  Magie  ber  roilben  ©ölker. 

SBo^  wir  oben  g^WIbert  i)abm,  ift  junäd^ft  bie  2trt,  wie  ber  einjelne 
^riwitniann  bie  ©eifier  oerel^rt  ober  befd^todrt.  S)ieg  finbet  jebod^  im 
aQgemeinen  n)0^(  nur  bei  ben  gewö^nlid^en  @rlebnijfen  beiS  täglid^en  Seben^ 
flatt.  @obalb  ed  ftd^  bagegen  um  emflere  Segebenl^eiten  l^anbelt,  mo  ber 
einjelne  fxd^  nid^t  mel^r  auf  Rd&  oerloffen  barf,  j.  33.  in  ftranfl^eitöföllen, 
ober  menn  bo^  äBo^I  be^  ganjen  ®tamme^  auf  bem  Spiele  flel^t^  j.  S3. 
menn  ftrieg  au^brid^t,  menn  anl^aüenbe  S)ürrc  bie  SQSeiben  ober  S^gb» 
grflnbe  ju  oemid^ten  brol^t,  fo  bebarf  e«  eine^  oon  ben  Oeifiem  befonberS 
begünfligten  9RittIer^,  um  bie  notmenbigen  ßeremonien  au^jufül^ren,  bie  bem 
38ott  bie  ißUfe  ber  l^ol^en  SIKäd^te  fidlem  f ollen,  ©old^e  aWittler,  ^riefter, 
3auberer^  ober  loeld^e  Se^eid^nung  man  mäl^(en  rniH^  finben  fld^  bei  allen 
wilben  aSöffern.  ©ie  finb  unter  oerfd^iebenen  9lamen  befannt.  S)ie  fibiri«' 
fd^en  SBötfcr  l^aben  il^re  ©d^amanen,  bie  amerifanifd^en  Snbianer  il^rc  foge« 
nannten  ÜDlebijinmänner,  bie  j.  33.  bei  ben  S)a!otag  aRu^fiKroininee,  bei  ben 
äBinebago^  ^tabämininee  genannt  werben.  @benfo  bei  ben  afrifanifd^en 
aSölfern;  bei  ben  3ulu  werben  fie  Öfi^n^anga,  bei  ben  33etfd&uanen  SRgafa 
u.  f.  f.  genannt,  ©ie  finb  überall  Stegenmad^er,  Slerjte  unb  SBei^fager,  bie 
gute  ajorieid^en  oerfd^affen  unb  einen  glüdEIid^en  äui^gang  bc^  Äriege«  fidlem; 
burd^  i^re  magifd^en  jtfinfie  oerl^elfen  {te  bem  einjelnen  aud^  wol^l  jur  Städte 
an  feinen  geinben,  ju  einer  glüdflid^en  33eute  auf  ber  Söflb;  furj  allein, 
roa^  jur  3^^^^^^^  gehört,  übemel^men  fie. 

@d  tDflcbe  un^  natürlich  3U  weit  inS  detail  führen,  loenii  wir  bie  Zeremonien  unb 
magifc^en  Operationen  ber  SÄebijinmftnner  bei  ben  oerft^iebenen  Sölfem  burd^nä^men; 
auc^  !ennen  n>ir  fie  nic^t  genau  genug.  3^^  n>ö§Ie  bo^er  ben  9lu$n>eg,  einzelne  3^9^ 
oon  Sölfem,  bei  benen  man  jufäßigermeife  fold^  eine  Zeremonie  befonberS  gut  beoba(^tet 
f^t,  SU  fammeln.  StUerbingS  mirb  bie  @($i(berung  nid^t  genau  auf  ein  einjelneS  Solf 
paffen;  bie  Zeremonien  fomo^I  wie  bie  3lnf(§auungen  finb  an  oerfc^iebenen  Orten 
natürlich  oerfc^ieben;  jeboc^  liegt  feine  befonbere  @c^n)ierig!eit  hierin,  ba  eS  ftc^  für 
und  ja  nur  um  eine  attgemeine  Uebcrfid^t  l^anbelt. 

^ie  Zeremonie,  mit  ber  neue  3)lebi3inmönner  bei  ben  SBtnebagod  in  ^lorb« 
amerifa  eingeweiht  werben,  wirb  bad  3Rebijinfeft  genannt  unb  ift  eine  fe^r  alte  Jn* 
ftitution,  bie,  wie  faft  jebcd'  i^rer  gefte,  jum  grofien  ^cil  in  ^anj  befte^t.  2)ie  9)iitglieber, 
welche  baran  teilnehmen,  bilben  eine  Oemeinfc^aft  für  fic^  unb  ^aben  gewiffe  ©e^eimniffc, 
bie  9K(^tmitgliebem  niemals  mitgeteilt  werben.  @d  ift  bed^alb  auc^  me^r  bie  äußere  @eite 
ber  <Sac^,  bie  wir  fenncn ;  wad  bie  neuen  ^ebijinmänner  lernen,  unb  in  welche  ®e^eim$ 
niffe  fie  eingeweiht  werben,  wiffen  wir  nic^t.  ^ber  ed  liegt  boc^  na^e,  an^une^men,  bag 
ed  bie  ^anblungen  unb  öefc^wörungdformeln  finb,  welche  in  gegebenen  fällen  gebraucht 
werben  follen.  $on  biefen  gormein  fennen  wir  genügenb  oiele,  um  baraud  fc^liegen  ju 
bürfen,  baft  wir  nic^t  oiel  oerlieren,  felbft  wenn  wir  niemals  Äunbe  oon  ben  übrigen 
erhalten. 

2)ad  geft  felber  wirb  nic^t  ju  irgenb  einer  beftimmten  3«»*  abgehalten,  fonbem  erft 
wenn  jwei  ober  mehrere  ^erfonen  bie  Slufna^me  in  bie  ©emeinfc^aft  begehren.  3)ann  werben 
bie  notwenbigen  SSorbereitungcn  getroffen  unb  Zinlabungen  an  ältere  SKitglieber  auSgc« 


16  Aberglaube  unb  3<iubem  bei  ben  toilben  $ö(!eni. 


fertigt,  beren  Slnioefen^eit  geioünfc^t  roirb.  ®d  nehmen  alfo  nid^i  aüt  SRitgßeber  ber 
©emcinfc^aft  baran  teil,  ^a^  geft  wirb  in  einer  fpejiett  baju  eingcri($teten  i>ütU  ab* 
gel)alten,  beren  Oroje  f«^  nac^  ber  3q^I  ber  ©clobenen  richtet.  3n  bicfer  i^ütte  fi^^n 
bie  SJhtgUeber  an  ben  beiben  Vctngdfeiten;  ber  mittlere  diaum  ift  frei,  um  ^lo^  für  bie 
ionjenben  s«  §aben.  a5ie  neuen  Äanbibaten  muffen  brei  läge  faften,  e^  fte 
gemeint  werben;  mdl^renbbeffen  merben  fte  oon  bem  alten  Webi}inmann,  ber  bai^  ^t\t 
leitet,  an  einen  geheimen  Ort  geführt  unb  in  olle  äRpfterien  ber  ®efeaf(^aft  eingeweiht. 
9(u(^  untersic^en  fte  fic^,  roie  man  fogt,  roä^renb  bei^  gaften«  ftrengen  ©(^roiljfuren,  inbeni 
fte  mit  !teppi(^en  bebectt  unb  bem  ^ampf  geioiffer  SBuraeln  audgefeft  werben.  SBenn 
bie«  überftanben  ift,  fangen  bie  Zeremonien,  an  bencn  bie  ©elabencn  teilnehmen, 
an.  Xit\tlbtn  befte^en  in  Xanj  unb  Sieben  ber  alten  SRebiainmdnner,  fotoie  in  einer 
äRenge  tounberli(^er  ^anblungen;  fo  beginnen  unter  anberem  alle  Alteren  auf  ein  gegebene« 
3ei($en  ^in  äjßargbemegungen  ju  machen  unb  fpucten  bann  juleft  eine  Heine  ^^uf^elfc^ale 
au«,  ^iefe  wirb  ber  ^ebijinftein  genannt;  fte  be^upten,  bag  fte  benfelben  beftdnbig  im 
SRagen  aufbewahren  unb  nur  bei  biefen  feierlichen  (Gelegenheiten  an^  idid^t  bringen.  !^ie 
93emerfung,  ba(  fold^e«  fc^lec^t^in  unmöglich  ift,  ift  wo^l  flberpfftg.  SnUi^t  belommt 
jeber  ber  9{ooi)en  einen  HRebi^infacf,  b.  f),  eine  iufammengend^te  2:ier^aut,  gefüllt  mit 
verfc^iebenen  dtaritdten,  fowie  einen  SRebijinftein  in  ben  ^unb.  ^amit  ftnb  fie  in  bie 
93rüberf(^aft  aufgenommen. 

3m  ^ebtjinfact  werben  natürlich  alle  bie  ^egenftänbe  aufbewahrt,  bie  fte  bü  i^ren 
magifcben  Operationen  benu^en;  barunter  oerfd^iebene  SBurseln,  bie  fte  mögltc^erweife 
wirfltc^  al«  ipeilmittel,  namentlich  sur  ^unbbe^anblung,  anwenben;  ougerbem  oerfc^iebene 

3:eile  oon  Vieren   unb  ein« 
gig.  1.      \i     ^_^       ^  8«In«  aJKneralien.    2)ic  mirfs 

"    "  famften  öeftanbteile  ber  3Re^ 

bijin  eine«  alten  'Binebago« 
^öuptling«  waren  nac^  feiner 
eigenen  Sleufterung  ein  fleiner 
6tein,  ber,  wie  ft(^  zeigte, 
ein  Qtüd  natürlichen  jlupfer« 
war,  fowie  ein  @tücfc^en 
Unoc^en,  ba«  nac^  feiner  ^^ 
^auptung  oom  großen  iRebt» 
jintier  ^errü^rte.  Triefe«  lier 
jeigt  ftc^  ben  SWebisinmännem  nur  ab  unb  ju  in  i^ren  Xräumen  unb  lommt  fonft  nic^t 
ouf  ®rben  oor.  95on  ber  $anb  be«fclben  Häuptling«  befijen  wir  nebenfte^enbe«  33ilb  be« 
großen  S^^ebi^intiere«. 

3Wan  fic^t  l^icrau^,  wie  bie  freie  ^l^antaFie  bie  geringe  praftifd^e  6r« 
fo^rung  üoUftänbig  bel^errfd^t,  loeld^e  biefe  Seule  oiellcici^t  roirflid^  befifccn. 
3^re  fräftigfte  3Kebijin  finb  nid&t  bie  SBurjeln  unb  Oiftftoffe,  beren  SBirfung 
fie  jufäHiöenüeife  entbedft  l^aben  fönnen,  fonbem  S)inge,  bie  fie  gor  nic^t 
fennen,  unb  bie  gerabe  beel^atb  i^re  ^^antafie  in  tebtiaftc  Seroegung  gefegt 
l^oben,  fo  baß  fie  benfelben  eine  SJIenge  inriftifd&cr  Äräfte  beilegen.  S)iefer 
3ug  finbet  fid^  burd^ge^enb^  bei  ollen  roilben  SBöHern. 

3n  einer  fübafrifanifc^en  ifegenbc  oon  ber  großen  geucrfc^Iangc  wirb  ersä^ll,  bafe 
5u  ber  ^cxt,  al«  bie  ^oUönber  in«  i'anb  (!Rotal)  !amen,  eine  grofee  Schlange  mit  einem 
geucrfopf  in  einem  Xcic^e  lebte.  35a  gefc^o^  c«,  baft  einige  Scute  oon  Slmangwane  !amen ; 
fte  legten  ftc§  auf  bie  Sauer  unb  fc^nitten  ber  ©erlange  ben  Äopf  ab,  al«  fie  au«  bem 


2)ie  religiöfe  Wta%U  ber  toUben  SSöder. 


17 


5i«.  2. 


S3«ffe¥  !n>(^;  ober  bev  9htmpf  ber  Schlange  30g  fu^  loiebet  ind  SBoffer  puüd,  uttb  ber 
2:ei^  trotfnete  fofort  aui.  Xa  n>urben  bie  ©c^toargen  bange  unb  gingen  au  ben  ^oUdnbern 
unb  fragten,  wa«  fte  t^un  foßtcn.  2)ie  roeifien  SWänner  ^örlen  bie  ^rjäl^Iung  an  unb 
fragten  unter  anberem:  ^3Ba8  f^ohi  i§r  mit  bem  5topf  unb  bem  nddjjlen  6tücf  beä  geibe« 
gemacht ?**  ^e  et^roarjen  antworteten:  ;,3Bir  l^atten  bie  SR^in  niHig,  xm  un«  su  furieren." 
:Die  ^oOdnber  fa^:  „^a&  moUt  i^r  eigentlid^  mit  ber  9SAistn,  ba  i^  fie  »on  einem 
Xier  ^pMmmtn  f^tM,  bad  i^  ni^t  fennt?''  3)ie  ^(^ar^en  enoiberten:  ^9Bir  tiyteten  hai 
Xiet,  gerobe  weil  e«  ein  2:ier  war,  bad  wir  früher  nie  gefe^en  l^en;  wir  wollen  cd  mit 
unferer  anberen  SWebiain  oermifc^en."  SDie  0cs 
f(^(^te  fpric^t  genügenb  für  fic^  unb  bebarf  feiner 
wetteren  (Srtidrung. 

3fl  ber  Snl^alt  be«  aWebtiinfade« 
TDunberßd^,  fo  ifl  bie  Slnwenbung  feine« 
Sn^altei^  rrid^t  weniger  fonberbar. 

93ei  Dielen  aSSKem  ftnben  ftd^  aud^ 
intereffonte  älnfd^ammgen  barüber,  n)0 
i^r  aßiffen  ^erpamme.  ©0  glauben  bie 
3)Älotatnbianer,  ba§  e«  i^en  üon  Unk- 
ta-he,  bem  @ott  ber  ©ewäffer,  mitgeteilt 
fei.  er  unb  feine  Segleiter  jeigen  fid^ 
ben  ^ebi}inmännern  im  3^raume.  @r 
ifl  bod  Oberl^oupt  aDer  ®eifter  unb 
teilt  ben  aWebijinmftnnem  i^re  übematür» 
lid^e  "Sla^t  mit. 

flebenfie^enbe  ^gur  2  fteOlt  bie  9ßo|mmg 
biefeiS  ©otteft  unb  feiner  ^Begleiter  bar;  fie  wirb 
fo  erUört:  2)er  innere  jtreid  bebeutet  bad  äßoffer; 
9lx.  7  ift  ber  ^Htuptgott.  9h:.  d,  4,  6,  6  finb  feine 
Begleiter.  9h:.  2  ift  ein  Snbianer;  3lx.  8  ift  bie 
SBett,  bie  ben  gansen  9laum  jwifc^en  ben  swei 
Äreifen  umfaßt;  9h:.  1  ift  ein  glu^  mit  einem 
ii^ianifc^en  ^orf  omUfer;  9)r.  11  fmb  2:§flren, 
bie  bie  dK^tter  mit  ber  SIßelt  oerbinben.  9h:.  9 
fteOt  ben  »lit  bar^  weld^  bie  Begleiter  bed 
Öotte«  au  i^rer  SSerteibigung  gebrauchen.  3lx.  10  ftnb  ödume,  welche  in  ben  SBÄibem 
an  ben  Ufern  wac^fen. 

t>tt  gnbianer,  wel(^  biefe  ^eic^nung  entwarf,  erjä^,  Unk-ta-he  fei  au«  bem  See 
emporgeftiegen  unb  ^abe  i^  be»or  er  geboren,  vm  feinem  ^orfe  «m  gfluj  mit  fi<|  in  bie 
gro|e  Xiefe  ^nabgeffi^rt.  Wd  er  auf  btefer  f^rt  bei  ben  anberen  Göttern  vorbeigefommen 
fei,  ^obe  wn  jeber  oon  i^nen  i^m  einige  gute  9latf(^rAge  gegeben,  oom  legten,  9h:.  B^  ^obe 
er  eine  Trommel  erhalten,  unb  ti  fei  i^m  gefagt  worben,  bag  i^m  ade«  na(^  SBunfc^ 
ge^  würbe,  wenn  er  auf  fie  fc^Iüge  tmb  bie  3<mberworte  gebrauchte,  bie  er  oon  ben 
dbttem  tn  ber  ^iefe  gelernt  ^tte.  Wa<^  biefer  Unterweifung  fei  er  von  Unk-ta-he  wteber 
«ttf«  trwfene  £anb  ^inoufgeffi^  unb  oon  einem  fßeibe  in  ber  (^eftolt  eine«  t!lttbtaner«  ge$ 
boren  worben. 

IboB  ip  alfo  bie  äluff off img  ber  Webijinm&nner  Don  ber  Urfo^e  tl^er 
Obematfirlid^eii  ^aöft    Bie  braud^en  blog  i^e  aBfinfd^e  ju  änfsetn,  fobomt 

Sc^nann,  Stberglau^e  unb  ^auborci.  2 


lg  'äbtxqfaubt  unb  3<^^^  ^  ^^^  to\ü>tn  Sölteni. 


auf  bic  2:rommeI  ju  fd^lagen,  unb  gewiffe  t)on  ben  ©dttern  oorgcfd^riebcne 
Geremonicn  oorjunc^mcn,  f o  rid^tcn  biefelben  ftd^  nad^  il^ren  SBttnf d^en.  S)c«l^alb 
formen  fie  aud^  ba  ^ilfc  leificn,  wo  gctodl^nlid^e  3Wenfd^en  feinen  auÄtoefl  fel^. 

SBir  vooüm  nun  bie  magif d^en  Operationen  genauer  betrad^ten,  n^eld^e 
fte  in  oerfd^iebenen  ^Den  amoenben.  Stegemnanget  ift  notürtid^  eine  ber 
fd^timntfien  plagen,  rotl^t  bie  98Uben  l^imfud^  tarnt,  m&Qm  fte  nun  mit 
bie  fübafrilanifd^en  ©tftnnne  SBiel^jud^t  treiben,  ober  wie  bie  Snbianer  Sfiger 
fein.  9Benn  baS  SSiel^  nid^t  mel^r  genügenbe  Sla^runfl  auf  ben  SBJeiben  finbet, 
ober  romn  ba&  Sßilb  niegen  ber  S)ärre  anbere  ©egenben  auffud^t,  fo  muffen 
bie  3)Jebi}imnänner  Sleflen  fd^affen.  3u  bem  3»^  fügten  pe  in  ber  (ginfam^ 
feit  oerfd^iebene  »efd^roörunflen  auÄ,  bie  nid^t  weiter  befoimt  finb;  g^d^J^tig 
oerorbnen  fie  aber  eine  Sleil^e  allgemeiner  gefilid^feiten  ju  eieren  ber  ©ötter, 
unb  ba^  fd^eint  eine  ganj  fluge  unb  praftif^e  @inrid^tung  )u  fein:  2)enn 
föroten  fte  baiS  93olI  nur  ba^in  bringen,  bag  ed  fid^  genflgenb  lange  amflftert, 
fo  fommt  ber  SRegen  jule^t  mo^l  oon  felbfL  aSBenn  aber  bie  Oebulb  bei^ 
S3o(fe^  oor^er  aufl^ört,  fo  gel^t  ed  bem  iIRebi}inmann  natflrlid^  nid^t  beffer 
ate  bem  getifd^,  ber  bie  Erwartungen,  bie  man  an  il^n  fiellt,  nid^t  erfüllt, 
©ein  fieben  ifi  in  ©efal^r,  menn  er  nid^t  beijeiten  bafür  forgt,  feilt  merte^ 
3d^  in  ©id^erl^eit  ju  bringen.  2)iefed  aber  mirb  ü^m  im  allgemeinen  gelingen, 
ba  baö  aSoIf  glaubt,  bafe  er  pd^  unfid^tbar  mad^en,  oerfd^iebene  Xiergefialten 
annehmen  unb  ftd^  unoenounbbar  mad^en  fann.  HDed  biefei^  mirb  mit  $i(fe 
einer  gra^rtigen  ^flanje  erreid^t,  loetd^e  bie  S)a{ota^  ^e}l^ifan)uff  nennen. 
3)ie  Sauberer  tragen  fte  immer  bei  pd^/  unb  menn  bie  Ärieger  jum  ftampfc 
au^}ie^,  fo  toerben  pe  unb  il^re  Sßaffen  mit  einem  älufgug  oon  biefer  ^Panje 
übergoffen.  3)ann  pnb  pe  bem  geinbe  unpd^tbar.unb  fönnen  nid^t  oerlefet 
werben,  nid^t  einmal  oon  einer  93äd^fenfugel.  9Ran  foOte  bod^  meinen,  ba^ 
biefer  Olaube  im  Äampfe  mit  ben  ©olbaten  ber  oereinigten  ©taaten  grünb«= 
Hd^  erfd^üttert  morben  fei. 

9(ud^  al&  9lerjte  genießen  bie  3)7ebi}inmcmner  groge^  3lnfe^en,  aber 
oon  einer  mirflid^en  ÄenntniS  ber  Heilmittel  unb  einer  jmechnä^gen  3ln« 
loenbung  berfelben  ip  nur  feiten  bie  3iebe.  Seppen  pe  roirflid^  fold^c 
Äenntni^,  fo  ip  biefe«  ber  großen  aJJaffe  jebenfaDtö  oerborgen,  bie  i^r  SSer* 
trauen  aDein  auf  bie  magifd^en  Äräfte  h^  3^^^^^^  f^fe*-  2lßerbingg  foll 
biefer  aSertrauen  in  ben  lefeten  Salären  in  Slorbamerifa  bebeutenb  gefd^mäd^t  fein; 
mo  bie  Snbianer  in  beftönbigen  aSerfe^r  mit  ben  SEBeifeen  gefommen  pnb, 
l^aben  pe  balb  gelernt,  bafe  bie  „3Kebijin  ber  bleid^en  ®epd^ter"  fräftiger  unb 
juoerläfpger  ifi  al^  i^re  eigene,  ©ie  gießen  jefct  Dpium  unb  ßl^inin  fogar 
einem  ©tüdfd^en  jlnod^en  oom  großen  äRebi^intier  oor.  Unb  bod  fann  uns 
faum  munbem;  benn  baS  mefentlid^Pe,  bad  ber  äRebiginmann  tl^ut,  wenn  er 
ate  älrjt  auftritt,  bepe^t  barin,  bag  er  tanjt  unb  SSefd^mörungen  pngt.  ®an} 
gemil  oerorbnet  er  aud^  falte  unb  warme  ^äber,  je  nad^bem  ber  ^atient  an 
^ifee  ober  Äälte  leibet,  unb  e&  werben  aud^  Heilmittel  jum  inneren  @e» 


^ie  veügiöfe  9Hagie  ber  toilben  Sößec.  19 

6rmtd^  angeioenbet,  aber  ha^  loid^tigfte  bei  ber  SSel^blung  tft  bod^  ber  ntagifd^e 
Zcaii.  Sei  mel^reren  Snbionerfianimen  wirb  biefer  Xanj  für  fo  heilig  unb 
bebetttungÄDoH  ongefel^en,  bafe  er  mit  ^ilfe  ü^rer  eigcntümlid^en  »ilberfd^rift 
genau  mtfg^d^net  x%  bamit  ia  irid^tö  verloren  gel^e. 

S)er  Xana  ift  eine  förmige  SJorftettung ,  bie  ber  3auBerer  am  Äronlenlager  Dor 
einem  el^furc^Dotten  gufc^ouerfrei«  aufführt,  Sluf  feine  fleine  3:rommeI  lo^l^tomemb 
ober  mit  einer  Stlcappzt  fc^logenb,  Utoz%t  er  ftc^  im  5lreife,  gieM  üor,  baf;  er  in  einer 
in9ftif(^en  SBeife  ftc^  mit  ben  ©eiftern  unterhalte,  ^ie^t  bem  Patienten  bie  JtranÜ^eit  aui^ 
bem  aRagen  ober  §aI3,  treibt  böfe  Oeifter  au«  ocrfc^iebenen  a;eilen  be8  Seibe«  u.  f.  f. 
9luf  biefe  ffieife  fortfa^renb,  bringt  er  nid^t  nur  fic^  f eibfit,  fonbem  out^  bie  Sufd^ouer 
unb  ben  Patienten  attmft^lic^  in  ®!ftafe,  inbem  biefe  i^n  mit  gurc^t  unb  3ittem  am 
bücten,  unb  n>enn  er  feine  mogifc^e  ^Uvppzv  fc^üttelt  ober  auf  fein  {(eineiS  2;ambttrin  fc^Uigt, 
biiben  fte  fic^  ein,  ba^  $imme(  unb  ®rbe  auf  feine  stimme  laufd^e,  uitb  bag  bad  gan^e 
äBeltaH  ftd^  oor  i^m  beuge.  2)af;  ber  Patient  ftc^  nac^  biefer  ^e^anblung  erholt,  ift  an 
unb  für  pd^  nic^t  unroa^rfc^einlidj:  roiffen  roir  boc^,  baf;  oft  aud^  bei  un3  ba«  SJertroun 
jum  Sr^te,  nid^t  aber  bie  ajlebijin  bie  Teilung  ben)ir!t. 

a)er  leitenbe  gaben  in  allen  ^anblungen  be^  3)iebi}inmanne«  ifi, 
wie  oben  befprod^en,  unjweifel^aft  ber  ©ebanfe,  bafe  ein  blofeer  SBunfd^  bie 
erfüttung  be«  aBunfd^eS  mit  $ilfe  ber  Oötter  l^erbeifü^rt.  2)er  aRebljinmamt 
brandet  burd^  feine  ^anblungen  e^  ben  ©eifiern  nur  flarjulegen,  mag  er  oon 
il^ncn  erwartet,  fo  oerläfet  er  fld^  barauf,  bafe  fie  bie  äu^fü^rung  beforgen. 
2)arauf  beutet  ber  magifd^e  2;anj  beim  Äranfen  l^n,  ebenfo  aber  aud^  ber  aDen 
milben  aSöttem  gemeinfd^aftlid^e  ©taube,  bafe  baS,  roa^  man  mit  einem 
Silbe  eineg  lebenben  SSJefenS  mad&t,  mirKid^  aud&  mit  ben  abgcbilbefen 
5ßerfonen  ober  a;ieren  fetbfl  gefd^iel^t,  auf  biefe  SBeife  oerfd^afft  ber  ?BiIbe 
fid^  SRad^e  an  feinem  perfönlid^en  geinbe;  für  ®elb  unb  gute  9Borte  bringt 
er  einen  mäd^tigen  Sauberer  baju,  fid^  ein  Silb  feineiS  geinbe^  ju  mad^en 
unb  e^  bann  ju  oerbrennen,  fein  ^erj  ju  burd^bol^ren  ober  e^  in  anberer  Sßeife 
}u  oemid^ten^  3a,  fo  gro|  ift  ber  ©laube  an  biefe  magifd^en  Äünfte,  bafe, 
menn  bie  betreff enbe  $ßcrfon  erfäl^rt,  mag  mit  ü^rem  Silbe  gefd^e^en  ifl, 
fie  oft  oor  ^Jurd^t  fogar  fiirbt. 

äle^nlid^  ^anbeln  oiele  inbianifd^e  Stämme,  menn  fte  ftd^  einen  günftigen 
augfall,  j,  S.  ber  Sdrenjagb,  pd^ern  motten.  S)er  SWebijinmann  ieid^net 
ein  ganj  ro|eg  Silb  eine«  Sären  auf  Sirfenrinbe  unb  jie^t  einen  ©trid^  oom 
^erjen  ber  gigur  jum  ^DJauIe,  um  anjubeuten,  bafe  bag  ßeben  bag  S^ier  auf 
biefem  SEBege  oerlaffen  fott.    $ierju  fingt  er  bann  fotgenbe  Sefd^mörung: 

,^bre  meine  9Ra(^t!  anleine  ®ef(^n)inbig{eit  unb  Slac^e  ift  n)ie  bie  bed  mierd.  3c^ 
^öre  aUed,  toai  in  ber  äBeU  gefc^ie^t.  ^er  Sd&x  muf;  meiner  äBign)am«*)-a)lebi$in  ge« 
fyn^tn.  SWeine  geheime  ffio^nung  ift  eine  boppeltc.  gürd^te  alfo  ben  SWenfc^en!  ©ine 
@(^ne(fe  foS  in  beine  ®ingemeibe  lommen.  ilann  ein  8ör  meinem  Pfeile  entfliegen?  @in 
glu^?  $e,  §e!  Stcam  ein  »är  meiner  ^auberfraft  entfliegen?  HReine  aRebijin  ift  Wftig." 
^e  (3t\^i^U  berichtet  nic^t«  barftber,  welche  3Bir!ung  biefe  furchtbare  93ef(^n)örung  auf 
bie  omerUanifc^n  Bären  ausübt. 


♦)  ffiigmam  =  3«^  ^^^  Snbiancr. 


20  9(6ergUm(e  unb  3<nt6c)^i  M  ben  mlben  SftQetn. 


2)ie  3aubecer  inropl^idfit  oud^  jutanftige  (Erd^niffe,  beuten  3eid^ 
IL  f.  f.  3>a}u  ifl  Ue  SNitoirlimg  etned  aKebitimnamied  jebod^  fetne^ioege 
hmner  erforbetiU!^;  bei  ollen  witbm  äJöCtern  fbtbet  man  eine  ou^ebceUete 
jtenntntö  ber  SBa^rfaselanfie,  loomit  bet  ein}etne  iebenfaOS  in  ben  geiDö^« 
lid^eten  ^&Ilen  ftd^  felber  ju  l^tfen  fud^t  @e^r  oerbreitet  ift  fo  bie  Se« 
(omontie,  bie  Jtmtfl,  mit  ^ilfe  von  abgefd^offenen  feilen  ju  managen. 
aSBenn  ein  inbionifd^cr  Selb  auf  Jlbenteuer  au«jie^,  fd^efet  er  juoor  aufiJ 
©erotemo^I  einen  ^feil  in  bie  £uft.  2)ie  9flid^tung  bed  l^erabgefaDenen  ^eileS 
jeigt  ü^m  bann  ben  einsufd^togenben  äBeg.  S)iefe^  erinnert  fe^r  an  boi^ 
„Bällen  ber  SM^t"",  mie  e«  bei  un«  ©itte  ifi.  S5ei  feierlid^ren  ©elegen» 
Reiten,  ober  menn  ein  befUmmter  Suffd^tu^  über  bie  Stttnnft  gemänfd^t  mirb^ 
menbet  man  ftd^  an  ben  SRebijinmann«  @r  l^t  natfirßd^  eine  je  nad^'3ett 
unb  Umß&nben  oerfd^iebene  ^rt  ooi^uge^;  aber  ba  toir  m\&  ^r  nid^t 
barauf  eintaffen  lömten,  alle  biefe  mantifd^en  Operationen  ju  bef einreiben, 
befd^ränlen  mir  vm^  barauf^  eine  einzelne,  befonberd  intereffante  an}ttfäl^ren, 
nämlid^  bie  SRet^obe,  bie  oon  ben  {tbirifd^  (Schamanen  angemanbt  mirb;  {le 
1^  babttrd^  3nteref[e,  bag  fte  uni^  jeigt,  mie  bie  äRebijinmänner  ber  milben 
SSdller  mand^mal  aUittel  }tt  benu^  oerfie^n,  bie  ni(^t  nur  bei  il^ren  un« 
miffenben  @tammei^eno{fen^  fonbem  aud^  bei  cbilifterten  3Renfd^  ben  @in« 
brud(  beiS  aß^fUfd^,  Uebematürlid^  ^eroorbringen  lönnen.  2)ie  93erid^te 
oerfd^iebener  Sieifenben  über  bie  ^anblungdmeife  ber  ©d^amanen  fUmmen 
im  mefenttid^en  überein;  id^  gebe  bal^er  nur  eine  einjelne  biefer  @d^ilberungm 
mieber. 

„^  ber  SRüte  ber  Surta  (ber  ^üüt  ber  Sungufen)  jlacterte  ein  ^eQed  S^uer,  um 
loelc^ed  ein  JIreid  mit  fc^nxirs^  Schaffellen  angelegt  mox.  9[uf  biefem  ging  in  a6ge< 
meffenem,  toftmO^igem  Sd^ritte  (ongfam  ein  6<!^mane  mn^er,  inbem  er  ^alblout  feine 
8ef<|mörttng^rme(n  i^erfagte.  Sein  Uinged,  fc|nmrsed  imb  ftruiipiged  ^t  bebecfte 
foft  bad  gan^e  ottfgebmtfene,  btmfelrote  (^efic^t ;  s^if (|en  biefem  Schleier  ^(i|(en  unier  ben 
borftigen  ^Augenbrauen  ein  ^^aar  gift^nbe,  blutunterloufene  Slugen  ^eroor.  Seine  jtlei- 
bung,  ein  langer  ^aUir  oui  ^ierfeSen^  mar  tmn  oben  bid  unten  mit  9Hemen,  Amuletten, 
jtetten.  Scheuen,  Stflctc^en  (Sifen  unb  Tupfer  behängt;  in  ber  redeten  $anb  f)(itt^  er  feine 
gleid^faSd  mit  Scheuen  versierte  gaubertcommel  in  gform  eined  Xamburin^  unb  in  ber 
Sinfen  einen  Sogen.  Sein  %r(blxd  roax  fflr^terlicl  «üb  unb  graufenerregenb.  2)ie 
Serfammlung  f«(  fc^meigenb  unb  in  ber  gefpannteften  9(ufmer!famleit.  3lttmd^(i(^  txlo^ 
bie  flamme  in  ber  ättitte  ber  3urta,  nur  ib^Ien  glühten  noc^  unb  uerbreiteten  ein  mp« 
ftifc^ed  $a(5bunfe(  in  berf elben.  !Der  Schamane  warf  ftc^  jur  (Srbe  nieber,  unb  na^bem 
er  ungefähr  5  SJhnuten  unbemeglid^  bagelegen  ^otte,  brac^  er  in  ein  Köglic^ed  Std^en, 
in  eine  9[rt  bunq»fen  ober  unterbdk<{ten  ®efc^reied  aud,  metc^ed  tlong,  atö  rührte  e9  oon 
oerfc^iebenen  Stimmen  ^er. 

^Itüdf  einer  fBei(e  nnirb  bad  ^uer  mieber  angefacht,  e4  (oberte  ^o(^  empor.  3)€r 
Schamane  fprang  auf,  ftettte  feinen  95ogen  ouf  bie  drbe,  unb  inbem  er  i^n  mit  ber  ^wmb 
^elt  unb  bie  Stime  auf  ba«  Dberenbe  beÄfelben  ftft(te,  fing  er  a«,  —  juerft  (ongfam, 
bann  aQmft^li^  immer  rafc^er  —  im  5h:eife  um  ben  IBogen  herumzulaufen.  SSwI^bem  bied 
^e^en  fo  (onge  gebauert  flotte,  ba^  mir  oom  Blofien  3ufe^en  ber  ^opf  mirbette,  blieb  er 
plö^lid^  o§ne  irgenb  ein  Sln^eid^en  oon  Sc^minbel  fte^en  unb  begann  mit  ben  ^änben 
atterlei  gfiguren  in  bie  Suft  ju  machen,    a^ann  ergriff  er  in  einer  Art  oon  öegeifterung 


^e  3<<u(erei  Bei  ben  Si^Uben.  21 

feine  Xrommei,  bie  er,  toie  t^  mir  fc^en,  nad^  einer  geroiffen  9)>{elobie  rfti^e,  toorouf  er 
balb  rafd^er,  bolb  (angfamer  uml^prang,  »d^renb  fein  gon^  Slörper  auf  bie  fettfamfte 
SBSeife  unbegreif (ic^  fd^neU  ^in  unb  §er  suäte.  äßO^renb  oller  biefer  Operationen  ^atte 
ber  ©c^manc  einige  pfeifen  be«  fc^ftrfften  tfc^erleffifd^en  %QhaU  mit  einer  gemiffen  ®ier 
geraucht  unb  ^mifc^en  feber  tinm  @d^Iu(I  IBranntmein  getrunfen.  ^it»  unb  bie  S>re§of>eration 
mu^en  i^n  bo<i^  enbUc^  f(^inbU((  genuul^  l^oben,  bemt  er  fiel  nun  pV^^  9U  Soben  unb  blieb 
florr  unb  leblos  liegen.  3^^^  ^^  Slnwefenben  ^oben  i^n  auf  unb  fteQten  i^n  aufred^ 
^in;  fein  Slnblict  mat  fd^eu^lic^.  ^ie  3lugen  ftonben  i^m  weit  unb  fHer  oud  bem  i^pfe, 
fein  gonje«  ©efid^t  war  über  unb  über  rot;  er  fc^ien  in  einer  oöttigen  93en)u^tlofig!eit  su 
fein,  unb  au^er  einem  leichten  3^^«^  f^««^  ganjen  Äörper«  war  einige  SWinuten  long 
gar  feine  öeroegung ,  lein  SeBen^seic^en  an  i^m  bemerlbar.  ©nblic^  fc^en  er  aud  feiner 
^rftarrung  s^  ermaßen;  mit  ber  rechten  $anb  auf  feinen  ^ogen  geftüft,  fc^ang  er  mit 
ber  £infen  bie  3<>ubartrommel  rdfd^  unb  flirrenb  um  feinen  ^opf  unb  lief;  fie  bann  aur 
@rbe  finfen,  roa^,  mit  bie  Umfiel^enben  mir  erllftrten,  anzeigte,  ba^  er  nun  obHig  begeiftert 
fei,  unb  bafe  man  ft(5  mit  fragen  an  if)n  wenben  lönne." 

@eine  SlnttDorten  auf  bie  t^ragen  mürben  o^ne  longei^  93eftnnen  ge« 
geben,  aber  in  einer  SSJeife,  ate  ob  er  felbfi  nid^t  wüfete,  vocA  ba  oorging. 
3um  großen  ^eil  n^aren  bie  W^ttoovtm  in  einem  unllaren  OralelßU  ge^ 
l^alten,  f o  ba|  ber  gragenbe  fie  auflegen  fonnte,  wie  er  felbft  wollte.  —  S)aÄ 
3nteref[antefte  an  bem  Serid^t  ift  unpeifell^aft  ha^,  ba|  wir  beraufd^enbe  unb 
l^9pnotifterenbe  äßittet  |ier  angemanbt  feigen,  um  einen  3^1^^^^  l^rDOt^u- 
rufen,  in  bem  ber  ©c^amone  o|ne  fein  aSorwiffen  Slntoort  auf  ^agen 
geben  fann,  bie  er  im  normalen  3^^^^  oemünftigerweife  gar  nid^t  ^ätte 
beantworten  lönnen. 

Wit  Sanbtttx  bzx  ben  WxYbtn. 

993enn  aUed  ®ute,  jebe  iQUfe  unb  jeber  93eiflanb  oon  ben  ©eifiern  l^er- 
rfil^rt,  fo  liegt  e^  na^e  anjunel^men,  bag  aud^  aDeiS  S3öfe,  jeber  @d^aben 
unb  iebed  Unglüd  burd^  fil^nlid^e  SBefen  oerurfad^t  wirb.  S)ie  SBUben 
nel^men  bal^er  nid^t  nur  bie  @£ifiens  oon  guten  ©eifiem  an,  fonbem  aud^  bie 
oon  S)ämonen.  Unb  ebenfo  wie  fie  glauben,  ba|  bie  prioeligierten  SWebijin* 
männer  i^re  9){ad^t  oon  ben  guten  ©eiflem  ^aben,  fo  glauben  {te  aud^, 
ba6  oiele  aWenfd^en  in  aSerbinbung  mit  ben  böfen  Oeiflem  flehen  unb  mit 
t^er  ^ilfe  anberen  )u  fd^aben  fud^en.  3S$ir  treffen  alfo  fd^on  auf  biefen 
niebrigflen  ©tufen  eine  ©onberung  jwifd^en  ber  legitimen,  ber  guten  ober 
weiften  9Ragie  unb  ber  3<itt^^J^rf/  ber  böfen  ober  fd^warjen  SIKagie*).    3)er 


*)  Ueber  ben  Urfprung  bed  Sludbrutfed  ^^fd^arje  SJlagie''  berichtet  @olban  (©efd^. 
ber  ^esenprojeffe,  ^gg.  2,  9b.  I,  198),  ba(  berfelbe  im  ^Mittelalter  burc^  SSerbre^ung 
bed  griec^if^en  SSorted  92e(romantie  aufgelommen  fei  hierunter  oerftanben  bie 
©rieben  bie  2^otenbefragung,  aber  bad  äBort  tourbe  fpäter  in  ber  c^riftlic^en  Itirc^e  als 
glei^bebeutenb  mit  jeber  unerlaubten  3<utberei  gebraucht.  ®d  mürbe  bann  3U  SMigromantie 
oerbre^t  (oon  niger  fc^marj)  unb  fpäter  machte  man  im  ®egenfa|  §ier3u  ben  93egriff 
„wei^e  SRagie". 


22  ^^  Saubtm  6ei  ben  Silben. 

etfie  ©ebonle  bei$  SBUben^  loenn  il^  ober  feinen  äbige^drigen  trgenb  ein 
Unglfld  iuftö^,  ifi  gen)9^lid^  ber^  bag  biefeS  buro^  3^^^^  oerfd^utbet 
fei;  bie  Aufgabe  beiS  äRebijimnanneiS  befielt  böiger  fel^r  oft  borin^  nid^t  blo^ 
bem  ©Graben  ab}U^fen^  fonbem  aud^  bie  Sßtt^tm  auf}umeifen^  bie  burd^ 
i^e  ^ifymx^n  itfinfle  benfelben  oerurfao^t  fynt.  3)aburd^  betommt  ber 
9Rebi)imnann  eine  geioattige  Wao^t;  benn  ba  bie  ^oxAetd  fafi  fletd  mit  bem 
^obe  bejiraft  nrirb^  lonn  er  fid^  leidet  eine^  perfönlid^en  ^einbeiS  entlebigen, 
inbem  er  il^  al^  S^'f^bmnnf^  audtoeifL  2)ie  fd^toai^  Wagie  n)irb  barum 
verborgen  gel^Uen^  menn  fte  überl^aupt  jemals  oui^eabt  mirb;  toir  loiflen 
iebenfoSi»  bei  ben  SBilben  nid^t^  oon  i^r,  ober  fte  mug  nad^  ber  9latttr  ber 
@ad^  eine  {iernlid^  treue  Jtopie  ber  offi}ieQen  Sauberei  fein. 


ttnb  i^tre  @ntii»idt(itttg  in  ^ntopa. 


HL 


5)ic  (ä^at&acr. 


kfere  Jtenntniö  Don  ben  reßgiöfen  unb  abergl&uMfd^en  äSorfteÜungen 
ber  d^Ibäifd^en  aSdQer  floinint  l^auptf&d^ßd^  aud  ben  jal^lreU^en  @d^riften, 
bie  in  einem  Sibliotl^el^faal  be^  alten  3tmoe  gefunben  rooxhm  finb,  unb  bie 
)u  lefen  unb  ouiSjulegen  ben  europäifd^en  t^orfd^  in  bet  neuefien  3^1  ge« 
tungen  ifl  JDoÄ  aBoterial,  auf  bem  biefe  SBetfe  niebergefd^rieben  finb,  ifi 
X^on;  bie  ©d^riftjeid^en  würben  eingebrüÄ,  w&l^tenb  ber  %f)on  na§  war; 
bann  n)urben  bie  tafeln  gebrannt  ober  getrodnet.  S)er  großen  ^altbarfeit 
biefei^  äRateriafö  ifi  e»  n)ol^(  ^auptf&d^tid^  juDerbanten,  bag  bie  alten  @d^riften 
nod^  einigermaßen  leferlid^  ftnb,  obtoo^l  fte  ein  paar  ^al^rtaufenbe  in  ber 
(Srbe  gelegen  l^aben,  begraben  unter  ben  9htinen  ber  JtönigiSflabt.  93on 
größter  »ebeutung  für  unfere  fp^ielle  2lufgabe  ifi  ein  fe|r  umfangreiche« 
magifd^  SSkrl,  baiS  urfprfinglid^  ungefcü^  200  tafeln  umfaßt  "^obm  xm^. 
S>a«  j[e^  nod^  esiflierenbe  Sjremplar,  bad  im  britifd^en  SRufeum  in  Sonbon 
aufbewahrt  mirb,  ifl  eine  äbfd^rift  eine«  oiel  älteren  Driginafe;  biefelbe 
mürbe  auf  93efe^l  bei»  AönigiS  9lf[urbanipal  im  7.  ^al^rl^unbert  t)or  unferer 
3eitred&nung  |>ergeftellt.  a)er  Xtjct  ifi  in  2  ©prad^en  gefd^rieben,  in  ber 
affprifd^en,  mie  fie  ju  Slffurbanipafe  3^*  gefprod^en  morb,  unb  in  ber  (Äa* 
bifd^  ber  ©prad^e  ber  älteren  ©l^albäer,  in  ber  ba«  Original  mal^rfd^ein^ 
lid^  abgefaßt  mar;  lefetere  mar  ju  affurbanipafe  3eit  eine  tote  ©prad^e. 
3lu«  -biefem  SBerf,  fomie  au8  »rud^fiüdten  oerfd^iebener  anberer  ©d^riften, 
ifl  e«  geglüdft,  iebenfatt«  bie  ^auptjüge  ber  d^albäifd^en  SReligion  unb  SJämo»* 


24  3>ie  (^^dev. 

noiogie  barjttfteDeit  Sßir  beginnen  mit  einem  Ittr)en  Ue6etbU(f  über 
bie  9teIigion,  toeU  biefei^  fflr  ba^  äSerftSnbnÜ»  bed  ^Igenben  notioenbig  i{L 

993ie  Don  ber  SReligion  eineiS  fo  mäd^tigen  JtulturDoKei»  nrie  bei^  bob^« 
(onifd^  nid^t  anberd  pi  enoarten  ift,  fte^t  ber  ©öttergtoube  ber  Gl^tb&er 
fel^r  |od^  über  ben  9teUgionen,  bie  mix  eben  betrod^tet  ^ben.  @d  finben 
ftd^  l^r  n)irHid^e  @ötter,  geifUge,  erl^ene  SRäd^te,  bie  im  Fimmel,  im 
3ßaf[er  unb  auf  ber  @rbe  bie  ^rrfd^aft  fül^ren.  S)er  ®ott  bed  ^immete 
f)A^  «nu,  ber  $err  ber  (grbe  »el,  ber  ®eifi  be«  SBkifferÄ  (Sa,  unb  biefe 
brei  werben  gemd|nlid^  bie  gro^  S)rei^  ber  d^alböifd^n  X^eologie  ge* 
nannt.  3eber  oon  i^nen  Dertritt  ober  einen  gonjen  ftreid  von  ©ott^en^ 
i)ai  feine  tJctmilie,  feine  SJienerfd^aft  u.  f.  f.  Seber  oon  i^nen  war  aud^ 
ber  Sofalgott  für  eine  ber  größeren  bab^lonifd^en  @täbte  ober  Sonbfd^aften. 
S)er  @tabtgott  bed  m&(iiitigen  SSab^lon  Starbuf  mürbe  aber  mit  ber  3^ 
ben  breien  ein  gef&l^rlid^er  Jtonturrent,  man  legte  il^m  immerme^r  bie  6igen^ 
fc^aften  mib  bie  tRad^t  ber  anbeten  ®ötter  bei,  er  mürbe  ,,©o^n  be«  ©a''  genannt 
(alfo  mit  bem  ©a  oermoben)  unb  mit  Sei  fo  oößig  ibentiftjiert,  bafe  ber  Sei 
oon  Sab^lon,  oon  be{fen  großem  ^mpel  mir  ^ören,  in  ber  Z^at  ein  3Rar- 
buf  mar,  ber  jeftt  ate  oberfter  $err,  ate  ,,Sel"  ($err)  oerel^rt  mürbe.  aiÄ 
feilt  @o^n  mürbe  mieberum  ber  ®ott  ber  @tabt  Sorf^)pa,  ber  3ladihau 
ftabtSab^loni»,  9teho,  betrad^tet,  unb  biefer  bei^errfd^t  mit 3Rarbu(«S3el  unb 
bem  aff^fd^en  aSoltegott  äffur  jufammen  in  ber  aifprifd^en  3^  i><^ 
^ßont^on. 

aSon  ollen  @$ttem  interefftert  m&  (&a  am  meifien,  meil  er  ber  ®ott 
ber  3ouberei  ifl  unb  ote  fold^er  btd  }ule6t  feine  SSebeutung  bel^lten 
ffat  SBo^rfd^lid^  ift  er  otö  ®ott  bed  3ßo{feri»  oud^  ber  göttlid^ 
3auberer  gemorben,  meil  bod  äßoffer  bei  ber  Teilung  burd^  3ouber 
imb  bei  oDerlei  93efd^m5rungen  bod  ioouptelement  mor;  bementfpred^b 
mürben  oud^  bie  jouberfröftigflen  ©emäffer  oon  ber  Stobt  (Sa%  oon  Sribu 
on  ber  äRünbung  ber  grojjen  ^lü{fe,  geholt.  S^  biefer  fflblid^en  ®egenb 
Sob^lonieni»  ift  (So  ber  ^ouptgott  ^emefen,  um  ben  ftd^  ber  gonje  @ötterfreü» 
fd^rt  unb  ber  bod  äBeltoQ  bemegt  unb  bel^rrfd^t.  S>er  Qavä^xiott  mirb 
)u  bem  ®ott  ber  SBeii^^eit,  ber  oOe  Attnfle  unb  ®emerbe  oerfitel^t  unb  U^; 
er  ifl  oud^  ber  gSttlid^  Jtflnftler,  ber  ben  äRenfd^en  oui^  2:^on  gebilbet  unb 
il^m  bo^  2eben  gegebot  ^t;  jo,  bie  gonje  2Belt,  oOed  moi^  bo  i%  ifl  oon 
i^m  gefd^offen,  burd^  ü^n  entftonben,  unb  bo  mon  fld^  ferner  bie  9Mt  otö  oui^ 
bem  SEßoffer  (apsu,  bem  m^tl^ifd^en  Oceon)  entftonben  benft  unb  häufig  (Sa 
mit  bem  apsu  ibentiftjiert,  fo  fonn  mon  gemiffermogen  fogen,  bog  oUed 
@ein  ou^  da  felbft  emporgemod^fen  x% 

3n  ber  oUtoglid^en  9ieligioni^pro£id  ber  Sobplonier  fielet  @o  ote  ber 
unentbe^rlid^fle  ber  ®ötter  bo,  meil  bei  Sefd^mdrungen  fein  9lome  l^upt* 
f&d^lid^  gebroud^t  mirb.  S)enn  bie  Sefd^mörung  ift,  bei  oUen  ^ol^en  Sor« 
ftetlungen  oon  ben  ©öttern  unb  ber  3Belt,  prdtifd^  bod^  bie  ^uptfod^e 


^ie  9ie(igion  bec  d^alb&er.  -^  SHe  3)ftmono(ogie  unb  IBefc^robrungdlunft.        25 

in  Mefer  SleliBion;  burd^  »efd^roörung  rolrb  Äörper  unb  ©eete  B^l^t, 
grud^tbarteit,  ©leg  unb  ©cgen  erlangt,  furj:  bo«  ganje  ^eer  oon 
fd^edenben  3)&monen,  bie  ben  SRenfd^en  nad^fteQen  unb  i^nen  @Iüd( 
unb  @ebei]^en  Dermel^ren,  wirb  burd^  bie  Sefd^mörung  Derfd^eud^t.  %uf 
biefe  9Mt  ber  S^ämonen  n)erben  n)ir  }unäd^fl,  um  baiS  Sefd^wdrungiSwefen 
ju  öerftel^,  unfere  Stufmerffamfeit  lenfen  muffen. 

I^iB  I^ämonoüjgie  unb  ©Bfi^roßrungaftunp* 

S)ie  fd^redenSoolIe  ©eite  ber  Slatur,  bai^  SBüten  ber  (glemcntc,  ©türm 
unb  glut,  ©emitter  unb  ginfterniffe,  mirb  ofe  unl^eimtid^eg  ©piel  bo^l^ofter 
2)anu)nen  aufgefaßt  unb  oft  in  greDen  ^Jarben  gefd^ilbert.  ©o  in  ber  Se« 
fd^Toörung^Iegenbe  von  ber  Slot  beö  9Ronbgotteg  (©in)  unb  feiner  ©rrettung 
(alfo  oon  einer  aWonboerfinfierung), 

„Dit  Wirbelnben  Un^olbe  (umu'ä,  eigentlich  „Skige",  eine  bun!le  ©eseic^nung  ber 
Siloturbämonen),  bie  böfen  ®5tter,  bie  fc^onung^lofen  2)ämonen,  bie  am  Slingroall  be« 
^immeld  (b.  ^.  am  ^orijont)  geboren  würben,  bie  Uebelt^ftter,  bie  ^red^en,  bie  tdglic^  gu 
SBöfem  audrüden;  um  nicbcrjujroingen  ge^en  fle  oor.  Unter  ben  fteben  ift  einer  ein 
@tttrm,  ein  sroeiter  ein  35raci^e  —  unb  niemanb  entflieget  bem  ©ift  feineS  aWunbeä  — 
ein  britter  ein  $ant^  u.  f.  f.  ^e  fteben,  bie  !6oten  bed  ^nigd  ^nu  -—  eine  Stobt 
nod^  ber  onbern  machen  fle  )ur  gfinftemid;  Orlone,  bie  »fttenb  am  Fimmel  jagen,  Dr$ 
!ane,  bie  »fttenb  am  ^immel  (^inftemid  Bringen,  ba^infa^enbe  SBinbftürme,  bie  einen 
fetten  ^g  büfter  machen;  bem  Drfan,  bem  Böfen  SBinbe  $ur  @eite  rafen  fle  bo^in,  Biegens 
gttffe  bed  9{amanu  (beS  Donnergottes);  am  ©runbe  bed  ^immeld  bilden  fte  mie  ein 
9ltt  auf.  Um  totsufc^lagen,  ge^en  fle  oor  am  n^eiten  ^immel,  gur  SSol^nung  Slnu'd 
fte^  fle  feinblic^  unb  ^en  ihresgleichen  nic^t." 

SCel^nlid^  werben  anbere  Der^öngniSooDe  Segebenl^eiten  ber  Statur  aufgefaßt; 
fo  urirb  oor  aDem  bie©turmflut,  bai^  bem  glu§«  unb  Äüftenlanbe  immer  brol^enbe 
Uebel,  afö  baiS  3Berf  eined  S)ämoni$  aufgefaßt,  unb  ber  Jtampf  gegen  bie 
grofee  glutfd^Iange,  bie  julefet  oom  aWarbuf  beftegt  mirb,  ifl  ein  l^eroor* 
ragenbe«  SRotio  ber  bab^Ionifd^en  aRptl^oIogie,  ba«  befonber^  in  ben  foi^mo== 
gmrifc^en  aWpt^en  eine  3iotte  fpielt. 

92id^t  aber  in  ber  9latur  allein,  aud^  in  bem  menfd^lid^en  unb  tierifd^en 
Seben  treiben  bie  S)ämonen  i^r  ©piel.  $ier  folge  }.  35.  eine  33efd^mörung 
ber  umu'g,  bie  afe  roilb  bal^nflürmenbe  ©eifier  gebadet  werben. 

^@ie  ftnb  ber  §öUe  Ausgeburt,  fie  tragen  ben  Umfturj  nac^  oben,  fte  bringen  SSer^ 
wtrrung  nac^  unten.  @ie  ftnb  baS  0ift  in  ber  ©alle  ber  ©ötter,  bie  großen  3:age,  bie 
oom  ^immel  flc^  n^egfte^len.  @{e  fallen  als  Siegen  oom  Fimmel,  fie  flnb  bie  ber  @rbe 
entfproffenen  jlinber;  fle  brängen  ftc^  ringS  um  ^o^e  ©erftfte,  um  geräumige  ©erüfte; 
fle  bringen  aud  einem  $aufe  inS  anbere;  fie  werben  oon  ben  X^üren  nic^t  abgehalten; 
fie  werben  oon  ben  9Hegeln  nic^t  auf gel^alten ;  fie  fc^leic^en  ftc^  burc^  bie  2:^üren 
wie  Schlangen.  @ie  üer^inbern  bie  ^efc^wängerung  beS  SBeibeS  burc^  ben  ©atten; 
fle  fle^len  bie  Äinber  »om  ©c^ofee  ber  9Äenfc^en;  fte  oertrcibcn  ben  33eft|cr  au^  feinem 
Ddterlic^en  $aufe.    @ie  flnb  bie  Stimme,  bie  ben  SRenfd^en  verflucht  unb  verfolgt.'' 


26  ^te  S^albder. 


UebrigeniS  plagen  fle  nid^t  nur  bie  SRenfo^en;  aud^  bie  Xiere  lönnen 
leinen  %x\ü>m  vor  i^en  finben: 

^@ie  überfallen  ein  £anb  noc^  bem  anbem,  fle  toffen  bie  SHctoin  rd^t  Vbxkttx 
metben,  fte  oerjagen  ben  $etm  oud  feinem  odterli^en  $aufe.  6ie  smingen  bie  %aubt, 
ifjit  Sferfenneft  su  oertoffen;  fie  Bringen  ben  Sogel,  flc^  auf  feinen  &^vn%tn  lu  ergeben; 
fie  laffen  bie  @4n>aI6e  aud  i^rem  92eft  ind  Unenblic^  floaten;  fie  «erjagen  ben  @tier, 
fie  loffen  bod  £amm  fliegen,  fte  finb  bie  großen  2;age,  bie  böfen,  jagenben  ^dmonen." 

3)ie  S)ämonen  ßel^  notflrltd^  aud^  in  enger  93erbinbung  mit  oOen 
mdgtid^en  Arontl^en,  bie  ba(b  ate  Sßirfung  ber  Sdta^  feinbfeliger 
2)änumen  aufgefaßt  werben,  bolb  aü  ®eifter,  bie  fid^  be«  SRenfc^ 
bemächtigen.  3)iefed  gilt  befonberiS  Don  ben  jmei  t)erberb(i(^{len  JtronE^eiten 
in  ^aMa,  ber  ^efi  unb  bem  gieber;  fte  treten  fiet«  al«  jmei  Don  allen 
anberen  35&monen  unterfd^iebene  SBefen  auf,  SRamtar  unb  Sbpo.  ©onft 
fd^eint  jebe  ber  oerfd^iebenen  Oruppen  oon  SJämonen  i^ren  Sfagriff  gegen  einen 
befonberen  Ädrperteil  }u  rid^ten,  mie  e«  im  fotgenben  SBeri^  ^6t: 

^©egen  ben  ibpf  bed  SRenfc^en  richtet  feine  3Rac^t  ber  fluc^nürbige  ^pa,  gegen 
baiS  £e5en  bed  SRenfc^en  ber  groufame  ^caniac,  gegen  ben  $a(d  bed  SRenfc^en  ber  fc^Anb« 
(ic^e  Vünq,  gegen  bie  Srujl  bed  SRenfc^en  ber  oerberbenbringenbe  .SX,Ud,  gegen  bie  (Sin^ 
geweibe  bed  9Renf(^en  ber  böfe  ©igirn,  gegen  bie  $anb  be«  SRenfc^en  ber  fc^rectlic^e  Selol/ 

Xuger  aü  ben  l^ier  genannten  S)(imonen  werben  nod^  oiele  anbere  in 
ben  magifd^en  ©d^rlften  angeführt,  fo  Onomen  ober  Äobolbe,  bie  in  ber 
9t&f)t  ber  aWenfd^en  Raufen,  mä^renb  bie  anberen  fic^  gemöl^nlid^  an  oben 
©teilen,  in  ber  SBüjie  ober  auf  öergfpi^en,  aufhalten,  3)ie  C^albäer  gingen 
fogar  fo  meit,  bog  fte  allgemein  befannte  Xraumbilber  perfoniftderten  unb 
fte  ate  befonbere  3)ämonen  auffaßten.  @o  werben  einige  märotlid^e  unb 
meiblid^e  Dämonen  befprod^en,  meldte  bie  „n&^tli^  bejmingenben"  genannt 
werben,  „beren  Umarmung  Rd^  weber  SBSeib  nod^  SRann  im  ©d^lafe  ju 
erwehren  oermag". 

S)ie  9ieligion  unb  S)ämonologie  ber  S^albäer  ifi  alfo,  wie  wir  gefel^ 
^aben,  eine  fonfequent  burd^geffll^rte  ©eifterlel^re.  ^ie  @eifter  ftnb  flberaH 
oerbreitet  unb  oerurfad^en  alle  Slaturerfd^einungen.  ©ie  be^errfc^en  unb  be» 
feelen  aM  in  ber  SSJelt;  fie  bewürfen  ©ute^  unb  »öfe«;  fte  leiten  bie 
Salinen  ber  ^Planeten,  rufen  ben  regelmäßigen  SBec^fel  ber  3a^re«jeiten  l&er* 
oor,  oerurfadgien  SBinb,  SRegen  unb  Oewitter,  fowie  atte  nüfelid&en  unb 
fd^äblid^en  ©rfd^einungen  in  ber  Sltmofp^äre.  ©ie  geben  ber  (grbe  gruc^t* 
barfeit,  ben  ^Panjen  SBad^i^tum,  aber  fie  bringen  aud^  Xob  unb  Äranf* 
l^eiten.  S)iefe  Oeifter  finben  ^  flberaD,  im  ^immel,  auf  ber  ©rbe  unb  in 
ber  Suft.  Sllle  eiemente  ftnb  oon  il^nen  bewohnt,  ^Jeuer,  (grbe,  Suft  unb 
SBaffer;  äße«  befielt  nur  burd^  fie.  @in  jeber  ^immefeförper,  ein  iebe« 
SBefen,  ein  jebei^  S)ing  in  ber  9latur  ^at  feinen  eigenen  (Seift,  bem  man 
eine  befümmte  fid^tbare  ©eflalt  beilegte.  S)a  einige  biefer  ©eifier  gute, 
anbere  böfe  SBefen  finb,   fo   befämpfen  fte  fid^  gegenfeitig  unaufhörlich 


2)ie  ^dmonologie  unb  8ef(^toörungdfunft  27 

utib  fiieraO  im  3)afein.  Sl^re  loed^felnben  @iege  vmiy  SKeberlogen  ftnb 
tltfad^  baju,  bag  nad^  frieblid^en  S^f^^^^iben  in  ber  9latur  unrul^ige 
gkrioben  unb  plagen  für  bie  SRenfo^en  fomtnen,  bag  ber  tegelm&^ge 
Sertauf  alter  9laturereigmf[e  burd^  plö^ßd^e  Jtotaflropl^  unterbrod^en  loirb. 
UeberaO  ifi  Jtantpf  jwifd^en  ©öttem  unb  S>&monen^  {wifciM  bem  ®uten 
unb  »Öfen. 

Suis  fold^en  äSorfleOungen  txna  3)afein  gel^t  bie  SRagie  aliS  eine  un« 
abmeüsbare  Slottoenbigleit  ^eroor^  SBenn  ber  SRenfd^  fui^  uon  bdfen  ©eiftern 
umgeben^  Derfolgt  unb  geplagt  roäfyxt,  oon  Sßefen^  beren  3Ra^t  bie  feinige 
meit  aberfieigt,  bann  t>emtag  er  nid^tS  burd^  eigene  Jtraft.  9htr  baburd^, 
ba§  er  bei  ben  ®öttem  $ilfe  fud^t,  fie  anruft,  in  i|rem  Flamen  bie 
3)änumen  bebro^t  unb  befd^wdrt,  bleibt  ber  9Renfd^  filzig,  fein  £eben  unb 
®ut  }U  bma^xm,  ftd^  einen  gfinfUgen  SluiSgang  feiner  Untemel^mungen  }U 
ftd^,  fiberl^aupt  ein  einigermaßen  erträglid^ei^  3)afein  ju  ffl^ren.  aber 
ba  bie  S^¥  ^  8»*^  «"*>  ^öf^  ®eifier  fo  überroältigenb  groß  ifi,  unb  ba 
eine  falfd^  audgefa^rte  93efd^n)5rung  baiS  939fe  n)a]^rfd^einKd^  nur  böfer 
mad^  n)ürbe,  fo  lann  ber  einjetne  nid^t  baran  beulen,  bie  magifd^en  Ope« 
rotionen  Dorjune^men.  @ie  muffen  r>tm  SRännem  ausgeübt  nierben,  bie  i^r 
£eben  }ur  (Srforfd^ung  ber  ©eiflenoett  gel^eiligt  l^aben  unb  oöDig  bamit  Der« 
traut  finb,  voaS  in  jebem  eit^elnen  ^Q  ju  t^un  ifl  S)ie  93efd^n)örungiS« 
fünft  lommt  mitl^n  ben  ^rieflem  ju.  3ebod^  ift  bai^  ganje  @9fiem  fo  oer« 
midfett,  bag  ni^t  einmal  ein  ^riefler  ^  unternehmen  barf,  in  aDen 
S&Oen  )u  Reifen;  bie  SIrbeit  mug  geteilt  merben.  SBir  n)if[en  t^atfäd^Iid^, 
bag  bie  d^albäifd^en  ^riefler,  n)eld^e  bie  93efd^mdrungen  leiteten,  in  B  Alaffen 
geteilt  waren:  bie  eigenttid^en  93efd^n)5rer,  bie  aerjte  unb  bie  3<tttberpriefier. 
aufeer  biefen  waren  nod^  jwei  anbere  Älaffen  ba,  bie  Äfirologen  unb  bie 
äBo^rfoger,  meldte  beibe,  ie  nad^  il^er  9lrt>  fld^  mit  ber  SSerffinbigung 
jufttnftiger  (greigniffe  befd^oftigten.  auf  i^re  a;^ätigfeit  werben  mir  fpäter 
nS^  eingel^en;  ^ier  be^anbeln  mir  aui^fd^IieBIio^  bie,  meldte  bie  93efd^m9rungen 
audffl|rten. 

S>ie  eigentlichen  SSefo^mörer  fud^ten  im  allgemeinen  ben  @influg 
ber  bdfen  (Seifler  auftul^eben.  XcA  grofee  magifd^e  SEBerf,  au«  bem  ber 
größte  J^eil  unferer  ftenntnijJ  über  äße  biefe  SBer^ältniffe  flammt,  wimmelt 
oon  Formeln,  bie  ju  biefem  3^^  angewanbt  würben.  @ie  geben  ju^^ 
näd^fl  eine  2)arfleQung  bed  betreff enben  bdfen  ®eifle«,  ein  brafUfd^e«  S3ilb 
feiner  9liebertr&d^tig{eit;  banad^  folgt  }uleftt  eine  anrufung  ber  l^o^en  ®dtter 
um  ^ilfeleifbmg  gegen  bie  S)ämonen.  2)ie  im  93or^erge]^enben  angeffll^rten 
©d^ilberungen  ber  oerfd^iebenen  böfen  ©eifler  finb  bie  Einleitung  )u  S3e* 
fd^wdrungen.  3^  iitiere  bei^l^alb  l^ier  nur  einige  S3efd^wdrungen,  bie  jur 
näheren  S3eleud^tung  be«  früher  Sefprod^enen  bienen  fönnen. 

^^en  böfen  &oü,  ben  böfen  ^ftmon,  ben  ^dmon  ber  SBüfte,  ben  ^ftmon  bet  ^erg^ 
Qq»fe(,  ben  X&mon  bed  SReered,  ben  SMmon  bed  Sumpf ed,  ben  böfen  ©eniu^,  ben  ge- 


28  ^e  S^albder. 


mattigen  Untdi,  ben  bun^  ^  felbft  bdfe«  äBinb,  ben  böfen  2)dmon,  ber  ben  5l(rper  be« 
fdUt,  ber  ben  StJkftv  etf votiert,  Üktfl  be«  .«oirnmeU,  befc^&re  i^n!  @ei{k  ber  Cfebe,  be» 
f($njöre  i^n!" 

SHe  fo(0enbe  ^fd^io5rtmg  ift  gegen  bie  großen  9RaiMim  gerid^tet  mtb 
fd^itbert  beren  furchtbaren  C^orafter: 

„(BMen  finb*«,  fieben  finb*«.  Sieben  finb  e«  in  be«  Dcean«  tieffken  9tftnben. 
Sieben  flnb  e€,  $er^er  bei  ^immeld;  fte  muc^fen  empor  aui  bei  Dceonft  tieffien 
(^rünben,  aud  bem  üetborgenen  Sd^Iupfroinfel.  Sie  flnb  ni^t  männlich ,  f^e  flnb  ni<^t 
weiblich;  fie  breiten  fic^  aud  g(ei(^  ^effeln.  Sie  §aben  fein  ^t\b,  fte  zeugen  nic^t  ihnber; 
^^rfurc^t  unb  SBo^lt^un  lennen  fte  nic^;  (9ebet  nnb  gf(el^en  ^bren  fte  nic^t  Ungesiefer, 
bad  bem  (Skbirge  entfproffen,  g^inbe  bed  G«,  fle  finb  bie  SOecfaeuge  bed  3^^^  ^^ 
G^ötter.  ^ie  Sanbftro^e  fitbrenb,  laffen  fte  auf  bem  Sßege  fit^  nieber.  2)te  Seinbe!  S)fe 
^einbe!  Sieben  ftnb  fte,  fleben  finb  fie,  fteben  sn)eima(  finb  fie.  Qeift  bei  ^imme», 
bag  fte  bef(^n)oren  feien!    ®eift  ber  @rbe,  baf;  fte  befc^moren  feien!'' 

3)ie  ä(er}te  mußten  ber  9{atur  ber  Sad^e  nad^  oud^  oor  aQem  9e* 
fd^n)drer  fein,  ba  bie  Arant^eiten  ja  böfe  ©eifier  toaren,  bie  mit  $ilfe  ber 
(Sötter  vertrieben  toerben  foHten.  S)ie  ^eilenben  SSefd^iodrungen  fd^ilbem  bie 
3iatur  unb  ben  ajerlouf  ber  Äranf^eit,  aber  fte  jinb  jugleid^  fel^r  intereRont 
buro^  ü^re  braftifo^e  ^orm,  inbem  bie  ©ötter  rebenb  auftreten  unb  an« 
orbnen,  roa&  mit  bem  Patienten  gefd^el^en  foQ.  S)iefei$  lourbe  oermutUd^ 
bann  au^gefil^rt,  m&^renb  bie  Sefd^mörung  l^ergefagt  mürbe.  2&ir  führen 
ein  paar  Seifpiele  biefer  2lrt  an: 

,,^ie  5tranf^eit  ber  Stirn  ift  ber  ^ötte  entftiegen,  fie  ift  bem  9Bo^fi|(  bei  9e» 
bietcri  ber  $öUe  entfitiegen." 

@d  mirb  bann  meiter  er}a^lt,  mie  bie  Jtrant^it  ftd^  entmidEett,  unb 
mie  ber  Uranfe  Steinigungen  unb  anbere  ^Qge  ^anblungen  o^ne  ^otg 
oerfud^t  l^be.    S)ann  fommen  bie  @ötter  ^in}u: 

^iKorbit!  ^at  i^m  ^eiflanb  gelie^;  er  ifi  in  fein^  Sateri  (Sta  SSe^oufung  ge^ 
treten  unb  f^ai  au  i^m  gefproc^en:  ,9)2ein  Soter,  bie  jlranl^eit  bei  ^ouptei  ifk  ber  ^bUe 
entftiegen/  @in  sioeitei  ^al  f^ai  er  ju  i^m  gefproc^en:  ,^ai  er  bagegen  t^un  foH,  boi 
n)ei^  biefer  S^ann  nic^t;  mie  mirb  er  biefelbe  überminben?'  (Sa  ^ot  feinem  So^ne  SRar« 
buf  ermibert:  ,^ein  So^n,  mei^alb  mei^t  bu  bai  nic^t?  äQorum  foH  ic^'i  bic^  erft 
lehren?  f&a^  i^  w^,  boi  mei^  bu  boc^  ouc^.  ^oc^  (omme  ^r,  mein  IRorbu!.  9limm 
einen  @imer,  fc^öpfe  äßaffer  oon  ber  Spiegelfldc^  bei  S^htffei;  teile  biefem  IBaffer  beine 
fie^re  S^u^^^^^ft  <"»*;  »erleide  i^m  bur«^  beinen  3owber  ben  ®lan$  ber  Siein^eü  öe» 
nc^e  mit  i§m  ben  3Wann,  ben  So^n  feinei  ®ottei;  um^ütte  fein  $aupt.  Xa^  ber  3^* 
ftnn  t)erge^c!  Xa^  bie  Äront^eit  feinei  ^auptei  ftc^  ouflöfe  mie  pc^tiger  !Rac^tregen!*  — 
^a^  ®a*i  Sorfc^rift  i^n  ^eile!  ^a^  ^aoHna  i^n  ^eile!  ^af;  SRorbuf,  bei  Oceoni  <Srft- 
geborener,  bai  gflnftige  S)ilb  fc^e!" 

^uiS  einer  anberen  93efd^mörung ,  in  ber  ebenfaOi  Don  ^lung  einer 
Äranf^eit  im  ftopfe  bie  SRebe  ifl,  fd^eint  ^eroorjugel^en,  ba|  auc^  grauen 
berartige  ^anbtungen  voUiit^tn  lönnen.    @a  giebt  |rier  folgenbe  Sorfd^rift: 

^92imm  boi  'S^K  einei  meibüc^en  jlameli,  bai  fic^  nxt  begattete,  ^ie  3^^^n 
fteQe  ftc^  3ur  Siechten,  auc^  treffe  fie  i^re  Sorric^ngen  aur  Sinlen  bei  Jtranlen,  ^tu 
teile  biefei  gell  in  aioeimal  fteben  Stöcfe,  unb  itilt  i^nen  ben  3<ntber  mit,  ber  bo  !ommt 


!Die  ^dmonologie  unb  Sefc^toörungdfunft.  29 


Don  Gtib^u*).  Um^He  bad  ^oupt  bed  jbanlen,  um^üUe  ben  $ald  beiS  hänfen,  um^üEe 
ben  @it  feined  £ebend,  um^Se  feine  $ftnbe  unb  ^ü^t,  fiaffe  i^n  fic^  nieberfe^en  auf 
feinem  2aQet  unb  bene^e  i^n  mit  ben  besouberten  äBaffent.  ^o^  bie  5tranl^eit  feinet 
^upted  in  ben  ^immetöraum  entführt  werbe,  gleich  einem  veigenben  Sturmminb!  ^a% 
fte  oon  ber  6rbe  »erfc^lungen  werbe,  rote  bie  jeitroeife  Übertretenben  SBoffcrl  Xa^  ®a'^ 
S3orf(^ft  i^n  ^eile!  2)06  2)m)üna  i^n  ^eile!  t>a^  3Rarbuf,  be«  Dcean«  ©rftgeborener, 
bem  9ttbe  bie  ^eitfame  Jlroft  feilte!" 

SMe  äSirfung  bkfer  oerfd^ebenen  Dpexatiomn,  bie  mit  bem  ftronten 
vorgenommen  tpurben^  i{i  und  )iemtid^  tätfel^aft.  Z)ie  G^albäer  bagegen 
faßten  bie  ©od^e  fo  auf,  bafe  bie  Oott^eit  gegen  ben  böfen  ®eifl,  bie  Ärant 
^t,  lampfte;  unb  bie  ^anbtungen,  toeU^e  nao^  ber  äSorfd^rift  audgeffl^rt 
werben  foBten,  waren  alfo  bie  Äampfmittel,  rodd^e  bie  ®ott^t  im  betreffen» 
ben  ^H  mäl^tte.  Slber  urnntm  gerobe  biefe  9Rittel  oon  ber  ©otti^eit  ge» 
wd^It  mürben,  unb  mie  fte  ben  böfen  @eifi  oertreiben  tonnten,  ift  il^nen 
mo^l  ebenfo  nqrftifd^  unb  rätfel^ft  gemefen  roie  un«,  —  ©ie  fyMm  inbeffen 
au(!^  93ef(|fiodrmtgen  oon  itran{|eüen  unb  mogifd^e  Operationen,  meldte  auf 
einer  mel^r  rationellen  unb  flaxtn  @runblage  berul^.  2)ie  bdfen  @eifler 
mürben  nämlid^  ate  fd^redftid^e  unb  i^ßUd^e  SSefen  aufgefaßt,  }.  S3.  afö 
Sären  mit  ^^änenlöpfen  unb  £dmenta^n  ober  aliS  5tamele  mit  SSibber» 
lüpfen  unb  fe^r  langen  iQätfen  u.  f.  f.  2)ie  6^albäer  glaubten  nun,  t^ 
mfiftte  genfigenb  fein,  memt  man  bem  böfen  ©eifl  fein  eigeneiS  ffird^terlid^ed 
»UbniÄ  jeige;  er  mürbe  bann  fd^on  oor  ©d^redfen  fofort  bie  gtud^t  ergreifen. 
äUS  igetlmittel  mad^te  man  bal^er  ein  berartiged  S6iü>xn&  bed  b^effenben 
2)fimonen  unb  tegte  ed  auf  bie  franle  ©teile  bed  ftörperiS;  bann,  meinte  man, 
mößte  ber  2)amon  ^it^n.  9luf  Se^Ion  mirb  nod^  l^eutigen  Xaged  biefe 
^met^be  gebrandet;  unb  baß  bie  S^atboer  fte  angeuxmbt  l^aben,  ge^t 
unjmeifeti^aft  aus  folgenber  93efd^mörung  l^eroor: 

Jötx  böfe  »amtttr,  bie  ^,  »erbrennt  ba«  Sonb  wie  baS  geuer;  ber  «Romtar  fällt 
ben  Wltn^^en  an  roie  ber  ^bpa,  \)a^  'Siebet;  ber  92amtar  breitet  fi($  ober  bie  ®f>tm  m^ 
wie  eine  Äette;  ber  5lamtar  nimmt  bie  3Wenfc^en  gefangen  roie  ein  geinb;  ber  S^iamtor  ent^ 
jünbet  ben  9Renfc^en  roie  eine  giamme;  ber  S'lamtar  f)ai  feine  §anb,  feinen  5"&;  ^^  überfättt 
ben  9tenf(^en  roie  eine  @<I^Iinge;  ber  92amtor  fc^nflrt  ben  @iec^enben  glei(^  einem  ^ttnbel/ 

SJie  ©d^ilberung  oon  Slamtard  furd^tbaren  ©genfd^aften  wirb  fo 
einige  3^*  fortgefefet,  unb  eö  mirb  et^S^It,  mie  er  nun  biefen  befümmten 
Aranten  befaDen  ^at,  beffen  ©d^uggöttin  ben  Jtörper  1)ai  oerlaffen  mflffen. 
aber  barot  treten  bie  f)o^  ®ötter  |in}u: 

^HRorbuf  ift  i^m  )u  $ilfe  geeilt;  er  ift  in  bie  «e^oufung  feine«  35ater«  ®o  ge* 
treten  unb  fyxt  ju  i^m  gefproc^en:  ,9Vein  $ater,  ber  böfe  9lamtar  verheert  bad  £anb  roie 
ba«  geuer.'  (Sin  jroeite«  3RaI  l^ot  er  ju  i^m  gefproc^en:  ,2Bo«  biefer  SWenfc^  t§at,  er 
roeij  e«  td6}i;  rooburc^  roirb  er  ©enefung  erlangen?'  @a  l^ot  feinem  ©o§n  HRarbuf  er? 
roibert:  ,Wein  6o^n,  roa«  roüßteft  bu  nic^t,  roo«  fottte  i(^  bi(§  roeiter  no(§  Je^n?  9Ba« 
iäf  toeii,  ba«  rottet  bu  auc^;  tritt  ^eran,  mein  8o§n  SRarbuf.  ^nete  ben  Schlamm  be« 
OceonS  unb  forme  barau«  ba«  i^m,  bem  9{amtar,  ä^nlic^e  8iib.  fiege  ben  9Renfc^en 
nieber,  nat^bem  bu  i^n  einer  3fleinigung  unterjogen;  lege  ba«  öilb  auf  feinen  entblößten 

*)  iivibf^  war  bie  ^auptftfttte,  roo  ^  »ere^rt  rourbe. 


30  SHe  G^oIbOet. 

Unterleib;  teile  i^  ben  3au(er  mit,  bet  oon  (Sribu  lommt.  SBenbe  fein  Hnttit^  m^ 
SBeften.  7>q^  ber  69fe  S^mntar,  bet  feinem  5(drper  innewohnt,  fic^  anberSno  niebetlaffe!' 
atmen,    ^d  8ilb,  bad  fein  ^onpt  emfiorric^et,  ift  mit  großer  Stockt  oudgefiattei'' 

Sei  ben  Sui^rabungen  in  9}init)e  unb  anberi^too  l^at  man  eine  Xn}a]^I 
Sel^mflatuetten  pon  fel^r  p^aflifd^em  äluiSfel^  gefunben^  inbem  ^upt, 
^ate,  Aörper  unb  ©lieber,  nad^  oerfd^ebenen  Xieren,  wie  oben  bt\pto^, 
geformt  ftnb.  d^  tcam  lavm  einem  dmeifel  unterliegen,  bag  biefe  Sel^m«^ 
figuren  93Uber  oerfd^bener  JtronS^eitdb&monm  ftnb,  unb  bag  fte  alfo  auf 
bie  in  ber  Sefd^mörung  befd^riebene  äBeife  gebrandet  morben  ftnb. 

9)ie  Sauberpriefier.  äBäl^renb  bie  Sefd^mdrer  unb  ätarste  bie 
SRenfd^en  aud  ber  ®emalt  ber  9)ämonen  befreiten,  menn  (te  Don  biefen  btß 
faQen  mürben,  fd^einen  bie  3<utberpriefier  l^auptf&d^lid^  bie  Aufgabe  gel^abt 
}u  l^aben,  bie  äRenfd^  gegen  Angriffe  )u  Ttd^m.  @ie  lönnen  alfo  ob 
mogifd^e  ^^gienifer  betrad^tet  merben;  jebod^  mar  ed  notärlid^  nid^t  nur  bie 
®efunb^t  bed  äRenfd^en,  fonbem  aud^  feine  bemeglid^e  unb  uttbemeglid^e 
$abe,  für}  gefagt,  feine  ganje  äBol^lfal^rt,  bie  fte  )u  fid^  fud^ten.  Unb 
ed  brandet  laum  gefagt  )u  merben,  bag  biefe  ©id^er^iSma^regeln  fld^  pöQig 
im  @inllang  mit  ber  aOgemeiiten  Sbtffaffung  ber  Sl^alb&er  pom  Sßefen  unb 
ber  Urfad^  be^  Söfen  befanben:  fte  beftanben  in  ber  2)arfiettung  pon  Xalü^ 
maxien  unb  Slmuletten,  meldte  bie  Dämonen  fernsten  foKten.  2)ie  Xalid« 
mane  maren  Götter bilber,  meld^  ringi^  uml^er  im  unb  porm  ^aufe  auf» 
gefteEt  morben;  bie  Amulette  maren  Heine  £e^m«  ober  Steinplatten,  3^ug« 
läppen  unb  äl^nlid^e  ©egenfifinbe,  auf  benen  eine  (räftige  Sefd^mdrung  ein« 
gefd^rieben  mar.  ^efe  Amulette  mürben  nun  entmeber  beflanbig  ober  nur 
imter  gemiffen  Umftänben  getragen. 

@d  e^fKert  nod^  eine  leiber  jiemlid^  unleferlid^e  S3efd^mörung,  morin  bie 
a;ali«mane  unb  i^re  Stnmenbung  befprod^n  merben.  Ql^rem  Snl^alt  nad^  fd^eint 
fte  meiftend  bei  Zeremonien  }ur  Sinmeil^ung  neuer  Käufer  gebrandet  }U  fein. 
@JS  l^eigt  barin  unter  anberem: 

„SteUe  bad  ^ilb  bed  @otted  Ungal^nirra,  bet  nic^t  feined  ©leieren  ^ai,  m  bie  Um^ 
3dunun0  bed  $aufeä.  BUüt  bad  iBilb  bed  @otte»,  ber  im  ©lanae  ber  3;apfer!eit  ftro^It, 
ber  nic^t  feined  ^(eic^en  ^at  ....  unb  bad  $ilb  bed  (Sottet  92arubi,  bed  ©ebieterd  ber 
m&(^tigen  ©ötter,  auf  ben  Soben  unter  bad  )Bett.  ßux  Slb^altung  aOed  no^enben  Unge^ 
mac^d  fteUe  ben  ®ott  ...  unb  ben  ®ott  Sotarol  mi  bie  X^ür.  Sux  Slbweifung  aHt^ 
Uebel^  ftelle  ald  6<i^eu4e  an  bie  £§ür  .  .  .  Stelle  bie  nmc^famen  93ilber  be9  Qpa  unb 
S^arbul  unter  ben  2:^om)e9;  ftelle  fte  sur  9le(^ten  unb  hinten." 

Site  33eifpiele  für  ben  Qnl^alt  ber  Slmulette  follen  l^ier  nur  jmei  onge* 
fül^rt  merben;  ba«  eine  ifl  mal^rfd^einlid^  Pon  einem  SBeibe  mäl^renb  ber 
Sd^mangerfd^aft  getragen  morben;  e»  l^gt  l^ier: 

^O  ©itnur,  ©ertreibe  bie  ©(^mcrjen,  rocit  in  bie  gerne;  frÄftige  ben  Äeim,  bringe 
bad  $aupt  bed  IRenfc^en  3U  voller  (Sntmidlung.'' 

SJai^  anbere  l^at,  mie  t^  fd^cint,  ben  SRüdffatt  eine«  Äranlen  oerl^inbem 
fotten,  ber  oon  ber  ^ßejl  gel^eilt  ifl.    SJie  Snfd^tift  be^felben  lautet  nämlid^: 


2)ic  3öw^««i«  31 


^iBöfer  Xikmon,  bö^rtige  $eft,  ber  ©eift  ber  ®tbe  oerjagte  bic^  ouS  1)em  5tötper. 
Sldgen  ber  ^olbe  ®eniud,  ber  gnäbige  Stolo%  ber  ^olbe  ^dmon  sufommen  mit  bem  ©eifte 
ber  ^be  einjie^en.    Sefc^iDörung  bed  mächtigen,  m&d^ü^tn,  mA<i^tigen  ©otteS.    SCmen.'' 

S)ie  Sefd^ioörungen,  meldte  wir  bi^l^er  fenncn  gelernt  l^aben,  f dalagen 
iebod^  nid^t  ftets  an;  bie  mäd^tigfien  S)ämonen  laffen  ftd^  baburd^  nid^t 
fd^redfen.  älber  ed  giebt  eine  Ttacfyt,  por  ber  aUeS  in  ber  äBett,  fomo^I  gute 
wie  böfe  ©eifler,  fid^  beugt,  unb  ha^  ifl  ber  gel^eimni^ootte,  göttlid^e  3lamt, 
,,ber  l^öd^jie  3lamt",  ber  SWame  ber  mäd^tlgfien  ©ötter,  ben  nur  6a  fennt. 
©elbft  bie  ©ötter  jinb  bemfelben  untertl^änig,  unb  begl^alb  roirb  er  in  ben 
Sefc^roörungen  nie  genannt,  roeil  er  benen,  bie  il^n  fennen,  eine  ben  ©öttern 
gleid^e  Ttad)i  geben  würbe.  @etbft  wenn  @a  äRarbuf  ober  einem  anberen 
S3oten  Sefel^l  giebt,  bie  aSefd^wörung  beim  l^öd&fien  3lamen  ju  ooUjiel^en, 
wirb  er  nur  angebeutet:  genannt  wirb  ber  Slame  nid&t. 

60  §ei6t  ed  im  8eri(^t,  toie  bie  @|>^in£  ^[fufu^namir  sur  ipbQengöttin  SlUat  gefanbt 
wirb,  um  ^^tax,  ben  HRorgenftern,  jurüdjuforbern : 

„(Ba  in  fcined  ^eraen«  ge^eimniSootter  @r^oben^eit  faf^te  einen  öefc^luf;;  er  f)at 
Slfufusnamir,  bie  Bp^iny  mit  ben  oicicn  Äö|)f cn,  erf<i^affcn.  ,^e^e  §in,  SCfufu^namir ;  am 
2^^ore  bed  Sonbed  o^ne  ipeimfe^r  jeige  bein  SCntli^ !  STlöge  bi<i^  "^cti  erblidten  unb  ^eube 
em^ftnben  oor  beinem  ^Intli^ !  @ie  mirb  ftc^  im  ©runbe  il^red  iperjend  beruhigen ,  i^r 
3orn  wirb  ba^infc^roinben.    ^efc^roöre  fte  burc^  ben  Slomen  ber  mächtigen  ©ötter.*" 

Mt  JaubcTBi. 

33igl^er  ^aben  wir  un^  auiJfd&liefeUd^  mit  ber  l^eitigcn  9Kagie  befd^äftigt, 
bie  pon  5ßrieflem  auiSgeübt  würbe  unb  ben  SKenfd&en  gegen  bie  35erfoIgungen 
ber  böfen  ©eifier  fd^ügte.  3lber  eS  liegt  in  ber  SRatur  ber  ©ad&e:  wenn 
ber  aWenfd^  bei  ben  guten  ©eifiem  $i(fe  gegen  bie  böfen  fud^en  fann,  fo  mufe 
er  fid^  aud^  }u  ben  X&monen  flttd^ten  unb  i^re  ^i(fe  erfaufen  ober  tx^ 
jwingen  tönnen.  ®a  eiJ  ja  i^re  Stufgabe  ifl,  möglid^fl  oiel  S3dfe«  au^juüben, 
fo  liegt  bie  Slnnal^me  nal^e,  bafe  fie  nid^t  abgeneigt  fein  werben,  einem  SRenfd^en 
gewiife  perfönlid^e  SBorteile  ju  oerfd^affen,  bamit  er  ü^nen  wiebcrum  l^elfe, 
anberen  fo  piel  wie  möglid^  ju  fd^aben.  SBa«  er  ju  biefem  3wedt  au^ju« 
führen  l^at,  wirb  il^m  natürlid^  oon  ben  ©dmonen  felbft  mitgeteilt,  ©old&e 
§anblungen  werben  alfo  magifd^e,  ba  fie  nad^  ber  Slnweifung  l^ö^erer  SBefen 
au^gefül^rt  werben,  unb  weil  bie  l^öl^eren  SBefen  in  biefem  gall  böfe®ei|ler 
finb,  fo  wirb  bie  ©anblung  B^wberei  ober  fd&roarjc  9Kagie. 

S)a  bie  3^^^^^^^  i^ttm  Urfprunge  gemä^  wefentlid^  barauf  auiS« 
gel^t,  8eib  jujufügen,  mu^  fie  in  jeber  einigermaßen  georbneten  ©efettfd^aft 
ate  Serbred^en  betrad^tet  werben.  äBir  fönnen  bal^er  aud^  in  ben  l^eiligen 
magifd^en  ©d^riften  ber  ß^albäer  nid^t  erwarten,  eine  birefte  anweifung  jur 
äbtötibung  ber  fd^arjen  äRagie  }U  finben.  Slber  inbirett  bdommm  wir  eine 
SRenge  oon  3lufflärungen  über  bie  S^uberci,  weil  bie  ^riefter  berfelben  natur* 
Ud^  ebenfowol^l  wie  aQen  anberen  fd^äblid^en  @infläffen  entgegen wiidCen  mußten; 
unb  bie  93efd^wörungen,  bie  befonberiS  gegen  bie  SBirtungen  ber  fd^warjen 


32  ^ie  (E^lbaer. 

äRagfe  gerid^tet  finb,  geben  urtö  einen  Sinblicf  ntc^t  blog  in  biefe  Sßirtungen, 
fonbem  aud^  in  bie  magifd^en  Operationen  fetbfi.  3«  Sejug  auf  bie  3Bir^ 
hingen  ber  ^öwberei  lernen  loir  aM  ben  ©d^riften,  —  roie  man  e8  oon  oome« 
l^erein  aud^  cnoarten  fann,  —  bafe  faum  ein  Uebel  ju  erbenfen  ifi^  loeld^ei^ 
fte  nid^t  l^eroor^nntfen  oermag.  60  loeit  bie  9Rad^t  ber  Dämonen  reid^t,  fo 
weit  erflredft  pd^  natürlid^  aud^  bie  3Mad^t  be«  3auberlünfiler«,  ba  er  ia  nur 
in  il^rem  Planten  l^anbelt.  UngladtiSffiUe  jeber  9Irt  an  Gl^re,  Seib  unb  @ut 
werben  in  ben  l^ßgen  Sefd^mörungen  aü  burd^  3^^^^^  Derurfad^t  angefe^en. 
Gbenfo  ntannigfad^  toie  bie  SBirtungen  ftnb  aud^  bie  magifd^en  Opera« 
tionen,  burd^  loetd^e  bie  Sejoubemng  aui^effll^rt  mirb.  (Sine  einjebie  Heine 
Sefd^iDörung  fd^eint  gerabeju  ein  aSerjeid^nid  ber  SRittel  }U  entölten,  xoeidft 
bei  ber  ßauberei  benugt  tourben.    (&»  l^eigt: 

„^en,  ber  bad  gefertigte  ®ben6i(b  Bejaubert,  bad  65fe  ^niWii,  ben  bdfen  fßüd,  ben 
böfen  9htnb,  bie  böfe  3unge,  bie  bdfe  Sippe,  ba«  fc^dblic^e  @ift,  (Beifi  be9  $immeX«,  be^ 
\6^w'6vt  fte!    Greift  ber  (^he,  befc^ioöre  fie!'' 

Sßir  tonnen  biefeiS  mit  fo(genben  3^(^  ^iner  anberen  Sefd^mdrung  ju« 
fornmenfieUen: 

^2)erjeni0e,  ber  Silbniffe  anfertigt,  entfprec^b  meiner  ganzen  (^((einung,  ber  ffoi 
meine  ganje  (Srf<i^eimtng  besoubert;  er  ^at  ben  mir  bereiteten  3<^i^^ertran(  ergriffen  unb 
meine  Äleiber  verunreinigt." 

(S^  tann  l^iemad^  (einem  S^ü^^l  unterliegen,  bag  bie  d^alboifd^en  3ttuberer 
bai^felbe  93erfal^ren  angeioanbt  l^aben  mie  bie  9Rebi)inmänner  ber  SBilben: 
ein  S3ilb  )u  mad^en  oon  bem,  bem  fte  }u  fieibe  moUten,  unb  biefeiS  S3ilb  auf 
bie  eine  ober  anbere  SBeife  }u  bef d^äbigen ;  bann  roüxht,  mit  fte  meinten,  biefed 
UnglädC  ben  S)argefleIIten  felbft  treffen,  ^ab  3<2ubertränte  angeioanbt  mürben, 
mirb  l^ier  ja  auiSbrfldtlid^  gefagt,  unb  barauf  bejiel^en  ftd^  mo^l  oud^  bie 
aSBorte  M^  fd^äblid^e  ®ift"  in  ber  erftcn  »efd^mdrung.  —  Slber  ber 
3auberer  l^atte  nid^t  einmal  nötig,  ftd^  fo  oiel  SRfl^e  }U  mad^en;  er  tontüt 
bie  £eute  aud^  burc^  bloged  9lnfe|ien  oerjaubem.  S)er  ©laube  an  ,,ben  bSfen 
Slid"  ober  „baiJ  böfe  Sluge",  oon  bem  oben  bie  Siebe  ifi,  ifi  ja  nod^  fe^r  oer« 
breitet,  nid^t  nur  überall  in  Slfien,  fonbern  aud^  in  ©übeuropa.  —  ©nblid^ 
mirb  in  ber  genannten  Sefd^mörung  nod^  „ber  böfe  ^htnb,  bie  böfe  £ippe 
unb  3^0^''  genannt.  2)a^  be}ie]^t  ftd^  mal^rfd^einlic^  auf  boi^  (räftigfle  unb 
am  meiflen  gefflrd^tete  3<^u&^^niittel,  nämlid^  bie  SSerflud^ung,  bie  fogar  auf 
bie  ©d^u^götter  einmirtte*    hierüber  lieigt  ed  an  einer  anberen  Stelle: 

,,^ie  fc^cinblu^e  3$enoünf(^ung,  fie  loirtt  auf  ben  3Renf<i^en  wie  ein  böfer  ^ämon; 
ber  @pnt($  ber  Serroünfc^ung  fc^webt  über  i^m;  ber  @pru($  bed  ^erberbend  fc^roebt  über 
i^m;  bie  fc^dnblic^e  9Scrn)ünf<i^ung ,  fte  ift  ber  S^nbtx,  ber  ben  Srrfinn  ^eroorrief.  2)ie 
f(^Anbfi<^e  $em)ünf<i^ung,  fte  enoürgt  biefen  9Renf<i^en  nne  ein  Somm;  fein  @^ott  ^ot  ft(| 
<M  bem  3nnem  feines  jtörperd  entfernt;  feine  ^dttin,  aufgebra«^,  ^at  ftc^  mbertoo 
ntebergclaffen." 

@in  träftigerer  Semeid  ffir  ben  Glauben  an  bie  äRad^t  ber  3^uiberet 
finbet  ftd^  (aum. 


2)te  Huguralwiffenfc^aftcn.  33 


S)er  @eiflerglaube,  ben  mix  btöl^er  betrad^tet  l^aben,  l^te(t  ftd^  in  &)aU 
bäa  mel^rere  3al^rtaufenbc  l^nburd^  rocfentßd^  unücränbert.  Urfprünölid^  von 
ben  ätteften  93eQ)ol^nem  be^  Sanbed,  ben  Slftabem,  enhoidelt,  ging  er  )u  ben 
affprifd^babplonifd^  SBößem  über,  bie  fpäter  miteinanber  um  bie  Qexx* 
fd^ft  in  ben  £änbem  am  Sup^rat  unb  ZxQxi&  lämpften,  unb  mit  ben  reli« 
giöfen  unb  aberglänbifd^en  SSorfleHungen  l^ielt  fld^  natürlid^  an^  bie  aM 
benfelben  entfpringenbe  Sefd^roörungjJfunfl.  SBenn  biefe  nid^t  ju  Ädnig  affur* 
bembote  3eit  nod^  epftiert  l^ätte,  mürbe  für  il^n  mol^l  faum  ein  ®nmb  oor* 
gelegen  ^aben,  bie  9Q)fd^rift  ber  alten  magifd^en  3&edt  anfertigen  unb  iugleid^ 
eine  Ueberfefeung  in  ba^  äffprifd^e  l^jufügen  ju  laffen.  2)iefe«  %atam 
meifi  barauf  f)in,  bag  bie  ©d^riften  nad^  i^rer  urfprfinglid^en  93efUmmung 
gebrandet  morben  ftnb,  unb  fold^ed  mirb  meiter  aud^  burd^  perfd^iebene  anbere 
%^ad9m  betätigt,  bie  mir  fpäter  befpred^en  merben. 

®on}  unoer&nbert  ^at  ftd^  bie  Sieligion,  bie  uniS  in  ben  alten  ma* 
gifd^  ©d^riften  entgegentritt,  im  Sauf  ber  3«ten  nid^t  erl^alten.  Sd^on 
fel^r  früi^,  nämlid^  ju  Ädnig  ©argoniS  I  3^**^/  ungefähr  2000  3al^re  vor 
unferer  3^tred^nung,  fanb  eine  l^öd^ft  eigentümlid^e  Sieformation  flatt,  bie 
etmad  92eue^  l^ineinbrad^te,  obmol^l  fie  bie  alte  Sieligion  im  mefentlid^ 
unoeränbert  lieg.  3)ie  Gl^albäer  l^atten  bamafö  burd^  aftronomifd^e  ©tu» 
bien  unb  gefd^d^tlid^e  9lu^d^nungen  bie  ©runblage  für  eine  oöQig  neue 
älttffaffung  oon  bem  gemonnen,  mad  eigentlid^  baiS  Seitenbe  in  ber  Sßelt  fei. 
Xuf  biefer  ©runblage  mürbe,  mal^rfd^einlid^  auf  ftönig  ©argon^  Sefel^l,  eine 
ganje  Slei^e  oon  ©d^riften  aufgearbeitet,  bie  mir  nod&  jum  2;eil  in  Slbfd^riften 
befl^,  unb  au&  benen  unfere  JtemttniiS  l^ierüber  l^erftammt.  S)iefe  3lbfd^riften 
ftnb  auf  JWnig  ©argon«  II  S3efe^l,  b.  ^  etma  700  Saläre  oor  unferer  3eit^ 
red^nung,  angefertigt  morben,  nid^  nad^  ben  alten  Originalen,  f onbem  nad^  einer 
Slbfd^rift  berfelbcn  auS  bem  12.  3al^rl^unbert.  fiefttere  mn^  jiemlid^  abge* 
nu^l  unb  an  oerfd^benen  ©teKen  unleferlid^  gemefen  fein,  atö  ©argon  II 
e«  für  notmenbig  erad^tete,  fie  burd^  eine  neue,  bie  jeftt  epfüerenbe,  ju  er* 
fefeen,  bemt  in  biefer  fielet  an  oerfd^iebenen  ©teilen  mitten  im  %t}ct  ba^  SBort 
,,aui^emifd^t'' ;  ber  9[bfd^reiber  ^t  1^  alfo  fein  JDriginal  nid^t  lefen  lömten. 
a)ie  bebeutenbflcn  biefer  ©d^riften  finb  ein  grofee«  afirologifd^  SBerl  auf 
70—80  2;afeln  unb  ein  grofeeiJ  Sluguralmerf  über  irbifd^e  ^l^änomene  auf 
ungefähr  100  Xafeln.  Slufeerbem  finbet  fid^  auf  26  Safein  ba^  ^n^ltiJoer* 
jeid^^  eineiS  Heineren  afirologifd^en  SESertei^;  ei^  ifl  ebenfaSiS  in  25  Aapitel 
eingeteilt;  oom  Se^t  fd^eint  aber  nid^td  me^r  ju  e^fUeren. 

2>er  religidfe  ©runbgebanfe,  ber  in  ben  aflrologifd^en  ©d^riften  ^or^ 
tritt,  i|i  ber  ®laube,  bafe  bie  ^immetelörper  bie  eigentlid^  Urfad^c  atteiS  beff en 
fmb,  toa&  in  ber  SQSelt  gefd^ie^t.  Stuf  ©runb  afironomifd^er  99eobad^tungen 
^en  bie  Sl^alb&er  frül^  gelernt,  bag  ber  Sßed^fel  ber  S^^^^te^seiten,  fomie 

Sf^nann,  Xbcrfliotibe  uiib3ou^ei.  3 


34  ^i^  (S^arbäer. 

beten  (Sinflug  auf  aQed  Sebenbe  burd^  bie  SteQung  ber  @onne  }u  ben 
anbeten  ^immefelötpetn  bebingt  ip.  SJatauiS  jogen  jie  ben  aUetbing«  übet* 
eilten  Bd)i\x%  bag  aKe  93egebenl^ten,  foiool^l  im  SRenfd^enleben  ate  in  bet 
9latut,  butd^  bie  SteQung  bet  @tetne  }u  einanbet  befUmmt  feien.  S)a  fte 
nun  ebenfaüi^  beobad^tet  l^atten,  baß  biefe  Jtonfledationen  bet  ^immetelöt))et 
tegetmägig  unb  petiobifd^  u)iebeidCel^tten,  fo  folgte  nad^  il^tet  Hnftd^t  l^ietaud, 
bag  aKe  Segebenl^eiten  in  bet  Statut  unb  im  9Renfc^enleben  nad^  äSetlouf 
einet  {atmeten  obet  longeten  ^At  fid^  ebeitfaDiS  beflänbig  miebetl^olen  müßten. 
3eid^nele  man  bie  (SteigniRe  untet  einet  befümmten  Äonfiellation,  bei  einet 
beftimmten  @teKung  bet  üetfd^iebenen  ^immetelötpet^  auf,  fo  mugte  man 
ootau^fagen  fönncn,  wann  biefe  ßteigniRe  roiebet  eintteffen  roütben,  nomlid^ 
bann,  menn  biefelbe  AonfleUation  ftd^  am  ^immel  jeigte.  Unb  fo  lam  e& 
nut  batauf  an,  bai^  @intteten  bet  Jtonflellationen  im  potauiS  beted^nen  }u 
fönnen.  2)ie  afitonomifd^en  ©tubien  gaben  alfo  nad^  biefet  Sluffaffung  bie 
3Ritte(  an  bie  ^anb,  ade  SSegeben^ten  ootau^jufagen,  menn  man  nut  einmal 
aufge}e{d^net  l^atte,  n)ai^  fid^  gleid^jeitig  mit  einet  beftimmten  @tfd^einung  am 
^immel  auf  @tben  eteignete.  @d  mat  alfo  ba}U  nut  eine  butd^  genflgenb 
lange  3^^^"  l^inbutd^  fottgefe^te  3uf^^iit^nf^IIu^d  ^^^  afitonomifd^en  unb 
l^ftotifd^en  Slufjeid^nungen  etfotbcttid^.  ©ine  fold^e  ätbeit  iji  ma^tfd^einlid^ 
fd^on  untet  ©atgon  I  auÄgefü^tt  motben,  unb  bie  auf  biefe  SSJeife  ent» 
flanbenen  afitologifd^en  tafeln  ftnb  bann  in  allen  einttetenben  fällen  um 
SRat  geftagt  rootben.  ©o  fönnen  roit  uniJ  leidet  ben  fiatlen  SSetfd^leife 
betfelben  erfläten,  bet  in  gewiffen  ^roi^^mtänmen  neue  Slbfd^tiften  et* 
fotbetie. 

2)ie  aptologie,  bie  Seilte  oon  bet  SefUmmung  jufünftiget  ©teig» 
niffe  mit  ^ilfe  bet  ©tetne,  mat  fflt  bie  ßl^albäet  nun  eine  9Biifen« 
fd^aft,  bie  fie  fieti^  }u  neuen  affaronomifd^en  Seobad^tungen  unb  lufjeic^« 
nungen  anttieb,  um  babutd^  mit  immet  gtögetet  ®enauig!eit  beted^nen  ju 
fönnen,  mann  befümmte  ^l^onomene  am  ^immel  eintteten  mütben.  S^bod^ 
l^atteit  biefe  SBeifen  nod^  anbete  SRittel  }U  @ebote,  nm  ben  93etlauf  bet 
2)inge  ootau^jufagen.  SEBenn  atte^,  roa«  in  bet  Sffielt  gefd^icl^t,  butd^  bie 
Semegungen  bet  ^immefäfötpet  oetutfad^t  ifi,  fo  muffen  aud^  alle  gleid^« 
jeitigen  itbifd^en  »egebenl^eiten  in  einem  beftimmten  SBetl^ältnÜS  ju  einanbet 
fiel^en,  weil  fie  auö  betfelben  Utfad&e  entfptingen.  3^^"^  ^^^  ^^f«^  ^  fl^ 
nügenb  langen  2lbfd^nitten  alle  mid^tigen  obet  ungemö^nlid^en  ©teigniffe  auf, 
bie  gl  ei  d^}  ei  t  ig  auf  ®tben  ftattgefunben  l^aben,  fo  mitb  man  aud^  mit 
$ilfe  biefet  aufjeid^nungen  jufünftige  SJinge  ootaugfagen  fönnen.  SBenn 
nämlid^  eine  gemiffe  ©tuppe  oon  ftül^et  gleid^jeitigen  Segebenl^eiten  aufiS  nevie 
gleid^jeitig  eintritt,  fo  muffen  fie  biefelben  Segebenl^iten  nad^  fid^  jiel^en,  bie 
ftül^et  eingetteten  finb.  S)enn  nid^t»  ift  jufättig,  meil  alle^  oon  ben  ^immefö* 
fötpetn  oetutfad^t  mitb,  unb  alle^  ifi  petiobifd^,  miebetl^olt  fid^,  meil  bie  Se* 
megungen  bet  fiimmefefötpet  ftd^  miebetl^olen.    Slui^  biefet  »ettad^tung  cnt« 


^ie  ^guta(n)iffenf(|aften.  35 

fpringt  bic  3Mantif,  Me  Seigre,  jufünftige  Scgebenl^citcn  mit  $itfe  von  irbifd^en 
ßrelgniffen  ooraui&jufagcn.  SJie  SKantif  unb  afteologie  bttbcn  jufammen  bic 
gonge  aBiffenfd^afl  t)on  bcn  SBcigfagungen,  bic  äuguralroiffenfd^afl.  2)ag 
jtoeitc  Don  bcn  oben  enoäl^nten  äluguratoertcn,  n)ctd^e^  mix  aud  ber  Qdt  bei^ 
alten  Ädnig^  ©argon  bcfiften,  ifl  eben  ein  fold^e«  mantifd^c^  3Bert,  ba«  bic 
tetturifd^en  ^ßl^änomcne  bel^anbelt.  —  Sffiir  roerben  im  golgcnbcn  nun  bcn  3n« 
l^olt  biefer  beiben  aOBerlc  bctrad^ten. 

S)ie  Slfirologie.  S)ie  apronomifd^cn  S3eobad^tungen,  auf  meldte  bic 
€l^albäer  bic  2lftrotogic  grünbeten,  reid^en  aufeerorbentlid^  weit  jurürf.  3Bann 
biefclbcn  angefangen  l^abcn,  roiffen  mir  nid^t;  bic  Slngoben  ber  alten  SSer* 
faffer  finb  ju  abenteuertid^,  afe  bafe  fic  roörtlid^  genommen  mcrben  fönnten. 
©0  fagt  ^ippard^,  bag  bic  (Sl^albäer  bcn  ©tcrnenl^immel  270000  3a^re 
beobad^tct  l^ätten,  beoor  atlcEanber  ber  ©rofee  in  5ßerfien  einrüdfte.  ^liniu« 
rcbet  fogar  t)on  720000  Salären,  ©clbft  bic  Heinere  biefer  Qa^m  ifl  oer^ 
mutlid^  l^unbcrtmal  }U  grofe ;  aber  bafe  il^re  Obferoationcn  ein  fe^r  beträd^t» 
lid^eiJ  Slttcr  ^aben,  gel^t  barau«  l^eroor,  bafe  fid^  in  bem  großen  afirolo» 
gifd^cn  2Berf,  ba«,  wie  gcfagt,  ettoa  2000  3a^rc  oor  unferer  3eit  abgefaßt 
ift,  eine  Xafet  über  ©onnen*  unb  3Monbfinfterniffe  für  ieben  a;ag  im  Sa^rc 
finbet.  ©d^on  bamafe  muffen  bic  33eobad^tungcn  fid^  alfo  über  mehrere 
Sal^rl^unbertc  crfkedft  l^abcn.  3lud^  in  »cjug  auf  i^re  ©enauigfeit  finb  bic 
S3eobad^tungen  ber  ßl^albäer  berounbcrngtocrt.  ©o  mu&tcn  pe,  bafe  ba« 
©onuenja^r  365,25  S^agc  ^at,  unb  bafe  bic  fpnobifd^e  Umlaufi^icit  beg 
SWonbei^  (bic  ^üi  mn  einem  SWcumonb  jum  anberen)  30  Slagc  beträgt.  SJic 
Umlauf öjcit  be^  SWonbc^  legten  fic  nun  ber  ©inteitung  ber  S^tt  ju  ©runbe; 
baiS  3al^r  murbc  fo  in  12  aWonate,  jcber  ju  30  Xagen,  eingeteilt;  aber  ba 
ba^  ©onncnjal^r  5  Xage  länger  ift,  ergab  fid^  in  12  Salären  ein  Unterfd^ieb 
Don  2  ganjen  aWonaten.  SJabci  ift  jcbod^  ber  aSierteltag  nid^t  bcrüdtfid^tigt, 
mit  bem  ba^  ©onnenjal^r  365  Xage  übcrfd^rcitct;  im  Saufe  oon  124  3al^rcn 
roäd^fl  biefer  Ucberfd&ufe  ju  30  ^agen,  alfo  einem  ganjcn  SRonat,  an,  meld^er 
bann  eingcfd^obcn  mürbe. 

afe  ein  anbercö  aScifpiel  für  bic  ©cnauigfeit  il^rcr  33eobad^tungcn  fann 
angcfül^rt  rocrben,  bafe  fic  bic  ©aro^periobe  fannten,  bcn  3^^^^^  ^^n  18 
©onncnjal^ren  ober  223  SWonbumläufcn,  nad^,mcld^em  bic  ©oraten*  unb 
3)ionbfinfiemiffc  fid^  roicberl^olcn.  ©ic  roarcn  baburd^  imftanbc,  bcn  ®in«' 
tritt  einer  ginfiemi^  ju  bcred^nen;  aber  ganj  genau  föraten  i^rc  ScfHmmungcn 
bod^  nid^t  gcmefen  fein,  bcmt  einmal  fpottetc  bic  ©onne  il^rer  Scred^nungcn, 
unb  bic  ^fiemi«  blieb  ooßfiänbig  av^.  ©o  cpfKcrt  ein  l^öd^ft  intcreffantcö 
Sßtenfiüdf,  ba^  bem  Äönig  2tffurbanibal  oon  feinem  Dberaftrologcn  3lbit3fiar 
eingefonbt  morben  mar;  ber  Anfang  bc^fclben  lautet: 

„%n  bcn  Äönig,  meinen  ^erm,  bein  3)iener  Slbils^ftar.  SRöge  griebe  beim  Äönig, 
meinem  §erm,  fein;  mögen  S'iebo  unb  3Rarbu!  bem  Äönig,  meinem  §etm,  gnäbig  fein. 
<^n  lange«  Seben,  ^efunb^eit  bed  fieibe«  unb  ^eube  bed  ^erjend  mögen  bie  ^o§en 


36  ^i«  (S^Ibdet. 


Götter  htm  St&n\%,  meinem  $emt,  geben.  —  9(m  27.  %a%t  oerfc^ioinbet  ber  ^Btot(b,  91m 
28.  29.  unb  80.  Zog  Rieften  vir  SBac^e  xoe^tn  einer  @onnenfin^emid.  9[5et  bie  Sonne 
trat  ni^t  in  bie  ^inftemid.    Stm  1.  Xage  lourbe  ber  SRonb  in  ber  Xagedfhtnbe  gefe^en. 

a)cr  ©üin  btefc«  ©d^rcibcn«  ip  beutlid^  genug.  2)ic  Iflronomen  er» 
toarteten  eine  ©omtenfinflentid,  aber  fte  traf  nid^t  ein.  SBenn  biefei^  fid^ 
nun  oft  ereignet  f)&üe,  fo  toürben  fte  e»  taum  ber  3SliÜ)t  totxt  gel^olten 
l^aben,  ei^  bem  ftönig  )u  berid^ten.  3Btr  !önnen  barauiS  atfo  f($[ie^,  bag 
i^re  aflronomtfd^en  Aenntniffe  fo  l^od^  ftonben,  bag  fte  mit  fafl  poQlommener 
©id^rl^eit  ^flemiffe  bered^nen  tonnten.  2Bir  lernen  übrigen^  n)etter  au^ 
bem  SUtenfUid,  bag  fte  bie  Sage  bei»  9RonatiS  oom  Steumonb  ab  red^neten^ 
fo  bag  ber  1.  Xag  im  aßonat  ber  Sag  nad^  Steumonb  ift;  eine  Sonnen« 
finfiemiÄ  mufe  nömlic^  fletiJ  beim  SWeumonb  eintreten^  unb  im  ©rief  mirb 
ber  1.  Sag  audbrüdtlid^  ald  berjenige  bejeid^net,  mo  ber  9)2onb  mieber  ftd^t> 
bar  mirb. 

9lod^  ein  ^unlt  im  Sd^reiben  bebarf  naiverer  S3e(eud^tung.  S>er  Slfho» 
log  münfd^t  bem  ftönig  ben  @egen  ber  ®ötter,  befonberiS  nennt  er  bie 
©Stter  9lebo  unb  SRarbut.  2Bir  fe^  alf o,  bag  ber  ®(aube  an  bie  @dtter 
nod^  erl^atten  i%  unb  jmar  nid^t  nur  beim  ^oU,  fonbem  aud^  bei  ben  l^öd^flen 
^ßrieftem;  ber  Dberaflrologe  mar  ju  biefen  Seiten  ocrmutHd^  ber  oberfie  im 
Sieid^e  nad^  bem  itdnig.  3)iefer  ®Iaube  an  bie  @ötter  unb  ebenfo  ber 
©taube  an  bie  S)ämonen,  ber,  mie  oben  befprod^en,  ebenfalls  unoerönbert 
fortbeflanb,  fd^eint  in  {raffem  äBiberfprud^  mit  ber  9lnna^me  ju  fte^en^ 
bag  bie  Sterne  aHe&  leiten,  ^ebod^  l^aben  bie  Sl^albäer  e&  oerflanben,  biefe 
2  fd^nbar  unoereinbaren  Slnfd^ouungen  in  finnreid^er  äBeife  }U  oerbinben, 
inbem  fie  bie  ^o^cn  ©ötter  mit  ben  ©ternen  ibentifijierten.  2)ie  beroegUd^en 
^immeteförper  unb  bie  l^dflen  e^Efteme  belamen  bie  3lamm  ber  12  l^ol^en 
Oötter  unb  mürben  ein^  mit  i^nen;  fo  bel^ielten  biefe  il^re  ^errfd^aft  un» 
oeränbert  in  ber  ®eflatt  ber  @e{Ume.  Unb  bie  Xämonen,  meldte  in  ber 
alten  9tetigion  ben  @öttem  an  äßad^t  unterlegen  maren,  mürben  nun  aud^ 
abl^angig  oon  ben  mit  ben  ©lernen  ibentifijierten  ©öttem.  Ob  bie  3)ämonen 
@rlaubnid  erl^alten  foKten,  einem  aRenfd^en  }U  fd^aben,  mar  ie^t  oon  ber 
©tettung  ber  ©eflime  abhängig,  fianb  in  ben  ©ternen  gef daneben.  3)ie 
3)ämonen  blieben  mol^l  Urfac^e  aded  Uebeld,  aber  nur  mit  Sinmidigung 
ber  l^ol^en  ©ötter,  ber  ©eftime.  9luf  biefe  3Beife  fonnte  aftrologie  unb 
ajefd^roörungjJfunft  frieblid&  nebeneinanber  befleißen,  obrool^l  bie  Slftrologic 
poraui^fe^t,  bag  aQe^  gefegmägig  unb  bal^er  bered^bar  ifl^  m&^renb  bie  S3e« 
fd^rodrunggfunfi  oorau^feftt,  bafe  äße«  pon  ber  aSilHür  unb  ben  ßaunen  ber 
©Otter  unb  2)ämonen  abl^ängig  ifi 

aja  eine  SJarfleCung  pom  ganjen  3nl^alt  be^  großen  afhrologifd^en 
aSerfeS  ju  umfangreid^  unb  menig  intereffant  ift,  bef darauf e  id^  mid&  auf 
bie  aWitteitung  fold^er  SSrud^ftüdfe,  bie  eine  SBorfiettung  baoon  geben  ttnncn, 
mie  f orgfältig  bie  ßi^bäer  il^re  afirologif d^en  aufjeid^ungen  in  ben  ©injel^en 


^ic  3luguraln)iffenf(§aftcn.  37 


otti^effll^rt  l^aben.  3)ie  Safein  6e}iel^en  ftd^  natüxlxd)  fafl  audfd^lieg« 
11$  auf  Sffenttid^e  Slngelegcnl^eiten,  Ärleg  unb  griebcn,  StiniQ  unb  $eer, 
®mlc,  aSBinb  unb  SBctter  u.  f.  f.  älber  auf  biefen  Oebietcn  finb  fte  bte  in« 
einzelne  burd^geffll^rt  unb  eS  !ann  laum  ein  ißj^önonten  iemate  am  ipinmel 
einfletreten  fein,  bai^  nid^t  mit  bejHmmten  Folgerungen  aufgejeid^net  märe. 

S)ie  9lad^t  mürbe  in  3  äßad^en  eingeteilt.  Ueber  bie  äbl^ängigleit  ber 
JtriegiSuntemel^ungen  von  biefen  SBad^  giebt  folgenbed  äSrud^fittd  Suffd^tug: 

„BoUxdtn  aufbrechen  ju  (offen:  1.  ^ad^tmaiS^t  ungftnfhg,  SRittemac^tdioac^e  gftnftig, 
HRor^ennac^e  ungünftig.  ®ine  Stobt  su  ftftrmen:  1.  ^a^ttoa^t  künftig,  SRittemoc^td:: 
uHU^e  ungfinftig,  aXorgenwoc^e  gttnftig.'' 

^ie  @teme,  bie  gleic^aeitig  mit  ber  @onne  am  ^immel  ftel^en,  Idnnen  mit  notür« 
lic^  nic^t  fe^en.  3^^^  niegen  ber  S3etoegung  ber  @onne  »erben  bie  steint,  bie  su  einer 
3o^c«3eit  unfidjtbor  flnb,  ju  einer  onbercn  flt^tbor  fein.  2)iefc  SWlcRe^r  ber  Sterne  ^otte 
für  jeben  einjelnen  eine  beftimmte  IBebeutung.  @in  Srud^ftüd  einer  Xofel  giebt  ux^  9(ufs 
fc^ht^  über  biefelbe;  s^g^eic^  lernen  rair  boroud,  bo^  jebenfalld  bie  fetteren  Sterne  fc^ 
bomotö  einen  9lomen  Rotten.    <fö  ^ei^t  nAmKc^: 

^SBenn  ber  ©c^idfolöftem  surüdfe^rt,  ift  ^eft  im  £anbe.  ^znn  ber  Stern  Srbie, 
ift  Segen  im  iSonbe.  äBenn  ber  Stern  bed  (euc^tenben  ItörperS,  ift  jhroft  unb  2^en  im 
£anbe.  SBenn  ber  Stern  bed  grouenben  2:aged,  bro^en  UnglücfSfäUe  bem  £anbe. 
SBBenn  ber  Stern  ^ilme,  fommt  ^iüd  überS  Sonb.  fßiznn  ber  Stern  bed  Steint  SCbfio, 
finb  SBo^rjeic^  im  fionbe.    äBenn  ber  9((abofterftem,  ift  Segen  im  Sonbe''  u.  f.  f. 

So  ge^t  ed  weiter  in  ber  a;ofeI,  inbem  co.  80  Sterne  mit  ipinsufügung  ber  Um« 
fUhtbc  aufgerechnet  werben,  bie  fie  bei  i^rer  SlücRe^r  für«  £anb  herbeiführen  werben; 
bod  angeführte  Säruc^ftüct  bürfte  jebocl  genügenb  fein,  um  einen  begriff  oon  ben  Soroud:: 
fogungen  su  machen. 

(Stwod  genauer  finb  bie  eingaben  ber  (^c^einungen,  welche  folgen  bie  gfinftemiffe 
fyibtn,  9Utd  ber  großen  ^ofel  hierüber  wft^Ie  i($  ein  Stücf  oud  bem  3!flomt  3:ammua  oud, 
in  bem  bie  Sonne  im  S^^^^  ^^^  Ärebfe«  ftanb,  b.  §.  bem  4.  nac§  c^albäifc|er  3^trec^nung: 

„Am  1.  2:age,  wenn  ginftemi«  ift*  unb  fie  im  Süben  beginnt  unb  ed  ^ett  ift*): 
ein  großer  Äönig  wirb  flcrben.  —  3m  SRonot  Xammus,  am  2.  2;age,  wenn  eine  Jinfter* 
nid  eintritt  unb  fie  im  SlfJorben  beginnt  unb  eS  l^ett  ift:  Äönig  wirb  fämpfcn  mit  Äönig.  — 
3m  2:ammuj,  am  3.  Xoge,  wenn  eine  ginflemiö  eintritt  unb  fie  im  Dften  beginnt  unb 
H  f^tU  ift:  Siegen  unb  ^lüffe  werben  ftrömen.  —  3tn  ^ommua,  am  4.  Soge,  wenn  eine 
gfinftemid  eintritt  unb  fte  im  äBeften  beginnt  unb  ed  ^eH  ift:  in  ^^öniaien  gebeizt  bod 
Äom.  —  3ni  3^ammu8,  am  6.  ^og,  tritt  ginftemid  ein  unb  ge^t  ber  gro^e  Stern  auf: 
^ungerdnot  ift  im  Sonbe"  u.  f.  f. 

Qt^xfi,  wie  gefogt,  lein  ^^änomen  am  ^immel,  bod  nic^t  feine  beftimmte  8ebeutung 
^ot.  SBeitldufige  ^feln  geben  fo  bie  golgen  ber  Steßungen  oon  Sonne  unb  aÄonb  ju 
einonber  an:  „hxt  Sonne  unb  ber  3Rox(t>  finb  gteid^  (ftnb  in  Äonjunftion).  Xai  Sanb 
ift  }u  SBo^tftonb  gebrockt;  tdgUc^e  9{a^rung  ift  im  9^nbe  beS  So(!e8.  ^er  Äönig  be« 
:^nbed  behauptet  feinen  a;^ron''  u.  f.  w. 

916er  nid^t  blog  ade«,  mod  bai^  SffentUd^e  SBo^t  betraf,  aud^  baS  ®e* 
fd^icf  beiS  ein}elnen  aRenfd^en  (onnten  bie  d^albäifd^en  älftrologen  DorauiS« 
fagen.  @in  jeber  ftanb  oon  @eburt  an  unter  bem  (Sinflug  einei^  beftimmten 
©teme«,  ber  entmeber  ein  ^planet  mar  ober  ein  gijftem  im  S^ierfreife.  aSon 
ber  Stellung  biefeiS   @terned  }u  Tloni,  @onne  unb  Planeten  im  älugen« 

•)  ==  wenn  e«  2ag  ift,  bie  Jinftemi«  olfo  am  $age  eintritt. 


38  ^^  ^^olbder. 


blicfe  ber  ©ebnrt  loar  bo^  Seben  bt»  Setreffenben  abl^&ngig,  unb  eine  taffU 
reU^  @d^ar  Don  Sflrotogen  f)at  iDal^rfd^einlid^  beflänbige  Xrbeit  mit  ber 
au^eid^nung  fotd^er  ©tedungen  ($orof!ope)  bei  ber  @eburt  emed  leben  3n« 
bioibuumi»  gel^abt.  9{a(i^  meldten  Siegeln  fte  inbed  bie  ^oroffope  auflegten, 
alfo  baiS  ©d^dfal  ber  Snbiüibuen  auf  ®runb  ber  Äonfiellation  bei  ber  ®e» 
burt  oorau^fagten,  ifl  jur  3ett  nod^  unbelonnt.  3m  aWÜtelalter  erreid^le  biefe 
Jtunfi  eine  l^o^  Snttoidtung  in  (Europa,  unb  mir  lommen  be^^Ib  fpater 
ouf  biefen  intereffonten  Qrmi  ber  äuguralurfRenfd^aft  jurflcf. 

2)ie  SRantif,  bie  ße^re  oon  ber  mamenben  Sebeutung  ber  irbifd^ 
5pi^änomene  l^otte,  mic  oben  befprod^en^  il^re  SBurjet  in  ber  äfirologie  unb 
panb  be^l^alb  in  ber  cngflen  SBerbinbung  mit  berfelben.  aSom  großen 
mantifd^en  SBert  bed  itdnigd  @argon  ifl  bi^l^r  jebod^  nur  fel^r  mentg 
flberfe^t,  fo  bag  man  nur  einen  {iemlid^  oberfüd^lid^en  Segriff  bapon  l^at^ 
nad^  meldten  9lege(n  bie  teOurifd^en  ^l^änomene  aui^gelegt  mürben.  S)ai^ 
SSBerf  fd&eint  in  14  Äopiteln  eingeteilt  gemefen  )U  fein,  bie  pon  ber  83e* 
obad^tung  be«  SSogeiPuge^,  ben  ©ngemeiben  ber  iDpfertiere,  ber  äuÄlegung 
uerfd^iebener  Staturpl^änomene  unb  ber  Xraumbeutuug  l^anbeln.  2)amit  ifi 
bie  SKantif  jebod^  nid^t  erfd^öpft;  auö  anberen  Duellen  miffen  mir,  bafe  bie 
ei^albSer  aud^  ©eomontie  trieben,  b.  1^.  SBal^rfagerei  mit  $tlfe  Pon  geo« 
metrifd^en  ^guren;  augerbem  l^aben  fte  fel^r  l^äufig  bie  Sntfd^eibung 
burd^iS  fio^  angemanbt,  nm  ben  SBillen  ber  ®ötter  in  gemiffen  Rollen  }U 
erfal^ren. 

93on  ber  älui^legung  bei^  93ogelflugd  meig  man  porläufig  nid^td  anbered, 
ol»  bafe  berfelbe  eine  fel^r  mefentlid^e  9Jotte  bei  ben  ßl^albäern  fpielte.  SBon 
ben  14  Aapiteln  be$  grogen  mantifd^en  äßerlei^  l^aben  3  bapon  gel^anbelt, 
aber  Pon  biefen  ifl  fo  gut  mie  nid^t^  erforfd^t.  @tma^  beffer  untcrrid^tet  ifi 
man  bagegen  über  il^re  SuÄlcgungen  Pon  bem,  ma«  in  ben  ©ingemeiben  ber 
Dpfertiere  beobad^tet  mürbe,  ©inige  Fragmente,  bie  l^ierpon  l^anbeln,  fxnb 
überfefet;  fie  entl^alten  eine  di^t  p^ntafUfd^er  äuÄlegungen  in  ganj  ber* 
fetben  9trt  mie  bie  aftrologifd^en. 

^^nben  fi^  in  ben  (Singeroeiben  einei^  (Sfetö  auf  ber  rechten  Seite  ^inbrüde,  fo 
etfolgt  Ueberft^emmung.  @inb  bie  ©ingeroeibe  eined  (Sfeld  auf  ber  rechten  Seite  ge^ 
rounben  unb  ft^roarj,  fo  roirb  ber  ®ott  im  fionbe  be«  $erm  SGBodJStum  erzeugen.  6inb 
bie  (Bingeroeibe  cined  (Sfetö  auf  ber  linUn  Seite  gerounben  unb  fc^roorj,  fo  roirb  ber  (Sott 
im  £anbe  bed  $erm  nic^t  SBac^dtum  eraeugen.  Sinb  bie  (Singeroeibe  eined  (Sfeld  auf 
ber  rechten  Seite  gerounben  unb  bldulic^,  fo  roirb  Trauer  einle^ren  in  bad  £anb  bed 
$erm.  Sinb  bie  ^ngeroeibe  eined  (Sfeld  auf  ber  Iin!en  Seite  gerounben  unb  bUiulic^, 
fo  roirb  ni<i^t  2Jrauer  einfe^ren  in  baS  Sanb  be«  §erm." 

3Kan  fielet  l^ieraug,  bafe  bag,  ma^  auf  ber  einen  Äörperfeite  afe  günfHge^ 
Seid^en  galt,  auf  ber  anberen  Unglüdt  brad^te;  ®lüdt  unb  Unglüdt  ifi  gleid^« 
mäfeig  perteilt  auf  red^t«  unb  linte.  Se^nlid^  bienlen  SBinb  unb  SBBetter,  Siegen, 
SDBollen,  Slift  unb  anbere  SWaturerfd&einungen,  j.  33.  ba«  ©aufcn  ber  ^&ame, 
afe  aOBal^rjeid^en.   SBon  ben  milben  Vieren  l^at  befonberg  bie  ©d^lange  grofee 


Xit  äluguralwiffenfc^aften.  39 


99ebeutimg  für  bie  Gl^albäer  —  tote  fflc  bie  meiflen  nritben  93ö(fer  unferer 
ä^Qge  ~  gehabt.  2)ie  ©d^lange  toar  baiS  Bxfmbol  für  add»  abematürlid^e 
SBlffen;  fie  roar  boi^  attribut  @a%  ber  gdttUd^cn  SBcii^l^eit.  SKSglid^cnoetfe 
finb  @d^langen  fogar  in  einigen  babptonifd^en  Sempein  gel^otten  unb  bort 
al^  Orolet  benu^t  n^orben.  9lud^  bie  @belfleine  l^aben  Sebentung  in  ber 
aRantif.  3n  einem  l^ifiorifd^en  SttlenfWdt  au«  ber  »ibliotl^ef  in  Slinioe  wirb 
erjä^lt,  baß  man  ein  Qd^en  milnfd^te,  ob  ein  beabftd^tigter  Arieg^jug 
glüden  würbe  ober  nid^t;  au«  biefem  ©runbe  prüfte  man  bie  funlelnben 
©trauten,  roAdft  „ber  ©iamant  am  ^ger"  nad^  red^t«  unb  linfö  warf, 
nad^  oben  unb  unten.  SBal^rfd^einlid^  l^at  ber  befprod^ene  3)iamant  im  9ling  ^ 
om  ^ger  eine«  ©ö^nbilbe«  gefeffen  unb  iß  fo  ein  befonbere«  Oratel 
gemefen. 

®roge  S3ebeutung  Ratten  bie  ^unbe  unb  beren  SSerl^alten.  @ine  S^afel 
befprid^t  bie  Sebeutung,  bie  e«  l^aben  mürbe,  xomn  ein  frember  $unb  fid^ 
in  einen  Tempel  ober  in  ben  ^alaft  be«  fidnig«  einfd^teid^en  mürbe: 

^Setritt  ein  grauet  $unb  ben  ^alaft,  fo  toirb  biefer  in  flammen  aufgeben, 
betritt  ein  gelblicher  $unb  ben  ^alofi,  fo  rairb  biefer  ein  gemaltfamed  (Snbe  nehmen, 
betritt  ein  rötlicher  §unb  ben  ^loft,  fo  wirb  biefer  gricbe  mit  bem  geinbe  fc^liejen" 

U.  f.  10. 

SHe  Xafel  ge^t  bann  weiter  unb  wirft  beinal^e  fomifd^  burd^  bie  ©rünb*» 
ßd^Ieit,  mit  ber  fie  nid&t  bloß  alle  möglid^en  garben  oon  ^unben,  fonbern  aud^ 
alle  mel^r  ober  weniger  fauberen  SBerrid^tungen  angiebt,  weld^e  $unbe  au«* 
fül^ren  fönnen.  SJamentUd^  bie  weniger  reinlid^en  ©eiten  be«  fiunbeleben« 
werben  in  einem  anberen  gragment  betont: 

„Qfthxi^t  fid9  ein  §unb  im  §aufe,  fo  wirb  ber  $err  bcd  §oufe«  oerfc^eiben.  93e* 
nd^  ein  $unb  im  ^alafte  ben  3:^ron,  fo  wirb  ber  itönig  oerfc^eiben  unb  bie  fjeinbe  fic^ 
in  fein  fionb  teilen.  £äjt  ein  §unb  im  Xmpzl  fein  SQBaffer,  fo  »irb  Siegen  oom  $immel 
ftrömen,  Ueberft^wemmung  in  ben  ©trafen,  $unger«not  unb  @terbli(^leit  ^errft^en"  u.  f.  ro. 

aRan  l^at  bie  $unbe  wal^rfd^einlid^  gut  überwad^t,  wenn  bie  natür» 
Hd^en  »ebürfniffe  berfetben  berartige  UnglüdE«fäae  über  ba«  Sanb  bringen 
fonnten. 

alle  ungewdl^nlid^en  Segebenl^eiten,  j.  33.  bie  ©eburt  oon  aRi^bilbungen, 
waren  auf«  genauefie  jugleid^  mit  il^rer  Sebeutung  regifiriert.  6«  finben 
ftd^  im  magifd^en  SBerf  mel^rere  2;afeln  über  biefe«  intereffante  %f)tma;  eine 
be^anbelt  bie  SRifegcburten  oon  fönigUd&er  abfiammung,  eine  anbere  fold&e 
oon  gewS^lid^en  3Kenfd^en  unb  enblid&  eine  britte  bie  aWifegeburten  bei  Sieren. 

^ö^er  al«  alle«  anbere  fd^einen  bie  (S^albäer  aber  bie  Sräume  ge*  X 
fiettt  §u  l^aben.  SBir  wiffen,  bag  bie  Sraumbeuter  in  l^ol^em  anfeilen  fianben; 
im  iöelbengebid^t  ber  Sabplonier,  bem  SRimrob*  ober  ®iIgamifl^*6po«,  fpielen 
bie  Sräume  unb  beren  ©eutung  bie  größte  SRoIIe;  ber  ^elb  ©ilgamif^  unb 
fein  greunb  (Babanx  al^nen  burd^  Srdume  äße  entfd^eibenben  33egebenl^eiten 
il^e«  Seben«  oorau«,  unb  oerfiel^en  fie  einanber  }u  beuten.  @«  ifl  aud^ 
befannt,    wie   ber   ^rop^et   S)aniel    ju  einem   mäd^tigen  SWann   gcmad&t 


40  ^e  (S^albfier. 


tDurbe,  toeil  er  bem  Jtönig  Stabuluburuffur  einen  Xtavm  mitteilte  unb  ou^ 
legte,  ben  biefer  gel^abt  l^^e.  ^  S3ud^  9)aniel  2,  93.  48  n^irb  berid^tet: 
,,Unb  ber  5tömg  erl^l^ete  S)aniel  nnb  gab  i^m  groge  unb  Diele  ©efd^enle 
unb  mad^te  il^n  }um  ^fl^i^  A^  ^<^  0<^i^  ^Bonb  }U  ^obel  unb  feftte  i^n 
ium  Oberflen  über  ade  SBeifen  }u  93abel/'  (Sine  fo  groge  9toIIe  fpielten 
bie  träume  nad^  ber  Suffaffung  ber  S^alb&er,  baß  fte  fogar  audffll^rlid^ 
in  il^ren  l^iflorifd^en  ^al^rbüd^m  aufge}eid^net  tourben«  3n  ben  abmalen 
he&  ÄönigiS  affurbanibal  finbet  fid^  fo  eine  ganje  SReil^  2;räume,  bie  ber 
Jtönig  (ur)  por  beflimmten  beoorfiel^enben  Sreigniffen,  @d^lad^ten  u.  f.  u)., 
gehabt  l^at,  unb  in  biefen  träumen  ifl  ber  Slui^ang  jebei^mal  ooraudgefagt, 
toeld^en  bie  nad^folgenben  93egebenl^eiten  n^irllid^  nal^men.  S)ie  Siegeln  )e^ 
bod^,  nad^  benen  bie  SraumauiSlegung  erfolgte,  fennen  toir  nid^t,  ba  bie  be< 
trejfenben  Safein  be«  magifd^en  SBerle«  nid&t  gelefen  finb. 

3in&  einigen  toenigen  in  9Knioe  gefunbenen  ^agmenten  fd^nt,  u)ie 
oben  berfll^rt,  J^eroorjugel^en,  bag  bie  @l^albäer  aud^  bie  ©eomantie,  bie 
aiuÄlegung  geometrifd^er  giguren,  getrieben  ^aben.  3)a  i^re  aflronomifd^en 
äSered^nungen  nid^t  unbebeutenbe  matl^ematifd^e  ^enntniffe  ooraui^fe^en,  liegt 
aud^  bie  Slnna^me  nal^e,  bag  fte  fld^  n)eiter  gel^enben  Sp^lationen  über 
geometrifd^e  f^guren  l^ingegeben  l^aben.  2)ied  gefd^al^  toal^rfd^einlid^  in  ber 
äBeife,  bag  eine  ^anbooK  @anb  aber  eine  e^äd^e  l^ingeroorfen  mürbe; 
man  beobad^tete  bann  bie  entfianbenen  ^uren  unb  legte  fte  nad^  geroiffen 
Siegeln  auÄ.  SJa«  ifi  alfo  ber  alte  Urfprung  jum  SBei^fagen  unfercr 
3aubermeiber  auiS  bem  Aaffeefag.  —  @nblid^  l^aben  fte  ftd^  aud^  beS  £oi^« 
merfcnö,  am  l^äufigflen  mit  ^ilfe  oon  ^Pfeilen,  bebient.  S)tefe  mürben  j.  S. 
angemanbt,  menn  man  entfd^eiben  moßte,  meldten  3Beg  baiJ  $eer  cinfd^lagen 
follte,  um  ben  geinb  am  erfolgreid^fien  anjugrcifen.  SBir  ^abcn  feine  fd&rift* 
id^en  SSerid^te  oon  ben  e^albäem  felbfl  über  biefe  SRetl^obe,  aber  im  äSud^i 
^efefiet  21,  21  mirb  oon  SRabuhtburuffur  erjäl^lt:  ,,a3enn  ber  ftönig  }u 
äSabel  mirb  ftd^  an  bie  SBegfd^eibe  fteden,  oome  an  ben  jmeen  äBegen,  bag 
er  fid^  roal^rfagen  laffe,  mit  ben  5pf eilen  um  baiS  SoiS  fd^iefee,  feinen  Slbgott 
frage  unb  fd^aue  bie  £eber  an/'  3ln  ben  affprifd^en  unb  bab^lonifd^en 
SJenftnälem  finb  biefe  mantifd^en  ?ßfeile,  meifi  8  an  ber  ^a^,  l^äufig  bar* 
gefledt.  @ie  ftnb  feberloiS  unb  ftumpf  unb  mürben  ma^rfd^nlid^  entmeber 
in  ber  SBeife  angemanbt,  bag  ein  ^feil  in  bie  fiuft  gefd^offen  mürbe,  um 
bie  SRid^tung  anjugeben,  in  ber  man  gelten  fottte;  ober  flc  mürben  mit  be< 
fümmten  Slbjeid^en  oerfel^en,  monad^  bamt  einer  aui^  bem  Jtöd^er  gebogen 
mürbe. 

I^xt  ©BtbrBifung  bsr  djalbätfdjsn  HkgtB. 

Sßenn  l^ier  eine  fo  auiSfül^rlid^e  3)arftellung  ber  d^alb&ifd^en  SJtagie 
gegeben  ift,  fo  l^at  biefed  feine  Sered^tigung,  nid^t  nur  meil  bad  d^al« 
bäifd^e  @9flem  eineiS  ber  älteflen  unb  am  meiflen  burd^gefü^rten  ifl,  bie  je 


^ie  Serbreüung  bet  c^albäifclen  ^agie.  41 


esifUert  "fyabm,  fonbem  gott}  befonberd  be^l^alb^  toeit  äftbergtanbe  unb  3^^^^^ 
in  6uropa  ftd^  iDefentlid^  unter  @intoirtung  bet  d^albätfd^en  Slnfd^auungen  mU 
xoxdeit  l^at.  S)ie  d^alboifd^cn  aSorflettungcn  imb  Operationen  breiteten  ftd^  ju«» 
näd^fl  mä)  bem  norbdfilid^en  Slad^barlanbe,  SWebien,  an^,  beffen  5ßriefter,  „bie 
S^logier'^  fie  teili^  aufnal^men^  teild  ein  äl^ntid^eiS  ©^ftem  entn)idelten.  ^a« 
flegen  fanb  bie  d^albäifd^e  SKagie  in  5ßerfien  feinen  ©ingang,  ba  bie  3oroafter» 
tei^re  aKe  3<iu6erei  ffareng  oerbot.  @rfl  ate  bie  ^rfer  unter  @9ntö  Sabplon 
im  Saläre  539  erobert  Ratten,  oennifd^ten  ftd^  bie  ^öOer,  unb  bie  mebifd^ 
aRagier  unb  bie  babplonifci^en  ^ßriefler,  „bie  ©balbäer",  nrie  fie  genannt 
lourben^  erreid^ten  am  perftfd^en  ^ofe  balb  ein  öJ^ntid^eiS  3(nfel^n  toie  in  i^rer 
Heimat.  S)ie  3uben,  xodä^e  von  @prud  bie  @r(aubnüs  erl^etten,  in  il^  Sonb 
}urfld^u&^ren,  brad^ten  natttrlid^  eine  genaue  AenntniiS  ber  gongen  d^atbfiifd^en 
9Ragie  au§  ber  bobptonifd^  ©efongenfd^aft  mit,  unb  biefe  Jtemttnü^  fanb 
fpäter  SSerbreitung  unter  bem  93o(Ie  burd^  ^enod^iS  9ud^  unb  äl^lid^e  pfeubo« 
epigrapl^fd^e  @d^riften*).  3udl^<$  mürbe  fte  in  ber  Jtabbala  }u  einem 
l^mlid^  @9fiem  entmidCelt,  ba^  mol^t  }uerft  auf  ttmmegen,  burd^  bie  SRauren, 
nad^  @uropa  tam  unb  banad^  eine  bebeutenbe  Stolle  im  9Ritte(atter  unb 
l^erab  bid  }u  unferen  3^^  g^fpi^U  W^ 

3n  bir^e  93erül^rung  mit  ber  d^albäifd^en  aßagie  !am  @uropa  burd^ 
bie  5tämpfe  ber  @ried^en  mit  ben  ^erfem  im  5.  gal^rl^unbert  oor  unferer 
3eit.  ajie  gried^ifd&en  ©efd^id^tiJfd&reiber  bejeid^nen  bal^er  ben  ©tifter  ber 
perftfd^en  SReligion,  3^^^^^^^/  ^tö  ben  ©rfinber  aller  SKagie;  mir  miffen  jefet, 
bafe  biefe«  oöttig  oerfel^rt  ifl.  33ie  fogen.  perftfd^e  aWagie  iji  d^albäifd^en  unb 
mebifd^en  Urfprungi^.  9tad^  @roberung  bed  grogen  perftfd^en  9leid^e«  burd^ 
9llef anber  ben  @ro^  mürbe  ®ried^en(anb  mit  aßagiern  überfd^memmt.  Un« 
geföi^r  gleid^tig  begann  aud^  bie  ägpptifd^e  äRagie  il^ren  Sinflug  in  größerem 
aRage  ge(tenb  ju  mad^en,  aber  ®ried^en(anb  mar  bamafö  fd^on  fo  infiziert,  bag 
bai^  aieue,  ma§  bie  Stegppter  brad^ten,  nid^t  oiel  audmaci^te.  3)ie  äg^ptifd^ 
aRagie  bebim  mai^rfd^lid^  il^re  größte  Sebeutung  für  @uropa  erfi,  al« 
bie  älraber  oiele  ^a^r^unberte  fpöter  bai^  Sanb  eroberten  unb  ftd^  bie  fpär« 
lid^  tiefte  oon  ber  Sßeidl^eit  ber  alten  Slegppter  aneigneten,  il^re  älffarotogie 
unb  Sild^emie,  metd^e  fte  bann  in  93erbinbung  mit  ber  iübifd^en  5tabbata  nad^ 
Spanien  brachten  unb  bann  meiter  in  (Suropa  oerbreiteten.  3)ie  genauere 
©d^lberung  biefer  öntmidflung  muffen  mir  beiJl^alb  auf  einen  fpäteren  3wt« 
punft  t>erfd^ieben;  im  $o(genben  l^alten  mir  un«  audfd^lieglid^  an  ben  erflen 
@inf[.u6  bed  Orient«  auf  @uropa. 


*)  ^feuboepigrop^a  ftnb  anonyme  (Schriften,  bie  M  9Cuf)eu^nungen  ber  ^eroot:: 
ragenbften  ^erfönlic^eiten  be«  alten  3;eftamente$,  ^oa^,  '^xa^am,  S^fep^,  6atomo  2C., 
au^egeben  lourben,  um  boburc^  größere«  9(nfe^en  su  geminnen. 


42  ^te  ©riechen  unb  9flömer. 

3)ie  d^rie^en  unb  Xömcr- 
3?«  utfprünali^e  ^xxtäfxjift  Iffiag«. 


Xi 


eber  bic  3Ra%it  ber  ©rieben,  mit  ber  wir  unÄ  juerfi  befd^öftigcn, 
l^crrfd^  bie  toiberfpred^enbflen  anfid^ten.  (ginigc  meinen,  bie  ©rieti^en  Ratten 
in  ben  ättepen  Seilen  überl^oupt  nid^»  oon  Souberei  ßemufet;  anbete  gorfd^ 
bagegen  betrad^ten  bie  ganje  gried^ifc^e  Sioitifation  „aU  eine  lebenbige  äRogie, 
mie  fte  (ein  onbereS  93oK  meber  por  nod^  nad^  bemfelben  g^gt  l^at''.  (@rate« 
mofer,  ©efd^id^te  ber  SRoflie  pag.  484.) 

3)ag  biefer  9(udfprud^  feinem  äBorttant  nad^  l^öd^fl  ungered^t  ifi,  toirb 
iebermann  einfe^en;  iebod^  barf  niemonb  fid^  oon  feiner  Segeifierung  für 
bod  @ried^entum  ba}u  oerteiten  (äffen,  bie  oRuIte  Seite  beS  gried^ifd^en 
Seben»  ju  überfeinen.  SBie  alle  SRenfd^en  be»  aitertumi^  l^aben  aud^  bie 
Hellenen  einen  ©efpenfter*  unb  S)ämonengIauben  gepPegt,  l^aben  ftutte  ber 
Soten  unb  ber  Unterirbifd^en  getrieben,  l^aben  fld^  ©ötter  in  ber  ©eftalt  Don 
2:ieren  unb  fd^redfenl^aften  Ungel^euem  gebadet.  S)er  $ero«,  bejfen  Slame 
fpäler  ben  floljen  fielbenHang  erl^alten  l^at,  iji  urfprünglid^  bie  ©eele  be^ 
äJerflorbenen,  bic  im  ®rabe  ober  im  ^aufe  —  unter  ber  ©d^mefle,  im  Sadf» 
ofen  u.  f.  f.  —  weiterlebt;  jur  Sättigung  biefeS  $ero«  f)at  man  ba^  Slut 
ber  Dpfcrtiere  burd^  Slöl^ren  in  bie  ®rbe  ^inabPiefeen  laffen;  ba^  ®xab  be^ 
^croiJ  einer  ©tabt  würbe  bie  Dralelflelle  ber  ©egenb.  S)iefe  fieroenoer* 
ei^rung  l^at  fid^,  mit  bem  Staate*  unb  Sied^tSroefen  eng  perfnüpft,  h\&  an 
bic  Icftten  2:agc  be«  ©ried^entumg  crl^alten.  2ln  fic  unb  an  bie  pcrroanbte 
aSere^rung  ber  unterirbifd^cn  ©ötter  lel^nt  fid^  eine  ganje  aieil^e  prieftcrüd&er 
aSerrid^tungen  an,  bie  ben  ©l^arafter  ber  S^uberei,  ber  SKagie,  be«  ©c^eim* 
mefcn^  tragen,  wie  benn  bie  priefterlid^en  Äreife  unb  gamilien  in  ©ried^en* 
lanb  pom  fd^neU  aufblül^enbcn  Stvilti&  überl^aupt  jicmlid^  unberührt  blieben 
unb  ftd^  lieber  in  ben  J^erlömmlid^en  aSorfteDungen  ber  porgefd^id^tlid^en 
©ried^en  atö  in  ben  neuen  ©ebanlen  ber  jonifd^en  ober  ottifd^en  99ilbung  be- 
megten.  2)a2  aSolf  im  meiteren  ©irnie  l^at  fid^  felbftoerfiänblid^  nid^t  über 
bie  ©tufc  feiner  ^riefier  crl^oben,  bie  »auem  arfabieniJ,  aWeffenieniJ  ober 
£^cf[alienjS  l^aben  bi^  in  bie  römifd^e  5taifer}eit  l^inein  il^re  primitioen  jtultc 
mit  33ärentanj  unb  ^adtcllauf,  mit  rollen  Sbolen  unb  plumpen  ©itten,  mit 
^efd^mörungen  unb  Qaubex^tilmQm  bemal^rt  unb  überl^aupt  bem  naioften 
SCberglauben  gei^ulbigt,  ber  oft  —  wie  bei  ben  bionpfifd^en  ober  a^flepiabifd^ 
33emegungen  —  ju  trüben  SSerirrungen  unb  jügellofen  au^fd^roeifungen  ^at 
führen  lönnen. 

Slud^  bie  gebilbcten  Älaffen  blieben  pon  biefer  niebrigeren  Sieligion  nid^t 
unberül^rt.    SRid^t  nur  ba§  rctigiöfe  ©pibemien  wie  bie  ebm  erroäl^nten  aud^ 


^ie  urfprfingU(|e  griec^ifc^e  SRagte.  43 

fte  l^riffen:  ein  a&erglSubifd^ed  SIement  blieb  in  betn  £eben  ber  aQer^ 
meiflen  @xie^m  befleißen,  me  e^  ;.  9.  ani^  bem  Slntl^efienenfefie  in  äUl^en 
erl^ettt.  S)enn  in  biefcn  %aQen,  bie  bem  Äulte  ber  Xotm  geroeil^t  roaren^  roax 
man  immer  auf  ha^  @rfd^einen  ber  93erflorbenen  Dorbereitet,  meierte  ftd^  gegen 
fte  burd^  5tauen  von  SBeigbombl&ttem,  burd^  Sefteeid^en  ber  ^^ärpfo^en  mit 
^N^/  fefete  il^nen  ©peifen  oor  jum  gefälligen  ®enu^  u.  f.  f.  —  mit  anberen 
3Borten:  man  oerbrad^te  bie  ^oge  in  einer  äBeife,  bie  pon  ben  primitioflen 
SorfleUungen  }eugte.  Unb  biefe^  mar  nid^t  ber  einzige  gad,  mo  ber  gebitbete 
@ried^e  eine  @eftnnung  bmit^-,  bie  ftd^  nur  fd^Ied^t  mit  bem  aufgeklärten 
@ried^entum  t>ereinigen  lieg. 

3![ber  eben  biefe  2)i^l^amu)nie  jmifd&en  Aberglaube  unb  Äultur  ifl  bai^ 
Sntereffante  in  ©ried^enlonb  unb  belel^rt  und,  mie  oiel  l^ö^er  bad  ©ried^entum 
über  ben  Älulturen  fielet,  bie  —  mie  tttoa  bie  bab^bnifd^e  —  mit  äbergtauben 
burd^  unb  burd^  verfemt  finb  unb  ftd^  mit  allerlei  2)ämonologie  vertragen.  „^cA 
@ried^entum''  aber,  ha^  mir  aU  ben  älnfang  unferer  Jtultur  anfeilen,  l^at  ftd^ 
oom  Slberglauben  immer  mel^r  frei  gemad^t  unb  in  ber  freien,  aui&gebilbeten 
äRenfd^lid^teit,  bie  uniS  im^omer  begegnet,  feine  ©runblage  gefunben.  SHe  ioni« 
f d^  Äolonifien  an  ber  Äüfie  Äleinafien«,  unter  benen  biefe  33id&tung  entfianben 
ifi,  l^atten  oom  Jtultud,  älberglauben  unb  oon  ben  SSorurteilen  ber  ^eimat  fel^r 
menig  mitgenommen,  unb  ber  freie,  ja  freibenferifd^e  ®eifi  biefer  SRämter  mürbe 
burd^  bai^  @pod,  boi^  fte  fd^ufen,  ein  unDergänglid^ed  SRoment  im  l^eSenifd^en 
Sebot  unb  ein  %yfM  be&  eigentlid^en  @ried^entumS.  Sßir  lönnen  beS^alb 
gon}  gut,  memt  mir  ben  ©tanbpunit  ber  ©ried^en  jum  9lberglauben  unb  jur 
2)ämom)logie  betrad^ten  moQen,  oon  $omer  unferen  älui^gangdpunft  nehmen. 

aufeer  bem  genügenb  belannten  otpmpifd^en  ©ötterlrei«  umfa^e  bie 
gried^ifd^  Sieligion  }u  ^omeriS  Qdim  eine  groge  SRenge  niebriger  fle^enber 
geifttger  SBefen,  bie  fogen.  „Sipmpl^en",  meldte  ba«  ganje  SJafein  beoöllerten. 
©0  fagt  Dbpffeui^,  nad^bem  er  auf  ber  Snfel  ber  ^ßl^äafen  gelanbet  ifi,  mo 
er  burd^  ben  ©d^rei  ber  Slauftfaa  unb  il^rer  SKägbe  gemedtt  mirb  (Dbpff.  VI, 
122  ff.): 

^@Ben  tDie  SRdbc^enftimm'  umfc^oK  ein  §eQed  ©efreifc^  mx^, 
@(ei(^  ber  yttjtno(>^zn,  bie  ringd  ^oc^fc^eitlige  Serge  Beipo^nen, 
Unb  UrqueQen  ber  @ttöm'  unb  grön  6e!rduterte  2:^dter!'' 

S)ie  aJreifHgfeit  aber,  mit  ber  Ob^ffeud  bann  auiJ  feinem  SBerfledf  l^er« 
ouöfommt,  jeigt  und,  bafe  ber  SBenfd^  nad^  gried^ifd^er  anfd^auung  oon  ben 
Stpmpl^en  nid^ti^  }u  fürd^ten  l^at  SBie  avA  oielen  anberen  ©teilen  in  ben 
l^omerifd^en  Oefängen  l^eroorgel^t,  maren  fie  gute  ©eifier,  bie  gleid^  ben 
©Ottern  erjl  bann  feinblid^  gegen  bie  SWenfd^en  auftreten,  wenn  fte  burd^  irgenb 
eine  iQanblung  beleibigt  merben.  SluiS  obigem  ^xtat  Unnen  mir  aud^  ben 
©d^lug  }ie]^,  bag  bie  ©ried^en  an  böfe  ©eifier  nid^t  glaubten,  ^ür  Obpf« 
feuÄ  giebt  e«  nur  2  SKöglid^feiten:  SWpmpl^en  ober  3Wenf d^en ;  anbere  rebenbe 


44  ^i^  (9rie(^  unb  9tihner. 


SBefen  e^ifUeren  nid^t.  Sin  d^albäifd^r  SSerfaffer  toärbe  in  einem  foU^  $aE 
fid^erüd^  nid^t  ücrgeffen  l^aben,  afe  eine  britte  SMöglid^Ieit  SSmonen  ju  et- 
loöl^nen,  bie  auf  ba^  Ungtfld  beiS  SRonned  bebad^t  feien. 

»ei  fpfiteren  gried^ifd^en  SSerfaffem  werben  wol^t  S)ftmonen  enofil^; 
aber  fle  entfpred^en  mel^r  ©d^u^geifiem,  bie  jeben  einjetnen  SRenfd^  begleiten; 
fte  l^ben  iebenfafö  nid^t  ben  (S^axatUx  Don  böfen  ©eiflem.  Wt  SBefen 
le^terer  9lrt  fd^toffen  bie  ©ried^en  erfl  nad^  Seräl^rung  mit  ben  (S^olbäem 
naivere  Sefanntifd&aft.  3nbe«  ifl  i^nen  aud^  in  ben  ättefien  3^^  ^^^  ®^= 
banle  an  fd^abenbringenbe  3)ämonen  bod^  nid^t  gan)  fremb  gemefen.  3n  ber 
»ejiel^ung  pnbet  man  bei  fiomer  bod^  äeußerungen,  mie  Db^.  V,  394  ff: 

;,Unb  mie  sur  ^reube  ben  5!inbem  erfc^nt  bei  geretteten  Soterd 
fieben,  ber  lan^t,  gequdlt  oon  heftigen  6<i^met3en  ber  ltran!^eü, 
9Kebertag  unb  verging;  benn  xf)n  |>lagf  ein  feinblic^er  ^ämon; 
Xod9  3ur  ^erjKc^en  ^xtuV  erretten  i^n  ®5tter  oom  (Stenb." 

Sebod^  lommt  berartiged  nur  aui^nal^mdmeife  oor;  eine  eigentUd^e 
S)ämom)Iogie  l^aben  bie  @ried^en  )u  biefer  3^  ^<^t  ge^bt. 

Me^,  xoc^  gefd^ie^t,  ifl  ^flgung  ber  ©ötter;  pon  il^  mirb  oUeiS 
@ute  unb  S3öfe  gefd^icft.  ®ie  n)erfen  ben  SRenfd^  aufd  Jtronlenlager  unb 
erretten  ü^n  mieberum  au^  ber  Slot  ober  fenben  feine  @ee(e  }um  ^obed,  je 
nad^bem  ed  il^nen  gefäUt.  Sde  befonberen  äBiberm&rtigteiten^  bie  einen 
aWenfd^en  treffen,  finb  ein  Slugbrudf  be«  göttlid^en  S^vn&;  Dbpffeuö'  jel^» 
iäl^rige  Stnrfal^rt  unb  aW  fein  9Riggefd^id(  ifi  nur  ^ofeibond  Stod^e,  meil  ber 
^e(b  feinem  @ol^ne,  bem  Spllopen  ^ot^pl^,  bad  3(ugenttd^t  geraubt  l^at 
(Dbpff,  I,  19  ff,): 

(^  jammerte  oKe  bie  (Götter; 

9h<r  ^ofeibon  aümte  bem  göttergfoid^en  Db^ffeud 

Unabttlfflg,  beoor  fein  SJatergefilb'  er  erreichet 

Äann  man  nun  ben  §ürnenben  ®ott  nid^t  burd^  Opfer  oerföl^nen  — 
unb  biefe^  ifl  l^öd&ft  jroeifel^aft,  benn  bie  ©ötter  fmb  oft  unoerfSJ^nüd^ 
in  il^rem  3om  — ,  fo  l^at  ber  »erfolgte  bod^  nod^  ben  Slui&meg,  bei  einem 
freujiblid^  gefmnten  ®ott  fiilfe  ju  fud^en.  ©o  ruft  DbpffeuS  beflänbig  ^alla^ 
atl^enc  an,  bie  il^m  aud^  l^ilft,  fo  gut  fle  e^  fann,  ol^ne  in  offenbaren  ©treit 
mit  ü^rem  mäd^tigen  Ol^eim,  bem  ^ßofeibon,  ju  geraten  (Db^ff.  VI,  324  ff.) : 

$5re,  bei  Agiderfc^üttemben  3eui  unbe^wungene  ^oc^ter! 
^öre  mic^  enb(i((  einmal,  ba  suoor  bu  nimmer  mic^  ^örteft, 
91tö  mi(^  S^erfolgeten  fd^Iug  ber  gewaltige  fiänberumfifirmer! 
(9ie5,  baft  im  Soll  ber  ^^äoler  i($  £ieb'  ontrefp  unb  (^bormung! 
9Ufo  fle^ef  er  laut;  i^n  ^drete  ^aOad  ftt^ene. 
2)o(^  fle  erfc^ien  noc^  nid^t  i^m  öffentlich,  fc^auenb  bed  SSaterft 
)BnU)er  im  ®eifl:  benn  er  ^amte  bem  göttergteic^en  Db^ffeud 
Unoerfö^nbaren  @inn9,  e^'  bad  Soterlanb  er  erreichet. 


^e  uvfprünglic^e  griec^fc^e  i^agie.  45 

@o  VH  t&  überaQ:  n>o  ber  Gl^atbäer  loal^rfd^eintid^  fofort  bai^  (Singreifen 
eined  2)amxmiS  üennuten  unb  üerfud^en  marbe,  il^n  burd^  ^anbexü  ju  be^ 
f(i^n)dren^  ba  menbet  ber  ©ried^  ftd^  fromm  an  ben  ®ott^  ju  bem  er  am 
meifien  äSertrauen  l^at.  3Bir  (önnen  bal^er  aud^  nid^t  erwarten^  eine  93e« 
fd^iDdrung^funfi  bei  il^nen  onjutreffen. 

9)enm)d^  giebt  e^  jal^treid^e  ©teilen  bei  iQomer,  bie  {eigen  ^  bag  bie 
@ried^en  an  bie  äRöglid^Iett  einer  3  <^  über  ei  glaubten  unb  ixoax  nid^t  nur  an 
aCBet^fagungi^funjt,  bie  ja  aud^  nid^t  bei  ben  ß^albäem  auf  bem  ^ämonm^ 
glauben  berul^te^  fonbem  aud^  an  operatioe  3Ragie^  b.  f).  magifd^e  ^anb(ungen^ 
burd^  bie  man  ben  Sauf  ber  S)inge  änbern  ju  fönnen  meinte.  3^"^<^{^  ^^^' 
bringen  bie  ©ötter  natürlid^  bejlönbig  SBunber;  ba^  liegt  ja  in  i^rer  3Jatur; 
fönnten  fie  nid^t  ^nblungen  PoQbringen^  bie  über  menfd^tid^ei^  SSermögen 
l^inau^gel^^  fo  m&ren  {te  ja  gar  nid^t  @ötter.  @obann  feigen  mir  aber  aud^^ 
bafe  bie  niebrigeren  gottäl^nlid^en  2Befen,  ioalbgölter,  3lr)mpf)m  unb  äl^nlid^e^ 
mit  groger  SRad^t  au^gerüfiet  ftnb.  3Ü^  Snenelaui^  auf  $^aroi^  ,,ben  fe^lloS 
rebenben  3Keergrei§"  fängt,  ^5ßroteuiJ,  göttlid^er  SKad^t,  meld^er  beiJ  2Reere^ 
liefen  gefamt  burd^fd^aut"  (Db^ff.  IV,  384  ff.),  fo  gel^t  biefeg  nad^  feinem 
eigenen  Serid^t  nid&t  fo  leidet  oor  fid^  (Dbpff.  IV,  454  ff.): 

^@(^neS  mit  lautem  @efc^rei  onftüraten  xoiv,  ringd  mit  ben  ipänben 
^offenb  ben  (S)reid;  boc^  jener  vergoß  ber  betrüglic^en  jtitnft  nic^t: 
6ie^e,  juerft  erfdjicn  er  ein  bärtiger  Seu  be8  @ebirge«, 
SBieber  barouf  ein  $arbel,  tin  2)rac^'  unb  ein  mäc^tiged  äBilbfc^wein, 
§(o^  bann  in  SBaffer  bo^in,  unb  fpro^t'  a(d  $aum  in  bie  £üfte, 
^oc$  unoerrücft  umfc^Iangen  wir  ftetd,  audbouemben  ^erjeniS." 

»elannt  ift  bie  ©efd^id^le  oon  ber  Äirte,  bie  Db^ffeuÄ'  ®ef Sorten  in 
©d^meine  oermanbelt;  aber  Äirle  iji  aud^  eine  Xod^ter  ber  ©ötter  unb  felbjl 
©öttin.  an  bie  Snögtid^teit,  ba§  SRenfd^en  berartige  Sßunbertl^aten  ooDbringen 
fönnen,  fd^einen  bie  alten  ©ried^en  nid^t  gebadet  ju  l^aben.  Sltö  Dbpffeu^ 
^mgelel^rt  ifl,  mirb  er  oon  9ltl^ene  in  einen  93ettler  oermanbelt,  bamit  feine 
fieimfe^r  nid^t  ju  unred^ter  ^dt  oerraten  mirb.  3n  biefer  ©ejialt  fielet  fein 
@ol^  Xelemad^od  iS)n  pm  erfienmal;  atö  fte  fid^  bad  näd^fte  3}lai  begegnen,  l^at 
atl^ene  bem  Dbpffeu«  fein  männlid^e^,  Iräftige«  ausfeilen  miebergegeben,  aber 
2;elemad^  erferait  ü^n  bod^  nid^t  (Dbvff.  XVI,  194  ff.). 

„3lein,  nic^t  bifi  bu  mein  ^oter  Db^ffeuiS;  fonbem  ein  ^ämon 
^äufc^t  mic^,  bo^  ic^  noc^  me^r  doH  innigen  @ramed  erfeuf^e. 
S^e  Dermbc^te  ja  foU^eS  ein  fterblic^er  3Raxm  ju  DoHenben, 
(&t  burc^  eignen  Serfianb,  nienn  nic^t  ein  l^immlifc^er,  no^enb, 
2d(!ii,  wie  er  voxH,  umfc^afft  ivm  ^iünglinge  ober  )um  ©reife. 
Xraun,  nur  eben  ja  warft  bu  ein  ©reid  unb  in  l^ä^Uc^er  5{Ieibung, 
3e^t  erfc^einft  bu  ein  ®ott,  roie  fie  ^ocft  obwalten  im  ^immel!" 

Qin  iji  alfo  bie  anficht  bejHmmt  au^gefprod^en,  ba§  ber  aWenfd^  burd^ 
eigene  3Kad^t  fein  au^fel^en  nid^t  oeränbem  lönne;  unb  mir  finben  bei^omcr 


46  ^ie  ®rie(^en  unb  9iömer. 


aud^  nirgenb  pon  berartigen  äSenoanblungen  erjäl^tt,  ol^ne  ba§  bie  @ötter  ba« 
6ei  im  ©piele  finb.  3m  grofeen  unb  ganjcn  fommt  äufeerfi  n)cmg  S^ubcrei 
in  bcn  l^omerifd^en  ©cfängcn  oor,  cÄ  fei  benn,  bafe  man  ei5  an  bcn  QUVim 
finben  miO^  too  oon  biefer  ober  jener  n)unber(id^en  Slnwenbung  Don  $f{an}en' 
ftoffen  bie  9iebe  x%  ®ine  ©teOe  ifi  befonberi»  belonnt  unb  oft  ai&  Seifinet 
für  bie  »ertrautl^eit  ber  ©ried^en  mit  bcr  SRagie  jitiert  worben  (Ob.  IV, 
219  ff.):  aU  bie  @äfte  an  ber  Xafel  bei^  äRenetooiS  traurig  geworben  finb 
aber  bie  Erinnerung  an  Xxoia,  n)irb  oon  Qtkm  ei^äl^tt: 

Slber  ein  onbred  erfann  nun  Helena,  ^c^ter  üroniond. 
©(^nett  in  bcn  SBcin  roorf  jene,  roooon  fic  tranicn,  ein  SRittel, 
Äummer  ju  tilgen  unb  (SJroH  unb  jefllit^cr  Seiben  ©ebdc^tni«. 
5loftete  einer  baoon,  nac^bem  in  ben  5trus  ed  gemifc^t  warb : 
92ic$t  an  bem  ganjen  Xage  bene^t^  i^m  bie  X^rdne  bad  ^Intli^. 
9Hc$t  ob  felbft  geftorben  i^m  vo&t*  auc^  3)>hittec  unb  93ater, 
92ic$t  ob  ben  8rubet  oor  i^m,  ob  felbft  ben  geliebteften  @o^n  i^m 
2btete  feinbCic^ed  ^,  unb  er  mit  ben  9lugen  ed  fd^e. 
©olc^erlei  ffiürje  ber  Äunfik  §att*  §elena,  ^oc^ter  itronion«, 
ipeilfamer  Uraft,  bie  einft  bie  ©emal^Iin  %^on&,  ^olt^bomna, 
3§r  in  Äeg^pten  gefc^enft:  roo  oiel  bie  nä^renbe  ®rbe 
^^rftgt  ber  ^ürje  su  guter,  unb  oiel  su  fc^dbUc^^  SJHfc^ung. 

6i5  unterliegt  faum  einem  S^ti^^i,  ba§  bie  Slegppter  in  ber  alten  3^ 
bai$  ^afd^ifd^  gelaunt  l^aben,  einen  l^arjartigen  @toff,  ber  oom  inbifd^en  $anf 
(Cannabis  indica)  auSgefd^mi^t  unb  nod^  l^eutigen  Xaged  überall  im  Orient 
aU  beraufd^enbeiS  aWittel  gebrandet  roirb.  @«  l^at,  iebenfattiJ  bei  einigen 
SRenfd^en^  genau  bie  ^ier  befd^riebenen  ^irfungen^  unb  bie  Slnmenbung,  bie 
Helena  mit  bem  @aft  mad^t,  ifi  alfo  eine  ganj  natflrlid^e  unb  l^at  mit 
3auberei  nid^t  mel^r  ju  fd^affen,  afe  menn  fte  bie  ®äfle  fid^  mit  SBein 
l^ätte  beraufd^en  laffen,  um  il^re  ©orgen  ju  oergeffen.  aber  an  anberen  ©teilen 
ifi  e^  unjroeifell^aft,  bafe  ßauberei  mit  im  ©piel  ifi;  oon  ben  ©d^iffen  ber 
5ß^äafen  Reifet  eS  (Dbpff.  VIII,  557): 

^ic^t  ber  ^^äo!cr  ©c^iffe  ia  fmb  ber  ^iloten  bebürftig, 

S^oc^  ber  ©teuer  einmal,  niie  fte  anberen  ©c^iffen  gebaut  ftnb; 

9lein,  fie  roiffen  von  fclbft  ben  ©inn  unb  @eban!en  ber  3Ränner. 

2)aö  ifi  berfelbe  ©cbanle,  ben  mir  bei  ben  norbifd^en  SBöllem  finben: 
fte  fallen  ed  afö  eine  ®igentümlid^{eit  gemiffer  Familien  an,  ba§,  menn  biefe 
nur  bie  ©eget  aufjögen,  fofort  günfiiger  SBinb  läme,  meld^er  ba«  ©d^iff 
bortl^in  fül^rte,  mo^  man  münfd^te. 

3lu«  oielen  ©teDen  in  ber  3liag  gel^t  l^eroor,  baft  bie  ©ried^en  bei 
2:roja  Slerjte  mitl^atten,  bie  iebenfalü  bei  ber  SBunbbel^anblung  ganj  ratio« 
nett  JU  SBerte  gingen,  inbem  fie  bie  SBunben  au^mufd^en  unb  mit  l^eilenben 
SaSui^tn  oerbanben.  9lur  an  einer  ©tette  finbet  fid^  mebijinifd^e  S^nhexeL 
Site  Dbpjlfeuö  auf  ber  3agb  oon  einem  6ber  oermunbet  ifi,  wirb  oon  feinen 
Vettern  erjä^lt  (Ob.  XIX,  457): 


^ie  urfprüngUc^e  griec^ifc^e  STlagie.  47 

„SSJbn  Obi^ffeuS'  SS^unbe,  bed  götterfi^nlic^en  Sünglingd, 

©ttnben  fic  xo^l  unb  ^cmmten  ba«  fdjmatjc  23Iut  mit  löcfc^toörung"  *). 

Ucbcr  bcn  Snl^att  bcr  ^a\ibtx%t\&a%t  wiffcn  wir  nid^tö,  aud^  nicj^t 
wie  man  jid^  bereit  SBirfung  badete,  wir  fönnen  nur  aScrmutnngcn  barüber 
ttuöfpred^en.  35öfe  ©eijier  l^aben  fie  mol^l  faum  befd^rooren,  einmal,  roeil 
bie  ©ried^en,  roie  wir  oben  gefeiten,  nid^t  an  berartige  SBcfen  glaubten  unb 
fobann,  meil  fie,  felbfl  wenn  fie  an  biefelben  geglaubt  l^ätten,  il^re  SWit^ilfe  jtd^er* 
lid&  nid^t  bei  einer  fo  natürlid^en  ©ad^e,  mic  bei  einer  2Bunbe,  angenommen 
Ratten,  mo  bod^  bie  Urfad^e,  ber  6ber,  tot  por  i^ren  güfeen  lag.  @ine  Sin* 
rufung  ber  ®ötter  ift  rool^t  aud^  nid^t  gemeint,  bafür  wäre  ba«  SEBort  „3^^^^^^* 
gefang"  fid^crlid^  nid^t  gebrandet  worben.  ®i5  bleibt  bemnad^  nur  bie  SRög* 
Kd^feit,  bafe  bie  ©ried^en  glaubten,  baiJ  gefprod^ene  mpftifd^e  Formular  wirfe 
birelt  auf  bie  5Ratur  ber  3)inge  ein,  baö  gefprod^ene  SBort  an  fid^  l^abe 
fd^on  bie  aWad^t  unb  ©igenfd^aft,  ben  natürlid^en  SBerlauf  ber  ©reigniffe 
ju  beeinfluffen.  3)iefe  2lnfd^auung  ift  offenbar  bie  ©runblage  ber  ältejien 
gried^ifd^en  3^^^^^^^-  2)erfelbe  ©ebanfe  fd^eint  überl^aupt  ber  SWagie  atter 
curopäifd^en  SSöller  in  ben  l^eibnifd^en  3^**^"  V^  (Srunbe  gelegen  ju  l^aben; 
iebenfall«  fann  er,  mie  wir  weiter  unten  feigen  werben,  bei  ben  SRorblänbem 
beftimmt  nad^gewiefen  werben;  wir  bürfen  alfo  wol^l  annehmen,  bafe  biefeS 
aud^  für  bie  anberen  europäifd^en  SBölfer  gilt,  weld^e  3öuberei  trieben,  ol^ne 
eigentlid^  an  SJämonen  ju  glauben. 

Um  nun  ju  ben  Slerjten  ber  ©ried^en  jurüdfjuf eieren,  fo  feigen  wir, 
baB  man  felbfi  bei  Sel^anblung  oon  SEBunben  feine  3wflw^t  J«  33efd^wörungen 
nel^men  fonntc;  bie  SSermutung  liegt  alfo  nal^e,  ba§  biefe^  aud^  bei  inneren 
Äranf^eiten  gefd^al^,  beren  rid^tige  Sel^anblung  natürlid^  eine  piel  tiefere  6in* 
ftd^t  erforbert,  afe  man  bei  einem  primitioen  SSoll  oorauSfeßen  barf.  SQBir 
wiffen  aud^  wirflid^,  bafe  bie  eigentlid^e  ärjtlid^e  2;i^atigleit  oon  ben  ältefien 
Seiten  l^er  an  bie  2;empel,  namentlid^  Slpollo*  unb  2le^fulaptcmpel,  gebunben 
war.  8Ba«  ^ier  gefd^al^,  ifl  ung  nid^t  genau  befannt,  ba  bie  drjtlid^e  2;i^ä' 
tigfeit  bis  ju  ^ippofrateS  (ca.  400  o.  u.  3.)  ein  ©el^eimniiJ  war,  baS  in 
gewiffen  ^priefierfamilien  aufbewal^rt  würbe;  aber  baiS  wenige,  waiJ  wir 
wiffen,  genügt,  um  ju  jeigen,  ba§  bie  ganje  Sel^anblung  eine  Slrt  religiöfer 
SRagie  gewefen  ifi.  2)ie  Äranlen,  bie  jur  Sel^anblung  in  bie  Xempel 
oufgenommen  ju  werben  wünfd^ten,  mußten  junäd^fi  geloben,  ftd^  in  allem 
nad^  ben  i^nen  gegebenen  SBorfd^riften  ju  rid^ten.  aWel^rere  Xage  lang  mußten 
fte  bann  fafien  ober  fid^  lebenfaDte  einer  fbrengen  SHät  unterwerfen,  wobei 
ber  8B3eingenu6  fo  gut  wie  perboten  war.  2)ie  ^ßriefier  fül^rten  fie  bamt 
im  Sempel  uml^er  unb  jeigten  il^nen  bie  Silber  unb  geweil^ten  Xafeln, 
bie  }ur  (Srinnerung  an  2Bunber,  weld^e  bie  göttlid^e  ®nabe  perrid^tet  l^atte, 
aufgel^dngt  waren,    ©ebete  würben  gefprod^en  unb  l^eilige  £ieber  gefungen. 


*)  tnaoidfl  (Soubcrgcfang,  3<niberfprudJ)  dai/ua  xeXaiyoy  taxt^oy. 


48  ^i^  ®ne(^en  unb  SRönter. 


xodä)t  bie  Jtranlen  bem  ^rießer  nad^fpreci^  mugten.  2)tefe  fiieber  roaren 
oft  Don  Snuftl  begleitet.  S)ann  opferte  man  ben  ®5ttem  ttteifleni^  einen 
SBibber^  jebod^  au^  onbere  Siere,  natnentlid^  ©eflügeL  93äbet^  Salbungen 
unb  @treid^ungen  mit  ben  ^onben  mürben  getoöl^nUd^  oon^ogen^  beoor  bie 
Aronfen  n)arbig  erad^tet  tourben^  bie  33otf<i(Kift  bei^  @ottei$  }u  empfangen.  @tanb 
biei^  beoor,  fo  tourben  fte  bem  9taud^e  oerfd^iebener  SBurjeln  aui^efe^t 
unb  an  geioei^ten  @teDen  im  3nnem  bed  Sempete  }u  Seit  gebrad^t.  $ier 
fd^liefen  fte  ein  unb  empfingen  bann  im  Sd^laf  Offenbarungen  beiS  ®otte^, 
ber  i^nen  il^ren  Xoh  ober  il^re  Teilung  oertflnbete  unb  i^nen  bie  SRittet  an« 
gab,  mit  benen  biefe  erreid^t  n)ürbe;  l^iemad^  rid^tete  fic^  bann  bie  fpätere 
Sel^anblung.  93erfd^iebene  gleichseitige  SSerfaffer  beri^iten  jeboc^,  ba^  bie  £eute 
ftc^  nid^t  immer  er^lt  Rotten,  aud^  menn  ber  ®ott  t&  ii^nen  oerfproc^  ^atte. 

SSknben  mir  uni^  nun  }ur  SBeidfagungi&funfi  ber  ©ried^en,  fo 
feigen  mir,  ba^  fie  auf  einer  rein  religiAfcn  ©runblage  ru^te.  Stetig  maren 
t&  bie  ©Otter,  me(d^  3RitteUungen  oon  }ulünftigen  3)ingen  machten,  ent« 
meber  birelt  ober  burc^  3^^^"/  n)e(d^e  bie  SRenfd^en  beuten  mußten*  S)ie 
bireften  SWitteilungen  mürben  in  ben  2;empeln  ber  ©ötter  burd^  bie  Drafel 
gegeben.  S)erartige  Orafel  gab  t&  oerfd^iebene  in  ©ried^lanb;  am  belann« 
teften  unb  angefel^enften  mar  StpoHoi^  Oralel  in  S)elpl^i  in  93öotien  unb  bai^ 
3eui^orafeI  bei  SJobona  in  epiru«.  Sin  beiben  ©teDen  beantmortete  ber  ®ott 
bie  e^ragen  burd^  ^riefterimten;  bie  bei^  Stpodo  l^ie^  $9t^ia,  bie  bed  3^^ 
^lia^.  ^iefelben  lonnten  jiebod^  nid^t  }U  ieber  3^'  ^"^  ^^^^  gemöl^n>> 
li^en  Sßerl^ältniffen  bie  ©ötterfprüd^  oertünben;  t&  mar  flet^  eine  bef onbere 
33orbereitung  baju  nötig,  inbem  fte  junäd^fl  in  einen  eigentflmlid^  elftati* 
fd^en  3wftanb  fommen  mufeten,  el^e  fie  bie  Offenbarungen  beö  ©otteiJ  em* 
pfangen  foratten.  afe  aWittel  l^ierju  bienten  in  3)elp^i  bie  2)ämpfe,  meldte 
auiS  einem  %d&^paü,  über  bem  ber  Tempel  gebaut  mar,  auffliegen,  ^qti^ia 
flieg  auf  einen  S)reifug,  ber  über  bem  @palt  flanb,  unb  menn  fte  burc^ 
Einatmung  ber  kämpfe  mit  bem  ©eifte  beiJ  ©otteiS  erfüllt  mar,  oerfünbete 
fie  feine  antmort.  2)iefelbe  mar  aflerbingiJ  meifl  fo  bunfel,  bafe  bie  ^riefler 
fie  erfl  auflegen  mußten.  3n  3)obona  tranf  ^eliaiJ  an»  einer  beraufd^- 
ben  DueQe,  bie  bort  f(og,  unb  mürbe  baburd^  befähigt,  ebenfo  mie  ^pt^ia  bie 
göttlid^en  aWitteilungen  ju  empfangen.  3)ie  SWet^obe  mar  alfo  biefelbe,  nur 
bie  2Rittel  maren  oerf^ieben.  (&&  ift  befannt,  bafe  oiele  biefer  Orafel  in 
fo  l^o^em  anfeilen  flanben,  bafe  nid^t  bloS  bie  gried^ifd^en  Staaten,  fonbem 
auc^  oiete  afiatifd^e  gürflen  fie  um  SRat  fragten,  menn  emfle  Untemel^mungen 
beoorftanben. 

auger  biefen  an  ben  Xempelbienfl  getnüpften  SBeii^fagungi^fünflen  gab 
ed  noc^  onbere  äRittet,  moburd^  }ulünftige  @reigniffe  oor|^  beflimmt 
mürben,  ©injelne  SKenfc^en  l^atten,  oft  afö  SegünfUgung,  mitunter  aud& 
afe  ©träfe,  oon  ben  ©öttem  bie  ©abe  erhalten,  meü^fagenb  bie  3ulunft  }u 
lünben;  fold^e  JJBai^rfager,  bie  o^ne  befonbere  SKittel  bie  3ufunft  öorauöju» 


3)ie  utfprftngUc^e  griec^ifc^e  SRagie.  49 

fogen  vmno^ten,  werben  oerfd^iebentlic^  Bei  Qomtx  enoft^nt  (Db.  X,  492. 
3L  VI,  75;  XI,  329).  3)o(ä^  waren  mäf  anbere  ©terbl^e,  roeld^  biefe 
®a6e  nid^t  befagen,  intftanbe,  Aänftigei^  Dorl^erjUDerlftnben,  wenn  fle  nur 
bie  3^^  }^  ertlfiren  perftanben,  burd^  weld^e  bie  ©ötter  il^ren  SiOen 
funb  traten.  Unter  benfelben  war  ber  93ogetflug,  wie  bei  ben  &fyiU 
hietn,  eini^  rxm  benen,  bie  am  meiflen  bead^tet  würben;  er  wirb  wieberl^olt 
bei  fiomer  befpro(J^en  (Db.  I,  200;  U,  158.  31.  H,  858;  X,  274;  XU, 
199).  (Sin  ein}elnei^  33eifpiel  genügt,  unt  biefe  @eite  ber  gried^ifd^en  äRan» 
til  ju  iekn^tm.  SMontebei^  unb  Ob^ffeitö  gelten  im  S)un(el  ber  3la^t  an^, 
um  naiä^  einem  3^^^^^  J«  fpö^en  (3L  X,  274  ff.): 

„3§nen  na^ie  ein  Steiget,  gefanbt  Doit  ^oUod  Slt^ene, 
Sied^id^et  fliegenb  am  9Beg;  i^n  fo^n  fie  ntc^t  mit  ben  9(ugen 
^urd^  bie  finftere  92a(^t,  nur  vowc\>  fein  2:5nen  gehöret, 
grexibig  Dema^m  Db^ffeuS  ben  Jlug  unb  rief  su  Slt^ene." 

@i^  war  fteti»  ein  gutes  3^<^^/  n)enn  bie  93öge(  oon  red^ti»  naci^  iinU 
flogen,  unb  beibe  gelben  baniten  bei^l^atb  ältl^ene  bafür.  3^  ^^  9tatur« 
erfii^einungen,  bie  afö  SSorbebeutung  gelten,  gel^ört  ber  Sliß,  ber  oon  3^"^ 
fowol^l  afe  gute«  wie  afe  fd^leiä^tei^  3^^^^  gefanbt  wirb;  Slutregen  wirb 
einmal  (31.  XI,  53)  afe  SSerfünbigung  brol^enben  Unl^eife  erwäl^nt 

enblid^  l^aben  bie  ©ried^cn  eine  gorm  ber  aßeiöfagungi^hinfi  auiS* 
geübt,  bie  bei  ben  ©l^albäem  Derboten  war,  nämlid^  bie  SRefromantie,  bie 
93efd^wdrung  ber  Xotm,  um  oon  biefen  etwa«  über  bie  3ufunft  ju  erf al^ren.  G» 
ifi  biefe«  aud^  bie  ein}ige  magifd^e  ^anblung,  bie  einigermaßen  auSfül^rtid^  bei 
fiomer  befd^rieben  ifl;  fie  wirb  von  Dbpffeu«  ooflbrad^t,  ber  nad^  ilirte«  2ln* 
weifung  über  benDleono«  jum  ©ngang  in  benfiabe«  gefegelt  ijt  (Db.  XI,  23 ff.): 

2)o<^  ba«  gefdjliffene  ©c^wert  Don  ber  nerpigen  ^üfte  mir  reijenb, 
(SAW  id^  bie  @ruft  ju  graben,  r>on  einer  ^W  in  bie  ä^ierung. 
Ueber  fie  go^  ic§  fobann  SBei^gu^  für  bie  fämtlic^en  ^oten. 
(Sxft  von  £)onig  unb  SHId^  unb  bann  von  lieblichem  SBeine, 
IDrauf  Don  SBaffer  anlegt,  mit  weitem  3R^l  ed  Beftreuenb. 
Siel  bann  fle^f  unb  gelobt*  ic^  ben  fiuftgebilben  ber  Xoten: 
SBemt  iä)  gen  St^afa  !äm^  ein  9Hnb,  unfrud^tbar  unb  fe^UoS/ 
darzubringen  im  $au8,  unb  bie  Sd^eiter  mit  @ut  )u  umlaufen. 
Sluc^  für  2:eirefia3  noc^  ben  flattlic^ften  SBibbcr  ju  opfern, 
©djnwrj  ringsum,  ber  flolj  ani  unferen  gerben  ^eroorragt. 
^9  id^  je^t  mit  ©elübb*  unb  ^e^n  bie  8(^aren  ber  Xoten 
Sbtgefle^t,  ba  no^m  unb  jerfc^nitt  ic$  ben  @(^afen  bie  ©urgeln 
Ueber  ber  ©ruft;  fc^mor)  ftrömte  bad  8lut;  unb  ed  famen  oerfammelt 
2:ief  aud  ben  (!h;ebo«  Seelen  ber  abgefc^iebenen  Soten: 
Qräuf  unb  Jünglinge  famen  unb  langaudbauernbe  ©reife 
Unb  noc^  ünblic^e  SRdb^en,  in  jungem  ©rame  ftc^  ^rmenb; 
Siele  sugleic^,  oermunbet  Don  ehernen  itriegedlansen, 
SRdnner,  im  Streit  gefaUen,  mit  blutbefubelter  9iüftung: 
93el($e  bie  ©ruft  fc^armeid  ummanbelten,  onberdwo  anbre, 
Wt  graunooHem  ©efc^rei,  unb  ti  fa^  mic^  blei(^ed  (^e^en.'' 
Sc^viann^  9bcr0laubc  unb  Qaubttti.  4 


50  ^e  ©rieben  unb  9lömer. 

Um  fte  }um  Sieben  }u  bringen,  lägt  Ob^ffeuiS  nun  ben  einen  mäf 
bem  anbem  r>om  33Iut  in  ber  ®rube  trinfen;  85Iut  ifl  SebenÄfaft,  t&  giebt 
ben  Soten  bad  Seben  auf  furje  Qüt  jurfid. 

Son  onberen  abergtäubifd^  93orfleIlungen,  bie  mit  @id^l^  auf  bie 
alteflen  3^ten  jurüdgef flirrt  totxhen  lönnen,  fonn  nod^  \>a&  „Xa^mS^Un'', 
ber  ®laube  an  glüdlid^e  ober  unglflcllui^e  Xa^e,  genannt  wetbm,  bod  wie 
bei  fiejiob  ermäl^nt  finben. 

IWe  grod^if]^  MagtB  nadj  ben  J^erferftriegen. 

Suf  bem  eben  gefd^ilberten  @tanbpunlt  blieben  bie  ©ried^en  ix&  jur 
3elt  ber  ^ßerferfriege,  b.  1^.  big  ca.  500  o.  u.  3-/  P^^^-  ®<^ön  etma& 
frfll^r  l^atten  bie  grieti&ifd^en  ^p^itofop^n  in  il^rem  »efheben,  ben  Urfprung 
unb  bie  Statur  be^  2)afeing  auf  rationelle  SBeife  ju  erWären,  angefangen, 
am  alten  ©ötterglauben  }u  rütteln.  3)ie  ©pefulation  über  bie  Siatur  unb 
93eftimmung  ber  Seele  fül^rte  ^ptl^agora^  unb  @mpebotled  baju,  ben 
@lauben  an  ben  Slufentl^alt  ber  Seelen  im  Qahti^  }u  permerfen;  fte  nal^men 
bafflr  eine  ©eelenmanbcrung  an,  burd^  roeld^e  bie  Seele  aflmäl^lid^  DoKommener 
n)irb.  So  gelangte  bie  äSorftedung  oon  @eiflern,  Dämonen,  in  ben  gried^fd^en 
©ebantenfreiiJ;  biefe  SBorfteUung  fanb  balb  eine  Stufte  in  ber  3)ämonen« 
leiere  unb  ber  bamit  jufammenl^dngenben  SRagie,  toeld^e  bie  ©ried^en  nad^ 
ii^rem  3wfö^wtenfio6  mit  ben  ^rfent  lennen  lernten.  Slamentlid^  bie  S3e« 
oölferung  in  ^l^effalien,  mo  bie  ^ßerfer  oer^ältni^mfi^g  lange  feflen  gufe 
gefaxt  l^atten,  enoarb  pd^  t)ou  ber  3eit  an  ben  Sluf  ber  3öwberfraft.  S)ie 
tl^effalifd^en  SBeiber  tonnten  burd^  Salben  SReufd^en  in  ^iere  ober  Steine 
oermanbeln,  unb  in  ber  Slad^t  }ogen  fte  burd^  bie  Suft  auf  Siebe^abenteuer  au^. 
$ier  l^aben  wir  alfo  ben  alten  Urfprung  ju  ben  ^ejenfal^rten  be«  SRittel^ 
alteri^.  3)ie  SRonbgöttin  $e(ate,urfprünglid^  eine  mol^lti^iätige,  bai^  UnglüdE 
fem  l^altenbe  ®5ttin,  würbe  allmal^lid^  bie  öefd^üfterin  ber  i&ejen  unb  bie 
Sel^errfd^erin  aU^  3<^ttbern)efeniJ. 

SSon  biefer  fiefate  l^aben  bie  fpäteren  gried^ifd^n  SSerfaffer  eine  3Renge 
äRptl^  unb  Sagen  er}äl^lt;  unter  anberem  l^aben  fte  und  eine  oollfldnbige 
Sefd^reibung  ber  ßeremonien  unb  Sefd^wörungen  l^interlajfen,  burd^  bie  fie 
oeranlagt  rourbe,  benen,  bie  fie  anriefen,  ju  erfd^einen.  3)ie  Operationen 
finb  angeblid^  oon  ber  fielate  felbfi  oorgefd^rieben;  fie  fagt: 

„SRac^et  eine  Btatut  t)on  mo^l  geglättetem  $0(3,  fo  roie  ic^  ed  jeft  nd^et  be« 
fc^reiben  roetbe.  3ka^tt  ben  jtdrper  biefer  Statue  aud  bet  SBurjel  ber  wUben  9Umte 
(Ruta  graveolena)  unb  f(^ü(fet  i^n  mit  fleinen  §au«eibe(^fen;  fnetet  bann  SRprr^ 
6totas  unb  9Bei^rauc^*sufammen  mit  benfelben  klieren  unb  la^t  bie  Si^c^ung  bei  au^ 
ne^menbem  SWonb  an  ber  Suft  fielen;  fpret^et  eure  SBünft^e  bann  in  folgenben  64|en 
au«:  ^Äomm,  unterirbifc^e,  irbifc^e  unb  ^immlifc^e  löombo,  ©öttin  ber  2anb*  unb  5treu$5 
»ege,  meldte  £uft  bringt,  »eU^e  in  ber  9la^i  ge^t,  gfeinbin  bed  2t^M,  greunbin  unb 
»egleiterin  ber  9Uic^t,  bie  bu  bic^  be«  ©etten«  ber  §unbe  unb  be«  ©ergoffenen  «lut«  cr^ 
freufk,  bie  bu  im  Blakten  aroifc^en  ben  ®räbem  um^erfladerfit,  bie  bu  »lut  wünfc^fl  unb 


^ie  griec^ifc^e  3ka^e  nac^  ben  ^erferfriegen.  51 


ben  %ottn  ^vtdtn  bringft,  ©orgo,  SRormo,  SRonb  in  1000  ©cftoUen,  (et^e  unfcccm 
D|>fet  ein  günftiged  O^r."  3^t  foQt  ebenfo  Diele  (^bec^fen  nehmen,  wie  ic$  Derfc^iebene 
gönnen  ^a5e;  machet  eg  forgfältig;  machet  mir  eine  3Bol^nung  oon  abgefattcnen  SorBcer- 
jmeigen,  unb  wenn  i^r  innige  ®zbctt  an  baiS  99i(b  gerichtet  ^obt,  nierbet  i^r  mid^  im 
6(^(af  3U  fe^en  belommen.'' 

ficfate^  Begleiterinnen  l^eifeen  ©mpufen  ober  Samien.  ©nige  Tutoren 
fd^ilbem  fie  ate  menfd^Iid^e  SBefen,  ^ejen,  bie  bie  ©öttin  auf  il^ren  n&^U 
lid^en  Xitöflügen  begleiten  unb  felbfi  bie  ©elegenl^eit  benugen,  {td^  auf  SiebeS« 
abenteuer  einjutaffen.  Rubere  faffen  fte  mel^r  afe  Dämonen  auf,  bie  ftd^ 
jrnar  aud^  mit  aWännem  einladen,  aber  nur  um  il^nen  bie  Seben^fraft  auiS» 
}uf äugen,  u^oburd^  fte  ftd^  fe(bfl  nähren.  S)a  bie  ^l^anta|te  bei  fold^en 
älbenteuertid^leiten  natflrlid^  freien  ©pielraum  l^at  unb  burd^  (ein  ©efeg  an 
beftimmte  SBorftettungen  gebunben  ifl,  lann  bie  grofee  SWannigfaltigteit  ber 
SarfleDungen  uniS  aud^  nid^t  n)unbem. 

3iad&  ^piiniuS'  angaben  rttl^rt  bie  ©infül^rung  ber  aWagie  in  ©rieben« 
lonb  n)efentUd^  oon  eitier  ^erfon  l^er,  Oftaned,  ber  a(^  (önigtid^er  ^ofmal^r« 
foger  bem  3£erjei5  auf  bem  3wge  nad^  ©ried^enlanb  folgte,  unb  ber  ein  fel^r 
audfäl^rlid^ei^  SBerf  Aber  bie  SRagie  fd^rieb.  3)ad  ganje  Untoefen  nal^m  aber 
erfl  mftd^tig  ju,  nad^bem  SHesanber  b.  ®r.  baö  perfifd^e  Sieid^  unb  Slegppten 
erobert  l^atte.  9Ud^t  nur  n)urben  fegt  oiele  ©ried^en  in  bie  d^alböifd^en  unb 
äg^ptifd^en  ©e]^mn)iffenfd^aften  eingemeil^t,  ed  {amen  aud^  oiete  93en)ol^ner 
ber  unterjod^ten  Sänber  nad^  ©ried^enlanb,  bo^  in  ber  ^otgejeit  gerabe«' 
jU  fiberfd^ioemmt  geioefen  fein  foQ  oon  perftfd^en  unb  ägt)ptifd^en  SBal^r^ 
fogem,  weld^e  ben  Flamen  „©l^atböer,  SWagier  unb  SWatl^ematifer"  filierten. 
SSon  il^nen  lernten  bie  ©ried^en  bie  fremben  SReligionen  mit  ben  oielen  bar» 
barifd&en  ©ötternamen,  unb  ba  ^omer  unb  ^eftob  aW  biefen  ©öttern  im 
Dl^mp  leinen  ^ptaß  eingeräumt  l^atten,  fo  rangierten  bie  ©ried^en  fie  unter 
bie  S)ämonen.  Unb  oor  biefen  }a^Ireid^en  neuen  @d^aren  oon  S)ämonen 
cmpfanb  ba^  SBoIl  nun  bie  gurd^t,  bie  man  oor  ben  alten  otpmpifd^en 
©Ottern  nid^t  mel^r  l^atte,  bie  burd^  il^re  oft  befungenen,  affju  menfd^Hd^en 
Seibenfd^aften  aOmä^Iid^  Iäd^er(id^  gemorben  maren.  SSon  ben  neuen  ©öttern 
fannte  man  berartige  ©efd^id^ten  nid^t;  man  nal^m  fie  auf  unb  oerel^rte  fie 
in  rein  orientalifd^er  SBeife  burd^  Anrufungen  unb  Sefd^mörungen  in  per» 
fifd^er,  affprifd^er  unb  figpplifd^er  ©prad^e,  meldte  bie  ©ried^en  nid^t  oer« 
fionben  unb  beiBl^alb  oerbrel^ten,  bi«  ganj  finnlofe  Formeln  barau«  entpanben. 
aber  ber  ©taube  an  bie  aWad^t  biefer  ©ötter  unb  2)ämonen  mürbe  beflonbig 
oon  ben  uml^erreifenben  fremben  Sauberem  unb  SBal^rfagern  unterl^alten. 

äuiS  oerfd^iebenen  alten  Serid^ten  gel^t  l^eroor,  ba§  biefe  Sauberer  fid^ 
Idne&wtQ»  fd^euten,  il^re  3uflud^t  ju  2;afd^enfpielerfunflftüdfen  unb  onberen  93e* 
trügereien  ju  nel^men,  um  il^r  Slnfel^n  beim  aSotl  ju  bel^upten.  Sefonberi^ 
beliebt  mar  e«,  bie  leud^tenbe  ©eftalt  ^efate«  l^erooraujaubem.  aßan  l^atte 
Derfd^iebene  aßet^oben  baju.  3unäd^fi  mar  ein  oöttig  burtfleiJ  3immer  er* 
forberlid^.  $ier  jeid^nete  ber  3auberer  im  oorauö  eine  menfd^enö^nlid^e  gigur 


52  3^ic  (5>rietijcn  unb  Äömer. 


mit  3l^p^alt  ober  anbeten  brennbaren  Stoffen  an  bie  SSkinb^  unb  loenn  ber, 
loeld^er  bie  @5ttin  befragen  n)oOte^  burc^  ^fd^toSrungen  unb  anbere  Zeremonien 
genOgenb  oorbereitet  mar^  brad^te  ber  Qaubtut  eine  f^tamme  in  bie  92% 
ber  gejeid^neten  ^ur^  bie  fofort  aufleuchtete.  Ober  e&  mürbe  auc^  ein  Soge( 
loi^elaffen^  an  beffen  %ü^  man  einen  (eid^t  brennbaren  Stoff  befefHgt  l^atte. 
S)er  erfd^redte  äSogel  flog  nalärlic^  im  Staum  um^,  m&l^renb  ber  md^ 
meniger  entfette  93efud^er  ftd^  auf  bie  @rbe  marf^  fein  ^upt  oer^fldte  unb 
bie  @dttin  anrief. 

l^xt  TRäxwtx. 

Unfere  Jterottnid  oon  ber  Sntmidlung  he&  SberglaubeniS  in  9lom  in 
ben  äUeflen  3^^^  ^^  i>erl^ft(tnii$ma|ig  gering;  ieboci^  ^aben  bie  9i5mer,  fo* 
meit  man  feigen  fornt,  mefentlid^  in  aUem  auf  berfelben  Stufe  geftanben  mie 
bie  @ried^  ju  ^omeri^  3^-  2^  ^^  ^^  r5mifd^  Steligion  finbet  fid^ 
leine  eigentli^e  S)&monen(e^re;  bagegen  glaubten  bie  Stömer  mol^l  an  @e* 
fpenfler,  Seelen  böfer  äRenfd^en,  bie  }ur  Strafe  fär  ii^re  Sii^led^tigleit  nad^ 
i^rem  Xobe  auf  ber  @rbe  uml^ermanbem  mußten.  @benfo  ermähnen  bie 
römif(i^en  93erfaffer  strigae^  alte  SBeiber^  ^e^en^  bie  ben  @mpufen  ober 
fiamien  ber  ©ried^en  entfpred^;  fte  fliegen  gemö^nlic^  in  ber  ©eftolt 
einei»  93ogete  aui^,  um  SRenfd^en  }u  oerjel^ren.  (S^  ifi  jeboc^  ungemig^  o6 
alle  biefe  93orfteIlungen  mirllid^  römifci^n  Urfprungi^  fbtb^  ober  ob  nid^ 
menigfteni^  bie  3^ee  ba}U  oon  ben  @ried^en  entlel^nt  ift^  mit  beren  Kolonien 
in  Sflbitalien  bie  9tömer  fd^on  fel^r  frfll^  in  93erfl^rung  famen. 

Sid^er  ifl  iebod^^  bag  bie  9t5mer  in  ben  filteflen  S^m  oerf d^ebene  magifd^ 
fianblungen  gefannt  l^aben.*  SJon  9luma  ^ßornpiliu«,  bem  3lad&f olger  be« 
9^mului^,  mirb  berid^tet^  ba|  er  tl^urgifd^e  Jtünfie  triebe  b.  1^.  Operationen, 
burd^  bie  er  bie  ®ötter  fogar  jmang,  ftd^  in  ftd^tbarer  @efialt  ju  jeigen. 
Sein  ätad^f olger,  Xullui^  ^ofUliui^,  mürbe  ber  Sage  gemSg  oom  9li|e  ge* 
troffen,  meil  er  bei  einer  fold^en  ©elegen^eit  falfd^  oerful^r.  3)ie  ^ömer 
glaubten  aud^,  bag  man  burd^  magifd^e  Aänfle  bai^  ftom  oon  fremben  ^Ibem 
auf  ben  eigenen  93oben  l^inüberlodten  {önne,  unb  bie  ällefien  römifd^en  &t^ 
fefte,  bie  3«'5lftafelgefe6e,  (drfa  460  o.  6^r.)  entgelten  auÄbrüdtlid^  SBer* 
böte  ^ergegen.  lieber  biefe  wenigen  SRad^rid^ten  reid^t  unfere  5lenntnüJ  von 
ber  Qaabexd  ber  Siömer  in  ben  älteflen  3^^  nid^t  l^inaui^,  el^e  fte  in  birefte 
ober  inbirette  93erä]^rung  mit  ben  orientalifd^en  SSöKern  (amen. 

93ef[er  unterrid^tet  bagegen  finb  mir  über  bie  SBeiiSfagungdtunß,  bie 
aRantil  ober  SJioination  ber  3tömer.  Sie  mar,  mie  bei  ben  ®ried^,  rein 
religiAfer  Statur;  burd^  gemiffe3dd^^  0^6^n  bie®ötter  il^ren  äBiUen  ju  er* 
lennen,  unb  bie  Slenfd^en  brandeten  biefelben  nur  }u  beuten;  bie  ältefie  äugural* 
leiere  ber  Slömer  berul^te  loal^rfd^einlid^  audfc^lieglid^  auf  33eobad^tung  be£^ 
äSogelflugiS;  auf  biefe  3^<^^  ad^tete  man  bei  aüm  mid^tigen  öffentlid^  unb 
bei  ja^lreid^en  prioatcn  ängelegenl^eiten.    3eber  gebilbete  Slömer  mn^e  mit 


2)te  3»lömer.  53 


ber  2>eutun0  berfelben  93ef$eib  tDiffen;  \^o^  xooxm  für  bie  Qvoeät  be8 
@taafed  eigene  S3eamte  angeßeDt,  Sluguren^  bte  bei  allen  ©etegenl^etten  ben 
SBillen  ber  ©ötter  mit  $Ufe  be»  SSoftelflug«  erforfd^en  mußten;  3lugur  ie^ 
beutet  eben  SBogelbeuter  (avi— gur;  gur  feit  ==  vir).  2)er  Slugur  umgrenjte 
mit  feinem  @tabe  (lituus)  ein  @tfi<i  Sanb,  inner^lb  biefer  ©renje  ermattete 
er  nad^  einem  @ebet  an  bie  ©ötter  bai^  3^^;  bai^fetbe  mürbe  entmeber 
beial^enb  ober  oemeinenb  gebeutet;  man  fal^  e^  alfo  gerabeju  al«  eine  änt* 
mort  ber  ©ötter  auf  bie  SSorfrage  an,  ob  ein  äSori^aben  aui^gefül^rt  merben 
folte  ober  nici^t.  3nbe{fen  bienten  }u  biefem  3^^  ^^^^  <^Q^  93öge(,  unb 
ebenfomenig  gaben  ^e  einem  jeben  S^^^.  S)ie  Rauben  galten  nur  fär 
Äönige,  meil  bie  Xauben  nie  aUeine  ausfliegen,  mie  bie  Äönige  nie  alleine 
au^el^en.  @inige  SSögel,  }.  93.  9iaben,  Aräl^en,  9ta$teulen  unb  ^äl^ne, 
gaben  burc^  il^r  ©efc^ref  3^^^"/  ^^^^^  bagegen,  mie  ber  3(bler  unb 
©eier,  burd^  ben  $tug.  93ei  einigen  mar  ber  ^^tug  oon  xe^t&,  bei  anberen 
von  litds  günfUg. 

©p&terl^in,  ate  ber  ©laube  an  biefe  alten  SQSeii^fagungi^Iünfle  ftd^  ium 
%al  oerloren  l^atte,  m&l^renb  ber  @taat  baS  Sluguralmefen  ber  Xrabition 
l^alber  beibel^iett,  erf anb  man  eine  anbere  SRetl^obe :  bie  Qü^m  burd^  frejif enbe 
^ü^er.  9Ran  l^tt  }U  hem^xotd  junge  ^ai^ner  im  93auer,  unb  menn  man 
ein  3eid^  münfd^tc,  liefe  man  fie  l^erau«  unb  beobad^tete,  mie  pe  ba«  oor- 
gemorfene  gutter  frafeen.  ©tflrjten  fte  ftd^  fo  gierig  barüber,  bafe  fie  tttoa^ 
aus  bem  @d^nabel  oerloren,  fo  mar  baS  ein  trefflid^ed  S^^^^y  {ümmerten 
fte  ftd^  bagegen  nid^t  um  bai^  ^utter,  fo  brol^ete  eine  ©efal^r.  3)iefe  SRetl^obe 
mar  natürlid^  fel^r  btqntm,  ba  man  fid^  baS  gemünfd^te  3^^"  I^^t 
ftd^em  fonnte,  inbem  man  bie  ^fll^ner  l^ungem  liefe  ober  fie  für}  oorl^er 
fütterte. 

93ei  il^ren  näd^flen  Stad^bam,  ben  @trui^fem,  lernten  bie  9iömer  fd^on  fel^r 
frül^  eine  SRenge  anberer  gormen  ber  SBeiÄfagungiJfunjl  S)ie  ©truSfer  finb 
ein  alted  italifd^ei»  93ol(,  ha^  nad^  ^erobot  aM  fipbien  flammt.  S)ie  Ueber^ 
einfUmmung  jmifd^en  ben  etrurifd^en  unb  d^albäifd^en  jtunßmerten  ift  aud^  fo 
grofe,  bafe  bie  nal^e  äSermanbtfd^aft  biefer  äSölfer  unjmeifel^aft  ifi.  9[ud^ 
amifd^  ber  etrurifd^en  unb  d^alb&ifc^en  SSSeii^fagungdlunfl  l^rrfd^t  in  aOen 
einjdl^ten  eine  fo  ooHfldnbige  ©leid^i^eit,  bafe  ein  reiner  3ufall  bei  biefer 
Uebereinflimmung  l^öd^P  unmal^rfd^einlid^  ifl  gafl  atte  bie  gormen  ber 
9RantiI,  bie  mir  bei  ben  Sl^albäem  aU  flblid^  befprod^en  l^aben,  fanben  ftc^ 
nad^  ben  alten  SSerfaffem  aud^  bei  ben  @trudfern.  S)ie  S)eutung  oon  munber» 
baren  (greigniffen,  bie  »eobad^tung  oon  »liß,  ©ingemeiben  ber  Dpfertiere, 
SSogelflug  unb  äSogelfümmen,  SRifegeburten  2C.  bilbeten  3n>^^0^  ^  3RaxtM 
bei  ben  GtruSlem  mie  bei  ben  Sl^albäem.  2)ie$  aUe&  mürbe  ben  dümetn 
bau  belonnt.  Slnfang«  oerfd^rieb  man  etruSfifd^e  Haruspices,  b.  i. 
Opferbef d^auer ;  fpfiter  reiften  oomel^me  SOnglinge  gemöl^nlid^  nad^  @tru« 
rien  unb  liefeen  ftd^  bort  in  ben  oerfd^iebenen  S^^%^  ^^^  SRantil  unter» 


54  ^e  @ne(^en  unb  9ldmer. 


locifett  Son  ben  oielen  formen  f(i^emt  tnbeS,  iebenfalU  6d  etootdangelegen^ 
Reiten,  nur  bie  Seobad^g  ber  (SitigetDeibe  ber  Opfertiere  unb  ber  93ltte  an» 
erletmung  in  9lom  gefunben  )u  ^aben. 

@nb(id^  befag  ber  rSmifd^  @taat  ein  ^dd^ft  mertmflrbiged  magifd^ 
9Ber(,  bie  fibpOinifd^  93fld^,  bie  in  befonberiS  fd^nrierigen  unb  hritifd^ 
^den  um  9tat  gefragt  u)urben. 

^ie  Sage  ersd^tt,  ba$  urfprttnglu^  9  Süc^  bem  Itdnig  2:arquimud  @u|>erbud  sunt 
itouf  angeboten  nKtren;  aber  er  fanb  ben  $reid  )u  ^ik^,  »otouf^in  ber  Seriftufer  )uerfl 
3  unb  banoc^  no(^matt  3  oon  ben  8fl(^em  oerbromtte;  enblic^  laufte  ber  StMi%  bie  legten 
3  8fl(^er  fflr  benfelben  greift,  ber  urfprflnglu^  für  bie  9  oerlangt  »ar.  ^efe  9ßer!e  foEen 
in  griec^ifd^en  ^esametem  auf  ^mbldttem  gefc^rieben  fein;  fte  »urben  im  Stempel  bed 
Jupiter  auf  bem  jtapitol  aufbema^.  3»  i^rer  Xudlegung  mar  ein  ItoOegium  oon  15 
SRdnnem  angefteOt,  bie  oerpflic^tet  maren,  i^re  üenntnid  oom  Sn^olt  ber  18ü(^  ald  tieffied 
©e^eimnid  au  bema^ren.  3!flan  meint,  ber  ^nfyüt  ber  8ü(^  fei  eine  Sammlung  alter 
grie(^f(^er  Dra!elfprfl<^e  gemefen,  unb  smar  fo  abgefaßt,  ba^  fle  fflr  aOe  Stütn  gelten 
fonnten.  ©icero  fagt  oon  i^nen;  ^3^r  »erfaffer  ^at  fte  fc^lauenoeife  fo  eingerichtet,  bo^ 
aQed,  moiS  gefc^ie^t,  ben  Schein  ^en  fann,  ed  fei  in  i^nen  ooraui^gefagt,  »eil  jebe  be« 
fHmmte  Angabe  oon  ^enfc^en  unb  Seiten  fe^lt.  3ugleic^  ^  er  ft(^  bun^  bunfle  9Ube 
gebectt,  fo  ba|  biefelben  Serfe  ju  oerf(^ebenen  3^^  f^r  gana  oerfc^iebene  Ser^dltniffe 
paffen  tonnen.  !Da(  aber  bie  Serfe  nid^t  bad  SBerf  eined  Serrfldten  ftnb,  aeigen  fte  bun^ 
i^en  Sau;  fie  finb  mefft  baft  Stefuttat  oon  jtunft  unb  3Iet|,  M  oon  innerer  Erregung 
unb  Semegtmg.''  ^efe  S3er!e,  bie,  mie  gefogt,  nur  oom  Staat  in  ungemö^nlic^  ^Qen 
um  Jiai  gefragt  nmrben,  mo  bie  jhtnft  ber  SUiguren  unb  $arufpicer  nit^t  au^reic^te, 
gingen  bei  einem  »ranbe  cir!a  400  n.  ^^r.  au  ©runbe. 

3LU  bie  Stömer  i^re  ^errfd^aft  über  Italien  oui^bel^nten  unb  babur<i^ 
mit  fremben  aSöCtem  in  33erü^rung  lamen,  nol^men  fte,  ebenfo  mie  bie 
@ried^,  bie  religiöfen  unb  abergl&ubtfd^  äSorfteDungen  berfelben  axu  2>er 
3ufianb  in  9lom  mürbe  bol^  frfil^jeitig  bem  fil^nlid^,  ber  oben  in  93e)Ug  auf 
©ried^enlanb  gefd^Ubert  ifl 


5)ie  Äeßrder. 


n. 


mex  aßen  SBöCtem  ber  alten  3eit  ^ot  mol^l  leinei^  jtd^  fo  frei  oon 
9lberg(auben  unb  ieber  barau^  entfpringenben  3^^^^^  gel^atten,  mie  bie 
Suben.  SMe  jübifd^e  SReligion,  ber  auögeprägtefie  aWonot^mui^,  ber  jemate 
eEijKert  ^at,  erfannte  lein  gcijHge^  SBefen,  meber  guteiS  nod^  böfe«,  neben 
Sel^ooa,  bem  ©d^öpfer  unb  ©rl^alter  ber  SDBelt,  an.  3)araui5  folgt  nun  feine«» 
megi^,  bag  bie  3uben  oon  magifd^en  ^anbtungen  nid^ti^  gemußt  unb  fo(d^e 
nid^t  audgefül^rt  l^ftlten;  benn  wir  ^aben  im  oor^ergel^ben  gefeiten,  bag 
bie  Qanbetti,  bie  operatioe  aWagie,  eine  hoppelte  JBurjel  l^aben  lorat.  ©nt» 
meber  berul^t  fie,  mie  in  ber  d^albäifd^en  unb  ber  mit  berfelben  mefentlid^  über« 
einfümmenben  ägpptifd^en  SWagie,  auf  ber  SBorfieDung  oon  einem  5lampfe 


^e  Hebräer.  55 


}nrifd^en  ben  @öttem  unb  S)ömonen  unb  be%xoedt  bann  bie  äSefd^toörung  ber 
(enteren  burd^  befUtnntte  ^omteln^  ober  fie  hexn%  toie  bei  ber  ganjen  euro« 
p&ifd^en  3Sla%it,  auf  ber  SSorfleSung  von  ber  @tnn)irlimg  auSgefprod^ener 
SBSrter  (ober  gefd^riebener  ^d^m)  auf  bie  Statur  ber  SHnge.  3)iefe  gorm 
ifi  mit  einem  reinen  SRonotJ^eiiSmu^  toie  bem  jübifd^en  lool^t  oereinbar,  ba  fte 
ben  ©lauben  an  niebrigere  geifUge  äSefen  nid^t  ooraudfegt.  Sebod^  ftnb 
bie  3ttben  niemafe  mit  einer  berartigen  Qauhcxd  in  33erül^rung  ge!ommen^ 
unb  ba^  fte  eine  fotd^e  nid^t  fetbfi  l^aben  erfinben  tonnen,  ifi  (eid^t  begreifßd^. 
©d^on  oon  ben  ältefien  3^*^  ^^^  maren  bie  3uben  mit  ber  3)lagie  ber 
aiegijipter  unb  ber  benad^barten  l^eibnifd^en  aSdtter  befannt.  2)iefe  ftanb  fetbft» 
oerflänbtid^  im  ^gflen  ß^f^^^i^^'^^^^Q  ^  ^^  Sietigionen  felbfl  unb  mit 
bereu  jal^Ireid^en  ©öttem.  3auberei  ju  treiben  mar  bal^er  für  bie  Suben  gleid^=» 
bebeutenb  mit  ©ögenbienfl  unb  fomit  ein  älbfaS  oon  Sel^ooa.  ©ögenbienft 
unb  3auberei  werben  im  ©efefee  SWofi^  aud^  ftetö  jufammengeflettt;  beibe« 
ifl  jlreng  oerboten. 

60  Icfcn  wir  5  3Äof.  18, 10—12:  „^a^  nic^t  unter  bir  gcfunben  werbe,  ber  feinen 
@o^n  ober  2:oc^ter  burc^  geuer  gelten  laffe,  ober  ein  3öei«fager,  ober  ein  ^logewA^ler, 
ober  ber  auf  ^ogelgefc^rei  ad^te,  ober  ein  3<^uBerer,  ober  ^efc^wbrer,  ober  ^a^rfager, 
ober  geic^enbeuter,  ober  bfr  bie  2:oten  frage.  2)enn  wer  foId^ieS  t^ut,  ber  ift  bem  §erm 
ein  @reuel,  unb  um  folc^er  ©reuel  willen  oertreibt  fie  ber  §err,  bein  @ott,  oor  bir  l^er." 

$ier  {tnb^  nrie  man  fielet,  ade  mdgßd^en  älrten  oon  3<^uberei  auf  bie« 
felbe  ©tufe  mit  ber  ©itte  gefieDt,  feinen  ©o^n  ober  Xod^ter  burd^«  geuer 
gel^n  JU  laffen;  lefttercÄ  ip  aber  nur  eine  Umfd^reibung  für  ©öfcenbienji,  mie 
aui5  5  SRof.  12,  31  l^eroorgel^t: 

^^  foUft  nic^t  olfo  an  bem  ^erm,  beinem  ^ott,  t§un;  benn  fte  I|a5en  üjiren  Göttern 
get^an  alled,  wad  bem  $erm  ein  ©reuel  ift  unb  wad  er  l^offet;  benn  fle  ^a5en  auc^  i^re 
©öl^ne  unb  ^öc^ter  oerbrannt  i^ren  ©öttern." 

®5genbien{t  unb  3<^uberei  merben  einanber  atfo  gteid^gefleUt.  S)aS  tann 
aud^  nid^t  anberö  fein;  benn  bie  Reiben  mürben,  mie  mir  bei  ben  ©l^albfiem 
fal^,  fap  mit  SRotroenbigfeit  jur  aWagie  gefül^rt,  unb  bie  ben  ^nbm  befannte 
3auberei  fefcte  ben  ©lauben  an  eine  aWenge  guter  unb  böfer  SBefen,  b.  ^.  ben 
©öfeenbienfl,  oorauiJ.  gür  bie  Suben  mußten  alfo  bie  Segriffe  „©ößenbienfi" 
unb  „3öuberei"  ungefäl^r  jufammenfaUen.  ©arum  ift  aud^  bie  ©träfe,  bie 
nad^  bem  @efe^  9Roftd  auf  beiben  fielet,  biefe(be,  nämlid^  ber  %oh  burd^ 
©teinigung.  2)iefe  SJefUmmung  finben  mir  3  aWof.  20, 1  f.  unb  27.  „Unb 
ber  6w:  rebete  mit  SRofe  unb  fprad^:  ©age  ben  Äinbem  3frael:  aSetd^er 
unter  ben  ilinbem  ^ffi^ael,  ober  ein  grembling,  ber  in  Sfrael  mol^net,  feinet 
©ameniS  bem  SRolod^  giebt,  ber  foK  bed  Xobe^  fterben,  bai^  SSol!  im  Sanbe 
fott  il^n  Peinigen."  —  „SBenn  ein  2Rann  ober  SBeib  ein  SBal^rfager  ober 
3eld^enbeuter  fein  mirb,  bie  f ollen  bcÄ  Xobe^  fterben,  man  fott  pe  Peinigen, 
i^r  83Iut  fei  auf  il^nen."  2Bir  feigen  alfo,  mäl^renb  bie  aWagie  aui5  ben  l^eib*» 
nifd^  SReligionen  afe  eine  natürlid6e  golge  l^eroorgel^t  unb  barum  aud^  oon 


56  2>ie  ^efttder. 

ben  $riefiem  berfelben  oudgefibt  toirb,  fo  ift  fte  im  3ttbentum  fteeng  oet« 
botett  3ebe  SRagie  ifi  bei  ben  ^uben  ein  Xbfal  oom  xoafycm  ®ott.  3^ 
9teli0ion  gab  i^nen  fo  nid^  bie  geringfle  äSeronlaffung^  magifd^  ^onblungen 
felbß  ju  erfinben.  6ie  trieben  nur  3<utberei,  n^enn  fte  ber  Secfud^g,  t^ten 
l^nifd^  3la^batn  nad^uol^men,  unterlagen;  ba  biefe  oQe  ober  igpp^ 
tifd^  ober  (i^albäifd^  SKagie  trieben,  fo  trafen  bie  3nben  nie  mit  ben  euro» 
päifd^  formen  ber  äRagie  }ufantmen,  bie  fid^  Id^ttt  mit  bem  reinen  9Rcno* 
t^eidmttö  l^ätten  oereinigen  taffen. 

&  ifl  genägenb  betannt,  ba§  mtU  iflbifc^e  5tdnige,  unb  mit  i^nen  xoc^x^ 
fd^einlid^  aud^  bad  äSoK,  bie  genannten  fünfte  beiS  ©efefted  ^fig  übertraten. 
@aul  oertrieb  n)0^l  bie  SBoi^rfagerinnen,  iebod^  nic^t  fo  grflnblid^,  ba^  nid^t 
eine  n)enigftend  flbrig  geblieben  m&re,  )u  ber  er  fe(bft  feine  Suflud^t  nehmen 
tonnte,  bie  $eje  in  Cnbor  (1  ©am.  28,  3—15).  aSiele  ber  fpäteren  Äönige 
maren  aui^efprod^ene  ®5ftenbiener:  3Ufyx^  opferte  SRenfd^  (2  S^ron.  28,  3), 
unb  oon  3Rana{fe  n)irb  er}äl^tt  (2  S^ron.  33,  6) :  „Unb  er  lie|  feine  ®ifynt 
burd^  ^uer  gel^n  im  X^al  t>t&  So^ned  ^innomiS,  unb  m&^tte  S^age,  unb 
achtete  auf  äSogelgefd^rei,  unb  }auberte,  unb  {Hftete  SBal^rfager  unb  3^<^' 
beuter,  unb  tl^at  oiel,  ba«  bem  $crm  übel  gefiel,  il^  ju  erjümen."  SHe 
3uben  l^aben  alfo  tl^atfäd^lid^  3^^^^  gelannt  unb  aüi^eübt:  nid^t  nur  ha& 
(Sefefc  be«  äWofe«  lennt  unb  verbietet  fte.  aber  il^re  ^auiem  ift  fiet«  oon 
e^emben  entlel^nt,  fte  ift  eine  Uebertretung  bed  ©efegeS,  nid^t  aber  eine  natfir^ 
lid^e  golge  i^rer  eigenen  Sieligion. 

@an)  lonett  ift  biefei^  inbeffen  bod^  nid^t;  benn  bie  Suben  l^atten  mirl« 
lid^  eine  religidfe  SKantif,  aber  biefelbe  mar  fel^r  befd&ränft.  9lur  einem  3Ben* 
fd^en  mie  äRofed  mar  ed  oergönnt,  oon  Slngeftd^t  )U  Slngeftd^t  mit  3^^oa  ju 
reben,  unb  bod^  mugte  man  in  aOen  mid^ligen  Sbtgelegeni^eiten  um  feinen 
SBiden  fragen.  @i$  mugte  alfo  befUmmte  ^ege  geben,  auf  benen,  mie  man 
amta^,  ber  $err  feinen  SBitten  hinbt^at,  unb  fo  oerfd^affte  man  fid^  3^^ 
in  einer  Skife,  bie  im  ©efe^  oorgef (^rieben  ober  boc^  erlaubt  mar.  S3ei 
biefer  9RantiI  maren  bie  SKetl^oben  biefelben  mie  bei  ben  ^ben;  bod^ 
fd^einen  für  gemöl^nlid^  nur  menige  gebräud^lid^  gemefen  ju  fein.  1  Barn. 
28,  6  lefen  mir:  „Unb  er  (©auO  ratfragte  benfierm;  aber  ber  i&err  ant» 
mortete  ü^m  nid^t,  meber  burd^  träume  nod^  burc^i^  2i^t  (Urim)  nod^  burd^ 
^ropl^eten.^'  S)ie  Xraumbeutung  mar  alfo  mol^l  erlaubt;  fte  ifl  aud^  nid^t 
unter  ben  oerbotenen  fjormen  ber  3^"^^^^^  aufgeführt.  SBai^  baiJ  SBort 
„Sid^t^  (l^br.  Urim)  betrifft,  fo  miffen  mir  oon  2  iUJof.  28,  30,  bafe  bamü 
ein  ©tein  im  SSrufifd^ilbe  \>t&  fiol^enpriefierÄ  gemeint  ifl  SSBerat  e&  alfo 
f)d^t,  bag  ©aul  burd^  Urim  fragte,  fo  fd^eint  baraui^  eine  fil^nlid^e  Senu^ung 
bed  ©teineiS  l^roorjugel^n,  mie  bie  ber  @belfteine  auf  ben  d(Ktlbäifd^n 
©öftenbilbem  (f.  ba«  ©.  39  zitierte  Fragment  aM  ben  magifd^  ©d^riften 
ber  ei^albäer).  Unjmeifel^ft  aber  l^at  ber  fiol^epriefter  felber  biefe  ^blung 
oottjogen,  fo  bafe  mir  e«  l^ier  mit  einer  gorm  rein  religidfer  aWanttf  ju  t^ 


3)te  Hebräer.  57 

l^ben.  9ludnal^ini$n)eife  n)urben  au$  anbete  tiiantifd^e  Operationen  oorge« 
nomnten;  fo  nrtrb  ha^  9iaufd^en  ber  33ättme  2  @ani.  5,  24  ate  3^^  ^' 
xoSI)tti,  femer  baiS  Sodmerfen  1  @am.  14^  42  unb  eine  it)unber(id^e  Opera« 
tion  mit  SBaffer  unb  ©taub  4  3Wof.  5,  12  ff. 

äBöl^renb  unb  nad^  ber  bab^tonifd^en  ©efangenfd^aft  peränberte  ftd^  inbeiS 
bai^  äSer^ättnü^  ber  Suben  jur  l^eibnifd^en  3Ragie  ganj  bebeutenb.  3n  9[egt)pten 
l^atte  ha^  äSoK  ifoliert  in  einem  befonberen  @ebiet  cl^ne  93er{el^r  mit  ben 
SUgpptern  gelebt,  unb  ftd^ertid^  xoaxm  au^er  SRofei^  nur  vom\%e  in  bie  äg^p» 
i^äft  SKagie  eingetoeil^t.  2)iefe  voax  baiS  @el^eimniiS  ber  äg^ptifd^en  ^rie^er 
unb  blieb  bal^r  ber  großen  äRaffe  bei^  jabifc^en  SSoKei^  nalürlid^  unbefamtt. 
3n  i^rem  eigenen  £anbe  genflgte  mo^t  bie  33erä]^rung  mit  ben  benad^barten 
^bnifc^en  äSdltern,  um  beren  9ie(igion  unb  3(berglauben  lennen  ju  lernen; 
von  ber  äludflbung  ber  3auberei  iebod^  fd^redEte  bad  ©efeg  bejiänbig  ab.  3n 
^bplon  aber  änberle  ftd^  ba^  93er^&(tnid.  S)ie  Suben  lebten  mitten  unter 
ben  SSab^loniern;  au^  bem  93ud^  3)an.  miffen  n)ir,  bag  l^ebr&ifd^e  Anaben 
am  gofe  he&  Stabuluburuffur  ei^ogen  mürben,  unb  auiS  bem  93ud^  @fra  2,  69 
fel^  mir,  ba|  bie  ^uben  groge  9teid^tümer  befagen,  aU  fte  von  G^rud  bie 
Grlaubni^  jur  ^eimle^  erlitten.  S)ie  Suben  l^aben  atfo  frei  unter  bem 
^errfd^nben  SSoK  gelebt,  unb  ba  bie  alte  aSabifd^e  SRagie  nid^t  bai^  @el^m« 
nid  einer  befUmmten  Jllaffe,  fonbem  bem  gan}en  3$cU  be!annt  mar,  fo  i^  baiS 
^benooK  in  feiner  @efamtl^eit  mit  biefen  magifd^en  Jlänflen  oertraut  ge^ 
morben.  3n  äSabplon  unb  nad^  bem  Qpi  entmidEelte  ftd^  bal^er  eine  iflbifd^ 
©pdulation  unb  fiitteratur,  bie  bie  d^albfiifd^e  2)ämonologie  mit  ber  dteligion 
ju  vereinigen  fud^te.  SWan  fanb  im  1  ».  SRof.  6,  1—4  eine  ©teile,  bie 
l^rffir  einen  Snl^altdpuntt  gab: 

„7)a  fu^  ober  bie  SRenfc^en  begitmeten  lu  mehren  auf  @rben,  unb  ^eugeten  i^nen 
%b^in,  ha  fo^en  bie  ^inbet  ©otted  nac^  ben  ^öc^tent  bev  SRenfd^en,  wie  fle  fc^ön  »oren, 
itnb  nahmen  ju  SBeibem,  welche  fte  woUten.  @d  rooren  auc^  lu  ben  Q^ien  S^ronnen  auf 
<STben;  benn  ba  bie  ^inbet  ©otted  bie  ^öc^ter  ber  SRenfc^en  befc^Ciefen,  unb  i^nen  Itinber 
Seugeten,  lourben  baraud  Gewaltige  in  ber  ^ett,  unb  berühmte  Seute.''  ^aS  würbe  nun 
fo  erfWrt,  baj  bie  ^Äinber  Ootte«"  ©ngel  rooren,  bie  fi(§  mit  ben  3Wenfc§en  oermifdjt 
Ratten  unb  bed^alb  gefaUen  unb  von  ®ott  oerfto|en  waren;  fo  nmrben  fte  ^Antonen 
unb  sengten  !D6monen.  ^iefed  war  auf  Slnftiften  bed  Seufeld  mit  göttlicher  @rlaubnid 
gef(^e§n,  woburc^  er  ^err  über  ein  gro|ed  ^dmonenreid^  geworben  war. 

3n  biefer  9Beife  gelang  ^  ben  jabifd^en  S^^eologen,  bie  l^eibnifd^e 
SMmonenlel^re  mit  ber  äteligion  ju  oerfdl^neu,  bie  oon  älnfang  an  biefem 
2^ufeUmefen  fremb  gemefen  mar,  unb  nun  blühte  bie  d^albäifd^e  SRagie 
in  oSUn  il^ren  formen  bei  ben  Suben  ebenfo  mie  in  alen  anbern  Säubern, 
bie  mit  berfelben  in  SSerü^mng  gefommen  maren.  2)ie  Suben  fd^eineu  fic^ 
befonberd  auf  bie  äJefd^mörungdfunfl  oer(egt  }U  l^aben;  bie  glei^jeitigen 
gried&ifc^en  unb*  römifd^en  SSerfajfer  ermäl^nen  l^äuflg  iübifd^e  33ef4mörer 
unter  ad'  ben  3<niberem  unb  Sßa|rfagem,  bie  im  rSmifd^en  9{eic^  um^er« 
fireiften. 


58  ^i^  ^^  (^viflUc^  So^r^unbecie. 


5ie  erpten  ^rißTid^m  3a$r^tttt&erfe. 
JlbErgläubifd^B  BorpaflungBit,  BniUIjnf  aus  bBt  alfen  Tkxxift. 

J^ix  rmb  nun  ba^tn  gcfontmcn,  wo  boÄ  S^rifientum  anfängt,  bie 
groge  Umgeftaltung  aOer  SSer^ältniffe  j^erbeisufül^ren.  3u  biefer  3^  ^^^ 
me  roir  gefeiten  l^aben,  bie  ganje  doillfierte  SEBclt,  Suben  unb  ®rled^ 
e6enfon)ol^l  xok  S^lb&er  unb  Slegtipter,  in  ben  Jtetten  bed  SlberglaubeniS 
gefeffett,  non  einer  S)(imonenfur(i^t  gelned^tet,  n)e((i^e  bie  oerfd^iebenen  grie» 
d^ifd^en  pi^Uofopl^ifd^en  ©^ftewe  nid^t  aufjul^eben,  fonbern  nur  rationell 
ju  begrünben  Dermod^ten.  S)a^  S^flentunt  brad^te  eine  xoaf)xt  ^freiung 
von  biefer  gurd^t.  SJie  ©l^riflen  fonnten  fid&  jwar  nid(it  ganj  freimad^n 
vom  aiberglauben  ü^rcr  3cit;  fte  leiten  fefl  am  (Slaaben  an  bie  2)ämoncn; 
aber  t&  lag  in  ber  3latur  beiS  (Sl^riRentum^  felbfi,  im  ©lauben  an  ben  oSi^ 
mäd^tigen  @ott,  ba6  ade  nieberen  ©eifier  bem  gegenüber  o^nmäd^tig  fein 
mußten,  ber  feine  S^flud^t  }u  bem  @inen  nial^ren  ®ott  na^m.  SHe  SRad^t  ber 
^dOe  mar  oorläuftg  baburc^  gebrod^en,  bag  bie  SRad^t  ber  2)&manen  Aber» 
munben  mar.  ^nht^  mar  baiS  Uebcl  nid^t  mit  ber  3Bur}el  ausgerottet;  ber 
®Iaube  an  bie  @^fien}  ber  S)ämonen  beflanb  unoer&nbert  fort  SHe  jtird^* 
oäter  ber  erfien  d^rifllid^en  Äird^,  3uftinu«  ber  SRärtprer,  Satian,  Drigine«, 
^ertuSian  u.  a.  entmidCelten  eine  S)ämonenlel^re,  bie  ftd^  genau  an  bie  im 
oorigen  Slbfd^nitt  befprod^enen  9(nfd^auungen  ber  iäbifd^en  3:i^logen  anfd^Iog; 
bie  meifien  ber  bamaligen  3eit  geläufigen  äSorfteOungen  oon  ben  bdfen 
©eiflem  mürben  unoerönbert  aufgenommen. 

Unter  ben  jübifd^en  2:^eotogen  l^atte  lange  ©treit  barüber  gel^errfd^t, 
ob  bie  ©Otter  ber  i&eiben  reine  ^J^antaftegebilbe,  atfo  menfd^Hd^e  ßrfinbungen^ 
ober  mirllid^  esifHerenbe  SBefen,  2)ämonen,  feien,  bie  nur  auö  mangelnber 
erteiintniiS  beS  magren  ©ottei»  oere^rt  mürben;  bie  Untere  älnfic^t  errang 
aOmdi^lid^  ben  ©ieg,  unb  in  Uebereinftimmung  l^iermit  er^lt  ^f.  96,  5  in 
ber  alejanbrinifd^en  »ibelflberfeßung  bie  gaffung:  „berat  atte  ©ötter  ber 
SSölfer  finb  3)ämonen,  aber  ber  $err  l^at  ben  fiimmel  gemad^t."  2)ie  fremben 
©öttemamen  mürben  fo  fär  bie  ^uben  Flamen  fflr  oerfd^iebene  S>ämonen; 
oon  biefen  maren  ber  Sei  ober  Saal-Sebub  ber  Gl^albäer  unb  i^r  SRorgen* 
Peru  3fiar  (=  Sucifer  ber  Siömer)  bie  mäd^tigfien.  »aa^Sebub  mürbe 
jum  gütfien  ber  3)amonen  gemad^t  unb  J?ucifer  afö  ba«  Saupt  ber  auf» 
rüt)rerifd^ii  Gngel  angefe^en,  meil  3ef.  14,  12  fle^t:  „2Bie  bift  bu  oom 
fiimmel  gefaflen,  bu  fc^öner  2Rorgenflem!  mie  bifi  bu  aur  erbe  geffiOet,  ber 
bu  bie  Reiben  fd^mäd^tefi !"  aJiorgenflem  ifi  ^ier,  mie  ber  2;ejt  jcigt,  mit 
ein  bilblid^er  2(u«brud  für  ba«  mäd^tige  «abplon,  ba^  bie  anberen  SSölfer 


9(0erglftu5if(^e  SorfteUungen,  entlehnt  au$  ber  alten  ^iv^t.  59 

btiwcoiQ;  biefed  jlebod^  l^inberte  bie  jöbifd^en  jtabbalifien  nid^t  an  ber  (Su 
ti&nmQ,  bag  bie  93^d^nung  einen  gefaQenen  @ngel  bebeute. 

3)en  iflbifd^en  %f)^olo%m  f(|Ioifen  fid^  nun  bie  (i^tifUid^en  Äird^en«= 
oater  an.  @te  betrad^teten  bie  @ötter  ber  Reiben  atö  vovdlx6)  e^ifUerenbe 
S)chnonen.  SKan  badete  fld^  il^ren  Slufent^alt  in  ben  bid^teren  teilen  ber 
Stmofpl^äre.  3)a  fte  einen  £eib  l^aben,  bebürfen  fie  ber  3taf)tvaii,  unb  biefe 
erl^alten  fte  vtm  9iaud^  ber  ^eibnifd^eu  Opfer.  Sebod^  ift  il^r  fieib  oiel 
leidster  unb  feiner  afö  ber  menfd^ßd^e;  baburd^  wirb  eij  il^nen  ntöglid^,  in 
bie  a)lenfd6en  einjubringen,  fo  ba§  biefe  „befeffen"  werben.  3l^re  »eroe» 
QVüxqm  ftnb  fo  ougerorbenttid^  fd^neO,  bag  fte  ieben  9lugenb(idE  an  jeber  be- 
liebigen ©tele  fein  tünnen.  ^a^  ifl  aud^  ber  ®runb,  n)ei^l^a(b  bie  Reiben 
fte  afe  göttlid^e  SBefen  auffaßten.  3^re  Aufgabe  unb  SSerrid^tung  befielet 
toefentlid^  baiin^  bie  SRenfd^en  jum  älbfaO  Pont  roa\)xen  ©tauben  ju  bringen 
unb  fte  über  julünftige  3)inge  ju  unterrid^ten;  biefe«  gefd^iel^t  nantent* 
U4l  i>^<^  bie  Öratel.  2)ie  jteimtni«  Don  ber  B^^^^ft  erl^atten  fte  pon  ben 
etemen  unb  SBotten. 

£act(müu$,  ber  im  SInfang  be^^  4.  3<t^v^unbertd  ftarb,  ^at  bem  ganzen  Nomonen:» 
glauben  feiner  3eü  einen  furzen  unb  flaren  9(udbrucf  Derlie^en:  ^^ad  Streben  ber  Nomonen 
unb  unreinen  ©eifter  gel|t  barauf  aud,  h<a  9le{c§  ©otted  ^u  oemic^ten  unb  ben  SRenfd^en 
3u  fd^oben.  3^  ^^^  3n>ect  ^aben  fte  burc^  fc^einbare  ^unber  unb  burc^  bie  Orolel  ben 
JRenfc^en  ben  SBc^nfinn  eingegeben,  fte  feien  ©ötter;  fo  ^aben  fie  ba«  §eibentum  mit 
feiner  SR^t^ologie  unb  feinem  ^uliui  gefc^affen.  @ie  ftnb  ebenfalls  bie  Urfac^e  ber  3Ragie, 
9{dh:omantie/  ^orufpicien,  ^guraßunft  unb  Slftrologie.  ^u|erbem  richten  fie  in  ieber 
möglid^en  SBeife  Serberben  an,  boc^  braucht  ein  @^rift  fic^  ni(^t  au  fürchten  t)or  i^nen, 
ba  welme^r  ber  2:eufel  unb  feine  ^ärnonm  in  beftönbiger  gurc^t  oor  bem  ß^riften  leben 
mOffen.  ^mn  ein  ^^rift  fann  fie  nic^t  nur  überaß  auiStreiben,  fonbent  fie  auc^  smingen, 
i^rc  S'iamen  lu  nennen  unb  einjurdumen,  ba^  fte  feine  @öttcr  feien,  ob  fte  gleich  in 
Tempeln  (olä  ^eibnifc^e  Götter)  oere^rt  werben."  Äe^nlic^  fprec^en  ft(5  ouc§  bie  Äirdjien* 
odter  ber  folgenben  3eiten  aud,  u.  a.  auc^  StureliuS  SluguftinuS,  beffen  Slnftc^ten  t)ie(e 
So^^unberte  l^inburc^  bie  größte  8ebeutung  für  bie  c^riftlic^e  ^ird^e  Ratten. 

SBir  fel^  alfo:  man  glaubte  an  bie  Sebeutung  unb  SBirfßd^feit  ber 
SRagie  afe  SCeufeföfunfl  Sie  d&rifllic^e  Äird^e  trat  bal^r  aud^  gegen  jebe 
9ui$übung  von  ßauberei  beftimntt  auf^  nid^t  fo  fel^r  n)egen  be«  @d^aben«, 
ber  baburd^  angerid^tet  werben  Wnne,  afe  melmel^r  be^l^alb,  weil  man  biefe 
SSerbred^en  nid^t  ol^ne  ©öfcenbienfi,  ol^ne  $ilfe  ber  3)ämonen,  au^juüben  oer* 
möge.  2)iefeiJ  fprad^en  fird^Iid^e  ©vn^i>^  toieberbolt  au«,  fo  in  (gloira  305 
unb  306  unb  in  Slntgra  314.  a)ie  alte  ^eibnifd^e  aWagie  würbe  baburd^ 
üon  einer  religiSfen  aWagie  ju  einer  fd^warjen,  teuf lifd^en  SWagie  l^erabgefeftt ; 
an  il^rer  SBirlUd^feit  aber  zweifelte  man  nid^t. 

aSBiefleflte  fid^nun  bie  SBiffenfd^aft  ju  bief engragen?  S)ie  SBiffem 
fd^aft,  Don  ber  aDeine  bie  3tebe  fein  fann,  ift  bie  ^ßl^ilofopl^ie;  benn  bie 
3latumnffenfd^aften  waren  nod^  nid^t  fo  entroidfelt,  bafe  Re  bei  berartigen 
^oblemen  irgenb  wetd^en  Su^fd^lag  geben  tonnten.  2lm  alejanbrinif(|en 
aWufeum  l^attc  bie  Jlaturwiffenfd^aft  unter  bem  Schufte  ber  gJtolemäer  mol^I 


60  ^e  erfien  (^riftlic^en  So^rJ^unberte. 

eine  l^ol^e  @tufe  etreid^t,  inbem  teils  ^eißunbe,  teild  angewonbte  SRatl^emattf 
(ätfironomie,  tnat^emaäfd^  Optil)  unb  S^emie  in  ^onn  txm  SUd^mie  ge« 
trieben  tonxht:  ober  aQe  biefe  SBiffenf (Soften  ftedten  m^  in  ben  ftinber« 
fd^ul^n  unb  tonnten  leinen  S3eitrag  jur  %xa%t  Aber  bie  äBirtlid^Ieit  ber 
2)onu)nen  liefern.  2)age0en  be^nbelten  bie  $^i(ofop^n  bie  ^age,  unb  fte 
{amen  ju  bentfelben  Siefultat  tDie  bie  d^rifUid^en  Jtird^enoäter  —  eine  gon} 
natflrli^  Uebereinfttmmung,  ba  oiete  ber  ftird^enofiter^  fo  Clemend  äUe^cuv» 
brinud.  Originell  unb  Stl^naftu^,  ©dualer  l^roorragenber  ate^anbrinifd^er 
$l^i(ofop^en  toatnu  2)tefe  bauten  aber  auf  ber  ©runblage  eines  ^yi^a* 
gorad  unb  $lato  «weiter. 

$lato  l^e  ben  entfd^eibenben  Sd^ritt  get^on,  l^atte  bie  oieten  @itter 
ber  alten  gried^fd^en  Sieligion  oenoorfen,  inbem  er  fie  als  reine  ^^antafte* 
gebilbe  anfal^;  an  il^rer  Stelle  nol^m  er  an,  bag  ber  Urfprung  ber  Sßelt 
oon  einem  9Eßeltfd^dpfer,  einem  Saumeifler,  l^rrül^re,  ber  alles  leite  unb  lenk, 
^efer  @eban{e  mürbe,  menn  aud^  mit  oerfd^benen  SRobifilationen,  oon  ben 
meifien  fpfiteren  p^ilofop^ifd^n  Sd^ulen  feflge^alten;  bie  l^öd^fle  Sntmiddung 
aber  erreid^te  ber  p^ilofop^tfd^e  SRonot^SmuS  bod^  erfi  bei  $^ilo  oon  Sie« 
^anbrien,  ber  ju  Sl^rifU  3^  (^t'te.  $^  mar  3ube;  er  fahrte  bie  ^öl^rm 
äSorflelungen  oon  ^el^ooa  in  bie  gried^ifd^e  ^l^ilofop^ie  ein.  @ott  ifi  nod^ 
i^m  fo  erl^aben  über  aleS  @nblid^e,  bag  man  il^m  gar  nid^t  @igenfd^aften 
beilegen  {ann,  bie  irbifd^en  SBefen  entlehnt  flnb:  ,,9Bir  (dnnen  nid^t  fagen, 
maS  ©Ott  ifl,  nur  bag  @r  ifl.''  2)a  oon  einem  fo  erl^abenen  @ott  ein  biretteS 
(Singreifen  in  bie  SBelt  nid^t  gebadet  merben  lann,  fo  mn^  eS  gemijfe  93er« 
mittler  geben,  Sngel  unb  2)fimonen,  bie  ©otteS  ®ebote  ausfahren.  S)iefer 
®eban{e  mürbe  in  ber  fogenannten  neuplatonifd^en  Sd^ule  bann  meiter  aus« 
gebilbet,  beren  j^roorrogenbflen  Slepräfentanten  Biotin,  ^orp^priuS  unb 
;3amblicuS  flnb.  SefonberS  ber  le^e  bilbete  ein  Spflem  über  bie  @ngel« 
unb  XeufelSlel^re  auS,  inbem  er  eine  ganje  Siangorbnung  oon  ©ittem  unb 
2)ämonen  auffleSte,  bie  aQe  unter  bem  oberfien  ®ott  fielen.  @ein  Spfiem 
fd^eint  ben  e^albäem  faft  entlel^nt  )u  fein;  mie  biefe  nal^m  er  12  ^ol^ 
unb  72  niebrigere  @itter  an;  banad^  {amen  Sngel,  S)ämonen  unb  ^oen. 
9tad^  biefer  Suffaffung  l^atten  3Ranti{  unb  S3efd^mdrungS{unfl  mieber  eine 
fefte  ©runblage,  unb  bie  f^urd^t  oor  ben  2)dmonen  ifl  bei  ben  ^l^lo« 
foppen  {aum  geringer  gemefen  als  bei  ben  ungebilbeten  Reiben.  2)ie  92eu« 
platoniler  fd^rieben  barum  il^ren  €d^ülem  eine  SRenge  oon  Zeremonien  oor, 
Steinigung,  Snt^altung  oon  ^teifd^fpeifen,  Sdlibot  unb  dl^nlid^eS;  baburd^ 
glaubten  fte  ein  flttlid^  ^dl^ereS  Seben  ju  filieren  unb  ftd^  gegen  bie  Kad^« 
{leQungen  ber  2)fimonen  fidlem  )u  Idnnen,  inbem  fte  burd^  ^^reimerben  oon 
irbifd^en  93ebflrfnif[en  eine  ^öl^ere,  gottöl^nlid^e  9{atur  erlangten. 


@ntwi(f(ung  ber  d^riftlid^en  äRagie.  61 


(Ertiroidilung  bier  tfjripitxijien  Magie. 

Sleltgum  unb  SBijfenfd^aft,  Sl^riftentum  unb  $^i(ofopl^ie  nmren  ftd^ 
otfo  barin  einig,  bag  fie  bie  S)dmonen  al&  e^fUerenbe  äBefen  omtal^men 
unb  ber  mit  ^ilfe  oon  2)ämonen  ausgeübten  S^uberei  wirHid^e  S3ebeutung 
beilegten.  3Rit  ber  9Bif[enfd^aft  n^erben  n)ir  im  ^oCgenben  nun  nid^ti^  meitet 
}tt  t^un  ^aben.  416  mürbe  iQppatia,  bie  2:o(l^ter  bed  3Rat^emQti{eri$  %^ton, 
bie  lefete  ^eroorragenbe  ©efialt  in  ber  gried^ifd^en  ^^tofop^iie,  auf  älnftiften 
be«  aSifd^ofiS  ßpritt  ermarbet,  unb  ein  Sal^rl^unbert  fpäter,  529,  mürben 
fftmtUd^e  gried^fd^e  ^^ilofop^enfd^ulen  burd^  ein  {oiferltd^eiS  @bilt  gefd^loffen. 
3n  ben  n&d^jten  fflnfl^unbert  Sauren  mar  bie  d^rifilid^e  ftird^e  ba^er  bie 
einjige,  bie  bie  @ntmidKung  beS  3Renfd^engefd^led^tiS  meiterfül^rte.  S)en 
(Song  biefer  @ntmid(ung  merben  mir  fpäter  nöl^er  ins  9(uge  fajfen;  ^er 
mäffen  mir  juerfl  bie  5tonfequen}en  beS  S)änu)nengtau6eniS  betrad^ten,  in  ben 
bie  alten  l^bnifd^en  Steligionen  umgemanbelt  morben  maren. 

3ebe  2)änu)nologie  ffl^rt  mit  9{olmenbig{eit  jur  3Rogie;  aud^  bie 
2)ämonenle^re  ber  d^riflßd^en  fiird^e  mad^t  (eine  Sudnal^me  uon  biefer  9lege(. 
2)ie  5tird^oäter  bel^aupteten,  mie  mir  oben  gefeiten,  bag  bie  2)ämonen  mit 
göttad^er  (SrIaubniiS  äRad^t  Ratten,  bem  3Renfd^en  }U  fd^aben,  namentUd^  i^n 
jum  aibfaQ  vom  maleren  ©(auben  )u  bringen.  @id^erlid^  glaubten  fte  auä), 
bag  berS^rifl  bie  S)dmonen  nid^t  }U  fflrd^ten  braud^e;  aber  ber  bCoge  (Staube 
fd^üfete  boc^  nid^t  gegen  bie  Singriffe  ber  S)dmonen.  3^1  ©egenteil:  ber 
®laube  fegte  ben  Snenfd^en  fogar  leidster  ben  Slngriffen  ber  böfen  ©eifier 
aus,  meil  biefe  gerabe  burd^  ben  Slbfatt  eine»  ß^rifien  bie  l^dd^|le  greube 
unb  ben  größten  S3ortei(  l^aben  mürben;  benn  baburd)  mürbe  il^r  eigenes 
9teid^  Derßarft  unb  ®otteS  SReid^  gefd^möd^t.  6in  (S^rift  mar  beS^alb  be* 
jlanbig  ber  aSerfolgung  ausgefegt  unb  mufete  Iräftige  9Baffen  im  ftampf 
gegen  bie  2)omonen  l^aben.  @old^e  äBaffen  mugte  bie  5lird^e  bem  ©tdubigen 
}ur  aSerfügung  fietten,  unb  ju  biefem  ^roed  mürbe  nun  bie  alte  verbotene 
aWagie  nad^  unb  nod^  mn  ber  ftird^e  aufgenommen  unb  in  d^tiftlid^e  formen 
umgegojfen. 

an  ©teile  ber  alten  Sauberformeln  traten  ©d&rift|lellen.  DrigineS  (am 
SCnfang  beS  3.  Sa^r^unbertS)  fprad^  eS  fd^on  aus,  bafe  eine  munberbare 
Äraft  in  gemijfen  göitlid^en  SBorten  (äge.  ©o  l^ebt  er  befonberS  ben  3ln» 
fang  oon  1.  2Rof.,  mehrere  ©teilen  aus  ®o.  3o^.,  bie  7  SBorte  am  Äreuj, 
boS  «aterunfer  k.  Iieroor.  Sor  aUm  l^at  ber  9lame  3efu  eine  magifd^e 
SBirfung  auf  alles  SeufelSmefen.  „S)er,  meld^er  fid^  baoon  überjeugen  miD," 
fd^reibt  atl^onapuS,  „brandet  nur  mitten  unter  ben  ©aufeleien  ber  ©dmonen, 
bem  »etrug  ber  Dralel  unb  ben  SBunbem  ber  3Hagier  baS  ftreujeSjeid^en 
JU  fd^lagen  ober  Sefu  Flamen  auSjufpred^en,  fo  mirb  er  fe^en,  mie  ber 
Teufel  gleid^  fliegt,  baS  Dratel  fd^roeigt  unb  iebe  SRagie  unb  3auberei  fiodft." 


62  ^^  ^ten  (^riflUc^en  So^r^unberie. 

9Bie  ha^  Jtreuje^id^en  xoax  aud^  Sefprengung  mit  geioeil^tetn  SBaffer,  ^Sßeil^* 
toafler'",  ein  äugerfl  (cöftigeiS  Sd^ufttnittel,  bad  einen  oernid^tenben  @inf(ug  auf 
ba»  Unn)efen  ber  2)änu)nen  aueäbte.  Wlan  f)attt  an^  Xaix&mont;  hex, 
xoA^tx  ein  „agnus  dei",  ein  ®otte^iamm,  befofe,  war  gegen  bie  meifien 
SBibenoättigleiten,  bie  einem  3Jlm\6)m  juftoBen  lönnen,  geftd^rt.  ^opfl 
Urbon  fanbte  bem  gried^ifd^en  Jtaifer  ein  „®ottt^Umm^  mit  folgenbem 
93er^  in  lateinifd^en  ^ametem: 

^Salfam,  )ug(et(^  oereint  mit  ber  reinen  SQede  bed  ^atbölÄ, 
Silbet  bad  2axwn,  bad  id^  bir  aU  eble  ®a6e  oerlei^e, 
äBie  aud  ber  Duelle  geboren,  burd^  mpfHfd^e  93ei^  geheiligt. 
SSIite  oon  oben  vertreibt  ed,  unb  jebe  oerbammlic^e  6ftnbe 
$ebet  ed  auf,  nie  bad  Slut  unfer'd  $ei(anbed  felbft  unb  erftüft  fte. 
@(^n)angere  werben  bewahrt,  ja  g(ü(t(i(^  oerl&uft  bie  ©eburt  au^, 
SBürbigen  bringt  e«  ©efc^enle.    2>ie  ©tdrfe  be«  ^euerd  aerftört  e8; 
S'leineS  §erjen§  bewahrt,  entreißt  e«  ben  Präger  ben  fluten." 

(Sine  fold^e  j^aubtttvaU  W  {<tum  eind  ber  fräftigften  Slalidmane  ber 
alten  S^atbäer  befeffen. 

S)ie  fiird^e  nerfertigte  audd  älmulette;  baju  bienten  bie  Steliquien  ber 
^eiligen,  bie  in  SKnge  ober  anbere  ©d^mudtgegenfiänbe  gefaxt  mürben  unb 
i^re  Xröger  gegen  aUe  mögUd^en  UngladCdfäQe  ftd^erten.  3n  ben  ^eibnifii^ 
3eiten  pflegte  man  gJrojeffionen  ring«  um  bie  Sledfer  unb  SBeinberge  ju 
Deranftolten,  unb  bie  ^riefier  fegnelen  biefe,  um  eine  gladtlid^e  @mte  }u 
fidlem.  2)iefe  Sitte  mürbe  aufgenommen  unb  natärlid^  mit  rein  d^rifUid^ 
©epräge  aui^gefa^rt.  ^a,  bie  Stod^bilbung  ober  Slbänberung  ber  l^eibnifd^ 
(Zeremonien  ging  fo  weit,  bafe  man  fogar  bie  äbjeid^en  ber  SBürbe  für  bie 
d^riftlid^en  93eamten  ou«  bem  iQeibentum  aufnahm.  2)er  5trummflab  ber 
römifd^en  »ifd^öfe  ift  ba«  amtiJjeid&en  ber  ^eibnifd^en  äuguren. 

Xraurig  erfd^eint  biefe  ganje  d^rifltid(ie  9Ragie  auf  bem  ®ebiete  ber 
^eiltunbe.  aBäl^renb  eö  feit  ioippofrate»'  Xagen  wirf lid&e  »ei^te  gab,  bie 
ben  franll^aften  S^^anb  atö  eine  natürlid^e  ©tdrung  be«  Drgani^mu«  an» 
fa^  unb  be^^alb  mit  natürlid^en  SDJitteln  ju  ^eben  fud^ten,  fo  brong  ie|t 
aOmäl^lid^  bie  älnftd^t  burd^,  bag  aQe  firanf^eit  eine  3Birfung  oon  böfen 
©eiflem  fei.  S)amit  mar  man  auf  ben  d^albäifd^en  ©tanbpunft  jurüdtge» 
fommcn.  SHe  iQeitmittel,  meldte  man  anmanbte,  entfprad^en  benn  aud&  gan) 
ber  t^eoretifd^en  äuffaffung  oon  ber  Slatur  ber  Äranl^ieit.  aRon  be^anbelte 
bie  ftranfen  mit  ©albdl,  iQanbauflegung,  öefprengung  mit  SBeil^maffer,  reß« 
giöfen  gormein  unb  &l^nlid^.  3)ie  »ieliquien  ber  iQeitigen,  ja  fogar  bie 
aSorl^änge  oon  ben  ©rdbem  ber  ^eiligen  waren  äufeerfi  frdftige  SWittel  gegen 
bie  oerfd^iebenflen  Ärant^eiten;  fd^lug  aber  bie  »el^anblung  fel^l,  fo  mar  ba« 
aHittel  unb  ber  afe  arjt  fungierenbe  ^riefler  ober  HKdnd^  natürlid^  unfd&utbig: 
ber  Patient  ^atte  feinen  genügenb  fiarfen  ©lauben  gehabt.  Unter  fold^ 
aser^öltniffen  mar  jebe  mirllid^e  igeiDfunp  unmdglid^;  ya,  e»  mar  gerabeju 


@ntn)i(t(ung  ber  d^riftlid^en  3!taqxt,  63 

gef&^rlidd,  feine  S^f^^^^t  i^  ^M^i^  iu  nehmen.    @in  einietneS  ^eifpiel  6e* 
leud^tet  biefe  auffajfung  treffUd^: 

99if(^of  @(regor  oon  2;ourd  (f  594)  ^ot  ein  8u(^  ü6er  bie  SQunber  bed  ^eiligen 
9Rartin  gefc^rie^en.  @r  ei^It  nun  in  bemfe((en,  ba|  er  99  SBunber  gefc^Ubevt  unb  fi(^ 
na(^  9{o.  100  umgefe^en  §&tte,  atö  er  pld|It(^  einen  ^ftigen  @(^mers  an  ber  linfen  Seite 
bed  Stopfet  belam,  fo  ba|  er  nic^t  weiter  arbeiten  !onnte.  24  @tunben  ^ielt  er  biefe 
Sc^merjen  aud;  ba  ed  jeboc^  nic^t  beffer  würbe,  begab  er  fic^  nac^  ber  ^omfirc^e, 
sunt  ü^rabe  bed  $ei(igen;  er  oerric^tete  ^ier  fein  ®€btt  unb  berührte  bie  fran!e  @te(le 
mit  bem  Sor^ang  bed  ®rabed;  augenbUdßd^  trat  Sinberung  ein.  3  Xage  fpOter  traten 
bie  @(^ersen  wieber  auf;  badfelbe  3!fl\ttel  ^atf  wieber.  Einige  3^*^  fpdter  würbe  er  gu 
%er  gelaffen;  nun  gab  ber  IBöfe  ifym  ben  ®eban!en  ein,  ba^  ber  5lopff(^mer)  nur  oom 
Slut  gelommen  fei  unb  bei  fofortigem  9(ber(a$  ^dtte  weggeben  lönnen.  ^er  wd^renb 
er  noc^  fo  backte,  tarn  ber  alte  @(^mer)  in  furchtbarer  @tar!e  wieber.  Soll  9ieue  eilte 
er  nun  jur  ihrc^e,  bat  um  Vergebung  für  feine  fünbigen  ®eban!en  unb  würbe  je^t  ooQ' 
fidnbig  burc^  ben  Sor^ang  geseilt.  Tregor  fc^Ue^t  feinen  Seric^t  mit  folgenben  SQorten: 
^eber  SRenfc^  fann  aud  biefer  Gegebenheit  bie  £e^re  sieben,  ba^  man  nic^t  lu  irbifc^en 
ihlnften  feine  Qu^tl^t  nehmen  barf,  wenn  man  einmal  bie  äßo^lt^at  genoffen  l^at,  bie 
^immlifc^en  Heilmittel  au  f(^me(ten.'' 

9lud^  bie  alten  SBa^rfagerlflnfie  xonthm  aufgenommen  unb  in  d^rift« 
lid^  formen  angen)anbt.  @ine  fel^r  beliebte  äßet^obe  mar  t^,  bie  SBibel 
mit  gefd^lof[enen  Sugen  auf}ufd^tagen  unb  ben  ^^ger  auf  bie  aufgefd^tagene 
©eite  ju  legen.  SSon  bem  ©d&riftwort,  ha^  man  fo  antraf,  liefe  man  fid^ 
bann  in  feinen  iQanblungen  leiten.  2)ie  ^ol^en  Krd^lid^en  Obrigleiten  mamten 
jebod^  not  älnmenbung  biefer  iQanblungdmeife  in  unbebeutenben  irbifd^en 
Angelegenheiten. 


©ie  ftird^e  ^atte  alfo  fd^on  in  ben  erflen  4—5  Sa^rl^unberten  bie 
alte  ^eibniid^e  3<wiberei  al«  fd^marje  3Wagie,  ate  teuflifd^e  Äunfl,  nid^t  blofe 
oerurteilt,  fonbern  ju  gleid^er  geit  felbft  einen  großen  2:eil  berfelben  auf« 
genommen  unb  in  d^rifUid^e  formen  umgemanbelt.  S)iefe  @ntmidtlung  f d^ritt 
nun  in  ber  golgejeit  jum  2:eil  burd^  Umbilbung  oon  ©ebräud^en  unb  magi* 
fd^  Operationen,  meldte  ftd^  bei  ben  almäl^lid^  jum  (Sl^riflentum  aber« 
tretenben  norbeuropäifd^en  koffern  fanben,  fort.  SBir  mäffen  bal^er  juerft 
ben  aberglauben  unb  bie  3auberei  bei  ben  norbeuropäifd^en  aSdllem  be- 
trad^ten,  unb  um  mi  nid^t  mit  )u  oielen  gleid^artigen  ©injeli^eiten  }U  be- 
f duftigen,  galten  mir  uniJ  l^ier  oormiegenb  an  bie  SRorblönber,  beren  2ln« 
fd^auungen  und  am  beflen  belannt  ftnb. 


64  ^e  9}orb(Anbet  unb  gfinnen. 


3)ie  3!lor&fätt&er  unb  3tittnen. 
J^xt  Betü^n^tmg  htt  Borblänbst  mii  anbeten  Bdlkem. 


m, 


i^nfece  fientttnid  fl6er  bie  reßgidfen  unb  abergläubifd^en  93orfleIIungen 
bet  9{orblänber  flammt  fo  gut  loie  ouiSfd^Iieglid^  x>on  ben  ^^@bbad''  unb  bot 
tdlänbtf(i^  „Ba^a^"'  l^r.  SMefe  finb  gonj  gemig  erfi  nad^  Sinftt^nmg  bed 
Sl^riflentumd  auf  3dlanb  niebergefd^rieben,  nämßd^  im  12.  unb  in  ben 
folgenben  ^^^^^^nberten;  man  tdnnte  be^^alb  ermatten,  bag  ber  93erfaffer 
an  man6)m  fünften  feine  eigenen  d^rifilici^  Stnfd^auungen  in  ben  l^ibnifd^en 
©ebanfenfrei»,  ben  bie  @agen  fd(iUbem,  l^be  einfd^leid^  Iaf[en.  SnbeB 
fd^eint  biefeiJ  in  fel^r  geringem  ®rab  ftattgefunben  )u  l^ben.  J)ie  f|>e» 
jififd^  d^riflHd^en  Slnfd^auungen  treten  fel^r  menig  in  ben  @agen  ^oor  unb 
jmar  mefentlid^  nur  bann,  menn  e»  ftd^  um  Segebenl^eiten  nad^  @inffll^rung 
ht»  (Sl^rifientumiS  ^anbelt.  @o  ifl  ).  33.  in  ber  Sluffoffung,  mie  meit  e& 
erlaubt  ifl,  Qavtbttt&n^U  }U  treiben,  ein  groger  Unterfci^ieb  nor  unb  nad^ 
ber  Ginffl^rung  beiS  S^riflentumi»  ma^rjunel^men.  SBemt  93egeben]^en  oor 
biefem  3^un{t  befprod^en  merben,  mirb  niemanbem  ber  ®ebraud^  oon 
Stunen  unb  Qaixhet^ptü^m  übel  genommen,  ei^  fei  berat,  bag  er  fie  an^ 
menbet,  um  S3öfeiS  )U  fUften.  9lber  nur  ein  l^lbed  3<t^r^unbert  fpfiter  mürbe 
Dengat,  ber  9Rdrber  ©rette  be«  ©tarlen,  oom  ättl^ing  für  frieblo« 
erttärt,  weil  er  ©rette  ,,burd&  3^^^^^^"  übermältigt  ^atte,  unb  t^  mürbe 
bei  ber  ©etegen^eit  befd^loffen,  bag  jeber,  ber  fold^e  verbotene  ftünfle  treibe, 
friebloiJ  fein  folle.  an  biefer  ©teile  l^at  ber  SSerfajfer  alfo  ber  SJrabition 
gegenüber  groge  Xreue  bemiefen,  obmol^l  t&  für  i^n  ate  (Sl^rifl  fel^r  nol^ie 
lag,  bie  ^eibnifd^e  ^anbtxei  überaß  ju  oerbammen,  mo  er  fie  antraf;  mir 
fdnnen  bal^r  jiemlid^  fidler  fein,  ba^  bie  Sagen  aud^  an  anberen  @teQen 
uniJ  ein  im  allgemeinen  rid^tigeiS  Silb  oon  ben  SBerl^oltniffen  in  ben  l^b» 
nifd^en  Qüim  geben. 

@d  ifl  eine  oft  erörterte  $rage,  ob  bie  religidfen  unb  abergläubifd^ 
äSorfitellungen  in  ben  (Sagen  auo^  i|ire  ^Amat  im  3loxbm  l^aben,  ober 
ob  fie  oon  anberen  93öllem  entlel^nt  unb  oon  ben  9{orblänbem  nur  meiler 
entmidtett  ftnb.  3nbeS  braud^en  mir  un$  auf  biefe  f^rage  l^ier  nid^t  ein« 
jutaffen,  ba  und  ja  nur  an  einem  9itbe  oon  ben  SBerl^&ltniffen  im  Storben 
gelegen  ifl  unb  jmar  ju  ber  3^/  ^^^  ^^^  S^riftentum  ftd^  bort  ausbreitete 
unb  bie  norbif(i^en  Sfinber  anfingen,  fübeuropäifd&e  Äultur  anjmte^men. 
SHe  @ntmidtlung  ber  alten  älfatel^re  unb  ber  abergläubifd^en  SSorfteOungen, 
bie  mir  in  ben  ©agen  antreffen,  liegt  natürlich  meit  oor  biefem  3ritpwnlt; 
ü^r  Urfprung  oerliert  fld^  im  2)un{el  ber  äSorjeit,  unb  mir  befd^äftigen  uni^ 
nid^t  mit  ben  baran  gefnüpften  Problemen.    Snbeffen  bürfen  mir  —  ba« 


^e  Berührung  ber  92otbIänber  mit  anbeten  Söllern. 


leud^tet  rod^l  ein  —  aud^  nid^t  ertoarten,  in  fo  fpit  ent^onbcnen  SBerfcn, 
wie  bie  ©agcn  |inb,  nur  bie  urfprünglid^ficn  primitioen  aSorftcIIungett  ju 
ftnben.  SHe  Jlorblänbcr  tarnen  nid&t  nur  ate  aSifingcr,  fonbem  aud^  afe 
frieblid^e  ftaufleute  roeit  umf)tx  unb  Diele  nal^men  aU  SSßöringer'^)  (onge  3^ 
l^urd^  fefien  Slufentl^alt  in  ben  Äulturfiaaten  ber  bomoligen  3^-  ®^ 
unterliegt  be^^ialb  {einem  3^^H/  t)aB  oiele  oon  ben  in  ben  @agen  ^en)or« 
tretenben  SSorlieDungen  feine^roeg^  urfprünglid^  norbifd^,  fonbem  ringg  unt«» 
^er  entlehnt  finb.  9{amentlid^  ifl  man^t^  un^meifeC^aft  ben  Rinnen  ent« 
nommen;  btefeS  SSoK  l^atte  im  gongen  9>lorben  ben  ?tuf  ber  SRagie;  bie 
mäd^tigfien  unb  gefürd^tetflen  Sauberer  unb  3öuberinnen,  bie  in  ben  ©agen 
oarlommen,  pnb  fafl  immer  ginnen.  3)iefe^  ifi  nun  bedwegen  befonber« 
intereffont,  roüL  bie  ginnen  in  mand^en  Sejiei^ungen  ben  alten  d^albäifd^en 
fßbttem  nal^e  Dermanbt  finb;  fpejieQ  ü^re  9le(igion,  3)dmonDlogie  unb  3Ragie 
fielet  ^  wie  toir  fpäter  feigen  toerben,  ber  d()albäifd&en  nal^e..  SMe  nörbUd^ 
Sauber  ftnb  alfo  fd^on  fel^r  frül^  von  ber  d^albäifd^en  Sßagie  beeinflujst  ge« 
wefen.  TOd^tiJbeftoroeniger  ftimmt,  foroeit  id^  feigen  fann,  bie  3Hagie  ber 
©agen  weit  me^r  mit  ber  ber  ©ried^en  ju  igomer^  3^^*  überein,  oon  ber 
fie  bod^  burd^  einen  S^to^^wt  oon  ca.  jroei  S^i^rtaufenben  getrennt  ifi,  afe 
mit  ber  gleid^jeitigen  9{ad^lefe  ber  d^albäifd^en  SRagie  in  ©flbeuropa. 

2)ie  UebereinjHmmung  iwifd^en  ber  SRagie  in  ben  ©agen  unb  in  ben 
©ebid^ten  ^omerd  jeigt  ftd^  in  3  entfd^eibenben  fünften.  1)  SEßeber  bie 
©agen  nod^  iQomer  {ernten  eigentlid^e  3)ämonen.  2)  2)ie  operative  3Ragie, 
bie3öuberei,  beru^it  barum  bei  beiben  an^  auf  ber  birdten  ®innnr{ung  beiS 
SBorteiJ  (unb  im  5Rorben  a\i6)  beg  gefd^riebenen  3cid&eni5)  auf  bie  3?atur  ber 
S)lnge  unb  l^at  nid^td  ju  tl^un  mit  ber  33efd^mörung  böfer  Oeiper.  3)  2)ie 
3Bal^rfage{unfl  berul^t  bei  beiben  auf  einer  2)eutung  oon  3^<^^/  ^^^^  meldte 
bie  ®ötter  ober  mol^lmollenben  ©eifter  ben  aWenfd^en  in  SSejug  auf  {ommenbe 
3>inge  mamen,  unb  ^at  burd^au^  nid^t  baiS  aftrologifd^^miffenfd^aftlid^e  ®t^ 
präge  ber  d^albäifd^en  2Ranti{.  S)iefe  UebereinjHmmung  ifi  offenbar  oon  ber 
grSfeten  »ebeutung,  meil  mir  bann  bie  mid()tigen  2luf{Iärungen  ber  ©agen  be* 
Hüften  {öraten,  um  ein  Silb  oon  ber  eigentümlid^en  europäifd^en  SWagie  ju 
entwerfen,  bie  fid^  in  oielen  mefentlid^en  5ßun{ten  oon  ber  morgenlänbifd^en, 
d^albäifd^en  unb  ägriptifd^en  unterfd^eibet.  ^  golgenben  betrad^ten  mir  nun 
genauer  baS,  roa^  mir  in  ben  @bbad  unb  ©agen  ftnben. 

3Pi^  Borpfenungcn  htx  Borblänbcr  oon  ®tx^tn* 

äbt^er  ben  eigentUd^en  @öttem,  ben  älfen,  ermäl^nen  bie  ©agen  eine 
9Renge  niebrigerer  geijHger  SBefen,  SSättir  (SBid^te)  unb  gpigiar**).  SHefe 
maren  ©d^uftgeifler  eine«  ganjcn  Sanbe«,  elne^  S)ifiri{te«  ober  einzelner  gJer* 

*)  äBAringer  ober  äßoräger,  b.  ^.  ®ef  Aorten,  92ame  ber  nDrmannif d^en  Siünger  in  Susans. 
**)  Urfpr.  ber  bem  3Renf(^en  folgenbe  Schotten, 
fic^nann,  S(berfllau6e  unb  3ou^^<i*  5 


06  ^>ie  9tocbttiibcr  un^  ^imtoi. 

fonm.  9eb€r  l^otte  febwi  6<i^t^etft,  ber,  loie  man  oitnal^,  fid^  anbeten 
iwoeftoi  im  Xromte  sdgte;  eine  fold^  Grfd^eimmg  lOnbete  bornt  ftett 
bmmcttbe  Creisniffe  an.  3n  OertMir^Obbd  &Q%a  mirb  berid^tef,  mie  ein 
Senoonbter  oon  i|im  einen  mä^ti%m  (Süsbdren  im  2:raume  fal^^  ber  im  ftreife 
xbi^  mn  Me  3nfe(  (ag,  auf  ber  man  ftd^  auf^t  ^f^  ^tcam  nmcbe 
fo  gebeutet,  ba§  ber  (SiiKbär  Oeroord  @<i^tt|0eifl  fei. 

le|itUi|e  8enc^  flto  S^nnntibtlber  fiitben  fU^  läufig;  einer  ber  interefftfnteflen, 
cmf  bem  vir  hn  gfofgenbc»  dfierd  ^imoeifcn  werben,  ftnbet  fii|  in  ber  €hm(au9«0ra[ftunge 
@<i0a.  2;^orfUn,  ein  6o^n  beft  mAd^iigen  ^aupUingd  (^  ©faHegrimfdn,  erjft]^  fetnem 
(Softfreimb  8aarb  folgenben  2:raum:  ^(£d  festen  mir,  ba|  ic^  )u  ^fe  auf  B^rg  war; 
i(^  fa(  oor  ber  ^nti^fßt  unb  fa^  hinauf  ju  ben  $dufem;  auf  ber  gfirfl  fa^  i^  einen 
(olben,  fc^önen  ^M^toan,  ber,  nne  mir  f(^en,  mir  gehörte,  unb  ben  ic^  f^r  lieb  ^otte. 
9ttcr  9tm  ben  9<Ifen  tot  ein  großer  9bter  im  ^luge  §erab,  ber  bort^  ßog,  fk^  neben 
ben  Ck^ioan  fe^te  «ib  mit  i^m  Kebbfte;  biefem  aber  gefiel  el,  ime  mir  fc^en;  i^  be^ 
obo^tek,  »ie  ber  aQ>(er  f(^n>ar|ftugig  »ar  unb  eiferne  $MBita  f^atU,  unb  er  fc^ien  mir  ein 
f[in!er  ^ßo^tl  ^u  fein.  2)amu^  fa^  i(^  einen  jweiten  im  ^(uge  oon  Süben  !ommen.  2>er 
flog  ^inab  na^  Sorg,  fe^ie  fic^  auf  bie  ^d^rfi  sum  @(^n)an  unb  mollte  ebenfalls  mit 
i^  fofen;  cax^  ba0  mar  ein  großer  Slbler.  9ber  glei(^  barauf,  fo  beutete  mir,  begann 
ber  9Mer,  ber  pm^  gelommen  mar,  feine  $itti(^  gegen  ben  smeiten  8U  er^ben,  unb  fte 
Umpften  f«|«rf  mib  icmge,  unb  \d^  fa^,  mie  beibe  bluteten^  aber  bad  (Snbe  Ü^red  Itompfed 
mar,  ba(  fle  beibe  vom  ^fe  ^inobftelen,  jeber  na(|  feiner  6eite,  unb  beibe  waren  tot; 
aber  ber  Schwan  blieb  alleine  ilbrig  unb  war  fe^  traurig.  Unb  banad^  fa^  ic$  einen  anberen 
Sogel  oon  IBeften  §er  im  ginge  !ommen;  er  fefte  fid^  neben  ben  @(^wan  unb  tfyA  fe^r 
freunbR((  gegen  i^n;  barauf  flogen  beibe  fort  in  berfelben  9lid;^ng,  in  ber  er  gefommen 
war;  ba  w«i|te  i^  auf.  SHefer  Xraum  ifl  unbebeutenb  unb  fyd  wo^l  Seftug  auf  bie 
SBinbe,  bo|  fte  oon  ben  IBeltgegenben  tommen,  oon  benen  ic^  bie  Xbler  fommen  fa|.'' 
Xber  Soorb  fprac^:  „^ad  ift  nic^t  meine  SReinung;  biefe  Sbgel  muffen  bie  Sc^u^geifier 
großer  3R4nner  fein."  (5r  legte  ben  Xraum  bann  au8,  wie  er  nac^  feiner  3Reinung  |u 
beuten  fei  (f.  unt.  @.  80). 

93an  ben  93&ttir  unb  (^^tgjar  nal^m  man  toeiter  an,  bag  man  fte  burd^ 
^pfe  mit  offenem  äßunb  fd^reden  fönne,  unb  ed  mürbe  natürtid^  als  ein 
grojseiS  Unglfld  angefel^en,  memt  bie  @d()utfgei{ler  einei^  fianbe^  fo  oerfd^euii^t 
mürben,  auf  bem  erfien  Stti^ing,  (b.  ^.  3leid(i««  unb  ©erid^t^tag),  im  Sa^re  928 
mürbe  bed^alb  gefe^lid^  befUmmt,  bag  deiner,  menn  er  irgenbmo  lanbe,  auf 
feinem  ©d^iffe  am  SBorberfieoen  ein  83itb  mit  aufgefperrtem  aWauIe  ober 
gä^nenbem  ^aupt  l^aben  bflrfe,  fonbem  ed  oor^er  abne^imen  foQe.  3)a^ 
mar  e«  bie  fd^ßmmfie  SSerl^öl^nung  unb  Äränfung,  bie  man  einem  aWanne  ju» 
fügte,  menn  man  bie  ^.SReibflange"  gegen  il^n  aufrid^tete,  b.  \).  merat  man  einen 
^ferbefopf  mit  aufgefperrtem  3Haul  nad&  feinem  i^ofe  ^ingeroanbt  aufjledfte. 

Sßie  man  babei  oerfu^r,  wirb  in  mehreren  @agen  (Satndbdla  Saga,  ®gil  SfaUegrimfdnd 
Saga)  berichtet,  befonberd  audfOl^rUd^  an  ber  SteOe,  wo  (Sgil  SlaOegrimfön  bie  ^^SleibfUmge" 
gegen  (^c^  93luta£t  unb  it&nigin  ©un^ilbe  aufriefet:  9Ud  aUeg  bereitet  war,  f(|ritt  (^il 
hinauf  auf  bie  gnfel,  na^m  eine  ^afelftange  in  bie  ^nb  unb  ging  auf  einen  lBerg;ciitoi, 
ber  fidl  gegen  bad  £anb  wanbte.  $ier  na^m  er  einen  $ferbe!opf  unb  fe^te  i^  auf  bie 
Stange,  wanbte  bie  Obliege  Einleitung  m  unb  fpra(^:  „$ier  errichte  x^  bie  92eibftange  unb 
wenbe  ben  9leib  gegen  Äönig  ®ri(^  unb  Äönigin  ©un^ilbe"  (^erbei  breite  er  ben  ^ferbe* 
f opf  nac^  bem  £anbe  l^in) ,  „^  wenbe  i^n  gegen  olle  äBAtten  bed  Sanbed,  welc^  l^er  bauen 


3)tc  aiJorftettungen  ber  ^Iwbtätibcr  oon  ©eiftcrn.  07 


wtb  laufen  im  Sonbe,  ba|  fte  »enoittt  itmi^fa^fen  uttb  feine  6Iei(enbe  6tett  finben,  be« 
Mt  fle  it5ni(|  Qhrid^  ut6>  ©unl^ilbe  cM  bem  Scmbe  getrieben  |«ben/'  ttnb  nun  f(^o5  et 
Me  Stenge  |inab  in  einen  Bf^df^Ntli  unb  Iie(  fte  ba  flehen,  unb  Sinnen  ti|te  er  ein,  ti>eU^ 
jenen  6|»rtt<|  entfetten. 

aSon  ;ybdfett  9Befen"  unterfd^leb  man  mel^rere  SSrten;  inbeiS  f(5ctneit  bod^ 
leine  ote  ei^entti^e  S)dmonen  aufgefa^  n)erben  ju  lönnen,  weld^e  bie  SRenfd^en 
ottffttd^en,  um  i^ien  <Sd^aben  jusuffigen.  Sie  fd^einen  nid^t  einmal  rid^tig^ 
©eifier  ju  fein;  fte  lönnen  im  fiampfe  äbenounben  mtb  oon  9tenfd^  ge« 
tdtet  werben.  S)iefei»  gilt  oon  jiegHd^  @puf,  oon  dttefen,  2ro8en  mtb  @e^ 
fpenflent.  S>er  5tampf  ber  SHefen  mit  ben  Efen  ifl  oon  ben  (Sbbad  1^  tool^l 
idaxmt]  in  ben  ©agaiS  fpielen  jene  {aum  eine  91oOe.  3tm  oon  einjel« 
nen  bemertotömerten  ^nren  ber  Sagail^  ).  S9.  @t&rIobber,  mirb  er)&^t,  fte 
mdren  oon  9liefenart,  aber  memt  fte  aud^  grdger  mib  ftärler  finb  cd»  getod^tt« 
Hd^e  aWenfd^en,  f o  ftnb  fle  bod^  fterblid^;  fte  förnien  burd&Ä  ©djraert  gefättt 
merben.  ^aSfetbe  gilt  oon  ben  S^roKen,  n)eld^e  l^äuflg  in  ben  @aga8^  aSer« 
bitigd  nur  in  ben  abenteuerUd^ften,  l^roortreten,  f  o  in  ber  Deroor^Obbi^  @aga. 
S>iefe  S:roBe  chet  9Kefen,  mie  fte  oud^  mitunter  genannt  toerben,  mol^nen  in 
einem  eigenen  Äoftbe  gen  3«orben  unb  tnlfd^n  ftd&  nid^t  unter  bie  Slenfd^en; 
nur  aui^nal^miSmeife,  mie  in  ©retteiS  ®aga,  merben  fle  atö  äSetool^ner  oon 
Ö8|fai  in  6ben  ®egertben  3«Ianb«  genannt.  Slber  ©elfter  fbib  fle  eigent* 
Ud|  nid^t;  fo  wirb  gemm  gefd^krt,  wie  ©rette  in  feinem  Äampf  mit  bem 
SEroK  biefem  ben  93aud^  auffd^eibet;  bie  (Singeweibe  faden  l^erauS  unb  fftegen 
mit  bem  äSergflrom  l^inob,  fo  bag  ber,  weld^er  unten  auf  ©rette  wartet, 
glimbt,  btefer  fei  tot.  3lud^  bad  ift  bead^tenitoert,  bag  aUt  biefe  Grolle  unb 
SKefett  flet»  ali  jauberfunbig*)  gefd^ilbert  werben.  2)ie  Säuberet  ifi  aber 
eine  SKad^t,  bie  grdjser  ifl  ate  bie,  wetd^e  fte  befifien.  3)ie  Grolle  werben 
borum  aud^  ntd^  leidet  ol^ne  3^^^^  gefäQt;  Oeroar  Obb  tonnte  baS 
3attberweib  ©neip  nur  mit  ^ilfe  ber  ©ufepfeUe^  b.  ^.  ber  oom  ^nenfönig 
©ttfe  oerjauberten  Pfeile,  bie  oon  felbfk  }ftr  @el^  jurädSe^rten,  blenben. 

,,2Blebergänger**)"  unb  ©efpenfier  fpielen  eine  fel^r  grofee  SioHe; 
bie  oerfd^iebenfien  ©eweggrünbe  oeranlaffen  einen  aWcnfd^en  jum  „Umgel^en". 
9SHII  man  bie  ©efpenfter  nad^  ben  SRotloen  ü^red  Srfd^einen^  einteilen,  fo 
lorni  mm  wenigfieniS  5,  wal^rfd^elnlid^  nod^  mel^r  Ataffen  auffteHen.  @inlge 
jeigen  fld^  nur,  well  bie  9iad^lebenben  fte  in  Irgenb  einer  SBelfe  plagen;  wenn 
biefe«  aufhört,  oerfd^wlnben  fte.    ©o  wirb  In  SaEbdterne»  ©aga  berld^tet: 

^3n  einer  3ta^t  träumte  bie  äRaib  $erbid,  ed  !ftme  ein  äßeib  in  gewebtem  SRantel 
unb  oon  unheimlichem  Sludfe^n  su  xfyc;  badfelbe  fpra(^  alfo:  «r^^ge  beiner  ^o^mutter,  ba^  id^ 
ed  nic^t  (eiben  lann,  bo^  fie  fic^  jebe  Vta^t  fo  auf  rtd^  ftftrst  unb  fo  l^ei^e  i^^rdnen  über 
ini(^  oergie^,  ba(  ic^  gan)  baoon  su  hcmnm  anfange,    ^ir  fage  ic^  bad,  meil  id^  bic^ 

♦)  3n  ben  norbifc^en  Sprachen  ift  ber  »cgriff  3:roIb  (urfprüngKc^  =  Jliefe) 
ger((besu  in  ben  beiS  ^aubererd''  Übergegangen  unb  mit  i^m  ibentifc^  geworben,  ^rolb 
|ei|t  id^t  fletd  ^3auberer^. 

••)  «ergl.  ©.  12  3lnm. 


68  ^i^  92orb(dnber  unb  Rinnen. 


Keffer  leiben  Imn,  obwohl  auc^  an  bir  ehoad  SBunberlic^ed  ift;  abet  oon  btr  !5nnte  ic^  bo<( 
etwad  Ratten/  wenn  ©ubnin  mir  ni(^t  im  SBege  wdre."  ^Donac^  roac^te  $erbiiS  oitf  unb 
ersd^tte  ^ubntn  i^ren  Xvoum;  biefe  fo^  ed  ald  ein  guted  3ei(^en  an.  S(m  nftc^ften  HRorgen 
Ke|  fte  einige  »rettet  vom  gujboben  ber  Äird^e,  bort,  mo  fie  beim  »eten  9U  Inieen  pflegte, 
aufnehmen  unb  barunter  graben,  ba  fanb  man  benn  in  ber  @rbe  einige  blaue,  l^d^Iic^e 
Stno^tn,  au^  $a!en  unb  einen  großen  3<tuberftab,  fo  ba^  man  fc^Ue^en  burfte,  ed  fei  eine 
Sala  ober  §eibnifc^e  äBa^rfagerin  bort  begroben  roorben.  ^e  5tnoc^en  mürben  meit  meg^ 
gebrad^t,  roo^in,  wie  man  erwarten  burfte,  ein  3Renf(^  am  wenigften  fommen  würbe."  2)omtt 
fc^eint  bie  Sala  grrieben  gefunben  9U  ^aben. 

3n  anbeten  §äQen  geigen  Me  3Bieberg&nger  ftd^  nur  otö  SSorjeid^en,  um 
ben  Sebenben  etn  traurige«  6reignii8,  il^ren  %ob  ober  ö^nlid^e«  ju  oerfünben. 

SUd  ©ubrund  ^kttte  X^ortel  mit  feinen  HRamten  ertrunfen  war,  ging  ©ubrun,  bie 
ni(^td  boDon  wu^e,  wie  gewö^nUc^  abenbft  in  bie  Rirc^e.  ^a  fc^ien  i^r,  ba|  fte  ^ot!el 
unb  bie  anberen  äRdnner  oor  ber  itirc^e  flehen  fa^;  fte  tonnte  fe^en,  wie  bad  SBaffer 
oon  ben  ©ewönbem  ^erabflofi.  Sie  fproc^  nic^t  mit  i^nen,  fonbem  ging  in  bie 
SttT^z  unb  blieb  bort,  folange  ed  i^r  besagte;  bann  fe^rte  fie  ind^3i>n^^^  )urfl(t;  benn 
fte  backte,  2:^orIeI  wäre  mit  feinen  Wannen  bort^in  gegangen ;  al^  fie  aber  §inein!am,  be^ 
fanb  niemanb  fi(^  bort.  S)a  würbe  fte  fe^r  nac^benüic^  bei  biefem  ganzen  ^reignid.  @rft 
am  folgenben  2:age  erhielt  fie  bie  @ewi|^eit,  ba^  fie  ertrunfen  waren.  (Sine  A^nlic^e 
Begebenheit,  wo  bie  2:oten  au^  ben  Hinterbliebenen  i§ren  %oh  anzeigen,  finbet  ftd^  in 
2:$orfin  itarifdmned  @aga. 

äud^  fold^e  Seute  jcigten  fid^  wieber,  bie  üerfäumt  \)attm,  eine  befonberc 
^flid^t,  }.  93.  bie  älui^ffll^rung  be«  legten  SBiQeni»  eined  äJerflorbenen,  )u  er« 
fütten.  ©ie  bef amen  eben  feine  Siul^e,  beoor  fie  bie  SRad^lebenben  burd^  roieber* 
^olteSUnglflc!ge}n)ungen  platten,  bad  aui^ufäl^ren,  mad  fte  fetber  oerfäumt  l^atten. 

(&men  bemerlendwerten  Bericht  hierüber  finben  wir  in  (^rbpggemed  6aga.  ^erfelbe 
ift  au(^  intereffant  bur(^  bie  @(^i(berung,  wie  man  bie  Sßiebergänger  oertrieb;  wir 
wollen  i^n  bo^er  etwad  nft^er  betrachten. 

Xljorgunnc,  ein  reid^cg  SBeib  oon  ben  „©überinfeln",  f^aitt  eine  3cit  lang  bei  3:^orob 
Sonbe  auf  ^obaa  gewohnt.  @te  würbe  !ran!  unb  flarb,  nac^bem  jie  i^r  ^ab  unb  @ut 
oerteilt  ^e.  Unter  anberem  beftimmte  fie,  ba^  i^r  fQtü  nebft  S^ti)'6t  oerbramtt  werben 
foOte.  3)iefed  gefd^a^  jeboc^  nic^t,  ba  i^r  ^itt  fe^r  f oftbat  war.  ^a  begann  ed  su  fpufen; 
oon  ben  £euten  bed  ^ofed  oerlor  ber  eine  nad^  bem  anberen  ben  Serftonb  unb  ftarb. 
9(u|erbem  trat  j^ranl^eit  ein,  bie  mehreren  bad  2tbtn  raubte;  aber  bei  jebem  ^erftorbenen 
würbe  ber  6pu!  Ärger,  benn  fte  alle  gingen  um.  S5on  30  ^auSgcnoffcn  fUirben  18,  unb 
julett  fam  e8  fo  weit,  ba^  bie  Sebenben  ba«  3tmmer  rftumen  mußten,  wo  bie  SGDiebergänger 
jeben  älbenb  am  ^er  $(a4  nahmen,  ^^orobd  8o^n  jtjartan  50g  nun  }u  feinem  D^eim 
@norre  ®obe*)^  um  i^n  um  9lat  su  fragen,  wa«  mm  bei  aU  biefen  wunberbaren  2)ingen 
t^un  fode.  (Sr  riet,  2:]^orgunned  ^tti  au  oerbrennen  unb  bie  ä&iebetgdnger  burc^  ein  2^tf 
getickt  (eine  ©eric^tSfi^ung,  bie  an  ber  Xf)üx  abgel^alten  würbe)  )u  belangen.  Slu^erbem 
fc^itfte  er  einen  $riefter  mit,  ber  ©ottei^bienft  bort  abgalten  foQte.  jtjartan  unb  ber  ^riefter 
nahmen  meiere  2e\de  mit  ft(^  unb  !amen  abenbd  )u  ber  3^t  nac^  grobaa,  wo  bad  geuer 
angejünbet  würbe.  ®«  ^eijt  je^t  weiter  in  ber  ©aga:  „^ie  §au8frau  J:^uribe  war  an 
berfelben  5tranl^eit  erfranft,  an  ber  bie  anberen  geftorben  waren.  Äjartan  ging  gleich 
hinein  unb  fa^,  bafi  X^orob  mit  ben  anberen  ©efpenftem  am  gcuer  fafi,  wie  fie  e«  su 
t^un  pflegten.   @r  na^m  i^^orgunned  ^ttt  ^erob,  ging  }um  ^uer,  na^m  eine  5lo^(e,  ging 

•)  @obe  =  Dpferpricfter. 


^te  SorfkeHuttgen  ber  9lotblänbev  von  ©elftem.  69 

mit  berfel5en  ^inaud,  unb  bad  gonse  S3ett,  boS  ^orgunne  gehört  ^atte,  iDurbe  verbrannt. 
^öma^  forberte  jtjartan  ben  X^orer  SBibleg  (einen  ber  äBiebergänger)  oor,  unb  X^orb  Saufe 
forberte  2:§orob  öonbe  oor,  weil  fle  o^ne  ©rlaubni«  fi(^  im  §aufe  aufhielten  unb  ben  Seuten 
©efunbljeit  unb  2then  raubten.  Sitte,  bie  am  geuer  fa^en,  würben  oorgeforbert.  2)ann 
»urbe  ein  X^ürgeric^t  eingefe^t  unb  bie  Sac^e  oer^anbelt  gan}  wie  auf  bem  2:^ing;  3^9^ 
nmrben  vorgefaßt,  unb  ha^  Urteil  würbe  gefprod^en.  ^Id  bad  Urteil  über  2:^orer  SBib^ 
leg  gefdUt  war,  ftanb  er  auf  unb  fagte:  ;,®efeffen  ^abe  ic^,  fo  lange  ic^  ^ier  ft^en 
burfte;"  banad^  ging  er  sur  anberen  ^flr  ^inaui^,  wo  bad  ©erid^t  nid^t  fa^.  9hin  würbe 
bad  Urteil  über  ben  @(^ftfer  gefftUt;  afö  er  ed  prte,  ftanb  er  auf  unb  fagte:  ,,9ort  mu( 
id^,  obwohl  e«  l^ätte  früher  gefc^e^en  möffen."  511«  a:i^orgunne  iftr  Urteil  ^brte,  ftanb  fle 
auf  unb  fagte:  „^flnn  bin  id^  ^ier  gewefen,  folange  ic^  tonnte."  <So  würbe  über  ben  einen 
nac^  bem  anberen  oer^anbelt,  unb  ber,  ber  verurteilt  würbe,  ftanb  auf,  unb  alle  fagten  fle 
etwa«,  al«  fle  fortgingen,  ba«  barauf  ^inaudlief,  ba^  fle  ungeme  fortwollten.  @nbll(^  fam 
bie  9lei^  an  ^orob  SSonbe;  er  ftanb  auf  unb  fagte:  „$ier  ift  je(t  lein  gfriebe  länger; 
la|t  un«  nun  alle  ftie^en!"  unb  bamit  ging  er  l^inau«.  ^anac^  ging  Jljartan  mit  allen 
anberen  hinein;  ber  ^riefier  trug  äßei^waffer  unb  Heiligtümer  (9teliquien)  burc^d  ^cai^ 
mib  ^ielt  fobann  2Äeffe  mit  aller  geierli(^!eit.  SJon  ba  an  prte  jeber  @puf  auf  grobaa 
auf."  — 

liefet  Scrid&t  ifl  baburd^  fcl^r  bcmerfcn^wcrt,  bag  bie  aBicbcrgöngcr  bie 
äld^tung  ber  Sebenbeit  Dor  bem  ®efe^  betoal^rt  })abm;  fie  meid^en^  toeil  baS 
©efefe  e§  forbert,  inbe^  ungern^  ba  fte  fid^  fel^r  idoI^I  am  ^uer  fOl^Ien;  fie 
ftnb  alf  0  in  jeber  »ejiel^ung  inenf d^Iid().  ©afe  bie  aSertreibung  ber  aBiebergänger 
butd^g  Xl^ürgerid^t  eine  rein  l^eibnifd^e  ©itte  ifl,  unterliegt  feinem  3^^rifel. 
6iJ  ^ei^  au^brüdtid^  in  ber  ©aga,  bafe  „baä  igeibentum  nur  wenig  abge* 
nommen  l^atte,  obn)o]^I  bie  Seute  getauft  unb  bem  3tamm  m^  Sl^riften 
waren",  ®d  ift  arxi^  ber  lieibnifd^e  Dpferpriefler  ©norre,  ber  obigen  SRat  giebt, 
unb  ber  ^riefier  fpielt  offenbar  feine  SRoHe,  beoor  ber  ©puf  oertrieben  ifl.  ®i 
ifl  be^l^alb  vooffl  roal^rfd^einlid^,  bafe  wir  ^ier  ben  Urfprung  ju  ben  eigen* 
tümlid^en  ^ßrojeffen  l^aben,  bie  man  fpäter  in  ber  d^riftlid^en  ftird^e  gegen 
gelbmäufe,  aWaifafer  unb  &^nli6)t^  Ungejiefer  filierte. 

SBäl^renb  bie  bi^l^er  betrachteten  ©efpenfler  als  gutartig  bejeid^net 
werben  muffen,  ba  fle  eigentlid^  nid^t  barauf  auSgel^n,  Ung(üd(  anjurid^ten, 
fo  finben  fid&  aud^  böfe  9Befen  unter  ben  ©efpenflem.  S)iefe  ge^en  jum 
2;eil  frei  uml^er,  jum  2:eil  finb  fie  feflgebannt.  S)ie  erflen  finb  bie 
©eelen  böfer  3Menfd^en,  bie  im  ®rabe  feine  SRul^e  finben  fönnen,  fon* 
bem  flets  jurüdf feieren,  um  neuen  SJerbrug  ju  bereiten.  3)ie  anberen 
finb  geijige  Seelen,  bie  il^ren  SReid^tum  mit  ini5  ®rab  genommen  l^aben 
unb  über  benfetten  mad^en,  bamit  niemanb  il^n  raube.  Selbe  SKrten 
oon  ©efpenflem  l^aben  jebod^  mit  ben  frül^er  befprod^enen  baS  gemeinfam, 
ba^  fle  f 0  munberbar  lebenbig  unb  }ä^e  finb :  fle  fömten  nod^  einmal  getötet 
werben,  unb  bann  mujs  man  noä)  befonbere  Slnflalten  treffen,  wenn  man  fidler 
fein  will,  fie  für  immer  unfd^äbUd^  gemad^t  ju  l^aben.  Serid^te  l^ierüber 
finben  fid^  l^äufig  in  ben  ©aga«;  benn  fiegreid^e  Äämpfe  gegen  bie  ©efpenfler 
erf orberten  2Rut,  ftraft  unb  aWanneSflärfe,  unb  berartige  Äämpfe  werben  ba^ 
l^er  )ur  SluSfd^müdung  beS  SebenS  ber  größten  unb  gewaltigflen  gelben  an« 


70  2^  9lotbMnbef  unb  ginnen* 

gefä^Yt  9bimentlid&  ©rette  be/l  @tatfen  Saga  ifi  reid^  an  berartigen  Z^otcn, 
ba  gerabe  er  ate  einer  ber  braofien  SRfinner  angefel^  lourbe,  bie  ie  auf 
3Stanb  gelebt  litten;  oM  biefer  @aga  neigen  n)ir  ein  Seifpiel  }ur  93e(eud^' 
tung  biefeS  3(bergIaubenS. 

auf  htm  $ofe  X^^ftob  fpvIU  e9,  unb  ber  Spul  ecftrcdie  fu^  befonberd  auf«  8ie§. 
^er  IBouer  fu^ie  bed^otb  üntn  ^itUn,  ber  ed  mit  bem  ^pw^  aufnehmen  Idnne,  ui^ 
er  befom  enbUd^  auc^  einen  SRonn,  ($lMm,  ber  glaubte,  mit  bem  @|ml  fi^on  fertig  mecben 
SU  fönnen.  (BUmtt  vitb  alft  ein  oierf^^riKiaer  SRonn  geff|ilbert,  n)unber(i<^  ansufe^,  ntü 
großen  blauen  älugen  unb  toolfi^rouem  ^oar.  2)er  IBou^  loor  fro^  aber  i|n,  aber  ben 
flbriaen  beuten  gefiel  er  fc^Iec^t*  dt  tarn  nie  in  bie  itir(|e,  er  fang  niemal«  unb  glaubte 
nid^  an  (Boü,  ^i^ftarrig  unb  unumgAngüi^  nnir  er  unb  oon  aKen  ge^t  ^ei^noi^tü^ 
obenb  blieb  er  fort;  ben  folgenben  2;ag  fonb  mm  feine  £eii^,  unb  ei  io«r  beuttt^  fßi 
fe^,  ba|  ein  ^tiger  Stampf  gnHfc^en  i^m  unb  bem  @puf  ftottgefunbot  l^otte;  cäm  ($Umm 
»m^  geTtegt  ^tibm,  htm  bai  alte  (Befpenft  lom  nie  mieber.  Xber  ie(t  »urbe  bie  6«^ 
erft  rei^t  fc^limni/  benn  nm  fing  9iaam  an,  um)uge^  unb  oemi(|tete  nid^t  nur  bod  Sie^, 
fonbem  au4  SRenfc^.  „(^mt,  bie  i^n  fo^,  »urben  geifteif(^»a<(.  Knb^re  oerloren 
gans  ben  Serftanb."  (Sr  ht^arm  au(^  ben  $of  px  jerftdren,  bie  ^dufer  niebersurei^  unb 
großen  Schaben  at^uric^ten.  9Ud  ©rette  biefeg  erfuhr,  sog  ^  na<^  2;^i>r^a(g^,  um  ben 
SUmv^  mit  bem  Spu!  aufjune^men.  @Iaam  fam  au($  nac^tg  rid^tig  in  bie  Btabt,  no  ©rette 
fc^Iief,  unb  begann,  i^n  su  surren.  Cg  entfianb  mm  ein  9ling!ampf  snHfc^en  i^nen,  in  bem 
eg  fyxä  ^erging.  „fdaXUn  IbfUn  ^,  unb  aSel  s^rbra(|,  nmg  i^en  in  ben  9ßeg  lam.^  3^ 
le|t  ging  boi  ganse  ^aug  enis»ei;  nun  !to|>ften  fie  brausen;  iirette  fiel  auf  bag  ©ef)>en^ 
9Ug  ©laam  fiel,  s^g^  SaU>Ilen  am  9Ronb  oorOber,  utib  &laam  fa^  i^n  fefi  an,  unb  (Brette 
^at  eg  felbft  gefagt,  ba(  boi  ber  einsige  SCnblitf  gewefen  fei,  ber  i^m  |emalg  S^retfen 
eingefld^t  fyibz]  fomo^l  von  ber  SRübigfeit  alg  aud^  baoon,  ba(  er  ©laam  fo  f(^re(fli((  bie 
9ugen  rollen  fol^,  würbe  er  fo  Obenodltigt,  ba^  er  bag  ^xotst  nid^t  ^eraugsie^  !onnie 
unb  beinahe  mie  s»if<l^^  ^me(  unb  {^bOe  bolog.  fCber  ©loamg  tSog^eit  n>ar  f o  9i«I 
grb|er  gl#  bie  ber  anberen  (Befpenfiker,  ba|  er  olf o  fpro^:  ,,^1  Stfll^  ^  bu  bir  ge» 
geben,  ©rrtte,  um  mit  mir  sufammensutreffen;  ni^t  nmnberlii^  mirb  ed  erf d^einen,  mesm 
ic^  bir  nur  oon  geringem  @tm%nn  bin  .  .  .  8ig^er  ^aft  bu  9tu^m  enoorben  ob  beiner 
2:^aten,  aber  |ett  foUft  bu  nur  Unfrieben  unb  ^tfc^lag  aug  i^nen  gemimten;  bag  meifte, 
mag  bu  t^uft,  foU  bir  sum  Unheil  ougfi^logen.  grieblog  foUft  bu  bleiben  unb  faft  ftetg 
einfam  leben;  ben  gluc^  lege  i^  auf  bic^,  ha^  biefe  mtknt  Xugen  ftetg  oor  bir  fU^n  foSen; 
bann  mirb  ei  bir  unteiblid^  erfc^einen,  aBein  su  fein,  unb  eg  mirb  bag  bein  Zbb  »erbm/ 
älld  bag  (Befpenft  biefeg  gefagt  ^atte,  fam  ©rette  mieber  su  Itrftften,  lonnte  ba9  6<^ert 
sieben,  ^ieb  Ü^m  ben  ftopf  ab  unb  legte  biefen  an  fein  (©laamg)  ©efft(.  2)ann  verbrannten 
fie  ©laamg  £ei($e  gans,  traten  bie  Slfd^e  in  einen  lebemen  Bad  unb  vergruben  i^  meit 
meg  oon  fßeibe  unb  Sanbfbra^e. 

Um  bem  @pul  ha»  £e6en  xoidix^  ju  neigen,  mug  man,  loie  l^ier  er^ 
}ftl^tt  ifl,  ben  ilopf  abl^auen,  i^n  leinten  an  baiS  @effig  (egen  unb  bann  bie  Seid^e 
gan}  verbrennen.  6o  n)erben  mi^  bie  5Draugar'*')  be^anbett,  nrit  benen 
einjelne  Ifll^ne  aWfinner  mitunter  ben  ftampf  aufnehmen,  um  in  ben  Seftfe 
ber  Sd^ä^  in  ben  ©rablammem  )u  gelangen.  @o  toirb  in  Slomunb  @reipf6nd 
Saga  ein  fiampf  mit  bem  2)raugar  ^rain  gef d^itbert,  ber  bem  Kampfe  ©retteiS 
mit  ®taam  fel^  äl^nlid^  ift  unb  ebenfaOi^  bamit  enbet,  bag  Stomunb  bem 
Spul  ben  fiopf  abfd^tftgt  unb  ü^n  verbrennt. 

*)  IBemo^ner  ber  bei  ben  ^^oi^ldnbem  flblid^en  ©rabl^ügel. 


Slujien  utib  Sovbtxft^^,  71 

SBir  j^obett  ie^  toeniefteitö  bie  toid^tieflen  &mppm  übentatfittid^er 
SSefeit,  an  bie  bie  IMbnifd^  Korblänber  (jlcmbtfn,  betnui^et  Sttgefel^ 
oon  ben  ^tgiar,  bie  ido^I  tpirlKd^e  @eiflec  soaren,  fd^einen  bie  flfoigen 
ftd^  nur  burd^)  il^re  @t<irle  unb  groge  B^^^^^^i^  ^^^  ^^  äRenfd^ 
}U  unterfd^ben.  @ie  (önnen  burd()  SBaffen  beilegt  loerben;  fie  loeid^en  oor  bem 
@efe|;  il^re  SRad^t  reid^t  alfo  nid^t  inel  toeitet  ate  bie  bet  imSfydi^ 
SRötfd^en.  —  SBergleid^t  man  bie  ©d^lbenmgen  ber  ©agaiJ  über  XxoUe, 
9Kefen  imb  @pirf  mit  ber  Sefd^reibung  ber  S)ftmonen  bei  ben  (Sl^atbftem, 
fo  tritt  ber  Unterfd^ieb  jtoifd^en  biefen  9Befen  beuttid^  l^roor,  fetbfl  wem 
xM  wm  furd^tbaren  Sl^aralter  ber  d^albdifd^en  S)&monen  ber  lebl^fterett 
morgenlänbifd^en  ^^antafte  }U}ufd^rei6en  ifl  2)ie  norbifd^  Spirfgefialten 
Idnnen  {einedn)egiS  aü  S)ämonen  b^d^et  toerben;  ^  tontmen  nur 
Qitönal^tniSn)eife,  bei  befonberen  ©etegenl^eiten,  imter  bie  äßenfd^en  unb  xotthm 
wieberutti  fd^neU  in  ber  einen  aber  onberen  SBeife  vertrieben.  3)ie  magifd^en 
^anbtungen,  weld^e  )u  i^rer  Vertreibung  gebroud^  votthm,  finb^  xok  voii 
gefe^en  ^aben,  fel^r  befd^rfinft  in  ber  3al^I.  3m  tjolgenben  werben  mir  in» 
beffen  fe^en,  bajs  bie  9lorbtdnber  eine  9Renge  magifd^er  Operationen  gelannt 
unb  gebrandet  ^aben,  bie  man  in  ben  oerfd^ebenflen  Sagen  bei^  &Aen&  oxi'^ 
monbte;  biefe  3<^uberei  {ie^t  ober  in  (einer  Skrbinbung  mit  ben  ©efpenflem. 
2)a  biefe  (eine  Dämonen,  b.  ^.  ber  Urfprung  )u  ödem  Söfen,  maren,  bum 
bie  SRagie  eine  ^änumenbefd^mörung  oud^  nid^t  }ur  eigenttid^en  Aufgabe 
gelabt  ^aben.  äSielmel^r  moUen  mir  nun  unterfud^,  roa&  bie  norbifd^e 
9lagie  eigentßd^  bejmedtte,  unb  mie  man  fld^  il^re  9Bir{fam{eit  badete. 

Bunsn  unb  Jauberfprfidr^. 

äSe^ufiS  9luiSübung  von  S^uberei  (amtten  bie  9lorb(änber  oier  oer^ 
fd^ene  äRetl^oben:  Stunen,  b.  1^.  eingerifete  QavAexiAdfm;  S^uberfprfld^e, 
b.  ^.  Sieber  ober  3<^ttberformeIn^  bie  gefprod^en  mürben;  Qavükttx&nU  unb 
fi^rUid^e  magifd^e  5tombinationen,  unb  enbßd^  bie  (räftigfte  unb  gefärd^tetfte^ 
aber  am  menigflen  gead^tete  9)letl^obe:  ber  ,,@eib'^  eine  magifd^e  iganblung, 
beflel^b  in  Qanhexit^caiQm  ma^rfd^Iid^  in  Serbinbung  mit  anberen  un» 
belonnten  Operationen.  SMe  gebrdud^tiii^  unb  be(annteflen  äRet^oben  ftnb 
Ue  ^erftot;  an  benfelben  moflen  mir  jun&d^fl  }u  erforfd^  fud^,  mie 
ber  3^^  mfadte. 

3)ie  9hmen  unb  3auberfpräd^  (im  Storbifd^en  @albar  genannt)  ftnb 
oon  Obin  erfunben.    3m  iQamamal  (auS  ber  filteren  (Sbba)  ^^  eS: 

9hmen*)  toirft  bu  finben,  geratene  Bt&be, 

Biöbt  ooK  etOrfe,  6tä5e  ooS  ^eiOroft, 

Sott  bem  gfOrpen  bet  Singer  gefeirbi, 
Son  mächtigen  ®5ttetn  gemocht! 


*)  9ta^  ©erinQ. 


72  ^te  9torb(dnber  unb  gr^^n. 

äßoju  biefe  9twxen  bem^t  toerben  tömten,  iDirb  an  einer  anbeten 
©teile  in  bcr  ©bba,  in  ©igrbrifumal,  erHärt,  wo  ©igrbrifa  ben  ©iflurb 
^^ofneriSbone  i^te  äbiwenbimg  tel^rt: 

iSiegrunen  lerne,  xoiUfi  bu  @ieg  erlangen, 

rt|e  fte  auf  bed  ^ieberd  $eft, 

in  bte  8lutrinne  ouc^  unb  bie  5(an!e  @pi|e; 

wenn  bu'd  t^uft,  fpric^  »»eimal:  Xi^t, 

8terrunen  lerne,  bo^  betn  blinbed  Vertrauen 

nic^t  töufc^e  bed  gfremben  ^au; 

rit  fte  tnd  $om  unb  ben  ^den  ber  ^anb 

unb  6e)ei(^ne  ben  9^age(  mit  9tot; 

ben  Sec^er  fegne,  su  bannen  bad  Unheil 

n)irf  in  ben  £abetrun!  2(m^; 

bann  fürchte  ic^  nic^t,  ba(  gefährliche  3)inge 

ein  ($einb  in  ben  9Ret  bir  mifc^t. 

@(^u4runen  lerne,  wenn  bu  fc^wangere  ^uen 

oon  ber  Seibedfruc^t  Idfen  »illft: 

auf  ^ftnbe  unb  ©(iebbinben  male  bie  $ei()ei(^en 

unb  ben  8eifUmb  ber  ^ifen  erbitf ! 

2txn*  ^anbung^runen,  wenn  bergen  bu  midft 

bie  Scgelroffe  auf  @ee: 

ben  9htbem  brenne  bie  9iunen  ein, 

fc^neib*  fie  in  @tem  unb  Steu'r, 

mag  fc^äumen  bie  )Branbung,  fc^mar)  brftuen  bie  äOßoge 

bu  lommft  gefunb  oon  ber  6ee. 

Slftrunen  lerne,  willft  ^rjt  bu  werben 

unb  wiffen,  wie  S^unben  man  ^eilt: 

in  bie  »orle  f(^neib'  fie  bem  ^anm  bed  SBalbed, 

ber  bie  %efte  nac^  Often  neigt. 

fiem*  S'ieberunen,  ba^  ein  rafc^Ä  SGDort  ni(^t 

ber  (^gner  vergelte  mit  S3lut; 

bie  werben  verflochten  unb  feft  oerwoben 

unb  alle  jufammengefe^t 

auf  ber  Stätte  be«  X^ing«,  wenn  bie  @tammgenoffen 

ftd^  vereinen  su  rechtem  ^erid^t. 

a)enlrunen  lern',  wenn  bie  2)egen  alle 

bu  bun^  ^it  ttberwinben  willft. 

@^  giebt  Qlfo  nid^t  Dtele  äSerl^ättniffe  im  Seben,  n)0  man  nid^t  ftd^ 
felbfi  ober  anbem  burd^  älntoenbung  biefed  3^^^^^^  ^f^  'C^^^-  S)aSfelbe 
gilt  oon  ben  3aubcrfprüd^en,  bie  ebenfalls  oon  Dbin  ^erftommen.  83on  ber 
fel^r  auiSftt^rlid^  ©d^itberung  berfelben  in  ^aioamal  mä^Ie  id^  bie  inter« 
effanteflen  unb  beutlid^flen  93erfe  aud: 

3c^  weif;  bie  ©prü(^e,  bie  lein  SBeib  bc«  Äönig« 

unb  fein  ^enfc^entinb  fennt: 
2)er  erfte  ^eijt  §ilfc,  lu  l^elfen  vermag  er 

wiber  jlummer  unb  jlrantung  unb  ieglic^e  92ot. 
(gincn  aweiten  Um'  i^,  juträglic^  ben  aRenfd^en, 

bie  üben  be$  9lr$te$  9lmt. 


Siunen  unb  3ttu5erfprü(^e.  73 


(Sinttt  britten  !enn'  i^,  ift  bringenb  ber  älnUtg 

ju  fcffeln  burc^  Qfi^^^  ^^  geinb: 
ftumpf  ma(^'  id^  bcn  (Sta^l  meiner  ©egner, 

ed  f(^neibet  nimmer  t^r  Sc^roert. 

@inen  oierten  fenn'  tc^,  wenn  ber  geinb  mir  legt 

an  bie  btegfamen  ^lieber  ein  93anb: 

id^  murmle  ben  Saubtx,  oermag  ju  fc^reiten, 

e«  finringt  mir  bie  geffel  oom  gu^, 

unb  oon  ben  ipänben  ber  $aft. 

©inen  ftebenten  lenn'  id^,  votnn  i(^  fe^,  baj  ber  $0(^faal 

Ueber  ben  Boitifgenoffen  brennt: 

93ie  breit  er  mtc^  lol^e,  id^  berge  i^n  bennoc^, 

3u  finxd^en  oerfte^'  ic^  ben  @pru(^. 

©inen  neunten  lenn'  i^,  menn  SRot  mir  brdut, 

3m  SReere  su  fc^irmen  mtin  S^iff. 
^en  äBinb  befc^wör*  i(^  auf  »ogenber  $Iut 

Unb  finge  in  @(^(ummer  bie  @ee. 

(Sinen  sehnten  !enn'  i(^,  wenn  S^^^^^^^^^ 

3m  5^"9C  burd^fa^ren  bie  Suft: 
»ewirlen  !ann  i(^3,  baj  fie  menben  ben  ^fob 

ffla(Sf  $aufe,  ber  $üQen  beraubt. 

©inen  fec^ae^nten  fenn'  id^,  wenn  von  !(uger  9)laib 

Siebedluft  i(^  erlangen  miQ: 
3(^  n)anble  ben  8inn  »ei^rmiger  Jungfrau 

Unb  dnbere  aU  i^r  ^traüt. 

9Bir  feigen  otfo,  tood  burd^  biefe  magifd^en  3^^^  ^nb  @prüd^e  <utö* 
gend^tet  toerben  toxm;  bettad^ten  iDir  nun,  xoa^  in  SSejug  auf  il^te  praltifd^e 
äbmenbung  au^  ben  @agai$  gelernt  xoetbm  tarn.  S)a^  ifl  leiber  nid^t  oiel. 
®  ift  in  ben  Saga»  oft  genug  bie  SRebe  oon  Qaabttd,  aber  fe^r  feiten  baDon, 
nrie  fie  ausgeübt  n)irb,  roeläft  äReti^obe  gebrandet  n)irb,  unb  nod^  feltener 
erl^dlt  man  einen  genauen  ^erid^t  über  bie  (Sinjell^eiten.  ^nbeffen  finben 
nur  bod^  genug,  um  un»  eine  mutmagßd^e  älnfid^t  }u  bilben. 

3)ie  älniDenbung  oon  91unen  allein  ifl  feiten. 

3n  ^^rftein  Siüngfönd  @aga  mirb  tx^f)U,  toie  bie  jtbnigdtoc^ter  D(öf  baburc^ 
SU  einer  ^enberung  eine^  $efc^(uf[ed  veranlagt  wirb,  ba^  ein  @tü(f  $0(3/  mit  9htnen  be^ 
fc^eben,  im  entfc^eibenben  2lugenbli«f  i^r  in  ben  @(^o|  geworfen  wirb.  SJon  ber  3«* 
fc^ft  felber  wirb  aber  nic^t^  gefagt.  SJle^r  lernen  wir  auc^  nic^t  m^  ©gil  (SlaUegrim^ 
fön^  @aga,  wo  bie  Slnwenbung  oon  Äunen  an  mehreren  stellen  befproc^en  wirb.  2luf 
feinen  3<^^rten  fommt  (SgU  ju  einem  IBauer^  beffen  ^c^ter  trani  ift  9htnen  waren  gegen 
bie  ihranll^eit  angewanbt  worben;  ein  ^auemfo^n  an^  ber  ^a(^barf(^aft  f^attt  [tt  einge^ 
ri^t;  aber  ed  war  mit  i^r  fd^Iimmer  bamac^  geworben.  @gil  unterfud^te  i^r  Sager  unb 
fonb  einen  5^fcJfno(^en  mit  S^hinen,  bie  er  laS.  @r  f(^abte  bicfclben  ab,  verbrannte 
fie  unb  rifte  neue  9lunen  ein,  bie  er  i^r  unter  bad  5lopf!if[en  legte,  ^a  erwachte 
fte  wie  aud  bem  B^laf  unb  fagte,  ba^  ed  il^r  je^t  gut  ginge,  obwohl  fte  fid^  no($  fraft^ 
UA  füllte.  ©gi(  fagte,  ba^  falfd^e  dhtnen  eingeri^t  wären,  bie  bie  Urfac^e  i^rer  ^tanU 
^  feien.  &  war  alfo  eine  gefö^rlic^e  Sad^e,  fic^  bamit  abzugeben,  wenn  man  bie  Itunft 
ni^  iura  Vorteil  be«  Slnberen  ju  benu^cn  oerftanb. 


74  2>i(  awcWwber  tmb  gfUMes. 


3nbeffen  ifl  t%  voa^x^fyinR^,  bag  bie  3^^^^^^^^^  "ur  bie  genoö^h* 
lid^en  älitnen  nmren,  bie  in  fe^r  oerfd^ltmgenen  itnb  oerbre^ten  formen  ge« 
brandet  iDutben.  3n  aSötfunga  ^a^a  ^gt  eS  ntatlid^  oon  einem  SarÜKX* 
tront: 

3m  Snnem  beft  $oni9  oaren  allerlei  @tdbe 

9lot  einfieritt  —  ic^  erriet  nic^t  ben  @inn; 

(Ein  langer  ©iftnmrm  vom  £anbe  $abbing9, 

Ungefc^ittene  Sle^ren^Ime, 

^ad  ^efc^Iinge  aud^  oon  oerf^iebenem  ®etier. 

häufig  tomhtt  man  bie  9hmen  in  SSerbinbung  mit  ben  Qa\ibtt]pxü^m 
an.  3n  (Sgit  ©faUegrimfinS  Saga  giebt  ein  Oerid^  fel^  guten  Suffd^IuB 
grübet.  3Bdl^renb  bei»  @e(agei»  bei  fßaaxh,  wo  Jtdnig  (M^  unb  Adnigin 
©mt^itbe  anmefenb  maren^  mifd^  bie  5Umgin  unb  8aarb  ^Unbing''  in 
ben  XxaxA  unb  liegen  ha&  Qom  SgU  bringen.  „t>a  ergriff  @gil  fein 
SReffer,  ftod^  ftd^  in  bie  ^onb,  nal^m  bann  baiS  iQom,  ritzte  9hmen  barouf 
unb  befd^mierte  fte  mit  feinem  Slut;  babei  fang  er: 

9lunen  rit  ic^  aufd  $om,  in  fßM  geratete  Siunen 

S&v  baft  $om  bed  rafenben  Xxzx^*)  bied  9Bort  ic^  »d^le: 

Son  bem  ©etrftn!,  bad  fle  brauten,  x^  trinXe,  fo  oiel  mi(^  gelüfitet  su  trinCen, 

9{ur  um  au  fe^n,  ob  bad  16ier  n)o^I  betömmlic^  mir  fei**). 

2)ai»  $om  }erbrad^,  unb  ber  2:ran{  ergog  ftd^  aufiS  Stro^."' 

SHefer  Serid^t  ifl  bo<^  fo  bemerfendmert,  bag  eine  nftl^ere  äSetrad^tung 
fid^  lol^nt.  Ggil  ritft  9tunen  unb  fagt  borni  im  6prud^,  bag  jugleid^  einige 
,,Sßorte''  aber  bad  $om  gefprod^  merben  foflen.  S)ie  9lunen  aQein  (önnen 
biegen>flnfd^e  Strtung  alfo  nid^  l^oorbtingen.  SnbeS  fd^eint  ja  ber  3^uiber« 
gefong  )u  feilten:  fobatb  er  mit  feinem  Sinrud^  ju  Snbe  i^,  gefd^ie^t,  wa  er 
emmrtet:  ber  Xronf  ermeifi  fid|  baburd|  aü  geffttfd^,  ba|  ha»  $om  serbrid^t. 
fBeSfytlb  gefd^id^  ha&  nid^  fd^  Doxfftx,  too  bie  Siunen  eingeri^t  merben, 
memt  eine  S^uberfotmel,  bie  nod^  ^julommen  fofl,  ftd^  atö  flberflflfftg 
ermeifl?  2)er  gonje  Serid^t  erfd^etnt  )iemlid^  fumto«,  merni  man  nid^t 
feinen  ©prud^  felb|l  ate  ben  3öuberfprud^  ouffo^.  Unb  bafür  liegt,  fo* 
meit  mir  fd^eint,  gor  fein  i^bemü»  oor;  bie  U^tm  QdUn  ber  SHd^tung 
flnb  ja  t^tf&d^Ud^  eine  inbirefte  Slufforberung  an  boiS  ®etrfint,  feine  mo^re 
Statur  SU  perraten.  ^  fotd^en  praltifd)en  ^inmenbungen  an  bie  tebtofen 
S)inge,  al»  ob  biefe  (ebenbe  äBefen  xo&tm,  fd^einen  bie  Sprfid^e  beflanben 
ju  l^aben.  (Srnribert  man  borauf,  ba§  bod^  leine  3<mber(raft  in  foU^ 
^Sorten  lige,  fo  {amt  man  baju  nur  bemerfen,  bag  bie  3^^^6^^f^  ^ 
Sprudle«  JebenfattiJ  ebenfo  grog  i^,  wie  bie  rein  erjdl^Ienben  ©d^ilberungen 
ber  Dämonen  unb  itranf^en  bei  ben  (Sl^alb&em,  unb  biefe  Sd^berungen 
mürben  bod^  t^atfäd^ßd^  atö  S^uberfprfld^  gebrandet 


*)  »0^1  bed  S(uero<^fen,  cM  beffen  $om  er  trinit. 
**)  9tud  bem  ^dnifd^en  oom  Ueberfefer  übertragen. 


9tuntn  unb  Qmibet^ptü^.  75 

S)a^  bie  Sauberfpräd^  ber  9lorb{änber  wirH^  in  einer  fold^  bid^te- 
rifd^en  9(nrebe  an  (eblofe  ©egenftönbe  beflanben,  toirb  an  einer  ©teile  in 
SteKL  ^ftngd  ©aga  fofl  nrit  Ilaren  9ßorten  au^efprod^en.  ftetit  ifl  f/am  3tDei* 
{ampf  ^eraui^eforbert  oom  SSilingertdnig  ^amar,  ber  oon  Obin  fetbfl  bie 
@abe  bdomnten  l^at^  bag  {ein  @tal^t  ü^  oerteftt.  ^^  @d^mert,  beffen 
Jtetit  m  bebiente,  l^eg  S)ragoenbit.    @i^  l^eigt  nun  in  ber  @aga: 

^IDent  ^eforberten  fUmb  ber  erfte  $ieb  3U.    5UtiI  f($(ug  ^i^amor  auf  bie  Spultet; 
er  aber  ^anbni^9  beim  $ieb;  bad  S^ioert  bi^  nx^t,  ober  erfc^ioanfte  bo($  beim  mächtigen 
6(^(00.  5teiil  ^eb  ^amor  auf  bie  anbere  @^u(ter;  ober  ed  bi^  no^  ni^t.  3)a  fang  5leti(: 
Sht  trdgeS  ^hragoenbil!    Xm  Seibe  ftnbft  bu 
&^^  oon  bbfer  itraft  unb  oermagft  nun  nic^t  su  beiden; 

9Hmmer  ^kmbf  i^/  bie  Sc^neibe  f>fieb€ 

(^el  an  giftigen  ^ultem,  ob  au(^  Dbin  fie  abgeftumpft. 

Unb  loeUer  fang  er: 

99Bad  ifi  bir,  2)ragt)enbU!  äOie  bift  bu  fc^toff  geworben! 

©e^auen  ^aJbe  x^,  boc^  bu  bift  trag'  su  beiden; 

Serfagfi  bu  je^t  im  Streit,  ba  fonft  bu  nid^t  g^ittert 

3m  6(^ertgeUirr,  xotnn  mieden  firitten? 

Sframar  fang: 
7M  ©reifed  8art  erbebt,  bad  Schwert  oerfagt  bem  fttten; 

3ur  B^lad^t  reist  er  ben  6ta§I,  ed  f^aubert  ben  Sater  ber  IRaib; 

SBären  bie  @($neiben  geme|t,  ba^  fie  beiden  fbnnten 

$e^re  gelben,  tottm  ed  mangelt  an  9)i2ut. 

5tetil  fang: 
9H4t  braud^ft  bu  und  3U  reijen;  !ampfedtrdge  5ler(e 

@o0en  3u  ftorlem  ^ieb  mi($  tnt  unb  nimmer  aufforbem. 

SM^  bu  nur,  S)ragi)enbU,  ober  bri^  in  6tü(fe! 

3)ad  &Uid  gldn^te  und  ni($t,  boc^  bieimal  oerfagt  ed  und  nimmer. 

Unb  femer  fang  er: 

9K(^t  »erjagt  ber  (Srseuger  ber  SRaib,  »enn  §eU  ifl  IDragoenbU, 

@en)i^  n>ei^  unb  glaub'  i^,  breimal  oerfagt  ed  nimmer*). 

^  breite  er  bad  Sc^mert  in  ber  $anb  unb  loanbte  bie  anbere  ^neibe  ^eroor. 
gfromor  fianb  ru^ig,  a(d  bad  6(^mert  feine  S(^Iter  traf  unb  erft  an  ber  ^fifte  ftoctte 
unb  bie  @eite  oom  Jtörper  fpajtete.    3)a  jtarb  ^amar.'' 

Si&  bebarf  teineiS  naiveren  ^inioeifeS,  bag  fietit  in  feinem  ©ong  ba^ 
Qäftotxi  birett  aufforbert  }u  beigen,  unb  ^ramar  fagt  ja  aud^  auSbrüälid^ 
Don  Äetil,  bafe  er  feinen  ©tal^I  jum  Äampfe  reije.  3)a  nun  biefe  Slnrebe 
an  bod  @d^n>ert  toirKid^  jum  getoOnfd^ten  Slefultat  ffl^rt,  bag  ti  ben  be^ 
säuberten  f^amar  beigt,  fo  mug  SUüÜ  @ang  toirttid^  ate  3auberfprud^  auf^ 
gefaxt  totxbm,  mnn  ber  gan)e  Serid^t  nid^t  odOig  unoerftänblid^  bleiben 
foH  6d  fd^  bemnad^  unitoeifet^ft  }u  fein,  bag  bie  Bauberfprfid^e,  bie 
(Baibar,  im  aßgemeinen  nid&t  in  befttmmten  Sauberformeln  bejtonben,  fonbem 
meift  bid^terifd^,  »on  ber  Situation  eingegebene,  anreben  an  leblofe 
(Begenfiänbe  maren.    Unb  fetbft  in  ben  gätten,  wo  3auberfprüd^e  oorliegen, 

♦)  «u«  bem  IDanifc^en  oom  Ueberf.  überfe^t. 


76  ^i«  ÄorbWnber  unb  ginnen. 


bie  mt^x  boÄ  ©eprägc  feflflcl^ber  gormetn  l^aben,  finb  biefc  bcut^ 
lid^  an  bie  S)inge  fetbft  gerid^tet;  iebenfaltö  fe^It  jebei^  9n}ei(i^,  bag  fte 
Sefd^toSrungen  Don  @ei{lem  ftnb.  3n  ber  9Hate  @aga  {ommt  foU^  an 
3auberfprttd^  Dor. 

@oan  auf  ^iSntdfiorb  vM  einen  ^ann  gegen  feine  Sfeinbe  5ef<^(en,  bie  i§n 
fud^en.  3^  bent  3n>^  d^t  er  mit  ben  onberen  90v  bod  $aui»,  ^aOt  ein  3^^^^  ^u» 
feinen  Jto))f  unb  fogt:  „^  werbe  9lebe(  unb  @(^re<ten  unb  gro^e  SBBunber  für  aSe  bie, 
fo  bi<5  fuc^en!"  2)amit  !am  ein  fo  ftarfer  Äebcl  unb  eine  ginftemiö,  ba^  bie  Angreifer 
ft($  oerirrien  unb  unoerrid^teter  @acl^e  loieber  obaie^en  mu^en. 

93efonberi$  intereffant  ftnb  bie  2  altbeutfd^en^  fogenonnten  äRerfeburger 
3au6erfprfi(i^e  aud  bem  9.  ^a^x^mbttt,  toeit  fte  burd^aui^  nui^t  bo^  Gepräge 
Don  Anrufungen  ober  Sefd^todrungen  l^aben^  obtDol^t  fte  mel^e  ®9tter 
bei  Flamen  nennen.  S)er  erfle  n)urbe  }ur  93efreiung  eined  befangenen  oxä 
ben  e^ffetn  gebrandet: 

Sormald  festen  fic^  Sc^lac^tjungfrauen,  festen  ftc^  ^ier^er, 
^^%^  S^fT^  banben,  einige  (Jeinb'  hemmten, 
einige  serbrocl^en  um  ...  .  5lnief effeln : 
entfpring  Jeffein,  entge^  geinben! 

^er  anbere  xft  offenbar  sur  Teilung  beim  99einbruc(  eined  ^ferbed  gebraucht 
worben : 

$§o(  unb  SBoban  sogen  jum  ^atbt, 

ha  warb  Salberd  9lo|  ber  ^^u^  oerrenit; 

ba  befprad^  i^n  @inbgunb,  @unna  i^re  Sc^toefter, 

ba  befprac^  i^n  Jrua,  SoUa  i§re  @d^n)efter, 

ba  befprac^  i^n  SBobon,  wie  er  ed  wol^l  oerfianb, 

fo  bie  öcinrenfung,  wie  bie  ©lutrcnfung,  wie  bie  0Uebren!ung : 

Sein  au  IBein,  IBIut  au  9(ut, 

®Iieb  au  ®Iicb,  wie  wenn  fie  geleimt  wären. 

S)er  birefte  a3efel^(,  mit  bem  biefe  beiben  Formeln  f daliegen,  tagt  t^ 
aufeer  S^^^f^/  *^^6  "^"  P4  Slunen  unb  ^anhex^v^i^^  nid^t  an  ©eijier, 
fonbem  an  bie  9latur  ber  3)inge  felbfi  gerid^tet  badete. 

Sinen  meileren  SemeiS  bafflr  tann  man  baraud  entnel^men^  bag  eine 
S^rennung  fd^marjer  unb  meiner  SWagie  im  Slorben  nid^t  ju  ejiftieren  fd^eint. 
3)ie  3ttttberei  ifi  gut,  menn  fie  jum  Stuften,  ifi  fd&led^t,  wenn  fie  jum  ©d^aben 
angemanbt  wirb;  t^  lägt  fid&  aber  nid^t  nad^roeifen,  bag  eine  Slrt  Don  3^1* 
berei  an  unb  für  fid^  ali^  gut  refp.  fd^(ed^t  angefel^n  mürbe.  @o(d^e  Trennung 
mug  aber  notroenbig  eintreten,  romn  eine  Art  Don  3öuberei  afe  mit  §Ufe 
Don  guten  (Seiftem,  von  ©öttem,  eine  anbere  aber  mit  $ilfe  Don  S)fimonen 
ausgeübt  gebadet  ifi  3ebe  3^^^^^^^^  ^f^  0^^^  legitim;  i^re  3(nmenbung 
fd^abet  bem  anfeilen  eine«  ^Wannei^  nid^t,  menn  er  fie  nid^t  gerabeju  ju 
©d^ur!enjteeid^en  benufet.  Unb  aud&  in  biefem  gatt  ijl  eö  nur  ba«  3leful» 
tat,  nid^t  baS  ^Kittel,  me(d^ed  bie  ^anblung  }U  einer  el^rlofen  mad^t.  2)a  e$ 
alfo  feine  an  fid&  gute  ober  böfe  SWagie  giebt,  fo  ^at  man  aud&  faum  an» 
nommen,  bag  bie  magifd^e  Araft  auf  einer  93efd^mörung  oon  @ei{lem  berul^te. 


SRagifc^c  Operationen  unb  ber  6eib.  77 


iQierburd^  ertlärt  fid^  aud^  bie  eigentümßd^  @rfd^einung,  bag  bie  9torb(änber 
ftd^  oor  bcr  B^uberei  nid^t  gefürd^tet  l^abcn.  Dbrool^t  ftcttl  rougtc,  ba& 
$ramar  unoerleftUd^  ipar,  ging  er  rul^g  auf  il^n  lo&  SRon  fönnte  biefed 
bomit  erflören,  bag  AetU  fetbfl  ber  3^^^^^^  ^^i  S^^i  unlunbig  mar; 
inbed  toirb  an  jal^treid^en  ©teQen  äle^nßd^ed  oon  9Rännern  berid^tet,  bie 
nid&t  bie  geringfic  ÄenntniÄ  Don  berartigen  ftünpen  l^aben.  3n  ber  SBatniS* 
bfila  @aga  übenoinben  S^g^unb  unb  feine  @dl^ne  eine  SRenge  3^^^^^^^ 
burd^  ü^re  Älugl^eit,  unb  SRomunb  ©reipföniS  ©oga  berid^tet,  toie  3öuberei 
burd^  9Rut  beftegt  werben  tann.  Wie^  biefed  toäre  unbenfbar^  toenn  ber 
3öuberer  im  Sunbe  mit  ©eiflem,  bie  bem  SRenfd^en  überlegen  waren;, 
gefionben  l^ötte,  benn  bie  ®eifler  fönnten  il^n  bod^  befd^üften;  bagegen 
ifl  eS  Derfianbtid^,  wenn  bie  SWagie  nur  in  ber  ©inmirfung  be«  SBortei^ 
auf  bie  S)inge  befielet,  benn  bann  erforbert  jebe  neue  Situation  aud^  neue 
3auberel  Sßenn  ber  3^^^^^"^i0^  ^^^^^  3(ngrift  mit  einem  @d^mert  er^^ 
mattet,  fo  mad^t  er  ei^  ffatmpf;  aber  f dalägt  ber  @egner  ie^t  mit  einem 
anberen  ©d^roert  ober  mit  einer  fteule  loÄ,  fo  beifet  er  in«  ®raö,  menn  er 
nid^t  3rit  fl^nug  l^at,  feine  SSer^altungöma^regeln  gegenüber  ber  neuen  SBaffe 
}u  treffen.  Unb  baS  tl^ut  er  nad^  bem  ^erid^te  ber  ©agai^  nur  fe(ten. 
3)ie  l^ier  gegebene  äuffaffung  oon  ber  SHatur  ber  3<^uberei  fd^eint  fo  mit 
ben  tl^atfäc^Iid^en  aSerl^ältniffen  übereinjuftimmen. 

lB)a0iftfte  ©pcrafionen  unb  ber  ;9eib. 

auger  9)unen  unb  ^anUt^ifxü^m  gebraud^ten  bie  3loxblän\>ti,  loie 
erwägt,  aud^  oerfd^iebene  magifd^e  Operationen  unb  ben  ©eib.  3auber«» 
fpeifen  unb  3aubertränfe  werben  in  ber  SBöIfunga  ©aga  befprod^en.  ©uttorm 
nrirb  )um  3Rorbe  ©igurbd  burd^  eine  ©peife  aufgel^efet,  beren  3Rifd^ung  nid^t 
gerabe  anfpred^enb  ift: 

@ie  brieten  ben  $ifc^  bed  S3aumed*),  nahmen  bad  %x^  oom  SBurm, 

9ln  @uttonn  gaben  einige  &otb, 

2tqltm  ind  iBier  bad  ($Ieifcl^  vom  äßo(f 

Unb  oielc  anbre  »erjauberte  ©ac^en**). 

Unb  (Subrun  oergaj  i^re  ©orgc  unb  ©ittericit  über  ©igurbö  SWorb  burc^  einea 
Sron!  na^  folgenbem  fütiept: 

Siel  Sc^&bli^ed  war  gefc^flttet  inS  9ier, 

Sieler  Wumt  2(mh,  oerbronnte  ©cfern, 

IDer  jtflc^e  9hi^,  gelochte  ^ärme, 

^ed  ^audfc^weind  £eber,  bie  ^ai  beft^wi^tigt. 

(^ne  nnmberbare  magifc^e  Operation  nnrb  in  ber  <Sr)d^lung  oon  itorma!  berid^tet. 
liefen  großen  @faU>en  unb  feine  beliebte  ©tengerbe  trennte  ein  ©eib,  fo  ba^  fte 
ni^t  heiraten  lonnten.  ©tengerbe  heiratete  barauf  ^onoalb  2:inten;  biefed  führte 
SU  großem  Unfrieben  swift^en  Äormal  unb  2:^onoalb  unb  beffen  ©ruber  3:§om)arb.    @* 


•)  «atter.  —  ♦♦)  »om  Ueberfefter  au«  bem  3)ÄnifclJen  überfe|t. 


78  ^ie  9torbldnb«  unb  ^nnen. 


enbete  bomit,  ba|  itomto!  unb  X^otnKurb  fu^  sunt  flnuattttTpf  forbtrteti;  ba  tmnb«  tum 
5tormdf  etsä^tt,  ba|  ed  foum  gons  e^rUd^  )ugel^en  »ecbe,  bcmt  ^noorb  metbe  Qßxibeti 
fünfte  onwenben,  unb  n^enn  jtonnaf  ni^i  unterliegen  n>oBt»  möge  er  bodfelbe  t^wL 
^e^^olb  ht^ob  er  fic^  sur  SBei^foderin  X^oxM,  bte  üernMctd^,  fi^  feiner  axt^u* 
nehmen  unb  Keji  i^  bie  %idfi,  bort  (leiden,  d^  ^ei(t  mm  in  bet  6a0a:  «,9(9  er  er« 
»ac^te,  merfte  er,  bo|  ivgtnb  titoa^  auf  feinem  £ager  an  feinem  Stm^  ^tmoMfUt^.  9t 
fragte,  wer  ba  fei.  &  ging  ^  )ur  %^;  ftormo!  ging  nod^;  tr  fa§,  b«|  ed  i^^orbid 
»or;  fie  war  )u  ber  Stelle  gefommen,  wo  fle  fheiten  foUten  utü>  ^atte  eine  €Naii  unier 
i^rem  SD^antel.  itormaf  fragte,  wad  bai»  su  bebeuten  l^fttte.  6ie  fe(te  bie  ©onS  «leber 
unb  fpra(|:  ^SBed^alb  fannffc  bu  bo^  ni^t  ftiEe  fein?''  ^  legte  Itormo!  fx^  »idMr 
nieber,  (ielt  fl(^  ober  voadf,  um  if^t  Z^un  gu  beobachten;  fie  lam  8  9tal  unb  iebeS  9tal 
ac^ete  er  auf  i^r  Xl^un.  9btA  britte  9Kal,  ba  IbmiaX  ^audlam,  ^atte  fte  2  ®4nfe  ^floi^ 
unb  bad  9lut  in  eine  @c^  sufammenf^ie^en  laffen;  fie  l^atte  fc^  bie  britte  ergriffen  unb 
woate  biefe  gerabe  ftec^en.  ^  fagte  ^rmaf:  ^äBai»  nuu^fi  bu  ba,  SWterc^en?"  „(S^ 
fc^eint  faft,"  ermiberte  fie,  ^ba^  e9  unrndglid^  ift,  bir  su  Reifen;  jle|t  war  ic^  im  Begriff, 
ben  Sauh^x  ju  oemic^ten,  ber  auf  bir  unb  ©tengerbe  lag,  fo  ba^  i$r  eu^  iriegen  konntet, 
wenn  i^  biefe  britte  ®an9  gefunden  ^dtte,  o^ne  ba6  iemanb  eg  wu^te."  jtormal  aber  fagte, 
„er  l^ätte  leinen  (Glauben  an  folc^e  Mnfte.''  Ob  Itormold  äBorte  (9UMben  oerbienen, 
fc^nt  3weifel^,  wenn  man  ft($  erinnert,  weswegen  er  fid^  bei  ber  äSkBfagerin  auf« 
^ielt.  ^ie  ganae  @($ilberung  ^<it  jeboc^  J^uptfOc^lid^  babur^  gntereffe,  ba|  fte  und  eine 
üöHig  mpftifc^e  magifcje  Dperotion  jeigt,  in  ber  einen  Sinn  su  finben  fcjwierig  feinbürfte. 

SHe  oierte  3Sxt  ber  3<tu6erei,  bet  @eib,  max  bie  träftigfte  x>m  oEen. 
2Borin  berfelbe  beflonb,  toeig  man  nid^t;  }tt  feiner  9iu»iÜ>mi  war  ®efmg  et* 
forberlid^,  ein  ©eibftob,  weld^en  bo«  ©eibmeib  in  ber  $anb  ^ielt,  unb  ein 
©eibgeräfl,  auf  bai»  t»  füeg.  ioauptfäd^Iid^  gaben  SBeiber  ftd^  mit  bemfetben 
ab,  ba  er,  rote  man  annal^m,  „eine  ^äglid^e  ©d^roäd^c''  mit  fi(|  fül^rte,  toe^? 
I^a(b  Scanner  bie  99efd^fttgung  bamit  aU  untofirbig  onfal^.  S)araui»  l&U 
Rd^  wol^l  fd^tiefeen,  bafe  er  aud^  mit  »erfd^iebenen  Operationen  unb  Seremo* 
nien  Derbunben  mar.  SHefe«  fd^eint  au(^  barauÄ  l^erDoraugel^,  bafe  bfe 
aSorbereitungen  gemöl^nlid^  am  2lbenb  beginnen,  mä^renb  ba«  ©eibgerüfl  etfl 
ben  nöd^ften  2'ag  beftiegen  mirb.  S)urd^  ben  @eib  metben  bie  fISrffien 
aSirfungen  erreid&t,  e»  mirb  Unmetter  erregt  unb  anbere*  ttnl^  flefUftet; 
Sajbäla  ©aga  berid^tet  fo,  mie  ^rut«  ©ol^n  Äaare  burdj  ben  6ang  getdtet 
würbe,  ber  befonber«  gegen  i^  gerid^tet  mar.  Oft  flanb  mit  bem  ©eib  ba« 
fogenannte  „^amlSberi"  (3)oppeIgängerei)  in  SSerbinbung,  b.  1^.  ba«  ©eibmeib 
fonnte,  mä^renb  ber  Seib  auf  bem  ©erüfi  blieb,  in  einer  anberen  (Sejialt, 
oft  in  ber  eine«  S;iere«,  nad^  entfernten  ©tatten  gel^n  unb  fid^  über  bie  SSor* 
gänge  bafetbft  unterrid^teii.  2Burbe  ber  S)oppe(gänger  bei  biefem  9lu«flug 
oerrounbet  ober  getötet,  fo  jeigte  fid^  biefe«  fofort  am  ßeibe.  3n  ^t^of 
gräfne«  ©aga  wirb  fo  berid^tet,  wie  imei  ©eibroeiber  in  bem  älugenblidf  tot 
oom  ®erüft  fatten,  aü  ^btl^jof  i^re  S)oppeIgänger  tötet,  »ie  ator^Oung 
oon  ^ejen  unb  $eEenau«flügen  ifi  bemnad^  in  ben  l^eibnifd^  3etten  bem 
5Rorben  aud^  nid^t  unbefannt  geroefen!  SBenn  fie  aber  iu  oiel  a3öfe«  an» 
rid^teten,  fo  bebiente  man  fid^  berfclben  aWetl^obe,  bie  im  ©efefee  3Wofi«  be* 
folgten  ifi:  man  fteinigte  fie. 


2)ie  ISk^rfogdhtnfi.  79 


S)ie  SBol^rfot^nfl  ber  9lofbt&nbet  nmr  ebenfo  reU^  an  üetfii^i^eiten 
9Ret]^oben  wie  il^te  d<mkrel  93ei  eUtigca  berfelben  I&^  ftd^  leü^t  nad^ 
iDetfen^  bag  fte  mit  be»  @ottedbienfl  in  Sktbinbung  ^bcn,  atfo  eine  Srt 
tetigiSfe  9RantiI  toaren;  anbete  erfd^en  bagegen  ntei^r  ober  toeniger  unob* 
^ingig  oon  ber  9)e(igion.  ®o  ifl  in  ben  <5agad  pielfad^  von  ^Stotfref" 
bie  SRebe;  oon  ^orotf  SRoffararf (&g  ^el^  ed  in  (Sprb^ggemei^  @aga,  bag  et 
ein  gtoged  Dpf et  (Slot)  ontid^tete  unb  um  nnil^i^ufagen  (f$ret)  jn  feinem  ^reunbe 
Xi^ot  ging,  beffen  Opfetptiefitet  et  nnit.  2)er  ®imi  ^ietmm  i{i  offenbat  bet, 
bag  X^totf  bem  Z^ot  geof^fett  unb  bei  bet  Gelegenheit  fein  ©efd^id  ma^t* 
fd^nlid^  burd^  bie  eingetoeibe  bet  Opfettiete  }u  befUmmen  gefud^t  l^ot.  @d 
ifi  belamit,  bag  SuiSmanbeter,  n>e(d^e  fid^  in  ftemben  Sänbetn  niebetlaffen 
moOten,  i^te  in  ^(}  gefd^niftten  ^aitfgöttet  über  93otb  matfen  unb  {td^ 
bort  onftebelten,  100  biefe  onS  Sanb  trieben.  2)iefe  ^blungi&weife  mat 
offenbat  eine  erfotfd&ung  beÄ  aßiHen«  bet  ®dttet,  Ifl  alfo  teßgiöfet  9latut 
gemefen. 

3n  anbeten  fällen  iß  ed  mel^r  jmeifel^ft,  to\e  meit  man  eine  Wi^ 
nrirtimg  ber  ®ötter  annal^m.  ^n  ber  (Si^l^Iung  oon  fiorma{  n)irb  berid^, 
mie  man  beim  3(bmeifen  eine^  ^tafted  ffir  eine  neue  SBo^nung  erfal^ren 
fdmtte,  ob  man  ®lüd  in  berfelben  l^aben  mürbe.  SBenn  bai^  9RaB  nad^  mieber« 
^Iter  gJrüfung  pajjte,  fo  mürbe  ei^  bem  äRanne  mol^l  geilen;  mar  a  aber 
)tt  lurj,  fo  mürbe  ed  il^m  fd^ted^t  gel^n;  feine  93er^&(tni{fe  rid^teten  ftd^  alfo 
nod^  bem  HReffen.  ^r  bie  9lorb(änber,  beren  geometrifd^e  5tmntni{fe  gemig 
nid^t  fe^r  grojs  gemefen  ftnb,  mar  eS  mol^l  eine  fd^mierige  ftunfl,  einen  red^t* 
minießgen  gJIaft  genau  ab}umef[en,  fo  bag  bie  beiben  SHagonalen  bei^  93ier^ 
edfd  genau  g(eid^  lang  mürben.  äRan  mugte  Seiten  unb  SHagonalen  mieber« 
^otte  SRale  aui^meffen;  pagte  nun  baiS  äRag,  fo  fal^  man  barin  ein  ^tuffd^ 
baffir,  bag  ber  Srbauer  @iüd  ^citt,  menn  eine  fo  fd^mierige  ^anbtnng  i^ 
fofort  glüdCte;  man  fd^log  baraui»  auf  femerei^  ®lüd. 

Einige  äRenfd^  litten  oon  Statur  bie  @abe,  tommenbe  (Steigniffe  oot« 
auSfagen  ju  Idmten;  {ie  ^ie^  ^eltfe^et.  3n  bet  Stjäl^tung  oon  Aot« 
mof  mitb  fo  oon  einet  $ettfel^erln  berid^tet,  bie  biejenigen,  meld^  in  ben 
Streit  jogeiT,  }uoor  befühlte;  menn  bann  ^!eine  groge  finoten  im  SBege 
maren"",  fo  mürbe  ed  i^en  gut  ge^en. 

(Sine  \d)x  |eroorragenbe  StoSe  fpielte  bie  Xraumbeutung.  & 
giebt  laum  eine  @age,  in  ber  nid^  mieber^olt  oon  XrSumen  unb  beren  9ba^ 
tegung  bie  9)ebe  ifl.  ein  jeber,  SRann  ober  SBeib,  fd^  Xr&ume  beuten  su 
tdnnen,  aber  oon  einjetnen  l^gt  t»,  bag  fie  e&  befonberS  gut  oerflanben; 
f 0  mirb  in  Sa^b&Iemed  @aga  ®efi  Obteiffen  „al&  ein  fel^r  groger  unb  meifer 
iO&uptting,  l^eKfel^b  in  oieUn  3^eilen'^  be}eid^net.   hieraus  lernen  mir,  bog 


80  2)ic  Storbiftnber  unb  ginnen. 


bie  2;raumbeutung  nid^t  mtS)  befümmten  Siegeln  erfolgte,  alfo  fein  roiffen« 
fd^aftlid^eg  ©cprage  l^atte,  fonbem  ©ad^  einer  augenblidtlid^en  JMpiwtion 
war.  3)a8  gel^t  au($  barauö  l^eroor,  bafe  ber  ^Jräumenbe  feiten  mit  ber  Su«* 
legung  jufrieben  ift,  fonbem  gerabeju  erflärt,  bdfe  roo^I  eine  beffere  ©r* 
{lärung  l^ätte  gefunben  werben  tonnen.  @old^e  9teu^eruugen  loären  nnmög« 
lid^,  it>enn  bie  S)eutung  nad^  befHmmten  Siegeln  erfolgte.  Sin  einzelnes  99ei« 
finel  giebt  genägenben  3luffd^lug. 

3m  3lnfanö  bicfeÄ  SlBfdJnittc«  (p.  66)  würbe  ber  Jroum  3:^orftetn  @gilfön3  oon 
ben  ätblem  unb  bem  B^wan  ersähet,  .^ören  mir  je^t  8aarbd  ^rfldrung  bed  Traume«: 
^^iefe  Söge!  muffen  bie  ©c^u^eiffcer  großer  IRdnner  fein;  bein  SBeib  mujs  fc^oKinger 
fein  unb  nirb  ein  ^übfc^ed,  anmutige^  Stäbchen  gebären,  bad  i^r  beibe  fe^r  lieb  ^aben 
werbet;  um  biefe  beine  Xoc^ter  werben  brooe  SR  Anner  werben,  bie  bort  ju  ^fe  ftnb, 
wo^er  bie  9lb(er  lamtn;  fle  werben  gro^e  2itbt  su  i^r  ^egen  unb  bonad^  um  fie  !äm|>fen 
unb  beibe  bad  2tbtn  barüber  oerlieren.  ^anac^  wirb  ein  britter  um  fie  werben,  ber  bort« 
l^er  lommt,  wo^er  ber  gaüe  tarn,  unb  ben  wirb  fie  heiraten.  9hin  ^obe  id^  bir  ben 
^raum  gebeutet,  wie  e9  na(Sf  meiner  SReinung  fommen  wirb.''  2:i^orftein  erwiberte:  „^cA 
ift  eine  fc^Ie^te  unb  unfreunblid^e  9lu8(egung  meined  Xtawnti,  unb  bad  mu|  ic^  runb^ 
weg  erllärcn,  bu  ocrfte^ft  nic^t  Xrdume  ju  beuten.^ 

3Jlan  tonn  alfo  2:räume  mel^r  ober  n)eniger  freunblid^  beuten  unb  mad^t 
man  bad  nid^t  fo,  mie  ber  ^räumenbe  ei^  l^aben  roid,  fo  verfielt  man  bie 
Jtunfl  nid^t. 

@nbtid^  fanben  ftd^  aud^  grauen  bei  ben  Storbtänbem,  meld^  fid^  ba* 
mit  abgaben,  jufünftige  ©reigniffe  oorauÄjufagen;  fie  l^iefeen  „SSolur"  (2BoIe). 
2luf  33lanb  fd^einen  pe  red^t  feiten  gemefen  ju  fein,  bagegen  werben  fie  ate 
)al^lreid^  in  Stormegen  bejeid^net,  fomie  in  ©rdnianb,  mo^in  fte  oermutlid^  birett 
oon  Slorroegen  gelommen  finb.  3n  SJI^orfinn  Äarlfämne»  ©aga,  bie  jid^ 
gerabe  auf  ©rönlanb  bejiel^t,  finbet  fld^  fo  eine  ber  ooHjlfinbigflen  ©d^ilbe* 
rungen  oon  ben  Operationen  ber  3Solur. 

^it\t  Solpa  ^ie^  X^orbjörg;  fte  pflegte  im  äßinter  von  Belage  ju  Belage  su 
sieben;  ^nomentlic^  biejenigen,  weld^e  gerne  i^r  6c^ic(fa(  erfal^ren  ober  wiffen  woQten, 
wie  ba«  So^r  pc^  geftolten  werbe,  luben  fte  ju  fidj  ein."  Snbe«  war  bag  nic^t  etwa« 
iBefonbered;  benn  olle  So(ur  pflegten  fo  auf  ©aftmd^Ier  gu  sieben,  ^^orbjörg  würbe 
nun  oon  2:i^orf€l,  bem  angefe^enften  ©auem  ber  bortigen  ©egenb,  eingeloben;  unb  fte 
lam.  „<5ie  ^atte  einen  blauen  Hantel  an  mit  Sänbem,  um  i^n  oome  )u  binben,  mit 
steinen  gonj  bii^  )um  8c^o^  ^inab  befe^t,  (9(adper(en  um  ben  $ald,  auf  bem  5topfe  eine 
fc^warje  ^appe  oon  £ammdfell,  gefüttert  mit  weitem  Ha^enfeU;  in  ber  $anb  führte  fte 
einen  Btah  mit  einem  Änopf  au8  3Refflng  unb  mit  Steinen  befejt;  um  ben  Scib  ^atte 
fte  einen  Gürtel  nebft  einem  ©eutel  mit  3unber  unb  anberem  geuerjeug;  baneben  ^ing 
ein  @a(f  oon  gfeU,  in  bem  fie  i^e  3aubermitte(  jur  ^ui^übung  i^rer  jhtnft  aufbewahrte; 
an  ben  gfi^en  trug  fte  ^elgfcl^u^e  oon  Jlalbdieber  mit  langen  9Hemen,  an  beren  @nben 
gvo^e  3mnlnbpfe  fa^en;  an  ben  ^änben  f^aiU  fte  wei^e  $e()^anbfcl^u^e  oon  JlotenfelL 
afö  fie  eintrat,  fairen  alle  e8  al8  i^rc  ^flic^t  an,  fte  mit  ^^rfurd^t  ju  grüben,  fte  na^m 
cineö  jeben  ®ruj  an,  wie  er  i^r  gefiel."  ©ie  würbe  nun  gut  bewirtet ;  bann  f rüg  a;^or!el, 
ob  fte  etwa«  über  bad  fagen  Unm,  worüber  alle  am  liebften  ^udhtnft  Rotten.  @ie  er« 
wiberte,  bad  !bnnte  fie  nur  fagen,  wenn  fie  nac^td  bort  gefc^lafen  ^üiU. 


^e  SBo^rfageiunft.  gl 


3m  Serlauf  bed  folgenben  ^ageft  würben  bie  Vorbereitungen  getroffen,  bie 
nod^  i^rer  Eingabe  notwenbig  waren,  um  il^ren  3<^^  au^sufü^en.  @ie  bat  au^, 
einige  SBBeiber  ^erbeijuf (Raffen,  bie  ben  ©prudj  lannten,  ber  s«m  3<"*ber  gehörte; 
berfelbe  ^ie^  Sorbloffa.  92iemanb  !annte  il^n,  bid  man,  auf  bem  $ofe  um^erfu^enb,  su 
(Shtbrib  !am;  biefe  fagte:  „93eber  ^abt  i^  jtemttnid  oon  Räuberei,  noc^  bin  ic^  eine  fBki^Xf 
fagerin;  tnbeiS  le^  meine  Pflegemutter  ^aOnd  auf  gdlanb  mic^  einen  @pruc^,  ben  fie 
SorbloSa  ttcmxiie,''  „Xu  bift  glOcflic^,  baf  bu  fo  weife  bift,"  fprac^  X^orfel.  „^aft  ift 
ein  Unternehmen,  bad,  nne  id^  a^te,  nic^t  ^ennnn  bringt,''  fagte  ©ubrib,  „benn  ic^  bin 
eine  ^^riftin."  2;^orbj5rg  emnberte:  ,,SieQeic^t,  bo^  bu  in  biefer  @a($e  ben  2tuttn 
Reifen  !dnnteft  o^ne  @($aben,  i(^  ^a(te  mic^  m  X^orfel,  um  px  erhalten,  wad  vSf  nbtig 
^e."  X^orfel  brang  nun  in  ©ubrib;  enblic^  oerfprad^  fie  au  ü^un,  nmd  er  wfinf^te. 
2)ie  iSeiber  bilbeten  einen  itreid  um  bad  @eibgeraft,  mo  Sl^orbjbrg  fa^,  unb  ®ubrib  fang 
ben  @pru(^  fo  (ieblic^  unb  fc^bn,  ba(  jeber  ber  Slmoefenben  meinte,  noc^  nit  eine 
liebßc^ere  Stimme  oemommen  S"  f^oh^n,  ^9  S^^^^^^  banite  i^r  für  ben 
@pruc^  unb  fagte,  nun  feien  oiele  oon  ben  ©eifiem,  bie  ftc^  oon  i^r  ^dtten  trennen  unb 
i^r  nic^t  ^dtten  gel^orc^en  woEen,  getommen;  fte  meinten,  ed  n>ftre  liebK^,  an)u^bren, 
nne  fc^bn  ber  Bptu^  gefungen  fei;  „ie^t  fe^e  ic^  beutlic^  oiele  ^inge,  bie  oor^er  mir 
unb  oielen  anberen  oerborgen  waren." 

3n  biefer  ©d^ilberung  ftnb  oerfd^iebene  ^unlte  oon  ^ntereffe.  2)ie 
93otoa  toenbet  3<^u6erei  an,  um  loal^rfagen  )U  Uttnm,  ahex  biefe  Qaabexei 
erforbert  einen  befonberen  Sprud^,  „SSarbloRa",  ben  bie  aSoIoa  felbji  nic^t 
ju  lennen  fd^eint.  S)erfelbe  tonn  aber  nid^t  aüt  ju  bem  B^uber  notn)enbigen 
Operationen  enthalten,  benn  fonfi  toäre  bie  SBotoa,  bie  ben  ©prud^  fetter 
nic^t  lerait,  überfläffifl.  aufeerbem  erfal^ren  mir,  bafe  2:i^orbiör8  einen 
Seberbeute(  mit  ^^übermitteln  mit  fid^  fäl^rt^  a(fo  gerabeju  einen  ^^9Reb^in^ 
fadt^.  gemer  fann  pe  nid^tiJ  oor  bem  näd&jien  2:a9e  au^fagen;  fie  be* 
barf  alfo  ber  3lad^t  }u  Ü^ren  Operationen.  @nb(id^  mirb  enoöl^nt^  bag 
fie  i^re  ÄenntniÄ  oon  ben  ©eiflern  erl^ält.  aßeld&er  ärt  biefe  ©eifler  finb,  ift 
fd^mer  }u  fagen.  S)a  bie  93egebenl^eit  in  bie  d^riftlid^e  3eit  födt,  ift  t^ 
nid^t  unmSgttd^,  bag  ftd^  l^ier  eine  buntle  ®pur  oon  d^rifttid^er  S)ömonolo0ie 
pnbet*),  wa^rfd^Uid^er  ift  e^  jebod^,  ba§  biefer  ©eifterglaube  firatifd&en 
UrfprungiJ  ift.  3)ie  meiften  SBoIur  waren  ginnen;  unb  bie,  meldte  ^ 
nid^t  waren,  ftnb  rool^l  immer  bei  ben  ginnen  in  bie  Seigre  gegangen.  Slber 
bie  finnifd^e  SRagie  mar,  mie  mir  jefet  feigen  merben,  }um  grogen  ^eil  ©eifter« 
befd^mörung. 

3Wb  lliagie  htt  JitinBU. 

Unfere  Äenntni«  oon  bem  aibergtauben  unb  ber  S^uberei  ber  ginnen  in 
ben  ^nifd^en  3riten  ftammt  an&  bem  großen  $elbengebid^t  „Äaleoala",  ha& 
mo^I  erft  in  biefem  Qal^rl^unbert  gefammelt  unb  niebergefd^rieben  ift,  aber 
tra^bem  ein  fold^  ^eibnifd^e«  ©eprdge  l^at,  ba§  feine  Sieber  ol^ne  3meifel 


*)  3n  ©aga«,  beren  ^anblungen  oier  fpdter  in  ber  d^riftlit^en  3eit  fpielten,  wirb 
ber  Xeufel  gerabeju  aö  SWit^elfer  beim  SBa^rfagen  erwähnt  (gtote^jarbo!  EL,  462);  bad 
ip  aber  natürlich  o^ne  «ebeutung  für  bie  «uffaffung  ber  filteren  Reiten.     SS,rm.  b.  SJerf. 
Sc^nann,  Mcrg(au(e  unb  3au^*i^<f*  6 


32  ^t^  9{ovbIänber  unb  ^nnen. 

tro^  ber  mfinbßd^  Uebertieferung  oon  ©efd^ted^t  }U  ©efd^Ied^t  ^ol^r» 
l^unberte  l^inburd^  fel^r  treu  erl^aUen  ftnb.  2)ie  religidfen  unb  aber^ 
gtäubifd^en  äSorfleOungen^  bie  uniS  ^er  entgegentreten,  oerroten,  tote  oben 
angebeutet,  an  oielen  fünften  eine  äSenoanbtfd^aft  mit  ben  alten  d^baifd^ 
äSorfleOungen,  jeigen  aber  bod^  eine  bebeutenb  l^d^ere  Sntwidbnigdfbtfe : 
ber  d^atböifd^e  ©runbgebante  ifl  toelter  audgeffll^rt,  fo  bag  bie  äRad^  be<^ 
finnifd^  3^^^^^^^  ^"^  ^^^^  unbegrenjte  gen)orben  ifl.  SHe  toefenttid^fien 
magifd^en  Operationen  befleißen  in  ber  Sefd^wdrung  oon  ©eiftem,  unb  jnmr 
nid^t  blog  oon  böfen,  fonbem  aud^  oon  guten;  ja  felbfl  ber  oberfte  ®ott, 
Ulfo  ober  ^untata,  fd^t  nid^t  fiber  ber  äRad^t  ber  99efd^n)drer  erleben 
iu  fein;  benn  er  mufe  fofort  ben  oom  Sauberer  auÄgefprod^enen  SBunfd^  er« 
fflQen.  SlQed  n)irb  ate  befeett  gebadet,  l^inter  aQem  fledCt  ein  @eifl,  gegen 
ben  bie  99efd^n)örungen  ftd^  rid^ten.  Seibet  ein  9Renfd^  an  5tölte,  fo  loerben 
bie  @eifter  ber  Jtfilte  burd^  $anu,  ben  ®eifl  ht^  f^eriS,  befd^n)oren;  fyä 
fid^  bagegen  jemanb  oerbrannt,  fo  toirb  ^anu  burd^  bie  ®eifler  ber  ft&tte 
befd&iooren. 

Qtin  fo((^  ^lesept  gegen  Bronbf c^oben  ftnbet  ftd^  im  48  ften  @efang  bed  Staitxxüa, 
35.  301  Mä  372.    $ier  folge  ein  ^tu^ftüd  borau«: 

^greuer,  von  gumala  fUtmmenb, 
$anu,  bu  ber  6ol^n  ber  @onne, 
6ag  mir,  wer  l^at  bic^  erjümet, 
^0^  bu  angrifffi  meine  SBangen/ 
3Rir  fogar  ben  Seib  »erbronnteft 
Unb  mir  beibe  Seiten  fengteft? 

SBie  foE  id^  bad  ^^uer  bAmpfen 

Unb  bie  ^elTe  ®(ut  erftitfen, 

2Bie  bie  ^a^i  ber  ^Comme  nehmen. 

Ober  i^re  Straft  »erminbem, 

Xa^  fie  mir  nid^t  me^r  lonn  fc^aben 

Unb  nid^t  (dnger  mi(^  ^ier  qudlet? 

Äomm  bo(^,  Sungfrou,  fem  oon  2:uria, 
5lomm  von  Sopplanb  ^er  mit  Gidfc^ui^'n, 
Unb  mit  reifbebeÄen  <Strüm|)fen 
Unb  von  St&itt  ftarren  RIeibem, 
^ie  bu  ftetd  trdgft  9ieifgemftnber, 
3n  ber  §anb  ben  eifgen  (Simer: 
@ie('  oom  ®imer  füi^(ei»  SBaffer, 
Schütte  laut»  di^  barunter 
lieber  bie  %ebtantttm  @teEen, 
IDie  oom  ^euer  Sd^aben  litten." 

@o  n)irb  baS  ^uer  oiele  93erfe  l^inburd^  mit  allen  &Aftexn  ber  Röite 
befd&moren.    3um  ©d^lu^  l^elfet  e^  bann: 

„Bo  gelang  e§  gimarinen, 

3)em  oerbrannten  «Sdjmieb,  ju  löfdjen 

©einer  SGBunben  wilbe«  Jener; 


2)ie  Wla^it  ber  ^tmen.  83 

^enn  et  warb  gefunb  toie  oorbem, 
f^fd^  unb  frd^Ud^  ^tatt  be9  »Öfen, 
Xa&  bad  Seuer  i^m  oerutfac^f ." 

Slber  nid^t  nur  fotd^  untcrgeorbnete  ©elfter,  tote  bie  ber  Ä&tte  unb 
be«  geuer«,  fügen  ftd^  ben  »efd^roörungen,  fonbern  VLtlo  felbji  fielet  fofort 
mit  oDem,  ma»  ber  Sauberer  roünfd^t,  ju  3)ienfien. 

«I«  ^ber  muntere  Senrnttnlftinen"  ouf  einem  ^luÄfUige  von  einem  geuerftrom,  ber 
Aber  gltt^enbe  BtürtpUdttn  fliegt,  aufgehalten  mirb,  fingt  er: 

^Uffo,  ]^ö($fter  aSer  ©ötter, 
Sater  in  bem  ^immefdraume, 
@enb'  oon  Äorbweft  eine  ffioße, 
®ine  ameite  fenb'  von  SBeften, 
@d  entfiel'  im  Oft  bie  britte 
Unb  ergebe  fid^  von  9{orboft! 
ötof  sufammen  biefe  SBoRcn, 
2)a6  mit  2)onner  fie  ftc^  treffen! 
2a^  bann  tiefen  ©c^nee  ftdj  fenfen, 
Unb  fo  ^oc^  mie  ©peerf^aft  faQen 
Ueber  biefe  ^ei^en  Steine, 
2)iefe  gluterftlttten  platten!" 

USo,  ^öc^fter  aSer  @5tter, 
ältter  SSater  in  bem  $imme(, 
@anbte  eine  ^oW  von  9{orbn>eft, 
(ünt  smeite  bann  von  SBeften, 
Q^  entfUmb  im  Oft'  bie  britte 
Unb  er^ob  fi($  au4  i>on  9lorboft; 
Slied  sufammen  biefe  SS^oüen, 
^a^  mit  Bonner  fte  ftd^  trafen; 
£ief(  bann  tiefen  Schnee  ftd^  fen!en 
Unb  fo  ^oc^  nne  @))eerf4aft  fallen 
auf  bie  gclfen  in  ber  2:iefe, 
auf  bie  gluterfOUten  platten; 
Unb  oom  Schnee,  ber  fc^mot),  entftanb  ein 
3:eic^,  gefönt  von  fd^mu^'gem  SBaffer. 

25ie  ginnen  gelten  bei  il^ren  Sefd^mdrungen  oft  fel^r  grünblid^  ju 
SBerfe.  ©ie  begnügen  fid^  nid^t,  wie  bie  ©l^albäer,  bomit,  bie  SJämonen 
nur  }u  befd^reiben,  fonbern  geben  gen)öl^n(id^  i^re  ganje  @nt{lel^ung  an;  ba^ 
burd^  werben  fold^e  Sefd^roörungen  fel^r  weitläufig.  2)er  Sefer,  ber  fie  fennen 
jU  lernen  wünfd^t,  möge  fie  be«^alb  in  bem  Äaleoata  felbfi  auffud^en;  t^  mürbe 
^er  }u  meit  fül^ren,  einen  aud^  nur  furzen  Slu^jug  baoon  }u  geben. 

3)em  finnifd^en  Sauberer  ift  jebod^  me§r  afe  blo^e  ©eifierbefd^mörung 
möglid^;  feine  SBorte  ^aben  gerabeju  ©d^öpferfraft.  3)iefe^  bemeifen  ja^l* 
reid^e  @teOen;  bod^  genügt  ein  93eifpiel. 

9U9  Semminfdinen  nad^  $o^ja  !ommt  unb  ni^t  gaftfreunblic^  aufgenommen  wirb, 
bittet  er  um  9ier  gegen  iBesa^lung.    9htn  l^ei^t  ed  im  Siebe: 


^e  9{orbIänber  unb  Rinnen. 


^Unb  h€x  99Btrt  int  ^o^jo^ofe 
^\xb  erregt  von  loUbem  3onte, 
iBrhtgt  burc^  3<Kuberf|nnt(^  ^eroor  batm 
©inen  See  mitf  <mf  ber  3)ie(e 
®rab'  vor  Semminfftinend  gfft^en 
Unb  ruft  ottd  in  feinem  Grimme: 
^SSkiffer  l^ß  bu  ^ier  )um  Xrinfen, 
Söfc^'  ben  2)urfi  ou«  biefem  Jeit^e!" 
Semmingidinen  aber  mar  ni^t 
^rc^tfom,  fonbem  fprac^  ermibemb: 
^3«^  bin  bo(^  lein  5lalb  bed  $ofed, 
9lu4  (ein  @tier,  mit  <3c^man)  oerfe^, 
^e  aui^  einem  Sac|e  trinlen, 
Unb  au8  einem  Xelc^e  faufen." 
@r  begann  barauf  )u  fprec^en 
Unb  bie  3<tuberhtnft  au  üben, 
3auberte  ^eroor  bttrc^  Sprüche 
Qtintn  @tier  mit  goCb^nen  $5mem; 
^efer  trani  ben  Xeic^  ber  ^iele, 
©c^lürff  ben  ^df  mit  großer  ®ier  au«.". 

S)ai&  flbertrifft  getDig  aQed,  n)(tö  ein  anbetet  93oIII^at  auisaben  ttraten; 
unb  ber  9luf  ber  futnifd^en  Sauberer  im  SRorben  iji  bal^er  leidet  erflärttd^. 
3m  93er0leid^  mit  fotd^en  ©d^dpfungen  futb  bie  ja^lreid^en  magifd^  Skr« 
Toanbtungen,  n>e(d^e  in  bem  Staltmla  oorfommen,  nur  fi(einig{eiten. 

SU«  Semmingfdinen  s.  ©.  einiger  Schafe  bebarf,  ge^t  er  folgenbermo^en  su  Serie: 

^6(^neIC  griff  er  in  feine  Xa\^t, 
^u^U  in  bem  Keinen  Beutel 
Unb  na^m  9U>ae  aud  ber  Safere, 
8ilbete  baraud  bann  Büfc^el, 
We  in  ben  $dnben  reibenb, 
(Sin  ©ebilbe  feiner  ginger. 
9luf  bie  $anb  bann  blied  er  einmal 
Unb  fc^uf  eine  @(^  oon  @(^n, 
£ie(  ^eroorge^en  eine  $erbe 
Sommer  in  fe§r  großer  SRenge." 


tumiS  eingriffe  fo  {onnte  ed  natfirlid^  bod^  nid^t  mit  einem  @d^lage  bie  ®e« 
fedfd^aft  umformen  unb  bie  9iefu(tate  einer  3<i^^^unberte  alten  SntmidKung 
oemid^ten.  92ur  aQm&l^tid^  brangen  bie  religidfen  ©runbgebanten  in  ba^ 
SemuM^  ^^  äSöHer  ein  unb  filierten  baburd^  eine  Umtoanblung  ber  be« 
fle^enben  fo}iaIen  SSerl^ältniffe  ^erbei.  Slber  oiele  alte  SSorfieUungen,  Sitten 


^a^  SRittelatter  M  sunt  beginn  ber  ^esenproseffe.  g5 


unb  @e(riud^e,  bie  ftd^  einigermaßen  mit  bem  Cl^rifientum  oereinigen  lie^^ 
blieben  befleißen  unb  erl^ielten  nur  eine  neue,  d^rifUid^e  Segrflnbung.  9Bir 
l^oben  fd^on  in  einem  frfll^eren  Slbfd^nitte  gefeiten,  loie  bie  alte  Jtird^e  ben 
Aberglauben  ber  bamatigen  3^t  aufnahm  unb  eine  auf  d^rifUid^er  ®runb* 
läge  berul^enbe  9Ragie  {ur  99el&mpfung  ber  9)ämonen  entioidelte.  älber  aud^ 
©itten  unb  ©ebrdud^e,  toeld^e  ftd^  nad^  ben  @runbfä^  bei^  S^fientuntö 
red^tfertigen  liegen,  tourben  beibel^alten  unb  unter  befonberen  äSer^tniffen 
angemanbt.  @o  n)urben  namentHc!^  alte  ©erid^ti^ebräud^e  aufgenommen  unb 
erl^ietten  burd^  ii^e  Sludfegung  nun  ein  gemiffei»  magifd^  ©eprfige.  Stuf 
fold^  äBeife  entßonben  bie  fogenannten  @ottei3urtei(e,  bie  Orbalien. 

@iner  ber  flbtid^flen  unb  bal^er  belannteflen  ©ebräud^e  loar  bie  @ifen<» 
probe,  unjmeifeD^aft  eine  alte  ^eibnifd^e  ©itte,  ba  fie  fd^on  in  ©opl^oHe«' 
3;ragöbien  enoSl^nt  n)irb.  ^  SRittetatter  manbte  man  fie  ganj  allgemein 
an,  um  ftd&  oon  einer  graoierenben  Snflage,  wie  j.  S.  oon  ber  ber  fiejerei, 
ju  reinigen. 

Seßer  5efc^rei6t  biefen  ®ebtaud)  in  feinem  beraumten  9Ber!e  ^^e  bezauberte 
SBelt".  ^2)er  ^rieftet  in  oollem  Dmote  legte  einen  eifemen  öoljen,  wclt^et  wieber^ott 
mit  ^eil^offet  befptengt  xoac,  auf  ben  9(tar  auf  glO^enbe  Sto^itn,  fang  barauf  ben  ©efang 
ber  brei  SKdnnet  im  feurigen  Dfen,  pedte  bem  3(ngeCagten  bie  §ofrte  in  ben  SStavib,  be» 
f(^or  i^n  unb  bot,  ba(  &ott  feine  ^d^ulb  babuv^  offenbaren  möge,  ba(  ber  gUU^enbe 
^ol^m,  meU^er  in  feine  $anb  gelegt  werbe,  il^n  oerbrenne,  ober  feine  Unfc^ulb  baburc^, 
ba^  er  nid^t  oerle^t  merbe.  ^er  SCngeUagte  mu^e  ben  glO^enben  Solaen  neun  Stritte 
meü  tragen;  bann  oerbanb  ber  $riefter  bie  oerle^te  $anb  unb  oerftegelte  ben  Ser« 
bonb.  S)rei  2;age  nac^^er  befa^  man  bie  $anb,  ob  fte  gefunb  unb  unbefc^igt  fei. 
Sktr  bied  ni^t  ber  ^,  fo  war  ber  Xngeüagte  feiner  @($ulb  ilberfü^rt.'' 

3fl(m  red^nete  mithin  auf  ein  birefteiS  (Singreifen  ®otted  )u  ©unflen 
be&  Unf d^utbigen.  S)erfelbe  ®ebante  tag  aud^  ben  anberen  Orbalien  }U  ©runbe. 
Sei  ben  friegerifd^en  norbeuropSifd^en  SSdKem  mar  in  l^eibnifd^er  3^  ^^^ 
3n)ei{ampf  belanntßd^  bai^  gemd^ntid^e  SKittel,  einen  @treit  beijulegen.  S)ad 
Sted^t  bei^  ©tarieren  mar  unbeflritten:  berjenige,  meld^er  feinen  ©egner  er« 
legte,  ^atte  red^t.  2)iefe  WA,  mand^en  Sied^tdftreit  }U  fd^lid^ten,  mürbe 
md^renb  ber  SHtterjeit  fär  alle  9lbelige  beibel^alten,  nur  mit  einer  anberen 
9Rotioierung  ber  @itte,  man  ging  nämtid^  oon  ber  Slnnal^me  a\x^,  bag  ©Ott 
bem  ©d^mad^en  ben  ®ieg  oerlei^en  märbe,  faQd  er  red^t  l^ätte. 

(Sine  britte  $orm  bei»  ©ottei^gerid^tei»  mar  bie  3Ba{ferprobe,  meldte  je« 
bod^,  mie  t^  fd^t,  nur  bei  ben  ^e^enproseffen  angemanbt  mürbe.  ®o 
pflegten  bie  alten  Mten  am  Sil^eine  jtinber,  oon  benen  fte  ni(!^t  mußten,  ob 
fie  e^lid^  ober  une^lid^  maren,  nadCenb  auf  einen  Sd^ilb  in  ben  f^uß  {U 
fe^en.  93lieb  ba^  5tinb  an  ber  Oberfl&d^e,  fo  mar  ^  el^lid^,  ging  e&  aber 
unter,  fo  fal^  man  feine  SRutter  atö  ein  leid^tfmnigei»  SBeib  axi. 

^£At&  Serfal^ren  mürbe  )ur  3^  ^^^  ^e^enprojeffe  fo  umgefialtet:  ber« 
ienigen  $erfon,  meldte  ber  ^£erei  angetlagt  mar,  mürben  $änbe  unb  $flße 


86  ^9  aRittelotter  hii  sunt  8e({inn  ber  ^esenprojeffe. 

{tett}tDeife  gebunben,  fo  bag  ber  redete  S)aumen  bie  linte  groge  3^  unb  ber 
ttnfe  S)aumen  bie  redete  groge  3^^  beräl^rte;  bann  lourbe  fte  mit  ind  SBaffer 
getoorfen.  ®ing  fte  unter,  fo  n)urbe  fte  fär  unfd^ulbig  erU&rt;  man  nafyxt 
nämlid^  an,  ba^  ba&  SBaffer,  bai^  oor^  burd^  ^ige  Serenumien  getoei^t 
toar,  bie  fd^ulbige  ^rfon  nid^t  aufnel[imen  märbe. 

2)iefe  Seifpiete  mdgen  genügen,  um  {u  jeigen,  nne  alte  l^nifd^ 
@ebr&U(^  in  d^rifilid^e  untge&nbert  »erben  unb  fo  allgemeine  %nn)enbung 
ftnben.  &  fönnten  natflrßd^  nod^  }a]^(reid^e  Seifpiele  biefer  9lrt  angefOl^rt 
werben;  fo  ifl  f($on  frü^r  (©.  69)  ermfil^nt  morben,  mie  bie  ^ßrojeffe  nnber  bie 
©efpen^er  im  l^eibnifd^en  3jS(anb  baiS  SSorbilb  fär  bie  ^rojeffe  bei»  d^rifl« 
lid^en  9Ritte(alterd  gegen  f(i^&b(i(i^e  Xiere  unb  berg(eid^en  ftnb;  bod^  lann  Don 
einer  erfd^öpfenben  @d^ilberung  biefer  äSerl^ältniffe  l^ier  nid^t  bie  Stebe  fein. 

!Bir  befd^rän!en  und  barauf,  ben  @ang  ber  @ntn)idlung  burd^  einige 
äSeifpiele  )U  erläutern.  S)a  e^  aui»  bem  älngefül^rten  nun  beutlid^  genug  ^* 
oorgel^t,  mie  bie  ftrd^tid^en  Slutoritäten  tein  Sebenfen  trugen,  alte  ^nifd^ 
@itten  in  d^rifilid^  formen  )U  prögen,  fo  tann  tS  m\&  aud^  nid^t  n)unbem, 
bag  bie  breite  @d^id^t  bed  äSolIei»  biefed  SSerfal^ren  aud^  flei^  benu^.  S)ie 
l^eibnifd^en  3<iuberformeln  erl^ielten  ein  d^rifUid^ei»  @epräge  unb  mürben  barot 
gan}  mie  frül^er  ongemanbt.  äluiS  Slormegen  flammt  fo  ).  99.  ein  alter  3<utber» 
fprud^  gegen  99einbrud^  bei  ^f erben;  bag  berfelbe  bie  Umgeftoltung  eine^ 
^eibnifd^en  3<^uberfprud^ed  ifl,  unterliegt  feinem  3n>^f^I/  ba}u  ifl  bie  Sielen« 
lid^feit  mit  ber  entfpred^enben,  frül^er  ermähnten  SWerfeburger  gormel  (©.  76) 
oiel  }u  grog. 

Scfu«  ritt  fic^  einft  fe^t  ^ci^ 
Unb  serbrad^  ha^  Sein  be9  SflUend. 
3efud  ftieg  ob  unb  feilte  ed: 
3efu9  legte  Ttaxt  au  matt, 
»ein  SU  »ein,  greife^  ju  gleifc^, 
3efud  legte  borouf  ein  Slott. 
So  tarn  aQed  bann  in  Otbnung. 

3n  fi^nlid^er  SBeife  l^aben  fid^  bie  alten  3öuberlünfie,  forool^l  europäif d^en 
ate  afiatifd^en  Urfprungi»,  in  ben  nieberen  aSolldflaffen  ba«  ganje  aWittelalter 
l^burd^  biiJ  l^eute  erl^alten,  unb  bie  3öw'&^rfunfi  foratte  aud^  nur  auf  biefe 
SBeife  erl^alten  werben;  benn  bie  Äird^e  l^atte,  mie  mir  frül^r  fa^en,  bie  ^b» 
nifd^e  SRagie  fd^on  längfl  ald  S^eufeli^magie  bejeid^net  unb  oerfolgte  fte  aU 
SU^xd  unb  ®5^bienfl. 

SB&l^renb  ber  @laube  an  bie  3){ad^t  ber  3auberei  ftd^  beim  ^oVU 
unb  bei  ber  nieberen,  unmiffenben  ©eifUid^teit  erl^ielt,  lamen  bie  Hrd^lid^en  9e« 
l^örben  im  Saufe  ber  S^i  }u  einem  anberen  9)efultate.  9luf  ber  ©^nobe  }u 
^aberbom  785  fiettte  man  folgenbcn  ©aft  auf:  „3)crjenige,  meld^er,  burd^  ben 
SIeufel  oerblenbet,  nad^  Srt  ber  Reiben  glaubt,  bafe  jemanb  eine  $ese  fein 
larat  unb  bedl^alb  biefelbe  oerbrennt,  mirb  mit  bem  Sobe  beflraft."  3u 
biefer  3^  nrtrb  alfo  nid^t  bie  Seserei,  fonbem  ber  ©laube  an  biefelbe  als  fteaf* 


Xai  äRUielalter  bid  sum  beginn  ber  $e;etq>rodeffe.  87 

bar  betrad^tet.  SHefe  93e{Utmnung  tourbe  oon  Jtart  bem  ©rogen  beflätigt 
unb  war  in  bcn  folgcnbcn  ^cäft^mhettm  bic  9l^tf($nur  für  bie  Stellung 
ber  fränlifd^en  Aird^e  gegenüber  aQen  SInllagen  toegen  ^ejrerei.  3lo^  beut« 
tid^er  tritt  bie  Sluffaffung  ber  5tird^e  von  ^e^erei  im  fogenonnten  älnc^ranifd^en 
Kanon  Episcopi  l^eroor,  roeld^er  um  bai^  3al^r  900  entßanb.  3n  biefem 
jtanim  nrirb  ben  93ifd^öfen  bef ol^len^  in  ü^ren  @emeinben  ben  ©lauben  an  bie 
äJ'Iögtid^Ieit  bomonifd^er  S^bem  unb  näd^tßd^er  ^al^rten  }U  unb  mit  S)amonen 
ald  reine  ^Kuftonen  energifd^  ju  belämpfen  unb  aQe  biejenigen,  loelcle  einem 
fold^en  ©laubat  l^ulbigen,  aud  ber  tird^tid^en  ©emeinfd^aft  aui^ufbgen.  S)iefe 
93e{Ummung  blieb  bid  }um  ©d^lufle  be^  13.  ^ol^rl^unberti^  in  Jtraft;  folange 
fie  e^ifUerte,  tonnte  eine  älnftage  megen  ^e^erei  natflrlid^  nid^t  leidet  er» 
^oben  merben,  jebenfalliS  tourbe  fte  am  gefä^rlid^flen  für  ben,  meld^er  fie  oor« 
brad^te.  S)ag  aber  bie  unmiffenbe  9Renge  infolge  fold^er  S3eflimmungen  ben 
®lav(btn  an  3^uberei  nid^t  aufgab,  bad  bemeifen  bie  jal^lreid^en  oolf^tümlid^en 
3auberformeln,  meldte  ^auptfäd^lid^  auf  bem  äßege  ber  münblid^en  Ueber» 
lieferung  bid  jur  ©egenmart  erhalten  geblieben  finb.  9lber  ber  ©laube  an  bie 
alte  l^nifd^e  3<^uberei,  meldte  oon  ber  Jtird^e  als  teufli^d^  be^eid^net  mar, 
fomie  bie  Äenntni^  berfelben  mußten  natürlid^  im  Saufe  ber  3^it  oerfc^minben. 
Sro|bem  l^ielt  bie  Jtird^e  e^  fpäter  für  notmenbig,  auf  Ü^re  äluiSübung  bie 
Strafe  he^  ^ertobei^  }u  fe^en.  2)iei$  ^atte  jebod^  feinei^megd  feinen  ©runb 
barin,  bag  bie  fd^marje  9Ragie  }U  jener  3^  befonberiS  üppig  geblül^t  ^ätte  — 
man  l^at  im  ©egenteil  9ln}eid^en  bafür,  ba§  fie  fo  gut  mie  au^gefbrben 
mar  —;  e«  lag  oielmel^r  eine  anbere  Urfad^e  oor.  Um  biefe  nad&jumeifen, 
muffen  mir  auf  eine  frühere  (Spod^e  jurfidCblidfen. 

3n  ben  erfien  d^riftlid^en  3^*^/  ^^  We  ©emeinben  nod^  flein  maren 
unb  ü^re  Slnbad^ten  unb  fiiebei^mal^le  im  SSerborgenen  abl^alten  mußten,  mürben 
feiteni^  ber  Reiben  immer  mieber  Sbttlagen  gegen  fie  erl^oben.  S)ie  S^rifien 
mürben  ol^  ein  oerjmeifelteÄ,  lid^tfd^eueiJ  JBolf  gefd^ilbert,  ba«  aui^  bem  niebrig* 
flen  $5bel  unb  leid^tgläubigen  SBeibem  befleiße,  bad  ^eilige  oerfpotte  unb  fid^ 
gegen  feine  SRitmeufd^en  oerfd^möre.  SKan  behauptete,  bafe  fie  bei  il^ren  näd&t* 
lid^en  3ufammettiEünften  unmenfd^lid^e  Slal^rung  ju  fid^  normen,  aQe  l^eiligen 
Sitten  oerad^teten,  unb  bag  il^r  ©ottedbienfi  tein  Aultud,  fonbem  gerabe« 
ju  aiud^loftgfeit  fei  Sie  nannten  Rd^  »rüber  unb  ©c^meflem,  fd^änbeten 
aber  biefe  l^igen  Slamen  burd^  bie  miberlid^fte  Unjud^t.  ©ie  beteten  einen 
efetetopf  unb  nod^  fd^led^tere  S)inge  an.  93efonberd  grauenl^aft  mürben 
Geremonien  gefd^ilbert,  unter  benen  neue  2Witglieber  aufgenommen  mürben. 
3)iefelben  mürben  oor  ein  ©efäjs  gefleQt,  in  bem  ein  mit  SRe^l  bebedbed  jtinb 
lag;  pe  mußten  bann  mit  einer  fd^arfen  SBaffe  mieberl^olt  in«  3Wel^l  ftofeen, 
um  bcä  Stinb  )u  tdten.  S)ad  93lut  mürbe  getrunlen  unb  bie  Seid^e  oemid^tet, 
unb  burd^  folc^e  3Wenfd^enopfer,  beren  jebe«  neue  SRitglieb  Rd^  fd^ulbig  ge^ 
mod^t  l^atte,  maren  fie  ade  iur  SSerfd^miegen^  gejmungen. 

Me  biefe  Sefd^utbigungen  maren  natürlid^  oöttig  auj^  ber  Suft  gegriffen. 


88  ^^^  9Hite(aIter  bi«  sunt  8e^nn  ber  $esenpvo)effe. 


9Kemanb  lormte  Med  beffer  toiffen,  ald  bie  Sl^riflen  felbfl.  @o6atb  aber  bod 
(Sl^riflentum  burd^brang  unb  allgemein  angenommen  n)urbe,  begannen  bie 
ßl^rificn  felbji,  berartige  Sefd^ulbigungen  gegen  anbete  ßl^rifien  ju  fd^tai- 
bem.  SBenn  fid^  eine  @e(te  bi(bete,  bie  oon  ber  allgemeinen  Seigre  ber  Stixäft 
oieOeid^t  in  einem  ganj  unmefentßd^en  ^untte  abmid^,  [a,  oieOeid^t  nur  barin, 
baB  fte  eine  {farengere  Äird^enjud^t  beobad^tete  unb  oon  i^ren  SRitgliebem  einen 
reineren  SBanbet  forberte,  ald  unter  ben  S^riflen  fonfl  üblid^  nmr,  fo  würbe 
einefotd^e  ©efte  gleid^  oerfefeert,  unb  bie  enoäl^nten  SUiWagen  würben  gegen  fte  er* 
^obot.  $ier}U  {am  in  ber  ältejlen  3^t  bann  nod^  bie  Sefd^utbigung,  teuflifd^ 
SWagie  ju  treiben.  aSerfd^iebene  ©eften,  bie  3Warfofier,  aWontanifien,  3Ramd^fier 
unb  ^rÜSciQianiften  taud^ten  aQmö^ltd^  auf  unb  oerfd^manben  wieber,  aber  jebei^« 
mal  wieberl^otte  fid^  bai^felbe  ©d^aufpiel.  Snbed  fd^einen  biefe  äbtflagen  bod^ 
nur  einmal  emftere  folgen  nad^  fid^  ge}ogen  )u  ^ben,  nämtid^  bie  $inrid^« 
tung  ^riöcittian«  im  Saläre  385.  3m  ®ro6en  unb  ©anjen  traten  bie  fef* 
tiererifd^  99effa:ebungen  im  erfien  ^al^rtaufenb  fo  feiten  auf  unb  fanben  fo 
geringe  ^Verbreitung,  bag  bie  Jtird^e  il^rer  leidet  ^err  mürbe,  o|ine  ju  emften 
SRaferegeln  greifen  }u  müjfen. 

Sbtberd  bagegen  geflaltete  ftd^  bie  ©ad^e  in  ber  folgenben  3^  ^^ 
nal^m  allgemein  in  ber  gongen  (S^riflenl^  an,  bag  badjenige,  rocA  in  ber 
Offenbarung  bei^  Sol^amted  oom  taufenbjäl^rigen  Steid^  Sl^rifH  auf  Srben 
oerfünbet  mar,  oon  ber  befie^enben  ftird^e  gelte.  9Wan  erwartete  bal^er  ben 
Untergang  ber  SBelt  ungefäl^r  um&  3a^r  1000,  unb  ba  berfelbe  nid^t  eintraf, 
würbe  ber  ©laube  an  bie  Slutoritfit  ber  Jtird^e  mäd^lig  erfd^flttert.  2)a  man 
nid^t  blinb  war  für  oerfd^iebene  aRifebräud^e  in  ber  fatl^olifd^en  Äird^e,  fo  ent* 
fianben  am  Slnfange  be«  elften  S^^tl^unbert«  in  oerfd^iebenen  ©egenben  ©eften, 
bie  mit  ber  5lird^e  unb  il^rer  unreinen  Seigre  nid^t«  ju  tl^un  ^ben  woHten, 
unb  bie  ftd^  bedl^alb  felbfi  „bie  Sieinen",  Äat^arer,  nannten.  SMefe  .©eften 
gewannen  überall  in  Stalten,  ^anfreid^  unb  S)eutfd^lanb  grogen  Sln^ang;  fte 
l^atten  i^re  eignen  Sifd^öfe  unb  brol^ten  fo  ber  fat^olifd^en  Äird^e  Sufeerfl  ge« 
fdl^rlid^  )u  werben.  S)a  bie  Jtat^arer  bem  S^eufel  groge  9Rad^t  beilegten  unb 
glaubten,  bafe  bie  reine  d^rifUid^e  Seigre  burd^  feinen  ©nflufe  gefftlfd&t  fei,  fo 
befd^ulbigte  man  fte  gerabeju  berSlnbetung  bed  Seufeli^  unb  erl^ob  natürlid^ 
aud^  gegen  fte  bie  alten  fiefter^Slnflagen.  @i&  begann  bal^er  in  mel^reren 
ßftnbem  ungefähr  jur  fettigen  3^  ^«^  i^eftige  aSerfoIgung  ber  Äat^arer,  unb 
oiele  berfetten  fanben  i^ren  %oi>  auf  bem  ©d^eiterl^aufen  („5lefter"  =  ftatl^arer). 

Slid^t  beffer  erging  e«  ben  Sllbigenfem  unb  SBalbenfem  im  jwölften 
3al^rl^unbert.  ©iefe  ©eften,  weld^e  man  afe  bie  5Sorläufer  be»  gJroteflantii^* 
mu«  anfeilen  mufe,  ba  pe  bie  ©d&rift  über  bie  Autorität  ber  Äird^e  flettten, 
fanben  in  gronfteid^  unb  3)eutfd&lanb  nid^t  allein  beim  aSolfe,  fonbem  aud^ 
bei  ben  gürfien,  bem  Sbel  unb  ben  »ifd^dfen  ber  fat^olifd&en  Äird^e  fold^en 
Slnl^ang,  baß  man  in  biefen  (Segenben  bie  ftird^e  ate  eine  oeraltete  unb  lädier* 
lid^e  3nfiitution  betrad^tete.     S)ie  ^ßäpfie  Snnocen«  HI.  unb  ©regor  IX. 


2>ai  SRittelotter  Md  aum  99eginn  ber  ^e^enproseffe.  89 


prebigten  ba^r  hm  Areu}}Ug  gegen  biefe  @e!ten  unb  errid^teten  ein  SnquifttioniS« 
ixibmal,  »or  mtld)t&  ein  jd)er  gelaben  würbe,  ber  nur  im  aSerbad^te  einer 
äSerbinbung  mit  ben  Ae^em  ftanb.  S)ie  pöpftlid^  SuQe^  metd^  1233  gegen 
bie  Jte|er  in  S)etttfd^Ianb  erlaffen  tourbe,  )eigt  \m^,  n)orauf  bie  Snltäger 
eigenttid^  ^au&  toollten.  9)ie  fie^r  werben  barin  ber  äSerel^rung  bed  ^eufetiS 
(ef d^ttlbigt,  weld^  fid^  il^nen  perfdnßd^  in  @efta{t  eine^  ^rof d^ei^,  einer  f d^n)ar}en 
Staiit  ober  eined  fel^r  bteid^en  äRonneiS  jeige.  @r  giebt  bem  Slooijen,  ber  auf« 
genommen  werben  foE,  einen  eiStatten  Jtug,  unb  bamit  oerfd^minbet  bei 
bem  S3etreffenben  jebe  @rinnerung  an  ben  latl^olifd^en  ©lauben.  (&&  wirb  il^m 
bann  auferlegt,  bie  ©c^ramente  auf  iebe  Sßeife  )U  oerl^S^nen  unb  ju  oer« 
fpotten  unb  aOeiS  ba^  }U  tl^un,  ma^  man  nad^  ber  £e^re  ber  Jtird^e  nid^t 
t^un  burfte.  9luf  fotd^en  äJerbred^en  ßonb  natürlid^  ber  2:ob  atö  ©träfe, 
biefe  @e(ten  mürben  bei^l^alb  burd^  eine  }um  Seit  äugerfi  blutige,  mel^  atiS 
jman}igia]^rige  93erfolgung  ausgerottet. 

99ei  aQen  biefen  Jte|eroerfotgungen  ift  offi}ieQ  iebenfaHd  niemals  bie 
aWflage  wegen  fiejerei  erl^oben  worben;  bie«  fomrte  nid^t  gefd^el^en,  folonge  bie 
5tird^e  ben  @lauben  an  bie  ÜRögHd^teit  ber  ^aubetü  oerurteilte  unb  ber 
Äonon  epiÄcopi  in  Äraft  ftanb.  3n  ber  aWitte  be«  13.  Sal^r^unbert«  erfolgte 
jebod^  ein  odQiger  Umfd^wung  in  ber  @te((ung  ber  fiird^e  }u  biefer 
^oge,  inbem  Xl^omad  oon  9lquino,  ber  ^eroorragenbfle  Jtird^ntel^rer 
feiner  3eit,  eine  änfd^auung  oertrat,  bie  in  bejUmmtem  (Segenfa^  iu  ber 
in  ben  frül^en  Sal^l^nberten  unb  oon  ber  Äird^e  bi8  bal^in  befolgten 
^rapÄ  ftanb. 

3)icfc  neue  2Cuffaffung  ber  ©adje  ift  fürs  unb  bünbig  in  folgenbcn  Säften  ^t» 
geben:  ^SJon  ben  ^ejen  wiffen  mir,  ba^  einige  glauben,  §ejerei  ejiftiere  gor  nic^t,  unb 
ba(  fie  oud  Unglauben  entfpringe;  fte  glauben  au^,  baft  bie  ^ftmonen  nur  unter  menfc^^ 
ß(^  dinbilbungen  e^ifHeren,  inbem  bie  9Renfc^en  fte  f osuf agen  nur  aud  i^rem  Innern  ^er« 
vorbringen  unb  burc^  biefe  ^nbilbungen  erfc^re((t  werben,  ^er  ber  lat^oKfd^e  Glaube 
behauptet,  ba^  bie  Dämonen  esiftieren,  bo^  fle  burc^  i^re  ^anbhmgen  fc^aben  unb  bie 
^ruc^tbarfeit  in  ber  ®^e  §inbem  fönnen."  Unb  weiter  ^ei^t  ed:  ^®d  ift  }u  bebenfen, 
bajs  man  nötwcnbig  einräumen  mu^,  bie  3)ämonen  fönnen  mit  Ootteä  ®r(aubni8  Störungen 
hl  ber  ^uft  ^eroorrufen,  SGBinbe  erregen,  aud^  beroirlen,  ba^  geuer  »om  §immel  falle,  ^tnn 
wtm  au(^  ber  leibliche  Stoff  in  8e)ug  auf  bie  9inna:^mt  ber  ^orm  meber  ben  guten  no($ 
ben  bbfen  @ngeln,  fonbem  attein  bem  fc^affenbcn  ®ott  ge^ort^t,  fo  ift  bo(^  in  »ejug  auf 
bie  örtliche  Bewegung  bie  leibliche  9latur  ba)u  gefc^en,  ber  geiftigen  su  gel^or^en.  9Ud 
©eifinel  hierfür  bient  ber  3Renf(^,  beffen  ©Heber  fic^  nur  na<5  ber  ^errfc^aft  be«  SGBiaen« 
bewegen.  3tIfo  alleö,  mad  nur  burc^  Io!aIe  Bewegungen  erreicht  werben  fann,  lönnen  nidjt 
nur  bie  pten,  fonbem  audj  bie  böfen  ®eifter  burc^  eigne  2Ra(^t  erreichen,  fattö  ®pti  e« 
nic^t  oer^inbert.  So  fönnen  fie  9&inb  unb  9legen  unb  ä^nli^e  Störungen  in  ber  £uft 
aSeine  burc^  bie  Bewegung  ber  kämpfe,  bie  ber  ^be  unb  bem  Speere  entfieigen,  be* 
wirf^." 

aaSemt  Sl^oma«  oon  »quino  pd^  fo  in  einen  ©egenfafe  ju  ben  biÄ  ba^in 
gettenben  3lnfd&auungen  ber  Äird^e  jietten  unb  mit  feiner  SWeinung  burd^« 
bringen  fornite,  fo  lag  ber  ®runb  natürlid^  barin,  bafe  er  in  aBirttid^feit 


90  ^<^  Shttelolter  btd  sunt  IBegimt  ber  ^ejrenproseffe. 


nid^t  nur  feine  eignen  Snfci^uttgen,  fonbem  bie  ber  bomaligen  3eit  m&^ 
fprad^.  @d  iß  a(fo  eine  ooSfiänbige  Umn)ä()ung  in  ber  allgemeinen  Xuf« 
faffung  t)on  ber  aRdgIid^{eit  bec  3ttuberei  eingetreten.  Z)iefer  Umflanb  ift 
f)awp^&dfiidf  bem  @influg  ber  maurifd^en  SRagie  auf  @uropa  jujufd^reiben. 
2)urd^  bie  ftreu}}flge  unb  burd^  bie  maurifd^en  Unioetfttäten  in  @|>anien 
roaxm  bie  Europäer  mit  ben  älrabem  in  Serfll^rung  gelommen,  ^en  bod 
©tubium  ber  SRatumrfffenfd^aften  unb  ber  maglf d^en  SQBiffenfd^aften,  n)eld^e  bie 
aWauren  eifrig  fultioierten,  aufgenommen  unb  »eiter  cntroidfelt.  Sßbert  oon 
SoÜfläbt  W>extn&  3Ra«aM  genannt  (geb.  1193),  Stoger  Socon  (geb.  1214) 
unb  9lrm)Ib  oon  93iIIanot)a  (geb.  um  1240)  fionben  in  gan}  @uropa  burd^ 
il^re  natunoiffenfd^aftlid^en  Jtemttniffe,  xotU^  fie  befdl^ten,  mand^  bem 
äSoße  unerllfirlic^e  JtunfIftildEe  ouiSjufäl^ren,  im  Stufe  ber  3<:^uberei.  3^o« 
ma^  t)on  ^quino  mar  felbfl  ein  @d^ter  t>on  SlbertuiS  äRagnui»,  aber  er 
1^  mo^(  faum  bie  Jtunß  rid^tig  gelernt. 

^ie  Sage  ersd^It  ndmlic^,  bo^  er  eined  ^aged  in  ber  geheimen  äBerfftott  beS 
SCl^ertud  eine  munber^or  fc^dne  wei^lic^e  ®efta(t  getroffen  f)abt,  bie  i^n  mit  menfd^Uc^ 
Stimme  bewittfommtc.  Um  fw^  geflen  biefe  teuflifc^e  SJerfuc^ung  ju  roe^rcn,  fc^Uig  er 
mit  einem  Stode  auf  fie  M,  worauf  bie  gigur  unter  Staffeln  unb  eigentümlichen  Sauten 
jufammenfiel.  9l(bert  !am  gerabe  barüBer  ^inju  unb  rief  somig:  „Xf^oma^,  ^^^omaö,  n)o8 
wad  ^aft  bu  get^an?  C^ne  Slrbeit  oon  80  2Mren  ^  bu  mir  ^erftört."  SJ^ag  biefer 
Bericht  auc^  etioad  audgefc^mütft  fein,  fo  unterliegt  ed  boc^  laum  einem  S^^^^'  ^^  SUbert 
einen  !ünftUc^en  9(utomaten  verfertigt  ^atte,  eine  Arbeit,  mit  ber  bie  alten  logier  ftc^  oft 
befc^dftigtcn.  Unb  liegt  ber  Sac^e  au(^  nur  etwa«  9BBa^r^eit  su  ®runbe,  fo  ift  cd  fe^r 
natürlich,  ba(  ^^omad,  welcher  ben  rechten  3ufammen^ang  ber  Sac^e  foum  oerftanben 
f^at,  ber  eifrigfte  93orMmpfer  für  ben  ©tauben  an  bie  3öwberei  mürbe. 

Q&  mürbe  ber  Jtird^e  mol^l  fd^mer,  ben  Jtanon  @pi^copi  au^  ber  SBett 
}u  fd^affen,  aber  mit  ttVDa&  gutem  äBiUen  glfldfte  t&  bo^,  unb  fd^on  im  Xobei^^ 
jal^re  bt&  S:^omai^  von  9(quino,  1264,  fanb  ber  erfle  ^esenprojeg  in  Songue« 
boc  fiatt  a3ei  biefer  ©elegenl^  unb  aud^  in  ber  näd^flen  3^  totmtt 
ftd^  bie  SlnHage  megen  ^e^erei  natürlich  nid^t  gegen  mel^r  atö  eine  ober 
einige  wenige  ^ßerfonen  rid^ten.  3(1«  man  jebod&  erfi  mit  fold^en  Sefd^uU 
bigungen  angefangen  l^atte,  ba  lag  t&  ja  na^e,  ben  ältdlagen,  meldte 
man  gegen  bie  fteti^  oorfommenben  Jte^rfeften  rid^tete,  bieienige  megen 
^e^erei  an}urei^en.  @o  entflanb  im  Saufe  eine«  l^alben  Sal^rl^unberti^  ber 
®^flriff  „Äefter*  unb  ^ejenfriften",  unb  bamit  mar  im  mefentlid^en  ber  ®runb 
}U  ben  SorfieUungen  oon  ber  fd^roarjen  ober  teuflifd^en  SKagie  gelegt,  meld&e 
fomol^l  ba»  aSolf  afö  aud^  bie  gebilbeten  Äreife  ©uropaiS  bi«  ju  beginn  be« 
ad^tjel^nten  Sal^ri^unbert«  bel^errfd^ten.  a)iefe  milben  5ߧantafien  fofieten 
@uropa  mel^r  unfc^ulbige«  Slut  afe  aße  gleid&jeitigen  Äriegc.  3w  folgen* 
ben  Slbfd^nitt  merben  mir  fe^en,  mie  man  fid&  biefe  ^egengefeUfd^aften  orga« 
nipert  badete  unb  roa»  man  i^en  ate  3^^^^  ^"^  Slufgabe  oormorf. 


^ad  Seufetöbänbnid  unb  bie  $esenfabbate.  91 


^as  ®eufefeßün&m6  unb  bk  ^excnfaddaU. 

-Cifficiens  primaria,  b.  f).  bie  crfle  unb  eigentUd^e  Urfad^e,  bafe  ber 
9Kenf(§  eine  §eje  toirb  unb  bem  Sleufet  l^utbigt  iji  ber  2;eufel  felbfi.  3)iefer 
fonn  jebod^  nid^tö  aui8ri($ten,  wenn  if)m  ber  SWenfd^  nid^t  burd^  feine  Safier 
eine  SBeranlaRung  fid^  einjumifd^en  giebt.  3?er  Ungläubige  ober  ©d^road^* 
gläubige,  ber,  toeld^er  (eid^tftnnig  fc^toört,  rad^fttd^tig  ober  unoerfö^ntid^  i^, 
ber,  loeld^  unjild^tige  ©elflfte  f)at,  unmäßig  i^t  unb  trinft,  enblid^  ber  9ieu« 
gierige,  roeld^er  me^r  ju  loiffen  njünfd^t,  afe  anbere  roiffen,  wirb  immer  ber 
SJerfud^ung  auÄgefe|t  fein,  beim  Xeufel  $ilfe  ju  fud^en.  ©ine  fold&e  ©in* 
flüperung  aber  toirb  er  entmeber  perfönlid^  oom  2;eufel  ober  oon  beffen 
©el^ilfen,  ben  fiejen,  erl^aüen.  SBenn  ein  SWenfd^  fid&  nun  oorgenommen  l^at, 
Öilfe  beim  SJeufet  ju  fud^en,  xoa^  muß  er  bamt  belauf g  Sufnal^me  ia  bie 
Öejengefettfd^aft  tl^un? 

hierauf  antmortet  ber  e^rroürbige  ^ßafior  2)aoib  aReberui^  in  feiner 
britten  ö^enprebigt,  mie  folgt: 

㨀  Befennen  bie  oerblenbeten  SWenfdJen  aEc  felbfi,  ba^  fte  erftlic^  muffen  ber 
ö.  3)re9foItig!ett,  dfycifto,  htm  ß^^riftl.  ©louben  unb  ber  $.  %mii  abfagen,  bicfelben  »er* 
ieuq;Mn,  oerfc^meren,  unb  fonberlic^  in  ben  jtirc^en,  n>ann  ber  ^for^err  ben  %tit  bed 
Goangelii  liefet,  aUe  SBort  be9  ftc^  felbft  lügen  ftraffen,  unb  ftc^  a(fo  su  &Z)titi  unb 
©^fh  geinben  erIWren:  JDenn  fo  lang  fte  not^  be^  bem  (S^rifil.  Olouben  ocr^arren,  fo 
long  lonn  fie  ber  2:euffel  }u  SBerlaeugen,  ollen  feinen  legten  Sßillen  au  t^un,  nic^t  ge^ 
brauchen;  ber  ©^riftlit^e  ®laub  t^ut  i^me  atte«  ^er^eleib  an.  3um  Slnbem  muffen  pe 
ouc^  8ufagen,  bo^  fte  allen  ip.  ©Dtted,  mie  aud^  allen  Kreaturen,  fo  ben  5ttnbem  @Otted 
$u  gute  !ommen  f ollen,  feinb  fe^n,  unb  fte  befd^ebigen,  unb  oerberben  motten,  wie  fte 
mögen.  2)ritten8  muffen  fie  jufagen,  attein  ben  2;euffel  für  il^ren  &Ott,  Ferren  unb 
itdnig  su  erfennen,  unb  oerei^ren,  unb  in  allen  fingen  i^me  ge^orfam  }u  fe9n.  Stertend 
werben  fte  anber«,  unb  nemlic^  in  be^  3;euffel3,  etlidje  in  aller  2;euffel  9iomen  getaufft, 
borbep  bie  anbem  ^tjcm  flebenb  Söaffer  unb  33e(fen  jutragen;  unb  »errichtet  folc^e  2;auff 
entmeber  ber  ©otan  felbft,  ober  eine  ©eje;  gef(^ie^t  auc^  nid^t  alleseit  mit  befonbem  ®t^ 
IMfeng,  fonbem  nur  offt  aa%  einer  go^rgleife  ober  aWiftpfü^en,  ba  bann  ber  nerogetaufften 
^ejin  ein  anberer  Slome  gegeben  wirb,  günfften«  wirb  einer  folc^en,  beS  3:euffet«  Sleic^ 
eittoerleibten  ^erfon,  alfobalb  ein  eigener  unb  befonberer  ^uren*  ober  öu^U^euffel  ge^ 
gegeben ;  ber  ^elt  mit  i^r  §oc^jeit  unb  Seglager,  unb  finb  bie  anbem  ipegen  barbep  frö^* 
lic^.  &tdfiimi,  folc^er  i^r  Xeuffel  führet  fte  ^emat^  l^in  unb  wieber,  lömt  offt  ju  i^r, 
treibet  Unjuc^t  mit  i^r,  befiel^let  il^r  oud^  biefe«  ober  jene«  Uebel  au  t^un,  famt  anbem 
bie  booon  ouc^  IBefel^l  l^n.  @iebenbed,  unb  bann  t^ut  er  i^nen  gro^e  S3er^ei(ung,  fte 
mt  aßeirt  pi  »erforgen,  fonbem  auc^,  ba  fte  fd^on  be^  ^ejemoerdtö  falber  fottten  eins 
gebogen  werben,  au^  ber  ©efängni^  baoon  au  Reifen;  bo(^  bo^  fte  feft  ^alte,  nic^t  betenne, 
ober  ba  fie  fc^n  etwad  befemtet,  bod^  balb  wieber  oerlöugne."  *) 


•)  3um  a:roft  für  bie  erfc^redte  (SJemeinbe  fügt  ber  ?Jaftor  ^inju:  „3ft  aber  alle« 
erlogen,  unb  ®Dtt  felbfk  flehet  ber  Dbrigfeit  in  il^rem  Slmpt  beg,  baj  bie  ^ejen,  fo  ge* 
fangen  werben,  oom  2^euffel  nit  lönnen  wieber  lebig  gemad^t  werben,  ungeac^t  ba^  er  fte 
oertrbftet,  ein  fold^e^  pi  t^un,  big  man  ba«  geuer  unter  i^nen  anjünbet.'' 


92  ^d  ^eufeUbttnbmd  unb  bie  desenfobbote. 

SQBcnn  eine  ^erfon  auf  fold^e  SBeife  mit  allen  5^nnalit&ten  in  ben 
^ejenbunb  aufgenommen  ifi,  befifet  fie  eine  grofee  3Radft,  ben  ßeulen  ju 
fd^aben.  @ie  {ann  aOerlei  unoerbaulid^e  @ad^en,  wie  Qaaxe,  Surften,  ©lad, 
Slabeln,  aWejfer,  Jlägel,  ^oljjWide,  gifd^gräten,  SQBürmer,  ©forpionen  »nb  ber» 
gleid^  in  ben  9Renfd^en  J^ineinjaubem.  Sugecbem  {ann  fte  ben  fieuten 
fd^aben  unb  fte  bejaubem,  wenn  fie  fie  anfielet  ober  an^aud^t. 

^^o(^  ift  3U  merfen,  ba(  fie  gleid^mo^I  ntc^t  aOe  2tute  unb  (Kreaturen  oerle^en 
fbnnen,  ob  fie  fc^on  gerne  weiten,  ^e^  finb  oon  benfelben  bie  gfrommen  unb  ®otted 
fün|tigen,  ^tebiget  unb  ©eifUic^e  ^etfonen,  Dbrig!eiten  unb  6(^arfri(^ter  unb  Bender, 
@to((«  unb  üerctermeifter,  iBflttel  unb  $ef(^,  Schergen  unb  6tabfne(^te,  unb  oUe  bie« 
jenigen,  n^eCd^e  fotc^e  ^esen  unb  3<niberet  gefänglich  ^(ten  unb  oerwa^ren,  biefetben  oer^ 
urtl^eilen  unb  bie  ©eric^tlic^e  execution  an  i^nen  öottfü^ren." 

2)urd^  oielfad^e  @rfal^rungen  ift  jugteid^  bemiefen,  bag  bie  iQe^en  Seuten 
allerlei  @ut,  l^auptf&d^lid^  fiebeni^mittel  unb  jtom,  rauben  tonnen. 

,,@elMg  borff  nic^t  roeitläufftig  aufgefaltet,  ober  oiel  ^iftorien  unb  (S/i^mpü  bep» 
gebracht  werben,''  fagt  ^rätoriud,  ^fintemat  bie  tdglid^e  ©rfa^rung  leiber  mit  monc^ed  feinem 
großen  @c^en  eS  fiberflüfftg  bezeuget." 

S)urd^  Einlegen  oon  Jträutem  unter  bai^  ä3ett  ober  burd^  ftnoten  einei» 
9ltemeni^  ober  einer  Sinbe  !onnten  bie  iQe^en  eine  ®^  unfrud^tbar  mad^en, 
aui^  ber  S^t'^'^  ^^^  Jtnoten  fann  man  bann  feigen,  mie  oiete  Jtinber  bie  @^ 
leute  l^ätten  befommen  fdnnen.  S)ie  ^e^en  vermögen  burd^  il^re  jtflnfle  aud) 
baiS  ©efd^led^t  eined  SRenfd^en  }u  oerönbem,  ein  SRäbd^en  }u  einem  Tlaxm 
}u  mad^en  unb  umgefel^rt,  um  baburd^  grogen  SBerbmg  }u  erregen.  S)ag 
fie  Unmetter,  SBinb,  Siegen,  Ädlte,  2)onner,  Slife,  ©d^nee  unb  ©i«  ^erpor^ 
rufen  lönnen,  ift  fd^on  frttl^er  erm&^t.  SSii^meilen  mirb  aud^  ei^l^lt,  bag 
bie  Qtjcm  imflanbe  feien,  fid^  groge  ©d^önl^eit,  @l^re  unb  Sieid^tum  bei« 
julegen;  inbed  futb  bie  meiflen  9lutoren  fi$  bod^  barin  einig,  bag  man  nur 
feiten  gehört  l^at,  eine  i^e^e  l^abe  burd^  il^re  Äünfle  etma«  gewonnen. 

@ine  oiel  oerl^anbelte  ^^rage  ifi  bie,  ob  bie  ^e^e  überhaupt  ettoad 
@utei$  auj^jurid^ten  oermag,  ob  fie }.  93.  gefö^rlid^e  Jtrattf^eiten  feilen  !ann. 
S)ie  meifien  meinen,  fie  tonne  ed  mol^l,  menn  ber  2;eufel  ed  erlaube,  biefer 
gebe  aber  feiten  bie  Srlaubnid  baju. 

aWit  iöitfc  il^reiJ  ^rioatteufete  tonnten  bie  ^e^en  ftufeerfl  rafd^  burd^ 
bie  Suft  getragen  werben  unb  in  unglaublid^  turjer  3^  ^H^  Steifen 
mad^en. 

iBom  ^rebiger  ^o^anned  Seutonicud  in  ^alberftabt,  feiner  3eit  einer  ber  befanm 
tefien  3<>uberer,  wirb  berichtet,  bo^  er  im  gaJ^re  1221  in  einer  92a(^t  gleic^eitig 
brei  HReffen  gefungen  i^abe,  bie  eine  in  ©alberftabt,  bie  anbere  in  HRainj  unb  bie  britte 
in  jti>(n.  ^nbem  bie  ^^ejren  ftc^  mit  einer  Salbe  einreiben,  meiere  auS  bem  ^tte  neu- 
geborener ^inber  unb  aud  oerfc^iebenen  ^rftutem,  wie  9)i{o^n,  9{acl^tf(^atten,  Bormtnblumt, 
@(^ier(ing  unb  Bilfen!raut  bereitet  wirb,  lönnen  fie  auc^  bun|  bie  £uft  fa^en  unb  smar 
auf  aderCei  ©erfttf duften,  dürften,  ^erjongen  unb  Heugabeln,  ^efe  0ef5rberung8f 
mittel  menben  fie  im  aOgemeinen  bei  bem  großen  Sa^redfefite,  bem  ^e^enfobbot,  an,  bod 
gemö^nlic^  auf  einem  l^o^en  IBerge,  in  einigen  ^önbern  auc^  in  einem  großen  SSalbe,  auf 


3)as  Xeufeldbünbnid  unb  bie  ^esenfabbato. 


93 


einem  freien  $(a(e  abgehalten  wirb,  ^ie  bänifc^en  unb  beutfc^en  $esen  sieben  belannt^ 
li(^  )um  ^todibtvQ  (bie  bönifc^en  bisweilen  aud^  jum  ^eüenfelbt ,  ^ella  auf  S^lanb),  bie 
f(^n)ebif(^en  sieben  Slaahiüa  auf  Delanb,  bie  nonoegifc^en  Spber^om  bei  bergen  vor,  unb 
fo  ^en  bie  ^e^en  eined  leben  £anbed  i^ren  befonberen  ^laf.  ^ai  ^eft  mirb  entweber 
in  ber  SBalpurgidnac^t,  am  erften  9Rai,  ober  in  ber  3o^<^>ii^na(^t  abgehalten.    9(n  biefen 

gig.  3. 


gfeften  milffen  ade  ipejren  teilnehmen;  biejenige,  weld^e  ol^ne  triftigen  @runb  fortbleibt^ 
mirb  bie  ganje  3la^t  fo  oon  i^rem  2:eufel  gepeinigt,  ba|  fte  nic^t  fc^lafen  !ann. 

äBenn  bie  3^  ^^^  Slbreife  ge!ommen  ift,  falbt  bie  ^e^e  ftc^,  nimmt  ben  d^egenftanb, 
morauf  fie  reiten  miQ,  unb  fpric^t  leife  bie  SBorte:  ,,Dben  au|  unb  nirgenbiS  an.''  6o 
fd^rt  fie  gewöl^nlic^  burc^  ben  (Sc^omftein  ^inaud.  Slnbere  retten  auf  i^rem  Xeufel, 
»elc^er  in  ©eftatt  eined  ^ocfed  oor  ber  ^C^ür  fte^t.     SBA^renb  ber  Steife  muffen  fte 


94  ^^^  Xeufetöbünbnid  unb  bie  ^tjctn^abbatt. 


ftc^  mo^i  ffüttn,  ftngftlid^  su  fein  ober  ftc^  umaufe^en ;  beim  bann  foSen  fle  ^erab  unb  fomten 
ft(^  6öd  befc^igen,  ba  fte  oft  ^oc^  in  ber  £uft  fliegen.  (Stnige  fliegen  gonj  natfenb, 
anbete  ^aben  itleiber  an. 

Slod^bem  fie  am  fjeftplafe  angelangt  fmb,  wirb  aSed  sunt  Sc^nutufe  fertig  gemalt, 
3:if(^e  unb  8än!e  n>erben  ^erangerü(ft,  unb  !oftbare  Silber^  unb  ©olbfac^en  werben  auf« 
gefegt,  ^ad  @ffen  ift  oft  oor^ttglic^,  aber  ab  unb  su  t^at  ber  Xeufel  fein  Vergnügen 
baran,  feine  (SWfte  anjufü^ren,  unb  traftiert  fie  mit  2(a3  unb  anbem  unreinen  iDingen; 
Sal)  jebod^  fe^lt  fletiS  bem  ®ffen,  wie  ed  auc^  immer  fein  mag.  9tac^  bem  ®ffen 
erjd^len  bie  ^e^en  i^re  92euig!eiten,  |ebe  berichtet,  wad  in  il^rer  (S^egenb  pofflert  ifl;  benn 
fie  achten  auf  aXiti,  wad  fid^  bei  ben  SRenfc^en  ereignet.  ^IBeld^  bann  ben  ^e^en« 
meiftem  unb  3<tuberem  för  ein  SRittel  bient,  ba(  fie  mu^  folc^en  neuen  S^itungen  offt^ 
mal«  oorfagcn  fönnen."  2)arauf  giebt  ber  Xeufel  feinen  3)iencm  neue«  ®ift,  um  neue« 
Unglücf  anzurichten,  ^efe«  @ift  wirb,  wie  mehrere  Slutoren  erjA^Ien,  babun^  gewonnen, 
ba(  ber  2;eufel  ftd^  in  ©eftalt  eine«  IBotfe«  oerbrennen  l&^,  worauf  bie  ^e^en  forgfditig 
bie  Sfc^e  fammeln,  bie  fär  9)^enf(^en  unb  Sie^  fe^r  gefd^rlic^  ifl.  IBalb  barauf  ifit  ber 
IBod  jeboc^  wieber  mitten  unter  i^nen  unb  ruft  mit  furchtbarer  Stimme:  ^SlOc^et  eud^, 
ober  i^r  müit  fterben." 

darauf  erweift  man  bem  Teufel  bie  gebO^renbe  ^ulbigung,  wa«  baburt^  gefc^ie^t, 
ba|  ber  Socf  ber  ä^erfammlung  txa  Hinterteil  sute^rt,  unb  jebe«  S^tglieb  berfelben  i^n 
an  biefer  SteQe  lü^t.  @r  s^igt  fu^  ieboc^  nic^t  allen  in  biefer  ©eftalt,  bie  Sleuange- 
lommenen,  auf  bie  man  ftc^  nod^  nic^t  rec^t  oerlaffen  famt,  werben  gebtenbet  unb 
meinen  bann  einen  großen  dürften  lu  fe^en,  beffen  ^ftnbe  fte  fttffen,  bod^  ifl  bie«  blo^ 
iSinbilbung.  ^attn  beginnt  bie  Suftbarleit,  bie  $e£en  fteUen  ftc^  im  itreife  auf  mit  bem 
fftüden  nac^  innen,  bamit  bie  eine  bie  onbere  nic^t  fe^e.  unb  beim  S^aü  ber  pfeifen  wirb 
ein  9htnbtana  aufgeffl^rt.  Skt^renb  be«  ^lanjen«  fingen  bie  ^e^en  unb  Teufel  im  (S§or: 
„$err,  $err,  3:euffel,  2:euffel,  fpring  l^ie,  fpring  ba,  ^upffe  §ier,  ^upffe  bort,  fpiel  ^ie, 
fpiel  ba."  3unt  ©c^luffe  ergreift  jeber  Xeufel  feine  $eje,  unb  wenn  fte  i^re  ©elftfte  be« 
friebigt  ^aben,  wirb  bie  3^  ^<>ntit  angebracht,  ba^  jebe  $e£e  erjd^lt,  welche«  Unglücf  fte 
feit  ber  legten  3ufammentunft  angerichtet  f^at,  diejenige,  welche  nic^t  ^inreic^enb  bo«- 
^afte  6c^urfenftrei(i^e  ju  erjd^Ien  wei^,  erhält  oon  ben  dlteften  Teufeln  ^eitfc^en^iebe. 

IBenn  bie  neuen  ShtgUeber  auf  folc^e  9Beife  aUe«  gefe^en  l^aben,  wa«  fie  ®\iie^ 
unb  IBöfe«  ju  erwarten  ^en,  werben  fie  feierlid^  in  ben  8unb  aufgenommen,  inbem  fie 
i^ren  Flamen  mit  i^rem  eignen  33lute  in  ein  groje«  ©udj  fc^reiben.  SBi«weilen  wirb  ein 
fdnnlid^er  Itontraft  jwifc^en  bem  Teufel  unb  bem  betreff enben  gemad^t,  worin  biefer  ftd^ 
gewiffe  irbifc^e  Sorteile  au«bebingt  unb  bafür  nad^  S3er(auf  einer  beftimmten  3^  ^^i" 
2:eufel  angehört.  ®in  folc^er  ^ontraft  wirb  ieboc^  nic^t  allein  beim  $efte  au«gefertigt, 
fonbem  !ann  wa^rfc^einlidj  ju  jeber  Qtit  auftanbe  lommen.  3)ie«  fc^eint  au«  folgenbem 
alten  Hftenftäcf  ^eroor^uge^en: 

„^d)  ®nbe«unter)eic^nete  9Ragbalene  be  la  $alub  u.  f.  w.  beurfunbe  unb  bezeuge 
hiermit,  ba|  ic^  in  ^enwart  ber  aQl^ier  Gegenwärtigen,  nämlid^  be«  $erm  £oui«  ©obfrib^ 
unb  be«  Teufel«  ^eeljebub  meinem  £eile  an  ®ott  unb  ben  ^immlifc^en  ^eerfc^aren  ent^ 
fage.  3d^  entfage  gänatic^  unb  oon  ganjem  ^erjen  unb  mit  aUer  Itraft  unb  9Rac^t,  ®ott 
bem  »ater,  bem  ©o^ne  unb  bem  i^eiltgen  ©eifte,  ber  atterl^öc^ften  SRutter  ©otte«,  allen 
^eiligen  unb  (^geln  unb  infonber^eit  meinem  guten  ^ngel"  u.  f.  w. 

Siac^bem  bie  Sfiamen  in^  83uc^  eingetragen  unb  ber  Äontraft  mit  benienigen,  bie 
e«  wünfc^en,  abgefc^loffen  ift,  finbet  bie  ^aufe  ber  neuen  SRitglieber  ftatt.  ^?öelc^ 
bann  bie  Urfac^  ift,  warum  bie  3<>uberer  unb  ^e^enmeifter  gemeiniglid^  jween  Spornen 
^aben."  ©c^lielUc^  brücft  i^nen  ber  a;eufel  fein  SRal  auf,  bamit  er  fte  wieber  lennen 
!ann,  boc^  am  liebften  an  einer  verborgenen  ©teile  be«  Itörper«,  wo  e«  nic^t  leicht  oon 
anberen  entbecft  wirb.    JDenn  wo  ber  a:eufel  feine  ginger  Eingelegt  ^t,  fü^lt  man  feine 


2)a«  XeufeÖBünbnie  unb  bie  ^ejcnfaWote.  95 

Sc^ersen;    an  folc^en  gefä^lCofen  Stellen  ftnb  bei»l^al5  bie  richtigen  3auber^esen  )u 
evfeitnen. 

@i^  toar  eine  t)ie(  umflrittene  f^roge  ber  alten  äbitoren^  ob  aui»  bem 
Serfe^re  ber  fiejen  mit  ben  2:eufetn  lebenbe  SBef en  entfielen  f önnten.  »obinu« 
fd^reibt  l^ierüber: 

„Haec  quaestio,  an  isti  coitus  fieri  possint,  coram  Sigismundo  caesare  fuit 
agitata  et  au  ex  iis  aliquid  nasci:  tandemque  fuit  constitutum  posse  copulationem 
istam  et  generationem  existere  .  .  .  Sed  neque  hac  in  re  inter  Doctores  convenit: 
ex  quibus  nonnuUi  putant  Daemonas  Hyphialtas  sive  Succubos  virorum  semen  accipere 
et  Ephialtas  sive  Incubos  eodem  in  mulieres  abuti.  De  hac  autem  copulatione 
Hieronymus  et  Augustinus  asserunt  nihil  ex  ea  procreati :  si  fiat,  diabolum  in  came, 
non  hominem  fore." 

SMe  SBerfaffer  finb  ftd^  jebod^  atte  barin  einig,  bofe  bai^ienige,  xoa&  ge* 
boren  rovch,  niemate  mmfd^Iid^e  @eftalt  ^at,  fonbern  nur  f leine  l^ä^lid^e  tier« 
ö^lid^e  SSkfen  ftnb. 

&  bebarf  tool^l  laum  be^  99en)eifei$,  bag  alled,  n)a^  mit  bem  ^e^en« 
loefen  in  SBerbinbung  fielet:  bie  Xaufe  ber  fiejen,  bie  jäl^rlid^en  großen  ^e, 
baiS  SSerbrennen  beiS  2;eufel^  unb  fein  SBieberaufteben  u.  f.  xo.  ^arobien  auf  bie 
^eiligen  ^anblungen  ber  d^riftUd^en  Äird^e  refp.  auf  ©reigniffe,  roetd^e  bei 
il^er  ©rünbung  flattgefunben  l^atten,  n)aren.  9Bad  foQte  ber  2;eufetöfult 
onber^  VDof)l  fein  ate  eine  Äarifatur  ber  ©otte^oere^rung? 


^e 


©ie  3ßrÄfe  utt&  &cr  Verfall  &er  'JEa^ie. 
Wxt  BIufepBriobe. 


^er  aWenfd^  ift  faum  jemafe,  wcber  früher,  nod^  fp&ter,  ben  bämo* 
nifd^en  aWäd^ten  in  einem  fo  l^ol^en  ®rabe  preü^egeben  geroefen,  afe  wä^renb 
ber  atütejeit  be«  §ejenn)efeni^.  5Wid^t  nur  maren  jal^lreic^e  ©d^aren  oon 
2)amonen  barauf  bebad^t,  @d^aben  an  ©efunbl^eit,  Seben  unb  @ut  anjurid^ten, 
fonbern  biefelben  l^atten  aud^  unter  ben  ^enfd^en  oiele  toittige  3)iener, 
beren  Hauptaufgabe  t^  mar,  i^re  3)Htmenfc^en  ju  plagen.  S)iefen  jerflörenben 
unb  oerberbenbringenben  SBBefen  gegenüber  mar  ber  SWenfd^  ol^nm&d^tig,  meil 
bie  3)ämonen,  fomie  il^re  ©el^tfinnen,  bie  Hejen,  ba&  oermod^ten,  mai^ 
fein  aWenfd^  fonji  au^jufül^ren  ober  ju  oerl^inbem  imflanbe  mar.  SBemt 
bie  aJlenfd^en  fo  aber  mirflid^  ganj  l^ilfloS  baftanben,  folange  fie  auf  il^re 
notürlid^en  Hilfsmittel  angemiefen  maren,  ma«  SBunber,  merai  fie  ju  über- 
natürlid^en  aWitteln  griffen,  um  überl^aupt  auf  ber  SBelt  nur  egifHeren 
)u  löraten.  S)a  bie  Q(iS)i  unb  bie  ©tärfe  biefer  SDWttel  aber  notmenbigermeife 
in  einem  entfpred^enben  äSerl^ältnüS  }u  ben  ©efal^ren  ftel^en  mußten,  bie  fie  ab«* 


96  ^ie  8Iflte  ui^  ber  Serfaa  ber  äXagie. 


welken  fottten,  fo  ip  cj5  leidet  begreiflid^,  ba§  bie  SWagic  nie  iuoor  eine 
fotd^e  9lo(le  in  aQen  menfd^lid^en  SSerl^ältniffen  gefpiett  f)at,  aui  bem  einfad^ 
©runbe,  n)eil  bad  Singreifen  ber  2)änumen  in  baiS  menfd^lid^e  Seben  fräl^ 
nte  fold^en  Umfang  eneid^t  l^atte.  3n  erfler  Sinie  voax  natfirHd^  bie 
itird^e  ba}U  berufen^  {td^  ber  frommen  anjunel^en  unb  il^nen  gegen  ben 
3:eufel  unb  feine  ^ener  bei}uflel^en.  S)al^  entoid(elte  bie  lird^lid^  aOogie 
ftd^  je^t  }n  einer  b\&  bal^in  unbelannten  ^ö^.  SnbeiS  genügte  bie^  offen« 
bar  nid^t.  2)er  SWenfd^  fonnte  ja  jeben  3lugenbUd(  einem  l^interlifiigen 
älngriffe  einer  ^e^e  audgefe^  fein^  ber  ^riefler  ober  ein  anberer  S)iener 
ber  itird^e  mar  iebod^  nid^t  immer  bei  ber  Qanh,  um  ben  abgriff  ob» 
jumel^ren,  fo(g(id;  mu^te  bai^  äSolf  felbß  über  magifd^e  Wütl  oerfOgen  fornten, 
um  bod  99öfe  abjutoeidren.  @o  erreid^te  aud^  bie  äßagie  beS  Sßoüe^  }tt 
jener  3^  ^^  fd^minbelnbe  ^öl^e.  SBir  moOen  nun  bie  Sßagie  bei^  äJoUd^ 
unb  bie  ber  Jtird^e  nad^einanber  betfad^ten  unb  mit  ber  erfteren  beginnen, 
^ie  9Ragie  bed  93oIIe^  ^atte  ber  9latur  ber  @ad^e  nad^  eine  brei« 
fad^e  Aufgabe:  bie  ^e^en  ju  entbedfen,  um  fte  bem  ©erid^te  )u  überliefern, 
bem  UnglüdC  oorjubeugen,  bai^  fte  onjurid^ten  oermod^ten,  unb  enblid)  etmoige 
©d^äben  }U  l^en.  2)a)u  gab  ed  jol^lreid^  SRittel;  bod^  ifl  ed  nid^t  mdg^ 
lid^,  ade  biefe  oerfd^iebenen  magifd^n  Operationen  b\&  )u  il^rem  Urfprunge 
l^in  }tt  oerfotgen.  S)iefelben  ftnb  ber  ^fk^t^oJ^l  nad^  aud^  fo  fumloiS,  bog 
fie  oielmel^r  bie  fjrud^t  eineiJ  franfen  ®ef)vcne&,  afe  ba«  Slefultat  einer  ge* 
fd^id^tHd^en  @ntmidlung  }u  fein  fd^einen.  34  befd^ränle  mid^  be^^alb  barauf, 
nur  d^arafterifüfd^e  »eifpiele  anjufül^ren  —  eine  erfc^dpfenbe  SBiebergobe 
mürbe  §o(iobänbe  erforbem. 

äBoron  erfemtt  man  eine  $ese?  SBirft  man  ein  SReffet,  ba€  ein  Jtreu)  trdgt.  Ober 
fte,  bonn  mu^  fte  fic^  offenbaren.  2)erienige,  roeCd^er  ben  3tt^n  einer  ©gge,  ben  er  ge» 
funben  f^at,  ober  Stovn,  bad  im  8rote  gewefen  ift,  bei  fic^  trdgt,  fte^t  bie  ^e^en  mit 
SRilc^eimem  auf  bem  Äopfe  in  ber  Äirc^e.  Silimmt  man  am  Dfterfonntagmorgen  ein  di 
mit  fl(^  in  bie  ^irc^e,  bann  lann  man  ade  bie  Sßeiber,  meiere  bem  'Teufel  angehören,  er« 
fennen;  inbed  »iffen  biefe  ed  unb  fud^en  bad  ®i  in  ber  2;afc^e  ju  jerbrütfen,  glüdt  i^nen 
bied,  bann  bricht  ouc^  bad  ^era  beffen,  bem  ba€  ®i  gehört.  SBenn  man  bie  Sc^ii^e  ber  JHm 
ber  mit  ©d^einefc^mals  beftrei^t,  fo  !5nnen  bie  $esen  nic^t  aai  ber  5lirc$e  ^inaui^fommen, 
fobmge  bie  üinber  barin  flnb.  SBer  ftc^  bei  ber  SBei^nac^ti^meffe  auf  einen  Schemel,  aud 
neunerlei  ^olj  gefertigt,  fiettt,  fann  atte  $ejen  ber  ©emeinbe  erfennen,  benn  fie  teuren  bem 
^oc^altor  ben  9tü({en  au;  aber  bie  $e£en  fe^en  i^n,  unb  er  ift  bed  3:obe9,  menn  fte  i^n 
nac^  bem  ®ottc8bienfte  ergreifen  töraicn,  beoor  er  $u  ^aufe  ongefommen  ift.  ®ine  ^e 
erfennt  man  auc^  baran,  ba^  bad  Bilb,  bad  man  in  Ü^rem  9(uge  fie^t,  umge!e^  fte^t. 
(Sie^t  man  einem  anberen  SWenfc^en  inS  Sluge,  erfennt  man  fein  eigne«  aufrec^  93ilb.) 
J!o(^t  man  oerfc^iebene  2)inge  in  einem  Xopfe,  fo  !ann  man  einer  ^e^e  folc^e  Sc^merjen 
ocrurfac^en,  ba^  fte  oon  felbft  lommt  unb  bittet,  ba«  Äoc^en  möge  aufhören  u.  f.  w. 

Um  bag  Unglücf,  meldte«  bie  ^ejcn  anrid^ten  tonnten,  ju  oerl^üten,  gab 
eg  ebenfalte  jal^lreid^e  aWittet. 

3)2e^rere  berfelben  fc^einen  gerabegu  92a(^bi(bungen  oon  $anb(ungen  )u  fein,  toelc^e 
bie  ^eilige  Schrift  bei  befonberen  Gelegenheiten  enod^nt,  unb  welche  man  bed^alb  auc^  bei 
anberen  Seri^dltniffen  a(«  nü^lic^  anfa^.    §ier^in  gehören  bie  Zeremonien,  welche  ben  Suben 


3)ic  »lütcperiobe.  97 


beim  Ofkerfeft  oevorbnet  loaren:  fie  foQten  bie  X^ütpfoften  unb  ben  oBerfiten  ^oßen  mit 
bem  )Bhit  bed  fiommcd  beftreic^en  unb  nichts  von  bem  gfleifc^e  büS  sum  nöd^ften  ^age 
ouf^enm^ten;  n>ad  ftbvig  blieb,  mu^e  t>evbvannt  «oerben.  ^  bad  IBefheic^en  ber  2^ür- 
pfojien  ^ouptfac^Ud^  bo^u  bienen  foKte,  ben  ^^obedengel  am  (antreten  ju  ^inbern,  fo  xft  ed 
gons  natfitlic^,  ba^  man  fic^  backte,  biefe  Zeremonie  !önnte  auc^  onbered  Unglficf  abgalten; 
man  ^eic^nete  beS^alb  mit  j^reibe  ober  jto^le  itreuje  auf  ben  £§ürra^men.  ^u^evbem  befhebte 
man  ftc^,  tdglic^  bad,  n>ad  an  ®^n>aten  im  $aufe  mar,  ^n  oerje^ren/  unb  xoai  an  SQaffer  ober 
IRilc^  übrig  blieb,  mürbe  fortgefd^üitet.  Sei  anberen  Sitten  fommen  anbere  ©efic^tSpunfte 
in  IBetrac^t  IBefonberd  gefd^rKc^  mar  ed  natürlid^,  einer  ^e^e  tima&  ^u  leiten,  ba  fie 
baburc^  leicht  allerlei  Unglütf  in$  ^aud  bringen  lonnte,  menn  fie  bod  ©elie^ene  mieber^ 
brockte,  ^amtntli^  oermieb  man  ti,  etmad  fortiuCeii^en  an  ben  Sagen,  an  meieren,  roie  man 
annahm,  bie  ^ejenfa^rten  ftattfanben.  3ni  Steife  ber  3cit  entmidtelte  fic^  barau«  —  fo 
giebt  ^rdtoriud  an  —  bie  Slnfid^t,  ba|  man  am  HJlorgen  nichts  audCei^en  foUe;  für 
^anbeKleute  war  e8  ba^er  wichtig,  fo  fc^ncU  a(«  möglich  etwa«  ju  oerfaufen.  3)er  erfte 
Ädufer  erhielt  bed^alb  bie  SBare  etmad  billiger,  bamit  ber  ^auf  befto  leichter  juftanbe 
fftme  unb  ber  Ser!dufer  balb  ^^anbgelb"  erhielte.  2)ie  @ntfle§ung  anberer  Sitten 
ift  !aum  mel^r  nac^meidbar.  "Stan  ftedte  $olunber  unb  milbe  5tirfc^en  in  alle  ®den 
ber  3in"«er  unb  oft  auc^  an  bie  Slujenmdnbe  be8  $aufc«,  bann  fonnten  bie  ^ejen  nid^t 
in<5  ^u8  lommen.  3öenn  eine  ^erfon,  bie  im  Serbac^t  ber  ^e^erei  ftanb,  au«  bem  §aufe 
ging,  na:^m  bie  $au«mutter  ^ei^c  9lfc§e  oom  Dfen  unb  warf  fte  i^  nadj.  3"  3o^ö««i 
fammelte  man  gembi^nlic^  neunerlei  Kräuter,  bewahrte  fie  forgfdltig  im  $aufe  auf  unb 
räucherte  mit  i^nen,  wenn  bie  ©efa^r,  bcl^cEt  äu  werben,  oorlag.  3^  einigen  ©egenben, 
fa§  man  e«  auc^  für  gefd^rlic^  an,  bed  3(benbd  au  fpinnen,  unb  jebenfaQS  burfte  man  ba« 
®efponnene  nic^t  bie  3la^t  übet  auf  ber  Spinbel  ft^en  laffen,  benn  fonft  mürben  bie  ^e^en 
{ommen  unb  e«  nebft  anberem  oerberben.  ^uc^  fel^lte  e«  nid^t  an  %ol}«bef(^mörungen, 
um  ber  $e£erei  ooi^ubeugen:  in  äBeftfalen  pflegten  bie  Sauemfnec^te  am  22.  ^ruar 
Dor  ©onncnaufgang  mit  einem  33eile  an  bie  3;^ürc  ju  flopfen  unb  su  fingen: 

„$erau«,  l^erau«,  bu  Sc^mellenoogel  I 

©t.  ^eter«  @tulfcir  ift  lommen, 

Verbaut  bir  $au«  unb  $of  unb  ^taXi, 

^aurfd^oppen,  @d^euren  unb  anber«  all 

S3i8  auf  bicfen  2:ag  über«  Sal^r, 

^a^  ^ie  fein  Schabe  miberfa^r.'' 

„©(^eHenoogel''  bebeutet  atte«,  mcS  fit^  unter  ber  St^meüe  aufhält:  Unrat,  Ungc^ 
jtefer,  ^e^erei  u.  f.  m.  3la^  biefer  Sefc^mörung  blieb  ba«  $au«  ein  ^a^r  lang  frei  oon 
^aben,  unb  man  befc^enlte  bc«l^alb  benjenigen,  ber  biefe  ©anblung  »errichtete. 

StatarUd^  e^flierten  jal^tretd^e  Snittel,  um  bem  @($aben  ab}ul^lfen, 
ber  bur(§  öejcrei  oerurfad^t  mar.  ©ie  liefen  fajl  aße  barauf  §inau«,  bur($ 
biefe  ober  jene  mpfüfd^e  Operation  ber  ^eje  fold^en  aSerbrn^  ju  bereiten/ 
ha%  fte  fid^  gejmungen  fal^,  ben  3^^^^^  mieber  aufjul^eben. 

^ne  SRet^obe  beftanb  barin,  ba^  man  flc^  Sonntag«  oor  Sonnenaufgang  einen 
£^felfio<t  im  ^amtn  be«  2:eufel«  f c^nitt ;  bann  fegte  man  ben  Staub  au«  aEen  oier  ®(f en 
be«  ^oufe«  ober  Stalle«,  tl^at  i§n  in  einen  Sadt,  banb  biefen  su  unb  legte  if^n  auf  bie 
2;^ttrf(^n>elle,  mo  man  bann  mit  bem  Stod  auf  ben  Sad  in  be«  Xeufel«  92amen  lo«l^ieb. 
3eber  Schlag  auf  ben  Sadt  mürbe  oon  ber  $e£e  gefüllt,  unb  biefe  mürbe  fo  gegmungen, 
We  ^ejerei  aufju^eben.  9BBar  ein  aWenfc^  bur(^  ©ejcrei  frani  geworben,  fo  madjte  man 
tin  9ilb  oon  2Bac^«  unb  lie^  einen  ^riefter  an  einem  Freitage  brei  Steffen  barüber  lefen. 
3kan  ftoc^  bann  an  ber  Stelle  in  ba«  öilb*),  wo  ber  Äranle  fein  Seiben  ^atte;  bie  ^cje 

♦)  (Erinnert  an  bie  Sc^ilberung  oon  ben  wilben  93öl!ern  S.  19  unb  oon  ben  ©^albdem  S.  29. 
Seemann,  Aberglaube  unb  3ou6^<^  7 


98  ^ie  t3iate  unb  bet  SerfaQ  ber  SRagie. 

nmr  bann  gesvungen,  bit  StxwnS^  fortzunehmen.  9aben  bie  ^ft^e  ni^t  genug  9KI(^, 
fo  »or  fetbfberfidnblu^  eine  $ece  f^ulb  boron;  mein  fammette  bol^  bie  geringe  9Renge 
9H((^,  bie  man  Mmnmen  fonnte,  lo^te  fie  unb  fUu^  n>4^enb  bed  Ito^enft  mit  SReff em  hinein ; 
bad  t^  ber  $ece  fo  »e^,  bo^  fie  ge^nrnngen  nmr,  bie  Vüldf  mieberfommen  gu  (offen  u.  f.  f. 

3)ie  SRagie  ber  Jtird^e  ftonb  in  ieber  93e}iel^ung  auf  berfet6en 
iQöl^e  trne  bie  beS  SSoKeiS:  nmnentlid^  toarfte  ebenfo  reid^  an  Simtlofigleiten. 
^riefier  unb  ^tSnd^e  oerfd^afften  ftd^  bebeutenbe  Sinnal^men  burd^  aOettei 
ntagifd^e  Operationen,  fie  tafen  ^Reffen  über  aQem  äRöglid^en  unb  Umnög^ 
li(i^,  fertigten  Amulette  an,  fo  j.  89.  ägnu»  S)ei,  Äonjeption»jetteI  u.  f.  u). 

(^  giebt  eine  SRenge  oon  Seifpielen  für  biefe  ürc^Iic^e  3auberei ;  einige  mBgen  gur 
SOufhotion  berfelben  genügen. 

„'Skm  ber  ^riefter  innfc^en  ber  äXeffe  bie  SBorte  fpric^t:  ^Jl^r  foKt  i^m  fein  Dein 
gerbrec^en''  unb  bobei  bie  3^ne  anrühret,  fo  ift  bad  ein  3Ritte(  gegen  Qaf^nwt^.  —  IBeim 
(^eber  n)öf(^t  ber  ^riefter  bem  $ieberfran!en  mit  9Bei^n>affer  bie  $dnbe  ut^  murmelt 
babei  ben  144.  $fa(m,  ober  aber  er  foffet  ben  SIranlen  bei  ber  $anb  unb  fagt:  ^(^  fei 
bir  bad  gieber  fo  leitet  wie  ber  Sungfrau  äRoria  unfere«  :e»erm  3e(u  (El^rifti  ©eburi" 
$Uft  bad  m^i,  fo  tdmmi  er  brei  ^oftien,  barflber  äReffe  getefen  ift,  fc^reibt  auf  bie  eine: 
S^ie  ber  Sater,  a(fo  ifi  auc^  bad  2ebcn;  auf  bie  gleite:  n)ie  ba  ift  ber  6o^n,  alfo  ift 
auc^  ber  l^eilige  ®eift;  auf  bie  britte:  mit  ber  ®eift  iß,  aCfo  ift  auc^  bie  9lrgenei,  giebt 
fie  bem  jhranlen  brei  Xage  l^intereinanber  )u  effen,  boc^  fo,  ba^  er  ben  3:ag  nic^td  me^r 
genieß  unb  abenbd  15  Saterunfer  unb  15  iloe  SRaria'd  fpric^t/ 

Sefonberd  reic^  m  ©efd^adtoftgleiten  finb  bie  oerfd^iebenen  ^e« 
ft^todrungen. 

^olgenbe  IBeifpiele  finb  bem  8enebictionale  ber  Stapujiner  entnommen:  (^n  $au$ 
mirb  bur(^  folgenbe  Ueberf<^rift  oor  ^er  bewahrt: 

„$e(i,  ^eloim,  @ot^ar,  (Smonuel,  Sabaot^,  Hgla,  2:etragrammaton,  ^agiod,  Ot^< 
nod,  Sfc^od,  Stt^anatod,  Je^ooa,  SIbonai,  Sabap,  SReffiad.  ^er  unerfc^ene  Sater  f, 
ber  unerfd^ffene  @ol^n  f,  ber  unerfc^ene  ^eil.  ®eifk  f,  3efu«  ©^riftu«  ber  Äönig  ber 
^errlic^feit  !5mmt  im  ^rieben,  ^ad  SBort  ift  gfleifc^  geworben,  f  unb  ®ott  9Renf(^. 
d^riftWS  t  Oberminbet.  (E^rifhtd  f  ^errfc^t.  (El^riftud  f  befte^tt.  ^^riftu«  hti^ütt  unb 
bema^re  biefed  $aud  oor  S(i4  unb  ^er." 

2)iefer  3ettel  würbe  mit  3Bei^»affer  befprengt  unb  über  ber  ^m^  ober  ©tottt^ürc 
feftgenagelt. 

Um  fi(^  gegen  bie  Verfolgungen  ber  Teufel  unb  ber  ipe^en  gu  fc^ü^en,  pflegte 
man  gemeinte  SRünjen,  „öenebictiondgelb",  unb  gemeinte  Settel,  „ÄonseptionÄsettel",  bei 
ft(^  SU  tragen,  gemö^nlic^  an  einem  Sonbe  am  $alfe.  <S9  waren  alfo  gerobesu  ^Cmulette, 
•  bie  unter  großer  ^erlic^eit  meift  am  9(ltare  nac^  ber  SReffe  geweift  würben,  ^ie  iBei^c 
beflanb  in  einem  &tbeU  unb  einer  Sefc^wörung ;  bie  Sefd^wörung,  welche  über  bie  SRönjen 
gelefen  würbe,  lautete  fo: 

„3^r  oerflut^ten  unb  oerbommten  Teufel,  in  Äraft  ber  SBortc:  SReffia«,  (Snumuel, 
Sabaot^,  Slbonai,  Slt^anato«,  3f<^o«  unb  Xetragrammaton  feffeln,  entftrftftigen  unb  oer^ 
treiben  wir  eu(^  oon  jebem  $la|e  unb  £)aufe,  wo  biefer  Pfenning  Eingelegt  wirb.  Unb 
ferner^  befehlen  wir  euc^,  ba^  i^r  leine  9Ra<^  l^abet,  ben  Seibem  ber  (Sinwo^ner  burc^ 
bie  $eft  su  fc^aben.  ®e^t,  i^r  Verfluchten,  in  ben  $fu^l  bed  ^uerd;  weichet  in  euem 
beftimmten  9lbgrunb,  unb  erfrech  eud^  nic^t  me^r,  ^iel^er  gu  !ommen.  So  befiehlt  eut^ 
©Ott  ber  »ater  f,  (^ott  ber  ©o^n  f  unb  ®ott  ber  ^eil.  ®eifk  f.  SBBeic^et  alfo,  i^r  oer» 
bammten  Teufel,  im  ^amtn  unfere«  .^erm  ^efu  ©^rifti,  ber  ba  lommen  wirb,  au  richten 
bie  Sebcnbigen  unb  bie  2oten  unb  bie  3Belt  bu«!^  geuer.    ^Imen." 


a)ie  8iateperiobe.  99 


2)atauf  tourbe  bte  Senebicttondmflnae  mit  SBei^maffei:  befptengt. 
(SBenfo  tourben  bie  Itonaeptiondsettel  getoeil^t;  eine  SBieberl^oIung  ber  Gerentonie  ift 
alfo  fiberfiaffig. 

Stter  fo  finnloiJ  biefe  SSerroünfd^ungcn  auä)  finb,  fo  ifi  bod^  foweit 
©um  barin,  bafe  man  ^ier  ja  geifüge  SBcfen,  bie  Teufel,  mit  g^ifliflcn 
3RitteIn  bddmpft.  2)er  Oipfel  bcr  abfurbität  mirb  icbo($  errcid^t,  menn 
man  biefe  9lrt  t>on  93ef(i^n)örungen  gegen  ÜRäufe,  ^eufd^reden  unb  d^ntid^e 
^fhtmme  93e{tien''  rid^tet,  unb  felbß  l^ietDor  ifl  man  nid^t  jurüdtgefd^retft! 

3n  betn  alten  ^enebictionale,  aud  bem  biefe  Seifpiele  genommen  fmb,  werben 
folgenbe  angeführt:  ^»enebiction  gegen  3RÄufe,  ^euft^reden,  aRoilftfer,  SBürmcr,  Sd^longen, 
Stä^ex,  Soroen  unb  anbete  fc^dbUc^e  Siere,  welche  ap|)robieret  von  ben  ^fien  mtb  ^ftufig 
oon  ben  Poimsinem  benutz/  3)ie  8e^anb(ung  ber  äRftufe  ift  ungefd^  biefelbe  »ie  bie 
bec  Teufel;  ber  SRönc^  fpric^t  erfi  ein  lange«  @ebet  unb  bann  befc^mdrt  er  fte: 

^34  befc^möre  euc^,  i§r  fd^(i(^n  SRöufe  (ober  ^eufc^retfen  ober  warmer  2C.) 
burc^  &ott  ben  aUmdt^tigen  Soter  f  unb  ^z\u^  (S^riftud  feinen  einsigen  8o^n  f  unb 
burd^  ben  i^eißgen  ®etft,  ber  oon  Seiben  audge^t  f,  bamit  i^r  fogleic^  oon  ben  gelbem 
unb  imferen  Slecfem  5iu:ütoei(^t  unb  ni($t  me^r  in  i^nen  wohnet,  fonbem  in  jene  ^td^e 
eu4  oerfttget,  wo  i^r  niemonben  fc^aben  fönnet  u.  f.  m.** 

9lm  gefdl^lid^flen  unb  fd^mierigflen  mar  bie  @ad^e,  memt  ein  3){enfd^ 
pon  einem  Xeufel  befeffen  mar.  2)iefer  fomtte  mol&l  aufgetrieben  merben, 
aber  nur  burd^  eine  fel^r  meittäuftge  Zeremonie,  bei  me(d^er  ®ebet,  93e« 
fd^mörungen,  ^efprengung  mit  äBei^maffer  unb  anbere  ^eilige  ^anblungen 
abmed^felten.  9latürlid^  mürbe  biefer  @£orciiSmud  immer  Don  einem  2)iener 
ber  Äird^e  auÄgefül^rt;  jeber  5ßriejler  mar  jeboc^  nid^t  baju  geeignet;  benn 
bad  alte  Senebictionale  fagt  audbrüdHid^: 

^SBer  ben  Teufel  auftreiben  foU,  mu^  ein  fe^r  reined  $ers  ^aben  unb  ^öc^ft  Ilug 
uub  oorftc^tig  su  äBerle  ge^en.  SBenn  ed  bie  Umftdnbe  erlauben,  foU  er  oor^er  bad  ^eißge 
Stoenbma^l  empfangen''  u.  f.  ro. 

(^  folgt  bann  eine  lange  Sefc^reibung,  mie  er  [x^  im  Ornate  bem  IBefeffenen 
nd^em  unb  i^m  einen  3^f^^  ^^  Ornate  um  feinen  $ald  fc^lingen  foU;  bann  folgen 
lebete  :c.  ^er  (Steift  aller  biefer  8ef(^n)5rungen  ift  immer  berfelbe,  mie  mir  i^n  fc^on 
oben  fennen  gelernt  l^aben. 

3luger  biefen  flbematurßd^en,  geifUgen  SRitteln  }ur  Sdämpfung  ber 
Xeufel  unb  ^e^en  befag  bie  ftird^e  ein  anbered,  mel^r  irbifd^ed  unb  materielle^ 
SHttel,  me(d^ed  nid^t  aQein  baju  bienen  follte,  bem  Schaben  t)or}ubeugen, 
fonbem  aud&  ba«  Uebel  mit  ber  SBurjel  auiJjurotten.  2)iefe«  aJlittel  mar 
ber  ^efenprojefe.  3^ber,  meld^er  in  bem  aSerbad^te  ftanb,  ^ejerei  ju 
treiben,  mürbe  gemöl^nlid^  vox  ein  SnquifttionSgerid^t  gelaben,  unb  memt  ber 
Serbdd^tige  nid^t  unter  ben  Dualen  flarb,  bie  man  i^n  erleiben  lie§,  um 
i^  §um  »eferattni«  ju  jmingen,  fo  enbete  er  unjmeifell^aft  auf  bem  ©c^eiter* 
l^aufen.  6in  anbercr  SluÄgang  eine«  ^ejenprojelfei^  mar  feiten.  SKan  fottte 
nun  ermarten,  ba^  fold&  ein  feäftige«  unb  rabifale«  SBerfal^ren  bem  $ejen^ 
mefen  ein  @nbe  gemad^t  ^abe;  bad  9iefultat  mar  iebod^  gerabe  baiS  entgegen^ 
feftte.  3e  fetter  bie  ©d^eiterl^aufen  brannten,  befto  jal^lreid^r  murbeit  bie 
ipejen.    95Bare  e»  eine  mirflid^e  Äefeerfefte  gemefen,  bie  man  fo  oerfolgte,  fo 


100  25ie  ^lütc  uttb  b€r  «erfaß  ber  aWagie. 


loärc  fie  wai^rfd^einlid^  balb  untergegangen;  felbft  ble  ja^Ireid^en  aibigenfer 
unb  SBalbenfer  würben  ja,  wie  wir  gefeiten  l^aben,  in  furjer  3^*  ausgerottet. 
S5a  ble  §ej:erei  iebo($  nur  ein  elngebUbeteS  aSerbrec^en  war,  ba«  leiner 
fannte,  fo  bewlrfte  ble  SSerfolgung  natürlld^  nur,  bo^  ein  ©d&reden  fid^  aller 
aSdtfer  bemdd&tlgte.  Um  fid^  felbfi  ju  fd^üfeen,  flagte  man  feinen  SRad^bar 
an.  Qt  mel^r  verurteilt  mürben,  bcfto  größer  mürbe  ble  Slngft,  befio  mel^r 
mürben  angeflagt.  So  befefUgten  gcrabe  ble  ^ejenprojeffe  felber  ben  ©tauben 
be«  3Sotte«  an  fie^erel. 

(Kn  furjer  ^iftorifc^r  Ueberblicf  über  bie  ©ntroictlung  ber  ^e^enprojeffe  wirb  ge« 
nflgen,  um  bie  SHd^tigfeit  biefer  Se^ouptung  iu  betoeifen.  äßir  l^aben  in  einem  frü^ren  9b« 
fd^nitte  gefe^en,  mie  ber  gro^e  JHrc^enle^rer,  Xf^omai  von  ^quino,  in  ber  W!tt%  beS  13. 
3a^r^unbert8  feftpettte,  baj  teufliWc  HRagie  möglich  fei.  Xxt  Snquifition  in  3rran!rei<^, 
bie  eben  im  Begriff  mar,  bie  le^^en  9lefte  ber  5le(erfe!ten  audsurotten,  na^m  biefen  @e« 
banlen  auf,  unb  nun  lauteten  bie  9ln!(agen  gegen  bie  lieber  fomo^I  auf  Pe^eret  M  auf 
$eserei.  9CI$  man  bann  mit  ben  lte(em  fertig  geworben  mar,  fefte  man  bie  Verfolgung 
ber  §ejen  allein  fort,  fö  baft  bie  ^esenprojeffe  in  ^vcm!ttti^  bi«  1390  blühten.  3«  biefem 
^a^re  befc^lo^  bad  fran^öftfc^e  Parlament,  ba^  bie  ainflagen  megen  ^e^erei  oor  bem  melt» 
liefen  unb  nic^t,  mie  bisher,  oor  bem  geiftlic^en  d^c^terftul^l  oer^anbelt  werben  foKten. 
^a  nun  bie  meltUd^en  9iic^ter  fic^  ni(^t  weiter  um  bie  ^ejrerei  an  unb  fttr  ft($  fümmerten 
unb  ^auf)tfdc^lic^  nur  ben  @(^aben  betrachteten,  ber  baburc^  entftanb,  fo  mürben  bie  £)in« 
ric^tungen  immer  feltener  unb^örten  f^Iie^tic^  gana  auf.  tiefer  £auf  ber  ^inge  mar 
ben  ^quifttoren  aUerbingd  rec^t  nnan^tutf^m,  ba  fte  bebeutenbe  ©innaJ^men  burc^  bie 
fonfid^ierten  ©üter  ber  Verurteilten  gehabt  Ratten.  @ie  fa§en  fic^  bedl^alb  mu^  einem 
neuen  SBirfungdfreife  um.  8o(ange  bie  ^e^enprojeffe  in  ^ranfreic^  blühten,  maren  bie 
angrenjenben  ^önber  oerfc^ont  geblieben;  nur  audna^mdweife  Ratten  ^ier  ö^nlic^e  ^rojeffe 
ftattgefunben. 

3n  SDeutfc^lanb  fingen  emftlic^e  Verfolgungen  ber  ipejen  crft  nac^  bem  Sa^re 
1448  an,  mo  bie  beiben  ^ominüaner  3^b  Sprenger  unb  ^einric^  Snftitor  burc^  bie 
bef annte  Vutte  „summis  desiderantes"  oon  3nnocen«  VIII  bie  VoHmoc^t  erhielten,  bie  ^cjen 
JU  »erfolgen  unb  auSjurotten.  2)iefe3  pftpflKc^e  Slftenftüd  befc^reibt  bie  ^ejen*  unb  XeufcU* 
bünbniffe  unb  aQe  fd^ouerüc^en  2:^aten  ber  ^e^en  atö  ^Ua  unb  forbert  bie  ganje  (^eifi< 
(ic^Ieit  auf,  ben  3nquifttoren  beijufte^en.  Xro^bem  lonnten  bie  ^ejenprojeffe  nic^t  rcdjt 
in  (J(u^  fommen,  mei(  mm  ben  'Sobzln  nic^t  glaubte,  meiere  hai  Oberhaupt  ber  ^irc^e 
nun  5um  ^ogma  er^ob.  Xa^  Vol!  glaubte  natürlich  an  3auberei  unb  ttbte  fi^  auc^  mo^I 
au^,  aber  in  ben  oielen  3<t^i^^unberten,  in  bencn  bie  jlirc^e  ben  Glauben  an  bie  ^ögUc^« 
leit  ber  teuflifc^en  9)i{agie  oerurteilt  ^atte,  mar  biefer  ®(aube  aUmd^lic^  auc^  eingefc^Iafen; 
er  mu^te  alfo  erft  auf«  neue  roicber  %txocdt  werben,  ^iefe  3lrbeit  übernahm  S^tob 
6prenger;  er  oerfa^te  ju  biefem  Qm^d  1487  fein  berüchtigte^  äBerf:  Malleus  malefica- 
rrnn  (ber  ^eseni^ammer),  fo  genannt,  weil  ed  baju  bienen  foUte,  bie  ^e^en  ju  jermolmen. 
§ierin  werben  bie  ^ejen,  ber  Vunb  mit  bem  Xeufel  unb  alle  bie  übrigen  Verbrechen 
ausführlich  befc^rieben.  3m  legten  Slbfc^nitt  wirb  bie  Slnweifung  gegeben,  wie  ber  ^rojej 
geführt  werben  foO.  Vei  biefer  gerichtlichen  Seite  ber  Sac^e  finb  befonberS  jwei  fünfte 
oon  2Bic§tig!cit.  2)omit  eine  «deje  belangt  werben  !onnte,  würbe  feine  auf  Veweifen  be« 
ru^cnbc  5lnflage  geforbert,  fonbcm  nur  eine  Slnjcige  (2)enunciation).  2)aburc^  mar  ber 
Äläger  alfo  fic^er,  nic^t  oerantmortlic^  gemacht  werben  ju  fönnen,  faUd  bie  Auflage  fic^ 
al«  falfc^  erwie«,  aber  ba§  war  faft  nie  ber  gatt;  benn  man  erhielt  ben  eigentlichen 
Vemei«  beS  Verbrechen«  einfach  burc§  baö  ©eftönbni«  ber  §eje,  unb  bie«  würbe  burc^ 
bie  ^Cortur  erzwungen.    Vef annte  eine  ^t^t  aber  nic^t  tro|  aller  2:ortur,  fo  war  i^re 


!Die  ömtcpcriobe.  101 

Sc^ulb  erft  rec^t  einleuc^tenb,  ba  fte  notätUc^  nur  mit  $i(fe  bed  ^eufeld  ftc^  fo  t)erfto(lt 
seilen  !onnte.  @$  Beborf  nic^t  beö  ^emeifed,  ba^  biefe  $n)ei  SRomente  (efonberd  geeignet 
Toarcn,  bie  ^cjenprojeffe  in  &an%  3u  bringen,  unb  ba^  nur  wenige  3lnge!Iagte  bem  a;obc 
entgingen. 

%tö  ber  ^ej^^ommer  bad  Sol!  erft  rec^t  gelehrt  ^otte,  road  ed  glauben  foOte, 
unb  bie  beginnenben  ^roaeffe  bie  nötige  Jurc^t  ^eroorgerufen  Ratten,  mürben  bie  %n^ 
Ilagen  immer  ja^lreic^er.  S3ie  oiele  im  Saufe  ber  ^a^r^unberte  i^r  Seben  M  ^e^en 
eingebtt|t  ^oben,  ift  unmöglich  au  fagen,  aber  man  1^  ed  n)d^renb  eined  3<>^red  in  einer 
einzelnen  ©tabt  fo  weit  getrieben,  ba^  man  taufcnb  9Renfc^en  morbete,  unb  a(^  man 
bie  Verfolgungen  einftellte,  gab  e«  in  2)eutf erlaub  ganje  iöanbftric^e,  in  benen  nur  noc§ 
amei  SBeiber  am  £eben  maren ;  babei  waren  bie  Männer  ober  lange  nid^t  immer  frei  au^^ 
gegangen.  fLUt  Sac^oerftänbige  fmb  fic^  bed^alb  barin  einig,  ba^  bie  Slnaa^l  ber  oer» 
brannten  $e;en  aRiUionen  betragen  l^at. 

(Sine  n&^ere  @d^ilbentng  ber  ^e^enprojeffe  liegt  augerl^alb  beiS  Slal^meitö 
biefeiJ  öud^e«.  $ier  fottte  nur  bie  Sebeutung  ber  ^rojeffe  att  aWittel,  ben 
@Iau6en  an  ^e^eret  l^eroorjurufen^  nad^getoiefen  n)erben;  bieiS  gel^t  aud^  mit 
genfigenber  3)eutU(i^feit  aitö  ben  angefOl^rten  l^iftorifd^en  Xl^atfad^en  l^rDor. 
S)ie  pfpc^ologifd^  Unterfud^ung,  wie  ber  ©loube  unter  ben  gegebenen  aSer* 
^attnijfen  aUmä^Ud^  93oben  geioann,  mflffen  mir  auf  einen  fpäteren  3^^' 
punit  i>erfd^ieben;  aber  afe  83en)ei«,  ba^  nid^t  allein  bie  breiten  ©d^id^ten  be« 
93olIe^^  fonbem  aud^  bie  gebilbeteren  @t&nbe,  bie  @eifUid^Ieit  unb  bie  Sfid^ter, 
an  bie  9led^tntä§igleit  berartiger  SlnHagen  glaubten,  mdge  l^ier  ein  @reignii$ 
an^  einem  ^e^enprojeg  ermähnt  werben.  @ed^d  äßeiber  in  ber  @tabt  Sinb* 
^m  mürben  ber  Tortur  untermorfen,  um  ju  bem  93efenntnid  gejmungen  }u 
werben,  bag  fte  auf  bem  Jtird^l^ofe  bie  Seid^e  einei^  neugeborenen  JUnbeiS 
aufgegraben  l^ätten,  um  fie  ju  il^ren  ^e^enfalben  ju  gebraud^en.  @ie  ge«' 
fianben  ed  ein.  S)er  SJtann  bed  einen  SBeibeiS  fegte  ed  jebod^  burd^,  ba^ 
hQ&  @rab  im  93eifein  aQer  Sel^örben  gedffnet  mürbe,  unb  man  fanb  natür- 
lid^  bad  jtinb  unberttl^rt  im  @arge.  2)od^  ber  ^nctuifttor  bel^auptete,  bag 
bie  unberfll^rte  Seiche  eine  teuflifd^e  SinneiSblenbung  fei;  bemt  ba  bie  äOSeiber 
alle  bie  %^at  eingefhnben  l^ätten,  mügte  man  auf  biei^  ©eßonbniiS  mel^r 
®emid^t  legen  cd»  auf  feine  ©irnte.  Unb  fo  mürben  bie  äBeiber  aOe  Der<> 
btannt.  93on  bergleid^en  @reigniffen  fhoften  bie  SStenflüde  ber  Qtjcexvpxoie^t, 
unb  man  betommt  unleugbar  ben  @inbrudt,  ba^,  menn  eine  ber  Parteien 
in  ben  93anben  bed  Xeufetö  gemefen  ift,  e&  jebenfaOd  nid^t  bie  angesagten 
Qt^m,  fonbem  bie  l^ol^  ^nquifitoren  gemefen  {inb. 

^XB  BsrfaQdpsrtobß  ber  Magic« 

2)ie  Rrd&lid^en  ^Reformatoren,  Sutl^er  unb  ©aloin,  gaben  ber  aWagie  ben 
erflen  gemid^tigen  @to^.  @d  mar  jebod^  feineiSmegd  bie  3<iuberei  ald  @anjei^, 
aud^  nid^t  fpejieff  bie  9R5glid^{eit  ber  teuflifd^en  SRagie,  gegen  bie  fte  auf« 
traten;  i^r  Jlampf  gegen  bie  SRagie  mar  fiberl^aupt  mel^r  ein  inbirelter  ald 
birefter.    3)a  fte  bie  SReligion  in  genauere  UebereinfHmmung  mit  ber  ©d^rift 


102  ^te  leittie  ui^  ber  SerfoS  ber  SRogie. 

}u  bringen  fud^ten,  inbem  fte  aOeiS  entfernten,  xoa»  tA^t  in  ber  Sibel  fionb, 
fo  belAmpften  fte  natürßd^  aud^  ben  gan}en  magifd^en  3bn>axcft  mit  93ibel« 
fieHen  unb  »efd^wdrungen,  geweiften  Silbern,  SBeil^waffer,  Srot,  ©alj,  Del, 
Betteln  unb  SWüngen,  roie  er  fid^  im  fiaufe  ber  3eit  entroidtelt  ^atte  unb  füll* 
fd^melgenb  oom  Oberl^aupte  ber  itird^  fanitioniert  morben  mar.  (&&  mar 
fpesieQ  bie  Itrd^lid^e  SRagie,  gegen  meldte  bie  Sleformatoren  ^rotefl  erlauben. 
99e)figlid^  ber  $rage  nad^  ber  SRöglid^feit  ber  Qanbexü  flanben  fte  —  &üt^ 
iebenfalte  —  mol^l  auf  bem  attgemeinen  ©tonbpunft  i^rer  3^-  fiutl^er  l^ot 
ftd^  }mar  nirgenbi^  aui^ffll^rlid^  über  3<^uberei  auiSgefprod^en,  aber  aui^ 
gelegentlid^  Semerlungen  gel^t  l^eroor,  bafs  er  bie  äRöglid^teit ,  ber 
Teufel  tSnne  menfd^lid^e  @eftolt  annehmen  unb  in  biefer  fleifd^lid^en  Umgang 
mit  äRenfd^  pflegen,  nid^t  leugnete.  2>ag  Sutl^er  an  bad  perfdnlid^  Xuf^ 
treten  beiS  Xeufete  glaubte,  jeigt  ftd^  ja  beutlid^  in  ber  befonnten  @efd^id^te, 
meldte  mit  bem  2;intenfledt  an  ber  äBanb  auf  ber  9Bartburg  enbete.  Slber 
fonfi  ift  nad^  fiutl^eri^  9luffaf[ung  bad  93er^tnid  bed  Xeufete  ju  ben  SRenfd^en 
Diel  meniger  dugerlid^,  ali^  man  ed  bii^l^r  betrad^tete.  (Sr  legt  bem  Teufel 
entfd^ieben  eine  groge  @emalt  aü  2Ber{}eug  bed  göttlid^en  Sovnt&  bei,  ober 
er  Derlegt  bod^  ben  Jtampf  gegen  ben  ^leufel,  ben  bie  latl^olifd^e  Jtird^e  mit 
äulerlid^  magifd^  9Ritteln  führte,  in  bad  innere  bei^  SRenfd^.  3>er 
&^rifi  mirb  txm  2:eufel  oerfud^t,  lann  i^n  aber  nur  befämpfen,  menn  er  be« 
flönbig  im  @lauben  m&d^fl. 

2)a  bie  Sieformation  fo  leinen  mefentlid^n  (Singriff  in  bie  äßad^t  bed 
S^eufete  t^at,  beflanb  ber  ©laube  an  bie  fd^marje  äRagie  fort,  ^nb  bie  Se^en« 
projeffe  blatten  mie  oorbem.  ^m  erften  3lugenblid  fd^ien  b\t&  Uebel  nod^ 
fd^limmer  }U  merben,  inbem  bie  ^e^enprojeffe  in  fi&nber  eingefttl^rt  mürben, 
meld^  bii^  je^t  oerfd^ont  geblieben  maren.  3)ieiS  mar  }.  93.  in  2>&nemarl  ber 
%aU,  mo  oor  ^infül^rung  ber  9ieformation  leine  ^e^enoerfolgungen  bebtnnt 
ftnb.  3)er  @runb,  marum  ba&  JQesenmefen  l^er  unb  anberdmo  erfl  mit  ber 
Sieformation  begann,  mar  mai^rfd^einlid^  tritt  ber  mod^fenbe  @laubendrifer, 
meld^er  mit  bem  neuen  tird^lid^en  fieben  oerbunben  mar,  tritt  bie  n&l^ere  93e^ 
rül^rung  mit  2)eutfd^lanb,  bem  ^auptftge  ber  Sieformation.  S)a|  ber  le|te 
$untt  nid^t  unmefentlid^  mar,  erbeut  barouiS,  bag  boi^  obfeitdliegenbe  ©darneben 
bie  Qeismfxiii^t  erft  er^elt,  att  ed  bri  feiner  Zeilnal^me  am  bret^* 
iäl^rigen  Kriege,  alfo  ein  Sal^r^unbert  fp&ter,  bie  Slannigfaltigirit  bed  ^esen* 
mefeni^  lennen  lernte.  Q^  ift  natürlid^  oitjunel^men,  bafs  fold^e  &u^re  SSer« 
l^ällniffe  eine  Hauptrolle  gefpielt  liaben;  benn  bie  äuffaffung  ber  ^Reformatoren 
oon  ber  3fla^t  be»  Xeufett  att 'einer  me^r  grifUgen  mu^e  }unäd^fl  serflörenb 
auf  ben  ©louben  cat  bie  f d^marje  SWagie  mirlen.  3m  fiaufe  ber  3rit  gef d&a^ 
bied  aud^;  fpätere  fat^olifd^  93erfaffer,  meld^  gegen  bie  ^e^oerfolgungen 
auftraten,  mie  j.  S3.  ber  3«fwit  ^Jriebrid^  ©pee,  bellagten,  baJB  bie  aSerfolgungen 
in  ben  fatl^olifd^en  fi&nbem  oiel  häufiger  unb  graufomer  mären  att  in  ben 
protefiontifd^en. 


^ie  Setfattlperiobe  bev  SRogie.  103 

SSfil^renb  a(fo  ber  @lau6f  an  $e£en  unb  beven  Xteüm  in  ben  pxott^ 
fhmtifd^en  fiänbem  fortbefbmb,  belämpfte  man  l^er  bie  äbnoenbung  aller 
mogifd^  äRittet  gegen  bie  ^e^erel  ^rotefiantifd^e  Storfaffer,  n)e((i^e  bie 
Sitffxd  fd^erten,  }ogen  mit  allen  SSaffen  ber  äSemunft  unb  ber  Ironie  ju 
f^e  gegen  bie  äRagie  ber  Stit^  unb  beiS  SSolteiS,  bie  ft$  gegen  bie  Joe^en 
ri<$tete. 

3n  feinem  früher  aitierten  SSevfe  fagi  ^rfttoriuS,  nac^betn  et  bie  vetf^iebenen 
34u|iitittel  gegen  bie  $esen  ernannt  ^ot: 

^Shinbev  iff  i^/  bo^  fte  auc^  nic^t  $ar{fenf(^Idger  galten,  weil  ^avib  mit  ber  ^otffen 
ben  Wfen  ®eifi  von  @aul  getrieben."    Unb  fpäter  ^ei^t  ed: 

^®ott  f^ai  (Sreu(  unb  3eic^en  nic^t  befol^Ien  sur  Ib4ne9,  @al|  unb  9rob  ^ot  er 
gegeben,  ju  effen,  fein  SBort  ju  ^5ren,  unb  ind  ^er^  ju  foffen,  nic^t  am  $a(f3  3u  Mengen. 
Unb  nxuS  fol  fotc^eft  bem  Sie^,  bod  leinen  Serftanb  l^at?  $at  i^nen  (S^ott  fein  ffiort  auc^ 
gegeben?  Unb  mtnn  gteic^  biefe  SRittel  noc^  beffer  n>eren/  fo  ift  boc^  borum  nidfi  aUe 
^anblungen  gut^  basu  fie  genommen,  ober  bobe^  getrieben  n)irb.  3ft  nid^t  ber  Stenfd^ 
eine  eble  Kreatur  ©otted?  3ft  nic^t  ber  SKann  noc^  ©otted  IBilbe  gefc^offen?  Unb  ein 
$3eib,  bad  fc^meigen  tan,  eine  ®abe  ©otted?  SBenn  fie  nun  ^urere^  suf<nnmen  treiben, 
unb  oerfc^meigen,  ift  bad  ou($  ein  ebel  2)ing  unb  ®abe  ®otted?  .  .  .  ailfo  ift  av^  bad 
iBort  ^otted  gut  unb  ein  SRittel  )um  £eben.  9lber  aUen  benen,  bie  ed  mifsbrouc^en,  ift'd 
3um  Xob." 

S)er  ©tanbpunft  ifi  alfo  roefentlid^  ber  ber  alten  Äird^c,  namli(i&:  bie 
3)dnumen  e^ifUeren  unb  ^aben  bie  3Jla^t  }u  fd^aben;  aber  ber  6^  ift 
burd^  feinen  ©tauben  unb  nur  burd^  biefen  gegen  i^ren  SSngriff  gefd^ü^t. 

3)ie  tird^Ud^e  9leformation  befömpfte  alfo  ^auptfäd^Ud^  bie  retigiöfe 
aRagie,  xou  fte  fid^  in  ber  {atl^olifc^en  Aird^e  entmidett  l^atte,  unb  in  ben 
S&nbem,  loetd^e  ftd^  ber  Steformation  anfd^loffen,  Qerfd^n)anb  benn  aud^  biefe 
f^orm  ber  9Ragie  nad^  unb  nad^.  9[ber  ber  eigentlid^  ^auptangriff  gegen 
bie  Bauberei  al^  @an}ed  n)urbe  bod^  üon  ber  äBiffenfc^aft  audgefO^rt. 
^Die  äßiffenfd^afr  bei^  StittelalteriS  mar,  n)ie  frfll^er  eno&^t,  eine  tounberlid^e 
SRifd^ung  üon  naturtoiffenfd^aftHd^en  @tubien  unb  magifd^en  JtUnflen,  loeld^ 
fid^  auf  ber  t>on  ben  äRauren  erl^attenen  @runblage  entnndelt  l^otte.  3)ie 
entu)id(Iung  biefer  ,,l^eimtid^en  SBiffenfd^aft''  ober  ,,ofbxUtn  ^^Cofopl^e""  l^at 
f 0  gro^  3nteref[e  unb  fo  gro^e  ^ebeutung^  bag  fie  in  einem  fpejieOen  3lb« 
fd^nitt  biefer  Arbeit  bel^anbett  werben  rm^;  mir  moQen  uni^  bei^l^olb  l^er  auf 
einige  ber  ^auptpuntte  befd^ränfen.  äBir  l^aben  fd^on  frOi^er  gefeiten,  bag 
bie  Sln^änger  berfelben,  merai  aud^  unfreimißig,  bie  Urfad^e  baju  mürben, 
baB  ber  ©taube  an  3^^^i^^i  ^^^  ^^^^  (^^^  ber  ©taube  an  bie  fd^marje 
anagie  einen  fo  mfid^tigen  ^luffd^mung  in  Suropa  nal^,  bag  bie  ^egenproseffe 
feine  natfirtid^e  $otge  maren.  $atte  aber  bie  geteilte  ^agie  biefe  entfe^« 
tid^  fianbptage  fo  menigfieni»  inbire{t  auf  bem  ©emiffen,  fo  mad^te  fie 
biefe  ©d^ulb  fpäter  baburd^  mieber  gut,  baJB  fte  offen  bagegen  auftrat 
unb  ben  SSa^nftmt  belämpfte.  2)ie  europäifd^en  ©dritter  ber  SRauren 
blieben  nämtid^  nid^t  trititto^  auf  ber  gegebenen  ©runbtage  fiel^;  im  Saufe 
ber  Qdt  erfannten  fte,  bag  oon  aUtn  magifd^en  Jtflnften  nur  ha^  braud^bar 


104  ^te  $Iüte  unb  bet  Verfall  bet  SKogie. 

n)ar,  nmiS  auf  ber  Xmoenbung  ber  Slaturiräfte,  bem  natflrlid^  Smtmrten 
ber  S)tngc  aufeinanber,  berul^tc. 

igeinrid^  6orneIiud  9(grippa  t>on  3ttttt^f)dm  toar  tool^I  ber  erfte, 
toeld^  öffentUd^  elnjugeflel^  toagte,  bag  mand^e  Seigren  ber  oRutten  ^tjüo' 
fopl^e  Srrtömer  feien.  3n  feiner  Suflenb  fd^rieb  er  felbfl  ein  SBerl  „De  occulta 
philosophia"  1510  (in  Äöln  gebrudt  1533),  in  toeld^em  er  bie  gonje  magifd^ 
SBeii^^eit  ber  bamaligen  3^  fantmelte;  1529  gab  er  aber  ein  99ud^  l^eroud: 
„De  vanitate  scientiarum",  worin  er  erWärte,  bo§  oiele^  xxm  bem,  voa&  er 
früher  bargelegt  l^abe,  ,,9Kc^tigIeiten  feien,  an  benen  er  aOjumel  ®elb  unb 
3eit  oerloren  l^abe".  1553  gab  ber  Italiener  ©iambettipa  beßa  ^orta 
eine  fleine  Slrbeit  l^erau«:  „Magia  naturalis",  roeld^e  gro^e«  auffeilen  erregte 
unb  oiete  Sludgaben  in  oerfd^iebenen  Sprad^en  erlebte.  ^a&  93ud^  toar  ju« 
näd^ji  eine  ärt  praltifd^e  ^l^^fif,  bie  jeigte,  wie  man  burd^  natürlid&e  SKittel 
eine  SWenge  merfroürbiger  ilunfijiüdfe  auiJfül^ren  förate.  Slufeer  einigen  mirttid^ 
guten  äbf^nitten  entl^ält  e&  aud^  eine  Slnjal^l  Serfud^e,  bie  Rd^  gar  nid^t  aM^ 
fül^ren  lajfen;  e&  roirftejeboc^  baburd&,  bafe  e^  jeigte,  wie  fd^einbare  Sauber- 
fünjie  bei  genügenber  ÄenntniJ  ber  SRaturgefefee  auÄgefül^rt  werben  fönnem 
^irette  Eingriffe  auf  ben  ©lauben  an  ^e^en  folgten  nun  @d^lag  auf  Sd^log. 
3lgrippai8  ©d^üler,  ber  2lrjt  So^nn  SOäeier,  fd^rieb  1564:  „De  praestigiis 
daemonum",  ein  a3ud^,  in  weld^em  er  bie  3Köglid^feit  ber  ^e^erei  jwar  nid^t  ooB* 
ftänbig  leugnet,  aber  bod^  bel^auptet,  ba^  bail  meifle  oon  bem,  roa^  man  ben 
feiern  iuf($reibe,  reine  @inbilbung  fei,  bag  ed  niematö  oorgelommen  fei,  aud^ 
nid^t  fiattfinben  fdnne.  3lod)  befümmter  trat  SReginalb  ©cott  in  ßnglanb  1584 
in  feinem  SQBerfe:  „Discovery  of  witchcraft"  auf.  3)iefe  Singriffe  blieben 
natürlich  nid^t  unbeantwortet;  öobinu«  unb  ©elrio  oerteibigten  mit  großer 
@elel^rf amfeit  unb  gro^  @d^arf ftnne  ben  alten  ^e^englauben,  unb  bie  ^rojeffe 
würben  fortgefeftt;  inbe^  l^atte  bie  ©ärung,  weld^e  fc^liefelid^  i)en  äbergloubat 
fprengen  foUte,  bod^  angefangen. 

©leid^jeitig  mit  biefen  Streitigkeiten,  refp.  in  bie  n&d^fien  3al^re  ba* 
nad^,  fallen  bie  grojsen  afhronomifc^en  unb  pl^pftfalifd^en  (gntbedEungen  oon 
©alilei,  Äepler,  Otto  oon  ©ueridk  unb  i^upgen«.  3«  boppclter  35Jeife 
übten  biefelben  einen  (ginflu^  auf  ben  Aberglauben  ber  Qeit  au«.  6r* 
ften^  trugen  fie  in  l^ol^em  (Srabe  baju  bei,  ben  ®ebilbeten  bie  äugen  bar» 
über  ju  öffnen,  bafe  alle^,  wa«  in  ber  SBelt  gefd^iel^t,  nad^  befümmten  ®e» 
fe^en  unb  nid^t  nad^  ben  £aunen  ber  S)ömonen  unb  ^e^en  erfolgt,  ©obann 
bereid^erten  fie  il^re  ^exi  mit  neuen  ilerattniffen  ber  Slaturgefefee,  fo  ba§ 
man  jefet  in  weit  größerem  Umfange  afe  früher  bie  merhoürbigfien  5hmfi* 
ftüdfe,  bie  man  frül^er  für  3öwberlünfte  gehalten  l^aben  würbe,  auf  natür* 
lid^e  2Beife  audfül^ren  {onnte.  3^  einer  ^üteil^e  oon  Sudlern,  weld^e  in  ben 
3al^ren  1631—60  erfd^ienen,  gab  Sltl^aniuS  Äird^er  au^fü^rlid^e  unb  jum  Sleil 
fel^r  gute  SSefd^rcibungen  fold^er  Äunftfiüdte  mit  SKagneten,  Latema  magioa 
unb  SlaiJinftrumenten  l^erau«,  unb  ba^  grofee  brcibänbige  SBerf  oon  6afpar 


2)ie  S^erfaasperiobe  ber  HRagie.  X05 

@d^ott:  „Magia  universalis  naturae  et  artis**,  pon  1657  entl^ält  neben 
rein  pl^^filalifd^en  Unterfud^ungen  eine  Sötenge  praftifd^er  SCntoenbungen  ber 
gefunbenen  3lefultate.  ©old^e  3)arfiettungen  vm^im  ben  Olouben  an  bte 
aWoglid^feit  ber  3auberei  in  ben  gebilbeten  Ärelfen  fel^r  fd^n)äd^en. 

S)ag  überhaupt  eine  neue  Sluffaffung  ber  @ad^e  anfing,  ft($  93a^n  ju 
bred&en,  fielet  man  barau«,  ba^  brei  3ef uiten,  2:anner,  ©pee  unbSepmann,  in 
ben  3al^ren  1625—31  bie  2Biniürli(§leit  ber  fiejenprojeife  in  oerfd^iebenen 
SBerfen  angriffen  unb  mel^r  ober  weniger  offen  an  bem  ^ejengtattben 
rüttelten.  3Wan  beictm  fogar  auf  biefem  ©ebiete  eEperimenteU  ju  SOBerfe  ju 
ge^en,  inbem  man  in  ©egenioart  oon  S^^Ö^"  bie  fielen  fid^  falben  liefe, 
um  ju  feigen,  ob  fie  roirflid^  fortfliegen  tonnten.  2)urd^  roieberl^olte  SSerfud^ 
biefer  3lrt  erfannte  man,  bafe  bie  ^ejenau^flüge  gar  nid^t  ftattfonben.  @jj 
gefd^a^  im  allgemeinen  gar  nid^ti^  anbere«,  ate  bafe  bie  ^eje  in  einen 
tiefen  ©d^laf  fiel,  in  roeld^em  fie  oon  all'  ben  Segebenl^eiten  träumte, 
roeld^  nad^  ber  SUmal^me  be&  aSoß^glaubeni^  einer  ^eje  auf  i^ren  näd^tlid^en 
aiugflttgen  nun  einmal  paffierten.  ©erartige  »eobad^tungen  oerfel^lten  i^re 
SSBirfung  nid^t,  unb  im  17.  Sal^rl^unbert  ifi  bie  geleierte  SBelt  ooll  Streite 
über  bie  SBirflid^feit  ber  ^ejerei.  93ij^  jum  ©d^lufe  bei^  17.  Sal^rl^unbert« 
brei^te  ber  ©treit  ftd^  i^auptfäd^lid^  um  bie  SBirflid^leit  ber  eij^nen  5ß^ä* 
nomene;  an  ber  ©runblage,  bem  Olauben  an  ©ämonen  unb  beren  aJlad^t, 
l^atte  man  nod^  nid^t  ju  rütteln  gewagt,  aber  ber  3eitpunft  nfil^erte  ftd^, 
wo  ba«  Uebel  an  ber  SBurjel  gefaxt  werben  lomtte.  SDer  aRann,  meld^er 
ben  legten  entfd^eibenben  flampf  einleitete,  mar  ber  reformierte  5ßrebiger  in 
amfierbam,  Dr.theol.  »altl^afar  Seifer.  3n  ben  Salären  1691-93  er* 
fd^  fein  grofeeiJ  SBerf :  „De  beto verde  Wereld**  in  oier  33änben  unb  1698 
auf  ©eutfd^  unter  bem  2;itel  ,^5Die  bejauberte  SBelt". 

^  ift  ein  ftu^erft  grünblid^ed  unb  audfä^rUd^ed  äßet!,  oieKeid^t  bad  größte,  bad 
icmal«  über  SRogie  gefd^rieben  worben  ift.  2)ie  beutfdje  Driginorouggobe  umfaßt  nid^t 
loeniger  ald  1000  bic^tgebrucfte  Duartfeiten.  ^eßer  ge§t  §ier  bem  ©(ouben  an  ben  2eufe( 
mit  aQen  äßaffen  ber  2;^eo(ogte  unb  ber  Vernunft  )u  Seibe.  3^  erften  £ei(e  be^anbelt 
er  bie  Sorfkettungen  ber  Reiben  unb  nod^  (ebenber  wilber  SJößer  tjon  böfen  ©eiftem; 
fp^ieH  roeift  er  m^,  ba|  bie  3uben  ju  Q^^rifti  3^  ^ud^  bi^fen  ©(auben  Rotten,  n)e((^er 
bed^Ib  bt\bef)alUn  unb  roeiter  entwicfelt  rourbe,  a(d  bad  (S^riftentum  aUmä^Ud^  $er« 
breitung  fonb.  2)er  sweite  unb  ber  brttte  Xeil  ift  ber  eigentlidje  polemifc^e  %eil  bed 
SSerfed.  3m  aweiten  2;eile  greift  er  ben  ©louben  cm  ein  iDämonenreidJ  an,  inbem  er  ju^ 
ndc^ft  noc^eift,  ba^  biefer  ©loube  für  ben  gefunben  SKenfc^enoerftanb,  ganj  obgefe^en  t)on 
aUen  religibfen  Soroudfe^ungen,  bem  ©lauben  an  einen  aUmdd^tigen  @ott  roiberftreitet; 
barauf  meift  er  nad^,  bo^  ber  ©laube  an  bod  2)ftmonenreid^  feine  n)a^re  8egrünbung, 
weber  im  alten  nodj  im  neuen  2:eftamente,  ^at.  ^m  britten  2:ei(e,  ber  ben  Serle^r  ber 
3Renfc^en  mit  ben  Xeufeln  be^anbett,  ge^t  er  benfelben  SBeg  unb  jeigt,  boj  eine  foldje 
SCmta^me  gegen  bie  SSemunft  ftreitct  unb  !eine  @tü|e  in  ber  S3ibc(  f)ai,  @nbftd^  nimmt 
er  im  »icrten  3;ei(e  bie  belannteften  ^eiengefd^idjten  t)or  unb  jeigt,  ba^  biefe  aHe  bei 
Höherer  ^etrad^tung  nur  auf  reiner  @inbi(bung  berufen;  bei  feiner  einzigen  IAf;t  fic^  nad^^ 
weifen,  ba|  ein  roirflic^er  3Jerfc^r  jroifd^en  SKenfc^en  unb  3:eufe(n  ftattgefunben  ^at. 


106  3)te  ©lOte  unb  bcr  »erfaß  ber  SWagie. 

SeRetiS  9u($  erregte  getoatttgeS  auffel^  unb  erfci^n  in  einer  9iei^ 
oon  äCttdgoben  in  oerf^benen  Sprad^n.  ©S  tourbe  natürlid^  oon  oieten 
(Seiten  angegriffen,  unb  gan}  unanfechtbar  ifi  eS  au($  nid^t,  befonberiS  in  ben 
^unlten,  in  rotl^  ber  SSerfaffer  beftimmte  ©teOen  ber  @(i^rift  burd^  feine 
Srfidrung  fort}ufd^affen  fud^t.  916er  t»  i^otte  bod^  bie  beabftd^tigte  SSMrIung; 
e^  brad^e  bie  fieute  aQm&^tid^  }ur  äSemunft.  Unter  onberen  würbe  ber  1^« 
oonagenbe  beutfd^  3urift  X^onmftud  burd^  SeRerd  Sßerf  bal^  gebrad^t,  feine 
Sluffaffung  oom  i&e^enioefen  ooQflänbig  )u  änbem;  feiner  äBirffamleit,  bie  fo« 
100^1  eine  praltifd^e  aü  tl^retifd^  war,  ^at  man  e&  ^uptf&d^tid^  }u  bonfen, 
bag  bie  SSeiber,  nrie  griebrid^  U  oon  ^reugen  fagte,  in  3tt(unft  alt  werben 
unb  in  @id^erl[^t  fterben  lonnten.  S)ie  ^esenprojeffe  l^örten  aSmäi^tid^  auf; 
in  ©änemarf  um  1700.  3n  ©eutfd^Ianb  fanb  ber  leftte  1711  ftatt,  in 
Oeflreid^  1740;  in  ben  weniger  aufgell&rten  @egenben  Suropad  tamen  fte  oer« 
einjelt  bid  )um  @d^(ug  bei»  S^^tl^unbertd  nod^  por.  9Rit  ben  ige^enprojeffen 
erflarb  ber  @laube  m  ige^rei,  unb  er  oerfd^wanb  enbgüttig  in  ben  ge« 
bilbeten  Greifen,  old  bie  naturwiffenfd^aflHd^  (Erfemttnü»  immer  me^r  wud^d. 

3n  unferer  3rtt  fül^l  bie  S^uberei  in  abfeit«  gelegenen  unb  bedl^lb 
weniger  aufgetlfirten  ©egenben  ber  oerfd^iebenen  £änber  nur  nod^  ein  lid^t- 
fd^euei»  S)afein.  3lber  fte  ifi  nur  }um  Seil  ber  Siefl  oon  ber  mittelalter« 
lid^en  äßagie  be«  SSolIei».  2)er  größte  Xeil  flammt  oon  ber  geleierten 
SRagie,  ber  ottultioen  ^^ilofoptjie  ^x,  weld^e  im  16.  unb  17.  ^a^ri^unbert 
populär  unb  im  SSolIe  oerbreitet  würbe,  all»  bie  ©ele^rten  felbfl  ni^t  länger 
baron  glaubten.  3)er  SSolteaberglauben  unferer  3^  if^.  bed^alb  erft  nad^ 
einer  Darlegung  ber  gelehrten  9Ragie  oerfiänblid^ :  wir  oerfd^ben  bol^ 
bie  näl^e  »etrad^tung  bc^felben  auf  ben  folgenben  Slbfd^nitt  unferer  Untere 
fud^ungen. 


n.  2lbf(|>nltt 


^ie  geleierte  3Waflie  rul^te  im  wefentlid^cn  auf  bcrfelben  ©runblagc 
wie  bte  3attbcret  be«  »otte^.  ate  Icfetcrc  jur  3cit  be«  aWlttclalterS  bie  ^öd&fie 
entnmflung  in  guropa  crrcid^t  l^atte,  beflonb  fle  Qitö  einem  bunten  ®emif(§ 
oon  urfprflnfllid^  europäifd^  unb  morgenlänbifd^er,  befonberiS  (§albäif(§er 
unb  ägppttfd^er,  SRagie.  SHefelben  eiemente  Wnnen  aber  aud^  in  ben  ®e^ 
l^mnrfifenfd^aften  nad^gewiefen  werben;  nur  tritt  ber  »eitrag  be«  TOorgen» 
lanbe^  ^er  jlärfer  l^eroor.  SBon  neuen  (glementen,  bie  ftd^  in  ber  euro«» 
päifd^en  polf^tümlid^en  aWagie  nid^t  ftnben,  lägt  fld^  eigentlidö  nur  ein«  nad^» 
weifen,  bie  aid^emie;  biefe  ^at  aber  niemafe  eine  größere  33ebeutung  aU 
©Heb  im  ©^fieme  gel^abt.  ©ie  ifi  üielme^r  nur  afö  ard^iteftonifd^er  ©d^mudf 
am  fioljen  ©ebäube  ber  ©el^eimroiffenfd^aften  anjufel^en;  afö  ©runbfiein  ober 
afö  ©tüfte  h^  ©ebäube«  ^at  fie  nie  gebient.  2)a  fo  fein  roefentlid^er  Unter- 
fd^eb  jmifd^en  ber  geleierten  unb  ber  oolfiStfimlid^en  3Jtagie  J^infid^tlid^  bed 
aSomnateriate  oor^onben  ifi,  fann  ber  Unterfd^ieb  jwifd^en  il^nen  nur  in  ber 
art  liegen,  une  hca  aRoterial  benufet  x%  b.  ^  in  ber  gorm  be«  ©ebäube«. 
^a&  ifl  aud^  wirttid^  ber  %ati. 

Sßil^enb  bie  ooKStümlid^e  9Ragie,  um  bei  bem  93Ube  }u  bleiben,  mte 
eine  rol^e  SRauer  erfdfteint,  wo  bie  einjelnen  ©teine  ol^e  weitere  Seor« 
beitung  ungeorbnet  aufeinonber  gel^äuft  pnb,  jeigen  bie  ©el^eimwiffen^ 
fd^ften  fid^  wie  ein  ard^iteltonifd^eiS  ^rad^twerf,  wo  iebed  einjetne  Clement 
mit  ftunfl  bearbeitet  unb  am  rid^tigen  Ort  eingefügt  i)l  S>a^  ift  au^i 
gon)  natfirlid^.  ^ad  äßateriat  ber  Doffdtflmlid^en  SRagie  ift  aui^  ju^ 
fälligen  93erü^rungen  ber  SSdlfer   unb   burd^  ja^rl^unbertelange  münbUd^e 


108  ^0»  Ser^Itnid  ber  gelehrten  IRagie  sur  Souberei  bed  SSolfed. 

Uebcrßeferung  iufatnmengctraßen.  »ei  einer  fold^en  entfiel^ung  W&t  fid^ 
faum  mcl^r  cneid^en,  aü  bafe  bie  oft  roiberfhreitenben  (gfemente  fid^  ro^ 
jufammenfüflen.  @anj  anber«  oerl^ält  e«  fid^  bagegen  mit  ben  ©e^mtoijfen* 
fd^aftcu.  ©iefe  fmb  am  ©d^luffe  be^  Stttertum«  unb  bei  ben  Arabern  von 
ben  größten  2)enfem  ber  bamaligen  3^*  entmidelt,  pon  aWännem,  bie  nid&t 
nur  mit  ben  bebeutenbjien  ©^fiemen  ber  ©ried^en,  fonbem  au(^  mit  ben 
tieffimtigften  ^l^antafiegebilben  be«  3Worgenlanbe«  pertraut  waren.  2)iefe 
oerfdgiebenen  @runbgebanten  iDurben  benu^t,  um  in  jal^treid^en  @d^riften  bie 
göl^igleit  be«  SRenfd^en,  magifd^e  SBirlungen  aui^uüben,  ju  begrünben. 
Seber  gorfd^er  tonnte  fo  auf  ben  3lefultaten  weiterbauen,  )U  benen 
feine  SBorgfinger  gelangt  waren,  unb  bie  fie  in  i^ren  ©d^riften  nieber» 
gelegt  l^atten.  Äein  SBunber  bal^er,  bafe  bie  magifd^en  SBiffenfd^aften  im 
13.  ^df)x^.  bei  ben  9Rauren  eine  äSoQtommenl^eit  erreid^ten,  bie  ben  @uro« 
pättn,  weld^e  ca.  ein  3o^i^<iufenb  l^inburd^  leinen  Sinteil  an  ber  @ntn)idElung 
ber  aßiffenfd^aft  genommen  l^atten,  imponieren  mußte.  Sie  S3egeifterung, 
mit  ber  bie  ©uropäer  bie  Arbeit  aufnahmen,  beroirfte,  ba§  gerabe  fie  ber 
airbeit  bie  Ärone  auffegten. 

3n  aiejanbrien,  bem  aHittelpunfte  für  ba«  geifüge  Seben  ber  cioiU«^ 
fierten  SBelt  am  ©d^luffe  bed  Xltertum^,  begann  bie  @ntmtd(lung  ber  @e« 
^eimwiffenfd^aften.  3m  ale^anbrinifd^en  ^JKufeum  firömten  bie  bebeutenbflen 
©eijier  mel^r  ate  ein  ^albe«  3a^rtaufenb  l^inburd^  oon  atten  Seiten  jufammen. 
©rted^ifd^e  5ßl^fop^en  trafen  fid^  l^ier  mit  morgenlänbifd^en  aRpflifem;  ^ 
fanb  ein  aiui^toufd^  aller  geizigen  ©d^äfee  in  fold^em  Umfange  flatt,  bafe  fU^ 
in  ber  ©efd^id^te  bei»  9)Zenfd^engefd^led^td,  fei  ed  aud  frül^erer  ober  fp&terer 
3eit,  lein  ©eitenfiüdf  baju  finbet.  SBiete  oon  ben  ©ebanfen,  um  bie  fid^ 
baS  geifitige  2tbm  @uropa$  bid  in  bie  neuere  3^  gebrel^t  l^at,  \)abm  in 
aüesanbrien  ü^re  ©efialt  erl^alten.  Qm  entnal^men,  um  nur  ein  S3eifpiel 
anjufül^ren,  bie  d^rifilid^en  ftird^enoäter  ber  gried^ifd^en  ^ß^ilofopl^ie  unb  bem 
morgenlänbifd^en  ®noftici§mud  oiete  oon  ben  ©lementen,  a\x&  benen  bie  SJog* 
matif  ber  d^riftlid^en  5lird^e  fid^  aufbaute,    (cfr.  oben  ©.  58—60.) 

2)a  @uropa  in  ben  legten  ^a^rl^unberten  ber  alten  3^  ^^^^  f^b^ 
unauf^örlid^en  flriege  unb  religiöfen  ©treitigleiten  f ortmä^renb  befd^äftigt  mar, 
lieg  bie  9ßed^[elmirfung  mit  Xle^anbrien  aSmäl^lid^  nad^.  9Bie  bie  äRagie 
fid^  nun  in  Europa  weiter  entmid(elte,  teild  im  äSoUe,  teild  unter  bem  ©d^u|e 
ber  Äird&e,  ift  im  erfien  abfd^nitt  biefeg  SBerle^  (©.  85  ff.)  gefd^ilbert.  3n 
älle^anbrien  bagegen,  bai^  nod^  lange  Qüt  l^nburd^  ber  SRittelpunlt  be&  geifUgen 
Sebeni»  blieb,  ging  bie  @ntn)id(lung  il^re  eignen  Sßege  in  mel^r  miffenfd^aft* 
lid^er  9lid&tung.  2)ie  SRefultate  biefer  gorfd&ung  nal^men  julefct  bie  Araber 
nad^  ber  ©roberung  aieg^pteniJ  (641  n.  ©l^r.)  auf  unb  mürben  fo  bie  SIr&ger 
ber  SBiffenfd^aft,  bis  @uropa  am  ©d^luffe  bei^  12.  ^al^rl^.  einigermaßen  rui^ 
unb  nunmel^r  reif  geworben  war,  bad  @rbe  bed  9lltertumi»  anzutreten.  S)em 
fritifd^en  europäifd^en  ®eifie  mar  e^  oorbel^alten,  ba§  S33er!  erft  ju  oollenben. 


^ad  ^et^ältnid  ber  gete^tten  3Ra%xt  sur  3au5erei  beS  SoHeg.  109 

bonad^  aber  e^  nieberjureigen  unb  ein  grögere^  unb  bebeutenbered  ®e6äube 
auf  ben  SRuinen  ju  errid^ten:  bie  moberne  SRaturiDiffenfd^äft. 

2>iefe  @ntn)i(f(ung  iDoQen  wir  nun  im  §o(genben  naiver  na(!^wex]en. 
S)er  @ang  ber  Unterfud^ung  ift  aui^  bent  bidl^er  älngebeuteten  in  ben 
©runbjügen  gegeben.  2Bir  beginnen  mit  einer  ©arjiellung  ber  gorm, 
xoel^t  bie  nnd^tigflen  magifd^en  äBiffenfd^aften  in  ben  erfien  3<^l^unberten 
unferer  B^tred^nung  in  aUejanbrien  erl^alten  l^atten.  2)abei  fommt  oor  allem 
bie  ägpptifd^e  äßagie  in  93etrad^t.  2)iefe  fpielt  iwax  aud^  eine  groge  9U)IIe 
oliS  @lieb  in  ber  europäifd^en  oolfötümlid^en  SRagie  unb  l^ätte  bei^^a(b 
eigentlid^  früher  bel^onbelt  merben  foden.  Sber  ba  ed  fe^r  fd^n)ierig,  rotm 
nid^t  unmöglid^  ifl,  in  ber  polfötümlid^  3Ragie  bie  äg^ptifd^en  @(emente 
oon  ben  d^albäifd&en  ju  trennen,  fo  l^aben  wir  bie  93e^anblung  ber  äg^ptifd^en 
SRagie  ni^t  frfll^er  in  Eingriff  genommen,  fonbem  bid  ie|t  aufgefpart.  ^ür 
bie  ®el^eimw)iffenfd^aften  l^at  fte  n&mlid&  eine  md  größere  Sebeutung  —  ganj 
begreif lid^,  ba  bie  gelehrte  aWagie  auf  ägpptifd^em  93oben  aufgewad^fen  ift. 
3)anad^  muffen  mir  bie  Slfirologie  betrad^ten,  bie  unter  bem  ©inftuffe  ber 
@ried^en  in  älegppten  eine  gan}  anbere  ^orm  erl^ielt  afö  bie  alte  d^albäifd^e. 
@nblid^  fommt  bie  Sltd^emie  l^in}u  ate  ein  oöOig  neue^,  fpe^ififd^  ägpptifd^e^ 
SIement. 

®j5  ^lol^nt  fid^,  auf  ben  Urfprung  biefer  SBiifenfd^aftcn  nöl^er  einju» 
ge^  unb  bcfonberi^  bei  il^ren  Cluellen,  ben  ältefien  ägpptifd^en  ©d^riften, 
}u  perroeilen.  3n  ben  ältefien  europöifd^en  ©d^riften  oom  15.  unb  16.  Sal^rl^. 
finbet  man  nämlid^  mo^l  eine  betaiHiertere  unb  DoHfiänbigere  3)arfiettung 
ber  SBiffenfd^aften  ate  in  ben  äBerfen  be^  Slltertumd,  aber  man  forfd^t 
oergebeniJ  nad^  irgenb  roetd^er  Segrttnbung  ber  oielen  munberlid^en  SRegetn 
unb  93orfd^riften.  S)ie  372agier  be^  SRittelalteriS  ftel^en  ooQflänbig  auf  bem 
autorität^prinjip.  Sebe  neue  Sel^auptung  wirb  gerne  mit  ber  93emer!ung 
eingeleitet:  „S)ieaiteit  berid^ten  übereinftimmenb",  ober  ,,5ptolemäu^  fd^reibt" 
u.  f.  m.  aber  man  erföl^rt  nid^t,  mo^er  „bie  alten''  i^re  aSei^l^eit  f^abm; 
ba«  finbet  man  aber  nur  in  ben  eignen  SBerlcn  ber  alten  alesanbrinifd^en 
3Ragier.  Unb  ba  mir  l^auptfäd^lid^  bie  Urfad^en  ju  ben  oerfd^iebenen  formen 
be«  Hberglaubeni^  unb  ber  3^^^^^^  auffud^en  moDen,  fo  mflffen  mir  m§f 
natürlid^  oorjugiSroeife  ju  ben  ©d^riften  l^alten,  in  benen  bie  Urfad^en  l^er* 
vortreten.  3m  SBergleid^  mit  biefen  l^aben  bie  europäifd^en  ©d^riften  mit 
i^rem  9leid^tum  an  ©injel^eiten  nur  untergeorbnete  Sebeutung. 

außer  ben  brei  ermäl^nten  SBiffenfd&aften  muffen  mir  notmenbig  nod^ 
auf  eine  oierte  nä^er  eingel^en,  obmol^l  fie  i^rer  92atur  unb  i^rem  Urfprung 
nad^  aufeerl^alb  bed  SRal^meng  unferer  Arbeit  liegt;  benn  pe  ifi  urfprung* 
ßd^  roeber  Aberglaube  nod^  ^auhevd,  roeber  tl^eoretifd^e  noc§  praftifd^e  SKagie; 
u)ol^l  aber  enthält  fie  bie  Äeime  ju  beibem.  6«  ift  biefe«  bie  mpftifd^e 
Steligioni^pl^lofop^ie,  bie  in  ben  iübifd^en,  labbalifUfc^en  ©d^riften  nieber^ 
gelegt  ifi,  in  ber  „l^eiligen  Äobbala",  mie  man  fie  gern  in  unferen  a:agen 


110  ^e  ^eilige  ItoBboIa. 


nennt.  Unb  iioar  mfijfen  nrit  biefetbe  jiemlid^  <mi\üfyclUI^  bel^betn^  loeil 
fte  tnel^r  (di  irgenb  eine  anbete  ©eifieSrid^tung  ben  europ&ifci^en  magifd^ 
Sßiffenfd^aften  bed  16.  ^al^rl^.  bai»  ©epr&ge  gegeben  ^at.  S)ag  fte  bad 
lonnte^  liegt  nnii^rlid^  nid^t  an  il^em  ©ebanlenteid^tum  ober  an  i^r  Stiat- 
^t  (&^  ifl  mit  ii^r  gegangen,  wie  t»  fo  oft,  felbfl  in  ber  mobenten  SBiffen^ 
fd^aft,  ge^ :  nid^t  bie  Haren  unb  inl^tiSreid^  Sd^riften  gelangen  ba^,  bog 
fte  eine  StoOe  fpielen,  f onbem  bie  buntlen  unb  unoerflänblid^,  in  bie  ein  jeber 
ben  Sinn  l^fineinlegen  tann,  ber  if)m  am  beflen  fm^.  3)en  Europäern  im* 
ponierten  gerab^u  bie  grenjenlofe  Unllar^eit  unb  bie  mpfttfd^  SRet^oben 
ber  (abbalifüfd^  9Berte.  3)a}u  tommt  nod^,  bag  biefe  fe^r  alten  Sd^riften, 
bie  int  IS.  Sal^rl^.  plö^lid^  in  @uropa  auftaud^ten,  ftd^  genau  an  bad  alte 
^eflament  anlehnen,  l^inter  beffen  Sud^fiaben  fte  eine  verborgene  unb  tiefere 
äSebeutung  fud^en.  2)iefe  oerfd^iebenen  Smomente  ntad^n  ed  oerftänblid^,  wie 
bie  bunlle  Siebe  ber  5tabbala  ein  ©runbflein  in  ben  ^l^taftegebäuben  ber 
europäifd^  SRagier  werben  tonnte.  2)a^er  ifi  eine  rid^tige  Sbtffaffung  oon 
ber  gele|irten  9Ragie  bei»  ^Diittelalterd  ol^ne  Jtenntnii»  ber  itabbala  nid^t  mög« 
lid^;  unb  ba  tiefe  eini»  ber  älteften  Btüdt  i%  bel^anbeln  wir  fte  guerfl. 


TU. 


J^it  Habbali^n  unb  xlftt  Wtxkt. 


lieber  allem,  woi»  bie  Äabbala  betrifft,  über  Urfprung,  älter  unb 
Sebeutung,  rui^t  ein  bid^ter,  gel^eimniiSooDer  ©d^leier.  äBoi^l  ift  e2  ber 
niobemen  5lritif  gelungen,  benf elben  cax  oerfd^iebenen  5ßunften  }u  l^en ;  aber 
nod^  ftnb  nid^t  aSe  Stätfel  gelöft,  voa^  ftd^  unter  anberem  aud^  barin  jeigt, 
bafe  nur  über  wenige  ißunfte  oöflige  ©nigfeit  unter  ben  gorfd^em  l^errfd^t. 
^r  und  l^at  t^  natürlid^  nur  9Bert,  bie  wal^rfd^eintid^fien  unb  am  beflen 
begrünbeten  Siefultate  ber  5tabbalaforfd^ung  temten  )u  lernen.  2)a  iebod^ 
bie  eigenen  änfd^auungen  ber  ^bbaliflen  über  ben  Urfprung  i^er 
SBiffenfd^aft  audg  nid^t  o^ne  ^ntereffe  ftnb,  woOen  wir  biefe  junäd^fl  betrad^ten. 
3tn  »ud&e  ^enod^,  einer  ber  inl^altdreic^fien  unb  bebeutenbfien  pfeuboepi«» 
grop^fd^en  ©d^riften  be«  alten  2;eftamente«,  finbet  fid^  im  7.  unb  8.  Äapitel 
eine  auiJfül^rli^e  S)arfieflung  vom  gaU  ber  ßngel,  wie  er  SRof.  VI,  1—4 
für;  berül^rt  ift.  Ueber  biefe  wunberlid^e  93egeben]^eit  berid^tet  baiS  9ud^ 
$cnod^  folgenbe^: 

^®d  ergab  fi(^  in  biefcn  Xogcn,  al«  bie  aÄenfclJcn  ftc^  oerme^rt  Ratten,  ha%  ^etr:= 
lic^e  unb  fc^önc  Jöc^ter  i^nen  geboren  würben.  Unb  ba  bie  @nge(,  bie  @o§nc  be« 
.'pimmetö,  biefe  fa^en,  entbrannten  fte  in  :^iebe  au  i^nen  unb  fogten:  ^Äommt,  lojt  und 
aöeibcr  wählen  unter  ben  Siadjfommen  ber  aÄenfdJen  unb  mit  i^nen  Minber  jcugen.  Xa 
fprac^  Samjaja,  i^r  Anführer:  ^^(^  befürd^te,  ba^  i^r  euc^  Don  biefem  Unteme^en  ab^ 


2)ic  iloWoliften  unb  i^re  3ßerle.  Hl 


fd^retfen  la^  unb  i(^  alleine  für  ein  fo  f(^n>eted  Ser^red^en  leiben  mu^.  916er  fie  er* 
roiberten  unb  fpra(^en:  ^SBir  fc^ioören  alle  unb  oerpflic^ten  uni^  burc^  gegenfeitige  @ibe, 
unfcren  3^)rfatj  nid^t  ju  änbem,  fonbem  unfer  SJor^aben  auSjufü^ren."  3)a  Wn)oren 
fte  aUe  unter  einanber  unb  oer|)fIiclJtctcn  ftc^  burd^  gegenfeitige  ®ibe.  3^e  3<^^  betrug 
200,  bie  ^inabftiegen  auf  Hrbid,  bem  Gipfel  bed  8erged  Wmon  .  .  .  ^a  nahmen  fte 
SBeiber,  ein  jeber  rodelte  für  ftc^;  fte  nd^erten  ftd^  i^nen  unb  wol^nten  bei  i^nen  unb 
lehrten  fie  3<^^^'  Sefd^roörungen  unb  ^menbung  von  SBur^eln  unb  93dumen.  .  .  . 
91u^erbetn  lehrte  Sljasiel*)  bie  SRenfd^en,  8(^n)erter  unb  Keffer,  Sd^ilbe  unb  16ruft^amifd^e 
5u  machen,  bie  Anfertigung  oon  Spiegeln,  Strmbänbern  unb  ^d^mucf,  ben  ©ebrauc^  von 
S^minfe,  bie  Serfd^önerung  ber  ^Cugenbrouen,  ben  ^^ebrauc^  von  Steinen  jeber  loflBoren 
unb  audermd^lten  9brt  unb  ^he,  fo  ba|  bie  9Belt  gans  oeränbert  n»urbe.  ©ottloflgleit 
no^m  in,  ipiurerei  breitete  ft(^  cm^,  unb  fte  fünbigten  unb  oerbarben  olle  auf  i^rent  SBege. 
Slmojara!  lehrte  alle  Qaubetei  unb  ben  ©ebrauc^  von  äBurjeln;  ^Imterd  lehrte  bad  £öfen 
bed  3<i^^^;  Barfajal  bie  ^eobad^tung  ber  Sterne;  Slfibeel  bie  3^^^>^;  Xamiel  lehrte 
Slftronomie  unb  Slfarabel  lehrte  bie  öerocgung  be«  ^Ronbe^." 

3lad^  biefem  alten  Serid^t  flammen  alfo  aDe  ®e^eimn)iifenf(§aften  oon 
ben  Sngeln.  3ili  geifUge  3Be[en  oon  l^öl^erer  9lrt  benn  bie  äßenfd^en  befagen 
fie  Jtenntniffe,  bie  il^en  urfpränglid^  Dorbel^alten  unb  barum  an  unb  für 
ftd^  U)o^(  gut  tDaren.  3[fö  aber  bie  SRenfd^en  bur($  ben  ^aQ  ber  @ngel 
berfelben  teill^aftig  würben,  fül^rte  il^r  aRifebrauc^  jur  ©ottloftgleit  unb  jum 
Untergang  be^  9nenfd^engef($(ed^td.  9tad^  ber  3bt[d^auung  oerfcbiebener 
5labbaliflen  flammt  nun  bie  Jtabbala  aud^  oon  ben  gefaQenen  @nge(n  l^er; 
fie  enthält  gerabe  bie  Äenntniffe  oon  ben  göttlichen  ©ingen,  meldte  r>on  ben 
6ngeln  mitgeteilt  unb  in  verblümter  SBeife  in  ben  ©d^riften  be«  alten  a:ejla» 
tnent«  niebergelegt  fxnb.  2)a^  Sefireben  ber  flabbaliften  gel^t  alfo  barauf 
aui^,  aHittel  }U  finben,  um  biefe  flenntniffe  aud  ben  ©d^riften  wieber  ju 
gewinnen. 

eine  anbere  aWptl^e  über  ben  Urfprung  ber  flabbala  finbet  fld^  im 
babplonifd^en  Salmub.  @d  wirb  ^ier  er^ol^lt,  bag  ber  ^err  am  ®inai 
aufeer  ben  ©efefeen  bem  SKofe^  oieleiJ  mitgeteilt  l^abe,  bag  nur  wenigen  ©in* 
geweiften  befannt  fein  burfte.  3"  ^i^H^  gel^örten  bie  70  Seltefien,  bie 
aWofei^  au«wä^lte,  um  an  ber  ©pifee  beö  aSolfe«  ju  ftel^en.  SJurd^  münb* 
lid^e  3:rabition  würben  bie  gdttlid^en  äBorte  innerl^alb  einei^  engen  Areifed 
aufbewahrt  3n  ben  fünf  Sudlern  aWofe  liegt  aber  biefe  oon  ®ott  geoffen^ 
barte  Seigre  über  bie  göttlid^en  S)inge  in  ben  SBorten  verborgen. 

Seibe  »erid^te  lann  man  natürlid^  in  bad  ®ebiet  ber  ©age  wrweifen. 
©ie  ftnb  in  einer  fel^r  fpäten  3^^  erfunben,  um  ben  !abbalifii)d^n  Seigren 
ben  @l^arcAer  bei»  l^o^en  Uteri»  unb  ber  übernatürlid^en  Slbfiammung  }U 
geben.  Sn  Sejug  auf  ben  legten  Serid^t  finbet  pd^  im  ganjen  alten  S^efla» 
ment  lein  einjige«  2Bort,  weld^ei»  barauf  l^inwiefe,  ba^  e^  eine  oon  ®ott 
geoffenbarte,  nur  einjelnen  Singeweil^ten  oorbe^altene  £el^re  gäbe,    älugerbem 


*)  !Diefer  unb  bie  folgenben  ftnb  bie  9{amen  ber  Sfnfü^rer  ber  gefaQenen  @ngel. 
Xer  lejt  giebt  ein  oottftdnbiged  3}ersei(^ni«  ber  18  5lnfül^rer.  ©ie  ftnb  o^ne  ^wtcreffe 
für  und  unb  bed^alb  fortgelaffen. 


112  ^ie  ^eilige  ^abboia. 


würbe  e«  nur  wenig  ber  3Bürbe  einer  göttlichen  Offenbarung  entfpred&en, 
burd^  fold^e  wiDtfirßd^e  äBortoerbrel^ungen  unb  @rf(ärungen  ^eroorge^olt 
werben  ju  muffen,  wie  „bie  (gingeweil^ten"  (Mekubalin)  fie  anuKinbten. 
Sßir  muffen  bej^l^a(6  mä)  )Ut>erläfftgeren  älnl^altöpuntten  für  ben  gefdgU^t« 
lid^n  Urfprung  fud^en. 

2Benn  vom  Urfprung  ber  Stabbala  bie  Siebe  ift,  mufe  man  genau 
jwifd^en  ben  fabbatiftifdgen  Seigren  felbfl  unb  ben  @d^riften,  in  benen  fie  auf« 
gejeid^net  finb,  unterfd^eiben.  Äabbala  bebeutet  namlid^  „ba^  Ueberlieferte", 
unb  ei^  unterliegt  feinem  ^voei^tU  bag  ber  eigentümlid^e  ©ebonlengang  ber 
ältefien  labbalifUfd^en  ©d^riften  lange  S^t  ^burd^  oon  ©efd^led^t  )u  ©e^ 
fd^led^t  münbtid^  überliefert  unb  innerl^alb  eined  fleinen  JlreifeiS  oon  (Sin* 
gemeinten  weiter  entwidtelt  ifi,  bis  bie  ganje  Se^re  fd^lieglid^  gefammelt  unb 
oon  wenigen  aRönnem  niebergefd^rieben  würbe.  SSon  biefen  ältefien  ©d^riften 
esifUeren  aber  nur  nod^  }wei,  ©ep^er  3e}iral^,  b.  1^.  ,,baiS  93ud^  oon  ber 
©d&öpfung"  ober  bem  ,,Urfprung'',  unb  ©ol^ar,  baiS  „Sid^t"  ober  ,,®lan}" 
bebeutet,  aber  au|er  biefen  l^at  ei^  nod^  oiele  anbere  gegeben,  oon  benen 
man  nur  bie  9lamen  ober  aud^  ä3rud^flüd(e  ald  Qüait  bei  fpäteren  fabba« 
lijHfd^en  SJerfaffern  lennt.  ^ür  unS  finb  jene  jwei  SBerfe  unbebingt  bie 
wid^tigfien;  e§  wirb  barum  im  folgenben  nur  oon  il^nen  bie  SRebe  fein. 

®ie  33eftimmung  beS  3^itpw"*tc^/  w)ann  ©ep^r  Sejiral^  unb  ©ol^ar 
aufgejeid^net  finb,  ifi  fd^wierig.  SRamentlid^  in  9e}Ug  auf  bad  ^auptwer! 
©ol^ar  l^at  lange  ©treit  gel^errfd^t.  2)ie  ©ebanlen  bei^felben  ftnb  fo  bunlel 
unb  unllar,  bag  man  mit  etwad  gutem  äBiUen  jwifd^en  ü^nt  unb  aQen  mög< 
lid^en  gried^if d^en  unb  morgenlönbifd^en,  p^ilofopl^ifd^en  unb  retigiöfen  ©pflemen 
eine  Uebereinftimmung  finben  lann.  3lu6erbem  ifi  fo  wenig  Drbnung  in  ber 
2)arfleIIung,  ba§  eS  fafi  ungtaublid^  erfd^eint,  ein  fold^eS  SBer!  foUte  baju 
oerfafet  fein,  um  fpäteren  ©efd^led^tem  beftimmte  Se^ren  ju  überliefern.  ®a 
©ol^ar  enblid^  erfi  im  13.  ^af)xf).  in  @uropa  belannt  geworben  ifl,  wo  ein 
armer  3ube,  SKofeS  oon  Seon,  bie  ©d^rift  nac^  ©panien  brad^te,  fo  ^aben 
einige  moberne  Äritifer  gemeint,  biefer  SKofeS  l^abe  f eiber  ha&  SBerf  oer» 
fagt  unb  il^m  abfid^tlid^  ein  mt)flifd^ed  ®epräge  gegeben,  um  bie  älufmerl« 
famleit  auf  fid^  }u  jiel^en.  (SS  fül^rt  unS  ju  weit,  auf  ben  gelehrten  ©treit 
über  biefe  Sluffaffung  nö^er  einjuge^en;  jegt  fielet  man  biefelbe  afe  unl^altbar 
an.  aber  fd&on  ber  Umftanb,  bafe  eine  fold^e  Suffaffung  oon  ernfien  gorfd^em 
geteilt  worben  ifi,  genügt,  um  ju  jeigen,  wie  fd&wierig  bie  S^itbeftimmung  für 
bie  äbfaffung  ber  ©d^riften  ifi.  ©S  ifl  jebod^  wal^rfd&einlid^,  bafe  ©epl^er 
Qejiral^  unb  ©ol^ar  im  2.  3al^rl^.  nad^  unferer  ä^itred^nung  niebergefd^rieben 
finb.  3n  Sol^ar  wirb  nämlid^  baS  33ud^  igenod^  genannt;  biefeS  mufe 
alfo  älter  fein,  unb  jwar  ift  eS,  wie  man  jiemlid^  fidler  nad^weifen  famt, 
unter  ben  erften  3RaIfabäem  abgefaßt,  für}  nad^  bem  33ud^e  2)aniel,  weld^eS 
ca.  168  oor  unferer  3eitred&nung  gefd^rieben  ifi.  SBJir  ^aben  ^rmit  eine 
fefie  SeitbefKmmung:  frül^er  als  200  ^al^re  o.  6^r.  ttnnen  bie  labbalifKfd^en 


3)ie  Äobbaliften  unb  i§re  aBerle.  113 

SBBerfe  nid^t  oerfa^t  fein,  anbererfcit^  wirb  ©oi^ar  in  bcr  SHifd^na,  bem 
ättefien  XAl  bed  2;a(mubj^,  ber  bie  älteflen  jübifd^en  ^robitionen  entl^&It, 
genannt.  äRifd^na  ifi  ungefäl^  189  n.  @]^r.  oon  Subad  bem  ^eiligen  ge< 
fatnntelt,  unb  toenn  ©oi^ar  l^er  ertDäi^nt  n)irb,  fo  erfd^eint  \a  junäd^fl  vm* 
jweifeC^aft,  bag  e&  bamali^  e^ifUert  l^at.  Xber  nml  ed  e^ifliert  l^at,  brandet 
ed  nod^  nid^t  niebergefd^rieben  geiDefen  p  fein.  S)a8  äBerl  tonn  gonj  gut 
im  mefentlid^en  fd^on  fo,  toie  ed  fpäter  tl^atfäd^Hd^  niebergefd^rieben  mürbe, 
beflonben  l^oben,  unb  in  biefer  ©efialt  lange  mOnblid^  überliefert  morben  fein. 
3)od^  ifi  e&  mol^l  mal^d^einlid^,  ba^  bie  münblid^e  Ueberlieferung  furj  oor 
ber  Xbfaffung  ber  SRifd^na  ber  fd^riftlid^en  l^at  meid^en  muffen.  3^^^  ^^^ 
hca  nid^t  ftd^er  bemiefen  merben;  aber  bie  äBal^rfd^einlid^feit  l^ierffir  leud^tet 
ein,  menn  mir  bie  ^age  nun  x>on  einer  onberen  @eite  betrad^ten,  n&nlid^  xxm 
gefd^d^tlid^en  Urfprung  unb  pon  ber  ©ntmidUung  ber  in  ben  (abbali^fd^en 
©d^riften  niebergelegten  @ebanfen  aui^.  S>a§  bie  Jtabbaliften  einen  oer^ 
borgenen  ©irni  in  ben  SBerfen  ber  jübifd^en  ©d^riften,  namentlid^  in  ben 
5  Sudlern  SMofe,  fud^ten,  ifi  im  ©ol^ar  beutlid^  aui^gefprod^en ;  ba&  3Berf 
lommt  in  oielen  fmnreidgen  ^Silbern  oft  barauf  }urüd(: 

;,9Be^e  bem  SRenfc^en^  ber  im  ©efe^e  ntd^td  anbetet  fielet  ali  einfache  ©rjA^lungen 
unb  gewöhnliche  äBotte!  SBenn  ed  wirlKc^  weiter  nic^tö  enthielte,  fo  lönnten  wir  ouc^ 
in  unfern  %a%m  ebenfo  gut  ein  @}efe|  fd^reiben,  bad  ber  8ewunberung  würbig  wäre.  Um 
gewö^nKd^e  äßorte  ju  finben,  broud^en  wir  uniS  nur  an  bie  irbif(^en  ©efe^geber  su  wenben, 
bei  benen  man  oft  me^r  finbet.  (Sd  würbe  bann  genügen,  i^nen  nac^jua^men  unb  ein 
©efef  nac^  i^en  SBorten  unb  i^rem  !6eifpiel  su  machen.  SCber  fo  ift  ed  nic^t:  Sebed  Sßort  im 
^efef  entölt  einen  tieferen  @inn  unb  ein  oerborgened  SD^fterium.  ^ie  ^rjA^lungen  bed 
©efe^ed  ftnb  nur  bad  ©ewanb  bed  ®efe|ed.  äBe^e  bem,  ber  bad  ©ewanb  bed  ®efe|ed 
für  ba«  ®efe|  felber  ^Ält!  3n  biefer  öeaie^ng  fogt  2)aoib:  ,,$>err,  öffne  mir  bie  Slugen, 
ba|  ic^  fe^e  bie  äßunber  an  beinem  ^^efe^!"  ^aoib  rebet  ^ier  oon  bem,  wod  unter 
bem  ©ewonbe  bed  ©efe^e«  »erborgen  ift.  @d  giebt  2^oren,  welche,  wenn  fie  einen 
il^enfc^en  in  einem  fc^önen  Hleibe  fe^en,  i^n  nac^  biefem  beurteilen,  unb  boc^  giebt  ber 
£eib  bem  Äleibe  erft  ben  SBert;  noc^  wertootter  ober  ift  bie  ©eele.  2)a«  ®efe|  ^at 
(au!^  feinen  Seib.  ^a«  finb  bie  »orfc^ften,  bie  man  ben  Öeib  be§  ®efe|e«  nennen 
fönnte.  3>ie  einfadjen  ©rjä^lungen,  weld^e  bojwifd^en  eingemifd^t  ftnb,  finb  bad  Äleib, 
mit  benen  ber  Seib  bebedt  ift.  ^er  gro^e  £)aufen  ad^tet  nur  auf  bad  ^leib  ober  auf 
bie  (^d^lungen  bed  ®efe|ed;  fte  fennen  nic^ti»  anbered;  fte  fe^en  nid^t,  wad  unter 
bem  Äleibe  ©erborgen  ift.  2)ie  2lufgeIIärteren  bagegen  beoc^ten  bog  ®ewanb  nidjt  weiter, 
fonbem  fe^en  auf  ben  2eib,  ben  e«  oer^üttt.  ^ic  Söeifen  enblic^,  bie  2)iener  be«  ^öc^ften 
^nigiS,  bie,  we((^  bie  ^ö^en  Sinais  bewohnen,  befc^ftftigen  ftc^  nur  mit  ber  @eele,  bie 
bie  ©runblage  für  aUed  übrige  unb  ba«  ®efe*  felber  ift;  in  jufünftigen  Seiten  werben 
bicfe  $ßeifen  »orbcrcitct  fein,  bie  Seele  ber  Seele,  weld^e  im  ®efe^e  atmet,  ju  fdjouen." 

3m  folgenben  werben  mir  nun  fomol^l  auf  bie  munberlid^en  aWetl^oben 
nä^er  eingeben,  meldte  bie  AabbaUfien  gebraud^ten,  um  biefen  verborgenen 
©inn,  bie  ©eele,  au^  ben  einfad^en  SBorten  be^  ©efefte^  l^erau^ufinben, 
ote  aud^  bie  ^auptpunfle  ber  fabbalifüfdöen  Se^re  barlegen,  bie  für  unfere 
Unterfud^ungen  oöh  »ebeutung  ftnb.  SJabei  werben  mir  finben,  ba&  bie 
Oebonlen,  meldte  bie  Äabbalifien  unter  ben  ©orten  ber  ©d^rift  ©erborgen 

Seemann,  Vberglaube  unb  3<iuberei.  8 


114  ^ie  ^eüioe  ^ob^a. 

fonben,  leine^tDegi}  neu,  fonbem  Sbeen  nniren,  xotUSft  in  btn  Derfd^ä>eitoi 
l^eibmfd^en  ^dxQxonm,  befonber^  in  bar  d^lb&ifci^en  unb  perftfd^,  eine 
j^orta^enbe  9toIle  fpielten.  S)iefei^  ift  bei^l^b  intereffant^  weil  eiS  und 
jeigt,  ba§  bie  ^tnat  ber  labbatifüfc^  ©ebonfen  offenbar  SSob^Iim  iß. 
S>ie  3ttben  l^atten  iDä^renb  ber  habylom^äfm  ®efangenfd|aft  reid^td^  ®e^ 
legenl^eit,  mit  ber  3Beid^eit  ber  6l^alb&er  vertraut  )tt  toerben;  m&l^renb 
ber  ^rrfd^aft  bed  Üytu^  aber,  b.  1^.  in  ben  letzten  3<^ren  ber  ©efangen^ 
fd^ft,  fonnten  fte  t»  andf  nid^t  t)ermeiben,  bie  religidfen  äSorflethu^en  ber 
Werfer  (ernten  }u  Urnen.  Unb  wa&  fte  f o  gelernt  l^atten,  fud^ten  bie  Staiba^ 
liften,  fo  vodt  als  mdglid^,  mit  ber  Se^ooa^l^re  }U  vereinigen,  ^reilid^  mug 
man  fagen,  ba^  fle  babei  nid^t  fe^r  ^enge  toaren;  benn  meled  tMm  bem,  nnb^ 
fte  aui^  b^  3Borten  ber  @d^rift  i^aui^lafen,  ^t  bei  einer  {ritifd^  ^dtbcaö^ 
tung  bod^  in  }iemlid^  SBiberfprud^  mit  ber  reinen  Se^ooa^lel^re. 

3nbed  mürbe  ed  unrid^tig  fein,  l^ieraui»  hm  @d^lug  ju  }ie^,  hai  bie 
5tabbaliften  abüd^lid^  gefud^t  l^en,  bie  ^e^oal^lel^re  )u  perbre^.  SHe 
itabbala  ift  eine  äleligioni^pl^ilafopl^e.  3)ie  jlabbaliftot  fud^en  in  i^rer  SBeife 
eine  Xntmort  auf  bie  großen  ^^ragen,  meld^  }U  allen  3^^"  bie  3Renfd^ 
inlercfficrt  i^aben:  bie  ^Probleme  über  baiJ  SBefen  ber  Oottl^eit  unb  il^r  SSer^ 
^Itnid  }ur  äBelt,  über  bie  3tatat  bed  äßenfd^en,  bie  SSefümmung  ber  9ßmfd^en« 
feele  unb  älmlid^.  hierüber  finbet  man  nur  fel^r  menig  in  ben  l^igen 
©d^riften  ber  Suben,  unb  ba&  SBenigc,  ma«  mcax  finbet,  fümmt  nid^t  immer 
ganj  überein.  @«  fd^eint,  atö  ob  bag  3ntereffe  für  biefe  gragen  bei  ben 
3uben  erfi  baburd^  ermad&t  märe,  bafe  fle  mä^renb  ber  bab^lonifd^en  ®e« 
fangenfd^aft  Äeraitnid  oon  anberen  9ieligionen  erl^ielten,  bei  benen  bie  pl^o* 
fopl^f^n  @pe(ulationen  einen  l^orragenben  $la^  einnal^en.  3tt&  aber 
bie  jübifd&en  Genfer  fclbfi  anfingen,  fid&  mit  biefen  Problemen  ju  befd^äftigen, 
gingen  fte  ben  ganj  natürlid^en  SBeg:  ben  il^nen  befanntcn  Religionen  ent«= 
nal^men  fte  badjenige,  xoa^  i^nen  braud^bar  fd^ien.  3^re  9ld^tung  oor  ber 
3ltttorit&t  ber  l^tigen  Sd^riften  mar  jebod^  fo  groi  bag  fte  feinen  9lugen* 
blidE  ftd^  auf  il^re  eigene  Äraft  unb  gä^gleit,  bie  ^Probleme  ju  Idfen,  oer» 
taffen  mollten.  SJegJ^alb  mufete  fid6  alle«,  roa«  fte  twn  ben  großen  SRStfeln 
fagen  }U  fönnen  glaubten,  in  ber  ©d&rift  ftnben.  2)a  e«  nun  aber  t^^ 
fäd&tid^  nid^t  barin  flanb,  erfanben  fte  eine  SRei^e  mpfüfd&er  SKetl^oben,  meldte 
l^uptfäd^lid^  barauf  ausgingen,  burd^  SSerfd^ieben  unb  Umfefeen  ber  'ßri^'^ 
paben  in  ber  ©d^rift  ganj  neue  ©äfce  ju  bilben.  6«  ifl  offenbar  nid^t  fd^mer, 
auf  fold^e  SBeife  ba;^  ©d^mar^e  meig  ju  mad^en  ober  aui$  einem  ©a^  einen 
anberen  ju  bilben,  ber  ungefili^r  gerobe  b<a  (gntgegengefeftte  fagt  2)ci^l^alb 
(amen  fte  }U  Siefultaten,  bie  bem  mirttid^n  ©irai  ber  Sel^ODal^le^e  foft 
oottftänbig  miberfprad^.  3ebod^  waren  biefe  »erbre^ungen  leineÄmeg«  ob* 
ftd^tlid^  unb  oorfäfelid^,  fonbem  bie  golge  ber  fonberbaren  auÄlegefunfi, 
bie  man  amoanbte.  a)ie  Äabbalifien  meinten  felbfi,  baß  fie  auf  bem  »oben 
be«  ©efeljeg  ftänben  unb  ftd^  mit  bem  „nm^en"  ©efefte  in  Uebercin^miing 


^ie  jlabbaliften  unb  i^re  9Berfe.  115 


befcmben,  bad  in  bem  äBorte  perbotgen  fei,  mit  ^^ber  @eele  be^  ®efe|e^^ 
bie  int  ©efe^e  atmet''.  @d  leud^tet  inbed  ein,  bag  bie  tabbatifUfd^en  @pd(u« 
lationen,  bie  fo  leidet  jum  SßJiberfprud^  mit  bem  maleren  ©tauben  jül^rten, 
fc^r  flel^eim  gel^atten  werben  mußten.  2)er  großen  ^JJaffe  be^  aSotteö  waren 
fie  ooQflänbig  unbelannt,  nur  weife  Smänner,  auf  bie  man,  wie  man  meinte, 
ftd^  oerlaffen  tonnte,  würben  in  ben  Keinen  JtreüS  ber  @ingewei^ten  auf« 
genommen.    2)afür  giebt  e&  mk  ^en^xd^t. 

80  finbet  ftc^  in  aRif(^na  ber  mevftoärbige  6a|:  „i&i  ift  Derboten,  bie  (^efd^ic^te 
ber  @(^pfung  jioei  ^erfonen  su  er!(ören  unb  ^erfoB«  ober  ber  ^mmßfc^e  ^gen  barf 
nic^t  einmal  einer  erflärt  roerben,  ed  fei  benn  ein  roeifer  3itann,  ber  i^n  oon  felbft  oer« 
flehen  wirb.  fSfUt  ber  ;,®ef(^i(^te  ber  (Schöpfung"  fann  l^ier  unmöglich  bie  ©enefiS,  ba« 
erftc  öuc§  3Rofe,  gemeint  fein,  benn  3Rofe8  ®efe|  befanb  fldj  in  §anben  be«  ganjen 
Soüed,  unb  ed  roat  bie  $fli(^  eined  jeben,  badfelbe  fleißig  ju  lefen.  ^ie  SBorte  ^^Sra- 
fc^  aÄctfc^o^",  ^bie  ©efc^ic^te  ber  ©djöpfuttg",  möffen  fxd^  beS^alb  «uf  @ep§er  ^^\xaf), 
bod  ^9u(^  bed  Urfprungd",  beaie^n  unb  flitb  alfo  nur  eine  ^vmtt  ä3edei(^nung  für  badfe(6e 
fßer!,  efeenfo  wie  3Re|fclJa^  3)ler!a5a,  „bie  ©efc^id^te  oom  SBagen",  ein  anberer  ^<mt 
für  @ol^ar  ift. 

2)ie  zitierten  3ei^  be8  S^olmub  aeigen  uni  alfo,  wie  ftreng  man  barüber  wachte, 
ba^  nur  roürbige  Seute  in  bie  ©e^eimniffe  eingeweiht  würben. 

©er  Xalmub  entl^ält  übrigen«  aud&  mand^e  anbere  öerid^te,  auiS  benen 
^roorge^t,  bag  e&  al^  fe^r  gefä^rUd^  angefe^en  würbe,  unter  bie  @inge< 
meisten  aufgenommen  ju  werben;  be^^l^alb  oersid^teten  oie(e  weife  3Ränner 
auf  biefe  Sl^re. 

80  wirb  unter  anberem  erjä^lt:  „SÜobbi  ^i^d^anan  fagte  eined  Xaged  su  diabbx 
©Uejer:  5!omm,  id^  werbe  bid^  in  aRerfobo  einweihen.  SCber  ©liejer  ontwortete  i§m: 
^  bin  nod^  nid^t  aü  genug  basu.  ^fö  ©(iejer  alt  geworben  war,  ftarb  Stabbi  ^od^anan, 
unb  einige  S^it  barauf  fam  Slabbi  Slffi  ju  9labbi  ©lieber  unb  fagte  ju  i^m:  9hin  werbe 
i(^  bic^  in  9lerlaba  einweihen.  9lber  ©Uejer  antwortete:  gaUS  id^  mid^  für  würbig  ba^u 
gehalten  ^öttt,  würbe  ic^  e«  fc^on  oon  beinem  SReifter  Sod^anan  gelernt  ^aben." 

3)er  2^lmub  berid^tet  aud^,  ba§  uerfd^iebene  weife  SWämter  über  ben 
fabbaliftifd^en  ©pefulationen  entweber  ben  Sßerftanb  ober  ben  ®Iauben  per* 
loreu  l^ätten. 

e«  ift  bal^er  leidet  }u  oerjiel^en,  bafe  bie  flabbaliften  ju  jeber  3^f 
einen  fe^r  Keinen  Jtreü^  gebitbet  l^ben,  ber  fo  feine  Si^ungen  ^ie(t,  baß 
(ein  ^rember  über  ba«  ^eri^belte  etwa«  erfahren  lonnte. 

Ueber  ben  Hergang  bei  biefen  Ser^anblungen  er^lten  wir  eine  tUmt  ^rftettttn^ 
€01$  bem  8.  unb  d.  Sui^e  bed  @0§ar,  Idra  BAbba  Qadisha,  b.  i.  ;,bie  qyo^t  ^eilige 
Serfammlung'' ,  unb  Idra  Zuta  Qadisha,  b.  i.  ^^bie  feinere  ^eilige  Serfammlung". 
^ier  ftnb  Jlabbi  ©imeon  ben  S^c^ai'«  ^u^ammttdünfte  mit  feinen  Schülern  gefd^ilbert; 
bei  ber  großen  SSerfammlung  ftnb  10,  bei  ber  lleincn  7  ^erfoncn  anwefenb.  ©eibe  Ser? 
fammlungen  Itüttt  man  burc^  eine  3lei^  oon  Zeremonien  ein,  wobei  9labbi  Simeon  feine 
0<^ler  fc^ören  Ue|,  barüber  su  wac^,  ba^  bie  SD^^fterien  nic^t  profaniert  unb  mi^« 
braucht  würben.  SBie  großes  @}ewid^t  man  auf  Stabbi  Simeond  Sßorte  legte,  ge^t  au« 
folgenbem  9[u«}ug  00m  1.  itapitel  au«  Idra  Eabba  ^eroor. 


116  ^e  ^eilige  ita56a(a. 


„Mabbi  Simeon  fpva(^  su  feinett  I6eg(eitetrtt:  Setfattttnelt  euc^,  tneine  SegleUer, 
ait  eittettt  offenett  $(ati;  feib  fertig  tttii  eurett  ^tbereituttgen^  iti  diot,  in  SBeid^eit,  in 
Setrfiänbni«,  in  SBiffen,  bt  Sorgfalt,  mit  §anb  unb  5u^  galtet  feft  am  $erm  über 
eud^,  in  1)effen  9Ka(^t  hieben  unb  Xoh  fte^t,  auf  ba|  i^r  empfangen  mbget  bie  fBorte 
feiner  SBo^r^eit.  Unb  9%a5bi  Simeon  fe^te  ftd^  nieber  unb  meinte;  bomac^  ^pvaäf  er: 
äße^e  mir!  Ob  id^  e^  wot)i  offenbaren  borf?  SSe^  mir!  ob  ic^  e^  nic^t  offenbaren 
börf?    atber  alle  feine  «egleiter  fdjwiegen  ftiff." 

3)a  erl^ob  ft($  9ta6M  9lbba  unb*  fprad^  }u  \f)m:  2)urd^  bie  @nabe  be^ 
Qexvn  fielet  ba  gef (^rieben:  ,,3)aiS  ©el^mni«  bc«  S^nrn  ijl  unter  benen,  bie 
il^n  fürd^ten"*).  Unb  ftd&erlid^  fürd^ten  bicfe  beine  Segleiter  ben  ^Rgen 
unb  gelobten  @inen^  unb  jeftt  ftnb  pe  jufammengefommen  ju  einer  SBer^ 
fantmlung  gleid^ioie  in  @einem  i&aufe.  Xcam  gaben  fte  alle  9tabbi  Simeon 
bie  Sanb  unb  erhoben  bie  ^ger,  gingen  auf  bad  gelb  unter  bie  Saume 
unb  festen  ftd^  nieber.  Unb  SRabbi  @inteon  erl^ob  fid^  unb  fprad^  ein  @e« 
bet;  er  fe^e  ftd^  mitten  unter  fie  unb  fagte:  SSSer  ba  miH,  fege  feine  i^anb 
auf  meine  Srufl.  Unb  aDe  tegten  fte  i^re  ig&nbe  bortl^.  @ie  fd^miegen 
lange  unb  ^örten  eine  @timme;  bie  5tniee  f dringen  }ufammen,  bad  eine  gegen 
baiJ  anbere,  an^  tjurd^t.  2Ba^  mar  baiJ  für  eine  ©timme?  (&&  mar  bie 
Stimme  ber  l^immlifc^  JQeerfd^aren,  bie  ftd^  oerfammelten,  um  }U  laufc^en. 
3)a  fprad^  Slabbi  ©imeon  oott  g^^eube  bie  äBorte:  $err,  nid^t  fage  id^,  mie 
einer  beiner  5ßropl^eten,  ba^  id^  oon  gurd^t  ergriffen  fei,  beine  Stimme  §u 
^ören.  3efet  ifi  ei^  ni^t  mei^r  ^tü  jur  ^ntäft,  fonbem  jur  Siebe,  wie  ge* 
f daneben  ftel^et:  „2)u  foflfi  lieben  ben  ©migen,  beinen  ©ott."  aber  merni 
Siabbi  ©imeon  feinen  SRunb  auftrat  }u  reben,  fo  erbebte  ba«  gelb,  unb  alle 
feine  3^^^^^^  erjitterten. 

3)iefer  9labbi  ©imeon,  beffen  SBorte  bie  6rbe  erbeben  mad^te  unb  bie 
gngel  bemog,  fid&  um  il^n  ju  oerfammeln,  ijl  eine  l^ifiorifd^e  5ßerfdntid^feit 
2Bie  feine  SReben  ben  Sn^alt  für  jmei  ber  größten  Sudler  be«  ©ol^ar  lieferten, 
fo  fmb  oud^  mand^e  feiner  meifen  2Borte  in  3)Iifd^na,  bem  ältefien  2;eil  be^ 
2:almub,  aufberoal^rt.  SRan  nimmt  geroö^nlid^  an,  ba^  er  100  3al^re  n.  6^r. 
gelebt  l^at.  3n  Idra  Zuta  Qadisha,  ber  ,,fleineren  l^eiligen  SSerfammlung", 
ifi  fein  a;ob  gefd^ilbert.  3n  ber  Einleitung  be«  Sud&e«  wirb  befd^rieben, 
ioie  feine  Segleiter  fid^  um  fein  ©terbebett  oerfammeln,  unb  el^e  er  feine 
leftte  Siebe  an  fie  ^ält,  giebt  er  audbrüdFlid^  9iabbi  älbba  ben  Sefel^l, 
atte^  nteberjufd^reiben,  ma^  er  il^nen  gefagt  l^at.  3)iefe  au^brüdflid^  Se* 
fümmung  neben  bem  Umfianbe,  bag  jmei  oon  ©o^ard  Süd^eni  i^n  ju  feinen 
Begleitern  rebenb  barfleHen,  mad^t  e«  roal^rfd^einlid^,  bafe  menigfleniJ  biefe  2:eile 
be«  ©ol^ar  furj  nac§  SRabbi  ©imeonS  2:ob  burd^  gemeinfd^aftlid^e  arbeit  feiner 
©d^üler  entflmtben  ftnb;  ber  erfte  2;eil  oon  ©ol^ar,  ©epl^er  2)eftnioutl^a, 
b.  i.  „ba^  Sud^  ber  oerborgencn  ©el^eimniffe",  l^ängt  fo  genou  mit  bem  2. 
unb  3.  2:eil  jufammen,  bafe  er  oon  benfelben  3Kännem  oerfafet  ju  fein  fd^eint. 

*)  ^f.  25,  14. 


2)ie  !ttb6anftifcljen  SRct^oben.  117 


93on  ben  fotgenben,  loeniger  bebeutenben  Xei(en  beiS  @ol^at  tarn  bagegen 
nid^tö  Sid^ere^  gefagt  vo^thm,  vok  man  au^  trid^t  n)ei§,  n)er  ber  93erfa{fer 
bc«  jrociten  labbalifKfd^cn  ^auptrocrteg,  ©ep^er  S^ira^,  ifl  Slur  meint 
man,  m^  ber  @prad^e  unb  bem  ^nl^olte  }u  urteilen,  bag  bie^  &tter  als  @o^ar 
fein  mug. 

l^\t  keibbeil\ß\^n  MO^ühttt. 

2)ie  !ab6alifHf($en  äRetl^oben  berul^en  l^auptffid^lid^  auf  ben  Sigentam« 
tid^teiten  beS  i^ebräifci^en  9llpl^a6eteS;  um  fte  }u  perfle^en,  muffen  toit  ba^er 
junäd^f}  mit  einigen  93emerfungen  aber  bie  l^ebräifd^en  93ud^{laben  beginnen. 
S)ad  ^ebräifd^  Sllpl^abet  l^at  22  93ud^fiaben,  meldte  eigentlid^  aDe  Aon« 
fonanten  ftnb;  bie  SSofale  merben  nur  burd^  fünfte  unter  ben  SSud^fiaben 
bejeid&net.  aber  in  ben  alten  Schriften  fel^lcn  biefe  SSolalpunfte;  barauÄ  folgt, 
bafe  oerfd^iebene  SBörter  oft  mit  benfelbeu  SBud^fiaben  (Äonfonanten)  bejeid^net 
toexbm,  inbem  ber  Saut  unb  ber  @inn  beS  SBorteS  baoon  abl^ängig  mirb, 
roeld^e  SBofale  l^injugefügt  werben.  3)iefe  ©igentümlid^feit  ^at  baS  Streben  ber 
Slobbaliften,  einen  neuen  ©inn  in  ben  SBörtem  ju  finben,  natürlid^  fel^r  er^ 
Idd^tert.  ©in  anberer  mefentlid^er  Umjianb  ifi  ber,  bag  man  leine  befonberen 
3eid^en  für  bie  3^^^^  W-  ^^  W  ^i^  i^ebräifd^e  ©prad^e  übrigen!^  mit 
ben  meipen  ©prad^en  beS  aitertumi^  gemeinsam;  bie  3^^^^  *>^^  Siömer  flnb 
ja  aud^  nur  93ud^ftaben,  bie  }ugleid^  einen  bestimmten  2a\)lmvoext  l^abeu.  9luf 
ol^lidöe  SBcife  werben  bie  3^1^len  in  ber  l^ebräifd^en  ©prad^e  gef daneben; 
ieber  einzelne  93ud^flabe  l^at  feinen  befUmmten  ^af)imvDtxt,  unb  baraui^  folgt 
ha&  grofee  fabbaliftifd^  ^ouptgefcfe:  iebeS  5lBort  ift  eine  Sai)l,  unb  jebe  3^^ 
ifi  ein  äBort.  93ei  ben  fabbaliftifd^en  Umfeftungen  mu§te  biefed  aud^  groge 
Sebeutung  erlangen,  weil  oerfd^iebene  SBörter  benfelben  ^a'f)ienroett  f)ahen 
Idmten;  fe^t  man  nun  bad  eine  oon  jmei  fold^en  äBörtern  anflatt  bed 
anberen,  fo  ifi  eigentlid^  leine  SSeränberung  gefd^el^en;  benn  bie  3ö^I  ifi  bie« 
felbe  —  aber  ber  ©inn  ifi  ein  ganj  anberer  geworben. 

2)iefe  3Rct^obc  ift  in  ber  Offenbarung  3o§.  13,  18  gebraucht  roorbcn,  in  welcher 
ed  4ei|t: 

„^er  Serftanb  f)at,  ber  überlege  bie  S^^^  ^^  Xierd;  bemt  e^  ift  eined  ^enfd^en 
3a^t  unb  feine  3a^r  ift  666."  2)ie  Saf)l  666  fteljt  ftatt  eine«  9lamen«,  ber  nidjt  genannt 
»erben  barf,  ober  ber  gefunben  werben  !ann,  wenn  man  anbere  öuc^oben  einfejt,  bie 
abbiert  benfetten  SBert  ^tben,    SRan  nimmt  an,  e«  fei  Äaifer  Si^ero  bamit  gemeint. 

@nblid^  ifi  nod^  }u  bemerlen,  bag  berfelbe  93ud^flabe  nid^t  immer  mit 
bcmfelben  3^^^  gefd^rieben  wirb;  fo  merben  bie  »ud^fiaben  K,  M,  N,  P 
unb  Tz  am  ©d^lufe  be«  SBorteS  anberS  gefd^ricbcn  ate  am  Slnfang  ober  in 
ber  amtte. 

tXm  bie  Uebcrftc^t  ju  erleit^tem,  fü^re  id^  ^ier  baÄ  ^ebräifd^e  5llp§abct  nebft  3a^len* 
»crt  unb  unferen  entfpre(^enben  »uc^ftaben  an,  a)ie  Seid^en,  bie  am  ©d^lug  ber  SBörter 
ongewanbt  werben,  ftnb  mit  einem  @tem  cerfe^en.  S(u|erbem  finb  bie  ^ebräif(^en  tarnen 
ber  Suc^ftoben  ^injugeffigt. 


118 


3)ie  H(M(C  Jta66a(a. 


N 

A 

Aleph 

1 

n 

H 

He 

5 

ü 

T 

Teth 

9 

2 

B 

Beth 

2 

1 

V 

z 

Vav 

6 

y 

J 

Jod 

10 

i 

C 

Gimel 

8 

T 

Zain 

7 

D 

h 

Kaph 

20 

-\ 

D 

Daleth 

4 

n 

Ch 

Cheth 

8 

7* 

500 

h 

L 

Lamed 

30 

D 

S 

Samech 

60 
70 

2tf 

[tz 

Tzade 

90 

D 

J 

Mem 

40 

y 

0 

Ajin 

900 

D* 

600 

s> 

Pe 

80 

Q 

B 

Qoph 

100 

: 

Nun 

50 

5)* 

1800 

1 

Resch 

200 

r 

700 

! 

n 

Sh 

Schin 

300 

Th 

Taw 

400 

2)ic  fabbaßfiif(§en  aWct^obcn,  welche  wir  jefet  naiver  betrad^lcn  wollen,  v>et^ 
bcn  in  brci  2:etCe  eingcteUt:  GMTRJA,  ©cmatria;  NVTRJQVN,  gflotariqon, 
unb  ThMVRH,  a;cmttra. 

©ematria  bcrul^t  auf  bem  fd^on  erwähnten  3a^tcnw)crt,  ben  iebcÄ 
Sßort  befifet;  fte  gel^t  barauf  l^naitö,  ein  äBort  bur($  ein  onberei»  pon  gteid^em 
3al^Ienn)ert  }U  erfefeen.  SJiefe^  SBerfa^ren  wirb  aud^  auf  ganje  ©äfce  auggebe^. 

@o  ^at  bcr  Öu(^fita5e  Schin,  Sh,  ben  Söert  300;  btefette  3o§r  er^tt  man,  wenn 
man  bie  SOßcrtc  ber  93u(^ftaben  in  ben  SBorten  RVCh  ALHJM,  3tüa^  @lo§im,  b.  i.  ,rbcr 
(SJeiJi  be«  ^cnm",  aufammcnlegt.  ^eg^att  wirb  bcr  «ud^flabe  Sh  afö  Symbol  für  ^ben 
Oetfi  bcÄ  ^crm"  angenommen.  t>cA  ^flec^enejempel  löfit  flc^  leicht  mit  §Ufe  ber  hobele  au«« 
fü^ren:R  =  200,  V  =  6,Ch  =  8,  A  =  1,  L  =  30,H  =  5,  J  =  10,  M  =  40,  sufammcn 
=  300.  3n  berfelben  SBeife  finb  bie  ©orte  ACM),  «djab,  b.  i.  (Kn^ett,  unb  AHBH,  3l^e6o^, 
b.  i.  Siebe,  jebcÄ  für  fid^  =  13,  unb  ba«  eine  biefer  SBörter  wirb  be«^alb  flatt  be«  anberen 
gebraudjt.  Sil«  weitere«  öeifpiel  biene  ber  »erfuc^,  bur(^  bie  ©ematria  bie  Äamen  ber 
brei  (Sngel,  roeld^e  SXbvaf)am  im  $ain  ^Jf^amre  befuc^ten,  ju  finben.  ®«  fte^t  eigentlich  im 
erften  a3u(^  SRoji«  18,  2:  VHNH  ShLShH,  Se^enna  @^a«f^,  b.  i.  ,,Unb  fie^e,  brei 
aRänner".  3)er  ^a^Ienroert  biefer  2  SBörter  betrögt  701,  aber  biefeCbe  Sa^r  er^fttt  man  bun^ 
aftbition  ber  öuc^ftaben  ALV  MJKAL  GBRJAL  VRPAL,  Elo  Michael  Gabriel  Ve- 
Raphael  meiere«  bebeutet:  „SHefe  fmb  3Ricl^aer,  ©abriel  unb  difxpf^tV.  SBir  fyibtn  ^er 
ein  »eifpiel  bafür,  ba|  tiefe  ©e^eimniffe,  wie  ^ier  bie  9lomen  ber  dngel,  unter  anf<^nenb 
ganj  einfach  Söörtem  oerftedt  fein  lönncn.  2)iefe  »eifpiele  mü^tn  ^mü^tn,  um  bie 
9iatur  unb  ©ebeutung  ber  ©ematria  5u  aeigen. 

aSon  ber  anberen  aWetl^obe,  SRotariqon,  giebt  e«  jwei  gormen.  3iad^ 
ber  erfien  toirb  jeber  9u($ftabe  eined  SBorted  ali  Sbtfang«bud^fta6e  eined 
neuen  SSBorte«  genommen.  So  entfaltet  fid^  ein  einjelnei?  SBort  ju  einem 
ganzen  Baije. 

Slfö  33eifpiel  biene  eine  ber  oielen  ©pelulationen ,  meldte  über  ba«  erftc  ©ort 
be«  (ü^  ^eftamente«:  BRAShJTh,  8eraf§it,  „gm  ^[nfang''  gemacht  »orben  fbtb.  9Hmmt 
man  bie  SBuc^ftaben  biefe«  äßorte«  a(«  9(nfang«bu(^ftaben  oon  neuen  äßörtem,  fo  er^U 
man  unter  oielen  anberen  aud)  folgenbcn  @a^:    löeraf^it  Äa^i  Glo^im  S^eiequebeto 


2)tc  foddafifHfc^en  SRetl^oben.  119 


Qitatl  ^^ovtfJf^  b.  i.  ^5lm  Slnfanöe  fa^  bcr  §err,  b«6  S^racf  bctö  ®efe|  annc^en  würbe". 
3o  liegt  olfo  bad  Ser^aitmd  ^droeB  ^u  Se^ooal^  ald  verborgene  SBeidfagung  im  erften 
®ort  bed  alten  ^unbed.  —  ^ie  ^toeite  gorm  von  9}otariqon  ift  ber  erften  gerobe  ent:^ 
gegengefe^t.  äBd^enb  biefe  barauf  ausging,  aui  einem  einzelnen  Sßorte  einen  gan^n  Ba^ 
5u  entwidefn,  §at  bic  2.  HRet^obc  ba«  3iet,  au^  gegebenen  Odjen  einjeCne  SBörter  obsu:^ 
leiten,  ttnb  bieg  gefd^ie^t  baburd^,  bafi  man  bie  SlnfangS^  ober  Sc^tujbud^floben  ber  ein* 
seinen  SBörter  be«  8atcd  au  neuen  Söörtem  aufammenpettt.  So  wirb  bic  Äabbala  audj 
e^oftna^  9lefet^a^,  b.  §.  ^^eimlid^e  SBci^^eit",  genannt,  unb  au^  ben  3(nfang86uc§ftaben 
biefer  beiben  SBörter  wirb  ba«  SBort  ChN,  Chen,  b.  i.  ^©nabe",  gebilbct.  —  3m  5.  öuc^ 
TU>^.  SO,  12  fie^t:  Mi,  Jaulah  Leno  Ha-Shamajimah,  ^äßer  n>ia  un^  in  ben  Fimmel 
fahren?"  2lu«  ben  «nfangSbuc^ftoben  entfielt  ba8  SBort  MJLH,  SWila^,  ba«  ^»efdjnci* 
bung"  bebeutet,  unb  au«  ben  ©djru^buclM^aben  JHVH,  Sa^oe,  „Sc^ooa^".  3)ie  ^abha-^ 
liften  entnommen  ba^er  au«  biefem  ©a^e,  baf;  ®ott  fefbft  bie  Sefd^neibung  al«  3ei(l^en  für 
bod  audermd^Ite  Solf  angeorbnet  §abe. 

Sil«  eine  befonbere  gorm  oon  9lotariqon  lann  ba«  SSerfa^ren  bejeic^net  werben,  burdj 
meldte«  man  bie  9lamen  ber  72  ®nge(,  ©c^emi^amp^orafc^,  „ber  geteilte  3'lame'',  btmnni,  ge* 
funben  f^at,  g^er  ber  brei  «erfe  2.  2Rof.  14,  o.  19,  20  unb  21  ^ot  im  Urtejt  72  SudJ* 
ftoben.  3)a«  mu^U  notroenbigermeife  eine  ge^eimni«ootte  öebeutung  §aben;  umfome^r, 
ba  ©.  19  öon  „bem  ©ngel  ©otte«,  roeldjer  bem  ipcere  3«rae(«  ooransog",  rebet;  benn  überatt, 
wo  »on  einem  @nge(  bie  Siebe  ift,  !ann  man  oermuten,  ba^  ber  Slame  be«  ®ngeW  in  ben 
aEBorten  verborgen  liegt.  6(^eibt  man  nun  einen  jeben  biefer  brei  «erfe  in  einer 
geraben  Sinie,  ben  einen  über  ben  anberen,  unb  amar  ben  erften  Scr«  oon  red^t«  noc^ 
linf«,  ben  smeiten  oon  Kn!«  nadj  re<^t«  unb  ben  britten  roieber  oon  rec^t«  nac^  ßnö,  fo 
er^  man  offenbar  72  fenlrec^te  Steigen  oon  je  brei  33u(^ftaben.  3^e  ber  72  Steigen 
bilbet  ein  SBort  oon  brei  Suc^ftaben,  unb  fügt  man  bann  bie  ©nbung  AL,  JH,  El  ober 
JAH  jebem  biefer  SBörter  ^inju,  fo  ^ak  man  bic  »amen  ber  72  (gngcl.  3)a  6(^em^am* 
fi^afc^  nun  in  ber  fogcn.  pratttfc^cn  Äabbala  eine  gro^e  Slottc  fpielt,  fo  werben  wir  bie 
Zafel  f|>dter  gebrauc^n  unb  führen  fie  bed^Ib  ^ier  an: 

Sd^em^ampl^orafd^. 

A      H      K 

L      Z       H 

D      J      Th 

10      9       8 


M 

J 

H 

L 

B 

Z 

H 

A 

H 

L 

0 

V 

14 

13 

12 

11 

A 

L 

M 

0 

S 

J 

V 

K 

L 

H 

L 

J 

L 

H 

A 

H 

Sh 

M 

T 

J 

V 

7 

6 

5 

4 

3 

2 

1 

N 

P 

L 

K 

L 

H 

H 

L 

H 

V 

L 

A 

Q 

R 

K 

L 

V 

J 

V 

M 

J 

21 

20 

19 

18 

17 

16 

15 

Sh  J  H  N  Ch  M  J 

A  R  A  Th  H  L  J 

H  Th  At  H  V  H  J 

28  27  26  25  24  23  22 

MHJRChAM  K       LJ       V      LAR 

JHJHONN  V       HChShKVJ 

KHZOMJD  QChVRBMJ 

42     41    40     39      38     37     36  35      34    33     32      31     30     29 


N 

P 

M 

N 

N 

0 

H 

D 

V 

M 

0 

0 

S 

J 

V 

M 

V 

B 

J 

N 

M 

Ch 

N 

H 

J 

Sh 

R 

A 

L 

V 

M 

J 

H 

Th 

A 

M 

Sh 

J 

V 

H 

L 

J 

L 

H 

L 

57 

56 

55 

54 

53 

52 

51 

50 

49 

48 

47 

46 

45 

44 

43 

M 

H 

J 

R 

Ch 

A 

M 

D 

M 

0 

J 

V 

M 

H 

J 

V 

J 

B 

A 

B 

J 

N 

M 

Ch 

N 

H 

M 

Tz 

R 

J 

M 

J 

M 

H 

V 

0 

Q 

B 

J 

V 

H 

B 

R 

Ch 

L 

72  71   70  69  68   67   66   65   64   63  62  61  60  59  58 


120 


^e  ^eilige  Itobbola. 


Xemuta,  bie  britte  (abboIifKfd^e  äRetl^obe,  bentl^t  auf  ber  ^ßermuta* 
tion,  bem  93erfe|en  ber  Sud^flaben.  ^ür  lefHext»  giebt  t&  eint  9Renge  oer« 
fd^iebencr,  j.  2:.  fe^r  pcrroidfetter  SRcgetn. 

®ine  bec  einf äfften  ift  bie  fogen.  Ilombinaüondtafel  oon  Xsintp^:  SRon  fc^teiM 
bie  22  ^uc^ftoben  bed  ^OpffobM  in  sioei  Steigen  untereinanber,  bie  evfie  9lei^e  oon  re(^tö 
nad)  lint^,  bie  sweüe  oon  (infö  nad^  tec^tö: 

KJ       TChZVHDGBA 
L      M     N       S       0      P     Tz      Q      R     Sh    Th 

hierauf  loitb  ieber  fdudffiobz  ber  einen  Steige  burc^  ben  entfpted^enben  ber  smeüen 
atei^e  erfe(i,  3.  ».  A  bim^  Th,  B  burd^  Sh,  unb  ebenfo  umgete^rt  Th  burd^  A  u.  f. ». 
@rfe(t  man  nun  ben  (e|ten  ober  bie  jroei  legten  ^m^ftoben  ber  unterffcen  9%ei^e  burc^ 
anberc,  Iftjt  ober  fonfi  bie  Speisenfolge  unoerftnbert,  fo  tn^zf^en  fc^on  21  anbere  Äom^ 
binationen.  6e|t  man  3.  9.  Z  unb  Y  an  bie  legten  SteOen,  fo  er^lt  man: 
MLKJTChHDGBA 
N      S       0      P     Tz      Q       R     Sh    Th     V      Z 

Xa  bie  dlei^enfolge  ber  ^ud^ftaben  ^ier  beibe^tten  ift  unb  nur  bie  beiben  legten  ^uc^- 
ftabcn  ber  unterften  Äei^e  ocrftnbcrt  ftnb,  fo  ift  bie  ganjc  Kombination  befannt,  wenn  man 
nur  bie  beiben  le^cn  öuc^ftaben  anfielt.  2)ie  oerfc^iebenen  Kombinationen  in  2:8irupy8 
2:afe(  merben  ba^er  nac^  ben  oier  (e^^ten  iBuc^ftoben  ret^td  genannt;  fo  ^ei^t  bie  juerft 
angeführte  Kombination  A  Th  B  Sh ,  bie  letzte  A  Z  B  V.  8ei  Befolgung  biefer  Siegeln 
!ann  man  fic^  bie  übrigen  leicht  fetbcr  bilben.  3Ran  fagt,  baj  bie  Äabbaliften  22  biefer 
Kombinationen  gebraucht  i^Ättcn;  e«  liegt  icboc^  auf  ber  $anb,  ba^  oielme^r  möglich  ftnb. 

«ujer  biefen  a;afeln  finben  fw^  noc^  brei  anbere,  melc^  ^bie  richtige",  ^bie  umgt? 
lehrte''  unb  ^^bie  unregelmäßige"  ^ei^en.  Um  eine  oon  i^nen  barsuftetten,  mu^  mm  ein 
Duabrat  mit  22  X  22  g^Ibern  seic^nen,  fo  ba^  jeber  ber  22  »uc^ftaben  22ma(  oorfommt. 
Bei  ber  ^ric^tigen''  Xafel  fc^eibt  man  bann  bie  Buc^ftaben  oon  rec^tft  nac^  linl«  in  ber 
oberften  Äei^e.  3n  ber  ndc^ften  Steige  mac^t  man  e«  ebenfo,  nur  beginnt  man  ^ier  mit 
B  unb  enbet  mit  A.  3n  ber  britten  ^ei^e  fdngt  man  mit  G  an  unb  enbet  mit  B  u.  f.  f. 
SHe  ^^umgefe^rte"  lafel  wirb  ebenfo  gebilbet,  nur  fc^reibt  man  ^ier  bie  öuc^ftaben  in  vfm^ 
geti^rter  Siei^enfolge,  oon  an»  nac^  rec^t«.  2)ie  öefc^reibung  ber  ^unregetoiftjigen"  Xafel 
ift  au  roeitWufig. 

2)agegen  ^at  noc^  eine  HRet^obe  Sntereffe  für  mi,  weil  fie  no(S  in  unferen  2:agen 
ali  ein  beliebtet,  populävt^  3aubera(p§abet  befannt  ift.  ^ad  ift  Aiq  Bekar,  ^bie  KobbaUt 
ber  neun  Kattimem" :  3Ran  f c^reibt  aUe  27  »uc^ftaben  (alfo  bie  5  ©c^tuJjeicSen  mit)  in 
3  mal  8  nebeneinanber  (iegenbe  ^(ber,  sundc^ft  bie  erften  neun  IBuc^ftaben  unb  smar 
oon  rechts  beginnenb,  in  jeben  9iaum  einen,  ^ann  folgen  bie  ndc^ften  neun,  unb  wenn 
alle  »uc^ftaben  gefc^eben  fmb,  befinben  fic^  natürlich  in  jebem  ftaume  brei.  3)aÄ 
(^anse  fie^t  nun  fo  aui: 


300 

30 

3 

200 

20 

2 

100 

10 

1 

Sh 

L 

G 

R 

K 

B 

Q 

J 

A 

600 

60 

6 

500 

50 

5 

400 

40 

4 

M» 

S 

V 

K» 

N 

H 

Th 

M 

D 

900 

90 

9 

800 

80 

8 

700 

70 

7 

Tz* 

Tz 

T 

P* 

P 

Ch 

N» 

0 

Z 

^ic  Se^cn  bcr  ÄobBato.  121 

Uedcr  jebem  öud^jiaBen  tft  fein  Qcä^Unmtvt  angegeben,  bie  @(^Iu6bu(^ftoben  finb 
mit  einem  ^  »erfe^en.  2)ie  fünfte,  bie  über  brei  einjelnen  33«cl^ftaben  fte^en,  ^aben  bie 
befonbere  Sebeutung,  ba^  man  ba«  ganje  Softem  mit  i^rer  §tlfe  al«  ^eimlic^eS  Stlp^abet 
bemijen  !ann.  S^^^^^^  ^c^tt  nux  bie  gorm  einer  Kammer  unb  fc^reibt  einen  ^unft 
in  biefelbe,  fo  bebeutet  biefe  ^gur  ben  erften  Suc^ftoben  in  ber  jlammer;  iwei  $un!te  ht^ 
aeidjnen  ben  jroeiten  Sudjftaben,  brei  ^unlte  ben  britten.  ©o  bebentet  s.  83.  |  »  A; 
I  •  •  •:  R  unb  I  .  .  j  P.  2luf  folc^e  SBeife  fott  bie  Äabbala  ber  neun  Äommem  fc^on 
oon  ben  Habboliften  bed  9lltertumi^  ju  ^eimlic^en  3)iHttei(ungen  benu^t  roorben  fein.  Statur- 
Ii(5  fann  biefe«  Softem  aud^  in  mannigfacher  SBeife  aum  SJerfe^en  ber  öu(^ftaben  benu^t 
werben. 

Xujser  ben  l^r  befprod^enen  giebt  e»  jal^treid^e  me^r  ober  weniger 
nriOIflrlid^e  SRetl^oben^  mit  beten  ^itfe  man  Don  gegebenen  SSörtem  ober 
@ä^  neue  ableitete.  SHe  meiflen  berfelben  fd^einen  jebod^  einer  fpfiteren 
3eit  anjugel^ören,  ba  fie  oor  allem  oon  ben  d^riftßd^en  Äabbalifien  im  SWittet 
alter  benu^t  morben  ftnb^  um  bie  ^auptfä^e  ber  d^rifUid^en  S)ogmatÜ  aM 
ben  SBorten  beiS  alten  Xefiamente^  abzuleiten.  Slfe  Seifpiel  biefer  Äünfie 
nierben  mir  in  folgenbem  einige  berfelben  erroäl^nen. 

I?tE  TU\)tm  bar  Äabbala. 

e«  iji  mir  nid^t  möglid^,  ein  einigermaßen  flareiS  33ilb  oon  bem  3n« 
l^lte  ber  fabbaliftifd^en  ©d^riften  ju  geben,  ©ine  fold&e  furje  Sefd^reibung 
müßte  ein  SReferat  be«  ©ebanfengange^,  be«  leitenben  gabeniS  in  ben  SBerfen, 
fein,  aber  ein  fold^er  ^Jaben  iji  überl^aupt  nid^t  oorl^anben  in  ber  Äabbala. 
3Son  einem  SBerfe,  ba^  in  unferer  3eit  bie  großen  Statfel,  mit  benen  bie 
Jtabbala  ftd^  befd^äftigt^  bel^anbeln  moKte,  mürben  mir  oor  allem  eine  über« 
ftdjtlid^e  ainorbnung  bei^  ©toffe^  unb  eine  ftrenge  Sogif  ©erlangen,  aber  oon 
Sogil  jxnbet  man  nid&t  bie  geringfie  ©pur  in  ber  Äabbala;  man  lieft  oer* 
geben«  biefe  umfangreid^en  Sffierle  burd^,  um  etmaiS  p  finben,  maiS  einer 
mobemen  Semei^ffil^rung  nur  entfernt  gleid^en  Idnnte.  2)er  Jtabbalifl  lommt 
nidjt  auf  bem  Sffiege  ber  ©d&lußfolgerung,  fonbem  auf  bem  ber  ^pi^antafie  ju 
feinen  SRefultaten.  ©in  jeber  ©ebanfe  mirb  ol^ne  ben  geringften  3iif^wtmen» 
^ong  mit  bem  oorl^ergel^enben  einfad^  atö  eine  SBel^auptung  l^ingeflellt ,  bie 
fiberl^aupt  nid^t  bejmeifelt  werben  lann,  unb  feine  SHd^tigfeit  toirb  nur  ba» 
burd^  betätigt,  baß  mittelji  ber  mpfHfd^en  aWet^oben  bemiefen  mirb,  baß 
er  in  biefer  ober  jener  ©d^riftfielle  oerborgen  liegt.  3n  ber  Äabbala  feiert 
bie  morgentänbifd^e  ^pi^antafte  il^re  milbeften  2;riumpl^e;  mo  aber  bie  ^pi^an- 
tape  Stlleinl^errfd&erin  ift,  fann  oon  einer  Drbnung  nid^t  bie  3tebe  fein,  ©g 
ifi  begreiflid^,  baß  t»  unter  fold^en  SBer^ältniffen  unmöglid^  ifi,  über  ben  Sn- 
Mt  ber  aOBerfe  )u  referieren.  3d^  muß  mid^  be^^alb  barauf  befd^änfen, 
furj  flarjulegen,  um  xoa^  eö  fid^  l^anbelt,  unb  bie  mid^tigfien  ber  SSegriffe 
ju  beleud^ten,  bie  fpäter  fo  l^ol^e  Sebeutung  gemannen.  S)abei  bürfte 
aber  biefe  Siarftellung  oielleid^t  in  mand^en  ^ßunften  nod^  red^t  mangels 
l^ft  merben;  benn  e«  ifi  ein  großer  Unterfd^ieb  jmifd^en  ber  freien  ^l^an* 


122  2)!C  ^eilige  Äobbala. 


tafte  etnei^  Jta66aß{len  unb  bem  logifd^en  ®ebait!engange  eineiS  mobemen  @uro« 
päerd,  fo  ba§  ber  eine  ben  anbeten  faum  jematö  odQig  oerflel^en  n)irb.  aRU 
biefem  äSorbei^alt  merbe  id^  nun  oerfud^en,  ben  ^ni^alt  ber  Stabhala  iDieber« 
angeben. 

aSBir  beginnen  mit  ©epl^er  3ejiral^,  weld^e«  eine  ärt  ©inleitimg  jum 
©ofmr  ifi.  ©epl^er  ^tiiva^,  „ia^  ^^^  ^^  Urfprung«",  ifi  bem  ^otriard^ 
9l6ral^am  in  ben  9Runb  gelegt;  bod  SSSerl  fleOt  ftd^  bar  ate  feine  S3etrad^* 
tungen  über  ba«  S)afein.  S)er  2lnfang  beiSfetten  iji  unferer  S^  Wd^*  ^^^f* 
fi&nblid^;  burd^  Setrad^tung  ber  äBelt,  il^rer  Orbnung  unb  ber  (Sinl^t  be^ 
@an}en  loirb  ber  ^otriard^  )um  @lauben  an  einen  fd^affenben  @ott,  ber  allein 
l^en)orgebrad^t  l^at^  geführt.  Slber  nun  ifl  t&  aud^  mit  bem  SSerflänbm^  he& 
33ud^Ä,  iebenfattg  für  und,  }u  ßnbe.  a)er  aSerfaffer  gel^t  aßerbingö  auf  bem 
eingefd^lagenen  SBege  n)eiter;  er  fud^t  bie  ©efe^e  bed  S)afeini^  im  ßinjelnen 
}u  erforfd^,  um  baburd^  ju  bem  äSerflänbnii^  ber  gSttlid^en  äBeiiSl^it  ju 
gelangen,  aber  bied  gefc^iel^t  in  einer  und  ganj  unoerftänblid^en  3Beife.  S)ie 
natürlid&en  3KitteI  bed  aWenfd&en  für  ben  ©ebanfenauiJlaufd^,  b.  f).  bie  SBörter^ 
unfere  SRamen  für  bie  SJinge,  oerfd^meljen  mit  ben  SHngen  fetbft  unb  treten 
an  xf)tt  ©teile.  ^  SBorle  liegt  aüt&,  aud  bem  SBorte  gel^t  atted  l^or, 
„ha^  95Jort  ip  ®ott",  fagt  Sep^cr  3ejiral(i.  Söfi  man  bie  2Bdrter  in  il^re 
»ejianbteile  auf,  fo  jeigt  eö  fic^,  bafe  fte  au«  22  (l^ebräifd^en)  Sud^ftoben 
unb  ben  erfien  jel^n  3^^^"/  ^^  '^^^  <^tte  anbere  3^^^"  l^ergeleitet  werben 
Knnen,  befielen.  3)iefe  32  3^^^"  werben  ,,bie  32  munberbaren  SBege  ber 
Sßeid^eif'  genannt.  9luf  i^nen  berul^t  ade  SBeidl^eit,  nur  burd^  fie  gelangen 
wir  jur  SBeigl^eit. 

2Wit  bieten  ,,n)unberbaren  2Begen  ber  9Bei«l^eit"  befd^äftigt  bag  83ud^ 
fi4l  nun  weiter,  oor  attem  mit  ben  jel^n3ö^lcn,  ben  „jel^n  ©epl^irotl^". 
3)ie  einfädle  2;i^atfad^e,  bajs  mir  mit  }el(in  3^'^^^  ^^^^  bxihm  fönnen,  ha% 
bie  Qa^knxd^e  eine  unenblic^e  ift,  ^at  ben  jlabbaliflen  fel^r  imponiert, 
„gür  bie  jel^n  ©epl^irotl^  giebt  e«  fein  6nbe,  meber  in  ber  3wfunft  no(^ 
in  ber  aSergangenl^eit."  Slber  bie  je^n  ©epl^iirot^  finb  nid^t  blofe  ^aiflm; 
ba  bie  ^af)lm  aM  umf äffen,  ba  aUe«  in  ber  SaSelt  mit  3al^len  ge» 
mejfen  werben  fann,  fo  werben  bie  S<^^^  ^^  We  Äabbalifien  ba«  SBefen  ber 
2)inge  felbfi. 

@inige  Seifpiele  toerben  bied  ttax  mod^en.  Xa  bie  IQorfteSung  ooit  einem  aOmid^f 
tigen  (Sott  bie  äHtbglic^feit  audfc^Iie^t,  bo^  ed  me^t  aI9  einen  (S^ott  giebt,  fo  with  bie  erfte 
Scp^ira,  bie  3a^I  ein«,  lum  SBefen  ®ottcg  felbfi.  ^2)ie  erfte  ^tp^vca,  ein«,  bad  ifl  ber 
Oeift  be§  lebcnbigen  ®otte8,  gefcgnct  fei  fein  Plante."  ^ie  jroeite  ©ertita,  bie  3a^r  jroei, 
ift  ba«  SBort.  3)o«  3Bort  ift  ein  öouc^,  ber  ^rdger  ber  0eban!en  be«  SRenft^en;  „^m^" 
unb  ^©ebonfe"  pnb  swei  !J)inge,  unb  bo(^  ein«,  weil  fte  unaertrennlic^  flnb,  iinb  obgleit^ 
bie  SEBörtcr  nur  ^in  §au(^  finb,  oerlangen  fte  bo(^  22  »uc^fioben,  um  au«gebrflcft  »erben 
au  fönnen.  SHe«  gro^e  ©e^eimni«  liegt  in  ber  jroeitenSep^ira:  ,,3n)ei  ifi  ein  $auc^,  ber 
t)om  Reifte  !ommt;  in  bemfelben  finb  bie  22  93uc^ftaben,  bie  boc§  nur  einen  ^auöf  au«» 
mad^en,  geformt  unb  gebilbet." 


^ie  Seiten  ber  ^abbala.  123 


2)cr  Äem  btefer  gonacn  fic^rc  Don  ben  jc^  ©ep|irot§  bcftc^t,  rote  bie  angeführten 
Seifinele  geigen,  gerobeau  in  3(d}^p^\xlaixontn,  in  Serfud^en,  bad  SBefen  bet  ^inge,  in 
Balten  ou^ebrflcft  ober  f^mboliftert,  butc^  biefe  su  finben.  iDoi^felbe  gilt  auc^  für  bie 
übrigen  22  SBeid^eitdnege,  bie  22  99u(^fUi5en.  ^efe  werben  in  brei  Gruppen  geteilt,  meiere 
^bie  brei  9Rütter^,  ^bie  fieben  boppelten''  unb  ^bie  jrodlf  einfot^en"  ^ei^en.  ^iefe  <^n< 
teilung  fc^int  nur  gemacht  su  fein,  um  bie  Bebeutung  ber  Qa^ltn  brei,  fieben  unb  3roölf 
im  3)afein  ju  beroeifen.  3m  SBeltbau  ftnb  fo  bie  brei  ©lemente,  5^er,  SBoffer  unb  £uft, 
bie  brei  3Kütter.  3)a«  geuer  ift  bie  ©ubponj  be«  §immel«,  oud  bem  3Baffer  ift  bie  ©rbe 
^erüorgegangen,  unb  sroifd^en  biefen  jroei  entgegengefe^ten  (Elementen  ift  bie  £uft,  bie  fte 
trennt,  ^e  Zuteilung  bed  So^red  roirb  aud^  oon  ben  brei  äRüttem  be^errfc^t,  benn  e$ 
giebt  brei  So^re^jeiten.  (3m  Orient  folgt  bem  ^^^tn  Sommer  bie  9tegen)eit,  meldte  bann 
oon  einer  gemäßigteren  $enobe  obgeldft  mirb.)  'im  menfd^Ud^en  ^rper  ^errfc^en  auc^ 
bie  brei  SDlütter,  benn  ber  Itbrper  befte^t  oud  bem  j^pfe,  ber  iBruft  unb  bem  83au(^e. 
,,^e  fielen  boppelten"  entfpre^en  ben  ^genfft^en,  ben  ^Hngen,  bie  foroo§(  sum  (Buten 
aCft  pm  iBöfen  bienen  fönnen.  @o  giebt  ed  fteben  Planeten,  bie  einen  gttten  ober  fc^Iec^ten 
(^nfUt|  auf  bie  (^be  ausüben.  ®d  giebt  fieben  Xage  unb  fieben  ^ädftt  in  ber  SBoc^e;  ber 
menf(l^li(^e  Jtopf  §at  fteben  2:^ore,  bie  fic^  foroo^l  für  bad  (^uit  roie  für  bad  6(^(ec^te 
dffnen.  ,,^e  jroölf  einzelnen"  finben  roir  enbUd^  in  ben  sroblf  9)lonaten  bed  3<^red,  in 
ben  svdlf  Stembilbem  im  £ier!reife  unb  ben  sn>b(f  £^g!eiten  bed  SRenfc^en.  IDiefe  ftnb 
nod^  @ep^er  Sesiro^:  2)ad  @e{i(^t,  bad  ®e^ör,  ber  @eruc^,  bie  Serü^rung,  ba«  äOort. 
bie  ^md^ng,  bie  ^rtpflan)ung,  bie  IBeroegung,  ber  3ont/  bad  Sachen,  ber  Gebaute  unb 
ber  S^lof. 

$0^  mm  nun  allein  biefei^  iufammen,  fo  mu§  man  ©epl^er  3e}iral^ 
iunaiß  ate  einen  äufeerfi  primitioen  unb  unoottfommenen  SSerfud^  anfeilen, 
hut^  (Srforfd^ung  ber  9latur  bie  göttßd^e  äBeii^l^eit^  xod^t  ftd^  in  ber  ©e^ 
feftmä^Ieit  bed  3)afeind  offenbart,  )u  erleimen.  @epl^er  ^ejiral^  fud^t  un^ 
^ben  @eifi  ber  SRotur"  ju  offenbaren,  toie  ein  mobemer  ^orfd^  fagcn 
würbe,  aber  ba  eine  wirltic^e  SRaturforfd^ung  ben  5labbalifien  odttig  fem 
gelegen  l^at,  l^ben  fie  oerfud^t,  bie  SRittel,  toeld^e  ber  menfd^lid^e  ®ei^  }um 
aiui^taufd^  ber  ©ebanfen  befiftt,  nämlid^  Sud^flaben  unb  S^f)kn,  in  ber  5Ratur 
fetbft  n)ieber}ufinben,  unb  ba  fold^e  n)illiarlid^en  ^l^antafieen  bx&  }u  einem 
geminen  @rabe  ft^l  jtetö  burd^fttl^ren  laf[en,  fo  fmb  3al^(en  unb  Sud^ftaben 
für  pe  mit  bem  SDJefen  ber  ©inge  einiS  geworben. 

Sol^ar  fd^eint  fd^on  einen  etwa«  ^d^eren  ©tanbpunft  barjufteHen,  loefent- 
Kd^  mol^I  auö  bem  ®runbe,  roeil  e^  fid^  mel^r  mit  ®ott  unb  ber  menfd^Iic^en 
©ee(e  ate  mit  ber  SRatur  befd^äftigt.  S)ag,  ma«  aufeer  un«  ift,  b.  f). 
bie  3latur,  liegt  uniJ  au4l  femer;  bie  ©efd^id^te  ber  SBiffenfd^aft  jeigt,  bafe 
ein  mirlttd^  äSerftanbnü»  für  bie  Statur  erft  fel^r  fpät  erreid^t  morben  ift. 
atter  bur4i  twiÄ  »efireben,  jid^  fettfi  ju  erforfd^en,  ^t  ber  3Kenfd^  fd^on 
frü^  einen  Sinblid  in  bie  feelifd^en  SSorgänge  belommen  unb  l^at  fid^  ftetd 
feine  ®ötter  fid^  felber  äl^ntid^,  nur  größer  unb  mäd^tiger,  gebad&t.  Sol^ar^ 
33etra4itungen  über  ®ott  unb  3Wenfd^en  müifen  unferer  3eit  beiSmegen  aud^ 
loeniger  KnbUd&  unb  oerfe^lt  erfd^einen,  ate  bie  ©pelutationm  ©ep^er 
S^tral^  über  bie  9?atur. 

©ol^ar  fängt  übrigeniS  ba  an,  mo  „ha&  85ud&  beiS  Urfpmng«''  fd^ließt; 
eS  gel^t  oon  ®ott  unb  ber  göttlid^en  äBeü^l^eit  ate  etxoa^  ®egebenem  au^^ 


124  ^ie  ^eilige  5la66ala. 


(^leic^  am  SHn\an%t  oon  3bta  JUMa  (efc^vetbt  3imeon  Ben  ^oc^  feinen  Segleitem 
©Ott  fo:  „(&t  ift  ber  «eltefte  ber  «etteften,  baft  ©e^eimni«  bet  ©e^mnijfe,  bet  ttnbe^ 
!annte  unter  ben  Unbefonnten.  Ott  f^at  eine  ®t^ali,  bie  i^m  gehört,  ba  er  und  a(d  ber 
fe^r  e§nofirbige  (^reiS,  a(d  ber  9(eltefie  unter  ben  SCeUeften  erf(^nt.  9(ber  in  ber  @e$ 
ftali  bleibt  er  boc^  unbetonnt.  @eine  Itleibung  leuchtet  roei^,  fein  SCngefic^t  ift  (euc^tenb. 
@r  ftt^t  auf  einem  2;^rone  oon  gunfen,  bie  feinem  SSiden  unterftedt  fmb.  2>ad  mei^e 
Sic^t  feined  Raupte«  erleuchtet  400000  SBeUen.  400000  SSelten,  oon  biefem  weisen  Sic^t 
geboren,  werben  ba«  ©rbe  ber  (Btxt^ten  im  fommenben  Seben  fein,  ^thtn  2:ag  ge^en 
oon  feinem  ©e^me  13000  9h^ben  äBelten  m^,  bie  er  er^Oft  unb  beren  ®en)i(^  er 
aUeine  trdgt.  Son  feinem  Raupte  fc^ättett  er  einen  %m,  ber  bie  2;oten  su  neuem  £eben 
enoecft,  bed^aCb  fte^t  gef^rieben:  ^^ein  2;au  ift  ein  2;au  be«  Sic^ted/  ^erfelbe  ift 
bie  iRo^rung  ber  ^eiligften,  ift  bad  3Ranna,  melc^ed  ben  ipeiligen  im  tommenben  Seben  be$ 
rettet  wirb.  2)icfer  Jau  ift  roei^  wie  ber  3)iamant,  beffen  garbe  alle  Sorben  9Xd!^6lt. 
—  ^ie  ii?dnge  feine«  &t^^M,  oom  Scheitel  bi^  aum  Itinn,  ift  370X10000  äßelten. 
Wilan  nennt  i^n  ^ba«  lange  ^^eftc^t";  bemt  fo  ift  ber  9{ame  be«  ^(elteften  unter  ben 
Slelteften." 

Slber  in  biefer  ^^orm  ift  &ott  nic^  immer  hervorgetreten;  ti  gab  eine  3^/  n)o  er 
nur  ^negatio  eyiftierte",  b.  ^.  wo  feine  gorm  nur  al«  9Wögli(^feit  eyiftierte.  3)amit  ober 
bieSBelt  unb  bie  Stenfc^en  gefc^affen  werben  fonnten,  unb  bamit  @ott  oon  ben  Si^enfc^en 
crfannt  werben  !onnte,  mujte  er  fic§  felbft  entroicfeln  unb  feine  oerfc^iebenen  Jormen  on^ 
nehmen,  welche  fic^  gegenfeitig  ergänzen.  Son  biefem  Vorgänge,  wie  @ott  ftc^  entfaltet 
unb  boburc^  bie  SBelt  fc^afft,  ^anbelt  ber  erfte  Xeil  bed  ^uc^e«  @o^ar:  ^ba«  Suc^  ber 
ocrborgenen  ©e^eimniffe".  (S«  beginnt  mit  bem  öeric^t,  wie  ®ott  juerft  Äin  ©op^  war, 
ber  grenjenlofe  unb  unenblic^e  (^e,  in  bem  alle  göttlichen  (formen  al«  92öglic^feiten 
esiftierten.  ^iefe  formen,  welche  fic^  gegenfeitig  erfüllen  unb  ftc^  bamit  ba«  (S^leid^gewic^t 
galten,  ruhten  bamal«  in  ber  ©egenb,  bie  negotio  in  bem  ,,dlteften  (Sinen''  e^riftierte.  92un 
ober  entfaltet  ftc^  bie  ©ott^eit,  inbem  fte  nac^  unb  nac^  i^re  oerfc^iebenen  gformen,  bie 
Se^  @ep^irot^,  annimmt  (orgl.  @.  127). 

®«  erfc^eint  fonberbor,  ba^  bie  je^n  Sep^irot^,  welche  in  Sep^er  geaira^  nur  bie 
jc^n  erften,  al«  ba«  SBcfen  ber  3:)inge  aufgefaßten  S(ä)l^  pnb,  §ier  al«  gormcn  @otte«  §crs 
oortreten.  tiefer  Unterfc^ieb  ift  jeboc^  nur  fc^einbar;  er  beruht  nur  auf  einer  ftär!nen 
Betonung  eine«  @eban!en«,  welcher  fc^on  im  ,,$ucl^  be«  Urfprung«"  angebeutet  ift.  (£« 
würbe  bei  ber  ©c^anblung  bicfc«  SBerfe«  crwd^nt,  wie  bie  erfte  Scp^ira,  ®in«,  Äuac^ 
@lo§im,  ber  ®eift  ©otte«,  ift.  5)ie  ameite  ©ep^ira,  3wei,  ift  ba«  ©ort;  aber  ^ba«  «Bort 
ift  (S^ott",  ba^er  ift  bie  sweite  @ep§ira  nur  eine  neue  ^^orm  ber  ©ott^eit.  9Ce^nli(^  ge^t 
e«  nun  mit  ben  übrigen ;  fle  werben  aUe  jule^t  nur  oerfd^iebene  Seiten  oon  ©otte«  SBef en, 
unb  in  biefer  IBebeutung  treten  fte  nur  im  @o^ar  ^eroor.  9{ac^  biefer  lurjen  ^fc^weifung, 
welche  notwenbig  war,  um  ben  3uf((mmen^ang  ber  beiben  !abbaliftifcl^en  $auptwer!e  }u  oer« 
fte^en,  !e^ren  wir  )u  ©o^ar  jurüd. 

^l«  &0Ü  ^eroortreten  woQte,  entfaltete  er  juerft  bie  ^öc^fte  unb  umfaffenbfte  feiner 
gormen,  bie  erfte  ©ep^ira,  Itet^er,  „bie  Hrone".  „3)iefelbe  ift  bie  ©runbUtge  für  ba« 
ganje  2)afein,  bie  ge^eimni«ooae  äBei«^eit,  bie  jlrone  be«  (Sr^enften,  ba«  ^iabem  ber 
^iabeme.''  ^v  wirb  auc^  ;,3Ra!roprofopu«'',  ,,bie  flc^  weit  erftrectenbe  Orbnung'',  genannt 
unb  im  2.  fßudfz  3Wofe«  wirb  er  —  nad^  ber  ©e^auptung  ber  Äabbaliften  —  mit  bem 
S^Jamen  AHTH,  ®5eie^,  b.  1^.  ,,3cl^  bin",  bejeic^net.  3lu«  ber  erften  ©ep^ira  gingen  nun 
bie  neun  anbercn  ber  Steige  nac^  ^eroor.  9lber  bei  biefen  folgenben  ©ep^irot^  ift  ba«  ba« 
3)lerfwürbige,  baß  einige  mdnnlic^,  anbere  weiblich  ftnb.  ^efe«,  fo  fagen  bie  RabbaUften, 
ftimmt  mit  ber  »ibel  überein.  ®«  fte^t  nftmlic^  im  I.  öuc^e  SRofe«  1,  26—27:  ^Unb 
(3oU  fprac^:  £affet  un«  3)lenfc$en  machen;  ein  26ilb,  ba«  un«  gleich  fei,  bie  ba  §errfc|en 
über  bie  gifc^e  im  ^eere  unb  über  bie  %ögel  unter  bem  ^immel  unb  über  ba«  Sie^  unb 


JDie  Seiten  bet  ÄobSala.  125 


übtt  bie  gonje  (Srbe  unb  Aber  aOed  ©ewflrm,  baS  auf  (Srben  !tiec^et.  Unb  @ott  fd^uf  ben 
SRenfc^cn  i^  jum  öilbc,  jum  ©tibe  ®otte«  fc^uf  er  i^n;  unb  er  fc^uf  fte  ein  SÄdnnlein 
unb  gftftuletn/  $ier  ift  ed  nun  fonberbor,  ba^  &ott  von  f\d)  felber  in  ber  SRe^rja^I 
rebet  unb  oom  SDlenfc^en  fagt:  ^bie  ba  ^errfc^''.  J^emer  fc^afft  er  ben  SRenfc^en  nac^ 
feinem  Bilbe,  foroo^I  Stann  ali  Sßeib.  Unb  bied  giU  adeine  für  9(bam,  benn  bie  ®r? 
fc^affung  ®i>ad  aud  9ft)am8  9Hf)pe  wirb  erft  weit  fpdter,  nümlx^  in  2.  JUip.  o.  21—22,  er^ 
wä^rd,  SUed  biefed,  fagen  nun  bie  Itabboliften ,  giebt  erft  einen  @inn,  wenn  mir  und 
&ott  fowo^I  mAnnlic^  ald  weiblich  benfen.  ^bam,  ber  nac^  ®otteS  8i(b  gefc^ffen  wirb, 
ift  bann  auc^  ebenforoo^I  mdnnlic^  M  weiblich;  unb  eiS  erlUlrt  fic^  baburc^  ouc^,  wenn 
ber  ^err  fowo§(  von  ftd^  felbft,  M  auc^  oom  SRenfc^en  in  ber  9Re^i^a^(  fpric^t,  weil  ein 
mdnnlic^sweibUc^ed  ^oppelwefen  ald  3wei  ^erfonen  betrachtet  werben  mu^.  3n  Ueber^ 
einftimmung  §iemit  backte  man  fid^  bie  ntun  6ef>l^irot^  a(d  bie  mdnnUc^en  unb  weiblichen 
leiten  im  Sßefen  ber  ©ott^eit. 

3)ie  aweite  Sep^  ift  (S^oftna^,  ,,bie  SBeiS^eit",  bie  männlid^e,  oftioe  Äraft,  welche 
oon  jtet^er  audftra^It.  8ie  ift  ber  Später,  wd^enb  bie  britte  @ep^ira,  f&xnt^,  „ha^  Ser? 
ftftnbnid'',  bie  IRutter  ift.  Hetzer,  (S§o!ma^  unb  26inal^  bilben  oereint  bie  oberfte  ^ei^ 
etnigfeit,  nac^  beren  IBilb  ber  IRenfc^  M  Ttwm  unb  ^eib  erfc^affen  würbe,  weS^alb  Tlann 
unb  SBeib  nac^  ber  jtobbala  auc^  gana  ebenbürtig  fmb.  Xuxd)  Bereinigung  oon  Sater 
unb  SÄutter  entfte^t  nun  bie  »ierte  Sep^ira,  ß^cfeb,  ba«  „aWitleib"  ober  bie  „Siebe".  3Cu« 
biefer  nUbmlic^en  Jtraft  entfianb  bie  fünfte  Sep^ira,  @ebura^,  ,,bie  ©tdrfe'',  bie  auc^  $ac^ab, 
bie  ,,$urc^,  genannt  wirb  unb  eine  weibliche  paffioe  Itraft  ift.  9(u«  ben  beiben  legten 
entfte^t  bonn  bie  fed^fte  ©epi^ira,  Xip^eretl^,  ,,bie  @c^ön§eit  ober  bie  SRilbt^ätigfeit'',  welche 
bie  beiben  oor^erge^enben  oerbinbet.  @ie  wirb  ouc^  SRifroprofopu« ,  ,,bie  !(einere  Orb- 
nung",  genannt,  unb  mit  i^r  ift  bie  sweite  2)reieinigfeit  abgefc^loffen.  2)iefe  fec^«  erften 
Sep^rot^  bilben  vereint  3)leUcf),  „^ni^**;  mit  biefer  (Sntwidlung  ift  aud^  bie  (Sr« 
fc^affung  ber  $Be(t  oodenbet.  &ott  fc^uf  nAmlid^  bie  ^e(t  in  fec^d  Etagen,  unb  ba«  ©e^ 
fe^  3»ofe  beginnt,  wie  wir  wiffen,  mit  bem  ©orte  B  R  A  Sh  J  Th,  welche«  „im  Slnfang" 
bebeutet.  Stter  biefe«  Söort  fott  eigentlich  BRA  Sh  JTh,  »era  @§it^  b.  ^.  „er  fd^uf 
fcc^"  gelefen  werben.  §ierau«  erfe^en  wir,  baft  bie  ©ntwitflung  ber  fec^«  erften  ©ep^irot^ 
gleic^bebeutenb  mit  ber  (Srfc^affung  ber  SBelt  in  fed^«  ^^agen  ift. 

SHe  vier  ndc^ften  Sep^irot^  entfte^en  in  berfelben  Sßeife  wie  bie  erften.  ^er 
ftebente  ift  bie  mdnnlic^e  Äraft,  9letac§,  „bie  JJcftigfeit  ober  ber  ©ieg''  unb  ber  ac^te  eine 
pafftoe  weiblich  SWac^t,  §ob,  „bie  ©rö^e".  5lu«  biefen  beiben  ge^t  bann  S^fob  l^eroor, 
„ber  ©runb".  (gnbric^  entfpringt  au«  biefem  legten  ber  iti^nte,  SRalfut^,  „ba«  Äbnigtum", 
auc^  „Itdnigin''  genannt.  äBenn  alle  se^n  6ep^irot^  in  ber  diet^enfolge  aufgefteUt  werben, 
wie  fte  entftanben  ftnb,  unb  fo,  bag  i^r  wec^felfeitige«  $er^dltni«  burc^  ben  Sßlaii  bejeic^net 
wirb,  fo  entfte^t  „ber  fabbaliftifc^e  33aum",  bie  Sigur,  bie  auf  nebenfte^enber  ^afel  bar^ 
gcfteat  ift.  §ier  ftnb  aufterbem  bie  übrigen  9lamen  für  bie  einjelnen  ©ep^irot^  mitange^ 
fü^rt,  bie  ic^  in  ben  ^ejt  nic^t  aufgenommen  f^abt,  3)ie  unterftric^enen  Sf^amen  flnb  bie 
oerfc^ebenen  5lamen  für  ®ott,  welche  bie  Kabboliften  auf  bie  oerfc^iebenen  @ep!»irot^ 
belogen. 

2)er  Sinn  biefer  Se^re  »on  ben  Sepl^irot^  ift  leidet  su  oerfte^en,  wenn  man  ben 
fabbaliftifc^en  »aum  betrachtet.  2)ie  je^n  Sep^irot^  finb  nur  »erfc^iebene  ®igenfc^en, 
bie  ©Ott  beigelegt  werben  fönnen  unb  gleid^fam  in  oerfc^iebene  $erfonen  jerlegt  ftnb. 
»er  jufammen  bilben  fte  boc^  nur  eine  ^erfon,  3lbam  3luila§,  „ber  erfte  ©giftierenbe", 
ober  auc^  »am  Dabmon,  „ba«  Urbilb  be«  aWenfc^en".  3Wit  biefen  Sf^amen  ober  mit  bem 
»amen  ber  einen  ober  ber  anberen  Sep^ira  bejeic^neten  bie  Äabbaliften  ®ott.  2)agegen 
^en  fte  eine  fo  groje  gurc^t  oor  Öotte«  „^öc^ftem  SRamen",  JHVH,  Sa^oe  ober  Se^ooa, 
ber  boc^  oft  in  ben  5  33üc^em  3Wofe  oor!ommt,  baft  fte  i^n  nie  au«fprac^en.  SBo  fie 
biefe«  ©ort  antrafen,  nannten  fte  e«  „ben  Sf^amen  mit  ben  »ier  öuc^ftaben",  Tetragrani- 


126  ^i^  f)tiii%t  ^obhaUL 


matoQ.  ®ott  mrb  auc^  AGLA  ^twamt,  b.  l  ein  9loiahqon  bed  @a|ed:  Ateh  Gkbor 
Le-olahm  Adonai,  b.  §.  ^bu  ^ertfd^efi  eioiglu^,  $ert^. 

^a  bet  9)lenfc^  luu^  bem  Silbe  ©otted  gefd^fen  ift,  mußten  bie  jlabbaltften  !onfe» 
quenteriDeife  oiu^  bad  geiftige  SBefen  bed  3ktn\dftn  in  meistere  (Stlieber  serUgen,  ebenfo  sne 
bad  SBefen  ber  ®ott^eit  in  se^n  @ef>^irot^  gefpoUen  nntr.  @o  ^  noc^  ber  ^abhala  bet 
^enf(|  benn  ouc^  oetfc^ebene  Seelen,  nne  oiele,  ift  nic^t  leicht  gu  fogen,  roemgftend  aber 
brei,  ©eift,  Seele  unb  :^eben«!raft;  biefe  bilben  eine  3)reieimgTett;  ber  ^üft  ift  ber 
er^abenfte  leil  be«  3Renf(^,  bie  Seele  ijt  ber  Si|  für  ba«  ©ute  unb  »öfe,  bie  geben«* 
traft  {le^t  in  unmittelbarer  Serbinbung  mit  bem  Itbrper  unb  bringt  bie  Bemegungen  ^er- 
oor.  „^  biefen  brei,  (^ft,  SeeU  unb  £eib,  finben  »ir  ein  getreue«  Slbbilb  oon  bem, 
loag  in  ber  $5^  oor  ft(|  ge^t ;  benn  bie  brei  bilben  nur  ein  9Bef en,  loo  aKe«  sur  ®in^eit 
oerbunben  %%**  9(u^er  biefen  brei  finben  [x^  noc^  ^(nbeutungen  oon  mehreren  anberen 
Seelen  im  9)lenfc^en;   fie  gewannen  gro^e  Bebeutung  bei  ben  SRogiem  be«  ^Mittelalter«. 

3c$  f^  oerfud^t,  in  aller  Itftrse  eine  3)arftellung  ber  ^n!te  su  geben,  bie  fflr 
un«  ba«  größte  ^ntereffe  fyibtn  werben  unb  jugleic^  bie  ^auptle^ren  ber  Aabbala  ftnb. 
9Bie  man  fte^t,  seid^net  fie  fic^  ni^t  burc^  großen  ©ebanlenreic^tum  au«;  e^er  Könnte 
man  ba«  ^anje  al«  ein  Spielen  mit  Sßorten  ht^tidfntn.  Slber  bie  StaiMa  mat^e 
ouc^  ni(^t  burc^  i^ten  ®eban!enrei(^tum  ®inbru(l  auf  bie  (Suro|)der;  vielmehr  maren  e« 
teil«  bie  nuiftifc^en  SRet^oben,  teil«  bie  grenjenlofe  Unflar^eit,  bie  fte  jum  Stubium  ber 
Seiften  rei)te.  2)ie  mi^ftifc^en  SKet^oben  f^ahtn  ton  oben  fennen  gelernt,  nic^  fo  fe^r 
aber  bie  Un!lar^eit;  bie  angeführten  3itate  finb  ndmlic^  grö^tenteil«  fo  bargefteOt,  bag  ber 
Sinn  ^eroorge^ben  unb  oom  eigentlid^en  SBortlaut  be«  Original«  meift  nic^t  oiel  me§r 
übrig  geblieben  ift.  Um  jebo(^  bem  Sefer  eine  $robe  oom  Stile  be«  So^  )u  geben, 
5itiere  i^  ben  Slnfang  be«felben,  ba«  1.  itap.  oom  „Suc^e  ber  verborgenen  ©e^eimniffe", 
^ier  robrtlic^: 

„3)a«  Suc^  ber  oerborgenen  6e^eimniffe  ift  ba«  Suc^  oom  ©leid^gewic^t  be«  ©letc^- 
geioic^e«.  ^enn  beoor  ®lei(^gen)i(^t  ba  roar,  !onnte  bie  Drbnung  bie  Drbnung  nic^t  auf^ 
rec^t  galten.  Unb  bie  Itönige  früherer  3^i^^  nmren  tot,  unb  i^re  ihronen  fanb  man  md^ 
me^r;  unb  bie  ®rbe  war  toüfte.  26i«  ba«  ^aupt  (ba«  unbegreiflich  ift),  enoünfc^  bur^ 
alle  ^ünfc^e  (^eroorge^enb  oon  AJN  SVF,  bem  unbegrenzten,  unenblic^en  (Sintn),  fu$ 
Seigte  unb  ba«  @eioanb  ber  (f^re  mitteilte.  3)iefe«  ©leic^gemic^t  mar  in  ber  @egenb,  bie 
in  bem  (Sintn  oon  e^emal«  negatio  e^iftiert.  So  roaren  biefe  5lrdfte  abgewogen,  bie  noc^ 
feine  ftc^tbare  S^ifi^ns  l^atten.  ^n  feiner  $orm  (in  ber  ^^orm  be«  ®inen  oon  e^emal«) 
e^ftierte  ba«  (S^leic^geroic^t :  ba«  ift  unbegreiflich,  ba«  ift  ungefe^en.  ^arin  maren  fte  auf ^ 
gegangen  unb  barin  ge^en  fte  auf,  bie,  meldte  nid^t  ftnb,  meiere  ftnb  unb  meiere  fein 
werben,  ^a«  ^aupt,  ba«  unbegreiflich  ift,  ift  ^e^eimni«  in  @e^eimni«.  3(ber  e«  mui^c 
geformt  unb  gebilbet  in  ^e^nlic^fett  eine«  ^imfc^bel«,  unb  e«  ift  gefüllt  mit  hpftallinifc^em 
Xau.    Unb  feine  ^aut  ift  oon  3let^er,  !lar  unb  fteif  u.  f.  w. 

9Ran  mu^  einräumen,  ba^  bie  SRänner,  meiere  bie  fabbaliftifc^en  ©runbgebonlen  er^ 
tlärt  ^aben,  eine  oertraute  ^enntni«  oom  @eban!engang  unb  ber  9lu«brutf«n)eife  ber  alten 
^abbaliften  gehabt  ^aben  muffen,  ^en  meiften  SRenfc^en  wirb  e«  fc^mierig  fein,  auc^  nur 
eine  Spur  oon  gefunbem  SJerftanb  barin  au  finben. 


S)ie  £e^ren  ber  iftaBbaia. 


127 


AJN  SVP,  ber  grensenrofe  @ine. 

©erec^tigfeit.  IRiCbe.  SRitleib. 

1. 

Makroprosopus. 

^ie  meit  ft(^  erftredenbe  Drbnung.    2)ad  lange  ©eftc^t.    :i)et  ftltefte  (Sine. 

Kether    =    Shro«e 

Eheieh   =   ©pifiena 

3  2 

BiBah  =  Sctfiaitbittö  Chokmah  =  ^ti^tit 

Jehovah  (©tfle  2)teteinig!ett)  Yah 


^er  35atet 

I 
4 


^ie  öberfte  IRutter 

I 
5 

eeburah  =  6tftrfc  Chesed  =  amtleib 

(3n>eite  ^reieinigfeit) 
Pachad  =  Jurd^t  Gedulah  =  ©tö^c 

Eloah  El 

Mikroprosopus 


^ie  Heinere  Orbnung 
6 


I 


Tip]iereth  =  (3^dtt4eit 

Elohim 
8  Melech  =  Äömg  7 

Hod  =  SWer^ett,  ©röfte  Netzach  =  ®leg 

(3)ritte  !Dreieimgfeit) 
Elohim  Tzabaoth  Jehovah  Tzabaoth 


Jesod  =  Ontitb 

El  Chai 

I 
10 

jfönigtn 
Malkuth  =  Miii0tiiw 

Adonai. 


128  2)cr  Urfpnm^  bet  ©e^eimroiffenf elften. 


3)er  ^rfprutt^  6er  (fte^eimtPiflrenf^aften. 


Ii0i 


■ie  bie  ß^albäer  bcf^fecn  aud&  bic  äegpptcr  eine  tSefd^roörungöhmfi, 
beren  3n)e(i  ed  max,  ben  emjelnen  oor  ben  SladfifleQungen  böfer  äßäd^te  }u 
fd^ü^.  9(6er  toäl^renb  bie  Sefd^iDdrungi^Iunfl  ber  Sl^albaer,  fotoeit  und  be^« 
tonnte  audfd^lieglid^  }um  @d^u6  ber  Sebenben  biente,  fud^te  bie  ber  Slegppter 
aud&  ben  Xoten  im  onberen  Seben  ju  l^elfen.  fiierin,  fowie  in  mel^reren 
onberen  toefentlid^en  fünften,  unterfd^eiben  fte  ftd^;  ba  bie  ögpptifd^e  aber 
nad^toeü^bar  einen  großen  @influg  auf  bie  geteerte  SRagie  beiS  9Rittelatterd 
aui^ßeübt  l^at,  fo  müjfen  wir  i^re  bef onberen  (gigentümlid^feiten  l^ier  furj 
bel^anbebt. 

S)ie  Duellen  für  unfere  Äenntni^  finb  ^appruiJfd^riften,  bie  in  aRu* 
miengräbem  gefunben  n)orben  ftnb. 

©ic  ftnb  teitö  in  äg9ptif(^cr,  teil«  in  gricc^ifc^er  Sprache  abgefaßt,  ^ic  äg^p* 
tifc^en  ftnb  ol^ne  Jrage  bie  öttcften;  einzelne  flammen  foßat  au«  bet  fernen  Stvt  be«  24. 
3a^r^.  t).  (£^r.  2)iefe  ä09ptif(5en  ©c^riften  !ommen  roefentlic^  für  un«  in  93etra(^t;  auf 
bie  griec^ifc^en,  meiere  taum  meiter  3urfl(trei(^en  M  bi«  ju  ben  erften  3<^^r^unberten 
nac^  (^f)v,,  ge^cn  nnt  fpäter  nft^er  ein.  ^a  bie  ägpptifc^en  ^ierogl^p^en  ft^mer  ju  ent* 
jiffcm  finb,  fo  jtnb  »erfc^iebene  ber  ^apprugrollen,  bie  in  ben  europäifc^en  9)hifeen 
aufbewahrt  werben,  überhaupt  no(^  mdft  gelefen,  anbere,  bie  wo^I  gebeutet  ftnb,  f^abtn 
einen  fo  bun!(en  ^nl^att,  bo^  ed  faft  unmöglich  ift,  i^ren  6inn  ju  er!(ftren.  3Ran  fte^t 
vooffl,  ba^  fte  Don  magifc^en  Operationen  ^anbeln,  rooju  gewiffe  ^nge  gebraucht  werben; 
aber  roie  biefe  2)inge  gebrandet  «erben,  unb  UKi«  bamit  erreicht  werben  foU,  bleibt  oöttig 
rätfel^aft.  3u  ben  am  beften  erflörten  unb  oerftftnblic^ften  ©(^riften  gehört  ba«  „^ten* 
buc^"  unb  ber  fogenannte  „magifc^e  ^ap^ru«  ^arri«".  SEBir  werben  un«  im  folgenbem 
wefentftc^  an  ben  3>^alt  biefer  @(^riften  ffaüzn, 

SBie  bei  allen  printitioen  aSöIfcm  ponb  bie  3Kagie  aud&  bei  ben  alten 
äeg^ptem  in  engfter  SBerbinbung  mit  ber  SReligion.  3)iefe  ifi  anwerft  oer» 
midfelt;  eö  finbet  fid^  eine  ganje  Steige  o5n  Oöttem  unb  ©öttinnen,  unb 
iebe  oon  il^nen  l^at  mieber  eine  aWenge  Flamen.  SJie  ©ornie,  3ta,  bie  burd^ 
il^re  ©tral^len  aM  Seben  ermedft,  mürbe  afe  bie  ^eroorbringerin  unb  ©r- 
Malierin  ber  SBett  unb  bed  fieben«  angefc^en;  iebe  ©tettung  ber  ©onne  am 
Öimmel  aber  perfonifiiiertc  man  burd^  einen  befonberen  ®ott.  ©o  ift  SRa 
bie  ©onne  jur  9Kittaggjett,  Dfirid  bie  unterge^enbe  ©ornte.  3fi«  ifi  ber 
Fimmel  bei  ©onnenuntergang ;  Tie  ifi  Dfiri^'  Oattin  unb  il^r  ©ol^n  ifi  igoru«, 
bie  aufgei^enbe  ©onne.  ©et  ober  Sppl^on  ifi  bie  ginfiemi«.  aWptl^oIogifd^ 
mirb  e^  fo  bargefiettt,  baß  ©et  feinen  »ruber  Oftri«  tötete,  Sfi^  benfetten  aber 
burd^  il^re  ©ebete  unb  »efd^mörungen  in«  Seben  jurüdfrief ;  il^r  ©o^tt  §oru« 
burd^bo^rte  bann  ©et  mit  feinem  ©peer  unb  räd^te  baburc^  feinen  88ater. 


^ie  Ogpptifti^e  ^eurgie.  129 


S)iefer  3)lr)if)n&  toieberl^oU  ftd^  nun  immer  n)ieber  in  ben  magifd^en  äSe» 
fd^toörungen.  Unter  onberen  ©öttern  wirb  2lmmon  ober  ^\)ta  angefül^rt,  ber 
cigentlid^  aud^  bie  ©onne  ifi,  inbeiS  in  mel^r  abjlrafter,  roeniger  perfönlid^er 
fjorm. 

Sd^on  Don  ben  älteften  ^t\tm  l^er  fd^einen  bie  Sleg^pter  über  bad  S)a» 
fein  nod^  bem  2;obe  nad^gebad^t  ju  l^aben.  3n  oielfad^en  Siaturerfd&einungen 
fallen  fie  ein  »ilb  vom  ©efd^idf  ber  ©eele  im  jufünftißen  2tbtn,  fo  nament« 
Hd^  im  täglid^en  Umlauf  ber  Sonne  am  ^immel.  @&enfo  mie  Ofirid  getdtet 
unb  wieber  in«  2tbcn  jurüdEgerufen  wirb  unb  über  bie  ginflemüJ  fiegt,  ober 
ebenf 0  wie  bie  ©onne  ftnft,  aber  am  SKorgen  roieber  aufgellt  inbem  fie  bie  SRebel 
jerfkeut,  fo  muB  t»  nad^  i^rer  9Reinung  aud^  bem  SRenfd^  gelten.  @r 
jtcigt  nur  l^inab  in«  ®rab,  um  mieber  oufjuerfiel^en;  bie  ©eele  iji  unfierblid^, 
une  3ia,  unb  oottenbet  benfelben  Sauf.  SHe  ©eele  be«  SBerftorbenen  l^efe 
Ä^ou;  fie  flieg  gleid^  nad^  bem  Xobe  jur  Untermelt^  Äer^neter,  l^inab, 
um  ^ier  oon  OfiriiS  i^x  Urteil  ju  empfangen.  Stuf  bem  äBege  bort^  mar 
fie  jebod^  mannigfad^en  ©efal^ren  auiSgefefet,  fie  mürbe  oon  fd^redflid^en  Un* 
gel^uem  unb  bewaffneten  ©eiflern  oerfolgt,  unb  ber  aJienfd^  mufete  in  ben 
gdttlid^en  S)ingen  gut  bemanbert  fein,  um  il^nen  }u  entrinnen.  SBenn  er  in 
Rer*neter  angefommen  mar,  mürbe  fein  Seben  gewogen;  fein  ^erj  würbe  auf 
eine  SBagfd^ale  gelegt,  bie  $oru3  ^ielt;  auf  ber  anberen  ©d^ale  fafe  bie  ®e* 
red^tigfeit;  Sl^ot,  ber  ®ott  ber  SSSeü^l^eit,  jeid^nete  bag  SRefultat  ber  SBägung 
auf.  S>aoon  l^ing  ba«  fd^lieglid^e  ©d^idfal  ber  ©eele  ab.  ^er  @ered^te 
würbe  unter  DfiriS'  ^Begleiter  aufgenommen;  aber  wer  ju  leidet  erfunben  war, 
würbe  mit  oölliger  SBemid^tung  beflraft,  er  würbe  auf  bem  ©d^afott  ber  Unter« 
weit,  9lemma,  l^iingerid^tet,  wo  ein  3Hlpferb  il^m  ben  Äopf  abbife.  3)ie  böfen 
©eeten  l^iefeen  beöl^alb  ,,bie  jweimal  ©efiorbenen".  aSor  SSoIIiie^ung  ber 
©träfe  mufete  bie  ©eele  iebod^  oiele  ^Prüfungen  burd^mad^en;  fie  mufete  auf 
Srben  uml^erwanbem  unb  l^atte  l^ier  bie  äRad^t,  iebe  beliebige  ®eftalt  anju* 
ne^en.  ©ie  lonnte  fo  auc^  in  bie  balfamierten  fieiber  ber  aSerftorbenen,  ja 
oud^  in  Sebenbe  einbringen.  3n  Xl^eben  l^at  man  an  einem  Stempel  eine 
intereffante  Snfd^rift  gefunben,  ein  ^iftorifd^e«  Slftenfiüdf,  ba«  oon  einer  Äönig««* 
tod^tcr  erjöl^lt,  bie  oon  einer  böfen  ©eele  „befeffen"  war.  —  ©igentlid^e  2;eufel 
fd^en  bie  Slegppter  aber  nid^t  gelaunt  ju  l^aben;  bie  böfen  aWäd^te,  gegen 
bie  fie  lämpften,  waren  ber  ®ott  ©et,  feine  Segleiter  unb  ,,bie  jweimal  @e^ 
ftorbenen",  folange  biefe  oor  aSottjie^ung  ber  ^inrid^tung  auf  ©rben  uml^er^ 
wonberten. 

2ln  biefe  SSorfiettungen  fd^liefet  bie  ägpptifd^e  3Kagie  fid&  nun  jum 
gro^  Xeil  an.  S)amit  bie  ©eele,  Ä^ou,  bie  mannigfad^en  ©efa^ren 
unb  Prüfungen  einigermaßen  leidet  überfiel^en  fonnte,  mufetc  fie  oon  oielen 
SHngen  JtenntniiS  ^aben  unb  eine  SJtenge  oon  Amuletten  unb  geweil^ten  ®egen« 
flonben  befiften.  SllleiJ  biefeiS  würbe  il^r  oon  ben  Hinterbliebenen  bei  ber  33e« 
erbigung  mitgegeben. 

ec^mann,  Sl6erg(au6e  unb  3ou6eret.  9 


130  3)er  Urfprung  bar  0c^eiira»iffcnf(^aftcn. 

^ad  „Zoitnbui!^*'  tnif^&li  ein  ooaftdnbi^eS  ^egrdMdritual,  in  bem  aOe  nohoenbigen 
®ebete  unb  @erenu)nien  genau  aufgeseic^net  ftnb.  ^^  99U(^  enl^dlt  ä6er  150  Stapitel  — 
ein  Seroeid,  mit  welchen  Umftdnben  eine  Seerbigung  oerbunben  nmr.  ^od^  onfc^oulic^ 
wirb  biefed  burc^  bie  3>^aUdanga5e  einzelner  ^itel  loetben.  60  routbe  ein  ©ebet  über 
einer  Slumenirone,  bie  man  auf  bad  ^aupt  bed  Serfiorbenen  Itqit,  gefproc^en,  bann 
verbrannte  man  SSei^rouc^,  unb  nun  n>ar  ber  ä^erftorbene  gegenüber  feinen  f^inben,  unb 
Snar  fowo^l  ben  £ebenben  ali  ben  Soten,  gerechtfertigt.  9luf  ber  Sruft  ber  Shmtien  finbet 
man  faft  immer  ein  8teinbi(b  bed  ^eiligen  It&ferd  Scarobdud.  Son  biefem  Talismane 
^atte  ber  Serftorbene  großen  9ht|en,  roie  oud  Itqo.  81  bed  ^^^otenbuc^ed"  ^eroorge^t; 
na(^  einem  ©ebete  ober  einer  Sefc^mörung  fc^Iie^t  ed  mit  biefen  SBorten:  ^^iefed  foü 
gefproc^en  werben  über  bem  ScarabAud  oon  l^artem  Stein,  ber  mit  ®o(b  b^Ieibet  fein 
unb  auf  bem  ^er^en  bed  SRenfc^en  liegen  foQ.  3Rac^e  boraud  einen  mit  Del  gefaCbten 
Xalidman  unb  fpric^  bie  Saubevroottt  barüber:  3kün  $ers  ift  oon  meiner  SRutter,  mein 
§er5  ift  in  meinen  SJerroanblungen." 

9{u(^  für  bie  £ebenben  ^atte  ber  gn^alt  bed  ,,2:otenbuc^ed''  gro^e  Sebeutung.  ^d 
18.  Aap.,  „2^ot«  Sitanei",  biente  baju,  um  ħou  bad  SBieberfel^en  beö  Sichte«  na^  bem 
Xobe  )u  fiebern,  ^er  aber  fc^on  wd^renb  feinet  bebend  eine  Itopie  berfelben  bei  ft(^  trug, 
würbe  ftd^  ber  G^efunb^eit  erfreuen  unb  ^uer  unb  aüen  ^efa^ren  ^ier  auf  ®tben 
entgegen. 

S)ie  @ebete  unb  Sefd^mörungen  ht^  2;otenbud^ei^  ftnb  burd^gel^enbi^  fo 
formuliert^  ali  ob  ber  Xote  fetbfl  fte  audfpräd^e.  S)ai^  ifl  aud^  ganj  natär^ 
Ixi^,  ha  bie  @eele  biefe  3^uberformetn  in  ben  oerfd^iebenflen  Sagen  ja  ge« 
braud^en  foK.  ^rner  ifi  ü^nen  eigentflmttd^,  bag  ber  3;ote  ate  eine 
göttlid^  ^rfon  auftritt,  ja  fogar  ate  einer  ber  ^o^en  ®dtter,  bie  nid^tÄ 
93dfei^  tre^n  lann.  S)aiSfelbe  ift  aud^  bei  ben  93efd^n)örungen  ber  ^ad,  bie 
)um  ©d^u^  ber  Sebenben  bienten  unb  ben  ^auptinl^alt  bei^  ,,magifd^en  ^apptud 
$arrt8"  bilben. 

^an  fCe^t  bie  $i(fe  ber  Götter  nic^t  ali  eine  ®nabe  an,  man  forbert  fie;  man 
befiehlt  i^nen  3U  Reifen,  inbem  man  auf  bie  eigene  ^öttlic^feit  l^inweifi.  3un)ei(en  ruft 
man  ni^t  einmal  bie  Götter  an;  man  befiehlt  einfach  ben  @efa§ren  ftti^  femsu^en,  in« 
bem  man  ftc^  fetbft  ald  @ott  ^infteüt.  ®in  paar  Seifpiele  aud  bem  magifd^en  ^ap^ruä: 
golgenbe  ©efc^roörung  ritztet  fid^  gegen  wilbe  Xiere:  „Äomm  ju  mir,  §err  ber  ®3tter! 
^alit  fem  oon  mir  bie  Sdroen,  bie  oon  ber  @rbe  fommen,  unb  bie  5lro!obi(e,  bie  oud  bem 
$(uffe  emporfteigen,  unb  aU  \>ai  bei^enbe  @etier,  bad  aud  feinen  Sßinfeln  ^eroorlriec^i 
3urü(l  ltro!obiI,  SRalo,  @etd  Srut!  Schlage  nic^t  mit  beinem  ©(^roanje;  fd^üttle  beine 
älrme  nic^t;  fperre  beinen  Stachen  nic^t  auf!  3)ad  äBaffer  oor  bir  werbe  jum  fUmtmenben 
geuer;  bie  Speere  ber  77  ®ötter  mögen  bein  Sluge  treffen;  gefeffelt  bift  bu  an  3laÄ 
mAc^tiged  Steuer*).  ^lötlic^  bift  bu  gefeffett  an  bie  oier  SletaO^afen  im  Sorberteil  oon 
ffiai  Soot.  $alf  ein,  ^rolobil,  9Ra!o,  Seid  Srut.  ^tm  id^  bin  9(mmon,  ber  feine 
eigene  äRutter  befruc^e."  —  3«  folgenber,  gegen  bie  Slrofobile  gerichteten  3<niberformeI 
werben  bie  (Sötter  gar  nic^t  me^r  angerufen;  ber  Sefc^wbrer  mac^t  ftc^  o^ne  weitered  ju 
@ott  felbfk: 

„Sei  nic^t  gegen  mic^!  3<^  ^in  Slmmon,  ic^  bin  Sln^ur,  ber  gndbige  $üter.  ^ 
bin  ber  gro^e  IRad^t^aber,  ber  $err  bed  Schwertes.  ®r^ebe  bic^  nic^t  wiber  mic^,  ic^  bin 
Set!  9lü^re  mid^  nic^t  anl  ^^  bin  $orud!  ^ie,  fo  im  äBaffer  finb,  bürfen  nic^t  ^eroud« 
!ommen,  bie,  fo  ^eraudge!ommen  finb,  bürfen  nic^t  3urücae^ren  ind  äBaffer,  bie,  fo  borin 


*)  3flan  backte  ftd^,  ba^  ber  Sonnengott  in  einem  Soote  über  ben  $immel  fegelte. 

^nm,  b.  Serf. 


^ie  ö09ptif(^e  ^eutgie.  131 


bleiben,  fotten  auf  bem  SBaffer  treiben,  wie  Seltnen  auf  ben  äöogcn,  Sl^t  Slac^en  foH  pdj 
fc^liejen,  ebenfo  wie  bic  fieben  Siegel  einer  ewigen  Serftegelung  gcfc^Ioffen  fmb." 

SHcfc  ©ßentümlid^fcit  bcr  ägppttfd^cn  a)io9ic  tritt  in  bcr  fpätcrcn  ^dt 
ntxi^  fd&ärfcr  l^croor.  SMon  bcfd&ränft  ftd^  nid^t  mel^r  barauf,  ftd^  nur  auf 
bie  eigene  @öttlid^feit  ju  berufen:  man  brol^t  fogar  ben  @öttern. 

3n  einem  grie^ifc^  gefc^ebenen  ^op^rud  ftnbet  man  oerfc^iebene  f  olc^e  ^ef(^n)5rungen. 
6te  ftommen  offenbar  au$  einer  3^^/  ^^  ^i^  9Jlagie  ftc^  mit  ber  anberer  Sdnber  j^on 
oermifc^t  §atte;  inbed  ift  ber  ©eift  biefer  3<nt^^orme(n  boc^  noc^  rein  dgpptifc^.  @o 
»enbet  man  fic^  bei  ber  ®inn)ei§ung  eined  3<niberringed,  be9  ^ermedringeS,  an  bie  Sonne 
unb  fpric^t  folgenbe  {formet:  „3c^  bin  ^^ot,  ber  ©rfinber  unb  Schöpfer  ber  Heilmittel  unb 
©(^rif^eic^.  5bmm  au  mir,  ber  bu  unter  ber  ®rbe  bijt,  ergebe  bi(^  »or  mir,  großer 
€kifl!  @o  x^  nic^t  aQed  ju  miffen  belomme,  mad  ba  mo^net  in  ben  Seelen  aEer  ^eg^pter, 
^ec^en,  Syrier  unb  9let^iopier,  aller  Stationen  unb  klaffen;  fo  ic^  nic^t  alled  3U  miffen 
belomme,  mad  ba  gefd^e^en  ift  unb  gefc^e^en  foll;  fo  i(^  nic^t  9[uff(^luB  empfange  über 
i^  ©ebrduc^e,  arbeiten,  Seben  unb  92amen,  fomie  9{amen  i^rer  SSäter,  9Mtter,  Sc^meftem 
unb  ^reunbe,  fomie  bie  fftamtn  ber  Serftorbenen,  fo  merbe  i^  ba§  9lut  bed  Sd^mar^en 
in  bad  0§r  eined  $unbed,  ber  in  einem  muen,  unbenu^ten  ©ef&ge  liegt,  gießen;  ic^  merbe 
biefe«  in  einen  neuen Äeffel  fe^en  unb  barunter  Dfirii^'  ©ebeine  oer brennen;  mit  lauter  Stimme 
»erbe  ic^  i^n  nennen,  ber  brei  ^age  unb  brei  9{äc^te  im  ^luffe  mar,  Dfirid,  ber  oom 
Strome  bed  f^luffed  sum  Sleere  hinabgeführt  mürbe/  ^iefe  ^ormel  bejie^t  fid^  mie  manche 
onbere  auf  ben  iRpt^ud  oom  ermorbeten  Oftrid,  ber  oom  glu^  ind  IReer  hinabgeführt 
würbe ;  ber  3Wagier  bro§t  nun  ben  ®8ttern,  feinen  92amen  nennen  ju  motten,  b.  i.  feinen 
Aufenthaltsort  bem  STOörber  Set  su  oerraten. 

3luf  biefe  äBeife  glaubte  man,  bie  @ötter  jur  ^ilfe  jtoingen  ju  Idnnen. 
S)ie  göttUd^e  Snagte  ift  atfo  Sesn)ingung  ber  ®ötter,  S;i^eurgte. 

@d  liegt  in  ber  Statur  ber  @ad^e,  bag  man  fotd^e  3^uberei,  bie  mit 
$ilfe  ber  ©ötter  fetter  mirffam  iji,  nid^t  ju  ctroa^  ©d^Ied^tem  benuften  lann. 
Die  ag^ptifd^e  aWagie  mar  bal^er  ein  ®el&eimniÄ,  baiJ  von  ben  ^rieftcm  ge* 
malert  mürbe;  biefe  mad&ten  flreng  barüber,  bafe  fte  nid^t  jur  Äenntni^  be« 
^oltt^  gelangte.  3"  einigen  Jtapiteln  be^  ^otenbud^ei^  mirb  ed  au^brädfUd^ 
oerboten^  bie  betreff enbe  ©eremonie  in  ©egenroart  r>on  S^wfl^  au^uf flirren; 
nid^t  einmal  ber  SBater  ober  ber  ©o^n  be«  SBerftorbenen  burften  jugegen  fein. 
S)a]^er  mürbe  jeber  SBerfud^,  in  ben  Serife  ber  ^eiligen  magifd^en  Sudler  }u 
fommen  unb  fie  ju  profanen  Qmim  ju  mifebraud^en,  ftreng  bejlraft. 

@d  giebt  einen  alten  ^ap^ruS,  ber  eine  3ln!lage  miber  einen  Sie^^irten  entl^&lt;  biefem 
loar  ed  geglücft,  eine  oon  ben  Schriften  ju  fte^len  unb  oerfd^iebene«  Unglütf  bamit  an^u^ 
rieben.  92a(^  Darlegung  atter  oon  bem  SRanne  begangenen  Serbrec^en  lautet  bad  Urteil 
fürs  unb  bünbig:   „(Sv  fott  fterben." 

ate  bie  ©ried&en  in  ben  fpäteren  Seiten  bie  ^errfd^aft  über  «egppten 
erlangt  l^atten,  lonnte  bie  ägpptifd^e  3Wagie  il^nen  nid^t  verborgen  bleiben. 
2He  alejanbrinifd^en  5pi(iilofopl^en  befd^äftigten  fid^  \a  mefentlid^  mit  ben 
großen  SRStfeln  be«  ©afein«,  mit  ben  fragen  über  ba«  aGBefen  unb  SBer^ 
^ältni«  ber  ©ottl^eit  jur  SBelt,  namentlid^  jum  aWenfd^en.  Sie  mußten  be«^ 
Ijialb  aud^  notroenbig  ba«  ^Problem  bcr  ägpptifd^en  2;i^eurgie  bel^anbeln:  ob 
bie  aWenfd^en  burd^  befümmte  3Wittel  fo  auf  bie  (Sötter  einjuroirfen  oermögen. 


132  ^^^  Urfprung  ber  ©e^eimioiffenfc^aften. 


ba§  fte  ber  Grfällung  einei^  beftimmten  äBunfd^ei»  getoig  fein  Idnnen.  (Sine 
berartige  auffaffung  flreitet  jebod^  entfd^ieben  gegen  bie  ajorpettung  oon  einem 
©Ott,  beffen  aWad&t  über  bie  be^  aWenfd^en  ergaben  ifi;  fo  [teilte  man  ftd^  benn 
audb  anfangt  b(QU.  ^orp^priu«,  einer  ber  l^erDorragenbflen  aSertreter  ber 
neuplatonifd^en  @d^ute,  belämpfte  bie  Xl^urgie  gerabe  oon  ber  Snnal^me  mi^, 
bag  bie  ©otti^eit  )u  erl^aben  fei,  um  burd^  irgenb  ein  bem  SRenfd^en  }u  ©ebote 
ftej^enbeiS  SWittel  gejmungen  werben  ju  fönnen.  aber  fein  ©d^üfer  Sambticu« 
erfanb  eine  fel^r  ftnnreid^e  2;^eorie,  tooburd^  bie  S^^eurgie  tdd^t  nur  möglid^, 
fonbem  fogar  jur  allein  toal^ren  unb  rid^tigen  ©ottedoerel^rung  erl^oben  mürbe. 

^efe  ^d^ft  nmiberUc^e  £e^re  ift  in  einem  9Ber!e,  ^oon  ben  ^fterten",  ouftfü^rlic^ 
bargele^t;  M  be^en  IBerf affer  gilt  snmr  gambUcud,  nxi^rfd^einKc^  aber  ift  ed  oon  einem  feiner 
(Bc^üler  gefc^rieben.  Xit  ©ninbgebanfen  bed  IBuc^e«  ftimmen  freiließ  ooQftdnbig  mit  ben 
^nfc^ammgen  überein,  bie  in  S^mblicud'  eigenen  9Ber!en  niebergelegt  ftnb,  fo  ba^  ed  oon 
bem  ©eftc^tSpmtlte  aui  %an^  gut  oon  i^  gefc^rieben  fein  fbmtte. 

a)er  Serfaffer  ber  ^IRpfkerien"  fkeÄt  aUc  geiftigen  Söcfen  in  einer  beftimmten  Slangs 
orbnung  auf,  )u  oberft  bie  ©ötter,  bann  bie  (Sngel,  ^dmonen,  Heroen  unb  |u  unterft  bie 
@ee(en.  Me  biefe  geiftigen  S^efen  finb  3n)ifc$eng(ieber  jmifd^en  bem  ^bc^ften  ©Ott,  ^bem 
©inen",  unb  ber  ffielt.  Sitte  ÖJeifier ,  bie  niebrigflen  wie  bie  ^ö^flen,  fmb  ieber  menfc^ 
liefen  SBeeinfluffung  gegenüber  unempfänglich ;  bai^  liegt  aber  in  i^rer  9{atur.  2)araud  folgt 
benn  auc^,  ba^  bie  @ötter  bie  &tbete  ber  IRenfc^en  niemals  erhören,  benn  fte  !dnnen  ja 
gemA^  i^rer  92atur  burc^  biefelben  gar  nid^t  bemegt  »erben.  Xut^  ®e6et,  ^ften,  Zölibat 
unb  d^nlic^e  Siattel  wirb  eben  fein  (^nflu^  auf  bie  ©btter  audgeü6t,  n>o§l  aber  —  auf 
bie  ©eelc,  bie  biefe  §anblungen  oottfü^rt.  „^ie  ©ötter  fteigen  nic^t  §inab  s«  ber  ©eele, 
bie  )u  i^nen  betet  unb  fte  anruft,  fonbem  bie  @eele  ergebt  ft(^  su  ben  Göttern."  9hir 
bie  @eele  oerdnbert  ftc^  unter  bem  mAc^tigen  (Anflug  folc^er  ^anblungen;  bad  @ebet  ift 
ein  9Rittel,  um  ftc^  felbft  ben  (Spöttern  gleich  au  machen.  Xex  ,,(^nfluB  hei  IRenfc^en  auf 
bie  ©Otter''  befte^t  alfo  nur  barin,  bag  bie  SRenfc^enfeele  ber  $5§eren  ^atux  unb 
bamit  auc^  ber  3kad^t  ber  ©ötter  teilhaftig  wirb,  ^ie  ^^eurgie  ift  bed^b  nid^t  nur  eine 
magifc^e  92et^obe,  fonbem  bie  roa^re  ©ottedoere^rung,  ber  einzige  ^eg,  auf  bem  ber 
3Renf(^  ftd^  SU  ben  (^httem  emporheben  fann.  —  9?amcntlic^  bie  2)ioination,  bie  (M>e 
ber  SBeiSfagung,  mirb  nur  burd^  t^eurgifc^e  Operationen  erreicht.  Sud  eigner  Itroft  ge^ 
langt  bie  @eele  niemals  in  ben  3uftanb  ber  (Slnt)ü(fung,  in  bem  fte  mit  ben  ©öttem  einS 
mirb  unb  bie  sufünftigen  2)inge  gegenwärtig  fe^en  !ann.  ^ed  gefc^ie^t  nur  unter 
Anrufung  ber  ©ötter.  „Öanj  mit  Unrecht  ^at  man  angenommen,  baj  bie  ©ntjüdung  a\x^ 
burc^  bie  ©imoirfung  ber  3)ämonen  erreicht  werben  !ann;  wenn  ber  6inn  oon  i^nen  crfüDt  ift, 
fo  ift  er  überhaupt  unempfänglich  für  bie  ®nt)ücfung.  Die  gnfpiration,  bie  (^arafteriftif^ 
ifk  für  bie  (Sntjücfung  ober  ben  @nt^upa«mu«,  ift  nic^t  ein  SBerf  ber  2)ämonen,  fonbem 
ber  ©Otter,  ^er  ^nt^ufiaSmud  ift  aber  nic^t  eine  ©(ftafe,  fonbem  eine  SiücRe^r  unb  Um< 
!e§r  ium  ©uten,  wd^renb  bie  @^fe  ein  ^tten  nac^  bem  ^bfen  l^in  ift.''  ^enfo  oer^lt 
ei  fläf  mit  ben  gewö^nlid^en,  magifc^en  Äünftcn,  oerglic^en  mit  ben  t^eurgifc^en  Operationen ; 
ber  gewöhnliche  SJ^ier  oermag  burd^  feine  5(ünfte  bie  (^nbilbungdhraft  nur  mit  leeren 
öilbem  JU  erfütten,  er  giebt  nur  Schein  fkatt  3Birflic^feit.  a)er  X^eurg  bagegen,  ber  feine 
@eele  jur  ©leic^^eit  mit  ben  ©öttem  ergebt,  erreicht  wirflic^  ba«,  wa«  er  witt. 

SMefe  eigentümtid^e  Seigre,  namentlid^  ber  Unterfd^ieb  jmifd^en  ber 
2:^eurgie,  bie  mit  $itfe  guter  ©eifter  wirft,  unb  ber  gemö^ntid^en  SRagie, 
ber  ©octie,  beren  aWad&t  oon  ben  S)ämonen  fiammt,  gcmonn  im  aWittelalter 
grofeeSebeutung:  baburd^  oermieben  bie  geleierten  SKagier  e«,  bem  ©d^idEfal 
ber  ^e^en  anheimzufallen. 


S)te  2(flroloöte.  133 


3u0tei4i  mit  bcr  Slftronomic^  bie  bei  ben  äcg^ptcm  frül^  jur  Slüte  ge^ 
langte^  enttoidelten  biefe  aud^  bie  Slflrologie.  93on  ber  älteflen  ägpptifd^en 
aftrologie  toiffen  iDir  nid^t  oiel;  fte  ift  toal^rfd^einßd^  äl^nlid^en  (^atcätexi  ge« 
toefen  toie  bie  d^albSifd^e. 

9ud  bet  19.  ober  20.  2)9naftie  (um  1200  t).  ^v.)  flammt  ein  ^op^rud,  ber  ein 
oftrologifc^e^  Serseic^nid  Aber  qfüdli^z  unb  unglflcllic^e  2:a9e  entJ^AIt  unb  st^leid^  Sor^: 
fd^riften  barüber,  na^  man  cm  folgen  Sagen  t^un  unb  nic^t  t^un  bürfe.  ^ad  ä^erseic^nid 
erfiredt  m  Ober  8  Siertetjal^re.  $ier  folge  ein  83ru4ftü(l  ber  eigentikmlid^ften  )6efHm$ 
mungen:  ^2:^ot  (September):  b.  21.  feine  Dc^fen  toten;  b.  22.  feine  ^ifc^e  effen  ober 
falaen.  $aop^i  (Oftober):  b.  13.  fein  ©emüfe  effen;  b.  22.  fic^  nic^t  baben;  b.  26.  fein 
^9  grfinben.  ^t^pr  (9{ooember):  b.  5.  fein  ^uer  ansflnben  ober  anfe§en;  b.  19.  nid^t 
auf  ben  9{U  ^inoudfa^ren.  ^^ojatf  (^e)ember):  b.  21.  nic^t  fpasieren  gelten;  b.  28.  fein 
äßaffertier  e^en.  ^bi  (Januar):  b.  7.  ftc^  feinem  ^eibe  jeigen;  b.  24.  ift  ein  gCftcf« 
lieber  Xa^,  man  mug  ^onigtronf  trinfen"  u.  f.  ro. 

äBie  bie  SCegppter  au  öden  biefen  iBeftimmungen  gefommen  ftnb,  ift  natürlid^  fd^wierig 
SU  fagen;  ma^rfc^einlic^  fielen  fte  in  S^erbinbung  mit  ber  SR^t^ologie:  aud  ben  vielen 
Segenben  aber  bie  (Götter  30g  man  eben  ©d^lüffe,  ba^  ed  ratfam  fei,  3U  beftimmten  Sagen 
unb  Qetttn  fic^  oerfd^iebener  ^anblungen  ju  enthalten. 

3)iefe  olle  ajirologie  fianb  alfo  tool^t  in  einem  naiven  aSerl^öltniiS  jur 
9teIigion;  fic^erßd^  l^aben  aud^  au^fd^lieglid^  bie  ^rieflet  ftd^  mit  il^r  6e^ 
fd^äftigt.  J^n  übrigen  weife  man  nur  wenig  über  biefe  ältefien  gormen  ber 
ägpptifd^en  9({h:ologie. 

@in  gan}  anbere^  ©epräge  erhielt  bie  9(ftro(ogie,  nad^bem  bie  ®ried^ 
bie  ^errfd^aft  in  Slegppten  erlangt  Ratten  unb  ba^  atejanbrinifd^e  aWufeum, 
ha^  3^>rtrum  ber  SSBijfenfd^aft  in  ber  alten  SBelt^  errid^tet  mar.  Sin  bem* 
fetben  urirften  ja^lreid^e  berül&mte  aWatl^ematifer,  ^^l^pfifer  unb  Sljironomen. 
3)ie  belanntefien  unter  i^nen  maren  0.  6^r. :  ®uflib  (um  300),  ©ratofil^enei^ 
(geb.  275),  ^ippard^  (um  160)  unb  §eron  (um  ha^  Sal^r  100).  2)er  berül^mtejie 
oon  aQen  ^orfd^em  SHe^anbriend  aber  war  ber  Slftronom  Slaubiu^  ^tolem&uiS 
(um  160  n.  6^r.),  beffen  Sluffaffung  oom  »au  be«  SBeltaltö  unb  ber  »e«* 
megung  ber  $immetelörper  ber  alten  3^*  ^^^  ^^^  aWittelalter  bi8  ju 
<Eopemicu£  l^in  atö  S)ogma  galt,  polemöui^  nal^m  an,  bafe  bie  @rbe  ftd^ 
unbemeglid^  im  SWittelpunfte  ber  9Belt  befinbe.  Um  bie  6rbe  breiten  fid^ 
od^t  ©pl^ären;  in  ben  fleben  innerfien  befinben  jtd^  bie  Planeten,  an  ber 
oufeerfien  jtnb  bie  giKfleme  angebrad^t.  3^  ^^^  Planeten  gel^ören  aud^  bie 
jmei  ^filmmetelid^ter",  ©onne  unb  aWonb,  unb  bie  SReil^enfolge  aller  biefer 
;,338anberfieme"  ifi  fotgenbe:  S)er  @rbe  junäd^ji  brel^t  jid^  ber  aWonb  in  ber 
erflen  ©pl^äre,  bann  folgt  9)Jerfur,  SSenuiS,  bie  ©onne,  2Kar«,  Qupiter  unb 
Saturn.    äRe^r  lannte  man  nid^t. 

3)ie  alejanbrinifc^en  äftronomen  waren  oorjüglid^e  »eobad^ter;  fie  be«» 
reid^erten  bie  Stftronomie  mit  einer  Steige  genauer  Seobad^tungen  über  bie 
Bewegungen  ber  ^immeteförper.    S)ie  3tefultate  biefer  ein  l^albeiJ  Sal^rtaufenb 


184 


2)et  Urfprung  ber  0c§eimimffenf(^en. 


lang  fortgefe^ten  Seobad^tungen  unb  bie  barauf  fulsenben  Sered^mmgen  ftnb 
niebergclcgt  in  bem  großen  SBBerIc  bt&  ^toletnäui^:  „Megale  Syntaxis",  ober 
tme  eiS  in  ben  orabifci^en  Ueberfe^ungen  l^eigt:  ,,Tabrir  al  magesthi'',  loo« 
oon  bad  ie|t  geiodl^Ud^e  3Bort:  „Abnagest"  eine  9blfir)ung  ifL  9lber 
neben  biefen  ftreng  n)iffenfd^afttt(i^en  Unterfud^ungen  betrieben  bie  alten 
ale^anbrinifd^en  Slftrononten  auci^  bie  eigentämlid^e  geleierte  9({teo(ogie,  mit  ber 
ftd^  fafl  ade  l^eroorragenben  SRänner  im  Slltertum  unb  SRittetalter  befd^äftigt 
l^en,  unb  bie  aud^  in  unferenXagen  mieber  Slnl^änger  ftnbet.  @ine  eigent« 
ttd^  ©el^eimmiffenfd^aft  ifl  biefe  Slftrologie  inbei^  nie  gemefen^  ba  man  oon 
^tolomäuiS'  3^  ^^^  i^  oiedeid^t  oon  feiner  eignen  $anb,  ein  Sßerf  beft^t, 
in  bem  bie  ioauptle^ren  ber  Sßiffenfd^aft  gefammelt  ftnb.  3lber  ba  bai^ 
@tubium  ber  9lftrotogie  bebeutenbe  SSorfenntnifje  unb  oerfd^iebene  ^nfhrumente 
erforberte,  bie  fd^merlid^  iebem  ju  ©ebote  ftonben^  fo  n)irb  ftd^  immer  nur 
eine  befd^r&nlte  3lnidf)l  oon  f^orfd^em  bamit  befd^iftigt  l^aben. 

S)er  @runbgebanfe  ber  äg^ptifd^en  3l{h:oIogie  ifl  berfelbe  loie  ber  ber 
d^albäifd^en,  nämlid^  bag  bie  ©teme  unb  namentlid^  bie  Planeten,  }u  benen 
aud^  ©onne  unb  3Konb  gel^ören,  auf  atte«,  voa&  gefd^ie^t,  einioirfen.  S)a5» 
l^alb  roax  ed  oon  ber  größten  Se beutung  }u  n)iffen,  n)eld^er  planet  in  iebem 
elnjetnen  Äugenblicf  ,,bie  ^errfd^aft"  l^atte.  3n  ber  ättefien  3eit  befUmmte 
man  ba£  in  ber  äBeife,  bag  man  annal^m,  ein  jeber  planet  be^ierrfd^e  eine 
@tunbe  bed  S^aged. 

^e  erfte  @tunbe  bed  erften  Xa%ti  gehörte  bem  du^etften  Planeten,  @atum,  bie 
smeite  bem  aioeitdu^erften,  3u)>^^  »•  f*  f*  ^^  ^^^^  nebenfte^enber  gfigut  lann  man 
be<|uem  ben  ^errfd^enben  planet  in  jeber  beliebigen  @tunbe  einer  ganzen  f&o^t 
befümmen.    2)ie  Planeten  finb  ^ier  in  einem  itreife  aufge)eic^net,  unb  snmr  in  ber 

9leil^enfo(ge,  mit  man  fle  fid^  um  bie  <^e 
angebracht  backte.  9[n  @te(le  ber  92amen  ber 
^(aneten  ftnb  beren  Sti^tn  gefegt,  oitt  $iero« 
g(9P^en,  mit  benen  bie  ^firologen  bequem« 
(i(^!eitd^alber  bie  ^immelStdrper  )u  be^eic^nen 
pflegten:  @atum  ^,  Supiter  %,  SRor«  <^,  bie 
@onne  0,  ^etta^  $;  äRerlur  9  unb  ben 
Slonb  ).  Biefli  man  nun  ben  Saturn  fi  )u 
oberft  im  Streife,  fo  be^errf(^t  er  bie  er^ 
(Stunbe  bei»  erften  ^ge«.  ®e^t  man  bann 
oon  ^ier  aud  in  ber  9Hc^tung  bed  ^feileS 
weiter  wie  ber  3^§er  ber  vi^t,  fo  belommt  % 
alfo  bie  2.  Stunbe,  cT  ^^  ^*  u*  f*  ^'  ^^  ^*  @tunbe  gehört  mieber  f^/  bedgleu^en  bie  15. 
unb  22.,  bie  23.  gehört  alfo  nneberum  %,  bie  24.  cf,  bie  26.,  ober  mit  anberen  Sßorten: 
bie  erfien  Stunbe  beiS  )weiten  Xa%ei  gehört  ber  Sonne  0.  ©e^t  man  nun  in  berfelben 
Seife  weiter,  fo  finbet  man,  ba^  bie  1.  Stunbe  bed  3.  2;aged  bem  j  ge^brt,  bie  bed  4. 
Xoged  bem  c^,  bie  bed  6.  XageiS  bem  p,  bie  bed  6.  Xa^ti  bem  7].  unb  enblid^  bie  bed 
7.  Xage«  ber  ?.  5)er  Xag  würbe  na(^  bem  benannt,  ber  bie  erfte  Stunbe  be^errf(^te;  ber 
1.  Sag  ^ie^  alfo  SotumStag,  Samdtag,  auf  @nglif(^  ^eute  no^  Saturday.  iDer  2.  2;ag 
ifi  ber  2;ag  ber  Sonne,  Sonntag  (Sunday),  ber  3.  ber  beS  SRonbc«,  SRontag  (dies  lunae, 
franj.  lundi),  ber  4.  ^ag  ber  beij  SWar«  (fronj.  mardi),  ber  5.  Xa%  ber  be«  3RerIur  (franj. 


3T.1 


4T.1S. 


SHe  «ftroloötc.  135 

mercredi),  bcc  6.  ber  be8  Supiter  (dies  Jovis,  franj.  jeudi)  unb  enbU(^  ber  7.  bcr  ber 
Senttd  (dies  Yeneris,  frans,  vendredi).  ^k  flnben  alfo  in  ben  europdifd^en  Bpxa^en 
nod^  Spuren  biefet  alten  afhronomifd^en  Se^re  oon  ber  ^errfd^  ber  Planeten  über  bie 
einzelnen  %a%e  unb  @tunben. 

SBie  weit  bic  alcjanbrinifd^e  Sljirologic  im  2.  ^af)xf).  n.  (£^r.  entroicfclt 
war,  erfe^cn  nur  au^  einem  nod^  eEifüercnben  SBcrfe,  ha&  geioö^nüd^: 
„Quadripartitum  Gl.  Ptolemaei"  (oicr  Sudler  be^  ^ptolemäuiS)  benannt  wirb. 

Db  bad  SBer!  t)on  $toIemäud  f eiber  gefc^rieben  ifi,  erfc^eint  ^loeifel^aft.  3)a  ed 
ober  fc^on  oon  alten  arobifd^en  Slutoren  ald  t>on  $tolem&u8  verfaßt  sitiert  wirb  unb  an 
Dielen  fünften  unzweifelhaft  auc^  bie  5(eime  ju  ben  aftrologifc^en  £e^ren  enthält,  bie  oon 
Arabern  unb  Europäern  im  SRittelalter  entn)i(felt  würben,  fo  ftammt  ed  {ebenfaUd  aud  ber 
griec^fd^en  $eriobe  Slle;anbrieniS.  3)a^  ed  in  äleg^pten  verfaßt  ift,  ge^t  aud  vielen  Pinsel« 
Reiten  bed  3ßerfeiS  fKbft  ^en>or;  wir  finb  bed^alb  berechtigt,  ed  old  tine  au^entifd^e  2)ar$ 
fteQung  ber  gelehrten  ägpptifc^en  Slftrologie  ansufel^en,  wie  fte  gegen  @d^lu(  bed  SlltertumiS 
befUmb.    2ßir  wollen  im  golgenben  biefe  SBiffenfc^aft  in  fursen  Qü^en  fc^ilbem. 

^3wei  2)in0e'',  fagt  ^tolemftu«,  ^pnb  namentlidj  notwenbig,  um  in  bie  ofkrologifc^en 
^op^eiungen  einzubringen.  @rftend  mu(*man  bie  Stellung  ber  Sonne,  bed  SRonbed 
unb  ber  beweglichen  Sterne  su  einanber  unb  9ur  @rbe  l^ntn,  bedgleic^en  bie  8ebeutung 
unb  SRac^t  biefer  Stellungen.  3^^iteniS  mvi^  man  wiffen,  welche  ^erönberungen  in  ben 
i^nen  unterliegenben  fingen  burd^  bie  natürlichen  (^enfc^aften  biefer  Stellungen  ber 
Sterne  ^eroorgerufen  werben.  2)er  erfte  S^^^  Wefer  Söiffenfc^aft  ift  fc^on  an  unb  für 
fu^  ber  8e^anblung  wert,  felbft  wenn  man  nic^t  burc^  Serbinbung  mit  bem  zweiten  3n>eig 
ZU  ben  SBeidfagungen  felber  gelangt,  ^er  zweite  3n>eig  bagegen  ifl  weniger  oollfommen 
unb  znoerlAffig;  er  foll  inbed  l^ier  fo  be^anbelt  werben,  wie  er  gewö^nlic^  borgeftellt  wirb.'' 

gür  un^  ^at  „ber  erfie  ^xoüq''  natürtid^  baö  größte  3ntereife,  weil  er 
bie  ganje  t^eorctifd^e  ©runblage  ber  atfirologie  enthält;  au^  bemjelben  er=» 
fe^  toir^  toie  man  ftd^  ben  @inf(ug  ber  @teme  auf  bie  irbifd^en  2>inge 
bod^te.  SHefe  2;^eorie  ifl  nun  feine^meg^  roittfürlid^  au^  ber  Suft  gegriffen^ 
fonbem  Dielme^r  eine  einfädle  unb  natürlid^e  ®m)eiterung  ber  bamaligen 
$^9ft!.  älriflotete^  l^atte  nad^gemiefen,  bag  jebed  3)ing  eine  ober  mehrere 
oon  ben  4  ©runbeigen  fd^aften:  SBärme,  2;rodtenl^eit,  5lälte  unb  ^ud^tigfeit 
beft^e.  9)iefe  fie^re  iDanbte  man  nun  aud^  auf  bie  Planeten  an,  benen  man 
avA  me^r  ober  weniger  eigentflmlid^en  @rünben  biefe  @igenfd^aften  in  Der^ 
fd^iebener  @tärle  }uf d^rieb,  unb  ba  bie  SBirhmgen  eines  2>ingeS  burd^  feine  @igen« 
fd^aften  befUmmt  finb^  fo  mugte  man  aud^  annehmen,  bag  jeber  ein}elne  planet 
je  nad^  ben  @igenfd^aften,  bie  man  i^m  beigelegt  ^atte,  auf  bie  @rbe  einn)irtte. 

Ueber  bie  ®igenfc^aften  unb  bie  bamit  oerbunbenen  SBirhtngen  ber  Planeten  fd^reibt 
^lemftud  fo :  „^an  mu(  barauf  achten,  ba(  bie  Somte  infolge  i^rer  9latur  bie  SBirhtngen 
ber  Sßftrme  unb  in  geringem  @rabe  aud^  bie  ber  3;ro(!enlJeit  IJat.  2)iefe8  merfen  wir  mit 
unferen  Sinnen  an  ber  Sonne  oiel  leichter  als  an  ben  übrigen  ^immetötörpem  infolge 
i^  Oröje  unb  infolge  ber  a)eutlic^feit,  mit  ber  bie  ©inwirfung  pc^  im  :toife  ber  3«it 
oerOnberi  gn  bemfelben  ©rabe  wie  bie  Sonne  fid^  bem  fünfte  nftl^ert,  ber  fenhred^t  über 
unferem  ^awptt  pe^t,  (3e«itl^),  befto  me^r  treten  iljre  Söirhingen  ^eroor.** 

^^er  9Ronb  mac^t  feucht,  baburd^  ba(  er  ber  ®rbe  zunöc^ft  ift,  oon  ber  feuchte 
3)dmpfe  emporfteigen.  So  mac^t  er  bie  i^m  unterliegenben  ^nge  weid^  unb  bringt 
fte  zum  gaulen.  SBegen  feiner  9le^nlid^feit  mit  ber  Sonne,  al«  Slbbilb  ber  Somte,  ^at 
er  au($  bie  (Bobe  zu  erwärmen." 


136  ^^t  Urfptung  bet  (S^e^mwiffenfd^often. 


^@atum  ifl  ber  Stent,  ber  am  mei^  ItAIte  (ringt;  aber  er  ttotfnet  ouc^  nur  in  ge^ 
ringem  <8rabe  au&.  ^efed  ift  gon)  notftrtic^,  ba  er  am  »eiteften  oon  ber  S^ftrme  ber 
@onne  unb  ber  J^eu4ti9!eit  ber  ®rbe  entfernt  ift.  Seine  itrftfte,  fowie  bie  ber  ftbrigen 
Sterne,  finb  übrigen^  aud^  abhängig  r>on  il^ren  Stellungen  }u  Sonne  unb  SRonb." 

^3^>iter  ift  ber  milbe  Stern.  (Er  fte^  mitten  jnnfc^  bem  falten  Saturn  unb  bem 
^ei^en,  brücfenben  SRorft.  @r  ma^  roatm  unb  feud^t,  aber  ba  bie  »Ormebringenbe  jtraft 
überroiegt,  fo  ge^en  bie  frud^tbar  mac^enben  93inbe  oon  i^m  ouS." 

J^axi  troctnet  oud  unb  brennt,  ebenfo  wie  feine  'gwcbt  bie  bed  ^erd  ift  (er  ift 
rot).    ®r  ifl  in  ber  9lä^e  ber  Sonne,  beren  Ärei«  innerhalb  feiner  Sphäre  liegt." 

„^tnu^  f)at  in  ^ejug  auf  WTtt  Sle^nlid^feit  mit  Jupiter,  aber  ber  ®runb  ba^u 
ift  ein  onberer.  ^enn  ba  fte  in  ber  9{d§e  ber  Sonne  ift,  wärmt  fle  etmad,  ruft  aber 
oiel  größere  ^d^tigfeit  ^eroor,  ebenfo  wie  ber  ^onb,  weil  fte  mit  i^Ufe  biefed  großen 
i^id^ted  (bed  9)ih>nbed)  bie  Jeuc^tigfeit  oü»  ben  ndc^ften  Stehen  ber  (Erbe  ansieht" 

^fRerlur  trocfnet  aud  unb  abforbiert  bidweilen  in  ni(^  geringem  ©rabe  geuc^tig« 
teit,  weil  er  nic^t  weit  oon  ber  Sonne  ift  93idweilen  mac^t  er  jeboc^  au($  feu(^,  weil  er 
no^e  bei  ber  @rbe  ift,  am  näd^ften  au^erl^atb  bed  ^onbfreifed.'' 

Suis  biefen  angenommenen  (Sigenf^aften  fc^log  man  nun  gerabeju^  bag 
einige  Planeten  glüctbringenb,  anbete  unglttdbringenb  feien. 

^^ie  ^Iten  berid^ten  aSe,  ba^  Jupiter,  Senud  unb  ber  ^onb  bie  wo^lt^dtigen 
Sterne  finb,  weil  fte  oon  milber  Statur  fmb  unb  bie  meifte  äBdrme  unb  gfeuc^tigfeit  ^aben. 
^e  un^eilbringenben  Sterne  ftnb  Saturn  unb  SJtord,  weld^e  entgegengefe(te  9{atur  tmb 
äßirfung  ^aben,  weil  ber  eine  fe^r  !alt,  ber  anbere  bagegen  brennenb  ^ei(  ifl.  3^f4^ 
biefen  beiben  ©ruppen  fte^en  Sonne  unb  ^erfur,  welche  an  beiben  9{aturen  teilhaben,  ba  i^re 
©irfungen  biefelben  finb,  wie  bie  ber  Sterne,  mit  beren  (Sigenfc^en  fie  flbereinftimmen." 

3ftan  befd^ränfte  ftd^  abrigeniS  nic^t  barauf^  auiS  ben  ©runbeigenfd^aften 
ber  Planeten  @(j^lü{fe  auf  beren  me^r  ober  meniger  gflnflige  ^mirfung  auf 
bie  @rbe  ju  jie^en ;  oietmei^r  leitete  man  i^re  gonje  Slatur  an^  biefen  Gigen^ 
fd^aften  ab. 

9Ud  ein  8eifpiel  ^ierfftr  möge  bad  bienen,  wad  ftolemdud  Ober  bad  ^fc^lec^t  ber 
^lamtttt  f (^reibt :  „^e  Sterne  werben  in  mdnnli(^e  unb  weibliche  eingeteilt.  9Beibli(( 
finb  bie,  bei  benen  bie  gfeuc^tigfeit  unb  f^ruc^tbarteit  überwiegt;  benn  biefe  tritt  bei  bem 
weiblid^en  ©efc^Ied^t  am  beutlid^ften  ^eroor;  bie  übrigen  finb  männlic^.  Senud  unb  ber 
^onb  werben  bed^alb  weiblich  genannt,  weil  bie  f^euc^tigteit  bei  i^nen  oor^errf(^nb  ift; 
Saturn,  ^upiter  unb  ^ard  bagegen  finb  männlic^.  äRerhir  gehört  su  beiben  Gruppen,  ba 
berfelbe  bie  ^irlungen  ber  ^^ud^tigleit  unb  ber  Xrocfeni^eit  in  gleic^m  'Sta^z  beft^t." 

3(uiS  ber  "Statut  ber  Planeten  folgt  nun  bie  93ebeutung  aOer  anberen 
aftronomifd&en  Sefiimmungen,  fo  j.  S.  ber  Sa^re^jeiten.  S)aö  grü^ja^r  ift 
feud^t,  ber  ©ommcr  ermärmcnb,  ber  fierbfl  auÄtrodfnenb,  ber  SBinter  fdlte* 
bringenb.  9lu(i^  bie  oier  ^immel^gegenben  ^ahm  i^re  (Sigenf (i^aften ,  meldte 
oon  ber  ©teDung  ber  ©omte  abhängig  finb.  3)er  Dfien  ifi  auiStrodfnenb, 
roeil  bie  ©onne,  roenn  fie  l&ier  fle^t,  bie  geud^tigfeit  au^jutrodCnen  beginnt, 
bie  fid^  nad^tiS  gebilbet  l^at.  S)er  ©üben  ifi  ermärmenb,  mcil  bie  ©onne  im 
©fiben  am  l^öd^jlen  fte^t.  S)er  3Beflen  ifl  feud^t;  bie  ©onne  beginnt  bann 
bie  geud^tigfeit  abjugeben,  bie  fid^  tagsüber  gebilbet  ^at.  S)er  Slorben  ifl 
falt,  weil  bie  ©onne  ^er  am  meiteften  oon  ber  3Kittc  be«  ^immefe  entfernt  ifl 

aSir  fennen  fo  bie  SRatur  ber  ?ßlaneten,  foioie  bie  SBirfungen,  roeldfee 


2)ie  Äfhologie. 


137 


fie  gemäß  bcrfclbcn  J^croorrufen.  3nbe«  wirft  ein  ^planet  nid^t  immer  gleid^ 
florl  auf  bie  irbifd^en  SMnge  ein.  Sein  (Sinfluß  ifl  toefenttid^  abl^ängig 
Don  feinem  jeroeiKgen  @tanbpunft  am  igimmel.  9Ran  ^atte  fd^on  frfll^ 
beobad&let,  bafe  atte  beroeglid^en  igimmeteförper  ungefähr  benfelben  Rxex&  am 
^immel  befd^reiben.  SHefen  Äreii^,  ben  fogen.  a;ierlreij8,  teilte  man  in  12 
gleid^grofee  Xeile,  bie  jroölf  ioimmetejeid^en^  ein;  biefe  erhielten  i^re  SRamen 
nod&  bem  ©tembilbe,  ba«  fid&  gerabe  innerhalb  be«  betreffenben  3^id^^^  ^^ 
fanb.  3^re  9lamen  unb  bie  bafttr  gebräud^Ud^en  ^ieroglpp^en  maren  folgenbe: 
SBibber  T,  ©tier  "d,  3w>ittinge  X  Äreb^  <z,  Söroe  Si>,  ^nn^Uan  T(p,  SBage  =^, 
©lorpion  11|^,  ©c^üfee  /,  ©teinbodf  Z,  3QBaffermann  ««  unb  f^fd^e  H. 
3Wit  ber  Xag*  unb  SRad&tgleid^e  tritt  bie  ©onne  in  ba&  3^4^"  ^^  Sffiibberö 
unb  burd^Iauft  bann  bie  S^^^^  ^  obiger  9lei^nfo(ge. 

2)ie  äfirologen  fonben  nun  a\x&  ©rünben,  bie  mir  gleid^  naiver  fennen 
lernen  merben^  bag  gemiffe  befonbere  SSerbinbungen  {mifd^en  ben  Planeten 
unb  ben  einjelnen  ^immet^eid^en  befhnben,  unb  bie  größere  ober  geringere 
Sebeutung  eined  Planeten  fd^ien  i^nen  nun  baoon  ab^ängig^  ob  er  in  einem 
gegebenen  Sugenblidf  fid^  in  bem  ^dä)m  befanb,  mit  bem  er  in  befonberem 
,,aSer^ältnid"  fianb.  äte  fold&e  „»er^ältniife"  nennt  ^ptolemäUiS  fünf:  bie 
Säufer,  bie  3)reiedfe,  ha»  aufzeigen,  bie  SWaße  unb  bie  ©efic^ter,  meldte  ge* 
meinfd^aftlid^  ben  ,,n)efentlid^en  SBert"  ber  ^Planeten  (dignitates  essentiales) 
in  iebem  3(ugenblid(  befUmmten.  ^tolemäui^  fd^reibt  aber  biefe  munber« 
lid^  Seigre:  3)ic  ^ptaneten  l^aben  i^re 
befonbere  Sebeutung  burd^  ü^re  Derter 
ober  ,^äufer",  mle  man  jte  nennt, 
TDomit  bie  2:eife  be«  2;ierfreife«  ge^ 
meint  finb,  bie  i^nen  jugel^örcn.  3)er 
natürliche  ®runb  ^ierju  ift  folgenber. 

^3wci  oöti  ben  aroölf  S^it^en  pnb  unferctn 
oertilalen  fünfte,  bem  3^^^/  <mt  ndc^flen, 
beft^alb  rufen  fte  ^i^e  ^ervor;  bad  ift  ber 
ÄreW  25  unb  ber  Söroe  ft.  3«  ^i^f^  beiben 
no^nen  bed^alb  bie  betben  größten  unb 
»ic^gflen  ^innnetölörper,  bie  @onne  unb 
ber  SRonb.  '^ammilidf  gehört  Sl  ber  @onne, 
weil  beibe  mftnnli(^  finb;  S  bogegen  gehört 
bem  filonbe,  »eil  er  n>eibU4  ift*  ^ed^olb  wirb  auc^  ber  $a(blreid  oom  il  bid  Z  a(d 
ber  folare,  oon  S  bid  9u  ::::  ald  ber  lunare  bejeic^net.  (Sgl.  gig.,  in  welcher  bie  ^immeld« 
l^tn  au^erj^alb,  bie  $(aneten  inneri^alb  bed  Itreifed  burc^  bie  betreffenben  3^i4^  <^^'' 
gebeutet  finb.)  ^a  nun  6atum  ber  fdltefte  aller  $immeld!örper  ift,  fo  erJ^AIt  er  bie  $ldte, 
bie  ber  @onne  unb  bem  SRonbe  entgegengefe^t  finb,  ndmlic^  Z  unb  sr,  3^^^^",  bie  bemt 
ondf  infolge  il^rer  entgegengefe^ten  Stellung  lalt  unb  winterlich  ftnb.  3)em  Jupiter  H, 
ber  milber  9totur  ift  unb  in  ber  Reihenfolge  ber  Planeten  dox  bem  Saturn  fte^t, 
werben  jwei  3^c^^n  beigegeben,  welche  bem  Saturn  am  nAd^ften  finb,  nAmlid^  /  unb  X, 
welcj^e  bie  ^(^tbarleit  be^eic^nen.  ^iefe  $ftufer  biCben  mit  ben  $(ftten,  welche  bie  großen 
4>immettli(^ter  0  unb  3  innehaben,  einen  SBinlel  oon  120^,  b.  f),  ben  3,  2:eil  eined 


138 


!Der  Urfpntng  ber  ®e^eimn>iffenf(^ften. 


Äreife«;  folc^c  Jigur  ifl  be«^  eine  glücfllc^e.  2)em  3u|)itet  folgt  SRor«  ^f ,  ber  ou^ 
trodnenbe,  roelc^er  bed^aCb  bie  sroei  3^^n  nad^  bem  %  exf^ütt,  welche  btefelbe  92atttr  »ie 
er  ^a6en,  nftmitdj  n\  unb  T-  ®t«  Wlben  einen  rechten  SBinlel  mit  ben  ^immeldUd^tern, 
b.  f),  ben  4.  Xeil  eined  jireifed;  biefe  ^igur  bebeutet  bed^alb  Serberben.  Senud  %  bie 
bem  cf  folftt/  ««?§Ält  bann  bie  nun  folgenben  3eic5en  ^  unb  ^,  bie  bem  6.  Xeü  eine» 
ÄreifeS  mit  0  unb  3)  bilben;  biefe  gigur  ift  bemno<^  günftig.  SRerhir  enblic^  credit 
bie  beiben  legten  3^4^  ^  ^"^  "^•'' 

3lod&  tounberfid&er  ate  biefe  Se^re  be^  ^totemäuÄ  üon  ben  fiäufem  ifl 
feine  ©nttoidtung  von  ben  S)reic(fen  ber  ^Planeten. 

Jßon  attcn  Figuren  ift  ba«  gleidjfeitige  2)reied  bieienige,  »elt^e  am  meiflen  in 
fic^  fetter  übereinftimmt.  2)ie  swölf  ^i^t  beö  Jierfreife«  werben  in  4  folc^e  gleit^feitige 

^reiecfe  eingeteilt,  ^e  (Sden  bed  erftot 
pnb  T/  ^1>  «wb  ^/  ^^^  3  männlichen  3«<lJcnr 
bie  ^dufer  für  d»,  ©  unb  %.  2)iefe«  2)reietf 
»irb  ber  0  unb  bem  %,  swö^^Ö*»  inbem  <f 
infolge  feiner  entgegengefe|ten  92atur  au^^ 
gefc^toffen  wirb.  iBei  ber  SBe^errfc^ung  be» 
^reiedd  ^ot  0  bie  $errf(^  am  %a%z,  % 
bed  ^a^i».  ^efed  ^reiecf  ift  auc^  bad  n5rb> 
lic^fte  infolge  ber  i&errfc^ttft  be«  11/  ba  U 
ebenfo  wie  bie  nörbKd^en  93inbe  ber  Urfprun^ 
ber  gnu^tborfeit  ift*).  Slber  ba  cf  öu^^  f«i« 
$Hmd  in  einem  ber  3^^^^  biefed  2)reie(fi^ 
f)ai,  fo  mifc^t  ftc^  ber  @übweftwinb  mit  bem 
gilorbwinb.  2)ie  ®(fen  be«  2.  3)reied«  ftnb  y, 
ni?  unb  ^5^,  bie  brei  weiblichen  Stii!^;  ed 
wirb  bem  ^  unb  ber  $  beigelegt.  @emdft 
ber  ^errfc^aft  ber  $  ifl  biefed  ^reied  bad  fflblic^fte,  ba  biefer  planet  burd^  bie  Straft 
feiner  SBdrme  unb  ^ud^tigfeit  biefe  SBinbe  be^errfd^t.  9[uf  ©runb  oon  6atumd  $errfc^ft 
im  ^  {ommen  aber  aud^  bftlic^e  äBinbe  ^inju.  Xai  8.  ^reiecf  f^at  ^^  za  unb  11  al^ 
Qtdtn  unb  wirb  bem  ti  unb  $  beigelegt.  SBegen  bed  %  ift  ed  bad  öftHc^fte.  2)ad  4. 3)reie(f 
enbUc^  wirb  bem  (f  beigelegt  unb  ift  bedl^alb  bad  audtrodhtenbe,  fflbweftlid^e." 

aSom  ,,äuf»  unb  abfieigen"  ber  5ßlaneten  Reifet  t&  bei  ^ptolemdu^:  2)ie 
aSegrflnbung  für  ha^  „auffieigen"  ber  Planeten  ift  folgenbe. 

^Söenn  bie  Sonne  in  ba«  3eic^en  be«  SBibber«  gelommen  ifl,  fteigt  fie  hinauf  auf 
bie  nbrblic^e  ^alblugel  unb  bleibt  ba,  bi«  fte  ftd^  in  ber  =^  wieber  fen!t  unb  auf  bie  füb« 
lic^e  l^inabge^t;  bedl^alb  fagt  man  nic^t  un^enb,  ba^  bie  @onne  i^r  „Sluffteigen"  im  T 
l^at,  wo  bie  2:age  lang  werben  unb  bie  lebenbringenbe  SBdrme  audftrömt.  9(u«  bem  ent^ 
gegengefe^ten  ©runbe  ^at  fte  i^r  ^inabfteigen",  wie  man  fagt,  im  3^^  ber  =As.  6atum, 
ber  von  Statut  ber  Sonne,  ebenfo  wie  il^ren  ^dufem  entgegengefe^t  ift,  ^at  fein  SCuffleigen 
in  ^^  unb  fein  ^inabfteigen  im  ^.  ^^nn  wo  bie  SBdrme  beginnt,  mu^  bie  Itdlte  not? 
wenbig  oerfc^winben;  unb  umge!e^rt,  wo  biefe  junimmt,  mu(  jene  abnehmen,  ^ferner: 
SBenn  ber  3Wonb  nac^  feinem  3"f<wnn^«*rt'^*ff«n  mit  ber  6onne  im  T**)  erft  im  Qn^tn 

*)  ^er  Umftanb,  ba^  bie  nBrblic^en  SBinbe  ald  bie  frud^tbaren  bejeic^net  werben, 
weift  beutlic^  barauf  ^in,  wie  fid^  biefe  ganje  Sßiffenfc^ft  an  ber  9{orb(afte  oon  SCfrila  ent» 
widelt  ^at,  wo  bie  füblic^en  SBüftenwinbe  bie  ^flanaenwelt  oemid^ten.  9Ran  fte^t  borau« 
aud^  bad  äBiUÜirlic^e  unb  3ufdllige  aller  biefer  93eftimmungen.     Sinm.  be«  Serf. 

**)  ^d  3ufammentreffen  ber  @onne  mit  bem  SRonb  =  9leumonb.  ^ft  am  Sc^Iu^ 
beS  HP  Si^eumonb  gewefen,  fo  wirb  ber  3Ronb  erft  im  3«it^«n  be«  ^  ftc^tbar.    9inm.  beg  »erf. 


3)ie  9lpro(ogtc.  139 


bed  ^,  bem  $au))t3ei($en  bed  S)rete(fd,  fic^tbar  tpirb  unb  )unimmt  unb  fic^  gleid^fatn  wieber 
ergebt  fo  ^  ex,  wie  man  fagt,  fein  Sluffteigcn  im  y  unb  fein  ^inabfteigcn  im  entgegen^ 
gefegten  3c^^n,  im  m.  9l6er  ba  3u|)itevd  SRac^t  ftc^  im  ^eroomtfen  bet  nbtblic^en  Sßinbe 
Seigt,  bie  oon  S  im  9torben  augge^en,  fo  ifi  biefe«  Stid^en  baS  Sluffteigen  be«  %, 
unb  ber  ]^  bad  ^inobfteigen.  c/*  if^  >>on  9>2atur  ftetd  l^ei^er,  meift  iebod^  im  ^^ 
loeil  er  l^ier  ber  @rbe  am  nöc^ften  ift.  ^ed^alb  ift  ber  ^  fein  Sluffteigen  unb  ^  fein 
$ino6fieigen,  entgegengefeft  bem  Ij..  ^onac^  folgt  $,  bie  6eim  ^eroomtfen  ber  ^^euc^tig« 
feit  befonberd  »irffam  ift,  unb  ba  fie  biefe  SBirffamleit  befonber«  im  3^^^  ^^^  X  f)at, 
no^r  bie  ^euc^tigfeit  bed  ^rfl^ja^rS  ftammt,  fo  mirb  bad  Sluffteigen  in  biefed  S^td^^n  unb 
bad  ^inobfieigen  in  bad  ber  np  verlegt.  (SnbUc^  mu|  ber  audtrodnenbe  s  fein  Sluffteigen 
in  ber  «ip  unb  fein  ^inabfteigen  in  ben  X  f^aUn,  im  (Segenfaft  ju  $.'' 

Xuf  bad  4.  roef entließe  Serl^ältnid  ber  Planeten,  bie  SRa^e,  brauchen  voxc  nic^t 
n6^er  einaugel^n,  ba  fte,  n>ie  ^tolemäud  f elbft  fagt,  ftc^  eigentlich  nid^t  ooQftönbig  begrünben 
(offen.  fRan  oerftonb  barunter  bie  Xeile  ber  eingelnen  ^immel^seic^en,  bie  jcbcr 
Sßlanti  be^errfc^te.  3)a  bie  12  S^^^^  sufammen  einen  ^reid,  b.  ^.  860^  auiSmac^en,  fo 
bleibt  für  jebed  S^^^  ^^-  ^<^  ncä^m  nun  an,  ba^  jeber  betoeglic^e  Bitvn  ~  bie  ,,$imme(d« 
lid^ter^  würben  nic^t  mitgerechnet  —  über  eine  geroiffe  Slnja^I  ©rabe  in  jebem  3^^^^^ 
$err  »ar,  unb  bie  SCnjo^I  biefer  ®rabe  bilbete  bad  „^Äa^"  bc«  Planeten  in  3eic5en.  3nbeä 
Qah  ed  feinen  oemünftigen  ©runb  nieber  für  bie  ©rö^e  ber  SRa^e,  nod^  für  i^re  Speisen- 
folge innerhalb  ber  einzelnen  S^^^^^l  ^toIemAud  fü^rt  fogar  2  ^iemlic^  abtoeic^enbe 
S^abeHen  herüber,  bie  fogen.  äg^ptifc^e  unb  bie  c^albäifc^e,  an.  @o  ftnb  3.  99.  bie  SJla^e 
ber  gJIaneten  im  3eidjen  be«  Stiere« 

noc^  ben  ©^Äem:  ?  0—8  5  8—15  11  16—22  %  22—26  cf  26—30 

nadj  ben  2leg9|)tem:  ?  0—8  5  8—14  %  14—22  il.  22—27  (f  27—30. 

SBad  enblic^  bie  ^©efic^ter"  betrifft,  fo  liegt  §ier  eine  ä^nlic^e  Einteilung  oor, 
inbem  jebed  ^immeldaeic^en  in  3  gleich  groje  3;cile  geteilt  würbe;  jeber  biefer  Seile  roar 
feinem  Planeten  untenoorfen.  ^efe  Einteilung  fpielt  inbed  nur  eine  unbebeutenbe  Siolle. 

SHc  afirologifd^cn  Söeiöfagungcn,  roeld^c  ^toIctnöuiS  in  ben  brci 
lefetcn  »üd^em  feinet  Sffierfc«  bc^anbclt,  wollen  wir  nur  furj  betrad^ten. 
3)iefer  S^dQ  ber  Sffiiifenfd^aft  ifi  bei  i^m  nod^  jiemlid^  unentroidfelt;  er  würbe 
fpäler  von  ben  ärabem  ober  ©uropäern  oiel  beffer  in  ein  ©pfiem  gebrad^t, 
ioei^^a(b  toir  i^n  fpäter  be^anbeln  werben,  ^ber  aud^  auf  biefent  ®ebiete 
^t  bie  2>arfieQung  be^  ^tokm&n^  bod^  ein  befonbere^  ^ntereffe  gegenüber 
ber  ber  fpftteren  Slfirologen.  6r  giebt  nftmlid^  für  feine  annahmen  ©rünbe 
an,  wfi^renb  atte  feine  Jlad^f olger  pd^  fafi  au^na^mSlo^  tnit  ber  S)ar'= 
fteOung  ber  SRet^oben  begnügen  unb  fid^  im  übrigen  auf  i^n  berufen. 
®erabe  biefe  Segrünbung  ber  Sffieigfagungen  ^at  für  un«  3«t^wff«- 

3n  ber  Einleitung  ge^t  ^tolemdud  oon  ber  ^I^atfad^e  aud,  ba(  bie  leibliche  unb 
feelifc^  9totur  ber  Sößer  in  l^o^em  ©rabe  oon  ber  Stellung  il^red  £anbed  jur  Sonne  ab^^ 
^9^0  ifi*  n^^f  meldte  weit  im  Süben  wohnen,  fbib  oon  ber  Sonne  gleid^fam  fc^roari^ 
gebrannt,  i^  ^kiot  ift  fc^nrnra  unb  IrauiS,  unb  fte  ftnb  oon  92atur  fe^r  l^ei^lütig  infolge 
ber  Sftnge  bed  Sommerd.  diejenigen  bagegen,  welche  ^oc^  im  9>{orben  wohnen,  finb  n>ei^, 
i^r  ^oor  ift  ^,  unb  i^re  9tatwc  ift  fel^r  fül^l  infolge  ber  SOnge  bed  SBinteriS."  ^raud 
lernen  »ir  alfo,  »eichen  Einfluß  bie  ^öl^ere  ober  niebrigere  Stellung  ber  Sonne  auf  bie 
Semo^ner  ber  oerfd^iebenen  £Anber  l^at.  Slber  auc^  bie  Eigenfd^aften  ber  Söl!er  ftnb  ah-- 
^gig  oon  oielfac^en  Sesie^ungen  ber  Sterne  unter  ftc^.  3Ran  teilt  bie  Erbe  in  4  Seile 
ein/  einen  ndrblic^en,  füblic^en,  öftlic^en  unb  weftlic^en,  ebenfo  wie  man  ben  Sierfrei«  in 
4  2)reiede  teilt.    Sebe«  biefer  S)reie(fe    bel^errfc^t  feinen  Seil  ber  Erbe.    Söir  fa^en 


140  ^^^  Urfprung  b€t  ®cl^mn)iffcnfcljaftcn. 

oben,  bo^  baS  erfte  2)Teie(f  rot%tn  ber  ^errfc^aft  bed  3u|)iter  unb  SRard  oon  9}atur  bad 
nörbUc^fite  unb  weftlid^fle  \ft ;  e$  be^errfd^t  barum  ben  norbroeftlid^en  ^et(  ber  ®rbe,  b.  ^. 
Europa.  3n  ft^nlic^et  9Beife  ^at  ein  iebeS  ber  onberen  ^reiede  einen  ^eil  ber  @rbe 
unter  ftd^.  ®in  jebed  ber  brei  Qtid^tn,  bie  ein  ^reied  beftimmen,  f^oi  nun  mieberum  feinen 
Anteil  an  bem  Sänbergebiet,  bad  bem  ^reied  unterliegt,  unb  baburd^  merben  bie  @igen^ 
fc^aften  ber  93en)0^ner  beftimmt.  @o  fte^en  bie  falten  unb  friegerifc^en  ©ermonen  unter 
ber  ^errfc^aft  bed  SBibberd  unb  SRard/  bie  3^aliener  bagegen  unter  ber  bed  S5n)en  unb 
ber  @onne,  roed^alb  biefelben  oon  9labxt  ^ifiger  flnb.  —  Siuf  biefe  Hßeife  giebt  $ti>(emftud 
ein  ooUftAnbiged  Serseic^nid  Aber  ade  im  Altertum  belannten  Söller  unb  leitet  i^re  9^atur 
Don  ben  $immeld)eic^en  unb  Planeten  ab,  unter  beren  ^errfd^aft  fie  fte^en.  ^ed  Ser- 
jeic^nid  l^ot  {eboc^  3u  geringes  S^tereffe  fttr  und,  um  nö^er  barouf  einjugei^en. 

S)ie  aflrologifd^en  SBeii^fagungen  betrafen  teili^  £anber  unb  @tabte,  iäU 
cinjelne  ?ßerfonen.  gür  bie  ßänber  unb  ©täbtc  waren  namentlich  bie  ©otmen» 
unb  äRonbfinftemiffe  t)on  93ebeutung.  S)ie  SBeiiSfagung  betraf  namentlid^  ben 
5punlt  ber  ©rbe,  TDcld^er  mitten  in  ber  glnflemis  lag,  unb  üon  ber  S)auer 
berfelben  unb  Don  bem  ^immelS}eid^en,  in  bem  bie  @onne  |td^  im  %ugen« 
blidfe  ber  ^ftemi^  befanb,  §og  man  ©d&Iüffe  auf  jufünftige  Gegebenheiten. 
Slomentlid^  lam  ed  barauf  an  }u  befUmmen,  meld^er  planet  loä^renb  ber 
ginflemig  bie  öerrfd&aft  ^atte;  biefelbe  fam  bem  ^Planeten  }u,  meld^er  bem 
Derfinflerten  ^immeldlid^te  am  näd^ften  flanb  unb  bie  }al^lreid^{len  93ejie^ungen 
}u  ben  anbem  ioimmeteWrpem  l^atte.  3)a  nun  jeber  ^planet,  wie  oben 
befprod^en,  eine  beflimmte  gänftige  ober  ungünftige  Slatur  l^tte,  fo  jeigte  ftd^ 
ber  (ginflu^  beö  ^errfd^cnben  Planeten  namentUd^  barin,  ob  bie  SBei^fagung 
glüdlid^  ober  unglädßc^  für'i^  Sanb  mürbe. 

S)a  bie  @teme  unb  i^re  @teDung  aOed  beeinfluffen,  fo  ftnb  fte  aud^ 
fttr  ben  ein}elnen  3llm^ä)m  oon  größter  93ebeutung  unb  mad^  nam^tid^ 
bei  ber  ®eburt  eine^  Jtinbei^  i^ren  ^flug  geltenb.  3Jl(m  tarn  heSf^lb  avt& 
il^rer  ilonflettation  in  biefem  äugenblidte  aUe»  ooraui^fagen,  ma«  fein  }U* 
fttnftige^  2eben  betrifft.  S)arauf  beruht  bie  Se^re  oon  ^.auffleigenbem  ©rab" 
ober  ,,^oroffop".  ©o  nannte  man  biefen  S^^i  ^^^  äflrologie,  weil  bie 
äBei^fagungen  ein  ooDflanbiged  93Ub  bed  ©temen^immete  im  9(ugenbßd(  ber 
@eburt  erforberten;  aber  bad  ^udfe^en  bei&felben  ift  betannt,  menn  man  nur 
ben  @rab  bed  Xiertreifed  lennt,  ber  gerabe  an  bem  ^ori}ont  auffleigt.  äBei| 
man  nun  genau  bie  ©tunbe  ber  ©eburt,  fo  mad^t  bie  93efHmmung  bei^  auf* 
fteigenben  ©rabed  feine  ©d^roierigfeit;  weil  man  aber  bamafe  feine  inoer^ 
läfpgen  U^ren  ^atte,  lag  bie  ©d^mierigfeit  eben  barin,  ia^  ,,$oroffop"  ju 
fteDen,  b.  f),  ben  3^itpun!t  )u  befUmmen.  ^aoon  ^at  nun  bie  ganje  Seigre  oon 
ber  „Slatioität",  ber  ©d^idtfatebefümmung  be«  SReugeborenen,  i^ren  3lamen 
erl^alten. 

®iB  Ml^tmvt. 

3n  ben  ägpptifd^en  äRumiengröbem  ^at  man  aud^  ^appru^roUen  ald^emi* 
ftifd^en  Sn^öf^  gefunben;  fie  werben  in  ber  33ibliot^ef  in  ßepben  aufbewahrt 
unb  ftnb  bie  älteften  ald^emiftifd^en  ©d^riften,  bie  man  fennt.   @inige  finb  in 


:Die  illc^emie.  141 

agpptifd^er^  anbere  in  gried^ifc^er  unb  einige  toenige  in  beiben  ©prad^en  ab« 
gefaxt,  älugerbem  giebt  e^  in  uerfd^iebenen  europöifd^en  äRufeen^  namentHd^ 
in  gJari^,  eine  ganje  Sieil^e  gried^ifd^er  aWanuffripte  ä^nlid^en  3>«^öftö.  3)ai^ 
ältcfie  berfelben,  ba^  fogen.  „^Jlann^txipt  bcö  ^itigen  3Kar!uiS",  fiammt  auö 
bem  elften  3a^r^unbert  n.  6^r.,  bie  meiften  anberen  ftnb  Äopien  fe^r  alter 
SEBerfe.  einige  ^aben  einen  fo  au^gefprod^en  l^eibnifd^en  ß^arafter,  bafe  bie 
Originale,  Don  benen  fie  abgefd^rieben  jtnb,  fpdtefienö  au^  bem  2.  Sa^rl^unbert 
n.  &)x.  ftammen  muffen.  S)em  franjöfifd^en  ©l^emifer  Sert^elot  gebührt  ba^ 
SSerbienft,  oor  etroa  10  Salären  bie  roid^tigfien  biefer  alten  S)ofumente  burd^ge* 
arbeitet  unb  bie  ^aupttel^rfäfee  oeröffentlid^t  ju  i)ahen.  SBir  geben  l^ier  feine 
3)arfteIIung  Dom  Urfprung  unb  ber  erfien  (gntioidtlung  ber  3lld^emie  in  furjen 
3figen  n)ieber. 

3n  35ejug  auf  ben  Urfprung  ber  äld^emie  mu&  man  einen  Unterfd^ieb 
mad^n  jmifd^en  ben  Sagen,  meldte  öie  alten  aWanuffripte  überliefern,  unb 
bem  Urfprung,  ben  man  nad^  ben  Dorliegenben  X^atfad^en  annehmen  barf. 
2)ie  Slld^emißen  ^aben  nämlid^  ba^fetbe  SSerfa^ren  angemanbt  mie  bie  5tab« 
bolifien:  nm  ber  SBiffenfd^aft  ein  e^rmärbigereS  ®epräge  ju  geben,  ^aben  fte  i^r 
gdttlid^en  Urfprung  beigelegt  unb  i^re  @ntfte^ung  in  3Ri)i^m  ge^üdt.  3)a 
pon  biefen  äR^t^en  aber  aud^  Sid^t  auf  ben  mirllid^en  Urfprung  f&Qt,  beginnen 
wir  mit  benfelben. 

Sitte  Duetten,  bie  ben  beginn  ber  2lld^emie  befpred^cn,  berid^ten  ein»* 
fHmmig,  bafe  §ermei^  2:rimegijlo^  („ber  breimal  Orofee")  il^r  SBater  fei. 
^rme«  ijl  ber  gried^ifd^e  Siame  für  2:i^ot,  ben  agpptifc^en  @ott  ber  SBei^* 
^elt  9lai  i^m  ^ie&  bie  SBiffenfd^aft  be^^alb  „bie  ^ermetifie".  ©r  fott  20000, 
nad^  onberen  fogar  36525  Sffierfe  barüber  gefd^rieben  l^aben.  ©ineiS  ber 
älteften  berfelben  ^atte  angeblid^  ben  Xitel  „ßl^ena",  worauf  ber  9lame 
©l^emie  entjtanben  fein  fott.  S)ie  Araber  festen  ben  Slrtifel  „al"  ba«» 
por,  unb  fo  entfianb  bie  Sejeic^nung  „Slld^emie",  roie  mir  fie  nod&  für  bie 
©olbmac^erlunfl  gebraud^en. 

^e  ^etmetifd^en  Schriften  fd^einen  mirflid^  e^fUert  su  f^abtn,  menn  auc^  nic^t  in  fo 
großer  3a^I/  n>ie  bie  &a%en  berichten.  98ie  bie  %an^t  Sttteratur  entftanben  ift,  loerben 
mix  fpdter  befprcc^en;  ba  feine  ber  alc^emiftifd^en  ©c^nften  ic|t  nodj  e^iftiert,  fann  man 
nur  Setmutungen  Ober  i^ren  ^ni^alt  auffieUen.  Sßo^rfc^einlic^  ^oben  fie  nic^t  blo^  bie 
faf!i9mz,  fonbem  ouc^  bie  übrige  ^SBeidl^eit"  ber  Sleg^pter  umfaßt;  fo  rechnen  einige  bad 
oben  befproc^e  ;,2;otenbuc^"  unb  ^ben  ntagift^en  ^appru«  S^axti^"  mit  ju  ben  ^erme^ 
tifc^n  Schriften.  Ttan  toei^  oon  ben  alc^emiflifd^en  SBerfen,  ba^  fie  nic^t  audfc^Iie^Uc^ 
9U($emie,  Sle^eiite  für  SDi{etaUoem)onb(ungen,  enthielten,  fonbem  aud^  ^efc^toörungen  unb 
oftrologifc^e  2;abeaen.  ^oburc^  erllArt  ed  fic^  sum  %txl,  bag  fie  im  Saufe  ber  Q^t  su 
®runbe  gegangen  fmb.  SRe^rere  (^riftKc^e  ^aifer  aud  ber  9iömerseit  oerfolgten  nömlic^ 
bie  SRogie  mit  großem  @ifer  unb  liefen  alle  magifd^en  SBerfe,  bie  fie  auftreiben  fonnten, 
verbrennen.  6o  verfielen  auc^  bie  alc^emiftifc^en  Schriften  wegen  il^ren  magifc^en  gormein 
bemfelben  8c^i(ffa(. 

3n  mehreren  ber  noc^  e^iftierenben  ^apprueroüen  unb  grieci^ifd^en  HRanufEripten 
fommen  oerfc^iebene  @A1|e  oor,  bie  bem  ^ermed  sugefc^rieben  merben.  @iner  biefer  atc^e« 


142  ^^1^  Urfprung  ber  ©e^eimioiffenfc^aften. 


miftif (^en  ^ouptle^rfd^e  lautet  fo :  ^SBeim  bu  nic^t  ben  ^xptxn  i^ten  !9rperlt((en  3u1^t<ntb 
nimmft,  unb  iDeitn  bu  bie  !5tper(ofen  @ub{ian)en  nic^t  in  Jtörper  umbilbeft,  wirft  bu  ttic^t 
crteic^en,  roa«  bu  erroarteft."  2)cr  6inn  biefcr  bunücn  9itebc  ift  nad^  öert^clot«  (5r* 
ilärung  bet:  SBenn  man  ben  S'letallen  nid^t  i^ren  metoUifc^en  3uf*<^  (hvtxdf  S(uf(5fen, 
O^pbotion  u.  f.  n).)  nimmt ,  unb  toenn  man  bie  IRetalle  nic^t  oud  ben  nic^t  metaSifd^en 
Stoffen  gewinnt,  fo  toirb  bie  StetaKoenoanblung  nid^t  gelingen. 

(Sine  anbete  ^ormel,  tpeld^e  ebenfalls  $etmed  augef (^rieben  mitb,  ift  bie  mpftifd^e 
^2(nrufung,  bie  bie  ^Ic^iften  gebrauchten:  ,,2ßeltall,  Uiufc^e  meiner  Stimme;  bie  (Srbe 
öffne  fic^;  bie  SRenge  ber  ^(emdffer  offne  ftd^  oor  mir!  9dume,  gittert  nid^,  iä^  wUi  ben 
^erm  preifen,  3^n,  ber  aSed  unb  ber  @ine  ift.  3)er  ^immel  offne  ftd^,  unb  bie  93inbe 
fc^meigen,  aSe  meine  ®aben  loben  il^n,  ber  aUed  unb  ber  (Sint  ift/'  9(u4  eine  magif(^ 
2afel,  bad  fogenannte  ^^ermed^^nftrument",  meldte  gebrandet  tourbe,  um  ben  Slu^ang  oon 
jhranl^eiten  ooraudjufagen,  ftammt  nad^  ber^udfage  ber  fpdteren  SUc^miften  oon^ermed 
^er,  aber  tlber  biefe  einzelnen,  serftreuten  9Zac^ric^ten  l^inaud  toei^  man  nichts  von  feiner 
^^ätigfeit. 

Unter  ben  mpfHfd^en  ©rünbem  ber  Sllc^emie  werben  an^  Slgot^obänum 
ober  Snoup^i,  ber  agpptifc^e  ®ott  ber  ^eittunbe,  unb  3fu&  genannt.  Skmad^ 
^at  bie  äBiege  ber  3Biffenfd^aft  voof)l  unjtoeifel^aft  in  SIegppten  geflonben. 

3(uger  biefen  ^^antaftegebilben  ermähnen  unfere  DueQen  auc^  eine  9tei^ 
roirflid^er  ^jlorifd^er  ^perfonen  afe  aid^emifien  unb  aSerfaffer  auf  biefem  ©e-- 
biete.  9)ie  meiflen  gried^fd^en  ^^fopl^en^  ^^ale^,  ^eraHit,  S)emoInt,  $Iato 
unb  3(rifbteleiS  werben  fo  }U  9Ud^emi{len  gemad^t.  ^[nbe^  \)at  leiner  oon  biefen 
eine  älrbeit  über  Slld^entie  ^interlaffen,  unb  ed  ifl  bed^alb  wo^l  toa^rfd^Ud^, 
ba6  biefe  aWänner  erft  fpater  ju  3lld^emiften  geftempelt  worben  pnb,  um  bie 
Sffiiffenfd^aft  mit  i^ren  SRamen  }U  jieren.  3)er  einjige,  ber  mit  einem  ©d^ 
beiS  Siedete«  mit  ber  aic^emie  in  aSerbinbung  gebrad^t  werben  fonn,  ifi  mer!» 
roürbigermeife  S)emofrit,  berjenige  oon  allen  gried^ifd^en  S)enfem,  beffen  an» 
fd^auungen  auf  oerfd^iebenen  Oebieteii  mit  benjenigen  unferer  3rit  am  meificn 
oermanbt  fmb. 

(&v  ftarb  im  ^af^tt  357  o.  ^^r.,  unb  man  mei^,  bag  er  in  ^^albda  unb  Xegppten 
um^ergereift  ift;  bie  Xrabition  er^ai^lt  au^erbem,  ba^  er  in  bie  dg^ptifc^e  SRagie  eingeweiht 
mürbe.  Unfere  Duellen  berichten  nun,  ba|  er  ein  äBerf  oon  oier  Oüc^em  fiber  bie  ^bung 
oon  @olb,  @ilber  unb  steinen  unb  Ober  bad  ^rben  mit  ^urpur  gefc^rieben  ^e.  (Sin 
fold^ed  SBerf  e^ftiert  mirllic^;  ed  ifl  in  (ateinifc^  Ueberfe^ung  1573  in  ^jktbua  unter  bem 
Xitel  „Democritii  Abderitae  de  arte  magna*'  erfc^ienen.  @ein  3n^  ift  in  ben  alten 
griec^ifd^en  ^anuflripten  l^dufig  sitiert,  fo  ba|  bad  98er!  fd^on  im  Altertum  oor^nben  ge^^ 
mefen  fein  mv^;  au^erbem  enod^nt  ber  dltefle  ^iftorifc^e  SUc^emift  Qo^imt^,  am  Sc^luffe 
bed  2.  3a^r^unbertd  n.  ^^r«,  ^emotrit  afö  eine  alte  Autorität.  (Sd  werben  i^m  mx^  oer^ 
fd^iebene  anbere  ald^emiftifc^e  ©c^riften  jugef (^rieben,  oon  benen  wir  ie^t  ni(^td  wiffen; 
ed  ei^ftierte  alfo  offenbar  fc^on  au  ^^rifti  3^  eine  gan^e  £itteratur,  bie  unter  2)emo!ritd 
92amen  ging.  Ob  er  aber  wirllid^  etwad  baoon  oerfa^t  fyd,  ift  ie|t  natftrlic^  ni(^  me^r 
mit  Sic^er^eit  au  entfd^eiben. 

S)ie  älteflen  äUd^emiflen^  oon  benen  mir  nod^  un}ioeifel^aft  ed^te  ©d^riften 
befifeen,  finb  aufeer  bem  genannten  S^jiwi^  3lfrifanu^  im  änfang  be«  3.  goi^r'^ 
^unberti^,  ©pneflug  im  2lnfang  beö  5.  Sa^r^unbert«  unb  DlpmpioboruÄ  un«» 
gefdl^r  jur  fetten  3^^-  äbfd^rlften  oon  ben  SBerfen  biefer  unb  oerfd^iebener 


^te  9[((^emie.  143 


anbetet  SRcUmet  finben  ftd^  in  Detfd^iebenen  93ib(iot^e{en  unb  ftnb  neben  ben 
ogpptifd^en  ^opptuiStoQen  bie  OueDen  ffit  unfete  Itenntntö  fibet  ben  Utfptung 
bet  atd^emte;  fie  jeigen  uns,  roeld^e  d^emifd^en  ©toffe  unb  ^ßtojeffe  bie  SCegpptet 
gebumt  ^aben.  Sefi&tigt  n)etben  biefe  S^i^S^iff^  ^^nn  nod^  butd^  bie  Detfd^iebenen 
@ad^en^  meldte  man  in  ben  SRumiengtäbetn  finbet.  @^  ifl  nun  nid^t  fd^toietig, 
auiS  biefem  3}{atetial  fe{l}ufieQen,  roa^  ben  Slnlag  }um  ©tauben  an  bie  ®olb« 
mad^etei  gegeben  f)at,  rod^t  3)letf)oim  bie  Sld^emiflen  gebtaud^t  unb  toeCd^e 
^^tien  fie  aufgefteDt  ^aben,  um  bie  SRet^oben  )U  erf töten.  9Bit  tooQen 
icfet  in  Äütje  biefe  gtagen  }U  bcantroorten  fud^en. 

^er  (Glaube  an  bie  ©olbmac^erei.  ^ie  ^(egppter  tonnten  fc^on  von  fe^r 
olter  3^  ^^  mehrere  TtetaUz,  nämlid^  @oQ>,  6i(5er,  Jlupfer,  3^^^"  u*^^  ^^^i*  äBd§renb 
man  bie  Reiben  eblen  Tttiaüt,  &otb  unb  @il5er,  tein  in  bet  ®rbe  finbet,  lommen  bie 
onberen  gewö^Uc^  nur  ald  Serbinbungen  oor,  aud  benen  bad  SRetoU  burc^  ©(^tneljen  mit 
oerfd^iebenen  g^f^en  gewonnen  wirb.  !Diefe  i^unft  muffen  bie  äleg^pter  a(fo  oerftanben 
f^abtn.  %ber  ha  bie  I^neralien,  aud  benen  bie  TletaUt  gewonnen  werben,  faum  rein  unb 
frei  oon  SBeimifd^ungen  befc^afft  werben  fönnen,  fo  ^oben  fie  feiten  reine  TttiaUt  beim 
tbidfc^meljen  erhalten,  fonbem  meift  nur  Regierungen,  mit  onberen  Sorben  unb  onberen 
(Sigenfc^ften  old  bie  reinen  S'letoIIe.  ^o  ®olb  unb  @Uber  oft  sufommen  oorfommen,  fo 
erretten  fie  beim  Ku^fc^melsen  folc^er  ®i^e  ®Ie!trum  ober  Slfem,  mit  @ilber  oermifc^ted 
&otb,  beffen  ^be  )wifd^en  berjenigen  ber  beiben  3!(leiaHt  Uegt,  unb  bod  leidster  3U  fc^me^en 
unb  3U  bearbeiten  ift  ald  bod  reine  ®o(b.  Seim  @c^mel}en  oon  Tupfer  unb  Qinn  erl^ielien 
fie  bie  SBronjen,  welche  man  gießen  unb  l^ärten  fonn,  wod  mit  bem  ungemifc^ten 
ihipfer  nic^t  mdglic^  ift.  ^urc^  Sl^ifc^ung  oon  jlupfer  unb  3in{  erl^ielten  fte  bod  gelbe 
IRefftng  unb  ba«  rotgelbe  2:ombof.  2)o  eS  a«  ic«cr  3«it  nun  fojufogen  unmögtidj  wor, 
biefe  oft  nur  geringen  Seimifc^ungen  not^suweifen,  welche  einem  'MttaVit  neue  unb  wertooKe 
^tgenfd^often  geben,  fo  log  bie  Slmut^me  no^e,  bo^  bod  äRetoS  felbft  wft^renb  bed 
S(^me(send  einer  Serwonblung  unterworfen  worben  war,  unb  biefer  ©loube  fonnte  nur 
burc^  eine  gonje  9iei$e  oon  ^l^otfoc^en  befräftigt  werben,  bie  mon  im  Soufe  ber  3^ 
lennen  lernen  mu^te.  @o  entgolten  }.  8.  bie  Sleierje  fofl  immer  eine  geringe 
SRenge  @i(ber.  äßenn  nun  bad  gewonnene  Slei  an  ber  £uft  erl^i^t  wirb,  fo  brennt  bog 
18Iei  fort,  unb  bod  beigemifc^te  Silber  bleibt  jurüd.  demjenigen,  ber  lein  ^Kittel  befi^t, 
itm  noc^uweifen,  ba(  bod  Silber  bort  oon  Slnfong  on  gewefen  ift,  mu(  ed  fc^einen,  old 
ob  fid^  ein  Seil  bed  Sleied  in  Silber  oerwonbelt  ^dtte,  unb  bie  ^eg^pter  normen  bied 
um  fo  leidster  an,  old  Silber  unb  93lei  fowo^l  in  ^rbe,  fpe).  @ewid^t  unb  ft^nlic^en 
duneren  (^enfc^often  einonber  no^e  ftel^en.  Seim  @olb  oer^dlt  ed  fic^  d^nlic^. 
3n  ber  Statur  lommt  ein  2Rinerol,  boÄ  Sc^wefelorfen,  oor,  bo«  gonj  bie  gorbe  bed  ®olbe8 
^oL  ^e  9(lten  nannten  ed  beS^olb  „bie  ^be  bed  ©olbed'',  Huripigment;  fo  l^ei^t  ed 
lUK^  ie|t.  ^ied  Xuripigment  enthalt  mitunter  ein  wenig  ®olb,  weld^ed  bei  genflgenber 
i^rwdrmung  ^urüctbleibt.  ^ier  meinten  fte  gons  notfirlic^  eine  SRetoUoerwonblung  9U  fe^en; 
baS  golbö^nlic^e  ^uripigment  oerwonbelte  fi(^  unter  @influ^  ber  ^ärme  teilweife 
)u  @olb. 

2|nbeffen  waren  ed  bod^  nic^t  bie  SRetolle  ollein,  bie  folc^er  Serwonblung  fd^ig 
untren,  (^n  jeber  Stoff,  ber  ^intm  onberen  dl^nlic^  ift,  fc^eint  bei  awedhnft^iger 
Sc^onblung  mehrere  oon  ben  ©igenfd^often  onne^men  9U  fönnen,  bie  ber  onbere  beft^t. 
Sei  ber  ^erßeQung  oon  ©lad  er^Alt  man,  wenn  mon  reine  Stoffe  gebrandet,  unge? 
förbte  ©lodmoffen,  bie  im  ©lonae  @belfleinen  gleichen.  Slber  burc^  gons  fleine  3»^' 
fft|e  oerfc^ener  ^RetoUe  wirb  bie  ©lodmoffe  geförbt,  unb  fie  unterfc^eibet  fid^  je^t  oon 
ben  natärli(|en  @belfteinen  nur  burc^  eine  geringere  $ärte.    ^uf  bie  ^eife  fonnten  bie 


144  2)cr  Urfpning  ber  (^Jc^eimroiffenf^often. 


^egppter  fc^on  in  fe^r  alter  3^^  fünftlic^e  ^belfteine  botfhden,  wie  bie  ^ditfigen  ^uitbe 
in  ben  ^Oihtmiengr&bem  bezeugen. 

^e  biefe  Serroonblungen  ber  SRetoUe  unb  ®beCfteine,  welche  bie  (E^emüer  unferer 
3eit  mit  ber  grölen  Sic^eri^cit  au^fü^ren  fönnen,  n)ei(  fie  wiffen,  worauf  ed  ardomwi, 
n>urben  anfangt  natürlich  rein  sufOUig  oon  ben  Kegpptem  entbe(ft.  S^d  man  fo  fonb, 
Seic^neten  bie  ^riefter,  bie,  roie  überall  in  ber  alten  3^/  fo  <^4  ^^  ^^  SCeg^ptem  bie 
3nl^aber  ber  SBeidl^eit  waren,  a(d  gro^e  ©e^eimniffe  attf .  @o  ftnb  bie  l^ermetifc^en  Sd^riften 
ma^rfc^einCic^  entftonben;  fte  waren  nic^t  oon  einem  einzelnen  »erfaßt,  fonbem  fo^ufagen 
oon  ber  gansen  ^riefterfc^aft  burc^  s<4tv^4^  Generationen  ^inburd^.  ^edl^alb  ift  bie  3<4I 
ber  ©d^riften  im  £aufe  ber  Sa^r^unberte  tlberouS  gro(  geworben,  unb  ba  bie  einzelnen 
SBerfe  bie  92amen  i^rer  Serfaffer  wa^rf(^inlic^  nic^t  getragen  ^aben,  ifl  bie  gan^e  Steige 
bem  ^ermed,  b.  f),  ber  göttlichen  SBeid^eit,  sugefc^eben  worben.  3)afi  biefe  ^arfteUung 
oon  ber  ^ntfte^ung  ber  Sdc^emie  richtig  ift,  ba^  bie  metalturgifc^en  ^rogeffe  wirflid^  ber 
S(u^angd|)un!t  waren,  bafür  fc^eint  bad  angeführte  99ud^  bed  ^emofrit  ein  beutlid^ed  3^9^ 
niS  absutegen;  ed  ^anbelt  ja  gerabe  oon  ber  $drbung  ber  3ktiaSlt  unb  @teine.  Unb  ald 
erft  ber  Glaube  an  bie  3R5gKd^leit  ber  SRetadoerwanblungen  feften  iBoben  gewonnen  ^t, 
arbeiteten  begreifUc^erweife  bie  dg^ptifd^en  ^riefter  eifrig  baran,  fiebere  SKet^oben  für 
bie  Sereblung  ber  Metalle  |u  flnben.  ^t  mel^r  wertooUe  ^genfc^ften  ein  SRetoU  mit  einem 
anberen  gemeinfam  ^atte,  befto  nä^er  (ag,  wie  mm  glaubte,  bie  9RBgli(^(eit  einer  ood» 
ftdnbigen  Serwanblung.  So  fa^  man  bad  gelbe  S'lefftng  ald  ^^unooEIommened"  Golb  an, 
3inn  M  ein  Shttelbing  jwifd^en  93lei  unb  Silber,  weil  beffen  Sfarbe  bem  Silber  d^n^ 
Rt^er  ift.  @ine  Stange  reinen  3^««*  9»^*  ^»w  ©iegen  einen  fnirfdjenben  £aut  oon 
flc^,  ed  ^fc^reit''.  9{ac^  ber  HJteinung  ber  Xlten  war  bied  ber  wefentlid^fle  Unterfd^ieb 
9wif(^en  S^^^  unb  Silber,  unb  bad  ^eftreben  ging  bedl^alb  ^auptfdc^lic^  barauf  aud,  bem 
3inn  fein  ,,Gefd^rei''  §»  nehmen.  IDied  glüclte  auc^,  ald  man  fpöter  bad  Duecffilber  (ennen 
lernte.  (Sine  Serbinbung  oon  Due(tftlber  unb  Qinn  ifl  fc^wer,  ftlberglAnjenb  unb  fc^reit 
nid^t;  ^ier  war  bie  Serebelung  bed  fRetaUed  alfo  wirflic^  burc^gefü^rt.  Selbftoerflftnblu^ 
ift  bie«  3t""ö»«ttl9<n«  ebenfowenig  Silber,  al«  3Refflng  Golb;  e«  finb  nur  gewiffe  öu^ere 
@igenf(^aften,  bie  biefe  Stoffe  gemeinfam  ^oben;  aber  bie  SUten,  weld^e  feine  äRittel  bt- 
fa^en,  um  bie  Unterfc^iebe  genauer  9U  bestimmen,  mußten  natürlich  glauben,  ba$  bie  Ser« 
wanblung  burc^gefül^rt  fei. 

^ie  ald^emiftifc^en  3Ret^oben.  @in  Serftänbnid  ber  d^emifd^en  ^rogeffe, 
weld^e  bie  Agpptifc^en  ^Ic^emiften  anwanbten,  würbe  ju  viele  SorauiSfe^ungen  erfori)em, 
als  baj  wir  §ier  nft^er  barauf  eingeben  fönnten.  3m  allgemeinen  lonn  man  nur  fagen: 
in  ben  oorliegenben  alc^emiftifd^en  Schriften  ift  nirgenbdwo  eine  ^nbeutung  oor^anben,  ba^ 
bie  Sllten  SWet^oben  gclonnt  IJfttten,  bie  nic^t  jeber  S^emifer  ber  3^t|eit  fennt  unb  an^ 
wenbet.  Unb  nac^  bem,  wad  wir  oben  al«  Grunb  für  i^ren  Glauben  an  SRetaUoerwanb^ 
lungen  bargeftellt  ^aben,  ift  ed  leicht  eingufe^en,  ba^  fie  auc^  feine  befonberd  merfwürbigen 
3Ret^oben  nötig  IJattcn.  fjür  fte  fam  e«  nur  auf  ben  duneren  Sdjein  an ;  wenn  2  aRetaße 
in  {^arbe,  $drte,  fpe^.  Gewicht  unb  anberen  p^pfifalifc^en  ^genfc^en  übereinftimmten,  fo 
beixa^tettn  bie  alten  3llc^emiften  fie  al«  benfelben  Stoff,  weil  fie  entweber  gar  nic^t  ober 
bod^  nur  fe^r  unooOfommen  oerftanben,  bie  c^emifc^en  @igenfd^aften  ber  Stoffe  su  unter- 
fuc^en.  ^ie  p^pftfalifc^en  ©igenfc^en  eine«  9Retalle$  aber  burc^  paffenbe  SRifc^ungen 
oerfc^iebener  '^ttaUe  nac^suabmen,  ift  im  allgemeinen  nid^t  fc^wer.  (Sd  unterliegt  bed^alb 
auc^  faum  einem  3n>^f^I/  ^^^l  T^^  ^"^  berartige  3Rif (jungen  bargefteEt  ^aben;  aUerbing« 
tf)aUn  fie  ba«  oft  auf  rec^  fünftlic^em  SBege  rcfp.  Umwege,  weil  fie  fi(§  felbfk  nic^t  flar  borüber 
waren,  um  wa«  e«  ftd^  l^anbelte.  ^iefe«  bezeugt  auc^  bie  oben  angegebene  „§ermetifc^ 
Formel'',  ba«  jlörperlic^e  untörperlic^  unb  ba«  Unförperlic^e  förperlic^  ju  machen. 

3)ie  alc^emiftifc^en  ^^eorien.  9Bie  erlldrten  bie  9lld^emiften  ftd^  nun  biefe 
WetaHoerwanblungen?  3n  ben  älteften  Seiten  oerfuc^tcn  fie,  wie  e«  fc^eint,  gar  feine  natür? 


iDie  äU^etnie.  146 

Uc^  (Srüarung  fflr  bie  ^^dnomene  au  geben.  @ie  ftanben  erftount  biefen  rätfel^aften  Ser^ 
nHUtblungen  gegenflber,  bie  nac^  i^rer  Slnftc^t  auf  birefted  gbttUc^ed  Eingreifen  ^utüd^w^ 
füfyctn  n)oren.  ^im^  eigene  Tla^i  vermochte  bet  9Renf(^  folc^ed  nic^t  audsufft^ren;  bosu 
gebrauche  man  gdttlid^en  ^eiftanb.  ^urc^  eine  folc^e  äluffaffung  wirb  auc^  bie  '^cdi- 
fac^  erfidrt,  ba(  bie  älteften  alc^emiftifc^en  SBerfe  ebenfooiele  Sefc^toörungdformeln, 
S^i^mmn  unb  Slnrufungen  ald  c^emifc^e  Siejepte  entgolten,  ^e  $ilfe  ber  @ötter 
mar  l^ier  baS  äBid^tigfle.  Sdd  fpäter  bie  Slftrotogie  —  vielleicht  burc^  93erül^rung  mit 
ben  ©^albdcm  —  weiter  entroicfelt  mar,  mürben  bie  ^Umttm  bag  3wiW««öKd)  jmift^en 
ben  @öttem  unb  ben  irbifc^en  Gegebenheiten.  9Ran  na^m  ntm  an,  ba^  jebed  ber  oer« 
fc^iebenen  SRetaUe  fic^  unter  ber  ^errfc^ft  feined  Planeten  auf  ber  ®rbe  entmidele.  9lud 
jener  S^  batiert  ma^rfc^einlic^  aud^  ber  eigentfimlic^e  ©ebrauc^,  jebeiS  SRetaU  burc^  bad 
3ei($en  eined  Planeten  au  bejeic^nen,  ber,  folange  man  Silc^emie  trieb,  bid  in  unfere 
3eit  hinein,  heibtt^alizn  mürbe,  ^ad  &oVb  mürbe  ber  @onne  sugefc^rieben  unb 
htS^aXb  mit  0  be^eic^net,  ba9  6Uber  bem  SRonbe  ^,  (Sleltrum,  baS  mit  Silber  oermifd^te 
®a(b  bem  gufnter  %,  bad  93Iei  bem  @atum  %,  ba«  ^fen  bem  Ttax^  (f,  bad  5h^)fer 
ber  Senud  $  unb  bad  3i^  bem  SDi^erhir  $.  9l(d  man  fp&ter  bad  DuecffUber  tennen  (ernte, 
fonben  einige  9(enberungen  in  biefen  Sejeic^nungen  ftatt,  aber  bie  9[nmenbung  ber  Qüd^tn 
ber  $(aneten  behielt  man  bei.  ^e  aftrotogifc^en  ^labeUen,  meiere  man  in  vielen  alten  alc^emi« 
füfi^en  Sßerfen  finbet,  zeugen  von  ber  ehemaligen  engen  Serbinbung  8n)if($en  ber  SUd^emie 
unb  9(flrologie. 

Xu«  ber  grieci^ifd^en  $eriobe  rühren  unsmetfell^aft  bie  erften  Serfu(^e  einer  natür:: 
lif^  (Srüärung  ber  3Retaat)ermanblungen  l^er;  bie  92aturle^re  ber  gried^ifc^n  ^^ilofopl^en 
mürbe  berfelben  in  ®runbe  gelegt:  ©mpebolled  ^atte  bie  £e^re  oon  ben  mer  Elementen, 
^er,  Suft,  Erbe  unb  SBaffer  aufgefteUt,  aui  benen  alled,  mie  man  annahm,  )ufammen« 
gefegt  mar.  ^lato  §ielt  biefe  «uffaffung  nur  mit  ber  Serönberung  feft,  ba^  er  fl(^  bie 
©ier  Elemente  burdj  Umgeftaltung  eint^  unb  bedfelben  su  ®runbe  liegenben  Urftoffe«  enU 
ftanben  bac^e.  3)icfe  2;^eorie  mürbe  oon  ben  grie(i^ifd^n  Sllc^emiften  aufgenommen,  meldte 
boburdj  bie  aRetattoermanblungen  leicht  er!lären  !onnten.  @ie  nahmen  an,  auÄ  bem 
Urfloff,  ber  materia  prima,  feien  bie  öier  (&lemtnU  unb  burc^  beren  »erfc^iebene 
Serbinbungen  bann  bie  einaelnen  Stoffe  entftanben.  3eber  ©toff,  befonber«  jebeÄ 
SRetall,  enthält  alfo  alle  Elemente;  xoiü  man  bad  eine  SRetaff  in  bad  anbere  oer« 
monbeln,  fo  f^at  man  nur  einen  gemiffen  Seil  einiger  Elemente  fortzunehmen  unb  Steile 
einiger  anberer  ein^ufägen.  Sim  aUerleic^teften  lie^  bie  Slkrmanblung  ftc^  burc^ffl^ren, 
faUd  man  ein  äRetall  in  bie  Urform,  materia  prima,  bringen  tonnte,  in  melc^er  ed  meber 
Jeuer  nodj  Erbe,  £uft  ober  ffiaffer  ift.  §atte  man  ben  Stoff  in  biefer  5orm,  bann 
tonnte  man  il^n  nac^  ©utbünlen  in  jebed  beliebige  'Slttaü  umformen. 

%li  bad  Duecfftlber  befannt  mürbe,  meinte  man,  in  biefem  MtiaUt  ben  Urftoff 
gefunben  su  ^aben.  iDad  Due(!filber  ge^t  ndmlic^  leicht  Serbinbungen  mit  anberen 
IRetaSen  ein,  unb  biefe  Slmalgame  flnb  feft  unb  mei|  unb  f^abtn  im  ganzen  Eigenfd^aften, 
bie  oon  benen  ber  urfprflnglid^en  SRetaUe  fe^r  oerfc^ieben  ftnb.  Oben  ift  fd^on  ermd^nt, 
bo^  bad  3inn  ba«  ©efc^rei  beim  9lmalgamieren  oerliert,  aujerbem  mirb  e«  fc^merer  unb 
fUbergWnaenber,  fo  baj  e«,  oberflöt^lic^  betrachtet,  Silber  gemorben  ju  fein  fc^eint.  Söelc^' 
grole  Stolle  bad  Duetfftlber  bei  ben  alten  Sllc^emiften  gefpieU  f^at,  ge^t  aud  einem  Slu^^ 
fprud^  bed  früher  genannten  Spnefiud  ^eroor:  „^a^  Duecfftlber  nimmt  alle  formen  an, 
wU  bad  SBac^d  iebe  garbe  annimmt;  fo  mad^t  ba«  Duecfftlber  äße«  meij,  nimmt  bie  Seele 
oon  allen  ^ngen  .  .  .  Ed  oeränbert  alle  färben  unb  befielt  aud^  bann  noc^,  memt  bie 
anberen  nic^  mel^r  befte^n,  unb  felbfl  menn  ed  anfc^einenb  nid^t  befte^t,  ift  ed  boc^  in 
ben  Itdrpem  enthalten.''  ^ie  Stlcbemiften  lernten  jebod^  affmd^lic^  burc^  Erfahrung,  ba| 
bad  Duecffilber  nid^t  ber  richtige  Urftoff  fein  fonnte;  aber  be^^alb  gab  man  ben  Glauben 
an  bie  materia  prima  ober  ben  p^ilofop^ifc^en  Stein  (^ben  Stein  ber  SBeifen")  nidjt  auf. 
Seemann,  X6erglau6e  unb  Qaubttti,  10 


146  ^te  gelehrten  äRogier  oor  Slgrippa. 


®d  galt  eBen  nur,  biefen  su  finben:  6efa§  man  tl^n  erfl,  fo  tpücbe  bad  Uebtige  tum 
feCbfl  ge^en.  9Bir  werben  nun  im  fo(genben  fei^,  n>ie  bte  ^(c^emie  fic^  unter  ben  ftetö 
fortgcfe^ten  öeftrebungen,  ben  Stein  ber  SBcifen  su  finben,  fx^  meiter  entroicfelte. 


5)ic  ^cfc^rfen  ISia^kx  vor  %rippa. 


(!< 


U  loürbe  über  bie  ©renken  biefei^  93ud^ei$  J^inaui^e^en^  oQe  bte 
aScränberungen  }u  tjerfolgcn,  benen  bic  cinjelnen  magifd^en  SBiffcnfd&often 
}u  ben  oerfd^tebenen  3^^^  untenoorfen  geroefen  ftnb.  3d^  befd^rftnte  mid^ 
beiS^alb  barauf^  nur  bie  iQauptpunlte  ber  @ntn)idtung  ber  äßiffenfd^aften  ^er: 
oorju^eben  unb  ixoax  oon  ber  alten  ^tit  an  btö  )um  16.  3<^l^r^ttnbert^  too 
|te  tl^re  ^öd^fle  @ntn)t(I(ung  in  @uropa  erreid^ten,  ate  ^einrid^  (S^tntixa& 
agrippa  fte  atte  ju  einem  großen  niagifd^en  ©pfieme  fammette.  Um 
biefe  SntoidRung  in  ntöglid^fl  fu^en  ^üQtn  }u  beteud^ten^  n)oQen  n^ir  nur 
ba&  £eben  unb  bie  3BirIfam{eit  ber  betannteften  äRagier  betrad^ten;  unb  ba 
jebe  n)efentlid^e  äSeranberung  auf  einem  n)inenfd^aft(id^en  ®ebtet  fid^  im  oS^ 
gemeinen  an  bie  ^perfon  eine«  ^en)orragenben  gorfd^er«  fnüpft,  fo  merben 
mir  auf  biefem  SSBege  aud^  {ugleld^  bie  bebeutungiSooQflen  ^l^afen  ber  @ttt^ 
midflung  fennen  lernen. 

SBie  fd^on  erroftl^nt,  maren  t&  bie  Araber,  meldte  hii^  nad^  ber  ©r^ 
oberung  SUeEanbrienÄ  bie  SBiifenfd^aften  nad^  i^rem  SBerfatt  am  ©d&luffe  be« 
äUtertumd  mieber  )u  ^eben  anfingen.  9{amentlid^  bie  SDpnaftie  ber  9(baffxben^ 
meld&e  in  ber  SKitte  be«  8.  3al^r^unbert«  auf  ben  2;^ron  tamen,  ^egtc  lebhafte« 
Stttereffe  für  bie  Sffiijfcnf^aft,  unb  überaß,  mo  ber  S^lam  oorbrang,  mürben 
neue  Unioerfttäten  unb  Sibliotl^efen  errid^tet.  3ln  ben  fiod^fc^ulen  mürben 
l^uptfäd^tid^  ^^ilofop^ie,  9Rebi)in^  äRat^ematit^  Optit^  älftronomie  unb 
S^emie  gele^rt^  unb  fitr  bie  93ib(iot^e(en  fammelte  man  aüe&,  roa^  man  Don 
ben  miffenfd^aftlid^en  ©d^riften  be«  griec^ifd^en  Stttertum«,  teite  in  ber  Original- 
fprad^e,  teiliJ  in  Ueberfefeungen,  bclommen  fonnte.  Unter  biefen  günfiigen  93er- 
l^ättniffen  mirften  eine  Steige  bebeutenber  gorfd^er;  oon  bireltem  ©nflufe  auf 
bie  GntmidHung  ber  magifd^en  3Bi{fenf(^aften  mar  namentlid^  älbuSRuffa^ 
S)fd^afar  ai  ©ofi,  gemö^nlid^  ®cber  (eine  lateinifd^e  SSerbre^ung  oon 
S)fd^afar)  genannt. 

@r  ift  in  ^efopotamien  geboren  unb  lebte  ma^rfd^eintic^  t)on  702  bid  765 ;  er  n>ar 
longe  Seigrer  an  ber  ^oc^fc^utc  in  ©epitta.  Seine  Schriften  lennt  man  nur  in  alten  lotet* 
nifc^en  Ueberf e^ungen ,  unb  e«  ift  fc^roer  ju  entf(^eiben,  ob  alle  i^m  jugefc^ebenen 
^üd^er  n)ir!(t(^  oon  i^m  oerfa^t  finb.  Sicher  ift  nur,  ba|  fte  fc^on  im  13.  3<^i^^unbert 
in  berfelben  gorm  oorijanbcn  maren,  mie  mir  fle  iei^t  fennen. 


2)ie  9lrober.  147 


®e6er  luar  d^mxltt,  unb  fein  3Bi{fen  auf  biefem  @ebiete  xoax  bebeutenb 
gtöfeer  ate  bo^iciuge  bc«  ältertumö.  3n  feinen  ©d^riftcn  jinb  jal^treid^e 
^Sparate  unb  93erbinbungen  ermd^nt,  bie  man  frfll^er  nid^t  gelaunt  l^atte. 
aber  biefe«  ganje  roertDoHe  aBiJfen  voax  bod^  nur  geroonnen  ate  jufölDlige« 
Stebenprobuft  bei  ben  SSerfud^en^  bie  uneblen  SRetaDe  in  @Uber  ober  ®o(b 
)u  Detmanbetn^  benn  ©eber  glaubte  an  bie  Slöglid^Ieit  ber  3RetaDDermanb? 
lung  ebenfo  wie  feine  SSorgSnger  unb  SRad^f olger;  ja,  nod^  loiele  Söt^rl^unberte 
^burd^  waren  bie  Seflrebungen  atter  ß^emifet  nur  barauf  gerid^tet,  biefelbe  ju 
Denoirllid^en.  S)ie  grd^te  93ebeutung  \)at  ®eber  gerabe  burd^  feine  atd^emiftifd^e 
fie^  ermatten,  ba  er  juerjl  eine  d^emifc^e  ^^eorie  t)on  ber  Suf^ntwenfefeung 
ber  SRetaQe  aufgefleOt  ^at,  burd^  n)eld^e  bie  'äRögtid^Ieit  i^rer  SSermanblungen 
fid^  erHären  liefe.  2)iefe  SJ^eorie  würbe,  romn  aud^  mit  loerfd^iebenen  3koW 
ftlationen,  Don  ben  S^emitern  bid  ind  vorige  ^a^r^unbert  hinein  feflge^alten. 

9lac^  berfelBen  befte^en  atte  sufamtnengefe|ten  Stoffe,  befonberd  bie  Metalle,  au$ 
jioei  ©runbftoffen,  bem  Sulfur  (©c^tpefel)  unb  Mercuriua  (Ducdtfitber).  S)er  Orunbftoff 
Solfür  ift  bet  Zvdqex  ber  @igenfc^aften,  bie  ft(^  burc^  geuer  oeränbem  (offen,  Mercnrias 
bagegen  ber  Präger  ber  eigentlichen  metaSifc^en  @igenfc^aften,  bed  (3lan}it^,  ber  ^el^n^ 
borfeit,  @(l^me(sbar!eit  u.  f.  n).  S)te  oerfc^iebenen  Stoffe  unterfc^eiben  fic^  nur  baburc^  oon^ 
einonbet/  baj  fie  oerfd^ebenc  HÄengen  oon  Sulfur  unb  Mercurius  enthalten;  je  me^r 
Sulfur  bcrin  entsaften  ift,  befto  leichter  lä^t  fi($  ber  Stoff  burc^  geuer  jerftören,  unb  befto 
ferner  liegt  er  ben  fRetoHen,  bie  ^auptfäc^lic^  au§  Mercurius  5efte§en.  3nbe^  finben  ftc^ 
in  allen  HRetoUen  beibe  ©runbftoffe,  entioeber  in  reinem  ober  unreinem,  in  feinem  ober 
grobem  3ujianbe.  ^ie  ©runbftoffe  SuKur  unb  Mercurius  felbft  fannte  man  nic^t  in  ganj 
reinem  3uftanbe;  ber  gen)5^nli(^e  Schwefel  war  unreiner  Sulfur,  wie  bad  gewöl^nlid^e 
Duedfllber  unreiner  Mercurius  war.  —  5lac^  biefer  Se^re  ifi  ed  offenbar  nic^t  fc^wierig, 
bie  fRetaUoerwanblungen  iu  erflären  ober  Siegeln  für  biefelben  su  geben.  äßiU  man  ein 
uneblcÄ  Wctall  in  ein  ebled  oerwanbeln,  fo  braucht  man  nur  feine  ©runbftoffe  in  einen 
reineren  3uftanb  ju  bringen  unb  i^re  ^Rengenoer^ältniffe  in  ber  rechten  Sßeife 
SU  oeränbem,  bann  ift  bie  Serwanblung  audgefü^rt.  SlliS  ^eifpiel  fü^rt  ©eber  an, 
ha^  man  Slei  in  3w»n  oerwanbeln  !önne,  wenn  man  ba«  S3lei  mit  einer  gewiffen 
JRenge  Duedfilber  jufammen  fc^miljt;  3«««  unterf (Reibet  fid^  nac^  feiner  Sluffaffung  näm^ 
üä)  nur  boburc^  oon  S3lei,  ba^  e«  etwa«  reicher  an  Mercurius  ift.  —  3)ie  2(ufgttbe  ber 
(S^emiler  beftanb  olfo  nur  barin,  su  erforfc^en,  wie  bie  ©runbftoffe  in  ben  einjelnen 
SRetaUen  gereinigt  unb  in  ba«  richtige  3Rengenoer§Altni«  gebracht  werben  tonnten. 

^e  ^Kittel  jur  39{etaIloerwanblung  teilt  @eber  in  brei  ©ruppen  ober  Orbnungen. 
ai«  „3»ebiainen  erfter  Orbnung"  bejeid^net  er  Stoffe,  bie  einige  ®igenfd^aften  eine« 
92etal[e§  oerwonbeln  !5nnen,  jeboc^  nur  fo,  bag  bie  neuen  @igenfd^aften  nic^t  oon  ^auer 
ftnb.  So  wirb  5!upfer  3.  8.  burd^  Se^anblung  mit  jinl^altigen  Stoffen  golbgelb  (^efftng), 
mit  arfen^altigcn  Stoffen  fllberweife,  aber  biefe  5^rben  wiberfte^en  bem  geuer  nic^t. 
lti|[erbem  giebt  e«  aber  nac^  Kleber«  Slnfic^t  auc^  „SRM^imn  jweiter  Orbnung",  welche 
ben  uneblen  SRetatten  einige  ©igenfc^aften  ber  eckten  aWetotte  geben,  bie  bann  bauerijaft 
ftnb.  (gnbftc^  ^ot  man  eine  „SRebijin  britter  Orbnung",  ben  fogenannten  „p^ilofop^ifc^en 
Stein"  ober  „ba«  groje  (glijir",  unb  bie«  oermag  alle  @igenf(§afteu  eine«  uneblen 
Stetalle«  au  oerwonbeln,  fo  boj  bo«felbe  nun  wirllic^  Silber  ober  Oolb  ift.  Seiber  ftnb 
bie  SIngoben  ©eber«,  wie  bie  SJ^lebi^inen  sweiter  unb  britter  Orbnung  borgefteEt  werben 
foOen,  fo  unoerftdnblic^,  bo^  ein  moberner  @§emi!er  nic^t  noc^  il^nen  arbeiten  lonn. 

<S«  ift  früher  erwft^nt,  bo^  bie  ^l^emiter  be«  Slltertum«  onno^men,  jebe«  ein^ 
seine  Skctatl  ftdnbe  unter  ber  ^errfc^oft  eine«  beftimmten  Planeten,  we«^alb  e«  mit  bem 


148  ^<  gelehrten  Wla%\tt  oor  ^grif>|>a. 


3e^en  bed  betreffenben  $Umeten  bqeid^net  würbe,  tlngefa^  9ur  Seit  @eberd  ging  eine 
lleine  Seränbening  in  biefen  Se^eic^mingen  oor  ftc^.  8eibe^en  würben  bie  3ei(^ 
für  ®olb  0,  ©über  3),  ölei  "^  ®ifen  cf  unb  Äu|)fer  9 ;  bagegen  würbe  bad  3inn  ie|t 
unter  bad  3^^  ^^  Jupiter  geftedt  unb  mit  2|.  bejeid^net,  bad  DuectfUber  bagegen 
unter  bad  bed  SRerfur,  weftl^alb  ed  beffen  3^(^  ^  erl^ielt.  ^efe  !Be}ei(^nungen  finbet 
man  in  aütn  fpdteren  d^emifd^en  Sd^riften  wieber,  fo  lange  ber  ©loube  an  bie  IRetaQ« 
»erwanblungen  eEiftierte.  ©rifk  M  bie  (S^emie  aufhörte,  3»agie  lu  fein,  würbe  ein  ratio« 
neOered  Seic^enfpflem  fflr  bie  SRetaOe  unb  bie  Obrigen  (^runbftoffe  einfahrt 

2)ie  arabifdden  SCflrologen.  9leben  ber  S^emie  befd^&ftigteii  bie 
Araber  ftd^  eifrig  mit  ber  aiflronomie,  unb  man  (ennt  eine  9lei^  J^or- 
ragenber  arabifdder  %{tronomen^  toetd^e  ftd^  burd^  genaue  Obferoationen  unb 
bebeutungdooHe  (Sntbedungen  oudgeid^neten.  S)a6  biefe  SRänner  ftd^  aud^  ber 
afhwlogie  toibmeten^  ifl  un}n>eifel^aft  3n  fpdteren  europ&ifd^en  ©duften 
toerben  ftetö  bie  Slraber  neben  ^tolem&uiS  oU  Autoritäten  auf  bem  @ebiete 
ber  aflrologie  genannt.  Srabifd^e  SRanufhipte  über  SCflroIogie  fd^en 
bed^alb  unter  ben  europ&ifd^en  ©ele^rten  entioeber  in  ber  Originatfprad^ 
ober  in  lateinifd^en  Ueberfefeungen  redit  verbreitet  gemefen  }u  fein. 

^BUai  f^  m^  einige  (oteinifd^  gefd^riebene  Stftrologien,  weU^  am  6(^Iuf[e  bed 
15.  3a^r^unbert9  gebructt  fbib  unb,  nad^  bem  9lamen  bei^  Serfafferd  su  urteilen^ 
Ueberfetungen  arobifd^er  Originale  gewefen  su  fein  fc^einen.  Seiber  f^U  \4  nic^t  in  ben 
9efl4  bief er  Sßerte,  b.  ^.  ber  Duellen  felbft,  !ommen,  auc^  nirgenbd  SCngaben  i^red  gn^d 
finben  (5nnen  unb  mu(  mic^  auf  bie  iBenu^ung  einer  9^§anb(ung :  „De  judicüs  astro- 
nomiae''  bef^ränien,  bie  t)on  einem  (Sc^tUer  ber  Slrober,  bem  Slrste  9lmoQ>  S^Ilanooa, 
verfaß  ifl.  tiefer  ^ann,  totld^x  eine  ^eroorragenbe  9loIle  in  ber  ©efd^ic^te  ber  SRagie 
fpiett,  foS  unten  nd^er  befproc^en  werben.  $ier  möge  bie  8emerfung  genägen,  ba^  er 
lange  Stit  in  Spanien,  um  1280,  gelebt  l^at,  ba(  er  bie  maurifc^en  UniDerfttäten  befugt 
unb  arabifd^e  mebijinifc^e  Schriften  ind  £ateinifc^e  ttberfe^t  ^  ®r  ^at  alfo  wo^l  wx* 
zweifelhaft  bie  Slftrologie  ber  Slraber  getannt  unb  wefentlid^  biefe  in  ber  obengenannten 
aftrologifc^en  (Schrift  bargefteQt.  ^amit  ift  freilid^  nic^t  audgef^loffen,  ba(  ein  2:eil  be« 
^n^lted  auc^  feine  eigene  (Srfinbung  fein  !ann.  ^JebenfaUd  fbnnen  wir  aber  aud  feiner 
Slrbeit  eine  Sorftellung  oom  (Stanbpunit  ber  älftrologie  im  13.  ^a^rl^unbert  gewinnen, 
fo  wie  fle  bei  ben  Slrabem  unb  ben  europäifd^en  @(^fllem  berfelben  entwidelt  war. 

„De  judiciis  astronomiae*'  giebt  guerft  eine  lur^e  IDarfteUung  ber  £e^re  bed 
$tolomäud  x>on  ber  (Zuteilung  bed  ^ierfreifed,  ben  Käufern  ber  $(aneten  unb  ben  wefent> 
liefen  äBerten  berfelben,  wie  wir  ed  oben  Itnmn  gelernt  ^aben.  ^er  banac^  folgt  eine  gan) 
neue  ^Betrachtung,  bie  in  ber  folgenben  3eit  bid  sur  Gegenwart  ein  ^auptfat  ber  9i^xo* 
logie  gewefen  ift,  nämlid^  bie  £e^re  oon  „ben  ^immlifc^en  Käufern",  bie  nic^t  mit 
$tolemdud*  Se^re  oon  ben  ^dufem  ber  Planeten  im  2:ier!reife  oerwec^felt  werben  barf. 
^ei  ^tolemAud  !ommt  fd^on  bie  93emer!ung  oor,  ba^  ein  planet  befonbered  (^tmi^  unb 
SBebeutung  l^at,  wenn  er  aufgeben  wiU,  alfo  im  ^orijonte  ift,  ober  wenn  er  „in  ber  9Htte 
bed  ^immeld",  b.  ^.  im  SReribian,  fte^t.  ^efe  Betrachtung  ift  bei  SiUanooa  in  allen  i^ren 
5tonfequen3en  burc^gefü^ri  9Ran  beult  ftc^  bad  ganje  Himmelsgewölbe  in  12  gleid^  gro^e 
@tö(fe  geteilt  (oergl.  umfte^enbe  gfigur  7).  ^Der  jlreid  Z  0  N  W  bezeichnet  bie  ^immelds 
tugel.  ^efe  wirb  jundc^ft  burc^  ben  $ori$ont  0  s  W  n  in  3wei  gleich  gro^e  ^ften  ge^ 
teilt.  Qeid^mt  man  bann  ben  S'leribian,  ben  Rxei^  Z  s  N  n  rec^twintelig  jum  Horizonte, 
fo  ift  ber  Himmel  burd^  biefe  beiben  streife  in  oier  gleich  gro^e  i:eile  geteilt.  Sebed  ber« 
felben  wirb  bann  wieber  burc^  j^reife,  bie  burc^  bie  $un!te  n  unb  s  gelegt  werben  unb 
mit  bem  Horijonte  9Bin!el  oon  30  unb  60  ©rob  bilben,  in  brei  gleich  groje  BtMt 


3)ie  SCroBet. 


149 


ierlegi  IDie  fo  entfknbenen  12  2:ei(e  toerben  mit  9htmmem  be^ic^net,  cf.  gfigur.  ^ad  $auiS, 

baS  ftd^  gerobe  unter  bem  ^orisonte  bei  bem  $utt!te  D  =  Dften  befinbet,  ifi  getabe  in 

begriff  oufiufteigen,  ha  bie  @teme  be!anntlic^  im  Dften  auf«  unb  im  SBeften  untergeben. 

Unb  ba  bied  $aud  bad  erfie  ift,  bad  über 

bem  ^orijonte  emporkommt,  mirb  ed  3h.  1 

genannt,   tiefem  folgt  92r.  2  unb  fo  weiter. 

2)abur(^   mirb   eiS   oerft&nblic^ ,  worum   bie 

9htmmerierung  in  einer  und  etnmd  unnotar» 

liefen  SBeife,  entgegen  ^bem  8^%ex  ber  Uljr" 

buri^geffl^rt  ift. 

IZHe  swölf  Käufer  ^oben  nic^t  aSe  gleid^en 
Sert  unb  gleid^  IBebeutung.  Xai  erfte  $aud, 
bad  gerabe  ouffteigt,  bad  oierte,  ba9  am  tiefften 
unter  bem  ^orijonte  (92abir)  fte^t,  femer  bad 
ftebente,  bad  gerabe  ftn!t,  unb  bad  sehnte,  bai^ 
auf  bem  HReribian  am  l^öd^ften  (3enit^)  fte^t, 
werben  bie  ^(Stfen"  genannt  unb  finb  bie  mxd}» 
tigften.  Sladf  i^nen  im  Slang  folgt  bad  imxU, 
fünfte,  axl^tt  unb  elfte  ^aui,  banac^  bie 
oier  (e|ten.  —  ferner  ^at  jebed  einzelne  $aud 
feine  befonbere  Oebeutung.  ^ie  ^texw  f)cä>m  ndmlic^  (SHnflu^  auf  aUe  ^inge,  auc^  auf 
bie  aOtügUc^en  äSer^dltni^e,  unb  ba  bejeic^net  unb  bel^errfc^t  nun  gerabe  jebed  einzelne 
^axa  am  ^immel  eine  gewiffe  Gruppe  oon  Ser^dUniffen.  ^a9  erfte  $aud  be§eic$net  ben 
^ragefteSer,  b.  ^.  benjenigen,  welcher  bie  Sterne  um  9iat  fragt,  ober  ben^enigen,  ber 
gerabe  geboren  ift,  unb  bem  bie  9{atioität  gefteUt  wirb;  ed  be^errfc^t  fein  2^btn,  Xempe^ 
rament  unb  feine  lörperlid^e  ^eftalt  unb  jugleic^  ben  allgemeinen  3uftanb  bed  £anbed, 
in  bem  er  ftc^  befinbet.  3)ad  smeite  ^aud  be^errfc^t  bad  seitliche  S^o^l  bed  ^rageflellerd, 
feine  beweglid^e  $abe.  Som  britten  $aufe  mad^t  man  Sc^lüffe  auf  fHad^haxn,  trüber, 
Sc^eftem  unb  alle  Serroanbte  ber  Sinie  bed  $rageftellerd.  Xtm  vierten  ^fe  werben 
^eidfagungen  für  (Sltem  unb  aSe  Serwanbte  in  auffteigenber  Sinie  entnommen,  ^ad  fünfte 
i^axa  be^errfc^t  jünber,  ©efc^wifterfinber  unb  alle  Serwanbte  in  abfteigenber  £inie.  ^ad 
fe(^  ^auS  betrifft  bie  ^enftboten,  bie  SIlaoen  unb  bie  Landtiere,  bad  ftebente  $au8 
bie  @^e,  bie  hatten,  bad  i^iebedoer^etltnid,  ben  beliebten,  bad  ac^te  $aud  ben  Xoh,  ben 
dufionb  nac^  bemfelben,  bie  Urt  unb  äßeife  bed  Xobed,  %t^tamtnit  ber  Serftorbenen 
u.  f.  w.  ^d  neunte  ^au^  bel^errfc^t  bie  ^unft,  bie  SBiffenfc^aft,  bie  Oüc^er  unb  alled, 
wa9  bomit  in  Serbinbung  fte^t.  ^ad  sehnte  $aud  be^eic^net  Obrigleit  unb  Beamte,  ed  giebt 
Suffc^lu^  über  bed  ^agefteüerd  }u(ünftige  ®^re  unb  @r^5^ung.  ^ad  elfte  $aud  reprd« 
fentiert  greunbe  unb  ^eunbfd^,  Hoffnung  unb  3utrauen,  wft^renb  bad  awblfte  $aud 
Bfeinbe,  Sorge,  SRübe  unb  Unglücf,  namentlich  ^efftngniiS,  bebeutet. 

^emi  man  nun  bie  Sterne  mu^  biefem  ober  jenem  fragen  will,  mu|  man  bamit 
anfangen,  tm  oollftAnbiged  Silb  oom  Sludfe^en  bed  ^immeld  in  bem  betreffenben  il^ugen^ 
bli(t  aufaujeic^nen.  ^aau  gebraucht  man  bad  Schema  in  neben« 
fle^enber  Jigur  8.  SHe  jwölf  nummerierten  SlÄume  hebmttn 
bie  jwölf  $>Aufer,  unb  in  jjebed  einzelne  $aud  s^c^net  man 
bad  $immel^ei(^en  unb  bie  Planeten,  bie  fic^  im  äCugen« 
blitf  bort  bepnben.  3lu«  ber  Stellung  ber  gJlaneten  in  ben 
3ei(^en  unb  ^öufem  unb  aud  i^rem  Ser^ÄltniS  8«  einanber 
tonn  man  bann  Sc^lüffe  ^it^en  auf  aCe  möglichen  julünftigen 
Begebenheiten.  —  Snbe«  befc^Äftigt  SSillanooa  ft(^  nur  mit 
einer  9rt  SBeidfagung  nA^er,  nftmlic^  mit  ber  Slnwenbung 
ber  Stembeutung  in  ber  aÄebijin.    2)aburc^  wirb  feine  Slb« 


150  ^i^  gelehrten  äRagier  vox  SHqpppa. 


§anb(ung  befonberd  intereffont,  »eil  fte  und  einen  SinbUc!  in  ben  bamaligen  8tanb 
fowol^I  bet  SCftrologie  ald  ber  SRebisin  gewö^rt.  f^olgenber  n)ört(i(|er  Hud^ug  ouft 
SiOanoood  @(|rift  gieM  und  ein  beutlic^ed  99i(b  von  bet  SBiffenf^oft  ienet  3^* 

^Son  ben  einjetnen  3^^^n  unb  ben  ©(iebetn  bed  5törperd,  bie  fle  be^etrfc^en. 
^ad  3^c^^  ^^^  äBibbetd  ifi  bad  etfte  unb  bad  $aupt  ber  B^tt^^t^;  ^  be^ettfc^t  bod 
^attpt,  n)ei(  ber  SBibber  l^ier  feine  ganje  6tdrle  f^at,  !^ad  3^^  ^^  @tiered  be^errfc^ 
ben  $ald  unb  ben  97a(fen,  n)ei(  ber  @tier  in  biefen  teilen  (efonberd  mft^tig  ift.  2)ie 
3lnne  unb  ^änbe  ftnb  ben  S^J^^iwö^"  unterworfen,  weil  biefe  baS  ©ilb  einer  Umammng 
fmb  unb  bie  gÄ^igfeit  ju  umarmen  in  ben  genannten  2:eilen  bed  Äörper«  liegt.  S)er 
j^ebd  fte^t  in  Se^ie^ung  jur  Oruft  unb  ben  benachbarten  3;eilen,  weil  ber  5trebd  eine 
befonberS  ftar!e  %ruft  l^at.  ^er  Söwe  be^errfc^t  \>ai  $er),  bie  9)ihtnb^ö§Ie,  bie  Sunge  unb 
bie  £eber,  weü  ber  Söwe  feine  @tdrfe  im  ^erjen  unb  in  ben  onberen  erwähnten  teilen 
f^at.  2)a«  3«^^  ^  Sungfrau  ift  §err  über  bie  (gingeweibe  unb  ben  Unterleib,  weil 
baS  eigentümliche  ber  3«"öfrßw  P«^  ^^^^  befinbet.  2)ie  SBage  bel^errfcjt  bie  fyjoxt,  bie 
92ieren,  bad  ©efö^,  ben  ^fter  unb  bie  benachbarten  Partien,  ^er  @!or|ni>n  ift  $etr  Aber 
alle  @(ef(^Iec^tStei(e,  weil  bie  @tdrfe  bed  8!orpix>nd  im  Schwan)  liegt  unb  jene  ben 
@c^ans  bed  SWenfc^en  bilben.  5)er  Sc^ü^  ift  ^err  über  bie  Ruften  unb  Dberfc^enfel, 
ber  ^teinbocf  über  bie  itniee,  ber  SBaffermann  über  bie  Unterfc|en!el  unb  bie  Sfifc^e  über 
bie  gü^e.  @«  ift  fomit  Ilar,  ba^  ein  jebe«  Qtidim  in  feiner  Seife  beftimmte  ©lieber 
be^errfc^t  unb  beeinflußt,  unb  bie«  l^at  große  »ebeutung,  wenn  man  au«  ben  3«^«i 
Sßeidfagungen  entnehmen  wiQ. 

SJon  ber  Wac^t  be«  Wonbe«  in  ben  3eic^en  unb  beffen  SSer^dKni«  ju  ben 
^(liebem.  9hin  muffen  wir  beachten,  ba|,  ba  ber  SRonb  bie  SRac^t  l^at,  ^(üfftgleiten  in 
Bewegung  5u  fe^en  unb  fie  §u  leiten,  ed  einleuchtet,  wie  er  in  irgenb  einem  be« 
ftimmten  S^^m  Einfluß  auf  biefe«  ober  jene«  menfc^lic^e  (S^lieb  au«übt,  fo  baß  e«  nic^t 
gut  ift,  an  biefem  ©lieb  §u  fc^neiben  ober  au  lurieren,  wenn  ber  3Ronb  in  bem  betreffen* 
ben  3«i(^^«  P«^*'  2)e«l^alb  tann  man  nic^t  gut  o^ne  große  ®efa^r  eingreifen,  wenn  etwa« 
am  Raupte  befc^äbigt  ift,  fo  lange  ber  SRonb  im  3^^^  ^^  9Sibber«  fte^t,  ba  ber  9ßibber 
ja  öejiel^ung  jum  Raupte  fyxt;  in  ft^nlic^er  SBeife  mit  bem  $alfe,  wenn  ber  SRonb  im 
3eic^en  be«  ©tiere«,  mit  ben  Slrmen,  wenn  er  im  S^^^  ^^  StoiHin^t  fle§t  u.  f.  w. 

Siücfftc^ten,  bie  ber  Slrjt  nel^men  muß.  2)er  ooHIommene  Ärst  xms^  wiffen,  baß  bo« 
auffteigenbe  3eicljen  unb  beffen  §err*)  ben  Äranfen  bebeutet;  bie  HÄitte  be«  $immel« 
(ba«  sehnte  $au«),  ba«  l^ier  befinblic^e  3^i4^n  unb  beffen  $err  beseid^net  ben  älr^t 
be«  Äranfen,  ba«  ftebente  $au«  unb  bejfen  §err  bie  Äront^eit  unb  ba«  oierte  §au«  ndt 
beffen  $erm  ba«  Heilmittel.  3ft  ba  nun  etwa«  Ungünftige«  im  auffleigenben  Stid^en  (bem 
3l«cenbenten)  ober  ift  beffen  §err  felbft  un^eilbringenb,  fo  wirb  e«  bem  jlronfen  fc^lec^ 
ge^en,  bagegen  gut,  wenn  aüe«  günftig  ift.  Slel^nlic^  oerl^dlt  e«  ftc^  mit  bem  sehnten  S^mi; 
wenn  ba«  einen  guten  §erm  ffot,  wirb  ber  9(rjt  bem  Uranien  Reifen  lörnien;  wenn  aber 
etwa«  Sd^lec^te«  ba  ift,  wirb  er  i^m  nur  fc^aben  lönnen.  SSenn  ein  günfUge«  Sc^ictfal 
über  bem  ftebenten  §aufe  l^errfc^t,  wirb  ber  Patient  ftdj  balb  erholen,  unb  im  entgegen* 
gefegten  ^aH  gerät  er  oon  einer  Äran!^eit  in  bie  anbere.  (SnblidJ,  wenn  im  oierten  $aufe 
alle«  gut  ift,  wirb  bie  au«gewä^lte  SWebijin  i^n  feilen,  fonft  nidjt." 

®«  giebt  noc^  oiele  anbere  betaittierte  Sllegeln,  fo  a.  ö.  auc^  einige,  bie  bem  3lrjte 
bie  ^immlifd^e  ^rognofe  erleichtern  I5nnen,  wenn  er  nid^t  weiß,  wo  bie  $immel«}eic^en 
fic^  im  gegebenen  Slugenblicf  befinben.  hierauf  ge^en  wir  l^ier  nic^t  nd^er  ein.  3nbe« 
beachte  man,  baß  mit  leinem  Sorte  gefagt  wirb,  wa«  ba  eintritt,  wetm  einige  3«<^ 
gut,    anbere  ungünftig    flnb,  wie  e«  bodj  wo^l  meift  ber  goll  gewefen  fein  wirb. 


*)  2)er  §err  eine«  $immcl«aeic^en«  ift  ber  planet,  ber  fein  §au«  in  bem  betreffen* 
ben  3eic^en  f^at,  orgl.  oben  bie  2)arftcttung  be«  ^tolemdu«  p.  37  f.      «nm.  b.  aSerf. 


2)er  Shif  ber  curopäifc^en  gorfc^er  M  3ttuberet.  161 


^er  lluge  9ix^  f^at  l^ier  unaioeifel^  eine  offene  ^intert^flr,  butc^  bie  er  entfc^Iäpfen 
fann,  menn  iro^  künftiger  Sotseic^en  aSed  fel^tfc^lägt :  eine  unBeod^tete  fc^äblid^e 
^onfieHotion  mu%  bann  bie  8(^ulb  an  bem  unglücflic^en  9lefultat  tragen. 


3Rit  bem  13.  Qal^l^unbert  begann  eine  neue  Slera  für  Europa.  2)a^ 
Sntereffe  für  SBiffenfd^aft  breitete  fid^  me^r  auiS,  ber  5papfl  unb  bie  welt^ 
ßdjien  gürpen  traten  ate  eifrige  Sefci^üfeer  berfelben  auf,  ftifteten  Unit)erfU 
täten  unb  unterftüfiten  bie  ©ele^rten.  Sefonber«  ^iebrid^  11  t)on  SReapel 
^at  fiä)  in  biefer  Sejiel^ung  große  SSerbienpe  erworben;  1225  fiiftete  er 
bie  Unit)erfitäten  SReapel  unb  3Reffina  unb  berief  arabifd^e  3Ränner  ber 
3Biffenf(i^aft  an  biefelben,  fo  bafe  Italien  nun  neben  Spanien  ein  Serül^rungiS- 
punft  jroifd^en  ßuropa  unb  ber  ntaurifci^en  Äultur  würbe.  Snfolgebeffen  trat 
fd^on  im  13.  unb  in  ben  folgenben  3a^r|unberten  auf  europäifd^em  Soben 
eine  Slei^e  bebeutenber  gorfc^er  Terror,  bie  auf  ber  non  ben  Arabern  em- 
pfangenen ©runblage  weiter  arbeiteten.  Um  fafl  äße  biefe  SWänner  bilbete 
fid^,  jum  Teil  fd^on  roä^renb  i^reö  SebeniJ,  ein  Äranj  non  ©agen,  bie  fie 
(d^  mäd^tige  Qanbet&c  fd^ilberten.  @id^er  ifi  ed  aud^,  baß  bie  ®eifUid^!eit 
einige  non  il^nen,  j.  93.  SRoger  83acon,  unter  bem  SBorwanbe  nerfolgte,  er  be? 
fd^äftige  fid^  mit  nerbotenen  magifd^en  Äünfien.  2)er  wirHid^e  ®runb  war, 
wie  wir  fpäter  feigen  werben,  jebenfaHiS  jum  S^eil  ein  anberer. 

fragen  wir  nun  nad^  ben  ©rünben,  warum  fafl  atte  bebeutenben 
SWänner  ber  bamaligen  3^  in  ben  SRuf  ber  S^uberfraft  gefommen  ftnb,  fo 
finben  wir  nerfd^iebene  Urfad^en. 

3unäd^fl  fe^en  wir  aui^  i^ren  ©d^riften,  bafe  fie  ben  (Stauben  i^rer  S^t 
an  bie  ®olbmad^erIun{l,  an  ben  @influg  ber  Sterne  auf  bie  9Renfd^en  unb 
an  bie  SRöglid^Ieit  verfd^iebener  magifd^er  Aünfle  teilten.  SSiele  t>on  il^nen 
fyjAm  @d^riften  über  biefe  ©el^eimwiffenfd^aften  l^inter(a{fen  unb  aud^  wol^l 
gelegentlid^  ijerfud^t,  il^re  Äenntniife  in  bie  5praji^  umjufeften.  Slber  bo« 
genügt  nid^t  }ur  SrKärung  il^rei^  9lufei$  aü  3mtberer  in  einer  3^tt,  wo  bod^ 
iebermann  an  S)erartigei$  g(aubte,  unb  wo  ber  3^^^  }u  ben  magifd^en 
fflijfenfd^aften  feine^weg«  fd^wer  war  für  einen,  ber  ftd^  mit  S3üd^ergelel^rfam= 
teit  abgeben  woOte.  9Hd^t  nur  9lmo(b  93iQanooa,  fonbem  aud^  fein  QtH^ 
genoffe  ^ßeter  9(bano,  einer  ber  angefe^enflen  9lerite  bei»  13.  ^ofyc^\xvbet% 
kfftte  bie  Slfhrologie  aü  ein  notwenbigei^  ©Heb  ber  iQeittunbe,  unb  man 
weife,  bafe  bie  SBerfe  biefer  SRönner  in  ja^Ireid^en  abfd^riften  unter  ben 
Serjten  unb  anberen  ©elel^en  verbreitet  waren.  9(ud^  ald^emifUfd^e  unb  an^ 
bere  magifd^e  ©d^riften  waren  !eine^wegg  ungewö^nlid^;  ei^  ifl  beÄ^alb  red^t 
unwol^rfd^einlid^,  bafe  bie  btofee  Sefd^äftigung  mit  biefen  3Bif[enfd^aften  einen 
SRonn  in  ben  SRuf,  ein  3öwberer  ju  fein,  l^ätte  bringen  ttnnen.  Sei  einigen  er«*^ 
(Uirt  ei^  fid^  inbei$  baburd^,  bafe  fte  fid^  in  i^en  ©d^riften  eine  äBeiS^eit  unb  eine 


152  ^i^  ^ele^rten  SRogiet  t)Of  SCgtif^pa. 

^Rad^t  beilegten,  bte  Aber  bie  Jtenntniffe  anbetet  roeit  l^aui^ing.  Sto^munb 
Sußu«  tül^mt  ftd&,  ben  ©tetn  bet  SBeifen  in  foI(i^et  SBottfommenfieit  ju  he- 
ften, bag  et  \>a^  ganje  SBeUmeet  in  ®o(b  oenoanbetn  tonnte,  rotnn  e& 
bIo6  auÄ  Duedfilbet  bejiänbe.  —  83acon  fpti(i^t  üon  SWtteln,  butd^  bie  et 
mit  gtofeet  ©efd^winbigleit  SDßogen  unb  ©d^iffe  mä)  iebem  beliebigen  Ott 
^inbemegen  lönne,  unb  bet  Sbt  3ol^ann  ä^titl^eim  fd^teibt  in  einem  S3tiefe 
an  einen  gteunb  übet  eine  von  i^m  etfunbene  SRetfiobe,  oetmittelfl  betet  et 
auf  unmegbate  Sntfetnungen  ^in  feine  @ebanfen  einem  jjeben  tunb)ugeben 
petmäd^te,  o^ne  bofe  itgenb  ein  Unbeteiligtet  aud^  nut  baÄ  ©etingfie  baoon 
unteoDegd  auffangen  iSnnte.  Sßenn  man  2)etattigei}  füt  bäte  Wm^  na\fm 
—  unb  bad  gefd^af)  unmeigetßd^  —  fo  ifl  ei^  nid^lt  }u  Dettounbetn,  menn 
nid^t  nut  bie  unnrfffenbe  SRenge,  fonbetn  bie  ©ete^tten,  bie  Detgeben« 
felbet  bie  aWet^obe  }U  etfotfd^en  fud^ten,  von  Söubetlünflen  ju  mutmein 
anfingen. 

@igentämlid^etn)eife  Igelten  nun  abet  biefe  SRftnnet,  bie  fo  ein  gan) 
übetnatüttid^eiS  SSiffen  }u  beft^en  üotgaben,  im  aDgemeinen  bod^  }ugleid^ 
batan  fefl,  bag  aQei^  ^öd^ß  natfltlid^  )ugel^e  unb  nid^tiS  mit  itgenb  meldtet 
3aubetel  ju  tl^un  l^abe.  83acon  ^öfxkb  eine  Slb^nblung  „De  nulUtate 
magiae"  (,,Uebet  bie  9lid^tigfeit  bet  3Ragie");  au«  betfelben  gel^t  beutlidd 
l^etoot,  bag  et  nid^t  an  bie  SRögtid^teit  glaubt,  etwa«  butd^  ®eiftetbefd^n)5* 
tungen,  magifd^  ©igiQe  u.  f.  m.  au«}utid^ten.  2;titl^im  l^inimebetum  ifl  l&ngß 
geteinigt  t)on  ben  Slnllagen  toegen  teuflifd^et  jtflnfle,  )u  benen  et  aOetbingiS 
felbet  bie  SSetanlaffung  gegeben  l^tte.  9Bit  ^aben  bei^fialb  lein  9led^t,  ent^ 
gegen  bem  eigenen  3^0^^  ^M^  SRftnnet  an}une^men,  bag  fie  ftdl^  obige 
munbetlid^en  2)inge  butd^  magifd^e  9Rittel  aui^efül^tt  badeten,  ^fftt  tül^nen 
^l^antaften  muffen  einen  ganj  anbeten  Utfptung  gelabt  ^aben,  unb  ei^  ifl 
aud^  nid^t  fd^toet,  bie  Utfad^e  fon)of|l  )u  jenen  pfiantaftifd^en  ^tojetten  ali^ 
aud^  iu  ü^tem  9iufe  ald  3aubetet  }u  finben. 

3ine  Sotfd&et,  meldte  bie  ©age  ju  3aubetfünftletn  gemad^t  l^at, 
maten  geniale  3Rannet,  bie  auf  mand^etlei  ©ebieten  i^tet  3«it  »otauiS  maten. 
@ie  l^atten  }unäd^ft  äuget  mand^et  anbeten  äBeiiSl^eit  fld^  bie  geringen  natut- 
miffenfd^aftlid^en  Äenntniffe  i^tet  Qe\t  angeeignet  unb  etfitebten  nun,  biefe 
butd^  eigene  83eobad^tungen  unb  SBetfuc^e  weitet  ju  entroidfeln.  %ix  biefe 
9ltt  }u  fotfd^en  ^tte  man  abet  bamatö  lein  äSetftönbnid.  arißoteleS'  ^^9ft( 
unb  ^tolomäuö'  3ttmageft  enthielten,  wie  man  annal^,  atte«,  roa&  ein  SRenfd^ 
von  bet  9latut  miffen  lamt;  e&  toat  fletd  eine  fe^t  bebenlüd^e  ©ad^e,  auf 
eigene  $anb  bie  Statut  }u  untetfud^  unb  meOeid^t  }u  Slefultaten  }U  tommen, 
bie  gegen  bie  jenet  gtofeen  3lutoritäten  ptitten,  Unb  mie  umjottfommen  audd 
bie  aSetfud^e  unb  SWeffungen  waten,  auf  loeld^e  bie  felbftfinbigen  ^otfd&et 
mit  iliten  geringen  ißilf^mitteln  jid^  einlajfen  tonnten,  fo  genügten  ftc  bod^ 
poßfifinbig,  fte  in  ben  Äugen  bet  meiflen  }u  3a«betetn  ju  mad^,  well 
man  fie  eben  nid^t  t)etflanb.    2lud^  bie  83enufeung  unfetet  gegenmftttigen 


2)ie  »tttiurfotf(^er.  153 


arabtfd^n  3iff^^/  We  mannigfad^e,  btö  bafiin  unau^fül^tbatc  Sercd^nungen 
möglid^  ma(i^ten,  mugte  ben  toeniger  älufgellftrten  f|ö(i^fl  tounberbar  er^ 
f(!^einen.  S)a$  SEBiffen  ber  fetbfiänbigen  f^orfd^er  unb  namenttid^  i^re  @£' 
perimente  auf  üerfd^iebenen  ©ebieten  mugten  fo  an  unb  für  fid^  fd^on 
genfigen  ^  ifinen  ben  9lamen  SRagier  }u  t>erfd^affen.  aber  oud^  in  an- 
betet 9e}iel^ung  n)utbe  tS  vetl^&ngnidooll  fät  biefe  SRänner^  bag  fte  neue 
SEBege  betreten  unb  eine  @inftd^t  in  bie  @efe^e  bet  9latur  genommen  l^atten^ 
bie  fiber  bie  bamalige  3^it  i^^it  ^inauiSging.  3)enn  bai$  ifl  ja  gerabe  bie 
Sigentümlid^Ieit  bei^  ©enieS,  bag  e^  in  ber  ^^antafte  jtonfequenjen  vortDeg- 
nimmt^  bie  ju  betoeifen  unb  )u  oermirllid^en  einer  fpäteren  3^^  t>orbe^a(ten 
ifl.  ^Derartig  ftnb  SuDui^^  SaconiS  unb  Xrit^eimd  ^^antaften  lebenfaDiS  teil- 
n)eife.  @i$  finb  genia(e  Sora^nungen^  empfangen  in  einem  infpirierten  älugen^ 
blicl;  aber  ber  Url^eber  felbft  ift  ebenforoeit  baoon  entfernt  geroefen,  bie 
3HitteI  JU  i^rer  SBerroirftid^ung  )u  erlangen,  wie  wir  jcftt  baüon  entfernt  finb, 
Weermaffer  in  ®olb  )u  t)ern)anbeln. 

3m  ganzen  nnrb  unfer  Stefuttat  olfo  bai^  fein,  bag  jene  grogen  SRagier 
be«  9RitteIaIteri$  jwar  nic^t  baoon  freijufpred&en  ftnb,  jum  2:eil  an  bie  magi* 
fd^en  Sßiffenfd^aften  geglaubt  unb  ftd^  mit  i^nen  ebenfo  befd^&ftigt  ju  l^aben 
toie  bie  ganje  bamalige  QAt  aber  i^r  groM  anfeilen  al^  3Wagier  l^aben 
fte  bod^  Domel^mlid^  burd^  ein  Sßerbienfl  erworben,  ha&  il^nen  ju  aDen  3^iten 
einen  ^laft  in  ber  ©efd^id^te  ber  SBiffenfd^aft  fidlem  witb:  fie  l^aben  bet 
experimentellen  ^otfd^ung  ben  2Beg  gebal^nt  unb  finb  fo  bie  SSotlftufer  ber 
ntobemen  Slaturmiffenfd^aft  gemefen.  3n  fut^  ©d^ilberungen  be«  Sebeng 
unb  ber  Sßirtfamleit  ein)elner  biefer  bebeutenben  SRänner  unb  ber  @agen, 
bie  fid^  an  fte  Inüpfen,  moDen  wir  bie  Stid^tigleit  biefer  S^arafteriftit  nad^^ 
tofifen. 

Wit  Bafurforjt^ßr. 

9C6ert  t)on  SoHfiatt  ober  ^Ihzxt  Xtutonicu^  ift  nac^  ben  loo^rfc^einlic^s 
flen  Angaben  1193  in  Sauingen  in  ^ca^ttn  (Jleg.öej.  ©(^woben)  geboren.  9la(^bem  er 
bie  6tubien  in  feiner  $eimat  beenbet  §atte,  ging  er  an  bie  türjUc^  errichtete  UnioerfHftt 
^obua.  $ter  befc^ftigte  er  flc^  too^rfc^einli^  auerft  mit  ben  in  jener  3eit  aQgemein 
gepflegten  Siff enf c^aften ,  ©rammotil,  ^ia(e!tü,  9{^etori{  unb  Sogü;  sugleic^  aber 
enoarb  er  fU^  bie  mot^ematifc^en  unb  natunoiffenfc^aftUc^en  Kenntniffe,  bie  i^m  fpAter 
ben  92amen  eined  ^^eifterd  in  ber  fc^marjen  jtunft"  oerfc^afften.  3n  $abua  trat  9Cr6ert 
in  ben  fOralic^  errichteten  ^ominifanerorben  ein,  unb  oon  biefent  Stugenblicfe  an  würbe 
fein  Seben,  abgefe^en  oon  einzelnen  htrsen  Unterbrechungen,  ein  unaudgefe^ted  SBanbem 
oon  einem  Ort  sum  anberen,  mo  feine  Drbendpflic^ten  i^n  ^inriefen.  3uerft  fhtbierte  er 
eine  3eit  lang  3;§eologie  in  Bologna,  unb  bann  90g  er  in  oerfc^iebenen  beutfc^en  6täbten 
al«  Se^rer  an  neu  errichteten  ^ominüanerfc^ulen  uml^er;  1230  treffen  mir  i^n  in  $arid 
016  $rofeffor  an  ber  bortigen  UnioerfitAt,  mo  bie  ^ominifaner  smei  ^lA^e  S»  befe^en  bad 
JU^  ^en.  ^ier  foQ  er  f(|on  einen  folc^en  9htf  ald  ©ele^rter  gehabt  ^aben,  ha^  fein 
6aal  in  ber  @tabt  feine  ja^lreid^en  3u^drer  au  faffen  oermoc^te,  fobo^  er  feine  Sor^ 
(efungen  unter  offenem  $immel  galten  mu^te. 


154  ^i^  gelegen  9Ragier  oot  Slgrippa. 


1248  nmtbe  Sllbert  jum  Sotfte^er  an  ber  Drbeni»f(^u(e  in  j!öln  ernannt;  §ier 
l^atte  er  ben  berühmten  X^eologen  3:^oma9  oon  9[quino  sunt  ©c^üIer.  Sänge  jeboc^  jfd^eint 
er  borl  nic^t  gewefen  ju  fein,  benn  fc^on  1248  lehrte  er  mieberum  na(Sf  einem  »ufent^ 
^atte  in  ^ari«  m(Sf  itöln  aurücf.  3n  ben  folgenben  Sauren  ^ielt  er  ft(^  abwec^felnb  in 
Äöln,  ^arid  unb  aOBormÄ  auf,  bi8  er  1260  öif(^of  in  S'legenÄburg  würbe,  äwei  Sa^re 
fpOter  legte  er  fein  9(mt  freiwiQig  nieber,  30g  oufd  neue  ald  Se^rer  in  ^eutfc^btnb  unb 
granfrei(^  untrer,  bi«  er  in  feinem  ^o^en  Sllter,  einige  Sa^re  »or  feinem  %o\>t,  .ba«  ®e* 
böc^tnid  oerlor  unb  feine  X^ätigleit  ald  Se^rer  aufgeben  nutzte.  Qx  ftarb  bann  in  einem 
9üter  oon  87  Sauren  im  2)i)mini!anerIIofter  in  Äöln. 

%xoi  feinet  unruhigen  bebend  fanb  er  boc^  Seit  su  einer  gan)  einzig  bafte^enben 
f^riftfteUerifc^en  3:i^dtig!eit.  (Sine  gefammelte  9[u9gabe  feiner  äBerfe  erfc^ien  1651  in 
fipon  in  21  goliobönben.  Unter  benfelben  befinben  fic^  smar  eine  Slnja^I  nac^eidUc^ 
unc(^ter  8<^riften,  bie  einer  weit  fpöteren  3cit  angehören,  aber  eÄ  bleibt  boc^  no^  immer 
eine  ftattlic^e  Steige  9dnbe  surflcf,  bie  aud  SCCbertd  eigener  geber  hervorgegangen  fuib. 
©eine  3öir!famteit  alS  SSerfaffer  erftretlte  fw^  auf  alle  Sßiffenfc^aften  ber  bamaligen  3^^^ 
med^alb  man  il^n  auc^  ben  doctor  universalis  ober  SCCbertud  *i)Mgnud  nannte. 

9Bir  befc^ränlen  und  l^ier  barauf,  aud  ber  grüHe  feiner  natunoiffenfc^aftlic^en  %ti 
beiten  nur  einzelne  fünfte  l^eroorsu^eben,  bie  befonbereS  ^ntereffe  für  und  ^aben.  SUbert 
fagt  felbft,  ba^  ber  Qmtd  ber  natumjiffenf(^aftU(|en  6(^riften  eigentlich  nur  ber  fei,  ben 
Drbendbrübem  eine  gefammelte  2)arftellung  oon  biefen  SBiffenfc^aften  3«  geben,  bomit  fte 
bie  ariftotelift^en  SDÖcrfe  barüber  leichter  oerftel^en  fönncn.  Dbroo^l  feine  Schriften 
bemnac^  junät^ft  nur  Se^rbüc^er  fein  foHen,  fo  tonn  ein  fo  umfafjenber  ®cift,  wie 
SWbert  ift,  natürlich  ni(^t  babei  fte^en  bleiben,  nur  ba«  »iebcrjugeben,  ma«  anbere 
btof>ad)tti  ^en.  @r  ftettt  ben  für  «riftoteler  Slutoritdt  fe^r  bebro^lid^en  ©oft  auf,  ba| 
man  bei  naturmiffenfc^ftlic^en  Unterfuc^ungen  ftetd  auf  bie  (Srfa^rung  unb  bad  (S£|>eriment 
3urü(I!ommen  muffe;  unb  wenn  er  au^  nic^t  gerabe  in  großem  Umfange  aud  biefen 
Duellen  gefc^öpft  ^at,  fo  fpric^t  er  bamit  bo(^  auc^  leine  leeren  9öorte  au«,  ©efonber«  in 
feinen  gcograp^ifc^en  ffierlen  finben  ft(^  manche  oortrefflicjen  öemerlungen,  bie  i^n  alö 
einen  f(i^orfcn  33eoba(^ter  jcigen,  ber  feinedroegd  unnü|  einen  großen  3;eil  feines  2tbtn& 
auf  Slleifen  angebracht  l^at.  ©0  befptic^t  er  ben  großen  ©influ^  »on  Sergen,  2Reeren  unb 
äBdlbem  auf  Sänber  unb  beren  ^robufte;  er  leitet  bie  (£igentümlic^!eiten  ber  einzelnen 
a»enf(^enraffen  aa^  ber  93ef(^affen^eit  ber  (Segenb  ab,  in  ber  fie  wohnen.  3lu(^  in  ben 
pl^9ft!alif(^en  ©c^riften  aeigt  er  mieber^olt,  ba(  er  felbftdnbige  Serfuc^e  angefteUt  f^, 
©0  berichtet  er,  ba(  eine  mit  Gaffer  gefüllte  ®la§!ugel  bie  ©onnenftra^len  in  einem  be^ 
ftimmten  fünfte  fammelt,  unb  ba^  in  biefem  $un!te  eine  gro^e  SBdrme  entfte^t.  ©benfo 
giebt  er  eine  3)2et^obe  an,  um  bie  Steinzeit  unb  Srauc^barfeit  bed  SBafferd  ald  2:rin!^ 
maffer  au  unterfu(^en.  3Wan  nimmt  awei  ©türfe  3eug  oon  bemfelben  ®en)i(^t,  iau^t  fie 
in  bie  oerft^iebenen  Arten  oon  SBaffer  unb  trodfnet  fie  gut;  ba«  ©türf  3ewg,  ba«  nun  am 
leic^teften  ift,  mar  im  reinften  äBaffer. 

^efe  Seifpiele  aeigen,  ba^  mir  bei  albert  fc^on  bie  5teime  aur  9{atumnffenfc^ 
ber  fpdteren  3eit  finben.  Snbe«  genügte  feine  (^nft(^t  in  bie  9laturgefe|e  bo(^  no(^  lange 
nic^t,  um  bie  Unmbglic^feit  ber  ©tembeuterei  unb  ^olbnuic^erfunft  nac^a^i^eifen.  Unter 
ben  jlrdften,  bie  bie  gorm  ber  2)inge  unb  ben  ®ang  ber  Gegebenheiten  be^mmen,  nennt 
er  audbrü(fli(^  ben  ®influ^  ber  ©teme,  unb  er  §dlt  ©eberd  ^eorie  oon  ber  3ufammen« 
fe^ung  unb  SSermanblung  ber  Metalle  mit  $ilfe  „bed  großen  ©lisird"  feft.  Unb  gerabe 
biefed,  ba(  Gilbert  bie  ^öglic^teit,  ben  ©tein  ber  äBeifen  au  finben,  feft^elt,  mar  oon 
ni(^t  geringem  ©influj  auf  bie  al(^emiftif(^en  SJerfuc^e  ber  fpdteren  3eit.  Sebofi^  ^ot 
er  mai^rfd^einlic^  felber  berartige  S^erfuc^e  niemals  angefteUt;  bie  ©d^riften,  in  benen  feine 
alc^emiftifc^en  dtefultate  aufgeaeic^net  finb,  ftnb  nac^meidlic^  unecht. 

2)at  fein  9^f  alä  3<»«^^er  mefcntl«^  »on  feiner  ©efc^dftigung  mit  naturwiffen« 


2)ie  9teturforf(^er.  155 


f(^aftlu^n  Problemen  oetfc^iebenet  9Crt  ^erftommt,  ge^t  beutlic^  auS  ben  @agen  ^eroor, 
bie  »on  i^m  erjÄ^It  werben.  S)ie  oben  (@.  90)  t)on  a:^oma8  0.  Slqutno  erjä^lte 
Begebenheit  §at  un^nrnfel^aft  eine  t^otfdc^Ii^e  ©runblage,  ba  Sllbert  feCber  oer^ 
f^iebene  Automaten  unb  A^nKd^e  (Einrichtungen  in  feinen  Schriften  befc^reibt.  ^ne  an$ 
bere  @age  berichtet,  ba^  SCCbert  ben  6.  Januar  1249  ben  Itönig  Sßil^elm  oon  ^oOonb  im 
harten  bed  ^ominilanerllofterd  bennrtet  ^oht.  Xxoii  ber  ftrengen  äBinterföIte  ftanb  ber 
harten  in  ooUem  (Jrü^Iingdfc^mud,  aber  faum  war  baS  ^anlgebet  nac^  bem  @f[en  ge« 
fproc^en,  aB  auc^  bie  Bhtmen  unb  Blätter  oerfc^nnrnben.  Sluc^  biefer  (Er^A^Iung  liegt 
toa^c^einlic^  ehoad  äBa^red  SU  ©runbe.  SBir  treffen  m>^  ^tutt  in  Sd^eben  bei  alten 
iUofterruinen  ^äumt,  3.  8.  Suchen  unb  SBaInflffe,  weit  nörbUc^er,  ald  i^re  natttrlid^e 
9Ba(§dtumdgren$e  ift.  ^e  SRönc^e  oerfuc^ten  alfo  mit  Erfolg,  ^fCanjen,  bie  il^e  Heimat 
im  Süben  Ratten,  su  ofttimatifteren ,  unb  ed  ift  bed^alb  f el^r  wo^rf c^einlic^/  ba(  ^bert  in 
itöln  einen  Sßintergarten  ober  etwad  ^e^nlic^ed  mit  immergrünen  ^flonaen  gehabt  §at. 
$ier  bewirtete  er  ben  i^önig^  wd^renb  ed  brausen  äßinter  war. 

9%oger  8acon  würbe  1214  in  ^Ic^efler  in  ®ng(anb  geboren.  (&t  gehörte  einer 
ongefe^enen  gfamilie  an  unb  fing  frfl^  an  9U  ftubieren,  erft  in  O^forb,  fpAter  in  $arid. 
Um  ftc^  ber  SBiffenfc^ft  wibmen  ju  tonnen,  trat  er  nad^  feiner  SMldfe^r  in  bie  ^eimat 
in  ben  grran)id!anerorben  ein ;  er  bef c^dftigte  ftc^  nun  teild  mit  ber  griec^fc^en,  ^ebrftifc^en 
unb  arabifc^en  Sprache,  um  bie  alten  Serfaffer  in  ben  Originalen  lefen  ju  fömten,  teild 
mit  SRat^emotü  unb  ^^aturwiffenfc^.  Seine  Drbendbrüber  füllten  ftc^  aber  burc^  feine 
gro^e  €k(e^fam!ett  unb  Ueberlegen^eit  geirdnft,  unb  feine  p^pftfalifc^en  Stubien  gaben 
9tnla|  sur  99ef(^(bigung,  ba|  er  magifc^e  5(ünfte  treibe,  ^ie  8ef(^dftigung  mit  berartigen 
SHngen  würbe  i^  bed^alb  verboten;  ia,  dule^t  würbe  er  in  bad  ^loftergefdngnid  geworfen. 
Seine  £age  oerbefferte  ftc^  inbed,  ali  ziemend  lY  1264  ben  pdpftlic^en  Stulil  beftieg. 
öacon  ^otte  fc^on  früher  mit  ©lemen«  in  freunbf(^aftli(^em  aSriefwec^fel  geflanben,  unb 
er  fanbte  nun  bem  ^apfte  brei  $auptwer!e  unb  ber  Sage  nac^  auc^  einige  oon  il^m  felbft 
oerfertigte  p^ftfalifc^e  ^nftrumente;  ^ierburc^  gelang  ed  i^m,  aud  bem  @(efdngnid  entlaffen 
}u  werben/  aber  M  ber  ^(xpft  nac^  4  3<^ren  ftarb,  würbe  feine  £age  wieber  ungünftiger, 
unb  1278  würbe  er  in  $arid  fogar  su  se^njäl^riger  ©efangenfc^aft  oerurtei(t.  %li  er  biefe 
Strafe  abgebaut  ^atte,  lehrte  er  ald  gebrod^ener  ©reid  in  feine  $eimat  jurfttf,  wo  er 
1294  in  einem  Sllter  oon  80  ga^ren  ftarb.  ~  Seine  2:^ätigeeit  ald  Serfaffer  ift  fe^r  be« 
beutenb  gewefen,  lä^t  fu^  aber  nic^t  überfe^en,  ba  feine  Schriften  noc^  lange  nic^t  alle 
gebrudt  finb.  Slujer  ben  brei  ^auptwerfen  „opus  majus",  „opus  minus"  unb  „opus 
tertium'',  bie  er  bem  ^ap\U  fanbte,  ftnb  no(^  fieben  anbere  größere  unb  Heinere  arbeiten 
itt  oerfd^iebenen  S^^^^  erfc^ienen.  9lber  in  oerfc^iebenen  93ibIiot^e!en  in  ®nglanb  unb 
Jronlreic^,  namentlid^  in  englifc^en  ^rioatbibliot^efen,  foU  fu^  no<i§  eine  bebeutenbe  %n^ 
^l  SRanufEripte  oon  feiner  $anb  befinben.  ^ie  meiften  biefer  Schriften  f^äit  man  für 
^enbfci^ften,  beren  wefentlic^ften  ^nS^ait  er  fpftter  in  feine  ^auptwerfe  aufgenommen 
fyd,  jeboc^  lä^t  fic^  bied  ni^t  mit  Sic^er^eit  entfc^eiben.  ^ai  Ser^ltniS  unb  bie 
Speisenfolge  ber  oielen  ^^nblungen  ift  fo  unllar,  ba^  ein  jlenner  gefagt  §at,  „ti  würbe 
Ui(^er  fein,  bie  flb9lIinif(Sen  IBüc^er  su  fommeln,  ald  8acond  SBerfe". 

9Kt  no<S  größerer  Sefümmt^eit  ald  9Ubertud  SRagnud  fpric^t  99acon  ed  m^,  ba$ 
bie  9taturwiffenf(Saften  auf  (Erfahrung  unb  (Experiment  m^%eboxd  werben  muffen,  unb  er 
Seigt  au(S  in  allen  feinen  Seiften,  ba^  er  au  beobachten  unb  Serfuc^e  an^ufleaen  oer» 
fle^;  burc^  feine  (^^perimente  mit  ^o^lfpiegel  unb  Srennglad  unb  burc^  feine  fe^rforg^ 
fditigen  Beobachtungen  über  bie  (Entfte^ung  bed  9{egenbogeni»  ift  er  feiner  3eit  weit 
oorau9.  SRitunter  ^at  er  auc^  falfc^e  Beobad^tungen  gemacht.  So  q^icaubi  er  wo^rgenom^ 
men  au  ^ben,  ha^  bie  fonlaoe  OberfUtc^e  bed  SBafferd  in  einem  O^lafe  weniger  ge!rümmt 
ift  in  einem  gewiffen  aCbftanb  über  ber  (Erbe  ald  auf  ber  DberfUld^e  ber  @rbe;  er  ^dft 
Mfyifb  bie  Schere  für  bie  Urfoc^e  ber  jtrümmung.    9ber  felbft  biefer  Irrtum  beweift 


156  ^ie  gelehrten  ^logier  vor  9[grippa. 


ho6),  mz  genau  et  aXiti  beobachtet.  ^a|  bie  ^^antafie  red^  oft  mit  ibm  bun^ghtg,  ifl 
fc^on  oben  enoA^nt.  Sei  ben  Unterfuc^ungen  Aber  bie  iBirbet,  loeU^e  bun^  $o^(fpiege( 
entfielen,  ^  et  gan)  richtig  eine  Sl^nung  booon  et^tten,  ba|  butc^  fo((^  Spiegel  ferne 
©egenftdnbe  beutlic^er  gemacht  vetben  Idnnen,  unb  et  tebet  ouc^  oon  ^iet^u  bienenben  ^n« 
ftnimenten.  SCber  ba(  ed  i^  boc^  nic^t  gegiadt  ift,  ein  ^entto^  su  lonftntieren,  ge^t  axA 
ben  fonbetbaten  (^enfc^ften  §etoor,  bie  er  biefem  2|nfirumente  beilegt.  9t  fpric^t  ebenfaOd 
booon,  gefd^Uffene  ®(dfer  M  Griffen  su  gebrau(^n;  aber  nenn  er  behauptet,  ba(  man 
mit  einem  fo((^n  (S^Iofe  bie  (S^egenftanbe  auf  bem  Itopfe  fe^e,  fobalb  man  ed  umbre^e, 
fo  ^at  er  oermutlic^  niemald  eine  Brille  in  ber  $anb  gehabt. 

9n  3auberformeIn  unb  bergleic^en  ^nge  glaubt  99acon  ni(^t;  bie  magifc^en  SBir« 
fungen  tommen  burc^  9{atur!rdfte  sttftanbe,  fie  {inb  ber  großen  9Renge  unbelannt.  9hl 
ber  älld^emie  unb  9[ftrologie  bagegen  ^  er  fic^  befc^ftftigt  unb  oerf^iebene  alc^emiftifc^ 
Slb^anblungen  gefd^rieben,  in  meldten  er  (S^eberd  2:^eorie  fefü^dlt  unb  genaue  8elebrungen 
über  bie  ^i^irfungen  bed  p^ilofop^fc^en  Steinet  giebt.  3n  ber  Slftrologie  fc^eint  er  gegen 
aEe  froheren  Serfaffer  in  Dppofition  su  treten,  meiere  amutl^men,  ba|  fyxvpi^ü^lx^  bie 
Planeten  oon  ®influ^  auf  ben  ®ang  ber  Begebenheiten  feien.  Bacon  fuc^t  bie  mirtfomen 
Gräfte  bei  ben  ^^i^rftemen.  ^ie  Sagen  oon  Bacon  finb  fo  nmtlOufig^  ba(  wvc  f^itx  nid^t 
nö^er  barauf  eingeben  fbnnen.  3n  SoOftfd^riften  oom  15.  ober  16.  ga^r^unbert  tritt 
er  gerabesu  ald  ein  3<Kuberer  auf,  ber  bie  oerbiaffenbften  ^inge  oerric^tet,  nic^t  fomo^l 
burc^  ©efc^örungen  —  obwohl  er  fU^  axu!i  barauf  oerjte^t  —  ald  burd^  feine  tiefe  ©in* 
fu^t  in  bie  ©e^eimniffe  ber  92atur.  (Sr  ^  ein  (BM,  in  bem  er  alle^  fe^en  lann,  xoai 
in  einem  Umfreife  oon  50  9Reilen  gefc^ie^t,  unb  Spiegel,  mit  benen  er  ferne  Stäbte  an' 
jünbet;  offenbar  liegt  ber  gefc^i^tlic^  Sioger  SBacon  biefer  ganjen  ^d^tung  su  ®runbe. 

Slrnolb  Billanooa  ift  enhoeber  in  Sangueboc  ober  in  (Katalonien  sn)if($en  1235 
unb  1348  geboren.  8on  feinem  2zhtn  mei^  man  nic^t  oiel.  Slm  Sc^luffe  bed  13.  3a(r« 
^unbert«  war  er  ^rofeffor  in  Barcelona  unb  mürbe  1285  al$  ber  angefe^enfle  3lrat  in 
Spanien  an  ben  $of  nac^  Srogonien  berufen.  9119  ©olbmac^er  unb  2:eufel9bef(^n)9rer . 
mürbe  er  oom  (Srsbifc^of  oon  ^knragona  in  ben  Bann  get^;  nac^  längerem  Umherirren 
na^m  er  feine  3wflw«4t  s«m  ^jle  (Slemend  V  in  3loignon.  2)ief er  na§m  i^n  freunblic^ 
auf,  bedglei(^en  ber  $of  in  Palermo,  mit  bem  er  oenoanbt  mar.  1312  oerlor  er  bei 
einem  Sc^iffbrud^  bad  Seben,  aU  er  gemd^  einer  Slufforberung  bed  ^apfted  oon  Palermo 
nac^  9[oignon  reifen  moQte.  (^  ift  rec^t  beseid^nenb  für  ben  ©egenfa^^  sn>if4«n  ben  9n< 
fc^auungen  bed  ^fted  unb  benen  ber  ^o§en  ^iftlic^feit,  bo^  dlerrnn^  einen  Brief  an 
aEe  Bifc^öfe  fanbte,  BiOanooad  ^b  beflagte  unb  feine  gro^e  ©ele^rfamfeit  unb  tiefe  (Bin* 
ftc^t  lobte,  md^renb  ein  (Srsbifc^of  i^n  in  ben  Bonn  get^n  ^atte.  3nbed  mar  bied  nur 
ziemend*  perfönlic^e  Sluffoffung;  benn  al9  gol^ann  XXII  $apfi  geworben  mar,  mürbe 
1318  BiEanooad  Seiften  ber  ^roje^  gemacht;  13  berfelben  mürben  ald  !e(erifc^  inm 
Scheiterhaufen  oerurteilt.  2)ic  gnquifition  foll  fle  fo  grünblic^  ausgerottet  ^ben,  baft  fte 
flc^  fpdter  ni(^t  ouftreiben  liefen;  fle  finben  fid^  ba^er  auc^  nic^t  in  ber  großen  gefammel* 
Un  HuSgabe  oon  BiOanooad  Serien  (Bafel  1585). 

2)er  größte  2^eil  feinw  Söerfe  ift  mebisinifc^en  Sn^alt«  unb  berührt  un«  infofem 
nic^t.  —  9iu^  auf  bem  Gebiete  ber  anberen  magifc^en  äßiffenfc^aften  mar  er  mirffam  ald 
Berfaffer.  So  finbet  fi(^  eine  gro|e  3a^l  alc^emiftifc^er  Seiften  oon  feiner  ^onb,  unb 
ed  ge^t  beutlid^  aud  benfelben  l^eroor,  ba^  er  felber  oerfxic^t  t^,  ^bad  gro^e  (Bii^ix"  bar» 
Sufteßen.  3n  tl^eorctifc^er  Bejie^ung  fc^liejt  er  flc^  gans  an  feine  Se^rmeifter,  bie  «raber, 
an;  aber  in  Beaug  auf  bie  praftifc^e  ^arfteUung  bed  p^lofop^ifd^en  Steine«  enthalten 
feine  Hb^anblungen  oiel  me^r  betaillierte  Sluffc^lOffe  ald  onbere  gleid^s^ge  Schriften. 
3kan  barf  fic^  be«§alb  nic^t  munbem,  ba(  er  al«  ©olbmac^er  oerfolgt  mürbe:  forgte 
er  boc^  felber  in  feinen  Schriften  bafür,  fic^  ald  Slbept,  b.  f).  atö  ein  in  alle  @e^eimniffe 
ber  Kunft  (Hngeioei^ter,  ^inaufteEen.   So  mei(  er  genau,  ba^  ein  Xeil  be«  p§ilofop$if(^ 


2)ie  9latMrfotf(^ct.  167 


Steinet  ^unbert  ZeiU  reinem  Duecfftlber  in  @otb  su  oenoonbeln  oermog.  ^nbed  giebt 
et  feI6er  )u,  ba(  biefed  lünfUic^  ^eroorge^roc^te  ®otb  mof)l  bie  ^(e  unb  manc^  (Sigen« 
f(^en,  ober  ni^t  aSe  jttdfte  bed  natflrlic^en  ©olbed  ^at.  SHe  Itunft  ftonb  olfo  unge« 
f&^r  auf  bemfelben  Stanbpunfte  loie  in  ben  Sogen  ber  alten  SCegppter:  eiS  »aten  ftetd 
goIbA^nlid^e  SRifc^ungen,  bie  für  »idlic^ed  ®o(b  ausgegeben  nmrben,  unb  bie  man  mit 
ben  unoomontmenen  $ilfdmitte(n  ber  bamoligen  3^^  ^^^  fc^wer  vom  t^ttn  ®oIb  unter«: 
f(|eiben  fonnte. 

SiEanooa  fd^eint  bie  meiflen  magifc^en  Sßiffenfc^aften  mit  (Srfolg  gepflegt  )u  ^aben. 
(Sd  flnbet  fu^  fo  unter  feinen  gefammelten  äBerfen  eine  Iteine  Slb^anblung:  „^on  ^u 
giflen"  (b.  §.  magifd^e  Siegel  ober  älmuletten).  (Sd  werben  smölf  folc^er  SigiUe  erwähnt, 
entfpred^enb  ben  sn>ölf  Qdtiitn  bed  Sierfreifed;  man  er^lt  oxuli  eine  genaue  Xnweifung, 
nie  fle  bargefieHt  »erben  foHen,  unb  meldte  Rrftfte  fie  befifen.  9(ld  ein  Seifpiel  biefe^ 
9(ergUui5end  ftt^re  ic^  ^  bie  äRet^obe  ber  ^erfteQung  an:  „^ai  britte  SigiH,  bad  ift 
ba9  bed  6tiered.  9timm  ®oü>  ober  @ilber  unb  f(^mila  eS,  metm  bie  6onne  im  Q^i^^tti 
bed  @tiered  fie^t,  unb  nuu^e  baraud  ein  Siegel;  menn  eiS  mit  bem  Jammer  bearbeitet 
vnxb,  foSfl  bu  fagen:  „(&t^tbt  h%^  $err,  mein  ®ott,  mein  Reifer";  femer  ben  $falm: 
„Goeli  enarrant  gloriam  eto."  ^anac^  »irb  auf  ber  einen  Seite  bat  IBilb  eined  Stierei^ 
bargeflellt  unb  can  9tonbe  baft  3^4^  ^^  StiereiS  unb  bie  9B5rter  2:§eone(/  Set,  ^M^ 
ixA,  Suf  ber  anberen  Seite  am  9tanbe :  ^®efegnet  fei  ber  ^cmz  bed  ^erm  3efu  G^rifti" 
unb  in  ber  9Ritte:  ^On,  Joseph,  Oytheon*'.  3m  allgemeinen  fc^fl^t  bad  Sigill  bed 
Stiered  gegen  SUtgen!ran!^eiten  unb  ©efc^mülfte  unb  aQe  ungiadUic^en  SHdpofitionen  ba^u, 
bedgleic^  gegen  alle  Seiben  bei»  $alfed  unb  Stockend." 

SHed  le^te  8eifpiel  oon  Sillanooad  ^eiOunfl  tonnte  leidet  su  ber  tbma^me  oerleiten, 
ba(  er  ein  großer  Q^^laim  gen)efen  fei,  ber  sunAc^ft  auf  ben  ^erglauben  bed  S^oßei^ 
fl»efulierte.  X<a  n)dre  jebcd^  ^  ^<^c^ft  ungerechte«  Urteil;  xoma  er  feinen  Patienten 
»irllic^  jemalft  berartige  ^bmtlette  gegeben  ^,  fo  ^  er  fle  »a^rfc^einlic^  mit  vollem 
SerftdnbnüB  i^red  ^Bkxtt^  angenumbt,  ungefO^  in  berfelben  Steife,  mie  ein  einfic^tiger 
Xr}t  in  unferen  i;agen  ein  Soltafreus  ober  ft^li(^ed  oerorbnen  !bnnte.  @r  mu(  vielmehr 
ein  genialer  SRann  unb  ein  ungemein  fc^er  IBeobac^ter  gen)efen  fein;  baS  ben)eift  fo(« 
genbe  8emerhmg  in  einer  feiner  mebiainifc^en  Hb^anblungen :  „%üt  ben  Sbra*  lommt  alle« 
barauf  an,  ba^  er  in  red^ter  äBeife  bie  Seibenfd^aften  bei»  IRenfc^en  benu^en  tarnt  unb 
i^  Vertrauen  su  gen)innen  unb  i^re  (Sinbilbungdtraft  in  Bewegung  s^  fefen  oerfte^t: 
barni  tann  er  alled  audric^ten."  Wlitnn  SiUanooa  eine  fo  tlore  SCuffaffung  oon  ber  9e« 
beutung  ber  Suggeftion  in  ber  SRebisin  gehabt  ^cA,  fo  f^at  er  uns^eifel^aft  auc^  bie  mo^ 
gifc^en  itrftfte  ber  SigiEe  in  red^ter  SBeife  su  fc^O^en  oerfUinben. 

SM^renb  bie  bisher  beffnroc^enen  SRftnner  mirtlic^  bebeutenbe  f^orfc^er  waren,  oon 
benen  jeber  auf  feinem  ®ebiete  fl(^  öerbienfte  um  bie  SBiffenfc^aft  erworben  f^ai,  ift 
Sla^munb  £ullud  eine  mzfft  sweifel^afte  ^erfönlic^teit.  3n  ben  so^Iteic^en  alc^emi» 
flifc^  Seiften,  bie  feinen  Sitomen  führen,  werben  fo  abenteuerliche  Behauptungen  über  ben 
Plilofop^fc^en  Stein  aufgefteSt,  ba|  bad  ®anse  offenbar  freie  ^^antafie  ift.  So  l^ei^t  ed, 
ba^  ein  2:eil  bed  Steined  1000  Seile  Duectfilber  in  ein  ^uloer  oerwanbeln  tann,  weld^ed 
ttoc^  alle  (üigenfd^en  bed  Steine«  f^,  fo  ba(  noc^  ein  Seil  be«  ^uloerd  wieberum  1000 
Seile  DuectfUber  su  oerwanbeln  oermag.  Unb  biefer  $rose^  lann  noc^  oielemale  wieber^ 
^olt  werben,  m  fc^lie^lic^  „ba«  geuer  be«  Steine«  erlifc^t,  fo  ba^  e«  nic^t  me^r  $uloer 
^orsubringen  oermag,  fonbem  ba«  Duedfilber  nur  s«  reinem  ®olbe  umwonbelt". 
9u^bem  ^  biefer  p^ilofop^ifc^e  Stein  ben  wunberbarften  ^nflu^  auf  ben  menfc^lic^en 
5t9tper:  er  ^eilt  alle  jtrant^eiten  unb  mac^t  ben  Itbrper  unfterblid^.  SRan  verfielt,  bo^ 
feine  Schriften,  bie  bei  ben  Sllc^emiften  ber  fpöteren  3eit  in  ^o^em  «nfel^en  ftanben,  biefc 
bei  folc^en  Slu«flc$ten  mächtig  anfpomen  mußten;  e«  war  aQer  9[nftrengung  wert,  in  ben 
8eft|  eine«  folc^en  Steine«  su  tommen.    ^a  aber  bie  oon  U)m  angegebenen  SJlet^oben 


158  ^^  gelehrten  SRo^er  twr  SCgrippa. 


Sur  ^atrfteaung  beS  Steinet  gana  loettlod  finb,  fo  fd^eini  er  me^r  $§antafle  ald  So^t- 
^eitöliebe  unb  ^otfc^ettolent  befeffen  su  ^aben. 

SuQud  »ar  ber  erfte  Qtutop&tv,  ber  bie  KabbaUi  lonnte;  in  »elc^em  Umfang,  ifl 
fc^wer  ju  entf (Reiben;  ba  er  fl(i^  ungefähr  ju  ber  3^  tn  Spanien  anfielt,  wo  bie  lobba« 
(iftifc^en  ipauptnerfe  bort^in  gelangten,  fo  f^ai  er  »o^I  iebenfoQd  einen  3;ei(  i^red  3i^<^I^ 
lennen  gelernt.  (^  ^at  eine  fe^r  ^o^e  IReinung  von  ber  itobbala,  inbem  er  fie  atö  eine 
ioir!(i(^e  Offenbarung,  atö  göttliche  äBeiS^eit  betrautet  ^ie  lobbalifUfc^en  Slet^oben  ^aben 
au(^  $infUi^  auf  ein  m^fHfd^^p^ilofop^ifc^ed  @9ftem  ge^t,  ba9  er  erfanb  unb  ^bie  gro^e 
Kunft'',  ars  magna,  nannte.  ®d  ift  loefentUc^  eine  9Crt  Shtemoted^nil.  —  S(m  »unberlic^ften 
ift  übrigend  fein  Lebenslauf  unb  bie  Sagen  unb  Segenben,  bie  ^  um  i^n  bilbeien.  (^ 
boren  »ar  er  1285  auf  SRaforla  oon  abeliger  ^amilie.  9(m  $ofe  in  ^ragonien  führte 
er  in  feiner  ^ugenb  ein  auSf<^etfenbed  Leben,  bi9  eine  unglfldUc^  Liebe  i^n  auf  anbere 
(S^ebanfen  brachte  unb  er  befd^lo^,  fic^  ber  8e!e^rung  ber  IRo^mmebaner  jum  G^tifientum 
SU  mibmen.  ®r  trat  beS^b  in  ben  ^^ansiftfanerorben  ein,  fhtbierte  arabtfc^  unb  ging 
breimal  ald  Säffionar  an  bie  9{orb!afte  oon  Slfrifa,  bü»  er  enblic^  atö  aRdrtprer  feinen 
^ob  fanb.  ®r  war  an  ber  Äüfte  gefteinigt  morben,  nmrbe  non  einem  d^riflUc^  Schiff 
aufgenommen,  flarb  aber  untermegd  unb  mürbe  1315  in  ^ma  beerbigi  3)rei  ^ßüjit* 
§unberte  fpftter  öffnete  man  fein  ®rab  unb  fanb  am  S(^e(  beutlic^e  Spuren  oon  ben 
Steimoürfen,  bie  feinen  3:ob  ^erbeigefül^rt  Ratten.  Obwohl  fo  über  bie  Slrt  unbbad  Sa^r 
feines  SobeS  lein  3n>^f^^  §errf(^en  !ann,  fo  finben  ft^  bod^  9BerIe  angeblich  oon  feiner 
$anb,  bie  IddO  gefc^eben  finb,  unb  1832  foll  er  in  Sonbon  gemefen  fein  unb  fftr  5tbnig 
(Sbuarb  m  auf  alc^emifUfc^em  9Bege  eine  9Renge  ®o(b  bargefieSt  ^aben.  Tmwi  prdgte  man 
^u!aten,  bie  lange  unter  bem  92amen  fla^munbiner  in  &ebtim^  maren.  SHefe  SBiber^ 
fprilc^e  (Öfen  fic^  am  natflrlic^ften  baburc^,  ba^  einer  feiner  Schüler  feinen  berO^en 
92amen  angenommen  ^at,  um  fic^  um  fo  leichter  Geltung  ^u  oerfc^affen.  9ber  gerabe  ber 
Umftanb,  ba(  LuQuS  an  einem  Orte  no^  lange  lebte,  nail^tm  er  boc^  an  einem  anberen 
Orte  gefbrben  unb  begraben  mar,  ^at  ma^rfc^einlic^  oiel  pi  ber  Sage  beigetragen,  bie 
fidj  um  ibn  bilbete.  S)iefe  ift  merhoürbig  unb  für  feine  Seit  (^aratteriftif(5.  Sie  jerfÄllt 
in  smei  ^le,  in  einen  Sioman  unb  in  eine  Legenbe:  9Itö  junger  SRenfc^  verliebte  ftax^^ 
munb  LuHuS,  ber  als  eleganter  unb  unmiberfie^lic^er  itaoalier  hztannt  mar,  ftc^  in  eine 
»erheiratete  !Dame,  ^mbrofia  bi  ^afteUo,  unb  erfldrte  i^r  feine  Liebe.  Sie  mieS  i^n  ab, 
unb  ba  er  in  fte  brang,  ertldrte  fie,  ba^  fie  leine  fo  glü^enbe  unb  überirbif(|e  Liebe, 
wie  bie  feinige,  enoibem  fönne,  fo  lange  fie  felbft  nur  ein  fkerbli<^er  SRenfc^  fei.  SBenn 
er  aber  baS  LebenSeli^ir  lu  finben  oermöge,  baS  ben  itörper  gegen  ben  ^ob  befd^ü^e, 
fo  moQe  fte  bie  Seinige  merben.  Sia^munb  sog  ftc^  s^rücf,  gab  fein  frü^ed  2ebtn  auf 
unb  begann  bie  @(e§eimniffe  ber  9{atur  su  erforfc^en;  nac^  dOja^riger  9(rbeit  gelang  eS 
i^m  mirllic^,  baS  gro^e  @licir  barsufteUen.  Ott  erprobte  ed  an  ftc^  f eiber;  im^  SOilonote 
lang  a^  unb  trani  er  nichts,  litt  alle  Dualen  beS  ^ungerS  unb  beS  ^urfteS,  fonnte  aber 
nic^t  fterben.  Seiner  Sac^e  fieser  fuc^te  er  9(mbro{ta  auf,  bie  insmifc^en  äBitme  gemorben 
mar.  Qx  erfannte  fte  nic^t,  fo  alt  unb  grau  mar  fte  gemorben.  3n  feiner  Erinnerung 
ftanb  fte  noc^  immer  ba  als  bie  fc^öne,  junge  gfrau.  Sie  gab  fic^  i^m  s»  erfennen  unb 
geftanb,  i^n  immer  geliebt  su  l^aben;  mit  ber  Unfterblic^Ieit  aber,  bie  er  i^r  sud^bac^t 
^abe,  möge  er  fte  oerfc^onen;  i^m  il^re  oon  JIrebS  oerse^rte  IBruft  seigenb,  fragte  fte  i^n,  ob 
er  fte  bei  folc^em  ®lenb  unfterblic^  machen  rnoUe.  ^a  serfc^metterte  er  bie  glafc^  mit  bem 
toftbaren  Eli^ir  unb  gab  i^r  bamit  i^r  ä^erfprec^en  surücf.  Sie  tömte  je^t,  fagte  er,  $ur 
l^inrntlifc^en  Unfterblic^feit  eingeben,  er  aber  fei  emig  sum  lebenben  ^b  auf  (^ben  oer« 
bammt.  ^ann  trat  er  in  ben  granaiSfanerorben  tin  unb  mar  2  WtonaH  fpdter  als  äXönt^ 
bei  SlmbroftaS  Xobe  sugegen.  $ier  enbet  ber  9loman,  unb  bie  Legenbe  beginnt.  Sterben 
lonnte  LuUuS  nic^t,  obwohl  er  in  jeber  ^eife  ben  %oh  fud^te.  (&t  meiste  borum  fein 
2^tn  frommen  $anblungen,  um  ben   Xoh  alS  eine   ®nabe  oon  ®ott  lu  erlangen. 


3)ie  Sittturf otfc^cr.  —  S)ie  Äabbaliften.  159 


Sßiebet^ott  ging  er  noc^  Slfrütt,  um  ben  SRo^ttmmebatiem  bttiS  ^^riftentum  su  prebigen; 
ober  obwohl  er  mehrere  3kalt  furc^tbttr  tni|bttnbelt  »urbe,  verlor  er  boc^  tti^i  bad  Seben. 
3ulett  ourbe  er  gefteinigt;  einige  c^ftlic^e  i^ttufleute  fanben  il^n  in  ber  Jta6)t  unter  bent 
Steinhaufen  unb  nahmen  if^n  mit  auf  il^r  Sd^iff^  bad  auf  bem  äBege  m^  3!flaioxta,  feiner 
Geburtdinfel,  »ar.  9h>(^  lebte  er  bei  ber  SCnhtnft  auf  ber  Snfel;  ald  er  aber  an^  £anb 
gebracht  war,  erbarmte  ®ott  ^  über  i^n  unb  l\t%  if)n  fterben;  er  würbe  bann  in  ber 
ihrc^e  SU  $alma  beigefe^t. 


(^  »ärbe  und  )u  »eit  fül^ren,  alle  bie  ^^orfc^er  )u  befprec^en,  bie  ftc^  im  "StitttU 
alter  mit  ber  ©ntwicfelung  ber  magifc^en  2öiffenf(^aften  befc^äftigt  ober  ©influj  barauf 
qefyibt  ^aben.  ®d  lornmt  und  ja  nic^t  auf  eine  audfübrlic^e  gefc^ic^tlic^e  ^arfteQung  an: 
toir  wollten  nur  bie  eigentümlichen  Ser^dltniffe  barlegen,  welche  bie  bamaligen  (S^ele^r^ 
ttn  in  ben  9htf  ber  3(tuber!unft  brachten,  hierfür  finb  bie  erwähnten  oier  äRftnner  gerabe 
treffliche  8eifpiele,  unb  ba  fie  jugleic^  au  ben  ^eroorragenbften  9{aturforfc$em  bed  SRittel^ 
altera  gehören,  fo  §aben  wir  mit  ooQem  Siedete  oorgugdweife  bei  i^nen  oerweilt.  €^ 
finben  f«^  atterbing«  fpftter  anbere  Slaturforf^er,  3.  *•  SWcolau«  ©ufa  (1401—1464), 
bie  ben  93efc^ulbigungen  ber  3««^«^«  g^na  entgangen  ju  fein  fc^einen ;  biefe«  ifl  aber  bei 
Guftt  leicht  begreiflich,  benn  einmal  war  er  5tarbinal  unb  päpftlic^er  Statthalter,  alfo  einer 
ber  möc^tigften  £eute  ber  Kirche,  man  ^ütete  ftc^  bemnac^  wo^l,  grunblofe  !Befc^ulbigungen 
gegen  i^n  ju  oerbreiten.  3«»"  anbem  bcfc^äftigtc  er  fic^  aber  auc^  faft  audfc^lie^lic^  mit 
SRot^ematif  unb  Slftronomie ;  oon  ben  3n>eigen  ber  experimentellen  $§9fü  f)(d  er  nur  bie 
2e^e  oon  ber  9Bage  unb  beren  Slnwenbung  be^anbelt;  babei  lie^  fic^  felbft  in  jener 
3eit  nic^t  gut  etwaS  finben,  wad  ^nlag  8um  Glauben  an  3auber!ünfte  geben  !onnte. 
eint  folc^e  einzelne  ^udna^me  wie  9Hcolaud  (Sufa  bient  bedl^alb  vielmehr  baju,  bie  aU^ 
gemeine  Siegel  }u  beftätigen,  ba^  ber  esperimentierenbe  ÜRaturforfc^er  ber  unwiffenben 
Sy^enge  ald  ein  3^^erer  erfc^ien. 

^tB  Babbalipen. 

@^e  tmt  biefe  Semertungen  abfd^ttegen,  mäffen  mir  nod^  einige  SRänner 
errodfinen,  bie  jroar  nid^t  ju  ben  SRaturforfti^em  gehören,  aber  boci^  in  il^rer 
SEßeife  großen  @influ6  auf  bie  SntmidKung  ber  ^agie  gel^abt  l^aben.  @iner 
berfelben  ifl  ber  e^reunb  bei^  @orneliui^  älgrippa  unb  ber  Se^rer  beiS  $ara^ 
celfu«,  ber  abt  3o^ann  Xritfieim. 

@r  ift  in  Sritten^eim  im  jlurfürftentum  %rier  1462  geboren.  918  ^nob^  aeid^nete 
er  fu^  burc^  au^erorbentlic^e  (Stäben  unb  gro^e  Suft  aum  Stubieren  aud,  aber  feine 
(gltem  wiberfe^ten  fic^  jeber  IBefc^dftigung  bed  ^aben  mit  Suchern,  ba  er  il^nen  in  ber 
Sanbwirtfc^ft  Reifen  foEte.  (Srft  in  einem  9llter  oon  15  Sauren  gelang  ed  i^,  ein  wenig 
ttnterric^  bei  einem  9{ac$bam  au  befommen.  (Sr  lernte  in  fteben  Xagen  bad  %lpf)cibet  fo, 
ba|  er  ein  iBuc^  lefen  !onnte.  %u\  eigene  $anb  brachte  er  ed  nun  fo  weit,  ha^  er  mit 
^fe  einiger  ©dnner  auf  bie  Unioerfitdt  nac^  ^eibelberg  gelten  !onnte,  wo  er  in  erftaun« 
lic^  luraer  3eit  einen  9htf  wegen  feiner  ©ele^amleit,  namentlich  in  alten  Sprachen,  er« 
langte.  1482  trat  er  ind  itlofler  Spon^eim  in  ben  ^enebiftinerorben  ein;  ein  3<^r  barauf 
würbe  er  tro^  feiner  Sugenb  aum  9Cbt  gewählt,  ba  ber  frühere  Sorfte^er  abging.  2)ad 
üeine,  bid  ba^in  beinahe  unbefonnte  i^lofter  @pon^eim  würbe  burc^  feine  S^gfeit  in 
gana  (Suropa  bdamd;  er  fammelte  ^er  eine  gro^e  ^ibliot^el  ber  feltenften  unb  merfwür« 
bigfien  93er!e,  indbefonbere  Ober  SRagie.  ^er  9htf  feiner  ©ele^rfamleit  war  fo  gro^,  ba^ 
oiele  Surften,  felbft  ber  ^fer  IRasimilian  I,  unb  bie  gele^rteften  äJMnnner  ^ropad 


160  ^i€  gelehrten  aRogiet  oor  9Lq;cvppa. 

i§n  0efu(^ten  unb  auf  feine  grteunbfc^oft  äßert  (egten.  1496  toaren  fo  an  einem  %a%t 
nic^t  toeniger  M  swei  f^rften  unb  fleben  ©ele^rte  in  ©pon^im  oerfammelt. 

Sänge  !onnte  Xrit^eim  jeboc^  nid^t  in  grtieben  fhtbieren,  unb  ^eran  war  er  feKft 
menigftend  3um  ^eii  fc^ulb.  (gr  beging  nämli(^  bie  Unoorftc^tigleit,  einem  greunbe,  bem 
äRönc^e  ^ixnotb  ^ofHud  in  ®ent,  einen  )6rief  }u  fenben,  ber  i^n  aSerbingd  ber  3<ntberei 
oerbAc^tig  machen  mu^te,  faQd  er  in  weiteren  Rreifen  ht^md  »urbe.  UnglücKic^enoetfe 
loar  99oftiud  nun  gefbrben,  M  ber  8rief  in  ®ent  an!am;  er  nmrbe  bed^  oon  bem 
$rior  bed  5t(ofterd  geöffnet;  berfelbe  fonb  aber  feinen  3n^  fo  fonberbar,  ba^  er  i^n 
über  gans  ^eutfc^Ianb  unb  (^anheic^  verbreitete,  ^er  Slnfang  beft  ^riefeiS  lautet: 

„Z^  §abe  ein  wic^ttged  äßerf  in  Slrbeit,  worüber  bie  SBelt  erftaunen  wirb,  falls 
i($  ed  veröffentliche,  mad  mir  ieboc^  nic^t  einfallt.  2)ad  erfte  8u(^  ^ei^:  Steganographia. 
hierin  »erben  me^r  benn  100  $Mtn  oon  ©e^eimfc^riften  gelehrt,  bie  ju  lefen  felbft  ber 
^lügfte  nic^t  imfUmbe  fein  wirb,  wenn  er  bad  ©e^eimniS  nic^t  tennt.  ^e9  ift  merhoürbig; 
aber  bad  smeite  8u(^  ift  noc^  erftaunlid^er.  ^n  einer  (Entfernung  oon  über  100  SReilen 
!ann  ic^  bemjenigen,  ber  bie  Hunft  fennt,  meine  ^ebai^n  o^ne  Sd^rift,  Si^orte  ober 
3ei(^en  mitteilen;  ic^  brauche  nic^t  einmal  einen  8oten  ba^u.  ^  lann  fo  beutli(^  unb 
ausführlich  gemacht  werben,  wie  eS  verlangt  wirb,  auf  gan)  natürliche  SS^fe,  o^ne  ^fe 
oon  @(eiftem  ober  anberem  Aberglauben.  Xa9  ift  freiließ  fonberbar;  aber  nun  lommt 
etwas  nod^  äBunberbarereS.  "im  britten  wirb  bie  JUinft  gelehrt,  wie  man  einen  unwifTen- 
ben  SRenfc^en,  ber  nur  feine  aRutterf))ra(^e  !ennt,  bc^u  bringen  lamt,  ba(  er  in  swei 
Stunben  2<dtxn  oerfte^t,  lieft  unb  fc^reibt,  fo  ha^  nienumb  leugnen  wirb,  ba^  feine 
»riefe  gutes  Satein  finb"  u.  (.  w. 

Xie  äBiriung  biefeS  Briefes  blieb  nic^t  auS.  ^  Xrit^m  oud^  fo  unoorfic^ 
war,  einigen  »efuc^em  bie  begonnene  Slrbeit  su  seigen,  o^e  fte  mit  ber  Sac^e  richtig 
befannt  au  machen,  erhielt  ber  ^erbac^t,  ba^  er  ein  QiXübttn  wöre,  neue  9{a^rung.  ^e 
aXönc^e  in  Spon^eim  nahmen  ^ierauS  Anla^,  fic^  ber  ftrengen  iUofter}uc^t  su  wiberfe^en, 
bie  Xrit^eim  bis  ba^in  gehalten  ^atte.  92a(^  mehrjährigen  S&nitttxtn  mu^te  ^rit^im 
baS  5(lofter  unb  feine  liebe  »ibliotl^ef  oerlaffen,  inbem  er  ben  9htf  als  90bt  in  äBür^burg 
1505  annahm.  $ier  verlebte  er  noc^  11  3a§re  in  9h(^e;  ober  bie  Steganogrop^ie,  bie 
i^m  fo  viele  Unanne^mlic^feiten  verfc^afft  f^ottz,  voUenbete  er  niemals.  3)aS  unvoKfUlnbige 
aRanufEri))t  würbe  nac^  feinem  %obe  gebructt,  unb  bie  @teganograp^ie  erfc^ien  in  einer 
Siei^e  von  SUtSgaben,  welche  feineSwegS  in  allen  ^unlten  miteinanber  übereinftimmen. 
Xit  DuartauSgabe  ^armftabt  1621  gilt  alS  bie  )uverldfftgfte ;  nac^  biefer  fü^re  ic^  ben 
9(nfang  beS  erften  JtapitelS  an,  um  eine  SorfteUung  von  biefem  ^öd^ft  fonberbaren  unb 
viel  umftrittenen  äBerle  )u  geben. 

„^er  @c^lüffel  sum  erften  jlapitel  ift  in  ben  .^nben  beS  vome^mften  @eifteS 
^amerfpel,  anogr  madriel  mit  $ülfe  von  ebra  sothean  abrulges  itrabsiel  unb  ormenn 
itules  rablion  hamorphiel.   ^e  3;^dtigleit  vm^  bamit  beginnen,  ba(  man  i^n  anruft. 

SHe  volßommene  9luSfü^rung  biefeS  i^a^ntelS  ift  fe^r  fc^wierig  unb  gefd^rlic^ 
wegen  beS  $oc^mutS  unb  ber  SBiberfpenftigfeit  feiner  ©eifter;  fte  ge^orc^en  feinem,  ber 
nic^t  rec^  in  ber  5htnft  geübt  ift;  ben  Unerfahrenen  belAftigen  fle  fogar,  falls  fte  au  fe^r 
genötigt  werben,  unb  plagen  i^n  auf  verfc^iebene  äBeife.  Son  aEen  ®eiftem  ber  fiuft  fMb 
fte  bie  boS^afteften  unb  treulofeften.  Soüftänbig  ge^orc^en  fte  feinem,  wenn  fte  nic^t  burd^ 
bie  fr&ftigften  93efc^wörungen  gezwungen  werben;  auc^  bann  verraten  fte  oft  nod^  baS 
i^nen  mitgeteilte  ^e^eimniS,  bemt  fobalb  fte  mit  bem  »riefe  abgefanbt  finb,  fliegen  fte, 
wie  ein  flüchtiger  $aufe  o§ne  9lnfü^rer  auS  bem  jlampfe,  sur  Obrigfeit,  ftür^en  rafenb 
hinein  unb  offenbaren  vor  allen  Slnwefenben  baS  ©el^eimniS  beS  AbfenberS.  SBir  raten 
beS^lb  feinem,  fte  su  zwingen  unb  nur  vorftc^tig  i^ren  SHenft  bu  fuc^,  ba  fte  boS^ 
unb  treulos  ftnb.  Unter  ben  folgenben  wirb  er  einige  weit  günftigere  finben,  bie  ftd^  frei^ 
willig  feinen  Befehlen  unterwerfen.   Slber  faQS  jemanb  i^re  OoS^eit  prüfen  ttnb  bie 


3)ic  Ätt^baliftcn.  161 

9H(^tigfeit  bed  ^iev  (Sefo^en  erfahren  toiU,  fo  tmi^  er  ^olgenbei^  beobachten:  35tan  nimmt 
ein  8Iatt  S^apitt  unb  f e|t  ju  oberft  bie  Anrufung  bed  göttlichen  9{amend :  im  92amen  be« 
Soterd,  bed  @o^ned  unb  bed  ^eiligen  ©eifteiS.  ^ann  fc^reibt  man  in  lotetnifc^er,  beutfc^et 
ober  irgenb  einer  anberen  Sfnrac^e  eine  einfache,  beutUc^e  unb  jebem  £efer  oerftftnblic^e 
(Si^A^ng.  IBeim  Schreiben  mu^  man  ober  ber  aufge^enben  @onne  augemanbt  ft^en  unb 
bie  ©elfter  folgenberma^en  anrufen: 

Pamersiel  oshnmiy  delmuson  Thafloyn  peano  ohamstre  melany  lyamnnto 
cholchan.  paroys,  madyr,  moerlay,  bnlre  tafleor  don  melooye  peloin,  ibntsyl  meon 
mysbreath  alini  driaco  person.  Crisolnay,  lemon  asosle  mydar  iooriel  pean  thal- 
moi,  asophielil  natreon  bangel  oorlmos  estevor  naelma  besrona  thnlaomor  fronian 
beldodrayn  bon  otalmesgo  merofas  elnathyn  basramuth. 

SBenn  bie  ®eifiler  bann  ju  feinem  SHenfte  erfc^einen,  fann  er  mit  bcm  begonnenen 
fortfahren,  ^(efd^le^t  bled  jeboc^  nld^,  fo  rm^  er  obige  9Borte  fo  oft  »leber^olen,  bld  fte 
fic^  lt%%tn,  ober  auc^  bie  SCrbeit  Hegen  laffen,  bamü  fte  nlc^t  Infolge  su  ftarfen  Smanged 
betn  Arbeiter  fc^aben.  3la^  ooQenbeter  Slrbelt  fc^lcft  er  ben  8rlef  burc^  einen  9oten  an 
feinen  lunftoerpänblgen  ^reunb.  l£)lefer  mu^  beim  Empfang  ftc^  fo(genber  Oefc^mörung 
bebienen: 

Lamarton  anoyr  bulon  madrinel  traschon  ebrasothea  panthenon  nabrulges 
Camery  itrasbier  rubanty  nadres  Oalmosi  ormenui  ny  tiiles  demy  rabion  hamorphyn. 

@r  mlrb  bann  glelc^  ben  barunter  oerborgenen  @lnn  oerfte^en,  benn  bie  ©elfter 
»erben  oon  feCber  mit  fo(c^er  ©ennilt  erfc^elnen  unb  fo  laut  rufen,  ba^  alle  Slnwefenben 
ft(^(l(^  bad  ©e^elmmd  bed  Sc^relberd  oerfte^en  werben." 

^led  ^ruc^fificf  Ift  t^ifc^  für  baS  Ouc^,  baS  In  feinem  ganjen  Umfange  auS 
!Beric^ten  über  ©elfter  unb  <m&  ben  furc^tbarflen  Sefc^wörungen  unb  unoerftdnbtlc^ften 
SBorten  befielt,  ^er  Sinn  berfelben  mar  lange  S^t  ^Inburc^  ein  9{dtfel;  einige  meinten, 
ed  feien  nnrfdc^  SRlttel  su  ^ämonenbefc^mörungen,  anbere  bagegen  oerUe^en  ftc^  auf  Srlt« 
^eimd  eigene  äBorte,  ha^  aQed  mit  natürlichen  ^ngen  zuginge,  unb  ba(  ed  nur  barauf  anfftme, 
ben  @lnn  su  finben.  ^led  glücfte  erfl  1676;  Dr.  jur.  @.  Reibet  In  äBormd  entbecfte,  ba^ 
aUt  blefe  borbarlfc^en  )Befc^mörungen  einen  @lnn  geben,  menn  man  iebeS  adelte  SBort, 
alfo  bad  erfie,  brltte,  fünfte  u.  f.  w.,  ftrdc^t;  oon  ben  übrig  b(elbenben  SBörtem  ftrelc^t  man 
nneberum  alle  93uc^fUxben  an  ben  ungerabcn  ©teilen,  b.  ^.  ben  1.,  3.,  5.  u.  f.  m.,  xottm 
man  ftc^  alle  99uc^ftaben  In  eine  Stellte  gefc^rleben  beult,  ^e  übrigen  (burc^  ben  ^rucf 
hervorgehobenen)  ^c^fUiben  geben  bann  bie  Slnmelfung  9U  oerfc^lebenen  Wirten  oon  ge:: 
Reimer  ©c^rift.  ©o  erhalten  mir  aud  ber  erfien  öcfc^mörung  folgenbc  SBortc: 

Sum  taly  cautela,  ut  pryme  lyttere  cvivslybet  diccionys  secretam  intencionem 
tnam  reddant  legenty  (3c^  »enbe  bie  SJorflc^tSma^rcgel  an,  ba^  ber  erfte  öuc^ftabc 
eined  jeben  SBorte«  bem  Sefer  ben  geheimen  6lnn  mitteilt).  2)le  öefc^roörung,  nrit 
ber  ber  Sefer  bad  Schreiben  em|)f(tngt,  glebt  gan)  blefelbe  Slnmelfung,  nämllc^:  Nym  die 
ersten  Bugstaben  de  omni  uerbo.  ^ed  ganje  jlapltel  oon  ber  ©teganograpl^le  gel^t  alfo 
barauf  aud,  su  s^g^/  ^<^^  nt<tn  eine  ^elmllc^e  9)2lttellung  fenben  lann,  votnn  man  eine 
©efc^lc^te  ober  etma«  Slel^nlic^ed  barau«  mac^t,  hierauf  jebem  SBort  ben  erfien  »uc^ftaben 
nimmt  unb  blefe  jufammenftellt;  fte  enthalten  bann  bie  STUttellung.  3n  ö^nllc^er 
SBeife  be^anbelt  jebed  folgenbe  5tapltel  meltfc^melftg  eine  ^rt  ©e^elmfc^rlft. 

^er  ®runb,  meS^alb  2:rlt^elm  feine  ©rfinbung  oon  ben  ©e^elmfc^rlften  unter 
einer  fo  fonberbaren  gorm  »erbeclt  l^at,  Ift  jlemllc^  rdtfell^aft.  ®r  I^Otte  cbenfo  gut 
o^e  gro^e  SRüfie  eine  anbere  9lrt  ber  iDarfteUung  md^len  !önnen,  o^ne  fo  gro^ed 
«uffe^en  ju  erregen  unb  ftc^  fclbft  In  ben  Sluf  eine«  3auberer«  ju  bringen.  Slber  roa^r« 
fdjeinllc^  §at  l^m  gerabe  an  blefem  Stufe  tixoa^  gelegen;  In  ben  2lugen  beä  SJoße«  mar 
ber  gro^e  9Ragler  boc^  Immerhin  eine  angef eigene  unb  gefürc^tcte  ^erfon,  unb  eS  Ifk  nlc^t 
tmtoa^rfd^elnllc^,  ha^  Srltl^elm,  nne  fo  olel  anbere,  eitel  genug  mar,  nac^  einem  folc^en 
Seemann,  X&orglaube  unb  Räuberei.  U 


162  SCgrippa  unb  bie  oSutte  $^i(ofop§te. 

^nfe^en  su  ftttUn,  rottm  eft  o^ne  ©efo^r  erteilt  roevben,  b.  ^.  n>enn  man  in  ben  be^ 
treffenben  gdKen  feine  Unfc^ulb  bemeifen  !onnte.  3^^faQi$  fd^nt  bie  9Crt  unb  23eife, 
wie  ^tit^eim  vorgegangen  ift,  !aum  onbetd  edlätt  roerben  %u  lötmen. 

Xit  3bee  lu  feinen  geheimen  @(^reibmet^oben  ^at  3:rit^eim  na((n>ei8U(^  in  ber 
ftabbolo  gefunben.  ^ai  Stubium  ber  alten  jflbifc^  ^^itofop^e,  bad  feit  Sia^ntunb 
SuUuS'  ^agen  gerul^t  f^attt,  toax  gerabe  nneber  aufgenommen  morben.  ®raf  $ico  oon 
aRiranboIa  (geb.  1463)  ^atte  feine  „Conclnsiones  cabbalisticae''  1486  gefc^rieben,  in  benen 
er  bie  ^lufmerffamleit  ber  gelehrten  93elt  auf  jene  Serfe  ^inlenfte.  (Sin  @(^a(er  S^ron« 
bolad  ^atit  Srit^eim  in  bie  ilobbalo  eingen)ei§t;  au^erbem  ftonb  er  in  freunbf(^aftH(^ 
Serbinbung  mit  bem  3RanM,  ber  me^r  otö  irgenb  ein  anberer  ^ur  Verbreitung  ber 
5(enntnid  ber  ^abbala  unb  ber  fobbalifHfc^en  SRet^oben  beigetragen  ^at,  mit  Sodann 
3ieu(^Iin.  1465  in  B^xoabtn  geboren,  ftubierte  festerer  in  ?ari«  bie  ttafftfc^en  Sprachen; 
\patev  lernte  er  in  Italien  einige  gelehrte  Suben  fennen  unb  n>urbe  von  biefen  in  bie 
^ebrftifc^e  ©prad^e  eingeweiht,  in  melc^er  er  ftc^  eine  bid  bo^in  uner^rte  Kenntnis  erwarb. 
®r  fing  nun  auc^  an,  bie  ^obbala  ju  fhtbieren,  unb  meinte  in  biefer  bie  Heime  ber  c^rift^ 
liefen  2)ogmatil  )u  finben,  feine  2lnfi(^ten  hierüber  legte  er  in  feinem  ©er!  „De  verbo 
mirifico",  ©afel  1494,  nieber.  3n  bemfelben.  fut^te  er  in  fabbaliftift^er  SBeife  bie  mefent« 
(ic^ften  Seigren  bed  ^^riftentumd  oud  bem  atten  Xeflament  obsuleiten.  Ihtd  bem  äBorte 
BRA,  ^f(^affen^  bilbet  er  fo  ein  9lotariqon:  AB~BN  — RV  Ch-HQDSh,  b.  i. 
ber  SSater,  ber  @ol^n  unb  ber  ^etUge  ®eift,  fo  ba|  er  in  bem  Segriffe  ber  Schöpfung 
bie  Seigre  ber  !DreieinigIeit  begrünbet  finbet. 

2)ur(^  biefe  Äünfte  mürbe  Jleuc^Iin  ber  Urheber  ber  fpdter  fo  eifrig  betriebenen 
fog.  4rift(i(^en  itabbaUi,  bie  auc^  in  unferen  3;agen  wieber  in  (Klaren  )u  !ommen  fc^int. 
®r5^ere  Sebeutung  ^atte  ieboc^  Sleuc^ßnd  sweited  ^uptwer!:  „De  arte  cabbalistica'' 
^agenau  1517;  §ier  giebt  er  eine  jiemUt^  oottflänbige  unb  lorrefte  3)arfteaung  ber 
labbaliftifc^en  ^auptte^ren  unb  SRetl^oben. 

Xnxä)  biefeiS  ä3u(^  tourben  btefelben  }um  erftenmal  bec  gebilbeten  SSielt 
@uropad  sugänglid^  gemad^t,  unb  fte  geiDannen  nun  in  ber  $olge}eit  einen 
n)efentli(i^en  ©nflu§  auf  bie  ganje  aBiffcnfd^aft.  ©o  tritt  bie  »ebeutung  ber 
Aabbala  fd^on  beutlid^  in  Slgrippad  großem  ntagifd^en  Softem  \)txr>ox,  bod  rovt 
nun  nä^er  befpred^en  n^erben. 


v^e 


Ädnppa  unb  bie  ofißuffe  ^^iCofop^ie. 
JIgrtppa«  TUhtn  unb  ©ßbßuiung. 


Mnrid^  @omeliud  Slgrippa  von  yieüt&^m  n)urbe  1456  in  itöln  ge- 
boren, er  gel^örte  einem  alten,  reid^en  9Wttergefd^(ed^te  an  unb  begann  frü^ 
)u  ftubieren.  9leben  ber  SRed^t^ioiffenfd^aft,  bie  fein  eigentlid^ed  ©tubium  n^ar, 
befd^äftigte  er  fid^  aud^  mit  ber  ttaffifd^en  Sitteratur  unb  ben  lebenben  ©prad^; 
er  fagt  felbfl  in  einem  feiner  Briefe,  bofe  er  ad&t  ©prad^en  üerfiefie  unb  üon 
biefen  fed^^  fo  gut,  bag  er  fte  voSIommen  fpred^en,  (efen  unb  fd^reiben  lömie. 
aber  aufeerbem  warf  er  ftd^  fd^on  in  feiner  Sugenb  mit  grofeem  @ifer  auf  bie 
©el^eimroiffenfd^aften,  unb  feine  fpäteren  arbeiten  in  biefer  Slid^tung  fd^einen 
)u  jeigen,  bag  ed  laum  ein  bebeutenberei^  magif d^ed  SBert  gegeben  l^at,  meld^ed 
er  nid^t  gelefen  l^ätte.   äud^  praftifd^  befd^äftigte  er  fid^  menigflenÄ  mit  einem 


Slgrippag  £e5en  unb  Sebeutung.  163 


3ioetge  ber  9)}agie^  ber  ©olbmad^erfunfl,  unb  einige  f^ürften  fd^einen  }u  toer« 
fd^iebenen  3^ten  feine  iQilfe  ate  ®olbma(i^er  benuftt  )u  l^oben.  S)ie  9(rmut 
iebo(!^^  in  ber  er  einen  großen  ^eil  feineiS  fiebeniS  oerbrad^te^  }eigt  beutlid^ 
genüge  bag  er  ei$  in  ber  Jtunfl  nid^t  n)eit  gebrad^t  l^at,  n)ai^  er  flbrigeniS  aud^ 
felbfl  eingejiel^t,  wie  wir  fpäter  feigen  werben.  3m  alter  non  etwa  20  Salären 
ging  er  nad^  5parii5,  voo  er  eine  ©efettfd^aft  jum  ©tubium  ber  ©eJ^eimwiffen^ 
fd^ften  grünbete.  3«  *>«"  folgenben  ^ai^xm  \)\dt  er  fid^  an  perfd^ie- 
benenSteßen  auf;  fo  treffen  wir  il^n  1509  in  83urgunb,  wo  er  aSorlefungen 
über  3leud^lini8  SSSerl  „De  verbo  mirifico"  ^ielt.  3)iefenmrben  mit  fo  grofeem 
SSeifaD  aufgenommen,  bafe  er  ate  Se^rer  ber  S^eologie  an  ber  Sltabemie  in 
S>öte  angefhOt  mürbe;  aber  l^ier  mürbe  er  ba(b  toon  ber  ©eifUid^teit  oer^ 
trieben,  bie  natürlid^  überaß  Äefeerei  mitterte,  mo  Re  etmaiJ  fanb,  xoa&  fte  felbfl 
m(!^t  DerRanb.  9lad^  einigen  ©treitigleiten  räumte  Slgrippa  ba&  %eli  unb 
ging  nad^  fionbon,  fam  aber  nod^  in  bemfelbcn  ^ä^tt,  1510,  nad^  SBürjburg, 
100  Xrit^eim  bamald  3lbt  mar.  93ei  ben  S)ii^fuffionen,  meldte  fid^  jmifd^en 
ben  beiben  geleierten  aRagiem  über  il^r  fiieblingi^t^ema  entfpannen,  fagte  älgrippa 
ben  ^lan,  ein  SBerl  über  bie  aWagie  in  i^rer  ©efamtl^it  ju  fd^reiben,  unb  in 
erftaunlid^  furjer  Seit,  maJerfd^einlid^  fd^on  im  Saufe  beöfelben  3^^^^/  foK  er 
fein  grofeei^  SSSerl,  bie  brei  33üd&er  „De  occulta  philosophia",  ooDenbet 
^aben.  @r  fanbte  t^  an  ^ritl^eim  unb  bat  il^n,  ed  burd^iufe^en  unb  }u  oer? 
belfern,  xoa^  er  barin  unrid^tig  fanbe.  2)ag  SBerl  mad^te  grofeeiJ  2luffe^en 
unb  mürbe  in  jal^lreid^en,  )um  grogen  ^eil  fd^led^ten  ätbfd^riften  in  ber 
geleierten  Sßelt  oerbreitet. 

hierauf  ging  Slgrippa  in  ben  laiferlid^en  Arieg^bienft,  na|im  am  Aampfe 
gegen  bie  SBenetianer  teil  unb  mürbe  feiner  2:apferfeit  l^alber  auf  bem  ©deiad^fc: 
felbe  )unt  9Ktter  gef dalagen.  @r  oermeilte  ie|t  einige  3eit  in  3tQlien,  i^^elt 
SSoriefungen  über  X^eologie  in  ^urin  unb  ^ßaoia,  ift  aber  ma^rfd^einlide  aud^ 
ifitt  mit  ber  ©eifUid^teit  in  ©treit  geraten,  fo  bag  er  flüd^ten  mugte.  &ru 
ftu^eid^e  ^eunbe  oerfd^afften  i^m  nun  eine  ©teSung  atö  ©pnbituiS  in  SRe^. 
fiier  nai^^  er  ftd^  ber  megcn  fiejerei  angellagten  ^erfonen  fo  eifrig  an 
unb  oerteibigte  fle  atö  Slbootat  mit  fold^em  ©efd^idE,  bag  er  mirilid^  niete 
oom  ^ertobe  errettete.  3)a  biefei^  aber  nid^t  nad^  bem  ©inn  ber  äßönd^e 
war,  entging  er  felbft  nid^t  ber  Slnllage  megen  fiejerel  unb  mufete  1519  bie 
©tabt  oerlaffen.  SBai^^fdeeinlide  in  3Wefe  ^atte  er  ben  fpäter  fo  befannten  St^t 
3oie^n  äBeier  }um  ©diäter,  metd^er  mäd^tig  baju  beitrug,  ben  ©lauben  an 
bie  SRögUdeieit  ber  fiejerei  ju  erfd^üttern.  3"  l>en  folgenben  ^ai)xvx  lebte 
ägrippa  an  perfd^iebenen  Orten  unter  fe^r  brüdtenben  SBermögeni^oer^ältniffen; 
er  oerlor  feine  grau,  heiratete  jebod^  einige  $^a^xt  m^fftx  mieber.  1524  mürbe 
er  in  Sijon  Seibarjt  bei  ber  3Wutter  granj  be«  ©rllen;  ba  aber  feine  ajiro* 
logifd^en  ^ropl^ejeiungen  iie^^  lein  ®lüdt  ner^iefeen,  mürbe  er  in  Ungnaben  ent^ 
laffen.  @r  mar  fo  mieberum  ol^i^e  feRe  ©teDung  unb  oon  ©d^ulben  gebrüdCt 
unb  betam  auf  mand^ertei  SBeife  bie  Ungnabe  bei^  $ofe^  ju  füllen.  3"  i>iefer 


164  Stgrippa  unb  bie  ofhilte  ^^ilofopl^ie. 

3eit  fd^rieb  er  fein  SBerl  „De  vanitate  scientiarum",  in  bem  er  bie  Sittcr* 
leit^  bie  burd^  feine  unglfidttid^e  Soge  |ien)orgerufen  n)ar^  in  @pott  Aber 
bie  Dl^nmad^t  ber  SBiffenfd^aft  auaiiefe. 

3)urd^  ©elbnot  gebrüdt,  ©erliefe  er  granfreid^,  war  furje  3«it  lang  ißifbrio- 
gropl^  bei  SRargaret^a  t>on  Oefterreid^,  ber  @tatt^alterin  ber  Stiebertanbe.  aber 
bie  ©eifUid^Ieit  vertrieb  i^n  aud^  balb  von  bort^  toorauf  er  ftd^  in  ben  ^afyctn 
1530—33  mit  perfd^iebenen  Unterbred^ungen  in  Äöln  auffielt;  l^ier  glüdtte  eS 
ifim,  ben  S)rttdt  ber  Philosophia  occulta  troft  ber  ^nquifition  burd^jufeften. 
9lad^  mel^riS^gem  Um^ermanbern  lam  er  n)ieberum  nad^  fi^on  unb  flarb  ^ier 
1535  im  Saufe  eine«  greunbeiJ,  be«  ©eneralfteuereinne^mer»  ber  3)aupf|in6. 

^0$  9[grtp|>a  vom  SoHe  afö  3auberet  ongefe^en,  unb  ha^  zine  HRenge  d^efc^ic^ten 
von  i^  erjA^It  louvben,  bebatf  xoof^i  tourn  ber  (Snod^mmg.  3n  Söwen  foE  ein  Stubent, 
ben  er  in  bie  SRagie  eingeweiht  ^otte,  in  feiner  Slbmefen^eit  ben  Teufel  zitiert  (oben.  Qx 
fing  ed  ni(^t  richtig  an,  unb  ber  SIeufel  nal^m  U)m  bedl^olb  bad  iBeben.  9[fö  9lgnf>pa  noO^ 
$aufe  tarn  unb  bie  ©eifter  auf  ber  2)a(^ftrfi  tonjen  fa^,  zitierte  er  einen  oon  i^nen  in 
ben  toten  jlörper  unb  befahl  xf)m,  auf  ben  SRarft  ^inab  ju  gelten.  $ier  (ie(  er  ben  ®eifl 
bann  entf(^[ü;)fen,  fo  ba|  ber  @tubent,  wie  vom  Schlage  getroffen,  umfiel  unb  aOe  glaub« 
tcn,  er  fei  eine«  natürKd^en  Xobe«  geftorben.  —  Jlgrippa«  fc^roarjer  §unb,  ben  er  immer 
bei  ftd^  l^atte,  mar  na(^  ber  SCuffaffung  bed  S^oüeft  ber  Teufel  felbft.  ^d  9[grif»pa  feinen 
2^b  na^en  füllte,  na^m  er  bem  $unbe  bad  ^aldbanb  ab,  bad  mit  magifc^en  Snfc^riften 
oerfe^en  mar,  unb  fproc^ :  „&tf)  nun,  bu  oerbammte  8efHe,  bie  bu  an  aEem  meinem  Un- 
glücf  fc^uCb  bift!"  ^er  $unb  ftürjte  ftc^  gleich  in  bie  @a6ne  unb  oerf(^manb  fpurlo^. 
2)erartiger  GJefc^ic^ten  ejiftieren  oiele. 

älgrippa  ifl  l^auptfäd^lid^  burd^  fein  9Ber!  fiber  oHulte  ^^Uofopl^ie  U^^ 
beutenb  geworben.  @r  oereinigte  in  bemfelben  aQe  früheren  magifd^ 
SBiffenfd^aften  ju  einem  grofeen  ©^flem,  inbem  er  jle  mitcinonber  in  Ser^ 
binbung  brad^te  unb  von  gen)i{fen  ©runbgebanlen  abliängig  mad^te. 
SMefe  ©ebanfen  ftnb  ber  ^^pfil  be«  ariflotele«,  ber  afironomie  be«  ^ßtolemöuÄ, 
ber  $^ilo[op^ie  ber  9leuplatoniIer  unb  ber  Jtabbala  ber  3uben  entnommen 
unb  infofem  nid^t  originell.  3lgrippa»  83erbienfl  befielet  aber  barin,  bafe  er 
ber  SBiffcnfd^aft  ber  ganjen  3^*  ^"^  abgerunbete  ©efialt  gegeben  l^at;  feine 
philosophia  occulta  l^at  gerabe  baburd^  in  mel^r  cd^  einer  ^infid^t  einen 
großen  ©nflufe  auf  bie  folgenben  ^tiUn  gel^abt.  2)ie  Aufgabe,  bie  ägrippa 
fid^  gefieHt  l^atte,  beflanb  barin,  eine  ^ö^ere  unb  reinere  SSorftellung  non  ber 
SRagie  }u  geben,  unb  iroccc  baburd^,  bag  er  feigen  n)oQte,  mit  aOe  ein)elnen 
magifd^en  Operationen  nid^t  allein  mit  ber  allgemeinen  ÄenntniiJ  ber  3«it  von 
ber  Slaturorbnung  überein^immten ,  fonbem  aud^  mit  ber  bamaligen  ganjen 
religiöfen  SBeltaufd^auung.  S)iefe  3)arflellung  führte  er  mit  unbeflreitbarer 
2:üd^tig!eit  unb  Äonfequenj  burd^  unb  erreid^te  baburd^,  bafe  man  bie  magi- 
fd^en  Operationen  nid&t  mel^r  ate  etwai  SR^ftifd^eö  unb  Uebernatürlid^e*  an^ 
fa^,  fonbem  aliS  etroad  leidet  ©rflärlid^eg  unb  Slatürlid^e«.  3nbem  er  namlid^ 
i^ren  3wfammen^ang  mit  ben  allgemeinen  änfd^auungen  non  ber  Drbnung 
unb  ©efefemafeigfeit  beiJ  ganjen  3)afeiniS  nad^roeift,  giebt  er  il^nen  bamit  i^re 
»egrünbung  unb   »ered^tigung.    3Benn  er  fo   j.  83.  erflärt,  bafe  bie  ma^ 


SCgrippad  £e5en  unb  iBebeutung.  165 

gifd^en  3^4^  w«*>  ©iflillc  entfprcd^cnb  bcr  Slrt  unb  SBcifc  i^rer  ©arfiellung 
geimffe  Äräfte  von  ben  ©tcmen  cmpfanflcn  müjfcn,  fo  ijl  bie  Äraft  unb 
SBirf fantfeit  blefer  ©iflille  nid^t  länger  übernatürlid^,  mpfiifd^  unb  unoer- 
fldnblid^,  fonbem  ebenfo  natüriid^  unb  ertlärlid^  wie  bie  ©nwirfunflen  bec 
©Utnt  felbft;  ebenfo  Dec^ält  e^  ftd^  in  aßen  anbeten  g&tten.  S)aiS  3^^^/  *><^^ 
älgrippa  fid^  feftt^  befielt  eben  barin^  bie  9Ragie  auiS  einem  übet^ 
natürlid^en  SBiffen  in  ^^pfif,  ^atl^ematit  unb  X^eologie  um}u^ 
wanbetn;  bie  magifd^en  Operationen  follen  feine  gel^eimen  Äünfle 
fein,  fonbem  natürlid^e  Slnroenbungen  biefer  SBiffenfd^aften. 
agrippa  ifl  fo  ber  erfle,  ber  Don  einer  „natürlid^en  SKagie"  reben 
fann.  S)iefe  Sluffaffung  brang  burd^,  unb  mix  finben  hai  magifd^e  ©pflent 
be&  Slgrippa  mit  me^  ober  weniger  mefentlid^en  Sßeränberungen  bei  allen 
SÄagiern  ber  folgenben  3^t  mieber. 

Snbireft  erl^ielt  2lgrippaiS  ©pftem  inbeffen  eine  meit  größere  Sebeutung. 
^  er  bie  magifd^en  Siffenfd^aften  in  bie  engfte  äSecbinbung  mit  ber  bamaligen 
Sßdtauffaffung  gebrad^t  ^atte,  fo  flanD  unb  fie(  bie  gelehrte  SRagie  aud^  mit 
ben  Snfd^auungen  beiS  ^ittelaUeriS  oon  bem  3Be(tbau,  unb  biefe  Slnfd^auungen 
TUl^ten  l^auptfäd^lid^  auf  2  ©runbpfeilern,  auf  ber  ^l^pftf  bed  9(rifloteIei^  unb  ber 
aflronomie  be«  ^tolemou«.  S)e^l^alb  fiel  aud^  ber  ©laube  ber  g^rfd^er  an  bie 
aJlagie,  d^  ©opemicu^,  ©alitei  unb  Äepler  biefe  ebnoürbigen,  taufenbjäl^rigen 
feiler  umflfir}ten.  SHe  oftulte  $^i(ofopl^ie  l^atte  nun  il^re  9loIIe  au^gefpielt  unb 
rourbe  nur  ein  imponierenbei^  ©rabmal  für  bie  Irrtümer  oerfd^rounbener  3citen. 

3m  nac^folgenben  werben  wir  nun  bie  ^oiipt^age  bed  ntagifc^en  Byft&ni  burc^s 
<)e§en,  wie  biefed  im  Sßerle  „De  occulta  philosophia'^  oorliegt.  9Bir  fönnen  jjeboc^  ber 
(rntn)i(tlung  bed  a3u(^e^  nic^t  einfach  folgen;  bai|u  ftnb  bie  oerfc^iebenen  Xeile  ju  un« 
(^leic^mA^ig  5e§anbe(t;  mt^erbem  liebt  ^tvppa  ei,  wie  aQe  SRagier,  ft(^  Bei  ben  inter« 
effonteften  fünften  auf  ^(nbeutungen  ju  bef(^r&n!en,  unb  e$  fo  bem  £efer  felbft  )u  über« 
loffen,  ben  Sirnt  ^erauiS)uftnben.  6r  fagt  audbrücfUc^  am  @c^(uffe  bed  fßu^ti:  .^©iniged 
ift  in  ret^ter  Drbnung  bargefteSt,  anbered  o^ne  fhenge  Drbnung  unb  wieber  anbereiS  nur  in 
IBruc^ftütfen;  tneled  f^abt  i($  surücfbe^alten  unb  ei  ber  g^orfc^ung  ber  Serfitdnbigen  über:: 
(offen;  biefe  werben  bei  einigem  9la($ben!en  über  bad  ^efc^riebene  nic^t  allein  eine 
DoOflAnbige  ^eorie  ber  ä^agie  barin  finben,  fonbem  au(^  unfehlbare  (S^perimente.  3(4 
^e  n&mlx^  bie  äBiffenfc^aft  fo  vorgetragen ,  ba^  nxd^ti  baoon  bem  klugen  unb  Ser« 
ftdnbigen  verborgen  bleiben  foll;  bem  ©c^lec^ten  unb  Ungläubigen  bagegen  foll  ber  gu« 
gang  8"  ^i^«t  ©e^eimniffen  ©erborgen  fein."  Snbeffen  ift  bei  ber  heutigen  jtenntnid 
ber  9{atunDiffenf elften  im  allgemeinen  siemlic^  leicht  ^erauiSsufinben,  mai  ^qpppa  meint, 
wenn  er  mi^ftifc^  }u  werben  anfängt.  Unb  mai  bie  Slnorbnung  bed  @toffeiS  betrifft, 
fo  ftnb  offenbar  brei  oerfc^iebene  ^arftellungen  miteinanber  t)ermif(4t,  ndmlic^  sunäc^ft  bie 
2:^eorie  ber  eigentlid^en  SRagie,  fobamt  bie  |)ra!tifd^en  Slnwenbungen  unb  enblic^  hcS,  wad 
man  Jbai  efoterifc^e  @9ftem''  genannt  f^oi;  aber  biefelben  laffen  fid^  boc^  o^ne  gro^e  Sc^e« 
rig!eit  t>on  einanber  trennen.  $ier  wollen  wir  und  je^t  nur  mit  ber  2:§eorie  felb^  befd^ftftigen; 
bie  praftifc^en  Xnwenbungen  berfelben  follen  in  einem  ber  folgenben  Slbfc^nttte  bel^nbelt 
werben  unb  Bto<tr  audfü^rlid^er,  ald  9lgrippa  ei  felber  tl^ut.  dagegen  betrachten  wir  erft 
fpdter  bie  britte  @eban!enrei^e,  bie  man  9lgrip^d  ^.efoterifc^e  Se^re''  genannt  ^at,  bie 
ober  wo^l  e^  nur  eine  momentan  auftaud^enbe  Sl^nung  ber  p^9ftfc4en  unb  pf9(^fd^en 
jträfte  ift,  burd^  weld^e  bie  magifc^n  äBirfungen  suftanbe  !ommen. 


IQQ  ^gtippa  unb  Me  olfuUe  $§ilofop§ie. 


Öie  Jluffalfung  ber  okhulfen  J&Ijüofopf)«  oon  bßt  Bafur. 

a)ic  auffaifung  be^  3RittelaItcrg  oon  ber  SBelt  rul^tc,  toic  früher  criod^nt, 
auf  fielen,  bic  ber  ^\)r)[xt  be«  ariflotcleg  unb  ber  aftronomie  he&  gJtofemduiJ 
entnommen  waren,  unb  )u  benen  bann  ba«  ©^riftentum  feine  fpejieUcn  not-- 
menbiflen  Suffixe  flemad^t  l^atte.  S)a«  aSeltatt  bejianb  ^iemad^  au«  brei  SBettcn 
ober  Sleid^en.  3n  ber  SRitte  mar  bie  (Srbe,  bie  grobe,  materielle  ober  elemen- 
tare aSelt,  fo  flenannt,  meil  aUeiJ  auf  il^r  aui  ben  oier  (Slementen  aufgebaut 
mar.  SRunb  um  bie  @rbe  wölbte  fid^  ber  ©immel;  erft  bie  fieben  ©paaren, 
in  benen  ftd^  bie  Planeten  befanben,  unb  um  biefe  ^erum  bann  bie  ac^te, 
bie  ©pl^are  ber  gijfieme.  SJanad^  fam  „bie  inteHeftuelle  SBelt  ober  bie  SBelt 
ber  Sbeen",  mie  Slgrippa  fie  nannte,  b.  1^.  bie  SBol^nungen  ber  ©ngel  unb 
©eligen;  in  bem  äufeerpen  SRaume  enblid^  befanb  jic^  ®ott,  ber  allein  um* 
fafete.  S)ie  Drbnung  im  SBeltaH  backte  man  fid^  burd^  flete  göttlid^e  änorb- 
nungen  aufredet  erl^alten;  biefe  mürben  oon  ben  Gngeln  auiSgefül^rt,  meiere 
oor  aßen  S)ingen  ben  ®ang  ber  ©teme  leiteten,  bann  aber  aud^,  menn  eö 
notmenbig  mar,  in  bie  elementare  aBelt  eingriffen.  2lu§erbem  mirften  aud^ 
nod^  ^Planeten  unb  gijfierne  auf  bie  irbifd^en  aSerJ^dltniffe  ein,  mie  benn  biefe 
überl^aupt  bem  einftuffe  aUe^  fiö^eren,  aUeiS  beffen,  mag  aufeer^olb  ber  ele- 
mentaren SBelt  lag,  untermorfen  waren. 

agrippag  magifd^e  2^l^eorie  wirb  nun  auf  bem  ©ebanfen  aufgebaut,  bafe, 
gleid^mie  ba^  fiö^ere  auf  baS  Sliebrigere  einwirft,  f  o  aud^  ba^  Sliebrigere 
auf  bai8  öö^ere,  wenn  aud^  in  geringerem  SWafee,  jurüdwirlen 
mufe.  gerner:  aM,  wag  auf  berfelben  ©tufe  fielet,  beeinflußt  fid^  gegenfeitig, 
nad^  bem  Oefeft:  jebed  S)ing  wirb  }u  feineiSgleid^en  ^ingejogen 
unb  jiel^t  wieberum  beffen  Äräfte  mit  feinem  ganjen  SBefen  an 
fid^.  -Sluf  biefem  ©efefc  berul^en  alle  magifd^en  SBirfungen;  biefe  finb  be^s 
l^alb  burd^auÄ  natürlid^,  ba  fte  nad^  SRaturgefefcen  juflanbe  fommen. 

S)iefc«  fpric^t  ber  »erfaffcr  lUxt  unb  beutli(^  im  1.  Äapitcl  feine«  Sut^e«  ou«: 
^2)ic  SBett  ift  brcifot^cr,  elementarer,  ^immlifdjer  unb  inteUeftuetter  Slrt,  otte«  SWe* 
brigere  wirb  oom  ^ö^eren  6e^errfc^t  unb  empfängt  r>on  bort  feine  jtraft.  60  16^  ta^ 
Uxbxtt>  unb  ber  äBeltboumeifter  felbft  bie  Kräfte  feiner  9(ama($t  audftrdmen  burc^  bie 
Qtn^tl,  ©immel,  @teme,  (Elemente,  ^iere,  ^flanjen,  SRetotte  unb  (Steine  unb  von  biefcn 
in  und  SRenfc^en.  ^e^fyilb  glauben  bie  SRagier  nic^t  o§ne  @runb,  ba(  wir  burc^  biefelben 
(3)rabe,  burc^  bie  einzelnen  SBelten  ^ur  SBelt  ber  UrbiCber  feCbft  emporfteigen  (önnen,  sum 
öaumeifter  unb  aur  erftcn  Urfac^e  aller  2)inge,  burdj  ben  aUe«  ift  unb  t>on  bem  alle«  ent» 
fpringt;  fie  glauben  fogar,  baj  wir  nxd)i  nur  bie  oor^anbenen  Äröfte  ber  geroö^nlidjen 
^nge  gebrauchen  lönnen,  fonbern  ba^  roir  auc^  neue  itrdfte  oon  ben  ^ö^eren  äBelten 
an  un«  sieben  fönnen.  2)e«^alb  erforf(^en  bie  SRagier  bie  Kräfte  ber  elementaren  SBelt 
burc^  oerfc^iebene  3Rif(^ungen  ber  natürlichen  2)inge  unb  Derbinben  aujerbem  bie  ^imm« 
Uferen  Kräfte  bamit,  nac^  ben  Siegeln  ber  3lftrologen  unb  ben  Säften  ber  3Rat^ematifer^ 
mit  §ilfe  oon  ©tral^len  unb  ©inflüffen  ber  ^immlift^en  SBelt.  ©nblic^  ftärfen  unb  bc* 
fräftigen  fte  alle«  biefe«  in  ^eiligen  unb  religiöfen  Zeremonien  burt^  bie  SÄac^t  oer« 
fc^iebener  ©eifter.  Sc^  werbe  nun  oerfuc^en,  alle«  biefe«  benannte  in  rechter  Drbnung  in 


2)ic  Sluffaffung  ber  offulten  ^^Uofop^e  von  ber  Sfiatur.  167 

biefen  brei  Sudlern  boraufteUen,  von  benen  bad  erfte  bie  natürliche  ^aq\e,  hai  jtoeite 
bie  ^immlifc^e  unb  bad  bntte  bie  ceremonieQe  be^anbelt. 

a)ie  3Wagie  wmfaSt  bie  tieffte  Betrachtung  ber  ge^eimften  S^inge,  bie  Äenntni«  ber 
gonjen  Statur,  ©ie  le^rt  un«,  worin  bie  2)inge  ooneinanber  abweichen,  unb  worin  fie 
äbereinftimmen.  ^araud  folgen  i^re  wunberbaren  ^irfungen,  inbem  fie  ndmlic^  bie 
oerfd^iebenen  jtröfte  sufonnnenfagt  unb  überoQ  ba$  9hebrigere  mit  ber  ^ac^t  he^ 
$ö^eren  oerbinbet;  fte  ift  bed^alb  bie  t)oU!onnnenfte  unb  ^bc^fte  Siffenfc^oft,  ift  eine 
erhobene  unb  ^eilige  ^^ilofop^ie,  ja  bie  abfolute  ^oSenbung  ber  ebelften  ^^ilofop^ie. 
Sie  jebe  wa^re  ^^ilofop^ie  ift  fte  bed^alb  in  ^^pft!,  ^at^emati!  unb  ^^eologie  einge« 
Hili.  S)ie  ¥^9fü  le^rt  un«  bie  9iatur  ber  S)inge,  bie  in  ber  SBelt  finb,  i^re  Urfac^en, 
9Bir!ungen,  3^^"  ^^nb  Orte,  ^c^einungen,  @(efamt^eit  unb  ^eile.  ^ie  äJ^at^ematü 
(e^rt  un^  bie  Statur  nac^  brei  ^intenfionen  lennen  unb  ben  @ang  ber  $intme(dförper 
beobachten,  ^ie  2:^eoIogie  enblic^  (e^rt,  voa^  &oit,  bie  Seele,  bie  intelligenten,  bie  @ngel, 
bie  SDömonen  unb  bie  9ieligion  ftnb.  @ie  le^rt  und,  welche  ^eiligen  Einrichtungen,  ©ebröuc^e 
unb  9)>^fterien  ed  giebt.  ©nblic^  unterrichtet  fie  und  über  ben  Glauben  unb  bie  SBunber, 
bie  jtraft  ber  Sporte  unb  Qzid^tn  über  bie  ^eiligen  Operationen  unb  bie  ^^fterien  ber 
Sigille.  2)iefe  brei  SBiffenfc^aften  fügt  bie  HÄagie  ^ufammen  unb  oerooUftänbigt  fte,  wed* 
^  fie  auc^  mit  Stecht  oon  ben  älteften  3^^^"  ^^^  ^i^  ^öc^fte  unb  ^eiligfte  ^iffenfc^aft 
genannt  wirb.  SBenn  jemanb  bed^olb  biefe  äBiffenfc^aft  erforfc^en  will  unb  nic^t  bewanbert 
in  ber  $^9fi!,  ber  9Rat§ematü  nic^t  funbig  unb  in  ber  X§eologie  nic^t  gelehrt  ift,  fo 
wirb  er  bie  ^emünftigfeit  ber  9J2agie  nic^t  oerfte^en.  ^enn  bie  äJ^agie  fü^rt  nic^td  aud, 
unb  ed  giebt  fein  wirllic^  magifd^ed  SBerf,  bad  nic^t  mit  ben  brei  genannten  äßiffenfc^aften 
in  Serbinbung  ftänbe." 

Ägrippa  giebt  nun,  in  Uebereinftimmung  mit  feinem  ^lan,  eine  2)arftellung  beffen, 
wad  er  $^9fü/  9Rat^emati!  unb  2:^eologie  nennt  ^er  leitenbe  traben  in  ber  ganzen  @nt« 
widlung  ift  fein  Beftreben,  bie  9lic^tig!eit  obiger  jwei  @efe^e  su  beweif en,  ba^  nämlid^ 
aSe  2)inge  fic^  gegenfeitig  beeinfluffen,  unb  ba^  bad  9Uebrigere  ^rdfte  aud  ben  ^ö^eren 
Otiten  an  fic^  ^itf^tn  fann.  9Bir  werben  nun,  foweit  mbglic^,  mit  ben  Porten  bed  ^er« 
fafferd,  bie  S^CMptpunltz  biefer  Beweisführung  oerfolgen;  bad  f)ai  auc^  fc^on  bed^alb 
Sntereffe,  weil  ed  und  einen  !taren  EinblidC  in  bie  9{aturwif(enfc^aft  ber  bamaligen  3^ 
gewä^.  ^^er  Sai^l  nac^  giebt  ed  oier  Elemente,  bie  ©runblage  aller  tbrperlic^en  ^inge, 
nömlic^  gcuer,  ®rbe,  SBaffer  unb  Suft.  2lud  biefen  fe^t  fic^  alled  jufammen,  nic^t  burc§ 
einfache  Sln^Aufung,  fonbem  burc^  Berbinbung  unb  Umformung,  unb  aUed  fdUt  wieber 
in  Elemente  jurücf,  wenn  ed  oerge^t.  ^eined  ber  natürlichen  Elemente  fommt  rein  oor, 
fonbem  fte  ftnb  me^r  ober  weniger  t)ermifc^t  unb  !bnnen  mit  einanber  oertaufc^t  werben, 
öo  wirb  Erbe  ju  Söaffer,  wenn  fte  aufgelbft  unb  lehmig  wirb,  unb  wenn  bad  2Baf[er 
ftt^  oerbic^tet,  wirb  ed  ju  Erbe.  Serbampft  man  ed  aber  burc^  geucr,  fo  wirb  ed  ju 
^ft.  gebed  (^Um^ni  f^ai  jwei  befonbere  Eigenfc^aften,  oon  benen  bie  eine  bem  Element 
fpejieU  angehört,  wä^renb  bie  anbere  ben  Uebergang  jum  folgenben  bilbet. 

f)^  treuer  trocfen 

Suft  


Erbe 


feucht  Gaffer         falt 

"^a^  geuer  ift  ^ei^  unb  trocfen,  bie  Erbe  trocfen  unb  falt,  bad  ^Baffer  folt  unb 
feuc^,  bie  £uft  feucht  unb  ^eij.  ©o  fte^en  bie  Elemente  burc^  jwei  cntgcgengefcjte  Eigene; 
fcjoften  einanber  gegenüber,  geuer  unb  SBaffer,  Erbe  unb  Suft. 


168  älgrippa  unb  bie  oütOte  ^^ilofop^ie. 

i(ud  ben  Dier  Elementen  fe^en  fi(^  bie  mer  ^hruppen  DoOIotnmenet  X&vptt  su« 
fontmen:  Steine,  TlttaXli,  ^flonaen  unb  Xiere.  3n  i^nen  ftnb  oUe  (demente  ent^ten, 
ober  jebe  einzelne  ®tvappt  fte^t  bo(^  einem  (Slement  am  ndc^ften.  60  ftnb  bie  Steine 
erbortig,  benn  {le  finb  oon  Statur  fc^wet,  faden  sur  drbe  §tnab  unb  lönnen  nx^t  flftffid 
werben.  IDie  SJtetaQe  finb  nmfferartig  unb  tünnm  fDßfftg  gemacht  »erben,  unb  bie  ^t^t* 
miften  seilen  burc^  i^re  Serfud^e,  ba^  fie  (bie  SJtetalle)  t)om  lebenbigen  SRetaUmaffer,  bem 
Duedftlber,  entftanben  ftnb.  ^ie  ^flan^en  finb  fo  an  bie  Suft  gebunben,  bo^  fie  nur 
unter  freiem  ^immel  emporfproffen  unb  «Hic^fen  fömten.  3n  oSen  Vieren  enbU(^  ift  bad 
geuer  bie  Äraft;  pe  fInb  bem  geuer  fo  no^e  oenoonbt,  baj  faft  alle«  Seben  t)erf<^inbet, 
wenn  bad  ^euer  erlifd^t.  gi^ner^alb  biefer  oier  9>tei($e  ift  wieberum  ein  jebed  1t}m% 
befonberd  an  ein  Clement  getnäpft.  Unter  ben  Steinen  fmb  nomentlid^  bie  unbur«^ 
fic^tigen  unb  fc^meren  erbartig;  »afferartig  finb  bie  burc^fid^tigen  unb  bie,  w€Ü^  00m 
SBaffer  au^gef (Rieben  ftnb,  3.  9.  ^ftalle;  (uftartig  finb  bie,  »elc^e  auf  bem  äßoffer 
fd^wimmen,  3.  S.  Sd^mdmme  unb  IBimftein;  enblic^  ftnb  bie  feuerartig,  aud  benen  gfeuer 
gewonnen  werben  !ann,  ober  bie  aud  bem  ^euer  hervorgegangen  finb,  3.  9.  Eiefelfteine 
unb  Sl^beft.  @5enfo  ift  ed  bti  ben  ^etaütn.  abartig  finb  IBtei  unb  Silber,  waffer^ 
artig  Duecffilber,  (uftartig  jtupfer  unb  gimt,  feuerartig  (^fen  unb  ®oO>.  8ei  ben  ^flai^en 
gehören  bie  SBurseln  ber  ®rbe  an  wegen  ber  3)i($te,  bie  Sl&tter  bem  äBaffer  wegen  i^red 
Safte«,  bie  ölüten  ber  Suft  wegen  i§rer  3art^eit  unb  bie  Samen  bem  geuer  wegen 
ber  Äeimfraft,  ber  ^eroorbringenben  SRac^t.  Unter  ben  Vieren  gehören  einige  oorsugÄweife 
ber  @rbe  an,  wie  bie  SBürmer  unb  tnele  Slleptilien;  anbere  gehören  bem  SBaffer  an 
wie  bie  gifc^e;  bie,  welche  au^er^alb  berSuft  nid)t  leben  !dnnen,  gehören  berfelben  m; 
feurig  finb  bie,  welche  im  gfeuer  wohnen,  3.  9.  ber  Solamanber  unb  einige  (Eüaben, 
ober  folc^e,  welche  gro^e  äBdrme  ober  bie  ^^rbe  bed  f^euer«  fyihtn,  fo  ^fMbm,  Strauße, 
Söwen  unb  bie  Seftien,  welche,  wie  man  fagt,  l^euer  aufatmen.  SCu^erbem  ge^dren  bei 
ben  Vieren  bie  »eine  ber  ©rbe  an,  ba«  gleifc^  ber  Suft,  ber  SebenÄgeift  bem  geuer  unb 
bie  Sdfte  bem  SBaffer. 

2)ie  Elemente  finb  nic^t  nur  in  ber  nieberen  9ßea  enthalten,  fonbem  au(^  in  ben 
Fimmeln,  Sternen,  3)4monen,  Engeln,  ja  fogar  im  öaumeifter  unb  Urbilb  ber  SBelt 
felbft.  9(ber  in  ben  niebrigeren  SHngen  ftnb  bie  (&lemtnit  gleid^fam  in  einer  gröberen, 
me^r  materiellen  gorm  enthalten;  in  ben  §immeln  bagegen  ftnb  bie  Elemente  nur 
nai!^  i^ren  Gräften  unb  ©igenfdjaften  oor^anben,  in  einer  me^r  ^immlifdjen  unb  oortreff* 
lidjen  SBeife  al«  unter  bem  aRonb.  3)ie  ^immlif(^e  @rbe  ^at  wo^I  bie  geftigleit  ber  @rbe, 
aber  nic^t  i§re  2)i(^te,  bie  2uft  unb  ba«  SBaffer  §aben  bie  öewegßdj!eit,  aber  ni<^t  bie 
heftigen  Strömungen,  bie  ®Iut  be«  geuer«  ift  bort  ni^t  brennenb,  fonbem  nur  leuc^enb, 
unb  belebt  aOe«  burc^  i^re  SBärme.  ^on  ben  ^toneten  ftnb  3Rar«  unb  bie  Sonne 
feurig,  Supiter  unb  «enu«  luftig,  Saturn  unb  3Rer!ur  wafferartig,  ber  ajtonb  erbig. 
3lu(^  bie  ^mmel«3eidjen  gehören  ben  ©Icmenten  an,  bie  flc^  ebenfalls  bei  ben  (gngeln 
unb  2)ämonen  finben;  fo  unterf (Reibet  man  geuer*,  (grb=,  fiuft^  unb  SBaffergeifter." 

S)ic  irbifd^en  SHnge  l^aben  ntannigfad^e  Äräfte  unb  ©igeufd^aften. 
©nifle  biefer  natürlid^en  Äräfte  finb  rein  elementarer  Slatur,  fo  bie  ©r-- 
wärmung,  Slbfü^lung,  Sefeud^tunfl  unb  au^trodfnung.  S)ie  meifien  onberen 
Äräfte  fmb  bagegen  fehmbär,  b.  1^-  bie  Singe  erl^alten  biefelben  nur  burd^ 
3ufammenfetung  ber  eiemente;  ba^in  gehören  j.  83.  bie  reifenben,  Der^ 
bauenben,  auflöfenben,  erroeid^enben,  er^ärtenben,  jufammenjiel^enben  Äräfte. 
(gnbUd^  l^aben  bie  3)inge  aud^  üiele  geheime  Äräfte,  fo  bie  ®abe,  ©ift 
}u  meibcn,  (Sifen  anjujiel^en  u.  f.  ro.  5Diefe  Äräfte  l^eifeen  oKulte,  weil 
ü^re  Urfad^en  oerborgen   fmb,   b.  v.  f.   weil   ber  menfdt^Udde  »erjianb  T« 


3)tc  Sluffaffung  ber  oRuIten  ^^ilofop^ie  Don  ber  S^lotur.  169 

nid^t  erfotfd^cn  !ann.  ©o  toirb  bic  ©peife  im  aWagcn  burd^  bic  SQSärmc, 
bic  wir  lenncn,  ©erbaut,  aber  fie  toirb  burd^  eine  und  unbefannte, 
verborgene  Äraft  in  ^ki^ä)  unb  S3Iut  tjerroanbeft;  bafe  bie  SBarme  bad  nid^t 
Dermag,  feigen  n)ir  baraud,  bag  e&  bann  ebenfo  gut  burd^  bad  $euer  beiS 
^ht&  gefd^el^en  mü^te.  SlQe  biefe  geheimen  @igen[d^aften  fliegen  ben  S)ingen 
von  oben  l^er  }u,  tjon  ber  inteHettuetten  SBelt,  wo  bie  geiftigen  SJorbilber  aller 
2)inge,  bie  Qbeen,  fid^  finben.  2lber  bie  Qbeen  fönnen  nid^t  bireft  auf  bie 
SHnge  Witten.  2)enn  ber  ©eifi  ifi  bie  Urfad^e  ber  Seroegung  unb  wirft  burd^ 
feine  eigenen  Ärafte.  2)er  ©toff  bagegen  ifl  weit  geringer  unb  ifl  unfähig,  fid^ 
Don  felbjl  ju  bewegen.  6^  mufe  beiS^alb  ein  aRittelgßeb,  ein  3Rebium,  geben, 
burdE^  toetd^eiS  ber  @eift  ben  ©toff  in  äSewegung  fe^t;  baiSfe(be  mu^  jugteid^ 
geijHg  unb  tövpedi^  fein.  S)iefeg  9Kebium  ift  bie  aBeltfeele,  ober,  wie  t»  aud^ 
Reifet,  „boÄ  fünfte  ejrifiierenbe",  „bie  Duinteffenj",  weil  t^  nid^t  aug  ben  oier 
eiementen  befielet,  fonbem  ein  fünftel  über  ober  neben  i^nen  ift.  S)iefe  SBelt* 
feele  ifl  bad  notwenbige  SRittelglieb,  burd^  weld^ed  ber  ®eifi  auf  ben  groben 
©toff  Wirten  fann;  fie  fpiett  in  ber  3BeIt  biefelbe  Stoße,  wie  bie  ©eelc  in 
unferem  Äörper,  bie  bewirft,  bafe  unfer  ©eifl  an  bie  ©lieber  gebunben  fein 
unb  auf  [xt  einwirfen  fann. 

^3JctmüteIfi  ber  SQßcltfecIc,  ber  Dutnteffenj,  Brettet  ber  Öeift  ftc^  über  olle«  aw«, 
unb  ed  finbet  ftc^  nic^td  in  ber  SBelt,  bad  ehted  $un!en$  t)on  xf)m  entbehrte.  9lm  ftärfften 
bringt  ber  ®eift  in  ba«  ein,  wo  bie  Seele  am  oor^errfc^enbften  ift,  wie  in  ben  Sternen; 
oon  i^nen  au$  t>erbreitet  er  fi(^  roeiter  burc^  i^re  Strahlen,  n)obur(^  bie  ^inge  mit  ben  Sternen 
in  tteberetnftimmung  gelangen.  Auf  biefe  ©eife  werben  oBe  Derborgenen  @igenf(^aften  in 
Steinen,  SRetoUen,  SBurgeln  unb  ollem  £ebenben  burc^  bie  ^(oneten  unb  bie  übrigen 
Sterne  ^eroorgerufen.  3)ie  Duinteffenj  fonn  un«  Diel  nüjen,  wenn  wir  Derfte^en,  jie 
oud  einem  Stoff,  ).  9.  oud  einem  3RetoE,  ouiS^ujie^en  unb  fte  in  einen  onberen  Stoff 
^ineinaubringen,  fie  giebt  biefem  bonn  ^ö^ere  (^genfc^often.  SDed^olb  fuc^ten  bie  9(I($e« 
ntiffcen  bie  Quinteffen)  oud  &oU>  unb  Silber  )u  jiel^en  unb  in  onbere  äßetoUe  ^inein^u« 
brwgen,  bie  bonn  fofort  fetter  ®oIb  unb  Silber  werben.  3^5  oerfie^e  biefe  Äunft  unb 
fyibt  fie  einigemole  ou^üben  fe^en,  ober  ic^  ^obe  nic^t  me§r  ®olb  ^erüorbringen  fönnen, 
old  bod  ©ewid^t  bed  ^olbed,  oud  bem  i($  bie  Seele  30g.  ^emt  bo  bie  le^tere  eine  dunere 
unb  ni(^  eine  innere  ^^orm  ift,  fonn  fte  bie  unooSfommenen  Mrper  nic^t  in  ooUtommene 
Aber  i^r  eigene^  9Ro^  ^inoud  Denoonbeln ;  bod^  leugne  i(^  nic^t,  bo^  ed  wo^l  burc^  onbere 
Äunftgriffe  gefdje^en  fonn." 

S)ie  verborgenen  ©igenfc^often,  weld^e  bie  ^inge  burc^  bie  SBeltfeele  oermittelft 
ber  Stro^len  ber  Sterne  erholten,  !önnen  nur  burc^  S^erfuc^e  unb  Vermutungen  gefunben 
werben.  IDer,  weld^er  fie  erforfc^en  wiU,  mu^  vor  oQem  wiffen,  bo^  ein  jebed  ^ing  gu 
feine^lei(^en  ^ngegogen  wirb  unb  ed  mit  feinem  gongen  äBefen  on  ftc^  jie^t,  fowo^l  bie 
elementaren  old  oüulten  @igenfd^often.  So  flammt  bod  ^^er  empor  ^um  §immlif(^en 
$euer,  unb  bod  äBoffer  fliegt  ^inob  ^um  äBoffer.  ^it  fe^en  bied  ou($  on  ben  lebenben 
93efen,  beren  (SmA^rungiShroft  bie  Steifen  nic^t  in  ^flon^en  unb  SBurjeln  umwonbelt, 
fonbem  in  S^^f<4;  unb  bie  Slerjte  wiffen,  bo^  jebed  ^ing  bem,  bod  feinedgleic^en  ift, 
^ft.  ^e  ga^e  ber  Sc^lbhröte  Reifen  bem,  ber  on  ^obogro  leibet,  inbem  fte  oufgel^dngt 
werben,  ^^  on  ^Ju^,  ber  rechte  on  ben  rechten,  ber  lin!e  on  ben  linlen.  3^ed  unfrud^t? 
bore  Xier  ruft  Unfruc^tborfeit  ^erDor,  unb  wollen  wir  Siebe  erwetfen,  fo  muffen  wir  ein 
2ier  ouSfuc^,  bod  flc^  burd^  Siebe  oudgeic^net,  wie  bie  Xoube,  ber  Sperling  ober  bie 


170  ^(^pa  unb  bie  ofht(te  $^(ofop§ie. 


oc^ioalbe,  unb  oon  biefen  mflffen  ivir  bann  totebetusn  bie  Steile  nehmen,  in  benen  ber 
Xtitb  3ur  2itht  befonbet^  Dor^errfd^t.  Jturs;  ^oHe  Xm%t,  bie  eine  gewiffe  Sefc^offen^eit 
ober  ®igenf(^aft  im  Uebermoft  befi^en,  3.  8).  SBdrme,  Ädite,  2)reifliftfeit,  gurc^t,  2:r(nmg5 
leit,  Sotn,  2iebt  unb  $a^  ober  auc^  eine  anbere  Seibenfc^aft  ober  jhraft :  aSe  biefe  werben 
mit  SRac^t  au  ben  SHngen  ä^nlic^er  ^efc^affen^eit  Eingesogen  unb  rufen  d^nlic^e  l^röfte 
bei  i^nen  ^eroor." 

Wit  bad  6)(ei(^rttge  ^ier  auf  @rben  flc^  nun  gegenfeitig  beeinflußt,  fo  mirb  bad 
üüebrigere  auc^  bem  gleichartigen  ipö^eren  unterworfen  fein  unb  feine  llräfte  oon  i^m 
empfangen.  ^Jebe«  2*ing  ift  fo  einem  ^toneten  ober  §immeWsei<5en  unterworfen; 
ed  ift  inbeiS  fc^roierig  ju  ertennen,  welchen  Sternen  ober  3^^^n  ^i^  einzelnen  2)tnge  on^ 
gehören.  3Ran  lernt  bicfe«  teil«,  inbcm  man  unterfut^t,  welche  ©trauten,  »eroegung  ober 
^igur  oon  ben  $imme(dförpem  bad  !Ding  nac^bilbet,  teil«  aber  aaiSf  burc^  bie  Ueberein? 
ftimmung  ber  ^irfungen  swifc^en  bem  ^ing  unb  einem  8tern.  @o  ift  bad  ^er  unb 
bie  leuc^tenbe  flamme  unb  unter  ben  f^iafftgfeiten  bad  Slut  ber  Sonne  unterworfen, 
fle  ftnb  ^^fotor".  Unter  ben  aWetaUen  ift  baS  öolb  folar  wegen  be«  ©lanje«,  unter  ben 
Steinen  fmb  e8  bie,  welche  bie  Strahlen  ber  Sonne  nac^bilben,  ber  Sonnen* 
ftein  unb  ber  Äarfun!cl,  ber  be«  ^aif^ii  leuchtet.  2)er  heliotrop,  3«f?>i*  ""^  Smaragb 
ftnb  au(E  folar,  unb  fie  empfangen  oon  ber  Sonne  bie  ®igenfc§aft,  gegen  Oift  $« 
fc^ü^en,  femer  Zopai,  9tubin  unb  Sluripigment,  weil  fte  bie  ^^rbe  ber  Sonne 
unb  be«  ®olbe3  ^abcn.  33on  ben  ^ftanjen  ftnb  bie  folar,  welche  fic^,  wie  bie  Sonnen^: 
blume,  ber  Sonne  juwenben  unb  bie,  welche,  wie  bie  Sotodblume,  bie  Blätter  fc^Ueßen, 
wenn  bie  Sonne  untergeht,  unb  fte  wieberum  entfalten,  wenn  fie  aufgebt.  Solar 
ftnb  au(E  bie,  beren  Blüten  ober  anbere  Xeile  bie  gnrbe  ber  Sonne  f^n.  Unter  ben 
3;ieren  finb  bie  großen  unb  tecfen  folar,  wie  ber  £bwe,  ba$  5lrofobil,  ber  SBibber  unb 
ber  Stier;  unter  ben  Sögein  ber  ^^öni^,  ber  einjige  in  feiner  9lrt,  unb  ber  ^ler,  ber 
^nig  ber  Sögel;  bedgleic^en  bie,  welche  wie  mit  einem  £obgefang  ben  2lufgang  ber 
Sonne  begrüßen,  5.  f&,  ^ai^n  unb  ^obe."  So  nimmt  ^grippa  bie  einzelnen  Planeten 
unb  ^immel^seic^en  burc^  unb  jeigt,  wie  ein  j[ebed  ^ing  3U  bem  Stern  gehört,  bem  ed 
in  irgenb  einer  ^ejie^ung  gleicht. 

^nbeffen  ftnb  nid^t  blog  ade  S)inge  auf  @rben  unb  bie  oerfd^iebenen 
XdU  ber  6rbe,  wie  Sänber,  ^ßrooinjen  unb  ©täbte,  ben  ©temen  unter« 
roorfen  unb  empfangen  Äräfte  oon  i^nen.  @i8  giebt  aud^  getDiffe  Sinten, 
bie  Äennjeid^cn  ober  ,,6^araftere"  ber  Sterne,  weld^e  oielen  2)in9en  auf  ber 
@rbe  eingegraben  [xnb  unb  bie  Äräfte  ber  ©terne  entl^alten.  S)iefe  Äenn» 
jeid^en  finben  fic^  bei  ben  $f(an}en  in  SBurjeln  unb  JtnoQen^  in  93lattem 
unb  SJIüten;  fie  finben  fid^  in  ben  Sinien  ber  ^anb,  unb  burd^  jie  l^aben 
bie  alten  Chiromanten  baÄ  ©d^idffal  beö  JKenfd^en  in  feiner  Qan\>  gelefen. 
©J  glebt  alfo  eine  gegenfeitige  Uebereinftimmung  jroifdien  t)erfd^iebenen  SHngen 
üon  ben  niebrigjien  bi§  ju  ben  l^öd^fien;  auf  ®runb  biefer  UebereinfHmmung, 
meldte  bie  ©ried^en  „©pmpat^ie"  nannten,  jiel^en  bie  3)inge  ftd^  an. 

„®ine  jebe  ^ö^ere  ^raft  fenbet  i^re  Strahlen  in  einer  langen,  ununterbrochenen 
^tei^e  3u  allem  bamit  übereinftimmenben  ^fiebrigeren ;  unb  auf  ber  anberen  Seite  lann 
bad  92iebrigere  burc^  aUe  einzelnen  Stufen  junt  ^bc^ften  gelangen.  Xa^  92iebrigere  ift 
fo  mit  bem  ^ö^eren  oerbunben,  baß  ein  Einfluß  oon  ^ier  aud  bid  sum  äußerften  @nbs 
punlt  ber  5lei§e  reicht,  ebenfo  wie  eine  gefpannte  Schnur  in  i^rcr  ganjen  Sdnge  fc^wingt, 
wenn  man  nur  bad  eine  @nbe  berührt.'' 

S)a  nun  a\Lt^  ha&,  n)ad  gleich  unb  baburd^  {ufammengefägt  ifl,  bie  jtrafte 
be«   anberen   anjujie^en  fud^t,  fo   fönnen   mir   bie  Äräfte   ber   ^immete-- 


2)ic  Sluffoffung  ber  oRuttcn  ?JWIofop^ic  oon  ber  !Ratur.  171 

förpcr  baburd^  l^crabjiel^en,  bafe  wir  ade  bic  S)in9e  famineln,  bie  unter  ben 
betrcffcnben  ©tem  gcl^ören.  Unb  nid^t  nur  bic  l^immlifd^cn  Äräfte  jic^cn  nnr 
baburd^  ^erab,  fonbcm  ba  bie  ^immefeförper  felbft  i^re  Äräfte  von  ber  3Belt 
ber  ^ietn  empfanflen,  fo  fönnen  wir  burd^  fie  auc^  bie  Sntefligcnjen  unb 
J)ämonen  l^erabjie^en,  rod(i)t  burd^  bie  ^Planeten  mrfen.  Sefonbcr^  mrffam 
ifl  babei  üerfd^iebene^  SRaud^ioerl,  ba^  unter  befiimmte  ^ptaneten  j^inge^ört, 
iDeil  e^  bie  £uft  mit  fold^en  S)ünften  erfädt^  bie  befonberiS  leidet  ben  l^imm^ 
tifd^en  ©nflufe  annehmen.  3"9Wd^  roirten  fie  gemaltfam  auf  ben  menfd^s 
lid^en  @eifi  ein  unb  üerlei^cn  un^  auf  ^öd^fl  rounberbare  SBeife  ä^nli($e 
eiflenfdöaften.  Slgrippa  giebt  für  jeben  Planeten  bie  3iifo"^^"^"^tw«8  ^^^ 
entfpred^enben  SWaud^roerfö  an;  ein  paar  33eifpiele  möflen  genügen. 

^SlW  Stouc^rocr!  füc  bie  @onnc  nimmt  man  Sofran,  2lm6ro,  SRofc^u«,  3lIoe,  öal« 
fom,  £orbcer,  ©cnjürsnclfen,  aWprr^a  unb  SBci^rauc^;  alle«  ba«  wirb  fo  gefto^en  unb  in 
einem  folc^en  Ser^OUni«  gemifc^t,  ba^  ber  ©eru^  fo  angenehm  mie  möglich  roirb.  ^efe« 
?utoer  wirb  bann  mit  Slbler^m  ober  mit  bcm  93Iut  eine«  meinen  §al^n«  gemifc^t  unb 
aö  Ritten  geformt.  —  2)a«  Staud^roerf  für  ben  3)ionb  roirb  oom  Hopf  eine«  getrodneten 
grofd^e«,  ben  Slugen  eine«  @tier«  unb  bem  @amen  be«  weisen  3Ro^n«  jufammen  mit 
S3eii^rau(^  unb  i(amp§er  gemacht  unb  ba«  (Ban^z  mit  ©önfeblut  oermifc^t''  u.  f.  n, 

3Kannigfad^e  magifd^e  SBirfungen  entfielen  burd^  bie  gegenfeitige  „Ueber^ 
einftimntung"  ober  „©pinpatl^ie  ber  2)inge";  namentlid^  ift  bic  men|d^li($e 
©ccle  babei  fe^r  roirffam.  aBö^rcnb  bc«  ©d^lafe^  ift  fie  am  meiften  empfang« 
lic^  für  bie  l^immlifd^en  ©inflüffe;  barauiS  entfte^en  2^räume,  bie  oft  eine 
838ei«fagung  oon  gufünftigem  enthalten,  aber  ba  bie  ©nflüffe  ber  l^ö^eren 
2)inge  auf  jebe  menfd^lid^e  ©eele  üerfd^ieben  mirfen,  fo  giebt  eiS  feine  feft* 
fie^enbe  Äegel  für  bie  Deutung  ber  2^räume.  Scber  einjelne  3Renfd^  mu& 
felbfi  feine  S^räume  unb  bie  barauf  folgcnben  Segebenl^eiten  nieberfd^reiben; 
barau^  wirb  er  bann  bie  Sebeutung  feiner  jufünftigen  Xräume  ableiten  fönnen. 

©ie  ©eele  ^at  audfi  einen  großen  Ginflufe  auf  alle  i^r  gleid^artigen 
SHnge  unb  oermag  biefelben  nad^  ftc^  ju  büben.  S^näd^fl  roirft  fie  auf 
ben  Äörper,  mit  bem  fie  Derbunben  ift.  ©o  fe^en  mir,  bafe  alle  mcnfd^:: 
lid^en  Seibenfd^aften  fid^  im  ftörper  unb  namentlid^  im  ©efid^t  au«brüdten. 
aber  nad^  bem  ©efefc  ber  ©leid^^eit  beeinflußt  bie  ©eele  auc^  anbere.  S5ag  SBaffer 
läuft  bem  im  SRunbe  jufammen,  ber  einen  anbem  etroa«  aBol^Ifd^medtenbe^ 
ejfen  fie^t;  jebe  fieibenfd^aft  unb  ©timmung,  meldte  mir  bei  einem  anberen 
beobad^ten,  gel^t  leidet  auf  und  felbfi  über.  2)a^er  fommt  e«,  bafe  Sauberer, 
bie  ttnglüdt  anrichten  motten,  mit  einem  feften  33lidE  Seute  in  l^öd^ft  üerberb« 
lid^er  Sßeife  bezaubern  fönnen.  Stamentlid^  menn  bie  @inbilbung«fraft  fiarf 
erregt  mirb,  bilbet  fid^  im  3nnenx  ein  33ilb  üon  ber  üorgeftettten  ©ad^e,  bad 
im  »lut  feinen  äbbrudt  pnbet;  bad  33lut  fül^rt  biefed  S3ilb  bann  mieber- 
um  in  bie  Don  i^m  ernährten  ©lieber,  ©o  entfiel^en  üiele  5!Kifeeburten 
burd^  bie  attju  bemeglid^e  ©inbilbungöfraft  ber  ©d^roangeren ;  bie  SBunbmale 
(©tigmata)  be«  ^eiligen  granjigfud  finb,  wie  t&  Reifet,  baburd^  entfianben, 
bag  er  attju  anl^altenb  bie  Sßunben  e^rifii  betrad^tet  ^at. 


172  Slgrippa  unb  bie  oRuCte  ^^ilofop^ie. 


Jaf^lfpekulaftonen  bei:  okkulten  !P^ibfopf^te. 

„^xt  mot^ematifc^en  SBiffenfc^often  fielen  in  fo  innigem  Bufammen^ong  mit  ber 
SWagie  unb  ftnb  fo  notroenbig  für  ftc,  boj  icber,  ber  ft(^  o§ne  biefelben  mit  ber 
SHta^t  Befaffen  »oQte,  auf  einen  gana  t)erfe§rten  9Beg  geraten,  ftc^  oergeblid^  anftrengen  unb 
nie  bie  geroünfc^ten  SBirfungen  erreichen  mürbe,  ^enn  alle  natürlichen  ihrdfte  in  unferer 
3Belt  e£iftieren  nur  burc^  Sa^l,  &ttox^i,  Vta^,  Harmonie,  Bewegung  unb  Sic^t  unb  ftnb 
boDon  abhängig,  unb  alle  S)inge,  bie  wir  ^ier  fe^en,  f)ab^n  barin  i^re  SBursel  unb  i^r 
^nbament.  3a  ed  lönnen  fogar  burc^  bie  mat§ematif(^en  SBiffenfc^aften  äBer!e  ^ergefieKt 
werben,  bie  ben  natürlichen  2)ingcn  gleichen,  auc^  wenn  atte  natürlichen  Äräfte  fehlen." 
60  ^aben  bie  9llten  golbene  ©tatuen,  bie  fprac^en,  unb  §ölaeme  3:auben,  bie  flogen,  ^erge* 
ftellt.  (Sbenfo  oermag  man  oermittelft  ber  Geometrie  unb  Dpti!  »unberbare  92aci^mungen 
SU  fd^affen,  inbem  man  mit  ^o^lfpiegeln  in  gewiffem  Slbfianb  IBilber  oon  €^egenft6nben  in 
ber  £uft  hervorbringen  fann.  „Unb  id^  oerfte^e,  sioei  entgegengefe^te  Spiegel  ^erjufteHen, 
in  benen  man  bei  meiter  Entfernung,  fobalb  bie  &onnt  fc^eint,  beutlid^  baS  fe^  fann, 
xocA  oon  i^ren  ©tral^len  beleuchtet  wirb*).  Sermittelft  berfelben  SBiffenfc^ften  oermag  man 
aud^  anbre  merhoürbige  ^inge  audsurid^ten,  ^Ifen  su  entfernen,  Serge  su  ebnen,  @ümpfe 
aud^utrocfnen,  ^äler  aud)ufüllen  u.  f.  f.,  mie  biefed  alled  nac^  bem  geugnid  ber  glaub» 
roürbigften  @efc^ic^tdfc^reiber  früher  ausgeführt  morben  ift. 

@d  ftegt  alfo  in  ben  3^^^"  eine  groge  ^raft  unb  SRac^t;  bieg  lehren  nic^t  nur  bie 
bebeutenbften  ^^ilofop^en,  fonbem  auc^  bie  5tirc^enodter.  äBie  gro^  bie  ^ac^t  ber  3a^len 
in  ber  S'Jatur  ift,  fte^t  man  j.  ö.  ani  ber  Söurjel,  bie  „^entap^ptton"  ober  „Sünfblott*  ^ci^t, 
bie  wegen  ber  günfaa^l  bem  ®ift  miberftc^t,  böfe  ©eifter  vertreibt  unb  bie  Serfö^nung 
beförbert/  ^  ber  gangen  9latur  l^aben  bie  Qaf^hn  iBebeutung;  alled  auf  Erben,  in  ben 
Fimmeln,  im  aRi!rolo8mo8  unb  in  ber  Sßelt  ber  Sbeen  orbnet  flcft  nadj  Qaf^ltn,  Um 
biefe«  gu  beleuchten,  gicbt  Slgrippa  eine  Slei^e  a:afeln  über  bie  Saf)Un  1—12,  in 
benen  bie  oerfc^iebenariigften  2)inge  sufammengefteSt  ftnb,  um  su  seigen,  wie  bie  einzelnen 
3a^len  allcÄ  burc^bringen.  ^on  biefen  Xafcln  fei  ^ier  nur  bie  ©fala  ber  ©iebenja^l 
angeführt;  fie  seigt  uniS,  wad  ben  7  Planeten  unterworfen  ift,  unb  giebt  in  gebrängtet 
$orm  einen  UeberblidC  über  mehrere  ber  tben  befproc^enen  Ser^Altniffe. 

Slber  nic^t  nur  bie  Sa!f)Un,  fonbem  auc^  bie  92amen  ber  SHnge  ^abtn  gro^e  ma» 
gifc^e  jiraft  unb  8ebeutung,  benn  eine  jebe  3af)l  ift  ein  JIqxm,  unb  ein  jeber  3l(mt  ift 
eine  äaf)U  SBie  oben  erwähnt  (©.  117)  ^atte  man  weber  im  ^ebräifc^en,  noc^  im  ®rie< 
c^ifc^en  unb  Sateinifc^en  befonbere  3^4^>^  ^^  ^i^  3<i^I^;  fnan  benutzte  bie  Suc^ftoben, 
bie  auc^  3o§Iß"roert  Ratten.  Snfolgebeffen  fonntcn  oerfc^iebene  ©uc^ftaben  8"Sl^<^  ^n 
dlarm  unb  eine  Saf)l  fein;  folc^e  3n)eibeutigfeit  war  natürlich  nic^t  of^ne  mogifc^e  f&t» 
beutung.  darauf  beruht  bie  Strit^momantie,  bie  und  le^rt,  wie  man  aud  einem  9^amen 
bad  @c^ic!fal  bed  Setreffenben  ooraudfagen  !ann,  femer  ber  magifc^e  Einfluß,  ben  man 
auf  ^inteUigensen  unb  Dämonen  audjuüben  vermag  baburc^,  ba^  man  i^re  tarnen  aud* 
fpric^t  ober  fc^reibt.  3n  einem  fpätercn  Slbfc^nitt  werben  wir  einige  Seifpiele  für 
i^re  praftifc^e  Slnwenbung  geben;  ^ier  reben  wir  nur  oon  ber  3;§eorie.  „Wemonb 
fann  ftc^  aber  barüber  wunbem,  bag  oieled  aud  ben  Saa^Un  ber  9{amen  ooraud* 
gefagt  werben  fann;  benn  ber  ^öc^fte  fc^uf  alled  nac^  Saf)l,  3kQ^  unb  ©ewic^t,  wo^er 


*)  §ier  wirb  offenbar  ein  ©picgclteleffop  befc^rieben.  Söenn  bie  Spiegel  nidjt  in 
ein  Sto^r  eingefe^t  werben,  wirb  man  im  allgemeinen  nur  bie  ^nge  im  gfemro^r  fe§en, 
welche  bireft  von  ber  @onne  beleuchtet  werben.  Slgrippad  99efc^reibung  ift  fo  forreft,  ba^ 
er  nad^  meiner  SReinung  unsweifeli^aft  ein  ©piegelteleffop,  wenn  auc^  in  primitiver  ^rm, 
gefannt  ^at  —  anberti^alb  So^r^unbertc,  bevor  Slewton  e«  erfanb  (1671).  3lnm.  bed  S5erf. 


3a^(fpe(u(alianen  ber  oHuIten  $^iIofo))^ie. 


173 


3tt  ber 
Seit  ber 
UrMIber 

AShR   AHJH,   Asher  Eheie 

®otte«92aittett 

tnit  7  eu^t 

ftaben. 

3«  ber 

Settber 

Sbeen 

Zaphkiel 

Zadkiel 

Chamael 

Raphael 

Haniel 

Miobael 

Gabriel 

7  «noel,  bie 

t)or  ®otte« 

«ttflefii^t 

^e^tt. 

3tt  ber 

^immlifcM 

Sett 

Saturn 

Jupiter 

Mars 

Sonne 

Venus 

Merkur 

Mond 

7  ^lonetett. 

3tt  ber 

dementarett 

Sett 

»iebe^opf 

Xitttenfif(^ 

ataultsurf 

»(ei 

Dtt9S 

älbler 

3>elp^itt 

«ltf<5 

3lnn 

6Qp^lr 

fflll 

6(9n>an 

€ee|unb 

£5iDe 

«olb 

ilarfuttfel 

Xttube 

Sei« 

«od 

Äupfer 

6iiiara0b 

6tor($ 
e(^leitnfif(^ 

Äffe 
Ouetffilber 

9lQ(9teu(e 

9Reer(a|e 

ito«e 

eitber 

ihr^floa 

7  plonetare 

«ögel. 
7  plattetore 

$if(^e. 
7  platietare 

Xiere. 
7  plaitetare 

SRetaae. 
7  plattetare 

Steine. 

Seit  ber 
«ettfc^n 

re<^terBrut, 
rechte«  O^r 

ikntt»  0^ 

rec^te^onb, 
reffte« 
»afettliK^ 

IJerj, 
rechte« 
«uge 

e<$amteUe, 

linfe« 
9lQfen(o(^ 

litire  $attb, 
Shittb 

linfergu^, 
littSe« 
«ufle 

7  OUeoer,  bie 

3nber 

infemaleit 

Seit 

Oehenna 

Pforte 

6<!^(itten 
be«  Zobe« 

erutniett 
be«  ZoUi 

®rube  bes 
@(^lQiniite« 

«erberbeit 

ber 
SIbgrunb 

7  Segnungen 

ber 
Cerbotnmten. 

bie  9Ba^r§eit  ber  ^d^fiaben  unb  ber  9{amen  i^rett  Urfprung  f^at;  biefe  ftnb  alfo  nic^t 
iufftSig  entfionben,  fonbem  oud  einem  beftimmten  ©ntnb,  xo\tmof)l  mit  biefen  nic^t  fennen. 

9ltö  hcS  DoOIommene  (Sbenbilb  ^otted  ift  ber  SJtenfc^  ha^  fc^önfte  oller  feiner 
S3er!e,  a(fo  ein  3JliIroIodntod,  unb  enthalt  bed^alb  in  ft(^  alle  3^^^^/  3!ft(xiz,  ©emic^te, 
öeroegungen  unb  (Elemente.  3)arum  ^oben  bie  Sitten  e^ematö  bie  Saf^ltn  mit  ben  gingem 
be)ei($net  unb  in  ben  Xeilen  bed  menfc^Iic^en  Rütptx^  felbft  ^oben  fte  alle  3^^^^  3kQ^t, 
Proportionen  unb  Harmonien  gefunben,  SSom  menf(^li(^en  Äörper  ^aben  fie  abgeleitet 
unb  nadj  bem  3RoJe  be«  Äörper«  §ers 

gejiellt  aUe  Xmpel,  ©ftufer,  2:^eater,  ja  5*0-  ». 

auc^  @($iffe,  9Raf($inen  unb  anbere  !änft^ 
(i^e  ^Bauten  jeglicher  9lrt,  n)ie  ouc^  ade 
i^e  ^le  unb  ©lieber.  @o  lernte  9loa^ 
oon  ©Ott,  bie  Slrd^e  nac^  ben  Tla^tn 
hti  menf (^lic^en  jlörperd  9U  bauen,  ebenfo 
loie  ©Ott  auc^  bie  äBelt  nac^  bem 
menf(^li(^n  jtörper  ald  SSorbilb  fc^uf. 
l^alb  ^ei^t  bie  SOßett  bie  ^.gro^e 
SBelt",  ^^Watofo^moS",  ber  HÄenfd^  aber 
bie  ^Heine  ffiett",  ^.aRifroeodmo«". 

9Bie  ber  SRenfc^  alle  3a^len  unb 
9Ra(e  in  ftc^  enthält,  }eigt  ^^xvppa 
bur($  eine  9}>{enge  oon  9eiff)ielen;  mir 
bef(^än!en  und  auf  einige  wenige.  SBenn 
ber  SRenfc^  fic^  aufrecht  mit  ^orijontal 
ouÄgeftretften  9lrmen  unb  gingem  ^in^ 
fteOt,  fo  bilbet  er  ein  Duabrat,  beffen 
3Rittelpun!t  in  ben  unterften  ^eil  be«  SeibeS  fdttt.  6tcat  er  p(^  bagegen  mit  ge* 
fpreijten  ©einen  unb  audgeftrerften,  aber  tivoa^  gefeniten  3lrmen  §in,  fo  !ann  man  um 
jenen  3Rittelpun!t  einen  Ärei«  jie^en,  berllopf,  Jinger  unb  güftc  berührt;  biefe  5  fünfte 
teilen  ben  ÄreiS  in  6  gleich  grofie  ^cile,  fo  baj  ber  Äörper  nun  bie  günfja^l  cnt^ätt. 


174  atgrippa  unb  bie  oüulte  $^iCofop^ie. 

SludJ  in  bcn  elnaelnen  ©liebem  wieber^oren  ftdj  bie  Sohlen ,  5.  S.  in  bcr  §anb,  bercn 
gwdje  6  ©erge  mit  boaroifc^enliegenben  Xf^&ltxn  ent^dlt,  jeber  biefer  Jeile  ift  einem  be^ 
ftimmten  Planeten  unterroorfcn  (ocrgl.  ^ig.  ©.  181).  hierauf  beruht  bie  ©^iromontie,  bie 
Äunft,  ou«  ben  Sinien  unb  3«i^"«nöwi  in  ber  §anb  ju  roa^rfagen.  a)iefe  pnbet  wie  bie 
anbeten  Sluguralioiffenyc^af ten  i^re  93eg(au6t0ung  in  bet  S(ftro(ogie,  bie  überhaupt  bie 
grö^e  Bebeutung  für  jebe  magifc^e  ^^ätigfeit  f^at, 

@ine  jebe  natürliche  Straft  roirlt  nömlic^  oiel  lounbetbarer,  n)enn  fie  ni(^t  nur  bun^ 
p^pfilalift^e  SJer^Ältniffe  ^erüorgerufen,  fonbern  wenn  i^re  SBitfung  lu^leid)  au^  burdj  gcs 
wiffe  günftige  Stellungen  bcr  §immel«förper  herbeigeführt  wirb.  ^t^aU>  mu$  man  bei  jeber 
üixfmt  bie  SteSungen,  Seroegungen  unb  9lfpe!ten  ber  Sterne  unb  Planeten  in  Seiten  unb 
(Kraben  beobachten.  äBid  man  a(fo  ehoad  audfü§ren,  wad  unter  einen  beftimmten  Planeten 
gehört,  fo  mu^  man  bcn  3eitpunft  obnwrten,  wo  berfelbe  günftig  unb  mächtig  iji  unb 
Xa%,  Stunbe  unb  $imme(9figur  be^errfc^t.  Kuc^  mu(  man  nic^t  nur  auf  ben  Planeten 
S^ücffic^t  nehmen,  ber  für  bie  Slrbeit  Sebeutung  f^,  fonbern  auc^  eine  günftige  3^nb« 
fteSung  abwaxUn,  benn  man  erreicht  nid^ti  ©uted,  wtnn  ber  9Ronb  nic^t  mo^ImoSenb  ift. 
9Bie  man  aber  hierbei  oerfä^rt,  unb  roelc^e  Stellungen  günftig  finb,  brauche  ic^  ^ier  nid^t 
SU  befprec^en,  ba  biefed  unb  Dteled  atibere  92otn)enbige  ausführlich  genug  in  ben  S^erfen 
ber  Slftrologen  bejubelt  »irb. 

@nblic^  mu^  ba$  noc^  in  8etrac^t  gebogen  loerben,  ba^  aQe  oerfc^ebenen  Wirten  ber 
Sal^rfagefünfte  bie  ^nioenbung  ber  9(ege(n  ber  Slftrologie  erforbern,  bie  ein  notnenbiger 
Sc^Iüffel  ift,  um  äße  ®e^eimniffe  fennen  au  lernen.  Sie  §aben  i^re  SBurjeln  fo  tief  in 
ber  Slftrologie,  ba^  fie  wenig  ober  gar  nichts  of^m  fie  ausrichten  fönnen.  ^e  aftrologifc^e 
SBa^rfagefunft  felbft  aber  liefert  audfc^UegUc^  burc^  bie  Bewegungen  unb  Stellungen  ber 
Sterne  ben  92ac^n)eiS  für  baS,  waS  auf  @rben  gefc^ie^t,  mag  ed  auc^  oerborgen  ober  gar 
julünftig  fein.  SRe^r  hierüber  ju  fagen,  ift  überflüfpg,  ba  oon  ben  älteften  3«*^  i^ 
oiele  33änbe  über  biefe  SBiffenfc^aft  gefc^rieben  fmb.  9Jlag  ba§er  ber  ^^^ftognom  ben 
Äörper  ober  ben  ©efic^tSauSbrucf,  bie  Stirn  ober  ^anb  untcrfuc^n  ober  ber  3^^(^^i^^^^it^ 
Sc^lüffe  aus  2:räumen  unb  3^4^  liefen:  immer  mu^  baS  HuSfe^n  beS  ^immelS  mit 
unterfuc^t  merben,  menn  baS  Urteil  über  baS  3ulünftige  richtig  werben  foü.  9htr  burc^ 
baS  3^ugniS  ber  Sterne  lann  man  [id)  eine  SReinung  barüber  bilben,  waS  alle  anberen 
3eic^en  ju  bebeuten  ^aben." 


2im  3.  2eil  feines  Buc^eS  entmictelt  Slgrippa  mef entließ  fabbaliftifc^e  Se^ren,  bie 
mir  bereits  fennen.  9Bir  f^abtn  nun  gefe^en,  wie  er  alte  magifc^en  Operationen  unb  bie 
oerfc^iebenen  9Ba§rfagefünfte  fomo^l  in  3uf<>tninen§ang  miteinanber,  als  in  Serbinbung 
mit  ber  allgemeinen  Söeltauffaffung  feiner  3«it  bringt.  SDer  leitenbe  gaben  in  allem  ift 
ber  ©ebanle,  ba^  baS  Gleichartige  in  gegenfeitigem  SSi^ec^feloer^ältniS  fte^t;  baS  ^ö^ere 
bc^errfc^t  baS  9Hebrigere,  aber  baS  SfJiebrigere  oermag  auc^  aw^födjuroirfen  unb  bie  Ärdfte 
beS  $ö^eren  an  ftc^  ju  sieben.  So  werben  alle  magifc^en  ©rfc^einungen  nur  SSirfungen 
eines  aüeS  umfoffenben  iRaturgefet^eS,  unb  bie  SRagie  beruht  nic^t  länger  auf  unerlaubten, 
mit  $ilfe  oon  @eiftem  ausgeführten  Operationen,  fonbern  auf  jwechnä^iger  Stnwenbung  von 
^laturfräften,  fo  wie  bie  bamalige  Stit  fte  lannte  ober  wenigftenS  ju  fennen  meinte.  3)ief  e 
Umbilbungber  3Ragieift  bie  groge  9teformation,  bie^grippa  burc^^ufü^ren 
f  u  c^te;  baburc^  wollte  er  eS  erreichen,  ba^  bie  gelehrten  SRagier  nic^t  lAnger  alS  oerbAc^tige 
Sc^warjfünftler  betrachtet  würben,  fonbern  alS  Pfleger  ber  „^öc^ften  unb  ^eiligften  SBiffenfc^aft*. 

2öir  betrachten  nun  ben  Stanbpunft,  ben  bie  einjelnen  magifc^en  SBiffenfc^en  im 
3al^r§unbert  nac^  3lgrippa  einnahmen.  3)iefe  3eit  muj  man  wo^l  alS  ben  eigentlichen  §5§en» 
punft  berfelben  anfe^en,  infofem  fic  §icr  gerabe  bie  ^öc^fte  «uSbilbung  in  atten  einjelnen 
Sweigen  eneic^ten. 


2)ie  Sljkologic.  175 


5)ie  cinjeCnen  magif^en  ^iflTcnf^affen. 


ISi 


Mr  beginnen  mit  ber  afirologie  afe  ber  wid^tigflen  unb  oome^mflen 
SBiffcnf(i&aft.  S5a  bie  ©teme  bie  näd^fte  ttrfad^e  für  atte  ereiflnijfe  auf 
erben  finb,  fo  bicnen  il^re  Stellungen  auci^  afe  natürlid^eg  Hilfsmittel  jur 
©rforfd^ung  ber  3wtunft.  S5ie  übrigen  auguralroiffenfd^aften  fmb  nur  untere 
georbnete  ^et^oben^  bie  ftd^  ganj  auf  bie  Slftrologie  fluten.  S)aiS  ifi  tl^at^ 
fäd^lid^  ba^  äSerl^ältntö  biefer  äBijfenfd^aften  im  16.  unb  in  ben  folgenben 
3a^r^unberten.  Db  bie«  nun  eine  SBirfung  üon  SlgrippaiS  ©pftem  ifl,  ober  ob 
er  nur  gefud^t  l^at,  ein  bereit«  epftierenbe«  aSer^ältni«  nö^er  ju  begrünben, 
oennag  iä)  nid^t  ju  entfd^eiben;  jebenfall«  fa^  man  nad^  feiner  3cit  ein  Sßer- 
ftänbni«  ber  einjelnen  S^^W  ^^^  3Ragie  ol^ne  Äenntni«  ber  Slftrotogie  für 
umnöglici^  an. 

3n  jtür}e  einen  Ueberblidt  aud^  nur  über  bie  mefentlid^fien  aflrologi^ 
fd^en  aKet^oben  unb  JRegeln  ju  geben,  ifl  unmöglid^.  I)a  bie  SBiffenfd^aft 
i^en  ^ö^epunft  erreid^t  ^at,  fo  giebt  e«  feine  Aufgabe  me^r,  bie  fte  nid^t 
löfen  fönnte.  ©rbbeben  unb  politifd^e  Ummäljungen,  SBinb  unb  SBetter,  baö 
©dt^idtfal  3ieugeborener  unb  biplomatifd^er  aSer^anblungen,  ber  2lu«gang  t)on 
Äriegen  unb  bie  gunbftätte  oerlorener  ©egenfiänbe:  aüt&  oennag  bie  äftro^ 
logie  mit  ^ilfe  ber  ©terne  oorauSjufagen  unb  ju  beftimmen.  ©o  mirb  bie 
SBiifenfd^aft  benn  aud^  in  ebenfo  oiele  einjelne  S^^W  grtwlt,  mie  fte  oer* 
fd^iebene  Aufgaben  }u  löfen  l^at;  e«  giebt  eine  politifd^e  unb  meteorologifc^e 
äftrologic,  äfirologie  be«  tSglid^en  Seben«  unb  ber  ©enetl^Iiologie,  b.  1^.  8el)re 
über  bie  ©d^idtfafebeftimmung  ber  Sleugeborenen.  Seber  biefer  S^^ifl^  W 
feine  eigenen  3Retl^oben  unb  Siegeln,  beren  flüd^tigfie  83etradötung  ju  roeit^ 
läufig  für  un«  ifi.  3Bir  bel^anbeln  ^ier  nur  ben  S^^^i  ^^^  SBiffenfc^aft,  ber 
unjtoeifell^aft  am  meiften  angeroanbt  würbe,  bie  ©enet^liologie.  2)iefe  l^at 
aud^  baburd^  Sntereffe  für  un«,  bafe  man  i^re  SRefultate  fontrottieren  fann, 
inbem  ba«  fioroflop  für  eine  gefd^id^tlid^  befannte  ^erfönlid^feit  fid^  ja  ftet« 
mit  feinem  mirHid^en  fiebenSgefd^idt  oerglcid^en  läfet.  Snbeffen  muffen  mir 
un«  hierbei  nur  auf  einige  ^auptjüge  bef darauf en;  mer  tiefer  in  bie  Äunft 
einbringen  miß,  mufe  fid^  mit  ben  fpejietten  SBerfen  befd^fiftigen*). 

3ebe  afirologifd^e  Slrbeit  jerfättt  natürlid^  in  2  Hauptteile,  bie  Suf:^ 
flettung  unb  bie  S)eutung  be«  fioroflop«.  S)a«  erfiere  ift  eine  rein  aflrono- 
mifd^e  Srbeit. 


*)  S5on  foI(^en  fmb  6ci  ber  magtf(^en  ©pibemie  ber  neueren  Seit  oerfc^icbene  er^ 
fc^enen,  fo;  Lilly,  Introduction  to  Astrology,  ed.  Zadkiel.  Bonbon  1852.  Zadkiel: 
Chummar  of  Astrology.  Sonbon  1852.  Pearce :  Science  of  the  stars.  Sonbon  1881. 
Pearce,  Text-book  of  Astrology.  Vol.  1.  2.    Sonbon  1879.     Wum.  beä  SSerf. 


176 


^te  einseinen  magifd^en  SBiffenfd^aften. 


2)ad  ^oroffop  )u  fleOen^  l^eigt  ja  nur^  ein  93Ub  oom  @efamtaudfe^en 
hei  gefiimten  ^immefö  in  einem  gegebenen  Slugenblid  }u  jeid^nen;  biefe 
ä(rbeit  fegt  a(fo  eine  ooOfiänbige  JlenntnüS  ber  älflronomie  unb  aflronomifd^n 
Sered^nungen  voxmi.  SBBer  biefe  Äenntniffe  beftgt,  fann  o^ne  toeitere  Sln^ 
roeifung  ein  ©oroflop  fletten;  für  ben,  ber  fie  nid^t  befiftt,  ifi  eine  hirje  Dar- 
legung unfererfeitö  n)ertloiS.  Sir  fibergel^n  bal^er  ade  ann)eifungen  unb  polten 
uniS  an  bad^  n)orauf  ei^  n)efent(id^  anlommt. 

aSie  oben  (©.  137  f.)  bargefleHt,  badete  man  fid^  ben  fiimmel  in  12 
gleid^  grofee  2:eile,  in  12  Käufer,  eingeteilt.  S)a  man  nun  im  allgemeinen 
nur  bie  ©tettung  beiJ  SierlreifeÄ  unb  ber  Planeten  am  ^Immet  berüdtfU&tigte, 


Sifi.  10. 


O  23*a    \ 

7 

ChT-istiÄrtiu.«!! 
REX  DANI/C 

Natu.« 

Ii81   Julill 

TO&l^renb  bie  giEfieme  geroö^nlid^  nid^t  in  »etrad^t  famen,  fo  jeid^nete  man 
nur  ben  ^unlt  be^  ^ierfreifeiS  in^  fioroffop,  mit  bem  jebeiJ  ^oui^  begann, 
unb  jugleid^  bie  Stellung  ber  Planeten  im  2:ierfrei«.  S)arauÄ  ergab  fid^  aud^, 
in  weld^em  Qan&  jeber  5ßlanet  fid^  befanb.  gttr  bie  Sfirotogen  be8  SRittet 
alters  mit  i^ren  bürftigen  Snftrumenten  unb  il^rer  menig  entroidtetten  SRatlies 
mati!  muffen  biefe  33efiimmungen  red^t  fd^roierig  geroefen  fein,  unb  fie  l^aben 
fid^  bed^alb  bie  Arbeit  mol^l  meifl  jiemUd^  leidet  gemad^t.  ältö  ^pd^o  Sra^e 
jebod^  fpäter  bie  Dbfen)ationi8funft  Derbejfert  l^atte,  unb  afe  man  anfing, 
®p^emeriben,  b.  ^.  aSerjeid^niife  über  bie  Stellungen  ber  ^Planeten  üon  S;ag 
ju  Stag,  l^erauSjugeben,  fieigerten  fid^  aud^  bie  gorberungen  an  bie  Oenauig^ 
feit  beS  iQoroflopd.   S)ie  aftrologen  fiettten  nun  Tabellen  auf,  auÄ  benen  pe 


2)ie  aifttologie.  177 

We  fiagc  bcr  ^immctejcid^en  in  ben  12  Käufern  einfad^  abtcfcn  tonnten, 
wenn  man  nur  roufete,  njcld^er  gJunft  in  einem  (jegebenen  äugenblid  ber 
Jtttlminationi^punft  n)ar. 

DMge  gißur  ip  ba«  §orof!op  be«  bänifc^cn  Äönigä  ©^riftian  II  bti  feiner  ®e« 
burt*).  ©ie  i\t  leitet  DerftänblidJ,  wenn  man  fxd)  ber  oben  roiebergegebenen  Se^re  oon 
ben  12  ^fem  erinnert,  ^n  ber  ^ren^e  eined  jeben  $aufeiS  ift  ber  $un!t  bed  £ier« 
freifed,  mit  bem  baiS  ^aui  beginnt,  in  3^(4en  unb  ©raben  angegeben,  ^n  jebe^  ^ouS  ftnb  bie 
bort  beflnbU(^en  Planeten  eingeaeic^net,  baneben  ber  $un!t  bed  Sierfreifed,  in  welchem 
fie  flehen.  2lu$erbem  bepnbet  ftc^  noc^  ein  bisher  ni^i  genannte^  3^t^en  in  ber  gigur, 
boS  „(Slüddrab''  0;  baruntcr  oerftanb  man  ben  ^nft  am  §immel,  ber  com  9Äonb 
fo  loeit  entfernt  mar  mie  bie  @onne  oom  ^origont.  ^a  baS  $orof!op  ^eigt,  ba( 
bie  Sonne  ®  in  18*  s  fke^t  unb  ba«  erfte  $au8  mit  W  ii  beginnt,  unb  ba  biefer 
?ttnlt  gerabe  im  iporijont  fte^t,  fo  ift  bie  @onne  bemnac^  27*  oom  §orijont  entfernt. 
2)er  SRonb  aber  fte§t  in  19*  np;  legt  man  bie  27*  boau,  fo  belommt  man  16*  =i^;  ^ier  er^filt 
bad  ©lactdrab  alfo  feinen  $(a|.  ^e  Sebeutung  bed  ©lüctdrabed  moHen  mir  gleich  befpre(^en. 

Um  nun  nac^  bem  oorliegenben  $orof!op  bad  (Sc^icffal  beS  ^cAvS,  b.  f).  bed  3ttus 
geborenen,  ju  beftimmen,  fo  muß  juerft  feine  SebenSbauer  feftgeftettt  werben.  2)enn  ed 
»ftre,  mie  ^tolemäu«  richtig  bemerlt,  fmnto«  ju  unterfuc^en,  ob  ein  3Renf(^  ©efunb^eit  unb 
®(ü(t  in  feinem  Seben  ^abtn  mirb,  e^e  man  äber^au|)t  mei(,  ob  er  ein  9l(ter  erreicht,  in 
bem  von  fold^en  SDingen  bie  Siebe  fein  fann.  2)abei  fommt  e«,  wie  bei  otten  anberen 
fragen,  )und(^ft  borauf  an,  über  bie  Sebeutung  ber  12  ^dufer  liax  9U  fein.  ^iefeCbe  ift 
oben  (@.  149)  gegeben,  ^u^  bem  Ser^eic^nid  fe^en  mir,  ba^  bie  Sebendbauer  nac^  bem 
1.  ^oud  beurteilt  mirb,  unb  ed  ^anbelt  ftc^  bemnac^  barum,  ob  ein  ®(ücf  ober  UnglficE 
bringcnber  ^ianti  ba«  1.  ^mi  innehat.  3upiter  4  unb  SSenu«  9  fmb  ja  ©lud 
bringenb;  fp&tere  Slftrologen  ^aben  noc^  ba«  ®(&(!«rab  hinzugefügt.  ^Dagegen  bringen 
3Rard  cf  «nb  Saturn  fi  Unglüd.  2)a  bie  Sebeutung  ber  übrigen  §immel«förper  fic^ 
na^  anberen  Umftdnben  richtet,  fo  finb  biefelben  sundc^ft  atö  neutral  )u  betrachten. 
^^  ^oroffof)  s^  nun,  ba^  v  bad  1.  $au«  befe^t  ^dlt,  e«  bebeutet  für  9latu«  alfo  ein 
lange«  £eben. 

^)amit  ift  bie  Sac^e  aber  nic^t  abget^an;  ein  einzelner  @tem  entf (Reibet  nic^t  ba« 
@(^(tfal  eine«  ä^enfc^en.  9Bir  muffen  be«^alb  bie  9lfpe!ten  unterfuc^en,  b.  ^.  bie  Stellung 
ber  ^loneten  ju  einanber,  bie  ©röfte  i^rer  SBinlelabftänbe.  @in  SBinlel  oon  60*  unb 
120*  ift  na^  ^tolemdu«  ja  günftig,  ber  oon  90*  ungünftig.  Xxt  fpdteren  ^ftrologen 
fü^  e«  ouc^  al«  ungünftig  an,  menn  2  Planeten  in  jtonjunftion,  b.  ^.  an  berfelben 
Stelle  am  Fimmel,  ftanben,  ober  ntnn  fte  in  Dppofition,  b.  ^.  180*  oon  einanber  tnk^ 
fcmt,  nmren.  5lonjun!tion,  Duabratur  (90*)  unb  Dppofition  (180*)  finb  alfo  unglüdlic^e 
«fpelten;  ©ejtil  (60*)  unb  ^rigon  (190*)  bagcgen  glüdlic^e. 

3m  obigen  ^oroflop  pe^t  Q  au  feinem  anberen  planet  auger  SRerfur  5  in  Slfpeft; 
biefe  wfe^en  einanber  mit  einem  Duabrat  an'',  ^a  3Rer!ur  ft(^  aber  noc^  bem  Stern 
richtet,  ju  bem  er  in  9lfpeft  fte^^t,  fo  ift  beffen  Cluabratur  jur  9  J«in  f(^le(^te«  Qti^m. 
9hin  mug  man  noc^  unterfud^en,  mie  ber  Seben«oer!ünber,  ^pleg,  fte^t.  ^pleg  ift  mU 
weber  bie  Sonne  (am  Za%e)  ober  ber  9Äonb  (in  ber  Siat^t),  mnn  fie  fidj  im  1.,  10.,  11., 
7.  ober  9.  $au«  befinben.  Ste^t  feiner  oon  i^nen  bafelbft,  fo  fann  auc^  ein  planet  $9leg 
»erben.  3*«  obigen  ^oroffop  ift  bie  Sonne  über  bem  ^orijont,  im  11.  §au«,  ift  alfo 
§9leg.  Dßa«  bie  Slfpeften  ber  Sonne  betrifft,  fo  ift  fte  in  Äonjunftion  mit  bem  Unheil 
oerfünbenben  3Rar«  ^;  fie  fmb  nur  5*  oon  einanber  entfernt.    Sülerbing«  ift  ber  ©lud 

*)  (S«  ift  entnommen  au«  Garcaeus:  Astrologiae  methodus,  Basil.  1676,  ift  ^ier  inbe« 
iiemlic^  lüden^aft,  me«^alb  ic^  bie  fe^lenben  Stellen  berechnet  unb  eingefügt  ^abe.  9lnm. 
be«  93erf. 

Se^manii/  StberglauN  unb  S^ubttti.  12 


178 


^ie  einzelnen  mo^fc^en  äßiffenfc^ften. 


bringenbe  U  in  ber  9l&§e  unb  unterftüt^t  alfo  bie  0;  aber  e$  mu^  eingeräumt  roerben, 
ba^  S^i^  9Cfien  3^4^n  f*^*«  9  ^"^  !•  ^öu8,  b.  ^.  ber  «fcenbent,  perfünbet  ein  lange« 
Beben,  (f  aber  in  jlonjunition  mit  ^pleg  bad  Gegenteil,  ^ie  ^ge  fann  bo^er  erft 
burc^  eine  93efitimmung  ber  oerfc^iebenen  @tdrfe  ber  Planeten  im  ^oroffop  entfc^ieben 
merben. 

^ie  @tär!e  ber  Planeten  nnrb  mit  ipilfe  i^rer  roefentltc^en  Sßerte  beftimmt,  bie  ja 
einen  ^aupipunlt  in  ber  9(ftro(ogie  bed  ^tolemftud  bilben.  9e§ufd  biefer  ^eftimnumg  mu^ 
man  bie  wefentlid^en  SBerte  auf  einer  überfi(^tli(^en  3;abette  gefammclt  f^obtn.  2)iefe  ftnbet 
fid^  au(^  in  aSen  ölteren  SlftroCogien  unb  fei  §ier  angeführt: 


$aud 

1 

2)reiecf 

S)a8  aRa|  bet  $(aneti 

m  nac^ 

ber 

1 

(SefK^t 

Seichen 

i 

1 

ae89ptem 

7 

1 

o 

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1!  1 

|i    1     1 

« 

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1 

SBibber 

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9 

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14 

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30 

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cf 

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^ 

30 

jl 

% 

cf 

3n  ber  erften  9Htbri!  fte^en  bie  12  geic^en  bed  2:ier!reifed,  in  ben  nftd^ften  9ht5rilen 
mirb  angegeben,  welcher  $Utnet  in  bem  betreffenben  ^immeldjeic^en  fein  ^cax^,  Sluffteigen, 
5^reiect,  3Ra^  unb  ^eftc^t  ^at.  21^^^^  S)reiecf,  in  meiere«  ein  $imme(d)ei(^en  eingebt,  ^ 
3  ^errfc^er,  ber  eine  ^at  bie  ^errfc^aft  am  ^age,  ber  anbere  be«  9lad^td,  unb  ber  8.  ifi 
Begleiter,  ©eim  „Wta%  ber  Planeten"  fte^t  jebcr  planet  jmifc^en  ben  2  ^oX^lzn,  meiere 
bie  ©rensen  für  feine  ^errfc^  angeben.  Sei  ben  „(^zS^itxn**  finb  3  Planeten  ange^ 
geben,  ba  ber  1.  bie  10  erften  ®rabe  be«  ^zxi^zn^  be^errfc^t,  ber  2.  ben  10.— 20.^  ber 
3.  ben  20.— 30.  ®rab. 

3ur  Beurteilung  ber  @tär!e  ber  Planeten  mu^  man  nun  unterfud^en,  n>e(4e  bie 
5  ^^legialen  ober  ap^etif(^en  fünfte  be^errfc^en;  biefe  ftnb  ber  «fcenbent  (baiS  1.  ^au»), 
bie  8onne,  ber  2Ronb,  bie  SWitte  beö  ^immctö  (bo«  10.  §au8)  unb  ba«  ®lü(f«rab. 


^e  ^fhroloQte. 


179 


löeginnen  wir  nun  mit  bem  Slfcenbcntett/  fo  jeigt  ba«  §orof!o|),  boj  15'  ß  im 
Hfcenbcttten  ftc^t.  ÄuS  ofitger  ^abcHc  erfie^t  man,  ba6  ba«  3c^ci^  ^«^  Söwcn  ba«  §(m« 
fürbie  0  ift;  baö  Sluffkctgen  ^at  feinen  ^loneten;  ba«  3)reied  rotrb  t)on  ber  0  be^errfc^, 
(bo  e«  Xog  ift),  unb  (f  ift  Begleiter.  3m  16.<»  beS  Söwen  ^at  ©atunt  fein  3Wa^  unb  U 
fein  (Seftc^t.  (Sbenfo  ge^t  man  bei  ben  anbeten  l^plegialen  fünften  vov.  IDie  0  fte§i 
in  18®  i>,  §ier  f^cd  ber  5  fein  ^au^,  Q\.  fein  9luffteigen  k.  @d  ergiebt  fi(^  alfo  folgenbe 
2:a5eIIe  fflr  obiged  ^oroflop: 


Aphetica 

Seü^en 

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2)aö  gegenfeitige  @tär!eoer^dltnig  finbet  man  nun  in  ber  SBcife,  ba^  man  einem 
planet  ben  3a^Ienn)ert  5  anlegt,  menn  er  ein  $au$  be^errfc^t,  4  für  bad  Sluffteigen,  3  fftr 
ein  2)rcietf,  2  für  ein  a»a6  unb  1  für  ein  0efi(^t.  3n  obiger  Sufammenftettung  5e§errf(^t 
0  ein  $au«,  ein  Sluffleigen  unb  2  2)reiecfe,  fte  erhält  bemnac^  ben  SBert:  6  +  4  +  3  + 
3  =  15.    ©0  erhalt  man  bei  ben  anberen  Planeten: 

ti  15    li  12    cT  11     0  15     ?  10    5  12    3  11. 

0  mit  15  ift  alfo  ftftrfer  al«  (j^  unb  ba  fie  oon  1|.  unterftüftt  wirb,  ber  ebenfall«  ftärfcr 
ift  old  (f,  fo  barf  man  bem  'iflatui  ein  langet  Seben  oorauSfagen.  —  ^^riftion  U  mürbe 
78  3a§rc  alt. 

2lud  ben  berechneten  ©tärleoer^filtniffen  fann  man  md)  entne!)xmn,  welcher  planet 
^ouptfäc^lic^  ber  Dominus  geniturae,  ber  §err  bed  ^Neugeborenen,  fein  mirb.  S)a3  ift  ber 
planet,  welcher  ber  ftärtfte  ift  unb  in  einem  ber  4  (gtf^öufer  (10.,  1.,  7.  unb  4.)  fte^i 
2?a«  $orof!op  jeigt,  baß  biefe«  nur  g  unb  Q  betrifft;  oon  biefen  ift  g  ber  ftdr!ere,  ba 
er  ben  3Bert  12  §at.  2)a  femer  ba«  10.  §au«  oome^mer  ift  alg  ba«  1.,  fo  wirb  Jf  $err 
ber  Oeburt,  ober  oon  ber  9  ^ei^t  e«,  ba^  fte  i^n  begleite.  Son  biefer  Kombination  fagen 
bie  aUen  Slftrologcn:  „SBenn  g  dominus  geniturae  ift,  ftettt  ba«  einen  3Wenfc5en  bar, 
ber  fe^  furiö«,  aufrichtig  unb  berebt  ift  unb  aüe  ®e§eimniffe  erforfc^en  wirb.  SBenn  ? 
i^  begleitet,  wirb  9{atu«  ein  guter  9tebner  unb  '^ott." 

9Bie  ba«  1.  ^ani  befonber«  für  bie  £eben«bauer  Sebeutung  ^at,  fo  l^at  jebe«  ber 
anberen  Käufer  auc§  feine  eigene  Sebeutung.  9lu«  ber  Stellung  ber  Planeten  in  ben  ^n^ 
jelnen  §Äufem  unb  beren  Slfpeften  lann  man  barum  ©lud  unb  Unglücf  für  bie  oerfc^ie» , 
benen  93cr§dltniffe  be«  Seben«  oorau«fagen.  ^ier  nur  ein  »eifpiel.  9lu«  bem  12.  $au« 
ift  ba«  5U  erfe^en,  roa«  fi(^  auf  bie  fjeinbe  be«  9iatu«:  3Wü^en,  ©orgen,  Unglüd, 
namentlidj  ©eföngni«,  bejie^t.  @«  ift  alfo  ein  f e§r  ungünftige«  Sei^tn,  wenn  ein  Unglüd 
bringenber  planet  im  12.  ^ani  fte^t,  unb  e«  wirb  no(^  fc^limmer,  wenn  berfelbe  aujer* 
bem  nod^  in  einem  unglücflic^en  Hfpelt  fte^t.  ^ie  alten  Sinologen  ^aben  namentlich  ^tt* 
t)orge^oben,  baj  cf  in  Äonjunition  mit  0  im  12.  ^au^  ein  fiebere«  3ei(^en  für  ®efangenf(^aft 
be«  9^atu«  ift.  2)iefe«  trifft  aDerbing«  bei  ß^riftian  n  5u.  Sein  ^oroffop  jeigt  gerabe 
d*  in  itonjunftion  mit  0  im  12.  §au«;  befanntlic^  brachte  er  27  Sß^re  feine«  Seben«  im 
8U. 


180  ^e  cinjetncn  magifc^en  Siffenfc^aften. 


3)ie  Sljirologen  Dennögen  \tboif  nid^t  nur  Dotoui^ufagen ,  bag  eine 
befümmte  SJegebenl^eit  eintreten  nnrb,  fonbem  aud^,  n)ann  fte  eintreten  wirb, 
ttnb  jioar  Wnnen  fie  ha&  mit  igilfe  ber  fogenannten  ,,S)ire!tionen''. 

^efel^en  hetvä^tn  sunt  großen  ^ei(  auf  ^iemUc^  lünftlic^en  Berechnungen,  auf  bte  wir 
^ier  nic^t  n&^er  einge^n  lönnen.  Um  jeboc^  eine  SorfteSung  pon  i^er  SRet^obe  )u 
erhalten,  benu^en  mir  ein  »eniger  penoidelted  Serfa^ren,  bad  annd^emb  boSfelbe 
Slefultat  giebt.  2)a8  ^rinjtp  befielt  bei  ben  Xireftionen  barin,  baj  man  unterfuc^t,  wie 
pie(e  @rabe  eined  S)in!e(iS  baran  fehlen,  ba^  ein  beftimmter  SCfpeft  sn)if(^en  2  Planeten 
auftanbe  fommt.  Unfcr  .'poroffrop  jeigt,  baj  swtfc^en  SWerfur  unb  3Kar«  54*  fmb.  2)er 
§err  ber  ®eburt,  5,  mu^  atfo  burc§  einen  SBinfel  Pon  64®  birigiert  werben,  um  in 
eine  fc^icffaWfd^ere  Äonjunftion  mit  bem  un^eilbringenben  cf  ju  (ommen,  ber  bem 
9latuö  mit  ©eföngni«  bro^t.  Qroi^d^tn  ?  unb  f, ,  bem  2.  un^eilbringenben  planet,  fhib 
SV;  bed^alb  muj  %  huvd)  einen  aOöinlet  Pon  53°  birigiert  werben,  um  mit  Q  in  ben 
perberbKc^ften  Xfpeft,  in  bie  Duabratur,  ju  (ommen.  IDiefe  Qoi^ltn  ftimmen  überein,  unb 
ba  bie  3lftrologen  bri  ben  JHreftionen  für  jeben  ®rab  ein  Sa^r  rechnen,  fo  lernen  wir 
baraud,  ba^  iened  Unheil  für  (E^riftian  II  50  unb  einige  ga^re  nac^  feiner  Geburt  ein^ 
treffen  wirb.  (&t  war  t^fA(^(i(^  51  Sa^re  oU,  atö  er  ini  ©efängnift  su  Sonberburg  (auf 
seifen)  Um. 

S)ie  »ered^nungen  ber  Äfhologen  trafen  jebod^  nid^t  immer  fo  gut  ein. 
SWitunter  ereignet  e«  jld^,  bafe  felbfl  bie  mid^tigflen  »egebenl^eiten  im  Seben 
eined  SRenfd^en  nid^t  mit  bem  bei  ber  ©eburt  aufgefleDten  ^oroftop  uberein^^ 
flimmen.  3Ran  ^at  bann  allen  @runb  jur  9Sermutung,  bag  bad  ^oroffop 
nid^t  rid^tig  gefleDt  morben  ifl.  %üx  fold^e  ung(fld((id^en  S^fäde  l^atte 
man  eine  ganje  Steige  SRetl^oben,  um  ba^  ^oroffop  ju  forrigieren.  S)ie 
ftd^e  STOet^obe  mar  bie  Äorreftur  per  accidentia  nati,  b.  f).  man  wr« 
befferte  baiS  ^oroffop,  biiS  ei^  }u  ben  ^auptbegeben^eiten  (accidentia)  im 
Seben  ht&  -Ratud  pagte.  2)ann  fUmmte  t&l 

Bie  übrigen  JtuguralroiJfBnfdjaffBU, 

93ei  ben  fibrigett  SRetl^oben^  jutänftige  Segebenl^eiten  Doraui^iufagen, 
lönnen  mir  uniJ  lürjer  f äffen.  S)ie3ö||l  berfelben  mar  fe^r  gro§;  fo  finben 
mir  in  einem  äßert  aud  bem  ©d^lug  bei»  16.  ^al^rl^unbertd  ein  93er)eid^nid 
t)on  26  t)erfd^iebenen  auguralmijfenfd^aften ;  babei  ifl  bagfelbe  nod^  nid^t 
einmal  DoQfUinbig.  ^ie  tneiflen  l^aben  inbeffen  nur  geringe  Sebeutung  unb 
ftnb  mol^l  niemals  fo  meit  in  ein  ©pftem  gebrad^t  morben,  bag  man  nad^ 
feflflel^enben  Siegeln  t)orge]^cn  fonnte,  3lte  33cifpicle  mögen  l^ier  nur  brei  ber 
am  meiften  benu^ten  unb  am  beften  auiSgearbeiteten  SRet^oben  bienen: 
e^iromantie,  ©eomantie  unb  arit^momantie;  ate  »eifpiel  für  bie  weniger 
fpftematifd^en  3)tetl^oben  befpred^en  mir  bann  bie  ^pbromantie. 

S)ie  Sl^iromantie,  bie  Seigre  t)on  ber  SBBa^rfagung  auÄ  ber  ißanb, 
ift  namentlid^  intereifant  burd^  i^re  ©efd^id^te,  bie  nod^  fel^r  bunfel  unb 
rätfel^aft  ifl. 

^e  (E^albäer  unb  ^eg^pter  fc^einen  biefe  ^unft  nic^t  gefannt  gu  f)ab^n;  jeben^ 
fall«  fe^lt  iebe  beftimmte  SCeu^erung  barübcr  in  i^ren  ja^Ireic^en  Schriften.    Slut^  vn 


2)ic  übrigen  Sluguratoiffcnfc^aftcn. 


181 


alten  Xeflament  n)irb  bie  ^^itonutntie  in  ben  »iebet^olt  t)ot!ommenben  ^ev^eic^niffen 
über  verbotene  jtunfl  nic^t  enodl^nt  ober  au(^  nur  angebeutet,  dagegen  bemerfen  Cicero 
unb  Suoenal,  ba$  ed  su  i^rer  3^it  Seute  gab,  bie  ftc^  befonberd  bamit  befc^äftigien,  m^ 
ben  Linien  ber  i^anb  su  weidfagen  u.  an»,  ^ntit  folc^em  (^olg^,  fügt  Cicero  ^tnsu,  ;,ba^ 
jte  genö^nßc^  nal^e  baron  waren,  bei  i^ren  5tün{ten  ^ungeriS  9U  fterben".  9lu|er  biefen 
oerdnaelten  Slnbeutungen  roiffen  wir  nic^td  pon  G)^iromanten  in  ber  alten  QtiU  gm 
SRittelalter  finben  wir  bie  jhtnft,  fo  weit  mir  belannt,  hxi  su  93eginn  beS  15.  ^a^ri^uns» 
bertd  ntrgenbdwo  erwO^nt.  @ie  f(^eint  ganj  oergeffen  worben  3U  fein,  benn  fte  erregte 
gro^ed  Stuffel^n,  ald  bie  3^^^i^^^  ^^  ^^*  ga^r^unbert  fie  wieber  nac^  Europa  brachten, 
ein  franaöpft^er  St^riftftetter  eraä^lt,  ba^  im  3luguft  1427  eine  ©c^ar  von  120  ^erfonen, 
3R&tmnn,  9Beibem  unb  5tinbern,  in  bie  ©egenb  oon  $arid  gefommen  fei.  3^re  $eimat 
lie$  fi(^  ni(^t  feftftetten;  man  nannte  fte  ^Sö^men",  weil  jte  oui  ©ö^men  itomen; 
ite  felber  nannten  ftc^  ^^^egppter"  unb  htifoxopttttn,  r>on  UnterAgppten  ^erauftammen. 
6ie  Ratten  f(^waraed,  ftruppigeiS  $aar  wie  ein  $ferbef(^wana,  waren  furchtbar  fc^mu^iig 
unb  gingen  faft  nacft;  trot  ^^^^  Slrmut  waren  aber  3^^^^^  unter  i^nen,  ^^weld^e 
bie  ^dnbe  ber  Seute  betrachteten  unb  jebem  fagten,  wai^  ba  gefc^el^en  fei  unb  i^m 
in  Suäfunft  begegnen  würbe''.  2)ie  ©ürger  x>on  ?ari8  ftrömten  a«  ^^^^^  SöÖ^  ^inauö 
unb  liefen  fic^  weidfagen,  unb  babei  oerbienten  fie  oiel  ®elb.  @ie  fc^einen  alfo  in  ber 
Itunji  gefc^i(tter  gewefen  au  fein  ald  bie  (S^iromanten,  bie  (Cicero  befpric^t. 

^CL%  bie  3i9^uner  in  ben  ^ugen  bed  ISoRed  ald  bie  wahren  SReifter  ber 
€§iromatie  baftanben,  ge^t  beutlic^  aud  Libmans  ^uftbuc^  1599  ^eroor.  ®d  ^ei^t  hierin: 
„^U^  Dr.  gaup  mit  feinen  leichtfertigen  Begleitern  nun  au  ben  3i9«unem  ober  ben  um« 
^erfbreifenben  Tataren,  wie  man  fie  gewö^nlic^  nannte,  fam,  ^ielt  er  fic^  oiel  au  i^nen 
unb  lernte  ©on  i^nen  nac^  feiner  eigenen  3Reinung  bie  ®§iromantie,  wie  man  au8  ben 
^ben  weidfagen  lann.''  Sluc^  baraud  fte^t  man,  ba^  bie  europäifc^en  3auberer  ftc^  erft 
fe^r  fpöt  auf  biefe  5tunft  gelegt  unb  oerfuc^t  ^aben,  tim 
SBiffenfc^aft  au«  i^r  au  machen.  3«  ^^^  älteften  SBerl 
über  ©^iromantie,  baS  wir  befijen,  in  3nbagine8  „Intro- 
dnctiones  apotelesraaticae  in  Chiromantiam"  Francof. 
1522  ((ginfü^rungen  in  bie  S^iromantie  mit  §ilfe  ber 
6teme)ift  awar  ein  anerfennendwerter  SSerfuc^  gemacht  wor« 
ben,  bie  ©^iromantie  in  bie  Slftrologie  einaugliebem,  fo  wie 
Slgrippa  bad  Ser^dltni«  feftfteOt.  SCber  bie  c^iromantifc^en 
^ouptle^ren  paffen  burc^au«  nic^t  in  ben  ^a^men  ber 
9fb:ologie;  ^ieraud  fie^t  man  auc^,  ba^  bie  ^^iroman^ 
tie  ftc$  urfprünglic^  obllig  unabhängig  oon  ber  ^ftro^ 
logie  eniwidelt  ^at.  ^ie  $auptpun!te  ber  ^^iromantie 
ftnb  nac^  jenem  äBerf  nun  folgenbe:  ^ie  ^^anbfldc^e 
wirb,  wie  nebenftc^enbe  gigur  aeigt,  in  7  „Berge"  ün» 
geteilt,  bie  wie  bie  7  Planeten  ^eijen.  iRur  ber  mittlere 
2;eil  ber  §anb,  ber  „3Rar«berg",  f^at  feine  (gr^5§ung, 
mifyab  er  auc^  „bie  ^ö^lung"  ober  „ba8  ^^al"  ^eijt 
(cavea  Martis).  Bon  ben  oielen  Sinien  ber  §anb  finb 
bie  in  ber  gigur  angegebenen  bie  wic^tigften. 

8ie  fpielen  bie  Hauptrolle,  ba  man  oon  i^nen  allein  auf  alled  fc^lie^en  !ann,  wad 
bie  92atur  tmb  bad  Sc^ictfal  eined  Sl'lenfc^en  betrifft.  @omit  ftnb  bie  Sßa^rfagungen,  bie 
ben  „Bergen"  entnommen  werben,  eigentlich  a^emfic^  übcrftüffig.  —  3m  allgemeinen  ift 
ed  ein  guted  S^id^tn,  wenn  eine  fiinie  lang  ift,  beutlic^  ^eroortritt,  nirgenbdwo  abge^ 
bro<^,  t)on  anberen  Sinien  nic^t  burc^fc^nitten  ift,  feine  plö(lic^en  5tnicfungen  unb  auf« 
faüenben  Biegungen  ^cd,   feine  glecfen   enthält   ober  befonbere  giguren  mit  ben  fic^ 


\jjl£äWi^ 


182  3)ic  einsclncn  magifc^en  aßöiffenfc^aften. 

o^sioeigenben  Seitenlinien  bilbet.  gebed  biefer  S^^^^^  ift  ndmlid^  ein  ungünfüged  $or< 
seilen  unb  oon  befonberer  Sebeutung.  Xud  ber  :8ebendUnie  ober  auc^  ^^erjUnie'  «rfie^t 
man  bie  £dnge  bed  bebend  unb  ben  3uftanb  beS  ^eraend,  burc^  ein  eigentümliche^ 
aReffen  berfelben  finbet  man,  wie  alt  ein  SKenfc^  mirb;  ift  fie  cm  ben  gingem  fpit  unb 
an  ber  ^anbmurael  bicf,  fo  bejeic^net  bad  eine  fc^oac^e  S^genb,  ober  ein  fräftiged  ^ter, 
unb  umgefe^rt;  ift  fte  an  einer  ©teile  abgebrochen,  fo  meift  bad  auf  einen  genmltfamen 
Xob.  Slud  ber  Statut-  ober  ^auptlinie  sie^t  man  in  A^nlic^er  äBeife  ©c^lüffe  auf  ben  3u^ 
ftanb  ber  Seele  unb  bei^  $aupted.  ^ie  ^ifd^linie  hi!b^uitk  bad  ^audmefen,  bad  e^eli^e 
(3lüd  fomie  bie  ölonomifd^en  Ser^ltniffe,  m&^renb  bie  £eber«  ober  Sunge^^aRagemSeber« 
Knie  SCuffc^lug  giebt  über  ben  allgemeinen  ®efunb^eit9)uftanb  unb  bie  etwaigen  jtranf^ 
Reiten  bed  SJlenfc^en. 

93ei  ber  Unterfud^ung  ber  SSerge  ^at  man  oor  allem  barauf  ju  achten,  ob  biefe 
glücl»  ober  unglücfoer^ei^enb  finb.  Sie  ftnb  günftig,  wenn  fte  gerabe  unter  ben  gi^d^^ 
fte^en  unb  frei  ftnb  oon  oerwirrenben  Linien,  tiefen  ^unlten  unb  e^leden;  jebed  biefer 
3eic^en  beutet  ndmlic^  auf  Unglüct  biefer  ober  jener  9lrt  f^in,  2)ie  8ebeutung  ber 
8erge  ftimmt  mit  bem  Planeten  überein,  nac^  bem  fte  benannt  ftnb.  So  aie^t  man  oom 
aXardberg  Sc^lüffe  auf  bad  ISer^ältnid  bed  HJlenfc^en  sum  Jhiegdmefen,  vom  93enudberg 
auf  feine  £iebei}angelegen^eiten,  oom  S^p^^^^g  ^f  f^ine  feelifc^en  @igenfc^ften  unb 
feinen  felbfterworbenen  9htf,  oom  Satumberg  auf  feine  ölonomifc^en  SSer^Altniffe,  oom 
Sonnenberg  auf  ®unft  bei  ipofe,  oom  HRerfurberg  auf  §anbel,  Äunft  unb  SBiffenfc^aft, 
wA^renb  ber  aRonbberg  Sluffc^lüffe  über  bie  5lonfHtution  im  allgemeinen  giebt.  ^a  bie 
Sinien  ber  $anb  mo^l  !aum  bti  jroei  SRenfc^en  übereinftimmen,  erforbert  bie  richtige 
Deutung  ber  ^erfc^ieben^eit  ber  Linien  eine  gro^e  9Renge  betaillierter  Siegeln,  auf  bie 
wir  l^ier  nic^t  weiter  eingeben  !5nnen. 

©eomantie.  Urfprünglid^  t)erftanb  man  unter  ©eomantie,  bem  SBorte 
entfpred&enb,  ^SBa^rfagung  ber  ©rbe",  b.  ^.  unterirbifd^er  fiaute,  jlrad^en 
unb  aSred^en,  ©rbbeben  u.  f.  f.  SJa  biefe  ©reigmife  aber  feiten  finb  unb 
fafl  nur  in  toul{amf($en  ©egenben  toorfommen^  fo  lonnte  bie  ©eomantte 
nur  in  beftimmten  ©egenben  größere  »ebeutung  gewinnen.  3)lan  gebraud^te 
bo^er  baiS  äBort  aud^  ffir  eine  alte  äBa^rfagetunfl,  bie  ^unttiertunfl^  bie 
fddon  bei  ben  Sl^alböem  im  ©ebraud^  mar  unb  ftd^  von  i^ntn  m^  maift- 
fd^einlid^  burd^  bie  ^^^^^unberte  ^inburd^  a(iS  ein  ©Heb  ber  gel^eimen 
magifd^en  Operationen  fortgepflanjt  l^at.  ©ie  mürbe  gemöl^nlid^  mit  ©anb 
aitögeffll^rt^  mei^l^alb  bie  Sejeid^nung  ^^©eomantie^^  mit  einem  gen)inen  Siedet 
^ier  aud^  angeroanbt  merbcn  lann.  3Bal^rfd^einlid^  ifl  ba^  fogen.  ,,©ie6en" 
nur  eine  3lbart  baoon.  2)iefe«  ging  in  ber  SEBeife  t)or  ftd^,  bafe  man  gc^ 
Id^moljene«  SBad^^  ober  ^lei  in  SBaffer  goß ;  an»  ben  entftanbenen  giguren 
}og  man  ©d^lüffe  über  bai^  ©d^idtfat  einer  ^erfon  ober  ©ad^e  unter  be^ 
flimmten  SBer^ältniffcn.  S)a  bie  giguren  nur  ein  SBerf  be^  S^\cl^^  roaxen, 
tonnte  il^re  SDeutung  aud^  nur  eine  ©ad^e  ber  augenblidflid^en  ©ingebung 
fein.  Die  STOet^obe  laßt  fid^  bemnad^  nid^t  ju  einem  fejlen  ©^flem  au«^ 
bauen  unb  ju  einer  SBBiffenfd^aft  entmidfcln,  bie  nad^  beflimmten  Siegeln 
arbeitet.  S)ie  gelehrten  STOagier,  bie  oor  allem  nad^  S^f^^ßf^t  ^"^  ^lanmäßigleit 
in  ben  magifd^en  SBBiffenfd^aften  ftrebten,  jogen  bal^er  bie  eigentlid^e  ^unftier« 
fünft  oor,  bie,  mie  mir  mijfen,  fd^on  gegen  ©d^lufe  be«  15.  Sol^rl^unbetti^ 
in  ein  ©pfiem  gebrad^t  morben  mar.    3n  red^t  finnreid^er  3Beife  mürbe  bie 


^e  übrigen  9luguralnnf[enf(^aften.  183 

Rnnft  fpäter  von  ©orneliu«  Sgrippa  in  bie  aftrologie  eingefügt;  iDenigfteni^ 
e^ifUett  eine  geomantifd^e  älb^anblung  unter  feinem  Sbtmen,  bie  gonj  in 
feinem  ®eifl  gef daneben  ift;  eö  iji  beSl^alb  mäjlt  nntoal^rfd^einlid^,  bafe  fie 
i^n  roirtlid^  jum  aSerfaffer  \)at  ©ie  Wewt  aud^  ate  ©runblage  für  bie  jeftt 
fo(genbe  2)arfieQung  toon  bm  ig^mptfä^en  ber  ^unttietfunil. 

3n  einen  floi^  Itaflen  mit  @anb 
ober  auf  m  6tütf  Rapier  wirft  man 
etae  Slenge  $un!ie  bUnblingd/  o^ne  fte  su 
jd^Ien,  in  16  3eüen.  2)iefe  fünfte  werben 
nun  burc^  horizontale  Striche  in  4  ©ruppen 
mit  je  4  3«itcn  geteilt,  wie  nebenfte^enbe 
Sigur  geigt.  S)anac§  ocrMnbet  man  in  jeber 
3eile  je  2  fünfte  burc^  einen  f leinen  Strich, 
um  bequem  gu  äberfe^en,  o5  bie  3<^^  ber 
fünfte  in  jeber  3^iJ«  gerobc  ober  ungerabe 
ift,  bcnn  hierauf  fommt  ba^  ©anje  an. 
3Ran  fe^t  nun  bei  ben  3«ilcn,  beren  ^unft- 
laf^l  gcrabe  ift,  2  fünfte,  o  o,  unb  bei 
benen,  mo  fie  ungerabe  ift,  nur  einen  ^unft, 
o,  unb  bilbet  barauS  für  jebe  ber  4  ©ruppcn 
eine  neue  JJigur.  3n  ber  erften  ©ruppc  ift 
g.  S3.  bie  3a!f)l  in  ben  4  3cil^*  gerabe, 
gerabc,  ungerabe,  gerabe;  biefe^  giebt  bie 
gigur  I  V.  @benfo  erhält  man  auS  ber 
Sveiten  ©ruppe :  ungerabe,  ungerobe,  gerabe, 

ungerabe,  alfo  bie  gigur  TI  oV    @o  gel^t  man  bei  atten  4  Gruppen  oor  unb  erhält 
bemnac^  folgenbe  4  giguren,  bie  atä  bie  juerft  entftanbenen  bie  4  „3Äütter"  f)ti^^n. 
I    o    o  II    o  in    o    o  IV    o 

o    o  o  o    o  o 

o  o    o  '     o    o  o 

o    o  o  o  o 

2Cu8  if)nm  entfte^en  bie  4  „^öt^ter"  nun  in  folgenber  SBeife:  ©teilt  man  bie  4 
3Rüttcr,  wie  in  ber  gigur,  nebeneinanber,  linfS  I,  bann  n  2c.  unb  achtet  auf  bie  fünfte 
in  ber  erften  ^oriaontalen  QtiU,  fo  ergeben  biefc  gcrabe  (I),  ungerabe  (U),  gerabe  (lU), 
ungerabe  (IV).  2)iefe  fünfte  werben  nun  ebenfalls  unter  einanber  ju  einer  neuen  gigur 
Sufammengefteüt ;  ebenfo  mac^t  man  ed  mit  ben  3  anberen  3eilen;  man  erhält  bann  4 
neue  gigiwen: 

V    o    o  VI    o    o  VII      o         VIII    o    o 

o  o  .                 o    o                    o 

o    o  o    o                  o    o                    o 

o  o                        o                       o 

Stter  man  mu^  noc§  4  giguren  me^r  §abcn,  unb  biefe  werben  baburd^  gefunben, 
ba^  man  oon  ben  8  oor^anbenen  je  2  mit  einanber  oerbinbet,  alfo  I  +  n,  III  +  IV 
u.  f.  w.  »etrac^tet  man  f o  I  +  n  alä  eine  gigur,  fo  ergiebt  ft(§  au«  ben  4  3eilen  un« 
gerabe,  ungerabe,  ungerabe,  ungerabe,  alfo  wie  bei  92r.  IV  i  u.  f.  w.  6o  bilbet  man 
im  ganaen  12  giguren.  2)iefe  Operation  l^ei^t  „^rojeftion."  Um  nun  barau«  wa^rfagen 
3u  !5nnen,  mu^  man  sunäc^ft  bie  ^ebeutung  ber  giguren  fennen.   ®d  ift  leicht  au^au« 


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184  3)tc  einaelnen  mo^fc^en  SBiffcnf(^aftcn. 


red^nen,  ba^  im  ganzen  16  oerfc^iebene  geonumtifc^e  Figuren  entftel^en  !5tmen;  ba^er 

finbet  ft(^  benn  in  fafi  allen  geomontifc^en  äBerfen  ouc^  eine  (snxtr  !eine§n)eg^  ftetd 

übereinftimmenbe)  Xafel  über  biefe  16  gfiguren  nebft  9(uff(^(u^  über  i^te  93ebeutung. 

Ttan  )ei(^net  obige  oud  bet  ^roieftion  gefunbenen  12  gfiguren  in  ein  oftroIogifc^eS 

Schema,  ebenfo  n)ie  bie  Planeten  in  ein  ^oroffop.    ^e  12  §iguren  n>etben  alfo  mit 

anbem  äßorten  in  bie  12  Raufet  bed  $oroffo|>d  verteilt.   Um  }u  xoi^tn,  mit  meli^em 

^m^  man  beginnen  foS,  ^it  man  bann  bie  3a^(  bet  urfprünglic^  blinblingd  geworfenen 

$un!te  —  in  unferem  8eifpie(  139  —  unb  biotbiert  burc^  12;  bet  9lefl  giebt  an,  in 

139 
welche«  $au8  3tv.  I  ber  ;,5Wütter^  gebracht  werben  fott;  atfo  in  unferem  öeifpiel:  -tö'=^^' 

9left  7;  fo(gIi(^  jeic^net  man  9h:.  I  in  ipaui^  7,  9h:.  U  in  $aud  8  u.  f.  f.  8o  er^ 
jebeÄ  $au8  feine  Jigur.  2)te  ©ebeutung  ber  12  §ftufer  ift  biefelbe  wie  Beim  ^orolfop. 
Ttan  erl^dlt  a(fo  günftige  ober  ungflnftige  3^<^^n  f^  ^11^  Ser^dltniffe  bed  bebend,  ^e 
3(u8Iegung  gcf(^ie^t  bann  mit  §ilfe  eine«  SSerseic^niffe«,  ba«  fagt,  wo«  jebe  einjelnc  gigur 
in  jebem  $aug  bebeutet. 

3)ie  SCritl^momantie.  Ueber  biefe  intereffantc  2ßiffenf<^aft  f(^reibt  Slgrippo  in 
^Occulta  philoBophia" :  ^SBir  wiffen,  baj  gewiffe  göttliche  S^^^  ^  öuc^ftoben  ju* 
grunbe  liegen;  burc^  Tte  erhält  man  auft  ben  9{amen  ber  S)inge  baft  Serborgene  unb 
3u!ünftige,  wenn  man  ben  SQ!f)lenmtvi  ber  Suc^ftaben  )ufammen(egt.  ^iefe  Wct  ber 
SDa^rfagung  l^ei^t  9lrit§momantie,  weil  fle  mit  ^ilfe  oon  3^^^^"  au^geffl^rt  wirb.  @o 
^at  ein  alejanbrtnift^cr  ^ilofop^  gelehrt,  wie  man  auS  ben  Saf)Un  ber  Sudjftoben  ba« 
oufge^enbe  Seifi^tn  unb  ben  £eitftern  eined  SRenfc^en  finben  lann,  unb  wer  suerft  von 
ben  hatten  fterben  wirb;/  femer  (ann  man  ben  glflctlic^en  ober  unglüctlic^en  Sbt^ang 
atter  Unternehmungen  barau«  erfahren.  2)iefe  Se^re,  bie  felbft  ber  «ftrologe  ^tolemdu« 
nid^t  mi^iaigt,  foQ  ^ier  nun  bargefteUt  werben.''  SIgrippa  giebt  bann  eine  audfO^rlic^e 
^orfteUung,  wie  bie  3uben  unb  ©riechen  bie  ©uc^ftaben  bed  $((pl^abetd  sur  Bezeichnung 
ber  3tt^i^«n  gebrauchten,  inbem  fie  bie  27  ©uc^ftaben  in  8  ©ruppen  teilten;  bie  erfte  be* 
zeichnete  bie  ®iner,  bie  jweite  bie  3e§ner  unb  bie  britte  bie  ^unbertc.  SbidJ  unfer  ge* 
wö^nlic^ed  römifc^ed  Sllp^abet,  fagt  er,  lamt  ebenfo  gebraucht  werben,  wenn  man  bofdr 
forgt,  ba^  ed  27  öut^ftaben  ^at. 

„933ia  man  nun  wiffen,  unter  welchem  Stern  ein  9Renfc^  geboren  ifl,  fo  nimmt 
man  feinen  92amen  unb  ben  ber  Altern  unb  legt  ben  3a^lenwert  ber  Suc^fiaben  au- 
fammen.  2)ie  Summe,  bie  man  barau«  er^dlt,  teilt  man  burc^  9.  »leibt  1  ober  4  ald 
dfeft  ftbrig,  fo  beseic^nen  biefe  3a^len  bie  Sonne  ald  ben  Stern  bed  Stenfd^en;  2  unb  7 
bejeit^nen  ben  2Ronb,  3  TJ.,  5  5,  6  9,  8  t?  unb  9  c^."  3n  ft^nlic^er  Söeife,  inbem  man 
burc^  12  bioibiert,  finbet  man  hcA  3eid^en,  baS  bei  ber  Geburt  beiS  Tttn^^tn  im  Slfcem 
beuten  ftanb,  inbem  jeber  ber  oerfc^iebenen  Slefte  ein  ^immcldseic^en  angiebt.  aSkmun 
eine  befÜmmte  3a^l  gerobe  ben  beftimmten  planet  be^eic^net,  bafür  giebt  3lgri|)|)a  ©rünbe 
an,  bie  in  genauer  Uebereinftimmung  mit  feinem  ganjen  magifc^en  S9ftem  ftel^en.  3:)iefe 
2Ret^obe  Id^t  fx^  nun  leicht  xni  Unenblic^e  oariieren.  3n  einem  Meinen  »udj  oon  1653, 
„S)a8  groj  ^lanetenbuc^",  ba«  beutfc^  gefc^rieben,  alfo  für  breitere  Sc^ic^ten  be«  »olle« 
beftimmt  war,  finbet  man  auf  etwa  60  Seiten  faft  ebenfo  oiele  oerfc^iebene  HRet^ben,  welche 
bie  unbegreifli^ften  2)inge  au8  ben  9iamen  oorau«fagen.  2)iefe  2Ret^oben  untcrfc^eiben 
fi(^  nur  baburc^  oon  einanber,  bo^  ben  »uc^ftaben  be«  ^Ip^abetd  balb  biefer,  balb  jener 
3al^lenwert  angelegt  unb  ba^  mit  oerfc^iebenen  Saf^kn  bioibiert  wirb;  bie  Slefte  geben 
bann  Sluffc^lüffe  nic^t  nur  über  bie  Sterne  unb  §immel«aeic§en,  unter  beren  ©influj  ber 
5Wenfc^  fteJ^t,  fonbem  auc^  über  feinen  (S^aralter,  fein  Sc^icffal  jc.  2We«  biefe«  f^ai  eigottlic^ 
nur  infofem  Sntcreffc,  al«  e«  jcigt,  welche  unglaublichen  Äinbereien  man  ben  Seuten  ba* 
mal«  bieten  fonntc.  »ergleic^t  man  biefe  3)inge  mit  ben  fpiritifitifc^en  äßa^agefünften 
unferer  ^agc,  fo  ijt  §ier  boc^  immerhin  ein  gortfc^ritt  ju  erfennen. 


3)ic  praftifc^e  Äabbala.  185 


ffid^enb  bie  biiS^cr  bcfproc^enen  Swcige  bcr  Äugutalwiffcnfc^aften  pottftftnbig  in 
ein  Softem  gebracht  waten  unb  be^^alb  ein  roiffenfc^aftUc^eS  ©epcäge  Ratten  ^  gab  ed 
anbere  3)it)ination«atten,  bie  ft(§  nic^t  fo  in  fefte  Siegeln  aroingen  liefen.  3)afür  ift  bie 
$9bromaniie  ein  ^eifpiel.  2Bie  ber  Jtamt  fagt,  xoav  ed  eine  9Ba^rfagefunft  mit  ipilfe 
be«  SBafferS.  3Ber  bie  3«^««!^  erfotfc^en  wottte,  goj  3ßßaffer  in  einen  93ec§er  unb  ftarrte 
nun  in  bie  btanle,  fpiegeinbe  glAc^e,  bid  et  Gilbet  oud  ü^t  empotfteigen  fa^.  ^iefe  ent« 
hielten  bann  ba«  3^4^"-  3«bo(^  befam  nic^t  jebet  auf  biefe  SBeife  etwa«  ju  feigen,  fonnte 
abet  bann  gan|  tu^ig  einen  anbeten  bie  Beobachtungen  füt  fid^  machen  laffen.  9lm  beften 
eigneten  ftc^  ^äbc^en,  Ihtaben  unb  @($n>angete  basu.  2)ie  ^et^oben  lonnten  in  manc^etlei 
äBeife  oariiett  roetben.  9)>htuntet  fal^  bet  Beobachtet  nic^td,  fonbetn  §ötte  nut  ein  leifed 
SRutmeln,  bad  bie  SCntroott  auf  bie  geftettten  gtogen  enthielt;  biefe  Sltt  §ie^  Sefono^ 
mantie.  ©ebtauc^te  man  an\i(dt  eined  Bec^etd  ein  ©lag,  fo  ^ie^  fie  ®  aft  to m an tie; 
(fgte  man  einen  Spiegel  obet  b(an!e  äRetaOpIatten  ind  SBaffet,  fo  nannte  man  bie  äJlet^obe 
Äapttomantie.  ©e^t  attgemein  wat  auc^  bie  Dnimantic,  wo  man  \tait  be«  SQBaffetS 
eine  SRifc^ung  oon  Oe(  unb  9iu^  na^m;  biefed  fc^miette  man  auf  einen  f^ngetnagel  obet 
in  bie  $anbfl&c^e.  3n  betHtpfiaKomantie  nal^m  man  ^iatt  bed  äBaffetd  einen  ge« 
fc^Uffenen  @tein  obet  ^(tpftatt.  ®d  lam  a(fo  nut  auf  eine  blanfe  ($Iäd^  an,  bie  man  an^ 
ftattte,  bis  man  ©efic^te  fa^.  —  3n  pf9c$o[ogifd^et  Se^ie^ung  ifl  biefe  SRetgobe  fe^ 
inteteffant  unb  mitb  bed^alb  im  legten  2;ei(  unfeteS  SBetfed  ©egenftanb  einet  einge^enben 
Settac^tung  fein. 

9Bir  ^aben  frül^er  gefe^cn,  wie  bie  alte  ägpptifd^e  2;^ur9ie  t)on  ben 
fpSteren  alcjanbrinifd^en  ^l^itofop^en  aufgenommen  unb  oerteibigt  mürbe, 
au«  i^ren  SBBerlen  l^aben  bie  europäifd^en  SRagier  unjmeifel^aft  bie  pl^ilo^ 
fop^ifd^e  @runblage  für  bie  iBef(!^mönmgiS!unft  erl^alten.  SMe  praltifd^e 
@eite  bagegen,  bie  S^uberformetn  mit  aQem,  mad  baju  gel^ört,  l^aben  bie 
europSer  mol^l  !aum  t)on  aiejanbrien  entlel^nt,  ba  bie  ^ßl^ilofop^en  nid^tö 
SSefentlid^ei^  toon  ben  a(ten  §omm(aren  aufbemal^rt  l^atten;  fie  legten  ben:: 
felben  eben  feine  grojse  Sebeutung  bei^  rotnn  fie  il^re  Sraud^barleit  aud^  mol^l 
einräumten.  Slber  aud^  ^eibnifd&e  gormein  werben  bie  d^riftlid^en  STOagier 
laum  angemanbt  l^aben,  felbft  menn  fie  fotd^e  fannten,  meil  l^eibnifd^e  9Wagie 
nad^  auffaffung  ber  Äird^e  mit  teuflifd^er  aWagie  jufammenficl  unb  biefe  mit 
unerbittlid^er  Strenge  oerfolgt  mürbe,  ©c^on  au^  bem  ®runb  mußten  bie 
gelehrten  europöif^en  SRagier  fid^  nad^  anberen  DueQen  umfe^en^  um 
Woteriot  für  i^e  magifd^en  Operationen  ju  erhalten;  bie  magifd^en  SBerle 
oui^  bem  9lnfang  beiS  16.  S^l^r^unberti^  zeigen  aber  beutlid^^  baß  ber  ganje 
magifd^e  Slpparat  ben  3uben  entlel^nt  ift. 

©d^on  im  Altertum  l^atten  bie  Quben  einen  großen  SRuf  ate  Sefd^mörer; 
jie  l^otten  bie  Äunft,  wie  fo  t)iele«  anbere,  in  ber  babplonifd^eu  Oefangem 
fd^ft  gelernt.  SBie  bie  t^eoretifd^en  Äabbalijien  burd^  fünfilid^e  ÜRet^oben 
ilire  ©pefulationen  in  Uebereinftimmung  mit  bem  ©efefte  SWofe  ju  bringen 
fud^en,  fo  bemühten  fid^  aud^  bie  praftifd^en  Sauberer,  in  ben  ^eiligen  ©d^rif* 
ten  eine  ©anltion  für  bie  magifd^en  Operationen  ju  finben,  obwohl  biefelben 


186  ^i«  einjcinen  magifc^cn  SBiffenfc^aften. 

bcrartigc«  Unroefen  mit  Maren  SBorten  Dcrboten.  9Kan  na^ni  beSl^alb  id^on 
frü^  feine  3wPw<ä^t  i"  i^^  ®öge,  bafe  bie  »efd^roörung^funfl  t)om  iDcifefien 
aller  jübifd^en  SBBeifen,  t)om  Äönig  ©abmo,  ^erfiamnie.  S)er  jübifd^e  ®es 
fd^id(lti8f(]^eiber  Sofep^u«,  ber  im  1.  Sa^^unbert  n.  (Sf)x.  lebte,  fd^reibt  üon 
i^m:  ,,®ott  fd^enlte  il^m  bie  3Ra<^t,  burd^  feierlid^  Sefd^mörungen  bte@ott' 
^eit  toerfö^nen  unb  bie  böfen  @etfler,  meldte  Jtrant^eiten  Derurfad^en,  Der- 
treiben  ju  {önnen,  unb  biefe  9lrt  }u  l^eilen  ifl  nod^  l^eutigen  ^agiS  bei  und 
bie  ^errfd^enbe."  Sofepl^uiJ  erjdl^lt  bann,  bafe  er  fetber  augenjeuge  geroefen 
fei,  wie  einer  feiner  Sanbdleutc,  ©leajar,  in  ©egenioart  bt&  Äaifer«  SSedpafian 
unb  t)ieter  üorne^mer  SRömer  2:eufet  au«  einigen  33efeifenen  aufgetrieben 
^abe,  imb  jtoar  mit  ben  B^uberformeln  unb  Operationen,  bie  fiömg  @ttbmt> 
für  biefen  ©ebraud^  t)orgefc^rieben  ^abe.  3Hön  9iäft  baxcax%,  wie  allgemein 
ber  ^Uoiibe  an  ftinig  GciomA  ^ccuhmnai^t  bamali^  mar.  93on  ben  ^ubm 
ifi  biefe  Sage  ju  ben  SBölfern  übergegangen,  mit  benen  fie  in  Serü^rung 
famcn,  fo  auc^  ju  ben  Strabem.  @i8  ift  l^inreid^enb  befannt,  meldte  Stolle  bie 
„Siegel  SalomoiJ"  unb  feine  SKad^t  über  bie  ©eifler  in  ben  arabifd^en  SWärd^en 
„2:aufenb  unb  eine  3Jad^t"  fpielen. 

Sei  i^rer  SluÄbreitung  über  bie  ganje  ciüilifierte  9Belt  nahmen  bie 
3uben  bie  Sefd^mörungiJfunft  ate  ein  nationalei^  ©igentum  mit  Sie  be^ 
ganncn  ma^rfd^einlid^  fd^on  frü^,  bie  bei  Sefd^mörungen  angemanbten  3We* 
tl^oben  unb  gormein  niebei^ufd^reiben.  35iefe  ßitteratur  ^at  offenbar  in 
naiver  Sejie^ung  ju  ben  eigentli^en  labbalifHfd^en  SBerfen,  ju  ben  ©rÖö* 
rungen  über  Sep^er  S^ji^^^  w"b  So^ar  geftanben,  meldte  bie  t^eoretifd^e 
@ntmiälung  ber  dou  ben  Sefd^mörern  prattifd^  audgenu|ten  @ngeb  unb 
2)dmonente^re  enthielten.  ©ftS^alb  Reifet  bie  33efd^roörungÄfunfi,  bie  ceremo^ 
nielle  SRagie,  bei  ben  europäifc^ien  3Ragiem  aud^  bie  „praftifd^e  Äabbala^. 
Stamentlid^  ein  SBBerf  ftanb  in  ^o^em  3lnfel^en  unb  fpielte  eine  große  Stoße, 
bie  ,,Clavicula  Salomonis"  (b.  \).  ber  Sd^lüffel  jur  fatomonifd^en  SBeiö^eit). 
2)iefeg  unb  ä^nlid^e  SBerfe  muffen  bem  Slgrippa  unb  feinen  3ritgenoffen  jur 
aSerfüguiig  geftanben  ^aben ;  aug  i^nen  fd^öpften  fte  il^re  mefentlii^flen  Äennt* 
niffe  }ur  Sefd^roörung  ber  ©eifter.  3)ie  tjielen  Flamen  ^ebräifd&en  Urfprungö 
unb  bie  mit  l^ebräifd^en  83ud^ftaben  gefd^riebenen  magifd^en  2'afeln,  bie  fid^ 
in  i^ren  Sd^riften  finben,  finb  beutlid^e  3^8"iff^  ^ieroon*). 

©ne  Sd^ilberung  bed  SBerfa^rend  bei  einer  ©eiilerbefd^mdrung  giebt 
Slgrippa  in  feiner  Occulta  philosophia  uniS  leiber  nid^t;  er  l^ätte  ed  oud^ 
faum  ol^ne  große  ©efa^r  t^un  fönnen.  S)agegen  erfd^ien  60  S^l^re  fpäter  eine 
2lb^anblung  über  bie  ceremonielle  aJiagie,  bie  tjon  äigrippa  gefd^rieben  unb 
urfprünglid^  bad  4.  S3ud^  feinet  großen  3&tdt&  fein  foUte.    Slgrippa  l^at  ed 


*)  3«^t  Weinen  biefe  alten  jübifc^en  ©c^riften  oerfc^rounben  $u  fein.  2)ie  Clavi- 
cula  Salom.,  1686  gebrucft  unb  1846  oon  neuem  gebruclt  in  ©c^eiBIed  Dr.  3o^.  gauji 
(©b.  1—4  ©tuttg.  1846—9.)  ift  ni(^t  ibentifc^  mit  ber  alten  Clavicula  S.  9Cnmerhmg 
be§  Serfaffer«. 


3)tc  praftiWc  Äabbola.  187 


nun  ganj  beflimmt  nid^t  gefd^rieben;  iebcnfaßg  beftreitet  ber  SKann,  ber  eö 
am  bellen  loiifen  mußte,  fein  berühmter  ©d^ttter  3ol^ann  SBBeier,  e^  aufi^  be* 
fUmmtefle.  ^  ifl  ja  in  ber  ©efd^id^te  ber  SRagie  nid^tö  @e(tened,  bag 
©duften  unter  bem  SRamen  älterer  befannter  aSerfajfer  erfd^ienen,  um  größere 
aufmerlfamleit  auf  Rd^  ju  jiel^en.  »el  ben  ja^lreld^en  ©d^riften  über 
Ätfterbefd^roörungen  unb  3lel^nlid^e«  (agen  roa^rfd^einlid^  nod^  anbere  ©rünbe 
ju  fo(($er  Z&if4iung  toor.  3n  ber  3^^/  ^^  t)ie  ^e^enprojeffe  in  t)oIIer 
93(fite  flanben,  n)ar  eS  jlebenfalld  ein  getoagted  Unternehmen,  mit  einem  fold^en 
aSBerf  l^erDorjutreten.  2)er  SJerfaffer  Derjid&tete  be^^alb  lieber  auf  bie  @^re 
ber  ä^utorfd^aft,  um  beRo  ungeftörter  bie  9Ttmoistt|ii||en  f^rfld^te  genießen  ju 
f önnen.  ©o  fe^en  roir,  baß  in  ber  3^^  nad^  SgrippaÄ  Xob  eine  3iei^e  von 
©d^riften  über  bie  praftifd^e  SRagie  unter  Sgrippag,  5ßeter  äbanoS  unb  on^: 
berer  SWogier  SRamen  erfd^ienen;  mel^rere  von  i^nen  finben  fid^  aud^  in  ber 
fie^bener  SluiJgabe  ber  gefammelten  SBerfe  be«  ägrippa  um  1600. 

S)icfc  SBerte  rnb^tn  mit  bem,  wa«  Slgrippa  felbft  gcfc^riebcn  ^at,  bie  Orunbloge 
für  eine  furje  ^arfteQung  ber  proltifc^en  Stabbala  fein. 

9ln  Decfc^iebenen  Stellen  ber  Occulta  philosophia  finben  nnr  Einleitungen  jur  9lud$ 
Übung  ber  praftifc^en  aWagic.  2öir  ^oben  bereit«  oben  einen  ber  roic^tigften  ©äje  sitiert, 
ber  bei  nd^erer  Betrachtung  eine  PoUftänbige  ^nweifung  ^ntf)&it :  ^q  aOed  in  ber  Seit 
bie  Äräfte  beg  i^m  Gleichartigen  unb  barum  mit  i^m  ^erbunbenen  ansujie^en  fuc^t,  fo  !önnen 
wir  bie  Äräfte  ber  $immel8!örper  ^erabjie^en,  inbem  wir  äße  3)tnge  fammeln,  bie  unter 
ben  betreffenben  Stzvn  gehören.  Unb  nic^t  nur  bie  ^immlifc^en  Äräfte  jie^en  mir  bamit 
^erob,  fonbem  ba  bie  ^immetöförper  felber  i^re  Äräfte  pon  ber  SQBelt  ber  3been  empfongen, 
fo  !5nnen  mir  burc^  fte  auc^  bie  SuteOigenjen  unb  S)&moneu,  bie  burc^  bie  Planeten 
roirfen,  ^erabjiel^en.  Betrachtet  man  biefen  ©a^  im  Sichte  be8  ganjen  Slgrippafc^cn  Softem«, 
fo  ent^ftlt  er  beutlic^  genug  bie  Anleitung  ju  einer  Befc^mörung,  b.  §.  mie  man 
eine  Sntettigena  ober  einen  2)ämon  ^erabjie^en  foU.  ®8  fe^lt  nur  ein«:  ber  5Ramc 
unb  bie  SaX^l  be«  SBefenS,  ba«  befc^moren  werben  foll.  „^znn  in  ben  QaS^Un  liegen  bie 
gri^ßten,  oerborgettften  unb  toirffamften  j^räfte,  weil  bie  Saf^ien  on  fic^  ooll!ommen  unb 
im  ^immlifc^en  begrünbet  finb.  ^ed^alb  eignen  fte  ftc^  befonberd  für  bie  magifc^en 
Operationen,  unb  fte  vermögen  oieled  jur  ©rreic^ung  bdmonifc^er  ober  göttlicher  Gaben 
audsuric^ten."  äBir  §aben  alfo  suerft  ben  Slarmn  bed  au  befc^mörenben  Geifted  ju  finben, 
unb  ba^u  giebt  ^grippa  und  bie  nötige  ^nmeifung. 

(^  finbet  ftc^  eine  gro^e  äJlenge  guter  unb  böfer  Geifter;  i^ren  magren  Flamen 
ober  unb  i^re  Slrbeit  !ennt  nur  ®ott,  ber  bie  ©temc  jä^lt  unb  bei  Slamen  nennt.  Ber» 
fc^ebene  9}amen  finb  in  ber  Schrift  genannt  unb  anbere  oon  ben  alten  jjübifc^en  äBeifen. 
Q^  giebt  aber  auc^  anbere  äRet^oben,  um  bie  92amen  mancher  anberer  guten  unb 
böfen  @ngel  ^u  entziffern;  biefelben  ftnb  unil  oon  ben  5tabbaliften  überliefert.  ®ine  folc^ 
aRet^obe  ^ei^t  bie  berec^nenbe  unb  wirb  mit  ^ilfe  umfte^enber  Safel  (@.  188)  ausgeführt. 
2)ie  Bere^ung  ^ngt  von  ben  Flamen  ©otted  ab,  bie  eine  befonberd  magifc^e  ^raft 
^en.  'SRan  nimmt  einen  biefer  9{amen,  meiere  bie  72  @c^em^amp^orafc^  (orgl.  oben 
@.  119)  Reiften;  witt  man  nun  ben  3^amen  eine«  (Sngeld  finben,  fo  fuc^t  man  beffen 
Buc^ftoben  in  richtiger  Speisenfolge  in  ber  Säule  ber  Xafel,  toelc^e  bie  Ueberfc^rift 
^bie  guten"  trögt. 


188 


;£>ie  eiitjelnen  magift^en  3Biffenf(^aften. 


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Stimmt  man  bonn  bic  öut^ftobcn,  bic  in  betfelben  S^^^^»  ^bcr  in  bcr  mit  bem 
entfprec^enben  ^(aneten  beseic^neten  S^ubri!,  fte^en  unb  fteOt  biefe  Buc^ftaben  in  ber  ge« 
funbenen  Speisenfolge  sufommen,  fo  ^ot  man  ben  9tamen  bed  ^getö.  3ft  cd  bagegen 
bet  92ame  eined  ^&mon^,  ben  man  fuc^t,  fo  ge§t  man  oon  bet  diubxit  m^,  mtid^t 
,,bie  bdfen''  beseic^net  ift  unb  nimmt  bie  Suc^ftaben  oud  ber  @du(e,  bie  unten  butc^  bad 
3eid^en  bed  betreffenben  $(anetd  beaeic^net  ift.  Suc^t  man  s*  9*  ben  9tamen  eined  ber 
^Ddmonen  ber  @onne,  fo  toä^It  man  erft  einen  Flamen  ©otted  etna  M  L  H,  'SltiaÜ^tl. 
2)iefe  3  Suc^ftaben  fuc^t  man  bann  in  ber  bu«^  ^bie  böfen"  bejeit^neten  Shibrü  auf. 
3n  ber  9hibri!/  bie  unten  bad  3^^^"  ber  0  trägt,  fte^t  in  berfelben  3^^^^  ^^^  ^  ^^ 
«uc^ftabe  A,  mit  L  Ch  unb  mit  H  M.  2)er  ^arnz  be«  S)ämon«  ift  alfo  A  Ch  M.  „Um 
aber  bie  9iamen  ber  guten  ®eifter  oon  benen  ber  2)ämonen  ju  unterft^eiben,  pflegt  man 
öftere  einen  9lamen  für  bie  göttltdje  Slttmac^t  Sinjufügcn,  fo  E  L,  0  N,  I A  H  ober  I O  D, 
ber  bann  jufammcn  mit  jenem  auÄgefproc^en  wirb.  Unb  ba  I  A  H  ber  ^am^  för  bie 
^o^lt^aten  unb  ICD  für  bie  ©bttßc^Ieit  ift,  fo  werben  biefe  nur  bei  ben  9lamen  ber 
@ngel  ^injugefügt.  ^Dagegen  E  L,  »elc^eä  bie  ^^Äroft"  ober  „aRac^t"  bejeic^net,  wirb  fo* 
rool^I  guten  wie  böfen  ©eiftem  beigelegt,  benn  bie  b5fen  ® elfter  fönnen,  wenn  ®otte8 
^raft  i^nen  genommen  mirb/  meber  ^anbeln  noc^  auc^  nur  q^ftieren.''  ^er  9lame  beS 
gefud^ten  ^ftmon  ift  alfo  A  Ch  M  E  L,  ^c^amiel.  S)ad  ift  ein  mdd^tiger  ®eifi,  benn 
feine  30^1  ift  7  X  bie  ^eilige  7,  A  Ch  M  =  49. 

(^  erübrigt  noc^,  aud  bem  gefunbenen  Flamen  bed  ©eifted  ^^arafter  ober  „Bi^iXi*' 
obsuleitcn.    ,,2)iefe0  ift  nur  eine  beftimmte  Slrt  oon  öudjflaben  ober  Schrift,  welche  ben 


3)ie  ))TaItif(^e  5ta(ba(a. 


189 


m- 12. 

LH    UZ  LLJ 

mg: 

O 

nur  einige  Stngaben  au^ 


Atomen  ber  Söttet  unb   Reiftet  gegen  profanen  ©ebrouc^  befc^ö^en  foSen.    ^ei  ben 

^e^dern  gab  ed  mehrere  ^ien,  bie  @igille  ber  ©eifter  ju  flnben;  bie  ditefte  berfelben 

tfi  bie  @(^rift,  roelc^e  9RofeiS  unb  bie  ^rop^eten  gebraucht  ^aben,  xoeif^alb  fie  nic^t  (eic^t^ 

fertig  iemanbem  offenbart  werben  barf.    SBei  ben  5(abba(iften  gob  ed  auc^  eine  anbere 

Sitet^obe,  bie  früher  mit  großer  ©^rfurc^t  be^anbelt  würbe,  bte  aber  ie^t  aUgemein  be? 

fannt  unb  angeroanbt  ift."  2)ie  SRet^obe,  bie  Slgrippa  bann  befpric^t,  ift  bie  oben  (©.  120  f.) 

befproc^ene  jtabbala  ber  ,,neun  jtammem''.    3}{an  fc^reibt  bie  für  bie  einjelnen  Suc^ftaben 

baf elbft  angegebenen  ^iguten  (^c^amiaO  in  einer  3^^^^/  ^^i^  '^cinn 

bie  fünfte  fort,  oerbinbet  bie  ©uc^ftaben  (orgl.  ^roeite  3^^^^)/ 

unb  ^ief^i  enblit^  bie  fo  entftanbenen  giguren  gana  jufammen 

(t)rgl.  britte  8^x1^)*  S)a3  ergiebt  bann  2(c§amielä  ©§arafter.  3« 

ber  no(^  e^iftierenben  Clayicula  Salomonis  ift  ber  &^ara!ter 

ber  ©eifter  auf  biefe  SBeife  gefunben;  aber  man  !ann  biefe 

magifc^en  5^^^^««  ««^  ««^  oielen  anbcren  aJiet^oben  bilben. 

—  2)a«  3Jerfa^ren,   um  einen  @cift  ju  ^jitieren",  ift  fe^r 

oerfc^ieben  unb  richtet  ftc^  teils  nac^  ber  Jlatnt  be§  ©eifteS, 

teils  nac^  bem  3^^^^  ^^^  ^^^   erreichen   roiU.    ^ier  mögen 

bem  4.  öu(^  ber  oKuIten  ^^ilofop^ie  genügen.    „SBenn  man  einen  böfen  ®eift  erfc^einen 

laffen  roxü,  mu^  man  auf  bie  Statut  beS  ©eifteS  unb  feines  Planeten  Stüdfic^t  nehmen. 

3Ran  mu^  eine  Qeit  md^len,  roo  ber  betreffenbe  planet  ^errfc^t,  unb  bie  3(rbeit  entroeber 

om  2:age  ober  hti  3ta(S)t  ausführen,  ie  nac^bem  bie  @teme  unb   ©eifter  eS  forbern. 

3Ran  befc^reibt  bann  einen  ÄrciS,  ^auptfäc§Iic§  alS  ©c^u^  für  ben  Sefc^robrer  felbft,  unb 

jeic^net  bie  $enta!e(n  hinein,  b.  1^.  folc^e  ^eilige 

3ei(^en,  bie  unS  gegen  ft^äblic^e  ©inwirtungcn 

befc^üt^en  unb  fc^abenfro^e  Dämonen  }A^men, 

loö^renb  fte  wo^IwoQenbe  @eifter  su  unferer 

^ilfe  ^eranloclen.    2)ie  ^entafeln  befte^en  auS 

ben  9{amen  unb  @^ara!teren  für  gute  ©eifter 

com  ^dc^ften  9lang,  femer  auS  ^eiligen  giguren, 

imffenben  ©c^riftpetten,  geometrifc^en  giguren 

unb3wfötnmenfe|ungen  auS  oerfc^iebenen  9iamcn 

©otteS.    Slu^erbem  mug  man  in  ben  ÄreiS  bie 

9{amen    ber  guten   ©eifter   fc^reiben,   bie   in 

ber  betreffenben  Stunbe  ^errfc^en,   weil  man 

mit  it/rer  $ilfe  @enalt  über  ben  jitiertcn  ©eift 

befommt.   ^nner^alb  ober  au^er^alb  beS  5treifeS 

mu^   man  jugleic^  ecfigc  giguren  anbringen, 

beren  So^^   ^"i   SSer^öItniS    sum  $ßer!e    ber 

Sefc^mbrung  fte^t.    ^anac^  forgt  man  für  £id^t, 

Salben  unb  Slauc^roer!,  baS  na(§  ber  Si^atur  beS  @eiftcS  unb  ber  Planeten  sufammengefejt  ift 

unb  infolge  feiner  natürlichen  unb  ^immlifc^en  Ärftfte  mit  i§r  harmoniert,    ipeilige  unb 

geweifte  <S(egenftönbe  bürfen  ebenfalls  nic^t  fehlen,  ba  fte  a^m  Sc^u^e  beS  SBefc^roörerS 

unb  feiner  Begleiter  bienen  unb  au^erbem  ben  ®eiftem  geffeln  anlegen;  ba^in  gehören 

^eilige  Xafeln,  ©ilber,  ^entafeln,  ©t^roert,  Jlleiber  oon.  paffcnbem  ©toff  unb  richtiger 

^rbe  u.  f.  n). 

3ft  nun  aEcS  fo  oorbereitet,  fo  tritt  ber  ajiagier  mit  feinen  Begleitern  in  ben 
ItreiS  unb  toei^t  i^n  unb  bie  ^inge,  bie  gebraucht  werben  foQen.  ^anac^  beginnt  er  mit 
lauter  ©timme  fein  &thü,  juerft  ju  ®ott  unb  bann  ju  ben  guten  ©eiftem.  Söenn  baS 
&€btt  beenbet  ift,  ruft  er  ben  ©eift,  mit  benf  er  reben  wiE,  unb  unter  ^inroeiS  auf  feine 
Autorität  unb  Äraft  roenbet  er  fic§  mit  einer  milben  unb  freunblic^en  93efc§n)örung  m^ 


190  2)ic  etnjclnen  magifc^cn  Söiffenfc^aften. 


allen  Himmelsrichtungen,  ^ann  ^dlt  er  inne  unb  {te^t  nac^,  ob  ber  ®eiß  fu^  nic^t 
jeiflt.  3ft«^«*^  biefer,  fo  wieber^olt  er  bie  öefc^wörung  breimoL  SBeigert  ber 
@eift  ft(^  no($  immer,  fo  beginnt  er  bie  8ef(^n>5rung  oon  oome  mit  ftdrferen  Störten. 
3eigt  fi(^  bann  ber  ©eift,  fo  mu^  er  if)n  freunblic^  be^anbeln  unb  nac^  feinem  9lamen  fragen. 
3ft  er  verlogen  unb  ^a(9ftarrig,  bdnbigt  er  if)n  burc^  eine  poffenbe  Sefc^roörung;  man 
fann  auc^  mit  einem  geneigten  @c^n)ert  ein  !Dreie(t  ober  günfed  au^er^alb  beS  JtreifeS 
machen  unb  i^n  snnngen,  ba  ^ineinjutreten.  @o  anfingt  man  i^n  auc^  su  geloben,  n>ad 
man  mid,  unb  lö^t  i^n  fein  ©elObbe  mit  ber  $anb  auf  bem  Sc^mert  beeibigen.  ^ai  man 
bad  erreicht,  n>ad  man  moEte,  giebt  man  i^m  freunblic^  ^(aubnid,  }u  oerfc^roinben;  miU 
er  aber  nic^t,  fo  smingt  man  i^n  burc^  eine  Irdftige  ^^ordfationdformel.  @rft  einige 
3eit  nac^  feinem  Serfc^minben  barf  man  felbft  aud  bem  ihreife  treten.  Sollte  ed 
gefc^e^en,  ba(  gar  feine  ©eifter  fic^  seigen,  fo  barf  man  boc^  nic^t  aud  bem  JIreife  ^erau^ 
treten,  o^ne  ben  ©eiftem  oorfc^riftdmä^ig  ben  ^efe^I,  ft(^  )u  entfernen,  gegeben  }u  ^aben, 
benn  ei  trifft  ftc^  oft,  ba^  bie  (S^eifter  !ommen,  o^ne  ba|  ber  Sefc^mörer  fie  fie^t,  unb 
fte  mttrben  i^m  @(^aben  suffigen,  fobalb  er  aud  bem  Ureife  |u  i^nen  heraustritt,  foHS  er 
nic^t  unter  l^ö^erem  B^uii  fte^t."  äBünfc^te  man  gute  ©eifter  ju  jitieren,  fo  mar  bad 
SSerfa^ren  mefentlic^  baSfelbe.  9{ur  erforberte  biefeS  ftetd  eine  Iftngere  SorbereitungSjeit 
(nic^t  unter  7  2:agen,  oft  fogar  mehrere  ^af^ve),  S^benfaUd  nutzte  man  ftc^  in  ben  (e|ten 
3;agen  ^eiligen  Zeremonien,  mie  gaften,  (3tbtt,  Steinigungen,  Eingeben.  So  oorbereitet, 
fonnte  man  ben  S^^uberfreiS  betreten,  ber  an  einem  abfeitd  gelegenen,  gemeinten  $la^ 
geseic^net  mar,  unb  bann  bie  nötigen  Sef(^mörungen  oorne^men. 

Tlan  latm  iebod^  auc^  o^ne  Qoübtvfttii  einen  ©eift  zitieren;  man  mu^  bann  aber 
ein  gemeinte«  öuc^  beft^en,  in  bem  bie  Si^amen  ber  ©eifter  aufgezeichnet  flnb,  meiere  bem 
Magier  burc^  einen  @ib  ©e^orfam  geleiftet  ^aben.  ^S  Pergament  biefeS  ^uc^eS  barf 
früher  nic^t  gebraucht  morben  fein.  9luf  ber  lin!en  Seite  eines  jeben  9latteS  im  8u(^ 
fte^t  man  baS  %ilb  beS  ©eifteS,  auf  ber  rechten  beffen  Z^aralter,  worüber  bie  <^eS^ 
formcl  gefc^rieben  ift,  burc^  bie  ber  ®eift  fic§  jum  ©e^orfam  oerpflic^tet  f^at.  3«9^ 
enthält  baS  9uc^  bie  92amen  ber  ^eifter,  i^ren  9lang  in  ber  ^eiftenoett,  i^re  ©efc^fte 
unb  bie  ©efc^roörungen,  burc§  meiere  fte  sitiert  werben  foUen.  2)aS  5ÖU(^  ift  forgfdltig  ge» 
bunben  unb  oerfc^loffen,  ba  eS  bem  äJlagier  jum  Schaben  bienen  mürbe,  falls  eS  geöffnet 
mürbe,  menn  eS  nic^t  gerabe  gebraucht  merben  foü. 

Se^ufS  Slbfaffung  beS  93uc^eS  fann  man  oerfc^iebene  SBege  einf(^lagen.  !Der 
gemö^nlid^fte  unb  ft^erfte  ift  folgenber.  9Ran  seic^net  einen  3<utberfreiS  unb  oerf&^rt 
gan)  fo,  mie  eS  oben  befc^rieben  ift,  inbem  man  aüe  bie  ©eifter  gittert,  beren  92amen  im 
33u(^  oerjeic^net  finb.  ffienn  bie  ©eifter  fi(^  seigen,  mirb  baS  öu(^  in  ein  2)reied  au^er« 
^alb  beS  3<tuber!reifeS  gelegt,  ^ie  (^beSformeln,  mit  benen  bie  (S^eifter  ftc^  sum  ©e^orfam 
oerpflic^ten  foHen,  werben  oorgelefen,  unb  ieber  einjelne  oon  i^nen  wirb  nun  gezwungen, 
unter  einem  befonberen  @ib  bie  Stelle  im  SBuc^  ju  berühren,  wo  fein  8ilb  ft(^  ftnbei 
92ac^  biefer  ^nwei^ung  wirb  baS  Suc^  gefc^loffen,  unb  bie  ©eifter  befommen  in  ber  ge« 
wö^nlic^en  ^eife  Sefe^l,  ftc^  ya  entfernen,  äßenn  ber  SRagier  fpöter  baS  Suc^  benu^en 
wiQ,  braucht  er  eS  nur  aufauf erlagen  unb  ben  92amen  beS  @eifteS,  beffen  Slnwefen^eit 
gewünfc^t  wirb,  fowie  bie  entfprec^enbe  @ibeSformel  ^u  lefen,  bann  aeigt  fi($  ber  (Seift; 
wenn  biefer  baS  bann  ausgerichtet  f)at,  waS  er  foll,  wirb  er  jebeSmal  burc^  eine  be^ 
fonbere  Formel  oerabfc^ebet. 

3m  ©pftem  ber  magifd^en  SBiffenfci^aften  fpielt  bie  Sltd^emie,  wie  be^ 
reits  oben  bentcrit,  nur  eine  geringe  SHoDe.  ägrippa  befprid^t  bie  ©olbmad^er? 
fünft  unb  fud^t  i^re  9Wöglid^!cit  ju  erf(ären,  obrool^l  er  l^olbweg«  felber  baran 


2)ic  2«c^cmic.  191 


jroeifeft,  aber  einen  großen  tl^eoretifd^en  ©eroinn  l^at  er  nid)t  von  biefer  Äunfl. 
3)efio  größer  aber  war  il^re  praftifd^e  Sebeutung.  SWel^rere  Qa^r^unberte  f)m 
inxö)  war  ein  Slld^emiil  eine  fafl  ebenfo  unentbel^rlid^e  ^erfönlid^feit  an  iebem 
6of  wie  ein  afhrolog;  ber  SHd^mifl  fottte  bie  notroenbigen  ©elbmittel  ju  ben 
Unternehmungen  fd^affen,  beren  günftigen  Ausfall  ber  aftrolog  tjoraui^fagte. 
3(ußerbem  würbe  bie  ©olbmad^erfunft  von  ja^lreid^en  ^ol^en  ©eiftlid&en  unb 
Too^l^abenben  ^t)atleuten  betrieben,  unb  man  opferte  unglaublid^e  ©ummen, 
um  ba«  große  glijir  ju  finben.  2)aburd^  rourbe  e^  gerabeju  gefäl^rlid^,  fid^  mit 
biefer  Äunfi  ju  befajfen.  ©tet^  jirhilierten  ©erüd^te,  baß  ei^  biefem  ober 
jenem  geglüdtt  fei,  ba^  ©lijir  ju  finben,  unb  baiS  l^ielt  ben  3Kut  ber  weniger 
©lüdlid^en  aufredet.  @d  mußte  burd^  fortgefe^te  älrbeit  bod^  aud^  il^nen  ju- 
le|t  gelingen,  einen  @rfafe  für  bie  oielen  Äofien  ju  finben  unb  bie  ^c^te 
ber  longiä^rigen  Slrbeit  }u  genießen;  be^^alb  blieb  man  gewöl^nlid^  bei,  hx^ 
man  ruiniert  mar;  l^öc^fteng  bie  gürfien  tonnten  ftd^  beftänbig  fold^e  teueren 
©jperimente  erlauben,  ©o  t)ergeubete  j.  S.  Äönig  griebrid^  DI  oon  S)ftncs 
mar!  mäl^renb  feiner  jmanjigiäl^rigen  ^Regierung  mehrere  SWillionen  2:^aler 
mit  berartigen  ald&emifiifd^en  SBerfud^en. 

®&  giebt  faum  ein  3)ing  jroifd^en  Fimmel  unb  @rbe,  baS  nid^t  in 
ben  ©d^meljtiegel  ober  ©eftiHationSfolben  ber  2lld&emiilen  manbem  mußte. 
SUleÄ  würbe  geprüft,  au«  allem  fud^te  man  bie  Duinteffenj  ju  jiel^en  in  ber 
Hoffnung,  baß  ber  SufaD  einem  bod)  einmal  bie  Seftanbteile,  auÄ  benen  baiJ 
große  @lipr  bargefteHt  werben  fonnte,  in  bie  iQänbe  fpielen  würbe.  3luÄ  biefen 
mannigfad^en  SBerfud^en  gewann  man  natürlid^  oiele  wertvollen  Äenntniffe  über 
bie  SBed^felwirfungen  ber  ©toffe,  jebod^  nid^t  ba«,  wa«  bie  2ll^emiften 
fud^ten.  ©n  beutlid^e«  S^ugni«  l^ieroon  l^aben  wir  in  ber  enormen  ald^emi- 
ftifd^en  Sitteratur  be«  16.— 18.  3a^rl^unbert«.  Me«,  waiJ  ^ier  an  wertooDen 
d^emifd^en  ^rojeffen  aufgejcic^net  ift,  ^at  bie  mobeme  ß^emie  natürlid^  auf^ 
genommen;  aber  troft  ber  gülle  oon  SRejepten  über  ÜJletaDoerwanblungen  l^ält 
bod^  lein  einjige«  ba«,  wai^  eg  in  Slu^fid^t  fteflt.  2lflerbing6  fonnte  man  aud^ 
oon  t)ome^ein  nid^t«  anbereg  erwarten;  benn  wenn  e«  wirflid^  jemanbem 
gelungen  wäre,  ben  pl^ilofopl^ifd^en  ©tein  ju  finben,  fo  ^ätte  er  fe^r  bumm  fein 
muffen,  wenn  er  biefe  ©ntbedtung  in  einer  ©d&rift  preiiSgegeben  l^ätte.  Die 
©efd^id^te  ber  3llc^emie  jeigt  \xn&  aud&,  baß  SWetalloerwanblungen  niemals  ben 
belannteren  atd^emiflen,  bie  für  gürflen  arbeiteten  unb  afe  ald^emifiifd^e  SBer- 
faffer  auftraten,  geglüdft  pnb.  SJietme^r  fommen  alle  Sendete  über  angeblid^e 
S3erwanblungen  barauf  l^inauÄ,  baß  biefelben  Don  irgenb  einem  Unbefannten 
audgefül^rt  ftnb,  ber  plö^id^  auftaud^te  unb  ebenfo  fd^neQ  wieber  fpurloiS  Der- 
fc^wanb.  25ie  bebeutenberen  gorfd^er,  weld^e  in  ber  Hoffnung  auf  eine  SSer* 
wanblung  fid^  praftifd^  bamit  befd^äftigt  l^aben,  räumen  faft  alle  offen  ein, 
baß  fte  niematö  mel^r  @olb  ^aben  gewinnen  fönnen,  aU  fie  bei  93eginn  i^rer 
Slrbeit  genommen  l^atten.  afe  Seifpiele  l^ierfür  finb  frül^er  fc^on  2lrnolb 
SSUlanooa  unb  ßorneliuiS  Slgrippa  genannt  worben. 


192  ^t  einsebten  mogifc^  SBiffenfc^often. 


£o($  giebt  ei^  au<i^  Sui^na^tnen.  ^o^ann  Saptift  Dan  ^etmont  unb 
Sol^ann  ^riebrid^  ^etpetiuiS^  }ioei  ^ootragenbe  ^oOfinbifd^  SeTjte  unb 
Seiler  bt^  17.  So^^unbertö,  berid^ten  aui^ffl^icb  über  äRetoIIoenDanblungen. 
3n  bciben  gdDm  erfolgte  biefelbe  in  glei^er  SBeife. 

(Sin  unbelannler  (frembet  befuc^te  fte,  unb  ha  bod  ©efptdc^  auf  ^Uf^emie  loau 
fieate  er  ftc^  a(^  Sbept  oot  unb  fc^enfte  i^nen  eine  unbebeutenbe  "Sttnq^t  eineö  roten 
^uloerd;  bann  ging  er  feiner  SBege.  Ikn  ^elmont  f chattete  nun  fein  $ub>er,  in  Sku^ 
eingefüllt,  auf  Duettftiber,  bad  gleich  in  @oIb  oemmnbett  mürbe,  unb  jmar  ^t  ein  %^ 
bed  $ub>erd  19  200  Xeile  Due(tft(ber  oenoanbelt.  ^etoetiu^  nnirf  fein  ^uloer  auf  ge« 
fc^moIaeneiS  ^lei  unb  er^ett  ebenfalls  eine  gro^e  fXaffe  reined  @oIb.  —  @d  ift  eigentli^ 
unbegreiflich,  bo^  biefe  fRdnner  ^  ^aben  taufc^  laffen;  fie  nutren  beibe  audge)ei(^ete 
6§emi!er  unb  ^en  boc^  (Solb  t>on  gefärbten  SRetaQmifc^ungen  unterfc^eiben  milffen.  Un^ 
)meifel^ft  liegt  aber  i^ren  SCngaben  ein  Irrtum  su  ©runbe,  benn  in  aOen  ^Een,  n)o  man 
fpöter  (Gelegenheit  gehabt  f^,  ba9  alc^emifHfc^  @oO>  su  unterfm^en,  fyd  biefed  ftd^  a(d 
go(bd^nli(^  WetaEmifc^ung  emriefen,  bad  oft  n)0^(  ttmai  nnrüic^ed  @o(b  ent^elt.  6o 
fyxt  bod  3^n)!abinett  in  SBien  noc^  eine  SRebaiQe  oon  alc^emifHfc^em  @o(b;  bad  fpe).  ^e^ 
midft  bedfelben  betrdgt  aber  nur  12,6  unb  baft  bed  ©otbed  19,3;  ed  ift  alfo  {ein  t^M 
@oIb.  1675  n>uri>en  in  Deflerreic^  :Du{aten  au9  ald^emiftif^em  ®oG>  geprägt;  fte  Ratten  bie 
3nf($rift:  „Stud  S^enjel  Seplerd  ^uloerd  9)to4t,  bin  i^  oon  3inn  ju  @o(b  gentac^t^;  fte 
nmren  größer  a(d  gen)d^nß(^e  IDufaten,  jeboc^  geringer  an  ®ewi(^t,  nmren  alfo  auc^  nic^t 
oon  reinem  (3o(b. 

^ie  rei(^  aUi^emiftifc^e  Sitteratur  liefert  genügenbe  ^emeife  bafür,  ba^  bie  SRet^ben, 
meiere  ju  Wetafloenoanblungen  angennmbt  mürben,  nur  9}a(^mungen  unb  ^fc^gen 
SU  liefern  oermoc^ten.  8ie  täufc^ten  bo^er  nur  ben  ber  (^emie  Unhmbigen;  aber  ba 
bie  9(((^emiften  oft  felber  rec^t  tmmiffenb  nntren,  fo  ^aben  fie  im  allgemeinen  n>o^(  ge« 
glaubt,  ba|  fie  ba$,  road  fie  |u  (eiften  oorgoben,  auc^  niirtlic^  }uftanbe  brächten. 

2)ie  SRet^oben  faden  übrigen^  in  2  @ruppen:  3)ie  Uni^erfat^  unb 
^artifularprojef  fe.  S3ei  ben  Umt)erfalpro§ef[en,  bie  nur  feiten  be^anbelt 
werben,  erfhebte  man  bie  pdttige  Umroanblung  eine«  uneblen  SRetalte  in  ein 
ebte«.  ade  jeftt  nod^  befannten  Slejepte  l^ierfflr  ge^  aber  nur  barauf  ffin^ 
avi&,  auf  l^dd^fi  (flnftlid^em  unb  umfiänblid^em  SBege  ein  anbereS  uneblei^  äRetoQ 
einjufd^muggeln,  ba«  bie  urfprünglid^e  garbe  be«  Silber«  ober  ®olbe«  l^aben 
fann;  ba  man  aber  fd^on  im  16.  3a^r^unbert  mehrere  SRittel  lannte,  um 
berartige  3Kifd^ungen  t)on  eblen  aJietaden  }u  unterfd^eiben,  fo  tonnte  biefe  Art 
toon  Siermanblungen  nur  ben  gan}  Unmiffenben  täufd^en.  2)e«^alb  maren 
bie  $artiIularpro}e{ie  bie  ^fiuftgften.  S)urd^  biefe  tonnte  man  e«  erreid^en, 
entmeber  ba«  @enrid^t  einer  Dor^anbenen  SRenge  eblen  SRrtall«  )u  Dergrögem 
ober  aud^  einen  fleineren  S^eil  eine«  uneblen  äRetaO«  in  @olb  ober  @ilber 
ju  oermanbeln.  Sud^  biefe  ^et^oben  maren  nad^  unferen  d^emif^en  äJe- 
griffen  ganj  unnötig  t)ermidtelt,  aber  bcflo  fd^merer  mar  e«,  ba«  Äefultat  ju 
fontroBieren.  ©nige  33eifpiele  von  ben  t)erfd^iebenen  ^rtifularprojeffen 
bürftcn  genügenbe  äufttarung  geben. 

®ine  allgemeine  Wet^obe,  um  bad  ^mic^t  be«  ®oIbed  su  oerme^ren,  nntr  bie  fogen. 
(Zementation.  "Slan  fc^molj  @olb  aufammen  mit  Silber  unb  Äupfer  unb  jammerte  bie 
Wifc^ung  in  gans  bünnen  Sldttem  aud.  ^tefe  würben  bann  fc^ic^tmeife  mit  bem  (^ment« 
puloer  in  einen  2:iegel  gepacft.  2)er  3:iegel  würbe  mehrere  2:age  lang  mit  immer  ftörferem 


2)ie  2tt*emic.  *  193 

gfcuer  cr^i|t;  wenn  e«  genug  war,  beftanben  bie  SÄetoIIptotten  ft^etnbor  au«  reinem  ®olb, 
unb  8WW  TOor  beffen  ©cwit^t  jejt  etwa«  größer,  als  ba«  ber  urfprüngtidj  »or^anbenen 
HRenge  Oolbe«.  2)ie  ©ac^e  tfl  ganj  natürlich.  2)o§  (Sementpuloer  mar  fo  jufammengefejt, 
baj  c8  in  ber  SBÄrme  Äupfer  unb  Silber,  nic^t  ober  ©olb  aufföfte.  @S  blieb  alfo  nur 
ba«  ©olb  au«  ben  aRetaOblÄttem  intüd;  biefe«  enthielt  jebodj  meiften«  eine  geringe 
3Renge  Stupfer  unb  ©ilber,  wenn  man  nur  barauf  gead^teJ  ^atte^  nit^t  au  oiel  dement* 
puloer  px  ntf^m^n.  3)a«  ©efomtgemic^t  be«  ©olbe«  n)ar  alfo  je^t  ein  größere«  ald  ba« 
be«  urfprünglic^  genommenen;  ba«  ®olb  mar  aber  auc^  nic^t  me^r  rein. 

Um  uneble  SRetaHe  teilmcife  in  eble  ju  oerroanbeln,  ^atte  man  ja^lreidje  3Wet^oben. 
3BÄfferige  Söfungen  oon  ©ilberfalaen,  3.  93.  oon  falpeterfaurem  Silber,  pnb  ganj  farblo« 
unb  oerraten  fo  burt^  i§r  3(u«fe^en  in  feiner  SBeife,  ba^  fte  eine  geroiffe  SÄenge  eblen 
HRetoll«  enthalten,  ©ie^t  man  nun  etma«  üuecfftlber  in  eine  fold^e  gläfflgleii,  fo  löft  ein 
%dl  be«  Duectftiber«  ftc^  auf,  mft^renb  ba«  Silber  fic^  au«f(^eibei  unb  ftc^  mit  bem  übrigen 
Duedfilber  oerbinbet,  ba«  babei  feft  wirb,  ^r^i^t  man  nun  ba«  ,,fisierte"  Duetffilber,  fo 
bleibt  ba«  reine  Silber  juräd.  ^^ür  ben  Unmiffenben  fte^t  e«  bann  mo^l  fo  au«,  al« 
ob  bie  roaff erhelle  glüffigfeit  einen  Xeil  be«  Duecfftlber«  in  Silber  oermanbclt  f)&tit;  man 
er^dlt  aber  natürlich  nic^t  me^r  Silber,  al«  in  ber  £öfung  mar.  Sle^nlid^e  ^unftftüde 
laffen  ftc^  au«fü^ren,  menn  man  (S^olb  in  gefc^moljene«  Sc^mefelnatrium  bringt.  Ttan 
er^dli  baburc^  einen  5t5rper,  ber  fc^einbar  !ein  @olb  enthält;  legi  man  aber  ein  Stütf 
Silber  in  bie  £5fung,  fo  oerfc^minbet  ba«  Silber,  unb  ba«  @olb  mirb  au«gefc^ieben.  ^iefe« 
fte^t  natürlich  ^5(^ft  feltfam  für  ben  au«,  ber  nic^t  mei^,  ba^  ba«  ®olb  oom  Slnfang  an 
fc^on  oor^anben  mar. 

3nbeffcn  befc^ränften  bie  Sllc^emiften  fidj  nic^t  nur  auf  folt^e  feineren  jtunftftüdc, 
menn  fte  Surften  ober  reiche  fieute  täufc^en  moQten.  @«  ift  in  ja^lreic^en  gfAQen  nac^« 
gemiefen,  ba^  fie  ba«  (S^olb  baburc^  in  bie  Sc^mel^tiegel  brachten,  ba^  fte  oor^er  ^o^len« 
ftüde  ober  bie  Stangen  aum  Umrühren  au«^ö^lten  unb  biefe  Sbc^er  bann  mit  @lolb 
füllten.  3>ie  Deffnungen  mürben  bann  mit  gefärbtem  $ßac^«  oerfc^loffen.  äBenn  bie  2;iegel 
nun  mit  einem  fol(^em  5to^lenftü(t  bebecft  mürben,  ober  menn  man  mit  einer  folc^en 
Stonge  umrührte,  fo  fam  ba«  ®olb  in  ben  3:icgel,  unb  e«  mar  feine  Äunft,  e«  bort  nat^s 
Sumeifen.  ISRan  oermanbelte  auc^  ®ifen  in  @olb,  inbem  man  einen  9^agel  in  eine  ba^u 
vorbereitete  {Jrlüffigfeit  ftectte.  Einige  3^ii  nac^^er  mürbe  er  aufgenommen  unb  abgemafc^en; 
e«  acigtc  fic^  bann,  ba^  er  fo  meit  ®olb  gemorben  mar,  al«  er  in  ber  glüffigfeit  geftecft 
^atte.  ^ie  (Srfldrung  hierfür  ift  fe^r  einfac^.  ^ie  @olbf|n|e  mar  oor^er  an  ben  92agel 
angelötet  unb  mit  einer  bcm  (Sifcn  ft^nlic^en  JJarbe  überftric^en.  9[Jerfc§roanb  biefe  huvö) 
Sluföfen  ober  SBaft^en,  fo  jeigte  ft(§  ba«  öJolb.  2)erartigcr  9iägel  gab  e«  oiele  in  ben 
5hinfßabinetten  ber  gürften. 

(S«  ift  begreiflich,  ba^  bie  ®ntbecfung  berartiger  Betrügereien  in  Serbinbung  mit 
ben  erfolglofen  Slnftrengungen  ber  oielen  e^rlic^en  Sllc^emifien  ^nUfit  ben  @lauben  an  bie 
aWbglic^feit  ber  ©olbmac^erfunft  untergraben  mu^te. 


Magia  naturalis. 

l^xt  J^mf$df)xtn  unb  Jlnfipai^n  htx  Wm^z  in  htx  Bafur* 

^grippo«  grofec  Slefotm  ber  2Ragic  bcjroecfte,  biefe  in  eine  3lrt  5rtatur* 
nnffenfc^aft  umjuformen.  afle  magifd^en  SBirfungen  berul^ten  na6)  feiner  Stuf^ 
faffung  auf  ben  ollulten  ©genfd^aften  unb  Äräften  ber  SHnge.  SHefe 
jeigten  fld^  befonber*  barin,  bafe  ein  iebc^2)ing  t)om  ©leid^artlgen  Äräfte  an 

Seemann /  lUcvglaube  unb  Qauhtvti,  X3 


194  Magia  naturalis. 


fid^  jog  unb  jroar  nid^t  nur  in  ber  elementaren,  fonbem  au(^  in  ben  p^ten 
SOBelten,  roä^renb  ba«  Ungleitftartige  fid^  abfliefe.  2)iefe  fie^re  von  ber  gegen^ 
fettigen  ©pmpatl^ie  unb  antipatl^ie  ber  S)inge,  bie  fd^on  in  ber  neuplatonifd^en 
^^ilofopl^ie  eine  nid^t  unbebeutenbe  9ioQe  fpieUe,  erl^ob  Sgrippa  ju  einem 
aXit^  umfaffenben  Slaturgefeft;  me^r  ate  2  Sa^rl^unberte  lang  galt  biefelbe 
für  eine  (grttärung  aller  Slaturerfd&einungen,  über  bie  man  fonfi  feine 
SRed^enfd^aft  ablegen  fonnte.  3latürlid&  glüdfte  e«  Sgrippa  nid^t,  äße  gJarteien, 
namentlid^  bie  ©eifUid^Ieit,  bapon  ju  überjeugen,  bag  bie  äRagie  au^fd^lieglid^ 
in  ber  änroenbung  ber  SRaturlräfte  befiänbe.  SBo^l  aber  mürbe  er  burd^ 
biefe  feine  Sluffaffung  —  mag  er  e«  aud^  nld^t  bireft  erflrebt  ^aben  —  ber 
©rünber  einer  neuen  magifd^en  SBijfenfd^aft,  bie  in  ber  golgejeit  allgemeinen 
Anfang  fanb,  ber  Magia  naturalis,  ©el^r  Iritifd^  unb  genau  mar  er  näm^ 
Iid&  bei  ber  SBa^l  ber  „SC^atfac^ien",  bie  er  ate  »eroeife  für  ha&  allgemeine 
@efe|  üon  ber  Spmpat^ie  unb  älntipat^ie  auffledte,  nid^t  gemefen.  %\Ui, 
ma«  er  in  ©Triften  be«  aitertumg,  namentlid^  in  ber  Staturgefd^id^te  be« 
^liniuö,  an  merlioürbigen  »crid^ten  über  ©teine,  ^flanjen  unb  3;iere  fanb, 
na^m  er  auf  unb  fügte  mand^e^  l^in)u,  maiS  bem  9(berglauben  feiner  3^^ 
entlehnt  mar.  SBon  biefem  bunten  SWaterial,  ba«  il^m  al«  »eioeiiJ  für  bie 
aWd^tigleit  obigen  ©efefee«  biente,  gehörte  ein  Seil  in»  ©ebiet  ber  gabel. 
aWand^  anbere  bagegen  berul^te  mo^l  auf  rid^tigen  Seobad^tungen,  bie  nur 
falfd^  erflärt  mürben.  ®ine  miRenfd^afttld^  ©id^tung  be«  ©toffeiJ  Dorju^ 
nel^men,  mar  aber  roeber  Slgrippa  nod^  feinen  näd^ften  5rtad^folgem  möglich, 
unb  fo  mürbe  bie  ganje  ©ammlung  bie  ©runblage  für  eine  neue  SBiifenfd^aft, 
bie  Magia  naturalis,  b.  \).  bie  fiel^re  pon  ben  magifd^  Äraften  ber  3)inge 
in  ber  3tatur. 

2)iefe  „natürlid^e  9Kagie"  erlangte  erft  eine  große  Sebeutung,  ate 
bie  ©runbgebanfen,  menn  aud^  mit  geroiffen  aenberungen,  ate  mefentlld^ 
©tüdt  in  bie  $eil!unbe  be»  gJaracelfu«  aufgenommen  mürben.  &toa^  fpäter 
bearbeitete  ©iambettifla  beUa  $orta  fte  bann  atö  felbflönbige  äBiffenfd^aft. 
^orta  l^ält  SlgrippaiJ  Xl^eorie  nod^  treulid&  fefi  unb  jitiert  biefelben  gabeln, 
aber  aufeerbem  fü^rt  er  eine  aWenge  pl^pftfalifd^er  3Serfud^e  an  unb  jiei^t  au« 
tl^nen  ganj  rid^tige  ©d^lüife,  fo  bafe  bie  „©pmpatl^ien  unb  Äntipatl^ien  ber 
9Iatur"  fd^on  begrenzt  merben.  S^rofebem  fonnte  nod^  ein  Sal^r^unbert  fpäter 
felbjl  ein  STOann  mie  ©alilei  Itd^  Pon  obiger  S^eorie  nid^t  ganj  frei  mad^n. 
Sluf  @runb  geroiifer  SBerfuc^e  fing  er  in  feinen  legten  Seben^ja^ren  jmar  an,  eine 
ber  pielen  „Slntipatl^ien  ber  Siatur",  ben  Horror  vacui,  „i^ren  ©d^redfen  por 
bem  leeren  SRaum",  anjujmeifeln,  aber  er  erlebte  e»  bod^  ni^t,  biefe  p^antafHfd^ 
ertiärung  burd^  eine  mirftid^e  ©rforfd^ung  ber  ttrfad^en  erfeftt  ju  fel^.  3" 
feiner  3rtt  nahmen  bie  „©^mpatl^iemittel"  eine  ^erporragenbe  ©teile  In  ber 
aWebijin  ein.  2llg  aber  bie  naturmijfenfd[iaftlid&e  ©rfenntnli^  im  Saufe  ber 
fpäteren  3«it  junalim,  fing  man  an,  aud^  bie  gabeln  augjufd^eiben  unb  fte 
bur^  bie  2tnmenbung  ber  5Raturfräfte  ju  erfefeen,  bie  burd^  bie  ©jperimente  ber 


^ie  @9m))at^ien  unb  Antipathien  bev  ^nge  in  ber  Statur.  195 

Sorfi^er  an^  Sidjit  gejogen  würben,  ©o  gel^t  bie  Magia  naturalis  im  17. 
tmb  18.  Sal^l^unbert  allmä^IidSi  in  angewanbte  ^l^pfif  unb  ©Hernie  über. 
@ie  bilbet  bemnadd  ben  Uebergang  von  ben  alten  ntagifd^en 
SBiffenfdjiaften  jur  mobernen  SRaturroiffenfd^aft;  wir  l^aben  in  il^rer 
Gntnridttung  ein  beutliddei^  S3i(b  bat)on^  wie  ber  ©loube  an  bie  SRagie  mit 
fortfd^reilenber  (grfenntniiS  ber  SRaturgefefee  fdjiroinbet.  ®arum  rooHen  wir  biefe 
@ntioi({(ung  nä^er  betrad^ten  unb  }unädEi{l  auiS  einigen  93eifpie(en  ju  Derftel^en 
fud^en^  loie  Sgrippa  feine  Seigre  t)on  ben  @pmpat^ien  unb  Snttpat^en  ber 
S>tnge  begrttnbet. 

^2)ie  gegcnfeitigcn  (Sinroirhingcn  ber  2)in0e  treten  al8  greunbf(^aft  ober  geinbf(^aft 
oft  beutlid^  ^eroor.  Unter  ben  Elementen  ift  j.  ^.  bad  geuer  bem  SBaffer  unb  bie  fiuft 
ber  @rbe  feinb.  9Cu($  unter  3)Hnera(ien,  ^flanaen  unb  Vieren  aeigen  fid^  fo(($e  iReigungen. 
^er  Si^agnet  übt  eine  befonbere  j^raft  auf  bad  ®ifen  cai^,  ber  Smaragb  auf  9ieic^tum 
unb  ©efunb^eit,  ber  ^a^pii  auf  bie  ©eburt,  ber  2Cc§at  auf  bie  33erebfamfeit.  3«  S^nli(^er 
tBeife  aie^t  92ap^t§a  bad  f^euer  an,  bad  fofori  borauf  äberfpringt,  fobolb  eS  mit  i^r  ju« 
fammenttifft.  (Sine  ä^nlic^e  92eigung  befte^t  an)if($en  ber  mönnlic^en  unb  weiblichen  ^alrne: 
fte  umfc^Iingen  fid^  gegenfeitig,  unb  bie  oeiblic^e  trägt  leine  grud^t  o^ne  bie  mdnnlid^e. 
^er  2Ranbe(baum  ift  weniger  fruchtbar,  wenn  er  aUeine  fte^t.  ^u^  ^xox^^tn  Zitvzn  unb 
^flanaen  unb  ben  Vieren  unter  ftc^  befleißen  ft^nlic^e  93er^ä(tnif[e.  ^ie  ^a^e  ^at  gro^e 
(Jreiibe  an  ber  3Raivt,  an  ber  fte  ftc^  reibt;  baburc^  foll  fte  au($  o^ne  einen  jtater 
fc^onger  werben  fönnen.  Siele  2:iere  ^ohen  eine  inftinitartige  @rfa^rung  in  ber  $eil» 
fünft.  SQenn  bie  Itröte  von  einem  giftigen  Xier  gebiffen  ift,  fuc^t  fte  @albei  auf  unb  reibt 
bie  oermunbete  @telle  an  ber  ^ßanae,  um  ftc^  gegen  bad  ®ift  au  fc^ü^en.  SBenn  ber 
^öme  lieber  ^at,  ^eUt  er  fic^  baburd^,  ba(  er  Slffenfleifc^  fri^  ^a^  bie  ^flanae  ®fd^en« 
wura  ^<^u  btenen  lann,  Pfeile  audauaie^en,  ^oben  mir  oon  ben  ^irfd^en  gelernt,  benn  menn 
fte  flc^  oon  einem  $feil  getroffen  füllen,  befreien  fte  ftd^  oon  bemfelben  boburc^,  ba(  fie 
jene  SBurael  freffen.  2)aäfelbe  t^un  bie  Sit^tn  auf  Äreta,  unb  menn  ein  Elefant  ein 
€^amäleon  gefreffen  f)ai,  ^ilft  er  ftc^  burc^  93lätter  bed  milben  Oelboumed  u.  f.  f. 

SllS  ©egenfaj  a«  Wefen  greunbf(^aften  finben  mir  in  ber  9latur  »iele  geinb« 
f(^en,  gleic^f am  einen  Slatur^a^,  ün  überrodltigenbe«  SBiberftrebcn,  infolgebeffen  ein 
IDing  baS  @ntgegengefe|te  fliegt  unb  oon  ftc^  ftö^t.  @o  ftö^t  ber  @ap§ir  ^eflbeulen, 
gieber^ile  unb  9lugen!ran!^eiten  oon  ft($.  ^er  Slmet^pft  mirft  gegen  Xrunlfud^t,  Safpid 
gegen  IBlutflu^  unb  böfe  ©eifter,  ber  8maragb  gegen  Unfeufd^^eit,  ber  ^^  gegen  ©ift, 
bie  ItoraUen  gegen  93lenbmerf  unb  3Ragenleiben,  ber  Zopa^  gegen  Seibenfd^aften  mie 
^eta,  Sbüerei  unb  Sbtdfc^reitungen  in  ber  2%tbt.  ^ie  Surfen  Raffen  bad  Del  in  fo  §o^em 
©rabe,  ba^  fte  fi(^  mie  ein  $a!en  frümmen,  nm  ed  nic^t  au  berül^ren.  ^er  Diamant 
^t  ben  SRagnet,  fo  ba|  biefer  tein  (Sifen  an  ftd^  ixe^tn  lann,  menn  zin  Diamant  ba« 
neben  gelegt  mirb.  Unter  ben  Vieren  Raffen  SKöufe  unb  SBiefel  ft(^,  unb  be«^alb  mirb 
i^e,  bei  beffen  3ubereitung  man  ^iefel^im  afö  £ab  gebrandet  ^at,  nic^t  oon  SRaufen 
angerührt.  2)er  ^ant^er  fürchtet  bie  $9äne  fo,  baj  bie  §aare  au«  einem  ^ant^erfeH 
audfaHen,  menn  man  e«  einem  ^pftnenfeH  gegenüber  auffängt.  9le^nli(^  fte^t  e«  mit  ben 
8<^fen;  ^gt  man  ein  SBolfdfeU  in  einem  8(^afftall  auf,  fo  werben  bie  Schafe  traurig 
unb  freien  nid^t  me^r  aui  übermäßiger  gfurc^t''  u.  f.  w. 

!Diefer  Sluöaug  genügt,  um  au  aeigen,  weld^er  Art  bie  gabeln  waren,  welche  bie  ba? 
maligen  Oele^rten  ni^t  nur  glaubten,  fonbern  au(^  unter  Slufopfcrung  i^rer  Seit  in  ein 
Spftem  au  bringen  fu(^ten.  2Bir  werben  je^t  ben  ebenfo  fonberbaren  ®runbgeban!en  in 
ber  magif(^en  SRebiain  bed  ^aracelfuS  leichter  begreifen. 


196  Magia  naturalis. 


I^aracelfus  imb  bte  magtft^ß  Iffiebtjtn. 

Xureolud  ^^Utppuft  Zf^top^vaftai  Sombaft  von  ^o^en^ehn  ^acelfui^  ift  1493  m 
einem  Keinen  ^orfe  bei  3^"^  geboten.  (Sr  gehörte  einer  alten,  berühmten  f^mAbifd^en 
^milie  an  unb  mürbe  fe^r  forgfditig  von  feinem  Soter  erlogen,  ber  i^n  f(^on  von  frO^er 
3ugenb  an  in  9Cl(^emie,  (E^irurgie  unb  SRebijin  unterrichtete.  16  ga^re  alt  bejog  et 
bie  tlnioerfitdt  Sofel,  aber  er  f(^eint  feine  9ht^e  unb  Shti^bauer  fttr  eine  grunbli^e  Xud^ 
bilbung  auf  ber  tlnioerfitdt  gehabt  ju  ^aben;  bie  haraui^  entfimngenben  ^üaidjittilt  fä^(te 
er  fpAter  in  manni^ad^fter  äOeife.  Einige  3a^re  fpdter  !am  er  ^am  Vbt  2;tit$eim  nad^ 
SBüraburg,  ber  i^n  in  olle  ©e^eimroiffenfc^aften  einn^ei^te;  auf  beffen  (S^mpfe^lung  f^iti 
mürbe  er  ini(  Laboratorium  eined  reichen  SUc^emiften/  flügger,  aufgenommen,  meld^er  i^n 
in  ben  ©e^eimniffen  ber  (E^emie  unterrichtete. 

Ueber  bie  ndc^ften  12  3<4re  feinet  2tbtni^  wei^  man  ni^t  vitl;  er  untema^ 
9ieifen,  bo(^  lauten  bie  9eri(^te  ilber  bie  Statten  feinet  9Cufent§aUe9  fe^r  oerf^ieben. 
9la(^  einer  aSerbingd  fe^r  unwa^rfc^einltc^en  Sage  ift  er  in  9(fri!a  unb  Xften  unb  (onge 
in  ber  @efangenf(^aft  ber  2:ataren  gemefen;  ma^rfc^einiic^er  ift  ti,  ba^  er  ft(^  in  oer^ 
fc^iebenen  ®egenben  ©uropa«  (audf  im  9iorben,  j.  83.  in  2)Änemar!  unb  8(^n)eben)  auf« 
^ielt.  9Cuf  biefen  9ieifen  befu(^te  er  ni(^t  nur  Sler^te  unb  9CI(^emiften,  fonbem  au(^  üuge 
grauen,  6(^arfri(^ter,  »aber,  Suben  unb  3'fi^«nw#  «*«  brau(^barc  ftratUc^e  Sltotfd^läge 
3U  fammeln.  82  3a^e  alt,  Uferte  er  na^  ^utfc^Ianb  jurücf  unb  genrann  balb  bur^  eine 
Steige  t)on  glü(fli(^en  j^uren  einen  großen  9htf  ald  9[r^.  1526  ourbe  er  aU  ^rofeffor 
ber  SRebi^in  in  8afe(  angefteUt  unb  erregte  ^ier  grofied  SCuffe^en  baburc^,  ba^  er  ooIU 
ftänbig  mit  aUen  alten  2:rabitionen  brad^.  ®t  f^ielt  feine  Sorlefungen  auf  beutf(^  unb  ni(^ 
auf  (ateinift^,  wie  e«  ©rauc!^  mar.  SB&^renb  bte  mebiainift^en  95orIcfungcn  ju  jener  Seit 
überall  nur  in  (^Iftrungen  von  ^^alend,  $tppo!rated'  unb  SfoicennaB  6(^riften  beftanben, 
trug  ^aracelfud  bie  SBiffenfc^aft  in  feiner  eigenen  Söeife  vor.  ^a,  er  ging  fo  meit,  ba| 
er  bie  6(^iften  ber  alten  ^er^te  öffentlich  auf  bem  SRarfte  in  Bafel  verbrannte,  inbem  er 
fle  fflr  oöHig  unbraut^bar  erflftrte.  SDaburd^  erregte  er  natürlid^  gro^e  Sttterfeit  bei  anberen 
Äerjten ;  fie  warfen  i^m  oor,  ein  unroiffenber  d^arlatan  lu  fein,  beffen  ^inbfd^ft  gegen 
bie  alten  Schriften  baoon  ^errü^re,  ba^  er  fie  nic^t  genügenb  verfiele,  meil  er  ni^t  Satetn 
fönne.  9lld  $aracelfud  fic^  au^erbem  in  einen  $roae|  mit  einer  ^od^gefteOten  ^erfönlic^feit 
oenoicEelte,  bie  i^n  um  bad  Honorar  für  eine  glücflid^e  ^ur  betrügen  moEte ,  fo  fa^  er 
ft($  geamungen,  83afel  1528  gu  oerlaffen,  unb  jog  nun  bid  ju  feinem  2:obe  in  ^eutf^lon)^ 
um^er;  babei  nmr  er  ftetd  von  einigen  Schülern  begleitet,  bie  bei  i^m  aud^ielten,  Md  fie 
genug  »on  feinen  geheimen  SÄebijinen  fenncn  gelernt  Ratten,  um  auf  eigene  ^anb 
prafti^ieren  su  fonnen.  @ein  9luf  a(g  SCrjt  folgte  i^m  überall,  aber  maS  er  burc^  feine  5turen 
oerbiente,  brachte  er  in  ^Birtfc^aften  unb  jtneipen  mit  Lonbftretc^em  unb  Leuten  au§ 
niebrigem  Staube  fernen  wieber  burc^.  1541  würbe  er  oom  83tf(^of  nac^  Salaburg  be< 
rufen,  mürbe  §ier  aber  no(^  im  felben  ^af^ve  auf  SJeranlaffung  einiger  feinbltd^  gefimiter 
Sterjte  meu(^lingd  ermorbet. 

Ueber  roenige  3KSnner  unb  beren  Sebeutung  lauten  bie  Urteile  fo  mx- 
fdSlieben  me  über  ^aracelfud.  Seine  begeifterten  9ln^änger  nannten  i^n 
^ben  Äönig  aller  ©e^eimniffe".  aber  bie  Sodjiflelel^rten  ärgerten  fidji  über 
fein  unfieteiS  Seben  unb  feine  S:runffud^t,  foroie  barüber,  bafe  biefer 
„©d^roinbler"  ol^ne  orbentUd&e  Sludbitbung  Äranf^eiten  feilte,  mit  benen 
fie  felbft  nid^t  fertig  werben  fonnten.  ©ie  fucf)ten  il^m  be^^alb  möglid^fi  v\d 
Sßerbrufe  }u  bereiten.  6r  aber  blieb  i^nen  feine  2lntn)ort  fdjiulbig;  feine  ©d^riften 
wimmeln  t)on  aui^fäHen  unb  ©d^inipfreben  gegen  fie.  ©ot)iel  aber  ftel^t  fefi. 


^aracelfuS  unb  bie  magifc^c  SWebijin.  1 97 


boB  ^oracdfuiS  ein  l^od^6egabter  SJlann  n)ar  unb  in  feiner  SBeife  tnele  rottU 
üollc  Äenntniffe  fammelte;  ol^ne  biefeg  ^ätte  er  roeber  ate  praftifd^er  Slrjt 
noc^  oi&  t^eoretifd^er  9lefonnator  ber  9)tebisin  ben  Hinflug  gen)innen  tonnen^ 
ben  er  tl^atfäd^Uci^  ^atte.  @r  \)C(t  vitl  gefd^rieben;  bie  beutfd^e  9luiSgabe 
feiner  gefammelten  SBerte  befielt  au^  brei  mädSitigen  ^oUobänben.  S)ag  fid^  bei 
fo  großer  ^robuftion  ja^treid^e  SBiberfprüd^e  Dorflnben,  ifl  rool^I  begreif ßd&. 
SJei  feinem  unfteten  Seben  f)aüe  er  natürlid^  nur  feiten  ©elegenl^eit  ju 
ruhiger  Strbeit;  außerbem  ifl  nur  ein  Meiner  SJeil  feiner  SBBerte  t)on  i^nt 
felbfl  abgefaßt.  SJoiS  meifle  ifl  x>on  feinen  ©d^ülem  ate  SJiftat  nieberge* 
fd^rieben  unb  jroar  geroiJl^nlid^  beiS  3ÄorgeniJ,  wenn  er  taumelnb  t)on  einem 
^e(age  I^eimte^rte.  @r  bittierte  bann  fo  fd^neO^  „aU  ob  ber  S^eufel  an^  il^m 
fpräd^e".  3Jlan  begreift,  bafe  unter  foldjien  Umflänben  nid^t  immer  bie  er^ 
toünfd^te  ftlar^eit  unb  UebereinfHmmung  in  feinen  ©d^riften  ^errfd^t- 

©eine  aSerbienfie  um  bie  aWebijin  ju  beurteilen,  liegt  aufeerl^alb  unferer 
Aufgabe,  ©enial,  mie  er  loor,  ^at  er  in  oielen  ^ßunften  baiS  Sttd&tige  getroffen, 
10  bafe  feine  3been  einen  roirlHdjien  gortfd^ritt  bejeid^nen.  Sluf  einem  ©ebiete 
jeboc^  ijl  feine  Originalität,  mie  mir  f($eint,  überfd&dftt  morben.  S)ie  attge* 
meinen  p^ilofopl^ifd^en  S3etrad^tungen,  auf  benen  feine  3Mebijin  aufgebaut  ifl 
unb  beren  Urfprünglid^teit  i^m  jur  @^re  angered^net  mirb,  l^at  er  ftd^er  oon 
agrippa  entlel^nt.  SJa«  ganje  magifd^e  ©^fiem,  baiS  3lgrippa  beftimmt  for= 
muliert  unb  !(ar  bargelegt  l(iatte,  finbet  man  bei  ^aracelfu«^  nur  etmaiS  per^ 
buntelt  unb  oer^äQt  bur($  felbflgemä^lte  tedEinifdEie  Sudbräde,  mieber.  SSebentt 
man  ferner,  bajs  ^ßaracelfuS  ben  aWann  jum  Se^rer  in  ben  magifd&en  SBiffen^ 
fd^aften  ^atte,  ber  ÄgrippaiS  oertrauter  greunb  mar  unb  feine  Occulta  philo- 
sophia  e^er  ate  irgenb  ein  anberer  gelefen  l^atte,  ben  3lbt  S^rit^eim  in 
äSüi^burg,  fo  unterliegt  e^  mo^l  leinem  S^^eifel,  ba^  ^aracelfuiS  auf  biefem 
^ege  fd^on  in  feiner  S^genb  9lgrippa^  ©^flem  lennen  gelernt  l^at.  S)iefei$ 
biente  i^  ate  auiJganggpunIt,  unb  feine  SReform  ber  3Mebi}in  beftanb  jum 
Xeil  barin,  ba^  er  ätgrippai^  ^eorien  fp^ieO  auf  biefem  ®ebiet  burd^ip« 
fü^en  fud^te.  ai«  oiel  gelefener  unb  umftrittener  aSerfajfer  ifi  ?paracelfu8 
bann  fpäter  für  ben  Url^eber  be8  pl(|ilofopl(iif($en  ©pflemiJ  angefel^en  morben, 
mäl^enb  man  ben  redeten  Slutor  oergag.  S^benfaDd  gleid^t  fein  ©pflem  bem 
bei^  Slgrippa  fo  fel[ir,  ba^  mir  ed  nid^t  n&^r  barjulegen  branden.  S)ie 
magifd^e  ©eite  feiner  fieilfunfi  berul^t  gerabeju  auf  ber  Seigre  oon  ber 
Unterorbnung  be«  SRiebrigeren  unter  baiJ  Söl^ere  unb  oon  ben  ©9m» 
pot^ien  unb  antipatl^ien  ber  ©inge.  2lu«  biefen  ©efefeen  entfpringen  jmei 
ber  toid^tigfien  fieilmet^oben  be«  ^paracelfu^,  feine  fie^re  von  ben  „Slrcana" 
unb  ben  „©^mpatl^iemitteln".  SBir  motten  jebe  für  fid^  betrad^ten. 

a>a  ieber  einjetne  Xdl  beiJ  menfd^lid&en  Äörperä  einem  beflimmten 
planet  ober  ^immeli^d^en  untermorfen  ifl,  fo  merben  aud^  bie  ©toffe, 
meld&e  unter  benfelben  ©tem  ober  baSfelbe  3^^««  gehören,  mirffame  3Wittel 
gegen   Äranl^eiten   be8   betreffenben  Äörperteile«  fein.    ©0  ifl  ®olb   ein 


198  Magia  nataralie. 


fpejififd^  äßittel  gegen  Qetfjkantffeütn,  toeil  boS  ®o(b  unb  bod  ^et}  bet 
@onne  untenoorfen  finb;  ä^nlid^  t)erl^&(t  ed  [i^  in  anbeten  e^äOen.  9lad^  ber 
äuffaffung  be«  ^aracelfu«  wirft  ein  ieber  ©toff  nur  auf  einen  ganj  be:: 
fd^ränlten  ^ei(  bei^  jtörperi^  unb  nid^t  auf  ben  jtörper  ate  ©anjeiS.  Sin 
©toff,  beffen  ©influfe  fo  begrenjt  ift,  nennt  er  ein  ätcanum,  unb  eiJ  ifl  ein 
^ouptle^rfa^  in  feiner  9Rebi}in:  SDe  n)ir(|amen  fträfte  {tnb  Slrcana  unl> 
nnrten  in  {einem  ^aH  auf  bie  5tomple£ion  (ben  ganjen  Organismus).  S)a 
bie  S^emiter  fd^on  bamatö  mit  ©toffe  bargefleOt  l^atten,  bie  fid^  aliS  befon^ 
beriS  Q)irlfame  Slrcana  jeigten,  fo  mugte  eiS  nadSi  ber  äluffaffung  beS  ^ra^ 
celfuiS  bie  9tufgabe  ber  Sllci^emie  fein,  nid^t  eble  SRetaSe,  fonbern  SCrcana 
bariufteHen.  „^^  ifl  nid^t  rid^tig,  bag  {te  fagen,  bie  Slld^emie  mad^e  @olb 
unb  ©itber,  ^ier  ifl  ba«  SBid^tigfie,  bafe  pe  Strcana  mad&e  unb  biefe  gegen 
bie  ftranf^eiten  rid^te."  ©r  empfiehlt  beS^alb  eifrig  baiS  ©tubium  ber  ©^lemie, 
bie  und  aud^  leieren  foO,  bie  n)tr{famen  ©toffe  aM  ben  ^flan}en  ju  ge« 
n)innen,  unb  l^at  {tdSi  baburd^  ein  grogeS  SSerbienft  um  bie  ^etlfunbe  er^ 
worben.  SBeniger  loertooH  bagegen  ift,  mie  mir  gefe^  ^aben,  bie  Slrt,  mie 
er  bie  ©toffe  beftimmt,  meldte  gegen  bie  oerf($iebenen  ftranf^eiten  angemanbt 
merben  foQen.  S)a  t^  babei  ja  nur  barauf  anfommt,  etmaS  }u  mäl^len,  baS 
unter  benfelben  2:eil  bt^  ©temen^immefe  gehört  mie  baiS  tranfe  Olieb  beS 
ÄiJrper«,  fo  ifl  eine  SDlebijin,  ein  mirffamer  ©toff,  feineSmeg«  notmenbig. 
©igiUe  unb  magif($e  „G^araftere*',  meld&e  bie  Äräfte  ber  betreffenben  ©teme 
enthalten,  bringen  benfelben  SRufeen.  3n  feiner  ©djirift  „Archidoxeos 
magicae''  ifl  eine  Unmenge  fold^er  ©igiQe  abgebilbet,  bie  oliS  ©dSiuft-  unb 
Heilmittel  gegen  ©d^minbfu($t,  ^obagra,  ^aüfudSit,  fträmpfe  u.  f.  m.  gebrandet 
merben  tonnen. 

3)a  alle  gleid^artigen  SHnge  i^re  Äräfte  gegenfeitig  anjie^en,  fo  (ann  man 
eine  Arant^t  audSi  baburd^  lieben,  bag  man  einige  Arant^eitiSfloffe  auf  ein 
anbereiS  SBefen,  eine  $flan}e  ober  ein  Xier  überführt,  ©efd^ie^t  bieiS  unter 
SBeobad^tung  gemiffer  aSorfidl^tgmaferegeln,  fo  merben  bie  entfernten  ©toffe  bie 
ganje  Arant^eit  an  fidd  sielten;  fte  gel^t  auf  bie^flanje  ober  ia&  Xxtx  über, 
unb  ber  SRenfd^  mirb  gefunb.  S)ie  äWet^obe  l^eifet  „burd&  ©^mpatl^ie  feilen"; 
fie  berul^t  offenbar  auf  ber  Se^re  oon  ber  3ln}iel^ung  ber  gleid^artigen 
SHnge.  ^aracelfuÄ  fafete  bie  ©ad^e  aber  etmaiS  anberö  auf;  er  na^m  nfimlic^ 
eine  einjelne  ©eite  ber  S5inge  an,  i^re  „SebenSfraft"  ober  „SRumie",  meldjie 
bie  3lnjiel^ung  bemirfte.  SBenn  man  einige  ber  Äranf^itSfloffe  entfernte, 
fo  entl^ielten  biefe  einen  S^eil  oon  ber  3Wumie  ber  ftranfl^eit;  biefe  ©toffe 
mit  ber  barin  befinblid^en  3Mumie  nannte  er  ben  „3Ragneten",  meil  fie  ben 
Slefl  ber  Äranf^eit  nad)  ftd&  jogen,  menn  fie  auf  ein  anbere«  lebenbeiS  SSJefen 
übertragen,  begraben  ober  fonft  irgenbmie  oemid^tet  maren.  ©old^e  „mag- 
netifdjie"  Auren  fd^einen  übrigen«  fd^on  oon  alter«  l^er  ein  mefentli^ie«  ©tüd 
ber  93ol{«mebi}in  gemefen  }u  fein;  ^aracelfu«  l^at  biefelben  nur  aufge» 
nommen  unb  t^eoretifd^  begrünbet. 


a)ie  natürliche  SKagie.  199 


^VUxa  f^aü  bafür,  bafa  aUe  S^tfA^^  ^^^  ganzen  menfc^lic^en  £ei5ed  gar  leicht  %t* 
f^let  voethen  fdimen,  loenn  man  bad  rot^e  unb  noc^  manne  Sdlut  bed  Patienten  in  ein 
&g  t^ui,  baffetbe  einem  $u^n  fo  lange,  ^ifa  ed  purrefciret,  a»  brüten  unterleget,  unb  xia^* 
gei^nbd  mit  Srobt  ober  %ieH^  oermifc^et  einem  2)^ier  au  freffen  giebet." 

^@d  wirb  ber  3<^n$8(f)mer$en  tranfplantiret  in  eine  äBeibe,  ^olberbaum,  .^pafel« 
jiaube  etc.  auf  biefe  SBeife:  ^aäjlbem  bie  9Hnbe  ein  menig  abgefc^älet  morben,  fo  fc^neibe 
ein  ^pön^en  ^eraud,  mit  bemfelben  fti(^  in  bad  3af^n*^lei\^,  fo  lange  bifa  ed  hMtt, 
f^exmi^  lege  ben  blutigen  @pan  roieber  an  feinen  Ort,  becfe  bie  9{inbe  barüber,  unb  oer^ 
»a^re  fte  mo^l  mit  Itot^e." 

„Die  ©(^»inbfut^t  fann  folgenberma^en  curiret  werben :  9Jimm  3o§anniä*93robt, 
fo  oiel  bu  nnlt,  giefa  guten  SBein  barauf,  unb  lafa  e^  24  Stunben  weichen.  Den  anbem 
2a%  barauf  lafa  d^oor  ben  Urin,  trincE  barauf  oon  bem  Sein,  unb  continutre  ed  neun 
^e  na(^  einanber,  fo  bafa  bu  bic^  oon  allem  anbem  (S)eträn(!e  gän^lic^  ent§alteft,  in^ 
beffen  allen  gelaffenen  Urin  auffammleft,  unb  in  ben  9tauc^  ^<ingeft,  bamit  er  attgemac^ 
oerae^ret  werbe,  fo  wirb  bie  Sc^roinbfuc^t  nac^  unb  nac^  geleitet  werben." 

derartige  Spmpat^iemittel  finb  fe^r  aa^lrei(^  in  ben  @(^rtften  ber  ^aracelftften. 
Die  „flugen  grauen"  in  unferen  2;agen  fennen  noc^  oerfc^iebene  berfelben  unb  wenben 
fte  an. 

Mt  nedüxlxäjt  Magxz. 

3)er  erjie,  ber  bie  tiatüriid^e  aWagie  afö  felbfiänbige  2Biffen|d^a{t  be^ 
arbeitete,  war  ©iambettifta  bella  ^orta  (Sodann  Saptifta  $orta). 

(Sr  ift  1538  in  9{eapel  geboren  unb  gehörte  einer  reichen  unb  angefe^enen  ^milie 
on,  f 0  bag  er  fi<§  bem  ©tubium  feiner  SieblingSroiffenfc^aft  ganj  Eingeben  !onnte.  @c^on 
1553,  b.  f).  im  Sllter  von  15  S^^ren,  gab  er  fein  ^auptmer!,  bie  Magia  naturalis,  ^er- 
ou«,  bad  auJerorbentli(^e«  Sluffe^cn  erregte.  9iac^  längeren  Sfleifen  ftiftete  er  1560  in 
9tea^l  eine  ^©efeUfc^aft  aur  @rforf(^ung  ber  ©e^eimniffe  ber  ^^atur'' ;  biefelbe  mürbe  \e^ 
bo(^  balb  auf  Sefe^l  bed  ^apfted  aufgelöft.  @r  fe^te  inbeffen  feine  p^pf^falifc^en  $er^ 
fuc^e  beftdnbig  fort,  fo  ba^  er  1589  feine  Magia  in  einer  ftart  vermehrten  S<>)^  <>ufd 
neue  ^erau^eben  fonnte.  SSA^renb  bie  1.  Sludgabe  nur  4  Xeile  enthalt,  ift  bie  2.  Slud^s 
gäbe  ein  fe^r  umfangreiche«  SöerJ  oon  20  «üc^cm.  @r  ftarb  1615*).  Die  ältefte  Slu«^ 
gäbe  in  4  33ü(^m  fc^eint  na6f  ber  Slnaa^l  ber  2(uflagcn  bie  gelefenfte  gcrocfen  ju  fein  — 
nm^rfd^einlic^,  meil  fie  am  meiften  oom  Slberglauben  ber  bamaligen  Qeit  enthielt.  $orta 
fagt  ann»:,  ba(  er  alle  barin  befpro^enen  Serfuc^e  f eiber  geprüft  ^abe;  wenn  ba«  ber  ^oXL 
ift,  fo  ^at  er  nic^t  bie  geringfte  dtücEfu^t  barauf  genommen,  ob  ein  Serfuc^  i^m  glüctte 
ober  niiS^t,  benn  ba«  Sdu^  enthält  eine  3Renge  oon  unmöglichen  @£perimenten ;  aber  gerabe 
burc^  fte  ^at  bad  Suc^  mo^l  fo  gro^ed  ®lü(f  gemacht,  ba  ba«  bem  ©efc^nuuf  ber  bamaligen 
3eit  für  ba«  Slbentcuerlic^e  cntfprac^. 

^a«  erfte  8uc^  enthält  bie  i^^eorie  ber  natürlichen  HRagie,  b.  f),  Slgrippa«  magifc^e« 
Softem  mit  benfelben  Seifpielen  unb  a.  X.  in  berfelben  Drbnung  bargeftellt  unb  beleuchtet; 
e«  ifl  alfo  mtr  ein  9Cu«aud  <>u«  bem  1.  IBuc^e  ber  Occulta  philosophia.  ^ie  3  anberen 
Xeile  bogegen  enthalten  prahifc^e  SCnmeifungen ,  gute  unb  unmögliche  burc^einanber ;  fte 


*)  ^l«  einen  Seitrag  aur  ^^uftration  ber  au^erorbentlic^en  ^Verbreitung  feiner 
Magia  fü^e  i^  an,  ba^  ic^  ein  —  offenbar  noc^  fcineömeg«  t)ollftänbige«  —  Serjcic^ni« 
oon  30  oerft^tebenen  ^u«gaben  berfelben  in  lateinifc^er,  italienifc^er,  franaöftfc^er,  beutfc^er 
unb  ^oUftnbifc^er  Sprache  ^abe  aufammenfteUen  fönnen;  e«  foE  femer  eine  ^u«gabe  in  axa* 
bifc^er  Sprache  beftanben  ^aben  u.  f.  f.  ^a«  Suc^  ^at  umfome^  2Meteffe,  al«  e«  un«  ein 
Silb  oon  ben  p^9fi!alifc^en  unb  c^emifc^en  Äenntniffen  ber  bamaligen  Qeit  giebt.  5lnm.  b.  SJerf. 


200  Magia  naturalis. 


f)<iiSbtn  infofem  nic^tö  mit  bem  1.  Zdl  gemein,  aU  bie  ^ier  gegebene  ^eorie  gar  nic^t  sur 
(SMldntng  benu^t  wirb.  2)ad  2.  8u(^  ift  etwa  a(8  ein  ®di:tnerbu4  3U  beaeic^nen,  melc^ 
Anleitung  giebt,  wie  man  ^rOc^te  umformen,  Blumen  färben  unb  fo  ))fropfen  !ann,  bo^ 
berfelbe  iBaum  oerft^iebene  SCrten  Blüten  unb  gfrflc^te  trdgt.  ®d  ent^dlt  sum  2:eU  xt^t 
fc^nurrige  Slmoeifungen ,  }.  9.  bie  93iaten  eine^  Saumes  baburc^  su  färben,  ba^  man 
Spalten  in  bie  S^^^^^  fc^neibet,  oerfc^iebene  9<^bfioffe  in  bie  @pa(ten  bringt  unb  bie 
9Hnbe  barüber  be<ft.  ^efei»  l&^i  ftc^  t^atfäc^Iic^  teilweife  audffl^ren,  unb  $orta  ^at 
offenbar  felbft  ben  Serfu(^  gemacht.  Qv  fflgt  ^inau,  bo^  man  niemals  SCuripigment 
(S(^n)efelarfen)  baju  benuften  barf,  benn  biefe«  tbtt  fofort  bie  ^flanjen. 

2|m  jmeiten  ^uä^  finbet  man  ätesepte  für  ^enoer!,  fflr  ^(feln,  bie  oom  äBinbe 
nic^t  auSgetbfc^t  werben,  fflr  eine  St^rift,  bie  erft  burc^  befonbere  Se^anblung  bed  $apierd 
ftc^tbar  mirb,  fflr  ^aarfdrbe«  unb  Schönheitsmittel  u.  f.  m.  9u(^  ^ier  mac^t  $orta  bie 
munberli(^ften  SDtgaben;  fo  erjd^lt  er,  ba^  man  bie  9lugen  oon  Kinbem  fc^marj  fftrben 
Ibmte,  nenn  man  i§r  $inter^au|>t  mit  Del  beftreic^e,  hal^  mit  ber  SCfc^e  eineft  itreu^eS  ge* 
mif(^t  fei.  f^emer  lönne  man  bemirfen,  ba|  aUe  SRenfc^en  in  einem  3^^^^  ^^^  (SfelS« 
föpfe  ausfeilen.  3Ran  !oc^t  )u  bem  Stocd  einen  (Sfeföfopf  3  ooUe  ^age  in  Oel,  bid  bie 
Stno^en  blo^  gelegt  finb,  bann  ftö^t  man  bie  ^nodftn,  mifc^t  bad  $uloer  mit  bem 
Oel  unb  gie^t  biefed  auf  £ampen.  äOenn  biefe  ange^flnbet  werben,  mirb  man  bie  munber« 
bare  SBirfung  fe^en.  9ei  ber  @(elegen^eit  er^d^lt  er  auc^  oon  feinen  Serfu(^en  mit  $>ecem 
falben,  beren  einaige  äOirhing  gemefen  fei,  ba^  bie  $esen  in  einen  tiefen  Schlaf  fielen, 
in  bem  fie  von  aQerlei  munberbaren  (Srlebniffen  träumten.  —  ^ad  3.  IBuc^  ^anbelt  oon 
ber  9Cl(^emie;  ^er  fagt  ber  S^erfaffer  aber  gleich ,  ba|  er  feinen  Sefem  leine  golbenen 
9erge  oerfprec^en  moEe,  benn  bie  !5nne  bie  9ll((emie  nic^t  bieten,  ^gegen  giebt  er 
5a^lrei(^e  9ie)epte  sum  Serben  ber  Stetalle  unb  au  anberen  c^emif^en  ihinftftflcfen.  — 
3m  4.  S3u(^  enbli(^  be^anbelt  er  bie  SCnmenbung  oon  Spiegeln  unb  Sinfen  unb  ffl^rt  eine 
9iei^e  wichtiger  unb  bid  ba^in  unbelannter  optifc^er  9$erfu(^e  aiu  Unter  anberen  Snfku- 
menten  befc^reibt  er  au(^  bie  Latema  magica. 

^e  groge  Shtdgabe  oon  1589  enthält  atoar  m^  oiel  Slberglauben,  ober  bie  fc^Unnm 
ften  Sfabeln  finb  bo(^  entfernt,  unb  an  i^  Stelle  ftnb  teifö  a<^^lrei(^e  SCnmeifungen  in  9e« 
aug  auf  Sif^erei,  9agb,  5b(^hmft  unb  9le^nli(^  getreten,  teild  oiele  neue  p^pftlalifc^e  fdt* 
obac^tungen  unb  Serfu(^e  mit  SRagneten,  äBagen  u.  f.  f.  Son  befonberem  S^tereffe  fnib 
einige  S<!^ilberungen  im  8.  8uc^,  bie  barauf  ^inaumeifen  f (feinen,  ha^  $orta  unb  bie 
Snitglieber  ber  ®efellf(^aft  aur  ^rforfc^ung  ber  92aturgei^eimniffe  bie  $9pnofe  unb  ^ppno^ 
tif(^e  Suggeftionen  gelaunt  ^aben.  ^ie  3)let^oben  finb  natflrlic!^  nic^t  biefelben  mie  bie 
gegemo&rtigen,  aber  i^re  ^^pnotifc^e  ^irfung  ift  nic^t  au  beameifeln.  So  mirb  genau  ge^ 
fc^ilbert,  mie  ein  SRenf^  baau  gebrat^t  werben  fann,  wie  ein  ^f(^  auf  ber  ^iele  ^eruoK 
aufd^mimmen,  wie  eine  (&ni^  lu  matfc^eln,  ®rad  mit  bem  SRunbe  obaubei^en  unb  anbere 
berartige  äBirhtngen  ber  Suggeftion. 

a>ie  iSntroidlung  ber  natürlid^en  SRagie  l^ielt  in  ben  folgcnben  Qo^r* 
^nbetlen  gleid^en  ©d^ritt  mit  ben  SRatunoiffenfdjiaften.  aSiele  fierauÄgebet 
ber  fpäteren  auflagen  ber  Magia  naturalis  —  biefette  erfd^ien  bii5  171B 
—  fügten  Sfnmerhingen  ilber  bie  UnauiSfü^rbarfeit  ber  gegebenen  amoeifungen 
^inju  unb  erMfirten,  wie  man  frül^er  baju  fommen  lonnte,  an  2)erartige«  ju 
glauben.  SteueäBerte  taud^ten  auf  unb  jn^ar  immer  me^r  rein  pl^pftlalifd^ 
Snl^altÄ,  je  weiter  man  in  ber  3^*  vonüdtt.  ®6)0Ü&  grofee  „Magia  uni- 
versalis" 1657  wirb  mol(iI  mit  einer  abl^anblung  über  bie  Derfd^iÄenen  Slrten 
ber  SRagie  eingeleitet^  ijl  aber  fonft  nur  ein  ^anbbud^  ber  ^^pfil  mit  melen 
praftifd^en  Slnmeifungen  ju  S^uberlunflfiädEen,  wie  mir  jefet  fagen  mürben. 


Virgula  mercurialis,  bie  9Göünf(^elrutc.  201 


S)o(!^  Derlor  {tdSi  ber  ©loube  an  bie  alte  ©pmpatl^ietel^re  be^^alb  nid^t  fo  balb. 
Wo^  au&  bem  3a^e  1702  Hegt  ein  (leinet,  intereffante^  ^u6)  t)or,  ^©e^eime 
Unterrebungen  oon  magia  naturali",  ein  ©efprödji  jtoifd^en  einem  ^^ilo- 
fop^n  unb  S^^eologen^  in  bem  ber  ^^ilofop^  mit  grojser  Ueberlegen^eit  bie 
alte  @pmpatl^iet^eorie  Sgrippad  auiSeinanberfe^t  SRartiuiS'  ^yUnterrid^t 
Don  ber  magia  naturali''  1751  ifl  ein  ärjneibud^,  ganj  im  ©eifie  be^ 
gJaracelfuÄ  gef daneben.  Sänger  jebod^  ate  bis  in  bie  SRitte  be«  18,  Qa^r^ 
l^unbertd  fd^einen  biefe  SnfdEiauungen  ftdSi  nid^t  gel^alten  ju  l^aben.  S)ie  britte 
ausgäbe  be«  julefet  genannten  83u($e«  t)om  Saläre  1779  ijl  Dottftonbig  um» 
gearbeitet;  ^  l)oA  nur  nod^  ben  Xitel  unb  ijl  fonfl  lebiglid^  eine  Anleitung  )u 
Siifd^enfpielertunflflüdfen  mit  Harten,  Spiegeln  u.  f.  ro.  2)aiJfelbe  gilt  j.  X. 
oud^  von  fiatte« :  ^9Magie  ober  bie  Böuberfräfte  ber  SRatur",  einem  9Wef enwerf 
in  17  »anben,  1784—1802.  68  ifi  bie  üermirrenbfie  unb  buntefle  SRifd^ung 
Don  $^ftl,  S^emie,  Aoddtunfl,  älderbau  u.  f.  m.;  aber  t§  enthält  eine 
SRenge  ^öd^fl  interejfanter  aufttärungen  über  bie  aWittel,  mit  benen  bie  alten 
9Ragier  anbere  unb  }.  %.  ftd^  felbft  getäufd^t  ^ahm.  SBai»  man  bann  fpäter 
im  19.  Qal^rl^unbert  unter  natürlid^er  SWagie  perfianb,  braud^en  mir  nid^t 
nfi^er  ju  befpred^en. 

Virgpola  mercurialis,  bie  W&n\^tlxvAt. 

3>ie  SBünfd^elrute  ifl  jebenfaDte  in  ber  gorm,  mie  fte  in  ®uropa  ange^ 
numbt  mürbe,  bad  le^te  ©lieb  bed  großen  magifd^en  älpparateiS.  @ie  ^at 
jnMir  i^re  SSorbilber  im  ätltertum,  iebod^  lägt  ftdSi  leine  SSerbtnbung  }mifd^en 
i^ren  bamaligen  formen  unb  ber  ©eflalt,  bie  fte  in  @uropa  am  @d^lug 
bed  9RittelalteriS  annahm,  nad^meifen.  Ob  fte  mä^renb  ber  bajmifd^enliegen^ 
ben  Qeü  ben  breiten  ©djiidSiten  be8  aSoUeiJ  befannt  mar  unb  langfam  be^ 
fUmmten  SSeränberungen  unterlag,  mag  ba^ngefieDt  fein.  93on  ben  mittel- 
altertid^en  SSerfaffem  mirb  fte  nid^t  ermäl^nt,  unb  mir  lönnen  bei^^alb  {eine 
9led^enfd^aft  über  i^re  ©efd^id^te  ablegen.  SBaS  man  meig,  ift  in  ftüt^e 
gotgenbe«. 

Unter  Äaifer  Scalen«  (364—79  n.  6^r.)  mürben  mehrere  t)ome^me 
SBanner  angettagt,  fidji  gegen  ben  Äaifer  t)erfdSimoren  unb  burd^  magifd^e 
Äünfte  ben  3?amen  feine«  SRad^folger»  erforfd^t  ju  ^aben.  ©ie  Ratten  einen 
SKng  ba§u  benuftt,  ber  an  einem  feinen  gaben  ^ing.  einer  ^iett  ben  gaben 
in  ber  ö^nb,  unb  ber  Sling  l^ing  frei  mitten  über  einem  aWetaUgefäfe,  in  beffen 
Slonb  bie  93ud^flaben  bei»  aipl^abeti»  in  gleid^em  Sbflanb  t)on  einanber  ein^ 
graiHert  waren.  aWan  lieg  ben  SKng  über  ben  SRanb  be«  ©efäfee«  fd^roingen,  bei 
gewiffen  »ud^flaben  aber  fiodfte  berfelbe  unb  gab  auf  biefe  SBeife  bie  ermünfd^te 
äbitmort. 

3n  ber  golgqeit  ^ört  man  bann  ni^t«  meiter  r>on  berartigen  Apparaten, 
bid  ^aracelfuö  in  feinen  ©d^riften  erjäl^lt,  bafe  bie  beutfd^en  Bergleute  jur 


202  Magia  naturalis. 

äuffinbung  t)erbor8ener  aRetaHabern  eine  in  jjonn  eine«  Y  gegabelte  9*ute  ge^ 
brandeten,  beten  2  S^^^i^  ^^^  6ud&enbe  l^orijontal  in  ben  Sänben  ^ielt.  ©ing 
er  nun  langfam  über«  gelb,  fo  fenlte  bie  9hite  fJd^  an  ber  ©teile,  roo 
SRetaK  lag.  ^nht^  glüdte  e«  nid^t  einem  ieben;  aud^  fd^inen  bie  An- 
gaben ber  SBünfd^elrute  nid^t  immer  gans  juDerläffig  geroefen  ju  fein,  benn 
^racelfu«  red^net  biefe«  SSerfa^ren  }U  ben  ,,unjidS)ern  Äünflen''.  ©e^r  t)er^ 
breitet  bürfte  i^re  anroenbung  rool^l  aud&  nid^t  geroefen  fein,  benn  fonfl  ^ätte 
ber  in  ber  SKagie  faft  aHroiffenbe  Ägrippa  fie  fidler  ermähnt,  ba  fie  ja  fe^ 
gut  in  feine  fie^re  von  ben  ©pmpat^ien  ber  natürlid^en  S)inge  pafete.  aSer- 
mutlid^  flieg  ^racelfu«,  ber  ftd^  ia  t)iel  mit  ben  niebrigeren  äJolfötlaffen  ab« 
gab,  in  irgenb  einer  ©egenb  auf  i^ren  ©ebraud^,  unb  nadjibem  er  fte  in 
feinen  ©d^riften  erfi  ermähnt  l^atte,  fanb  fie  balb  allgemeinere  aSerbreitimg. 
Sebenfall«  wirb  fie  nun  bei  ben  folgenben  SJerfaffem  geroö^nlid^  befprod^en, 
fo  unter  anberen  in  ben  ald^emiftifd^en  ©d^rifteu  be«  Safiliu«  SJalentinu«*). 

®ie  anfid^ten  über  bie  SBünfd^elrute  unb  i^re  anroenbung  waren  übrigen^ 
fel^r  geteilt,  ©nige  SSerfaffer  geben  an,  bajs  man  bie  9lute  t)on  einem  83amn 
nehmen  muffe,  ber  natürlid^e  ©^mpat^ie  für  ba«  gefud^te  S92etaQ  l^abe,  alfo 
für  jebc«  einjelne  SRetaH  eine  beflimmte  93aumart.  Snbere  meinen,  bafe  bie 
Saumart  gan}  gleid^gültig  fei,  nur  muffe  ber  3^^9  ^^W  biegfam  unb  be«- 
^alb  am  befien  t)on  Safel,  SBeibe  ober  efd^e  fein.  (Knige  erflären  bie  ©ad^e 
burd^  natürtid^e  ©pmpat^ie;  bie  Rrdjilid^en  SSerfaffer  red^nen  fie  geroö^nlid^  ju 
ben  teuflifd^en  Äünften,  anbete  \)altm  fie  für  reinen  aberglauben. 

1630  mad^te  ein  franjöfifd&er  ©beimann  in  Söl^men  bie  mertooHe  ©nt^ 
bedFung,  bag  6rlen^  unb  SBeibenimeige  au($  jum  auffinben  unterirbifd^er 
äBafferabetn  gebtaud^t  metben  fönnten.  S)ie  toiffenfdSiaftlic^e  SSelt  ^atte  jebodt) 
Dor  bem  3a^re  1692  fein  befonbere«  Qntereffe  bafür.  3Mit  biefem  3a^re  be* 
ginnt  aber  ber  intereffantefte  Xeil  in  ber  ©efd&idjite  ber  aBünfd^elrute.  S)en 
5. 3uli  1692  abenb«  10  U^r  fanb  man  nämlid^  einen  SBein^änbler  nebft  ©attin  in 
fipon  ermorbet.  S)a  ber  Dbrigfeit  jebe  Spur  ber  3Körber  fel^lte,  fo  würbe 
burd^  prit)ate3nitiatioe  ein  reicher  Sanbmann,  Qaque«  apmar,  herbeigerufen, 
ber  im  9iufe  ftanb,  mit  ^ilfe  einer  9)ute  nid^t  blojs  3}ltta\U  unb  SBafferabem, 
fonbem  aud^  Siebe  unb  SlKötbet  entbeden  ju  fönnen.  a^mat  bel^auptete 
gleid^,  bag  feine  Stute  i^n  nad^  3  Derfd^iebenen  Stid^tungen  fü^re,  fo  bajs  3 
am  SBerbted^en  beteiligt  fein  müjsten;  et  folgte  nun  ben  ©puten  Diele  SReilen 
weit  )u  SBaffet  unb  ju  £anbe,  bi«  e«  i^m  enblid^  gelang,  einen  bet  SSetbred^er 


*)  3(^  ^ebe  biefe  Schriften  bed^a(6  ^eroor,  loeil  Salentinud  m^  bet  SCmto^me 
mtUx  ein  Senebütinermönc^  war,  ber  etioa  100  ^af^xt  oor  ^aracelfu«  in  Erfurt  itbtt,  ^n 
biefem  gaU  mürben  bie  ätteften  ^ngo^en  über  bie  SBünfc^elrute  ja  bebeutenb  weiter  jurütf« 
reichen.  9l5er  e«  ift  wa^rfc^einlic^er,  baj  biefer  SJalentinu«,  beffen  3Berfe  erft  gegen  1600 
erf(^ienen,  niemals  ejiftiert  f^at,  ober  mit  anberen  Söorten,  baj  ber  !Wame  ein  ^fcubon^m 
ift,  unter  bem  ber  Herausgeber,  ber  ?lat«!ämmerer  !l^ölbe  in  g'f^^nfen^aufen,  feine  Autor* 
f(^aft  oerbergen  rootiU,    2(nm.  beS  SSerf. 


Virgula  mercurialis,  bie  Söünfc^ctrute.  203 


ju  fuiben.  S)iefer  leugnete  atterbingiS  juerfi  jebe  Beteiligung  am  3Morbe, 
routbe  aber  bod^  l^ingerid^tet,  ba  man  einige  red^t  jioeifel^afte  3wg^Pänbniife 
von  \\)m  erlangt  ^atte.  SJiefe«  ©reigniiS  erregte  felbfioerflönblidö  grofeeS  auf* 
f^n,  unb  in  furjer  3^*  würbe  eine  änjal^l  gelehrter  Sü^er  gefdjirieben,  meli^e, 
iebe«  in  feiner  SBeife,  bie  SBirlungen  ber  Slute  ju  ertlären  fud&ten.  2)ie  ©eift* 
lid^en  erblidten  teuflifd^e  Äunfl  barin;  aber  ber  geleierte  ^^eologe  SSaUemont  jcigte 
in  feinem  großen  SBert:  „Physique  occulte  ou  traitö  de  la  baguette 
divinatoire",  ba^  bie  SBirfungen  ber  SBünfd^elrute  t)onfiänbig  mit  ben  magne^ 
tifc^en  unb  eteftrifdjien  SBirfungen  übereinftimmen,  fo  bafe  nid^t  ber  geringfle 
®runb  }ur  Slnno^me  übernatärlid^er  Urfad^en  vorliege.  @in^  vergaß  er  frei- 
tid^^  loie  aUe  anberen  geleierten  SSerfaffer,  nämlid^  ju  unterfud^en^  ob  bie  Slute 
boi^^  roa&  man  i^r  zutraute,  aud^  mirflid^  leifiete.  (Sinen  f d^tt^eren  @t(^  erl^ielten 
nun  aSe  ^eorien^  atö  man  nad^iDie^^  bag  ber  befannte  ^^^Rter  ält^anaftu^ 
Äird^er  fd^on  t)or  einem  aWenfd&enalter  burd&  aSerfud^e  beroiefen  ^atte,  ein  S^^'ö 
fenfe  fidd  meber  jum  SBaffer  nod^  }u  ^etaD  ober  einem  anberen  @egen« 
tianb,  menn  er  nidjit  von  ber  Sanb  eine«  aWenfd^en  gel^alten  werbe,  fonbern 
blog  an  einem  feften  3<^f>f^>^r  ^^  ben  er  fid^i  leidet  bre^en  lönne,  angebrad^t 
fei.  Schlimmer  aber  mürbe  t^,  ald  älpmar  naäf  ^ariiS  }um  @o^ne  be« 
^rinjen  von  6onb6  berufen  mmrbe,  ber  t)erfdeiebene  gjperimente  mit  i^m  an* 
fiettte.  2)abei  jeigte  fid^,  bajs  er  meber  SBaffer  nod^  a)JetaIIe,  bie  von  aWenfd&en 
oerfiedft  waren,  unb  ebenf omenig  2)iebflä^le,  bie  ber  ^olijei  bereit«  befannt  maren, 
entbedfen  lonnte.  9hin  fing  man  an  ju  jmeifeln,  ob  ber  ^ingerid^tete  über« 
^aupt  ber  aWörber  geroefen  fei.  ®nblid&  traf  ber  ^ßater  Sebrun  ben  Jlagel 
auf  ben  Äopf  burd&  eine  Steige  fe^r  interejf anter  aSerfu(!^e,  bie  er  bei  oer* 
fd^iebenen  ^ßerfonen  aufteilte,  in  beren  ^änben  bie  SRute  ftd^  fc^r  lebl^aft  be^ 
megte.  6r  felber  ging  oon  ber  Slnna^me  au«,  bafe  teuflifd^er  ©nflufe  mit  im 
@piele  m&re,  unb  bemog  ba^er  feine  SSerfud^dobiette  ba}u,  ®ott  anjurufen, 
ba§  bie  SRute  ru^ig  bleiben  möge,  wenn  bie  Semegung  burdji  böfe  (Seifter 
Derurfad^t  fei.  93on  bem  9lugenblid(  an  rührte  ber  S^üq  fic^  nid^t  me^r  in 
ben  Rauben  ber  Setreffenben.  2)a«  SBunberbarfie  bei  ber  ©efd^id^te  aber  ift, 
bag  ber  $ater  ben  ebenfo  unerwarteten  al«  rid^tigen  ©d^lu^  barau«  }og: 
bafe  „bie  Urfad^e  ju  ben  Seroegungen  ber  SRute  fidji  nad^  ben  aBünfd^en  be« 
aWenfd^en  rid&tet  unb  burd^  feine  Slbfid^ten  beftimmt  wirb". 

S)anadSi  t)erlor  bie  geleierte  SBelt  ba«  Sntereffe  an  ber  Sßünfd^elrute. 
9iber  ber  @laube  an  biefelbe  lebt  nod^  heutigen  ^age«  im  SSolfe. 


204  3)ie  ^oputorifterung  ber  aBiffcnf(^aften. 

3)ie  ^opufarifieruttg  &er  ^iffettf^aften. 
Wxt  SaupfagB  uttb  Jfaupbüd[rer. 


^e 


^er  lefete  ber  gelel^ttcn  aWagier  war  tot  unb  fein  fd^marjer  fiunb 
fpurloi5  Don  ber  Dberfläci^e  ber  6rbe  oerfd^rounben  (orgl.  oben  ©.  164). 

Sie  Siefultate  ber  freien  ^orf($ung  n)urben  oerleftert,  fon)eU  fte  nid^t 
mit  ben  änfd^auungen  berÄird&e  übereinjHmmten;  bie  gorfd^er  mußten  bann 
il^re  Snftd^ten  abfd^mören,  menn  fie  nid^t  ben  2;ob  auf  bem  @d^eiter|KUtfen 
t)or}ogen.  3ber  man  lonnte  bod^  nid^t  gut  eine  Slntlage  megen  3^^^^ 
gegen  bie  3Männer  er^ben,  bie  fetbft  nid^t  an  2)erartigeiJ  glaubten,  unb  beren 
arbeit  ©d^ritt  für  ©(^ritt  ben  ©lauben  an  bie  alten  magifd&en  Seigren 
nieberrife.  ©ie  ftürjten  bie  Slftrologie,  bie  roidjitigile  ber  SBaJ^rfagemiffen- 
fd^aften,  bie  ©runblage  für  bie  übrigen,  baburd^,  ba§  fie  ber  @rbe  i^re 
prit)ilegierte  ©teHung  im  Zentrum  ber  SBelt  entriffen,  bafe  fie  bie  Salinen 
ber  Planeten  beredjineten  unb  ©efefte  für  bie  ©efd^minbigteit  ber  SBeltlörper 
f anben.  9lud^  unter  ben  anberen  magif d^en  Jtünften  begann  ber  93oben  }u  manlen, 
oli  bie  aSerfud^e  betreffiJ  ber  Semegung  faUenber  ftörper,  ber  ©dSiroingungen 
beiS  ^enbeliS  unb  bt&  £uftbrudFi^  ben  @inftd^ttgen  Kar  mad^te,  bag 
man  ein  mirttid^ei^  93er|iänbnii^  für  bie  3l(üm  nur  erreid^en  tonnte,  menn 
man  bie  Urfad^en  )u  ben  irbif($en  ^^nomenen  auf  ber  @rbe  unb  nid^t  in 
^ö^en  SSelten  fud^te.  ©o  )erf($nitten  bie  ^orfd^er  langfam  bie  magifd^e 
SSerbinbung  mit  ben  ^immlifd&en  unb  intetteftuellen  SBBelten,  unb  t)on  biefem 
©eftd^tiSpuntt  a\x^  tonnte  bie  JtirdEie  bie  9Ränner  ber  freien  ^orfd^ng  nur 
al&  Reifer  unb  Sunbedgenoffen  begrüßen.  @ie  l^ot  bal^er  aud^  nie  eine 
aintlage  megen  3<^"f>^^i  8^8^  f^^  er^obeiu  S)er  große  §aufe  aber  folgte 
nur  ber  Carole,  bie  von  ber  fiird^e  ausging;  er  fanb  bal^er  teine  ©e- 
legen^eit,  bie  9Känner  ber  neuen  3^*  «^it  «i"«^  ftranj  von  ©agen  unb 
munberlidden  @ef($id^ten  }u  umgeben,  mie  man  e^  bei  il^ren  SSortoufern  get^ 
l^atte.  -—  2)ie  gelehrten  3Magier  gehörten  alfo  ber  ©efd&id^te  unb  ber  ©age 
an.  @i$  bauerte  aud^  nid^t  (finger  ald  ein  l^albeiS  ^a^rl^unbert,  fo  l^atte  bie 
SSolti^bid^tung  ftd^  berfelben  bemächtigt.  9UIe  bie  abenteuerlid^en  Serid^e, 
bie  Don  ^^orfd^ern  oergangetter  ^a^rl^unberte  erj&l^lt  mürben^  fommelte 
biefelbe  mie  in  einem  93rennpuntt  um  eine  einjelne  ^erfon.  SHefed  toax 
teineiJmegiS  etma»  Sßeue«,  biiJ  bal^in  Unbdannte«.  Qn  ber  „golbenen  Segenbe'' 
(Legenda  aurea)  ^atte  man  ein  au^  ber  aSor jeit  ererbtet  33orbilb,  roeld^e^  boi^ 
gan}e  ^Mittelalter  l^inburd^  allgemein  betannt  unb  gelefen  mar.  ®^  mirb 
bafelbft  erjä^lt,  mie  ein  großer  aWagier  be«  d^rifllid^en  3lltertumi5,  Gpprian 
t)on  2lntiod^ien,  burc^  bie  ailad^t  feiner  3Äuberei  bie  ©Triften  oerfolgte  unb 
plagte,  infonbcr^eit  eine  d^riftlid^e  Jungfrau,  3uflina,  bie  er  }u  befiften 
münfdSite.    9lber  obmo^l  Spprian  i^r  eine  B^ax  böfer  @ei{ler  unb  juleftt  ben 


a)ie  gfouflfage  unb  gfauft5ü(^et.  205 

dürften  bcr  S^eufel  fanbte,  tocld^e  jte  burd^  lodcnben  3^^^^  W  T)erffl]^rcn 
fud^ten,  fo  übenoanb  fie  biefdben  bod^  huxä)  xi)xe  ©ebete.  2lte  ©pprian  fal^, 
ba6  bie  2:cufel  ni^tö  gegen  fie  Dermod^ten,  t)erl^ö^nte  er  biefelben,  brad^ 
bog  SünbniiS  mit  tl^rem  ^rpen  unb  würbe  felbft  ein  ©^riji,  unb  obmol^l 
er  üiele  fd^ioere  ©flnben  auf  bem  ©emiffen  l^atte,  würbe  er  bod^  ein  großer 
SRonn  in  ber  jtird^e  unb  erlitt  jule^t  ben  Startprertob. 

9Ran  lonn  lein  fid&ere«  Urteil  barüber  abgeben,  ob  biefer  ßijprian 
loirtlid^  jemate  gelebt  l^at.  9ßal^rf($einlid^  liegt  eine  gefd^id^tlid^e  Segebenl^eit 
ber  Segenbe  ju  (Srunbe,  aber  ba  biefelbe  auf  jroci  }.  3;.  ganj  roiberfpred^enbe 
SBeifen  erjäl^lt  wirb,  ift  ber  ^ifiorifd^e  ©toff  im  Saufe  ber  3^it  offenbar  roefentlid^ 
umgeliattet  worben.  Jlamentlid^  finb  bie  »eric^te  über  ßppriang  rounberbare 
3auber!flnfie  gegen  ©djilufe  ber  alten  3^^  fiarf  oerme^rt,  fo  bafe  man  per:: 
mutlidd  um  biefe  ein)elne  ^erfon  bad  meifte  t)on  bem  fammelte,  roa&  oon  ben 
Sauberem  ber  bamaligen  ^üt,  ben  alejanbrinifd^en  ^^ilofop^en,  überhaupt 
et}ä^t  mürbe,  ©päter  ^at  bann  biefer  Spprian  bie  unoerbiente  @^re  ge^ 
nojfen,  mit  einer  ^iftorifd^en  ^erfönli($teit  oermed&felt  ju  werben,  mit  bem 
SWfd^of  (Spprianu»  r>on  ftart^ago,  mit  bem  ber  ß^prian  ber  ©age  nadji  nur 
boÄ  gemeinfam  l^at,  bafe  beibe  urfprünglid^  Reiben  waren  unb  aU  SWfirtprer 
enbeten.  S)a6  e«  aber  nid^t  ber  fart^agifd^e  33ifd^of  war,  um  beffen  Seben 
bie  ©age  fid^  bilbete,  ge^t  barauiS  Ilar  ^eroor,  bag  bie  @r)&^lung  oon  S^prian 
unb  3u{iina  fd^on  im  SRorgentanbe  gefd^rieben  oorlag,  e^e  man  bort  etwai» 
oom  lartl^agifdEien  Sifd^of  wu^te. 

@ine  ^araQele  jur  ©age  oom  Sijprian  l^aben  wir  in  ber  f^auß^ 
f  age.  SHe  l^iflorifd^e  ©runblage  berfelben  bilbet  ein  umJ^er^ie^enber  ^afd^en:» 
fpieler  unb  ©^arlatan,  ®eorg  ©abellicu«,  ber  fidji  felbjl  „eJaufl  ben  Süngeren" 
nannte  unb  nad^  ätnfid^t  beiS  SSolteiS  im  93änbniiS  mit  bem  Teufel  flanb. 
3)iefe  auffaffung  würbe  burd^  ben  Umfianb  beflärft,  bafe  er  auf  unbefannte 
ffieife  eine«  gewaltfamen  SJobeiS  fiarb;  e«  Derbreitete  Rd^  nun  ba«  ©erüd^t, 
bafe  ber  2:eufel  i^n  mit  Seib  unb  ©eele  geholt  l^fitte.  ©ein  2;ob  fällt  ungeffil^r 
in«  3a^r  1540.  ©owol^t  äbt  S:ritl^eim  al«  Sgrippa«  ©djiüler  Sodann  SBBeier 
bejeid^nen  biefen  ©eorg  ©abeHicu«  %a\x^  al«  einen  SRann,  ben  pc  perföm 
1x6^  gefe^en  l^aben,  unb  oon  bem  oiel  gefprod^en  würbe.  6r  nannte  fid^ 
;,5oufl  ben  Süngereu"  jum  Unterfd^ieb  oom  Sudjibrudfer  Sodann  gaufl,  ben 
ebenfaD«  fein  ^anbwert  in  ben  9lugen  be«  SSolfe«  )um  ©d^warstanfUer  unb 
©efeHen  be8  2:eufete  mad^te.  ©päter  geriet  e«  in  aSergejfen^eit,  baß  ber 
Suc^brudfer  gauft  ober  ^Jufl  unb  ber  Xafd^enfpieler  gaufi  ber  Süngere  jwei 
oerfdbiebene  ^ßerfonen  waren,  unb  fo  würbe  ©eorg  ©abellicu«  gerabeju  ibentifd^ 
mit  Sodann  gauji. 

3)ie  ftitefte  ü^arftettuttö  ber  gttwftfagc  crfc^ien  in  grantfurt  a.  9».  1587,  gcbrucft 
bei  3o§.  ©pic«.  6ie  f(^ilbett  gauft  M  einen  begobten  Sauemfo^n,  bcr  ju  einem  xoof^U 
fituierten  SJetroanbten  in«  ipQu«  fommt  unb  fpOtcr  auf  bie  Uniüerfitdt  gefc^idt  wirb,  um 
Ideologie  )u  ftubieren.    9la(^bem  er  ben  9»agiftergrab  mit  ^o^er  9(u«aei(^nung  erworben 


206 


!Die  ^opulariftenrng  ber  SBiffenfc^aften. 


I^Qt,  gerät  er  in  f(^Ie(^te  ©efeUfc^aft,  verlegt  ft(^  auf  bie  SRagie  unb  sitiert  fd^Ue^Uc^  ben 
Teufel.  SRit  bem  f(^rie^t  er  ben  Äontrolt  ob,  ba|  berfelbe  i^m  24  So^re  bienen  fott,  wofür 
feine  Seele  bem  SSöfen  gehört,  ^a^  Sßu^  ^eric^tet  bann  über  lange  ©efprftd^e  mit  bem 
Teufel,  ber  i^n  in  ben  ©e^eimniffen  ber  SRagie  weiter  aui^bilbet;  fpAter  mad^t  er  eine 
Steife  in  bie  ^öUe  unb  befielt  fi(^  biefelbe,  banac^  eine  um  bie  ®rbe.  ©ei  biefer  3teife 
fetjt  er  alle  burd^  feine  magif(^en  Pünfte  in  erftaunen.  ^ier  ^  ber  »erfaffer  nun  ®e* 
legen^eit,  alle  Sagen,  bie  früher  oon  ben  gelehrten  9Ragiem  bed  SIKttelalterd  erjd^lt 

Sig.  14. 


Us-eil     ^>    Lp 


ß  iu.  nick  m4U^fi  (^waMu$. 


t^tu 


würben,  um  ^auftd  ^erfon  ju  fammeln.  Unter  anberem  lommt  %auft  in  ben  $alaft  be^ 
^opfted,  fü^rt  ^ier  eine  SCnja^l  Streiche  auiS  unb  oer^ö^nt  ben  $apft  unb  bie  l^o^e  ®eift^ 
lic^feit.  ^efed  jeigt,  ba(  bie  ^auftfage  auf  proteftantifc^em  Soben  entfianben  ift;  in 
einer  12  ^a^re  jüngeren  Bearbeitung  ber  Sage,  bem  9Bibmannf(^en  ^ftbuc^  oon  1599, 
^ei|t  ed  audbrü(fli(^,  ba|  ^uft  bur(^  bad  ^apfttum,  beffen  Xeufeldbefc^wörungen  unb 
9l6götterei  jur  SRagie  ©erführt  morben  fei.  2)ie  ®ef(^i(^te  enbet  bann  bamit,  baj  ber 
Teufel  nac^  Slblauf  bed  Itontralted  f^auft  einen  furchtbaren  ^ob  bereitet,  sum  S(^rect  unb 
5ur  äBamung  für  alle  ®lei(^gefinnten.  ©inen  anberen  Slu^ang  !onnte  bie  ^fd^ic^te  0x4 
ntc^t  mf)rmn,    SBft^renb  ber  §eibe  ßpprian  au«  Unroiffenljeit  fünbigte  unb  bed^Kilb  ge? 


^ie  gauftfage  unb  gauftbüc^er. 


207 


rettet  werben  fonnte,  inbem  er  ein  frommer  ©^rift  würbe,  gab  eö  für  ben  2;^eoIogcn 
gaufl  !etne  3lettung  me§r,  weil  er  mit  oottem  S3ewujtfein  ber  ©ünb^aftigfeit  feiner  ^anb- 
(ungdweife  ft(^  auf  bie  SJZagie  warf. 

3n  jener  3eit,  wo  niemanb  bie  perfönlic^e  ©fiftenj  eine«  XeufelS  beaweifelte,  unb 
wo  nur  einselne  fritifc^e  (S^eifter  ^ö(^ftend  bie  9R5glic^!eit  eine«  eigentlichen  Jtontralted 
mit  bemfelben  in  grage  jogen,  würbe  baS  gauftbuc^  natürlich  ein  fe^r  oerbrcitete«  @r« 
bouungSbuc^.    ©o  erf(^ien  benn  auc^  eine  ganje  Steige  3lu8gaben  unb  neuer  Bearbeitungen, 

3fig.  16. 


6iirr  ^rWn,  töggofc 2|?ac$f  affrwrft^cnf^^^a^,  au/l 


unb  ba  Dr.  gouft  fo  jur  ^erfonififation  ber  ganjen  gelehrten  3Wagie  würbe,  fo  lag  e« 
für  einen  unteme^menbcn  Serfaffer  na^e,  magif(^e  Söerle  unter  gouftß  9lamen  ^erau«^ 
jugeben ;  benn  ber  genügte,  um  felbft  bem  wert(ofeften  ^robuft  guten  Stbfat^  ju  oer^ 
fc^offen.  ©0  entftanb  am  ©(^luf;  beS  16.  Sa^r^unbert«,  mciftenS  unter  biefem  9iamen, 
ein  ^aufe  oon  ©elften,  bie  alle  Slnweifungen  jur  »efc^wörung  oerfc^iebener  ®eifter  cnts 
gelten.  ©«  ejiftieren  me^r  al«  tin  2)uftenb  folc^er  Söerfe  mit  oerf(^iebcnen  Titeln:  „Dr. 
gouftd  großer  unb  gewaltiger  ^öUenawang",  „2)er  gewaltige  SWccrgeift",  ^Dr.  3ol)ann 
gfauflen«  aRiracul*,  Äunft*  unb  SKunberbuc^,  ober  bie  fc^warje  Slabe,  auf!^  ber  breifac^c 
^öttenswong   genannt"  u.  f.  w.     iDiefe  6(^riften  beweifen  beutlic^  bur(^  i^ren  3n§alt, 


208  3)ie  «ßopulariftcrung  ber  2Biffcnf(^aften. 


ba^  fte  m^  ben  Stntoeifungen  ber  ^üc^er  eined  Sdri)))Ht  unb  anberer  SRogier  abgefaßt 
ftnb.  Slu^er  i^nen  finben  ft(^  aber  no(i^  anbere  @4riften,  bie  ebenfalls  oft  mit  Sf<tuft  in 
95er6inbung  gebracht  roerben,  aber  »a^rfc^einlic^  nur  freie  Searbettungen  »icl  älterer 
iübif(^er  ffierle  finb;  j.  33.  ba«  auf  2)eutf(^  gef(^riebene  „Semiphoras  et  Schemham- 
phoras  Salomonis  Regia",  femer  ,,5auft«  m«rfa(^er  ^öDenanumg"  unb  anbere.  J)te 
m)(^  e^ftierenbe  „Clavicula  Salomonis"  bagegen  ift  feine  Ueberfe^ung  ober  Bearbeitung 
bed  alten  !abbaliftif(^en  Söerfed  ^.Sc^Iüffel  bed  @alomo'',  orgl.  @.  186  9(nm.  ©nblid^  finben 
fi(^  noc^  einige  Iateinif(^c  6(^riften,  j.  ©.  ^.verus  Jesuitarum  libellus"  mit  öefd/roörungen, 
bie  bem  ^pprian  sugefc^rieben  werben.  9Ba^rf(^ein(ic^  ^at  er  aber  mit  biefen  Schriften  nid^td 
weiter  gemeinfam,  alS  ba(  er  i^nen  feinen  Siktmen  geliehen  f^at  —  UrfprüngUc^  tj^ 
fticrten  bicfe  @<^riften,  bie  am  (gnbe  be3  16.  unb  am  Slnfang  be«  17.  ga^r^unbert«  ent« 
ftanben,  nur  ald  SRanuffripte,  für  bie  man  bi^  au  200  Zf^al^tn  la^ttt  —  eine  enorme 
Summe  in  jener  3eit :  e«  beja^lte  fic^  für  bie  »erfaffer  offenbar  beffer,  fle  al«  SRanuflripte 
5u  oer!aufen,  ald  fte  brucfen  }u  laffen.  ©ebrudte  ©senqjlare  fommen  erft  gegen  @nbe  bed 
17.  So^r^unbcrt«  oor;  manche  ©on  biefen  geben  awar  an,  um  1500  gebrucft  su  fein,  aber 
Sprache,  2)ru(f  unb  Rapier  bemeifcn,  baj  fte  minbeften«  200  Sa^re  jünger  finb*). 

S^aiJ  ©gentümlid^e  bei  biefer  ganjen  eJaufilitteratur  ht^  17.  u.  18. 
3a^r^unbertjS  ifl  i^r  flatf  auiSgepragter  populärer  G^oratter  im  93ergletd^ 
ju  ben  maflifd^en  Sßkrfen  frül^rer  Sitten.  S5lefe  enthalten  anä)  atte  not^ 
wnbigen  Sfnroeifungen  ju  einer  Sefd&wörung,  aber  ber  SWagier  mufe  felber 
burd^  teiln)eife  red^t  n)eit(äufige  93ere($nungen  bie  9tanien^  SigiUe  2C.  ber 
Oeifier  finben,  ebenfo  bie  paffenben  SBorte  ju  ben  öefd^wörungen.  S)iefe 
©(^roierigteiten  fallen  bei  ben  gaufibüdjiem  weg,  in  benen  Slamen,  ©igiUe, 
@ebete  unb  ä3efdEin)örungen  angefahrt  ftnb,  fo  bag  ber  äßagier  felber  nid^td 
JU  t^un  l^at.  S)araui5  gel^t  ^eroor,  bafe  ^^ilofop^en  unb  Sßaturforfd^er  fici^ 
nid^t  me^r  mit  ber  aWagie  befd&äftigten,  fonbern  bafe  ba^  S^tereffe  für  biefelbe 
in  tiefere  ©d^ii^ten  be«  aSoIIeiJ  l^inabgefunfen  mar. 

IPtß  „hurtofen**  ffl)ipnfrfrafiBm 

SBie  bie  SSefd^mörungdfunft  burd^  bie  ^auftfddriften  populär  gemorben 
mar,  fo  mürben  aud^  bie  übrigen  magifd^en  SBiffenfc^aften  bem  SSolte  in 
}al^(reid^en  Sudlern  }ugäng(id^  gemad^t.  &^  maren  bie$  ).  X.  Ueberfe^ungen 
alterer  befannter  lateinifd^er  SSerfaffer,  teifö  aber  audji  neue  Bearbeitungen 
ber  Derfdjiiebenen  SBijfenfd^aften.  3«  meiter  man  aber  in  ber  ^ett  oorrüdte, 
bejio  populärer,  b.  f).  bejlo  leidster  anmenbbar,  mürben  biefe  ©c^iriftcn.  3Wan 
^atte  nun  fefle  SRegetn  für  aUe^,  fo  bafe  nid^tiS  ber  Sntuition  bei5  gragenben 
überlaffen  blieb,  ©elbfl  2)it)ination^metl^oben  mie  bie  Dneiromantie,  bie 
2;raumbeutung,  bie  bei  allen  aSölfern  b«J  Slltertum«  eine  ©ad^e  ber  pcrfön* 
lid^en  ^nfpiration  mar,  unb  r>on  ber  Slgrippa  fagt,  bag  man  überhaupt  leine 
feften  SHegeln  bafür  geben  fönne,  mürben  jefet  in  ein  ©Aftern  gebracht.    Se* 

*)  3(u«  biefen  oerfc^iebenen  SBerfen  ift  ber  S^prianuS  entftanben,  bem  gig.  14  unb 
15  entlehnt  finb.  ^ad  Original  befinbet  ftc^  in  ber  llönigl.  Sibliot^e!  in  Äopen^agen. 
3(nm.  be«  SBcrf. 


a)ie  ^^furiofcn"  SBiffenfc^aften.  •  209 


quemer  tonnte  ^  nidEit  gemad^t  nierben;  aber  fold^  eine  grob  med^anifd^e 
Se^anblung  ber  aJröume  mußte  notioenbigenoeife  tötenb  auf  bte  SBa^rfage* 
fünft  felbft  unb  auf  ben  ©tauben  baran  roirfen.  SBir  werben  fpäter  feigen, 
baß  bie  S^raumbeutung,  wie  fte  im  Slltertum  ausgeübt  mürbe  ^  teineiSmegi^ 
reine  Sttufion  mar,  —  menn  man  aber  biefe  Äunft  afe  Seplon  brudft, 
fo  wirb  fie  allerbingiS  ^umbug.  Sle^nlid^  rer^ält  e«  fid^  audji  mit  ben 
meiften  anberen  magifd^en  SBiffenfd^aften ;  je  med^anifd^er  fie  werben,  je 
weniger  @pielraum  bie  ^^antafie  bei^  einzelnen  ^at,  befto  leidster  entbedCt 
man,  bafe  pe  me^r  oerfprei^en,  atö  fie  l^alten  (önnen.  S)ie  ^popularifierung 
fyd  bal^er  wo^l  me^r  atö  irgenb  etwaig  anbereiS  baju  beigetragen,  ben 
©tauben  an  fie  }u  jerftören. 

68  ift  aud^  djiarafteriftifd^,  bafe  bie  SSerfaffer  biefer  ^anbbüdjier  für  bie 
;,curieufen  SBiffenfd&aften",  wie  fie  wo^l  genannt  werben,  fid^  immer  fe^r  vov^ 
fid^tig  über  ben  SBert  ber  SKetl^oben  au^fprecfien.  ©iS  ift  nid^tg  Seltene^, 
wenn  ber  SSerfaffer  in  feiner  SBorrebe  auiSbrüdKid^  bemerft,  man  gtaube 
ftd^lid^  nid&t  me^r  an  biefe  S5inge;  babei  ift  er  aber  oom  ©egenteil  übe^eugt. 

3n  einem  ©(^riftc^en  pon  ettoa  20  Seiten:  ^^ftrologifc^er  SBa^rfaget  ju  iebermomtd 
9lui  ocrfertiöt  im  ^x  1703"  §eif;t  e8: 

^©encigter  ßefer!  SBeiln  ber  ©ebrauc^  folgenber  2;abeaen  gar  Iei(^te,  al«  ift  nx^t 
me^r  boBep  ju  erinnern,  alS  bofa  bie  Sei^iti  nic^t  au  gebrauchen,  aK  nur  »ermittelft 
eineä  ©alcnber«  be§  Sa^rS,  barinn  man  ift.  ©ie  »erben  geroifjlic^  (iebo(^  nic^t  anberft 
M  glOubUd^er  9Rutma|ung  nac^)  in  ber  Bt^tnfi,  Str^ne^^jlunft  unb  anbern  3J{enfc^K(^en 
@ef(^ftfften  unb  SBiffenfc^afften  feinen  fc^Iec^ten  9hi^en  ^aben;  obfc^on  ein  unb  onbere 
büncfen  folte,  bafa  fte  nic^t  fonberlic^  nüiili^  ober  notl^roenbig,  lehret  bo(^  bie  tägliche  ®rs 
fo^rung  ein  anberd.    @r  lebe  roo^I,  unb  gebrauche  fic^  biefed  au  feinem  beften/ 

fiangfam  fd^wanb  ber  @taube  an  bie  magifd^en  SBiffenfdEiaften  unb 
bamit  aud^  ba^  Sntereffe  für  biefetben,  3)ie  legten  SBerle  biefer  Slrt  er* 
fd^ienen  am  Anfang  unfereiS  Sal^r^unbertiJ.  @8  trat  bann  eine  5paufe  ein, 
iü  ber  ©piriti^mug  in  ben  fünfziger  Salären  bie  3lufmerlfam!eit  ber  ge* 
bilbeten  SBelt  auf  bie  SJlagie  ^inlenfte.  3m  Solfe  aber,  unb  namentlid^  bei 
ben  „tlugen  grauen'',  ftnben  ftd^  nodSi  jal^lreid^e  abergläubifd^e  älnfd^auungen 
unb  furiofe  äi^tUd^e  Slatfd^tage,  bie  ein  unmittelbare^  ®rbe  ber  geleierten 
SÄagier  finb. 

3tt  BjoIhsabBtglaube  in  ber  (©BgBttwari 

^ier  lönnen  natfirlid^  nid^t  aSe  abergläubifd^en  SSorfteKungen  befprod^en 
werben,  bie  möglid^erweife  heutigen  2;agei^  im  SSoIfe  no($  leben.  S)er  3lber* 
gtaube  ift  nii^t  nur  in  jebem  einjelnen  Sanbe,  fonbern  aud&  in  ben  einjelnen 
®egenben  einei^  £anbeiS  üerfc^ieben.  Slußerbem  ift  ei^  laum  mögUd^  feft* 
jufteden,  wad  }U  einer  gegebenen  3^^  geglaubt  unb  nid^t  geglaubt  wirb; 
mandder  Slbergtaube  e^ftiert  nodd  lange  aU  bloße  Siebendart,  nad^bem  man 
fd^on  längft  aufgehört  ^at,  ben  äBorten  eine  wirflii^e  93ebeutung  beizulegen. 
®n  aSerfut^,  baiS  baqufteDen,  xoai  ftd&  in  unferen  SJagen  an  Aberglauben 

Seaman«,  9l5ergUm5e  imb  3auberet.  14 


210  3)er  SoRdoBcrgloube  in  bcr  ©egcnroart. 

nod^  finbet,  ifl  barum  eine  )iemKd^  etfo(gIofe  9(r6eit.  Sßo^I  ober  ^at  bet 
3laä)XDei&,  too^er  bie  abergläubifd^en  änfid^ten  unb  tnagifci^en  Operationen 
unfere«  goldtJ^unbertg  ftammen,  3nterefle  für  nn^.  2)iefer  Jlad^roeüJ  fann 
natürlid^  nur  in  großen  Sü%tn  geführt  totxbtn,  voobd  t&  auf  ©injel^iten 
nid^t  anfommen  fann.  3""*^^  unterfud^en  wir  ba«  6rbe  ber  gelehrten 
SKagier. 

3)a^in  gehören  namentlid^  bie  rein  aflrologifd^en  SefHmmungen,  ber 
(ginflufe  beiS  aWonbeiS  unb  anberer  5ß(aneten  auf  t)erfd&iebene  ^anblungen, 
Aranfl^eiten  unb  SU^nKd^eiS.  t^^  fammen  in  93etraci^t  bie  melen  S^mpot^ie^ 
mittel  unb  magnelifd^en  Auren,  bie  nod^  in  grofeem  Umfang  ongeroenbet  wer- 
ben  unb  meifi  mel^r  ober  weniger  t)crbre^te  fjormen  von  ben  SKet^oben  ber 
^aracelfiften  pnb.  aSJeiter  ifi  bie  Slnroenbung  ber  SBünfd^elrute  jum  SBaffer^ 
ftnben  nod^  im  ©ebraud^,  eine  ^anblung,  bie  mit  unbefitreitbarem  @lüd  nod^ 
i^eutigen  ^ged  oon  melen  alten  93runnengr&bem  auf  bem  Sanbe  aui^effl^rt 
mirb.  @nblid^  möge  nod^  enoäl^nt  merben,  bag  bie  Sagen,  bie  t)on  alter 
3eit  l^er  an  ,,6pprianu«''  gelnüpft  waren,  Jeine^wegiS  t)ergeRen  fxnb;  benufet 
man  bai^  93ud^  aud^  nid^t  }um  3^^^^^  ^^^  @eiftern,  fo  ifi  t&  bod^  immer 
nod^  ein  ©egenfianb  abergläubifd^en  ©d^redteniS.  9Ran  barf  biefe  ^rod^t  b^ 
Slberglaubend  unb  ber  ^aubtxti  mol^l  mit  ©id^erl^eit  auf  bie  geleierte  SRagie 
jurüdtfül^ren. 

auf  ber  anberen  ©eite  ejiftiert  nod^  mand&er  Aberglaube,  ber 
auf  bie  3^  *>^  ^bentum«  jurüdfjufül^ren  ifi.  S)er  ©laube  an  $einjet 
männd^,  3w>erge  unb  Onomen,  an  SBed^felbälge,  t)erborgene  ©d^äfte,  ©pul 
unb  fiejerei  fann  fo  weit  jurüdE  verfolgt  werben,  ate  unfere  gefd^id^tlid^en 
Ueberlief erungen  überl^aupt  reid^en.  ©el^r  alt  finb  offenbar  aud^  bie  3auberf ormeln 
unb  Sefd^toörungcn,  bie  burd^  il^r  l^alb  d^rifilid^e«,  l^alb  l^eibnifd^eiS  ©epräge 
ftd^  beutlid^  als  blofee  Umgeftaltungen  l^eibnifd^er  3Äwberfprüd^e  ermeifen. 
SSiele  eigentümlid^e  SKet^oben,  ftd&  gegen  ^ejerei  unb  böfe  ©eifier  ju  fd^üfeen, 
l^aben  ftd^  aQerbingiS  }ur  äSlätejeü  bei^  ^esenmefend  uniweifell^aft  befonberiS 
ftarf  entmidfelt,  aber  bamit  ift  bie  3Wöglid^feit,  ba§  man  l^ier  alten  l^eib^^ 
nifd&en  SSorfiettungen  nur  d&rifilid^e  gormen  gegeben  l^at,  feine^meg«  au^ge- 
fd^loffen.  —  ©nblid^  bleibt  nod^  eine  aJlenge  oon  Slnfd^auungen  unb  Dpera* 
tionen  übrig,  über  beren  Urfprung  man  rool^l  nie  Älarl&eit  belommen  wirb. 


III.  :abf4>nitt. 
Per  mobente  ^pixiü^mu^  unb  ^ftftuftidmud. 


iPie  ^orgcf(^i(^fe  &C5  mo&crnen  $piriti$mu&. 
3^r  .Spirtttamiwi  oor  /Sroebcnborg. 


Ma. 


an  trifft  bei  neueren  fpiritifüfd^en  aSerfafiem  l^äufiö  bie  SBel^auptung, 
bafe  ber  ©piriti^mu^  ebenfo  alt  fei  wie  ba«  aWenfd^engefd^Ied^t.  SBenn  biefe 
Se^auptung,  wie  cj5  meifleniS  ber  gatt  ift,  ol^ne  irgenb  einen  Sewei^  aufge- 
fiettt  toirb,  fo  fd&eint  baj5  pnäd^ft  auf  bem  Seftreben  ju  berufen,  ben 
magtfd^eh  Aflnflen  ein  möglid^ft  f)of)e^  SUter  jujufd^reiben^  um  baburd^  i^r 
anfeilen  unb  i^re  ß^noürbigfeit  ju  erl^ö^en.  ©in  fold^e^  SBorgel^en  ift  au« 
ben  SBerfen  ber  Siteren  SWagier  genügenb  befannt.  ®d  bürfte  jene  »el^auptung 
inbei^  nid^t  gan}  unbegränbet  fein;  benn  ed  (ä^t  ftd^  nid^t  leugnen^  bag  ber 
Aberglaube  frül^erer  S^ten  fowol^l  in  ber  Sl^eorie  atö  aud^  in  ber  ^va^  oieleiS 
entl^ält,  toa«  in  ^ol^em  (Srabe  an  ben  ©piriti^mu«  ber  Qefttjeit  erinnert.  Um 
biefc«  JU  beroeifen,  muffen  mir  un«  natürlid^  jwnäd^fi  über  ben  Äem  ber 
mobemen  fpiritiftifd^en  fiel&re  Mar  merben.  ©o  lange  biefer  nld^t  genau  fefis 
gefielt  ifl,  roirb  ein  jeber  aSerfud^,  Slnalogien  au«  früheren  ^Atm  ju  finben, 
nur  ein  unfid&ere«  Umi^ertappen  fein. 

®J  iji  inbeffen  nid&t  leidet,  bie  fiauptpunlte  be«  ©piriti^mu«  in  unferer 
3eit  anjugeben;  benn  fo  neu  berfelbe  aud^  ift,  fo  ^at  er  bod^  fd&on  eine 
rdd^e  entroictlung  burd^gemad^t  unb  fid^  in  rerfd^iebene  SRid^tungen,  in  eine 
me^  t)oltetämlid^e,  ben  eigentlid^en  ©piritüSmu«,  unb  in  eine  me^r 
loijfenfd^aftlid&e,  ben  DMulti^mu«,  geteilt.  3)ie  SKänner  ber  Sffiiifenfd^aft, 
welche  fid^  für  ben  ©piriti^muiS  intereffteren,  brad&ten  ju  feinem  ©tubium 
eben  manche  SSorauiSfefeungen  mit,  bie  ben  breiten  ©djiid^ten   beg  aSolfeiS 


212  3)te  SJorgcfd^idJtc  beS  nwbcmcn  Spiritismus. 

unbclannt  finb,  fo  j.  33.  bic  Äcnntni«  ber  (Sefcfte  bcr  9latur  unb  beg  ©eclcn^ 
lebend,  ©ic  mufetcn  bei^^alb  bie  fpiritiftifd^en  ^l^änomcnc  anbct«  auffaffcn, 
oliS  baÄ  ^^ungclcl^rtc^  SSolI.  2lbcr  fclbfl  tocnn  toir  von  ben  toiRenfd^oft* 
lid^en,  oKultiftifd^cn  S^corien  abfeilen  unb  nur  beim  eigentlid^en  ©piritiiSmuÄ, 
von  bem  oorläufig  allein  bie  SRebe  ift,  flel^en  bleiben,  fo  ifl  aaö)  ba  bei 
weitem  feine  ©nigfeit  in  atten  fünften  t)or^anben.  3Wan  fann  fd^arf  jroifd^en 
einer  anglo^amerilanifd^en  unb  einer  fran)öftfd^en  9tid^tung  fd^eiben;  bie 
erflere  rerroirft  t)ottflänbi9  einen  ber  ^auptpunlte  ber  leftteren.  Sfnbefien 
fd^eint  biefe  Uneinigfeit  fid&  bod&  roefentlic^  auf  geroijfe  religiöfe  S^öfl^"  5" 
erftoeden,  n)eld^e  laum  einen  größeren  Sinflug  auf  ben  S^aratter  be$  ©piri- 
tü^mu«  ^aben,  mdgen  biefelben  aud^  beantwortet  werben,  wie  fie  tootten.  S)er 
©piriti^mud  betommt  fein  eigentämlid^eiS  @epräge  eben  burd^  bie  Seigre  oon 
ber  Statur  ber  ©eifler  unb  beren  SSer^ältniÄ  ju  ben  9Henfd^en,  unb  in  biefer 
S^iel^ung  fd^einen  atte  über  folgenbe  ©äfee  einig  ju  fein: 

S)ie  3Wenfd^enfeele  ift  unfierblid^  unb  oermag  nad^  bem  leiblid^en  2;obe 
mit  ben  9ladE|lebenben  in  3Serbinbung  ju  treten  unb  eine  SReil^e  pl^gfifalifd^er 
unb  pfpd^ifd^er  ^l^änomene  ^erooi^urufen,  wetd^e  ber  SWenfd^,  roenigfieniJ 
nac^  unferer  gegenwärtigen  Äenntni«  ber  $Ratut!räfte  unb  beiS  ©eelen- 
tebenS,  nid^t  l^eroorjurufen  oermag.  S)amit  bie  Oeifter,  bie  ©eelen  ber 
SBerflorbenen,  mit  ber  a)Jenfd^enwett  in  aSerbinbung  treten  fönnen,  i|i  ein 
befonber^  beanlagter  2Renfd^,  ein  fogenannteS  „3J{ebium",  atö  9KitteUperfon 
erforberlid^.  S)ie  Anlage,  ein  SKebium  ju  werben,  bie  ,,9Kebiumität",  ftnbet 
fid^  bei  jebem  3Wenfd^en  in  l^dl^erem  ober  niebrigerem  @rabe,  aber  felbjl  bie 
bejien  Sßaturantagen  muffen  burd^  Uebung  auÄgebilbet  werben. 

hiermit  ifi  ber  S^^l^alt  be«  ©piriti^mu^  natürtid^  feine^weg«  er- 
fd^öpft;  eg  ftnb  bie«  nur  bie  diarafteriftifd^en  fielen  beöfelben  in  furjerunb 
büttbiger  gorm.  Sßel^men  wir  biefe  ©äfee  nun  al«  2luggang«punft,  fo  wirb 
e«  ni^t  fd^wierig  fein,  felbft  in  ben  atterälteflen  fd^riftlid^en  Ueberlieferungen 
äl^nlid^e  @eban!en  ju  ftnben,  ^in  unb  wieber  aud^  beftimmte  älnweifungen 
baju,  wie  man  ftd^  mit  ben  @eifiem  in  äSerbinbung  feften  {ann.  93ei  ben 
aegpptem  war  e«,  wie  wir  früher  gefe^en  l^aben,  ein  uralter  ©laube,  bafe 
bie  ©eete,  Ä^ou,  nad^  bem  S^obe  jur  6rbe  jurüdEfe^ren,  oerfc^iebene  ©e^ 
fialten  annehmen  unb  fogar  in  lebenbe  SKenfdien  einbringen,  fie  „befefien"  Knne 
(oergl.  ob.  ©.  130).  Sei  Corner  finben  wir  eine  auiSfü^rlid&e  ©dEiilberung,  wie 
Dbpffeuß  e«  madEite,  um  mit  ben  (Seifiern  in  aSerbinbung  ju  treten  (oergl, 
ob.  ©.  49).  er  ifi  wa^rfd^einlid^  baö  ältefle  „^ebium",  über  baS  man  be^ 
ftimmte  92ad|rid^t  l^at;  aQerbingd  war  feine  3Retl^obe  unleugbar  etwa«  oerfd^ieben 
oon  ber  unferer  9Rebien;  bod^  ifl  hierauf  fein  groge«  @ewid^t  }u  legen. 
SHe  ©piritijlen  nehmen  bod^  attgemein  an,  bafe  bie  ©eele  nid^t  gleid^  nad& 
bem  2^obe  oollfommen  wirb,  ©ie  ift  nod^  mit  allen  aSorftellungen  be«  ©rben» 
lebeniS  behaftet,  weld^e  erfl  naä)  unb  nad^  einer  l^öl^eren  ©inftd^t  weid^en 
muffen.    @«  ift  beiS^alb  gan}  in  ber  Orbnung,  bag  ber  ©ried^e  Db^ffeu«, 


2)er  @piriti8mu«  oor  @roebcnborg.  213 


roctd^r  mit  feinen  erp  fütjlid^  t)erfitorbenen  greunben  fpred^en  toottte,  fie 
burd^  bie  Witd  l^erbeirufen  mugte^  toütj^t  bie  bamalige  3eit  aU  }ur  @inn)ir{ung 
auf  geijüge  SBefen  geeignet  anfal^;  folglid^  opferte  er  ben  SSerftorbenen,  toie 
er  ben  ©öttem  ju  opfern  pftegte,  unb  erreichte  bantit  aud^  bag,  toa^  er  beab« 
Rd^tigte,  nämtid^  bie  ©elfier  ^erbeijurufen  unb  von  i^nen  aWitteilungen  über 
bie  Su'fwttf*  JW  erhalten,  ©ein  3^  ww  alfo  boijfelbe,  wie  ba«  ber  ©piritijien 
unferer  ^ge;  nur  bie  SRet^obe  mar  eine  anbere  unb  ntugte  eine  anbere 
fein,  fifitte  Db^ifeuiS  boiJ  ntoberne  SBerfal^ren  eingefd^kgcn  unb  fid^  mit 
feinen  ftameraben  um  einen  2:ifc!^  gefeftt,  fo  l^ätte  er  faum  etwaig  erreid^t; 
benn  erfien^  waren  bie  gried^ifd^en  Sronjetifd&e  äufeerfl  fd^roer  unb  iml^anb» 
lid^,  unb  fobann  fonnten  meber  DbpifeuiS  nod^  feine  t)erflorbenen  fjreunbe 
lefen  ober  fd^reiben;  ein  SBcrfud^,  eine  fd^riftlid^e  aJUtteilung  burd^  5ttopfen 
^eroorjurufen,  mürbe  alfo  fidler  mifeglfidtt  fein.  SBir  feigen  barau^,  bafe, 
menn  bie  @runbgebanfen  aud[i  biefelben  {inb^  eine  jebe  3^  bod^  il^re  eigenen 
aWeti^oben  ^ot,  bie  mit  ben  attgemeinen  SBorfieDungen  be«  Qtitaltet^  im  ©n- 
fionge  ftel^en.  SBir  werben  beiSl^alb  aud^  finben,  ba^,  je  naiver  mir  unferem 
3al^r^unbert  tommen,  unb  je  me^r  ba^  geiftige  £eben  im  allgemeinen  bem 
unfrigen  gleid(|t,  befio  me^r  aud^  bie  fpiritiflifd^e  5prapi5  ber  ber  ©egenroart 
entfprid^t.  —  auf  ein  3«U9"i^  ^^^  Slltertum«  möd^te  xi)  nod^  l^inmeifen. 
SBir  finben  am  ©d^luffe  be^felben  bag  oben  (©.  132)  ermähnte  SBerf: 
„De  mysterüs"  unb  feigen  barauÄ,  bafe  ber  SSerfaffer  bie  SWebiumitdt 
unb  bie  S3erl^ä(tni{fe^  unter  benen  ein  äJleDium  mirten  fann^  fe^r  mo^I 
lemxt.  er  meife,  bafe  boÄ  SWebium  in  einen  befonberen  3wpÄnb,  ben  er  ©tftafe, 
@nt}üdhing  ober  @ntl^uftaiSmud  nennt,  üerfefet  werben  mug;  e^  ift  offene 
bor  berfelbe  3wP<^ni>/  ^^  KW  ^2;rance"  l^eifet.  6r  fül^rt  femer  au^,  bafe 
ein  großer  Unterfc^ieb  in  ben  fieijhmgen  ber  SWebien  fei.  S)er  gewöl^nlid^e 
SWagier,  fagt  baiJ  Sud^  ber  SWpjierien,  fann  nur  mit  fiilfe  ber  SJämonen 
wirfen,  aber  bamit  ruft  er  nur  einen  ©d&ein  ftatt  ber  aBirftid^feit  l^eroor. 
S)er  Sl^eurg  bagegen,  weld&er  burd^  grömmig!eit  feine  ©eete  jur  Sle^nlid^feit 
mit  ben  ©öttem  er^bt^  tann  baiS  wirflid^  l^roorrufen,  wai^  er  wiQ.  3^  bie 
fpiritifUfd^e  ©prad^e  ber  (Segenwart  übcrfeftt,  l^eifet  ba«  alfo,  bafe  ba* 
weniger  t)oÜlommene  unb  entwidfelte  SWebium  nur  mit  ben  niebrigeren,  lügs 
nerifd^en  unb  boiS^aften  @ei{lem,  beren  äßitteUungen  gewö^nlid^  auf  93etrug 
t|inauiS(aufen,  in  SSerbinbung  treten  tann;  bad  3Rebium  mug  tbm  eine  ^o^e 
©tufe  ber  ©ntwidflung  erreidit  l^aben  unb  ein  frommer  SWenfd^  fein,  um 
bie  ^d^er  ftel^enben  ©eifler  herbeirufen  ju  fdnnen. 

3m  3WitteIalter  unb  in  ber  neueren  3eit  tritt  bie  2lel^nUd&feit  mit  bem 
mobernen  ©piritü^muiS  immer  fiärler  ^eroor.  3<^  W^^  ^i^  ^^i  m^tt  bei 
bem  geleierten  Slpparat  auf,  meldten  bie  wiffenfd^afttid&e  aRagie  benuftte,  um 
fid^  mit  ©eiflern  in  SBcrbinbung  jU  feften.  a)iei8  ifi  früher  aui^fü^rlid^  genug 
bargefiettt  (©.  185—190).  3n  t^eoretifd^er  SBejiel^ung  finben  fid^  unleugbar 
wefentlid^e  Slbweid^ungen  t)om  ©piriti^mujj  ber  ©egenwart.   3)ie  gelehrten 


214  ^i^  Sorgefc^id^te  bed  mobemen  @))intidmud. 


aWagier  untcrfd^ieben  jroifd&cn  ^ntclligenjcn  (Sngctn)  unb  ©omonen  unb  be? 
trad^teten  biefe  beiben  @ruppen  geifUger  3Befen  atö  befonbere  ©efd^öpfe^ 
toeld^e  mä)t&  mit  ben  ©cctcn  ber  aSerßorbenen  }u  tl^un  l^abcn.  Qcfet  bogcgen 
meint  man,  bag  fomo^l  bte  @ngel  atö  bie  S)ämonen  nur  befUmmte  @nt» 
toidHunfl^fittfcn  ber  Seelen  ftnb,  meld^  urfprüngtid^  ^ier  auf  6rben  gelebt 
l^aben.  3>^i^ff^n  if^  ^^^^  grogeiS  ©emid^t  auf  biefen  Unterfd^ieb  }u  legen,  ba 
beibe  JKd^tungen  bod^  barin  einig  finb,  bafe  biefe  geifiigen  SBefen,  mögen  fte  nun 
biefen  ober  jenen  Urfprung  l^aben,  mit  SWenfd^en  in  SBerbinbung  treten  fönnen. 
9Bai^  bie  ^ra^üS  anbelangt^  fo  manbten  bie  geleierten  3Ragier  mol^l  eine 
SWenge  mertoürbiger  ÄunjiftüdEe  an,  bie  i^rer  fatfd^en  äuffaifung  oom 
aBettatt  entfprad^en;  bieföben  finb  aber  nur  ate  unnötige  ©d^nurrpfeife^ 
reien  anjufe^en.  Sud^  legten  fie  grofee^  Oemid^t  barauf,  bei  ber  Se- 
fd^mörung  mit  nartotifd^en  Stoffen  }u  röud^em;  baraud  fel^n  mir,  bag 
fie  einen  efftatifd^en  3wflanb  für  notmenbig  hielten  unb  auc^  aWittel,  ben^ 
felben  l^orjurufen,  fannten.  SlDei^  in  allem  genommen,  mu6  man  bie 
praltifd^e  Aabbala  atö  eine  mit  mand^em  Ueberflüffigen  bekflete  §orm  beiS 
Spiritismus  anfe^en. 

9(te  bie  ©e^eimmiffenfd^aften  populär  nmrben  unb  ber  gro^e  gele^e 
Slpparat  fortfiel,  trat  ber  Äem  biefer  magifd^en  ÄunfifiüdEe,  baS  mit  bem 
©piritiiSmuÄ  ber  Sefetjeit  Uebereinfiimmenbe,  aud^  mel^r  in  ben  SSorber* 
grunb,  3^  ©d^riften  an^  bem  17.  unb  bem  anfonge  be«  18.  Qa^r^unbert« 
ftnbet  man  ).  93.  9lntoeifungen  jur  9lu$bilbung  ber  SRebiumitot,  bie  mit  bem 
ganj  übereinfiimmen,  mcA  in  mobemen©deriften  barüber  gelehrt  mirb.  ®&  iflnur 
ein  mefentlid^er  Unterfd^ieb  oorl&anben,  ber  im  ©eifte  ber  3^it  begrünbet  ifi.  3)ie 
Aird^e  ^at  befanntlid^  nie  mit  freunblid^en  9lugen  auf  bie  magifc^  5tunfl« 
fttidfe,  fpejiett  auf  bie  ©eiflerbefd^toörungen,  geblidft,  unb  t)or  ein  paar  Sa^* 
^unberten  manbte  fie  nod^  red^t  träftige  ^Kittel  an,  um  Seute  Don  berartigen 
SSerfud^en  abiul^alten.  SBoOte  ftd^  ba^er  jemanb  mit  bergleid^en  befaffen,  fo 
gefd^al^  bieiS  am  beften  im  gel^eimen.  @d  fonnte  bemnad^  aud^  leine 
Siebe  baoon  fein,  fid^  in  einem  Äreife  ©leid^gefinnter  jum  SWebium  au^u* 
bilben;  man  mu^te  biefeiS  für  fic^  allein  tl^un.  3)arauS  folgt  aber  aud^, 
bafe  bie  äuSbilbung  längere  3^t  erf orberte ;  benn  baiS  SWebium  mirb,  mie  bie 
©piritifien  fe^r  mol^l  miffen,  in  ^o^em  (Srabe  baburd^  ge|iärlt  unb  entmidtelt, 
bafe  e«  in  einem  „^armonifd^en"  Äreife  mirft.  9Bo  biefer  fe^lt,  mu6  bie 
©ntmicflung  notroenbigermeife  langfamer  Dor  fid^  gel^n.  3Wit  biefer  auÄ^ 
nal^me  ging  bie  @ntnndtlung  ber  3Rebiumität  ganj  toie  ie^t  Dor  fid^,  unb  boiS 
9iefultat  mar  aud^  baiSfelbe. 

3n  einem  fleineit/  merhoürbigen  ^ud^e  oon  Slbroi^am  o.  SBormd:  „^vl(^  ber  wahren 
^rafti!  in  ber  uralten  göttlid^en  aHogie",  roeld^eg  »o^rfd^einlic^  au«  bem  17.  ^a^r^unbert 
ftammt,  finbet  man  eine  oottftänbige  Slnroeifung,  um  fic^  nac^  ber  3Wet§obe  ber  bomaligen 
3eit  aum  SWebium  auSjubitben.  2)ie«  gefc^iel^t  ^unäc^ft  burc^  lebete,  STnrufungen  unb 
anbere  ^eilige  (Eeremonien  unb  erforbert  genau  anbert^alb  3a^re.  SBä^renb  biefer  gan|en 
Seit  gefc^e^en  !eine  Befonberen  2)inge;  ober  bann  ift  hai  SWebium  DoIKommen  entnmfctt. 


2)er  (Spiriti^mud  vox  ©rocbenborö.  215 

^3)en  erften  %a^  (bed  merten  f)albtn  3a§red),  e^e  e^  HJhttag  fein  wirb,  ja  fobalb 
bein  @ebett  re(^t  inbrünftig  aud  beinern  ^er^en  flammet  unb  burd^  bie  SBolden  für  ®otte$ 
^ngeftc^t  bringet,  wirftu  fe§en,  bafa  eine  fiberoud  natürliche  @(ar^eit  bie  ganje  Kammer 
erfüllet  unb  ein  lieblicher  ©eruc^  bid^  umgeben  roirb." 

3Ran  lamt  faum  irren,  wenn  man  annimmt,  ba^  §ier  uon  ben  Sic^tp^änomenen 
bie  9iebe  ift,  n)el(i^e  bei  ben  je^igen  fpiritiftifc^en  @eancen  fo  be!annt  finb. 

„Xtn  britten  %a^  aber  roirftu  erfahren,  wie  mof)l  bu  biefe  Qtii  ber  18  ERonate 
ongeleget  unb  ber  rechten  SBeifj^eit  bed  $erm  nac^gefuc^t  l^abeft,  man  bu  nemblid^en 
beinen  Sd^u^engel,  ben  audenoä^lten  @nge(  bed  $erm,  bie  ^ilbnifj  eines  fc^önen  Angeld, 
oor  bir  erfc^einen  unb  bi(^  mit  fo  freunblic^en  unb  ^ofbfeligen  Söortten  anreben,  bafs 
folc^e  6üjigfeit  feine«  SWenfc^en  3wwö  ouöfprcc^en  lann.  (Sr  wirb  bir  auc§  erfWren, 
welche«  bie  redete  SBeifa^eit  fe^e,  wo  pe  ^erfomme,  ob  unb  wie  bu  in  beiner  Söürfung 
gefettet,  roai  bir  nod^  mangle,  wie  bu  bic^  ^infüro  »erhalten,  bie  böfen  ©eifter  be^errfc^en 
unb  iu  ad  beinem  Sor^aben  gIüc!Uc^  gereichen  fannft  unb  foKft." 

Sßir  ^aben  §ier  offenbar  einen  materialifierten  (SJeift,  welcher  bad  3J2cbium  ebenfo, 
loie  ed  ^tuit  noc^  gefc^ie^t,  unterrichtet  unb  feine  ^ü^rung  übernimmt.  äBir  rooUen  nun 
im  folgenben  auf  bie  mobemen  parallelen  ju  biefer  alten  6c^ilberung  nä^er  eingel^en  unb 
barauä  bie  groje  Sle^nlic^feit  sroifc^en  i^nen  erfennen. 

9Wan  toufetc  alfo  in  jenen  Reiten  ganj  genau,  wie  bie  aWeblumität  enfc 
toidfelt  werben  lonntc.  aWan  war  aber  aud^,  unb  roal^rfd^einlid^  in  weit 
größerem  Umfange  aU  jefet,  mit  bem  plöfetid^en  unb  unmlUfürlid^en  (fpon- 
tanen)  Sluftreten  ber  3Jlebiumität  befannt.  2)ie  3lnna(en  ber  fiejenprojeffe 
ftnb  t)ott  von  Sendeten  über  „33efeffenl^eit" ;  biefelben  ftimmen  genau  mit 
ben  Sefd&reibungen  überein,  meldte  man  in  mobemen  fpiritiftifd^en  3^^' 
fd^riftcn  unter  bem  SRamen  „fpontane  Unfälle  von  3Webiumität"  finbet.  SBei 
fold^en  anfallen  finb  e^  geroö^nttdi  niebrig  fle^enbe,  bo^l^afte  ©eifter,  („©puf- 
geifter'O^  meldte  mit  bem  aWenfd^en  in  SSerbinbung  treten;  fie  peinigen  unb 
plagen  bag  SWebium  unb  beffen  Umgebung  mit  i^rcm  ©pul,  unb  e^ 
ifl  böiger  leidet  t)erftanbUd^ ,  ba^  man  vot  einigen  l^unbett  Sauren  einen 
foM^en  anfatt  ate  „ein  Sefeffenfein  tjom  Xeu[el"  anfa^.  aJlan  meinte,  bafe 
bie  näd^fie  Urfad^e  ber  33efeffenl^eit  eine  ^eje  fei,  meldte  fid^  für  irgenb  ttroa^ 
tää^m  wollte;  ein  gatt  von  Sefejfenl^eit  mar  be^^alb  regelmäßig  bie  SScran^ 
laRung  ju  einem  fiejenprojefe. 

SGBir  brauchen  nic^t  lange  nac^  Seifpielen  für  ^Sefcffen^eit",  „fpontane  SDiebiumitftt", 
ober  nrie  man  bad  ^ing  nennen  roiH,  ^u  fuc^en.  9}ur  eine  t^pifc^e  ^efc^ic^te  möge  folgen*), 
bie  Don  einer  grau,  2lnna  öartffiärd,  in  beren  §au8  biefelbe  in  ben  Sauren  1608—1609 
pofflerte,  gefdjrieben  ift;  ii^re  Äufseic^nung  mürbe  mit  3"f^cn  ^««^  @rflärungen  1674  oom 
9ie(tor  in  ^erlufd^olm,  3Rag.  ^runSmanb,  herausgegeben.  @inige  3iiate  auS  bem  1.  Kapitel 
biefeS  iBuc^eS  mögen  genügen,  um  )u  seigen,  ba^  man  fc^on  vor  brei  Sa^i^^unberten  bie 
^^dnomene,  meldte  ie|t  eine  fo  gro^e  Atolle  im  Spiritismus  fpielen,  fe^r  mo^l  lannte. 

„^aS  erfte  9Ral,  als  mir  ben  Sc^redE  in  unferem  $aufe  erlebten,  mar  eS  in  einer  92a(^t, 
100  mein  feiiger  SRonn  $anS  Sartflidr  unb  id^  im  ^tttz  lagen;  ba  mar  etmaS  unier 
unferm  Raupte,  wie  eine  ^enne,  bie  i§re  ^c^lein  jufammenlorft.  (ginige  3^*  nac^l^er 
reifte  $anS  8artf!jftr  feiig  nad^  ^eutfc^lanb.  S^ier^e^n  ^ge  barauf  entftanb  ein  großes 
(Sntfeten  im  $aufe,  unb  mo^in  mir  lamen,  mar  eS  fd^eu^Ud^.    9Bir  Ratten  einen  Ileinen 


*)  3n  3)dnemarf  befannt  unter  bem  tarnen  „Äöge  §uSforS".  Slnm.  beS  !8erf. 


216  2)ie  SJorgcfd^c^tc  beS  mobcmen  6pmtt«mu8. 


Gnaden  oon  yoUf  'iaf^ttn  (ei  und,  loelc^er  metned  SRanned  S^tterbrubetd  @ol^n  war. 
^d  biefer  o^enbd  ind  IBett  foUte,  fing  er  an  su  tta^en  unb  su  weinen  unb  fagte,  er  wage 
nit^t  auf  bem  Soben  su  liegen,  weil  fo  oiel  Söfed  um  i§n  ^erum  pafftere.  Sd^  legte  i§n 
bann  in  unfere  eigene  Kammer,  jlur)  nac^bem  er  ftc^  gelegt  ^atte,  fing  er  jämmerlit^  an 
SU  f(^en.  9Bir  liefen  eiligft  su  i^m:  ba  fc^üttelten  alle  oier  Settpfofien  i^n  ^in  unb 
^er;  feine  3tugen  waren  fo  weit  aufgeriffen,  al«  nur  möglid^  war,  unb  feiner  »ermodjte  fle 
SU  f(^lie^en;  fein  SRunb  war  fo  gefc^loffen,  ba|  feiner  ii^n  aufbrechen  fonnte.    Kid  wir 

lange  bei  i§m  geftanben  Ratten,  fanb  er  bie  ©pradje  wieber  unb  rief Itm  Äbenbe 

(be«  folgenben  Xaged),  ald  wir  Hbenbbrot  effen  foUten,  ftanb  er  am  ^ifc^,  um  fein  ^en 
SU  erhalten,  ^a  fagte  ic^  su  ü^m :  SafoB,  nimm  bein  ®ffen,  gei^  su  ^tti  unb  befiehl  bic^ 
bem  6(^ut}e  &otte^.  SoHteft  bu  wieber  fo  anfangen,  wie  in  ber  vorigen  Stacht,  fo 
erf(^re(fft  bu  und  alle,  fo  ba^  wir  aud  bem  ipaufe  §inaudlaufen  muffen.  —  9U^  ic^  bad 
fagte,  würben  bie  Stubens^  unb  bie  jtüd^ent^flr  bid  sur  SBanb  aufgef(^lagen.  Unb  er  würbe 
fernen  oom  Sifc^e  in  ben  $of  entrücft  unb  anbert^alb  (SQen  von  ber  ®rbe  in  bie  £uft 
erhoben.  @o  ^ing  er  mit  audgeftrecften  Krmen,  offenen  Kugen  unb  gefd^loffenem  3)>hinbe 
in  ber  Suft.  ©ein  Äinn  ging  auf  unb  nieber,  al«  wenn  er  ed  oerlieren  follte.  9Bir 
faxten  i^n  an  feinen  Seinen  tmb  feinen  Steffeln  unb  sogen  mit  aller  Gewalt  unb  wollten 
i^n  wieber  sur  ®rbe  ^erab^eben.  9lber  wir  fonnten  i^n  nid^t  t)on  ber  Stelle  rüden.  iBir 
fielen  bann  aUe  im  $ofe  auf  bie  Eniee  unb  riefen  sum  ewigen  ®ott,  er  möge  ©nabe  unb 
9arm§ersigf eit  üben.  Kid  wir  nun  gebetet  Ratten,  fam  er  wieber  lod  unb  ftanb  auf  ber 
®rbe,  aber  fein  3Äunb  war  noc§  oerfc^loffen,  unb  er  fonnte  gar  nic^t  fpret^en." 

^ie  mebiumiftifc^en  ^^änomene,  bie  ^ier  befprod^en  werben,  ftnb  teild  Hlopftöne, 
ndmlid^  bäd  ©lucffen  einer  ^tnne  unter  bem  5lopffiffen,  teild  felbftdnbige  Bewegungen 
leblofer  ^inge,  fo  ber  X^üren  unb  bed  IBetted,  enblid^  bad  @(^ weben  bed  SRebiumd  in 
ber  £uft,  bie  fogenannte  ^eoitation.  SBir  werben  im  folgenben  rei(^li(^e  Gelegenheit 
§aben,  aUz^  bief ed  nd^er  su  befprec^cn ;  ber  Sefer,  welcher  mit  bem  auftreten  biefer  ^ffi* 
nomene  in  ber  neueren  3^^*  uic^t  oertraut  ift,  fei  nur  auf  ben  Äbfc^nitt  oon  ber  (Sut* 
fkel^ung  bed  mobcmen  ©piritidmud  (S.  230  ff.)  oerwiefcn  unb  er  wirb  erf ennen,  ba| 
bie  berüchtigten  6pufgef(^i(^ten  in  ^pbedoille  unb  ©tratforb  (@.  284  ff.)  nur  5topien,  allere 
bingd  rec^t  abgefc^wdd^te  jlopien,  obiger  ©efd^id^te  finb. 

SBir  loffen  nun  hiermit  biefe  älteren  formen  be«  ©pirltUnntf  unb 
aRebiuml^mu«  liegen  unb  ge^en  ju  einer  !urjen  »efd^reibung  be«  Sdben« 
unb  ber  ^ätigfeit  bed  SRanneiS  äber^  toelci^er  o^ne  ^age  ben  größten  bireften 
©nflu§  auf  ben  Slberglauben  unferer  3^  gehabt  l^at. 


(Emanuel  ;§raebtnbor8* 

Gmanuel  Swebenborg,  ber  bebeutenbfte  Se^er  ber  neueren  3eit,  war  am  29.  Januar 
1688  auf  bem  .t)ofe  Soeben  in  3)alame  geboren.  6r  war  ber  sroeitältefte  So^n  bed  ge* 
lehrten  Bifc^ofd  Safper  Soebberg  unb  erhielt  wie  feine  ©efc^wifter  eine  fe^r  forgfftltige 
unb  fromme  ©rsie^ung.  S(^on  in  ber  ^eimat  erwarb  er  fi(^  gro^e  Äenntniffe  in  ber 
X^eologie  unb  ben  alten  Sprad^en.  Kn  ber  Unioerfttftt  Upfala  ftubierte  er  ^aupt^ 
fftc^lic^  ^{aturwiffenfc^aft,  unb  biefed  Stubium  fe|te  er  im  Kudlanbe  fort,  ald  bie  $efi 
i^n  1710  STOöng,  Upfala  su  oerlaffen.  95ier  Sa^re  fpftter  feierte  er  l^eim,  reic^  an  5tennt* 
niffen,  wie  einoon  i^m  oerfa^ted  gele^rted  9Berf  über  mat^ematifc^e  unb  p^^fifalifd^e  ^emota 
beseugt.  @r  würbe  oom  ^taatt  nun  ald  9latgeber  bei  ber  Knlage  oon  Indien  unb  ^odd 
^erangesogen,  würbe  fpdter  9Äitglieb  bed  »ergwerfdfoUegiumd  unb  mafS^tt  in  bicfen  Stel* 
lungen  joi^lreic^e  @rfinbungen  unb  Serbefferungen.  ^urd^  bebeutenbe  SBerfe  über  $^9ftf 


(Smanucl  ©webcnborg.  217 


unb  IRineralogie  ^troann  er  einen  fold^en  9hif  aii  &^l^f)vt^x,  ba^  er  SRitglieb  ber  meiften 
gelegen  ©efeUfc^aften  nmrbe.  äßegen  feiner  Serbienfte  umd  Saierlanb  mürbe  er  au^erbem 
noc^  unter  bem  S^amen  ^©mebenborg"  in  ben  Slbetftanb  erhoben. 

2)a3  ift  bie  SHufeenfcitc  t)on  ©roebenborgd  Sebm.  2)iefclbc  ift  fo 
glänjenb,  bafe  ed  uncrHärlid^  crfd^cint,  warum  ber  berühmte  3?aturforfd^cr 
plö^tid^  1745  um  Sntla^ung  au^  aQen  älemtern  bittet  unb  ben  9ieft  feinei^ 
Stben^  ber  boti)  mel^  jroeifet^aften  Sefd^äftigung  eineiJ  SBal^rfagcrjS  unb 
SRpilileri^  wei^t.  Slber  fein  Sebcn  f)at  a\i6)  eine  „©d^attenfeite",  bie  weniger  an- 
jie^enb  ift,  unb  ^ier  wirb  man  bie  Urfad^e  be^  genannten  ^^änomen^  ju 
fuc^en  l^aben.  SSon  biefer  bunfeln  ©efd^idite  fennt  man  ben  Slnfang  unb  ben 
©d^lufe;  aber  eg  ift  nid^t  fd^roer,  baS  bajujifd^enliegenbe  ©tfldE  fic^  ^injujus 
benfen.  2)er  Anfang  ifl  eine  unglüdtHd^e  Sugenbliebe.  ®r  oerlobte  [xä)  jroar 
mit  ber  ©eliebten;  aber  er  merfte  balb,  baß  fxe  von  il^ren  eitern  ju  ber  SBer- 
binbung  gegroungen  worben  war,  unb  gab  i^r  be^^alb  ba^  S^w^^rt  jurüdf. 
SSergejfen  aber  fonnte  er  fte  nid^t,  unb  er  oerl^eiratete  fid^  nie. 

S)en  ©d^Iu§  ber  ©efd^idEite  fennen  mir  au^  einem  2;agebud&,  roeld&eg 
©njebenborg  auf  einer  Steife  über  fiottanb  nad^  ©nglanb  in  ben  Salären 
1743—44  fdEirieb.  3)iefei5  Sud^  enthält  fel^r  wenig  über  bie  Steife  unb 
ba^,  ma^  er  an  ben  oerfd^iebenen  Orten  gcfe^en  ^at;  ber  ganje  Snl^alt 
befielt  aui8  minutiöfen  ©diilberungen  feiner  2^räume  unb  feine^S  inneren 
SebeniS.  ©ie  jeigen  un^  ©roebenborg  ate  einen  9Kenfd^en,  beffen  Jieroenfpftem 
burd&  fefuelle  au^fd^weifungen,  bie  er  felbft  feine  ,,näd&tHd^e  ^auptpaffion" 
nennt,  ooflftänbig  jerrüttet  war.  6^  wimmelt  in  feinen  2^räumen  von 
grauengefialten,  unb  fein  SSer^ältnid  ju  i^nen  ifl  fo  austü^rtid^  unb  mit  fo 
nadtten  SBorten  gefd^Ubert,  bafe  ©roebenborg  mol^l  faum  jemate  baran  gebadet 
fyxt,  biefer  Sud^  ttnne  einmal  ber  Deffentlid^Ieit  übergeben  werben.  3lber 
irid^t  genug  bamit,  bafe  feine  träume  fid^  um  gefd^led^tlid&e  aScr^ältniffe 
bre^en;  aud^  im  mad^en  3wft^"t>^  ^^^^  f^i"  ^eroufetfein  von  ä^nlic^en  SSor* 
fieDungen  bel^errfd^t,  fo  bafe  er  nid^t  ju  arbeiten  t)ermag.  S)ie  einjige  Slrt 
unb  SBeife,  wie  er  ftd&  oon  biefen  ^äfelid^en  ©ebanfen  für  eine  furje  3^^ 
frei  mad^en  fann,  ifl  bie,  bafe  er  @ott  ^erjlid^  anruft  unb  feine  S^f^w^t  J""^ 
Äreuje  auf  ©otgat^a  nimmt,  aßä^renb  er  in  biefem  3uftanbe  jroifd^en  tiefen 
reCigiöfen  33etrad|tungen  unb  ©ebanfen  ber  miberflrebenbften  3lrt  ^in  unb  ^er 
geworfen  wirb,  ^at  er  in  ber  Slad^t  oom  6.  auf  ben  7.  »pril  1744  im  l^alb^ 
wad&en  3"ftÄni^^  bit  erfle  fogenannte  „SBifion". 

3)iefe  roirb  im  a;ageBuc^  folgenberma^en  bef daneben;  „3d^  legte  mic^  um  ae^n  U^r 
tnd  S9ett;  eine  ^albe  Stunbe  nac^^er  ^5rte  ic^  ein  Gepolter  unter  meinem  5lopfe  unb 
backte,  ber  Serfud^er  oerft^roänbe  ic^t.  Oleic^  barauf  oerfpürte  ic§  unter  ©etöfe  ein  ftarfed 
©(Rütteln  Dom  Äopfe  bi«  jum  gu^e.  3d^  fanb,  ba&  etwa«  ^eilige«  über  mir  fei,  unb  fdJUef 
barauf  ein.  Ungefähr  aroifdjen  12  unb  2  U^r  überlief  midj  wieber  ein  ©(^auber  oom  Äopfc 
M  sutn  5u|e  mit  einem  Oetbfe,  al«  ob  oiele  Söinbe  aufammenffcie^en.  !J)ad  fc^üttelte 
mi(^  genHiItig  unb  warf  midj  auf  mein  Slngeftc^t.  3n  bem  3lugenbUcf,  ali  id^ 
niebergeroorfen  würbe,  mar  it^  ganj  roa^  unb  fa§,  baj  ic^  niebergeroorfen  mar,  unb 


218  ^i^  95orgcf(§ic§te  bcS  mobemcn  6piritiSmu3. 

lounbcrte  mic^,  road  bic«  bebeutcn  foUtc.  Unb  i(§  fprac^,  a(«  wenn  ic!^  roac^  mörc,  fanb  ober 
boc^,  ba^  bie  2Borte  mir  in  ben  9Riinb  gelegt  würben,  unb  id)  fagte :  .0  attmät^tiger  3«fu3 
(S^riftu«,  ba6  bu  au§  fo  großer  ®nabe  e«  für  wert  at^teft,  ju  einem  fo  großen  Sünber 
5u  tommen,  mac^t  mic^  betner  0nabe  roürbig';  ic^  faltete  meine  $änbe,  unb  ba  erf(§ien 
eine  $anb,  welche  meine  .*oönbe  ^art  umfaßte;  gleit^  barauf  fe^te  ic^  mein  (Siebet  fort  unb 
fagte :  ,^u  §aft  oer^ei^en,  atte  Sünber  in  ©naben  anjune^men,  bu  fannft  ni(^t  anberS  afö 
bein  SBort  galten.'  Jn  bemfelben  9lugen6Kcf  fafe  ic^  auf  feinem  ©djo^  unb  fa^  i^n  x>on 
Slngeftc^t  ju  9(ngcfic^t,  unb  e§  mar  ein  '^niliii  mit  ber  ^eiligftcn  SWiene,  ba«  nid^t  be* 
fc^rieben  roerben  fann"  u.  f.  w. 

9?a(^  biefem  SSorgange,  meieren  Swebenborg  für  eine  wirflic^e  Offenbarung  ^dlt,  ift 
er  oon  @otte8  önabe  überseugt.  @r  fe$t  feine  religibfen  öetroc^tungen  unb  baö  Sefen  in 
ber  93ibel  fort  unb  fc^eint  auc§  me^r  unb  me^r  :oerr  über  feine  ^äfilic^en  üJebanJen  ju 
werben.  2lber  bamit  ift  fein  9ieroenf9ftem  natürlich  noc^  lange  nic^t  wieber^ergeftettt,  wa§ 
fi(§  audj  barin  jeigt,  bafe  er  ein  3a^r  nac^  ber  erften  SJifion  eine  sweite  f)ai,  in  welcher 
er  f\d)  oon  ®ott  afö  Organ  für  eine  neue  Offenbarung  berufen  fü^lt.  Ueber  biefe  Sifwn 
berichtet  er  folgenbed: 

„^(^  war  in  fionbon  unb  ag  abenb«  fpät  im  gewohnten  öaft^ofe,  wo  ic^  mein 
eigne«  gimmer  f)Qtit,  um  aöeine  su  fein,  ©egen  Schlug  ber  SRa^Iseit  bemerfte  i(§,  baS 
eine  Slrt  9?ebel  fi(§  oor  meinen  Slugen  ausbreitete,  unb  ic^  fa^  ben  Jufeboben  mit  f^öi- 
liefen  !riec^enben  2:ieren,  ©erlangen,  (Sibec^fen,  Äröten  unb  anberen  bebedt.  3c^  erft^rat 
hierüber  umfome^r,  al«  e§  beinahe  finfter  würbe.  Xo^  oerfc^wanb  bie  fjinftemi«  boö), 
unb  i(^  fa^  einen  3Wann,  oon  ftro^Ienbem  ^ic^te  umgeben,  in  ei  ner  ®tfe  ber  @tube  fijen, 
er  rief  mir  mit  lauter  6timme  ju:  ^56  nidjt  fo  oiel!"  Sei  biefem  Slufe  oerfc^manb  ba« 
öefic^t,  unb  al«  ic^  3u  mir  gefommen  war,  ging  x^  f c^nell  nac^  §aufe,  o^ne  mit  jemanbem 
barüber  ju  fpre(^en.  3c^  badete  über  biefe  Gegebenheit  oiel  na(§,  fonnte  mir  jjeboc^  bie 
erfc^einung  nidjt  erlWren.  3«  ^^^  folgenben  ^a(ift  aber  jeigte  biefelbe  glÄnjenbe  ©eftolt 
fic|  wieber  unb  fprac^ :  „3t§  ^i"  ®o*t  ^^^  ^^^^  6(^öpfer  unb  ©rlöfer,  ic^  i)abt  bi(^  au«* 
erwählt,  ben  3Wenfc^cn  ben  inneren  geiftlic^en  8inn  ber  ^eiligen  Schrift  ju  crflären,  unb 
ic§  will  bir  eingeben,  ma^  bu  fc^reibcn  foUft."  —  Xtx  ^ann  war  in  ^urpur  gcf leibet, 
unb  bie  ©rfc^einung  bauerte  etwa  eine  ^albe  @tunbe.  3"  ^i^]tx  ^ad)t  würbe  mein  innere« 
9Cuge  geöffnet,  fo  ba^  id)  bie  ®eifter  im  i^immcl  unb  in  ber  ©ölte  fe^en  fonnte,  unter 
benen  ic^  frühere  Gefannte  fa^.  $on  biefem  3^itpuntte  an  trennte  ic^  mic^  oon  ollen 
weltlichen  5)efc§äftigungen,  um  mic^  auöfc^liefelit^  ben  geiftlic^en  Betrachtungen  ju  wibmen, 
wie  e«  mir  befohlen  war.  opäter  würbe  ba«  2luge  meine«  @eifte«  öfter«  geöffnet,  fo 
ba^  ic^  mitten  am  Xage  fe^en  fonnte,  xoa^  in  jener  SBelt  oor  flc§  ging,  unb  mit  ben 
öeiftem  wie  mit  3Jlenfc§en  fprec^en  fonnte." 

2)iefer  öerit^t  ift  ^öc^ft  merfwürbig.  2)er  erfte  2;eil  be«  ©efic^te«,  bie  oielen 
wiberlic^en  Xiere,  fonnte  beinahe  auf  einen  beliriumartigen  3wf*o"^  ^inbeuten^  aber  ba 
8 webenborg  ftet«  fe^r  md^ig  im  offen  unb  itrinfen  war,  fo  muj  fein  9^eroenf9ftcm  auf 
anbere  ^eife  jerftört  worben  fein,  ^ie  franf  er  war,  ge^t  ja  auc^  au«  bem  folgenben 
i:eile  ber  SBifion  ^eroor.  JJa^  ©ott  fic§  i^m  wirflic^  offenbaren  foDte,  um  i^m  ju  be* 
fehlen,  weniger  ju  effen,  ift  boc^  fe^r  unwa^rfc^einlic^.  S)a«  Oefic^t  war  ^bzn  eine  ©aUusi* 
nation.  Snbeffen  —  Swebenborg  ^ölt  [id)  für  berufen,  ba«  Söerfaeug  einer  neuen  Offen» 
barung  su  fein,  ^aburc^  wirb  e«  auc^  oerftänblic^,  we«^alb  er  fic^  fo  plö^lic^  in«  $rioat< 
leben  jurücfjie^t;  aber  jeber  unparteiifc^e  Äic^ter  wirb  einräumen,  ba§  feine  fpätere  SBirf» 
famfeit  al«  $rop^et  einer,  gelinbe  gefagt,  etwa«  getrübten  Quelle  entftammt. 

©webenborg  oerfe^rte  fortwd^renb  mit  ben  ©eiftem  bi«  ju  feinem  2oht  1772.  ©r 
fa^  unb  fprac^  nic^t  nur  mit  ^erfonen,  bie  er  au  i^ren  öebjeiten  gefannt  ^otte,  fonbem 
auc^  mit  ^dnnem  wie  $irgil,  Sut^er  unb  'Sltlan^tf^on;  mit  biefen  führte  er  manche«  le^r* 
reiche  @efpräc^.  (g«  würbe  5u  weit  führen,  auf  aUc  biefe  ®rfc^etnungen  nä^er  einjuge^en. 


©manuel  ^roebenBorg.  219 


Um  aber  )u  beioeifeti/  wie  ooQfMnbig  ©mebenborg  felBft  com  Glauben  an  i§re  SBirflic^^ 
feit  bur(^brungen  toax,  führen  toir  einen  bicfer  Oeifterbcfuc^c  an,  bei  bem  ber  bdanxdt 
^rofeffot  ^ort^an  oon  Äbo  anroefenb  roat.  ®r  befuc^te  ©iDebcnborg  in  £onbon,  lonnte  i§n 
ieboc^  nic^t  gleich  fprec^en,  ba  ein  anbetet  bei  i^m  xoat,  ^ori^an  ^5rte  auc^,  bag. 
©»ebenborg  ein  leb§ofte«  ©efpräc^  mit  jemanbem  im  Sfiebenjimmer  führte,  e«  mar 
i^m  iebo(§  nic^t  möglich,  einen  einjigen  Saut  oon  bem  auftufangen,  »aS  ber  anbere  fagte» 
Xann  ging  bie  X^ürc  auf,  unb  <3n)ebcnborg  begleitete  unter  fortgefc^tem  ©efpräc^  eine  ^or* 
t§an  unftc^tbare  ©eftatt  bi«  an  bie  Xf^üv,  roo  er  mit  ber  größten  §öflic§!cit  oon  ber 
eingebilbeten  ^erfon  Slbfc^ieb  na^m.  2)arauf  roanbte  er  fic^  an  ^ort^an  unb  erjä^lte  i^m^ 
er  ffättt  ^tn  öefudj  oon  Siirgil  gehabt,  welcher  fit^  du^erft  freunblic^  bezeigt  unb  il^m 
manche  intereffante  ^ufflärung  gegeben  ^ätte. 

©roebenborg^  ©eiflererfci^einungen  finb  infofern  nid^t  auffallenb,  ate 
fle  eben  auf  ein  franfe^  ^irn  l^intoeifen,  ba«  i^m  bie  ^ßcrfonen,  mit  benen 
er  fid^  lebhaft  befi^äftigte,  in  ^attujinationen  t)or8aufelte.  dagegen  entroidelte 
fid^,  toa^rfd^einlid^  ebenfalls  na^  1743,  eine  anbere  @abt  bei  i^m,  roü^t 
ja^treid^e  l^öci^fl  rätfel^afte  ©rfd^einungen  ^erDorrief.  ®r  würbe  nämlid^  jeitlid^ 
unb  räumlid^  ^cttfe^enb,  fo  bafe  er  foroo^t  ba«  erblidfen  lonnte,  wa«  in  S^funft 
gefd^el^n  foKte,  al«  auä^  ba«,  wa«  öteid^jeitig  an  entfernten  Orten  jiattfanb.  hier- 
über finben  fid^  ja^lreid^e  33erid^te,  unb  ba  ntel^rere  berfelben  von  fritifd^en 
unb  feine^weg«  leid^tglöubigen  aJlännern  gef daneben  finb,  roetd^e  fid^  fofort 
alle  möglid^e  9Wü^e  gaben,  um  ben  maleren  Äem  l^erau^jufinben,  fo  fann  man 
biefe  ©efd&id^ten  nid^t  ol^ne  weitere«  at«  erbid^tet  abroeifen.  ©o  l^at  ©meben^ 
borg«  berühmter  S^itflcnoife  Immanuel  Äant  in  oerfd^iebenen  ©d^riften  bie 
SRcfultate  feiner  Sßad^forfd^ungen  über  ©roebenborg«  fiettfe^erei  niebergelegt- 

§ier  mögen  einige  ber  oon  Äant  berichteten  gätte  folgen. 

2)a«  mcrhoürbigfte  öeifpiel  oon  ©roebenborgS  ^eUfe^erei  ift  geroi^  ber  belannte 
Bericht  oon  bem  ^ranbe  in  ©tocf^olm.  2(m  1.  6eptcmber  1759  lam  ©rocbenborg  nacfy 
©c^roeben  jurüd  unb  ging  nachmittags  oier  U§r  in  ©ot^cnburg  anS  Sanb.  @r  rourbe  glcid^  oon 
einem  greunbe  in  eine  ©efettfc^aft  eingelaben.  Um  fec§§  U^r  oerlie^  er  bie  ©efettfc^aft,  lam 
ober  nad^  einem  ^ugenblict  bleich  unb  entfe^t  jurücf.  @r  er^ö^lte,  ba^  ein  großes  (Jeuer 
in  ©lod^olm  loüte;  er  mar  fe^r  unruhig  unb  ging  ^ftufig  ^inau«  in  bie  frifc^e  Suft. 
®egen  ac^t  U§r  erjä^lte  er,  ba^  baö  geuer  gelöfc^t  fei,  gerabe  brei  §äufer  oor 
feiner  eignen  933o^nung  in  3tocf^olm.  ^icfe  2lngaben  ©mebcnborgS  oerbreitcten  fic^ 
natürlidj  fofort  in  ber  @tabt  unb  famen  auc^  bem  ©ouoemeur  ju  D^ren.  2lm  näc^ften 
SRorgen  fanbte  er  einen  SBoten  nac§  ©roebenborg,  welcher  i^m  aße  ®injel§eiten  beä  93ranbe« 
befc^eb.  @rft  3»ontag  ?(benb  fam  eine  (Bta^ttU  oon  «Stod^olm  nac^  Öot^enburg  unb 
3)ienftag  HÄorgcn  ein  föniglic^er  Kurier.  2)ic  93eric§te  biefer  33oten  ftimmten  genau  mit 
©webenborgS  »cfc^rcibungen  überein.  Äant«  Scric^t  ift  ungefähr  fec§«  3a^re  nac§  ber 
Gegebenheit  gefc^rieben.  ®r  f)atit  feine  Slufscic^nungen  oon  einem  greunbe,  ber  felbft  in 
ben  beiben  betreffenben  ©tobten  gcrocfen  war  unb  mit  Slugenjcugen  gefproc^en  §atte,  welche 
fic^  ber  merfmörbigen  ©efc^ic^te  noc^  genau  erinnerten.  —  9{oc^  ein  jroeite«  ä^nlic^e« 
»eifpiel  erad^lt  Äant:  grau  aJlarteoitte,  bie  Sßitme  be«  ^oUänbifc^en  Oefanbten  in  ©tocf* 
^olm,  erhielt  oon  einem  ©olbfc^mieb  eine  9iec^nung  oon  25000  ^oUänbifd^en  Bulben, 
©ie  mar  baoon  überjeugt,  ba^  i^r  oerftorbener  2Rann,  welcher  in  öelbfac^cn  fe^r  gemiffen* 
§aft  mar,  fc^on  längft  bie  Slec^nung  beja^lt  §atte,  aber  fie  lonnte  bie  Quittung  be« 
©olbfdjmiebe«  nic^t  ftnben.  3"  i^rer  S'lot  loanbte  fie  fic§  an  ©roebenborg  unb  bat  il^n, 
fattd   er  in  ber  ©eiftermelt  i^rem  ERanne  begegnen  foUte,  i§n  nac^  ber  Sied^nung  su 


220  2)ie  S5or9efclJi(^tc  hc^  mobemcn  ©piriliÄmu^. 

fragen.  ©loebenborg  t>erfpra(^  ed,  tarn  na^  brei  Sagen  wiebet  unb  erjä^Ue,  et  §dtte  mit 
^erm  SJ^arteoiüe  gefproc^en;  biefer  ^dtte  anQt^tb^n,  bie  enod^nte  Duittung  läge  in 
einem  geheimen  gadj  in  einem  geroijfen  @(^ranf.  3)ort  fanb  man  fle  aud^.  —  3öit  fe§en 
booon  ab,  bo^  Swebenborg  glaubte,  feine  ^uffUirungen  oon  ben  ©eiftem  erCangt  su  l^oben, 
eine  Sluffaffung,  ber  wir  lein  gro^ed  ®en)i(^t  beilegen.  Sielme^r  bürfte  biefe  @efd^i(^te, 
ebenfo  wie  bie  oorige,  auf  .t^eUfe^erei  beuten,  rnenn  fie  fid^  wirllic^  fo  sugetragen  f^ai, 
wie  fie  ^ier  erjd^It  ift.  ^er  sweite  äRann  ber  gfrau  SRarteoille  fyd  aber  fpdter  eine  ge« 
nauere  Sefc^reibung  biefer  Segebenl^eit  geliefert.  9{acl^  feiner  ^DorfteHung  träumte  ber 
$rau  91.  bed  Slad)t^,  wo  bie  Quittung  mar,  unb  fie  ftanb  g(ei(^  auf  unb  fanb  fte  mirlßc^ 
bafelbft.  ^en  nftd^ften  HRorgen  !am  Smebenborg  su  il^r  unb  erjft^Ue,  ba^  i^m  be^  Stac^td 
geträumt  l^abe,  bie  Quittung  (ftge  in  bem  ermähnten  8(^ran!e.  (Sd  mar  gerabe  ba,  mo 
grau  3».  fie  felbft  gefunben  ^atte.  2)ie  Ba(f)t  wirb  bei  biefer  2>arfteaunggroeife  jmar 
nid^t  oerftänbUc^er,  aber  ber  Umftanb,  ba^  berfe(be  Vorfall  fo  oerfc^ieben  bargefteUt  wirb, 
mac^t  ed  ma^rfc^einlic^,  ba^  bad  ^anje  fic^  Diel  natürlicher  zugetragen  f)at 

^ud)  oon  ©roebenborgÄ  (3af>t,  Quiünfti^t^  oorau^sufe^en,  werben  eine  SWenge  Sei^ 
fpiele  erjä^lt.  8o  foß  er  ben  2:ag  unb  bie  @tunbe  für  bie  öeenbigung  einer  6cereife 
Dor^ergefagt  ^aben,  unb  bad  ^erfwürbtge  hierbei  ift,  ba^  bie  Stü,  welche  er  m^ah,  !ür|er 
war,  ald  bie,  welche  man  fonft  unter  günftigen  Umftdnben  für  bie  Steife  ^u  bvaufSfttt 
pfCegte.  5n  einer  ©efcttfc^aft  würbe  er  gefragt,  wer  oon  ben  SCnwefenben  juerft  fterben 
werbe.  !X)em  {^ragefteOer  oertraute  @webenborg  an,  bag  ein  $err  0.  D.  (einer  ber  Stn^ 
wefenben)  fc^on  am  näd^ften  SJ^orgen  einoierte(  oor  fe(^d  U^r  fterben  werbe;  eS  foQ  bied  auc^ 
wirlUc^  eingetroffen  fein.  SBir  woUen  unÄ  jebot^  nit^t  weiter  bei  biefen  merfwürbigen 
@ef(^i(^ten  aufhalten,  in  benen  äBa^re^  unb  %al\^ti  wa^rfc^einlic^  fo  oermifd^t  ift,  bo^ 
eim  ©c^eibung  jeftt  nic^t  me^r  mbglic^  fein  bürfte.  SJon  weit  größerem  Swtci^effe  für  u«8 
finb  @webenborgS  m^ftifc^^religiöfcn  Sßerfe;  bcnn  in  i^nen  finben  wir  bie  ganje  tl^core* 
tifc^e  @runb(age  bed  mobernen  @piriti^mud,  welcher  nac^wei^Ud^  feine  wic^tigften  Se^rfä^^e 
oon  i^m  entlehnt  ^at. 

©roebcnbotß  ^at  eine  SWcngc  umfangreid^er  SBerle  gefd^ricben,  in  benen 
er  feine  tl^eologifd^en  Setrad&tungen  unb  ©rflärungen  ber  l^ciUgcn  ©d^rift 
niebergelegt  \)at  6c  ge^t  babei  ganj  in  fabbalifiifd&er  SBeife  tdox,  inbein 
er  hinter  jebem  SBorte  ber  ©d^rift  einen  neuen  verborgenen  ©inn  fud^t 
„3n  jebem  einjelnen  SluiSbrude  be^  SBorteiJ  ®otte3  Hegt  eine  innere  83e* 
beutung^  fo  bag  nid^t  natürlid^e  unb  n)eltli(^e  S)inge,  wie  fie  in  ber  93ebeutung 
beg  Sud^flaben^  liegen,  barunter  ju  t)erfiel^en  pnb,  fonbem  geifllid^e  unb 
^immlifd^e;  unb  bieg  gilt  nid^t  nur  t)on  ber  Sebeutung  mel^rerer  SBörler, 
fonbem  t)on  iebem  einjelnen  SBorte."  S)iefe  mpfHfc^en  ©rftorungen,  burd^ 
bie  ©roebenborg  ber  ©tifter  einer  neuen  religiöfen  ©elte  geworben  ifl,  ^aben 
für  ung  feinen  SBert ;  eg  fomntt  nur  bie  eine  ©eite  feiner  Seigre  in  Setrad&t, 
bie  oon  ben  ©eiflern,  b.  f).  ben  ©eelen  ber  SSerftorbenen,  unb  beren  3"^ 
fianbe  l^anbett.  gafl  atteö,  roa^  fid^  auf  biefe  grage  bejie^t,  finbet  fid^  in 
feiner  ©d^rift:  „De  Coelo  et  ejus  mirabilibus  et  de  Inferno,  ex  auditis 
et  visis",  Sonbon  1768.  S)iefe«  33ud&,  roeld^e«  fe^r  balb  in  t)erfd^icbene 
europäifd^e  ©prad^en  überfcfet  würbe,  ifl  mof)l  bag  oerbreitetjie  feiner  8B8erIe, 
unb  ein  SSergleid^  jwifd^en  ben  barin  entl^altenen  Selben  unb  ben  mobernen 
fpiritiftifd&en  SSfnfd^auungen  jeigt  beutlid^,  wie  oiel  bie  (enteren  t)on  ©roebenborg 
ent(el^nt  ffdbm.   SBir  moOen  l^ier  jebod^  leinen  berartigen  Sergleid^  aui^fü^ren. 


(gmanuel  ©roebcnBorß.  221 


fonbem  nur  bic  ^auptpimftc  ber  ©roebenborgic^cii  Se^re  betrad^tcn.  S)er 
Sefer  fann  biefc  bann  leidet  fclbfl  mit  bcr  weiter  unten  aufgeführten  5£>at^ 
fleHung  be«  ©piritiiSmu«  rergleid^en. 

3n  mehreren  spunften  unterfd^eibet  ©rocbenborg«  Se^re  fid^  t)om  ^ßro^ 
teflantiSniujS  unb  nähert  ftd^  bem  Aat^oHsiiSmui^^  fo  ^auptföd^tid^  in  ber  ätn- 
na^me  einer  ©eifierroett,  eineiJ  2KitteIjujlanbeiS,  ben  bie  ©eele  nad^  bem  2;obe 
burd^mad^t,  um  entroeber  für  ben  fiimntel  ober  für  bie  fiöUe  vorbereitet 
ju  merben. 

„Xxe  ©dftcnoelt  ift  ntc^t  ber  §tmmel,  audj  nic^t  bie  ^ötte,  fonbem  ein  SKittelort 
unb  ein  SRitteljuftanb  s«)if*en  bciben;  bort^in  fommt  ber  ERenfc^  juerft  nad^  bem  Xobc, 
unb  nad)  ooQbrac^ter  3^  ^^^'^  ^^  ^<inn  gemä^  feined  bebend  in  ber  SBett  entweber  in 
ben  ^immet  erhoben  ober  in  bie  $öttc  geworfen/ 

^3)ic  3)auer  be«  2lufent^aited  bafelbfk  ift  nic^t  beftimmt;  einige  !ommen  nur 
hinein  unb  werben  bann  gleich  entweber  in  ben  ^immel  erhoben  ober  in  bie  $5Qe  ge« 
»orfen;  anbere  bleiben  einige  SBoc^en  bort,  anbcre  roieberum  mel^rere  Sa^re,  boc§  nic^t 
über  breifeig."  —  3m  ®egenfa|  au  aVitn  früheren  Äuffaffungen  oon  ben  überirbifc^en 
^ngen  nimmt  Swebenborg  an,  ba^  ed  teine  urfprüngtic^en  ®ngel  ober  Teufel  giebt;  bie^: 
felben  fmb  nad^  feiner  3Keinung  aUe  aRenfc^en  gewefen.  ^3n  ber  d^riftlic^en  SBelt  ift  man 
gan)  unwiffenb  barüber,  ba^  ber  ^immel  unb  bie  ^'6Ue  aui  bem  9?{enf(^engef(^Ie(^te  be^ 
fie^;  benn  man  glaubt,  ba^  bie  <Snge(  oon  Anfang  an  gef (Raffen  ftnb,  unb  ba^  ber 
^immel  fo  entftanb;  ebcnfo,  baj  ber  Teufel  ober  ©atan  ein  @ngel  be«  Sic^e«  war,  aber 
$ug(ei(^  mit  feiner  @c§ar  ^inabgeftojen  würbe,  weil  er  wiberfpcnftig  war,  unb  baj  bic 
§ötte  baburc^  entftanb.  SHe  ®ngel  oerwunbern  fic^  in  einem  ^o§en  ®rabe  barüber,  ba^ 
ein  folc^er  Glaube  in  ber  c^riftlic^en  äßelt  e^iftiert.  ^eS^alb  woSen  fte,  ba^  i^  aud  i^rem 
^unbe  alö  ft(^er  ^inftetten  fott,  baj  ed  im  ganjcn  ^immel  feinen  einjigen  @ngcl  giebt, 
welcher  oon  9lnfang  an  gefc^affen  ift,  unb  in  ber  ipöUe  ebenfalls  feinen  3:eufel,  welcher 
ald  ein  ®ngel  bed  2xi!^M  erfc^affen  unb  bann  ^inabgeworfen  würbe,  fonbern  ba^  alle, 
fowo^l  im  ^inrntel  ald  in  ber  ^bUe,  oom  9){enfc^engefc^le(^t  ^erftammen." 

alle  Oeifler,  6nget  unb  SIeufel  l^aben  SWenfd^engeflalt. 

„2)a^  ber  ©cift  bcg  3Jlcnfc§cn  nac§  feiner  Trennung  oom  Äörpcr  9Kenfc^  ift  unb 
oon  d^nUc^er  ©eftalt,  baoon  ^abe  ic^  mic^  burd^  bie  töglic^e  ®rfa^rung  mehrerer  3a^re 
uberjeugt;  benn  ic^  i)abt  fie  taufenbe  SJi^ale  gefe^en,  gehört  unb  mit  i^nen  gef))ro(^en. 
^e^^olb,  wenn  ber  SÄcnfc^  ein  ©eift  geworben  ift,  fo  weift  er  nic^t«  anbere«,  aI3  baft  er 
in  bem  Körper  ftecft,  ben  er  auf  ber  äßelt  f)atit,  unb  folglich  weift  er  auc^  nic^t,  baft  er 
tot  ift.  2)cr  ©eifteämcnfc^  befijt  auc^  jcbcn  öuftem  unb  innem  Sinn,  ben  er  auf  @rben 
^atte.  @r  fte^t,  ^brt  unb  fprit^t  wie  früher,  riecht  unb  fc^mecft  ebenfalls,  unb  wenn  er 
berührt  wirb,  fü^lt  er  auc^  wie  früher.  ®r  begehrt  auc^,  wünfc^t,  oerlangt,  benft,  über* 
legt,  Idftt  fw^  beeinffuffen,  liebt  unb  ^at  einen  Söitten  wie  früher,  unb  wer  feine  greube 
an  wiffenfc^aftlic^er  a3ef(^äftigung  finbet,  lieft  unb  fc^reibt  wie  früher." 

SBerni  ber  ü){enfd&  mit  ben  ©eiftem  in  SJerbinbung  treten  foK,  fo  mufe 
er  in  einem  befonberen  3ujtanbe  fein,  9lber  biefer  Swft^wi^  lann  jroei  oer* 
fd^iebene  JJormen  onnel^men,  inbem  entweber  ber  3Jlenfd^  (b.  ^.  ber  ©eifl  be« 
lebenben  SWenfi^cn)  bem  Äörper  entrüdft,  ober  inbem  ber  Ädrper  oom  ©eifle 
an  einen  anberen  Ort  ^ingefül^rt  wirb. 

„3öaS  ben  erften  ^unft  betrifft,  ba«  @nträtftwerben  au«  bem  Äörper,  fo  oer^ält 
e«  ft(^  bamit  alfo:  !Der  SRenfc^  wirb  in  einen  gewiffen  B^ftonb  oerfetjt,  ber  ein  ^ittel^uftanb 


222  ^i«  Sorgcfdjidjtc  bc3  mobcmen  ©piritUmud. 


^mifc^en  ©c^lafen  unb  ^ad^en  ift.  3n  bemfelben  wei^  er  nic^id  anbetet,  ald  ba^  et  ooK? 
ftönbtg  wac^  ift.  i^n  biefem  3uftanbe  f^abt  i(^  gan^  tlav  unb  beutUd^  ©etftet  unb  (Sngel 
Qcfc^en  unb  gehört  unb  merhoürbiöenDeifc  autt)  berührt  unb  juwr  fo,  al«  ob  mein 
Körper  nic^t  befonberd  bobei  beteiligt  gemefen  ro&re. 

2Ba«  ben  jnjeiten  $un!t  betrifft,  nämli(^  ba8  ©ntrüdtroerben  »om  ®eifte  an  einen 
anbeten  Ort,  fo  ^abe  ic^  2— 3mal  lebhaft  erfahren,  road  ba§  ift,  unb  wie  ed  gefdjic^t. 
^(^  Witt  ein  einjelned  ^eifpiel  anführen.  34  9ind  ^urc^  bie  Strafen  einer  @tabi  unb 
über  {gelber  unb  war  }ur  fe(bigen  3^  ini  @efprä(^e  mit  ©eiftem,  mu^te  aber  ni^t^  an^ 
bered,  a(d  ba|  ic^  mac^  mar,  unb  i(^  fa^  auc^  aUed  ganj  mie  fonft.  9la^hzm  xd)  aber  fo 
mehrere  Stunben  gemanbert  mar,,  mertte  id^  plb|Ii(^  unb  fa^  ed  auc^  mit  (eiblic^en  Slugen, 
ba^  ic§  an  einem  ganj  anberen  Orte  mar." 

^ir  erfahren  auc^,  mie  e$  suge^t,  menn  bie  ©eifter  mit  ben  SJi^enfc^en  fpre(^en. 
^S)ie  Stiebe  ber  @nge(  unb  ber  ©eifter  mit  einem  5Renfc§en  mirb  ebenfo  beutli(^  gehört 
mie  bie  9lebe  eined  äJlenfc^en  mit  einem  anberen;  aber  oon  ben  ^(nmefenben  mirb  fte  ni<^t 
T)emommen,  fonbem  nur  von  bem,  mit  bem  gefproc^en  mirb.  2>ie  Urfa(^e  ^ier)u  liegt 
barin,  bag  bie  dlebe  eines  (^gelS  ober  eines  @eifted  erft  in  bie  ©ebanfen  beS  3)2enf(^en 
gelangt  unb  oon  ^ier  auS  auf  einem  inneren  Söege  in  fein  ©e^örorgan  !ommt,  biefeS 
itifo  uon  innen  ^er  in  Bemegung  fe^^t."  ^an  fönnte  fo  etmaS  mo^I  am  beften  ^efeffen^eit 
nennen.  ,,9lber  ^eutjutage  mirb  eS  fetten  jemanbem  ttlaubt,  mit  (Seiftem  ju  reben,  meil 
eS  gefä^rlic^  ift;  benn  bann  fommen  fte  sur  @r!enntniS,  baj  fie  bei  i^m  fmb,  ma^  fic 
fonft  nic^t  miffen,  unb  bie  9iatur  ber  böfen  ©eifter  ift  berartig,  baj  fte  einen  töbli(^en 
$aj  gegen  ben  5Wenf(^cn  ^egen  unb  nidjt«  fo  fe^r  begehren,  al«  i^n  foroo^l  ber  Seele 
M  bem  £eibe  nad)  ju  oerberben.''  9){an  fbnnte  biefe  3^^^  ^4  nieiter  audbei^nen  unb 
baS  meifte  oon  ben  ^auptle^ren  beS  mobemen  @piritiSmuS  nur  nac^  ^uSjügen  ouS 
©mebenborgS  Söer!  barftetten.  Jür  un«  möge  e«  aber  genug  fein ,  ba  mir  nun  bie 
mid^tigften  ^untte  erhalten  ^oben. 

©iE  beutft^en  Pneumatobgen. 

@d  giebt  ntd^tö  9leueiS  tinter  ber  Sonne.  @ine  a^nlid^e  93en)egung 
tt)ie  bie,  toeti^c  in  unfcren  S^agen  von  ben  amerifanlfd&en  ©piritifien  auiS- 
gegangen  ifi,  ifl  fd^on  frül^r  einmal  bageroefcn,  atterbing«  in  einem  ge^ 
ringeren  Umfange.  3)ie  an^änger  ©roebenborgÄ  fpalteten  fii^  in  jroei  ^ü^^ 
tungen,  in  eine  populär^unfritifii^e  unb  eine  mel^r  roiRenfd&aftlid^e.  S)ie  erfle 
nal^m  blinblingS  bie  milbeften  $p^antajicn  ,,beiS  norbifd^en  ©el^eriS''  t)on 
^immcl  unb  fiötte  ate  retigiöfe  S)ogmen  an  unb  baute  eine  eigene  SReligion, 
,,bie  Äird^e  be«  neuen  3erufalemi&",  barauf  auf.  2)ie  anbere  SRid^tung,  meldte 
Ijauptfäd^lid^  oon  beutfc^en  2lerjten,  Suriftcn  unb  2:^eologen  vertreten  würbe, 
na^m  junad^fl  nur  ©n)ebenborg«  ©runbgebanfen  oon  ber  2Köglid^feit  einer 
aSerbinbung  jroifd^cn  bem  aWenfd^en  unb  ber  Oeiflcrroelt  auf;  biefe  ©ebanfen 
tourben  bann  meiterentroidelt  unb  mit  ber  jeroeiligen  toiffenfd^aftlid^en  (Sx- 
fenntni^  ber  oerfd^iebenen  ^tittn  in  Uebereinftlmmung  gebrad^t  SMefe  lefete 
Slid&tung,  bie  beutfdic  5ßneumatoIogie  ober  „©eifterlel^re'',  intereffiert  \xn^ 
f)xtx  auiSfdiUegüd^,  meil  bie  ^neumatologen  unleugbar  ben  Stul^m  l^aben, 
iuerft  bie  fiel^ren,  meldte  jefet  unter  bem  Slamen  ,,©piritiiSmuÄ''  belonnt  finb, 
bargeftellt  ju  l^aben.  hiermit  fott  nid^t  gefagt  fein,  bafe  bie  amerifanifd^en  ©pi^ 
ritiflen  il^re  Sbeen  nur  oon  ben  beutfd^en  ^neumatologen  entlel^nt  l^atten. 


3)ic  beutfc^cn  tpneumotoloöen.  223 


SQSa^rfd^einlic^  l^aben  bic  2lmcrifaner  bicfclben  nx6)t  einmal  bcm  9iainen  m^  Qt^ 
Jornit.  aber  trofibem  bleibt  bie  SC^atfad^e  befielen,  bafe  eine  mit  bem  amerifa^ 
nifd^en  ©piriti^muiS  übereinftimmenbe  fiel^re  t)on  europäifd^en  ©ele^rten  min= 
beflen«  2  2)ejennien  t)or  SBeginn  ber  mobemen  fpiritiftifd^en  S3eroegung  ent- 
loideft  toor.  3n  lurjen  S^tn  motten  mir  biefen  europäifd^en  ©piritiiSmug 
ober  bie  ^ßneumatologie  barftetten.  S)a  t^  jebod^  }U  meit  führen  mürbe,  auf 
ben  Derfd^iebenen  ©tanbpunft  ber  einjelnen  gorfd^er  einjuge^en,  fo  l^ebe  id^ 
nur  bie  aRänner  ^eroor,  beren  Stuffaffwng  mefentlid^  mit  ber  ber  mobemen 
©piritiflen  übereinftimmt. 

S)er  eigentlid^e  2;^eoretifer  unter  ben  ^ßneumatologen  iflSol^.  ^einrid^ 
Sung^Stilting. 

@r  mar  1740  in  9iaffau  al§  6o^n  eine«  armen  2)orffc^uUc^rerd  geboren.  (Seine 
©ro^ettem,  5ci  bencn  er  erjogen  würbe,  waren  ftreng  pietiftifc^,  aber  babei  oberglctubifd), 
fo  ba^  feine  ^^antafie  oon  früher  Sugenb  an  mit  ©efc^idjten  oon  2l^nungen,  SJorjeic^en 
unb  @pul  erfüllt  rourbe.  3n  Strasburg  ftubierte  er  ^Rebijin  unb  erroarb  fic^  einen 
großen  9luf  al«  S^tugenarat;  fpäter  würbe  er  ^rofeffor  ber  ©taatöwiffenfc^aft  an  ber 
UnioerptÄt  öeibelberg.    @r  ftarb  1817. 

3ungj@tittin0  l^at  eine  SRenge  mpftifd&^religiöfer  SBerfe  unb  Stomane 
gefd&rieben,  bie  mir  l^er  aufeer  ad^t  lafien.  3n  feiner  „S^l^eorie  ber  (Seijlerhmbe" 
(SWlrnberg  1808)  ifl  feine  Seigre  t)on  ben  ©eiflern  im  3"f^n^"i^"^^"9  ^^r- 
geftettt,  fo  bafe  mir  ung  au^fd^lie^lid^  baran  galten  fönnen.  3m  mefent^ 
lid^en  fle^t  ber  SSerfaffer  auf  ©mebenborg«  ©tanbpunft.  ©ein  SBerf  ift  aber 
baburd^  befonberS  interejfant,  bafe  e^  ben  erjien  SSerfud^  entplt,  ba^  SBer^öltni^ 
beö  aWenfd^en  jur  Oeiftermelt  mit  $ilfe  be^  fippnotiiSmu^  ju  erMären.  S)ie 
1779  burd^  a){egmer  ]^en)orgerufene  Seroegung  ^atte  eine  genauere  Äenntni^ 
ber  l^ppnotifd^en  ober  (nad^  bamaliger  SBejeid^nung)  ber  me^merifd^en  ober 
tierifd^^magnetifd^en  ^p^änomene  herbeigeführt.  3ung5©titting  mar  aU  9lrjt 
natürlid^  mit  benfelben  mo^lbetannt,  unb  ba  man  bamaliS  glaubte,  bag  ein 
3Kenfd^  burd^  SBerfefeung  in  ben  tiefften  l^ppnotifd^en  S^f^"^/  ^^  ^^^ 
©omnambulidmu^,  l^ettfel^enb  merben  fönnte,  fo  tag  eS  nal^e,  biefe  ange^ 
nommene  2:^atfad^e  jur  ©rflärung  ber  ^ettfel^erei  ju  benufeen.  3w"fl= ©Allings 
S^rie  ifl  be^^alb  bead^ten^mert,  ba  fie  ber  mobemen  offultiftifd^en  beinahe 
oorgreift.  a)er  aWenfd^  befte^t  au«  Äörper,  ©eele  ober  9lert)engeifl  unb  ®eift. 
2)er  ®eifl  ift  göttlid^en  Urfprung^,  fein  SBeobad^tung€oermögen  mürbe  nnU'- 
grenjt  fein,  menn  er  nid^t  burd&  ben  SReroengeift  an  ben  Äörper  gebunben 
märe.  S)urd^  bie  medmerifdie  Se^anblung  fann  biefe  SBerbinbung  jmifd^en 
Äörper  unb  ®eift  gröfetenteil«  aufgehoben  merben;  baburd^  mirb  ha^  Seob« 
ad^tung^oermögen  ber  ©omnambulen  frei  gemad^t,  fie  merben  räumlid^ 
unb  }eit(id^  l^ellfe^enb  unb  tonnen  fogar  ba^in  gelangen,  bag  fie  bie 
©elfter  feigen.  SBenn  ber  ®eift  be«  lebenbigen  aRenfd(|en  mit  bem  Clemens 
geifi  fid^  t)om  Äörper  frei  ma^t,  fo  fann  er  fid^  anberen  an  ganj  ent^ 
fernten  Orten  jeigen;  ber  ©omnambule  fann  fo  jum  Doppelgänger 
merben.    S)ie  ©id^tbarfeit  bei^felben  fommt  baburd^  jujianbe,   bafe   ber  ®eift 


224  ^ic  Sorgcf(§ic§te  bc«  mobcrncn  ©piritidmuS. 


t)ermittclft  be«  SictPcngcifleiJ  au«  bcr  jeroeiligen  Umgebung  SRaterie  an  fid^ 
jic^t  unb  ftd^  fo  einen  Äörper  bitbet.  2luf  biefe  2Beife  fann  ba^  ^^antom 
meisteren  auf  einmal  fiii^tbar  werben.  $ier  ifl  offenbar  bie  ©rftärung  ber 
mobernen  9J2aterialifationen  in  ben  mefentlid^ften  fünften  antizipiert. 
S)aj5felbe  mirb  man  bei  ben  meiften  anberen  fpiritifHfd&en  ^p^änomenen  unb 
X^eorien  in  dJ^nlid^er  SBeife  finben,  roenn  man  [x^  in  feine  ©d&riften  weiter 
vertieft,  hierbei  motlen  toir  uniS  jebod^  nid^t  aufhatten  ^  ba  bie  fpötere 
einge^enbe  Se^anblung  beiS  mobernen  ©piriti^muÄ  bann  nur  eine  (ang- 
weilige  SBieberl^oIung  werben  würbe.  S)ie  fpiritifiifd^e  Xl^eorie  unb 
5ßrajig  unferer  eigenen  3^t  aber  fann  unbebingt  ben  ^^«ptteil  unfereiS 
Sntereffe«  beanfpruc^en,  ba  fie  eine  aSerbreitung  unb  Sebeutung  ^at,  wie  fie 
bie  alte  5ßneumatologie  niemals  befafe. 

3n  einer  S^ie^ung  brad^te  ber  europaifd^e  ©piriti^mu«  wertooDe 
SRefultate  ju  Slage:  er  wedfte  hc^  Sntereffe  für  bie  alten  gormen  beS  aber^ 
glaubeng,  bie  noc^  im  SBolfe  lebten,  unb  führte  ju  eifrigen  SSeftrebungen,  Se? 
rid&te  l^ierüber  ju  fammeln.  S)a  ein  S?erftänbnii&  be«  äberglaubenS  vor  aDen 
S)ingen  erforbert,  bafe  man  bie  abergläubifd^en  SSorflettungcn  felber  fennt, 
fo  ^aben  fold^e  Sammlungen  be^  SKateriatö  offenbar  feinen  geringen  wiffen* 
fd^aftlid^en  SBert.  S5ai8  größte  aSerbienfl  in  biefer  »ejiel^ung  l^at  fid&  ber 
5ßrebiger  ®eorg  ©onrab  ^orfl  (1767—1838)  erworben,  ©eine  „^ämono^ 
wiagie",  granffurt  1818,  ifi  ber  ältefle  SBerfud^,  bie  ©efd^id^te  ber  fiejen* 
projeife  ju  befd^reiben.  ®r  na^m  eine  SWenge  alter  Sudler  unb  aWanuffripte, 
weld^e  tjerfd^iebene  Oebiete  be«  SHberglaubenö  unb  ber  ^öuberei  be^anbeln,  in 
genauer  SBiebergabe  in  feine  „Sauberbibliot^ef"  (1821—26)  auf.  33ei  biefer 
©ammeiarbeit  würbe  er  barauf  aufmerffam,  bag  bie  ^elfe^erei  teinedwegi^ 
etwa«  Ungewö^nlid^e«  war  unb  fid^  audEi  nid^t  nur  bei  ben  gefd^id^tlid^  be* 
fannten  ©e^ern  oorfanb,  fonbern  bafe  e«  ganje  aSolf^ftdmme  gab,  wie  j.  S.  bie 
^od^fd^otten,  bei  benen  fte  fafl  }um  SlUtäglid^en  gehörte.  @r  fammelte  bal^er 
in  feiner  „S)euteroffopie"  1830  eine  aJlenge  Sendete  über  5ßrop^ejeiungen, 
weld^e  in  @rfüllung  gegangen  waren.  S)abei  ging  er  red^t  fritifd^  )u  äBerte, 
inbem  er  fid&  ftetiS  baiJ  jur  S3eurteilung  ber  3w^ci^l4fP9^it  be«  betreffenben 
©el^erg  notwenbige  aWaterial  ju  tjerfd^affen  fud^te.  $orfli^  S)euteroflopie  ifi  fo 
ein  SWeiflerwerf  geworben,  weld&e«  nur  oon  einjelnen  englifd^en  arbeiten 
ä^nlid^er  9lrt  aud  ben  legten  ^al^ren  übertroffen  wirb.  @r  oerfud^te  feine 
@rtlärung  ber  t)ielen  merfwürbigen  ©reignijfe  ju  geben;  fein  beftänbiger 
SRefrain  ijl:  „SBie  foD  man  fid^  baiS  erflären?  —  3d^  weife  e«  nic^t." 
3lud^  finben  wir  feine  älnorbnung  be^  ©toffeiS;  biefelbe  würbe  wo^l  aud^  red^t 
fd&wierig  fein.  S)od^  mad^t  ber  SSerfajfer  barauf  aufmerffam,  bafe  ein  wefent^ 
lid^er  Unterfd^ieb  }wifd^en  fold^en  @eftd^ten  unb  träumen  befielt,  bei  benen 
bag  fpäter  eingetroffene  (greignig  prop^ejcit  ift,  unb  einer  weit  allgemeineren 
©ruppe,  bei  ber  ^  nur  im  rorauß  fpmbolifd^  angebeutet  war.  Ate 
Seifpiel    ber    erften   Slrt    fönnen    ©webenborgg   ^ßropl^^eiungen    genannt 


^ie  beutfc^en  ^neumotologen.  225 

werben,   »eibe  Arten  fönnen  übrifleni^  in  berfelben  gamilie  unb  au^  bei 
berfelben  ^erfon  nebeneinonber  t)orIoninien. 

3ut  näheren  ^Beleuchtung  berartiger  $§önomene  filmte  ic^  einige  ber  am  beften 
beglouMgten  Öefc^ic^ten  auä  bem  SBerfe  oon  §orft  an.  2)iefelbcn  famen  in  einer  gamifte 
£9fiug  aus  glenSburg  oor,  bei  ber  ftc§  in  ieber  Generation  mehrere  ^ettfe^enbe  ^erfonen 
©orfonben.  2)aS  bebeutenbfte  ©lieb  ber  gomilie,  ^einric^  SpfmS,  welcher  alS  ^rofejfor  ber 
X^eologie  in  Königsberg  in  ber  3JHtte  beg  oorigcn  3o§r^unbertS  ftarb,  war  ein  eifriger 
©egner  beö  ©cjengloubenä  unb  ein  öefämpfer  ber  ^ejenprojeffe  unb  fc^eint  alfo  für  feine 
3eit  wenig  abergloubifc^  gerocfen  ju  fein.  2)iefer  SÄann  war  felber  ^eflfe^enb.  (Sr  fteHte 
einen  9eri(^t  über  bie  in  bet  {^amtlie  Dorgefommenen  @eft(^te  jufammen.  ^ie  Großmutter, 
9(nna  £ang,  fa^  eineiS  Sageg  einen  prac^tooKen  Seic^enjug  bie  @traße  ^inab  !ommen.  6ie 
befc^rieb  i^n  in  atten  ^insel^eiten.  ^oc^  paßte  bie  SSefc^reibung  nur  auf  ben  £eic^enaug 
eined  Stbeligen,  unb  ein  folc^er  n)o§nte  gar  nic^t  im  ^oft^oufe,  oon  bem  bad  £eic^enbe* 
gAngntd  auiäge^en  foQte.  3^^i  ^<^9^  fP^^  i^^^^  bueQierten  fic^  aroei  ^olfieinifc^e  @bel« 
(eute  außerhalb  glendburgd.  ^er  eine  würbe  töblic^  oerle^t  ind  ^oft^aud  gebracht,  ftarb 
^ier,  unb  nun  erfolgte  feine  8eerbigung  oon  ^ier  aud^  unb  jwar  gerabe  fo^  wie  9(nna 
Sang  e$  in  ben  Ileinften  (Sinjel^eiten  im  ooraud  gefc^ilbert  ^atte.  ^efeS  Seifpiel  aeigt 
und  ein  birefte«  SorauSfe^en  einer  jufünftigen  Gegebenheit.  —  %id  bie  alte  Großmutter 
ftard  würbe,  fteOte  man  i^r  ^ttt  in  bie  SBo^nftube,  um  fie  leichter  pflegen  au  fönnen. 
^ned  SlbenbS  war  iBpftuö  hei  i^r  gewefen  unb  wollte  in  fein  8tubteraimmer  aurüdge^en. 
2)a  fa^  er  oor  ber  Söo^nflubent^ür  einen  ©arg,  ber  in  ber  SBeife  aufgeftettt  war^  wie 
biefed  gewö^nlit^  bei  einem  ^arabebett  gefc^ie^t.  ^er  8arg  ftanb  jeboc^  an  ber  unbe^: 
quemfien  ©teile  bed  ganaen  ^aufed;  benn  er  oerfperrte  bie  beiben  am  ^äufigften  be- 
nutzen X^üren.  S^fmd  rief  fofort  feine  älteße  ©c^wefter  (bie  ebenfalls  ^ellfe^enb  war) 
unb  fragte  fie,  ob  fie  au^  bie  Seiche  fdl^e.  ©ie  erfc^ral,  würbe  blaß  unb  ging,  o^ne  eine 
älntwort  au  geben,  fort,  jtura  barauf  ftarb  bie  Großmutter.  9lm  )Begräbnigtage  aber  würbe 
ber  ©arg  in  Slbwefen^eit  unb  o§ne  SBiffen  beiS  S^futd  geraDe  aa  bem  ^la^e  aufgefteKt, 
wo  er  i§n  gefe^en  ^atte;  biefeS  war  aber  gerabe  wegen  ber  öußerft  ungünftigen  9Ba§l  beS 
^lofed  befonberS  merfwürbig. 

9(lte  Gerichte  ^eben  ald  etwas  bei  ben  ^oc^fc^otten  allgemein  Gelannted  ^eroor, 
baß  bie  ^ellfe^erei  in  gewiffen  gamilien  erblich  fei,  unb  baß  ein  ^eUfe^er,  welcher  ein 
Gefi(^  ^cd,  biefed  nur  burc§  Serü^rung  auf  einen  Slnbern  übertragen  !ann.  ^ie 
angeführten  Gefc^ic^ten  iHuftrieren  bieä.  ^ie  Großmutter  unb  bie  beiben  Gefc^wifter  finb 
^eOfe^enb,  bedgleic^en  i^re  SRutter;  bie  ©c^wefier  ^at  aber  ba^felbe  Gefielt  wie  ber 
Bruber,  wie  i^re  Gemütsbewegung  beutlic^  genug  beweift. 

Site  ©eifpiel  eineS  fgmbolifc^en  XraumeS  fann  ein  anbcreS  ©rlebniS  beS 
fi9ftuS  angeführt  werben.  ®r  war  inGefc^äften  in  Kopenhagen  unb  lag  eineS  SlbenbS  in 
einem  Himmelbett,  mit  bem  Gefic^te  ber  9Banb  sugewanbt.  3)cr  le^te  ©rief,  ben  er  oom  §aufe 
be!ommen  ^otte,  berid^ete,  baß  alled  bort  fic^  wo§l  befänbe.  ^lö^lic^  würbe  eS  gana  ^eü 
im  3i'«'wer,  unb  er  fa^  ben  ©chatten  eine«  3Wenfc§en  über  ben  Gor^ang  be«  ^eüe&  ^in* 
gleiten,  „3u  gleicher  3eit,''  fc^reibt  S9ftuS,  „würbe  mir  in  ber  nac^brüdlic^ften  SBeife 
eingeprägt ,  gerabe  als  ob  eS  mir  laut  gefagt  würbe :  Umbra  matris  tuae  (bieS  ift  ber 
©(fetten  beiner  aWuttcr)."  ®r  untcrfuc^te  gleich  baS  3i»«*wcr,  fanb  jeboc^  nichts,  waS  baS 
^§dm)men  au  erflären  oermoc^te.  3Rit  ber  ndc^ften  ^oft  erhielt  er  bie  9la($ric^t,  baß  bie 
iJ^utter  gerabe  an  bem  Sibenb  geftorben  war,  wo  er  baS  Gefielt  gehabt  f^aüe. 

3n  biefem  Gefic^te  ift  ber  ^ob  ber  SÄutter  burc^  eine  leicht  oerftdnblic^e  ©pmbolif 
angebeutet;  aber  in  ben  meiften  berartigen  Gerichten  ift  bie  ©9mbolif  fo  gefuc^t  unb 
p^ontaftifc^,  baß  wirflic^  ein  guter  aBiüe  baau  gehört,  um  überhaupt  irgenb  eine  öebeu* 
tung  beS  Geftc^tcS  ^erauSaufinben.  2luS  §orftS  reichhaltiger  ©ammlung  wä^le  ic^  nur  ein 
Öcifpiel  bofür,  bcffen  JUc^tigfeit  auc§  burc^  fe^r  auoerläfftge  3eugen  beglaubigt  fein  foU. 
Seemann,  Sfrerglau&e  unb  3au6erei.  15 


226  ^i^  Sorgef(^i($te  bed  mobemen  @piritidmud. 


(Sine  junge  oorne^me  ^ame  tarn  gefunb  oon  einet  ^efeUfc^oft  m^  ipoufe  unb  ging  su 
»elt.  S^rc  ®efellf(^aft«bcnne  unb  t§re  Äommerjofe  roaren  fteibe  im  @c^Utftimmer,  wä^renb  fte 
f«^  entfleibete.  2)ann  ging  bie  ©efeUfc^dbame  bie  Xreppe  ^inob  in  i^r  eigene«  3»""««; 
auf  ber  treppe  fa^  fie  i^re  §crrin  i^r  entgegcnfommen,  jeboc^  nic^t  cntfleibet,  wie  fte 
fte  oerlaffen  fyitU,  fonbem  in  bem  ^eroanbe,  bad  fie  in  ber  ©efcUfc^aft  getragen  §atte. 
^ie  junge  ^ame  erf($ra!  heftig  bei  biefem  SCnblicte  unb  fe^te  ftc^  bleich  unb 
3itternb  auf  i^r  %ett.  Salb  borouf  lom  bie  Stammerjofe  su  i^r  hinein  unb  fragte,  wa^ 
i^r  fe^Ie.  2He  Oefeafc^aftdbome  antwortete:  ^3c^  fa^  . . ."  3n  bemfeC&en  SUigenblic!  rief 
bie  3ofe:  ^3«^  i«^  f<^  ^^  •  •  •"  @ic  Ratten  beibe  badfclbe  ®eftc^t  gehabt,  ba«  fie  mw^ 
benfelben  ^enb  bem  $au9§erm  erjd^lten.  tiefer  forgte  natürlich  baför,  ba^  feine  "S^au  nic^td 
baoon  3u  n)iffen  belam;  bed  ^lad^t^  aber  würbe  biefe  !ran!  unb  ftorb  ac^t  £age  na($^er. 

Ob  bie  beiben  tarnen  mirüic^  badfe(be  ©eftc^t  gehabt  ^obtn,  erfc^eint  boc^  fe^  smetfel^ 
fyx^;  in  jebem  (^e  §aben  mir  feine  Garantie  bafür,  ba^  bie  eine  i^re  ©rjd^fung  nic^t 
na^  ber  ber  anberen  ergdnjt  ^at.  ^er  ^ien>on  abgefe^en,  ift  nic^t  viel  8emer!en8merteg 
an  ber  ©ef^ic^te.  ^a^  fie  i^re  ©ebieterin  im  ©efedf^aftdon^ug  fe^en,  ift  bo4  ein  du^erft 
aroeifeD^afted  SJorseit^en  bed  Xobe«;  ein  Xoten^emb  märe  beutlic^er  geroefen.  3)a«  ®ansc 
f^eint  ein  sufdSiged  3ufammentreffen  oerfc^iebener  Umftdnbe  gemefen  5u  fein,  morauf  it^ 
§ier  nit^t  nd^er  eingebe;  im  legten  2:eil  meiner  Arbeit  merbe  ic^  ben  9Bert  berartiger  $e^ 
richte  genauer  prüfen. 

$orft  giebt,  mie  gefagt,  feine  @rf(drungen  biefer  ^^omene;  er  teilt  nur  mit, 
ba^  man  bei  ben  fc^ottifc^en  ^eUfe^em  unb  auc^  bei  anberen  beobachtet  ^ot,  mie  bie 
Slugen,  folange  bad  @efi($t  bauert,  ftarr  unb  unbemeglic^  ftnb,  unb  ho^  ber  Se^er  in 
biefem  3uftanbe  (ei^t  einer  D^nmac^t  audgefe^t  ift,  menn  er  plö^üc^  oon  einem  ftarfen 
Sinnedreij  betroffen  wirb.  2)ie«  beutet  feiner  Anfügt  nat^  auf  einen  franf^aften  fomnam* 
bulen  3uf^n^  i^T^f  morin  bie  Srfidrung  oteUeic^t  gefuc^t  werben  fönne.  ^orftS  5loEege,  ber 
^t  unb  $^i(ofo|)^  (^rl  SCuguft  oon  d^d^tnmw^tx ,  betrachtet  bie  ^inge  jeboc^  nic^  fo 
nüchtern.  (Sr  erftdrt  gerabesu,  ba(  biefe  (^aht  ber  Segnungen  ftc§  nur  burc^  SCnno^e 
oon  (Sc^ujgeiftem  erftdren  laffe,  bie  bei  bem  ©e^er  ba«  ©efic^t  ^eroorrufen.  3)ht  biefer 
d^ldrung  greift  ©fc^enma^er  einer  mobemen  fpiritiftifc^en  ^^eorie  oor.  9loc^  merhoftrbiger 
ift  e«  aUerbing«,  ba^  er,  ein  ^rofeffor  ber  ^^ilofop^ie  bed  19.  Sa^r^unbert« ,  nic^t  über 
ben  ©tanbpunft  unferer  alten  germanifc^en  $orfa^ren  ^inaudgefommen  ift;  benn  ouc^  fte 
erfidrten  aße  berartigcn  Öeftc^te  mit  §ilfe  oon  8c^utgeiftem  cg^tgjar,  oergl.  ©.  6ö). 

aOBir  ^aben  gefeiten,  role  ©roebenbotfl  bie  Seigre  oon  ber  vye^\tU 
fettigen  SSerbinbung  }toifd^en  ber  SRenf^em  unb  ber  ©eiflenoelt  enttoideU^ 
unb  n)ie  bie  ^neumatologen  bie  ^eDfel^erei  unb  ein  fo  mobemdS  ^^änomen 
nne  bie  ©eiflermaterialifationen  in  biefe  Aategorie  mit  ^ineii^ogen.  hiermit 
ftnb  )ebo$  feinei^n)egiS  ade  fpiritifUf^en  ^^eorieen  unb  Erfahrungen  erfd^öpft. 
6i8  fel^It  no^  bie  grofee  ©ruppe  ber  p^pfifalif(|en  5ß^änomene,  benen  jum 
grofecn  %dl  ber  ©piritiiSmuÄ  feine  enorme  SBerbreitung  unb  S3ebeutung  oer^ 
bantt.  Oben  ifi  fd^on  ermähnt  morben^  ba^  biefe  @rfc^einungen  in  älterer  3^ 
in  (Suropa  mol^l  belannt  toaren;  ^orfl  ^otte^  toenn  er  fte  nid^t  onberdmo  ge^ 
funben  ^ätte,  aM  ben  9lftenflfld(en  ber  £)e£enpro}effe  jol^lreid^e  Sendete  ber« 
artiger  ^^änomene  fammetn  fönnen.  älber  bie  ^neumototogen  brattd^ten  ^i) 
nid^t  mit  gefd^ic^tUd^en  3^ugnif[en  }u  begnügen;  fte  Ratten  ein  SRebium  )u 
il^rer  auÄfc^lie^lid^en  Verfügung,  gtieberife  S^uffe,  geborene  SBanner, 


S)ie  Seherin  oon  ^reoorft.  227 


bie  üiellei^t  bc^  bebcutenbfle  SWebium  unfereiS  3a^rl^unbert«  gewefen  iji  ©ic 
toor  ^eDfel^enb^  foiool^I  in  99e}ug  auf  bie  Bu'^nft  <^i^  <^uf  ^i^  el^erne^  l^atte 
fortod^enb  Umgang  mit  ©eiflem^  fprad^  unb  f^rieb  mebiumiftifd^  unb  rief 
an  oQen  möglichen  leblofen  ©egenßanben  felbßänbige  äSeroegungen  ^eroor; 
htrj:  fte  war  ein  Unit)erfalmebium. 

3n)ei  So^te  long  ^ielt  fte  ftc^  bei  bem  (elonnten  Strste  ^nbread  ^uftinud  jternei: 
(1786 — 1862)  in  2öein«Berg  auf.  Äemer  führte  forgfältig  33u(^  über  bie  merftöürbigen 
^^fttumtene,  luelc^e  ftc^  toä^renb  i^red  ^ufent^oltd  bafel5ft  geigten;  oufterbem  es|)erimen« 
tiette  er  oiel  mit  il^r.  2)ie  Jlnjo^I  ber  ^(Seancen"  —  um  biefen  mobernen  ÄuöbrudC  ju 
gebtauc^n  —  foK  ein  paar  ^aufenb  betragen  ^aben.  SOIed,  mai^  er  hierbei  mo^rno^m, 
fammelte  er  in  feinem  grofien  9BerIe:  ^^ie  @e^erin  von  ^reoorft''  Stuttgart  1829.  tiefem 
fonberboren  Suc^e  ift  bie  noc^folgenbe  lurs  gefafite  Sc^ilberung  bed  2tUni  unb  ber  $8ir!» 
famleit  ber  Seherin  entnomxMn, 

grieberile  SBanner  ift  1801  in  bem  Keinen  öergborfe  ^reoorfk  in  SBürttemberg  ge« 
boren.  SBie  alle  Sergbemo^ner  ift  bad  Soll  |ier  fräftig;  bie  meifien  erreichen  ein  ^o§ed 
9tter,  o§ne  iemald  eigentlich  !ranl  gemefen  su  fein,  ^ie  Jlranl^eiten,  n)el(^e  in  ben 
X^txn  allgemein  finb,  feigen  flc^  ^ier  feiten,  bogegen  treten  oielfac^  fc^on  oon  jtinb§eit 
an  nerodfe  (Shrfranhtngen  auf.  8o  ift  in  ber  Umgegenb  oon  ^reoorft  eine  bem  Seitdtanse 
ö^nlic^e  5tran!^eit  epibemifc^  bei  ben  5tinbem,  bie  alle  gleichzeitig  oon  berfelben  ergriffen 
»erben,  grrieberile  äBonner,  bie  ald  jtinb  ungemein  frAftig  geioefen  ju  fein  fc^eint,  ^at 
an  biefen  neroöfen  älnfdllen  nic^t  gelitten;  xDof)l  aber  führte  bie  ®infam!eit  ber  @egenb 
unb  ber  SRangel  cm  genügenber  Sefc^ftigung  baau,  ba(  fte  frü^  in  ftc§  oerfc^loffen 
würbe  unb  3U  Grübeleien  neigte.  @ie  fing  nun  fc^on  an,  §ellfe^enb  ju  merben,  menig« 
ftend  in  i^ren  2:rdumen,  unb  ald  fle  fpOter  in9  ^au^  ber  %ofieltem  in  Söroenfiein  anbert^ 
fyOb  aReilen  oon  ^reoorfk,  fam,  fo^  pe  auc§  ©efpenfter.  3m  2llter  oon  ungefdl^r  17  Sauren 
lehrte  fle  ind  @ltem^au8  )urücf  unb  imat  juerft  nac^  ^reoorft,  fpAter  nac^  Oberftenfelb/  mo^in 
ber  Sater,  ein  gorftmann,  oerfe^t  würbe.  aSft^renb  ber  langwierigen  ÄranJ^eit  i^rer  Altern, 
bie  oiele  Sorge  unb  oiel  92ac^twac^en  mit  fic^  brachte,  entwictelte  flc^  i^r  ©efü^ldleben  fort- 
wd^renb  in  franl^fter  SBeife;  fte  oerfanf  immer  me^r  in  ftc^  felbft.  1821  heiratete  fte 
einen  Itoufmamt  $auffe  oon  itämbac^,  unb  oon  biefem  älugenblide  an  ftanb  i^r  2zb^n  in 
einem  biometralen  ©egenfa^  ju  bem  früheren,  jtümbac^  liegt  tief  in  einem  oon 
Bergen  eingeengten  ^^ale;  bie  llimatifc^en  Ser^Altniffe  waren  ^ier  gonj  anberer  9lrt,  ald 
fle  fic  früher  gewohnt  gewefen  war.  SBcit  fc^limmer  war  e3  jeboc^,  baft  fte  al«  ©attin 
eined  (Sefc^ftftdmanned  gezwungen  war,  ein  grofied  ipaud  ju  machen,  w&^renb  fte  früher 
nur  bie  @infamleit  gelaunt  ^otte.  ©ie  mujte  fic^  beÄ^alb  in  §o^em  ®rabe  Gewalt  an^: 
t^un,  um  ftc^  freunblic^  unb  cntgegcnfommenb  ju  jeigen.  Sänger  ald  fieben  aWonatc  ^iclt 
fte  biefed  2ehen  jeboc^  nic^t  aui,  im  Slnfange  bed  ga^ed  1822  ^atte  fte  nac^  einem  nftc^t^ 
lic^n  a:raume  einen  heftigen  ^^ftcrifc^en  Anfall  mit  furchtbaren  Ärämpfen.  ®ine  burc^^ 
ou«  oer!e§rte  öe^anblung  oon  2)orfc^irurgen  unb  fingen  SBeibem  jerftörte  i^re  Äörper? 
froft  noc^  me^;  fte  würbe  j.  33.  im  Saufe  einer  furjen  S^^  32  mal  ju  Stoer  gelaffen. 
Xa  ^ierburc^  leine  Befferung  eintrat,  rief  man  enblic^  einen  orbentlic^en  9lr)t  §in)u,  ber 
fte  fuggefHo  burc^  mapetifc^ed  Streichen  be^anbelte.  ^ied  ^alf  etwaig,  boc^  würbe  fte  hti 
weitem  nic^t  geseilt. 

93ir  übergeben  nun  i^r  2tbtn  in  ben  folgenben  oier  3<^^n,  in  benen  fle  ftc$  ab^ 
wec^felnb  in  i^rem  $eim,  bei  ben  (Sltem  in  Oberftenfelb  unb  in  einem  Sabe  in  Söwen:^ 
ftdn  auffielt.  9ln  aQen  biefen  Orten  würbe  fte  oon  Slersten  mit  SXapetidmud  unb  oon 
©erfc^iebenen  Duacffalbem  mtt  Slmuletten  unb  ©9m|)at^iemitteln  be^anbeli  3«  ^^efen 
3a^ren  be(am  fle  auc$  jwei  5tinber,  oon  welchen  bad  Altefte  balb  ftarb.  älKed  biefed  be« 
wirfte  eine  immer  ftftrfer  werbenbe  pf9c^ifc§e  Störung  bei  i^r;  fte  fa^  ftet«  Geifler,  unb 


228  ^^  Sorgefc^ic^te  bed  mobemen  @piriti$nmd. 

i^re  §cllfc^erei  cntioicfeUe  fic§  immer  me^r.  Ucöer  biefe  ^cnobc  tt^lt  Äcmer  folgenbe 
(^el^etten: 

„Um  biefe  3eit  füllte  fie,  baj  alle  JCbenb  ficben  U^r,  peben  ^ge  lang,  ein 
nur  oon  i^r  gefe^ener  ©eifl  fle  magnetifterte.  ®«  geft^o^  mit  brei  gingcm,  bie  bcr  ®etft 
g(ei($  Strahlen  ausbreitete,  ^e  ^tri^e  gingen  meifi  nur  M  jur  ^ersgrube.  Sie  er« 
fannte  in  biefer  geiftigen  (S^eftaU  i^re  ©rofimutter.  ®ine  unbegreif U^e ,  aber  von  otelen 
ehrbaren  Qeu^tn  beglaubigte  Xf)(ä\a^t  ip,  baf;  i^r  wä^renb  biefer  Qeit  2)inge,  beren 
lAngere  8erü§rung  i^r  fc^dblic^  maren,  mie  oon  einer  unftc^tbaren  $anb  weggenommen 
mürben.  3Äan  fa^  folt^e  ©egenfiänbe,  j.  ©.  fe^r  oft  ben  filbemen  Söffet,  au«  i^rer  §anb 
in  jiemfic^er  totfernung  oon  i^r  auf  ben  a:ctter  gelegt  werben,  o^ne  bafi  fte  wie  geworfen 
fielen,  fte  gingen  gonj  longfam  burc^  bie  Suft,  ald  trüge  f^e  eine  unfic^tbare  £>anb  bo^tn, 
wo^in  fle  gehörten." 

aOBeiter  f)^t  e«  oon  i^r,  bafi  fit^  bie  &abt  ber  ^ellfe^erei  in  biefer  S^  befonber« 
bei  i^r  jeigte.  3n  ®la«  unb  Spiegeln  fa^  fie  3)inge,  welche  an  weit  entfernten  Orten 
oor  fl($  gingen.  So  befc^rieb  fte  fe^r  genau  ein  ^^rwer!,  bie  barin  ft^enben  SRenfc^en, 
bie  grarbe  ber  ^ferbe  u.  f.  w.,  unb  ein^  ^albe  Stunbe  nac^^er  roQte  ein  folc^ed  gu^rwert 
wir((i($  am  ^fe  oorbei.  Xvoii  regelmäßiger  Ar^tli^er  ©e^anblung  unb  oorttberge^enber 
©efferungen  würbe  i^r  3uftanb  im  ganaen  nic^t  oie(  günftiger,  mm  ging  bed^a(b  wieberum 
fort  oon  ben  Slerjten  unb  fuc^te  3"P"<^*  ^«  DuadCfalbem  ber  niebrigften  Art.  311«  i^r 
SWann  jejt  i§re  SilüÄe^r  wünfc^te  unb  fte  wirflic^  baau  öberrebete,  oerfc^limmerte  fit^  i§r  3u« 
ftanb  noc^  me^r.  3u  i^ren  früheren  l^ranl^eiten  !amen  nun  noc^  ©lutfluß,  Storbut  unb 
bergleic^en.  3*4*  mürben  bie  Sterjte  auf«  neue  fonfuttiert,  unb  e«  würbe  faft  gegen 
jtemerd  SßiKen  befc^loffen,  baß  fte  ftc^  in  feine  itur  nac^  SBeindberg  begeben  follte.  Son 
i^cm  SwftoJ^«  5"  ^M^f  3^  erjd^It  Äemer: 

,,^au  $.  lam  am  25.  Slooember  1826  ^ier  an,  ein  9tQ>  bed  Sobe«,  oöUig  oer» 
je^rt,  ftc^  9U  f)^tn  unb  ju  legen  unfähig.  9tUe  3  bid  4  Mnuten  tm^it  i^r  zin  Löffel 
Suppe  gereicht  werben,  ben  fte  oft  nic^t  oerfc^Iingen  lonnte,  fonbem  nur  in  ben  ^Kunb 
na^m  unb  wieber  audfpie.  äteic^te  man  i^  i§n  nic^t,  fo  oerfiel  fte  in  O^nmac^t  ober 
Starrlrampf.  34r  3<^^nf[^f(^  ^^  ^^^  f!orbutif($  gefc^woQen,  immer  blutenb,  i^re  3^^^ 
waren  i^r  alle  au«  bem  Mvmht  gefallen,  jtrömpfe,  fomnambuler  3ufUmb,  wec^felten  mit 
einem  mit  Stoc^tfc^weißen  unb  blutigen  ^ur^fAQen  oerbunbenen  gieber.  ^ehtn  Hbenb 
um  7  Ubr  oerpel  fic  in  magnetifc^en  Schlaf.  SU«  fie  am  erften  3lbenb  i^rer  Slnfunft  in 
biefen  Schlaf  verfiel,  begehrte  fte  nac^  mir,  ic^  aber  ließ  i^r  fagen,  baß  i(^  je|t  unb  in 
3u!unft  mit  i^r  nur  xoad^  fprec^en  werbe. 

Sil«  fte  wac^  war,  ging  ic^  ^u  i^r  unb  erflärte  i^r  fürs  unb  emft:  baß  idf  auf 
bo«,  wa«  fte  im  Schlafe  fpre(^e,  feine  9tft(tft($t  ne§me,  baß  i^  gar  nic^t  xoi^zn  wolle, 
wa«  fte  ba  fprec^e,  unb  baß  i^r  fomnambule«  äßefen,  ba«  nun  ium  3<^mmer  i^rer  $er$ 
wänbten  fc^on  fo  lange  anbauere,  enblic^  auf^ren  muffe.  iDiefe  Eröffnung  begleitete  i^ 
no($  mit  einigen  allerbing«  emften  SluSbrüden:  benn  e«  war  mein  S^orfaf,  bur(^  eine 
emfte  pf9(^ifc^e  Se^anblung  unb  baburc^  auc§  burc^  ^eroorrufung  eine«  feften  SSHllen«  in 
i^r  oom  @el|ime  au«  ba«  oorwiegenbe  2ebm  i^re«  8au($f9ftem«  su  unterbrücten." 

tiefer  gewiß  ooUftönbig  richtige  $lan  mißglücfte  jeboc^  gan). 

,,®«  war  5ur  $eilung«weife,  bie  ic^  einfc^lagen  wollte,  ju  fpftt.  ^urc^  bie  frühem 
magnetifc^en  @inwir!ungen  oerfc^iebener  Slrt  war  i^rem  92en)enleben  eine  )u  ungewb^m 
lic^c,  entgegcngefe^te  SHc^tung  gegeben  worben,  fte  ^atte  fein  2tbtn  me^r,  ba«  au«  ber 
l^raft  ber  Organe  gefc^öpft  würbe;  fte  fonnte  nic^t  me^r  anber«  ol«  oon  entlehntem 
2tbtn,  oon  ber  9ieroenfraft  anberer,  oon  magnctifc^en  ©inflüffen,  leben,  wie  fte  offenbar 

lange  nur  lebte Sic  war  in  einem  fo   tiefen  fomnambulen  Seben,  baß  fte  — 

wie  man  no(^  fpäter  jur  ©cwiß^eit  erfuhr  —  nie  im  wachen  3wPö>^c  w^r,  wenn  fte 
bie«  au(^  ^u  fein  fc^ien." 


S)te  @c^crin  oon  ^reootft.  229 

jtemer  fol^  ftc^  ba^er  genötigt,  nur  um  fte  am  Se5en  ju  tx^alUn,  eine  neue  ^^p^s 
notifc^e  ^e^onblung  onatnoenben.  ^a  biefe  regelmäßig  burc^gefft^rt  unb  oon  einem  fo 
tüchtigen  SCrate,  mt  jtemer  eg  roar,  geleitet  mürbe,  fo  fom  bie  Patientin  aUmd^Iic^  wieber 
pi  jtröften,  unb  bie  mebiumifKfc^en  ^^ftnomene  traten  mit  einer  erftaunlic^en  ^äufigleit 
unb  @tftr!e  ^eroor.  gc^  ü6erget|e  ^er  aSe  bie  ®rf($einungen,  bie  nHr  fc^on  von  ©weben:: 
borg  §er  !ennen,  ^i^ererfc^einungen  unb  ^rop^e^eiungen,  meldte  genau  fontroEiert 
würben  unb  na^  jtemerd  ^el^au))iung  immer  eintrafen,  fßon  gröfierem  3ni^^^  fi^^  und 
i^  ^ou  ^auffed  S^ir!fam!eit  M  SRebium  in  onberer  ^e^ie^ung.  @c^on  früher  fxnh 
einige  ^eifpiele  oon  ben  merfroürbigen  p^^füalifc^en  ^^änomenen,  welche  fic^  in  il^rer  ©egen* 
nmrt  ereigneten,  enod^nt  woi^>en.  ©tmad  äle^nlic^ed  gefc^a^  auc^  in  jtemerd  ^aud;  er 
erjü^tt  baoon: 

„^eühd  7  U^r  am  6.  Dftober  1827,  atö  ic^  unb  einige  anbere  ^erfonen  bei  grau 
$.  im  3iinmer  waren,  ging  auf  einmal  bie  3^fire  beiS  S^oraimmerd  oon  felbjl  auf  unb 
wieber  su.  Sßir  fa^en  fogleid^  nac^,  aber  ed  war  nirgenbd  ein  3Renfd^  ju  fe^en,  ber  bied 
^ötte  t§un  fönnen.  Äurje  Stit  barauf  §örte  man  in  ber  £uft  bed  3»""«^/  w  ^«w  wir 
waren,  gans  beutlic^  eigene  metaSifc^e,  faft  melobifd^e  %'6ne,  bie  einige  Slinuten  anbaue 
erten,  ed  würbe  aber  leine  (Srfc^einung  erblictt.  9tm  7.  ^alb  12  U^r  morgend  ^5rte  man 
wieber  bie  gleid^en  Xöne  in  ber  iSuft  bed  ^immtt^,  unb  grau  $.  fa^  balb  barauf  bie 
^eifiergeftalt  einer  grau  an  ber  offenen  %^üu,  bie  oom  SSoraimmer  in  i^r  3itw»nw  führte, 
DorüBergeJ^en." 

9Ud  ipeilmebium  fpielte  grau  $.  auc^  eine  ^eroorrergenbe  SioSe.  3m  fomnambulen 
3uftanbe  gab  fte  an,  wad  nic^t  aUein  mit  i^r,  fonbem  auc^  mit  anberen  ^erfonen,  bie 
fte  um  Siai  fragten,  gefc^e^en  foQe;  in  mehreren  gäUen  ^atte  fte  biefe  ^erfonen  nic^t 
einmal  gefe^en,  fonbem  nur  bie  öefc^reibung  i^red  3«fka»^«ö  oemommen.  Äemer  fü^rt 
mehrere  Seifpiele  oon  ^öc^ft  mpftifc^en  jturen  an,  bie  nac^  ber  SCnweifung  ber  ©e^erin 
oudgeffl^rt  würben  unb  wir!li($  auc^  juin  gewünfc^ten  9lefultat  führten.  2)a  fte  faft  aud« 
f(^teßß(^  Slmulette  oerorbnete,  fo  ift  ed  nid^t  fc^wierig  au  fe^en,  worin  bad  (S^e^eimnid 
ber  ^eilfraft  in  biefen  gAEen  lag. 

IDie  mobernen  Schreib«  unb  ©prac^mebien  bebienen  fic^  o^ne  Studna^me  f olc^er  Spra^: 
d^,  wel^e  entweber  no4  gefprod^en  werben  ober  boc^  gefproc^en  worben  ftnb.  Oft  aie^en 
fte  ed  freiließ  oor,  i^re  9RitteiIungen  in  einer  ©proc^e  au  machen,  bie  weber  fte,  no4  i^e 
Umgebung  !ennt;  aber  biefe  ©prad^e  wirb  immer  für  irgenb  eine  lebenbe  ober  tote  au^ 
gegeben.  3n  biefen  fünften  war  bie  @e^erin  tion  ^reoorft  i^ren  je^igen  JbEegen  inbed 
bebeutenb  ooraud;  fte  f^rieb  unb  fproc^  gewb^nlic^  in  ^(udbrüden,  bie  fle  i^re  „innere 
Sprotte"  namdz,  uttb  tion  ber  fte  be^uptete,  baß  ed  bie  befonbere  ©prac^e  ber  ©eifter 
fei.    Äemer  fagt  im  ootten  QknfU: 

„<3pra(^fenner  fanben  in  biefer  Sprache  auc^  wir!lic^  ^ie  unb  ba  ben  loptifc^en, 
orabifc^en  unb  ^ebrdifc^en  äBorten  d^ntid^e  Sporte.  @o  gebrauchte  fle  fttr  $anb  ben  älud- 
bnu!  9jat.  Si,  ober  oielme^r  pi,  ift  aber  im  jtoptifc^en,  Slttttgpptifc^en  ber  9lrtile(  ber, 
bie,  bad.  got  ifl  ^ebräifc^  unb  §eißt  $anb.  ^er  nämlid^  gaS  fc^eint  mit  pi  iogi,  ©c^afe, 
SU  fein." 

^efe  SDörter  foQ  fle  gana  lonfequent  gebraucht  ^aben,  fo  baß  i^  Umgebung  fte 
)tt(ett  oerftanb,  wenn  fle  fo  fprad^.  Sie  fc^rieb  aud^  in  biefer  8prad^  unb  gebrauchte 
bann  nic^  bie  gew&^Kd^  SSud^ftaben,  fonbem  ebenfadd  felbfterfunbene  Sc^riftaeic^en. 
2)tefe  S^^^  waren  i^oc^  aud^  nur  teilweife  aud  Suc^ftaben  aufammengefe^t;  biefelben 
SBdrter  würben  oft  auf  oerfc^ebene  SBeife  gefc^rieben,  fo  baß  nur  fte  aOein  ed  lefen 
lonnte.  jtemer  q,l(mbU  bamald  (eiber  fo  blinb  an  fte,  baß  er  offenbar  gar  nic^  unter* 
fu(^,  ob  fte  auc^  lu  oerfc^ebenen  3^^^  biefelben  3^^^^  in  berfelben  äBeife  (ad.  SRan 
ifl  ftc^Iic^  berec^gt,  einen  gewiffen  S^^^^  ^edlber  au  ^gen. 

Son  ad  ben  tnelen  t^eoretifd^^mpfüfc^n  3Rittei(ungen   über  bie  9k(torbitung, 


230  ^«  Sntfike^ung  bed  @ptnttdmu8  in  älmerifd. 

toelc^e  bie  ©ej^etin  gemacht  §at,  ift  nur  eine  etnaige  bet  (Snoö^nung  wert,  »eil  fte  einer 
mobemen  fpiritifUfc^en  ^eorie  oorgreift,  welche  bie  p§9fifaUf(^en  SRanifeflationen  ber 
3Webien  erlldren  fott.  @ie  fagt: 

„2)ur(§  ben  Sleroengeifl  ift  bie  6ee(e  mit  bem  Seibe  unb  ber  Seib  mit  ber  SBelt 
oerbunben.  JHefcr  9ilert)engeift  ge^t  mit  ber  @eele  nac^  bem  Zohc  über  unb  ift  unjer^ 
ftörbor.  ^urc^  i^n  bilbet  bie  6ee(e  eine  ät^erifc^  ^fiOe  um  ben  (Steift.  ®r  ift  nac^  bem 
^obe  no($  eined  äBa^dtumed  f A^ig,  unb  burd^  i§n  bringen  bie  ^eifter  bed  S^^ifc^enrei^e^, 
in  Serbinbung  mit  einem  befonbem  Stoffe,  ben  er  au«  ber  Suft  onjiei^t,  Xöne  ^eroor, 
burc^  bie  fie  ftc^  ben  9Renf(^en  prbar  machen  !5nnen,  auc^  ftnb  fie  burc^  i^n  imfianbe, 
bie  @(^n)er!raft  in  ben  jlörpem  aufsu^eben,  fo  bo^  fte  alfo  folc^e  oon  ber  Stelle  lu  rüden 
ober  3u  ^ebtn,  lu  werfen  u.  f.  n).  fä^ig  ftnb,  auc^  oermdgen  fte  burc^  i^n  ft(^  bem 
SD'Ienfc^en  fühlbar  su  moc^en.  ®in  3Renf(^,  ber  in  einem  gans  reinen,  feiigen  3uf^<t^^ 
ftirbt,  bod  aber  nur  wenigen  äRenfc^en  wirb,  nimmt  biefen  9{en>engeift  nic^t  mit  hinüber. 
Selige  ^eifter,  benen  biefer  9{eroengeifi  nic^t  atüßn^i,  lönnen  ftc^  nic^t  ^rbar  m(u!^n, 
fpu!en  nic^t.  Unfelige  ®eifter  ftnb  bie«  am  mciften  ju  t^un  fä^ig.* 

^er  moberne  Spirtti^mud  ^ot  !aum  eine  einzige  ^otfoc^e  ober  2;^eorie,  welche 
in  ber  beutfc^en  ^neumotologie  nic^t  beutlic^  oudgefproc^en  war,  noc^bem  biefe  i^re  le^te 
Sludbilbung  burd^  bie  Seherin  oon  ^reoorft  erhalten  ^atte. 


5ic  (Ätti^e^ttttö  &e$  Spixitismus  in  Ämerifta. 
Jlnbrero  JaAfon  Bauiei^ 

l^nbrew  ^ad]on  3)aoi8,  ber  ^Swebenborg  ber  neuen  SBelf,  wie  man  i^n  ni«^ 
mit  Unrecht  genannt  ^ai,  würbe  am  11.  Äuguft  1826  auf  einer  flcinen  garm  in  ©loo^ 
ming:«(Sh:ot)e,  in  ber  ^raffc^aft  Drange  im  Staate  9lew$3)or!,  geboren.  Sein  ©Item^ou«  war 
dufterft  armfelig.  Sein  SSater  war  ein  trunffüc^tiger  glitffc^ufter,  bie  aWuttcr  eine  fe§r 
religidfe  unb  feinfü^lenbe  %vm,  bie  ftc^  mit  großer  3^tli($!eit  be«  fd^wdd^lic^en  unb  um 
gelehrigen  jlinbe«  annahm;  fte  war  übrigen«  nerob«  unb  ^eQfe^enb,  fo  ba^  ber  jimge 
^aoi«  fowo^l  oöterlic^er^  al«  mütterlic^erfeit«  erblich  belaftet  unb  inm  Somnambuli«mu« 
bidponiert  war.  2)iefe  Einlagen  würben  nun  in  ^o^em  ®rabe  baburc^  eniwictelt,  ba$  bo« 
jlinb  fx^  ftet«  unter  ber  Slufftc^t  ber  aberglöubifc^en  unb  überfpannten  9<httter  befanb; 
feine  ^^antafte  unb  fein  ®efü^I«leben  erhielten  auf  foM^e  Sßeife  beftftnbig  ntm  S^a^rung, 
wd^renb  er  fonft  fo  weit  jurüct  war,  ba(  er  erft  im  sehnten  ^^xe  in  bie  Schule  gefanbt 
werben  lonnte.  älber  fc^on  nac^  einem  ^a^xt,  e^e  er  ftc^  bie  erflen  ^nfangdgrünbe  ange« 
eignet  ^tte,  IJörte  ber  Sc§ulunterri($t  auf.  (Sr  arbeitete  nun  juerft  in  einer  ®9p«mü^le, 
ff>äter  bei  einem  ^or^ämer,  geigte  ftc^  jeboc^  ^u  fc^wäc^lic^  unb  ungefc^icft  ba)u.  ^ne 
fe§r  religiöfe  garmer^witwe  na^  i^n  nun  al«  Schafhirten  cm.  SJon  i^r  würbe  er  jum 
eifrigen  Stubium  be«  Äatec^iSmu«  unb  jum  Äirc^enbefuc^  angehalten,  unb  infolge  ber 
^ierburc^  oeranla^ten  religibfen  Grübeleien  befam  er  Siftonen  im  fomnambulen  3ufianbe. 
9lc^t  92äc§te  ^intereinanber  wanbelte  er  im  Schlafe  um^er  unb  verfertigte  ein  ©emölbe 
oom  Garten  (Sben,  wie  biefer  fic^  i^m  im  Schlafe  seigte.  92ac^  me^rfac^em  SS^et^fel  feine« 
33erufe«  würbe  er  wieber  Äaufmann«le§rling  unb  erhielt  nun  Gelegenheit,  ia  einer  Äbenb« 
fc^ule  ben  äRängeln  feiner  Sc^ulbilbung  abau^elfen.  ^n  biefer  3^/  ^^  Sc^luffe  be« 
So^re«  1848,  trat  ein  großer  SBenbepunft  in  2)aoi«'  fieben  ein.  Qtx  geriet  in  bie  ipdnbe 
eine«  SJ^agnetifeur«,  äRr.  Seoingfton,  welcher  in  bem  abnorm  veranlagten  j^naben  ein 
au«gc5ci($nete«  SWcbium  für  feine  ©jperimente  f anb ;  unter  biefer  Se^anblung  entwideltcn 


9(nbten)  ^actfon  iDaoid.  231 


fu^  bie  ahtormen  flogen  bed  jtnoben  Au^etft  fc^neU.  gm  fomnambulen  guftonbe  f^aüt 
Üxxoii  eine  93ifu>n  nac^  ber  onbem;  befonbecd  oiel  oerfe^rte  er  mit  ben  ©eiftem 
@alend  unb  @ioeben6otgd.  Seine  ^edfe^etei  erftrecfte  ftc^  lu  biefer  3^ii  ^ouptfttc^lic^  auf 
bie  9e^anb(ung  von  5(ranfen ;  er  würbe  ein  ipeilmebium,  inbem  er  im  fomnambulen  3u« 
ftanb  bie  jtronf^eit  ber  ^aitenten/  foroie  Wüel  gegen  biefelbe  angab.  Einige  3a^re  lang 
sog  er  nun  al8  ^eilmebium  mit  SÄr.  £et)ing<bn  unb  einem  (SeiftKc^en,  SRr.  Srnit^,  au« 
fommen  in  SCmerifa  um^er;  feine  oielen  ^eiftunben  henuiiit  er  ^um  eifrigen  Stubium 
namentlich  mebijinifc^er  unb  naturroiffenfc^aftlic^er  ©c^riften^  ber  mpftifc^en  SBerle  @n)e« 
benborgd  u.  f.  xo. 

3m  aXai  1845  ^ait^  ^aoid  eine  9iei^e  oon  Siflonen,  in  welchen  i^m  ^.aufierorbent« 
lic^e  Offenbarungen"  gegeben  würben  mit  bem  Sefe^le^  biefelben  ium  augen5(i(t(i(^en  unb 
Sufünfügen  äBo^Ie  ber  9Renf($^eit  belannt  su  mad^en.  @r  lie^  fic^  nun  in  ^lew^^orf 
nieber  unb  biftierte  §ier  im  fomnambulen  3uftanbe  eine  ooUftftnbige  9latur«  unb  ®eifter$ 
p^Uofop^ie.  ^efe  Arbeit  bauerte  ^wei  3<^re,  unb  fo  entftanb  ^ooid'  erfted  unb  bebeutenbfied 
fßer!:  „The  principles  of  nature,  her  divine  relevationa,  and  a  voice  to  mankind". 
^ie  ©ebonlen,  roel^e  in  biefer  fonberbaren  @(^rift  niebergelegt  flnb,  fanben  oielen 
3Biberf|)ru($,  perfc^afften  i^m  aber  auc^  eine  Sd^ar  begeifterter  äln^Anger,  weld^e  bie  neue 
^^ilofop^e  ober  gana  3(merila  verbreiteten. 

Xami  toat  nun  ein  belannter  3Rann  geworben.  3m  3<^re  1850  würbe  er  nac^ 
@tratforb  gerufen,  um  fein  Urteil  über  bie  bort  oorgefaHenen  @pulgefc^id^ten  abiugeben. 
3ur  3üifIIärung  berfelben  f(^eb  er  fein  eigentliche^  fpiritifhfc^ed  SBerf:  „The  philosophy 
of  Spiritual  intercourse^.  @r  itbU  nun  ttxli  hwaon,  ba|  er  um^erreifte  unb  93or(efungen 
über  feine  ^^ilofop^ie  ^ielt,  teild  baoon,  bag  er  Slebalteur  oerfc^iebener  fpiritiftifc^er 
3eitfc^riften  würbe,  ©eine  ©runbgebonfen  arbeitete  er  bann  weiter  in  bem  SHefenwerf :  „The 
great  harmonia"  1850—60  in  fec^^  grofien  ÖÄnben  aug.  ®r  war  breimal  »erheiratet  unb 
erhielt  jebenfaHd  mit  einer  feiner  gtauen  ein  nic^t  unbebeutenbed  Vermögen.  ®r  fc^rieb 
noc^  oerfdjiebene  onbere  ©c^rifteu/  eine  Slutobiograp^ie,  „the  magic  stafiF",  unb  ocr* 
fc^iebene  Bücher  über  5(inberer3ie^ung.  1884  würbe  er  oom  SRebiainadoQegium  ber  93er« 
einigten  Staaten  jum  ^oftor  ber  9Rebi}in  unb  9(nt^ropologie  ernannt.  ®in  3<^r  barauf 
aog  er  fu^  in  ein  ru^igered  2thtn  na^  9lew«3^^9  surüct,  wo  er«  fo  weit  mir  betannt 
ifl«  jet^t  noc^  Uht. 

Son  Xam^^  sa^lreic^en  Schriften  woüen  wir  oorlOufig  nur  bie  erfte  betrachten, 
feine  „Principles  of  nature".  2)iefeÄ  33uc^  fteljt  jwar  nur  in  einem  entfernteren  SJer* 
^ältni«  8u  unferem  eigentlichen  Oegenftanbe,  aber  e«  finben  ftc^  ^ier  boc§  fc^on  bie 
®runbgeban!en  über  ben  3uf^>i^  ^^  BttU  nac^  bem  ^obe,  au$  benen  ^aoid  fpäter  in 
ber  ,,£e^re  oom  5Jerfe^re  mit  ben  ©eiftem"  nur  bie  Äonfequenjcn  ju  sieben  brauchte,  um 
fein  fpiritifKfc^ed  ©9ftem  ooUfkänbig  anÄjubilben.  2)urc^  biefen  inneren  3wfö»«'««'^<^"0 
amifc^en  ben  beiben  Suchern  ift  bie  £e^re,  welche  in  ben  ;,9{aturprin)ipien''  geprebigt  wirb, 
bod  religibfe  unb  9um  2:eil  bad  fojiale  Programm  für  oiele  Spiritiften  geworben.  3)ie 
ungeheure  ^Verbreitung  beS  »uc^ed  —  ed  erlebte  beinahe  40  ftarfe  9luflagen  in  50 
^o^ren.—  jeigt  auc^,  bo^  ed  eine  ^eroorragenbe  StoUe  in  bem  geiftigen  £eben  bed 
mobemen  9Cmeri!ai$  fpielt.  gebenfaüd  ift  ber  weitere  iSerlauf  beS  Spiritismus  o§ne  bie 
itenntnid  biefed  Sucres  unoerftAnblic^. 

^aoiS  war  ^öc^ft  unwiffenb,  als  er  fein  $auptwer!  fc^rieb.  UeberaQ,  wo  ed  ftc^ 
um  pofttioe  aftronomifc^e,  geologifc^e  ober  ^iftorifc^e  5tenntniffe  ^anbelt,  giebt  er  ftd^  bie 
traurigfien  ölbfien.  ®«  ijt  beS^alb  für  einen  einigermaßen  gebilbeten  HRenfc^en  eine  wa^re 
Xortur,  fic^  burc^  bie  erften  2;eile  be«  öuc^e«  ^inburc^juarbeiten.  9lber  ber  britte  2:eil 
„a  voice  to  mankind",  ber  bie  fojialen  SJer^ältniffe  unferer  3^*  be^anbelt,  feffelt  baö 
3ntereffe,  unb  man  fängt  an,  ben  Sinn  beS  äBerleS  su  oerfte^en:  bad  tiefe  SRitleib  bed 
^oletarierünbeS  mit  feinen  Seibendgenoffen,  beren  unglüdlic^e  Sage  er  aud  eigener  (Srf a^rung 


232  ^ie  (Sntfte^ung  be<^  6|nrtti$mud  in  ^merila. 

nur  3U  gut  fennt,  !ommt  ^ier  ju  äßorte.   S^o  2)amg  biefe  %er^(tniffe  be^onbelt,  ergebt 
er  fic^  ju  roirfUt^er  33crebfamfcit. 

^2)ie  Slrmen  fmb  biejenigcn^  bercn  SBünfc^c  unerfüllt  bleiben.  Bo  finb  ftc  elenb 
gemacht,  unb  i^re  (Ssiften)  bleibt  gan)  ungeroOrbigt.  @d  ftnb  biejenigen,  welche  aQen  ^utf 
unb  olle  Seiben  be«  ©e^Ied^t«  ouf  fidj  ^oben,  unb  infolge  i^er  Unwiffen^eit  finb  fie 
gejmungen,  in  fol<$er  Sage  ju  bleiben.  6ie  fönnen  nic^t  mit  bewegenber  ^erebfamleit  bad 
Safter  unb  ha^  (Slenb  borfieEen,  weld^ed  unter  i^nen  l^errfc^t;  fte  fönnen  fi(^  nic^t  Don 
ben  geffeln  befreien,  welche  fie  fetten  unb  jur  @rbe  niebcraie^en.  6ie  !önnen  bem  ©e* 
fftngniffe  be«  ©eftentumä  nic^t  entrinnen,  noc^  i^re  Stimme  gegen  bie  oielen  unmenfc^* 
liefen  93erfa^rung9n)eifen  ergeben,  welche  wiber  fie  eingerichtet  finb.  ^ie  Slrmen  fte^en 
auf  ber  niebrigften  Stufe  in  ber  ©efeUfc^  unb  tragen  ba^er  burc^  ibren  beftdnbigen 
^emerbdfleifi  bie  gro^e  Saft  ber  äBelt,  meiere  auf  i^nen  rui^t.  Sie  ^aben  teine  Sättel, 
um  ftc^  baoon  io^iumad^tn,  noc^  um  für  ficb  felbft  fort^ufc^reiten,  meil  flc^  aUed  i^rem 
gortfc^ritt  miberfe^t  unb  i^r  9luffleigen  Jemmt  ..."*) 

3)at)tö'  gan}ei^  SBerl  fd^eint  nun  auiSf^KeBß^  barauf  angelegt  )U  fein, 
ben  ©tieffinbem  ber  ©efellfd^aft  ben  %xo^  ju  bringen,  ba^  ein  gortfc^ritt 
roirltid^  möglid^,  bafe  Armut  fein  notioenbige»  Uebel  ift.  aber  eine  fiaupt- 
fc^nrierigfeit  begegnet  i^m  l^ier:  S)ie  ^errfd^enbe  9ieIigion  t)ertritt  ben  ent^ 
gegengefe^ten  ©tanbpunft  unb  bel^auptet,  amtut  laffe  ftd^  überhaupt  ni(i^t 
ausrotten,  ^fer  @tein  beiS  älnfbgei^  mug  erfl  entfernt  n^erben,  unb  um 
bidS  )u  t^un,  ge^t  ^cmü  mit  einer  ©rflnblid^teit  )u  SBerl^,  bie  meit  me^r 
germanifd^  ate  eigentßd^  amerifanifd^  iß.  @r  f($reibt  eine  DoDflanbige  Aod^ 
mologie. 

@r  beginnt  fein  18u(^  bamit,  bie  ^ntn)i(flung  ber  äBeltförper  au9  bem  Umebel  $u 
fc^ilbem,  unb  ge^t  bann  ba^u  über,  bie  geologifc^en  {Formationen  ber  ®rbe  unb  bie  ®nii 
fte^ung  unb  ®ntn)ictlung  bed  Sebend  ber  $flan}en  unb  ber  2:iere  ju  bel^anbeln.  gm 
jmeiten  2:eile  befc^dftigt  er  fic^  mit  ber  Urgefc^ic^te  bed  SKenf d^engef c^lec^ted ,  unb  |ier 
interefftert  er  fic§  natürlich  befonber«  für  ben  Urfprung  ber  Sieligionen  unb  unter  biefen 
mieberum  ^auptfäc^lic^  für  bie  biblifc^en  Beeren,  welche  fe^r  fo^gfdltig  burc^enommen 
werben,  ^e  Sibel  fennt  2>(m^  offenbar  burc^  unb  burc^,  aber  bie  l^altblütigfeit,  mit 
ber  er  ^iftorifd^e  „Xf^at^a^tn*'  umformt,  rottin  ed  gilt,  ben  mptl^ologifc^en  (Ebarofter  ber 
9leligionen  nac^sumeifen,  fte^t  gemifi  ein§ig  ba. 

„^tt  ©runb,  n>ei$^alb  i^  beeinbnuft  bin,  über  bie  ,,biblif(^e  ©efc^it^te"  befonberd 
3U  fprec^en,  ift,  weil  aui  i^rem  Sor^anbenfein  in  ber  9Belt  ficb  riefige  9Ronumente  ber 
Unwiffen^eit^  bed  älberglaubend  unb  falfc^er  äluffaffung  erhoben  ^aben.  Slud  biefem  ®runbe 
f^obt  ic^  geseigt,  ba^  einige  oon  ü^ren  2:cilen  jlompenbien  ober  9tu8)üge  oon  orientalifc^er 
SRpt^ologie  —  jübifc^er,  egpptifc^er  unb  perftfc^er  ^oefle  —  unb  oon  ben  dhrseugniffen 
ber  gldnsenbfien  (^nbilbungen  unterrichteter  ©etfter  finb.  Qtü  ftnb  oiele  eble  unb  er^ 
leuchtete  $erfonen  in  jenen  gefcbriebenen  Seiten  oorgefteSt,  beren  ilrftfte  bed  ^enfend 
unb  ^igleiten  ber  (Sinbilbung  gerabe  bie  tieffte  Sichtung  unb  Sevunberung  er^eifc^en. 
Siele  barin  enthaltene  aSegorifc^e  unb  fpmbolifc^e  ^arfteOungen  {htb  au^orbentlic^  fcbön 
unb  laffen  fic^  auf  eine  ^bc^ft  glänsenbe  unb  prächtige  äBeife  erdftren.  9lber  bie  SBelt 
befleibet  biefe  ©efc^ic^te  mit  me^r  (Söttlic^feit,  al^  fte  felbft  beonfpruc^t,  unb  ^üSt  fo  bad 
@an)e  in  ein  (Semanb  ber  ^üfier^eit  unb  bed  unburc^bringlic^en  äRpftisii^mud  ober  ^e^ 
^eimnijfed,  melc^ed  bem  Urteile  ©emalt  ant^ut  unb  bie  Vermögen  bed  @^eifted  oud  i^rem 
natürlidjen  3ujtanbe  unb  ber  3lrt  unb  Söeife  i^rer  X^fttigleit  oerbrftngt."*) 

*)  9Börtli($  entnommen  aud:  9L  3.  ^Xmi,  bie  ^rin^ipien  ber  9{atur;  überfe^ 
oon  ©regor  (Slonftantin  SBittig.  2.  Sludg.  Seipjig,  1889. 


3Inbtew  Sarffon  iDat)lö.  233 


Unter  ben  S)ogmen  beiS  (Sil^riflentuntö  ftnb  i^m  befonberiS  bie  (Srbfflnbe, 
bie  aSerfö^nung  unb  bie  eioige  35erbammnüJ  ein  2)om  int  Suge. 

^3)tc  Se^rc  von  ber  ®r5fünbe  fteüt  ben  SWenfc^cn  foroo^I  in  leiblicher  al8  geiftiger 
Besie^ung  atö  urfprfinglic^  rein,  afö  bie  SSlttte  ber  göttlichen  @($5pfung  bar;  fte  legt  bem 
IRenfc^en  fajl  alle  ©igenfc^aften  eine«  ^immlifc^en  SBefen«  bei.  SBd^renb  ber  aWenfc^  fo 
lebte,  würbe  er  Serfuc^ungen  fo  beftridCenber  2lrt  unterworfen,  baft  er  unfähig  war,  i^nen 
^  wiberfte^en.  SBie  ungerecht  ift  ed  boc^,  ber  ©ott^eit  bie  Schöpfung  beg  9]^enf(^en  lu^ 
auf  (^reiben  unb  au  %UxuJbtn,  bo^  (Sott  ben  HJ^enfc^en  mit  aller  Steinzeit  unb  ©Ote  aud« 
gerüftet,  au  gleicher  3^  i^^t  aber  bie  ^tgfeit,  einer  Serfuc^ung  au  wiberfte^en ,  oer^ 
n>eigert  ^abe.  ®d  ift  unn>ürbig,  ber  ©ott^eit  ben  oerberbltc^en  $(an  anjubic^ten,  ba^  ber 
^enft^  für  atte  3^  «nb  oietteic^t  auc^  für  bie  ©wigfeit  uuglücfUt^  gemacht  werben  foüte, 
ein  ^lan,  welcher  felbft  ungeborene  ^efc^Iec^ter  3<^i^taufenbe  §inbur4  umfafit.  ^ie  @r6? 
fünbe  ift  fo  auf  einem  großen,  aber  ^öc^ft  ungerechten  Xo^zl  über  bie  SBei^^eit  unb  Siebe 
hH  ©c^öpfer«  begrünbet." 

„(&^  wirb  angenommen,  ba^  ^^riftu«  beftimmt  war,  ein  Shttel  au  fein,  woburc^ 
ber  SRenfc^  ber  ewigen  Serbammnid  entgegen  foUte.  ^ied  ift  eine  älnftc^t,  bie  flc^  ber 
Geologie  ber  erften  ^rbenbewo^ner  fe§r  nd^ert.  Slber  ed  ift  nic^t  wa^r,  ja,  man  !ann 
fogen,  ed  ift  lein  ^nle  gefunber  Vernunft  in  ber  SSe^auptung,  ha^  @§riftud  gelommen 
fei,  um  eine  @c$ulb  au  beaai^len,  bie  bie  SJ^enfd^^eit  gemacht  ^abe/'  „^i  ift  auc^  ber 
SRü^e  wert,  au  beachten,  ba(  ber  Glaube  on  bie  ewige  Serbammnid  bort  am  umfang« 
reic^ften  blü^t,  wo  X^or^eit,  Unwiffen^eit  unb  Slberglaube  ^errfc^t.  9H(^t  weniger  be< 
achtenswert  ift  ed,  ho^  biefeiS  fd^redlic^e  unb  ungerechte  ^ogma  in  bemfelben  ©rabe 
fc^winbet,  in  welchem  ber  menfc^licbe  ©eift  vorgefaßte  SO^einungen  oerwirft  unb  intelligent 
wirb.  2)ad  2)ogma  ift  ber  ginfternid  entfprungen ,  e«  eraeugt  ginftemiä,  unb  e«  ift  an 
unb  für  ftc^  fo  aufierorbentUd^  ftnfter,  bafi  ed  ftc§  nic^t  bem  Haren,  ^eUen  Sichte  nähern 
fann,  bad  ben  X^ron  ber  erleud^teten  SSernunft  umgiebt.  ^ie  SKenfc^en  ftnb  wir!lic^  oer« 
leitet  worben,  an  einen  Ocean  eim^  ewigen  f^eueriS  au  glauben,  bad  burd^  ben  iBrennftoff 
oerworfener  unb  tierbammter  Seelen  unterhalten  wirb,  beren  Seiben  bie  ®lorie  unb 
SRojefUlt  bed  göttlichen  Reifte«  oerme^ren  foüen!  ®d  wirb  wirflic^  gelehrt,  ba|  er  ben 
brennenben  Slbgrunb  gefc^offen  ^obe,  unb  baß  oon  i^m  bie  ^euerpfeile  ausgeben,  mit  benen 
Ine  Strafe  beiS  Stllm&c^tigen  ben  3Renfc^en  in  eine  fc^rectlic^e  Serbommnid  l^inabfc^leubert!'' 

3m  ©egenfole  ju  biefer  büfleren  Seigre  ftellt  2)(U)iÄ  beffere  3«Pfinbe 
ffirS  aiibere  Seben  in  9luSft$t  3n  einem  großen  Iprifd^en  ©rgug/  eine^ 
VDOifycm  ^ropl^en  mOrbig^  giebt  S)at)üS  eine  Sd^ilberung  t)om  Seben  ber 
@eifier  unb  beren  fietigem  gortfddritt  in  ber  „anberen  ©pl^äre". 

^er  $lat  erlaubt  mir  leiber  nic^t,  biefen  großen  Slbfc^nitt  ooUftftnbig  wieber« 
attgeben,  unb  ein  Sruc^ftüd  würbe  nur  einen  fc^lec^ten  Segriff  oon  bem  wirtlid^  erzenen, 
ynro|>^etifc(en  Xone,  ben  SknHS  ^ier  anfc^lAgt,  geben.  Seine  Betrachtungen  ndl^ern  ftc^ 
fe^t  benjenigen  Swebenborgd,  nur  mit  bem  Unterfc^iebe,  baß,  wA^renb  Swebenborg  noc^ 
eine  $ölle  für  bie  ®eifter  hnnt,  bie  nic^t  oorwftrtd  fd^iten  woUen,  bei  ^aoid  fein  Stiüftanb 
no(^  9tüc!gang  möglich  ift;  olle  Seelen  ge^en  einer  immer  größeren  SoUfommen^eit  entgegen. 

Q^  ift  begreiflich,  baß  2)aoii$  nid^t  grobe  mit  f^mpat^ifc^n  Slugen  auf  bie  ©eift« 
li^feit  bliift.  Slber  in  feinem  ^griffe  ift  leine  ®rob§eit,  er  ift  immer  ber  ffummt,  über« 
legene  Storni,  welcher  i^re  Serirrungen  bellagt  unb  fie  nic^t  o^ne  SBit  bejubelt. 

„^e  ©eiftlic^n  finb  außerorbentlic^  unglüdlic^  gefteUt.  Sie  oerbienen  bie  S9m« 
pot^ieen  ber  ganaen  SS^elt,  w%enb  il^re  Sefc^ftigung  fobalb  aU  möglich  geftnbert  werben 
foOte.  2Ar  ^nfluß  foate  me^r  auf  Skt^r^eit  al9  auf  Unwiffen^eit,  me^r  auf  SBo^lwoQen 
aU  auf  8ef(^rftnlung,  me^r  auf  Sic^t  ald  auf  gfinftemid,  me^r  auf  bie  Statur  als  auf  ein 
8uc^,  unb  me^r  auf  (Boit  ald  auf  ben  Teufel  gerichtet  fein,  welcher  heutigen  Saged  eine 


234  2)ic  (gntfte^ung  bc«  ©pirüt^mu«  in  Slmertfa. 


ber  lou^tigflen  ^erfdnlic^feiten  ifl,  i^re  manfenben  @9lleme  gegen  bie  Eingriffe  ber  natär» 
liefen  SRoroIttdt  unb  menfc^Iic^en  ^nteEigen)  3u  unterftft^en  unb  }u  festen." 

@o  wirb  bet  religiöfe  ^fc^nitt  bed  SSuc^ed  bun^  ^^  ^olemil  mit  oft  treffettben 
SCudfAUen  gegen  biejenigen  9le(igionen  geroürst,  bie  ben  gtdfiten  XeU  ber  SRenfc^^  ju 
einer  unheilbaren  9(rmut  auf  (Srben  unb  su  einem  noc^  traurigeren  3uftanbe  nac^  bem« 
felben  oerbammen. 

3m  ©egenfa^e  ^iei^u  behauptet  S)aüid^  me  loir  gefeiten  l^aben,  ffir 
ben  Sin}elnen  eine  fortfd^reitenbe  (Sntiotdelung  im  jufünftigen  fieben  unb 
ebenfo  auf  @rben  einen  fletigen  e^ortfd^ritt  )u  erträglid^eren  3ufiänben.  38ir 
(eben  in  einem  3^1^^^^^  ber  Unt)oDIommen^eit;  ober  fo  n)ie  bie  ^immete- 
(örper  mit  i^ren  regelmäßigen  S9eioegungen  ftd^  qu&  einem  C^aod  entnridfett 
l^aben,  fo  loirb  ouc^  bie  menfd^Hd^e  ©efeUfd^aft  t)on  ungeorbneten  3ufifinben 
iu  georbneteren  fortfd^reiten. 

I^er  J^fnh  in  J^yt^Mmüt  unb  in  >5frafforb. 

9Bir  tommen  nun  }u  bem  (Sreigniffe,  baiS  ben  eigentlid^en  älnlag  sur 
ganjen  fpiritijHfd^en  83en)egung  gegeben  ^at. 

3n  bem  Keinen  ^orfe  ^pbedoitte  in  ber  ©raffc^aft  9QBa9ne  mürbe  ein  ^arm  nac^tS 
burc^  jttopfen  an  feine  Xf^üv  gemeitt.  @d  mar  inbed  niemanb  ba.  jtaum  ^atte  er  fic^  aber 
mieber  ind  ^ttt  gelegt,  ald  ed  mieberum  flopfte,  unb  biefed  mieber^lte  ft($  mehrere 
SRale,  o^ne  ba^  er  bie  Urfa^e  entbecten  tonnte.  Einige  3eit  nac^^er  machte  feine  Keine 
2:o(^ter  um  SHttemac^t  mit  einem  6c^rei  auf  unb  txi&^Ue,  eine  falte  ^anb  fei  i^r  über 
bad  ®efi($t  gefahren.  1l>ann  ^rte  man  nichts  me^r  oon  ber  8a4e,  bid  ai^tje^n  SRonote 
fpdter  ein  angefe^ener  SRet^obift,  SRr.  ^of,  mit  grau  unb  brei  Xöc^tem  in  bad  ^ou^ 
einbog.  ^  ^ruar  1848  fing  eineS  Slbenbd,  a(il  bie  ^inber  su  93ett  gebracht  maren, 
bad  eigentümliche  jttopfen  mieberum  an.  (Sind  ber  iHnber  begann  aud  @pa^  mit  ben 
gingem  ju  fnipfen,  unb  ba«  Älopfen  erfolgte  in  bemfelben  laftc.  2)a«Äinb  xxt^:„S^^^ 
nun  ein,  ^xozx,  brei,  üier"  u.  f.  m.;  oor  jeber  ^(i^l  flatf^te  e«  in  bie  $Änbe.  2)aS  unbe« 
taxmtt  äOefen  flopfte  in  berfelben  SBeife.  $rau  $os  forberte  ed  nun  auf,  M  )e^n  }u 
)ä^len,  morauf  le^n  @(^ldge  gehört  mürben.  @ie  fragte  bann  na^  bem  9(lter  ber  jtinber, 
für  iebe«  einjelne  mürbe  bie  rid^tige  SCnja^l  Sc^ldge  gegeben.  2)ie  Jrau  fragte  bann,  ob 
c8  ein  menfc^lit^e«  9QBefen  fei,  baS  biefen  Sörm  madje,  aber  e«  fam  feine  3lntroort.  Sie 
fragte  bann,  ob  ed  ein  (Steift  fei ;  menn  e$  ber  $aH  fei,  fo  foQe  biefe«  burc^  smei  Schläge 
beftAtigt  merben.  (Sd  flopfte  jmeimal.  Sie  fragte  nun  meiter  unb  erftt^r,  ba|  ber  ®etft 
^er  auf  ®rben  jtrftmer  gemefen  fei,  in  bemfelben  $aufe  gemol^nt  ff(ä>^,  ermorbet  unb  m 
5(etter  begraben  fei.  Sei  ber  Unterfuc^ung  fanb  man  fpdter  ouc^  mirflic^  ein  Sfelett  im 
jteller.  ^e  Sac^e  erregte  9luffe^en,  bie  ^tai^hatn  {hörnten  ^erbei,  um  baS  munberlic^ 
itlopfen  SU  §ören,  bai$  fl4  f^etd  in  ber  barouf  folgenben  3^  mieber^olte;  niemanb  fomtte 
bie  Urfac^e  entbetfen.  ^ie  gamilie  go^  mürbe  für  oom  2:eufel  befeffen  erfidrt  unb  auS 
ber  SRet^obiftenfirc^  oui^eftofien;  fürs  barauf  90g  fte  nad^  ber  Stabt  Sto^efter. 

§ier  ging  ba«  Älopfen  mieber  lo«  unb  erregte  baSfelbe  «uffe^en  mie  früher.  3)a 
ed  nur  in  ©egenmart  ber  jhnber  ftattfanb,  na^m  man  gans  natürlich  an,  ba^  fle  in  irgenb 
einer  3öeife  ben  ganjen  fiftrm  oerurfac^ten. 

@d  mürbe  bed^alb  ein  5tomit^  au«  ben  angefe^enften  9lönnern  ber  Stabt  eingefe|t, 
ba«  bie  Sa^e  unterfuc^en  foUte.  ^iefe«  ging  forgfdltig  au  9Berfe,  e«  fteSte  bie  Itinber 
borfufi  auf  l^iffen  unb  oergemifferte  ftc^  beffen,  bo^  fle  feinen  Sfpparot  Ratten,  mit  bem 
fte  bie  Saute  |en)orrufen  tonnten.  Xro^  biefer  Sorftc^tgma^regeln  ^brte  man  ba«  Klopfen  im 


^er  @pu!  in  ^ijIMmÜe  unb  in  ©trotforb.  236 

^^oben  unb  in  ben  9Bftnben;  ed  roax  ober  ntc^t  möglid^,  bie  Urfac^e  su  entbeden.  f^iele 
Di^enfc^en  famen  nun  beS  Stbenbd  sur  ^Jomilie  ^ojc,  um  bied  berüd^tigte  5t(opfen  ju  ^ören ; 
man  fommelte  pc^  gcwö^nlic^  um  einen  größeren  %i\ä),  unb  nun  fc^ienen  bie  Saute  von 
biefem  audjuge^en.  2luf  foldje  SBeife  würbe  ba8  3;if(^pfen  unb  furg  borauf  auc^  bie 
Belegungen  bed  Sifc^ed,  baS  Xifc^rficten,  entbedt.  3Re|i:ete  $erfonen  fanben  nun, 
bo^  au($  in  i^tet  9lä^e  folc^e  £aute  unb  93e»egungen  entfielen  tonnten,  »A^renb  biefei^ 
bei  anberen  2tuien  niemaCd  gefc^o^;  bomit  mar  alfo  bie  befonbere  ®abe  ber  SRebiu« 
mitdt  feftgefteat. 

@S  mürben  nun  erfl  in  Stod^efier  unb  fpäter  in  ben  9la(|barftäbten 
öffent(i(|e  SSotträge  über  btefe  nterlmürbigen  ^^änomene  gel^alten.  3)ie  ©ad^e 
muxht  baburd^  in  loetteren  Areifen  betannt;  man  fing  ilberall  an,  mit  ben 
S^ifd^en  }u  eEperimentieren,  unb  In  luiqerB«*  verbreitete  Rd^  bicSemegung  über 
Qati%  älmerita  unb  pflanzte  ftd^  nad^  @uropa  fort.  3Bie  t&  f)xet  loeiter 
ging,  werben  nrfr  fpäter  betrad^ten ;  junäd^fl  wollen  wir  nur  bie  SSer^ältniffe 
in  aimerifa  befpred^en.  @iS  bauerte  notürtid^  nid^t  lange^  biiS  man  entbedCte, 
bafe  bie  ©eijler  noc^  mel^r  leiflen  fonnten,  atö  blo6  mit  2;ifd&beinen  Hopfen. 
3n  ben  fpiritifHfc^en  ©eancen  traten  allerlei  lounberbare  ©rfc^einungen  auf, 
nomentlid^  wenn  man  ftd^  im  2)un!eln  um  bie  2;ifd^e  oerfammelte.  ©egen^ 
ftänbe,  bie  fein  3Wenfd^  berührte,  festen  fid^  in  Seroegung;  mufifalifd^e  3n« 
fhumente  fpielten  t)on  fetbfl  ganse  SRelobieen;  bie  SRebien  begannen  ju 
fpred^en  unb  3Witteilungen  oon  2)ingen  ju  mad^en,  bie  fie  gar  nic^t  nriffen 
lonnten  —  allein  3^^^  ha^,  ba^  ^ö^ere  intelligente  SBefen  l^ier  t^Ätig* 
waren.  ®8  wirb  nid^t  nötig  fein,  auf  biefe  erflcn  fd^wad^en  Anfänge  nä^er  ein« 
SUge^en,  wir  werben  fpäter  bie  eigentümtid^flen  mebiumifiifd^en  ^^anomene 
einzeln  burd^ne^en,  unb  e$  wirb  bann,  foweit  möglich,  bie  gefd^id^tlid^e  @nt^ 
widtung  eine«  jeben  genauer  befprod^en  werben.  2)a  alle  biefe  ßreigniffe 
gon}  unoerflänblid^  *  waren,  reisten  fie  bie  ©elel^rten  jur  naiveren  Untere 
fud^ung.  Sine  fold^efanb  auc^flatt;  ber  ^od^  angefel^ene  amerüanifd^e  3urifi 
@bmonbd  unb  ber  (Si^emiter  $rof.  ^are  nahmen  ftc^  ber  @ad^e  an.  3^re 
intercffantejien  Unterfuc^ungen  werben  fpäter  befprod&en ;  ^er  möge  bie  %l)aU 
fad^e  genügen,  bag  fte  ftd^  beibe  ber  fpiritifUfd^en  Seigre  ald  ber  einsig  mög:: 
lid^en  @r(lärung  anfc^loffen.  @leic^}eitig  erhoben  ftc^  aber  aud^  oon  vtc^ 
fd^debenen  ©eiten  fe^  emjle  SBiberfprüc^e  gegen  i^re  Slefultate.  ©in  ameri« 
tonifd^er  ^ppnotifeur,  XoH,  }eigte  flar,  wie  aQe  93efd^reibungen  (Sbmonbd'  fo 
unbejlimmt  unb  unjuoerläffig  waren,  ba6  man  in  teiner  SBeife  ©arantie 
baffir  l^ätte,  bag  bie  t)on  il^m  wal^rgenommenen  ^^änomene  nid^t  auf  93etrug 
©on  feiten  ber  SWebien  in  SBerbinbung  mit  gewiffen  l^ppnotifd^en  ^l^änomenen 
berul^ten.  SHe  ameritanifc^en  ©etel^rten  Ratten  alfo  nid^t  t)ermod^t,  bie 
mebiumifiifd^en  ^^änomene  über  jeben  3^^f^(  i^  erl^eben. 

Aaum  war  bai  Alopfen  in  SRoc^efler  oerflummt,  fo  fingen  in  einer 
anberen  amerifanifd^en  ©tabt,  ©tratforb,  einige  ©pufgefd^ic^ten  nod^  emfierer 
ärt  an.  SJiefeiJ  ©reigniÄ  interefjtert  beÄl^alb  befonber«,  weil  e«  S)amj5, 
ber  ^injugerufen  würbe,  anlafe  gab,  bie  ganje  2;^eorie  oon  ber  Serbinbung 


236  ^c  ®ntftc^un0  be«  ©ptritidmu«  in  Slmerifa. 


ber  ®€ifler  mit  ben  3Wcnfd^n,  wie  fte  gegenwärtig,  wenn  aud^  mit  Keinen 
aRobifttationen^  Don  aQen  eigentUd^en  @piritiflen  feftge^lten  loirb,  auiS)u^ 
arbeiten. 

^er  @))ul  ereignete  ftc^  im  $aufe  bed  $rebigerd  Dr.  theol.  $§elpd;  er  begann, 
wie  in  ip9bedmKe,  mit  jtlopfen  unb  Semegungen.  SCu^erbem  würben  oerfc^^ene  Negern 
ftdnbe  in  ge^eimnidPoKer  SBeife  in  ben  Stuben  um^ergeworf en ,  unb  felbfi  M  man  bie 
^§üren  abf($(o^,  ^inberte  biefe^  bie  ^egenftAnbe  nic^t,  ftc^  auf  eigene  $anb  um^erju^ 
tummeln.  2Wan  fa^,  wie  ein  <Btuf)l  ftc§  oon  ber  2)iele  er^ob  unb  fftnf^  bi«  fc(^mal 
mit  einer  folc^en  SBuc^t  ^inabftel,  ba^  ba9  gan^e  ^au^  erjitterte  unb  fe(bft  bie  9la(^bam 
ed  fpürten.  @in  großer  SRetaQamUeuc^ter,  ber  auf  einem  jtamine  ftanb,  mürbe  oon  einer 
unfic^tboren  j^raft  auf  ben  gfufiboben  gefegt  unb  folange  gegen  benfelben  gefc^logen/  bi$ 
er  serbrac^.  3n  einem  ber  3^"^^^  zeigten  ftc^  ^eftalten,  aud  j((eibem  genuu^t,  bie  im 
^aufe  gefammett  moren;  biefelben  maren  fo  audgeftopft,  ba^  fte  9Renf($en  ä^n(i(^  fo^en. 
9lm  ^äufigften  htüpften  biefe  @reigniffe  ftc^  an  bie  $erfon  bed  jungen,  11  So^re  alten 
^arr^  ^^elpd.  <Sr  mürbe  auf  oerfc^iebene  9Beife  oom  @pul  geplagt;  balb  mürben  feine 
jtleiber  serriffen,  ba(b  mürbe  er  in  ben  Brunnen  geworfen,  mmal  mürbe  er  fogar  ge^ 
bunben  unb  m  einem  S3aum  auf  gelangt.  @päter  ht^anmn  aKerlet  3^^^ngen,  bie 
Sfenfter  unb  bie  ©(a^erdte  ht%  $aufed  mürben  serfc^Iogen;  ed  mürben  Blätter  aud 
Dr.  $^elpd'  9loti)bä($em,  bie  in  einem  oerfc^loffenen  6efretär  lagen,  geriffen;  suCeft  broc^ 
fogar  geuer  in  bemfelben  aud,  fo  ba^  eine  SRenge  iBriefe  unb  SKanuf!ripte  oerbrannten. 
92a(^bem  fo  ein  paar  ga^re  oerfloffen  maren,  befc^lo^  man  enblic^,  mit  ben  feinblic^en 
^äd^Un  auf  bie  oon  ber  gfamilie  ^oi  angemiefene  9Beife  ^u  oer^anbeln,  unb  bie  Störungen 
hörten  bann  aUmd^lic^  auf. 

Snbeffen  mar  2)amd,  mit  fd^on  ermd^nt,  im  $aufe  gemefen  unb  ^atte  bie  2)inge 
mit  angefe^en.  @d  mar  natürlich  ^u  t>iii  verlangt,  bafi  eine  fomnombule  92atur  mie  ^an&, 
ber  felbft  I^Aufig  SSerte^r  mit  ben  ©eiftern  §atte,  ft^nlic^e  (^eigniffe  oemfinftig  auffaffen 
foUte.  @r  fam  bed^alb  ju  bemfelben  9iefultate  mie  bie  anberen:  ©eifter  trieben  i^r  Un- 
mefen  in  ©tratforb,  in  ^^bedoille  unb  flberaK,  mo  bie  Xif^e  flopften.  3"^  (Srndrung 
beffen,  marum  unb  mie  bie  (Seifter  folc^eS  tJ^attn,  fc^rieb  er  feine  fe^r  hiriofe  „Philo- 
sophy  of  Spiritual  intercourse".  ^ier  teilt  er  SBerfc^iebene*  »on  feinen  ^Beobachtungen 
in  Stratforb  mit,  bad  nid^t  o^ne  Sebeutung  ift.  S^nUU^ft  beriefet  er,  ba|  ber  Rnabe 
iparrp  fe^r  neroöfer  9latur  mar;  barauf  fagt  er:  „^ie  ®ltem  §aben  befldnbig  in  allen 
f^en  bie  StuiSfagen  bed  5tnaben  für  buc^ftäblic^  ma^r  genommen,  aber  ic^  entbectte,  ba^ 
er  ^Aufig  in  einer  gemiffen  geiftigen  Aufregung  nic^t  imftanbe  mar,  sn'ifc^^n  ^^n  äßir« 
hingen,  bie  er  felbft  ^eroorrief,  unb  benen,  bie  oon  einem  anroefenben  Reifte  ^ttütm 
gerufen  mürben,  ju  unterf treiben."  ®nbli(^  ^ei^t  eS:  „^it  UnglftcfiSfdlle,  bie  im  ^oufe 
t)or!amen,  f^abt  ic^  M  ^emeife  fftr  fatanifc^e  9Birfungen  anführen  ^ören,  (ä>et  x^  ^abt 
entbecft,  ba(  einige  oon  i^nen  oom  ihtoben  aud  Spa^  unb  anbere  oon  unoer^ei^lic^  bod^ 
^aften  ^erfonen,  meiere  ber  gamilie  gan^  fremb  waren,  audgefü^rt  mürben." 

3Ran  fann  nid^t  leugnen,  bag  ttroa^  t)on  bem  SRotfel^aften  ber  ©ad^e 
fd^on  burc^  biefe  Sleugerungen  fd^iDinbet.  ü^  nnrb  fogar  re^it  tDOl^d^etnlic^, 
bag  bie  ^l^änomene  il^ren  ganzen  mpfiifc^en  (Si^aratter  verloren  l^en^  loenn 
ein  aWamt  jugegen  gemefen  wäre,  ber  nid&t  wie  ^am&  an  ©eifter  ju  glauben 
von  t)om^erein  geneigt  voax,  fonbem  etmaiS  oon  ber  SSorgefd^id^te  fold^er 
Sefeffen^eit  in  ©uropa  gelaunt  ^ätte. 


!3)aoid'  fpiritifrtf(§e  Se^re.  237 


SfiiS  2)(U)te  ftc^  t)on  ber  road^fenben  fpiritiftifd^en  glut  mitteilen  liefe, 
mufete  ed  natürtt^  i^m^  bem  6erfi^mten  @e]^r^  eingegeben  toerben,  bie  S^eorie 
beö  ©piritiÄmuÄ  ju  fd^reiben.  ©ein  »uc^  „t)om  SBerte^r  mit  ben  ©eijlern" 
ifl  im  l^öd^fien  ®rabe  naiü  unb  Derrät  ebenfo  mie  „bie  Slatutprlnjipien''  ben 
Stongel  beiS  äSerfafferiS  an  grfinbUd^en  l^iflorifd^en  unb  naturminenfd^aftlid^en 
Äenntttiffen.  @r  meife  fo  }.  S3,  gar  nid^t,  bafe  bie  ©pufgefd^id^ten  in  fipbe«« 
DiDe  unb  ©tratforb  Dorl^er  fd^on  ^unbertfad^  in  Suropa  Dorgetommen  maren ; 
i^m  ift  t»  etmai»  gan}  SteueiS. 

„S^  allen  3etten  ^ai  ed  too^I  einsegne  ftuf^erft  fc^ac^e,  bun!(e  SCnaeic^en  fttr  un« 
fi^t&are  geiftige  jbröfte  gegeben;  benn  manche  ^nbioibuen,  fonne  oerfc^iebene  @eften  ^aben 
oermeintlic^  Cffenbotungen  oon  bec  unftc^tboren  unb  ge^ehnniSooSen  SBelt  erfahren. 
9bet  niemafö  frO^er  ifl  ber  SRenfc^^eit  ein  fo  tlaxtt,  aufommen^dngenber  unb  unbeftreit« 
barer  iBeioeid  für  bie  Hnwefen^eit  unb  ben  ®influ^  ber  ^eifter  gegeben  n>orben  ald  in 
htefem  So^r^nbert.  Unb  ber  (Strunb  ^ier^u  ift  ber«  ba^  bie  SRenfc^en  im  allgemeinen, 
mit  nur  wenigen  ^dno^men,  niemald  oor^r  gen^ogt  ^oben,  i^re  SSemunft  bei  ben  ge< 
$eimmdtN)Ilen  unb  flbemotürlic^en  ^eben^eiten  ansuwenben.  ®in  jeber  Serfuc^  oon 
feiten  eine«  ©eifteiJ,  feine  nnrttitje  ©^iftens  unb  feine  Wiffum  ju  offenbaren,  ifl  immer  mit 

i>emi<^tenber  ©fepftd  ober  fanatifd^  Slberglauben  jurücfgeroiefen  morben ^Xbtt  ie|t 

ift  bie  3eit  gefommen,  mo  bie  sioei  äBelteU/  bie  geiftige  unb  bie  natürli^e,  barauf  oor« 
bereitet  fvnh,  ^  ^u  begegnen  unb  flc^  auf  bem  »oben  ber  getfHgen  grei^eit  unb  bed 
gortf<^tte«  ju  umarmen.^ 

3)ie  aWenfd^  tragen  jebod^  nid^t  allein  bie  ©d^ulb  baran,  bafe  eine 
regdmfifeige  »erbinbung  jmifd^en  ben  jmei  SBelten  biÄ  ieftt  nid^t  ^at  flatt* 
finben  fömten.  Äud^  bie  ©eifler  l^aben  i^ren  Anteil  baran,  inbem  fte  nun 
erfi  bie  ÜRittel  ju  einer  fold^en  »erbinbung  entbedtt  unb  bie  aWet^obe  in  ein 
©9fiem  gebrad^t  ^aben.  SMe«  l^at  barin  feinen  ®runb,  bafe  alle  ©eifler  urfprttng* 
lic^  aWenfd^enfeelen  finb,  bie  nid^t  gleid&  nad&  bem  2;obe  Dottfommen  werben. 

„(S^  ifl  ooUfldnbig  folft^,  wenn  oiele  ^erfonen  annehmen,  ba^  bie  Seelen  gleich  ein 
beinahe  grenjenlofe«  Söiffen  erhalten,  fobalb  fte  in  ba«  ntut  Seben  eintreten.  3n  ^öjeren 
Sphären  fc^eiten  bie  ®eifter  in  2ieU  unb  SBeid^eit  fort,  gana  ebenfo  wie  ber  3Renf(^  in 
biefer  SBelt  fein  SBiffen  mit  wiffenfc^oftlic^en  unb  p^ilofop^ifc^en  Äenntniffen  bereichert." 

fiierju  tommt  nod^,  ba|  bie  ©ntmidfCung  ber  ©eijier  burd^gfingig  ein* 
feitig  ifl;  bie  meifien  werben  ftd^  gemö^nlid^  nur  in  ber  9Kd&tung  aui^bilben, 
nrie  fte  fid^  l^ter  auf  @rben  am  meifien  befc^äftigten. 

„SJielc  (^eifter  entroideln  ft(^  weit  in  ber  befonberen  SBa^r^eit  ober  Sßiffenfc^ft, 
für  meiere  fie  bie  größte  S^mpot^ic  unb  ba8  gröfite  Sntereffe  empfinben,  wö^renb  fie  in 
anberen  SBo^r^eitcn  unb  2Biffenf(^aften  oer^dltniämä^ig  unaufgeIWrt  fein  lönnen." 

SDa  bie  SBerl^ättniffe  in  ber  ©eifterwett  fo  liegen,  fo  mufete  e«  erfl 
©eifter  mit  beftimmten  3ntereffen  geben,  unb  biefe  ©eifier  mufeten  gewiffe 
entbedtungen  gemad^t  l^aben,  el^e  eine  regelmäßige  SSerbinbung  ftattfinben 
tonnte,  aber  nun  ift  ba«  SBerfa^ren  entbedft  morben,  unb  biefe«  oerbanft 
man  ©aoij^'  berül^mtem  Sanb»mann  Senjamin  granlUn,  welcher  ba«  grofee 
,^^ntl^ea*5prinaip"  ober  bie  SWet^obc  ber  eleftrifd^en  SSibrationen  fanb. 


238  ^e  (Stttfle^un9  hH  Sptritidmud  in  Smerila. 


TXwii  f^  bie  ^efc^tc^te  aud  gtonllind  eigenem  SRunbe,  inbem  er  eine  laagit  Stfnu 
feten)  mit  biefem  ootgefc^rittenen  ^kifie  ^e,  ber  gfoIgenbeS  er^ft^Iie: 

„Sdti  (^otfc^ung  bet  sa^lrei(^en  SRonifeflaiionen  gecfüger  ®egennKtrt  unter  ben 
melfdltigen  Gelten  unb  9{ationen  ber  (ttht  bemerfte  i^,  bo^  hai  grofie  allgemeine  ^rinsip 
bei  anomalen  Serle^  oon  ben  @eiflem,  nenn  fit  ^  von  3^  }u  3^  mitteilen,  nie^ 
motö  von  ben  (fobbemo^nem  richtig  oerfianben  worben  n>ar.  3n  ttebereinftimuwng  mit 
ber  großen  unaud(5f((Ii(^en  Siebe,  bie  x^  für  »iffenfc^aftlic^  Unterfuc^ungen  unb  gforfd^ 
ungen  fft^Ie,  bin  i(^  befi&nbig  —  mit  ruhiger  unb  glü^enber  gteube  —  oon  $unSt  su 
$un!t  in  biefer  ilenntnid  fortgefc^ritten  burc^  Verfolgung  ber  ^rinsifnen  ber  ^[kmt^ea  ober 
ber  (SIeltriiitdt  bid  hinein  in  i^re  unaä^lboren  SBinbungen  unb  oerfc^iebenen  SRobifitationen. 
3(^  ^obe  biefed  (Slementei  mdc^tige  äBirhingen  in  bem  großen  9{en>enf9fteme  ber  92atur, 
feinen  Uebergang  oon  JtonfteUation  ju  itonfteUotion ,  oon  planet  su  ^Umtt,  feine  meiten 
unb  mächtigen  (^lüge  oon  ben  iBetoo^em  ber  ^ö^eren  3^^^  ^^  s^^iten  @p^dre  bid  gu 
ber  ©eoößerung  auf  ben  entfemteften  SBelten  betrachtet;  unb  in  allen  feinen  meiten  glügen 
unb  oielfditigen  Operationen  f^obt  i^  &ott  ertonnt.  ^efe  »unberooQen  unb  Seelen 
abforbierenben  Beobachtungen  ftnb  auc^  oon  Snbioibuen  gemacht  loorben,  bie  in  ^inftc^ 
inteUeftuelter  Befähigungen  unb  (Sntbecfungen  meit  audgeseic^neter  fmb  old  ic^;  obfc^n 
biefe  ®eifter  noc^  nic^t  bie  Slmoenbung  ber  ^ant^eoprinaipien  olft  bod  SHttel  ber  Be^ 
grünbung  eined  Berfe^rS  mit  ben  Beroo^nem  ber  (Srbe  ftubiert  ^aben." 

3n  folc^er  SBeife  fd^rt  3)aoi«  auf  jeber  Seite  fort  unb  roagt  biefen  oerrücften 
9{onfend  feinen  £efem  M  eine  äleu^erung  oon  ^^ranflind  @eift  ^u  bieten,  löai  (Snbe 
ber  ©efc^ic^te  ift  nun,  ba|  ^antlin  unb  feine  greunbe  in  ber  anberen  äBelt  entbecten, 
loie  fte  mit  $ilfe  bed  ^[kmi^eoprinaipi  ober  Jbt»  gbttlid^en  Slementei"  ©egenfidnbe  auf 
ber  (^rbe  in  Bewegung  fe^en  unb  fo  mit  ben  (Srbbeioo^nem  in  Berbinbung  treten  können. 
Sie  probieren  nun  an  oerfc^iebenen  SteQen  ber  ^be,  unb  ed  glücft  i^nen  auc^,  ^ier  unb 
ba  einige  fc^roac^e  Xöne  ^eroorjurufen,  ,,aber  oome^mlic^  in  Äocjeftcr  —  loo  wir  bie  not^ 
wenbigen  Bebingungen  oorfanben  —  riefen  wir  bie  erften  SRitteilungen  l^eroor,  welc^ 
bi9  9U  einem  gewiffen  @rabe  bie  Slufmerffamfeit  ber  9Belt  befc^Aftigten  unb  ben  ffeptifc^en 
Beraub  intereffierten.  S^ir  freuten  und  über  ben  günftigen  SUtdfaQ  unferer  ®£perimente, 
namentlich  M  wir  fa^en,  bo^  bie  oon  und  ^eroorgerufenen  2:bne  manche  anzogen, 
welche  anfingen,  nac^  i^em  Urfprung  unb  ber  Beranlaffung  au  forfc^en;  aber  ^dufigc 
9Ri|oerftdnbniffe  lonnten  wir  boc^  nic^t  »er^inbem.  3«foIge  oon  Erbitterung  unb  Um 
!enntnid  ber  geiftigen  Urfac^en  faxten  oiele  $erfonen  bie  gegebenen  3)Htteilungen  gans 
falfc^  auf;  fo  ftnb  oiele  falfc^e  Urteile  unb  ©utac^ten  entftanben,  welche  bid  je^t  nic^t 
berichtigt  finb.  9luc^  fonnten  wir  bie  faft  gana  genaue  menfc^lic^e  92ac(a^mung  unferer 
Vibrationen  nic^t  oer^inbem,  btx  bcnen  gelegentlich  Säfte  buchstabiert  würben  —  im  Söiber^ 
fpruc^  mit  unferen  Slnweifungen  an  bie  SRebien  unb  zugegen  ben  Bebingungen,  welche 
wir  für  eine  Bcrbinbung  oermittelft  2:öne  als  paffenb  angegeben  Ratten." 

^Daoid  mu6  nun  leiber  einräumen,  bo^  ed  nic^t  weit  §er  ift  mit  ben  g^rüc^ten, 
welche  „ber  anomale  Berfe^r  oermittelft  bed  ^ant^eaprinaipd''  geaeitigt  fyd.  „(^  ift 
wa^r,  ba^  alle  Mitteilungen,  welche  bii  jeftt  burc^  eleftrifc^e  Vibrationen  erhalten  würben, 
nic^t  genügenbe  Bebeutung  für  einen  aufgellärten  SRenfc^en  au  ^aben  fernen.  S)ie  Ibtt- 
Worten  finb  gana  oereinaelt  unb  anwerft  lalonifc^,  fte  ^aben  fic^  oftmals  ald  gana  unau^ 
oerläffig  unb  fe^r  ^äufig  o§ne  alle  Bebeutung  erwiefen.  ^e  äRitteilungen  ftnb  trioial 
unb  oerraten  im  Vergleich  mit  ber  gewöhnlichen  Unterhaltung  a^ifc^en  SRenfc^  eine  fo 
geringe  ^nteOigena,  ha^  manche  emften  SRenfd^en  übtvf^aapt  baran  im^\tln,  bo^  jemold 
wertooUe  aRitteilungen  burc^  ^öne  erreich  werben  lönnen;  aud  bemfelben  ®runbe  erfldren 
bie  SIeptifer,  ba^  biefe  l^bnt  aud  rein  menfd^lid^en  Duellen  entfprungen  feien,  unb  anxtr 

*)  äBörtlic^  entnommen  aud:  9i,%  ^aoid,  bie  ^^ilofop^ie  bed  geiftigen  Berief, 
überfeftt  oon  Tregor  ^onftantin  SBittig.    Seipiig.  1884. 


^cm^'  fpiritifUfc^c  Se^re.  239 

mit  bem  Stotd,  um  einen  IBetrug  l^eroorsurufen.  ^er  allgemeine  (Sinbruct  ift  bec,  bo^ 
bie  (Seiftenoelt  würbigere  unb  erhabenere  SBa^r^eiten  enimicteln  müfite/' 

2)en  ®runb  booon,  bo^  bad  ganse  ätefultat  ein  fo  äuf^erft  Iftrglic^ed  ift,  fuc^t  !Damd 
bann/  bo^  roeber  bie  (Seifter  noc^  bie  SKenfc^en  bie  neue  @ntbe(fung  in  rechter  äBeife  su 
6emt^n  »erfteJ^en.  „2)ie  ©elfter  fönnen  ben  aWenfc^en  nic^t  immer  eine  ©at^e  oon  allen 
Seiten  flor  mac^en^  namentlich  bann  nic^t,  rotnn  fle  ftc^  ber  unooSIommenen/  langn)ieri0en 
unb  langweiligen  aRet^obe  ber  eleftrifc^en  3;dne  bebienen.  ^a  aber  bie  ©eifter  weber  un^ 
f  e^lbar,  nod^  aEmdc^tig,  sugleic^  aber  gezwungen  ftnb,  ftc^  nac^  ben  ^ebingungen  ber  neuen 
aWet^obe  au  richten,  welche  fte  nic^t  ganj  be^errfc^en,  fo  !ann  man  ftc^  nit^t  immer  auf 
bie  Snaa^l  ber  Stlopflcaitz  oerlaffen,  welche  biefen  ober  jenen  Sat  angeben  follen."  9luf 
fol<^e  SBeife  entfielen  oft  aRi^oerftÄnbniffe ;  eelbftroiberfprüc^e  ber  ©eijter  finb  auc^  nic^t 
4m«gef(^loffen.  ^2)iefe  ©elbftroiberfprüc^e  muffen  ber  grofien  Älajfe  f9m|)at§ifdjer  ©eifter 
Sugefc^eben  »erben,  worunter  man  ®eifker  oerfte^t,  bie,  obwohl  fte  oon  ber  (grbe  fort 
ftnb,  fU^  boc^  nic^t  gana  oon  ben  ftarfen  H3anben  unb  IBesie^ungen  au  ben  9Renfc^en  be» 
freit  flohen,  3nfolgebeffen  werben  fie,  wenn  fte  ftc^  einem  Äreife  oon  greunben  nft^ern, 
bie  oerfammelt  finb,  um  mit  i^nen  in  SJerbinbung  au  treten,  in  bem  ©rabe  in  ben  ©c* 
bonlengang,  welcher  im  Äreife  ^errf t^t,  IJineingeaogen,  bag  fte  faft  allem  beiftimmen,  wa« 
ber  ^ragefteHer  bejaht  f^abtn  möchte.  3lld  beweis  für  bie  9hc^tigfeit  biefer  ^e^auptung 
fönnte  ic^  ^unberte  oon  ©reipiffen  anführen,  wo  bie  ©eifter,  welche  burc^  a:öne  SRit^ 
teilungen  machten,  a«  ««er  3eit  etwa«  gefagt  ^aben,  bem  fie  fpftter  auf  ba«  beftimmtefte 
toiberfproc^en  ^en.  ®8  werben  t^eologifc^e  gragen  an  fte  gerichtet;  in  einer  SBerfamm^ 
lung  unb  unter  gewiffen  Umftänben  werben  bann  antworten  ^eroorgerufen,  welche  genau 
mit  ben  §errfdjenben  Slnfc^auungen  biefe«  Äreifeä  übereinftimmen;  aber  in  einer  anberen 
Serfammlung  unb  unter  gana  anberen  6inflüf[en  werben  bie  gegebenen  Slntworten  mobi* 
ftsiert,  fo  baft  fte  mit  ben  ipauptanfc^auungen  beS  neuen  Äreife«  übereinftimmen." 

Da»  SCergfte  hierbei  ift,  wie  ^aoid  fagt,  ber  Umftanb,  bafi  berartige  SRttteilungen 
im  Flamen  eine«  SCpofteÖ  ober  eine«  anberen  ^o^en  ©eifte«  gemadjt  werben.  „3lber  e« 
ift  mir  eingegeben,  ^ier  bie  grage  au  beantworten,  welche  ftc^  bem  Sefer  gana  natürlich 
<tufbrftngt,  nftmlid^  bie,  wie  ed  auge^en  !ann,  ba^  ein  entwictelter  ©eift,  wie  a>  ^>  @t. 
^^lu«,  in  einem  fo  ^o^en  ©rabe  feine  Slntworten  oon  ben  SBünfc^en  ber  2:eilne^mer  be« 
3it!etö  abhängig  mac^t.  2)iefen  ^unlt  ^abe  i^  fel^r  genau  unterfuc^t,  unb  infolge  eine« 
Iritifc^en  inneren  S'lüctblidd  entbecft,  ba^  in  feinem  ber  erwähnten  3i^el  eine  a)2itteilung 
oom  wirfli^en  SCpoftel  ^auluiS  noc^  oon  irgenb  jemanbem  feiner  glorreichen  ©enoffen  ge^ 
mac^t  ift.  2)agegen  pnbe  ic^,  bafi  ein  oerftorbener  greunb  ober  ein  SSerwanbter  oon  einem 
ober  mehreren  ber  2lnwefenben  in  f9mpat^ifc^e  95erbinbung  mit  ber  SSerfammlung  ge« 
treten  ift  unb  auf  i^re  fragen  geantwortet  ^ot  .  .  .  Unb  ebenfo  wie  SJ^enfc^en  in  ber 
/Ku|eren  SBelt  ftc^  leiten  unb  burc^  bie  Umgebungen  unb  ben  ®influfi  einaelner  $erfonen 
bestimmen  loffen  fönnen,  fo  giebt  e8  auc§  in  ber  inneren  9QBelt  eine  Älaffe  unentwicf elter 
^eifter,  welche  fic§  oon  ben  pofttioen  S3orftellungen  ber  SWenfc^en  beeinfluffen  loffen,  wenn 
fxt  ji(^  oermittelft  ber  Xöne  mit  einem  Äreife  in  SSerbinbung  festen.  JDiefe  ©eifter,  welche 
tne^r  in  göttlidjer  2itU  atö  in  Söeid^eit  oorgefc^ritten  ftnb,  laffen  ftc§  leicht  beeinfluffen, 
^erobe  bad  au  füllen,  wad  bie  9]^e^raa^l  ber  $erfonen  im  Greife  fü^lt  unb  benft."  äBenn 
olfo  in  einer  6eancc  gefragt  wirb,  ob  biefer  ober  jener  §o§e  ®eift  augegen  fei,  fo  ant« 
»ortet  ein  folc^er  f9m|)at5ifc^er  ®eift  „ja",  inbem  er  ftc§  burc^  bie  Söünfc^e  ber  Slnwefen^! 
ben  beftimmen  Ift^t  unb  in  Uebereinftimmung  mit  i^nen  antwortet  Auf  folc^e  SBeife  be« 
{ommen  bie  2:eilne4mer  bed  Greifes  aKe  i^re  älnfc^auungen  beftdtigt;  bie  ©eifter  reben 
i^en  gerabeju  nac^  bem  aRunbe. 

„'Stoj^  bem  je^t  ^errfd^enben  ©lauben  werben  manche  benfenben  SRenfc^en  ber  3Ms 
ttung  fein,  ba^  ei^  notwenbigerweife  böf^  ©eifter  fein  muffen,  bie  fommen  unb  ftd^  unter 
falfc^em  92amen  oorfteUen  unb  £e§rfö(en  unb  ©ebanfen  beiftimmen,  oon  benen  fte  feine 


240  ^i^  weitere  ^Verbreitung  bed  Spiritismus. 

flore  SJorfteßung  ^aben,  woburc^  fie  bie  Seutc  irreleiten  unb  m  fetter  »iberfpred^. 
SCber  eS  ift  mir  eingegeben  »orben,  meine  Sefer  9u  oerfu^em,  ba(  baS  gmtse  Problem  ft<l^ 
(Öfen  {ä^t,  o^ne  bie  ^siften)  böfer  ober  ouc^  nur  unroiffenber  ©etfler  an^ymef^men.  (^ 
ftnb  gerobe  bie  freunbtic^en ,  liebenben  unb  empfänglichen  ©eifter,  n)e(c^e  burc^  ben  Ser« 
(e^r  mit  nac^lebenben  äVenoanbten  unb  Jreunben  fic^  angezogen  füllen,  unb  «»ek^e,  burc^ 
i^re  fpmpat^ifc^en  ©efü^le  verleitet,  aüem  beiftimmen,  wonach  fte  gefragt  »erben/' 

^ccoii*  äBer!  tntffiit  noc^  onbere  nilbe  ^^ontofteen,  3.  i3.  t>on  ber  iBefreiun^ 
ber  @eele  oom  üörper  burc^  ben  %o\>,  oon  ber  (Einrichtung  ber  ©eiftenoeü,  von  ber  ^^oers 
feinerten"  (Sleltrijitdt,  woburc^  bie  ©eifter  bie  ^ifc^e  in  Bewegung  bringen  u.  f.  xo.  WltS^ 
biefe«  finb  nur  Slebenfoc^en,  bie  o^ne  öebeutung  für  bad  33erftänbniS  be«  Spiritismus 
ftnb  unb  beS^alb  ^ier  übergangen  »erben  tonnen. 


5)ie  tpeifcre  ^erßrcifun^  &e$  Spixitisxmxs. 
Bie  Mtjaäitn  ber  IBerbreifung  bea  J&pirUismua. 


IJo 


hn  ädnerita  pf{an}te  ber  @piriti8muiS  ftd^  fd^neil  na^  Europa  fort 
unb  erregte  überaE  ba«  größte  auffegen.  3^  anfang  ber  fflnfjiger  3o^^e 
befd^äftigten  fld^  oQe  mit  i^m^  unb  SRiSionen  n)urben  eifrige  Sln^änget.  @d 
ifl  bei  naiverer  93etrad^tung  eine  i)ö^\i  mertiofirbige  @tf Meinung,  ber  n)ir 
gegenüber  fielien.  Sin  red^t  unroiffenbet,  fomnambulet  älmeritaner  unb  einige 
ftinber  t>eranlaf{en  eine  SSeroegung^  voel^  fld^  nici^t  allein  Aber  ha^  Sater^ 
fanb  ,,beÄ  ißumbugÄ^,  fonbem  über  bie  ganje  ctoUifierte  SBelt  ausbreitet 
Unb  bie  Seroegung  üerfd^winbet  nid^t  ebenfo  fd^nell,  wie  fie  entfianben  ifi; 
mlmtf)v  Jefct,  ein  ^albe«  Qa^r^unbert  fpfiter,  ijl  fie  oerbreiteter  unb  leben«* 
fräftiger  benn  je  jut)or.  aber  fetbft,  wenn  man  fomeit  ge^en  mottte, 
ben  ©ieg  beiS  ©piritiSmu«  anjune^men,  weil  er  bie  SBa^^eit  fei,  moi^  v^ 
gan}  gemig  nid^t  glaube,  fo  n)äre  bie  @a<i^e  bennod^  nid^t  DerftAnblid^.  2)enn 
ber  ©piritii^mu«  ift  leine  neue  SBa^r^eit;  er  epfiierte  oöllig  entmidfelt  in  feiner 
ganzen  mobetnen  ©eftalt  fd^on  }u  ber  ^txt,  ald  Xam^  geboren  n)urbe.  SHe 
beutfd&en  5ßneumatologen  Ratten  bie  fie^re  llarer,  reiner  unb  mit  größerer 
S^iefe  unb  @räublid^!ett  bargefteQt,  atö  bie  ungelel^rten  amerilaner  ed  t)er< 
mod^tcn.  aSJed^alb  verbreitete  ber  ©piriti«mu«  fid^  benn  nid&t  fd^on  im  erfien 
Viertel  be«  Sa^r^unbert«,  getragen  t)on  einer  Steige  tüd^tiger,  ^oc^angefel^ner 
51Wänner?  2)aoii^'  fie^re  Don  ben  ©eifiern,  fofem  fxe  über  ba&  l^inau^e^, 
u)ad  ftd^  in  ben  entfpred^enben  Sudlern  t)on  3ung?©tilling,  ©fd^cnmaper  unb 
Äemer  finbet,  ijl  eigentlid^  nur  ©attimattl^ia«;  warum  glüdfte  eS  i^m  unb  nid^t 
i^nen,  bie  biefe  angeblid^e  SBa^r^eit  brad^ten,  burd^jubringen?  Um  biefe«  ju 
üerftel^en,  muffen  wir  auf  bie  feinen  Unterfd^iebe  ad^tcn,  bie  fid^  jmifd^en  bem 
amerifanifd^en  ©piritiSmu«  unb  ber  beutfd&en  ^ßneumatologie  finben.  fiier 
fatten  nun  jioci  abroeid&ungen  befonber«  in  bie  aiugen,  bie  aud&  genügen,  um 
baiJ  ganje  ^p^änomen  ju  ctMören.   1)  2)ie  amerifaner  ^aben  ba«  Xifd^rüdfen 


Xit  Urfac^en  ber  Verbreitung  bed  @pmtidmud.  241 


entbecft  —  bicfc^  fannten  bie  S)etttfd^cn  nid^t;  2)  ber  amcritanifd^e  ©piriti^^ 
imtö  ^t  trofi  feinet  fa(f(]^en  toiffenfc^aftlid^en  3uf<J^nütei^  ein  l^eroorragenb 
religiöfeiJ  ©eptäge  —  bie  beutfd^e  ^neumatologie  aber  toor  troft  be«  engen 
anfd^IuRe«  an  bai^  ©^rifientum  ein  p^ilofop^fd^ei^  ©VJlem.  3n  jenen  beiben 
^atfa<i^en  Hegt  unsn)eifel^aft  baiS  @e^eimnid  ber  äluiSbreitung  bei^  ©piritüS^ 
mu&,  unb  nrir  tootim  btSffcih  jebe  berfelben  etmaiS  nä^er  betrad^ten. 

S)ad  Xifd^räd en  ifl  nad^n)eidlid^  bie  SBerantaffung  gemefen^  bag  ber  ©piri* 
ti^ntuiS  überhaupt  in  n)eiteren  Streifen  befannt  n)urbe.  S)ie  fonberbare  93e^aup? 
tiing,  bag  ein  %x^ä)  fld^  baburd^  in  äSemegung  fe|en  foQ^  ba^  ein  jtreii^  9on 
Wenfd^  ftd^  um  il^n  fefit  unb  bie  ^änbe  ru^ig  auf  bemfelben  liegen  (&gt, 
mugte  notn)enbigern)eife  äluffe^en  erregen.  2)aiS  n)ar  ettocJ^,  mcA  aQe  unter^^ 
fud^en  (onnten,  n)eil  ber  ein}ige  nottoenbige  Apparat,  ein  Sifd^^  ftd^  überall 
DOtfanb.  &  ift  eine  betannte  3^atfad^e^  berer  ftd^  mand^e  9on  ben  jefit  S^ben:: 
ben  nod^  erinnern  votxbm,  bag  in  ben  erflen  Sauren  nad^  1850  eine  n^a^re 
3;ifd^tan}epibemie  in  gan)  @uropa  mütttt.  %x^il^t  junt  Xanjen  }u  bringen, 
loat  bamate  gerab^u  ein  @efeDfd^afti^fpiel,  bai^  aSe  probtiren  xooUttn,  unb 
erfl  ate  aSe  ftd^  bapon  äberjeugt  Ratten,  bag  ^  ft^l  ol^ne  ©d^mierig^ 
feit  mad^en  Heg,  fd^Hef  bad  Snterefje  bafär  ein.  9tatflrHd^  n)urbe  nid^t  ein 
jeber,  ber  ftd^  mit  2:ifd^rüdfen  amüfierte,  ein  gläubiger  ©piritijl.  3n  3^^ 
tungen  unb  SSrofd^firen  gaben  ®e(e^rte  mel^  ober  weniger  rid^tige  SrHärungen 
bed  ^^änomeni^  ab;  jtaritaturjeid^ner  mad^ten  fld^  in  ^ugblättem  baräber 
(ufüg.  9(ber  gerabe  bai^  3:ifd^rfiden,  mieoiel  man  aud^  barttber  fpottete,  unb 
nrie  fe^  man  t&  {arttierte,  trug  offenbar  baju  bei,  bag  man  ftd^  aber  bie 
Seigre,  mit  ber  ei^  aufi^  engfie  jufammenl^ing,  Suffd^lug  oerfd^affte.  ©o  ^at 
ba&  S^ifd^rfidten  unjmeifel^aft  bai^  bemirlt,  bag  ber  ©piritii^mui^  überl^aupt 
betannt  rourbe. 

3nbei^  ifl  e«  bo^l  nod^  ein  großer  Unterfd^ieb,  eine  Seigre  ju  fennen 
unb  {te  anjunel^en.  2)ag  ber  ©piritidmui^  aber  Slnl^nger  fanb,  ^at  feinen 
®tunb  im  }n)eiten  ber  genannten  Umflänbe,  in  feinem  reHgidfen  Sl^aralter. 

9flad^  ber  auffaffung  ber  ©piritifien  felbfl,  bie  auf  jeber  jmeiten 
Seite  i^rer  3eitfd^riften  au«gefprod|en  wirb,  rü^rt  ber  gortfd^ritt  beÄ  ©piri^ 
tidmud  ^auptfäd^Hd^  baoon  ^er,  bag  er  ein  bered^tigter  unb  lebenbiger 
^roteji  gegen  ben  naturmiffenfd^aftHdien  9Rateriali«mu«  iü,  ber  bi^  ieftt  all 
unfer  ©enfen  bel^errfd^t  l^at,  bejfen  bie  9Renfd^en  aber  mübe  ftnb.  SHefe  Se^ 
^auptung  ift  ebenfo  oberfläd^Hd^  atö  oerfe^rt,  wie  ba&  meifte,  xoa^  auf 
fpiritifHfd^  ©«ite  oorgebrac^t  wirb.  3w"ä<ä^P  e^iftiert  fd^on  feit  langer  S^iX 
ein  naturmiffenfd^aftHd^er  aWateriaHi^mug  nid^t  me^r.  3n  ber  9Ritte  beig  3a^r= 
^unbert«  fladterten  bie  materiaHftif^en  3i>een  mo^l  für  eine  lurje  3eit  auf, 
inbem  fle  oon  SWäunern  roie  SJogt,  SKoIefd^ott  unb  Sudaner  perteibigt  rourben, 
aber  biefe  ©lanjperiobe  erinnert  me^r  an  ba^  Slufflodfcrn  einer  flamme  oor 
i^rem  (Srlöfd^en.  ©d^on  1857  jeigte  g.  a.  Sänge  in  feiner:  „(Sefd^ic^te 
Ded  aRatertaHöntuiJ"  fo  grünblic^  bie  völlige  Un^attbarfcit  be«  fcaffen  3Wate- 

Seemann,  9I6er9lau6e  unb  3au5erei.  16 


242  2)ic  weitere  Verbreitung  be«  ©piritldmud. 


üoix&mn^,  hob  biefer  feit  ber  3^  ^t  tmeber  burd^grimmgen  ifl  unb 
fflri^  erfle  aiui^  lautn  toieber  burd^btutgen  toitb.  &n  @elel^er,  loetd^er 
heutigen  XaQt&  htfyxixpttn  moVitt,  bag  ba&  2)afein  fld^  nur  burd^  bie  SRoterie 
unb  beten  Jtrfifte  erKäten  liege,  n)firbe  bamit  nur  bemeifen,  bag  i^nt  bie 
elementarflen  p^ilofop^ifd^en  begriffe  fel^Ien.  @o  mdt  mit  beEannt^  l^ot  ber 
äRoterialiiSnutö  im  (efiten  äReufd^enaltet  aud^  (einen  9teptftfentanten  gehabt, 
beffen  9iamen  einen  5l((mg  in  bet  miffenfd^aftUd^en  Sßelt  l^dtte.  Xit  93e 
^auptung^  bog  bie  motetidifUfd^  3^^  l&ngete  3^  ^inbutd^  bie  aUein- 
^ettfd&enben  gewefen  feien,  iji  alfo  PoHflänbig  auÄ  bet  Suft  gegriffen;  folglid^ 
ifi  ^  mä)  eine  gans  unl^oltbate  Sel^ouptung,  bag  bie  Seute  betfelben  mfibe 
gemotben  feien  unb  bei^^Ib  9iettung  im  Spititii^muiS  gefud^t  l^ben.  S)er 
l>]^itofop^ifd^e  @tteit  um  ben  SRateriolidmui^  in  bet  äßitte  bei^  ^al^t^unbett^ 
ettegte  un^meifel^aft  aud^  auget^olb  bet  miffenfd^oftUd^en  Jtteife  abtffe^en;  abet 
bie  gatqe  SSemegung  mat  t)on  fo  tutjet  S)auet,  bag  fle  feine  Spuren  im 
aSemufetfein  \>t»  ^olie&  jutüdliefe.  »üd^neri^  „Äraft  unb  ©toff^,  bie  popu= 
lotfle  moteriatiftifd^e  @d^rift,  ifl  l&ngfl  t)etgef[en  unb  mitb  mo^l  l^öd^fieni^  noc^ 
oon  ^^ilofopl^n  gelefen.  S)ie  @t!lätung  bet  @pititiflen  tfldEftd^tlid^  bed 
@tfolgiS,  ben  fte  unflreitig  gel^abt  l^aben,  ifl  bemnad^  fo  oberfläd^Kd^  unb 
unhaltbar,  bafe  fie  eben  ganj  finnlo«  wirb,  wenn  man  fte  ifoliert  für  fid^  in§ 
äluge  fagt.  SRan  mu|  fte  aber,  um  fte  ju  begreifen,  im  3ufammen^ang  mit 
ber  Unmenge  pon  $ol^n^  unb  @d^eltmorten  betrad^ten,  momit  bie  @piritiflen 
bie  SWaturforfd^er  überfd^ütten,  meil  biefe  fld^  burd^meg  ber  fpiritiflifd&en 
£e^re  gegenüber  ablel^nenb  oerl^alten.  3n  biefem  Sid^te  befelien,  mirb  ber 
ÄuÄbrudf  „noturmiffeufd^aftlid^er  SWaterialiömuÄ"  nur  ju  einem  ©d^impf= 
mort  mie  fo  oiele  anbere  Slui^brüdte;  man  barf  i^n  nid^t  im  flreng  p^Uofo- 
pl^fd&en  ©inne  nehmen,  fonbern  er  bebeutet  nur:  bie  SBJiffenfd^aft,  bie  für 
bie  ©eifter  Jeinen  SJoum  l^at.  DaÄ  ifl  natürlid^  t)om  ©tanbpunfte  eine^ 
©piritiflen  ou«  ba^  äergfle,  xoa§>  e^  giebt,  menn  man  für  feine  ©elfter 
(einen  @ebraud^  ^at. 

SBit  loffen  nun  gern  bie  melleid&t  gutgemeinten,  aber  nid&t  glüdHid^en 
Singriffe  ber  ©piritiften  liegen  unb  unterfud&en  bie  a3ebeutung  bciJ  retigiöfen 
6^ara(ter^  beÄ  ©piritüSmui?.  3m  Sorl^ergel^enben  l^aben  mir  fd^on  gefe^en, 
ba|  ber  Äem  in  35amö'  fie^re  folgenber  ifl:  „S)er  ©egenfafi  jmifd^en  ®ut 
unb  ä3öfe  e^fliert  nid^t;  man  lann  nur  t)on  mel^r  ober  meniger  SJotUom- 
menem  reben.  2)ai^  UnDoIHommene  mirb  ftd^  entmirfeln  unb  admä^lid^  doD^ 
(ommen  werben,  golglid^  giebt  ei8  aud^  (eine  böfen  ©eifler;  aße,  felbfl  bie 
niebrigflen,  werben  juteftt  üoDKommcn,  feiig  werben."  Ober  (urj  unb  gut: 
eine  ewige  :i}erbammni^  giebt  t»  nid^t.  SBir  werben  im  golgenben  fe^n,  bafe 
biefer  ©afi  ber  ^auptpunft  bei^  franjöftfd^en  Spiritismus  ifl,  wie  Ulan 
Jtatbec  i^n  auf  bem  93oben  beS  Jtat^olijiSmuS  entwidelt  ^ot.  S)ie  Ä^l^te  Rat' 
becS  r>on  bet  SJeTnfatnation  ge^t  gerabe  barauf  ^inauS,  bie  »löglid^(eit,  bafe 
alle  ©eifler  feiig  werben  (önnen,  ju  beweifen.     6S   ifl  unjweifel^aft  fein 


3)ie  Urfadjcn  ber  SJerBreitung  bc3  ©pintiSmug.  243 

3ufaE,  wenn  jmei  aWfinner,  bie  auf  fo  üerfd^iebener  religiöfen  ©runblage 
fic^ien  loie  S)aoii5  unb  Äarbec,  ju  bcmfelben  Siefultat  lommen.  3n  SBirllid^- 
fett  l^aben  bcibc  eben  bie  Se^te  x>on  ber  ewigen  SBerbammnig  angreifen 
nioQen:  l^ierauf  ftnb  i^re  Spfleme  t)on  ooml^erein  angelegt.  '  S)amtt  ifl  ber 
bebeutenbe  ^ortfd^ritt  bei»  SpiritiiSmu^  aud^  leidet  perfi&nblid^.  pr  bie 
grofee  aWajfe  be§  SoIfeiJ  ifl  berfelbe  fd^fed^t^in  eine  Sleligion  wie  jebe 
anbere,  unb  mon  nrirft  fid^  i^m  in  bie  Slrme,  um  fid^  t)on  einem  S)ogma  ber 
Aird^e  t(MS}urei|en^  ha^  mtt  ber  l^umanen  SSorfleDung  unferer  3^  ^^^ 
Sied^tfertigung  unb  aSergeltung  nid^t  l^armoniert.  SJe^^alb  mirb  ber  ©piritii^ 
muÄ  aud^  in  3"fwnft  immer  mieber  Slnl^änger  pnben  unb  gorifd^ritte 
mad^en. 

Snbei»  behaupte  id^  feine^roegg,  bafe  au^fd^liefelid^  religiöfe  Sntereffen 
ben  gortfd^ritt  be«  ©piritiömu^  bewirft  ^aben.  S)ie  fielen  mertoürbigen 
^^onomene,  meldte  in  ©egenmart  ber  3Kebicn  l^erüortraten,  l^aben  mo^I  oud^ 
boju  beigetragen,  bafe  ßeute,  bie  feine  anbcre  (Srflärung  für  biefelben  finben 
fonnten,  il^re  3wflu(^t  jum  ©lauben  an  ©eijier  nahmen.  S)a6  bie  ^atfad^en 
felbfi  bieSeute  überjeugt  ^aben  fottten,  ift  fidler  in  weit  geringerem  Umfange  an? 
june^men,  atö  man  geroö^nlid^  glaubt;  benn  biefe  „2:i^atfad^en"  fxnb  äufeerft 
feiten.  Unter  taufenb  ©piritiften  l^at  mobl  faum  einer  mtt  eigenen  Stugen  etroa« 
gefe^en,  mag  i^n  t)on  bem  2Kitmirfen  ber  ©eifter  roirflid^  ^fitte  überjeugen 
fönnen,  menn  er  nid^t  t)on  üom^erein  ben  ©lauben  baran  mitgebrad^t 
^ätte.  SBa«  in  ben  prit)aten  fpiritifiifd^en  Äreifen  fxd&  ereignet,  ifl  geroöl^nlid^ 
fo  unbebeutenb,  bafe  fein  öernünftiger  aWenfd^  baburd^  ju  ber  3lnnal^me  be:= 
wogen  werben  fann,  ©eifier  Ratten  il^re  fianb  babei  im  ©piele.  9Ran  mufe 
eben  t)on  oornl^erein  ben  ©lauben  baran  ^aben,  um  eine  Sefräftigung 
be^felben  burd&  bie  ©reigniffe  in  ben  prioaten  ©eancen  ju  finben.  (Sin  fold^er 
©laube  fann  natürlid^  baburd^  entfte^eu  —  unb  ift  in  mand^en  gäßen  aud^ 
fo  entfianben,  —  bafe  man  Serid^te  über  wett  merfwürbigere  5ß^änomene 
ttte  bie  felbfterlebtcn  lieft.  SBenn  biefe  fonberbaren  ^^onomene  —  nad^  ber 
»e^auptung  ber  SJeobad^ter  —  nur  ate  ba^  SBirfen  üon  ©eifiem  erflärt  werben 
fönnen,  fo  ift  bamit  alfo  gegeben,  bafe  ©eifter  in  bie  SWenfd^enwett  eingreifen. 
Slotürlid^  liegt  e8  bann  aud^  fe^r  na^e,  bag  SWitwirfen  ber  ©eifter  auc^  bei 
weniger  merfwürbigen  ©reigniffen  anjune^men. 

68  unterliegt,  wie  gejagt,  feinem  S^^^if^f/  ^^^6  ^i^l^  ^"f  biefem  SBege 
glaubige  ©piritiften  geworben  finb.  aber  bieg  erflärt  ben  gortfd^rttt  be8 
©piritiÄmug  nid^t  genügenb;  benn  oiele51Wänner  ber  SBiffenf d^aft  ^aben  im  Saufe 
ber  3rit  bie  mebiumiftifd^en  5ß^önomene  unterfud^t  unb  i^re  Sftid^tigfett  einge- 
räumt, aber  mtt  3lu8na^me  oon  äBaOace  unb  oieQeid^t  3öllner  l^at  fid^  bod^ 
feiner,  ber  oon  irgenb  weld^er  ©ebeutung  ifi,  bem  ©piritidmu^  angefd&loffen. 
©ie  finb  oielmel^r  Oftultiflen,  b.  i).  fie  nehmen  an,  ba^  bie  ^^änomene  burd^ 
irgenb  eine  bis  jefit  nod^  unbefannte,  „olfutte"  SRaturwirfung  juftanbe  fommen. 
6ine  grofee  ©d^ar  oon  ©elel^rten  ift  fic§  in  biefer  ®rflärung  einig  gcwefen; 


244  ^«  wettere  ©erbrettung  be«  SpirUidmu«. 


toir  toerben  f)>&ter  auf  fte  unb  i^re  93erfud^e  luxüdtommen.  9Barum  tooQen 
bte  Spiritiflen  nun  eine  fol^e  notarKd^re  (SrSärung  nid^t  annehmen?  SBarum 
foDen  bie  lieben  @ei{iet  aUe»  mad^ht?  Wt  einem  SSorte:  äBorum  räumt 
bet  @piritü$mu8  nic^t  bem  ORuUiiSmui^  ben  $la|  ein? 

3)ie  äntioort  wirb  Jebem  einleud^tenb  fein,  ber  nid^t  felber  ©piritifl 
x%  S)er  SSiberflanb  gegen  bie  natürKd^  SrfUlrung  (ann  nur  burd^  reUgidfei» 
Sntereffe  bittiert  fein.  SRan  ^ft(t  ben  ©tauben  an  bie  ©eifter  bedn^egen  fefl, 
meil  nur  bie  @eifier  juoerlaffige  aufttarungen  Aber  baiS  )ulflnftige  £^n 
geben  tonnen.  äRan  foQte  bod^  meinen,  ba|  eS  ben  @piritiflen  gan)  gteidd^ 
gältig  fein  mfigte,  mie  bie  äBiifenfd^aft  bie  mebiumifUf^n  ^^änomene  er- 
Hart,  xotm  fie  beren  Stiften}  nur  einrftumt  Sber  baiS  ifl  i^nen  nun  ein^ 
mal  nid^t  gleid^gfiltig.  @inem  äRenfd^en,  ber  auS  fbü^tm  menig  gelernt  ^t, 
fält  e»  nid^t  ein,  einem  ^l^pftler  )u  miberfpred^en,  menn  biefer  bie  Se- 
loegungen  bed  ^ßenbetö  erttört;  er  räumt  ru^ig  ein,  ba|  ber  ^^pftler  bad 
b^et  oerfie^.  Xber  berfelbe  äRenfd^  me^rt  fid^  mit  iQänben  unb  %ü^ 
gegen  jebe  natärlid^e  (Klärung  ber  triet  fd^mierigeren  m^iumifUfd^n  $^^äno- 
mene.  Sßarum  räumt  er  niddt  ein,  bag  ^fpd^ologen  unb  ^^pfblogen  boi^ 
beffer  Derfte^en  mfijfen  atö  er?  iQier  ifi  nur  eine  Grttärung  möglid^:  loeit 
eS  i^m  Dor  aQem  barum  ju  tl^n  ifl,  eine  ©arantie  für  bie  SUd^tigteit  ber 
fogenannten  ©eiflermitteilungen  )u  betommen.  S)iefe  ©arantie  l^at  er  aber 
nic^t,  menn  er  nid^t  länger  glauben  barf,  bag  fte  loirtlidd  von  ©eiflem  f)tx^ 
rühren. 

aifo:  ber  ©laube  bei:  meiflen  SRenfd^  an  ben  ©piritiSmuS  ifl 
rein  religiöfer  9latur.  9Skr  bad  SebflrfnüS  ^at,  felbfiänbig  )u  beulen, 
ftdd  aber  nid^t  DoQjlänbig  pom  ätutoritätdglauben  irgenb  einer  Strt  lo8)u« 
reiben  vermag,  finbet  im  SpiritiiSmui^  eine  mäd^tige  Stfl^.  äJon  ben 
©eiflern  roirb  er  immer  fold^e  religiöfen  ©äfte  biftiert  befommen,  meldte 
feinem  religiöfen  Sebfirfniffe  entfpred^en;  baburdd  ^t  er  einen  boppeltenSSorteil 
enei^lt:  er  ^at  bie  SJeligion  gefunben,  bereu  er  bebarf,  unb  biefe  Sieligion 
ifl  i^m  auf  übernatürlichem  3Bege,  burd^  Offenbanmgen,  garantiert.  S)ed^alb 
gewinnt  ber  Spiritismus  immer  me^r  Soben  unb  tyd  eine  B^f unft  für  fld^. 

3d^  merbe  je^t  in  tur}en  3^9^"  i>i^  @ntmid(lung  beS  ©piritiSmuS 
in  Europa  fd^ilbent  unb  babei  ©elegen^eit  finben,  oecfd(|tebene  Sin}el^eiten, 
bie  Dorläuftg  als  bloge  93e^auptungen  ^ingejlelt  tlnb,  näl^  }u  beleuddten. 
9Bir  betracliten  )uerfl  befonberS  ben  fran|öftfd^en  Spiritismus,  fobann  ben 
aOgemeinen  (SntmidtlungSgang  in  @uropa  unb  fd^liegen  mit  einer  betoil^ 
lierteren  Sel^anblung  ber  populär^fpiritiflifd^en  ©eancen. 

Bbt  franjöfifrfjß  ^ptrifi«mu«. 
^onlreid^    voax  baS  £anb  (SuropoS,  in   meld^  ber  Spiritismus 
juerfl  ansang  unb  SSerbrcitung  fanb.  Sd^on  1849  bilbeten  pd^  ^ier  auf  aSer* 
anlaffung  einer  aus  Slmerita  ^eimgetel^rten  S)ame  perfd^iebene  fpiritiflif^ 


2)cr  franjöflfd^e  ©piritiSmu«.  245 

3trfet,  bie  fid^  um  Xi^^t  Derfammetten  unb  t)ermtttclfi  biefcr  aRittellungen 
Don  ©eijlem  erhielten,  3n  %xantxe\i)  crfd^ien  anä)  1851  bie  ältejie  fpititi- 
ftifd^c  3citf(|rift:  „La  table  parlante".  ©(|on  bcr  2:itel  jeiflt  un«,  bafe  ba« 
^ifd^rficfen  unter  aOen  mebiumifttf(|en  ^l^änontenen  bad  belanntefte  voax  unb 
bie  Slufmerffamleit  am  meiften  auf  ben  ©piritiömu«  Einleitete.  Ungefähr  um 
biefelbe  S^t,  im  Slnfange  ber  fündiger  3^te,  entftanb  au^erbem  eine  reid^e 
Sitterotur  von  fpiritifttfd^en  ©pejiolwerfen,  meldte  fomo^l  bie  ©eifter,  afö  aud6 
bie  SWebien  unb  ba«  %i^ä)tüäm  teife  t)om  praftifd^en,  teite  t)om  t^eoretifd^en 
©eftd^tSputtfte  ou^  bctcad^teten.  ©8  iji  unmögKd^,  auf  biefelben  unb  i^re  SBer^ 
faffcr  nä^er  einjuge^en.  a)ie  meiften  ftnb  längjl  üergeRen  unb  t)on  bem 
aWanne  perbrängt,  ber  aU  ber  eigentlid^e  ©d^öpfer  bei^  franjöftfd&en  ©piri^ 
ti^mui^  ju  bejeid^nen  ijl,  diix>aU,  genannt  2t II an  ftarbec.  @x  ^at  übrigen« 
t)ielfad^  bad  benuftt,  ma«  fid^  in  ben  ©d^riften  feiner  SBorgonger  an 
braud^barem  aWaterial  üorfanb,  fo  bafe  mir  alfo  burd&  Setrad^tung  feiner 
SBirffamleit  einen  Ueberblidf  über  ben  bamaligen  ©tanbpunft  be«  ©piriti«^ 
muÄ  in  granfreid^  erhalten. 

^ippolpte  2)enifarb  ^inail  ift  1804  in  ^^on  gcb(?ren  unb  bei  bem  berühmten 
^äbagogen  ^eftatojji  erjogen  worben.  (Später  ftubierte  er  3ura,  aRebijin  unb  Sprachen; 
mit  SCu^no^me  ber  rufftfc^en  foQ  er  aUe  europöifc^en  (Sprachen  gelonnt  ^oben.  1850  trat 
er  in  einen  fpiritifKfc^en  3trlel  ein,  ber  mit  einem  ber  beften  SÄd^ien,  ©elina  SopM.  ar* 
bettete,  diioaxi  überzeugte  pc^  balb  booon,  ba^  ©elina  roirllic^  mit  ®eiftern  in  Serbinbung 
fUmb,  unb  er  legte  i^r  mn  eine  ganae  Äei^e  t)on  gragen  in  öejug  auf  bie  ®eifter  unb 
©eijlerroelt  »or.  2)icfe  beantwortete  fte  im  fomnambulen  3wftß»i^e  teil«  burc^  (Schreiben, 
teiW  burc^  infpirierte  Sieben.  ?iaed,  »a«  er  fo  burc^  Pelina  unb  eine  anbere  Somnambule, 
gftau  ©obin,  erfuhr,  ftettte  er  in  feinem  berühmten  SQBerfe:  „Livre  des  Esprits'*,  ^ari« 
1858,  jufammen.  a)a  9WoaU,  fc^on  beoor  er  ©piritift  würbe,  ein  eifriger  Sln^änger  be« 
Glaubend  an  ^rde^iften}  unb  (Seelenwanberung  war,  fo  ift  ed  nic^t  ju  oenounbem,  ba| 
bie  Sihtteilungen  ber  ©eifter  biefe  £e^re  in  aUem  befUitigten,  fo  ba^  biefelbe  einen  Stexn^ 
pvmlt  im  „öu(^  ber  ©eifter"  bilbet.  3)iefeS  würbe  unter  bem  ©c^riftfteaemamen  Man 
üarbec  herausgegeben,  ba  SHoail  nac^  9(udfage  ber  ©eifter  in  einer  früheren  (Spft^nj  fo 
ge^ei^en  ^atte. 

„2)a«  SdwS)  ber  ^eifter"  ift  eine  2lrt  öibel  für  alle  Spiritiften  in  ben  romanifd^en 
:^6nbem  geworben.  @d  bel^anbelt  alle  mbglid^en  fragen  über  @ott  unb  über  bie  SRenfc^en^ 
feele,  fowo^l  in  bem  Suftanb,  wo  fte  an  ben  jtörper  gebunben  ift,  alS  auc^  in  bem,  wo 
fte  von  bemfelben  frei,  alfo  ®eift,  ift.  ^ie  ©runbfä^e  biefer  ganjen  Se^re  f^at  Rarbec  in 
einem  Ileinen  Sud^e  sufammengefteUt :  „Qu'est-ce-que  le  spiritisme?'^,  $arid  1859. 
einige  ^erau^egriffene  3^e  genügen,  um  bie  $un!te  ^eroorju^eben,  welche  für  und  bad 
meifte  ^ntereffe  ^abtn»    Sor  allem  betrachten  wir  bie  religiöfe  6eite  feiner  Se^re. 

„ffienn  e«  mbglid^  wäre,  atte  oemünftigen  3Renfc^en,  oon  i^ren  innerften  ©ebanlen 
geleitet,  über  bie  ewige  Strafe  abftimmen  ju  laffen,  fo  würbe  man  balb  fe^en,  nac^  weld^er 
Seite  ^in  bie  meiften  ftc^  neigen,  ^tnn  bie  ©orfteHung  oon  ber  ewigen  Strafe  ift  offenbar 
eine  Verleugnung  ber  unerfc^bpflic^en  9arm^er)ig!eit  ©otted.  ^er  Spiritidmu9  lann  aud^ 
bie  (Sntfte^ung  biefed  Glaubend  erflAren.  SBir  treffen  bisweilen  leibenbe  unb  unglüddic^e 
heißer,  welc^  infolge  ber  8efd^rän!t^eit  i^rer  Segriffe  unb  i^red  SBiffen«  ben  3eitpun!t 
m^  lernten,  wo  i^re  Dualen  aufhören  follen.  Sie  finb  burc^  bie  Ueberjeugung  nieber« 
gefc^logen,  ba|  biefelben  ewig  bauem  werben,  unb  barin  befielt  gum  2:eil  i^re  Strafe. 
Uebrigend  «^^iert  feine  beftimmte  ©ret^e  für  bie  Strafzeit  ber  nieberen  ©eifter.    3)er 


246  ^ie  weitere  S^erbteitung  beS  6|nrüidmud. 


äBeg  }ur  33effenmg  ftel^t  i^nen  fteift  offen,  ober  bet  9Beg  lamt  roeit  fein,  unb  ba  fte,  loie 
wir  )u  fe^en  ^(egen^eit  gelobt  ^oben,  oft  mehrere  So^^unberte  lang  auf  folc^e  ^eife 
gepeinigt  werben,  fo  ^aben  jte  ©runb  }u  QUwbtn,  ba^  fte  ewig  (eiben  foQen. 

!Der  @piriti$muf$  erfennt  leine  2^eufe(  in  ber  gewöhnlichen  8ebeutung  biefed  iSBorte^ 
an,  räumt  aber  wo^(  ein,  ba^  ed  böfe  ©eifter  giebt,  bie  oiel  Söfed  anrichten,  baburc^, 
ba^  fte  fc^le^te  Segierben  unb  ©ebanlen  erwecfen.  ^er  ©piritidmud  le^rt  jeboc^  sugleic^, 
ba6  biefe  Öeifter  nic^t  nur  baju  geft^ffen  ftnb,  um  ©öfed  ju  t^un,  ober  bcftimmt  finb, 
hi^  in  ©wigfeit  ber  SRad^t  bed  Söfen  unterworfen  )u  fein  —  ber  Sbidfc^u^  ber  Schöpfung 
unb  bie  genfer  ber  9Renfd^§eit  — ,  fonbem  ba^  fle  unooUfommene  unb  für  bad  @ute 
unsugftnglid^e  ©eifter  ftnb,  beren  Sefferung  ®ott  ber  S^^unft  überlaffen  ^at.  hiermit 
ftimmt  bie  Stnna^me  ber  gried^fc^^Iat^olifd^en  Ihrc^e  überein,  ba^  ber  Xeufel  )ule|t  belehrt 
werben  wirb,  worauf  ftc^  bie  IBele^rung  ber  böfen  ©eifter  ergiebt  unb  bie  £e^re  von  ber 
ewigen  ©träfe  oerworfen  ift." 

Stö  ben  9Beg^  auf  bem  alle  @et{ier  }ule|t  feiig  toerbeit^  nimmt  Jtotbec 
bie  SBiebergeburt  an.  ©eine  Seigre  unterfddeibet  fid^  jebod^  babur<i^  pon  ben 
äSorfieHungen  bed  3lltertumi$  über  bie  ©eelenn^anberung^  bag  er  beflimmt 
baran  feftl^ölt,  bie  51Wenfd^enfeele  !önne  nur  in  einem  menfd^lid^en  Äörper 
n)ieber  Sßo^nung  nel^men,  mSÜ^vtnh  bai^  SQtertum  ftd^  aud^  Xiere  al^  jeit- 
TOeiligen  äufentl^altöort  *ad&te.  S)ie  Äarbecfd&e  Se^re  !ann  furj  in  fotgenben 
©äften  wiebergegeben  werben: 

,,S)ie  ©eifier  werben  reiner  unb  ebler  burdfi  bie  ^Prüfungen,  benen  fie 
im  irbifii^en  fieben  untertDorfen  fxnb.  35a  biefeiJ  Seben  aber  im  SSer^oItni^ 
ju  ber  unbegrenjten  2)auer  be«  geifiigen  fieben^  nur  ein  äugenbüdf  i|i,  fo 
würbe  ein  2)afein  in  biefem  Seben  unmöglid^  }ur  DoOflänbigen  Sauterung 
bei^  @eifle8  genügen;  bei^megen  tritt  biefer  fo  oft  auiS  bem  irbifc^en  Seben 
unb  mieber  ini^  irbifd^e  &tbm  jurfidt^  atö  t&  )ur  @rreid(iung  biefei^  3n>ed(eiS 
notmenbig  ift.  2Bie  oft  ein  jeber  @ei{i  biefed  irbifd^e  S)afein  burd^mad^  mn%, 
ifl  unbeftimmt  SJer  ®eiji,  ber  alle  ju  feiner  Steinigung  notmenbigen  SBieber^ 
geburten  burd^gemad^t  ^at^  ifl  leiner  me^r  unterworfen.  ®r  ifl  bann  ein 
reiner  @eifi  unb  geniefet  bie  l^öd^fie  ©eligfeit  he&  ewigen  fieben».  a3ei  jeber 
9tetnfamation  fd^reitet  ber  ®eifl  fort  an  ftenntniffen  unb  Srfa^rungen,  bie 
feine  SSereblung  beförbem.  S)ie  SBiebergeburt  ijl  alfo  bie  fianb,  bie  i^m 
gereid^t  wirb,  bamit  er  aHmä^lid^  in  ber  SBereblung  wad^fen  tann.  S)a8, 
wai^  ber  @eift  im  irbifd^en  2)afein  fid&  an  Äenntniffen  unb  ©ittlid^feit  er^ 
worben  ^at,  gel^t  nie  wieber  verloren." 

yiaä)  biefen  5ßroben  pon  Äarbec«  ©piritiiJmuÄ  unterliegt  e»  feinem 
3meifel,  bafe  bie  ganje  Seigre  wefentttd^  auÄ  religiöfem  Sntereffe  entfprungen 
ifi.  aufeerbem  ^at  fie  bie  üorjüglid^e  ©genfd^aft,  jugleid^  bie  oerfd^iebenen 
mebiumifJifd&en  Sß^änomene  erHfiren  ju  fdnnen.  a5iefe  ©eite  be«  ©piriti«muö 
be^anbelt  Äarbec  in  feinem  jweiten  ^auptwerfe:  „Le  livre  des  m^diums", 
^axx&  1861.  3fn  bem  red^t  umfangreid^en  SBette  ift  eine  ©arfiettung  aDer 
mebiumifüfd^en  ^l^ftnomene  gegeben^  bie  man  ju  jener  3^it  (annte.  am 
intereifantefien  erfd^eint  mir  ber  abfc^nitt,  ber  üon  ben  oerft^iebenen  arten 


Xtt  franaöftfd^c  ©piritiSmu«.  247 

ber  a)lebien  ^anbett.    ©Ä  ifl  getoi^  ber  dltefte  SBerfud^  einer  Älafpfttotion 
berfetten.    &n  großer  Sogiler  toat  Äarbec  offenbar  ni(|t. 

©eine  ®intei(ung  ber  9Äebten  wirb  nac^  jroei  ücrfc^iebcnen  ©efic^töpunlten  burd^-- 
geführt,  bie  er  aber  burc^einonber  loirft,  inbem  er  balb  auf  ben  3uftanb  ber  SRebien,  balb 
auf  i^re  £eiffcungen  Slädftc^t  nimmt,  ^ir  erhalten  babei  folgenbe  ülaffen:  bie  p^pfüalifc^en 
3Rebien,  bie  £aute  unb  Semeöungen  (eblofer  ©egenftänbe  hervorrufen;  bie  fenfitioen 
39>2ebien,  bie  bie  ©egenmart  ber  (Seifter  empfinben;  bie  ^örenben,  meiere  bie  ©eifter 
^ören,  unb  bie  fe^enben,  bie  fie  fe^en.  2)ie  rebenben  SÄebien  fmb  bie,  burdj  beren 
Sermittelunö  bie  ©eifter  auf  bem  SBege  be8  2Borte§  fic^  funbgeben,  bie  f(^reiBenben 
^ei^en  bie,  mit  beren  $i(fe  bie  ©eifter  fd^riftUd^e  ^tteitungen  machen,  ^ann  f^at  man 
noc^  fomnambute  SKebien,  bie  nur  im  fomnambulen  S^fto»^^  roirfen  lönnen,  unb 
§ei(enbe  ^ebien,  welche  bie  ^iagnofen  unb  Serorbnungen  ber  ©eifter  in  5tranll^eitö$ 
füllen  mitteilen. 

SDoÄ  ©onberbarfie  an  ber  ganjen  ©inteilung  iji  ber  Umfianb,  bafe 
Äarbec  ntrgenbÄwo,  fo  roett  td^  fe^en  fann,  ju  erMären  x>tt\uä)t,  warum 
ein  aWebium  im  attgemeinen  nur  einer  biefer  Älajfen  angel^ört.  ÜJlan 
fodte  bod^  glauben,  bafe  ein  fd^reibenbe«  aWebium,  mit  bejfen  ^ilfe  bie 
©eifier  einen  33leiflift  in  Seroegung  fefcen  fönnen,  aud&  anbere  leblofe 
Oegenfiänbe  bewegen  fönnte,  folglid^  aud^  ein  pl^9Ji!alifd^ei8  aWebium  wäre; 
aber  bie«  iji  feine^weg«  ber  gall.  —  SBa«  bie  3Kebien  femer  eigentfid; 
au^rid^ten  foDen,  ifl  aud^  nid^t  !(ar.  9)er  beutfd^en  ^neumatologie  f)at 
Äarbec  nämlid^  ben  ©aft  entlehnt,  bag  bie  @ei{ier  eine  l^alb  materieOe 
©ülle  ^aben,  ben  5Rert)engeift  ober  5ßerifprit,  wie  er  i^n  nennt.  3m 
Iciblid^en  fieben  üerbinbet  ber  ^erifprit  ben  (Seifl  mit  bem  Seibe,  im  Xohe 
aber  folgt  ber  ?ßerifprit  bem  ©eifie,  unb  baburd^  wirb  biefer  fä^ig,  fid^ 
bem  SRebium  ftd^tbar  ober  l^örbar  }u  mad^en  unb  auf  ben  irbifd^en  @toff 
einjuwirfen.  SBenn  aber  ein  ®eifl  burd^  ben  ?Perifprit  auf  einen  ©egenftanb, 
j.  33.  einen  %i]ä),  in  bejfen  ?lä^e  baiJ  9Kebium  fid&  gar  nid^t  bepnbet,  ein« 
wirfen  !ann^  warum  brandet  ba«  SRebium  bann  flberl^aupt  zugegen  }u  fein? 
3)a8  iji  ein  oottjiänbige«  SRätfel.  Äarbec  ^at  offenbar  red^t,  wenn  er  be* 
Rauptet,  bafe  ber  ©piritiÄmui^  eine  unt)ollfommene  SBiffenfd^aft  fei,  benn  e« 
bd)arf  wal^rlid^  nod^  vieler  efperimentetter  Unterfud^ungen  unb  ttjcoretifd&er 
(Srwögungen,  bet)or  nur  im  großen  unb  ganzen  etwaig  me^r  Älar^eit  in  bie 
Sad^e  lommt. 

®er  >5piritiamu0  im  übrigen  (Europa. 

9Bie  in  ^canlreid^  erregte  ber  ©piritiMud  aud^  im  übrigen  @uropa 
gleid^  bei  feinem  auftreten  große«  Sluffe^en.  UeberaD,  namentlid^  aber  in 
J)eutfd^lanb,  fd^rieb  man  eine  ganje  SHeil^e  ©üd^er  über  bie  merfwürbigen 
^^änomene,  befonber«  über  ba«  aDgemeinfte  unb  ba«  be!anntejie,  ba«  Älopfen 
unb  Äeben  ber  S^ifd^c.  Slber  feiner  ber  fielen  33erfaRer,  bie  jtd^  mit  bem 
©piritiÄmu«  befc^äftigten,  ^at  i^n  fo  attfeitig  be^anbelt  unb  ^at  eine  fold^e 
Sebeutung  erlangt,  wie  Man  Äarbec.  SBir  tonnen  be«^atb  rul^ig  biefe  iaf)U 


248  ^'«  weitere  SJerdtettung  be«  Spiriti^mu«. 

reid^en^  gatt)  ober  teilioeife  t)erge{fenen  Tutoren  übergel^.  2)ie  äSemegung 
tfat  ftd^  fibrigend  in  ben  meiflen  £änbem  offenbar  balb  loieber  rxAoxen, 
mit  SluiSnal^me  oon  @ng(anb.  9ßa^rfd^ein(id^  l^aben  prioate  fptritifUfd^e  ftreife 
^ier  unb  ba  e^iftiert^  voo  man  ftdd  regelmäßig  um  Xifd^e  Derfammette^  um 
fid^  an  einem  3ufammenfein  mit  ben  lieben  2;oten  ju  erfreuen.  Slber  ein 
bebeutenberei^  SRebium,  bai^  bie  älufmerlfamfeit  in  weiteren  Streifen  erregt 
^ätte,  fd^eint  in  ben  erften  )man)ig  3<^lten  nad^  bem  ^eroortreten  bed  Spiri- 
tidnntö  auger^lb  (Snglanbd  nid^t  bagemefen  }u  fein. 

3n  ©nglanb  bagegen  blieb  ba«  Sntereffe  für  ben  ©piriti^muiJ  frifd^er, 
ma^rfd^einlid^  infolge  ber  näheren  Serbinbung  mit  9(meri(a.  93eibe  B^mt^ 
fiem  %ot,  beren  Flamen  unauiSlöfd^lid^  mit  ber  @efd^id^te  bed  mobemen 
©piritüSmuiS  perfnflpft  ftnb,  ^irateten  Gnglänber,  nnb  ba  fte  i^re  mebiu« 
mifHfd^en  @igenfd^aften  piele  Sa^re  l^inburd^  bema^rten^  fo  genügte  il^r  Sluf^ 
enthalt  in  @nglanb  aOein  fd^on^  um  bie  93emegung  ^ier  anbauem  )u  laffen. 
2)a  fid^  nun  bie  SRebien  im  allgemeinen  in  foldden  ftreifen  entmideln, 
in  benen  man  ftd^  mit  fpiritifUfd^en  Serfud^en  beft^äftigt^  fo  ifi  ei^  gan) 
natfirlid^/  bag  albnä^lid^  immer  me^r  gute  SRebien  auf  engUfd^em  Ooben 
auftaud^ten.  3^^^^  Rauften  bie  Xl^atfad^en  ftd^  bod^  fo  an^  bag  ©elel^rte  ftc^ 
gqnmngen  fallen,  bie  @ad^e  nä^er  }u  unterfudden ;  t)on  biefem  3^itpuntte  an, 
b.  ff.  oon  ungefähr  1870^  tanu  man  ben  mobemen  DKultiiSmuiS  batieren. 
atber  fd^on  oor  biefer  3^*  ^^^  «iu  belonnter,  ^eroorragenber  ©ele^rter,  ber 
^taturforfd^er  Xlfreb  9luffel  SBaltace^  für  ben  Spiritidmud  gewonnen 
morben.  ©r  gab  1866  ein  fleinerei^  Sud^:  „The  Scientific  Aspect  of 
the  Supernatural^S  l^eraud,  in  meld^em  er  unter  anberem  feine  eigenen 
Erfahrungen  mitteilt.  2)a  t^  nun  intereffant  ifl^  }U  feigen,  roa&  gute  9Rebien 
in  ber  bamaligen  3^  leiflen  tonnten^  unb  wa^  baju  gehörte,  um  eine  ffep- 
tifd^e  9latur  mie  Sßallace  ju  überzeugen  ^  fü^re  i^  einige  feiner  merhoür^ 
bigflen  Seobad^tungen  an. 

^n  feinem  eigenen  gamilienfreife  lonnit  SBaQace  nic^td  roeiter  atö  Bewegungen  unb 
5(U>l>f laute  an  Xifc^en  ^etoorrufen.  Crr  fagt  audbrfltf (ic^ ,  ba^  bie  (Srfc^einungen  (eine 
^ortfc^ritte  gemacht  ^en;  er  fd^lie^t  boraud,  bag  feitend  ber  ^eilne^mer  Im,  Betrug  oerübt 
worben  fei,  benn  ed  mftre  unbenfbor,  ba^  gebilbete  9Renfd^  fic^  bomit  omüfteren 
tonnten,  immer  n)id>er  eine  fo  erbärmliche  unb  nic^tdfogenbe  Betrügerei  ou^^ttüben. 
hierin  mu^  man  i^m  flc^er  re^t  geben.  2)a$  ^ifc^rflcfen  unb  bie  Itlopfloute  erforbem 
(eine  „5tunfi'',  um  suflanbe  9u  (ommen,  unb  n>(ire  ein  Betrug  mit  im  Spiele  gewefen, 
fo  ^(ütm  fu^  »0^1  merhoflrbigere  ^^ftnomene  eingeftellt.  !Da  SBaUace  mit  bem  nun  nic^t 
Sufrieben  »or,  nmd  er  unter  fold^en  UmfUtnben,  wo  ber  Betrug  au^gefc^loffen  vor,  )u 
fe^en  be(am,  fo  fing  er  im  September  1865  mü  Befud^en  bei  einem  büarmUn  SRebium, 
"SM.  äRorf^oU  in  £onbon,  an.  $ier  wax  bie  9R5glic^(eit  eined  Betrugen  no^l  fo  wenig 
wie  möglid^  ou^ef c^loffen ,  unb  fo  erlebte  er  benn  auc^  ^ier  eine  SRenge  fBunber.  fBir 
wollen  einige  berfelben  betrad^ten. 

^e  gewöhnliche  9(rt  unb  äSieife,  wie  eine  ©eißedmitteilung  bei  TM.  äRorf^oa 
gegeben  würbe,  war  folgenbe :  derjenige,  wetd^er  äliKtteilungen  wünfc^te,  zeigte  ber  Steige 
nac^  auf  bie  Buc^ftaben  eined  gd>ru<(ten  ^ipfyibM.    5tlopflaute  gaben  bann  bie  Buc^^ 


2)er  ©piritiSmuS  im  übrigen  ©uropa.  249 


ftaben  an,  meldte  bie  Antwort  Bilbeten.  ^uf  biefe  ^eife  fotmten  "^amtn  ober  ganje 
©Afe  fernen  sufammenbud^ftobiert  »erben.  SBaUace  er^ft^lt  nun,  ba^  er  einmal  oon  feiner 
©c^roefier  unb  einer  ^amz,  bie  niemaK  früher  Bei  2Rr«.  3Rarf^att  geroefen  waren,  be* 
gleitet  n)urbe.  ^^ie  ^amz  münfd^te,  ba^  ber  3lamt  tint^  oetftorbenen  Serroanbten  il^nen 
oorbuc^ftabiert  werbe,  unb  fie  geigte  in  gewohnter  Sßeife  auf  bie  S3uc^ftab.en  bed  ^Ip^abetd, 
tod^renb  ic$  (^aflace)  bie  ^ud^ftaben  nieberfc^rieb,  bie  bur($  ülopfen  angegeben  wurbem 
5Die  erften  ©udjftoben  waren  y,  r,  n.  „^a^  ift  bumme«  S^H"  f^Ö^^  ^i^  Xame,  „eg  ift  am 
befken,  wir  fangen  üon  uome  an."  3"  bemfelben  9(ugenbli(f  !am  ein  e,  unb  ba  \^ 
8U  t)€rfle^cn  Qlanbtt,  wag  e«  bebeutetc,  fagte  ic^:  „2öottcn  ©ie  nic^t  fortfal^ren,  idj  ocr* 
fie^c  ed.''  2)ad  ©anje  würbe  nun  fo  Dorbuc^ftabiert  :yrneh  kcocffej.  2)ie 
^Dome  !onnte  jebod^  bie  ^amtn  nod^  nic^t  verfielen,  bid  i($  fte  in  folgenber  äBeife 
itid>ergefc^rieben  fyütt:  ymeh  kcocffej,  wa9  wirHid^  ber  9^ame  be$  ^erftorbenen,  ^enr^ 
3effco(f,  nur  von  hinten  getefen,  war. 

8ei  einer  anberen  ©elegeni^eit  war  id^  oon  einem  greunbe  oom  Sanbe  begleitet, 
welcher  bem  SJtebium  ganj  fremb  war,  unb  beffen  '?flamz  gar  nic^t  genannt  würbe,  ^a^- 
bcm  wir  eine  angebliche  9RitteiIung  »on  feinem  oerftorbenen  @o^ne  befommen  Ratten, 
würbe  ein  Qtüd  Rapier  unter  ben  2:ifc^  gelegt,  unb  wenige  ä^nuten  nad^^er  fanben  wir 
ben  9lamen  bed  9RanneiS  auf  bemfelben  gefc^eben.  Sei  biefen  ©cperimenten  befanb  fu^ 
ftc^erlic^  !eine  9Rafc^inerie  unter  bem  %i^t,  unb  ed  bleibt  bedi^  nur  bie  f^age  übrig, 
ob  ed  bem  SRebium  mdglic^  war,  bie  ©tiefel  audsu)ie^en,  Rapier  unb  Sleiftift  mit  ben 
3e^en  ju  faffen,  einen  S^iamen,  ben  ed  erft  erraten  mujte,  ju  fc^reiben  unb  bann  enblic^ 
bie  Stiefel  wieber  anju^ie^en,  o^ne  bie  $änbe  oom  Sifc^e  su  nehmen  ober  irgenbwie  feine 
SCttftrengungen  ju  ©erraten?" 

9{a(^bem  S^aOace  fo  burc^  3Rrd.  9Rarf^  in  bie  ^^änomene  bed  ^ö^eren  Spiri^ 
tidmud  eingeweiht  worben  war,  fud^te  er  in  feinem  eigenen  S9e!annten!reife  ein  SRebium 
SU  ftnben,  bad  etwa$  me^r  ald  Itlopflaute  ^eroorrufen  lonnte.  @d  glücfte  i^m  ouc^  wirllid^, 
ein  weiblic^ed  9Rd>tum  su  be!ommen,  in  beffen  ©egenwari  oerfc^iebene  p^^füalifd^e  $§ä^ 
ttomene  erhielt  würben.  @ind  berfelben,  welc^ed  er  §dufig  su  beobachten  Gelegenheit  ^atte,  be« 
fc^bt  er  auf  folgcnbe  SBeife:  „3ßir  ftanben  um  einen  Keinen  SlrbeitStifc^,  beffen  platte 
ungefähr  20  3oll  im  3)urc^effer  betrug,  unb  wir  legten  alle  unfere  ©änbe  in  ber  9lä^e 
bed  9)iKttelpun!ted  bic^t  sufammen.  9lac$  lurjer  3^  fc^wan!t  ber  3;ifc^  oon  ber  einen  BeiU 
3ur  anberen,  unb  gleic^fam,  ald  wolle  er  bad  Gleichgewicht  erlangen,  ^ebt  er  fic^  6—12  3oll 
fen!rec^t  ^od^  unb  ^ält  ftc^  oft  fo  fünf^e^n  big  swanjig  ©efunben  in  ber  £uft.  äBä^renb 
biefcr  3eit  Unmn  eine  ober  jwei  ^erfonen  au^  ber  OefcUfc^aft  auf  benfelben  fdjlagen  ober 
brftcten,  ba  er  einer  bebeutenben  Äraft  wiberfke^t.  2)en  erften  ©inbrucf,  ben  man  er^dlt, 
ift  natürlich  ber,  baj  jemanb  ben  %ijd^  mit  bem  Ju^c  ^tht    Um  biefem  (ginwanb  ent^ 

gegen  su  treten lonftruierte  ic^  einen  (E^linber  oon  fpanifc^em  9lo^re  unb  Stangen, 

mit  i'einen  überwogen,  ^er  Xifc^  würbe  in  biefen  ^plinber  wie  in  einen  Brunnen  gefteUt, 
unb  ba  ber  ^^linber  ungefähr  18  3oll  l^od^  war,  ^ielt  er  bie  f^ü^e  unb  bie  üleiber  ber 
2)omen  oottftänbig  oom  Xifc^e  ab.  2)iefer  9lpparat  ^inberte  nun  in  feiner  3öeife  bie  öe* 
wegungen  bed  2:ifd^ed  nac^  oben,  unb  ba  bie  $änbe  bed  SRebiumd  ftet«  oon  allen  Sin-- 
wefenben  gefe^en  werben  fonnten,  weil  fie  auf  ber  2ifd^platte  ruhten,  fo  leuchtet  ein,  bo^ 
bie  eine  ober  onbere  neue  unb  unbdCannte  üraft  ^ier  wirifam  fein  mu^te." 

SSd^renb  biefer  le(te  @a(  junftc^ß  barauf  ^inbeuten  fömtte,  ba|  SBaUace  auf  einem 
ofhtltiftifc^n  @tanbpun!t  ftanb,  inbem  er  eine  unbelannte  straft  ald  Urfac^e  ber  ^f^äno^ 
mene  amta^,  fo  ^  er  fic^  bod^  fpftter  entfc^ieben  bem  Spiritidmud  angefc^loffen. 
1874  lie^  er  fi(^  in  Gegenwart  bed  SJtebiumd  3SM.  Guppp  oom  ^^otograp^en  $ubfon 
mehrere  ^Rolt  p^otogrop^ieren.  iluf  ben  Silbern  seigten  fid^  s^gleid^  tmfyc  ober  weniger 
beutlic^e  Silber  feiner  oor  vielen  Solaren  oerfiorbenen  9Rutter.  (Sr  fa^  felbft  alle  flotten 
wd^renb  bed  <Sntwid(elnd,  unb  jebedmal  trat  bie  frembe  Geftalt  in  bem  ^ugenblid(  ^tu 


250  ^ie  roeitere  Verbreitung  beiS  6pinüdmu$. 


not,  iDO  her  (gntroirftcr  über  bie  ^laitz  gcgoffen  lourbe,  roä^renb  fein  eigne«  ©üb  erjl 
imgeföi^  snxn^ig  Sehtnben  fpdter  ftc^tbar  rourbe.  @d  !onnte  alfo  feinem  3^^^^  untere 
liegen,  ha^  ed  »irllic^  ©eifter  giebt,  »elc^e  tmfianbe  ftnb,  in«  irbifc^e  ^afein  eit^greifen 
unb  auf  bie  3Raterie  einjunHrfen. 

Siuen  ä^nlid^en  Stanbpuntt  na^m  aud^  ber  6e!annte  beutfd^e  äCftoo« 
p^ftfer  3öHner  ein;  biefer  fleHte  jur  ©rflärung  ber  fpiritifüfd^cn  ^ß^dno^ 
ntene  eine  2;^eorie  oon  ^tricrbimenfionalen  intcttigenten  SQBefen^,  xodäft  bie 
eigentßd&e  Urfad&c  ber  mebiumifttfd^en  ©rfd^cinungen  fein  foHten,  auf.  ^Süntc 
nfil^ert  fid^  ^ier  offenbar  bem  ©piritfemu^,  infofem  er  annimmt,  bofe  intelfc 
gente  SBefen,  loeld&e  feine  aWenfd^en  pnb,  bei  ben  5ßl^anomenen  mitroirfen, 
aber  er  unterfd^eibet  ftd^  auf  ber  anberen  Seite  n)ieberum  oon  bem  frajfen 
populären  ©piritiiJmu^  baburd^,  bafe  er  biefe  SBefen  at«  ,,oierbimenflonale" 
d^aralterifiert.  SHefer  3ttföft  ieigt,  bafe  BöHner  feinen  Äui^gangöpunft  üon 
ben  mat^ematifd^en  93etrad^tungen  ilber  bie  S)imenfionen  bei^  9iaumei^  ge^ 
nommen  ^ot;  e^  ift  aud^  befannt,  bo§  er  Rd^  mel  mit  biefem  3w>^^  ^ 
51Wat^emati!  befd^äftigte,  el^e  er  mit  fpiritiftifc^en  aJerfudfien  anfing.  SHe 
2:^eorie  t)on  ben  »ierbimenfionalen  SBefen  ift  eine  jroar  l^öd^ft  p^antaftifd&e, 
aber  unjmeifell^aft  richtige  Äonfequenj  geroiffer  mat^ematifd^er  Äonftniftionen. 
Unb  3öttner  jog  biefe  Äonfequenj,  um  bie  fpiritiftifd^en  5ß^änomcne  auf  eine 
natürlid^e  SBeife  ju  crllären.  SBenn  e^  nämlid^  SBefen  giebt,  bie  ben  9laum 
nad6  »i^r  2)imenfionen  anjufc^auen  üermdgen,  fo  fönnen  fie,  mie  3ößner  jeigt, 
alle  fpiritiftifd^en  ^^änomene  hervorrufen  unb  jroar  babur^,  bafe  fie  nur 
burd^  bie  oierte  ^menfton  beiS  9iaume^  o^ne  Slnioeubuug  anberer  Slatur- 
fräfte  ald  bie,  meldte  man  bis  jegt  tennt,  mirten. 

3ölInerÄ  ©runbgebante  ift  alfo  ber,  bie  fpiritiftifd^en  ^l^änomene  auf 
natürlid^e  aSSeife  }u  erflfiren;  ba  bie«  aber  gerabe  ba«  ^>auptftreben  ber 
Dttultiften  ift,  fo  ift  er  infofern  alfo  DHuttift.  Slber  er  unterfd^eibet  ftd&  von  an- 
beren  Dftultiften  baburd^,  bafe  er  einen  fe^r  gewagten  SBerfud^  mad^t,  gemiffe 
matl^ematifd^e  Slbftraftionen  in  bie  SBirflid^Ieit  ju  übertragen,  3)ie  anberen 
DItultiften  }ie^en  ben  natürlit^eren  älu^meg  oor^  eine  9iaturlraft  an}une^men, 
beren  äBirtungen  ab  unb  }u  in  ben  mebiumiftifd^en  $^änomenen  ^ert^or- 
treten,  beren  @efege  mir  aber  biiS  j[e|t  nod^  nid^t  fennen.  ds  leud^tet 
ilber  ein,  bafe  3önneri8  S9P0t^efe,  mag  fte  nun  glüdflid^er  ober  unglflrfUd^et 
fein  al«  bie  anberen  bidl^er  oerfud^ten  @rflärungen,  bod^  in  bie  Siei^  ber 
oltultiftifd^en  ^orfd^ungen  ge^rt.  SBir  moDen  uni^  bal^er  ^ier  nic^t  meiter 
mit  3öttner  aufl^alten,  id^  merbe  fpftter  am  redeten  Orte  feine  33|eorieen  unb 
feine  ja^lreid^en  (Sfperimente,  bie  fte  ju  beftätigen  fd^ienen,  au^fü^rlid^ 
befpred^en. 

©ie  oolk»iümlidjMt  fpiritipifi^n  &^nQtn. 
fierDorragenbe  aWebien  ftnb  fel^r  feiten.   SBenn  man  eine  ber  größeren 
fpiritiftifd^en  3eitfd^riften  burd^fte^t,  fo  ftnbet  man,  bafe  in  bem  falben  ^afft- 
^unbert,  meld^ejJ  feit  bem  (gntfte^n  bei^  mobemen  ©piritiÄmuÄ  t)erfIofien  ift. 


^ic  DoßStümUd^cn  fpiritifHfc^cn  Silungcn.  251 


fmitn  jtoanjig  3KeMen  bagcioefen  pnb,  bie  ein  fol(]^ei^  auffegen  erregt  ^aben, 
bag  i^re  9tamen  in  weiteren  5treifen  befannt  gen)orben  ftnb.  @tit)ad  gröger 
rofirbe  bie  Wx^ä^l  ber  guten  SRebien  n)o^I  n^erben^  romn  man  aDe  biejenigen 
mitred^nete,  bie  nie  öffentUd^  aufgetreten  finb,  fonbem  nur  in  privaten 
Äreifen  geroirft  ^aben,  aber  We  fieifhingen  biefer  5ßrij)atmebien  finb  natür:: 
lid^  nur  t)on  Der^öItnüSmä^g  n^enigen  beobad^tet  niorben^  nur  pon  ^eunben 
unb  aSefannten,  bie  gerabe  Suttitt  jum  Äreife  Ratten.  SWan  barf  bei^^alb 
ganj  geioife  behaupten,  bafe  nur  ein  Derfd^toinbenb  fleiner  Srud^teil  ber 
Dielen  9RilIionen,  bie  fi(|  bem  ©piriti^rnuig  angefd^loffen  l^aben,  bie  merf:: 
n)ärbigeren  mebiumiftifd^en  5ßräflationen  felbfl  gefe^en  l^at. 

Snbererfeit^  ift  ei8  eine  SJ^atfad^e,  bafe  fid^  taufenbe  t)on  fpiritifüfd^en 
Äreifen  auf  ber  gat^en  @rbe  finben,  bie  regelmofeig  ein^  ober  jweimal  in 
ber  SBod^e  ©ifiungen  obwalten.  9Ba«  pnbet  nun  in  biefen  ©iftungen  fiatt? 
35a  gute  aßebien  äufeerfl  feiten  finb,  ein  gutei^  SWebium  aber  eine  notroenbige 
Sebingung  für  gute  SRefuItate  ifi,  fo  !önnen  aud;  feine  befonber«  rounber^ 
baren  Gegebenheiten  bei  biefen  ja^lreid^en  ©iftungen  flattfinben.  anberer^ 
feit«  ^at  eiJ  aber  offenbar  ein  grofee«  3ntereRe  ju  roiffen,  womit  man  p^ 
in  biefen  SBerfammlungen  befdjäftigt;  benn  bei  einer  Unterfud^ung  über 
biefe  grage  fommen  wir  jur  Älar^eit  über  mehrere  wefentUd^e  5ßun!te. 
3unäd^ji  erfahren  wir,  womit  ber  gewöl^lid&e  ©ptritiji  jufrieben  fein  mufe, 
weld^e  5ß^änomene  er  au8  eigener  (grfal^rung  !ennt,  unb  weld^e  baju  bienen, 
feinen  ©tauben  an  ©eifier  ju  jiärfen.  ©obann  !önnen  wir  bie  5ß^onomene, 
bie  infolge  ber  bei  ben  meiflen  SKenfd^en  oorfommenben  mebiumifiifd^en 
@aben  auftreten,  fd^arf  von  ben  weit  fetteneren  ©rfd^einungen,  bie  eine 
befonbere  SntwidHung  ber  SRebiumitot  DorauBfe|en,  trennen.  (Sine  fotd^e 
©onberung  iji  augenfd^einßd^  t)on  ber  größten  Sebeutung,  wenn  man  er^ 
fennen  will,  wai^  ben  mebiumiftifd^en  5ß^änomenen  in  tefcter  Snftanj  ju 
©runbe  Hegt. 

©enau  barüber  9led^enfd^aft  abjulegen,  wai^  in  ben  gewö^ntid^en  fpiri- 
tifttfd^en  ©iftungen  überl^aupt  oor  fld^  gelten  mag,  ifl  ber  SRatur  ber  ©ad^e 
nad^  fo  gut  wie  au^gefd^IoRen.  ®a  e«  äße  möglid^en  ©ntwidtlungÄpufen 
bei  ben  SWebien  giebt,  unb  ba  jebei^  SKebium  feine  „gellen  augenblidfe'' 
^aben  fann,  in  benen  eg  me^r  alÄ  gewö^nlid^  leifiet,  fo  !ann  man  feine 
fd^orfen  ©renjen  )iel^en.  ^  ^ebe  biefeiS  ouiSbrüdtUd^  l^eroor,  bamit  biefer  ober 
jener  ©piritifl  mir  nid^t  ben  3}orwurf  mad^t,  bag  id^  ^^änomene  nid^t  mit:: 
aufgeführt  ^abe,  bie  er  bei  irgenb  einer  ©elegen^eit  oieHeid^t  gefeiten  ^at 
ober  —  fid^  einbilbet  gefe^en  ju  ^aben.  3«  ^^  folgenben  ©d^ilberung  ber 
gewöl^nlid^en  ©i|ungen  befpred^e  id^  nur  bad,  wad  meiner  SReinung  nad^ 
ote  bad  2)urd^fd^nittltd^e,  aU  ho^  9tormaIe  betrad^tet  werben  mug.  (Sine 
einge^enbe  ä3enu|ung  ber  fpiritifUfd^en  fiitteratur  unb  eine  me^rj&l^ge  ^I^ 
nol^e  an  fo(d^en  @i|ungen  ifl  bie  ®runb(age,  auf  ber  id^  meine  auffaffung 
aufbaue.   Um  bie  Ueberfid^t  ber  5ßl^önomene  ju  erleid^tem,  teile  id^  fte  in 


252  ^ic  weitere  SJetbrcitung  beg  ©pirittdmu^. 

brd  ©nippen:  bie  p^pfilalifd^en,  bie  pj^pfifalifd^^intelleftuellen  unb  bie  rein 
intettcftueEcn  erfd^cinungen. 

S)ie  pl^pfifalifd^en  ^^änomene.  3n  ben  ©tfcungcn,  in  benai 
man  bie  ©elfter  burd^  %i^^t  fid^  bemerfbar  mad^en  lägt^  loerben  aRitteibtngen 
gemö^nlid^  burd^  eine  Steige  toilber  unb  planlofer  9en)egungen  ber  2:ifd(ie 
eingeleitet.  2)iefe(ben  btel^n  unb  ben^egen  fid^  oft  mit  fo  gto|ec  @ile  über 
ben  ^gboben,  bag  bie  Xeilne^mer  nur  mit  9Rü^  folgen  fönnen.  SBenn  bie 
93en)egung  erfl  in  ®ang  getommen  i%  Idnnen  ein  ober  ^xoei  2:ei(ne^mer  biefelbe 
(eid^t  unterhalten,  unb  felbfl  ein  ein}e(nei}  3Rebium  ifl  unter  biefen  Umfl&nben 
imflanbe,  fträfte  ju  entmidteln,  bie,  mie  man  glauben  foEte,  toeit  Aber  bie 
eineiS  9Renfd^en  ^inouiSge^en.  @o  (omt  ein  einjelnei^  toeiblid^  äRebium 
fd^einbar  o^ne  anfhengung  ben  Xifd^  in  Setoegung  galten,  felbfi  bann, 
vmm  ein  enoad^fener,  (räftig  gebauter  9Rann  fid^  barauf  fe|t.  ^ä)  l)abt 
felber  mel^rmald  ein  @en)id(|t  oon  fünf  ftito  mitten  auf  einen  Beinen,  nmben 
%\\ä)  gefegt,  ber  oon  jmei  meiblid^en  äRebien  in  lebhafter  SSemegung  ge- 
halten mürbe;  menige  @e(unben  nad^l^er  mürbe  baS  ®emid^t  mie  eine  9tatoe 
meit  l^in  in  bie  ©tube  gefd&leubert.  S)iefei5  ,,2;ifd^rüdEen''  infolge  Berührung 
ber  ^nbe  ber  Xeilne^mer  ifi,  fomeit  id^^ed  )n  beurteilen  permag,  bad 
einjige  p^pfifalifd^e  ^l^nomen,  meld^ed  unter  gemö^nlid^en  93erl^ättni{fen  oor- 
fommt.  SBie  mir  frü^  gefe^en  ^aben,  mar  t»  aud^  ba«  einjige,  mdd^ 
äBaHace  ^eroorbringen  tonnte,  e^e  er  ein  befonberei^  entmidelte^  äRebium 
)ur  9)Ktmir{ung  fanb.  Ob  in  ben  gemöl^nlid^en  Seancen  äSemegungen  oon 
Slifd^en  ober  anberen  ®egenftänben  o^ne  8eräl^rung  oorfommen,  loffe  ic^ 
ba^ingefieOt  fein.  (^  mirb  aOerbingd  oft  bel^auptet,  bag  biefei^  fiattgefunben 
l^at,  aber  id^  ffabt  meine  guten  @rfinbe,  ed  )u  be}meifeln.  3d^  ^abe  nämlid^ 
}u  mieberl^olten  SRalen  ftunbenlang  mit  red^t  guten  SRebien  gefeffen  unb  nad| 
allen  SRegeln  ber  Äunft  oerfud&t,  einen  ©egenftanb,  über  bem  mir  bie  fifinbe 
^ielten^  in  äSemegung  )u  fe^n;  aber  mir  tonnten  nid^t  einmal  ein  ©treidd- 
^öljdden  baju  bringen,  ftdd  aud^  nur  um  ben  Srud^teil  einei»  ÜRiOimeteriS 
fortjubemegen.  Site  t»  ein  ein)iged  SRal  gefd^al^,  bag  bie  9Rebien  glaubten, 
ber  2:ifdd  bemege  fid^  fd^madd  o^ne  S9erü^rung,  jeigte  fid^  leiber  bei  näherer 
Unterfud^ung,  ba|  einige  ^^nger  mit  i^  nod^  in  Serfl^rung  moren.  SRmt 
tann  ba^er  fidler  behaupten,  ba§  t^  einer  bebeutenben  @ntmidStmg  bei^ 
aRebiumd  bebarf,  menn  biefeiS  felbflänbige  S9emegungen  leblofer  SHnge  ^' 
vorbringen  foO. 

2)ie  p^pfitalifd^^intelleltuellen  $^&nomene.  9Senn  ber  X\^i) 
beS  Uml^erfalireni^  mübe  gemorben  ifl,  bann  beginnen  mo^l  bie  ,,5tlopf' 
laute'^  burd^  meldte  bie  ®eifler  fidd  bemertbar  mad^en.  3^  SRitteilungen  tonnen 
auf  oiele  oerfd^iebene  SBeifen  gemad^t  merben.  ®ne  biefer  SRetl^oben  ip  bereit« 
frfl^  ermdl^nt  morben;  fie  befielet  barin,  bag  ein  2:eilnel^er  ber  9lei§e  nad^ 
auf  bie  Sud^flaben  bed  SUpl^abeti^  }eigt;  bie  JUopfloute  geben  bann  bie  Sud^- 
flaben  an,  au«  meldten  bie  9Ritteilung  jufammengefefet  mirb.  Sei  ber  filteren. 


3>ic  oolfötümlit^cn  fpiritiftifc^cn  ©ijungcn.  253 

abtt  befd^ioerlid^eten  ^etl^obe  bxanä^tt  man  (einen  weiteren  SIpparat  aÜ  ben 
Xifd^,  toe(d^er  burd^  bie  9ln}a^l  ber  ©d^jläge  bie  @teQe  be^  Sud^flaben^  im 
SUp^obet  birett  angab.  @o  bebeut^  ein  @d^lag  a^  ivoti  Sd^läge  b  u.  f.  xo. 
©oH  eine  grage  mit  ,,nein"  ober  „ja"  beantwortet  werben,  fo  bebeutet  ein 
Sd^lafl  nein,  brei  ©erläge  ja,  jioei  ©d^iläge  bagegen,  bafe  bie  Slntwort  un* 
beflimmt  fei. 

@ine  l^äufxg  angewanbte  äßobiftfation  beiS  2:ifd[ied  ifi  bie  ^land^ette. 
SHed  ifi  eigentli^  weiter  nid^td  atö  ein  Heined,  breibeinigei^  ^ifd^d^en  mit  einer 
platte,  fo  gro6  wie  ein  paar  ^finbe.  S)ie  83eine  ftnb  mir  einige  3öff 
lang,  jtoei  finb  mit  9lotten  unb  bai^  britte  tft  mit  einem  35Ieifiift  oerfel^en. 
@e|t  man  biefen  tteinen  Xif(|  auf  einen  93ogen  Rapier  unb  legt  bie  $änbe 
auf  il^n,  fo  wirb  er  ftd^  nad^  SSerlauf  oon  turjer  3^t  )u  bewegen  anfangen, 
unb  ber  93(ei{lift  seid^net  ben  ®ang  ber  Bewegung  auf  bem  Rapier  ab.  Unter 
ben  fiänben  ber  meiften  SWenfd^en  fommt  freilid^  im  anfange  nur  ein  ©ewirr 
Don  ©trid^en  {uftanbe,  aber  burd^  einige  Uebung  wirb  bie  natflrlid[ie  SRebiumi^ 
t&t  bod^  fo  entwidelt,  bag  93ud^ftaben,  äBorte  unb  su(e|t  ganje  ©ä|e  gefd^rieben 
werben.  Stuf  fold^e  2Bei)e  (önnen  antworten  auf  gefteOte  fragen  erfolgen, 
unb  fe^r  oft  weig  bai^  SRebium  felbß  nid^t,  wad  feine  ^änbe  gefd^rieben 
^ben.  2)er  gewö^nli^e  S^arafter  biefer  äßitteilungen  foE  gleid^  betrad^ 
werben. 

S)ie  rein  intelleftuellen5ß^änomeneunterfd^eibenrid&  nur  baburd^ 
Don  ben  jule^t  erwäl^nten,  bag  fte  (einen  befonberen  pl^pfUalifd^en  Apparat 
erforbem.  3)ie  ^^önomene  befielen  entweber  in  ©d^rift  ober  Äebe,  wonad^ 
bie  aRebien  in  ©d^reib^  ober  ©pred^mebien  geteilt  werben.  S)ie  ©d&reib^ 
mebien  bebürfen  natürlid^  eines  ©d^reibgerätei^,  j.  83.  eine«  Sleiflifte«,  bamit 
bie  ©eifter  ftd^  t)ermittel|i  beSfelben  oerflSnblid^  mad&en  (önnen;  [xt  nehmen 
bie«  ©erat  jwar  in  bie  $anb,  ^aben  aber  fonft  (ein  befonbereS  Hilfsmittel  — 
boburd^  unterfd^eibeit  ftd()  il^re  ^räftationen  oon  ben  pl^9(t(alifd^4nteae{tue(Ien. 
2)a^  unter  biefen  Umß&nben  eine  bebeutenb  größere  ©ntwidHung  ber  3Rebiumität 
erforbertld^  ifl,  um  unbewußte  ©d^rift  ^roorjubringen,  bat)on  (ann  man  fid^ 
leidet  übeiqeugen.  SRur  wenige  3Renfd^en  finb  imfianbe,  bie  5ßtand^ette  längere 
3eit  ru^g  ju  l^alten,  wenn  Re  bie  ^änbe  auf  il^r  ru^en  taffen;  ein  Sleiflift 
bagegen  beginnt  gewö^nlid^  ni^t  }u  fd^reiben,  wenn  man  i^n  ru^ig  in  ber 
fianb  l^ölt.  S)iefer  Unterfd^ieb  beruht  barauf,  bafe  ein  bebeutenber  aieibungS- 
wiberftanb  überwunben  werben  mu^,  wenn  eine  ^anb  über  ein  ©tüdf  5ßapier 
^gleiten  foE;  bei  ben  Stoßen  ber  5ßtand^ette  ifi  ber  SBiberfianb  bagegen  fo 
gering,  bafe  felbft  bie  teifefle  @rfd^ütterung  ben  Slpparat  in  Bewegung  feftt. 
a)ie  eigentlid^en  ©d^reib-  unb  ©pred&mebien  finb  gewö^nlid^,  wenn  aud^  nid^t 
immer,  in  einem  eigentümlid^en  effiatifd&eji  3uftctnbe,  „S^rance".  SJiefer  3^*' 
fianb  ifi  lange  nid^t  fo  ^öufig  bei  ben  aWebien,  wetd^e  burd^  2:ifc^flopfen  unb 
ä^nlid^e  p^pfifalifd^e  ^^änomene  iDUtteilungen  mad^en;  barauS  folgt,  bag  }u 
festeren  eine  geringere  (gntwidtlung  berSKebiumität  erforberlid^  ifi.  9Ran  fielet  eS 


254  !J»ic  weitere  Sertteitung  be«  ©piritiSmu^. 


nämltd^  gerne  aU  ein  3^i<$^n  einer  ^o^en  (Sntmidlung  eineiS  SRebiumi^  an^ioenn  ed 
TOä^renb  ber  ©ifeungen  in  beu  SIrancejuflanb  oerf  ällt.  Aber  nad^bem  idfi  oerf  d^iebene 
mel^r  ober  roeniger  entroidette  9Rebien  gelegen  I)abe^  bin  x^  )u  ber  älnftd^t  ge- 
lommen,  bofe  SJrance  feineÄroeg«  ein  f d&arf  begrenjter  SuP^nb  ifl.  6«  finben  fi(^ 
Dielme^r  oQe  möglid^en  Sbflufungen  bei^felben,  unb  namentlid^  bie  niebrigi^en 
®rabe  ftnb  oft  am  fd^roerften  ju  fonfiatieren,  SnbeiJ  ifl  eS  fidler,  bofe  bie  eigent- 
lid^en  ®d^reib«  unb  Spred^mebien  gemöl^nlid^  beuttid^ere  ^ti^tn  mt&  Trance- 
juftanbeiS  barbieten,  ald  bie  erioö^nten  p^pfttalifd^en  9Rebien.  SHe  93ebeutung 
biefer  Serfd^iebenl^eit  foQ  im  (eftten  3:eil  biefei^  Sßerfei^  nä^er  barge(egt  merben. 
9ßir  betrad^ten  j|e|t  ben  gemö^nlid^en  Si^arafter  ber  äRit- 
teilungen^  meldte  auf  bie  eine  ober  anbete  9Beife  )u{ianbe  lommen^  fei  ed 
burd^  2:ifd^Mopfen  ober  burdfi  bie  ^land^etle,  burd^  ©d&rift  ober  Siebe.  3n 
iebem  ^aUe  unterfd^eibe  id^  fd^arf  ^mifd^en  bem,  load  id^  gefeiten  ^abe^  unb 
bem,  roa«  gerod^nlid^  berid^tet  roirb.  SBä^renb  nämlid^  bie  fpiritifUfd^en 
3eitfd^ften  üoß  finb  twn  Serid^ten  über  ,,®eifiermüteilungen",  bie  nur  burd^ 
bai^  Singreifen  ^ö^erer  SRäd^te  erHärt  n^erben  Idnnen,  n)enn  fle  überhaupt 
ma^r  finb,  fo  bin  iä)  fo  unglüdftid^  geroefen,  niemals  3)erartige8  ju  erleben.  3n 
meiner  @egenn)art  finb  niemals  beutlidie  9Intn)orten  auf  eine  %xait  gegeben 
morben,  wenn  nid^t  loenigften«  einer  ber  aWitroirlenben  biefe  fetter  ju  beantworten 
oerniod^te.  3lud^  i)abtn  bie  Seiflungen  ber  SRebien  niemals  bie  Jtenntniffe  ober 
»ilbungfifiufen  berfetten  überfd^ritten.  ©leid^rool^l  tonnen  red^t  merfmürbige 
35inge  gefd^e^en;  id&  werbe  eine  SRei^e  t)on  Seifpielen  üerfd^iebener  Slrt  anführen. 

Sängere  ^eit  ^inburc^  experimentierte  ic^  mit  brci  roeiBIid^en  3Äd)ien,  jmei  finnifc^en 
unb  einer  beutfc^en  !Dame,  ^um  ®.  Se^tere  reifte  ob.  !Die  beiben  finnifc^en  !Damen 
festen  ftc^  in  ber  folgenben  Si^ung  an  bie  ^land^ette  unb  fragten:  ;,^enft  grau  @.  on 
und?"  2)ie  Antwort  lautete:  „infidele",  mit  großen,  beutlic^en  öud^ftaben  gefc^riebcn. 
3)icfe  9(ntn)ort  erregte  grofee  ^üerftimmung  bei  ben  SWebicn,  welche  weiter  fragten :  ^Söorum 
ift  fte  untreu?"  9(ntn)ort:  „amour  et  autre  amitie".  3^4*  Qriff  i^  ein  unb  fragte: 
^SBarum  fpric^ft  bu  franjöftfd^ ?",  unb  bie  Stntroort  lautete:  „^ari)J".  «I«  ic^  ha&  SBort 
oorlad,  brachen  bie  ^ebien  in  bie  Si^orte  aud:  ^S(c^  ja!  je^t  ungefd^  mu^  grau  &,  in 
$arid  angefommen  fein."  Heine  oon  i^nen  ^cAtt  oor^er  baran  gebac^t  —  iebenfaSd  be- 
haupteten fie  ed,  unb  id^  fe^e  ed  auc^  für  wa^rfc^einlid^  an,  2>enn  felbft,  wenn  fte  baran 
gebadet  i^atttn,  war  bn«^  boc^  !ein  ©runb,  bie  3lntworten  auf  franjöftfc^  ju  geben;  i^re 
eigne  ober  grau  ®/g  SKutterfprac^c  f)^tit  boc^  nä§er  gelegen,  unb  bie  beiben  2)amen 
fprac^en  unb  fd^ricben  alle  brei  8prod^en  ftiefeenb. 

(rin  männlic^eö  3Wcbium,  welche«  fit^  lebhaft  für  ^oliti! 
gig.  16.  y^   intcrefftcrte,  fteütc  in  einer  Si^ung  am  20.  ^Rärj  1893, 

als  er  nebft  einer  ber  oben  erwähnten  3Äcbien  an  ber 
^Innd^ette  fa^,  bie  grage :  „58c!ommen  wir  in  biefem  Sabr 
ein  ginansgcfetj?"  2)ie  3lntwort  ift  in  natürlicher  ®röje  in 
nebenfte^enbcr  gigur  wiebergegeben.  @«  fei  bem  :ßefcr 
überlaffen,  ju  entfc^eiben,  ob  ed  ein  „ja"  ober  „nei"*) 
bebeutet.  3n  genialer  ^weibeutigfeit  f(^eint  bie«  grop^ift^e  Äunftftürf  ben  berühmten 
griecljif(^en  Dra!elfprü(^en  nic^t  nac^jufte^en. 

*)  bänifc^;  =  nein. 


2)ic  »oßötüinlic^cn  fpiritiftifc^en  ©i^ungen. 


255 


aWan  btaud^t  nid^t  lange  mit  SRebien,  bie  t)erf(i^iebenen  Äloffen  ber  @e- 
fcllfd^aft  cmgepten,  ju  arbeiten,  um  ju  entbeden,  ba§  berfelbe  Unterfd^ieb, 
roeM^er  fi^  in  il^rem  täglid&en  Seben  jeigt,  fid&  aud&  in  il^ren  mebiumifüfd^en 
Seifhingen  XKxx&t 

Sig.  17. 


34  W*^«  einige  Scifpielc  aud  meiner  eignen  ©rfo^rung  on.  3n  einem  größeren 
fpiritiftifc^en  Äreife,  welcher  fic^  oudfc^Uc^Iic^  aug  ajütgliebent  be«  ärmeren  Bürger:? 
flanbed  sufarnmenfe^te,  n)ir{ten  sn)ei  oudgeseic^nete  weibliche  3Rebien.  9(n  ben  @i|ungen 
normen  fon)o^(  ^ouen  atö  äRänner  teil,  a5er  eined  ber  bebeutenbften  SRitgUeber  bed 
jbreifed  lam  immer  aUein;  feine  Jrau  n)ar  nömlic^  ber  Slnftc^t,  ba^  bie  Mitteilungen  ber 


256  ^i^  toeitere  Verbreitung  bed  @pirittdmu§. 


6kifter  getoö^ttlic^  Unftnn  feien,  toeif^atb  fle  ni^t  me^r  baran  teilnehmen  wollte,  ^iefe 
^ffaffung,  bie  unleugbar  i^rem  gefunben  äRenfc^enoerfUxnbe  alle  @^re  machte,  t^tt  notär^ 
U(^  bie  Reiftet,  bie  butc^  oerfc^iebene  SJ^ebien  lange  Sieben  unb  ©d^riftftüde  an  i^ren 
aRann  richteten,  bamit  er  fle  auf  beffere  ©ebanicn  brachte.  Sei  einer  Gelegenheit,  bei  bcr 
i(^  sugegen  war,  würbe  eined  ber  SRebien  oon  einem  Reifte  S.  ergriffen,  ber  f\^  afö  bie 
Xoc^ter  bed  ermähnten  (S^epaared  au^ab;  unter  ®influ^  biefed  ©eifted  ^ielt  bad  SRebium 
erft  eine  lange  9iebe  an  ben  92ann  unb  fc^rieb  barauf  einen  8rief  an  bie  SKutter.  ^efer 
Srief  gelangte  aQerbingd  niemald  in  bie  ^änbe  berfelben,  ba  ic^  i^n  su  mir  na^m.  ®r  fäUt 
3wei  $oliofeiten  aud,  oon  welchen  bie  erfte  ^ier  in  falber  ©rd^e  p^otograp^ifc^  nneber^ 
gegeben  ift  (t)rgl.  gig.  17).  2)er  ©rief  würbe  in  einem  fafk  bunflen  3^^"^^  gefc^rieben, 
au^erbem  ^ielt  bad  äRebium  nod)  bie  S(ugen  gefc^loffen;  badfelbe  war  in  einem  fo  tiefen 
2;rance,  ba^  ed  nic^t  merfte,  wie  ic^  ab  unb  su  ein  Slatt  $apier  sioifc^en  feine  Shtgen 
unb  ben  Sogen,  auf  bem  ed  fc^eb,  fc^ob.  (Sd  ift  alfo  gan^  natürlich,  ba|  bie  Linien 
bed  ©(^reibend  ineinanber  übergeben,  unb  ba(  ^ftufig  überflüffige  Suc^ftoben  oorfommen 
u.  f.  w.    Xtv  aSBortlaut  be8  ©riefe«  ift  folgenber: 

„VHn  b9rebare  äRober.  3eg  er  faa  enberlig  glab  oeb  $aber,  og  9Rober  bu  maa 
for  9(alt  i(!e  tro  at  at  Slanbeme  üfe  altib  er  faa  oprigtig,  men  min  ^rebore  aXober 
jeg  taler  iüe  ^od  (£  .  .  .  taler  jeg  iüe  ^jod,  men  pröo  bem  rigtig.  SRin  !jdre  SHober 
jeg  Dil  gjäme  tale  meb  big  for  ber  er  mange  ting,  fom  jeg  ^ar  at  tale  meb  big.  en 
Senlig  ^ilfen  fra  bin  fjare  litte  «.  .  .  .  til  min  Ijäre  SRober.    ganiel  for  i  2)ag.*' 

(^SReine  teure  SRutter.  ^ö)  bin  fo  unenblic^  fro^  Ober  Sater;  unb  9Rutter,  bu  mu^t 
leinedwegd  glauben,  ha^  bie  @eifter  nid^t  immer  fo  aufrichtig  ftnb,  aber  meine  teure 
SRutter,  ic^  ^pttd^t  nic^t  bei  ^.  .  .  .  fprec^e  ic^  nic^t,  aber  prfife  fte  richtig.  SReine 
liebe  Butter,  id^  wollte  gerne  mir  ^ir  reben,  benn  ei^  ftnb  fo  viele  ^inge,  oon  benen 
i($  mit  ^r  SU  reben  ^abe.  (ünen  freunblic^en  ®ru^  oon  beiner  lieben  fleinen  S.  .  .  . 
an  meine  liebe  SRutter.  «bieu  für  ^eute.'') 

äRan  mu^  s^geben,  ba^  biefer  Srief  weber  ber  $orm  noc^  bem  Sn^alte  nac^  über 
bie  Seifhtngen  einer  einfachen  Sürgerdfrau  ^inaudge^t. 

3n  berfelben  ©ifiung  erhielt  i(|  weitere  »eroelfe  bafflr,  bafe  bie  Äennts 
niffe  unb  ber  äSilbungdgrab  bei^  SRebium^  für  beffen  Seiftungen  maggebenb 
ftnb.  @in  Stebium  rebete  ^äuftg^  loie  man  mir  im  Doraud  er}ä^lt  ^atte^ 
„mit  3w"8^w",  S)amit  bejei^nen  bie  ©piritiften  ba^  ^^änomen,  bafe  ba& 
Stebium  eine  Sprache  rebet,  bie  ed  oftmatö  felbft  nic^t  Derfiel^t  unb  lebenfoQi^ 
im  normalen  B^f^^^^^  ^^^^  ^^ben  lann. 

9Ran  f^at  eine  ganse  Steige  Seric^te  über  berartige  Solle;  einer  ber  intereff anteften 
ift  audfü^rlic^  oon  bem  amerüanifc^en  9tic^ter  (^monbd  gefc^ilbert,  beffen  ^oc^ter  :t^ra 
ein  aRebium  war.  9lu|er  i^rer  aRutterfpradJe  lonnte  fte  nur  fransöftfc^;  nid^tSbefto* 
weniger  oerftanb  unb  fprac^  fie  einmal  in  einer  @i(ung  mit  einem  $erm  ®oangelibed  auS 
©riec^enlanb  neugriec^ifc^,  unb  ber  ©rieche  oerfl<^erte,  ba^  i^re  6pra(^e  !orre(t  wäre.  ^ 
war  natürlich  gefpannt  barauf,  etwa«  Slei^nlic^ed  su  erleben,  aber  ic^  würbe  in  mtinen  <^rwar« 
tungen  bitter  getäufc^t.  2)a«  rebenbe  SRebium  würbe  atterbing«  oom  ®etfte  eine«  für^lic^  ocr* 
ftorbenen  fc^webifc^en  ^rebigcr«,  ber  longe  ^rebigten  bur(^  ben  HRunb  berfelben  ^iclt, 
ergriffen ;  bei  bcr  ganjcn  SorfteHung  aber  wunberte  mic^  nur  ein«,  namlic^,  wie  fc^neU  bcr 
fc^webifc^c  Oeiftlic^e  im  anberen  Scben  feine  ^Rutterfprac^e  t)crgeffen  ^atte.  ©eine  Sprache 
war  einfach  nac^  bem  nic^t  unbefannten  3iesepte  gemacht:  wenn  man  ba«  e  am  @(^luffe 
eine«  bänifc^en  SöorteS  mit  a  t)ertaufc^t,  fo  wirb  e«  fc^webifc^.  Sclbft  bie  gewö^nlic^ften 
ft^webifc^en  SluSbrüdc  ^attc  ber  ^rebigcr  oergcffcn;  no(^  f(^limmer  ober  war  e«,  ba^  bie 
9lu«fpra(5c  bcr  einjelnen  fc^webifc^en  Söörter,  bie  er  gebrauchte,  falfc^  war.    So  fom 


^ie  ooRdiOmlic^en  fpiritiftifc^en  @itungen.  257 

).  8.  bad  SBort  „genom"  meiere  SJtalt  oor,  oBer  ed  lourbe  ftetd  mit  bem  bänifd^en  g 
flott  je  9ef)>ri>(^en.  Itutj,  bie  gonje  Seiftung  mad^te  ben  ©inbrud,  ba^  bai^  SRebium 
eimnal  eine  obgertffene  ^dte  einer  f(^n)ebif(l^en  3^i^>^d  gefe^en  ^otte  unb  nun  im  Trance« 
aitfUmbe  einige  S3roden  reprobuaierte ,  o^ne  eine  ^^nung  oon  ber  rid^tigen  ^^^pva^e 
bed  ©c^webifc^en  )u  ^oben. 

9{a(^  folc^en  (Srfol^tungen  ift  man  nic^t  fe^r  geneigt,  an  bie  ©efd^c^te  oon  IRi^ 
Santa  @bmonbd  unb  i^tem  !orrd(ten  ^leugried^if (^  %u  glauben,  ooroudgefe^t,  ba^  fte  mbctli^ 
nie  etmaS  oon  ber  Sprache  getemt  ^at. 

(S^  fielet  bem  getoi^  nid^tö  im  SBege,  ba^  ein  SRebium  in  Trance  S)inge 
mitteilt,  beren  e«  ^^  m(|t  beroufet  ip,  ober  ©praci^en  rebet,  bie  ei5  im 
normalen  3#^^  ^^^  bel^errfd^t.  Silber  bie  93ebingung  baju  ifi  ho6) 
un)meifell^aft  bie,  ba^  bad  3Rebium  bie  Bpxai^t  fräl^er  gefonnt  ober  über 
bie  Baä)t,  oon  ber  e^  rebet,  93ef(|eib  gen)uj|t  l^at.  2>aiS  ©anje  fonn 
Dottfiänbig  DergeRen  fein;  ober  bei  einer  gegebenen  SSeranlaffung  taud^t  e8 
bann  im  Srance)uflanb  n)ieber  auf.  ^e  ©piritiflen  bel^aupten  oSerbingi^, 
bag  mitunter  oud^  9Ritteilungen  Aber  SHnge,  oon  benen  baiS  3Rebium  niematö 
etmoiJ  gerottet  ^ot  unb  nie  l^at  nnffen  fönnen,  gegeben  werben.  3nbeg  ifl  e« 
ni(i^t  lei(i^t  }U  ben)eifen,  bag  ein  3Renfd^  oon  einem  be^mmten  ©egenflanb 
niemate  ttxoa^  l^t  rä)en  l^ören;  man  giebt  ^^  eben  du^erfl  feiten  bie 
SRfl^e,  }u  unterfu(i^en,  ob  bai^  SThtgeteilte  ni^t  bo(|  oieQeici^t  innerl^alb  ber 
SBiffenÄgrenje  be«  SRebiumÄ  gelegen  ^at.  SBenn  eine  foM^e  Unterführung 
einmal  aui^na^^meife  flattftnbet,  fo  fommt  man  gemöl^nlidr  )u  einem 
anberen  Siefultate. 

IClÄ  öeifpiele  hierfür  fönnen  einige  rec^t  merfroürbige  mebiumiftifc^e  SDWtteilungen 
ongeffl^  »erben,  bie  ber  5e!annte  ruffifc^e  @|nritift,  Staatsrat  SCtfItlon),  in  mei^reren 
^riootfitungen  erhielt,  ^e  iRebien  moren  mf)t  SBermanbte  oon  i^m.  Sttfaion),  offen« 
bor  ein  fe^r  gewiffen^after  unb  energifc^er  SRann,  fam  luleiit  ju  bem  Slefultote,  baj  feine 
Slebien  bie  betreffenben  ^dfprfld^e  loa^rfc^einlic^  in  einem  8uc^e  gelefen  unb  bolb  mieber 
oergeffen  Ratten,  gt^  referiere  ^ier  furj  eine  biefer  Gegebenheiten. 

3n  einer  von  Slffatoiod  Sifungen  bud^ftobierte  ber  $f9(^ogra|)§  bie  9Borte:  ^EMEK 
HABACChA".  Huf  öefragen,  waS  bieä  bebeute,  antmottete  berfelbe,  baj  ed  „Xf^al  ber 
^rftnen"  bebeute  unb  £)ebröifc^  fei.  äOeiter  iDurbe  mitgeteilt,  ba^  ed  ein  bdCannted 
IRotto  fei,  melc^ed  oon  einem  portugiefifc^^jübifc^en  ^rjte  92amend  8arboo9  gebraucht 
morben  fei.  Später  er!Idrte  ber  ^f^c^ograp^  jeboc^,  ber  3tame  fei  nic^t  rid^tig,  ber 
'Stamt  ^ei^e  8.  ^arbofto. 

Sttfäfom  unterfuc^te  nun  bie  Sac^e  unb  fanb,  ba(  baS  SBort  in  ber  %f)at  ^ebrftif(^ 
ift,  „X^al  ber  ^^ftnen"  bebeutet  unb  nur  einmal  im  atUn  3:eftament,  ^f.  84,  93.  7 
oortommt.  Ueber  ©orbofto  jebo(^  fonnte  er  nur  in  @rfa^rung  bringen,  boj  eS  einen 
fiortugieftfc^en  Wc^i  9{amend  gernanbo  ^rbofo  gegeben  f)öttt,  ber  )um  g^^^tn  über« 
getreten  wäre,  älber  SCEflüEon)  fonnte  in  feinem  i^m  jur  SSerfügung  fte^enben  SBerfe 
borüber  SCufflärung  finben,  ob  biefer  HRann  jemals  bad  ^ebrdifc^e  3^^  angen)anbt  ^atte. 
(Sr  gab  feine  Unterfu(^ungen  jeboc^  nic^t  auf,  fonbem  burc^forfc^te  einige  ^d^tt  fpäter  bie 
oetfc^i^enen  9Berfe  beS  ©orbofo  im  93ritif^  ajhifeum;  fic  waren  oott  oon  ^ebrftifd^en 
3itaten,  aber  bad  betreffenbe  3ßort  fonnte  er  nic^t  finben.  ®d  blieb  bed^alb  ein  9%ätfe(,  mie 
bie  SRebien  ju  bem  ^ebröift^en  3Bort  gefommcn  waren,  unb  warum  fte  eÄ  mit  bem  ben 
meiften  SRenfc^en  gewi^  unbefannten  ^rbofo  in  SSerbinbung  gebracht  Ratten.  ®rft  einige 
3a^re  fpOter  fanb  SOfäfow  bie  £bfung  bed  Sildtfeld;  er  (ad  nämlic^  in  einer  Keinen 
Sc^monn,  Xbecgloube  unb  Räuberei.  17 


258  ^i«  biaIe!Hf(^e  ©efeUfd^ 


beutfc^en  Sammlung  von  Sinnfptüd^en  unb  ^eoifen  bie  Sßorte:  „EM£E  HABBAChA 
—  bad  Zf^Ql  ber  X^ränen"  atö  ein  Wloito,  gebraucht  »om  poctugiefifd^^jübifc^ctt  *r}t 
16.  (Sorboflo.  (Sd  n>at  alfo  llat,  ba^  bie  SRebien  ben  unrichtig  gefd^riebenen  92amen  imb 
bod  SRotto  ^er  entlehnt  Rotten.  !Beim  »eitetren  ^a^\u(S^n  im  8u(^e  fonb  SOfälon,  bog 
mehrere  ber  merfioörbigen  äJHtteilungen  in  fremben  Sprachen,  bie  i^m  in  feinen  ©i^ungen 
gemocht  rootben  nntren,  berfelben  CUieQe  entflammten,  ^ad  Suc^  wax  einige  SRonate  oor 
jenen  Seancen  erfd^ienen;  ed  mar  ba^er  me^r  ald  nni^rfd^einlic^,  ba^  ein  SRebiitm 
fCüd^tig  in  bemfelben  gelefen  §atte;  bobei  waren  einige  S^^^^  itn  ©ebäc^tnid  ^dngen 
geblieben  unb  fpftter  mebiumiftifc^  miebergegeben  loorben. 

SBOrben  ade  @pitUifien  ebenfo  forgffiltige  Unterfuii^ungen  batüber  an^ 
{leOen,  xoofftt  \>a&  SBiften  ber  3Rebien  flammt,  fo  tDürbe  eine  groge  SoijlL  ber 
fvititifüfd^n  äßunber  baß)  t)erf(i^minben  unb  ber  SSSeg  für  eine  ffareng  miffem 
f(|aftlid^e  (Srilirung  biefer  ^^änomene  geebnet  fein.  Siber  eben  beSifoü  ffSUm 
bie  (Spiritiflen  [x^  mo^l  baoor,  bie  mä)iumi^fd^  3Ritteilungen  aXiya  genau 
bei  fii(|t  }u  befe^en. 


3)ie  &iare6fif($e  (lkfellf($aft. 

1869  mar  ein  mid^tigeS  3al^r  fär  bie  ®efd^i(i^te  bed  SpiritüSmud. 
3n  biefem  3a^re  trat  bai»  erfle  miffeufd^aftlid^e  Jtomitä  mit  ber  befonbeiren 
Aufgabe,  bie  f|riritiM<^en  gi^änomene  )u  unterfud^en,  pfammen.  S)a 
baSfelbe  nad^  ad^^el^nmonatlicler  9(rbeit  eine  ©rtlärung  abgab,  bie  )ä)enfalte 
flarf  für  bie  SBBirHid^feit  einiger  mebiumijüfd^er  5ßl^änomene  fprad^,  fo  fd^ 
bie  Sad^e  bamit  eine  miffenfd^aftlid^e  9(nerlennung  gefunben  ju  l^aben,  mie 
bie  ©utod^ten  einjelner  amerifanifd&er  ©ele^rter  il^r  nie  Ratten  Derfd^affen 
fönnen.  3He  @piritifien  triumpl^ierten,  obgleid^  ber  93erid^t  bei^  Aomit6d 
feinei^meg^  fo  gflnfUg  fflr  bie  fpiritiflifd^e  ^eorie  lautete.  S)erfelbe  räumt 
§mar  bie  SBirltid^feit  ber  ^^onomene  ein,  ifi  aber  geneigt,  fte  ate  SBirfungen 
einer  biiS  jefet  unbelannten  Slaturfeaft  anjufel^en.  2)iefe  2tuffaffung,  bie 
gemö^nlid^  mit  bem  92amen  ORuItii^muiS  bejeid^net  mirb,  trat  in  ben  folgen^ 
ben  Salären  in  fletÄ  fd^ärferen  ®egenfa|  jum  eigentßd^en  ©piritiÄmuiJ ;  fie 
fanb  SlnDang  unb  meitere  Sludbilbung  bei  oerfd^iebenen  ©ehrten,  älber  ber 
5teim  )u  ben  oerfd^ebenen  ^l^eorien  biefer  äRänner  liegt  bod^  im  Serid^t 
ber  bialeltifd^en  ©efeüfd^aft;  man  mug  bal^er  ben  mobernen  Oftultii^mud 
oon  ber  abfoffung  bemfelben  an  batieren.  SBir  motten  nun  feigen, 
mie  bied  itomitä  jufianbe  lam,  unb  mie  t&  arbeitete. 

3m  Srü^ja^  1867  l^atte  ftd^  in  fionbon  ein  SSerein  unter  bem  Flamen 
,,bie  bialettifd^e  ©efettfd^aft''  gebilbet.  @r  fiettte  ed  ftd^  t)or  attem  )ur  Suf^ 
gäbe,  feinen  aRitgliri^em  ©elegen^eit  )u  einem  oöttig  freien  unb  ung^nbenen 
©ebanlenaudtaufd^  über  fold^e  Sl^emata  )u  geben,  fiber  bie  im  täglid^en  Seben 
ttid^t  leidet  biiStutiert  mirb. 


3Die  bialcftifc^e  ©efcttfd^ft.  259 

5m  ^rogromm  bcr  ©cfeUfc^oft  ]|ci|t  cS  hierüber: 

^3)ic  bürgerliche  (Sefcttfd^ft  l^at  im  attgemeinen  noc^  nic^t  einen  fo  fortgefc^rittenen 
©tonbpunlt  erreicht,  baj  fie  bem  ^injelnen  geftattet,  feine  e^rlic^e  unb  wohlüberlegte 
Slnfc^auung  auöjufprec^cn,  o^nc  bo^  er  ftc§  me^r  ober  weniger  ftrenge  Strafgerichte  ju^ 
litift  2)ie  2BirIung  ^ieroon  ift  bie,  bo^  bie  HÄenfc^en  ftc^  booor  fd^euen,  folc^e  aWeinungen 
ou^ufprec^en,  bie,  mm  fie  unrichtig  finb,  f orrigiert,  xoem  fie  richtig  flnb,  ober  angenommen 
werben  muffen.  3n  ber  bialeWfc^en  ©efettfc^aft  au  Sonbon  f otten  beS^alb  niemonbem  wegen 
feiner  3lnfic§ten  Vorwürfe  gemacht  werben,  oielmel^r  fott  jeber  fogar  ermuntert  werben, 
über  feine  2lnfc^auungen  ben  Äottcgen  gegenüber  oottftänbige  Slec^enfc^oft  abgulegen." 

a)ie  ®cfcDfd&aft  beftanb  au«  angefe^enen  ©cle^rten,  Slcrjten,  Suriflen, 
Sngcnieuren  unb  aWännem  in  l^erDorragenbcn  praltifc^en  ©tcHungen;  bcr 
aSorfifeenbe  war  ber  berühmte  gorfd^cr  ©ir  So^n  Subbodf.  3n  Ucberein« 
ftinnnung  mit  bem  Programm  bisfutierte  man  frei  über  allerlei  unpopuläre 
2:^ata,  unb  fo  lam  audd  einmal  im  $ianmx  1869  bie  9Iebe  auf  ben 
©piritii^muiJ.  3n  ber  folgenben  ©ifeung  am  26.  Sonuar  ging  man  oom 
Sieben  jum  iganbeln  über  unb  mahlte  ein  Äomit6  mit  bem  auftrage, 
teife  burd^  eigene  aSerfud^e,  teiliS  burd&  SSer^ör  glaubmürbigcr  3eugen 
unb  burd^  ©ammeln  t)on  SSerid^ten  fid&  barüber  flar  }u  merben,  mie  meit 
bie  fpiritifiifd&en  ^p^änomene  mal^r  feien  ober  nid&t.  2)iefei8  Äomite  bejianb 
auÄ  ftarf  breigig  SWitgliebern.  6«  teilte  fid^  in  oerfd^iebene  Unterfomit68, 
t)on  benen  jebejj  feine  eigene  Aufgabe  erhielt,  ainbert^olb  3a^re  nad^l^er,  am 
20.  Suli  1870,  erftattete  ba&  ftomit6  feinen  SBerid^t  mit  bem  SBunfie,  bafe 
berfelbe  auf  Jlojien  ber  ©efeDfd^aft  gebrudtt  werben  möge.  2)ie  (SefeUfd&aft 
©ermeigerte  biefe«  jebod^,  »eil  bie  im  Sendete  gefammelten  S^wgniffe  unb  6r* 
Barungen  ber  unterfud^ten  ^^änomene  fo  oiele  SBiberfprüd&e  enthielten,  bajj 
mon,  flreng  genommen,  toeber  m^  nod&  ein  toufete.  S)aiJ  Äomit6  oeröffent^ 
Kd[ite  nun  ben  Serid^t  auf  feine  eigene  SBerantmortung;  berfelbe  bilbet  einen 
biden  DItaobanb. 

3n  biefem  grofeen  S3ud^e  l^aben  bie  Sendete  ber  ejperimentierenben 
Unterfomit6«  über  i^re  SSerfud^e,  foroie  bie  ©d^lüjfe,  bie  barau«  gejogen 
werben,  ta&  größte  Sntereffe.  a)iefe  ©d^lüffe  ftelll  ba«  Äomit6  felber  in  folgern 
ben  fed^i^  fünften  }ufammen. 

„S)ie  Sendete  ber  oerfd^iebenen  Untertomit68  ergänjen  fid^  gegenfeitig 
unb  fd^einen  und  nad^fie^enbe  ©d^e  )u  begrünben: 

1.  ®^  fönnen  2:öne  fe^r  oerfd^iebenen  ©l^arafter«  entjlel^en,  meldte  oon 
SRöbetn,  oom  gufeboben  unb  oon  ben  SBänben  au^jugel^en  fd^einen,  unb  bie 
©d^mingungen,  meldte  fie  begleiten,  lönnen  oft  beutlid^  toal^rgenommen  merben. 
SHefe  Xint  (ömien  nid^t  oon  irgenb  einer  SKudteltl^ätigfeit  ober  oon  m^d^am^ 
fd^en  iSrfinbungen  l^errül^ren. 

2.  ©ddmere  Jtörper  tonnen  in  93emegung  gefegt  merben  ol^ne  med^anifd^e 
ftunflgriffe  irgenb  meld^er  3lrt  unb  oi^ne  entfpred^enbe  älnfhengung  ber 
9Rui^IelIraft  oon  feiten  ber  Slnmefenben,  l^äufig  jugleid^  aud^  ol^ne  jebe  SJe« 
rü^rung  ober  aSerbinbung  mit  irgenb  einer  ^erfon. 


260  ^^^  btolettifc^e  ^efeUfc^oft 


3.  a)ie  erwähnten  %bne  unb  aSemegungen  finben  oft  ju  ber  3eit  ober 
in  einer  fold^en  SBeife  flott,  wie  bie  anroefenben  ?ßerfonen  e«  getoünfd^ 
^aben;  aufeerbem  lönnen  jte  gragen  beantworten  ober  jufommen^ängenbe 
aRitteilungen  burd^  eine  Keilte  Don  ßeid^en  jufammenbud^pabierem 

4.  3He  auf  biefe  SEßeife  erl^altenen  Slnttoorten  ober  äRitteilungen  ftnb 
jum  größten  S^eil  ganj  Rnnlo«;  bisweilen  mxbm  aber  aud^  "X^aifm,  bie 
nur  einem  ber  SInroefenben  befannt  finb,  ndtgeteilt. 

5.  2)ie  Umflfinbe,  unter  benen  bie  5ßl^änomene  ^vooxtxttm,  finb  Der^ 
fd&iebener  »rt;  aber  eine  "^at^a^t  ifl  wichtig,  bafe  bie  ann)efen^eit  gennffer 
5ßerfonen  für  i^r  (grf(|einen  notroenbig  )u  fein  fd^eint,  wft^renb  bie  ©egen* 
wart  anberer  ^erfonen  gewö^nlic^  ein  ^inbemiS  ifl.  ZHefer  Unterfd^ieb  ifl 
iebo(|  nid^t  abl^&ngig  t)om  @lau6en  ober  Unglauben  ber  93etrefFenben  ben 
5p^änomenen  gegenüber, 

6.  '!S)(a  auftreten  ber  ^^änomene  ifl  aber  burc^auiS  nid^t  burd^  bie 
antoefen^eit  ober  Sbioefen^eit  beflimmter  5ßerfonen  gefiebert" 

9Sie  man  fte^t,  ifl  bai»  Stefultat  ber  Snflrengungen  fo  meler  l^eroor- 
ragenber  SRänner  fein  bebeutenbei^  getoefen.  S)ai^  meiße  oon  bem,  woi^  bo^ 
Äomit6  gefunben  ^at,  fonn  in  jieber  gewö^nlid^en  ©ifeung  feflgefleHt  werben. 
3)ie  ©egenwart  beflimmter  ^ßerfonen,  ber  SWebien,  ifl  eine  allgemein  befannte 
Sebingung  für  baiS  ©rfd^einen  ber  ©eifler.  S)ie  intetteftueden  5ßl^cinomene, 
weld^ebaiS  Aomit6  wa^ma^m,  waren  bauptfäd^lid^  nur  ^@innIoftg(eiten'';  eiS  ^ot 
ftd^  niemals  etwaig  g^eigt,  worüber  ber  eine  ober  ber  anbere  ber  Sinwefenben 
nid^t  fc^on  orientiert  gewefen  wäre.  2>ad  einzige  feltenere  ^^onomen,  weld^ed 
bai^  Äomit6  lonflatieren  lonnte,  war  bie  Bewegung  fd^werer  ftfirper  o^ne 
»erül^rung,  unb  bie»  würbe  nod^  baju  nur  oon  einer  ejperimcntierenben 
©ruppe  beobad^tet.  S)a  t»  inbeffen  nid^t  o^ne  93ebeutung  ifl,  )u  fe^en, 
wie  man  bei  ben  SSerfud^en  oorging,  fo  gebe  id^  bad  993efentlid^fle  oom 
©erid&te  be«  Unterfomit6d  mit  beffen  eigenen  SBorten  wieber. 

„Xa^  Rom\i&  f)ai  feit  feiner  (^nennung  40  Serfammlungen  o^gei^aiten,  in  benen 
aSerfuc^e  angeftettt  morben  ftnb.  Ätte  biefe  SJerfammlungcn  würben  in  ben  ^ri»at^ 
wol^nungen  ber  SRitglieber  abgehalten,  unb  iwax  abft(^t(ic^  aud  bem  @runbe,  um  jjebe 
9Rög(i(^!eit  oon  im  Doraud  angebra(^ten  SRafc^inerieen  audsufc^Iie^en.  ^ie  ^ifc^e,  mit  benen 
bie  9^erfuc^e  angefteHt  würben,  waren  feiere  @f>eif etifd^e ;  ber  üeinfte  war  etwa  6  ^u^ 
lang  unb  4  gu^  breit,  ber  größte  9  Ju^  lang  unb  4V,  gu^  breit.  3)ie  ^intmer,  in  benen 
man  bie  SSerfuc^e  anftcttte,  würben  ftet«  »or^er  unb  wä^renb  ber  SJcrfuc^e  unterfuc^t,  um 
fi(^er  SU  fein,  ba^  fic^  leine  SRafc^inerie  unb  fein  ^ftrument  oorfanb,  woburc^  bie 
35ewegungen  ober  bie  2:öne  §en)orgebrac§t  werben  tonnten.  3)ie  Serfut^e  würben  fo  oft 
M  mögüc^  bei  ooUem  ©adlid^t  über  bem  Xifd^e  audgefü^rt.  ^n  mehreren  e^en  fa^en 
einjelne  ber  HWitglicber  wd^renb  ber  Xmex  ber  (gjperimente  unter  bem  %x\^t, 

^a$  ^mite  ^at  bie  ^nwenbung  oon  profeffioneHen  ober  beja^Uen  3)^ebien  ganj 
oermiebcn.  3ltte  9lnwcfcnbc  waren  3WitgIieber  bcS  Äomit^S,  ^erfonen  oon  ^eroorragenber 
fojialer  ©tettung  unb  unbcftcc^lic^er  ^blic^feit;  fie  würben  feinen  95orteiI  oon  einem 
betrug  gehabt  ^aben,  ^dtten  aber  in  ben  ^ugen  i^rer  Hollegen  aUed  oertoren,  wenn  ein 
folc^  entbecft  worbcn  wäre. 


^ie  bia(e!tif(^e  @efeaf(^aft.  261 

Xq^  Stomitö  ^ot  au(^  einige  Serfammlungen  abgei^alten,  in  benen  fein  SRebium 
anwefenb  war,  um  su  ptäfen,  o5  bie  ^tgliebet  bur(^  eigene  roilQfürUc^e  ^nftrengungen 
SSirhingen  ^eroot^ringen  fBnnten,  welche  benen  d^nlic^  waren,  bie  in  Gegenwart  ber 
SRebien  fUtitfanben.  9(ber  fte  oermoc^ten  in  feiner  9Beife  berartige  ^^ftnomene  ^eroor« 
Surufen. 

^e  lange  unb  forgföltig  audgefä^rten  Serfud^e,  bei  benen  aEe  bei^aren  S^or^ 
{tc^t^mo^regeln  wahrgenommen  würben,  fahrten  )ur  SCuffteQung  folgenber  Sft|e: 

1.  Unter  gewiffen  fbrperUc^en  unb  feelifc^en  3uftAnben  bei  einer  ober  mehreren 
anwefenben  $erf onen  seigt  ftc^  eine  Straft,  bie  genügt,  um  eine  Bewegung  fc^werer  StUtptx 
o^ne  ^wenbung  oon  9)htdfe(fraft,  o^ne  Serä^ntng  ober  materieUe  Serbinbung  irgenb 
einer  9rt  )wif(^en  biefen  Körpern  unb  ben  betreffenben  ^erfonen  ^erbeisufü^ren. 

2.  ^iefe  Itraft  fann  beutlic^e  Söne  hervorbringen,  weld^e  f(^einbar  oon  feften 
itörpem  audge^en,  bie  ni^t  berührt  werben  unb  feine  ftc^tbare  S^erbinbung  mit  irgenb 
einer  anwefenben  ^erfon  ^oben.  ^a6  biefe  Xöne  oon  ben  oerfc^iebenen  feften  jldr|>em 
audge^en,  ift  baburc^  nachweisbar,  bo^  man  burc^  Serü^rung  bie  @d^ingungen  berfelben 
wa^me^en  fann. 

3.  (^nblic^  ift  bie  wirfenbe  Itraft  ^äufig  oon  SnteKigena  geleitet. 

^e  Sefc^eibung  eined  einaelnen  (SsperimenteS  unb  bie  9(rt,  wie  badfelbe  aa^^ 
geführt  worben  ift,  wirb  am  beften  bie  Sorgfalt  beweif en,  mit  ber  ba$  5lomitä  feine 
Unterfud^ungen  angefteUt  ^at.  Solange  ein  ^u^,  ein  «^nger  ober  Kleiber  ben  fx^  hts 
wegenben  ober  tönenben  Itörper  berührten  ober  mögUc^erweife  auc^  nur  berühren  fonnten, 
fyxtU  mm  feine  Si^er^eit  bofär,  ba^  bie  Bewegungen  ober  bie  Xbne  m^t  bireft  oon 
ben  ^erfonen,  welche  bie  3)inge  berührten,  ^eroorgerufen  würben.  JDeS^alb  oerfuc^te  mm 
folgenbe«  ©speriment:  ®in  «uÄfdJu^  oon  elf  ^erfoncn  faj  erft  40  SÄinuten  um  einen 
ber  früher  erwähnten  großen  @^tifc^e  unb  brad^te  benfelben  auf  oerfc^iebene  Seife  in  Se« 
soegung  unb  jum  ^önen.  darauf  würben  bie  Stühle  neun  3i>Q  oom  2:ifc^e  entfetnt  unb 
mi  ber  Shkcffeite  gegen  benfelben  gefegt,  unb  alle  anwefenben  fnieten  nun  auf  ben  Stül^len 
unb  Ratten  i^re  Wmt  auf  ber  Stadtenle^ne.  3n  biefer  SteQung  waren  alle  ^^^e  oom 
%%}^t  abgewanbt,  fo  baB  feiner  mit  benfelben  gegen  ben  Xifc^  fto^en  fonnte.  ^Qe  $&nbe 
iDoren  über  bem  ^^ifc^e  fic^tbar  unb  würben  ungefftl^r  oier  S^^  ^^^  ^^  Oberflöc^e  ent« 
femt  gehalten.  —  ®d  bauerte  feine  iRinute,  fo  bewegte  fid^  ber  gftnali(^  unberührte  Xifc^ 
piermal,  juerft  ungefähr  fünf  3^^  ^^^  ^^^  einen,  bann  )wölf  QoU  naö)  ber  entgegenge^ 
festen  Seite,  hierauf  fünf  unb  fc^lie^lic^  ungefähr  fec^d  3oQ-  darauf  würben  alle  ^erfonen 
no(^  weiter  oom  Sifc^e  entfernt,  aber  biefer  bewegte  ft(^  tro^bem  wieber.  ^efe  S^erfuc^e 
würben  au(^  an  anberen  ^benben  ausgeführt ;  im  ganzen  §at  baS  jtomit^  me^r  benn  60  ber^ 
artige  Bewegungen  o^ne  Berü^ng  gefeiten.  Bei  Berfu(^en  biefer  9lrt  würbe  immer  bie 
ftu^erfte  Borftc^t  angewanbt,  um  alle  mec^anifc^en  ober  fonftigen  itunftgriffe  au  oer^inbem. 
^efe  waren  aber  f^on  beS^alb  auSgefc^loffen,  weil  bie  Bewegungen  balb  in  ber  einen, 
balb  in  ber  anberen  9li(^tung  erfolgten.  £&ufc^ung  ober  Betrug  war  fomit  unmöglich, 
^urc^  ftetige  SBieber^olung  biefer  Berfud^e  unter  fe^r  oerfc^iebenen  UmflAnben  famen  aUe 
SKtglieber,  wie  ffeptifc^  f^e  flc^  anfangs  m^  geftellt  Ratten,  su  ber  Ueberseugung,  ha^ 
es  eine  Straft  giebt,  bie  fc^were  itbrper  o^ne  materielle  Berührung  in  Bewegung  su  fe^en 
oermog,  unb  ba(  biefe  SIraft  in  einer  no(^  unbefannten  9Beife  oon  ber  Slnwefen^eit  ge« 
wiffer  menfc^lic^er  SBefen  abhängig  ift. 

^aS  Jtomit^  fann  feine  beftimmte  SCnftc^t  über  bie  3laiux  ober  ben  Urfprung 
biefer  Straft  aussprechen;  eS  ^at  ftd^  nur  bamit  befc^Oftigt  su  unterfud^,  inwiefern  bie 
Straft  eine  X^ac^e  fei  ober  nic^t." 

@o  loeit  ber  93erid^t  bei^  Untertomitöi^.  S)erfel6e  ifl  offenbar  Kar  unb 
beutlid^  genug  unb  l&fA  feinen  3n>^if^  barfiber  auffommen^  bag  man  n)irtli(i^ 


262  ^i«  bialcftif(^e  ®cfcttf(^aft. 


boiS  merttoürbige  ^l^änomen  beo6ad^tet  l)cA,  bag  f(|tDere  Aörper  ol^ne  930- 
rü^rung  unter  ttmflänbcn,  too  ieber  »etrug  aui^efdSiloffen  fd^ien,  pd^ 
betoegten.  «ber  ber  SEßcrt  bc8  »erid&te«  wirb  unglüdtlid^cife  boburd^  ab* 
gefd^io&d^t,  bag  nid^t  aQe  SRitglieber  bed  Aomit^iS  barin  einig  ftnb,  bag  aOei^ 
ganj  richtig  jugegangen  fei.  aWel^ere  SKitglieber,  unb  no(|  baju  bie  ange* 
fe^enflen,  l^aben  (ange  SeparatDOta,  in  benen  fte  }u  gan}  obmeid^enben  Sit^ 
fultoten  fommen,  abgegeben.  So  flammt  ein  Siefumö  von  einem  fonfl  aSer« 
bing«  nid^t  weiter  befannten  3Kr.  ^to)  ^er.  S)iefer  fd^eint  in  feinem 
^Referat  befonberiS  glüdflid^  gemefen  }u  fein;  benn  mehrere  anbere  ftomit^^ 
mitglieber  ^aben  ftd^  feinem  ©utad^ten  einfad^  angefd^Iof[en.  @r  (ommt  )u 
folgenbem  Siefultat: 

„3Cttc  Scifhingcn  bet  foöenonnten  ,2ranccmebienS  bie  wir  gefc^en  ^abtn,  waten 
aller  SBol^rfd^ehtlic^eii  mä)  in  ben  meiften  ^en  toeiter  nic^td  ald  gemö^nlic^e  ^pflertfc^e 
Slffettionen,  loä^enb  fte  in  anbeten  ^Qen  bad  (Gepräge  eined  beraubten  Settuged  Ratten: 
aujerbem  nniren  bie  «eu^erungen,  welche  bie  SRebien  im  ^ronceauftonbe  madjten,  bun^« 
f(^mtt(i(^  un)ufammen^ftngenb  unb  gefc^macflod. 

i>xe  fc^reibenben  unb  seic^nenben  äRebien,  bie  tois  gefe^en  ^oben,  bemt^ten  $eber 
unb  öleiftift  in  geroö^nlit^et  5öeife,  nur  mit  bem  Unterfc^ieb,  baj  bie  SRebien  ^  bi«* 
weilen  von  p^antaftifc^en  Smpulfen  leiten  liefen. 

9Bir  ^oben  niemals  burc^  jllopflaute  ober  in  anberer  SBeife  3Ritteilungen  oon 
unbelannten  Zf^at^aOftn,  bie  fpftter  ald  richtig  nad^gemiefen  werben  fonnten,  erhalten 
!önnen;  bie  SRitteilungen  l^aben  niemals  eine  Sele^rung  t)on  praftifc^er  ^ebeutung  ober 
irgenb  einen  neuen  (SIebanfen  enthalten,  fte  waren  im  Gegenteil  entweber  friool  ober  abfurb. 

l^enn  bie  Mitteilungen  ald  92ac^ri(^ten  oon  ©eiftern  ^erftorbener  aufgefaßt 
werben  foUten,  fo  fielen  fte  im  SBiberfprud^  mit  unferen  natürlichen  erhabenen  Sorftet^ 
lungen  oom  3uftanbe  ber  Seelen  na^  bem  Xobe;  bie  angeblid^en  Offenbarungen  waren 
für  intettigente,  religiöfe  3Renf(^en  gerabeju  anftöjig. 

9llle  ^^änomene,  bie  ©egenftanb  unferer  Unterfuc^ungen  gcwefen  finb,  waren 
berartig^  ba^  fte  leidet  burc^  Setntg  ^eroorgerufen  werben  tonnten ;  fte  ftellten  gro^e  §or^ 
berungen  an  bie  £ei(^tgldubigfeit  ber  SRenfc^en.  Slber  bie  meiften  Spiritiften  beft|en 
einen  fold^en  ©laubendeifer,  ba^  i^r  S^d^id  baburc^  unsuoerläfftg  wirb ;  au^erbem  ift  bie 
^en^e  jwifc^en  bewußtem  betrug  unb  Selbftbetrug  feine  f(^rfe,  fonbem  ein  breitet 
Gebiet,  auf  bem  fe^r  oiel  populftred  Slenbwerf  eine  S^i^^^d  f^^i^  ^V^^^  f^(ä>^n  icam. 

^effenungeac^tet  finb  mei^rere  oon  und  S^^^^  >>on  merlwürbigen  ^^änomenen 
gewefen,  bie  wir  bo<^  nic^t  auf  bewußten  ober  unbewußten  betrug  surüctfü^ren  fonnten.'' 

®g  ifl  bead^ten«roert,  bafe  3Rx.  ^t^tty  fein  SSebenfen  l^egt,  Diele  ber 
merfmürbigen  ?p^änomene,  meldte  mit  Äomit^mitglieber  glaubten  ma^r^ 
genommen  }u  l^aben^  aU  bemühen  93etrug  ober  @elbfibetrug  )u  erflaren. 
S)iefer  ^unlt  nrirb  in  einem  fe^r  oudfill^rlid^en  @utad^ten  t)on  Dr.  Sbmunbi^, 
bem  aSorft^enben  eined  Unterfomit^d^  naiver  aui^efü^rt.  @r  fd^reibt  unter 
anberem: 

^^urc^aud  wa^r^eitdliebenbe  3Renf(^n  werben  o^ne  3w^if^^  ^nge  berichten,  weld^e, 
wenn  fie  wa^r  ftnb,  unerflärlic^  bleiben,  e«  fei  benn,  baj  man  bie  §9pot^efe  einer  über» 
natürlichen  ©inmifc^ung  ju  $ilfe  nimmt.  9lber  ic^  f^abt  ^inreic^enb  (Erfahrungen  gefam» 
melt,  um  mic^  ju  überzeugen,  baj  bergleic^en  ©rjö^lungen  ein  Siefultat  t)on  Sdbpetrug 
in  ber    einen  ober  anberen   (^orm   ftnb;  bie  ©r^ö^Iung  ift  oiel  me^r  ein  ^robuft  ber 


^te  bialdtifc^e  ©efeSfc^aft.  263 


$§antafte  otö  ein  Seric^t  oon  X§atfa(^en.  IBenn  man  3.  $.  ein  ^oXbt^  ^t^enb  bet  glaub« 
mütbigften  ^erfonen  aufforbertc,  jebe  für  fic^  möge  einen  ©eric^t  über  bie  ©reigniffe  in 
einer  biefer  Si^ungen  nieberfc^reiben ,  fo  würben  i^re  ©rjä^Iungen  ganj  fx^tv  in  einem 
bebenfCic^en  3Wa^e  oon  einanber  abweichen." 

Dr.  ebtnunbiJ  ermähnt  bann  einige  a3eifpiele  bafür,  rote  bie  angaben 
eineiJ  S^eilnc^meriJ  über  geroiffe  merlroürbige  ©njell^eiten  in  einer  SSerfamms 
lung  von  anberen  2^Ine^mem  befttmmt  geleugnet  rourben.  3)iefeiJ  ip  fcl^ 
intereffant.  ©bmunb«  l^ebt  ^ier  eine  X^atfad^e  ^eroor,  beren  33ebeutung  man 
längere  3^it  l^nburd^  nid^t  ju  fd^aßen  t)er(lanb;  er(l  20  ^al^re  fpäter  rourbe 
e^  hnx^  eine  Sleil^e  genialer  SSerfu^e  beroiefen,  bajj  mel^rere  2^eilnel^er  in 
berfelben  SSerfammlung  geroö^nli^  gar  nid^t  ba^felbe  roa^rne^men,  refp.  baiR 
SBtt^rgenommene  in  berfelben  SBeife  barfteDen.  Sefonber^  ba^  rourbe  natf^^ 
geroiefen,  bafe  ein  ©reigni«,  roeld^e^  ftd^  in  einigen  Sendeten  fel^r  rounberbar 
an^örte^  in  anberen  ebenfo  jut)erläffigen  S)arfiellungen  roeit  roeniger  rötfetl^aft 
erfd&ien.  S)iefer  3ta6)xoÄ&  ifi  offenbar  von  größter  »ebeutung  für  bie  »e^ 
urteilung  ber  grage,  roie  roeit  man  fold&en  Serid^ten  überl^aupt  ©lauben 
fd^enlen  barf.  9Bir  roerben  und  bed^alb  im  legten  ^eil  biefei^  äBerIed  l(|iermit 
nffl^er  befd^äftigen. 


(Sirooßcö  unb  &ie  pfi?($if^c  Äraft. 
droofes*  ©ßrfudfjB  mit  OBmidjfaxiBränbierungwt 


m 


l^an  begreift^  bajs  ber  93erid^t  ber  bialettifd^en  ©efedfd^aft  nid^t  bai^ 
tefete  ©ort  ber  SBiifenfd^aft  in  ber  grage  über  bie  SBirMid^feit  ber  mebiu^ 
miflifd^en  ^^änomene  fein  lonnte.  SSel^auptung  flanb  gegen  äSel^auptung^ 
fo  ba§  ber  unbefangene  Sefer  fd^roer  beurteilen  lonnte,  roeld^e  5ßartei  red^t 
l^tte.  6d  enegte  bedl^alb  aQgemein  ^eube,  ate  befannt  rourbe,  ba^  ber 
angefe^ene  ©^emiler  SBilliam  ©roole»,  SWitglieb  ber  3lopal  ©ocietp,  ange:: 
fangen  l^te,  bie  ©ad&e  einer  neuen  forgfältigen  Prüfung  §u  untei^ie^en,  nod^ 
beoor  bie  bialeltifd^e  @efeOfd^aft  il^re  Unterfud^ungen  abgefd^loffen  ^atte« 
Slomentlid^  bie  SSerfud^e  ber  @efeOfd^aft  über  93eroegungen  o^ne  93erü^rung 
Rotten  feine  Hufmerffamteit  auf  fid^  gebogen;  er  rofinfd^te  fte  unter  yavtx» 
läfftgeren  unb  barum  beroeiÄfräftigeren  SBerl^ältniffen  ju  roieberl^olen.  ©olonge 
nämlid^  boiS  Urteil  über  bie  audgefül^rten  Seroegungen  aui^fd^liejllid^  auf  ben 
@utad^ten  ber  Slnroefenben  beruhte,  roar  bie  SRdglid^Ieit  nid^t  audgefd^loffen, 
bafe  bie  beobad^teten  SBeroegungen  rein  eingebilbete,  blofee  igaHujinationen  ber 
2;eilnel^mer  roaren.  Siefe  man  bagegen  bie  Äraft  auf  Apparate  einroirfen, 
roetd^e  fo  eingerid^tet  roaren,  ba^  fte  automatif^  bie  audgefül^rte  93eroegung 
ou^eid^neten,  fo  roar  jebe  berartige  SRdglid^Ieit  au2gefd^lof[en ;  benn  roie  em^^ 
pffinglid^  bie  anroefenben  ^ßerfonen  aud^  für  @inbilbungen  fein  mod^ten,  fo 


264 


^rooied  unb  bie  p\r)^i\^t  jtraft. 


barf  man  bo6)  nid^t  anne^men^  bag  eiii  9Rebium  auf  ein  ^nfhument  fug^ 
gerierenb  e{nn)irlen  lann.  UebrigeniS  ging  SroofeiS  booon  aa^,  bag  ber  3la(l^c 
tDeid^  bie  gan}e  @ad^e  fei  älberglaube  unb  beruhe  nur  auf  bii^  bal^in  unent^ 
bedten  ftunflgriffen^  i^m  mittel  fold^ec  SIpparate  leidet  glflden  n)erbe.  @r 
tarn  iebo(|  ju  einem  gan}  anbeten  Siefultat. 

2)ai^  berühmte  9Rebium  2)aniel  S)ungIajS^ome  leiflete  Crooted 
$llfe  bei  ben  aSerfu(|en.  3n  feiner  ©egenwort  jeigten  ftd^  aber  merlmürbige 
^l^änomene.  3m  SSergleid^  )u  biefen  mar  i>a^,  toa^  SrooIeS  mit  anberen 
SRebien  errei^te,  ^ö^fl  geringfügig.  $ome  l^tte  ^auptfäd^Ud^  bie  ®abe,  auf 
muftfallfd^en  Snfirumenten,  bie  er  nid&t  bireft  berührte  (gemöl^nlici^  mürbe 
eine  ^armonita  benu^t),  2;öne  ^en)or}urufen^  fomie  bad  ®emi(|t  von  ftdrpem 
)u  Derfinbem.     93eibe  ^räflationen  eignen  fid^  Dor^üglid^  fflr  eine  genaue 


miifenf(|aftli^e  Unterfu^ung,  unb  6roofei8  führte  biefe  augenfd^einlid^  mit 
grojaer  Sorgfalt  auiS.  6r  ^at  über  biefe  SBerfud^e  mit  igome  unb  anberen 
SDlebien  in  einer  SRei^e  t)on  Slrtileln  im  „Quartely  Journal  of  Science" 
1871—74  berid&tet;  bie  mid&tigften  berfelben  finb  in  einem  Keinen  83ud^ 
gefammelt:  „R^searches  in  the  phenomena  of  Spiritualism".  Slac^i 
biefer  Duelle  werbe  id^  nun  mit  6roofei8'  eigenen  SEBorten  feine  merlroürbigften 
SRefuttate  barfieEen, 

^efer  Seric^i  ift  fceilic^  fo  ^ftufig  )itiert  unb  !ommentiert,  ba^  er  !aum  bad  ^nt 
tereffe  ber  92eu^ett  für  jemanben  f^ahtn  loirb;  wenn  ic^  i^n  tro^bem  ^ter  toortgetreu  mit 
toettigen  SluSIoffungen  roiebcrgcbe,  fo  geWi^t  biefe«,  rote  ber  Sefer  gleich  fe^en  wirb,  in 
einer  beftimmten  Slbftc^t. 

^^e  Sitzungen  lourben  am  Slbenb  in  einem  großen,  oon  ®ad  erleuchteten  ^umner 
abgehalten,    ^er  Apparat,  welcher  baju  biente,  bie  Bewegungen  ber  iparmonifa  au  !on« 


©roolc«'  Serfuc^c  mit  ^emic^töoerÄnberungen.  265 


troSieren,  5e{lanb  ouiS  einem  IBauer,  bai^  mit  )ioei  ^ol^nngen  von  1  $u^  10  3oa,  tefp.  2  gu^ 
Shm^meffer  oetfe^en  mar.  2)ie  SHnge  moren  bitrc^  smölf  fc^male  @tft5e  miteinanbet  oet« 
bunben,  fo  ba(  bad  ®anae  ein  trommelortiged  ©e^eQ  bilbete,  bad  oben  unb  unten  offen 
mar  (oergl.  gig.  18).  »unb  um  biefe«  Oefteß  moren  60  g)arb«*)  ifolierten  Äupferbra^t«  in 
24  SBinbungen  gebogen,  unb  ^mor  fo,  ba^  amei  benachbarte  äßinbungen  etmad  meniger  afö 
einen  QoH  »oneinanber  entfernt  maren.  2)iefe  SBinbungen  maren  mieber  burc^  ©c^nüre 
befeftigt;  fo  entftanben  Si^afc^en,  bie  etmad  meniger  afö  2  3oOt  lang  unb  1  S^^  ^^^t 
moren.  2)ie  $ö^e  bed  IBoueri^  mar  fo  gro^,  ba|  ed  gerobe  unter  meinen  (S^fc^  gefc^oben 
merben  !onnte,  unb  xotttn  ed  bort  ftanb,  tonnte  meber  eine  $anb  noc^  ein  gu^  oon  oUn 
ober  oon  unten  ^ineinlommen. 

^e  ^ormonüo  mor  gona  neu,  bo  i^  fie  eigend  su  biefen  Serfuc^en  gelauft  ^otte. 
^omt  ^otte  boS  Snftrument  nie  gefe^en  unb  noc^  meniger  oor  beginn  ber  Serfuc^e  in  ber 
$anb  gelobt. 

3n  einem  onberen  £eil  bei^  3immerd  mar  ein  Slpporot  (oergC  Srig.  1^)  oufgefteEt,  um 
bie  ©emic^tdoerdnberungen  ber  Itörper  su  unterfuc^en.  ®r  beftonb  oud  einem  ^o^ogonibrett, 
melc^ed  36  gott  long,  9>|,  SoU  breit  unb  1  ^ott  bid  mar.  «n  jebem  (gnbe  mar  oW  guj 


m%  ift. 


eine  i)>{o^agom(eifte  oon  onbert^olb  Qotl  breite  ongefc^roben.  ^od  eine  ®nbe  bed  Sretted 
ru^te  auf  einem  feften  Xx\^t,  bo«  onbere  mürbe  oon  einer  gebermoge,  bie  an  einem 
foliben  breibeinigen  @tänber  ^ing,  getragen.  3)ie  äBoge  mar  mit  einem  felbftregiftrierenben 
3eiger  oerfe^en,  melc^er  ben  oudgeflbten  SRosimoIbrut!  onseigte.  2>er  Slpporot  mürbe  fo 
oufgefteat,  bo^  bod  SRo^ogonibrett  mogered^t  mar,  unb  bo^  ber  ^u^  fioc^  auf  ber  Unterläge 
ru^.    3n  biefer  ©teQung  übte  ed  einen  3^  ^o"  3  Ibs**)  an  ber  Vermöge  oud. 

IBeoor  $ome  bie  @tube  htttat,  mar  ber  SCpporat  in  Orbnung  gebracht;  ber  3n>^ 
bedf elben  mürbe  i^m  in  feiner  ^eife  erlUirt,  e^e  er  $lat  no^m.  Um  no^eliegenben 
fritifd^en  ®inmenbungen  au  entgegen,  ift  ed  oiedeic^t  oon  SBert  au  bemerlen,  bo^  ic^  $ome 
om  9la(l^mittage  einen  Sefuc^  in  feiner  äOo^nung  obftottete;  er  bot  mic^,  boi^  ©effwftc^ 
in  feinem  @c^lafaimmer  fortaufe^en,  mft^renb  er  fic^  umüeibete.  3^^  ^^^  bo^er  beaeugen, 
bo^  feine  3Raf(^inerie ,  lein  SCpporot  ober  eine  onbere  gei^eime  Einrichtung  on  feinem 
itdrper  oerborgen  mar. 


♦)  =  46,7  m. 
"•)  1  pound  (Ib)  =  373,24  gr. 


266  ^rooted  tmb  bie  pfi^ifc^  ilraft. 


IBei  beit  Serfuc^en  toaren  ber  ^eroortogenbe  $^ftler  Dr.  9B.  ^uggtnd,  ^boolot 
(Sergeant  of  law)  ®.  98.  ^o^ ,  mein  Bruber  tmb  ber  Slfflftent  an  meinem  c^emifc^ 
^oborotorittm  sugegen. 

$ome  fog  ouf  einem  niebrigen  £e^nftu^I.  S^^^^  feinen  Seinen  ftonb  unter 
bem  Zifc^e  bod  oben  enod^nte  IBoner.  ^d^  felbji  fa|  bit^t  bei  i^m  3U  feiner  £in!en,  ein 
anberer  Beobachter  l^atte  ebenfaSd  bic^  n^btn  i^m  su  feiner  Steckten  ^lo^  genommen; 
bie  übrigen  SInmefenben  tyxütn  fic^  runb  um  ben  2:if(l^  oerteiU.  ^en  größten  Seil  bed 
Slbenbd,  namentlich  wtnn  etmaS  oon  Bebeutung  fid^  ereignete,  Ratten  bie  Beobachter  auf 
beiben  leiten  oon  $ome  i^re  J^e  auf  bie  feinigen  gefteOt/  fo  baf;  fte  bie  geringfie  Be$ 
wegung  feinerfcitg  }u  entbecfen  im  ftanbe  nniren. 

$ome  na^m  bie  ^ormonila  ^roifc^en  ben  2)aumen  unb  HRitteffinger  ber  einen 
^onb  an  bem  @nbe,  wo  bie  @c^(üffe(  ftc^  nic^  befonben.  ^J)arauf  öffnete  ic^  felbfi  ben 
Bo^fc^Wffel  unb  sog  ba«  Bauer  gerabe  fo  weit  unter  bem  Jifc^c  ^eroor,  ba^  bie  §ar« 
monüa  mit  ben  @c^Iüffe(n  nac^  unten  in  badfelbe  geflectt  werben  !onnte;  fbbann  roturbe 
ed  mieber  foweit  jurücfgefc^oben,  atö  $omed  9(rm  ed  erlattbte,  jeboc^  o^ne  ba^  feine  ^onb 
ben  am  näc^ften  ©i^enben  oerborgen  nmr.  Balb  barauf  begann  bie  ^rmonifa  in  einer 
^bc^ft  merhoürbigen  Seife  ^in  unb  ^er  ^u  fc^roingen,  bamt  gingen  einige  li^aute  oon  i^ 
aa^,  unb  fd^Ue^Iic^  würben  tnei^rere  ^ne  nac^einanber  oon  i^r  gefpielt.  Sd^renb  biefed 
gefc^,  frod^  mein  ^fftftent  unter  ben  ^ifc^  unb  teilte  mit,  ba^  bie  ^armonila  fic^  ouS- 
be^ne  unb  jufammenjie^e;  s^gleic^  fa^en  mir  anberen,  ba^  bie  ^ant>,  mit  ber  $ome  bie 
^Kmnonila  ^ielt,  ganj  ru^tg  war;  feine  anbere  $anb  ru^te  ouf  bem  2;ifc^e.  @(eic^  barauf 
fa^en  mir,  bie  mir  bic^t  bei  $ome  fa|en,  ba^  bie  $armonifa  fid^  im  Bauer  balb  ^in  unb 
^er,  hQÜ>  in  einem  Äreife  bewegte,  wd^renb  fte  gleid^aeitig  fpielte.  Dr.  §uggind  fal^  mxn 
unter  ben  Sifc^  unb  fagte,  baS  ^nftrument  bewege  ftc^,  obgleich  $omed  $anb  gana  ru^ 
au  fein  fdjeine. 

Sd^renb  $ome  beftänbig  bie  ^armonifa  in  ber  erwö^nten  Seife  mit  ben  Sd^lüf? 
fein  nac^  unten  ^ielt,  lag  feine  anbere  ^anb  ru^ig  auf  bem  ^ifd^e,  unb  feine  ^^üge  würben 
oon  ben  i^m  sundd^ft  Si^enben  feftge^oüen.  äßd^renbbeffen  ^brten  wir  beutlic^  einzelne 
Xbm  nac^einanber,  banac^  würbe  eine  ganje  9)^elobie  gefpieli  ^a  biefed  9iefultat  nur 
boburc^  juftanbe  lommen  fonnte,  ba^  auc^  bie  8c^lüffel  be«  Snftrumente«  in  richtiger 
Orbnung  niebergebrücft  würben,  betrad^teten  bie  Slnwefenben  bad  @n>^ntent  ald  entfc^eibenb. 
^er  bad  folgenbe  war  noc^  fc^lagenber;  bemt^^ome  entfernte  feine  $anb  ooUftönbig  oon 
ber  ^armonifa,  inbem  er  jene  aud  bem  Bauer  $eraud}og  unb  bem  ndd^ften  S^ac^bom 
reichte.    3)ag  ^nftniment  fu^r  fort  ju  fpielen,  obgleich  lein  2Renfc^  baran  rührte, 

9lac^bem  wir  fo  entfc^eibenbe  9iefultate  mit  ber  f^armonifa  im  Bauer  erhielt 
^en,  wanbten  wir  und  au  bem  frft^er  erwähnten  9lp|>arat  mit  ber  Sage,  ^ome  legte 
feine  ^nger  leicht  auf  bad  öu^erfte  ®nbe  bed  SRa^onibretted,  bad  auf  ber  Unterlage 
ru^te,  wd^renb  Dr.  ipuggind  unb  ic^  i^m  su  beiben  Seiten  fa^en  unb  barauf  achteten, 
welc^  Sirfung  nun  eintreten  würbe.  JJaft  unmittelbar  bamoc^  begann  ber  3^«  ^^ 
Sage  nad^  unten  au  ge^en,  unb  wenige  ©ehtnben  fpdter  flieg  er  wieberum.  !Diefe  Be< 
wegung  wieber^olte  fic^  mehrere  SRole  unb  fc^ien  auf  eine  SeQenbewegung  in  ber  pf9C^ 
fc^n  Straft  ^inauweifen.  ^S  @nbe  bed  Bretted  fd^anlte  wä^renb  bed  Berfut^  auf 
unb  ab.  92un  na^m  $ome  auii  eigner  ^nitiötioe  eine  Heine  ^anbglode  unb  eine  6treic$< 
^olaf^^tel,  bie  ftd^  in  ber  92d^e  befanben  unb  legte  fte  einaeln  unter  jebe  ^anb,  um  und 
booon  au  überaeugen,  ba^  er  feinen  ^rudt  ausübe,  ^e  fe^r  langf ame  Bewegung  ber 
^erwäge  würbe  nun  noc^  beutlic^er  wo^e^mbar,  unb  Dr.  ^uggind,  welc^  ben  S^qitt 
beobachtete,  fagte,  ba^  er  bid  auf  6'|,  Ibs.  hinabging.  Xa  bad  normale  ©ewic^t  bed  Bretted 
in  ber  Stellung,  in  ber  ed  ^ing,  3  Ibs.  betrug,  fo  ^atte  ber  S)ruc(  ftd^  um  d^j,  Ibs.  oer- 
me^.  9(fö  wir  gleicb  barauf  nad^  bem  Sta^mumaeiger  fa^,  entbecften  wir,  bo^  er  auf 
9  Ibs.  ^nabgegangen  war.   ^ed  entfinrac^  bemnac^  einer  3una^me  bed  2>rutfeiS  oon  6  Ibs. 


^roofed^  Serfuc^e  mit  ©eiDic^töoetänbentngen.  267 

\Xm  SU  unterfud^en,  ob  ed  rndgßc^  wixt,  irgenb  eine  SBii^fung  auf  bie  ^erwäge 
burd^  ^)tu(!  an  ber  Stelle,  too  $ome  feine  gfinger  gel^  ^otte,  au^uüBen,  ftieg  ic^  auf 
ben  Zx^df  unb  fe^te  ben  einen  gfu^  auf  bad  ®nbe  bed  ^retteiS.  Dr.  ^uggind,  ber  ben 
feiger  ber  Sktge  beobad^tete,  er!(drte,  ba^  mein  ganjed  itörpergennc^  (140  Ibs.)  ben 
3eiger  um  IV,  —  2  pounds  5um  ©infen  brachte,  wenn  ic^  auf  unb  ab  fdjwang.  §ome  fa^ 
in  einem  niebrigen  Se^nftu^I;  er  ^dtte  a(fo  felbft  burc^  bie  größte  9[nftrengung  bie  früher 
ermähnten  @(en)ic^t$oeränberungen  nx^t  hervorrufen  fönnen.  3c^  brauche  n)o^(  laum  su 
fagen,  baj  foroo^I  feine  §Änbe  al«  feine  gü^e  forgfdltig  oon  atten,  bie  im  3inw«er  waren, 
beobachtet  würben,  unb  biefer  ^erfuc^  fc^eint  mir  ba^er,  wenn  möglich,  noc^  entfc^eibenber 
8u  fein  a(S  ber  mit  ber  §armonifa/' 

3n  Sejug  auf  bie  ürfac^e  biefer  ^^änomcne,  bie  5lraft,  welche  fie  ^eroorge^ 
rufen  ^otte,  mac^t  @roo!ed  noc^  einige  ^emerfungen,  bie  ^ier  o^e  S^tereffe  finb.  @r 
nennt  biefe  unbefannte  Urfac^e  bie  „pf9(5ifc^e  Äraft",  räumt  ober  ein,  ba^  e«  übereilt 
wäre,  irgenb  eine  $9pot§efe  über  i^re  9?atur  unb  SBirfung  aufjuftetten.  3n  einer  fpöteren 
9(b^nblung  fprit^t  er  ftt^  bal^in  au8,  ba^  feine  fogenannte  „|)f9(^ifc^e''  Äraft  biefelbe  fei, 
bie  ^rofeffor  2:^ur9  in  ®enf  bereits  1855  unter  bem  Flamen  „eftenifc^e  ober  fern* 
wirfenbe"  Straft  aufgefteüt  ^e,  ein  9lame,  ber  oieQeic^t  oorjuaie^en  ift,  ba  er  gar  nichts 
über  ben  Urfprung  ber  jiraft  anbeutet.  Xa  jeboc^  ber  92ame  ^ier  feine  9ioQe  fpielt,  be^ 
nu|en  wir  ben  mei^r  htlanntm  9(udbrudt  „pfpc^ifc^e  Äraft"*). 

9Bir  xooUm  nun  eine  anbete  9iei^e  von  SrooIeiS'  SSerfud^en  betrad^ten^ 
votlä)^  mit  bemfelben,  jefet  aber  etoa^  jmedmäfeiöer  eingerici^teten  3lpparat  au8= 
geführt  würben. 


♦)  3"  neueren  fpiritiftift^en  ©djriften  finbet  man  bie  pf^c^ifc^e  Äraft  ^äufig  mit 
3{eic^enba(^«  Dbfroft  »erwedjfelt  ober  ibentifijiert;  wir  wotten  bed^alb  baS  Ser^ftltni« 
biefer  beiben  ^pot^etif(^en  ^äfte  etwad  nd^er  beteueren.  —  ^er  ^^emüer  ^ar(  ^rei^err 
oon  9lei(^enba(^  ging  oon  ber  X^otfac^e  aud,  ba^  bad  ^^orbtid^t  ^auptfäc^Iic^  an  ben 
magnetif(^cn  ^oCen  ber  ®rbe  auftritt;  er  nal^  an,  ba|  ein  folc^e«  Sic^tpl^änomen  fic^ 
überall  jeigen  muffe,  wo  äRagnetidmud  oor^ben  fei,  unb  er  probierte  bed^alb,  ob  man 
bei  ooa^önbiger  ^nfeü^eit  ein  ö^nlic^ed  Sic^t  bur(^  gro^e  fünfttic^e  S^agnete  foQte  §er« 
vorbringen  fönnen.  SBft^renb  er  felbft  unb  oiele  anberc  nichts  wa^ma^men,  fanb  er  oer« 
fc^ebene  ^«^^fönen,  bie  bei  abfoluter  ginftemi«  an  ben  ^oten  großer  HÄagnete  wirMic^ 
fiic^t  fa^en.  3ebo(^  würbe  nic^t  nur  ber  GJcfi(^t«flnn  bti  bicfen  ^erfonen,  ben  fogenannten 
^Senfttioen",  beeinflußt ;  auc^  ber  Xemperaturfinn  jeigte  [xd)  empfdnglic^,  bcnn  bie  ©enfi*- 
tioen  fül^lten  SBörme  unb  Sldlte,  wenn  fie  bie  ^dnbe  über  ben  SRagnetpolen  hielten.  3)ie 
©cnfttioften  würben  fogar  »on  ben  3Kagneten  angezogen,  foboj  man  i^re  ©lieber 
burt^  magnetift^e  ^Inaie^ung  in  bie  $8§e  §eben  lonnte.  3lliJ  S'leic^enbac^  biefe  ^^änomene 
weiter  »erfolgte,  fanb  er,  baj  nic^t  nur  STOagnete  biefe«  Sit^t  audftra^lten ;  ein  jeber  ©cgen^ 
fUmb,  ber  bem  @onnenli(^e  ouSgefe^t  gewefen  ober  mit  einer  c^emifc^en  SBirffamlett  in 
Serü^rung  gefommen  war,  aeigte  P(^  bamit  gelaben.  Är^ftolle  unb  namentlich  ber  menfc^* 
li<^  Ä5rper  waren  eine  beftänbige  Duelle  biefe«  Sichte«;  fenfitioe  ^erfonen  fa^en  bie* 
felben  ald  leuc^tenbe  €kgenftänbe  im  bunflen  9laume.  ^ie  unbe!annte  Itraft,  oon  ber  aüe 
biefe  Sßtrfungen  nac^  feiner  3lnna^e  ^errü^ren  follten,  nannte  3ieidjenba(^  „bie  Dbfraft". 
(sx  oerfuc^te  auc^,  ba«  Obliegt  ju  p^otograp^ieren  unb  bie  mit  bemfelben  »erbunbene 
393drme  su  meffen,  aber  bie«  mißglücfte.  ffiol^l  glaubte  er  einmal  eine  ^^otograp^ie  be«  Db* 
li(^  nad^  einer  (gjpofltion  oon  65  ©tunben  erhalten  ju  ^aben ;  aber  er  räumte  fpäter 
ein,  baß  biefe«  auf  einem  3rrtum  berul^t  f)&tte;  e«  war  alfo  fein  anberer  öewei«  für  bie 
(gsiftena  ber  Dbfraft  oor^anben,  al«  bie  ©a^me^mungen  ber  fenfttioen  ^erfonen. 

©eine  erfien  «erfuc^e  oerbffentlic^te  Sleic^enbadJ  in  einer  Slei^e  oon  9to^anblungen: 
„Unterfuc^ungen  über  bie  JDpnamibc"  184Q;  fpäter  f^rieb  er  ein  große«  3Ber!  über  bem 


268 


^rooled  unb  bie  p\r)^x\^t  Straft. 


„m^  ic^  t>a^  erfte  3kal  biefe  Serfud^e  anfteSte,  fa^  ic^  ed  für  nottoenbig  an,  ba( 
Pontes  $onb  ben  aufgehängten  Äörper,  beffen  ©ennc^t  f«^  »erönbem  fottte,  berührte;  aber 
fpdter  fanb  id^,  ba|  biefed  nid^t  unbebingi  notwenbig  n>at,  unb  id^  ftnbertt  meinen 
SCpparat  ba^er  in  folgenber  äBeife,  n»te  ed  in  beifolgenber  ^gur  (20)  gezeigt  ift. 


gig  20, 


A  £  ift  bad  früher  enod^nte  ^a^agonibrett,  welc^ed  hex  B  an  bie  f^enoage  C 
ge^dngt  ift;  bie  Söage  wirb  von  bem  foliben  2)reifu^E  getragen.  2)er  Slpparat  würbe 
nun  weiter  fo  eingeridjtet,  baj  *er  bie  ftattfinbenben  Oewic^t^öeränberungen  automatifc^ 
aufzeichnen  !onnte.  ^ie  ^ier^u  notn>enbige  Einrichtung  ift  in  ber  gigur  nic^t  angegeben. 
Qu  biefem  Swecfe  mürbe  eine  feine  ©taijrfpitje  an  ben  feiger  ber  SSkige  ^orijontal  ange^ 
lötet.  Unter  ber  äBage  würbe  ein  U^rwerf  angebracht,  welches  eine  gefd^wdr^te  ©ladplatte 
an  ber  @ta^(fpite  oorbeifft^ren  lonnte.  ^mn  bied  gefc^ie^t,  wirb  bie  ©tal^Ifpife  in  ber 
gefc^wftrsten  Oberfläche  eine  gerabe  £inie  sieben,  folange  bie  Sage  in  9hi^e  x%  Slber 
fobalb  ber  JDrudt  auf  ba«  ©rett  fic§  dnbert,  ge^t  bie  6taiJIfpi|e  am  3eiger  ber  3Bage  auf 
unb  ab  unb  zeichnet  folglich  eine  frumme  £inie  auf  ber  ©ladplotte.  9ud  ber  gorm  biefer 
Sinie  !ann  man  berechnen,  wie  groj  ber  2)rudt  auf  ba«  örett  jeben  Stugenblicf  ge^ 
wefen  ift. 

äOd^renb  bie  äBage  bad  ®nbe  B  bed  93retted  trögt,  ru^t  bad  anbere  @nbe  A  auf 
einem  leilförmigen  ^oljftücl,  bad  an  ber  Unterfeite  bed  )Bretted  feftgefc^roben  ift.  2)ie 
untere  ^ante  bed  Sttilt^,  um  ben  bad  $rett  fic^  bre^t,  ru^t  auf  einer  feften  unb  foliben 
^oljunterlage  G  H.  Sluf  bem  Brette,  genau  über  bem  Unterftü^ungdpunft,  ift  ein  ©lad« 


felben  Oegenftanb:  „2)er  fenfttioe  2Renfc^  unb  fein  «erhalten  jum  Dbe."  1854—65.  «fö 
er  nd^ere  Sefanntfd^oft  mit  bem  ^ifc^rfldten  gemacht  ^atte,  erlldrte  er  auc^  biefed  fftr 
eim  9Bir!ung  ber  Cb^raft.  ^ie  @enfitioen  glaubten  nftmlic^,  bie  Obflamme  mit  einer 
gewiffen  Äraft  oom  menfc^lic^en  Äörper  auSftrömen  8«  f«^««^  «nb  wenn  biefe  glamme 
auf  irgenb  einen  jlörper  ein^uwirfen  begann,  mu^te  biefer  in  ^Bewegung  gefegt  werben, 
^ie  Bewegungen  ber  äßünfc^elrute,  ber  tanjenben  Xifc^e  unb  ber  pc^  bre^enben  ©c^lftjfel 
fonnten  fo  erfldrt  werben,  wie  S'leic^enbac^  audfül^rlic^  in  ber  Schrift:  „3)ie  obifc^e  So^e 
unb  einige  »ewegungderfc^einungen"  1867  nac^gewiefen  ^ai  3)a3  oon  ^tenfcjen  aud* 
ftrömenbe  Db  —  Äeidjenbac^  nennt  ed  »iob  —  fdllt  alfo  jum  2;eil  mit  ber  „pfpc^ifc^cn 
Äraft"  ber  mobemen  Dffultiften  jufammen;  aber  wd^renb  man  fic^  bie  pf9c^ifc^e  Äraft 
boc^  unbebingt  an  ^enfc^en  ober  oieUeic^t  ^iere  gebunben  ben!en  mu^,  lommt  bie  an^ 
genommene  Dbfroft  überall  in  ber  92atur  Dor«    9nm.  bed  S^erf. 


@roo!ed'  Serfuc^e  mit  ©etDic^oetAnbentngen. 


269 


gefd^  I  angebracht,  bad  mit  SBaffet  gefftSt  ift.  L  ift  ein  mafftoet  eifemer  ©tänber,  beffen 
SKxm  einen  9ting  M  N  trdgt;  in  benfelben  ift  ein  ^fugelfömtiged  jtupfergefft^  eingefe^t, 
beffen  8oben  vielfach  bucc^föc^ett  ift.  ^et  eifeme  @tdnbet  berührt  ha^  Stett  AB  nic^t, 
unb  ber  9(rm  bedfelben  mit  bem  jiupfevgefö^  ift  fo  eingerichtet,  ba^  bad  ®efft$  anbert^ 
^olb  QoU  ind  Skiffer  reid^t,  ober  n)eber  ben  8oben,  noc^  ben  9lanb  bed  ®Iafed  berührt. 
<fö  seigte  fic^  mm,  bo^  bie  9Bage  nic^t  im  geringften  beeinfUt^t  n)urbe,  wenn  man  an 
bem  eif emen  @tdnber  rüttelte  ober  bagegen  fc^Iug;  ebenfoioenig  lonnte  man  eine  ©ennc^td^ 
oerdnberung  nac^n)eifen,  wenn  man  bie  $anb  fo  tief  ind  Gaffer  ftecfte,  aB  bad  burc^« 
Idc^e  5{upfergefft^  ed  erlaubte.  ®ine  jebe  med^anifc^e  Uebertragung  oon  l^raft  oom 
Iti^ergefd^  aud  auf  bad  ^rett  A  6  ift  fomit  audgefc^loffen. 

^er  )Be(|uemKc^!eit  ^atbtx  werbe  ic^  bie  Serfuc^e  nun  in  mehrere  Gruppen  teilen 
unb  oon  jeber  ©nippe  ein  ein^elned  Seifpiel  s^r  nd^eren  Sefc^reibung  auStoO^Ien.  (^ 
nnrb  ieboc^  fein  Serfuc^  enod^nt,  ber  nic^t  mel^rere  3flalt  mieber^olt  ift;  einige  berfe(ben 
fhtb  auc^  in  $omed  ^wefen^eit  mit  anberen  ^erfonen,  bie  d^nlic^e  ®abm  befa^en,  ge? 
moc^t  morben.  &  voox  ftetd  genügenb  Sic^t  in  bem  3itnmer  oor§anben  (in  meinem 
eigenen  (Stimmer),  in  bem  bie  Serfuc^e  angefteUt  würben,  um  aEed  )u  fe^en,  wad  oor 
fl(^  ging. 

%periment  I.  92ac^bem  ber  ^parot  ooQftdnbig  surec^t  gefteUt  war,  beoor  $ome 
in  bod  ^intnt^  ^<xt,  würbe  biefer  gebeten,  ^ereinjufommen  unb  feine  fjinger  in  bad 
ihtpfergefd^  N  $u  {leden.  (Sr  fUinb  auf  unb  tauchte  bie  gfingerfpi^en  feiner  rechten  $anb 
ind  Söoffer;  feine  linle  $anb  unb  feine  gü^e  würben  oon  ben  2lnwefenben  feflge^alten. 


5ig.  21.  A. 


O         S        i0 

ii  1 1 1 1        I 


10 

4^ 


J£L 


♦<^ 


So 


60Stk. 


Slld  er  fagte,  ba^  er  eine  5lraft  ober  einen  ^infUt^  oon  feiner  $anb  audge§en  ffl^Ie, 
fe^te  ic^  bad  U^rwer!  in  Bewegung,  unb  beinahe  in  bemfelben  ^ugenblide  fal^  man,  wie 
bad  (Snbe  B  bee  SretteiS  langfam  ^inabfanf  unb  etwa  10  6efunben  lang  unten  blieb, 
bann  ftieg  ed  etwad  in  bie  ipö^e  unb  ging  jule^t  in  feine  normale  Stellung  surüd.  hierauf 
fan!  ed  wieber,  ftieg  plbtlid^,  fan!  grabweife  im  9^erlaufe  r>on  17  ©efunben  unb  ftieg 
bann  wieber  bid  sur  normalen  $b^e,  auf  ber  ed  bid  sum  Slbfc^lu^  bed  Serfuc^ed  oer» 
blieb.  2)er  niebrigfte  ?un!t,  ber  auf  ber  gefc^wdrjten  OlaSplatte  marfiert  war,  entfprad^ 
einem  bireüen  JDrudt  oon  c.  5000  grains  (=  323  gr.).  93eifolgenbe  J^gur  A  (21)  ift  eine  Itopie 
ber  Ituroe,  welche  ftc^  auf  bem  @lafe  oorfanb.  ^er  horizontale  HRa^ftab  giebt  bie 
3ett  in  @e!unben,  ber  oertifale  ben  ^Druc!  in  grains  oxi, 

®SP^i^^  n.  ^a  bie  Serü^rung  auc^  burc^  bad  äBaffer  ^inburc^  ftc^  ebenfo 
wirffam  wie  eine  birefte  mec^anifc^e  Serü^rung  gejeigt  l^atte,  wttnfc^te  ic^  %\x  feben,  ob 
bie  Ihraft  auc^  burcb  anbere  ^eile  bed  9(pparated  ober  burcb  bie  ^uft  ^inburc^  auf  bie 
SBoge  einwirten  würbe,  ^ad  (^ladgefd^  mit  bem  SBaffer,  ber  eifeme  Stdnber  u.  f.  w. 
würben  entfernt,  unb  $ome  legte  feine  §dnbe  bei  P  (oergl.  gig.  20)  auf  ben  a:ifcb, 
auf  bem  bad  eine  (Snbe  bed  Bretten  ru^te.  ^ner  ber  SInwefenben  legte  wieberum  feine 
$dnbe  auf  $omed  ^dnbe  unb  fe^te  feine  gü|e  auf  beffen  gü^e.  3^^  f^^^ft  gab  ebenfalls 


270  ©roole«  unb  bte  pf^d^ifc^e  Äraft. 


wd^renb  bet  ganjen  3^  genau  auf  i^  ad^t.  3n  bemfelben  SUtgenbUtf  tourbe  bod  U^rnierf 
in  ^ng  gefel^.  Xa^  Brett  ftieg  ungleu^mO^ig  auf  unb  ob,  fo  ba|  ba$  Siefuttot  bie 
jhm>e  roar,  welche  in  $igur  B  (22)  gezeigt  ift. 

5ig.  22.  B. 


©jperiment  ni.  §ome  rourbc  in  einem  3(bftanbe  »on  1  5«^  »om  »rette  auf 
bie  eine  ©eite  bedfetten  geftettt.  Seine  ipänbe  unb  güje  würben  »on  einem  bcr  %a^ 
roefenben  feftge^alten.  ®ine  neue  Äuroe,  welche  in  5iflw»^  ^  (23)  borgeftettt  ift,  jeigte  ftc^ 
auf  ber  beweglichen  (^to^platte." 

5ifl.  23.  0. 

S)a8  älngefa^e  möge  ald  99eifpiel  baffir  genügen,  n)ie  (SrooIeiS  bei 
biefen  93erfud^en  )u  äBerle  ging.  @i^  n^urben  nod^  mete  anbete  @Eperimente 
aui^efa^rt,  teitö  mit  ben  erio&l^nten,  teite  mit  anbeten  Slppototen;  abet  man 
fanb  babutd^  ni^lt  üiel  mel^t,  ald  mca  mit  fd^on  lennen  geletnt  l^oben. 
Uebtigend  lann  natütlid^  leine  9tebe  baoon  fein,  ^iet  eine  ooIfUnbige  Uebet- 
feftung  t)on  ßtoole«'  SBetf  wlebetjugeben;  obige  gitate  genügen  üottfiänbig, 
um  bem  Sefet  einen  Sinbtud  üon  biefen  betOl^mten  Untetfud^ungen  )u  geben. 
2)iefelben  fd^elnen,  mie  ©toole«  jie  l^iet  befd^tieben  l^at,  fe^t  fotgffiltig  unb 
ftteng  miffenfd^aftlid^  aui^efä^tt  )u  fein.  Stooled  etftnnt  unb  üetmenbet  fetbß 
tegijitietenbe  aJlegappatate,  unb  fiome  mitb  mie  eine  ätt  Ätaftmafd^ine  be^ 
l^anbelt,  bie  batb  ^iet,  balb  bott  aufgefteOt  mitb,  um  untet  t)etfd6iä)enen 
SBet^ältniRen  etptobt  }u  wetben.  SHe  ©tube  ip  genügenb  etleud^tet,  um 
aQei»  )u  fe^en,  unb  mel^tete  angefel^ene  ©elel^tte  übetmad^en  bie  tid^tige 
äludfOi^tung  bet  SSetfud^e.  ^iet  fuib  offenbat  aQe  benlboten  ©atantien  ba- 
ffit,  bag  bie  gemonnenen  9tefultate  ooIKommen  juoetldfftg  ftnb,  oot^ben, 
unb  Stoolei^'  93etfud^e  ftnb  bei^^alb  aud^  immet  ein  fd^metet  @tein  bt&  9in^ 
flogei»  fflt  bie  ©ele^tten  geioefen,  meldte  fold^e  mebiumiftifd^en  ^^Snomene  fflt 
Settug  feiten^  bet  SRebien  etttfiten  moQten.  2)etattigeS  fd^t  DoOflonbig 
bei  ben  ^iet  befd^tiebenen  (g^petimenten  auÄgefd^loffen  ju  fein,  —  ootouiJ' 
gefegt,  bag  bie  93efd^teibung  äbetl^aupt  tid^tig  ift 

äbet  ba«  ifl  fie  nid^t.  ©ie  ifi  im  ©egenteil  fo  fel^t  ein  5ßtobuft  oon 
iStooted'  ^^antafte,  bag  fie  getabe  ol^  ein  SSemeiiS  gelten  lann,  mie  ein  auf  feinem 
®ebiete  audg^eid^näet  ©elel^ttet  ftd^  in  ©elbfibettug  oenoidfeln  lann,  menn 
et  il^m  unbetonnte  @ebiete  }u  betteten  magt  Sßo^l  tdnnte  biefe  93el^auptuns 


ßroofcä'  aJcrfuc^c  mit  ©ennt^tööcrdnberungcn.  271 


fe^r  täl^n  ev\6)emm,  loenn  nid^t  Srooled  felber  ben  SSetoetö  für  il^re  SUd^tig^ 
leit  geliefert  ^ätte.  äld^^l^n  3a^re  nad^  biefem  erflen  SSerid^t  ^cA  er  eine 
anbere  SJarflellung  berfelben  SBerfud^e  geliefert,  aug  ber  l^eroorgel^t,  bafe  ba« 
©anje  bod^  in  etroad  anberer  3Beife  nor  ftd^  gegangen  ift.  @in  jeber,  ber 
obigen  Serid^t  öon  1871  lieft,  belommt  ben  ©nbrudE,  bafe  bie  erroäl^nten 
aSerfud^e  in  wenigen  ©ifeungen,  in  benen  alleg  ganj  glatt  abging,  auÄge^ 
fül^rt  roorben  finb.  SRänner  ber  SBiifenfd^aft  orbnen  atteiS;  ^  finben  feine 
ttnterbred^ungen,  Störungen  ober  mijsglildbe  93erfud^e,  feine  oerbäd^tigen 
Semegungen  oon  feiten  iQomeiS  flatt;  feine  pfpd^ifd^e  Araft  roixtt  mit  einer 
^c^ifion,  ate  ob  fie  oon  einer  gut  fonftruierten  SMafd^ine  unb  nid^t  oon 
einem  äßenfd^en  ausginge.  £ie{l  man  aber  bann  6roofeiS'  9luf}eid^nungen  in 
feinem  S^gebud^  über  biefe  SSerfud^e,  fo  wirb  ber  ©inbrudE  atterbing«  ein 
anberer.  S)iefe  9lu^eid^nungen,  meldte  teite  möl^renb,  teils  unmittelbar  nad^ 
ben  ©ifeungen  gemad^t  morben  finb,  l^at  ©roofeg  in  Proceedings  of  the 
Society  for  Psychical  Research,  Part  XV  1889  oeröffentlid^t.  3lur  ein 
Heiner  äuÄjug  aus  feinen  2;agebüd^ern  ifi  in  benfelben  gebrudCt;  aber  über 
bie  Si^ungen,  bie  überhaupt  befprod^en  merben,  ifi  ein  ooUft&nbiger  SSerid^t 
gegeben.  3"^^  naiveren  gCufiration  be«  Unterfd^iebeiS  jmifd^en  ben  beiben  S)ar^ 
fieHungen  fü^re  id^  ^ier  ben  33erid^t  über  eine  einjelne  ©iftung  an,  in  ber 
einige  ber  früher  befprod^enen  äSerfud^e  angeßeQt  mürben. 

„SWittrood^,  ben  21.  3um  1871.  ©ilung  in  ©rooJe«'  ^riootroo^nung.  SBon  8,40  m 
10^  3lbcnbg.  Slnrocfcnb  ftnb:  3Kr.  2).  3).  $ome  (3Kebium),  Ttti.  2ör.  ©roofe«,  3Rr. 
aSr.  eroofe«,  aJhrg.  ^ump^rc^,  mv,  6.  @iming$am,  3flx.  @ergt.  ©05,  HJh:.  SBrn.  (Erooleg, 
2Rr«.  SGÖm.  ©roolcg,  W^  Ä.  ©roolc«.  3m  (S^jimmcr,  »on  einer  ©aspamme  erleuchtet; 
runb  um  ben  (S^tifciJ.  2luf  bem  Xifd^e  war  eine  mir  gel^örenbe  $amu)ni!a,  ein  lange«, 
banne«  ^olilincal,  ein  SIeiftift  unb  etxoa^  Rapier ;  m  ber  einen  ^citt,  jum  Seil  auf  bem 
a:ifc^e  ru^enb,  mar  ein  3lpparat  (oergf.  gig.  20)  aufgeftettt,  um  bie  ©eroid^tSoeränberung 
ber  Körper  3U  unterfuc^en.    Unter  bem  2:ifcl^  war  ba«  früher  erwähnte  Sauer. 

^^anomene.  §aft  unmittelbar  nac^bem  mit  un«  gefegt  f^oütn,  würben  fe^r 
lebhafte  ^Vibrationen  im  a;ifc^e  gefpürt.  ^iefe  SBibrationen  antworteten  auf  mehrere  »or« 
gelegte  gragen  mit  „^a"  unb  „9lein".  §ome8  §änbe  würben  in  einer  fe^r  merfroürbigen 
fBcife,  bie  äu^erft  fc^merj^aft  auSfa^,  sufammengcjogen.  (fe  er^ob  ftd|  unb  ftredte  »or« 
fi(^g  bie  ginger  feiner  redeten  §anb  in«  Söaffer  be«  Äupfergeföje«,  inbem  er  forgfältig 
irgenb  einen  anberen  Seil  be«  ^patatt^  ju  berühren  »ermieb.  3Är«.  9Bm.  ©roole«, 
roelt^e  bid^t  babei  fa^,  fa^  ba«  @nbe  be«  ©rette«  langfam  ^inobge^en  unb  roieber  empor^ 
fteigen.  Sei  Seobad^tung  be«  automatifc^en  3cigw«  fanben  wir,  ba^  eine  3)ru(h)erme^rung 
von  10  ounoes  (311  gr)  ftattgefunben  l^atte.    SBeiter  gefc^a^  nid^tS. 

3tot  felbigen  Slbenb  »on  10,45  bi«  11,45.  3)iefe  ©i^ung  würbe  gleich  nad^  ber 
»origen  obge^alten.  3Bir  erl^oben  un«  alle,  gingen  um^er,  öffneten  bie  genfter  unb  wed^- 
fetten  bie  ^Mje.  3Wi^  21.  ©roofe«  »erlieg  bie  ©efettfc^aft;  e«  würbe  bann  »orge^ 
fc^lagen,  boj  wir  un«  wieber  fejen  möchten.  3)a«  3immer,  ber  Stfc^  unb  bie  Slpparote 
pnb  bicfelben  wie  Dor^in.  2)a«  Sid^t  würbe  gebämpft,  aber  e«  war  nod|  ^etl  genug,  fo 
ba^  wir  einanber  unterft^eiben  unb  jebe  Bewegung  fe^en  tonnten,  ^er  ^atai  tonnte 
ouf^  beutli^  unterfc^ieben  werben.  2)er  automaHft^e  3eiger  würbe  bit^t  an  ben  feften 
3etger  ber  SQÖoge  gebracht   SBir  fa|en  nun  in  ber  Drbnung  um  ben  Stfd^,  wie  ^e  m 


272 


Groofeft  unb  bie  pfpt^ifc^e  5traft. 


nebenjie^enber  Sigur  (34)  ougegeben  tft  A  be^eic^net  bad  oben  ernannte  2xmqL  SdtmaS^ 
m^etMdlx^  tarn  bet  8efe^I:  ^^^e  $dnbe  oom  2:ifd^!''  92ad^bem  ivtt  nt^ig  1  MiS  2  9K« 
nuten,  gegenfeitig  un«  bie  $dnbe  ^lattenb,  gefeffen  ^en,  Rotten  wir  fc^wcre  ©(^Idge 

auf  ben  2:ifd^  unb  bonad^  auf  ben  ^u^^ 
?Jig.  24. 

D.D.H.     MffW^'C 


Myw*c. 


M«wec 


M9C.C. 


5cficTC. 


HHH. 


boben  beim  SippoxaU  mit  bet  IBoge. 
^efer  »urbe  in  Oemegung  gefegt,  unb 
mm  ^örte,  ba|  bie  gfebenoage  f(^S 
na4  unten  fon!.  92un  erhielten  n)ir  foU 
genbe  Sotfc^aft:  ^^ie  9Bage  etioad  oer« 
önbert.  92ad^fe^en !"  3c^  ging  §in  unb 
fo^  nac^  bet  6fala,  bie  eine  ^nufoer« 
me^rung  von  9  Ibs.  onaeigte.  !Da  biefei^ 
^efultot  bei  fo  fc^n^ac^  ^Beleuchtung 
etreid^t  mar,  ba(  man  laum  bad  9rett 
unb  ben  S^^Ö^t  ftd|  bewegen  fe^en  !onnte, 
bat  it^,  ber  Serfuc^  möge  bei  befferet  Beleuchtung  mieber^olt  metben.  ^i  &a^ 
mürbe  aufgebre^t,  unb  mir  fa^en  mie  oor^in.  ge^t  fa^  man,  mie  bad  Brett  ftc^  auf  unb 
ab  bemegte,  md^renb  $ome  fu^  in  einiger  Entfernung  baoon  befanb  unb  ben  2:if(^ 
nit^t  berührte,  ba  feine  $dnbe  feftge^alten  mürben,  ^er  Stx^ev  gab  nun  eine  2mid^ 
oerme^rung  von  2  Ibs.  an. 

^ome  bat  und  nun,  bie  $Ift^e  oertaufc^en  }u  motten.   9Bir  fa^en  je^t  fo,  mie 
nebenfte^enbe  ^figur  (25)  angiebt.  92un  mürbe  ber  Befehl  gegeben :  „'Mt  ^Anbe,  au^er  ^on'd 

(§omed)  oom  2:if(^e!''  $ome  rüdte  mm 
5^8-  25.  feinen  etu^I  an  bie  öufterfte  @de  beÄ 

MWWfC    Mffwyg  ^>oYc.  üfc^e«  unb  breite  feine  güfie  fort  »om 

Wftpatai,  bit^t  an  9h:d.  $.  ^eran.  9Ran 
^örte  nun  ft^mere  Sd^Cäge  auf  ben  2:ift^ 
unb  banad^  auf  hai  SRa^agonibrett,  bad 
^eftig  auf  unb  nieber  bemegt  mürbe. 
2)ann  fam  folgenbeöotft^aft:  „gejt  ^en 
mir  unfer  9(eu|;erfte«  getrau!"  !Der  auto* 
matifd^e  S^^%^^  %^  "ui^  ^^^^  @emii^t^ 
oerme^rung  oon  4  Ibs.  an ;  bied  fa^  ic^, 
alä  id|   an  bie  gebermage  ^eran  trat." 

3n  berfelben  ©iftung  ereiflnetm  fidö  nod^  mand^c  anbete  merfroütbige 
SMnge,  aber  biefe  l^aben  roeniger  3ntereRe;  für  vtn^  lommt  eg  l^ier  nur  barauf  • 
an,  )u  fe^en^  unter  toA(S)m  Umflänben  bie  Serfud^e  mit  bent  Apparate  oui^ 
geführt  n)urben.  hierüber  aber  l^aben  n)ir  l^inreid^enbe  SuftUtrungen  er^ 
^ften,  bie  iebenfatt«  t)on  einem  ©ejtd^t^punfte  an&  fe^r  befriebigenb  finb. 
3<$  füge  l^ier  nur  ^inju^  bajs  bie  eben  befd^riebene  Siftung  aud  ber  3^^ 
ber  Slufieid^nungen  n)iniürlid^  auiSgetoäl^lt  unb  ganj  tppifd^  ifi.  @benfo  me 
\)xex  gel^t  e«  oud^  in  aßen  übrigen  ©iftungen  ju,  über  bie  ßroofe«  feine  Sfaifs 
}eid^nungen  oeröffentlid^t  l^at.  @d  ifl  leidet  ein)ufe^^  bag  man  aud  ben 
SRotijen  biefe«  2;agebud^e«  ein  gan§  anbere»  33ilb  üon  ben  SSerl^fittnijfen  be- 
fommt  ate  <m&  ben  urfprüngtid^en  93erid^ten.  SRe^rere  ber  Seancen  ober 
jebenfalfe  Steile  berfelben  pnb  fajl  ©iftungen  im  3)ttnieln;  benn  fo  barf  man 
fie  bo4i  nennen,  wenn  nur  bie  junäd^fi  ©ifeenben  eben  mal^me^en  Idmten, 


H!W?C 

c 

1 

M«C.C. 

n*HONE. 

M?W*C.          MKH. 

®cifitet|>^otogra|)^iecn.  273 


toa^  vov  ftd^  gel^t.  ©obann  feigen  mix,  bag  teinei^ioegd  &tooU&,  fonbem 
^ome  ben  ®ang  ber  Serfud^e  burd^  bie  gegebenen  93efe^(e  leitet.  Sroofei^ 
unb  bie  anbeten  Xeilnel^mer  n)etben  einfa^i  g^wungen^  bie  ^täfte  ein}u« 
ne^en,  loeld^e  i^nen  angeroiefen  n^erben^  büS  irgenb  etma&  ftd^  ereignet  l^ot. 
^onte  bagegen  ge^t  frei  \xn(f)tx,  gel^t  auf  eigne  ^nb  )u  ben  9(pparaten  l^in^ 
rö(ft  feinen  ©tii^I  um^er  u.  f.  w.  (gnblid^  finben  t)erfd^iebene  Heine  Untere 
bred^ungen  fiatt:  balb  fotten  bie^änbe  auf  bem  2;ifd^e  fein,  balb  nid^t,  ba8 
®aiS  toirb  niebergebre^t  unb  xoithex  aufgebre^t,  bie  pä|e  werben  gewed^felt  unb 
S)erartigei^  mel^r.  Mt^  biefei^  jeigt  uniS,  bag  biefe  berül^mten  SrooIeSfd^en 
©iftungen  fid^  burd^ouiS  nid^t  oon  anbeten  fpiritiflifd^en  @i|ungen  unter« 
fd^eiben;  fte  l^aben  baiSfelbe  unbered^enbore  unb  launenl^afte  ©eprfige,  biefelbe 
abl^ängigleit  von  bem  ©utbflnlen  bed  SRebiumS. 

S>iei»  gilt  jebenfaQd  üon  ben  ©iftungen,  fiber  weld^e  GroofeiS  bie  SOxu 
ginatou^eid^nungen  Deröffentlid^t  l^at.  SRöglid^enoeife  ^at  er  aud^  anbere 
93erfud[)e  angeßedt,  bie  unter  juüerl&fftgeren  SSer^altniffen  audgefU^rt  ftnb. 
atber  t&  ijl  bod^  nid^t  n)a^rfd^einlid^,  bog  er  unter  feinen  3lufieid^nungen  gerobe 
bie,  loetd^e  am  wenigßen  beiDeifen,  ^ätte  au^wä^Ien  unb  bie  bemei^fraftigen 
^ätte  ignorieren  foUen.  9Bir  bütfen  ba^er  ganj  gewijs  baoon  ou^ge^en,  bag 
aOe  feine  93erfud^e  in  ©igungen,  meiere  burd^fd^nittlid^  benfelben  S^aralter 
l^atten  nrie  bie  l^ier  befd^riebenen,  angefteUt  finb.  ^olglid^  ifl  fein  urfprüng:' 
Kd^  Serid^t  von  1871  feine  genaue  5)arftettung  t>on  bem,  ma«  ujirttid^ 
fiattgcfunben  l^at,  fonbern  ein  äuÄjug,  in  bem  nur  gewiffe  befiimmte  ©reig« 
tiiffe  mit  SuiSlaffung  aQer  begleitenben  9lebenum{tänbe  gefd^i(bert  merben. 
Sßir  moUen  ^ier  nid^t  unterfud^en,  üon  meld^er  93ebeutung  gerobe  bad  x% 
roa&  6roofe8  au^  feinem  »erid^t  fortlajfen  ju  fönnen  glaubte;  ba«  werben 
loir  im  legten  ^eil  biefed  93ud^e^  nöl^r  befpred^en.  ^ier  fteüen  mir  nur 
jmei  2;^atfad^en  fefi:  1)  Sroofe«'  SBerfud^e  finb  feine  ftreng  mijfenfd&aftlic^en 
Unterfud^ungen;  fie  finb  in  gan}  gemöl^nlid^en  fpiritifUfd^^  ©iftungen  ange- 
ftellt  unb  {mar  gelegeutlid^^  mann  ed  bem  3Rebium^  baiS  burd^  bie  gegebenen 
^©eiflerbotfd^aften"  bie  Situation  be^errfd^te,  pafete.  2)  ©roofe«  fann  faum 
eine  X^ung  baoon  gehabt  ^aben,  mie  bebeutung^ood  bie  Umftänbe  finb, 
bie  er  im  93erid[)te  oon  1871  ftiQfd^meigenb  übergel^t.  ^ätte  er  bad  ein« 
gefe^n,  fo  l^ätte  er  niemate  obige  @d^ilberung  geben  fönnen,  o^ne  ft^  einei^ 
bemugten  93etrug9  fd^ulbig  )u  mad^en. 

(SBipBrpIjotograplfiBBn. 

Sßir  tömten  in  biefer  unferer  gefd^id^tlid^en  2)arfieUung  und  natttrlid^ 
nld^t  bei  offen  mebiumifüf d^en  5pi^änomenen,  bie  je  aufgetreten  finb,  unb  bei  ben 
borüber  ongeftefften  Unterfud^ungen  oufl^olten,  fonbem  befd^ränfen  und  teild 
ouf  bie  @rfd^ungen,  meldte  oon  l^eroorrogenberen  ^orfd^em  befonbetd  forg« 
fältig  geprüft  morben  finb,  teild  auf  fold^e,  meldte  in  tl^eoretifd^er  93e}ie^ung  ent« 
fd^eibenbe  99ebeutung  erlangt  ^oben.  3la6)  beiben  ©efui^tdpunften  l^in  nel^men 

Se^nonn,  Xbergloube  unb  3^"^^«^  18 


274  (SrooW  unb  bie  pf^t^ifc^c  5lraft. 


nun  bie  fogenannten  (Seißerpl^otograpl^ieen  neben  anbeten  angeblid^en  9e« 
meifen  Don  ber  Snaterialifation  ber  ©eißer  einen  n)id^ligen  ^(aft  ein.  9}on 
aOen  3eugniffen  für  bie  äBirllid^Ieit  biefer  ^^änomene  borf  man  bie  (Sroolei^ 
fd^en  n)ol^l  ald  bie  juüerläfftgflen  onfe^en;  i^re  tl^oretifd^e  S3ebeutung  Hegt 
auf  ber  iQonb.  ^e  bi^l^r  befprod^enen  mebiumiftifd^en  ^l^önomene  (äffen 
Tiä)  nämlid^  aud^  ol^ne  fpiritiflifd^e  ^ppot^efe  erllären.  @d  ifl  ja  mdglid^, 
bag  @ei{ler  bei  ben  pl^^fttalifd^en  unb  inteOettueOen  ^räftationen  i^te  ^anb . 
xoxxtüd)  mit  im  Spiele  fyAm  unb  Re  in  ©egenmart  ber  SWebien  au^fül^ren. 
Sber  ed  ift  aud^  benlbar^  bag  biefe  @rfd^einungen  i^re  Urfad^e  nur  im  ©eelen^ 
(eben  bei»  9Rebiumd  l^ben,  a(fo  rein  pfpd^ifd^er  Statur  finb,  bajs  man  ftc^ 
a(fo  baS  9Rebium  mit  Jträften  audgerflflet  beulen  mug^  bie  uon  ben  ^f^d^o« 
(ogen  biiSl^er  nid^t  genügenb  bead^tel  roorben  ftnb.  3n  biefem  galle  (iefeen 
bie  mebiumifUfd^en  ${|&nomene  ftd^  ganj  gut  ol^ne  bie  fpiritifUfd^e  iQ^pot^fe 
erMären.  S)aiS  ifi  dxootti'  unb  ber  übrigen  attu(tiflen  auffaflung.  So  un* 
n)a^rf4iein(id^  t&  il^nen  auf  ber  einen  Seite  erfd^eint^  bag  bie  @etfler  fic!^ 
I^erab(affen^  um  fo(d^e  jtinbereien  —  benn  anberd  lann  man  n)al^r(i4l  mond^ 
mebiumifäfd^en  Gradationen  nid^t  bejeid^nen  —  }u  treiben,  a(d  fo  mal^rfd^« 
(id^  feigen  fie  e»  auf  ber  anberen  Seite  an,  bag  ei»  in  ber  9tatur  unb  aud^ 
im  aWenfd^en  Äräfte  giebt,  n)e(d^e  bie  SBiffenfdf^aft  nod^  nic^t  lennt.  3Ran 
mug  a(fo  fagen,  bag  ber  OffuItiiSmud  immerhin  auf  ben  erflen  9(idf  bod^ 
eine  gemifle  Sludftd^t  auf  ben  Sieg  ^aben  mfigte.  Umgelel^rt  aber:  menn  e^ 
ftd^  nad^meifen  (iege,  bag  bie  ®ei{ier  ftd^  und  mirHic^  ftd^tbar  oü  (ebenbe 
äBefen  }eigen,  fo  mürbe  biefeiS  natür(id^  fel^r  }u  @unften  bed  Spiritü^mui»  in 
bie  aBagfd^a(e  faOen.  ^ie  9[nl^nger  bedfe(ben  l^aben  baber  oon  äbifong  <m 
eifrig  nad^  fo(d^en  biretten  unb  }ui)er(äf[igen  SSemeifen  für  bad  9Ritnnr(en 
ber  ®eifier  gefud^t;  unb  oon  ben  erflen  Si^ungen  an  (iegen  aud^  fd^on  äSe« 
rid^te  barflber  oor ,  bag  man  ^änbe  gefeiten  unb  99erül^rungen  0efül^(t  ^abe, 
unb  jmar  unter  fo(d^en  Umflönben,  bag  einer  ber  ä^nmefenben  unmög(id^  ber 
ttrl^eber  baoon  gemefen  fein  lönne.  So(ange  aber  berartige  3^8"iff^  "^ 
oon  ein2e(nen  oor(agen,  mar  bie  3Rdg(id^Ieit  bod^  nid^t  auiSgefd^(ojfen,  bog  ei^ 
ftd^  babei  um  iQaQujinationen,  um  reine  @inbi(bung  eined  pl^antaftereid^  93e« 
obad^terd  ^anbe(te.  93oUe  ©emigl^eit  er(angte  man  erfl,  memt  eine  fo(d^ 
®eiflererfd^einung  p^otograpl^ifd^  nad&gemiefen  werben  foratte  ober  fid&  menig» 
fien«  mehreren  ftreng  fritifd^en  »eobad^tem  mit  fo(d^er  a)eut(id^leit  jeigte,  bog 
ieber  Qtoü^l  an  ber  Dbjeftioität  bei»  SBal^rgenommenen  aui»gefd^(offen  mar. 
2)ie  Spiritiflen  l^aben  berni  aud^  im  Saufe  ber  3^*  ^^^  oie(em  ®e* 
fd^idf  ei»  oerfianben,  berartige  äSemeife  }U  (iefem.  92atür(id^  burfte  man  nid^t 
ermarten,  bag  bai»  3ie(  auf  einma(  erreid^t  merben  mürbe.  Somol^(  bie 
aWebien  aU  aud^  bie  ©eifier  mugten  3eit  jur  entmidftung  biefer  neuen  Sfet  fid& 
}U  offenbaren  l^aben.  3[nfangd  ge(ang  ei»  nur,  ^^otograp^ieen  oon  Sßefen  )U 
erl^a(ten,  me(d^e  l^öd^ftend  ben  9Rebien  ftd^tbar,  aQen  Uebrigen  bogegen  unfid^tbor 
maren.    aber  20  ^ol^re  fpäter  l^atten  bie  ©eifter  bie  aWateridifation  }u 


^eiftctp^otograpi^iccn.  275 


einer  fold^en  SSoDtfommenl^eit  tnixoiddt,  bafe  fie  r>on  einem  großen  3uf(i^auer' 
Ireife  gefe^cn  unb  bei  ftarfcm  eteftrifd^em  ßid^te  p^otograp^icrt  werben 
fonnten.  3^re  Sttmung  unb  il^r  ^putefd^rag  würben  gemeffen;  ^aarlodfen 
tourben  abgefd^nitten  unb  }um  ewigen  3lnbenfen  aufbewahrt.  3a^  ein  XeiU 
neunter  an  einer  @roo!eiSfd^en  @ifiung,  in  ber  ber  ®eift  Aatie  Aing  ftd^ 
jeigte,  erllärte  runb  l^erau«,  wenn  biefer  ®eifl  eine  pfpd^ifd^e  Äraft  wäre, 
fo  mägte  btefe  ein  äßeib  fein,  ^iernad^  ntugte  man  bod^  fagen,  bag  felbfi 
bie  fü^nfien  ©rwartungen  übertroffen  unb  eflatante  Seweife  geliefert  waren. 
SSir  woQen  lefttere  nun  il^rer  gefd^id^tlid^en  @ntwidEIung  nad^  etwad  naiver 
betrad^ten. 

S)ie  älteflen  ©eifierpl^otograpl^iecn  ftammen  au^  ber  3^^*  ber  ©aguer« 
rötppie.  3n  rfner  amerifanifd^en  fpiritiftifd^en  3^tfd^rift  a\x&  bem  S^i^re  1855 
teilt  ber  Slebafteur  mit,  bajs  man  lange  oergeben^  gefud^t  l^abe,  ©cifier* 
erfd^einungen  auf  einer  S)aguerrot9pp(atte  ftd^tbar  ju  mad^en,  bag  jeftt  aber 
bie  befien  äu^fid^ten  für  ba«  ©elingen  oorl^anben  feien. 

@tn  profeffioneSer  S)aguerroi9pift,  ber  sudUid^  ältebium  toax,  l^otte  nAmlidl  lur) 
Suiwr  ein  9ilb  von  feinem  Keinen  5tna5en  aufgenommen,  unb  auf  biefem  8i(be  seigte 
ftc^  oben  ein  breiter,  woRenä^nüd^er  ^td^tftreifen,  ber  ftd^  auf  bie  @c^u(tem  bed  itnoben 
fenfte  unb  ftd|  bort  oerlor.  ^er  Sic^tftreifen  gUc^  einem  @onnenftra^(,  welcher  burt^  eine 
fleine  Deffnung  einbringt;  Bei  nö^erer  Beobachtung  erfc^ien  er  ettoaS  burt^fit^tig.  jtein 
frühere«  SöiO)  ^atte  etwa«  Sle^nlic^e«  gegeigt.  2ro|  ber  forgfditigften  Unterfud^ung  ber 
Umgebung  war  man  nit^t  imftanbe,  eine  oemanftige  Urfat^e  biefed  $^ftnomend  ju  finben. 

3«  bemfelben  Qal^rgange  berfelben  3^tf<ä^rift  wirb  ein  jweite«  äl^* 
(id^eiS  6reignüS  mitgeteilt.  316er  nad^  biefen  aUerbingd  red^t  zweifelhaften 
atefttttaten  f d^einen  bie  ©eifler  bie  aRanifefiationen  eingeteilt  ju  l^aben ;  benn 
man  ^ört  nid^tÄ  me^r  oon  berartigen  Silbern  biiS  1862.  3n  biefem  ^a^x 
begann  aWumler,  oielleid^t  ber  befanntefle  atter  ©eifierp^otograpl^en,  feine 
ai^ätigfeit. 

aRumler  war  urfprünglic^  ÖJraoeur;  aber  er  pflegte  ©onntag«  einen  fjreunb  8« 
befttc^en,  ber  in  einem  p^otograp^ifc^en  (SJefc^äfte  angeftettt  war,  unb  e«  machte  i^m  gfreube, 
ber  Arbeit  bedfelben  jusufe^en.  So  lernte  er  nad|  unb  nad|  bie  ^ed^nif  bed  ^^oto^ 
grop^eren«,  l^otte  aber  feine  3l§nung  oon  ber  SRotur  unb  SBirfung  ber  ©^emilalien.  911« 
er  eined  @onntagd  gan)  aSeine  im  Sltelier  n^ar,  oerfuc^te  er  fein  eigene«  8ilb  auf^u« 
ne^en  unb  erhielt  babei  au^er  biefem  not^  eine  anbere  ^eftolt  auf  ber  platte.  Sid 
ba^in  ^atte  er  nod^  nie  tttoa^  von  ^eifterbilbem  gehört  unb  glaubte  bed^alb  suerft,  bie 
a»eite  Gepalt  rü^re  booon  ^er,  ba^  bie  platte  nic^t  gon)  rein  gewefen  fei  unb  not^ 
@puren  eine«  frül^eren  8ilbed  trage,  n)ie  ed  bei  bem  bamald  angetoanbten  JtoUobium^ 
»erfahren  nic^t  feiten  oorfam.  Slber  burt^  fpfttere  SSerfud^e,  bti  benen  biefe  SJtöglit^Ieit 
qan^  au«gef(^loffen  war,  lam  er  au  ber  Ueberjeugung,  baj  folc^e  ©eiftergeftalten  oon 
einer  Äraft  ^errü^rten,  bie  ju  be^errfc^en  ber  SWenfd^  nic^t  imftanbe  wdre.  3)a  er  ^ftufig 
d^nlic^e  ©eftalten  auf  feinen  flotten  erl^ielt,  befc^lo^  er,  bem  ffiaU  mehrerer  gfreunbe  gemä^, 
feine  frühere  8efc^äftigung  aufsugeben  unb  ftc^  ber  ^^otograp^ie  su  nnbmen.  ^ta^htm 
er  bie  i^nft  regelret^t  erlernt  f^aite ,  lie^  er  [x^  al«  ^^otograp^  unb  SRebium  nieber, 
ober  er  l^e  feine  ^Atigfeit  noc^  nic^t  lange  ausgeübt,  ba  würbe  belannt,  ba(  bad  IBilb 
einer  no(^  lebenben  ^erfon  bei  oerfd^iebenen  ^^otograp^ien  al«  ®eift  figurierte.    Sei 


276 


(Sroofed  unb  bie  pfpc^tfd^e  5ttaft. 


biefet  (Sntbe(htng  loexlox  hai  $u5(ifum  bad  Serttauen  ^u  i^m,  unb  man  ^drte  nic^tö 
n^eiter  oon  t^m  unb  feinen  IBilbem/  bii  et  1869  in  9{e»«3)orI  auftrat,  ^et  »urbe  er 
jebod^  nat^  einigen  SRonaten  wegen  IBetruged  ongellagt.  (^nige  $^oti>gra|)^en  bedten 
nAmUdl  bie  SRet^obe  auf,  nne  er  ©eiftergeflalten  auf  ben  platten  ^eroorrief ;  mer  anbere 
Sfac^mdnner  erlMrten  aQerbingd/  ba(  fte  aQe  feine  Operationen  übenoat^t,  aber  nie  etnniiS 
Serbdd^tiged  gefe^en  §dtten.  ^ner  berfelben  ^e  Shimler  fogar  su  fi(^  in»  S^aud  fommtn 
(äffen;  aber  tro^bem  ^en  ftt^  aut^  ^ier  bie  ©eiftergefkiten  geaeigt,  obgleich  Shimler 
mit  platten  unb  Snftrumenten  gearbeitet  ^e,  bie  niemaliS  frfi^er  in  feinen  $4nben 
geroefen  maren. 


3fig.  26. 


©eifterp^otograp^ieen 


8fig.  27. 


oufgenommen  oon  Shitnler  (6.  276). 


von  ^ubfon  (6.  278). 


9^a($  biefem  S^ugnid  gab  ber  9Hc^ter  bad  Urteil  ah,  er  fei  imat  perfönlic^  booon 
überjeugt,  baj  ber  «ngcf tagte  in  betrügerifd^er  ffieifc  oorgegongen  fei;  er  !önne  i§n  aber 
aud  SJlangel  an  genügenben  ^emeifen  bod|  nid^t  verurteilen,  ^iefe  siemlic^  aweifel^afte 
t^reifpred^ung  mad^ten  bie  @piritiften  fid^  natürlich  fe§r  }u  92u|}en. 

äßö^renb  bed  ^rojeffed  traten  out^  oerfd^iebene  ^erfonen  auf,  roeld^e  beaeugten, 
baf;  fte  in  ben  ®eifterbt(bern  gans  beutUc^  oerftorbene  ^erroanbte  unb  ^^reunbe  Ratten 
erfennen  tonnen,  ^ied  fc^ien  natürlich  ein  audgeaeid^neted  Slrgument  für  bie  ©c^t^eit  ber 
Silber  ju  fein.  2)amit  ber  Sefer  aber  felbft  beurteilen  fann,  roeld^en  ffiert  man  bergleid^en 
Seroeifen  beilegen  barf,  wirb  ^icr  ^im  biefcr  3Kumlerfd|en  ©eifterp^otogrop^ieen  (g^g.  26) 
»iebergegeben.  ®^  foUte  mic^  fe^r  rounbem,  mtnn  nic^t  bie  meiften  STOenfc^en  bei  einiger^ 
maßen  gutem  äBiUen  ebenfalls  eine  gemiffe  ^e^nli(^Ieit  jmifc^en  biefer  unbeutlid^en  meinen 
(^eftalt  unb  einem  i^rer  Betannten  entbecten  lönnten. 


®eifter|)^oiogta)>^ieen.  277 


SSal^renb  äNumler,  wie  gefagt^  freigefptod^en  towcbt  unb  febie  Xf)ixixQ* 
feit  nod^  me(e  3a^re  l^inburd^  }ur  ^reube  ber  gl&ubigen  Spiritiften  fort» 
feftte^  ging  eiS  ben  profeffionelen  ©eifterpl^otogropl^en,  mtü^e  in  @uropa  auf« 
traten,  toefentlici^  fd^Ied^ter.  1872  begann  ein  ^l^otograpl^  iQubf  on  in  (Snglanb, 
äfmlid^  Silber  ju  liefern,  wie  aRumler  ^  getl^an  l^atte;  aber  biefelben  waren 
fo  rol^  aui^gefü^rt,  bag  bie  ©piritiflen  felbfl  'Sßtxhaä)t  fd^dpften  unb  ben  3Hann 
bei^oouierten.  SRid^t  oiel  beffer  ging  e«  ^ßarfe«,  weld^er  einige  S^i^re 
fp&ter  eine  äi^nlid^e  Xl^&tigleit  in  @nglanb  begann.  9lm  meinen  Stuffe^en 
«nb  aergemi^  erregte  aber  83uguel  in  5ßariÄ.  SBon  fiepmarie,  bem  SRe«» 
bafteur  ber  „Revne  spirite",  empfol^Ien  unb  von  bem  bamate  fel^r  ange* 
fernen  aWebium  girman  unterfiüfet,  begann  er  1873  feine  2;^ati9leit. 
Somba rb  aber,  ein  itn  2)ien{le  ber  $oli}ei  flel^enber  ^i^otograp^,  fd^dpfte 
aSerbad^t,  bafe  baiJ  ®anje  auf  33etrug  beruhte.  Unter  einem  falfd&en  Flamen 
ging  er  }U  93uguet,  um  mit  einem  ©eiß  }ufammen  p^otograpl^ert  )u  werben, 
äte  Suguet  bie  ÄaRette  mit  ber  ^platte  in  ben  Apparat  fieden  rooDte,  na^m 
Sombarb  bie  Jlaffette  unb  verlangte,  bag  bie  platte  ol^ne  @£pofttion  ent» 
loidelt  werben  foDte.  S3uguet  räumte  nun  ein,  bafe  ba«  33Ub  beiS  ©eifie« 
ftd^  bereits  im  DorauiS  auf  ber  ^(atte  befclnbe.  93ei  einer  iQaudfud^ung  fanb 
man  bann  in  £eid^engewänber  gel^ttQte  puppen  unb  aujserbem  eine  9ln)al|( 
Jlöpfe,  bie  aus  ^l^otograp^ieen  au^gefd^nitten  unb  auf  Jlarton  gd((ebt  waren. 
2Mit  ^ilfe  biefei^  3lpparate8  flellte  Suguet  bie  »erfd^iebenen  Silber  oon 
©eifiem  l^er. 

Dbgleid^  oiele  ^erfonen  aud^  bei  biefer  ©elegen^eit  erllärten,  bafe  fie 
in  ben  ©eiflergeRalten  auf  SuguetiS  Silbern  oerflorbene  greunbe  wieber* 
erlonnt  l^&tten,  würben  bie  9lngellagten  bod^  beS  Setrugei^  fd^ulbig  befunben; 
Suguet  unb  fiepmarie  erl^elten  ein  3al^r  ©eföngni«  unb  eine  ©elbfirafe  von 
500  grcÄ.,  ^rman  bagegen  fed^i^  SKonate  OefängniiS  unb  eine  ©elbflrafe 
t)on  300  grc«. 

S)aÄ  2)Zerfwürbigfle  bei  biefen  ©eifterpl^otograp^ieen  unb  ben  barau« 
entfianbenen  ^rojeffen  ifi  meDeid^t  ber  Umfianb,  bajs  fte  beutlid^  jeigen,  wetd^ 
mäd^tiger  Srieb  im  aWenfd^en  liegt,  fic^  um  jeben  5ßreii^  —  betrügen  ju 
lajfen.  2)er  befannte  ©piritifi  3ttf4fow  ^atte  lange  aWifetrauen  gegen 
auguet  gelegt  unb  be«wegen  an  mel^rere  franjöfifd^e  ©piritiften  gcfc^rieben. 

„Vbtt  meine  SBomungen",  fagt  et,  ^fanben  bei  bem  franjöfifd^en  (Snt^uflaÄmu« 
feine  »eac^tung.  (g§e  td|  meinen  Serbac^t  DeröffentKd^te,  wartete  id|  baS  Slefultot  von 
«uguet«  »efuc^  in  (gnglanb  ob;  i(§  rou^te,  ba^  bie  englifc^en  ©piritualiften  in  biefer  »e^ 
jie^ng  butc^  eine  gute  Sd^ule  gegangen  waren:  fie  ^oüen  ebenfaQd  einen  fpirituaUftift^en 
$^oiograp§en  gehabt,  9Rr.  ^ubfon,  weither  ber  gewö^nlid^en  Serfud^ung  anheimfiel,  bad 
galfc^e  mit  bem  Sauren  um  be«  (SJeminne«  mitten  au  oermengen;  aber  fie  entlaroten  i^n 
baSh  unb  oerlie^en  il^n.  2)ad  Urteil  ber  englifd^en  @piritua(iften  fiel  bemtod^  8U  fünften 
Suguetd  oud  .  .  .  Seiber  §at  foeben  ber  $ri>ae^  bemiefen,  ba^  meine  Serbat^tiSgrünbe 
me^  M  gere<^  maren  unb  boj  öuguet  bie  franjöftfc^e  Seic^tgWubigfeit  ausbeutete,  mie 
fie  e«  »erbiente,  inbem  er  ba«  SBa^re  mit  bem  gfalfd^en  Dermifd^te."  (^fpc^ifd^e  ©tubien 
1875  @.  389.) 


278  ^roofed  unb  bie  pf9(^if(^e  5traft. 

SNon  fte^t  l^ieraud^  bog  äßfäton)  bod^  trid^t  otel  beffet  ai&  feine 
©loubenSgenoffen  ifl.  ObiDO^l  ber  ^rojeg  Ilar  unb  beutlid^  beioiefen  l^otte^ 
bag  93uguet  ein  einfädlet  betraget  n)ar,  greift  et  nod^  nad^  einem  l^öd^fi 
fd^road^en  @trol^l^alm^  inbem  er  anbeutet,  bajs  unter  93ugueti^  oielen  taufenb 
falfd^en  ©eijlerbilbem  bod^  einige  ed^te  („bag  SBa^re  mit  bem  galfd^en")  ge» 
mefen  fein  fdnnten.  S)adfelbe  gilt  nad^  feinem  Urteil  aud^  üon  ^ubfon.  ^ktom 
l^at  ^  mol^l  ^auptfäd^lid^  an  Silber  gebadet,  auf  benen  [x6)  bie  fog.  3ben« 
titötdbemeife  nad^meifen  laffen^  b.  1^.  ©egenftänbe  oerfd^iebener  9lrt,  namentlid^ 
jtteibungdflflde,  meldte  für  bie  äSerflorbenen  d^arafterifUfd^  maren.  Sin  fold^er 
©egenflanb  oon  befonberer  ©eflalt  ift  in  ben  oerioifd^ten  ©eiflerbilbem  offen» 
bar  oiel  genauer  mieber  }U  erlennen  al^  menfd^lid^e  ©eftd^ti^fige,  unb  ein 
berartigei^  befUmmtei»  itenn^eid^en  fd^eint  beiS^alb  ein  guter  S3en)ei^  für  bie 
ed^tl^eil  be«  83UbeÄ  §u  fein  —  natürtid^  unter  ber  SJorauiJfeftung,  bafe  ber 
^l^otograpl^  ben  SSerftorbenen,  refp.  baiS  für  benfelben  d^aratterifüfd^e  SRerlmal, 
nid^t  gelaunt  l^at;  benn  in  biefem  ^aQe  mürbe  er  ja  ebenfogut  ben  ^bentitotd« 
bemeiÄ  liefern  lönnen^  mie  ba&  S3Ub  be^  ®eifie«  felbfi.  fieiber  roeife  man 
nid^t  oiet  von  ber  Sntfle^ungi^gefd^id^te  biefer  93i(ber;  bie  meiflen  Sendete 
finb  )U  unooQflänbig,  a(^  bag  man  aud  il^nen  erfe^  Idmtte,  imoiemeit 
bie  notmenbigen  93or{id^tdmagregeln  getroffen  morben  fmb.  2)arf  man  nad^ 
einer  ber  menigen  ©efd^id^ten,  bie  einigermaßen  audfül^rßd^  gefd^ilbert  morben 
finb,  ein  Urteil  abgeben,  fo  finb  bie  3bentitati^bemeife  nid^t  fel^r  überjeugenb. 

(Sine  ungenannte  Xatm  (92rd.  X,  lönnen  wir  fie  nennen)  fam  eined  Xa%z^  mit 
einet  ^eunbin,  Dtrd.  ($.,  lu  ^ubfon  unb  würbe  |>^oto9ra)>^ert.  Sluf  bem  IBilbe  (fte^e 
obige  gig.  27)  jeigte  i^r  Derftorbener  Soter  fi(^  mit  einem  Sammetläp^en,  ba«  er 
in  feinen  legten  ^ebendjo^ren  getragen  ^atte,  unb  bad  SJlrö.  X.  ftd^  gerabe  old  ^emuing!^ 
}eit^en  gebockt  §atte.  S)ie  näheren  Hmftdnbe  bei  ber  ©ntfte^ung  biefed  Silbed  §at  9M. 
£.  felbft  in  einem  IBriefe  cm  bie  {^eunbin  Befc^rieben,  unb  biefer  IBrief  würbe  in  „Human 
Nature"  1874  oon  bem  belannten  fpiritiftift^en  Serfaffer  ©tainton  SRofe«  unter  bem 
^feubon^m  92.  S(.  (Dicon)  oeröffentUc^t.  9(u8  biefem  siemßd^  oudfä^rlic^en  Briefe  ne^mt 
i^  folgenbe  ^aupt^mnfte  ^eraud. 

SRrd.  X.  wohnte  auf  bem  £anbe,  fünfje^n  SReilen  oon  £onbon  entfernt  unb  !annte 
feine  anberen  Spiritiften  ald  i^re  beiben  ^öt^ter,  oon  benen  bie  eine  ein  SRebium 
war.  ^urt^  biefe  I^ot^ter  erhielt  fie  fortwö^renb  SHtteilungen  oon  einem  (Steifte,  weither 
ftt^  für  i^ren  oerftorbenen  Sater  audgab;  ber  ©eift  woQte  ^  i^r  gerne  geigen,  ober  bie 
jtraft  bed  Dtebiumd  war  ba^u  nic^t  i^inreid^enb.  (^ed  Slbenbd,  M  fie  wie  gewb^nlic^ 
an  bem  2:ifd^e  fo^en,  erhielten  fie  plö^^lic^  bie  9KitteiIung:  „&^  )u  ^ubfon^  ic^  werbe  mic^ 
bort  jeigen."  Sie  würben  nun  borfiber  einig,  bo^  man  ein  beftimmted  Srfennungdjeic^en 
oerabreben  muffe,  im  ^Ue  bie  9(e^nlit^!eit  bed  IBilbed  eine  geringe  fei,  unb  bie  9Rutter 
fagte  )u  ben  %'6^ttxn,  ba^  fte  nur  an  bad  3ei(^en  benfen,  eö  aber  nit^t  nennen  woEe, 
bamit  ed  nic^t  verraten  werbe.  Xa^  t^at  fie  aut^,  unb  ber  2:ifd^  seigte  burt^  feine  leb« 
haften  ^Bewegungen,  ba^  er  ber  äßa^(  beifttmmte. 

(^nige  2:age  barauf  reifte  bie  92utter  mit  ber  ^c^ter,  bie  fein  Slebium  war,  nad^ 
£onbon.  Unterwegs  hat  bie  Xod^ttx  bie  SRutter,  i^r  bad  Beit^en  ^u  fagen,  bad  fie  ge< 
wd^lt  f)abt;  fonft  tonnten  bie  6!epti!er  nad^^er  leidet  (Sinwenbungen  er^en,  wemt  nur 
bie  92utter  bad  S^^^^  gelaunt  ^e.  3fM.  £.  flüfterte  ber  S^oc^er  bann  ouc^  ^,  woran 
fie  gebac^t  §atle.    9lac^  i^rer  «nfunft  in  Sonbon  trennten  fte  fk^.    2)ie  2:oc^ter  befuc^te 


©eifterp^oiogrop^ieen.  279 


»crfc^ebene  £äbcn,  unb  2RrÄ.  X.  ging  )u  i^rer  gtcunWn,  um  mit  i^r  ju  ^ubfon  au  gc§en. 
Sie  UHir  nie  bei  i^m  gewefen,  unb  er  lonnte  fie  nit^t  einmal  bem  'Sflamm  m^;  ober 
gleite  auf  ber  erften  platte  seigte  i^r  oerftotbener  Sater  feine  marüerten  ©eftt^t^aüge 
unter  bem  erwähnten  f^waraen  <Sammet!df)|>(^en,  welc^ed  gerabe  ber  ^bentitdtdbemeid 
nar,  an  ben  bie  9>httter  gebac^t  ^atte. 

So  lautet  in  furaen  3*^6«"  ^^  öeric^t.  2)erfelbe  mürbe  unameifel^aft  rec^t  übers 
aeugenb  fein,  wenn  9RrÄ.  X.  fo  »orft(^tig  gemefen  märe,  ba«  gebadete  ©rlennungsaeic^en 
nic^t  au  verraten.  Slber  meiS^alb  moHte  bie  ^ot^ter  biefed  abfolut  miffen?  Sollte  man 
ft(^  nic^t  beulen  lömten,  ba(  fie,  um  ber  SRutter  tim  ^eube  in  machen,  ben  frommen 
betrug  begangen  ^Atte,  ^ubfon  bad  ©ei^eimnid  mitauteilen?  Sie  ^atte  Qtit  genug  baau,  ba 
fte  mugte,  bag  bie  SRutter  erft  bie  fjfreunbin  ob^Ien  moKte;  ^ubfon  aber  foHte  fic^  n>o^( 
^üitn,  ben  3«fommen^ang  ber  Sad^e  au  »erraten;  eö  lag  alfo  nid^t  bie  geringfte  SBa^r^ 
fc^einUt^Ieit  bafür  oor,  ba^  bie  Sad^e  entbecft  merben  mürbe.  Seiber  fc^meigt  bie  ®r$ 
ad^Iung  gerabe  über  biefen  wichtigen  $untt  ooQftanbig. 

Xit  ©efd^it^te  t)(xi  aber  noc^  ein  intereffanted  iflac^fpiel.  ^n  einem  1894  unter 
bem  3:itel:  „The  veil  lifted"  erfc^ienenen  93uc^e  über  (SJeifterp^otograpl^ieen  wirb  obige 
Gegebenheit  wörtlid^  fo  eraä^lt:  ,,^ie  aJlutter  ging  au  ^ubfon  mit  i^rer  Xoc^ter.  Sie 
fagte  bem  ^^otogrop^en  nid^t,  moran  fte  bockte.  Sie  bat^te  unb  münfd^te,  ba^  i^r  Sater 
fic^  a^S^u  foQte.  Sie  fagte  meber  i^rer  I^ot^ter  noc^  fonft  jemanbem  ^ixoa^  oon  bem 
3eic^en,  bad  fte  gemd^It  ^atte.  Sie  badete  baran,  ba^  i^r  Sater  ft(^  mit  feinem  eigen« 
tümlic^en  ft^maraen  St&pp^en,  bad  er  in  feinen  Idiizn  ^o^ren  getragen  ^aitt,  aeigen  foQte. 
Xit^^i  Eennaeic^en  rourbe  nit^t  befproc^en,  e^e  bie  platte  entroicfelt  war;  ba  aeiflie  baÄ 
Itöppc^en  ftc^  aber  aut^  gana  beutlic^,  mie  man  aud)  auf  bem  Silbe  fte^t;  bie  ©efU^tdaüge 
ftnb  auc^  fo  marfiert,  baj  lein  3TOetfeI  möglit^  ift."  2)iefer  Seric^t  ifk  ein  guteö  Sei* 
fpiel  t)on  fpiritiftifc^er  ^arfteKungdmeife.  ^er  Serfaffer  §at  ^ier  gana  ungeniert  ben 
Keinen  92ebenumftanb  fortgelaffen,  ber  ma^rfd^einlic^  bie  @r!(Arung  ber  ganaen  mer^ 
mürbtgen  Segeben^eit  enthält,  ba^  bie  ^oc^ter  nämlic^  ber  Setter  *bad  ©e^eimnid  ent« 
locft  ^atte.  ^ttrd|  eine  folc^e  Sel^anblung  mirb  bie  Segeben^eit  aUerbingd  ^öc^ft  rätfei« 
^aft  unb  übernatürlich,  ^ad  ift  ja  aber  aud|  bie  ipauptfat^e;  auf  bie  SBa^r^ett  —  lommt 
ed  weniger  an. 

SBenn  bie  fpiritifiifd^en  ©(i^riftficDer  ö^nlid^e  SBcrbrcl^ungcn  nic^t  ein* 
mal  in  ben  ^aQen^  loo  ber  iDa^re  @ad^t)er^a(t  hetannt  x%  oermeiben^  fo 
fonn  man  fid^  ungefähr  einen  33e8riff  baoon  ma^en,  wie  juoerläffig  il^re 
Sendete  finb,  wenn  pe  il^re  eigenen  Beobachtungen  barftetten. 

SBdl^renb  ade  ^eroorragenben  profcffionellen  ©eifterp^otogropi^en  frttl^er 
ober  fpater  aU  Setrttger  enllarot  worben  finb,  fieflt  jid^  bie  ©ad^e  etioa« 
anber«  bei  ben  ajlannem,  roeld^e  ate  ämateure,  nur  au^  Qntereffe  für  bie 
©ad^e,  gefud^t  ^aben,  ©eifterp^otogropl^een  ^eroorjubringen.  Unter  biefen 
aWonnem  l^aben  iebenfaflö  einige  in  gutem  ©lauben  ge^anbelt  unb  fid^  m* 
ameifel^aft  eine^  beioufeten  a3etrugiS  nid^t  fd^utbig  gemad^t;  gleid^roo^l  ifi 
e«  einjetnen  oon  l^nen  gelungen,  ©eifierbilber  ju  erjieten.  2)er  belanntefie 
vtm  i^inen  ijl  ber  ©ngtönber  »eattie,  ein  gut  jltuierter  ^^otogrop^,  ber  Tid^ 
oon  feinem  ©ef^äfte  jurüdEg^ogen  ^atte.  2lfe  iQubfoniS  »etrügereien  ent* 
larot  maren,  belam  er  Sufi,  bie  ©ad^e  felbfi  }u  unterfud^en. 

(&r  t)ereinigte  ftt^  ba^er  mit  einigen  greunben,  ret^tft^affenen  unb  angefe^enen 
TObmem,  unb  mietete  Jltelier  unb  gnftrumente  oon  einem  gac^mann,  Softp;  biefer  Soft^, 
ben  »eattie  fonft  nit^t  weiter  erwft^nt,  ging  i^m  ftet«  aur  $anb  unb  fc^eint  aum  Xtil  audj 


280 


dxooM  unb  bie  pf^c^if^e  5ttaft. 


alÄ  SRebium  gebient  ju  ^oben.  Son  Softp  wctj  man  weiter  nic^t«,  al«  boj  e«  beftänbig 
mit  i§m  bergab  ging;  er  mar  bem  ^run!  ergeben,  würbe  infoloent,  unb  enbete  im 
^rmen^aud. 

5ig.  28.  ^m-  29. 


m-  30. 


gig.  ai. 


Seattle«  ®eifierp(otO0rap^ieen. 

öeatticg  SSerfudJe  mürben  1872  unb  1873  ou^gefül^rt.  2)ie  ©piritiftcn  betrachten 
biefelben  a(d  bie  beac^tendmerteften  ®£perimente,  bie  jemafö  in  ber  ^rt  gemacht  morben 
ftnb.  3uerft  fo^  man  nichts  an  ben  Silbern;  aber  aUmö^lic^  tauchten  unregelmäßige 
^eaere  Partien  auf,  meiere  fc^Iießlic^  bie  gform  von  menfd^Itd^en  ^eftalten  annahmen. 


3)ic  SWatcrioTifationen.  281 

5}e6enfle^enbe  $^otogtap^ieen  {%%%.  28—31)  jetgen  und  oier  oon  IBeattied  Silbern,  »elc^e 
oud  ber  gonjen  Steige  oudgetoö^lt  ftnb,  um  bie  fortft^rettenbe  ©ntroicflung  oor  9[ugen  ^u 
fügten.  @d  ift  100^1  ju  beachten,  ba^  bad  9Rebium  Softp  unb  BidweUen  auc^  einet  ber 
anbeten  fetten  im  ootoud  fagen  lonnten,  »ad  ftt^  auf  ben  platten  zeigen  rofttbe.  ^enh 
man  fetnet  boton,  ba^  9Rt.  Soft^  getabe  !ein  gut  beleumunbetet  ^enft^  mot,  fo  witb 
man  ed  nit^t  umoo^tfc^einlid^  finben^  ba^  et  beim  (Sntfte^en  bet  IBilbet  feine  gfinget  mit 
im  @|He(e  gehabt  f^at,  %btx  biefet  !(eine  unb  bod^  mefentlic^e  $un(t  ift  etft  1891  auf« 
^efldtt  TOOtben;  bie  utfptünglic^en  93etic^te  üibtt  »eattie«  Setfuc^e  etrod^nen  3oft9<^  SJlit- 
mitten  mit  feinem  9Botte,  unb  man  begteift  botum,  ba^  8eattied  Gilbet  füt  ben  Spiti« 
lidmu«  oon  gtojet  8ebeutung  rooten. 

2^te  MafertaliraftonBn* 

3laä)  bem  8tö^erigen  tnujste  man  ed  aU  abgetnad^t  anfeilen,  bajs  bie 
©eifter  ftd^  mrllid^  in  ©eflalten^  xoeU^e  (i^emif(i^e  @tral^len  }urüdn)arfen  ober 
audfonbten^  }tt  }eigen  permod^ten.  2)eiSn)egen  lonnten  fte  aud^  auf  ^e 
pl^otograpl^f^e  platte  einioirlen^  ol^ne  bem  gewöl^nlid^en  menfd^Iid^en  äluge 
{xd^tbar  }U  merben.  @d  b(ieb  jegt  nur  nod^  ein  3^^^  übrig,  nämlid^  bie 
©eifler  }u  oeranlaffen,  bajs  fte  ftd^  aden  ftd^tbar  }eigten;  benn  bann  max 
ber  ©ieg  be«  ©piriti^muö  gemi^  unb  entfd^ieben.  SJiefe«  S^ei  wutbe  wir!* 
lid^  aud^  {ur}e  3^it,  nad^bem  Seattie  feine  epod^emad^enben  ^^otograp^ieen 
^emad^t  l^atte,  erreid^t.  @c^on  ein  paar  ^a^xe  früher  lam  bie  9ta4irid^t  au^ 
SmerUa,  bag  ©eifler  ftd^  in  ®egenn)art  bed  aRebiumS  3Rrd.  älnbremS  einer 
^anjen  93erfamm(ung  beutlid^  gezeigt  Rotten.  2)ie  europäifd^en  9Rebien 
fingen  nun  gleid^  an,  }u  bemfelben  Qtotd  Si^ungen  ab}ul^aUen,  unb  t&  gelang 
i^en  aud^  xoxxtliä)  bau,  fold^e  ©rfd^einungen  l^ert)or}urufen.  @in  Umfhnb 
TOar  babei  atterbing^  red^t  mifelid^,  nämtid^,  bafe  bie  materialifierten  (Seiner 
iiic^t  nur  in  ben  ©efid^tdjügen,  fonbern  aud^  in  ber  ©timme,  bem  auftreten 
tmb  ben  Sieben  immer  eine  bebenttid^e  Slei^nlid^leit  mit  ben  SJtebien  felbjl 
Ratten.  S)ie  Oegner  ht&  ©piriti^muiS  rebeten  beÄ^alb  fofort  oon  Setrug. 
ßroole«  nal^m  jid^  1872  nun  üor,  bie  ©ad^e  ju  unterfud^en.  äte  SMebium 
nm^tte  er  bie  fünfje^njäi^rige  ^(orence  6oo!,  bei  ber  man  megen  il^rer 
i^ugenb  bod^  gemijs  {einen  ä3etrug  annehmen  burfte.  Sänger  aU  jmei 
3<tl^te  fianb  fte  auiSfd^liegßd^  i^m  unb  feinen  ^reunben  }ur  SSerfügung; 
fie  experimentierten  in  oerfd^iebenen  ^ßritjati^äufem  unb  unter  allen  erben!  ^ 
lid^  äSorfid^tiSmagregeln,  um  jeben  93etrug  aud}ufd^(ie^n,  fortmä^renb  mit 
t^r.  S)ennod^  gelang  ^  i^inen  nid^t,  fefl}ufleQen,  mai^  unb  mer  bie  ©efialt 
loar,  bie  ftd^  beflänbig  mit  i^r  jufammen  geigte. 

einen  iufammen^dngenben  93erid^t  ilber  biefe  SrooIeiSfd^en  äSerfud^e 
^bt  e&  leiber  nid^t.  93alb  l^at  biefer,  balb  jener  Seilnel^mer  an  ben 
©eancen  SRitteilungen  über  bief elben  tjerftffentlid^t,  unb  biefe  ärtifel  finben  fid^ 
jerftreut  in  oerfd^iebenen  B^tf^riftot.  Sttfäfow  ^at  bie  intereffontefien  ab* 
fd^nitte  in  ben  „^f^d^tfd^en  ©tubien"  1874  überfeftt,  aber  bie  Sefd^relbungen 
ftnb  fo  für),  bag  man  aQen  @runb  }ur  älnnol^me  l^at,  bag  oiele  mefentlid^ 


282  (Sroole«  unb  bic  pf^d^tfd^e  Äraft. 


einjell^ettcn  auögelaRcn  ftnb.  golglid^  ijl  c«  jcfet  unmögliii^  ju  entfd&ciben, 
wer  ber  ®eift  „Äatie  ftlng"  geiDefcn  Ifl  SJlefer  gab  fclbji  an,  er  fei  bie 
malerialifierte  ©eflalt  einer  ^ofbame,  ännie  be  SWorgan,  aus  ber  3^  ^ 
ilönigin  änna.  SBeijt  man  biefe  erKärung  ab,  fo  bleiben  nur  jroei  3R5ß» 
lid^feiten  übrig,  ©ntroeber  l^at  ba«  aWebium  felbjl  ben  Oeifi  gefpielt,  ober 
Äarte  fting  ifl  eine  t>on  bem  aWebium  oerfd^iebene  ^erfon.  Sffiir  wollen 
nun  bie  oerfd^iebenen  (Srünbe  prüfen,  roeld^e  für  bie  eine  ober  bie  onbere 
biefer  beiben  SKöglid^Ieiten  fpred^en. 

2)afür,  bafe  glorence  6ool  unb  Äatie  fting  biefelbe  ^ßerfon  jinb,  fprid^t 
eigentüd^  nur  ein  Umftanb,  nämlid^  ber,  bafe  niemanb  bai^  ©eftd^t  beiber 
}u  gleid^er  ^üt  gefe^en  l^at.  2)ad  SRebiutn  lag  n)äl^renb  ber  SSerfud^e  fietö 
in  2;rance  in  einem  bunllen  Slaum,  ber  burd^  einen  bid&ten  aSor^ang  oon 
bem  Sufent^altöorte  ber  3uf<$AU^^  getrennt  mar,  mäl^renb  ber  @eift  ftd^ 
oftmate  mehrere  ©tunben  lang  unter  ben  3wf<ä^<^w^^^  W  uml^erbemegte. 
3iur  einjelne  2:eitnel^mer  erhielten  ©rlaubnis,  in  ben  bunflen  9laum  einju* 
treten;  ^ier  aber  oerfd^roanb  ber  ®eifl  gemö^nlid^  für  fie,  menn  fU  ba«  SKebium 
fa^en.  3«  einer  ber  testen  ©iftungen  mürbe  Äatie  bei  eleftrifd^em  Std&te 
p^otograpl^iert,  roal^renb  ber  SSor^ang  jur  Seite  gejogen-  mar,  fo  bafe  man 
ba«  aßebium  aud^  feigen  lonnte;  aber  ba«  Silb,  ba«  auf  ©.  284,  gig.  32 
miebergegeben  ifl,  jeigt  nur  einen  2:eil  oon  ber  ©eftalt  heB  2WebiumÄ,  ba 
baiS  ©ejid^t  burd^  Äatie  oerbedEt  mirb.  aWan  Mnnte  ba^er  mol^l  araiel^men, 
bafe  glorence  6ool  felbfl  aü  ®eifi  auftrat,  mäl^renb  ein  »ünbel  ou^e* 
fiopfter  Äteiber  ba«  fd^tafenbe  aßebium  barfietteu  mufete;  bod^  l^at  biefe  SJer* 
mutung  menig  SBa^rfd^einlid^Ieit  für  ftd^. 

aSiel  el^er  ift  anjunel^men,  bafe  ba«  aWebium  glorence  unb  ber  ®eifl 
Äatie  jmei  oerfd^iebene  5ßerfonen  gemefen  finb.  ©ie  fa^en  fid^  unjmeifel^aft 
fel^r  äl^Hd^,  aber  Jtatie  mar  einen  l^alben  jtopf  größer  ati^  ba§  9ßebium, 
i^r  ißaar  mar  l^eller  unb  frdftiger,  unb  fie  ^atte  feine  Sfld^er  in  ben  Dl^rcn,, 
mcll^renb  glorence  gemö^nlid^  Ohrringe  trug.  Stu^erbem  mar  Äatie  ootter 
unb  ^atte  eine  l^eüere  Hautfarbe.  iQierju  fommt  nod^,  ba§  5latie  fid&  immer 
in  einem  toeijsen,  auiSgefd^nittenen  ©emanbe  jeigte,  moi^renb  bad  SRebium 
oor  93eginn  ber  ©i^ung  gemöl^nttd^  ein  bunKeS,  am  ^a(fe  eng  anfd^liegenbei^ 
Äleib  trug;  ba  Sroofe«  nun  oft,  menn  er  in  bie  3)unfeHammer  !am,  baS 
aßebium  menige  ©etunben  nad^^er,  nad^bem  5tatie  aDen  ftd^tbar  gemefen 
mar,  fa^,  fo  ifi  e^  faft  unbenfbar,  bafe  fie  fo  fd^neü  bic  Äleiber  l^fitte  med^feln 
fönnen.  6nblid&  manbte  ©roofeS  bei  einigen  aSerfud^en  einen  eleftrifd^en 
SDpparat  an,  meld^er  bie  geringfie  aSemegung  be«  SMebium«  fofort  onjeigte; 
berfetbe  beutete  jebod^  leine  ©pur  einer  SBeränberung  an,  menn  ÄatieÄing  unter 
ben  3ufd^auern  uml^erging.  2)emnad^  fd^eint  e«  feinem  ^todUl  }u  unterttegen, 
baj3  Äatie  Äing  unb  gtorence  Soof  jmei  oerfd^iebene  ^erfonen  gemefen  finb. 

9(ber  mer  mar  benn  ^atie  5ting?  Sroofe«  befühlte  i^ren  fßuld  unb 
unterfud^te  bie  ätmung,  er  fd^nitt  eine  ^aarlodfe  oon  i^r  ab,  nad^bem  er 


3)te  aÄateriaßfationen.  283 

ftd^  baoon  übei^eugt  ^atte,  bag  bad  iQaar  xoixtixö)  auf  i^rent  Jtopfe  toud^i^. 
&xmal  tü^te  er  fte  fogar  —  mä)  fpejieQ  eingeholter  @r(aubntö.  @r  lam 
babei,  wie  er  fetbfi  fagt,  ju  ber  Ueberjeuflung,  bajs  jie  ein  SBeib  fei,  ebenfo 
lörperlid^  nrie  b(tö  SRebium.  3[nbere  älnioefenbe  fagten  aud^,  bag  fte  ®tk^ 
gen^eit  gehabt  l^ätten,  bie  SBärme  ilire«  Äörper«  burd^  bie  leidste  2)ra* 
pierung  l^inburd^  ju  ffll^len.  S)q  man  ei^  nun  afö  erliefen  anfe^en  lonnte, 
bag  jtatie  unb  boiS  Snebium  jwei  oerfd^iebene  SBefen  n)aren,  fo  lag  ber 
@d^Iu6  bod^  nal^e,  ba|  Jlatie  5ting  eine  irbifd^e  SSerioanbte  oon  ^(orence 
Sool  fei  2)aburd^  würben  fowo^l  bie  gro|e  3lel^n(id^!eit  afö  aud^  bie  inbioi^ 
bueflen  aSerfd^iebenl^eiten  gleid^jeitig  erfldrt  fein. 

SHefen  @d^(u|  }og  @roo!eiS  aber  nid^t.  @r  fa^  e^  für  unmögKd^  an, 
bal  bie  fünfjel^niäl^rige  glorence  mel^rere  3a^re  l^inburd^  einen  fo  raffi» 
nierten  S3etrug  ^ätte  au^fül^ren  fönnen,  er  nal^m  oielme^r  an,  bafe  ber  @eift 
Äatie  eine  ärt  äuiSftral^Iung  be«  aRebium^,  eine  SQBirlung  i^rer  pfgd^ifd^en 
Äraft,  wäre.  SBie  bie  pfgd^ifd^e  Äraft  allerbingi^  ein  felbftänbige^,  intettigente^ 
SBefen  oon.gleifd^  unb  33Iut  ju  fd^affen  oermag,  barüber  fprid^t  er  fid^ 
Hugermeife  nid^t  a\x&. 

6ä  ifi  ^ier  nid^t  ber  Ort,  nä^er  barauf  einjuge^en,  wer  ba^  rätfei* 
l^afte  äBefen  Jtatie  gemefen  ifl.  3Bir  tooDen  und  bantit  begnügen,  }tDei  Xl^at- 
fad^en  fefljufleQen,  bie  oon  ber  größten  ääebeutung  für  bie  @ntfd^eibung  biefer 
grage  ftnb. 

1.  3)ie  oerfd^iebenen  Serid^te  über  bie  ©roofeiSfd^en  ©ifcungen  be* 
fpred^en  jioar  audfü^rlid^  bie  SBorfid&ti^maferegeln,  burd^  bie  man  §u  oer* 
^bem  fud^te,  bafe  ^lorence  felbfl  in  ber  ©eftalt  be«  ©eified  auftrat;  e^ 
wirb  aber  fafi  nie  ermähnt,  bafe  man  eine  oon  aufeen  ^er  fommenbe  Unter* 
ftü^ung  bed  aRebiumiS  oer^inbert  l^at.  @in  einjiged  aWal  wirb  erjä^lt,  bafe 
man  ade  Xl^üren  ju  bem  bunfeln  3*^^"^^/  ^"  ^^^  ^^^  SWebium  fid^  auf* 
^ielt,  abgcfd^loffen  unb  oerflebt  ^abe,  mit  3luiSna^me  ber  einen,  oor  meld^er 
bie  Qn^^antt  fafeen.  2)iefe  3WaBregeln  jinb  aber  roal^rlid^  nid^t  ^inreid&enb 
geioefen,  um  jeglid^e  iQilflciftung  oon  aufeen  l^er  ju  oer^inbem.  2)ad  ift  ein 
fd^mad^er  ^untt  in  6roo!ei^'  SSerfud^en. 

2.  ijt  ed  bemiefen,  bafe  glorence  bei  einer  ©elegenl^eit  —  unb  mal^r* 
fd^elnlid^  aud^  bei  mel^reren  —  felbfl  atö  Äatie  aufgetreten  ifi.  ©ie  oeran* 
flaltete  nämlid^  1879  unb  1880  in  „British  Association  of  Spiritnalists" 
eine  Steige  oon  ©ifeungen,  in  benen  Äatie  fid^  jeigte.  einige  antoefenbe 
fienen  fd^öpften  aber  aSerbad^t,  bafe  glorence  (bie  bamafe  oerel^etid^te  2Wrd. 
©omer)  felbfi  ben  ©eifi  im  meinen  (Setoanbe  barftellte.  3«  ^^  ©ifeung 
am  9.  3anuar  1880  fprangen  Re  beiJl^alb  plöftlid^  l^eroor  unb  ergriffen 
5tatie,  meldte  bei  ber  Unterfud^ung  fid^  benn  aud^  atö  3Rrd.  @omer,  nur 
befleibet  mit  ^laneQunterjeug  unb  Äorfett,  ermied. 

S)ie  ©piritifien  erflarten  biefed  fd^merjlid^e  ©reignid  atö  eine  „^eubo* 
moterialifation".    35ad  SKebium,  meldte«  in  2:rance  liege,  fömte  leid^  unter 


284 


(Erooled  unb  bie  pfpd^ifd^e  Uraft. 


bcm  einPuffc  einer  äutofuflgeflion  bal^in  lomtnen,  unberoufet  ate  ®eift  auf* 
julreten,  el^c  bie  wirftid&e  aWaterialifation  begonnen  ^abe.  2)iefe  erflärung 
ift  unjrocifel^aft  rid^tig,  teiber  ifl  nur  bii^^er  fein  einjiger  füd^^altiger  aSemeiö 
bafür  geliefert  roorben,  bafe  nur  einjelne  unb  nid&t  ade  9»aleriaßfationen 
5pfeubomaterialifationen  biefer  ober  ä^nlid^er  art  finb.  —  äufeer  SroofeiJ'  »Üb 
oon  Äatie  Älng  unb  glorence  6oof  giebt  e«  gegenwärtig  nur  eine  einjige 
iuoerläfftge  gi^otogrop^ie,  n)e((i^e  @eift  unb  SRebium  gleid^jeitig  )eigt.  3)iefe 
aufnähme  ijl  1887  oonStlfälou)  in  einem  ^Prioalfreife  in  fionbon  getnad^t 
TOorben. 


gig.  32. 


Sifi.  83. 


Patie  Ping  unb  ^lorence  Soof. 
V^otogr.  oon  Sroole«  (6.  282). 


C  g  l  i  n  g  1 0  n  unb  ein  unbef annter  (Seift 
il^botogr.  Don  UffAton)  (3.  284). 


3ebe  aWögUd^feit,  bafe  ba«  SKebium  l^ier  eine  Unterflüfeung  oon  aufeen 
l^er  befommen  fönnte,  fc^ien  auiJgefd^Ioffen  ju  fein,  aber  ha^  SMebium  war 
ber  befannte,  wieber^olt  bei  Betrügereien  ertappte  ©glington^  ber  ®eifl  aber, 
roeld^er  nid^t  nä^er  oon  ben  Slnroefenben  unterfuc^t  würbe,  fielet  —  einer  '!ßnp\>e, 
bie  aus  3Jla^U,  ^od,  äSetttud^  ic.  gebilbet  ift,  nid^t  una^nUd^  (orgl.  obenfiel^enbe 
gig.  33).  S)ie  Driginatpl^otograpl^ie  felber  ift  fo  unbeutli^,  bafe  man  fid^ 
wirMid^  juerfi  fragen  mufe,  ob  ber  „®eifi"  nid^t  ba«  SMebium  unb  ba« 
9Rebium  nid^t  eine  $uppe  ifl.  3lud^  fd^liegt  affäfomd  lange  ©d^Uberung 
ber  SSorgänge  in  ber  Si^ung  teineiSioegd  bie  3Röglic^!eit  au&,  bag  @glington 
beibe  SRotten  gefpielt  l^at,  inbem  er  abmed^fetnb,  je  nad^bem  e&  angebrad^t 
war,  balb  in  feinen  eignen  Äleibem  unb  batb  in  benen  be«  ^©eifie^"  auf- 
trat.   SebenfaÜi^  mufe  man  fagen,  bafe  bi«  jefet  nod^  fein  pofitioer 


^ie  SRateriaKfotionen.  285 


unb  unanfed^tbarer  SetoeiiS  für  bie  äBirtUd^teit  ber  SRaterian« 
fationen  geliefert  worben  ifl. 


2)ie  @eifierpl^otogrq)l^ieen  }erfaOen  a(fo,  n)ie  tDir  gefeiten  l^aben,  in  {toei 
@nippen:  in  93i(ber  oon  ©eifient^  toeld^e  ben  ÜRenfd^en  (meDeid^t  mit 
Sitönal^me  ht&  TltbinmS)  ni^t  gleid^jeitig  ftd^tbar  ftnb,  unb  in  fo(d^e^ 
in  benen  ber  ®eifl  )u  gleid^er  3^t  oon  niel^reren  gefeiten  wirb.  aSon 
aQen  9i(bem  ber  erßen  Jtlaffe  ifl  ed  enttoeber  atö  fidler  ober  bod^ 
l^öd^fi  toa^rfd^einßd^  nad^getoiefen,  bag  man  mit  ben  platten  irgenb  n)e(d^e 
betrügerifd^  Afinfte  vorgenommen  ^at.  2)agegen  ftnb  bie  wenigen  93i(ber 
ber  jmeiten  ftlaffe,  meldte  epfüeren,  oon  aWännem  gemad^t  morben,  beren 
Stome  aKerbingi^  baffir  bürgt,  bag  bie  pl^otogropl^ifd^e  patte  feiner  unreb* 
lid^  aRanipu(ation  untermorfen  morben  ifl.  3l6er  in  aDen  biefen  fällen 
ifi  junäd^jl  ber  pl^otogropl^ierte  „®eijl"  uub  feine  Statur  felbft  nid&t  über 
jeben  S^ü^^l  erl^aben.  äBeiter  aber  ifi  aud^  mit  bem  ß^S^f^än^ni^/  ^<^^ 
n>enigflen«  einige  biefer  Silber  ,,ed&t"  finb,  b.  1^.  ^eroorgerufen  burd& 
anbere  SRittel  aü  burd^  bie  uniS  betannten  92aturh:äfte,  fär  bie  äBa^r» 
^t  bei^  @piritii^muiS  nod^  nid^ti^  ben)tefen.  dxoote^,  ber  bod^  einer 
ber  erfa^renften  ^orfd^er  auf  biefem  ©ebiete  ifl,  bel^auptet,  mie  mir  oben 
gefe^n  l^aben,  bag  man  fid^  fel^r  mol^(  benfen  tonne,  bie  ©eiflergeflalten  feien 
nur  burd^  bie  pfpd^ifd^e  Äraft  beö  aWebium«  felbft  l^eroorgerufen.  ©iefen 
(Sebonfen  l^at  @.  x>.  ^artmann  in  ber  neueflen  3^^  mieber  aufgenommen  unb 
im  einzelnen  burd^gefäl^rt,  inbem  er  bemeift,  mie  bie  meiflen  mebiumiftifd^en 
^l^änomene  burd^  jene  Äraft  leidet  erflärt  werben  fönnen,  S)iefe  aWeinung«- 
oerfd^ieben^en  jnrifd^en  ben  @piritiflen  unb  OSultiflen  ^aben  fflr  und  in« 
fofern  3ntereffe,  ofe  fie  beuttid^  jeigen,  bafe  fomol^t  bie  fpiritifüfd&e  afe  aud^  bie 
oSultifUfd^e  S^l^eorie  auf  einer  l^öd^ft  unftd^eren  93aftd  rul^t.  9lur  baiS  moOen 
wir  fonflotieren,  bafe  bie  ©pirilifien  feinedroegiS  ben  enbgültigen  ©ieg, 
ben  fie  oon  ben  3Wateriatifationen  erwarteten,  erlangt  ^aben. 

^er  SSoDflönbigteit  l^alber  fei  l^ier  nod^  ermäl^nt,  bag  man  auger  ben 
^l^otograpl^ieen  nod^  einen  anberen  mel^r  l^anbgreiflid^en  »cmei«  für  bie 
SRoleriaßfation  ber  ©eifter  l^at,  nämßd^  Slbgüffe  oon  ben^änben  unb 
güfeen  ber  ©eiflcr.  S)er  amerilanifd^  ©eologe  ^profeffor  3)enton  l^at 
ben  9iu^m,  juerfi  fold^e  9(bgüffe  l^ergefleHt  }u  l^aben.  @r  l^atle  bie  93eobad^tung 
gemad^t,  ba&  man,  wenn  man  ben  ginger  abroed^felnb  in  gefd^moljened 
^Paraffin  unb  in  falteiS  SBaffer  taud[it,  einen  biefen  ^paraffinüberjug  über 
ben  ginger  erl^ält,  ben  man  abnel^men  fann,  ol^ne  il^n  ju  befd^abigen. 
SBerni  man  bann  bie  ^araffinl^ülfe  mit  @ipiS  füDt,  fo  erhält  man  einen  ganj 
genauen  Slbgufe  bed  gingerd;  jebe  5pore  unb  Sinic  in  ber  fiaut  jeigt  fid^ 
on  bemfelben  fo  beutlid^,  bag  lein  Äünfller  ben  ginger  fo  genau  roieberju«^ 
geben  oermag.  SSon  biefer  ©ntbcdfung  mad^te  er  in  einer  aWatcrialifation««^ 
ft^ung  @ebraud^  unb  erl^ielt  3lbgaffe  oon  gingem,  bie  leine  9lel^n(id^teit  mit 


286  QMntv  unb  bie  oierbimenftonalen  SBefen. 


bencn  bcr  Slntoefenbcn  l^atten.  ©pöter  l^aben  bie  ©plritifien  auf  biefe 
äBeife  Slbgflffe  oon  ganzen  ^änben  unb  ^figen  er)ie(t,  unb  fie  betrad^teten 
biefeiS  atö  einen  aujSgejeid^neten  Sewei^  fär  baiS  9Ritn)irfen  ber  ©eifler.  S>enn 
eine  fo((i^e  $arafftnfonn  tann  nad)  i^rer  93e^auptung  nid^t  oon  ber  ^anb 
einei^  SRenfd^en  gejogen  xoexhtn,  jol^ne  }u  }erbred^en^  ba  bie  ^anb  burd^  bie 
enge  Oeffnung  beim  ^anbgelenl  l^inburd^  muB.  2Benn  eine  fold^e  ^orm  a(fo 
unbefd^äbigt  bleibt,  fo  mu^  fte  oon  einem  meniger  materieOen  SBefen  l^er* 
flammen,  (d&  ber  9Kenfd&  e«  ifi. 

2)en  ORu(tifien  gegenüber  \)at  biefe  93el^auptung  offenbar  feinen  großen 
SBert;  benn  menn  bie  pfpd^ifd^e  Rraft  an  irgenb  einem  Ort  im  ^aume 
ettoad,  bad  einem  (ebenben  äSefen  äl^nUd^  VH,  ^eroorbringen  !ann,  fo  tarnt 
fte  biefei^  äBefen  ftd^  aud^  an  bem  Orte  auflöfen  unb  oerfd^minben  taffen, 
tomn  bie  gorm  gebilbet  ifi.  ©o  famt  man  alfo  ebenfaDtö  mit  4^ilfe  ber 
pfpd^ifd^en  Jtraft  bie  @ntfiel^ung  biefer  ^arafftnformen  erttiren. 

3nbeÄ  ift  ber  burd^  bie  ^arafflnformen  gelieferte  Seioeiö  für  bie 
^alerialifation  ber  ®eifter  ebenfoioenig  fttd^l^altig  mie  bie  anberen  93en)eife, 
toeil  biefe  formen  gleid^fadiS  unter  burdl^ui»  un}uoerläfftgen  Umfidnben  in 
ben  ©piritiftenftgungen  entfianben  ftnb.  3n  9Dtf4ton)iS  ,,9tnimiiSmud  unb 
©piritidmuiS''  %^.  I.  ftnben  ftd^  jal^lreid^e  93erid^te  über  berartige  ©i^ungen. 
Salb  gleid^en  bie  gemonnenen  formen  ooQfommen  ben  ^finben  unb  ^gen 
beiS  9RebiumiS,  balb  nid^t.  äBaiS  aber  ben  le^teren  ^aO  betri^,  fo  toirb  nirgenbi^ 
eine  ©arantie  bafür  gegeben,  bag  bai^  äRebium  bie  ^orm  nid^t  oor  ber 
©i^ung  fd^on  bei  fid^  gel^abt  l^at.  @nblid^  ifi  aud^  bie  Sei^auptung,  bag 
ein  aWenfd^  bie  über  feiner  $anb  ober  feinem  gufe  l^ergefieDte  gorm  nid^t 
unoerle^t  abfireifen  tann,  ganj  an&  ber  £uft  gegriffen.  @iS  gel^ört  für  oiele 
nur  geringe  Uebung  baju,  um  hai  möglid^  )u  mad^en.  9Bir  merben  im 
legten  Seil  bed  Sud^ed  nä^er  l^ierauf  einge^. 


3n 


3öirner  unb  &ie  vuxbimcttifionatm  Gefeit. 
JWb  J^fiji^ograp^ie  ober  bie  hmktt  Ätljriff. 


fn  ber®efd^id^tebe«©piritiÄmuiJnimmtgriebrid^3öllner  (geb.  1834^ 
gefl  1882),  ^profefforberafirop^pfifinfieipjig,  eine  ä^nlid&e©tettung  mieSBiUiam 
€rootei»  ein.  2)aiS,ioad  bie  Unterfud^ungen  biefer  beU>en  äRomter  bebeutungdooD 
mad^t,  ifi  nid^t  bie  SReu^eit  ber  beobad^teten  5ßl^änomene;  benn  biefelben  ^^fi» 
nomene  maren  ben  ©piritifien  mel^r  ober  toeniger  fd^on  lange  oorl^er  betannt. 
älDe  frül^eren  Serid^te  aber  über  berartige  @rfd^einungen  fiammten  fafi  aud« 
fd^lieglid^  oon  fiaien  l^er,  oon  9Rännem  ober  ^^^auen,  meld^  ol^ne  miffen« 
fd^aftlid^e  Silbung  toaren  unb  niemate  einen  SemeüS  bafür  geliefert  Ratten, 


S)te  ^fpdjograp^ie  ober  bic  birelte  ©c^rift.  287 


ba6  fie  genüflenbe  Uebung  im  SBeobad^iten  unb  ©Eperimcnticren  befafeen.  3fn«» 
folflcbeffcn  na^m  man,  befonberi^  in  ber  ©elel^rtemoelt,  bic  Sendete,  roeld^e 
ben  !Raturgefegen  bod^  oödig  tDiberfprad^en,  mit  großem  SRigtrauen  auf. 
ä(nberd  aber  flcllte  fid&  bie  ©aci^c,  afe  jtoci  fo  naml^afte  @Eperimcntatoren, 
me  Srooted  unb  QiMtx  ed  anerfanntermagen  loaren,  nad^  langen  Unter- 
fud^ungen  für  bie  äSHrtlid^Ieit  ber  $^änomene  in  bie  @d^raitfen  traten. 
Sfyte  SRitteilungen  lonnte  man  nid^t  ol^ne  weitere^  atö  ein  ^l^antafteprobuft 
oon  ber  ^anb  meifen.  ©ntweber  mußten  bie  beobad^teten  ^l^änomene  ftd^ 
ereignet  l^aben,  ober  man  mugte  nad^meifen,  mie  bie  berül^mten  ^orfd^er  fid^ 
unter  ben  gegebenen  Umfiänben  bod^  Ratten  irren  fönnen.  S)ie  S3ebeutung 
il^  @intreten^  für  ben  @piritii^mui»  erl^edt  am  befien  barauiS,  bag  einerfeit^ 
bie  Sbtl^ger  bei^felben  fid^  ü^ren  ©egnern  gegenüber  ftetiS  auf  bie  9(utorität 
biefer  gorfd^er  berufen,  mäl^renb  anbererfeiti^  gerabe  il^r  auftreten  ber  3lnla& 
p  auiSgiebigen  unb  intereffanten  Unterfud^ungen  barüber  gemorben  x%  unter 
loeld^en  93erl^ältniffen  unb  in  meld^em  Umfange  man  fid^  überhaupt  auf 
Seobad^tungen  unb  93erid^te  anberer  oer(a{fen  barf.  Sroote^'  unb  Qiünex^ 
mtRenfd^aftUd^e  Autorität  l^at  bal^er  fomol^l  für  bie  ©piritiften  afe  bercn 
®egner  eine  größere  93ebeutung  gel^abt,  afe  bie  Saufenbe  pon  B^^niff^"/ 
bie  anbere  für  biefe  @ad^e  abgelegt  l^aben.  9(ui^  biefem  ®runbe  befd^äftigen 
mir  nn^  ^auptf&d^Ud^  mit  ben  9iefu(taten  biefer  ^orfd^er  aud^  bei  ben  ^l^äno« 
menen,  bie  anbere  fd^on  lange  oor  il^nen  beobachtet  l^aben. 

QSÜnex^  SBerfud^e  mürben  fämttid^  mit  bem  amerifanifd^en  9Kebium 
^enrp  @(abe  aui^efül^rt  unb  umfaßten  l^auptfäd^Ud^  jmei  3lrten  oon  ^^^ 
nomenen:  bie  ^^birrfte  ©d^rift"  unb  bie  „S)urd&bringtid^Ieit  ber  3Raterie". 
3ebe  biefer  ©ruppen  foQ  nun  im  3uf ammenl^ang  mit  ber  eigentümtid^en  Xl^eorie^ 
loeld^e  ^iüntx  }ur  @rf(&rung  ber  ^l^änomene  aufftedte,  naiver  befprod^en 
loerben. 

S)ie  ,,birefte"  ober  „pfiid^ifd^e  ©d^rift"  mürbe  juerft  oon  bem 
liolänbifd^en  93aron  £ubmig  oon  @ü(ben{fatbbe  gemeinfd^aftlid^  mit  feiner 
©djimefier  3ulie  entbedt.  ®r  l^at  einen  SBerid^t  über  feine  SBerfud&e  unter 
bem  3;itet:  „Pneumatologie  positive  et  experimentale",  ^ßarii^  1857, 
lierauiSgegeben.  SuiS  biefem  äBerle  gel^t  l^eroor,  bag  er  ein  ungemöl^nßd^ 
gutejS  äWebium  gemefcn  fein  mufe,  ba  er  unter  fold^en  Umpänben,  unter 
benen  ein  anberei^  äRebium  laum  etma^  l^ätte  auiSrid^ten  tonnen,  bod^  iu)d^ 
aiefultate  erjielte.  (gr  begann  bamit,  ^Papier  unb  SIeiflifte  in  ein  oer» 
fd^tojfeneÄ  ftäfid^en  ju  legen;  ben  ©d^Iüffet  ju  bemfelben  trug  er  beftänbig 
bei  fid^.  aSon  3^*  J«  3^*  reoibierte  er  ba«  ^ßopier.  9lad^  bem  35erlaufe 
oon  jmölf  Sagen  jeigten  fid^  juerfi  einige  mpftifd^e  S^id^m  auf  bemfelben. 
85ei  einer  fpäteren  Seobad^tung  aber,  mo  baiJ  Ääfid&en  geöffnet  war,  fal^  er 
beutlid^  bie  ©d^rift  auf  bem  Rapiere  gteid^fam  entfiel^en,  ol^ne  bag  ein  S3(ei' 
fHft  angemanbt  rourbe.  aSon  ber  3^*  «n  gab  er  ben  ©ebraud^  be«  Slei» 
fUfted  ooOfiänbig  auf  unb  erhielt  admä^Ud^  Xaufenbe  oon  ^fpd^ogrammen 


288  Qdüntt  unb  bie  oietbimenfionalen  SBefen. 

einfad^  baburd^,  bag  er  ein  Si&d  toeiged  Rapier  auf  ben  %i^^  in  feiner 
©tube  ober  auf  ha&  ^popoment  irgenb  einer  ©tatue  eine«  öffentlid^en  Oe«^ 
bäube«,  auf  ©robpeine  in  5lird^  ober  auf  Äird&l^öfen  legte.  SMefe 
SRanifeflaäonen  fanben  im  9lntilenfaa(  be«  Sonore,  in  ber  2)ontIird^  )u 
©ttint«S)enii5,  im  »ritifl^  SKufeum,  In  ber  aSBeftaninftersSlbtei,  auf  oerfd^iebenen 
Äird^l^öfen  in  ^ari«  u.  f.  f.  oft  in  ©egenwort  jal^treid^er  Sengen  flott. 
®tetö  waren  e«  bie  ©eiflcr  berül^mter  SBerfiorbener,  n>eld^e  bie  ©djrift  au«« 
fäl^rten;  fowo^I  ®a(benfhtbbe  ate  aud^  feine  @d^n)efter  fo^en  ben  ®eifl  bei 
ber  3lrbeit.  9(e^n(id^e  9iefu(tate  finb,  fooiel  man  meig,  meber  frä^  nod^ 
fpäter  oon  irgenb  einem  SRebium  erreid^t  movben. 

2)a«  SRebium,  meldte«  nfid^fi  ©aibenfhtbbe  ba«  Snertoarbigfle  auf  bem 
©ebiete  ber  ^Pfpd^ograpl^  geteiftet  l^at,  ifl  ber  oben  genannte  Slmerifaner 
©labe.  3n  feiner  Heimat  fott  er  e«  fd^on  1860  ju  birefter  ©d^rift  ge* 
brad^t  l^aben.  93erül^mt  mürbe  er  jebod^  erfl,  atö  er  1876  nad^  fionbon 
fam  unb  l^ier  öffentlid^e  ©ifeungen  abhielt.  S)iefe  enegten  ein  unge^rc« 
9luf)e^en;  eine  groge  Slnjal^l  mel^r  ober  meniger  befamtter  äRömter  nai^m  an 
benfelben  teil;  in  S^tungen  unb  3^itfd^riften  berid^teten  fie  über  il^re  ^Ba^i^ 
ne^mungen.  &n  großer  2;eil  biefer  3leferate  finbet  ftd^  gefammett  in  einem 
Meinen  intereifonten  83ud^e:  „Psychography,  a  treatise  on  one  of  the 
objective  forma  of  psychic  or  Spiritual  phenomena,**  by  M.  A.  (Oxon.), 
Sonbon  1878;  aufeerbem  finb  nod^  »erid^te  über  äl^nlid^e  ©iftungen  mit 
anberen  aWebien  in  bemfetben  enll^atten.  35er  SBerfaffer  befprid^t  unter 
anberen  aud&  einige  feiner  eignen  SBerfud^e  mit  ©labe,  aber  biefeften  jtnb 
fo  furj  gefaxt  unb  oberfläd^lid^  befd[irieben,  bafe  pe  ganj  roertlo«  ftnb. 
®rö&ere  »ebeutung  bagegcn  l^aben  bie  Serid^te,  meldte  oon  ben  3Witgliebem 
ber  British  Association  of  Spiritualists  gegeben  roorben  ftnb.  SHefer 
SBerein  roünfd^te  ©labe«  ?ßräfiationen  einer  genauen  itontroHe  in  feinen 
eigenen  SRäumen  ju  unterwerfen,  ©lobe  willigte  unter  ber  Sebingung  ein, 
bofe  jebe«mol  nid^t  me^r  ol«  jwei  9Kitglieber  bei  ben  aSerfud^en  jugegen 
fein  foHten.  ©n  »ilb  oon  ben  Seiflungen  be«  9Kebium«  erl^oltcn  wir 
ou«  einigen  Serid^tcn  über  eine  ©iftung.  S)er  3lopport  eine«  9Kr.  ©bmonb« 
lautet: 

„©labe  crfc^icn  jur  ©iftung  bc8  Untcrfuc^ung^fomit^«  unb  würbe  in  bo«  Serfuc^« 
jimmer  geführt,  in  bem  er  je  2  2Witglieber  empfing.  SKr.  §onna^  unb  i(§  waren  bie 
legten,  bie  hinein  lamen.  SGßir  fanben  @Iabe  an  einem  gewöhnlichen  RUsppix\d^t  fte^enb, 
weither  sug^^c^  «tit  brei  ©tü^len,  auf  bencn  wir  fi^en  fottten,  adjt  bi«  $e^n  gu^  »on  ben 
übrigen  ÖJegenftänben  im  3immcr  entfernt  ftanb.  Son  ben  aRitgliebem,  welche  t»or  BWr. 
$onna^  unb  mir  bei  ©labe  gewefen  waren,  empfing  idj  jwci  2^afeln,  »on  bencn  bie  eine 
eine  gewöhnliche  ©c^ultafel,  bie  anberc  eine  3)oppettafel  mit  Scharnieren  war.  »ci  »e* 
ginn  ber  ©i^ung  würbe  eine  furje  ©otfc^aft  auf  bie  ©c^ultafel  gefdjrieben,  bie  ftc§  teil^ 
weife  unter  bem  Xifc^e  befonb.  SdJ  fprac^  bonn  ben  ffiunfc^  au«,  baj  etwa«  in  mein 
SiJotiabudJ,  ba«  ic^  ©labe  jugleic^  mit  einem  ©tücTd^en  eine«  blauen  »leiftifte«  reidjte,  ge* 
fc^rieben  werben  möge.  3Bir  bc!amen  bie  92ac^ric^t,  ba^  oerfuc^t  werben  fotte,  im«  eine 
S3otf(§aft  auteil  werben  au  loffen. 


^e  ^f^c^ograpl^ie  ober  bie  bitette  @(^rift.  289 


@(abe  ^iett  nun  bod  ^ofd^enbuc^  offen  unb  ooUfUinbig  [xdfythax  flBet  bem  ^ifc^e; 
er  legte  bann  baS  Stadc^en  SIeiftift  auf  bad  offene  »lott  unb  fd^Io^  bad  ^u^,  fo  weit 
ed  flc^  wegen  bed  bäumend,  mit  bem  er  bad  Sud^  an  ber  einen  ©de  ^ie(t,  mad^en  lie^. 
3nner^  einer  3Rinute  ^drten  wir,  ba^  gefc^rieben  würbe  unb  jroar  o^ne  irgenb  eine 
Bewegung  oon  feiten  bei^  HJlebium^/  inbem  fowo^I  bai^  Sud^,  atö  auc^  Slabed  beiben 
^änbe  ooOIommen  ftc^tbar  waren;  ed  fanb  fic^  benn  ouc^  xtnxllx^  eine  fc^riftlic^e  9Kt« 
teilung  im  8uc^e.  lHhin  würbe  ein  Stüdc^en  Griffel  auf  bie  eine  ^dlfte  ber  ^o^ipeltofet 
gelegt  unb  bie  anbere  ^Älfte  gefc^loffen,  fo  ba^  ber  ©riffel  jwifc^en  ben  beiben  2:afeln 
lag.  8labe  ^ie(t  bie  gefc^Ioffene  ^afel  einen  älugenblicf  unter  bem  ^ifd^,  aber  auf 
$>anna^«  SUifforberung  ^in  würbe  fie  auf  ben  %i\^  gelegt,  wo  @labe  fie  nur  mit  ber 
Spije  feiner  Jinger  beruhe.  Sil«  bie  2:afel  auf  ben  a:ifc^  gelegt  würbe,  öffnete  ©labe 
fte  unb  geigte  und,  ba(  fie  noc^  nid^t  befd^rieben  wAre.  Ungefähr  im  felben  Slugenblicf 
^drten  wir  aber,  ba^  gefc^rieben  würbe,  unb  M  wir  bie  ^afel  öffneten,  fanben  wir  einen 
80^  barauf;  biefe  SJHtteilung  würbe  oon  9Rr.  $annal^  unb  mir  aufbewahrt  unb  babi»c^ 
bezeugt,  ba^  wir  unfere  !Ramen  auf  ben  Stammen  ber  Xafel  fc^rieben." 

3kt.  ^anna^d  9{apport  ftimmt  in  ^ejug  auf  ben  erften  unb  legten  ^erfud^  in 
aflem  SBefentlic^en  mit  92r.  ®bmanbd'  Seric^t  ttberein;  ed  ift  bed^lb  überflüfftg/  biefe 
beiben  Slbfc^itte  in  bemfelben  ju  wieber^olen.  ^Dagegen  lautet  fein  Seric^t  über  ben 
Serfuc^  mit  bem  Safc^enbuc^e  bod^  etwaig  anberd: 

^Ttt,  ^bmanbd  fprac^  ben  äSunfc^  aud,  ba^  etwaig  in  fein  Safd^enbuc^  gefc^rieben 
werben  möge.  ^  würbe  ein  @tdrfc^en  eined  bunten  SleifHfted  auf  badfelbe  gelegt,  unb 
@labe  l^ielt  ed  ooUftdnbig  offen,  ^alb  fic^tbar  unb  ^alb  oerbedtt,  unter  ber  (Mt  ber  ^ifc^« 
platte.  3m  Serlaufe  einer  Wnui^  fc^ien  bad  9u(^  ol^ne  irgenb  eine  Bewegung  oon 
feiten  bed  äRebiumS  erf (füttert  $u  werben,  unb  wir  hörten,  ba^  etwad  gefc^rieben  würbe; 
bad  I3u(^  fowo^l,  wie  @labed  beibe  $dnbe  waren  fid^tbar." 

@iS  tfl  einleud^tenb,  bag  beibe  93erid^te  nid^t  gan)  tDal^r  fein  Idnnen. 
SRad^  bem  einen  ^ielt  ©labe  boiJ  Sud^  gefd^Ioifen  über  bem  Xi^^t,  ber 
anbere  Serid^t  fagt  aber  gerabe  bai^  @egenteil,  bag  ha^  93ud^  geöffnet  unb 
teiln>eife  unter  bem  Xi^d^e  war.  S)aS  ifi  aber  nid^t  bie  einjige  ©ifferenj: 
aud(^  in  ben  S3erid^ten  ber  anberen  Jtomit^mitgtieber  finben  fld^  äl^nßd^e, 
roenn  aud^  nid^t  ganj  fo  bebeutenbe  äbweid^ungen.  äuBerbem  ignoriert  ein 
»erid^t  l^äufig  äufeerfi  toid^lige  3)inge,  rocfd^e  ein  anberer  befprid^t.  ©o 
fögt  j.  8.  ©bmanb«  in  feinem  oben  angeführten  Öerid^te,  ba&  man  bie 
ajoppettafel  unterfud^te,  afe  fie  auf  ben  SJifd^  gelegt  würbe;  aber  aWr. 
ioonnal^  ermäl^nt  biefe«  mit  feinem  SBorte.  SBem  foll  man  nun  glauben? 
aSBenn  bie  oerfd^iebenen  Serid^te  über  biefelbe  ©ad^e  fo  fel&r  bifferiercn  unb 
und^tige  Umfiänbe  oerfd^meigen,  fo  fleigert  ba«  wal^rlid^  nid^t  ba«  aSertrauen 
iur  3uoerläffigfeit  be«  Seoba^ter«.  3a  e&  ifl  nid^t  auägefd^lojfen,  bafe  beibe 
^orteien  aud^  ba,  roo  fie  übereinfHmmen,  fid^  geirrt  l^aben  fönnen,  unb 
mon  fann  nid^t  bel^aupten,  bafe  bie  Unterfud^ungen  ber  „British  Association 
of  Spiritualists**  irgenbroie  bttju  gebient  l^aben,  ©labe  oon  ber  gegen  il^n 
erhobenen  atnilage  wegen  Setrugeö  ju  entlafien. 

a3alb  nad^  ©labe«  Slnfunft  in  ßonbon,  maJ^rfd^einlid^  im  ©eptember 
1876,  fafete  ber  3oologe  ^ßrof.  JJanlejler  ben  SBerba^t,  bafe  ©labeö 
fieifhingen  nur  gemanbt  auggcfül^rte  SJafd&enfpielerfünfie  wären.    S)a  ©labe 

Seemann,  Sberglaiibe  unb  3au6erei.  19 


290  3öQnei:  unb  bie  metbimenfionalen  äBefen. 

nun  einmal  eine  angebKd^  reine  Safel  unter  ben  Xifd^  gebrad^t  ^atte,  rig 
fionfejler  bie  Xa^d  oon  il^ni  fort  unb  fanb,  bafe  bie  ,,®eifierbotfd&aft^  fd&on 
barauf  flanb.  @r  l^atte  @(abeiS  ^anb  unb  9(rm  {id^  fd^on  oorl^r  bemegen 
feigen,  gonj  fo,  ald  ob  er  auf  bie  Safel  fd^riebe.  $ierauf(|in  erl^ob  &axät\ttx 
gegen  @tabe  eine  älnllage  n^egen  SetrugeiS  unb  biefer  n)urbe  oud^  nad^  bem 
,;8anbfireid^ergefe6"  ju  brei  SRonaten  ©efangniiS  mit  fd^roerer  arbeit  oer* 
urteilt.  Sei  ber  Berufung  gegen  biefe«  Urteil  oenoarf  baiJ  Slppellation«* 
gerid^t  baiSfelbe  jroar  wegen  eine^  in  ber  erften  Snflonj  begangenen  gorm* 
fel^leri^.  @tabe  muxbt  auf  freien  %n%  gefegt;  aber  bamit  mat  natärUd^ 
nod^  nid^t  beunefen,  bag  er  ben  äSetrug  nid^t  begangen  l^tte. 

@r  brad^te  bad  folgenbe  ^af)x  abn)ed^fe(nb  in  (Sngtanb  unb  ^oUanb 
JU.  3m  $erbfie  1877  fam  er  nad^  S3er(in.  ©eine  Seiflungen  erregten  ^er 
baiSfetbe  äluffel^en  n)ie  in  Bonbon,  aber  trog  aOer  9(n{lrengungen  gelang  ed 
ben  ©plritifien  bod^  nid^t,  Qdm\)ol%,  SSird^ou)  ober  anbere  berühmte  ®e* 
leierte  }ur  Unterfud^ung  ber  ^l^änomene  )U  bewegen.  2)agegen  befd^tog  ^bUntv 
in  Seipjig,  pd^  ber  ©ad^  anjunel^men.  Xm  15.  Slopembcr  1877  fam  ©labe 
infolge  feiner  ©inlabung  nun  jum  erften  3Wal  nad^  fieipjig.  3Kit  mehreren 
größeren  unb  geringeren  Unterbred^ungen  experimentierte  ^6ümx  nun  mit 
il^m  bi«  jum  3uni  1878.  ©tabe^g  A^Äraft"  erreid^te  unter  biefen  aSerfud^cn 
in  fieipjig  i|lren  ^öl^epuntt;  in  SödneriS  äbimefenl^eit  glitdEten  il^m  oerfd^iebene 
@£perimente,  meldte  il^m  fpäter  nie  mieber  gelungen  ftnb.  (Sine  Sefd^reibung 
biefer  aSerfud^e  nebft  ben  SRefultaten  l^at  Saliner  im  1.— 3.  Sanbe  feiner  ,,a5Hffen« 
fd^aftlid^en  Sbl^anblungen"  (Seipjig  1878/79)  ^erauiJgegeben.  3nbeffen 
^anbelt  nur  ein  Heiner  S^eil  biefer  2000  ©eiten  jäl^lenben  S3änbe  oon  ben 
aSerfud^en  felbfl  3)en  grö&ten  2;eil  be«  SBerfe«  nimmt  ein  wütenber  Singriff 
3öIIner«  gegen  oerfd^iebene  beutfd^e  ©elel^rte  ein,  weil  biefe  fid^  nid^t  auf 
eine  Unterfud^ung  ber  ©labefd^en  ^räfiationen  einlaffen  moOten,  ü^n  oiel« 
mel^r  fletiS  für  einen  gewanbten  Xafd^enfpieler  l^ielten,  ber  3^0^^^  beflänbig 
täufd^te.  2Benn  man  biefe  l^eftigen  SluiSföQe  lieft,  meldte  meifl  meit  über 
baiS  3^^^^  l^inauiSfd^iegen,  bdommt  man  aOerbingiS  unjmeifeli^aft  ben  (Sinbrud^, 
baß  3^'''"^  ^n  f^^n  (^6^^  fieben^ial^ren,  mie  t^  oielfadg  bel^auptet  morben 
ift,  nid^t  gan}  normal  gemefen  fei.  ©ein  @ifer,  bie  äBirllid^feit  ber  mebiumi« 
ftifd^en  ^l^änomene  nad^jumeifen,  ift  eine  ooOftönbige  SRonomanie  geworben, 
in  weld^er  er  alle«,  wai^  „roiffenfd^aftlid^e  SRetl^obe"  l^eifet,  oergifet.  Slnftatt 
gan)  genaue  aSerid^te  über  feine  ^rfud^e  }U  oeröffentlid^en  unb  auf  biefe 
äBeife  barjutl^un,  baß  iebe  9nöglid^Ieit  eine«  aSetruge«  unter  ben  gegebenen 
Umflänben  au«}ufd^liegen  ifi,  befd^ränft  er  ftd^  barauf,  in  wenigen  3^^ 
bie  SRefultate  ol^ne  ©d^lberung  ber  SRebenumfiänbe  mitjuteilen;  fobann  über^ 
fd^üttet  er  aber  feine  @egner  auf  oieleit  S)rudfbogen  mit  ben  au«gefud^tef)en 
@robl^eiten.  @ine  fold^e  2)arfteIIung  ift  aQe«  anbere  al«  eine  wiffenfd^oftli^e 
2lbl^anblung;  3öttner«  a3erid^e  gel^ören  ju  ben  wertlofeften  arbeiten,  bie  auf 
biefem  Oebiete  überl^aupt  geliefert  worben  finb. 


2)ic  2)urc^bringlic^leit  ber  SRotetie.  291 

3lur  ouönal^tni^rocife  unb  mcifleniJ  in  gonj  onberem  Qvi]ammetifyan%t 
t&§t  3öllner  ftd^  f^exob,  ha&  SBid^tigfie,  nätnlid^  bie  9le6enuinftänbe,  ju  fd^ilbem. 
93on  einem  feiner  merhoürbigflen  SSerfud^e  in  S3e)ug  auf  bie  birette  @($rift 
erjd^It  er  geleflentUd^  ^olgenbe«  (SBiifenfd^.  ab^.  8b.  2,  ©.  216,  3lnm.): 

^®8  TOUfben  atoei  x)on  mir  fcl6ft  gelauftc,  mit  Seieljen  oerfc^ene  unb  forgföltig 
gereinigte  ©djiefertafeln  mit  einem  ca.  4  SMimeter  bicfen  Sinbfoben  !reu}ioeid  feft  au< 
fammengebunben,  nac^bem  suoor  ein  ^tma  8  mm  bided  @|>{itter(^en  von  einem  neuen 
Sc^ieferftift  bo^wifc^en  gebracht  roax.  S)iefe  ^afel  n)urbe  bic^t  an  bie  @(fe  auf  bie  flotte 
eines  furj  }UDor  von  mir  felber  gelauften  Spieltifc^ed  von  9lu^baum^oii  gelegt.  äBä^renb 
mm  SB.  "SBeber,  ©labe  unb  iä)  am  Xi^^t  faften,  unb  mit  magnetifc^en  ©fperimenten  be^ 
f($äftigt  moren^  wobei  unfere  fec^d  $änbe  auf  bem  ^ifdje  tagen  unb  biejenige  8(abed 
über  s>oei  3u(  von  ber  Xa^tl  entfernt  maren,  begann  ed  plötUdJ  jnifc^en  ben  unberührten 
2;afeln  feljr  laut  ju  fc^reiben.     8U«  n>ix  bie  2;afeln  trennten,  ftanben  in  9  Seilen  bie 

folgenben  SBorte ^ie  Za^el  trug  bad  oor^er  von  mir  auf  berfelben  ange^ 

bradjte  S^^^i  ^^  ^nn  alfo  von  einer  ^ertaufc^ung  ober  oorangegangenen  ^räparation 
berfelben  nidjt  bie  ^lebe  fein." 

©ettfl  ein  niittelmäfeiger  2;afd^enfpie(er  wirb  imfionbe  fein,  etxoa^  auf 
ein  ?ßaar  jufammengebunbener  2;afeln  ju  fd[ireiben,  roäl^renb  jroei  alte  ®c« 
lehrte  in  anbere  SSerfud^e  vertieft  baneben  fi^en;  günfUgere  93ebingungen 
für  einen  betrug  löjfen  fid^  rool^l  faum  finben.  2(ber  3öttner  fielet  in  biefen 
unb  fil^nlid^en  Seiflungen  ein  3^wgniiS  oon  ber  SBirftid^Ieit  intelligenter,  oier* 
bimenfionater  SBefen.  S)a6  SBcfen,  bie  relalio  oerpänblid^e  ©äfee  fd^reiben, 
inteSigente  genannt  xotthm  müifen,  leud^tet  ein;  n)arum  ^iüntx  aber  {te 
„pierbimenfionar'  nennt,  werben  wir  weiter  unten  feigen. 

Wit  ©itn^brittglii^keif  ber  Materie. 

Qn  jal^lreid^en  SBerid^ten  über  fpiritifüfd&e  ©ifeungen  tieft  man,  boB 
mel^r  ober  weniger  feße  ©egenflänbe  pU^ßd^  in  einem  gefd^toffenen  Slaume, 
in  bem  fie  »orl^er  nid^t  gemefen  waren,  gefunben  worben  finb.  ©o  finb  gro&e 
Slumenbouquetd  Dor  ben  älugen  ber  Slnwefenben  in  bem  oerfd^loffenen  ©i^ungd« 
}immer  p(ögHd^  erfd^ienen.  2)inge,  weld^e  lurj  Dorl^er  an  einem  @nbe  be^  $aufei^ 
gefel^  waren,  finb  angebßd^  ol^ne  3utl^un  oon  SRenfd^en  in  einen  anberen  Staum 
gebrad^t  worben,  aWetattttumpen  in  l^ermetifd^  oerfd^loffene  ®ta«f[afd^en  ge» 
lommen  u.f.w.  6«  leud^tet  ein,  bafe  bergleid^en  ©reigniffe  Rd^  nid^t  gut  erMären 
laffen  ol^ne.bie  gäl^gfeit  ber  ©eijler,  ben  irbifd^en  ©toff  burd^bringlid^  ju 
mad^,  fo  ba&  nid^t  nur  bie  ©eifier  fetbfl,  fonbem  aud^  mel^r  materielle 
©egenpänbe  burd^  ben  ©toff  l^inburd^  gefül^rt  werben  fdraien,  ol^ne  eine  ©pur 
oon  biefer  ^affage  ju  l^interlajfen.  S)iefe  ^p^finomene  werben  bei^l^alb  mit 
3led^t  afe  bie  meriwürbigften  ©rfd^einungen  unter  ben  ^ßräftationen  ber 
aWebien  angefel^en,  ba  fie  ooUftänbig  ben  un«  bcfannten  SRaturgefefeen  wiber^ 
fpred^en.  9lber  anbererfeit^  ifi  e^  oud^  Har,  ba&  e«  ungemein  fd^wierig  ifl,  biefe 
art  oon  aJerfud^en  ju  fontroHieren.  2)enn  ba  ber  ©egenfianb  immer  gonj  un^ 
erwartet  unb  unoermutet  in  bem  abgefd^Ioffenen  SRaum  erfd^eint,  fo  wirb  t^ 


292  3^IIneir  unb  bie  Dtetbimenflonalen  SBefen. 

nad^trägtid^  beinol^  unmdgHd^  fein,  }tt  tonflatteren,  ob  er  nid^t  fd^on  hn  oor« 
oitö  auf  natflrlid^em  SSege  l^ineingebrad^t  toorben  i{L  ^ier  ^fingt  aOeS  oon  ber 
Umfld^t  unb  ©enauigleit  ber  Seobadjfter  ab,  unb  ein  Serid^t,  xoüifytt  über« 
jeugen  foO,  mug  äugerfl  betdOierte  äRittet(ungen  Aber  aded,  n)aiS  bie  ä9eoba(i^ter 
unb  bai^  9Rebium  aui^efäl^rt  l^aben,  entl^alten.  9(ber  bie  Sefd^reibungen, 
bie  hü  legt  in  ber  £itteratur  oorliegen,  erffiOen  niü^t  einmal  bie  befd^benfien 
Stnforberungen  in  biefer  »ejiel^ung. 

einer  ber  ätteflen  aSerfud^e  biefer  Srt  würbe  im  Saboratorium  \>t^ 
amerilonifd^en  ©^eniifer»,  ^profejfor  $are,  im  3a^re  1858  auggefül^rt.  «ufeer 
bem  9Rebium,  einem  jungen  äRann  oon  19  3<^ren,  mar  nur  ^re  unb  ein 
Dr.  gkteriS  anmefenb;  oon  (egterem  rül^rt  bie  ein}ige  oorl^anbene  93efd^reibung 
ber  SSorgänge  ^.  2^tx^  erl^ielten  fte  einige  SRitteitungen  oon  ©eiflem 
mittelp  be«  ^^Spiritoffop«^.  S)iefe«  war  ein  oon  $are  erfunbener  Slpparat; 
ti  beflanb  mefent(i(i^  avi&  einem  3^^^/  ^^^  <^uf  ^  oerborgened  Slpl^abet 
mieiS,  fo  ba§  bad  SRebium  bie  angezeigten  Sud^ftaben  nid^t  miffen  lornite. 
@ine  biefer  Stitteilungen  lautete:  „&a^  Dr.  $eter^  jmei  ^afd^en  unb  }mei 
@tüde  ^(atin  in  ben  Jtafien  (egen.^  $are  ftanb  auf  unb  na^m  }mei  l^er« 
metifd^  oerfd^loffene  ^tafd^en  unb  jmei  Jtlumpen  ^(atin,  in  ber  ©röge  oon 
Sfld^fenlugeln.  2)iefeiS  mürbe  in  einen  langen,  fd^malen  Jtaflen,  ber  auf  bem 
a:ifd^e  panb,  gelegt;  Dr.  ^peter«  unterfud^te  benfelben  forgfältig,  ol^ne  etmai^ 
aSerbäd^tige«  in  feiner  (Sinrid^tung  §u  finben.  S)er  ^^m  mürbe  bann  oer« 
fd^loffen,  unb  man  ging  mieber  ju  ben  SSerfud^en  mit  bem  @piritoffop  aber. 
9lad^  55  äRinuten  teilte  ber  3lpparat  mit:  „Sßir  ^aben  eine  ®abe  für 
Dr.  $peter«;  laB  il^n  jumÄafien  gel&en  unb  fie  neigen."  S)er  Äapen  panb 
nur  einen  gug  oon  ^peter«  entfernt;  afö  er  i^n  öffnete,  fanb  er  bie  beiben 
^latintugeln  in  ben  l^rmetifd^  oerfd^loffenen  ^lafd^en. 

aRel^r  enthält  ber  a3eri(!^t  oon  Dr.  ^eterd  nid^t.  @^  mirb  fein  äBort 
baoon  ermaßt,  wa^  in  ben  55  SRinuten  gefdjfa^,  bie  bie  (Seifler  gebraud^ten, 
um  ha&  ^latin  in  bie  e^lafd^en  )u  bringen.  SBir  erfahren  nur,  bag  bie 
©elel^rten  mit  bem  ©piritoflop  weiter  arbeiteten,  aber  baiS  gefd^a^  bod^ 
wo^l  laum  eine  ganje  @tunbe  lang  ununterbrod^.  Sud^  eno&^ 
Dr.  ^eteriS  nid^t,  wie  oft  er  ben  Aaflen  wäl^renb  ber  langen  3^  <tu§  ben 
älugen  oerlor;  enblid^  enthält  ber  Serid^t  teine  @pur  eined  93eweifed,  bog 
bie  glaf d^en  unb  bie  ^latinfugeln  am  ©d^lujfe  be«  @jperimentei8  biefelben  woren, 
wie  am  9lnfang.  3m  £aufe  oon  55  SRinuten  lonnte  ba^  9Rebium  leidet 
©elegenl^eit  finben,  ben  Äafien  ju  öffnen  unb  ben  Snl^alt  mit  glafd^en,  bie 
^latintugeln  entl^ielten,  }u  oertaufd^en.  ^eterd'  93erid[it  giebt  und  atfo 
feine  Garantie  bafür,  bag  bie  @ad^e  nid^t  auf  ganj  natürlid^e  äBeife  oor  ftd^ 
gegangen  ifi. 

aSon  einem  äl^nlid^n  ©reignid  berid^tet  Sroolei^.  @d  l^anbelt  ftd^  ^ 
um  eine  Heine  ©lodfe,  weld^e  plöftlid^  aud  einer  ©tube,  in  ber  jwei  ilnaben 
il^re  ©d^ularbciten  mad^ten,  oerfd^wanb,  unb  bann  in  bem  forgfältig  oer» 


^ie  ^utd^bringlic^Ieit  ber  aRaterte.  293 

fd^loffenm  3*^"^^^^  fö^  fpiritiftifd^e  ©ifeungcn  auftaud^tc.  3^^^  Umftänbc 
flnb  l^ierbei  iebod^  fel^r  i)erbäd^tig.  einmal  fcnnen  totr  ©roofc^'  aWetl^obe  ju 
berid^ten  fo  gut,  bafe  man  feiner  S)arpettun8  fd^on  Don  ooml^erein  fein  gro^e^ 
<3en)id^t  beilegen  barf.  3^^it^  ^^^^  ^^^  ^^^  äRebium  bie  belannte  "M^ 
%ay,  bie  nod^  l^eutigen  Xaged  umJ^erreifl  unb  ^fd^enfpieleroorfleQungen '*') 
giebt;  biefer  Umflanb  mad^t  ei&  aber  fel^r  n)al^rfd^einlid^,  bag  baiS  (Srfd^einen 
ber  @lo(Ie  im  @igungdjimmer  nur  ein  gefd^id(t  auiSgeffll^rte^  Aunflftüdf  ge^ 
loefen  iji.  —  Später  roieberl^olten  fid^  berortige  Segebenl^eiten  l^äufig  in  ben 
fpiritifüfd^en  ©ifiungen.  —  $inht^  Urnen  wir  l^ier  nid^t  über  Sendete  bis» 
{utieren,  xodd^e  oon  ganj  unbetannten  ^erfonen  abgefaßt  {tnb,  unb  toxi 
toenben  un^  beiSl^alb  }U  ben  umfaffenbflen  93erfud[ien  biefer  9lrt,  }u  ben 
3önnerfd^en. 

Sänge  beoor3önner  für  ben  Spiritismus  3ntereffe  befam,  l^atte  er 
fid^  mit  einer  eigentümlid^en  ©ruppe  oon  matl^ematifd^en  ^Problemen,  mit  ber 
Seigre  von  ben  Dierbimenfionalen  Siäumen,  befd^äftigt.  SBä^renb  mir 
aÄenfd^en  unS  nur  brei  2)imenponen  im  3laume  oorfiellen  fönnen,  liegt,  rein 
mat^ematifd^  betrad^tet,  fein  ^inbemiS  Dor,  ftd^  SRäume  mit  oier  ober  nod^ 
me^r  9luSbel^nungen  ju  benfen,  unb  eS  laf[en  ft(^  äSered^nungen  über 
begrenzte  Steile  oonfold^enmerbimenftonalenäiäumenebenfo  mie  bei  ben  gemöl^n» 
Rd^en  breibimenfionafen  Äörpern  ausführen.  Site  3öttner  nun  fpäter  mit  ben 
fpiritiflifd^en  Unterfud^ungen  anfing,  fam  er  auf  bie  :3bee,  bag  Diele  von  ben 
n)unberbaren  ^^änomenen,  befonberS  bie,  meldte  auf  ber  2)urd^bringlid^feit 
ber  3Katerie  ju  berul^en  fd^ienen,  leidster  auf  einem  anberen  SBege  erflfirt 
werben  fönnten.  SEBenn  man  nfimlid^  annimmt,  bafe  ber  diaxxm,  ben  wir 
in  brei  äluSbe^nungen  auffaffen,  nod^  eine  vierte  l^at,  fo  mug  eS  mögtid^ 
fein,  einen  ftörper  in  jeben  beliebigen  oerfd^loffenen  SRaum  bringen  ju 
tonnen.  9Ran  brandet  ben  Jtörper  nur  burd^  bie  oierte  S)imen{ton  l^in^ 
burd^jufül^ren,  unb  er  wirb  bann  ol^ne  JloOi[ton  mit  ben  bis  fegt  befamtten 
SRaturfräften  an  jebem  ^fünfte  in  einem  begrenjten  breibimenftonalen  SRaume 
fidfitbar  fein  fönnen.  S)iefen  für  gemöl^nlid^e  ©terblid^en  etmaS  bunfeln 
@ebanfen  l^at  3öttner  in  einer  fleinen  2lb^anblung  im  „Quarterly  Journal 
of  Science"  SKpril  1878  populär  barjufiellen  gefud^t.  3^"^  befferen  aSer» 
fianbniS  gebe  idl^  baS  SBid^tigfle  aus  biefer  3lb]^anblung  mit  3öIlnerS  eigenen 
SBorten  mieber: 


*)  !Da^  9Ri^  S^a^d  @sp^nmente  Safc^enfpielerfunftftficfe  ftnb,  toirb  ido^I  je^t  von 
oKen  befonnenen  Spiritiften  eingerdumt.  (Sin  n)tr!Kd^ed  S'lebium  toeig  ndmUc^,  me  ber 
Spiritismus  (e^rt,  niemals  im  oorauS,  waS  gefc^e^en  wxxh,  unb  lamt  in  leiner  fSeife  fftr 
ben  9uSfaa  eineS  beftimmten  Serfud^eS  garantieren.  SCber  9Ri(  ^  arbeitet  nac^  einem 
im  voraus  fefigefe|ten  unb  gebrudtten  Programm  unb  il^re  ,,®j^erimente^  gelingen  ftetS, 
o^ne  9UI(!{lc^t  auf  3a^(  unb  Stimmung  ber  gufc^auer.  ilOeS  biefeS  niberftreitet  ber 
9{atur  ber  mebiumißifc^en  $^dnomene.    S(nm.  bed  SSerf. 


294  3^Q>^^^  itnb  bie  oierbimenftonalen  äBefen. 

JB^xx  toetiben  nun  biefe  SorfteQung  vom  Pterbimenftonalen  dimm  an  auf  bie 
Se^te,  an  einer  ooQfiftnbig  biegfornen   @($nut   einen  JInoten  su  fc^Iagen.    SJ^dge  bie 

Sinie  a b  eine  foldjc  ©djnur  ©orpeflen;  wenn  fic  geflreÄ  ip,  fonn  pe  gonj 

in  einem  Flaume  mit  timt  2)imenfion  liegen,  ^tna  bie  @($nur  nun  fo  gebogen  mirb, 
ba^  aUe  i^re  Seile  beim  Siegen  in  berfelben  (Sbene  verbleiben,  fo  ip  hei  biefer  Operation 
ein  9iaum  mit  jmei  iludbel^nungen  erforberlic^.  SBir  Utmitn  3.  IB.  ber  Schnur  bie  ntbtns^ 
pe^enbe  $orm  (^g. S4)  geben;  benfen  mir  und,  ba^  pe  unenbUc^  bümt  ip,  fo  liegen  aOe  i^re 
?^i0.  84.  XtxU  in  einer  @bene  b.  ^.  in  einem  3laume  oon 

a  r\  l    8wei    2)imenponen.     ^aU«    bie  biegfame  e^mx, 

'    ol^nc  baj  pe  gebrochen  mirb,  in  bie  urfprüngttc^ 

gerabe  i^inie  jurücfgebrac^t  werben  foU,  md^renb  aüe  i^re  Seile  mAl^renb  biefer  Operation 
in  berfelben  (Sbene  verbleiben,  fo  fann  bied  nur  baburc^  gefc^en,  ba^  bad  eine  ®nbe  ber 
@(4nur  einen  voUftdnbigen  jhreid  von  360*^  befc^reibt. 

gür  3Befen,  welche  ben  Raum  nur  na(§  swei  JDimenponen  auff äffen  fönnen, 
werben  bie  Operationen  mit  ber  6($nur  bem  entfprec^en,  ma«  wir  gemft^  unferer  Äuffaffung 
von  brei  2)imenponen  „einen  ilnoten  fdjiagen  unb  wieber  löfen"  nennen,  SGÖemt  nun  ein 
SBefen,  ba«  infolge  feiner  förperlidjen  Organifation  barauf  beft^rdnft  ip,  nur  jwei  3)imens 
flonen  erfaffen  ju  fbnnen,  bennoc^  bie  (Sigenfc^ap  befä^e,  ^anblungen,  welche  audfc^lie^lic^ 
nur  im  breibimenfionalen  dicaxmz  mbglid^  pnb,  au^sufü^ren,  fo  würbe  ein  fol(^  S^efen 
imftanbe  fein,  ben  aweibimenfionalen  Jhu)ten  auf  viel  leichtere  äBeife  su  Idfen.  (H  würbe 
nur  nötig  ^aben,  ben  einen  Seil  ber  @(^nur  umsubre^en,  inbem  biefe  nur  aud  ber  dbene 
^erauÄgelJoben  unb  bann  mieber  niebergelegt  würbe.  2)ie  Sdjnur  würbe  bann  bie  ©teUungen 
folgenber  gigur  (36)  nac^  einanbcr  einnehmen.  2Rit  §ilfe  berfelben  Operationen  in  umge* 

^i0.  86. 

ffi 


le^rter  9iei^enfolge  würbe  ein  fold^ed  SBefen  aud^  impanbe  fein,  einen  jweibimenponalen 
jtnoten  ^u  f dalagen  u.  sw.  ol^ne  ben  weitlOupgen  $ro3e^,  ber  tptwenbig  ip,  wenn  alle 
Seile  ber  Schnur  in  berfelben  (Sbene  verbleiben  foQen. 

äBenben  wir  nun  eine  analoge  Betrachtung  auf  einen  Jhu)ten  in  bem  breibimem 
pönalen  9laume  an,  fo  pe^t  man  leicht,  ba^  ein  folc^er  Jtnoten  nic^t  gefc^lagen  ober 
wieber  gelöp  werben  lann  o^ne  Operationen,  bei  benen  bie  Seile  ber  @c^nur  eine  bop^ 
pelte  jtrümmung  befc^reiben,  wie  beifolgenbe  gigur  (36)  ^eigi  9Bir  breibimenftonale  S^efen 
^,^  ^^  lönnen  einen  folc^en  Änoten  nur  baburc^  fc^lagen  ober  ßfen, 

hct^  wir  bad  eine  (Snbe  ber  @(^nur  360^  in  einer  Qthtnt  bre^en, 
bie  nic^t  mit  ber  anberen  (Ebene,  in  welcher  ber  aweibimenponale 
Seil  bed  5htotend  liegt,  sufammenfOUt.  ^tnn  ed  nun  aber 
^efen  unter  und  gäbe,  bie  impanbe  wären,  vierbimenponale  Bewegungen  mit  materiellen 
^vibftan^tn  audsufül^ren,  fo  würben  biefe  äBefen  auc^  impanbe  fein,  einen  jhioten  viel 
leidster  ju  f erlagen  unb  ju  Ibfen,  analog  bemjenigen,  wad  von  bem  sweibimenflonalen 
jtnoten  gefagt  worben  ip." 

gür  ben  £efer,  ber  in  geometrifc^en  Betrachtungen  nic^t  geübt  ip,  wirb  ed  wa^rfc^ein^ 
lid^  etwaig  fc^wer  fein,  3öllner«  (S^ebanlengang  §u  folgen,  ttber  burc^  ein  ftu^erp  einfoc^ed 
f leineiS  (Ssperiment  wirb  ein  jeber  wenigpend  bie  Jlonfe(|uenaen  bedfelben  verpe^en  fönnen. 
^an  nel^me  ein  ©tücfd^en  Binbfaben  etwa  von  ber  £&nge  einer  (Elle,  fc^lage  m  bemfelben 
einen  gat^  gewöl^nlic^en  einfachen  Rnotm,  wie  er  in  gigur  36  gezeigt  ip.  &  ip  nun  lei<^ 
einsufel^en,  ba^  ber  jtnoten  nid^t  gelBp  werben  lann,  ol^neba^bad  eine(Snbe  burc^  bie  Schlinge 
gejogcn  wirb.  Binbet  man  ba^er  bie  beibcn  freien  ^ben  beS  gaben«  jufammen  unb  verpegelt 


!Die  ^urc^bringUc^fett  bet  SRaterie. 


295 


2fl8.  87. 


ber  @u$er^eit  l^olbet  noc^  biefe  sufammengeBunbene  ©teile,  fo  with  lein  SRenfc^  ben  Stnottn, 
ber  an  htt  @(^nur  iji,  (Öfen  lönnen.  Sit  l^aben  je|t  eine  enbtofe  @c^nur  mit  einem 
ilnoten  baron.  Sir  überzeugten  und  aber  vorder  baoon,  ba^  ber  5tnoten  nur  baburc^  gelöft 
merben  fann,  ba(  man  bad  eine  (Snbe  ber  @c^nur  burc^  bie  6c^linge  sie^t;  ba  bie  @($nur 
ntm  feine  (Snben  ^ot,  fo  ifk  ber  Jtnoten  febftoerftOnbUc^  nic^  SU  löfen  —  iebenfoSd  nic^t  ffir 
und  SRenfc^en.  Unb  ebenfo  unmöglich  mirb  ed  un&  fein,  einen  neuen  jtnoten  su  fc^Iagen. 
Mer  für  QbUntt^  oierbimenftonale  Sefen  ift  ed  eine  JtUinigleit,  ben  jhtoten  su  (öfen 
ober  einen  neuen  lu  f(^(agen,  o^ne  bie  Schnur  an  irgenb  einem  fünfte  su  befc^äbigen. 
Sie  biefed  gefc^el^en  lann,  !önnen  wir  SRenfc^en  iwax  nic^t  oerfte^en,  ebm  meil  wir  nur 
breibimenftonale  Sefen  finb;  ober  berjenige,  welcher  göUnerd  ©ebonlengang  S"  folgen 
oermog,  mirb  einfe^en,  ba^  ed  mbglic^  fein  mu^.  Unb  ed  ifi  nid^t  nur  möglich,  ed  ift 
aud)  mirllic^  audgef&l^rt.  gd^  (äffe  göKner  wieber  reben: 

^^Diefer  Serfuc^  —  einen  JInoten  an  einer  enblofen  @($nur  su  fc^Iagen  —  ift  im 
Saufe  oon  wenigen  SKmtten  in  fieipjig  b.  17.  ^ej.  1877,  oorm.  11  U^r,  in  Gegenwart 
bed  ^merifanerd  ^enr^  Blähe  ge(ungen.  SHe  beigefügte  ^xquv  (87)  jeigt  eine  ©d^nur  mit  oier 
Itnoten  unb  dug(ei(^  bie  Stellung  meiner  $Anbe, 
welc^  oon  @Iabed  $anb  unb  oon  ber  linfen  $anb 
eined  onberen^erm  berührt  würben.  Sd^renb  bad 
Siegel  ftetd  fic^tbor  auf  bem  ^lifd^e  lag,  würbe 
bie  Schnur,  welche  bamald  noc^  o^ne  5lnoten  war, 
oon  meinen  Daumen  feft  gegen  bie  2;ifc^platte 
gebrücft;  ber  übrige  Seil  ber  Schnur  ^ing  in 
meinen  @c^o^  ^inab.  34  münfc^te,  ba^  nur 
ein  Unoten  gef erlagen  würbe;  nic^tdbeftoweniger 
würben  im  Saufe  oon  wenigen  äßinuten  oier 
jlnoten  gefc^lagen,  welche  in  #|r  3ei(^nung  genau 
wiebergegeben  finb. 

^ie  ^anffc^nur  f^atiz  bie  ^itfe  oon 
ungefü^r  einem  SRidimeter;  fte  war  ftar!  unb 
neu;  idj  felbft  f^aitt  fie  gefauft.  3^re  ganae  Sftnge, 
e^e  Knoten  an  i^r  gef erlagen  waren,  betrug 
148  cm;  folglich  war  bie  Sänge  ber  boppelten 
Sd^nur,  ald  bie  (Snben  oereinigt  waren,  ungefd^r 
74  cm.  iDie  @nben  waren  mit  einem  gewö^n^ 
li(^en  jtnoten  suf ammengebunben ;  bie  (Snben, 
weld^e  (nac^  bem  3uf<^i>i^<^it^^^n)  ungefähr 
anbert§a(b  ^ntimeter  oom  JInoten  entfernt  waren, 
würben  auf  ein  Btüd  Rapier  gelegt  unb  mit 
gewöhnlichem  SadC  oerftcge(t,  foba^  ber  jhtoten  gerabe  am  9lanbe  be«  Siegel«  pc^tbar  war. 
!Dad  ^ier  um  bad  Siegel  ^erum  war  abgefd^nitten,  wie  bie  gfigur  jeigt. 

2He  erwähnte  Serfiegelung  jweier  folc^er  Schnüre  war  oon  mir  felbft  mit  meinem 
eigenen  $etf(^aft  in  meinem  S^^^^  <xm  ilbenb  b.  16.  2)e3.  in  ©egenwort  mehrerer 
Jreunbe  audgefü^rt;  Slabe  war  nic^t  babei.  3wei  d^nlic^e  Schnüre  oon  berfelben 
©eft^affen^  unb  Sönge  waren  oon  Sil^elm  Scber  mit  feinem  ^etfc^aft  unb  in  feinem 
eigenen  Simmer  am  3Rorgcn  be«  17.  3)es.  oerfiegelt  worben.  3k\i  biefen  oier  Schüren 
ging  ic§  in  ein  benachbarte«  ^au^,  ba«  oon  einem  meiner  greunbe  bewohnt  würbe;  biefer 
^^e  Slabe  in  feinem  $aufe  @aftfreunbfc^aft  angeboten,  bamit  er  au«fc^lie^(ic^  ju  meiner 
unb  meiner  Jrcunbe  2>i«pofition  fielen  unb  eine  3eit  (ang  ber  öffent(ic^en  «ufmerl» 
famfeit  entzogen  werben  lönnte.  2)ie  erwähnte  Si^ung  fanb  g(eicj  unmitte(bar  nac^ 
meiner  9nlunft  im  So^nsimmer  ftatt.  34  loA^lte  felbft  eine  ber  oier  oerftegelten  Schüre 


296  S'6Unex  unb  bic  mcrbimenfbttalen  2Bcfcn. 

unb  fc^Iug  fle,  um  fte  nic^t  aui  bem  SCuge  ju  oerlieren,  w&^renb  wir  am  ^ifc^e  fagen, 
um  meinen  $al«,  fo  baft  ba«  Siegel  t)omc  ^inobl^ing  unb  ftet«  gefeiten  werben  tonnte. 
2((S  ber  »erfuc^  au^efü^rt  »erben  foDte,  ^atte  i($  bai»  Sieget,  »eldje«  unDerdnbert  blieb, 
in  ber  äBeife,  wie  üben  enod^nt  i%  oor  mir  auf  bem  2:ifd^e.  Slabed  $dnbe  wor^  bie  ganae 
3eit  ^inburc^  fit^tbar;  mit  ber  Knien  i^nb  ftridj  er  fic^  öftere  über  bie  Stime,  inbem  er 
über  Sc^merjen  Magtc.  S)er  2:eil  ber  Schnur,  ber  »om  S^ifd^e  ^inob^ing,  ru^te  in  meinem 
Sd^oft«  ««^  w<»  infolgebeffen  nic^t  fit^tbar  —  idj  fonnte  aber  ftet«  Slabe«  $ftnbe  fc^en. 
öefonber«  adjtete  i«^  borouf,  bo^  biefelben  i^re  Steüung  nic^t  »eränberten.  ®r  felbfl  fc^ien 
ooQftdnbig  paffto  su  fein,  fo  ba^  man  nic^t  red^t  annel^men  lann,  ba^  er  biefe  jhtoten 
bewußt  unb  mit  äSiüen  gefc^togen  ^atte;  man  lann  nur  fagen,  ba^  fie  fi($  unter  ben 
^ier  befi^riebenen  Umftönben  in  feiner  ®egenn>art  o§ne  irgenb  eine  fic^tbare  Berührung 
bilbeten,  unb  bied  g^fci^ct^  in  einem  Qimmn,  bad  oom  S^agedUc^t  ^ed  erleuchtet  war.'' 

®d  ift  nun  leidet  su  oerfte^en,  warum  SMntv  ald  Urfac^e  biefer  unb  d^nli(^eT 
$^dnomene  ,,oierbimenftonaIe''  Sßefen  annimmt.  $ier  war  ndmtic^  eine  $anblung  au^^ 
geführt,  bie  für  und  IRenfc^en  mit  unferen  brei  ^imenfionen  jwar  unmöglich  ift,  ober  na^ 
3öttner«  2:^eorie  für  SGßefen,  bie  eine  oierte  2)imenflon  ju  i^rer  Serfügung  ^abcn,  m5gli(^ 
fein  mu^.  ^adfelbe  gilt  oom  ^eroorbringen  einer  Sd^rift  auf  ber  gnnenfeite  ^ufammen^ 
gebunbener  ^feln;  biefed  würbe  caid^  (eic^t  mit  ^ilfe  ber  oierten  ^imenfion  erfldrt  werben 
fönnen,  ol^ne  ba^  man  bie  ^urc^bringitc^feit  bed  Stoffed  anjune^men,  b.  ^.  bie  9{aturgefe(^e 
umjufto^en  brandet.  S^I^^nerd  9(nnal^me  oon  oierbimenftonalen  intelligenten  SSBefen^^ift  affo 
eine  i^ppot^efe,  bie  gerabe  bie  mebiumiftifc^en  ^l^önomene  su  erfldren  fuc^t,  o^ne  mit 
ben  Oefeften  ber  ^^pjif  in  SBiberfprudJ  au  !ommen ;  ob  man  biefe  ipppot^efe  alS  ©piritid* 
mud  bejeid^en  wiQ  ober  nic^t,  bleibt  offenbar  nur  ein  Streit  um  SSorte. 

SGßie  oer^Alt  ed  ftd^  nun  mit  bem  erwähnten  Serfuc^?  ^enn  man  ben  auftfü^r^ 
liefen  Seric^t  burc^lieft,  erl^ftlt  man  unzweifelhaft  ben  (^nbrutf,  ba^  ^ier  ein  Si^unt  bo4 
gana  unmöglich  ift ;  3<^IIner  mu^  wirf lic^  etwad  beobad^t^t  l^aben,  bad  ftd^  nic^t  ald  ein  Xa^^tn^ 
fpielerfunftflürf  oon  Slabe«  Seite  erfldrcn  lieft  unb  folglich  auf  unbefannten  Gräften  beruhte. 
2)iefeÄ  mu|  man  unzweifelhaft  einräumen,  wenn  bie  Sac^e  fidj  wirflic^  fo  angetragen 
^at,  wie  fie  befdjrieben  wirb,  b.  §.  wenn  Slabe  fofort  o^ne  Vorbereitung  bie  oer* 
.  langten  Änoten  ^dtte  liefern  lönnen.  2lberbaÄiftnic§tbergall.  3öEner  teilt  f  elbft 
bei  einer  anberen  Gelegenheit  (SOSiffenfc^aftlic^e  2Ritteilungen  »b.  2  S.  1191)  mit,  boft  er 
au  wieber^olten  SRalen,  jebodj  o^ne  (Srf  olg,  oerfuc^t  ^abe,  in  oerftegelten  Sdjnüren  Änoten 
au  erhalten.  SHejenigen,  bie  gefc^lagen  waren,  waren  ftet«  berartig,  baft  fie  oon  3Renf<^ 
o^ne  Sefc^igung  beS  Siegels  gefc^lagen  werben  fonnten.  ®rft  am  17.  2)eaember 
gelang  eS,  bie  oben  befc^riebenen  richtigen  Änoten  au  erhalten.  2)iefe  SRitteilung  ifl  offene 
bar  oon  größter  33ebeutung.  SBir  erfahren  aundc^ft,  baft  3öaner  wieber^olt  ba8  (gjperiment 
o^ne  ®rfolg  oerfuc^t  f^at,  gemer  wiffen  wir,  baft  er,  bamalS  afö  ber  Serfuc^  gelang, 
oier  neue  Schnüre  mitbrachte.  3Bo  ftnb  bie  alten  geblieben?  S^at  3öaner  p«  aufbewahrt 
ober  oemic^tet?  3ft  benn  bic  HRöglic^feit,  baft  Slabe  fit^  eine  ober  mehrere  berfelben 
angeeignet  ^at,  gana  audgefdjloff en  ?  SBenn  er  baS  aber  get§an  f^at,  fo  ^at  er  flc^  cu(^  einen 
a^brudC  ber  Siegel  machen  fönnen,  unb  e«  ift  eine  Äleinigteit  für  i^n  gcwcfen,  eine 
Schnur  mit  Änoten  au  oerfel^en  unb  nadjträglic^  au  oerfiegeln.  §at  er  bann  fpdter  in 
ber  Sijung  3öttnerS  neue  Sdjnur  feinen  9(ugenblid  in  ber  §anb  gebabt?  ^zxm  ba$ 
ber  gatt  gewefen  ift,  fo  ^at  er  auc^  leicht  bie  Schnüre  oertoufc^en  unb  bie  bereit«  fertige 
fo  auf  ben  %^(S)  legen  I5nnen,  baft  bie  Änoten  unfM^tbar  in  3öaner«  Sc^oft  logen,  ^mn 
wäre  bad  Äunftftücf  au^efül^rt. 

3n  Sdaner«  ©arftettunfl  werben  aUe  biefe  grogen  mit  feinem  SSBorte 
enoäl^nt.  golglid^  l^aben  wir  oud^  feine  ©arantie  bafür,  bafe  ba§  ©anje  fid^ 
nic^t  auf  rein  natürlid^em  SBege,  etwa  in  ber  angebeuteten  aGBeife,  jugetragen 


2)ic  JDurc^bringUc^Icit  ber  SRoteric.  ^97 

^at.  ©rfl  wenn  bie  genannten  fragen  fo  beantwortet  finb,  bafe  iebe  SRöglid^* 
feit  eine«  aSetruge«  pon  ©labe«  ©eite  auggefd^Iojfen  ifi,  lann  man  3ößnerg 
(S^periment  atö  ein  loirHid^  nme»  ^l^änomen,  fflr  rod^e»  eine  anbete  @rf (ärung 
gefuci^t  werben  mufe,  bejeid^nen»  S)a  3öflncr  biefe  perfd^iebenen  ^ßunfte  nun  gar 
i\i(!^t  berül^rt,  offenbar  aud^  leine  äll^nung  baoon  l^at,  oon  n)e(d^er  93ebeutung 
ber  Umfianb  ifi,  bafe  mel^rere  mifelungene  SSerfud^  berfelben  art  fd^on  frül^r 
angeflettt  worben  toaren,  f o  tonnen  feine  Unterfud^ungen  nid^t  mit  ber  nötigen 
Sorgfalt  gemad^t  worben  fein.  @i$  lann  uniS  bedl^a(b  gar  nid^td  nttgen,  bag  er 
fpäter  mit  bem  Änotenejperimente  in  perfd^iebener  SBeife  abroed^felte,  bafe  e« 
t^  mit  2)armfd^naren,  ^otjringen  unb  oielen  anberen  2)ingen  gelang.  Wle& 
biefe«  ift  roerttoö,  weil  bie  Sefd^reibungen  unjuoertäffig  finb.  9Köglid^  ift  e« 
ja,  bafe  bie  ©ad^e  fo  oor  Rd^  gegangen  ifi,  wie  er  e8  erjäl^It,  aber  e«  ifi 
aud^  mögßd^,  bag  er  oiele  Umftänbe,  bie  bad  äRaterial  gu  einer  ganj  natür« 
lid^en  ®rftärung  liefern  mürben,  einfad^  au^gelajfen  l^at.  S)iei8  \)at  er  an 
einer  ©teile  get^an:  e«  fann  alfo  aud^  mieberl^oft  gefd^el^cn  fein. 

(Sin  93erfud^  mug  iebod^  nod^  ermäl^nt  werben,  weil  er  migglüdfte. 
SBäl^renb  ©labe  leidet  Änoten  in  S)armfd^nüren,  beren  6nbe  ^ufammen»» 
gebunben  unb  oerftegelt  waren,  lieferte,  fo  gelang  e«  i^m  nid^t  bei  einer 
©d^nur,  weld^e  au«  einem  S)arm  fo  gefd^nitten  war,  bag  fie  einen  ununter* 
brod^enen  SRing  bilbete.  Unb  biefe«  ift  fel^r  oerböd^tig.  3«  einer  wirflic^ 
cnbtofen  ©d^nur,  einem  gefd^toffenen  3Knge,  fann  ein  SReufd^  nur  Änoten 
fd^lagen,  wenn  bie  ©d^nur  burd^gefd^nitten  wirb;  aber  bann  fann  fie  nid^t 
lieber  jufammengefügt  werben,  ol^ne  bafe  man  biefe  ©teile  entbedft.  Äommt  e« 
bagegen  barauf  an,  Änoten  in  einer  ©d^nur  ju  f dalagen,  beren  ßnben  jufammen^ 
gebunben  unb  oerftegelt  ftnb,  fo  lägt  ba«  Rd^  leidet  mad^en,  wenn  man  nur 
einen  abbrudE  pom  ^etfd^aft  l^at,  fo  bafe  man  ba«  rid^tige  ©iegel  barauf» 
fefeen  famt,  fobalb  bie  Änoten  gefd^lagen  finb.  ©labe  fd&eint  bemnad^  nur 
ba«  geleifiet  ju  l^aben,  wa«  mit  gewö^nlid^en  menfd^lid^en  Hilfsmitteln  au«» 
gerid^tet  werben  fann. 


BDme.  Blaoatdkt;  unb  bie  QT^^eofop^te. 


dt 


Un  eigentümlid^e«  3^if^^"8Keb  jwifd^en  bem  populären  ©piriti«mu« 
imb  bem  mel^r  wiffenf^aftlid^en  Dffulti«mu«  bilbet  bie  2;i^eofopl^ie.  SBie  ber 
@piriti«mu«  ift  fie  oorwiegenb  ein  religiöfe«  ©pfiem,  ^t  aber  mit  bem 
Dffulti«mu«  ba«  gemeinfam,  bafe  pe  ba«  eingreifen  ber  ©eifler  in  bie 
aWenfd^welt  leugnet  unb  bie  mcbiumifUfd^en  ^^änomene  al«  SBirfungen 
neuer  SRaturfräfte  erflärt.  SBeiter  aber  ate  in  biefen  ^auptpunften  gel^t  bie 
Uebereinftimmung  ber  a:^eofop^ie  mit  jenen  beiben  SRid^tungen  aud^  nid^t; 


298  ^^eüfopl^ie  unb  ^^ofindmud. 

in  aQen  anbeten  fragen  xAmnA  fte  eine  SonberfleOung  ein  unb  jeigt  ^ 
eine  nur  fel^r  geringe  SSenoanbtfd^aft  mit  einem  anbeten  europ&ifd^en  religiöfen 
ober  pl^ifofopl^ifd^en  ©pfiem.  S)ie  ©runbgebanfen  in  ber  Il^eofop^ie  ftnb 
pielmel^r  augenfd^einttd^  aftatifd^en  Steligionen,  namentlid^  bem  Subbl^iSmitö, 
entlel^nt.  S)aburd^  ifl  in  bie  europ&ifd^e  ©eiftei^tmidlung  ein  neue^  SDloment 
^ineingelommen,  baiS  mir  ebenf omenig  {HQfd^meigenb  übergel^en  bürfen,  mie 
mir  bie  l^od^begabte,  in  Die(en  93e)iel^ungen  bead^teniSmerte  Ur^berin  ber 
ganjen  Seigre  ignorieren  Idnnen. 

$e(ena  ^etromna  o.  $al^n«9iottenfiern,  eine  ^od^ter  be^ 
ruffifd^en  Dberflen  ®raf  ^ßeter  o.  Q,'3i.,  ifl  in  Q^atJ^arinoi^lam  in  ©üb* 
rufetanb  1831  geboren.  SSon  i^rer  frül^efien  Äinbl^eit  an  mar  fie  3)ienfi= 
boten  überlaffen.  ©o  mürbe  il^re  ^^antafte  mit  SSmmenm&rd^en  oon  aEen 
mögßd^en  @eiflem  genäl^rt;  aujserbem  impfte  man  il^r  frül^  ben  ©tauben 
ein,  baj3  fie  ate  ,,@onntag»Rnb''  befonber«  geeignet  fei,  (Seifter  gu  feigen  unb 
mit  i^nen  )u  oerle^ren.  @ie  mar  femer  ein  fel^r  nerodfed,  fomnambules 
jtinb,  bai^  an  ^aQujinationen  unb  l^pfierifd^en  9btfäEen  (itt.  ^nfotgebeffen 
glaubte  fie  {id^  fietiS  oon  SSefen  umgeben,  bie  jmar  fär  anbere  unftd^tbar 
maren,  in  beren  ©efedfd^aft  fte  fid^  aber  befonberiS  mol^(  ffl^(te.  äugerbem 
foQ  fte  ate  Ainb  auf  ber  einen  ©eite  l^öd^fi  unlieben^mflrbig,  firritffid^tig 
unb  tro^ig  unb  auf  ber  anberen  grübelnb  unb  mpfUfd^,  mie  bie  ©el^erin 
oon  ^preoorfi,  gemefen  fein.  6iJ  ifl  leidet  ju  oerfiel^en,  bafe  auiS  fotd^en  Sin« 
lagen  in  SSerbinbung  mit  einer  unbejmingbaren  Snergie  etmad  99efonberei^ 
fid^  entmideln  mugte. 

1848  l^ciratete  fielena  ^petromna  ben  ©eneral  Slaoat^fv;  aber  nad& 
brei  3<^^ren  mürbe  bie  &)c  mieber  aufgeldft,  unb  9Rme..9laoat$l9  reifte 
nun  }mölf  Saläre  lang  in  @uropa,  Slmerifa,  Slegppten  unb  Snbien  um^. 
Sßä^renb  biefei^  9ieifelebeni^  bilbete  fte  aud^  i^re  p^Ieiten  ald  9Rebium 
a\a.  aSon  ben  folgenben  fieben  Qal^ren  bii^  1870  berid^tet  i^re  »iograp^e 
nid^t«.  9?ad^  ü^rer  eigenen  Slugfoge  aber  l^at  fie  biefe  3rit  bei  ben  ^Rafyd* 
mad  im  ^imalapa  jugebrad^t.  2)iefe  9nal^atma^,  beren  @£iflen)  entbedtt  ju  l^aben 
3Jhne.  SSlaoati^fp  bie  S^re  l^atte,  ftnb  angeblid^  eine  ©efeUfd^aft  oon  meif^ 
Scannern,  meldte  ftd^  in  ben  unjugänglid^ften  ©egenben  oon  Sibet  aufl^alten 
unb  burd^  ein  l^eiligeiS  £eben  unb  burd^  fleißige  @rforfd^ung  ber  ©el^eimniffe 
ber  92atur  beinal^e  eine  göttlid^e  @infld^t  unb  äRad^t  erreid^t  l^aben  foQen.  @in 
aßal^atma  ober  SKbept  ifi  imfianbe,  bie  ©ebanlen  ber  SMenfd^en  }u  tefen  unb 
in  ieber  beliebigen  @ntfernung  )u  beeinfluffen.  @r  fann  materieDe  @egen« 
ftönbe  in  feine  Seflanbteile  gerügen  unb  aufldfen;  burd^  l^eimlid^e  ^äfte 
oermag  er  biefe  Xdk  an  jeben  beliebigen  Ort  ,,l^infirömen''  ju  lajfen,  mo 
er  fte  mieber  ju  i^rer  urfprünglid^en  gorm  jufammenfefit ;  auf  fold^e  SSBeife 
lann  ein  ©egenflanb  plöfilid^  in  einem  oerfd^loffenen  9iaum  erfd^einen.  3)er 
abept  oermag  femer  %6ne  l^eroorjurufen,  iWrper  ol^ne  Serü^rung  in  Se* 
megung  ju  fefeen  unb  burd^  unfid[itbare  Äraft  jU  oerl^bem,  bafe  @egm« 


9Rme.  lBIaoatöl9  unb  bie  ^^eofop^ie.  299 


ftönbe  fortgerfldt  loerben  lönnen.  @r  !ann  anbeten  9(bepten  in  jeber  (SmU 
femung  ol^e  ein  materieDeiS  93erbinbungiSmittet  äßitteilungen  mad^en  unb 
enblid^  eine  S^Üang  bie  ©eele  x>om  iWrper  trennen,  fo  bafe  biefe  auf  eigene 
^anb  unabl^ngig  von  3eit  unb  9iaum  XuiSflüge  ju  unternel^men  imftonbe  ftnb. 

Sei  biefer  (erfunbenen)  Srüberfd^aft  pon  meifen  aWännem,  roetd^e  in  oielen 
Sal^rtaufenben  befianben  l^aben  foO,  ^iett  üRme.  ^larxd&h)  ftd^  angebUd^  fteben 
3a^re  long  auf  unb  tourbe  in  bie  ®el^eimni{fe  eingen)eil^t  unb  felber  älbeptin. 
SBdl^renb  bie  Wla^atma»  i^re  SBei^l^eit  h\&  boi^in  atö  tiefe»  ©eJ^imniS  fär  ftd^ 
bel^alten  l^atten,  l^ielten  fte  nun  bie  3^it  für  gelommen,  um  mit  berfe(ben  l^erDor« 
{utreten;  fte  fonbten  bei^l^alb  ben  meibUd^  (Sl^(a  ober  £e^rling  aui»,  um  ,,bie 
Se^re  ber  (gingeu)ei||ten"  ber  SBelt  funbjugeben.  3wt  S^i^re  1870  feierte  3Jhne. 
^lavatöh)  aud  3nbien  jurüd,  grfinbete  erfi  in  Jtairo  eine  fpiritifUfd^e  ©e» 
feSfd^aft,  meldte  iebod^  ba(b  aufgeUfl  mürbe,  unb  jog  bann  auf  9efe]^(  i^red 
£el^rerd,  äRal^tma  Jloot  ^oomi,  burd^  @uropa  nad^  9lem«9)orI.  ^ier  oerbanb 
fie  fid^  mit  bem  eifrigen  ©piritifien  Oberfi  ^enrp  DIcott  unb  jHftete  1875 
gemeinfd^aftttd^  mit  ü^m  bie  tl^eofopl^ifd^e  @efellfd^aft.  SHefe  l^atte  ben 
3medE:  „1.  S)en  ®runb  )u  einer  allgemeinen  Srüberfd^aft,  meldte  bie  ganje 
9}tenfd^]^  ol^ne  Siadtftd^t  auf  klaffe,  ^orbe  ober  @(auben  umfaffen  foQte,  ju 
(egen.  2.  2)ad  Stubium  ber  arifd^en  unb  anbetet  @d^riften  über  Steligion 
unb  SBiffenfdbaft  }u  förbem  unb  bie  93ebeutung  ber  alten  aftatifd^en  Sit« 
terotur,  befonberi»  ber  bral^manifd^en,  bubbl^ftifd^en  unb  }oroaflri)d^en  ^l^o« 
f  opl^e,  ju  oerteibigen.  3.  S)ie  oerborgenen  ©ei^eimniffe  ber  SRatur,  namentßd^ 
bie  pfpc^ifd^en  Äräfte,  bie  im  SWenfd^en  fd^tummem,  §u  erforfd^en."  Dberft 
DIcott  mürbe  ber  erpe  5ßräftbent  biefer  OefeUfd^aft,  unb  er  oerlegte  bo^ 
^igauptquartier''  nad^  ber  SSorfiabt  9lbpar  bei  üßabraiS  in  Snbien. 

SaSenige  3<^re  fpäter,  1877,  gab  aWme.  ^lamt&ly  in  »oflon  il^r  grofee^ 
^auptmerl:  „The  Isis  Unveiled"  in  gmei  bidfen  S3dnben  l^erau^.  $ier 
fud^te  fie  nad^juweifen,  ba&  ba«,  waÄ  Re  S^l^eofopl^e  nennt,  nur  ber  gel^eime, 
innere  itern  in  ben  religiüfen  unb  pl^itofopl^ifd^en  ®r)\lemtn  a(ter  3^^"/  ^ 
aWogie,  ©piriti«mui5  u.  f.  m.,  ifi.  S)ie  Seigre,  bie  fte  auffiettt,  ifi  mit  anberen 
SBorten  ein  9(ui^ug  ber  oerfd^iebenartigften  ©pfleme;  fte  oerrät  bei  ber  ©e- 
(egenl^t  ü^re  groge  Setefen^  in  alten,  feltenen  magifd^en  SBerten.  92ad^ 
Sudfage  ber  ^erfafferin  ifi  ha^  9u4)  jebod^  teineiSmegd  auf  rein  natflr» 
lid^e  SSSeife  entfianben;  oielme^r  ftammt  ber  größte  Seil  oon  ben  SRal^at« 
ma&  ^,  beren  Seelen  bie  SSerfafferin  nad^td  in  i^rem  9lrbeiti^immer  he^ 
fud^ten;  am  näd^fien  äRorgen  fanb  fie  bann  fietiS  eine  SRenge  befd^riebener 
Sogen,  meldte  bie  Qa^  berjenigen,  bie  fie  mäl^renb  berfelben  3^*  "^ätte 
fdfireiben  Idmten,  meit  überfd^ritt,  oor. 

äRme.  SlaoatiSfp  unb  ber  Oberfi  Oleott  bereiften  nun  3nbien  unb 
prebigten  überall  bie  neue  9ieligion,  bie  Xl^eofop^ie.  ©ie  fanben  aud^  mirllid^ 
eine  ÜRenge  älni^&nger,  meldte  bie  Se^re  bann  meiter  verbreiteten,  fo  ba|  in 
ben  folgenben  Salären  tl^eofopl^ifd^e  OefeUfd^aften  runb  um^er,  namentlid^  in 


300  2:^eofopl^ie  unb  groünSmud. 


bcn  citfllifd^  rebcnben  Sdnbcm,  gefüftct  würben.  S)a6  bie  2:^eofop]^ie  einen 
nid^t  unbebeutenben  älnl^ang  fanb,  f)atte  n)efent(id^  biefelben  ©rOnbe,  n){e  bie 
äJerbreitung  beiS  ©piriti^Srnui».  @r{hnal  l^aben  bie  religidfen  S)ogmen  ber 
J^eofopl^ie,  bie  bubb^ifüfii^en  Urfprung«  finb,  ein  eigentümlid^  beflridenbe«, 
m^ftifd^^p^antafHfd^eiS  ©epräge,  gan}  abmeid^enb  oom  X^pud  ber  abenb^ 
länbifd&en  ^Religionen.  S)a  bie  2;^eofopl^ie  ferner  nid^tö  oon  ber  Seigre  einer 
emigen  SSerbammni^  n)eig,  fo  oerfd^affte  auif  baiS  fd^on  il^r  mand^e  9(n« 
ganger.  3wgWd&  ober  be§eugte  aWtne.  ^lamtStr)  bie  SBal^rl^eit  i^rer 
Seigre  unb  ermie^  ftd^  felbfl  aü  älbeptin  burd^  eine  Sieil^e  n)unberbarer 
^anbtungen.  93riefe  von  if)xm  ^reunben,  ben  3Jla1)atma^,  befonberiS  Don 
il^rem  ßel^rer  Stoot  fioomi,  fielen  von  ber  3)edte  ber  ©tuben,  in  benen  Re 
fid^  anfielt;  biefe  S3riefe  enthielten  lange,  auÄfü^rlid^  SSefpred^ungen  ber 
tieffinnigen  Probleme,  über  bie  gerabe  bebattiert  worben  nmr.  ©egenfionbe, 
bie  fie  einen  9[ugenblid(  in  ber  ^anb  gel^alten  ^atte,  oerfd^manben  unb 
fanben  ftd^  in  anbem  Käufern  xoitbtt,  in  benen  fie  gar  nid^t  gemefen 
war.  eine  SSrofd^e,  bie  oon  einer  i^r  oöllig  unbelannten  ^erfon  in  einer 
gonj  anberen  ©egenb  Qnbieni^  oerloren  worben  war,  fd^affte  fie  auf  SBunfd^ 
l^bei  unb  liefe  fie  in  einem  Äiffen,  ha&  ganj  wittfürlid^  unter  anberen  oor» 
^anbenen  aui^ewäl^lt  würbe,  wieber  finben.  9{amentlid^  }eigten  biefe  wunber« 
baren  2)inge  fid&  im  Hauptquartier  in  Slbpar.  Hier  offenbarte  Äoot  Hoomi 
fid^  in  aftralgefialt,  b.  1^.  feine  ©eele  erfd&ien  nur  mit  einer  bünnen  materiellen 
HüQe  oerfe^en,  bamit  bie  Sterblid^n  il^n  feigen  tonnten.  Qiex  befanb  fid^ 
aud^  „the  shrine",  ber  l^eilige  ©darauf,  ber  oon  ben  ©ingeborenen  mit 
religiJfer  e^rfurd^t  betrad^tet  würbe.  ^ex^d^laQtnt  ®egcnfiänbe,  bie  in  ben* 
felben  gelegt  würben,  oerfd^wanben  unb  würben  burd^  neue  von  berfelben 
Slrt  erfefet.  ©riefe  mit  fragen  an  bie  3Ra^atmai5  oerfd^wanben  ebenfall« 
im  ©d&ranfe,  biefer  entl^iett  aber  wenige  SWinuten  nad^^er  umfangreid^e  Slnt* 
Worten  barauf  u.  f.  w. 

älDe  biefe  3Bunber  erregten  natärlid^  grogeiS  äluffe^n;  fie  würben  aber 
erfl  red^t  belannt  burd^  ©innett«  f leine«,  meiflerl^aft  gefd^riebene«  35ud^:  „The 
Occult  World"  1881,  ba«  in  bie  meifien  europfiifd^en  ©prad^n  überfe|t 
ifi.  2)er  SSerfaffer  gel^t  ^er  fel^r  praftifd^  oor.  6r  begnügt  fld^  nid^t  bamit, 
bie  Segebenl^eiten  }u  er}ä^ten  unb  ju  bel^aupten,  bafe  aQe«  infolge  ber 
^öl^eren  Sinftd^t  ber  3Jta^atma^  unb  i^rer  £el^rlinge  auf  burd^au«  natfir« 
lid^em  3Bege  oor  fid^  gel^e.  @r  jeigt  }Ugleid^,  bafe  bie  fd^einbaren  SBunber 
gan}  mit  ben  je^t  betannten  9taturgefegen  übereinfHmmen,  fo  bafe  bie  abenb« 
länbifd^  Slaturforfd^er  fid^  nur  eine  tiefere  Äenntni«  ber  9?aturlräfte  gu 
erwerben  braud^en,  um  ba«felbe  leiften  }U  lönnen.  SM«  2Berf  ifi  wirflic^ 
fo  gut  gefd&rieben  unb  erhält  baburd^  einen  fold^ett  ©d^ein  oon  ®laub» 
würbigleit,  bafe  man  iebenfafl«  nid^t  oon  ooml^erein  bie  3R5gtid&feit  jener 
„SBunber"  leugnen  barf.  Unb  bod&  fd^einen  biefe  nur  raffinierte  Betrügereien 
gewefen  ju  fein,    ©in  aWr.  unb  2Wme.  Eoulomb,  bie  fid^  lange  im  Haupt* 


9Rme.  »(aoot^Q  unb  bie  2:^eofop^ie.  301 

quartier  in  älbpar  aufhielten,  mürben  eineiS  Saged  uneinig  mit  äRnte.  ^tamijll^ 
unb  erja^lten  nun  überaQ,  bag  fle  }Uglei(^  mit  jioei  inbifd^en  f^firen 
bie  ^elferÄl^fer  ber  SKme.  »lapatip  bei  ber  äu^fül^runfl  ber  öetrügereien 
gen>efen  mären.  SJiefftJ  erregte  fo  großes  Sluffel^en,  bafe  bie  „Society 
for  Psychical  Research"  in  Sonbon  eine^  i^rer  ^eroorragenbfien  SDWtglieber, 
9Rr.  ^obgfon,  nad^  3nbien  fanbte,  um  bie  Sad^e  an  Ort  unb  SteOe  }u 
unterfud^en.  Cr  fieflte  mit  beiben  ^Parteien  ÄreujDer^öre  an,  na^m  Serid^te 
auf  unb  fe|te  ftd^  in  ben  S9eft|  oon  einigen  Briefen  ber  SRme.  93lat)a|f9 
unb  xxm  fold^en,  bie  angeblid^  von  ben  SRa^atmad  ^errfl^rten.  S)iefe 
mürben  x>tm  @ra|>l^oIügen  in  £onbon  Dergtid^en;  t^  }eigte  ftd^,  bag  bie 
SRa^atma^briefe  von  3Rme.  ^lamiihß  eigener  ^anb  l^erflammten.  ^obgfon 
fieOte  femer  feft,  bag  bie  meiflen  Serid^te  aber  bie  oerfd^iebenen  äBunber 
fidd  miberfpradjien.  „The  shrine"  mar  nid^ti^  anbere«  afe  ein  Siafd^enfpicler» 
opparat  mit  Derfd^iebbarer  ^intermanb,  fo  bag  man  burd^  eine  geheime 
9ßanbt|är,  bie  ftd^  in  3Rme.  fÖlax>atitt)l^  Sd^lafjimmer  befanb,  in  benfelben 
gelangen  tonnte.  3n  feinem  umfangreid^en  öerid^te,  meld^er  in  „Part  9'' 
ber  ,,Proceedings"  ber  ©efettfd^aft  oom  S^^r  1885  oeröffentlidjit  iji,  lommt 
fiobgfon  iu  bem  SRefultat,  bafe  ,,SDime.  »laoat^fp  bie  gebilbetjie,  finnreid&fie 
unb  intereffantefie  Setrflgerin  ifl,  meldte  bie  ©efd^id^te  aufjumeifen  ^at,  fo 
bag  i^r  3lamt  aM  bem  @runbe  ber  9{ad^melt  überliefert  }u  merben  oerbient''. 

^obgfon«  Serid^t  mar  ein  fd^merer  ©d^lag  für  bie  2:^eofop^ie.  Süele 
ber  t^eofopl^ifd^  ©efettfd^aften  löfien  fid&  auf,  unb  e&  ^atf  nid^t«  me^r, 
ba6  ©innett  1886  eine  öiograp^e  oon  aWme.  ^lamt^tt)  fd^rieb:  „Incidents 
in  the  life  of  Madame  Blayatsky",  in  meld^er  er  fte  oon  aOen  Slntlagen 
rein  ju  mafd^en  fud^le.  3)ie  tl^eofop^ifd^en  ©efeUfd^aften  fagten  fid^  Dom 
^uptquartier  to«,  unb  pe,  bie  ben  ©türm  erregt  ^atte,  ftorb,  oon  ben 
3Reifien  oergeffen  unb  oerlaffen,  1891  infionbon. 

S)a«  religiöfe  ©pfiem  ber  S:^eofop^ie  mürbe,  mie  oben 
ermdl^int,  §uerfi  oon  aWme.  »laoatiSlp  in  „Isis  Unveiled"  bargelegt. 
2)iefc«  SKefenmerf  erfd^ien  1887  in  oollfiänbig  umgearbeiteter  ©efialt 
unter  bem  Xitel  „Secret  Doctrin".  ©pfiter  gab  fte  eine  furj  gefaßte 
ajarfiellung  ber  fiauptpunfte  be«  ©pfiem«  in  „Key  to  Theosophy" 
^auÄ.  S)ie  befte,  anfd&autid^fie  unb  geijireic^fie  ©^ilberung  ber  Se^re 
iP  jebod^  oon  ©innett  in  feiner  „Esoteric  Buddhism"  1883  gegeben 
morben.  3m  ©egenfafe  ju  ben  meifien  anberen  pofitioen  ^Religionen  erfd^eint 
bie  X^ofopl^ie  in  biefen  SBerfen  atö  reinfier  ^antl^eiMuiS.  „SBir  oermerfen 
bie  SJorfteflung  oon  einem  perföntid^en,  außerhalb  ber  SBelt  jie^enben,  menfd^en» 
ä^nlid^n  ®ott,  ber  nur  ber  riefenl^afte  ©d&atten  eine«  aWenfd^en  unb  nid^t 
einmal  bc«  bcften  3Kenfd^en  ifi.  SBir  glauben  an  ein  allumfaffenbeÄ,  gött» 
lid^e«  ^ßrinjip,  bie  SBurjel  oon  aflem,  au«  bem  aUe«  ^roorge^t  unb  ju  bem 
afle^  im  grofeen  ©pflu«  be«  Seben«  mieber  jurüdße^ren  mirb/'  Reifet  ed  in 
„Key  to  Theosophie".   ©l^arafterifHfd^  für  bie  Seigre  finb  femer  bie  beiben 


302  S^eofop^ie  unb  gfafiti^mu^. 

vom  Sttbbl^tötnu!^    entlel^nten  ©ebanten    üon   Staxma   unb   ber   ätemfor« 
nation. 

Äartna  Ip  „ba§  ®efefe  ber  unoermeiblM^  Sotgen".  Me^,  xoa§  einem 
üRenfd^en  l^ier  auf  @tben  begegnet,  nid^t  aOein  feine  äußeren  93erl^ä(tnif[e, 
fonbem  an^  bie  ©ntroldlung  feiner  ^erfönßd^leit,  iji  eine  firenge  golge 
feineiJ  frül^eren  SebeniS  in  bicfer  unb  in  ben  frül^eren  ©pfienjen.  SEBenn  ber 
3Renfd^  ftirbt,  fommt  bie  Seele  m^  "Sitm^an,  100  fte  eine  ooDfommene 
©eligleit  geniest,  ol^e  irgenb  eine  ßrinnerung  ober  Äenntni^  oom  ©lenbe 
beiS  @rbentebeni^  me^r  }u  l^aben.  tiefer  S^f^^^  ^^^  ©etigteit  ift  ber  £ol^n 
fflr  boiS  ©Ute,  ha&  bie  @eele  nml^renb  il^red  Sufent^alteiS  auf  (Srben  voU-- 
brad^t  l^at;  er  bauert  fo  lange,  bi^  biefe  SSerbienfie  oerbraud^t  finb.  S)ann 
n)irb  bie  @eete  loieber  geboren,  tritt  oon  neuem  in  einen  menfd^Iid^en  Adrper 
ein,  unb  forooi^t  bie  öu^eren  JBerl^ältniffe  ate  bie  innere  ©ntmidttung,  wie 
fte  ie^  für  bie  @eele  beginnen,  fmb  bie  biretten  Jtonfequenjen  bed  frfi^ren  Srben^ 
leben«.  SEBa«  bie  ©eele  bamat*  oerbrod&en  l^at,  räd^t  fid&  nun  frfli^er  ober 
fp&ter,  inbem  ed  bie  natürlid^en  folgen  nad^  fid^  }ie^t.  @o  u)irb  bie  @eele 
ftd^  abn)ed^felnb  balb  in  3)eoad^an,  balb  auf  ber  @rbe  aufl^alten,  bi«  aDe 
©d^ulb  gefttl^nt  ift  unb  bamit  bie  SRohoenbigfeit  einer  SBiebergeburt  fortfottt. 
^ann  ge^t  bie  Seele  in  ha&  allgemeine  göttlid^  $nn}iP/  in  SHroana,  auf. 

©0  lann  bie  Seigre  ber  2:^eofopl^ie  oon  ber  SReufd^enfeele  unb  beren 
©d^idFfal  in  Iur}en  3^9^^  bargefleOt  merben.  Snbe«  muffen  mir  bemerfen, 
bag  mir  burd^  fold^  ein  {ur}ed  9lefum6  bem  ganjen  ©pfieme  aud^  feinen 
eigentttmlid^en  3)uft  nel^men.  S)ie  oielen  bem  äSubbl^üSmui»  entlel^m  (Sm^U 
^en,  mit  benen  nid^t  nur  bie  ©eelenlel^re,  fonbem  aud^  bie  Jtoi^mologie 
aui^efiattet  ifi,  tragen  fo  beutlid^  ben  %ypM  ber  reid^en  morgenl&nbifd^en 
^l^antafte,  bag  e«  eigentlid^  erfl  baburd^  oerfl&nblid^  mirb,  bag  bie  ^^eo* 
fopl^ie  fo  jal^lreid&e  änl^änger  gefunbcn  l^at.  6i5  liegt  aufeerl^alb  unferer 
äluf^abe,  auf  biefe  intereffanten  detail«  na^er  einjugei^en;  fflr  und  ifl  eiS 
mid^tiger,  ben  S3emei«  ju  prüfen,  ben  bie  Xl^eofopl^ie  für  bie  SSktl^rl^eit 
ü^r  Sel^e  ju  liefern  fud^t. 

©0  mie  bie  ©piritiflen  bie  93eftätigung  il^rer  Seigre  in  ben  9Ritteilungen 
ber  ©eifter  finben,  fo  berufen  bie  S^^eofopl^en  fid&  auf  bie  aWal^atmo«.  S)ie 
2^eofop^ic  ifi  bie  biiS  jefet  geheim  gel^altene  Se^re  berfelben;  aber  ba  biefe 
aud&  auf  anberen  ©ebieten  eine  meit  größere  ©npd&t  al«  anbere  ©terblid&e 
beflgen,  muß  i^re  Seigre  oon  ber  2Beltorbnung  unb  bem  ©d^idffale  ber 
3Wenfd&enfeele  ober  jeber  Äritif  erl^aben  fein,  äufeerbem  finb  pe  unmittelbar 
oon  ©autema  »ubbl^a  mäl^renb  feiner  lefeten  3nfamation  untenoiefen,  unb 
ba  Subbl^a  bei  feinem  oorlegten  älufentl^alte  auf  ber  @rbe  fd^on  fo  meit 
gcfommen  mar,  ba§  er  ju  SRiroanaö  cmiger  ©eligleit  eingel^en  tonnte, 
jebod^  freimillig  barauf  oerjid&tete,  nm  nod&  einmal  aU  Seigrer  für  bie 
aWenfd^en  geboren  ju  merben,  fo  ift  ba«  SBiffen  ber  aKal^atmaö  fo  gut  mie 
flöttlid^en  Urfprung«.  fragen  mir  aber,  meld^er  SEBal^rl^eitdbemei«  berat  für  bie 


2)er  goKridmu«.  303 

<Sjnfien}  unb  hai  äbennenfd^Iid^e  3Biffen  ber  3Jla^atma&  geliefert  loerben  lann, 
bann  werben  wir  auf  bie  rounberbaren  Sl^aten,  bie  SUhne.  ^lamtöb)  unb 
anbere  Slbepte  auiSgerici^tet  l^aben,  oerwiefen.  aRme.  93Iat)atd!p  f)at  alfo 
ebenfogut  wie  anbere  SReligionSftifter  il^re  S^f^^^t  i^  SEBunbem  nel^men  muffen, 
um  i^re  Senbung  ju  legitimieren.  9tber  ate  ein  Jtinb  ht&  19.  ^al^rJ^unbertiS 
glaubt  pe  fettp  nid^t  an  fflunber  im  ©imie  einer  Slufl^ung  ber  9?atur^ 
orbnung;  fte  fa|t  fte  oielmel^r  nur  atö  ^rtid^te  einer  l^öl^eren  @inftd^t  in  bie 
Staturgefefte  auf  unb  ip  ber  9lnfld^t,  baB  bie  2Biffenfd^aft  beS  Slbenblanbei» 
aOmä^Iid^  aud^  fo  weit  tommt.  Sßie  ed  ftci^  nun  mit  ber  ^^l^öl^eren  (Sin* 
fid^t"  ber  SUhne.  ^lamtStt)  unb  mit  ber  ©jifienj  i^rer  Selber,  ber  aRaJ^at«' 
mag,  oerl^filt,  bflrfte  burd&  bie  Unterfud^ung  ber  engUfd^en  ©efeUfd^aft  ^in=' 
reid^enb  aufgelt&rt  fein.  3)ie  S^eofopl^ie  fd^rumpft  bamit  }u  einem  reinen 
^^antafteprobutte  jufammen. 

I^r  Safttrt«mu0. 

@g  ifl  entfd^eben  eine  geniale  3bee  ber  aRme.  äSlaoati^tp,  ben  älufentl^alti^« 
ort  ber  aRa^atmai^  nad^  Xibet,  b.  1^.  iniS  unjugänglid^  ©renjgebiet 
SnbieniS  }U  verlegen.  S)enn  bie  inbif d^  i^Iire,  unb  befonberS  bie  l^öl^ere  ®ruppe 
ober  Bdtt,  bie  fogenannten  9)ogi,  l^aben  fd^on  feit  langer  3^*  einen  großen 
Stuf  ate  S^vAexex  in  @uropa  gehabt.  S)ie  Xl^eofopl^  betrad^ten  biefe 
^ogi  nun  ate  eine  3lrt  unoottfommener  aiial^atma«,  infofern  biefelben  mol^l 
Diele  munberbare  S)inge  ooDbringen  !3nnen,  aber  bod^  nid^t  bie  Qü^e  ber 
Slbepte  erreid^en.  @iS  l&gt  fid^  nun  aud^  nid^t  leugnen,  bag  bie  inbifd^en 
Satire  offenbar  fd^on  lange  mit  gemiffen  pfpd^ologifd^en  ^rojeffen  oettraut 
gemefen  finb,  über  bie  bie  SEBiifenfd&aft  be«  äbenblanbe«  erP  oiel  fpäter 
Ilar  geworben  ifl  So  ip  e&  }um  ^eifpiel  Xl^atfad^e,  bag  ber  ^ortugiefe 
abt  garia  oon  ben  gafiren  lernte,  ^ppnofe  burd^  ©uggepion  l^eroorjurufen 
unb  }war  fd^on  ju  Slnfang  biefeö  S^i^r^unbert«,  alfo  ju  einer  3^*/  ^^ 
man  in  @uropa  taum  über  ben  ^umbug,  mit  bem  ber  aRedmeri^muiS 
pdd  umgab,  l^inweggelommen  war.  ferner  ip  eiS  unjweifel^aft,  bag  bie 
$alire  pd^  in  einen  tünplid^en  @d^laf}upanb  ju  oerfegen  oermdgen,  &^nlid^ 
bem,  wie  er  natürlid^erweife  bei  oielen  Vieren  oortommt,  fo  bag  pe  l&ngere 
3eit,  SBod^en  ober  SRonate  l^inburd^,  o^ne  9tal^rung  unb  beinal^e  ol^ne  }u 
otmen  leben  lönnen.  S)iefe  3;^atfad^en  jeugen  bod^  oon  Äenntniffen,  bie  auf 
gewiRen  ©ebieten  bie  unfrigen  übertreffen.  SRaturwibrig  iP  barum  aber 
weber  bie  auf  ©uggepion  berul^enbe  öppnofe,  nod^  baö  „lebenbig  S3egraben» 
werben"  ber  ^J^te. 

anber«  bagegen  oerl^ält  e§  pd^  fd^einbar  mit  anberen  ßeiPungen  ber 
^fire.  1875  gab  ber  granjofe  Qacolliot  ein  Sud^:  „Le  spiritisme  dans 
le  monde.  L'initiation  et  les  sciences  occultes  dans  Finde",  l^raui^, 
in  bem  er  bie  belarnttePen  $afirfunPPäd(e  aui»  eigener  Slnfd^auung  befd^reibt. 


304  X^to^op^it  unb  J^ndtnnd. 


©d^were  »ronjegcgenficmbe  bewgen  fid&  ouf  ben  bloßen  SBüif  bc«  Sauberer«; 
©tö(f(§en  fd^reiben  antworten  auf  gebadete  fragen  in  ben  ©anb;  ©amenfömer, 
bie  3<^coaiot  felbfl  aui^emfil^lt  ^at,  fd^iegen  in  n)enigen  ©tunben  }u  großen 
5ßflanjen  empor  u.  f.  m.  «De«  biefe«  ge^t,  wie  e&  f d^eint,  oor  fid&,  o^ne  bofe  e«  in 
unmittelbarem  3ufammenl()ang  mit  bem  ^afir  fle^t,  ber  rui^g,  fytlb  nadFenb 
auf  bem  ^ußboben  ba|t^,  nur  oerfel^n  mit  feinem  $ambu«{iab  mit  fteben 
Änoten,  atö  bem  3^^^  \^^^  SBürbe.  Safd^enfpieterei  fd^eint  |ier  olfo 
gan)  au«gefd^Iof[en  ju  fein,  unb  ^acoDiot  lovml  be«l^b  aud^  }u  bem  @d^(uß, 
baß  unbetannte  Jträfte  ^ier  mitmirfen.  SacoQiotS  Seobad^tungen  ^NCiben 
jebod^  einen  ^ter,  baß  er  immer  gan}  allein  mit  bem  ^afir  mar;  er 
moQte  n&mlid^  baburd^  oerl^inbem,  baß  bie  eingeborenen  S)iener  beS  3auberer« 
mit  biefem  unter  einer  S)ed(e  fpielen  tonnten.  Unb  ba  er  e«  }Ugeben  muß, 
baß  er  bie  fled^enben  9lugen  bed  ^atir«,  bie  i^n  bidmeilen  ffatnbenlang  an* 
füerten,  el^e  etwa«  gefd^a^,  nid^t  auÄl^alten  tonnte,  fo  ifi  bie  aWöglid^feit  nid^t 
audgefd^loffen,  baß  er  gerab^u  oon  biefem  i^^pnotifiert  morben  ifl  Sß&^renb 
ber  Sppnofe  ^at  ber  gaür  i^m  bann  atteö  ba«  oorgaufcln  lönnen,  ma«  er 
mit  offenen  3lugen  gefe^en  )u  l^aben  fid&  einbilbet.  Uebrigen«  oermögm  bie 
^fire  eine  SRenge  ebenfo  munberbarer  S)inge  nur  burd&  i^re  erflaunlid^ 
^igfeit  in  ber  Xafd^nfpielerei  auÄjufül^ren.  3kt.  fiobgfon  benuftte  feinen 
oben  ermähnten  3(ufentl^lt  in  3nbien  baju,  um  bei  ben  ^afiren  in  bie  ©d^ute 
}U  gelten;  er  behauptet,  bie  Äniffe  bei  ben  meifien  ber  ermäl^nten  iUinfiftodfe 
§u  lennen.  »ußerbem  fü^rt  er  treffenbe  »eifpiele  bafür  an,  mie  e«  felbft  fflr 
gute  »eobad^ter  unmöglidji  ifi,  juoerläffige  »eric^te  über  ba«  abjugeben, 
ma«  fte  bei  fold^en  äSorfteOfungen  wahrgenommen  ^aben.  2)ie  (Sreigniffe 
fel^n  in  ben  »erid^ten  oiel  munberbarer  au«,  al«  mie  pe  m  SBirflid&feit 
gemefen  finb.  aSBir  fommen  fpäter  auf  biefen  5ßunft  feiner  Unterfud^ungen 
jurüdf. 

(ün  ^irfunftftüc!  ift  inbed  no($  ber  näheren  Sefpred^ng  toett,  loeil  ed  eine  be> 
fonbere  ©eft^ic^te  f)at.  3)er  »erit^t  über  baöfclbe  finbet  ft(^  in  „Isis  Unveiled".  @in 
gaftr  tritt  auf  einem  offenen  ^la%  auf,  too  er  alöbalb  »on  einer  S(^ar  3ufc^uer  um^ 
^tbtn  ift.  ®r  breitet  ein  Btüd^en  %zpp\^  auf  ber  ®rbe  au«  unb  trampelt  auf  bentfeiben 
um^er.  iDer  2:eppi(^  fängt  balb  an,  fi(^  gu  hmt^zn  unb  hirj  barauf  friec^t  ein  jtnobe 
unter  bem  Xtpipxd)  ^eröor.  a)er  Sauberer  nimmt  nun  eine  Siotte  Xm  unb  wirft  fte  in 
bie  £uft.  3)ie  StoSe  roicfelt  ft($  ab  unb  fteigt  ^ö§er  unb  ^ö^er,  bi«  ba«  eine  @nbe  be« 
Xauc«  in  ber  i^uft  oerfc^roinbet,  wä^renb  ba«  anbere  auf  bie  (grbe  ^inabreic^t.  3)er 
Änabe  flettcrt  an  bem  Xau  empor  unb  ocrfc^roinbet  oor  ben  Slugen  ber  ^ufc^auer  in  ber 
2uft.  e«  entfpinnt  fi(^  lejt  eine  Unterrebung  aroiftl^en  bem  gafir  unb  bem  Änaben,  bie 
bamit  enbet,  ba^  ber  gaür  sornig  ein  SKeffer  ergreift  unb  ebenfatt«  an  bem  Xan  empor» 
flettert,  dx  bleibt  oben  eine  $[)ei(e  fort,  unb  hin  barauf  foKen  bie  blutigen  ©lieber  be« 
Änoben  nebfk  Äopf  unb  Siumpf'^erab;  banat!^  erfc^eint  ber  gafir  roiebcr,  inbem  er  am 
3;au  ^inobgleitet.  3)en  serftücfclten  Äörpcr  be«  Änaben  ftetft  ber  Sauberer  in  einen  Sad 
unb  f (Rüttelt  biefen;  ber  Jlnabe  ^üpft  fpringenb  lebenbig  au^  bem  ©ade  micbcr  ^erau«  unb 
läuft  baoon.  So  eraä^It  3»me.  53Iaoot«r9  bie  ©ac^e  al«  SSeroei«  für  bie  rounberboren 
Seiftungen  ber  gafire. 

3lm  ©c^Iuffe  be«  So^re«  1890  fc^ilberte  ein  junger  3lmcri!aner  aWr.  @.  eamor« 


3)cr  gaftriSmu«.  305 


benfelben  SBotgang  in  ^S^tcago  2:rü^une",  inbem  er  ^in^ufügte,  ba^  er  feI6ft  mit  einent 
fjreunbe  biefcr  Sorffcettung  in  Snbien  beigewohnt  ^ätte.  S)cr  greunb,  ein  Äünftler, 
^otte  einige  @Ii3$en  baoon  aufgenommen^  @Ilmore  bagegen  eine  Sflei^e  von  Sßoment» 
aufnahmen  gemacht,  ^e  ^üjaen  bed  jtünftlerd  geigten  aOed,  mag  ber  ^ttid^t  angab. 
3)ie  p^otograp^fc^en  Silber  bagegen  jeigten  nur  ben  goür,  wie  er  eifrig  geftifulierte  unb 
bie  Su\(i^<mzT,  mie  fie  je  nac^  ber  $anb(ung  bolb  nac|  oben,  balb  nac^  unten  blicften. 
Slber  oom  2au,  oom  ilnoben,  oon  ben  blutigen  ©liebem  u.  f.  m.  mar  mä^i  bie  geringfte 
Spur  auf  ben  Silbern  lu  fe^en.  !^er  Serfaffer  )og  barauiS  ben  (Sd^Iug,  bag  ber  f^alir 
feine  3uf4<^^^  §9|motiftert  unb  i^nen  bad  gan^e  @reigni$  auf  ^oQujinatorifc^em  Sßege 
9orgetäuf(!^t  §abe.  ^iefe  ®ef(^i($te  ging  burc|  ade  Slätter  unb  mürbe  au($  oon  ben 
nriffenft^oftlic^en  3citf(^riften  aufgenommen. 

!Da  ed  nun  noc^  unferer  je^igen  ilenntnid  oom  ^ppnotigmud  ganj  unoerftdnbUc^ 
ift,  mic  ein  einjelner  SRann  einen  ganzen  S^fc^auerfreid  §ppnotifieren  unb  biefelbe  ^ailu« 
Sinotion  bei  aütn,  unb  smar  au($  bei  ^udUinbem,  bie  feine  Sprache  nid^i  einmal  lotu 
ftanben,  ^eroorrufen  fonnte,  fo  erregte  bie  @ac§e  ungeheure«  9luffe^en.  a»r.  §obgfon 
f($rieb  an  bie  Herausgeber  beS  ameri!anif(!^en  Slatted  unb  teilte  i^nen  mit,  ba^  er  ft($ 
mft^renb  feinet  Aufenthaltes  in  ^n^ien  t)ergeb(i($  bemül^t  l^ätte,  biefeS  jtunftftflcf  3u  fe^en; 
ja  ed  fei  i^m  nic^t  einmal  gegläcft,  einen  ^Renfd^en  su  finben,  ber  eS  jemals  beob^ 
ad^tet  §abe  ober  ber  au($  nur  jemanben  lenne,  me(($er  3^ud^  ^^^  JlunftftücfeS  ge« 
n)efen  fei.  ®r  möchte  beS^alb  gerne  ben  Ort  miffen,  mo  35lx.  ^Qmore  ber  feltenen  ^ovs 
ftettimg  beigemo^nt  ^abe.  9htn  !am  bie  SBa^r^eit  an  ben  ^ag.  9Rr.  ©dmore  teilte  offene 
^er^ig  mit,  ba^  bie  ganje  ©efc^id^te  erbid^tet  fei;  er  ^ttt  fi(§  gebac^t,  ba^  bie  gaürlunfts 
ftüde  nur  auf  ^ppnotifc^er  ©runblage  beruhten,  unb  ba^  biefeS  hutd^  SRomentp^otogrop^ieen 
bemtefen  merben  tonnte.  Sluf  ©runb  biefer  ^^pot^efe  ^ötte  er  bie  @ef(!^i(!^te  erbi(!^tet  unb 
ben  Scrfttffemamen  8.  ®Umore  =  seil  more  (betrüge  me^r)  gebrau(!^t,  um  bem  benlenben 
£efer  ansubeuten,  bag  baS  ©an^e  eine  äJlpftifitation  fei.  !£)aS  gan^e  ilunftftüct  mar  olfo 
nur  boS  ^^antafieprobuft  eines  erfinberif(!^en  ^anfeeS. 

Aber  mo^er  ^at  TttM.  StaoatSf^  bie  @ef($i(^te?  hierüber  Itört  unS  ^iefemetter 
in  ben  „^^yd^.  etubien"  1891^  @.  419  ff.  auf.  @S  ift  befannt,  bog  biefe  a)ame  ober 
richtiger  wo^I  einer  i^rer  Helfershelfer  in  ber  alten  europdifc^en  Sitteratur  über  SRagie 
fe^r  gut  beroanbert  mar.  3lun  finbet  ft($  aber  eine  gana  d^n(ic|e  @efc|i($te  in  Sodann 
SßeierS:  „De  praestigiis  daemonum'';  eS  ift  alfo  fe§r  ma^rf(!^ein(i($,  bo^  äJlme.  SlaootSf^ 
biefelbe  frei  umgebi(!^tet  unb  nad^  ^n!bhn  oerlegt  ^at,  um  fie  alS  SemeiS  für  bie  ^o^en 
Seiftungen  ber  ^ire  ju  Hnn^^n,  3)aS  munberbare  jlunftftücf  ift  bemnac^  oon  Slnfang 
bis  (gnbe  erfunben.  3)ie  3»oraI  oon  ber  ®ef(^i(§te  ift  offenbar  bie,  ba^  man  folc^en  Se* 
richten  gegenüber  fe^r  oorfid^tig  fein  muj,  felbft  menn  SÄomentaufna^men  unb  fonftiger 
miffenfc^aftlic^er  Apparat  i^nen  einen  gemiffen  Schein  oon  ©(aubmürbigfeit  geben. 


5)er  Spiritismus  im  festen  3)e?ennium. 


10a 


^äl^renb  ber  (Sntmdlung  bed  ©piritiSmuiS  in  ben  (e|ten  gel^n  ^a\)xm 
iji  ber  Unterfd&ieb  jwifci&en  ber  religiöfen  unb  n)iifenf(§aftlid&en  ©elte  fd^ärfer 
an&Qtpx&Qt  moxbm  als  je  juoor.  2)er  ©pirittömuS  l^at  ftd^  als  Religion  immer 
loeiter  oerbreitet.  @o  unnatürlid^  unb  üemunftmibrig  bied  auf  ben  erften  äSUd 
ouc^  erf(j^nt,  fo  ifl  eS  boci^  leidet  begreifUd^.  S)enn  ber  ®ebanle  oon  einer  SSer^^ 
binbung  }n)ifd^en  bem  äRenfd^en  unb  ber  ©eiftermelt  ifl  \a  an  unb  fflr  fid^ 

Seemann,  9ihtXQlaubt  unb  Saubtxti.  20 


306  ^^  ©ptriti«imi8  im  legten  3)eacnnium. 

rec^t  ^flbfd^,  loenn  man  von  bcn  baxoäm  gormcn  abfielet,  bie  er  in  ben 
fpiritifüfd&cn  ©ifeungen  oft  onnimmt;  er  l^at  aufecrbem,  roie  oben  g^J^t,  in 
frcirctigidfet  »cjic^ung  eine  weitreici^enbe  »ebeutung.  2)iefer  ©ebanfe  f)at  nun 
aud^  in  ben  Greifen  ber  @ebi(beten  immer  mel^r  Eingang  gefunben  unb  iß  aü 
religiöfeiS  SDogma  tritilto^  angenommen  morben.  2)ie  Seifhtngen  ber  @<i^reib* 
unb  @pred^mebien  ^at  man  bann  al^  Semei^  fär  bie  Stitmirfung  oon 
©eifiem  angefel^en,  o^ne  auf  ben  SRad^ioei«  ber  SBiffeufd^aft,  bafe  ofl  biefe 
Siebe  unb  ©djrift  ganj  natürlich  unb  rein  menfd^tid^en  Urfprung«  ifi,  SRüd» 
pd^t  ju  nehmen,  aber  ba«  fonnte  boci^  ber  2lufmerffamlrit  ber  gebilbeteren 
©piritijten  nid^t  entgelten,  bafe  bie  aWitteitungen  ber  Oeifier  burd^fd^nittlid^ 
äu|erfi  merttoi^  ftnb  unb  nur  baju  bienen,  ben  Spiritii^muS  in  ben  Slugen 
ber  ®egner  Wd&erlid^  ju  marinen.  3)ie  religiöfen  ©piritifien  finb  ba^er  immer 
mel^r  geneigt,  bie  mebiumifüfd^en  ^^änomene  afö  fd^äbtid^en  äludioud^d  an« 
jufel^en,  oon  bem  man  am  liebflen  frei  merben  mödjite.  3n  feinem  belonnten 
SBortrag:  „SSom  ©piritiömu«,  oon  feiner  »ebeutung  unb  feinen  ©efol^ren*', 
fommt  ber  Stormege  Jtr.  3anfon  biefem  ©tanbpuntt  fei^r  na^e;  berfelbe  fd^eint 
aud^  in  älmerifa  red^t  aOgemein  }u  fein.  S)amit  l^aben  bie  ©piritiflen  il^rer 
iäel^re  bad  e^perimenteO  miffenfd^afttid^e  (Gepräge  genommen  unb  fte  jur  reinen 
^Jteligiongemad^t.  ^  na^r  äierbinbung  l^iermit  fle^t  bie  SSereinigung, 
bie  oor  menigen  $iafixm  }mif$en  ben  ang(o«ameri{anifd^en  unb  ben  romani« 
fd^  ©piritiflen  flottgefunben  l^at,  bei  ber  bie  fie^re  oon  ber  9)etnfamation 
in  etmod  oeränberter  ^orm  allgemein  angenommen  morben  i{l. 

SBä^renb  ber  ©piritü^muiS  fid^  fo  afö  nme  Sleligion  immer  mel^r 
auiSbreitet,  l^aben  bie  einfld^tSooIIeren,  roiffenfd^aftlid^  angelegten  ©piritijien 
eingefe^,  bag  bie  ^^ot^^  ^^^  bem  SRitmirfen  ber  ©eifler  }ur  er{(arung 
ber  meifien  mebiumifUfd^en  ^l^änomene  gar  nid^t  notmenbig  i{i  SHe  ^9po^ 
t|efe  oon  ben  ©eiftem  mirb  bedl^atb  oon  ben  äSorfämpfern  bed  ©piritii^mu^ 
ie^t  nur  bei  einzelnen,  oer^ä(tnidmä^g  feltenen  ^i^anomenen  feftge^alten. 
3l(Ie  übrigen  Snanifeftationen  merben  bagegen  bur$  natfirlid^  ober  oRutte 
Äräfte  erflärt.  ÜKit  anberen  SBorten :  ber  miffenfd^aftlid^e  ©piriti«^ 
mu«  l^at  fid^  bem  Dffulti^mu«  fel^r  genähert,  aber  ber  CttnU 
tü^mud  ^at  feinerfeitd  aud^  mefentlid^e  Slenberungen  burd^gemad^t  unb  }mar 
^auptfäd^lid^  infolge  bei^  Stac^meif ed ,  bag  oiele  bü^  bal^in  unerflärlid^e 
mebiumiftifdjie  ^^önomene  nur  3Bir!ungen  oon  betonnten  pf^d^ifd^en  fträften 
finb.  a)aburd&  ifi  ba«  ®ebiet  ber  offulten  Äräfte  fe^r  eingef^ränft  morben. 
SBir  werben  jefet  im  golgenben  in  furjen  300^"  bie  UmfUmbe  barlegen, 
wd^e  bie  ermäJ^ten  äJeronberungen  im  ©piritiSmui^  unb  im  Offultii^mud 
l^erbdgeffll^rt  l^aben.  2)ie  ftegreid^e  fpiritifttfd^e  9leligion  laffen  mir  l^erbei 
gonj  auger  ad^t. 

S)ad  @nbe  ber  fiebriger  3^l^re  mar  ber  ^ö^epunft  für  bie  pl^pfttalifd^ 
SRebien.  SSSoiB  ©labe  in  fieipjig  leiflete,  ifl  taum  jematö  oot^r  ober  nad^« 
^r  erreid&t  ober  gar  übertroffen  morben.    3^  e^  fd&ien  fafi,  ate  ob  bie 


2)cr  @|nritigmuS  im  legten  3)ejcnnium.  307 


mei)iumifti)(i^en  Seifhtngen  ftci^  nur  ju  biefer  fd^minbelnben  Qöfjt  erhoben 
Ratten,  bamit  ber  gatt  nad^i^er  um  fo  tiefer  würbe.  S)ie  näd&fien  ^ai)Xt 
brodjiten  nämlid^  eine  gan}e  Steil^e  üon@ntlart)ungen,  burd^  n)eld^  bie  be^ 
fannteflen  SMebien  überführt  würben,  bafe  fie  3;af<i&enfpielerfünfite  ober  anbere 
Äniffe  bei  i^ren  Seiftungen  angeroonbt  Ratten.  SBa«  bie  Urfad&e  ju  biefer 
,,entlan)ung^ibemie"  eigenttid^  war,  ifi  nid^t  gut  ju  fagen.  aWöglid^er* 
weife  ^at  ©labe«  SRuf  bie  anberen  SWebien  angejiad^elt,  fo  ba^  fie  Rd^ 
über  bie  @ren}en  i^rer  Seiftung^foi^gleit  l^nauSgewagt  unb  }u  93e^ 
trügereien  il^re  S^flud^t  genommen  l^aben,  bie  auf  bie  Sänge  ber  3^*  nid^t 
unentbedFt  bleiben  tonnten.  6«  ift  aud^  benfbar,  bag  bie  Slugen  ber  Seute 
burd^  bie  Äritif  über  ©labe^  Seiftungen,  meldte  befomtene  ©elcl^rte,  bie 
Slugenjeugen  berfelben  waren,  übten,  für  bie  Betrügereien  geöffnet  würben. 
3ebenfaflg  fa^te  man  bie  2Webien  aSittiam«  unb  SRita  1878  bei  einer  3Kateria» 
lifation^ft^ung  in  ^oQanb  in  einem  rein  fpiritiftifd^en  ftreife  ab  unb  überführte 
fie,  bafe  fie  felbfi  afe  „©eifier"  agiert  Ratten.  2)a«  Sal^r  1880  brad^te  nid&t 
weniger  al«  }wei  f  enf  ationeüe  93egebenl^ten  biefer  %rt,  weld^e  @glinton  in  SRünd^en 
unb  glorence  6oof,  ©roofeö'  befannteiS  aWebium,  m  Sonbon  betrafen.  3)ie« 
le^te  @reignid  ift  fd^on  oben  @.  283  bargefteHt.  2)ie  f olgenben  Saläre  waren  eben» 
faltö  reid^  an  enttaroungen ;  1881  aWr.  unb  3RrÄ.  gletd^er,  1882  2Mr«.  SBoob, 
oor  aflem  1884,  wo  baiS  in  ganj  ©uropa  belannte  3Kebium,  ber  Slmerifaner 
ä3a^ian,  oom  öfterreid^ifd^  Jtronprin}  9Iubolf  unb  bem  @r}^erjog  ^ol^ann 
atd  Betrüger  entlarot  würbe. 

SHe  ©piritifien  fud^ten  natürtid^  in  aüen  biefen  §äOen  ben  fd^led^ten 
<Sinbrud(  burd^  mel^r  ober  weniger  finnreid^  ^^potl^fen  unb  @rfl&rungen 
abjufd^wäd^en,  wie  wir  e«  bereit«  oben  im  galle  6ooI  gefeiten  l^aben. 
e«  ift  l^ier  nid^t  ber  Ort,  näl^  }u  unterfud^en,  ob  bie  @piritiften  ober  i^re 
©egner  red^t  Ratten.  S)a{3  in  oielen  püen  aflerbing«  tein  bewußter  Betrug 
Don  feilen  ber  aWebien  oortag,  barf  man  wol^t  annel^men.  aber  bie  SBirfung 
ber  ja^lreid^n  (Sntlaroungen  blieb  natürlid^  nid^t  au«.  S)ie  SRebien  würben 
ängfUidd,  unb  biefe«  fe|te  wieberum  il^re  Seifiung«fä]^ig!eit  ^ab,  fo  ba^ 
t)ie(e  nidjit  mel^r  öffentlid^  aufzutreten  wagten;  il^re  übrigen  ^räftationen 
blieben  aber  oer|dltni«mfi^g  unbebeutenb.  3n  ben  folgenben  3^^^^  6i« 
jum  älnfange  unfere«  ^ejennium«  war  ein  äRebium  be«l^alb  eine  groge 
©elten^t;  ja  ein  bebeutenbe«  profeffUmette«  SRebium  biefer  3lrt  lam  gar 
nidjit  mel^  oor.  $ier§u  trug  wefentlid^  nod^  ba«  1882  in  Sonbon  erfd^ienene 
35ud&:  „Confessions  of  a  Medium'^,  bei,  ba«  atte  gläubige  ©piritiften  mit 
©d^redfen  erfüUte.  S)a  id^  ein  @£emplar  biefe«  Bud^e«  nid^t  l|abe  auftreiben 
tonnen,  fo  mujs  id^  mid^  mit  einem  lurjen  Sieferat  in  ben  ^,$f9d^fd^ 
©tubien''  1883  ©.  191  begnügen.  3)a«  oom  Buguet^^ßrojefe  ^er  bdfamxte 
iKebium  aifreb  girman  ^atte  mehrere  3al^re  lang  einen  ©e^ilfen,  ©l^apmann, 
ber  ottmöi^id^  in  afle  Oel^imniffe  eine«  profeffumellen  SWebium«  eingeweil^t 
roorben  war.    2)abei  lernte  er,  bafe  bie  p^pfifalifd^en  SeiftungeJi  —  wenig* 


308  -er  ©piritidmu«  im  Iti^ien  3)cjcnnium. 


fien«  bei  bem  aKcbium  giman  —  nur  in  2:afd&enfpiclerfniffcn  befionbcn. 
2(uf  bie  2&n%t  ber  3eit  würbe  eiJ  ii^  unerträglid^,  leid^tgläubigc  unb  e^r» 
lid^e  3Wenfd&en  befionbig  ju  täufd^en,  unb  er  erlWrle  ^rman,  bafe  er  bie  fd^änb» 
H(ie  ^onblungiSmeife  bei»  9Rebiumd  öffentUci^  betanntjugeben  gebenle.  ^arauf^ 
^  »erliefe  %ixman  il^n  in  einem  fremben  fionbe,  wo  er  ofler  (gpflenj* 
mittel  entblößt  war;  er  oerwirflid^te  aföbalb  feinen  ^lan  unb  fd^rieb  ba& 
erwäge  3dn^.  3n  biefem  finb  bie  Sifeungcn  ber  p^pfifalifd^en  3)iebien  fo 
genau  befd^rieben,  bafe  feiner,  weld^er  jemals  einer  [old^en  SBorjlellung  bei^ 
gewohnt  l^at,  3"^^^  ¥i^  tonn,  bafe  ber  SJerfoffer  eine  jahrelange  Qx^ 
fal^rung  auf  biefem  ©ebiete  l^at.  Slufeerbem  pnb  afle  Äniffe  jur  ^eroor» 
rufung  ber  ^^dnomene  audfü^rlid^  gefd^ilbert. 

@egenäberbiefen  @nt^aOungen,  beren  @laubwürbigleit  Aber  jeben  3u>eifel 
erl^aben  war,  räumten  bie  befonneneren  ©piritifien  ein,  bafe  man  in^uhinft  nod^ 
oorftd^tiger  al&  bisher  ju  SBerfe  ge^  mü^tt,  um  pd^  t)or  Setrug  ju  fidlem. 
a)er  3lebafteur  ber  „^ßfpdjiifd^en  ©tubien",  Dr.  SBittig,  benüfete  fogar  bie 
©elegenl^eit,  offen  einjugeficl^en,  bafe  einige  ber  beften  Seweife  für  bie  3flate* 
rialifation  unnweifel^aft  falfd^  wären.  @i$  bejog  ftd^  biefed  auf  einige  Paraffin« 
formen  oon  ©eifter^änben,  bie  fid&  in  ©iftungen,  weld^e  ber  S)eutfd^e  SleimerS 
mit  oerfd^iebenen  ^ebien  in  @nglanb  abgel^alten  ^atte,  gejeigt  llatten'*'). 

3m  ©piritiflenlager  war  man  alfo  Ilar  barflber,  bafe  bod^  nid^t  a\k& 
bei  i^nen  ganj  in  Orbnung  wäre.  Unb  bie  äRebien,  weld^e  am  beflen  wiffen 
mufeten,  in  weld^em  Umfange  fte  biefelben  ßflnfle  wie  ^irman  ju  benu^n 
pflegten,  würben  natürlich  fe^r  oorfid^tig,  auf  biefer  89a^n  weiter  ju  wanbeln. 
^iefed  aber  l^tte  wieberum  bie  SBirfung,  bafe  bie  pl^pftlalifd^en  ^räflaiionen 
an  ©tärfe  unb  ^äufigteit  abnahmen. 

©tanb  ed  fo  nur  fd^led^t  mit  bett  93eweifen  für  bie  Sßal^r^eit  beS 
©piritiSmuS,  fo  blül^te  bie  t^eoretifd^e  ßitteratur  um  fo  üppiger.  1885  er* 
fd^ien  ©buarb  oon  ^artmann«  belannteS  SBerf  „2)er  ©piritiJmuS'', 
in  bem  er  oon  ben  mebiumiftifd^en  ^l^änomenen  afö  ^atfad^en  ausgebt  unb 
}u  beweifen  fud^t,  bafe  man  teineiSwegS  @eifter  atö  wirlenbe  Urfad^e  ber» 
felben  anjune^men  brandet.  SBaS  bidl^er  in  bie  @rfd^einung  getreten  ift, 
fann  feiner  anficht  nad^  fd^on  burd^  eine  „pfpd^ifd^e  Äraft"  genügcnb  erflärt 
werben.  2>aS  SRebium  wirft  in  Trance  wie  ein  ^ppnotifeur  auf  aQe 
3;eilne^mer,  bie  in  eine  Slrt  oon  fomnambulem  3"^^"^  oerfefet  werben. 
Unter  biefen  Umftänben  werben  bann  bie  93orfleOungen  beS  WebiumiS  wie 
$aUu§inationen  auf  bie  2lnroefenben  übertragen,  fo  bafe  biefe  nad&l^er  wirf:= 
lid^  glauben,  ha&  erlebt  }U  l^aben,  was  il^nen  oorfuggeriert  worben  ift.  3)a  nun 
aber  eine  p^otograp^ifd^e  ^platte  ober  eine  2:afel  pd^  nid^t  ^ppnotifieren  lägt, 
fo  mufe  ®.  0.  <öartmann  annehmen,  bafe  bie  pf^d^ifd^e  Äraft  beS  3RebiumS 


*)  ^ad)  biefem  ^eftänbnid  ift  eS  um  fo  auffaUenber,  bag  gerabe  biefe  ©eiftet^dnbe 
in  ^!{ä!on)$  ^Slnimidmud  unb  Spiritidmu^''  a(S  ^eroeife  abgebilbet  ftnb.     9lnm.  bed  $erf. 


2)cr  ©piritiämud  im  legten  2)caennium.  309 

aud^  iDtrlUci^  leud^tenbe  ^l^antome  im  Staunte  ^etoor}u6ringen  unb  leblofen 
©toff  in  Seroeflung  ju  fcfecn  oermag,  fo  bafe  ^^otogropl^iccn,  ©d^rift, 
^araffinformen  unb  äJ^nlici^c  l^onbgrciflici&e  SRefuttate  gewonnen  werben 
fönnen. 

S)ie[e  X^tom  ^at  leiber  ben  l^öd^ji  unglüdflid^en  gel^ler,  bafe  fie  bie-- 
felbe  ©ad^e  auf  oerfd^iebene  SBeife  ju  ertlären  fud^t.  SBenn  fid^  in  einer 
©ifeung  eine  ©eifiergefialt  jeigt^  [o  ifl  ed  nad^  r>.  ^artmann  gemö^nlid^  nur 
eine  SaHujinalion,  eine  (ginbilbung  aller  änroefenben;  aber  wenn  jemanb 
p(d|Kd^  auf  ben  ^nopf  eined  pl^otogrqo^ifd^en  SlpparateiS  brüdft  unb  fo  ein 
bauembe^  »ilb  oon  ber  ©efialt  erl^ält,  fo  ifl  biefe  plöfelid^  ein  au^  pf9dSii«= 
fd^cr  Äraft  gebilbcteä  ^^antom  geworben,  ba  fie  fonfl  ni^t  pl^otogropl^iert 
werben  lönnle.  @.  o.  iQ^^^lntann  ^at  nun  in  reid^em  3Rage  oon  beiben 
^^potl^efen  ie  nad^  bem,  wie  e^  x^m  pagte,  ©ebraud^  gemad^t.  @ine  %uf« 
faflung  aber,  bie  wiflfürlid^  ju  berartigen  fd^wanfenben  ©rßärungen  greift, 
ijl  wiifcnfd^aftlid^  unl^altbar.  ®^  war  be^l^alb  nid^t  fd^wer  für  ben  i^eroor^ 
ragenben  ?yü^rer,  ben  fd^on  oft  erwäl^nten  ruffifd^en  ©taat^rat  Stffälow, 
e.  0.  ^artmann  ju  wiberlegen.  2fn  f^^n  Strtifeln  „Äritifd^e  83emer* 
hingen  über  Dr.  o.  ^arttnann^  SBerl:  S)er  ©piritidmu^",  weld^e  fid^ 
burd^  fünf  ^a^rgönge  ber  „^ßfpd^.  ©tubien"  l^inburd^  erfiredfen,  unb 
fpäter  in  Sud^form  unter  bem  3;itel:  „Stnimi^muÄ  unb  ©piriti^mu«" 
erfd^ienen,  nimmt  er  ade  bi^  bal^in  belannten  mebiumifiifd^en  ^l^anomene 
burd^.  5ßunft  für  ^ßunft  wiberlegt  er  feinen  Oegner  oon  ber  SSorau^:^ 
fefeung  aug,  bafe  ein  jebeö  5ßl^änomen  immer  auf  biefelbe  SSJeife  erflart 
werben  mu^,  bafe  aber  bie  oerfd^iebenen  arten  ber  5ßl^änomene  feinet« 
weg^  aüe  oon  berfelbcn  Urfad^e  l^errül^ren  müjfen.  6«  fann  nid^t  ge* 
leugnet  werben,  bafe  ber  ©piritift  ben  ^pi^ilofopl^en  ^ier  ooflflänbig  ad 
absurdum  fül^rt.  2lud&  0.  ^artmannö  Oegenfd^rift:  „S)ie  ©eiperl^ppotl^efe 
bed  ©piritiömu^",  fieipjig  1891,  beweift  biefei^  unfreiwillig  burd^  bie  Häg» 
tid^e  aSeife,  wie  ber  SBerfajfer  fid^  unter  ber  überlegenen  Äritif  fcineg  ©egnerg 
winbet. 

äffäfow  ift  fein  fanatifd^er  ©piritift.  @r  fud^t  beftänbig  bie  am  näd^ften 
Kegcnbe  unb  natürlid^fte  Urfad^e  ber  ^l^änomene,  unb  teilt  biefe  be^^alb 
in  brei  große  ©ruppen  je  nad^  ben  Urfad^en,  oon  benen  fie  l^errül^ren,  ein.  ^m 
erfien®ruppe  red^net  er  bie  elementaren  mebiumiftifd^en  ^ßl^dnomene,  wie 
2:ifd^rüdEen,  aWitteilungen  burdd  3;ifd&Hopfen,  burd^  ©d^rift  unb  SRebe.  3n 
atten  biefen  gätten  wirft  bie  5ßerfon  be«  aWebium^  felbft  in  befannter,  natür^» 
lid^er  SBeife;  l^öd^fien«  fann  ein  mel^r  ober  weniger  abnormer  pfpd^fd^er 
3ufianb,  S^rance,  in  gewiffen  gällen  notwenbig  fein,  befonber^  bei  ben 
eigentlid^en  ©d^reib*  unb  ©pred^mebien.  2)ie  }weite  ©ruppe  wirb  oon  ben 
animiflifd^en  ©rfd^einungen  gebilbet,  in  benen  bie  pfpd^ifd&e  Äraft  be^ 
äRebiumd  nad^  bid  je^t  unbefannten  ©efegen  über  bie  Seifhtngi^fäl^igfeit  bei^ 
Äörper«  binauiS  wirft,    ^ierl^er  gel^ört  j.  33.  bie  ©ebanfenübertragung  auf 


310  2)cr  SptritiSmu«  im  legten  2)ejcnnium. 


größere  entfcmungen,  »ciocgung  x>o\\  ©cgenftänben  o|inc  Serü^rung  unb 
anaterialifationcn.  ^infi(i^tHd&  bicfcr  ^^önomene  fd^Ciefet  fuj^  Sttfaforo  alfo, 
wie  man  fie^t  i>cn  Dffultificn  an.  a)ie  fpiritijiifd&en  ^^omcne  cnb* 
({(]&  roeid^cn  in  »cjug  auf  bic  erfd^einungSform  m(§t  rocfentlid^  oon  bcn 
bi«l^er  moäf)ntm  ab;  jie  Wnnen  auf  bcn  erften  SBlidf  oon  ganj  berfclben 
ärt  fein,  unterfd^eiben  Rd^  jebod^  oon  ben  oorigen  burd^  il^ren  inteflcftuellcn 
3n^alt.  SWur  wenn  eine  aWitteilung  roirtlid^  über  ba«  aSBiffen  be«  3Rebiume 
unb  ber  änwefenben  l^inauÄgel^t,  ifi  man  bered^tigt  unb  gejmungen,  ba^ 
SRitnnrfen  Ijö^erer  inteHcftuefler  aSBefen  anjunel^men.  SJal^er  jte^t  er  nur  in 
einer  fel^r  befd^ränften  3al^l  oon  gäUen  einen  fidleren  33en)ei«  für  baiB  SWit^ 
mirlen  oon  ©eiflern  unb  mamt  aui^brädftid^  baoor,  ein  iebeiS  ungemö^nlid^e^ 
^^änomen  ate  eine  3Ranifefiation  ber  Oeifier  }U  betrod^ten.  3n  jebem  ein* 
jelnen  ^aOe  foUe  man  immer  bie  am  näd^ften  liegenbe  unb  natürßd^fte  @r^ 
{(ärung  fud^en. 

@inen  äl^nlid^  Stanbpunft  nimmt  ber  überprobultioe  fpiritifUfd^e 
aJerfaffer  6arl  bu  5ßrel  ein.  3n  einer  mirflid^  genialen  SBeife  1^  er  bie 
fiel^e  3öttnerÄ  oon  ben  oierbimenfionalen  intelligenten  SBefen  entroidtelt,  fo 
bai  ha&  ©ngreifen  berfelben  in  bie  SRenfd&enroelt  nic^t  nur  nic^t  im  SBibcr* 
fprud^  mit  ben  SWaturgefefeen  fielet,  fonbern  eine  nalürlid^e  gotge  oon  i^rer 
eigenen  fortfd^reitenben  @ntioidflung,  fomie  oon  ber  ber  äRenfd^en  ift.  2)u  $rel 
barf  mit  Siedet  fagen,  bag  feine  offuttiftifd^e  £el^re  eine  einfädle,  xomw  an6f  pl^m 
tafUfd^e  Aonfequen}  oon  SDarmind  SntmidHungiSti^eorie  ifi.  S)a  bu  $rei  unb 
3ttfäforo  gegenwärtig  bie  ^eroorragenbflen  SRepräfentanten  be«  ©piriti^mu^ 
finb,  fo  fielet  man,  ba^  ber  mel^r  roiffenfd^aftfid^e  ©piriti^muiS  fid^  bem 
OtlultÜ^mui»  nö^rt. 

3luf  ber  anberen  ©eite  l^aben  bie  DRultijien  in  ben  leftten  je^n 
Solaren  eine  immer  größere  Slnjal^I  oon  ben  ofhilten  ^l^änomenen  in  ba^ 
@ebiet  ber  betannten  ^laturlräfte  l^ineingejogen.  ^ierju  gaben  oor  aSem 
bie  miffenfd^aftlid&en  Unterfud^ungen  über  bie  iownofe,  bie  etwa  1880 
begannen,  bie  aSeranlaifung.  3Ran  entbecfte  bei  biefen  Unterfud^ungen,  ba§ 
oiele  oon  ben  ^^änomenen,  bie  bii$  bal^in  nur  oon  ben  fpiritifUfd^en 
©ifeungen  l^er  befannt  loaren,  fid^  fünjilid^  bei  ben  ^ppnoliflerten  l^roor» 
rufen  lie^,  namentlid^,  wenn  biefe  ^^fierifc^  maren,  alfo  in  ber  ,,gro6en 
^ppnofe",  im  ^i)fiero*l^r)pnotifd^en  3uftanb.  S)aburd^  fiet  jefet  ein  ganj 
anberei^  Sid^t  auf  oiele  bid  ba^n  rätfetl^afte  ^l^änomene.  93on  einer  gan^ 
anberen  Seite  ^er  arbeitete  man  nun  $anb  in  ^anb  mit  biefen  fireng 
miffenfd^aftlid^en  aSerfud^n.  1882  mürbe  bie  „Society  forPsychlcal  Research -^ 
in  Sonbon  befonber^  ju  bem  ^xoed  gegrünbet,  um  bie  m^ftifd^en  pfgd^ifd^ 
^l^änomene  i^u  unterfud^en;  ber  ^räfibent  ber  ©efeUfd^aft  mar  ber  belonnte 
^rofeffor  ^enr^  Sibgroidf.  S)ie  erfien  Slbl^onblungen,  bie  in  ben  „Procee- 
dings"  ber  ©efettfd^aft  erfd^ienen,  ^aben  ein  fiarf  offultifHfd^ed  (Sepräge. 
aber  nad^bcm  bie  ©efettfd^aft  burd^  il^re  umfangreid^en  Unterfud&ungen  bie 


^er  @pintidmud  im  legten  2)esenmum.  311 


9ßunber  ber  3Sbm.  ^lamtöh)  aufgebest  ^attt,  mar  bad  9RiBtrauen  gegen  olle 
berartigen  Srfd^einungen  gemedt,  unb  afle  fo(genben  Sbl^anblungen  lieferten 
immer  neue  Semeife  gegen  bie  ^i^potl^fe  x>on  otfulten  Ar&ften.  3lammtlii) 
bie  geniolen  Unterfud^ungen  ber  OefeDfcidoft  über  bie  gel^ler,  bie  allen 
menfd^lüi^en  S3eoba(i^tungen  normalermeife  anhaften,  l^aben  ed  l^öd^fl  maJ^rfd^ein» 
lid^  gemad&t,  bafe  ba«  SBunberbare  gar  nid^t  in  ben  fpiritifüfc^en  ©ifeungen, 
fonbem  nur  in  ben  aSerid&ten  ber  Xeilne^mer  über  biefelben  oorfommt. 
SBir  motten  inbe«  un^  jefet  nid^t  länger  bei  biefen  Unterfud&ungen  aufl^alten, 
ba  biefelben  im  legten  2;eil  unfered  3BerIei^  ber  @egenfianb  einer  au^fül^r« 
lid^eren  83efpred^ung  merben. 

©omeit  mir  befannt,  ifl  nur  ein  einjiger  Sßertreter  ber  SBiffenfd^aft, 
ber  fronjdfifd^e  Siaturforfd^er  ^aul  ©ibier,  auf  ®runb  öon  eigenen 
äSerfud^en  aU  SSerteibiger  ber  mebiumifUfd^en  ^l^önomene  aufgetreten.  Sein 
»ud^  „Le  spiritisme",  5ßari^  1886,  entl^ätt  außer  einer  äufeerfi  un*« 
fritifd&en  2)arilettung  von  ber  ©efd^id^te  he»  ©piritüJmu«  unb  einigen  galir» 
funftfWdfd&en  einen  S3erid^t  über  feine  eigenen  Sßerfud^e.  2)iefe  mürben  mit 
3öttner«  befanntem  3Rebium  ©labe  angejiettt;  fie  b^iel^en  ftd^  faji  au^* 
fd^ließlid^  nur  auf  bie  birefte  ©d^rift.  Dbmol^l  ©ibier«  Sendete  etma^  forg^ 
fältiger  unb  auiSfül^rlid^er  abgefaßt  finb  aU  bie  meiften  berartigen  ©d^lbe^ 
rungen,  leiben  aud^  fie  an  augenfäfligen  gel^lem.  2)er  fritifc^e  fiefer  entbedft 
o^ne  ©d^mierigfeit,  baß  ©labe,  trog  ®ibier§  mieberl^olter  äJerftd^erung  oom 
Gegenteil,  bod^  reid^lid^  @elegenl^eit  gehabt  l^at,  fid^  mit  ben  von  @ibier  mit^ 
gebrad^ten  3;afeln  ju  befd^äftigen,  mä^renb  biefer  unb  feine  greunbe  bag 
3immer  unterfud^ten.  ^nhe^  oermeife  id^  aud^  l^ier  auf  ben  legten  Seil 
meinei^  föu^e»,  mo  gejeigt  mirb,  baß  bie  Unterfud^ungen  ber  „Society  for 
Psychical  Research"  über  Seobad^tunggfel^ler  aud^  OibieriJ  SJerfuc^e  ooH» 
pänbig  entfräften. 

9lber  bamit  ifl  bie  ©age  oom  Offulti^mu^  nid^t  }U  @nbe.  3m  ©egen^ 
teil:  in  ben  legten  3al^ren  ift  ein  neue^  bebeutenbeiJ  3Webium  in  ber  itatie«» 
nifd^n  Säuerin,  @ufapia  ^atabino,  aufgetaud^t,  meldte  bie  attgemeine 
aufmerffamleit  auf  fid^  ju  jiel^en  oerfianben  l^at.  SBäl^renb  einer  Sleil^e  von 
Salären  mürbe  fte  in  atter  ©tiOe  von  einem  Sanbdmann  ©ign.  Srcote  Cl^iata 
ate  aWebium  auSgebilbet;  biefer  ließ  fie  bann  am  ©d^luffe  ber  äui^bilbung 
von  mel^reren  ©elel^rten  unb  miffenfd&aftlid^en  Äommifponen  unterfud^n. 
3)iefe  ©ifeungen  fanben  1891  in  SReapel  unb  1892  in  3Railanb  ftatt.  2ln 
benfelben  nal^men  ber  berül^mte  italienifd^e  ^ßfijd^iater  fiombrofo,  ber  3ljiro* 
nom  ©d^iaporetti,  ber  franjöftfd^e  ^ßl^pfiologe  61^.  SRid^et,  bie  ©piritiflen 
affäfom  unb  bu  ^ret,  fomie  mehrere  italienifd^e  ©ele^rte  teil.  3)iefe  Unter* 
fud^ungen  l^aben  befonber«  burd^  bie  ©orgfalt,  mit  ber  fie  angeflettt  ftnb,  ein 
große«  3ntereffe.  S)ie  ^p^änomene  finb  biefelben,  bie  man  oon  anberen  fpiritifü* 
fd&en  ©ifeungen  l^r  fennt :  bie  33emegungen  unb  ©emid^töoeränberungen  leblofer 
©egenfiänbe,  Oemid^tSoeränberung  be«  SRebiuntö,  SMaterialifationen,  Slbbrfldfe 


312  2)er  ©ptriti^mud  im  legten  3)ejenmum. 


oon  ©eifterl^ben  m  X^on  ober  3Rtf)l  u.  f.  id.  9l6er  bie  £ei(ne]^mer  mußten, 
nm  ma^  c^  fici^  bei  berartigen  3Serfud^en  jefet  ^anbelte,  unb  fie  foitnten  bcS- 
i^ott  in  einem  oiel  größeren  Umfonge  ate  frühere  ^orfd^r  bie  notroenbigen 
äSorfui^tömagregeln  treffen^  foweit  ba^  SRebium  e^  erlaubte.  S)er  oerdffent« 
tici^te  Serid^t  über  bie  äSerfud^e  in  SRoilanb  ifl  be^l^Ib  aud^  äugerfl  betoilliert 
unb  oorftd^tig  abgefaßt. 

SDennod^  loben  biefe  93erfud^e  leineiSioegd  aOe  Seilne^mer  oon  ber 
@(i^t|eit  ber  ^^änomene  flberjeugt.  SHd^et  ^at  feine  3luffaffung  von  ber 
©ad^e  1893  in  ben  „Annales  des  scienses  psychiques"  bargelegt,  unb  er 
{ommt  }u  bem  Siefuttat,  baß  tein  ein}igeS  ^iänomen  unter  abfolut  fidlen 
unb  smingenben  Umflänben  beobad^tet  n)orben  ift.  @d  n)ar  fleti^  ein  Heiner 
$alen  babei;  roenn  ber  ^ifd^  ftd^  o^ne  äSerfl^rung  |eben  [oEte,  baufd^te 
@ufapiad  ßleib  ftd^  auf,  fo  baß  ed  bai^  eine  Sifd^bein  berül^rte;  rotnn  {te 
auf  ber  3Bage  ftanb  unb  eine  ©etoid^ti^oeränberung  ftattfanb,  fo  gefd^a^ 
biefeiJ  nur,  wenn  fie  jemanben  anrül^rte,  „um  me^r  Äraft  ju  Idolen",  ober 
menn  i^r  Äteib  bie  2)iele  berührte  u.  f.  ro.  aBoHte  man  fid^  nun  burd&  befonberc 
SSorrid^tungen  oor  biefcn  oerbäd^tigen  Seg(eiterfd(ieinungen  fc^üfeen,  fo  miber* 
fe^te  @ufapia  fid^  bem,  ober  au^  ed  ereignete  fid^  nid^t^  me^r  oon  bem 
aiugenblidf  an.  ©gentlid^  fanb  ein  experimentieren  mit  bem  aWebium  gar 
nid^t  ftatt.  ^e  Aommiffton  mußte  ftd^  barauf  befd^ran!en,  bie  ^^änomene 
ju  beobad^ten,  bie  fid^  in  ber  3läf)t  be^  SRebiumiS  zeigten,  unb  ixoax  unter 
ben  öebingungen^  bie  t^  fteflte.  ,,3n  bemfclben  @rabe,  afe  man  bie  Se- 
bingungen  ju  oerfd^firfen  fud^te,  nal^men  bie  5ßl^änomene  ab/'  fagte  SKd^et. 
Snbed  gelang  ed  bod^  nid^t,  bem  3Rebium  einen  mirtlid^en  betrug  nad^ju^ 
weifen;  Siid^et  betrad^tet  bie  <Bad)e  bei^^alb  ate  nod^  nid^t  entfd&ieben. 

Später  ift  @ufapia  oon  Od^orotoiq  in  äBarfdjiau  in  ©egenmart  oon  oer< 
fd^iebenen  ©ele^rten  unterfud^t  morben.  ©in  offtjietler  Serid^t  über  biefe 
äSerfud^e  liegt  nod^  nid^t  oor.  äBad  bidl^er  an  bie  Oeffentlid^teit  gebrungen  ifl, 
fd&eiut  ju  bcmeifen,  baß  bie  ©jperimente  (merat  benn  überhaupt  oon  fold^cn 
bie  SRebe  fein  fann)  finnreid^  angelegt  finb.  3)ie  ^eü  wirb  eiS  au^ioeifen,  ob 
Dd^oromic}  baö  gelingt,  mag  feinem  feiner  Vorgänger  geglüdft  iji,  nämlid^ 
bie  Unterfud^ungen  fo  burd^}ufül^ren,  baß  fie  einer  einge^enben  Jtritit  ftonb^alten 
fönnen.  Unmöglid^  ift  eö  nid^t,  baß  ei^  ber  Sw'fwf*  t)orbe|alten  ifl,  mert^ 
ooDe  ©ntbedfungen  auf  biefem  ©ebiete  ju  mad^en.  Äein  bef onnener  gorf d^er 
mirb  in  unferen  2^agen  oon  oorn^erein  bie  3ßöglid^leit  leugnen, 
baß  eg  nod^  unbefannte  Äräfte  in  ber  menfc^lid^en  Siatur  geben 
fann.  ©in«  aber  ift  fidler:  big  jeftt  ift  e«  nod^  feinem  gelungen, 
einen  unumftößtid^en  Semeig  für  bie  Sjiftenj  berartiger 
Äräfte  }u  liefern. 


IV.  5lbf(^nitt. 


3^aa  Ußfulfaf  bcr  gefdjidjtlidjcn  Hnferfud^ungen. 


TSi 


yit  f)Qbm  bei  ber  gefd^i(i^t(i(i^en  S)ar|ite(Iung  bed  äKerglaubenS 
unb  ber  3^u6erei  gefeiten,  ba^  bad  ^ßenfd^engefci^led^t  }U  allen  Qtikn  an 
bie  3fldQli^teü  mogifd^er  Operationen  geglaubt  l^at.  3RQn  [ud^te  burd^ 
biefe  ein  3)oppelte^  ju  erreid^en;  teife  roottte  man  äuffd^lufe  über  S)inge 
betommen,  bie  augerl^alb  bed  @ebietei^  ber  empirifd^en  @rfa^rung  liegen  unb 
beiS^alb  auf  biefem  äBege  nid^t  n)al^rgenommen  toerben  tonnen;  teil^  er^ 
fteebte  man  eine  ^ad^t  über  bie  äußere  SBelt  unb  einen  @influg  auf  fte, 
nne  man  biefelben  mit  ben  geroöl^nlid^  }U  @ebole  fiel^enben  äRitteln  nid^t 
}U  erreid^en  Dermod6te.  3)er  Sluffd^lufe,  ben  man  roünfd^te,  betraf  fafi  jietö 
bie  3^nf^;  ^<^n  ^^^^  ^^^^  ^^^  biefem  ^xoede  bienenben  9Retl^oben  ate 
^aSBa^rfagefünfie"  bejeid^nen.  2)ie  3Rad^t  über  bie  irbifd^en  S)inge  bagegen, 
meldte  man  burd^  bie  magifd^en  ^anblungen  ju  erlangen  flrebte,  bejog  fid^ 
auf  bie  mannigfad&ften  aSer^ältnijfe,  auf  Teilung  oon  Äranf^ten  unb  SSer«» 
Icingerung  bed  Sebeni^,  auf  Srtoerb  oon  Sieid^tum  unb  fe^ueQe  ©enüffe^  auf 
Unabl^gigfeit  oon  Siaum  unb  ^dt,  auf  Slufeen  ober  ©d&aben  be^  3?äd^fien, 
überl^aupt  auf  alled^  n)ad  ein  SRenfd^enl^er}  begel^rt. 

a)er  ©laube,  biefeiS  burd^  magifd^e  Äünfie  erlangen  ju  Wnnen,  jiel^t 
{td^  burd^  aOe  Seiten  ^inburd^.  Salb  burd^bringt  er  aQe  Areife  ber  ®efeD« 
fd^ft,  balb  befd^rfinft  er  fid^  auf  bie  weniger  gebilbeten  Älajfen,  bod^  nur, 
um  nad^  furjer  Qeit  roieber  mit  erneuter  Äraft  alle  ©tänbe  ju  ergreifen.  — 
@benfo  gel^t  e^  mit  ben  3:i^eorieen,  mit  benen  man  bie  magifd^en  äßirlungen 
begrflnbete  unb  erflärte.  @iel^t  man  oon  unn)efentlid^en  9lebenum{t&nben 
ab,  fo  bleiben  eigentlid^  nur  jroei  ^auptt^eorieen  übrig.     9iad^  mobemer 


314  2)cr  aRcnfcl  ald  ba8  S^wtrum  ber  mafliWen  Äräftc. 


Sejeid&nung  fönncn  roic  bic  eine  bie  fpiritiftifd^e nennen;  biefe  nimmt  an, 
bafe  alle  magifd^en  aSBirfungen  huxS)  ^ö^re  intelligente  SBefen  ^roorgerufen 
werben.  3)ie  anbere,  bie  offuttiftifd^e,  feftt  eine  unbefannte,  alleö  burci^* 
bringenbe  SWatntfraft  afe  bie  roa^re  Urfaci^e  oorauiS.  S)iefe  Jl^eorieen 
^aben  S^^r^unberte  l^inburd^  frieblid^  neben  einanber  befianben.  ©o  mar 
bie  3auberei  ber  (S^albäer  33efd&mörung«funfl,  alfo  fpiritijüfd^er  ärt,  i^re 
aSal^rfagefunft  bagegen  roiffenfd&aftliii^  offultifttfd^.  3n  ber  urfprünglid^en  euro* 
päi[(i^en  äWagie  fc^eint  ba«  aSer||ä(tni^  junäd^fi  ein  umgefe^rteö  gemefen  }tt 
fein;  bie  Urfac^e  ber  magifc^en  (Sinmirfungen  lag,  mie  man  glaubte,  in 
ber  unmittelbaren  3)lai)t  ber  ßaubermittel  über  bie  S)inge;  bei  ben  SQSei^* 
fagungen  unb  ^ropj^ejeiungen  bagegen  mirften  —  menigfien^  mitunter  — 
bie  ??9lgjar  unb  anbere  Oeijier  mit.  Siad^bem  bie  d&albäifd&e  unb  bie 
europäifd^e  3Wagie  ftd^  oermifd^t  l^atten,  überwog  balb  bie  eine,  bolb  bie 
anbere  3luffaffung.  aber  [elbft  in  ber  magifd^en  ^l^ilofop^ie  eine^  6ome* 
liu«  3lgrippa,  in  roetd^er  ber  miffen|d^aftli4*offultifiifd^e  Oebanfengang  boc^ 
oor^errfd^en  follte,  fpielt  ber  ®laube  an  Ocifier  nod^  eine  grofee  SRoDe:  bie 
^errfd^aft  be^  gelehrten  2WagierS  über  bie  offulten  Ärofte  crreid^t  i^ren 
§ö^pun!t  ba,  mo  er  mit  i^rer  ^ilfe  bie  l^immlifd^en  Snteüigenjen  unb 
3)ämonen,  in  benen  bie  Äräfte  i^ren  Urfprung  l^aben,  ^erabjujiel^en  oermag. 

ällfo  aud^  l^ier  ge^n  bie  beiben  X^eorieen  frieblid^  neben  einanber  ^er; 
überhaupt  ift  e^  erfi  in  unferen  STagen  jum  eigentlid^en  Äampfe  jmifd&en 
biefen  beiben  mefentlid^  oerfd&iebenen  ^rinjipien  gefommen. 

9latürtid&  fte^en  bie  t^eoretifd&en  änfd&auungen  in  einer  beftänbigen 
aSed^felmirfung  mit  ben  praftifd^en  Cperationen.  ©benfo  mie  bie  3:i^orieen 
baju  bienen,  bie  S3cbeutung  ber  magifd^en  ^anblungen  }u  erllären,  fo  fotten 
aud^  umgefe^rt  bie  magifd^en  Äünfte  bie  ^Rid^tigfeit  ber  3;^eorieen  betätigen, 
inbem  fie  —  roenigften«  fd^einbar  —  5U  ben  gemünfd^ten  Slefultaten  führen. 
2)a  jid^  nun  bie  t^eoretifd^en  2lnfd^auungen  fomol^l  mie  ber  ©laube  an  bie 
praftifd^en  Operationen  l^artnädfig  3fal^rtaufenbe  l^inburd^  oon  ber  SBiege 
be«  3J?enfd^enge[d^led&te8  bi«  jur  ©egenmart  erl^lten  l^aben,  fo  mufe  allen 
biefen  SBorfteDungen  bod&  offenbar  etma«  3Birftid&ei5  ju  ©runbe  liegen,  einer» 
feit«  mufe  e^  ^pi^änomene  geben,  bie  jum  ©lauben  an  bie  ©Eipenj  ^d^er 
SBefen  ober  geheimer  Äräfte  f flirren;  anbererfeit«  mufe  man  aud^  roirtUd^ 
etroaö  burd^  bie  magifd^en  Cperationen  erreid^en  lönnen.  Senn  menn  biefe 
niemals  ju  bem  gemünfd^ten  SRefultate  führen  mürben,  fo  müfete  ber  ©loube 
an  fie  bod^  julefet  abnel^men;  im  ©turje  mürben  fie  bie  Xl^eorieen  aber  mit 
Ud^  JU  gatt  bringen.  3a,  biefe  mürben  im  Saufe  ber  3^  f^^^n  tongP  »er» 
fd^munben  fein,  memt  fie  tl^atfad^lid^  nid^t^  anbere^  atö  ^l^antaftegebilbe 
mären,  b.  ^.  meber  begrünbet  in  beftimmten  33eobad&lungen,  nod^  geftüftt 
unb  beftätigt  burd^  bie  magifd^en  Operationen.  S)ic  ©efd^id^le  be^  Aber» 
glauben«  felbft  jeigt  m^  beutlid^,  ba^  ba$  ba«  ©d^idffal  jeber  unbegrünbe» 
ten  SC^eorie  ifl.    3ebe  2lnnal^me,  bie  juerft  mol^l  auf  gemiffen  ©rfa^rungen 


2)oö  3Hefuttat  ber  ö^ft^it^tKc^cn  Untcrfuc^uitöcn.  315 

ju  berufen  fd^icn,  ift  bod^  julcfit  pcrfd^wunbcn,  rocnii  bic  ©rfal^rungcn  ni(j^t 
langer  für  bic  Süd^tigfeit  bcr  3tnnal^mc  fprad^cn. 

©in  Tj>aax  öcifpiclc  werben  genügen,  um  bic^  ju  erüären. 

2)ie  Stfttologie  ber  S^albäei*  fu^te,  wie  wir  roiffcn,  auf  ber  Slnna^me,  ba^  ein  ^h^ 
^dngigleitöoer^ftltniS  jroifc^en  ben  periobifd^  eintretenben  SteUungen  ber  ^lanetm  unb  ben 
cbenfoltö  bi§  s"  einem  geroiffen  ®robe  fic^  roieber^olenben  irbifc^en  ^egcbenf)eitett  ju  ejiftieren 
ft^ien  (oergl.  ©.  33).  2)iefer  (Glaubt  an  ben  (§influj  ber  6terne  ^ielt  fi(§  bi«  in  ba«  19.  go^r^^ 
^unbert,  aber  er  fing  an  ju  roanfen,  alä  bie  aftronomifc^c  SBeoba(§tung3Iunft  ftc§  me^r 
entroirfelte.  ^a  machte  man  bic  traurige  ©ntberfung,  bafe  bie  genau  aufgefteUten  ^oroffope 
nid^t  mit  ben  n)ir!li(^  eintretenben  Gegebenheiten  übereinftimmten ,  unb  bafi  man  barum 
feine  3wPwt^t  8"  allerlei  fünften  nehmen  mufiit,  um  Uebercinftimmung  ju  erjielen.  2)er 
Zweifel  an  ber  9li(^tig!eit  ber  2:§eorie  tritt  alfo  in  bem  Slugenblicfc  auf,  voo  bie  magifc^en 
Operationen  nic^t  me^r  ju  bem  gewünfc^ten  3lefultate  führen.  2>ic  SWänner  ber  SBiffen^ 
f(^ft  gaben  aber  ben  ©rauben  an  bie  5lftroIogie  ganj  auf,  alö  bie  ©efe^e  für  bie  öe- 
TOcgungen  ber  Planeten  gefunben  roaren  unb  au§  biefcn  ^erworging,  ba^  fi<^  feinerlei 
3ufammenl^ang  jroifc^en  ben  ftreng  berechneten  SBeroegungen  unb  ben  ganj  unberec^en:^ 
baren  irbifd^en  ©reigniffen  nac^roeifen  lief;.  —  6o  ging  e§  an^  mit  ber  2ll(^emie.  <Sie 
entftanb,  wie  mir  (©.  143)  gefe^en  f^ahtn,  an^  33eobac^tungen  über  bie  33eränberungen 
ber  3Rttaüz.  S)a  man  aber  biefen  Swei^  ber  2öiffenf(^aft  nic^t  be^errfc^te  unb  nic^t 
raupte,  worin  bie  Serftnberungen  beftanben,  führten  bie  Beobachtungen  su  ber  Slnna^me,. 
ba^  bad  eine  SRetall  fidj  in  ein  anbereg  oerwanbeln  laffen  mü^tt,  Slber  biefer  ölaube  oers^ 
ft^manb  roieber,  al«  man  einfa^,  baft  bie  SBerctnberungen  fic^  nur  auf  bie  p^pftlalifc^en 
©igenfc^aften  ber  aWetalte  bejogen,  unb  ba^  man  bem  gerounfc^ten  9lefultate  ber  »irflic^cn 
Subftanjoeränberung  tro^  ungeheurer  Opfer  an  Äraft,  3cit  unb  ®elb  !einen  einzigen 
Schritt  nö^er  gefommen  mar. 

35icfc  Seifpielc  bcroeifen  alfo,  bafe  rocbcr  bic  tl^corctifd^cn  3lnf(ä^au^ 
ungen  nod^  bie  praftifd^cn  Operationen  fld^  aufred^tl^atten,  roenn  fie 
(eine  @tfl^c  in  ber  @rfal^rung  finben;  bemnad^  mug  aüm  abergläubifd^en 
aSorfiettungen  unb  magifd^cn  fünften,  bic  fid&  burd^  bie  3al&r^unbertc  f)in* 
burd^  b\^  in  bie  ©egenroart  erl^alten  l^aben,  etroa^  SBirfUd^e^  ju  ©runbe 
liegen.  S)ie«  ift  aud&  xm  fo  roa^rfd^einlid^er,  afe  bie  Spiritiflen  unb  DffuU 
tiftoi  fid^  fiet§  auf  eine  aWenge  Seobad^tungen  jur  ©tüfee  i^rer  Seigren  bc^^ 
rufen,  ^ierju  !ommt  femer  ber  Umftanb,  ba§  bie  S3eobad^tungen  ber  (Segen* 
wart  in  rounberbarer  SQSeife  mit  ben  Sefd&reibungen  ä^nlid^er  (greigniffe  au^ 
älterer  3^1  übereinfiimmen.  ©^  finb  alfo  unjroeifel^aft  biefelben  ^^äno* 
mcne,  bie  fid^  ju  allen  3^^^^"  roieber^oten.  Der  ©laubc  an  ©eifter  unb 
oöulte  Äräfte  mufe  burc^  geroiffe  X^atfad^en  l^eroorgerufen  fein,  roeld^e 
i^n  3a^rtaufenbc  ^inburd^  unterl^atten  f)abm  unb  biefed  no^  heutigen 
Xage^  t^un. 

Unfere  Aufgabe  befielet  nun  in  ber  Unterfud&ung  ber  grage,  roa^ 
ba^  für  ^^änomene  pnb,  weld^c  bie  abergläubifc^en  äJorfieHungen ,  ben 
©lauben  an  bic  SQSal^rfagefünftc  unb  an  anhexe  3öuberei  oeranlafet  f)ahtn 
unb  nod^  aufred^t^alten.  Sei  unferer  93etrad^tung  beö  aiberglauben^  mufe 
Wefe  Untcrfud^ung  notroenbigerroeife  ber  ^auptpuuft  roerben;  benn  erft  ba^ 
Sicfultat  berfclbcn  giebt  \xn&  ba^  Siedet,  ob  mir  bie  oerfd^iebenen  2lnfd^au»' 


316  ^er  3Wenf(^  alö  ba«^  3^ntrum  ber  ma^^tfc^cn  Äräfte. 

ungen  ate  aberg(äubi)d^  ^infteUen  bfirfen  ober  nid^t.  @rft  toenn  ber  9hc^« 
roeid  gelungen  ift,  bafe  bie  gonje  2:^eorie  unb  ^rap«  ber  aWagie  auf  fd^teci^ter 
ä3eobad^tung  unb  fa(fd^er  Sludlegung  natärlid^er,  me^r  ober  meniger  tool^t 
befannter  ^l^änomene  berul^t,  bann  ^aben  voii  ba»  Siedet,  biefen  unrid^tigeii 
^udUgungen  ben  Spanten  ^erglauben  beijutegen.  Unb  fodte  e^  fi$  bei 
fincr  fotd^en  Unterfud^ung  jeigen,  baS  roirfUd^  5ßunfte  nod^  ha  finb,  bie  fid^ 
burd^  bie  \m&  bis  jle^t  betannten  jträfte  nid^t  erHären  ia^en,  fo  bleibt  nid^tö 
anbereiS  übrig,  atö  offen  unb  e^rßd^  einjuräumen,  bag  bie  SRagier  ^ier 
red^t  gel^abt  l^aben.  @d  ift  in  ber  ©efd^id^te  ber  äBiffenfd^aft  \a  teineiSioegd 
^tToa&  grembeÄ,  ba§  ein  QeitaÜtx  etwa«  al«  Aberglauben  oertoorfen  ^at, 
t)ad  ftd^  fpdter  bod^  atö  rid^tig  enoieiS.  ^ie  SRöglid^teU  ifl  alfo  burd^au^ 
nid^t  auiSgefd^Ioffen,  bag  toir  bei  ber  Setrad^tung  bed  gan}en  ©ebieteiS  auf 
biefe  ober  jene  ^l^atfad^e  ftogen,  ber  bie  äBiffenfc^aft  biiSl^er  nid^t  bie  redete 
Sebeutung  beigefegt  i)at 

3)ie  erfie  ^rage,  bie  fid^  un«  aufbröngt,  ifi  nun  bie:  roo  fotten  wir 
Vit  Ärafte  fud^en,  bie  bei  ben  magifd^en  Operationen  roirffam  finb?  3n 
t)er  lebtofen  ober  in  ber  lebenben  3?atur?  ©inb  eö  rein  pi^rjfifd^e  ober  finb 
^g  pfpd^o^pl^pftfd^e  Äräfte,  um  bie  e«  fid^  ^anbett?  (S&  tarn  nun  feinem 
3n)eifel  unterliegen:  biefe  Äräfte  müifen  in  ber  befeeften  3latur  unb  jmar 
genauer  au^gebrüdft:  im  2Menfd^en  gcfud^t  werben.  35ie  ^^pfif  unb  bie 
€^emie  unferer  3^^  ft^^^"  i^  i>^i^  magifd&en  SBirfungen  mad^tlod  gegenüber; 
lefttere  fönnen  burd^  bie  biSl^er  befannten  pl^pfilalifd^en  Äräfte  nid^t  genügenb 
irflärt  werben.  35er  grofee  gortfd^ritt  ber  3laturmi{fenfd^aften  unferer  3^ 
mad^t  eis  aber  l^öd^ft  unmal^rfd^einßd^,  bag  eiS  in  ber  9tatur  nod^  5träfte  giebt, 
bie  fid^  jioar  in  jeber  fpiritiftifd^en  ©ifeung  jeigen,  bie  ber  Jlaturforfd^er  in 
feinem  ßaboratorium  aber  niemafe  antrifft,  ©d^on  au&  biefem  ®runbe 
toirb  e«  mal^rfd^einlid^,  bafe  bie  magifd^en  Äräfte  im  SWenfd^en  gefud^t  rocr* 
ben  muffen.  Slud^  unfere  obigen  gefd^id^tfid^en  SluiSfül^rungen  meifen  barauf 
i^in.  aWan  mar  Rd^  ju  allen  Q^tn  flav  barüber,  bafe  nid^t  ein  jeber  3öuberei 
ausüben  tonnte.  S)ieiS  ift  eben  nid^t  }u  erlernen,  etma  mie  ber  ®ebrauc^ 
finer  2)ampfmafd&ine  ober  eineö  Xelep^on^.  Die  3^"^^^^  P^D*^  9<^"J  ^^' 
fümmte  Stnforberungcn  an  bie,  roctd^c  fic^  mit  i^r  befaßten,  ^ejen,  ^aniettt, 
aWagier  unb  aWebien  finb  immer  3Raifd^en  mit  bcfonbcren  anlagen  geroefen, 
unb  biefe  anlagen  mufeten  mieberum  erfl  nod^  entmidfelt  werben.  3)ie  oorur« 
teiliSfreien  unb  einfid^t^oollen  Unterfud^ungen  ber  neueren  3^'*  ^uf  biefem 
Gebiete  l^aben  ja  aud^  baju  geführt,  ba§  ein  beftimmted  ®emid^t  auf  bie 
SDieblumitot  gelegt  morben  ift  SRur  einzelne  aWenfd&en,  bie  SRebien,  ^abcn 
g^eigt,  bafe  fie  bie  notmenbigen  Sebingungen  befifeen,  um  magifd^e  aBirfungen 
l^erooi^urufen.  3)er  9)ienfd^  ift  alfo  bag  3entrum  ber  magifd^en 
Äräf  te.  golglid^  muffen  mir  oor  aßen  3)ingen  bie  pfpd^ifd^  (gigenfd^aften 
unb  gä^igfeiten  unterfud^en,  um  ju  feigen,  in  roeld^em  Umfang  fie  bie  magifd^ 
©rfd^einungen  erflären  fönnen. 


!Dad  dtefultat  ber  gefc^ic^tlic^en  Unter fuc^ungen.  317 

aber  nod^  ein«  l^aben  bie  gefd^id^tlid^en  Unterfud^ungen  un»  gelcljrt. 
Unjroeifell^aft  ^aben  wir  an^  unferer  3^*  ^^^  ^^^ften  ©d^ilbcningen  ber  burcft 
maglfd^e  Operationen  erreid^ten  SRefuttate.  35er  gegenwärtige  ^ol^e  ©tanb=* 
p\xxdt  ber  n)i{^enfcl^aftUd^en  Unterfud^ungdmetl^oben  ift  aud^  nid^t  ol^ne  @in» 
flu6  auf  bie  gorfd&ungen  auf  bem  ©ebiete  ber  3Kagie  geblieben.  3n  ben 
legten  SaJ^rjel^ntcn  l^aben  jal^(reid^e  92aturforfd^er  fid^  mit  biefem  @tubium 
abgegeben;  i^re  Seobad^tungen  in  fpiritijHfd&en  ©iftungen  finb  ftd^ertid^  ge* 
nauer  unb  jupertäfftger  ate  äl^nlid^e  3)arfleQungen  ölteren  3)atutnd.  3Stan 
finbet  überhaupt  nur  fe^r  wenige  berartige  ©d^ilberungen  au^  früherer  Qdt. 
SBir  ^aben  wol^I  eine  ganje  9In}a^l  oon  ä3eric^ten  über  bie  angewanbten  SRet^oben^ 
aber  feine  auöfü^rlid&en  SSefd&reibungen  oon  ben  roirftid^  erreid&ten  Slefuttaten. 
SBBir  fennen  oerfd^iebene  alte  ^oroffope,  bie  mit  bem  fpätcren  ßeben  ber 
betrcffenben  ^erfonen  aud^  ju  ftimmen  fd^einen;  mir  ^abcn  S3erid^te  über 
einige  gelungene  3RetattoermanbIungen,  fomie  Uebertieferungen  einjelner  SWagier 
flbert^atfäd^lid^aui^efül^rte®ei{lerbefd^mörungen.  9lber  aQebiefe93ef$reibungen 
finb  fel^r  furj  unb  flammen  au§erbem  x>on  Scannern,  bie  in  ben  aber* 
gIäubifd^enaSorfienungenil^re«3^tatterö  poBftänbig  befangen  maren:  pon  ben 
ffeptifd^en  Seobad&tem  f)abm  mir  au«  älterer  3^it  faft  gar  feine  Sendete  über 
mirflid^  gelungene  magifd^e  Operationen.  SBir  muffen  un«  bcöl^alb  an  unfere 
3eit  galten,  fieiber  ^at  aber  bie  ©efd^id&te  be«  ©piriti^mu«  un«  gctel)rt^ 
ba6  aud^  bie  mobemcn  Unterfud&ungen  auf  biefem  ©ebiete  feineiSroeg«  unan* 
fed^tbar  finb.  3n  mand^en  gätten  ftcl^en  bie  Angaben  ber  oerfd^iebenen  »e* 
obad^ter  im  SBiberfprud^  miteinanber;  unb  felbft  ba,  roo  ©inigfeit  über  bie 
Vorgänge  l&errfd^t,  finb  bie  S3erid^te  feine^meg«  ftetiJ  fo  auiJfü^rlid^  uni> 
genau,  ba§  man  fid&  ol^ne  meitere«  auf  fie  oerlaffen  fann. 

©tel^t  e&  aber  fo  mit  ben  Sendeten,  fo  mufe  aud^  jebe  Unterfud^ung 
über  bie  magifd&en  Äräfte  im  2Menfd^en  notmcnbigermeife  juerft  mit  einer 
nnterfud^ung  über  bad  menfd^ßd^e  93eobad^tung«oermögen  überl^aupt,  fomie 
mit  einer  SSefHmmung  berjenigen  %ef)Ux,  bie  ben  menfd^lid&en  Seobad^tungen 
anhaften  fönnen,  beginnen.  3)enn  e«  tiefte  fid^  bod^  benfen,  ba|  mand&e  an* 
fd^einenb  magifd^e  äßirfungen  nur  bal^er  rül^ren,  baft  ber  aWenfd^  unter  ge» 
roiffen  Umfiänben  gar  nid^t  rid^tig  beobad^ten  fann.  3n  biefem  galle  werben 
gan)  natürßd^e  ^^änomene  felbft  bem  tüd^tigflen  ^eobad^ter  a(«  magifd^ 
erfd^einen.  ®g  ifi  aber  felbjloerjlänblid^  oerfe^lt,  bie  Urfad^e  ju  fotd&en 
SBirfungen  tiefer  im  ©eetenleben  ju  fudjien,  rocnn  fie  auf  ber  Oberftäd^e 
liegt,  nämlid^  in  ber  UnooBHommen^eit  be&  Seobad^tunggoermögenÄ.  gür 
ein  ^p^änomen,  ba«  gar  nid&t  2;l^atfad^e  ifi,  baiJ  oielme^r  nur  in  ber  3Sor- 
fiettung  be«  Seobad^terS  epjHert,  fann  man  natflrlid^  feine  anbere  ©rffärung 
finben,  al^  baft  ber  3Wenfd^  eben  unter  ben  gegebenen  Umfiänben  nid^t 
rid&tig  beobad^tet  ^at.  SBor  allen  3)ingen  muffen  mir  alfo  unterfud^en,  mit 
meldten  Seobad^tungiSfel^lern  ein  oorliegenber  aSerid^t  möglid&erroeife  be* 
haftet  ifi. 


318  2)cr  3Kcnf(^)  atö  boä  3««^^««  bcr  magtft^cn  Hräfte. 

(Sine  fo(d^e  poüjlänbige  S)ar{le(Iung  berieuigtit  ^f toten,  bie  }u  ben 
Derfd^iebenen  abergläubifd^en  SorfleQungen  unb  magifd^en  Operationen  an« 
lag  gegeben  ^aben,  fd^eint  nod^  nid^t  oor}u(iegen.  3)er  Streit  }n)ifd^  ben 
Spiritiften  unb  ben  Dffultiften  l^at,  roie  oben  ©.  300  ff.  ermähnt  ijl,  ju 
oerfd^iebenen  2:^eorieen  über  bie  magifd^en  Äräfte  geführt,  aber  biefelben 
ntffxnm  fafl  aui^fc^tiegtid^  auf  bie  mobemai  ^^änomene  ä3e}ug.  &^  giebt 
n)o^l  einjelne  SBerfaffer,  mit  Sd&inbler,  ^ert^,  SRaur?  unb  jum  S^eil  a»d& 
bu  ^ßrel,  loeld^e  aud^  bie  älteren,  abroeid^enben  gormen  in  ben  Ärei^  il^rer 
Unterfud^ungen  ^ineinjiel^en.  jleiner  oon  il^nen  aber  l^at  ben  93eobad(itung^ 
fel^lern  aud^  nur  bie  geringfle  äufmerffamfeit  gefd^enft,  xot^^alb  eine  SWenge 
oon  ^^önomenen  unerf (ärt  für  fte  bleibt.  3nbed  ftnb  bie  älteren  Xui^legungen 
ber  SRätfel  ber  aWagie  nid^t  o^ne  ajebeutung  für  un^,  unb  wir  beginnen  beiSl^lb 
mit  einem  furjen  Ueberblidf  über  einige  ber  älteren  ©rflärungi^oerfud&e. 

Jldferc  €rhIärun0BOBrfud>B. 

6ö ift  intereffant  ju beobad^ten,  ba§  einSWann  wie 6 orneliu^ ägrippa, 
ber  }ur  3^^  ^«^  ©lanjperiobe  ber  europäifd&en  SRagie  lebte  unb  in  feinem 
großen  SBerte  llare  3^wgniife  oon  feinem  ©lauben  an  bie  SRagic  abgelegt 
^at,  felbft  bod&  offenbar  ein  richtige«  ©efü^l  baoon  ^atte,  roo  bie  ©rflörung 
für  bie  magifd^en  Äräfte  ju  fud^en  fei. 

3n  einem  Briefe  an  3(ureliuä  9tquapenbente  fc^rcibt  er  nÄmU(^:  ^SBaä  man  nun 
(5Jco^cÄ  von  ber  unbeficgbaren  ©croalt  ber  mogifc^en  Äunft,  oon  ben  rounberf amen  öilbem 
ber  Slftrologen  2C.  lieft,  erjd^tt  unb  ft^reibt,  wirb  atö  ni^tig,  erbic^tet  unb  falf4  crfunbcn 
»erben,  fo  oft  man  e«  6u(^ftdBli(^  auffaßt.  3lber  bennodj  wirb  bergleid^n  oon  ben  be* 
beutenbftcn  ^^irof op^en  unb  ^eiligen  3Rännem  berichtet;  fotten  roir  beren  Ueberrieferungen 
lüften  ntnmnl  2)a«  ju  gtauben  würbe  oon  wenig  ^ietät  sengen.  (Sd  liegt  alfo  ben 
Öut^ftaben  ein  geheimer,  in  IWpfterien  gefüllter  (Sinn  unter,  welchen  bisher  noc^  feiner 
ber  alten  SWeifter  entf(^rcierte.  Söer  benfelben  o^ne  Anleitung  eine«  erfahrenen,  treuen 
i^e^rer«  allein  burc^  baö  Vefen  ber  öüc^er  erfennen  witt,  muj  oom  göttlichen  iiicftte  er* 

leuchtet  fein,  n>ai  nur  wenigen  gegeben  ift.    2)ed^alb  tappen  fo  oiele  im  2)unfeln 

2)u  foUft  wiffcn,  ba^  wir  bie  Urfac^cn  fo  großer  SBirhingen  nic^t  au^er  un«  fu^cn  fotten; 
in  und  ift  ein  wirfenbed  SBefen,  we((^ed  aUeS  o^ne  93eleibigung  ©otted  unb  ber  Steligion 
crlennt  unb  ooHbringt,  wad  bie  Slftrologen,  HWagier,  ^(Ic^^miften  unb  9le!romanten  oer? 
fpre<^en.    3^^  fßge.*  in  und  ift  ber  Urheber  jener  Söunberbinge: 

Xos  habitat  non  tartara,  sed  nee  sidera  coeli, 
Spiritus  iu  nobis,  qiii  viget,  illa  facit."*) 

^an  finbet  nun  wirllic^  in  bcr  „Occulta  Philosophia"  eine  SWenge  oon  löe-- 
merfungen  berfelben  3lrt,  inbem  9lgrippa  wenigftend  anbeutet,  wie  oerfc^iebene  magif^e 
3öir!ungen  erreich  werben  lönnen  nit^t  burt^  äußere  STOittel,  b.  §.  mit  $ilfe  ber  ©teme 
unb  ber  2)ämonen,  fonbem  burc^  bie  eigenen  Äräfte  ber  Seele.  ®ine  ber  beutlic^iften 
SteHe  ift  folgenbe:  „«ieted  wirft  unfer  ©eift  burc^  ben  ©lauben,  ber  ein  feftcd  3u* 
trauen,  eine  gefpanntc  Äufmerffamfeit  unb  eine  entfc^ebene  Eingebung  bed  SBirfcnbcn 
ober  3Cufne^menben  ift,  unb  ber  in  jeber  6ac§e  mithilft  unb  bem  Sßerfe,  bad  wir  oott* 

*)  Und  f)ü\t  weber  bie  §öU^  noc§  bie  ewigen  ^tttnt  bed  §immcld; 
')\UT  ber  lebenbige  Seift  ift  ed,  ber  biefed  oottbringt. 


Slcltcrc  ©rtfärungsDerfuc^e.  319 

bringen  xooUtn,  Siärfe  oerlei^t/  fo  bo^  gteic^fam  in  und  ein  93i(b  ber  auf^une^menben 
5hraft  unb  ber  in  und  ober  Don  und  5U  ooKbringenben  @a(^e  entfielt.  9ßir  muffen  ba^er 
bei  einem  jeben  äöerfe/  bei  jeber  Slnroenbung  oon  irgcnb  welchen  2)in9en  ein  ftarfed  Äer? 
langen  audbrikdten,  unfere  (Sinbilbungdfraft  fpannen,  bie  suverfic^Iid^te  Hoffnung  unb  ben 

fefieftcn  ®lau5en  ^oben ;  benn  biefed  trägt  fet)r  mel  jum  ©dingen  bei Um  auf 

ntagifc^e  Seife  3u  wirfen,  ift  ba^er  ein  ftanb^after  Glaube  unb  ein  unerfc^ötterHcl^ed  ^er^^ 
tnmen  erforbcrlit^;  man  barf  in.  ben  ©rfolg  ni(^t  ben  geringften  3">«ifß^  fe^cn,  ja  nic^t 
einmal  ben  ©ebanfen  baran  auffommen  laffen.  ^enn  wie  ein  fefter  unb  unerfc^ütterlic^er 
Glaube  fogar  bidn)eilen  bann,  wenn  er  bie  3ac^e  folfc^  angebt,  SBunberbared  ooUbringt, 
fo  jerflreut  unb  bricht  jebed  2Äi^trauen  unb  jeber  @frupel  bie  ®eifted!raft  bed  Dpe^^ 
rierenbcn." 

Äiefewetter  ^t  alle  biefe  aetftreuten  Sleu^erungen  ju  einem  Oanjcn  gefammelt  unb 
ed  old  9lgri;>|>ad  ^efoterifc^e  Se^re",  b.  f),  ald  bie  geheime  :^e^re  oon  ber  3)kgie,  bie  ber  3){agier 
einzelnen  ^udenoä^lten  vortrug,  bargeftellt.  ^^ierin  liegt  ober  boc^  eine  ftarle  Ueber« 
ff^^tung  ber  ^grippafc^en  Slnfc^auungen.  9lgrippa  tann  fe^r  gut,  infolge  oerfc^iebener  mi^? 
glüctter  magifc^er  Operationen,  ein  ©efü^l  baoon  gehabt  ^aben,  bag  bie  magifc^en  5!rAfte 
im  SRenfc^en  felbft  gefuc^t  werben  muffen,  unb  ba^  bie  magif(^en  ^et^oben  bed^alb  nic^t 
but^ftdblit^  genommen  werben  bürfen;  aber  nic^td  fprit^t  bafür,  baj  er  imflanbe  ge- 
nefen  ift,  eine  pf^c^ologtfc^e  @r!(ärung  ber  WHaqxz  f^ftematifc^  burc^ufü^ren.  9lo(^  oer^ 
fe^lter  ift  Äieferoetterd  SJerfuc^,  feine  eigenen  fpiritiftifc^solhiltiftift^en  2:^eorieen  in 
Slgrippad  jerftreute  9emer!ungen  ^ineinjulegen.  äBad  Kieferoetter  in  biefer  ^ejie^ung 
lei^,  ift  roa^rlic^  ein  öeroeid  für  bie  9H(^tig!eit  bed  2lgrippaf(^en  8a^ed:  ba^  ein 
ftarfer  ©laube  bad  äBunberbarfte  aud)uric^ten  vermag. 

3n  Sgrippa^  jerfircutcn  Scmerfungen  ifi  nid^tö  weiter  ald  eine 
erfie  unfi(ä^erc  Sinbeutung  einer  pfpd&ologifd^en  ©rllärung  ber  SJagie  ent* 
leiten.  (Srft  300  3a^re  fpäter  treffen  wir,  inbem  wir  Don  ja^lreid^n 
mel^r  ober  roeniger  gelungenen  älnläufen  abfeilen,  auf  eine  roirflid^  burd^ge^ 
fü^e  pfpd^ologifd^e  Segrllnbung  ber  magifd^en  5ß^nomene  im  Sud^e  bed 
Sti^ted  Sruno  ©d^inbler:  ,,S)ad  magifd^e  ®eifie«leben.  ©in  »eilrag  jur 
^fpd&otogie."  1857. 

©c^inbler  ge^t  baoon  aud,  ba§  unfer  Seelenleben  wie  alle  Äräfte  in 
ber  Slatur  2  5pole  f)at  S)ie  ^Pfpd&otogen  l^aben  bi^^er  nur  ben  einen  ^pl 
bcad^tet,  bad  normale,  mad^e  Seelenleben,  —  ben  Xagpol;  ber  anberc 
—  ber  SKad^tpol  —  ifi  jebod^  ebenfo  mid&tig,  ba  mir  in  i^m  bie  ©rflärung 
für  alle  mpjttfd^en  ©reignijfe,  magifdjien  3Birfungen  u.  f.  m.  fudöen  muffen. 
3e  me^r  bie  2Birffamfeü  be«  Slad^tpold  in  ben  SJorbergrunb  tritt  unb  ben 
a:agpol  jur  ©eite  brängt,  beflo  ausgeprägter  mirb  ber  magifd^e  S^ftanb. 
aWan  fann  bedl^alb  eine  ganje  SHeil^enfolge  fold^er  3uflänbe  mit  fletS  mad^fen-» 
ber  ©tarfe  nac^meifen. 

©benfo  mie  ber  S^agpol  oermittelft  ber  äu|eren  ©inne  5Heije  auf* 
nimmt,  fo  befommt  aud^  ber  SWad^tpol  oermitlelji  ber  inneren  ©inne  ©in* 
brüdfe  oon  ber  ganjen  Statur. 

^ied  fte§t  man  f(^on  auf  bem  niebrigften  @tabium  bed  92ac^tben}u|tfeind  im 
Traume,  „^m  Schlafe,  wo  ber  innere  @inn  geöffnet  ift,  wo  bad  Snbioibuum  feine 
?Pf orten  bem  SWleben  ber  5iatur  erfc^lie^t,  wo  bie  unjäl^ligen  Slabien  lodmifc^er  unb 
tetturifc^r  Äräfte  fic§  in  bem  Snbioibuo  reflefticren,  anberfeitd  aber  bad  nicbcrc,  ftofflic^e, 


320  2)cr  3Rcnf(^  oIä  baö  3«'^*'^"»"  ^^^  mogift^en  Gräfte. 


bilbenbe  iSeben  präoaliett:  ba  )etgt  auc^  bad  Traumleben  jene  beiben  :Mic^tungen  geiftiger 
^^dtigfeit,  einmal  bad  nitre  @pie(  ber  ^^antafte,  erregt  burc^  ©efu^Ie  ber  nieberen 
Seibad^feit,  getrübt  burc^  bie  Seibenfc^aften  bed  ^leifd^ed^  bad  fc^ulbbelobene  ^teben^ 
bie  fflnb^often  Segierben;  anberfeitd  bie  Stimme  ber  ^cAux,  welche  old  Drofel  bie  Ser« 
gangen^eit  erflftrt,  bie  Gegenwart  burd^mi^t  unb  bie  S^^^unft  oerfünbet  unb  M  Sl^mtng, 
^nfpirotion,  ^rop^etie  ind  lBen)u^tfein  fommt.''  (Sine  ^ö^ere  ^orm  bed  mogifc^en  3u< 
ftanbed  ^oben  wir  in  ber  Sl^nung,  n)e(c^e  entfte^t,  roenn  bie  Sorftedungen  bed  9to4t^ 
potö  fiä)  in  bad  ^agberou^tfein  einf (Rieben;  nehmen  bie  SorfteUungen  eine  beftimmte 
;$orm  an,  bann  führen  fie  sur  räumlichen  unb  )eit(icl^en  ^ellfe^erei.  Ueberviegt  ba^ 
'}2a($tben)u^tfein  DoQftdnbig,  fo  fü§rt  bad  jum  ^rop^ejeten,  bad  nur  in  ber  (Stfta^t, 
bie  ftc^  nad^  au^en  ^in  in  fonoulfioifc^en  Bewegungen  }u  erfennen  giebt,  ftottfinbet. 
2)iefer  3wftoni>  S^iß*  beutCit^,  ba|  ber  SBiHe  bie  ^errft^oft  über  ben  Äörper  verloren  ^at, 
bag  alfo  ber  Xagf)oI  oerbr&ngt  roorben  ift.  Xa  ber  Stenfc^  in  aUtn  biefen  3uftftnben 
fclbft  ni(^  barüber  tlax  ift,  roo^er  bie  fo  neuen  3Jorftettungen  lommen,  werben  Icjtere 
je  nad^  ben  Umftänben  entneber  ali  Offenbarungen  ober  ald  S^efultote  einer  bämonif^en 
'3efeffen^eit  aufgefaßt. 

9me  fünftlic^en  9Ritte(,  bie  man  gebraucht  ^at,  eine  ®!{tafe  §eroor}urufen  — 
Salbungen,  Sondierungen,  Slnrufungen,  @nt^altfam!eit,  f)9pnotifterenbe  SUhttel  u.  f.  m.  — 
bemirfen  nac^  S^inblerd  Shiffaffung  nur,  ba^  ber  9lad^tpoI  über  ben  2:agpor  bad 
Uebergennc^t  belommt  ^ie  SSorfteQungen ,  welche  im  9{a(^tben)u^tfein  bed  Snbioibuumi^ 
fc^Iummem,  treten  in  jenen  3uf^^^^n  ^eroor  unb  nehmen  bie  @eflalt  von  mirfßc^en 
Beobachtungen  an.  Xa^  ^nbioibuum  fte§t  nur,  mad  ed  in  fe^en  münfc^t;  ade  @etfter$ 
befd^wörungen  führen  mit  anberen  SBorten  nur  ju  ^aUujinationen.  SStrfUc^en  Sßert 
^aben  bagegen  bie  9uf!Utrungen ,  bie  bad  ^nbioibuum  in  bem  elftatifd^en  3uf^<^  ^^^ 
bad  Bergangene  unb  3^nftige  empfdngt,  weil  biefelben  burd^  bie  gefamte  ©inwirtung 
bed  ^afeind  auf  ben  9}ac^tpo(  be$  Bemu^tfeind  oerurfac^t  werben,  ^urc^  welche  ^äfte 
biefe  @inwir!ung  suftanbe  !ommt,  wiffen  wir  nod^  nic^t.  Sc^inbler  meint  jeboc^,  ba$ 
bie  oon  S^eid^enbad^  entbecfte  Dbfraft  (oergl.  ob.  @.  267)  eine  wefentlic^e  9loIle  hierbei 
fpielt;  ber  innere  Sinn  wirb  wa^rfd^einlic^  oom  Oblid^te  beeinflußt,  ba  bie  $rop^eten  |u  aUtn 
«Seiten  t>on  einem  übernatürlichen  Sichte  reben.  ^oc^  ift  bie  Dbfraft  fieser  nic^  bie 
einjige  Straft,  bie  bei  ben  ^rop^eseiungen  wirifam  ift.  äBir  wiffen  oorlöufig  nur  fe§r 
wenig  oon  ben  gegenfeitigen  SBirfungen  ber  ^inge,  unb  bie  (^efe^e  für  ben  9^ac^tpol 
bed  Bewußtfeind  tonnen  bed^alb  noc^  gar  nic^t  angegeben  werben. 

9ltte  operatioe  3Ragie  beruht  enblidj  nac^  Sc^inblerS  Äuffaffung  ouf  einer  grcms 
wirfung,  bie  oon  bem  9iac§tpo(e  be«  SWenfd^en  ouÄge^t,  (eblofe  ©egenftänbe  in  Bewegung 
fc^cn  unb  in  oerfdjiebener  Söeife  auf  anbcre  3WenfdJen  einwirlen  lann. 

35ai8  ©igcntümtid^c  bei  ©d^inblcriJ  3:^eoric  bcptc^t  alfo  barin,  bafe  äße 
maßifd&cn  aöBirfungen  bem  3Jacl^tpoI  be«  ScroufetfeiniS  jugefd^rieben  werben, 
ber  ate  ganj  oerfd&ieben  oom  ^^agpol,  bem  normalen  Seelenleben,  oufju^ 
faffen  ifl  ^er  9lad^tpol  empfängt  oon  ber  älugenmelt  ©inbrädfe,  bie  gonj 
anberer  2lrt  finb,  al«  unfere  gen)ö^nli(|en  ©inne^reije;  feine  S^^otigfeit  meidet 
fo  fel^r  oom  Xagpol  ab,  ba§  mir  bie  ©efcfce  bafür  gar  nid^t  angeben 
fönncn.  —  3)ie  pfpd^ologifd^e  gorfd^ung  ber  neueren  3«^*  W  l^"^^^  i^i^f^ 
Spaltung  bed  SeelenlebeniS  in  }mei  ungleid^artige  ä3eftanbteile  nic^t  aner^ 
fennen  fönnen.  ©d^inbler  ^at  barin  unjmeifel^aft  red^t,  bafe  ba«  normale 
mad^e  93emugtfein  feine  ^l^änomene  aufmeipt,  meldte  bie  magifd^en  äBtrIungen 
erflären  fönnen,  unb  ba§  bie  ©rflärung  beö^alb  in  ben  weniger  belannten 


SCcOere  @rIWruttg8i)crfu(§e.  321 


3ufiänbcn  bc§  ©cclentcbcn^,  bic  man  nun  „bie  unbcwultcn"  ober  bic  „unter* 
bewußten",  ,,fubtiminalen"  )u  nennen  pflegt,  ju  fud^'en  ifl  Slber  er  f)at 
unred^t,  wenn  er  biefe  beiben  ©eiten  be^  ©eelenlcbeniS  afe  jroci  polare 
©egenfäfte  J^inftellt.  Soweit  bie  neuere  ^fpd^ologie  mit  i^ren  Unterfud^ungen 
beiJ  „Unbewußten"  oorgebrungen  ifi,  l^at  e^  ftd^  flejetgt,  bag  biefe«  ganj 
benfetten  ©efeften  unterworfen  ifi  wie  baiJ  bewußte  Seelenleben,  ©d^inbler, 
ber  l^eroon  nid^tiS  a^nte,  !onnte  be^l^alb  nur  auf  ba«  Unbewußte,  ben  9lad&t- 
pol,  afe  ba«  wal^rfd^einlid^e  3wxtrum  bcr  magifd^en  Gräfte  l^inweifen;  eine 
wirflid^  6r!lärung  tonnte  er  ni(|t  geben.  3m  golgenben  werben  wir  nun 
feigen,  wie  bie  gorfd^ungen  bcr  neueren  geit  über  bie  SKed^anif  be§  Unbe» 
wußten  iu  einem  SSerflänbni«  ber  magifd^en  ^^änomene  führen  tann. 

einen  wefentlid^en  gortfd^ritt  weifi  aWafimilian  ^ertp  in  feinem 
bebeutenben  SBerfe:  „S)ie  mpfttfd&en  ©rfd^einungen  ber  menfd^lid^cn  SRatur" 
(1861)  auf.  gJertp,  ber  bi«  1876  5ßrofeffor  ber  3oologie  in  »ern  war,  l^atte 
^d^  oiel  mit  ^ßl^pfiologie  unb  ^ßfpd^ologie  befd^äftigt  unb  fielet  ber  mobcmen 
aSiffenfd^aft  weit  naiver  afe  ©d^inbter.  3)en  größten  ^eil  ber  mpftifd^en 
grfd^einungen,  ba«  Traumleben,  bie  aWonbfud&t,  bie  Scfeffen^eit,  ©eifter« 
befd^wdrungen,  magifd^e  Teilungen  u.  f.  w.  erflärt  er  ol^ne  annähme  oon 
magifd^en  Äräften,  inbcm  er  nad^weift,  wie  alle  biefe  ^l^änomene  .fld^  unter 
bdannte  pl^pfiologifd^e  unb  pfpd^ologifd^e  ©efcfee  einrcil^en  laffen.  SBir 
branden  ^ier  nid^t  naiver  auf  Sßtxiy^  ®rflärungcn  einjuge^en,  ba  bie  Dar»« 
legungen,  bie  wir  im  e^otgenben  geben,  in  mond^en  fünften  fid^  an  bie 
f einigen  anlehnen.  3lur  eine  geringe  3^^^  ^^"  ^^änomenen,  fo  bie 
933a^rfagdtunfi,  ©ebanlenübertragung,  med&anifd^e  Äraftäußerung  bei  ge« 
ringerer  ober  größerer  Entfernung,  bebarf  anberweitiger  äuölegung,  ba  ^ßcrtp 
biefe  nid^t  burd^  bie  il^m  belannten  Äräfte  erfläreu  fann;  er  nimmt  nämlid^,  wie 
©d^inbler,  für  biefe  eine  ganj  unbefHmmte,  magifd^e  Äraft  beim  9)Icnfd^en  an. 

aSor  allem  oermißt  man  bei  ^ertp  eine  Untcrfud^ung  über  b«  35e* 
obad^tung^oermögen  be«  SWenfd^en,  fowie  eine  fritifd^e  ^Prüfung  be«  oor* 
liegenben  SRateriafe.  @r  l^ält  alle  S3erid^te  einfad^  für  gut  unb  juocrläfftg, 
ol^e  ju  fragen,  wo  fte  ^erfiammen.  3)ag  ifi  aud^  ^auptfäd&lid^  ber  ®runb, 
weiSl^alb  fo  oiele  mpfUfd^e  ^l^änomene  il^m  unerftärlid^  bleiben;  au&  bem« 
felben  ®runbe  gel^t  er  aud^  julcftt  jum  ©piritiiJmuö  über. 

3n  einer  fpäteren  @(^rift:  ;,3)cr  je^iße  ©piritualiämuS",  faßt  er  auöbrüd Iic§ : 
^Scbenft  matt  bie  groje  aWenge  debeutetiber  unb  urteiKfä^iger  3Wenfc^en  in  Europa  unb 
9(mctrifa,  welche  bie  Hlealität  ber  fpiritualiftifd^cn  ^^änomene  bejcugcn,  fo  fann  e«  boc^  nur 
Slongel  an  5tenntni$  biefed  ©ebieted  fein,  menn  manche  ©c^riftfteHer  biefe  Angaben  ffir 
@<^ftnnerei,  Slberglauben,  betrug  erflären  rooden.  Xa^  geugniS  ber  6inne  gefunber 
aÄenfd^en  wirb  bei  ben  feierlichen  ©eric^täoer^anblungen  alter  35ölfer  M  gültig  ange« 
nommen  unb  mu|  eS  aud^  bei  ben  fpirituellen  aWanifeftationen.  2)a6  biefe  örfc^einungen 
von  ben  getoö^nlid^en  abweichen,  ba^  fie  ben  5iaturgefe|en,  foroeit  biefe  biö  je^t  befannt 
flnb,  miberfprec^en,  ift  fein  @runb,  fte  ju  t)em)erfen ....  3)er  ©pirituoliämu«  ifl  geeignet, 
ben  8(i(f  bed  3Renf(^en  über  bie  mec^anifc^e  @p§dre  f^inmi  ^u  erweitern.'' 

Seemann,  Xbergtau^c  unb  S^vbtvti.  21 


322  ^^  SRenfc^  M  bad  3^>^^^  ^^  tnagifd^en  5h:öfte. 


^ad  ifi  eine  etoad  fonberbare  £ogtt.  ^er  Untflonb,  bag  bad  3^0^ 
eineiJ  jeben  normalen  aWenfd^en  in  Sled^Wfragen,  roo  e«  fid^  nur  um  ge^ 
mdl^nlid^e  menfd^ßd^e  ^anb(ungen  ^anbelt,  ab  juperläfftg  anjufel^en  ifi^  be« 
red^tigt  bod^  ma^rßd^  nid^t  )U  ber  äbmal^me^  bag  man  fid^  auf  ben  erflen 
beflen  Berid^t  x>on  fpiriti^fc^en  äRanifeftotionen,  bie  aQem,  ma^  boi^  tag* 
tid^e  ßeben  un^  tel^rt,  wiberfpred^en,  oertaffen  barf.  6»  märe  bod^  notflr- 
lid^er,  ben  ©d^lug  }u  jiel^en:  gerabe^  meit  bie  fpiritifüfd^en  SRanifeflationen 
pottfiänbig  pon  ben  ©reigniffen  be«  tägtid^n  Seben«  abweid^en,  »irb  e« 
äugerft  fd^mierig  fein^  bie  ^^änomene  rid^tig  au^uf äffen,  unb  mm  nut§ 
bemnad^  ganj  befonbere  gorberungen  an  ben  S3eobad^ter  fiellen,  menn  fein 
3eugniiS  ate  gfl(tig  angenommen  werben  foQ.  ^ertpd  Uebertritt  }um 
©piritii^mui^  iji  gerabe  ein  guteiJ  Seifpiet  bafür,  mol^  e«  fü^rt,  fid^  bfinb* 
lingi»  auf  bie  B^oertäffigfeit  ber  menfd^Hd^en  ä3eric^te  }u  oerlaffen. 

3^er  (Sang  ber  Hnterfut^ung. 

gajfen  »ir  nun  in  Äürje  bie  SÄcfuIlate  unferer  biiSl^erigen  SSetrad^« 
tungen  jufammen,  fo  ift  bamit  ber  ®ang  für  bie  folgenben  Unterfud^ungen 
gegeben,  ^ie  ^ifitorifd^e  @ntn)idflung  beiS  älberglaubeniS  {ieDte  ed  aujser 
allem  3w>rffet,  ba|  bie  magifd^en  Kräfte  im  SRenfd^en  felbfi  ju  fud^en  finb.  S)a 
aber  im  normalen  mad^en  Sen)u|tfeind(eben  ^i^änomene,  bie  ben  Wüa%  }u 
bem  ©lauben  an  magifd^  jträfte  geben  tonnen,  fid^  nid^t  nad^meifen  laffen,  fo 
rm^  man  bie  Urfad^e  }u  biefem  ®lauben  in  ben  felteneren  pfpd^ifd^en  ^l^öno« 
menen,  bie  mäl^renb  Äranf Reiten,  im  ©d^tafe  ober  in  fd^lafd^nlid^en  3^' 
jiänben  auftreten,  fud^en.  gorfd^er  mie  ©d^inbter  unb  ^crtp  l^aben  berat 
aud^  nad^gemiefen,  bag  ja^lreid^e  abergtäubifd^e  SSorfteOungen  i^ren  Urfprung 
in  biefen  gS^önomenen  ^aben.  SJie  pfpd^ologifd^en  ©tubien  ber  tefetenSol^r« 
}el^nt*  ^aben  ei  femer  in  nod^  flörferem  3Rage  bärget)^,  meld^  gro^  ®e< 
mid^t  auf  bai»  Eingreifen  bei^  Unbemugten  in  ha&  ^mu^^^ilebm  gelegt 
merben  mug;  l^ierburd^  l^aben  fd^on  mand^e  frttl^er  unoerfianbene  ^^onomene 
i^re  ©rflärung  gefunben.  ©emnad^  werben  mf^  ^auptfäd^ßd^  bie  ©tönmgen 
be^  äSemugtfeind  unb  baiS  fogenannte  unbemugte  ©eelen(eben  im  f^otgenben 
befd^äftigen.  83efonberÄ  aber  werben  mir  auf  bie  5ßunlte  ber  5ß^änomene 
eingel^en,  meldte  }u  einer  ®rftärung  ber  oielen,  im  gefd^id^ttid^cn  %dL  bar* 
geftettten  abergläubifd^en  SBorftcDungen  führen  fönnen. 

3)ie  ©rflorung,  bie  mir  fomit  erfireben,  mu6  jroei  oerfd^iebene  3^^ 
irt^  Stuge  fajfen:  mir  muffen  bie  Urfad^en  fomol^t  jur  ©ntflei^ung  ber  aber* 
g(äubifd^en  SSorfteQungen  aiS  }U  il^rer  ^ortbauer  nad^}umeifen  fud^en.  S^on 
biefen  jroei  aufgaben  wirb  bie  crfle  uni5  ftd^ertid^  bie  größten  ©d^roierigfetten 
bereiten,  weit  ber  Urfprung  ber  meifien  anfd^auungen  im  allgemeinen  in 
Dunfet  gefüllt  iji;  benn  fie  reid^en  in  eine  3^*  jurüdf,  m&  ber  mir  feine 
pofitioen  Slad^rid^ten  ^aben.    aber  au«  frül^  bargelegten  ©rünben  liegt  ^ 


^er  @ang  ber  Unterfuc^ung.  323 

nol^e  an)une^men,  bag  biefelben  ^l^änomene,  bie  einen  beflintmten  @lauben 
imterl^Iten  ^aben,  aud^  bei  ber  ©ntfie^ung  beÄfelben  mitwirften.  SlotflrUd^ 
muffen  nrir  in  jebem  einjelnen  %a\l  und  ble  ^age  porlegen,  ob  biefe  ^pi^äno* 
mene  benn  aud^  roirMid^  l^inreid^en,  um  jenen  befümmten  ©tauben  l[ien)or» 
jurufea  ©oQte  biefe^  ftd^  aU  unn)a]^rfd^einlid^  erroetfen,  fo  muffen  n)ir  uniS 
nad^  anbeten  Urfad^en  umfel^en. 

UeberaD  nun,  mo  nn^  ber  9{ad^n)ei^  gelingt,  bag  eine  befummle  ©ruppe 
Don  äSorfteOungen  burd^  unrid^tige  @r{Iärung  bdCannter  pl^pftfolifd^  unb 
pf^d^fd^er  5ß^änomene  l^eroorgcrufen  ober  unterl^alten  roorben  i%  l^aben  mir 
bomit  aud^  bai^  Sted^t,  biefe  SSorfteQungen  ate  aberglaubifd^e  )u  b^id^nen, 
bemiefen. 

Um  nun  etmad  Orbnung  in  baiS  bunt  }ufammengemürfelte  SRoterial, 
bad  mir  im  ^olgenben  bel^anbeln  merben,  }U  bringen,  moQen  mir  mit  einer 
Unterfud^ung  bei^  menfd^lid^en*  SSeobad^tungi^oermdgend  aü  ber  notmenbigen 
@runblage  für  bie  Prüfung  ber  Suvtxl&^^xgltAt  ber  93erid^te  beginnen.  3)a' 
nad^  betrad^ten  mir  bie  einzelnen  pfpd^if d^en  ^l^änomene,  inbem  mir  oon  ben 
normalen  unb  gemdl^nlid^eren  ju  ben  felteneren  unb  fobonn  ju  ben  anor« 
malen,  franll^aften  übergel^en,  SBir  fd^fiefeen  enbtid^  mit  einer  furjen  85e» 
fpred^ung  ber  ted^nifd^en  ^i(fdmitte(  ber  3Jta%xe,  bie  augerl^alb  bed  Stallend 
ber  pfpd^ologifd^en  Unterfud^ungen  liegt. 


Sic  normalen  Beobaii^tungsfel^ler. 


^ 


ifl  bii^l^er  fletd  l^eroorgel^oben  morben,  bag  ba^  93eobad^tungi$« 
Dermdgen  bed  äßenfd^en  l^öd^fl  unoolSommen  ifl,  fo  bag  man  ftd^  nid^t  ol^ne 
weitere«  auf  bie  »erid^te  oon  »eobad^tungen  oerlaffen  lann,  felbfi  menn 
biefe  oon  äRännem  l^erftammen,  beren  el^rlid^ed  Sefkeben,  ma^rl^eitdgetreu 
ju  referieren,  über  jeben  Qwe^d  erl^oben  ifi.  ällerbing«  fielet  biefe  85e^aup« 
Jung  in  fd^arfem  SBiberfprud^  ju  ber  gemd^nlid^en  Sluffaffung,  bafe  jeber 
aWenfd^  mit  gcfunben  ©innen  aud^  rid^tig  beobad&ten  lönne.  ©ie  fd^eint 
femer  in  bebenltid^em  ®rabe  m  ber  ©runblage  unferer  ganzen  mobemen 
9taturmiffenfd^ft  }u  rütteln,  bie  \a  audfd^liegtid^  auf  93eobad^tung  aufgebaut 
i^  äßie  l^en  bie  S'iaturmiffenfd^aften  ü^ren  ie^igen  l^ol^en  ©tanbpunit  er« 
reid^en  Idnnen,  menn  ber  SHenfd^  tl^atfäd^tid^  nid^t  imfianbe  märe,  rid^tige 
Seobad^tungen  ju  mad^en? 

hierauf  aber  ifi  )u  ermibem:  bie  3uoerlaffxgleit  ber  natunoiffenfd^aft» 
lid^  Stefuttate  berul^t  gerabe  barauf,  bag  bie  notmenbigen  93eobad^tungen 
unter  ben  benfbar  günfügfien  SBer^ältniffen,  b.  ^.  unter  Umfionben,  mo  bie 


324  ^<t$  menfc^Uc^e  ^eobac^tunggoennögen. 


aRöglid^fcit  etne«3rrtum«  bebcutenb  ^crobgcfcfet  ijl,  gemad^t  werben.  3n3Rufeen, 
Saborotorien  uub  Dbferoatorien  fann  ber  §orfd^er  ru^lg  unb  ungefiört  bei 
feiner  Slrbeit  ftfcen;  er  fann  feine  SSeobad^tungen  immer  mieber^olen  unb 
fo  bie  e^l^ter  oerbeffem,  bie  ftd^  möglid^ermeife  eingefd^ßd^en  l^ben.  äBod 
^eute  feinem  Singe  entgeht,  fann  er  morgen  entbedfen;  er  farat  feine  ©inne 
burd^  }a^(reid^e  igi^^f^ittittel,  n)e(d^e  bie  mobeme  Xed^nif  il^m  }ur  äSerfügung 
fieDt,  fd^ärfen;  enblid^  fann  er  —  unb  ba«  ifi  oietteid^t  bie  ^auptfad^e  — 
ba^  augenbHdttid^  nieberfd^reiben,  road  er  gefe^en  ^ai,  fo  bag  er  nid^t  ge« 
jroungen  ifi,  fid^  auf  fein  ©ebäd^tniS  }U  oerlajfen;  benn  biefe«  würbe  i^n 
ftd^er  im  @tid^e  laffen,  menn  er  erft  einige  3^^  nad^l^r  ttber  bie  oie(en 
f feinen  ©njell^etten,  bie  er  beobad^tet  f)at,  SRed^enfd^aft  ablegen  follte.  3iux 
unter  fo(d^en  äSeri^ältniffen  fönnen  }UoerIäfftge,  b.  ^.  in  bem  @rabe  iu^ 
oerläffige  Seobad^tungen,  wie  jle  überhaupt  aWenfd^en  mögUd^  ip,  axi^ 
gefieQt  werben.  ^a}u  ijl  aSerbingiS  aud^  Uebung  erforberßd^.  3^er  9latur« 
gefd^id^tttel&rer  weife  au«  ©rfa^rung,  bafe  man  fetbft  begabten,  älteren  JKnbcm 
ein  2:ier  ober  eine  5ßPanje  jeigen  unb  i^re  äufmerffamfeit  auf  einen  be« 
ftimmten  %eü  be«  ©egenjianbe«  ^inlenfen  fann,  o^ne  bafe  bie  Äinber  imfianbe 
wären,  fid^  über  ba«,  wad  Re  an  bemfelben  bemerfen  f ollen,  ju  äufeem:  fte 
feigen  tbm  nid^tiS.  3um  93eobad^ten  gei^ört  ebenfogut  Uebung  wie  ju  allem 
anberen  in  ber  2Be(t,  unb  nur  ba,  wo  mit  genügenber  Uebung  unb  unter  gfln« 
fügen  aSer^ältnijfen  gearbeitet  wirb,  fann  man  fid^  auf  bie  9lid^tigfcit  ber 
S3eobad^tungen  oertaffen. 

3)a^r  ifi  leidet  einjufe^en,  bafe  bie  meiften  »eobad^tungen  mpfii- 
fd^er  (greigniffe  feinen  großen  SEBert  ^aben;  benn  biefe  »eobad^tungen 
ftnb  meifien«  unter  fe^r  ungünfHgen  aSer^ältnijfen  unb  aufeerbem  oon 
Seuten,  beren  Uebung  im  33eobad&ten  fe^r  jweifell^aft  ifi,  angeftettt  worben. 
SebenfaDte  würben  bie  mpflifd^en  ^^änomene  erfi  in  ber  neueflen  3^ 
in  ben  Saboratorien  ber  gorfd^er  jum  ©egenfianb  planmäßiger  Unter* 
fud^ung  gemad^t.  aber  felbfi  l^ier,  wo  bie  »ebingungen  bod^  günfüger 
finb,  atö  fie  e&  juoor  waren,  finb  nod^  oiete  ^l^ler  möglid^,  weil  biefe 
ebm  in  ber  Slatur  ber  ^l^änomene  felbfi  liegen.  S)ie  m^fiifd&en  ©rcigniffe 
finb,  wie  fd^on  gefagt,  feine«wegg  Segebenl^eiten  be^  täglid^en  2eben&,  fon« 
bem  fettene  ^^änomene,  über  bie  man  nid^t  $err  ift,  unbered^enbare  6r* 
fd^einungen,  bie  plöfelid^,  unerwartet  unb  meifieng  im  ©unfein  auftreten. 
S)ie  genaue  äSeobad^tung  berfelben  fidfet  bal^er  felbfi  in  Laboratorien  auf 
ja^lreid^e  ©d^wierigfeiten.  3U)^  fd^limmer  aber  wirb  t^  natürlid^,  wenn 
biefe  unerwarteten  ^i^änomene,  wie  e^  gewö^nlid^  ber  %aU  ifi,  nun  oon 
Seuten  wal^rgenommen  werben,  bie  gar  nid^t  barauf  oorbereitet  finb, 
etwad  Ungewöl^nlid^ed  }u  fe^en:  felbfioerfiänblid^  ftnb  bie  93eobad^tungi$< 
fehler  bann  nod^  nod^  größer;  ja  e«  wirb  bem  33eobad^ter  nur  äußerfl 
feiten  gelingen,  feine  Stulpe  unb  Äaltblütigfeit  ju  bewahren:  unter  bem 
Sinfluffe  ber  ^urd^t  ober  einer  anberen  ©emüti^bewegung  fann  eben  fein 


^ie  nonnalen  üBeobac^tungdfe^Ier.  325 


SWenfd^  ftd^  auf  feine  ©iime  perlaffen.  Aber  felbfi  wenn  wir  annehmen, 
bag  ber  99eobad^ter  innerlid^  gar  nid^t  erregt  witb,  fo  n)trb  bod^  bie 
SKd^tigfeit  feiner  SSeobad&tung  nod^  burd^  anbere  ©d^roierigfeiten  in  grage 
geßeOt.  @r  ^at  oft  leine  ©elegenl^eit  ju  unterfud^en,  wk  bad  ^l^änotnen 
juflanbe  tommt.  @r  l^at  nur  lurje  2^i,  um  bie  83eobad^tungen  anjufieHen. 
SSieOeic^t  ifl  feine  Stellung  nid^t  eintna(  eine  gflnfUge.  @r  l^at  augerbem 
!ein  ioi(fdntitte(,  um  3^^''  ^^^  9iaumoerl^ältniffe  }U  befHmmen^  fo  bag  er 
nur  nad^  ®utbfln!en  unb  älugenmag  urteilen  lonn. 

9lber  fd^Iitnmer  nod^  atö  bied  aQe^  ifl  bie  ©efal^r,  bag  felbfl  ba^  n)o  bie 
S^ebingungen  fo  günfttg  finb,  ba|  ber  Seobad^ter  fofort  ba«  83eobad^tete 
nieberfd^reiben  lann,  fid^  immerl^in  nod^  gelter  in  boiJ  SReferat  einfd^teid^en. 
aSJdl^renb  ba^  eine  gef daneben  wirb,  wirb  ba«  anbere  oergeffen;  ber  ©ong 
ber  Segebeni^eiten  wirb  nid^t  genau  fcfige^alten;  unb  \>a^  SÄeferat  roirbnatür» 
{id^  nod^  ungenauer,  xoma  t^  erft  nad^  9ßod^en  ober  SRonaten,  oieQeid^t  fo» 
ßar  erft  nad&  S^i^ren,  abgefaßt  wirb.  SBir  werben  fpätcr  feigen,  wie  gro6 
bie  ©ebäd^tnidfel^ler  unter  fold^en  Umflänben  toerben  tonnen. 

(S&  leud&tet  alfo  ein,  ba§  geiler  fid^  fe^r  leidet  in  Serid^te,  bie  nid^t 
auf  planmäßigen,  met^obifd^  burd^geffll^rten  ä3eobad^tungen  berui^en,  ein» 
fd^leid^en.  S^iefe  fjel^ter  jerfatten,  roie  bereite  angebeutet,  in  jroei  ©nippen, 
in  bie  eigentlid^en  99eobad^tung^fe]^(er  unb  in  @ebäd^tniiSfel^ter,  bie  erfl  l^er« 
vortreten,  menn  \>a&  Seobad^tete  münblid^  ober  fd^riftlid^  jufammengefleHt 
loirb.  3"  ^^^  5prap$  l^at  eine  2:rennung  biefer  beiben  g^l^Iergruppen 
loenig  ^ebeutung,  meil  jebe  99eobad^tung,  bie  anberen  mitgeteilt  mirb,  not« 
toenbigermeife  mit  beiben  arten  oon  geilem  bel^aftel  ifi.  aber  ba  e^  für 
unfere  nad^folgenben  Unterfud^ungen  oon  SBid^tigfeit  x%  bag  mir  menigfleni^ 
bie  mid^tigjlen  gel^ler,  bie  einem  Serid^te  anjul^aften  pflegen,  fennen  lernen, 
fo  trennen  mir  oorläufig  jene  @ruppen  unb  unterfud^en  jebe  für  ftd^.  3^ 
bemfelben  Q^täe  motten  mir  aud^  bie  grage  näl^er  betrad^ten,  morin  bie 
eigentßd^en  93eobad^tungiSfe]^(er  begrünbet  fmb. 

^a^  menfd^ßd^e  93eobad^tungdoermdgen  ifl  nid^t,  mie  ber  9lame  an}U« 
beuten  fd^eint,  ein  ein^elnei^,  fonbem  ein  aud  oerfd^iebenen  feelifd^en  fettig« 
leiten  jufammengefeftte^  aSer mögen.  SJeobad^ten  mir  einen  ©egenfianb,  fo 
empfangen  mir  oon  bemfelben  oermittelfl  unferer  @inne  eine  9ln}al^(  öugerer 
Sieije,  bie  in  unferem  83emu|tfein  oerfd^iebene  ©mpfinbungen  fteroorrufen 
löraten.  SBenn  aber  unfere  äufmerffamleit  auf  einen  befümmten  ^ßunft  ge» 
feffelt  ift,  fo  f äffen  mir  betamttUd^  bai^  nid^t  auf,  mai^  anberdmo  gefd^ie^t; 
fo^glid^  mu6  bie  Sufmcrffamfeit  auf  einen  Oegenfianb  gerid^tet  fein,  merat 
€mpfinbungen  burd^  benfelben  l^eroorgerufen  merben  fotten.  SHe  im  äSe« 
mufetfein  auftaud^enben  ©mpfinbungen  oerbinben  ftd^  mit  älteren,  fd^on  oor* 
l^anbenen  (Smpfinbungen;  baburd^  entfielt  bie  SSorflellung  oon  einem  be^ 
fümmten  äußeren  ©egenfianbe;  erft  xoem  biefe«  gefd^el^en  ifl,  ^aben  mir 
„eine  S3cobad^tung  gemad^t". 


^   I 


326  ^ad  menfc^ac^e  ^eobod^tungSoetmöden. 


äBäl^Ien  mit  }ur  93eleud^tung  btefe^  SBorgonge^  ein  beftimmted  93eU 
fpieL  3d^  ge^e  auf  ber  ©trage;  auf  ber  gegenü6er(iegenben  ©eite  liegen 
in  einem  ©d^aufenjier  einige  fe^r  einlabenbe  Slepfel.  3Rein  äuge  fireift 
biefelben;  tro^bem  fel^  iä^  fte  nid^t^  mem  id^  mit  ber  93eobad^tung  irgenb 
einer  ©cene  auf  ber  ©trafee  befd^äftigt  bin.  SHd^tet  fid^  meine  äufmerffam- 
teit  bagegen  auf  bie  Slepfel,  fo  empfange  id^  eine  9Iei^e  oon  Sieijen,  meiere 
bie  @mpftnbungen  von  ttma^  9iunbem,  @elbem  unb  ätotem  l^roorrufen. 
3)iefelben  (Smpfinbungen  l^abe  id^  früher  fd^on  oft  gel^abt;  fte  ftnb  meifieni^ 
oon  befümmten  @erud^d»  unb  ©efd^madEi^empftnbungen  begleitet  gemefen. 
S)er  Oegenftanb,  oon  bem  biefelben  au^ge^en,  fül^rt,  mie  id^  gelernt  ^be^ 
ben  Slamen  ,,2lpfel".  äUe  biefe  ©mpfinbungen  ftnb  nun  oft  gleid^jeitig  in 
meinem  ädemujstfein  gemefen,  fo  bag  fie  l^ier  in  fefle  SSerbinbung  mit  ein« 
anber  getreten  finb,  ftd^  ,,affo}iiert^'  l^aben.  S)ie  ^olge  baoon  ifi,  bag  einige 
pon  il^en  nid^t  auftreten  tonnen,  ol^ne  aud^  bie  übrigen  l^orjurufen; 
oor  meinem  93en)ugtfein  fielet  bei^i^alb  bie  SSorfteOung  oon  einem  SlpfeL  ^ 
glaube  alfo,  biefen  beobad^tet  ju  ^aben;  aber  e«  ifi  bod^  flar,  bag  bie 
93orfleQung  oom  Slpfel  nur  jum  Xeil  meiner  ftnnlid^en  äBol^mel^mung  ent* 
flammt;  mein  ^emugtfein  l^at  oielmel^r  red^t  oiel  oon  feinem  eigenen 
Snl^alt  }ur  äSorfteQung  ^injugefägt.  3)ai$  ifl  ber  pfpd^ifd^e  93organg.  (Sine 
ooQfi&nbige  93eobad^tung  lommt  eben  nur  juflanbe  burd^  ftmtlid^  ä&oi^r« 
nel^ng,  oerbunben  mit  aufmerffamleit  unb  äffojiotion.  3ebe  biefer 
pfpd^ifd^en  Xl^ätigteiten  fügt  aber  bem  ätefultate,  b.  ^.  ber  93eobad^< 
tung,  ii^re  befonberen  ^ler  bei;  mir  mflffen  be^^alb  biefelben  eii^ln  für 
ftd^  ind  äluge  faffen.  ©elbftoerfiänblid^  fönnen  mir  aber  babei  nid^t  bie 
Dielen  Heineren,  in  neuerer  3^  nad^gemiefenen  f^l^ler,  bie  auf  ber  UnDoD* 
tommen^eit  unferer  ©inne  ober  auf  ber  eigentümlid^en  Slatur  ber  älufmert« 
famfeit  unb  ber  9lfFo}iationen  berul^,  in  ben  Jtreii^  unferer  93etrad^tung 
ixt^m,  etma  mie  bie  Srrabiation,  bie  gefärbten  Siänber  ber  ©efid^tiSbUber, 
bie  a;onoerfd6meljung,  bie  Äontrafierfd^einungen,  bie  ^ätott^i^\A\m%  bei 
gleid^tiger  »eobad^tung  burd^  jroei  ©inne  u.  f.  f.  3)iefe  gei^ler  f)abm 
mel^r  t^eoretifd^e«  3nterejfe  unb  ftnb  eigentlid^  nur  bei  ben  feineren  Se« 
obad^tungen  oon  ^ebeutung,  bagegen  nid^t  bei  ben  gröberen,  ol^e  ted^nifc^ 
^ilfi^mittel  aui^gefü^rten  93eobad^tungen;  um  legtere  aber  l^anbelt  eiS  fid^  bei 
unferem  S^l^ema.  SEBir  berfldfftd^tigen  beiJl^alb  nur  bie  ^^ler,  bie  ftd&  bei 
99eobad^tungen  unter  gemö^nlid^en  äSerl^ältniffen  einfd^leid^en. 

S)ie  finnlid^e  SEBal^rnel^mung.  S)ie  ©inne,  berer  mir  vm&  bd 
ber  93eobad^tung  ber  Sugemoelt  befonberd  bebienen,  finb  bai^  @efid^t,  ®e^dr 
unb  ber  Saflftnn.  (Serud^  unb  ©efd^madt  ftnb  oon  untergeorbneter  ä3ebeutung; 
mir  tonnen  beiSl^lb  oon  il^en  ganj  abfegen.  93on  ben  erfigenannten  ©traten 
ifl  bai$  @eftd^  mieberum  baiS  mid^tigfte,  meil  mir  mit  feiner  $ilfe  meit  ge« 
nauere  Sluffd^lüffe  über  bie  ^efd^affen^eit  ber  ©egenftänbe,  über  il^ren  Ort 
unb  il^re  Entfernung  im  9laume  betommen  als  burd^  einen  anberen  ©irat. 


^ie  normalen  93eoba(^tung$fe^(er. 


327 


@d  ifl  iebod^  eine  bdanntt  ^^otfad^e,  ba|  bad  Sluge  uniS  täufd^en  fonn. 
@mb  bie  äußeren  9Iei}e  fel^r  ^^xoa^  ober  unbefümtnt^  fo  tommt  man  (eid^t 
ju  einer  ganj  fatfd^en  Sluffaffung  oom  beobad^teten  ©egenflanb.  Xu  93e« 
obad^tungöf eitler,  bie  fo  entfielen,  finb  jebod)  nid^t  fo  fel^r  burd^  Unoon«« 
fornmeni^eit  ber  SEBa^me^mung  ate  burd^  bie  l^eroorgerufenen  3lffo}iationen 
^erbeigefüi^rt.  SBir  oerfd^ieben  bal^er  bie  öetrad^tung  biefer  ©efid^tö» 
iQuftonen  auf  fpqter.  Slber  bai^  ^uge  giebt  uniS  nid^t  aOeine  aber  bie 
Sefd^affen^eit  ber  2)in0e  3luffd^Iu§;  cd  ifi  jugteid^  bad  einjige  Drgan,  ba« 
imr  beft^,  um  bie  Entfernung  unb  bie  ©röge  eined  ©egenftonbed  }U  be« 
urteilen,  ^a^u  bient  nid^t  nur  bad  @eftd^ti»bi(b ,  fonbem  aud^  ber  feine 
äRudtelapparat,  ber  ftd^  im  unb  am  äluge  finbet.  9lber  tro^  —  ober 
rid^tiger  infolge  be«  fel^r  fomplijierten  Saued  biefed  Organa  ifi  unfer  Urteil 
über  ©röfecn  im  3laume  immer  mit  gel^lern  behaftet,  oon  benen  mir  jefet 
bie  mid()tigflen  betrad^ten  moQen. 

3m  aOgemeinen  fdnnen  mir  mol^l  mit  jiemlid^er  ©enauigteit  entfd^eiben, 
meldte  oon  jmei  Sinien  ober  gtäd^en  bie  größte  ifi  3lbcr  fommt  nur  eine 
Heine  ©d&mierigfeit  l^inju,  fo  mirb  ha^  Urteil  gleid^  ungenau. 

Äebcnftel^cnbe  Stgiu:  9h:.  38  aeigt  §.  ö.  aroei  ©eroben  a 
unb  b,  n^elc^e  genau  gleich  gro^  ftnb.  ®$  ift  abet  unmöglich/ 
biefeS  su  erfennen,  unb  ^wax  wegen  ber  SBinlel,  bie  bur(^  bie 
@(^en!e(  mit  a  unb  b  gebilbet  n^erben.  (Sbenfo  ift  ed  mit  ben  beiben 
unten^^enbcn  3?ierecfen  Jifl.  39  u.  40 ;  beibc  giguren  fmb  genau 
JCüuabrote,  aber  bie  £age  unb  SUd^tung  ber  Striche  betoirh,  ba^ 
bod  eine  ^ö§er,  bad  onbere  breiter  erfc^eint.  derartige  Säufc^^ 
ungen  giebt  eS  oiele;  fte  bemeifen,  n>ie  leicht  unfer  Urteil  irre« 
geführt  »irb.  S^elc^e  enormen  ^(er  fönnen  ftc^  bei  ber  9e« 
urteihing  ber  (Srö^e  eineiB  ©egenftanbed  einfc^Ieic^en,  wenn  bie« 


5ig.  39. 


Stg.  40. 


fette  im  greien  unter  ungünftigen  3Jer$äItniffen  nur  nadj  3lugcnma^  erfolgt!  Sre^m 
moc^  in  biefer  ©ejie^ung  in  feinem  ^2:ierleben"  (83b.  VII  S.  299)  folgenbe  treffcnbe 
Semerhingen:  „%u^  eigener  ^a^rung  wei^  ic^,  wie  au^erorbentlic^  f(^er  ed  f)äit,  bie 
£dnge  ber  €k^(angen  richtig  au  fc^en.  @elb{t  berjenige,  weld^er  hierin  n>o$(  geübt  ift 
unb  feine  Sc^Otungen  fpftter  burc^  9(n(egung  bed  SRa^ftabed  erprobt  ^at,  irrt  in  unbe« 
greiflic^er  Steife.  8(^on  bei  f leinen  Sd^Iangen  oon  92eteriange,  unb  felbft  wenn  man 
biefe  ru^  oor  ftc^  liegen  fte§t,  aud^  oode  Sdt  ^at,  il^r  9ilb  genau  fu^  einzuprägen,  ift 
man  nur  ju  leicht  geneigt,  ein  reid^Kc^ed  3)rittei(  ju^ufe^en;  bei  Schlangen  aber,  weld^e 
brei  SReter  (ang  ftnb,  oerboppetn  unb  oerbreifad^en  ftd^  bie  @c^wierigfeiten  unb  bamit  bie 
gelter  ber  Sc^ung,  unb  wenn  ein  folc^ed  Xier  ooUenbd  ftc^  bewegt,  ift  (e^ere  einfach 


328  ^<>^  menfc^Iic^e  ^eobac^tungdoermbgen. 


unmdglid^.  SBorin  bied  eigentlich  liegt,  oermag  ic^  nic^t  ju  fagen,  fonbem  nur  afö  t^? 
fä(^Ii(^  du  oetftc^em,  ba^  oudna^mdlod  ieber  uberfc^t,  »eichet  überhaupt  ju  fc^en  oer^ 
fuc^t,  unb  ba^  jeber  immer  mieber  in  benfelben  ^e^Cer  oerfäUt,  auc^  roenn  er  benfelben 
roieber^olt  erfannt  ^at.  Ueber  bic  2:äufdjung  oergeroiffert  man  fic§  erft,  nac^bem  man 
einen  äXa^ftob  angelegt  ^at.  5tein  äBunber  alfo,  roenn  bie  rege  @inbilbung${raft  ber 
Eingeborenen  füblidjcr  ©egenben  ftdj  nod^  »iel  weniger  alÄ  bie  unferige  @(^ron!en  auf* 
erlegt  unb  bie  n)irflic^e  @rö^e  auf  bad  ^Doppelte  unb  ^eifac^e  f^A^t.  IDerfelbe  Snbier 
ober  ©übamerifaner,  weldjer  mit  bem  «nfc^ein  ooUfter  Sw^^^^^öffigfeit  oon  einer  fünfzig 
gu^  langen  9Hefenf erlange  erjft^lt,  bie  er  felbft  gefe^en,  besüglic^  erlegt  f)abtn  toiü, 
wirb  bem  ru^ig  meffenbcn  gorfc^er,  welcher  ein  2:ier  oon  fec^  SReter  erlegte,  erflären, 
ba^  le^tered  an  ©rö^e  alled  oon  i^m  ©efe^ene  gleicher  9lrt  bei  weitem  übertreffe.'' 

^iefe  Bemerfungen  werben  oon  anberer  Seite  beftätigt.  ^tnn  alfo  ^uoerläfftge 
Slaturforfdjer  felbft  einräumen  muffen,  ba^  fie  troj  oller  Uebung  nic^t  richtig  au  f(^ä<jen 
oermögen,  fo  ift  ed  !lar,  ba^  man  lein  gro^ed  ©ewic^t  auf  IBeric^te  3.  ^.  ölterer  Xu^ 
toren  über  2:iere  von  ungeheurer  ©rö^e  legen  barf.  Uebrigend  ift  wo^l  su  beachten,  ba^ 
biefe  Uebcrfdjfttjung  feineSwegö  auSfc^Iie^lic^  ber  Jurc^t  jujufdjreiben  ift,  bie  man  oiellci(^t 
im  Stnblicf  eined  fold^en  Unge^euerd  empfinben  wirb,  ^d^  ^abe  ^re^md  eingaben  oer$ 
mittelft  Seile,  bie  in  großen  3QBinbungen  auf  einen  9lafen  gelegt  unb  oon  oier  geübten 
Beobachtern  nac^  Slugenma^  gefc^ö^t  würben,  nachgeprüft;  banac^  würbe  bie  iSänge  ber 
8eile  gemeffen.  ^ie  babei  gemachten  ^^ler  waren  swar  nic^t  fo  gro^  wie  bie,  welche 
Bre^m  angiebt,  waren  aber  boc$  ä^nlic^er  Slrt.  äßenn  meine  {ünftlic^en  Schlangen, 
fürjer  atö  ungefähr  2  SWcter  waren,  würben  fte  burc^fc^nlttlidj  ftetö  ju  tkin  ge* 
fc^dt^t,  waren  fie  bagegen  über  swei  SReter,  würbe  bie  £^ge  überfc^t.  gm  übrigen 
war  ber  Unterfc^ieb  in  ber  Sc^ä^ung  ber  oerfd^iebenen  Beobachter  ein  red^t  großer. 
Söd^renb  bie  geiler  beim  geübteftcn  jwifc^en  V,o  unb  V,o  fc^wantten,  fteigcrten  fie  fic^ 
bei  ben  weniger  geübten  bi«  ju  Vg  unb  V^.  3)aS  bie  geiler  flc^  hierbei  niebriger  jteüten, 
als  nac^  Bre^md  eingaben  ju  erwarten  war,  rü^rt  wo^l  ^auptfAc^lic^  bal;er,  ba^  unfere 
Seile  nic^t  fo  gefd^rlic^  waren  wie  lebenbige  Schlangen,  fo  ba^  wir  und  oiel  n&^er  ^eran^ 
wagen  unb  eine  für  bie  Beurteilung  günftigere  Stellung  einnel^men  fonnten. 

®an}  a^nlid^e  e^el^Ier,  toie  bei  ber  9eurtei(ung  ber  ®röge  eines  @egen* 
ftanbe«  tnad^t  man  bei  ber  ©ci^äftung  feiner  ©ntfemung.  3lur  roenigc  aWenfd^en 
ftnb  hierin  Qtübt  3fl  bie  ©ntfemung  jiemlid^  grofe,  fann  ber  geiler  in  3Jer* 
g(eid^  }iim  Slbflanb  tnel^rere  3Ra(e  größer  n)erben.  Sber  fe(bfl  bei  fel^r  geübten 
Seobad^tem  beträgt  ber  gelter  minbefienS  Vio  ^^  gefd^öftten  entfernung. 

2)ie«  bcftätigt  eine  bei  einigen  militärifc^en  Uebungen  aufgenommene,  mir  oor« 
liegenbe  Xabelle.  2)ie  Sc^ä^ungen  betrafen  alle  möglichen  Entfernungen  jwifc^en  100 
bi«  2100  3Ketcr ;  für  ben  ®eübteftcn  betrug  ber  5«^ler  Vio'  f"^  ^^^  weniger  ©eübten  un« 
gefdl^r  Vß  ber  gefc^ö^ten  Entfernung. 

^ei  berartigen  ©d^ägungen  toerben  bie  Sntfemungen  balb  fiberfd^^t, 
ba(b  unterfd^ä^t;  bieiS  ifl  n)efent(id^  pom  SBetter  abl^ängig.  S9ei  unterem 
SQSctter,  Siebet,  SRegen,  wo  atteS  unbeutßd^  erfd^eint,  fd^fifit  man  bie  Qtd^ 
femung  leidet  ju  gro|;  bei  ttarem  SBetter,  wo  atte«  fid^  fd^arf  abgebt,  er* 
fd^eint  bie  Entfernung  fürjer,  afö  wie  fie  wirfßd^  ifi.  35aÄ  Siefultat  wäre 
in  5tär}e  a(fo  fo(genbed: 

S)ie  ©röfee  unb  bie  (Entfernung  pon  ©egenflanben  fann  nur 
annä^erungSroeife  gefd^äfet  werben;  unter  ungünftigen  SBer* 
^ältniffen  werben  bie  gelter  fe^r  groß. 


^e  normalen  IBeobac^tungdfel^Ier.  329 


S8ie  ba&  @eftd^t  tann  aud^  ba^  @e\)ix  bie  DueQe  ju  }a^(reid^en 
Srrtümem  iDerben,  iDenn  bie  äußeren  Steige  fo  fd^iDad^  unb  unbeutlid^  ftnb,  bag 
eine  prö}ife  äBa^mel^mung  umnöglid^  ift;  hierauf  n)erben  wir  fpätec  jurüd* 
tommen,  gemer  ift  bie  ©gentümtid^Ieit  unfere^  @t^dx&,  bafe  wir  feinen 
befonberen  SIpparat  ^aben,  um  bie  Siid^tung  be^  ©d^aQe^  ju  beurteilen, 
ebenfalls  eine  beftönbige  Urfad^e  ju  %t^Um.  3e  nad^bem  ber  ©d^aQ 
fiftrfer  in  ba«  redete  ober  in  ba§  ßnfe  Dl^r  bringt,  ncl^men  roir  an,  ba§ 
bie  DueQe  bed  ©d^aOed  auf  ber  einen  ober  auf  ber  anberen  ©eite  liegt, 
^er  93au  bei^  äußeren  Ol^reS  ^(ft  uniS  beurteilen,  ob  ein  £aut  oon  oome 
ober  oon  leinten  fommt.  3Ule  biefe  ©d^öftungen  lönnen  nur  auf  freiem 
%tü)t  ober  in  einem  regelmäßigen  Siaume,  in  bem  nid^t  }u  oiele  ©egenftonbe 
fld^  befinben,  einigermaßen  fi(^er  oorgenommen  werben.  Unter  fd^roierigeren 
SSer^ältnijfen  mirb  bie  Beurteilung  unmöglid^.  ©ifct  man  in  feinem  ^immtx 
unb  ^ört  eilten  SBagen  auf  ber  ©trage  oorbeifa^ren,  fo  tann  man  av^  ber 
©tärfe  be^  ©d^atte«  mol^t  beurteilen,  ob  ber  SBSagen  fid^  näl^ert  ober  ent* 
femt;  aber  e^  ifi  unmöglid^  ju  entfd^eiben,  oon  meld^er  ©eite  er  fommt. 
9Kan  fann  e«  rid&tig  raten,  aber  man  irrt  fid^  ebenfo  ^äufig.  "^nn  oiele 
aWenfd^en  an  einem  2:ifd^e  fifeen  unb  einer  an  einem  ^ifd^bein  frafet,  wirb 
man  getoö^nlid^  nid^t  angeben  fömten,  oon  meld^er  ©eite  bt^  Xifc^e^  baS 
©erfiufd^  fommt  3lber  ba  ber  £aut  nid^t  unbefannt  ift,  mirb  man  im  aO« 
gemeinen  barüber  flar  fein,  bafe  berfelbe  oon  irgenb  einer  ©teile  be«  Xifd^eö 
au^gel^t.  ^anbelt  e^  jid^  bagegen  um  unbefamtte  ©eräufd^e,  über  bercn 
Urfprung  unb  Urfad^e  man  fid^  nur  SBermutungen  l^ingeben  fann,  fo  mirb  e» 
und  ganj  unmöglid^  ju  entfd^eiben,  wo  fie  l^crfommen.  83ei  einigen  SSerfud^cn,  bie 
fpäter  enoai^nt  merben,  l^abe  id^  mieberl^olt  ©elegenl^eit  gehabt,  biefed  ju  beob« 
ad^ten.  einige  ber  3lnn)efenbcn  meinten,  ba^  ®eräufd^  fäme  oom  33oben,  anberc 
glaubten  oon  ben  SBänben,  anbere  mieberum  fallen  ed  fär  ma^rfd^einlid^  an, 
baß  e«  oon  einer  SBafferleitung  in  ber  einen  (gdfe  be^  3^"^"^^^^  tarne;  in  3Birf* 
lid^feit  aber  rührte  ed  oon  einem  f leinen  9lpparate  an  einem  Beine  be^  Xif d^e^, 
um  ben  atte  faßcn,  ^er  (orgl.  ©.  348,  ^nm.  26).  SSlefe  Erfahrungen  jeigen  alfo, 

baß  ber  9ludgangdpunft  eine^  @eräufd^ed  nur  unter 
günpigen  Berl^ältniffen  beftimmt  werben  fann;  ifi  baöfelbc 
aber  unbefannter  Slatur,  fo  ifi  eine  fold^e  Sefiimmung  im  all» 
gemeinen  unmöglid^. 

a)arum  xomn  in  Sendeten  über  fpiritifiifd^e  ©ifeungen  erjä^lt  wirb, 
baß  man  Älopflaute  („raps")  oon  allen  möglid^en  ©dfen  be^  3^«^"^^*/  i" 
bem  bad  3Rebium  ftd^  nid^t  auffielt,  au^gei^en  ^örte,  fo  barf  man  bem  fein 
©CToid^t  beilegen.  3)aÄ  SWebium  fann  ben  ßaut  fel^r  gut  felbfi  in  irgenb 
einer  SBeife  ^eroorbringen,  ol^ne  baß  bie  Slnmefenben  e^  entbedfen.  Slud^  bei 
bem  Saud^reben,  ba«  ganj  gewiß  }U  atten  Q^tm  eine  große  Slotte  in  ber 
9Ragie  gefpielt  ^at,  fommt  bie  Xäufd^ung  nur  baburd^  juftanbe,  baß  man 
ben  älu^gangdpunf t  bed  Sautei^  nid^t  beurteilen  fann. 


330  ^<td  menfc^üc^e  9eo6a(^iungdDerm5gen. 


Unter  unfereti  5  Sinnen  f)ahen  xoit  }u  !einem  too\)l  fo  %xo^e&  93er« 
trauen  ate  jum  ,,®ef  ü^I",  b.  1^.  bem  %a^^  ober  S)rucf^  unb  bem  Temperatur« 
ftnn.  3Benn  eixoa^  a(§  red^t  ftd^er  be^eid^net  n)erben  foD^  fo  fagt  man^  ^^man 
fönne  e&  bod^  füllten".  Siid^ti^beftoroemger  fdnnen  biefe  ©inne  unS  täufd^en; 
unb  bad  rül^rt  bal^er,  bag 

eine  2)ru(f*  unb  Äälteempfinbung  einige  ^ext  nad^wirft, 
nad^bem  ber  äußere  9tei}  aufgehört  l^at. 

hierauf  beruht  f olgenbed  jtunftftüct :  loenn  ein  geübter  3:af(^enfpie(er  und  ein  Sxoeu 
marfftüct  in  bie  $anb  bcfl(ft  unb  und  oerontoftt,  biefelbe  su  fc^Ke^en,  fo  ^oben  mir  bad 
@efü§(,  M  ob  wir  ed  noc^  in  ber  ^anb  Ratten;  er  ober  §at  eft  fc^on  entfernt,  beoor 
wir  bie  $anb  fc^Ioffen.  ^Die  S^rucfempfinbung  mixtt  tbm  nad^.  3lo^  beffer  gelingt  biefed 
^unftftücf,  wenn  ber  ^cgenftonb  fe^r  lait  ift.  £egt  man  3.  9.  eine  !alte  ipanb  auf  bie 
$>anb  eined  anberen  SRenfc^en  unb  lä%i  fte  einige  3^it  liegen,  !ann  man  fte  (eic^t  tnt^ 
fernen,  o^ne  ba^  ber  anbere  ed  merft,  ooraudgefe^t,  bafr  ber  Setreff enbe  ed  nic^t  fie^t. 
.hierauf  beruhte  eind  oon  SRii  ^d  (ber  belannten  Xafd^enfpieterin)  rounberborflen  ^uniu 
ftücten.  9{ac^bem  fie  ftc^  unmittelbar  oor^er  bie  ^ftnbe  in  eidtaltem  äBaffer  gefüllt  ^at, 
fe|t  fie  fic^  neben  bie  fie  ,,!ontrollierenben''  ^erfonen.  Ueber  alle  wirb  eine  3)e(fe  gelegt, 
bie  bid  sum  $alfe  reicht.  3^^  ^laäfhat  sur  ^iec^ten  nimmt  bann  i^re  rechte  $anb  in  feine 
(inle,  unb  fte  legt  roieberum  i^re  eidlalte  lin!e  $anb  auf  feine  $anb;  bann  beginnen  bie 
„aRanifeftationcn''.  SBer  ben  Äniff  nun  nic^t  fennt,  wirb  natürlich  glauben,  i^re  linle 
.t>anb  ru^e  beftänbig  auf  feiner  $anb,  weil  er  bie  5tälte  forhoA^renb  ftt^lt;  fte  f)id  aber 
fc^on  bei  beginn  ber  ^anifeftationen  i^re  linfe  $anb  etttfemt  unb  oerfügt  frei  über 
biefelbe.  äBa^rfc^eintic^  roirb  berfelbe  ^niff  von  ben  fpiritiftifc^en  SJitebien  in  ben  ^un!eh 
ft^ungen  rec^t  häufig  angemanbi 

S)ie  lufmerffamteit.  @^  ift  aud  bem  tägtid^en  Seben  genügenb 
belannt,  bag  loir  oon  bem,  load  um  uniS  l^er  paffiert,  meber  etwa^  fe^  nod^ 
^ören,  vomn  mir  in  irgenb  eine  93efd^äftigung  oertieft  fmb  unb  auf  biefe 
unfere  ganje  äufmerffamfeit  tonjentrieren.  3lnbererfeitiJ  lonn  ftd&  bie  2luf« 
merffamteit  aber  aud^  }u  gleid^er  3^  ^uf  mehrere  äugere  9{ei}e  erftredfen; 
bie  3luffa{fung  iebeiS  ein}e(nen  9{ei}e^  mirb  aber  bann  um  fo  unftd^r 
unb  unbeutüd^er,  ie  mel^r  bie  9lufmertfam!eit  fid^  nad^  oerfd^iebenen  9üd^< 
tungen  ^in  ©erteilt  unb  jerjlreut.  3Wan  fann  nur  fd^einbar  gleid^jeitig  in 
einem  93ud^e  (efen  unb  einem  ©efpräd^e  folgen:  in  äBirHid^feit  fe^lt  un^ 
iebenfaOd  oon  bemfelben  äRoment  bie  rid^tige  Sluffaffung  beiS  @e(efenen 
ober  @el^örten.  S)ie  Sebeutung  ber  9tufmer(f amieit  für  unfer  gon^ed  Semugt« 
feini^leben  lamt  tur}  in  fotgenben  }mei  ^auptfä^n  audgebrädEt  merben: 

Äonjentriert  man  bie  äufmerffamfeit  auf  einen  beflimmten 
$untt,  fo  lommen  feine  anberen  gleid^jeitigen  ätei^e  jumooden 
a3eiou6tfein. 

3e  mel^r  bie  2tufmerffamfeit  fid^  auf  oerfd^iebene  gleid^» 
jeitige  Sieije  »erteilt,  befto  unbeuttid^er  mirb  bie  Sluffaffung 
jebeiS  einjelnen. 

3n  biefcr  boppelten  2:i&atfad^e  liegt  ber  ®runb  jal^lreid&er  33eobad&* 
tung^fe^ler. 


a)ic  normalen  ©eobad^tungSfc^Ier.  331 


@o  n)irb  man  }.  93.  bei  einem  etmai^  oerioicfelten  @reigni^  nur  ge^ 
mijfe  ©njel^eiten  auffaffen.  ftonjentriert  man  bie  Slufmerffamfeit  nun  auf 
einen  befümmtcn  $unft,  fo  wirb  man  bie  anbeten  glcid^ieitigen  Segeben» 
Reiten  gar  nid^t  raal^mel^men ;  fud^t  man  umgef el^rt  feine  Slufmerffamfeit  nad^ 
mehreren  9lid^tungen  l^n  }u  oerteiten,  um  }u  beobad^ten,  moi^  an  oerfd^iebenen 
©teilen  oor  fid^  gel^t,  fo  mirb  bie  Sluffaffung  ber  einzelnen  ©reigniffe  nur 
unooDflonbig  unb  ungenau.  S)arum  tann  ber  befie  93eobad^ter  e&  nid^t  Der« 
meiben,  t)on  einem  guten  Xafd^enfpieler  getäufd^t  }u  merben.  S)ie  meiften 
a^afd^enfpielerfunfijiüdfe  erforbem  aßerbingg  eine  gemiffe  gingerfertigfeit  unb 
©emonbtl^eit;  aber  bie  ißauptfad^e  befielet  barin,  bafe  ber  ftünftler  e^  ux^ 
fie^t,  bie  Slufmerffamfeit  ber  S^f^^^^^  irrejuleiten.  aSBä^renb  äße  fid^ 
onflrengen,  baiJ  ju  fe^en,  worauf  ber  ftünfiler  bie  Slufmerffamfeit  l^in« 
lenft,  mad^t  er  ungefel^en  unb  ungeniert  feine  Operationen  an  einer  anberen 
©teile.  S38ir  werben  im  golgenben  oft  feigen,  mag  in  biefer  Sejie^ung 
möglid^  ift. 

Sluf  ber  Slufmerffamfeit  berul^t  aud^  unfere  ©d^äfeung  oon  ber  S)auer 
einer  oerfloffenen  ^dt.  SSBäl^rcnb  unfer  Urteil  über  ©röfeen  im  Staume  t)on 
bejHmmten  ßmpfinbungen  abhängig  ift,  gilt  biefe^  nid^t  bei  ber  3^^;  ber 
fogenannte  „S^^^fi"""  ift  '^i"  befonberer  ©inn  unb  berul^t  nid^t  auf  be* 
fonberen  ®mpfinbungen  unb  SBal^rne^mungen.  Unfere  ©d^äfeung  ber  3^^^ 
l^ängt  au^fd^lie^lid^  ab  üon  ber  Slbmed^felung;  l^ierbei  fommt  e^  aber  nid^t 
fo  fel^r  auf  bie  Slbmed^felung  jal^treid^er  SBorpellungen  an,  afe  auf  bie  ab« 
med^felnbe  Slnfpannung  unb  (Srfd&laffung  ber  Slufmerffamfeit.  S^nbette  eg 
ftd^  nur  um  bie  ^a\)i  ber  SBorfiettungen,  fo  mürbe  bie  ©d^äfiung  ber  ^tit 
feiten  ©d^mierigfeit  mad^en.  3n  einem  längeren  3eitraume  fann  man  unter 
fonfi  gleid^cn  Sßer^ältniffen  me^r  aui^rid^ten  afe  in  einem  furjen;  bemnad^ 
werben  in  einem  längeren  3rt^ÄM^"itte  oer^ältniMäfeig  aud^  mel^r  SSor« 
fieHungcn  im  Semufetfein  auflaud^en  afe  in  einem  furjen,  unb  bie  SBer« 
mutung  liegt  nal^e,  ba^  man  an^  ber  äßenge  ber  äSorfleUungen  einen  9lä(f« 
fd^lu^  auf  bie  Sänge  ber  oerfloffenen  3^t  mad^en  fann.  3n  gemijfen  ^ä&en 
ifl  baiS  aud^  tl^atfäc^lid^  möglid^.  @in  geübter  9lebner  wirb  mi  ber  SRenge 
feiner  SQBorte  ungefähr  bie  S)auer  feiner  SRebe  fd^äften  fönnen.  ©benfo  l^abcn 
einige  3Wenfd&en  ftS  im  ©efül^t,  wie  oiet  bie  Ul^r  ift,  wenn  fie  bei  einer 
ruhigen  gleid^förmigen  unb  gewohnten  Slrbeit  fifien;  l^ier  bildet  bie  @röBe 
ber  geleiteten  Slrbeit  ben  ü)Ja6fiab  für  bie  ©d&äfiung  ber  3^*-  Slbcr 
onbererfeitö  ifi  e^  aud^  befannt,  bafe  ,,bie  ©tunben  wie  SWinuten  fliegen", 
memt  man  in  angenel^mer  ©efeUfd^aft  oermeilt.  ^ier  erfd^eint  bie  3^^^ 
alfo  furj  trofi  ber  3Wenge  oon  med^fetnben  SBorfiellungen ;  unb  umgefel^rt 
wenn  mir  märten,  wirb  bie  ^ext  un^  lang,  gerabe  weit  mir  feine  a3e« 
fd^äftigung  l^aben.  Siefe  93eifpiele  jeigen  uniS,  bag  unfere  ©d^ä^ung  ber 
3eit  in  trielen  ^^äDen  unabl^ängig  ift  oon  ber  äßenge  ber  SSorfleUungen. 

Slnbere  Umfiänbe  aber  leieren  uniS,  bafe  fie  mefcntlid^  oon  ber  auf« 


332  ^(^^  menfc^(i(^e  ^eo(ad^tungdt>ermögen. 


merffamfeit  abl^ängt.  @inb  voiv  in  einem  intereffonten  ©efpräd^  begriffen, 
f 0  wirb  bie  ^üt  f d^nell  oerlaufen,  xml  unfere  aufmerff onrfeit  gefeffelt  bleibt 
SBenn  n)ir  bagegen  infolge  eines  natflrlid^en  S)canged  ober  einer  Unpagßd^* 
leit  balb  aufjubred^en  n)änfd^en,  fo  n)irb  bie  3^^  nxi^  unerträgßd^  long, 
n)ei(  bie  oon  unfern  Organen  au^el^nben  @efäl^Ie  fletö  bie  9[ufmer!fainleit 
vom  ©efpräd^e  ablenfen.  Cber  wenn  wir  ttvoa^,  baS  eintreten  foll,  gefponnt 
erwarten,  fo  wirb  bie  3^'^  ^"^  ^^f  »^  W^  We  äufmerffamleit  fietS 
lonjentriert  bleibt.  SKan  würbe  eS  }.  9.  laum  audl^atten,  fhmbenlang  um  einen 
Xi^d)  }u  fi^en,  um  biefen  }um  Sanjen  ju  bringen,  wenn  nid^t  bie  Spannung 
in  ä3e}ug  auf  ben  @rfo(g  bie  3rit  oerfürjte.  9ßir  feigen  atfo,  bag  bie  3^ 
uns  fdbnett  oertäuft,  fobalb  bie  Stufmerffamleit  fietig  angefpannt  ifi;  roed^feü 
bagegen  3lnfpannung  unb  @rfd^(affung  ber  3lufmer!famleit  mit  einanber  ab, 
fo  wirb  bie  3^^  unS  lang,  ©o  ift  unfer  Urteil  über  bie  Sänge  ber  3^ 
alfo  wefentlid^  abl^öngig  oou  unferer  Slufmertfamleit  unb  nid^t  fo  fel^r  oon 
ber  SKenge  ber  SBorfteflungen.  3tur  unter  befonbcren  Umfiänben,  bd  einer 
gewol^nten  unb  gleid^förmigcn  änfpannung  ber  aufmerlfamfeit,  wirb  bie  ^äi 
entfpred^enb  ber  ^Jlenge  ber  SSorflellungen  einigermaßen  rid^tig  gefd^ägt  werben 
fönnen.    ^ieraud  folgt  alfo: 

2)ie  Sänge  ber  ^tii  lann  nur  unter  befonberen  gewol^nten 
SJerl^ältniffen  einigermaßen  richtig  gefd^äfet  werben. 

2)ie  Stffojiationen  fpielen,  wie  oben  erwäl^nt,  eine  wefentlid&e  SioIIe 
bei  jeber  Seobad^tung,  inbem  fie  baS  SBa^rgenommene  ergönjen  unb  oer* 
Doßfiänbigen.  aber  baburd^  werben  fie  aud&  eine  reid^e  Duelle  für  ©e* 
obad^tungSfel^ler.  äBol^l  ifi  jebe  @mpfinbung  immer  mit  oielen  anberen  in 
unferem  Sewufetfein  oerbunben;  aber  regelmäßig  unb  aufS  engfle  oerfnüpft  ift 
fie  bod^  nur  mit  einigen  ganj  beftimmten  ©mpfinbungen,  bie  fo  bie  feftefien 
werben.  2)eSI&alb  löfi  aud^  jebe  ©mpfinbung  regelmäßig  beftimmte,  uns  befannte 
aSorfießungen  auS.  Snfolgebeffen  fann  man  unter  gewiffen  Umfiänben  fel^r 
leidet  ju  einer  ganj  falfd^en  Sluffaffung  eines  (SegenfianbeS  fommen,  wenn 
bie  SBal^rnel^mung  nid^t  fd^arf  unb  beutlid^  genug  ifi.  @in  paar  äSeifpiele 
werben  biefeS  oerfiänbtid^er  mad^en. 

3n  einer  gewiffen  ©ntfemung  fie^t  man  einen  SRenfc^en,  ber  an  ®röje  unb  ®ang 
an  einen  guten  (^reunb  erinnert,  ^iefe  beiben  @igentümUc^teiten  rufen  bei  bem  Seob^ 
achter  ba8  Silb  be8  JreunbeS  T^eroor;  beeilt  man  fic^  nun,  i^n  cinju^olen,  fo  entbectt  man 
oieUeic^t  bei  geringerer  Entfernung,  ba^  eS  gar  nic^t  ber  ^^reunb  ift.  ^ie  Slffosiotionen 
^aben  ^ier  alfo  su  einer  falfc^en  Suffaffung  \>t^  Wahrgenommenen  geführt,  derartige 
falfc^e  9luff äff ungen  oon  @innedeinbrücfen  nennt  man  gen)b^nli(^  3II«fionen;  fie  ^nnm 
auf  aUen  Gebieten  oorfommen,  fobalb  bie  SBa^me^mung  nic^t  fc^arf  unb  beuttic^  ift. 
©0  fann  j.  S.  eine  ©timme  im  benachbarten  3^'"»"^'^  ^i«  SSorftettung  oon  einem 
SBefannten  auSIöfen ;  in  2Bir!Kc§feit  ift  e8  oieUeic^t  eine  ganj  anbere  ^erfon,  beren  Stimme 
nur  einen  ö^nlic^en  5^(ang  f^at,  3n  einer  nächtlichen  militdrifd^en  Uebung  §abe  ic^  ein- 
mal eine  ^albe  ©tunbe  lang  in  einem  Kraben  gelegen,  o§ne  oorrücten  ju  bürfen,  n)eil  x^ 
auf  einem  §ügel  aroei  roeibenbc  ^ferbe  für  eine  im  2lnmarfc^  begriffene  feinblic^e  Slbteilung 


a)ie  normalen  öeoBoc^tungÄfc^Icr.  335 

^iett.    !Da  bie  @ooIutionen  bed  angeblichen  |^nbe^  fc^UefrUc^  mir  boc^  au  merhoürbig 
erfc^ienen,  toagte  i^  oorjuge^en  unb  entbecfte  meinen  Irrtum. 

$ier  unb  in  allen  öl^nlid&cn  pdcn  finb  cg  bic  3lffojiationen,  bie  un^ 
toufd^en,  unb  für  oDe  biefe  Sttufioncn  gilt,  wie  wir  gefe^en  l^aben,  ba«  all* 
gemeine  ©efefe: 

9Ran  überfd^ägt  fietiS  bie  Stel^nlid^teit,  bie  ein  unbelannter 
@egenftanb  mit  Gelauntem  l^at. 

S)a^  ©ebdd^tniS.  Sid  ie^t  l^aben  n)ir  nur  bie  ^i^ter,  xotlä)e  fid^ 
bei  ber  Seobad&tung  felbfl  einfd^leid^en,  betrad^tet.  SSBir  wollen  jefet  bie 
geißlet  befpred^en,  meldte  auftreten,  wenn  bai^  Seobad^tetc  frei  nad^  bem  ©e* 
bädfitni^  referiert  werben  fott.  Qeber  weife,  wie  unjuoerläffig  ba§  ©ebäd^t* 
ni^  i|i;  eS  lann  bei  bem  einem  beffer  fein  afö  bei  bem  anberen,  aber  im 
Saufe  ber  3^*  werben  trofebem  immer  mc^r  (Sinjel^eiten  oon  ber  betreffenben 
3;i^atfad^e  oergefjen.  ^ie  @rfa^rung  be§  tägüd^en  Sebeni^  lel^rt  und,  bafe  bie 
S)inge  in  ber  ©rinnerung  l^aften  bleiben,  auf  wetd^e  bic  Slufmerffamfeit  fon* 
jentriert  gewefen  ift,  ober  bie  einen  großen  (Sinbrucf  auf  und  gemad^t  l^aben; 
bad  finb  aber  leinedwegö  immer  bie  wid^tigfien  aJiomente  einer  »egebenl^eit. 

Se^en  »ir  3.  ©.,  wie  ein  3Kenfc^  auf  ber  ©tra^e  üBerfal^ren  wirb,  fo  behalten  wir 
oieaeid^t  bad  9ilb  eined  blutenben  unb  §i(f(od  baliegenben  Stenfc^en  im  @ebdc^tnid;  benn 
bad  mac^t  ben  größten  ^nbrucf  auf  uni,  9(u|erbem  werben  mir  mo^I  aud^  und  nod)  ber 
$unhe,  auf  bie  unfere  ^fmerffamfeit  bei  biefer  Gegebenheit  fic^  gerobe  richtete,  erinnern, 
äßerben  mir  ober  fpöter  ge^mungen,  a(d  Saugen  in  einer  gerichtlichen  Ser^anblung  3Cn< 
qabtn  über  ba«  Ereignis  ju  machen,  fo  entbecfen  mir  fofort,  ba^  mir  und  oerfc^iebener  Um* 
ftönbe,  bie  bei  ber  grage  über  ben  §ergang  ber  ©ac^e  j)on  mefentlic^er  Gebeutung  finb, 
gar  nid^t  me^r  erinnern.  S)ie  Erinnerung  mirb  aber  um  fo  unauoerläffiger,  je  oermicfciter 
ber  ^tt^ariQ  ift. 

3n  unferem  ©eböd^tnid  l^aften  nur  bie  fünfte  eined  93or« 
ganged,  auf  bie  unfere  Slufmerffamfeit  befonberd  gerid^tet  ge* 
wefen  ift,  ober  bie  einen  ftarfen  ©inbrudE  auf  und  gemad^t 
l^aben;  biefelben  lönnen  aber  für  ben  gan}en  SSerlauf  ber  @ad^e 
l^öd^fi  unwefentlid^  fein. 

3lber  felbft  wenn  man  fid^  aud^  ber  nteiflen  einzelnen  fünfte  in  einer  Stette 
von  aSorfieHungen  erinnert,  fo  wirb  bad  ©ebäd^tnid  und  bod^  oft  in  Sejug 
auf  bie  jeitlid^e  Speisenfolge  berfelben  im  Stid^e  laffen.  ätderbingd  gefd^ie^t 
biefed  feltener,  wenn  biefe  einzelnen  5ßunfte  in  einer  natürlid&en  unb  not^^ 
wenbigen  Drbnung  einanber  folgen.  ®a  bie  Urfad^en  ben  äBirfungen 
felbftoerftänblid^  ooraudgel^n,  fo  wirb  man  wol^l  feiten  ober  nie  bie 
©lieber,  weld^e  im  urfäd^lid^en  SSerl^ältnid  }u  einanber  fiel^en,  mit  ein* 
anber  oertaufd^en,  —  ooraudgefefet,  bafe  man  fid^  barüber  Kar  ifi,  wad  in 
iebem  einjelnen  galle  bie  Urfad^e  unb  wad  bie  SBirfung  ifl.  älber  bad 
lonn  man  aUerbingd  nid^t  immer  entfd^eiben.  @o  ifi  man  }.  3.  bei  einem 
2:afdSenfpielerfunfifiäcf,  bad  man  nid^t  oerfiel^t,  oöllig  unflar  barüber,  burd^ 
weld^e  ber  oerfd^iebenen  ^anbgriffe  ber  Spieler  bad  ^unftftädF  eigentlid^ 


334  ^<td  menfc^üc^e  Seobcu^ngdoermögen. 


auiJfül^rt.  ^eS^aU>  erinnert  man  ftd^  aud^  nid^t  genau  ber  Stei^folge 
ber  einlebten  aRanipu(ationen^  unb  oerfd^tebene  3(ugen}eugen  loerben  bod 
jlunflflädf  in  Derfd^iebener  SBeife  bcfd^reiben.  S)a^felbe  gilt  aud^  bei  einer 
größeren  Slei^e  oon  ©reigniffen,  wo  bie  einzelnen  ^ßunfte  nid^t  mit  3loU 
n)enbigleit  in  einer  beftimmten  Orbnung  einonber  folgen;  aud^  1^  finbet 
leidet  eine  SSenoed^felung  flatt.  @i$  giebt  ia  jal^lreid^e  Gegebensten  in 
unferem  £eben^  bie  mir  fel^r  gut  erinnern,  Don  benen  mir  ober  nid^t  beftimmt 
fagen  lönnen,  mann  fie  eintrafen,  ob  e&  bei  biefer  ober  jener  ©elegenl^eit 
mar.  SBir  l^aben  mol^l  eine  genaue  (Erinnerung  ber  einjelnen  Sl^atfac^en, 
aber  bie  Steil^enfotge  berfelben  ifi  oermifd^t.    S)ie  Srfoi^rung  te^rt  uni^  olfo: 

3n  ber  Erinnerung  mirb  bei  einer  9teil^e  oon  Sl^atfad^en 
bie  9leil^enfoIge  berfelben  (eid^t  oertaufd^t,  menn  nid^t  befonbere 
Umflänbe  ei  oer^inbern. 

3n  naivem  3uf<^^in^>^^^>^S  hiermit  fielet  bie  belamtte  @rfal^rung,  hai 
mir  lcidS)t  Segebenl^eiten,  bie  einonber  äl^nlid^  ftnb,  miteinanber  oermifd^eit 
Qat  man  oerfd^iebene  93egeben]^ten,  bie  in  mefentUd^en  fünften  einanber 
äl^ulid^  maren,  erlebt,  f o  fpringt  man  in  ber  Erinnerung  leidet  oon  ber  einen 
jur  anberen  Aber  unb  mengt  bie  Einsetzten  burd^einanber.  ^a,  wem  nid^t 
befonbere  Umftönbe  e&  oer^inbem,  lann  man  beibe  Segebenl^eiten  julegt  gonj 
miteinanber  oerfd^meljen.  3m  fieben  fommen  oieHeid^t  feiten  Ereigniffe 
oor,  bie  einanber  fo  genau  gleid^en;  beflo  l^äufiger  aber  finbet  bied  bei 
unferer  fieltflre  flatt.  ^at  man  }mei  fil^nlid^e  Er}äl^Iungen  gelefen,  fo  mirb 
man  fle  balb  oermed^feln;  }u(e6t  gelten  fie  in  ber  Erinnerung  ganj  in  ein« 
anber  über,  ^adfelbe  lann  natfirlid^  ebenfogut  gefd^el^en,  memt  ed  ftd^  nid^t 
um  gel^örte  ober  getefene  93egebenl^eiten,  fonbem  um  mirflid^e  Erlebniffe 
lianbelt,  namentlid^  menn  biefe  leinen  tiefen  Einbrudt  auf  und  gemalt  l^aben. 
äBir  müf[en  beiSl^alb  aud^  fotgenbei^  ju  ben  oerfd^iebeiten  ©ebäd^tni^fel^lem, 
bie  möglid^  finb,  l^in^ufügen: 

3n  einer  3leil^e  oon  Ereigniffen  fönnen  jmei  SSorfaUe,  bie 
einanber  äl^nlid^  finb,  leidet  miteinanber  oermed^felt  unb  oer< 
mifd^t  merben,  aud^  menn  fie  burd^  einen  längeren  3^ili^<^u^  ^^n 
einanber  getrennt  finb;  unb  menn  man  fie  nid^t  infolge  be» 
fonberer  Umflänbe  auöeinanber  l^ält,  merben  fie  in  ber  Er» 
innerung  oft  gan}  miteinanber  oerfd^mol^en. 

•©Bt  Äinflug  bßr  (SemüfabßmBgung  xmb  htt  Bßfangtn^ßit. 

ä3i^  ie^t  l^aben  mir  nur  bie  äSeobad^tungdfe^ler  betrad^tet,  melc^  unter 
gfinfUgen  93erl^ältnif[en  entflel^en,  b.  1^.  memt  ber  93eobad^ter  jtd^  faltblütig 
unb  unbefangen  oer^ält.  9iun  müjfen  mir  aber  aud^  auf  bie  ©emütiJbe« 
megung  unb  auf  bie  Gefangen!^  SlfidEfid^t  ne^en,  ba  fte  in  l^ol^em  @rabe 
bie  Seobad^tung  beeinfluffen. 


3)er  @inf[u6  ber  ®cmüt«5ctt)egung  unb  ber  Befangenheit.  335 


S)tc  ©ctnütsbeiocflunfl.  Sei  allen  ©etnütöberoegunflen,  ben  Sufi* 
Tüte  Unlufigefül^len,  brel^t  fid^  unfer  »etoufetfein  nur  um  bie  SBorfteßungen, 
roti(S)t  burd^  bie  Urfad^e  ber  ®emfltöben)egung  l^eroorgerufen  ftnb.  Solange 
ber  affeft  an^äü,  beulen  wir  nur  an  ba^,  roa^  mit  unferer  Sorge  ober 
.  ^eube,  mit  unferem  S^xn  ober  unferer  gurd&t  u.  f.  xo.  in  SBerbinbung  jte^t; 
aüe  anberen  SSorfiellungen  finben  feinen  ©ngang  bei  un^.  auiS  leftterem  er* 
giebt  flci^  —  unb  bie  täglid&e  ©rfal^rung  beftätigt  ei^  —,  bafe  ber  SKenfd^  im 
affrfte  ein  öufeerfi  fd^led^ter  »eobad^ter  ift.  aUerbing^  ift  c^  mo^I  fetten 
ber  %aSi,  bag  mir  gerabe  bann  Seobad^tungen  mad^en  f ollen,  menn  mir  }u* 
fällig  in  eine  ©emüt^bemegung  gdommen  finb.  Umgefe^rt  mirb  aber  gerabe 
boi^,  roa&  mir  beobad^ten  moQen,  und  oft  genug  felbft  in  eine  gemiffe  Erregung 
bringen,  fo  bafe  mir  alfo  gerabe  in  bem  Slugenblidf,  mo  eiS  barauf  anfommt, 
aSeobad&tungen  ju  mad^en,  am  menigfien  baju  geeignet  pnb.  S)ie  ©emütd* 
bemegungen,  um  bie  eiJ  ftd^  l^ierbei  l^anbeln  lann,  finb  natürßd^  fe^r  be* 
gretQt;  bie  l^äuflgften  finb  mo^l  Spannung,  ©rmartung,  gurd^t  unb  ©d^redfen; 
mir  moDen  biefe  nun  naiver  betrad^ten. 

Spannung  unb  @rmartung  finb  na^e  oermanbt  miteinanber.  S)er 
Suftonb,  ben  man  „Spannung"  nennt,  entfielet  burd^  bad  Semufetf^in,  bafe  etmad 
nid^t  naiver  Sefannted  eintreten  mirb.  3Wan  ifl  „gefpannt"  auf  etmaiS,  mad 
ba  fommt,  menn  man  biefed  nid^t  fennt.  Slid^tet  ftd^  bagegen  unfere  auf* 
merf famleit  auf  etmaiJ  SefHmmted  unb  Sefannteö,  f o  nennt  man  biefen  ßu* 
fianb  „ermartung".  ©inSug  oerfpätet  fid&;  man  „ermartet",  ba^erfommt, 
aber  man  ifi  „gefpannt"  ju  feigen,  mie  fpät  er  fommt.  3Wan  fann  atfo 
fagen,  bag  Spannung  @rmartung  oon  ettoa^  Unbelanntem  unb  @rmartung 
eine  auf  etmad  »efannted  gerid&tete  Spannung  ift.  2Bie  bie  (grfa^rung  und 
Ce^rt,  ftnb  bie  beiben  S^f^^be  pf9d^ologifd^  burd^  eine  ftarfe  Jlonjentration 
ber  Sufmerffamleit  d^arafterifiert.  2)a  aber  bie  älufmerlfamfeit  notmenbiger* 
meife  auf  etmad  Seftimmted  gerid^tet  merben  mufe,  unb  biefed  SWoment  ge«» 
tabe  bei  ber  „Spannmtg"  fel^It,  fo  folgt  baraud  bie  eigentümüd^e  Unrul^e, 
bie  bejeid^nenb  ifi  für  bie  Spannung;  bie  2lufmerffam!eit  flattert  unrul^ig 
Don  einem  5ßunft  jum  anberen.  3n  ber  „©rmartung"  bagegen  ifi  bie  Sluf^ 
mer(fam!eit  befiänbig  auf  bad  gerid^tet,  voa^  ermartet  mirb:  man  fie^t  in  ber 
^l^ntafte  bad,  mad  man  ermartet,  unb  oergleid^t  bann  ab  unb  ju  bie  3Bir{« 
Kc^feit  mit  bem  ^pi^antapegebilbe. 

Sei  biefer  Sad^lage  liegt  bie  Vermutung  nun  nal^,  ba^  bie  Seob* 
ad^tungdf eitler,  bie  in  biefen  B^f^nben  gemad^t  merben,  mit  ber  älufmerl« 
famfeit  in  engem  3uf<^tnt^i^'^<^ii0  ftel^en.  2)iefe  ^l^ler  mflffen  aber  red^t 
bebeutenb  merben  fömten,  ba  bie  Sufmerf famfeit  leidet  erfd^lafft.  S^folge 
beS  langen  äBartend  fann  man  fte  eben  nid^t  me^r  fonjentrieren,  menn 
bemt  enblid^  tttoa&  eintritt.  SQBerai  eS  alfo  in  einer  fpiritiftifd^en  Sifeung 
lange  bauert,  b\&  bie  aRanifeftationen  ftd^  }eigen,  fo  barf  man  fidler 
barauf   red^nen,    ba§    bie    änmefenben    felbfi   bie   größten    Setrfigereien 


336  ^(^  menfc^Iic^e  SeoBoc^tungdoermögen. 


nid^t  mef)t  entbeden;  fie  fönnen  eben  nid^t  me^r  aufmertfam  folgen.  Slber 
au$  loenn  bxe&  aui^uf daliegen  ifl,  fo  fiören  obige  Slffefte  bie  93eobad^ttmft 
bod^  fel^r.  SHe  Unrui^e  ber  Sufmerffantteit  mäl^renb  ber  Spannung  n)trb 
(eid^t  3ur  ^olge  l^aben^  ba^  bod  }u  beobad^tenbe  ^l^änomen  ftd^  gerobe  bann 
Seigt,  n)enn  man  e^  nid^t  ermattet;  injnnfc^en  aber  (dnnen  tofibare  9tugen» 
bßcfe  oerloren  gel^en^  bid  man  bie  Xufmertfamfeit  barauf  fonjentriert  l^at.  3{i 
bagegen  bie  Slufmertf amieit  loä^renb  ber  ,,(Srn)artung''  auf  einen  befUmmten 
^untt  gerid^tet,  fo  mirb  man  anfangiS  leidet  fiberfe^,  voa^  anberdioo  flott» 
finbet;  unb  bad  tonnen  oft  fe^r  loefentlid^e  3)inge  fein.  Sßeiter  ober 
wirb  bie  einfeitige  Äonjentration  ber  Slufmerffamleit  Diel  fd^neller  eine  6r* 
fc^laffung  mit  fid^  führen  ate  bie  älbmed^felung  berfelben  mä^renb  ber 
Spannung.  @nb(id^  mirb  eine  flarte  Srioartung  oon  etmod  S3e{Kmmtem  e^ 
leidet  oeranlaffen,  bag  man  fein  ^l^antafiegebUbe  oom  Srmarteten  mit  bem 
mirflid^  Eingetroffenen  oermifd^t.  ®&  ereignet  fid^  nid^t  feiten,  bag  glaubige 
Spiritiflen  munberbare  ^l^änomene  in  einer  Siftung  fel^n,  mo  mel^r  fritifd^ 
»cobad^ter  gar  nid^t^  S)erartigeg  entbedkn  Knnen.  6^  unterliegt  eben  feinem 
3meifel,  bafe  bie  ©rmartung  fle  l^ier  betrügt.  J)enn  oiele  ^f9d^ologcn  l^aben 
gerabe  bie  @rfal^rung  gemad^t,  bag  ein  ^l^antaftegebilbe,  auf  ba^  bie  äluf< 
merffamfeit  längere  3eit  l^inburd^  gerid&tet  gemefen  ifi,  juleftt  fo  beutlid^  ju 
werben  oermag,  ba^  e^  jebenfalte  bei  fd^mad^er  93eleud^tung  mit  einer  miri' 
lid^en  ©inne^ma^mel^mung  oermed^felt  merben  fann. 

S)a  unfer  Urteil  über  bie  3eit  befonberiJ  oon  ber  äufmerffamleit  ab* 
l^öngig  ift,  fo  leud&tet  ein,  bafe  e^  ebenfalte  unter  ber  Spannung  unb  ©r» 
martung  leibet,  ^er  (Sinflug  ber  @noartung  ifl  aus  bem  täglid^en  2tbm 
genügenb  belannt.  ©obalD  mir  etxoa^  S3eftimmtei3  erwarten,  wirb  bie  S^xt 
nx\&  lang,  weil  bie  aufmerifamleit  nid^t  bauernb  auf  eine  einjelne  SSor* 
fiettung,  auf  baiJ,  voa&  erwartet  wirb,  fonjentriert  bleiben  fann.  aber  eijie 
wieber^olt  eintretenbe  ©rfd^laffung  ber  Slufmerffamfeit  fül^rt  e«  mit  fid^,  bafe 
bie  3eit  länger  gefd^äftt  wirb,  al«  wie  Re  in  aOBirflid&feit  ifi-  83ei  ber  un* 
befümmten  Spannung  bagegen  erfd^eint  bie  3^  ^^  ^^^p  ^^  ^^  2luf* 
merffamfeit  fietg  auf  einen  neuen  ©cgenfianb  geri^itet  ifi  unb  baburd^  eine 
©rfd^laffung  oermieben  mirb. 

3)ie  gurd&t  ifi  mit  ben  beiben  enoäi^nten  3wftö"^^*i  "^l^e  oermanbL 
„&xoa^  fürd^ten"  Reifet  ja  nur  in  fieter  ©rmartung  fein,  bafe  ettoo«  Se* 
fümmtei^,  aber  Unangenel^meiS  eintreffen  wirb.  2)a  bie  gurd^t  fo  eine  be* 
fonbere  9lrt  ber  (Srmartung  ift,  werben  alle  bie  ä3eobad^tungdfe^ler,  tod^ 
bie  ©rmartung  mit  fid^  fü^rt,  im  allgemeinen  aud^  in  ber  gurtet  begangen 
werben.  (giJ  fommen  aber  nod&  me^r  ^inju.  Qat  man  gurd^t  oor  bem  ju 
beobad^tenben  ^^änomen,  b.  ^.  wirb  man  oon  ber  ängftlid^en  Erwartung 
be^ierrfd&t,  bafe  bai^felbe  in  irgenb  einer  SBeife  fd&äblid^e  golgen  l^n  fönnte, 
fo  ifi  ba«  »ewufetfcin  natürlid^  aud^  oon  SBorfießungen  beiJ  Sn^ato,  wie 
man  ber  oermuteten  ©efal^r  entgegenjuwirfen  ^at^  be^rrfd^t.    68  t)erfie^ 


25cr  ©influf;  bcr  ©cmütgberoegung  unb  ber  ^Befangenheit.  337 


ft(i^  Dbn  felbft,  bo^  jebe  Seobad^tung  unter  fold^en  SSer^ältniffen  un}ut)er(äfftg 
wirb,  ©ntbcdt  man,  bafe  fein  @runb  jur  2lngfi  vorliegt,  fo  fonn  jroar  eine 
rul^igere  33eoba(|tung  beginnen;  büS  bal^in  aber  mar  fte  oberfläd^ßd^  unb 
n)ert((MS.  SBirb  man  aber  nid^t  ^err  über  biefe  ©emütöbetoegung,  bann 
roirb  man  jid^er  eine  fe^r  übertriebene  ©d^ilberung  Dom  Seobad^tcten  mad^en. 
3Ran  l^at  jid^  im  Dorau^  ein  ,,fürd^terltd&e^"  S3ilb  Don  ber  ©ad^e  ax^» 
gemalt;  unb  biefeiJ  5ßl^antaftegebi(be  tritt  bann  in  ber  Erinnerung  an  bie 
Stelle  bei^  nur  oberfl&d^Iid^  3Bal^rgenommenen. 

3m  ©egenfaft  ju  ben  bii^l^er  bei^anbelten  älffeften  fd^eint  ber  ©d^redfen 
nid^t  fo  fei^r  befummle  SSeobad^tungi^fel^ter  l^erDorjurufen,  atö  oietmel^r  eine 
fad^ßd^e  93eobad^tung  flberl^aupt  unmögßd^  }u  mad^en.  S)ad  berul^t  l^auptfäd^Iid^ 
n^o^I  barauf,  bag  ber  ©d^reden  auf  ben  ganjen  Organi^muiS  unb  fomit  aud^ 
auf  bad  93en)u6tfein  läl^menb  einmirft.  3Birb  man  t)on  einem  plö^ßd^en  9lei}e^ 
ber  entmebcr  ungemein  fiarf  ifi  ober  SBorfiellungen  oon  einer  (Scfal^r  unbe*^ 
fannter  art  ermedft,  betroffen,  fo  fül^rt  berfclbe  einen  ©l^of,  ein  ®rfd^redfcn, 
^erbel  S)ai5  ^erj  fielet  ftill,  alle  3Ru«feIn  finb  mie  geWl^mt.  Äurj  barauf 
tritt  bie  SRcaftion  ein  —  ba§  ©rfd^rocfenfein  l^ört  auf  — ,  aber  unter  beffen 
Slad^mirtung,  bem  eigentlid^en  ©d^reden^  finb  ade  förpertid^en  unb  feeßfd^en 
gunftioncn  nod^  in  aufrul^r.  2)ie  3MugfeIn  ftnb  fo  erfd^lafft,  bajj  ber  aWenfd^ 
md^t  $err  feiner  SSewegungen  ifi;  ba^  ^erj  !topft,  ,,ber  SBerfianb  fielet  ftiHe". 
aSon  einer  mirflid^en  95eobad^tnng  lann  unter  fold^cn  Umfiänben  feine  SRebe 
fein;  man  befommt  nur  einen  flüd^tigen  ©inbrudf  oon  ben  S)ingen;  nament«» 
ßd^  finb  aDe  ©rögenoerl^ältniffe  übertrieben,  mal^rfd^einßd^  infolge  einer  @r» 
fd^laffung  ber  S(ugenmudle(n.  S)a  fo(d^ei»  @rfd^redfen  faum  ju  oermeiben 
ift,  menn  man  in  ber  92atur  ptö^ßd^  einem  ungemöl^nßd^en  Erlebnis  gegen«> 
überfielet,  fo  muffen  ade  Sendete  über  berartige  ©reigniffe  fietS  mit  ber 
größten  aSorfid^t  aufgenommen  merben.  ©ie  fönnen  wirfßd^  nid^t  oiel 
wert  fein. 

Befangenheit.  SBir  bejeid^nen  bie  Stuffaffung  eines aRenfd^en  oon  einer 
befiimmten  ©ad^e  afe  „befangen",  menn  biefelbe  nid^t  auSfd^ßcgßd^  oon  ben  oor* 
fiegenben  Xf)at\aä)m,  fonbem  aud^  oon  anberen,  bie  ©ad&e  nid^t  berül^renbcn 
aWomenten  befümmt  toirb.  SBorgefafete  SKeinungen  finb  rool^I  bie  l^äufigfie, 
aber  leineSmegS  bie  einjigc  Urfad^e  einer  befangenen  Sluffaffung.  SSBie  fold^e 
oorgef afete  aWeinungen  mirfen,  ifi  genügenb  befannt.  galten  mir  etmaS 
oon  einem  aWenfd&en,  bann  beurteilen  mir  fein  weniger  forrefteS  Setragen  in 
befiimmten  §äSen  ju  milbe;  ifi  er  und  unangenel^m,  finbet  baS  @ntgegengefe^te 
fiatt.  Unfer  Urteil  mirb  alfo  im  gegebenen  galle  nid^t  auSfd^ßefeßc^  burd^  bie 
^anblungen  beS  anberen  befümmt,  fonbem  aud^  burc^  unfere  Jtenntnis  über 
i^n  oon  frül^er  l^er  mitbeeinflufet.  aeJ^ußd^eS  finbet  aud^  fiatt,  toenn  eS  pd^  um 
eine  »eobad^tung  l^anbeß;  l^ier  wirft  bie  Sefangenl^eit  in  einer  boppeßen  aSJeife 
ein.,  XdU  fül^ren  eS  bie  fd^on  oon  frül^er  befiel^enben  anfd^auungenmit  fid^,  ba§ 
man  ettoaS  S3efümmteS  }U  feigen  erwartet;  bemnad^  mad^en  aDe  oon  ber 

Seemann,  9l6erg(au6e  unb  3aubarei.  22 


S38  ^<tö  menfd^Uc^e  8eo6ac^tungdoermögen. 

@rn)artung  l^errfll^renben  ^^el^ler  aud^  l^r  ftd^  getteitb,  fo  bag  baS  ertoartete 
unb  bad  loirfUd^  Seobad^tete  miteinonber  oennifc^t  toerben.  %öl&  mirb 
man  aber  aud^  geneigt  fein,  unn)illlärßd^  atted  ju  überfeinen  unb  beifeite  ju 
fd^ieben,  n)a$  nid^t  mit  ben  oorgefagten  äReinungen  fibereinfMmmt.  S)ie  be« 
tannte  XJ^atfad^e,  bag  ein  äRenfd^  nur  ba^  [xe^t,  mad  er  ;u  feigen  mfinfdi^t, 
ertlärt  fld^  burd^  biefe  beiben  Umftänbe  von  fetbfl,  3n  einer  fpiritifKfd^ 
@i(ung  mirb  ber  ©laubige  bal^er  @eifter  fel^,  mo  anbere  nid^td  fe^en, 
unb  aQeiS  t)on  ber  ^anb  meifen,  ma^  }U  einer  natärßd^en  @rtlärung  ber 
^P^änomene  f flirren  fönnte.  S)er  „Unglaube"  aber,  ber  alle^  für  83etrug 
j^ölt,  wirb  ebenfo  fidler  baiS  Ungemö^nlid^e  unb  3ntereffante  bei  mand^i 
^^änomenen  einfad^  überfeinen.  J)aiJ  „^äx''  unb  ,,aBiber"  ifi  alfo  in  glcid^cm 
äRage  fatfd^;  man  mug  unbefangen  fein,  um  rid^tig  ju  beobad^ten. 

3kan  fönnte  auc^  aud  rein  n)iffenfc^aftßd^en  Gebieten  oerfc^tebene  ^etfpiele  bafür 
anfügten,  wie  ^yorfc^er,  in  vorgefaßten  9Reinungen  Befangen,  bei  i^ren  Beobachtungen 
nur  auf  bie  fünfte  achtgeben,  bie  für  i^re  ^nfc^auungen  fprec^en,  bie  entgegengefe^ten 
ober  gans  überfe^en.  ©tatt  oieler  nur  ein  öeifpiel  an^  unferem  fpesietten  ©ebiete, 
ber  ®ef(^(^te  bed  Slbergtaubend.  ^er  fransöftfc^e  ^^pftologe  (E§r.  9Hc^et  war  auf  ®runb 
oerfc^iebeneT/  fpöter  )u  befprec^enber  Serfuc^e  oor  einigen  3<>^ren  ju  ber  Ueber$eugung 
gefommen,  baß  eine  ©ebanlenübertragung  oon  einem  SRenfc^en  auf  ben  anbem  au<^  bei 
weiten  Entfernungen  möglich  wäre.  Qum  Beweis  bafür,  baß  eine  folc^e  ©ebanlenüber- 
tragung  nid^t  aUzm  bei  planmößigen  Serfud^en,  fonbem  auc^  fpontan,  o^ne  vorherige 
aSerabrcbung  ber  ©etreffenben,  ftattfinben  fönne,  fü^rt  er  folgenben  SorfaH  cm: 

„dint^  2Rorgen«  9  U§r,  im  gebruar  1885,  ging  td)  auf  mein  ©omptoir,  um  an 
meiner  S^^^cl^^f^  3^  arbeiten.  Sin  ber  Qtdt  ber  @traße  §our  8t.  ©ermain  unb  henx 
Bouleoorb  fa§  ic^,  md^renb  ic^  mic^  auf  ber  (inlen  ®eite  ber  Straße  befanb,  $rofeffor 
Sacaffagne  oon  fipon  auf  ber  anbem  (Seite  ber  @traße  ge^en,  ?rof.  2ac,  reift  ein*  ober 
zweimal  im  ^a^xe  nac^  $arid.  Sor  14  2agen  ^atte  er  einen  9(rti!er  für  meine  3^^^^ 
fc^rift  ^Revue  scientifique''  gefanbt.  311$  ic^  i^n  fa§,  fc^icfte  ic^  mic^  an,  bie  @traße  su 
überfd^reiten,  um  i^n  ju  begrüßen;  boc^  unterließ  id)  ed,  ba  ic^  mir  fagte,  baß  er  ftc^er^ 
lid^  nac^  bem  Somptoir  ber  3^i^4^ft  kommen  würbe.  Uebrigend,  backte  t(if,  ift  ed  bo<4 
merfwürbig,  wie  $rof.  Sac.  §erm  S.  (einem  mir  befannten  Slugenarjte)  ä^nlic^  fie^t. 

3c^  fom  auf  bad  (S^omptoir  unb  empfing  oerfd^iebene  ^erfonen.  ^aüb  elf  U^r 
brad^te  man  mir  $rofeffor  £acaffagned  ^arte,  wad  ic^  ganj  natürlich  fonb,  ba  ic^  x^n  ja 
oor  furjem  ouf  ber  ©troße  gefe^en  ^attc.  3n  bem  3(ugenbli(f,  wie  er  in  bie  Stube  trot^ 
fa§  id^  gUid^,  baß  ed  nic^t  biefe(be  ^erfon  war,  bie  ic^  fur$  oor^er  auf  ber  Straße  be- 
obachtet ^atte.  3c^  fragte  i^n,  ob  er  um  9  U^r  an  ber  erwähnten  @cfe  bed  Bouleoorb 
gewefcn  fei,  aber  er  oemeinte  e^;  um  bie  3^it  war  er  in  einer  gana  anberen  @e$enb 
ber  Stabt  gewefen.  äBie  lam  ed  nun,  baß  ic^  ^rofeffor  £acaffape  bort  gefe^en  su  ^aben 
meinte?  ^er  ^ann,  ben  ic^  fo^,  war  ^oc^  unb  blorCb,  f^atte  einen  blonben  Schnurrbart, 
wäi^renb  ^ßacaffagne  mittel^oc^  ift  unb  einen  Meinen,  gonj  bunleln  Schnurrbart  trdgt." 

9Hc^et  glaubt  an  ®eban(enübertragung;  bei^^alb  fie^t  er  in  biefem  ganj  geroo^ns 
liefen  (Sriebnid  etwad  S^ftifd^ed,  ba^  bie  9lic^tigleit  feine«  Glaubend  beweifen  foU,  Ober^ 
fiei^t  aber  babei  gan)  bie  9lebenumftänbe,  welche  bie  Sad^e  burc^au«  auf  natürliche  Sßeife 
erfl&ren.  3c^  ^e  felbft  oerfd^iebene  berartige  gfätte  erlebt,  unb  ba  ic^  nicf^t  an  ®es 
banlenübertragung  glaube,  ^abe  ic$  ftetd  eine  nal^eliegenbe  Urfac^e  für  ba«  $^änomen 
gefud^t  unb  gefunben.  Sollte  ic^  nac^  meinen  eignen  Erfahrungen  urteilen,  würbe  id^ 
mir  9Hc^etd  Erlebnis  fo  erüären.  9lic$et  ift  auf  bem  SBege  sum  Eomptoir,  benit  an  bie 
»orliegenben  Arbeiten  unb  auc^  an  ^rofcffor  Sacaffagne«  Ärtilel.    9hin  fte§t,  wie  ^Hc^et 


Xex  @influ^  ber  ^^emütöbenegung  unb  ber  Befangenheit.  339 


fagt,  £acaffagne  bem  ^r)te  2.  ä^nli(^;  bemertt  er  U^teten  auf  ber  anberen  @eite  ber 
@tra^e,  wä^renb  er  £ac.d  92amen  in  (S^ebanfen  ^at,  fo  wirb  eine  ä(e^n(i(^!eit  imifc^en  beiben 
eine  Senoed^dlung  Uid^t  oerftönbUc^  mad^en.  ^er  Irrtum  ^ött  jebod^  nur  einen  ^ugen^ 
5H(t  an;  benn  Sticket  ift  ftc^  gleich  nad^^er  Kor  barüber,  ba^  er  wol^I  bem  ^rjte  2,  be« 
gegnet  fei.  ®o  tann  bad  ©anje  fid^  zugetragen  ^ohm.  Ob  e9  ft(^  mirllic^  fo  jugetragen 
^at,  iann  natürlid^  nid^t  entfd^ieben  n^erben,  ba  9li(^et  nid^t  bie  nötigen  Si^ufflArungen  )ur 
Beurteilung  ber  Sac^e  gegeben  ^at.  Senn  er  aber  biefe  9(uff(Arungen  nx^t  giebt,  fo 
beruht  bod  nic^t  barauf,  »eil  er  abftc^tlic^  betragen  xoill,  fonbem  meil  fein  ©laube  an 
bie  ©ebonlenübertragung  i^n  baran  ^inbert,  ein  offene^  ^uge  in  ^oben.  @r  ift 
befangen. 

6inc  fd^orfc  ©rcnje  jtoifd^cn  bem  SRonnalcn  unb  bem  ftranf^aften 
giebt  e^  m6)t,  n)emgfiend  nid^t  auf  bem  geiftigen  ®ebiete.  SBäl^renb  ber  ex^ 
wähnte  Vorfall  nur  ein  Seifpiel  bafür  ift,  bafe  ein  aWenfd^  bie  Urfad^en  für 
eine  natür(i(|e  @r!(ärung  ganj  fiberftel^t,  vomn  er  befangen  x%  mirb  bie  ©ad^e 
bod^  meit  bebenflid^er,  wenn  fie  einen  größeren  Umfang  annimmt,  ^at  ein 
SRenfd^  ftd&  in  bem  ©rabe  in  ben  ©tauben  an  baiJ  aJlpftifd^e  l^ier  auf  ©rben 
l^einge(ebt,  bag  er  einfache  äSorfäde  bt^  tägßd^en  Sebeni^  atö  Sleujserungen 
mpftif^er  fträfte  anfielet,  fo  ifi  er  nid^t  ganj  normal  mel^r.  2Bir  benfen 
l^ierbei  natürlid^  nid^t  an  unmiffenbe  ^erfonen,  bie  überl^aupt  nid^tiJ  oon  bem 
oerfiel^en,  xoa^  um  fie  l^erum  in  ber  Slatur  unb  im  aRenfd^enleben  oor  fid^ 
gel^t,  fonbem  an  gebilbete  unb  fenntni^reid^e  fieute,  bei  benen  ade  33ebin* 
gungen,  rid^tig  ju  beobad^ten  unb  ba«  »eobad^tete  aud^  rid&tig  ju  beurteilen, 
oorl^onben  ftnb. 

3c^  befi^e  einige  intercffante  2lutobiograp^ieen,  in  benen  bie  Serfaffer  i^re  ^rleb* 
niffe  auf  bem  ©ebiete  beö  SÄpftifc^en  fc^ilbem.  Seiber  finb  biefe  ©djilberungen  rein  pri* 
wrte  3ÄitteiIungen,  fo  ba^  i^  fie  nit^t  oeröffentUd^en  barf.  Slbgefel^en  oon  einem  einjigen 
ereigni«,  ba«  man  oieHeidJt  al«  etwa«  rounberbar  auffaffen  tann,  flnbet  fidj  in  biefen 
weitläufigen  Slufaeic^nungen  nac^  meinem  dafürhalten  nid^td,  n)ad  bie  ©renken  bed  3taiüXf 
liefen  überf (^reitet,  älber  mit  eiferner  Ronfequen)  Oberfe^en  bie  Berfaffer  olle«,  nai  gu 
einem  roirflic^en  »erftönbni«  be«  ^SBunberbaren"  fahren  lönnte,  unb  erllören  bad  (^aniz 
oon  i^ren  m9ftifc§en  2lnfc^auungen  au«.  2GBenn  ba«  nic^t  fc^on  Berrücft^eit  ift,  fo  grenst 
e«  bo($  fe^r  na^e  baran.  Unter  Serrü(!t^eit  (Paranoia)  oerfte^t  ber  ^fpd^iater  n&mlid^ 
eine  jtront^eit,  bie  fid^  in  ber  @ntmtdflung  eine«  bauemb  feftge^altenen  Softem«  oon 
äBo^noorfteUungen  äußert,  mft^renb  bie  gnteUigena  fonft  iniatt  ift.  ^ie  ^ranl^eit  ift 
rein  inteUeltuell;  fie  !ann  ftc^  jal^relang  auf  bemfelben  @tanbpuntt  galten,  ^at  feiten  @in« 
flufr  auf  ba«  förderliche  Befinben  unb  braucht  nic^t  einmal  Halluzinationen  mit  fid^  ^u 
fähren.  B^ur  bie  SBa^noorfteQungen  breiten  fic^  in  ftet«  mac^fenbem  3Ra^t  au«,  fo  bag 
immer  größere  Gebiete  in  biefen  S5orftellung«lrci«  ^neingejogen  werben.  3lber  gerabe 
biefe  Spmptome  fc^einen  bei  ben  SWpftilcm  oorzuliegcn.  @«  follte  mic^  be«^alb  nic^t 
iDunbem,  menn  bie  ^rrendrate  nad^  einigen  Sauren,  wenn  ber  mobeme  i^ang  jur  S^fti! 
me^r  ftberl^anbgenommen  ^at,  eine  neue  Slrt  oon  Berrüdt^eit  aufftellcn  mürben,  bie 
Paranoia  mystica.    @ie  ift  mo^l  leiber  unheilbar. 

9Bie  oben  angeführt,  rül^rt  bie  93efangenl^eit  nid^t  immer  oon  oorge« 
fajsten  SReinungen  l^er.  SRan  Iann  a(d  ^eobad^ter  gan}  unbefangen  fein,  unb 
bod^  ifi  ber  Serid^t  über  ha^  öeobad^tete  befangen,  weil  jmifd^en  S3eob* 
ad^tung  unb  Slbfaffung  beiS  S3erid^tei^  äßomente  eintreten,  meldte  bie  Erinnerung 


340  ^<^^  menfc^Ud^e  ^Beobac^tungdoermögen. 


trüben.  S)iefe«  wirb  j.  83.  unDcrtneiblid^  fiattfinbcn,  wenn  meffxete  3Ret^^m 
flleid^jdtig,  b.  ^.  fo,  bafe  ber  eine  bei  bem  aSerid^te  beS  anberen  onroefenb  ifi, 
aber  biefelbe  äSeobad^tung  referieren  foHen.  3^^  äßenfd^en  loerben  nie  genau 
biefelben  äSeobad^tungS*  unb  ©ebdd^tniiSfel^ler  mad^en;  bei^^alb  fliimnen  beren 
äSerid^te  Aber  ein  @reignid  aud^  nie  überein,  loenn  biefe  SBerid^te  unabl^ängig 
Doneinonber  abgefaßt  ftnb.  3Bir  toerben  fpäter  jal^Ireid^e  S3en)eife  l^erfflr 
finben.  aber  wenn  bie  beiben  33eobad^ter  nun  beibe  anwefenb  finb,  unb  jeber 
in  ®egenn)art  beiS  anberen  83erid^t  er^ttet,  fo  n)irb  ber  99erid^t  be^  legten 
Sleferenten  gonj  fxd^er  oon  bem  be&  erjien  beeinflußt  werben,  unb  bie  Ueber* 
einfHmmung  }n)ifd^en  beiben  2)arfleIIungen  wirb  eine  oiet  größere  fein,  a(d 
wenn  jeber  ben  Hergang  für  fld^  gefd^ilbert  l^ätte.  SBenn  e^  beiJl^alb  in 
a(ten  33eric^ten  l^eißt,  baß  jwei  3Renfd^en  bei  irgenb  einer  @e(egenl^eit  biefelbe 
erfd^einung  gel^abt  l^aben  (orgL  ©.  226),  fo  ifi  bem  lein  ©ewid^t  beiju« 
legen,  toma  nid^t  beibe  ä3eobad^ter  unabhängig  ooneinanber,  jeber  für  ft($, 
ii^re  S)ar{lellung  fd^riftlid^  abgefaßt  l^aben.  S)erartige  SSorftd^tSmaßregetn 
fannte  man  jebod^  in  frül^eren  ^Äten  nid^t. 

l^xt  Bßbmdung  bet  Uebung  unb  htt  (Bin^iäfi. 

S)ie  törperlid^e  @emanbtl^eit  eined  guten  2umer^  jeigt  uns,  weld^en  SSert 
anl^allenbe  Uebungen  l^aben.  fiemt  man  ein  ^anbwer!  ober  einen  ©port,  bie 
gewiffe  feine  93en)egungen  ber  @liebmaßen  erforbem,  fo  muß  man  anfangt  mit 
aller  9lnfpannung  unb  3lufmerlfam!eit  biefe  Bewegungen  aui^fül^ren,  muß 
oft  fogar  }uerfl  einjelne  @tüde  biefer  ä3ewegungen  für  fid^  einüben,  bi^  man 
fie  jule^t  sufammenl^ängenb  auiSfü^ren  lann.  ^t  l^äuftger  bie  93ewegungen 
bann  wieberl^olt  werben,  befto  leidster  gel^t  e&;  fd^ließlid^  mad^t  man  fie 
automatifd^  unb  ol^ne  92ad^benlen.  SBenn  eine  fold^e  ©ruppe  oon  Bewegungen 
eingeübt  ifi,  fo  ifi  bamlt  eine  gewiffe  gertigfeit  erworben,  bie  aud^  auf  anberen 
©ebieten  oon  SRufeen  fein  lann.  6in  tüd^tiger  2;umer,  ber  feinen  Äörper  in 
feiner  @ewalt  l^at,  wirb  leidster  einen  anberen  @port, ).  93.  ©^littfd^ul^laufen 
lernen,  afe  ber,  weld^er  nie  oerfud^t  l^at,  ^err  feiner  Bewegungen  ju  fein. 
Um  aber  ein  tüd^tiger  ©d^littfd^ul^läufer  ju  werben,  muß  er  ebenfalte  bie 
baju  nötigen  Bewegungen  folange  einüben,  b\&  fie  erlernt  finb.  S)ie  ©ewanbt« 
l^eit  auf  einem  ©ebiete  ifi  alfo  oon  großem  SRufeen  bei  Uebungen  auf  einem 
Derwanbten  ©ebiete,  wo  man  biefelben  9Rud!eln  gebrandet;  aber  e&  ftnb  bod^ 
fietiS  wieber  neue  Uebungen  erforberlid^,  um  aud^  bie  neuen  Bewegungen  )u 
erlernen. 

35iefei^  Beifpiel  jeigt  unS  bie  Bebeutung  ber  Uebung  aud^  für  bie 
Beobad^tung.  ^ier  gilt  im  wefentlid^en  baSfelbe.  2Ber  ftd^  barin  übt,  auf  einem 
©ebiete  gut  ju  beobad^ten,  erreid^t  baburd^  eine  gewiffe  fjertigfeit,  fid^  feiner 
©imte  JU  bebienen,  fo  baß  il^m  ba«  bei  Beobad^tuugen  auf  anberen  ©ebieten 
oon  9lufeen  fein  fann.    2)arum  ifi  er  aber  nid^t  o^ne  weitere«  auf  allen 


^ie  ^ebeutung  ber  Uebung  imb  ber  @inftc^t.  341 


©cbieten  ein  oollenbcter  Seobad^tcr.  S5aju  ifi  tnel^r  notioenbig  ate  bic 
blofec  gertigfeit,  feine  äugen  unb  Clären  ju  gebraud^en.  S)a  bie  ©üme  bei 
jeber  ©eobad^tung  in  berfelben  SBeife  gebrandet  werben,  fo  lann  bo^,  toaS 
über  eine  aSgemeine  gerttgleit  l^inauS  nod^  erforbertid^  ift,  nid^t  auf  einer  be« 
fonberen  Uebung  berul^en;  oielmel^r  mufe  man  nod&  Äenntniffe,  ajerflänbntö 
unb  @in{td^t  in  äSejug  auf  jebeiS  einjelne  @ebiet  l^aben. 

80  fmb  too^l  aUe  ftc^  barin  einig,  bo^  ein  3^^^de  eine  n)eit  genauere  unb  ju^ 
perlAfftgere  93efd^reibung  eined  merhottrbigen  Siered  ^tben  loxxh,  ald  ein  £aie,  ber  in  ber 
3oo(ogie  nid^t  3u  $aufe  ift.  ^er  gac^mann  mexi,  vorauf  ed  onlommt,  meiere  @tgentilm« 
lic^feitcn  beS  Xiere«  für  bie  ©inorbnung  inS  Sierreic^  oon  83cbeutung  ftnb.  2)er  Soie 
bagegen  wirb  ftd^  atter  SBa^rfd^cinlic^feit  nac§  mc^r  an  bie  augenfälligen,  aber  oieUeic^t 
gon)  unwefentlid^en  @igenfc^aften  galten.  SHed  beruht  ober  offenbar  ni($t  barauf,  bo^ 
er  feine  Sbigen  ni($t  gebrauchen  !ann.  ®r  f)ai  fein  ^eoboc^iungftoemtdgen  oieUeic^i  ^m* 
fogut  gefdjärft  wie  ber  3öologe.  2)a  i^m  aber  bie  nötige  einfielt  fe^It,  roeife  er  nidjt, 
»orauf  er  feine  ^ufmerffomleit  richten  foQ,  unb  feine  Beobachtungen  unb  Sefc^reibungen 
loerben  boburd^  roertlofer. 

3m  allgemeinen  ift  man  fe^r  geneigt,  bie  93ebeutung,  welche  gerabe  bie  ®inf  ic^t  in 
ein  befümmted  ^biet  ffir  ben  SBert  ber  Beobachtungen  felbft  ^at,  }u  unterfc^O^.  Qin 
92aturforfd^er  wirb  fo  oom  großen  ^ublihtm  ald  ein  9Rann  angefe^en,  ber  oon  ^rofeffton 
Seobad^ter  ifi,  unb  an  beffen  Berid^ten  über  8eobac!$tungen  überhaupt  man  borum  nid^t 
jn)eifeln  famt.  9lber  bad  ift  ooUftftnbig  oerfe^rt.  heutigen  Xaged,  wo  bie  einzelnen  92atur« 
»iffenfc^aften  einen  fold^en  ungeheuren  Umfang  angenommen  ^aben,  ift  fein  3R^n\^  9latur$ 
f orfdjer  fc^Iec^t^in.  ©r  ift  entweber  ^^pfifcr  ober  ^^emüer,  5lftronom,  ©eologe,  3oöIoge, 
Botanüer  u.  f.  w.  @r  ^ot  ftc^  entweber  einem  biefer  ^^äc^er  ganj  gewibmet,  ober  er  ift  nur 
^S^üettartt.  ©elbftoerftdnbUc^  fann  s.  B.  ein  $^9ft!er  auc^  auf  anberen  Gebieten  gut  befd^Iagen 
fein,  aber  aUe  3n>^i9^  ^^^  92aturwiffenfc^aft  ju  bei^errfc^en,  ift  ^eutsutage  einem  einzelnen 
äRenfc^en  faum  me^r  mögUc^.  ^ie  ^nftc^t  mu^  olfo  auf  ben  meiften  Gebieten  relatio 
befc^Anlt  fein;  man  tann  nic^t  auf  allen  gac^monn  fein. 

^ieraui^  folgt,  ba^  berienige,  n)e(d^er  auf  einem  @ebiete  ein  audge» 
jeid^neter  99eobad^ter  ifi,  auf  anberen  ©ebieten  megen  mangeinben  93er- 
^änbniffe^  ein  |iöd^fl  ungenflgenber  93eobad^ter  fein  lamt.  @i$  ifi  bei^l^alb 
jiemlid^  bebeutungiSlod,  wem  bie  ©piritiften  unb  OSuttiften  ftd^  ftetö  auf 
bie  auSg^d^neten  @elel^rten  unb  äSeobad^ter  SBaEace,  GrooIeS  unb  Qiünex, 
Toeld^e  bie  S^atfäd^Ud^!eit  ber  mebiumifUfd^en  SRanifeflationen  b^ugt  l^aben, 
berufen.  S)iefe  WHanmx  maren  auf  il^ren  ©ebieten  gen)i&  aui^g^d^nete 
93eobad^ter,  aber  fie  ^aben  nie  33en)eife  bafür  geliefert,  bag  fie  aud^  in  ben 
3Biffenfd^aften  ju  ^aufe  waren,  bie  man  ate  guter  Seobad^ter  ber  mebiu* 
mifüfd^en  gi^önomene  Dor  aQen  S)ingen  genau  bei^errfd^en  mug,  in  ber 
^fpd^ologie  unb  „^ö^eren  aWagle",  b.  f).  ber  Safd^enfpielerfunfl  SRur 
ber,  ber  l^ier  bef dalagen  ift,  fann  mitreben.  S)erer,  bie  biefe  ©e* 
bingungen  erfflUen,  giebt  t&  gewig  nid^t  mele;  iebenfaÜS  aber  barf 
einem  SRanne  bad  9led^t,  l^er  mitsufpred^en,  nid^t  ffareitig  gemad^t  werben. 
®a8  ift  Dr.  aw.  S)effoir  in  Serlin,  ber  ate  ein  oorjüglld^er  Safd^en» 
fpieleramateur  belannt  ifi.  ©r  ^at  mel^rere  Seancen  mit  ben  aRebien  ©labe 
unb  @g(inton  abgel^atten  unb  lommt  ju  bem  9lefu(tat,  bag  aDe^,  xoa^  in  feiner 


342  ^od  menfc^lid^e  ^eoBad^tung^oermögen. 

©egenmad  geteiftet  lourbe,  nur  leidet  burd^ftci^tige  Safd^enfpieledünfle,  be* 
wufetcr  ober  unberoufelcr  Setrug,  rodre.  ^^agegcn  räumt  er  etn,  bafe  in  ben 
SSerid^ten  feiner  ^reunbe  über  äl^nlid^e  @eancen  oereinjelt  aud^  ein  $l^äno^ 
mm  ongeffll^rt  xovc\>,  bod  oieOeid^t  ;ur  naiveren  Unterfud^ung  rd}en  tonnte. 
(Sin  fold^  ältti^fprud^  n)iegt  ftd^erlid^  me^r  ald  bie  entgegengefe^ten  3^ud* 
niffe  Don  ja^Ireid^en  ©elei^rten,  benen  aQe  SSorfemttniffe  f eitlen,  um  einem 
Xafd^enfpieter  in  bie  jtarten  }U  gucfen. 

aOBir  werben  in  einem  folgenben  Slbfd^nitte  bie  Sebeutung  ber  Seob« 
ac^tungSfel^Ier  für  ben  Slberglauben  betrad^ten  muffen  unb  babei  reid^Iid^  @e« 
legenl^eit  l^aben,  aud^  bie  ^ebeutung  he&  redeten  SSerftcmbniffeiS  nad^jumeifen. 
2Bir  merben  an  jal^treid^en  93eifpie(en  feigen,  wie  iai  SBiffen,  bad  auf 
@runb  Don  metl^obifd^en  Unterfud^ungen  fletig  junimmt,  ben  9lberg(auben  in 
gteid^em  3Rage  erfHA,  unb  }U)ar  baburd^,  bag  t&  baiS  ^eobad^tungdDermögen 
fd^ärft  unb  fo  ben  JBeg  jur  rid^tigen  Sluffaffung  ber  5p^änomene  ebnet. 

(BxfZtmtnUUt  Hntttfut^ungen  über  hit  Beobad^tun^fe^ter. 

@egen  obige  93etrad^tungen  mirb  man  oieleid^t  ben  (Sinnxmb  erleben, 
bag  bied  a\lt&  nur  Sl^orie  unb  ol^ne  »eitere  prattifd^e  33ebeutung  fei.  S)a 
biefelben  burd^meg  auf  belannten  @r(ebniffen  ht^  tdgtid^en  2ehm^  beru^, 
fo  }n)eifelt  man  lool^t  nid^t  baran,  ba^  bie  ern)äl^nten  Seobad^tungiSfe^Ier 
oorfommen  fönnen.  3lber  man  entgegnet  mir  oielleid&t^  bafe  biefelben  fid^ 
barum  bod^  nid^t  fieli^  bei  aUen  93eobad^tungen  mitein)ufd^leid^en  braud^, 
fonbem  leidet  }U  Dermeiben  finb^  fobalb  man  nur  mit  gefpannter  Stafmerl* 
famfeit  bem  ©ong  ber  äSegeben^eiten  folgt,  ^ed^alb  lamt  aDen  biefen 
mögtid^en  ^eobad^tungi^fe^lem  feine  größere  prattifd^e  ^ebeutung  beige« 
legt  merben. 

@erabe  biefer  Simoonb  mürbe  oon  mehreren  Seiten  geltenb  gemad^t, 
als  man  oor  ungefäl^r  }el^n  ^^l^ren  ein  SSerflänbnüS  fflr  bie  gro^  Sebeutung 
ber  99eobad^tungdfel^Ier  fflr  ben  SlbergCauben  belam;  er  mürbe  bie  äSeran» 
toffung  )U  einer  ber  intereffantefien  ajerfud^^rei^en,  meldte  bie  eEperimenteHe 
^f^d^ologie  aufjumeifen  l^at.  SSer  eigentUd^  ben  erften  Slnftog  ju  biefen 
SSerfud^en  gegeben  l^at,  ifi  nid^t  pd^r  fef^uficllen.  ®§  fd^eint  hiermit  ge* 
gangen  ju  fein,  mie  eS  fo  oft  gel^t:  groge  (Sntbedtungen  erfolgen,  memt  bie 
3eit  ba}u  reif  i%  fo  bag  fie  barum  aud^  meifleniS  oon  mehreren  ju  gleid^er 
3eit  gemad^t  merbot. 

SRr.  ^obgfon,  ber  bie  3Jlmc.  8r(n)at«!9  entlorote  (oergL  ©.  301),  tx^lt  in  einer 
3tt^nblunfl  über  „the  poesibilities  of  malobservation",  ba^  er  im  3uni  1884  eine 
6i|ung  mit  ®^inton  abgehalten  §abe.  9(($  er  nad^^er  ein  mbglic^ft  genoued  ^ieferot  Ober  bie« 
felbe  )u  %zbtn  oerfuc^ie,  enoied  bied  fld^  i^m  afö  foft  unmöglich.  ^Id  er  femer  fein  9%eferat  m\i 
bem  eines  greunbe«  oerglidj,  rourbe  er  auf  bie  großen  SJifferenjen  swifc^en  beiben  aufmerffam. 
Söä^rcnb  feine«  Slufent^altc«  in  Snbien  ein  3a^r  fpäter  (in  Serantoffung  ber  ti^eofopl^iftjen 
Slffoire)  erlebte  er  ebenfattS  oerfc^iebcne  göUe,  bie  i^m  jeigten,  aie  fc^wierig  eS  unter  gewiffen 


©^erimenteUe  Unterfud^ungen  über  bte  SeoBad^tungdfe^ler.  348 

UmfUlnben  ift,  rid^tig  ju  beobachten.  @iner  betfelben  machte  namentltd^  einen  tiefen  ®in« 
bruct  auf  i^n.  (Sr  fa^  eineiS  %a%ti  mit  mehreren  (S^uropftem  auf  einer  Seranba  unb  fa^ 
einem  $inbu  su,  ber  Xafc^enfpielerfunflftfitfe  mad^te.  !Derfelbe  fa|  auf  ber  @rbe;  einige  ^| 
von  i§m  entfernt  lagen  einige  puppen  unb  SRünsen,  bie  fic^  auf  i3efe§I  belegten,  untrer« 
fprangen  unb  bie  merlnürbigften  (Soolutionen  audfü^rten.  ®in  anmefenber  Offizier  na^m 
eine  9Rän)e  ouiS  ber  Xafd^e  unb  fragte  ben  ^inbu,  ob  biefe  aa^  jene  jhtnftftütfe  mac^ 
tbnnt,  9Cuf  bie  beja^enbe  ^ntn)ort  ^in  mturbe  bie  HRünse  )u  ben  übrigen  gelegt.  @ie 
seigte  ^  roirflic^  im  93eftt  berfetben  gpmnaftifc^en  gfertigleit.  ^ed  ^tn\A  ersO^Ite  ber 
Offi)ier  biefen  S^orfaQ  in  einer  größeren  ©eifeüfd^aft  unb  fügte  §inau,  ba^  er  bie  9hln)e 
felbfi  auf  ben  (Srbboben  gelegt  fßtU.  Einige  oon  ben  ^erfonen,  bie  bad  Kunfiftütf  mit^ 
angefe^en  Ratten,  be^awpiettn  freilid^,  ba|  ber  ®aut(er  bie  SRün^e  genommen  unb  ^in^ 
gelegt  §fttte;  ber  Dffi$ier  aber  be^uptete  mit  aUer  Seftimmt^eit,  bo^  er  ed  getl^  §dtte. 
(Sv  ma  jeboc^  im  Unrecht  3Stc.  ^obgfon,  ber  ha^  j^unftftüct  lannte,  ^atte  gerobe  hierauf 
genau  geachtet  unb  gefe^en,  mie  ber  $inbu  ftc^  oomüber  beugte  unb  bie  SMnje  ergriff, 
unmittelbar  beoor  fie  bie  @rbe  berührte;  fonft  märe  baiS  j^unftftüc!  einfad^  unmöglich  ge^s 
wefen.  üb  ber  Dffijier  bie  öeroegung  beS  ®au!ler«  nic^t  gefe^en,  ober  ob  er  fie  oer* 
geffen  tyitit,  bleibt  bal^ingefieUt;  für  $obgfon  mar  ed  ein  neuer  ^emeid  für  bie  Schmierig» 
feit,  bergleic^en  (Sreigniffe  rid^tig  ju  beobachten  unb  ju  befd^reiben,  menn  man  nic^t  ben 
mefentlic^en  unb  entfd^eibenben  $un!t  babei  fennt. 

Ungefähr  gicid&jcitig  mit  ißobgfon  mar  aWriJ.  ©ibgroid  (bie  ®attin  be8 
bcfanntcn  ^ßrofcfforg  $•  ©ibgroid  in  Sambribgc)  ju  betnfelbcn  Slcfultate 
gefomtnen. 

Sie  ^atte  oiele  Ja^re  §inburc^  mit  fpiritiftifc^en  SWebien  experimentiert  unb  babei 
bemer!t,  mie  ferner  tim  genaue  Beobachtung  ber  maleren  Sorgftnge  ift.  ^ie  S^erfuc^e 
glü(ften  femer  nur  bann,  memt  man  audfd^Iie^Iic^  barauf  angemiefen  mar,  fic^  auf  bie 
Beobachtungen  ber  ^eilne^mer  atö  eine  Garantie  bafür,  ba^  alled  e^Iic^  Beging,  su  oer« 
(äffen.  Berfd^drfte  man  bagegen  bie  Bebingungen  etma^,  um  ben  Beobachtern  bad  an« 
ftrengenbe  Slufpaffen  su  erleid^tem,  fo  mi|g(üc!ten  bie  Berfud^e.  @o  mar  t^  leicht  für 
bad  aXebium,  eint  @c$rift  smifd^en  jmei  gefd^loffenen  tafeln  ^eroorsurufen,  fobalb  biefe 
fid^  bffnen  liegen,  o^ne  bag  man  eiS  i^nen  anfe^en  lonntt,  ^afür,  ba|  bad  9){ebium 
bie  ^tafeln  nic^t  geöffnet  ^e,  mar  a(fo  in  biefem  ^aSit  feine  anbere  8ic^er^eit  oor$ 
^nben,  M  eben  bad  3eugnid  ber  9(nmefenben,  hai  feiner  ed  gefe^en  §atte.  äBaren  bie 
2:afe(n  bagegen  jufammengefdjraubt  unb  oerfiegelt,  ober  befanb  ftc^  ein  8tücf  Rapier 
unb  Bletftift  in  einem  sugefd^molaenen  ©(a^folben,  fo  mar  bai^  3Rebium  mad^tlod. 
Xa  man  nun  nic^t  gut  anneljmen  fonnte,  bag  gcrabe  bie  Bebingungen,  meiere  ben  2ln» 
mefenben  bad  Sufpaffen  erleid^terten,  auc^  bie  (Sinmirfung  ber  offutten  5trAfte  un« 
möglich  mad^ten,  fo  fc^ienen  bie  munberbaren  Seiftungen  ber  3Rebien  ^auptfäd^Iic^  barauf 
SU  berul^en,  ba|  bie  ^eilne^mer  ber  Seancen  nic^t  fc^arf  genug  beobad^teten.  !I)iefe  ^n- 
fc^auungen  legte  3Rrd.  6ibgmict  1886  in  einer  9Cb^anb(ung:  „thc  physical  Pheno- 
mena  of  SpiritnaKsm"  in  ben  „Proceedings  of  S.  P.  R."  bar.  2)iefclben  erregten 
natürlich  einen  <Sturm  Don  ©ontrooerfen  feiten«  ber  Dffultiften. 

3nbc«  waren  bod^  aud^  oiele  berfelben  änftd^t  wie  9Rr«.  ©ibgioid 
unb  unter  biefen  namentlid^  ein  3Mann,  ber  in  ben  nun  folgenben  Unter» 
fud^ungen  bie  größte  3loüt  fpielte,  nämtid^  aWr.  Xax>tx). 

3n  oerfc^iebenen  ©ijungcn,  bie  er  mit  @gIinton  abl^ielt,  Ratten  bie  „Öeifter^  erfWrt, 
ba|  er  bie  Bebingungen  beft^e,  um  ein  ^eroorragenbed  3Rebium  su  merben.  @r  oerfud^te  bed« 
1^,  ob  er  mirfUd^  birefte  Schrift  ^eroorsubringen  oermod^te;  ober  ed  mi|lang  i^m  ftetd,  bis 
er  fw^  enblic^  —  einige  Slnroeifungen  su  biefem  ©jperimente  oon  einem  a:afc^enfpieler  erf aufte ! 


344  ^^  menfc^Ud^  8eo5ad^tungdoennögen. 

Obgleich  er  oon  Slnfang  an  feft  an  bad  SKitioirfen  oihtiter  ^röfte  bei  ©gUntond 
£eiftungen  geglaubt  ^aitt,  Obetjeugte  er  ftd^  fpäter  baoon,  ba|  ©gUnton  votttiid^  bie« 
felben  ober  jebenfaHd  O^nlid^e  iintffe  antoanbte  tote  bie,  toelc^e  er  j[e(t  fattnte.  di 
tnu^te  a(fo  an  ^eobad^tungdfe^lent  Uegett,  toeitn  er  biefed  ttid^i  früher  enibedt  ^atte. 
@r  btibete  ftc^  ttutt  toeiter  al^  Ttztium  aui,  toei^te  $obgfott  iit  feitt  $attbe(tt  eitt  unb 
begatttt  batttt  gettteiitfc^aftltc^  ntit  i^ttt  bie  ^öd^ft  intereffante  9iei^e  oott  Serfud^ett,  bie  ttttt 
ber  grö|tett  (Soibett)  bie  prafüfc^e  Sebeututtg  ber  ^eobac^tuitg^fe^Ier  beioied.  Sie  lubeit 
attgefeliette  uttb  tüchtige  IR&ttner  ju  toieber^oltett  @ttuttgett  ein,  ^ooep  führte  eine  %n* 
ao^l  oon  fpiritiftifc^en  ^räftationen  an^,  nac^bem  er  bie  ^nroefenben  gebeten  ^otte,  aUed 
ntit  größter  ©orgfalt  unterfuc^en  unb  beobachten  ju  aotten.  Sfaifeerbem  forberte  er  fie 
auf,  nod^  am  felbigen  ^age  eine  ^arfteUung  oom  ®efe^enen  nieberfc^reiben  uttb  i^m 
fettben  ju  sollen.  S)iefe  Berid^te  über  aroanjig  8eancen  ftnb  oon  ^aoe^  gefammelt  unb 
mit  fritifc^en  9(nnter!ungen  in  einem  Sn^ang  5U  ^obgfond  oben  erto&^nter  älb^onblung 
über  „malobservation"  oeröffentttc^t  worben. 

^a$  ©igentümlid^fte  bei  biefen  Berichten  ift  unftreitig  ber  Umftanb,  ba|  smei  S^or^ 
fteUungen  oon  berfelben  Si^ung  einanber  fe^r  wenig  gleid^en ;  man  möchte  faum  glauben, 
bo^  fie  biefelbe  Gegebenheit  fc^ilbem.  83etrac^tet  man  ferner  jeben  Gericht  für  fi(^,  fo 
er^&lt  man  ben  ^nbrudf,  ba^  gerabeju  übernotürlid^e  $^&nomene  ^ier  beobachtet  morben 
finb;  oiele  ^eilne^mer  oerfic^em,  ba|  ^aoepd  £eiftimgen  n)eit  über  bad  hinaufgegangen 
feien,  looS  fie  bei  ben  berü^mtcften  3Kebien  gcfc^en  Rotten.  (SS  wunbert  un8  beS^atb 
nic^t,  roenn  bie  lieroorragenbften  englifd^en  @piritiften,  mit  SBattace  an  ber  ©pi^e,  be- 
ftimmt  bel^aupteten,  SJaocp  fei  ein  IRebium.  ©ie  forberten  §obgfon  auf,  ba«  Gegenteil 
iu  bemeifen,  faUd  er  ed  !önnte.  @ie  lourben  in  i^rem  Glauben  burd^  ben  UmfUtitb  noc^ 
me^r  beftärlt,  ba|  ber  belannte  englifc^e  2:afd^enfpieler  ^offmann,  ber  hex  einer  ber 
@eancen  annefenb  mar,  bie  (Srfldrung  ah^ab,  er  I5nnte  ed  nic^t  ali  möglich  anfe|ien, 
berartige  $§änomene  burc^  natürliche  TUttel  lieroorjubringen.  iDaoe^  meiste  if^n  bann 
in  feine  ^unftftücte  ein,  marauf  er  einräumen  mu^te,  ba^  alCed  boc^  ganj  natürlich 
juginge.  5lac^  iCaoe^«  2ob  gab  §obgfon  1892  in  ben  „Prooeedings"  ber  ®efcU$ 
fc^aft  eine  ^arfteüung  oon  feinen  am  ^äufigften  angenntnbten  SRet^oben,  fo  bafr  bie  9e^ 
^auptung  ber  ©piritiften,  ^aoep  fei  mirflic^  ein  SRebium,  a(d  ooUftänbig  miberlegt  an^ 
gefe^en  merben  mu|te. 

S)aoc9d  fritifd^c  Scmcrfungcn  ju  ben  ocrfd^icbcncn  Sendeten  jetgen 
un^  bcutfid^,  Tüte  unjuoerläffig  baiS  menfd^Iid^e  Seobad^tung^oennögen  ift. 
gafi  jeber  ber  oielen  Seobad&ter  f)at  fo  grofec  geiler  begangen,  bafe  feine 
SDarfteHung  ein  oottftönbigeS  3^^^^'^  ^^"  ^^^  eigentßd^en  X\)at\a^e  bar* 
bietet.  Q^  ift  faft  unglaubßd^,  bag  inteQigente  £eute  in  fotd^em  ®rabe  ftd^ 
irre  fül^rcn  la^en.  Qnm  2:eil  erftärt  e^  ftd^  atterbing«  baburd^,  bafe  S^aoep 
ein  ganj  fciteneö  %aUnt  jur  2:afd&cnfpielerfunft  befeffen  l^aben  foH.  ©leid^* 
rool^l  erfd&ien  e^  mir  beim  Scfen  ber  33erid^le  unfaglid^,  bafe  fo  bebeutenbe 
geiler  ftd^  einfd^leid^en  fonnten,  unb  id^  bef^lofe  beiS^atb  im  grü^ja^r  1894, 
biefe  aSerfud^e  felbft  ju  roiebcrl^olen.  ^obgfon^  3luffd^lüffe  Aber  bie  oon 
SDaoep  angemanbtcn  a)Jet^oben  gaben  mir  bie  notmenbigen  ted^nifd^en  2ln^ 
leitungen,  unb  id^  oerfud^te  nun,  mid^  afe  aWebium  au^jubilben.  Slad^ 
einiger  3eit  fonnte  id^  bie  oerfd^iebenen  2Wanipulationen  aud&  mit  einer  ge* 
roiffen  gertigfeit  au^fü^ren,  unb  ba  meine  erftcn  SBerfud^e  über  ©noarten 
glüdften,  lub  id^  oerfc^iebene  Sefannte,  ©ele^rte,  ©efd&äftiSleute,  Sournaliften 
u.  a.  }U  einer  Steige  oon  ©ifeungen  ein.    S)a  faum  jemanb  getommen  märe. 


(SjrperimenteUe  Unterfud^ungen  über  bic  8eoBac^tung§fc^(cr.  345 


TOCim  iä)  fic  ju  S:af(^cnfpiclerfunfifiä(lcn  cingcloben  l^ätte,  fo  nannte  id^  e^ 
„fpiritifüfd^c  ^^önomcnc".  3)ic  ©ifeung  fclb|i  leitete  id^  mit  ber  Se^ 
tnertung  ein,  boö  in  ben  5ß^änomenen,  bie  ic!^  ju  jeigen  l^offte,  nod^  oiele^ 
vo&tt,  xoa^  xä)  fetbft  nid^t  oerfiänbe.  3<$  icd  he^f)alb  bie  älntoefenben^  ge^ 
nau  aufjupajfen  unb  mir  fo  balb  afe  möglid^  eine  genaue  SBefd^reibung  oon 
bem,  maS  fie  gefe^cn  Ratten,  ju  liefern. 

9(uf  biefe  äBeife  erhielt  id^  aUmd^nd^  ettoa  20  ^erid^te,  oon  benen  id^  ^ier  einige 
mit  ^vlaubnid  ber  ^leferenten  loiebergebe.  ^a  id^  felbft  balb  roa^mo^m/  ba^  id^  gar 
lein  2;a(ent  für  bie  3;afd^enf|)ieler!unft  befaj/  fo  war  mein  Slepertoire  immer  fe§r  be* 
fc^önÜ;  ic^  roagte  mid^  nie  über  bie  leic^teften  ^unftftücfe  ISiinau$  unb  Iie(  ouc^  niemanben 
mel^r  ald  einmal  anroefenb  fein.  3n  S^ergUic^  }u  ^aoepd  9$erfuc§en  ftnb  bie  meinigen  fe^r 
Öefc^eiben.  2lber  gerabe,  roeil  er  ein  guter  a;afd^enf|)ieler  roar  unb  id^  ein  fd^Ied^ter,  fmb 
meine  S3erfuc§e  ebenfo  intereffant  roie  bie  feinigen,  n)eil  fie  iti^tn,  wie  wenig  ba^u  ge« 
1^,  um  felbft  intelligente  unb  tüchtige  S3eobac§ter  au  täufd^en.  Xa^  id^  bem  nic^t  txtt^ 
ge^en  !onnte,  aud^  einmal  ^entlarot"  s«  werben,  oerfte^t  ftc^  von  felbft;  aber  e«  gelang 
bod^  nur  einem  ober  sroeien  oon  ben  Teilnehmern  an  meinen  ©i^ungen,  mic^  auf  frifd^er 
^at  SU  ettappen,  unb  biefe  waren  ftd^  au^erbem  fc^on  im  ooraud  flar  barüber,  ba| 
bie  Seiftungen  nur  Xafd^enfpielerfunftftüde  feien.  Uebrigend  gelang  ed  i^nen  nur  bei 
einem  einseinen  S^erfud^e,  ben  Sufammen^ang  nac^suweifen;  mehrere  ber  nad^folgenben 
aXanifefttttionen  erfc^ienen  i^nen  trojjbem  rätfel^aft.  §ierau3  lann  man  fic^er  ben  ©d^lufe 
sieben,  ba(  e$  im  aEgemeinen  siemlic^  gleid^gültig  ift,  ob  bie  ^moefenben  eine  ^^nung 
oon  ber  wahren  9iatur  ber  Seiftungen  flohen  ober  nid^t.  SEBeiJ  man,  baj  c«  Xafd^en^ 
fpielerfunftftüde  finb,  fo  pa^t  man  oicHeic^t  ttroa^  beffer  auf  ba«  3Kebium  auf;  aber 
ed  ift  nic§t  jebermann^  @ac§e,  einem  ^^afc^enfpieler  auf  bie  Ringer  su  fe^en. 

^amit  ber  Sefer  ftd^  nun  felbft  ein  Urteil  bilben  !ann,  wie  weit  swei  ^arfteUungen 
berfelben  @ac§e  oon  einanber  abweichen  fönnen,  fü^re  ic^  sunäd^ft  swei  Sendete  über  bie- 
felbe  Siftung  wortgetreu  an.  9llle  Flamen  finb  burd^  wiHfürtid^c  Sud^ftaben  erfetjt. 
SÄeine  Iritifd^en  Semerhingen  au  ben  g^^lem  finb  aK  Slnmerlungen  unter  ben  ^ejt  ge* 
fe|t.  2)afür  bafe  id^  —  unb  nic^t  etwa  bie  Seobad^ter  —  red^t  l^atte,  !ann  ic§  garantieren ; 
bemt  olled,  wad  ic^  t^,  war  forgfältig  oor^er  einftubiert.  ^u^erbem  fc^rieb  id^  gleich 
nac^  jeber  Siffung  eine  genaue  ^arfteUung  oon  bem  ganaen  Hergang  nieber,  unb  ^ier 
!onnten  boc^  nid^t  gut  geiler  mitunterlaufen,  ba  id)  ja  wu^te,  mit  welchen  2Rani* 
pulationen  bie  oerfd^iebenen  SKanifeftationen  ausgeführt  waren.  3^  bemerfe  §ier  nod^, 
ba^  bie  beiben  sperren,  beren  ^erid^te  ic^  ^ier  wiebergebe,  oon  ber  ^orauSfef^ung  au$« 
gingen,  ba(  jebe  ^afc^enfpielerei  oudgefd^loffen  fei. 

§erm  31.  Ö.S  »eric^t. 

„5lm  3Kontage  b.  5.  a)iÄra  1894  waren  $r.  (5.  2).  unb  ic§  gebeten,  einigen  @Eperi^ 
menten  in  Dr.  S.$  Laboratorium  beiauwol^nen.  9Za($bem  wir  sundd^ft  forgfältig  ben  Sifd^, 
an  bem  wir  fa^en*)/  unb  bic  3:afeln,  mit  benen  bie  SJerfuc^e  angefteHt  werben  foHten*), 
unterfud^t  Ratten,  würben  wir  aufgeforbert,  gragen  S"  fteHen.    ^ie  erfte  lautete:  „Äommt 


*)  2)er  3:ifc^  würbe  allerbing«  unterfuc^t,  aber  bei  weitem  nic^t  „forgfältig".  @d 
wirb  gar  nid^t  erwähnt,  ba(  auf  bem  Sifc^e  ein  3^i($enbrett  lag,  bad  über  bie  Xifc^platte 
hinausragte  unb  gegen  welches  bie  Xafeln  in  ben  folgenben  S5erfu(^en  angepreßt  würben. 

*)  9htr  eine  2;afel  würbe  unterfu($t;  wäre  biefeS  aud^  hti  ben  anberen  ber  gaU 
gewefen,  fo  wären  bie  fpöteren  SSerfud^e  laum  gelungen. 


346  ^<t^  menfc^Iic^e  SeoBac^tungSoertnögen. 


in  biefem  Sa^rc  ein  SJergleic^  juflttnbc?"*)  Dr.  2.  f)xtlt  bann*)  eine  gewö^nlidje  %a^tl, 
bie  mix  im  ooraud  obgettocfnet  l^atien,  unter  ben  Xi]^.  Qrüi^^tn  ben  gfläc^en  ber  2;afel 
unb  bed  Xifc^ed  n)ar  ein  !Ieine$  BtM  Griffel  angebrad^t,  fo  ha%  badfelbe  eben  $(a^ 
f^aüe,  f\d)  5U  bewegen. 

SBir  ma^Un  nun  SJerfuc^e  na($  biefer  Slic^tung  §in*)  unb  lonnten  ^ören,  wie  ber 
Griffel  fid^  5en)egte;  ober  ed  mar  fein  ftc^tbared  3^i<^^>^  <^"f  ^^^  3;afe(,  nenn  nnr  fte 
§erauöna^me;i.  5>err  (E.  2).  unb  i($  fc^Ioffen  nun  bie  ^tttt,  inbem  er  unb  Dr.  2.  bie 
Xafel  unter  ber  ^ifd^platte  feft^ielten  unb  id^,  ber  id^  sroifd^en  i^nen  fo^,  fte  beibe  mit 
ben  ibänben  l^ielt.  ^a  man  im  2au^t  einiger  HRinuten  nic^td  vom  Griffel  ^örte,  fo 
roec^felten  d.  2).  unb  ic^  bie  ^W^e«)  unb  Dr.  2.  fragte:  ^SBirb'«  balb?"  Äurj  borouf 
hörten  mir  ben  ®riffcl  roffeln,  unb  aI3  bie  Xafel  ^croorfam,  ftanb  auf  berfelben  rec^t 
beutlic^:  ^.§ier  ftnb  wir,  ^fgc^e."  3)ie  2:afel  würbe  bann  abgeroifd^t  unb  cot  i^ren  alten 
$Ia^  gebracht;  gragc:  ^5tommt  ein  3Jcrg(eid^  biefe«  Sa^r  juftanbe?"  mürbe  mieber^olt, 
unb  abermal«  raffelte  ber  ©riffeH).  3Cuf  ber  2:afel  ftanb  nun  ganj  beutlid^:  ^SBir 
glauben  ed."  JDie  3:afel  mürbe  roieber  unter  ben  ^ifc^  gehalten**)  unb  mir  btlbeten  roie 
oor^in  eine  ^ttit,  worauf  bie  näd^fte  JJrage:  ,,3öie  alt  ift  §crr  ©.  ^.?''  geftcUt  mürbe. 
Söir  befpra($en  ietjt  rec^t  lebhaft  bie  SWittel,  burc^  wel(^e  bie  ©d^rift  ^crüorgerufen  werben 
tonnte,  unb  ^örten  injwifc^en,  wenn  wir  baö  Dfjr  auf  ben  %\^^  legten,  wie  ber  @riffel 
auf  ber  2:afel  tanate.  211«  bie  Ic^tere  wieber  ^eroorge^olt  würbe,  zeigten  ft(^  bie  folgenben 
nic^t  unbefannten  2öei«^eitSworte,  bie  mit  einer  befonber«  beutlic^en  öanbfc^rift  gef(^eben 
waren,  jebo(^  o^ne  baj  bicfe  ber  §anbfc§rift  eine«  ber  «nwefenben  glic^®): 

„(S«  giebt  me^r  3)ing'  im  öimmel  unb  auf  @rben, 

Sil«  (Sure  ©c^utweid^eit  —  auc§  bie  ^ö^ere  9Watematif  —  fic§  träumt,  ^amlet''***). 

3öir  bemerften,  baj  §amlet,  ber  wa^rfc^einlic^  au«  Stücfpc^t  auf  $erm  6.  3).«  tln^ 
wefen^eit  ben  ^affu«  oon  ber  §ö^eren  „3Ratematif"  eingefd^muggelt  ^atte,  biefe«  SBBort 
o^ne  l)  f(^rieb.    6.  3).  unb  ic^  erflftrten,  ba^  wir  geneigt  feien,  biefen  Suc^flaben  feftsu» 


')  u.  *)  @rft  würbe  bie  2:afel  unter  ben  Xifc^  gebrad^t,  bann  begann  eine  lange 
poUtif(^e  Unterrebung,  bie  jur  erwähnten  grage  führte,  bi«  ic^  jutetjt  barum  bot,  baj  eine 
beftimmte  grage  geftellt  werben  möge. 

*)  3)ie«  gefc^a^  erft  oiel  fpdter,  al«  jum  zweitenmal  eine  ©d^rift  auf  ber  3;afel 
entftanben  war. 

^)  3)ie  Xafel  lag  auf  bem  Xifc^e,  al«  ber  SGßec^fel  ber  $W^e  ftattfanb,  war  aber 
fc^on  unter  bem  ^ifd^e,  al«  ber  SBec^fel  au«gefü§rt  war. 

0  ^ier  ift  oergcffen,  baj  bie  ^löfte  ber  Ferren  91. ».  unb  ©.  3).  nocft  einmal  ge* 
wec^felt  würben,  wä^renb  bie  2:afel  ^eroorgenommen  worben  war  unb  nun  auf  bem 
3:ifc^e  lag. 

-)  5n  öejug  auf  bo«  golgenbc  f)at  ba«  @cbäd^tni«  §errn  91.  ».  ooaftdnbig  im 
Stiche  gelaffen.  9Jic^t  eine,  fonbern  jwei  2:afeln  würben  gebraucht,  bie  auf  bem  2if(^e 
lagen;  swifc^en  i^nen  war  treibe.  Xa  wir  jebod^  nic^t  gleich  eine  Schrift  barouf  er^ 
hielten,  na^m  ic^  bie  fpäter  erwähnte  oerfc^loffene  2;afel  unb  bat,  in  biefelbe  eine  gfroge 
SU  fc^reiben,  o§ne  ba^  ic§  e«  fa^.  3Bä§renb  bie«  gefc^rieben  würbe,  machte  i^  mir  etwa« 
mit  ben  auf  ben  2;ifcijen  liegenben  Xafcln  ju  fd^affen,  wa«  gar  nit^t  bemerft  würbe.  Srgl. 
§errn  ©.  2).«  öerid^t,  »erfuc^  3. 

^)  3ft  zweifelhaft;  fte  \af)  meiner  $anbfd^rift  in  bebenllic^er  SBeife  ħnlic§. 

^^)  SBie  in  9lnmer!.  8  erwähnt,  erfc^ien  biefe  Schrift  jwift^en  jwei  2:afeln,  aber 
e«  würbe  gar  nic^t  h^^Ut,  baj  ic^  bie  Xafeln  umfe^rte,  al«  ba«  ©(^reiben  ju  dnbe  war 
fo  ba^  bie  oberfte  bie  unterfle  würbe.    Huf  ber  letzteren  ftanb  ba«  lange  3i^<^* 


©^erimentede  Unterfuc^ungen  übet  bie  Beobac^tungSfe^ler.  347 


fyiiUn,  »ä^renb  Dr.  2.  bied  fc^on  (dngfl  aufgegeben  ^atte*).  —  ^ie  ^rage  nac^  (S^.  ^A 
9(lter  lourbe  mit  einem  ®efn(e(  beanhoortet,  bad  leiner  oon  und  au  entziffern  oermod^te. 
Dr.  2.  überreichte  uni  barouf'O  ^^  limine  ^oppeltaf et ,  bie  oerft^loffen  »erben 
!onnte,  unb  hat  mid^,  eine  fjrage  ttuf  bie  gnnenfWU^e  fd^reiben  unb  ^inaufügen  ju  rooHen, 
ob  ic$  bie  9(ntn)ort  mit  rotem,  meinem  ober  blauem  ®riffe(  gefc^rieben  au  §aben  mfinfc^te. 
3n  ©.  2).«  ©egenmart  fc^rieb  ic^  —  mä^enb  Dr.  2.  jidj  fo  weit  entfernt  ^e,  ba^ 
er  e«  unmöglich  fe§en  lonnte*«)  —  bie  folgenben  SBorte:  ,,300  ift  9tonfen?  Slot!"  SdJ 
legte  felbft  ein  ©tütfd^en  eine«  weiften,  roten  unb  blauen  ©riffel«  aroifc^en  bie  Skifeln, 
t>erfc§(oft  fte  mit  bem  Sd^Iüffel  unb  ftetfte  biefen  au  mir.  ^te  ^oppeltafel  blieb  einige 
3cit  auf  bem  2:ifc^e  liegen,  rod^renb  wir  einige  ©gperimente  mit  bem  ?f9c§ograp§en  an^ 
flettten,  bie  ebenfo  wie  ein  anberer  SJerfuc^,  ben  Oriffcl  aur  3RitteiIung  beffcn  au  bewegen, 
wo«  auf  Seite  7  Seile  5  in  einer  2)o!torbi«putation  flänbe,  »oUftänbig  miftglücften^*). 
3)ann  ergriffen  wir  bie  2)oppettafeI"),  fc^Ioffen  bie  Stettz  wie  oor^in  unb  ^ord^ten,  wa« 
ba  lommen  würbe.  ^^  ^obe  oergeffen  mitzuteilen,  baft  jebedmal,  e^e  ber  ©riffel  feine 
3:^gfeit  begann,  einige  neroöfe  gutfungen  burc^  baä  3Rebium  gingen.  2)iefc  a^igten 
ftt§  nun  wieber,  ber  ©riffel  raffelte,  unb  atö  bie  a;afel  ^eroorfam,  flanb  in  Ü^r  gana  beut* 
lic^  mit  roter  Schrift  meiner  grage  gegenüber  ;,S3ei  bem  SRorbpot".  €.  2).  unb  ic^ 
gingen  bann  ganj  erftaunt  nac§  §aufe**). 

§erm  ©.  2).8  öerid^t. 

2)ie  aw  ^^  Serfud^en  benujten  ©d^iefertafeln  waren  oor^er  unterfud^t  unb  oon 
^erm  91.  ö.  unb  mir  abgewifc^t. 

Serfuc^  1.  @3  würbe  bie  grage  gefteHt:  „Söirb  in  bem  laufenben  gal^e  ein 
politif(^er  Serglei(^  gefd^loffen  werben?"  ®ine  Schiefertafel,  auf  welcher  ein  ©riffcl  oon 
«twa  V3  S^^  Sänge  lag,  würbe  unter  ber  a;ifc§platte *^  an  beren  Slanb  angebracht  unb 
burc^  einen  leichten  2)ruci  gegen  bie  Sifc^platte  oon  Dr.  2.  unb  mir  mit  ber  redeten  be« 


♦)  2)er  Sinn  ift  ber:  (E.  3).  unb  91.  ».  wollen,  entfpred^enb  ber  früheren  Äed^t« 
fd^reibung  im  2)änifd^en,  bad  ^  im  SBorte  ^at^emati!  feft^alten,  wft^renb  Dr.  2.  gemftft 
ber  neueren  9lec^tfc^reibung  biefe«  1^  geftric^en  ^cd.    9lnm.  be«  Ueberfetfer«. 

")  OJefc^aij  oiel  früher;  orgL  9lnm.  8. 

**)  3c§  faft  am  2;ifd^e,  war  aber,  wie  in  9lnm.  8  erw&^nt,  fe§r  eifrig  mit  ben  beiben 
2:afeln,  bie  oor  mir  lagen,  befd^dftigt. 

**)  Unmittelbar,  nac^bem  ^amlet«  SBorte  jtc^tbar  geworben  waren,  fam  bie  Siebe 
auf  ben  $f9c§ograp§en ;  biefer  würbe  ^eroorgel^olt,  unb  $err  @.  2).  unb  id^  oerfuc^ten  mit 
beffen  $ilfe  bie  9lntwort  auf  bie  ^rage  nac§  feinem  9llter  au  erhalten.  ®d  a^igten  fic^ 
nur  Striche,  fo  baft  ber  $erfuc§  atö  mißlungen  beaeic^net  werben  muftte. 

'-*)  2)ie  ©efc^id^te  oon  ber  2)oftorbid|mtation  ift  fe^r  htra  berichtet.  (Sd  ifl  oergeffen 
worben,  baft  beibe  Ferren  an«  anbere  @nbe  be«  Si'U'Ußf^  "^c^  einem  Sc^ranl  gegangen 
waren,  um  ba«  betreffenbe  Suc^  ^erau«aune^men,  wd^renb  ic$  am  ^ifd^e  fi^en  blieb.  2)ar* 
auf  ging  ic$  mehrere  SRinuten  lang  au«  ber  Stube  §inau«;  al«  ic$  wieber  aurücffam, 
faften  bie  beiben  Ferren  wieber  am  2:ifc$e. 

**)  2)a«  ging  fo  au,  baft  id^  bie  a:afel  mit  ber  Knien  §anb  na^m,  fie  unter  ben 
2:ifc$  führte  unb  mit  ber  redeten  $anb  in  bie  ric^ge  Sage  unter  ber  Xifd^platte  brachte. 

'^)  3d^  war  felbft  fe^r  erftaunt,  baft  ic§  nic^t  gleich  entlarot  worben  war.  ®«  war 
eine  meiner  erften  Si^ungen,  unb  id^  war  l^od^erfreut  über  ben  glüctUd^en  9lu«fall. 

")  9htr  eine  Xafel  würbe  unterfuc^t.  2)a«  geic^enbrett,  ba«  auf  bem  ^ifc^e  lag, 
wirb  gar  nid^t  erwähnt;  orgl.  übrigen«  9Cnm.  1  unb  2. 

*^  Sie  war  fd^on  lange  unter  bem  ^ifd^e  gewefen,  el^e  bie  (Jrage,  burd^  bie  Unter« 
Haltung  oeranlaftt,  gefteUt  würbe,  orgl.  9lnm.  8  unb  4. 


348  ^0^  menfd^Uc^e  16eo5a(^tungdoermögen. 

Sie^ungdioeife  Iin!en  $anb  geilten,  di  lourbe  fobomt  eine  jtette  geitlbet  unb  itoax  fo,  ba^ 
^  S.  Aber  bem  Xi^^t  Dr.  £.$  lin!e  unb  meine  rechte  :&anb  mit  feinet  Unfen  unb 
redeten  $anb  fa|te.  ^er  9lanb  ber  ^el  Einbette  ben  ©riffel  boton,  bie  2:if<^latte  ju 
berühren.  3(^  oettoufc^e  meinen  ^lo^  mit  9.  93.,  ba  bet  $erfuc^  nic^t  gleid^  gelingen 
wollte");  baÄfelbe  war  bei  mehreren  fpdteren  S}erfu(^en  ber  goll*^.  ©ei  allen  Serfuc^en 
gingen  oon  S^^  5^  3^^  gleic^fom  nervbfe  gudfungen  bun^  Dr.  2.  QMblx^  trotte  man 
einen  fc^tabenben  2aut;  ald  berfelbe  auf§5rte,  unb  Dr.  2,  bie  2:afel  auf  ben  2;if(^  legte, 
fianb  auf  berfelben  eine  juf ammen^dngenbe ,  aber  unlefetlic^e  6($rift  —  eine  QtiU  mit 
tlnterf($rift«0. 

85erfu(5  2.  2)ie  grage  mürbe  auf«  neue  gefteHt  unb  ber  Serfuc^  in  berfelben 
SS^eife  mieber^olt.  ^ie  !i:afel  3eigte  barauf  eine  3^^^  ^it  brei  SBorten,  oon  benen  bad 
erfte  unb  ba«  UI^U  fc^r  einem  ^mie"  unb  ^^boS"  ä§nlid^  fo§,  roä^renb  bad  mittelftc  un^ 
leferlid^  mar"). 

9iun  legte  Dr.  2.  un*  jmei  Meine  fd^roarje  Xafeln  »or**),  bie  auf  ber  einen  Seite  mit 
Sd^amieren  oerbunben  maren,  fo  ba^  fie  mie  ein  93u($  auf gef plagen  werben  tonnten; 
mittelft  eine«  @c§lof[ed  tonnten  bie  tafeln  auf  ber  ben  Scharnieren  entgegengefe^en 
Seite  oerfd^loffen  werben,  fo  ba^  ba«  Sud^  nic^t  geöffnet  werben  tonnte.  3««  3«n«ni 
ber  2;afel  lagen  brei  Stücfd^en  ©riffel,  wie  bad  oben  erwähnte,  aber  t>on  oerfc^iebener 
Sarbe.  5luf  Dr.  2A  3lufforberung  f(^rieb  9-  ö.  auf  bad  Jnnere  ber  2:afel  bie  grage: 
^SBo  ift  9lanfen?  Slot."  2)aS  letjte  3öort  fottle  bebeuten,  baj  bie  Antwort  mit  bem  roten 
©riffel  gefc^ricben  werben  foUte.  Dr.  2,  wu^te  nic^t,  wa«  gcfd^rieben  würbe.  25ie 
2:afcl  würbe  oerfd^loffen  unb  lag  bann  auf  bem  Xifc^e  oor  81.  S.  unb  meinen  5lugen, 
bi«»*)  fie  bcnutjt  würbe;  21.  S.  na^m  ben  Sd^lüffcl  an  ftd^. 

S^erfud^  3.  Qmi  gleiche  Schiefertafeln  würben  mit  ben  9iänbern  aneinonber  unb 
mit  einem  Stüdc^en  ©riffel  baawifc^en  auf  ben  Xx\^  gelegt;  unb  e«  würbe  beftimmt,  ba| 
ber  Serfuc^  barauf  abjielen  foUte,  (S.  2).«  Sllter  3U  erfahren.  2)ie  brei  Xeilnc^mer  legten 
äße  bie  gingerfpijcn  an  bie  Slänber  ber  tafeln.  9iac§  furjer  S^it  f)'6ttt  man  einen 
fd^rabenben  Saut-*),  ber  mir  aUcrbing«  nid^t  oon  ben  3:afeln**)  ju  tommcn  fc^ien;  er 
^örtc  auf,  wenn  Dr.  2,  feine  $änbe  oon  ben  Xofeln  na^m  unb  begann  wiebcr,  wenn  er 
pe  wieber  barauf  fejte.  21B  bo«  ®eräufc§  aufhörte,  würben  bie  a:afeln  oondnanber  ge* 
nommcn,  unb  bie  eine  seigte  folgenbcn  Saft  mit  ooHfommcn  beutlic^er  Schrift: 


*•)  e«  wirb  nic^t  erwähnt,  bafe  bie  Jafel  ^croorge^olt  war  unb  auf  bem  Xifc^ 
tag,  al«  ic^  $um  Söec^feln  ber  ^loftc  aufforberte;  aud^  nic^t,  bafe  bie  Xafel  wiebcr  unter 
ben  2:ifc^  gebracht  würbe,  al«  ber  fficc^fel  ftattfanb.    Sie§e  «um.  6. 

'")  3a,  aber  wann?    ©erabe  barauf  fommt  e«  an. 

•')  3luv  §err  6.  ^.  fanb  ftc  unleferlid^;  81.  ».  f^ai  fie  in  feinem  öerid^tc  ridjtig 
angegeben. 

*^)  ^ier  wirb  nic^t  erwö^nt,  ba|  bie  Xafel  wd^renb  biefed  Serfuc^ed  wenigftend 
einmal  ^eroorge^olt  war,  unb  bafe  ein  SBec^fcl  ber  ^läfte  unter  benfelben  Umftänben,  wie 
in  8(nm.  19  erwähnt  ift,  ftattfanb. 

'^)  9äd^t  rid^tig;  ed  war  fpöter,  ald  SSerfuc^  3  bereit«  begonnen  f^attt. 

**)  2)ie  lofel  war  wenigften«  oier  HÄinuten  tang  unfic^tbar,  e^  fte  benuftt  würbe. 

**)  öcoor  bie«  gefc^a^,  trat  eine  $aufe  im  Serfuc^e  ein,  wä^renb  beffen  bie  oben 
erwd^nte  grage  in  bie  gefc^loffene  ^ofel  gefc^rieben  würbe. 

^)  (S«  ift  ber  8Rü^e  wert,  barauf  s»  achten,  ba^  ^err  81.  9.  gerabe  bei  biefem 
SJerfuc^e  ^eroor^ebt,  ba^  er  ben  ©riffel  auf  ber  2:afel  tonnte  tanjen  ^ören,  wenn  er  ba« 
0§r  auf  bie  2:ifc^))tatte  legte,  ^err  6.  ^.  meinte  bagegen,  ba^  ba«  @er&ufc§  oon  einer 
5!öafferleituug  in  ber  ecfe  bc«  Simmer«  ^errü^e.   Srgl.  S.  329. 


(S^perimenteUe  Unterfuc^imgen  üBer  bie  SeoBac^tungdfe^Ier.  349 


„(^^  gie(t  me^r  2)ing'  im  ipitnmel  unb  auf  ©rben, 

31IÄ  @ure  ©d^uIroeiS^cit  —  feI5ft  bic  ^ö^cre  3Ratcmatif  —  pc^  träumt.   $amlet"*0- 

Scrfuc^  4.  31.  93  unb  i^  merftcn  uniJ  nun  bic  Söorte  einer  Seife  in  einem  Be« 
fümmten  ©uc^e,  fowie  bie  3a^l  ber  6eite  unb  Seile,  ol^ne  Dr.  2.  zima^  bapon  mitau^^ 
teilen»^.  @Ä  grücfte  jeboc^  nid^t  nac§  ber  in  SSerfud^  1  angeführten  a)let§obe,  biefe  Söorte 
ober  bie  S^iummem  auf  bie  3;afel  gefc^rieben  au  5e!ommen.  SlIS  Dr.  2.  anfing  fic^  mübe 
i^u  fügten,  fd^ritten  wir  au  bem 

Serfuc^e  5.  3)ie  fc^roarae  2)op|)eItafeI  würbe  auf  ben  %x^(f^  gelegt  unb  ebenfo  be^: 
^anbelt  wie  bie  2:afeln  im  SJerfud^e  S*^).  9iac§  SJerlauf  oon  gana  furaer  Seit,  von  foum 
jtoci  aRinuten,  erflärte  Dr.  S.  ben  SJerfuc^  für  beenbet;  bie  2:afel  würbe  geöffnet.  (Segen* 
über  oon  ber  niebergefd^riebenen  grage  ftanb  mit  oottfommen  beutlic^en  roten  »ud^ftaben: 
„öei  bem  SlorbpoL" 

e§  bcbarf  faum  cincö  tocitcrcn  Äommentarg  ju  bicfcn  Sendeten.  35ie 
bciben  3)Qrftcflun9en  xoei^m,  toie  man  fic^t,  nid^t  roenig  ooneinonbcr  ab; 
nid^t  attein  bie  cinjclncn  SBerfud^c,  fonbcrn  aud^  i^rc  SRci^cnfoIgc  wirb 
ocrfd^ieben  gcfd^Ubert.  hieraus  folgt,  bafe  roenigficnS  bie  eine  berfelben  un* 
rid^tig  fein  mufe.  Sl^otfod^e  ifi  e^  aber,  wie  meine  Slmnerfungen  beioeifen, 
bafe  beibe  Seobad^ter  fid^  nid^t  unbebe^tenber  gel^Ier  fcl^ulbig  gemad^t  l^aben. 
S)iefe  gel^Ier  gehören  aber  allen  oben  enoä^nten  ©ruppen  an.  ®g  finben  fid^ 
}.  S.  eigentlid^e  geiler  ber  ©inneöroal^me^mung  —  bie  SRid^tung  beS  ©d^alle^ 
wirb  falfd^  beurteilt.  (&^  finben  fid^  gel^ler  ber  Slufmerffamfeit,  inbem  eine 
aWenge  äufeerfi  bebeutungiJooIIer  SBeioegungen  meinerfeits  einfad^  überfe^en 
worben  finb,  weil  bie  Slufmerffamfeit  nid^t  barauf  gerid^tet  geroefen  i|i.  ©nblid^ 
ifi  ein  ganjer  Raufen  oon  ©ebäd^fni^fe^lern  oorl^anben.  ©nige  ber  SSer* 
fud^e  werben  ganj  oerfel^rt  befd^rieben;  bie  Orbnung  ber  einjelnen  Segeben* 
Reiten  i|i  nur  in  ben  ^auptjügen  rid^tig;  oerfd^iebene  Umfiänbe  finb  ganj 
ocrgeffen.  ©anj  fi^nlid^  oerl^ält  e^  fid^  aud^  mit  allen  übrigen  Sendeten, 
bie  id^  erl^altcn  l^abe.  3)ie  beiben  l^ier  angeführten  finb  feine^megiS  bie  fd^led^tefien; 
id^  l^abe  fie  nur  be^l^alb  au^gemä^lt,  meil  fie  bie  au^fü^rlid^flen  finb.  Slnbere 
weifen  nod^  größere  Slbmeid^ungcn  oom  wahren  ©ad^oerl^alt  auf.  SBBir  feigen 
alfo  an  biefem  Seifpiel,  mie  eiS  unmöglid^  ifi,  Segebenl^eiten  oon  un* 
befannter  Slatur  rid^tig  barjufiellen.  aWan  meife  then  nid^t,  worauf  man 
ad^ten  fofl,  unb  ba  bie  ßreigniffe  fd^einbar  ol^ne  inneren  3wföwimenl^ang 
ganj  planlog  einaitber  folgen,  ifi  man  unfäl^ig,  i^re  SReil^enf olge  ju  erinnern. 
2)egl^alb  erfd^einen  bie  Gegebenheiten  in  einem  fold^en  Serid^t  l^öt^fi  munber* 
bar,  roal^renb  bag  (San^e  in  SBirflid^feit  fel^r  natürlid^  oor  fid^  gel^t. 

3d^  möd^te  nod^  auf  einige  ganj  intereffante  5ßunfte  in  ben  Sendeten 
^weifen,    ©o  bient  folgenbeS  red^t   jur  Sflufiration  eines  im   täglid^en 

*0  2)iefeS  lange  6d^reiben  war  bie  Slntwort  auf  eine  oon  mir  in  ber  Sn)ifd^enaeit 
gefteOte  ^a%t,  bie  man  gana  oergeffen  au  f)abtn  fc^eint. 

**)  3)ie  SJerfuc^e  mit  bem  ^^(^ograp^en  fd^einen  oergeffen  au  fein.  @«  wirb  auc^ 
nic^t  enod^nt,  ba^  bie  beiben  Ferren  am  Sc^ranfe  waren,  um  ein  Suc^  ftd^  audauwd^Ien, 
unb  ba^  ic^  unterbeffen  aud  bem  S^^^^  9^9  y  ^rg(.  Slnm.  13  unb  14. 

*^  Serfe^rt;  fte  fam  unter  ben  Xifd^,  oergC.  SCnm.  15. 


350  ^^^  menfc^Iid^e  Qeo5a(^tung9t>ermogen. 

Seben  l^öufifl  oorlommenben  »eobad^tung^fel^Ier«*  3«  ^^cr  ©ilung  TooDtc 
id^  bag  oben  enoä^nte  erpcrimcnt,  ben  SBortlaut  einer  befümmten  Qdk  in 
einem  mir  unbelaratten  »ud^  auf  bie  Xofet  ju  fd^reiben,  au^fü^ren.  SHe  S^eil* 
nel^mer  l^otten  jid^  biefe  3^^^  gemerft.  3luf  ber  2;afel  erfd^ienen  bie  SSSorte: 
„Sag  ifi  rool^l  ha^  aWapmum''*),  inbe»  fo  unbeutlid^,  bofe  feiner  ber  an» 
roefenben  eS  lefen  tonnte,  felbfl  id^  nid^t,  ber  id&  ei^  gefd^rieben  fyiüt.  S)te 
2;afel  mürbe  umgebrel^t,  unb  ate  bie  ©d^rift  auf  bem  Äopfe  fionb,  rief 
einer  ber  3lnmefenben  auiS:  ,/S>a^  ifi  ja  rid^%  menigfieng  bo«  erfle  SBort! 
es  fielet  jo  bo  ,Unteifud^ung' **)  unb  bamit  fängt  bie  3^^  1^  gerabe  on." 
3m  Serid^te  biefeiS  2;eiIne]^meriS  ifi  baiS  natürlich  atö  etmaiS  fel^r  äBunber^ 
barei^  l^eroorgel^oben,  bag  ein  äßort,  meld^ei^  bad  SRebium  gar  nid^t  gäamtt 
l^abe,  auf  bie  SJafel  gefd^rieben  morben  fei.  S5ie  ©ad^e  ifi  jebod^  fe^r  ein* 
^ad) ;  ber  33etreffenbe  mufete,  mos  bort  fiel^  foDte,  unb  beS^alb  legte  er  ein 
unleferlid^ei^  @elri|el  ate  jenei^  SBort  auiS.  ^an  lann  faum  ein  ^übfd^ered 
Seifpiel  oon  einer  3Dwfion,  einer  Ueberfd^äfeung  ber  2lel^nKd[ifeit  oon  ctmaS 
Unbelonntem  mit  etmaiJ  SBefonntem,  finben.  SBir  begreifen  bemnad^  aud^ 
leidet,  bafe  oiele  ©piritifien  in  befHtnmten  ^Oeifierfd^riften''  bie  ^anbfd^rift 
einei^  oerfiorbenen  ^reunbei^  ober  eines  SSermanbten  mieberertennen. 

9lod^  ein  Umfianb  oerbient,  ermähnt  }U  merben.  93ei  bem  93ergleid^ 
ber  oerfd^iebenen  oortiegenben  S3erid^te  l^abe  id^  eine  groge  Steigung  ber 
©etel^rten  jum  ©pfiematifieren  gefunben.  3^w  ©arfießungen  finb  nid^t  auS* 
fd^Iiefelld^  SReferate;  fie  bearbeiten  baS  aWaterial,  fießen  bie  aSerfud^  in 
(Gruppen  jufammen,  fd^eiben  jmifd^en  bem  SSJefentlid^en  unb  Unmefentlid^en. 
aWan  fpürt  fd^on  ettoaS  oon  biefer  Xenbenj  in  einem  ber  oben  mieber^ 
gegebenen  Sendete;  in  anberen  tritt  biefelbe  nod^  beutlid^er  l^eroor.  ©S  ge^t 
fogar  fo  meit,  bafe  einige  nur  beiläufig  bemerfen,  einige  aSerfud&e  feien  mife* 
lungen,  unb  bafür  auSfd^liefettd^  bie  befpred^en,  meldte  glüdben.  6«  leud^tet 
ein,  bafe  ein  fold&er  Serid^t  eine  ganj  falfd^e  SSorfieKung  oom  eigentUd^en 
aSorgang  ermedft.  S)er  ßefer  mlrb  oben  mal^rfd^einlid^  empfunben  §aben, 
bafe  meine  Iritifd^en  Semerfungen  }u  ben  obigen  Serid&ten  bie  (greigniff e  oiel 
natürlid^er  unb  oerfiänblid^er  mad^en,  afe  mie  biefe  in  ben  Sendeten  felbfi 
erfd^einen.  ©iefer  ©inbrudE  beS  SBunberbaren  rül^rt  baoon  l^er,  bafe  fo  oiel^ 
überfein  unb  auSgelaffen  ifi.  SJenn  je  mel^r  auSgelaffen  mirb,  befio  über* 
natürlid^er  unb  unbegreifßd^er  erfd^einen  bie  greigniffe.  S)eS]^aIb  giebt  eine 
S)arfieIIung,  bie  meber  bie  mißlungenen  SBerfud^e  nod^  aud^  bie  oielen  Unter» 
bred^ungen  unb  oerbäd^tigeit  Umfiänbe  bei  ben  gelungenen  SJerfud^en  befprid^t, 
ein  l^öd^fi  unjuoerläfrigeS  Silb  oon  ben  SSorgängen.  aber  gerabe  biefeS  ifi 
ber  gatt  bei  oielen  oon  ben  SBeri^tcn,  bie  ic!^  oon  ©elel^rten  empfing,  mä^* 
renb  eS  bei  ben  anberen  weniger   ^eroortritt.     3luS    ber  Oefd^id^te  be« 


*)  3m  S)Änifc§en:  2)et  er  oel  aRojtmum! 
♦*)  3m  ^önifc^cn:  Unberfögclfe. 


(SspetimenteKe  Unterfuc^ungen  übet  bte  ^eobac^tungdfe^ler.  351 


©pirittömui^  roijfen  wir,  bofe  baSfelbe  oon  ben  ©arfteflungen  gilt,  bic  oon 
gorfd^em  wie  ßroole^  unb  S^ünex  über  il^rc  fpiritifiifd^en  Untcrfud^ungen 
geliefert  toorben  finb.  3m  britten  3lbfd[initt  würbe  barauf  l^ngeroiefen,  toie 
tnond^e»  in  biefcn  Serid^ten  au^gelajfen  ifl,  namentlid()  alle  iteinen  Umjlönbe, 
bie  für  boiS  SBerftänbni^  ber  ©ad^e  oon  großer  SBebeutung  finb.  6^  ift  be^^ 
l^alb  nid^t  unbered^tigt,  wem  xd)  bie  Unterfud^ungert  jener  SRänner  al^  gan} 
roetÜo^  bejeid^net  l^abe^  benn  man  oermag  eben  nid^t  )u  beurteilen,  wie  Diele 
il^rer  rounberbaren  SRefultate  einfad^  Seobad^tunggfel^lern  jujufd^reiben  finb. 
Unb  wenn  93eobad^tungiSfel^ler  bei  biefen  mobemen  Unterfud^ungen  eine  9to(Ie 
l^ben  fpielen  fönnm,  fo  ift  ed  n)enigfien8  ^öd^ft  n)al^rfd^einlid^,  bag  fte  aud^ 
auf  bie  @ntn)idflung  beiS  älberglaubend  in  älterer  3^it  Hinflug  gel^abt  l^aben. 
aSon  il^rer  öebeutung  in  biefer  SB^iel^ung  werben  nrir  gleid^  reben. 

(Sine  SemerEung  mug  jebod^  nod^  l^inpgefügt  werben.  @d  ift  fidler, 
hab  3)aDe9  fowol^l  wie  id^  unfere  9tefu(tate  burd^  5tafd^enfpielerei  erreid^t 
l^ben.  §ür  mid^  ift  e&  aud^  gonj  unjweifell^aft,  bajj  ©labe,  @glinton  unb 
alle  bie  anberen  9nebien  äl^nlid^e  äRittel  in  reid^em  aRage  anwanbten. 
^l^QfUalifd^e  ä){ebien  fmb  fo  oft  entlarot  worben,  baß  man  ie|t  leidet  nad^< 
weifen  lann,  wie  bie  oerfd^iebenen  3Ranife{lalionen  ungefäl^r  auiSgefül^rt 
werben.  SStber  beiSl^alb  ift  nid^t  jeber  3;afd&enfpieler  ol^ne  weitereiJ  ein  p\)y 
fifalifd^e^  3)}ebium.  99ei  meinen  eigenen  mebiumiftifd^en  Seiflungen  jeigten 
ftd^  wenigftenS  Slnbeutungen  oon  einigen  l^öd^ft  meriwürbigen  pf^c^iifd^en 
^l^önomenen,  bie  bis  }u  einem  gewijfen  @rabe  iebenfaOd  ben  gttnfUgen  äluiS« 
faO  ber  SSerfud^e  mit  bebingten.  3d^  jweifle  bei^^alb  nid^t,  ba§  gerabe  bai^ 
auftreten  biefer  gjl^änomene  ein  „aWebium"  oon  einem  gewöl^nlid^en  Safd^en* 
ffrieter  unterfd^eibet.  ^\x^  bemfelben  ©runbe  bin  id^  aud^  ber  ^Reinung,  baß 
©aoep  wirHid^  ein  „SWebium"  war;  er  l^at  nad^  meinem  2)afürl^alten  feine 
wunberbaren  SSerfud^  gar  nid^t  aui^f flirren  lömten,  ol^e  ein  oorjüglid^eS 
,,aRebium"  ju  fein,  wa^rfd^einlid^  in  ganj  bemfelben  Umfang  wie  ©labe 
unb  anbere  Serül^mtl^eiten.  älber  an  biefer  aRebiumität  ifl  nxä)t^  SBunber« 
bare«  ober  Uebematürlid^e«;  oielme^r  l^anbelt  e«  fid^,  wie  wir  fpäter  feigen 
werben,  l^ier  nur  um  befonbere  unb  intereffante,  aber  bod^  gan}  erflärlid^e 
pfpd^fd^e  3ufiänbe. 


5)ie  3ße&cututt0  bcx  38co6a($futt0$fc^fcr  für  ben  Hßcr^Caußcn. 

^K'ir  l^aben  nun  gefeiten,  wie  bie  oerfd^iebenen  feelifd^en  Sl^&tig^ 
feiten  infolge  i^rer  3iatur  beftimmte  Seobad&tungSfel^ter  mit  fid^  fül^ren,  auiJ* 
genommen,  wenn  befonbere  aSorlel^rungen  getroffen  werben,  ben  einjelnen 
^^terqueHen  entgegenjuwirfen.  2)iefe  äSorfel^rungen  lann  man  aber  nur  bann 
treffen,  wenn  man  bis  }u  einem  gewiffen  ®rabe  ^err  beS  }u  beobad^tenben 
©egenflanbeS  ober  $l^änomenS  i{l,  ober  wenn  man  fld^  wenigftenS  auf  bie 


352  2)tc  Scbeutung  bcr  8coba(^tungÄfe^Icr  für  bcn  Slberglouben. 


99eo6ad^tung  vorbereiten  tonn,  ©erabe  burd^  biefe  93or6ereitungen  unter« 
fd^eibet  ftd^  bie  met^obifd^e^  n^iffenfd^afttid^e  Unterfud^ung  von  ber  zufälligen 
93eo6ad^tung,  bie  barum  aud^  notn>enbigem)eife  mel^r  ober  n)eniger  unrid^tig 
toerben  mu|.  Unfere  e^perimenteOen  Unterfud^ungen  l^aben  benn  aud^  ooD« 
auf  betoiefen,  bag  tl^atfäd^tid^  jal^Ireid^e  ^el^Ier  bei  ber  93eobad^tung  oon 
ben  ^l^&nomenen,  über  beren  Statur  nmn  ftd^  nid^t  Ilar  ifl^  mituntertaufen. 
@d  leud^tet  bemnad^  aud^  ein^  bag  fel^r  oiet  älbergtaube  unb  eine  Sßenge 
fd^iefer  äSorfleOungen  aber  bie  ^l^änomene  birett  oon  fold^en  Seobad^tungi^« 
feistem  l^errül^ren  fann.  Qa  beim  erflen  33lidt  möd^te  man  oieHeid^  an* 
nel^men,  bag  aKe  fa(fd^en  SBorfleHungen  in  93eobad^tungiSfe]^lern  i^en  @runb 
^abm\  inbe^  ifl  ba$  bod^  nid^t  nottoenbig.  @in  ^l^änomen  ifi  oieOeid^t  gan} 
rid^tig  beobad^tet  wotbm,  unb  bod^  lann  man  infolge  übereilter  ©d^lüffe, 
meit  man  nid^t  auf  ber  notmenbigen  ©runbtage  ber  @rfal^rung  aufgebaut  l^at, 
e^  fa(fd^  auiStegen.  S)ieiS  ifl  fafl  unoermeiblid^^  menn  ber  ©egenftanb  nid^t 
einmal  rid^tig  beobad^tet  mirb.  ©old^e  auiS  SSeobad^tungÄfel^em  bireft  l^er* 
fiammenben  abergläubifd^en  äSorfleHungen  bienen  aber  nur  b(QU,  ben  fd^on 
e^ifUerenben  älberglauben  nod^  mel^r  ju  befefügen  unb  ju  beßarlen. 

(Sin  (Sinmanb  l^iergegen  märe  benibar.  @^  ifl  betannt,  bag  man  bei 
milben  aSölfem,  bie  fid^  ftetiS  im  greien  auffialten,  oft  fd^ärfere  ©inne 
afö  bei  ben  jioilifterten  SRationen  finbet;  namentlid^  fott  ber  ©erud^^ftnn, 
ber  bei  uniS  fo  gut  mie  leine  Siotte  fpielt,  bei  oielen  SBitben  ganj  außer* 
orbentlid^  fein  entmidCelt  fein.  99[uf  ®runb  l^ieroon  liegt  ber  ©d^lujs  nal^e, 
ba§  bie  »eobad^tunggfe^ler  in  frül^eren  Seiten  ober  bei  unjioitifierten  SBöHem 
oiel  geringere  93ebeutung  für  bie  @ntmidClung  ber  abergläubifd^en  äSorfteSungen 
gel^abt  ^aben  muffen  ate  mie  jefet,  meil  baiJ  feinere  SSkl^mel^mungi^oermSgen 
bie  jal^lreid^en  33eobac^tung2fel^ler  bod^  eigentlid^  au^fd^lie^  mflfete.  ©iefer 
©d^lug  ifl  jebod^  falfd^.  ©c^ärfere  ©inne  befäl^gen  ganj  gemiß  ben  äRenfd^m, 
©injell^eiten  auftufajfen,  bie  anberen  entgelten;  aber  tS  l^anbelt  ftd^  bei  biefen 
Seobad^tungen  fafl  nie  um  bie  feineren  S5etaite.  ©rl^ält  man  nur  eine 
rid^tige  SKuffaffung  oon  ben  groben  Umriffen,  ein  forrefteiS  Urteil  über  3eit* 
unb  SRaumoerl^ältniffe;  ^at  man  nur  eine  genaue  Erinnerung  oon  bem  @ange 
ber  SSegebenl^eiten :  f o  erreid^t  man  bamit  eigentUd^  aDeiS^  mal^  man  ermarten 
barf.  hierfür  bebarf  eä  feine^megS  befonber^  fd^arfer  ©inne.  ©ine  rid^tige 
2luffaifung  beruJ^t  ebenfofel^r  auf  ben  übrigen  pf^d^ifd^en  Sll^ätigleiten^  bie 
bei  ber  Seobad^tung  mitmirfen,  unb  bie  ?5el^ler,  bie  a\x&  biefer  Duelle  ^er* 
flammen^  merben  barum  nid^t  meniger^  meil  ba^  9luge  etmad  mel^r  ober 
weniger  fd^arf  ift.  gerner  lommt  nod^  l^inju,  ba§  bie  Äenntni^  unb  ba« 
äSerfiänbnii^  bed  }u  beobad^tenben  ^^änomend  für  bie  3u^erläfftgfeit  ber 
öeobad^tung  oon  größter  Sebeutung  ifl  3)a  nun  bag  aSerfiänbni^  für  bie 
®efe^e  ber  Statur  unb  bei^  ©eelenlebeniS  in  frül^ren  Seiten  mol^l  laum 
größer  gemefen  ifl  ate  jefet,  fo  lönnen  bie  Seobad&tungen  aud^  mo^t  !aum 
juoerläfftger  gemefen  fein. 


^ie  ^ebeutung  ber  93eoba($tung$fe^(er  für  ben  9(5erglau5en.  353 

9Btr  finben  benn  aud^  bd  ben  ©d^riftfleSem  bed  äUtertumi»  oiele  93e« 
richte,  bie  auf  falfd^  ä3eo6ad^tungen  berul^^  loenn  fte  nid^t  gerabe}tt  t)oS« 
ficmbifl  crbid^et  finb.  Slamentlid^  5ßfiniuS'  SRaturgcfd^td^tc  ifircid^  an  bcrartigen 
Sendeten.    SEBir  wollen  einige  naiver  betrad^ten, 

^  Snbien",  fo  erjO^It  ^(tnittd,  „q^tbt  zi  fo  gro^e  Schlangen,  bo^  fte  einen 
^irfd^  ober  eHer  oerfti^Iingen  lönnen.  3n  ^ontud  finben  fl(^  ed^Utngen,  bie  oorttber^ 
flie^enbe  ^gel,  »enn  biefe  oud^  noc^  fo  ^oc^  Ober  intern  5bpfe  ober  no^  fo  fd^nett 
fiteren,  ^afd^en  fSnnen.  IBelannt  ift  bie  120  %v^  (ange  einlange,  bie  im  letien 
punifc^en  Äriege  in  ber  SWi^e  oon  Äort^ago  mit  SoHiften  unb  anberen  SelttgerungÄ* 
inaf(^inen  wie  eine  ©tobt  BefÄmpft  würbe."  Su  biefen  öerid^ten  fügt  ^riniug  noc^  einige 
abenteuerliche  ^ö^Iungen  ^in^u,  wie  bie  großen  ©d^langen  ben  Stampf  mit  ©lefanten 
aufnel^men  I5nnen;  oKerbingd  enbet  biefer  5tampf  gen)ö^nli(^  mit  bem  Untergange  beiber 
Xeile,  inbem  ber  ftürjenbe  @Iefant  bie  6d^Iange  im  gatten  erbrüdt.  S5on  aUen  biefen 
großen  @cl^Iangen  ^ei^t  ed  an  anberer  Stelle,  ba^  ^e  ungtftig  jtnb.  Offenbar  ift  ^ier 
bie  inbifd^e  2;igerfcl^Iange,  Python,  gemeint;  wie  oiel  aber  auf  hai  Stottto  ber  IBeobac^tungd^s 
fehler  lommt,  ift  fc^wer  su  fagen.  2)enlt  man  an  obigem  Sitat  (orgU  ob.  ©.  327  f.) 
ouiS  9rel^miS  ^SH^ierleben",  fo  liegt  ber  enormen  Mn^z,  bie  $Iinittd'  SUefenfd^Iangeit 
^en,  fid^erlic^  eine  fehlerhafte  ©(^ä^ung  su  @runbe,  %>^  leic^er  laffen  bie  IBeobad^tung^:: 
fehler  ft(^  nad^weifen,  wenn  nid^t  blo^  bie  ®rd^e  eined  ^iered,  fonbem  ouc^  fein  gansei^ 
«udfe^en  im  öeric^te  entfiellt  wirb.  2luc§  bafür  finben  pc^  oiele  Seifpiele  bei  ^liniud,  oon 
benen  wir  einS  gleich  nO^er  befprec^en. 

3uoor  wotten  wir  aber  ein  93eifpiel  aud  jüngerer  Qzvt  betrad^ten,  n&mlx^  ben  hta 
rühmten  Seemönd^.  S3on  biefem  l^aben  wir  nöm(i(^  nic^t  nur  Sefd^reibungen,  fonbem 
auc^  9lbbilbungen,  unb  biefe  iUuftrieren  natürlich  beffer  ald  oiele  SBorte  bie  Seobac^tung^« 
fehler.  9Bie  weit  ber  ©laube  m  ben  8eemdn(^  ftc^  s^^cfoerfolgen  Id^i/  !ann  i($  nic^t 
angeben,  ^er  öltefte,  mir  befonnte  ^eric^t  finbet  fid^  bei  bem  beutfc^  9{aturgef($ic^td« 
fd^reiber  Äonrab  oon  SRegenberg,  ber  bie  erfte  beutf(^e  S^ioturgefc^id^te,  „das  pouch 
der  natur**,  (1849—50)  fc^rieb.  2)iefe«  33uc^  ift  ieboc^  nur  eine  Bearbeitung  eine* 
oiel  filteren  lateinifc^en  Original^  ,4iber  de  natura  rerum^^,  oon  ^^omad  ^ntim« 
pratenfiS  (f  1270).  3)iefe«  lateinifc^e  Original  ifl  niemolÄ  gebru(!t;  e«  finbet  pc§  nur 
in  gans  wenigen  9)}anuf!ri;)ten,  bie  lennen  su  lernen  ic^  feine  Gelegenheit  gehabt  ^abe. 
(S^  ift  alfo  mbglid^,  ba^  ber  @eemönd^  f(|on  bei  2;^omad  (EantimT)ratenftd  befc^rieben 
ift  Itonrab  3Regenberg«  ©d^ilberung  ifi  gans  intercffant  unb  oerbient,  wörtlich  wieber« 
gegeben  su  werben:  ^onaohus  marinus  ^aist  ain  mermünd^.  bas  ift  ain  merwunber. 
b(Q  ift  in  ber  geftalt  ald  ain  oifc^  unb  oben  ald  ain  menf(^  unb  f^U  ein  ^aupt  ald  ain 
newbefc^om  münd^.  oben  an  bem  ^aupt  ^at  es  platen,  unb  ^at  ainen  fwarsen  raif  umb 
ba)  f^ttxtpt  ob  ben  6rn,  re^t  ald  ber  reif  ifl  oon  bem  ^r,  ben  bie  reiften  münd^  ^abent. 
ha^  merwunber  ^at  bie  art,  bas  eg  bie  laut  cm  bem  geftat  pei  bem  mer  gern  suo  im  lolt 
unb  fpringt  oor  in  in  bem  mer  unb  nal^ent  suo  in,  unb  wenn  es  fi^t,  bas  bie  laut  luftig 
ftnt  in  feinem  fpil,  fo  fröut  ^  ft(^  unb  fpilt  befter  mer  auf  bem  wasser,  unb  bas  im 
ain  menf(^  fo  n^i^en  fümt,  bas  es  in  ^in  gesuden  mag,  fo  füert  ^  in  unber  bas  wasser 
unb  frist  in.  es  ^at  ain  antlüt  ni^t  gar  geleic^  aind  menfc^en  antl&t,  wan  es  ^at  ain 
nafen  M  ain  oifd^  unb  l^at  feinen  munt  na^ent  pei  ber  nafen." 

9Bir  wiffen  nun,  ba^  ein  fold^ed  Ungeheuer  wirllid^  e^iftiert.  Qmi  @semplar  würbe 
bei  SRolmö  in  ben  ga^ren  1545—1550  gefangen,  hierüber  teilt  ber  bdnifc^e  ®efd^i(^i^:s 
f<^rciber  3lrilb  ^oitfelb  in  ber  ,,(S^ronü  oom  Sieid^e  2)änemarf"  golgenbe«  mit:  ^3m  3a^ 
1550  würbe  in  Derefunb  ein  wunberlic^er  3if<^  gefangen  unb  sum  ^nige  nac^  5topen^ 
^en  gebracht;  er  ^e  einen  ^opf  wie  ein  SRenfc^  unb  auf  bem  ibpfe  einen  äRdnc^ 
Irans;  er  ^otte  jtleiber  an  oon  ^^tuppen  wie  eine  3Rönc^dtutte.  ^er  jtbnig  lie|  biefen 
fie^tnaiin,  SUergloubr  unb  Saubtvti.  23 


854 


^ie  ^Bebeutung  ber  Qeobac^tungdfe^ler  für  ben  ^btt^lauhtn. 


gfif(^  begraben."  Son  biefem  gfifdje  nuM^e  man  fofort  mehrere  3««^n«n0«n/  bie  an  ocr- 
fc^i^ene  dürften  unb  gelehrte  9{ahtrforf(^er  in  (Suropa  gefanbt  würben;  in  i^ren  9i^er!en 
ftnb  bie  St\^tmn%tn  und  aufbewahrt  ^er  befannie  SIrst  unb  92atur^ijiorüer  Itonrob 
©edner  in  S^^rid^  (1516—1565)  fc^reibt  über  biefed  Ungeheuer:  ^2)iefer  SReermünc^ 
foS  in  ben  $alt^ifc§en  älileer  gefangen  fepn  worben,  bei  ber  @tait  ®lboea,  fo  4  Steil 
pon  (Soppen^aga  liegt,  ber  ^auptftatt  be^  bftnifc^en  9leic§d.  ^ie  gan^e  lenge  be(  ^ifi^e«, 
4  aittt  lang,  foU  bem  Itönig  augefd^ictt,  gebörrt  unb  iu  einem  rounber  behalten  fepn 
worben.  @oS  ton  ben  Sfif(^em  im  ©am  mit  geringen  gefangen  fepn  morben. 
SUbertud  fc^reibt,  ba^  auc^  btefe  9[rt  ber  ^ifc^en  im  ^rittannifd^en  9Reer  fe9e  gefangen 
roorben." 

»ig.  41. 


Seim  SSergleid^e  ber  oerfc^iebenen  Serielle  oon  bem  Seembnd^  unb  ben  3^i4nungen 
biefed  Unge^euerd  !am  ber  bftnifc^e  $rof.  3.  Gteenftrup  }u  bem  9iefu(tate,  ba^  ber  @ees 
mönc^  ein  sel^narmiger  Sintenfifcl^  ift.  ^ie  gfarbe  bedfelben  ift  fc^ar)  unb  rot 
gefleift,  unb  bie  äBarjen  ber  $aut  unb  bie  Saugnäpfe  ber  ^rme  rönnen  htx  oberfld(^Ii(^er 
^Betrachtung  leidet  ald  eine  Sc^uppenbefleibung  angefel^en  werben.  ^l>etät  man  f((^  ein 
folc^ed  ^ier  auf  ben  @tranb  geworfen,  bie  9au(^feite  na^  unten,  bie  langen  %xmt 
unter  fic^,  fo  lann  man  wol^I  eine  gewiffe  Ste^nlic^Ieit  mit  einem  9Rön(^  nebfl  grifc^f^ioans 
Hn  bemfelben  finben.  3^^  näheren  9eCeuc§tung  fei  Steenftrupd  3^(^nung  eined  2:inten$ 
tifd^eS  unb  eine  oon  ben  alten  ^Euftrationen  bed  Geemönc^ed,  bie  ft(^  bei  9lonbe(et  unb 
'©eigner  finbet,  ^ier  wiebergegeben  (»ig.  41). 

3)er  6eem9nc^  ift  —  bad  räumt  wo^I  ein  {eber  ein  —  ein  fd^tagenber  Seweid  für 
^ie  9Hd^tig!eit  bed  ©efe^ed,  ba^  man  bei  ftilc^ger  Betrachtung  leicht  bie  ^[el^nlic^eit,  bie 
^cA  VMb^mdt  mit  etwad  IBdarattem  ^aben  icatn,  übertreibt,    ^ad  gilt  aber  nic^t  aHein 


^ie  Qebeutung  bet  99eo5a(^tungdfe^(er  für  ben  9(6erg(au5en.  355 

pom  &an^m,  oon  ben  äußeren  Umriffen  bed  2:iered,  fonbem  aud^  oon  ben  (Sinael^etten. 
S)te  JBeric^te  oom  ^eemönc^  fagen  einfttmmig,  bo^  er  mit  Sd^uppen  Bebeift  voax.  äBie 
ift  er  )u  biefet  SBefleibung  glommen,  bie  ftd^  beim  ^tnienfifd^  gat  nid^i  finbet?  ®ani 
einfoc^.  (^n  ^fd^  1^  ®c$u|>pen,  ber  8eem5nc§  »cur  ein  ^fd^  (nac^  ben  Gegriffen  bet 
bamaligen  3^^)'  ^olgfid^  tm^H  er  ouc^  @d^uppen  ^oben.  ^a  mm  mtlli^  eine  fc^nxu^e 
^le^nUd^feit  )n>ifc$en  ben  SBarsen  ober  @augnäpfen  bed  Sintenftfc^d  ttnb  f^f^fc^uppen 
oor^onben  i^,  fo  nmrben  biefelben  einfad^  M  ©(puppen  aufgefaßt,  ^ie  9(e^n(i0!eit 
imirbe  fiberfd^ät^t. 

7ki^  ein§ige  9J2er!n)ürbige  beim  @eembnc^e,  a(d  ^inienfif(^  beirad^et/  n^or  feine 
lo(of[aIe  ®r5^e,  meiere  n>eit  über  bie  gewöhnliche  ®t'6%e  b.e$  ^intenfif(^ei$  ^inoud« 
ging.  3nbed  ifi  ed  boc^  nic^t  unmbgUd^,  bo^  er  wirllic^  oier  (Stten  lang  geroef^  ift 
Xextn  ed  finb  einige  SRale  fpdter  faft  ebenfo  gro|e  2:intenfifd^e  gefunben  morben.  Qm 
foU^ed  HHefentier  mürbe  im  ^esember  1853  gefangen,  unb  gerobe  bied  brad^te  $rof. 
ISteenfhup  auf  ben  ®eban!en,  bo^  man  ^ier  ben  Seembnc^  fo^ufagen  in  puris  natnralibas 
vox  fidj  ^ätte. 

9Bir  !e§ren  ie|t  3u  ^liniuS  luxüd,  unb  finben  bei  i^m  ben  Urfpntng  su  bem 
tntereffontefien  unb  am  ^äufigften  befc^riebenen  Xier,  bem  fabelhaften  ^inl^otn.  & 
loirb  übrigen^  fc^on  in  viel  ölteren  <3d^riften  ermähnt,  an  mehreren  Qt^en  ber  IBibel 
unb  bei  Slriftoteled,  morauf  mir  ^ier  nic§t  nO^er  eingel^en.  ^liniud'  ^eric^t  seigt  aur 
€knüge,  bo^  feine  eingaben  vom  (Sin^om  nur  auf  Seobad^tungdfel^lem  berufen.  @r 
befdjreibtedfo: 

„^cA  unbänbigfte  Sier  ift  bod  ©in^orn,  baS  einen  5lbrper  mie  ein  $ferb,  einen 
ilopf  mie  ein  $irfc§/  ^^e  mie  ber  (Slefont  unb  einen  6d^man3  mie  bad  SSilbfd^mein  ^at. 
aRitten  auf  ber  Bimt  trägt  zi  ein  2  ^ubitud  (ungefähr  1  aiileter)  lange«  ^om.  Sebenb 
foS  baS  Xier  nic^t  gefangen  merben  lönnen/ 

$liniud  befc^reibt  bad  @in^om  alfo  fo,  ba^  er  bie  einseinen  Jt5rperteile  bed 
a:ieted  mit  ben  entfpre^enben  bei  be!annteren  Vieren  oergleic^i  9lad^  unferen  bisherigen 
€Nrfa^rungen  fbnnen  mir  ba  flc^er  fagen,  ba(  bie  ^e^nlid^eiten  fU»!  flbertrieben  finb. 
a:rot^em  giebt  $limud  und  bod^  genügenbe  Sln^altdpunfte  jur  Qe^mmung  bed  ^bx^^ 
^omft.  (Sd  e^ifüeren  nämlic§  laam  anbere  Siere  ald  bad  e^lu^ferb  unb  9lad^om,  oön 
beren  ^en  man  fagen  l<iim,  ba^  fie  benen  bed  Elefanten  gleid^en.  2)a  baiS  9lad^om 
nun  ou^erbem  bie  Sebingungen  erfüllt,  ba^  ed  ein  $om  mttten  auf  ber  @tim  l^at,  fo 
liegt  bie  Vermutung  no^e,  ba^  biefed  2;ier  mit  bem  Sin^om  gemeint  ift.  Sein  Itdrper 
ift  freiließ  nid^t  fe^r  pferbeft^nlid^,  bagegen  ift  au^er  ben  Römern  bod^  m^  eine  gemiffe 
9le^nli($!eit  amifd^en  feinem  Stopfe  unb  bem  bed  $irfd^eiS  oor^anben.  9(ber  hierauf  ift 
lein  ©emid^t  ju  legen,  ba  bie  9[e§nli(^!eit  fidler  flb^c^t  ift.  9)ie  ^^e  bed  9^ad^omd 
ftnb  bdonntlid^  aud^  nid^t  genau  mie  bie  beiS  Elefanten,  bie  ^t^l  ber  i^ufe  meiert  oon 
einonber  ab.  9Bir  mflffen  bed^alb  mit  geringen  9le^nlid^!eiten  aufrieben  fein,  unb  biefe 
finben  fU^  mir!li0.  ^a  $liniu8  ebenfo  mie  anbere  alte  IBeric^terftatter  einfUmmig  b(A 
(ün^om  ald  ein  fel^r  milbed  ^ier  fc^ilbem,  bad  fic^  nic^t  jäl^en  laffe,  unb  ba  bieS  m^ 
auf  ba9  9lad^om  pa^,  bad  nirgenbmo  ^audtier  gemorben  ift,  fo  ^aben  mir  im  9{ad§om 
too^l  bie  toafyct  ©eftalt  beiK  Sin^omS  su  fuc^en.  Snbed  ifl  biefe  Stnna^me  bod^  nid^t  gonj  unam 
fec^tbar.  ^enn  ^liniud  fennt  bad  92ttiK^om  gans  gut;  er  befd^reibt  eiS  ri^tig  imb  fügt 
linsu,  ba^  ed  oft  in  ber  Slrena  in  9iom  gefeiten  morben  ift.  SBenn  $liniu9  olfo  beibe 
stiere  ermähnt  unb  bad  eine  fogar  au9  eigenem  Slugenfc^n  feratt,  fo  muffen  fie  bod^ 
oerfd^eben  fein;  folglich  !ann  bad  9lad§om  nic^t  bie  ©runblage  für  ben  Wtqt^xi^  vom 
<^n^orn  gemefen  fein.  9K($t8beftomeniger  erfd^eint  ed  mir  b<^d^  unameifel^aft,  ba^ 
tai  ^Q^otn  bei  $liniu9  fomol^l  in  feiner  eigentÜc^eR  (Seftalt,  al9  aud^  s^gleid^ 
<ild  (Kn^om  auftritt  3)ie  (SrYlärung  für  biefe  ^oppelgftngerei  ift  fe^  einfach*  ^ad 
fünl^orh  lennt  er  zbm  nur  oud  ber  Sc^ilberung  irgenb  eineft  älteren  ungenannten  Ser* 


36Q  ^ie  Bebeutung  ber  »eobad^tungdfe^Ier  für  ben  äUierglauben. 


fafferd/  bie  er  einfach  obfc^etbt  ^  ifl  i^m  eben  oetborgen  geblieben,  ba^  ba9  9tod^otQ 
mit  bem  (Sin^ont  gemeint  fei;  er  l^ot  Tte  bci^  gemtffen^aft  M  jioei  oetfc^iebene  Ziere 
oufgesd^lt  €ine  eeftätigimg  biefet  9[nn(4me  fnben  »ir  in  ben  Sbigaben  anberer  Ser« 
f  off  er.  IßÜniu«'  gettgenoffe,  ber  (Seogrop^  Sfibornd  oon  Stebien,  bef^(^  auc^  bad  (Sin^om 
(äRos0cerod)  unb  fagt,  bo^  ed  badfelbe  Zier  fei,  boi  oud^  9tod^om  ober  X^inoceroft  ge« 
nonnt  »erbe.  SftboruS  fftgt  femer  ^in|n,  ba^  bad  ®in^om  (alias  SltS^om)  fo  miCb  unb 
fernen  fei,  haJ^  ed  mc^t  mt  O^eioalt,  fonbem  nur  bnn^  eine  reine  äRoc^,  eine  fatfc^ 
Jungfrau,  gefangen  »erben  !5nne.  2)iefe  Bemerhtng  fpielt  fpOter  eine  gro|e  XoSe  ht 
ben  obenteuerUt^  Sßetu!^  be«  SRittelotterd  oom  (Sin^om. 

Syiefe  SMfpiele,  bie  notürßd^  nod^  bnrd^  eine  SRenge  anbetet  t)en)oa« 
{idnbigt  wetben  Ifimten,  genügen^  um  m^  }U  jetgen,  bo^  man  in  ftOl^etet 
3eit  Beobad^tungSfel^tet  gan}  betfetben  Slrt^  mit  l^eutjulage^  begangen  ^ 
Sie  beioeifen  )uglei(^^  toie  au^  ben  93eoba(i^tungi8fel^tetn  biteft  abergläubif(^ 
SSotfiellungen  unbfabe[l^afte®eflalten  l^etDotgegongen  ftnb,  meldte  etfi  bur(!§  bie 
fotgf&Itigen  Untetfud^mtgen  einet  meit  fpdteten  3^  oudgetottet  metben  fönnen. 
(E§e  mit  nun  bajit  übetgel^^  bie  lomplijietteten  gdlle  }u  bettad^ten^  füllten 
mit  nod^  einige  Seifpiele  an,  mo  bie  Seobad^tungÄfel^Iet  jmat  betfetten 
3ltt  ftnb  mie  bie  h\&^x  befptod^enen,  jebod^  ben  3ttetg(auben  auf  ganj 
anbeten  ©ebieten  ^tDOtgetufen  ^aben. 

(H  ifi  eine  otte  Seobod^tung,  ba|  ein  f (tmmgereft  äBeib  fu^  bur<$  ein  Xier  ober  einen 
^en^onb  erff^dBen,  fkb  ,rOerfe^''  tonn»  fo  ba|  bie  Srntc^  bie  3^i£^  baoon  trägt  dnt^ 
»eber  fie^  bie  gonje  ^efbitt  bei»  Ihnbed  ober  auc^  nur  hcA  (SiefU^  beftfelben  bem 
betreffenben  ©egenftanbe  ä^nlid^,  ober  ed  er^Ott  im  gfinftigen  ^e  gefärbte  gflede  in  ber 
fyaxt,  f^igmentftbUigerungen,  meU^e  iBUber  bed  ^genfUmbed  fein  foUen.  @(^  ffo,  aigrippo» 
Seiten  ^e  man  eine  oottfiAnbige  3;^eorie  sur  drttärung  biefe«  ^ß^dnomenft  tufgeJM^ 
(orgl.  ob.  @.  171).  ^Diefe  ^eorie  ift  aUerbmgd  nid^t  ric^,  aber  bie  neueren  Unter» 
fuf^ungen  (oben  bo((  bärget^,  ba(  unter  befonbertn  Umftdnben,  i.  8.  bei  ^pftertfc^ 
burc^  eine  oofomotorifi^  ^b^ttigfeit  mixtüäf  Serftnberungen  in  ber  fymi,  ÖintauBtritt 
u.  f.  9.  leroorgerufen  werben  türnnm,  ^iefe  Seränberungen  bleiben  lolol  befc^rdnft 
unb  bilben  biiK  su  wttm  gemiffen  ®rabe  bie  JßorfteOungen  ob ,  bie  bod  SSeou^tfein  bei 
3nbioibuume  bel^errfc^  IBir  merben  fpdter  auf  bie  6a(|e  nO^er  einge^  ^ier  rooSen 
mir  nur  bie  X^ad^  ^eroori^eben,  ba^  bie  enod^en  Serdnberungen  auf  einer  91eroen< 
t^dtigleit  beru^  2)a  aber  !eine  ^krbinbung  smif<^n  bem  9{eroenf9ftem  ber  Shitter  unb 
bem  ber  gnu^i  etiftiert,  fo  l^ot  mm  in  neuerer  3eit  bie  SRbgli^teit  befiritten,  ba^  bie 
Sorflellungen  ber  äRutter  auf  bie  gfnubt  eimoirten  Ibmten,  unb  bie  got^  @a<be  old  8(ber« 
qfaubtn  betrautet.  Skt^rfd^enOict  beruht  biefelbe  ebenfaOft  auf  9eoba<^tungdf^(ertt.  (U 
ift  ia  ni<|^  ungemd(nU(|,  boB  fc^ngere  ^auen  oon  fisen  Sbeen  be^errfc^  werben.  SBenn 
mm  ein  unter  fo((|ien  Skr^dUntffen  geborene^  Pinb  eine  IRi^eburt  ifl  ober  ouffaOenbe 
^ßigmentfCeife  seigt,  fo  l^at  man  bie  Ste^nlic^feit  ivn^^  biefen  Stt^bUbungen  unb  ben 
ficen  Sbeen  ber  SRutter  Iei(^  flberf(^,  unb  infolgebeffen  bie  letzteren  M  bie  Urfoc^e 
ber  erfteren  ongefe^en.  ünige  »eifpiele  für  biefen  maubtn,  ba^  bie  SRutter  fu$  «a^* 
fe^''  Sonn,  finb  genttgenb. 

^  bie  gegebene  ®r!I«rung  ni^t  aud  ber  £uft  gegriffen  ifl«  mdge  golgenbed  bt* 
meifen.  Smor  ^onbeCt  e^  fU^  nicbt  nm  einen  9tenf(^,  fonbem  u»  eine  ^emte;  aber 
SKurum  {ofite  eine  $enae  fii^  nicbt  m^  ,ri>erfe^''  Ibmien?  f^gur  42  ^eOt  in  natür» 
Kd^er  ®rb^  ein  ^  mit  einem  btamen  ^Udm,  ber  auf  bem  fonfl  gans  xo^cx  €i  ft<| 
bef anb,  bor.  JDer  £efer  »erfu#e  erft  f«^  !(ar  fu  ma(!^  vM  biefer  gierten  nw^l  „bebcutet" ; 
ed  nnrb  i^  »o^rfc^eiiaici^  ebenfomenig  gelingen,  mw  ben  meiften,  benen  \4  bie  Original|>^to« 


2)ie  »ebeutung  ber  »cobac^ngSfe^ter  für  bcn  TOergrauben.  357 


grapste  oorgele^  ^a(e.    Hemti  man  bagegen  bie  ©efd^d^  bed  @ied,  fo  !ann  man  einen 

eimt  im  Rieden  ^en.    ®ined  ^ged  fiel  bie  ^tnr»  n&mli^  in  bie  jUouen  etnei»  gfud^fed, 

bod^  gelang  ed  bem  (^igentftmer,  bie  IBeute  bem  9%äuber  oBaunel^en.  (Sine  geitlong  (ag  bie 

kernte  »ie  gelft^mi  oom  ©c^reden,  erholte  ft($  ober  6alb  bei  be?  guten  Pflege  unb  legte  brei 

2:age  nac§  ber  ^ato^pf^e  bod  abgebilbete  ^,  in 

beffcn  ^igmentpetf  bet  Eigentümer  —  ein  Jöilb  ber   ^  Sig.  42.        / 

gonien  S3egeben^t  fo^,  ndmUd^:  bie  S^exmz  in  ben 

^Imta  bed  f$u^fedl  ^a^  eine  geviffe  9(e^nli(^teit 

jebenfaUd  mit  bem  93ilbe  eined  gfuc^fei^  oor^anben  ift, 

htwx  man  nid^t  beftreiten.    Um  ober  bie  ganje  @cene 

in  bem   Meinen   glecfen   ^erouiSjufinben,  mng   man 

aOecbingi^bie^ef^ic^te  fennen,  b.  ^.  mm  mu|  roi^tn, 

xocA  ber  Sflecfen  h^mttn  foE,  unb  bann  —  überfc^d^ 

man  bie  Ste^nUcl^feit.    2)er  Angriff  bed  ^c^fed  ^at 

iDO^l  nid^  weiter  mit  bem  gCecfen  )u  t^un,  ald  ba^ 

baburd^  oer^inbert  roorben  ift,  bo^  bad  @i  aa  allen 

2;eilen    braun   n)urbe   (n)ie    einzelne  @ier  ed   mo^l 

werben).     2)urdJ    ben    ©c^reden   ber    ^tnm   !ann 

nftmlic§  bie  $igmentierung  in$  Siocten  getommen  unb  auf  ben  frieden  befd^rftnft  geblieben 

fein.    9lber  baj  ber  gleden  ju  einer  $enne  in  ben  ^Imm  eine§  gud^fe«  wirb,  ba§  ift 

nur  möglich  in  ber  ^^antafte  be8  »eobad^ter«,  votm  er  bie  ®efd^i^te  lennt. 

©nblid^  ftnbet  fid^  eine  gorm  bcg  abcrglaubcniJ  von  ganj  mobemem 
Urfpnmg,  bie  infofem  auf  blefefbe  ©tufe  mit  ben  eben  befprod^enen  gönnen 
flejtent  werben  lann,  afe  fte  auf  benfelben  Seobad^tungSfel^tem  bcrul^t.  S5ag 
ifi  ber  ©toube  an  bie  SleHi^'frf*  ^^  ©eifierp^otograp^ieen  mit  ben 
SSerfiorbenen,  ober  ber  ©eifterfd^rift  mit  ber  ^anbfd^rift  SBerftorbener. 
©elbftoerfianblid^  ifi  eine  berartige  äe^nlid^feit  feineiJroeg«  immer  oorl^anben, 
e«  wirb  im  ©egentcil  gerne  afe  etma^  ©elteneö  unb  SSBertooIIeiJ  l^eroor* 
flel^oben,  menn  bie  ^ß^otograpl^ie  eines  ©eifieö  ber  irbifd^en  ©eftalt  be»  SSer«* 
fiorbenen  äl^nlid^  ift.  3lun  finb  aber  ©eifierpl^otograpl^en  mieberl^olt  be« 
83etruge8  überführt  morben,  obgleid^  mel^rere  i^rer  Äunben  bel^aupteten^  bafe 
bie  l^ergeftellten  ©eifierbilber  ben  aSerflorbenen  mirflid^  ol^nßd^  maren  (orgl. 
ob.  ©.  277).  S5ie  ©piritifien  l^aben  beS^alb  angenommen,  bafe  biefe  Silber 
imrflid^  &^t  unb  bie  betreff enben  5ß^otograpl^en  3Webien  waren,  bie 
nur,  menn  „bie  ilraft"  fd^mad^  mar,  baS  ©efd^äft  mit  $i(fe  oon  Se* 
trügereien  in  ©ang  l^ielten.  Siad^bem  mir  aber  gefeiten  l^aben,  mie  fel^r 
ber  aWenfd^  baju  geneigt  ift,  in  etwa«  Unbefamitem  eine  Slel^ßd^eit  mit 
etmaS  Sefamttem  ju  finben,  fo  l^aben  mir  l^ierin  eine  oiel  natürlid^ere 
(SvtlavmQ  obiger  aSerl^ältniffe.  erinnert  im  Silbe  nur  ein  Meiner  gug  an 
ben  aSerftorbenen,  fo  wirb  ber  gläubige  ©piritifl  ganj  Rd^er  biefe  „Slel^nlid^« 
feit"  l^erauiSfinben,  unb  baiJ  33ilb  mirb  für  i^n  ein  „dtlatanter  SemeiS"  aud^ 
bann,  menn  ber  ^^otograp^  überführt  mirb,  baS  S3ilb  burd^  l^öd^fl  notür» 
Kc^e  aWittel  l^eroorgebrad^t  ju  l^aben-  S)iefe  angeblid^en  Slel^Ud^Ieitcn  geben 
alfo  feine  ©arantie  bafür,  bafe  bie  betreffenben  ©eifierbilber  fid^  ftnb. 


358 


;i)ie  Sebeuhtng  ber  ^eoBac^tungdfe^Ier  fät  ben  SlbergCouBen. 


99Bir  betrad^ten  nun  einige  lontplijiertere  pDe,  n)o  bie  Seobad^tungi^ 
unb  ©ebäd^tniÄfel^ter  nid^t  bireft,  fonbem  erfi  in  aScrbinbung  mit  bereite 
fefiftel^enben  anfd^auungen  bie  aSeranlaffung  ju  abergläubifd^en  SSorflettungen 
geworben  finb.  (Sin  trefffid^e»  »eifpiel  l^ierfür  ftnb  bie  fogen.  SBal^rjeid^en, 
28arnungen  unb  Sßeidfagungen.  Unter  benfe(ben  fpielen  n)ieberum 
bie  Äometen,  fo  wie  man  fie  in  frül^eren  Sitten  auffaßte,  eine  Hauptrolle. 
@d  iß  betannt,  bag  man  nod^  im  oorigen  S^i^r^unbert  bie  munberlid^en 
2)inge  in  il^nen  fal^,  breratenbe  Saßen,  gejücfte  ©d^merter,  abgel^auene  Äöpfe, 
2)rac^en  unb  anbere  Ungel^euer;  felbftoerftänblic^  betrad^tete  man  bann  aud^  bad 
(Srfd^einen  eined  foldjien  fürd^tertid^en  @ebilbe^  afö  äBamung  eintretenber 
UngiadEdfäae. 

@tn  in  feiner  3eit  befonnter  ©elel^rtet,  ^rof.  ©onrab  SBoIf§arb  SpcoftlJeneS  in  8afef 
(1518 — 1561),  gab  1557  ein  fitojed  (oteinifd^ed  IBerl:  „Prodigiorum  ac  ostentoniin 
chronica'^  l^eraud,  in  n>elcl^em  er  oUe  Sefc^reibungen  Don  jbmeten,  bie  er  bei  filteren 
93erfaf[em  ftnben  tonnte,  gefammelt  unb  bann  mit  ben  nac^folgenben  UngCflcf^fftHen  ivif 
fammengefteUt  ^ot.    Xa^  Sud^  erfc^ien  m>($  in  bemfelben  ^cd^vt  in  beutfc^er  Ueberfe^ung^ 


fpäter  ftnb  nnt^rfc^einlic^  tieinere  9(ui^äge  oud  bemfelben  t>er5ffentlicl^t  n>orben.  SHe 
folgenben  IBefc^reibungen  unb  ^^iguren  flammen  aud  einem  fold^en  Slu^suge,  nämlid^  mA 
bem  1744  in  granifurt  erfd^ienenen  öu(§e:  „2)ie  SOBunber  ®otte3  in  ber  Slatur  be^  @r» 
fd^einung  ber  Kometen";  nac^  ber  SSorrebe  foUen  Xzist  fowie  93ilber  genau  nad^  bem  93er(e 
Don  S^coftl^ened  wiebergegeben  fein.  Xa^  IBuc^  ift  burd^  83  9lbbilbungen  von  jtometen 
oerfc^önert,  oon  benen  ^ier  3n>ei  folgen  mdgen.  3n  ber  erften,  bie  M  ein  @($n)ert  be^^ 
fc^rieben  wirb,  fann  man  einen  5!ometen  noc§  erfennen.  dagegen  f^eint  bei  ber  gigur 
44  bie  ^^antafie  mit  bem  Seobad^ter  burd^gegangen  3u  fein;  fie  foU  einen  JU)meten 
oon  1527  borpeUen,  b.  f),  au8  Spcoft^eneS'  eigener  Qtxi.    Sßon  biefem  munberlici^ 


IDie  ^ebeutung  bet  Seobad^tungdfe^ler  für  ben  9l5erglcm6en. 


359, 


Stomztm  berichtet  er  folgenbc«:  „^nno  1527  lieft  fic§  be«  11.  beg  SBeinmonot^«  frü^ 
SJtorgend  um  4  U^r  meift  burc§  gan^  Europa  ein  geioaltiger  Sefen«@tern  fe^en,  welcher 
aae$eit  5  SHertelftunben  gleic^fam  brannte,  unb  eine  etftaunlic^e  Sänge  unb  blutige  fjorbc 
^otte,  fo  wie  ©oftrot^  auÄfa^,  fein  Dbett^cil  war  wie  ein  ge!rümter  9Irm ,  roetd^er  ein 
gtofted  @d^n)etbt  in  ber  ^ufi  ^atte,  folc^etgefialt ,  ald  n^olte  er  fogleic^  bomit  inf^auen, 
auf  ber  S^i^e  bed  @c§n)erbtd  unb  auf  ieber  ©d^ftrfe  waren  3  grofte  Sterne,  nwrunter 
ber  auf  ber  @pite  ber  gröfte  unb  gtön^enbe  toax.  ^ud  biefen  fa^e  man  bündele  Strahlen; 
in  $orm  eined  ooQ^örigen  @cl^n)anted  ^eraudge^en,  unb  auf  bie  Seiten  fa^en  bie  Strahlen 
foroo^C  oben  atö  unten  mit  Spieffe,  !(eine  6c§toerbter,  Sdbel  unb  !Do(ge  rourben  gleid^« 
faü«  bemerdet,  unter  welchen  oiele  9Äenfcl^ens§äu|)ter  mit  S3ärte  unb  §aare  erfc^ienen,  ti 
toax  m  einanber  blutfarbig  unb  glüenb,  morüber  oiele  erfd^raden  unb  !rand  mürben, 
hierauf  nun  erfolgte  oie(  Sammer,  ber  2;ürde  brac^  ein,  unb  9lom  mürbe  oon  Sorbon 
geftürmet,  ber  ^abjl  erhielt  pd^  faum  in  ber  (gngelÄburg,  40000  2)ucaten  aber  mad^ten 
il^n  fre^,  unb  er  mürbe  mieber  oon  bem  j^fer  eingefe^t.'' 

gig.  44. 


3n  biefcm  Sendete  jinb  oerfd^icbcne  ^ßunftc  oon  Sntcrcffe.  ©afe  otelc 
tronl  tourben  oon  einer  fo  fd^redlid^en  @rfd^etnung,  lann  un^  laum  n)unbem; 
erflaunlid^er  ifl  ed  abtt,  ba^  man  fo  oteteS  in  einem  unfd^ulbigen  jtometen 
l^at  etbliden  lönnen.  9lud^  in  unferm  3<i§rl^unbert  l^aben  ftd^  groge  Jtomelen 
am  ^inraiel  geieigt,  bod^  feiner  oon  il^nen  ^at,  fooiel  man  weife,  bie  munber* 
baren  formen  gel^abt,  bie  Spcofi^ene«  oon  frül^eren  Äometen  berid^tet.  SBitt 
man  nun  nic^t  annel^men,  bafe  bie  Kometen  im  Saufe  ber  ^dt  }ioi(ifterter 
gemorben  finb  unb  il^r  fd^redfenerregenbeiS  aui^fel^en  abgelegt  l^aben,  fo  bleibt 
tool^(  laum  eine  anbere  @rllärung  übrig,  ate  bafe  bie  tounberbaren  @r« 
fd^inungen  auf  S3eobad^tungSfel^(em  berul^en.  aber  bamit  Ifi  ba§  SRätfel 
nod&  nid^t  gelöft.    Säfet  man  feiner  ^^antafte  freien  Sauf,  fo  fann  man 


860  ^t^  Bebeutung  ber  Seobod^tungdfe^ler  für  ben  9(ber$(au6en. 


natärlld^  In  einem  Aometen  ebenfogut  wie  in  einer  SßoKe  allerlei  merN 
toflrbige  @efialten  feigen;  aber  über  berartige  älu^Sgeburten  ber  ^l^ontafte  pflegen 
bieanenfd^en  bod^  nid^t  fo  }U  erfd^reden,  bag  fte  an  £eben  unb  ®efunbl^  @d^aben 
leiben.  2)ie  tounberbaren  formen  ber  Aometen  Idnnen  bei^l^alb  nid^t  nnUffirlid^ 
^l^antafteen,  fonbem  muffen  in  getoiffem  @inne  toirflid^e  SSeobad^gen  fein. 
SBer  nun  in  einem  gemöl^nlid^en  Jtometen  alle  bie  <3d^auberbinge  erlennt,  von 
benen  ßpcofll^eneg  rebet,  tonn  nid^t  normaler  ©emütSoerfaffung  fein.  Oerfit 
er  nur  burd^  ben  Snblid  bei^  Aometen  in  ein  fold^ed  (Sntfe^en,  fo  ftel^t  er  eben 
in  bief  er  ©emütöbemegung  S)inge,  bie  aOerbingi^  in  SSHrllid^feit  gar  md(it  e^fKeren. 
3fl  ber  ©d^redfen  bag  primäre,  fo  legt  man  ben  Äometen  in  biefer  ®e» 
mütiSben)egung  bie  n)unberlid^ften  @eflalten  ju.  ^ie  ^^rage  ift  alfo  blog  bie: 
3&a&  war  bie  Urfad^e  )u  einer  fold^en  %Vitäit  oor  ben  Äometen? 

2Bir  brauchen  bie  Slntwort  l^erauf  nid^t  fd^ulbig  p  bleiben.  Soweit 
unfere  Stad^rid^ten  jurfldreid^en,  betrad^tete  man  bei  aQen  SSöQern  bed  alter« 
tumi^  gewiffe  9laturerfd^einungen,  namentlid^  bie  felteneren,  al^  9Sßa^r)eid^en^ 
b.  1^.  3^i<$^"/  ^^^^  weld^e  bie  ©ötter  bie  9Renfd^en  oor  beoorfiel^nben  99e' 
gebenl^eiten,  namentlid^  oor  UnglüdE,  warnten  (orgL  ©.  38,  48,  52).  Ob* 
gleid^  bie  d&rijllid&e  Äird&e  biefen  ©lauben  wie  alle  anberen  Ueberlieferungen 
beiS  ^eibentumiS  bel&mpfte,  l^ielt  er  ftd^  bod^  mit  einem  d^rifUid^en  Slnfirid^  bad 
ganje  SWittelalter  l^inburd^;  felbft  unfere  3eit  ifl  nid&t  frei  oon  biefem  ©tauben 
an  einjelne  92aturerfd^einungen  atö  SBal^r^eid^en  ©otted.  Selbftoerfl&nblid^ 
fafete  eine  3eit,  bie  oon  jenem  ©lauben  ganj  burd^brungen  war,  ein  f o  feltene^ 
^^onomen  wie  einen  größeren  Jtometen  ate  äSerlünbiger  groger  Umw&ljungen 
auf.  S)e§l^alb  lonnte  ber  bloße  Snblid  beiSfelben  ben  Saien  mit  @rauen  er^ 
füllen.  aSiel  beffer  ging  t»  aud^  ben  ©ebilbeteren  nid^t.  S)ie  erl^iftte  ^ßl^antafie 
gaulelte  bem  Seobad^ter  bann  brennenbe  93allen,  ^lammenfd^werter  unb  ah 
gehauene  Äöpfe  oor;  benn  Ärieg  unb  ÄriegÄnot  ftanben  bamafe  auf  ber  Xage^«* 
orbnung;  barum  erwed(te  ber  un^eilfd^wangere  Jtomet  bief e  äSorfteOungen,  bie 
man  bann  gerabe^u  in  bem  warnenben  ^immetölid^te  gefe)^  ju  l^aben  meinte. 

»emerfen^wert  bei  biefem  2lberglaubcn  ifl  ber  Umflanb,  baß  berfelbe 
in  erfier  Sinie  afe  eine  natflrlid&e  golge  an^  gewiffen  religiöfen  SSorflettungcn 
l^eroorgegangen  ifl  2)ie  ©ötter  lieben  bie  aWenfd^en,  fie  wollen  fie  warnen 
unb  bie  Slufmerffamleit  auf  lommenbe  Segebenl^eiten  ^inlenfen,  beiJ^lb  laffen 
fie  aSal^rjeid^en  in  ber  SRatur  erfd^einen.  S)iefer  ©laube  wirb  nun  in 
einem  l^ol^en  @rabe  burd^  SSeobad^tungi^fel^ler  beflärlt.  3)ie  ^rd^t  oor  bem 
Äometen  oeranlaßt  ben  »eobad^ter,  junäd^fl  in  ber  ©eftolt  be«  §immete* 
lörperij  bie  wunberlid^fien  Singe  ju  feigen,  bie  natürlid^,  ba  fie  feiner  eigenen 
5ßl^antafte  entfprungen  finb,  im  engfien  Swfammenl^ange  mit  ben  »egeben« 
l^ten  fiel^en,  oor  benen  ber  Äomet  angeblid^  warnt,  ©obann  wirb  ber 
Aberglaube  baburd&  beftörft,  baß  bie  SBamung  felbftoerflänblid&  flet«  ein* 
trifft.  2lud&  biefe«  berul^t  wieberum  nur  auf  »eobad&tung^fel&lem.  afler* 
bing«  wirb  eö  nid^t  fd&wierig  fein,  irgenb  ein  Unglüdt  au«finbig  ju  mad&en. 


2)ie  Scbeutung  bcr  öeoba($tung«fe§Icr  für  bcn  2(6erglau6en.  361 

boÄ  nad&  bem  ©rfd^cinen  cinc^  ftomctcn  einmal  eingetroffen  ifi  unb  auf  baS 
ber  Äomet  bann  fettftoerfldnbltd&  l^ingeroicfen  \)at  6«  wirft  gerabeju  läd^er^ 
Kd^,  wenn  man  fielet,  mie  ftititlo^  man  in  älterer  3eit  in  ber  Sejiel^ung 
vorging. 

Unter  anberen  enthält  S^coft^enc«'  2BerI  auc^  foIgenbcS  Seifpiel:  ^Jm  Sa^r  194 
»or  ©^r.  Öeburt,  erfc^en  su  9lom  unb  ^onbo  ein  überaus  großer  ©omcts©tem,  welcher 
jebetmann  su  %toi&c  SJermunberung  oermoc^te;  biefer  ftunbe  80  2:age  m^  einanber,  unb 
glei<$  borouf  würben  bie  ^uben  von  ben  6amaritem  überfaüen,  totl^e  i§nen  großen 
©c^aben  jufügten.  3n  eben  biefem  S^^re  warb  9Äit^ribatiS^  ber  Äünig  in  gjonto,  je^t 
Surpa,  geboren,  welcher  ^emad^  ben  Mmttn  §drter  atö  alte  geinbe  ju  fieibe  gegangen." 
^er  tteberfaU  ber  Samariter  genügt  offenbar  nic^t:  ber  dornet  mu|  au($  bie  Urfac^e  su 
oU  ben  9lieber(agen  ber  ^mer  fein,  bie  ber  neugeborene  äJtit^ribated  fpftter  herbeiführt. 
SBenn  man  fo  nnOlürlic^  aud  ben  @retpiffen  baS  ^eroui^gretft,  xoai  einem  gerabe  po^t, 
lonn  man  feine  oorgefalte  SCnftc^t  aUetbingd  wo^I  beftätigt  finben.  $^reili(^  ma^t  mm 
einen  großen  geinter  babei;  man  überfielt  beftönbig,  ba^  ein  jeber  5lomet  ebenfogut 
qHüdlx^t  Ol«  unglücfUc^e  ©reigniffe  „angelünbigt"  l^at. 

3m  Saläre  1666  fd^rieb  ber  polnifd&e  (gbelmann  ©tanislau^  be 
fiubieniedfij  ein  gelel^rte^  SBer!:  „Theatrum  Cometicum",  in  meld^em  er 
nad^meifl,  bag  nad^  iebem  Kometen  ebenfo  Die(e  gtüd^Ud^e  atö  unglfldtlid^e 
©reigniffe  eingetroffen  feien,  fo  bafe  fein  befonbercr  ©runb  oorfiege,  biefelben 
ju  fürd&ten.  Slber  erft  ein  aWenfd^enalter  fpäter  gelang  e^  SRemton  nad^ju« 
meifen,  bag  bie  Jtometen  ^immeldförper  flnb,  beren  S3al^nen  ftd^  ebenfo« 
gut  wie  bie  ber  Planeten  bered^nen  laffen.  @rfl  oon  nun  an  fd^manb  aü^ 
m&l^lid^  ber  ©taube  an  jtometen  atö  SBal^rjeid^en.  3n  unferen  ^agen  ifl 
biefer  Aberglaube  roo^l  ganj  übermunben.  6in  jeber  Äomet,  ber  fid^  am 
$immel  jeigt,  ifi  oermitteffi  ber  großen  gemro^re  im  allgemeinen  oon  ben 
äftronomen  fd^on  lange  oorl^er  beobad^tet  morben,  el^e  ein  unbewaffnete^, 
menfd^lid^ei^  äluge  i^n  wahrnimmt;  bie  3^i^un9^n  l^aben  il^n  mod^en«  unb 
monatelang  fd^on  im  oorau^  angefünbigt.  Qeber  ift  alfo  mit  bem  ?ß^änomen 
oertraut,  beoor  e&  pd&tbar  mirb;  unb  menn  e«  fommt,  fo  überrafd^t  ober 
erfc^redft  t^  niemanben,  meil  jeber  mcife,  bafe  e^  ein  gefcfemäfeige^  Slatur^ 
ereignid  unb  nid^td  meiter  ift.  2)eiS^alb  l^aben  bie  Jlometen  auc^  nid^t  baS 
grauenl^afte  Slu^fe^en  mel^r  mie  oor  einigen  S^^^i^^unberten.  S)ie  Seoba^tung«» 
fel^ler  werben  oermieben,  weil  man  mit  bem  Dbjeft  ocrtraut  ifi. 

SBa«  l^er  oon  ben  Äometen  gcfagt  ift,  gilt  im  wefentlid^en  aud^  oon 
anberen  SBa^r^eid^en  ober  SBunbern,  b.  1^.  ungewö^nlid^en  Statur« 
begebenl^eiten,  bie  gerabe  burd^  i^re  Seltenheit  bie  3lufmerffamfeit  auf  fid^ 
jogen.  S)er  ©laube  an  bie  wciäfagenbe  Sebeutung  berfclbcn  iji  aUerbing^  auf 
einem  anberen  SEBege  entflanben;  e^iftiert  berfelbe  aber  erft  einmal,  fo  finbet  er 
fiet«  SRal^rung  unb  Seftätigung  in  ben  nad^folgcnbcn  ©rcigniffcn;  benn  ba§ 
woÄ  ba^  SSBal^rjeid^en  anjeigt,  ifi  mciften«  oielbeutig  unb  ganj  unbeftimmter 
5latur;  im  beften  gaDe  läfet  fid^  entfd^eiben,  ob  e^  gut  ober  fd&led^t  ift.  gür 
benjenigen,  ber  ba^  3^<ä^^"  erl^alten  l^at,  wirb  e^  bej^l^alb  nid^t  fd^wer  fein,  in 


362  ^i^  ^ebeutung  ber  ^eobac^tungdfe^ter  für  ben  9(6et0(au6en. 


feinem  fpäteren  Seben  irgenb  ein  (Sretgnü^  )U  ftnben,  bad  in  getoiffem  Sinne  oU. 
erfüHung  jenei^  3^^^^  oufgefafet  werben  fann.  3n  feiner  interejfanten  !(eitten 
©d^rift:  „De  divinatione",  l^ot  6icero  eine  SKenge  oon  ©eifpielen  biefer  Srtan« 
gef ül^rt.  SSenn  ein  meibtid^e«»  äRaultier  (boi^  gemöl^nlid^  unfrud^tbor  ifl)  ein  ^Oen 
voav^,  mmn  eine  92atter  unter  einem  älltare  l^eroorf am,  toenn  ein  Sd^Ub  in 
einem  SIempel  l^erobfiel,  meim  baS  5|}ferb  mit  bem  gelbl^erm  fiürjte  u.  f.  vo., 
bann  l^ielt  man  biefeiS  für  2Bal^r}eid^en  ober  3Bunber  unb  rief  bie  Dpferbeuter 
^bei,  um  )u  erfahren,  ob  ed  ®utei^  ober  @d^(ed^ted  bebeute.  Sicero  fpottet 
über  biefen  SCberglauben;  er  iji  fid^  ganj  Kar  barüber,  bafe  lein  ereigni« 
mit  Siedet  ein  SBunber  in  biefem  ©inne  genannt  werben  laim. 

„'^^nn  nic^t^'',  fagt  er,  ,,Iann  o^ne  Urfoc^e  gefc^e^en ;  e$  gefc^ie^t  nic^d,  bod  ttii^t 
0ef($e^en  lann;  unb  wenn  bad  gefc^e^en  i%  mcA  gefc^e^en  fonnte,  fo  borf  bad  nic^t  ali  S^nber 
betrachtet  n^erben.  S^olglic^  giebt  ed  feine  SBunber.  BoU,  nämlic^  bad,  nrnd  feiten  ift,  aii 
Sßunber  angefe^n  »erben,  fo  mug  ein  meifer  9Rana  ein  EBunber  fein;  benn  ic^  qjUasbe, 
ba^  ein  äJ^auItier  e^er  3unge  wirft,  a(d  ba^  ed  einen  weifen  ^ann  giebt.  9Bir  sieben 
alfo  biefen  @(^Iu|:  bad,  wad  nic^t  ^at  gefc^e^en  lönnen,  ift  niemaU  gefc^e^en,  unb  bad, 
xoai  gcfc^e^en  fonnte,  ift  fein  SBunber.  @o  fott  auc§  ein  Scid^enbeuter  einem  Wanne,  ber 
i^m  ald  SBunberjetc^en  mitteilte,  ba|  bei  i^m  su  $aufe  fi($  eine  92atter  um  eine  Stange 
gef($Iungen  ^obe,  nic^t  unwit^ig  geantwortet  f)ahtn:  „^ae  würbe  ein  SBunber  fein,  loenit 
bie  Stange  ftc^  um  bie  Gatter  gefc^Iungen  f^üitt,*'  "Slxt  biefer  Antwort  erHärte  er  beut:: 
lic^  genug,  ba^  nid^tg,  wad  gefc^e^en  fann,  al^  ein  SBunber  anaufe^en  ift/' 

@egen  biefen  ©ebanlengang  tagt  ftd^  nid^t  oiel  einwenben;  er  ifl  eigeitt« 
Ud^  gon)  mobem.  äBenn  man  je^t  nid^t  an  SSaJ^r^eid^en  glaubt,  fo  ^at  baiS  barin 
feinen  ®runb,  bafe  man  bie  natürlid^en  Urfad^en  ber  ©reigniife  nad^meifen 
fann.  Unb  gelingt  biefeiS  einmal  nid^t,  fo  berul^igt  man  fid^  in  ber  93or« 
aujjfefeung,  bag  bie  SBiffenfd&aft  frül^cr  ober  fpäter  bod^  einmal  bal^in  fommen 
mirb,  ben  natürlid^en  3ufammen^ang  }u  finben.  äBenn  man  fo  ein  iebed 
©reigni^  afe  ein  @lieb  einer  Äette  oon  Urfad^en  unb  SBirfungen  auffaßt,  bann 
bleibt  nid^tS  übrig,  wad  afö  ein  befonbered  SBal^rjeid^en  ber  @ötter  betrad^tet 
werben  lönnte.  3)ie  Sll^atfad^e  aber,  baß  man  frül^er  bie  S^^^  ^^'^^  ^^ 
nad^folgenben  ©reigniife  bcftötigt  fanb,  l^at,  wie  mir  bereiti^  bei  ben  Äometen 
gefeiten  l^aben,  il^rcn  ®runb  oor  allem  in  Seobad^tungiSf eitlem.  Sffienn  ha^ 
3eid^en  ganj  unbeftimmt  nur  große  beoorfle^enbe  ©reigniffe  anbeutete,  fo  war 
eiJ  ja  nid^t  fo  fd^wierig,  in  ben  (greigniffcn  ber  näd^ften  3eit  biefen  ober  jene^ 
^erau^jupnben,  auf  ba^  man  ba«  3^^^^'^  beaiel^en  fonnte.  3lber  gemdl^nlid^ 
begnügte  man  fid^  nid^t  bamit,  im  SBal^rseid^en  nur  einen  ^inweü^  auf  ein 
beoorftel^enbei^  wid&tigeö  (greigniS  ju  fe^en.  3Wan  legte  ba8  3^^^  w^/  ä*>8 
©d^lüffe  über  bie  Statur  unb  ben  älui^gang  ber  Segebenl^eit  u.  f.  f.  3n  einem 
fold^en  galle  würbe  ba^  SBaJ^rjeid&en  alfo  bie  ©runblage  für  bie  35ioination„ 
bie  SBal^rfagelunfl;  l^ier  wirb  bie  ©ad^e  aber  elwaö  oerwidfelter. 

S)er  aBei^fagunggfünfte  giebt  e^,  wie  wir  wiffen,  fel^r  oiele.  SWan 
fai^  nid^t  aOeine  in  ungewö^nlid^en  @reigni{fen,  fonbem  aud^  im  ^luge  unb 
©d^rei  ber  33ögel,  im  SSlift  unb  in  ben  ©ngeweiben  ber  Opfertiere  gonj 


^ie  IBebeuiung  ber  Seobac^iungdfel^Ier  für  ben  SCIecglouBen.  363 

iefUmmte  Sor)eid^en.  9Ran  erf orf d^te  bie  Buhtnft  burd^  afhrologif d^,  geomontif d^e, 
(|iromantifd^e,  IrpftaUmnantifd^e  urtb  äl^nUd^e  9Retl^oben.  (Snbßd^  erl^iett  man 
birefte  aWittcUungen  über  bie  3^*»«!*  i>W(i&  träume,  ai^mmgen  unb  ^11* 
fd^rel  in  elftatifd&en  3uflfinben.  2)er  Urfprung  aller  biefer  mantifd^  aReti^o« 
bot  ift  offenbar  rein  tl^eoretif d^er  unb  ^toar  religidfer  ober  pl^ilofopl[iifd^er  9latur. 
SHe  @l^albaer  glaubten  burd^gel^i^  an  einen  3ufammenl^ang  in  ber  9tatur^ 
infolgebeffen  man  au«  ber  ©egenmart  ©d^lüffe  auf  bie  3ttlunft  jiel^n  fönne. 
Sei  ben  europfilfd^en  SSöffem  fd^en  bie  SBeiiSfagung^lünfie  meijten«  nur  ou« 
religiöfen  SJorjleBungen  l^oorgegangen  ju  fein.  3n  iebem  gaUe  aber  bleibt 
ed  uni$  r&tfell^aft^  mie  ber  ®laube  an  biefe  jtünfie  fid^  fo  lange  i^at  l^a(ten 
ISrnten.  SDenn  nad^  unferer  gegenwärtigen  JlenntnüS  oon  ben  @efe^en  ber 
3laiwc  unb  beiS  SRenfd^enlebeniS  muffen  loir  mit  abfoluter  ©id^erl^eit  bel^aupten^ 
bag  lein  3ttföWttten]^ang  jmifd^en  bem  ©d^dtfal  cinei^  aßenf c^en  unb  gemjfen 
©teHungen  ber  ©teme,  ben  fiinien  ber  fionb,  ber  Snorbnung  gewiffer  ^unfte^ 
bem  äSogetfd^rei  ober  ben  3^nungen  in  ber  £eber  eine«  @tiere«  u.  f.  f. 
esifUert  f^oIgUd^  ftnb  oiele  ber  SBeü^fagungen,  bie  auf  bergleid^en  aßetl^oben 
berul^ten,  falfd^  geioefen,  3)ann  aber  brängt  bie  grage  ftd^  auf:  aSBie  ifl  e& 
möglid^  gemefen,  bag  man  tro^  ber  falfd^en  ^ropj^ejeiungen  bennod^  )u  aHm 
3eiten  am  (Slauben  an  aSBal^rfagefttnjle  fefigel^alten  ^at? 

2)arauf  ift  ju  enoibem:  junfid^fl  ifl  bie  Sal^I  ber  falfd^en  SBeid* 
fagungen  taum  fo  grog  gen)efen,  wie  man  oon  oomel^rein  glauben  möd^te. 
3)enn  erfhnal  gelten  einige  ^rop^ejeiungen  natärlid^  immer  {ufäHig  in 
(Erfüllung,  ©obann  lagt  fid^  nid^t  oerfennen,  bag  oerfd&iebene  pfgd^ifd^e  3u* 
fiänbe,  oon  bencn  urir  weiter  unten  reben  werben,  j.  83*  bie  ögperäfü^efie 
unb  bie  ^ppermnefie  beiS  SBeüSfagenben,  bie  ©uggefHbilität  beffen,  bem  ge« 
roei^fagt  wirb  u.  f.  f.,  t»  mit  fid^  bringen,  bafe  t^atfäd^lid^  bie  aßeüJfagungen 
oft  in  erfüQung  gelten,  aud^  memt  bie  aRetl^oben  burd^auiS  eitel  finb. 

atatärlid^  bleiben  tro^bem  immer  nod^  jai^lreid^e  ^ropl^ejeiungen  }u« 
xäd,  bie  ftd^  ai&  falfd^  ermeifen. 

2)afür  bringt  ©icero  eine  SRenge  con  öeroeifen  in  feinem  obcnongefül^rten  SQBertc. 

^^laminiua  ge^or($te  nic^t  ben  3«^^n;  e8  fojiete  i^m  unb  feinem  geere  ba8  Seben. 
^er  $aulud  ge^orc^te  i^nen  ein  ga^r  fpdter:  fiel  er  nic^t  ebenfalTi^  in  ber  @(^Iad^t  bei 
GonnA  mitfamt  feinem  $eere?  .  .  .  .  ^ie  Sßeidfagungen  werben  tögUc^  n)iber(egt.  ^^ 
erinnere  toof^l  bie  oielen  SEÖeigfagungcn  ber  ©§albäer  (ber  Stfitrologen)  an  ^ompeju«, 
©raffu«  nnb  föralic^  on  (£äfor;  pe  foUten  aUt  an  9llterfc^n)ft($e  jierben,  fterben  in  i^rem 
^eim  in  ©lonj  unb  (S§re  —  fo  ba|  ed  mic^  fe§r  rounbert,  ba|  ed  no($  Seute  giebt,  bie 
jenen  SWenfc^en  glauben,  obgleich  fte  tägli(^  i§re  ^rop^eaeiungen  burdj  bie  X^otfadjen^ 
unberlegt  fe^en." 

Gicero«  aSenounberung  ifl  fel&r  begreiflid^.  ©iel^t  man  erft  ein,  wie 
feiten  eine  gJropl^ejeiung  in  erfüllung  gel^t,  fo  fd^minbet  bamit  aud^ 
ber  ©laube  an  fle;  man  ^ält  e«  eben  einfad^  für  3ufall,  wenn  3Bei8* 
fogung  unb  erfüllung  einmal  jufammentreffen.  Snbeffen  lonn  man  ßicero 
in  ber  öe^auptung  faum   red^t    geben,   bafe   e«  flet«   nur   3ufatt  fei. 


364  ^ie  B^etiiung  ber  l3eo6a((timg«fe^(et  für  ben  96erglmt6en. 


toetm  eine  iEBetöfagung  in  Chrffillung  gel^e;  ei(  fpielen  l^er  atnjtoeifet^ft  onbere 
äRomente  mit.  Xro^bem  bleibt  ed  aber  immerl^in  Sl^ad^e,  bag  ^op^ 
^eiungen  nur  ondnol^mdmeife  in  (SrfaKung  gel^.  Unb  mm  beffenunge* 
ad^tel  ber  (Staube  an  fie  fU^  3a|rtaufenbe  ^burd^  erl^alten  l^at,  fo  t&^  ftd^ 
ba«  nur  boburd^  erltdren/bag  bie  äRenfd^  im  allgemeinen  nid^  auf  bie 
melen  fatfd^  $rop^e}eittngen  gead^tet  i^aben.  SEBenn  ef^  ftd^  um  größere 
Untemel^mungen,  ©toatlSangelegen^en  ober  ^^nü^t^  l^anbelte,  lomtte  ed 
ber  öffentßd^  9lufm^am{eit  natflrUd^  nid^t  entgel^,  bag  bie  äBal^rfagung 
nid^t  eintraf.  Sber  bann  l^atte  man  in  einem  ^oUfyen  %aüt  immer  ^u&t^>m 
unb  (Sntfd^ulbigungen  genug.  Sntmeber  fud^te  man  nad^jumeifen  —  unb  bad 
gelang  meipeniJ  — ,  bafe  irgenb  ein  gormfel^ler  bei  ber  JBoma^e  ber  feier» 
lid^en  ^anblung  begangen  morben  mar;  felbftoerflanbßd^  mar  bann  bie 
gan}e  $rop^}eiung  t)on  Domel^ein  l^&Oig.  Ober  bie  Stui^legung  mar 
nid^t  rid^g.  €o  l^atf  man  [i^,  mie  Gicero  an  oerfd^iebenen  39eifpielen 
jeigt,  ilber  bie  unangenel^en  ^ä0e  l^inmeg  unb  t)erga|  fte  batb.  S)ie  §&Qe 
bagegen,  mo  bie  SSkl^rfagung  fd^bar  in  (SrfäQung  ging^  t)erga§  man 
nid^l  fo  leidet,  meil  fie  mit  ber  einmal  fefigemurjelten  anfd^auung  überein* 
ftimmten. 

SBir  feigen  a(fo^  bag  ber  ©taube  an  SSßal^rfagungen  burd^  Sdeobad^tungiS« 
ober  rid^tiger  burd^  ©ebäd^tnii^fel^ter  immer  mieber  befefUgt  mirb.  3fl  man 
in  einer  befümmten  Stnfd^auung  befangen,  j.  9.  im  ©tauben  an  bie  2vir>tt* 
täfftgfeit  ber  $ropl^e)eiungen,  fo  mirb  aUe^,  mai  i^iermit  nid^t  ttbereinftimmt, 
unmilßürtid&  überfd^en  unb  fd&nett  oergeffen.  3ebe  ,,®eböd^tnisftatifilf  ifl 
beiSl^tb  gan)  merttoiS ;  fte  befiätigt  nur,  roa^  man  betätigt  }u  finben  mOnfd^t 
unb  ermartet.  aSBenn  SSBeidfagungen  iefct  nod^,  mie  ju  ©icero«  3^^^  ^^f  ^^ 
SageiSorbnung  flänben,  fo  mürbe  man  fidler  burd^  eine  forgfättige  93ud^fül^ruitg 
fetbft  ben  „©täubigflen"  überjeugen  fönnen,  mie  unguoertäffig  eine  ©ebad^t» 
niÄftetifüf  ifi.  ©tüdftic^ermeife  ifi  e§  ja  nid^  mögtid&,  ba»  nötige  aßaterial 
l^erbeijufd^affen.  Slber  mir  finb  bod^  einigermafeen  imflanbe,  biefe  ©ad^  burd^ 
bejHmmte  S^f)lm  ju  beteud^ten.  aJlan  l^at  in  ber  neueften  3^ü  ^^  ^^' 
fajfenbe  fiatifttfd&e  Unterfud^ung  über  bie  ^äufigfeit  ber  fiattujinationen  an« 
gefleüt.  igierbei  mufetc  man  ftd^  gemäfe  ber  SRatur  ber  ©ad^e  gra|lcntcit^ 
an  bag  ©ebäd^tni^  ber  ßeute  menben  unb  bie  ©rfa^rung  mad^en,  boB 
ber  Snenfd^  ftd^  fd^led^terbingi^  nid^t  auf  fein  ©ebäd^tni^  oertaffen  lann. 
eine  ©tatijiif ,  bie  barauf  baut,  ifi  unbraud^bar.  SBir  fommen  nod&  ein- 
mat  im  abfd^nitte  über  bie  normalen  ^aflujinationen  auf  biefen  ^mit 
jurüdt  (oergt.  ©.  441  f.). 

aWit  ben  l^ier  befprod^enen  gälten  ift  bie  »ebeutung  ber  »eobad^tungi^» 
fester  für  ben  abergtauben  bei  meitem  nid^t  erfd^öpft.  Srtefetben  finb  nur 
einjetne  »eifpiete,  bie  jeigen  f ollen,  mie  bie  Seobad^tunggfel^ter  teit«  eine 
birette  duede  bed  9lbergtauben$  merben,  teiliS  abergtäubifd^e  Stnfd^auungen, 
bie  auf  einem  anberen  S3oben  erma^fen  finb,  unterl^attcn  unb  befefügen  fönnen. 


^ie  ditterbmegungen  unb  i^ce  ma§if($en  äDidungen.  365 


9ßtr  bxan^m  ni^t  (önger  ^ittfm  ju  oerioeUen,  bemt  ollei^,  mai  mix  im 
golgenben  feefpre^en  rooUm,  liefert  witere  »eifpiele  in  bief«  ©Qie^g* 
UcberoB,  fettfi  in  ben  lotnpUjierteften  %a\im,  mvä>  e«  fi^  jdgen,  baS  We 
Seobad^tungi^fe^Ier  ^  ben  aberfllftuHfd^  äSorflefliuneen  eine  me^entUd^  9b)Ue 
mttfpietcn  unb  fie  entioeber  l^rPOTwfen,  ober  roenigjlen»  beförbem. 


5ic  3itferßeTPegutt3cn  utt&  i^re  magifc^en  ^irfimtgeit. 


^ 


ifi  eine  befonnte  X^i^a^t,  bag  ein  aRenfd^  ein  ®tieb,  j.  8.  einen 
3bm,  in  einer  beftintntten  <5tdlung  nid^t  DoQftanbig  rul^g  galten  !ann^  toenn 
ber  airm  nid^t  unterfHlfit  ijl  SDie  nnioifliürlid&en  Meinen,  jittemben  »ewegungen 
ber  ©lieber  ftnb  aber  oon  fe^r  oerf(§iebener  (Sröge  beim  einjelnen  SWenfd^en. 
aSä^renb  jxe  bei  alten  unb  Äronfen  oft  fo  flarf  finb,  bofe  fte  au«  ber  ^rne 
gefe^en  merben  fdnnen  unb  fid^  ).  93.  unter  anberem  baburd^  oerraten,  bag 
e^  htm  93etreffenben  unm5gli(^  ift,  ein  einigerma^  gefülltes  @la8  jum 
SRunbe  ju  fül^ren,  ol^ne  etroaiJ  oom  Snl^alte  ju  oerfd^ütten,  fo  ftnb  fie  bei 
jungen  unb  fr&ftigen  äRenfd^en  fafl  ni(!^t  n)al^rne$mbar.  Unter  geioöl^nlid^en 
Ser^altniffen  ifi  ba&  Snbioibuum  fld^  biefer  jittemben  93eioegungen  aud^  gar 
nid^t  bewußt  äBoQte  aber  jemanb  fte  be^fyilb  ableugnen,  fo  mdge  er  nur  einen 
@tod(  tote  ein  ©emei^r  an  bie  Sadfe  legen  unb  mit  bemfelben  nad^  einem 
befttmmten  ^ßunfte  jielen;  er  mirb  bann  bie  ©pifie  be«  ©todfei^  beflonbig  um 
biefen  $unft  ^erumtanjen  feigen.  S)ie8  ifi  feit  ben  älteflen  Seiten  l^er  befannt; 
bagegen  1^  man  nid^t  gemu^,  bog  biefe  fd^mati^en  ä9en)egungen  unter 
befonberen  SJer^ältniffen  fei^r  fröftige  SBlrlungen  l^eroorrufen. 
aUerbing«  1^  man  biefe  SBirfungen  rool^I  beobad^et;  ba  man  aber  i^re  Urfad^e 
nid^t  lamtte,  beutete  man  fie  falfd^  unb  fal^  fie  afö  SBirlungen  magifd^er 
Äräfte  an.  Sluf  biefe  SBeife  l^t  ein  fo  gewö^nfid^eiJ  ^ßl^änomen,  loie  ba«  um 
milltürlid^e  QitUxn  unferer  ©lieber,  }U  mel^rfad^  älberglauben  Slnlog  ge« 
geben.  äBir  moOen  biefe  abergl&ubif(|en  äSorfieOungen  ie^t  n&^er  betrad^ten 
unb  jeigen,  mie  bie  }U  (Srunbe  liegenben  ^I^Snomene  nur  befonbere  formen 
ber  unter  geioiffen  SSer^ältniffen  entfianbenen  Sitt^^^^^Ö^ngen  finb. 

Um  biefe«  nad^jumeifen,  muffen  loir  natürlid^  oor  aQem  bie  Umflänbe 
tomen,  meld^  auf  bie  S^^^^^^^^S^i^  (Sinflug  audOben,  f oioie  bie  gormen^ 
weUit  biefelben  unter  gemiffen  äSer^dltniffen  amtel^en  Idnnen.  Sel^nf«  grapl^ 
fd^r  aiegifirierung  l^at  ^Preper  einen  äufeerfi  fein  arbeilenben  Slpparat  fon^ 
fhrulert,  ben  er  ^almograpl^en  nannte,  unb  mit  bem  er  bie  Seroegungen 
nad^  ben  oerfd^iebenen  9li($tungen  l^in,  nad^  oben  unb  unten^  nad^  xtüfti 
unb  linte«  oor«  unb  rfidtoärt«,  lebe  für  fid^  <mfseid^nen  {onnte.   äB^n  mm 


366  ^e  Bitterbeoegungen  unb  i^re  magifc^en  SBklungen. 


ober  bie  99en)egimgen  itid^t  gerabe  na<i^  ben  oerfd^iebenen  SRid^tungen  ^  getrennt 
l^aben  toiO  (looi^  fetten  ^ntereffe  fyü),  fo  lann  man  ebenfogut  bat  fogenonn* 
ten  @pl^9ginograp^en  gebraud^en,  ber  f/ax  9luf}eid^nung  bei»  ^ulfeiS  bient 
nnb  ftd^  in  iebem  pl^^ftologifd^en  Saboratorium  oorfinbet.  SRit  einem  fold^ 
älpparote  l^abe  id^  bie  im  ^olgenben  befprod^enat  3itter(un)en  aufgenommen, 
unb  id^  merbe  i^n  bei^l^alb  ^ier  furj  befd^reiben. 

S)er  ^[pparat  befte^t  oud  brei  2:ei(en,  aud  bem  (Shnpfdnger  M,  bem  @($retb<q)fKtrot 
S  unb  bem  (EpUnber  C,  auf  bem  gefc^rieben  mirb.  M  befielt  aud  einer  Keinen  aRetaS« 
fetale  8,  bie  unten  im  9io§re  r  enbet  unb  ton  einer  bünnen  jlautfc^ulmembnm  über« 

fpanttt  ift.     Sluf  biefe    ijt   ein 
5«Ö-  45.  Keiner  5tnopf  oon  leichtem  ^okt  k 

geleimt.  2)er  ^(^reibapparat  ifl 
dl^nli($  eingerid^tet;  er  befielt 
ebenfalls  aud  einer  aßetaafc^ale, 
bie  unten  in  ein  Siö^en  ouft« 
läuft;  auc^  fie  ift  mit  einer 
jtoutfc^ulmembran  Oberfpannt. 
Slm  9iö^r(^en  ijt  ein  Keiner  aXe< 
tollbfigel  befeftigt,  um  beffen  ober« 
flen  $un!t  h  fu$  eine  f e^r  (ange^ 
bilnne  unb  biegfome  6ta^Ifeber,  bie  in  eine  feine  Spi^e  audlOuft,  mit  fe^r  geringem 
Sßiberftanb  bre^en  tann*  ^ie  @ta^Ifeber  v  ru^t,  mie  man  in  ber  grigur  fte^t, 
auf  einem  Keinen  Änopfc,  ber  auf  ber  2Äitte  ber  3Rcmbran  feftgeleimt  ift;  i^re 
@pi4e  berührt  zhtn  ben  ^plinber  C,  ber  oermitteiß  eine«  U^noerfed  ftd^  gleic^mö^ig 
um  feine  Xfe  bre^t.  S)ie  äBirhtng  bed  ganaen  Apparates  ift  nun  leicht  la  oerfte^en« 
SBemt  bie  beiben  Stö^r^en  auf  M  unb  S  burd^  einen  @ummif($(au(^  miteinonber  oer« 
bunben  »erben,  fo  fe(t  ein  Keiner  ^rud  auf  ben  Jtnopf  k  bie  äRembran  unb  bomit  au4 
bie  £uft  in  ber  @(^e  s  in  Bewegung,  biefe  Bewegung  pflanzt  ft($  burc^  ben  ®ummi« 
fc^lauc^  bis  3U  S  fort,  mo  bie  Sktmbxan  in  gonj  entfpre($enbe  Bewegungen  gefe|t  wirb; 
biefe  werben  bann  auf  ben  3^9^  v  übertragen.  SBenn  biefer  nur  bei  h  in  ganj  Keine 
6($wingungen  gerdt,  fo  giebt  feine  ftu^erfte  @pite  bei  0  biefe  Sd^wingtmgen  in  {kr! 
oergrö|ertem  äRa^ftabe  wieber.  3ß  ber  ^plinber  nun  mit  beruhtem  Rapier  überwogen, 
|o  fra^t  bie  @pite  bed  3^i9^  ^^  9iu|(age  an  ben  stellen  fort,  wo  fie  biefelbe  berührt, 
unb  bie  Bewegungen  )ei($nen  fi^  M  wei|e  Jturoen  auf  f($war}em  ©runbe  ob,  wd^renb 
t)er  ©plinber  fx^  brel^t. 

@elbftoerftAnb(i(^  fuitiftioniert  ber  9l;^cixQi  um  fo  genauer,  ]e  bünner  unb  \t  be« 
weglic^er  bie  9Rembranen  bei  M  unb  S  finb.  Tlan  ntu^  ba^er  bafür  forgen,  ftetd  9ßem« 
brauen  oon  berfelben  ^ide  unb  Spannung  su  l^aben,  wenn  man  bie  Jturoen,  bie  unter 
]>erf($iebenen  Ber^dltniffen  aufgenommen  werben,  oergleic^n  will.  Bon  no4  größerer 
Bebeutung  für  bie  ^n^eit  ber  jluroen  ift  ber  ®ummif($(au(^  3wif(^en  M  unb  S.  SSemt 
£uft  ober  glüfftgleit  ftc^  in  einem  e(aftif(^en  @($Iau($  fortbewegen,  fo  wirb  ber  SSBiberftonb 
ber  elaftifc^en  äBanbung  eS  bewirten,  ba^  bie  @tö(e  mel^r  unb  me^r  audgeglid^en  werben, 
{o  ba^  bie  £uft  refp.  bie  ^lüffigleit  in  einem  fe§r  langen  6(^Um($  julett  mt  glei^md^ge 
Bewegung  aufweifen.  3kan  mu|  bed^alb  bei  einer  feinen  Slu^eit^mmg  ber  Sit^^^l^^i»^' 
ungen  einen  möglic^ft  htr^en  @(l^(au($  )wif(^  M  unb  S  nehmen;  benn  fonft  werben 
aUe  feinen  3^^^bewegungen  einfach  aufgel^oben,  fo  ba|  nur  bie  langfamen  unb  bie 
groben  Bewegungen  übrigbleiben.  Xa^  man  biefed  unter  UmftAnben  ft($  su  ^xx^tn  ma^en 
fann,  werben  wir  im  golgenben  fe^en. 

9Rit  biefem  ^X;ppaxat  lann  man  nun  wegen  ber  ©enouigfeit,  mit  ber  e«  !Ceine  Be« 


^ic  3»ttcr5en)egungen.  367 

»egungeit  oergrd^ert,  (Srfc^fitterungen  nac^ioeifen,  bie  bem  bloßen  SCuge  nic^t  fl($tbar 
fmb.  ^dtt  man  9.  8.  ben  ünopf  k  unter  gleichmäßigem  ^ntcf  gegen  bie  Slrterien  bei» 
SIrmed  ober  nod^  beffer  bed  ^alfei^,  fo  roerben  bie  Bewegungen  bed  $ulfed  auf  bem 
©plinber  abgejeic^net.  @o  ift  bie  Äuroe  B  in  gig.  47  @.  368  entftanben.  öefeftigt  man 
M  bagegen  fenlrec^t,  n)ie  bie  ^^gur  45  ed  seigt,  an  einem  @tatit)  unb  ftrecft  ben  3Lvm  bann 
frei  oud  in  bie  £uft,  mö^^enb  ber  3^d^f^>^d^  ^^f  ^^^  Knopfe  k  ru^t,  fo  entfielt  auf 
C  eine  dttßerft  unregelmäßige,  meKenfBrmige  £inie,  bie  bemeift,  baß  ed  unmöglich  ift,  ben 
Krm  ooffflönbig  ru^ig  su  galten,  ^e  f^iguren  46—49  unb  52—55  seigen  berartige  ^3^tters 
htroen".  S)iefe  finb  aUe  o^ne  Sudno^me  oon  gefunben,  Iräftigen  9Xenf($en,  fon)o^(  SRdnnem 
ald  grauen,  aufgenommen.  —  SBir  betrachten  bie  Kurven  je^t  ttvoa^  nä^er,  um  uni^  na^ 
ben  Urfac^en  ju  biefen  ©rfc^ütterungen  umsufe^en. 

a^  ifl  fd^on  bemerlt,  bag  obiger  Slpparat  bie  SSemegungen  bed  älrmed 
na(i^  ben  oerfd^iebenen  9Hd^tungen  ^in  aQe  nur  in  einer  Jturoe  aufseid^net 
einerlei,  ob  ber  Srm  ftd^  na^  oben  ober  unten,  nai)  rec^td  ober  linfö,  oor« 
ober  rüdtoärtö^  jittemb  bewegt.  JBal^renb  ber  ilnopf  k  aber  in  b«t  beiben 
(e^en  gäden  nur  ttma^  f)xn  unb  l^er  fd^n^antt,  fo  n)irb  er  gerabe}U  gel^oben 
unb  gefentt  bei  ben  auf^  urib  abn)ärti^  gel^enben  S3en)egungen  be^  Slrmed, 
unb  biefe  erfd^einen  bed^alb  immer  unoerl^ältnidmagig  grog  im  SSergleid^  )u 
ben  Seioegungen  m^  anberen  Slid^tungen  l^in.  SDiefed  tritt  aud^  beutlid^ 
in  oerfd^iebenen  Jluroen  l^eroor;  bei  befonberen  Urfad^en  )U  auf«  unb  ab* 
toärti^el^enben  ä3en)egungen  idi^mn  biefe  fid^  burd^  größere  @d^n)ingungen 
ouiJ.  S)ieiJ  gilt  in  erfter  Sinie  oon  ber  Sltmung.  fiält  man  einen  Strm 
wagered^t  gefiredtt  unb  atmet  tief  babei,  fo  fielet  man  ben  arm  fid^  mit  ber 
89rufl  lieben  unb  fenlen.    gig.  46  jeigt  bie  Äuroe,  bie  man  in  biefem  galle 

giß.  46. 


erhalt.  @in  SRenfd^  mirb  unter  gemö^nlic^en  äSerl^&ttniffen  in  3  bü^  5 
@e(unben  einmal  altem  Idolen.  2)ie  fenfred^ten  £inien  auf  ber  Auroe  {eigen 
bie  ©efunben  an;  wie  man  fielet,  l^at  bie  Äuroe  alle  3—4  ©efunben  einen 
SBeflenberg^  ber  ftd^  aber  fclbft  in  einer  unregelmäßigen  Sinie  bewegt.  S)ie 
Äuroe  gleist  bem  9Mcere,  wenn  bie  SBogen  nad&  einem  ©türme  nod^ 
^od^e^en,  mä^renb  eine  SJrife  i^re  Dberfläd^e  nod^  leidet  fräufelt.  2)ie 
SBogen  ioerbcn  l^ier  burd^  bie  atmung  l^eroorgerufen,  bie  Äräufelungen 
bagegen  rühren  oon  oerfd^iebenen  anberen  Urfad^en  l^er.  gm  SSergleid^  mit 
ben  anberen  Äuroen  finb  biefe  Äräufelungen  fe^r  Mein  unb  gering  an  3al^L 
SHeS  liegt  baran,  bag  l^ier  pifd^en  M  unb  S  ein  etma  10  m  langer 
©d^laud^  eingefd^altet  mar.    S)abei  faden  oOe  fleinen  erfd^ütterungen  jum 


368 


Xk  Bitterbetoegungen  unb  i^re  magtf($en  äBirtungen. 


Xeil  fort  unb  bie  großen,  (angfam  Derlaufenben  9ltmungiSbeit>egungen  treten 
infolgebcffen  beutlid&cr  ^roor.  3ft  biefe  (SrMäruiig  rid^lig,  fo  muffen  offen* 
bar  bte  grogen  SBeOenberge  fortfallen^  loenn  man  gan}  fd^mad^  atmet  ober 
ben  Sltem  ganj  innehält.  2)ie^  betätigt  fid^  aud^  in  ben  anbcren  Äuro«t^ 
gig.  47—49  unb  52—55,  voo  fid&  fajl  feine  ©pur  oon  ben  großen  regel« 
mäßigen  ,,aBogen"  fiiibet.  2)enn  jeber  SJenfd^,  ber  nur  furje  B^t  ben  Srm  fo 
ru^g  mie  möglid^  galten  foQ,  unterbrüdPt  gan}  infUnItmäßtg  bie  3(tmung,  fo 
baß  bie  l^ieroon  l^errül^renben  Semegungen  faft  immer  fortfatten. 

3lber  mol^er  flammen  benn  bie  f  leinen  ©rfd^ütterungen?  einige 
entfd&icben  oon  ber  fieriti^dtigfeit.  Sebe^mal,  menn  bai^  ^erj  fid^  lontrol^iiert 
unb  ba«  Slut  in  ben  Äörper  preßt,  erl^fift  jeber  ^unft  beiS  CrganlÄmuÄ 

5i0.  47. 


oon  innen,  b.  ^.  oom  Slutgefäßfpflem  l^er  einen  !(einen  Stoß.  Unter 
gflnfügen  SSerl^ältniffen  fann  man  aud^  leidet  nad^meifen^  baß  einige  oon  ben 
(Srfd^ütterungen  be^  Slrmeil^  genau  mit  bem  $ul^fd^lage  jufammenfoQen. 
aSergleid^t  man  in  giß.  47  bie  3itterfuroe  A  mit  ber  gleid^jeitig  auf» 
genommenen  ^ufeluroe  B,  fo  fielet  man,  baß  biefe  beiben  ftd&  einanber  fei^r 
gleid^en;  felbß  bie  Ueinen  @r^ebungen  im  abfteigenben  Sc^entel  ber  $ul^ 
htroe  {eigen  fid^  aud^  in  ber  3Uterturoe.  Sejeid^nenb  für  bie  Auroe  A  ifl 
ber  Umftanb,  baß  fie  eine  @tunbe  nac^  bem  äßittageffen,  bie  id^  in  9lu^ 
unb  unter  ©eplauber  oerbrad^t  l^atte,  aufgenommen  i%    S)er  Jtdrper  l^e  fid^ 


Stß. 

48. 

1 

1 

■ 

^  oollftänbig  auÄgerul^t;  baö  ifl  Tid&er  ber  (Srunb,  baß  ber  ^utefd^log  fo 
beutlid^  in  ber  Jturpe  l^roortritt.  S)enn  menn  bie  3ßudfe(n  unb  bie  Storoen 
ermübet  fxnh,  fo  fann  ba«  ©el^irn  ba«  3ufammenmirfen  ber  Derfd^iebenen 
aJluÄfetn  ni^t  genau  regulieren;  bann  muffen  bie  fo  «ttflanbenen  »e* 
megungen  flärfer  einroirfen  unb  ba«  »ilb  be«  5ßufefd&Iageg  oermifd^  S)aß 
biefei^  roirflid^  ber  gaU  ifl,  fann  man  an^  gig.  48  erfel^en,  bie  \m  SWitter» 


^U  gitterbeioegungen.  369 

nad^t  naüi  einem  fel^r  anfirengenben  S^age  aufgenommen  ift.  ^ter  ift  feine  @pur 
oem  $utef daläge  nad^jumeifen;  bie  SSemegungen  ftnb  größer,  bie  Jluroe  ifi 
mel^  gejadCt.  S)ie  Meinen  S*^'^!^/  ^^  ^^f  ^i^  Äuroen  gefd^rieben  ftnb,  geben 
bie  mittlere  3^^  ^^^  ®d^n)ingungen  pro  @elunbe  im  £aufe  eined  längeren 
3eitrauntö  an;  fte  jeigen  un<»,  bag  bie  Unruhe  bei  gig.  48  oiel  größer  gemefen 
ift  ate  bei  ^g.  47  A.  Stod^  größer  ifl  bie  ©d^mingungi^jal^l  bei  ber  Jturoe 
^0.  49,  bie  aufgenommen  mürbe,  nad^bem  ber  9Irm  einige  äRinuten  lang 

5tö.  49. 


^orijontal  audgeflredft  gel^alten  mar  —  belamttlid^  eine  fel^r  anflrengenbe 
@teQung,  bie  ben  9lrm  leidet  ium  3ittern  bringt.  .^ierauiS  gel^t  alfo  l^er« 
oor,  bafe  ein  Äörperteil  um  fo  mel^r  jittert,  je  mel^r  bie  STOui^feln  unb 
SIeroen  ermttbet  finb. 

9Bir  l^aben  gefe^en,  mie  bie  Atmung,  bie  Sdlutsirlulalion,  bie  Sr» 
mübung  ber  3)IuÄteIn  unb  3leroen  ftd^  in  unmiMürKd^en  Semegungen  oe« 
mertbar  mad^en.  Sßir  Kommen  nun  }u  einer  oiel  mid^tigeren  unb  umfang» 
reid^eren  @ruppe  oon  tlrfad^en,  nSmlid^  ben  SemugtfeinS^uftänben, 
bie  nid^t  allein  befümmte  3ittwbemegungen  auiJlöfen,  fonbem  big  ju  einem 
gemiffen  ®rabe  aud^  bie  Slid^tung  ber  übrigen  »emegungen  becinfluffen. 
3)ag  le^rt  fd^on  bie  Srfal^rung  be^  täglid^en  £ebeng. 

Unminfürlid^e  93emegungen  lönnen  teite  burd^  ©emütöbemegungen  l^er* 
oorgerufen  merben,  teite  aber  aud^  bei  genügenber  Jton^enlration  ber  3luf* 
mertfomleit  burd^  äSorfleQungen,  bie  fid^  entmeber  auf  Semegungen  fd^Ied^t« 
1^  bejiel^en  ober  l^äufig  mit  Semegungen  affojiiert  gemefen  finb.  S)ie 
Siid^tigfeit  biefer  Sl^atfad^e  fann  man  leid&t  burd^  eine  Steige  oon  Seifpielen 
nad^meifen.  Sebe  flarle  Spannung  oerfiärtt  bie  ^\üetbexotqm\im;  fo  er« 
gittert  man  fomo^l  an^  Ungebulb  mie  auiS  e^urd^t.  Unter  fotd^en  Um« 
ftänben  {ömten  bie  unmiQtärlid^en  SSemegungen  leidet  fo  grog  merben,  bag  fte 
ol^ne  befonbere  Slpparate  nad^}umeifen  ftnb;  menn  man  ).  S3.  beim  (&icamm 
bie  Stimmen  ber  (S^aminanben  jittem  ^ört,  fo  ifi  bai^  offenbar  nur 
eine  eigentümlid^e  ©rfd^einung  berfelben  Urfad^e.  3e  größer  bie  Spannung 
mirb,  beflo  flärfer  werben  meifiend  aud^  bie3itterbemegungen;  in  einem  ent* 
fd^eibenben  Süigenblidf  lonn  eine  ©emütiSbemegung  fel^r  frdftige  ©töfee  l^eroor« 
bringen,  aber  felbfl  in  meniger  emflen  göDcn,  mo  bie  Sitterbemegungen 
feine  fo(d^e  Stärle  erreid^en,  bag  fte  oon  anberen  ma^rgenommen  merben, 

Seemann,  Stberglaube  unb  ^^ufeci^ei.  24 


370  2)ic  3itter6c»egungcn  unb  i^rc  ma^Wen  SQÖirhingen. 

wirb  man  fie  oft  genug  felbft  mit  Seid^tigfeit  bcmerfen  Kinnen,  ©o  ifi  c^ 
eine  brannte  Xl^atfad^,  bag  eine  gonj  geiDöl^nlid^e,  gut  eingeübte  Strbeit  nie« 
mate  fd^Ied^ter  ausgeführt  n^irb,  ald  rotm  man  &k  l^at.  S)ie  Spannung, 
bie  e^urd^t,  p  fp&t  fertig  }u  merben,  bringen  bie  $anb  ;um  Qittcm,  unb 
bie  feineren  Seioegungen,  bie  bie  älrbeit  erforbort,  mißlingen.  9[ber 
nid^t  aQein  Untuft^  fonbem  aud^  gemiffe  £uflgefü]^Ie  rufen  unnnOfürttd^ 
Bewegungen  l^erDor,  }.  S.  fiad^en;  bie  @rfd^ütterung,  bie  burd^  badfelbe  be« 
wirft  wirb,  erftredft  fid^  nid^t  bloß  auf  ba8  Sn^^^M,  fonbem  teilt  fid^  je 
nad^  ber  ©tärfe  bem  ganjen  JWrper  mit. 

iQiermit  ifi  übrigen^  nur  eine  ©eite  ber  ©ad^e  befprod^  9Bie  obeti 
bereits  angefül^rt,  giebt  eS  aud6  ß^^terbewegungen,  bie  nur  infolge  ber 
SSorfiettung  oon  einer  befiimmten  Bewegung  ober  einer  SSorflettung,  an 
bie  oft  eine  befHmmte  Bewegung  gelnüpft  gewefen  ift,  entfielen  (baS  ibeo^ 
motorifd^e  ißrinjip  oon  (Sarpenter  1852).  S)urd^  einige  wenige  Berfud&c 
lann  biefeS  (eid^t  nad^gewiefen  werben,  .g&ngt  man  mm  fd^weren  5törper, 
j.  B.  eine  Bfeifugel  oon  ca.  1  ^oU  2)ur(^meffer,  an  einer  ©d^nur  auf  — 
im  9{otfaQ  lann  aud^  eine  ^fd^enul^r  nebfl  einer  leidsten  U^rfette  gebrandet 
werben  —  unb  ^ölt  biefeS  ^enbel  mit  auSgejlredEtem  arm,  fo  gerat 
baSfelbe  botb  in  ©d^wingungen.  S)ie  9Ud^g  unb  ^orm  biefer  ©d^wing« 
ungen  ifi  in  l^ol^  SRage  abpngig  oon  ben  Borfiellungen,  bie  man  bei 
bem  3nbioibuum  erwedft.  ^d^  l^abe  biefen  Berfud^  )u  3)u6enben  oon 
SKalen  angefüllt;  wenn  bie  Berfud^Sperfon  ber  Bewegung  nur  nid(it  Uxdt 
entgegenarbeitet,  fo  erl^ält  man  immer  ein  gutes  9tefultat.  3Ran  fü^rt  j.  B. 
ben  ^^er  unter  bem  $enbel  langfam  l^in  unb  l^er  unb  rebet  baoon, 
bag  es  in  biefer  Slid^tung  fd^wingen  wirb;  eS  bauert  nid(it  lange ,  fo 
bemertt  man  fd^on  bie  Bewegung  in  ber  angegebenen  SHd^tung.  Beronbert 
man  nun  bie  Bewegung  feines  ^^"6^^^^  ^*wa  in  eine  IreiSförmige,  fo  folgt 
baS  ^bel  nad^  u.  f.  w.  Bei  ißerfonen,  bie  biefeS  @£periment  nid^t  tannten^ 
er)ielte  id^  nod^  beffere  Slefultate  baburd^,  bag  id^  ben  Berfud^  in  eine 
etwas  mpfüfd^e  f^orm  Ileibete.  3<^  erjä^lte  }.  B.,  bag  ein  $enbel,  bod 
über  einer  SKeffingflange  fd^winge,  fid&  flets  in  ber  3lid^tung  biefer  ©tange 
bewege,  wäi^renb  eS  quer  über  einer  ©tal^lflange  unb  über  einem  ®lafe 
im  Äreife  fd^winge;  baS  Slefultat  würbe  baSfelbe,  weil  bie  Urfad^ 
biefelbe  war: 

2)ie  äiid^tung  ber  Bewegung  wirb  burd^  bie  Borftellung 
oon  einer  beflimmten  Bewegung  beflimmt. 

@S  bleibt  nun  nod^  eine  britte  ®ruppe  oon  ^ittevbtxoesmitti  übrig; 
biefelben  werben  jwar  aud^  burd^  BorfleDungen  auSgelöft,  j^od^  bejiei^ 
pd^  biefe  nid^t  birelt  auf  Bewegungen,  fonbem  fie  finb  oft  mit  Be* 
wegungen  oerbunben  gewefen.  Bei  einem  normalen  rebenben  SRenf^en 
wirb  jebe  Borfießung,  für  bie  man  nur  einen  ^amm  ober  ein  SBBort 
J^at,    aufs    engfte   an   bie  Bewegungen    gefnüpft    fein,    bie    erforberlid^ 


2)ie  3itt^'^en)cgungen.  371 


fmb,  um  ba$  äBort  audiufpred^en.  3Slan  ^at  beiBl^alb  mit  dted^t  gefagt,  bag 
allein  3)enfcn  ein  füllet  Sftcbcn  ift.  SJiefc«  tritt  am  beutlid^ficn  l^eroor,  memt 
man  einen  ©a^  überlegt,  beoor  man  i^n  nieberf(^reibt.  ^ier  l^anbe(t  e^  ftd^ 
mefentlid^  um  bie  Slnorbnung  unb  um  ben  SBo^lffang  in  ber  S^fönimen» 
fefcung  ber  SSBörler.  Sei  einiger  Slufmerffamfeit  fpürt  man  an  fid^  felbjl 
xtd^t  Iraftige  Semegungen  in  ber  B^nge.  2)iefelben  treten  aud^  l^eroor, 
wenn  man  längere  S^t  fefl  an  ein  befUmmte^  SBort  benft;  mir  werben 
im  golgenben  feigen,  meldte  merfmürbigen  SRefuItate  ein  fold&e^  an^a^tenbed 
SDenlen  an  ein  ein}e(ne^  SBort  mit  ftd^  ffil^ren  lann.  ^n  gan}  entfpred^enber 
SQBcife  finb  unfere  SJorfieHungen  oon  gefd^riebenen  SBörtern  mit  fd^mad^en 
©d^reibbemegungen  Derbunben. 

^reper  f)at  auf  fmnrcic^e  äöetfe 
biefe    Keinen    ©c^reiBbewegungen    auf  ^^^* 

einer  2:afel  aufgeseic^net  ermatten.    @r      ly 

benu^te    boju    ben    §ier    aögebilbetcn      -— — — -~— — 
einfoc^n  Slpparot.   ^erfelbe  befte^t  aud 

einer  langen,  leichten  unb  bannen  Stange  a  b;  biefe  trägt  5ei  b 
eine  gebogene  Sto^Inabel,  bie  fic^  mit  möglic^ft  geringem  äBiberftanb 
um  ein  Scharnier  (ei  b  bre^t.  ^ie  Spitze  ber  @tal^lnabel  berührt 
gerobe  bie  beruhte  2;afel  T.  3Birb  nun  bie  Stange  bei  a  feft  an  ben 
dtddtn  einer  $anb  gebunben  ober  wie  eine  Sc^reibfeber  in  ber  $anb 
gehalten,  unb  fteKt  bie  $$erfu(^dperfon  ftc^  bann  bei  au^geftredtem  SCrm 
ein  gefd^riebened  9Bort  ober  eine  Saf^l  (eb^af t  attf  ber  SBanb  gerabe  gegen^ 
Aber  vor,  fo  fc^reibt  bie  Sto^Inabel  bie  ^gur  auf  bie  beruhte  Xafe(.  S)ie  ^guren  auf 
umfle^enber  ^ofel  (gig.  61)  ftnb  auf  biefe  SBeife  entftanben.  3)a  bie  oielen  anberen  Urfadjen 
ber  3i^^^en>egungen  natürlich  nic^t  wegfallen,  wenn  ein  SRenfc^  m  einen  beftimmten 
®egen{ianb  bettiK,  fo  fmb  bie  entftanbenen  B^ic^nungen  (bie  man  oon  ber  Seite  fe^en 
möge)  meiftend  oielfac^  oerfc^Iungene  Linien,  in  benen  man  oft  nur  fc^mierig  entbecfen 
fann,  an  wad  gebac^t  worben  ift.  ^ed^alb  ift  le^tered  erüArenb  ^insugefägt.  gnbei^  ift 
bo(^  bie  SCnnö^erung  an  baS  @ebac^te  äberaU  fo  gro^/  ba|  man  beutlic^  fle^t,  wie  auc^ 
^ier  bie  SorfteKung  wefentlic^  attf  bie  ^c^tung  ber  Bewegung  eingen)ir!t  fyxL 

SRod^  an  einem  ^ßunfte  fönnen  mir  ben  ©influfe  ber  aSorpteHungen  auf 
bie  unrnifllarlid^en  93emegungen  nad^meifen.  äSefanntlid^  l^at  ber  äRenfd^  groge 
Steigung,  ben  %alt  ober  W)i9tf)mn^  in  Seroegungen  ju  äugem.  aWan  fielet 
biefe«  cai  Keinen  Äinbern,  bie  nad&  bem  %aht  ber  3Kufif  Rupfen,  ol^ne 
bag  fte  ba&  Sangen  gelernt  l^aben.  9lud^  oiete  (Srmad^fene  lönnen  (ein 
9){uftlflfid(  I^Sren,  ol^ne  mit  bem  Aopfe  ober  bem  f^uge  ben  %att  }u  fd^Iagen. 
2)arum  liegt  bie  SSermuiung  nal^e,  bag  biefer  enge  3ufammenl^ang  }mifd^en 
rl^pti^ifd^en  fiautoorfteOungen  unb  Semegungen  fld^  aud^  in  ^ütethme^ 
gungen  äugem  mirb.  SSerfud^e  l^aben  biefe  Slnnal^me  aud^  oodlommen  befiätigt 
unb  augerbem  gezeigt,  bag  bie  Slrt  unb  Sßeife,  mie  bie  Saftfd^läge  fid^  in  ben 
jturoen  äugem,  inbioibueQ  oerfd^ieben  unb  oom  ^Temperamente  abhängig 
ift  S)aj»  fielet  man  au«  ^g.  52  unb  53.  S)ie  Äuroe  A  in  gig.  52  fam  jufknbe, 
ate  ein  aWetronom,  auf  beffen  ©d^Iag  man  ^örte^  imgefä^r  120,  bie  Äuroe  B^ 
a{«  er  40  Sd^Wge  in  ber  2Winute  mad^te.  @^  ifl  ganj  intereffant^  barauf  ju 


372 


^ie  3i^^^^^n)^9ungen  unb  i^re  magifc^en  9&ic!ungen. 


ad^ten^  toie  ber  langfame,  faß  fd^Iäfrige  Xatt  ftd^  in  bem  gleid^magigen^  rul^tgett 
Verlauf  ber  Äuroe  B  m^ptaqt,  roftl^rcnb  ber  breimol  fo  fd&nette  Xalt  ber 
jluroe  A  ein  (ebl^aftei^,  neroöfed  @epräge  giebt  %xq.  53  }eigt  entfpreii^enbe 


»ig.  51. 


D 


CO 


□ 


CO 


V 


lO 


G> 


SBeränberungen,  jebod^  in  anberer  SBeife.  Unter  beiben  Äuroen  ^at  ber 
9Retronom  felbfl  bie  S^altfd^lage  aufge}ei($net,  fo  bag  bie  Keinen  Srl^öl^ungen 
ouf  ber  geraben  £inie  ben  Slugenblid  angeben,  roo  ber  ©d^tag  erfolgte.  3flm 
fie^t  hieraus,  wie  bei  bem  f d^läfrigen  Saft  in  A  (36  ©daläge  in  ber  SKinute) 
ieber  ©d^lag  be^  aßetronomiS  eine  grofee  (gleoation  auf  ber  Äuroe,  ein  fflrm^ 


^ie  Sitterberoegungen. 


373 


Xid^e«  ©rfd^reden  bei  ber  aSerfud^^Spcrfon  l^etoomift.  S)er  lebl^afte  Xatt  in 
B  bagegen  (117  @d^(äge  in  ber  aninute)  n)eifl  eine  augerorbentlid^e  9)tenge 
Heiner  <3d^tDingungen  auf. 

SMef  e  Unterf  d^iebe  fUmtnen  mit  ben  inbimbueden  @igentamlid^leiten  ber  beiben 
ä$erfu(|^perf onen  fiberein,  worauf  mix  i^ier  inbed  nid^t  loeiter  eingel^  lönnen. 

gig.  52. 


93ÜS  ie^t  ifl  ftetd  Doraudgefe^t  tDorben,  bag  bie  ttnn)i(IIürlid^en  ä3e» 
Tüegungen  nur  burd&  fold^e  Sßorftellungen  ober  ©effll^Ie  l^eroorgerufen  werben, 
t)ie  flar  im  Seioufetfein  auftreten.  S)iefe  SBorau^fcfcung  war  notmenbig, 
mei(  man  nur  in  biefem  galle  ben  3ufammen^ang  unb  bie  9Cbl^ängigIeit  ber 
Bewegungen  oon  ben  feelifd^en  3uftänben  nad^weifen  fann.    ®ie  ©rfai^rung 


Sig.  63. 


t 


Cel^rt  inbeffen,  bag  biefelben  Bewegungen  aud^  bei  unbewufeten  3"* 
flänben  be^  ©eelenlebeni»  auftreten.  aWand^e  aWenfd^en  fönnen  ein  fe^r  leb« 
^aft^  ©efpräd^  fül^ren,  wäl^renb  ber  Slrm  gleid^jeitig  @d^reibbewegungen  mad^t, 
loeld^e  einen  gan}  anberen  @ebanfengang  oerraten  aü  benienigen,  um  ben 
haä  93ewtt6tfein  fid^  brel^t.   .^ier  $at  alfo  unfer  Seelenleben  anfd^einenb  einen 


374  ^i^  3i^^^^^^dutigen  unb  i^re  magifc^en  SBirfungen. 


^fytlt,  beffen  boiJ  SnWoibuum  Rd^  felbfi  nic^l  bcroufet*)  ifi,  bcr  fW^  aber 
in  unmdfarßd^en  Beilegungen  äujsert.  hierüber  iDecben  n)ir  fpdter  in  bcm 
älbf d^nitte,  ber  oon  bem  @ingreifen  bed  Unberougten  in  ba^  9emu|tfein  ^anbett^ 
reben;  ed  tnugte  an  biefer  @teQe  jlebod^  tur)  berührt  werben.  SEBerni  n)ir 
näm(id^  ba}u  übergel^en,  bie  Bebeutung  ber  unmiafürlid^en  Sdetoegungen  fflr 
ben  StbergUtuben  }u  befpred^en,  fo  toirb  e^  nid^t  möglid^i  fein,  bie  pde,  bei 
iDeld^  bie  SSemegungen  Don  SSorfledungen  audgel^en,  von  benjenigen^  wo  fte 
t)on  unbetougten  S^ftänben  l^oorgerufen  itnb,  }u  trennen«  ^ie  Seioegungen 
tonnen  einanber  ganj  gleid^  fein,  unb  nur  burd^  eine  forgfittige  Unterfuddung 
bed  gfeid^ieitigen  9en)u6tfeiniS}uflanbei»  wirb  man  entfddeibat  tonnen,  ob  bie 
J^erDOcjgerufenen  SSeioegungen  burd^  äSorfleQungen  ober  burd^  unbeiougte  ^n* 
^änbe  oeranlagt  waren.  3d^  bel^anble  nun  imgolgenben  l^auptfäd^lid^  fold^e 
pQe,  in  benen  bie  93en)egungen  nad^weislid^  burd^  Beiougtfeindiufl&nbe  l^r« 
beigeffi^rt  ftnb;  aber  bamit  foQ  leinei^wegd  bie  Sl^atfad^  geleugnet  ober  ouc^ 
nur  ignoriert  werben,  bag  „ha^  Unbewußte"'  gan}  äl^nlid^e  ^^änomene  ^r« 
oorrufw  fann. 

Wxt  ntagift^en  Bemtgungen. 

Unter  ,,magifc$en  Bewegungen''  oerftel^en  wir  ade  bie  Bewegungen 
leblofer  ©egenflänbe,  oon  benen  man  }u  oerfd^iebenen  ^titm  geglaubt  l^at, 
fie  feien  bur^  ntagifd^e  jträfte  l^eroorgerufen,  weil  man  Um  p^pftfd^e 
ober  pfpd^ifd^e  Urfad^e  nad^weifen  fonnte.  9Ran  fal^  bie  Bewegungen; 
ba  aber  bie  ^erfonen,  bie  mit  ben  3)ingen  in  Berbinbung  fianben,  fid&  nid&t 
bewu^  waren,  abftd^tUd^  eine  Bewegung  herbeigeführt  ju  ^aben,  fo  tonnte  man 
\a  antS)  nid&t  annehmen,  baß  fie  biefelbe  l^eroorgerufen  l^atten  —  wenigfien^ 
nid^t  auf  gewöl^nUd^e  SBeife.  ^^otglid^  mußten  magifd^e  Jträfte  atö  Urfac^ 
angenommen  unb  entweber  ben  betreffenben  3Renf d^en  ober  aud^  l^dl^erfle^enben 
SBefen,  bie  in  ben  ®ang  ber  S)inge  eingriffen,  beigelegt  werben.  Bon 
fold^en  magifd^en  Bewegungen  l^aben  wir  in  ber  gefd^id^tKd^en  S)arfleQung 
}wei  ^auptgruppen  lennen  ge(emt:  bie  Bewegungen  ber  Sßünfd^elrute 
(©.  201  ff.)  unb  ba«  a;ifd^rildfen  in  feinen  oerfd^iebenen  gormen  (©.  252  ff.)* 
SSßirwoQen  nun  nad^juweifen  fud^en,  bag  wir  U  in  beiben  göden  nur  mit 
äleuBerungen  unwidtflrlid^er  Bewegungen  ;u  t^un  ^aben. 


•)  SGBcnn  roir  im  golgenben  »on  bicfen  ^^önomencn  fprc<^n,  fo  reben  toir  coii 
^unbeiDu^en''  feelifc^en  3uPAnben,  „uabemu^ttn"  S^orfteaungen  u.  f.  f.  o^ne  SlflctfK^  borauf, 
ba|  biefe  Stui^brüde  an  unb  für  ftd^  ftnnlod  finb.  @ben  um  biefer  ^innloftgfeit  miSen 
finb  biefe  SluiSbrücfe  onberen  ^ejeic^nungen  mie  ^unterbeiouftt'',  ^fubliminaC  unb  ä^n* 
(i^en  oor^usie^en,  ba  biefe  beftimmte  $9pot^efen  über  bie  9{atur  ber  $^ftnomene  im 
ooloieren.  @6enfo  mie  ber  Wat^ematüer  bie  6innIoftg!eit  a'°  gebraucht,  um  eine  be$ 
ftimmte  ®rö^e  bamit  anjubeuten,  fo  menben  mir  auc^  ben  9(udbru(!  ^unbemu^te  Sor- 
ftedung"  an  ald  eine  ^ejeic^nung  für  ttmai ,  bejf en  ©giften)  anaune^men  bie  ^a^nmg 
uniS  Smingt,  beffen  92atur  mir  jeboc^  noc^  nic^t  erfannt  ^aben.    9(nm.  bed  SBerfoffer^. 


2)ie  mogifc^cn  öcwjcöungcn.  375 


^  beut  Siingoralel^  Aber  ba^  mir  gefd^td^tlid^  9lad^rid^ten  aud  bet 
3eU  bed  itaiferiS  SialeniS  beft^n  (orgL  @.  201),  liegt  offenbar  abfolut  nid^tö 
aiotfel^afte«.  6«  lä§t  fid^  nid^t  oermeiben,  bafe  ein  SRing,  ber  mit  ber  $anb  an 
einer  @d^nur  gehalten  toitb,  fd^ße^Iid^  in  Semegung  fommt;  entartet  nun 
berjenige,  ber  bie  Sd^nur  l^filt,  eine  bejümnite  »eroegung,  fo  fommt  biefe  aud^ 
}u{}anbe.  ©rmartet  man  }.  93.^  bag  ber  9Kng  einen  S'Iamen  an^ebm  \oU, 
inbem  er  gegen  beflimmte  Sud^fitaben  am  9ianbe  einer  9Reta0fd^a(e  fd^Iägt, 
fo  giebt  ber  9Ung  auf  biefe  3Beife  gerabe  ben  S'Iamen  an,  ber  bem  Setreffen« 
ben  me^r  ober  meniger  flar  oorfd^ioebt.  Mt^  biefed  gel^t  einfad^  an^  bem 
oben  nad^gemiefenen  @efe^  ^eroor^  bag  bie  9tid^tung  ber  SSemegung  burd^ 
bie  SSorfteQung  oon  einer  beftimmten  SSemegung  bejUmmt  mirb. 

äle^nßd^  oer^ätt  eiS  fid^  nun  aud^  mit  ber  SBünfd^elrute  unb  beren 
»eioegungen  (orgl.  ©.  202  f.).  2)ie  Mute  fonnte  oiele  oerfdj^iebene  formen  ^aben; 
am  l^äufigfien  mürbe  mol^I  ber  Y  ::f örmige  pappet«  ober  ^afelnu^jmeig  angemanbt ; 
aber  man  benuftte  aud^  ein  Seil,  baiS  in  einen  ^o(}{(o(  gefd^(agen  unb  bann  auf 
ber  ^gerfpi^  in$  ©(eid^gemid^t  gebrad^t  mürbe,  ober  ein  Sieb,  bad  mieberum 
in  oerfd^iebener  äSeife  angebrad^t  merben  fonnte.  ^e  nad^  ber  Sefd^affenl^eit 
be«  angemanbten  ©cräteiJ  ließen  biefe  SBal^rfagcfünfte  SR^abbomantic,  2lpno» 
mantie  ober  ftoffinomantie.  Slber  bad  ^rinjip  ift  iebedmal  baiSfelbe:  bad  @e« 
rät  giebt  burd^  eine  Semegung  ben  Ort,  bie  Siid^tung  ober  bie  ^erfon  an, 
über  bie  man  äluffd^lug  münfd^t:  93on  aden  biefen  3Retl^oben  ift  bie  2Bänfd^e(« 
rute  unb  bie  barauf  begrünbete  SÄ^abbomantie  mo^l  bie  cinjige,  bie  gegen« 
märtig  nod^  angemanbt  mirb;  mir  befd^ränfen  und  beS^atb  barauf,  biefe  ju 
befpred^en;  im  übrigen  fann  man  biefelbe  (Srflärung,  bie  mir  über  bie  Se» 
megungen  ber  Sßünf^etrute  geben,  bejiel^ungiSmeife  oud^  auf  bie  anberen  ^letl^o« 
ben  anmenben. 

Siad^  bem  biiS^er  entmidfelten  fte^t  man  ein,  bafe  bie  SRute  fid&  in  Se» 
megung  feften  mirb,  menn  bie  ^ßerfon,  bie  fie  in  ber  ^anb  ^ält,  ermartet, 
bag  eine  S3emegung  an  einer  befUmmten  Stede  eintreten  foQ.  Sßenn  ber  Se^ 
treffenbe  ed  bagegen  nid^t  münfd^t  ober  ermartet,  fo  finbet  bie  Semegung  aud^ 
nic^t  fiatt. 

SHed  seigte  $oter  £e5run  fc^on  am  e^Iuffe  bed  17.  Ja^r^unbertd  (fte^e  6.  203); 
er  $og  hieraus  ben  richtigen  Schlug,  ^bo^  bie  Urfac^e  su  ben  Bewegungen  ber  9lute 
fic^  noc^  ben  Sßanfc^en  bed  SRenfd^en  richtet  unb  burc^  feine  Slbfic^ten  beftimmt  wirb'', 
mit  anberen  Sßorten:  Sebrun  ^otte  anbert^alb  ^o^r^unberte  von  Gorpenter  bie  ibeomo- 
totifc^en  Bewegungen  auf  einem  einseinen  Gebiete  nac^gewiefen. 

®an}  unabhängig  oon  ßarpenter  fam  ß^eoreul  1863  ju  berfelben  ©r* 
tlärung,  bag  bie  93orfteQung  unb  bie  @rmartung  einer  Semegung  oon  feiten 
ber  9htte  aud^  bie  Urfad^e  biefer  Semegung  fei.  Xa  man  }ug(eid^  an^  $ater 
Äird^er«  SBerfud^  meife,  bafe  bie  SÄute  fid&  meber  jum  äBaffer,  nod^  }u  3}leta\i 
ober  fonß  etmad  beugt,  menn  fie  nid^t  oon  ber  $anb  eined  972enfd^en 
ge^en  mirb,  fo  ergiebt  ftd^  baraui^,  ba^  bie  ädemegungiSimpuIfe  mirfßd^  oon 


376  ^is  3i^^^^^ungen  unb  i^re  magifc^en  SBirfungen. 


betn  tnenfd^Iid^en  S^emuM^in  au^el^en.  Slber  heS^atb  bleibt  ed  bod^  Qläd) 
rätfel^aft^  mie  bie  9iute  Sßaffer,  9RetalI  unb  bergUid^  an}eigen  tonn.  S)iei^ 
ifl  nämlici^  feine  %abzl.  3tod^  l^eutigen  Xaged  ftnbet  man  l^iet  unb  bort 
^SBafferfud^er",  beren  $itfe  (unb  jroar  nid^t  tttoa  nur  oon  UngebUbetcn  unb 
älbergl&ubifd^en)  iebedmot  angerufen  mirb,  voem  ein  93runnen  gegraben 
iperben  foD. 

^n  ber  92d^e  einet  großen  Stobt  seigte  ber  St^t  ber  bortigen  ©egenb  mir  eine 
^enge  I6runnen^  bie  na(^  Slnweifung  einei  alten,  belannten  S3afferfu(^erd  gegraben  »oren; 
einige  berfelben  logen  an  ^Id^en,  wo  man  ni^t  (ei(^t  ermorten  lonnte,  äBoffer  ^u  finben; 
fte  nntren  ouc^  erft  gegraben  werben,  noc^bem  mon  auf  eigene  $onb,  o^ne  bie  $ilfe  bed 
IBofferfuc^erd,  an  oerfc^iebenen  ©teilen  vergebend  gefuc^t  ^e. 

S)ie  ©rtlärung  far  biefed  nterlmärbige  ^^finonten  liegt  jebod^  no^. 
a)er  SBafferfud^er  ift  nteiflen^  ein  alter  »runnengräber,  ber  infolge  feiner 
genauen  jtenntnü^  oon  ben  S3runnen  ber  ®egenb  aOm&^Iid^  einen  gen)i{fen 
SBIidf  für  ben  Sauf  ber  SBafferabem  be!omnten  ^at.  6«  ifi  bei  i^m  rein  infürft« 
niäfeig,  er  $at  e»,  fo  }U  fagen,  ,,im  ®efü$I",  roo  man  SBaffer  erwarten  fann, 
unb  biefe  unHaren  @effil^(e  bemirlen  bann  bie  Semegungen  ber  Stute,  menn  er 
mit  berfelben  in  ber  $anb  Aber  bai^  %dh  ^ingel^t.  Sßflrbe  man  ben  9Rann 
fragen,  aui^  meld^em  Slnjeid^en  er  fd^ße^t,  bag  man  gerabe  an  ber  @teOe 
aaSaffer  finben  werbe,  fo  mürbe  er  bie  antmort  fid^erlid^  fd^ulbig  bleiben.  6« 
ifl  i^m  felbfl  gan}  unbemugt;  aber  an  ber  redeten  @teOe  tuft  jened  ,,®efül^('' 
bie  (grmartung  oon  einer  Semegung  ber  !Rute  ^eroor,  unb  bann  fenft  biefe 
fid^.  S)ag  3)erartiged  gefd^el^en  tann,  merben  mir  fpäter  an  oielen  Seifpielen 
feigen.  $ier  fül^re  id^  nur  einen  einzelnen  %aU  an,  für  ben  id^  einfiel  larni, 
meil  id^  felbfi  ber  ^anbelnbe  mar. 

Xtn  oben  enod^nten  btlanxtten  äBofferfuc^er  ^obe  ic^  einmal  ^erfSnKc^  fennen  ge^ 
lernt.  @r  wollte  mic^  gerne  booon  flberseugen,  bog  bie  9htte  ft(^  wirflic^  o^ne  fein  3^^ 
t^un  fenhe,  unb  erbot  flc^  ba^er,  einen  S^erfuc^  in  meiner  (S^egenwort  ^u  machen. 
3(^  fa^  nun,  wie  er  e9  mochte ;  natürlich  fonnte  ic^  bie  Ileinen  unwidfürlic^en  Bewegungen, 
welche  bie  9iute  in  93ewegung  fe(te,  mit  bloßem  9uge  nic^t  wo^me^men;  nwc  baS  9le^ 
fultot,  bie  @en!ung  ber  Stute,  war  beutlic^  ftc^tbor.  Sktrouf  forbtrte  er  mi(^  auf,  einen 
Serfu4  SU  machen.  ®r  ^ielt  benfelben  swor  für  erfolglos;  bemt  oiele  waren  noc^  feiner 
Snweifung  f(^on  mit  ber  9htte  gegangen,  unb  nur  einem  einzigen  war  ed  gelungen,  ba^  bie« 
felbe  fu$  gef enh  ^otte.  ^ber  ein  S^erfuc^,  meinte  er,  lönne  nic^t  fc^oben.  gc^  ging  bereit* 
wißig  borouf  ein.  3n  ©egenwart  mehrerer  3e«0en  ging  er  über  bo«  gelb  ^in,  unb 
bie  ©teile,  wo  ber  3weig  ftc^  fenhe,  würbe  auf  eine  möglic^ft  wenig  wahrnehmbare  Si^eife 
ge!enn)ei(^net.  ^d)  ^otte  ed  nic^t  gefe^en.  hierauf  würbe  i^  an  benfelben  Ort  gefieUt, 
wo  er  geftanben  ^otte,  unb  bie  SUc^tung,  bie  x^  einfc^logen  foOte,  würbe  mir  ongewiefen. 
S)ad  Stefultot  bed  Serfu^ed  war,  ba|  bie  9htte  in  meinen  ^ftnben  fu$  etwa  eine 
(Slle  weit  oon  ber  ©teQe  fenfte,  wo  fle  fic^  bei  bem  S^offerfu^er  bewegt  ^e.  9(ld  i(^  ein 
@tö(f  9Beg9  gegangen  war,  ^otte  ic^  plbl^lic^  ben  (^ebanfen,  ba^  bie  9htte  fi^  wo^I  unge« 
fd^r  ^ier  fenlen  mü|te;  mit  ber  Sorftellung  oon  ber  Bewegung  trat  leitete  ouc^ 
wirflic^  ein.  Slber  wie  befom  ic^  biefen  ©ebonfen  gerabe  an  ber  richtigen  ©teUef  hier- 
bei ^ot  „bod  Unbewußte"  ftc^er  eine  ^toQe  mitgefpielt.  ^  wugte  ungefähr,  wie  t)xel 
3eit  ber  alte  3Rann  gebraucht  ^otte;  ^ieroon  ^obe  i^  mi($  wo^rfc^einlic^,  o§ne  weiter 


3)ie  magifc^cn  Scwegungcn.  377 


botflBer  na^subenfen  —  jebettfaHd  ifi  mir  eine  berottige  9erec^mtng  nic^t  5etou|t  — , 
bü  ber  SBo^I  ber  SteKe  leiten  (äffen.  Sc^  lann  mit  93eftimmt^eit  nur  fagen/  bo^  ic^ 
batan  backte,  bie  Bewegung  muffe  ftattfinben,  ali  fte  mivtiiiS)  eintraf.  Slber  biefe  Be^ 
gebenl^eit  ^eigt  red^t  beutlic^,  n)ie  unroidfürlic^e  Bewegungen  in  beftimmten  $lugen5K(fen 
btmi^  ;,®efü§(e''  unb  SSorfteKungen,  beren  bad  Snbioibuum  fic^  felbft  nic^t  bemüht  ift, 
^eroorgerufen  n)erben  lönnen. 

3la\)t  Dcrmanbt  mit  ber  3Bfinfd^e(rute  fiub  bie  mobernen^  tne^r  fünft« 
Ix^  ä(pparate,  ber  ^fpd^ograp^  unb  bie  ^land^ette.  S)ur(i^  93er« 
fud^e  fann  man  ftd^  leidet  baoon  uber}eugen,  bag  biefe  fid^  ebenfadd  infolge 
unioilllürUd^er  3itterben)egungen,  biepon  befümmtenäSorfleOungen  l^roorgerufen 
loerben,  in  Semegung  feften.  £egt  nton  nämlid^  bie  ^anbe  auf  ben  9lpparat 
unb  bentt  anl^abenb  an  ein  befUmmted  Sßort,  fo  bauert  t^  niä)t  (ange^  bü^  man 
biefeiJ  aBort  gefd^^rieben  erl^ält.  3lber  wenn  ein  roirltid^ieiJ  5DJebium  mit  bem 
SIpparate  ,,arbeitct",  fo  finb  e^  fidler  im  allgemeinen  unberoufete  SorfieDungen, 
n)e(d^e  bie  93eioegungen  oerantaffen.  SDaburd^  entfiel^en  bie  oielen  munber« 
boren  3WtiteiIungen  über  SJinge,  oon  benen  ba^  SWebium  felbfl  feine  ai^nung 
f)Qi,  unb  bie  beiSl^alb  bei  einem  unioiffenben  3uf<^<^uerfreife  leidet  ben  @in« 
brud(  l^eroorrufen,  bag  l^ö^ere  intelligente  äBefen  mitgemirft  l^aben.  SBie  ed 
ftd^  bamit  oer^&lt,  merben  mir  im  9!ad^folgenben  barlegen. 

93on  ben  SSemegungen  ber  äBünfd^elrute,  bed  ^f^d^ograpl^en  unb  ber 
^land^ette  ifi  nur  ein  fleiner Sd^ritt  jum  3:ifd^rüdfen  unb  Xifd^f topfen 
(©.  252  f.).  SJer  Unterfd^ieb  pifd^en  ben  beiben  ©ruppen  oon  ^p^änomenen  liegt 
iunäd^fi  barin,  ba^  bie  erflgenannten  9lpparate  nur  burc^  einen  einzelnen  3Renfd^en 
in  Sdemegung  gefegt  toerben,  mäl^renb  bie  größeren  unb  fd^mereren  3:ifd^e  ein 
3ufammenn)irfen  oon  mel^reren  iperfonen  erforbern.  2)aburd^  mirb  bie  ©ad^e 
aüerbingd  etma^  fompli}ierter.  5Dag  bie  SSemegung  aber  aud^  l^i^r  nur 
burd^  unmillfürlid^e  QxtttxbetotinnQen  ber  Xeilne^mer  ^eroor« 
gerufen  mirb,  unterliegt  feinem  QxoexUl*  ®ltxä)  nad^bem  bod 
Sifdbrüdfen  in  ©uropa*)  befannt  geworben  mar,  jeigte  ber  englifd^e  3trjt 
Somed  S3raib,  ber  befonberiS  burd^  feine  Unterfud^ungen  über  bie  ^ppnofe 
bdannt  geworben  ift,  bafe  ber  Xifd^  nur  in  Semegung  gerät,  memt 
bie  Seilnel^mer  eine  Semegung  erwarten;  rid^ten  pe  bagegen  bie  Sufmerf« 
famfeit  auf  einen  anbereu  ^ßunft,  fo  gefd^ie^t  nid^tiJ.  3n  bemfelben  S^i^re, 
1853,  mie^  ferner  fein  ßanbiJmann,  ber  ^ß^pftfer  garaba^,  burd^  einen  finn« 
reid&en  ^Qnbifator"  nad^,  bafe  bie  fianbe  ber  2;eitne^mer  bem  %x^d)e  t^aU 
fäd^lid^  eine  Steige  oon  fleinen  Stdgen  mitteilen,  bie  an  fid^  ^mar  unbebeutenb 
finb,  aber  i>o6)  baju  führen,  felbft  ^6)toexe  Xx\^t  in  lebhafte  Bewegung 
}u  oerfe^. 


*)  2>a  oom  %i\^dzn  gen)ö^n(i(^  angenommen  mx^,  bag  ed  eine  ganj  mobeme 
(Sntbecfung  fei,  fo  ifi  ed  roert  su  beachten,  bafi  ^iefemetter  bei  bem  Itirc^enoater  2;ertuaian 
einen  3(u«f|)nK$  gefunben  ^at,  au«  bem  ^erüorge^t,  ba^  man  e«  fc^on  im  Slttertum  ge« 
lonnt  unb  au  2öa^rfage!ün^en  benu^t  ^at  (®efc^i(ftte  be«  DKuItiÄmu«,  »b.  n,  pag.  871). 
9nm.  bei  Serf. 


378  ^i^  3i^^^i^^^n)e(|ungen  unb  i^re  magifc^en  äBirlungen. 


2)ic  Semeflungen  be«  %i^^t§  finb  fomit  CEperimcntell  crfWrt  roorbcn; 
tnbed  bebarf  nod^  ein  $unlt  ber  3(uf{(ärung.  SBenn  eine  Snja^t  oon 
9Renfd^en  um  einen  Xtfd^  ftgt  unb  jeber  ffir  ftd^  biefent  eine  3tei^e  unn)iQ* 
!är(id^er  Keiner  @töge  erteilt,  fo  erfd^eint  ed  bod^  }unäd&{l  roal^rfd^einlid^er, 
bog  oQe  biefe  {(einen  @töge  ftd^  gegenfeitig  auf^en,  b.  1^.  bag  ber 
2:ifcl^  rul^ig  fte^en  bleibt,  ate  bog  fte  ftd^  gegenfeitig  oerftärfen  unb  babei 
eine  maJ^mel^mbore  äSemegung  bed  %i\^  ^eroorbringen.  3)a^  begreift  man, 
bag  Qud^  ein  fiarfer  unb  fd^merer  Xifd^  in  Bewegung  tommen  lann,  toenn 
alle  biefe  Keinen,  häufigen  ©tö^e  in  bemfelben  äugenbtid  in  berfelben  9iid&» 
tung,  im  näd^flen  9Roment  aber  nid^t  mit  berfelben  ©tfirfe  in  entgegengefegter 
SRid^tung  erfolgen,  ©in  fleineÄ  Äinb  fann  ja  burd^  eine  SReil^e  regelmäßiger  3üge 
am  @ei(e  eine  1000  ^fb.  fd^mere  ftird^engtode  in  SSemegung  fe^n;  folglid^ 
mug  aud^  ein  ^ifd^  burd^  eine  9teü^e  Keiner,  in  red^ter  Sßeife  audgefül^rter 
Stöße  in  ^emegung  lommen  tdnnen.  3lnt  bie  §rage  bleibt  bann  äbrig, 
mie  bie  pon  ben  perfd^iebenen  ^erfcnen  aui^gel^enben  ßrfd^fltterungen  befd^affen 
fein  muffen,  bamit  ein  f old^ei^  3^f<^^^^^^i^^  ^^^  Stöße  }uflanbe  f ommen  fann. 
(Srfal^rungi^em&ß  perfud^en  piele  gan}  erfolglos  ba^  Sifd^rüden;  bieiS  beipeifi, 
baß  bad  Eintreten  ber  ä)etpegung  bod^  an  gemiffe  ädebingungen  gefntipft  ifi. 
3ur  fJePfiellung  bicfer  Sebingungen  l^abe  id^  bei  pielen,  perfd^iebenartigen  ®e* 
legen^eiten  Jturpen  Pon  f&mtlid^en  Teilnehmern  an  einer  fold^en  Sigung 
fomo^l  por  ald  tpäl^renb  be$  %i^6)xixden^  aufgenommen,  unb  biefe  Jturpen 
fd^einen  t^atfäd^lid^  bie  £öfung  bed  9tätfeld  }U  geben. 

3fi0.  54. 


3d^  befd^ränfe  mid^  I)ier  nur  auf  bie  geroöl^nlid^en,  t^pifd^en  gaße,  unb 
laffe  bie  pielen  9lui^na^men  unb  älbipeid^ungen  gan}  außer  ^etrad^t.  S)ie 
giguren  54  unb  55  flellen  fold&e  tppifd^en  Äurpen  bar;  A  ifl  por  bem 
S:ifd^rüdfen,  B  mäl^rcnb  bei^felben  aufgenommen.  S^x\d)en  ben  beiben 
Äurpen  A  unb  B  \)aben  fid^  in  allen  meinen  SSerfud^en  jmei  roefentlid&e 
Unterfd^iebe  gejeigt:  1)  SJie  Äurpe  B  ifl  gleid^mäßiger,  näl^ert  ftdj 
me^r  einer  gerabeu  Sinic  ate  A.  2)  Sie  enthält  lange  nid^t  fo 
piele  Heine  Stöße  mie  A,  l^at  aber  fiatt  beffen  einzelne  große  Srl^ebungen. 


^ie  mogifc^en  $9emegungen. 


379 


ajicfe  Unterfc^icbc  ftnb  äufeerpt  merfroürbig,  rocil  fic  bem  bircft  wiber» 
fprec^en,  tood  man  Don  Dom^erein  eigentUd^  entarten  foQte.  3Slan  mügte  \a 
bo6)  annehmen,  bofe  bic  aWcnfd^en,  bcrcn  ^dnbe  fo  jittcm,  bofe  fic  einen 
Xifc^  babur($  in  Semegung  bringen,  nid^t  imflanbe  finb,  ben  ouSgeflredten 
äirm  einigennagen  ru^ig  ju  l^alten;  bod^  bie  @rfa^rung  jeigt  ba^  @egentei(. 
G«  ipt  wäl^renb  be^  2:ifd^rüdfcniS  fapt  gar  feine  Unruhe  porl^anbcn ;  x>on  aßen 
JtutDen,  bie  id^  unter  onberen  Umftänben  bei  Derfd^iebenen  fieuten  aufgenommen 
^abe,  J)at  nur  Äuroe  gig.  47  A  (©.  368)  ttxoa^  aie^nlic^feit  mit  gig.  54 
unb  55,  unb  fte  ifl,  roie  oben  ermähnt,  nac^  einfiünbigcr,  oollfommener  SHutje 
aufgenommen,  ©nblid^  jeigt  fid&  ba«  aßerfroürbige,  bafe  bie  Äuroen  B  fid^ 
gemöl^nßd^  (jebod^  nic^t  immer)  in  ^mei  @ruppen  tei(en,  oon  benen  bie  eine 
(orgl.  gig.  54)  ungefähr  b,  bie  anbere  bagegen  (gig.  55)  nur  ungefäl^r  4 


55fl 

.  55. 

A     6,8     > 

ed^mingungen  in  ber  ©efunbe  ^at.  Unfere  frül^eren  Äuroen  jeigten,  bafe 
bie  @d^ioingung^sal^t  bei  einem  normalen  ^enfd^en  unter  oerfd^iebenen  93er« 
l^ältniffen  fiaxt  fd^manft  (jmifd^en  6—10  Sd^roingungen  in  ber  ©et); 
wä^rcnb  be«  ^ifd^rüdfen«  ge^t  bie  3al^I  nod^  weiter  jurüdE  unb  fällt  bei 
einigen  Teilnehmern  ungefähr  auf  4  l^inab,  mäl^renb  für  bie  anbere  @ruppe 
bie  @d^n)ingungiS}al^l  5  ber  2)urd^fd^nitt  ifi.  ^latürlid^  tommen  aud^  3^^^" 
jwifd^en  biefen  beiben  ©renjen  oor,  aber  biefe  ftnb  oer^ältni^möfeig 
fetten,  unb  id^  fe^e  be^l^alb  oon  il^nen  ab.  2)a  e^  fid^  femer  bei  meinen 
SJerfud^en  gejetgt  l^at,  bafe  biefe  Teilung  in  jroei  ©ruppcn  um  fo  fd^neHer 
eintritt,  je  leidster  e^  ben  2:eilnel^mem  gelingt,  ben  %\^6)  in  @ang  ju  fe§en, 
fo  ifi  bie  Sleilung  offenbar  nid^t  o^ne  Sebeutung.  3a,  bei  naiverer  S3etrad^* 
tung  fd^einen  gerabe  biefe  jioei  oerfd^iebenen  Sd^ioingungdjai^ten  unS  bie 
Urfad^e  }ur  SSemegung  bed  ^ifd^eiS  aufjubedfen« 

2)enfen  mir  uniS,  bafe  bei  atlm  3;eilncl(imern  bie  Qd^l  ber  3^^^^'^ 
bemegungen  gleid^  grog  ift  (mie  e^  bei  Seginn  ber  ©igung  tool^t  gemöl^nUc^ 
ber  ^Q  fein  mag),  bann  merben  biefe  in  jebem  einzelnen  9Roment  entioeber 
in  entgegengefetjter  ober  in  berfelben  SRid^tung  erfolgen.    3m  erfien  gaUe 


380  2)ie  3itter6en)cgungen  unb  i^rc  magifc^en  2ßir!ungen. 

tommt  gar  feine  Seroegung  jufianbe.  aber  aud^  im  jroeiten  gaOe  wirb  feine 
ipefentlid&e  »eroegung  ^eroorgerufen;  benn  too^l  oerfiärfen  bie  ©tage  ft^ 
wem  fie  in  berfelben  SHd^tung  erfolgen,  aber  nad^  jebem  ®to^t  in  ber  einen 
fommt  ein  ungefähr  ebenfo  flarfer  ©tog  in  entgegengefefcter  SKd^timg, 
weil  bie  $dnbe  l^in  unb  ^er  jittem;  ba^  SRefultat  baoon  ifi,  bafe  ber  Xifd^ 
Tttl^g  bleibt.  Xeilen  \x6)  bagegen  bie  Xeilne^mer  in  2  ©nippen,  jebe  mit 
t^rer  ©d^mingung^ja^l,  fo  fiettt  fid^  bie  ©ad^e  ganj  anberd.    (Sin  »lidf  auf 

gigur  56  mirb  bicfe^  bemeifen.  A  ip 
*  eine  Äuroe  mit  5,   B  eine   foldjle 

■  mit  4  ©d^mingungen  in  ber  ©efunbe; 
ber  anfd^aulid^feit  falber  Tutb  bie 
©d^mingungen  ate  gleid^magig  an* 
genommen.  SBirfen  nun  beibe  ä3e« 
loegungen  g(eid())eitig  auf  einen 
©egenflanb,  j.  83.  einen  Xifd^,  ftofe* 
roeife  ein,  fo  roirb  biefer  in  SEBirflid^« 
feit  fo  beeinflußt,  mie  bie  Äuroe  C 
jcigt.  SDie  ©töfee  erfolgen  nur 
Smeimol  genau  in  berfelben  9tid^tung  unb  oerflärfen  ftd^  gegenfeitig;  anben 
anberen  fünften  bagegen  lieben  fie  i^vt  SBirfungen  mel^r  ober  meniger  auf, 
unb  biefe  gegenfeitige  9lui^g(eid^ung  mirb  ^xä),  mie  bie  gigur  jeigt.  Aber  einen 
}iem(id^  bebeutenben  ^eil  einer  ©efunbe  erftredten.  ®(eid^  barauf  folgt  bann 
ein  fraftiger  ©tog.  ä)ei  (eftterem  erl^alten  nun  bie  Xeilnel^mer  bie  33orfteQung 
oon  einer  bejHmmten  SRid^tung,  meldte  bie  93eioegung  nimmt;  mir  roijfen 
aber,  mie  eine  SSorfteQung  oon  einer  befUmmten  SSemegüng  auf  bie 
lunoiUffirUd^en  ßitterbemegungen  einmirft  unb  fie  gerabe  in  ber  befttmmten 
ätid^tung  oerft&rft.  @d  ifl  bed^alb  in  ^o^em  ®rabe  ma^rfd^einfid^,  bag 
ber  Xifd^  erfl  in  @ang  gebrad^t  mirb,  menn  bie  unmilffarUd^en  äSe* 
megungen  ber  ^eilnel^mer  fo  oerfd^ieben  gemorben  ftnb,  bag  burd^  i^x 
gegenfeitigeiJ  (gingreifen  ©tö&e  mit  bajmifd^enliegenben  SRul^eperioben  ent» 
flehen  fönnen. 

S)ie  l^ier  gegebene  Srflärung  l^at  jebod^  nur  @ä(tigfeit,  menn  fid^ 
unter  ben  Teilnehmern  fein  befonberiS  entmidelted  SRebium  in  fpiritifUfd^ 
©imte  befinbet.  (Sin  fotd^e^  ÜWebium  mirb  nämlid^  gemöl^nlid^  einen  bomi* 
nierenben  (Sinflug  auf  bie  S3emegungen  aui^aben,  fo  bag  bie  übrigen  ^ilnel^mer 
jiemüd^  überflüffig  fmb;  fie  mirfen  eigentlid^  nur  ate  „Srernfe".  2)aoon 
fiber^eugt  man  fid^  aud^  balb,  wmn  fein  befonbered  9Rebium  jugegen  ifl, 
unb  man  bann  barauf  ad^tet,  mer  oon  ben  Xeilneldmem  ben  größten  @inftuß 
auf  bie  S3en)egungen  aui^übt;  biefe  ^erfonen  feigen  bann  bei  naiverer  Unter* 
fud^ung,  baß  fte  gute  mebiumifUfd^e  9(n(agen  befiften.  @nblid^  gilt  bie  @r< 
flärung  aud^  nid^t  fär  bie  e^äde,  in  benen  SSemegungen  oon  ©egenftonben 
ol^e  Serü^rung  entfielen,    ®urd^  fe^r  feine  Apparate,  beren  ©nrid^tung 


^ie  magifc^en  IBeioegungen.  381 


i^  ^et  nid^t  ttö^er  6ef(^rei6en  tarn,  ^abe  td^  mid^  uberjeugt,  bag  bie  ^itUx^ 
6en)egungen  ftd^  iDeber  burd^  bie  Suft  nod^  burd^  fefle  ftörper  fortpflanzen; 
Setoegungen  ol^ne  Serfl^rung  fönnen  bedl^alb  nid^t  burd^  uniDiQtärlid^e 
Sen)egungen  perurfad^t  fein.  2Bir  l^aben  inbeffcn  frül^er  (@.  252)  gefel^en^ 
bag  bei  einem  972ebiunt  eine  l^o^e  @ntn)id((ung  nötig  ift^  toenn  t»  berartige 
^ermoirfungen  l^eroorbringen  foQ;  mr  iDoDen  bolzet  bie  n&l^ere  Sefpred^ung 
biefe«  ^ßunfte^  auf  einen  fpäteren  3lbfd^nitt  Derfd^ieben,  wo  nur  bie 
SRebiumität  mit  aOen  i^ren  (Sigentflmlid^feiten  bel^anbeln. 

©iJ  erübrigt  nur  nod^  eine  »emerfung  über  bie  formen,  bie  ber 
2:ifd^tani  unter  perf($iebenen  äSer^&Itniffen  annehmen  fann.  ^ag  bie  SRuftt 
im  aOgemeinen  ben  @influg  auf  ben  ^ifd^  l^aben  witb,  bag  er  mit  ber 
SRuftl  im  ^alte  tangt,  bebarf  laum  einer  naiveren  SrKärung,  vmrn  man  baran 
benft^  toeld^  großen  ©nflu^  2^aft  unb  Sftl^ptl^mui^  auf  bie  unmittfürlid^en  83e« 
wegungen  ausüben  (orgl.  ©.  371).  aSon  ungleid^  größerem  3ntereffe  ifi  ba^ 
Jtlopfen,  mobur($  ber  3:ifd^  e^ragen  beantn)orten  fann.  S)ie  @ad^lage  änbert 
ftd^  ^r  ettoa^,  je  nad^bem  ein  SWebium  anroefenb  ifi  ober  nid^t  3fi  i^  ^^* 
fonbereiS  SRebium  jugegen,  bann  erl^ä(t  man  fetten  eine  oerflänbßd^e  ^ntxooxt, 
ed  fei  bemt,  bag  bie  meifien  ber  3:eUne^mer  felbft  bie  ^rage  }u  beantioorten 
vermögen.  SBie  in  aßen  äJ^ntid^en  gfiflen  mirfen  bie  Sorflellungen  natür» 
lid^  aud^  ^ier  beflimmenb  auf  bie  ä3en)egungen  ein;  xomn  bie  äSorfieüungen 
bei  ben  S^eilne^mem  nid^t  übereinfHmmen,  erl^ält  man  aud&  feine  präjife  Se* 
roegung  unb  Slntroort.  3d^  l^abe  oftmafe  ©etegenl^eit  gehabt  jufe^en,  mie 
(entere  jufianbe  lam,  wmn  bie  Xeilnel^mer  in  ^ejug  auf  biefetbe  unftd^er 
nmren.  ^ai$  5tIopfen  begaim  bann  gemöl^nßd^  }ögemb  unb  unftd^er,  b\&  ed 
an  irgenb  einer  ©teile  anlieft,  momit  ber  erfie  Sud^flabe  gegeben 
loar.  9Rit  bem  näd^ften  S3u($fiaben  ging  ed  ebenfo.  ädilbeten  biefe  nun 
ben  afafang  ju  einem  allgemein  befannten  SBort,  fo  mürbe  biefe«  offenbar 
oon  aDen  ^eilnel^mem  aufgegriffen^  xocA  ft($  baran  fofort  bemerfbar  mad^te, 
ba6  bie  nad^fotgenben  93ud^fiaben  mit  groger  @i(e  unb  Sid^erl^cit  angegeben 
ipurbea  SKlt  bem  näd^fien  SBorte  ging  e«  ä^nlid^,  unb  fobaIb#man  fo  oiele 
SBörter  }ufammen  l^atte,  bag  man  ben  ®a(  erraten  tonnte,  mar  bie  WxU 
xooxt  fertig.  SBar  bie  grage  bagegen  berartig,  bafe  fie  oerfd^ieben  beant^ 
TOortet  werben  fonnte,  fo  mar  e«  rein  jufäüig,  menn  fid^  überl^aupt  ein  ©irnr 
in  ben  Sud^fiaben  finben  lieg;  tarn  aber  voiitliä)  einmal  eine  oemünftige 
atntroort  jufianbe,  fo  fHmmte  biefe  meiner  ©rfal^rung  nad&  —  fo  meit  eine 
Äontrotte  möglid^  mar  —  nie  mit  ber  aBirflid()!eit  überein. 

2)ie  @ad^e  fledt  ftd^  aber  aud^  ^ier  anber«.  menn  ein  entmid(elte« 
SRebium  jugegcn  ifi.  2)a«fe(be  fann,  mie  bereiti^  ermal^nt,  bie  Semegungen 
eine«  Xifd^  oottftönbig  be^errfd^en;  ade  @igentüm(id^{eiten  ber  SRebiumitot 
mad^  ftd^  burd^  ben  ^nl^alt  ber  SRitteilungen  bann  geltenb.  3^^  ^^^ 
fpielen  bie  eigenen  unbemugten  93orflelIungen  beiS  SRebium«,  inm  %dl 
aber   aud^   Slufflärungen ,    bie   es   burd^    ©ebanfentefen    ober   @ebanfen» 


382  2)ic  Sitterbemegungen  unb  t^rc  magift^cn  933irfungcn. 


äbertraguitg  Don  ben  älnmefenben  erhält,  babei  mit  unb  geben  ben  3RxU 
teilungen  ha&  munberbare  @epr&ge,  ba^  oon  ben  fpiritifltfd^en  @i$ungeii 
l^er  fo  befannt  ifi.  2Bir  toerben  inbeffen  im  e^olgenben  feigen,  bag  ba^ 
Sßunberbare  l^ier  nur  auf  Unn)if[enl^eit  über  bie  biedbejüglid^en  pfpii^ifd^en 
^^önomene  berul^t. 

3?as  (SBbanftenlefBn  unb  bie  Oebankenüberlragung. 

S)ie  a)löglid()feit  be«  ©ebonfenlcfcnÄ  l^at  ber  Slmerilaner  93roron  im 
Saläre  1875  entbedt;  er  fott  fd^on  bamal^  eine  im  SSefentüd^en  richtige  ©r» 
flärung  ber  ©ad^e  gegeben  l^aben;  ba  er  jebod^  ein  praftifd^er  SKonn  mar, 
ber  feine  Sntbecfuug  burc^  öffentlid^e  ^orfleQungcn  felbfl  au^nu^te,  l^at  er 
ftd^  natärlid^  gelautet,  bie  Srftärung  in  größeren  Greifen  befannt  }u  mad^n. 
©inige  3al^re  fpdter  bagegen  fd^rieb  ein  angefel^ener  Strjt  in  9?ero»2)orf, 
S3earb,  eine  Meine  Slb^anblung  über  bie  „^^pfiologie  be«  ®ebanfenlefen^", 
unb  nad^bem  ^fl^op  unb  Gumbertanb  burd^  i^re  93or{ieQungen  in  @uropa 
bie  @a(^e  befannt  gemad^t  l^atten,  gaben  Sarpenter  in  @nglanb  unb 
^re^er  in  S)eutfd^(anb  unabl^angig  oon  einanber  unb  ol^ne  93earbd  Slb» 
l^anbtttng  }U  fennen,  gan}  übereinfKmmenbe  (Srflärungen  bed  ^^änomeniS. 
Siad^  ben  »eobad^tungen  biefer  Derfd^iebenen  ÜWanner  berul^t  baiS  Oebanfen^ 
lefen  gerabe}u  auf  unmiDfärlid^en  gitterbemegungen;  }um  ^emeid  biefer  9e« 
l^auptung  braud^en  mir  nur  barauf  J^ingumeifen,  mie  ber  ©ebanfenlefer 
oorge^t. 

SDie  ©ebanfen,  bie  gelefen  merben  f ollen,  ober  rid^tiger  boi^,  toa^ 
erraten  merben  foD,  fann  oerfd^iebener  SCrt  fein,  }.  S.  ein  oerborgener 
Oegenftonb,  ber  gefunben  merben  fott,  eine  ^a^^i,  ein  SBort,  eine  ganje 
@ebanfenrei^e,  etma  ein  9ietfeplan,  ben  jemonb  entmorfen  l^at,  unb  bm 
ber  @ebanten(efer  barlegen  foQ.  Sein  93orgel^en  med^felt  nun  etmaiS  je 
nad^  ber  Statur  bed  %aUt&,  aber  unter  aOen  Umflänben  mu6  eine  einjefne 
^erfon  il^re  ganje  Slufmerffamfeit  auf  ba^  fonjentrieren,  xoa&  enoten 
merben  foll.*  9Wit  il^r  fefet  ber  ©ebanfenlefer  fid^  bann  in  SSerbinbung,  in» 
bem  er  entmeber  i^re  ^anb  in  bie  feine  nimmt  ober  i^xt  ^onb  gegen  feine 
©tim  brüdt  ober  gar  —  ma^  natürlid^  am  meiften  effrft  mad^t  —  ba« 
eine  @nbe  eine«  @todfed  fagt,  mäl^renb  bie  ^erfon  baiS  anbere  @nbe  fefll^ält. 
©Ott  nun  ein  oerborgener  ©egenftonb  gefud^t  merben,  fo  fefet  ber  ©ebonfen* 
tefer  ftd^  balb  fd^nett,  balb  langfom,  balb  in  ber  Siid^tung  med^felnb,  balb 
auf  einen  befümmten  $untt  lodftärjenb,  in  Semegung,  bid  ber  ©egenftanb 
gefunben  ifl;  l^äufig  mißlingt  il^m  atterbingiS  ber  93erfu($. 

©Ott  ber  ©ebanfenlefer  bagegen  etma«  Unbefannte«,  j.  83.  eine  2a% 
erraten,  fo  mufe  bie  aSerfud^öperfon  il^re  äufmerffamfeit  auf  jebe  einjeöte 
giffer  fonjentrieren.  SDer  ©ebanfenlefer,  ber  nad^  einer  ber  tbm  ermdi^nten 
3)letl^oben  mit  ber  SBerfud^«perfon  in  aSerbinbung  fte^t,  fd^reibt  nun  bie 
3al^len  an  eine  2:afel,  nad^bem  er  mit  ber  flreibe  oerfd^iebene  35emegungen  in 


S)od  ®ebon!enIefen  unb  bie  ®ebanlenü6ertragung.  383 

bcr  ßuft  gemad^t  l^at.  Sel^nltd^  mad^t  er  eg  in  onberen  göDen;  fott  }.  33. 
ein  SReifeplon  erraten  werben,  fo  ficüt  fid^  ber  (Sebanfenlefer  t)or  eine  ftarte. 
3)ie  ^erfon  tnug  nun  il^re  Slufmerffamfeit  auf  ben  ^Ln^anQ^pwfilt  ber  9ieife 
rid^ten,  fobonn,  wenn  berfelbe  rici^tig  gefunben  ifi,  auf  bie  näd^fie  Station 
u.  f.  f.  aWan  begreift,  ba&  bie  befiänbige  Äonjentration  ber  äufmerffam» 
famleit  auf  eben  bie  aSorfielluug,  bie  ber  Sebanfenlefer  erraten  wu&,  ju 
fiarlen  unuriflfürlid^en  Seroegungen  fül^rt.  ©oß  j.  83.  ein  oerborgener  ®egen» 
fianb  gefunben  werben,  fo  fü^rt  nid^t  ber  (Sebanfenlefer  bie  aSerfud^S» 
perfon  um^er,  fonbern  biefe  oielmel^r  \f)n.  äSemegt  ber  @ebanfen(efer  ftd^ 
in  einer  oerfel^rten  SHd^tung,  fo  empfinbet  er  einen  me^r  ober  weniger  beut« 
{id^en  Sßiberflanb  feiteniS  ber  ^erfon;  fobalb  er  aber  sufäQig  ben  rid^en 
aSeg  einf dalägt,  folgt  jene  wiUig  mit  unb  jeigt  oft  burd^  f leine  ®töge  an, 
wann  unb  nad^  weld^er  Seite  abgebogen  werben  foQ.  ^n  berfe(ben  äBeife 
ftnbet  ber  ©ebanfenlefer  aud^  bie  Sfleif eroute;  überaD,  wo  eS>  ftd^  barum 
l^anbelt,  befHmmte  SKd^tungen  nad^juweifen,  werben  bie  SSorfleDungen  ber 
Skrfud^perfon  oon  biefen  diid^tungen  unwiQfärlid^e  unb  unbewußte  93e<> 
wegungen  l^eroorrufen,  bie  ben  ©ebanfenlefer  auf  bie  redete  Spur  leiten. 

^  @ebanfen(efer  mug  man  a(fo  nur  barin  geübt  fein,  bie  unwid» 
färßd^en  ^Bewegungen  eined  SJlenfd^en  l^eraudiuffi^kn.  93erf($iebene  ber« 
artige  SSerfud^e  fönnen  jebod^  fafi  ol^ne  Uebung  oon  ben  meiflen  aui^geffl^rt 
werben;  benn  triete  SRenfd^en  bel^errfd^en  il^re  9Rui^feIn  fo  wenig,  namentlich, 
wenn  eine  felbfi  geringe  ©emütdbewegung  ^injufommt,  ba&  fie  i^re  ®e* 
banfen  im  entfd^eibenben  9lugenblid(e  beuttid^  oerraten.  3((d  t^pifd^ed 
S3ei|piel  fül^re  id&  einen  aSerfud^  an,  ber  unter  einigermaßen  günfügen 
äier^filtniffen  ben  meiften  SJlenf d^en  gelingt.  9Ran  (egt  eine  9teil^e  oon  starten 
auf  ben  Xifdö  unb  bittet  jemanben,  am  befien  eine  mögßd^fi  neroöfe  5per* 
fon,  bie  @ebanfen  auf  eine  ber  ftarten  }U  fon^entrieren.  3Ran  faßt  ben 
Setreffenben  nun  an  ber  $anb  unb  jeigt  mit  ber  anberen  ^anb  nad^ 
unb  nad^  auf  oerfd^iebene  ilarten,  inbem  man  ganj  langfam  oon  ber  einen 
5ur  anberen  gel^t.  ©ewö^nlid^  fäl^lt  man,  wenn  man  }ur  rid^tigen  ftarte 
fommt,  einen  fo  beutlid^en  SDrudf,  bafe  man  nid^t  im  S^tx^i  fein  fann,  an 
weld^e  Äarte  gebadet  ifi.  —  3fi  biefe  erflärung  rid^tig,  fo  mufe  umgefel^rt 
aud&  ber  geübtefle  ®ebanfenlefer  ba«  ©ebad^te  nid^t  erraten  fönnen,  faBte 
iemanb  wirfttd^  oerfie^t,  feine  SWui^felbewegungen  ooUftänbig  ju  bel^errfd^en. 
5i>cS  beflätigt  ftc^  aud^;  man  pe^t  oft  genug,  wie  bem  Sebanfenlefer  iaffU 
retd^e  aSerfud^e  mit  einer  ^ßerfon  mißglüdfen,  wä^renb  biefelben  im  nfi^fien 
augenblid  mit  einer  anberen  gelingen;  t^  l^ängt  a(fo  außerorbentlid^  oiel 
pon  ber  SSerfud^^perfon  ob.  ^ßreper  erjfi^It,  baß  er  fid&  mehreren  ber  be* 
rü^ejien  Sebanfenlefer  ate  Dbielt  angeboten  l^abe;  aber  feiner  oon  i^nen 
oermod^te  imaü  feine  ©ebanfen  ju  tefen,  ba  er  fid^  baoor  hütete,  biefelben 
burd^  eine  einjige  Bewegung  }u  oerraten.  ©ie  SRid^tigfeit  ber  erflärung 
unterliegt  bal^  feinem  ^vm^d. 


384  ^is  3i^^^^n>c9ungen  unb  t^ve  mogifc^en  S^hrfungen. 

Ungleid^  fd^mieriger  ift  ed  aDerbingi^^  eine  S^^^^^/  ^"  i>i^  ^^  SRenfd^ 
benft,  ju  erraten.  SBir  l^aben  oben  gefel^en^  nrfe  bie  SSorfieDung  oon  einer 
3al^l  ober  einer  ^ur  @d^reibben)egungen  l^eroorruft;  aOerbing^  ftnb  bte^ 
felben  im  allgemeinen  fo  ^^toa6),  ba|  fte  hnxcS)  eigeniS  baju  eingerichtete 
9lpparate  voa^xne^mbax  gemod^t  wtibm  muffen.  $ier  tritt  ber  @ebanlen« 
(efer  nun  an  bie  ©teQe  bed  äCpparated;  er  mu6  ben  93en)egungen  ber  $anb 
geffmnnt  folgen^  um  bie  gebad|)te  3^^^  ^^^^  ^^  Sud^fitaben  l^roui^ufuiben^ 
toa&  oOerbingiS  oft  oiel  Uebung  erforbert. 

aSBie  weit  ba^  ©ebonfenlefen  in  ber  SBagie  ber  frül^ren  S^^en  eine 
9ioQe  gefpiett  l^at^  ifl  fd^mer  }U  fagen.  9Reined  äBiffend  liegt  fein  3^^^^ 
bafar  Dor,  bag  man  e^  gdannt  ^at;  felbfberftänblid^  f daliegt  bcA  aber 
nic^t  bad  ©egenteil  an^.  3"  unferer  Qcit  mirb  e&,  aderbingiS  in  etmai^ 
oer^üDter  ^orm^  oon  jal^lreid^  profeffioneDen  fpiritifüfd^en  3Webien  an» 
gemanbt.  3n  oielen  großen  ©tobten  finbet  man  fogenannte  fpiritifüfd^ 
9Rebien,  gemö^ntid^  leidet  l^^pnotifierbare  Somnambule,  bie  für  entfpred^be 
Seja^lung  Seute  mit  i^ren  Serftorbenen  in  SSerbinbung  treten  taffen.  ^Sxii^ 
9Rebium  unb  ber  fttient  ft^n  an  einem  leidsten  ^ifd^  unb  (egen  bie  $änbe  auf 
benfelben.  S)er  ftlient  mu|  nun  aUe  feine  @ebanlen  auf  ben  betreffenben  93er* 
florbenen  fon}entrieren  unb  in  ®eban!en  feinen  @eift  anrufen.  9Kd^t  lange,  unb 
ber  Zifd^  bud|^{labiert  ben  3tamen  beiS  ®eifted  oor;  baran  tann  ftd^  bann  eine 
ooUfiänbige  Aonoerfation  mit  bem  ©eifte  anfd^Uegen.  SBie  ®Ued  be  (a  Xovl^ 
rette  nad^igemiefen  ^at,  l^anbeU  ei^  fid^  l^er  nur  \m  ein  gan}  geioöl^nUc^e^  @t* 
banlentefen,  bei  bem  ber  ^ifd^  al§>  9Rittelglieb  bient.  5Die  umoiSfärKd^en  9e» 
megungen  be^  SWebium^  feften  ben  Xi^d)  in  Seioegung,  ba^  Älopfen  aber 
mirb  fteti^  burd^  ben  SBiberftanb,  ben  bad  SJlebium  fettend  beiS  Süxmttn  fO^, 
birigiert  @o  !ommen  gerabe  bie  9Rittei(ungen,  bie  ber  jtlient  erwartet  \wi> 
m  bie  er  benft,  ju  3;age.  SJiefe  profeffionellen,  beja^Iten  Äunfifhldfe  l^aben 
jebod^  nur  infofern  3ntereffe,  ate  fie  jeigen,  mit  meld^  einfachen  SRittetn 
unroiffenbe  unb  einfättige  ^erfonen  nod^  in  unferen  Xagen  betrogen  merben 
(önnen. 

35ie  ©ebanfenübertragung.  SBie  fd&on  oben  ©.  253  ff.  er* 
lofi^nt,  fommt  ed  häufig  in  fpiritiflifd()en  ©iftungen  oor,  bafe  3Webiai,  bereit 
lautere  ©eftmtung  auger  aUem  3n)^f^(  ^^¥f  ^tteilungen  über  5Dinge 
mad^en,  oon  benen  fte  fid^erlid^  leine  jtemttntö  l^aben,  unb  bie  oiedeidiit 
l^öd^fieniS  einem  ober  einjelnen  ber  Slnioefenben  befannt  finb.  2)a6  oiele  oon 
biefen  3Ritteilungen  nur  auf  einem  9luftaud^en  oergeffenener  äSorfleUungen 
berul^en,  ifl  fd^on  oben  nad^geroiefen;  mir  lommen  weiter  unten,  in  bem  ab« 
fd^nitte  oom  (gingreifen  be«  Unbemufeten  in  ba«  SSetoufetfein,  auf  biefen  ^ßunlt 
mieber  jurüdf.  3n  anberen  göllen  fönnen  bie  aJUtteilungen  too^I  burd^  ®e* 
banfentefen  l^eroorgerufen  werben,  wenn  eineSSerbinbung  }tDifd^en  bem  9Rebium 
unb  fold^en  Sttnmefenbcn,  benen  jene  SDinge  befannt  fmb,  oorl^anben  ifl  3)a 
aber  beibe  aWöglid^feitcn  in  oerfd^iebenen  gäHen  bod^  audgefd^loffen  ju  fein 


Xc^  ©ebanlenlefen  unb  bie  ®eban!enü6ertragung.  385 


f($einen,  fo  (tegt  bie  älnnal^me  m^e,  bag  ber  @eban{e  eines  SJtenfd^en  oud^ 
birrft  auf  einen  anberen  einroirlen  fann.  2)ie  Society  for  Psychical 
Research  („S.  P.  R.")/  »«l^^  ö"«  25.  gebruar  1882  gcgrünbet  würbe, 
machte  eiS  ju  einer  il^rer  erflen  unb  roefentßd^flen  aufgaben,  ju  unterfud^en, 
ob  eine  fotd^e  birelte  @inn)irfung  mdgßdg  märe.  @d^on  im  3uti  beSfe(6en  ^a^reS 
fonnte  bai^  baju  geroä^Ite  Äomit6,  bejfen  Sorfiftenber  ber  ?p^t)jxfer  5ßrof. 
83arrett  toar,  über  eine  SÄeilde  oon  Unterfud^ungen  betreffiS  biefer  grage  be=* 
rid^ten.  äuggefanbte  ^^agebogen  l^atten  jur  Sluffinbung  einer  5ßrebiger* 
famitie  (Sreerp  geführt;  oon  ben  fünf  Slöd^tern  berfelben  oermod^ten  bie  oier 
älteflen  (u.  ju).  ol^ne  jeglid^e  Serül^rung)  anzugeben,  woran  eine  anbere  badete. 
Siefelbe  ^äl^igfeit  f anb  fid^  femer  bei  einem  jungen  ÜWäbd^en,  baS  in  ber  gamitie 
biente.  SRit  biefen  eEperimentierte  baS  Äomit6  nun  l^äufig,  unb  obgleid^  bie 
aSerfud^  nid^t  immer  glüdften,  waren  bie  SÄefuItate  bod^  meifteniS  fo  günfüg, 
bafe  man  fie  feinedmegg  atö  blofe  jufäßig  anfeilen  fonnte. 

3)er  Sendet  über  biefe  SBerfud^e  (oeröffentttd^t  in  ben  „Proceedings 
of  S.  P.  R."  83b.  I)  erregte  grofeeS  2luf feigen;  man  fing  nun  überall  in 
@ng(anb,  ^ranlreid^,  SDeutfd^Ianb  unb  Slmerifa  mit  öl^nKd^en  93erfud^en  an. 
3uerfl  benufcte  man  junge  3JJäbd^en  im  mad^en  3ufianbe  ate  ©mpfänger  (,,5Perji* 
pienten")  ber  ®eban!en;  fpäter  l^ppnotifierte  man  bie  Empfänger,  wobei,  xoie 
eö  fd^eint,  bie  aSerfud^e  beffer  gelangen.  3n  ben  folgenben  10  3a^ren  würben 
jal^lreid^e  Serid^te  über  Unterfud^ungen  auf  bicfem  ©ebiete,  meifien§  in  ben 
„Proceedings  of  S.  P.  R."  oeröffentUd^t;  aufeerbem  l^at  ber  franjöfifd^e 
^l^pftologe  SRid^et  feine  Untcrfud^ungen  in  einem  befonberen  SBerfe,  bef[en  jmeite 
oermel^rte  SluSgabe  unter  bem  Xitel  „©jperimenteße  ©tubien  auf  bem  ©ebiete 
ber  ©ebanfenübertragung"  (Stuttgart  1891)  erfd^ienen  ifi,  gefammelt. 

@i^  la^t  ftd^  nun  nid^t  leugnen,  ba^  nad^  biefen  ^erid^ten  im  aQge« 
meinen  83eweife  für  eine  ©ebanfenübertragung  jebenfaH^  bei  nid^t  ju  großer 
©ntfemung  fd^einbar  erbrad^t  finb.  3«  3BirfIid^feit  finb  aber  bod^  mand^e 
ber  Serfud^e  ganj  wertlos.  ®nige  33erfud^^rei^en  fd^lie^en  wegen  i^rer 
Äürje  feine^wegg  bie  SKöglid^feit  au^,  ba^  bie  fd^einbaren  ©ebanfenübcr* 
tragungen  nur  ein  jufäDigeg  rid^tige^  ©rraten  gewefen  finb.  3"  anberen 
%&Uen  finb  bie  Seiter  ber  aSerfuc^e  ganj  unbefannt;  i^r  3laxm  giebt  aU 
folut  feine  ©arantie  bafür,  bafe  bie  notwenbigen  aSorfid^tämaferegeln  getroffen 
roorben  finb,  um  Setrug  auf  feiten  bt&  2lbfenberg  unb  he&  empfanget^ 
au^jufd^liefecn.  SBie  leicht  ein  fold^er  S3etrug  längere  3^^*  ^inburd^  unbe« 
merft  bleiben  fann,  gel^t  barauÄ  l^croor,  bafe  bie  ©d^wefiem  ©reerp  fpäter 
eingeräumt  l^aben,  bag  fie  wenigfieni^  in  einigen  §äQen  ein  oerabrebete^ 
3eid^f9fiem  gebrandet  Ratten.  3Wan  fielet  baraug,  bafe  man  jebenfattÄ  nic^t 
aQe  93erid^te  auf  Xreu  unb  ©lauben  annei^men  barf  unb  mand^e  wol^l  au^» 
f d^ben  mufe.  3lu§er  SRid^et^  obengenannter  Arbeit  liegt  noc^  eine  fe^r  au^- 
fül^rlid^e  SSerfud^iSreil^e  oor,  bie  unter  ficitung  oon  ^rof.  unb  3Wrg.  ©ibgwidf 
angefieHt  würbe,     ©ie  umfafet  über  1300  SJerfud^e,  bie  au^fc^liefelic^  mit 

Seemann,  9ibnq{<mht  unb  gau^n^^i*  25 


386  ^ie  3^^^io^9ungen  unb  i^re  ntagifc^en  93irfungen. 

jTOeijifferigcn  3^^^«  flemad^t  finb^  woburd^  cö  mögltd^  loirb,  bie  wal^rfd^cin« 
fid^c  Slnjal^l,  bic  nur  auf  einem  jufälligen  rid^tigen  ©traten  berul^t,  ju  be* 
red^nen.  SDa  biefe  3lei^e  burd^fd^nittßd^  187o  ooUftänbig  rid^tiger  ©ebanfen« 
Übertragungen  ergab  —  eine  Qa^l,  bie  weit  über  bie  STOenge  x>on  ^äüen, 
in  benen  man  ein  jufäQiged  @rraten  onnebmen  barf,  l^inau^e^t  —,  fo  fd^eint 
bie  ©ebanfenüberlragung  bamit  bemiefen  5U  fein.  SH^^^  ^^^  3Rri5.  ©ibg^ 
xoid  nad^,  bag  nid^t  jeber  atö  älbfenber  ober  Smpfänger  px  gebraud^n  fei. 
aSielmel^r  finb,  mie  e^  fd^eint,  befonbere  Sebingungen  auf  beiben  ©eiten  be* 
l^ufd  einer  Uebertragung  notmenbig.  3Ran  l^at  bed§a(b  geglaubt,  bag  jmifd^en 
gemiff  en  ^erf  onen  eine  gernroirfung  —  Xetepatl^e  —  ftattfinbe,  unb  l^at  biefe  jur 
©rflärung  oieler  rätfel^after  ^pi^änomene  in  ben  fpiritiftifd^en  ©iftungen  l^eran» 
gQogen;  aber  über  bie  SRatur  biefer  telepatl^fd^en  Äräfte  l^at  man  biÄ  jefet  nur 
ganj  tofe  SSermutungen  auffleden  fSnnen.  @e(b{fa)erftänbß(^  mirb  bie  S^l^atfad^e 
felbfi  barum  in  feiner  SBeife  umgefbfeen,  meil  man  fte  nod^  nid^t  beuten 
fann.    SBir  fommen  fpfiter  l^ierauf  mieber  jurüdf. 

f^ragt  man  nun,  ob  bie  ^e(epatl^ie  fid^  nid^t  mit  ^i(fe  unferer  @itme^« 
Organe  erllären  (äfet,  fo  fprid^t  3JJand^eÄ  bafür,  ba^  bie  ©ebanfen  ge» 
rabe}u  burd^  ben  ©d^aU  übertragen  merben.  3^n^<^ß  gelingen  bie  SSerfud^e 
am  befien,  menn  ber  2lbfenber  ben  Gmpfänger  ^ppnotifiert.  2)enn  bei  $pps 
notifierten  finb  bie  ©inne,  namentlid^  ha^  ®d)6x,  oft  fo  gefd^ärft,  bag  gan} 
fd^mad^e  fiaute,  bie  bem  normalen  Snenfd^n  entgelten,  oon  i^nen  aufgefangen 
merben.  ©obann  erfolgt  bie  f^emmirtung  nur  innerl^alb  genriffer  ©renjen. 
3n  9Wrg.  ©ibgmidEd  obenermäl^ntem  SBerfud^  mar  ber  Sttfenber  unb  (gm^ 
pfönger  in  bemfelben  Qimmet.  hielten  fte  fid^  in  jmei  benad^barten 
Siöumen  auf,  fo  fanf  bie  3^^!  ^^^  erfolgreid^en  5Jerfud&e  auf  9%  ^in^b, 
unb  l^ielten  fie  ft($  in  oerfd^iebenen  Käufern  auf,  fo  migglüdben  bie  äkr* 
fud^e  oollflänbig.  ©nblid^  mufe  ber  3lbfcnber  anl^altenb  an  ben  ©ebanfen 
benfen,  ber  übertragen  werben  foß.  SJabei  finb  aber,  wie  oben  au^gefü^rt, 
fd^mad^e  ©pred^bemegungen  fafl  unoermeiblid^.  3Benn  alfo  ber  älbfenber  un^ 
mißfürlid^  flüflert  unb  baiS  ©el^ör  beg  ©mpfönger^  gefc^ärft  ifi,  fo  liegt  bie 
SBermutung  nai^e,  bafe  bie  Selcpatl^ie  einfad^  auf  Uebertragung  beö 
©d^alled  berul^t. 

Um  biefeiS  experimentell  feftjufietten,  l^abe  id^  gemeinfd^aftlid^  mit 
bem  Srjte  %.  6.  6.  Raufen  eine  längere  aSerfud^iSrei^e  angefieUt.  Um 
bad  beflänbige,  läftige  ^ppnotifieren  ju  oermeiben,  roanbte  id^  fio^tfpieget 
an.  SBerben  jmei  grofee  ^o^lfpiegel  fo  aufgefiellt,  bafe  bie  äd^fen  in 
i^rer  gegenfeitigen  SSerlängerung  liegen,  fo  mirb  ein  jeber  Saut,  ber  oon 
bem  »rennpunfte  be«  einen  ©piegete  au^el^t,  in  bem  be«  anberen  ge* 
fammelt.  Sefinbet  ^x^  ber  SRunb  beg  abfenber«  unb  ba&  D^r  be«  ©m» 
pfängeriJ  in  ben  beiben  33rennpunften,  fo  mirb  ber  ©mpfänger  jeben  Saut 
leidster  unb  beutlid^er  auffangen,  afe  merai  er  ba^  Of)T  am  SWunbe  be«  9tt» 
fenberg  l^ielte.     2luf   fold^e  SBeife  mirb  baiJ  @e^5r  äl^nlid^   wie  in  ber 


^ad  ©ebottifenlefen  unb  bie  @eb(m!enüberh:agung.  387 


^^nofe  gefd^arft  S)amit  nrfr  unfere  9tefultate  mit  ben  Sibgtoicifd^en  Der« 
gteU^en  lonitten,  experimentierten  aud^  roir  au^fd^tieglid^  mit  smeijiffrigen 
3a]^Ien.  @^  geigte  ftd^  nun  balb^  bag  ber  Slbfenber  nur  mit  ber 
größten  Slnprengung  fd^mad^e  ©pred^beroegungen  unterbrüdfen 
(onnte^  menn  er  eine  3^^^  (ang  an  eine  3^^^  gebadet  l^atte.  @r 
tonnte  ben  SRunb  fefl  gefd^loffen  l^atten  unb  anfd^einenb  nid^t 
ben  geringPen  Saut  t>on  fic^  geben,  aber  menn  er  nid^t  bie  Se*» 
megungen  ber  3u^9^  ^^^  ^^^  ©timmbänber  mit  ader  @en)a(t 
l^emmte,  fo  l^örte  ber  (Smpfänger  in  bem  Srennpunfte  feinet 
^ol^Ifpieget^  ein  fd^mad^ed  glüftern,  ba^  (eid^t  aU  biefe  ober  jene 
3a]^I  }U  beuten  mar.  3tatürlid^  oerl^örte  man  fid^  aud^  oft,  aber  bad  SiefuI« 
tat  mar  bod^  in  33  7o  oon  gätten  rid^tig.  SBir  fieDten  1000  berartige  aSer* 
fud^e  an. 

Sntereffant  maren  bei  biefen  3Serfud^en  unjmeifeD^aft  aud^  bie  85er« 
loed^felungen,  beren  ber  @mpfänger  ftd^  fd^utbig  mad^te.  @teQt  man  eine 
SkibeSe  aber  bie  l^äufigfien  ^i^Ier  auf,  fo  }eigt  ed  ftd^,  baß  bie  93ermed^fe« 
lung  mefentßd^  burc^  bie  Äonfonanten  in  ben  3^'^'tw)örtern  l^eroorgerufen 
nrfrb*).  aSeiter  feigen  mir,  baß  in  unfern  aSerfud^en  ftd^  biefelben  SSermec^fe* 
lungen  am  l^äufigPen  mieberl^olten  mie  in  ben  ©ibgmidffd^en  aSerfud^cn, 
jumat  menn  mir  bie  bem  ©nglifd^en  mel^r  oermanbten  formen  treti, 
firti,  femti  u.  f.  m.  benufcten.  ©ieg  bemeifi  beuttid^  genug,  baß  bie  ®e* 
banfenübertragung  bei  ben  aSerfud^en  ber  @ng(änber  auf  biefelbe  aSeife  }u^ 
{ionbe  getommen  ifi,  nämlid^  burd^  unmillfürlid^eiS  e^Ufiem,  ha^  oom  ®m* 
pfänger  oerflanben  ober  mißoerflonben  mirb.  9lui$  a3ered^nungen,  auf  bie 
id^  l^r  nic^t  meiter  eingel^en  fann,  l^abe  id^  gefunben,  baß  biefe  grflärung 
eine  4000mal  größere  aSkl^rfd^einüd^feit  für  fld^  l^at  afe  irgenb  eine  anbere 
auffaffung. 

2)a  bie  englifd^en  aSerfud^e  meber  in  ber  3lnorbnung  nod^  in  fonjHgen 
mefentlid^en  fünften  fid^  oon  ben  metfien  anberen  berartigen  aSerfud^en  unter« 
fd^eiben,  fo  beruht  unjmeifel^aft  bie  fogenannte  ©ebanfenüber« 
tragung  burd^gel^enb^  auf  unmillfürlid^em  glüfiern.  a3ei 
mand^en  aSerfud^en  berul^t  ber  ©rfolg  allerbing«  mol^t  nur  auf  reiner 
SDufion.  ©0  ^aben  SRid^et  unb  oiete  anbere  oerfud^t,  ^A^tinnitn,  bie 
ber  empffinger  miebcrgeben  follte,  ju  Übertragen.  3n  bem  oben  genannten 
SBerfe  oon  SRid^et  unb  in  Proceedings  of  S.  P.  R.  finben  mir  ]^un= 
berte  oon  fold^en  aSerfud^en  gefd^ilbert;  in  ben  meinen  gäßen  jebod^  farai 
man  felbfi  mit  bem  befien  aSillen  faum  eine  Slel^nlid^feit  mit  bem  Original 
entbedfen.  aSie  leidet  aber  eine  entfernte  älel^nlid^feit  sufäQig  juflanbe  fommen 


♦)  @o  prte  ber  »erfaffer  ftatt  beö  bftntfc^cn  en  (1)  ni  (9)  ober  fem  (6);  bad  m 
unb  n  roat  alfo  fc^mer  au  unlcrf (Reiben;  ftatt  to  (2)  tre  (3)  ober  otte  (8),  ftatt  fire  (4) 
fem,  ftatt  sex  (6)  syv  (7)  u.  f.  f. 


388 


3)ie  3tt*«^J&«w>cöungcn  unb  i§re  magifd^en  SBtrfungen. 


fonn,  Ic^rt  foIgenbcÄ  SeifpicL  einmal  perfud^tc  $err  ^anfen  eine  Seid&nung 
}U  übertragen,  inbem  er  mit  aller  Sötfirehgung  feine  unmiIHürii(i&en 
©pred^bemegungen  ju  ^emmen  fud^te.    3d^  ^örte  benn  aud^  nid^t«;  bennod^ 

taud^te  ein  beftimmted  93ilb 
5^9-  ^"7-  in  meinem  Semu^tfeln  auf, 

id^  jeid^nete  e«  (^g.  57A)  unb 
reid^te  e^  bem  $erm  ^. 
@r  fanb  barin  eine  beut« 
lid^e  äle^nlid^teit  mit  feiner 
Driginaljeic^nung  (gig.  B). 
Sßmn  man  toxH,  tcam  man 
^er  eine  entfernte  ^Ufyfdxä)» 
feit  ^erau^ftnben;  aber  leiber 
l^atte  id^  gar  nid^t  an  einen  £eud^ter,  fonbem  an  eine  itage  gebadet. 
Sßkrum  id^  bie  ßeid^nung  nid^t  ooDenbete,  erinnere  id^  nid^t  mel^r;  ober 
fügt  man  nur  einige  ®trid^e  unten  red^tiS  l^ingu  unb  bre^t  bie  3^^ung  um 
(Siß-  C),  fo  l^at  man  ia&  Knblid&e  Silb  einer  Äafie,  an  bie  id^  badete. 
SDie  Se^nüd^feit  mit  einem  ßeud^ter  ift  alfo  ganj  iDuforifd^,  fie  finbet  fici^ 
nur  in  ber  ^^antafie  bed  Seobad^terd  unb  rül^rt  in  feiner  ^eife  oon  einer 
@ebanfenübertragung  l^er. 

Sei  ben  SKd^etfd^en  unb  ben  meiftot  anberen  93erf ud^en  ift  bie  älei^nlid^« 
feit  nid^t  größer.  (Sin  einjelne«  Seifpiel  genügt.  S5ei  einem  oon  9lid&et«  SSer» 
f  ud^en  jeid^nete  bie  Somnambule  bie  ncbenfie^enben  ^guren  A,  B,  C  (gig.  58)  nac^ 
einanber,  unb  befd^rieb  fie  afe  ,,eine  ©d^ale 
mit  einem  Springbrunnen,  in  ber  SWitte 
etmag,  um  Slumen  l^ineinjufefeen".  ®ie 
Originatieid^nung  mar  ein  Jlrebd.  9lun 
benft  geroife  feiner  bei  bem  änbtidf  biefer 
giguren  an  einen  Ärcb^;  nur  wenn  man 
meife,  voa^  bai^  Original  öorfieDt,  fann 
man  eine  äle^nlid^feit  i^erauiSfinben.  3Bäre 
ba^  Original  aber  ein  Xifd^  mit  SSIumen  ober  ein  fd^naubenber  3Balfifd^, 
ber  aui^  ben  SBeUen  auftaud(it,  gemefen,  fo  i^ätte  man  au($  l^ier  bie  Sle^n« 
lid^feit  ^erauÄgefunben.  SHd^et  fielet  aÜerbingiJ  in  fold&en  3^^«ttngen  einen 
fidleren  Semei«  für  ©ebanfenübertragung.  3n  SBirflid^feit  finb  biefe  3eid^* 
nungen  weiter  nid^tiJ  ate  »emeife  für  baiJ  bcfanntc  ^ßufion^efeft:  S)ie  ae^n« 
lid^fdt  eineiS  unbefannten  ©inge^  mit  äxoa^  Sefanntem  mirb  flet«  überfd^aftt 


gig.  58. 


!Der  Schlaf  unb  bet  Sroum.  —  ®er  ©(^lof.  389 


3)cr  Sc^Caf  utt6  6er  ®raum. 
©er  ^djlaf. 


^. 


>on  bcn  manci^erlci  Störungen,  benen  bo§  normale  menfd^I^e  Se»» 
TOuM^tt^I^^  unterworfen  ifi,  tfi  feine  aud^  nur  onnöl^ernb  fo  l^äufig  loie 
ber  ©d^laf.  ein  jeber  SRenfd^  bringt  burd^fd^nitttid^  ben  britten  2;eil  be« 
%aQe^  mit  ©d^lafen  ju,  unb  biefe  regelmäßig  eintretenbe,  periobifd^e  Unter* 
bred^ung  be^  wad^en  Seioufetf^^  ifi  be^l^att  ein  normale^  ^pi^änomen.  3m 
@d^Iafe  nimmt  bai^  @ee(en(e6en  einen  oon  bem  Sßad^juflanbe  gan}  oerfd^ie« 
benen  ßl^arafter  an.  3m  2;raume  fielet  ber  3Wenfd^  fid^  mit  @abm  unb 
f^äl^igfeiten  auiSgerUfitet,  bie  er  im  mad^en  3#^nbe  gar  nid^t  beftftt;  er  f)&lt 
ftd&  in  fernen,  unbefannten  ©egenben  auf  unb  oerfel^rt  mit  aWenfd^en,  bie  in 
aBirttid&feit  meit  entfernt  ober  oießeid^t  tängft  tot  finb.  3)iefe  oerfd^ebenen  ©igen* 
tümlid^feiten  fd^einen  fd^on  in  ben  ättefien  3^^"  ^^^  aufmerffamfeit  bed 
SRenfd^  auf  fid^  gejogen  }u  l^aben;  iebenfaUiS  giebt  e$  in  unferen  S^agen 
faum  ein  nod^  fo  niebrigfiel^enbeg  5Bott,  ha&  ben  S:räumen  mit  il^ren  SBunber- 
lid^Ieiten  nid^t  eine  größere  ober  geringere  äSebeutung  beilegt.  Unb  ba  bie 
pfpd^ologifd^e  gorfd^ung  erfi  ber  lefiten  3al^rje^nte  etroaiJ  Sid^t  in  ba^  2)unfel 
bei^  Traumlebens  gebrad^t  l^at,  fo  begreift  man,  baß  biefed  ^l^änomen 
in  älteren  3^^"  ^^  ©egenflanb  ber  fonberbarflen  (Srflärungen  unb  baburd^ 
eine  Queue  ja^(rei($er  abergläubifd^er  3lnfd^auungen  geworben  ifl;  auf  biefe 
n>erben  mir  im  ^^oCgenben  l^auptfä^ßd^  9iadfftd^t  nel^men. 

födatmtix^  lommen  traumartige  3uß&nbe  aud^  unter  anberen  äSerl^ält« 
niffen  ate  im  normalen  ©d^laf  oor.  ßefeterer  ift  jcbod^  bie  geroöl^nlid^pe  unb 
l^dufigfie  Sebingung  für  baiS  @ntfiel^en  beS  S^raumed;  mir  befpre($en  ben* 
fetten  beS^att  juerfi  unb  bel^anbeln  fpäter  bie  anberen  3ttPäni^^«  S)ie 
toerfd^iebenen  ^^potl^efen  oon  ber  3lat\xt  beS  Sd^IafeS  ftnb  ol^ne  weitere 
S3ebeutung  für  baiJ  3Serflänbnii5  beg  SlraumeS;  mir  gelten  barum  nid^t  weiter 
ein  auf  biefetten. 

SDie  ©rfal^rung  beiS  täglid^en  &Am^  Uffxt  unS,  baß  ber  ©d^laf  für  ben 
gonjen  OrganüSmuS  ein  9tul^e}uflanb  x%  S)aS  beflätigt  aud^  bas  SRe^ultat 
<iBer  pl^vf^Iogifd^en  unb  pfpd^ologifd^en  Unterfud^ungen:  2)er  ©d^laf  ifi  ein 
Shtl^ftanb,  in  bem  aQe  förperlid^en  unb  feeßfd^en  ^ätigfeiten  ^erabgefe|t 
finb.  2)ie  d&arafterifüfd^en  aSeränberungen,  bie  wäl^renb  be»  ©d^lafe«  eintreten, 
ftnb  wefenttid^  folgenbe: 

3unäd[^  fäüt  bie  @rfd^Iaffung  ber  äRudfetn  in  bie  3(ugen.  ©i^t  man 
bei  83eginn  be«  ©d^IafeS  aufredet,  bann  finft  ber  Äörper  aßmäl^ßd^  jufammen, 
unb  ber  ftopf  neigt  fid^  vornüber,  weil  bie  SfiadfenmuSfuIatur  erfd^lafft;  ein 
jeber  tennt  ben  unangenehmen  ShidE,  ber  babei  entfielet.  2)erfette  ifi  gewöhn* 
tid^  fo  Pari,  baß  er  uniJ  rotät;  aber  furje  3^tt  nad^l^er  beginnt  baS  ©piet 


390  ^et  Schlaf  unb  bet  Ztaum, 


t)on  neuem  unb  toieberl^olt  ftc^  fo  lange,  btö  man  }ule6t  entoeber  feß  in  ben 
Sd^Iof  fallt  ober  ftd^  auc^  burc^  äBiUeniSanflrengung  energifc^  munter  l^lt. 
(Solange  man  mad^  x%  ge^t  ein  fleter  9lei}  oom  ®e^im  nad^  allen  ^ftv^Uia 
be^  5WrperiJ  —  bie  fogenannte  latente  Snneroation  — ,  moburc^  biefetben  in 
einer  gemiffen  Spannung  gehalten  werben.  Sei  Segirai  be^  ©d^lafe«  oerminbert 
ft(^  biefe  latente  Snnenmtion;  barum  ftnft  ber  5törper  }ufammen,  oor  aQem  ber 
Rop^,  meil  ed  eine  bebeutenbe  äRudlelanfpannung  erforbert,  um  i^n  aufreii^t 
}u  ^Iten«  3)ie  3(nfpannung  bed  SSUleniS  mug  bemnad^  bie  latente  ^nneroation 
aufj^  neue  beleben  unb  bad  erfe^,  mad  burd^  bie  lörperßd^e  @rfd&(affung 
oerloren  }u  ge^i  bro^t. 

©c^on  biefe«  erfle  ^ß^anomen,  bie  (Srfd^Iaffung  ber  SRuöfulatur,  jeigt, 
bafe  bie  2:^ätigfeit  nid&t  alleine  ber  2Ru«feIn,  fonbem  auc^  bie  beiJ  SReroen» 
f#emd  mä^renb  ht&  @d^lafed  l^erabgefeftt  mirb.  S>ieS  gilt  namentlid^ 
au(^  oon  ben  beiben  mid^tigflen  Munitionen  fflr  baiS  Seben,  oon  ber  üt* 
mung  unb  ber  ^erjt^ätigleit.  S)ie  Sltmung  wirb  (ongfamer  unb  tiefer; 
im  mad^en  3uflanbe  atmet  man  18— 20mal  in  ber  9Rinute,  mä^renb  be« 
@d^Iafen«  nur  14— 15mal.  3)ie  $er}t^ätigleit  fmit  ebenfalls  ^erab  unb  jmar 
um  eine  gleid^e  3(n}a^l  oon  ©dalägen  fflr  aOe  fiebeni^er.  Sei  einem  Jtinbe, 
bad  einen  $ute  oon  100  ©erlägen  ^at,  ftnit  Unterer  auf  89  im  Schlaf;  bei 
einem  ©rmad^fenen  oon  70  auf  60,  alfo  ebenfalte  um  10.  aud^  anbere  SSer- 
önberungen  bemeifen  bie  jQerabfe^ung  ber  X^ätigleit  be«  Crganü^mui^.  S)ie 
toä^renb  bei^  ©c^IafeiS  aui^eatmete  Suft  ifl  armer  an  Jto^lenfäure  ate  bie  SuS« 
atmung^luft  be«  Slage«,  ein  beutlic^e«  3^i^^"  ^^^  ^erabgefefeten  ©loffioed^fete. 
a)a  lefeterer  aber  bie  Urfad^e  ber  Äörpermärme  ifi,  fo  mu6  ein  oerminberter 
©toffoerbraud^  aud^  eine  oerminberte  a;emperatur  mit  fic^  fftl^ren.  ©ement* 
fpred^enb  l^at  man  aud^  gefunben,  bag  bie  Jtörpertemperatur  bed  3lad)t^  un* 
gefä^r  um  V»  ®t^b  ftnft;  bedl^alb  mug  man  ben  Jtörper  burd^  3)edCen  oor  }tt 
flarfer  älbtfl^lung  fd^fl^en. 

aUie  für  bie  förperlid^en  gunftionen  fo  i(i  ber  ©d&laf  aud&  fflr  bie 
feelifd&en  ein  SRu^ejufianb.  3)er  ©d&lafenbe  meife  nid&t«  oon  bem,  toai^ 
um  ü^n  l^er  paffiert,  e^  fei  benn,  bafe  er  burd^  einen  flarfen  9lei}  ber  ©iime 
geroedft  wirb.  3n  pfpd&ologifd&er  Sejie^ung  i(i  bie«  oielleid&t  ba«  am  meiflen 
e^arafterifüfd^e  fflr  ben  ©d&laf  —  jebenfalte  ba«  am  leid^tefien  9la(^ioei«» 
bare,  —  bafe  bei  bem  ©d^lafenben  bie  SReije  be^uf«  aBa^me^mung  fldrfer  fein 
mflffen  ate  bei  bem  SBad^en.  3)ie  ©tärfe  be«  Steije«,  toeld^e  eben  genflgt, 
um  eine  (gmpfinbung  auÄjulöfen,  nennt  man  gemö^nlid^  ^.bie  Sleiifd^meDe". 
3)a6  e«  flärferer  Sleije  bebarf,  um  auf  einen  fd^lafenben  aWenfd^  einju» 
toirlen,  ate  auf  einen  xoad^m,  lägt  fld^  alfo  aud^  fo  audbrfldEen:  ^m&l^raib 
be«  ©d^lafe«  ift  bie  JReiifd^roelle  erl^ö^t."  Snfolgebeffen  ifi  unfer  SSemufet» 
fein  toö^renb  bed  ©d^lafe«  fflr  jal^lreid^e  @inbrflcfe,  bie  fonfi  Smpfinbungen 
bei  un«  audlöfen  toflrben,  oerfd^loffen;  felbfberflönblid^  trägt  bie«  in  ^ol^ 
SRage  ba}u  bei,  bie  pfpd^ifc^e  Sl^ätigleit  im  ©c^lafe  ]^erab}ufe(en. 


2)cr  6c^raf. 


391 


SBenn  man  im  täglid^n  äebm  bapon  rebet,  bog  ber  eine  leidet,  ber 
anbete  tief  fd&Iöft,  fo  meint  man  nur  bamit,  bafe  ber  erftere  mä^renb  bei5 
<Bä)la^e&  leid&ter  Sleije  von  ber  Slußenroelt  aufnimmt  unb  be^l^alb  leidster  ju 
xoedm  ifi  al&  ber  anbere.  @in  äl^nlid^er  Unterfd^ieb  lägt  fic^  aud^  bei  bem 
ein}e(nen  SRenfd^en  mäl^renb  beS  @c^lafe^  felbft  nad^toeifen;  man  mirb  leidster 
am  äRorgen  al^  in  ber  9lad^t  aui^  feinem  @d^lafe  gemed^.  9lIfo:  je  fiärfer 
ber  SReij  ifi,  beffen  e^  bebarf,  um  un^  ju  medfen,  befio  tiefer  ift  ber  ©d^taf. 
2luf  ®runb  l^ierpon  l^aben  oerfc^iebene  ^orfd^er  ber  neueren  3^*/  befonber^ 
Äol^Ifd^ütter  unb  aWid^elfon^  bie  2:iefe  be§  ©d^lafei^  ju  oerfd^iebenen 
Seiten  ju  mef[en  gefud^t.  äu»  praftifd^en  ©rünben  l^at  man  fld&  bei  biefen 
SBerfttd^en  auf  baiJ  ©e^ör  befd^ränlt,  ba  baÄfelbe  ber  einjige  ©inn  ijt^ 
ber  im  ©d^lafe  nod^  einigermaßen  jugänglid^  i%  Um  nun  bie  ©torfe 
bed  Sleije^,   ber  ba^  ©rroad^en  gerabe  l^eroorruft,  ju  mejfen,   muß  man 


519.  59. 


7  Stunden 


©eräufd^e  oon  oerfd^iebener  ©tärfe  anmenben.  %a^  erreid^t  man  baburd^, 
bafe  man  Äugeln  oon  befiimmtem  ©emid^t  aui^  einer  befannten  $öl^e  auf  eine 
fefie  Unterlage  faden  läßt.  SDie  ^^pRl  le^rt  m%,  baß  bie  ©tärfe  be^ 
©d^aUeö  bem  ^robuft  au«  bem  ©eroid&t  ber  Äuget  unb  ber  gaK^öl^e  gleid^«« 
lommt.  SBirb  ba^  ©eroid&t  ber  Äuget  in  ®ramm,  bie  gaU^öl^e  in  6enti« 
metern  angegeben,  fo  fann  bie  ©tärfe  be§  ©dralle«  in  ©rammcentimetern 
gemeffen  werben,  ©rgiebt  fid&  alfo,  baß  ein  ©d^aH  oon  befümmter  ©tärfe  einen 
3roenfd&en  in  einem  befümmten  2lugenblidf  roedten  fann,  fo  wirb  bie  ©tärfe 
bcSfelben  ein  aWaßftab  für  bie  Xiefe  be^  ©d^Iafe«;  ober  mit  anberen 
SBorten,  man  ^at  bie  a;iefe  beiJ  ©d^tafe^  in  ©rammcentimetem  gefunben. 

3n  obcnftc^cnber  gigur  59  ift  ba8  3lcfultat  einiger  HWcflungcn  angegeben,  bie  mit 
ber  größten  8orgfaIt  unb  unter  83w)boc§tung  atter  aSorfM^täma^regeln  com  bcutfc^cn  Strjte 
älihc^elfon  ou^gefö^rt  roorben  fmb. 


392  3)cr  ©(^lof  unb  bcr  Xvaum. 


^ie  JUtroen  A  unb  B  rfl^ren  x>on  sioei  oerfc^iebenen  l^erfonen  ^er.  3)ie  Xbfc^nitte  auf 
ber  ^oriaontalen  £inie  bqeic^nen  bie  3ett,  audgebradi  in  @tunben  oon  ^Beginn  bed  @<l$(afed  on. 
2)ie  fen!re(^te  £inie  giebt  bie  Xiefe  bed  8(^(afed  in  taufenben  oon  ©rommcentimetent 
an.  2)ic  Äuroc  A,  bie  ben  6cjlaf  eine«  normalen  fcöftigcn  SRenfcJen  borfleat,  geigt,  bo^ 
ber  @c^Iaf  in  ber  erften  93iertelftunbe  oberflächlich  x%  bann  aber  fernen  an  Xiefe  zunimmt, 
fo  ba^  er  fcjon  nat^  ©erlauf  oon  einer  ©tunbe  feine  größte-  2:iefe  erreicht.  3n  ber 
n^ßen  @tunbe  nimmt  er  »ieber  fiorl  ab  unb  in  ben  folgenben  @tunben  fc^nmidEt  er 
mehrere  äRale  auf  unb  ab,  inbem  er  immer  leichter  »irb  unb  ftc^  bem  Sßac^flanbe 
nd^ert.  ^iefelbe  ihtroe  jeigt  ber  Schlaf  bei  einer  9iei^e  anberer  normaler  9Renf(^en, 
bie  3Ric^elfon  unterfuc^te.  ^te  jhtroe  £  bagegen,  bie  oon  einem  neroöfen  unb  Ober^ 
arbeiteten  SRenfc^en  ^errü^rt,  jeigt,  ba^  ber  6c§laf  ^ier  lange  nicjt  fo  tief  wirb,  bie 
größte  Xiefe  erfl  nac^  britt^alb  @tunben  erreicht,  gegen  Storgen  aber  tiefer  mirb  ald 
bei  bem  normalen  SRenfc^en. 

2)tefe  intereffonten  SReffungen  teuren  \xt^,  tote  unf er  93en)u|tfein  mS^tmh 
be^  @(i^Iafe^  ftd^  öugeren  Steigen  gegenüber  unter  Umflönben  me^r  ober 
weniger  oerfd^Iiefet;  e^  fann  eine«  ©d&aDto  oon  25000  grm-ctm  ©tarfe 
bebürfen,  um  einen  aRenfd^en  im  tiefflen  ©d^laf  §u  meden;  berfelbe  aRenfd^ 
mürbe  roal^rfd^einKc^  im  road&en  3wfiö"i>^  ^  ©erftufd^  oon  Vioo  grm-ctm 
mal^mel^men  Wmten.  SBä^renb  be«  tiefen  ©d^lafeiJ  mirb  alfo  bie  SBol^r« 
ne^mung  unb  bamit  (aud  ©rflnben,  bie  mir  fpöter  befpred^en  merben)  mofir* 
fd^einlid^  aud^  ade«  anbere  S3emugtfeini^teben  bii^  )u  einem  gemiffen  @rabe 
aufgel^oben  fein.  @«  ru^en  bie  pfpd^ifd^en  unb  p^pftfc^en  X^&tigleiten. 
3Wan  ^at  oft  gemeint,  ba^  2Rübigfeit  bie  eigentlid^e  Urfad^e  bei^  ©d^Iafe« 
fei;  menn  bie  ©nergie  be«  Drgonü^mui^  erfd^öpft  fei,  trete  ber  ©d^taf 
ein,  bamit  man  mä^renb  biefer  Siul^e  neue  ©pamtlr&fte  fammeln 
fömte.  Snbeffen  fpred^en  oiele  ©rfal^rungen  gegen  biefe  annähme.  3^* 
näd^fl  ifl  es  belannt,  bag  man  fld^  burd^  eine  intereffonte  S3efd^äftigung 
leidet  toad^  ^ält,  felbft  menn  man  fid^  mttbe  fü^It.  9(nbererfeit$  ^at  man 
beobad^tet,  bag  £eute,  bie  nid^t  gemol^t  ftnb,  ftd^  mit  ü^ren  eigenen  ©ebonfen 
}U  befd^äftigen,  (eid^t  in  ben  ©d^taf  faOen,  o^ne  mflbe  }U  fein,  fobalb  äugere 
SReije,  bie  fle  mad^  l^alten,  fehlen,  gemer  merben  bie  meiflen  SRenfd&en  nad& 
einer  anfhrengenben  unb  ermflbenben  9(rbeit  nid^t  fofort  einfd^lafen.  3ft 
biefe  eine  geifüge  arbeit  gemefen,  fo  mirb  ber  ©d^laf  ausbleiben,  mcil 
bie  ©ebanlent^ätigleit  nid^t  fofort  ^Ile  fielet;  ifl  e&  eine  tdrperUd^e  Slrbeit 
gemefen,  fo  mirb  man  mac^  gehalten  burd^  baS  ©efül^I  ber  aRübigfctt,  fo» 
mie  burd^  bie  bamit  oerbunbene  Unrul^e  im  5törper.  Snblid^  oermögen  &t» 
mütj^bemegungen  oieOeid^t  me^r  atö  irgenb  ein  anberer  feelifd^er  S^f^"^ 
ben  ©ntritt  beiS  ©d&IafeS  ju  oerl^bem.  SBer  ^at  nid^t  al«  Äinb  in  frol^ 
ermartung  ber  gejHid&feiten  be«  näd^flen  Sage«  fhmbenlang  mad^  gelegen, 
um  bann,  menn  mm  enblid^  in  ben  ©d^laf  gefallen  mar,  jeben  äugenblidf  mad^ 
ju  merben  unb  fic^  ju  fragen,  ob  eiS  nid^t  Seit  jum  aUifjiel^en  fei?  Ober 
mejfen  2tbm  oerftreid&t  fo  frieblid^  unb  glüdttid^,  bafe  er  ni^t  fd^on  fetter 
erfahren  ^ätte,  mie  Äummer  unb  ©orge  ben©d^laf  oertreiben?  SUleS  biefe« 
jeigt,  bafe  ba«  eintreten  be«  ©d^lafe«  mefentlid^  oon  ber  pfpd^ifd^en  2;^ätig^ 


2)cr  Schlaf.  393 

teit  eines  SRenfd^en  abhängig  ifl;  fo  lange  btefe  DoHftänbig  frifd^  unb  rege 
ift,  lonn  man  an  @d^(af  nid^t  benlen.  ^a  biefelbe  aber  ^auptfäd^Iid^  auf 
ber  5lonjentratlon  ber  äufmerffanrfeit  berul^t,  fo  ift  bie  eigentUd^e  SBe* 
bingung  für  baS  Eintreten  bei^  @d^IafeiS  in  einer  Srfd^Iaffung 
ber  auf merf famfeit  ju  fud^en.  ©iefe«  ftimmt  mit  ber  befannten  ©rfa^rung 
fiberein^  bag  mm  leidet  einfd^läft,  toemt  man  ftd^  ||in(egt  unb  ben  ©ebanlen 
freien  fiauf  täfet,  b.  ^.  o^ne  bie  2lufmerffamfeit  auf  etma«  SBefKmmtei^  ju 
lonjentrieren.  @in  foId^eS  ^^antafteren,  n)o  bie  ©ebanlen  lommen  unb  gelten, 
nrfe  pe  moBen,  wirb  nid^t  mit  Unred^t  afe  „ein  a;räumen  im  mad^en  3u^ 
fianbe"  bejeid^net;  bei  ben  meifien  SWenfc^en  gel^t  biefer  3"^^"*^  ^^^t  "«^ 
unmerllid^  in  ben  @d^(af  über. 

SBir  fönnen  l^ier  nid&t  meiter  auf  btefen  ^ßuitft  eingel^en,  werben  aber 
fpäter  fe^en,  bag  baiS  eigentümlid^e  ©epräge  bei^  @eelen(ebenS  mäl^renb  bei^ 
©d^lafe«  gerabe  von  biefer  aiuffaffung  auS^  bafe  bie  Urfad^e  be«  ©d^lafe« 
in  einer  Srfd^taffung  ber  9lufmerffam!eit  }U  fud^en  ifl,  leidet  Derfl&nblid^  mirb. 
9[ud^  baiS  frül^er  erm&^nte  ^l^änomen,  bie  Steigerung  ber  SRei}fd^meIIe,  lägt 
ftd^  leidet  burd^  @rfd&Iaffung  ber  9lufmerlfamleit  ertlären.  @d^on  im  9Bad^^ 
juflanbe  lommen  befUmmte  finnßd^e  9leiie  um  fo  meniger  }um  ä3en)u|tfein, 
ie  weniger  man  bie  S(ufmertfamfeit  auf  fte  rid^tet.  aßenn  biefe  im  @d^tafe 
nun  erfd^Iafft  unb  }ule^t  mäl^renb  beiS  tiefen  @d^lafei^  ooOflänbig  aufgehoben 
nnrb,  oermögen  9iei}e  nur  feiten  @mpfinbungen  auSjulöfen,  b.  1^.  bie  Sieij« 
fd^melle  ifl  erl^ö^t.  2)iefe  Steigerung  ber  Sleijfd^mette  pnbet  nun  mäl^renb 
bed  @inf(^IafenS  mal^rfd^einlid^  nid^t  gleid^magig  unb  gleid^jeitig  für  aOe 
©inne  jiatl.  ©n  äußerer  SReij  fann  befanntUc^  unmittfürtid^  bie  äufmerf* 
famleit  auf  fid^  }iel^en;  je  }ugänglid^er  ein  @innei^organ  fttr  äußere  9iei}e  ift, 
beflo  leidster  unb  ^äupger  mirb  eS  im  allgemeinen  aud^  9tei}e  aufne^men^ 
unb  befio  länger  mirb  bie  9(ufmer{famleit  ftc^  auf  biefem  @ebiete  mad^  galten. 
3>ie  (Erfahrung  fd^eint  aud^  tl^atfäd^Ud^  ju  (el^ren^  baß  bie  9lufmerlfam!eit 
toäl^renb  beS  @infd^lafen$  juerft  bei  ben  ©innen  erfd^tafft,  bie  fld^  am  teid^« 
teßen  oon  ber  Slußenmelt  abfd^Iießen,  b.  f).  bei  bem  @efd^mad(^  @erud^  unb 
©efid^t;  biefe  faflen  atfo  juerft  in  ben  ©d^Iaf.  Samt  folgen  ma^rfd^einlic^ 
ber  Xa^»  unb  Semperaturjtnn.  Xa^  fiepte,  mooon  mir  oor  bem  @infd&lafen 
nod^  eine  (gmpfinbung  ^aben,  ifi  bie  ßage  unferer  ©lieber,  ftnb  enblid^ 
bie  Saute,  bie  oon  ber  9(ußenmelt  an  unfer  O^r  bringen.  2)iefer  te^te,  f d^mad^e 
8lapport  mit  unferer  Umgebung  brandet  inbeiJ  nid&t  ganj  oerloren  ju  gelten ; 
oiele  3Renfd^en  fennen  ftd^er  aui^  Srfa^rung  einen  ^albfd^laf,  in  bem  mir 
vM  genflgenb  auiSru^en,  obgleid^  mir  ha»  meiße  oon  bem  ^ören,  mai^  um 
vm&  ^er  paffiert.  3«/  ^  fold&er  ©d^laf  lann,  mie  eS  fd^eint,  fogar  fo 
„partieD''  werben,  baß  ber  ©d&tafenbe  nur  für  9lei§e  j.  ».  eines  ©d^afleS  oon 
gonj  befümmler  Slrt  empfänglid^  bleibt,  äflerbing«  i(i  eS  jmeifell^aft,  ob 
biefer  ©d^laf  nod^  ein  normaler  unb  natflrtid^er  ©d^Iaf  genannt  werben  barf ; 
nur  oon  te^terem  aber  reben  wir  ^ier. 


394  ^w  0(^faf  unb  bet  ^roum. 


®ie  BBbingungtn  für  baa  Jluflrrfen  bcr  QTräume. 

ajaiJ  Seroufetfcin^tebcn  tarn  fic^  TOd^rcnb  beiJ  ©d^lafcniJ  in  einer  be* 
fonberen  gorm,  bem  Zvaume,  fortfefeen.  aSiele  ^ßf^d^ologen  finb  ber  Slnfid&t, 
bafe  biefe  gortfefeung  (ieli^  unb  ununlerbrod^n  flattfinbet,  fo  ba^  man  alfo 
bie  ganje  SRad&t  l^nburd^  befionbig  träumt,  unb  bafe  nur  bie  (grinnerung  an 
bie  Xräume  mel^r  ober  toeniger  verloren  gel^t.  3)icfc  3lnfd^auung  flfifct  fic^ 
jebod^  nur  auf  t^eoretifd^  SSetrad^tungen  unb  ifl  faunt  faltbar,  ba  ade  @r^ 
fol^rungcn  bafür  fprcd&en,  bafe  traumlofer  ©d&laf  fe^r  gut  oorfommen  fonn, 
ja  bafe  ber  tiefe  ©d&Iaf  roaJ^rfd&einlid^  flet«  traumlo^  iji.  ©in 
entfd^eibenber  ^mti^  tann  l^ierfttr  aOerbingS  nid^t  geliefert  werben,  ba  man 
fein  unjireibeutige«  erfennung^jeid^en  bafür  l^at,  ob  unter  gemiffen  Um* 
flänben  ein  Semugtfein  oorl^anben  ifl  ober  nid^t.  9Bir  moOen  je^  m  5tür}e 
bie  ©rünbe,  bie  für  unb  miber  einen  traumlofen  ©d^laf  fpred&en,  barlegen,  ba 
oon  ^ier  aud  a\x^  befonbereiS  fiid^t  auf  unfer  Problem,  bie  ^frage  mäf  ben 
33ebingungen  für  baiJ  ©ntfie^  ber  S:raume,  fallen  mirb. 

S)ag  einjige  äufeere  ©rfennung^jeid^en  bafür,  ob  ein  SBefen  befeelt  ifl, 
finb  feine  ^anblungen.  ©e^en  wir,  bafe  ein  SJBefen  unter  bcfümmten  dufteren 
äSer^dltniffen  ftd^  dl^nlic^  benimmt,  mie  mir  und  unter  benfelben  SSer^dltniffen 
benehmen  mürben,  fo  oermuten  mir  mit  SRed^t,  ba§  biefed  2Befen  oon  ä^m 
lid^en  SSorflellungen  unb  ©efül^len  geleitet  mirb,  mie  mir  fie  l^aben*  S)ed^alb 
nehmen  mir  an,  baft  menigften«  alle  ^ö^eren  Spiere  befeelt  finb  unb  Se* 
mugtfeim^uflänbe  l^aben,  bie  mel^r  ober  meniger  mit  ben  unfrigen  überein« 
fümmen.  SSäeil  mir  aber  oon  gemiffen  ^anblungen  auf  bie  i^nen  ju  ©runbe 
liegenben  äSemugtfein^uflänbe  fd^lieften  fönnen,  fo  gilt  barum  nod^  nic^t  bie 
Umfel^rung  bed  ©afceiJ,  b.  f).  barauiJ,  bafe  bie  betreffenben  ^anblungen  fehlen, 
bürfen  mir  nod&  nid^t  ben  ©d&lufe  jiel^en,  bafe  fein  Semufttfein  oor^ianben  ifl 
@in  $unb,  ber  mit  bem  inbianifdgen  ^feilgift  Surare  oergiftet  ifi,  fann  aufd 
fürd^terlid^fte  gequält  merben,  o^ne  baft  er  burd^  beulen  ober  33emegungen  feinen 
©d&merj  ju  erfennen  giebt.  Unb  boc^  leibet  er.  SJad  ©ift  ^at  nur  feine 
miflfürlid&en  aWudfeln  geläl^mt ;  boiJ  2:ier  ^eult  nid&t  unb  fliegt  nid^t,  meil  eä 
feine  ^errfd^aft  über  feine  äRudfeln  ^at.  @d  fönnen  alfo  aud^  flarfe  ©efü^le 
oorl^anben  fein,  o^ne  baft  biefed  fic^  in  ^anblungen  offenbart. 

S)ei  bem  3Renfd^en  \)abtn  mir  nod^  ein  anberei^  3Nittel  }ur  Beurteilung 
ber  grage,  ob  in  einem  gegebenen  Slugenblid  »emufttfein  oor^anben  gemefen 
ifi,  nämlic^  bie  Erinnerung  an  bad  Erlebte.  9lber  bied  ifl  aud^  nic^t  untrüglid^. 
aßan  fennt  gällc  oon  „SJoppelbemufttfein",  mo  baS  3nbii)ibuum  für  fflxjere 
ober  längere  3eit  em  ganj  anbered  „3d^"  mit  einem  ganj  anberen  ßl^alter, 
mit  anberen  ©aben  unb  Steigungen  mirb.  3«  biefem  Sufianbe,  ber  fogar 
aWonate  ^mburd&  anhalten  fann,  tritt  ba«  Snbioibuum  ebenfo  oemünftig  auf 
mie  ieber  anbere  SKenfd^;  menn  aber  ber  Slnfatt  oorüber  ifi  unb  bog  alte 
//3^"  jurüdtfe^rt,  ift  jebe  ©pur  oon  Erinnerung  an  ba«  ©efd^el^ene  erlofd^ 


^ie  ^ebingungen  fflr  bad  S(uftreten  ber  Xräume.  395 


©etroffene  äJerobrebungen,  abgefd^lojfene  ©efd^äfte  unb  anbete  ^anblungen 
ftnb  Dergeffen.  SBir  lernen  f)\etavi^,  bafe  bo^  gel^Ien  ber  ©rinnerung  feineiJ« 
toeg^  oud^  ba$  gel^Ien  bed  Setou^fein^  ju  einer  gegebenen  3^  bemeiß. 

3n  93e§ug  auf  unfere  grage,  ob  loir  fietö,  fclbji  im  tiefften  ©d^laf,  träumen, 
fd^t  nun  junäd^fl  ber  S^ßanb  be^  tief  fd^lafenben  9Renfd^n  felbfl  bagegen 
}u  fpred^en;  er  liegt  abfolut  rul^ig  ba,  o^ne  bai^  geringjle  3^<^^  oonSewugt» 
fein  Don  ftd^  }U  geben.  Sinmer^  ifl  es  trogbem  mSglid^,  bag  er  träumt; 
obwol^l  feine  SRui^Ieln  gelähmt  ftnb,  lönnte  bod^  eine  lebl^afte  pfpd^ifd^e 
X^ätigfeit  ol^ne  äußeres  fic^tbareiS  8^iäitn  oor^anben  fein.  9Bal^rfd^li(i^ 
ifi  biefeS  aber  nic^t.  "Siemi  einerfeits  oermögen  bod^  genügenb  ftarfe  Steige 
Semegungen  bei  bem  ©d^tafenben  |ien)or§urufen;  anbererfeits  l^at  ber  lefetere, 
xoenn  er  im  tiefen  ©d^lafe  pld^lid^  gemedt  mirb,  nie  aud^  nur  eine  ©pur  von 
einer  ©rimterung  an  einen  SIraum.  2)er  beutfd^e  ^ßfpd&ologe  SBepganbt,  ber  oiel 
träumt  unb  feine  S^räume  leidet  erinnert,  ^at  barauf  bejügli($e  aSerfud^e  mit 
fid^  anfieUen  laffen,  aber  nie  eine  ©pur  oon  einem  Traume  finben  lömten, 
xoenn  er  plö^lid^  auS  bem  tiefen  ©c^lafe  gemed(t  mürbe.  @r  nimmt  bei^l^alb 
an,  bag  man  im.tiefflen  ©d^lafe  nid^t  träumt. 

aWan  ^at  fld&^  bann  bemül^t,  baburd^  tiefer  in  bie  ©ad&e  einjubringen, 
bag  man  unterfud^te,  ob  bei  bcn  oerfd^iebenen  3Kenfd&en  ein  befümmteS  SBer«» 
^ältnis  jroifd^en  ber  fiäufigfeit  ber  Slräume  unb  ber  a;iefe  beS  ©d&lafeS  be- 
fielet. äSor  einigen  ^al^ren  fanbte  ein  junger  ^fpd^ologe  ^eermagen  ein 
©d^ema  mit  oerfc^iebenen  fragen  l^erüber  in  bie  SBell  unb  erlieft  Slntmort  oon 
über  400  ^ßerfonen,  bie  gröfetenteite  ben  fiubierenben  ilreifen  in  35eulfd&laub 
angel^örten,  beren  angaben  alfo  bod&  einen  gemif[en  änfprud^  auf  ®laub* 
loürbigfeit  unb  Sw^^Wffifl'^it  mad&en  burften.  Sluf  ®runb  oon  biefem  aWate« 
rial  flellte  Leerwagen  eine  SReil^e  intereffanter  ©äfee  auf,  oon  benen  fotgenbe 
für  uns  oon  Scbeutung  finb: 

3e  leidster  ber  ©d^laf  ifl,  befio  häufiger  finb  aud&  bie 
2:räume. 

grauen  ^aben  im  allgemeinen  einen  oiel  leid^teren  ©d^laf 
als  9Ränner,  unb  fie  träumen  aud^  oiel  mel^r. 

35ieÄlar^eit  ber  a;räume  ifi  am  größten  bei  ben  grauen  unb 
im  ganjen  genommen  a  m  größten  bei  benen,  bie  häufig  träumen. 

3e  häufiger  man  träumt,  befio  leidster  erinnert  man  ben 
Xraum. 

3)ana(^  ^aben  alfo  bie  aWenfd^en,  bie  leidet  fd^lafen,  häufigere  unb 
lebhaftere  Xräume  als  bie,  meldte  fefi  fd&lafen.  3ft  bieS  richtig,  fo  barf 
man  annehmen,  baß  bieS  aud^  fflr  ben  einjelnen  9)(enfdeen  gilt,  b.  ^., 
baß  ber  Sraum  alfo  oornel^mlide  mäl^renb  beS  leidsten  ©c^lafeS  entfielet, 
gleich  nad^  bem  (Sinfc^tafen  am  Slbenb  ober  oor  bem  ©rmad^en  am  3){orgen. 
3)iefeS  mürbe  uns  bann  roieber  ju  bem  ©c^luß  f flirren,  baß  ber  tieffie  ©c^laf 
roa^rfd^einlid^  traumloS  ifi. 


|}96  ^^^  @(^Iaf  unb  ber  ^raum. 

@ine  anbete  §rage  ift  nun  bie,  ob  aud^  bie  ^erioben  ht&  leidsten 
©d^Iafci^,  bie  bei  jebem  aKenfd^en  oortommen,  (orgL  gig.  ©.  391)  träum» 
lo^  fein  lönnen.  aSicIe  3Kenfd^en  bel^auplen  allerbingiJ,  bafe  fie  nie  träumen. 
S)0(i&  erfd^eint  bai^  etma^  jmeifel^aft;  mie  fd^on  oben  ermähnt,  ifl  bie  Xl^at« 
fad^e,  bag  man  einen  S^raum  nid^t  me^r  erinnert,  feineiSmegiS  ein  Semei^  fär 
bie  S3e^auptung,  bag  man  fattifd^  nid^ti^  geträumt  ^at 

^afi  aOe  ^fpd^ologen,  bie  ba^^  S^raumleben  nä^er  flubiert  ^aben,  finb 
ftd^  barin  einig,  bag  bai^  Srinnem  ber  träume  in  ^o^em  3fta^e  oon  ber 
Uebung  unb  oon  bem  3ntere{fe  für  bie  @ad^e  abhängig  ifl. 

^tefed  l^abe  ic^  cm  mit  felber  erfahren.  9U9  ic^  oor  einigen  Sauren  in  meinen 
^mtn  mic^  mit  bem  Traumleben  ju  befc^dftigen  anfing,  bilbete  ic^  mir  ein,  ba^  ic^  fo 
gut  n)ie  nie  träumte.  3<$  ^^W  ntir  aber  cor,  jjeben  SRorgen  beim  ©mnui^en  meine  Suf^ 
merffamfeit  fofort  auf  meinen  etmaigen  Sraum  su  richten  unb  entbectte  ba,  bo^  ic^  nm^r^ 
fc^einlic^  jeben  9Rorgen  tröumte.  IBidroeilen  erinnerte  ic^  ben  Xraum  feCbft,  biSmeilen 
nur,  ba^  ic^  geträumt  ^otte.  ^üt^,  roai  x^  erinnerte,  würbe  g(ei(^  aufgezeichnet.  34 
machte  babei  manche  intereffante  ^eobad^tungen  über  ben  3ufammen^ang  ber  3;r&ume  mit 
bem  äBac^ben)u|tfein,  worauf  wir  fpäter  jurücfiEommen  werben. 

^en  @rfo(g  biefed  Sorge^end  fc^reibe  ic^  wefentlic^  bem  Umftanbe  in,  ba^  ic^  in 
jener  gerienaeit  nic^td  weiter  su  t^un  unb  cm  nid^d  weiter  )u  benfen  ^atte.  9lld  ic^  md^ 
ben  Serien  meine  öerufäti^ätigfeit  wieber  aufnahm,  würbe  bie  ©riiftierung  an  bie  träume 
wieber  feltener,  weil  ber  @eban!e  an  bie  tägliche  Arbeit  bie  ^ufmer!famfeit  gleich  nac^ 
bem  ©rwad^en  auf  ftc^  30g.  3nbed  gefc^ie^t  ed  boc^  noc^  ^äufig,  ba^  ein  einjelned 
^ort  ober  eine  Gegebenheit  im  Saufe  be8  Xageö  bie  (Erinnerung  an  einen  a^raum,  oon 
bem  ic^  morgend  !eine  Erinnerung  me^r  ^cdtt,  wieber  wachruft,  ^a  d^nlic^e  Geobot^tungen 
oon  oerfc^iebenen  ^fpc^ologen  gemad^t  fmb,  fo  fe^e  ic^  foIgenbeS  fär  ^öd^ft  wa^rfd^in^ 
li(^  an: 

UnÄ  träumt  jiet^  in  bem  leidsten  ©c^tafe,  ber  bem  ©r» 
mad^en  unmittelbar  oorau^gel^t;  aber  ed  tann  und  bie  @rinne« 
rung  baran  oerloren  gelten,  meil  bie  Slufmerffamfeit  nid^t 
gleid^  bei  bem  (Srmad^en  auf  ben  S^raum  gerid^tet,  fonbern  oon 
anbern  SSorfiellungen  gefeffelt  mirb. 

aSon  biefer  Slnnal^me  auiS  oerjle^en  mir  aud^  fieenoagenig  einen  ©oft, 
nad^  bem  ber  ©d^Iaf  im  }unel^menben  Sltter  leichter,  bie  träume  aber 
feltener  werben  foHen.  2)iefeÄ  toiberfprid^t  offenbar  bem  anberen  ©a|e,  bafe 
ein  leidster  ©d^Iaf  aud^  l^äufigere  träume  mit  fid^  bringt,  imb  ift  aud^  mo^I 
faum  rid^tig.  ^m  reiferen  älter  mag  man  bie  JJräume  leidster  oergeffen, 
meil  bie  ernfle  9lrbeit  bed  Xagei^  bie  9lufmert)amleit  fofort  nad^  bem  @r« 
mad^en  in  Sttnfprud^  nimmt;  bie  $äufig!eit  ber  Xräume  aber  bürfte  biefelbe 
mie  in  jüngeren  3^1^^«"  fein. 

9Bad  nun  SBepganbtd  oben  erma^nteiS  Stefultat,  bag  man  im  tiefen 
©d^laf  nid^t  träumt,  betrifft,  fo  liefee  fid&  bagegen  einmenben,  bafe  ba«  er- 
innern bei^  Traume«  )a  mefentlid^  baoon  abfängt,  ob  bie  Slufmerffamfeit 
fofort  nad^  bem  ^rmad^en  auf  benfelben  gerid^tet  mirb  ober  nid^t  S93enn 
ein  aJlenfd^  auiJ  feinem  tiefften  ©d^lafe  gemedtt  roirb,  fo  mirb  er  unjroeifet 


!Der  attgcmeine  (S^orattcr  bcr  2:räume.  397 

l^ft  ftd^  }unäd^rt  auf  bie  Utfac^e  ber  pU^Iic^en  @tdrung  beftnnen;  bamit 
gei^t  aber  bic  aJlöglid^feit,  ben  Xvanm  ju  erinnern,  aud^  fofort  perloren. 
&roc^  anberi^  aber  liegt  bie  6ad^e  bod^,  toenn  berartige  SSerfud^e  oon  einem 
^fpc^ologen  immer  lieber  angefleUt  werben,  ^ie  erften  3)lait  mag  er  mel» 
leidet  oermirrt  fein;  aber  er  mirb  bo^  fel^r  balb  lernen,  fid^  gleld&  bei 
bem  ©rwad^en  über  bie  Situation  flar  ju  werben  unb  feine  Slufmerlfamfeit 
fofort  auf  feine  träume  }U  lonjentrieren.  SBenn  aber  3Bet)ganbt  t^  nie  l^at 
erinnem  fömten,  im  tiefen  ©d^Iaf  geträumt  ju  l^ben,  fo  fd^eint  bie«  bod^ 
eine  ©tä^e  fär  bie  9lnna^e  }U  fein,  bag  felbfi  bie  9Renf(^en,  bie  l^äufig 
unb  lebl^aft  träumen,  im  tiefen  @d^Iaf  feine  träume  l^aben. 

®ßc  aügwnetnß  ^IfaxakUt  htt  Sräumc. 

Seoor  mir  bie  grage  nad^  ben  Urfad&en  ber  SJräume  ermägen,  motten 
mir  erfl  aber  il^ren  attgemeinen  Sl^arafter  Uar  merben. 

2ltterbing§  fönnte  e^  al&  m  §iemlid^  erfolglofe^  Unteme^en  erfd^einen, 
etmai^  ffir  bie  träume  attgemein  @flltige^  unb  ®emeinfamei^  fud^en  }U  motten; 
benn  auf  ben  erften  "SM  fd^eint  e^  faum  etmad  äSerworrenereiS  unb  Ungefe^« 
mä^igere^  }u  geben  atö  bad  S^raumleben.  9lod^  oor  einem  falben  3al^r^ 
^unbert  pflegten  bie  ^fpd^ologen  ben  Sraum  atö  einen  „polaren  ©egenfag'' 
}um  mad^en  Semugtfein  ju  bejeid^nen;  fie  mottten  bamit  fagen,  bag  für  bie 
Xräume  nid^t  bie  @efe^  gflltig  flnb,  bie  für  bai^  road^e  Setougtfein  l^errfd^n. 
3)ieiS  ifi  jebod^  falfd^.  3)ie  mobeme  ^fpd^otogie  oerbanit  il^re  großen  ^ort^ 
fd^ritte  mefentlid^  ber  Slnna^me,  bafe  biefelben  ©efefte,  meldte  für  bai^ 
normale  33en)ugtfein  gelten,  aud^  für  atte  anberen  3ufiänbe  gültig  ftnb,  felbfi 
bann,  menn  le^tere  fc^einbar  nod^  fo  fel^r  abroeid^en.  9lur  baburc^  ^at  man 
ein  SSerftänbnii^  für  bie  oielen  abnormen  3^1^^^^^  belommen;  unb  inbem 
lefttere  unter  biefelben  ©efefee,  bie  für  bie  normalen  3wfiänbe  aufgeftettt  finb, 
eingereil^t  finb,  l^aben  fie  roieberum  neue^  Sid^t  auf  bie  normalen  pft)d&ifd^en 
33orgänge  geworfen.  2)agfelbe  gilt  auc^  oom  S:raum;  er  mirb  nur  oer* 
flanben,  toenn  man  in  ber  äioraudfe^ung  an  bie  Unterfud^ung  gei^t,  ba^ 
bie  attgemeinen  pfpd^ologifd^en  ©efe^e  aud^  l^ier  ©ültigleit  l^aben. 

35a6  bie  aSorfiettungen  im  Traume  benfelben  ©efefeen  wie  im 
aSad^bemufetfein  unterworfen  finb,  ge^t  beutlid^  aud&  barauiJ  l^eroor, 
bafe  e^  feine  fd&arfe  ©renje  jwifd^en  bem  ^Xraume  unb  bem  wad^en  3^'' 
flanbe  giebt.  ©efet  man  fid^  mit  gefd^loffenen  Slugen  l^in  unb  läfet  feinen 
©ebanlen  freien  Sauf,  fo  befinbet  man  fid&  fd^on  in  einem  3"ft^^/  ^^^ 
burd&  \>a&  5pianlofe  unb  Unflate  in  ber  Jlette  ber  aSorfiettungen  bem  2;raum« 
leben  fe^r  ä^nlid^  ift.  3)iefer  3ufianb  unterfd^eibet  fid^  oom  Ilaren  prfijifen 
a)en!en  baburd^,  bafe  bie  Slufmerlfamfeit  nid^t  auf  aSorfiettungen,  bie  ein 
befümmteiS  3iel  oor  Slugen  l^aben,  fonjentriert  mirb.  2)ie  Slufmerffamfeit 
ifi  l^ier  fd^on  etwa«  erfd^lafft;  überlädt  man  fid^  nod^  me^r  feinen  gJl^anta* 


398  3)et  St^Iof  unb  ber  Xroum. 


fteen^  fo  werben  bie  SSorfleUungen  immer  fd^neOer  abxot^^eixi,  je  mel^r  bie 
Sbtfmerlfamleit  erlaßt.  @(eid^}eUig  fleigt  bie  9tei}f(i^toe(Ie  ffir  augere  äieige, 
unb  reigt  man  ftd^  nid^t  burd^  energifc^e  anfbrengung  aud  biefem  3uf^be 
l^eraitö^  fo  lonn  et,  o^ne  bog  man  ed  merlt^  in  einm  toirKui^  Xroum 
übergeben,  inbem  man  einfd^läft  @&  ftnbet  alfo  ein  gleid^&^er, 
aUmä^Ud^er  Uebergang  r>tm  bem  fkren  3)enlen  }u  ben  toUben  ^l^antafteen 
bed  XraumtebeniS  flatt.  2)araud  ergiebt  ftd^,  bag  ber  Zraum  vom  SBod^* 
betougtfein  nid^t  abfolut  oerfd^ieben  fein  tarnt,  aßir  fel^  berat  aud^,  ba^ 
bie  mannigfad^en  UebergangiSfoimten  toefentlid^  auf  einer  beflonbig  june^men« 
ben  Srfd^laffung  ber  Slufmerlfamleit  berul^  ^ierau^  tann  mccn  aDe 
d^arafteriftifd^en  ^l^änomene  eined  SraumeiS  ableiten. 

3unäd^fl  motten  mir  bie  Sorgfinge  in  unferem  Semufetfein,  bie  ftatt* 
finben,  menn  mir  Aber  eine  @ad^e  nad^benlen  ober  und  ein  3utunftöbilb 
ausmalen,  ^erlegen.  9Bir  fel^n  ba  }mei  oerfd^iebene  pfpd^ifd^  X^itigfeiten 
fietö  ineinanber  greifen.  3^e  93orfleDung  ruft  jal^Ireid^e  anbere^  mit  benen 
fie  frül^er  im  83emu§tfein  oerbunben  gemefen  ift,  l^eroor.  Unter  biefen  auf» 
taud^enben  Sorflettimgen  erfolgt  nun  eine  9irx&roai)l,  inbem  bie  3(ufmerffamfeit 
ftd^  auf  biejenige,  meld^  am  beflen  jum  gemünfd^ten  ^xtU  ju  führen  fd^eint, 
fonjentriert.  SDiefe  SSorfiettung  reprobujiert  baitn  mieber  neue,  unter  benen 
roieberum  eine  einjelne  burd^  Äonjentration  ber  äufmerffamfeit  auSgemfil^It 
toirb;  unb  fo  ge^t  e&  meiter,  bü  bad  3^^^  erreid^t  ifL  SBo^renb  alfo  boi^ 
aiuftaud^en  ber  SBorfiettungen  nad&  bem  äffojiationiJgefefe  erfolgt,  toirb  bie 
äludmal^l  unb  bamit  ber  SSerlauf  ber  SSorßettungen  oon  ber  3lufmer{fam!eit 
gelenft,  bie  nad^  unb  nad&  auf  oerfd^iebenen  aSorjiettungen  fonjentriert  mirb. 
€ä  ifi  nun  leidet  ju  oerfie^,  bafe,  je  mel^r  bie  äufmerffamfeit  erfd^tafft, 
beflo  weniger  aud^  bie  Sorflettungdreil^  oon  i^r  geleitet  unb  bel^errfd^t  mirb, 
unb  wem  bie  äufmerlfamleit  oottfiänbig  aufgehoben  ifi,  mie  im  ©d^lafe,  fo 
mirb  hai  ftommen  unb  ®e^  ber  äSorßettungen  aui^fd^lieglic^  burd^  bad 
3lf[o}iationi^efe^  befHmmt. 

3(^  lo&^Ie  ein  einselne?  ^eifpiel  untet  ben  oon  mir  aufgejeic^neten  2:räumen  am, 
um  bie  ^ebeutung  be9  9(ffo3iation9gefe4ed  fflt  bie  2:rftume  su  iHuftrieren.  Wx  trOumte, 
ba^  i^  in  einem  O^fenbo^ncoup^  mit  einem  SSetmanbten  fa^;  biefet  erjdpe,  ba^  er  bei 
einem  9labfai^enDettrennen  siegen  gemefen  fei,  unb  ba|  einer  ber  ^eUne^mer  am  9lennen 
ftc^  oerle^t  ^obe.  3c^  fa^  einen  ^iobfo^rer,  ber  fein  diab  auf  einen  Dmnibud  mit^inauf^ 
na^m;  ober  badfelbe  fiel  i^m  aud  ben  igdnben  unb  oerle^te  fein  Sein,  ^ie  9[m 
roefenben  meinten,  ba«  ^tin  fei  gebrod^en,  ober  ber  SRonn  ging  gleich  borouf  fetner  SBege, 
^d)  a^  gemeinfc^oftUc^  mit  bem  SCrgte  R.,  ber  fel^r  böfe  baröber  mar,  ba^  ic^  einige  ein« 
gemachte  S^iebtin,  bie  er  gerne  a^,  genommen  ^atte,  md^renb  ic^  fte  nic^t  mochte  unb 
nur  burcj  ein  Jöerfe^en  auf  meinen  XeUer  gelegt  ^atte.  —  §ier  machte  ic^  auf. 

tiefer  £raum  ift  offenbar  fo  oermorren,  ba^  er  für  anbere  gand  unoerftdnblic^  ift; 
unb  boc^  ift  auc^  ^ier  bie  9lei^enfo(ge  ber  SorfleEungen  lebiglic^  burc^  natürliche  SCffo^ 
jiationen  bebingt.  ^ie  ©efcjicjte  com  S^tabfo^rer,  ber  nac^  bem  Kennen  pcj  Dcrle^te, 
f)atit  \^  am  SIbenbe  oor^er  im  (Sifenbo^ncoup^  im  $albf(^(af  gehört  6ie  mecfte  bie  &t* 
imterung  an  eine  Gegebenheit,  bie  ic^  oor  etma  oier  SBoc^en  erlebt  f^attt,  mo  ein  9Rann 


^er  attgcmeinc  ©§ara!tw  ber  2:räumc.  399 


ein  9lQb  auf  einen  äßagen  ju  pacfen  oerfuc^te;  bad  9lab  fiel  auf  fein  Sein,  aber  roeber 
er  w)cj  feine  SRafc^ine  litten  6cjabcn.  3)ie  SJorftettung  von  beni  ücrlc^ten  Sein,  ba« 
^(eic^  gefunb  ift,  ^at  bie  ©ebonlen  auf  ben  Str^t  gelenft,  ber  wegen  feiner  rounberbaren 
^einhtren  belannt  toav;  bie  eingemachten  3n)iebeln  ftnb  mirüic^  feine  Sieblingdfpeife.  ^ie 
eine  SSorftettung  ^oi  fo  nur  anbere  mit  i^r  affojiierte  Sorftcttungen  auÄgelöft;  man  fie^t, 
ba^  bad  S^erroorrene  in  unferen  träumen  ein  gan)  natürUc^ed  9iefultat  baoon  ift,  ba^ 
bie  meiften  SorfteHungen  im  Saufe  ber  3«^^  mannigfache  Slffojiationen  gebiCbct  ^aben. 

Der  f^einbar  gefefelofe  ©l^araftcr  ber  Xxanmt  erioelfi  fid&  fomit 
nur  afö  eine  gotge  einer  berortigen  ©rfd^Iaffung  ber  3lufmer!)amlcit,  bafe 
baS  äCffojiotioniSgefe^  gan}  allein  ben  äSerlauf  ber  äSorfteÜungen  bel^errfd^t. 
S)a}u  lonmtt  aber  nod^  ein  jtoeiter  Umfianb,  bie  Steigerung  ber  9lei}fd^ti)elle 
für  bie  ja^Ireici^en,  fortroä^renb  oom  Organii^muiS  au^gel^enben  ©mpfinbungen, 
bie  ben  feften  Äern  in  unferer  SBorfteHung  oom  ,,3d^",  in  unferem  Sd^* 
ben)ugtfein,  aui^mad^en.  S)iefe  Steigerung  ift  [a,  n)ie  oben  audgefttl^rt,  eben^ 
fa0d  eine  f^otge  ber  Srfd^Iaffung  ber  Slufmerffamleit.  Sßeil  ober  bie  9teij« 
fc^ioeDe  für  jene  ©mpfinbungen  geweigert  ift,  fo  erlifd^t  bamit  aud^  ba§  3d^» 
beioufetfein  im  tiefen  ©d^Iaf.  2)a^  ifi  aber  befanntlid^  eineö  ber  am  meiften 
d^araflerifüfd^en  5ß^änomene  be^  S:raume^,  bafe  ber  ©d^tafenbe  gar  lein 
aSemufetfein  oon  feiner  eigenen  Soge  ^at,  fonbem  fid^  in  oerfd^iebenen 
Situationen  auftreten  unb  l^anbeln  fielet,  ganj  ate  ob  er  eine  anbere  ^erfon 
fei.  aiber  hie&  a;raum«3d&  ifl  aud&  nur  ein  ©epd^tiSbilb  wie  bie  meifien 
anberen  S^raumbilber  einei^  normalen  9Renfd^en.  ®an}  o^ne  @influg  flnb 
barum  bie  @mpftnbungen  bed  OrganiMuS  jebod^  nid^t;  befonberd  im  leidsten 
©d^tafe  hirj  oor  bem  ©rmad^en  fönnen  pe  mitl^ineinfpielen  in  bie  träume 
unb  biefe  beeinfluffen. 

©0  träumte  mir  einmal,  ba^  ic^  mic§  an  einem  fe^r  jleilen  5tb^ange  bcfänbc,  von 
bem  i(^  nic^t  fortlommen  fonnte,  roeil  eine  SJlenge  9J2enfcl^en  mir  beftänbig  ben  äBeg  oer« 
fperrten.  ^^  oerfuc^te  an  oerfc^iebenen  @tetten  ^inabjugelangen,  ober  oergebend.  ^(^ 
ic^  enoac^te,  bemerfte  i^,  ba^  ic^  im  Schlafe  eine  fc^räge  Sage  mit  ^oc^ge^ogenen  deinen 
eingenommen  ^atte.  @«  unterliegt  feinem  3nJ^fcl/  ba^  jener  a;raum  burc^  bie  ©mpfin« 
bung  ber  unfic^eren  @lei(^gen)i(^tdlage  meiner  ^eine  ^eroorgerufen  mürbe. 

@ben  oor  bem  (Srmad^en  lann  eS  fogar  paffieren,  bag  man  bad  93e» 
roufetfein  von  ber  iemeilig  eingenommenen  Ädtperlage  befommt  unb  jid^  bod& 
gleid^ig  im  S^raum  in  einer  ganj  anberen  Situation  fielet.  $ier  ifi  alfo 
eine  3)oppetl^eit  oorl^anben,  ba$  mirflid^e  3>d^6^n)U&tfein  bämmert  fd^on, 
roäl^renb  ba^  a;raum*3d&  nod^  an  ben  roilben  ©riebniffen  be«  S^raumei^ 
beteiligt  ifi.  ©elbfioerfiänbUd^  ^aben  äße  biefe  eigenlümtid^en  SSerl^ältniffe 
bed  3d&d  im  Traume  ju  oielen  abergläubifd^en  äSorfleHungen  9lnlag 
gegeben. 

aSa«  bie  a)auer  ber  2:räume  betrifft,  fo  finb  bie  meipen  gorfd^er 
ftd^  barin  einig,  bag  felbfl  unfere  I&ngften  unb  inl^altdreid^flen  träume 
feiten  längere  3^U  ^^^  menige  äRinuten  toäl^ren.  ^a  ed  ift  befamtt,  bag 
ein  ^raum  noc^  fd^neHer  oerlaufen  fann. 


400  2)cr  ec^taf  unb  ber  Jroum. 


3(^  f^abt  einmal  (Gelegenheit  ge^t  su  fonftatieren,  ba^  ein  langer  %vaum  meniger 
a($  fünf  Sehtnben  bauerte,  unb  ed  ift  nid^td  Ungeroö^nlic^ed,  ba(  ein  ^raurn  bun^  einen 
äußeren  9ieia,  ber  auc^  sugleic^  bad  Qtxwa^tn  herbeiführt,  hervorgerufen  wirb.  IRe^rere 
Xräume  biefer  Slrt  finb  mir  mitgeteilt  roorben ;  einer  ber  intcreffanteften  ift  gewi^  folgen* 
ber:  @in  ®ut«befi|er  mar  bei  bem  Sefen  eined  ©u(^ed  in  feinem  ©ette  eingefcjlofen.  & 
träumte  i^m  nun,  ba^  ein  IBanbit  mit  einem  ®en>e^r  fic^  burc^  bie  3:^ür  einfc^lic^e  unb 
badfelbe  auf  i^n  richtete.  (Sx  ^örte  ben  ^c^u^  faEen,  fu^r  in  bemfelben  SRoment  auf 
unb  ^örte  bie  2ampt,  bie  an  feiner  Seite  auf  bem  9{acl^ttifc^(^en  brannte,  mit  einem 
5tnalle  e^plobieren,  wd^renb  bad  brennenbe  Petroleum  fic^  über  ben  ^u^boben  ergo(. 
Offenbar  f)ai  ber  5tnall  ber  en>lobierenben  2ampt  ben  Schlaf enben  gen)e(tt;  aber  obgleich 
ed  nur  ben  8ruc^teil  einer  @e!unbe  erforbert,  e^e  er  jum  ^emu^tfein  !ommt  tmb  bie 
Sampe  e^lobieren  fte^t,  ^ot  er  boc^  noc^  Qnt,  bie  ganje  @|nfobe  oom  8anbiten  ju  trAumen. 
Slabeftorf  berichtet  oon  einem  anberen  cjarafteriftifc^en  a:raume,  ben  ein  granjofe,  9Rau(^, 
gehabt  ^oben  fotl.  ,,3^^  ^^^  "txant  unb  lag  ju  33ctt;  meine  SRutter  faj  neben  mir.  3Rir 
träumte  t)on  ber  3leoolution«3eit ;  i(§  mar  jugegen  bei  ben  blutigen  SRorbfcenen,  mürbe 
oor  bad  ^leoolutiondtribunal  gelaben,  fa^  9bbedpierre,  SRarat,  gouc^ier«2;inoille  unb  alle 
bie  anberen,  bie  ft(^  einen  92amen  in  ber  fc^retflic^en  3«tt  erworben  Ratten;  id^  biShitierte 
mit  i^nen  unb  mürbe  enblid^  nac^  einer  dieltet  oon  ^eigniffen,  bie  ic^  ni^t  me^r  beut* 
lic^  erinnern  !ann,  s^m  Xobe  oerurteilt.  Hngeftc^td  einer  ungeheuren  SRenfc^enmenge 
mürbe  id^  auf  ber  Harre  na4  bem  9leDOlution$pla4e  geführt,  beftieg  bad  8d^afott  unb 
rourbe  oom  ©cjarfrid^ter  an  ba«  Srett  gebunben;  bad  Seil  fiel,  unb  icj  füllte  wie  mein 
Äopf  oom  Äörper  getrennt  rourbe.  hierbei  erwachte  ic§  in  ber  furt^tbarfien  Ängfl  unb  fanb, 
ba^  eine  6tange  bed  ^immelbetted  fic^  abgelöft  unb  mi(^  im  fftadm  wie  ein  goSbeil 
getroffen  §atte.  aReine  SRutter  oerpdjerte,  baj  bie«  in  bemfelben  Äugenblitf  gefcje^en  fei, 
mo  i(^  erwachte."  Offenbar  ^at  au^  ^ier  bie  (Smpfinbung  bed  duneren  Sleiaed  ben  ganzen 
^raum  ^eroorgerufen;  folglich  mu^  berfelbe  in  ben  menijen  Slugenblicten  gebauert  ^aben, 
bie  ba«  (Snoac^en  erforbert. 

3)cmnad^  roirb  baö  (Stroacl^m  alfo  oft  burd^  einen  9iet§  l^erbei* 
geführt,  ber  ate  ba^  lefetc  unb  entfd^eibenbe  aWoment  in  einem  Xxarm 
erfd^eint;  ja  wir  fönnen  rul^ig  fagen,  ba^  berfetbe  SWeij  foroo^l 
ben  a;raum  aU  ba^  erwad^en  l^eroorruft.  aber  wie  ifi  bie^  mdgßd^? 
ißier  finb  offenbar  }n)ei  ^Probleme  ju  löfen.  ©rfien^:  wie  fonn  biefetteem* 
pfinbung  foroo^I  ber  änfang  ate  ber  ©d&Iufe  eine«  ^raume^  fein,  i^n  auÄ* 
löfen  unb  jugleid^  ba^  letzte  ©lieb  in  ber  Äette  ber  ^raumbilber  bilben? 
Unb  jiociten«:  wie  fann  eine  lange  aSorjiellungÄrei^e  in  ber  hirjen  3^ 
jtoifd^en  bem  auftreten  bei^  Sleije^  unb  bem  ©rroad&en  fid^  abfpielen?  35ei 
ber  S3eantroortung  biefer  fragen  roirb  aud&  fiid^t  auf  oerfc^iebene  anbere 
intercRante  ^ßunfte  fallen. 

3unäd^fi  ifi  e^  bcfannt,  bafe  eine  ©mpfinbung  unter  gen)if[en  Umfiänben 
}iemlid&  oiet  3^*  gebrandet,  e^e  fie  mir  !lar  jum  Semufetfein  !ommt.  ®t^ 
xd9  j.  ».  in  Oebanfen  oertieft  bie  ©trafee  ^inab,  fann  e^  paffieren,  bafe  ic^ 
an  einem  3Kenfd^en  oorübcrge^e,  ben  i(j^  ganj  gut  fcl^c;  aber  erfi  furj  nad&* 
^er  mirb  e^  mir  Mar,  bafe  e^  ein  guter  83e!annter  mar.  35ie  Sufmerffam« 
feit  mar  l^ier  auf  anbere  35ingc  gerid^tet,  be^^atb  befam  id&  nur  ben  aUgc* 
meinen  ©inbrudf  oon  einem  SRenfd^en;  fobatb  id^  nun  aber  meine  Slufmerf* 
famfeit  auf  biefen  einbrucf  rid^te,  f o  wirb  ber  betreffenbe  aJlenf d^  meinem  a3e* 


^er  allgemeine  S^arafter  ber  Xräume.  401 


TOttgtfein  Öar^  b.  ^.  loicbercrfannt  oon  mir.  ®anj  cbcnfo  gcl^t  c«  fid^crlid^ 
im  ©d^Iafe  oor  fid^,  wo  bie  2lufmerffamfctt  nid^t  etxoa  auf  anbere  3)in9C  gc^ 
rid^tct,  fonbem  gonj  erfd^tafft  ift  &n  äußerer  Sleia  ^ft  bcöl^atb  im  erficn 
SRoment  nur  eine  gon}  unf tare  Smpfxnbung,  bie  nad^  bem  9(jfo}iationi^gefe6e 
gteid^  anbere  Silber  loedft,  alfo  einen  2^raum  au^Iöft,  l^eroor.  Sfi  aber  ber 
9iei}  l^inreid^enb  flarf  gemefen,  wirb  er  aud^  bie  Seränberungen  mit  fid^ 
füi^ren,  bie  roäl^renb  beiJ  ©rroad^en^  mt  fid^  8^^^"/  w"i>  Wefe  befielen,  pfpd^o* 
logifd^  betrad^tet,  l^auptfftd^Iid^  barin,  ba§  bie  burd^  ben  Sleij  auSgelöfie  ©m* 
pfinbung  bie  Stofmerlfanrfeit  auf  ftd^  jiel^t  3n  bem  Slugenbtidfe,  n)0  bie  Sluf«» 
merffamleit  oottflänbig  auf  biefe  ©mpfinbung  tonjentriert  ifi,  ifl  ber  ©d^taf 
Dorbel  ©0  wedft  bie  erpe  unflare  ©mpfinbung  in  aWaud^artiS  SIraum  bie 
JBorfleHung  x>on  ber  ^inrid^tung;  bamit  wirb  ber  ©d^Iafenbe  in  bie  große 
franjöfifd^  SReooIution  oerfefet,  unb  biefe  aSorfiettung  töfl  bann  bie  anberen 
S3ilber  au^.  ©leid^jeitig  erfolgt  baS  ©rroad^en;  unb  in  bem  2lugenbtidf,  roo 
bie  empflnbung  bem  Serougtfein  ganj  War  ifi,  tritt  baS  tefete  ^raumbilb^ 
ber  ^afl  be^  Seilet  auf,  unb  ber  9Kenfd^  erwad^t.  ©o  erflärt  t^  fid^, 
ba^  biefelbe  @mpfinbung  fomo^t  ber  Slnfang  al^  ber  ©d^tug  einei^  S^raume^ 
fein  fann,  roeil  jcbe  Slonjentration  ber  äufmer!fam!eit  3^*  erforbert  unb  bem«« 
nad^  jroifd^en  ber  buirflen  @mpfinbung  be^  ©d^Iafenben  unb  ber  Haren  Sm^ 
pfinbung  beiS  ©rroad^enben  ein  geroiffer  g^t^ßum  liegen  m\x%  35ie  3)auer 
bief e^  3^<^u^^^  ^^  natürlid^  fel^r  oerfd^ieben  je  nad^  ber  ^iefe  be^  ©d^Iafed 
unb  nad^  ber  ©tärfe  ht^  SReijeiS,  aber  e&  l^anbelt  jtd^  bod^  immer  nur  um 
wenige  ©efunben. 

aOBie  ifl  e^  aber  möglid^,  bafe  ein  langer  SJraum  in  fo  lurjer  3cit  oer* 
läuft?  3)iei5  liegt  baran,  ba^  bie  ^raumbitber  bei  allen  normalen,  b.  f).  l^ier 
allen  fel^enben  SWenfd&en  fafi  au^fd^Ke^Iid^  ©eftd^t^bilber  finb.  SltteiJ,  maS  mir 
in  ben  träumen  erleben,  jiel^t  an  unferem  Stuge  mie  eine  SKalerei  oorüber; 
oft  treten  aDerbingS  aud^  rebenbe  5ßerfonen  im  S:raume  auf,  infolgebejfen 
bann  ©el^ör^oorfleDungen  reprobujiert  merben.  @ine  SRalerei  lann  eine 
ganje  SJei^e  »on  ©cenen  barfietten;  ebenfo  entl^ält  ein  einjetneS  SJraum«* 
bilb  oft  aud^  eine  SRenge  Meiner  ©reigniffe,  •  bie  um  eine  ^auptperfon 
^erum  gruppiert  finb.  Sßun  med^feln  biefe  Silber  au«fd^lie§lic^  nad^  bem 
affojiation^gefe^e;  t^  fel^lt  ba  bie  2lufmerffam!eit,  bie  bei  bem  einjelnen 
Silbe  oermeilt  unb  e^  fepi^ält.  35ie  pfpd^opl^pfifd&en  aßeffungen  l^aben  aber 
fefigefieDt,  bafe  bie  SReprobuftion  fefi  affo§iierter  SSorfiellungen  nur  ungefäl^r 
Vfi  ©efunbe  3^*  erforbert.  älfo  !ann  ein  S)ufienb  oon  Silbern  in  menigeit 
©ehmben  im  Sraumbemu^tfein  abmed^feln ;  ba^  aber  genügt  für  einen  langen 
Sraum.  3m  obigen  Seif piel  ifl  ber  ganje  Sraum  mit  wenigen  ©traBentumultcn, 
einigen  Silbern  aus  bem  ©erid^tsfaale,  bem  SBege  jum  ©d^afott  unb  bem 
©d^luj^ableau  abgefd^loff en ;  aber  biefe  Silber  }ie^en  leidet  in  anbert^alb 
©dtunben  oor  bem  ^raumbemufetfein  oorüber.    ©benfomenig  mie  ber  ange» 

Seemann,  9l6erQlaube  unb  3oubcrci.  26 


402  2)er  (Schlaf  unD  bet  a:rainn. 


führte  ^raurn  enthalten  anbete  äl^nttcl^e  träume  tixoa^,  bad  nad^  bem  je|igen 
Stonbpunft  ber  ^fpd^ologie  unoerflonblid^  loare. 

3luger  ben  burd^  ben  ®e1)ix^  unb  ©eftd^t^fttm  oui^elöflen  93orfleSungen 
Ireten  oft  aud^  SSemegungiSoorßellungen  in  unfern  träumen  auf.  S)er  Sräumenbe 
,,rebet"  bann  „im  ©d&tafe"  ober  er  „nad^troanbelt"  auc^.  2)ad  erficre 
ifl  etmaiS  gan}  getoö^nlid^ei^,  bad  le^tere  bagegen  fd^eint  bei  normalen  SRenfd^en 
äufeerfl  feiten  oorjufommen.  Sin  unb  für  fid^  finb  bie  SSorgänge  in  ben  moto» 
rifij^en  3^ntren  be^  ©e^imd,  toeld^e  biefe  @rfd^einungen  toäl^renb  be&  @d^lafed 
l^erbeifü^ren,  nid&t  wunberbarer  aö  bie  ärt  unb  SlBeife,  roie  bie  SraumbÜber 
flberl^aupt  entfielen.  Slber  bie  fogenannten  ,,motorifd^en  Sr&ume'',  b.  ^.  ba$ 
Sieben  unb  bad  SBanbetn  im  @d^lafe,  bieten  boc^  eine  ganje  Steige  oon 
?ßl^änomenen  bar,  bie  fid&  in  ben  gemöl^nlid^  SJräumen  nid^t  jeigen.  S)a 
biefelben  grofee  Sebeutung  für  ben  Aberglauben  gelabt  ^ben,  muffen  mir 
pe  in  einem  befonberen  3lbfd^nitte  bel^anbeln. 

SRod^  ein  ^ßunlt  bebarf  ber  93efpre(j^ung.  So  unnatürlid^  unb  finnlo^ 
ein  Xraum  uni^  nad^  bem  Srmad^en  aud^  erfd^eint,  fo  !ommt  er  und  m&^renb 
be«  2;räumen«  felbfi  bod^  ate  ganj  natürlid^  unb  oemünftig  oor.  3)er  Xraum 
ift  mit  anberen  SBorten  {leti^  ebenfogut  eine  SBirfliij^Ieit  für  und  mie  unfere 
flarjien  »eobad^tungen  im  mad^en  3wpö«i>^;  ^^  S^raumbilber  finb  ^attuji^ 
nationen.  3^^  (Srtlarung  ^at  man  auf  ben  3^1^"^  ^^  (Sel^imd  md^renb 
bcd  ©c^tafed,  ferner  auf  anbere  Umjlänbe,  §.  S.  bafe  längered  gajien  befonberd 
lebl^afte  träume  ^eroorruft,  l^ingemiefen.  2)od^  giebt  ed  eine  einfad^ere^  nä^r 
liegenbe  ©rflärung.  SBenn  id&  in  meinem  3iwwter  fifee  unb  bie  ®rinnerung 
an  ferne  ®egenben  unb  SReifeerlebniffe  road^rufe,  fo  roeife  id^  fel^r  gut,  bafe 
biefe  Silber  nur  ©rinnerungen  unb  leine  mirflid^en  ®rlebniife  finb;  benn  fte 
[teilen  mit  allen  augenblidHid^en  ftnnlic^en  äBa^me^mungen  in  9Biberfprud^. 
3)ie  roo^lbefannten  oier  SSJanbe  meined  Qmmtx^,  bie  Stimmen  unb  @e* 
räufd^e,  bie  oon  benad^barten  ätäumen  ober  oon  ber  ©trage  l^er  an  mein 
D^r  bringen,  jeigen  mir,  mo  iä)  mirfliij^  bin.  Ueber  bie  Silber  ber 
fonnenbefd^ienenen  Sanbfd^aften  unb  ber  fd^neebebedten  Sergfpi^en,  bie  gleid^« 
jeitig  an  meinem  Semugtfein  oorüberjie^en,  bin  id^  i^^rr;  id^  lamt  fte 
n)ed&feln  laffen,  mie  id&  miO,  unb  bad  le^rt  mid^,  bag  ed  leine  finnttd^ 
SBal^mel^mungen,  fonbern  nur  ©rinnerungcn  finb.  9le^men  mir  aber  nun  ein« 
mal  an,  bag  id^  für  einen  Slugenbtidt  jebe  ffimpfänglid^Ieit  für  Sieije  oon 
ber  Slugenmelt  oerlöre  unb  nid^t  mel^r  $err  über  meine  äufmerffamfeit  märe, 
fo  bag  id^  bie  Srinnerungdbilber  gelten  unb  tommen  laffen  mügte,  mie  fte 
moHten:  mürbe  id^  fie  aud&  in  biefem  gatte  oon  ber  SBirflid^feit  unterfd^ben? 
Offenbar  nid^t,  bemt  bie  ©riraierungdbilber  finb  nun  bie  mid^  bel^errf d^enben  SSor» 
fleDungen  gemorben,  über  bie  i^  leine  ©emalt  me^r  l^abe;  ed  efiftiert  gegen« 
märtig  für  mid^  feine  anbere  SEBelt,  mit  ber  fie  in  SBiberfprud^  fle^  ttnnten, 
^^olglid^  muffen  biefe  SorfieUungen  ald  mirtlid^e  @rlebniffe  oon  mir  em« 
pfunben  werben.  SDiefer  tbm  gefd^ilberte  3i*P<^"^  if*  ^^^^  gerabe  ber  ©d^laf. 


^er  allgemeine  ^^arofter  ber  Xröume.  403 

in  bem  boiJ  SBa^mel^mungÄoermögen  unb  bie  SSUifmcrffamlcit  oufgel^oben  ftnb. 
@^  Unstet  bemnad^  ein,  bag  bie  Xraunibiß)er,  bie  nad^  il^ren  eigenen  ©efe^en 
gei^  unb  lommen,  unb  bie  mit  feiner  anbeten  SBBirflid^feit  oerglid&en  werben 
fönnen,  bem  Xräumenben  ai^  ma^re  @rlebniffe  vox  3lugen  flehen  muffen. 

^og  biefe  @r{Iärung  oon  bem  l^aHujinatorifd^en  Sl^oralter  ber  Xraum«> 
Bilber  riij^tig  iji,  tarn  auf  ®runb  einer  beJonnten  @rfa^rung  leidet  nad^ge* 
n)iefen  merben.  äBenn  man  im  mad^en  3uftanbe  eine  ^aDu}ination  l^at,  b.  ^. 
an  @rinnemng^bUb,  ba^  für  eine  ftnnliij^e  SBa^mel^mmig  gei^atten  mirb,  fo 
mug  biefeiS  Silb  von  gan}  ungemdl^nlid^er  @tärfe  fein.  9Ran  i)at  nun  ge« 
glaubt,  bag  bie  2:raumbi(ber  aud^  eine  bebeutenbe  3ntenfttät  ^aben  unb  ge« 
rabe  be^l^alb  für  SBirftiiJ^feit  gel^allen  merben;  aber  bie«  ifl  mal^rfd^einlid^ 
nid^t  ber  gafl.  ©iJ  ifi  befannt,  bafe  bie  @mpjanbungen,  bie  fld&  mit  unferen 
2:räumen  oerfled^ten,  meift  in  unglaublid&em  3Ka6e  überfd^äfet  merben. 

@o  träumte  mit  eined  ^a^t^,  \>a%  i^  auf  einem  Dperationdtifc^e  lag;  eine  lange 
9}abel  rourbe  in  meinen  3(rm  gefto^en,  burc^  eine  ungefc^ictte  9en)egung  aber  wieber  l^er^ 
üudgeriffen,  fo  ba^  ein  großer  ^eil  bedälrmed  t)er(e(t  n)urbe.  ^er  @c^mer3  ^ieroon  toat 
fo  (eb^oft,  ba^  ic^  erwachte  unb  mic^  einer  O^nmac^t  na^e  füllte,  ©ine  Unterfuc^ung  bed 
tlrmeÄ  ergab,  baj  er  an  einigen  ©teilen  einen  unbebeutenben  2)ru(f  »on  ipolaroerf  be« 
©c^Iaffofad  erl^alten  l^otte. 

®ne  fotd^e  Ueberf d&äfeung ,  bie  ja  ganj  gemöl^nßd^  ifi,  jeigt  beuttid^, 
i)ag  bie  mirßid&en  ©mpfinbungen,  bie  auf  ba«  S^raumbemufetfein  einioirfen, 
oiel  ftarfer  ftnb  atö  bie  anberen  SJraumbilber;  fte  bel^errfd^en  ben  ganjen 
2:raum  unb  werben  meit  emfier  unb  fd&roerer  aufgefaßt,  ate  wie  fte  mxvh 
lid^  ftnb. 

3n  einjetnen  befonberen  gSKen  !önnen  bie  Slraumbilber  felbfi  einige 
3eit  nad^  bem  Srmad^en  nod^  ba«  @epräge  ber  DoOen  äBirflid^Ieit  beibel^alten. 
3d^  bin  roieberl^olt  mit  ber  fefien  Ueberjeugung  aufgeroad^t,  eine  ©ntbedfung 
t)on  meittragenber  Sebeutung  gemad^t  ju  l^aben.  3d^  meig  j.  83.  ganj  ge* 
nau,  mie  id^  e«  mad&en  fott,  um  ju  fliegen:  nur  einige  befümmte 83emegungen 
mit  ben  armen  unb  Seinen,  fo  gel^t  e«  auf  märt«:  id^  l^abe  biefe«  Äunftfiüdf 
ja  erft  oor  menigen  aWinuten  auf  ber  ©trafee  au^gefül^rl.  Seiber  wirb  e« 
mir  aOm&^lid^  f(ar,  bag  biefe  ober  eine  anbere  mertooDe  @ntbedhtng  nur  ein 
imgemöl^nlid^  lebl^afte«  Slraumbitb  gemefen  ifl 

Wxz  Hrfat&Btt  ttx  STrSumB- 

SBir  l^aben  im  äSorl^rge^enben  gefe^en,  bag  e«  feine  fd^arfe  @ren}e 
jwifd^en  bem  road^en  Suft^nbe  unb  bem  ©d^lafe  giebt,  b.  1^.  ber  ©d^Iaf  tritt 
aQmal^Iid^  unb  unmerltid^  ein.  3)arau«  folgt  —  imb  bie  (Srfal^rung  fd^eint 
e«  ju  betätigen  — ,  bafe  bie  SBorflettungSreil^e,  bie  im  mad^en  Swftenbe  be- 
gonnen l^at,  im  ©d^Iafe  fortgefe^t  werben  lamt.  S)a  biefe  ^ortfe^ung  burd^ 
ba«  Slffojiation«gefe6  bebingt  ifl,  inbem  bie  eine  SBorfleBung  bie  anbere  au«* 
Uft,  fo  l^at  man  fold^e  S^räume  Sffo$iation«träume  genannt.  3fi  <tber 


404  ^^^  @(^(af  unb  bet  Xraum. 

bie  äbmol^me,  bog  mix  m  tiefen  @d^Iaf e  nid^t  träumen,  nd^tig,  fo  mäff en  btefe 
älffo}iatümdtrfiume  aufl^dren,  toerat  ber  @d^taf  ^inretd^b  tief  getoorben  i^ 
S)emnad^  mfiffen  bie  träume,  bie  gegen  SRorgen,  toenn  ber  @d^laf  tDieberum 
leidet  mrb,  auftreten,  eine  anbere  Urfad^e  ^ahm.  S)urd^  forgf&Uige  Untere 
fttd^ung  einer  3Renge  r>on  2:rdunien  ^aben  nun  äBepgonbt  unb  anbere  ^orfc^ 
nad^etoiefen,  bag  biefe  XrSunte  burd^  Sleroenreije  aui^elöfl  iDerben.  9Ran 
^at  fie  beiS^alb  9ieijträume  genannt.  3)a  bie  3ie^fd^roette  für  unfere 
Sinnesorgane  n)ä^renb  he&  @d^(afeniS  fe^r  ^od^  liegt,  fo  I9nnen  nur  nienige 
@mpftnbungen  ftd^  geltenb  mad^en,  ccm  el^flen  toal^rfc^einlid^  2)rud(«  uni^ 
Xemperaturempftnbungen,  fpäterl^,  gegen  SRorgen,  auc^  nod^  @el^ör^ 
unb  ©efid^töempfinbungen.  aber  in  weit  gröfeerem  Umfange  üben  3^ 
ftönbe  bed  Organismus  felbfl  einen  Sinflug  auf  baS  @e^im  aus,  3.  S» 
bie  freie  ober  gei^emmte  ätmung,  bie  Stutjirfulation,  bie  d^ifd^en  aSer» 
onberungen  beS  ^luteS,  bie  3ußänbe  ber  äRuSleln,  bie  Sage  beS  Stivptt^^ 
junger  unb  S)urfl,  ^ambrang,  aDe  (ranfl^aften  ßufiänbe  u.  f.  xo.  @ie  mirten 
auf  baS  ©el^im  ein  unb  löfen  ben  %xanm  aus,  fo  bafe  berfelbe  oon  einem 
biefer  9iei}e  feinen  SuSgangSpunlt  nimmt;  bamt  Idmten  aber  anbere  9iei}e 
Eintreten  unb  ben  aSertauf  beS  Traumes  anbem  —  offenbar  eine  weitere 
Urfad^e  für  ben  milben  unb  unregelmäßigen  ©l^arafter  ber  Xräume. 

@etbfloerflänbIi(j^  f ann  man  leineSmegS  in  iebem  ein}etnen  ^e  bie  eigent» 
Kd^e  Urfad^e  eines  befUmmten  SraumeS  nac^ioeifen.  93on  oie(en  Xrdumen  bleibt 
uns  mal^rfd^einlid^  nur  ber  @d^Iuß  in  Erinnerung ;  mir  fömten  alfo  nid^t  ein« 
mal  bie  aSorfteKungSreil^e  bis  ju  bem  Sleroenreij,  ber  ben  ^raum  ^eroorge* 
rufen  ^at,  jurüdfoerfolgen.  aber  aud^  menn  ber  gan}e  Sraum  uns  gegen« 
märtig  iß,  mirb  eS  bod^  oft  unmögtid^  fein,  bie  erfte  Urfad^  beSfetben,  bie 
etma  in  einem  flüd^tigen  ©d^merj,  in  einer  }ufäDigen  5törpertage  beflanb,  na(!^> 
jumeifen,  ba  ber  betreffenbe  Sleroenreij  beim  Srmad^en  oft  fd^on  ^erfd^munben 
ift.  3n  fotd^en  gällen  ^at  eS  bann  ben  anfd^ein,  als  fei  ber  2raum  o^ne 
befonbere  Seranlaffung  }u{lanbe  gefommen. 

3)a  man  mne^mm  barf,  baß  jeber  SReroenreij  ftcts  biefclbe  (gmpfinbung 
l^eroorruft  —  gleic^oiel,  ob  ber  SKenfd^  fd&läft  ober  mad^t,  —  fo  mufe  ein 
häufig  roieberfe^renber  SJeroenreij  aud^  fel^r  leidet  benfelben  ^raum  auSlofen. 
@S  ifi  ia  aud^  l^inreid^enb  befannt,  bag  ieber  SRenfd^  gemiffe  träume  l^at^ 
bie  mit  {(einen  33eränberungen  oon  ^eü  }u  QAt  immer  mieber  auftaud^en. 
aber  nid^t  nur  baS:  ber  gleid^e  SReroenreij  muß  aud&  bei  oerfd^iebenen 
9Kenfd&en  gleid^artige  SJräume  lieroorrufem  S)er  Snl^alt  berfelben  !ann  natür« 
[id^  bei  bem  fo  überaus  oerfd^iebenen  SSemugtfeinSleben  ber  Snenfd^en  nid^t 
oöttig  übereinfHmmen  —  eine  3:|iatfad&e,  auf  bie  mir  fpäter  jurüdRommcn  — ; 
aber  menn  eine  befUmmte  @mpftnbung  mä^renb  beS  @d^IafeS  }um  Semugt« 
fein  burd^bringt  unb  oermöge  il^rer  Sntenfität  tl^atfäd^Kd^  auf  ben  Skrlauf 
beS  Traumes  befUmmenb  einmirtt,  fo  muß  man  auc^  bei  bm  meiflen  3Renfd^ 
gleid^artige  SIräume  nad^meifen  fönnen,   menn  biefetben  oon  gleid^en  ©u* 


2)ie  Urfad^en  ber  a:räume.  405 

;)fmbungen  au^el^en.  S)ieS  ift  aud^  tl^atf&d^lid^  ber  %aU.  3eber  leimt 
tool^l  aus  eigener  Srfol^rung  %Tä\mt,  in  benen  man  bie  @mpfinbung  he» 
gliegeni^  ober  eineiS  ifil^  @tur}ed  ^at  ober  aitö  irgenb  einem  ®runbe 
nid^t  }U  atmen  t)ermag  tu  f.  m.  SBir  moUen  bie  loid^tigflen  Urfa^en  ber« 
artiger  2;rättme  (etrad^ten  unb  burd^  einzelne  äSeobad^tungen  (elendsten; 
babei  mrb  ftd^  seigen,  mie  ftd^  in  allen  biefen  äSeifpielen  ber  S^raum 
üuf  einer  befUmmten,  Don  einem  Sleroenrei}  auSge^enben  @mpftnbung 
aufbaut,  bie  burd^  il^re  @törle  unb  S)auer  hca  ganje  S^raumbemugtfein 
Bel^errfd^t. 

S)ie  @mpftnbung  beS  ^liegeniS  ober  Sd^toebeniS  rül^rt  unjioeifel^aft 
Don  einer  freien  unb  leidsten  Sttmung  l^er,  SBepganbt  fül^rt  mel^rere  Xröume 
cn,  in  benen  er  biefe  @mpftnbung  l^atte;  beim  @noad^en  geigte  eS  ftd^,  bag 
feine  9ltmung  ungeiod^nlid^  leidet  mar.  SBä^renb  eineiS  SRittagiSfd^lafeiS  auf 
htm  ©ofa  l^atte  id^  einen  langen  Sraum  beS  Snl^alt«,  bafe  id^  mid^  bamit 
6eIufUgte,  auf  unb  nieber  }U  fd^ioeben.  30»  id^  ermad^te,  lag  id^  auf  bem 
9Wdfen,  l^atte  bie  Slrme  an  ben  Seiten,  ben  Äopf  ftarl  jurüdfgebogen,  unb 
bie  Srufl  fel^r  l^od^  —  eine  Sage,  bie  burd^  bie  (Sinrid^tung  beS  @ofai$  be« 
bingt  mar  — ;  bie  Sltmung  mar  fel^r  frei  unb  ba«  SBol^Ibeflnben  über  bem 
normalen  ©tanb. 

3)er  pl^pftologifd^e  Oegenfafe  jum  gUegen  ifi  bie  83  el  I  e mm  ung,  ba« 
SUpbrädten.  @iS  giebt  mo^I  taum  einen  3^raum,  ber  fo  aQgemein  Matmt 
ifl  unb  fo  meit  in  ber  3rft  jurüdfoerfolgt  werben  fcnn  mie  biefer;  fd^on  bei 
t>tn  (S^alböem  merben  X&xaonm  ermähnt,  meldte  bie  Stenfd^en  im  @d^lafe 
bejmingen  (orgl.  ©.  26).  3)iefe  SJorfiettung  oon  gefpenflerl^aften  SBefen 
(ällinnännd^en)  fd^eint  ftd^  bid  in  bie  ©egenmart  }iemlid^  unoeränbert  evfjaUm 
in  fyibm.  @r{l  um  bie  3Ritte  biefeiS  ^a1)tf)mhtvt&  fanb  ä3dmer,  ber  felbft 
Diel  an  äUpbrädten  litt,  bie  Urfad^e  biefeS  3uß<^n^^-  ^<^<$  mel^reren  Der« 
^eblid^en  93erfud^en,  ber  ©ad^e  auf  ben®runb  }u  lommen,  entbedte  er,  bag 
ber  ^raum  immer  bann  eintrat,  menn  bie  9ltmung  burd^  irgenb  eine  Urfad^e 
fiel^inbert  mar. 

Um  nun  f eftaufleQen ,  o5  biefe  ©rllärung  richtig  fei,  fu(^te  er  oerf(^iebene 
^erfonen  auf,  bie  au^  ^äufig  an  ^tlpbrücten  litten,  unb  madfte  mit  i^nen  93erfu(^e. 
^ßiitUn  im  Schlaf  (egte  er  i§nen  eine  rooUene  ^ettbetfe  über  9]%unb  unb  9^afe,  roorauf  ber 
^(^rafenbe  fofort  in  Tangen,  tiefen  QHzn  ^u  atmen  begann,  ^abei  rourbe  fein  ®efi(^t 
rot,  bie  SttmungSmu9!e(n  arbeiteten  gen)a{tig;  er  ftö^nte,  rüi^rte  ftc^  aber  nic^t,  bi9 
tt  ftc^  plö^lic^  mit  einer  geroaltfomen  ^tnftrengung  im  ^^tt  umbre^te  unb  baburc^  bad 
^eftc^t  oon  ber  2)e(fe  befreite.  9htn  würbe  bie  3ltmung  wieber  ru^ig,  unb  ber  öetreffenbe 
f(^Ref  weiter,  ^iod^bem  er  gewedft  worben  war,  eraä^lte  er,  baj  er  ganj  gewaltige^  3llps 
träden  gehabt  f)&ttt;  ein  ^d^Iic^ed  Xier  wäre  i^m  plö^Iic^  auf  bie  8ruft  gefprungen  unb 
^ftttc  i^n  am  SUmen  ge^inbert.  ®ine  ber  S5erfu(^3perfonen  erfidrte,  baj  i^r  ber  plö^Iic^e 
Sprung  bed  Xiered  ba9  SluffaSenbfte  gewefen  wAre,  ba  badfelbe  fonfl  immer  f(^(eic^enb 
<lber  fte  su  lommen  pfCegte.  ^iefe  Heine  Beobachtung  ift  eine  ^flbf(^e  Sefifttiguug  ber 
ßrfWrung  öömer«,  benn  ber  pßJKc^e  Sprung  bed  2:iere«  rü§rt  natürlich  oon  ber  plöft« 
(ic^n  Ser^ttQung  bed  ^^eftc^te^  l^er. 


406  '^^^  @($raf  unb  ber  Xtaum. 

@etoö^n(id^  tritt  eine  Hemmung  bec  Sltnumg  im  @d^(afe  nur  aUma^Ii(^ 
ein,  roc^  bem  2:räumenben  atö  ein  fd^Ieid^enbe^  ^eronnal^en  beS  feinbßd^en 
SBefenö  erfd^eint. 

3)aö  SUpbrüden  in  ber  flaffifci^en  gorm  ifi  wo^t  jeftt  jiemlid^  unbe« 
lannt  unter  ben  ©ebilbeten.  2)enn  um  ©efpenfler  (Sllpmännd^en)  im  Traume 
}u  fe^en,  ifi  e«  bod^  vox  allem  nötig,  bafe  man  an  fie  glaubt.  3fi  Ie|tere^ 
nid^t  ber  ^aU,  fo  mirb  man  bie  Sltemnot  im  2;rattme  in  anberer  SBeife 
aui^Iegen. 

3(tö  5tna6e  litt  ic^  rec^t  ^dufig  an  ^tlpbrücf en ;  oBer  ber  Xraum  ^otte  für  nwf^ 
einen  gan)  5eftinmtten  ^n^alt  ^d)  pflegte  mit  meinen  jlameraben  gerne  in  einem  tiefen 
itetteröang,  $u  bem  ba«  Sic^t  nur  burc^  wenige  üeine  Dcffnungen  brang,  ju  fpielcn» 
yiad^ti  träumte  ic^,  ba|  ic^  burc^  eine  oon  biefen  Ceffnungen  su  !riec^en  fuc^te;  inbed 
fonnte  t^  nic^t  ^inburc^fommen,  fonbern  preßte  mic^  fo  feft  iniS  Soc^  hinein,  ba(  ic^  leine 
£uft  me§r  be!am.  92ur  burc^  eine  geioaltfame  Slnftrengung  gelang  ed  mir,  wieber  surüd^ 
jufommen.  ^iefeS  fleine  ^eifpiel  }eigt,  wie  berfelbe  Slei)  bei  oerfc^iebenen  Wenfc^ 
oerfc^iebene  ^rdume,  bie  ober  boc^  benfelben  @runbgeban!en  ^aben,  ouSlöfen  lamu 

S)ie  @mpfinbung  eined  tiefen  unb  iä^en^attei^  rü^rt  naddmei^« 
(id^  Don  einer  @rfd^taffung  ber  ^einmui^futatur  l^er. 

^  §a5e  bied  einmal  unter  fe^r  günftigen  Umftänben  beobad^ten  fömten:  eined 
SRorgend  lag  id)  im  ^albfc^laf  mit  ^c^gesogenen  Rniten  auf  bem  Mden.  $l3tli(^  glittea 
meine  $ü(e  auS,  wa^rfc^einli(^  weil  ber  @c^laf  tiefer  würbe  unb  infolgebeffen  bie  IBetn« 
muÄfeln  erfc^lafften.  6ofort  ^atte  i(§  bie  lebhafte  @mpfinbung  eine«  tiefen  SJaHed; 
aber  ba  ic^  fo  weit  wac^  war,  ba^  ic^  mir  über  bie  Urfac^e  biefer  ^mpfinbung  Ilor  werben 
fonnte,  Inüpfte  fxdf  aud)  !ein  ^raum  an  biefelbe. 

9led^t  l^äuftg  ifi  fo(d^  ein  ^ad  ber  Sd^Iug  eined  (angen  unb  äu^rfi 
unbe^aglid^en  Xraume«,  in  toetd^em  man  fid^  oerfolgt  mäl^nt.  Um  feinett 
aSerfoIgem  ju  entgelten,  fpringt  man  bann  aud  bem  ^nfier  ober  oon  einem 
93erge  ober  l^ol^en  @egenfianbe  l^inab  unb  mad^t  mä^renb  be&  ^aQemS  in  großer 
Stngfi  auf.  S)erartige  2:räume  rühren  gemö^nlid^  baoon  l^er,  bafe  ba^  eine 
93ein  über  bem  anbem  liegt,  fo  ba§  bie  Slutjirfulation  burd^  ben  3)rudE  auf 
eine  größere  Slber  gehemmt  mirb.  Um  biefelbe  mieber  au^jugleid^en,. 
arbeitet  bad  $er}  bebeutenb  Iräftiger;  baburd^  entfielet  bei  bem  @d[ilafenben 
ein  Sbtgfigefü^l,  oon  bem  ber  ganje  a^raum  auiSgel^t.  SBirb  ber  Qn* 
fianb  fd^tieglid^  unerträglid^,  fo  maätt  ber  @d^(afenbe  eine  ptöftlid^e  ä3e« 
megung:  ba&  93ein  gleitet  ^inab,  unb  l^erburd^  mirb  bie  @mpftnbung  be§ 
galleniJ  l^eroorgerufen,  ba«  ben  ©d^lufe  be«  2;raume«  bilbet.  3)ic  SRid^tig» 
feit  biefer  ©rllärung  l^abe  id^  mieberl^olt  an  mir  felbfi  prüfen  fömten,  inbem 
id^  ben  Xraum  miOIürlid^  baburd^  l^eroorrief,  bag  id^  mid^  mit  fibereinanber« 
gefd^lagenen  Seinen  in  einer  beftimmten  Stellung  jum  ©d^laf  niebertegte. 
2Benn  id^  bann  über  bem  fallen  ermad^te,  fo  fd^lug  ber  gSuliS  jebe^maC 
fd^neQer  atö  normal. 

3)ie  empfinbung,  nadtenb  ju  fein,  tritt  ein,  wenn  bie  Settbetfe 
l^inabgleitet  unb  einen  2:eil  be«  Äörper«  entblößt.  6«  ifi  interejfant,  barauf 
}U  adelten,  toie  bie  barau«  entfiel^enben  träume  fid^  aud^  l^ier  nad^  bem  oer« 


2)er  gn^alt  bcc  Xrdumc.  407 

fd^ebcnen  aSorfiellunöJ&inl^aU  bcr  Snbioibucn  oerfd^iebcn  gcfialten.  3)ie  junge 
^amt  glaubt  unbef leibet  im  SaDfaat,  ber  ^ßrofeffor  in  biefer  ©ejialt  auf 
bem  Jlat^eber,  ber  ^rebiger  auf  ber  Aan^el  ju  fein. 

^arnbrang  ifi  befannttid^  fe^r  oft  bie  SBeranlaffung  }u  2:räumen; 
biefe  ^anbeln  bann  von  allerlei  ^inbernijfen  jur  Sefriebigung  be«  Sebürf* 
niffeiS.  @el^r  l^öufig  fd^einen  aud^  fepede  träume  eine  ^olge  ber  Spannung 
ber  ^amblafe  ju  fein. 

enblid^  werben  ja^lreid^e  2iräume  baburd^  auögelöfi,  ba§  man  fid^ 
franf  fü^lt.  S)iefe  SIräume  finb  natürlid^  ebenfo  abroed^felnb  unb  mannig* 
faltig  n)ie  bie  Jlrantl^eit^urfad^en  felbfi  unb  barum  aud^  nid^t  tonflant  unb 
regelmäßig.  9htr  bann,  u)enn  ein  ^}}tenfd^  an  einer  ^&ufig  n)ieberlel^renben 
Äranl^eit  leibet,  fann  man  erwarten,  eine  bejKmmte  ©pur  berfelben  reget« 
mäßig  in  feinen  träumen  }u  finben.  @o  berid^tet  SEßepganbt,  baß  ein  ü^n 
oft  belfiftigenbei^  afi^matifdjieÄ  Seiben  in  feinen  2:räumen  ftet«  bie  SJorftellung 
l^eroorrief,  afö  ob  er  fiö^nenb  einen  ^o^en  33erg  erfüege.  S)ie  burd^  bie 
Jlrant^eit  l^eroorgerufene  ältemnot  toirb  alfo  im  Traume  ate  eine  anftrengenbe 
SSergwanberung,  bie  ben  Stem  benimmt,  aufgelegt,  äle^nlid^e  lonflonte 
träume  treten  aud^  bei  anberen,  öftere  mieberle^renben  jlranll^eiten  auf  unb 
foDen  fogar  im  oorau^  ainfälle  berfelben  anfünbigen  lönnen.  SJerartige 
aSoroerfünbigungen  burd^  2:räume  l^abcn  jebenfaH^  eine  große  »ebeutung  für 
ben  älberglauben  gehabt,  fo  baß  wir  im  ^olgenben  naiver  barauf  eingel^en 
müjfen. 

©er  Jn^aU  ber  QTräumß. 

9Bir  l^aben  gefe^en,  baß  bie  meifien  SIräume,  oietteid^t  mit  2lu«na^me 
einiger  weniger,  bie  gleid^  nad^  bem  ©infd^lafen  auftreten,  wa^rfd^einlid^  burd^ 
9?en)enrei}e  l^eroorgerufen  werben.  S)iefe  geben  bem  2:raume  aber  barum 
nod&  nid^t  feinen  befUmmten  fonfreten  Sn^^H;  melme^r  fann  ein  unb  berfelbe 
SReij  bei  einem  SWenfd^en  unb  erft  red^t  bei  mehreren  ^nbioibucn  bem  3n^alte 
nad^  oerfd^iebene  abräume  ^eroorrufen,  fo  baß  biefen  aütn  bcnnod^  biefelbe  6m« 
pfinbung  }u  ©runbe  liegt.  S)er  Sn^alt  be«  Xtanme^  ifi  alfo  fubjeflio  oer» 
fd^ieben,  er  ifi  oon  bem  SewußtfeinSin^alt  bei3  Snbioibuum^  abhängig,  unb 
ba  hai  9luftaud[ien  ber  ^raumbilber  fa^  auSfd^ließlid^  burd^  bad  3lffo}tation^« 
gefefe  befUmmt  wirb,  fo  werben  fietö  bie  jundd^ft  liegcnben  Slffojiationen  im 
abräume  l^eroortreten.  3^bod^  braud^en  bie  SJorftellungen,  bie  im  SBad^» 
jufianbe  uni^  bie  näd^fien  finb,  nid^t  notwenbig  aud^  im  @d[ilafe  bie  näd^fi« 
liegenben  }U  fein.  SJiele  a)ienfd^en  glauben  atlerbingi^,  baß  fie  ^auptfäd^lid^ 
oon  bem  träumen,  womit  fie  fid^  am  S:age  befd^äftigt  l^aben.  2lnbererfeit§ 
ifi  t&  aber  eine  alte  Seobad^tung,  baß  bie  „bunfeln"  SJorfleHungen  in  unferen 
2:räumen  eine  fe^r  wefentlid^e  SRoDe  fpielen.  S)iefe  ,,bunfeln"  SSorfiellungen 
fmb  teil«  Silber  oon  ©reigniffen,  bie  längfi  auj^  bem  ©ebäd^tnüJ  entfdjiwun« 


408  ^er  Schlaf  unb  ber  Xtanm, 

bcn  finb,  teite  SSorficIIungen,  bie  im  Saufe  beS  SJage^  eine  furje  3^  bie 
aiufmerffamlcit  flefeffelt  ^aim,  bann  aber  x>on  anbeten  oerbrongt  lootben 
ftnb.  ^enn  boiS  93en)ugtfeiniSleben  beiS  SBad^}u{tanbe^  auf^drt^  taud^en  biefe 
S3orfteUungen  in  ben  S^raumen  n)ieber  auf. 

9iobefto({  gebraucht  jur  5t(arlegung  biefer  Vorgänge  ein  fe^r  fc^öned  I6ilb:  ^^e 
@teme  leuchten  auc^  am  Xa%t,  i^r  2x^t  toirb  ober  bim^  bod  mel  bebeutenbere  ber  @onne 
überftro^lt  unb  bem  S(uge  nic^t  ftc^tbar;  ift  biefeil  gro^e  jeboc^  oerfc^rounben ,  fo  tauchen 
bie  ao^Hofcn  Keinen  empor  ebenfo  wie  bie  bunflen  ober  ^Keinen''  SJorfteUungen  beim  Ser* 
fc^winben  ber  ftärfercn  3n*w«ff^«  ^^  Xa^ti.** 

®r  fügt  ^in}u:  ^^orauf  beruht  bie  hi6)t  ju  beobac^tenbe  %^ai\adfe,  bo^  nac^ 
^ftigen  Gemütsbewegungen,  traurigen  erfc^üttemben  @reigniffen  bed  ^ageS  gan)  ^eitere 
Sorftedungen  im  Traume  ^eroortreten  unb  ben  @($lftfer  aUed  Seib  unb  Unglüc!  oergeffen 
(äffen,  ^e  2Me,  bie  ber  SBac^enbe  fi(^  felbft  nic^t  eingefte^en  n^oOte  unb  genmitfam 
nieberbrücfte,  erfüfft  be«  ©c^räfer«  ^erj  gans." 

SBä^renb  Siabeftodt  fo  ben  uergeffenen  aSorfleÜungen  grofee  SBebeutung 
beilegt,  fie^t  er  fie  bod&  nid^t  al^  bie  allein  entfd^eibenben  an.  S)a8  tl^ut  aber 
ber  granjofe  ©elage.  ®r  l^atte  bemerft,  bafe  ber  Xoh  eine«  Reben  33er* 
n)anbten,  ber  einen  tiefen  @inbrud  auf  il^n  mad^te,  erfi  nad^  einigen  9Ronaten, 
aU  ber  @d[imer}  fd^on  etn)aiS  ju  Derbtaffen  anfing,  in  feinen  S:rciunten  eine 
SRoIIe  §u  fpielen  begann.  aSon  nun  an  beobad^tete  er  forgfältig  feine  Xröume 
unb  fanb,  bafe  bie  Sraumbilber  jum  S^eil  uergeffene  erinnerungen  waren, 
ium  Xeil  aber  aud^  äSorfieQungen,  bie  im  Saufe  be«  2:ageiS  nur  für  btrje 
3eil  bie  Slufmerffamfeit  gefeffeü  l^atten,  bann  aber  oon  ben  bominierenbcn 
©ebanlen  jurüdEgebrängt  roorben  waren. 

^(d  ein  gutes  Beifpie(  für  Sroumbitber  ber  letzten  Slrt  ersä^It  Belage  foIgenbeS 
©reigniS.  3n  bem  $aufe,  roo  er  wohnte,  mar  baS  Oelänber  ber  Xteppt  unten  mit  einer 
Oloöfugel  oerjiert;  biefelbe  würbe  eine«  3:age«  serf (plagen,  unb  e«  »erging  einige  Qtü, 
el^e  man  eine  neue  auffegte.  Belage  tröumte  nun  eines  92ac^tS,  baf(  ein  j^nopf  oon 
jhtpfer  in  ber  gorm  eines  Tannenzapfens  ftatt  ber  ®(aS!ugeI  angebracht  morben  toäre. 
2lm  nä(§ften  aWorgen  erjä^rte  er  feiner  gamilie  ben  2:raum  unb  befc^ricb  ben  Oegenftonb 
gana  genau;  ju  feinem  großen  (grftaunen  ^örte  er  nun,  ba^  ein  forcier  fupferner  Änopf 
fc^on  feit  mehreren  3^agen  auf  bem  (^elönber  angebracht  mar.  Belage  mu|te  ben  ^nopf 
mehrere  Tlalz  täglich  gefe§en  ^aben;  aber,  obmo^r  er  i^n  gan)  genau  beschreiben  lomtte, 
f)aüt  er  i^n  fo  menig  bemerlt,  ba^  er  erft  jur  treppe  ging,  um  fic^  ju  überzeugen,  ob 
ber  Smat  fic§  bort  auc^  roirfUc^  oorfanb. 

S)ie  2lnfid^ten  barüber,  wie  weit  bie  SJorfiettungen,  bie  m^  am  %a%e 
befd^äfligen,  auf  baS  Traumleben  einen  ®influj5  ^aben,  gelten  alfo  jiemlid^  meit 
au^einanber.  Unb  ba^  ifi  ganj  begreif lid^;  bemt  e«  fel^It  eben  ein  gröfeere«  @r« 
fa^rungSmaleriat  über  biefe  grage.  Um  fotd^e«  au  fammeln,  fanbte  id^  oor 
längerer  ^dt  ein  ©d^ema  mit  fragen  über  ben  Sn^att  ber  ^^räume  u.  f.  f.  an^. 
3d^  erhielt  etwa  150  santroorten,  bie  mir  jeigten,  bafe  man  faum  ein  ®e* 
feß  über  bai^,  ma«  ein  SDienfd^  träumt,  auffteßen  tonn.  SSon  biefen  150  änt» 
Worten  ^aben  60  ein  befonbereö  3nterejfe  baburd^,  bafe  fie  x>on  ben  ©d^ütcm 
einer   befferen  ©rjie^ung^anftatt,   Don  Änaben   unb  Jünglingen  im  alter 


S)er  3n§a(t  ber  ^Träume.  409 


Don  12  btö  18  Salären,  bie  unter  tocfcntlid^  ßleid^förmigen  SScrl^ältmffcn 
leben,  l^rfiammen.  ©inigc  Seigrer,  bie  fld^  für  bie  ©ad^e  iutereffterten, 
i^olten  ben  Sd^ülem  bei  ber  äSeantoortung  ber  e^agen  beS  Sd^emad  ge« 
l^olfen,  fo  baj5  bie  Slntroorten  jebenfaa^  fo  genau  unb  juoerläffig  afe  mög* 
lid^  ftnb.  S)ie  übrigen  Sd^emata  finb  oon  ertDad^fenen,  gebübeten  SWännem 
unb  grauen  in  aSen  £eben^{teQungen  au^gefüQt. 

Setrad^ten  wir  nun  vorläufig  bie  Slnhoorten  in  i^rer  ©efamtl^eit,  ol^ne 
Unterfd^ieb  ber  3lIter«Haffen,  fo  jeigt  e«  fidji,  ba§  ungefäl^r  V*  ^^  Slntwort» 
fleber  in  il^rejt  S^räumen  burd^auö  feine  SBerbinbung  mit  ben  ©reigniffen  be& 
täflüd^en  Seben^  nad^roeifen  fönnen.  ^^xe  2;räuttte  finb  burd^fd^nitttid^  ganj 
wilb  unb  finnlod,  be^l^olb  oft  unangenel^m  unb  beängfttgenb.  SBenn  über«» 
l^aupt  3^9^  ^^^  b^tn  n)irllid^en  £eben  oorfommen,  fo  ftnb  biefe  gen)d]^nlid^ 
fionj  untergeorbneter  Slrt;  ein  belannte«  ©efid^t,  eine  bdfannte  ©egenb  lann 
fid^  in  bie  S^raumbitber  einfd^teid^en  ober  ben  ätal^men  für  biefelben  bilben, 
Dl^ne  aber  eine  wefentüd^e  SRoDe  ju  fpieten.  3)ie  übrigen  Ve  t^t^"  fi^ 
jientlid^  gteid^mägig  in  bie  iu)ei  entgegengefe^ten  Sluffaffungen.  S)ie  eine 
i&älfte,  alfo  V^  btt  fömtfid^en  Serid^terftatter,  ifi  ber  2lnfid^t,  bafe  bie  »e* 
fd^äftigungen  be^  täglid^en  fiebenS,  foioie  fold^e  ©rtebniffe,  bie  einen  tiefen 
€inbrud(  gemad[it  l^aben,  ftd^  in  ü^ren  träumen  ausprägen.  5Die  anbere  ^älfte 
giebt  an,  nur  ganj  auiSnal^ntön)eife  ettoa&  oon  @r(ebniffen  be^  tägßd^en 
2tbtxa  fofort  geträumt  ju  ^aben,  unb  ifl  namentlid^  ber  SlnfidSit,  baj5  fold^e 
S3egebenl^eiten,  wetd^e  bie  ©efü^le  fiarl  erregten,  erfi  lange  3^*  nad^l^er  in 
ben  Srfiumen  l^eroortreten.  Seibe  2luffaffungen  fd^einen  alfo  nad^  meinem 
imav  nur  geringen  ^{aterial  gleid^  oie(  Siedet,  ober  xomn  man  toiil,  gleid^« 
mel  Unred^t  ju  l^aben. 

@^  mürbe  natürlid^  in  l^ol^em  @rabe  intereffont  fein,  menn  ftd^  ein  be« 
ftimmteö  ©efeft  barüber  nad^meifen  liefee,  mer  im  allgemeinen  fofort  unb 
mer  fpäter  oon  bebeutungiSooden  @reigniffen  feinet  SebenS  träumt.  S)a  nid^td 
jufädig  ifl,  ebenfomenig  im  Seelenleben  mie  in  ber  SWatur,  fo  mufe  biefer 
Unterfdöieb  aud^  feine  befümmten  Urfad^en  ^aben.  aber  auf  bem  feelifd&en 
©ebiete  liegen  berortige  ©efeßmöfeigfeiten  fel^r  oft  fo  tief  in  inbioibueüen 
eigentümtid^leiten,  bie  nie  jur  ÄenntnüJ  be«  gorfd^erö  lommen,  begrünbet, 
bafe  bie  aSerfud^e,  il^re  Urfad^e  nad^jumeifen,  meifieni^  oergebUd^  ftnb.  3n 
Sejug  auf  bie  ermahnte  grage  fd^eint  man  aber  bod^  ein  gemiffei^  ®efe| 
na^meifen  }u  fönnen.  SRimmt  man  nfimlid^  bie  atter^llaffe  unter  15  Salären 
für  ftd^,  fo  jeigt  e«  pd^,  bafe  beinal^e  Va  ber  jungen  Seute  ju  benen  gehören, 
in  beren  abräumen  fid^  bie  2;agei3ereigniffe  getoö^nlid^  abfpiegeln.  9Da  biefe 
Vs  bei  ber  obigen  Sered^nung  mitgejäl^It  finb,  fo  ^aben  fie  natürlid^  bie 
Sol^I  ber  @ruppe,  bei  ber  bie  @reigniffe  beg  Sage«  im  ©d^Iafe  fofort  l^er* 
oortreten,  nid^t  unmefenttid^  erl^öl^t.  fiieraui^  folgt  bann  mieberum,  bafe 
tefttereg  bei  älteren  aWenfd^en  oerl^ältni8mäfeig  fetten  ifl.  SDie  ©rfa^rung 
fd^eint  bemnad^  bafür  ju  fpred^en,  bag 


410  ^cr  <Sc§raf  unb  bcr  Xraum. 


bie  ^ugenb  in  weit  ^öl^crcm  ®rabc  aU  ba«  älter  geneigt 
ifi,  von  Gegebenheiten,  bie  baö  ®emüt  im  Saufe  beiS  XaQt^  be« 
roegt  l^aben,  ju  träumen. 

S)a  ba«  ©efül^teleben  in  ber  Sugenb  meifien«  überwiegt,  bie  einjefaen 
©efü^Ie  aber  aud^  fc^neller  Dorübergeben  afe  im  fpätercn  älter,  fo  roeifi  unfer 
9tefultat  offenbar  barauf  l^in,  bag  bad  ©efä^liSleben  feinen  geringen 
einflufe  auf  ben^n^alt  ber2:räume  l^at.  ^\t&  ifi  auci^  nid&t«  9leue8;  ^  ifi 
pon  oerfd^iebenen  gorfd^ern  toieberl^olt  ^erüorge^oben  toorben  unb  jeigt  fld^ 
and^  an  mand^en  fünften  in  meinen  Sd^emata.  üRein  üRaterioI  genOgt 
in  biefer  öejie^ung  jcbod^  faum,  um  fiatiftifd^  etmaiJ  Sidjiere^  barüber  fefi* 
fleflen  ju  fönnen;  id^  befd&ränfe  mid&  be^^alb  furj  barauf,  bie  Äefultate 
mitjuteüen. 

©rftcnö  fd^eint  eö  jiemlid^  feiten  ju  fein,  bag  Scute  Pon  i§ren  gewöhn* 
lid^en  täglid^en  ä3efd^äftigungen  träumen.  S)ie^  tommt  mol^l  x>ox,  jebod^ 
nur  auöna^m^meife,  unb  fafl  ftet^  nur  bann,  memt  bie  Slrbeit  ben  Setreffen» 
ben  me^r  al^  gemö^nlid^  in  änfprud^  genommen  ^at.  S)agegen  merben  bie 
mel^r  ungemö^nlid^en  ®rlebniffe  be«  Saged,  alfo  befonber^  ©reigniffe,  meldte 
bie  ©efü^le  fiarf  erregt  l^aben,  leidet  in  ben  abräumen  auftaud^en  ober  ju  ben* 
felben  anlafe  geben.  3"  einigen  gällen  bemegt  ber  SJraum  jid6  um  bie  35e* 
geben^eit  felbjl  unb  um  ha^  eigentümlid^e  ©efü^fögepräge  berfelben,  in  anberen 
^äQen  toirb  bie  ä3egebenl^eit  nur  ber  nad^toeiebare  ätntajs  }um  S^raume,  ber 
bann  aber  leidet  ein  entgegengefeftted  @efül^liSgepräge  belommt.  @o  ift  ed  j.  9. 
nic^t  feiten,  bafe  ber  2:ob  eine^  lieben  aSerroanbten  einen  2:raum,  in  bem  ber 
©c^tafenbe  ©pifoben  auö  feinem  glüdtlid^en  3ufammenleben  mit  bem  9Ser* 
florbenen  roieberertebt,  ^eroorruft.  2)iefe  beiben  gälle,  J^räume  mit  bemfelben 
unb  mit  bem  entgegcngefeftten  ©efü^teton,  fd^einen  ungefähr  gleid^  häufig  }u  fein. 

©croiffe  unangenef)me  ©rcigniffe  ^abcn  befonbere  Steigung,  fid^  in  ben 
2^räumcn  5U  miebcr^olen.  Säger  träumen  häufig,  bafe  baS  ®eme^r  fid^  im 
entfd^eibenben  2lugenbticf  nid^t  entlaben  miß.  gaft  alle  3Renfd^en,  bie  ein 
mid^tigei^  ©jamcn  gemad^t  fjaben,  fennen  ben  peinlichen  2^raum,  bafe  fie  oor 
ber  Prüfung  fte^en  unb  allein  oergeffen  ^aben.  S)iefer  2:raum  fann  bie 
Seute  biö  in  i^r  ^o^eö  älter  l^inein  oerfolgen. 

©nbtid^  giebt  e^  eine  beftimmte  ©ruppe  oon  ©efü^len,  bie  bei  ben 
aWenfd^en,  bie  überhaupt  oon  ben  Gegebenheiten  be^  2:age^  träumen,  faji 
fonftant  eine  Sßeranlaffung  jum  SIräumen  wirb.  SBaö  gemünfd^t,  gehofft 
ober  gefurd^tet  mirb,  }eigt  fid^  im  bräunt  ald  mirflid^  unb  erffi&t;  boiS  forai 
aud^  nid^t  anber^  fein,  ©in  jebed  S^raumbilb  fteljt  bem  2:räumenben  afe  ein 
mirflic^e^,  augenblidftid^eiS  ®rlebnig  oor  äugen.  358enn  alfo  ein  @rcignU, 
ba^  im  mad^en  3uflanbe  ©egenjianb  unf erer  Hoffnung  ober  ^Jurd^t  ifi,  im  Slrowne 
auftaud^t,  fo  mufe  e§  ^ier  bai3  ©epräge  ber  SBirflid^feit,  ber  (grfüDung 
tragen.  ©0  fie^t  man  Hoffnung  unb  gurd^t  im  ^Jraume  fd^on  realifiert;  ba 
aber  für  ia^  eintreffen  beffen,  mcä  mir  münfd^en,  hoffen  ober  fürd^ten,  boc^ 


2)er  gn^olt  ber  träume,  411 

imtncr  eine  geroiffe  SWögl^feit  ober  gar  SBaJ^rfd^einlid^leü  oor^anben  ifi, 
fo  loerben  berartige  träume  oft  fd^etnbar  3u{flnftige^  oorauiSfagen;  l^ierauf 
fotmnen  loir  weiter  unten  jurüdf. 

S)ie  ®efül^l0}ujianbe  l^aben  atfo,  wenigfien^  bei  oieten  SWenfd^en,  einen 
nid&t  unbebeutenben  ©influfe  auf  baö  S^raumteben.  SKan  ge^t  aber  ent* 
fd^ieben  ju  todt,  loenn  man,  toie  Spitta,  barauiS  ben  @(i^(ug  }iel^t,  bag 
„ha^  ©ernül",  ba«  ©efü^teteben,  niemafe  fd^täft,  unb  bafe  afle  träume  l^ier 
il^ren  Urfprung  l^aben,  SBie  wir  oben  fa^en,  fd^einen  bie  SWenfd^en  l^in* 
ftd^tUd^  ber  Sräume  oietme^r  in  pei  ©ruppen  ju  jerfallen,  bie  jebod^  ge» 
mäfe  ber  SRatur  ber  ©ad^e  nid^t  fd^arf  abgegrenjt  jinb: 

SBei  ber  einen  ©ruppe,  ju  ber  befonberiS  Äinber  unb  junge 
Seute  gehören,  werben  bie  2;räume  geroöl^nlid^  bireft  burd^  bie 
Gegebenheiten,  weld^e  bie  ©efül^te  fiarl  erregen,  beftimmt.  S)ie 
anbere  (Sruppe,  juber  ^auptfad^tic^  ältere  fieute  gel^ören,  träumt 
meifi  Don  gIeid^gältigenS)ingen  auiS  bem  täglid^en  £eben;  bie  be« 
beutung^DoUen  äSegeben^eiten  taud^en  bei  il^nen  erft  bann  in 
ben  2;räumen  auf,  wenn  biefetben  fo  weit  jurüdftiegen,  bafe  il^r 
©efül^Uton  oerwifd^t  ifl. 

©inb  bie  2:räuttte  aud^  nteiflenö  mel^r  ober  weniger  finnloS,  fo  fann 
bod^  aud^  ba&  Entgegen  gefegte  ber  %aü  fein,  b.  f).  ein  üRenfd^  lann  im 
©d^tafe  S)inge  au^fü^ren,  bie  er  im  wad^en  3ujlanbe  laum  untemel^men  würbe. 
S)ie  ba;u  erforberlid^e  geiflige  ^^ätigfeit  oertangt  aderbing^  gemäg  ber  SZatur 
ber  ©ad^e  meifieniS  eine  lebhaftere  ^ß^antafie,  ate  wie  ber  SWenfd^  im  normalen 
ßufianbe  l^at  (Sbenfo  wie  ba§  feinere  ©piet  ber  SSorfiellungen  im  2;raume 
ganj  pl^antafüfd^e  Silber  hervorbringt,  fo  fann  eö  biiSweiten,  wenn  aud^ 
feiten,  etwa«  leifien,  bad  wirflid^en  ©inn  entl^ält. 

©0  ftnb  mir  öcifpicle  baoon  mitgeteilt  «orbett/  ba|  Seute  im  Schlafe  geometrifc^e 
Hufgoben  unb  9ldtfe(  gelöft  ^oben,  an  benen  fie  ftc^  im  roac^en  3uft<^^^  oergebeniS  ab$ 
%cm\}i!)t  Ratten.  (Sin  älterer  6e!annter  ©c^riftfteQer  tx^&f)lt,  ba^  er  a(d  ©tubent  in  einem 
2;roum  ben  Slnfong  eined  ©ebic^ted  gemacht  ^otte,  roa^  i^m  im  machen  3uftonbe  nic^t  möglich 
geroefen  war;  road  n^O^renb  bed  Schlaf ed ^gebic^tet^  max,  nat  gut,  ber  dieft  taugte  (eiber  nichts. 
^m  ^o^en  ©rabe  intereffant  ift  auc^  ber  folgenbe  Sraum,  ben  ^rofeffor  :^ütfen,  £e^rer 
ber  $§i(ofop§ie  in  @or5  auf  6ee(anb,  gehabt  unb  ^äufig  in  feinen  ^orlefungen  befproc^en 
^at.  @d  träumte  i^m,  ba^  er  in  5iio  be  S^^^^ro  war,  wo  eine  gro^e  Sttumination  an- 
IA|K(^  ber  ^^ronbefteigung  bed  ^aifer§  ftattfanb.  ©in  ^^randparent  sog  feine  Slufmer!^ 
fomleU  befonber«  auf  p*;  e«  ftanb  VIVAT  DO(N)  P(E)D(R)(0)  barauf. 

(St  oerflanb  nic^t,  ma^  bad  bebeuten  foKte,  ba(  oier  8uc^ftaben  in  5t(ammem  ge« 
fett  waren;  aber  wä^renb  er  barüber  nac^bat^te,  traf  er  einen  SWann,  ber  i^m  bie  (gr* 
fldrung  baju  gab:  ^5lönnen  @ie  bad  nic^t  oerfte^en?  (Sd  bebeutet:  ed  (ebe  ^on  $ebro, 
möge  er  nur  fein  Slero  werben."  2)a«  gntereffante  hierbei  ift,  einmal,  bafj  im  Xraum 
ein  3Wtfe(  swftanbe  lommt,  ba§  ber  Xräumenbe  felbft  nic^t  gleite  oerfte^t,  unb  jum  anbem, 
bofi  bie  @rflärung,  bie  anlegt  gefunben  wirb,  fc^einbar  oon  einer  anbcren  ^erfon  auS? 
ge^t.    @inen  fi§n(ic^en  ^aU  fü^rt  ber  ^oUönbifd^e  ©ele^rte  oan  (äoend  an. 


412  2)ie  öebeutung  bcr  träume  für  ben  2l6erglau6en. 

©d^tiefetid^  mufe  nod^  txxo&^nt  werben,  bafe  einige  SWenfd^en  a:rdume 
l^aben,  bie  mel^rere  SRäd^te  ^inburd^  fortgefeit  werben.  S)iei8  fyit  in* 
fofem  3»ntereffe,  aU  e^  bie  erfte  Slnbeutung  eine«  boppetten  öemufetfeini^» 
leben«  ift,  ha&  unter  anberen  SSer^ältniffen  weit  ausgeprägtere  formen 
annel^men  fann.    hierauf  gelten  wir  im  gotgenben  naiver  ein. 


3)ie  Xc&cufuttöi  &cr  STräumc  für  bcn  Äßcrgfaußen. 
J^zt  ©laubß  an  ffißipßn 


•33, 


Hx  l^aben  ben  Xraum  auSfül^rlid^er  befprod^en,  weil  er,  wie  fd^on 
gefagt,  eine«  ber  ^ßl^änomene  ifi,  bie  }u  ben  meificn  unb  bebeutung«ooDften 
abergläubifd^en  äSorfieQungen  SInlag  gegeben  l^aben.  ^^aft  aQe  im  äJorl^r« 
gel^enben  angefül^rten  ©igentümlid^feiten  jinb  Oegenfianb  mpfüfd^er  2lu«» 
legungen  gewefen.  @o  l^at  bu  $rel  nod^  in  unfern  2:agen  bie  furje  S)auer 
be«  2;raume«  aU  au«gang«punft  für  oRuItifKfd^e  2;^eoriecn  benuftt.  SBir 
förnien  l^ier  nun  unmöglid^  auf  alle  bie  Slbfurbitäten,  weld^e  oon  ben  SWgfU^ 
fem  au«  ben  (Sigentümlid^feiten  be«  SJraumleben«  abgelritet  worben  finb, 
eingel^en.  @erabe  be«^alb  ifobt  i^  perfud^t,  eine  einigermaßen  au«fä^rlid^e 
©arfiettung  ber  ^l^änomene  au  geben  unb  jugleid^  aud^  nad^uweifen,  wie 
biefe  auf  bdannte  pfpd^ologifd^e  ©efefte  jurüdfsufül^ren  finb.  ®er  Sefer  wirb 
bann  felbft  ol^e  ©d^wierigleit  entfd|ieiben  fönnen,  weld^en  SBert  man  ben 
mpfüfd^en  erflärungen  beilegen  barf,  bie  man  l^in  unb  wieber  antrifft.  3m 
^otgenben  befpred^en  wir  nur  bie  gewö^nlid^eren  abergläubifd^en  93orfieIIungen, 
bie  unjweifel^aft  au«  ben  ^Jräumen  entfprungen  finb. 

9In  ber  @pi|e  berfelben  {tel^t  ber  ©laube  an  ®ei{ter  unb  beren  ©in^ 
greifen  in  ba«  3nenfd^enteben.  S).ie  meifien  anberen  abergtäubifd^en  SBor» 
fteDungen  finb  nur  unmittelbare  ilonfequenjen  biefe«  ©lauben«.  SBir  fennen 
unter  ben  SBilben  faum  einen  JBoIföfiamm,  bei  bem  biefer  Olaube  nidftt 
Dorl^errfd^cnb  wäre;  bei  mand^en  ift  er  fogar  bie  einjige  nad^wei«bare  gorm 
einer  religiöfen  SBorfiellung.  Slud^  l^aben  wir  in  ber  l^ifiorifd^en  2)arpeffung 
gefe^en,  bafe  ber  ©eifiergtaube  oon  ben  SBöRem  be«  SKtertum«  an  bi«  in 
bie  ©egenwart  eine  gan;  außerorbentlid^e  93ebeutung  gel^abt  ^at.  @elbfl  bei 
ben  europäifd^en  SJöIfern,  bei  benen  er  in  ben  ältefien  Qeiten  oor  ber  83e* 
rül^rung  mit  bem  Orient  weniger  au«geprägt  gewefen  ijl,  Wnnen  bod^  beut« 
lid^e  ©puren  be«fe(ben  nad^gewiefen  werben.  älOe«  biefe«  beutet  barauf 
l^in,  bafe  ber  ©taube  an  ©eijier  ein  allgemein  menfd&Iid&e«  ^l^änomen  iji. 
©r  muß  alfo  eine  befümmte  Urfac^e,  bie  überall  unb  }u  allen  3^^  v)vd* 
fam  gewefen  ifi,  gehabt  l^aben,  fintemal  er  fid^  bei  ben  oerfd^iebenfien  aSötfem 
pnbet,  oon  benen  oiele  il^n  jebenfatt«  nidjit  burd^  Serül^rung  mit  anberen 
angenommen  l^aben  lönnen.    - 


3)cr  &lanbt  an  ©eiflcr.  415 


hiergegen  {cum  man  oOerbingd  mvoenben,  bag  tö  täntStoeQ^  btefelbe 
Urfad^  3u  fein  bxau^t,  bie  ftd^  ju  aQen  3eiten  geltenb  gemad^t  l^at.  9Bic  l^aben 
ja  gefel^,  wie  in  unfcrer  eigenen  3^  ^^  ©laube  an  ©eifler  burd^  eine 
®ruppe  von  ^^änomenen^  bie  auf  ber  prtntitioen  @ntn)id((ung^fhtfe  bei^ 
äRenfd^gefd^led^f eis  genrig  nid^t  betannt  getoefen  ftnb^  neued  Seben  b^tnmen 
l^at  9Ran  mug  aber  aud^  bebenlen,  bag  jnrifd^en  ben  Urfad^en,  bie  in  einer 
oerl^äteniJmäfeig  aufgellärten  3eit  einen  feit  Sal^rtaufenben  l^errfd^enben 
®lavä>m  3tt  neuer  Jtraft  unb  ju  neuem  2cbm  enoedCen,  unb  ben  ^^&no* 
mmm,  bie  urfprüngßd^  biefen  ©lauben  bei  primitiven  SBöHem  l^eroor* 
gerufen  l^aben,  ein  großer  Unterfd^ieb  befleißen  wirb,  ©benfo  mie  baö  2eitn 
bei  ben  äSilben  jegt  Diel  gleid^fdrmiger  unb  einfad^er  VH  atö  in  ben  }it)Ui« 
fterten  Sonbem,  fo  mug  ed  aud^  in  ber  Jtinbl^eit  be^  9nenfd^engefd^Ied^teiS 
geu)efen  fein.  2)a]^er  ifl  bie  älnnal^me,  bag  eine  befUmmte  3luffa{fung  bei 
u>efentlid^  gteid^arliger  geifüger  »Übung  au^  berfelben  Urfad^e  entfprungen  ifi, 
oud^  burd^aud  bered^tigt.  92atürtid^  Idnnen  mel^rere  Urfad^n  jufammengetDiirft 
l^aben,  aber  feine  l^at  mol^l  grdgere  93ebeutung  für  bad  ©ntße^en  beS  ®lavi^ 
bend  an  ©eifier  gel^abt  atö  ber  S^raum.  fie^terer  ifi  vor  aOem  ein  lom 
flonted,  normale^  pfpd^fd^eiS  ^l^änomen.  @r  tritt  ebenfomol^t  bei  bem  Jtinbe 
atö  bei  bem  ßrmad^fenen  auf,  DieQeid^t  in  ber  3ugenb  fogar  [tarier 
unb  lebl^after,  meiJl^alb  aud^  ber  ©d^lufe  bered^tigt  ifi,  bafe  er  in  ber  ftinb* 
ffüt  bed  aRenfd^engefd^led^teiS  eine  größere  9%olIe  gefpielt  l^at  al^  bei  m^. 
@nblid^  }eigt  baiS  S^raumleben  gerabe  ein  fotd^eiS  ©epr&ge,  bag  man  fafl 
fagen  fann,  e8  mufe  bireft  bal^infül^ren,  bie  ©Eifienj  einer  ©eifterroett  an^ 
junel^men.  SBir  betrad^ten  nun  bie  äRomente  beiS  SraumeiS,  tod^e,  wie  man 
onnel^en  barf,  bei  ber  enttoidttung  biefeij  ©laubeniS  mitgemirft  l^aben, 
ettoai  nä^er. 

3undd^fl  mn^  baran  erinnert  werben,  bafe  jeber  Sraum  bem  SIräumen* 
ben  als  DoQe  SBirflid^teit  erfd^eint,  wie  witb*  unb  pl^antafUfd^  er  aud^  t^at« 
fäd^lid^  ifl.  @rfi  wenn  mir  in  ber  ©rimterung  ba«  reprobujieren,  xoa&  mir 
im  S^raum  erlebt  l^aben,  erflären  mir  bieS  atö  ein  S^raumbilb.  Unb  felbfi 
bie«  !ann,  mie  mir  oben  (©.  403)  gefeiten  l^aben,  mitunter  fd^mierig  genug 
fein;  bie  3;raumbilber  fönnen  mit  fotd^er  Sebl^aftigleit  vox  un«  [teilen,  bafe 
mir  und  oft  nur  fd^mer  äberjeugen,  bag  baS  ©eträumte  lein  mirtlid^eiS 
©reignüs  mar.  3m  JJraume  feigen  unb  reben  mir  mit  töngfl  SBerfiorbenen, 
mir  werben  oon  p^antafHfd^en  Ungel^euem  oerfolgt,  mir  befud^en  ferne, 
unbdannte  ®egenben;  aüt&  biefeS  fielet  aber  in  ooQer  Stealität  oor  und, 
unb  menn  mir  eS  nad^  bem  @rwad^  nid^t  länger  ald  SBirtlid^teit  auffaffen, 
fo  gefd^iel^t  bad  nur,  weil  bie  ©rfal^rung  und  im  Saufe  ber  3^^  i^  ^^ 
©rfenntnid  gefüi^rt  l^at,  bafe  alle  biefe  „ßrlebniffe"  nur  ald  ein  freied 
^iel  ber  SSorfleOungen  unb  nid^t  ald  etwad  SBirllid^ed  auf}ufaf[en  fmb. 
S)ed^lb  l^ören  wir  fd^on  ald  Jlinber,  bag  bad,  wad  wir  wäl^renb  bed 
©d&lafed  erleben,  „nur  ein  2:raum  ifi";  mit  biefen  SBorten  beru^gt  bie 


414  ^te  Bebeutung  bet  Xtdumt  für  beit  SCberglouben. 


SRutter  bad  furd^tfame  Jtinb,  bod  mit  einem  @d^rei  aud  einem  beängfUgenbetn 
2;raume  auftoad^t.  @o  merben  mir  fd^on  al&  Jtinber  mit  bem  ©ebonfen 
vertraut  gemad^t,  bag  bod  ®etr&umte  nid^td  SBirflid^  ifl,  imb  im  reiferen 
alter  Idnnen  mir  m^  felbfi  baoon  überjeugen,  inbem  mir  mifere  ©rieb* 
niffe  im  Traume  mit  mtferer  5lenntnid  Don  ber  realen  SBett  oergteid^. 
3mmerl^in  mOffen  aber  bod^  mand^e  erfal^rungen  gefammelt  mtb  jai^treid^e 
äkrgteid^e  jmifd^en  ben  abfurben  ©rlebniffen  beS  3^raumlebend  mtb  ber 
mirftid^en  3Belt  angefleSt  morben  fein,  e^e  bai^  Slenfd^engefd^Ied^t  ju  biefer 
€rtenntnü^  gdommen  ifl.  SDtand^e  mi(ben  93öIIer  ftnb  äberl^upt  nod^  nid^t 
^u  ber  ©rlenntni^  gdommen.  5ba&  grofee  aWebijintier  ber  3nbianer  flnbet  fid^ 
nid^t  auf  @rben,  e»  jeigt  ftd^  nur  bem  üRebijinmanne  u.  }m.  in  feinen  Traumen; 
unb  bod^  glaubt  er  in  feinem  @ad(e  ein  @tfld(d^en  Anod^  von  bemfelben 
ju  l^aben  (orgt.  @.  18).  @inen  beutlid^eren  SBemeiS  für  ben  ®lauben  m  bie 
3Birißd^Ieit  ber  Xrfiume  lann  man  ftd^  laum  beulen. 

SBir  bürfen  alfo  oon  ber  Sel^auptung  auggel^n,  bafe  bie  Sraumbitber 
auf  ben  primitiven  @ntmidKung0fhtfen  beS  üRenfd^en,  mo  e&  eigentlid^  doS* 
fidnbig  an  einpd^t  in  bie  ©efefee  ber  Slatur  unb  bei5  ©eelenleben«  fel^lt,  für 
oolle  9Bir{(id^{eit  genommen  merben.  älber  baraud  ergiebt  fid^  aud^ 
ber  ®laube  an  ©eifter.  3m  Traume  }eigen  bie  SSerflorbenen  fid^  vat». 
©ie  finb  atterbing«  etma&  me^r  fd^attenl^aft,  aii3  wie  fie  bei  Sebjeiten  roaren^ 
unb  (äffen  aud^  gemöl^nßd^  leine  @pur  vm  il^ren  S3efud^en  }urüdt  —  aber 
fie  ftnb  beiSl^alb  nid^t  n)eniger  mirftid^.  @erabe  fo  l^albmaterieQ,  fd^atten» 
artig  oerfd^mommen  mie  bie  2:raumbUber  l^aben  bie  äSößer  ftd^  au(!^  }u  aOen 
Seiten  bie  ©efiatten  ber  ©eifter  gebadet.  2lber  nod^  loeiter:  nid^t  allein  bie 
SSorfleKung  von  bem  Slui^fel^n  ber  ©eifier,  fonbem  aud^  oon  il^rer  Xrt  unb 
SBeife  ju  esifUcren,  fd&eint  in  mand^en  gällen  burd^  bie  SRatur  ber  Xräumc 
befümmt  ju  fein,  »ei  ben  Slufiratnegem  (prgl.  ©.  12)  unb  oerfd^iebenen  anberen 
Böllern  finbet  man  ben  @la\xbm,  bag  bie  93erflorbenen  ftd^  eine  QeiÜmxQ 
auf  ber  ©rbe  in  ber  9W^e  i^rer  alten  SBol^nungen  aufl^alten;  erfl  fpäter 
entfernen  fie  fld^*  S)iefer  ©laube  bürfte,  wenn  e^  immerhin  aud^  fd^mer 
i^,  t^  pofttit)  nad^jumeifen,  mal^rfd^einlid^  aud^  in  ben  pfpd^ifd^en  äSor« 
gangen  be«  Traumleben«  begrünbet  fein.  SSSir  l^aben  gefel^  (©.  409)^ 
bag  flarfe  ©effi^ldeinbrädte  fld^  beim  Jtinbe  im  aQgemeinen  fofort  in  bm 
träumen  geltenb  mad^en;  romn  bie  ©effll^le  erblaffen,  l^drt  bamit  il^r  @tn* 
flug  auf  bie  2:raumbilber  auf.  2)ie«  gilt  ma^rfd^einlid^  aud^  für  ben  äRenfd^^ 
ber  auf  einer  Hnblid^en,  primitiven  ©ntmidClungdflufe  fte^t*  S)ie  SJerfiorbenen 
^gen  fld^  eben  fo  lange  in  ben  2:r&umen,  ald  bie  burd^  ben  %o\>  ge* 
medten  ©efäl^le  nod^  frifd^  futb.  SBenn  biefelben  aber  fd^minben,  l^dren  bie 
93erflorbenen  auf,  ftd^  ju  jeigen,  unb  bad  mirb  bamt  fo  angelegt,  bag  fte 
ftd^  oon  ber  @rbe  jurfid^ie^en.  —  äBenn  unfere  Jtemttniffe  oon  ben  SSebtng^ 
ungen  für  ben  Snl&alt  ber  a:räume  fid^  im  Saufe  ber  3^  erweitert  l^aben^ 
mirb  man  fidler  aud^  nad^meifen  lönnen,  mie  mand^e  anbere  (Sinjet^eiten  bed 


2)er  ©laubc  an  ©elfter.  415 


©tauben^  an  ©elfter  beu  (Sigentümtid^feiten  be^  S;raume^  entfprungen  ftnb. 
SBic  bie  ©aci^e  jroar  gegenroärtig  liegt,  toürbe  ein  folc^er  Slad^weiS  un^  ju 
aBju  melen  ^ppoll^efcn  führen. 

3loä)  ein  5{Junft  oerbient  bejprod^en  }U  werben.  2Bie  früher  fd^on  be« 
merft,  fpiett  bcr  ©taube  an  ©eifier  in  ber  urfprüngtid&en  europäifd^en 
SWagic  eine  oer^ättni^mäfeig  geringe  SRoUe.  S)ie  einzigen  toirfüd^cn  ©eifter, 
bie  in  ben  älteren  i^länbifd^en  ©agen  erwähnt  werben,  finb  bie  %y)lQ\ax, 
W  ©d^ufegeifter,  unb  biefc  jeigen  fid^  ben  aWenfd^en  fajl  auSfd&Iie^ßd^  im 
%tavime.  ©eroö^nlid^  wirb  bie  2)eutung  eine^  2:raume^,  in  bem  fid^ 
Icbenbc  SBefen  gejeigt  l^aben,  mit  ben  SBorten  eingeleitet:  ,,S)ieS  müjfen  bie 
Splßiöt  großer  aWänner  geroefen  fein"  (orgt.  ©.  66).  Sft  biefe  enge  SBer^ 
binbung  jmifd^en  S:räumen  unb  ©eijlern  bei  unferen  norbifd^en  SBorfa^ren  nur 
ein  S^föD?  Ober  barf  man  möglid^ermeife  aud^  hierin  einen  weiteren  33e* 
wei^  für  bie  entfte^iung  be^  ©eifierglaubcn«  aus  ben  S:raumbilbem  fe^en? 
S)a  bie  SRorblänber  für  p^ilofop^iif^e  ©pefutationen  nid^t  befonberS  bean* 
lagt  waren,  fo  ifi  eS  leidet  oerfiänblid^ ,  baß  fte  ben  ©tauben  an  ©eifier 
nid^t  weiter  entwidfett,  pd^  oielmc^ir  barauf  befd^rän!t  l^aben,  ©eifier  ba  anju* 
liefen,  wo  bie  ©rfal^rung  fie  unmittelbar  ju  jeigen  fd^ien  —  nämlid^  in 
ben  2;räumen. 

©0  wie  ber  ©laube  an  ©eifier  wa^rfd^einlid^  feinen  Urfprung  in 
a^raumbilbem  l^at,  bie  für  SEBirflid&feit  gel^alten  werben,  fo  finb  fxd^erlid^ 
aud^  bie  wefentlid^fien  ©igenfd^aften,  bie  ben  ©eiftern  beigelegt  werben,  ben 
S3eobad^tungen  oon  ben  @igentümlid^feiten  eines  @d[ilafenben  entnommen. 
aBäl^renb  beS  ©d^lafeS  liegt  ber  aWenfd^  ganj  rul^ig  ba,  anfd^einenb  unem« 
pfänglid^  für  äußere  3*eije;  unb  bod^  weiß  er  nad^  bem  ©rwad^en  oon  feinem 
SSerweilen  an  fernen  Orten  ju  berid^ten,  wo  er  nod^  lebenbe  ober  längft  oer^ 
fiorbene  SBefannte  getroffen  ^at.  Stimmt  man  bieS  alles  für  ootle  SBirflid^» 
feit,  fo  ifi  man  ja  gerabeju  ju  ber  annähme  gejwungen:  ©S  giebt  irgenb 
etwas  im  aWenfd^en,  baS  fid^  auf  eigene  ^anb  frei  bewegen  lann,  wä^renb 
ber  Äörper  jurüdfbleibt.  Unb  bleS  etwas  —  wir  fönnen  eS  „©eele"  nennen 
—  erweifi  ftd^  nod^  freier  ober  beweglid^er,  wenn  eS  erft  oom  ftörper 
toS  ifi.  aSon  biefer  SBorfieHung  ifi  nur  ein  Heiner  ©d^ritt  ju  ber  weiteren, 
baß  ebm  biefe  ©eele  nad^  bem  3:obe  nod^  eine  3eitlang  an  ben  i^r  befann» 
ten  Orten  oerweilt,  felbft  bann,  wenn  ber  ftörper  begraben,  oerbrannt  ober 
vom  geinbe  oerje^rt  worben  ift.  S)iefe  Setrad^tungen,  bie  fid&  bei  bem  2ln* 
btidfe  eines  ©djilafenben  oon  felbfi  ergeben,  führen  bemnad^  ju  bemfelben 
aSorfiellungSireife,  ber  aus  ben  ©igentümlid^feiten  ber  Xraumbilber  l^eroor* 
fling,  nämlid^,  baß  ber  SWenfd^  ein  jufammengefefeteS  SBefen  ifi;  ber  Äörper 
fann  fd^einbar  leblos  baliegen,  wä^renb  bie  ©eele  aUeine  Rd^  frei  ju 
bewegen  oermag,  unb  felbfi,  wenn  ber  Äörper  jerftört  wirb,  wirb  bie 
©ccle  weiterepftieren  unb  ftd^  ben  Slad^lebenben  l^in  unb  wieber  jeigen. 
hiermit   finb    bie   Sauptjüge   beS   ©eifterglaubenS   gegeben;    ber   weitere 


416  ^te  Sebeutung  ber  träume  fär  ben  9l5erg(au5en. 


Slu^bau  be^felbcn,  bcr  fe^r  oerfd^iebener  3lrt  fein  fann,  ifi  o\)m  3ntereffe 
für  um. 

IDeiBfagBnbe  unb  njaFjrfagßttbe  ffiräum^* 

SBie  wir  in  bcr  gefdSiid^tlid^cn  S)arjleIIung  fallen,  l^t  ber  aRenfd^  ju 
aßen  3^^^^^  ^^^  ©tauben  ge^ulbigt,  bafe  er  im  2;raume  Sluffc^Iufe  über 
SBergongenl^eit  unb  S^'wnft,  b.  f).  über  SMnge,  bie  if)m  im  road^en  3uftonbe 
oerborgen  finb,  erlangen  larat.  ^m  allgemeinen  würbe  fold^er  äuffd^lufe 
n)ol^l  ate  eine  Offenbarung  ber  ®ötter  ober  anberer  l^dl^erer  SBefen  ongefe^en. 
SBermutlid^  l^aben  juerfi  bie  Sleuplatonifer  bie  Sl^eorie  aufgefiettt,  baj5  ber 
aWenfd^  unter  geroiffen  Umjlonben  felbfi  in  ben  Sefift  l^öl^erer,  magifd^et 
Oaben  gelangen  unb  ben  ©öttem  ä^nlid^  werben  fann  (prgl.  ©.  132).  SDie 
©puren  biefer  Seigre  flnben  fid^  überaß  in  ber  geleierten  SWagie,  unb  wir  l^aben 
(©.  319  f.)  gefeiten,  bafe  ber  ©laube  an  magifd^e  ®aben  ber  träumenben  ©eele 
fid^  fogar  bei  einem  fo  mobemen  gorfd^er  wie  ©d^inbter  finbet.  3Jon  oome* 
l^erein  erfd^eint  eö  iebod^  atö  J^öd^fi  unmaH^^inßd^/  ba§  bie  träumenbe 
©eele  Jträfte  beft^n  follte,  bie  ber  SRenfd^  im  SEßad^juilanbe  nid^t  l^at. 
SEBaren  mirllid^  fold^e  Äräfte  oorl^anben,  fo  Knute  man  bod^  erwarten,  ba| 
biefelben  fid&  befio  reld^er  entfalten,  je  mel^r  bie  ©eele  fld^  im  ©d^lafen  oom 
iWrper  freimad^t,  b.  1^.  je  tiefer  ber  ©d^laf  wirb.  S)ie  roa^rfagenben  Sroume 
müßten  bemnad^  roa^renb  be«  tieffien  ©d&lafeg  entfiel  Slun  ^aben  aber 
unfere  obigen  Unterfud^ungen  gerabe  gezeigt,  bag  man  im  äefflen  ©d^lafe 
ma^rfd^einlid^  gar  nid^t  träumt.  S)ie  SJraume  entfiel^en  im  ©egenteil  wa^» 
renb  beÄ  UebergangeiS  in  ben  road^en  3^^*"^;  ^<^^  Sßorfiettung^leben  aber, 
baiS  pd^  l^er  geltenb  mad^t,  unterfd^eibet  fxd^  oon  bem  mad^en  SBeroult» 
feiniSleben  nur  burd^  ben  SWangel  an  2lufmer!famfeit.  ®i^  ift  beäl^alb 
^öd^fl  unwaierfd^einlide,  bag  fld^  in  biefem  Uebergang^flabium  befonbere 
magifd^e  Äräfte  entfalten  foüten.  JBielme^r  bröngt  fid^  bie  5^age  un^ 
auf,  mie  ber  ©laube  an  biefe  Jlräfte  auf  natürlid^em  SBege  l^ot  ent« 
fte^en  lömten. 

9Bir  l^aben  mieber^olt  auf  bad  Unflate,  haS  Qn^amxam^miSlo\t  unb 
©iratlofe  unferer  Xraumbilber  l^ingemiefen.  S)a  biefe  eigentümlld&fcit  allen 
unferen  Xräumen  mit  wenigen  Slui^nal^men  bad  d^arafterifHfd^e  ©epräge  gtebt, 
fo  folgt  barauiJ  (waiS  aud^  ein  jeber,  ber  e^  oerfudjit  l^at,  avi&  eigener 
©rfa^rung  weife),  bafe  eö  aufeerorbentlid^  fd^wer,  ja  fafl  unmöglid^  ifl,  eine 
in  allen  (Siniell^eiten  rid^tige  S)arftellung  eine^  Traumes  }u  geben,  ©elbfl 
wenn  man  benfelben  gleid^  nad^  bem  ©rwad^en  nieber^ufd^reiben  oerfud^t,  fo 
werben  immer  einjelne  ^ßunlte  oorl^anben  fein,  an  bie  man  fid6  nur  unbeut« 
lid^  erinnern  fann.  SßJenn  man  nun  nad^  eigenem  ®utbün!en  eine  fold^e 
Südfe  auigjufüDen  fud^t,  fo  bringt  man  unwittfürlid^  mel^r  ©tun  unb  Skr« 
ftanb  in  ben  %xa\xm  hinein,  ate  urfprünglid^  wa^rfd^einlid^  in  i^  entl^tten 


äOeidfagenbe  uxih  tua^rfadenbe  Stöume.  417 

gemefcn  ifl  S)ie  ©injcll^citen  unfcrcr  wirHld^cn  ©rtcbniffe  folgen  cinanber  ja 
wie  Urfad^e  unb  aSHrfung;  bicfcö  ftaufafoerl^ttltnfö  oertangen  mir  überall 
in  ber  SBett  unb  übertragen  e^  be^^alb  unroiflfürlid^  aud^  auf  unfere  ©r* 
tebniife  in  ben  träumen,  aber  bie  Siraumbilber  finb  nid^t  nad^  biefem 
aSer^ättniiJ  miteinanber  oerbunben;  i^re  ^Reihenfolge  ifl,  wie  wir  roiffen, 
nur  burd^  bo^  Sttffojiation^efeß  befiimmt.  3ebe^  nid^t  beuttid^  mel^r  erinnertet 
©lieb  eine«  SJraume«  wirb  ba^er  fieö  in  ber  Sffieife  ergänji  werben, 
bajs  man  untoi&fürßd^  einen  5taufa(iufammenl^ang  ^erfteUt  unb  bamit 
einen  ©inn,  ber  urfprünglid^  gar  nid^t  oorl^anben  geroefen  ifi,  in  ben 
Xraum  l^ineinbringt.  aflma^lid^  ermatten  bann  bie  im  ©ebäd^tni«  nod& 
l^aftenben  ^auptjüge  be«  Xraumei^  baiS  Gepräge  eineiS  loirlßd^en  @r(ebnijfed, 
unb  fo  fommt  immer  mel^r  S^f^^^^^^^^S  ^  SSemunft  in  ben  Sraum 
^nein.  ®r(ebt  man  bann  eineiS  ^age«  eine  ä3egeben^eit,  bie  einige  QüQt 
mit  bem  l^alboergejfenen  2iraume  gemeinfam  l^at,  fo  taud^t  biefer  in  ber 
(Erinnerung  in  gan}  oerönberter  @eftalt  nrieber  auf.  ^Man  bilbet  fid^  ein, 
gcrabe  bie  ^Begebenheit  geträumt  ju  Ifabm,  bie  nun  eingetroffen  ifl;  infolge 
eine«  burd^au«  natürlid^en  @ebäd^tni«fe^Ur«  mirb  ber  Xraum  bann  al«  ein 
^^meigfagenber"  angefel^en. 

$artf^*)  Berichtet  ü5er  einen  berartigen  2:raum,  ber  beS^olb  intereffani  ift,  ioeU  man 
^ier  beutlu^  fonftotiecen  !ann,  roie  er  ftc^  im  £aufe  ber  Qtxt  oeränbert  f)cd:  ^2lc^  lenne 
eine  ^amt  (^unbefreunbin),  roelc^e  träumte,  fie  n&^mt  mit  i^rer  ^milie  9l5f($ieb  oon 
i^rem  Sanbgut,  ba§  fte  für  ben  $rei«  oon  750000  ^ubel  ©erlauft  IJdttcn.  2)cr  Xraum 
mirb  erjO^lt  unb  belacht,  ©inige  Sage  fpftter  erhält  i^r  ®atte  oon  einem  ©üteragenten 
bie  Slnfroge,  ob  er  gemiHt  fei ,  fein  ®ui  )u  oertaufen.  9[fö  ungefährer  $reid ,  ben  ber 
Stauen  eo.  geneigt  fei  onaulegen,  wirb  bie  ^ummt  oon  750000  Wtad  genannt.  2)ic8  Qu^ 
fammentreffen  ^ot  nun  bei  ber  ftreng  ma^r^eitdliebenben  ^ame  ooOIommen  genügt,  bie 
^ufc^ung  ^eroorjurufen,  ba(  fie  nic^t  nur  bie  Qaf^l  richtig  geträumt,  fonbem  ouc^  bie 
SBertein^eit,  bo^  fie  a(fo  im  2:raum  nic^t  eine  $ube(|erbe,  fonbem  eine  @umme  ©elbed 
al«  3(equioalent  für  ba«  oerfoufte  ®ut  erhalten.  Unb  nic^t  nur  fte,  fonbem  ber  größere 
Seil  i^rer  Umgebung  ^t  ftc^  ooMommen  überaeugcn  laffen,  ba^  [i^  bie  @a(^e  in  ber 
Söeife  oer^alfe." 

3)a6  meiSfagenbe  Xräumc  biefer  2lrt  in  früheren  Seiten  oiel  l^fiufiger 
waren  ote  jeftt,  folgt  einfad^  barau«,  bafe  man  mrit  mel^r  träumte,  ober 
rid^tiger,  bafe  man  fid^  ber  airäume  beffer  erinnerte.  ®benfo  wie  ba«  Äinb 
feine  2;räume  leidster  bel^ätl  afe  ber  enoad^fene,  weil  e«  nid&t  oon  fo  emjier 
airbeit  in  Slnfprud^  genommen  ifl,  fo  mufe  man  fid^  aud^  in  früherer  QAt 
feinte  2;räume  beffer  erinnert  ^aben,  weil  ba«  fieben  weniger  oerwidfelt  unb 
ber  Äampf  um  ba«  3)afein  leidster  war.  ^ierju  lommt  femer,  bafe 
man  ben  Sräumen  eine  S3ebeutung  beilegte,  an  bie  man  jeftt  nid^t  me^r 
glaubt;  man  gab  fld^  gerabeju  aWü^e,  fie  ju  bel^alten,  unb  bie«  ifi,  wie  wir 
wiffen,  eine  wefentlic^e  Sebingung  für  bie  ©rinnerung.  Sitte«  bie«  gilt  oor 
aOem  für  ben  aWenfd^en  auf  ben  finblid^en  entwidtlung«fiufen,  wo  bie 


*)  Ueber  bie  Smgroa^rne^mung,  Seipjig  1894. 
2tftmann,  Aberglaube  unb  Saabmi,  27 


418  ^^  Bebeuiung  ber  SrAume  füt  ben  Hbetgloubeiu 


erlebniffe  im  ^Jrautnc  nod^  für  ooDc  SBirftid^fcit  ongcfcl^en  werben,  ^ier 
fonnte  man  in  ber  großen  SWengc  ber  2;raume  leidet  einige  finben,  bie  an* 
fd^einenb  toeii^faflenben  Snl^altd  waren;  unb  l^at  man  fo  erft  ein  offene^  Sluge 
für  bie  93ebeutung  ber  träume  nad^  biefer  Slid^tung  l^in  befommen,  fo  wirb 
baburc^  nur  ba«  3ntereffe  für  jle  gejleigert.  SSSeld^ed  ©emid^t  man  ju  ge* 
roiffen  3^^  t)en  Xräumen  beigelegt  ^at,  gel^  baraui^  beutlid^  l^eroor, 
bag  man  fie  in  ben  Ännalen,  j.  83.  ber  ß^albäer,  aufgejeid^net  finbet  (©.  40). 
S)ie  2;räume  fömten  alfo,  wie  mir  gefeiten  l^aben,  fd^on  baburd^  ben 
€l^aratter  einer  äBal^rfagung  betommen^  bag  fte  in  ber  Erinnerung  einfad^ 
oerbrel^l  werben.  3)amit  ifi  aber  bie  83ebeutung  ber  ©rinnerungSfei^ler  für  biefe« 
@tüd(  bed  3(berg(au6eniS  nod^  nid^t  erfd^dpft.  äBenn  man  aKe  feine  2:rfiume  be« 
l^alten  tonnte,  fo  würbe  mm  balb  entbedten,  bag  bie  meiflen  gar  nid^t^  3"^ 
fünftigeÄ  oorl^eroerfünben,  anbere  bagegen  gerabQU  falfd^e  SBeiSfagungen  jlnb. 
SHefe  @ntbedFung  würbe  aber  für  ben  Slberglauben  Demid^tenb  fein.  9Iun  treten 
inbeS  bie  üRängel  he&  @ebäd^tni{feS  {tüftenb  l^in}u  unb  l^alten  ben  ©tauben 
be«  aWenfd^en  an  bie  Sebeutung  ber  träume  tro|  atter  ©d^wierigfeiten  aufredet. 
ÜWan  erinnert  pd^  nid&t  aller  ^^räume;  benn  ba^  fann  lein  SWenfd^.  9iur  einige 
wenige,  bie  einen  befonberen  ©inbrudt  auf  unÄ  gemad&t  l^aben,  j^aften  im  @e* 
bäd^tniffe;  alle  anberen  werben  mel^r  ober  weniger  DOÜflänbig  oergeifen.  @rlebt 
man  iebod^  eineiS  Xa^ti  etwad,  bad  an  einen  ^raurn,  oon  bem  nod^  eine 
©pur  im  83ewu6tfein  Dorl^anben  ifl,  erinnert,  fo  fd^eint  biefer  plöftlid^  eine 
aSorbebeutung  gcl^abt  }u  l^aben.  2lIfo  erft  bie  nad^folgenben  83egebenl^eitcn 
geben  einjelnen  träumen  bie  Sebeutung  ber  ,,2Beij^fagung'' ;  biefe  bleiben 
im  ©ebäd^tnijfe,  wfil^renb  bie  grofee  3)ienge  ber  anberen  träume,  bie  mit 
einer  fpäteren  Segebeni^eit  nid&t  übereinfrtmmen,  aümä^lid^  oergeffen  wirb. 
JHeÄ  gilt  natürtid^  aud&  oon  ben  2;räumen,  bie  fid^  ate  falfd^e  SBei^* 
fagungen  erweif en;  man  mufe  eben  gan§  unbefangen  unb  frei  oom  ©lauben 
an  eine  83ebeutung  ber  träume  fein,  um  auf  fo(d[ie  träume,  bie  nid^t  rid^tig 
wei^fagen,  ad&ten  ju  fönnen.  3n  meine  oben  (©.  408  ff.)  erwähnten  ©d^emata 
l^atte  id^  aud^  bie  ^^rage  nod^  weiiSfagenben  träumen  aufgenommen.  SKd^t 
weniger  afe  40  ^ßerfonen  teilten  mit,  fold^e  2;räume  gehabt  }U  l^aben,  unb 
fül^rten  im  ganjen  gegen  100  Seifpiele  bafür  an.  S)iefe  Reine  ©ammlung 
ift  in  mel^rfad^er  Sejie^ung  interejfant.  3unäd&fi  faßt  bie  geringe  3al^l  auf. 
a5ie  meiften  geben  an,  ba^  bie  angeführten  weii^fagenben  2:räume  bie  einjigen 
ber  Slrt  finb,  bie  fie  überl^aupt  jematö  gehabt  ^aben;  nur  einige  wenige  be* 
l^aupten,  häufig  fold^e  2;räume  ju  ^aben.  gafi  alle  aber  berid^ten,  bafe  pe 
regelmäßig  träumen,  einige  fogar  in  jeber  9lad^t.  Offenbar  l^aben  biefe 
SWenfd^en  alfo  taufenbe  oon  bebeutung^lofen  2;räumen  gel^abt,  wä^renb  nur 
ganj  oereinjelte  berfelben  eine  „SBci^fagung"  jum  3n^ött  f)anm.  @^ 
ifl'bieiJ  ein  Sewei^  für  bie  SRid^tigfeit  unferer  obigen  83e]^auptung:  erfi  eine 
jufällige  fpätere  Gegebenheit  ruft  einen  einjelnen  2:raum  in  bie  ©rinnerung  gurihf 
unb  mad^t  i^n  bann  nad^träglid^  }u  einem  weüJfagcnben  2^raum.  2)ie  unjä^ligen 


Sßei^faöenbe  unb  wa^rfagenbe  2;räumc.  419 

Dcrgeffcncn  2;räume  l^ättcn  cbenfogut  roeii^fagcnbe  2;räumc  fein  fönnen,  unb 
fte  toaren  e^  getoorben,  toenn  {td^  etwa^  ereignet  l^ötte^  looburd^  fie  oor  ber 
SJergeifenl^eit  beroal^rt  worben  wären. 

S)ann  geben  mel^rere  S3erid&terflatter  an,  bafe  fte  l^öufig  falfd^e  weiiS» 
f agenbe  träume  gehabt  l^aben.  S)er  SludfaD  einei^  Untemel^mend  ifi  in  einem 
2;rauttte  propl^ejeit  worben;  aber  ber  ®ang  ber  Segebenl^eiten  entfprad^  bem 
Xraume  leiber  nid^t.  S)iei5  ifi  beiJl^alb  interejfant,  toeil  eS  beroeifi,  bafe  eö 
fii  im  Xraume  nid^t  um  magifc^e  Äräfte  l^anbett,  bie  mirfßd^  bie  3^^w"f* 
DorJ^eroerfünben.  3)er  2;raum  unb  bie  fpateren  ©reigniffe  finb  im 
allgemeinen  ganj  unabl^ängig  Donelnanber;  erft  ber  SWenfd^  bringt 
fie  unmillÜlrUd^  miteinanber  in  SBerbinbung  unb  finbet  eine  Sielen« 
lid&feit  ober  Unä^ntidjifeit  ^erau^,  je  nad^bem  er  feine  3(ufmerffamfeit 
auf  bie  UebereinfUmmung  be}ie^ungdmeife  Stid^tübereinfHmmung  bed  Xraumed 
mit  ben  ©reigniffen  rid^tet. 

@nblid^  l^at  meine  (Sammlung  baburd^  bai^  größte  3nteref[e,  bag  fte 
jeigt,  mie  reine  3ufättigfeiten  eigentlid^  nur  eine  unbebeutenbe  3ioUe  bei  ber 
entfiel^ung  ber  toei^fagenben  ^^räume  fpieten.  SRur  brei  big  Pier  SJräume 
fdnnen  fo  burd^  ein  rein  jufälligei^  ß^f^^^^^^^ff^  ^^^^^  äSegebenl^eit  mit 
einem  genau  in  ber  Erinnerung  gebliebenen  Traume  erKärt  merben. 

S)ied  gilt  Don  folgenben  fällen.  A.  beceitet  ft(^  sunt  (^amtn  oor;  ed  Mumt  i^m, 
ba^  er  Sekret  an  ber  @($u(e  roirb,  in  roelc^er  er  @c^ü(er  gemefen  ift.  ^iei^  gefc^e^t  je^n 
3a^e  fpöter.  —  B.  ^at  fic^  mit  einem  ^reunbe  über  eine  ^ier  im  £anbe  feUene  ^flanje 
unterhalten;  nac^td  trdumt  er  ton  biefer  ^flanje  unb  finbet  fte  am  nd(^ften  ^age  an 
einem  $(a4e/  ber  bemjenigen  ä^nlic^  ift,  roelc^en  er  im  Traume  gefe^en  ^at;  feit  Tanger 
3eit  mar  er  an  bicfcm  Drtc  nic^t  geroefen.  —  C.  träumt  oon  einem  Seic^enjuge  mit  jmei 
Seic^emoagen.  Einige  3^  barauf  ftirbt  ein  Sermanbter  unb  an  beffen  -Seerbigungdtäge 
ein  anberer  Serwanbter.  S)iefer  ^raum  ift  boc^  im  eigentlichen  Siijne  nic^t  in®rfüttung 
gegangen,  ba  feine  jmei  Seit^enroagen  bei  ben  »egräbniffen  twrl^anben  waren;  er  ift  vitU 
mt^t  nur  fpmbolifc^,  fofem  er  amei  ^obegfäUe  prop^ejeit.  — .  3«  bem  oierten  gatte  er* 
f(^etnt  ber  2:raum  in  ber  Erinnerung  fc^on  etwa«  oerbre^t,  ald  bie  S3egeben^eit  n)ir!li0 
eintritt.  D.  träumt,  baft  einige  3;eaer  jerbroc^en  werben.  2)ie8  geft^ie^t  am  folgenben 
Xage;  bie  ©ererben  l^aben  genau  bie  f^orm,  bie  D.  im  2:raume  gefeiten  ^at.  $ier  liegt 
bo(^  gemi^  ein  ©ebäc^tniSfe^ler  in  öejug  auf  bie  gorm  ber  Scherben  oor. 

3n  sal^lreid^en  ^äden  fd^eint  ber  ^raum  nur  beiS^atb  n)eigfagenb  ju 
fein,  weil  bie  ©rinnerung  bei  bem  eintritt  ber  S3egeben^eit  fd^on  oerfd^mommen 
getoefen  ifi,  fo  bafe  man  bie  äbroeid^ungen  §roifd&en  2;raum  unb  SBirftid^« 
!eit  nid^t  me^r  mal^mimmt.  Site  »eifpiel  berartiger  Sräume  fann  ber  nic^t 
ungemö^nßdSie  gatt  angefül^rt  werben,  bafe  fieute  oon  ^erfonen  träumen,  bie 
i^nen  ganj  unbefannt  finb.  Äürjere  ober  längere  3eit  nad^l^er,  oft  erft  nad^ 
3a^ren,  treffen  fie  mit  einer  gJerfon  oon  bem  Stu^fel^en  berjenigen,  bie  fie 
im  2;raume  gefeiten  l^aben,  jufammen.  3ßan  barf  mol^l  mit  SRed^t  bejroeifeln, 
bafe  ein  3Henfd^  pd^  eineg  nur  einmal  im  2;raume  gefel^enen  ©efid^te«  fo 
beullid^  erinnern  foDte,  bafe  er  e«  mehrere  ^af)xe  nad^l^er  mieber  ju  erfennen 
ocrmag.    S)ie  Äe^nlid^feit  ifi  ma^rfd^eintid^  ganj  illuforifd^. 


420  ^i^  Sebeutung  ber  2:rftuine  füi:  ben  XbetgUmBen. 

ätuger  reinen  Qn^äHigHeitm  unb  ©ebäd^tntöfe^tem  gie6t  e^  nod^  einige 
anbete  Umflänbe,  bie  einen  ^^ramn  fd^einbar  )u  einem  n}eidfQgenben  mad^en 
tonnen,  }.  S3.  votm  ber  Sroum  nur  bie  natflrßd^en  Jtonfequenjen  Don  Um« 
flänben,  bie  bem  ^räumenben  betannt  ftnb,  anzeigt. 

E.  trdumt,  loelt^e  $röbüate  et  im  (Ssamen  hdommt  (&t  exf^äü  nun  «.ungefO^ 
(bad  fitib  feine  eigenen  SBorte  in  feiner  äRitteilung)  btefe  ^täbüote.  gm  aUgemeinen  n>i^en 
bie,  weU^e  ind  (Spornen  ge^en,  »ad  für  ein  3^0>^i^  f^^  erwarten  bftrfen;  ed  ifl  a(fo  gonj 
natürtt((i,  ba^  ein  ^roum  ^ieroon  fic^  al«  ^ungefd^r^  jutreffenb  erweip.  —  SWe^rere  düere 
fetten  iK>m  3Ri(itär  unb  (Eiüi(  teilen  mit,  bo^  fle  hirj  vor  Sludbrut^  ber  legten  Striege  ge^ 
ixünmt  ^aben,  z^  gäbe  ^rteg.  9htn,  n>enn  l(riegt(gerü(^te  an  ber  ^agedorbnung  ftnb  unb  ber 
beoorfte^nbe  Sludbnu^  eined  i^rieged  bad  allgemeine  ©efpräc^  ifl,  erf^etnt  ein2;raum  ^ieroim 
M  gans  natürlich  —  F.  trdumt  von  ber  Sluf^ebung  einer  Verlobung;  hirj  borauf  tritt  bied 
n)ir!Iic^  ein.  (Er  »u^te,  ba^  jioif^en  ben  Verlobten  ein  gefpannted  Sßer^&ltnid  oorlag,  unb 
f^ättt  ben  ©rucj  alfb  au(^  im  road^en  3«!*««^«  oorau«fagen  fönnen.  —  Ö.  fü^rt  einen 
^emben  in  5t)pen^agenum^er;  er  rebet  baoon,  ba|  fie  einen  befiimmten  (Slu^ft^td^)  2:urm 
befteigen  woQen;  in  ber  92ac^t  tröumt  i^m,  ba^  fie  bort  oben  finb.  ©inige  2:age  fpdter 
ge^t  er  »irfUt^  mit  bem  gremben  ^immf.  —  Se^r  häufig  ftnb  Xrdume  oom  a:obe  be« 
ftimmter  ^erfonen«  SBenn  ber  Sräumenbe  mei^,  ba^  ber  16etreffenbe  !ran!  ift,  fo  fogt 
ber  2:raum  weiter  n\4t^,  ald  wad  man  auc^  im  matten  3uftanbe  oermtiten  !onnte.  (3lüd* 
(ic^ermeife  ftnb  biefe  ^rdume  leine  unfehlbaren  ^eiiSf agungen ;  wenn  ber  jlran!e  mieber 
gefunb  mitb,  fo  ift  ber  Xraum  balb  oergeffen.  3lu(^  ^ier,  mie  übcroD,  ruft  nur  bie  roirf* 
(id^  eintretenbe  Gegebenheit  ben  Sroum  in  bie  Cerinnerung  surflcf  unb  giebt  i^m  fo  bad 
Q^eprdge  einer  äßeidfogung. 

Sei  S3efpre(i^ung  bed  Sni^alted  ber  bräunte  n)urbe  naci^gennefen,  bog 
man  fe^r  oft  ba«,  wa&  am  S^age  ©egenfianb  ber  gurd^t  ober  Hoffnung  gc» 
roefen  iji,  in  ben  Xräumen  fd^on  realifiert  fielet.  2)a  man  nun  im  aUge* 
meinen  meber  etmad  )U  erl^offen  nod^  }u  fürchten  braucht,  maS  gan}  unmögKd^ 
ober  abfurb  x%  fo  i{l  ed  ja  red^t  natürlich,  voma  bcrartige  träume  fid^  oft  oud^ 
ttiatfäd^lid^  erfftflem  3)aT)on  fjobt  id)  fel^r  oiele  Seifpiele  in  meiner  Sammlung. 

Qin  Rnabt  n>ünf(^t  in  eine  ht^mmtt  6c^ule  lu  fommen  unb  1^  feinen  @ltem 
biefen  SBunfc^  audgefproc^en.  @ine9  Ütoc^td  trdumt  i^m,  ba(  er  in  ber  Aufnahmeprüfung 
ift;  einige  Seit  nac^^er  !ommt  er  wirttic^  in  biefe  @(i^ule.  —  ©ei  jungen  3)amen  f(^eint 
ber  2:raum,  ba$  fte  ©riefe  oon  ©ern>anbten  ober  greunben  befommen,  fe^r  aOgemein 
3U  fein.  !Die9  ge^t  bann  einen  ober  einige  2:age  nad^^er  in  (Erfüllung.  2)iefe 
a:rdume  f(^eincn  aber  gewö^nlic^  bann  einjutreten,  memt  bie  ©etreffenben  einen  ©rief 
eben  erwarten  bürfen.  •—  3)er  intereffantefte  gaU  ift  folgenber.  H,  ift  eine«  2;age§  mt 
einem  ^^reunbe,  oon  bem  er  fe^r  oie(  f)(üt,  sufammen.  ^{ac^td  trdumt  i^m,  ba^  ber  greunb 
hrani  wirb  unb  ftirbt.  ^ied  gef^ie^t  auc^  wir!lic^  einige  9Jlonate  fpdter.  3ut  Stii  bed 
^raumed  lag  nic^t  ber  geringfte  (^nmb  sur  Annahme  oor,  ba^  fein  ^b  na^e  beoorftdnbe; 
ber  iunge  HJlenfc^  war  ooQftdnbig  gefunb.  3um  ©erftdnbid  biefed  ^raumeS  mu^  man 
wiffen,  ba|  H.  ju  ben  SJlenfc^en  gehört,  beren  Srdume  burc^ge^enbd  ein  @efü^ldgeprdge 
§abe;t,  bad  ben  ©egeben^eiten  bed  ^ageS  gerobe  entgegengefe^t  ift.  IDie  ^ube  über  bad 
3ufammcnfein  mit  bem  ^reunbe  mad^t  ft(^  bei  i^m  alfo  in  einem  Sraume  ooller  ©orge 
unb  Srübf Ol,  ^ran!^eit  unb  ^ob  geltenb.  derartige  2:rdume  ^at  H.  mehrere  ge^t,  aber 
bief er  ^ine  f)at  ftc^  feinem  ©ebäc^tniffe  am  tiefften  eingeprägt,  weil  ber  ^eunb  lur)  borauf  ftarb. 

5Ratüriid^  fönnen  bie  SJräume,  meldte  bieerfüDungoon  SBünfd^en  anbeuten, 
fid^  aud^  baburc^  realifteren,  bafe  ber  Setreffenbe  felbji  an  ber  aSerroirfßc^ung 
mitarbeitet,  fofern  er  in  feinen  ^anblungen  eben  jenes  3^^^  ^^  Slugen  ^at. 


äBeidfagenbe  ttnb  loa^rfag^enbe  %x&nme.  421 


E.  loünfc^t  na^  Stalten  su  fommen;  ed  träumt  i^m,  er  toäre  bort.  SRe^rere 
So^re  fpätcr  erhält  er  bie  aWittel  jur  9leife  unb  fü^rt  biefe  aud^  wirflic^  m^.  —  @bcnfo 
natürlich  ifl  folgenber  gfoH.  ®ine  SRutter  tröumi,  bo^  i^r  6o^n  ftc^  in  $arid  verlobt; 
fte  erjd^lt  i^m  ben  Zroum.  gm  porgerüdten  Sitter  ste^t  ber  (3o§n  nac^  $arid,  n)o  er 
fk^  »trllic^  verlobt,  »ä^renb  er  .in  ber  ^eimot  ftc^  nie  bo^u  ^atte  entfc^lie^en  fönnen. 
^ier  fd^eint  ber  Sraum  gerobe^u  fuggeftb  geroirft  gu  f)ahtn;  er  fa^t  SJhit,  [i^  5u  ver« 
loben,  weil  er  wei^,  ba|  bied  in  $ari$  gefc^e^en  foll. 

3lxi)t  feiten  ftnb  bie  %x&\mt  fo  oerroidelt  unb  bic  l^onbelnben  ^erfonen 
in  fo  großer  ^a^  oorl^anben,  ba§  man  unmöglid^  mit  ©id^erl^eit  fagen  fann, 
wie  ber  Xraum  eigentlid^  in  ©rfüllung  gegongen  ifi.  2)ieä  gilt  }•  S.  oon 
fotgenbem  2;raum. 

^ne  iunge  3)ame,  ^rl.  L.,  träumt,  ba^  bad  $aud  brennt.  Sebo^  entfielt  fein 
Schoben  bur(^d  ^euer ;  fte  enooc^t  ober  aud  ©c^recf en  über  eine  6timme,  bie  i^r  juruft, 
fte  foQe  ftc^  oor  einem  beftimmten  Sage  einige  SRonote  fpöter  ^üten.  @te  erjä^lt  ben 
3:raum  i^rer  Umgebung;  in  berfelben  befinbet  fic^  eine  anbere  jüngere,  fel^  obergläubifc^e 
IDame,  grl.  M.,  bie  ft(^  nun  in  beftänbiger  f^urc^t  vor  bem  beftimmten  Soge  befinbet. 
^efer  fommt,  o^ne  ba(  jemanb  au|er  ^l.  M.  an  ben  Sag  beult.  SlbenbS  xoetbtn  t^at« 
•fdc^tid^  oUe  ^krfonen,  bie  ftc^  im  9Bo§nsimmer  aufgehalten  ^oben  —  tmter  biefen  auc^  Xj.  unb 
M.  —  fronl,  unb  a^ar  infolge  einer  ib^lenojpboergiftung,  bie  baburdj  oeranla|t  ift, 
bog  bie  Dfenflappe  gefc^loffen  xooxhzn  ift.  ^ad  9Mc^ftliegenbe  n)äre  ^ier  nun  onju^ 
nehmen,  ba|  bie  Vergiftung  gor  ntc^t  an  bem  propl^e^eiten  Sage  eingetroffen  ift/  ba^  mzU 
mt^x  ein  ®ebäc^tni«fe§ler  vorliegt.  S^be«  fc^eint  biefc  Sluffaffung  nad^  ben  Äufflärungen, 
bie  i(^  ermatten  ^abe,  boc^  audgefd^loffen  su  fein.  äBa^rfc^einlic^er  ift  bie  Hnna^m^  ba(  ber 
Sraum  bed^alb  in  Erfüllung  gegangen  ift,  weil  er  ali  jtontrftrfuggeftion  auf  gtl.  M.  ge^ 
wirft  ^qL  SHe  ängftlic^e  ^ome  ^ot  aud  f^urc^t  vor  bem  im  Sraume  angefünbigten 
^euer  bie  ©rfüQung  ber  ^rop^ejeiung  wa^rfd^einlic^  ver^inbem  moQen  unb  bedl^alb 
bie  klappt  gefd^loffen;  böburc^  ift  fie  bann  unfreiroiHig  bie  Urfac^e  baju  geworben, 
bof  ber  Sraum  in  ©rfüttung  gegangen  ift.  @ine  folc^e  unter  bem  ®influ^.  einer  beftimmten 
^uggeftion  fte§enbe  ^anblung  mirb  oft  audgefü^,  o^ne  ba^  bad  ^nbivibuum  ftd^  ber- 
felben  unb  ber  STlotive  baau  ben)u^  ift;  man  barf  fid^  bed^lb  nic^t  barüber  wunbem, 
tvenn  bie  betreffenbe  ^erfon  nad^^er  ieben3«fö«imen]^ng  mit  bem  SJorfaKe  auf«  beftimmtefte 
beftreitet  äßie  ed  ftc^  ti^atfäc^lic^  im  envä^nten  ^^aUe  vergalten  ^at,  wirb  faum  me§r 
fefl^fteUen  fein;  bie  Gegebenheit  liegt  ju  weit  in  ber  3^  surüd. 

3Bie  mir  fräl^er  ermäl^nt  l^aben,  toud^  in  ben  Traumen  oft  @r< 
innerungen  auf,  bie  bem  xoaü^  Semufetfein  oottfiänbig  cntfc^munben  finb. 
©old^e  erinnerungen  Knnen  notürlid^  ^äupg  baju  änlafe  geben,  ba§  ein 
Xraum  ereigniffc,  oon  benen  ber  aWenfd^  im  aSad^juflonbe  nid&t«  me^r  er^ 
innert,  rid^tig  meii^fagt. 

gur  Beleuchtung  biefer  9xt  von  Sräumen  mögen  folgenbe  Seifpiele  bienen.  iSm 
5lnabe,  ber  bei  fremben  2tv(ttn  war,  trdumte  von  einer  großen  geftlic^feit  im  §ttufe  fetner 
©rojeltem.  «m  folgenben  Sage  erhielt  er  einen  »rief  mit  ber  SRitteUung,  boj  ein  g^ 
infolge  beS  gubildumd  feineS  ^o^oaterS  ftottgefunben  ^Aite.  t^ier  wie  in  oOen  &%n^ 
liefen  %üUtn  ift  ei^  natürlich  nic^t  möglich,  nad^auweifen,  ob  ber  Srftumenbe  |emaU 
etwas  von  ber  @ad^e  gewu^  ^ot;  ift  le(tereS  aber  ber  gaU  gewefen,  ja  ^at  er  ouc^  mir 
bie  geringfle  H^nung  bavon  gei^obt,  fo  verfc^winbct  aUe«  3RerIwürbige  am  Sraume. 
<^  ift  bodj  ^öd^ft  wa^rf(^inli(^,  bog  ber  Rnabt  e3  einmal  gei^ört,  aber  wieber  ver* 
geffen  1^,  ba^  ber  (Steojvater  an  einem  beftimmten' Sage  fein  3ubilÄum  feiern  würbe; 
im  Sraume  taucht  bie  (grinnerung  bann  gu  ber  Seit  auf,  wo  ba«  geft  gefeiert  wirb.  — 


422  ^ie  8ebeittun0  ber  Xxöumt  fftt  ben  9(5erg(au6en. 


(^ne  ältere,  fd^n)äc^(t(^e  ^ebomme,  9hne.  X.,  bie  ^duftg  loeidfagenbe  Xrdume  §atte,  prte 
im  a:raumc  eine  junge  grau  oom  Sanbe  laut  rufen:  Reifen ©ie!  Reifen  6ie!  Wme.  N., 
ober  i^  fterbe!^  ^er  Xroum  nmrbe  ben  ^oudgenoffen  g(ei(^  morgend  erjd^tt;  mitiagd 
lom  bie  92ac^ric^t,  ba^  bie  junge  ^ou  wirfßt^  in  ber  Stockt  im  SSoc^enbett  gefiorben  fei; 
i^r  (e^ter  Sludruf  waren  bie  SBorte  geioefen,  bie  9hne.  N.  im  Traume  ge^drt  ^e.  fta^ 
ben  oorliegenben  Suffc^lüffen  ^aite  %tau  N.  bamatö  franf^eitd^Iber  i^re  $ra^d  oufge^ 
geben;  aber  fte  lonnte  bie  junge  ^ou  unb  nu^it  ma^rfc^etnlid^,  nninn  bad  (Sreignid  etn- 
treten  foOte,  unb  ba^  eine  gef A^rlid^e  Geburt  beoorftonb.  S(uf  biefen  oieUeic^t  oergeffenen 
2:^atfac^en  fc^eint  ber  Xraum  fic^  mtfgebaut  ju  ^oben. 

@inen  praftifd^en  Sßert  l^oben  bie  loetöfagenben  Xx&amt  nid^t,  meil 
immer  erft  hca  nad^fo(genbe  (SreignüS  entfc^eibet  ob  ber  Sraum  überl^aupt 
toet^fagenber  Statur  getoefen  ifi  ober  nid^t.  '&rx^  ftnb  fold^e  träume  un}nmfel« 
^aft  ber  S^f)t  m^  oerfd^ioinbenb  gering  im  SSergteld^  ju  ben  oiefat 
^^räumen,  bie  nid^td  oor^eroerlünben.  Siege  man  ftd^  otfo  in  feinen  ^onb' 
langen  Don  feinen  2;räumen  leiten,  fo  mürbe  man  in  ben  meijien  fallen  in  bie 
3rre  geführt;  man  märbe  fid^  nad^  ben  @r(ebni{fen  nic^t  einer  mirflid^en, 
fonbem  rein  imaginären  3Be(t  rid^ten.  (StmaiS  anberd  oer^alt  eiS  M 
aber  mit  ben  mal^rfagenben  träumen,  bie  fld^  auf  vergangene  Sreigniffe 
bejiel^en.  SBenn  in  fold^en  2;räumen  SorfieDungen  auftaud^en,  berer  hca  Qnbi* 
oibuum  ftd^  nie  bemugt  gemorben  x%  meil  fie  oon  nid^t  bead^teten  Steigen  l^r- 
rül^ren,  fo  fönnen  bie  2:räume  oft  mertootte  3luffd^läf[e  geben.  SJetage^ 
oben  (©eite  408)  ermfil^nter  S^raum  gel^5rt  l^rl^er;  nur  mar  fein  ^itC^aÜ 
o^ne  Sebeutung.  3Weine  Sammlung  entl^Slt  inbejfen  Sendete  oon  oer* 
fc^iebenen  ^äQen,  in  benen  Seuten  burd^  einen  folc^en  Xroum  aviS  groger 
93erlegen^eit  gel^olfen  morben  ift;  id^  merbe  einige  berfelben  anfahren. 

P.  war  in  einer  iSonbapot^elr  angefteUt.  ®ine8  SXbexM,  M  er  ^u  Sdttk  ge^en 
wollte,  vermiete  er  fein  ©c^lüffelbunb  unb  lonnte  ed  tro^  langen  unb  forgfdltigen  Suchend 
nic^t  finben.  3la6)ti  träumte  i^m,  ba(  er  auf  einer  IBanf  im  ©arten  fft|e  unb  bie  St^lüffel 
auf  einen  S^^^%  eined  ^olunberbufc^ed,  ber  an  ber  8an!  ftonb,  ^gte.  ®r  erinnerte  ft(^ 
am  ndd^ften  Si^orgen  biefed  Xraumed  unb  fonb  bie  @(!^lüffel  au^  nnrflic^  im  $olunber< 
bufd^e«  $ier  ^e  er  fte  im  Saufe  bed  2;aged  natürlich  unbewußt,  ^in  hänfen", 
§inge]^4ngt;  im  Sraum  tauften  biefe  unbewu^en  iBorfteHungen  wieber  auf.  —  @ans 
berfelben  Slrt  ift  ber  folgenbe  Xraum,  ben  ic^  mit  ben  eigenen  äBorten  beS  9^ 
ric^terftatterd,  eined  ^ie^tdanwaltd ,  wiebergebe:  „^n  einem  Sermine  ^atte  i^  einen 
großen  Stoffenumfat.  9eim^  9{ac^3d^len  ber  ^affe  ^atte  ic^  eined  2:aged  1000  jtronen 
SU  otef.  3(9  unb  mein  Itontorperfonal  fud^ten  mehrere  Sage  lang  mit  ber  größten  Sorg^ 
fali  ben  t^e^ler  su  finben,  ober  trot  aKed  itopfserbrec^enS  gelang  eiS  und  nic^t.  10  Soge 
fpäter  ober  entbecfte  id^  ben  ^ler  —  im  Sraume.  ^  jlanb  ndmli(!^  beutlic^  oor  mir  im 
Sraume,^wie  i^  einem  aSanne  tin  jlapital  oon  14000  ^r.  cai^bthaS^lte,  inbem  ic^  i^m  erft 
12000  5trj  inoerfc^iebenen  SDWlnaf orten  gab  unb  bann  swei  500  Är.s3ettel  mit  ben  SBorten: 
v,$ier:ift  nun  bad  Idte  unb  bad  14te  Saufenb",  überreichte,  bie  ber  SRann  o^ne  ein 
^Bort  ber  (Srwtberung  annahm.  91m  borgen  war  ber  Sraum  mir  no^  beutlit^  erinnere 
lic^;  bei  näherer  Unterfuc^ung  geigte  eS  fi(^  ba^  i^  oollftdnbig  rid^tig  getrdumt  ^e." 

a)ief eS  mögen  bie  wi(^tigften  Urfac^en  fein,  ba|  ein  Sraum  etwa«  weiöfagen  ober  wa§r* 
fagen  !ann.  SBenn  eS  mitunter  audj  f(^wer  ju  entfc^eiben  ift,  wie  e«  im  einjelnen 
f^Ue  in  9Bir!lic^Ieit   susegangen   ift,   fo    mu^  boc^   bie   9(nna^me   einer   natflrlic^en 


^toumbeutung.  423 

©rtldrung  immer  hai  ndt^ftliegcnbc  fein.  Stter  in  ber  Sitterotur,  namentlich  in  ber  diteren, 
ftnben  ftc^  la^lreic^e  8eric^te  über  fo  wunberlid^e  Xräume,  ba|  ftc^  bei  benfelben  eine 
notätli^e  Urfat^e  ü6er^aupt  nic^i  nad^roeifen  lö^t.  Saetbingd  famt  man  meiflend  auc| 
nic^t  entfd^eiben,  burc^  mie  oiele  ^ftnbe  ein  folc^eir  ^eric^t  gegangen  x%  ei^e  er  su  Rapier 
gebracht  morben  ift;  ba  ©eft^ic^ten  but^  mfinblic^e  UeberUeferung  immer  ehoad  audge« 
fc^müctt  werben,  fo  barf  man  biefe  IBerid^te  n)o§(  auc^  nic^t  al$  suoerldfftg  onfe^en. 
^eif^alb  ifi  ber  Serfuc^  einer  ®r!Iftrung  berfelben  auc^  gana  unnü^.  8ei  einigen  n)ir!(ic^ 
!onftatierten  Srdumen  fc^eint  man  jeboc^  nur  bie  SBa^l  su  ^aben  3n)ifd^en  einem  n)unber:! 
baren  3"f<^  ^ber  tere|)at§ifc^en  Ärdften.  2)ad  Problem:  ;,3:elepat^ie  ober  3ufaa?"  Bebarf 
beiS^alb  fpdter  einer  befonberen  ^e^anblung  (ß,  458  ff.). 

Dbmol^l,  Toie  wir  gcfe^cn  l^aben,  feine^rocg«  jebcr  S^raum  ein  ber* 
artigeiS  @epräge  l^at,  ba^  er  länftige  @reigni{fe  propl^ejeit^  fo  (ei^rt  bie 
©efd^id^te  bod^,  bog  man  aud^  DöQig  gteid^gultigen  ^^räumen  eine  toeiiSfagenbe 
Sebeutung  beigelegt  ^at  S)ad  ifl  anä)  gan}  begreif (id^.  3Bar  ed  n&m<^ 
ix6)  erfl  einmal  burc^  bef onberiS  in  bie  9lugen  fpringenbe  loeüsfagenbe  3^räume 
fefigefiettt,  ba§  bie  aWenfd^en  in  ben  S^räumen  Offenbarungen  oon  ben  ®öttem 
empfangen  lonnten,  fo  (ag  bie  9lnna^me  nal^e^  bag  aQe  träume  eine  93ebeu« 
tung  l^atten;  nur  jogen  bie  ©ötter  e^  in  gewiffen  gäflen  oor,  nid^t  ttar  unb 
beutlidj  }u  reben,  fonbem  fiimbolifd^^  in  Slätfeln,  bie  }U  löfen  eben  aufgäbe 
ber  SRenfd^en  mar.  Slber  nid^t  iebcr  mar  gefc^idft  baju,  biefe  Xraumrdtfel 
ju  raten,  ©omeit  unfere  SRad^rid^ten  jurfldtreid^en,  l^at  eS  immer  meife  aWäraier 
gegeben,  bie  einen  befonberen  3iuf  ate  S^raumbeuter  genojfen  unb  baburd^  in 
^o^m  älnfel^en  ffainben.  3n  ben  alten  d^albäifc^en  ^elbengebid^ten,  fomte  in 
ben  iiSlänbifd^en  @agen  merben  fold^e  ältönner  ermähnt  (orgl.  oben  @.  39 
imb  79);  ja  big  in  bie  neuere  3^*  W^^  befd^äftigten  bie  geleierten  aWagier 
fid^  mit  ber  2;raumbeutung  (©.  171). 

Sßenn  biefer  @taube  an  bie  S3ebeutung  ber  ^^räume  ftd^  fo  ^al^rieunberte 
^burd^  i^at  l^alten  tonnen,  fo  erf lärt  ftd^  hca  baburc^,  bag  eine  falfd^  9tud< 
legung  jietg  bem  S^raumbeuter  jur  fiafl  gelegt  mürbe.  2)ie  ©ötter  l^aben  e« 
gut  gemeint  mit  ben  SJIenfd^en  unb  il^nen  be^^alb  einen  mei^fagenben  Sraum 
gefanbt;  bag  biefer  mi§oerfianben  morben  ifl,  liegt  am  menfc^lid^en  Unoer« 
ftanb.  @o  blieb  ber  ©laube  an  bie  Sebeutung  ber  2;räume  aud^  }U  einer 
3eii  befiel^en,  mo  man  fd^on  nic^t  mel^r  an  ba^  birefte  ©inmirfen  ber  ©ötter 
burdö  S^räume  glaubte,  fonbern  biefe  me^r  milfenfc^aftlic^  erflärte.  SBie  tief 
ber  ©laube  an  träume  nod^  am  Sc^luffe  be^  3lltertumd  eingemurselt  mar, 
fielet  man  au«  einer  alten  berül^mten  Sd^rift:  „Oneirokritika",  oon  bem  pro«» 
fef jbneDen  2:raumbeuter  artemiboroS  oon  2)albüJ  (135—200  n.  (5^r.)  oerfagt. 

StrtemiboroiS  mar  ein  in  feinem  gac^e  fel^r  angefe^ner,  fenntnüJreic^er 
unb  gebilbeter  3Wann,  ein  greunb  mel^rerer  ber  befamtteften  ^J^ilofopl^en  ba» 
maliger  3^t.  äluf  feinen  oielen  unb  langen  Steifen  ^atte  er  ein  ungel^eureiS  SRateriat 
oon  Xräumen,  bie  angeblid^  in  (SrfüOung  gegangen  maren,  gefammelt.    S)ie 


424  3^  Sebeutung  ber  2:tft»me  für  ben  SCberglouben. 


Sei^anblung  biefe^  SRatcriat^  ifl  ^an)  rationell.  6r  fagt  au^brücfftd^,  bag 
man  aud  einem  eui}elnen  Si^raume  unb  beffen  Erfüllung  nid^td  in  ^ug  auf  bie 
Sebeutung  bei»  S^raumbilbed  f daliegen  barf ;  man  mug  immer  mehrere  g(eid^« 
artige  ^^räume  l^aben,  bie  in  borfelben  2Beife  in  SrfflOung  gegangen  ftnb,  um 
@<i^laf[e  baraud  }iel^en  )u  fönnen.  Unb  an  einer  anberen  @telle  ^gt  ed,  ba6 
man  mol^l  an^  ber  2trt  unb  SGBeife,  wie  bie  2:räume  fid^  erfüllt  l^en,  fc^lie^en 
!ann,  mad  biefe  bebeuten  unb  meidfagen;  aber  marum  fte  gerabe  ba^, 
mca  gefd^el^  ifi,  oor^eroerfünben,  miffen  mir  nid&t;  ba«  mufe  ber  Sraum* 
beuter  au«  feinem  3nnem  fc^öpfen.  (Sefunbe  ^fpd^ologie  unb  mitbe  ^^a\u 
taftereien  finb  in  einer  eigentümlichen  SBeife  in  feinem  3Q3erf  burd^einanber«* 
gemifd^t.  @iS  ifi  il^m  Itar,  bag  SRenfc^enlenntnid  Don  groger  93ebeutung  für 
ben  3:raumbeuter  i{i;  biefer  mug  flei^  ben  S^arafter  ber  SRenfd^en^  bie  ftd^ 
an  ifyx  menben,  erforfc^en;  ^.benn  e«  gefd&iel^t  oft,  bag  Seute  Don  3)iebjial^l, 
ÜRorb  unb  S^empelraub  träumen,  unb  banad^  }eigt  ed  ftd^,  bag  fie  nrirlßd^ 
folc^e^  oorl^ben."  aber  feine  StuÄlegung  ber  einjelnen  Xrfiume  ifl  nad^ 
unferen  Segriffen  ooüflanbig  miHfürlid^,  menn  man  aud^  ben  ©d^arffum  be» 
urnnbem  mu6,  mit  bem  er  bie  S)eutung  giebt. 

JB^ettn  ein  ^anbioerfer  ttdumt,  bo^  ev  oiele  $änbe  ^,  fo  ifi  bad  eine  gute  8or< 
bebeutitng;  et  wirb  immer  ooKe  Arbeit  f^obtn.  ^d  Xraumbilb  rniH  nftmlic^  befagen,  bof 
ber  9tann  ein  IBebürfnid  nadi)  mtitn  $dnben  ^oben  mirb.  ferner  bringt  biefer  2raum  benen 
&lüd,  bie  fid^  eined  rec^tfc^affenen  Sebend  befleißigen;  i(|  ^obe  oft  Gelegenheit  gelobt,  mic^ 
baoon  ju  überzeugen,  bog  er  Serme^rung  ber  Stinber,  ber  Sflaoen  unb  ber  Güter  prop^ejeit. 
^r  Schürfen  bebeutet  ber  2:raum  bagegen  Gefangenfc^aft,  inbem  er  fagt,  ba|  oiele  £yönbe 
etmad  mit  bem  S^rdumenben  ju  t^un  ^aben  merben." 

SRan  foOte  nun  ermarten,  baß  biefer  3R(mti  nur  geringe^  gutrouen  ju  feiner  5htnft 
gehabt  ^dtte,  ba  er  boc^  oielfac^e  Gelegenheit  gei^abt  ^oben  muß,  ftc^  von  ber  Un)ui>er> 
Utfftgfeit  berortiger  fünftlid^er  9lud(egungen  )u  überzeugen,  ^ied  ifl  jebod^  nic^t  ber  ^ü; 
er  be^anbelt  bie  @acl^e  mit  bem  größten  ®m{te,  ooQftdnbig  befangen  im  Glauben  an  bie 
9Hc^tig!eit  feiner  5tunft.  tiefer  @tanbpunft  tritt  am  fd^ftrfften  in  einer  Sammlung  von 
2:rftumen,  bie  in  (SrfüQung  gegangen  finb,  ^eroor;  biefe  Sammlung  bilbet  ben  legten  £eil  bei 
SBerfed.  fieiber  erad^lt  Slrtemiborod  nid^t,  ob  biefe  ^rdume  von  i^  ober  einem  anberen 
2;raumbeuter  fo  aufgelegt  ftnb,  wie  fie  fpOter  in  Erfüllung  gegangen  finb.  %ber  man 
barf  ftc^er  annei^men,  baß  ber  weidfagenbe  Sinn  bed  2;raumeiS  erft  fpftter,  ald  bad  @reig< 
nid  eingetreten  mar,  bem  93etreffenben  Ilor  geworben  ifl;  bemt  ^raum  unb  (Erfüllung 
^aben  in  aU&x  biefen  ^Qen  fo  wenig  mit  einanber  3u  t^un,  baß  man  ru^ig  oom  ^raum 
fagen  lann,  er  fei  auc^  in  (Srfüüung  gegangen,  wenn  genau  ba9  @ntgegengef elfte  einge« 
troffen  wäre. 

„(^n  3Rann  ^atte  feinen  So^  ald  SHngfämpfer  nac^  Olympia  gebracht  unb  träumte 
nun,  baß  ber  So^n  auf  ber  9lennba^n  getötet  unb  begraben  worben  fei.  ^er  So^n  würbe 
natürlich  Sieger  in  ben  ol^mpifc^en  Spielen;  benn  ebenfo  wie  man  bem  2:oten  eine  Ge* 
benftafel  errichtet  unb  i^n  feiig  preifl,  fo  t^ut  man  bied  auc^  bei  ben  Siegern  in  ben  oli^m« 
pif^en  Spielen.''  —  „(&in  Ttann  tt&umtt,  baß  fein  Sto(f  jerbrocl^n  wäre,  dt  würbe 
!ran{  unb  la^m;  feine  !örperlic^e  itraft  unb  fein  äßo^lbeftnben  waren  nämlic^  mit  bem 
Sto(fe  angebeutet.  Xld  er  nun  über  bie  an^altenbe  Sä^ung  fe^r  oerftimmt  war,  träumte 
er  wieber,  baß  fein  Sto(f  zerbrochen  fei.  Ott  würbe  gleich  gefunb;  ber  Sraum  fagte  jeft, 
er  ^ätte  feinen  Stocf  nic^t  länger  nötig."  —  „Semanb  träumte,  er  äße  ©rot,  in  §omg 
getaucht.    2)er  aSann  warf  ftc^  auf  p^ilofop^if^e  Unterfu^ungen ,  erwarb  ft^  bie  barin 


S^rournbeutung.  425 


tnü^aUznt  SBeid^eit  unb  getoann  baburc^  gvo^en  Sleic^tum;  ber  $onig  bebeuteie  natürlich 
bic  ©üliglett  bcr  Söificnfc^aft,  ba«  ©rot  bcn  (Srmcrb." 

^znn  ein  9)2ann  u)ie  SCrtemtborod  fe(bft  biefe  @ef(^id^ten  al$  f^mbolifc^e  Sröume, 
bie  in  ©rfüttung  gegangen  ftnb,  betrachten  !ann,  fo  ift  e§  (eid^t  oerftänblic^ ,  ba|  feine 
aberglätibifc^en  Seitgenoffen  nic^t  fritifd^er  ju  9Ber!e  gegangen  fmb.  —  Slber  fc^on  ber  fefle 
staubt  an  bie  ffio^r^eit  ber  SBorou^fagung  allein  !ann  bie  Urfac^e  fein,  baj  oiele  2:räume 
gerobe  fo  in  (^rfüUung  ge^en,  nie  fte  aufgelegt  finb,  n)ei(  ber  Srdumenbe  mit  biefem 
3tele  tu>r  ^ugen  ^onbelt.  hierfür  entölt  SCrtemiborod^  9Ber!  auc^  mele  iBeioeife;  toit  loffen 
und  mit  nac^fotgenber  Gegebenheit  aud  ber  IBeltgefc^ic^te  genügen. 

„^U  SCIejranber  Xyxo^  belagerte  unb  beforgt  ipar,  roeit  bie  S^etagerung  fic^  fo  in 
bie  Sdnge  jog,  träumte  er  einmal,  ba^  er  einen  ©at^r  (satyros)  auf  feinem  ©(^ilbe  tonjen 
fäije.  3wf^tg  befanb  ber  ^raumbeuter  Slriftanbro«  ftd^  im  ©efolge  be«  Äönig«,  unb  er 
beutete  ben  Xraum  fo,  bag  er  bod  3Bort  ©at^rod  in  @a  X^rod  (bein  ift  ^^rod)  teilte, 
^rbur^  benirlte  er,  baß  ber  5l5nig  einen  heftigen  SCngriff  auf  bie  Stobt  untema^  unb 
$err  berfelben  rourbe."  ®g  finb  roo^I  !aum  oiele  berartige  Slefultate  erforberlid^  geroefen, 
um  einem  3:raumbeuter  ^o^e§  2lnfe^en  ju  oerfc^affen. 


jBc 


5)a$  3la($fn)an&eftt. 


)ü  bcn  erlcbnijfen  im  S:rauTnc  wxxh  ein  normaler  3Wen[ci&  fid^  im 
ottgemeinen  ganj  paffto  Derl^alten,  felbfl  bann^  menn  er  in  (ebl^afteflcr  Sffti* 
Ditut  ju  fein  mäl^nt.  5Den  bcfien  Sewei«  l^ierfür  l^aben  mir  mo^l  barin,  bafe 
Xt&ameal^  ®anjeiS  betrad^tet  nur  (Srinnerung^bilber  ftnb;  am  l^&uftgften  treten 
fic  ate  ©efid^töbilber  auf,  bi^meilen  aber  aud^  ate  ®e|dr8oorfleIIungen,  inbem  fie 
bei  einigen  SRenfd^en  mel^r  ben  Sl^aralter  x>on  @efpräd^en,  qI&  Don  @itua< 
tionen  l^aben.  9lid^t  fetten  jebod^  fmb  befonber^  lebl^afte  S^räume  oon  93e* 
toegungen  begleitet,  namentßd^  bann,  menn  bie  S^raumoorjlellungen  oon  einem 
aui^geprägten  Oefül^telon  begleitet  Rnb  unb  unangenel^m  merben.  Unter  fold^en 
Sirdumen  wirft  man  fid^  im  Sette  uml^er;  ba«  aipbrfldfen  fül^rt  jU  gemattfamen 
Stnfhrengungen,  um  bie  fiaji  abjumerfen,  bie  auf  ber  Srufl  ju  rul^en  fd^eint. 
©el^r  oft  mad^en  fold^e  2;räume  pd^  in  Sieben  bemerftar.  SBie  frül^er  er« 
TOÄ^nt,  finb  ©pred^bemegungen  mit  ©eJ^örÄoorftettungen  fo  feft  affojiiert,  ba§ 
biefe  nid^  trdftig  merben  fdnnen,  ol^ne  ein  mel^r  ober  meniger  (auteiS  @pred^en 
l^orjurufen,  (S^  ijl  be^fialb  ganj  natflrlid^,  ba§  Äinber  unb  junge  Seute 
oft  im  ©d^Iafc  reben,  ba  il^re  Sröume  meifl  fel^r  lebl^aft  ftnb.  Sebod^  ift 
l^leroon  nod^  ein  weiter  Schritt  jum  Slad^tmanbeln ,  meil  bie  ©epd^t^bitber, 
bie  bei  ben  meiftot  9Renfd^en  ben  mefentlid^fien  ^nl^att  ber  träume  auiS« 
mad^,  lange  nid^t  fo  fefl  mit  ben  Semegungen  ber  ©lieber  ajfojiiert  fmb, 
mie  bie  ©ei^riSoorftellungen  mit  ben  ©pred^organen.  ©iel^t  man  fid^  im  Xroume 
in  einer  befiimmten  ©itualion,  in  ber  man  felbjl  l^anbelnb  auftritt,  fo 
jeigen  pd^  oietteid^t  fd^mad^e  Sejtrebungen,  biefe  »emegungen  mirflid^  au^ju« 
füllen,  aber  ed  mirb  bod^  nid^t^  baraui^,  fo  lange  bie  eigentlid^en  Semegungd« 
oorfieHungen  fehlen.    JBenn  biefe  bagegen  unter  befonberen  Umfiänben  auf« 


426  ^od  Stoc^ttmmbeln. 


treten,  toirb  haS  ^nbimbuum  bie  ^anblungen  tDirllid^  au^ffil^ren,  oon  betten 
e^  träumt,  unb  ber  3Wenfc^  ,,nac5tnjanbelt". 

»ei  enoad^fenen  ift  ba«  Slad^troanbeln  äufeerft  feiten;  e«  fommt  l^ier 
fall  auiSfd^Keglid^  nur  in  äSerbinbung  mit  beflimmten  jtronf^eiten  oor.  @o 
^at  man  e^  atö  ^o(ge  oon  ©el^imoerte^ungen  ober  in  Serbinbung  mit  9len)en« 
leiben,  namentlich  mit  ^iiflerie,  auftreten  fe^en.  Sei  jtinbem  ifl  ei^  bagegen 
xt^i  allgemein.  SRerfmürbigerroeife  liegt,  foroeit  mir  befannt,  feine  ©tatiflff 
hierüber  oor.  3lIIe^,  mad  id^  Aber  bie  ^äufigteit  bed  92ad^tmanbelnd  bertd^ten 
tann,  l^abe  id^  meinen  @c^emata  entlel^nt,  unb  hc^  baburd^  gemonnene  SRateriol 
ift  oorläufig  noc^  red^t  gering.  93on  51  jtnaben  berfeU^en  @r}iel^ungSanflalt 
Ratten  8,  alfo  167o/  an  Slad^tmanbeln  gelitten,  jebod^  nur  ein  ober 
einige  3Wale.  83on  67  ermad^fenen  3Wännern  geben  4  an,  bafe  fie  e«  ate 
golge  einer  Äranf^t,  Sppl^u«  u.  f.  m.,  gel^abt  Ratten;  mir  laffen  l^ier  biefe 
§ä(Ie  auger  93eirad^t.  12  anbere  erinnern  fid^,  bag  ed  bei  i^nen  einjelne 
3Rale  oor  bem  fflnfgel^nten  ober  fed^}e^nten  Sebendjal^re  oorgelommen  fei;  bei 
}meienberfelben  trat  bad9Iad^tmanbeln  regelmäßig  auf  unb  bauerte  bi$  ini^  l^ö^ 
ällter.  Sei  biefen  beiben  ^erfonen  lagen  mol^l  neroöfe  Störungen  mit  oor; 
e^  bleiben  alfo  nod^  10,  b.  i  15®/o,  jurüdf,  bei  benen  nur  ein*  ober  jmeimal 
ol^ne  nad^meüsbare  Seranlaffung  ein  9Iad^tmanbeln  }u  fonflatieren  ift.  5Diefe  3<^l 
fümmt  ja  fe^r  gut  mit  ber,  bie  mir  bei  ben  Änaben  gefunben  l^aben,  überein; 
alfo  mit  anberen  SBorten:  hü  ungefähr  Ve  ^Oer  männlid^en  Snbioibuen  ftnb  oor 
bem  16.  SebemSja^re  ifolierte  älnfäde  oon  9lad^tmanbeln  nac^}umeifen.  SBenn 
man  au«  biefem  geringen  SRaterial  eixoa^  fd^liefeen  barf,  fo  fd^einen  bemnadj 
ifolierte  Einfälle  oon  92ac^tmanbeln  rec^t  allgemein  }u  fein. 

Unfer  3nterejfe  erfiredft  Rc^  natürlid^  junäc^P  auf  bie  oielen  munber* 
baren  ©efd^id^ten,  bie  man  oon  ben  Stac^tmanblem  er)ä^lt.  Suf  il^ren  näd^t« 
liefen  Sßanberungen  jie^n  fie  eiS  oor,  bie  fd^mierigfien  Stellen,  mie  "Siatl^* 
firfte,  S)ad^rinnen  unb  bergleid^en,  aufjufud^en,  bemegen  fid^  l^r  mit  einer 
unbegreiflid^en  Sic^er^eit  unb  fai^ren  bie  l^aUbred^erifd^fien  @£per{mente  aud. 
SBenn  man  fie  nur  nid^t  medft,  inbem  man  fte  bei  Slamen  ruft,  feieren  |te 
ru^ig  loieber  in  baS  Sett  jurfldt  unb  jioar  burd^  S)ad^fenfler  ober  anbere  un* 
jugänglic^e  Ceffnungen,  burd^  meldte  fte  ben  3Beg  )u  finben  gemußt  l^aben. 
älud^  oodjie^en  bie  92ad^tmanbler  geiftige  9trbeiten,  bie  fie  im  mad^en  3ufianbe 
nid^t  leiflen  tonnen;  fte  lefen  frembe  @prad^en,  bie»  fie  nie  gelernt  ^aben  u.  f.  io. 
^rartige  Seric^te  finbet  man  in  großer  aJlenge,  unb  bie-  aw^füfer  l^aben  l^rin 
natärlid^  Semeife  für  bie  ^Sl^eren  Kräfte  ber  Seele  gefe^en,  bie  }ur  @nt« 
faltung  tommen,  menn  ber  Ädrper  fd^läft.  ipierbei.  ifi  nun  bloß  nod&  ju  be* 
merlen,  baß  biefe  munberbaren  ©rfd^einungen  niematö  oon  fold^en  Seuten 
fonflatiert  morben  fmb,  auf  beren  85eobad^tung8gabe  unb  Urteitefraft  man  fw^ 
oerlajfen  barf.  3m  ©egenteil:  bie  menigen  gemif[enl^aft  beobad^teten  golle 
oon  S^ad^tmanbeln  lehren,  baß  bie  £eiftungen  ber  Stad^ttoonbler  in  9Eßirfilid^ 
feit  gar  nid^tj^  SBunberbare^  aufmeifen. 


2)0«  9la(^tioanbe(n.  427 

Mt»,  wa^  ber  3la^troanbkx  t^ut,  oerfle^t  man  x>on  ber  Soraui^fe^ung 
au«,  bafe  er  bie  §anblungcn  au«fül^rt,  oon  bcncn  er  träumt,  ©eroöl^nli^ 
befd^ränft  er  jtci&  barauf,  an  befannten  ©teilen  ein  wenig  untl^erjuioanbeln, 
ftd^  eine  furje  3^it  ^it  f^i"^^  täglid^en  arbeit  ju  befd^äftigen  unb  fid^  bann 
roieber  ru^ig  ing  8ett  ju  legen.  SBäl^renb  feiner  SBanberung  ifi  er  ganj 
bel^errfd^t  oon  feinen  2;raumbilbem;  er  begreift  nur  ba«,  roa&  mit  bem  2;raume 
in  SBerbinbung  fielet.  ©iS  ifi  öfter«  beobachtet  roorben,  bafe  ber  Slad^troanbler 
rool^l  auf  eine  änrebe  l^ört  unb  antwortet,  fofern  fie  mit  feinen  S^raumoor« 
Peilungen  in  SBerbinbung  fle^t;  ma«  aber  barüber  ^inau«ge^t,  fafet  er  gar 
nid^t  auf. 

$on  bem  ^^armoseuten  da^UUx,  beffen  ^dufigen  SlnfdUe  oon  3la^tmatthzln  x>om 
SCtjte  (Soooe  %zm\i  beobachtet  lourben,  loirb  ^olgenbe«  ersd^lt.  Tlan  traf  i^n  eine« 
Silac^t«  babci,  3tßIic"iW  in«  gransöftfc^e  su  überfejen.  ®r  fd^Iug  SJofabeln  in  einem 
2e(i!on  auf  unb  fc^ien  bei  einem  na^efte^enben  Sid^te  lu  fe^en.  9Ran  löfc^te  biefe«  Sic^t 
ou« ;  er  fuc^te  nac^  bemfelben  unb  jünbete  e«  n)ieber  an ;  aber  n)ö§renb  er  ftc^  im  ^unflen 
SU  beflnben  gtoubte,  aar  er  in  SBirfIi(^Ieit  in  einem  §ellerleu(^teten  3iimn«'?/  ^^  untere 
beffen  anbere  Siebter  angejünbet  n)orben  roaxtn.  ®r  fonnte  ieboc^  bei  benfelben  nic^t 
fe^en,  n>eil  er  ni^t  rou^te,  ba|  fte  brannten. 

@«  fann  natürlid^  oorfommen,  bafe  fid^  ber  SRad^twanbler  unter  bem 
einflug  feiner  2:raumbilber  auf  gefätirlid^en  ^piäften,  j.  8.  S)äd&em  u.  f.  U).^ 
bemegt,  unb  }mar  mit  einer  @id^erl^eit,  bie  bem  Sßenfc^en  im  3Bad^)uflanbe 
abgel^t.  6«  ifl  bie^  jebod^  ganj  begreiftid^,  menn  man  bebenit,  bag  ber  3la6)U 
roanbler  nid^t  meife,  mo  er  fid^  befinbet.  ®in  jeber  aJlenfd^  fann  felbfteer« 
fiänblid^  mit  oollfommener  Sid^erl^eit  in  einer  3)ad^rinne  gelten,  menn  fie  auf 
bem  Srbboben  (iegt.  Sefinbet  fie  fid^  bagegen  am  3)ad^e  eine«  ^ol^en  $aufe«, 
fo  flört  il^n  nur  ba«  SSemugtfein,  bag  er  }mifd^en  Fimmel  unb  @rbe  fd^ioebt. 
3Benn  ber  Stad^tmanbter  nid^t  meig,  mo  er  ift,  mug  er  ebenfo  fidler  oben  am 
35ad^  mie  unten  auf  ber  @rbe  gelten  fönnen.  Uebrigen«  paffiert  e«  bod^  aud^, 
ba^  ein  S^ad^tmanbler  auf  feiner  nöd^tlic^en  ^our  J^inabflttrit,  ma«  nic^t  ge« 
rabe  für  eine  abfolute  ©id^er^eit  fprid^t 

e«  giebt,  mie  gefagt,  nur  wenige  juoerläfflge  33erid&te  über  bie  §anb» 
lungen  ber  Slac^tmanbler;  biejenigen  aber,  meldte  Dorliegen,  entl^alten  nid^t« 
SBunberbare«.  5Der  eben  ermähnte  ^^armajeut  ^fielli  mürbe  oft  mä^renb  feiner 
anfülle  beobad^tet,  aber  er  t^at  nid^t«  anbere«  al«  bie  arbeiten,  meldte  er 
am  %a%t  ooHbrad^te,  unb  jmar  auf  eine  ganj  fonfufe  unb  planlofe  SBeife. 
S)ie  juoerläffigflen  gäHe  au«  neuerer  3eit  ^at  »inj  in  einer  Meinen  Slb^anb* 
lung:  ,,Ueber  ben  Xraum",  Somt  1878,  gebammelt,  ©ie  |mb  red^t  lel^rreid^, 
benn  fie  seigen  un«,  ba§  gemiffe  ^anbtungen  ber  Stad^twanbler  bei  oberfläd^« 
lid^er  Betrachtung  leidet  al«  Slefultate  ^öl^erer  pfpd^ifd^er  gäl^igfeiten  er» 
fd^einen,  mal^renb  fie  für  einen  oerflönbigen  SSeoba^ter  fic^  }u  ttxoa^  l^öd^ft 
Unbebeutenbem,  einem  rein  automatifd^en  ^anbeln,  rebuiieren.  SBir  moDen 
biefe  Berid^te  etwa«  naiver  betrad^ten* 


428  ^^  9}a(^tioanbe(n. 


^tt  S3re«laucr  3lrst  ®bcr«  ^attc  einen  ^fCegefo^n/  einen  munteren  unb  aufgeroctftcn 
Änofeen,  ber  in  einem  9Uter  ©on  elf  3a^ren  3(nfdae  oon  Siac^hoanbeln  belom.  ®r  rebcte 
laut  im  Schlafe,  ftanb  bei  ajottmonb  auf,  ging  planlos  um^er,  ergriff  automatif(^  oerfc^ic^ 
bene  ©egenflänbe,  ging  §inbemiffen  ru^ig  au«  bem  SBege,  öffnete  genjler  unb  fa§  §inau5. 
a>ie  Slugen  roaren  halbgeöffnet;  eingießt,  ba«  man  i^m  cor  bie  Hugcn  §ielt,  bemerfte  er 
nic^;  er  ^örte  auc^  n«§t,  rooÄ  man  ju  i^m  fagte;  nad^  einiger  3eit  lehrte  er  von  felb^ 
in«  ^tü  jurüd  unb  erinnerte  fi(|  am  ndc^ften  3Worgen  beffen,  wa«  fic^  jugetrageu  ^atte,  nic^t 
m<j^r.  2)ie«  aSe«  ift  ganj  natürlich  unb  perftönblic^;  ed  ift  burc^au«  nid^  Si^fHfc^e«  barin. 
3)erÄnabe  oerftanb  leine  frembe  Sprache;  benno(^  na^m  er  einmal  ein  franjöfif(^e«  8uc§ 
von  einem  ^Bücherbrett ,  fcjte  fld^  fiin  unb  t§at,  atö  ob  er  barin  lefc.  ,^ier  wäre  ja  eine 
prächtige  (Selegenl^eit  geroefen,  um  §ö§ere  pf^diifc^e  Äräfte,  ba«  Serftonbni«  einer 
unbelannten  Sprache,  im  ©d^Iafe  fonftaticren  ju  fönncn.  9lber  @ber«  machte  bie  öeoba<^ 
tung,  ba^  ber  Rnabe  ganj  automatifd^  im  Söud^e  blätterte;  e«  lag  !ein  ®runb  sur  annähme 
oor,  ba^  er  in  bem  Suc^e  gelefen  ^ätte,  felbft  wenn  biefe«  in  feiner  aRutterfprac^e  gc^ 
fc^rieben  geroefen  wäre.  —  ^urc§  murmabtreibenbe  HIHttel  würbe  ber  Stnabe  jule^t  oon 
bem  Slac^twanbeln  geseilt.  —  Äu«  feiner  eignen  (5rfa§rung  erjä^It  öina  folgenben  gall: 
^K.,  ein  flet«  gefunber  3)tann  au«  gefunber  t^milie,  in  ber  bieget  mit  oorjüglic^em  64(af 
ht%Qht,  litt  wä^renb  feiner  Süngling««  unb  frühem  3Wanne«ia§re  baran.  3n  jener  3^* 
bewohnte  ic^  jahrelang  ba«  nämliche  S^aui  mit  i^m,  fpäter  war  ic^  fein  SCrjt.  K.  war 
oon  lebhaftem  Temperament.  6eine  gewöhnlichen  Xräume  äußerten  fid^  in  ©pred^en  nn« 
Sufammen^ängenber  Söorte  unb  Sluffitjen  im  ^zit.  2)abei  hVx^b  e«  aber  meiften«.  @ine« 
3la^t^,  er  mod^e  bama(d  17  ga^re  salben,  ftanb  er  auf,  machte  fiic^t,  fleibete  ftc^  an, 
raffte  bie  Unterrid^tdbüc^er  be«  ©^mnafium«,  ba«  er  unb  id^  befuc^ten,  aufammen  unb 
jHeg  bie  treppe  ^inob  bi«  in  ben  §au«f(ur.  §ier  oor  einer  großen  U^r  mit  fräftigem 
©c^togwet!  angefommen ,  blieb  er  fte^en  unb  leuchtete  wie  regelmäßig  im  SGBinter  bc« 
aRorgen«  frü^  nac^  bem  3ifferblatt.  2)er  3ufaII  wottte,  baß  bie  U^r  in  biefem  «ugen-- 
blitf  12  fc^Iug.  8ei  ben  lejten  ©erlägen  war  er  fo  wac§  geworben,  baß  er  ba«  Unfhmige 
feiner  Sage  erfannte,  unb  erfc^retft  über  fic§  unb  bie  ©eifterftunbe  eilte  er  ju  mir,  wedte 
mid^  unb  er^ä^lte  mir  ben  Vorfall.  @o  ftanb  er,  bie  ^üd^er  unter  bem  linlen  9(rm,  bie 
6tubierlampe  in  ber  §anb,  oor  mir.  3^5  beruhigte  i^n  unb  er  ging  ru^tg  wieber  $u 
öett.  Db  bie  öüd^er  bie  für  ben  fotgenben  Xag  richtigen  waren,  würbe  nic^t  unterfu<5t 
K.  ^atte  geträumt,  eft  fei  morgen«  gegen  7  U§r,  unb  er  muffe  gur  S^ule  ge^en. 

S^raftifdjer  unb  me^  an  bie  Älctterberic^te  be«  9lac^twanbeln«  erinnemb  war  fol* 
genber  Vorfall,  ber  pd^  ereignete,  al«  K.  32  3a§re  alt  unb  »erheiratet  war.  K.  wirb  be« 
92ac^t«  gegen  2  U^r  wacf),  weil  i§n  bie  5tniee  fc^mer^ten.  2)a«  3^^»^^  ^<^  ^^^  ^^"^ 
genügenb  beleuchtet,  um  feine  abfonberlic^e  Sage  i^n  erlennen  su  (äffen.  ®r  fniete  näm* 
li<^  im  $emb  auf  bem  6  guß  ^o^en  ^orseUanofen  be«  ©c^lofaimmer«  unb  ^ielt  fu^  mit 
beiben  Rauben  Irampf^oft  an  beffen  ©eitenränbern,  bie  profUartig  oorfprangen,  fejt.  3)urci 
3uruf  wetfte  er  feine  grau,  biefe  ^ielt  ben  oor  bem  Dfen  fle^^en  @tu^l  unb  auf  feine 
Se^ne  tretenb  ftieg  K.  ^erab.  K.  war  al«  guter  a:umer  benfelben  3öeg  ^inaufgefUegen. 
2)en  weißen  Dfen  ^attc  er  offenbar  für  ein  Z)bitft  feine«  Xraume«  gehalten,  oon  bem 
übrigen«  leine  Erinnerung  übrig  blieb, 

K.  fprac^,  rief  unb  bewegte  fic^  im  a:raum,  wenn  er  am  fpäten  Slbenb  mit  9bi» 
ftrengung  flc^  geifliger  Slrbeit  Eingegeben  ^attt  ober  wenn  er  fc^were  6peifen  genoffen. 
Slm  Slbenb  oor  jener  3la<f^t  war  beibe«  geft^ei^en,  ba«  le^tere  bei  bem  ftet«  gefegneien 
aippetit  be«  K.  in  fräftiger  SBeife.  Slnorbnung  unb  genaue  Befolgung  einer  bemgemäß 
eingerichteten  (Seifte«^  unb  Äörperbiät  machte  allem  Si^ac^twanbeln  unb  aufgeregten  a:räumen 
oon  ba  an  ein  @nbe. 

2)er  %all  war  mir  le^rteic^  au«  me^rfac^en  ©rünben.  Söo«  ließ  fvSf  nicjt  au«  i^m 
alle«  machen,  wenn  irgenb  eine  erjä^lenb  aufgeregte  ^^antafte  ba  nachgeholfen  IJätte.  9xA 


^ad  9loc^tn)(mbe(iu  429 


beut  3ufainmenlegen  ber  Schulbücher  wäre  (etd^t  bie  6d^affung  eined  (atetnifc^en  ^uffo^ed 
geioorben,  unb  au$  ber  Dfenaffoire  ein  uner^örted  ^(ettern  auf  bie  $irft  bed  ^aufed. 
ferner  ift  von  Sntereffe  bie  Xf)at^a^t,  baj  au  ftarfe  3lrbcit.  be«  ®el|im§  roie  beS  Xaxm^ 
fanald  nac^  ber  nämtic^en  SHd^tung  reijenb  toirftcn.  SöaS  aber  bleibt  HJlpftifc^e«  an  einem 
35organg,  ber  gleich  bem  ftitten  2:raum  burc§  bie  ©inroirhing  ungeeigneter  ©peifen  ^erbei^ 
geführt  werben  lann?" 

Sie  Dielen  lounberbaren  2)inge,  bie  oon  9?ad^troanblern  erjäl^lt  werben, 
fd^einen  alfo  teils  auf  ungenauen  SBeobad^tungen,  teil«  auf  ber  Steigung  ber 
9Renfd^en,  berartige  @reigniffe  aui$}ufd^mä(fen  unb  }u  übertreiben,  }u  be« 
rul^en.  3n  ben  Sendeten  fritifd^er  gorf d^er  f ommen  jene  angaben  menigfieniJ 
nie  t)or.  @ine  anbere  alte  ^abel,  bag  bad  92ad^tn)anbeln  burd^  ben  3ßonb 
oerurfad^t  werbe,  fd^t  au(^  oor  einer  ftrengeren  Äritif  nid^t  ftanbl^alten 
2U  lönnen.  @d^on  im  Slltertum  nannte  man  bie  9Iad^tmanbler  ,,3Ronb» 
füc^tige",  fiunatifer.  Slber  bie  ©rfal^rung  leiert,  bafe  biefelben  ju  jeber  3^it 
nad^troanbeln,  gleid^mel,  ob  ber  aJlonb  fd^eint  ober  nid^t.  ©S  liegt  bemnad^ 
fein  ®runb  }U  ber  ätnnal^me  oor,  bag  ber  SRonb  ^auptfäd^lid^  an  beni  3ladfU 
manbeln  fc^ulb  fei.  ®anj  auögefd^loffen  ijl  eS  inbeffen  nid&t,  ba&  ber  aWonb 
eine  unbebeutenbe,  aber  feinei^megd  mpftifd^e,  fonbem  gan}  natflrlid^e  SioQe 
bei  ben  Unfällen  fpielt.  5Da  unfere  gefd^loffenen  Slugenliber  für  fiid^t  nid^t 
ganj  unburd^bringlid^  finb,  fo  ift  e«  mol^l  möglid^,  ba§  ber  bem  ©d^lafem 
ben  in«  ©epd^t  fci^einenbe  aWonb  ben  ©el^nero  teijen  unb  S^rdume  l^eroor« 
rufen  fann,  bie  ben  ©d^lafenben  jum  auffiel^en  oeranlajfen.  Sluf  fold^e 
SBeife  Ififet  eS  ftd^  wol^l  erflären,  merni  baS  Slad^troonbeln  bei  3Wonbfd^ein 
meüeid^t  l^auftger  oorfommt  als  ju  anberen  3^^^^/  ^"^  ^^^f^  ^^"^  Seobad^» 
titng  mag  bann  mo^l  jum  ©lauben  an  ,;9Ronbfud^t''  gefül^rt  l^aben. 


5)a$  (Eingreifen  &es  ^nßemu^fen  in  bas  iBewu^tfein. 
Bat^BiB  unb  Qtfraraftferipft. 

muffen.  9Bir  fallen,  bag  träume  jur  Sßal[irfagung  werben  ober  bai^  ®e^ 
prdge  einer  aSeii^fagung  erl^alten  fömten,  inbem  aSorfleHungen  auftaud^n, 
oon  benen  einige  oieDeid^t  nie  im  Semugtfein  gemefen  ftnb,  mäl^renb  anbere 
^ier  mol^l  einmal  aufgetreten,  fpäter  aber  jebenfall^  ooOfl&nbig  oergeffen 
roorben  finb.  gemer  fanben  mir,  ba§  aud^  SBemegungen  als  Siefultat  oon 
unbewußten  ©ebanlenreil^en,  beren  6influg  bad  ^nbioibuum  nur  oer« 
muten,  aber  in  feinem  Sewufetfein  nid^t  nad^weifen  famt,  auftreten  lönnen. 
93ir  woDen  nun  bai^  Eingreifen  beS  Unbewußten  in  baS  normale  wad^e 
93ewußtfeindleben  nöl^er  unterfud^en  unb  bie  93ebeutung  biefeS  ^^nomeni^ 
für  ben  Slbcrglauben  nad^ioeifen.     JDafe   baSfelbe  feine  ganj  unbebeutenbe 


430  ^^^  angreifen  bed  Un5etouftten  in  ba$  Senufttfein. 

SRoDe  fpielt,  ift  (eic^t  ju  oerße^n.  @in  Singreifen  bed  Un6en)ugten  tritt 
bei  ben  meipen  SRenfd^en  nur  in  ganj  Dereinjelten,  beflimmten  gönnen  auf; 
bie  fompUjicrteren  %&üe  finb  immer  un9emöl[inlid&  unb  frembartig. 

$ierju  fommt  nun  ber  eigentümlid&e  ©l^aralter  be«  ^^onomeniJ  felbjl 
SBenn  93orf)e(Iungen  ouftaud^en,  bie  meber  aM  ftnnHd^en  SBal^mel^ungen 
j^rflommen,  nod^  anä)  in  einem  nad^meidbaren  ß^f^^^^^^'^^^ß  ^  ^^^ 
bemühten  äSorfleUung^Ireife  bed  ^nbioibuumd  fielen,  fo  mirb  man  leidet  )ur 
älnnal^me  oerfü^rt,  bag  Jträfte  l^ier  mitmirfen,  bie  ber  9)2enfd^  gemd^nlid^  nid^t 
beft^t.  S)tefe  oom  Unbemugten  ^erfiammenben  SorfleDungen  merben  oftmatö 
baiSfelbe  9lefultat  l^erbeifttl^ren^  bai^  mir  bei  ben  träumen  in  a^nßd^  gfiHen 
gefunben  l^aben:  baß  nämlid^  bem  aJlenfd^en  ein  mcl^r  ober  weniger  mertooße^ 
SSiifen  jugefd^rieben  mirb,  ba^  er  auf  einem  anberen  9Bege  nid^t  erreid^en 
tarnt.  Seugerungen  beiS  Unbemu^en  erfiatten  fo  leidet  bad  ©epräge  bed 
r&umtic^en  unb  jeitlid^en  gemfel^eniS,  unb  e^  unterliegt  taum  einem  S^^^f^^/ 
baß  bei  ben  ^ropl^etcn,  aSa^rfagem  unb  ^^Dfe^em  aller  3^*^  ^^  f*^^ 
(Sinmirhing  bed  Unbemugten  auf  ha^  bemugte  Seelenleben  ftottgefunben  fyxl 

Um  nun  gleicb  oon  oornl^erein  baiS  S^aralteriftifd^e  für  biefed  Sin* 
greifen  bed  Unbemugten  feft}ufteOen,  mäl^len  mir  ein  Seifpiel,  bai^  ben  meiflen 
auiJ  eigener  Grfa^rung  mol^l  befannt  iji.  $at  man  j.  33.  einen  9iamen 
oergeifen,  fo  rid^tet  man,  um  fid^  auf  benfelben  mieber  ju  beftimen,  feine  9(uf« 
merifamfeit  auf  bie  eine  ober  anbere  SSorfleQung,  bie,  mie  man  annimmt, 
mit  bem  oergeffenen  -Kamen  in  SSerbinbung  fielet.  S)iefe  Sorfiettung  repro* 
bujiert  mieber  neue  SorfteQungen,  unter  meieren  man  mieberum  eine  an^^ 
mä^lt,  bie,  mie  man  glaubt,  )um  ^ieU  fü^rt;  auf  biefe  SBeife  burd^lauft 
man  eine  beflimmte  93orfteDungdreil^e.  Gelangt  man  baburd^  nid^t  2U  bem 
gemünfd&ten  SRefultate,  fo  gel^t  man  entmeber  }U  bem  urfprflnglid^en  Sui^- 
gang^puntt  }urädt,  ober  man  mäl^lt  einen  neuen,  unb  fäl^rt  fo  fort, 
bi«  baÄ  3icl  erreid^t  ifl,  b.  ^.  bx&  ber  oergejfene  Slame  mieber  im  SSemufet* 
fein  auftaud^t.  SBenn  bie^  gelingt,  fo  fann  l^ier  offenbar  oon  einem  ©in^ 
greifen  bed  Unbemugten  niddt  bie  Siebe  fein;  bemt  mol^l  mar  ber  92ame 
oergeffcn,  in  baö  JDunfel  beiS  Unbemufeten  l^inabgefunfen,  aber  bie  ganje 
Strbeit,  burd^  bie  berfelbe  in«  ©ebfid^tnii^  mieber  jurüdfgerufen  mürbe, 
mar  ein  3Berf  be&  8emu6(fein«.  Oft  aber  finb  alle  änfirengungen,  fld^  auf 
einen  ©egenfianb  }u  beftnnen,  gauj  oergeblid^  ^Ib  oerjmeifelt  giebt  man 
^  auf,  meiter  }u  fud|ien,  unb  benft  an  mrbere  S)inge;  ba  auf  einmal  taud^t 
ber  3?ame  ganj  oon  felbp  im  »emufetfein  auf. 

2Bie  biei^  fommt,  fann  man  natttrlid^  nid^t  mit  ©id^erl^eit  fagen.  3m 
Semugtfein  felbfi  finbet  man  {eine  <5pur  oon  ber  9trbeit,  bie  ben  gefuc^ten  92amen 
plöftlid&  in«  Oebäd^tni«  jurüdfruft;  man  fagtbe«l^alb,  bafe  eineunberoufeteX^tig* 
feit  fiattgefunben  l^at.  Ob  ba«  ein  rein  pl^pfiologifd^er  aSorgang  ol^ne  pfp* 
d^ifd^  Segleiterfd^einungen  ifi,  ober  ob  ba«  gjfpd^ifd^e  ^ier  bie  ^auptrotte  fpielt, 
ift  für  un«  o|lne  93ebeutung.    2)agegen  mfljfen  mir  notmenbig  ba«  fefil^alten. 


92a($ioeü»  unb  G^orolteriftil.  431 


ba&  bicfc  unbewußten  2I;ärigfciten  ben[clben  ©efefeen  folgen,  u}ie  bie  ent* 
fpred^enben  bewußten.  C^ne  biefe  aJorau^feftung  wirb  allen  pl^antaftifd^en 
aBiflfürUc^fciten  %f)üt  unb  ^l^or  geöffnet.  2)te  gjf^ci^ologie  ber  neueren  3ett 
giebt  unÄ  l^ierfür  red^t  (el^rreid^e  Seifpiele.  ©o  \)at  man  eine  fd^arfc  ©renje 
jroifd^en  bem  eigentli^en  Seroußtfeinöleben,  bem  „Dberberoußtfein",  unb  bem 
Unbewußten,  bem  ,,Unterbeu)ußtfem",  gejogen  unb  lefeterem  Äräfte  unb  gä^ig* 
leiten  beigelegt,  bie  ba$  Oberben)ußtfein  gor  nid^t  befl^t,  unb  bie  beiSl^alb 
ceine  ^l^ontaflegebilbe  finb.  Sluf  folc^e  SBeife  fann  man  alle«  erKären:  je 
nad^  93ebarf  beult  man  fid^  baiS  Unterben)ußtfein  mit  aü  ben  munberbaren 
Straften  auögefiattet,  bie  gerabe  münfd^eniSmert  erfd^einen,  (£«  ifi,  mie  man 
ftefit,  gerabe}u  ein  Stüdtfd^ritt  2ur  alten  mpfUfd^en  ^fpd^otogie  eine«  @d^inb« 
ler;  man  fd^reibt  bem  Seelenleben  einen  bem  Sagpol  PoDfiänbig  entgegen« 
gefegten  Slad^tpol  }u;  nur  bie  Flamen  finb  neu.  2)amit  ^at  man  aber  aud^ 
oon  oome^ercin  auf  eine  miffenfd^aftlid^e  ©rflörung  ber  ^^önomene  Der« 
}id^tet;  benn  ju  einer  fold^en  ift  oor  aSen  S)ingen  erforberlid^,  baß  man 
nid^t  ol^ne  bie  }n)ingenbflen  ®ränbe  neue  ^ppot^efen  aufflellt.  Obgleid^  ba& 
SBort  ,,unterbemußt"  au«  Derfddiebenen  @ränben  l^ier  oorjuaiei^en  märe,  fo 
benufte  ic^  boc^  immer  bie  Sejeid&nung  „unbewußt",  um  nic^t  ben  ©lauben 
}u  ermedfen,  baß  ic^  biefer  mobernen  Seigre  oom  S:ag*  unb  Slad^tpole  ber 
©eele,  bie  fid^  unter  ben  Slamen  „Cber^  unb  Unterbemußtfein"  eingefd^lid^en 
^at,  beifümme  (orgL  S.  374,  3lnm.). 

3Bir  muffen  oielmel^r  ba«  al«  unfere  Stufgabe  anfeilen,  bie  unbewußten 
2:^ätigfeiten  fomeit  möglid^  in  Uebereinftimmung  mit  ben  befannten  bemußten 
}U  erflären.  S)a«  oben  ermäl^nte  Seifpiel  mad^t  un«  in  biefer  Sejie^ung 
teine  ©d^mierigteiten.  @«  muß  iebenfaD«  unter  ber  ©d^melle  be«  93emußtfein«, 
in  bem  Unbewußten,  irgenb  ein  geifiiger  ^ßrojeß  cor  fid^  gegangen  fein,  ba 
ber  üergeffene  9lame  bod)  pldfelid^  wie  oon  felbji  auftaud^en  fann.  3)iefe 
unbewußte  2^ätigfeit  fönnen  wir  ganj  analog  ber  aSorfieDung^reprobuftion, 
bie  bei  jeber  bewußten  geiftigen  2lrbeit  fiattfinbet,  erflären.  Jlel^mcn  wir 
an,  baß  bie  unbewußten  aSorfieHungen  pd^  ebenfaß«  nad^  bem  2lifojiation«=^ 
gefefte  au«l8fen,  fo  iji  ba«  gJ^änomen  ooflauf  oerfiänblid^.  SBeim  man, 
be«  ©ud^en«  mübe,  bie  3lufmerffamfeit  oon  jenem  ©egenflanb  abwenbet  unb 
auf  einen  anberen  rid^tet,  fo  wirb,  wie  man  wo^l  annehmen  barf,  bie  ein^ 
mal  begonnene  Steprobuftion  ber  aSorfießungen  unter  ber  ©d^weße  be«  a3e« 
iDußtfein«  weiter  fortfd^reiten,  unb  biefe  unbewußt  fortgefefete  Slrbcit  fü^rt 
borai  juleftt  ium  gewünfd^ten  SRefultat.  ®erabe  ber  Umftanb,  baß  bie  ar* 
beit  unbewußt,  alfo  o^ne  Äonjentration  ber  Slufmerffamfeit,  oor  [x6f  gc^t, 
famt  l^ier  oon  großer  SSebeutung  fein;  benn  wenn  man  bewußt  unb  wißfür« 
lid&  in  feinem  ©ebäd^tniffe  nad&  bem  ©egenftanbe  fud^t  unb  bie  Slufmerffamfeit 
ouf  oerfd^ebene  aSorfieflungen  rid^tet,  fo  fann  man  pd^  ebenfogut  oom  3ide  immer 
weiter  entfernen  al«  ftc^  i^m  nä^ent.  gn  bem  Unbewußten  bagegen  fd&reiten 
bie  Sorfteßung«rei^en  weiter  fort,  ol^ne  burd^  bie  wiflfürtic^en  eingriffe  ber  3luf« 


432  2)a«  eingreifen  be«  Un6cnm|tcn  in  ba«  «ewu^tfcin. 

merffamfcit  öc^cmmt  ju  locrbcn.  2)e«l^alb  totm  biefe  »emegung  julcfet  »u 
bem  gcfudSilen  SWanicn  fül^rcu.  SitbcjS  ift  bantit  natürßd^  nid^t  gefaßt,  bo§ 
bicÄ  immer  gef(^iel[|t,  b.  ^.  bafe  ber  3iame  fiel«  im  Seroufetfein  mieberauf« 
taud^t.  S)iefed  ifl  ma^rfd^iiUd^  oon  oerfc^iebaien  Umftänben,  bie  mir  im 
Solgenben  näl^cr  berül^ren  werben,  abhängig. 

3n  bem  ^ier  be^betten  93ci[piete  mürbe  bie  unberoufele  ärbeü  bur<^ 
bie  bemu&te  angeregt;  jene  erfc^eint  ate  birelte  gortfeftung  oon  biefer.  SoÄ 
x\t  iebod^  nüi^t  immer  ber  ^D;  bi^meilen  mirb  bie  unbemugte  2;§ätig{ett 
burd^  ftnnlid^e  9tei)e,  bie  ni(t)t  jum  93emugtfein  burd^bringen,  unb  beren 
Ssiflenj  be^^alb  erft  nad^trögUd^  tonflatiert  merben  fann,  eingeleitet.  Sin 
fe^r  intereffante*  öeifpiel  l^ierfür  erjä^lt  Sinet. 

einer  feiner  gr^w^be,  Dr.  A.,  ging  in  ^ari«  auf  ber  (Strafe,  oerfunfen  in  Öe« 
banlen  an  bie  ^otanif,  in  ber  er  gerabe  geprüft  werben  foOte.  $l5|Iic^  entbectte  er  auf 
ber  Gladt^ür  eined  9ieftaurant$  ben  ^flanjennamen  „Yerbascom  thapsos".  ^rfUrnnt 
über  biefe  für  zin  9leftaurant  boc^  etn^ad  merfroürbige  ^nf^rift  lehrte  er  um  unb  fonb 
nun,  ba|  bie  S^fctirift  in  9Bir!(icl^!eit  „Bouillon'*  lautete.  Um  bie  @ac^e  au  verfielen,  mu( 
man  nun  wiffen,  ba^  ber  geläufige  franjöflf(i^e  9lame  für  Verbaecum  „Bouillon  blano" 
ift;  bomit  ertUrt  fic^  bad  ^rlebnid  oon  felbfL  Dr.  A.  fyd  im  SSorbeige^en  bie  ®(aS> 
t^ür  gefe^en  unb  einen  fc^roa^en  ^inbrud  oon  ber  3nf<^^ft  er^Iten.  S)iefer  ifl  jebo<^ 
nic^  bid  3um  ^erou^tfein/  bad  oon  anberen  ü^ebanlen  erfüllt  ift,  burc^ebrungen,  fonbem 
f^at  unter  ber  Sc^neüe  bed  8en)u|tfein^  eine  ^orfteüungdreprobuttion  eingeleitet.  Bouillon 
reprobujicrt  blanc,  unb  bouillon  blanc  führte  ju  bem  bamit  affojiierten  verbascum 
thapsus,  ba9  nun  in  bem  oon  lateinifc^en  ^flaniennamen  erfüQten  SBemugtfein  auftaucht 
^a  bie  ganje  baa^ifc^en  Uegenbe  S^Otigfeit  nic^t  ben>u^  mii^,  fo  glaubt  Dr.  A.,  ba^  er 
ben  IRamen  an  ber  ^^ür  gelefen  ^ai,  unb  bie  SSenounberung  hierüber  fü^rt  aur  näheren 
Unterfu(^)ung,  bie  ben  3ufammen^ang  ber  @a(^e  auffldrt. 

2)tefe  ä3eifpie(e  jeigen  uni  al)o,  mann  mir  e«  mit  unbemugten  ^^otig« 
teilen  unb  i^rem  Eingreifen  in  ba«  Semugtfein  }u  ll^un  §aben.  Sßenn  eine 
SorfteQimg  im  Semuglfein  auftauddt,  bie  meber  in  einem  nad^mei^baren  3^' 
fammen^ang  mit  bem  augenblidtlidden  Semuglfein^inl^alt  fte^t  nod^  mit 
birett  burc^  einen  fuinlidden  9tei)  ^eroorgerufen  ifi,  fo  mug  fte  bo«  Stefuüot 
einer  unbemufelen  X^äligfeit  fein.  Offenbar  muffen  beibe  genamilen  85e« 
bingungen  erfüDt  fein;  benn  menn  bie  neu  auftaud^enbe  SJorfteQung  bireft 
burd^  einen  ftnnlid^en  9iei}  |)eroorgerufen  ift,  fo  mirb  fie  audd  nid^t  oon  einer 
gemöl^nlidSien,  auf  ftnnlidSier  äBa^me^mung  beru^enben  93eobad[|lung  unter« 
fd^ieben  merben  t5mten;  unb  romn  fte  femer  in  na^  3uf^i>^^^<^  ^ 
bem  augenblidtic^en  33emuglfein«in^att  fte^l,  fo  mirb  fte  immer  ab  x>m 
bemühten  ä^orftellungen  reprobujiert  erfd^einen.  ®ie  barf  be^^alb  nid^t  oon 
fmnlid^en  Sleijen  bireft  auÄgeldft  fein  ober  im  S^f^^wien^ang  mit  bem  je- 
meiligen  Semugtfein^in^ll  flehen,  menn  oon  einem  Eingreifen  be«  Unbemuglen 
bie  Siebe  fein  foU.  Qa,  biefe  SSorfteÜungen,  bie  al^  Slefultat  ber  unbemu&len 
pfpd^ifdden  S^ätigteilen  auftreten,  ^aben  gerabe  burd^  biefen  ®egenfa|  }um 
augenblidtKdden  Semugtfeindin^att  i|ir  c^aratteriftifd^ed  ®epr&ge.  @ie  taud^ 
mie  oon  felbft  auf,  smingen  fic^  un8  ^artnädRg  unb  unabmeüsbar  auf,  roeil 


3lü^wtx&  unb  ^^oraüetiftü.  433 


wir  fxe  nW^t  fclbjl  l^crporgerufcn  l^aben  unb  he»^alb  aud^  nid^t  $err  über 
fte  ftnb.  Sie  l^aben  mit  anbeten  SBorten  einen  ä^nßd^en  Sl^arafter  n}ie  bie 
imrllid^en  Seobad^tungen. 

hiermit  foD  aber  nid^t  gefagt  fein,  ba§  fie  bent  3nbimbuum  aud^  mit 
ber  @tarie  einer  finnlid^en  SBal^mei^ung  oor  ba^  Sbtge  treten  mfl{fen» 
S)ieiJ  fann  ber  %aV,  fein,  braud&t  eiS  aber  ntd^t.  SWan  pflegt  brei  oer* 
f^bene  formen  }H  unterfd^eiben,  je  nad^bem  bie  auftaud^enben  SBorjieHungen 
größere  ober  geringere  9lel^nlid^!eit  mit  ftnnlid^en  SBal^mel^mungen  i^aben. 
Kad^  ber  3latur  ber  ©ad^e  (ajfen  fid^  jebod&  feine  fd^arfen  ©renjen  jmifd&en 
biefen  brei  formen  jie^en.  S)ie  Swfl^'^örigfeit  jur  einjelnen  ©nippe  ijl  alfo 
im  gegebenen  gade  rec^t  fd^mer  feftjufteUen.  Solange  bie  auftaud^enben  äSor« 
fieOungen  oollftänbig  baS  unbefümmte  ©epräge  unb  bie  geringe  @tär!e  ber 
erinnerungÄbilber  l^aben^  wirb  eine  SBermed^felung  mit  finnKd^en  SBal^mel^* 
mungen  natfirKd^  nid^t  möglid^  fein,  ^flr  bie  gemö^nßd^eren  e^äSe  biefer  Wct 
ffobm  mir  leinen  92amen;  gerabe  megen  ü^rer  ^äuftgteit  l^at  man  ü^nen  !eine 
befonbere  aufmerffamfeit  gefd^enft.  SUIe  biefe  gäHe  ^aben  ba«  gemein* 
fom,  bag  bie  Sl^ätigleit  bed  Unbefugten  burd^  eine  leidet  nad^mei^bare  Ur» 
fod^  aui^e(9fl  mirb.  ^ierl^er  ge^drt  bai$  ermäl^nte  99eifpiel  oon  bem  oer« 
geffenen  iRamen;  baiS  bemugte  @ud^en  nad^  bemf elben  ifl  bie  offenbare 
Urfad^e,  ba§  ber  3lamt  uniS  fpäter  „einfällt",  fiä^  pd^  bagegen  feine 
befümmte  Urfad^e  für  bie  unbemufete  S^ätigfeit  nad^meifen,  fo  nennt  man 
bieauftaud^enben  äSorflellungen  ,,9Il^nungen''.  @nblid^  menn  baiS  Eingreifen 
beö  Unbemu^en  in  ba^  »emugtfein  größere  2)eutlid^feit  unb  ©tärfe  erhält 
unb  fid^  fo  einem  firatlid^  mal^rgenommenen  Silbe  näl^ert,  o^ne  bafe  bai^ 
^nbioibuum  ed  beiSl^alb  mit  einer  mirflid^en  ftnnlid^en  Sßal^mel^mung  iben^ 
tifijiert,  fo  mirb  ba^  ^p^onomen  5pfeubol^allu§ination  genannt,  hierfür 
laim  man  mal^rfd^einlid^  ben  oben  angefül^rten  gall,  mo  Dr.  A.  ben  3?amen 
Verbascum  an  einer  ^^l^ür  ju  feigen  glaubt,  red^nen.  5Dai5  SBort  tritt  fo 
beutlid^  m  \fyx  fieran,  ba§  er  e^  im  SBorbeigel^en  getefen  ju  l^aben  meint; 
e»  nähert  ftd^  alfo  fei^r  einer  mirllic^en  ftnnlid^en  Sßal^rnel^mung.  @igent<' 
tid^e  ^allujinationen  l^aben  mirenblid^  in  ben  gäßen,  in  benen  bie  auf* 
toud^nben  SorfteSungen  gerabe^u  für  ©inneSmal^me^mungen  gel^alten  merben. 
äßan  famt  alfo  fagen,  bag  bie  ^aUujination  eine  SinneSma^mel^mung  ift,  ber 
iebod^  iebe  reale,  mirflid^e  ©runblage  fel^lt.  SefttereiJ  mirb  im  allgemeinen 
aQerbingjS  erfl  bei  naiverer  Unterfud^ung  feflgefteSt  merben.  S)ie  Halluzination 
mirb  be^^alb  im  erfien  aWoment  baS  Snbioibuum  täufd^,  inbem  fie  il^m 
eine  9BiidHid^!eit  oorfpiegelt,  bie  nid^t  oorl^anben  x% 

3Rm  barf  iebod^  leine^megd  bel^aupten,  bag  aDe  ^aUujinationen 
bemufete  aeufeerungen  unbemufeter  2:^ätigfeiten  finb.  häufig  treten  fiattu* 
jinationen  infolge  oon  Äranfl^eiten  fe^r  oerfd^iebener  Slrt  auf.  S)iefe 
pot^ologifc^en  ^aHujinationen  laffen  mir  jebod^  gan;  auger  93etrad^t; 
benn  fte  ^aben  !ein  groge^  S^^tereffe  für  uni^  unb  fömten  iebenfalte  nid^t 

Se^nann,  Xiergloube  unb  gau^erei.  28 


434  ^^  Eingreifen  bed  Unben)u^en  in  baS  Semufttfein. 


immer  aU  Siefultate  unbetougter  3^ätigleiten  aufgefaßt  merben.  SBir  6e« 
rfldftd^tigen  l^er  nur  bte  meit  felteneren  ^aOusinationen  bei  normalen  9Ren« 
feigen,  bei  ^nbioibuen^  bte  an  fetner  nad^toeiSbaren  5tratd^  teiben.  9(ber 
aud^  biefe  ..normalen''  ^aQu}inationen  ftnb  feine^megd  fietö  9(eu§entneen  bed 
Unbewußten;  in  oielen  gällen  finb  fie  bireft  burc^  äußere  aSeranlaffungcn, 
burc^  ©uggefHonen,  ^roorgerufen-  Saäir  müjfen  be^l^alb  jmifd^en  ben  .^fugge» 
rierten''  unb  ben  oon  felbjl  entfianbenen.  „fpontanen''  ^attujinationen  unter* 
fd^eiben.  SRur  bie  lefete  ®ruppe  erfüllt  bie  gorberungen.  bie  mir  an  ein 
$l[|änomen  {leOen.  memt  baiSfelbe  at^S  ein  Stefultat  unbemußter  3^&tig{ett 
aufgefaßt  merben  foQ.  SBir  reben  alfo  nur  oon  ben  <5pontan^aQu)inationen; 
bie  fuggerterten  ^attujinationen  werben  mir  in  einem  folgenben  Slbfd^nitt 
bel^anbeln. 

5DaiS  Eingreifen  bed  Unbewußten  in  h(x&  93emußtfein,  f ei  ed  in  ber 
gorm  ber  SU^nung,  ber  ^feubol^aBujination  ober  ber  ^aHujination,  erfolgt 
gemö^nlid^  ..oon  felbft''.  b.  fi.  ol^e  baß  bai  gnbioibuum  etmaiS  ba}U  bei* 
trögt.  (S^  giebt  inbe^  auc^  äRittel.  burd^  bie  man  baiSfelbe  ^roorrufen 
!ann.  SSiele  SRenfd^t  oermögen  nämlid^  burd^  langet  Slnftarren  btonfer 
©egenfiänbe  ober  burd^  ^ord^en  auf  ba»  ..Äod^"  ber  Äond&plien  OeficItJ» 
unb  @el^ördbUber  ^roorjurufen;  biefe  l^aben  ooOfiänbig  bie  Sntenfität  ber 
^aHujination  unb  fiei^en  mit  bem  augenbliddid^en  9emußtfeindinl^a(t  in 
leinerlei  SSerbinbung  unb  d^arafterifieren  fic^  fomit  aU  9leußerungen  beiS  Unbe« 
mußten.  SHefe  ^l^änomene  —  ..ÄrpftaHoifionen''  unb  ..Äond^plienaubitionen^ 
—  finb  gerabe  in  ber  neuefien  3^  ©egenfianb  einge^nber  Unterfud^ungen 
gemefen.  bie  mel^r  fiid^t  über  bie  unbewußten  S:^ätigfeiten  gebrad^t  l^abem  — 
(SnbUc^  tann  baiS  Unbewußte  fid^  nod^  in  einer  ganj  anberen  ^^orm  &ußem. 
nämlidd  in  SSewegungen.  @old^e  Bewegungen,  bie  weber  bir^  burd§  fum* 
Ud^e  9leije  au^gelöfi  ftnb  nod^  mit  bem  bewußten  SSorjieBung^freife  bt& 
3nbioibuum^  in  aSerbinbung  fiel^en.  troftbem  aber  wegen  i^rer  Qxotdma^* 
feit  oon  beftimmten  SorfieDungen  geleitet  }u  fein  fd^einen.  pflegt  man  ..auto* 
matifc^e"  ju  nennen.  Da  bie  automatifd^en  Bewegungen  fo  beibe  Sebin» 
gungen  erfüQeit.  bie  eine  unbewußte  Xl^ätigfeit  d^aralterifteren.  fo  liegt  bie 
aimtal^me  nal^e.  baß  fie  nur  eine  eigentümliche  §orm  für  bie  Seußerung 
bed  Unbewußten  ftnb.  S)ie  jal^lreid^en  Unterfud^ungen  ber  neueren  3eit 
^aben  benn  aud^  gezeigt,  baß  bie  fomptijierteren  %&1lt  oon  automatifd^t 
Bewegungen  ftd^  gar  nid^t  o^ne  9lnna^me  einer  unbewußten  pfpd^ifd^  ^dtig« 
feit  erflären  laffen.  Sud^  biefe  Unterführungen  ^aben  oiel  baju  beigetragen, 
bie  2:^ätigfeit  be«  Unbewußten  aufjullären,  fo  baß  wir  naiver  barauf  ein» 
ge^en  muffen. 

Bon  einer  eigentlichen  fpflematifd^en  Bel^anblung  fann  aUerbingd  foum 
bie  Stcbe  fein,  ba  unfere  Äenntnii^  oon  biefen  ©ebieten  nodft  fel^r  gering 
ifi.  3n  Bejug  auf  oiele  gJunfte  flehen  bie  Unterfud&ungen  noc^  im  erftet 
©tabium;  fo  würbe,  um  nur  einBeifpiel  ju  nennen,  erfl  oor  wenigen  Sauren 


^^nungen  unb  ^aOuainaiionen.  435 


ba«  crfie  aWateriat  jur  »eurtetlung  ber  grage,  unter  »Citizen  SSerl^attnlffcn 
normale  ©pontanJ^aKujinalionen  entftel^en,  jufammengejiellt.  3^  mu§  mi^ 
htS^alb  roefenttid^  barauf  bef^ränfen,  bic  ^l^änomene  bur(i^  (i^arafterifitfd^e 
»eifpiele  ju  illuPrieren  unb  nad^juroeifen,  bafe  biefelben  afö  Sleu^erungen 
unberougter  SJl^ätigfeüen  aufjuf äffen  finb,  ate  fold^e  aber  benfelben  ®e- 
fe^  folgen,  wie  bie  entfpreti^enben  bewußten,  ©leld^jeitig  bienen  biefe 
Seifpicle  inm  Seroel«  bafür,  mit  abergläubifd^e  3lnf(i^auungen  oerfd&ie* 
benfier  2lrt  retd^e  Sflal^rung  in  berglei(i^en  ©rfd^einungen  gefunben  i^aben. 
3n  gorm  oon  äl^nungen,  ^aKujinattonen,  automatifd^er  ©d^rift  unb  SRebe 
lann  ber  3Wcnfd^  SWitteilungen  unb  Slufflärungcn  empfangen,  bie  leidet  jum 
®laviUn  an  magifd^e  Äräfte  fül^ren,  bejiel^unggmeife  benfelben  oerftärlen. 
aud^  im  SCraum  unb  auf  anbere  SBeife  fann  man  bergleid^en  Slufftärungen 
erl^atten.  SBir  unterfud^cn  beöi^alb  jum  ©d^tuffe,  ob  „bie  l^öl^ere  ©nfid^t", 
in  beren  Sefife  ber  3Kenfd^  auf  biefem  SBege  angeblid^  gelangt,  ftd^  burd^  bie 
annähme,  baft  ba^  Unberoufete  benfelben  ©efefeen  folge  wie  baiS  bemufete 
Seelenleben,  genügenb  erllären  läfet,  ober  ob  man  gejroungen  iji,  bem  Un« 
betoufeten  befonbere  Äräfte,  etioa  SJclepatl^ie  unb  ^cllfel^erei,  beijulegen. 

JIFrtmngBn  unb  Ifallujinafionjen. 

(S^  ifl  fd^on  oben  erioäl^nt  morben,  bag  l^äufig  unbeiougte  ^i^ätig«» 
leiten,  bie  fpäter  in  baiS  33eiou§tfein  eingreifen,  bei  beftimmten  SSeran» 
laffungen  ^oorgerufen  werben.  2luf  biefe  SBeife  tann  e^  gefd&el^en,  bafe 
uniS  pUglid^  ehoa^  einfällt,  ol^ne  bag  toir  bie  Urfad^e  baju  in  bem  un^  be« 
iDuSten  SSorfießunggfreife  finben  lömten.  S)erartige  gemdl^nlid^e  ©rfd^einungen 
jiel^en  gerabe  wegen  il^er  SlHtäglid^feit  feiten  unf ere  3lufmerlf amfeit  auffid^; 
unb  bod^  finbet  man  unter  benfelben  {uweilen  red^t  merfwürbige  e^äQe. 
3a^lreid^e  33eifpiele  l^ierfür  finb  oon  SDlife  ©oobrid^,  bie  unter  bem  3?amen 
„aWife  3£."  afe  aSerfafferin  mel^rerer  Slbl^anblungen  über  3ll^nungen,  ^allu« 
jinationen  u.  f.  f.  in  bcn  „Proceedings  of  S.  P.  R."  aufgetreten  ift,  ge= 
fammelt  werben.  2)iefe  "^amt,  bie  afe  fd^arfe  SBeobad^tcrin  befannt  iji  unb 
jcbcnfalfe  in  i^ren  ©d^rifteu  ben  ©inbrud  mad^t,  ein  flarer  Äopf  unb  frei 
oon  fpiritiftifd^em  Aberglauben  ju  fein,  l^atte  fei^r  i^äufig  äl^nungen  unb 
JQaSuiinationen ,  unb  ba  oiele  berfelben  fid^  afe  wa^rfagenb  ober  weid« 
fngenb  erwiefen,  fo  fing  fie  an,  barüber  S3ud^  ju  fül^ren;  wir  werben  il^re 
SIuf}eid^nungen  im  ^^olgenben  l^äufig  benugen. 

@o  fai^  fte  folgenbe«  intereffantc  »eifpicl  an:  „^m  20.  gull  1890  ^otte  i($ 
ben  ganaen  S^omtittog  auf  einem  ©ofa  im  ©orten  gelegen,  ba  ic^  SlefonoaleSjcntin 
loar.  3($  !onnte  nic^t  o^ne  $i(fe  gelten  unb  mav  folglich  unfd^ig,  inS  <paud  iuvüd^ 
}u!e^ren  unb  nac^^er  tttoa  ju  Dergeffen,  ba^  ic^  bteiS  get^an  ^ötte,  toa^  fonft  rntU 
leicht  ber  gaU  §ätte  fein  !önnen.  Ungcf%  um  12  U^r  Um  eine  JJreunbin  in  ben  harten, 
um  mic^  su  Befuc^en.  ^li  fie  etroa  eine  ^a(be  @tunbe  fpöter  in^  $au9  surüdfe^rte, 
lonnte  fie  ein  93u(^,  bad  fie  auf  bem  §(ur  surü(!ge(affen  ^atte,  nic^t  finben.  92a($bem  fie 


436  ^^  ©ingreifen  bed  Unßeiou^en  in  bad  9en)u|tfein. 


an  oKcn  möglit^en  ©teilen  gefuc^t  §atte,  !am  fte  roieber  ju  mir  in  ben  ©orten,  um  sa 
fe^en,  06  fie  e«  bort  »ergeffcn  ^dtte.  211«  i($  i^ren  SSericJt  ^örte,  rief  ic^  ouä:  ^3)0« 
S3u(5  liegt  auf  bem  öctte  im  bleuen  S^^wner."  3)iefe  Se^ouptung  war  fe^r  unwahr* 
f($cinli(5,  bo  baS  blaue  3itttmer  nic^t  htnui^t  würbe  unb  fc^r  feiten  jemanb  in  baSfelbe 
^netnfam.  ^ennoc^  mürbe  bad  9du^  bort  auf  bem  Sßtüz  gefunben.  Einige  ©epödttrdger 
f^ixtttn  n&mÜ^  im  £aufe  bed  SSormittagd  oerfc^iebene  (Semdlbe  unb  iBflc^er,  bie  eine  htr^e 
3eit  lang  für  einen  ^eunb  aufbewahrt  merben  foKten,  gebracht;  bieiS  aOed  mar  in  bad 
unbenu^te  3intmer  gelegt  morben,  unb  bad  ermd^nte  fßu^,  bad  im  ^lur  auf  einem  2:if(^e 
gelegen  ^atte,  mar  burc^  einen  S^ttum  unter  biefe  Sachen  ge!ommen.'' 

S(n  biefen  Seriell  Inüpft  9Ri^  X.  folgenbe  93emer!ungen.  „9Bie  foll  man  nun 
eigentlich  ein  ©reigni«  fo  gewöhnlicher  Art  erfldren?  2)a  fic^  ö^nlic^e  SJorfdlle  ^dufig  lu^ 
tragen,  fo  lann  man  biefelben  laum  ald  ganj  sufdllig  auffaffen.  (&i  würbe  gefuc^t  fein, 
^ier  »on  2:ele|)at§ie  lu  reben;  benn  e«  liegt  Mn  ®runb  su  ber  S5ermutung  »or,  ba^  ber 
Öepdcttrdger  mit  oollem  Sewu^tfein  bad  IBuc^  unter  bie  oon  i^m  gebrachten  Sachen  ge^ 
legt  l^en  foSte;  auc^  f^atU  niemanb  im  ^aufe  gefe^en,  ha%  ed  fortgenommen  worben 
war.  @benfowenig  hmn  man  oon  ^eUfe^erei  reben,  weil  lein  beftimmted  16ilb  in  meinem 
93ewu^tfein  oor^anben  war.  3c$  ^aüz  auc$  nic^t  etwa  eine  Sifion  (oon  ber  mir  fonft  wo^l  be^ 
lannten  9lrt)  oon  ber  ©teile,  wo  bad  93uc^  lag.  Tttim  Se^auptung  war  burc^  nic^td  be« 
grünbet;  aber  ic^  war  mir  auc^  nic^t  bewußt,  einfach  geraten  ju  ^aben.  Z^  lann  meinen  @in^ 
bruct  nur  baburc^  be^eic^nen,  ba^  ic^  fage:  „(S^  fiel  mir  ein" ;  unb  fo  ift  ed  mir  in  manchen 
^Sen  gegangen,  wo  meine  Sludfage  ebenfo  unwa^rfc^einlic^  unb  boc^  ebenfo  richtig  gewefen 
ift."  aJtan  fte^t  au^  biefen  »cmerfungen,  ba^  SWiJ  3L  fic^  nic^t  fc^euen  würbe,  2:elq)at§ie  ober 
$ettfe§erei  3U  $ilfe  ju  nehmen,  wenn  fie  flc^  ein  ©reigni«  nic^t  auf  anbere  SBeife  er* 
Ildren  Ibnnte;  aber  im  oorliegenben  ^aXlt  glaubt  fte  boc^  nic^t,  ba^  etwa«  ^rartiged  mit« 
gewirft  ^abe.  ©ine  nd^ere  (Srfldrung  giebt  fie  nic^t;  ed  ift  offenbar  auc^  nic^t  notwenbig, 
ba  bie  @ac^e  fe^r  einfach  su  fein  fc^eint.  $eim  Sln^ören  bed  16eric^ted,  wie  man  überall 
nad^  bem  93uc^e  gefuc^t  ^dtte,  !onnte  fie  leicht  unbewußt  ben  @c^lu^  sieben,  ba|  bad  I6u(^ 
an  ber  einzigen  ©teile,  an  bie  man  wa^rfc^einlid^  nic^t  gebac^t  "^oHz,  ndmlic^  im 
blauen  3immer,  fein  lönnte.  ©elbft  bie  beftimmte  $e]^au|)tung,  ba^  bad  Suc^  auf  bem  ^ettt 
liege,  würbe  man  wa^rfc^einlic^  auc^  ganj  einfad^  erfldren  lönnen,  wenn  man  mit  ben 
WöMn  bed  blauen  3i>nmerd  genügenb  be!annt  wdre.  SBenn  bad  ^^ü  s.  $.  bad  einsige 
Silbbel  in  ber  unbenu^ten  ©tube  war,  fo  lag  ed  ^iemlic^  na^e  anaune^men,  ba^  ba« 
Suc^  auf  bemfelben  lag.  —  @«  finb  übrigen«  noc^  anbere  (Srildrungen  möglich.  SBir 
werben  fpdter  oerfd^ebene  f^e  !ennen  lernen,  oon  benen  9Ri^  3E.  felbft  fonflatiert 
§at,  ba^  i^re  ^rop^ejeiungen  unb  SBai^rfagungen  nur  oergeffene  @rlebniffe  gewefen 
ftnb,  bie  in  fjorm  oon  Sifionen  auftauchten.  (S«  ift  be«l^alb  auc^  benibar,  ba|  fie  in 
bem  ^ier  erwd^nten  ^aUe  e«  gehört  ^at,  bie  Bücher  be«  ^eunbe«  foüten  auf  bad  ^£tt 
in  ber  blauen  BtuU  gelegt  werben ;  nac^^er  ift  ba«  i^rem  ©ebdc^tni«  nur  entfallen.  Stritt 
nun  ba«  gefuc^te  8uc^  burc^  eine  unbewußte  (Sebanfenaffo^iation  mit  ben  anberen  IBüc^em 
in  Serbinbung,  fo  lommt  fte  leicht  ju  bem  ©c^luffe,  ba^  ba«  IBuc^  ebenfall«  auf  bem  ^tüe 
im  blauen  3immer  liegen  mu^.  3Ran  lann  natürlich  nic^t  mit  ©ic^er^eit  entfc^eiben,  auf 
welchem  SBege  fte  in  SBirflic^feit  ju  i^rer  Söe^auptung  gekommen  ift;  über  ben  Serlauf  ber 
unX>tmv^n  2:i^dtig!eit  !ann  man  im  ©injelfaHe  nur  Vermutungen  auffteUen.  3bxt  fo  oiel 
leuchtet  ein,  ba^  ba«  ®reipi«  am  natürlic^ften  al«  Sleu^erung  eine«  unbewußten  ©c^luffe« 
erfldrt  wirb.    aJHß  X.  fc^cint  audj  felbft  ju  biefcr  2lnna^me  am  meiflen  geneigt  ju  fein. 

2)tc  ctgcntttd^cn  ai^nungcn,  SSorfieHungcn,  toeld^e  ol^nc  trgcnb  einen 
nad^toeiiSbaren  SlnlaB  auftaud^cn,  finb  bei  mandi)m  SUienfd^en  red^t  i^äufig. 

9Wiß  X.  weiß  natürlid^  oon  einer  SWenge  berartiger  ©rlebniffe  ju  berichten,  ^m  6. 
»anb  ber  Proceedings  of  S.  P.  R.  f^at  fte  eine  Slb^anblung  oeröffentlic^t  („Record  of 


St^nungen  unb  ^aOusinotionen.  437 


telepatic  and  other  experiences"),  bie  loefentlic^  oud  Slufjeic^nungen  üBer  SU^nungen 
in  ^orm  dnti  Sogebud^ed  befielet,  ^efe  finb  burc^ge^enbd  rec^t  irmal;  fte  l^anbeln  meift 
ixsoim,  ma^  bie  ^eunbinnen  ^.  unb  $.  ftc^  oome^men,  unb  bied  o^nt  W,^  dl.  ouc^  mit 
einet  gonj  etftminlic^en  ©ic^er^eit.  S)er  (ginbrud  bed  -  SBunberbaren  wirb  aber  baburdj 
tec^t  obgefc^dc^t,  bo^  9Ri^  X.  nic^t  oUeine  biefe  ^nungen  betrefft  il^  ^eunbinnen 
^at;  bad  iSerl^dlinid  ift  oielme^r  ein  gegenfeitiged.  ^ie  ^ogebüc^er  s^i9«n  und  mit 
anberen  äBorten  einige  junge  ^amen,  bie  in  bem  ©robe  mit  i^rer  gegenfettigen  2^ben^fi 
»eife,  üjren  fiieblingSfc^riftftellem  unb  s^omponiften  oertraut  finb,  ba^  eine  jebe, 
oljne  groje  ©efa^r  ftc^  5U  irren,  angeben  !ann,  womit  bie  anberen  fw^  ju  einer  Be* 
ftimmten  geit  be§  2;age8  befc^ftftigen,  unb  bo  fie  !eine  emfie  Berufsarbeit  ju  l^aben 
■fc^cinen,  fo  fe^It  e«  i§nen  nic^t  an  Seit,  fic^  für  bie  5lngelegen§eiten  ber  greunbinnen  ju 
intereffieren  unb  jeben  Stugenblicf  „Stauungen''  hierüber  ju  l^aben.  SBenn  3Ri^  36.  einige 
a:age  ^inburc^  BÄi^  3).  nit^t  gefc^cn  f)(d,  fo  fängt  pe  an,  fic^  naf!^  i^r  ju  fernen,  unb  ^at 
eine  ^^St^nung",  ba^  3).  i^r  abenbö  einen  ©efuc^  machen  wirb.  3).  !ommt  richtig; 
benn  pe  fe^nt  fl($  au($  nac^  X.,  befommt  eine  Sl^nung,  ba^  X.  fie  erwartet,  unb  befudjt 
fie  beÄ^alb  auf  bem  Heimwege  oon  einer  ©efeDfc^aft.  3)a  X.  offenbar  lieber  bie  Sefuc^e 
ber  anberen  empfängt,  alg  baj  fte  ft(^  au  i§nen  bemüht,  fo  ift  eiJ  gana  natürlich,  ba^  fie 
BU  §aufe  bleibt  unb  bie  greunbinnen  erwartet.  ©0  gc^t  eS  3;ag  für  3:ag;  meiftenS  treffen 
bie  Sl^nungen  ju,  unb  nur,  wo  ed  ftc^  um  gana  ))ofitioe  ^^^atfac^en  wie  um  ^ite(  be« 
ftimmter  »üd^er  l^anbelt,  !ommen  ab  unb  a«  Srrtümer  oor.  3n  allen  biefen  weit* 
läufigen  ^ufaeic^nungen  ift  nic^td  anbered  wunberbar,  ald  ba^  9Ri^  3E.,  bie  bod^  in 
tnan($en  anberen  fc^wierigercn  JäCen  ben  natürlichen  3"föwmenljang  richtig  nac^gewiefen 
^at,  nic^t  au(^  ben  eigentlichen  ©runb  ber  „^f^nunqtn"  ^eraudfinbet,  nämlic^  bie  auf  ber 
intimen  JJrcunbfc^aft  beru^enbe  genaue  Äcnntni«  ber  SebenSgewo^n^eiten  ber  greunbinnen. 

S)a  bie  Sül^nung  —  unb  ba^  ift  bo«  e^arafterifiifd^e  für  pe  —  Don 
fclbjl,  o^nc  nad^rocisbarcn  2lnla6,  auftritt,  fo  fann  man  natürlid^  in  jebem 
€inielncn  gallc  aud^  nur  eine  aScrmutung  barüber  auffteHen,  roaö  ben  SlnfioS 
ju  ber  unberoufeten  ^^^ätigfcit  gegeben  l^at.  aBal^rf(i^einlid&  iji  bie  2ll^nung 
meiften^  nur  ba^  SRefuttat  einer  unbewußten  SBorftellung^reprobuftion,  bie 
an  irgenb  einem  fünfte  burd^  einen  beraubten  SBorfteßung^freii^  aui^getöfl  iji. 

©0  l^abe  ic^  wieberl^olt  auf  bem  Heimwege,  nac^bem  ic^  meine  Slrbeit  in  ber  ©tabt 
crlebigt  ^atte,  eine  „Sl^nung"  baoon  gehabt,  ba^  »üc^er  oom  9lu«lanbe  für  mic^  angekommen 
feien.  Oft  war  bie  5l§nung  richtig;  i($  !onnte  mic^  im  Slugenblid  ni^t  mit  »eftimmtl^eit 
entfinnen,  wann  ic^  bie  Bücher  beftcOt  ^atte;  aber  ic^  §atte  bie  Seftettung  boc^  gewußt, 
unb  bie  3eit  awifc^en  ber  33epeaung  unb  ber  Slnfunft  ber  aSüc^er  war  fo  aiemlic^  immer  bie 
gleiche.  3)er  ®cban!e  an  mein  $au8  unb  meine  Slrbeit  au  $aufe  löfte  gana  natürlich  eine 
unbewußte  aSorfteaungSreil^e  au^,  unb  biefe  äußerte  fid^  in  einer  SU^nung  oon  ber  Sin- 
fünft  ber  erwarteten  Sucher,  ©olc^e  trioialen  2l§nungcn  werben  bie  meiften  SWenfc^en  bei 
fi(5  felbft  entbedcn,  wenn  fte  nur  barauf  achten;  unb  nimmt  man  ftc^  oor,  einige  geit 
lang  S3uc^  über  biefelben  au  führen,  fo  wirb  man  feigen,  ba^  fie  burc^gel^enb«  auc^  ein* 
treffen,  wenn  man  unbewußt  gewiffe  ®runblagen  für  biefelben  gehabt  f)Qt.  3m  entgegen* 
gefegten  gaUe  erwcifen  bie  3l^nungen  fic^  meiftenS  aK  falft§. 

©efüi^le  unb  ©ttmmungen  Wnnen  fid^  aud^  oft  in  ai^nungen  äußern. 

aOBenn  3R\%  X.  anfängt,  fic^  nac^  ber  greunbin  a«  fernen,  fo  nimmt  biefe  ©c^nfuc^t 
bie  gorm  eine«  äBunfc^e«,  einer  Erwartung,  einer  Sl^nung,  ba^  bie  greunbin  !ommen 
wirb,  an.  3c^  entftnne  mic^  aut§  einiger  berartiger  gätte  au«  meiner  ÄHnbl^eit.  3weimal 
fyd  mi($  in  ber  9iä^e  ber  §eimat,  nac^bcm  it^  mit  einigen  Äameraben  fe§r  oergnügte 
Serien  oerlebt  f^attz,  ein  unangenehme«  ©cfül^l  baoon,  ba^  ein  Unglüd  gefc^e^en  fein  müßte. 


438  ^<^  angreifen  bed  Unbetougten  in  bad  Setou^ein. 


befaSen  ^  »o^d^einlic^  ^eroorgerufen  burc^  ben  @eban(en  an  bad  $aud  mit  beit 
Sc^uUirbetten  im  ©egenfat  3U  bem  munteren  (^erienCeben.  3)iefed  (S(eban!end  nmrbe  ic^ 
mir  ixoQX  nid^t  bemuftt  n>o^C  ober  fonb  meine  gebrüctte  Stimmung  i^ren  Xudbruc!  in  ber 
SorfteUung  von  einem  „UngCäcf'.  34  >»^»  ^<^ft  i<^  bomaCö  ^äufig  fok^  ^S^nungen" 
^otte;  ic^  erinnere  mi($  jebod^  nur  biefer  beiben,  toeil  fte  fic$  a(d  richtig  ermiefen.  2)ie 
anberen  l^abe  icl^  natürlich  ooUftdnbig  oergeffen*). 

Sine  eigentfltnHd^e  ^orm  ber  Sli^nungen  ift  bad  fogenamtte  ^®efä^( 
ber  Sflä^e". 

3n  bem  englifc^en:  „Report  on  the  Census  of  flalludnations"  ftnben  ftc^ 
mehrere  I6eri($te  berortiger  ^e.  din  SeifpieC  mirb  aur  ®rl(ftrung  genflgen.  9Xr.  $. 
fc^reibt:  ^3m  September  1890  bereitete  ic^  mic^  auf  ein  ®samen  oor.  ^ned  Xbenbd 
gegen  11  U^r  ftubierte  id^  ©icero«  „De  senectute"  in  meinem  Keinen  Simmer,  ba«  8  X  16 
fju^  mi^t.  $(ötli($  befam  ic$  bad  &t^l,  ba^  jemanb  im  3i>nmer  wäre.  3($  fa^  mi^ 
um  unb  emKtrtete  meine  SRutter  )u  f e§en,  bie  bidn)eilen  abenbd  su  mir  tarn ;  ober  ed  loor 
niemonb  bo.  gc^  unterfud^te  bad  gonje  QimxMt,  o^ne  jemanben  su  finben,  unb  ffid^ft 
erftaunt  fe^te  i($  mic^  roieber  an  bie  Strbeit,  ober  richtiger,  ic^  oerfud^te  wieber  )u  ox^ 
beiten;  bemt  laum  ^e  i($  bie  £e!tare  mieber  aufgenommen,  M  i^  bad  @efü^(  hdam, 
bo^  jenumb  mir  über  bie  Schulter  fd^e.  3c$  unterfu(^te  bad  Simmtx  oon  neuem,  fonb 
aber  leinen  unb  ging  oenounbert  su  Sett.  ^(^  ^^^  ^^^  an  fpiritiftif^e  $§dnomene  ge^ 
bac^t.  Ungefähr  ein  ^cä^v  fpdter  fa^  ic^  in  bem  3i>nmer  eined  anberen  SNanned  unb 
rauchte.  3($  war  aUeine,  blätterte  in  einem  93uc^e,  ali  pIö^^Hc^  mieber  badfelbe  ©efü^I 
mit  großer  2Menfttät  über  mi($  tcm.  ^^  backte  nic^t  gleich  an  mein  frü§ered  (^lebnid, 
fonbem  qliavbtz  oielme^r,  ba^  man  mir  einen  Streich  fpielen  moUte;  ic^  tonnte  jeboc^ 
leinen  in  ber  Stube  finben,  obgleich  ic^  bad  (eb^fte  ©efü^I  ^atte,  ba^  dn  äBeib  onmefenb 
märe.  3(^  §ielt  ed  für  eine  ^aOluaination  unb  ging  meined  SBeged.  Später  §at  ba^ 
felbe  ©efü^I  fid^  su  mieber^olten  SRalen  an  oerfc^iebenen  Oertem  eingefteüt;  ed  ift  immer 
badfelbe  äBeib.  äBoraud  fc^Iie^e  ic^  eigentlich,  bad  e«  ein  9Beib  ift?  gc^  toei^,  e«  ift  ein 
SBeib,  ic^  glaube  ed  nic^t,  i^  wei^  ed.  ^ed  ^efü^C  !ommt  immer  über  mic^,  wenn  ic^ 
nic^t  baran  beule,  nod^  fürsUc^  in  meinem  eigenen  3i>n>ner  nac^  einer  Spielpartie.  3<^ 
würbe  fe^r  gereist  unb  fagte  —  wie  ic^  fürchte,  jiemlic^  böfe  — :  „®e^'  lum  X  . . . ." 
Ob  biefe  16ef(^w5rung  wirflic^  ^inrei^enb  unb  fräftig  gewefen  ift,  mu^  ftc^  fpdter  i^%tn, 
aber  bad  ®efü^l  oerfc^wonb  bamald  jebenfaQd  plö^lic^.  SBor  ed  wirllic^  ein  ®eift,  ber 
onwefenb  war,  fo  lie^  er  mir  nic^t  einmal  S^t,  mic^  s^  entfc^ulbigen.^ 

fiier  ift  e^  eine  DoIIflänbig  imaflinäre  $erfon^  beren  3tä^e  SRr.  $.  o^ 
äußere  SSeranlaffung  gerabe  bann  „füi^lt"^  icenn  er  nid&t  baran  benft.  35ei 
anberen  äRenfd^en  lomtnt  ein  ä^ntid^eiS  ®efül^(  beflimntten  tebenben  ^erfonen 
gegenüber  x>ox,  beren  3btn)efenl^eit  unter  einer  grö^ren  3Renge  g(eid^  //gefüllt'' 
wirb,  fieftlere^  ift  nid^t  fo  fci^ioierig  ju  erflären.  Unter  befonberen  SBerl^all* 
niffen^  j.  93.  bei  einem  SSerßebten^  fann  (eid^t  ein  äl^n(i(i^er  Stapport  jum 
Dbjelt  ber  Siebe  oor^anben  fein  wie  jioifd^en  ber  i^ypnotifterten  ^erfon  unb 
bem  fippnotifeur.  2)a^  einfeitige  Sntereffe  für  bie  beftimmte  ^ßerfon  f(i^Srft 
bie  ©inne,  namentlid^  ba^  ®e^ör^  bcrmafeen,  baft  ber  f (i^roäd^jte  Saut  etwa  nur 
oon  ben  gufelritten  ober  oon  ber  Stimme  ber  betreffenben  gleid^  aufgefangen  wirb. 
*S)iefe  ßaute  felbft  lommen  jebod^  bem  Siebenben  nid^t  jum  S3emu|tfein^  fonbem 


*)  aWanc^e  berartige  „Stauungen"  bürften  gewi^  einfach  auf  ein  fog.  „böfe« 
miffen"  surüdsufü^ren  feim    2lnm.  be«  Ueberf. 


Sl^mingen  unb  ^aHiQinationen.  439 

locden  in  if)m  nur  ein  ,,®cfül^l"  ober  eine  „Sl^nung"  baoon,  bafe  ber  Oeflen«» 
fianb  ber  Siebe  anroefenb  ift  3n  einem  fofd^en  3lapporte  ftanb  Helena  p. 
dtacon^iga  ju  ^rbinanb  fiafaSe. 

3n  i§rem  5Buc§e:  ^9Äcine  ©esie^ungen  ju  gerbinanb  SafoHc"  ^ot  fle  mehrere 
@c^i(berungen  biefer  9(^nungen  gegeben.  9(ld  t^pifc^ed  SSeifpiel  biefed  $^&nomend  lod^Ien 
luir  eine  biefer  SSefc^reibungen.  ^9lfö  i($  balb  barauf  an  ^olt^offd  Strm  ben  ^oQfaaC  be^ 
trat,  flüfterte  mir  mein  I3egleiter  ju :  ,@o  jlinb,  je^t  rooQen  xo'xv  fe^en,  ob  er  fc^on  ha  ifU' 
D^ne  SU  benfen,  roa«  ic^  fagte,  enoiberte  ic^  ru^ig:  »Sl'lein,  ^capal  er  ift  noc^  nic^t  ha,  i^ 
fü^Ce  ed/  @o  eigentümlid^  bad  Hingen  mag,  fo  rounberlic^  ed  $o(t^off  erfd^ien  —  e^ 
war  bo4  fo.  34  ^^^  ^^n  noc^  nic^t  jenes  früher  befc^riebene,  angftooa  roonnige  (S(e« 
fü^I,  mie  mid^'d  überfom,  wenn  SafaUe  im  felben  ffiaumt  mit  mir  weilte.  9(ber  ^olt^off 
niu^e  von  biefen  meinen  @mpfinbungen  bid  ba^in  noc^  nichts,  unb  fo  antwortete  er  benn 
mit  einem  faft  ärgerlichen,  jebenfaQd  fpöttifc^en  ^äc^eln :  ,Um  ®otted  wiEen,  lUnb,  fangen 
Sie  mir  !eine  neroöd^mpftifc^en  (S^efc^ic^ten  an ;  xoenn  Sie  ft($  auf  fomnambuCe  Sl^nungen 
©erlegen  wollen,  bringe  ic^  Sie  fofort  wieber  nac^  §au«!-  9lber  ba  surfte  ic^  jufammen 
—  bad  unnennbare  ©efü^l  war  ba  —  unb  willenlos  fagte  i^  halblaut  unb  jufammen« 
fc^oubemb:  ^el^t  (ommt  er!*  ^olt^off  fa^  ft($  um,  unb  beinal^e  oerbrieflic^,  ba^  ic^  re($t 
f^atit,  unb  erftaunt  über  meinen  3«ftö«b,  fagte  er:  ^^a'^xf^a^i^,  Sie  f^abtn  rec^t!  — 
jejt  lommt  erl*" 

3n  Sejug  auf  bie  ^ßfeubol^aüujlnation  fönnen  mir  \i\\&  furj 
f äffen.  2Jtan  fagt,  baS  ^^änomen  fei  jiemtid^  feiten;  jebenfato  liegen 
nid^t  Diele  Unterfud^ungen  barüber  Dor.  Snbeö  ijl  eiJ  bo(i^  eine  grofee  ^rage, 
ob  bie  $feubo^aOu}ination  roirllid^  fo  feiten  ift;  id^  modele  oielmel^r  m^ 
neunten,  bog  bie  meiften  Sll^nungen  beS  täglid^en  2ebm^  eigentlid^  nur  ^feubo^ 
$alIu}inationen  finb«  93on  ben  9ll^nungen  foQen  biefelben  fid^  \a  baburd^ 
unterfd^eibcn,  baft  fie  bie  2)eutlid^feit  ber  pnnlid^en  SBai^rnel^mung  l^aben, 
roo^renb  fie  fid^  auf  ber  anberen  ©eite  oon  ben  ^aßujinationen  baburd^ 
unterfc^eiben,  bafe  ba^  33eo6ad^tete  nid^t  bie  oolle  S^^^R^ät  ber  SBirflid^feit 
$at  unb  aud^  nid^t  ate  ehoa^  Stealei^  im  9iaume  aufgefaßt  n)irb,  fonbem 
nur  ald  ein  augerorbentlid^  beutlid^eS  @rinnerungiSbilb.  3m  allgemeinen 
loerben  biefe  ^fionen  mel^r  ai&  ein  lebl^aftei^  ^l^antaftegebilbe  benn  als 
etott^  SBirflid^e^  gefd^ilbert.  2)ie  ©renje  jroifd^en  ben  ^aßujinationen  unb 
ben  ^feubol^a(Iu}inationen  ifl  fomit  }iemlid^  prä}ii^  }u  }iel^en,  bagegen  ifl  bie 
©renje  jmifd^en  ben  2ll^nungen  unb  ben  ?ßfeubol^aDu§inationen  fe^r  fd^roer 
ju  befUmmen.  ®&  i^anbelt  fid^  l^ier  nur  um  ein  me^r  ober  n)eniger  beut* 
lid^e^  Silb,  unb  babei  mirb  eS  aufeerorbentlid^  fd^wer,  bie  2lrt  be&  $l^äno* 
mm^  }U  befiimmen.  SBa^  mid^  betrifft,  fo  finb  meine  äU^nungeu  immer 
fe^r  Ilare  unb  beullid^e  ©efid^tsbilber,  feine  abftraften  ©ebanlen,  fonbern 
aSifbnen,  in  benen  fid&  eine  befümmte  Situation  mir  ^eigt.  aWan  müfete  fie 
bedl^olb  el^er  $feubo^aQu}inationen  nennen;  ba^felbe  ifi  gemig  bei  oielen 
onberen  3»enfd^en  aud&  ber  gaD.  S)a  bie  ©renje  alfo  ganj  unbefHmmt  ift, 
mufe  allein,  loa^  oon  ben  ai^nungen  gefagt  lourbe,  aud^  afe  für  bie  $feubo« 
^aUujinationen  geltenb  ongefe^en  n)erben. 


440  ^ad  Eingreifen  bed  Unbetougten  in  ba9  Bewufttfein. 


Bie  normalen  fponianen  l|aQujtnaftonen. 

@d  ifl  lange  belannt  geioefen,  baB  Seute^  bie  leinednoeg^  etioa  an 
einer  nad^noetiSbaren  Aranf ^t  (eiben,  melmef)i  im  gan}en  genommen  aU  nor« 
mal  bejeid^net  werben  muffen,  ol^e  befonbere  SSeranlaffung  ^oDujinationen 
l^aben  Idnnen.  3ni>^  f^tte  ed  bo(i^  an  flatifUfd^em  9Rateria(  über  bie  ^äuftg» 
leit  biefer  normaleji  fiaßujinationen,  über  bie  Sebingungen  für  i^r  ©ntfle^ 
u.  f.  xo.  ^artmannd  ^aüusinationdl^ppot^efe  (orgL  @.  308  f.)  unb  bie  baburd^ 
l^roorgerufene  lebl^afte  S>tö{uffton  mar  l^attptfäd^ßd^  mo^I  ber  3tnla^,  ba| 
auf  bem  erflen  internationalen  Jlongrefe  für  ejpcrimenteHe  ^fpd^ologie  in 
^ariÄ  1889  befd^toffen  mürbe,  auffd&lüffe  über  ^allujinationen  einjufammeln, 
um  fo  9Rateria(  }ur  Beurteilung  i^rer  SBebeutung  für  ben  älberglauben  ju 
befommen.  ^ad  SWefultat  biefer  ©ammtung  liegt  nun  in  jmei  fel^  interefjonten 
SBerfen  oor.  S)ie  ©nglönber,  bie  ba«  größte  a)iaterial  lieferten,  l^ben  biefe« 
für  ftd^  bearbeitet  unb  bie  9lefultate  in:  „Report  on  the  Census  of  Hallu- 
cinations",  Proceedings  of  S.  P.  R.  Vol.  10,  oeröffentlid&t  @iS  iji  biei8 
ein  umfangreid^e«  SBud^,  ha&  von  einem  Äomit6  unter  ^rofeffor  ©ibgmicfd 
SSorfift  l^erauÄgegeben  ift.  3Jlan  finbet  l^ier  namentlid^  eine  fe^r  umfaffenbe 
fiatiftifd^e  Bearbeitung  beS  aWateriafe  unb  eine  aJJenge  audffll^rlid^er  ©c^itbe« 
rungen  oon  ^allujinationen  mit  aUen  SRebenumfiänben.  SDaiS  anbere  etwa« 
roeniger  ooluminöfe  SBerf  ifi  oon  $ari|Ji  unter  bem  2;itel:  ,,Ueber  bie  S^rug» 
loai^niel^mungen"  (fieipjig  1894)  ]^erau«gegeben.  fiier  ifi  aud^  ba^  aWaterial 
berüdtfid^tigt,  bai^  in  augerengltfd^en  fionbem  gefammelt  ifl;  aber  baiS  Bud^ 
ifi  junäd^ft  mel^r  tl^eoretifd^en  3nl^alt«:  ber  SBerfaffer  l&at  eine  merftoürbige 
2:enbenj,  jeben  Unterfd^ieb  jmifd^en  jmei  ganj  oerfd^iebenen  ^l^anomenen,  ber 
SHufxon  unb  ber  fiaßujination,  fortjuröfomtieren. 

S)ie  au^gefanbten  fragen  bejogen  fid^  nur  auf  fiatlujinationen  beö  ®e^ 
ftd^t^,  bed  ®elfüx&  unb  be^  Xaftftnn^.  ©erud^i^'  unb  ©efd^macfi^J^aUujinationen 
tommen  oielleid^t  rool^l  oor,  aber  (ie  ftnb  bod^  fieti^  mcl^r  jmeifell^after  2lrt,  meil 
man  nur  äufeerfi  feiten  mit  ©id^erl^eit  mirb  lonfiatieren  fönnen,  bafe  ber  angeb« 
lid^cn  ^allujination  jebe  äußere  Urfad&e  gefel^lt  l^at.  ©^  liefen  im  ganjen 
27  329  antworten  ein;  oon  biefen  waren  3271,  alfo  11,96 7^,  bejal^enb,  b.  ^. 
fie  gaben  an,  baft  ber  Sctreffenbe  eine  ober  mel^rere  ^aHujinationen  im  nor^ 
malen  ßufianbe,  alfo  nid^t  infolge  irgenb  einer  nad^mei^baren  Äranfl^eit,  gelabt 
l^ätte.  S)er  ^rojentfaft  ift  für  3Känner  unb  grauen  etmai^  oerfd^ieben; 
mäl^renb  namlid^  nur  9,75  7o  2)länncr  fold^e  ^aHujinationen  gel^abt  l^aben, 
lommt  bie«  bei  14,57  7o  grauen  oor.  5Bon  fämtlid^en  antworten  entfallen 
17  000  auf  (Snglänber  unb  englifd^  rebenbe  Stationen;  l^ieroon  waren  1684 
antworten  bejal^enb,  b.  f).  9,97^  (7,87^  3Känncr,  12,07^  grauen).  a)er 
5ßro}entfa6  ifi  alfo  für  bie  ©nglänber  etwa«  niebriger  al«  für  bie  übrigen 
Jlationen.    S)iefer  Unterfd^ieb  rül^rt  oieüeid^t  oon  ©igentümlid^feiten,  bie  im 


^e  normaten  fpontanen  ^Uustnotionen.  441 


SBcfen  be&  aSoKc^  begrünbct  finb,  l^cr,  tann  aber  aud^  eine  ganj  anbere  Ur= 
fad^e  l^oben.  SBenn  man  nämttd^  nur  eine  geringe  Slnja^t  oon  antworten  be«» 
tommt,  fo  erl^citt  man  relatüo  me^r  bejai^enbe  ate  pemeinenbe  antworten,  tDeil 
bie  aWenfd^,  bie  felbfl  ^aHujinotionen  gel^abt  l^aben,  fid^  mel^r  für  bie  grage 
intereffieren  ate  biejenigen,  xodd^e  ba^  ^l^änomen  an^  eigner  (grfal^rung  nid^t 
fennen  unb  infolgebeffen  aud^  bie  SBorfrage  ganj  unbeantwortet  laffen.  3e 
umfaffenber  bie  Unterfud^ung  wirb,  je  mel^r  man  bie  Seute  jur  Antwort  brängt, 
einerlei,  ob  biefe  „3a"  ober  „SRein"  lautet,  beflo  geringer  wirb  ma^rfc^einlidd 
aud^  ber  ^ßrojentfaft  ber  bejal^enben  antworten  im  SBergleid^  ju  ben  oerneinenben. 
3lu^  bem  bü^  jegt  oorliegenben  SRaterial  lann  man  ba^er  nid^t  ftd^er  auf 
pfpd^ologifd^e  Sigentümlid^Ieiten  einjelner  SSölter  fd^liegen. 

aWag  bem  nun  fein,  wie  i^m  woHe:  immeri^in  pnb  alle  5ßarteien  fxd^ 
barin  einig,  ba§  obige  Sdf)lm  ml  §u  niebrig  finb.  S)iefer  Slbfd^nitt  ber  Unter* 
fud^ungen  ifi  unbebingt  ber  intereffantejie,  weil  er  einen  fd^lagenben  SeweiiS 
bafür  liefert,  wie  unjuoerläffig  alle  ©ebäd^tni^ftatifiil  ift.  3)a 
wir  für  biefe  SBel^auptung  bi^  jeftt  ben  SeweiS  fd^ulbig  geblieben  finb,  fo 
rootten  wir  jeftt  naiver  barauf  eingel^en.  ^ä)  lege  i^ierbei  nur  bie  englifd^e 
©tatiftif  ju  ®runbe,  ba  fie  alleine  bie  wünfd^eniJwerten  ©njell^eiten  entl^ält. 

^ie  ^aUujtnationen,  ü6et  bie  berichtet  ift,  serfaUen  m  brei  ©nippen:  in  ^aUujinotionen 
bcd  ®efic^t§,  be^  ©e^r«  unb  be8  3:aftfinnä.  SSon  biefen  ift  bie  erfte  bie  umfangreic^fte;  fie 
umfaßt  1112  gdße  gegen  494  in  ber  jroeiten  unb  179  JJäUe  in  ber  britten  ©ruppe.  2)ie§ 
^ebt  im  ganzen  1785  ^dUe ;  ba^  biefe  Saf)l  größer  ift  ald  bie  3<^^I  ber  ^etfonen,  welche  bie 
grtoge  beja^enb  beantwortet  ^oben,  rü^tt  bo^er,  ba^  einige  $erfonen  eben  mehrere  ^aSLuiU 
nationen  erlebt  ^oben.  9Bir  betrachten  nun  Dorläufig  nur  bie  ©eftd^tg^aKudinotionen.  Son 
biefen  faOen  87  in  bad  le^te  3a^r,  ^ieroon  mieberum  30  in  bad  le^te  9$iertel)a§r,  12  in 
ben  legten  SKonat  unb  6  in  bie  legten  oierje^n  ^age,  c^e  bie  ©ammlung  abgefc^Ioffen 
rourbe.  Slber  5  göHe  in  14  ^agen  würben  130  im  3a§re  geben,  fofem  ba^  ^^änomen 
ba8  gan^e  S^^r  ^inburc^  gleic^  regelmäßig  unb  häufig  auftritt.  Unter  berfelben 
Soroudfet^ung  geben  12  im  SRonat  144  unb  30  im  Vierteljahr  120  im  ^a^re.  ^Qe  biefe 
3a|^Ien  ftnb  ja  bebeutenb  §ö$er  ali^  87,  bie  3<^^  bie  für  ba^  le^te  ^a^r  faftifc^  ange^ 
geben  worben  ift.  ©e^en  mir  weiter  in  ber  3cit  jurücf,  fo  wirb  ber  Unterfc^ieb  no($  auf- 
faßenber.  gür  baiJ  oorle^te  S^^r  ftnb  nur  57  gälle  berichtet,  unb  für  bie  oor^crgcl^enben 
9  So^re  beträgt  ber  ^urc^fc^nitt  nur  41.  äBeiter  ald  10  ga^re  surücf  finbet  man  burc^- 
f(^nittli4  nur  ttma  20  ^lle  im  3a^re.  9htn  liegt  natürlich  !ein  ©runb  sur  9(nna^me 
oor,  baß  bie  ^anujinationen  im  3a^re  1892,  wo  bie  Sammlung  ber  «fragen  abge^^ 
fc^loffen  rourbe,  häufiger  al8 10  3a^re  oor^er  aufgetreten  fein  foUten,  ober  baß  tima  gar  in  ben 
©erfc^iebenen  Vierteljahren  beS  legten  '^a^vzi  bie  3<t^l  berfelben  befonberd  gcftiegen  wäre. 
2)ie  bcftdnbige  3una^me  ber  gäHe,  je  nä^er  man  ber  ©cgenroart  fommt,  läßt  fit§  nur  ba- 
hüt^  crfWren,  baß  bie  Älteren  gälle  na^  unb  m^  oergeffcn  ftnb.  2)ieiJ  ift  um  fo  roa^r^ 
fc^inlic^er,  ba  faft  alle  ^eric^te  auf  (^nnerungen  berufen;  nur  in  äußerft  wenigen  ^äQen 
finb  bie  ^aOudinotionen  fofort  aufgezeichnet  worben.  ^ie  etatiftü  aeigt  €bm  beutlic^  ge^ 
nug,  wie  wenig  man  pdj  auf  ba«  menfc^lic^e  öebäc^tniÄ  oerlaffen  tonn,  felbft  foU^en  intern 
effanten  ^^änomenen  gegenüber.  —  9(uf  ®runb  einer  befonberen  Öerec^nung  (bei  ber  wir 
uni  inbeffen  nic^t  aufhalten  wollen)  fommt  bad  8ibgwi(!«5lomit^  SU  bem  ^efultate,  baß 
anftatt  über  obige  1112,  über  4200  @eftc^t»^alluainationen  ^äiit  Seric^t  erftatlet  werben 
muffen,  wenn  alle  gälle  biefer  Slrt  in  ©rinnerung  geblieben  wären;  mit  anberen  SBorten: 


442  3)a5  ©ingtetfen  bcö  UnBetougtcn  in  ba«  ©erou^tfcin. 

es  Tinb  ungcfäl^r  breiolertel  fämlfid^er  gäße  oergeffen  roorbcn.  3n  S3c* 
}ug  auf  bie  ^aIIu)inationen  beS  ©el^dri^  unb  beS  ^aftftnnei^  lägt  eine  fold^e  9e« 
red^nung  ftd^  nid^t  mit  berfelben  ©id&erl^cU  burd&fü^ren,  ba  über  ju  loenige  galle 
berid^tet  loorben  ifi.  aSiele«  fprici^t  inbeffen  bafür^  bag  baS  ajer^dltnüs  fid^ 
l^er  nod^  ungünfiiger  ßejialtet.  ©o  jinb  Don  ben  ©e^riS^Kujinationcn 
wal^rfd^einlid^  toenigfienÄ  ^/^,  tnöglid^noeife  ein  nodft  gröB^er  »rud^teil  ocr- 
geffen  loorben.  S)tei^  ftimmt  anä)  gut  mit  ber  allgemeinen  @rfa]^rung  flberein, 
ba|  fd^mad^e  @e^drdl^alIu}inationen  fel^r  l^äufig  finb;  aber  gerabe  bed^alb 
mirb  lein  Öemid&t  auf  fte  gelegt,  b.  1^.  fte  werben  —  oergeffen. 

2BaS  ben  Snl^alt  ber  ^allujinationen  betrifft,  fo  l^anbetn  fie  fafi  jiet« 
nur  üon  menfd^tid^cn  SBefen.  äJon  ben  1112  ©ejid^tiSl^attujinationcn  waren 
973  ©efid^te  Don  SWenfd&cn.  Sei  ben  ©el^örSl^allujinationen  ^aben  bie  35c» 
treffenben  in  ber  Hälfte  ber  gäHe  i^ren  Flamen  gehört,  in  ben  meiflen  anberen 
goBen  finb  anbere  ganj  bcftimmte  SBörtcr  vernommen  roorben;  man  begreift 
bemnad^,  bag  bie  ^aUujinationen  mefentUd^  baju  beitragen  tonnen,  ben 
Stauben  an  ©eifler  unb  ©efpenfier  in  oerfldrfen,  S^benfalte  lann  man 
rui^ig  annehmen,  bag  bie  ^aünjinationen  in  ötterer  ^exi  benfetben  ^n^cdt 
gel^abt  l^aben  unb  ebenfo  häufig  geroefen  finb  roie  jefet. 

Ueber  bie  Sebingungen  für  baS  ©ntjiel^en  ber  ^aDujinationen  ifi  nic^t 
oiet  ju  fagen.  ©ie  fönnen  ju  jeber  XageSjeit  unb  unter  ben  oerfddieben* 
artigften  @emütöfiimmungen  auftreten.  2lber  bie  ©tatifüf  jeigt  bodb,  bafe  oon 
fämtlid^en  gäHen  ungefähr  40  7o  bann  Dorfommen,  wenn  ber  Setrcffenbe  im 
a3ette  liegt,  aber  bod)  nod^  üoBfiänbig  mad^  ift.  S)icfcr  Umflanb  ifi  beiJl^alb 
interefjant,  meit  er  jeigt,  baft  günfüge  äußere  Sebingungen  in  l^ol^em  ®rabe 
baS  entftel^en  ber  ^aHujinationen  erleid^tem.  ©in  l^aDujinatorifd^ejJ  Silb 
wirb  immer  leichter  in  ber  SJunfel^eit  aU  im  l^cllen  ©omtcntid^te  mit  ber 
SBirflic^feit  Dermed&fett  werben;  ein  Silb,  baS  im  2)unMen  ooflftänbige  fiattu« 
jination  ifi,  wirb  mal^rfd^einlid^  am  l^eden  Sage  oft  nur  eine  ^^eubol^aQu' 
jination  fein.  2luS  bem  ©runbe  bebürfen  bie  (Seifier,  bie  in  fpiritifHfd^cn 
©igungen  auftreten,  gemöl^nlid^  einer  mögßd^ft  fd^mad^en  33e(eud^tung,  wenn 
fie  pc^tbar  werben  foBen. 

®in  fcl^r  intereffante«  ?ßroblem  unb  ein  ©egenftanb  ja^Ireid^er  "SM^ 
fuffionen  in  neuerer  ^ext  ifi  bie  grage  nac^  ber  Urf  ad&e  ber  $aIIu}inationen. 
SBir  feigen  natürlid^  Don  ben  iboDusinötionen  ab,  bie  infolge  pon  flranf* 
l^citen  auftreten.  3m  gieber,  bei  ©eifieiSfranf Reiten,  afuten  unb  d^ronifc^n 
aSergiftungen,  O^ren^»  ober  Stugenleiben  finb  ^aHujinationen  i^dufig.  Jtönnen 
wir  bie  p^pfiologifd^en  aUerl^öKniffe,  auf  benen  bie  ^allujinationen  in  biefen 
gäden  berufen,  aud^  nid^t  immer  erttären,  fo  geben  bod^  offenbar  fd^werere 
neroöfe  ©törungen  ben  3ln(ag  }u  jenen  abnormen  pfpd^ifd^en  ^^dnomenen. 
SQSir  l^alten  uni^  l^ier  auiSfd^lieglid^  an  bie  normalen  Halluzinationen.  S)er 
franjöfifd^e  ^P^pfiologe  Sinet,  bem  ^arif^  fid^  aufd^liefet,  i^at  bie  Sl^eorie 
aufgefteHt,  bag  jebe  Hallu}ination  i^ren  Urfprung  in  finnlid^en  SBal^me^mungen 


^ie  normalen  fpontanen  ^aUusinationen.  44S 

^ot;  ber  äufecreSReij  mag  fel^r  f(i^ioad^  fein;  aber  eiJ  finbet  ftd^  bod^  immer 
ein  ,,Ieitenber  gaben"  (point  de  repfere),  an  ben  bie  ^allujination  anfnüpft. 
a5iefe  Sl^eorie  fttlftt  fid^  junäd^ft  auf  JBerfud^e  mit  fippnolifterten;  weit  aber 
ein  berartiger  „g^ben"  bei  fuggerierten  ^aHujinationen  oietCeid^t  (benn  aud^ 
bo^  ift  nod^  jmeifel^aft)  ftetö  nad^mei^bar  A%  fo  braud^  er  barum  bei  ben 
fpontanen  $attu}inationen  bod^  nid^t  uorl^anben  ju  fein.  SebenfaH^  fd^eint 
bie  ®rfal^rung  biefe  SBel^auptung  nid^t  ju  betätigen;  mir  werben  biefe«  gteid^ 
fe^,  inbem  mir  au^  ber  reid^l^attigen  englif d^en  @amm(ung  einige  Seifpiele^ 
We  biefe  grage  beleud^ten,  au^mäi^ten. 

S)a&  roirltid^e  finntid^e  SBa^mel^mungen  in  üielen  gäHen  bei  bem  ®nU 
Pelzen  ber  ^allujinationen  eine  SRoIIe  mitfpielen,  läfet  fid^  "id^t  befireiten.  6i5 
lommen  tl^atfäd^Iid^  ?ß^änomene  Dor,  bie  eine  2lrt  Uebergang  Don  ben  3IIu» 
ftonen  }u  ben  Halluzinationen  bilben.    (S&  gi(t  bie^  Don  fo(genbem  SeifpieL 

„511«  ic^  etroo  18  ober  20  So^re  olt  mav,  mochte  ic^  eine  Sieifc  mit  meinem  SJatcr 
unb  brei  onberen  §crren  in«  ^oc^Ianb.  @inc8  Slbcnb«,  otö  wir  noc^  einige  aWeilen  oon 
unferm  S'lac^tquartier  entfernt  waren,  machte  mein  SSoter  mit  einem  ber  onberen  Ferren 
einen  2(bfted^er  oom  SBege.  SBir  roavtttm  mol^l  eine  §ol6e  ©tunbe  unb  gingen  bann 
weiter,  inbem  nnr  eifrig  na($  bem  $ater,  ber  ein  fc^Iec^ter  {^u^gönger  mar,  au«fpftl^ten. 
@«  nnir  bunfel,  a(«  mir  bie  Söirtfc^aft,  mo  mir  übernachten  rooEten,  erreichten,  aber  ber 
Sater  mar  nic^t  bort.  Sc$  mürbe  fe^r  ängftUc^  unb  fejte  mic^  einen  2lugenb(id  im  ©aft? 
Simmer  nicber,  um  ju  überlegen,  roa«  in  t^un  fei.  Sc^  entfinne  mic§,  bafi  ic^  bie  eine 
$anb  oor  bie  3lugen  ^ieU.  ^(«  ic^  fte  fortna^m,  fa^  ic^  ben  oberften  Seil  oom  5^rper 
meine«  Spater«  anfc^eincnb  smifc^en  mir  unb  bem  Äamingefimfe  fc^roeben.  3)a«  roiffenfc^aft^ 
lic^e  Clement  mar  in  mir  meit  ftärfer  ar«  ba«  religiöfe,  abergtftubifc^e,  ober  mie  man  e« 
nennen  mitt.  3c§  fagte  mir:  „93eim  3eu«,  ba«  ift  ein  Ocfpenft!  Sc^  mitt  boc§  fe^en,  mo 
ba«fe(be  ^erfommt!''  3c$  fa§  alfo  mein  ^aI6e«  @efpenft  genauer  an  unb  entbecite  nun, 
ba|  baä  ^^finomen  burc^  giecfe  auf  bem  ©efimfe  be«  Äamin«,  Slftanfä^e  im  ^aneel  u.  f.  m. 
^eroorgerufen  morben  mar.  SBä^renb  ic^  biefe  Beobachtung  machte,  mürben  bie  Umriffe 
unbeutlic^er ,  unb  ba«  !6ilb  oerfc^manb.  ^nti  barauf  lam  mein  Sater;  er  ^atte  ftc^  in 
eine  Jelfenfluft  oerirrt,  §atte  bei  einem  SBafferfaHe  ein  Bab  genommen  unb  mar  hierbei 
bem  (Srtrinlen  na^e  gemefen.  SBäre  er  mirfUc^  ertrunfen,  fo  ^ätte  ic^  ma^rfc^einlic^  feit 
ber  3«it  ^  ©efpenfter  ober  roenigftenS  an  §al5e  ©efpenfter  geglaubt." 

S)iefe^  ©efid^t  ift  offenbar  einer  SÖufion  fo  na^e  oermanbt,  bafe  man 
nur  burd^  nähere  Äenntni^  ber  größeren  ober  geringeren  3le^nHd)Ieit  ber  gledfe 
mit  einer  menfd^tid^en  Oejlalt  entf (Reiben  fann,  ob  ba^  ^^änomen  afe  ^Hn* 
jion  ober  afe  ^allujination  anjufe^en  ifl.  dagegen  fommt  ein  SBilb  einer 
reinen  fiallujination  fd^on  fc^r  na^e,  memt  badfelbe  fo  menig  auf  einer  ob* 
ieftioen  finnlid^en  aSal^me^mung  berul^t,  bafe  ber  Seobad^ter  trofe  forgfältiger 
Unterfud^ung  nid^t  erlennen  fann^  mo  eiS  l^erfiammt. 

211«  Jöeifpiel  hierfür  !ann  folgenber  Bericht  bienen. 

„^^  fa§  eine  alte  grau  in  einem  roten  Äleibe;  fie  miegte  ein  5tinb  auf  ben  Slrmen. 
6ie  fa^  auf  einem  ©tein  in  einer  gra«bemac§fenen  §eibe  ober  einer  SBeibe.  2)a«  ®reig* 
ni«  fanb  oor  me^r  al«  ämanjig  Sauren  ftatt;  e«  mar  ju  Slnfang  be«  §erbfte«  unb  bei  gellem 
©onncnfdjein.  3^  machte  mehrere  SJerfud^,  au  i^r  su  gelangen;  aber  fie  oerfc^manb  immer, 
e^e  icj  ben  Stein  erreichte.  3)ie  ^mtz  mar  meit  oon  menfc^lic^en  SGBo^nungen  entfernt, 
unb  e«  mar  !ein  Ort  ba,  mo  jemanb  fic^  f)&Ut  oerftecfen  fönnen." 


444  ^ad  (Singteifen  bed  Unbewußten  in  bad  8en)u|tfein. 

Sier  mag  mo^l  irgenb  ettoai^  in  ber  Umgebung  he»  @tetnei^,  ber  p^^ 
auf  ber  fieibe  befonb^  bie  SSeronlaffung  ju  bem  ®efi(i^t  gegeben  l^aben;  aber 
biei^  mug  fel^r  unbebeutenb  gen)efen  fein,  ba  ber  93eobad^ter  ed  tro|  oQer  9Rä^ 
nid^t  entbedfen  lann.  3"  ^^  meifien  gäHen  iji  aber  übcrl^aupt  feine  Urfa<^e 
JU  einer  ftnnlid^en  äBal^mel^mung  Dorl^anben.  @o  tann  ;.  S3.  eine  @e^5r^< 
cmpftnbung  ein  l^allujinatorifd^ed  ©eftd^töbilb,  }u  bem  in  ber  Umgebung  nid^t 
ber  geringfte  9ln(ag  i%  l^eroorrufen. 

„^d)  f^'övtt  einen  £aut  im  ^orribor,  unb  atö  i($  bal^in  6li({te,  fa^  ic^  einen  Stotn 
in  bunflen  ÄIcibem,  ber  on  ber  Xf^üx  ftanb.  3(^  erf($ral  IJeftig  unb  flürjte  in  ein  onbered 
3innner,  too  mein  Sater,  ber  mir  folgte,  mic^  auf  bem  Ju^oben  liegenb  fonb.  2>er 
3!flcmn,  ben  i^  fa^,  ^atte  fe^r  langet  $aar.  ^ie  (^c^einung  »ar  fe^r  beutlu^.  34 
xoca  bamald  11  ^af^xt  alt.  3d^  »ar  gerabe  im  Segriff,  meine  Schularbeiten  }u  moc^, 
befanb  mic^  aber  in  einem  siemKd^  nerodfen  guftanbe.  3Rünt  @inbUbungd!raft  nmrhe 
vom  S9i(be  bed  ^Dilanne^,  ber  flc^  mir  seigte,  gepeinigt.  3(^  !annte  i^n  unb  ^ctttt  if^n  fürs 
Dörfer  afö  £eic$e  im  Sarge  liegen  fe^en.  ^er  Knblic!  ber  £ei($e  f^aät  einen  fe^r  tiefen 
(^nbrutf  auf  mic^  gemacht,  unb  bad  mar  ber  @runb  meiner  9^rt)öfität.  IDer  £aut,  ben 
ic^  §örte,  f^cA  ma^rfc^einlic^  eine  ganj  natürliche  Urfac^e  gehabt." 

iOier,  mo  mir  e«  unjmeifet^aft  mit  einer  ^aHujination  ju  tl^un  ^abeit, 
tritt  ber  ©egenfaft  jmifd&en  biefer  unb  einer  3nwfw)n  beutlici^  ^croor. 
»ei  ber  Sttujion  ^at  ba«  mirflid&  SBa^rgenommene,  auf  ba»  bie  SÄufmwrffom* 
feit  gerid^tet  ift,  immer  eine  größere  ober  geringere  äel^nlid^feit  mit  bem,  xocl& 
man  ju  feigen  glaubt,  unb  bie  fatfd^e  3luffaffung,  bie  Ueberfd^ägung  ber  äel^n« 
Kd^fett,  fommt  baburd^  juflanbe,  bag  baiS  Silb  burd^  bie  junöd^fl  liegenben 
Slffojiationen  DerDoOftänbigt  mirb.  Sei  ber  reinen  ^aDujination  bagegen  l^at 
ba§  mirflid^  SBal^rgenommene  burd^auiJ  feine  äel^ntid&feit  mit  bem,  ma«  man 
JU  beobad^ten  glaubt.  Qn  bem  angefül^rten  Serid^te  mirb  nid^t  einmal  er« 
mä^nt,  ba^  ber  fiaut,  ben  ber  Änabe  ^örte,  Sle^ntid^feit  mit  bem  B^xitte 
eint»  SRenfd^en  gehabt  l^abe.  @d  mug  alfo  eine  unbemugte  X^ötigfeit  jmifd^ 
ber  finntic^en  SBal^rnel^mung,  meldte  bie  Slufmerffamfeit  fejfelt,  unb  bem  l^al* 
lujinatorifd&en  Silbe,  ba»  gleid^  nad^l^er  beobad^tet  wirb,  porliegen.  3)iefcr 
unbemugte  ^rojeg  tann  natürlid^  aU  eine  Sieprobuftion  von  SorfleQungen 
aufgefaßt  werben.  2)er  mal^rgenommene  Saut  medft  juerft  unbewußt  bie  SSor* 
ftellung  Don  bem  Jtommen  eineiS  aWenfd^en,  unb  biefer  3Wenfd&  nimmt  bann 
bai8  SluiS^fcl^en  be»  toten  3Rannc«  an,  ba  ba«  33ilb  ber  Seid&e  bie  ^^on* 
lafte  be»  Stmhen  befd^äftigt.  ^ier  ifi  ber  ganje  ^rojefe  leidet  ju  erftörcn, 
roeil  ein  befiimmter  äußerer  SReij  al»  auiSgangi^punft  oorliegt.  2lber  ba^ 
mirb  feineömegS  immer  ber  gatt  fein,  ©benfo  mie  bie  Sll^nungen  geroö^tid^ 
ol^ne  jebe  nad^roei^bare  SBeranlajfung  auftreten,  inbem  bie  unbemußte  S^^dtig* 
feit  burd^  ein  ganj  unbefHmmte«  unb  unbeftimmbareiJ  ®Ueb  be»  bemußten 
SorfteÜung^freifeg  auiSgelöfi  wirb,  fo  mirb  eö  aud^  fcl^r  l^aufig  mit  ben  QaU 
lujinationen  ber  gatt  fein. 

@in  ©cifpiel  hierfür  ^aben  mir  im  folgenben  ©eric^t.  „'^^  fa^  meine  HRutter  com 
glur  ^er  in  bad  ©piel^immer  ge^cn;  legiere«  mar  foroo^l  mit  bem  glur  aK  mit  ber  SBo^n* 
ftube,  mo  ic$  am  ^lamer  ftanb  imb  fang,  oerbunben.   @ie  ging  in  einer  Entfernung  oon 


^ie  normalen  fpontanen  ^aKuitnotionen.  445 

etwa  einer  ©tte  an  mir  »orüöer.  Sc^  war  roeber  !ronf  mw^  erregt.  Sc^  roor  ungefähr 
14  3o§re  olt.  3(^  wunberte  mi($  fo  borüfier,  bafi  ic^  aufhörte  ju  fingen  unb  fie  anrief. 
9lld  ic^  hierauf  in  bo8  ©pielsimmer  trat,  fanb  iä)  baSfelbe  leer;  bie  ajhitter  faß  im  (SJ- 
simmer.  aWeine  ©c^roefler,  bie  mic^  begrcttcte,  bemerfte,  ic^  muffe  geträumt  ^abcn;  benn 
fle  ^tte  nic^t«  gefe^en.    3^5  J^öbe  niemal«,  weber  oor^er  nod)  not^^er,  berortige«  erlebt." 

3)iefe  unb  bie  Dor^ergcl^enbe  ©d^ilberung  finb  l^ptfd^e  Seifpicie  von 
eigenttid^cn  (SpontanJ^aHujinationen.  S)a^,  wa^  früher  ate  d^arafterifüfd^  für 
biefc  ^aBujinattonen  angeführt  iDorbcn  ift,  tritt  l^ier  beutti^  ^croor.  aWag 
ba&  l^aHujinatorifd^e  Sitb  nun  burd^  einen  äußeren  SReij  oeranlafet  fein  ober 
o^e  nad^roei^bare  Urfad^c  auftreten:  in  beibengäHen  ift  e^  unabtiängig  dou 
bem  ougenblidlid^en  S3en)ugtfeiniStn]^a(t  bed  S^bimbuumiS  unb  nid^t  bire(t  unb 
unmittelbar  burd^  einen  ©inne^reij  l^eroorgerufen.  2)iefer  Umftanb,  baft  bie 
iOaUujination  Don  bem  ganjen  beroufeten  SSorfiellungöfreife  be^  3"i>iöii>uumiS 
unabl^ängig  ift,  jwingt  un§  gerabe,  baa  SDHtroirfen  unberouftter  feelifd^er  SBor« 
gange  anjunel^men.  S)aburd^  unterf d^eibet  fid&  aber  bie  ^aUujinatlon 
Don  ber  SHufion,  bei  ber  ba^  UnbemuBte  nid^t  milroirft.  Eber 
ba  fid^  überl^aupt  feine  abfotut  fd^arfe  ©renje  jmifd^en  ben  feelifd^en  ^J)lxno^ 
menen  jiel^en  l&^t,  fo  merben  begreiflid^erroeife  immer  gSDe  oorfommen^  in 
benen  ba^  bemufet  SBal^rgenommene  fo  parf  l^eroortritt  unb  bie  unbemu&ten 
Vorgänge  fo  unbebeutenb  ftnb,  ba^  e^  bem  @rmef[en  be^  ein}elnen  überlaffen 
bleiben  m\i^,  ob  er  baS  ?ßl^änomen  eine  ^aHujination  ober  eine  SAufton 
nennen  mill. 

älu^er  ben  l^ier  bel^anbelten  ©pontanl^aSujinationen  giebt  e&,  mie  be« 
rcitö  bemerft,  nod^  eine  anbere  Slrt  oon  ^aDujinationen,  bie  man  geioöl^nlid^ 
ala  fuggerierte  ^aUujinationen  bejeid^net.  ^iefe  fönnen  entmeber  auto«' 
f  uggeriert,  00m  Snbioibuum  fetbft  l^eroorgerufen  (6rn)artung§l^aBu}inationen)fein 
ober  auf  grembfuggefüonen  berul^en.  3)ie  nähere  SBe^anblung  biefer  5ß$änomene 
Dcrfd^ieben  mir  auf  einen  folgenben  Slbfd^nitt.  2)a  aber  im  engtifd^en  SBc«» 
rid^te  aud^  ja^Ireid&c  bcrartige  göHe  oorfommen,  motten  mir  l^er  nur  burd^ 
einige  33eifpiele  ben  Unterfd^ieb  jmifd^en  ben  fpontanen  unb  ben  fuggerierten 
^aDujinationen  anfd^außd^  mad^en. 

„"äli  i^  ungefähr  40  Solare  alt  war,  fa^  ic^  eine«  2:age«  in  einem  §otel  unb  er* 
roartete  meinen  SWann,  ber  jum  @ffen  !ommen  fotttc.  2)ie  %^üv  be«  ai'wwiß'f^^  ^^  ^^^ 
i(^  foj,  mar  offen,  unb  oon  meinem  ^la^e  au8  fonnte  i^  einen  2;eil  ber  Xxejßp^  unb  be« 
Storribor«  überfe^en.  3)o  mein  aWann  ausblieb,  marf  i^  oon  3«**  5"  3«^*  ^"««  ®^itf 
bur(5  bie  %^üx  auf  ben  Äorribor.  Sluf  einmal  bilbete  ic^  mir  ein,  ju  fe^en,  wie  er  bie 
Steppt  §erauf!am  unb  langfam  ben  5?orribor  entlang  fc^ritt.  3«^  \^^  ^^  ^^«  öanae  Szit 
^inburc^  ooMommen  beutlic§;  er  näherte  fic^  mit  feinem  be!annten  Sätteln,  unb  ic^  er^ob 
mx^,  um  if)m  entgegenzugehen.  Slber  in  bem  atugenblicf,  al«  ic^  i^m  gegenüber  ju  flehen 
meinte,  oerf($»anb  ba«  ©eftc^t  ^a^  einer  l^alben  6tunbc  fam  er  roirfli($.  3c^  mar 
ooflftdnbig  gcfunb,  al«  i(5  bie«  ©eflc^t  ^cAtt." 

S)er  Unterfd&ieb  jroifd&en  biefer  unb  ben  frül^er  ermäl^nten  ^allujina« 
tionen  ifi  Kar.    fiier  ift  baS  »emufetfein  nid^t  oon  anberen  ©ebanfen  er«» 


446  ^ad  (Singteifen  bed  Unbenm^en  in  bad  I3en)ufttfein. 

fflUt,  f onbem  in  gefponnter,  pieDeici^t  angfUtci^er  Snoartung  auf  ba^  5totmnen 
bei5  ©atten  gcrid^tet;  in  bicfer  ©timmung  Denocd&felt  bie  2)ame  il^r  ?}]^an* 
tafiegcbilbc  mit  einer  wirflid^en  finnlid&en  SBal^mel^nittng  —  ein  tppifdieg  Seifpiel 
einer  SnDartungdJ^aQujination,  in  ber  bo^  ^l^antoftegebilbe  infolge  flarler  ^on» 
jentration  ber  Slufmerffamf cit  ju  einer  fiaHujination  wirb.  S)a8felbe  ifi  aud& 
bei  ben  burd^  ^rembfuggeflionen  l^erDorgerufenen  ^aIlu}inQtionen  ber  %a\l. 
ein  SBeifpiel  l^ierfür. 

Qm  VliM^tn  beruhtet:  ^34  ^^^  ^i^  einmal  eingebilbet,  ein  9Bei5  an  meinem  Sette 
au  fe^en;  vielleicht  ^a5e  i^  e«  auc^  m\xtl\(S)  gefe^en.  Z^  loor  ungefähr  16  ga^re  alt  unb 
teilte  mein  3intmer  mit  einem  TtiÜ)^m,  bod  einige  So^re  älter  n>ar.  @ined  92a(^ 
roecfte  ba^felbe  mic^  pB^lx^  unb  fragte  mic^,  o(  ic^  etma&  fd^e.  3n  bemfelben  Slugen^ 
Uidt  glaubte  i^  eine  ^o§e,  graue  ©eftalt  am  gfu^enbe  meined  Setted  su  fe^en,  jebod^ 
moc^e  ha^  leinen  befonberen  (Sinbruc!  auf  mic^.'' 

Ob  ba^  ältere  ber  beiben  SRäbd^en  iDirtlid^  etmoiS  gefe^en  l^at,  laufen 
wir  bal^ingefteDt  fein;  e^  liegt  leine  naivere  3Witteilung  barüber  Dor.  da- 
gegen beruht  bie  ^aHujination  be«  jüngeren  SRäbd^eni^  offenbar  auf  ber 
©uggefHon  be^  anberen;  infolge  ber  pldfttiti^en  grage  fonjentriert  fi^  bie 
aiufmcrffamfeit  auf  ben  Sn^olt  biefer  grage  unb  bie  5p^antafic  fielet  fofort 
ein  entfpred^enbed  S3ilb.  S)ie  2)unlell^eit  unb  bad  plö^lid^e  ©rwad^en  er« 
leidstem  natürlid^  in  einem  l^o^en  ßrabe  ha^  auftreten  ber  ^aBujination, 
aber  bie  eigentli^e  Urfad^e  ifl  bod^  bie  f^rage  bei^  anberen  3Rä))d^en$. 

$attu§inationen  fönnen  natürlid^  ebenfo  wie  Sli^nungen  roeiiSfagenben 
3nl^alt^  fein;  bod&  ifi  ba^  immerhin  etxoa^  felteneiS.  Unter  ben  englifd^en 
Sendeten  finben  fid^  jebenfalliS  nur  äufeerji  wenige  berartige  ^aHujinationen. 
S)er  ©runb  baju  liegt  auf  ber  ^anb.  6rft  bie  nad^folgenbe  S3egebenl^eit  ent» 
fd^eibet  ja,  ob  ein  3;raum,  eine  2l^nung  u.  f.  f.  wirflid&  ettoa^  geroeigfagt  l^at ; 
nur  biefe  gälle  l^aften  in  ber  (Erinnerung.  2)aburd^  cnocifi  fid^  nur  eine 
fleine  Slnjal^l  oon  allen  träumen  aU  roeÜSfagenbe  Xräume.  Slun  wirb  aUerbingi^ 
ein  fo  merfmflrbigeiS  ^^änomen  wie  eine  $alIu}ination  leidster  bel^alten 
ate  bie  gewöl^nlid^en  S^räume  unb  äll^nungen,  aber  aud^  oon  ben  ^aOu» 
jinationen  wirb  nur  ber  Heinere  S^eil  burd^  bie  jufättigcn  nad&folgenben  Segeben» 
Reiten  }U  aBeiöfagung^l^aDujinationen  werben,  wä^renb  bie  meijlen  oon 
i^nen  ganj  bebeutungi^loiS  finb.  3bxt  bie  3){enfd^en,  bie  häufig  an  ^aUuji« 
nationen  leiben,  werben  oon  3^*  P  3^*  ^ud^  SBeiÄfagunggl^aßujinationen 
l^aben.  S3ei  ©ofrate^  unb  ^eame  V&vc  ijl  bie«  befonberiS  oft  ber  gall 
gewefen;  beSgleid^en  bei  2Ki6  3E.  3^re  aufjeid^nungen  entl^alten  eine  ni^t 
geringe  anjal^l  oon  l^öd&fi  fonberbaren  ©rlebnijfcn  biefer  art. 

^ier  ein  ^eifpiel  sur  @c^i(berung  bed  allgemeinen  @^a!terd  biefer  Halluzinationen. 
®«  bejiel^t  fic^  auf  eine  mit  einer  anberen  ^amc  unternommene  Sleife  nac^  ©c^ottlonb. 

„@ined  9]>2orgeni$  frü^ftücften  mir  allein  unb  imax  fe^r  frü^  unb  eilig,  ba  mir  mit 
bem  ^oftmagen  reifen  wollten,  ^lö^lic^  fa^  ic^  einen  üeinen,  roten  9Rann  einen  ober 
jroei  gu^  oon  meiner  greunbin  entfernt  in  ber  Suft  fc^rocben;  ic^  machte  fie  borauf 
aufmerifam.     S)a  fie   gewohnt   mar,   munberlicje   Behauptungen   oon    mir  ju  ^ören. 


^rpftaaoifionen  unb  Stonc^^Iienaubiüonen.  447 


fo  fu^r  fte  rul^ig  fort  mit  bcm  grüi^ftüd  unb  fagtc  nur:  „2Bic  fte^t  bcr  rote  SWann  auS?" 
Xa  biefer  immer  noc^  in  ber  £uft  fc^toebte,  !onnte  ic^  i^n  siemlic^  genau  befc^reiben.  ®r 
Toar  ganj  rot  unb  fa^  einem  inbi^en  ©ö^enbilbe  ä^nlic^;  feine  2lrme  waren  im  ©Ken« 
bogengelen!  fc^arf  nac^  oben  gebogen;  feine  @eftalt  ^örte  unter  ben  Änieen  auf. 
9Äeine  greunbin  !onnte  leine  ©rllftrung  bafür  ftnben  unb  mir  oerlie^en  i^n,  mfii^renb 
er  no(^  beft&nbig  an  einer  unfic^tbaren  Sd^nur  ^ing.  9tm  9{ad^mtttage  lomen  mir 
^uxüd,  meine  greunbin  ging  suerft  ind  $aud  unb  lam  mir  in  ber  (Sntreet^ür  mit  ben 
SBorten  entgegen:  ^§ier  ift  bein  Heiner,  roter  SWann."  6ie  jeigte  mir  einen  ©rief,  ben 
fie  eben  empfangen  §atte ;  berfelbe  mar  mit  rotem  Sacf  oerfiegelt  unb  in  bem  (Siegel  mar 
ein  Slbbrucf  gerabe  ber  gigur,  bie  ic^  bef(§rieben  ^atte.  3)er  93ricf  mar  be«  aWorgeng  mit 
ber  erflen  ^oft  gleich  nac^  unferer  Slbreife  gelommen  unb  mar  oon  großer  äöit^tigfeit." 

KrtfpalloTponen  unb  Eoni^lienaubtiiontn. 

Unter  roeld^en  pl^pfifd^en  unb  pfpd^ifd^cn  SScbingungcn  ba$  Unberoufetc 
in  bog  SBerougtfctn  eingreift,  wiffcn  wir  Dorläufig  nod^  ni^t.  @«  ift  nod^  nid^t 
goni  entfd^eben,  ob  9(^ungen  unb  $aIIu}inationen  aud^  bei  gon}  novmaien 
aWenfd&cn  auftreten  fönnen,  ober  ob  fie  nur  oorfommen  in  SSerbinbung  mit 
ncroöfen  Störungen,  bie  jebod^  fo  fd^road^  flnb,  ba^  ba^  fubjeftioe  SBefinben 
bed  2>nbioibuumiS  nid^t  baburd^  gefiört  ift.  3lber  weil  man  bie  93ebingungen 
für  jenciS  (gingreifen  nod^  mä)t  lernt,  fo  ift  bamit  ja  feincömegiJ  bie  3Kög* 
lid^teit  auj^gefd^loffen,  bag  ed  SRittel  giebt,  meldte  baiSfe(be  ermögUd^en  unb 
günfiig  beeinfluffcn.  3n  roiffenfc^aftlid^cr  Sejiei^ung  werben  fold^e  Hilfsmittel 
offenbar  oon  großer  Sebeutung  fein,  meil  man  bann  oielleid^t  auf  egoerimen* 
tellem  SBege  ju  größerer  ftlarl^eit  in  biefer  grage  fommen  fann.  ©in 
fold^ei^  SRittel  ift  nun  aud^  mirllid^  betannt;  eS  mirb  nod^  l^eutigen  ^ageS 
me  oor  taufenb  3ai)ren  im  SKorgenlanbe  angetoanbt  unb  mar  im  16.  unb 
17.  3al^rl^unbert  in  ©uropa  fel^r  in  ©ebraud^.  SlUe  fold^e  SBal^rfagelünfie, 
mie  Äaplro«»,  ^pbro*,  ihrgftattomantie  u.  f.  m.,  I^aben  ha^  gemeinfam,  baß 
ber  SBal^rfager  ober  fein  ©el^ilfe  auf  eine  blanfe  gläd^e  ftarrt,  bis  ©efid&te, 
meldte  bie  gemünfd^ten  SRitteilungen  erl^alten,  auftaud^en  (orgl.  @.  185). 
2lu§  älterer  ^tit  finbet  fld^  eine  meitläufige  Sitteratur  über  biefe  Jtünfie; 
ba  aber  bie  abergläubifd^en  Slnfd^auungen  unb  S^i^eorieen  ber  oerfd^iebenen 
SBerfaffer  eine  nid^t  geringe  SRoBe  in  biefen  Serid^ten  fpielen,  ^at  man  ba« 
©anje  atö  mertloS  beifeite  gefd^oben.  3Slan  f)at  ben  magren  kern,  ber  in 
biefen  tl^oretifd^en  ©dualen  oerborgen  lag,  nid^t  erf ernten  fönnen,  unb  he&^ 
l^alb  ba&  ©anje  als  9lberglauben  oermorfen.  Tti^  X.  gebai^rt  baS  SSerbienft, 
juerfl  nad^gemiefen  ju  ^aben,  baß  baS  „Ärpfiaßfd^auen'',  mie  man  alle  biefe 
aWetl^oben  mit  einem  gemeinfd^aftlid^en  SRamen  benannt  l^at,  eine  praftifdde 
Sebeutung  ^at,  infofem  oiele  SWenfd^en  fid^  baburc^  in  einen  3^fl<wib  oer* 
feften  lönnen,  ber  befonberS  günftig  für  baS  eingreifen  unbewußter  SBor» 
fteHungen  in  baS  »emußtfein  ift. 

2Riß  X.  prüfte  bie  3»et$obe  erft  felbfi  unb  erhielt  oiele  fd^öne  unb  inter* 
effante  SRefultate.    ©ie  fiellte  bann  weitere  SBerfud^e  barüber  an,  burd^  weld(ie 


448  ^<td  angreifen  bed  Un^emu^ten  in  bod  Seiou^tfein. 


äWiltel  bie  aSifionen  am  befien  l^rDorgerufcn  werben  fomrten.  ©ie  probierte 
e&  mit  Ola^fugeln,  mit  ber  3Wl(ffeite  einer  S^afd^enul^r,  mit  Spiegeln^  mit 
einem  ©tofe  SBaffer,  einem  aSergröfterungi^Iafe,  ba«  auf  einen  fd^roarjen 
^intergrunb  gelegt  mürbe  u.  f.  f.;  aOe  biefe  ©egenflonbe  fonnten  ge* 
brau(i^t  merben;  am  beflen  iebod^  ermieiS  Tiö)  ein  gefd^Iiffener  Stty^U,  ber 
Don  fd^marjem  ^ud^fbff  umgeben  mar  unb  fo  gefleDt  mürbe  ^  ba§  leine 
fd&arfen  3lcfleEe  meber  Don  ben  ^enfiem  nod^  oon  ®egenflanben  in  ber  ©tube 
l^er  Don  bemfelben  aufgefangen  werben  lonntcn.  2luf  biefe  aSBeife  ^oben 
piele  9Renfd^en,  befonberi^  in  Snglanb^  bie  SRetl^obe  aui^eübt  3^  f)ai 
{td^  babei  gejeigt,  bag  nid^t  jeber  Einlagen  \)at,  (Seftd^te  ju  feigen.  S)ai& 
mugte  man  übrigeniS  in  älteren  ^dten  aud^  gon)  gut;  barum  mürben 
namenllid^  grauen  unb  Jünber  ju  biefen  SBal^rfagefünficn  oermanbt.  Sludf) 
legt  l^aben  fic^  l^auptfäd^tid^  S)amen  biefer  Aunft  mit  ^olg  gemibmet. 
infolge  ber  pie(en  @£perimente  ftnb  mir  jegt  einigermaßen  borttber  orientiert, 
unter  me(d^en  Umftänben  bie  aSiftonen  auftreten,  meldte  gorm  unb  meldten 
Snl^alt  fte  l^aben,  unb  morauf  il^r  fd^einbarer  meidfagenber  ober  ma^rfagen* 
ber  S^aratter  beruht. 

Me  unfere  mobemen  JtrpfiaQomantiler  fd^einen  barin  einig  ju  fein,  bag 
üolßommene  ©efunbl^eit  eine  notmenbige  a3ebingung  ifi,  um  Ärpftattmfionen 
}U  er}ie(en.  ©elbf}  ein  leidster  Jtopffd^mer}  maäft  bie  älnmenbung  unmdg« 
iid^.  SlnbrerfeitÄ  ^aben  fte  aud^  niemate  ben  geringflen  9lad^teil  für  bie 
@efunb^eit  Don  biefen  Afinflen  oerfpürt.  SRig  X.  ^at  mehrere  S^^l^re  lang 
fel^r  l^äufig  ben  Ärpftaß  benuftt,  balb  jur  ^ex^emm^  unb  jum  3ritpertreib, 
ba(b  um  ftd^  gemiffe  bebeutung^DOÜe  äluffd^lüffe  ju  Derfd^affen;  aber  irgenb 
einen  fd^äblid^en  @inf[u6  auf  ii^r  Seftnben  i^at  fte  nie  mal^rgenommen.  5tr9< 
fialtoifionen  fd^einen  atfo  einigen  SJlenfd^en  ebenfo  natürtid[i  jU  fein  mie 
3ll^nungen  unb  bergleic^en  l^armlofe  S)inge  ben  meifien  anbem. 

S)er  e^arafter  ber  aSifionen  ift  Derfd^ieben.  a3ii5meilen  ftnb  bie  a3ilber 
fo  lebl^aft,  bag  fte  bad  ©epräge  oon  ©inneiSmal^mel^mungen  l^aben.  ^a 
il^re  Oröfee  aber  burd^  ben  ftrpfiatt  befümmt  mirb,  in  bem  fie  fid^  jeigen, 
fo  mirb  man  fte  fetten  mit  ber  SBirKid^feit  oermed^feln.  •  SRur  eine  a)ame 
berid^tet,  bafe  fie  fid^  oon  ben  Situationen  gleid^fom  umgeben  fie^t;  bei  i^r 
fd^einen  bie  a3ilber  ooDftänbige  fiaHujinationen  ju  merben*  »iSmeilen  fehlen 
bie  {färben,  fo  bag  fie  mel^r  S^^^nungen  ober  ^^otograp^ieen  ai&  9RaIereien 
gleid^en.  aWerfmürbig  ift  e^,  bafe  biefe  ©efid^te  oft  baburd&  oergrdfeert  mer» 
ben  tonnen,  ba|  man  fie  burd^  ein  aSergrößerungi^lad  fte^t  9Riß  3L 
\)at  bit^  l^äufig  benuftt,  um  a3ud^flaben,  bie  in  bem  bireft  gefe^en  aSilbe 
unbeutlid^  waren,  Tcfen  }tt  Kraien. 

3)er  Sn^alt  ber  aSifionen  ifi  natürtid^  fel^r  ^äufig  ol^ne  irgenb  eine  pral» 
tifd^e  a3ebeutung.  SBenn  aWig  X.  il^ren  ftrpflall  ium  Seitoertreib  gebraud^, 
ol^ne  auffd^tufe  nad^  einer  beftimmten  3H4itung  l^in  ju  fud^,  fo  treten  reine 
gjl^ntafiebilber  l^croor,  mie  ©cenen  aui^  getefenen  S3üd^em,  bie  l^er  broma» 


5tr9ftaSm{tonen  unb  Stosid^ßenatibüionen.  449 


tif d^  ^otm  annehmen.  9l6er  in  biefen  Silbern  ftnb  ni(i^t  fetten  ©injell^en 
enthalten,  bie  bem  ©ebäd^tnüs  bed  Beobad^terd  (&ngfi  entfd^tmtnben  ftnb.  Sei 
genauerer  Unterfud^itng  ergiebt  ftd^  bann,  bag  {te  ftd^  n)irflid^  in  ben  betreffenben 
99üd^  ftnben.  ^ier  iauä^m  olfo  DoQfiänbtg  oergeffene,  unbetougte  Sor« 
fieOungen  auf.  Sbenfo  gel^t  e&  mit  n>irtlid^  @rlebni{fen.  @S  ftnben  ft<i^ 
jtti^Ireid^e  »cifpiele,  bafe  (Sinbrüde,  bie  im  Saufe  be2  Xa^e»  leine  ©pur  im 
93en)ugtfein  jurüdgelaffen  l^aben,  trogbem  rd^t  unbemerft  geblieben  ftnb;  berat 
in  ben  Siftonen  taud^en  fte  n>ieber  auf. 

^34  f^^  i^  Jhn^Se  ein  @tfl(f  einer  bunüen  ^mex,  von  einem  meinen  godtnin« 
ßrmu^  h^btdt,  unb  frage  mi4:  ,,SBo  !annft  bu  bied  gefe^en  ^oben?"  3(^  entfhme 
mic^  ni(^,  an  einem  foCc^n  $Id4e,  ber  bo<^  in  ben  Strafen  iBonboniS  nic^  gerabe 
^duflg  SU  ftnben  ift,  gen)efen  gu  fein,  unb  ne^me  mir  vcv,  morgen  benfelben  9Beg  |u 
ge§en,  ben  ic^  §eute  ging,  unb  auf  foU^e  äRouer  ad^isugeben.  ^er  näd^fte  2;ag  bringt 
bie  2dfung  bed  äVdtfetö.  3(^  finbe  wirllid^  bie  &tzUe  unb  erinnere  mi($  mm  ouc^,  ba^ 
ic^  oon  einem  ©efinröc^e  mit  einem  Begleiter  gan)  in  ÜUtfprud^  genommen  nmr,  old  id^ 
am  oor^erge^enben  ^e  an  ber  SRouer  vorbeiging."  Xa^  bad  Xuftam^en  foU^er  unbe« 
i9tt|ten  Soriieaungen  bidneilen  fe^r  wertooK  fein  lann,  ^aben  »ir  fc^on  bei  ben  Srftumen 
gefe^en.  9Ri^  X.  braucht  nic^t  borauf  ju  »arten,  bis  ein  freunblid^er  2;raum  i^r  etwad, 
bad  fie  nic^t  beachtet  fyd,  bad  ober  im  gegebenen  Stugenblid  gu  »iffen  ü^r  boc^  nütlid^  ift, 
offenbart.  9Ht  $i(fe  bed  ihn^aOed  lamt  fie  fid^  ieber^eit  bie  gewünfc^ten  SUtfUärungen 
oerfc^ffen. 

^9Ut9  9{a(^I&ffig!eit  fyüU  i($  einen  SSrief  fortgeworfen,  o^ne  mir  bie  aibreffe  bed 
SCbfenberd  su  merfen.  gc^  erinnerte  mid^,  in  weld^er  (S^egenb  bed  £anbed  er  »o^e,  unb 
beim  92a($fe^en  auf  einer  ^nblarte  fanb  t($  aud^  ben  Flamen  ber  @tabt,  ben  ic^  freiließ 
oergeffen  ^aüe,  ber  mir  aber  wieber  einfiel,  afö  id^  i^n  auf  ber  5larte  erblidtte.  9(ber  für 
ben  92amen  ber  Strome  ober  bed  ^aufed  ^otte  id^  abfolut  feinen  Sln^dpuniS.  ^a  be« 
ton  x^  bie  Sbee,  meinen  ^r^ftaH  auf  bie  $robe  su  fleKen,  unb  rid^tig,  nad^  htr^er  3^ 
aeigte  fi4  mir  in  grauen  93u(^ftaben  auf  m^tm  ©runbe  bad  äBort:  ,^bd  $oufe*.  3n 
(Ermangelung  einer  befferen  Studhtnft  n)agte  id^/  meinen  Srief  mit  biefer  9bref[e,  su  ber 
ic^  auf  etmai  ungemB^nlic^e  9Beife  gelangt  war,  su  oerfe^en.  SBenige  2:age  nac^l^er  be< 
tarn  i($  Stnhoort;  oben  auf  bem  Sogen  flanb  mit  grauen  iQuc^fiaben  auf  meinem  Rapier: 
^ibb«  ^oufe*." 

SiStoeilen  lönnen  bie  unben)U^en  SSorflellungen  in  einer  fold^en  $orm 
an^ani^,  bafe  fte  finnloiS  crf(i^einen,  fo  bafe  eiJ  einei^  eingel^enben  ©tubiumi^ 
bebarf,  um  ben  ©inn  l^erau^sufinben  unb  ben  Urfprung  na(i^}uu)eifen. 

9Ri^  3v  eine  anbere  biefer  oifionären  ^amen,  berichtet  über  ein  fe^r  fc^önei^  8ei« 
fpiel  Neroon.  @ie  fa^  im  ^r^ftaK  eine  SRenge  Suc^aben,  bie  einjeln  in  leud^tenb  roter 
Sfarbe  hervortraten.  @ie  notierte  fic^  bie  ganje  Steige:  detnawaenoemosotniojaetavirp 
elcriotsamebgmlliwotevigseYlesmehtpaotehttccijbas.  S^^^^t  entbedte  fie,  ba^  ed  wirf« 
luJ^  SBdrter  waren,  oon  benen  jebed  für  fic^  rü(!n>ärtd  gefc^rieben  mar;  je^t  fteOte  fic^ 
folgenber  @inn  ^eraud:  „Wanted  a  someone  to  join  a  private  circle,  must  be  willing 
to  give  themselves  up  to  the  subject."  gn  einer  3«i^"Ö  f^^  f^4  ^^^f^  Annonce,  auf 
ber  bad  Sluge  ber  ^ame  htrs  oor^er  geruht  §atte,  inbed,  wie  fte  beftimmt  wu^e,  o^ne 
ba^  fie  biefelbe  mit  Sewu^tfein  gelefen  ^aüz. 

Slatürlid^  fel^lt  t»  in  biefen  3(ufjei(i^nungen  nid&t  an  roei^fagenben  SSi* 
fumen,  bie  fpäter  eingetretene  93egebenl^ten  fd^einbar  mit  fo  gro^r  @enauigleit 
oorouiSgefagt  l^aben,  ba^  fte  ganj  rätfet^aft  fein  mürben,  menn  mm  nid^t  bie 

Seemann,  X^ecgUmbe  unb  Bouberei.  29 


450  ^ad  umgreifen  bdS  Un5enm^en  in  boft  8etou|tfein. 

Un}tu)erläfftgleit  bed  tnenfd^tid^  ®ebäd^tni{fed  letmte.    @obaIb  man  I^tere 
lebod^  mit  in  SSetrad^t  jie^t,  oertieren  bie  ^äOe  i^r  mpfttfd^  ©eprage. 

aRi(  X.  berietet:  ^^^^  ^atte  einen  }iemli($  unge^tenen  Brief  an  eine  gpteunbin 
^efc^eben,  in  bem  i^  i^  oonoorf,  ba(  fte  na^  einet  Utngeren  9leife  fi(^  je^  Soge  in 
iBonbon  auf  geleiten  ^e,  o^ne  mic^  su  beftu^  3(^  rounberte  mic^  bed^alb  nic^t,  ald 
fte  fu^  mir  am  nd<^ften  Za^e  im  Jtr9{iaIIe  jeigte;  inbed  !onnte  ic^  nic^t  begreifen,  we^-- 
^alb  fte  mit  einer  entfc^ulbigenben  SiHene  eine  3Stü^&mcan>t  oor  ft(^  i^ielt.  9lm  ndd^fien 
^age  erhielt  i^  i^re  Slntmort,  bie  am  9(benb  oor^er  gefc^rieben  mar,  unb  in  ber  fte  mir 
3U  il^er  (^(^ulbigung  mitteilte,  ba(  fte  bie  Ig(.  9tuftf(dabemie  befuc^te  unb  beinah  ben 
gansen  2;ag  in  %tt\pm^  genommen  mftre.  SHefe  SRitteiUmg  mar  ^&(^fi  unenoortet,  ba 
bie  2)ame  verheiratet  mar,  fu^  M  ie|t  nur  ald  2H(ettantin  mit  SRuftf  bef((6ftigi  unb 
i^e  Sludbilbung  oor  ber  ^o^^eü  beenbet  fyäU,  ^^  ^abt  nd^  fpftter  baoon  fiber» 
^eugt,  ba|  fte  eine  Shiftfmappe  trdgt,  bie  berjenigen  A^nlic^  ifi,  bie  i^  im  llr^ftoHe  ge< 
fe^en  ^abe,  unb  bie  i^  gleid^  nac^^  a^eic^nete." 

SBenn  9Ri|  X.  nur  einmal  fUlcl^tig  baoon  l^e  fprec^en  ^ören,  ba|  bie  ^reunbin 
3ur  SUhtfttafabemie  ge§en  moQte,  fo  mdre  bieS  (foeignid  i^^t  erüdrlic^;  bann  mdre  ei  nur, 
mie  in  oielen  anberen  %(Üien,  eine  oergeffene  Erinnerung,  bie  mieber  auftauet  9hm 
hefymptet  9K|  3E.  freiließ,  bafi  fie  baoon  niemals  etmad  gehört  i^abe;  aber  barf  man  ft^ 
barauf  oerlaffen?  3n  ber  oben  ermähnten  S^ifbn  oom  Sadmin  an  ber  SRauer  meinte  fte 
ja  am^,  ba^  fie  xde  etmad  derartiges  gefeiten  f^dtU,  unb  boc!^  fanb  fte  bie  (Stelle  unb 
!onnte  fic^  nac^i^er  au^  erinnern,  bort  gemefen  ju  fein.  9Cu($  in  oielen  anberen  gföUen 
^aX  fie  bie  (Srildrung  abgegeben,  ba^  bie  Siftonen  nur  Erinnerungen  an  ^nge  feien,  bie 
fte,  fomeit  fte  fic^  beffen  bemufit  mar,  nie  gehört  ober  gefe^en  f^cAie,  9Ran  fte^t  baroud: 
aud^  i^em  ©ebdcl^tniS  ift  ebenfomenig  ju  ttauen  mie  bem  anberer  SRenfd^n. 

SBcrai  man  bälget  jur  erflärung  cincS  ^l^anomcn§  nur  bie  SBSa^I  l^at^ 
entoeber  magifd^  Aräfte  ober  ein  äluftaud^en  unbemugter  SSorfleDungen  an« 
junel^men,  fo  l^at  bie  le^tere  älratal^me  bod^  oon  oomel^erein  offenbar  am 
mrißen  SSa^rfd^einlid^Ieit  fttr  ftd^. 

3n  einer  9tei]^e  anberer  ^^äde  n)erben  bie  93iftonen  nur  baburd^  Sßeid« 
fagungen,  bafe  fte  —  ebenfo  xoxe  bei  ben  SIräumen  —  fd^on  in  ber  ®r» 
innerung  etwa«  oermifd^t  finb^  menn  bie  »irllid^e  »egebenl^eit  eintritt. 

^3($  fa^  im  JtrpftoUe  bie  ©eftolt  eined  SRanned,  ber  fic^  an  ün  fc^maleS  gfenfler 
lehnte  unb  oon  au^en  in  baS  3i*nmer  blidte.  @ein  ©efic^t  mar  anfc^einenb  oer^üOt,  fo 
baj^  i(^  es  nic^t  fe^en  lonnte;  aber  u^  oermeilte  nic^t  Idnger  bei  bem  Silbe,  meil  ber  ibpftoU 
an  bem  Slbenb  jiemlic^  trttb  unb  baS  Bilb  nic^t  fe^r  angenehm  mar.  ^  na^m  an,  ba^  boS 
Wb  nur  eine  f^olge  oon  ben  ©efprdd^en  ber  legten  ^ge  über  Einbruch  unb  ^eb^I 
mftre,  unb  mit  einer  gemiffen  öefriebigung  überjeugte  ic^  mic^,  boft  baS  einzige  genfier 
beS  Kaufes,  melc^eS  mie  baS  ber  S^ifton  in  oier  ^Iber  geteilt  mar,  oome  fa^  imb  ber^ 
artig  mar,  ba^  man  nic^t  }u  bemfelben  !ommen  lonnte.  2)rei  Xagc  fpäter  brac^  geucr 
in  biefem  3i^^^^  ^^^i  ^^^  9iauc^eS  falber  mufite  bie  f^uerme^r  oon  au^en  in  baS^ 
felbe  einbringen,  unb  ber  SHann,  ber  juerft  einbrang,  flotte  ein  naffeS  %u^  oor  bem 
0eft(^te,  nm  ^  gegen  ben  Steuc^  ju  fc^üten,'' 

3{t  biefe  „SBetSfagung''  me^r  als  eine  (Sinbilbung?  ^oi  W^  3£.  in  i^rer  erflen 
Slmta^me  nic^t  rec^t,  baj  bie  Sifwn  nur  eine  golge  oon  ben  (Sinbruc^Sgefc^ic^tcn  fei? 
^ie  fpäter  eintretenbe  ^Begebenheit  mirb  bann  ganj  miUfürlic^  mit  bem  oifton&ren  Silbe 
auf  d(runb  einer  gemiffen  Sie^nli^ieii  in  Serbinbung  gefegt  Son  allen  Erfldrungen  ift 
biefe  mol^l  bie  notürlicl^fte. 


jtt^^oiftonen  unb  ibnd^Uenaubitionen.  461 

SBie  man  bur<$  älnflauen  eined  RvfflaUtS  SHftonen  betomtnt,  fo  lonn 
man  aud^  SRttteUungen  empfangen,  xomn  mm  auf  hca  ,,5tod^en''  einer 
5tond^9He  l^ord^t.  SHe  äRet^obe  foQ  bei  ben  ungarifd^en  S^iemem  l^eute 
no$  in  @ebraud^  fein,  bie  auf  biefe  Seife  aßitteilungen  von  3txm^f)a,  bem 
£uftgeifle«  ermatten.  SHe  ^l^änomene  finb  von  berfelben  9(rt  mie  bie  jtrpfiall« 
mponen,  pnb  ein  äuftaud^en  unbeioufeter  SBorfieHungen.  ^tho^  xoatnt 
SRig  3£.  oor  ber  9(nn)enbung  biefer  9Retl^obe,  ba  bie  ©el^ör^J^aHujinationen 
bei  berfelben  piel  größere  Steigung  l^aben,  lonfiant  unb  d^ronifd^  ju  toerben, 
ald  bie  93ifu)nen  bei  ©ebraud^  bed  JlrpfiaKe^. 

aSon  befonberem  Sntereffe  ijl  bie  grage  nadj  bem  pfpdjifd^en  3»' 
fl an be  bed  JtrpßaUomantilerd  n)ä^renb  ber  SSiftonen,  toeil  man  au8  bem- 
felben  ©d^tfiffe  fiber  bie  Sebingung  für  bad  @ntflel^  ber  äll^nungen  unb 
ber  ©pontanl^aQujinationen  jiei^en  lamt.    Sefttered  berul^t  \a  auf  bem  äluf' 
taud^en  unben)u|ter  93orjleIIungen.    S)ie  Slnnal^me  liegt  bal^er  nal^e,  bag  e& 
in  aUm  Rollen  berfelbe  B^f^^i^  ^%  ^^^  i>^^  Sluftreten  biefer  ^^önomene  er« 
mdglid^t   93ei  Sli^nungen  unb  @pontan^aIIujinationen  tritt  berfelbe  gelegentlid^ 
von  fetbfi  auf,  bei  bem  Slnfd^auen  beiS  Rxr)^aSle&  mirb  er  IfinfUid^  l^erDorgerufen 
unb  erleid^tert  baburd^  bad  igerportreten  unbemugter  SSorfieOungen.  3)ie  ®x* 
fal^rung  fd^eint  nun  bafflr  ju  fpred^en,  bag  ein  eigentfimlid^er  @d^Iaf}ufianb, 
ntdglid^ermeife  ein  ber  iQ9pnofe  äi^nlid^er  B^f^i^  ^^n  oerfd^iebener  @tärfe,  bie 
93ebingung  ffir  bad  (Srfd^einen  ber  gil^änomene  ifi.  j^nn&(!^^  i{i  ed  nad^gemiefen, 
bo^  ber  mftonSre  d^^f^nb  menigftotö  bei  einigen  ber  mobemen  ArpflaUomantif er 
unmerfbar  in  eine  igppnofe   übergel^en   farat.     S)a8   ijl    um   fo   natür« 
lid^er,  ate  bad  Slnflarren  blaider  ^läd^en  aud^  ein  äßittet  i%  um  eine  Qj^p» 
nofe  l^orjurufen.    S)ann  fpred^en  fotool^l  ältere  ate  aud^  jüngere  Sendete 
e&  a\a,  bag  bei  ben  ©pontanl^aOi^inationen  ber  9Iid(  oielfad^  ftorr  unb 
eine    gemiffe    Unempfänglid^Ieit   für    äujsere   9iei}e    oor^anben   fei   (orgl. 
@.  226).    SSon  SRig  3£.  mirb  bied  auiSbrüdKid^  bei  einer  beftimmten  @elegen« 
^  gefagt   @nblid^  ^abe  id^  felbfi  beobad^tet,  bag  eine  Sll^nung  ober  ^feubo^ 
^aOujination  läufig  möl^renb  einer  pU^Iid^en  ©eifie^abtoefeni^eit  entflanb,  in 
ber  id^  mir  nid^t  gan}  Ilar  toar  aber  ba^,  xoa&  um  mid^  l^er  paffterte.   S3er^ 
f d&iebene  ^erfonen,  bie  biefe  3ujiänbe  ebenfalte  fennen,  ^aben  biefelbe  »eob» 
ad^tung  gemad^t.    @omit  fd^nt  bie  notmenbige  Sebingung  ffir  bai^ 
auftauchen    unbemufeter    aSorilellungen    im    Seioufetfein    ein 
pld^Iid^er  @d^Iaf)u{ianb  )u  fein,  ber  in  feiner  milbeften  ^^orm 
eine  blojse  S)i^traItion  ifi,  ber  aber  unmerfbar  in  einen  me^r 
ober  weniger  tiefen,  berigppnofe  fi^nlid^enSupönbüberge^enfann. 
2ln  feiner  leid^teflen  $orm  fttl^rt  biefer  Bufianb  nur   }u   3(^nungen,  bei 
entfpred^enber  Vertiefung  ju  Sallujinationcn.    ©r  larni  oon  felbp  eintreten, 
bann  entfiel^en  bie  fpontanen  ^(hnnen;  er  lann  aber  aud^  IflnfUid^  burd^ 
1^9pnortfierenbe  SRittel,  Slnjiarren  oon  Ärpjtatten  u.  f.  f.  I^eroorgerufen  loerben. 
aSBiO  man  i^n  mit  etmad  allgemein  Sdanntem  oergleid^en,  fo  tofirbe  er  am 


462  ^ad  (umgreifen  be#  UnbeiDii^  in  bad  8enm|tfein. 


meinen  bem  igaKfd^laf  gleid^en,  too  man  nod^  träumt,  aber  bod^  fd^on  einen 
2:eU  Don  ben  SSorgängen  in  ber  Umgebung  »al^mimmt  aßdgttd^enoetfe 
iß  er  in  feinen  gemdl^nlid^ften  ^rmen  flberl^upt  nur  ein  foU^er  ^abfd^lof, 
in  bem  bie  miDlarlid^e  9tufmer(famleit  pld|tid^  erfd^Iafft  unb  eiS  baburd^  ben 
unbemu^  SSorfteOungen  ermdgUd^t,  }um  Semu^ein  burd^ubringen. 

Jlufomaiift^  B^mcgungen* 

9(utomatifd^  ftnb  nad^  unferer  frfl^eren  S)eftniti(m  bie  ä3emegungen, 
meldte  in  leiner  SSerbinbung  mit  bem  augenblidlid^  99emu^einjSinl^aIte  bed 
gnbioibuum«  fielen  unb  nid^t  bireft  burd^  einen  äußeren  Äeij  ^eroorgerufen 
merben.  2)ie  automotifdEien  SSemegungen  ftnb  bemnad^  nur  eine  befonbere 
gorm,  in  ber  unberoufete  aSorfteßungen  fid^  dufeem,  3ft  bie  äuffaffung  nun 
rid^tig,  bag  Segnungen  unb  ^Hu^inationen  plö^Iid^e  S^räume  ftnb,  bie  ftd^ 
in  bad  mad^e  ädemugtfeindleben  einfd^ieben,  fo  werben  bie  automatifd^  Be^ 
megungen  offenbar  eine  Art  von  „Slad^twanbeln  im  mad^en  Swftönbe"  fein. 
äS^^renb  bie  @ebanlen  oon  ganj  anberen  S)tngen  erfüllt  ftnb,  merben  me^ 
ober  weniger  lomplijierte  fianblungen  ooBjogen,  oon  benen  baiS  3«bioibumn 
nur  eine  ganj  bunMe  ®mpfinbung  ^at,  o^ne  jtd^  berfetben  bemüht  }u  fein. 

©etoiffe  allgemeine  formen  ^ieroon  finb  oud  bem  t&%t\^tn  £e(en  no^Ibelamtt 
60  fdnnen  bie  S)amen  eine  ^onborbeü  mad^n  unb  gleichseitig  ein  (eb^ofte^  9efprd<^ 
führen.  9bi(^  oiele  iRdnner  fpielen  gerne  mit  icgenb  einem  Qtegenfknb  in  ber  $anb,  neini 
{ie  über  etvad  bidlutieren;  ^  ift  ni^ti  Ungeiodi^nlic^ ,  ba|  felbfl  rec^t  ftorfe  iSegen« 
fldnbe  unbemu^,  in  ber  ^i^e  ber  IDidfuffton ,  ^erbroc^en  »erben«  Unter  O^nli^en  Ser^ 
^dttniffen  !5nnen  einige  SRenfcl^en  ein  @tü(t  Rapier  mit  S^^xmnqitn,  Stonogrommeit, 
9{amen  ober  gansen  6ftten  Umaitn,  unb  nimmt  man  i^nen  plöflic^  boS  Rapier  fort,  fo 
^oben  fle  gemd^Kc^  feine  S^orfteSung  t)on  bem,  roai  fte  get^  ^oben.  IReiftend  mieten 
bie  Hugen  bei  biefen  jlri^eleien  mit,  man^mal  ober  Witt  bad  ^[kipier  nic^  einmal  ongefe^ou 

^ier  liegen  beutlid^  genug  ^anblungen  oor,  bie  offenbar  oon  bt^ 
fHmmten  SSorfleOungen  geleitet  werben;  aber  baiS  Snbioibuum  ifl  {td^  biefet 
93orfieIIungen  nid^  bewußt.  93on  fold^  geringen  Steu^erungen  unbenmgter 
äSorfteOungen  iß  fid^tlid^  nur  ein  Heiner  Schritt  )u  ben  me^r  }ufammeii:: 
^ängenben  äRttteilungen,  bie  mir  oon  ben  fpirUiflifd^en  ©i^ungen  ^er 
lennen,  unb  bie  mit  ber  ^land^ette^  bem  ^fpd^ograpl^en  ober  auf  gemö^nliil^e 
SBeife  mit  »leiftift  ober  geber  geliefert  werben. 

3)ie  Srfa^rung  ^at  inbei»  geleiert,  bag  nid^t  ein  id>er  automatifd^e 
©d^rift,  bie  einen  ©irai  entl^ält,  probujieren  tonn-  SKele  bringen  e«nid&t 
weiter  al^  bid  }u  bebeutungiStofen  ©trid^en;  wo  aber  eine  bieSb^gUd^e  na< 
tflrlid^  anläge  oor^anben  ift,  wirb  eine  regelmäßige  Uebung,  automotifd^ 
}u  fd^eiben,  wäl^renb  bie  ©ebanlen  in  anberer  SSJeife  befd&äftigt  finb,  balb 
}u  bead^tenSwerten  9lefultaten  fähren.  @d  tommt  nur  barauf  an,  für  bie 
unbewußten  J^ätigfeiten  einen  SBeg  ju  finben,  auf  wdd^em  pe  fldd  äußern 
lönnen.  ©ollen  fie  jum  »ewußtfein  burd^bringen,  fo  bebarf  eÄ  einer  a)iÄ* 
traWon  ober  eineg  ^albfd^lafeÄ,  ber  wüKürUd^  burd&  ba8  »ufd^auoi  eine« 


SCutontotifcl^e  Semegungen.  453 


StvfftaSia  ober  betgl.  l^erDorgerufen  werben  lomt.  ©oOen  fte  {t$  bagegen 
in  Semegungen  Su^exn,  fo  ftnb  berorttge  3u{^&"^  oieOeid^t  fiberfläfftg; 
borni  lomntt  eS  nur  barauf  an,  ben  93en)egung^apparat  fo  leidet  wie  tnög^ 
ti<|  in  S3en)egung  }U  bringen,  unb  bied  wirb  ebenfo  me  bei  ber  n^UItürlid^en 
@d[)rift  nur  burd^  fortgefe^e  Uebung  auf  @runb  von  natfirlid^  9(n(agen  er< 
reid^t  &  ifi  alfo  loirKid^  eine  l^ö^ere  SnttDidlung  ber  mebiumiflifd^en  An- 
lagen erforberlid^,  wenn  ein  SWenfd^  jufammenl^ängenbe  SKüteitungen  burd^ 
automatlfd^e  ©d^rift  liefern  fott  (orgl.  ©.  253  f.). 

aSielfad^  l^dngen  nid^t  nur  bie  aWitteilungen,  bie  in  einer  ©ifeung  ge^ 
mad^t  werben,  fonbem  aud^  bie,  weld^e  in  mehreren  einanber  folgenben  ^tt^ 
fud^en  fiattftnben,  mit  einanber  }ufammen.  S)iei$  erinnert  an  bie  ^^röume, 
bie  ftd^  bei  einigen  äRenfd^en  mehrere  Städ^te  l^inburd^  fortfe^en,  unb  beutet 
xm  bei  biefen  träumen  offenbar  auf  eine  beginnenbe  @ntn)id((ung  eineiS 
hoppelten  SSewufetfeiniSlebenÄ.  gemer  werben  bie  automatifd^en  SWitteilungen 
oft  mit  einem  befUmmten  9lamen  be^eid^net,  felbfl  bann,  wenn  bad  äRebium 
gar  nid^t  ©piritifl  ifl.  3li6)t  fetten  lonunen  befonberS  bei  ungeübten  äßebien 
^^anagramme"",  b.  ^.  ä3ud[){laben,  bie  anfd^einenb  leinen  Sinn  geben  unb  bod^ 
)u  befÜmmten  SSorten  georbnet  werben  lömten,  }u  2^age.  S)erartige  9(eugerungen 
ber  unbewußten  ^ätigleiten  ^aben  wir  fd^on  bei  Sefpred^ung  ber  ArpftaD^ 
pifionen  lennen  gelernt. 

3ur  SHuflration  biefer  SRüteilungen  unb  sur  Beurteilung  Ü^red  SBerieS  teilen  xovt 
bie  (grfa^rungen  mit,  bie  ein  SRitglieb  ber  S.  P.  R.,  3Rr.  «.,  machte.  „^^  »ünfc^te",  fo 
beti^Ut  er,  ,,3u  xoi^tn,  ob  i^  felbft  outomotifc^  [(^reiben  !dnnte,  mit  anberen  9Borten, 
ob  i^  ein  fogenonnted  @($reibmebtum  roftre.  ^  mo^te  bedl^olb  Dftem  1888  einen  Ser« 
fu4,  ber  na^  bem  Serlaufe  oon  einer  äBoc^e  an  brei  aufeinanber  folgenben  Xagen  fort« 
gefeit  nmrbe,  im  ganzen  alfo  4  Serfuc^e.  S)ad  erfte  SRol  »urbe  i<l^  gefeffelt,  bod  sweite 
SRoI  fiberrofc^t,  bod  britte  9tal  glaubte  i^  in  gan)  neue,  ^aXh  feierliche,  ^olb  romantifc^e 
(^a^ngdfreife  ^ineinaulommen,  ba6  oierte  3Ral  enbete  bad  (Shr^abene  su  meinem  grofien 
Shumner  mit  bem  2A($erli($en.''  9Rr.  91.  machte  ei»  in  ber  SBeife,  bo^  er  in  ®eban!en 
eine  befHmmte  ^roge  fieOte  unb  nun  gana  ru^ig  martete,  ma&  feine  ^anb  unb  fein  8lei? 
^  antworten  mflrbe.  ^^  gebe  ^ier  nur  bie  9tefultate  bdS  britten  ^ged,  bie  unbebingt 
baS  gr9^  Sntereffe  Reiben,  mieber:  „e^ge:  SBad  ift  ber  SXenfc^?  Slntmort:  Tefi  Hasl 
Esble  Lies,  grage:  3ft  bad  eine  «nagramm?  SCntroort:  3a.  grage:  ÄuÄ  wie  t)ielen 
Sßörtem  befielt  e6?   Slntroort:  5.    grage:  äBad  ifi  bad  erfte  9Bort?   ^ntnort:  @ie^e. 

grage:  SSM  ifi  bad  smeite  SBort?   9lntn)ort:  Eeeeee grage:  @ie^e?   GoS  bad 

^en,  ba(  i(^  ed  felbfl  auflegen  foH?  ^ntvort:  Serfuc^e!  —  3<^  fanb  nun  folgenben 
6>inn  in  ben  IBuc^fiaben:  Life  is  the  lese  able  (bad  £eben  ift  bo^  weniger  nertooKe). 
^  nntrbe  natftrlid)  fe^r  erßount  Ober  ben  anfc^etnenb  unabhängigen  SBiflen  unb  bie  8er* 
mmft,  bie  fid^  bei  ber  8ilbung  eined  folc^en  Xnagrammd  offenbarte,  unb  ^  nurbe  fOr 
einen  btraen  Xugenblicf  ein  gläubiger  ^piritifl;  nic^  o^e  geioiffe  G^rfurd^t  gellte  \^  mm 
bie  grage:  9Ber  biß  bu?  Xntmort:  aelia!  grage:  »ifl  bu  ein  Seib?  ^[ntmort:  So. 
gtage:  ^ofi  bu  jemaU  auf  ber  (Srbe  gelebt?  9nt»ort:  Stein,  grage:  Sillft  bu?  Xnt« 
wort:  3a.  grage:  äBann?  Slntmort:  ^ed^d  So^re.  grage:  9Barum  fpric^fl  bu  mit  mir? 
Xntmort:  Eif  Clelia  e  l  9Ht  fieigembem  (Sxftauma  legte  i^  bie«  folgenberma^en  axA: 
J  Clelis  feel  (\^  Clelia  fO^le).  grage:  3ft  bie«  richtig?  «ntmort:  Eif  Clelia  e  1. 20.  groge: 
9i{tbu20  3aJ^alt?  9lntniort:(Snng.  gfragerSBad  bebeutet  bann  20?  «ntwort:  SBörter.'' 


462  ^ad  (greifen  be«  ltit(eiptt(ten  in  bad  8enm|tfein. 


meinen  bem  igaKfd^taf  gleid^en,  too  man  nod^  träumt,  aber  bod^  fd^on  einen 
XtH  von  ben  SSorgängen  in  ber  Umgebung  mal^mimmt  aßSgßd^noeife 
iß  er  in  feinen  gemd^nlid^flen  formen  flberl^upt  nur  ein  fotd^er  $albfd^t<^, 
in  bem  bie  miDlarlid^e  9tufmer(famleit  pldfttid^  erfd^Iafft  unb  e&  baburd^  bm 
unbemu^  SorfleDungen  ermdgUd^t,  jum  Semu^ein  burd^ubringen. 

Jlttfomalifi^  Bwojgungen. 

älutomatifd^  ftnb  nad^  unferer  frfll^en  S)efiniti(m  bie  ä3emegungen, 
meldte  in  leiner  93erbinbung  mit  bem  augenblidlid^  93emu^eindinl^alte  bed 
3nbioibiiumÄ  fielen  unb  nid^t  bireft  burd^  einen  äufeeren  Äeij  l^eroorgerufen 
merben.  2)ie  automatifdjien  SSemegungen  ftnb  bemnad^  nur  eine  befonbere 
gorm,  in  ber  unberoufete  aSorfteÜungen  ftd^  dufeem.  3ft  bie  »uffaffung  nun 
rid^tig,  bag  Segnungen  unb  $aSu}inaHonen  plö^Iid^e  S^rSume  finb^  bie  ftd^ 
in  bad  mad^e  99emugtfeind(eben  einfd^ieben,  fo  werben  bie  automatifd^  S9e$ 
megungen  offenbar  eine  »rt  »on  ^.SRad^tioanbeln  im  mad^en  3"Pß«i>«*  f«te- 
SBä^renb  bie  @ebanlen  von  ganj  anberen  S)tngen  erfflOt  ftnb,  werben  me^ 
ober  weniger  lomplijierte  iganblungen  oolljogen,  oon  benen  bad  a^bioibttum 
nur  eine  ganj  bunfle  ®mpfinbung  ^at,  o^ne  fid^  berfetben  bemufet  }tt  fein. 

©etoiffe  oOgemeine  formen  ^teroon  finb  oud  bem  tä^Vx^en  £e5en  too^Ibelamit 
@o  (önnen  bie  tarnen  eine  $anbar6eit  mad^n  unb  gleichseitig  ein  (eb^eft  ®efpt^ 
fügten.  9bi(^  oiele  iRdnner  fpielen  gente  mit  icgenb  einem  ^egen^onb  in  bec  ^anb,  loemi 
fte  über  etnad  bidfuäeren;  ed  ift  nic^td  UngeiDöl^nlic^d ,  ba|  felbft  re<(t  ftofe  (Skgeo« 
fiftnbe  unbewußt,  in  ber  ^i^e  ber  ^idhiffton ,  serbroc^en  werben.  Unter  ft^nlic^  $ers 
^Ättniffcn  !önnen  einige  3Renfc^en  ein  0türf  Rapier  mit  3ei(5nungen,  SWonogrommen, 
9{amen  ober  ganzen  Sft^en  bemalen,  unb  nimmt  man  i^nen  pO^Uc!^  ba6  Rapier  fort,  fo 
§aben  fte  gemö^nlic^  leine  SorfteDung  oon  bem,  roa^  fte  get^on  ^oben.  9Keifitend  midat 
bie  Slugen  hei  biefen  jlri^eleien  mit,  mam^mol  ober  mii^  bad  ^|kt|iier  nicl^t  einmal  ongefe^. 

^m  liegen  beutlid^  genug  ^anblungen  oor,  bie  offenbar  Don  be« 
fUmmten  SorfieKungen  geleitet  werben;  aber  bad  Snbioibuum  ifl  ßd^  biefer 
aSorfieOungen  nid^t  bewußt.  S3on  fo(d^en  geringen  äCeugerungen  unbewußter 
äSorfteUungen  iß  ftd^tlid^  nur  ein  Heiner  Schritt  pi  ben  mel^r  iufammen^ 
^fingenben  äRitteilungen,  bie  wir  oon  ben  fpiritifHfd^en  Si^ungen  1^ 
lennen,  unb  bie  mit  ber  ^land^tte,  bem  ^fpd^ograp^en  ober  auf  gewo^nlid^e 
aSBeife  mit  »leifHft  ober  geber  geliefert  werben. 

3)ie  Srfa^ung  l^at  inbeS  geleiert,  ba§  nid^t  ein  id>er  automatifd^e 
©d^rift,  bie  einen  @inn  entl^&tt,  probu}ieren  lann.  9}iele  bringen  ed  nid^t 
weiter  atö  bis  }ti  bebeutungiStofen  @trid^;  wo  aber  eine  bieSb^gUd^  na« 
tilrlid^e  9(ntage  oorl^anben  ifi,  wirb  eine  regelmäßige  Uebung,  automotifd^ 
ju  fd^reiben,  wä^renb  bie  ©ebanlen  in  anberer  aBeife  befddäftigt  ftnb,  baß) 
)u  bead^tendwerten  9lefultaten  führen.  @d  tommt  nur  barauf  an,  fftr  bie 
unbewußten  2:^äti^eiten  einen  SBeg  ju  finben,  auf  wdd^  fie  fid&  &uß«r» 
fönnen.  ©otten  fie  jum  »ewußtfein  burd^bringen,  fo  bebarf  e8  einer  2)i^ 
traltion  ober  eines  ^albfd^tafeS,  ber  wilKürtid^  burd^  baS  anfd^auoi  eines 


SCutomotifc^e  Semegungen.  453 

Stv^^Qüa  ober  bergt.  l^erDorgerufen  toerben  lann.  Collen  fte  ftd^  bagegen 
in  »ewegungett  ftufeem,  fo  finb  berortige  3w|lfi"i>^  PieDeld^t  übcrflüffig; 
bann  lommt  eS  nur  barouf  an,  ben  93en)egungiSapparat  fo  leidet  wie  mög^ 
t^  in  S3en)egung  ju  bringen,  unb  bied  loirb  ebenfo  tote  bei  ber  toUItarlid^en 
@d[)rift  nur  burd^  fortgefeftte  Uebung  auf  @runb  oon  natürlid^en  9(nlagen  er< 
reid^t.  &  ift  alfo  xoittliä)  eine  ^ö^ere  Snttoidlung  ber  mebiumifiifd^en  3(n: 
lagen  erforberlid^,  toenn  ein  äßenfd^  jufammenl^ängenbe  3Rittei(ungen  burd^ 
automotifd^e  ©d^rift  liefern  foH  (orgl.  @.  253  f.). 

SBielfad^  l^ängen  nid^t  nur  bie  SRitteilungen,  bie  in  einer  ©ifeung  ge^ 
mad^t  toerben,  fonbem  aud^  bie,  toeld^e  in  mel^reren  einonber  folgenben  SSer* 
fud^en  fiattfinben,  mit  einanber  jufammen,  3)ieiJ  erinnert  an  bie  SIräume, 
bie  ftd^  bei  einigen  äRenfd^en  mehrere  Md^te  l[|inburd^  fortfeften,  unb  beutet 
xm  bei  biefen  2;rdumen  offenbar  auf  eine  beginnenbe  ßntroidKung  eine« 
hoppelten  Setoufetf^i^^I^benS.  gemer  werben  bie  automatifd^en  SRitteilungen 
oft  mit  einem  bejümmten  Flamen  bejeid^net,  felbfi  bann,  wenn  ba«  SWebium 
gar  nid&t  ©piritifl  ifi.  Slic^t  feiten  fommen  befonber«  bei  ungeübten  SWebien 
^^anagromme'',  b.  ^.  Sud^ftaben,  bie  anfd^einenb  leinen  ®inn  geben  unb  bod^ 
iu  befthnmten  SBorten  georbnet  loerben  fönnen,  ju  2;age.  ©erartige  SCeufeerungen 
ber  unbewußten  ^ätigleiten  ^aben  toir  fd^on  bei  Sefpred^ung  ber  ArpftaD^ 
triftonen  lennen  ge(emt. 

3ur  SDu^otion  biefet  SRüteUungen  unb  sur  Beurteilung  i^red  ^eried  teilen  ioxt 
bie  ©rfo^runöen  mit,  bie  ein  9RitgIieb  ber  S.  P.  R.,  HRr.  Si„  machte.  „3(^  »ünfc^te",  fo 
beti^iti  er,  ,,su  n)iffen,  ob  i^  felbft  outomotifc^  f (^reiben  !dnnte,  m\i  anberen  9Borten, 
ob  i(^  ein  fogenannted  @c^eibmebium  toftre.  ^^  mochte  bed^alb  Dftem  1888  einen  Ser« 
fu^,  ber  m^  htm  Serlaufe  oon  einer  SBoc^e  an  brei  oufeinonber  folgenben  %agen  fort« 
gefeit  »urbe,  im  ganzen  alfo  4  Serfuc^e.  S)ad  erfte  SRal  mürbe  x^  gefeffelt,  bad  ameite 
!RaI  überrafc^,  bod  britte  3Ral  glaubte  id^  in  gon)  neue,  ^alb  feierliche,  ^oIB  romontifc^e 
(^a^rungdfreife  ^ineinsulommen,  bad  vierte  SRol  enbete  bad  (Shr^abene  su  meinem  großen 
itummer  mit  bem  iSäc^erlid^en."  9Rr.  91.  machte  ed  in  ber  SBeife,  ba(  er  in  ®eban!en 
eine  be|Hmmte  ^roge  fleSte  unb  nun  gana  ru^ig  »artete,  maS  feine  $anb  unb  fein  Blei« 
^  antworten  mflrbe.  3c^  gebe  ^ier  nur  bie  9tefultate  bed  britten  ^agei^,  bie  unbebingt 
boS  gr9^  Sntereffe  ^en,  mieber:  „gfrage:  9Bad  ift  ber  SXenf^?  Slntmort:  Tefi  Hasl 
Esble  Lies,  grage:  Sft  bad  eine  «nagramm?  Slntroort:  3a.  Srage:  ^8  mie  oielen 
Sßörtem  befielt  ed?   9[ntmort:  5.    grage:  9Bad  ift  bad  erfte  SBort?   «ntmort:  @ie^e. 

gfroge:  VM  ifl  ba«  ameite  ©ort?   Slntmort:  Eeeeee grage:  ©ie^e?   ©ott  bad 

^en,  ba^  i(^  eft  felbfi  auflegen  foQ  ?  Stntmort:  )8erfu(^e!  —  3($  fanb  nun  folgenben 
Sbm  in  ben  Suc^fiaben:  Life  is  the  lese  able  (bad  £eben  ift  bad  meniger  mertooKe). 
34  nmrbe  natftrlid^  fe^  ernannt  Ober  ben  onfcl^einenb  unabhängigen  SBiflen  unb  bie  Sßtt* 
mmft,  bie  ftd^  bei  ber  IBilbung  eines  folc^en  Xnagrommd  offenbarte,  unb  id^  mürbe  fOr 
einen  luraen  9lugenbli(f  ein  gldubiger  Spiritift;  nu^t  ol^e  gemiffe  (S^rfurd^t  fleUte  i($  mm 
bie  grage:  9Ber  biß  bu?  Slntioort:  aelia!  grage:  leifl  bu  ein  Seib?  9[ntmort:  3a. 
grage:  $aft  bu  jemaU  auf  ber  (Srbe  gelebt?  Sntmort:  92ein.  grage:  äBillft  bn?  Xnt« 
nun:t:  3^.  grage:  SBann?  Slntmort:  @ed^d  3<4re.  grage:  9Barum  fpric^ft  bu  mit  mir? 
Xntmort:  Eif  Clelia  e  l  SRit  fteigembem  (Sxftauntn  legte  id^  bied  folgenberma^en  au6: 
J  Clelia  feel  (id^  Clelia  fO^le).  gfrage:  3ft  bied  rid^tig?  Slntmort:  Eif  CleUa  e  1. 20.  groge; 
9iftbu20  3a§realt?  9ntmort:(Smig.  grage:  SBod  bebeutet  bomt 20?  SCntmortzäBörter." 


454  ^<^  angreifen  be^  Unbetou^en  in  bad  ^etDu^tfein. 

$ier  ^örte  ber  Setfuc!^  füv  biefen  2:og  auf.  9bn  tidci^fien  Sage  nmrbe  9Rr.  9.  T)on 
feinen  f^nritiftifc^en  92eipngen  jiemlid^  futiert,  inbent  Clelia  mit  reinen  9Botten  i^e 
eigene  C^j^f^^  leugnete  unb  9Rr.  91.  bie  wiffenfc^oftlic^e  ^(drung  gab,  t)on  ber  er  n)o§(  oon 
9(nfang  an  aber^eugt  war,  n&mlid^,  ba|  er  nur  mit  ftc^  felber  gefproc^en  l^atte.  Som 
9Borte  Clelia  ift  nur  3U  bericl^ten,  ba|  SJh:.  91.  ben  9{amen  niemals  frO^er  gehört  ^atte. 

3luf  einer  l^ö^eten  Sntn^idlungdfhtfe  ber  äßebiumitcit^  nra  bie  unbemugten 
S^l^fitigfeiten  freiere»  ©piel  l^aben,  Wnnen  nod^  merfroürbiflere  5ßl^änomenc 
fi(i  jeigen.  3Wd^t  feiten  werben  bann  üerfd^iebene  aWitteitungen  mit  vex^ 
fd^iebener  iganbfi^rift  gemad^t  unb  mit  Derfd^iebenen  9lamen  bejeid^net;  i^er 
ber  l^erDortretenben  ,,®eifier"  l^at  feine  befonbere  fianbfd^rift,  woran  er  er* 
lannt  toirb.  BwflW^  erfolgen  fel^r  oft  SWitteilungen  oon  S)ingen  unb  in 
©prad^en,  bie  ba»  3nbit)ibuum  gar  nlc^t  lennt. 

Qtin  fc^dned  Seif  piel  in  biefer  Se^ie^ung  liefern  einige  SSerfuc^e,  bie  smei  englifc^ 
@tubenten,  bie  ©ebrflber  B^iUtt,  jebenfalld  ol^ne  fpiritifUfc^e  Senbei^en  1886  anfteOten. 
öei  biefen  SJerfuc^en  traten  nic^t  weniger  al«  neun  ©erfdjiebene  ^(Seifker"  auf,  bie  unter 
anberem  auc^  Sitate  auf  griec^ifc^  unb  altnormannifc^  lieferten.  a)a«  2Rebium  tytkte 
gans  gewil  biefe  6pra(^en  nic^t  fhibiert,  !onnte  {eboc^  bie  SRöglid^Ieit,  bie  3^^^^  einmal 
gelef en  su  §aben,  auc^  nic^t  leugnen.  (Einige  fragen  mürben  auf  ^inbuftanifc^  beantmortet, 
mad  no^  merfmürbiger  ift;  benn  aUerbingd  mar  bad  SRebium  in  Snbien  geboren,  ^otte  fu!^ 
aber  bort  nur  bid  su  einem  Sllter  oon  ac^t  SRonaten  aufgehalten  unb  feitbem,  fomeit  ed  mu^te,. 
bie  6prad^e  nic^t  fprec^en  i^dren.    ^ie  inbifc^en  SBörter  maren  übrigen^  nic^t  gans  lorreSt. 

aud  biefen  SSerfud^en  ge^t  beutUc^  l^eroor,  bag  felbfl  bie  am  loeiteflen 
jurüdßiegenben^  fd^einbar  längfi  oergeffenen  aSorfteHungen  bod^  nid^t  fpurloÄ 
t)erfd^n)unben  ftnb,  fonbem  unter  gfinfUgen  SSer^ältniffen  aud  ber  bun{(en 
Siefe  bei»  Unbefugten  beutlid^  auftaud^en  lönnen.  6d  ifl  alfo  gan}  be^ 
beutungiStod/  romn  ein  SRebium  bel^auptet  oon  einer  befUmmten  Bai^e  gor 
nid^tÄ  }u  roiffen;  aller  aSBa^rfd^einlidSifeit  nad^  l^aben  bie  betreffenben  SSor* 
fiettungen  bod^  an  irgenb  einer  ©teile  im  Unberoufeten  gelegen  (oergl.  Sllfäforo» 
Unterfud^ungen  über  EMEK  HABACChA,  ©.  257  f.). 

@d  treten  in  ben  automatifd^en  93en)egungen  aber  Ieinedu)egd  blog  bie 
eigenen  unben)u|3ten  SSorfleOungen  bed  Snbioibuume  l^eroor.  SSietme^  Idmten 
jene,  wie  entfpred^enbe  SSerfud^e  beweifen,  aud^  burd^  Sleije,  bie  ba8  3fit^ 
bium  unbewußt  in  ber  ©ifeung  felbfl  empfängt,  auggeWfl  werben. 

^ie  beften  S^erfuc^e  in  biefer  9ixt  finb  im  ^xt  1871  oon  ^ßafbr  92eion§am  mit 
feiner  'Sxm  ald  9Rebium  ausgeführt  morben.  gm  Saufe  oon  ac^t  SRonoten  pellten  fie 
mehrere  i^unberte  Serfucl^e  an,  itü>em  bie  @attin  mit  ber  ^lanc^tte  ^fragen  beantwortete,  bie 
er  auf  ein  Stötf  Rapier  fc^rieb,  unb  an  welche  er  bann  backte,  o^ne  i^r  ben  gn^olt  mik^u» 
teilen,  ^ie  Slntworten  ber  ^lancl^ette  fümmten  fe^r  gut  ju  feinen  fragen,  unb  ba  oieXe 
berfelben  bie  ©e^eimniffe  ber  f^eimaurer  betrafen,  bie  fie  nic^t  wiffen  !onnte,  fo  lä^ 
fidj  bie«  nur  burc^  ^©ebanlenübertragung"  erilören.  2)er  ^rebiger  faj  fe^  na^e  bei  bem 
iRebium;  ed  war  tein  anberer  bei  ben  l$erf ucl^en  anwefenb;  olle  Sebingungen  waren  olfo 
oor^anben,  baj  er  i^r  unwiWürlic^  bie  9(ntworten,  bie  er  erwartete,  äuflüftem  fonnte,  o^e 
ba(  bad  f^lüftern  bemertt  würbe»  2)ie  ^aftorin  ift  ftc^  jebenfaltö  nic^t  bewußt,  jemold 
etwad  gehört  su  f^ahtn.  3)ad  fc^wac^e  f^lüftem  f^at  alfo  nur  unbewu^  äSorfleUungen 
§eroorgerufen,  bie  fu^  bire!t  in  automatischen  IBewegungen  Äußerten. 


9lutomatif(^e  iBetoegungen.  455 

iQierbutd^  fd^eint  ein  unumftöglid^er  e^perimenteDer  SSetoetö  erbrad^t  ju 
fein,  bafe  bei  ber  ©ÄanlenübertraflUttfl  SHnge  mitgeteilt  werben  fönnen,  von 
benen  bai^  SWebium  felbfi  nid[)t  bie  fleringfie  Sl^ng  ffot.  33iele  t)on  ben 
gtdfeten  Slotfeln  va  ben  fpiritifHfd^eh  ©ifeungen  fd^einen  hiermit  geföft  ju  fein. 

Sbenfo  wie  bie  @d^rift  automatifd^  jufianbe  lommen  lann,  fo  mujs  man 
oud^  eine  automatif d^e Siebe ]^en)orrufen  Knnen.  ©iefetbe  wirb  oDerbingÄ  bei 
einem  normalen  SWenfd^en  im  SBad^en  faum  öeme^mbar  fein.  3)ie  eigent* 
lid^en  „SRebemebien''  finb  immer  in  Trance,  ber  l^öd^fien  %otm  ber  SWebiu^ 
mttät.  3m  übrigen  ifi  aber  eine  automatifd^e  Siebe  —  ober  rid^tiger:  ein 
fd^mad^eS  automatifd^eiS  f^fiem  —  nid^td  Ungemöl^nlid^ei^. 

3n  bet  Sitteratut  finbet  mm  freiließ  nic^t  bad  ©etingfte  ^ierfiber,  oBer  ic^  ^oBe 
oft  ©elegcn^eit  ge^oBt,  an  mir  felbft  Beobachtungen  in  bicfcr  öejie^ung  ansujleHen.  SBenn 
ic^,  oon  ber  Sef^e  einer  etn>a9  fc^ioierigen  fremben  Sprache  ermübet,  hcS  ^u^  fortlege 
itnb  an  onbere  ^inge  benfe,  fo  ertappe  ic^  mic!^  nic^t  feiten  babei,  bafi  ic^  fortfahre,  in 
ber  betreffenben  Sprache  me§r  ober  weniger  gut  gelungene  @&|e  }u  Mlben;  biefe  ^d^e 
flehen  aber,  foroeit  meine  ©rfa^rung  reicht,  in  feiner  SJerbinbung  mit  bem,  woran  ic^  im 
SCugenblitf  benfe.  gc^  ^öre  bie  SBorte  natürlich  nic^t,  aber  bie  automatifc^en  Seme^ 
gungen  finb  bod^  fo  fräftig,  ba^  fte  mtfyc  ald  einmal  meine  9(ufmer!famfeit  auf  fic^  ge:: 
sogen  ^aben.  SebenfaUd  ftnb  fie  ebenfo  intenfio  mie  bad  unrniOlftrlic^e  f^Iflftem,  alfo  wie 
bie  Urfac^e  3ur  gemö^nUcl^en  (S^ebanlenübertragung. 

@S  erfd^eint  mir  bal^er  atö  fe^r  mal^rfd^einlid^,  bag  automatifd^eiS  ^fifiem 
bie  aSerantaffung  jur  Uebertragung  aud^  fold^er  ©ebonfen  ifi,  bie  bem  ^nhU 
mbuum  felbft  nid^t  bemüht  ftnb,  ftd^  aber  bod^  automatifd^  in  Spred^be^: 
megungen  äußern.  S)ie  e^age  ift  nur  bie,  unter  meldten  Umftänben  ein  ber^ 
Artige«  glüfiem  jufianbe  lommen  fann.  Sei  mir  felbfi  fenne  x6)  e8  nur 
in  ben  ermähnten  gällen;  aber  e«  giebt  roal^rfd^einlid^  nod^  piele  anbere 
ÜRöglid^Ieiten.  äBir  l[iaben  bd  einigen  ber  oben  ermäl^nten  äSerfud^e  gefel^n, 
mie  bie  iganb  automatifd^  bie  Slntroort  auf  eine  ^tage,  meldte  ba«  Subioi« 
buum  in  ©ebanlen  fielt,  nieberfd^reiben  fann.  S)al^er  liegt  aud^  bie  än^ 
nol^e  nal^,  bag  in  entfpred^enber  Sßeife  menigfieniS  einige  ÜRenfd^en  bie  t)on 
i^en  felbfi  gefiettten  ^agen  automatifd^  u.  jto.  Püfiemb  beantmorten.  ©obalb 
nun  ein  9Rebium  biefeS  glflfiem  verfielt  unb  ben  ^nl^alt  mfinblid^  ober 
fd^ftlid^  miebergiebt,  fo  l^aben  mir  bie  eigentümlid^e  ®rfd^einung,  bafe  bai^ 
aReblum  t)ietteid^t  eine  grage  beantwortet,  auf  bie  nur  ber  gragefleffer  eine 
Antwort  geben  fann ;  babei  ifi  biefer  ftd^  aber  nid^t  bewufet,  eine  fold^e  t^at= 
fftd[)lid^  gegeben  ju  ^aben.  SWel^rere  angefel^ene  SWänner  ber  S.  P.  R. 
^aben  in  neuerer  3^^  einige  SSerfud^e  angeflellt,  bie,  wie.e«  fd^eint,  nur  auf 
biefem  SSSege  erllart  werben  fönnen;  wir  werben  biefelben  fpftter  nfi^er  bc^ 
fpred^en. 

enblid^  fpielen  automatifd^e  »ewegungen  oerfd^iebenfier  ärt 
eine  wefentlid^e  SloDe  bei  ben  p^pftlalifd^en  ÜRebien.  @d  würbe  oben 
(©.  351)  erwäl^nt,  bafe  bie  Seiflungen  biefer  SKebien  l^auptfäd^lid^  Xafd^en* 
fpielerfunfiflüdte  feien,  bafe  aber  beÄwegen  nid^t  jeber  Slafd^enfpieler  ol^ne  weiterei^ 


456  ^(^  Eingreifen  bdS  ttnbewu^n  in  bad  IBeiou^ein. 


ein  pl^pftlalifd^ed  9R^ütmfei  @in  SRebium  mug  eben  bte  gfil^igleit 
befifeen,  Iompli)ierteautomatifd^e^anb(ungen  auSjuf filmten,  xo&ffi 
renb  ber  S:af d^enfpieler  baiS  nid^t  nötig  ^at  SUIetbingd  mu^  aud^  ber 
^afd^enfpieler  fd^merige  unb  t)enDi(Ie[te9Rani))utationenaitöffl]^ren^  ol^nebatäber 
nad^}uben!en;  aber  ed  ftnb  bo<i^  fletö  nur  beflimmte  (Srtffe  unb  SSetoegungen 
nö%  bie  im  poraud  forgfättig  eingeübt  toerben  tonnen^  um  fte  fpoter  in  be^ 
ftimmten  älugenbliden  bem  Programme  gemfig  ootsufäl^ten.  S)aS  ifl  aber  nid^ 
fd^nneriger  unb  lounberbarer,  al8  loenn  ein  gefibter  ftlamerfpieler  ein  Btäd  vom 
Statte  fpielt;  wä^renb  bie  Stagen  ben  9loten  folgen,  finben  bie  ginger  bie  ent* 
fpred^enben  Xaflm  von  \db%  %üt  bod  pl^ftlalifd^e  9Rebium  fleOt  ftdEi  bie  @ad(ie 
jebod^  gan)  anberd.  äBäl^renb  ber  ^^afd^enfpieler  eineSSfi^ne  mit  3(pparaten  )u 
feiner  SSerfflgung  l^ot  unb  baS  ^ublitum  in  einer  paffenben  Entfernung  Don 
berfetben  ft^,  fo  mug  bad  SRebium  [Ulf  mitten  jnnfd^ien  ben  Seobod^tem 
oufl^alten;  von  einem  ,,9tpparate^  aber  ifi  ^ier  feiten  bie  9tebe.  ^cS  SRebium 
mu|  ftd^  fo  }u  fagen  teilen  lönnen;  einerfeitd  mug  eS  bie  Smoefenben  fort- 
n)ä^renb  in  @d^ad^  l^alten,  i^re  Slufmertfamleit  feffeln  unb  il^re  SSeobad^tungen 
oer^inbem,  unb  anbererfeitS  gleid^jeitig  lomplijierte  ^nblungen  aui^fOl^ren, 
bie  bii^ioeilen  gar  nid^t  oor^ergefel^  unb  bed^alb  aud^  nid^  oor^  eingeübt 
merben  fönnen.  @oIl  man  ).  99.  bei  ooDer  SSeleud^tung  bie  Sbitn^ort  auf 
eine  unenoarttfe  ^age  auf  eine  2^fet  fd^reiben  unb  jugleid^  )mei  intdligenten 
unb  fd^arfen  AritUem  auf  beiben  @eiten  t&  oer^mlic^en,  bag  man  felbfl  ber 
@d^eibenbe  i%  fo  erforbert  bieiS  eine  fold^e  stnfpannung  aDer  ©eifiedtrfifte, 
bag  bie  ©d^ft  automatifd^  probi^iert  merben  mn^,  menn  fte  fiberl^aupt  ju^ 
fianbe  fommen  foK.  99ei  meinen  eigenen  frül^  ermähnten  93erfud^en  brad^te 
id^  mirlHd^  ab  unb  ju  eine  @d^rtft,  beren  3n^lt  mir  unbefannt  mar,  ^« 
oor;  biefe  bofumentierte  ftd^  baburd^  beutlid^  ald  automotifd^.  9tatärlidt) 
lönnen  aud^  anbere  iganbtungen  aü  ©d^reibbemegungen  automatifdd  audgefü^ 
merben.  S)a  bad  9R^ium  nad^l^  nur  ein  unbeutlid^  ©efü^l  baoon 
l^at,  überhaupt  mitgemirtt  )u  ffahtn,  fo  mag  eiS  f d^on  fel^r  oft  in  htm  ©tauben 
befangen  fein,  bog  ei^  nid^t  felbß  biefe  ^^anblungen  ausgeführt  1^,  fonbem 
baj^  anbere  ftrdfte  babei  tl^ätig  gemefen  ftnb.  9btf  fo(d^  Sßeife  erK&rt 
e«  ftd^  leidet,  menn  bie  SRebien  felbft  gläubige  @piritiflen  ftnb. 

93on  bem  gemö^ntid^en  2;afd^mfpie(er  unterfd^eibet  baS  p^filalifd^ 
SRebium  fid^  alfo  baburd^,  bag  eS  automatif dji  {omp(i}ierte  ^Kutbtungen  ausführen 
tonn,  bie  nid^t  eingeübt  ftnb.  9ber  biefer  Unterfd^ieb  barf  und  nid^  vtx^ 
geffen  laffen,  bag  bie  p^pf ilalifd^en  £ei{iungen  ber  SRebien  urfprüng^ 
lid^  bemühter  SBetrug  f  inb.  S)ie  SRebien  muffen  als  Xafd^enfpieler  beginnen 
unb  mit  aQen  ©e^eimniffen  ber  ^^afd^enfpielerlunfi  oertraut  fein;  menn  fle  bann 
älnlagen  für  automatifd^e  ^attblungen  beft^en,  mirb  biefeS  ftd^  balb  {eigen. 
3m  großen  unb  ganjen  iß  meiter  nid^td  nötig  }ur  ©ntmidlung  eines  p^ft* 
lalifc^en  SRebiumS.  ^^rancesußänbe,  bie  bei  attberen  @ruppen  fpiritifUfd^ 
9Rebien  eine  fo  gro^  9loIIe  fpieten,  fd^einen  nämlid^  nur  audnal^mSmeife  bei 


9utomaüf(^e  IBetDegungen.  457 

ben  pl^pftlolifd^en  äß^ien  t)or}tdommen;  fte  tDürben  t^ren  Sei^ngen  aa6) 
^  f droben  aVi  nfl^en.  S)a  oDerbingS  ber  Srancejuflanb  fe^r  leidet  nad^geol^mt 
loerben  fann,  fo  ifl  e^  too^I  möglid^^  ba$  er  von  mand^en  pl^pfttalifd^en  SR^ien 
nur  ate  ein  Äunfigriff  anfletoanbt  wirb,  um  bie  Änroefenben  in  bie  redete 
©timmung  )u  oerfeften.  @oIIte  aber  n^irflid^  einmal  ein  pl^pfUalifd^eS  9Re^ 
bium  feine  Äflnfle  in  S^ronce  anSfü^ren,  fo  l^oben  bie  Seifhtngen  barum  bod^ 
leinen  größeren  äBert;  bod  9ßd>ium  mujs  bod^  Safd^enfpieler  fein,  tmt  bie 
Jtunfiflflde  in  feinem  l^ppnotifd^en  3uf^^t>  mad^en  p  tonnen« 

3)a§  bie  pl^pftlalifd^n  SRebien  ol^ne  SluiSnal^me  S;afd^enfpieter  ftnb, 
gel^t  beutlid^  aitö  ben  ja^lreidlen  pllen  l^erDor,  in  benen  man  fte  entlarvt 
^at.  2)aburd^  finb  andji  il^re  am  ^äufigflen  angemanbten  äßetl^oben  bdannt 
gemorben.  ^a&  berü^mtefie  aller  3Rebien,  @(abe,  l^at  benn  aud^  einge^ 
^ben,  bag  feine  munberbaren  fieifbingen,  befonberiS  bie  93erfud^e  mit  Saliner 
in  Seipjig,  nur  Xafd^enfpielerhmflflüdte  maren.  (Proceedings  of  S.  P.  R. 
a3b.  5,  ©eite  261.)  SSon  ganj  befonberer  Sebeutung  ip  in  biefer  Sejiel^ung 
(Sufapia  gkilobinoS  äluftreten.  S)ie  Unterführungen  ber  @nglftnber  fiber  bie 
93eoba(irtungiSfd(|ler  l^atten  g^eigt,  mie  fd^mierig  ed  ifl,  rid^tig  )u  beobad^ten, 
unb  bag  t&  ber  minutiSfefien  SSorftd^tiSma^egeln  bäKirf^  um  fld^  gegen  9e« 
trug  )u  fd^en.  93ei  ben  bementfpred^enben  äSorfel^rungen  foDte  man  nun 
bodd  glauben,  bag  ein  pJ^pftlalifd^eS  SRebium  fein  rafftnierted  @piel  nid^t 
lange  treiben  tonnte.  Stid^tdbefbmeniger  gelang  eS  Sufapia,  jahrelang 
eine  ganje  ©d^ar  angefel^ener  gorfd^  jum  beften  ju  f)abtn.  (grfl  ate  pe 
ben  jtrieg  in  bad  eigene  Sanb  beS  f^inbei^  ^neintrug  unb  ftd^  unter  bie 
fritifd^  unb  befonnenen  @nglänber  magte,  mürbe  eiS  biefen  möglid^,  i^re 
S3eträgereien  auf}ubedten.  S)iefe  Sntlarmtng  in  (Sambribge  im  Oftober  1895 
beseid^net  einen  Sßenbepunft  in  ber  ©efd^id^te  beS  ©piritüSmu^.  SSiiS  bol^in 
lonnten  bie  ©piritifien  mit  Sfied^t  barauf  l^inmelfen,  bafe  e«  bodj  ein  p^^fl* 
lollfd^ei^  aWebium  gäbe,  beffen  Seifhingen  bie  gorfd^er  trofe  aDer  ©id^erl^eit«^ 
mäkeln  t)or  »etrug  nid^t  erflaren  fflnnten.  Sefet  miffen  mir,  bafe  e« 
trofe  atter  berartiger  3Ka§regeIn  für  einen  gemanbten  2:afd&enfpieler  bod^  mög« 
lid^  ifl,  felbfi  tüd^tige  »eobad[|ter  eine  Seit  long  ju  täufd^en.  SJaburd^ 
^aben  alle  biefe  p^pfifalifd^en  iBeifiungen  jebe«  miffenfd&aft* 
lid^e  Sntereffe  verloren,  unb  ber  ©piriti«muÄ  ^at  bamit  auf* 
geidrt,  al»  miffenfd^aftlid&e«  ^Problem  }U  ejifiieren.  ©ie  inteüef^ 
tueHen  ^l^änomene  l^ben  nämlid^  nie  aud^  nur  annä^Kntb  f  o  mele  ©d^ierig« 
leiten  bereitet  mie  bie  pj^pfilalifd^en. 

gür  biejenigen  aKenfd^en,  bie  mebiumijHfd&e  Sfatagen  ju  auto* 
motifd^en  »emegungen  ^aben,  ifl  e&  pietteid&t  ganj  ungefäl^rlid^,  biefe 
Sfalogen  )u  entmidtetn.  gel^Ien  bagegen  bie  natflriid&en  anlagen,  fo  wer^ 
ben  fortgefeftte  SSerfud^e,  automatifd&e  »emegungen  ^orjubringen,  pd^ 
bolb  räd&en.  «ufeer^alb  ber  ©i^ungen,  in  benen  id&  felbp  aliJ  SRebium 
auftrat,  ip  t&  mir  nie  geglüdft,  automatifd^e  ©d^rift  ju  probujieren;  biefe 


456  ^<^  (Eingreifen  bed  Unbewußten  in  bod  IBewußtfein. 


ein  p^pfttalifd^eiS  aR^ütmfei.  @in  SRebium  mug  eben  bte  gfil^igleit 
befiften^  Iompli)ierteautomatifd^e$anb(ungenaud)ufai^ten,  vo&i)^ 
renb  ber  ^af d^enfpieler  ha^  nid^t  nötig  f)at  SUIerbingd  ntug  aud^  ber 
^fd^enfpieler  fd^ioierige  unb  oemridelteäRaniputotionenaitöffil^ren,  ol^nebaritber 
nad^iubenten;  aber  t»  {Inb  bod^  fletd  nur  beflimmte  ®riffe  unb  Semegungen 
nd%  bie  im  voxaM  forgfättig  eingeübt  toerben  Unnen^  um  fie  f|>&ter  in  be^ 
flimmten  SugenblidCen  bem  ^ogramme  gemfig  t)or}uffll|ren.  2)aiS  ifl  aber  nid^ 
f d^nrferiger  unb  lounberbarer,  ali  toenn  ein  gefibter  ftlaoierfpieler  ein  Gtfidt  Dom 
SSIatte  fpielt;  xoäfyctvb  bie  Sugen  ben  9loten  fotgen^  finben  bie  Ringer  bie  ent- 
fpred^enben  Mafien  oon  felbfi.  ^r  baiS  pl^ftlalifdSie  9Rebium  fleOt  ftd^  bie  Sadde 
iebod^  gon}  anberS.  SBäl^renb  ber  ^af d^enfpieler  eine  99il^ne  mit  aipparaten  )u 
feiner  SSerfflgung  f^at  unb  boS  ^ublitum  in  einer  paffenben  Entfernung  Don 
berfelben  ft^^  fo  nm^  baiS  9)2ebium  fid^  mitten  sunfd^en  ben  93eobaddtem 
aufhalten;  von  einem  ^,9lpparate^  aber  ifl  l^ier  feiten  bie  9tebe.  ^>a&  SRebium 
mu|  fid^  fo  ju  fagen  teilen  lönnen;  einerfeit«  mufe  e8  bie  Stnroefenben  fort- 
toä^xtvb  in  ©d^ad^  l^alten,  i^re  aufmertfamleit  feffeln  unb  il^re  SSeobad^tungen 
oerl^nbem,  unb  anbererfeitS  gleid^jeitig  Iompli}ierte  ^Ktnbtungen  aui^fül^ren, 
bie  bidnmten  gar  nid^t  t)orldergefel^  unb  bei^alb  aud^  nid^  oor^r  eingefibt 
n)erben  fönnen.  SoQ  man  ).  9.  bei  ooOer  Seleud^ng  bie  antmort  auf 
eine  unertoartete  ^ge  auf  eine  2^fel  fd^reiben  unb  jugleid^  }n)ei  intdligenten 
unb  fd^arfen  ftrititem  auf  beiben  Seiten  eiS  oerl^eimttd^en^  bag  man  felbfl  ber 
@d^eibenbe  x%  fo  erforbert  bieS  eine  fold^e  3(nfpannung  aDer  ®eified(r&fte^ 
bag  bie  @d^ft  automatifd^  probu}iert  totxhtn  tm^,  toenn  fte  überhaupt  }u^ 
fianbe  lommen  foD.  93ei  meinen  eigenen  frül^  ermähnten  93erfudden  brad^te 
id^  mirllid^  ab  unb  ju  eine  Sd^rtft,  beren  3n^lt  mir  unbelannt  mar,  fftt^ 
oor;  biefe  bohtmentierte  ftd^  baburd^  beuttid^  aü  automotifd^.  9tatärttdt) 
lönnen  audEi  anbere  £>anb(ungen  atö  ©d^reibbemegungen  automatifd^  audgeffi^ 
merben.  2)a  bad  äßänum  nad^l^er  nur  ein  unbeutlid^S  ©effi^l  baoon 
l^at,  überhaupt  mitgemirtt  ju  ^ben^  fo  mag  eS  f d^on  fel^r  oft  in  hm,  ©tauben 
befangen  fein^  bag  ei^  nid^t  felbß  biefe  ^anblungen  audgeftt^rt  1^,  fonbem 
bag  anbere  fträfte  babei  t^atig  gemefen  ftnb.  Suf  fo(d^  Sßeife  ertidrt 
e«  fid^  leidet,  menn  bie  aWebien  felbp  gläubige  ©plritiflen  ftnb. 

S3on  bem  gemöl^nlid^en  S^afd^fpieler  unterfd^eibet  baS  p^filalifd^ 
SRebium  ftd^  alf o  baburd^,  bag  eS  automatif d^  lomplijierte  ^Kutblungen  ausführen 
tarn,  bie  nid^t  eingeübt  ftnb.  Slber  biefer  Unterfd^ieb  barf  und  nid^  oer« 
geffen  laffen^  bag  bie  pl^pf ilalifd^en  £ei{iungen  ber  9Rebien  urfprüng^ 
Hä)  bemühter  SSetrug  f inb.  9)ie  SRebien  mäffen  als  Xafd^enfpieler  beginnen 
unb  mit  aQen  @e^eimni{fen  ber  ^^afd^enfpielerlunfl  oertraut  fein;  menn  fte  bann 
3(nlagen  für  automatifd^e  ^anblungen  beft^,  mirb  biefeS  ftdEi  balb  jetgen. 
3m  großen  unb  ganjen  iß  toeiter  nid^td  nötig  }ur  ©ntmidlung  eine«  pl^pft« 
latifc^en  SRebium«.  £rance)ußänbe,  bie  bei  anberen  @ruppen  fpiritifUfd^ 
äRebien  eine  fo  gro^  Atolle  fpielen^  fd^einen  nämlid^  nur  auiSnal^meife  bei 


SCuiotnaüfd^e  Setoegungen.  457 

bm  pJ^pfttoHfd&en  äßebien  t)or}uIommen;  fie  toärben  t^ren  Sei^ngen  m^ 
^  \ä)Qbm  ali  nflften.  2)a  oDerinngS  ber  S^rancejuflcmb  fe^r  leidet  nad^geal^ntt 
loerbett  lann,  fo  ifl  t&  too^I  ntöglid^^  bag  er  oon  mand^en  pl^ipftlalifd^en  SRebien 
nur  ate  ein  Aunfigriff  angetoonbt  loirb^  utn  bie  SntDefenben  in  bie  redete 
©tintmung  ju  oerfeften.  @oIIte  aber  n)irl(id^  einmal  ein  p^pfilalifd^ed  9Re^ 
biinn  feine  Afinfle  in  S;rance  anSffi^ren,  fo  l^aben  bie  Seifhtngen  barunt  bod^ 
feinen  größeren  äBert;  bad  3Rd>tum  mujs  bo^  Safd^enfpieler  fein^  um  bie 
Jtunflflflde  in  feinem  l^notifd^en  3uf^^nt>  mad^en  )U  tonnen. 

S)ag  bie  pl^prilalifd^en  SRebien  ol^ne  äudna^me  S;afd^enfpieler  ftnb, 
gel^t  beutli(i^  aui^  ben  ja^Irei^en  flauen  l^eroor^  in  benen  man  fie  entlarvt 
^at  2)aburd^  ftnb  aud^  il^re  am  ^äufxgflen  angenoanbten  äßet^oben  belannt 
gemorben.  S)ad  berü^mtefie  aSer  3Rebien^  @(abe^  f)at  benn  aud^  einge- 
fianben,  bajs  feine  munberbaren  Seifhtngen,  befonberiS  bie  SSerfud^e  mit  Qbitatt 
in  Seipjig,  nur  2;afd^nfpieler!unfljiüdte  waren.  (Proceedings  of  S.  P.  R. 
S9b.  6^  @eite  261.)  SSon  ganj  befonberer  Sebeutung  i{i  in  biefer  93e}iel^ung 
(Sufapia  $alabino8  auftreten.  S)ie  Unterfud^ungen  ber  @nglänber  über  bie 
93eobad^tungiSfd(|Ier  l^atten  g^eigt^  mie  fd^mierig  eS  i%  rid^tig  ju  beobad^ten, 
iinb  bag  t&  ber  minutidfeflen  äSorftd^tdmalsregeln  bebarf,  um  fld^  gegen  S3e^ 
trug  ju  fd^n.  83ei  ben  bementfpred^enben  aSorfe^ngen  follte  man  nun 
bod)  gtauben^  ba^  ein  pl^pftlalifd^ed  9Rebium  fein  raffiniertes  @pie(  nid^t 
lange  treiben  fonnte.  9lid^tiSbefbmeniger  gelang  t&  Sufapia^  jahrelang 
eine  gan}e  @d^ar  angefel^ner  ^orfd^er  )um  beflen  }u  l^aben.  @rfi  atö  fie 
ben  ftrieg  in  ba«  eigene  Sanb  be«  geinbe»  l^ineintrug  unb  fld^  unter  bie 
Irttifd^n  unb  befonnenen  gnglänber  magte,  mürbe  e8  biefen  möglich,  i^re 
Sdetrfigereien  auf}ubedten.  S)iefe  (Sntlarmmg  in  (Sambribge  im  Ottober  1895 
beieid^net  einen  Sßenbepuntt  in  ber  @efd^id^te  he»  @piritü$mu&  93üS  bal^in 
tonnten  bie  @piriti^  mit  Sted^t  barauf  l^inmeifen,  bag  ed  bod^  ein  p^pfi» 
tottfd^ei^  aWebium  gäbe,  bejfen  ßeifhingen  bie  gorfd^  troft  aBer  ©id^er^eit»-- 
maßregeln  t)or  »etrug  nid^t  erllären  tdnnten.  Sefet  mijfen  mir,  bafe  ^ 
trofe  aller  berartiger  SWaferegeln  für  einen  gemanbten  2;afd^enfpieler  bod^  mög« 
lid^  iji,  felbfi  tüd^tige  »eobad^ter  eine  Seit  lang  )u  täufd^en.  SJaburd^ 
^aben  alle  biefe  p^filalifd&en  ßeiftungen  iebe«  miffenfd&aft* 
(id^e  Sntereffe  verloren,  unb  ber  ©piritii^mu«  ^at  bamit  auf* 
gehört,  al»  wiffenfd^aftlid^e«  ^Problem  ju  ejifiieren.  ©ie  intettel^ 
tueHen  ^l^&nomene  l^aben  nftmlid^  nie  aud^  nur  ann&tKntb  f o  oiele  ©d^mierig« 
feiten  bereitet  mie  bie  pl^pfitalifd^en. 

%üt  biejenigen  Sßenfd&en,  bie  mebiumifilfd^e  »ntogen  ju  auto* 
motifd^en  öemegungen  l^aben,  ifl  e«  vitM6)t  ganj  ungefäl^rlid^,  biefe 
Sfalogen  )u  entmidtetn.  gel^Ien  bagegen  bie  natürlid&en  »nlagen,  fo  wer* 
ben  fortgefeftte  »erfud^,  automatifd^e  »emegungen  ^orjubringen,  Tt* 
bolb  r&^en.  aufeer^alb  ber  ©ifeungen,  in  benen  ic^  felbji  ate  SRebium 
auftrat,  ifl  t&  mir  nie  geglüdft,  automatifd&e  ©d^rift  ju  probujieren;  biefe 


458  ^<t^  angreifen  bed  Unbenm^ten  in  hai  Seiou^ein. 

trat  nur  unter  bem  ^od^brude  ber  Spannung  unb  ber  Erregung  ^  voAü^t 
bie  ©ifcung  natürlid^  bei  mir  l^erDonief,  gu  2^age.  S)ie  Solgen  jelgten  fiä) 
benn  aud^  6a(b  in  @efla(t  einer  nerpdfen  ©d^mäd^e,  bie  neben  anbeten 
(Symptomen  fid^  barin  äußerte,  bafe  ber  83art  auf  ber  einen  ©eite  auffiel. 
2)ie8  ifi  infofem  intereffant,  afe  man  juweilen  in  fpiritifüfd^en  S^tfd^riften 
Slotijen  barüber  pnbet,  bafe  baöfdbe  befannten  SKebien  nad^  fel^r  anfhrengenben 
©igungen  ebenfalls  pafftert  x%  (SS  fd^eint  bemnad^  ®ren)en  gu  geben,  bie 
felbp  ba«  geübte  9Rebium  nid^t  o^ne  ©efal^r  überfc^reiten  fann. 

JufaD,  fficUpaf^fiB,  I^BÜfj^trei. 

DbtDol^t  unfere  ftenntnüS  oon  ben  unben)u|3ten  pfpd^ifd^en  2;^tigleiten  nod^ 
eine  giemlid^  bürftige  x%  fo  l^aben  n)ir  bod^  gefeiten,  bag  biefelben  nid^t  auger^ 
l^alb  ber  ma  belannten  pfpd^ologifd^en  ©efefte  fallen,  ©ie  merben  gang  nrie 
bie  bemugten  teild  oon  äugen  burd^  ©inneiSreige,  teild  t)on  innen  burd^  einen 
ÄreiÄ  beioufeter  SSorfteDungen  au«gelöfl.  SBir  lönnen  fie  in  allen  fällen 
analog  ben  und  befannten  bemühten  S^ätigleiten  aU  eine  9leprobuftion 
unbeiDulster  93orfleIlungen,  bie  fid^  entmeber  im  93eiou§tfein  ober  in  9e^ 
megungen  dugem,  auf f äffen.  S)a8  ifl  ffir  und  aber  bie  igauptfad^e,  weil 
baburd^  ein  mefentlid^ed  ©tüdC  beiS  älberglaubend  ber  Derfd^iebenen  3^Uen  ftd^ 
leidet  cdl&tt  unb  unter  befannte  pfpd^otogifd^e  ©efefte  unterorbnen  lägt 

@d  ifi  d^aralterifiifd^  fOr  bie  Sleugerungen  beiS  Unbemugten,  bag  boS 
^nbioibuum  unter  bem  (Sinflug  beiSfelben  mand^mal  ein  Sßiffen  geigt,  boiS 
n)enig|iend  bem  9lnf d^eine  nad^  nid^t  auf  natürlid^em  Sßege,  b.  1^.  burd^  93eobad^tmtg 
ober  SBerflanbedfd^lüffe,  erworben  fein  lann.  a)ie  a3ebeutung  biefer  a:^ad^e 
fär  ben  Aberglauben  liegt  auf  ber  iQanb.  S)iefe  ^^Anomene  l^aben  utqtoeif^ 
^aft  ben  ©lauben  l^eroorgerufen  unb  Sal^rl^unberte  lang  unterl^alten,  bafe  ge^ 
noiffe  9)2enfd^en  mit  propl^ettfdEien  ©aben  aui^geräflet  flnb,  b.  f).  mit  ber  ^ä^ig« 
teit,  baS  n)al^rgune^men,  roaS  gleid^eitig  an  fernen  Orten  gefd^iel^t  ober  ftd^ 
in  ber  3wlunft  ereignen  wirb.  Unfere  biÄl^erigen  Unterfud^ungen  "^ahm  ge* 
geigt,  bag  biefer  ©laube  tt)irllid^  eine  reale  ©runblage  l^at.  9Bir  ffcAm  ge^ 
fe^,  bag  ioeSfe^er  leinedioegiS  nur  ber  93ot^eit  angehören,  bag  Sendete  non 
Sßa^rfagungen,  bie  in  Erfüllung  gegangen  finb,  nid^t  nur  ^l^antaftegeMlbe 
einer  unn)i{fenben  ^dt  ftnb.  (Sine  S)ame  wit  äßig  X.  tann  eS  in  S^ug  auf 
@eftd^te  unb  Sßa^rfagungen  oollfiänbig  mit  ben  berül[imteßen  ^eDfe^em  ber 
3?orgeit  aufnehmen.  Unfere  ÄenntniS  oon  biefer  mobemen  ©ibplle  beruht 
aber  nid^t  auf  einem  unguDerläfpgen  SReferate,  auf  einer  alten  münblidtjen 
Sirabition,  fonbem  ifi  üiclme^r  ein  SBiffen  auÄ  erfter  fianb,  berul^enb  auf 
Sendeten  be^  fenntni8reid(ien  fJrouleinÄ  felbfi;  biefelben  ftnb  in  mand^en  gmeifel^ 
l^aften  fällen  nod^  burd^  3^0^"  befiätigt.  Sßir  l^aben  femer  gefeiten,  bag  bie 
frpfiallomantifd^en  SDleti^oben,  alfo  bie  beliebteren  9Kittel  ber  frühen  3rft, 
um  bie  t^öl^igleit,  gu  meii^fagen,  l^eroorgurufen,  teineiSmegd  bebeutungdloe  unb 


3ufaK,  XtUpaü^xz,  ^eDfe^erei.  459 

barum  m6)  in  unferer  ^tit  toieber  }U  e^ren  unb  SOSürben  gefommm  ftnb. 
Mt&  biefeiS  }eigt  bag  mü^eftreitbare  ^^atfad^en  bem  ®lauben  an  propl^etifd^e 
®a6en  }u  @runbe  liegen.  9htn  l^aben  aber  bie  mobernen  Unterfud^ungen 
aud^  ertoiefen^  bag  bie  t>ermeint(id^en  SBal^rfagungen  —  iebenfaOd  in  tiielen 
gäHen  —  nur  äeufeerungen  beö  unberoufeten  Seelenleben«  bei^  3nbit)ibuum« 
ftnb.  äRig  X.  unb  anbere  (ritifd^e  äSeobad^ter  biefer  ^^änomene  l^aben  oft 
nad^roeifen  lönnen,  bafe  i^re  SBal^rfagungen  ganj  natürlid^  waren,  einfad^ 
l^eroorgerufen  entroeber  burd^  oergeffene  Sßorfiettungen  ober  burd^  unbemerfte 
Sinnei^reije,  bie  ftd^  gelegentlid^  im  ä3en)uBtfein  ober  aud^  oliS  93en)egungen 
äußerten. 

(Sä  bleibt  inbejfen  bod^  nod^  eine  9*eil^e  oon  gäHen  übrig,  in  benen  ei 
felbii  bei  ber  forgfältigfien  Unterfud^ung  nid^t  möglid^  geroefen  ifi,  ju  fonjia» 
tieren,  wie  ber  ^ettfel^er  }u  feinem  SBiffen  gefommen  ifi.  ©djion  bei  ben  weis* 
fagenben  träumen  n)urbe  ermähnt,  bag  gen)i{fe  ^fiUe  ftd^  überhaupt  nid^t  er^ 
Ilären  laffen,  meil  ber  S^räumenbe  nid&t  auf  natflrlid^em  SBege  bag  erfahren 
l^aben  fann,  wooon  er  geträumt  f)ot,  unb  ba«  ftdSi  fpäter  aliS  rid^tig  erroiefen 
^at.  &n  berartige»  »eifpiel  l^aben  mir  in  bem  Slraume  be«  ^aflor«  SpfiuÄ 
Dom  a;obe  ber  9Kutter  (orgl.  (S.  225)  fennen  gelernt,  äud^  au«  fpiritijiifd^en 
©ifeungen  liegen  natürlid^  ja^lreid^  Serid^te  ilber  unerflärlid^e  SBeiöfagungen 
üor,  bie  ftd&  al«  rid^tig  erroiefen  l^aben.  ßeiber  finb  bie  Serid^terflatter  ber« 
felben  aUerbing«  meiftend  im  @lauben  an  ba«  ÜRitmirlen  ber  ®eifler  fo  be^ 
fangen,  bafe  man  i^nen  bie  gdl^igfeit,  felbfi  nal^eliegenbe  natürltd^e  ©r^ 
Ilarungen  ju  finben,  nidEit  zutrauen  barf.  SBeit  }UPerlaffiger  ifi  ba«  äRaterial, 
ba«  mir  in  ben  äufjeid^nungen  oon  SKi^  X.  unb  anberen  mobernen  ftrpflaflo* 
mantitern  ^aben.  igier  ^at  man  }u  ein}elnen  @pontanl^aIIu)inationen  unb 
Är^flalloifionen  bid^er  ben  ©d^lüffel  nidjit  finben  lönnen  (orgl.  j.  33.  ©.  446  f.). 
enblid^  finben  fid6  in  bem  berül^mten  2Berfe:  „Phantasms  of  the  living" 
von  ®ume9,  SWe^r«  unb  5ßobmore  unb  in  bem  frül^er  ermähnten  33eridSit  be« 
©ibgmid(^ftomitö«  einige  ^^oSe  oon  fpontanen  mal^rfagenben  SaQu^inationen. 
2)iefe  l^aben  ade  ba«  gemeinfam,  ba^  eine  ^erfon  ftd^  einer  anberen  in  einer 
®efid^t«^  ober  ©e^ör^^adujination  innerl^alb  ber  näd^ften  12  ©tunben  oor 
ober  nad^  il^em  mirtlidEien  ^obe  unb  meit  entfernt  oom  äBol^norte  be«  ^aOu- 
jinanten  g^eigt  l^at.  Sßie  oer^ält  e&  ftd^  nun  mit  biefen  Sßeidfagungen?  SSe- 
rul^t  i^re  (SrfttHung  nur  auf  einem  jufdlligen  3uf ammentreffen,  ober  giebt  e« 
mirllid^  eine  f^a^igleit,  }u  meidfagen? 

aSor  atten  SHngen  muffen  mir  un«  barilber  Mar  fein,  mann  mir  ba« 
9led^t  l^aben,  oon  einem  „gufättigen  3uf ammentreffen"  ju  reben.  ©treng  ge^ 
nommen  ifi  \a  nid^t«  }uf&Qig;  jebe  Segebenl^eit  l^at  i^e  Urfad^en.  aber  meil 
jwei  ßreigniffe  in  geroiffen  ^ßunften  miteinanber  übereinflimmen,  fo  brandet 
biefe  UebereinfHmmung  barum  bod^  nid^t  eine  gemdnfame  Urfad^e  ju  l^aben ;  e« 
brandet  überhaupt  !ein  Aaufaloer^ältni«  jmifd^en  ben  beiben  (Sreigniffen  oor< 
juliegen,  menn  bie«  aud^  möglid^  ifi.     3mei  ^erfonen  S.  unb  83.  fe^en 


460  ^ad  Eingreifen  bdS  Un5eiou(ten  in  ba6  Betou^tfein. 

fid^  &^i<i^.  2)iefe8  lann  von  einer  gemeinfamen  Urfad^e  l^rrül^ren,  inbem  fte 
).  S3.  ©efd^ifier  ftnb.  SHe  Se^nlidEiIeit  lann  aber  auc^  eine  rein  iufAIige 
fein.  9ßettn  man  einem  f^reunbe  auf  ber  6tra§e  begegnet^  fo  tann  biefe^ 
3«fammentreffen  auf  einer  gemeinfd^ftlid^en  Urfad^e,  etuw  auf  einer  SSer* 
obrebung,  berufen;  eS  lamt  aber  aud^  bie  ^otge  )meier  gan}  von  einonber  un« 
obl^ängiger  Urfad^en  fein,  unb  bann  nennt  man  eS  3ufa(l.  2)a|3  ein  Quf 
fammentreffen  jn^ifd^en  }n>ei  93egeben^en  {ufäDig  ifl,  n)i(l  alfo  nid^t  fagen, 
bag  bie  Uebereinftimmung  überhaupt  leine  Urfad[)e  l^at,  fonbem  nur,  bog  teine 
gemeinfd^ftUd^  Urfad^e  ba}u  Dorl^anben  ifl. 

SSennS.  einen  toeÜSfagenben  S^raum  ober  eine  ^anu}ination  ungefä^ 
)u  ber  3^  Wf  wo  fein  greunb  ©.  in  einem  fernen  Sanbe  fKrbt,  fo  lann 
biefeiS  Qn\ammmttt^m  )n)ifd(Kn  3(.d  ^aHujination  unb  SS.iS  Xobe  )uffiDig  fein 
ober  aud^  auf  einem  urfdd()(id^n  gufammenl^ang  stoifd^en  ben  beiben  @reipiffen 
berul^en,  inbem  9.  }.  9.  ungflnfUge  9lad^rid^ten  Aber  SS.iS  S^fianb  belommen 
1^.  SHefe  rufen  baiS  ©eftd^t  l^erDor,  (efetereiS  x\t  a(fo  infolge  einer  natflr» 
lid^  Urfad^enoerbinbung  meiiSfagenben  3nl[ialtö.  S)iefer  9(rt  ftnb  oiele  ber 
frfil^r  ermähnten  SBeidfagungiSträume,  a^nungen,  ioaUujinationen  unb  Arpflal» 
tHftonen.  aber  bei  ben  SSeiSfagungen,  bie  in  SrfaOung  gegangen  ftnb,  ol^ne 
bag  eine  natfirlid[ie,  tnrfäd^Iid^e  SSerbinbung  }iotfd^  ber  Sßetöfagung  unb  ber 
Segeben^  nad^Sumeifen  ifi,  bleibt  bod^  bie  ^^age:  99eru^t  bie  Erfüllung 
biefer  unerKSrHd^en  SSßeÜ^fagungen  auf  einem  }ufäD[igen  S^f^^^tentreffen, 
b.  ^.  flel^  äBeidfagung  unb  Srffillung  in  feinem  jtaufal}ufammen^ng  ju 
einonber,  ober  giebt  eS  mftgßd^enoeife  unS  bid  jeftt  unbetannte  Urfac^n,  xvd^ 
bie  99Sei^agung  l^erbelgeffi^rt  l^ben? 

3n  erjler  9leil^  ifl  bad  eine  reine  S^fjUtn^dit,  xoai  rxAx  leid^it  burd^ 
ein  beflimmted  93eifpiel  iOuflrieren  Idnnen.  9le^men  mir  einen  geroö^id^ 
äBiirfel,  beffen  @eiten  mit  1,  3,  3  n.  f.  m.  hÜ  )u  6  SUtgen  gejeid^net  ftnb. 
äBirft  man  benfelben  l^unbertmal  unb  betommt  in  biefen  ^unbert  äBOrfen  17mal 
6  Slugen,  f 0  ifl  bieS  nid^t  mel^,  atö  xocA  ber  bto^e  B^f^^I"  bringen  lamt.  SHe 
äSal^rfd^einlid^Ieit,  6  3(ugen  su  merfen,  ifl  natärßd^  ebenfo  grog  mie  bie,  jebe 
anbere  Qa^l  )mifd^  1—5  ju  belommen;  bie  äBa^dfteinlid^leit  ifl  für  jebe 
oon  i^nen  Ve/  ^-  ^-  ^"  1^^  SBürfen  famt  man  enoarten,  16  ober  17mal 
l^e  biefer  3<^l^(en  ju  merfen.  Sßenn  man  aber  in  100  SSarfen  40mal  6  Xugen 
betommt,  fo  ijl  eiS  fe^r  nm^d^eintid^,  bag  eine  beflimmte  Urfad^e  b(QU  oor^ 
liegt;  ber  SBürfel  ifl  oermutKd^  falfd^,  fein  ©djroerpunlt  liegt  auf  ber  einen 
Seite.  Gr^  vmt  in  100  SBfirfen  80mal  6  äugen,  fo  ifl  man  feiner  @ad^e 
ungef&i^r  fidler,  allgemein  lann  man  fagen:  jt  me^  bie  t^äd^lid[)  einge« 
troffene  anjol^l  bie  ma^rfd^einlid^  fiberfd^et,  beflo  ftd^erer  bmn  man  fein, 
bag  eine  befonbere  Urfad^e  mittoirft. 

@o  einfad^  unb  tlar  biefeS  ^rinjip  ifl,  fo  fd^mierig  ifl  feine  Snmenbung 
auf  bie  99ßeidfagungen.  &  ifl  ndmlid^  gan)  unmöglid^  }u  bered^nen,  loie  oide 
SrOume,  S^nungen  unb  ^aUusinationen  bie  9ßal^rfd^einlid^Ieit  einer  Srffllhmg 


3ufaa,  Xelepot^ie,  ^eEfe^wei.  461 

fät  ftd^  iobm,  folange  biefel6en  ftd^  auf  aM  äRöglid^e  in)if($en  ^hnmel  unb 
(Srbe  be}ie^en.  9lur  bann,  toenn  von  htm  £obe  eines  Slenfd^en  bie  9tebe  x% 
lagt  fU^  eine  SBBa^rfd^einlid^teitdred^nung  anfleden.  SS  ^ei^t  l^erfiber  in 
bem  Sendete  beS  ©ibgnridsJtomitöS:  ,,2)aS  ^attum,  bag  ieber  von  uM  nur 
einmal  flixbt,  ermögUd^t  eS,  bag  toir  genau  bie  Sßoi^d^einnd^Ieit  bered^nen 
fönnen,  iniDienmt  biefer  Xob  too^l  mit  irgenb  einer  anbeten  Segebenl^, 
).  93.  bag  ein  aRenfd^  ein  ^Qu}tnatorif(i^eS  93Ub  oon  bem  Sterbenben  ^ot,  |u« 
fammentreffen  mirb.  9US  ©runblag^  lönnen  loir  ben  jä^Hd^en  Sterblid^teitS^ 
quotienten  ber  ItiiUn  }e^n  ^a^tt  far  Snglanb  unb  9Ba(eS,  nftmßd^  19,15  auf 
1000  nehmen.  Sterben  oon  1000  jal^rlid&  19,  fo  jierben  täglid^  19  von 
366  000,  ober  mit  anbeten  2Botten:  einer  von  19  000.  S)iefe  SaW,  V19000 
}eigt  bie  SBa^rfd^einlid^Ieit  an,  bag  ein  SRenfc^  gerabe  an  bem  £age  flirbt, 
an  xDÜ^em  feine  ©eftalt  als  ioaUujination  gefeiten  n)irb,  oorauSgefe^t,  bog 
feine  urfäd&Ud^e  SSerbinbung  jmifd^en  ben  beibcn  Gegebenheiten  Dotliegt.  aSon 
je  19000  ^aDujinationen  famt  man  bolzet  ermatten,  bafe  eine  in  bie  24  ©tunben, 
bie  bem  a:obe  am  näc^jicn  liegen,  fallen  mitb." 

92ad^bem  boS  Jtomitö  nun  aOe  ^meifel^aften  %&fit  auSgefd^ieben  unb 
auf  bie  vielen  Dergeffenen  ioallu}inationen  bie  nötige  9lädtttd^t  genommen  ^t, 
tommt  es  }u  bem  Stefultat,  bag  oon  1300  ^aSujinationen  (ebenber  9Renfd^en 
30  gleid^jeitig  mit  bem  2:obe  ber  betreffenben  gJctfon,  b.  f).  innerhalb  ber 
näd^ften  12  ©tunben  oor  ober  nac^  bemfelben,  eingetreten  ftnb.  30: 1300 
ifl  =  1:43,  mä^renb  bie  roal^rld^einlid&e  3^^!  nur  1:19000  mar; 
bie  mirflid^  Slnio^t  ift  alfo  440ma(  größer,  ^olglid^  mug  eine  befonbere 
Urfaci^  für  biefeS  Swfßniwientteffen  oorliegen;  baSfelbe  fann  nid&t  jufäUig 
fein.  2)a  mau  nun  meint,  in  ben  oorliegenben  fällen  teine  natürlid^  Ur- 
fad^  nad^meifen  )u  tonnen,  etma  bag  ber  ^allu)inant  etmaS  oon  bem  no^ 
beoorfie|enben  Xobe  beS  anberen  gemußt  i^at,  fo  mug  a(fo  eine  bis  ba^in  um 
betannte  Urfad^e  ootliegen,  n&mlid^  eine  ^^toirfung,  Xetepatl^ie,  smifd^en 
bem  ©terbenben  unb  bem  ioaI[u)inanten. 

2)iefer  ©d^lug  mürbe  bered^tigt  fein,  memt  fiber^ioupt  eine  Xelepat^ie  nad^ 
iumeifen,  menn  }.  93.  bie  gemö^nlid^e  ©ebanlenübertragung  aud^  nur  burd^ 
telepat^if d^e  Jträfte  px  erttären  märe.  3tun  miffen  mir  aber,  bag  bie  ©ebanten^ 
Übertragung  nur  auf  unmiQfürlid^em  ^lüflern  beruht,  boS  nur  in  einer  fe^r  ge^ 
ringen  (Sntfemung  mal^rnel^mbar  ift,  unb  fdgon  baburd^  mirb  bie  annähme 
oon  telepatl^fd^en  Gräften,  bie  Don  ber  einen  ©eite  ber  @rbtuge(  bis  }ur 
anberen  mirten,  red^t  unma^rfd^einlic^.  Sn^mer^in  märe  eS  ja  nic^t  un^ 
mdglid^,  bag  bei  einer  fo  emßen  93egebenl^eit  mie  bei  bem  ^obe  eines 
äßenfd^en  jträfte  ftd^  äußerten,  oon  benen  mir  im  täglid^en  Seben  fonfi  nid^tS 
fpüren.  £eiber  aber  laffen  bie  Gerichte  über  bie  gut  lonfiatierten  äBeiS^s 
fagungen  ftd^  nid^t  burc^  ^elepat^e  jmifc^en  einer  (ebenben  unb  einer 
ßerbenben  $erfon  ertlären.  3)enlen  mir  j.  93.  an  9Rig  X.S  io<^}^n<iti<>n 
oon  bem  {(einen  roten  "Slanm  (©.  446  f.).    igier  ^anbelt  eS  ftd^  nid^t  um 


462  ^<t9  (angreifen  bed  UnBewu^ten  in  bai^  Setou^tfetn. 


einen  Xobei^faD;  ti  niu§  olfo  eine  ^emiDirlung  }n)ifd^n  i^r  unb  einem  i^r 
QOtii  unbelonnten  Srieffc^reiber  DOtgelegen  l^aben.  S)enten  toir  femer  nod^  an 
anbere  %&Vit,  }.  93.  bie  Stvx)^aM[xon,  in  ber  9ßig  X.  einen  SRann  butd^  bcA 
genfier  bliden  fielet  (©.  450);  aud^  biefeiJ  ©efid^t  läfet  fi^i^  offenbar  gor  nid^t 
bitrd^  Slelepat^ie  erRfiren.  ^eber  ber  ^erme^rmann  nod^  fonfl  ein  Bteth 
lid^er  fonnte  roiffen,  bag  brei  Xage  barauf  $euer  in  bem  Simmer  entfiel 
mürbe.  Sffienn  man  alfo  annel^men  mid^  ba^  bie  äSifton  nid^t  oliS  eine  Sßei^ 
fagung  nur  erfd^eint,  fonbem  eS  mirttic^  ift,  fo  mu^  9Rig  X.  in  bem  Sugem 
bnde  l^Qfel^enb  gemefen  fein.    Slber  roa&  miQ  ba£  l^gen? 

SBenn  ein  Sfironom  DorouÄfagen  lann,  bag  eine  SRonbfinftemiiS  an 
einem  beftimmten  Xage  beiS  ^afyct»  eintreten  mlrb,  fo  l^t  bad  barin  feinen 
®nmb^  bag  er  bie  augenbHdtid^e  Stellung  ber  äBdtlörper  unb  bie  @efe^e 
fät  i^e  Semegungen  teunt;  ^ieraui»  lann  er  fd^ßegen^  mie  il^@teDung  {u 
irgenb  einem  fpäteren  S^öpu"^  f^«  wirb.  3n  Analogie  l^iermit  mufe  man 
bie  fiettfe^rei  (Clairvoyance)  auffaffen,  b.  ^.  man  mu§  oom  QtüU^et  an- 
nel^men^  bag  er  in  einem  gegebenen  Xugenbtidt  eine  f old^e  Jtenntnii^  Don  bem 
ganjen  $ffielt}u{lanbe  ^at,  bag  er  baraui^  unbemu^t  ben  @d^tug  }ie^en  lann, 
xocA  an  einem  bejttmmten  Orte  unb  ju  einem  befUmmten  fpäteren  3^unlte 
gefd^e^en  mirb.  Jtenntniffe  oom  SBeÜiuflanbe  in  einem  gemiffen  SRomente  ju 
^ben,  ifl  aber  boiSfetbe  mie  aQmiffenb  ju  fein,  ^edfel^erei  I5me  alfo  einer 
momentanen  aOmiffen^eit  fe^r  nal^e.  9)ie  Spiritifien  legen  \a  nid^t  einmal  ben 
®eifiern  ber  Serjiorbenen  aHmiffen^  ju;  man  fann  fid^  alfo  nid^t  etwa  beulen, 
bag  ber  ^eOfe^er  feine  Sluffd^lflffe  Don  einem  mo^lmollenben  ®eifle  empf&ngt. 
(Sinem  9Renfd^en  bie  ®abe  ber  ^eHfe^erei  beijulegen,  ifl  bemnadg  reiner  Unftnn. 

®lüdElid^em)eife  braud^en  mir  aud^  leine  fo  ungereimten  ätnna^men  ju 
mad^en.  Sßenn  mir  }unäd^ft  bei  ber  ®efd^id^te  oom  f^euerme^rmamt  oer? 
meilen,  fo  ifi  biefe  leidet  }u  erflären.  SBir  ^aben  gefel^n,  bafe  SWife  3E.  ur^ 
fprfinglid^  bie  SSifion  ald  eine  natürlid^e  ^olge  eineiS  ®efpr&d^eiS  betrad^tete; 
erfi  ate  bad  f^uer  fpSter  auiSbrad^  unb  bai»  oiftonftre  93ilb  in  i^rer 
(Srinnerung  etma£  oermifd^t  mar,  fanb  fte  eine  fold^e  Sle^nlid^teit  jmif^en 
ben  beiben  ©reigniffen,  bafe  bie  aSifion  i^r  ate  i^ellfel^erei  erfd^ien.  ©o  ge^t 
eis  aber  mo^l  mit  ben  meiflen  ä^nlid^en  ßreigniffen;  nur  burd^  eine  geringe 
@rinnerungiStclufd^ung  lann  bie  Sßifton  ha&  ®epr&ge  oon  io^Qf^^^i  erhalten. 
JDie  wenigen  gäDe,  bie  nic^t  auf  fold^e  SBBeife  erllärt  werben  fönnen,  muffen 
bem  3"fÄß  jugefd^rieben  werben.  SWerfmürbige  gfille  lommen  l^ie  unb 
ba  t)or;  aber  mir  l^aben  fd^on  an  ben  aBeiiSfagunggtrfiumen  gefeiten, 
bafenur  tim  fe^r  fleineSöi^l  übrig  bleibt,  mo  eine  natürlid^eur- 
fäd^lid^e  @rllärung  fe^lt.  SBie  t^  fid^  mit  ben  erm&l^nten  igallu^ 
jinationen  oon  ben  ©terbenben  oer^ält,  muffen  mir  ba^ingeflellt 
fein  laffen.  SCelepat^ifd^e  Äräfte  fmb  ia  an  unb  für  ffd^  nid^t  abfurb; 
es  liegt  ja  immerl^in  bie  SRöglid^Ieit  oor,  bafe  Äc^nlid^eiJ  tjorfommen  larni. 
Sebcnft  man  aber,   bafe   bie  angaben  ber  fiaHujinationÄftatifüI  unb  bie 


^e  normale  8uggefti5Uitdi.  —  2)ie  Statur  ber  @uggeftt5iatdt.  463 

botttuf  aufgebauten  93ere(i^nungen  auiSfd^IiegUd^  auf  bem  l^öd^fl  uniu^er:; 
lafftgen  menfd^Kd^en  ©ebad^tniffe  berufen,  fo  ift  t^  nid^t  umnöglici^^  ja 
oidleid^t  fogat  toal^rfd^inlid^^  bag  bie  9an)e  @tatifUI  fid^  in  S^^^ft  ^nma( 
ald  falfd^  eweift  SBenn  ha&  Qntereife  für  bie  ^ßl^änomene  crfl  auf  ber 
ganzen  SBelt  Qtxotit  ift  unb  überall  unb  ftetö  älufjeid^nungen  barüber 
gemad^t  loerben,  fo  voixh  bie  näd^fle  @tatifti{  DieQeid^t  }u  bem  intereffanten 
SIefultate  fül^ren,  bag  bie  9In}a^(  ber  n)irlli(i^  eingetroffenen  n)eü}fagenben 
iOalIu)inationen  nid^t  bie  loal^rfd^einli^e  Sbtja^I  äberfd^reitet.  @i$  ift  beiS^ 
fyäb  unbered^tigt^  oon  te(epat^ifd^en  Jtrfiften  )u  reben,  e^e  man  meig^  ob 
bie  Btati^d,  bie  il^re  S^iflen)  betoeifen  foQ,  toirflic^  rid^tig  ifL 


^i 


3xz  Bafur  bßr  ;5uggßPibüääi. 


Ht  SKd^tung  ber  Slufmerffamleit  lann  burd&  jmei  ©erfd^iebene  ®rup^ 
pen  oon  Urfad^en  befümmt  merben^  einmal  oon  äugen  burd^  ©innei$rei}e,  fo:: 
bann  oon  innen  burd^  ben  3nl^att  bei^  SemugtfeiniS  fetbfl^  burc^  SSorfteUungen 
mit  ausgeprägtem  ©effl^teton.  $im  erflen  ^aOe  fagt  man,  bag  bie  Slufmerl- 
fomleit  uniDiniürlid&  gefeifeit  mirb,  im  legten  gatte  bagegen,  bafe  fie 
milKürlid^  auf  bie  äSorfteaungen  gerid^tet  toirb.  Unter  gemöl^nKd^en  äSer« 
^(tniffen,  alfo  im  täglid^en  Seben,  finbet  ein  fieteiS  abmed^feln  biefer  beiben 
^dtoren  flatt;  batb  toerben  mir  unmiUIfirUd^  oon  ben  Steigen  ber  Sugenmelt 
gefeifeit,  balb  oertiefen  mir  ung  in  unfere  eigenen  83etrad^tungen  ober  Seobad^» 
nmgen  unb  l^alten  bie  9lufmertfamleit  miSIärlid^  barauf  gerid^tet.  S>ie  @r^ 
fal^rung  leiert  und  aber,  bag  eine  groge  inbioibueOe  SSerfd^ieben^it  in 
biefer  Sejiel^ung  oor^anben  ift.  @inige  SReufd^en  lönnen  in  meit  geringerem 
SWafee  atö  anbere  i^rer  aufmerffamfeit  eine  beftimmte  SKd^tung  geben,  fo  bafe 
äufeere  Sleije  i^re  Sufmerffamleit  leid&ter  feifein,  ^t^  ift  befonber«  bei  bem 
jtinbe  unb  bem  primitioen  SReufd^en  ber  f^aD.  2)ie  milUärlid^  9tid^tung  ber 
Shtfmerifamteit  ifi  immer  burd^  ben  SJemugtfeini^inl^alt  be»  ^nbibibuumiS  be- 
fümmt;  unfere  eigenen  ©ebanten  unb  ©effil^le  geben  ber  Sufmertfamleit  eine 
befUmmte,  miOtärlid^e  9Hd^tung.  3e  weniger  9Röglid^Ieiten  l^er}U  aber  im  S3e^ 
umgtfein  bei»  3nbioibuumS  oorl^anben  ftnb,  beflo  meniger  tann  notflrlid^  aud^ 
Don  einer  milliarlid^en  9tid^tung  ber  Slufmerffamleit  bie  Stebe  fein.  S3ei  bem 
Keinen  Äinbe  ifi  aDe  Sufmerffamfeit  unmilHürlid^;  meint  baö  Äinb  über  bie« 
ober  imti,  fo  mirb  e«  bamit  nid^t  aufhören,  e^e  e«  ftd^  mübe  gemeint  ^at, 
e«  fei  benn,  bafe  ein  neuer  9leij  feine  aiufmertfamfeit  feifeit.  3n  feinem 
eigenen  SemufetfeinSin^alt  finbet  ba«  Äinb  leine  aWotioe,  um  ben  affelt 
}U  l^emmen;  fommt  aber  oon  aufeen  eine  entgegengefeftt  betonte  SSorfieUung, 
fo  tann  ba«  Jtinb  ben  bidl^erigen  Suftanb  aud^  nid^t  fe^l^alten  unb  gel^t  be«« 


464  ^i^  normale  SuggefH^Uitftt. 


fyxlb  plö^tid^  t)om  SBeinen  }um  Saäftn  übet.  3e  ntel^r  baS  itinb  ftd^  ent- 
toidett^  ie  tne^r  fein  SetougtfeinSinl^att  vo&ä^^,  umfotne^r  lüirb  feine  Sbtf- 
mertfamteit  m^  mfStüxliä)  befUmmt  S)en  extremen  ©egenfol  jum  Jtinbe 
l^en  n)ir  in  bem  gereiften^  gebUbeten  unb  refldftierenben  9Ranne,  beffen  Sufs 
mertfamteit  nur  für  einzelne  Slugenblide  burd^  ätt§ere  9tei)e  gefeffelt  nrirb 
entmeber,  menn  btefe  befonberd  ßart  flnb^  ober  menn  bie  eigene  SefUmmung 
ber  ätid^tung  loilltarlid^  aufgehoben  mirb. 

3e  n)eniger  bie  9(ufmerlfamteit  eines  9lenf(i^en  milttfirUd^  befitmmt  x% 
je  leidster  biefe  burd^  äußere  Stetje  gefeffelt  mirb,  beflo  größer  ifi  oud^,  une 
man  fagt,  bie  ©uggeftibilität.  S)er  9tei}  felber,  meU^  eingreift  unb 
bie  aufmertfamteit  feffelt,  mitb  ©uggefUon  ober  Eingebung  genannt.  S>ai& 
Jtinb  unb  ber  primitive  SRenfc^  ftnb  fo  im  ^öd^ften  ®rabe  fuggefUbet,  em^ 
pfängttd^  für  Eingebungen  Don  ber  Slugenmelt;  \t  reid^er  bagegen  boS  ®t^ 
bauten^  unb  ©efO^töteben  einei»  3ni>ivibuumiS  ifl,  beflo  weniger  (Sinflug 
^aben  bie  Eingebungen  oon  äugen.  2)ie  ©uggefUbititöt  iß  olfo  ein  ganj 
normaler  d^f^^nb;  ein  jeber  9Renfd^  ijl  immer  me^r  ober  meniger  fuggeflibeL 
2)a  bie  miOfiirUd&e  SHd^tung  ber  3(ufmertfamteit  einen  aBifleniSatt  erforbert, 
md^renb  bie  unmilltflrlid^e  e^elung  ber  äbtfmertfomteit  ol^ne  älnflrengung 
feilend  beS  dnbimbuumi»  erfolgt,  fo  n)irb  ed  immer  baS  Idd^teße  fein,  ftd^ 
6urd^  (Singebungen  befUmmen  }u  (äffen,  b.  1^.  ©uggeftionen  anjune^men.  S)ei$' 
^Ib  finben  mir  aud^  bei  bem  itinbe  bie  @ugge{tibUit&t  im  l^dd^flen  9Ra^; 
im  Saufe  ber  Sa^re  mad^t  ba£  ^nbiDibuum  fid^  me^r  unb  me^r  frei  t)on  i|r, 
ol^ne  iemate  ganj  avA  üfx  l^erau^umad^fen. 

Sud  ber  Srtlärung,  bie  ^ier  Ober  bie  @uggefUbUitat  gegeben  ifl,  tonnen 
mir  leidet  bie  SBirtung  ber  ®uggefUonen  ableiten.  9Benn  bie  älufmettfam- 
teit  t)on  einer  befUmmten  SorjleQung  gefeffelt  ift,  fo  tann  nid^  anbered  ^^ 
in  ba2  SSewugtfein  einbrängen.  SÄur  bie  S^fiänbe,  bie  mit  ber  gegebenen 
aSorfteUung  fefl  affojüert  ftnb,  werben  reprobujiert  werben.  SRit  einer  be* 
ftimmten  93orfiteIIung  tonnen  nun  je  nad^  ben  Umfiänben  anbere  SorfleHungen, 
Bewegungen  ober  organifd^e  SSeränberungen  affojüert  fein.  Die  ©uggefKon 
wirb  alfo  bie  SBirtung  ^aben  tonnen,  bafe  entweber  befümmte  SewufetfeiniSs- 
iufiänbe  ober  Bewegungen  unb  ^anblungen  ober  Berftnberungen  im 
OrganiiSmuiS  ^eroorgerufen  werben.  2)ie  jeweilige  äBirtung  ^ängt  non  ber 
Statur  ber  ©uggefiion  ab.  SEir  werben  im  golgenben  fe^,  unter  weld^ 
Umfiänben  ha^  eine  ober  anbere  9tefultat  erreid^t  wirb;  }ut)or  muffen  wir 
aber  unterfud^en,  weld^e  äSer^ältniffe  auf  bie  ©uggeflibilitfit  Sin^ 
flug  l^aben. 

ein  jeber  SWenfd^,  ber  nid&t  gerabe  ©nfiebler  ifi,  wirb  fiet«  bie  meiflen 
9tet)e,  bie  auf  feine  ©ebanten  unb  ^nblungen  einen  Sinflug  audäben,  t)on 
anberen  3Renfd^en  empfangen.  5)a^  jeigt  bie  ©uggefHbilitfit  ftd^  om  beut* 
lid^ften  im  SSertel^  mit  anberen  SWenfd&en.  ©amit  ifl  iebod^  nid^t  caa^ 
gefd^Ioffen,  bafe  nid^t  auc^  Jlaturpl^änomene  fuggefüo  wirten  tonnen. 


^ie  9totur  ber  euggefmimat  465 


itommt  man  an  einem  toannen  @ommertage  an  einet  llaxtn  D4teO[e  oorBei,  fo 
n)irb  man  bei  bem  9iauf(^en  unb  ICnblid  be9  Koren  äBofferd  fic^  taum  beS  ^urfled 
erme^ren  fönnen,  auc^  wenn  man  unmittelbar  oorl^er  !ein  Serlangen  ium  Srinfen  gehabt 
fyxL  Xtx  9nb(i(!  bed  28affer9  Q)ir!t  l^ier  fuggeftio,  ruft  eine  bejlimmte  $anb(ung 
ober  »enigftend  bie  3;enben3  boju  ^eroor.  —  $)er  Scl^nnnbel,  ber  mand^e  befditt,  menn 
fle  auf  ^o^en  ^[hmlten  fte^en  unb  in  bie  ^iefe  blitfen,  ift  gleichfalls  eine  reine  6uggefHond« 
nirfung.  2)er  9nbli<f  beS  SlbgrunbeS  ruft  bie  SorfteOung  oon  einem  ^aüen  in  benfelben 
^eroor,  unb  biefe  9!$orftellung  lann  fo  lebhaft  methtn,  bo^  fie  gerabeju  ben  6|)rung  in 
bie  Xiefe  oerurfad^t.  ^ie  ^d^ter  reben  bed^alb  nic^t  mit  Unrecht  oon  ^ber  ansie^enben 
JRa^t"  bed  906grunbe8.  9lm  beutlic^ften  fpftrt  man  ben  @(^n)inbel  an  folc^en  Stellen, 
wo  ein  ®elftnber  fe^lt;  ein  fd^maler  f^lfenfteg  an  einem  fc^roffen  Slb^ang  mirb  für 
oiele  gana  unpaffierbar  fein.  SBirb  ieboc^  nur  eine  Sd^nur  in  ber  $b^e  ber  löruft  gefponnt, 
fo  oeränbert  bie  Situation  ftc^  fofort;  felbfi  menn  bie  Sd^nur  fo  bümt  ift,  ba^  fie  bod 
<9en)i(^  eined  SRenfd^en  m^t  ju  tragen  oermog,  fo  !ann  ber  Sc^nnnbelige  boc^  ru^ig  ge^en; 
bie  @<5nur  wirft  !ontrafuggerierenb,  inbem  fle  ein  @efü§l  ber  ©it^er^eit  ^eroorru^ 

{^  umoiberfte^lic^  !ann  bie  fuggeßioe  Slnsie^ungdlraft  bed  Slbgrunbed  werben, 
nenn  baiS  Sluge  einem  ©egenftanbe  folgt,  ber  ^inobftürst.  (Sine  folc^e  bejoubembe 
S^oc^t  ^en  8.  8.  bie  großen  äBafferfdUe.  3n  feinem  intereffanten  äßerle:  i,6ugge:: 
ftion  unb  ^ppnotidmud  in  ber  SSHerpfpc^ologie"  (£eip)ig  1894)  fc^reibt  6toll  oon  bem 
SWagarafalle:  ^2)er  «nblid  ber  ungeheuren  SBaffermaffen,  weld^e  ber  Strom  unaufhörlich 
in  fenlrec^t  abftüraenbem  SRantel  sur  ^iefe  fO^rt,  mirft  auf  manche  ©emflter  mit  einer 
fo  genmltigen  fuggeftioen  Itraft,  ba^  fte  ber  Serfuc^ung  faum  $err  »erben  Unntn,  in  ben 
Strom  8u  fpringen  unb  ficj  in  ben  3lbgrunb  werfen  laffen  .  .  •  .  @ine  fd^weijerifd^e 
^ame,  mit  ber  ic^  Ober  ben  ©egenfUmb  fprac^,  oerfic^erte  mir,  ba^  fte  bei  i^rem  Sefud^e 
ber  9hagarafdlle  ber  fa^sinierenben  SRac^t  fo  ftar!  anheimfiel,  ba^  i^r  mdnnlic^er  Sdt^ 
gleiter  fte  nur  mit  ©ewalt  oon  bem  tobbringenben  Sfmtnge  surftdE^alten  lonnte."  ^efe 
9eif|)iele,  benen  man  noc^  sal^lreic^e  anbere  ^injufflgen  lönnte,  seigen  ^inreic^enb,  ba(  au^ 
bie  92atur|)^änomene  fuggerierenb  einwir!en  fbnnen. 

9(m  l^äuftgflen  unb  leid^teßen  ge^  bie  @ugge{Uonen  inbeffen  oon 
aWenfd^en  au«,  teil«  in  gorm  Don  fionblungen  („ba«  Seifplel  fie*  an% 
teili»  oermittel^  ber  Bpxa^t.  2)ie  Sebeutung  ber  Sprad^e  beruht  gerabe 
barauf,  bag  fte  me^  afö  irgenb  ein  anbereS  9Rittel  ben  äRenfd^en  fä^ig 
tnad^t,  auf  bie  ©ebanten  unb  iQonblungen  anbetet  ein}un)itlen  unb  fte 
in  ganj  befümmte  Sahnen  su  lenfen.  „SHe  ©ptad^e  l^at  fld^  ju  bem  fpeji^ 
etten  Qtotdt  entioidelt,  ©uggefHonen  ju  enoeden'',  fd^teibt  ©tott.  SHe 
etfa^ng  lel^tt  nun,  bafe  bie  ©uggeflibilität  beiJ  3Wenfd^en  anbeten  gegen^ 
übet  fe^  oetfd&ieben  ifl;  fte  lann  bet  einen  ^etfon  gegenübet  fe||t  ^atl 
fein  unb  einet  anbeten  gegenübet  ganj  feilten.  2)ai5  l^ängt  »efentlic^  Don 
ben  ©efü^len  ab,  bie  bie  3Renfd^en  in  m\^  etroeden.  «otfleflungen  mit 
auiJgeptägtem  ©efül^Uton  l^aben  imntet  bie  2:enbenj,  bie  »ufmetlfamleit 
ju  feffeln.  3fl  man  j.  93.  3euge  itgenb  einet  unangenehmen  »egeben^eit 
geroefen,  fo  fann  man  ben  ©ebanfen  batan  oft  mit  f dornet  lo«  metben; 
mele  aWenfd^en  pflegen  fo  lange  t)on  einem  fold^en  (gteigni«  ju  reben,  bi» 
ba»  ©efü^I  bafüt  julefct  ganj  abgefhimpft  ifi.  SBenn  ein  gutet  SSSife  im 
Saufe  oon  einigen  Sagen  in  bet  garqen  ©tabt  belannt  mirb,  fo  l^at 
ba«  natürlid^  biefelbe  Urfad^e;  ein  ieber,  ber  i^n  l^ört,  lamt  eö  nid^t  unter- 

SeMonn,  Xbcrglaubc  unb  Säuberet.  30 


466  ^e  normale  ^uggefliBUttöi 

laffen,  i^n  weiter  ju  erjäl^Ien,  big  et  i^m  felbji  langmeilig  wirb.  S)arum 
toirfen  aud^  befonberiJ  bie  SMenfd^en,  bie  unfere  ©effi^Ie  erregen,  ftarl  fugge- 
flio  auf  m^  ein,  roä^renb  anbete  mM6)t  ^ani  einflufelo«  bleiben.  Snbeffen 
l^aben  nid^t  aKe  @effi^(e  biefe  SBirhtng  in  gteici^em  SRage.  S)a  bie  ©uggefU- 
bilität  auf  ber  unimQKirlid^en  f^effelung  ber  Sbtfmerifantleit  beruht,  fo  toerben 
aud^  befonberd  bie  ©efü^Ie,  toeld^  bie  Sufmertfatnfeit  auf  ft<^  }iel^en,  bie 
tSuggefübUitfit  er^ö^en,  n)&l^renb  biefe  burd^  ©efül^te,  bie  xm^  t)on  einem 
9Renfd^en  abflogen,  l^erabgefe^t  n)itb.  SBfinfd^e  unb  Buinutungen  von  „liebend« 
n)fitbigen"  ^etfonen  obet  von  fold^en,  bie  voix  lieb  l^aben,  üben  leicht  &n? 
fbi^  auf  unfete  ©ebanlen  unb  ^anblungen  m^,  n)ogegen  bie  äBithtng  gan) 
Detfd^imnbenb  fein  lann,  wenn  biefelben  Steufeetungen  Don  „abfio^enben* 
Seuten  obet  oon  ^etfonen,  bie  mix  nid^t  (eiben  tonnen,  gemad^t  merben.  Z)ie 
£iebe  erl^öl^t  alfo  bie  @uggefHbUit&t,  bie  Abneigung  fe^t  fte  ^ab. 

3n  betfelben  SQSeife  wie  bie  Siebe  roitb  aud^  bad  3"*^^^"/  bet  Siefpeft 
unb  bie  ^x^t  bie  SuggejHbilität  fleigern. 

(Sr^OU  man  einen  9lat  oon  ünem  aRenfd^en,  su  bem  man  9)ertrauen  ^ot,  fo  ht^ 
wirft  (e|tered  ®efa^(,  bo^  feine  9eu(erung  unfere  9lufmerffam!eit  feffett  unb  unfer  Genien 
unb  $anbeln  unmittelbar  beftimmt.  Söirb  berfelbe  3lat  aber  oon  einer  ^erfon  gegeben, 
3u  ber  wir  9Ri(trauen  ^egen,  fo  unterwirft  man  benfelben  )ut)or  einer  RrÜil  unb  ^onbelt 
erft,  wenn  man  bur<^  eigene  Siefle^n  fid^  oon  ber  9Hcl^tig!eit  feined  Stated  überzeugt  ^aL 
^ad  3i^trauen  bewirft  eine  (S^eneigt^eit,  unmittelbar  nad^  ber  gegebenen  9nweifung  ju 
^anbeln;  bie  @uggefHbi(itAt  ift  eben  er^b^t.  gn  A^nlic^er  SBeife  wirft  ba8  ©efül^I  be9 
ÄefpefteÄ,  ben  ber  Untergeorbnetfe  bem  ^ö^ergefteOten,  ber  Süngere  bem  kletteren  gegen* 
über  ^at.  3ft  man  gewohnt,  nad^  einer  9üd^tung  ^in  su  ge^orc^,  wirb  man  ftc^  au(^ 
leidet  in  anberen  Sagen,  in  benen  ber  ^bl^ergeflellte  oieOteic^i  gar  nid^td  ^u  fagen 
^(d,  leiten  (äffen.  3n  allen  fold^en  9lefpeftdoer^dltniffen,  wo  eine  nd§ere  SerOl^rung 
)wif(i^n  awei  ^arteten  vorliegt,  ).  9.  bei  ^inbem  ben  SSerwanbten  unb  fie^rem,  bei  ^enft^ 
boten  ber  ^errfc^aft  gegenüber,  wirb  eine  gefteigerte  6uggeftibilitdt  fu§  in  oielfad^er  Sdt^ 
Sie^ung  seigen.  906er  nid^t  nur  birefte  Sefe^le  unb  Siatfd^läge  wirfen  in  biefer  äBeife  fug- 
gejHo,  fonbem  auc^  ipanblungen.  hierauf  berui^t  bie  I6^eutung  bed  IBeifpield.  ®d  ift  nx^i 
aaein  ber  ^Slac^mungdtrieb"  bed  Itinbed,  ber  ed  veranlagt,  fo  su  ^onbeln,  wie  bie  (Sr« 
wac^fenen  t^un.  Xa^  @prid^wort  fagt  nid^t  mit  Unrecht:  äBie  ber  ^err,  fo  ber  Bne^t  3n  bem 
Sluftreten  bed  ^erfonald  eined  ^omptoird  ^at  man  gewö^nlic^  einen  aiemlic^  auoerläf jtgen 
äRa^ftab  bafür,  welche  .Se^anblung  man  oom  @^ef  erwarten  barf.  ^ad  Sdeifpiel  ftecft  fo 
ftc^er  unb  frftftig  an  wie  ber  bödartigfte  IBaaiHud.  Unb  wie  man  gegen  eine  befHmmte 
kranf^eit  mit  ben  jhranfl^eitdßoffen  felbß  intp%  fo  famt  man  auc^  burt^  ein  Seifinel  ab^ 
fd^recfen.  $ier  aSerbingd  beginnt  bad  ©leid^nid  su  ^infen;  burc^  bie  ftof  oerbflnnten  Sttaxd^ 
^eitdjloffe  wirb  eine  Smnutnitöt  erreicht;  bagegen  fc^recft  bad  übertriebene,  bad  forifatur^ 
artige  Seifpiel  ab. 

^ie  gurtet  enblic^  erl^b^t  oon  allen  ©efü^len  oieUeid^t  am  meiften  bie  @uggefHbv= 
litdt.  fjürd^tet  man  einen  3)lenfc^en,  erwartet  man  oon  feiner  @eite  etwad  Unangenehme^, 
fo  wirb  bie  Slufmerffamfeit  fietd  auf  i^n  gerichtet  fein,  um  jebe  Sl^eranlaffung  ju  feinem 
3^fallen  unb  ben  eoentuellen  Unanne^mlid^feiten,  bie  er  und  bereiten  fömtte,  ju  oer< 
meiben.  ^a  er  fo  befUtnbig  einen  wefentlic^en  @influ(  auf  alle  unfere  @ebanfen  unb 
^anblungen  audübt,  fo  wirb  felbft  bie  geringfte  Sleu^erung  ober  Bewegung  feinerfeitd 
fuggeftio  wirfen.  S^^nfaUd  bebarf  ed  einer  gan}  ungewö^nlid^en  SelbftdnbigfeU  ober 
©elbftentfagung,  um  ftd^  über  alle  9lütffid^ten  gegen  eine  gefürc^tete  ^erfon  ^inwegjus 


^ie  ^cAwc  ber  euggefU^ilttöt.  467 


f eten ;  eine  f olc^e  f eltene  SCudnol^me  3eftöügi  a5er  mir  bie  Siegel.  2)eriemge,  ben  man  fürchtet, 
ift  natürlich  im  Seft^e  einer  getoiffen  SRac^t,  ^u  fd^oben  ober  ju  riXiiitn  —  fonft 
n)ttd)e  man  i^n  ja  nic^t  fürd^ien.  (SS  ift  oBer  offenbar  gan|  gleid^gütttg,  ob  feine  äRad^t 
eine  »irflic^e  ober  eine  eingebilbete  ift;  glaubt  man  hio%,  ba^  fie  ej^ert,  ober  ffirc^iet 
man  fie,  fo  ifi  ber  Soben  für  bie  Suggeftibilität  bamit  Qt^ntU  ^ed^aCb  ^äbtn  $ro^ 
p^tttn  unb  3<^uberer  in  allen  Seiten  tro^  ber  ganj  iffuforifd^en  SRad^t,  bie  mm 
i^nen  beilegte,  fuggeftio  nnrfen  Ibnntn;  gerabe  barauf  ^at  i^re  3Ra^t  ja  in  äßal^rl^eit 
Berui^t.  3c^  ^abe  bei  meinen  3<<uber!unftftQdEen  l^ftufig  ©elegeni^eit  gehabt,  ju  fe^en, 
Toelc^e  rounberbare  ^a^i  in  bem  mit  ^urc^t  gemifc^ten  SvAcantn,  bad  feCbft  gebilbete 
aXenfc^en  meinen  £eijhmgen  entgegenbrad^ten,  liegt.  Sei  jungen  2)amen  ^e  id^  oft  eine 
fuggefHoe  ilatalepfle  nur  baburc^  herbeigeführt,  ba^  id^  i^re  $anb  auf  bie  meinige 
legte  unb  fie  einen  S(ugenblid  fteif  anfa^;  »enn  id^  fie  aufforberte,  bie  $anb  fort)u^ 
nehmen,  nnir  zi  i^nen  unmdglid^. 

Unter  ber  ^urd^t  lönnen  bie  @ugge{Honen  einen  gan}  unberechenbaren 
äJerlmif  ne^en^  inbem  fte  gerabe  bai^  ©egenteit  oon  ber  beabftd^tigten  Sßir- 
hing  l^eroorrufen.  3Ran  nennt  btefei^  ^l^anomen  eine  Jtontrclrfuggeflion. 
älm  leid^teflen  unb  am  natürlid^ften  n)irb  ein  SSerbot  biefe  @rfd^einung  l^er- 
belffl^ren.  Snbem  bie  Slufmerffamleit  t)on  bem  ©ebanlen  an  bie  oerbotenc 
^anblung  gefeffelt  n)irb^  fann  bie  93or{ieIlung  von  ber  leftteren  bei  fel^r 
fuggefHblen   Snbioibuen   fo   mäd^tig   votxbm,    bag    fte    biefelbe   gerobeju 

9htr  ein  Seifpiel  au$  meinem  eigenen  £eben.    9lld  elfjähriger  Stncibz  erhielt  id^ 
einen  Se^rer,  beffen  SluSfel^en  mir  M  baS  ^d^Kd^fte,  xoai  t(§  jemals  gefe^en  fyxtit, 
erfc^ien;  er  ^(dU  au^erbem  ftec^enbe  Slugen,  bie  meine  9(ufmerffam!eit  in  l^o^em  ©rabe 
feffelten.    €(egen  6d^lu^  ber  er^en  @tunbe  brad^  er  plö|lid^  ben  ttnterric^  a!b  unb  oer« 
langte  in  einem  sornigen  ^one,  bo^  biejenigen  Schüler,  Q)eld^e  mit  ber  Qnn^t  gefc^natst 
^Atten,  biefed  nac^Iaffen  follten,  ba  er  ben  Saut  nic^t  »ertragen  l'innt,    34  mu^  mic^ 
gan3  unfd^ulbig,  benn  ic$  f)atte  eine  su  gro^e  ^ngft  oor  bem  Spanne,  a(d  ba^  id^  ed  ^ätte 
»agen  foQen,  in  feiner  Stunbe  bumme  Streiche  )u  mad^en  —  aber  bie  Suggeftion  wirfte. 
9[ud  ^(^t  baoor,  ba^  id^  unraiUlürttc^  mit  ber  S^^^^  fd^naljen  fönnte,  nanbte  ic$  um 
obfic^tlid^  meine  9lufmer!famleit  nun  gerabe  auf  bie  @c^IudKen)egungen,  bie  bei  jebem  nor« 
malen  SRenfc^en  rein  refldtorifc^  audgelöft  n>erben,  fobalb  ftd^  me  gennffe  ä^enge  @peid^el 
im  Shtnbe  angefammett  ^at    ^abei  mürben  bie  Sieflecbemegungen  geUt^mt,  ber  äJhtnb 
lief  ooOt  oon  Gaffer  unb  mit  einer  geroiffen  äßiOtendanftrengung  mu^te  ic^  bie  gan^e 
SRenge  @pei(^el  l^inabfd^IudEen;  bad  ging  aber  nic^t  o^ne  ein  (auted  Sc^na^en  mit  ber 
3unge.    3c^  mürbe  natürlich  entbetft  unb  beftraft;  oon  bem  Sage  an  trat  aber  bi^  £d^« 
mung  !onftant  in  bem  Slugenbliäe  ^n,  wo  ber  betreffenbe  £e^rer  feinen  %u^  in  bie 
jttaffe  fette,  unb  fie  oerfc^manb  fpurlod,  fobalb  er  fic^  entfernte.    Xa&  ift  ein  t^pifc^ed 
93eif|)iel  oon  einer  ^onträrfuggeftion;  bad  SSerbot  ruft  gerabe  bie  oerbotene  ^anblung  in« 
folge  ber  burc^  bie  ^rc^t  erl^ö^ten  SuggeftibilitOt  ^eroor. 

3)iefelbe  SBirlung  n)ie  baiS  3^^^^^^"  i^  ^^^^^^  ^rfon  l^at  oud^  ber 
@(aube  an  bie  9{id^tigteit  einer  befUmmten  Slnfd^auung.  3^ber  @(aube,  iebe 
Ueberjeugung,  einerlei,  ob  religiöfen,  p^ilofop^ifd^en,  politifd^n  ober  anberen 
Snl^altÄ,  fü^rt  e«  mit  fid^,  bafe  baiJ,  roaiJ  mit  biefer  Ueberjeugung  überein^ 
{ttmmt^  unmittelbar  ol^ne  SemeüS  für  n^al^r  unb  ha^  @egenteil  einfad^  fär  falfd^ 
gel^alten  wirb.  5Dici8  berul^t  auf  ben  ©efü^Ien^  bie  burd^  bie  Uebereinflimmung 
ober  92id^tfiberein{limmung  geroedt  merben^  ben  ©efül^Ien  ber  fiuft  bejiel^ungiS' 


468  ^i^  normale  StiggefHbUität. 


loetfe  Unluft  2)iefe  ®effi]^(e  {inb  fflr  bie  nteiften  aKenfd^en  fafl  fletö  boi! 
oDeiniöe  Äriterium  für  bie  SBo^r^eit  einer  Se^uptung.  Snbem  bie  SUif* 
merffatnfeit  t)on  betn  fiuflgefül^I  gefeffelt  mrb,  finben  biefe  bann  un^ 
mittelbaren  (Eingang  bei  bem  S^i^ii'tbuum  unb  erlangen  babuni^  6in< 
fing  auf  beffen  ©ebanten  unb  ^anblungen.  93on  ben  entgegengefe|ten  Sor« 
fteSungen  aber,  bie  Unlufl  eoDeden,  toenbet  bie  Sufmerifamteit  ftd^  ob. 
9Rit  anberen  äBorten:  ein  beßimntter  ®lavibt  ober  eine  beßimmte  Ueber- 
}eugun9  fleigert  bie  ©uggeflibilitot  fflr  alled,  roa&  bantit  übereinfümmt, 
iDäl^renb  fte  bie  Suggeftibilit&t  fflr  t>a&  Sntgegengefefete  l^erabfegt  S)iefeS 
ifi  jum  2:eU  fd^on  froher  befprod&en.  2)ie  Sefangenl^t  ifi  j.  8.  nur 
eine  beflimmte  Seu^erung  biefeiS  SSerl^&ItniffeiS;  fte  ifi,  fojufagen,  bie  intdlef^ 
tueQe  ^olge  baoon.  3fl  ntan  in  einer  beflimmten  Snfd^auung  befangen, 
loirb  man  nur  für  baiS  ein  Suge  l^aben,  roai  mit  berfelben  flbereinflimmt 
unb  bie  entgegengefe^ten  ^atfad^en  ignorieren. 

^ie  Steigerung  ber  @uggefUbUität  infolge  eineiS  beflimmten  ©laubeniS  ^at 
aber  nod^  intereffantere  (grfd^einungen  jur  golge.  S)ie  grfal^rung  le^rt  nSmlid^, 
bag  bie  bei  einer  genügenb  gefteigerten  @uggeftibi(ität  gemad^ten  ©uggefUonen 
nid^t  allein  ouf  bie  ©ebanlen  unb  io^nblungen  be8  SnbioibuumiJ  eintoirfen, 
fonbem  aud^  törperlid^e  nnb  feelifd^e  Munitionen  }u  beeinfluffen  Dermögen. 
2)ie  SinneSbeobad^tungen  xottbm  mobifi}iert,  @rimterungen  umgeformt,  neue 
©ebantenrid^tungen  l^eroorgerufen ;  ^anblungen,  bie  im  normalen  3uftonbe 
mit  bem  &l^ara(ter  beiS  S^ioibuumiS  gan}  unoereinbar  ftnb,  förnien  auS$ 
gelöfl,  bie  p^pftologifd^en  ^nftionen  innerhalb  gemiffer  ©renjen  beeinflußt, 
Jtranll^eiten  gel^oben  unb  ^roorgerufen  merben  u.  f.  xo.  Sin  ein}elned  Set« 
fpiel  fflr  fold^e  SBeränberungen  iji  bereit«  bei  bec  oben  ermahnten  5lontrar* 
fuggeftion  gegeben;  mir  merben  fpöter  nod^  mel^reren  begegnen.  9Ule  biefe 
^^änomene  merben  meifteniS  burd^  (Sinmirhmg  anberer  9Renfd^en  ffttvüt^ 
gerufen;  in  einem  fold^n  gaHe  Reifet  bie  ©uggefHon  eine  grembfuggefüon, 
Sie  tonnen  aber  aud^  bie  ^olge  eineiS  oom  3nbioibuum  felbfl  l^eroorgerufenen 
SReijeg  fein;  bann  liegt  eine  aiutofuggcftion  oor.  ©oH  aber  eine  3lutofug* 
gefiimt  eine  äBirlung  l^aben,  fo  muß  bie  @uggeflibilität  notmenbig  gefleigert 
fein.  ZHefe«  mirb  gemö^nlid^  burd^  einen  beftimmten  @lauben  bei  bem  be^ 
treffenben  SWenfd^en  eneid^t. 

9(tö  Seifpiel  in  biefer  Seaie^ung  n)&^(en  nnr  ^nt^  ber  ao^lreic^en  Bi)vxpatf^ie^ 
mittel,  bie  gegen  SDorsen  gebrandet  »erben,  „^an  reibt  bie  ^orjen  mit  einer  roten 
Sfelbfd^necfe  unb  fpie^t  (entere  auf  einen  ^orn.  IBenn  bie  6cl^ne(fe  eingetrocfnet  ifi  unb 
abfaat,  finb  bie  Söarjen  fort."  3)iefe  3Ket^obe  wirb  ottgemein  m  Äonton  3üri4,  in  3r* 
lanb  unb  ^in  unb  wieber  auc^  in  2)eutf(^Ianb  gebrandet,  ilber  ber  Sd^leim  ber  Sc^nede 
wirft  in  leiner  SBeife  A^enb;  noc^  weniger  fonn  bod  Sluffpieften  bed  unglttdUic^n 
%\txt^  irgenb  eine  SBirlung  ^en.  3ft  bagegen  ber  (glaubt  an  bod  äl^el  nur  fioxt 
genug,  fo  wirft  jene  §anblung  alg  eine  3lutofuggeftion,  unb  bie  SBorjen  oerf^minben 
t^otfäc^lid^.  Sllfo  ber  ®(au5e  ift  ^ter,  wie  in  so^lreic^en  anberen  ^üXLtn,  bie  wirfenbe 
Äroft. 


^ie  Statut  ber  6ugge{libilUctt.  469 


3lat&xlxSf  lönnen  au6)  mel^rere  t)on  ben  ^aftoren^  mld^e  bie  Suggefli^ 
bilität  etl^öl^en,  jufatnmcnimrfcn  unb  biefelbe  baburd^  ganj  enorm  ficigcrn. 
SHeÄ  tritt  j.  83.  ein,  wenn  ein  befiimmter  ©laube  eine«  aWenfd^en  t)on 
einem  anberen,  ju  bem  jener  SSertrauen  ^at,  auggenufet  wirb.  2)er  ©laube 
unb  ba«  SSertrauen  fieigem  bie  ©uggefHbüität  berartig,  ba§  au«  i^rem 
^ufammentoirlen  oft  oufeerorbentßd^e  Slefultate  ^eroorgel^en.  SBeld^e  SBirtungen 
—  fomol^I  in  guter  afö  fd^Ied^ter  aSejiel^ung  —  fönnen  j.  83.  oertrauen» 
ermedenbe  unb  genmnbte  @r}iel^er,  Se^rer  u.  f.  f.  auf  fuggeftbem  9Bege  f)tt^ 
beifül^en! 

BioU  ftt^rt  mehrere  8eif|ne(e  biefer  9rt  an;  eine«  ber  bcoftifc^ten  iffc  folgenbed: 
„^  ^glanb  ^e  tin  xooUüf^^tx  B^miSamtt,  ^am^n^  $enr9  gatned  ^tice,  feinen  n>et6« 
liefen  9n^ng  berart  betl^ött,  bo^  ed  i^m  mJ&qfi^  Q)urbe,  in  ber  von  i^m  gegrünbeten 
,©tätte  ber  Sie5e'  («gopemone)  in  offener  ajcrfommlung  ber  ©Idubigen  ein  fcjöne«  3Wäb* 
öfzn,  W^  ^aterfon,  ju  beflorieren,  unb  ^nxtr  !flnbigte  er  an,  m  ber  5(raft  ®otted  »erbe 
er  eine  Jungfrau,  fo^ufagen,  sum  äßei^e  nehmen,  nid^t  mit  ^ürc^ten  unb  @(^dmen  an 
geheimer  Stelle  unb  bei  »erft^loffenen  a:^üren,  fonbem  offen  im  Sitzte  be«  %a%ei  unb  in 
©egemoort  aller  ^eiligen  beiberlei  (S^efd^led^t«.  &oü^^  äBilte  fei  e«,  ba^  er  fie  näl^me, 
unb  er  »erbe  niemanben  fragen,  am  »enigfien«  bie  ^noA^Ite  felbfi.  äBeld^e  er  nehmen 
»Orbe,  fagte  er  nic^t.  ^ie  Jungfrauen  foOten  fid^  alfo  bereit  galten,  ba  niemanb  n>iffen 
fbnnt,  mann  ber  «räutigam  !äme.  Sw^^it  woHte  er  fie  befiegeln  mit  einem  5!uJ,  bann 
fie  ^ei^en  unb  an  ftd^  Ratten,  fo  ba(  ber  ^immlifd^e  (Steift  unb  bad  ^ing  oon  (Srbe  mit« 
einonber  oenottc^fen  unb  fortan  (Sin«  feien  an  £eib  unb  6ee(e.  ^ie  unerhörte  (Seremo« 
nie  mürbe  mirlUd^  DoOtsogen."  (^  bebarf  feinet  näheren  ^ommentard.  tiefer  'gaü  fte^t 
aber  bun^au«  nid^t  einaig  ba  in  ber  ©efd^ic^te  ber  religiöfen  ©dften.  Seber  normal^ 
flttlid^e  SRenfc^  mirb  fic^  feCber  fagen,  meieren  enormen  fuggeftioen  ®influ(  $rice  unb  feine 
£e^re  auf  bie  ©ebanfen  unb  ©effl^le  ber  ganjen  ©emeinbe  gehabt  ^ah^n  mu^,  ba^  fie 
Sugenaeuge  einer  folc^en  ®cene  fein  fonnte. 

SHefe«  grauenerregenbe  83eifpiel  jeigt  nid^t  blog  bie  SRad^t  ber  @ugge« 
fUon,  e«  lel^rt  un«  aud^^  bag  eine  groge  SRenge  von  SRenfd^en  }u  gletd^er 
3eit  nad^  berfe(ben  Stid^tung  l^in  fuggeftio  beeinflußt  merben  lann.  ©old^e 
^aWaffensSuggejiionen''  l^aben  In  ber  ©efd^id^te  be«  aWenfd^engefd^Ied^te«  nad^^ 
mei«Iid^  eine  große  Stolle  gefpielt.  3)er  erße  unb  ber  ffinfte  itreu)}ug  fttib 
offenbar  nur  9tefultate  von  3Ranenfuggeflionen,  ma«  man  leidet  au«  jeber 
einigermaßen  au«fa^rlid^en  S)arflellung  il^re«  Urfprung«  erlemtt.  9lud^  fflr 
ben  Aberglauben  ftnb  bergteid^en  ©uggeftionen  ol^ne  Stoei^d  oon  großer  83e$ 
beutung;  fte  liegen  ftd^erli(|  überall  ba  }u  ®runbe,  n)o  mehrere  SRenfd^en  gleid^« 
jeitig  biefelbe  $aIlu}ination  gel^abt  ^aben.  Seiber  ift  burd^  bie  bi«]^erigen  e^peri- 
menteOen  Unterfud^ungen  megen  ber  praltifd^en  ©d^mierigleit  nod^  nid^t  ge$ 
nflgenbe«  Sid^t  aber  biefe«  ^l^änomen  ber  9Ra{fenfuggeflion  gebrad^t  morben. 
3tt  feiner  intereffanten  Weinen  Slrbeit:  „Psychologie  des  foules"  (^ari« 
1896)  l^at  Sebon  auf  rein  l^iftorifd^em  SSege  nad^gemiefen,  baß  bie  9Ra{fen 
immer  mel^r  fuggejiibel  finb,  al«  jeber  einjelne  aWenfd^  für  ftd^  allein. 

SBenn  nrir  jeftt  im  f^olgenben  bie  83ebeutung  ber  Suggeflion  für  ben 
Aberglauben  unterfud^en,  fo  motten  mir  ber  Ueberpd^tlid^leit  l^alber  ben  ein* 


470  2)tc  normale  ©uggefüBUitäi 


fittg  berfelben  auf  bte  @itmeSn)a^me]^mung^  auf  Snfd^auungen  unb  Sr- 
innerungen,  auf  ttrpetlid^e  3#&nbe  unb  auf  ^anblungen  in  einzelnen 
Jtapiteln  ütxaöftm. 

;8uggtriBrfe  IfaHujinaiiDnen. 

S)er  ^l^fiologe  $.  Sleper  f)at,  foiDeit  betannt,  juetfl  bte  SSeobad^tung 
gemad^t^  bag  man  burd^  on^enbe  ftonjentration  ber  Sufmerffamteit  auf 
ein  (Srinnerungi^  ober  ^^antaftebUb  fid^  biefeiS  }ule^  fo  (ebl^aft  unb  beut^ 
Ud^  oorfleQen  tann,  ate  n)enn  eS  eine  n)irnid^e  ftnnlid^e  SBal^el^ung  n)8re. 
3^nt  gelang  eiS  nur,  l^ujinatotifd^  ©eftd^tdbUber  unb  Xaflempfinbungen 
auf  biefe  SEBeife  J^otjurufen;  aber  fpäter  finb  fi^nlid^e  SJerfud^e  von  melen 
anberen  angefleOt  n)orben,  unb  man  ^at  babei  gefunben,  bag  iebenfatte  oud^ 
©eJ^ör^Dorftellungen  n)illtfir(id^  auf  l^aHujinatorifd^em  SBege  ^or)urufen 
ftnb.  Sßeniger  ftd^er  ifl  bieS  bagegen  von  ben  ©efd^adi^^  unb  ©erud^d^ 
empfinbungen.  2)ai$  ifl  aud^  gan}  natättid^;  benn  bie  (SrinnerungiSbilber  biefer 
Sinne  ftnb  im  ganjen  nid^t  fel^r  fd^arf.  S)ie  SSerfud^e  ^aben  femer  gejeigt, 
baft  ber  Srfolg  bei  benfelben  inbtoibueß  fel^r  tierfd^ieben  i%  ©nigen  9Kenfd^en 
gelingen  fte  leid^t^  anberen  fafl  gar  nid^t;  einige  tonnen  nur  ©eftd^töl^alhu 
}inationen  n)il[farlid^  l^erüorrufen ,  anbere  nur  ®el^öriS^aD[u}inationen  u.  f.  f. 
UebrtgeniS  merben  biefe  $a(Iu}inationen  natfirlid^  nie  mit  mirfUd^en  Simtedmal^^ 
nel^mungen  nermed^felt  merben,  meil  man  ftd^  ben)ugt  ift^  fte  miOtfirlid^  mit 
einer  getoiffen  Slnflrengung  l^erbeigeffi][irt  }u  l^aben. 

9lnberS  wirb  bagegen  ba&  93erl^ältniS,  wemt  bie  Sufmertfamleit  längere 
3eit  l^inburd^  bei  erl^ö^ter  SuggefHbilität  von  einem  @rinnerungi^bilbe  ge$ 
feffelt  n)irb,  SHe  Urfad^n  baju  tömten  oerfd^iebener  Srt  fein.  S3alb  ftnb  ^ 
f^embfuggeflionen,  inbem  ha»  93ilb,  ha&  gefeiten  merben  f oD,  n&i^er  befprod^ 
ober  befd^rieben  unb  fo  bie  Slufmertfamleit  unn)intfirlid^  auf  bie  ^or^urufenbe 
SBorjiellung  lonjentriert  wirb.  3n  anberen  gällen  finb  e«  ÄutofuggefHonen, 
bie  burd^  Snoartung  ober  ^x^t  l^erDorgerufen  merben.  Unter  aOen  tUm 
flönben  aber  tarnt  bie  Jton}entration  ber  älufmerlfamteit  t&  bemirten,  bag 
bie  93orfleIlung  )ur  $aIlu}ination  mirb;  unb  iwax  tann  lefttere  nid^t  nur 
bie  @tärle  unb  2)eutli(i^teit  einer  ftnnlid^en  äBal^mel^mung  annel^men,  fom 
bem  aud^  mit  einer  mirflid^en  9ßa^me]^mung  oenoed^ifett  rvtxhtn,  meil  ba9 
Snbioibttum  ftd^  l^ier  nid^t  betougt  ifi,  baS  S3ilb  felbft  ^eroorgerufen  }u 
^aben.  Seifpiele  berartiger  $a(Iu}inationen  ftnb  bereits  oben  (ß.  445)  bei 
ber  SSefpred^ung  ber  ©pontan^Ilujinationen  mitgeteilt  roorbem  SBir  werben 
ie^t  auiS  ber  ®efd^id^te  beiS  SlberglaubenS  nerfd^iebene  ^^änomene  anfahren, 
bie  ate  fuggerierte  fiaflujinationen  ftd&  am  leid^teflen  ertifiren  laffen. 

3lad^  alten  83erid^ten  tann  ein  ioeHfe^er,  ber  eine  aSifton  l^at,  biefe 
auf  einen  anberen  ^eDfe^er  nur  burd^  blofee  83erfll^rung  übertragen. 
Suoerlfifftge  83eri(i^te  oon  berartigen  gäHen  finb  mir  jwar  nid^t  belannt;  t& 
finben  ftd^  wol^l  SSeifpiele  bat)on  in  ber  Sitteratur,  aber  mir  ^aben  in  Iriner 


@uggerierte  ^aUi^inotionen.  471 

biefer  @d^ilbenmgen  eine  mttltd^  ©arantie  bafflr,  bag  bie  beiben  ^eSfel^er 
t^äd^lid^  aud^  genau  baSfetbe  93Ub  gel^abt  l^aben.  Sobolb  aber  ber  eine 
bem  anbeten  nur  anbeutet,  waiJ  er  fielet,  fo  ifl  bie  Uebereinfiimmung  gonj 
natürlii!^.  ^erfonen,  bie  überl^aupt  Steigung  px  Sadujinationen  ^aben, 
finb  felbftoerflänbKd^  aud^  leidet  empfängUd^  ffir  fuggerierte  ioaQu}inationen ; 
bie  Sefpred^ung  bed  ©efid^teS  von  feiten  ht^  dam  ^eQfe^erS  n)irb  beS« 
^alb  fuggefüt)  baiJfette  ©efid^t  bei  bem  anberen  ^n)orrufen.  &n  »eifpiel 
llierDon  l^aben  mir  in  ber  93ifton  bt^  ^afioriS  fipftuiS,  bie  burd^  eine  SSerbal:: 
fuggefüon  auf  bie  ©d^mefler  übertragen  toirb  (t)rgl.  B,  226).  älud^  l^ier 
loiffen  n)ir  nid^t,  ob  beibe  ©efd^uHfler  genau  badfelbe  gefeiten  l^aben; 
eis  ifl  tool^I  toal^d^einlid^,  bag  aud^  fte  eine  Seid^e  erb(id(t,  ba  er  auj^brüdKid^ 
oon  einer  fold^en  rebet;  bagegen  barf  man  tool^I  b^meifeln,  ob  bie  ©eftd^te 
in  aHm  Sinjel^eiten  mirflid^  biefelben  gemefen  ftnb«  9le^n(id^  ge^t  t&  in 
anberen  fällen;  nirgenbiSn)o  liegt  ein  ^mt\&  bafür  oor,  bag  bie  SSiftonen  ber 
beiben  ^eQfel^er  in  anberen  fünften  äbereingefünrntt  ^aben,  ate  gerabe  in 
benen,  meldte  ber  eine  bem  anberen  angegeben  l^at;  ober  mit  anberen  SBorten: 
bie  mertmürbige  Uebertragung  eines  ©efid^teiS  oon  einem  SRenfd^en  auf  ben 
anberen  lägt  ftd^  ooSflänbig  al&  eine  @ugge{ttomirIung  erflären. 

©eifleroifionen  finb  ebenfalls  nad^meislid^  in  ben  meiflen  %SXien 
auf  ©uggefHonen  jurüdfjufül^ren  unb  jmar  entmeber  auf  fjremb^  ober  auf 
autofuggefüonen.  ©loubt  ein  aWenfd^  an  ©eifler  unb  ermartet  pe  in  einem 
beflimmten  äJIomente  )u  feigen,  fo  mirb  bie  burd^  ben  ©lauben  gefleigerte 
®uggeftibUität  eS  aud^  betoirlen,  bag  er  im  gegebenen  älugenblidt  eine  ber^ 
artige  ioaUujination  aud^  ti^atfäd^lid^  l^at  9lad^  ben  SSerid^en  oerfd^iebener 
Sugenjeugen  ifl  biefeS  ^^änomen  bei  ben  ftbirifd^en  äSölIem  fe^r  l^äufig.  S)er 
©d^amane,  ber  3öwberpriefler,  beffen  merhoürbige  Operationen  fd^on  oben 
ermähnt  finb  (orgl.  ©.  20)  fielet  regelmäfeig  in  feinem  exaltierten  Swflanbe 
©eifier  in  aWenfd^en^  ober  Jliergefialt.  S^ie  ainmefenben  aber,  meldte 
meinen,  bafe  ber  ©d^amane  oon  biefen  ©eifiem  befeffen  ifi,  bemerfen  oft  einen 
blauen  9laud^,  ber  angeblid^  oon  i^m  auffleigt;  bieS  mirb  fflr  ein  3^^^  gel^alten, 
bafe  bie  ©eifier  il^n  oerlaffen.  Offenbar  liegen  bie  SBerl^ältniffe  ganj  d^nlid^ 
in  ben  fpiritifUfd^en  SSerfammlungen.  S)ie  meiflen  Sid^tpl^änomene  unb  mel^r 
ober  weniger  ooDfifinbig  materialiRerten  ©eifiergeftalten,  bie  ftd^  in  ben 
©iftungen  jeigen,  finb  nur  fuggerierte  SaDujinationen.  9hir  in  gemiffen 
^äOien  l^aben  bie  ©eiftergeflalten  einen  anberen  Urfprung  unb  eine  mel^r 
materielle  ©runblage;  hierauf  merben  mix  im  golgenben  naiver  eingel^en. 

3Slan  toirb  gegen  biefe  Sluffaffung  oieQeid^t  einmenben,  bag  fie  eine 
reine  fippotl^efe  fei,  für  beren  SKd^tigleit  feinerlei  93emei8  geliefert  werbe-  JBo^ 
l^er  meife  man  benn,"  werben  bie  ©piritiften  fragen,  „bafe  ©eifier  in  9Birfc 
lid&leit  nid^t  ejiftieren?"  hierauf  ifl  ju  erroibern,  bafe  eS  gunäd&ft  ganj  un- 
gereimt ifl,  eine  fo  tü^ne  ^ppotl^efe  wie  baS  SRitmirten  oon  ©eifiem  oufju^ 
fleHen,  fo  lange  man  natürli^e  unb  belannte  Urfad^en  }ur  @rtlärung  ber 


472  3)ie  nottnole  ®uggefltiM(itdt 


@rf d^ungen  ^at.  SHe  99etDeüS(afl  für  eine  neue  SSe^auptung  fallt  immer  bem 
}u,  ber  leitete  auffleOt;  ti  mu^  bei^^alb  Sad^  ber  Spiritifien  fein,  ju 
bemeifen,  bag  bie  @ei{lererfd^eimtngen  in  aQen  ben  ^dOen^  in  benen  nad^meidlid^ 
lein  bemühter  SSetrug  unb  leine  ^^ronce^anblungen  feiteni^  beiS  aRä)iimi§  vox^ 
liegen^  nid^t  burd^  fuggerierte  j^oQujinationen  Vorgerufen  ftnb.  @obann 
liegt  ober  aud^  ein  pofttioer  Semeid  baffir  oor,  bag  mir  t^  l^ier  mit  ^Du- 
}inationen  }u  tl^un  l^aben.  ^mmer  nur  ,,ber  @laubige^  fte^t  bie  ©eifter. 
®S  gel^ört  alfo  fleti»  ®(aube  baju;  unter  ber  9Rad^t  bed  ©(aubend  unb  ber 
@rmartung  aber  ftnb  bie  ioaQi^inationen  fo  gut  mie  unoermeibßd^.  2)ie  Oftialen 
unb  bie  Xungufen  fe^en^  mie  bie  ©etfler  ben  ® d^amanen  oerlaffen ;  bie  ©friri- 
tifien  feigen  bie  ®eifler  in  @egenmart  bei^  SRebiumiS;  im  Altertum  unb  im 
äRittelalter  fa§en  bie  Seute,  mie  bie  ©eifler  caa  ben  S3efe{fenen  mid^n^  menn 
bie  Sefd^mdrer  ober  ^riefier  fle  aui^trieben.  @iS  mirb  gerabqu  bei  älteren 
SBerfaifem  bel^auptet,  bafe  bie  ©eifler  beim  ausfallen  gefe^en  morben  finb 
ober  {td^tbare  Qtitl^m  i^rer  92äl^e  gegeben  ^aben.  @o  merben  bie  ®eifler 
benn  aud^  in  ben  alten  religidfen  SRatereien,  mo  bie  Slui^treibung  eined 
XeufeliS  ein  fe^r  beliebtet  SRotio  ifi,  als  beflügelte  ©eflalten,  bie  au»  bem 
9Munbe  be«  Sefeffcnen  auiJfa^ren,  bärge jieHt*).  Slber  meiS^alb  fielet  ber  euro« 
päifd^  aieifenbe  nid^t  bie  ftbirifd^en  ©eifier,  meldte  alle  anberen,  bie  in  ber 
Surte  oerfammelt  {tnb,  bod^  mo^mel^men?  Sßed^alb  fielet  ber  fritifd^e  %ox^ifa 
leine  ©eifter  in  ben  fpiritifüfd^en  ©iftungen,  aufeer  menn  ba*  SRebium  felbft 
in  einer  entfpred^nben  SBerMeibung  bie  3loDe  be«  ©eijie«  fpielt?  Sefeffene 
enblid^  ftnben  fid^  ja  nod^  in  unferen  Xagen;  es  flnb  unglüdtlid^e  Stronte, 
$9flero«@f)ileptiter,  bereu  Sel^anblung  ie|t  bem  ^riefter  genommen  unb 
auf  ben  S^enai^t  übergegangen  ifi.  Slber  meiSl^alb  feigen  unfere  ^fpd^iater 
niemate  bie  flie^enben  2;eufel^  menn  fte  biefe  Patienten  von  i^ren  SlnfdSen 
l^n?  hierauf  giebt  e»  nur  eine  antmort:  man  fie^t  leine  ©eifier,  mell 
leine  ju  fel^  finb;  nur  mer  m  fte  glaubt  unb  i^re  ^nmefen^eit  ermortet, 
tann  erreid^en,  ftd^  eine  ^aUujination  in  biefer  S3e)ie^ung  oor)ufuggerieren. 
8ud^  Sieid^enbad^Ä  Dblel^re  (orgl.  ©.  267)  berui^t auf  fuggerierten 
$aIlu}inationen  in  93erbinbung  mit  einigen  anberen  pfpd^f  d^en  (Sigentümlid^&iten. 
3)a6  baiS  Dblid^t  ein  rein  fubjeftiocj^  ^ßl^finomen  ifl,  baiJ  nur  im  »emufetfein  ber 
@enfttioen  e^iftiert,  ifl  baburd^  bemiefen,  bag  ti  nid^t  pl^otograp^iert  merben 
tann.  S)ieiS  mu§te  Sieid^enbad^  felbfi,  bod^  fd^lo^  er  barauiS,  bag  baiS  @e^^ 
bermögen  ber  ©enfitioen  größer  fein  müfete  aliJ  bie  empfinbüd^Ieit  ber  p^oto* 
grap^ifd^en  platte.  83or  40  3al^,  atö  man  nur  bie  naffen  ÄoHobiunu 
platten  lannte,  mar  biefer  @d^luB  oieKeid^t  bered^tigt;  l^te  ifl  erun^ltbar. 
2)ie  Society  for  Psychical  Research  l^at  bie  ©el^fd^rfe  ©erfd^ebener  ©enfU 


*)  9?e5enfte]Jenbe«  öilb  (5lg.  60)  tp  nac^  einer  ©rmncrung  »on  9lbam  von  Jtooxt  (1662 
518  1641)  gejetd^net;  eS  ifi  9Kcl^er8:  Etüde  oliniqae  sur  la  grande  hysterie,  ^ßorti^  1885, 
eninommen.    «nm.  bc«  »erf. 


Suggerierte  ^aHujinotionen. 


473 


tioen  unterfud^t  unb  gefunbett/  bag  fte  biefenige  normaler  Slenfd^en  in  feiner  äSeife 
übertraf.  Sugerbem  Q^en  bie  nun  allgemein  angemanbten  trodenen  S3roms 
fUber«®e(atinep(atten  bei  anbauember  (Spofttion  Silber  oud^  von  ©egenfl&nben 
iBieber,  bie  fo  tid^tfd^mad^  flnb,  bag  !ein  menfd^Ud^eS  äluge  fte  mal^mel^en  fann. 
Wt  folgen  platten  ^at  ber  berühmte  engUfd^e  älfhonom  ^ugginiS,  ber  {ugleid^ 
^ad^monn  auf  bem  ©ebiete  ber  ^l^otograp^ie  ift^  tierfud^t^  riefengro^e  @(eltr0' 
magnete  su  p^otograpl^ieren^  aber  bai^  9tefu(talt  toar  ooDflftnbig  negatip. 


m-  60. 


(Sine  3;eufeld(mitrei5ung  (ß.  472). 

@S  finbet  {td^  an  ben  3RagnetpoIen  alfo  lein  Sid^t  ^<^  ^^  menfd^lid^eiS  Suge 
wol^i^une^men  Dermöd^te;  menn  bie  @enfttioen  bennod^  fiid^tpl^&nomene  fe^en^ 
müjfen  biefe  rein  fubjeltioer  9latur  fein. 

(SS  ift  nun  aud^  nid^t  fd^mer  )u  Derflel^en^  mie  baS  Oblid^t  entfielet. 
S)ie@uggefUbUitat  fpielt  eben  bie^auptroQe  babel  SBenn  man  erwartet,  ttmai 
ju  fe|en  unb  fid^  anfirengt,  eS  )u  fe^en,  fo  ifl  bamit  bie  günjKgfie  Sebingung 
für  eine  $aIIu}ination  gegeben.  S)iefeS  ^^änornen  tritt  aber  um  fo  leidster 
auf,  meil  bie  äSerfud^e  in  einem  abfolut  bunKen  3intmer  auSgeffil^rt 
werben,  fo  bafe  nid^t  ber  geringjie  Sid^tflral^I  oon  aufeen  in  ba«felbe 
^neinbringt     Unter    fold^en    Umfldnben    werben   bie   meiflen   SRenfd^en, 


474  ^ie  normale  SitggefHMßtdi 

bie  überhaupt  beutlü^e  @efidirti?eriiinfnmgiSbttber  fyAm,  ein  9i(b  mit  einem 
(eud^tenben  Umrig  von  bem  ©egenfianbe,  Don  bem  gerabe  bie  Siebe  x%  toefyc^ 
ne^en.  ©ne  ^fenfttitie^  ^perfon  ifi  bemnad^  nur  ein  fuggefttbler  9Renf(i| 
mit  beutlid^en  ®e{t(i^tderinnerungi$biß)em;  fo  erKören  ftd^  bie  gemö^nlid^ftai 
^^dnomene  in  ber  9teid^6ad^f d^  2)unIellQmmer  t)on  f etbft  @(Qubt  ein  f oU^ 
;,fenfttiüer"  3Renfd^,  bafe  ein  ©egenftonb  ftd^  an  einer  befHmmten  ©tdle  im 
Sbmm  befinbet,  fo  perlegt  er  bad  Silb  von  biefem  ©egenflonbe  bort^ 
ober  mit  anberen  SBorten,  er  meint  ben  ©egenfianb  bort  ju  fe^en.  —  Oft* 
maliS  fielet  eiS  aderbingi^  fo  aa^,  d^  romn  bie  ©enfitioen  mirKid^  bie  @egen^ 
{l&nbe  fe^en  unb  finben  tinntm,  menn  biefe  an  unbetonnten  Stdien  im 
dimmer  oerborgen  ftnb.  2)ieS  ift  jebod^  nur  fd^nbar  unb  beruht  in  Sßirf* 
lid^teit  auf  einer  gan}  anberen  (SigentOmlid^teit  ber  Senfttioen^  nämlid^ 
auf  ber  burd^  ba§  SHmlel  l^eroorgerufenen  ^pperfiftl^efie,  ber  ©d&ärfung  ber 
Sinne,  ü^  i{l  eine  belannte  ©ad^e,  bag  ba£  ©el^ör  unb  befonberiS  ber  3;a{i^ 
ftnn  bei  ben  S3(inben  oft  fe^r  gefd^ärft  ifl.  S)ai^felbe  fd^eint^  menn  aud^  in  ge^ 
ringerem  ©rabe,  bei  normalen  SReufd^en,  bie  ftd^  eine  Stunbe  lang  in  einem 
oolljiänbig  bunllen  3i»w»n^r  aufgehalten  ^aben,  ber  gatt  ju  fein.  S)a«  ©e^ 
^ör  unb  ber  SIemperaturftnn  treten  ^ier  an  bie  ©teile  beiS  ©eftd^ted  unb 
»erben  fo  empfinblid^,  bafe  felbfi  fel^r  fd^mad^e  Sleije  jum  »emußtfein  lommen 
fönnen.  &  ifl  fafi  nid^t  möglid^^  ftd^  fo  leife  }u  bemegen^  ba§  bie  ©enfi^ 
tioen  eiS  nid^t  bemerlen;  miQ  man  einen  ©egenfianb  an  irgenb  einer  ©teQe  in 
bem  Qimmtt  oerbergen,  um  ju  prüfen,  ob  ein  ©enfitioer  biefe  ©teile  finben 
lann,  fo  gelingt  le^tereS  beS^alb  fo  oft,  meil  ber  ©enfttioe  l^ört,  mo  ber 
©egenfianb  ^ingefiellt  mirb.  ^n^  ber  2:emperaturfinn  fann  l^ierbei  eine 
SloDe  fpieleu.  SBenn  ber  ©enfitioe  allerbing«  nid^t  gemo^nt  ift,  »eobad^tungen 
}u  mad^en,  mirb  er  meifieni^  gar  nid^t  miffen,  mit  meldten  ©inneiSorganen  er 
bie  fd^mad^en  9tei)e  ma^mimmt.  2)ie  auiSgelöflen  (Smpfinbungen  bleiben  un- 
berougt,  aber  fte  rufen  bod^  ein  ©efid^tiSbilb  oon  bem  ©egenflanbe  an  einer 
befttmmten  ©teDe  im  9*aume  ^eroor.  S)er  ©enfUioe  glaubt  bann,  bafe  er 
ben  ©egenflanb  bort  fte^t,  m&^renb  bai»  äSilb  in  SBirtlid^Ieit  eine  ^oKU' 
jination,  ein  gJrobuft  unbemerlter  SReije  iji. 

S)er  fubjeftioe  G^arafter  ber  Dbpl^änomene  mürbe  fd^on  lurje  3«*/ 
nad^bem  9teid^enbad^  feine  erflen  äSerfud^e  hierüber  oeröffentli^t  ^atte,  oon 
einer  ava  3Ierjten  befie^enben  Äommiffion  nad^geroiefen. 

93on  ber  9>Kc^tigIeit  ber  gegebenen  (Shrfldrung  ^abe  id^  mic^  bun^  einige  Serftu^, 
an  benen  i^  Dor  einigen  '^iaffvtn  ieilsune^men  Gelegenheit  ^otte,  felbfi  übergeugt.  Unter 
mehreren  ^erfonen  waren  au^er  mir  nod^  brei  amoefenb,  n>elcl^e  imfionbe  waren,  bod  Obüil^ 
3U  fe^en.  äBir  gehörten  alle  bem  ^^DifueEen  Xyjpni"  an,  b.  ^.  wir  Rotten  befonberd  beutlic^  ®e« 
fid^tderinnenmgdbilber.  92acl^bem  id^  mic^  einige  3eit  in  bem  ooUfUinbig  buttiKen  3isnmer  auf* 
gel^alten  ^atte,  fal^  id^  ben  SRagneten  leud^ten,  wenn  id^  i^n  bewegte,  ebenfo  meine  ^nger, 
wenn  fte  ftd^  bewegten,  ein  3flal  m^  meinen  ganzen  jlörper.  ^ne  9Retallplatte,  bie  mit 
SO^lreid^en  feinen  @pi|en  befe^t  war,  leud^tete  ftar!,  wenn  ic^  mit  ben  {Ringern  über  fie 
^inftrid^;  ein  @(^lag  gegen  tm  ©ongong  rief  einen  Sli^  oor  meinen  Xugen  ^erpor. 


Suggerierte  SCnfd^ouungen  unb  Erinnerungen.  475 


9iae9  biefed  seigt,  nne  bie  butc^  anbere  Sinne  l^eroorgerufenen  9ieise  fi^  gleid^  in  ®e$ 
flc^töbilber  umfe^en,  bie  um  fo  lebhafter  werben,  je  ftärfer  bie  9iei}e  ftnb.  ^mn  id^  burd^ 
©eräufd^e  onberer  ^erfonen  oon  il^rer  ©timme,  i^ren  ©eroegungen  auf  bem  guftboben  u.  f.  f. 
eine  SorfteOung  erhielt,  n)o  fte  ftc^  befonben,  fo  verlegte  id^  baS  ®eftd^t$bilb  oon  il^nen  bort^ 
^in.  äBenn  ic^  in  ber  oermuteten  SHd^tung  nac^  i^nen  griff,  fo  überzeugte  ic^  mid^,  ba( 
mein  Urteil  je  nad^  ben  Umftdnben  me^r  ober  weniger  rid^tig  gewefen  war.  9ud^  @np 
pfinbungen  ber  äOärme  riefen  ©efid^tdbilber  ^eroor.  9[(i^  einer  ber  Slnwefenben  o^ne 
mein  SGBiffen  in  einiger  (Entfernung  ^magnetift^e''  Stritte  an  mir  »oma^m,  führte  id^  ob* 
wec^felnb  SBdrme  unb  itdite,  unb  ic^  fal^  gleich  ein  9ilb  bed  Setreff enben  mit  oui^ge* 
fpreijten  Ringern  oor  mir  fte^en. 

8ei  meinen  eigenen  Serfud^en  mit  ben  anberen  Senfttioen  war  e$  mir  anfangt 
ouffoHenb,  ba^  fle  ben  HRagneten  ober  meine  $änbe  an  ben  Stellen  ergriffen,  wo  fie,  wie 
fte  meinten,  £ic^t  folgen,  gnbed  ift  bie  Sachlage  in  biefer  Sejiel^ung  bei  il^nen  wo^(  nid^t 
onberd  ou^uf äffen  old  bei  mir;  benn  einerfeitd  waren  meine  9Ranif>uIationen  mit  i^nen 
ni(^t  abfolut  (outlod  gewefen;  anbererfeitd  fpürte  id^,  wie  i^re  Bewegungen  nid^t  präjid 
unb  beftimmt  waren,  fte  ftd^  oielme^r  oorffi^tten  unb  unftd^er  um^erta|)))ten,  e^e  fie  ben 
@egenftanb  ergriffen,  ^en  entfc^eibenben  ^eweid  für  ben  fubjeltben  (E^arafter  ber  ^e^ 
fic^tdbilber  erhielt  id^  aber  baburd^,  ba^  feiner  oon  und  aud^  nur  bie  gröbften  Umriffe 
eined  uni^  abfolut  unbtiannttn  ©egenflanbed ,  felbfi  wenn  biefer  gerabe  oor  und  ge^en 
würbe,  angeben  fonnte,  äßir  mußten  erft  eine  Sorftellung  oom  ©egenftanbe 
^ahtn,  bamitbad®efi(^t8bi(b  erfd^einen  !onnte. 

@&  ifl  nun  leidet  }u  Derflel^en,  xoit  Steid^enbad^iS  Oblel^re  entflanben  ifl. 
®eine  ^htt  t)on  einem  fd^tuad^en  9lorb(id^te  an  bem  fünfUid^en  SRogneten 
toar^  tl^eoretifd^  betrad^tet,  an  {td^  nid^t  äbel.  2)a  er  ed  felbft  nun  nid^t 
fe^en  tonnte^  fo  benuftte  er  einige  fel^r  fuggefUble  ^rauen^  benen  bie  OdUn^ 
jinotionen  leidet  Dorfuggeriert  werben  tonnten,  §u  feinen  efperimenten.  S)amit 
aber  tiertor  er  aud^  DoIIfiänbig  bie  iQerrfd^aft  aber  bie  loeitere  (SntmidHung 
ber  ©ad^e.  3)enn  ate  bie  ©enfttioen  i^re  aufmerffomfeit  erjl  auf  bie  ®e* 
fid^ttbilber  gerid^tet  l^atten,  fallen  fie  attei^  im  2)unfeln  leud^ten;  umgefel^rt  würbe 
9ieid^enbad^  nun  baburd^,  bag  bie  @enfitit)en  anfd^einenb  verborgene  ®egem 
ftdnbe  im  3)unte(n  ftnben  tonnten,  erfl  red^t  in  feinem  ©louben  an  bie  SBirt- 
lid^teit  beS  Oblid^teid  befifirtt.  SBeil  i^m  eben  bie  nötigen  pfpd^ologifd^en 
aSoraudfelungen  fel^lten^  um  bie  ^l^änomene  }u  erllären,  fa^  er  fid^  Deran^^ 
la^t,  eine  befonbere  Äraft,  bie  Dbfraft,  bie  ftd^  l^auptfäd^lid^  in  Sid^tpl^äno* 
menen  äußerte,  anjunel^men.  2)iefer  ganje  intereffante  Slbfd^nitt  in  ber  ©e^ 
fd^id^te  beg  OffultiiSmui^  ifl  alfo  gleid^  bei  feiner  @ntfte^ung  nur  aM  ®ug^ 
geflionen  l^eroorgegangen. 

^uggBmtfß  Jftnftftaumtgen  unb  (Erinnerungen. 

aSenn  man  über  irgenb  etmaS  eine  SRitteilung  er^It,  fo  ^&It  man 
biefe  im  aOgemeinen  fär  rid^tig,  DorauiSgefe^t  bag  fte  nid^t  all}u  untoal^^ 
fd^Iid^  lautet,  ober  bag  man  nid^t  befonbere  @rflnbe  ^at,  bie  SSal^r^eiti^ 
Rebe  be»  (grjäl^ler«  in  3»^ifrf  J«  ji^^"-  Unter  biefen  »orau^fefeungen  mirb 
jebe  aWitteilung  meiften»  o^ne  Jlritif  unb  naivere  ^Prüfung  geglaubt  werben.  ®ne 


476  ^e  normale  ettggeftibUitdt. 


befonbere  @arantie  für  bie  9Hd^gfeit  einer  fold^en  aRitteUting  1^  man  offene 
bor  nid^t;  fte  gel^t  auf  ®runb  ber  (SuggefHbilität  bireft  in  ha»  aSenmgtfein 
über,  weit  fie  bie  Äufmerffamfeit  gefeffelt  f)Qt,  unb  weil  bei  bem  ©mpffinger 
feine  SSorfiettungen  oufgetaud^t  finb,  bie  i^n  )u  einer  Äritif  J^eraitöforberten. 
Sold^e  @uggefUonen  gel^ören  }u  ben  geiDöi^nlid^flen  SMngen  bed  täglid^en 
Sebeni^.  S)ad  3ufammenUben  unb  ber  Umgang  mit  anberen  äßenfd^  toärbe 
ol^ne  biefe  ©uggeflibilitat  unerträglid^,  ja  unmdglid^  fein.  3lu^  ber  größte 
5CeiI  unfereÄ  pofitioen  SQSiifenÄ  ifi  feine^toeg«  etwa«,  baö  wir  xoixtliä)  ,,TOiffen*', 
fonbem  nur  etwa«,  ba«  wir  glauben;  infolge  ber  ©uggefHbilität  ifl  e«  un* 
mittelbar  in  unfer  äSemugtfein  fibergegangen  unb  für  unfere  @ebanlen  unb 
^anblungen  befKmmenb  geworben,  ausgenommen  bie  @&6e  ber  aRatJ^ema- 
tit,  beren  Slid^tigfeit  wir  auf  ®runb  einer  logif(^en  93eweidffi]^rung  einr&umen, 
unb  einer  geringen  STOenge  naturwiffenfd^af tlid^  I^atfad^en,  t)on  beren  SKd^tig* 
feit  wir  un«  burd^  Seobad^tungen  flberjeugt  l^aben,  berul^t  aH  unfer  ,,8S3ifi[en'' 
nur  auf  fuggerierten  SSorfleHungen.  SBie  t)iele  2:iere  unb  ^ßflanjen  giebt  eÄ 
nid^t,  beren  @£iflen)  wir  nid^t  bejweifetn,  bie  wir  jebod^  oud  eigener  9ln^ 
fd^auung  nid^t  fennen  gelernt  ^aben?  SBir  nei^men  e«  rul^ig  an*  im  »er* 
trauen  ju  ben  aRännem,  bie  un«  i^re  Srfal^rungen  mitteilen.  3)a8  ^ei^t 
aber  mit  anberen  SBorten,  bafe  bie  Behauptungen  biefcr  aJianner  unwiMürlid^ 
unfere  älufmer!famleit  gefeffelt  l^ben  unb  in  unfer  SJewugtfeiu  übergeben,  weil 
bie  @uggefUbiIität  burd^  unfer  SSertrauen  gefleigert  ifl.  ^I^lt  ober  foldM 
SSertrauen,  fo  wirb  eine  neue  SSei^auptung  unfere  äbifmertfamfeit  aaä)  nid^t 
unmittelbar  feffeln  fönnen;  wir  fud^en  nad^  @rfinben  ffir  ober  gegen  i^re 
SUd^tigfeit.  —  3n  nod^  l^öl^ierem  SRa^e  gilt  biei^  von  geograpl^ifd^en  unb  ge^ 
fd^id^tlid^en  Angaben.  9lte  Jlinb  l^at  man  aOejS  geglaubt,  weil  a  im  S3ud^e 
fo  fianb,  unb  weil  ber  fie^rer  t»  fagte.  @päter  l^t  man  DieDeid^t  burd^  eigene 
Slnfd^auung  biefed  ober  jenes  beftätigt  gefunben  unb  leinen  älnlajs  gehabt, 
baS  Uebrige  }u  b^weifeln. 

SBenn  fomit  ber  größte  2:eil  unfere«  pofitioen  SBiffen«  nur  ®laube 
ifl,  fo  gilt  bie«  aud^  für  ben  @lauben  im  engeren  unb  eigentlid^en  Sinne 
be«  SBorte«,  ffir  9Ieligion  unb  Aberglauben.  (Sbenfo  wie  bie  S)ogmen  ber 
pofitit)en  9leligionen  von  @efd^led^t  )u  ®efd^led^t  burd^  ©uggefUon  fortge^ 
pflatqt  werben,  fo  oerl^filt  e«  fid^  oud^  mit  bem  Aberglauben.  9Sknn  ober 
erfl  ber  ©laube  ba  ifl,  fo  ifl  ber  äRenfd^  befangen  unb  finbet  nun  ^ 
flätigung  feine«  ©tauben«  burd^  oielfad^e  SSeobad^tungen. 

®n  treffenbe«  »eifpiel  für  bie  3Rad&t  ber  fuggerierten  anfd&auungen 
^aben  wir  in  ber  (SntwidClung  be«  ^e^enwefen«.  Xro^  aDem,  wa« 
oon  t)erfd^enen  @eiten  al«  S3ewei«  für  bie  ^efenjufammenlünfte  angefü^ 
worben  ifl,  fd^eint  e«  bod^  feinem  Bn^^f^  iu  unterliegen,  bog  biefelben 
mit  allen  bal^in  ge^Srenben  Abfd^eulid^teiten  eine  reine  $abel  unb  t)ollflcmbig 
erbid^tet  finb.  9latürlid^  fanben  ftd^  bamal«  bebeutenb  mel^  Qouhettv  unb 
./fluge  grauen"  al«  jefet.    Auf  bem  ßanbe  unb  pd^er  aud^  in  ben  St&bten 


Suggerierte  Slnfd^auungen  unb  Erinnerungen.  477 

\%  meOeid^t  obgefel^en  t)on  ben  beffer  fttuierten  Jlreifen^  aQe  firjtlid^e  unb 
tieräi^tlic^e  ^ätigleit  imifd^en  i^nen  unb  ben  äßämtem  ber  Jlird^e  geteilt  ge« 
iDefen.  Sßenn  bie  äßagie  ber  JUrd^e  nid^t  Reifen  fonnte^  f o  nal^m  man  feine 
3uflud^t  ju  jenen ^  n)e(d^e  bie  alten^  von  ben  äSorfol^ren  überlieferten  9Rittel 
fannten.  @benfo  fud^te  man  n)ol^I  i^re  ^ilfe^  rotnn  t^  ftd^  um  mel^r  ober 
iDeniger  unerlaubte  S^tdt,  mit  benen  ein  ^riefler  ober  ein  SRönd^  fid^  nid^t 
gut  befaffen  lonnte^  ^anbette.  SEBenn  aber  bie  3<utberei  fo  aud^  mol^l  in 
formen  auiSgeübt  mürbe,  beren  birette  Sbflammung  t)om  ^eibentum  uid^ 
jmeifell^aft  mar  (orgl.  @.  86),  fo  ifl  eiS  barum  burd^aud  nid^t  bemiefen, 
bafe  biefe  Sauberer  unb  ^ejen  gefd^Iojfene  ©emeinfd^aften  .gebilbet  ^aben, 
Unb  nod^  meniger  liegt  irgenb  ein  SSemeiiS  bafür  t)or,  ba^  fte  ftd^,  toie  einige 
behauptet  l^aben,  ju  beftimmten  3^^^  oerfammelten,  um  Drgien  }U  feiern, 
ober  bafe  fie,  mie  anbere  annehmen,  bie  l^eibnifd^en  ©ötter  ber  aSorjeit 
oere^rt  l^ätten. 

3n  feiner  ^®ef(^i(^te  be«  DHuItiSmu«",  ob.  n,  pag.  586,  ^<d  Äicferoettcr  freißc^ 
einige  alte  ©efc^id^ten  beS  gni^altd  angeführt,  bo^  folc^e  3ufammenlünfte  oon  oerfc^iebenen 
^erf onen  gefe^en  unb  von  ben  Se^örben  fiBerrumpelt  roorben  feien.  315er  biefe  ^fc^ic^en 
flammen  aQe  aud  einer  fpäteren  3eit/  n)0  ber  ©lauBe  an  bad  $esenn)efen  voll  entroicfelt 
war;  auf  3eugniffe  au8  biefer  3eit  aber  tonn  mm,  wie  mir  glei(^  fe^en  werben,  bur(^* 
oud  fein  ©emic^t  legen.  Unb  felBft  bann,  menn  biefe  ober  jene  ©efd^c^te  ma^r  fein  mag, 
fo  fei^It  noä)  immer  ein  ftc^erer  Beweis,  o5  ed  nic^t  vielmehr  eine  9iäu5er5anbe  mar, 
bie  man  abfaßte,  unb  bie  gerabe  i§re  Sdeute  teilte,  ^a  bie  neugierige  Dbrigleit  fel^r 
§dufig  oon  ber  ^erfammlung  totgefd^Iagen  mürbe,  fo  beutet  biefe  3(rt  unb  IBeife  me§r 
auf  äitauBer  a(d  auf  $ecen.  9Ran  i^at  alfo  in  aUm  biefen  gdHen  leine  Garantie  bafar, 
ba^  man  ed  mirflic^  mit  einer  ^e^enoerfammlung  su  t^un  ^atte.  —  @5enfomenig  aber, 
mie  foldje  gef^Ioffene  @efettf(§aften  ber  §ejen  erroiefen  ftnb,  liegt  ein  Sln^alt  für  bie 
Annahme  oor,  ba^  bie  Sauberer  unb  fingen  grauen  namentlich  ju  jener  Seit,  mo  bie 
$e£en|>roBeffe  entftanben,  bie  jtonfurren)  mit  ber  SRagie  ber  Stirere  befonberd  ftarf  ge« 
trieben  l^aben. 

S)er  ®laube  an  bad  ^e^enmefen  entfianb  }u  einer  3^/  ^o  bie  Jttrd^e 
bie  aRöglid^feit  ber  3<wiberei  annai^m  (orgl.  ob.  ©.  89  ff.).  3u  ben  alten  »e* 
fd^ulbigungen  gegen  bie  Jle^erfelten  fägte  man  bie  älnllagen  megen  ^e^erei  juerft 
eis  ein  untergeorbneteS  SRoment  ^inju;  nad^  unb  nad^  trat  le^tereiS  aber  me^r  in 
ben  SSorbergrunb,  unb  nad^  einer  langfamen  @ntmid(ung,  bie  in  ben  l^iflori^ 
fd^en  Elften  oerfotgt  merben  tann,  mürbe  bie  Jle^erei  jule^t  jur  ioe^erel  9ln» 
ßatt  ber  mirflid^  e^iflierenben  Jtefterfelten  oerfolgte  man  nun  bie  gan}  ima^- 
ginären  ^e^engefeUfd^aften.  9htr  oon  biefer  fBoraudfe^ung  auiS,  ba^  bad 
^e^enmefen  ein  reineiS  ^^antafieprobuft  ifl,  lägt  fld^  bie  meitere  ©ntmidtung 
ber  @ad[ie  ertlären.  SlnfangS  ging  eiS  nämlid^  nid^t  red^t  ooran  mit  ben 
$e£enpro)e{fen  —  ganj  natürlich,  benn  man  mujste  nod^  nid^td  oon  $e^n 
unb  i^ren  ©emeinfd^aften*  S)er  ©laube  baran  mufete  erfi  burd^  ©d^riften 
unb  ^rebigten  bem  äSolIe  oorfuggeriert  merben.  Site  haS  ober  gefd^d^en 
mar,  lam  ^i  in  bie  ©ad^e.  S)enn  mir  miRen  ja,  bafe  berjenige,  ber  in 
einem  beftimmten  ©tauben  befangen  ifl,  in  ben  @reigni{fen  bed  tfiglid^en 


478  ^^  normale  SuggefHBiniftt. 


2iben&  leid^  Zf^at^aäfm  finbet,  bie  feinen  ©(auben  )u  beftötigen  fd^einen. 
3n  ben  Ueinßen  unb  notUrlid^flen  SHngen  tonnte  man  je^t  bie  S^^&tigteit 
bergen  f puren;  bie SlnHagen  n^egen  ^e^erei  nmrben  häufiger  unb  mit  ber 
aßenge  ber  ^e^enoerbrennungen  nmd^S  oud^  bie  ^urd^t,  bie  bann  mAtt  }tt 
neuen  SlnKagen  filierte. 

älber  l[|iermit  ni^t  genug.  2)ie  Gpannung  unb  bie  9lngft,  melij^e  bie 
^enprojeRe  mit  i^n  unmenfd^lid^en  S^orturen  uerbreiteten,  fd^einen  gerobe« 
)u  einjelne  ^^finomene,  bie  ben  3(ntl&gem  einen  gemiüen  Sd^ein  von  Siedet 
geben  tonnten^  l^erbeigefü^rt  )u  l^aben.  &nt&  ber  fid^erflen  unb  juoer« 
Ulfftgflen  S^ü^tn  bafUr,  ba^  ein  Slenfd^  eine  ^e^e  voax,  l^otte  man  in  bem 
fogenannten  Stigma  diabolicom^  ^^bem  Xeufeldmal".  SBenn  man  m  bem 
jlörper  ber  ^en  eine  ober  mehrere  für  @d^mer)  unempfinbUd^e  @teQen 
finben  fonnte,  fo  mar  bie  ©d^ulb  ber  83etreffenben  enoiefen  unb  weitere 
Slad^forfd^ung  fheng  genommen  überflüffig.  @old^e  anäfl^fd^en  SteDen 
fd^en  nad^  ben  alten  Serid(|ten  teineiSmegd  fetten  gemefen  ju  fein;  aber 
biefe  aßerfmale  ftnb^  mie  mir  fpäter  fe^  meri)en,  ein  d^ratteri^fd^  @9mps 
tom  fflr  bie  ^pßerie.  S)a  bie  ^pflerie  nun  ^fiufig  burd^  pfpd^ifd^e  @rregungen^ 
befonberS  burd^  Sd^redCen  unb  e^^rd^t^  auiSgeldß  mirb^  fo  fd^eint  l^ieraud  l^er» 
f orjugei^en^  bag  bie  ^urd^t  t)or  ioe^en  bie  j^pßerie  gerabe}u  in  einem  9Ra§e 
Vorgerufen  ^at,  mie  t&  unS  je^t  faft  unbegreiflid^  ifL  2>ie  urfprünglid^ 
gan)  unbegränbeten  SlnHagen  fd^einen  fo  im  Saufe  ber  3^t  Iranl^afte  $^no^ 
mene  l^erbeigeffil^rt  }u  l^aben,  unb  biefe  tonnten  bann  mieber  ate  äSemeid  fOr 
bie  S3ered^tigung  ber  SnKagen  ^ngefleQt  merben. 

9lud^  bie  j^e^enfalben  finb  mal^rfd^einUd^  nur  ein  ^robutt  ber  ^urd^t 
vor  ben  fieEenprojeffen.  SSon  ^ßorta«  SBerfud^en  (orgL  ©.  202)  miffen  mit, 
bag  fold^e  @alben  mirtlid^  oorl^anben  maren,  unb  bag  fle  nartotifd^e  ©toffe 
entl^ietten,  bie  einen  tiefen  ©d^Iaf  mit  erotifd^en  2;rfiumen  l^rüorriefen.  3)ie 
Bugen  e^auen  frül^er  3^^n  ftnb  betanntlid(i  mit  ben  ^eilenben  unb  giftigen 
(Sigenfd^aften  ber  Jlröuter  red^t.t)ertraut  gemefen.  SBarum  foQten  fte  nid^t  aud^ 
gelegentlid^  biefe  JlenntniS  b^u  benu^  l^aben,  um  ftd^  unter  ben  trofUofen 
3uft&nben  ber  ^esenprojeffe  einen  flüd^tigen  9^fd^,  eine  tur}e  äkrgeffenbeit 
mit  ben  i^en  }ur  SSerfflgung  fle^nben  SRitteln  }u  fud^en,  mie  man  nod^ 
l^eutigen  2:agei$  in  Derjmeifetten  Sagen  )um  Sllol^ol  greift?  S)a6  fie  mo^^ 
renb  biefed  Siaufd^eiS  von  ^e^enfa^rten  unb  erotifd^en  SuiSfd^meifungen  fpqieO 
mit  2:eufeln  unb  3<uiberem  träumten,  ifl  mid)erum  nur  eine  fuggeflioe  9Birtung 
be«  ©tauben«  an  bie  SBirltid^teit  biefer  SSerptniffe. 

3n  ben  atten  ber  ioe^enprojeffe  trifft  man  öfter«  ein  ^^nomen,  ba« 
im  erften  3(ugenblid(  DoOflänbig  gegen  bie  oben  bargelegte  Suffaffung  su 
flreiten  fd^eint  &  ifl  nid^t  fetten,  bag  ^auen  fid^  felbfl  bem  (Sendete 
ßeltten  unb  ber  ^e^erei  befd^ulbigten.  3Slan  foQte  bod^  gtauben,  bag  biefen 
@elbflant(agen  etma«  SEBal^re«  )u  @runbe  gelegen  l^at;  benn  ma«  ^e  fonfl 
biefe  grauen  }u  einem  folc^en  mai^nmi^igen  ©eftänbni«  bemegen  tonnen?  „&n* 


@uggenerie  Snfc^ungen  imb  ^timtetungen.  479 


fa(|c  83oiJ^it/'  fagt  StoU,  „l^otte  feinen  ©inn,  ba  e«  il^nen  burd^  i^r  2:^im 
and  eigene  fieben  ging.  (Sbenfon)enig  ^at  bie  älnna^me  SEBa^rfd^einlid^ifeit^ 
ba§  fte  ftd^^  nrie  jumeilen  bie  tppifd^e  ^pßerica  unferer  ^ge,  um  jeben  ^eiiS 
}um  ©egenflonb  einer  augergemö^nlid^en  99ege6enl^eit  tinb  jum  3^^^?^"'^  ^^ 
äUtfmertfamfeit  }u  mad^en  fud^ten.  @onbem^  um  biefe  %&flt  ju  Derflel^en^ 
muffen  wir  und  botan  erinnern,  bafe  e«  Seute  giebt,  Jbei  benen  äße»,  maS 
i^en  birett  ober  inbirelt  Q6ftd^tli(|  ober  unabfid^tUd^  fuggeriert  mirb,  fofort 
berart  ba&  @etoanb  t)oUIommener  keaßtät  annimmt  ba^  fte  gar  nid^t  mt})x 
imfianbe  ftnb,  mirtUd^  @efd^el^ned  t)on  blo^  (gebadetem,  @el^örtem  ju  untere 
fd&eiben," 

9(tö  93en)eid  l^ierfftr  fü^rt  ©toU  fotgenbed  .^reignid  aud  ber  ^(inü  bed  Brannten 
^ppnotif eitrig,  $rof.  IBeml^eim  in  92anc9,  an:  ;,®ined  2:ageiS  rief  8em^eim  einen  14i&^is 
gen  jungen  an  bad  jiranfenbett  eined  anbeten  Patienten,  9h:.  1,  unb  fragte  il^n:  ,^u, 
fage  einmal,  i^at  bir  mdjt  geftem  biefer  3Wann  l^ier  bein  Portemonnaie  weggenommen?* 
,Oui,  Monsieur,*  lautete  fofort  bie  Slntroort.  —  ,@o  erjÄ^le  un^,  wie  ba§  juging,  aber 
nimm  bic^  in  ac^t,  m^t^  M  bie  lautere  SBa^r^eit  ^u  fagen,  benn  i^ier  ifl  gerabe  Mon- 
sieTir  le  jage  (ald  fold^er  n)urbe  ber  ebenfalls  amoefenbe  $rof .  gorel  ausgegeben)  am 
oefenb,  unb  bebeide  lool^t,  ba^  beine  SCudfagen  biefen  Tlann  für  ein  l^albed  ga^r  ind  S^d^t» 
l^oud  bringen  fönnen.*  —  ^er  ^unge  bet^euert,  nid^ti^  ald  bie  lautere  äBa^r^eit  fagen  su 
woUen,  unb  beginnt  nun  9U  er^d^len,  mie  ber  5lran!e  oon  9h:.  1  geftem  107s  ^^r  an 
fein  Seit  ge!ommen  fei  unb  i^m  bad  Portemonnaie  unter  ber  SBettbecfe  ^eroorgefto^len 
^obe.  ^ernac^  fei  ber  3)ieb  in  fein  SSett  prficfgelel^rt.  ©inbringKd^  borüber  befragt,  ob 
er  bad  aSed  wirtlic^  unb  wa^r^aftig  gefe^en  l^e  unb  t>or  ®ott  befc^robren  fbmte,  ^zbt 
ber  3unge  unoenoeilt  feine  ©d^wurfinger  auf  unb  befc^wbrt  bie  9üc^tig!eit  feiner  Angaben 
bei  ©Ott.  äBd^renb  biefer  ©r^ö^lung  fc^üttelt  ber  5tranle  in  92r.  1  beftftnbig  tad^enb  ben 
^f  unb  fieUt  bie  ganje  ©a^e  in  Slbrebe.  ^er  S^nge  aber  Uf^axupitt  beren  Süc^tigfeit 
i^  ind  ©eflc^i  Semi^eim  ruft  nun  ben  5h:an!en  im  93ett  9h:.  2,  ber  bem  9h:.  1  gegem 
Aber  liegt  unb  bie  gan^e  @cene  mit  angehört  ^at,  i^erbei  unb  befragt  i^n  ebenfaSd.  S)iefer 
Rronfe,  ein  ^pftero^i^ileptifer,  n)ieber^o(t  nun  bie  @rad^Iung  bed  jungen  robrtUc^  unb  be^ 
Rauptet,  ebenfaHiS  ben  ^iebfto^I  mit  angefe^en  su  ^abeiu  Sem^eim  roenbet  ftc^  nun  an  einen 
britten  5hKmfen,  einen  älteren  HRann,  ber  ru^ig  auf  einer  8an!  fa|.  tiefer  bel^auptet 
loUblütig  unb  entf (Rieben,  nic^td  derartiges  gefe^en  su  flohen,  ^abei  bleibt  er  lange 
3eit  tro^  einbringlic^er  (Srma^nung,  ftc^  boc^  ja  rec^t  su  befimten,  ob  er  nic^td  oon  biefem 
SDiebfta^l  gefe^en.  ^Umö^lic^  Id^t  aber  bie  IBeftimmt^eit  feiner  eingaben  nad^,  er  giebt 
|u,  es  fei  möglich,  baj  ztmad  JDerortigeS  im  Äranfenfaal  paffiert  fei,  aber  er  erinnere  ftc^ 
nidjt,  etmaS  gefe^en  ju  l^aben.  SBeiter  war  biefer  3euge  ni(^t  ^u  bringen."  —  S)ie  ©e^ 
fc^id^te  t>on  bem  ^ebfta^l  i\t  natürlich  erbic^tet;  bennoc^  fe^en  wir,  n)ie  sroei  9lenf(^en 
fie  augenblicllid^  ald  SBa^r^eit  aufgreifen  unb  weiter  aui^fa^ren.  ^a  ber  eine  O^renjeuge 
oon  ber  JDarftettung  be«  anbem  ift,  berichtet  er  eS  natürlw^  mit  benfelben  SBorten.  @elbfl 
ber  britte  gel^t,  nac^bem  er  bei  bem  ISerl^öre  genfigenb  bearbeitet  ifl,  fo  meit,  ba^  er  ein^ 
tftumt,  t^  fbnne  gefd^el^en  fein. 

„aSerlegeu  mir  nun/  fagt  ©tott  weiter,  „berartige  pf^d^ifd^e  2)i8p0' 
fitionen  in  jene  Qeitm  jurfidf,  mo  bie  SRajorität  ber  aSölIer,  oon  befiänbiger 
^rd^t  Dor  ben  ioe^en  geplagt,  in  ben  einfältigfien  unb  natürlid^fien  S)ingen 
unb  @reigniffen  jauberifd^e  @inflüffe  mitterte,  fo  merben  mir  leidster  begreifen, 
mie  unter  bem  ungeheuren  ©rudfe  ber  ©eelenangjl,  meldte  burd^  bie  $ejen* 
furd^t  auf  ber  einen  unb  burd^  bie  @d^reden  ber  emigen  äSerbammnid  auf 


480  ^e  normale  @uggefHbUitftt. 

ber  aitberen  ©eüe  in  breiten  &ä)iö)tm  be«  SSoBe«  entfionb,  annc,  extrem 
fuggeftible  Kröpfe  burd^  ben  einen  unb  anbeten  unglfldHid^  dufaQ,  etam 
\>nx6)  eine  mdglid^enDeife  gan}  unbeobftd^tigte  ^embfuggeflion  ober  eine  ^oDu- 
jinatorifd^e  XeufelÄerf Meinung,  auf  bie  3bee  lommen  tonnten,  fte  feien  ^ejen, 
unb  e«  in  i^et  ©eirnffemSangfl  für  il^re  ^flid^t  l^ielten^  ^^  bem  ©eruftte 
,freitoülig'  §u  fieffcn.  9lid^t  S9o«l&eit,  fonbem  OewiffenÄongp  unb  ^eme 
©uggefHbilität  ^ot  piele  unfd^ulbige  aJicnfd^en  ju  bem  unl^oollen  ©d&ritle 
getrieben,  ber  il^ren  Untergang  Deranlofete." 

S)ag  aud^  bie  Siid^ter  im  ©lauben  an  bie  SBirflid^teit  beS  ^e^emoefenS 
befangen  unb  bei^^alb  für  eine  gefunbe  SSentunft  ganj  un}ug&ngli<i^  ^emefen 
ftnb,  bebarf  taum  eines  SemeifeiS.  ^cS  eine,  oben  @.  101  angefäl^e  S3ei^ 
fpiel  ieigt  jur  ©enüge,  ju  meld^er  fiöl^e  üon  aSerrücft^eit  bie  SuggefHbllität 
felbft  bie  intettigenteften  SWenfc^en  ber  bamoligen  Qtit  f)Qt  führen  tonnen. 

;&ugQerttrtB  Bsnisgungsn  unb  1|anblungen. 

@S  ifi  frfll^er  audfO^lid^  nad^gen)iefen  morben,  bag  eine  jebe  äSor^ 
fleQung  von  irgenb  einer  Seiüegung  bie  ^nbenj  l^at,  biefe  SSemegung  aud^ 
in  bie  2;^at  um}ufe6en.  S)amit  ifl  bie  aßöglid^feit  gegeben,  bag  SSemegungS« 
fuggeftionen  ftd^  realifieren.  SEBirb  nämlid^  bie  Slufmertfamleit  auf  eine 
fold^e  aSorpeÜung  gerid^tet,  fo  wirb  bamit  bie  »eroegung  von  felbfi  juftenbe 
tommen,  DorauiSgefe^t,  bag  baiS  ^nbioibunm  nid^t  abfid^ttid^  ber  Xenben}  jur 
Seroegung  entgegenarbeitet.  Unb  felbfl  menn  biefeS  gefd^ie^t,  wirb  bie  Se= 
megung  bennod^  bemertbar  n)erben,  fobalb  bie  Sufmertfamfoit  nur  ^inreid^enb 
flart  auf  bie  fBorfteSung  oon  ber  Semegung  tonjentriert  ifL 

9lu(^  wenn  ein  92enfc^  feinen  auSgeflrecIten  ^rm  rui^ig  su  Italien  fuc^t,  fo  nntb 
ein  in  ber  $anb  ge^enei^  $enbet  bennod^  in  Sd^n^ingungen  geraten,  fo6aIb  baS  gnbi« 
oibuum  nur  eine  lBen>egung  enoartet,  b.  ^.  feine  Ibifmerffamfeit  ftetd  auf  bie  9or{leIIung 
oon  einer  Bewegung  rietet.  @.  870  n)urbe  enoA^nt,  bo^  biefer  SSerfuc^  (et  2tvdtn, 
bie  nid^id  oon  bem  S^f^^^'^^'^'^d^  ^^  Sad^e  wiffen,  leidet  gelingt,  n>enn  man  ben 
Sorgong  in  eine  mpfüfc^e  $orm  lleibei  3)urd^  le^ered  fpannt  man  bie  (Snoortung  M 
Setreffenben  in  i^o^em  @rabe,  ober  mit  anbern  SBorten:  man  fuggeriert  il^m  bie  8e* 
megung  oor. 

Suggerierte  S9en)egungen  unb  $anb(ungen  flnb  im  täglid^en  fieben 
augerorbentßd^  l^ftufig;  fel^r  oft  ftnb  fte  aber  nur  Slad^a^mungen  Don  ben 
iQanblungen  anberer  SRenfd^en.  9lber  gerabe  beiSl^alb  ifi  ^  oft  aud^  red^t 
fd^n)er  }u  tonflatieren,  ob  eine  oortiegenbe  ^anblung  mirtlid^  @uggefUond« 
roirfung  ifl.  2)enn  außer  ber  ©uggefKon  tarnt  aud^  ein  anberer  pfpd^ifd^er  goltor 
ä^nlid^e  ^anblungen  ^en)orrufen,  nämlid^  ber  fogenannte  9{ad^a|mungi$trieb. 
eine  S)ame  fie^t,  bafe  i^re  greunbin  ein  Äleib  nad^  ber  neuefien  SRobe  be^ 
tommen  l^at;  fd^leunigji  muß  aud^  fte  ein  fold^eg  l^ben,  benn  ^man  mufe  bo(^ 
wie  anbere  aRenfd&en  ausfegen",  ißier  mad^t  fid^  alfo  offenbar  ein  ie? 
mugteiS  @treben,  anberen  }u  gleid^en,  geltenb.  ®an)  analog,  trieaeid^t  nur 
weniger  bemufet,  ifi  ba«  SScrl^ältni«,  xomn  bie  ftinber  ©ampffdjiff,  ^ferbe* 


Suggerierte  Seioegimgen  unb  $anb(ungen.  481 

bo^/  @olbaten  u.  f.  id.  fpielen.  9lud^  ^ier  tann  man  flreng  genommen 
Don  einem  SRad^a^mungStriebe  reben,  weil  ^ier  offenbar  eia  S^rieb  jurSl^ätig* 
leit  oodiegt^  ber  erfi  bur(^  bie  9lad^a^mung  befriebtgt  mtrb,  unb  }n)ar  in 
um  fo  l^ö^erem  SWafee,  je  me^r  bie  auSgefül^rten  iganblungen  mitflic!^  benen 
bet  ©rmad^fenen  gleid^en.  SHe«  jeigt  fid^  bcuttid^  barin,  ba§  bie  älteren 
Jlinber  beim  ©pielen  bie  jüngeren  üerbeffem,  romn  lefetere  ber  SBirttid^feit 
nid^  genügenb  entfpred^en.  3n  biefen  unb  in  ä^Iid^en  gftffen  liegt  ein 
S^rieb  vox,  ein  Streben  nad^  etmaiS,  unb  biefeiS  @treben  fiujsert  fld^  in 
jtoedmägigen  S3emegungen,  bie  auf  bie  SSefriebigung  bei»  ^riebeiS  abiielen. 
aber  fold^e  jmedmäfeigen,  auf  einem  natürßd^en  3:rtebe  ober  3nflinlt  be* 
ru^enben  fianblungen  barf  man  nid^t  mit  ben  fuggerierten  83emegungen  üer:^ 
»«Ifeln;  lefttere  werben  üielmel^r  baburd^  ]^en)orgerufen,  bafe  eine  aSor^ 
ftellung  bie  Slufmerlfamfeit  feffett  unb  eine  baran  gefnflpfte  Seroegung 
birelt  auÄlöft. 

©in  öcifinel  jur  Sttufirotion  be«  Unterf(^icbe8  stoift^en  inftinftioen  unb  fuggeri^r« 
ten  ^anblungen.  angenommen,  B.  ge^t  bei  ©(oüeii^  hinter  A.  auf  ber  6ira|e  unb  be» 
obad^  i§n  mit  einer  gewiffen  Stufmerffomleit;  fte^t  B.  A.  nun  pIö^Uc^  im  Segriff  su 
fallen,  fo  wirb  B.  nic^t  feiten  unn)ia!ür(i4  eine  A^nüc^e  33en)egung  mit  bem  eigenen 
Äör|)er  machen.  2)aö  ift  offenbar  bie  SBirfung  einer  ©uggeftion.  2)0^  A.  bie  Bewegung 
mad^t,  ift  gan3  natürlich;  er  ift  in  ®efa^r,  bad  ®(eic^gen)i(^t  lu  oerlieren,  unb  fuc^t  nun 
gans  inftin!tni^ig  burc^  eine  äl^erftnberung  ber  5t5rperlage  ben  @c^n)erpunft  fo  ju  oer« 
legen,  ba^  bad  ©(eid^ewic^t  mieber  ^ergefteUt  mirb.  %üv  B.  fteUt  bie  Sac^e  fic^  ober 
gans  anberiS.  ^a  er  felbft  nid^t  ausgleitet ,  ift  bie  audgefill^rte  Sdemegung  ganj  ftmtloiS, 
ja  fogor  un^mecfmälig,  meil  ein  plö^Iic^er  Sßurf  bed  5l5rperd  bie  ©efa^r  bed  gaUend  fo^: 
gor  mit  ftc^  fü^rt.  B,g  öemegung  wirb  nur  baburc^  oeranlajt,  baj  er  feine  ^ufmcrffam^ 
feit  auf  A.  fonjentriert  unb  beffen  »eroegung  fte^t. 

3n  biefem  a3eifpiele  tritt  ber  Unterfd^ieb  jmifd^en  ben  auf  bem  natura 
Kd^en  2;riebe  unb  3nfKnIt  berul^enben  ^anblungen  unb  ben  fuggerierten 
Semegungen  beutßd^  l^eroor.  9lad^  au^en  fönnen  beibe  fd^einbar  gleid^  fein; 
ber  ttnterfd^ieb  liegt  nur  im  Seroufetfein^juftanbe.  SSon  inftinftmäjsigen 
ioonblungen  rebet  man,  menn  ein  2;rieb  vorliegt  unb  ftd^  in  jroedfmäfeigen 
SBemegungen,  bie  auf  83efriebigung  bei»  2;riebe«  abjielen,  öufeert;  fo  ifi  A.8 
»emegung  eine  infiinitmäfeige.  SBirb  bagegen  bie  Semegung  nur  infolge 
ber  aSorfleflung,  meldte  bie  Slufmerlfamfeit  gefeffelt  l^at,  ^eroorgcrufen,  fo  ^aben 
mit  einen  fuggerierten  SSeroufetfrin^Jufiftnb.  ©ne  entfd^eibung  lann  man 
bemnad^  im  einjelnen  ^aße  nur  burd^  ^üfung  be«  jemeiligen  Semufetfein«^ 
jujtonbe«  treffen^  SWitunter  mag  bieg  fd^mierig  genug  fein.  3m  allgemeinen 
aber  ifi  im  täglid^en  geben  mal^rlid^  fein  SWanget  an  unjroeifel^aft  fugge^ 
rierten  83emegungen.  6«  iji  eine  befannte  2:^atfad^e,  bafe  ßeute,  bie  in  einer 
8lei]^  von  ^aiften  jufammengelebt  ^aben,  etma  ein  ß^epaar,  fid^  l^äufig  in 
SKanieren,  2lu«brudf«meife  u.  f.  f.  fel^r  ffl^nlid^  merben.  i&ier  l^aben  mir 
einen  Haren  »eroei«  für  bie  anfiedfenbe  aJlad&t  be«  »eifpiete,  für  bie  Se» 
beutung  ber  ©uggeftibilität.  ©afe  fold^e  ßeute  mit  DoDcm  »erou^tfein  ein^ 
anber  nad^a^men  fottten,  mirb  feiner  im  ®mfl  bel^aupten.    S)er  ©egenbemei« 

Seemann,  XfiergtauN  tmb  Räuberei.  31 


482  ^e  normale  euddefübilitdt. 

nntb  au^erbem  baburd^  geliefert^  ba^  beibe  ^orteten  Sigentämlid^teitm  t)on 
einanber  anne^en  lomtn,  bie  fte  fetbfl  für  unpaffenb  onfe^n  unb  folgtid^ 
gar  nid^t  anjunel^men  loünfd^en.  @d  ifi  alfo  offenbar  lebte  golge  dned 
9{ad^al^n0dtriebed.  @d  iü  un^iDeifel^aft  oiel  fd^ioerer^  fietd  eine  geioifle 
@e(b{lanbigteit  unb  Unabl^gigteit  ftd^  )u  ben)a^ren,  b.  1^.  nU^t  fo  }u  ^' 
beln^  nrie  man  anbere  ^nbeln  fielet  2)ed^Ib  (ommt  ed  eben  aud^i  )u  teU||t 
unb  Qarii  9on  felbfl,  ba6  man  bei  paffenber  ©elegen^  bie  ^onblungen 
begel^,  bie  man  ^M  t)or  9btgen  ffot:  im  gegebenen  äRomente  melbet  ftd^ 
bie  93arfieDung  t)on  einer  beftimmten  ^anblung^  unb  bomit  mirb  bie  ^onb- 
Utng  felbft  auSgelöß;  fte  i{t  alfo  gerabetu  fuggeriert. 

SEBa^  fo  oon  Snoad^fenen  gilt,  mug  natflrlici^  in  einem  meit  l^l^eren 
@rabe  oon  Jtinbem  gelten,  beren  ä3eraugtfeinSleben  weniger  felbfionbig 
ifi.  S)ie  9Ranieren,  baiS  auftreten,  ber  Orbnungdflnn,  bie  Sleinlid^teit,  bie 
XuiSbruddmeifeunb  ber  3;onfaII  in  ber  @pra(|e  eined  JtinbeiS  finb  ja  erfa^rungf« 
gemfig  meiftenS  m  genaued  abbilb  oon  feiner  Umgebung«  S)ad  itinb  tl^ut 
ha&,  toaS  eil  anbere  tl^un  fte^t,  meil  bieiS  fletd  feine  Xufmerffamteit  feffeli 
Unb  bo<j^  ftnb  felbfi  bei  bem  Keinen  jlinbe  aQe  iQanblungen  feineiSmeg^  3la^: 
al^mungen,  bie  auf  (Singebungen  berufen.  9Benn  ein  breijäl^riged  9Rab<i^en 
mit  feiner  $uppe  bod  ti^ut,  voa»  bie  SRutter  mit  bem  ftinbe  im  Saufe 
be^  S^ageiS  geti^  l^at;  menn  e&  bie  ^uppe  entfieibet,  babet,  abtrocfnet, 
in«  a3ett  legt  u.  f.  m.,  fo  fel^lt  biefer  ganjen  Slei^  von  fianb^ 
lungen  ooDfidnbig  ba«  ©epräge  het  ©uggefUon,  ißier  liegt  nur  eine  un« 
Smeifel^afte  Sleugerung  bed  ^tad^ai^mungdtriebed  oor.  2)ad  ftinb  fü^lt  einen 
2:rieb  jur  ^^ätigleit;  feine  ^^antafte  ift  in  lebl^fter  83eroegung;  bie  Sr- 
innerung  oon  feinen  eigenen  @rlebni{fen  taud[|t  auf,  unb  bie  $uppe  miri) 
ber  ©egenflanb  aQer  biefer  SSorgänge.  3)ie  ^anblungen  entfpringen  l^ier 
bem  eigenen  äSemugtfein  he&  Rinht^  ol^ne  eine  augenblicKid^e,  äußere  äkran- 
laffimg,  unb  fte  befriebigen  einen  gemiffeu  S^rieb.  fiBenn  aber  badfelbe  Jtinb 
fielet,  mie  feine  3)httter  auf  einem  naffen  äBege  baS  Aleib  l^oiiE^l^ebt,  unb  nun 
ebenfalte  fein  turjed  Jtleibd^en  lauten  anfagt,  fo  liegt  ^er  fld^erlid^  fein  be< 
munter  Orunb  oor,  „9Wutter  ju  fpielen".  Xa^  aWfiW&en  t)erftel^t  nid^t  ben 
@inn  biefer  SSeioegung,  bie  t^  }um  erflen  SRal  in  feinem  Skhtn  fie^t 
älugerbem  ift  bie  Semegung  gleid^  nad^l^er  oergeffen  unb  mirb  nid^t  mieber^ 
^It,  el^e  ba^  itinb  fte  bad  näd^fie  SRat  aui^efäl^rt  fielet  Unb  erfl  bamt, 
menn  bie^  einige  aJial  paffiert  ip,  föngt  ba«  Äinb  ,,au8  eigenem  Slntriebe*, 
ol^ne  äugere  fBerantaffung,  an,  baS  jtleib  l^od^jul^ben.  S>iefer  Umftonb,  bag 
bie  S3etoegung  anfangiS  nur  nad^gea^mt  mirb,  toenn  bie  SSorfleOung  oon  ber 
Ben)egung  oon  äugen  eingegeben  mirb,  giebt  ber  ganjen  ^nblung  ba8  ®^ 
präge  einer  urfprüngUd^en  ©uggefHon.  Später  wirb  pe  bann  wie  aBe 
anberen  befannten  ^anblungen  im  @piele  au^gefü^rt 

3n  biefen  SSeifpielen  aui^  bem  täglid^en  Seben  l^ben  mir  ^  mit  fugge^ 
rierten  Semegungen  }u  t^un,  bie  infolge  einer  normalen,  burd^  feine  befonb«röi 


Suggerierte  Seioegungen  unb  ^anblungen.  483 

Urfad&en  gepcigcrten  ©uggefHbißtot  juftanbe  lominen.  3fl  ober  bie  ©uggefH* 
bittttt  au«  irgcnb  einem  ®ninbe  er^ö^t,  fo  fönnen  nid^t  nur  einjelne  85e« 
loegungen,  f onbem au(i^ jufammengefeftte ^anblungen eingegeben nierben.  S)aiS 
Vertrauen  )u  anbeten  ift  im  täglichen  £eben  vt>o\)l  bie  l^äufigfle  Urfaci^e  einer 
erl^^ten  @uggeftibUität.  äBenn  ein  3iltn\ö)  ftd^  DoUfl&nbig  von  einem  anberen, 
)u  bem  er  3utrauen  f)at,  (eiten  lägt;  menn  er  ol^ne  Jlritit  unb  Ueber(egung 
in  einer  gegeknen  Situation  nad^  bem  State  unb  ber  anweifung  eine«  anberen 
^anbelt,  fo  ifi  biefe  fianblung  offenbar  fuggeriert.  Sie  §anblung  wirb  jur 
xt^tm  3^  t)oII}ogen^  nid^t^  meil  ba«  3nbix)ibuum  bef c^(o{!en  l^at,  f o  ju  l^an^ 
bebt,  fonbem  infolge  eine«  äußeren  3lel}e8,  nämlid(>  ber  SBorte  be«  anberen, 
bie  t^n  ooUflänbig  bel^errfd^n.  S)iefe«  ^at  bei  bem  älberglauben  eine  große 
aiotte  gefpielt.  3n  3^*^/  wo  man  gennffen  ^erfonen  bie  ©abe,  in  bie  3u:: 
lunft  ju  fe^,  jutraute,  l^at  biefe«  3wtrauen  fe^r  ^äupg  gerabe  bie  ©rfäDung 
ber  9Bei«fagung  ben)irlt,  vodl  ber  äSetreffenbe  unter  ber  fuggeftioen  3Rad^t  ber 
.„Sei«fagung"  ganj  unbemufet  in  Uebereinftimmung  mit  berfelben  l^anbette, 
fetbfi  bann,  menn  er  Diedeid^t  bie  größte  Suft  l^atte,  e«  }u  unterlagen.  @r 
war  eben  üon  ber  aSorfießung  bel^enfd^t,  fo  l^anbeln  ju  möffen,  unb  be«l^alb 
i^onbelte  er  fo  (oergL  Sle^ntid^e«  bei  ben  träumen  @.  420  f.  unb  425). 

S)te  fuggefHoe  3kaä)t  ber  3Betöfagungen  tritt  ganj  befonberd  beutUc^  in  ber  SSotnd« 
böla  Saga  ^eroor,  in  ber  Schritt  für  Sd^ritt  bie  SBirhtng  ber  Suggeftion  gefc^ilbert  toirb. 
gngemunb,  ber  fpOter  ber  Stammvater  be«  großen  idlönbifd^en  (Sefd^led^ted  ber  ^atn^* 
böten  mürbe,  ^atte  mit  ^nig  ^oralb  cm,  ber  Sd^lac^t  bei  ^ofurdfjorb  teilgenommen. 
@r  sog  bann  nac^  ipaufe  ju  feinem  Sater,  mo  er  feinen  ^fCegeoater  ^ngjalb  traf,  ber  i^n 
3U  einem  gefte  einlnb.  ^^«ei  biefem  gefte  He|  Sngjalb  wnb  feine  grau  nac^  alter  Sitte 
eine  Seibnw^fagung  oome^en  (orgl.  S.  77  f.),  um  i^r  lünftige«  Sc^idfal  ju  erfahren, 
unb  Rotten  bedroegen  ein  fimtifclje«  S^^^^^^  fommen  laffen.  Sngemunb  unb  fein  Stief* 
bruber  (^rim  {amen  lum  gefte  mit  großem  befolge,  ^ad  fimtifc^e  Sßeib  mürbe  auf  einen 
X^on,  ber  aufd  befte  gefd^mütft  mar,  gefegt,  ^n  jeber  ging  oon  feinem  $Ia|e  aud  bort^ 
^n,  um  nac^  feinem  Sc^ictfa(e  )u  fragen,  unb  bad  äBeib  propl^^eite  bann  jebem,  mie  e« 
i^m  ge^en  mikrbe;  bo4  maren  fte  lange  nid^t  aUt  gleichmütig  aufrieben  mit  ber  Stntmort, 
bie  fte  befamen.  3)ie  Stiefbrflber  blieben  ft|en  unb  gingen  nic^t  ^in,  um  bad  Sßeib  su 
fragen;  fie  fagten,  fte  fümmerten  fidj  nic^t  um  feine  ^rop^ejeiungen.  2)ie  Söloa  fagte: 
„"Bt^aüh  fragen  bie  jungen  SJldnner  bort  nid^t  nac^  i^rem  Sc^iclfale?  Sie  f (feinen  mir 
bo(^  oon  aSen,  bie  ^ier  sufammengelommen  finb,  bie  bemerfendmerteften  ju  fein."  Snge« 
munb  antwortete:  „^c^  f^abe  feine  £uft,  mein  Sc^ictfal  im  ooraud  5u  miffen."  ^34  n^iU 
tro|bem/  fagte  bie  Sbloa,  ,,bir  ed  fagen,  o^ne  ba^  bu  bamad^  frageft.  ^u  mirft  in  einem 
£anbe  ju  mo^nen  fommen,  bad  ^Slanb  ^ei^t,  bad  noc^  in  meitem  Umfang  urtS>€baut  1% 
bort  mirft  bu  ein  berühmter  ^ann  unb  alt  merben,  unb  beine  92ac^fommen  werben  ebem 
faß«  berühmt  werben  in  bemfelben  Sanbe."  3nö«ntunb  fagte:  „3)a«  pa^t  redjt  gut;  benn 
ic^  ^abe  bef($loffen,  niemals  nad^  bem  Orte  ju  sieben;  unb  ic^  mflrbe  auc^  ein  guter  itouf^ 
man»  fein,  wenn  ic$  meine  vielen  unb  guten  gamilienüinbereien  oerfaufte,  um  nac^  ben 
oben  ©efilben  a^  iiei^zn,"  S)ie  fimtifc^e  grau  antwortete:  „(&^  wirb  bod^  gefc^e^en, 
wie  ic^  fage,  unb  bai$  Sti^tn  bafür  ift,  ba^  bad  IBilb,  bad  S^atb  $aarfager  bir  in  ^afurd^^ 
fjorb  gab,  je|t  oud  beinem  Beutel  oerfc^wunben  ift  unb  ftc^  in  bem  9Ba(be,  ben  bu  bewoi^nen 
wirft,  finben  wirb;  auf  bemfelben  ift  grejr  in  Silber  abgebilbet;  unb  wenn  bu  beinen  $of 
aufbouft,  fo  werben  meine  9Borte  wa^r  werben."  ^ngemunb  fagte:  ,,f3enn  ed  nic^  eine 
Seleibigung  gegen  meinen  ^fUgeoater  wäre,  fo  würbefl  bu  ben  2o^n  fflr  beine  $rop^e« 


484-  ^^  tiDtmale  @UQgeftibi(ität. 

Seiun^  an  betnem  Itopf  bt^a^ii  betommtn;  ba  ic^  jeboc^  !etn  9lauf5oIb  bin,  fo  mag  ed  ba« 
mit  gut  fein."  Sie  ontmortete,  er  bvaa^t  nic^t  böfe  ju  werben;  aber  ^emunb  fagtCr 
ba^  fie  in  einer  bdfen  8tunbe  ^ergefommen  fei;  morouf  fie  toieber  antwortete,  bag  bie 
$ro|)^ejeiung  flc^  bodj  erfütten  mürbe,  ob  fle  i^m  gefiele  ober  ni^t  Sngemunb  mar  miii 
benfelben  SGBinter  unb  ben  ©ornmer  barauf  bei  feinem  Sater,  unb  feierte  foborat  feine  $o<^ 
seit,  bei  mtU^ex  Gelegenheit  itdnig  ^aralb  sugegen  mar.  Sngemunb  fagte  bann  sum  ftdnige: 
^34  bin  mit  meinem  Sofe  §ttfrieben,  utib  ed  ift  eine  gro^e  §§re,  ®uer  SBo^ImoOen  su 
^oben;  aber  »ad  baiS  finnifc^e  9Beib  mir  von  ber  S^erdnberung  meiner  Stngelegen^eitea 
propi^eaeit  i^at,  ge^t  mir  beßänbig  burd^  ben  jlopf,  unb  ic^  fd^e  am  liebften./  ba|  ed  nic^t 
ma^r  werben  möge,  ba(  ic^  meine  odterlic^en  ©flter  oerlaffen  mü^te.''  „(&i  fann  bo(^  etrna^ 
SSal^rei»  baran  fein,"  fagte  ber  JtBnig,  ,,ba|  ^ejr  fein  ^Ib  bort  nieberlaffen  unb  feinen 
(Si^renfit  bort  errieten  laffen  miU."  Sngemunb  gefianb  nun  aud^,  ba|  er  mo^(  miffen 
mbc^,  ob  er  fein  8iQ)  bort  fOnbe,  xovxn  er  feine  ^au^btter  bort  aufri(^tete;  „unb  i^ 
min  nid^  oerj^eimlid^en^  ^err,"  ffigte  er  ^inau,  ,,ba(  id^  oori^abe,  einige  Rinnen  p  ^o(en, 
bie  mir  bie  Sefc^affen^eit  bed  ^nbeS  seigen  fönnen,  mo  ic^  ^in  foS,  unb  ^a^  ic^  fie  nac^ 
Sdlanb  SU  fenben  gebenle."  3)er  jtönig  antwortete,  bieiS  !bnne  er  gerne  t^un,  unb  nac^ 
feinen  (bed  JtbnigiS)  ©ebanlen  würbe  er  bort^in  si^en. 

3ngemunb  fml^te  mm  mit  $ilfe  einiger  s<ntber!unbigen  ^nnen  ^aöpn^t  von  Z^-, 
lonb  SU  er^ltem  6ie  gaben  i^  auc^  Sefc^eib  oom  Sanbe  unb  fagten,  ba|  er  genBtigt 
fein  würbe,  felber  hinüber  su  reifen«  ,,^d  ift  aud^  meine  Kbfic^t,"  fagte  er,  „man  !amt 
ja  boc^  nic^t  bem  @c^id(fa(  wiberftreben."  ®r  beloi^nte  bann  bie  {Rinnen  reid^Uc^  unb  (ie^ 
fie  sielten.  —  (&t  bütb  nun  einige  3^  ni^ig  <uif  feinen  $öfen,  sbg  bann  sum  ^nige  unb 
ersd^Ite  i^m  fein  S^or^aben  unb  feine  Stbftd^t.  ^er  jtbnig  antwortete,  ba|  ifyai  bieS 
nic^t  unerwartet  fdme;  ed  wdre  nic^t  (eid^t,  bem  su  entgegen,  wai^  befUmmt  fei.  3nge? 
munb  fagte,  fo  fei  ed,  unb  er  ffohe  aSed  oerfuc^t,  waS  er  fönnte.  ^)er  jtdnig  fu^r  fort: 
„3n  welchem  £anbe  bu  auc^  bip,  bu  wirft  gee^  unb  angefeljen  werben;"  er  fdjenfte  i^m 
fobann  ebenfo  wie  fonfl  eine  (g^rengabe.  2)arauf  gab  gngemunb  feinen  gfreunben  unb 
anberen  ^Auptlingen  ein  inrd^tiged  ©aftma^t,  bcA  wd^renb  bedfelben  um  i^re  9Utfmer!fam? 
feit  unb  fagte  bann:  „3(^  ^abe  bef($Ioffen,  meine  SteSung  su  oerdnbem  unb  nac^  ^^lanb 
SU  si^^^n,  me^r  weit  e9  ber  f&iUe  bed  (S^icffald  ift  al^  m^  92eigung;  wer  mit  mir  sieben 
Witt,  bem  fte^t  ed  frei,  e«  fott  aber  auc^  jebem  überlaffen  werben,  ^ier  surüdsubfeiben, 
wenn  er  bied  lieber  witt."  ©eine  SBorte  fanben  fe^r  üiel  ©eifatt,  unb  fie  fagten  atte, 
ba^  fein  e^ortgang  i^nen  ein  großer  Serluft  fei,  aber  wenige  feien  mächtiger  al9  bad 
ed^dffal." 

S)Qg  berartige  @reigni{fe  aud^  in  fpäteren  Briten  red^t  allgemein  ge» 
»efen  finb,  liegt  in  ber9latur  ber  ©ad^e.  ,,  ©einem  ©d^idfal  fann  niemanb 
miberfheben^^  —  fofem  man  glaubt,  bag  bai^  ©d^idfal  mirflici^  im  ooraud 
befHmmt  ijl,  unb  ba^  eiJ  nid^t«  nüiit,  bagegen  anjufämpfen.  — 

SSon  biefem  ©tanbpunft  aui^  ift  audd  bie  einflufereid^e  ©tellung  ber  afho- 
logen  t)om  9Ritte(alter  an  bid  in  bie  neuere  3^  W^  ^^^^  begreiflid^. 
SEBenn  bie  ^rflen  fi6)  iQofaflrologen  hielten,  bie  bei  allen  loid^ttgen  @reigni{fen 
in  ben  ©temen  ben  SBiQen  beiS  ©d^idCfotö  erforfd^en  foOten^  fo  ifl  bied  ido^ 
tid^  leine  ^ormfad^e  gewefen.  3Slan  glaubte  an  bie  Slfirologie,  unb  man 
rid^tete  fid^  nad&  ben  SluÄfagen  ber  ajirologen;  unb  fo  gingen  bie^oroflope 
aud^  in  ©rfüBung.  9Wan  $at  gefd^id^tlid^e  Ueberlieferungen  bat)on,  bog  gürflen 
i^ren  e^elid^en  ^flid^ten  in  bem  älugenblide,  ber  pon  ben  Sflrologen  ate  ber 
gflnfUgfte  für  bie  (Smpfängnid  eined  eoentueSen  3;^onerben  b^c^net  loar^ 
nad^gefommen  finb*    3Bo  ein  fo  blinbe«  Vertrauen  su  ber  2)iömation*funS 


©uggcrierte  orgonifc^e  SJeränbcrungcn.  485 

^crrf(|t,  ifl  bie  ©uggejttbilitot  offenbar  auf«  pd^fie  gefieig^rt,  mit  cS 
tatm  uniS  ni^t  tounbem,  xomn  wir  finbcn,  bafe  bo«  bei  ber.  ®eburt  eine* 
%ixt^tn  aufgeflellte  iQotoffop  in  ntand^en  (Sinjell^eiten  ftd^  tl^atfäd^Iid^  al* 
^pal^rfagenb  erwlefen  f}at  S)a5  ganje  Seben  be&  3Banne«,  feine*  ©ebanfen 
ttnb  Stimmungen  ftnb  DoQflänbig  von  feiner  JlenntnüS  über  feine  Bu^^i^ft 
fuggefUt)  beeinflußt  unb  getragen«  3Bar  i^m  ein  @ieg  in  einer  B^la^t 
propl^e^ett^  fo  entflammte  bieiS  ben  SRut  xd(i)t  nur  bed  f^rflen^  fonbem  aud^ 
ie«  ganjen  ioeere«;  mar  eine  SRieberlage  gemei^fagt,  fo  oerfanf  man  in  3ftuU 
ioiigleit  —  unb  ber  ©ieg  unb  bie  Siieberlage  mürben  notürlid^e  folgen  ber 
l^errfd^enben  Stimmung,  ^©einem  ©d^uffale  lann  niemanb  miberllreben/'  — 
pio^  l^eutigen  Xage*  giebt  eiS  btinbe  Sln^ängcr  ber  Slfirologie,  unb  ba  bie^ 
felbe  Urfad^e  immer  biefetbe  Sßirfung  l^at,  fo  ge^en  bie  ^oroffope  immer 
nod^  in  erfüllung,  weil  fie  afe  ©uggefiion  mirfen. 

Sltö  SSeroci«  hierfür  fü^re  idj  fotgenbe«  Sruc^ftüd  eine«  »riefe«  cai  mi(fy  an:  „^a 
IJlerfur  mein  Q^eBurtdpIanet  ift,  fo  mu^  er  bebeutenben  @influ^  auf  mein  gat^e«  SeBen 
^a5en.  Slber  hierfür  bebeutet  gemä^  feiner  fc^neUen  Bewegung  SSerdnberuhg ,  Steifen 
unb  5tinber.  2Rein  gonae«  £eben  ^ot  biefe«  ©eprdge  gehabt;  ic^  ^e  unaBänberlid^  meine 
^ebenSfteUung  verdnbert,  ein  paar  SRale  eine  9%eife  um  bie  ®rbe  gemacht  unb  mic^  mele 
So^re  in  anberen  SBeltteilen  aufgehalten,  '^n  fehlten  nur  noc^  bie  i^inber.  92eu(ic^  traf 
i(^  einen  ^äbagogen,  auf  beffen  @mpfe^(ung  ^in  ic^  a(«  Seigrer  an  einer  Schute  ange« 
nommen  mürbe;  je|t  ^abe  id^  bie  Slbfid^t,  ben  (e|ten  Sd^ritt  ju  t^un  unb  bereite  mic^  für 
ba«  @(^uIIe^rereEamen  oor  —  in  »otter  Uebereinftimmung  mit  meinem  §orofIop.  ^iefe« 
ift  boc^  fe^r  {(ar,  obgleich  i^  nid^t  baran  smeifle,  ba^  @ie  e«  Qu^aU  nennen  merben."  $ier 
t^  mein  ®eroäl)r«mann  mir  Unrecht.  3me«  bie«  ift  fein  Qu^aü,  oielme^r  ift  e«  ber 
fpnnenllarfte  Semei«  für  bie  3Ra^t  ber  ©uggeftion. 

>§uggßrißrfß  organifdjß  Bcränbccungcn. 

@d  ifl  bidl^er  aui^fd^Iießtid^  oon  bem  @influß  ber  ©uggefHon  auf 
ba«  Seioufetfein^Ieben  unb  oon  ben  barau«  l^eroorge^enben  33eioegungen 
ber  miEfürlid^en  3WugfeIn  bie  SRebe  gemefen.  3m  ©egenfafe  ^iei^u  fielen  bie 
inneren  organifd^en  SBeränberungen,  biejenigen  be«  fierjen«,  be«  Slutgefäßs 
fpfiemö,  be«  SWagen«,  be«  3)arme«  unb  ber  3)rüfen,  SBeränberungen,  über  bie 
bQ&  3nbioibuum  nid^t  §err  ifl,  unb  bie  e«  nid^t  nad^  Setieben  l^eroorrufen 
lann.  3)amit  ift  aber  nid^t  gefagt,  bafe  jene  Sßeränberungen  nid^t  Don  ben 
33en)ußtfein«}uftänben  ab^ngig  flnb;  e«  }eigt  fid^  im  ©egenteil,  bajs  befUmmte 
feelifd^e  3wfiänbe  immer  oon  gefeßmäfeigen  SBeränberungen  in  ben  oerfdl^ie^ 
benen  Drganen  begleitet  merben.  ©o  oerme^rt  eine  Slnfpannung  ber  Sluf- 
merffamleit  bie  S<'^^  ber  i&erjfd^läge,  mäl^renb  umgele^rt  eine  6rfd[|laffung 
biefetbe  ^erabfeftt.  SBirb  bie  Slufmerffamfeit  auf  einen  befümmten  ^eil  be« 
Äörper«  gerid^tet,  f o  oerfinbert  fl^  bie  SBeite  ber  »lutgefäfee  an  biefer  ©teile, 
fo  baß  bie  93Iut}ufu]^r  }e  nad^  ben  Umftänben  gesteigert  ober  l^erabgefe^t  mirb. 
gemer  finb  unfere  ®efd[imad«empfinbungen  fo  fonflant  von  einer  SSerfinbe^ 
rung  ber  ©peic^elabfonberung  begleitet,  baß  eine  bloße  ©rinnerung  an  eine 


486  ^ie  normale  @U0geftiMIität. 


fold^e  ©mpfinbung  blcfc  aSeränbcrungen  l^ctDotnifen  fann.  ,,3)0«  SQBaffet 
lauft  ma^  f(|on  bei  ber  Srinnerung  an  faure  ober  fage  ^(j^te  ,,tm 
aßunbe  {ufammen^;  ber  9Runb  toirb  trocfen  bei  ber  (Erinnerung  an  etioQi» 
Sitterei^  u.  f.  id.  ßnblid^  iß  jebe  fiarfe  Erregung  von  ausgeprägten  ^erönbe« 
rungen  bt&  gan}en  DrganidnmiS  begleitet;  bie  Sltmung,  bie  i^erjt^ätigteit,  bie 
SSMte  ber  @efäge  unb  bie  93en)egungen  beiS  2)armed  loerben  in  beftimmter 
SSeife  unter  bem  Sinfluls  Derfd^iebener  ©emOtiSbeioegungen  mobif^iert.  S>iefe 
SSerftnberungen  treten  aber  nid^t  nur  bei  einem  nrirllid^en  Siffefte  auf,  fonbem 
bie  einfädle  (Erinnerung  an  eine  fold^e  ©emtttdbeniegung  tann  biefelben 
organifd^en  93erönberungen  in  geringerem  äRajse  l^erbeiffl^en. 

Me  biefe  ^atfad^en  {eigen,  bag  eine  genaue  SSerbinbung  pif d^en  ben 
93en)ugtfeinjSp]^änomenen  unb  bem  3^f^^t>^  ^^  gc^njen  Organismus  vox^ 
l^nben  fein  mug.  Xamit  ifi  aber  aud^  bie  Slöglic^Ieit  gegeben,  bag  Sug- 
gefiionen  ©nfluB  auf  bie  organifd^en  Buflänbe  ^aben.  ©old^e  ©uggefHonen 
ftnben  in  ber  $)eilltmbe  Dielfad^e  Slnmenbung  unb  mirten  im  allgemeinen  um 
fo  fidlerer  unb  fräftiger,  je  größer  bie  ©uggeflibilitfit  beS  Patienten  ifl; 
le^tereS  ifl  aber  mieberum  t)on  bem  3^trauen,  baS  ber  ^tient  )um  9lr)te 
l^at,  abl^ängig.  @d^on  am  ©d^luffe  beS  13.  ^al^r^unbertS  ^tte  ein  3}larvx 
mie  SImolb  SSillanoua  eS  ffar  eingefel^en,  bafe  eS  für  ben  ärjt  fid&  mefent^ 
lid6  barum  l^anbele,  baS  Vertrauen  beS  ^Patienten  ju  befifeen;  benn  „bann 
tann  er  aQeS  auSrid^ten^  (orgl.  oben  @.  167).  9lud^  jegt  räumt  loo^l  jeber 
einfid^tSooQe  9lr}t  ein,  bajs  bie  Suggefiion  bei  einer  Jtranf^eit  einen  großen 
Einfluß  fyti,  iebenfaQS  bei  ben  Seiben,  mo  man  feine  fpqififd^en  arjnei^ 
mittel  anmenben  fann.  (SS  bqie^t  fid^  baS  nid^t  tttoa  nur  auf  neroöfe 
3ufiänbe,  bei  benen  bie  ©uggefHon,  bie  pfpd&ifd^e  Se^anblung,  mo^l  immer 
baS  mefentlid^ße  ifl.  9lud^  in  ben  meiften  anberen  ^aUtn  mirb  baS  Skr- 
trauen  beS  Patienten  )um  9lr}te  oon  außerorbentUd^er  93ebeutung  fein.  3^ 
näd^fi  mirb  bie  Seru^igung,  meiere  bie  bloße  Sinmefen^eit  beS  ärjteS  ^eroor* 
rufen  fann,  ben  Organismus  in  feinem  Aampfe  gegen  bie  Jtranf^eit  fc^on 
n)efentlid^  unterftü^en. 

SBd^renb  gurtet  unb  9(ngft  bie  Äranfijeit  gerobeju  »erfc^Ummem,  ift  eine  erfreuenbe 
Ueberraf($ung,  eine  gehobene  ^Ümnntng  ber  (Stenefung  fe^r  f örberlic^.  SBeU^e  Sebeutung 
bie  gurc^t  anftedenben  i^ronl^eiten  gegenäber  l^en  !ann,  ift  in  ber  belannten  morgen« 
(önbifd^en  Sage  oon  bem  gfürften  unb  ber  ^^olero  auSgefproc^en.  ^er  grürft  begegnete 
eines  2:ageS  ber  G^olcra  au&er^alb  ber  6tabt  unb  fragte  fte,  wie  oiele  IRenfc^en  fie  biefeS 
2RaI  ju  ^olen  gebä(^te.  ;,2:aufenb/  antwortete  bie  ©ftolera.  9K«  bie  Spolera  wieber  oon 
ber  @tabt  fortjog,  begegnete  ber  ^rft  i^r  wieberum  unb  machte  i§r  Sonoflrfe,  ba^  fie 
ni(^t  2Bort  gehalten  ijabe;  anftatt  taufenb  ^fttte  fte  fünftauf enb  ^inroeggerafft  ^9lein/ 
antwortete  bie  (Spolera,  ^4000  ^at  bie  gurdjt  getötet."  —  9lnbererfeU«  ifi  eS  eine  be* 
!annte  6ac^e,  ba|  eine  leichtere  Stranl^eit,  ein  geringer  ©id^tanfall,  jlopff^mer)  u.  f.  f. 
burc§  eine  frö^Uc^e  Stimmung  fpurlo«  oerfc^winben  fann.  ®S  ift  fomit  begreif lidj ,  boj 
bie  Gegenwart  eines  Vertrauen  erwed enben  älr^teS  fd^on  pf94if4  ^inen  gfln^gen  (ünflu^ 
auf  bie  ^ran!|eit  ausübt. 


Suggerierte  organifc^e  Seränberungen.  487 


SBeiter  aber  fann  bie  burd&  ba«  aScrtrauen  gcfleigertc  ©uggeftibilität  in 
mandöertci  2Beife  üom  arjte  auiJgenußt  werben.  Sie  ©rfa^rimg  te^rt,  ba§ 
bie  SSorfteDung  ober  bie  Snoartung  einer  beftimmten  förperUc^en  9?eränberung 
Wefe  l^äufifl  im  Saufe  einer  füqeren  ober  längeren  3^tt  toirltid^  l^erbeifül&rt. 
S)en  Sinflu^  jener  auf  organif(!^e  SSerönberungen  ertennt  man  baran,  ba^ 
bie  blofee  SSorfießung  eine«  ftälte^  ober  SQSärmegefü^lö  in  einem  beftimmten 
Äörperteile  bie  Slutjufu^r  ju  ber  ©teße  oeränbert.  aud^  bie  (Srfolge  ber 
9Ränner,  bie  ftd^  in  früheren  S^m  mit  Jtranfen^eitungen  befaßten  ^  be^^ 
weifen  ben  Ginflug  bed  Seelenlebend  auf  ben  Drganidmud.  Dbgleid^  bie 
ärjtlid^e  Annfi  bamatö  bod^  oiel  unoemünftiger  unb  unooQtommener  mar, 
ate  ^eutigentagiS^  fo  Dermod^te  fte  boä)  Teilungen  ju  erjieten.  SBir  miffen 
ferner^  bag  baiS  ÜDienfd^engefd^le^t  S^^^^ufenbe  ^inburd^  fid^  nur  mit  äSe- 
fc()mörungen^  SaubtxQt\änQm,  Sieliquien,  älmuletten  unb  Spmpat^iemitteln 
in  ben  meiften  Aranf^eitdfäden  be^olfen  ^at.  Selbfloerftönblid^  fd^lugen 
biete  magifd^en  Slittel  natürlid^  aud^  fe^l,  meil  nid^t  ade  Jtranl^eiten  ftd^ 
auf  pfpd^ifd^  Sßege  lieben  la{fen. 

®i  toaren  leine^toegd  nur  bie  ^omerifc^en  Reiben,  bie  ,,bod  ^lut  burc^  Sefc^ioönmg 
$u  ^emmen"  oerftanben  (orgt.  oben  6.  47) ;  baSfetbe  lommt  noc^  in  unferen  Xagen  oor, 
aUerbingd  n)o^(  ^auptfdc^Iic^  nur  in  weniger  oufgeKärien  QJegenben,  n)o  man  an  bie  SRoc^t 
eineg  3«"^erfpru(^c«  no(§  glaubt.  910  öeroei«  hierfür  »eröffentlidjt  ©tott  einen  ©rief 
eine«  fc^lefifdjen  ©eiftüc^en  ©tanbfuj,  in  bem  ber  ^aftor  eine  magifc^e  Äur  fd^ilbert, 
beren  ^ugen^euge  er  felbft  gewefeu  ift:  ^93ei  9(nlegung  eined  mum  jlird^^ofed  in  Sd^reiber^ 
^u  (9liefengebirge)  würbe  bad  ben  gewä^en  ^lo^  umfäumenbe  ^eftrduc^  ausgerottet. 
@inei$  %a^ti  befanb  ic^  mi(^  unter  ben  Strbeitem  unb  prte,  wie  einer  oon  i^nen  über 
ben  $Ia(  laut  ^inrief:  ,3fk  jentanb  ^ier,  ber  8Iut  befprec^en  !ann?'  worauf  ein  anberer 
in  einiger  Entfernung  antwortete:  ,3a!*  unb  ali^baD)  auf  ben  Siufenben  sufd^ritt.  Z^ 
folgte  i^m  unb  fteüte  mic^  fo,  ba(  i4  bad  S^ome^men  ber  beiben  gut  beobo^ten  lonnte, 
o§ne  fte  barin  ju  ftbren.  2)er  $üf efudjenbe  l^atte  fidj  mit  einer  fc^arfen  5(jt  in  ben  Satten 
ber  linfen  $anb  ge^acft  unb  eine  ftar!  blutenbe,  tiefe  Sunbe  beigebrad^t.  ^er  anbere 
na^m  bie  oerwunbete  §anb  in  feine  Jiec^te  unb  murmelte  einige  unocrftänblic^e  SBorte; 
ob  er  fonft  noc^  etwaig  ooma^m,  tonnte  ic^  nic^t  beutlic^  fe^en,  ober  id)  erinnere  mic^ 
nid^t  me^r  beftimmt  baran,  ba  bad  ©raä^lte  oor  etwa  50  ^a^ren  gefc^a^,  boc^  meine  iä), 
bie  oerwunbete  §anb  fei  wÄ^renb  be«  SRurmeln«  beftri(^en  worben.  Ä18  fte  naä)  furjer 
3eit,  etwa  ein  bid  swei  SliHnuten,  wieber  lodgeloffen  würbe,  trat  i^  nä^  unb  fa^  ttan 
genau,  ba^  bie  SBunbe  gar  nid^t  me^r  blutete,  fonbem  aufgelaufene,  blaue  9länber  ^atte. 
Db  bie  Teilung  balb  unb  gut  erfolgt  fei,  wei^  ic^  nic^t  me^r,  boc^  f^at  fie  iebenfallS  nic^t 
einen  fc^limmen  Serlauf  genommen." 

Sie  gleichgültig  bie  IBe^anblung  felbft  fein  lann,  wenn  ber  ^atient  nur  an  bie 
äBirlung  berfelben  glaubt,  fte^t  man  oieSeic^t  am  beften  aud  folgenbem  gall.  @in  Sauer 
!onfultierte  ben  berühmten  9Cr)t,  ben  dürften  ^o^enlo^e,  wegen  einer  3ungenld^mung,  bie 
i^n  natürlich  ftumm  machte.  iDer  9lr$t  wollte  bie  Temperatur  bed  Patienten  meffen  unb 
ftetfte  i^OT  ein  X^ermometer  unter  bie  3«tt0«'  ^Iber  ber  Sauer  glaubte,  e«  fei  ein  3"* 
firumcnt,  mit  bem  bie  3w«Ö«  operiert  werben  foKte,  unb  al«  ber  Slrjt  ba«J  2:^ermometer 
fortno^m,  fiel  ber  3Rann  auf  bie  jtniee  unb  rief  mit  hräftiger  Stimme:  „@ott  fei  gelobt, 
ic^  bin  gefunb,  ic^  lann  wieber  fprec^en." 

SBenn  Suggeftionen  alfo  in  gewiffen  'S^\ltn  eine  beinahe  augenblidlli($e  fßirhtng 


488  2)tc  normale  (SuggefüMIität. 

öcrporrufen  fönnen,  fo  wirb  natürlich  eine  regelmäfiig  wieber^ottc  ©uggeftion  im  Saufe  ber 
3cit  faft  un0lau6Ii(^e  S^inge  erreichen  muffen.  3n  biefer  ^inftt^t  ^oBen  bie  Amulette  ft^er 
eine  gro&e  Siottc  gefpielt.  SBirb  ein  Slmulett  al«  @<iujmitte(  gegen  eine  befkimmte  Äranf* 
l^eit  getragen,  fo  f)&lt  e«  bie  gurdjt  oor  biefer  Äronffteit  fem;  unb  bie  öebeutung  IJienion 
^aben  mir  fd^on  oben  tennen  gelernt,  äßirb  ein  3(mulett  bagegen  ^ur  Teilung  einer  ^ronl^ 
f^t  angelegt,  fo  wirb  eiS  offenbar  n>ie  eine  ftetd  mieber^oUe  @uggeftion  mtrfen,  fo  oft 
bad  ^nbioibuum  badfelbe  fft^lt  IReiftend  wirb  ein  fol^er  ©egenfUmb  unmittelbar  auf 
bem  jtörper  unter  ben  jtleibem  getragen;  bti  jeber  IBemegung  mirb  ber  2)ru(!  ober  bie 
Reibung  beSfclben  auf  ber  ^aut  gefüllt  werben  unb  bei  bem  Patienten  eine  beftimmte 
S^orfteUung  enoecfen.  Stein  äBunber,  ba|  eine  folc^e  anl^altenb  mieber^olte  6uggeftion  im 
Saufe  ber  StU  wirllid^  frftftige  3Bir!ungen  ^eroomifen  !ann.  gm  9(lterium  ^otte  man  su 
biefem  Qxotde  33ef(^n)brungen^  bie  auf  ©tein*  ober  SWetattplatten  gef ^rieben  waren,  im 
ST^ittelalter  ^eiligenreliquien  ober  magifc^e  @igille^  je|t  braucht  man  $olta!reu^  —  man 
fie^t:  bie  33efc^af|en^eit  ber  Amulette  ift  gans  glei^gültig,  t^  !ommt  ^auptföc^lic^  nur  auf 
ben  (^la\ibtn  bed  ^dienten  an.  @o  gewi^  aber  bad  S^oltafreua  wirflic^  in  manc^n  ^en 
eine  Teilung  mit  [lä)  geführt  ^at,  fo  f)abzn  wir  auc^  feinen  @runb,  bie  SBirfung  ber 
Slmulette  in  früherer  3^  9"  bezweifeln.  6ie  ftnb  ebenfo  ^eleftrifd^"  gewefen  wie  bie 
Soltalreuje,  bie  fi(^er  nur  auf  bie  ^^antafie  ber  Patienten  eleftriftercnb  einwirfen. 

SBenn  bie  ©uggefiion  fo  jum  Slufeen  bt&  SRöd^ftcn  gcbroud&t  werben 
fann,  fo  läfet  fie  fic^  ftd^erlid^  ou^  jum  ©droben  anxotübttt.  3)ie  grofee 
3Ra6)t,  bie  man  ju  a\lm  ^tittn  ber  SBerflud^ung  jugefd^rieben  f)cA,  ift 
n)efentli(^  fuggeftioer  Statur. 

9luf  oerfc^iebenen  Snfcln  ber  @übfee  benujt  man  fte  noc^,  um  an  einem  perfon« 
liefen  geinbe  in  §ö(^ft  raffinierter  Seife  dia^e  5u  nehmen;  bie  SRet^obe  ^eigt  ^i^n  tot 
btttn".  Unter  gewiffen  feierlichen  Scttmotdctn  wirb  T^er  betreffenbe  geinb  oerfluc^t;  er» 
fd^rt  er  ed  nun,  fo  !ann  bie  gfurc^t  oor  ber  feierlichen  ^erfluc^tmg  fo  gewaltige  Störungen 
im  ganaen  Drganidmud  l^eroorrufen ,  ba^  er  t^atföc^lid^  auc^  im  Saufe  einiger  Si^onate 
ftirbt  @benfo  wirft  offenbar  auc^  bie  fogenannte  ^SSersauberung  oermittelft  eines  Silbed", 
bie  oon  ben  S^tzn  ber  ^^albder  an  bid  ind  9)}ittelalter  ^inab  angewanbt  worben  unb 
ou(^  bei  ben  meiften  wilben  Sölferfc^aften  befannt  ift  (orgl.  oben  6.  19  unb  32),  bun^ 
bie  aWad^t  ber  @uggeftion.  SBenn  ein  HKenfd^  erfährt,  baj  biefe  ober  jene  mörberifd^ 
^anblung  an  feinem  S9ilbe  ooUjogen  ift  unb  baran  glaubt,  fo  fann  bie  e^urd^t  i^n  if^ai* 
fdc^lic^  oHmä^lic^  ju  Orunbe  richten. 

Unter  befonberiJ  günfügen  Umftänben  wirft  aber  bie  pfpc^ifd^e  SeJ^anb- 
lung,  mmn  fie  bie  SReligion  mit  ju  Qil^t  nehmen  lann.  SHe  ©uggefK^ 
bilität  erreicht  baburd^  einen  ^ö^epunft^  ben  boiS  gemö^nlid^  SSertrauen  )u 
ber  aWad^t  eineiJ  3Wenfc^en  feiten  erreid&t. 

9Bir  wiffen  benn  aud^,  bag  bie  är^tlic^e  99e^anblung  in  ben  Sempein  gewiffer  ©Ott- 
Reiten,  ber  fogenannte  „3;empelfc^laf",  su  attcn  3«iten  wegen  ber  bamit  ocrbunbenen,  wunberr= 
baren  Teilungen,  bie  ber  ®ott^cit  jugefd^rieben  würben,  §o(^  angefe^en  gewefen  ift  3*" 
Saufe  ber  gcit  ^abcn  biefe  ^eilenben  ÖJöttcr  jwar  ben  'Flamen  gewec^felt  —  bei  ben  ©riec^ 
war  eö  2lpoll  unb  9le§fulap,  bei  ben  Seg^ptem  ©erapiS  — ,  aber  bie  öe^anblungdweifc 
unb  bcren  Sßirfung  ift  m  wefentlic^en  biefelbe  geblieben.  3)er  Äranfe  erfcf^cint  an  bem 
^eiligen  Drte  l^od^grabig  fuggeftibel  burd^  fein  3Jertrauen  jur  ©ott^eit,  unb  biefe  ©uggefH* 
bilität  wirb  nun  burc^  atte  möglid^en  SWittel  bid  ju  einem  efftatifd^en  S^f*«"^  ^^^^  Ö^ 
ftcigert.  2?er  Slnblicf  oon  SJotiotafeln,  bie  jur  Erinnerung  an  ooHjogene  Teilungen  er^ 
richtet  finb,  bie  3WuJif,  bie  ^rojeffionen,  ber  Schlaf  an  ber  geweiften  6tätte,  bie  ganjc 
religiöf e  ^tmofpl^dre :  alled  tr&gt  baju  bei,  ben  Glauben,  bie  Öffnung  unb  bie  Erwartung 


Suggerierte  organifc^e  iBerftnberungen.  4g9 


ber  |>cilung  auf  b(tö  $ö(^fte  }u  fpannen.  3ft  bie  Äronf^eit  nun  überhaupt  auf  pfgd^ifc^em 
Söeg^  beeittflujbar,  fo  gehört  nur  no(^  ein  iu^&Uiqex  Umftanb,  3.  ».  ber  Glaube  beS  Äronlen, 
bot  feine  Oenefung  ju  einer  beftimmten  Stunbe  eintreten  werbe,  baju,  unb  ber  ^otient  wirb 
t^atfäc^Ud^  wie  burc^  ein  SBunber  au  biefer  Seit  von  feinen  Seiben  befreit  »erben  fönnen. 
@o  roax,  fonj^eit  man  weij,  ber  Vorgang  in  ben  griet^ifd^en  Xtmpeln  (orgl.  ©.  47),  unb 
fo  ift  er  nod^  ^zutt  an  mand^en  Orten,  n)o  bie  IBunber^eilungen  oott^ogen  werben. 

^e  äßunberhtren  felber  ftnb  in  9Birf(id^!eit  nic^t  n^unberborer  ald  anbere  9teful^ 
tote,  ber  .^fpdjot^eropie.  3)er  fürsli(^  »erftorbene  englifc^e  Slrjt  31.  aÄe9r«  l^at  bie  Slnnalen 
unb  ^eric^te  oerfc^iebener  28unber^ei(ftätten  burc^genommen  unb  feftgefteQt,  ba^  bie  äßir^ 
hingen  in  feinem  wirflit^  beglaubigten  gatt  über  ha^  ^inaugge^en,  wag  unter  günftigen 
UmftAnben  ouc^  burc^  pf^c^ifc^e  Se^anblung  erreicht  werben  lann.  ^ie  Teilungen  erhalten  ben 
€^ara!ter  bed  äßunberbaren  ixm  fo  leichter,  je  weniger  man  bie  Uranien  vorder  unterfuc^t 
unb  feftftettt,  ob  wirllic^  ein  organif(^e»  Seiben  ober  nur  tim  Störung  ber  neroöfen 
Munitionen,  eine  fogenannte  f unItioneUe  ©rlranfung ,  oorliegi  S)ie  Unteren  fönnen  auf 
pf^d^ifc^em  äßege  geseilt  werben,  bie  erfteren  bagegen  nic^t.  SBft^renb  bie  Teilung  ber 
funftioneHen  Störungen  alfo  ganj  begreiflich  ift,  fo  würbe  bie  Teilung  eine«  organifc^en 
Seibend  ein  wir!U(!^ed  äBunber  fein;  leiber  ift  aber  ein  folc^eg  f>xi  je^t  nod^  nic^t  nad^^ 
gewiefen  worben.  3«  ^^^  ^raji8  ^eroorragenber  Slerjte  !ommen  ja^lreid^e  Seitenftüde 
3U  ben  wunberbarften  Teilungen  funltioneHer  Störungen  oor. 

3n  gewiffer  ^eaie^ung  gilt  mand^ed  oon  bem  ©efagten  übrigen^  auc^  von  ben 
Teilungen,  bie  man  al$  „©ebet^^eilungen"  bejeic^net.  @iner  ber  befonnteften,  bie  [lä) 
gegenwärtig  in  S!anbinaoien  bamit  befaffen,  ift  greberif  Sluguft  SoI^iuS,  1836  in  ber 
92ö^e  oon  Jtariftab  in  Schweben  geboren,  ^er  Spater  war  bem  ^run!  ergeben  unb  ^inter^ 
lie^  bem  So^n  lein  SBermögen,  fo  ba^  biefer  bei  gremben  arbeiten  mugtc.  1864  würbe 
er  erwedtt;  unter  ber  Saft  feiner  Sünbener!enntni3  ocrfuc^te  er  wieber^olt  fid^  ba§  2zbtn 
au  nehmen;  ba  ei^  ober  jebedmal  mi^glüdte,  befc^lo^  er,  e$  bem  9ßo^(  feiner  3)2itmenf(^en 
au  wibmen.  ®twa  20  ^af)te  lang  wanberte  er  im  Sanbe  a(d  ^anbefömann  untrer  unb 
feilte  überaQ  bie  Uranien,  bie  gläubig  waren,  burc^  ©ebet,  Salbung  unb  ^anbauflegung. 
1884  mad^te  er  einige  glücflic^e  5turen  an  mehreren  ^oc^gefteUten  $erfönlic^!eiten  unb  lie^ 
ftc^  bonac^  mit  beren  Unterftü^ung  in  feiner  $eimat  nieber,  nm  ftc^  audfc^lie^lic^  ben 
©ebetdi^eilungen  lu  wibmen.  3lud  bem  ganaen  92orben,  ja  aud  ^meri!a  ftrömten  bie 
Sdjaren  ^erbei,  fo  ba^  oft  200  Äran!e  täglich  bei  i^m  waren. 

^ad  ift  ftc^er,  ba^  lBol|iud  t^atfäc^lic^  ia:^lvüä)z  i^ranfe  burc^  ®ebti  ge^eiU  ^at. 
Qt^  ftnb  biefed  aber  ftetd  nur  folc^e  Seibenbe  gewefen,  bei  benen  wefentlic^  pf^d^ifd^e  ober 
funftioneHe  neroöfe  Störungen,  aber  leine  organifc^e  ©ebrec^en  oorlagen,  3Bo^l  wirb  be? 
richtet,  ba^  er  Slinben  unb  Rauben  i^re  Sinne  oerfd^afft,  3lu8fä|ige  geseilt  unb 
eine  S^leubilbung  verlorener  ©liebma^en  erreid^t  ^abe.  2Bo«  bie«  betrifft,  fo  §at  ein  2lrat 
%xmtn9  ®.  X^oreliu«  in  einer  lleinen  Sd^rift  (^93ol|iani«men,  zii  flanbinaotf!  Äulturbilb" 
Äarlftob  1888)  un«  Haren  Sluffc^lu^  barüber  gegeben,  ^l^oreliuä  ^ielt  ftc§  lange  Seit  hzi 
öoHiuÄ  auf  unb  §atte  fo  Gelegenheit,  bie  Äranlen  au  untcrfud^en;  er  lennt  bie  Ser^ält^ 
niffe  alfo  gans  genau.  9tod^  feiner  3)arftellung  lommt  ed  bei  ber  33e^anblung  wefentlid^ 
barauf  an,  eine  extreme  Suggeftibilität  ^erooraurufen,  eine  Slrt  oon  (SntaürfungSauftanb,  in 
welchem  ber  Olaube  an  bie  Teilung  t^atfäd^lid^  SBunber  bewirft,  jeboc^  nur  in  fol(§en  gäCen, 
wo  eine  Teilung  auf  fuggeftioem  Söege  f!ä>zx^aivpi  möglich  ift.  3ur  @rl^ö^ung  biefer  Suggefti^ 
bilität  tragen  oerfdjiebene  Umftänbe  bei:  aunäc^ft  öolftiu«'.  3fhif ;  ber  Äranle  lommt  mit  ijoc^ge* 
fponnter  Erwartung  au  i^m;  ba  eö  aber  ein  Oefe^  ift,  ba&  niemals  oon  mißlungenen 
Auren  gerebet  werben  barf,  fo  bleibt  ber  Äranle  in  feinem  ©lauben;  femer  bie  ganae 
religiöfe  2ltmofp§äre  be«  Orte«,  Sol^iuS'  lange  ^rebigten,  oiel  ®emeinbegefang  u.  f.  f.; 
weiter  ber  Slnblid  ber  Ärürfen  unb  33anbagen ,  bie  oon  ©ereilten  aurüdgelaffen  unb  im 
©arteaimmer  aufgehängt  fmb;    cnblic^   bie   Sc^anblung  felbft:    ber  Äranle   wirb  oon 


490  $9Pnofe  unb  9[utx)^9pnofe. 


SBoI|iud  mit  Del  gefaxt  unb  mit  ben  ^dnben  eingeriel&en,  toO^renb  9oI(iud  felifi  ben 
^immel  mit  Gebeten  beftürmt  unb  auf  ben  Jtronfen  bldft,  um  bie  böfen  ©eijlet  ms^uireiben. 
$Hvi^  xotnn  bev  SttanU  objettio  nic^t  beffer  wirb,  fo  lebi  er  je^t  boc^  beftdnbig  in  bem 
©lauben,  ha%  er  im  begriffe  fte^e,  fic§  8«  erholen, 

X^oreliud  ^ot  eine  Vnja^C  iBKnber  unb  Zauber,  (S^elA^mter  unb  Xu^fd^iger,  bie 
ni(^t  nur  nac^  Bol|iit9'  eigener  Sludfage,  fonbem  auc^  na^  bem  ®(auben  ber  Itranfen 
felbft  geseilt  moren,  unterfuc^t.  ^e  grflnblic^  ärstli^e  Unterfuc^ung  aber  führte  au  bem 
9tefu(tot,  ba|  obieftio  feine  ^efferung  in  bem  3ußanbe  bed  dienten  eingetreten  n>ar. 


3?er  aflgßmßmß  (ttFjaraftfer  bcr  ^t^pnofie. 


m. 


kter  ben  oielen  feelif(|4ötperti(l^en  SBeränbeniitflen,  bie  burd^  ©ug« 
gefUon  l^etDorgerufen  toerbeu  fdnnen^  lägt  ber  B6)la^  ftd^  DieQeid^t  am  (eid^- 
teflen  l^erbcifü^ren.  SJiete  aWenfd^en  werben  fd^on  f(i[|Iäftig  unb  fangen  an  ju 
gä^nen^  loenn  fie  fel^en^  bag  anbere  biefeiS  t^un.  3nan  begreift  bemnad^,  bag  bie 
nieifien  SWenfd^en  jum  ©d^Iafen  gebrad^t  werben  fönnen,  wenn  man  i^nen 
bie  ^l^änomene  beS  ©d^Iafed  befd^reibt:  eine  gewiffe  (Srmottung  unb  (Sx^ 
fd^Iaffung  ber  ©lieber,  eine  ©d^were  ber  augenliber,  eine  oerlangfamte  unb 
tiefere  atmung  u.  f.  f.  SBenn  man  biefe  Siebe  nun  jugleid^  burd^  eine  be« 
queme  ßage  unterfiüfet  unb  aße  jMrenben  ©inflüffe,  meiere  bie  äufmerffams 
leit  ablenlen  fönnten,  fernhält,  fo  wirb  e«  feiten  lange  bauem,  el^e  ba&  3m 
bioibuum  Steigung  }um  ©d^Iafen  fttl^It,  DorauSgefegt,  \>a%  e^  burd^  2)enfen 
an  anbere  S)inge  fiä)  nid^t  gegen  bie  Sd^laffuggefibn  flräubt.  auf  biefe 
aaSeife  fott  man  ungefähr  90  ^^  atter  9Kenfd^en  jum  ©d^lafen  bringen  fönnen. 
3nbe«  werben  bod^  wegen  beg  grabueHeu  Unterfd^iebe«  in  ber  ©uggeftibilitot 
nid^t  aSe  gleid^  leidet  einfd^Iafen. 

a)en  burd^  ©uggefiion  l^erüorgerufenen  ©d&laf jufianb  nennt  man  fippnofe, 
S)erfelbe  unterfd^eibet  ftd^  t)om  natür(id^en  ©d^lafe  burd^  baiS  93erl^alten  ber 
aufmerffamWt  3Bä^renb  bie  aufmertfamfeit  im  normalen  ©d^laf  Dottflänbig 
erfd^Iafft  ift,  ift  fie  l^ier  einfeitig  auf  ben  ^ppnotifeur,  b.  1^.  auf  bie  ^erfon, 
welche  bie  öppnofe  ^eroorgerufen  ^at,  unb  auf  feine  ©uggepion  fonjentriert. 
2)er  ©d^laf  ift  fomit  nur  partiell,  ba  bie  ©inneiSgebiete,  auf  weld^e  bie  auf« 
merifamleit  gerichtet  ifl,  nod^  für  SReiie  empfängtid^  finb.  Uebrigen^  lann 
bie  SJiefe  be«  ©d^IafeS  f e^r  oerfd&ieben  fein,  unb  je  tiefer  biefer  ifi,  beflo  ein^ 
feitiger  wirb  bie  aufmerifamfeit,  inbem  immer  me^r  ©irnieiSgebirte  für 
äußere  SReije  unempfänglid^  werben.  3n  ben  Ieid[iteren  formen  ber  ^ppnofc 
Pertieren  bie  gefd^loffenen  ©inne,  ba«  ©ejic^t,  ber  ©efd^madf,  ber  (Serud^  unb 
Diedeid^t  aud[)  ber  3Ru«telftnn,  gewöl^nlid^  juerft  bie  @mpfängttd^leit,  wä^renb  ber 


!^er  adgemeine  (^^arafter  ber  $9pnofe.  491 

S^fiftnn  uiib  baS  ®e^ör  nod^  beemf(u6bar  finb.  2Birb  ber  Sd^laf  tiefer^  fo 
nimmt  ber  ^ppnotifterte  SReije  nur  nod^  mit  bem  ®e^ör  ma^r.  3n  ber 
tiefjien  ^ppnofe  tritt  ba*  5p^Änomen  beiS  „ifotierten  SiapportiS''  ein.  S)a8^ 
felbe  beilegt  barin,  bag  ber  ^^pnotifterte  nur  baiS  ^5rt,  mal^  ber  ^^pnotifeur 
fagt,  nm^renb  bie  ganje  übrige  aiufeenioeCt  —  ebenfo  wie  im  normalen 
©d^lafe  —  für  ben  ©d^Iafenben  nic^it  me^  eEiftiert, 

%u&  ber  einfeitigen  Aonjentration  ber  älufmerffamleit  auf  bie  Sug^^ 
geftionen  in  äSerbinbung  mit  bem  Umflonbe,  bag  baS  ^nbimbuum  im  übrigen 
fdjläft,  laüHm  fic^  nun  alle  (Sigenlümlui^leiten  ber  Sppnofe  ertldren.  S)iefe 
finb  t>ah\xx6)  c^aratterifiert,  bag  bie  6uggefUbUität  in  ^o^em  ®rabe  ge^ 
fieigert  ift  unb  $it)ar  umfomel^r,  je  tiefer  bie  iQ^pnofe  ifi.  2)enn  bie  @ug^ 
geftibilität  beru^ft  \a  gerabe  barauf,  bag  baiS  Snbioibuum  bie  3lufmerf|amteit 
nic^t  me^r  widfüriic^  lentt,  ba  fte  einfeitig  gefeffelt  ift.  3e  tiefer  ber  Schlaf 
unt)  ie  geringer  bie  S^^l  ber  Sinnesorgane  unb  bie  SRenge  ber  Sor« 
ftedungen  mirb,  über  bie  ber  ^ppnotifterte  nod^  verfügt,  befto  weniger  wirb 
er  in  feinem  eigenen  Semufetfein  SKotioe  für  eine  mittfürUd^e  SUc^tung  ber 
9(ufmertfamteit  finben  tonnen,  mit  anberen  SBorten,  bie  @uggeflibi(itat  xoä^% 
\t  tiefer  bie  Sppnofe  wirb.  Solange  bie  ^^pnofe  oberflä^iUc^  ifi,  bleibt  bai^ 
3nbit)ibuum  bis  p  einem  gemiffen  ®rabe  iperr  über  feinen  feelifc^en  Suft^nb^ 
ed  f ann  noc^  miUtürli^i  über  feine  äbifmerf iamfeit  innerhalb  ber  äSorfteUungS- 
gebiete,  bie  nid^t  fd^lafen,  verfügen.  2)ei»^alb  wirb  nid)t  iebe  Suggeftion  in 
biefem  @tabium  angenommen,  bad  ^nbivibunm  fann  fic^  gegen  bie  93or« 
fieUungen  ftrouben,  bie  man  if^m  ein}ugeben  oerfuc^t.  S)ad  (^aratteriflif(|e 
^^änomen  für  bie  oberflächliche  $9pnofe  ift  ber  Serluft  ber  iperrfc^aft  über 
bie  n)ilUür(i(|en  ^Bewegungen;  bie  äugen  fönnen  nid^t  geöffnet  werben,  bie 
©lieber  finb  lataleptifd^,  b.  t).  gelähmt;  fie  bleiben  in  ber  Stellung,  bie  man  i^nen 
giebt.  ®e{t4lti^bilber,  ©eruc^iS-  unb  ©efd^maddempfinbungen  werben,  wie 
wir  gleich  fe^en  werben,  wa^rfc^einlic^  auc^  nid^t  me^r  wiUtürlic^  ^eroor^ 
gerufen.  92ad^  unb  nac^,  wenn  bie  iQppnofe  tiefer  wirb,  wirb  aud^  bie  wiD^ 
türlid^e  älufmerffamfeit  me^r  eingeengt;  }ule(t  ift  fie  ganj  aufgehoben,  unb 
bie  Suggeftibilität  ift  nun  aufiS  ^öd^fte  geftiegen. 

S)ie  Serbalfuggeftion  ift  nid^t  bai^  einzige  IWittet,  um  eine^^pnofe  ^eroor}U» 
rufen.  iOlan^e  ^Q^pnotif euie  laffen  baS  3nbit)iDuum  einen  glän}enben  ©egenftaub 
anbliden  ober  führen  bie  fogenannten  „magnetifd^en''  @tridE)e  auiS,  bie  barin 
befielen,  bag  ber  ^ppnotifeur  langfam  unb  regelmäßig  am  ftörper  beiS  3n« 
bipibuum«  entlang  ftreid^t.  Xa^  SEBefentlid^fte  bei  biefen  aWet^oben  fc^einen  bie 
gleid^artigen,  an^altenben  Sinnenreize,  bie  immer  etwad  @inf c^läfembei^  ^aben,  }u 
fein.  Siele  aWenfd&en  tonnen  fo  fd&on  burd^  fiord^en  auf  gleid^artige,  Rc^  fiet« 
wiebet^olenbe  ©eräufd^e,  wie }.  S3.  baiS  ^lätfd^em  ber  Stegentropfen,  baiS  2iden 
einer  U^r,  in  einen  ^ppnotifc^en  3wf*ö"b  geraten.  Selbft  ein  an^altenber,  un^ 
erträglid^er  Sd^mer}  fd^eint,  wie  wir  im  ^olgenben  fe^en  werben,  eine  9lrt 
Sppnofe  hervorrufen  ju  tonnen.    3Jle^rere  biefer  ipppnotifierungSmet^oben  er« 


492  ^i^vno\t  unb  Sluto^^pnofe. 

forbem  bemnad^  gar  rdibt  bie  älnroefenlieit  eined  ^ppnotifeuriS;  bei  äRenfd^ 
t)erfäflt  von  fclbfi  in  eine  i09P"ofe,  bie  foflenannte  .^auto^ppnofe"^.  ©ie 
unterfd^eibet  ftd^  t)on  ber  geroö^nlid^en  Sppnofe  babur(i,  ba^  ber  i09Pno& 
fierte  nid^t  im  Siappott  ntit  einem  anbeten  3J2enfd^en  fle^  S)ie  älutol^^p^ 
nofe  ifi  beÄ^alb  nid^  o^ne  @efa^,  weil  ber  fe^Ienbe  Slopport  e«  bem  3nbi^ 
t)ibuum  unter  Umfiänben  fel^r  fd^ioer  mad^t,. lieber  aufeuroad^en.  SRitunter 
fönnen  Seute^  bie  Iiäuftg  l^ppnotiftert  xooxbtn  fmb^  ftd^  aud^  nur  burc^  ben 
lebhaften  9Bunfd^  ober  bie  äSorfieUung  einer  ^^pnofe  in  einen  ä^nlid^en  3u« 
ftahb  oerfeften.  S)ai5  pfpd^fd^e  aSer^oItcn  in  folcien  auto^ppnofen  I^Snflt 
»efentlid^  bopon  ab,  auf  rodd^e  aSorftellungen  bie  aufmerffamfeit  bei  SSe^ 
ginn  ber  i09Pnofc  gerid^tet  gemefcn  ift.  ©iefe  SSorjieDungen  fönnenwo^nb 
ber  $9pnofe  n)ie  autofuggeftionen  n)eiter  toidm  unb  }tt  ä^nlid^en  ^^fino- 
menen  anlag  geben,  wie  fie  bei  anberen  ^ppnotifterten  burd^  SuggefUonen 
feiteniS  bed  iQppnotifeurd  l^eroorgerufen  toerben. 

äBir  geilen  ie^t  ttxocA  nä^er  auf  bie  eigentämlid^en  93er&nbe:: 
rungen  ein,  weld^e  bie  fippnofe  auf  ben  t)erfd^iebenen  pfpd^ifd^en  ®ebietcn 
IierDorruft,  ffiir  merben  bei  ber  ©etegen^eit  fe^en,  bafe  alle  ^ppnotifd^en  ^p^äno^ 
mene  fid^  roirttidti  aud^  entfpred^enb  ber  ^ier  gegebenen  auffajfung  mn  ber 
ioppnofe  d^  eine«  partieDen  ©d^lafsuftanbe«,  in  bem  bie  ©uggeftibilttät  in^ 
folge  ber  einf eiligen  Äonjentration  ber  aufmerlfamfeit  geweigert  ifl,  erHfiren 
{äffen.  S)abei  nehmen  xok  befonberiS  9iüdtfid^t  auf  baiS  SSer^atten  ber.©inne, 
auf  bie  9ieprobuItion  ber  ä^orfledungen,  bie  n)UUflrUd^en  SSemegungen  unb 
bie  organifd^en  SSeränberungen.  93on  einer  erfc^fipfenben  SSe^anblung  biefer 
Säer^dltniffe  fann  inbeiS  nic^t  bie  Siebe  fein ;  wir  ge^en  nur  auf  ha&  ein,  roQ& 
t)on  unmittelbarer  Sebeutung  für  unfer  fpe}teIIeiS  S^ema,  ben  aberglauben,  ifl 

6iJ  oerjlelit  fid^  na^i  bem  33iiJ^gen  oon  felbfl,  bafe  jmifd^n  ben 
fd^afenben  unb  mad^en  ©innen  rod^renb  ber  ipppnofe  ein  Unterfd^ieb  ifi. 
SHe  fdE)lafenben  ©inne  ftnb  ja  gon}  unempfänglidi  für  Sleije;  biefe  Unem« 
pfönglid^feit  fann  fid^  jur  anäfi^efie  fteigern,  b.  ^.  ha»  3nbioibuum  fül^lt 
nid^t  ben  geringften  ©^imerj  felbfi  bei  geroaltigen  ©ingriffen  in  ben  Organi^ 
mu«.  Sei  tief  ^ppnotifierten  fann  man  bemnac^  ebenfo  fieser  fleinere  dbirur^ 
gifd^c  Operationen  au^fü^ren  wie  in  einer  G^loroformnarfofe.  anbererfeit« 
finb  bie  machen  ©inne,  jpejieH  bad  Oe^ör,  roS^renb  ber  tiefen  Sppnofe  gern 
l^pperäft^etifd^,  alfo  befonber«  empfinblic^  unb  gefd^ärft,  fo  bafe  ba«  3nbi» 
oibuum  3leije  auffaßt,  bie  e«  im  machen  3wfiönbe  nid^t  ma^rne^men  würbe. 
2)iefer  Umftanb  in  SSerbinbung  mit  bem  unwiüfürlid^en  ^lüftem,  baiS  leidet 
oon  felbft  entfiel,  xotnn  man  eine  3^  Icing  eine  SSorfiellung  in  ©ebontei 
feft^ält,  ^at  ben  anlag  }um  ©tauben  an  ©ebanfenübertragung  gegeben  (orgt. 
ob.  ©.  386).  gnbeffen  ift  nid^t  nur  bag  @e^ör  gefd^ärft.  S)urd^  ©ug^ 
geflionen  feiteniJ  be«  ^ppnotifeur«  —  bei  ^cmpg  fippnotifierten  aud^  burd^ 
autofuggeftionen  —  fönnen  anbete  ©inne,  j.  a.  ber  2;aflfinn  unb  ba&  ©e^ 
ftd^t,  geioedCt  unb  l^pperfifi^etifc^  werben.   3n  ber  ©efd^id^te  ht&  aberglaubeniS 


^er  attgemeine  ^^arolter  bet  £)9pnofe.  49^ 


^at  bicfe  ©d^otfung  bcr  Sinne  eine  grofeeSloHe  gcfpicit;  ftc  x\t  ^auptfäd^lid^ 
bie  Urfa(|e  jum  ©laubcn  an  bie  magifd^cn  ilraftc  ber  ©omnambulen 
gemefen. 

SOBfil^enb  bie  fc^lafcnben  ©inne  für  äufeere  Sleije  unempfängUd^  Pnb, 
fönnen  beutßd^e  ©rinnerung^bitber  auf  biefcn  ©inne«gebieten  auftaud^en. 
6benfo  wie  j.  83.  ein  fiarfei^  ©eräufd^  wäl^renb  be«  normalen  ©d^lafcS? 
bij5  }um  83en)u§tfein  burd&jubritigcn  unb  einen  2^raum  au^juUJfen  t)er= 
mag^  fo  Idnnen  au(|  bie  SEBorte  ie»  ^ppnotifeurS  ©efid^töbilber^  ©erud^^ 
unb  ©efd^madCiSempfinbungen  bei  bem  ^^pnotifierten  ^eroorrufen.  eherner: 
ebenfo  wie  bie  SIraumbilber  woi^renb  ht^  ©d^tofciJ  ein  l^aHujinatorifd^e^  ®e» 
präge  onne^en,  weil  ha&  3nbii)ibuum  ni^t  igerr  über  biefelben  ifi,  fo 
fönnen  auÄ  lefeterem  (Srunbe  bie  bem  iownotirterten  fuggerierten  SSorfiellungen 
SU  SaIIu}inattonen  mit  bem  ®epräge  ber  DoHen  SBirKid^feit  merben.  9Ran 
nimmt  gewö^nlid^  an,  bafe  man  igaHujinationen  nur  in  ber  tiefen  ^ppnofe 
iu  fuggerieren  t)ermag«  S)od^  ifi  bieiS  nid^t  ganj  lorreft;  fobalb  ein  ©inn 
fd^Iäft,  mu6  eine  jebe  3SorjieIIung,  bie  auf  biefem  ©ebiete  Iieroorgerufen  n)irb, 
}ttr  $aQu}ination  n)erben  fönnen.  ^  Uebereinfiimmung  hiermit  l^abe  id^  oud^ 
gefunben,  ba§  man  felbji  in  ber  leid^tefien  S^pnofe  ©efd^madti^^  unb  ©erud&iS:^ 
l^aQu}inationen  l^eroot^urufen  vermag,  toenn  man  nur  bafür  forgt,  bie 
©uggeflion  in  einer  fotd^en  gorm  ju  geben,  bafe  ba«  Snbiöibuum  bie  aSor- 
fiettung  nid^t  mit  igilfe  ber  wad^en  ©inne  fonlrollicren  fann.  Slud^  ber 
lei(^t  ^9pnoti{ierte  trinit  au^  einem  leeren  @lafe  äBein  mit  großem  93er- 
gnflgen;  unb  unangenehme  ©erüd^e  merben  unter  bem  @influffe  ber  ©ug- 
gefUon,  bag  fte  angenel^  ftnb,  mit  SBol^lbe^agen  eingeatmet  3Ran  lönnte  ba^^ 
gegen  einmenben,  bag  ^ier  fattifd^  gar  feine  iQalIu}ination  t)orliege,  bag  bai^ 
Snbioibuum  t)ielmel^r  nur  aa^  greunblid^feit  fic^  ben  ©d^ein  gebe,  atö  ob 
^  ben  äBorten  beiS  ^ppnotifeurd  glaube.  S^beS  l^at  man  einen  pofttitoen  93en)ei^ 
für  ben  ^aQusinatorifd^en  B^lianb  beiS  ^ppnotifterten,  nämlid^  mit  bem  ^letpiS- 
mogrop^en  aufgenommene  ^ßutefuroen,  bie  ein  auiSgeprägteiS  Sufigefü^l  auf- 
meifen.  SBiQ  man  aber  unter  benfelben  SBer^ältniffen  eine  ®eftd^td^alIu}ination 
^eroorrufen,  fo  mi^glüdEt  ed,  meil  ber  oberfläd^lid^  ^ppnotifterte  ^ier  nod^  }u 
fei^r  $err  feiner  äSprfteKungen  ifl*  @r  fü^lt  }n)ar  mo^l,  bag  feine  älugen 
gelähmt  ftnb,  aber  fonfl  ift  er  nod^  )u  toac^  unb  lad^  gerabe}u  über  ben 
^ppnotifeur,  menn  biefer  in  ber  leidsten  ^ppnofe  il^m  eine  ©eftd^tj^^aQu^ 
jination  fuggerieren  milL  S)ie^  gelingt  erfl^  menn  bie  SRuÄfel^  unb  2;aflftnne 
f(^lafen,  fo  bag  bcA  ^nbioibuum  ba^  33enmgtfein  oon  bem  3ufianbe  bed 
Drgani^mu«  oerliert. 

S)a^  ©ebäd^tnid  ifl  in  ber  ^ppnofe  gemöl^nlid^  gefd^ärft.  SSiele  S)inge, 
felbft  ganj  unbebeutenbe  ©rlebniffe,  über  bie  baiS  Qnbioibuum  immad(ien3w^ 
fionbe  feine  SRed^enfd^aft  ablegen  fann,  erinnert  man  genau  in  ber  fivpnofe. 
JDied  ^ängt  toa^rfd^einlic^  aud^  mit  ber  einfeitigen  ftonjentration  ber  Slufmerf- 
famfcit  jttfammen.  Siebt  man  bem  igppnotijierten  ben  SBefe^l,  ftd^  auf  etwa« 


494  ^^pno\e  unb  9luto^9|mofe. 


)u  beftnnen^  fo  touij^t  tf^  oor  i^m  auf,  toeil  bie  äbifmerlfamleit  bie  gegebene 
@pur  oerfotgt,  o^ne  burd^  falfd^e  SSorßeDungen  auf  Srrwege  geUitet  ju  loerben. 
SBä^rcnb  ber  Svpnofe  ifl  alfo  eine  ^ppennnefie,  eine  oerfd^örfte  (Srinnerung 
por^anben,  nac^  ber  liefen  ^ppnofe  aber  int  adgemeinen  Stmnefte,  b.  ^.  ei^ 
fe^lt  jebe  (grinnerung  an  ba^,  roa«  paffiert  ift.  2)ie  Erinnerung  baran  wirb 
iebod^  in  ber  fo(genben  iQppnofe  roiebergetoonnen. 

9latflrlid^  fann  man  in  ber  ^ppnofe  nod^  Iei(|ter  atö  im  mad^en  Qu* 
fianbe  iQanblungen  unb  beftimmte  organifd^  Serdnberungen  fuggerieren. 
hierauf  beruht  bie  groge  äSebeutung  ber  ^ppnofe  in  ber  ^eiltunbe,  morauf 
nnr  ^äfon  oben  ^ingemiefen  ^aben. 

aSon  befonberem  3ntereffe  ifi  eine  beftimmte  ärt  oon  aSeränberung,  ber 
fogenannte  SBed^fel  ber  ^erfönlic^feit,  ber  in  ber  tiefen  ^^pnofe  ^er^ 
Dorgerufen  werben  fann.  6«  ifi  fd^on  früher  (©.  399)  ermähnt  morben, 
mie  baS  Sd^bemugtfein  mefentlid^  auf  ben  ja^lreid^en  @mpfinbungen  beruht, 
bie  mir  jeben  Slugenblid  oom  ganzen  Organü^mui^  empfangen.  3ebe 
äSer&nberung  im  3uftanbe  bed  Organü^muS  ruft  aud)  SSeränberungen  iit 
biefen  Drganempfinbungen  ^eruor,  unb  infolgebeffen  fcftwanft  ba«  a^bemufet^ 
fein  mieberum  biiS  }u  einem  gemiffen  ®rabe.  ®d^on  ein  leid^teiS  Umoo^U 
fein  lann  ben  energifd^n  unb  arbeitfomen  9Rann  berartig  beeinf(u{fen,  bag 
er  )ur  Arbeit  nid^t  aufgelegt  ifl;  mit  ber  9Uld({el^r  ber  ©efunb^eit  tommt 
an^  Seben^mut  unb  älrbeitdluft  mieber.  9lber  felbfl  fold^e  geringe  Störungen 
finb  für  einen  SSJed^fel  be«  3d^«  nid^  einmal  nötig.  3Ran  ift  in 
einer  Uniform  mit  fieifer  ^atöbinbe  ein  anberer  9Renfd^  ald  in  bem 
bequemen  Cioilanjuge,  in  SSJafferftiefeln  ein  anberer  al«  in  Slanjfd^u^. 
©elbft  menn  man  nid^t  ben  geringften  SBert  auf  feine  5lleibung  legt, 
erhält  man  bod^  fletiS  (Smpfinbungen  von  ber  Oberfläche  bei^  Aörperd, 
unb  mit  einer  oeränberten  Jtleibung  änbem  ftc^  auc^  biefe  Smpfinbungen 
unb  bamit  bad  ganje  ^^  büS  }u  einem  gemiffen  ©rabe.  3n  ber  tiefen 
©9pnofe,  mie  in  bem  tiefen  normalen  ©d^lafe  pren  nun  äße  biefe  Organ* 
empftnbungen  auf,  unb  bamit  mirb  bai^  3<^i>^n)u6tfein  aufgehoben.  Sßenn 
man  nun  bei  bem  ^ppnotifterten  eine  Steige  von  Organempftnbuttgen  ^ 
porruft,  bie  feinem  eigenen  3<^  nid^t  entfpred^,  fo  medtt  man  bamit  bie 
^alIu}ination,  ba|  er  eine  anbere  ^erfönlid^teit  fei.  @rfa^rungdgem&g  lägt 
ftd^  bied  in  ber  SBeife  mad^en,  ba^  man  i^m  gerabe|u  fuggeriert^  er  fei  eine 
anbere  $erfon,  ein  ©d^ullnabe,  ©eneral,  ein  ^rebiger  u.  f.  m.  3la^  bem  9Ra|e 
feine«  jemeiligen  aJorftellungÄoermögen«  wirb  er  nun  mirflid^  benfen,  füllen  unb 
l^anbeln  mie  bie  $erfon,  bie  er  nad^  ber  @uggeftion  fein  foE.  ©elbft  ber  befte 
@d^ufpieler  mirb  feine  9ioIle  (aum  potltommener  fpielen  fönnen  al^  ber  ^noti^ 
fterte  in  biefem  guftanb;  benn  lefeterer  fpielt  nid^t  Äomöbie  in  bem  Semufefeln, 
bafe  er  ©d^ufpieler  ift,  b.  ^.  bafe  er  in  SBirflic^feit  eine  anbere  ?ßerf on  ift  ate  bie^ 
ienige,  meldte  er  barftettt;  er  ift  bliS  $u  einem  gewiffen  @rabe  biefe  ^erfon  mirf« 
lid^  felbft.    Sßie  tief  ber  2Bed^fel  cor  ftd^  ge^t,  mie  ber  Organismus  bur^ 


!Der  attgetneine  ^^aralter  ber  $9ptu)fe.  49j& 

unb  burd^  oon  einer  fold^en  @uggeftion  mobifi}iert  werben  fann,  fle^t  man 
am  beflen  baraitö,  bafe  felbfi  bie  $anbf(i^rift  in  Uebereinfiimmung  mit  bem 
fugflerierten  ©l^atalter  fid^  oeränbert.  SBerfud^e  in  biefet  SBeife  finb  oft  ge* 
mad^t  motben^  unb  }n)ar  fietd  mit  bemfelben  9lefu(tate.  9ltö  äSeifpiel  xotxht 
i^  nur  einen  SBerfu^  anfül^ren,  ben  ber  befannte  offultiftifd^  SSerfafier  ftiefe^: 
wetter  mit  einem  jungen  SWanne  anjiettte,  bem  er  fuggerlerte,  er  fei  Dr. 
gaufl  unb  flfee  unb  fd^reibe  im  gaujlturme  ju  aWaulbronn.    augenbtldtlid^ 

5ig.  61. 

„tßßi.  jljf  ^%..^*^^ Xf  ^y<:.^/^^  ^.^^ff^^  ^A.j^-^ 


na^m  bie  ^anbfd^rift  beiS  9Renfd^en  einen  mittelalterlid^en  Sl^arafter  an,  doQ« 
ft&nbig  Derfd^ieben  t)on  feiner  normalen  ^anbfd^rift^  mie  beifolgenbe  groben 
jeigen. 

SSei  oielen  Snbioibuen  fann  mon  e«  eneid^en,  baft  bie  ©uggeftionen 
nid^  nur  mä^renb  ber  i&^pnofe,  fonbem  aud^  nad^  berfeften,  alfo  pofi^pp' 
notifd^^  auiSgefOl^rt  merben.  3"  biefem  '^vs^tdt  fagt  man  bem  ^^pnoti^^ 
fierten,  bafe  er  bie«  ober  jene«  eine  beflimmte  3eit  nad&  bem  ermad^en  t^un 
merbe*  Sßenn  ba«  ^t^^^^^n^  fi<^  ffi^  berartige  SSerfud^e  überhaupt  eignet, 
mirb  bie  ©uggefüon  ebenfo  fidler  ju  bem  fefigefefeten  3«üpunfte  realifiert, 
oU  menn  man  befohlen  ^at^  fie  gleich  mfi^renb  ber  $9pnofe  au«}uffll^ren. 
9lur  ein  »eifpiel  hierfür. 


496  $9Pnofe  unb  Sluto^^pnofe. 


3<j^  ^otte  einmal  einem  jungen  Stubenten  md^renb  ber  $9pnofe  bie  poft^9pnoüf(!^ 
8uQgefition  gegeben,  ba^  ed  i^  unmöglich  fei,  ein  Stteic^^oi)  im  £aboratonum  (mo  bie 
Serfud^e  ftattfanben)  anjujanben.  ^ie  Suggeftion  reolifterte  ftc^  fofort;  ober  nic^  genug 
bomit.  Obgleich  ed  gor  nic^t  in  meiner  ^ft($t  gelegen  ^otte,  fo  mar  ed  i^m  boc^ 
beinahe  ein  f^alb^  3a^r  lang  unmögltil^,  ein  Streid^^ol)  ansu^anben,  fobalb  i^  i^n 
barum  bat  unb  nur  ben  geringften  3n>^^^/  ^<(|  ^^  ^  gelingen  mürbe,  in  ben  Xon 
meiner  9lufforberung  legte.  3^  täglichen  2tbtn  moc^e  biefe  ^onblung  i^m  feine  8(i^terig^ 
t^.  9lld  er  nad^  Verlauf  eined  falben  Z(^f^m  mit  ber  9lrbeit  im  Laboratorium  aufl^örte 
unb  id^  i^n  infoigebeffen  nur  feiten  fa^,  oerlor  bie  @rfd^einung  fld^  hatb,  2lber  folange  fie 
beftanb,  mar  ed  i^m  natftrlic^  rec^t  unangenehm;  benn  er  mar  oft  ber  ©egenfUmb  be$ 
@elä(^er8,  menn  id^  ed  anberen  bemonftrierte.  ^efed  Seifpiel  iß  red^t  (e^rreic^.  ^mn 
nömlic^  eirn  fuggeftioe  ^^ac^mirfung  fortbefte^en  !ann,  tro^^bem  fie  bem  betreffenben 
9Renf(^en  unangenehm  ift,  fo  mu^  fie  natürlich  um  fo  längere  S^it  ^inburc^  anbauem^ 
menn  fte  ftd^  auf  ttmai  Slngene^meÄ,  hai  ber  ©ctreffenbe  fclbp  mönfc^t,  begießt.  2)a^er 
fann  ein  jlranfer,  ber  in  einer  frdftigen  ^9pnotifc^en  Se^onblung  bei  einem  iBunber- 
boltor  gemefen  ift,  bad  ganje  £eben  ^inburc^  an  feine  balbige  ^knefung  glatiben  unb 
Sefferung  fpüren,  and^  menn  feine  9lenberung  im  Qviftarthe  eingetreten  ift  ober  ein- 
treten fann. 

®tt  BebeuIutt0  bec  l^^pnofB  ffit  btn  MbtcQlmbtn. 

S)er  (Sinflug  ber  ^ppnotifd^en  ^^finomene  auf  ben  Slberglouben  jetgt 
ftd^  loefentlid^  barin^  bag  biefeI6ett.ben  ©tauben  an  getoiffe  Snfd^auungen  in 
^ol^m  ©robe  perjidrft  l^aben.  SJie  aiuffaffungen,  bie,  wie  man  glaubte, 
burd^  bie  ^ppnofe  befiotigt  würben,  finb  fel^r  t)erf(|iebcner  Art  geioefen. 
S)a  man  eben  nuj^t  mugte,  auf  meldten  Aräften  bie  ^notifd^  SBirlungen 
berul^en,  fo  l^at  man  fie  immer  auf  ©runb  oon  ben  S^eorieen,  bie  gerabe 
alÄ  rid^tig  angefel^n  mürben,  aufgelegt,  ©o  f)at  junäd^ft  ber  S3eruf  b^ 
9lr}tejS  mo^l  ^äuftg  eine  l^pnotifd^e  ä3e^anb(ung  ber  Aranlen  mit  ftd^ 
gefül^rt  —  aHerbing«,  o^ne  ba|  ber  fippnotifeur  fid^  beffen  bemufet  gemefen 
ift,  in  meldten  anormalen  B^ft^nb  er  feinen  Patienten  tJerfefete.  ©eg^alb 
finb  aud&  gerabe  bie  abergläubifd^en  anfd^auungen,  meldte  an  bie  ärjtlid^e 
33el[ianblung  onlnüpfen,  burd^  ^ppnotifd^e  ^^änomene  immer  mel^  bejldrft 
morben.  Äufeerbem  fpielt  bie  ^ppnofe,  ebenfaDte  unfreimittig,  bei  ben  ^tjcm^ 
ptojeffen  eine  mid^tige  9ioIIe;  ^ier  mürben  bie  ^^dnomene  natürttd^  ate 
a^euf etemerf  betrad^tet,  3n  ber  neueften  ^dt  enblid^  ^at  bie  »ute^ppnofe 
einen  mefentlid^en  Anteil  an  ben  SBunbem  ber  fpiritifUfc^en  Si^ungen;  ^er 
mirb  natürlid^  ben  „©eiftem"  bie  6^re  für  bie  SBirlungen,  bie  ber  abnorme 
93emugtfeiniHu{toni'  bei^  9Rebiumi^  ^eroorruft,  jugelegt»  SBir  moSen  ie^  in 
aQer  ftärje  bie  SSerl^äUniffe,  unter  benen  bie  l^ppnotifd^en  ^^anomene  }u  ben 
oerfd^iebenen  g^üen  beobad^tet  morben  fmb,  burd^ne^men. 

3)ie  iQppnofe  in  ber  igeiltunbe.  Sei  bem  S^empetfd^laf  ber  Sdten 
mürbe  bai^  ©alben  unb  ©treid^en  mit  ben  ißänben  in  großem  Umfange  an* 
geioanbt  (orgl.  ©.  47  f.).  ©a  biefeiJ  ©treid^en  ein  fe^r  mirffame«  SRittel 
jur  ^eroorrufung  einer  ioppnofe  ift,  fo  ftnb  bie  jlrattfen  ^öd^fi  ma^rfd^? 


J^ic  Scbcuhing  ber  ip^pnofc  für  ben  SlBergtouBen.  497 

lid^  meificn«  in  einen  ber  öw^ofe  äl^nlid^en  3wfiö"i>  Qtbxatitt  tooxhm.  SHe  ^ 
hing  fann  benn  oud^  in  aDen  fol(|en  ^äDen^  in  benen  biefelbe  überhaupt  mSg« 
(id^  gemefen  i^,  infolge  einer  älutofuggefUon  eingetreten  fein.  S)er  ^otient 
N  i^  geglaubt^  bag  bie  ®ötter  i^n  l^eilen  n)ürben^  unb  biefer  @laube  tann 
boS  gen)finf(|te  Stefultot  ^erbeigeffi^  ^aben.  9Bo  in  unferen  ^agen  äl^nlid^e 
3Kittel  angemanbt  werben,  nrfe  j.  33.  bei  ben  aBunberboftoren,  werben  bie 
aSirhingen  natfirli(|  au$  biefelben  fein. 

Unter  bem  SRamen  be§  „tierifd^en  3WagnetiiSmuiS"  füHt  bie  §9?- 
nofe  ein  befonbere«  ftapitel  in  ber  ©efd^id^te  ber  SRebijin  au^.  S)en  erften 
Äeim  )u  biefer  2:^eorie  finbet  man  in  ^ßaracelfuiS'  Slnwenbung  ber  alten 
Se^re  von  ber  gegenfeitigen  änjie^ung  gteid^artiger  3)inge  (orgl.  ©.  197  f.). 
^aiSjenige^  toaS  nad^  feiner  SDteinung  anjiel^enb  wirlte^  nannte  ^ra^ 
celfttS  SRagnet.  S)ie  eigentOmlic^e  93e^anb(ung  ber  ftrant^eiten  mit  ©pm^ 
pat^iemitteltt  ift  biefer  2:^eorie  bireft  entfprungen.  ^aracelfui^'  fie^  mürbe 
t)on  3*  ^*  i>^n  ^elmont  unb  Sftobert  %bxbh  weiter  entmidCelt  unb  in  ein 
@pftem  gebrad^t;  anbererfeitS  fanb  fte  aber  aud^  jal^lreid^e  ®egner.  SSor 
ollem  aber  trat  granj  Slnton  3DleÄmer  energifd^  für  biefe  Seigre  ein. 
gr  mürbe  1733  in  ^nani  ^^  Sobenfee  geboren,  erl^ielt  eine  Höfierlid^e 
(Srjiel^ung  unb  foQte  X^eotogie  fhtbieren,  mad  i^  iebod^  nid^t  besagte, 
©d^on  frä^  befd^äftigte  er  ftd^  mit  ^^ilofop^ie,  betam  bann  (Srlaubni/^,  3ura 
}u  fiubieren,  unb  ging  ju  bem  Qmtdt  nad^  SSHen.  Stad^  fed^S  Sauren  ^atte 
er  jlebod^  aud^  bie  3ura  fatt,  begann  bann  ba^  @tubium  ber  9Rebi}in  unb  erl^elt 
1766  ben  mebijinifd^en  ©oltorgrab  für  eine  Slb^nblung:  „De  influxu 
planetarum  in  hominem**.  hierin  jiettt  er  eine  SReil^e  oon  ©äfeen  über 
bie  gegenfeitige  @inmirlung  ber  oerfd^iebenen fiörper  auf;  biefelben  l^at  er  l^oupt^ 
fäc^lid^  au^  ^aracelfuS'  unb  oan  ^elmontS  SEBerlen  entld[int.  @o  le^rt  er, 
bag  ein  gegenfeitiger  @itifbi§  jmifd^en  ben  iQimmetiStörpem,  ber  6rbe  unb 
ben  befeelten  ftörpem  flattfinbet.  ^e  Urfad^e  )u  biefem  Ginflug  x\t  ein 
überaß  t)erbreitete«  gluibum  t)on  aufeerorbentlid^er  gein^eit,  ba»  jebe  »e* 
megung  an}une^men,  fortjupflanjen  unb  mit}uteilen  oermag.  S)iefer  gegen« 
feitige  (Sin^ug  ifi  b^  jie^t  unbetannten  ©efe^en  unterworfen.  2)ie  @igen< 
tümlid^Ieit  be»  tierifd^en  AörperS,  für  ben  @influg  ber  ^immetetörper 
unb  für  eine  SBed^felwirlung  mit  feiner  Umgebung  empfänglich  }U  fein, 
wirb  am  leid[|teften  oerfiänblid^  burd^  3lnalogie  mit  bem  äRagneti^muS  unb 
mufe  beiJl^alb  „tierifd^er  3Dlagneti5muiJ''  benannt  werben. 

3J2eiSmer  fanb  oft  eine  äSefidtigung  feiner  X^eorieen  bei  ber  SBel^anb« 
lung  ber  Äranfen.  6r  war  ein  flattlidder  3Dlann;  wenn  er  bie  ^Patienten  feier* 
Ixdi)  anfiarrte,  fie  anfaßte  unb  mit  ben  igänben  an  i^nen  Idng^ftrid^, 
fo  fonnte  er  e^  nid^t  oermeiben,  fie  in  einen  ^^pnotifd^en  3iifiötti>  V^  ^w* 
fefeen,  in  bem  fie  für  ^eilfuggefiionen  fel^r  empfänglid^  waren.  S)a  ^edmer 
öie  wa^e  Urfac^e  biefeg  3iiP<itt^^  ^W  erfannte,  faßte  er  fie  ate  SBirhmg 

Seemann,  9ber0(au6e  unb  3oub«:ci.  82 


498  $9P^f^  u^  Sdito^imofe. 

be&  in  i^m  oot^nbenen  9RagnetiSmuS  auf.  9l6er  aEed  t&Bt  ft<j^  eben  ni^t 
auf  ^magnetifd^em"  SBege  Reiten,  aKe«mer  war  SSetpffid^tuttflen  eingegangen, 
We  er  nid^t  l^aften  tonnte;  er  mufete  b^fydb  SBicn  wrioffen  unb  tarn  1779 
nad^  ^oxii,  too  er  in  einem  fold^  Umfange  Stettame  ju  mad^en  oerflanb, 
bog  er  fld^  fe^r  balb  einen  großen  9luf  ermarb.  S)ie  ^ßatienten  ffarftmten  in 
Sparen  t^etbei^  fo  bag  er  fte  aOe  nid^t  me^r  perfönK(i^  magnetifteren  tonnte. 
®r  erfanb  beö^alb  ba^  berühmte  „©aquet",  ein  ©efftfe  mit  SEBaffer,  Don  bem 
eine  Stenge  Sifenfiangen  ausgingen,  toetd^e  bie  Aranten  in  bie^&nbe  nal^men. 
Unter  9Ru{tt  ging  ä^leSmer  neb^  feinen  älffifienten  feiertid^  uml^  unb  mag- 
netifterte  bie  Patienten  ^  bie  burd^  biefe  fortgefefete  magnetifdi^  Se^onbbtng 
entwÄer  l^notiftert  würben  ober  ^jierifd^e  äbtföfle,  fogenannte  ,,Ärifen'', 
belamen.  i)a  biefe  älnfäQe  fid^  aber  leiber  aU  nid^t  fe^  s^trägUd^  erwiefen, 
ia  fogar  in  einigen  fällen  jum  ^obe  fOl^rten^  f^te  bie  9iegierung  ^wei 
Aommiffionen  ein,  bie  i^r  ©utad^n  über  9Re8meri^  St^orieen  unb  @rfoIge 
abgeben  foQten.  6ie  fällten  ein  für  i^n  ^öd^fi  ungflnfligei}  Urteil;  fie 
erttärten,  eine  magnetifd^e  Araft  e^ifUere  überhaupt  nid^t;  ibre  SSirfung 
berulie  auf  (Sinbilbung  unb  ^tad^al^mung.  SHe  Jtrifen  mflffe  man  aU 
f^r  gef&^rlid^  für  bie  ©efunb^eit  anfe^en.  S)iefei$  Sebenten  würbe  Aber 
bc^  gan}e  £anb  verbreitet;  ba&  SSott  oerlor  baS  Vertrauen  gu  ä^ledmer. 
@r  oerlieg  ^antreid^  unb  ^arb  1815  in  9Reeri^burg  am  93obenfee. 

9Rit  3Rtimtx&  ^aS  l^atte  ber  tierifd^e  3RagnetܻmuiS  feine  StoOe 
iebod^  nid^t  audgefinelt.  SRe^ere  Don  9ReiSmeriS  Sn^ängem  unb  @d^ä{em 
fe^en  bie  magnetifd^  S3el[ianblung  fort.  S)a  fte  aber  nid^t  barouf  aus- 
gingen, 9leHame  ju  mad^en,  fonbem  bie  Seobad^tungen  wiffenfd^aftlid^ 
audnu^ten,  fo  würben  nun  in  ber  foigenben  3eit  bie  wefenttid^fien 
^ppnotifd^  $^&nomene  entbedt.  ^ebocb  ^ielt  fid^  bie  Se^re  Don  bem 
tlerifd^  SRagnetüSmud  nod^  (ange  neben  ber  me^r  wi{fenfd^ft(id^  @r$ 
tUlrung  ber  $^&nomene,  bie  ftd^  jegt  adm&btid^  93a^n  brad^.  9tod^ 
auf  bem  erften  internationalen  Aongreg  ffir  e^perimenteDe  ^fpd^ologie  in 
gktrid  1889  fam  man  nad^  einer  (angen  S)iiS{uffion,  an  ber  bie  bebeutenb« 
ften  ^orfd^  auf  bem  ©ebiete  bed  ^^pnotidmud  teilnahmen,  ju  bem  Sieful^ 
täte,  bag  man  nid^t  entfd^eiben  fönne,  inwieweit  ein  wefenttid^  Unter- 
fd^ieb  jwifd^en  ber  ^ppnofe  unb  bem  burd^  magnetifd^e  @tridl^e  ^roor^ 
gerufenen  3^!^^^^  e^iftiere.  S)ie  enbgültige  älntwort  auf  biefe  ^ge  gab 
erft  Sllbert  aJloH  in  feiner  ©d^rift:  „S)er  Slapport  in  ber  Sppnofe''  (SSerlin 
1892);  ^er  weifi  er  auf  ®runb  oon  ja^Ireid^n  SJerfud^en  nad&,  bafe  fein 
Unterfd^ieb  in  ben  B^M^ben,  bie  burd^  bie  perfd^iebenen  ^pnotifterungi^ 
met^oben  l^eroorgerufen  rottbtti,  oor^anben  ifl  S)amit  ^at  ber  tierifd^e 
aiagnetiSmuö  aU  wiffenfd^aftlid^e  Jll^eorie  feine  ÄoHe  au^- 
gefpielt. 

Maleficium  taciturnitatis.  3n  ben  Sitten  ber  fiefenprojeffe 
wirb  wieber^oü  berid^tet,  bafe  ber  Slngeflagte  ntd^t«  oon  ben  goltem  ber 


^ie  ^ebeutung  ber  $9pnofe  fftr  ben  SCberglouben.  499 

Hoxtm  )u  inerten  fd^ine;  i^enfaOtö  l^be  er  mit  leinet  äRiene  feinen  Sd^met) 
oerraten  unb  auf  olle  an  i^n  gerid^teten  ^agen  gefd^nnegen.  Vtan  mnrttt 
bieg  ben  ^S^^ber  be«  ©d^eigen«^  unb  legte  e8  ate  einen  fel^r  graoierenben 
SSemeiS  fite  bie  @d^ulb  beiS  9lnget(agten  auiS:  ber  Xeufd  felbft  \)abt  i^n  fo 
Derl^^  bog  er  nid^td  Don  ber  ^ßein  ber  ^otterbant  fpäre. 

SBie  VMM  bie  ^a(^e  ouffo^e,  ge^  am  (eften  cax^  einem  einzelnen  Beif^nel 
^ttwt,  baft  toir  bet  „Cantio  criminalis^'  ton  ^ebd(^  @|>ee  (1631)  entne^en. 
„(im  ^riefler,  ber  m^  i^fUgte  bar(e9  )u  fein,  xowtin  bie  arme  Sttnber  gefolbert  oürben, 
ol^  er  einSmo^IS  einen  \ol^en  armen  @üiü>er,  n)el($er  ouff  bad  j[enig  fo  er  gefragt  »firbe, 
nic^id  SlnhDorten  moü^,  ober  oieSeic^t  nic^t  fönte,  mit  sugebrudKen  Xugen  fftndm  fa^e, 
bamit  er  ben  gnquifitoren  bart^un  unb  bewehren  möchte,  bo^  berfelbige  ft(^  mit  S^utberep 
8u  fc^meigen  zubereitet  ober  ba(  i^me  ber  Xeuffel  baS  Staul  oerftopffet  ^ette,  gab  er 
biefen  ^RaJ^ti  @ie  f ölten  fe(bige  moteriam  ehoaiS  auff  @eit  fe^en  unb  hai  fragen  bleiben 
laffen  unb  al^alb  einen  anbem  luftigen  bidcurd  oon  anbem  frembten  @a<j^en  an  $anb 
ne^en.  9U^  fie  nun  biefem  9ial^t  folgeten  mtb  ber  arme  SRenfc^  mercfte  unb  fpürete, 
ba^  bie  f^mer^en  ber  peinlichen  §rage  fo  plö^Iid^  ft($  ftitteten,  bie  äüd^ter  unb  @ommif< 
farien  anbere  Qad^en  oor  ^(dim,  benoegen  bie  9tugen  attgemftc^Uc^  mieber  auff  t^et,  ju 
oeme^en,  n)o  bi|  @pü  §inau9  oolte,  onb  ob  melleic^t  einiget  auff^Sren  beS  peinigend 
px  ^offen  meiere.  8a(b  mar  biefer  ^riefter  1^  onb  M  ob  er  feine  Ba^t  gar  mo^I  be^ 
me^nret  ^tttt,  fprac^  er:  ,@e^et  j^r  Ferren,  nunmehr  ba  mir  oon  anbem  ^^m  fd^A^,  ba 
ermoc^t  er  oom  fc^Iaff,  oor^in  al^  er  befennen  folte,  ba^  er  ein  3<u(berer  me^,  ba  f(^(ieff 
er  auf  aOe  fragen:  3>o^ffeIt3§r  noc^,  ba|  er  ftd^  bezaubert  ^abe,  meiere  ed  boc^  mtmög^ 
(i($  gemefen,  ba^  biefer  8($elm  fo(($e  fc^mer^en  ^ette  audftel^en  fdnnen,  mann  j^n  ber 
%mf\ü  ni($t  eingef($(äffet  l^e,  laft  und  j^n  befd^eren,  mtb  aldbann  no($  ein  B^&n^' 
lein  mit  j^me  magen.*" 

3n  biefem  ^ade,  ber  }un&d^ft  nur  ate  ^m^  für  bai  t)erfiänbnii8t)olIe  unb 
ntenfd^enfreunblid^e  SSerfal^ren  bei  ber  Jlortur  angefül^  ifi,  fonn  man  ben 
3u{lanb  bt&  93etreffenben^  ob  ettoa  eine  Dl^nmad^t  ober  etmai^  anbered  t)orgelegen 
l^ot^  nid^t  genau  ertennen.  Aber  in  anberen  Sften  ^eigt  ti  aui^brfldlid^,  bag 
bie  SngeKagten  munter  meiter  gep(aubert  l^ätten^  aU  ob  fie  oon  ben  f^olter^ 
quälen  abfolut  nid^td  gefpflrt  l^itten.  ^it&  flnbet  jebenfaQg  bei  einer  D^nmad^t 
nid^t  fiatt;  ^ier  mu|  alfo  ein  3u{i<^nb  oor^anben  gemefen  fein^  in  bem  ha&  ^n« 
blDibuum  fragen  ^ören  unb  beantworten  fonnte  unb  bennod^  für  ©d^merjen 
unempfdnglid^  toar.  SBir  l^aben  eS  ^ier  unameifel^aft  mit  einer  l^^pnotifd^en, 
burd^  ©d^edfen  ober  ©d^merjen  ^eroorgerufenen,  abfoluten  Slnftfi^efte  ju  t^un. 
®a  man  bamalö  nun  nid^t  roufete,  ba§  fold^e  S^Pö"*^  <^f  natürlid^em 
aSege  entfielen  fönnen,  fo  würben  fie  ate  ein  SBerf  be8  2;eufete,  aU 
^erei  aufgelegt  ©pee,  ber  in  ber  oben  ermahnten  ©d^rift  bie  fiejen^ 
projeffe  unb  befonber«  bie  an  ben  angeflagten  oolljogenen  finnlofen  ©rau^^ 
famfeiten  fd^arf  angreift,  fafete  ben  S^fi^nb  notflrlid^  aud^  nid^t  rid^tig 
auf,  aber  er  (ommt  ber  SBa^r^eit  bod^  bebeutenb  n&^er  atö  bie  Snquifitoren. 
Som  maleficium  tacitumitatis  fagt  er  f^olgenbed: 

„^d^  roei|  biefe«  infonber§eit  mo§l,  bo^  etli($e  auf  ber  Tortur  in  o^nmac^t  ge- 
fallen, aber  bad  nrn^  biefen  Oottlofen  Seut^  l^ei^en:  fie  fein  eingefc^laffen,  aW)ere 
mei^  idf,  meiere  nac^  beme  fie  i^nen  vorgenommen  fetten  su  fd^meigen,  onb  bemnac^  mit 


500  S^T9Vtto\t  unb  9luto^9pnofe. 


Su^ucÜen  Slugen  fi($  eine  geraume  3ett  mit  offen  frftfften  gegen  bie  Sc^mer^en  geioe^, 
enblic^  bo($  bunfl  biefeKe  obemunben  loorben,  mit  gebogenem  $aupt  oratb  gefc^loffenen 
atugen  gewannen  gegeben,  »eil  j^nen  bie  fräfften  oSerbingS  entgangen  nni^ren:  ^eift  bad 
nun  fc^laffen?  —  Sber  bad  gebend  fomo^I  bie  SRebici  a(|  bie  $^i(ofop^i  )u,  ba^  ein 
Tlm\^  natürlichen  meife,  burd^  äff  s^  §^fftige  Sc^mer^en  onnb  in  specie  auff  ber  Rottet 
ber  nmffen  erftarren  unb  erpcfen  fönne,  ha%  er  einem  fc^laffenben  ober  cm(S^  n)o^(  gar 
tobten  ^tn^d^n  d^nlic^  merbe."  @pee  glaubt  alfo  nic^t  an  ben  @<I^Iaf  ber  XngeKogten 
n)d^renb  ber  gfolter.  Slber  mir  muffen  biefem  Sbidbnut,  ber  in  ben  9attn  immer  mieber^ 
!e^rt,  bo(^  eine  gemiffe  8erecl^tigung  beilegen;  in  mannen  $dffen  ift  ed  ftc^er  ein  fc^mer}- 
lofer  §9pnotif(4er  ^c^lafjuftanb  gemefen. 

Trance.  S)aS  englifd^e  SBort  be}eid^net  einen  S^f^^^^i^/  ^^  i>^^  ^^ 
©eele  gleid^fam  htm  Äörper  entrüdtt  ifl,  in  innere«  ©d^auen  Perloren  unb 
unempfänglid^  für  bie  Sieise  ber  Slu^nioelt.  ®an}  biefelbe  Sebeutung  1^ 
ia»  gried^ifd^  SSort  Gtfiafe,  boi^  n)öttlid^  Serjädung  bebeutet.  Sßad  man 
jeftt  Xrance  nennt,  ifi  alfo  ein  ßufianb,  ber  wenigfleniJ  bei  oberflad^lid^er  Se^ 
trac^tung  ben  (gtfiafen  früherer  ^dttn  glei(|  }u  fein  fd^eint;  ob  et  in 
aßirHid^feit  bamit  ibentifd^  iji,  ifi  iebod^  eine  anbere  grage.  Snbejfen 
Q)etben  red^t  perf c^iebenartige  ßuflanbe  nod^  in  unf eren  Xagen  mit  bem  äßorte 
Trance  bejeid^net.  SBenn  mir  pon  ben  %öSitn  abfegen,  mo  man  norto- 
tifd^e  SRittel  }ur  ^eroorrufung  ttanceartiger  ^l^nomene  anmenbet,  fo  bleiben 
brei  oerfd^iebene  ^auptgruppen  übrig«  S)ie  eine  iji  bie  3lutol^ppnofe  in  ber 
gorm,  mie  fie  ma^rfd^einlic^  ein  jeber  normale  3Dlenfd^  nad^  ber  nötigen  3)re{fur 
an  fid^  felbft  ^eroorrufen  fann.  2)ie  anberen,  meit  felteneren  gälle  finb 
bie  fpejietten  gormen  ber  ^^ftero^epileptifd^en  ainfölle,  bie  man  ate  „Sefeffem 
l^eil"  unb  ^efflafe"  bejeic^net  ^ot  S)a  mir  bie  d^arafterifiifd^en  aWerhnale 
biefer  beiben  oerfd^iebenen  3ufiänbe  tennen,  fo  mägte  e«  boc^,  mie  man  an- 
nehmen foflte,  leid&t  fein,  fie  au^nanber  ju  polten.  Slber  bie  ©(^mierigfeit 
befielt  barin,  bag  man  biefe  3iiftÄnbe  äugerfi  feiten  rein  oor  älugen  fyü. 
©elbft  }mifd^en  ber  normalen  älutol^ppnofe  unb  ben  großen  ^^fierifc^en  Sn^ 
föQen  finb  alle  möglid^en  Uebergangdformen;  gerabe  lefitere  fte^t  man  am  ^duftg- 
flen,  unb  für  fie  ifi  bie  »ejeid^nung  „2;rance"  gäng  unb  gebe  gemorben.  Um 
nun  einigerma^n  flar  über  bie  ^^önomene  }u  merben,  be^anbeln  mir  ^ier 
nur  ben  ^rance}ufianb,  mie  er  ^^  bei  normalen  Snenfd^en  {eigen  tonn; 
fpäter,  menn  mir  bie  tppifd^en  ^pfterifd^en  ^^änomene  betrad^tet  l^aben, 
merben  mir  in  einigen  äSeifpielen  bie  Aomplifationen  ber  ^pflerie  unb  ^ppnofe 
befpred&en. 

@«  unterliegt  feinem  Stoti^^^f  ^^6  ^^^  ^^  älltertum  bie  reine  Sluto^^p^ 
nofe,  bie  mir  nunS^rance  nennen,  gefannt  l^at;  man  faftte  fie  aber  mit  t>et^ 
f d^iebenen  anberen  3ufiänben  unter  ber  gemeinfd^aftlid^en  äSe^eid^nung  Stfiafe 
}ufammen.  93on  ber  ^^t^ia,  ber  ^riefierin  }u  S)elp^i,  l^eigt  eiS,  bag  fie  burd^ 
betöubenbe  SJämpfe,  bie  auiS  bem  3nnem  ber  ©rbe  aufftiegen,  in  efflofe  ge^ 
brad^t  mürbe  (orgl.  ©.  48).  3ft  bie  ©efd^ic^te  oon  biefen  kämpfen  tfyd- 
f&d^lid^  me^r  al«  eine  reine  $abel,  fo  l^aben  mir  ed  ^ier  mit  einer  9tarfofe, 


3)te  ©ebeutung  ber  §9pnofe  für  ben  Sl^crglauben.  601 

b.  ^.  mit  einer  burd^  SSergiftung  l^erbeigefttlirten  93etäu6ung^  bie  bem  Trance« 
jufianb  voo^l  a^nlxi),  aber  nid^t  gleid^  ifi^  }u  t^un.  äJiel  tual^rfd^einlid^er  ifl 
e^  bagegen,  bofe  bo«,  toai  töir  jefet  2;rance  nennen,  ben  im  »ud^e  „De 
mysteriis"  gefd^ilberten  S^ftänben  t)on  6ntl^uria«muÄ  unb  ®fflafe  entfprid^t 
(orgL  ©.  132).  ©benfo  wie  2;rance  jeftt  bie  notoenbige  SBebingung  ift, 
wenn  bie  SBeiSfagungägabe  ftd^  bei  ben  3Kebien  unferer  3^*  auiSbilben  fott, 
fo  war  ber  ent](|ufia8muiJ  unb  bie  ®f jlafe  für  bie  bamaligen  3Wagier  notroenbig. 
S)a  e«  femer  auöbrüdElid^  von  bem  ent^ufia«muÄ  l^eifet,  bafe  er  burd^  Anrufen  ber 
©Otter,  olfo  auf  pfpd^ifd^em  SBege,  erjeugt  werbe,  fo  l^anbelt  e«  [xä)  ganj  ge^ 
wife  um  eine  Äuto^pnofe.  3)ie  ©Iflafe,  meldte  ber  Sßerfajfer  ber  aWpjlerien 
bajtt  in  ©egenfafi  jiellt,  ifi  roal^rfd^inlid^  ein  ä^nlid^er  3"fiö^t>  gewefen,  ber 
burd^  STnrufen  ber  Sämonen  ober  oielleid^t  burd^  anbere  l^ppnotifierenbe  SRittet 
^erbeigefü^t  mürbe. 

3n  ben  fpäteren  Sfoi^rl^unberten  werben  bie  ©d^ilberungen  ber  tjerfd^ie^ 
benen  3uftänbe  auiSffil^rlid^er,  fo  bog  man  leidster  beurteilen  lann,  mopon  bie 
SRebe  ift.  SBenn  ©roebenborg  fagt,  ba§  man,  um  mit  ben  ©eiftem  in  SBer* 
bittbung  ju  treten,  in  einem  befonberen  3ufianbe  fein  müfee,  in  einem  3wfd&e«* 
jufianb  smifd^en  ©d^lafen  unb  SBBad^en,  va  bem  man  nid^t^  anbere«  miife, 
atö  ba§  man  ooQftänbig  mad^  fei,  fo  l^at  ber  geleierte  Staturforfd^er  uni^ 
bomit  eine  ©d^itberung  eine«  ^ppnotifd^en  3wft<i^^  gegeben,  bie  an  3)eut* 
lic^feit  nid^t«  ju  münfd^en  flbrig  löfet.  JDer  @.  222  ermähnte  3"ftonb,  ben 
er  al«  ein  „Sntrüdftmerben  oom  ©eifie"  bejeid^net,  ifl  offenbar  nur  eine  mfi^renb 
eine«  ©pajiergange«  eingetretene  aiuto^ppnofe.  3n  mand^en  gfitten  fe^en 
wir  oud^,  ba^  gerabe}u  ^ppnotifterenbe  ^ttel  neben  ber  Jtontemplation,  ber 
Dottflänbigen  Vertiefung  in  einen  ©ebanlen,  angewanbt  worben  finb. 

Jlad^  einem  diteten  SJerfaffer  Slttattu«  jitiert  ©nncmofer  in  feiner  SWagie  bie  SJor? 
fd^,  meldet  bie  9>l5n($e  auf  9lt^od  im  14.  So^rl^unbert  befolgten ,  um  bie  S^ersftdCung 
^eroorjurufen:  „fß&c^^lU^  beine  %^üxt  unb  ergebe  beinen  @eift  oon  aXitm  ®it(en  unb 
Seitlichen,  ^onn  fenle  beinen  99art  auf  bie  8ruft  unb  errege  bad  Sluge  mit  ganjer  @ee(e 
in  ber  SDHtte  bed  £ei5e«  am  92abe(.  SSerengere  bie  ^uftgänge,  um  nic^t  su  In^t  au  atmen, 
^eftrebe  bid^,  innerlich  ben  Ort  bed  ^erjen«  su  finben,  n)o  ade  pf^c^ifc^en  5h:äfte  wohnen. 
3uerft  n)irft  bu  ^nftemi«  finben  unb  unnachgiebige  ^ic$t§eit.  SBenn  bu  aber  an^Oltfl 
^e  unb  9{äc^e:  fo  roirft  bu,  o  bed  SBunberd!  unaudfprec^Uc^e  äßonne  genießen,  ^enn 
ber  ©eift  fie^t  bamt,  xoa^  er  nie  erlamtt  ^at,  er  fielet  bie  £uft  stoif^en  bem  $eraen  unb 
ficl^  gon)  ftrai^Ienb." 

SDafe  ^ier  eint  fünfilid^  l^eroorgerufene  äuto^ppnofe  gefd^ilbert  wirb,  ifl 
trofi  ber  mpflif d^en  Siebeweife  leicht  einjuf el^n.  3n  ben  oielen  praltifd^en  Sin* 
weifungen  jur  @ntwidlung  ber  9Rebiumitcit,  mit  benen  namentlid^  unter- 
ne^menbe  S)anfee«  bie  mobeme  ßitteratur  bereid^ert  l^aben,  finbet  man  oft 
SSorfd^riften,  bie  in  einem  erflaunlid^en  ©rabe  an  bie  mitte(a(terlid^en  3J2et^oben 
erinnern.  3d&  wäl^Ie  nur  ein  33eifpiel  avA  aJlorfe:  „Practical  Occultism" 
(©an  Francisco  1888).  SJlefer  Serfaffer,  ber  2;rance  ganj  rid^tig  cii  eine 
reine  Sluto]^9pnofe  auffaßt,  rät  bem  werbenben  SKebium,  oor  attem  für  eine 


502  $9Pnofe  unb  9Cuto^|mofe. 


DoQftfinbige  törperUd^ie  unb  getßige  @efunbl^  ju  forgen^  femer  ftc^  oon  einem 
jweriäfftgen  gteunbe  oft  l^ppnotifieren  ober  in  ben  meämerifd^  2;rance= 
}uflanb^  tote  e^  im  SBud^e  l^eigt^  oerfe^  )u  laffen.  SBenn  ha&  ^i^bbibuum  an 
biefen  S^Pönb  gewöl^nt  Ifi,  lann  e«  anfongen,  il^n  felbjl  Iierooi^rufen. 

„^enn  ein  anbetet  2:tance  (b.  t.  $9pnofe)  bei  bit  ^etoottufen  fonn,  med§aCb  foEtefl 
bu  ed  barni  nic^t  felbet  lonnen?  SBad  ein  anbetet  fttt  bic^  t^  lann,  fonnfi  bu  oud^  felbet 
t^un.  (SS  fommt  nut  batauf  an,  p  vn^tn,  n>ie?  ^e  Sammlung  bet  ©ebanlen  etfotbett 
tint  (Stmdgung  unb  eine  befHmmte  ilnfitengung  beinetfeitö,  um  bi($  oon  ftu^eten  <Stn< 
flüffen,  9lei)en  unb  (Sm9)finbungen  sutüdCsusie^en;  bad  wetben  bie  ni^tigen  Schritte  fein,  wn 
Stonce  ^etoottufen  lu  fdnnen.  Unb  wenn  bu,  nac^bem  bu  bie  nötige  Stüctftc^t  auf  bie 
du^eten  SSet^dltniffe  genommen  ^afl,  bi(^  feCbfl  einfc^fte^en  unb  beinen  @inn  auf  ben  (M^ 
f(^(u^  fammeln  fannft,  bic^  gutJUtsusie^en  oom  ftu^eten  2ebtn,  oon  ben  finnlic^en  SBa^t? 
ne^mungen,  oon  ben  SBünfc^en  unb  ^nblungen  bed  tAglic^  Sebend;  wenn  bu  bic^  in  bi(^ 
felbet  jutücfsiei^en  fannfi:  bamt  bifl  bu  auf  bem  tic^tigen  SBege  su  bem,  mad  bu  aud 
fügten  willfi.'' 

^ier  wirb  a(fo  bie  Kontemplation^  bie  äRebitation^  bie  ooDflanbige  Ser« 
tiefung  in  einen  ©ebanfen  <ü&  Sßeg  }um  Srancejußanb  angegeben^  ebenfo  mie 
bie  neup(atonifd^en  ^^Uofop^en,  Duietifien  auf  Slt^od  unb  bie  inbifd^en  ^ofire 
ftd^  burd^  biei$  9Rittel  in  äSerjfldung  mfe^n.  Ueber  bie  Statur  biefeS  3uflanbe« 
{ann  lein  j^xod^tl  obtoolten;  ei$  ifl  eine  äluto^^pnofe.  aber  roa»  erreid^t  num^ 
wenn  man  fid^  in  biefen  B^ft^nb  perfeftt?  2)ie  3lntn)ort  ifl  ebenfo  einfad^  mie 
in^altiSreid^:  Mei,  xoa^  bcA  3nbit)ibuum  begehrt.  SHe  @rmartungen  befl  gnbi^ 
mbuumS  toir!en  ali  SutofuggefHonen.  SHe  inbifd^  @elte  ber  3ogin  füllen  bie 
£eere  9lin)anad;  bie  Steuplatoniler  unb  bie  Duietifien  fd^auten  baS  göttttd^e 
fiid^t;  Smebenborg  fa^  Fimmel  unb  $öQe  fld^  dffnen^  fo  bag  er  bid  auf  bie 
Keinfien  Sinjetl^en  fid^  mit  i^rer  (Sinrid^tung  unb  bem  3uftanbe  ber  ©eifler 
befannt  mad^n  lonnte.  S)aiJfelbe  ifl  aud^  jefit  nod^  ber  gaU  bei  »ielen  fpiri^ 
tiftifd^en  3Webien,  bie  in  Trance  religiäfe  fragen  beantworten.  3)a  aber  bie 
fjragen  ber  Äntoefenben  natflriid^  mle  ©uggefHonen  auf  baSSRebium  wirfen, 
fo  refultiert  ^icrau«  baiJ  befannte  ^^änomen,  ba§  bie  antworten  immer  mit 
ben  im  t)oraui^  fefifie^enben  retigiöfen  änfd&auungen  ber  »etreffenben  überein^ 
jiimmen  (orgl.  @.  239  unb  246), 

hiermit  ift  jebod^  nur  eine  Seite  ber  oerfd^iebenen  2;^gfeiten  ber 
mobemen  Xrancemebien  berührt.  SUd^t  loeniger  intereffant  finb  bie  SRebien,  bie 
pd^  nid^t  jur  ©infid^t  in  bie  ^immtifd^en  S)inge  erl&eben,  fonbem  jid^  mit 
aiuffd^lüffen  über  Irbifd^e  aSer^äftniffe  begnügen ;  benn  ^icr  Mfet  jid&  bie  Slic^tig^ 
feit  ber  aaintmorten  bod^  wenigfien«  fontroHleren,  Sd  ^at  fid^  nun  t^- 
fäd^lic^  ^erauSgepeUt,  bafe  biefe  aJlebien  oft  amtteilungen  oon  SHngen  ge* 
mad^t  l^aben,  oon  benen  fie  felbfi  im  road^n  Bufianbe  nid^t«  mufeten  unb  Don 
benen  tnelleid^t  nur  einer  ober  menige  ber  amoefenben  Äenntni«  l^en.  Sn 
allen  grünblid^  geprüften  pllen  ^at  man  nun  gefunben,  bafe  l^ierbei  bie 
bem  2:rance}uPanb  eigentümlld^e  ^ppermnefie  unb  ig^peräft^e  bie  fioupt^ 
roKe  fpielte.    2)ad,  toaS  ein  SRenfd^  einmal  gemu^,  fpoter  aber  t)oO{iäfd)ig 


3)ie  Sebeutung  ber  $9pnofe  für  bcn  StterglouBcn.  503 

oergeffen  l^at,  fann  bei  poffcnbcr  Oelegenl^eit  in  ber  <Q9pnofe  toieber  auf* 
toud^cn;  oiele  oon  ben  tDunberbaren  aWittellungen  ber  SCrancemebien  tömten 
fo  fe^  gut  ava  intern  eigenen  pfpd^ifd^en  Statte  gefd^öpft  fein^  unb  bie 
aWcbicn  ^aben  trofebem  in  ber  Se^auptung  red^t,  ba|  fie  —  im  waSttti  3«« 
Hanbe  —  nid^tö  t)on  ber  betreffenben  ©ad^e  gewußt  l^aben.  3n  anberen  gäHen, 
too  eS  fld^  um  bie  rein  perfönlid^en  Angelegenheiten  eineiS  ber  älntoefenben 
^anbett^  ifl  aOerbingS  biefe  9Rdglid^feit^  bag  bad  9Rebium  ftenntnü^  t)on  ben« 
felben  gehabt  \)at,  voo^l  meiflenS  auiSjufd^liegen.  9lber  ba  tommt  bie  ^pper^^ 
aftl^efte^  bie  ©c^ärfung  ber  Sinne,  bem  äRebium  ju  $ilfe,  tooburd^  t»  biefem 
mdgttd^  mirb,  bie  unn)UI!ürlid^en  93en)egungen,  weld^e  bie  t)om  93etreffenben 
enoartete  äntroort  perraten,  aufjufangen.  3Rit  wetd^em  Sinnesorgan  ba8 
9Rebium  biefelben  toal^mimmt,  l^ängt  oor  aSem  baoon  ab,  n)ie  baS  SRebium  }ii 
arbeiten  gemol^nt  ifi.  Sebenfatt«  wirft  baiJ  »emufetfein,  bap  bie'  äufmerlfamfeit 
auf  etioaiJ  »efümmte«  gerid^tet  fein  foll,  im  a^rancejuilanb  wie  eine  ©uggejiion, 
fo  bag  ber  betreffenbe  Sinn  {id^  wad^  l^ält  unb  iugerfl  empfänglid^  felbfi  für 
bie  fd^wäd^Pen  gielje  ifi.  Salb  benufit  ba«  3Webium  ben  Xafifinn  (©.  384), 
balb  ba«  &^bx  (@.  386);  in  feltenen  gällen  aud^  ba«  ©efid^t.  ©o  esperi^» 
mentierte  ein  franjöfifd^er  Slrjt,  SBergfon,  1887  mit  einem  Jlnaben,  ber  in 
einem  SSud^e  lefen  fonnte,  wenn  ber  SlädFen  be«  SSud^e«  i^m  jugefel^rt  war,  volß)^ 
renb  bie  il^m  gegenüberfle^enbe  ^erfon  im  93ud^e  la«.  9Bie  ^ergfon  fid^  fiber^ 
jeugte,  war  ber  ®efid^t«finn  be«  Änaben  fo  gefd^ärft,  bafe  er  mit  $ilfe  be« 
©piegelbilbe«,  weld^e«  er  in  bem  Sluge  be«  anberen  fal^,  ju  lefen  oermod^te,  wa« 
im  Sud^e  flanb.  SBenn  2)erartige«  paffieren  fann,  fo  bebarf  e«  felbftoerjlänblld^ 
fold^en  3Dlebien  gegenüber  ber  äufeerflenSßorfid^t;  SReije,  bie  ber  äufmerffam* 
feit  ber  flbrigen  älnwefenben  gan}  entgegen,  tonnen  genügen,  um  bem  SRebium 
bie  nötigen  Sluffd^Iüffe  ju  geben. 

93i« weilen  fommt  e«  oor,  bag  ba«  SRebium  nid^t  in  feinem  eigenen, 
fonbem  in  bem  SRamen  eine«  „©eifie«'',  pon  bem  e«  pd^  befejfen  wäl^nt,  SRit- 
teilungen  mad^t.  SHe  ©d^rift,  bie  unter  fold^en  SSerl^ältniffen  präfiiert  wirb, 
weidet  bann  auc^  me^r  ober  weniger  oon  ber  gewö^nlid^en  öanbfd^rift  be« 
äRebium«  ab.  2)a  ein  SBed^fel  ber  ^erfonlid^feit  in  einer  ^inreid^enb  tiefen 
fippnofe  fid^  fuggepio  l^eroorrufen  läfet  (prgl.  ©.  494),  fo  fann  man  jene 
^l^anomene,  wenn  fie  in  Trance  oortommen,  leidet  al«  ^olge  oon  Sutofug^ 
geftionen  erflären.  erwartet  ba«  SRebium,  pon  einem  ®eifle  befejfen  ju  werben, 
fo  wirb  biefe  ©uggefHon  ftd^  im  redeten  aiugenblidfe  realifxeren,  unb  ba«  SRe^ 
bium  fianbelt  nun  a(«  ®eifi,  fprid^t  unb  fc^reibt  in  beffen  Stamen«  93ei  ben 
fogenannten  3Raterialifation«mebien  fann  bie«  fo  weit  ge^en,  bafe  ba«  SRebium 
in  einem  pajfenben  ©ewanbe  felbfi  al«  „®eifi^  auftritt  (prgl.  ©.  283).  SBa^« 
fd^einlid^  iji  biefe«  bei  ben  3Raterialifationen,  wo  ba«  SIRebium  nid&t  abfid^tlid^ 
betrügt,  ber  gatl.  atterbing«  auf  ®runb  ber  jal^lreid^en  (gntlaroungen,  bie 
im  Saufe  ber  3eit  fiattgefunben  l^aben,  fd^eint  ber  bewugte  Setrug  weit  häufiger 
iu  fein,  al«  bie  outofuggerierten  S^rance^anblungen. 


504  ^i^  mogifd^en  9Bir!ungen  ber  92atIofen. 

2)ic  gäüe  oon^SBcfeffenl^ctt,  bic  man  l^äufig  in  ben  fpirttifiifd^n  ©eoncen 
fte^t,  jinb  übrigen«  feincgwcgö  nur  fuggerierte  S^ranccp^änomene  bei  fonfi  nor^ 
malen  ^ßerfonen.  ©ie  eigentlid^e  SefeRen^eit  ifi  ein  l^pflerifd^er  ÄnfoH; 
bie  guten  SRebien  ftnb  benn  aud^  fafl  immer  ^pflerifc^.  äiQerbingd  menn  ein 
aReblum  mit  anlagen  jur  äutol^pnofe  einigemale  eine  fold^e  J^pfierifd^e  83e* 
fejfen^eit  mit  Aont)uIfionen  unb  Krämpfen  gefe^  l^at^  fo  fdnn  ed  in  einer 
folgenben  @eance  burd^  SHutofuggefiion  gan}  biefe(ben  ^l^änomene  l^orrufen. 
@elbfi  ein  geübte«  Suge  vermag  fold^e  9la(|al^mung  nur  fd^mer  t)on  einem 
ed^ten  ^^flerifd^en  anfaQ  }u  unterfd^ben;  baburd^  mirb  e«  aber  natärlidSi 
nod^  fd^mieriger,  in  jebem  ein)elnen  e^ade  bie  Statur  be«  3uf^^^^  3^  b^' 
fiimmen. 


®i 


3)ie  ma^if^en  ^irftun^ett  &er  JUarRofen. 


nx  l^aben  toieberl^olt  in  ber  gefd^id^tlid^en  S)arfleQung  gefe^en, 
bafe  Oiftfioffe  eine  nid^t  unbebeutenbe  9lolIe  in  ber  aJlagie  gefpielt  ^aben.  S)ie 
@d^amanen  unb  a)lebi}inmänner  ber  milben  93ö({er  benu^en  fte^  um  ftd^  in 
einen  3^^^"**  ^on  ^eUfe^erei  }u  perfeften  (orgl.  ©.  20  f.);  bie  ^ejen  be« 
aWittelalter«  brandeten  fie  bei  ben  Vorbereitungen  auf  ben  ^ejenfabbat  (©.  92), 
bie  gelehrten  aJlagier  manbten  fie  bei  »erfd^iebenen  magifd^en  Operationen 
an  (©.  171).  S)iefe  ©iftfloffe  finb  ber  3<i^I  ^^^  mal^rfd^einlid^  nur  gering 
gemefen.  SHe  ^auptroUe  fpielten  iebenfad«  ber  SKfo^ol,  ba«  Opium  (in  ben 
©amenfapfeln  be«  3Ro^n«,  Papaver  somniferum),  ba«  Stropin  (in  ber  XoD= 
firfd^e,  Atropa  Belladomia,  bie  frül^er  aud^  SRad&tfd^atten,  Solanum  furiosum 
genannt  würbe)  unb  fipo^cpamin  (im  S3ilfenfraute,  Hyoscyamus  niger  unb 
im  ©ted^apfel,  Datura  Stramonium).  ^ierju  fommt  nod^  bei  ben  orienta^ 
lifd^en  SSöIIern  ^afd^ifc^  in  ben  ©tengeln  unb  93lättern  be«  inbifd^en  iQanfe«, 
Cannabis  indica.  ®n  jeber  biefer  Oiftfioffe  ^at  feinen  bejKmmten  ©influfe 
auf  ba«  SReroenfpftem  unb  bamit  nid^t  alleine  auf  ben  lörperlid^n,  fonbem 
aud^  auf  ben  feelifd^en3ufianb;  bod^  oariiert  berfetbe  etma«  bei  ben  oerfd^ie^ 
benen  3J2enfd^en. 

^iefe  (efonbere  SGßirfung  ber  @ififtoffe,  bie  getoö^nlic^  um  fo  fIMet  ^eroortntt, 
je  f($»erer  bie  Vergiftung  ift,  ijot  inbe«  füt  unfer  %^tma  feine  wefentlid^e  öebeutung. 
CrrftenS  ^at  man  n&mü^  fo  gut  mit  nie  ben  ©iftftoff  in  ber  9>lagie  für  fl(^  aUeine  ange« 
TOonbt,  fonbem  ftetS  in  HRif (jungen,  rooburdj  bic  »ergiftimg^erfc^einungen  notürlitj  oer» 
wiefetter  n)erben  unb  i^r  fpejififc^ed  ©eprftge  oerUeren.  @obann  ^oBen  bie  Sl^ergiftung^ 
fpmptome  roo^I  nur  fetten  einen  f(^n)ereren  ©rob  erreicht.  ®d  xoat  ja  gerobeau  nohoenbig, 
biefed  au  oermeiben,  roenn  bie  (eobfic^tigte  SBirfung  erreicht  n)erben  fodte.  @($Ue^t  man 
ben  Sllfo^ol  unb  bad  ipafd^ifc^,  bie  in  oer^ättniSmdfiig  großen  3nengen  o§ne  ©efa^r  far 
bad  £e5en  genoffen  merben  fömten,  aud,  fo  finb  aUe  übrigen  ftu^erft  fUnrfe  ^fte  unb 
wirfen  bei  einer  ju  großen  3)ofi«  fofort  töblid^.  2)a  man  nun  in  früheren  Seiten  bic 
reinen  ©iftftoffe  aud  ben  betreffenben  ^flanjenteUen  nic^t  audsu^ie^en  oerftanb,  fo  fannte 
man  au($  nid^t  prösid  bie  SRenge  bed  at^umenbenben  @toffed.    3Ran  burfte  bed^olb  bie^ 


3)ie  magifd^en  SBirfungcn  bcr  9iar!ofen.  605 

feKen  au($  nid^t  o§ne  $u  gto^ed  9lift!o  bem  Orgonidmud  sufü^ren,  mu^te  fu^  oielmel^r  borouf 
Sefd^nlen,  fte  audtoenbig  auf  bte  $aut  ober  bie  @($leim^ftute,  oon  100  aud  fte  langfamer 
uttb  in  geringerer  SRenge  reforbiert  würben,  einroirfen  ju  laffen,  ©0  famen,  wie  wir 
wiffen,  bie  ftorfen  ®ifte  nur  in  JJonn  von  ©alben  unb  M  9lau($njer!  iuv  Slnroenbung; 
in  biefer  3uBereitung  ^oite  bie  SRenge  bed  ©ifted  feine  fo  gro^e  IBebeuhtng,  unb  bie  (^e« 
fa^  eines  tdb(i($en  äludgongd  würbe  baburd^  roefentlic^  geringer. 

3)ie  leichteren  ©robe  einer  Vergiftung  burc^  obige  @toffe  l^oben  bad  gemeinfam, 
boj  Suerft  ein  ®rrcgung«8ujtanb  ^errorgerufen  wirb,  bem  bann  eine  ©rfc^laffung  folgt. 
Seibe  ©tabien  ftnb  jeboc^  rec^t  oerfc^ieben  je  nac^  ber  Statur  beS  angewanbten  ©ifted, 
fo  ba^  ed  notwenbig  nnrb,  bie  äOirfungen  jebeiB  einseinen  Stoffe^  für  fic^  su  betrachten. 
8uf  bie  S3ergiftung  burc^  Sllfo^ol  brauchen  wir  nic^t  nd^er  einjuge^en,  teil«  weil  fie  ^in^ 
reic^enb  belonnt  ift,  teil«  weil  ber  9(Ro^o(  nic^t  aOein,  fonbem  nur  in  Serbinbung  mit 
onberen  betöubenben  unb  ^ppnotiperenben  3KitteIn  in  ber  aWagie  angewanbt  wirb  (orgl. 
6.  21).    S5on  größerem  Sntereffe  finb  bagegen  bie  Sltropin*  unb  aRorp^inoergiftungen. 

©prijt  man  bem  SRenfc^en  1—2  Zentigramm  aWorp^in,  baS  wir!famfte  ber  üielen 
©toffe,  bie  fic$  im  JDpium  finben,  ein,  fo  entwicfelt  fic^  ein  eigentümlicher  feelifc^er  gu^ 
flonb,  ben  Sin)  folgenberma^en  fc^ilbert:  „?fla^  einigen  aJHnuten  tritt  ein  unbeftimmted 
©efül^I  oon  allgemeinem  S3e§agen  ein.  S)ie  feelifc^e  ©timmung  ift  angenehm  erregt,  baS 
©el^im  fc^eint  freier  unb  o^ne  ben  2)rucf  ber  ©d^äbel^ö^le  au  arbeiten,  ^^antaftifc^e 
Sic^terfc^einungen,  ber  ©inbrucf  bed  (^lanjed,  umgeben  bad  Sluge.  ^er  eigene  SBiEe  f effelt 
und  an  ben  $la(,  an  bem  wir  fi^en  ober  liegen.  2)ie  geringfte  ä3ewegung,  welche  wir 
ausführen  foEen,  ift  und  läftig.  (fragen  werben  nur  unüor  beantwortet.  Slnbeutungen 
oerfc^ommener  anmutiger  2:raumbilber  treten  nac^  au^m.  ^ber  aU  bad  ©c^öne  ift  oon 
furjer  2)auer.  ©c^were  fenit  fic^  auf  bie  Slugenliber.  3)ie  vorder  nur  aud  Suft  an  ber 
behaglichen  9^e  trägen  ©lieber  werben  unbeweglich,  geber  antrieb,  ben  wir  mit  innerer 
Rraftonftrengung  00m  ©el^im  aud  an  fie  }u  fenben  fuc^en,  oerflingt  fc^on  an  ber  ©tätte 
feiner  (^eugung.  ä3leiem  fc^wer  füllen  wir  ben  ganzen  iU^rper ;  ed  ift  bie  letzte  ©mpfin^ 
bung,  benn  fe^r  balb  banac^  liegen  wir  in  tiefem  ©c^laf.'' 

®in  gan)  anbered  IBilb  bietet  bie  Sltropinoergiftung  bar.  „heftige  2)elirien  mit  bolb 
^eiteren,  balb  fc^retf^aften  S^ifionen  unb  ^aUujinationen.  2)er  itranfe  will  wieber^olt  bad 
Vett  oerlaffen,  weil  er  oon  ©efpenftem,  bie  in  ben  S^tmnerecfen  fä^en,  verfolgt  werbe. 
(St  rid^tet  fic^  auf,  lac^t  laut,  fc^wafft  toEed  3^ug  burc^einanber,  !nirfd^t  laut  mit  ben 
S&^en,  oerjerrt  hrampf^aft  bad  Öefid^t  unb  fuchtelt  mit  ben  Slrmen  in  ber  £uft  untrer, 
(gr  forbert  unter  Älagen  über  ftar!e  2:rocfen^eit  unb  Sufammengefc^nürtfein  im  §alfe 
falte«  SBaffer.  2)a«  ©d^lingen  ift  erfc^wert  unb  bie  glüfftgleit  piejt  teilweife  wieber  auS 
bem  SRunbe  l^eraud.  ^ie  ©timme  wirb  Reifer,  e«  ivitt  aEmA^lic^  9lu^e  unb  5^oma  ein.  — 
9luf  3lnrufen  öffnet  ber  Äranfe  langfam  bie  Slugen,  fie^t  ftc^  oerftört  um,  erfennt  aber 
feine  Umgebung  aUmd^lic^  unb  oerfte^t  an  i^n  gerichtete  gragen.  @r  bemül|t  ftc^  ju  ant« 
Worten,  öffnet  ben  3Jhjnb,  bewegt  bie  Sippen,  bringt  aber  feinen  fiaut  §eroor.  (gr  er^ 
fd^eint  babei  Reiter  unb  lad^t  mit  Reiferer  ©timme.  9lad^  furjer  Stit  wieber  bie  frühere 
©omnolena." 

Sei  ber  Vergiftung  mit  ippodcpamin  ift  ber  3uftanb  ein  ft^nlid^er,  nur  treten  bie 
unangenehmen  ©allujinationen  unb  bie  bamit  folgenbe  Erregung  §ier  weniger  ^eroor;  ba* 
gegen  finben  ftc^  oft  ftarfe,  erotifd^e  S^elirien,  femer  (Smpfinbungen  bc«  gliegend.  JHefe 
le^teren  rühren  wa^rfd^einlic^  oon  ber  leid^teren  Atmung  (orgl.  ©.  405)  ^er,  bie  für  biefe 
Vergiftung  djarafteriftifd^  ift;  man  pflegt  bedwegen  oft  eine  2Rifc^ung  oon  ©tec^apfelblöttem 
mit  Zabat  ald  97littel  gegen  Slft^a  an$uwenben.  Uebrigend  ift  bad  ^podcpamin  ein  frftf^ 
tiged  ©d^laf«  unb  Veru^igungdmittel. 

3n  biefen  ©igentümliciifeiten  finbet  man  alfo  oerfd^iebene  Büge,  bie 
jt^  In  ben  Sendeten  von  ben  näd^tlid^en  audflügen  ber  ioejen  ftet«  roieber^: 


606  2)ic  mttöifdjcn  fflirfungcn  ber  »orlofen. 

^o(en.  S)a  baiS  93UfenIraut  aber  ein  lonflanter  uub  oieQeid^t  aud^  ber  nnrl- 
famfie  »eflanbteil  ber  öefeufalben  toor,  fo  l^at  bie  baburd^  ^rbeigefül^rte 
^^odcpaminpergiftung  toa^rfd^einlid^  einen  toefentlid^en  Sin^ug  auf  bie  93or? 
{leQungen  Don  ben  ^e^eitaudfOlgen  ge^bt.  SRond^e  altere  93erid^te  über  bie 
fogenannten  ^e^enfal^rten  jeigen  baiSfelbe  tppifd^e  93Ub:  bie  ^e^e  folbt  fi^, 
fÄDt  infolgebeffen  in  einen  tiefen  ©d&laf,  ber  burd^  ftarle  erotifd&e  SJroume 
unb  (Smpfinbungen  beiS  ^Hegend  d^arafteriftert  ifl.  2Bei(  aber  biefe  Zrdunte 
in  ber  Slarfofe  möglid&etioeife  bie  SSeranlaffung  geroefen  finb  ju  ber  SBorfieHung 
oon  ben  näd^tlid^en  (^a^rten  }u  einer  93erfamm(ung^  in  berbie  93efriebigttngge« 
fd^led^tHd^er  3;riebe  bie  ^auptfad^e  toar,  fo  barf  man  beiS|a(b  bod^  nid^t  ba& 
gan}e  ^e^entoefen  oon  ben  iffiirtungen  biefer  SSergiftungen  l^leiten.  S)er 
Olaube,  bafe  man  gerabe  mit  bem  Xm^l  gefd^Ied^tlid^en  SBerfel^r  l^atte,  fann 
iebenfaOiS  nid^t  burd^  ^poiScpaminoergiftungen  ^erDorgerufen  fein.  S)erfelbe 
muB  fd^on  Dörfer  auf  gan)  anberem  iffiege  entflanben  unb  fd^on  tief  in  bod 
93eiougtfein  beS  3iolteS  eingebrungen  gen)efen  fein;  erfi  auf  fotd^e  SBeife  fyA 
er  ftd^  fo  lonftant  in  ben  träumen  äugem  tonnen.  SSa^d^einlid^  ^aben 
Huge  grauen  unb  Qaabtxex  i)on  uralter  3^  ^^  f^on  bie  narfotijterenben 
Salben  getannt  unb  angetoanbt^  um  fid^  äl^nlid^  tDie  bie  äßebiiinrnfinner  ber 
9BUben  in  einen  mfionären  3wft<i"i^  i^  oerfeften,  möglid^emmfe  aud^,  um  fid^ 
angenel^me  erotifd^e  Xräume  }u  perfd^affen.  aber  erfl  mit  bem  Jammer  ber 
Sejenprojeffe  ftnb  biefe  Salben  ate  »etfiubungÄmittel  in  aDgemeinen  &t^ 
braud^  gekommen.  2)ie  ^r&ume  ftnb  bann  aber  nid^t  aSeine  burd^  bie 
eigentümlid^en  3Bir!ungen  ber  narfotifd^en  9Rittet^  fonbem  aud^  burd^  bie  bem 
Sötte  oorfuggerierten  SSorfteQungen  oon  ^ej^enfabbaten  ^eroorgerufen  (oergL 
@.  478).  S)ieiS  bürfte  bie  toa^d^einlid^fle  £8fung  bed  ^roblemi^  fein; 
inbed  toerben  toir  mo^l  nie  DoQe  jtlar^eit  barflber  geminnen. 

SBie  mir  gefe^en  l^aben^  i{l  eS  nid^t  unmal^rfd^einlid^^  bag  bie  @igen> 
tilmlid^feiten  ber  ^poikpaminoergiftung  ju  beftimmten  aberglaubifd^n  SSor« 
fleQungen  Slnlag  gegeben  l^aben;  etmad  äle^nlid^eiS  l&gt  fld^  aber  (aum  oon 
ben  anberen  Oiftfioffen  nad^meifen.  S)agegen  iji  bie  Steigerung  ber  ©uggefti* 
bilitfit  bei  fämtlid^en  oben  ermähnten  Stoffen  ganj  d^arafterifiifd^  für  bo«  erfte 
Stabium  ber  Vergiftung.  SBerfd^iebene  gorfd^er,  ^erronet,  Sd^renfcSiofting 
unb  anbere^  l^aben  burd^  eine  9tei^e  l^öd^fl  intereffanter  SSerfud^e  nad^gemiefen, 
bafe  man  biefelbe  §errfd&aft  über  einen  Slarfotiftertcn  wie  über  einen  ^pno* 
tifterten  l^aben  tann^  menn  man  nur  aufpaßt/  im  redeten  Slugenblidte  ein}ugreifen. 
aWan  fann  beftimmte  §attujinattonen  fuggerieren,  ober  mit  anberen  SBorten: 
beftimmte  träume  bei  ben  SRarfotificrten  mitt(ürlid&  l^eroorrufen ;  man  tann 
fogar  bisweilen  pofhiarfotifd&e  SuggefHoncn  ebcnfo  mie  pofi^ppnotifd^e  fftx^ 
oorrufen.  S)iefe  merfmürbigen  äSerfud^e  toerfen  ein  neuei^  unb  fel^  mid^tiged 
Sid^t  auf  bie  S3ebeutung  ber  9{ar(ofen  für  ben  SIberglauben.  SDenn  wcA 
eine  ^embfuggefiion  aui^urid^ten  oermag^  bad  lann  eine  älutofuggeftton 
ebenfaSiS  bemirten.    S)iefei^  gilt^  mie  mir  oben  gefeiten  ^aben^  für  ben  nin> 


2)ie  mogifcljen  Sötrhingcn  ber  Sf^ortofcn.  607 

malen,  fuggeftibicn  9Rcnfd^en  tole  für  ben  l^^pnotiftertcn;  e«  ifi  aufeerbem 
von  ben  genannten  ^orfd^em  nad^getoiefen,  bag  SlutofuggefUonen  eine  fel^r 
nrid^tige  9loSe  tofi^renb  ber  iRartofen  fpielen.  ^nn  a(fo  ein  SRenfd^  ftd^ 
mit  ber  (SrtDartung,  ba§  er  etmad  S3efUmmtei^  erleben  toirb,  nartotijteren  I&gt, 
fo  mirb  biefelbe  mte  eine  ©uggeflion  fidler  realiftert  werben:  er  fielet  unb  l^ört 
^aHujinotorifd^  allein  ^  maiS  er  ertoartet.  S)ie  äBittung  ber  9}arIofe  ifl  otfo 
ganj  biefelbe  mie  bie  beiS  3;rance)uflanbeiS :  ein  jeber  erreid^t  boiS,  beffen  @r^ 
fflDung  er  mflnfd^t  unb  ermartet.  S)eiSl^al6  träumten  bie  ^e^en  von  großen 
®üaQm,  u)ilben  Orgien  unb  gefd^Ied^tlid^en  9lui»fd^n)eifungen.  ^tSi)alb  fol^ 
ber  gele^e  aWagier  unter  bem  ©influffe  von  betäubenbem  SRaud^werl  Me 
l^immßfd^en  S^eHigenjen  unb  S)ämonen  l^erabileigen,  bereit  feinen  SSefel^len 
}u  gel^ord&en.  ^t^f^alb  fie^t  ber  mit  Sltfo^ol  unb  a;abaf  Dergiftete  ©d^amane 
nod^  l^eutigen  Xaged  ftd^  oon  ©eiflem  umgeben,  bie  il^m  bie  Slntmort  auf  aSeiS, 
monad&  er  fragt,  juflüftern.  älfo  audd  ^ier  fommen  wir  ju  bem  SRefultat: 
mie  in  mannigfad&en  anberen  3wfiä"i>^n  ift  bie  ©uggeflion  aud^  in  ber  3lax^ 
fofe  ba8  entfd^eibenbe. 


3)ie  Äi?pterie  unb  bu  ^xfftcxo^xfpxtofQ. 


3i 


^u  aQen  S^^i^^  ^abm  ®eiM*  unb  !Rerüen(ran{^eiten  eine  groge 
9ioQe  im  Aberglauben  gefpielt  ©otoeit  unfere  9lad^rid^ten  }urüdreid^en,  finb 
fte  fteti  als  übernatärlid^e  ^l^änomene,  aU  S^^^n  einer  S3efe{fenl^eit  von 
X&montn  aufgefaßt  morben.  3Benn  in  ben  alten  d^albäifd^en  ©d^riften 
von  ben  Jtrantl^eiten  ber  ©tim  ober  bed  JtopfeS,  bie  aud  ber  ^öQe,  ani  ber 
SBJo^nung  be«  Sel^errfd&er«  ber  fiötte  emporgefliegen  finb  (orgL  ©.  28),  bie 
Siebe  ifl,  fo  (ann  bamit  (aum  etmad  anbereS  als  eine  ©eifteStranl^eit  ge^ 
meint  fein.  Sei  ben  Seg^ptern  finben  mir  biefelbe  Sluffaffung  (©.  129). 
@S  ifl  genägenb  belannt,  mie  an  fielen  BUUtn  in  ber  Sibel  oon  33efeffem 
^  bie  Siebe  ifl.  S)ie  93efd^reibung  berfelben  ifl  oft  fo  beutlid^,  bag  man 
bis  ju  einem  gemiffen  Orabe  bie  Äranf^eit  felbft  befUmmen  fann.  Unter 
aUm  OeifleSs  unb  Sieroenfrant^eiten  aber,  bie  oon  33ebeutung  für  ben 
©lauben  an  bie  3Rai)t  ber  S)ämonen  über  ben  9Renfd^en  getoefen  ftnb, 
nimmt  bie  ^{ierie  als  bie  l^fiufigfie  ftd^er  ben  erflen  ^laft  ein.  S)a  fte 
aber  nad^toeislid^  in  faft  aJDlen  fällen  ben  93erid^ten  oon  Sefeffenl^eit 
im  Sßittelalter  unb  in  ber  neueren  3^^  W  ®tunbe  liegt,  beSgleic^en 
aud^  eine  augerorbentlid^  groge  93ebeutung  für  bie  (Sntmidtlung  beS  mobemen 


508  ^ie  $9ßene  unb  bie  ^^ftero^ppnofe. 


©piritii&mud  f)at,   fo  tooQen  toir  \xn&  l^ier  nod^  n&^er  mit  berfelben  be- 
fd&afttgen*). 

SGBoÄ  fipfierie  ifi  unb  worauf  bie  Äranf^cit  eigentlid^  berul^t,  i^at  man 
bid^er  mit  @id^er^eit  nod^  nid^t  feflgefiellt.  Sbenfoioenig  aber  fann  man, 
n)ie  eS  fd^eint,  tonflante  Symptome  bei  ber  Jtranl^eit  angeben.  2)iefelben 
ftnb  fo  n)ed^felnb  unb  mannigfad^,  in  fo  l^o^em  ®rabe  abhängig  oon 
SBotföeigentümlid^Ieiten  unb  brgL,  bajs  ein  großer  Unterfd^ieb  jtoifd^  ber 
S^fierie  bei  unÄ  ju  Sanbe  unb  ber  fipfierie  j.  S.  in  ^anfreid^  ifl. 

©ine  erfd^öpfenbe  !l)arftellung  ber  SU^nlid^feiten  unb  Unterfc^iebe  biefet  5tran!^ettd^ 
formen  su  geben,  (iegt  natürUd^  gana  auger^atb  ber  Aufgabe  unferer  9(r5eit;  mit  traben 
e«  nur  mit  ber  ^pfterie  s«  t^«n,  bie  für  ben  2(berglau6en  »on  ©ebeutung  geroefen  ifl. 
^ied  gilt,  foraeit  id^  fe^en  lonn,  audfd^lieglic^  von  ben  namentlich  von  ^^arcot,  9Hc^er, 
^itre«,  3öwet  u.  f.  ro.  beobachteten  unb  befc^riebenen  gormen.  2)ie  2)arftettung  biefer 
9Ränner  ^at  auc^  ben  Vorteil,  ba(  fie  fpftemotifc^  abgerunbet  ift,  fo  ba^  auc^  ber  Saie 
ben  Ueberblidt  bewahren  lann,  woÄ  bei  einer  me^r  fritifdjen  2)arfteaun0  laum  möglich 
n)dre.  Unb  ba  bied  ^ier  oon  größter  ©ebeutung  ift,  fo  trage  ic^  lein  ©ebenfen,  ooQ? 
ftönbig  ben  genannten  gorfc^em  su  folgen,  obgleich  gen)ic^tige  @inn)änbe  gegen  i^r  ^pftem 
unb  i^e  a:^eorieen  erhoben  morben  ftnb.  SRit  biefem  SJorbe^alt  ge^en  wir  nun  auf  bie 
©ebingungen  unb  Urfac^en  ber  5tran!$eit  unb  auf  bie  $6ftnomene  berfelben  nd^er  ein;  benn 
bied  alled  ift  nohoenbig,  um  ju  oerfte^en,  »elc^e  Sebeutung  bie  $9fterie  für  ben  Slber^^ 
glauben  gehabt  ^at. 

Seinal^e  in  allen  f^dSen  jeigt  t^  ftd^,  bag  bei  ber  ausgeprägten  S^fterie 
bie  Äranfen  ^erebitdr  belafiet,  b.  ^.  x>on  ben  (gttem  ein  mel^r  ober  weniger 
jerrüttete«  SWeroenfpfiem  geerbt  ^aben.  S)ie  @Item  braud&en  feineSroeg«  felbft 
l^flerifd^  geroefen  }u  fein;  bieS  ifl  jwar  oft  ber  J^^tt;  häufig  l^aben  biefelben 
aber  aud^  an  anberen  neroöfen  Störungen  gelitten,  ©emö^nlid^  Derr&t  biefe 
erblid^e  Selaftung  fid^  fd&on  frü^  bei  bem  Äinbe;  Ärampf anfalle,  l^eftiger  Äopf* 
fd^merj  unb  unbönbige  ^eftigfeit  finb  in  biefem  SHter  bei  Äranlen,  bie  fpöter 
l^pflerifd^  merben,  gan)  gen)öl^nlid^.  S)amit  bie  JtranÜ^eit  aber  }um  Sludbruc^ 
fomrnen  fann,  bebarf  t^  bod^  einer  beftimmten  Urfad^e,  unb  boiJ  ifi  fafl  fiet«  eine 
feeUfd^e  ober  (örperUd^e  @rfd^fitterung.  ©emüti^bemegung  oerfd^iebener  Slrt, 
©orgen,  ©d^redfen,  gurd&t  ober  S^xn  finb  fo  oft  bie  unmittelbare  SBeram 
laffung  }u  bem  erfien  SluSbrud^  ber  Äranfl^eit.  SBei  ben  lörperlid^cn  ©r* 
fd^ütterungen,  j.  SB.  bei  einem  gafl,  Ungtüdt,  ©ifenba^njufammenjlofe  ober 
bergl.,  fpiett  bie  ©emütiSberoegung  toal^rf^einlid^  aud^  eine  red^t  bebeutenbe 
SRoHe  mit.  SBiel  gehört  nid^t  baju,  um  bie  Äranl^eiten  bei  ben  baju  biS- 
ponierten  3nbioibuen  ^eroorjurufen ;  fo  ifi  j.  83.  bie  (g^aftion  eine«  S^l^tte« 
bei  jungen  3Käbd^en  mieber^olt  ber  änlafe  }u  einem  ^pjlerifd^en  Slnfatt  ge* 


*)  ^aerbingi»  !ommen  aud^  ^eutt  nod^  gäUe  oon  Dämonopathie  oB  eine  befonbere 
gorm  oon  Serräcft^eit  o§ne  eine  @pur  oon  ^^fierie  oor.  Sle^nlic^d  lonn  natürlich  m^ 
früher  ber  gatt  geroefen  fein,  aber  in  ben  meiften  alten  öefdjreibungen  oon  »efcffcn^eü 
ftnb  bie  3eic^en  oon  §9fterie  fo  beutlidj,  baft  man  ftd^er  leinen  großen  geiler  begebt, 
wenn  man  biefe  Äranf^eit  aH  bie  normale  ©runblage  für  bie  öefeffenijeit  anfielt,  »nm. 
be«  Serf. 


2)ie  flehte  $9fleric.  509 

TOcfen.  SBergiftungen  burd^  Slttol^ol,  Ducdjtlber  ober  SBlci  werben  aud&  al8 
Urfad^e  für  ben  ^Mbxn^  ber  Jtrant^t  angegeben.  9lber  bied  f)at  für  mi» 
weniger  3ntereife.  Offenbar  ftnb  bie  ©entütöbewegungen,  bie  feelifd^en  (Sr^ 
fc^ätterungen  in  ben  aQermetften  ^äQen  bad  joid^tigere. 

S)a6  e«  ftd^  wirttid^  fo  Derl^Stt,  fte^t  man  am  beflen  an  ben  großen 
$9fierieepibemieen,  meldte  ab  unb  ju  unter  günftigen  aSer^ältniffen  auftreten 
fönnen.  SHefe  ©pibemieen  maren  Don  bem  12.  biiJ  ju  bem  17.  Sal^rl^unbert 
in  europa  fe^r  häufig;  jeftt  ftnb  fle  per^ättni^magig  fetten  unb  lommen  nur 
in  abfeit«  gelegenen  ©egenben  vor,  voo  ber  Aberglaube  ber  Seoölferung  in 
SBerbinbung  mit  einer  religiös  erregten  5ßl^antafie  eine  größere  SBerbreitung 
ber  Äranf^elt  begünfügt.  S)ie  befanntefien  gätte  biefer  Art,  bie  in  unferem 
3a^^unbert  fiattgefunben  l^aben,  pnb  bie  beiben  ßpibemieen  in  SWorjine  1861 
unb  in  SSerjegniÄ  1878.  S)iefe  Drtfd^aften  ftnb  ©ebirgÄbörfer  in  ©aoo^en 
refp.  in  Statten.  SHe  SBeoößerung  ift  arm,  unmiffenb  unb  aberglaubifd^; 
bie  e^en  erfolgen  fel^  oft  innerl^alb  berfelben  gamitte,  infolgebeffen  bie 
(örperttdde  unb  geiflige  S)egeneration  ber  33epöllerung  eine  aOgemeine  @r« 
fd^einung  ifl.  S)ie  beiben  (Spibemieen  ftnb  flbrigend  in  il^rer  @ntfiel^ung 
unb  in  i^rem  ganjen  SBerlaufe  fo  gWd^artig,  baß  man  fie  jufammen  be^ 
fd^reiben  fann. 

®d  fing  mit  ^pfterifd^en  Einfällen  eined  einaclnen  jungen  9RAbd^end  an.  ^iefe 
ixcdzn  auf  entweber,  roenn  fte  aütint,  ober  aud^,  roenn  fie  mit  SKterdgenofftnnen  jufammen 
xoQx,  ^er  ^nblid  biefer  JlrompfanfäUe  max  für  bie  empfdnglid^en  ^nbioibuen  fo  ergreifenb, 
ba|  etnselne  berfelben  angeftectt  mürben.  9hm  begann  man  booon  ju  reben,  ba(  nid^t 
oUed  mit  redeten  ^ngen  suginge,  ba(  ^e^erei  unb  Sefeffenl^ett  mit  im  @)nele  feien, 
^ann  nahmen  bie  ^riefter  bie  Sac^e  in  bie  $anb  unb  begannen  mit  ben  oon  ber  lat^o^ 
Uferen  JCirc^e  oorgefd^riebenen  feierlichen  @£orcidmen.  9D^er  baburc^  rourbe  bad  Uebel  nur 
ärger;  immer  me^r  mürben  oon  ber  5trant^eit  ergriffen  unb  man  mürbe  erfi  $err  Ober 
biefelbe,  afö  bie  5h:an!en  entfernt,  bie  $riefter  oerfe|t  unb  bie  ©egenben  mit  @enbarmen 
belegt  mürben,  meiere  bie  Seoölferung  in  9lu^e  Ratten  foUten. 

Sei  folc^en  (^ibemieen  ftecft  offenbar  bie  abergldubifd^e  f^urd^t  oor  ber  jh:anl^eit 
bie  meiften  an.  3n  einer  befonnenen  unb  aufgeüärten  Seoöüerung  mirb  ein  einzelner 
%afl  oon  $9fterie  niemals  fold^ed  UnglüdE  anrid^ten  fönnen;  man  mirb  i^n  mie  jebe 
anbere  gefa^rlofe  Itranl^eit  auffaffen.  3n  ben  abergläubifd^en  ©egenben  aber,  mo  ber 
@eban!e  an  eine  Sefeffen^eit  noc^  nic^t  gans  erlofd^en  ift,  mirb  bad  $^önomen  natürlich 
ben  größten  @(^ecfen  erregen.  ^Han  lebt  in  beftönbiger  9(ngft  oor  bem,  wad  noc^  meiter 
gefc^e^en  mirb,  unb  biefe  beftdnbige  (Erregung  genügt  sur  meiteren  Sludbreitung ;  bie  (Sm« 
pfdnglic^eren  unterliegen,  ^ann  fe|en  bie  ^riefter  noc^  bem  SBerie  bie  throne  bur($  bie 
öffentliche  9(ui^ftellung  ber  jtranfen  in  ben  JHrc^en,  mo  bie  bbfen  ©eifter  mit  möglic^ft 
großer  geierlic^feit  befc^moren  merben,  auf;  bied  bient  iebenfaUd  nic^  ba)u,  bie  erregten 
ü^emüter  sur  9lu^e  au  bringen;  bie  ^a^rung  le^rt  benn  aud^,  ba|  bod  9iefultat  immer 
bad  Gegenteil  oon  ber  oom  @sorci$mud  beabftd^tigten  SBirfung  ift. 

SBie  bie  Urfad^e  jum  au«brud&e  ber  fipfierie  gemö^nttd^  eine  feettfd&e 
(grfd^ütterung  ifi,  fo  ifi  aud&  ba§  dbaralterifiifd^fie,  wenn  aud&  nid^t  immer 
am  meiflen  in  bie  3(ugen  fpringenbe  Symptom  ber  jtrant^eit  pfpd^ifd^er 
3latur.    SBei  ben  ^pfierifd^en  [xnb  bie  Sinne  fafl  fietiJ  mel^r  ober  weniger 


510  ^i^  ^pftetie  unb  bie  $9{leto^9pnofe. 


mangelhaft  entioidelt.  Sidtoeiten  i{l  nur  ein  einjelneiS  @inneS0ebiet  befeft, 
aber  nid^t  feiten  ftnbet  man  auf  t)erfd^id>eiten  Gebieten  )u  gleid^ier  3^  ^^ 
i^abgefe^e  9iei)bar(eit.  Uebrigend  toe^feln  biefe  ^^finomene  oft  in  einem 
foU^en  ©rabe,  bag  ftd^  laum  ein  allgemeine^  ®efe6  für  fle  ouffiellen  tdjst; 
mir  mflffen  bed^b  in  aQer  Jtöi^e  bie  einjelnen  SinneSgebiete  burd^ge^en^ 
um  eine  Ueberftd^t  Aber  bie  gemöl^nlid^flen  ^rmen  )u  belommen. 

^e  $eca(fetung  be€  2:aftf inned  tarn  fi(^  auf  fe^  oetfd^ebene  SBeife  ftu^em.  ^te 
Vnäfi^efte  harn  eine  totale  ober  eine  partielle  fein,  b.  ^.  enhoeber  oUe  ober  nur  eine 
einzelne  $autpartie  ifi  imempfdngßi^  für  9ie^.  ^e  totale  Xndft^efie  laxtn  »ieberum 
eine  oottftdnbige  fein  —  bann  wirb  fettfl  ber  fidrffte  3leij  leine  (gmpfinbung  auSIofen  — , 
ober  fie  lann  unooQftänbig  fein  —  bann  ift  bie  (^fänglic^feit  für  diex^t  nur  ^erabgefe^t, 
aber  nid^t  ganj  aufgel^oben.  ^ie  partielle  f^ndji^efie  »eift  meiere  Variationen  auf; 
am  (Aufigflen  ifi  bie  Vnalgefie,  bie  babur<4  d^araiterifiert  ifi,  ba(  jebe  ec^eraempftnbung 
fe^,  n>a^renb  fd^merjlofe  Berfl^rungen  nod^  ma^rgenontmen  nierben.  3)er  itrotfe  ^at 
gemd^nlic^  felbft  leine  9l^nung  oon  bem  ^(en  biefed  Sinned;  benn  ed  oerurfac^ 
bem  Patienten  !eine  Sefc^merben  unb  ^inbert  i^n  nid^t  an  ber  Slrbeit ;  bie  übrigen  @inne 
fflEen  ben  SRangel  au€.  (^ne  !omp(ett  andft^etifd^e  ^^fterifd^e  lann  }.  9.  fe^  gut  nA^, 
obgleich  fte  bie  9{abe(  nid^t  fO^lt ;  fie  mu^  nur  fiet€  bie  trugen  auf  bie  f^rbeit  gerietet 
^aben.  (Shtblic^  (omt  bie  9nftft^efie  in  fe^r  oerfc^ebener  SBeife  Aber  bie  OberfUU^ 
bed  Jtörperd  oerteitt  fein.  6ie  fann  allgemein  fein,  inbem  ber  gan^e  jtdrper  anäfi^eüfc^ 
ift,  ober  fte  fann  auc^  lofal  begrenzt  fein  balb  auf  bie  eine  6eite  be«  Jlbrperd  —  rec^ 
ober  linüSfeiäge  ^emianftft^efie  — ,  balb  auf  ganj  serftreuten  $artieen  ber  $aut.  S3ei  ber 
^emianftftl^e  bilbet  bie  SKttellinie  be«  Jldrperd  immer  eine  f(^rfe  @ren$e  jnnfd^en  bem 
empfinbenben  unb  bem  empfinbungiSlofen  2:eil  be€  itbrper«.  9ßo  ifotierte  geffl^Uofe  ^ßortieen 
oorfommen,  ftnb  biefe  niemals  ab^dngig  oon  bem  Sertaufe  ber  einjelnen  ©efft^lSneroen. 
^efe  2:4atfad^en  seigen  un9,  ba(  bie  3lnftfi^efie  nid^t  burc^  eine  @tbrung  ber  S^eroen 
oerurfac^t  ift,  benn  in  einem  fold^en  %aüe  mvi!tt  felbftoerftdnblic^  ber  ganje  Seil  ber 
$aut,  ber  mit  3n)eigen  eined  befHmmten  S^eroenftommed  oerfe^en  ifi,  gleid^seitig  andf^etifc^ 
fein.  Sielme^r  imtg  bie  Slnftfi^efie  i^re  ttrfac^  in  einer  ^unftiondfibrung  im  @^ime 
felbft  ^aben,  wai^  aud^  fe^r  notftrltc^  ift,  »enn  man  an  bie  9[b^ftngig!eit  ber  ^pfierte 
oon  ben  feelifc^en  (^(^erungen  beult. 

(Sbenfo  »ie  bie  $autfinne  lann  auc^  ber  SRudlelfinn  aufgehoben  fein.  3)er  $a> 
tient  ffi^lt  leinen  ^rutf  ober  eto|  auf  bie  IRudleln  unb  fyd  fein  SRflbigleit^efa^l  me^. 
^u^erbem  ^at  er  leine  (Smpftnbung  oon  feinen  wiOdflrlic^en  Bewegungen;  biefe  ftnb 
barum  ungefd^idCt  unb  unfid^er,  fo  baj  er  bei  feineren  loorbinierten  öemegungen  bie 
ftugen  mit  au  $itfe  nel^men  mu^.  Bisweilen  folgt  mit  ber  SJhtdlelanäft^efte  ax^  ^[ktras 
l9fe,  b.  f),  £d§mung  ber  ^lieber,  beren  SJhtdleln  anftft^etifd^  finb.  3n  einem  fol<$en  ^e 
fann  ber  $atient  gar  leine  roilHürlid^e  Bewegung  mit  bem  betreffenben  ©liebe  ausfahren, 
o^ne  ed  ansubticien.  $ierau9  folgt  wieberum  ba€  eigentümliche  ^(ftnomen,  ba(  bie 
^atitnten  3.  93.  ^bie  Beine  im  Bette  oerlieren''.  ^tm  fowo^l  ^aut  M  SihtiSleln  gefü^U 
lod  finb  unb  bie  Beine  nic^t  willlürlid^  in  Bewegung  gefegt  werben  Ibnnen,  weil  ber 
itranic  fte  unter  ber  Bettbetfe  nidjt  pel^,  fo  ift  bamit  offenbar  au^  jebe«  ®eftt^l  oon  ber 
®Eiftena  biefer  ©lieber  aufgehoben,  b.  ^.  ber  ^otient  belommt  ein  @eftt^l,  aW  ^abe  er  fie 
oerloren. 

^e  übrigen @inne,  ber  ©efc^mad,  ©eruc^  unb  bad  ©efic^t,  Ibnnenieber  für 
ftc^  gefd^wdc^t  ober  ooEftdnbig  aufgehoben  fein  unb  jwar  wieberum  entweber  auf  beiben  Seiten 
ober  nur  auf  ber  einen  §älfte  be«  Äörper«.  ©0  lann  j.  B.  jebe«  ©efüi^l  oon  ®efc^macl 
auf  ber  einen  §älfte  ber  3«ng«  fehlen,  wd^renb  e«  auf  ber  anberen  intdft  ip;  ein  D^r 
lann  icaith,  ein  9luge  blinb  fein  u.  f.  w.    9ber  auc^  ^ier  gilt  baftfelbe  wie  für  ben 


2)ic  Heine  §9jlerie.  611 

Saftfbm:  ben  Sinnesorganen  unb  ber  9{en)enleitung  iura  ®e^m  fe^tt  nid^tS,  oiel« 
nte^r  {tnb  im  ©e^im  felbft  bie  ^unftionen  geftöri  ^ied  lann  in  ben  fJfaUen  einer 
^fterifc^en  $erabfe^ung  bed  ^e^brd  —  o^ne  ba(  eine  ooKftänbige  ^^oub^eit  vorliegt  —  es$ 
perimentea  leidet  nac^gewiefen  merben.  6ett  man  ben  6tiel  einer  angefc^lagenen  Stimm« 
gobel  auf  hai  Sd^ldfenbein,  fo  ^5rt  man  ben  2:on,  weil  bie  Sd^aOfd^ingungen  fid^  burd^ 
bie  ftopffnoc^n  bi€  ^m  ©e^im  fort;>flanaen.  Sßenn  ber  Son  ber  Stimmgabel  nun  fo 
fc^nnu^  geworben  ift,  ba|  mm  i^n  auf  biefe  SBeife  nid^t  me^r  (bren  lann,  fo  nnrb  ein 
IRenfc^  mit  normalem  (S^e^ör  i^n  boc^  nod^  mit  $ilfe  bed  O^rei^  rocäycnel^mm  fönnen, 
foba(b  bie  Stimmgabel  oor  badfelbe  gehalten  mirb.  ©anj  badfelbe  finbet  ffcott  bei  l^fte< 
rifd^er  S(|n)er^5rig!eit.  3fi  aber  bie  Sd^n)er$5rig!eit  burc^  einen  organifd^en  ^(er  bed 
inneren  Ofyct^  ober  burc^  eine  @rfranlung  bed  ©e^ömeroen  oerurfad^t,  fo  ^rt  ber  ^atient 
beffer  mit  $ilfe  ber  5to|)fIno(^en  als  mit  bem  O^r.  ^e  ^erabfe^ng  bed  ^M  bei  ber 
$9fterie  beruht  olfo  nid^t  auf  fol(^  einem  organif($en  ^(er;  oielme^  mu^  bie  5tran!^eit 
i^ren  Sit  im  ©e^ime  ^aben. 

9btf  bem  Gebiete  bed  ©efid^tdfinned  fdnnen  oerfd^iebene  Störungen  oor« 
lommen,  oon  benen  roo^I  bie  Einengung  be«  ©eftdJtSfelbeS  bie  ^äufigfte  ift.  3e  grö&er 
biefe  (Einengung  ift,  beßo  Keiner  mirb  berjenige  2:eil  beg  9iaumed  oon  ber  ^u^en« 
wttt,  ben  ber  $atient  auf  einmal  überfe^en  iaxm.  ^u^erbem  tritt  oft  eine  S(|n)ft(^ung 
bed  Se^oermbgend,  eine  Sluf^ebung  be€  gfarbenfinnS  unb  Störungen  in  bem  SlSommo« 
bationSoermbgen  auf,  fo  ba|  ber  Patient  nur  in  beftimmtem  SlbfUmb  fc^  fe^en  !ann. 
3ebe  biefer  Störungen  fann  für  ftd^  oorfommen;  fe^r  häufig  finben  fic^  aber  mehrere 
gleichseitig  unb  bilben  bann  bad  mannigfad^e  unb  fe^r  oariable  ^^dnomen  ber  fogen.  „f)i)ftt* 
rtf^en  fimbigopit** .  9lb  unb  su  begegnet  man  auc^  einer  ^^fterifd^en  @rb(inbung  unb 
inmr  auf  bem  einen  ober  auf  beiben  SCugen. 

seile  biefe  Störungen  entße^en  unb  oerfd^minben  fibrigenS,  »ie  alle  anberen  ^pfte« 
rif(^en  Seiben,  gana  plö^lic^  o^ne  eine  beftimmte  mu^eii^bare  Urfac^e.  tiefer  Umfianb 
setgt  ja  )ur  ©enftge,  ba^  bie  oerfc^iebenen  jhronl^eitdf^mptome  nic^t  oon  organifd^en 
Sftfionen  ber  Sinnesorgane  ober  ber  92eroen  ^errü^ren,  benn  folc^e  Säfionen  oerfc^minben 
notfirlic^  nic^  plö^lic^  auf  einmal.  ®d  ^anbelt  ftc^  ^ier  nur  um  gunttionSftörungen,  um 
ieitmeilige  Sbtf^ebung  ber  £ei{htng€fft^ig!eit  gemiffer  Organe,  unb  ber  Sit  biefer  Störungen 
%%  mt  mv  gefe^en  traben,  in  allen  ^^dllen  unjweifel^aft  ba€  (S^e^im. 

Sieben  ben  oerfd^iebenen  Xnäfli^fteen  finbet  man  oft  jugleid^  eine  ^^per^ 
algefie,  b.  |.  eine  gefteigerte  ©d&merjemppnbli^ifelt.  SJiefe  fann  i^ren 
@t(  an  DereCnjetten  ©teQen  auf  ber  iQaut/  bie  unregelmdgig  )n)ifd^en  ben 
ondfil^fdden  ^artieen  verteilt  ftnb^  l^aben;  aber  häufiger  lommt  fte  in  ben 
Qli^Hxn,  in  ben  tiefer  ge{egenen  ®en)eben  unb  im  Innern  heS  JtdrperiS  oor. 
@ie  äußert  ftc^  bann  meifl  in  @d^mec)en,  bie  entmeber  ßetiS  anl^atten  ober 
bei  ber  geringfien  S3emegung  auftreten.  S)iefe  Bä^merim  ^aben  buSmeilen 
boS  ©epräge^  ai&  vüfycm  fte  oon  gan}  beflimmten  jtranl^etten,  }.  S3.  oon 
einer  ©el^im«  ober  ^flftgelenföentjflnbung^  1^,  unb  e«  ift  bann  oft  red^t 
f dornet,  bie  ^^flerie  oon  einer  mirtUd^  organifd^en  itrant^t  )u  unterfd^eiben. 
Sber  bei  längerer  S)auer  oerraten  bie  ©d^merjen  i^re  l^pjlerifd^e  9latur  bod^ 
boburd^,  bag  bad  äUIgemeinbefinbm  bei^  Patienten  nid^t  barunter  leibet,  mad 
bei  einer  organifd&en  (Srfratrfung  ber  gaU  fein  mürbe.  Sufeerbem  oerfd^minben 
fte  oft  ebenfo  pIö^Hd^,  mie  fte  gelommen  ftnb.  S)urd^  bie  Teilung  fo(d^ 
^erifd^en  fieiben  erwerben  bie  aSunberboftoren  il^re  fiorbeeren. 

ein  fel^  mid^tige«  Symptom  ber  ^pflerie  ftnb  bie  Ärämpfe,  aber 


512  ^ie  $9pertc  unb  bie  ^pftcro^^pnofc. 


btefelben  totnmen  nur  bd  ber  S&lfte  ber  jtranlen^  trienna{  fo  ^Sufig  bei 
^ouen  aU  bei  3Slämttn,  Dor.  S)ie  äSeranlaffung  meS  jtrompfanfallei^  ifl 
metfl  eine  ®emäti&ben)egung;  bei  einigen  Stiantm  bebarf  t&  einer  {tarieren 
Erregung  /  ate  biejenige  war,  n)eld^e  bie  ^pflerie  }uer{l  ouSldfie;  bei  ben 
meinen  aber^  bie  fd^on  einmal  einen  fold^en  SInfaÖ  gelabt  l^ben^  fügten 
gan)  unbebeutenbe  Umflanbe  einen  heuen  anfaS  ^bel  @r  beginnt  ge^ 
n)ö^nlid^  mit  gemiffen  pftid^ifc^en  93eränberungen.  S)er  Jtranle  fä^It  ftd^  um 
ru^ig^  ifl  nid^t  red^t  mof)l,  fud^t  bie  @infamlett^  meint  ober  lad^t  ol^ne  93er^ 
anlaffung.  9lugerbem  l^at  er  überall  ©d^merjen  im  Jtörper;  bie  93ru{l 
unb  ber  ^ald  finb  wk  eingefd^nfirt^  eine  jtugel  oon  ber  ©röge  eineiS  ^ü^er- 
eied  f d^eint  ftd^  von  ber  einen  Jtörperl^&lfte  loi^}urei6en^  ftdd  im  Unterleibe  um^er^ 
}ubemegen  unb  bann  in  ben  ^aU  empor}u{leigen,  wo  fte  ein  äugerfi  quol^ 
ooQed  ©effi^l  r>on  (SrfUdung  ^erDorruft.  S)ann  lommt  ber  eigenttid^e  Jtrampf« 
anfaO;  ber  Jtörper  wirb  fleif^  ber  $a(i&  fd^miUt  an^  bie  S3[utgef&ge  enoeitem 
ftd^  unb  bie  Atmung  flotft.  Unmittelbar  barauf  beginnen  bie  heftigen  Jton^ 
milftonen  mit  einem  ©d^rei  unter  milben  Semegungen  ber  ©lieber  ober  be« 
ganjen  Äörper«,  unter  ^plaftifd^en''  ©tettungen;  biefe  Sewegungen  finb  immer 
biefelben  bei  bemfelben  ^nbioibuum.  9lad^  bem  9lnfaQ  liegt  bie  Patientin 
—  benn  bie  i&pfierie  überwiegt  ja  bei  bem  toeiblidden  ®ef d^led&t  —  meifl  einige 
3eit  in  einem  fd^lafäl^nlidden  3uft<tnt^/  ^^  ^>^^  f^^  ^allu}iniert  unb  allerlei 
rebet;  enblid^  mad(|t  fie  auf,  ol^ne  etioad  oon  bem  9}orgefallenen  }u  toi{fen. 
S)ai&  ©anje  bauert  etma  20  9Rinuten  bii^  }u  mel^reren  ©tunben. 

S)er  Slnfatt  ifi  nid^t  immer  fo  oollflänbig,  mie  er  ^ier  gefd^ilbert  ift. 
Oft  merben  ein  ober  mel^rere  ©tabien  überfd^lagen  ober  fiart  rebujiert 
älugerbem  ^interlaffen  bie  Unfälle  häufig  £ä^mungen  ober  Jtontralturen  ber 
©lieber  in  abnormen  ©tedungen^  bie  in  einem  fpäteren  Xnfad  ober  aud^  oon 
felbft  plöQlic^  mieber  oerfddtoinben  lönnen«  Suger  biefen  ^^nomenen  meifen 
bie  Spfterifd^en  noc^  eine  Steige  anberer  ©pmptome  auf^  bie  für  und  aber 
nur  geringe  Sebeutung  ^aben.  aSon  oiel  größerem  9fntewffe  bagegen  ip  ba« 
pfpc^ifd^e  9}er^altenber  ^pfterifd^en,  ha»  mir  \t%t  näl^er  betraddten  moQen. 

Xa^  d^aratteriftifd^fie  ©pmptom,  baiS  mo^l  nie  ooQftdnbig  fe^lt,  ifl  bie 
^abfe^ung  ber  ©inneiSma^rnel^mungen.  aber  mie  jebe  anbere  Jtranf^it, 
lann  aud^  bie  fipfterie  in  fe^r  oerfd[|iebenem  ®rabe  auftreten.  Sefd^rdnlt  bie 
anäfl^ejte  ftd^  auf  eine  Heine  abgegrenjte  fiautpartie  ober  liegt  nur  eine  ge* 
ringe  ©nengung  be«  ®ejtd&tiJfelbe8  oor,  fo  merben  biefe  ©törungen  felbft^ 
oerfifinblid^  im  ganzen  feelifd^n  3ufianbe  bei^  Patienten  feine  bemerfeniSmerte 
©pur  jurüdtlaffen.  3)aiJ  SSerl^ältnüS  änbert  fld&  bagegen,  xotrni  ein  ©inn  fo 
gut  mie  ganj  aui^foHt;  biefer  93erlufl  mirb  für  ben  iQpßerifd^en  meit  emfhr 
fein  ate  für  einen  normalen  SBeufd^en.  SBenn  lefeterer  }.  83.  bei  einem 
UnglüdE  bad  ©el^oermögen  auf  beiben  äugen  oerliert,  fo  mirb  er  jmar  feine 
Sid&tempfinbungen  oon  ber  Stufeenroelt  me^r  erhalten,  aber  bie  erinnerung«» 
bilber  oerliert  er  bedmegen  nid^t.    2)iefe  merben  im  Saufe  ber  geit  mo^l 


2)te  Heine  S^fterie.  513 

hnmer  Dcrfd&toommener,  weit  fie  nid^t  tnel^r  burd&  neue  »eobad^tungen  auf^ 
gefrifd&t  werben  fönnen;  ifi  aber  bag  Unglücf  im  reiferen  älter  eingetreten, 
fo  wirb  ber  ©rblinbete  mel^r  ober  weniger  nod^  fein  ßeben  lang  mit  feinen  ©r^ 
innerungi^bilbem  arbeiten  fönnen.  SBei  ber  |r)fierifd^en  SBünbl^eit  ift  ha^ 
SSerl^ältni^  gerabe  umgefcl^rt.  S)em  äuge  fel^lt  nid^ti^,  aber  gerabe  bie  ^Partie 
be^  Oel^im^,  in  ber  bie  ©efic^tiSbilber  un«  jum  Sewufetfein  lommen,  ifl  un« 
fö^g  ju  funftionieren.  aber  barau§  folgt,  bafe  ber  l^tifierifd^  Slinbe  weber 
feigen  nod^  ein  ©eftd^t^erinnerung^bilb  l^aben  lann*  @benfo  gel^t  ei^ 
mit  ben  übrigen  ©innen;  unb  felbft  wenn  ein  ©inn  nid^t  ganj  auffällt, 
fo  fd^eint  bod^  fiet^  ein  2;eil  ber  (grinnerungiSbilber  biefe«  ©inne^  ju  oer* 
f d^winben,  —  gan§  felbftoerfiänblidö,  ba  ja  bie  gunftion  oon  gewiffen  ^artieen 
be«  ©e^imiJ  gefiört  ifi.  ^m  golgenben  werben  wir  feigen,  weld^e  mertwürbige 
enormen  biefer  @rinnerungdOefe{t  befonberd  bei  ber  großen  ^pflerie  amtel^men  lann. 

(Sine  berartige  ^abfeftung  fowol^l  ber  SBa^md^mung  ate  aud^  beS 
®rinnerung«oermögen8  fül^rt  felbftoerflänblid^  bAeutenbe  pf^d^ifd^e  SSer:: 
onberungen  ^erbei.  3Me  3^1  ^^  SBorfiettimgen,  bie  bem  Snbioibuum 
im  gegebenen  äugenblidte  fonfl  }ur  93erfttgung  fielet,  wirb  baburd^  fel^r 
oerringert;  ber  ^pfierifd^e  wirb  gleid^fam  auf  einen  finblic^en  ©tanb^ 
punft  oerfefet,  wo  ber  Umfang  bt&  SBewufetfein«  mel^r  befd^ränft  ift. 
S)araui$  folgt  bann  wieberum,  bag  bie  ©uggeftibilitat  erl^öl^t  ifl,  weit 
biefe  um  fo  größer  ifl,  je  weniger  SBorflettungen  bem  Snbimbuum  jur 
äSerfägung  flel^en  unb  bie  9Hd(|tung  feiner  äufmerffamfeit  befUmmen. 
Unter  ben  gorfd^em  fd^eint  aud^  allgemeine  Uebereinfiimmung  in  ber  an- 
nal^me  ju  l^errfd^en,  bafe  bie  fi^flerifd^en  etwaig  Äinbifd^e^  in  il^rem  SBefen 
^aUn  unb  fe^r  fuggeftibet  finb.  S)er  franjöfifd^e  ^pfpd^otoge  5pierre 
Sanet,  ber  fid&  niel^r  at^  ein  anberer  mit  ber  feetifd^en  ©eite  ber  ^pfterie 
befd^äftigt  ^at,  fü^rt  in  feinem  belannten  SSBerfe:  „L'automatisme  psycho- 
logique"  (^ßari^  1889)  eine  3Kenge  fc^tagenber  SSeweife  filr  biefe  ©igen- 
tümlid&Ieiten  ber  §t)fterifd^en  an.  äDerbing^  ^at  er  wefentlid^  ^pftero- 
epileptifd^e  t)or  äugen,  aber  bad  ift  für  und  bebeutungdtod,  ba  bie 
^l^änomene  nad^  ber  äuffaffung  ber  franjöfifd^en  gorfd^er  bei  ber  fipflero^^ 
epilepfie  nur  ftärler  l^eroortreten,  im  SBefen  aber  oon  ber  attgemeinen  ^pflerie 
nid^t  oerfd^ieben  finb. 

^a&  Äinbifd^e  ber  ^tiflerifd^en  oerrat  fid^  befonber«  burd^  bie  ^eftigleit, 
mit  ber  afle  äffefte  auftreten,  ©in  ©reigniÄ,  baÄ  bei  einem  normalen 
aWenfd^en  nur  eine  geringe  Erregung  ^eruorruft,  wirb  für  fte  bie  SBeran^ 
taffung  jur  flärfflen  ©emütÄbewegung. 

@o  öetfid^tet  3anct  über  eine  feiner  SSerfuc^«perfoncn,  fiucie,  baß,  fobalb  man  i^r  nur 
eine  ßanj  obfurbe  ©efc^ic^te  oon  einem  unerfahrenen  $unbe  ober  oon  einer  grau,  bie  oon 
i^rent  SRanne  ^rügel  be!ommen  ^a5e,  erjä^lt,  fxe  flc^  in  eine  ®(fc  fe|t  unb  f^tiüi. 
Seonie,  eine  anberc  §9flerif(^e,  nnrb  ö^ns  n>tß>  »or  greube,  wenn  fxe  nac^  Verlauf  oon 
einigen  %a^tn  3anet  wiebcr  fxe^t;  fte  ^üpft  unb  fpringt  ^erum  unb  ftöjt  unartüulierte  Saute 
au8,  fo  ba^  biefer  3uflanb  fic^  ft^on  fe^r  einem  l^^fterifc^en  2lnfatte  nd^ert.  SBirb  ber 
Seemann,  9l(er0laufie  unb  gou^erd.  33 


514  ^i^  $9ftetie  unb  bie  ^pfieto^^pnofe. 

SCffeft  nodj  etmai  prfcr,  fo  ttxtt  ein  foldjer  «nfatt  wirtlic^  ttuf.  Stofe,  eine  britte  »on 
S^tnetö  SSerfuc^perfonen,  ^otte  einen  48  8tunben  bauemben  ^^flerifc^en  Unfall  infolge 
baoon,  baft  eine  ?erfon,  bie  fte  au  bcfuc^en  »erfproc^en  flotte,  jur  feftgefe|ten  3cit  mihlitb. 

S)ic  ©uggcfttbitüät  Dcrrät  ficfe  in  mannigfad^er  SBcjie^ung.  3)ie  ©ebonfen 
unb  ^anblungen  bet  ^pflertfd^en  lönnen  burd^  ein  {ufällig  l^ngemorfened  Sßort^ 
ba«  i^re  äufmcrtfamleit  feffctt,  bcfHmmt  werben.  SKid^t  feiten  wirb  eine 
SBorfiellung,  bie  fte  flarf  in  3lnfprud&  nimmt,  jur  §attu§ination. 

3anet  erjä^It  ein  treffenbcS  SBeifpiel  ^ieroon.'  ^3c^  !am  eined  2:age8  ju  Sucic, 
um  mit  i^r  einige  Sßerfuc^e  ansuftellen.  Sie  fagte,  fie  fei  mübe  unb  nid^t  aufgelegt;  ic^ 
^ätte  fte  am  %a%z  oor^er  mit  meinen  ©jrperimenten  gelangmeilt  unb  nun  rooHte  fte  nit^t 
wieber  anfangen.  ^®ut/  fagte  ic^,  „fo  moUen  mir  ^eute  faulenden;  bomit  ic^  ober  nic^t 
vergebend  gefommen  bin,  mugt  bu  mir  eine  ©efc^ic^te  er^A^len."  „^a^  ftnb  bad  für 
^umm^eiten !  3c^  ^^^^  '^ine.  @ie  moUen  boc^  mo^l  nic^t,  ba(  ic^  3§nen  bie  Üiefd^ic^te 
oon  3lli  ^aba^)  erjä^len  foll?"  „SGÖarum  benn  ni(^t?  3(^  ^öre  ju."  §alb  lad^enb,  ^alb 
ärgerlich  fing  fie  an,  bie  ©efd^ic^te  ju  eraä^Ien.  »nfangd  erjä^lte  fte  fc^Iec^t  unb  ^ielt 
ieben  3lugenblicf  inne,  um  )u  fe^en,  ob  ic^  lu^'dxtt,  Slber  aUmd^lid^  rebete  fte  flc^  mann, 
ed  tarn  3ug  in  bie  @r}ä^lung,  unb  fie  beachtete  mid^  nid^t  me^r.  $(ö|li(^  flieg  fte  einen 
Schrei  au8  unb  l^ielt  inne,  inbem  fie  bie  klugen  nad^  einer  ^e  bed  3^^^  ri(^tete; 
nun  fprad^  fie  ganj  Icife  oor  fic^  felBer :  „2)ort  finb  fte,  atte  Släuber.  —  3n  großen  ©öden." 
@ie  er^öl^lte  nun  nic^t  me^r,  fte  fa^;  fie  tierfolgte  bie  ganje  @cene,  bie  ftc^  oor  ü^ren 
Slugen  entrollte,  unb  murmelte  oon  3^t  su  3^it  i^^^  SSemerhmgen  baju  mit  ein  Äinb: 
„aRan  ift  im  »egriff,  fte  atte  ju  töten  —  e«  ift  gut."  2)ie  ©efd^ic^te  oon  mi  ^aba  mar 
mir  nie  fo  intereffant  oorgefommen,  unb  iö)  f)üttU  mid^  mo^l,  fte  $u  unterbrechen.  Sßod  i^ 
oor  mir  fo^,  mar  in  ffiirflic^feit  bie  9lrt  unb  Söeife,  wie  bie  ^pfterifc^en  ben!en;  rod^rcnb 
unfere  ©ebanfen  !alt  unb  blaft  ftnb,  ^aben  bie  irrigen  garbe  unb  Sebcn,  unb  ba§  8ilb 
ift  faft  immer  l^attujinatorifc^." 

3)ie  grofee  9leijbarfeit  ber  ^pfierifd^en,  bie  fieid&tigfeit,  mit  ber  felbjl 
RIeinigfeiten  fie  aufregen  !önnen,  bringt  e«  mit  fid^,  bafe  fie  fidd  unabififftg 
mit  fid^  fclbfi  befd&äftigen,  unb  i^re  ganje  Umgebung  in  ben  S)ienfl  il^re« 
perfönlid^en  3ntereifeiS  jie^en.  S)ie  fipfierifd^en  finb  immer  grofee  ©goiflen, 
unb  i^re  (Sitelfeit,  ba«  SBcfheben,  flet^  anberen  gegenüber  beDoi^ugt  ju  werben, 
fül^rt  oft  §u  red^t  abfurben  ©rfd^einungen.  Slnbererfeiti^  ifl  i^re  gefleigerte 
©uggefiibilitöt  möglld&ermeife  bie  Urfad&e  ju  bem  großen  SBJed^fel  ber  Äranf» 
l^eitÄfpmptome.  ®n}ufäIIiger,unbebeutenberUmflanb  fann  atöSuggefüon  mirfen 
unb  plö^tid^  eine  Slnfifll^efte,  eine  fiäl^mung  ober  Jtontrattur  }um  äSerfd^minben 
bringen,  einige  gorfd&er,  j.  33. 5p.  3.  aJlöbiuS*),  ftnb  fogar  fotoeit  gegangen,  bafe 
fte  aQe  biefe  @pmptome  aü  äBirtungen  oon  9(utofuggeflionen  onfe^en. 
ebenfo  nne  eine  ©uggeftion  eine  Slnäfil^efie  jum  SJerfd^minben  bringt,  fo 
mufe  fie  biefelbe  aud^  l^eroorbringen  lönnen;  c§  ift  bemnac^  mo^l  mögs 
lid&,  bafe  eine  t)or]^anbene  änäfll^efie,  ßäl^mung  ober  bergt.  burd&  eine  Sluto^ 
fuggefiion  l^erDorgerufen  ifi.  6^  fe^It  aud^  nid^t  an  SBeobad&tungen,  bie 
biefe  Slnfd&auung  ju  befiätigen  fd^einen.  ©ottte  fie  pd^  im  Saufe  ber  S«t 
ate  rid^tig  ertoeifen,  fo  fann  man  offenbar  nid^t,  mie  id&  e«  l^ier  im  Slnfd^Iufe  an 
3anet  getrau  ^abe,  bie  gesteigerte  ©uggeftibitität  ate  einegotge  einer  fierabfeftung 

0  Slu«  „^aufenb  unb  eine  ^ßac^t". 

*)  9leurologifc^e  SBcitröge.    §eft  1.    Seipsig  1894. 


^ie  gro^e  ^^flerie. 


615 


bet  iffiol^el^ung  unb  hti  Srinnentngdpermdgeni^  auffajfen;  tAämfSft 
mufe  fte  bann  ba&  Urfprünfllid^c,  ^primäre  fein;  unb  aUe  übrigen  RxanU 
l^eiöf^mptome  finb  nur  golgen  berfelben,  l^crDorgerufen  bur(|  jufäHige 
©uggefiionen  ober  Slutofuggeflionen.  SSon  biefem  ©tanbpuntt  au»  lommt 
SRöbiud  }u  bem  Siefultate,  bag  bie  ^pflerie  auiSfd^Iieglid^  auf  einer  (ront 
l^oft  gefleigerten  ®uggefHbitit&t  berul^t  SRand^ei^  fprid^t  voo^  für  biefe 
auffaftung;  ba  aber  bie  ©elel^rten  ftd^  aber  bie  Urfad^e  unb  SSirfung 
auf  biefem  ©ebiete  nid(|t  einig  ftnb,  gelten  mk  l^er  auf  biefe  ^age  nid^t 
naiver  ein. 

S)ie  gro^e  ^^fterie  ober  bie  JQpfieroepilepfte  ift  nad^  ber  älnftd^t  einiger 
§orfd^  feine  befonbere  Äranf^eit,  nad&  ber  Slnfid^t  anberer  aber  eine  Äontpli^ 
fation  Don  fipjierie  unb  ©pilepRe.  SRid^er  —  eine  Slutorität  auf  biefem  ©e^ 
biete  —  bem  id^  ooQfl&nbig  folge^  betrad^tet  fie  nur  als  eine  fd^n)erere 
l^orm  ber  gemö^nKd^en  ^pfterie.  @ie  seid^net  fid^  befonberS  baburd^  m^, 
bog  bie  ÄrampfanfoKe  heftiger,  langwieriger  unb  lomplijierter  ftnb  afe  bei 
ber  Keinen  ^pflerie.  S)a  namentlich  biefe  großen  ^pflerifd^en  Slnfäde 
für  ben  9lberglauben  fo  bebeutungdooE  gemefen  finb^  mäffen  wxx  fte  näl^r 
befpred^en.  SJabei  l^at  aber  nid^t  fo  fe^r'  bie  toiffenfd^aftlid^e  ^fung, 
ate  melmel^r  bie  SCugenfeite  ber  ^^änomene  Sntereffe  für  un8.  3d^  be^^ 
fd^ränte  mid^  bedl^alb  barauf^  einen  furzen  Ueberblidt  t)on  ben  Derfd^iebenen 
^l^afen  beS  oollfi&nbigen  ^^flerifc^en  anfalte  ju  geben,  unb  iHufWere  bieiJ 
burdö  eine  Steige  Don  ben  3«id^"ungen,  mit  benen  Md^er  fein  83ud&  ,^tude8 
cliniques  sur  la  grande  hysterie"  (^riS  1885)  OUiJgejlattet  ^at. 

S)er  groge  l^^fterifd^e  älnfaS  n)irb  Qm'6\)n* 
lid&  mit  feelifd^en  Störungen  eingeleitet.  SHe 
Äranfe  fül^lt  fid&  nid^t  mo^l,  ifl  gänjlid^  „vtx^ 
änberf,  lann  nid^t«  t^un  unb  legt  feinen  SBert 
auf  S^ttiungen;  Erinnerungen  frül^erer  Sage 
taud^en  in  3Kenge  auf  unb  nel^men  bie  Slufmerf* 
famfeit  DoQflänbig  in  Xnfprud^.  SHe  Patientin 
mirb  meland^olifd^  unb  irritabel.  @d  treten  fobann 
jQaHujinationen  auf;  l^afelid&e  Siere  aDer  ärt, 
Staiim,  Statten,  Spinnen  unb  ©d^neden  taud^en 
auf  im  Seroufetfein  unb  Derfd^ioinben  mieber. 
SBon  biefen  ^aHujinationen  gefoltert,  fann  bie 
Patientin  pd^  nid&t  rul^ig  Derl^alten,  fonbern  fä^ 
auf  unb  ftür}t  unter  milbem  ©efd^rei  bat)on; 
gleid^gültig  bagegen,  toie  ba»  SlBetter  ifl,  ftürjt 
fte  in  ber  leid^teflen  Jtleibung  ^inouS  iniS  $reie. 
$lötf ic^e  Jtontrafturen,  Serrenfungen  ber  ©lieber 


Siß.  62. 


516 


^e  ^pflerie  unb  bie  $9ftero^9pnofe. 


lönnen  entfielen;  äSerbauungi^^  unb  XtmungSbefd^tDerben^  ftarle  @petd^eU 
abfonberunfl  unb  fierjHopfen  fletten  ftd^  ein.  S)ie  aUuÄfcttraft  nnrb  gef d^ioä^t, 
unb  bie  Sln&fD^efte  )eigt  ftd^  unb  iDitb  eine  totale,  nenn  [xe  e$  nid^t  fd^on  oorl^ 
war.  SHefe  Srfd^einungen  fönnen  etioa  ad^t  3;age  Dor  bem  eigentlid^ 
anfaQ  auftreten;  in  ben  legten  2;agen  lommen  nod^  @d^nier)en  l^inju;  ^bie 
l^fterifd^  jtugel''  fteigt  xxm  Unterleib  in  ben  Qalii  empor  unb  t)erurfa(!^t 
ein  furd^tbared  ®efa^l  oon  (SrfUdung. 

S>ann  fängt  ber  Unfall  felbfl  an.    @d  toirb  ber  jtranlen  fd^toor) 
oor  ben  äugen,  tS  f aufi  oor  ben  Dl^ren,  ba8  SBetoufetfein  ifl  umnad^tet.    3la^ 

einigen  heftigen  S3etoegungen  n)irb 
^'     •  ber  Äörper  in  biefer  ober  jener 

merfioürbigen  ©teBung  ganj  fieif 
i%ii.  63);  nur  ein  einjelne«  ®lieb, 
j.  83.  bie  3«ngc  ober  ein  3lrm,  füllen 
gan)  (angfam  regelmäßige  SBeme^ 
gungen  au«.  SHefe  oerlieren  ftc^ 
{ebod^  aud^  unb  ber  jtörper  liegt 
nun  ooDftönbig  fleif  unb  unben)egs 
Bd^  ba.  SHefer  ,,tonifd&e"  Ärompf 
wirb  balb  oon  einem  ,,Oonifd&en" 
abgeUfl:  unter  floßartigen  S3en)egungen  jiel^en  bie  ©lieber  ftd^  }ufammen 
unb  firedten  ftd^  toieber  unb  jioar  etma  ;Q)ei«  b\&  breimal  in  ber  ©etunbe; 
glgur  64  beutet  biefe«  burd^  punitierte  fiinien  an.  SHefer  S"ftonb  bauert 
l^öd^fleni»  fünf  SRinuten;  bann  erfd^Iaffen  aOe  aßu^Ieln  unb  ber  itütper  Hegt 
fd^laff  unb  unben)eglid(i  ba. 


Siß.  64. 


3lad^  einer  ^aufe  oon  einigen  SWinuten  beginnt  bie  jweite  ?ßeriobe  b^ 
älnfaüd,  bie  man  nad^  ben  fonberbaren  93emegungen,  bie  aui^gefül^rt  toerben, 
bie  ^eriobe  bei^  ,,itlotonii$nntö'^  genannt  l^at.  S)er  Jtörper  nimmt  bie  merl- 
mürbigjlen  ©tettungen  ein,  §.  33.  ben  Äreidbogen,  ber  Iftngere  3^^  Mnburd& 
(brei  bi«  jel^n  3)Hnuten  lang)  innegel^alten  werben  fann  (gig.  65).  S)ann  folgen  bie 
großen  Bewegungen,  inbem  ber  Äörper  ober  bie  ©lieber  15  h\&  20  mal  heftig 
^in  unb  ^er  geworfen  werben.    9Ud^t  feiten  treten  babei  Störungen  }u  Sage, 


^e  gto^e  $9fierie. 


617 


giß.  66—68. 


bie  anfd^einenb  gegen  b(tö  @efe6  ber  ©d^mere  fhetten.    SHe  Jtrante  f(i^eint 

aber  bem   S3ette  }u  fd^toeben^  inbem  ber  itdtper  über  bem  jtopfe  auf? 

gerollt  unb  bann  in  bie  fiuft  erhoben  wirb,  nur  t)om  Sladen  imb  ben  Armen 

unterfiflftt    S)ann  fäOt  ber  Jtörper  auf  bod  Sett,  iDorouf  bo^felbe  SRanöoer 

10  bid  20  mal  miä>er^olt  toirb.    SHe 

Derfd^iebenen    5pi^afen    ber    Semegung 

finb  in  ben  giguren  66—68  abgebilbet^ 

Oft  enben  bie  großen  SSeroegungen  mit 

^nem  ©d^rei  unb  einem  milben  Jtampfe 

gegen  einen  eingebilbeten  ®egner.  SQSenn 

man  ben  SlnfaS  tool^renb   ber  }toeiten 

Ißeriobe  unterbrid^t,  tood  ftd^  bei  einigen 

Snbitribuen  burd^  S)rudt  auf  bejümmte 

©teQen  bed  Jtörperd  erreid^en  lägt,  fo 

jeigt  ftd^  fleti^,   bag  bie  jtranten  von 

beftimmten  $aIlu}inationen  bel^errfd^t  toer« 

ben.  @d  fd^eint,  bag  bie  Bewegungen  unter 

bem  @influ6  biefer  ^aIIu}inationen  aud^ 

fleffll^rt  werben:   ba^  Sewufetfein,  ia^ 

im  9lnfang  be^  SInf aSei^  aufgel^oben  mar, 

ijl  alfo  ju  biefem  3^itpw"ft   teitmeife 

mieber  jurfidfgtite^ 

3n  ber  britten  ^eriobe,  bie  fel^r 
i^äufig  ol^ne  S>^i]^ttvfan^e  ber  jtoeiten 
folgt,  verrät  bad  (Srmad^en  beiSSemu^einiS 
ftd^  nod^  beutlid^er.  S)ie  Patientin  ift  nad^ 
mei^lid^  eine  33eute  beftimmter  fiaDujinationen,  jie  lebt  in  einer  einge* 
bilbeten  3Belt,  fprid^t  wenig  ober  gar  nid^t,  nimmt  eine  Steige  oon  @tel^ 
lungen  ein,  bie  in  natürlid^em  3uf<tnt^^nl^ang  miteinanber  fiel^en  unb  bie 
Situation  abfpiegeln,  weld^e  bie  Jtranle  burd^lebt.  9Ran  l^at  be^l^alb  biefe 
tßeriobe  bei^  älnfaDei^  „bie  plafUfd^en  Stellungen'^  (attitudes  passionelles) 
genannt.  SHefe  SteQungen  werben  bei  bemfelben  Snbioibuum  gewöl^nlid^ 
in  berfelben  9ieil^enfolge  wieber^olt;  bie  iffiorte,  bie  fte  begleiten,  ent^ 
fpred^en  genau  ber  gan}en  Haltung  ber  Patientin  unb  ber  baburd^  mccct 
tierten  Situation.  93ei  einigen  Snbioibuen  jeigt  ftd^  aSerbingS  eine 
groge  9RannigfaltigIeit  ber  Stellungen;  le^tere  wed^febt  rafd^  ab  unb 
variieren  in  oerfd^iebenen  älnfäQen  aud^  etwas ;  bei  anberen  bagegen  jeigen 
ftd^  nur  einjelne  befiimmte  SteEungen,  bie  ftets  in  berfelben  SBeife 
wieberl^olt  werben.  SUS  allgemeine  Siegel  gilt,  bag  biefe  Halluzinationen 
unb  bie  bamit  oerbunbenen  SteSungen  jebeSmal  ber  Slui^brudC  bed  @r^ 
lebniffed  flnb,  weld^ei»  baiS  erfle  3Jlal  ben  l^flerifd^en  Unfall  l^erDorge? 
rufen  ^at. 


518 


^e  $9flerie  ttnb  bie  ^^ßero^^pnofe. 


©ine  biefer  Äranicn  erhielt  i^rcn  erpcn  «nfott  boburc^,  boj  ftc  »on  einem  SMUiber 
Bid  auf  ^r  3immer  ©erfotgt  tourbe,  roo  et  fte  troft  ü^rer  öitten  unb  2)ro^unöcn  auf  ben 
gujboben  wmrf,  mtj^onberte  unb  oergeroattigte.  2>ie  ganae  Gegebenheit  prdgt  pc^  nun  in 
einet  «ei^e  fd^nett  »ec^felnbet  Stellungen  au«;  bie  giguten  69—71  genügen,  um  eine  Sots 
fleßung  t>on  bem  dujetft  lebhaften  «uSbtucf,  bet  atte  biefe  ^Slttituben"  d^atoftetifiert,  ju  geben. 


Wt  ber  britten  ^eriobe  ifl  ber  SlnfaO  etgentlid^  Dorbet;  l^&ufig  aber 
folgt  noä)  eine  vierte  ^eriobe,  in  xod^tx  bie  Patientin  langfom  jum  SBe^ 
n)ugtf ein  Irnnntt  unb  ft(i^  aSmäl^tid^  il^rem  normalen  3u{tanbe  nfil^ert.  S)ie  jtrante 
betoegt  ^ä)  nur  xomiQ,  ))l^anta{tert  bagegen  anl^altenb  oon  ben  93egebenl^eiten 
frttl^erer  ^age  unb  beHagt  ftd^  über  i^r  unglücflid&e«  ©d^idfal.  aSielfad^  roirb 
ber  äBortfirom  oon  ^aSujinationen,  bie  ben  t)or  bem  älnfaH  auftretenben  dl^nlid^ 
flnb,  unterbrochen :  afferlei  l^dfelid^e  Siere  jeigen  ftd^  unb  flögen  ber  5ßatientin 

großen  ©d^reden  ein.    S)iefe  ®cs 


5ig.  72. 


mfitiSben)egung  jeigt  ftd^  oft  beut< 
lid^  in  ber  Haltung  unb  in  bem 
©eftd^t^auiSbrud  ber  Patientin 
(orgL  nebenjle^enbe  gigur  72). 
SBdl^renb  bie  brei  erfien  ^rioben 
gemöl^nlid^  V*  ^i*  V2  ©tunbe 
an^lten,  ifl  bie  leftte  oon  gon) 
unbeftimmter  S)auer. 

@in  DoUftänbiger  älnfall,  xoxt 
er  l^ier  befd^rieben  iji,  tritt  feiten 


2)ie  $9ftcro§9pnofc.  519 

oHein  auf.  9lad^  ber  mcrtcn  ?ßeriobe,  bic  in  manäfm  5punftcn  bem  SlnfangSs 
pabüitn  gletd^t,  fonimt  gennil^nUd^  ein  neuer  Slnfall;  unb  fo  fönnen  20  bi8  30 
SlnfäDe  mit  ^voi^il^mxauttim  \>on  wenigen  SUinuten  einanber  folgen  unb  eine 
ganje  @erie  au^ntad^en.  3)ann  tommen  n)o^(  meistere  ^^age  ber  SRul^e,  mit:: 
unter  gelten  bie  ©erien  aber  aud&  in  einanber  über,  fo  bafe  bie  SlnfäHe  un^ 
ouf^örlid^  tagelang  anl^alten. 

S)er  groge  l^fterifd^e  Slnfatl  meifi  mand^e  äSariationen  auf;  ber  doOU 
fiänbige,  regelmäßige  SSerlauf,  ber  ^ier  gefd&ilbert  ifi,  gel^ört  ju  ben  äui^^ 
nal^men.  ®ne  ober  mel^rere  üon  ben  ?Perioben  fönnen  überfprungen  ober 
abgefilrjt  werben;  bafür  treten  bann  bie  übrigen  um  fo  fiärfer  l^enjor. 
2luf  biefe  SBJeife  fönnen  formen  mit  einem  d^aralterifiifd&en  ©epräge  ent- 
flel^en.  SDie  meiften  berfelben  finb  ol^ne  Snterejfe  für  un^.  ®nige  ^aben 
aber  bod^  in  ber  ©efd^id^te  beS  9lberglaubend  eine  ^eroorragenbe  SioIIe  ge- 
fpielt  unb  erforbern  bei^l^alb  eine  naivere  SBetrad^tung,  nämlid^  bie  ,,®Iflafe" 
unb  bie  ^SBefejfenl^it".  S)amit  aber  bie  »ebeutung  ber  „SSefeffen^eit"  für 
ben  mobemen  Aberglauben,  ben  Spiritismus ,  ooffauf  ofrfiänblid^  wirb, 
müjfen  mir  }ut)or  bie  eigentümlid^e  gorm,  roeld^e  bie  fippnofe  bei  ber  tppi- 
fd^en  $9Jierie  annehmen  fann,  fd^ilbem. 


3?ie  1|i;|hroI;i;pnofe. 

S)ie  ioi)jiero^9pnofe  ober  bie  $9pnofe  bei  beji  fipfierifd^en  mit  aus* 
geprägten  anäfll^ejieen  unterfd^eibet  fid^  in  fe^r  mefentlid^en  5pun!ten 
t)on  bem  ^ppnotifd^en  3ufianb  normaler  aßenfd^en.  2)er  ©omn- 
ambuliSmuS,  baS  l^eroortretenbfle  ©tabium  ber  fipfterol^pps 
nofe,  ifi  fogar  in  pfpd^ologifd^er  Sejie^ung  ein  üollflänbiger 
Oegenfafe  ju  ber  tiefen  fippnofe  normaler  SKenf^en.  SHefelbe 
fü^rt,  mie  mir  gefeiten  l^aben,  bei  lefiteren  eine  ©nengung  beS  SeroufetfeinS 
mit  ftd^,  inbem  bie  Stufmerffamfeit  immermel^r  auf  bejiimmte  SSorftettungen 
fonjentriert  wirb.  SBei  ben  ^pflerifc^en  bagegen  ruft  bie  fippnofe  eine  ftetig 
}unel^menbe  (Srmeiterung  beS  ä3emuJ3tfeinS  l^eroor,  fo  bag  bie  jtranlen  auf 
bem  ©tabium  beS  ©omnambuliSmuS  pfpd^ifd^  auf  berfelben  ©lufe  mit  einem 
normalen,  toad^en  SReufd^en  {teilen. 

$ierre  Sanct,  bcffcn  ,4'automati8me  psychologique"  oicl  Älar^cit  über  ben  feeli? 
fc^en  3uftanb  ber  ip^fterifd^en  fowo^I  unter  normalen  SJer^ältniffen  alä  niä^renb  ber 
$9pnofe  gebracht  §at,  fpric^t  ftc^  unsroeibeutig  über  biefe  grage  auS.  „Äann  bie  §9pnofe 
eine  ^ö^ere  'gotm  beS  8en)tt^tfeind(e5enS  ^eroorruf en  ?  ^ed  ^ängt,  foraeit  ic^  fe^en 
tonn,  oon  bem  3«pönbe  be«  Serou^tfeinS  unter  normalen  SBer^ältniffen  ab.  ^tnn  man 
eS  mit  ^pfterifc^en  )u  t§un  l^at,  beren  SBa^mei^mung,  Erinnerung  unb  ^enfen  eingeengt 
unb  in  SSergleic^  mit  bem  Serou^tfein  be«  normalen  SWenfc^cn  ftar!  befd^ränft  ift,  fo 
mirb  jebe  Erregung  be§  ^ieroenf^ftemS  3.  33.  burc§  eleftrifc^e  ©tröme  ober  ^^magnetifc^c" 
Striche  i^nen  bie  ®aben,  bie  fie  oerloren  ^abcn,  roieber geben  unb  fo  eine  gorm  oon 
^ö^erem  ^mu^tfeinSleben  ^eroorrufen.    $Cber  bied  gilt  nur  oon  ^^fterifc^en  ^^ioibuen. 


520  ^ie  $9fterie  unb  bie  $9fieco^9pnofe. 


2)iefc  l^ö^crc  djiftcnjfonn  aber,  bie  man  bei  i^nen  ^ctDomift,  ift  einfach  ein  normaler 
3uftanb,  in  bem  fie  fxc^  fteld  befinben  würben,  wenn  ^  nid^t  Ironf  »dren.  2)crfelb€ 
ift  nidjt  ^ö^er  al«  bcr  be«  normalen  3Kenf(^en,  er  ift  ibentifdj  mit  ben  iugenblicfen  einer 
me^r  ober  meniger  ooOfommenen  (Sefunb^eit,  roelc^c  biefe  ^pfterifdjen  Snbioibuen  erlebt 
^oben."    3)iefer  Sludfpru^  Ut^t  an  ^eutUc^!eit  nic^td  ju  »ünfd^  übrig. 

aWan  begreift  ^iemod^,  bafe  ber  Streit,  ber  jTOifd&en  ber  ©atpctrifere,  b.  f). 
©I^arfot  in  5pariÄ,  unb  ber  Stoncper  ©d^ule,  b.  1^.  SBem|eitn,  ßi6bault  u,  a.  in 
Slancp,  über  bie  ^ppnotifd^en  Suflänbe  ju  feinem  SRcfultat  füllten  lonnte.  S)ie 
erfle  ©ruppe  ber  ^orfd^er,  Cl^arcot  unb  feine  @d^fl(er,  ^aben  audfd^Iieglid^  bie 
Sppnofe  an  ben  §9fleroepUeptifem  ftubiert.  SDie  Slancper  aber  l^aben  Dor- 
n)ie8enb  normale  anenfd^en  unb  ^^fierifd^e  mit  tDenig  aui^geprögter  anäfl][ie|te 
in  Sel^anbtung  gehabt.  Sßenn  nun  bie  ^ppnofe  bei  t)erfd^iebenen  ^nbioi^ 
buen,  je  nad^  il^rem  ®efunbl^eitd}ufianb,  }u  genau  entgegengefeftten  Stefultaten 
fül^ren  lann,  fo  ifl  ed  red^t  natürUd^,  bag  bie  beiben  flreitenben  Parteien 
Rd^  nid^t  l^aben  einigen  Wnnen.  ©ie  ftnb  ber  SReinung  gcroefen,  bafe  fie 
biefelben  5p^änomene  unterfud^ten,  roäl^renb  fie  ftd^  in  SGBirttid^Ieit  mit  ganj 
Derfd^iebenartigen  gufiänben  befd&äftigten.  ©rfl  ^erre  3anet  fprad^  in  biefem 
Streite  burd^  obige«  Qitat  ba«  erlöfenbe  SBort.  3nbeffen  ba  aud&  er  jtd^ 
fafl  au^fd^Iieglidd  mit  ber  grogen  ^tiilerie  befd^äftigt  l^at  unb  ba^er  bie 
normale  §9pnofe  nid^t  genilgenb  lennt,  f o  fte^t  er  bie  ^Iragmeite  feiner  eigenen 
Seobaddtungen  nid^t  DoQftänbig  Kar.  Sßol^I  aber  führen,  mie  toir  im  ejolgen- 
ben  nad^roeifen  rootten,  3anet«  Unterfud^ungen  ganj  einfad^  ju  ber  Suf^ 
faffung,  bag  bie  ^^fiero^^pnofe  ber  normalen  ^ppnofe  in  il^ren 
äBirlungen  Döltig  entgegengefe^t  ift  @«  toirb  fid^  babei  aud^  }eigen 
{roa&  übrigen«  einige  anl^änger  ber  ©alpetrifere  fd^on  Ifingjl  angebeutet  l^aben), 
ba§  bie  „grofee  öppnofe"  eigentlid^  gar  fein  l^tipnotifd&er  S^ft^^^/ 
fonbern  nur  ein  fünfilid^  hervorgerufener  l^pfterifd^er  änfall  ifi. 
Um  8Sem)ed^«lungen  ju  uexmtxhm,  wäre  e«  bed^alb  fel^r  n)änfd[ien«n)ert, 
menn  man  für  biefen  3«^^"^^  ^"^  anberen  3lamen  fönbe;  fotange  berfelbe 
nod^  nid^t  oorl^anben  iji,  müjfen  wir  atterbing«,  um  bie  SBegriffe  nidjit  $u 
Dermirren,  bei  ber  nun  allgemein  üblid^en  SZomenKatur  flel^en  bleiben. 

©d&on  bie  fippnotifierungSmittel  jeigen  beutlid^  ben  ©egenfaft  jroifd^ 
ber  großen  unb  ber  Meinen  §9pnofe.  aRerfroürbigcrmeife  benuftt  man  fo 
gut  wie  gar  nid^t  bie  ©uggefiion,  um  bie  fippnofe  bei  ben  bod&  äufeerfi 
fuggefübcln  §t)fierifd^en  l^erDorjurufen.  3)agegen  fü^rt  ba«  anfiarren  eine« 
blanfen  ©egenfianbe«  ober  ba«  ^ord^en  auf  ba«  2;idEen  einer  U^r  ober  ein 
anbere«  eintönige«  ©eräufd^  oft  in  toenigen  @elunben  ben  fomnambulen 
3uflanb  ^erbei.  2)iefelbe  SBirlung  ^aben  aud&  magnetlfd^e  ©trid^e.  3lo(b 
beffer  wirft  bi«n)eilen  ein  parier  ßid^tfira^l,  ber  ba«  äuge  plöfelid^  trifft, 
ober  ein  Sd&lag  auf  ein  ©onggong,  ein  fd^ioad^er  eleftrifd&er  ©trom 
burd&  ben  Äörper  ober  ein  SJrudf  auf  bie  Äugenliber  —  lauter  SWittet,  bie 
bei  einem  normalen  3nbioibuum  bie  fippnofe  ol^ne  ©uggefHon  nid^t  l^roor^ 


JDic  §9ftcrol^9?)nofc.  521 

rufen  rofitben.  3lIIcrbinß^  wenn  baS  Snbioibuum  unter  Slnioenbung  bet 
©ugg^jiion  unb  eineiS  iener  aWittet  oft  l^ppnotiftert  roorben  roare^  atfo 
toüfete/  bafe  man  mit  biefen  3Ktttetu  bie  fi^pnofe  roieber  ^erüorjurufen  beab^ 
fid^tigte,  fo  n)ürben  biefelben  t)ieOeid^t  anä)  o^ne  SSerbalfuggeftion  bie  SBirfung 
^erbeifül^ren,  fonfi  aber  nld^t.  —  ®nbtld^  finbet  mau  bei  tjielen  ^^fierifd^en 
,,^no0ene  3onen^^  b.  1^.  me^r  ober  n)eniger  aui^ebe^nte  ^artieen  ber  ^ut^  too 
eine  Serü^rung  ober  ein  fd^mac^er  9)ru(I  genügt,  um  bie  ^^pnofe  auiSjulöfen. 

Wit  einem  jener  ÜRittet  fü^rt  man  nun  ba$  ^gnbioibuum  entn)eber  in 
einen  {ataleptifd^en  ober  in  einen  (et^argifd^en  S^i^^i^^  A^^^/  ^^  ^äufigflen 
in  ben  erfleren,  xotnn  bad  angeraanbte  SRittel  nid^t  fe^r  flart  geioirft  ^at 
S5en  let^argifd^en  3wPö"i>/  ^^^  i»  i>w  großen  fippnofe  oft  aud^  beim  Ueber- 
gange  eineiS  ©tabiumd  in  bad  anbere  auftritt,  toerben  mir  fpäter  berfll^ren ;  l^ier 
betrad^ten  mir  junäd^fl  bie  Jtatatepfie.  S)aiS  Eigentümliche  biefeiS  3uftanbeiS 
ifi  bie  t)oS{iänbige  Unfä^igteit  bei^  Snbioibuumi^  ftd!)  )u  bemegen.  9ßä^renb 
ein  normaler  SDlenfd^  nid&t  imfianbe  ifl,  ftd^  mel^rere  3Rinuten  lang  abfolut 
rul^ig  iu  oer^alten,  ol^ne  }.  33.  bie  9lugenliber  }u  bemegen  ober  burd^  eine 
Heine  B^dtung  ba^  mad^e  Seroufetfein  iu  verraten,  fo  fie^t  man  bie  fta^ 
taleptifd^en  bie  SteOung,  in  ber  fte  fid^  bei  33eginn  ber  Jtatalepfte  befan- 
ben,  unoerrüdft  innehalten.  S)ie  meit  geöffneten  ätugen  flnb  unoeronbert  auf 
einen  ^ßunft  gerichtet,  bie  3lugenliber  blinjeln  nid^t,  man  nimmt  überhaupt 
feine  anbere  93emegungen  bei  i^nen  ma^r  ald  9ltmung  unb  $utefd^(ag. 
^mn  biefer  3wPö*^*>  ^on  felbfl  eintritt,  ma«  bü^meilen  gefd&ie^t,  fo  fann  er 
fe^  lange,  ya  felbft  S^age  ||inburd^,  anhalten,  t)oraudgefe^t  bag  man 
aSe  äußeren  9lei}e  fernl^ält;  menn  bie  jtatalepfie  bagegen  tünfllid^  ^eroor^ 
gerufen  ift,  bauert  fie  feiten  länger  ate  eine  tjiertel  ober  ^albe  ©tunbe  unb 
gel^t  julelt  Don  felbft  in  ben  Somnambulismus  über. 

33ei  bem  Jtotaleptifd^en  fmb  aOe  SRuSteln  ooQflänbig  meid^,  mad^Sartig 
bemeglid^.  "Ulan  fann  bie  ©lieber  unb  ben  jtörper  mit  fieid^tigteit  bemegen, 
unb  in  bie  fonberbarften  ©tellungen  bringen,  ober  man  fann  baS  ©efid^t 
formen  unb  bemfelben  einen  gan)  unnatürlichen  9luSbrud(  geben:  bie  ®teU 
lungen  unb  ber  3ltt«brudt  merben  untjeränbert  fefige^alten.  S)er  3lrm,  ber  in 
bie  £uft  auSgeftredCt  mirb,  ffidt  nid^t  l^inab,  er  bleibt  felbfl  lange  Qtrt  fftn-^ 
burd^  fiel^en  unb  finft  fd^liefelid^  langfam  ol^ne  @rf c^ütterung  unb  o^ne  3rtd^«n 
Don  ÜRübigleit  ^inab.  @elbfl  bie  SRuSfeln  beS  Unterleibes  behalten  biSmeilen 
bie  (ginbrüdfe  bei,  bie  man  i^nen  mit  bem  ^nger  giebt.  (gbenfo  fann  man  baS  3n* 
bioibuum  regelmäßige  äSemegungen  ausführen  laffen.  bringt  man  ).  33.  einen 
arm  in  eine  fc^aufelnbe  ober  rotierenbe  83eroegung,  fo  mirb  blefe  fortgefefet. 
93on  felbft  fann  baS  ^nbimbuum  nid^ts  auSfül^ren,  fann  (eine  93emegung  miS:: 
fürlid^  t)oQ}ie]^en,  ebenfomenig  aber  auc^  eine  oon  außen  ^er  hervorgerufene 
3)emegung  aufhalten;  eS  ifl  mie  ein  älutomat.  93emußtloS  ifl  ber  Jtatalep- 
tifd^e  aber  barum  bod^  nid^t;  mal^rfd^einlid^  ifl  bie  Slufmerffamfeit  fo  flarf 
fonjentriert,  baß  baS  S3emußtfein  nur  ?iaum  für  eine  einjelne  93orfleIlung  aufS 


522  ^i^  $9flenc  unb  bic  ^^fiero^^pnofc. 

aRal  f)at.  S)ic«  fte^t  man  am  beficn  barem,  bafe  man  bic  aSeränbcrung  einer 
Stellung  ober  einer  Seioegung  nid^t  nur  burd^  5u6ere  SRittel,  fonbem  oud^ 
boburd^  ^beiffil^ren  fann,  bag  man  im  93emugtfein  bei  S^bioibuumd  bie  93or^ 
fteKung  Don  einer  fold^en  SBeränberung  loedtt.  @teDe  iö)  mä) ).  93.  oor  einen 
ftataleptifd^en,  fo  bafe  er  mid^  fehlen  mufe,  unb  ne^me  bann  eine  befttmmte 
@teDung  ein  ober  fü^re  irgenb  eine  Semegung  aud,  fo  mirb  biefe  oon  i^m 
nad^gea^mt.  SHe  ä^orfleOung  oon  ber  äSemegung  (öfl  atfo  birelt  bie  ent« 
fpred^enbe  S3en)egung  auiS;  ein  SBiberflanb  ober  ein  ^inbemiiS  tommt  feiteni^ 
bed  Snbioibuumd  nid^t  oor.  SBie  menig  Slaum  bad  93emu§tfein  für  anbere 
SJorfteflungen  atö  bie  unmittelbar  eingegebenen  ^at,  jeigt  fid^  namentlid^,  menn 
man  ju  einem  Jtataleptifd^en  rebet;  bie  äBorte  merben  gar  nic^t  oerfianben; 
giebt  man  i^m  einen  93efel^I,  fo  mirb  er  nid^t  befolgt;  entmeber  bleibt  ber 
Jtranfe  gan}  inbifferent  ober  er  mieber^olt  automatifd^  bie  SBorte.  S)ie  Sautoor- 
fleüungen  rufen  a(fo  in  biefem  %aSit  nur  bie  bamit  affo)iierten  ©pred^^ 
bemegungen  l^eroor,  meiter  aber  aud^  nid^t£  (@(^oIa(ie). 

S^iefer  3^1^^^  ^^^  SRonoibeiiSmuiS,  mo  nur  eine  einzelne  SSorfieOung 
jur  3^it  im  ©emu^tfein  5piafe  l^at,  bauert  jebod^  nid^t  lange,  ©alb  er» 
meitert  fid^  bag  Semufetfein  fo,  bafe  eine  SBorfleflung,  bie  bem  Snbioi* 
buum  eingegeben  mirb,  anbere  audldft.  @o  entfielen  @efü^(i$}u{l&nbe,  bie 
fxd^  in  befiimmten  törperlid^en  ©tellungen  ausprägen,  ©aßt  man  j.  S. 
bie  eine  $anb  be«  ftataleptifd^en,  fo  baDt  bie  anbere  ftd^  oon  felbft,  ber 
2lrm  wirb  oor  bie  Srufi  erhoben  mie  jum  Singriff,  ber  Jlörper  beugt  fid^ 
oornüber,  ber  Oefid^tÄauöbnidt  oeränbert  fid^,  bie  jufammengefniffenen  Sippen 
unb  bie  ermeiterten  9lafen(dd^r  oerraten  ben  3<>nt.  Segt  man  nun  aber  bie 
eine  $anb  flad^  auÄgeflredft  auf  bie  Sippen,  fo  nimmt  bie  anbere  biefelbe 
©teOung  ein  unb  fd^eint  Jtüffe  )u  oertei(en;  bad  ©efld^t  nimmt  einen  milben 
Sluj^brud  an,  anfiatt  Äaferei  jeigt  fid^  ein  freunblid^e«  fifid^eln.  Sluf  f old^e  2Bei|e 
fann  man  bie  ©teDungen  fortroäl^renb  oeränbern,  inbem  iebe  Slnbeutung  eine« 
beftimmten  9lffeltei&  fofort  burd^  ade  bie  Sludbrudfdbemegungen,  bie  für  bie  be^ 
fonbere  ©emüti^fümmung  d&arafterifiifd^  finb,  ocrooflfiänbigt  wirb. 

38ir  ^aben  alfo  bid  jegt  gefe^en,  bag  ber  Jtataleptifc^e  nid^td  oon 
felbfl  ooDbringt;  jebe  ©teOung  mug  i^m  oon  au^en  eingegeben  merben 
unb  ruft  nur  bie  oerfd^iebenen  SBerönberungen  ^eroor,  bie  ein  natürlid^er  Slu^^ 
brudt  für  ben  fuggerierten  äffeft  ftnb.  ©rmeitert  ftd^  aber  ba&  Seroufetfein 
admä^Iid^,  fo  mirb  bad  ^gnbioibuum  bei  ber  fuggerierten  SSorßeQung  nid^t 
fielen  bleiben,  fonbem  in  UebereinfHmmung  mit  berfelben  aud^  ^anbeln. 

3anct  gicbt  eine  fe^r  intercffante  ©c^ilbening  einer  fol(^en  (^fobe.  ^^  falte 
£eonied  £»änbe,  unb  fofort  nimmt  bad  ©eflc^t  einen  9Uidbru(f  ber  Ser^dung  col  S4 
laffe  fte  in  biefer  Stellung,  n)ei(  ic^  au  fe^en  wflnfc^e,  mit  lange  biefer  9Ui$bru(f  on^tt 
Sc^  fe^e  fie  oom  @tu§(e  ftc^  ergeben  unb  einige  Schritte  fe^r  longfam  DonoArtd 
ge§en.  2)ann  beugt  fie  bieÄniee,  atte«  fe§r  langfam;  fie  fniet  nieber  unb  neigt  f«5  vom* 
über,  fte  (egt  ben  ^opf  auf  bie  Seite  unb  blicft  mit  einem  merhoürbigen  efftotifc^en  %u&i 
brudt  gen  §immet.   Sßirb  fie  nun,  ba  bie  Stellung  ooflenbet  ift,  bie  fataleptifd^  Unbetoeg^ 


2)ie  $9ftero$9pnofc.  623 

Uc^feit  5eibe]^a(ten  ?  3ltin,  o^ne  bo^  ic§  fte  angerührt  §a]^e,  5eugt  fte  ben  jlopf  noc§  tiefer 
unb  f^&lt  bie  gefalteten  ^änbe  t)or  ben  3Rurib,  f^e  ge^t  fünf  5id  fec^d  @c^ritt  noc^  (angfomer 
oonoftrtd.  ^ann  verneigt  fie  fic^  fe§r  tief,  fniet  noc§  einmal  nieber,  ^ebt  ben  Stopf  ein 
wenig  mit  l^albgefc^Ioffenen  9(ugen  unb  öffnet  bie  Sippen.  92un  oerfte^t  man  bie  Situation 
—  fie  empfängt  bad  ^eilige  ©aframent.  2)ann  lel^rt  fte  in  i^re  frühere  ©tettung  aurürf^ 
unb  bie  6cene,  bie  ungefft^r  V4  ©tunbe  gebouert  fyü,  wirb  nun  burc^  ba«  Sluf^ören  ber 
Hotalepfte  unterbrochen.'' 

@iS  ifi  inbe§  fe^r  feiten,  bag  ber  Jtataleptifd^e  fo(d^e  {omp(i}ierte  ^anb^ 
lungen,  toie  bie  ^ier  befd^riebenen,  au^fü^rt.  S)er  ®runb  ^ier§u  liegt  na^e. 
@r  DoOjie^t  |a  nur  fotd^e  !Oetoegungen,  bie  mit  betn  beftimntten  ®efä^l,  ha^ 
man  il^m  fugßeriert  ^at,  ganj  natürlid^  affojiiert  finb;  t)on  felbfl  fann  er  ja 
nid^ti^  ^injufügen.  9hin  giebt  e§  aber  nur  menige  ®effl^(e,  bie  mit  einer  fo 
befümmt  abgeflrenjten  ©ruppe  tjon  Seraegungen  unb  igonblungcn  tJerbunben 
finb,  unb  bei^^alb  flnb  ed  im  allgemeinen  aud^  nur  menige  Scenen,  }u  beren  ^ax^ 
Rettung  man  ben  Äataleptifc^en  ouf  biefe  SBeife  üeranlaffen  fann.  @^  bcbarf 
oud^  mo^l  taum  ber  93emerfung,  ba^  man  feineiSioegd  aQe  Jtataleptifd^e  ba}u 
bringt,  fold^e  ©cenen  auf jufül^ren.  S)ie  Sebingung  baju  ifi  ja  einfad^  bie, 
bag  ein  beftimmted  @efü^l  bei  bem  3nbit)ibuum  gemedEt  mirb;  {ann  biefed 
©effll^l  nid^t  hervorgerufen  n)erben,  fo  finbet  eine  berartige  £cene  aud^  nid^t 
fiatt.  SBenn  3anet  ba^er  bie  igänbe  bei  einer  anberen  feiner  SBerfud^Sperfonen, 
bie  fe^r  irreligiä^  mar,  faltete,  fo  verharrte  fie  in  ber  ©teDung,  o^ne  S^enbenj 
etmad  Sßeitere^  tiorjune^men.  3)ie  genannte  ©teOung  ber  ^änbe  mar  bei 
il^  nid^t  mit  einem  auiSgeprägten  @effil^ld}uftanbe  a{fo}iiert;  infolgebeffen 
tnäpften  ftd^  feine  meiteren  äSemegungen  an  biefelbe. 

SBirb  ber  Äataleptifd^e  fid^  felbft  übertaffen,  bann  ge^t  baiJ  Snbioibuum 
in  einen  anberen  ^ppnotifd^en  3uftanb,  ben©omnambulii8mug,  über,  ber 
fid^  aber  aud^  bireft  burc^  irgenb  ein  ^^pnotifierenbftS  SWittel  l^eroorrufen  täfet. 
Site  ftennjeid^en  biefeg  3"P^k>^^  \)aben  ß^arcot  unb  feine  ©d^üler  ein  eigen=? 
tümlic^e«  SBer^alten  ber  SWugfeln  unb  3iert)en  angegeben,  bie  fogenannte 
„fenfomu«fuldre  ^^pereEcitabilität".  hierauf  nä^er  einjuge^en  ifi  überflüffig, 
ba  bie  Unterfuc^ung  einer  größeren  älnja^l  t)on  3nbit)tbuen  in  neuerer  ^tit 
gezeigt  ^at,  ba§  biefelbe  nur  äufeerfl  feiten  oorfommt.  S^net  l^at  fie  nur 
bei  jmeien  unter  iioölf  SBerfud^iSperfonen  fonftatieren  fönnen;  fte  ift  bem- 
nadd  fein  d^arafteriftifd^e^  ©pmptom.  ®ai^  einjige  fidlere  3^^^  ^om 
©omnambuliömuiS  ift  auöfd^liefelid^  ber  feelifd^e  3iiftanb  beiS  Snbioibuum«. 
Sefonber^  ba^  ©ebäd^tni^J  ift  offenbaren  SBeränberungen  unterworfen.  3m 
©omnambuli^mud  erinnert  bad  3nbioibuum  nid^t  nur  allein,  ma&  ed  im 
machen  3uftanbe  erlebt  f)at,  fonbern  aud^  ba«,  mad  in  früheren  ©omnambuliijs 
men  fid^  ereignet  ^at.  3fl  baiS  3nbioibuum  bagegen  au«  feinem  fomnam- 
bulen  3uf^^i^^  ermac^t,  mirb  im  allgemeinen  aQe«,  ma«  fid^  mä^renb  be«felben 
ereignet  l^at,  üergeffen.  S)a«  Oebäd^tni«  ifi  in  bem  fomnambulen  3wPönbe 
alfo  weiter  al«  unter  normalen  SBerl^altniffen.  2)a«  beruht  einfad^  barauf,  bafe 
ber  ©omnambule  einige  feiner  ©inne  roiebergeroinnt  unb  bamit  aud^  bie 


524  3)ie  ^pfkcrie  unb  bic  ^^ftcto^^pnofe. 


(Erinnerung  an  aQe  bie  äJotflellungen^  bte  bem  miebergemonnenen  SinneiSgebiete 
angehören.  S)cr  Somnambule  ifi  alfo,  mie  fd^on  früher  (©.  519)  ermahnt,  eine 
t)oDIommcnere ^er[önli(i(lfeit  ate  bermad^e  fipfierifd^e;  ber Umfang  be^  Semufet^ 
jeing  ifi  ermeitert.  3)ieiJ  fann  offenbar  ju  red^t  mcrftoürbigen  Slefultaten  fül^ren. 
SBenn  bem  ^^fierifd&en  nämttd(i  im  normalen  3ufianbe  mehrere  ©inne  fehlen,  fo 
mu^  bie  3Rdg(id^teU  t)or^anben  fein^  bag  biefe  @inne^  einer  nad^  bem  anberen^  im 
@omnambuIidmuiS  gemedt  toerben  fönnen.  @d  miiffen  a(f o  mehrere  fomnambule 
^uflänbe  entßelden^  in  bie  boiSfelbe  Snbioibuum  nod^  unb  nad^  eintreten  tonn^ 
unb  bie  burd^  einen  fletd  mad^fenben  Umfang  bei  äSemugtfeiniS  d^aralteriftert 
finb,  bid  bad  Snbioibuum  in  bem  tiefflen  ©omnambuliiSmud  oSe  feine  @inne 
mieberbelommen  ^at  unb  bamit  auf  g(eid^er  ®tufe  mit  einem  normalen^  ge« 
funben  aWenfd^en  fie^t.  SHe  (Erfahrung  lel^xt  nun,  ba^  biefeiJ  merfroürbige 
SSer^oItnü^  mirlUd^  fiattfinbet.  3Ran  ^at  bei  Derfd^iebenen  ^^flerifd^en  )mei, 
brel,  ja  fogar  oier  tjerfd^iebene  fomnambule  ©tabien,  jebeö  mit  feinem  be- 
fonberen  ©ebäd^tnid,  nad^meifen  fönnen.  ^l&  aOgemeineiS  ©efe^  gilt  l^ier,  bag 
ber  Somnambule  auf  bem  l^öl^eren  Stabium  bad,  mad  er  frül^r  nid^t 
oDeine  mä^renb  biefe«  ©tabium«,  fonbem  aud(i  auf  ben  niebrigeren  erlebt  l^at, 
erinnert.  S)agegen  mirb  nid^tiS  t)on  bem  erinnert,  mad  einem  ber  l^ö^eren 
©tabien  angehört.  3)ie«  iji  ganj  natürlid^;  benn  iebe«  ^ö^ere  ©tobium 
ifi  ja  baburd^  d^arafterifiert,  bag  ein  neueiS  ©inneiSgebiet  mit  allen  ba}u  ge? 
I^drenben  ©rinnerungiSbilbem  erfd^loffen  mirb,  gleid^jeitig  aber  bie  fd^n 
enoad^ten  ©inne  beibleiben  )u  funitionieren.  S)eiSl^alb  mirb  bad  @ebäd^tni« 
immer  umfaffenber,  menn  bai8  Snbioibuum  in  ein  ^öl^ere«  ©tabium  eintritt, 
mäl^renb  ei  umgeW^rt  mieberum  eingeengt  wirb,  wenn  ber  ftranfe  in  ein  nie^ 
brigereiS  ©tabium,  in  bem  einer  ober  mehrere  ©inne  auger  S^gfeit  gefegt 
merben,  )urüdtel[irt.  S)a  aber  jeber  burd^greifenbe  Sßed^fel  beS  ©ebäd^tniffd^ 
jugteid^  mefentlid^e  Slenberungen  in  ber  ganjen  9lrt  unb  9ßeife  \>e&  3Renfd(ien 
ju  beuten  unb  ju  l^anbeln  t)erurfad^t,  fo  ifi  bad  ^nbioibuum  aud^  in  febem 
biefer  fomnambulen  ©tabien  eine  neue  5ßerfönlid&feit.  Um  biefe  5ßerfönKd^* 
leiten,  bie  fid^  fo  bei  einem  unb  bemfelben  Snbioibuum  jeigen,  au«einanber* 
leiten  )u  tonnen,  l^at  man  fie  gerabeju  numeriert.  9Rit  I  bejeid^net  man 
hai  ^^ftcrifd^e  Snbioibuum  mit  feinem  geroö^nlid^en,  me^r  ober  weniger  einge« 
engten  Seroufetfein,  mit  n  bie  5ßerfönlic^Ieit,  bie  fid^  auf  bem  erfien  fomn* 
ambulen  ©tabium  jeigt,  unb  fo  weiter. 

3c^  lann  biefed  metlioütbige  Ser^dltnid  am  (ejlen  burc^  ein  5e{itimmted  Seifpiel 
von  Sanct  iUuftrieren :  „3c§  §attc  angefangen,  fiucie  in  gerobJ^nlic^er  SBeife  iura  ©djlofen 
)u  bringen,  unb  bei  £ucie  II  aQe  ©ebdc^tnidp^ftnomene,  bie  ben  Somnambulen  eigen  ftnbr 
fonftotieri  Xa  fic^  nun  eined  Xaged  eine  beftimmte  @uggeftion  nic^t  realifleren  woUter 
fo  »erfuc^te  ic^  ^öucie  tiefer  in  ben  ©(^taf  ju  bringen  in  ber  Hoffnung,  fo  i^re  8ugi 
^eftibilität  ju  fteigem.  3^^  ht^ann  ©triebe  über  Sude  II  ju  machen,  al«  ob  fie  nod^  nic^ 
f omnambul  fei.  3§re  2lugen  fc^toffcn  ftc§ ,  fie  legte  ftc^  jurüd  unb  fd^ien  tiefer  cinjus 
fc^Iafen.  2)ie  i^or^anbenen  jlontraüuren  oerf c^toanben ,  aUe  SRudleln  würben  fc^Ioff  nne 
in  ber  Set^argie,  aber  bie  9Zcigung  ber  2HuSfeln,  fic§  bei  einer  öerü^rung  jufammenauf 


2)ic  §9ftero§9pnofe.  525 

Stehen,  toie  ed  fonft  fär  bie  £etl^gie  angegeben  oirb,  fteUie  fid^  nic^t  ein^.  ®$  toat 
eine  9lri  ^^pnotifd^e  Df^nma^i,  bie  bei  vielen  Snbioibuen  eine  unoermeiblic^e  UebergangiS^ 
periobe  iroi\i^m  ben  oerfd^iebenen  ^^pnotifd^en  @tabien  ift.  3la^  ^albftünbigem  @c^(afe 
lam  Sucie  wieber  au  ftc^;  bie  Singen  waren  anfong«  gefd^Ioffen,  öffneten  fic§  jeboc^  auf 
meine  Slufforberung  ^in,  unb  nun  fing  fte  an  bu  reben.  ^ie  $erfönlic§!eit,  bie  id^  je^t 
tu)r  mir  ^atkt,  Sucie  m,  wie«  eine  Steige  eigentümlicher  ^^änomene  auf.  Sieben  wir 
vorläufig  nur  von  i^rem  ©ebäc^tnid.  £ucie  HE  erinnerte  fe^r  gut  i^r  ganjed  normale« 
Seben,  fie  erinnerte  femer  ebenfalls  ü^re  früheren  ^gpnotifc^en  ©omnambuRgmen  unb 
aUed,  worüber  Sucie  11  auc^  R3efd^eib  wu^te.  Slber  au^erbem  !onnte  fte  oon  aUen 
@inaell^eiten  i§rer  l^pflerifc^en  SlnföUe  erjä^Ien,  oon  i§rem  ©c^redfen  oor  Winnem,  bie 
fie  wd^renb  i^rer  Unfälle  l^inter  (SJarbinen  verborgen  fa^;  femer  erinnerte  fte  i^r  naiür:" 
lic^e«  9^ac§iwanbeln,  i^re  ndc^tlic^en  ^rdume  —  (auter  2)inge,  über  bie  weber  £ucie  I 
no(^  £ucie  II  jemald  Ratten  Sfiec^enfc^aft  ablegen  Unn^.  ^  war  fe§r  fc^wierig,  fte  m^ 
biefem  3uftanbe  wieber  ^eraud^ubringen;  fte  mu^tt  erft  burc§  bie  fc^on  erwd^nte  ^^pno« 
tifc^e  D^nmac^t.  @ie  befanb  ftd^  bann  in  bem  gewöhnlichem  ©omnambuUdmud ,  aber 
2ucie  n  ^atte  feine  SBorfteUung  baoon,  wa«  im  ^ugenbßdfe  oor^er  mit  £ucie  HE  ge$ 
fc^e^en  war.  @ie  behauptete,  feft  gefc^Iofen  unb  nid^td  gefproc^en  su  ^aben.  SUd  id^ 
fpdter  bie  ^erfönlic^Ieit  £ucie  in  wieber  ^eroorrief,  erinnerte  fte  aSed,  wad  bad  erfte 
3Ral  oorgefaEen  war." 

3)ie  erttorung  bicfer  tnertoürbigen  ©ebäd^tnUpl^änomene  fanb  Sanet 
bei  ber  Unterfud^ung  bcr  ©inne  in  ben  tjerfd^iebenen  ©tabien.  3n  i^em 
getoö^nlid^en  3u{lanbe  bietet  Sucie  ben  rein  t)ifuellen  Sppud  bat,  b.  1^.  qQ 
i^r  S)enlen  unb  ^anbeln  erfolgt  nur  mit  $ilfe  t)on  ®ejid^t«bilbern.  (g^ 
tonn  nid^t  gut  anberiS  fein,  ba  bod  @eftd^t  ungefähr  ber  ein}ige  ©inn  ift, 
ben  fte  }U  i^rer  SSerfttgung  ^at*  ©ie  ift  ganj  anäfl^etifd^  aber  ben  ganzen 
Äötper;  aud^  fel^lt  i^  t)oflflänbig  ber  STOu^felfinn;  fobatb  fie  i^re  ©lieber 
nid^t  fe^en  lann,  n)eig  fte  nid^t,  n)o  fte  biefelben  l^ot.  93inbet  man  ).  93.  i^e 
$änbe  auf  bem  diMm  {ufammen,  fo  merlt  fte  bad  nid^t.  ©ie  ifl  auger» 
bem  fo  gut  mie  tjollfiänbig  taub;  fie  fann  ba«  Slidfen  einer  \Xf)x  nid^t  l^ören, 
felbfl  bann  nid^t,  wenn  biefe  auf  il^r  Dl^r  gelegt  mirb.  ^fyc  ©c^t)ermögen  ifl 
fe^  l^erabgefeftt  unb  boi^  @eftd^tiSfelb  äugerft  Hein;  unb  bod^  ba«  ifl  nod^ 
ber  befie  ©inn,  ben  fie  befifet,  unb  be«^alb  bebient  fte  fld^  be^felben  befiänbig. 
9Rit  igilfe  be«  ©efid^te«  tarnt  fie  il^re  ©lieber  bewegen,  fann  fie  gelten  unb 
arbeiten ;  |filt  man  i^r  bie  äugen  ju  —  roQ&  fie  übrigen«  in  SBut  bringt  — , 
fo  t)erliert  fie  ba«,  loa«  fie  in  ben  ^änben  l^at,  manft  unb  fällt,  ©d&liefet 
man  i^  bie  Slugen,  fo  fann  fie  nld^t  me^r  reben,  fie  fällt  in  ©d^laf. 
SHe  einzigen  SBorfieBungen,  bie  ju  i^rer  aSerfügung  fielen,  flnb  alfo 
bie  ©ertd^t«bilber. 

SBir  fönnen  nun,  um  einen  beutlid^en  Unterfd^ieb  ju  feigen,  ba«  iroeile 
©tabium  fiberfpringen  unb  Sucie  m  unterfud^en.  S)ie  ©inne,  bie  fie 
im  wad^en  3wftanbe  gehabt  ^at,  ftnb  nid^t  tjerloren,  ftefinb  im  ©egenteil  gefd^ärft 


♦)  JDie  neuronnuShirdre  ^pperejcitabUität ,  bie  ©^arcot  alä  Äennaeidjen  für  bie 
Set^argie  aufgefteQt  f)cd,  ifl  nac^  ganetd  Beobachtungen  ein  fe^r  feltened  ^^dnomen. 
©ie  fann  oorfommen,  aber  nur  auSna§m«weife,  unb  ift  bcmnac^  al«  Äennaeic^en  eine«  be* 
fUmmten  3uftanbe«  ganj  unbraud^ar.    9(nm.  be«  Serf. 


526  ^i^  £)9flerie  unb  bie  $9ftero^9ptu>fe. 


älugerbem  l^t  fte  ben  Za^  unb  SRitölelflnn  toiebergeiDonnen.  @te  toeig 
fe^r  gut,  wo  fte  i^rc  ©lieber  f)at,  pe  lann  ge^en  unb  fc^reiben,  ol^ne  ben  83es 
tDegungen  mit  ben  9Cugen  folgen  ju  muffen.  @ie  benüfet  be^l^alb  bca  ®efi$t 
aud^  nid^t  fo  vid  mdft  afö  früher,  e^  erregt  fie  nid^t,  romn  man  i^r  bie 
äugen  jul^ält.  9Bte  ein  normaler  aWenfd^  ^anbelt  fie  jeftt  offenbar  mit  ^itfe 
Don  93en)egungdDorfteQungen.  @ie  mug  folglid^  baiS  ganje  @rinnerungj^gebiet 
miebergenommen  ^aben;  t&  liegen  benn  aud^  geniigenbe  äSetoeife  bafttr  vor, 
ba6  bad  mir!lid^  ber  ^aU  ifl;  t&  ge^t  beutlid^  aud  ber  ©noeiterung,  bie  i^r 
©ebäd^tnij?  gleid^jeitig  aufmeiji,  ^eroor,  bafe  bie  ©inne  roiebergemonnen  finb. 
S3iö  jum  neunten  3al^re  mar  fie  gefunb,  befafe  alle  i^re  ©inne  mit  jebe«  normale 
Äinb.  3«  i^i^f^^  3^it  ^W^^  Pc  i^T^tt  ^^^  neroöfen  SlnfaH  infolge  eine« 
l^eftigen  ©d^redten«,  ate  einige  3Jiänner,  bie  hinter  einer  Oarbine  oerborgen 
waren,  plöfelid^  auf  R«  loöfprangen.  2)iefe  Segebenl^ett  bilbet  ben  ^aupt^ 
inl^att  aller  l^vfterifd^en  anfalle.  5Bon  allem  biefem,  üon  i^rer  ftinbl^eit.  Dem 
©d^redfen  unb  ben  l^flerifd^en  Unfällen  ^at  bie  total  anafi^etifd^  £ucie  I 
ttid^t  bie  geringfie  ©rinnerung.  Sucie  in  erinnert  bagegen  il^re  Äinb^eit  unb 
bie  l^^fterif d^en  Jtrifen  ber  folgenben  3a^re  ganj  genau.  @d  ift  aud^  nid^t  fd^mer, 
fid^  bie«  ju  erflären.  SBenn  ein  ©inn  bei  ben  ^^fierifd^en  fortfällt,  fo  liegt 
ba«,  wie  mir  roiffen,  nid^t  an  einer  gerfiörung  be«  organifd&en  Slpparate«,  fonbem 
an  einem  {eitmeiligen  9Rangel  an  älrbeit£fä^ig&it  in  ben  juge^idrigen  ®^im: 
)entren.  S)amit  fallen  aDe  @rinnerungdbÜber  be«  betreffenben  ©inne«- 
gebiete«  fort,  unb  natürlid^  finb  bann  aud^  bie  ®reigniffe,  in  benen  jene  (Sr^ 
innerung«bilber  gerabe  eine  mefentlid&e  9lolle  gefpielt  l^aben,  gleid^fall«  nergeffen. 
SBenn  aber  biefe  beflimmte  Partie  be«  Oe^im«  infolge  eine«  befonberen  3wfitt"be« 
mieber  arbeit«fäl^ig  wirb,  fo  taud^en  bamit  md)  alle  Erinnerungen  toieber  auf. 
5)e«^alb  fann  Sucie  I,  ber  ber  Xa\t'^  unb  3Ru«telfinn  fe^lt,  nid&t  ll^e  Äinb- 
l^eit  unb  i^re  l^^fierifd&en  ftrifen,  in  benen  biefe  ©inne  wirifam  geroefen  finb, 
erinnern;  Sude  ni  bagegen  gewinnt  }ugleid^  mit  ben  ©innen  ouc^  bie 
Erinnerung  wieber. 

Oanj  ä^nlid^e  3ufl&nbe  wie  bei  £ude  l^at  Qanet  bei  mel^reren  anberen 
93erfud^«perfonen  lon^atiert.  häufig  ifl  bie  ©ad&e  jebod^  Diel  t)erwidEelter; 
f 0  ^at  er  bei  9lofe  mx  t)erfd^iebene  fomnambule  ©tabien  gefunben,  jebe«  mit 
feinem  eigentämlid^en  ©ebäd^tni«;  barau«  folgt  alfo,  bag  biefe«  ^nbiDibuum 
nid^t  weniger  al«  fünf  t)erfd^ebene  ^pcrfönlid^feiten  aufweifen  famu  @«  fül^rt 
un«  jebod^  ju  weit,  nä^er  auf  aDe  biefe  ^äOe  ein}uge^en;  ba«  angeführte 
S3eifpiel  möge  genügen. 

^nbeffen  wollen  wir  nod^  eine  @igentümlid^{eit  bei  biefen  fomnombulen 
3uftänben  befpred^en,  ba  biefelbe  bie  SKd^tigfeit  ber  ganjen  Sbiffaffung 
befiätigt.  3Bir  wijfen,  bafe  bie  ^^fierifd^en  im  normalen  3wflttnbe  äufeerfi 
fuggeflibel  finb,  weil  il^r  Sewufetfein  fo  flarl  eingeengt  ifi.  3)iefe  ©uggejtt^ 
bilität  befielt  noc^  {um  £eil  in  bem  erflen  ©omnambuli«mu«,  wo  ba«  ä3e^ 
wufetfein  ftd^  jwar  fd^on  erweitert  ^at,  infofem  neue  ©inne«^  unb  Oebad^tni«- 


2)ie  $9ftero^9|)nofe.  627 


gebiete  oufgefd^loffen  ftnb^  aber  im  SSergleid^  mit  bem  eines  normalen 
SWenfci^en  bod^  nod^  immer  eingeengt  ift.  2luf  biefer  ©tufe  »erhält  ber 
©omnambute  fid^  ganj  roie  ein  normaler  SWenfd^  im  ^^pnotifd^en  3w|iö*^i>^/ 
roo  ja  t)er[(i^lebene  ©inne  einfd^lafen,  alfo  aufeer  2:^ätigf eit  gefefet  merben. 
^ier  tann  man  bemnad^  Halluzinationen ^  S3en)egungdfiörungen,  }ufammen^ 
gefefete  ^anblungen  unb  SBed^fel  ber  ^perfönlid^feit  fuggerieren  ö^nlid^  mie 
in  ber  normalen  Hgpnofe.  Slbcr  im  lefeten  fomnambulen  ©tabium,  mo 
bag  Snbimbuum  alle  ©inneiS^*  unb  ©ebäd^tniögebicte  miebergemonnen  f)at 
unb  einem  normalen,  gefunben  SKenfd^en  gleid^fte^t,  nmfe  bie  ©uggejH* 
bilität  ftarf  l^erabgefefet  fein,  meil  fie  immer  me^r  abnimmt,  je  me^r  baö 
Seroufetfein  fid^  entroidEelt  unb  erweitert.  S)iei5  ift  nun  mir! lid^  aud^  ber  gaD. 
3anet  t)erfud^te  mit  Sucie  III,  afe  er  fie  jum  erftenmal  in  biefen  S^P^"^ 
brad&te,  bie  gemö^nlid^en  ©uggeftionSeEperimente.  aber  Sucie  fd^ien  nur  über« 
rafd^t,  rül^rte  fid^  nid^t  unb  fagte  julefet:  „©lauben  ©ie  mirflid^,  bafe  id^  fo 
bumm  bin,  mir  einbilben  ju  laffcn,  bafe  id^  einen  aSogel  in  meinem  S^^^^^ 
fe^e  unb  banad^  jagen  werbe?"  fturj  oor^er,  im  erften  ©omnambuliiSmuö, 
^atte  fie  bie«  getl^an,  aber  jefet  war  bie  ©uggeftibilität  fpurIo§  tjerfd^munben. 
SJaSfelbe,  menn  aud^  weniger  ausgeprägt,  mar  mit  QanetS  anberen  aSerfud^i?- 
perfonen  berfjatl:  in  bem  tiefflen  ©omnambulidmu«  mar  bie  ©uggeftibilität 
ftarf  t)erminbert,  iebenfallS  nid^t  größer  aU  bei  ben  meifien  normalen  aJJenfd^en- 
Hierauf  erfie^t  man  alfo  beutlid^,  ba§  bie  t)erfd&iebenen  ©tabien  beS  ©omn? 
ambuliömu«  burd^  eine  ftetig  june^menbe  ©rmeiterung  be^  aSemufetf^ni^ 
c^arafteriftert  jxnb. 

aSergleid^t  man  nun  bie  5ßl^änomene,  bie  fid^  in  ber  $9ftero^9pnofe 
jeigen,  mit  ben  früher  befd^riebenen  großen  ^pfierifd^en  2lnfäDen,  fo  fällt  bie 
grofee  Sle^nlid^Ieit  jroifd^en  beiben  fofort  auf.  ^enn  ber  Äataleptifd^e 
alle  ^anblungen  auSfül^rt,  bie  mit  einem  befiimmten,  i^m  fuggerierten  ©efü^l 
in  aSerbinbung  flehen,  fo  erinnert  bieg  fc^r  an  bie  britte  ^ßcriobe  beS  großen 
l^^fierifc^en  Unfall«,  mo  baiJ  Snbioibuum  ebenfaDä  unter  bem  ©nbrud  eineä 
bePimmten  ©efüp  ^anbelt.  ©benfo  gleid&t  ber  ®rab  beS  ©omnambuliSmuiS, 
mo  ba^  Snbioibuum  baS  oolle  Oebäd^tniS  miebergeminnt,  ber  t)ierten  5ßeriobe 
be«  SlnfaDj?,  in  bem  ber  ^^fterifd^e  auSfü^rlid^  t)on  ben  ©reigniffen  früherer 
Seiten  rebet.  S)iefe  aie^nlid^feit  ift  nun  feinedroegS  jufäDig  ober  etwa  nur  barin 
begrünbet,  bafe  geroiffe  unmefentlid^e  5ßunfte  beiben  3wM"ben  gemeinfd^aft^ 
lid^  finb.  Sanet  weift  nad^,  bafe  bie  UebereinfHmmung  eine  t)oDftänbige  ifi, 
wie  fd^on  ^pitreg  e«  x>ox  etwa  je^n  S^^ren  aui^fprad^.  S)ie  fipfierie  unb 
Hpftero^^pnofe  finb  nid&t,  wie  bie  ©alpetrifere  e«  früher  behauptet  liat,  jwei 
Smeige  bcSfelben  ©tammeS;  fonbem  e«  finb  ibentifd^e  3wftfiw^e;  bie 
Ö^flero^^pnofe  ift  ein  fünftlid^  ^eroorgerufener  ^^fterifd&er 
Unfall,  ber  ftd^  nur  baburd^  tjon  bem  natürlid^en  unterfd^eibet,  bafe  er  tbtn 
fünftlid^  oon  einer  beftimmten  ^erfon,  bem  fippnotifeur,  l^erDorgerufen  wirb, 
bem  gegenüber  ber  fi^fterifd^e  feine  ©uggeftibilität  bewahrt    3«  i>em  natür- 


528  2)ie  §9fteric  unb  bie  ^pflero^^piwfc. 


(^en  älnfaK  fe^lt  ber  ^ppnotifeur;  beiS^alb  (etoegt  bad  Snbbibuum  ftd^  l^ier 
nur  innerl^alb  ber  ©retijen,  bie  burd&  fein  eigene«  Seioufetfein  gejogen  ftnb.  SHe 
mä^tigen  Slffefte  vergangener  Sage  unb  anbere  erinnerungen  brechen  lieroor  unb 
geben  bie  33eranlaRung  ju  ben  eigentümlid^en  ©cenen,  wett^e  ben  großen  ^fie^^ 
rifd^en  Slnfott  d^arafterifteren.  3tt  ber  fi^P^to^ppnofe  wirb  bie  ©uggeflibilität 
beut  ^ppnotifeur  gegenüber  bemal^rt;  biefer  leitet  barunt  aud^  ben93er(auf  be«  Sin- 
faüj?;  bie  Oefü^Ie  unb  SSorfieDungen,  bie  er  fuggeriert,  be^errfd&en  bie  ©ituo^ 
tion.  SJoÄfelbe  gilt  bis  §u  einem  geroiffen  ®rabe  oud^  t)on  bem  natürlichen 
Unfall,  e«  ifl  bemjenigen,  ber  eine  $pfierifd&e  oft  ^ppnotiftert  ^at^  nidjit  fd^wer, 
in  ber  britten  unb  t)ierten  ^riobe  beS  großen  ligfierifd^en  Unfalls  fid^  mit 
bem  Snbioibuum  in  SRopport  ju  fefeen,  unb  nun  fann  ber  ^ppnotifeur  ben 
weiteren  SBertauf  be«  Slnfato  leiten,  ganj  fo,  ali  wenn  lefeterer  non  vorneherein 
fünfilid^  hervorgerufen  loorben  wäre,  ©o  fann  mon  bie  ©d^redten  erregenben 
©alluiinationen  bannen,  inbem  man  bem  3nbioibuum  erfreulid^ere  ©über 
oorfuggeriert. 

SBenn  bie  ^^flero^ppnofe  fo  nur  ein  fiinjMid^  ^croorgerufener  ^pfierifc^er 
ainfaß  ift,  fo  muß  man  aud^  unter  günfügen  UmftSnben  einen  dl^nlid^en 
SBed^fel  ber  5ßerfönlid^feit  bei  bem  natürlid^en  Slnfall  nad^meifen  Knnen,  wie 
er  im  ©omnambuIiSmuS  auftritt,  ©d^on  baS  ganje  Sene^en  be«  gnbimbu^ 
um5  mäl^renb  ber  vierten  5ßeriobe  be«  großen  ^pfierifd&en  anfaDte,  boS  flete 
Sieben  von  ben  früheren  Gegebenheiten  meifen  auf  einen  fold^en  SBed&fel  ber 
^ßerfönlid^feit  ^in.  S^erfelbe  ifl  im  allgemeinen  fd&mer  ju  fonfiatieren,  menn 
e«  nid&t  gerobe  gelingt,  fid^  mit  bem  Snbivibuum  in  9lapport  ju  fefeen.  3nbeS 
fann  biefer  3wftönt^  ^^4  i«  gemiffen  gäDen  fo  lange  anhalten  unb  f o  ougen* 
fd^einlid^  fein,  baß  ber  SBed^fel,  ber  im  ganjen  ©l^arafter  unb  ©enei^men  beS 
Snbivibuum«  fid&  jeigt,  felbft  ber  Umgebung  auffSBt.  3)aS  Snbteibuum  lonn 
mod^en-,  \a  monatelang  in  einem  fomnambulen  3wpönbe  um^erge^en  unb 
feiert  bann  bei  irgenb  einer  ©elegenl^eit  ivieber  in  ben  normalen  3wftonb  jus 
rttdC.  @in  fold^er  SRenfd^  iveifi  bann  vodfiänbig  ein  boppelteS  93emußtfein  auf. 
aWan  nennt  ben  normalen  3wfianb  gemö^nlid^  ben  primären,  ben  fomnam^ 
bulen  ben  fefunbören.  ®ner  ber  am  beflen  beobad^teten  gäffe  biefer  Slrt  ifl 
bie  von  Sljam  befd^riebene  geliba  X. 

3($  tuiU  i^re  @efd^ic§te  in  futjen  Qü^tn  ersdl^len,  um  )u  seigen,  n>ie  oodftönbig 
bie  Uebereinftimmung  jtoifd^en  biefetn  ^^änonten  unb  bem  früher  befproc^enen  ^ppnotifc^en 
6omnambu(idmud  ift.  ^^eliba  xoat  von  gefunben  ®(tetn  geboren.  9((d  fie  13  ^c^xt  oU  xoax, 
jeigtcn  fw§  »erfc^ebene  l^^fkerifc^e  ©pmptomc  bei  i^r;  onbcrt^alb  3<^re  fpäler  begannen 
bann  i§re  Einfälle  von  l^^fterifc^em  Somnambuliemud.  Sie  ffll^lte  Sc^merjen  in  ben 
Schläfen,  ©erpel  in  einen  let^orgifd^en  Suftanb  —  3ö«et8  ^ppnotifc^e  DJ^nmac^t  ~  unb 
ertoac^ie  10  äKinuten  fpäter  im  felunbären  3uftanbe.  tiefer  bouerte  ein  bid  iroti  ©tun« 
ben;  fobann  lehrte  fie  nad^  einer  neuen  §9pnotif(^en  D^nmad^t  in  ben  primären  3wft«^ 
mieber  $urürf.  3m  Sauf  ber  Seit  töurben  biefe  Slnfäße  feltener,  ober  bafür  bauerte  ber 
fehmbäre  3wfto"b  um  fo  Idnger.  911«  fie  32  So^re  alt  mar,  ^elt  leftterer  tttoa  brci  SDlo? 
nate  an,  unb  mürbe  oom  primdren,  normalen  oft  nur  für  einige  ©tunben  unterbrochen. 


^ie  (^fjlofe  unb  bie  »efeffen^eit.  529 


3^r  ©ebftc^id  toiei^  aKe  ^^eniämßd^feiien  auf«  bie  wir  oben  aCd  c^afteriftifd^  für  ben 
l^9))tu>ttfc§en  SomnambuUdmud  !ennen  getemi  ^oben.  3n  bem  f efunbdren  ober  fontnotnbulen 
3uftanbe  erinnerte  fie  allein,  fon)o^(  ha^,  wa^  im  normalen  ^uftanbe,  a(d  hai,  toa^  n)ä^renb 
ber  fomnambulen  SCnfäHe  paffiert  war.  3m  primören  ober  normalen  Sujianbe  bagegen 
erinnerte  fie  nic^t,  n)ad  fte  n>ä^renb  bed  @omnambuIidmud  %ei^an  ^otte.  ^ed§aI5  moren 
bie  furgen  älnföUe  bed  natürlid^en  3uftanbed  i^r  in  ben  fpäteren  Sauren  fel^r  unongenei^m, 
n)ei(  fie  n)ä^renb  berfelben  bie  Erinnerung  fflr  aOed,  voa^  fte  in  ben  3Roncdzn  i^red 
3n)eiten  Suftanbed  ftd^  oorgenommen  ^aite,  oerlor.  31^r  fehinbärer  ober  fomnambuler  Suftanb 
mar  für  fte  wirllid^  eine  ^öl^ere  2)afein3form.  ^efe«  jeigte  jid^  auc§  in  i^rem  (S§ara!ter. 
3m  normalen  3^>^^  ^<^  ft^  melanc^oUfd^  ttnb  oerfc^Ioffen,  fprac^  fe^r  n)enig,  !Iagte 
ober  beftfinbig  über  ^d^mergen,  befc^ftftigte  ftd^  überl^oupt  oiel  mit  ftd^  f eiber  unb  ü^rem 
3uftanbe  unb  intereffterte  ftd^  nid^t  fe^r  für  i^re  Umgebung.  SQBd^renb  beiS  @omnambu« 
(iSmud  aber  mar  fie  murtitx  unb  forgtod,  faft  übermütig,  menig  arbeitsfähig  unb  me^r 
oon  i^rer  ^ilette  eingenommen,  aber  auc§  liebreid^er  tmb  särt(ic§er  i^ren  jlinbem  unb 
Senoanbten  gegenüber.  ®d  waren  alfo  mirlKd^  smei  gans  oerfd^iebene  $erfbnlid^!eiten 
in  bemfelben  Sn^iDibimm. 

3Ufo  ebenfo  mie  man  in  bem  l^^pnotifd^en  ©omnambultömud  nid^t  nur 
eine^  fonbem  meistere  Derfd^iebene  ^perfönlid^feitcn  nac^einanber  bei  bemfelben 
Snbiüibuum  l^erDorrufen  fann,  fo  fommt  biefeg  aud^  in  bem  ^pfterifd^en 
SomnombttUi^muiS  üor.  3nan  \)at  menigflend  ein  guteiS  93eifpiet  für  eine 
fold^e  boppelte  ober  mel^rfad^e  gjerfönlid^feit;  wir  flel^en  aber  nid^t  nä^er 
barauf  ein^  ba  eiS  l^er  o|ne  S3ebeutung  fär  und  ifl.  3ut  aOgemeinen  treten 
biefe  natürlid^en  älnfäOe  eines  fefunbären  3ußanbei$  ganj  plö^lid^  o^ne  be« 
fonbere  aSeranlaffung  auf,  ganj  gegen  ben  SBunfd^  he&  SnbimbuumiJ;  aber 
fte  Idnnen  in  anberen  f^äOen  aud^  leben  Slugenblid  t)om  3ubix)ibuum  felbfi 
burd^  eine  3lrt  Suto^ppnofe  l^erporgerufen  werben.  a3eifpiele  l^icrüon  werben 
wir  im  f^olgenben  bei  ber  äSefpred^ung  ber  Sefeffenl^it  unb  bei^  l^pflerifd^ 
Srance}u{lanbei^  onfül^ren. 

IWe  (Eftpape  unb  h\z  3t\t^tnJ)txt 

S)er  grofee  Ipfierifd^e  Snfatt  fann,  wie  früher  erwfil^nt,  üiele  tjerfd^iebene 
formen  annehmen,  iubem  ein  ober  mehrere  ©tabien  flberfprungen  werben; 
infolgebejfen  geben  bie  anberen  ©tabien  bem  SnfaD  ein  eigentlid^eiS  @e^ 
präge.  SMefe  befonberen  formen  l^aben  fär  ben  3lberglauben  eine  gewiffe 
äSebeutung  gehabt,  inbem  fte  je  nad^  bem  Sl^aratter  beS  SlnfaSd  a(d  ein 
befonbereS  SBert  ©ottei^  ober  beS  ^eufeld  angefe^  würben.  9lamentUd|) 
jwei  formen,  bie  ©f (iafe  unb  bie  Sefejfen^ieit,  fommen  ^ier  in  aSetrad^t.  3n 
ber  @fftafe  l^enfd^t  bie  britte  ^eriobe  beS  Einfalls,  bie  ber  plafHfd^en 
Stellungen^  tjor;  in  ber  SefeRen^eit  aber  giebt  bie  jweite  ^ßeriobe, 
bie  ber  ftontorfionen  unb  ber  großen  Bewegungen,  in  aSerbinbung  mit 
gewiffen  Slbfd^nitten  ber  folgenben  gJerioben  bem  anfalle  boiJ  ©eprfige. 
Uebrigen«  fönnen  bie  5ß^änomene  fe^r  variieren,  ba  bie  ©teHungen,  Bewegungen 
unb  ^aOujinationen  burd^  ben  eigenen  Bewugtfeindinl^alt  beS  3ubimbuumi^ 
bejlimmt  fmb^  b.  1^.  burd^  bie  Oefü^le,  weld^e  bie  ^pflerie  l^eroorgerufen 

£  ermann,  aberglou^e  unb  ßauberei.  34 


530  ^e  $9fteKie  unb  bie  $9fiero^9i>tu>fe. 


I^ben  ober  bie  ^auptroDe  im  B^f^^b^  ^  iQpflerifd^en  fpielen.  9Ran  ftd^t 
be^^alb  au(]^,  bafe  biefe  iß^omene  bei  iebem  einjelnen  Snbioibuum  Der^ 
fd^ieben  finb,  unb  bafe  fte  mit  ber  3«it  fid&  änbem.  3n  früheren  Seiten, 
wo  bie  religiöfen  @effll^le  me^r  ootl^rrfd^ten,  fd^nen  bie  @ffiafen  toefentlid^ 
huxö)  biefetben  befttmmt  roorben  ju  fein;  l^eutjutage  fielet  man  ob  imb  }u  aud^ 
erotifd^  (giftafen.  anbererfett«  wnrbe  bie  ©efeffen^eit  in  früheren  3^^" 
fiberroieflenb  ate  eine  Sefeffenl^eit  bt&  Sleufete  ober  ber  3)ftmonen  aufgefafet, 
oerbunben  mit  mäd^tigen  S3en)egungeri,  ©efd^rei  unb  £aIIu)inationen;  biefe 
finb  ieftt,  mo  ber  ©loube  an  einen  perfdnlid^en  Jleufel  mel^r  gefd^iounben  ift^ 
feltener.  Xeite  aud  biefem  @runbe,  teild  aber  aud^,  loeil  bie  l^9flerifd^en 
anfalle  nur  au8nal^m«»eife  eine  fold&e  igö^e  erreid^en  wie  frül^er,  pe^t  man 
bei  ben  Sefeffenen  in  unferer  S^tt,  ben  l^flerifd^en  S;rancemebien,  ^öd^jl 
feiten  bie  großen  93en)egungen;  eiS  ^errfd^t  l^auptfäd^Iid^  bad  fomnam^ 
bule  @tabium  oor.  S)ad  9Rebium  mal^nt  fid^  oon  einem  me^r  ober 
meniger  tJoBlommenen  Oeifie  befeffen  unb  fprid^it  unb  l^anbelt  in  beffen 
3lamen.  SBir  motten  jefet  in  furjen  SH^^  V'^^^  Mefer  S^flönbe  für  jid^ 
betrad^ten. 

S)ie  @Ifiafe.  Unter  9tid^erd  mannigfad^en  S3efd^reibungen  ber^ 
felben  m&^le  id^  eine  l^erauiS,  bie  befonberiS  reid^  an  Sbrned^lungen  ift 

„®.  fe(t  ft(^.  iBUtoeilen  5e^  ber  Stopf  eine  faß  natflrUc^e  ^ieSrnig,  bie  Sbi%en 
finb  ein  »enig  na^  oben  gerichtet;  bie  gefotteten  $änbe  rul^en  auf  bem  8ette  —  eS  iß 
bie  Stellung  bed  ©ebetiS.  3n  anbeten  ^ftOen  ift  i^re  Stellung  biejenige,  rotld^t  man  ben 
SSuminaten,  @t  ^erefe  unb  anbeten,  beigelegt  ^ai  3)iefe9  SRal  iß  bet  itopf  ju» 
tü(fgen)otfen,  bet  Slicf  gen  $imntel  getic^;  baB  ©efic^t,  »elc^ed  bad  ®e|>tAge  einer  im» 
enbli^en  9HIbe  l^at,  btüctt  eine  ibeale  3uftieben§eit  m%,  2)et  $al<  iß  oufgämnfen,  ber 
S(tem  fd^eint  su  ftocfen;  bet  ganje  ^dtpet  iß  ooUßanbig  unbemeglid^.  ^e  gefalteten 
$ftnbe,  bie  auf  bem  obetßen  3^ei(  bet  8tuß  nt^en,  oetooUßänbigen  bie  Sle^nK^feit  mit 
ben  Silbetn  von  ^eiligen,  nielc^e  bie  5lunß  un9  fibetUefett  1^  SBelc^e  Stellung  bie 
jbranle  übtigend  auc§  einnimmt:  ße  behält  biefelbe  md^tenb  je^n  bid  sman^ig  SHnuten  obet 
,no4  Iftnget  bei  ©egen  Sd^lu^  ße^t  man  bann  meißenft  biefelben  Setjemmgen  bed  ®t^M, 
biefelben  Setönbetungen  im  Sludbtucfe,  bie  i^ten  gemd^nlic^en  SInfaH  abfc^Iiejien.  ^Da9 
ßnb  bie  etotifd^  ^elitien,  meiere  ben  5lonttaß  au  bet  eben  gefd^ilb^en  Stellung  nut  um 
fo  gtellet  machen.  2)et  »eoboii^tet,  bet  an  fold^e  Scenen  nic^t  geioö^  iß,  fte§t  bicfcn 
ßnn(i(^en  ©eßd^titouiSbtüden,  biefen  äleu^etungen  bet  genmUigßen  Öegierbe,  fprac^M 
gegenüber," 

^ier  med^feln  alfo  bie  @cenen  in  bunter  aRannigfottigteit,  ent- 
fpred^enb  ben  ©effll^ten,  bie  bei  ber  Patientin  jemeilig  bomiinerem  9So 
aber  nur  ein  atteiS  äbemriegenbei^  ©effll^I,  ).  S3.  bad  religiöfe,  {td^  gdtenb 
^mod^,  ^ott  ber  ganje  elßatifd^e  anfatt  ftd^  natfirlid^  imter^tb  biefei» 
:9fai^meniS.  3>aiS  mar  bei  ben  t)erfd^iebenen  religidfen  (Stflatilem,  uon 
benen  bie  ©efd^id^te  )u  berid^eu  mei^,  ber  $att.  S)adfelbe  ^^dnomen 
l^at  man  nod^  in  unferen  3;agen  bei  ber  belgifd^  ^ttgen,  Souife  £ateau, 
beobad^tet  @ie  ^atte  ftd^  fo  in  3efu  SeibeniSgefd^id^te  pertieft,  ba^  fte 
Stigmata,  b.  1^.  S3Iutergfiffe  an  ben  ©tetten  be^^  Stöxpet^,  m  benen  3efud 


a)ic  (gfftafe  uttb  bie  »efcffenl^eit. 


531 


oertounbet  toorben  mar,  btlam.  ^n  il^ren  (Sl\ta^m,  He  regelmäßig  greitag^ 
eintraten^  ffll^rte  fte  bie  gatije  Areujigung  (S^rifU  bem  3)eobad^ter  Dor  Sbtgen. 
®n  Sugenjeuge  ^at  biefe  anfalle  folgenbermafeen  befd&rieben; 

;,$(ö((i(^  l^öYt  fte  auf  in  reben;  bie  Saugen  toetben  ftorr  tmb  unletoegl^,  unb 
lodl^renb  mehrerer  Stunben  mmmt  fte  unoerftnbert  eine  unb  biefelbe  @ieSung  ein,  ali 
ob  fte  in  bie  tieffte  5bniemplation  oerfunfen  fei.  Ungefähr  um  2  Ul^r  beugt  ^ie  Sfftotifd^e 
ft(^  oomflbet;  fte  ergebt  ftc^  mit  einer  gemiffen  £angfamleit  unb  fftdi  bann  p(B|[i($  rmi 
bem  ®eft($i  auf  bie  ®rbe.  @ie  liegt  je^t  ber  Sänge  nac§  auf  bem  gfu^oben,  auf  ber 
8ruft  ru^enb,  mit  bem  Rop^t  auf  bem  linlen  9lrm;  bie  9(ugen  finb  gefc^Ioffen,  ber  SRunb 
ift  ^alb  geöffnet,  bie  ^üm  in  geraber  Sinie  audgeftrecft.  Ungefähr  um  brei  U§r  mac^t 
fte  eine  gen>a(tfame  8en)egung;  bie  Slrme  ftretfen  ftd^  n)agered^t  »ie  an  einem  üreuse  an^, 
bie  gü^e  n)erben  flberd  itreus  gefc^Iagen,  inbem  ber  rechte  f^u^rttden  auf  ber  (in!en  ^n^^ 
fo^le  ruJ^t.  3n  biefer  Stellung  oer^arrt  fte  M  ttwa  5  U^r.  2)ie  ®!ftafe  fc^Ke^t  bann 
mit  einer  fürd^terlic^en  Scene.  2)ie  SCrme  faden  am  ^bxptt  f^inaJb,  ber  5U)pf  fenü  fid^ 
auf  bie  Sruft,  bie  ^gen  fc^Iiegen  fid^.  ^ad  ©eflc^t  »irb  totenbleid^  unb  5ebe(!t  ftc^  mit 
lalttm  @(^n)ei^;  bie  $änbe  finb  eid!alt,  ber  $u(d  laum  fO^Ibor,  fte  rdc^elt.  3)iefer  Su< 
ftanb  bauert  10  bid  15  SRinuten,  bann  feiert  bie  ^drme  surftet,  ber  $ufö  fd^Iögt  ftMer, 
bie  fangen  erhalten  i^re  ^rbe  n)ieber,  aber  noc^  einige  Sonnten  lang  ^ält  ber  unbe« 
f(^reib(ic§e  elftatifc^e  9(ndbnuf  anJ* 

aWan  braud^t  biefe  ©d^ilberung  blofe  mit  ber  ©.  522  f.  gegebenen  83e^ 
fd^reibung  t>on  Ztonxt,  bie  i>a&  ©aframent  genießt,  ju  t)ergleid^en,  um  bie 
UebereinfHmmung  jmifd^en  biefen  S^^f^i^^  i^  erlennen. 


5ig.  73. 


Sig.  74. 


©ie  Sefeffen^eit.  (ginige  t)on  ben  ^Patientinnen,  an  benen  SHd^er 
bie  große  ^^flerie  flubiert  fyit,  l^aben  im  ©egenfaft  iu  il^ren  gemöl^ns 
Kd^en  anfallen  anbete,  bie  einen  ausgeprägt  bämonifd^en  (S^aralter  trogen. 
SHe  jmeite  ^ßeriobe  be«  anfafls  bominiert  ^ier  tJoDftänbig;  bie  großen  Se* 
iDegungen/n)erben  mit  einer  erfd^redtenben  ©emalt  aui^effll^rt.  SHe  loilbeflen 
unb  fonberbarfien  ftontorfionen  unb  SJerbre^ungen  med^feln  c*  (fiel^e  gig. 
yix.  73  unb  74).  ©ic  ftranfe  fud^t  fid^  felber  ju  beißen,  jerfleifc^t  ftd^  ba« 
(Seftd^t  unb  bie  »ruft,  reißt  Ttc^  bie  ^aare  auS,  {tößt  fd^reddid^eS  ©efd^rei 
aus  unb  l^eult  mit  ein  milbe«  2:ier.  aDe  ftleiber  werben  t)om  ftörper  ge^ 
riffen  (^g.  SRr.  75).    SWan  begreift,  baß  ein  fold^  anfatt  ben  ©tauben. 


532 


3)ie  $9ftcrie  unb  btc  ^9pcro§9pnofc. 


bie  ftranfe  fei  tjon  eiitem  böfcn  ®eifle  befeffen,  hervorgerufen  l^aL  ©o 
ftnbet  man  in  ben  SSefd^reibungen  unb  Sbbilbungen  von  fold^en  Sefeffenen 
aus  älterer  3^*  S^iff^  SH^f  i>i^  f^fl  fonfiant  njieberfe|ren  unb  aud^  in 
neuerer  3^  beobad^tet  warben  pnb.  Slofe  ein  flüd^tiger  SBergleid^  ber  Se* 
feffenen  in  ber  gigur  3lt.  60  (©.  473)  mit  SKd&er«  3«i^nw«fl  (^Jipt  SRr.  75) 
)eigt  bie  große  Uebereinflimmung  in  ben  ©teDungen. 


Oiit  iBefeffener.    9la<$  Siic^er. 

Sei  SKd^eriS  ^Patientinnen  fe^lt  ba«  gonje  fomnambule  ©tabium,  in 
bem  ba3  SnWoibuum  Idattujiniert,  jxd^  oom  SJeufet  befcffen  wä^nt  unb  in 
beffen  SWamen  rebet.  ©iefe«  ©tabium  tritt  bagegen  in  ben  älteren  Se* 
fd^reibungen  immer  am  fiörfpen  l^eroor.  63  fe^lt  bei  SKd^er«  ftranfen^  meil 
biefe  eben  nid^t  an  einen  perfönlid^en  STeufel,  bejie^ungSroeife  an  bie  3R5glid^!eit 
einer  bämonifd^en  Sefeffen^eit  glauben.  5Rimmt  bie  Patientin  aber  bie 
©Eifienj  eine«  2;eufefe  an,  fo  befommt  ba«  lefete  ©tabium  be«  Slnfalfe  auf 
©runb  oon  biefem  ©lauben  aud^  baö  d^arafterifiifd^e  ©epräge.  ©ei  ber  oben 
(©.  509)  erwähnten  epibemie  in  9Rorjine  jeigten  bie  jungen  3Wäbd&en 
loä^renb  be«  3lnf aUeiS  eine  förmlid^e  Sftaferei  gegen  bie  Sleligion,  fd^impften 


2)ic  @fftafc  urtb  bic  öcfcffen^cit.  633 


auf  bie  $priefier,  bie  ^eilige  Sungfrau  u.  f.  »•,  unb  antworteten  nie,  ol^ne 
i^e  Siebe  mit  atten  il^nen  jur  SBerfflflung  ftel^enben  glüd^en  ju  befräftigen.  3n 
i^ren  anfaföfreien  Seiten  waren  fte  ru^ig,  fittfam  unb  religiöiS.  S)iefe  el^^ 
baren  jungen  aWäbd^en  fonnten  fi(i^  alfo  in  ben  empörenbften  ©emeinl^etten 
ergeben,  aber  —  f o  fd^reibt  ein  QtnQt  —  „nid^t  fie  waren  ei8,  bie  fic^  fo  au&* 
brüdten,  i&  war  pielmc^r  ber  Xeufel,  von  bem  fie  befeffen  waren,  unb 
ber  in  feinem  eigenen  3lamtn  fprad^". 

9(uc^  bie  norbifc^e  Siitetotur  enthält  eine  treffliche  @c^i(berung  einer  fofd^en  8e« 
feffen^eü  3d^  §abe  bereit«  oben  @.  215  f.  »ruc^ftücle  au^  einer  @c§rift  (Äöge  §u8!oriJ) 
wiebergegeben  unb  auf  bie  Uebereinftimmung  ber  bafelbft  gefd^ilberten  ^^önomene  mit 
ben  oon  ben  @piriti{len  ber  @egenn)art  bezeichneten  ^mebiumiftifc^en"  @rfc§einungen  l^in« 
geroiefen.  £efen  wir  in  bem  Süc^lein  weiter,  fo  fe^cn  wir,  ba^  t^  fic§  ^ier  nur  um  eine  ^^^tt^ 
rifc^e  ^ibemie,  bie  admOl^ßc^  alle  8en>o^ner  bed  $aufed  ergreift,  §anbe(t.  Obgleich  bie 
Sefc^retbung  oon  einer  einfad^en  ^ärgerdfrau  aug  bem  SCnfange  bed  17.  gal^r^unbertd  ge« 
geben  ift,  fo  !ann  man  bie  wefentUc^ften  ©^mptome  beiS  großen  ^pfterifc^en  äCnfaUft  boc^ 
(eic^t  baraud  erfennen.  S3on  bem  Stnabtn  ^aioh,  beffen  erfter  l^pfterifc^er  SlnfaU 
oben  6.  215  f.  befc^rieben  ift,  ^ei^t  e«  weiter:  ,,^arauf  oerfuc^te  @atan  ben  5(naben  je 
länger,  je  härter.  JBiSwfilen  freujigte  er  xf)n,  fo  boj  feiner  i§n  bewegen  lonnte,  fen!te 
feinen  Äopf  nac^  ber  einen  ^9\Xe  unb  legte  feine  güje  aufammen,  ebenfo  wie  unfer  ^err 
@^ri^9  am  ^reuje  l^ängt»  (Sr  brel^te  ha^  Sßei^e  feiner  älugen  ^eroor,  gerabe  M  wenn 
er  geftorben  wäre."  §ier  l^aben  wir  offenbar  trn  öeifpiel  oon  ben  großen  Äontrafturen. 
iBei  anberen  R3ewol^nem  bed  $aufed,  bie  ebenfaSi^  aHmö^Iic^  oon  ber  j^onl^eit  ergriffen 
werben,  finben  wir  anbere  be!annte  ©pmptome  ber  ^^fterie»  S^om  ^audl^erm  $ani$ 
9artf!idr  ^ei^t  ed  fpöter,  „ba^  er  ^ag  für  %a%  immer  me^r  unb  me^r  angefochten 
würbe.  Unb  er  geftanb,  bo^  ber  bbfe  ^nb  jeben  ^ag  oon  elf  bid  3wei  U^r  auf  feinem  Mden 
wie  ein  großer  ilornfarf  liege;  auc^  war  er  bisweilen  in  feiner  @eite  wie  ein  ^ü^nerei  jufammen^ 
geroOt."  ^iefe  5tugel  oon  ber  ©rö^e  eines  ^ü^nereieS  ift  ein  beinahe  fonftanteS  ^^önomen 
in  aOen  ^^fterifc^en  gäden  (orgL  oben  @.  512).  @d^(imm  wirb  eS  aber  erft,  alS  auc§ 
ba«  iüngfte  5linb  beS  $aufeS  angegriffen  wirb.  ^9Gßir  Ratten  einen  Keinen  ünaben,  ber 
im  neunten  3a§re  ftanb.  @r  würbe  fo  wunberlic^,  ba^  wir  nid^t  begreifen  lonnten,  waS 
i^m  fehlte.  @r  fagte,  eg  liefe  immer  in  feinem  £eibe  unb  ftöd^e  il^n.  äBir  liz^zn  i^n  hdötn 
unb  wanbten  oerfd^iebene  Siatfd^löge  an,  inbeft  würbe  ed  je  länger,  je  fc^limmer.  SQBir 
fanbien  ben  R3oten  nac^  bem  S3aber,  bamit  biefer  erflöre,  waS  i§m  f e§le.  @r  wu^e  inbed 
{einen  Jiat;  eS  fei  jeboc^,  wie  er  fagte,  je|t  eine  2)o!torSfrau  in  ben  Ort  gdtommen,  wir 
mbc^ten  i^ren  9iat  l^bren.  äBir  liefen  fie  aud^  ^olen;  fie  fagte,  baS  itinb  fei  oon  einem 
böfen  ®eifke  befeffen,  unb  fie  wujte  leinen  anberen  9lat  atö  ein  emftlidJeS  Oebet  au  ®ott 
im  $immel.  ®ott  wei^,  welche  Sorge  wir  ba  bdamen,  ba^  ein  fold^er  ®aft  wieberein^ 
gelehrt  fei.  älfö  i($  nun  in  ber  @tube  ftanb  unb  baS  ^inb  in  einem  jtorbbett  lag,  würbe 
bad  Sdttt  anbert^alb  ©Ken  oon  ber  @rbe  emporgehoben  unb  begann  auf  unb  nieber  ju 
fpringen.  3d^  lief  lu  ^an&  unb  rief  i^n  herein.  9lld  wir  l^ineinfamen,  war  ber  jtnabe 
oud  bem  R3ette  gehoben,  er  ftanb  auf  bem  ilopfe  mit  ben  R3einen  in  bie  Suft  unb  mit 
ouSgeftredKen  ^rmen;  unb  nur  mit  großer  aJlül^e  gelang  eS,  ba^  wir  i^n  in  bad  R3ett 
brachten.  $on  bem  2:age  an  fa^en  wir  großen  3<immer  an  il^nu  ^er  böfe  ®eift  lief  in 
U^m  auf  unb  ab  wie  ein  ^erfel  unb  l^ob  feinen  Sauc^  empor,  fobo^  eS  fc^r^lic^  an^ufe^en 
war,  fc^ob  feine  B^nge  sum  ^alfe  ^inauS  unb  rollte  fie  sufammen  wie  ein  %ui^,  unb 
bad  ^M  fio^  i^m  sum  SRunbe  ^inauS.  (Sr  fd^ma^te  in  feinem  £eibe  wie  ein  gerfel  unb 
legte  feine  ^lieber  fo  feft  iu\ammzn,  ba^  oier  ftömmige  Äerle  nic^t  pari  genug  waren,  um  pe 
auSeinanber  in  sieben.  ^  fragte  wie  ein  ipa^n,  bellte  wie  ein  $unb,  führte  i^n  l^inauf 
auf  unfere  SaOfen  in  ber  @tube  unb  ebenfo  auf  bad  ^oljlager  im  $ofe.    Unb  wenn  er 


534  ^ie  $9flene  unb  bie  ^{iero^9ptu>fe. 

i^n  bo^in  gefft^rt  ^oHt,  verlief  er  i^n.  ^amt  fa(  bod  Itinb  bort  unb  loeinte  unb  !onnte 
nirgenbdwo  ^inlommen.  (8h:  loarf  e9  auc^  fiber  bie  S6rettem>anb  in  ^jcäob  Steietd  $of. 
(&t  )og  feine  Slugen  in  ben  5U)pf  pracf  unb  ebenfo  feine  SBongen  unb  machte  i^n  fo  ^if 
nne  einen  Stod,  fo  ba^  ber,  ber  e9  nx^t  ton^tt,  nid^t  anberd  fagen  lonnte,  ali  ba|  ed 
ein  @tA(f  $oIs  fei  SBir  l^oben  i^n  empor  gegen  bie  ^onb.  Xa  flanb  er  o^ne  oHe  S9e^ 
n>egungen,  nne  ein  Silb  coA  $ol^  . . .  9(benb9,  n>enn  nnr  fangen:  ^®ine  fepe  IBurg  ifl 
unfer  &oii^,  ober  wtnn  mit  (in  ber  IBibeO  lofen,  »ie^erte  er  »ie  ein  fferb  unb  fpottete 
barüBer,  fo  öiel  er  nur  fonnte." 

$ier  erlennt  man  beutlic^  bie  ^l^afen  bed  großen  ^pflerifc^n  Sbtfalld;  fte  fmb 
oSerbingd  bunt  bun^einonber  gemifc^t;  felbft  bie  obfc^Iiejienben  Xünitn,  mo  ber 
6aian  aa%  bem  9hmbe  bed  jtinbed  rebet  imb  mit  @ottedldfierungen  unb  Ser^ö^nungen 
ber  IBibel  lommt,  fehlen  nic^t.  9lo^  intereffanter  aber  wirb  ed,  ald  ber  ^orrer,  Sl^lagifter 
9l\M  (^loftnvp,  fl(^  mit  bem  bbfen  ®eift  einld^t.  ,,9Ud  ber  Pfarrer  einmal  lam,  um 
unli  }u  befuc^en,  fagte  ber  @atan  su  i^m:  ^S^emt  ic^  bed  großen  SRanneft  megen  bürfte, 
bann  mürbe  ic^  hx^  fo  be^anbeln,  ba^  bu  ®(^anbe  booon  ^t^  2)u  beteft  fo  innig  ju 
bem  großen  SRonne  für  bied  üinb  unb  für  bie«  ganje  fym^  unb  qudifl  mic^  bomit. 
^eute  f(4  i(^  am  Saume  beined  illeibed,  aber  M  bu  batefl  für  biefen  ^aben,  fiel  t^ 
^inab  unb  fd^Iug  mir  einen  2:eufeldfc^(ag,  fo  ba^  id^  @(^anbe  befam.''  9Rag.  92ield  cxiU 
»ortete:  „"^n  ^afl  genug  Sc^anbe,  bu  oerbammter  ©eift''  ^ann  antwortete  ber  ^kttoai: 
^a)a«  mei^  idj  felbft"  —  3»ag.  92ieia  fragte  i^  nun:  „fB^am  wirft  bu  ©erbammter  ®eijl 
biefe  SOo^nung  rdumen,  in  welche  bu  bic^  ^ineingeftol^Ien  ^afi,  unb  bied  arme  itinb  oer« 
laffen,  bad  bu  3la^i  unb  2:ag  qudlft?"  2)er  böfe  @eifi  antwortete  burc^  ben  Shmb  be» 
IHnbed:  „^iUft  bu  mic§  ^inau9§aben  ?"  —  darauf  antwortete  SRag.  9HeId:  ,,^er  cäU 
mAc^gfte  ©Ott  foK  bic^  hinauftreiben  an  ben  Ort,  ber  bir  in  bem  ewigen  ^er  bereitet 
ifi/  —  ^r  Gatan  antwortete:  ^^enn  ber  gro^e  ^SUnn  fagt:  Jd^ere  bid^  fort!'  bann 
mu^  i^  bad  $e(b  rdumen.''  £ann  rebete  92ag.  9HeId  lateinif^  8u  i^m.  Satan  ont« 
wortete  in  @|>ott,  ba|  er  bamit  feinen  itopf  ni^  3erbre<^en  woSe/ 

aScrgleid^t  man  biefen  S6mä)t,  ber  ein  beutüd^e«  S^pi*  ^on  ber 
$9fierie  ip,  mit  bem  ©pul  in  ©tratforb  (Seite  235  f.),  fo  lommt 
man  )u  bem  Stefultate,  bag  eine  leidste  ^pflerie  eines  Jtnaben 
in  ber  9Ritte  beiS  19.  Sa^r^unbertS  ein  mefentlid^eS  SRoment 
für  bie  (Sntflel^ung  bed  gan}en  mobernen  ©piritiiSmuiS  ge- 
mefen  ift.  @6enfo  ^aben  aud^  bie  me^r  ober  meniger  an^Qt^ 
prägten  l^^flerifd^en  änfäUc  ber  ed^ten  J^rancemebien  ben 
®Iauben,  bag  ©eifler  in  bad  menfd^tid^e  S)afein  eingreifen, 
auf  ba«  fräftigpe  unterftüfet.  ©a  bie  a3efeffen|eit  biefer  SKebien  aber 
nid^t  unmefentlid^  oon  ber  ermähnten  b&monifd^en  SSefeffenl^eit  abmeid^t,  be^ 
barf  c«  nod&  einer  furjen  Sefpred^ung  berfelben. 

äSefeffene  SRebien.  Sei  ber  @rmdl^nung  bei»  3^ranc^uflanbe8  mürbe 
berill^rt,  mie  fd^mierig  ti  in  jebem  ein)e(nen  f^aOe  i{l,  bie  befonbere  ^totur 
berfelben  fefl)uftellen.  @r  lann  —  unb  ifl  eiS  oieQeid^t  meifieni^  —  eine 
reine  Sutol^pnofe  fein;  in  anberen  f^äOen  ifl  er  bagegen  unjmeifel^ 
ein  I[i9flerifd^er  9CnfaK  mit  übermiegenb  fomnambutem  ©tabium^  in  bem 
bad  SRebium  auf  ®runb  üon  SlutofuggefHonen  ftd^  oon  einem  ®eifle  be^ 
feffen  mäi^nt. 


S)ic  (g!fiafc  unb  bie  öcfcffen^eit.  535 


3(^  ^<^  einmal  einen  folc^en  SCnfoK  in  einev  fpicitiftifc^en  @i|ung  gefe^en.  S3on 
einer  näheren  ttnterfud^ung  {onnte  natütUc^  in  ber  Serfammlung  bet  ©laubigen  nic^t  bie 
9>lebe  fein;  au|erbem  fehlten  mir  bie  nötigen  ^nftrumenie  unb  bie  Uebung  im  ©ebraud^ 
berfelben,  fo  ba^  eine  geftftettung  ber  Symptome  ber  §9fterie  in  biefem  Slugenblidf 
(eiber  nic^i  erfolgen  tonnte,  ^er  ber  SlnfaU  fe(bft,  mit  @rbred^en,  jammern,  ^omuU 
fionen  unb  einer  großen  9{eigung  p  illoronbevegungen  (3.  $.  mit  einem  unooUlommenen 
Itreigbogen)  machten  t^  undn)eifel^  für  mic^,  bo^  ein  l^pfterifc^  Stnfoll  oorlag,  ber  mit 
timm  fe^r  lang  anbouemben  fomnambulen  3uftanbe  enbete.  $ier  mürbe  bad  äJlebium 
unter  anberen  oon  bem  (Steifte  beS  fc^mebifc^en  ^rebigerd  ergriffen,  beffen  merfmürbigeS 
Sd^mebifd^  id^  oben  (@.  256)  ermähnt  ^abe.  2)ie  ^rebigt  be$  @eift(ic^en  mürbe  aber  oon 
einem  @trom  oon  ©ottedidfterungen  unb  ^d^impfmorten  unterbrod^en,  bie  in  ^o^em  @rabe 
m  eine  richtige  bämonifc^e  ©efeffen^eit  erinnerten.  2)ie  ©piritiften  legten  benn  auc^  bie 
6a($e  in  biefer  SGßeife  aud:  ber  ©eift  bed  ^farrerd  l^abe  einem  fel^r  unooUlommenen 
unb  (eibenben  Reifte  ben  $(a|  räumen  muffen.  £e(terer  mürbe  bann  mit  aVitn  mögtid^en 
geierlid^feiten,  mit  ®t%tUn  unb  ^efd^mörungen  auiSgetrieben  —  ein  mittelalterßc^ed 
%abltavi,  bem  nur  eine  ^ird^e,  tin  $riefter  im  Ornat  unb  eine  lateinifc^e  8efd^mörungd« 
forme!  fehlte,  um  ooüftftnbig  su  fein. 

S)erarttge  äßebien  fd^einen  Idne&mzQi  feiten  }u  fein.  (SineiS  ber  be« 
fanntefien  ift  gegenwärtig  bie  Slmerifanerin  SWr«,  ^iper;  jte  ifl  von  mehreren 
9KitgUebern  ber  S.  P.  E.  forgföltig  unterfud^l  toorben  —  allerbingiS  nid&t 
Don  einem  2lrjte.  ©J  ifl  nur  fonfiotiert  worben,  bafe  i^re  ge^fd^ärfe  unb 
i^r  (Seftd^tdfelb  normal  ftnb^  aber  beiS^alb  tonnte  fie  bod^  nod^  ganj  gut  un^ 
jmeifel^fte  Byrnplotat  ber  ^pfterie  ^aben.  2)a6  pe  ^pfierifci^  ifi,  ge§t  nad^ 
ben  oorliegenben  SBeridjiten  aug  üerfd^iebenen  Umftänben  ^ert)or. 

<Bo  fd^reibt  ber  franjöfifd^e  ^^pfiologe  d^.  Stieget  »on  i^rem  2;ranceauftanb :  ^aWr«. 
$.  nimmt  gemifferma^en  eine  3^if^^teQung  jmifc^en  ben  gemb^nli(^en  omerifanifc^en 
SJlebien  unb  ben  Somnambulen,  bie  mir  in  ^anlreic^  ^aben,  ein.  9J2an  bringt  fte  burc^ 
magnctifc^e  (Striche  nid^t  mm  6c§lafen;  fie  ge^t  fpontan  in  ben  SJrancejuftanb  über, 
^nbeffen  erfolgt  bied  bo(^  nic^t  gana  fpontan;  benn  um  in  Trance  3U  {ommen,  mu^  fte  je- 
manben  an  ber  $anb  galten,  ^n  einem  ^albbunKen  3inmter  mmmt  fte  bie  $anb  unb 
»erhält  ftd^  einige  3Rinuten  ganj  ru^ig.  3la^  htrjer  3eit  mirb  fie  oon  Weinen  Irampf« 
artigen  5lonou(ftonen,  bie  aSmä^Ud^  ftärfer  merben  unb  mit  einer  fc^mac^en  epileptiformen 
5lrifi»  enben,  ergriffen.  SBenn  biefe  aufhört,  fättt  fie  in  einen  SetdubungÄjuftanb,  ber  einige 
SRinuten  an^dlt;  mit  einem  plb^Uc^en  @c^rei  ^ört  er  auf.  3lvin  f^at  i^re  @timme  fld^ 
oerdnbert;  man  ^at  nic^t  me^r  351x9.  $.  t)or  ftc^^  fonbem  eine  anbere  $erfön(id^Ieit,  Dr. 
$^inuit,  ber  mit  einer  raupen  Stimme  mit  männlid^em  Stange  unb  einem  ^ccent,  meld^er 
eine  IRifd^ung  tjon  ber  franjöftfc^en  9iegerfpra(§e  unb  bem  amerilanifd^en  2)ialeft  ift,  reSet." 

3tuiS  biefet  Sd^ilberung  gel^t  beutlid^  l^etDor,  bo^  eS  ftd[i  um  einen 
l^^flerifd^en  SlnfaC  mit  einem  9Bed^fe(  bet  gierfönlid^teit  ^anbett.  SMeiS  jeigt 
ftd^  aud^  barin,  bafe  e«  3Jlx&.  5p.  nid()t  immer  gelingt,  ben  S^rancejufianb 
nad^  93elieben  ^etDoiqutufen,  fonbem  ba^  er  bii^meilen  eintritt,  menn  fte  ed 
nic^t  mänfd^t  ober  eiS  nid^t  ermartet,  }.  93.  beiS  3la^t&  im  Schlafe. 

Xa&  fomnambule  Stabium,  in  melc^em  f^e  al9  Dr.  ^^inuit  auftritt,  ift  oon  oerfc^e« 
bener  flauer  unb  ^dlt  eine  SRinute  bid  ju  einer  Stunbe,  meiftend  etma  zint  ©tunbe  an.  Ueber 
bie  Urfad^e  5U  biefem  SBet^fel  ber  ^crfönlic^feit  mirb  mitgeteilt,  ba^  3Jlr«.  ^.  im  S^^re 
1888  bei  einem  blinben  9Äebium,  3Wr.  ©ocfe,  ber  00m  ®eiftc  eine«  franjöfifc^en  atrjte« 
5lamen«  ginnp  „lontrottiert"  b.  ^.  ergriffen  würbe,  „ärjtlic^e"  ^ilfe  fuc^te.    ©c^on  mä^renb 


536  ^ie  ^pfterie  unb  bie  ^pftetol^^pnofe. 

bed  stpeiten  Sefuc^d  bei  biefem  aRebium  routbe  fte  beiou|iIo8  unb  oon  bem  (Skcfle  eined 
gnbianermäbc^en«  ergriffen  ober  ^befeffen".  @ie  Mlbete  fic^  nun  in  einem  ?ri»at!reife  al§ 
9J2ebium  aud  unb  »urbe  ^ier  oon  Dr.  $^inuit,  aur  9tbn)ec^dlung  ouc^  einmal  von  anberen 
Oeiftem,  oon  3o§.  (ScbafHan  öac§,  Songfettow,  ©ommobore  SJonberbitt  unb  anberen,  ^lontrol* 
liert^.  3uletjt  würbe  ^^inuit  ber  oor^errfc^enbe.  55on  fic^  fetter  erjä^It  biefet  ^§inuit  boj  er 
ein  franjöftfc^er  Strjt  geroefen,  1790  in  SRarfeille  geboren  unb  1860  geftorben  fei;  er  ^ 
auc^  genau  angegeben,  n)0  er  ftubiert  unb  ju  Derfc^iebenen  Seiten  ftd^  aufgehalten  ^ot. 
2;rot  forgfdltigfter  9ia(^forf(§ungen  ^at  man  aber  leiber  nic^t  bie  geringfte  ©pur  oon  ber 
@5ifteni  eine«  folc^en  Dr.  ^§inuit  Jemal«  nac^roeifen  lönnen.  (gr  ift  eben  ein  reine« 
^^ontaftegebilbe,  eine  Slutofuggeftion  ber  9RrÄ.  ?.  3Rerfn)ürbig  ift  c«  boc^  auc^,  baj 
biefer  granjofe  fein  grransöftfc^  !ann.  !Rac^  feiner  eigenen  Angabe  f^ot  er  rodU^renb  feine« 
langjährigen  Serle^r«  mit  (SnglAnbem  in  9Re(  immer  englifc^  reben  muffen  unb  infolge^ 
beffen  feine  SRutterfprac^e  —  »erlernt.  ^«  Hingt  atterbing«  rec^t  munberbar,  ba^  ein 
Jranjofe  in  feinem  eigenen  SSoterlanbe  feine  SKutterfprac^e  oergeffen  foOte!  3Rr.  §obgs 
fon  fagte  bie«  au(§  in  einer  ©eance  einmal  8u  ^^inuit  unb  fügte  ^inju,  ber  ©runb  fei 
feiner  Hnftc^t  na<^  ber,  ba(  ^^inuit  gezwungen  fei,  ftc^  be«  ©e^m«  be«  SRebium«  ju  be« 
bienen,  3Är«.  ^.  aber  feine  frembe  Sprache  fenne.  »ei  einer  fpäteren  Gelegenheit  ftcUte 
$^inuit  biefe  Grflörung  bann  al«  feine  eigene  @rftnbung  ^in;  er  ift  alfo  nic^t  unem^ 
pfänglic^  für  ©uggeftionen, 

^^inuit«  ©pesialität  hzft^i  barin,  ba^  er  öffentlich  ^ffc^lüffe  giebt  über  ^riootoer? 
I^ältniffe,  bie  nur  ber  ^erfon,  meiere  SKr«.  %  m&^renb  be«  2:rancesuftanbe«  an  ber  ^anb 
^ätt,  befannt  finb.  ®«  liegen  ^f)lx^^t,  ^'6äfft  oerblüffenbe  «eu^erungen  Don  i^m  in 
biefer  »eaie^ng  oor,  unb  ba«  mar  mefentlid^  ber  @runb,  nmrum  bie  englifc^e  ©efellfc^oft 
eine  nd^ere  Unterfuc^ung  ber  @a($e  oomo^m.  Ttan  glaubte  suerft,  bafi  9Rr«.  $.  ftc^ 
burc^  @pione  Stuffc^lu^  über  bie  ^er^dltniffe  i^rer  5Uienten  oerfc^affte.  9Ran  lie^  fte 
bc«^alb  längere  ^ixi  oon  ^rioatbeteftioen  beioad^en,  aber  bie«  führte  ju  feinem 
Slcfultate.  5(ujerbem  führte  man  milbfrembe  SRenfc^en  unter  falfc^em  SRamen  bei  i^ren 
©ijungen  ein,  aber  ^^inuit  fonnte  auc^  bann  eine  HRenge  rein  perfönlic^er  »erhält* 
niffe  berfelben  angeben.  ®nblicl^  luben  bie  SDilitglicber  ber  S.  P.  K  fte  nac§  (Snglanb 
ein.  @te  mürbe  abmec^felnb  bei  i^nen  in  Bioerpool,  ^ambribge  unb  £onbon  einquartiert, 
wo  fte  feinen  SÄenfc^en  fannte,  unb  bann  fc^arf  bewacht.  SJlan.^ielt  ja^lreic^e  ©i^ungen 
mit  i§r  ab  unb  na^m  ftcnogrop^ifd^e  »eric^te  über  i^re  Äeujerungen  auf;  ba«  Äefultat 
blieb  mefentlic^  ba«felbe. 

Slatürßdg  finb  ^^inuitö  Slngaben  ni(S)t  oQe  Don  gleid^em  SBert.  SDlond^e 
finb  }um  grofeen  Xell  f alfd^.  ^  anberen  gdllen  fonbicrt  er  jundd^fl,  inbem 
er  ^agen  ftellt,  beren  antroort  i^m  ba«  verraten,  worüber  er  3luffd&Iu6  geben 
fott.  Sei  anberen  ©elegen^eiten  bagegen  t)ennag  er  fjragen  ju  beantworten,  roeld^e 
bie  betreffenbe  5ßerfon  felbfl  wo^l  laum  würbe  beantworten  fönnen:  unb 
bie  nähere  Unterfud^ung  ergiebt  t^atfäd^Ud^,  bafe  ?p^inuit3  SJUtteilungen  rid^tig 
finb.  aOBir  lönnen  ^ier  nid^t  nä^er  auf  ba^  enorme  aWaterial  eingel^en,  boig 
man  über  i^n  unb  feine  2:^ätigfeit  gefammelt  ^at.  Stibe«  flellen  alle  Untere 
fud^er  —  unb  bag  möge  für  un«  genügen  —  fefi,  bafe  ?p^inuit«  3KitteiIungen 
aliJ  ©ebanfenübertragung  ber  anwefenben  ?ßerfonen  erttdrt  werben  lönnen. 
aUerbing«  pnb  bie  Oebanlen,  bie  übertragen  werben,  offenbar  nid^t  immer 
fe^r  Har  t)on  ben  betreffenben  ^erfonen  gebadet  worben.  SBir  ^aben  ^ier 
wal^rfd^einlid^  ein  33eifpiel  t)on  automatifd^r  9tebe  (t)rgL  ob.  @.  455),  wo 
eine  ^ßerfon  unbewufjt  bie  Antwort  auf  eine  von  üfv  aufgeworfene  grage 


2)ie  tcc^ttifc^en  ^ilfömtttel  bcr  SÄagle.  537 

luffüflern  fann.  SBenn  biefeiS  toirttid^  bie  Urfad^e  ju  iß^inuitö  9(ngaben  i% 
bann  toirb  offenbar  ein  Sluölfinber,  ber  lein  ©nglifd^  Derfiel^t^  aud^  leine 
SSuffd^Ülffe  von  i^m  belommen  lönnen^  meil  ^^inuit  nur  Snglifd^  Derftel^t. 
©0  Derl^ält  e*  fi(^  benn  aut^.  Sitte  grogen,  bie  Siid^et  feinem  Sonb^mann 
unb  Äottegen  Dr.  5ß^inuit  fiettte,  würben  falfd^  beantmortet.  3)ai8  einjige 
9Hd^tige  xoax  ber  92ame  von  ätid^etS  $unb  unb  btefer  n)urbe  falfd^  auiS« 
gefprod^.  ^^inuiti^  SBiffen  ifi  fo  in  leiner  SBeife  übematürlid^i;  er  giebt 
nur  bai^  n)ieber,  xoai  bie  l^pflerifd^e  Somnambule  3RriS.  iß.  n)ä^renb  ber 
©ifeung  ^ört. 


3)ie  te^nif($ctt  Mtf^miiid  6er  ^agie. 


^i 


Hsi^er  l^aben  wir  augfd^Iiefelid^  nur  bie  pfpd^ifd^en  Swflänbe,  weld&e 
abergläubifd^e  Slnfd^auungen  l^eroorgerufen  ober  unterhalten  l^aben^  berüd- 
(id^tigt.  SDie  pl^fifd^e  Slatur  unb  il^re  Äräfte  berührten  mir  nur  inforoeit, 
üU  Seobad^tungen  ber  92aturp^änomene  unb  SluiSlegungen  beS  SSeobad^teten  eine 
Äotte  im  Slberglauben  mitfpieltcn.  ®« jcigte  jid^  hierbei,  bafe  bieoerf  d^iebenen 
normalen  unb  anormalen  feelifd^enSJ^ätigleiten  genügen,  um  bie 
mefentlid^fien  abergläubifd^en  Slnfd^auungen  }u  erflären.  S)er 
Aberglaube  ifl  eben  —  bo«  ifi  bai^  9tefultat,  }u  bem  mir  gefommen  finb  — 
üollflänbig  in  ber  menfd^lld^en  Statur  begrünbet,  inbem  er  teils 
auf  fd^led^ter  SBeobad^tung  unb  falfd^er  SluSlegung  ber  SRatur«« 
Phänomene,  teil«  auf  3Jlangel  an  Äenntni«  unb  SBerflänbni«  ber 
feelifd^en  Suflänbe  unb  Xl^fitigleiten  beruht.  2lber  meil  mir  in  ber 
2;iefe  be«  Seelenleben«  bie  Urfad^en  für  ben  Urfprung  ber  abergläubifd^en 
aSorficBungen  finben  fönnen,  fo  ifl  bamit  feineSmeg«  gefagt,  ba^  nid^t  aud& 
bie  pl^pfifalifd&en  ?p^änomene  gelegentlid^  angeroanbt  morben  ftnb,  um  eine 
l^anbgreiflid^  Seflötigung  für  bie  SHd^tigfeit  ber  änfd^auungen  ju  liefern. 
Slamentlid^  liegt  bie  2lnnal^me  nal^e,  baft  profeffionette  Sauberer  unb  aWagier 
ju  Derfd^iebenen  StiUn  bie  Äenntniffe  oon  ben  Slaturfräftcn  benuftt  l^aben, 
um  il^re  unmiffenben  S^tgenoffen  ju  täufd^en  unb  baburd^  ben  SRuf,  bafe 
fie  im  Sunbe  mit  l^ö^eren  aWäd^ten  flänben,  ju  erwerben  unb  ju  bewahren. 
2)iefe«  mar  offenbar  nid^t  fd^mer  ju  erreii^en.  äud^  l^eutjutage  nod^  oer^ 
flel^en  profefftonette  S:af d^enfpieler,  „5ßrofeRoren  bcr  l^ö^eren  SWagie",  teil«  burd^ 
perfönlid&e  ©efd^idflid^feit,  teil«  burd&  Ttnureid^e  Senufeung  ber  Slaturfräfte 
2aufd(iungen  ^eroot^ubringen.  ©elbfl  t)erftänbige  Sufd^auer,  bie  feinen  Slugen* 
blidt  baran  jmeifeln,  bafe  bie  überrafd^enben  9iefultate  auf  natürlid^em  SBege  er* 
reld^t  ftnb,  ^aben  ^eube  am  Sufe^en,  meil  man  feiten  entbedft,  mie  ba«  Steful^ 
tat  jufianbe  gelommen  ifi.  SQSenn  ba«  fld^  jefet  nod&  eneid^n  läfet,  mo  bie 
naturmiffenfd^aftlld^e  grfenntni«  bod^  in  allen  ©d&id^ten  be«  SBolfe«  in  einem 


538  ^  ted^nifc^en  ^ilfftmittel  bet  SRo^ie. 

Umfange  wie  nie  juoor  Derbreitet  ifl,  fo  ^at  baS  offenbor  in  friU^eren  3^^= 
^unberten  in  no6)  n)eit  größerem  SRa^e  flattfmben  Unnen.  S)emi  eine 
92atum)t{fenfd^aft  e^iflterte  bamaliS  fiberl^aupt  laum;  ber  SRagier  aber  ^ielt  feine 
geringen  Jtenntniffe^  bie  er  von  feinem  Se^rer  geerbt  unb  oieOeid^t  burd^ 
me^  ober  meniger  }uf&(Iige  93eoba(|tungen  bereid^ert  ^atte^  forgfältig  geheim. 
Unter  fol($en  SSeri^ältniffen  lonnten  bie  burd^  Xafd^enfinelertflnfle  erreid^ten 
Stefultate  ffir  magifd^e  9ßir(ungen  aui^gegeben  rotxhm,  meil  man  fte  nid(|t 
oerfianb  unb  an  bie  SBirtlid^Ieit  ber  9Ragie  glaubte. 

SBir  miffen  nun  aud^,  bag  ^afd^enfpielerfunftflfide  {u  allen  Qtittn 
in  beträgerifd^er  Sbftd^t  angemanbt  morben  ftnb^  um  ben  ©Cauben  ber 
SRenge  entmeber  an  bie  SRad^t  ber  einjelnen  9Ragier  ober  an  gennife  aü* 
gemeine  Stnfd^auungen  ju  beflärfen.  3n  ber  gefd^id^tUd^en  SDarfleOung  ftnb 
oerfd^iebene  »eifpiele  ^ieroon  angeführt.  Urfprünglid^  waren  bie  Äunjigriffe 
natürlid^  fe^r  plump  unb  einfad^,  meit  man  über  leine  feineren  SRittel 
oerfägte.  S)aiS  ifl  j.  S3.  ber  ^aO  mit  ben  t)erfd^iä)enen  9Ret^oben^  meldte 
bie  Sanhttzt  in  ber  gried^ifd^en  SSerfaDiSperiobe  anmanbten^  um  bie  leud^tenbe 
©eflalt  Selate«  l^eroorjuiaubem  (Drgt.  ©.  52).  3n  einjelnen  norbifd^en 
@agen  mirb  ermä^nt^  bag  gemiffe  ©d^enbilber  (ebenbig  xoaxm,  unb  ed  ge^ 
mi  ben  ©d^ilberungen  beutlid^  l^etDor^  ba^  SRenfd^en  in  biefen  ^ol;^ 
bilbem  verborgen  getoefen  ftnb^  meldte  im  gegebenen  StugenblidC  bie 
SioIIe  bei»  @otted  fpielten.  3{ud^  bie  d^riftUd^e  Jtird^e  ^at  ftd^  nid^t  gefd^eut, 
äl^nlid^e  9Rittel  iu  benu^en,  menn  biefe  in  fpoteren  3^^^"  ^<$  ^tnKii^ 
funftooOer  gemefen  ftnb;  burd^  @prad(irol^re  unb  S^nlid^e  @inrid^tungen  fyxt  man 
oerfianben,  gro^e  SBirfungen  in  ben  ilird&en  ju  erjielen,  inbcm  man  bie 
@ott^eit  birett  )ur  Derfammelten  ©emeinbe  reben  lie^  @$  tommt  und  mo^l 
mertmärbig  Dor^  ba^  fotd^e  @aulelei  in  ber  Jtird^e  l^t  Eingang  ftnben  iSnnen; 
aber  fd^lieglid^  ifl  baiS  nid^t  anßS^iger  aü  ba&  Stun^üd,  mdd^t&  man  nodt» 
in  unferem  Sa^rl^unbert  unter  bem  Flamen  bei»  äBunberd  mit  bem  Slute 
ht&  ^eiligen  ^anuariud  angefteDt  ^at.  5DaB  bie  geleierten  SRagier  bei»  aRittel^ 
alteri»  il^te  naturrcineufd^aftlid^en  Jtenntniffe  baju  benu^t  l^aben^  um  bem  93oIt 
}u  imponieren,  ifi  »ol^l  Aber  aOem  S^üH  ergaben.  &  mürbe  naio  fein  }u 
gCauben,  bag  ha^  Streben  biefer  SRänner,  tfinßlid^e  äiutomaten  in  menfc^ 
lid^er  ©efialt  ju  lonfiruieren,  nur  T)on  einem  S)ronge  nad^  einer  paffenben 
^efd^äftigung  in  i^ren  SRu^efiunben  l^erDorgerufen  fein  foDte,  o^ne  jeg^ 
Ud^en  ^intergebanlen  an  bie  SSirtung,  bie  eine  fold^e  ftd^  felbfl  be^^ 
megenbe  @tatue  auf  bie  unn^iffenbe  9Ritmelt  ausüben  mürbe.  Unb  (d&  bie 
naturmijfenfd^aftlid^e  @rtenntni£  aümä^lid^  iuna^m,  bemül^ten  bie  gelegen 
SRagier  fid^  fletiS,  bie  neuen  itenntniffe  für  magifd^e  S^'edEe  aui^nu^. 
3)ad  äBertooQe  in  ber  erflen  äluiSgabe  oon  ^ortaS  „Magia  naturalis^^  ift 
gerabe  bie  Slnmeifung,  mie  man  bie  bamald  belannten  9}atur!rdfte  annmnbte; 
ber  9iefl  ifl  reiner  Stterglaube  (T)ergl.  ©.  200).  3iod&  |u  ©alilei«  3eit 
fd^einen  nerfd^iebene  f^orfd^r  mel^  im  SMenfle  ber  9Ragie,  ber  Slafd^pieterei, 


(Die  tec^nifd^ett  Hilfsmittel  ber  9Ragie.  539 

afö  in  bem  ber  flrengen  SBiRenfcl^aft  gearbeitet  ju  ^aben.  3Ränner  tote  Stt^a^ 
nariu«  Äitd^er  (1601—80)  uttb  ©afper  Sd^ott  (1608—66)  ^aberr  eine  bfe^ 
fonbere  Siebe  für  ba«  SEBunberbare,  für  ba8,  roa&  bcn  3Wenfcl^en  imponieren 
unb  fte  täufd^en  fann.  3n  i^en  ja^lreid^en  3Berfen  finb  bie  roiffenfd&afts 
lid^en  Unterfud^ungen  geroö^nlit^  oon  utitergeorbneter  Sebeutting;  bie  magi* 
fd^en  älnwenbungen  nehmen  ben  grögten  ^laft  ein.  @eU>{l  in  unferen 
klagen  wirb  bie  S^afd^enfpielerei  in  i^ren  oerfd^iicbenßen  gormen  oielfad^ 
in  betrügerifd^en  S^tdtn  gebrandet  S)ie  p^^filatifc^en  SRebien  unb  bie 
SWotertallfationgmebien  ber  ©piritipen  finb,  ioie  früher  bargelegt,  jum 
größten  S^eil  2^fd^enfpieler,  bie  ^  für  oorteil^after  anfa^en,  auf  ben  äber^ 
gtouben  ber  Seute  ju  fpefulieren,  afe  i^ren  Äunftflüdfen  ben  redeten  SRomen 
§u  geben  (oergl.  ©.  307).  S)ag  l^albtoiifenfd^aftlid^e  t^eofopl^fd^e  ©pfiem 
einer  9Rme.  äStooat^t^  enblid^  tourbe  ebenfaSiS  mit  ^ilfe  ber  Xafd^enfpielerei 
}u  einer  religiöfen  S)o!trin,  bie  atterblng»  §al^lreid^e  begeifierte  Slnl^änger 
gefunben  ^at  (©.  299  ff.),  erhoben. 

SBeil  e8  nun  Rd^er  ip,  baft  bie  2^afd^enfpieterei  angeioanbt  werben  fann 
unb  }u  aSen  ^titm  aud^  angetoanbt  morben  ifl,  um  ©lauben  unb  Slber- 
glauben  ju  beftärfen,  fo  ifl  bamit  nod^  nid^t  gefagt,  baft  bie  a;afd^enfpielerei 
bie  einzige  Urfad^e  ju  aüm  magifd^en  SBirfungen  iß.  @ine  fold^e  älnna^me 
loürbe  nur  ju  ben  abenteuerlid^flen  Äonfequen§en  führen. 

3n  feinem  9Ber!e :  „Les  sciences  occultes",  ^ari«  1829^  l^at  @.  ©oloerte  ©erfuc^t, 
biefe  ©rfWntnö  bei  aUtn  oud  früherer  3^t  überlieferten  öerit^ten  über  mogifc^e  Söir* 
hingen  burc^jufü^ren.  ^er  infolgebeffen  ift  er  ju  ber  Slnnal^me  gejroungen,  ba(  man 
in  grauer  Sorjeit  eine  5tenntni§  oon  p^pftlalifd^en  unb  c^emifc^en  jlröften  gel^abt  §abe, 
bie  aQer  Sa^rfc^einlic^feit  toiberfpric^t.  $u(t>er,  SuftbaQon,  ^o^Ifpiegel  unb  ä§nlic^e 
Srfinbungen  einer  fpftteren  3^tt  fpielen  in  feinen  @rflärungen  oon  bem,  n>a9  über  bie 
ägpptifc^en  ^riefter  unb  griec^ifd^en  ^l^ilofopl^en,  über  9Rofe$  unb  bie  $rop§eten  berichtet 
isirb,  eine  gro^e  SfloOe.  @o(c^e  9(udlegungen  finb  rein  miHtürlic^  unb  ungefd^id^tlic^,  gona 
abgefe^en  baoon,  ba^  man  bod^  !aum.  aEe  ^eroorragenben  $erfön(ic^!eiten  bed  Sdtertumd 
a(d  ben)u(te  ^Betrüger  ^infleSen  barf.  9(uc^  ber  bäntfc^e  ^^orfc^er  £unb  nimmt  in  einer 
oor  wenigen  S^^t^^tt  erfc^ienenen  Schrift*)  einen  ä^nKc^en  ©tonbpunft  ein  unb  meint,  baj 
bie  @türme,  bie  nac^  ben  norbifc^en  @agad  burc^  3<^ttberei  erregt  feien,  mirllic^  auf 
fünftUc^em  9Bege  oon  ^erfonen,  n>e(c^e  bie  nötigen  notunotffenfc^aftUc^en  itenntniffe  be« 
fefjen  Ratten,  ^eroorgerufen  wären!  SBelc^e  ioloffalen  SJlafc^inen  mären  baju  erforberlic^ 
gemefen,  um  3Jieer  unb  fiuft  in  folc^en  «ufru^r  ju  bringen,  ba^  bie  fieute  in  ben  Schiffen 
ft(^  nid^t  auf  ben  Seinen  galten  lonnten,  mie  ed  in  ber  ^omdotünga  Saga  ^ei^t! 

Sluf  bie  einzelnen  Qtoti^t  ber  SJafd&enfpielerei  nä^er  einjuge^en,  liegt 
augeri^alb  meiner  aufgäbe;  id^  befd^ränfe  mid^  beiJl^alb  auf  einige  allgemeine  Se^ 
merfungen  ate  SBegmeifer  für  ben,  ber  i^re  Sebeutung  für  ben  Aberglauben 
no^er  ju  fiubieren  münfd^it.  SHe^men  mir  baS  SBort  im  meiteflen  ©inne,  fo 
bebeutet  t^  foroo^I  eine  Slnroenbung  ber  SHaturfräf te  afe  eine  perf önlid^e  ginger^ 
fertigleit.  ©elbftoerftänbU^  ifi  e«  fd^roer  ju  fagen,  roie  weit  nun  rein 
manuelle  ®efd^idtlid(|feit  ben  3Wagiem  ber  SBoi^eit  befannt  getoefen  unb  oon 


*)  8.  Sunb,  Tolv  Fragmenter  om  Hedenskabet.    Äopen^agen  1891. 


640  ^ie  ted^c^en  Hilfsmittel  ber  3kaqiz, 


ü^nen  angemanbt  tDorbeit  tfl.  3m  großen  unb  ^anim  lann  man  natürlid^ 
nur  aber  bie  ted^mfd^en  Hilfsmittel  ftd^  äußern.  3)iefe  @eite  ber  @ad^e  i)at 
ber  engltfd^e  ^ß^pfxfer  3).  Srerofter  in  feinen  „Letters  on  natural  magic" 
1831  bd^anbelt;  er  giebt  ^ier  eine  ©arfiellung  ber  p^fifolifd^en  unb  d^emi^ 
fdden  $ilfiJmitteI,  bie^  nrfe  man  jiemlidd  Rd^er  nad^meifen  fann,  t)on  ben 
SWagiem  früherer  St\im  benuftt  rooxbm  Rnb.  —  SHe  mobeme  2;ofd&en5 
fpielerfunp,  beren  roefentlid^fte  Slufgabe  barin  befiel,  bie  gufd^auer  ju  amfl* 
fieren,  ifi  oft  von  befannten  Äünfilern  fd^riftfienerifd^  bel^nbelt  morben. 
fioffmanng  „Modem  Magic"  foH  eine  ber  heften  arbeiten  in  biefer  SÄrt 
fein;  fie  giebt  jcbenfall«  äufeerft  betaiHierte  atnroeifungen  filr  eine  große  SWenge 
oon  Äunftflüden.  S)ie  X^eorie  ber  2;afd^enfpielerfunfi  l^at  ber  belannte  ^Pfpd^ologe 
SDeffoir,  unter  bem  SWamen  ditUi,  in  feinem  Sud^e:  ^^^fpd^ologifd&e  ©Rjjen"' 
bel^anbelt.  SHefe  beiben  arbeiten  finb  infofem  fttr  uniS  oon  Sebeutung^  ald 
fie  in  l^ol^em  ®rabe  ba«  »erftftnbni«  ber  oon  ben  fpiritifHfd^en  SWeblen  on^ 
gemanbten  fpejietten  HWet^oben  erleid&tem.  Sefctere  finbet  man  nö^er  in 
a;rueiJbeIte  „Spiritualism,  Bottom  Facta'',  SBittmann«  „SWobeme  SBunber^, 
,^evelatioiis  of  a  Spirit-Medium*'  unb  $obgfon«  auffd^lüjfe  über  3Rr. 
©aoepiJ  SScrfud^e  im  8.  »anbe  of  Proceedings  of  S.  P.  R.  befc^eben. 
Sßur  bei  einem  fpiritijKfd^en  Äunjiflflcfe  oerlol^nt  e«  fid^  einen  SlugenblidE 
JU  oenoeilen,  weit  eS  ju  mand^en  p^antafttfd^en  äuffaffungen  SnCa^  gegeben 
l^at.  S)aÄ  Rnb  bie  früher  erwähnten  ^ßaraffinformen  oon  ©eifiers 
^änben  (oergl.  ©.  285  f.),  bie  nid^t  allein  oon  begeifterten  ©piritiflen,  fon:= 
bem  aud^  oon  me^r  Iritifd^en  ^erfonen  ald  etma^  fe^r  SßunberbareiS  be^ 
trad^tet  morben  finb.  SKan  ifl  n&mlid^  baoon  ausgegangen^  bag  fte  nid^t 
über  ber  menfd^Hd^en  ^anb  gemad^t  fein  fönnen,  meil  biefe  nid^t  aus 
ber  engen  Oeffnung  beim  ^anbgelenf  l^auS)U}ie^en  fei,  o^ne  bie  bfinne 
ißaraffin^ülfe  ju  fprengen.  ©rfi  red^t  unmiglid^  foB  eS  aber  fein,  bie  fiütfe 
ttbjujiel^en,  wenn  man  bie  tjinger  gebogen  ^ätt  —  unb  bod^  i)at  man  aud^ 
Stbgüjfe  oon  ^änben  in  fold^en  ©teHungen.  3)iefe  SBel^auptungen  finb  aber 
ganj  aus  ber  Suft  gegriffen;  bie  betreffenben  Autoren  l^aben  fid^  offenbar 
niemals  felbfl  ber  Keinen  3RiÜ)t  unterjogen,  einen  ?ßaraffinabbrudt  oon  ber  ^nb 
}U  mad^en;  benn  fonfl  Ratten  fle  ba(b  entbedft,  bag  bie  @ad^e  gar  nid^t  fo 
fd^ierig  ifl.  SBenn  nur  atte  $aare  auf  ber  fianb  unb  bem  ^anbgelenl 
forgfättig  abrafiert  ftnb  unb  bie  $anb  bann  mit  etmaS  Del  eingerieben  mirb 
—  maS  übrigens  mi)  gar  nld^t  einmal  nötig  t^ut  — ,  f o  ift  eS  ganj  leidet,  jebe 
fjorm  oon  ber  $anb  abjujiel^en.  Solange  baS  ?ßaraffin  nid^t  gan|  erftarrt  ifi, 
ifi  eS  etwas  elafiif^;  bcS^alb  ifi  eS  ganj  gut  möglid^,  bie  ^anb  l^erauSju^ 
bringen,  felbft  bann,  wenn  bie  ginger  gebogen  finb.  güllt  man  bann  nad^^ 
l^er  bie  ?ßaraffinform  mit  ®ipS,  fo  wirb  man  an  bem  fo  l^ergefleKten  ©ipS^ 
abbrudt  fe^en  tonnen,  bag  bie  gorm  burd^  ^erauSjie^n  ber  Qanh  feineSmegS 
entfieHt  roorben  ifi.  Qd^  ^ab^  ©ipSabbrüdte  oon  igfinben,  bei  benen  ber  Um- 
fang  ber  Änod^en  ber  aWittell^anb  3  cm  größer  ifi  als  ber  beS  ^anbgelenfS; 


^ie  tec^nifd^en  $i(f9mittel  ber  SRagie.  541 


bie  Qanh  tfl  bennod^  au&  ber  Derl^ältnüStnäBtg  engen  ^^orm  l^erauiSgelommen^ 
o^ne  bie  gönn  ju  befd^äbtgen. 

SBä^renb  e«,  wie  gefagt  f^ä^wet  ifl  }U  entfd^eiben,  roieweit  bie  3Jlagier 
ber  9}or}eit  fx)(d^e  manueDe  Jtunftgriffe,  bie  je^t  allgemein  Don  Xafd^enfpielem 
angeroanbt  werben,  benufet  ^aben,  fo  giebt  e«  bod&  eine  gertigleit,  bie  Saud&s 
rebnerlunfl,  bie  fidler  }u  aden  3^iten  belannt  gewefen  unb  ongeroanbt 
toorben  ifi  @ine  fe^r  umfaffenbe  ©arfteflung  ber  ©efd^td^te  unb  2;^eorie  ber 
Saud^rebnerhtnfl  ijl  von  g(atau  unb  ©u^monn  in  ber  Sd^rift:  ^bieS3aud(i$ 
rebnerfunft^  (Seipjtg  1893)  gegeben.  3n  ber  83egeifieruug  für  i^r  SJ^ema 
fd^einen  bie  SSerf affer  inbe^  bod^  etwa«  ju  weit  ju  gel^,  xotnn  Re 
behaupten,  bojs  aDe  SBal^rfagerinnen  unb  Sauberer  bei$  älltertuntö  biefer 
Jtunfl  i^ren  großen  9iuf  Derbanlen.  5Da}u  nnriten  Dielmel^,  wie  wir  be:: 
reitö  fallen,  Diele  ©erfd^iebene  3){omente  jufammen;  bie  Saud^rebnerlunfi 
ift  ^öd^RenS  nur  eini^  berfelben  gewefen.  ^u^  bie  ^e^en  bei^  SRittel« 
altera  foHen  gröBtenteil«  Soud^rebnerinnen  gewefen  fein,  äl«  SeweüS  ^ier^ 
ffir  werben  einzelne  ©efd^id^ten  avA  ber  fpdteren  Qnt  ongefäl^rt,  BpnU 
gefd^id^ten,  bie  nad^weidttd^  oOerbingi^  baDon  J^erftammen,  bag  93aud^rebnerinnen 
allerlei  Stimmen  ringi^um  im  iQaufe  l^aben  ertönen  laffen.  &  ifl  alfo 
unjweifel^ft,  bog  bie  äSoud^rebnerei  wo^l  i^r  Xeil  lax  Sefiarhmg  bed 
Sberglaubend  mitbeigetragen  ^at  ätber  barum  ifl  fie  nod^  nid^t  bie  DueOe 
beg  fiejenglaubenS,  ebenfowenig  wie  alle  S^W^ibuen,  bie  atö  fielen  oerur« 
teilt  worben  ftnb,  93auc^rebnerinnen  waren.  3äai  fodte  benn  aud^  ÜRiSionen 
von  ÜRenfd^en  bewogen  \fobm,  fid^  eine  Jtunfl  anzueignen,  bie  mül^fam  er» 
lernt  werben  mufete  unb  bod^  feinen  anberen  ®ewinn  brad^te  al«  —  ben 
2;ob  auf  bem  ©d^eiter^aufen? 

äuÄ  ben  ^iftorifd^en  Unterfud(iungen  obiger  SJerfaffer  gel^t  e«  inbeffen 
^eroor,  bag  bie  Saud^rebnerei  wol^l  in  }iemlid^  großem  Umfang  Don  ben 
SRagiern  ber  oerfd^iebenfien  ^eütn  angewanbt  worben  ifl;  unb  bie  p^pfiolo» 
gifd^en  Unterfud^ungen  ^aben  aud^  ergeben,  bafe  einige  33aud(irebnertöne  oft 
unwiOfürlid^,  ol^ne  befonbere  änflrengung  feiten«  ber  Setreffenben,  entfle^n 
ttnnem  3)ie«  finbet  befonber»  leidet  bei  bem  weiblid&en  ©efd^led^te  fiatt 
&  ifi  be«^lb  nid^t  unwa^rfd^einlid^,  bafe  bie  SSaud&rebnerei  aud^  bei  ge« 
wiffen  fpiritifhfd^en  aHebien  eine  9totte  fpielt  3n  einigen  ber  frü^  er^ 
warnten  ©ifeungen  ber  aWr«.  ?ßiper  fd^eint  Dr,  «ß^inuit  Rd^  fo  bigweilen 
at8  »aud^rebner  probujiert  ju  ^abm. 


642  @«t«*. 


IS^v 


$^tn^. 


Hx  i)Cibm  mm  bie  loefentlid^flen  ^^nomene  burd^genommen^  bie 
naöiwtiSliät  für  bie  (Sntfiel^img  tmb  bie  toeitere  SntnridHung  ber  Derfd^d)enen 
aberg(5ubifd^en  Slnfd^auttttgen  oon  93ebeututtg  getoefen  ftnb.  @e(bftt)erfl&nbs 
(id^  tarn  biefe  9)arfieIIung  nid^t  ben  flnfpntd^  auf  äJoQjlQnbigfeit  mad^en, 
ebenfotoenig,  toie  loir  tfi  erreid^t  ^aben,  aüt  abergldubifd^en  SSorfieDungen^  bie 
)u  Derfd^iebenen  3^^  ge^errfd^  l^aben^  )u  erflären.  Slber  biefe  UttDoQftänbigs 
teit  liegt  toefentlid^  in  ber  9h)ttoenbigIeit/  bie  Srbeit  )u  begrenjen^  unb  toeniger 
in  ber  Unf&^gleit  ber  SBiffenfd^aft,  bie  ^l^nomene  }u  ertl&ren.  9latärKd^ 
finbet  ftd^  mand^ed  nomentlid^  bei  bem  Slberglouben  bei$  aitertumd,  beffen  (Sttt^ 
ßd^ung  man  mitSid^er^  nid^t  nad^n)eifen  lamt  ^a&  ^at  feinen  einfad[Kn 
unb  natflrlid^en  @runb  barin  ^  bag  unfere  l^iflorifd^en  9{ad^id^ten  oon  ben 
^^nomenen^  auf  benen  man  bamate  bie  Sluffaffung  begrfinbete^  aD)u  mangd- 
l^ft  ftnb.  ©elbftoerfi&nbKd^  lann  man  fld^  aber  nid^t  barauf  einCaifen,  $|äno^ 
mene,  bie  man  nid^  n&l^er  lennt^  )u  erll&ren.  Slber  »enn  man  fte^t^  ba§  ganj 
ä^nUd^e  flnf d^auungen  in  fp&teren  Seiten  infolge  falfdi^  Sudlegung  brfamtter^ 
nat&xüfyx  ^^änomene  auflommen  unb  befie^  bleiben^  fo  »flrbe  ed  gerabe}u 
abfurb  fein  anjune^n^  bag  fril^  anbere,  unbetannte  Jtr&fte  mitgemiÄ 
fyxbm  foUten. 

Sßd^enb  bie  ganje  Unterfud^ung  fo  natürlid^  unooDfifinbig  unb  mangeU 
^aft  fein  mu^  ^t  fte  uniS  bod^  anbererfeitt  }ur  @rfenntniS  einer  faß  aber« 
mftltigenben  SRenge  Don  Urfad^  he&  SlberglaubeniS  geführt  9Bir  ^abm  ).  9. 
gefe^en^  bag  bie  (SrfflQung  einer  äBal^rfagung  ober  eines  XraumeS  auf 
oerfd^ebenen  Umfi&nben  berul^en  tann;  erfal^rungi^em&g  ffd  ja  ein  unb 
baSfelbe  ^^inomen  oft  fe^r  oerfd^ebene  llrfad^  Sine  ^eueri^brunß  lann 
burd^  93li6fd^Iag,  burd^  Selbßen^flnbung  brennbarer  @toffe,  burd^  Umun> 
ftddtigfeit  unb  burd^  93ranbfUftung  entße^  9Bie  man  imn  oft  oon  t)ome# 
herein  nid^t  }u  fagen  oermag^  voit  ha&  ^er  entftanben  ifl,  fo  barf  man 
nid^t  b^aupten,  bag  anbere  Creigniffe  in  lebem  ein)e(nen  %oSie  biefelbe  Ur- 
fad^e  l^aben  mfiffen.  2)0)«  ftnb  bie  ©piritißen  unb  Dlfultifien  aber  fel^ 
geneigt  unb  nehmen  bed^alb  lieber  i^re  S^fluc^t  ju  biefer  ober  jener  mogi^ 
fd^en  firoft,  bie  ale  möglid^en  unb  umnöglid^en  SSHrlungen  l^aben  !ann, 
oRflott  erft  in  jebem  einjctnen  gaHe  bie  un«  befannten  Ärfifte  in  ber  Statur 
unb  im  Seelenleben^  n)eld^  baiS  ^^änomen  oieQeid^t  aud^  ertldren  lonnen, 
auf}ufud^en.  S)iei^  iß  aüerbingi^  umßänblid^er,  ate  feine  3uf^<^t  }u  ©eißem^ 
pfpddifd^er  Äraft,  Dbfraft  ober  bergleid^en  )u  nehmen,  aber  e*  iß  bod^  ber 
SBeg^  ben  man  ge^en  mu^,  um  mirftid^  bie  SBa^r^eit  }u  ßnben.  ©iebt 
e«  t^atfäd^lid^  5ß^änomenc  im  S)afein,  bie  wir  nid^t  burd^  bie  bia^er  be^ 
fannten  Jträfte  erflären  tonnen^  fo  mirb  ßd^  baiS  }ule^  fd^on  jeigen.  ^ 
braudde  fo  nur  barauf  ^ntutoeifen,  bag  bie  telepatl^ifd^en  ^aQujinationm 


6«ru^.  543 

oorlättfig  nod^  eine  offene  ^Jrage  finb;  il^re  etÄStunfl  Ifi  berSw^unft  Dorbe^ 
l^alten.  3(ber  bie  Söfung  bei^  ^ob(emi^  loirb  in  eine  n)ette  f^eme  gerfidt 
werben,  wenn  man  a  priori  ba«  aWitoirfen  unbefannter  Äräfte  annimmt  unb 
bamit  auf  eine  ndl^ere  Unterführung  beiS  ©ad^i^erl^atteiS  oersid^tet. 

2)ie  ©efd^id^te  bei^  SlbergtaubeniS  jeigt  unS,  wie  berartige  ilbereilte 
^ppot^efen  ftd^  unglaublid^  fefl  einbärgern  lönnen,  wenn  fte  erfi  in  bait  SSottS« 
bewufetfein  übergegangen  finb.  6«  fann  eine  arbeit  oon  Sa^rl^unberten  er* 
forberlid^  fein,  um  fie  aui^urotten.  9UI  bie  abergl&ubif($en  Slnfd^auungen, 
beren  natürlid^en  S^fammen^ang  wir  l^ier  na($iuweifen  gefud^t  ^aben,  finb 
\a  Don  Anfang  an  nur  ]oi6)t  falfd^e  Auslegungen  von  mel^r  ober  weniger 
fd^led^t  beobachteten  ^^nomenen  gewefen.  SBenn  man  bai^  wei^,  mu§ 
man  natürüdd  boppett  Dorfid^tig  fein,  feinen  Slnlag  ju  neuem  9lberg(auben 
}u  geben.  3n  biefer  ^Hc^tung  l^aben  bie  mobemen  Oltultifien  red^t  Diel 
auf  bem  ©ewiffen.  Xelepctfl^e,  fubliminaleS  93ewugtfein  unb  ä^nlid^e  begriffe 
l^aben  infolge  \>t&  @iferiS  ber  ORultiften,  gleid^  eine  Srttärung  felbfi  ffir  bie 
bmipC^ierteften  gS^&nomene  )u  ftnben,  bie  beße  SuSfid^t,  einen  l^eroorragenben 
^aft  im  abergkttben  ber  nSd^flen  ^al^rl^unberte  einjunel^men.  S)ie  9Biffen« 
f d^aft  mug  erfl  mfi^fam  aDe  aßdglid^Ieiten  prüfen,  e^e  fte  neue  ^ppot^efen 
auffieOt;  ber  Slberglaube  bagegen  l^at  feine  SrKärung  fietiS  fertig  bei 
ber  ^onb. 


litterfltur* 


I.  Jlßrc^nitt. 

(&mimnitx:  (SJefc^ic^tc  ber  SRagie.   Seipjig  1844. 

ifinlf  iBiip^WH  Histoire  de  la  magie.    $and  1860. 

fßtOiXiJf  |L*:  La  magie  et  raatrologie  dans  Tantiquit^  et  au  moyen  age.    Ed.  4. 

^ori«  1877. 
$iilba»:  ®ef(^te  ber  $esenprosef[e.  9lm  htaxb.  oon  $ep|)e.   8b.  1—2.  etuttg.  1880. 
^^fXtnsfif  9«:  Serftu^  einet  ^pragmotifc^en^efc^ic^te  b.  Xrsneüunbe»  SlufLS.  Ob.  1—2. 

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(Egrt :  Journals  of  expeditions  of  discovery  into  Central- Australia.  VoL  1 — 2. 2onbon  1845. 
fftarlof :  ^ie  8(mhi^tftmme  eflb^SCfrttad.  2tm^^  1890. 
$9t1t,  €1«  C«:  2)euietof!opie  ober  (^c^einungen  oud  bem  ©eMete  ber  ^neumotolo^e. 

»b.  1—2.  grcnlfurt  1880. 
Sttililinkf  9*:  Les  originee  de  la  oiyilisation.    ^ßaxii  1878. 
$400lrtllfl:  Information  respecting  the  history,  conditions  and  prospeots  of  the 

Indian  tribes  of  the  United  States.    VoL  1—8.    ^^lob.  1853.  4^ 
gflt0niumt:  ^te  972agte  unb  9ßa^rfage!unj)  ber  ^^albfter.  X^.  1—2.  ^tna  1878. 
Recorda  of  the  Fast.    Aasyrian  texta.    Vol.  III,  IX,  XI.   London  1872—78. 
ftiqttl  The  astronomy  and  astrology  of  the  Babylonians.   I  Transaotiona  of  the 

sodety  of  Biblical  Archceology.    VoL  3.   1874. 
fmiur:  Ilias.   Ueberfett  oon  %  $.  $ofi. 
gomet:  Odyssee.   Ue6arfe(i  oon  3«  $.  So|. 
<Si(tr0:  De  natura  deorum. 
(Sfreto:  De  divinatione. 

ILllberfm:  Nordisk  Mytologi.   Oversat  af  Winkel-Hom.   itriftiania  1887. 
Egils  Saga  Skallagrimssonar,  tilligemed  Egils  större  Evad.  jbpen^ogen  1886—88. 
^ri^Ktr^  9«:  Lappemes  Hedenskab  og  Trolddomskunst.    In  Norsk  historisk  Tids- 

skrift.   »b.  4.   JlrifHania  1877. 
€lerttt0:  ^ie  ^ba.   Seipsig  1892. 

ffrinroi:  ^eutfc^e  ä^t^ologte.  SCudg.  2.  8b.  1—2.   ©Sttingen  1844. 
$6ufi9Uf  S*l  Um  galdra,  seid,  seidmenn  og  völur.    I  Friar  ritgjördir  etc.  Kaup- 

manh.    1892. 
Kalevala.  Efter  andra  Original-upplagen  öfversatt  af  Collan.  ob.  1—2.  ^elfhtgfor«  1864. 
yeterfttt^  9«  9^**  Histonske  Fortaellinger  om  Islsendemes  Fserd  Igemme  og  ude. 

93b.  1—4.   Äopen^ogen  1889—44. 
^Ufnx  Fomaldur    sögur  nordlanda   eptir  gömlnm    handritum.    93b.   1—3.   Eaup* 

manh.  1829. 
^Äfii:  Nordiske  Fortids-Sagaer.    »b.  1—3.   Äopen^gen  1829—80. 


Sitterotur.  545 


^lukii'§wcnt  Billeder  af  Livet  paa  Island.    Islandske  Sagaer.    $b.  1—3.    ^pen§. 

1871—76. 
$ü}^imiBf  |t«:  De  magorum  daemonomania.   Lib.  1 — 4.    Basil  1581.  4^ 
9ai|Uni)r,  $♦:  Hexe  og  Hexeprocesser  i  Danmark.    Studentersamf.    Smaaskrifter 

No.  80.   5bpen^.  1880. 
9^^^f^Bf  9**  Middelalderens  magi.    Oversat  &a  Svensk.   ^pen^«  1873. 
JßxMatin^i  »ro(fed^8erged  Serric^iund.    £etpsig  1669. 
JUirii^mii  0.  UlimiiiC  93uc^  bet  toasten  ^rdttif  in  ber  uralten  göttlichen  SRogie.  Bweiter 

SUnffan^i  ^ie  ^efc^roBntngen  bet  jlapi^iner.    Jlöln  a.  91^.  1725.    16^ 
ftkiwr,  §♦:  2)ie  bejauberte  SBelt.   »b.  1—4.    «mjietbom  1693.   4^ 
$4inliler:  ^er  Slbergloube  bed  aRittelalterd.   Breslau  1858. 
$40tt^  C :  Magia  universalis  naturae  et  artis.    Tm.  1 — B,    Herbipol.  1657. 

Stiltr,  |l*:  ©efc^ic^te  ber  $^9fü  oon  9lriftote(ed  bid  auf  bie  neuefte  3eit.    »b.  1—2. 

Stuttg.  1882—84. 
Ititfeutttttr^  <S*:  ©efc^ic^te  be9  neueren  Occultidmud.    2e\p}x%  1891. 
$)ireiigel^  |t»:  SJerfuc^  einer  pragmatifc^en  Öefc^i(^te  ber  Slraneifunbe.  «ufl.  3.  ob.  3—4. 

$aae  1827. 
§ttJ|If  i**  I^et  israelitiske  Folks  Historie.    Äopenb.  1893. 
Xa^  )öuc^  $enoc^.     Ueberfe^t  unb  erläutert  von  ».  @.  ^offnumn.    2:^.  1—2.   '^tm 

1833—38. 
frimiti:  La  Kabbale.    Ed.  2°»«-    ^ori«  1889. 
$itbtn^  §♦:  ^eibentum  unb  jtobbala.    äBien  1893. 
§tfinr4neilier,  ga.:  Sübifd^e  £itteratur.    (Srfc^  unb  ®ru5erd  ©nc^flopäbie. '  6^.  U, 

X.  27.    Seipaiß  1850.    40. 
The  Kabbalah  unveiled,  containing  the  chief  books  of  the  Zohar.    tltmslated  into 

English  by  Mc.  Gregor  Mathers.    London  1887. 
^IftlbtiB,  S*l  La  papyrus  magique  Harris.    Chal.  sur  Saoune  1860.  4^. 
gniormiint :  ^e  aJlagie  unb  SBa^agefunft  ber  ^^olbäer.   %.  1—2.   '^tna  1878. 
|}lU^tt0t:  Histoire  critique  de  T^cole  d*Alexandrie.    T"«  1 — 3.    ^arid  1845 — 51. 
$mil9:  ©efc^ic^te  ber  Stemlunbe  bed  HUert^um^.   93b.  1—2.   Seipsig  1777. 
ytoUttUUltS:  Quadripartitum.  Ed.  Camerarias.    Norimberg.   1535.   4^. 
^txVftMl  Les  origines  de  TAlchymie.    ^ariS  1885. 
fftitmtf  $♦:  Opus  mtgus  ad  dementem  IV  pontificem  maximum.    Ed.  Sam.  Jebb. 

Venet.  1750.    Fol. 
iit^p,  9«:  ^e  Sllc^emie  in  dlterer  unb  neuerer  3^it.   %.  1—2.   ^eibelberg  1886. 
i^n^if  (6*1  Histoire  de  la  magie.    $arid  1860. 
PluUl6,  ®«:  Apologies  ponr  tous  les  grands  personnages  qui  ont  est^  faussement 

soupgonnez  de  Magie.    La  Haye  1653. 
^rtU^ltn:  De  verbo  mirifico.    Basil.    1494.    Fol. 
|tnut|itti:  De  arte  Cabbalistica.    ^agenau  1517.   ^^ol. 

tKrit^emins:  Steganographia.    ^armftabt  1621.    4\    Ck)lon.  Agrip.  1635.    4^ 
ytUammaims,  ^l  Opera  omnia.    Ed.  Nie.  Tavrell.    BasiL  1585.   Fol. 
^X\p9üf  $.  <S*:  De  occalta  philosophia.    Colon.  Agrip.    1581 — 83.     Fol. 
i^StippfHf  ü*  ^♦t  Opera  in  duos  tomos  digesta.    Vol.  1—2.    Lugd.  s.  a.  (c.  1600). 
2)0«  groi  ^lanetenbuc^.    gran!furt  a.  m.  1553.   4«. 

!Dad  groge  ^lonetenbuc^  fampt  ber  Qteoinancie,  ^^^ftognomie  u.  ^^iromancie.  Erfurt  1651. 
<BttXttan0f  3«:  Astrologiae  methodus.    Basil.  1576.    Fol. 

Seemann,  Sl^ergtaube  tmb  3<>uberei.  85 


546  £itteraiur. 

f^V^ttfltiu:  Introduotioiies  apotelesmaticae  elegantes  in  Chyromantiam ,  Astrologiam 

naturalem,  etc.    Francof.  1622. 
JfXUl^tilt:  Astrologia  naturalis  b.  i.  SBeric^t  mit  man  bie  (S^irmnoncie  k,  erlernen  tonn, 

etxo^fmt%  1680. 
^tlfpt,  jß.  9.1  92euer  Sßunber  @c^au|>Ia(  ber  StünfU  unb  intereffonteften  Srfc^eimmgen 

im  (Skbteie  ber  SRogie,  Xld^^mie,  (S^emie  :c.   2;.  1--2.   Stuttgart  1839. 
Vxbgpmpmtf  $*:  Avrevm  vellos  ober  gulbin  6<^  unb  ihinft  jtommer.    Xudg.  3. 

Homburg  1708.  4«. 
4C^e9rttl:  De  la  baguette  diTinatoire.    $arid  1854. 

©e^eime  Unterrebungen  oon  Magia  naturali,  beren  Urfprung  unb  Principüs.  Cosmopoli  1702. 
j^^  i«  $•:  9Ragie  ober  bie  3auberfrftfte  ber  Statur.  8b.  1-4.  Berlin  1874—86. 
INl<fl«$*:9ortgefe«te9Ragieoberb.3auber!rftfteb.9{atur.  8b.l— 12.  »edtn  1788— 1801. 
JftlU^  i*  $« :  92eufortgefette  äRagie  ober  bie  3auberfrdfte  ber  9totur.  8b.  1.  8er(in  1802. 
^ßtxtbiM,  }•  KU:  Unterricht  oon  ber  Magia  naturali  unb  berfelben  m^icinifc^en  ®e< 

braud^.    ^ranlfurt  unb  Seipjig  1761. 
IP<rti«f  ^  %.  ii*:   Unterric^  in  ber  natOrßc^en  SXagie.     Umgearbeitet  oon  S^iegleb. 

8eran  unb  Stettin  1779. 
yarnteiptf :  Opera,  8ü<^  unb  6d^en,  fo  oiel  beren  sur  $anbt  gebracht.  Ed.  $ufer. 

8b.  1—2.    Strasburg  1603.   ^ol. 
y^rtt:  La  magie  naturelle  en  quatre  liures.    Spon  1671. 

jßttUit  Magia  naturalis  ober  ^mi^',  j(unft  unb  äßunberbtu^.    8b.  1—2.  6u()ba(^  1680. 
atftrologifc^  äBa^oger  su  iebemumnd  ^h^  oerfertigi    1703. 
Gurieufe  unb  ganj  neue  Srt  ju  punctiren.    äßeimar  1768. 
9$hf  |t«  il«:  Einleitung  )u  ben  curteufen  äßiffenfc^aften,  ^pftognomie,  ^^ironumtie, 

Xftrologie.    gfrancffurt  unb  Seipiig  1737.    Xudg.  2.  ibid.  1747. 
fUdly  |L :  Formodninger  om  de  hos  vor  Almue  under  Oyprians  Navn  forekommende 

magiske  Böger.    Vidsk.  Selsk.  Skrifber.    Nye  SamL    DeL  5.    Stoptxi^.  1799. 
jannffftt,  €1*:  8oadm^i3in  unb  mebisimfc^er  Slberglaube  in  Bauern,   äßür^burg  1869. 
Magia  diyina  ober  Unterrid^t  oon  benen  fame^mften  cabbaliftifc^en  itunftfläcfen.   ^rond^ 

fürt  unb  Seip)ig  1745. 
ff^iiK-Ißti^tfg:  Xit  beutfc^en  BoRdbttc^er  oon  So^nn  %m^  unb  ^^nftop^  Sßagner. 

8b.  1—3.    1849. 
SiJeUile,  |,:  Dr.  3o^nn  goup.    8b.  1—4.    Stuttgart  1846—49. 
Clftele:  Den  danske  Almues  overtroiske  Meninger.    itopen^.  1860. 
^üüfUf  €1^.:  <E9prian  oon  Xntio^ien  unb  bie  beutfc^e  gfauftfage.    klangen  1882. 

in.  Hßfc^nifi 

^$!^ttm  0«  PirmK:    8u(^  ber  maleren  ^rdttü   in  ber  uralten  gBttlu^  äRogie. 

Äöln  a.  »^.  1725.    16  ^ 
^riUtsmanl»^  Sol^r  Et  forfserdeligt  Hus-Kors,  eUer  en   sandfeerdig  Beretning  om 

en  gruelig  Fristelse  . .  .  i  Kjöge.  9lui^.  2.  Jtopen^.  1870. 
(Bf^tmntt^tXf  ^.:  Sb^fterien  be«  inneren  2thtn&.  2;flbingen  1880. 
^ftftf  €1«  €.:  ^euteroflopie;  ober  (Srfd^einungen  unb  Probleme  axA  bem  Gebiete  ber 

^neumatologie.    8b.  1—2.    ^aitffurt  a.  SR.  1830. 
tmtf  $.:  trftume  eined  ©eiflerfe^er«  erlftutert  bur^  bie  Xrdume  ber  fOletoap^^.   1766. 

Sludg.  üin^mantu 
iitttd,  $*:  %n  grftulein  ^^arlotte  oon  5tnob(o<^  Ober  Swebenborg.    Stu^.  itird^monn. 
lUnter^  $.:  SHe  Seherin  oon  ^reoorfi.    %,  1—2.   9lufl.  2.    Stuttgart  1832. 
Keflexioner  öfVer  de  nyügen  uppdagade  Swedenborgs  Drömmar,  hvilka  deijemte 

oförändrade  bifogas.    Stotf^olm  1860. 


Sitteratur.  647 

^Ifm^tnbtxgf  ÜB*:  Om  Himlen  og  dens  ündere  og  om  Helvede,  af  Hört  og  Set. 

9lu$9.  2.    jeopen^.  1882. 
Snoi^:  2)te  ^^Uofopl^ie  bed  geiftigen  Serie^td.  Seipjig  1884. 
9nit<:  ^ie  ^riiQipien  bet  92atur.    8b.  1—2.    Sludg.  2.    ^eipaig  1889. 
S^i^if:  Spirit  manifestations  examined  and  explained.    92eio$S)orf  1854. 
iiitftmtütx:  ©efc^id^te  bed  neueren  Dccultidmud.    2^i^  1891. 
ttiltiuiti^ic  ^et  omertfanifc^  @pmtuali9mud.    Seipgig  1874. 
jlflrr^fT^  |U:  Le  livre  des  mödiums.    Edit  20"^    $(tnd  s.  a. 
f^tC^tC,  S^,  Hyad  er  Spiritisinen  eller  Aandelseren  ?    jbpen^.  186S. 
yolUfft^  |L  iL:  Miracles  and  modern  Spiritualism.    £onbon  1874. 
JjftÜUatf  |l«  iL:  Spiritualismen  for  Yidenskabens  Domstol.    Itopen^.  1887. 
Beport  on  Spiritualism  by  the  Committee  of  the  London  Dialectical  Sodety.  £onbon  1871 . 
iJkfäkmo^  |U:  9[nimidmug  unb  Spiritidmud.    9b.  1—2.    £eip3ig  1890. 
lUtf&lunii^  3^«:  ^e  Sentrt^eilung  bed  ^^otogrop^en  iBuguet  in  ^atid.    ^fpc^.  6tubten. 

1875.    @.  337  ff. 
CnKlUi0^  Ipt«:  Researches  in  the  phenomena  of  Spiritualism.    £onbon  s.  a, 
<Sr00kt5^  Ipt*:  Notes  of  s^ances  with  D.  D.  Home.     Proceedings  of  S.  P.  E. 

Part  XV.    Sonbon  1889. 
^la^haÜUgf  Jl*:  The  veil  liffced.    Modem  developement  of  Spirit  Photography. 

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M.  A.  (Oxon):  Researches  in  Spiritualism.    Human  Nature,  Sept.  1874. 
iUblltltto^:  $§9fifaIifc^::))^9ftologifc^e  Unierfud^ungen  über  bie  ^nomibe.    Sb.  1—2. 

SCufL  2.    SBrmmfc^iDeig  1850. 
lUii^tnlllU^:  ^^oridmen  über  @enfUioität  unb  Ob.    äßien  1866. 
|Uii4citbit4:  ^ie  Obifd^e  £ol^e  unb  einige  Semegungderfc^einungen.    SBien  1867. 
^f^ffOM^  Prs.  i*:  On  Spirit  Photographs.    Proceedings  of  S.  P.  R.    Part  XIX. 

Sonbon  1891. 
M.  A.  (Oxon):  ^fpc^ogrop^p.    Sonbon  1878. 

^ÜJUntr :  Transcendental  Physics.    Transl.  from  German  by  C.  G.  Massey.  Bonbon  1885. 
gjJOjttr:  aGBiffenfd^ftUc^e  Stt^ttnblungen.    ob.  1-3.    Sei^^ig  1878— 79. 
§^ttnttts1K^f  i«:  @(i^iaffe(  sur  21^eofop^ie.    ^etpjig  s.  a. 
f^MStUf  (9«:  De  östasiatiske  Religioner.    5bpen^.  1893. 
$\tftmtütti  ^ie  t)on  SRme.  SBtootdlp  mitgeteilte  @age  t>on  ben  inbifc^en  ©auf lern. 

$f9($.  @tubien.    1891.    @eüe  419  ff. 
^XttltXf  9«:  ^er  $9pm)tidnnid.    SBien  unb  £ei))aig  1890. 
Report   on  Phenomena    connected  with   Theosophy.     Proceedings    of   S.   P.  R. 

Part  IX.     Sonbon  1885. 
Sianätf  |l*  >♦:  De  skjulte  Krsßfters  Verden.    Äopen^.  1886. 
$ilt1tttt|  |U  y*:  De  invigdes  lära.    @tO(f§olm  1887. 

pm^:  ®in  inbifd^er  ©oufler.    ^fpc^.  @tubien.    1891.    @.  342  ff.  u.  @.  411  ff. 
Seric^t  über  bie  gu  äJ^ailonb  mit  @ufqna  ^alobino  angefteUten  ^erimente.    ^f^c^ifc^e 

etubien  1893. 
^Ulitr^  y«:  Spiritismen.  En  historisk,kritisk  og  experimental  Undersögelse.  itopen^.  1887. 
gurtnuntiiyC^ir*:  2)te  ©eifter^ppot^efe  bed  6piritidmud  unb  feine  ^l^antome.  £eq)3igl891. 
pmfmif  9X.:  Foredrag.  Kbhn.    1894. 

San0«  9*  $♦•  ©Ufapitt  ^alabino  in  ffiarfc^au.   ^fpc^.  @tubien  1894. 
yrti^  C  litt:  S)er  @|)iritii$mud.    Seipaig  1893. 

Proceedings  of  the  Society  for  Psychical  Research.    Part  X.    i^Dnbon  1886. 
^UHttf  C^*:  Ezp^riences  de  Milan.    Annales  des  sciences  psychiques.     1893. 
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648  Sttterotut. 


IT.  Jiefc^niff. 

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Süterotut.  549 


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^vAifttn-  miJ>  ^flrfnregifter. 


lUittiilimlit*  ^eflmtion  2  ff.,  Ser^OItnid 
Sur  Sieligion  6,  aur  (^a^rung  814  f., 
H.  unb  »eo^ac^tungdfe^ler  861  ff. 

^Jfgfifft  oon  (SUebem  bet  ©eifter  285  f. 

iJnt^WM  n$n  parmK^  übet  bie  9[u^hiU 
bung  aum  SRebium  214  f. 

lUifUtgttt  bet  Planeten  188. 

Agniis  dei  62. 

Jlgritiirii  104.  £eben  unb  lBebeuhtngl62ff. 
feine  ofihtUe  ^ilofop^ie  166  ff.,  pfpc^^ 
(ogifc^e  2;^eone  818  f. 

JUnmitgnu  Definition  488, 8eif|)ie[e  485  ff. 

lUträlunp  übet  ©eiftetp^otogtop^ieen  277  f., 
(Datfteaung  bed  @pitUidmud  809  f. 

Albertos  magnns  158  ff. 

3d^tm\t  atö  SCui^angdpunft  bet  (^emie 
1  f.,  Sagen  übet  i^ten  Utfpttmg  141; 
^etmetifd^e  3C.  141  f.,  Utfptung  bei  bcn 
älegpptetn  142  ff.,  9Ret^oben  144,  2:§eo> 
tieen  144  ff.;  (Sntnmtlung  bei  ben  Vtobetn 
147  f.,  in  (gutopa  190  ff. 

^^jMm  405  f. 

JUnUrtte  bei  ben  ^^Oetn  80,  bei  ben 
(^^tiflen  62,  (StIUltung  i^tet9ßit!ung488. 

|liiil|l^efle  499,  oetfc^iebene  ^otmen  510. 

3ltii^0nroiiite  458. 

3Mi$ffU  510. 

JLntJrtfUrintftll  bet  ®tie(^  48. 
^MptViUttt  in  bet  Statut  198  ff. 
3jßfn$f  X^.  0.,  übet  ^ei^ei  89  f. 
Ilriüier  M  2:tftget  bet  Sßiffenfc^  108  f., 

146;  i^te  SRogie  146  ff. 
Jlritlniuntumtit  184. 
|lrtmi]lttilK:  Oneitoltitila  428  f. 
|l(|r0fiittiinitn  bei  ben  Seoboc^tungdfe^tetn 

882  f. 
^ftnüglU  bet  S^albäet  85  ff.,  bet  SCeg^p« 

tet  188,  bet  9Uesanbtinet  188  ff.,  oftto« 

(ogifc^e  äßeidfagungen  189  f.,  bet  9(tabet 


148;  SiOanooad  148;  in  bet  ^eillunbe 

149  f.;  aRet^oben  175  ff. 
3^it^Umtxff^t$  505. 
JAfmtkiMmktÜf  ©efe^e  betfelben  880  {f.; 

9L  unb  93eobac^tungdfe^Iet  881  f.;  mSi^ 

tenb  bed  @c^rafe4  898. 
^ffkti$tn  bet  ^oneten  188. 
Ilttirt,  bod  bbfe  82. 
j^nprnlwifTenfi^irpeii  bet  S^olbAet  88  ff.; 

bet  9idmet  52  f.;  bet  (^ttudfet  58  f. 
jln^tirtttr  ^i^  tömif^en  58. 

pttafm^U  492'  ^00  ff. 

jltttmiKtiri^t  ft^^ltgnt  im  täglichen  2t* 
ben  452  f.;  beim  Sc^teiben  458  ff.;  in 
bet  Siebe  455,  586  f.;  bei  p^r^lolifc^ 
aRebien  455  ff. 

i^Xfmatf  %  unb  bie  SBünfc^eltute  202  f. 

ILfMi^  ba«  boppette  lBen)uitfein  bei  geliba 
X.  628  f. 

$nt^  9i.  165  f. 

^iilliin^  Siebium/enttotot  807. 

^takOfZ^nttü,  i^te  aRdglic^feU  829;  Süu 
nenbung  in  bet  SRogie  541. 

gttttb,  übet  ©ebonlenlefen  882. 

gtattie,  ©eiftetp^otogtop^ieen  279  f. 

fefniqititlretty  i^c  (Sinfbtl  auf  Seobac^twu 
gen  887  ff.;  eine  Sßitbmg  bet  @ugge^ 
bilitdt  468. 

fekker,  B,,  übet  bie  (gifenptobe  85;  fein 
Xngtiff  auf  ben  ^e^englouben  105  f. 

$t^iaftaMt$f^itXf  (Sbmunbd'  Utieil  übet 
fte  262  f.;  iBeobac^tungdfe^let  in  fpiti« 
Hftifc^en  ei^ungen  288  f.;  »ebeutung  füt 
bie  9iagie817  f.;  Setmeibung  betfelben 
828  f.;  bei  ungünfHgen  Set^dttntffen 
824  f.;  tttfac^en  825  f.;  bei  bet  SSki^ts 
ne^mung  826  ff.;  bei  bet  SUtfmetffonu 
ieit  880  ff.;  bei  ben  Hffoaiationen  882  f.; 
(SinfUtl  bet  @emütdben)egungen  884  ff.; 


9[utoten«  unb  Sad^tegifiet. 


551 


ber  Sefongen^eU  887  ff.;  Sebeutung  ber 
Uebung  unb  ®infl(^t  840  ff.;  ejperimcn* 
teae  Untetfuc^ungen  über  fle  842  ff.;  atö 
Urfad^e  bed  SCbergUmbend  851  ff.;  eine 
etflte  bed  Slberglaubend  858  ff. 

f  ngrmt,  @efU^^9petdft^efle  508. 

$ttti^tlat^  aber  SUc^emie  141. 

i^r^Ptü^tpi^ttt  ber  (E^riften  87,  ber  üe^er 
88. 

^t^üfmSttt  bei  ben  (S§an>Aem  27  f.;  im 
9Ritte(aIter  99. 

§tMtnifi\t  in  (Suropa  99;  bei  ben  SIegpp« 
tem  129;  bei  ben  guben  186;  bAmonifc^e 
»efeffen^eü  581  ff.;  bei  fpiritifHfc^en  SRe« 
bien  584  ff. 

§tmtevm$m,  unmiOfftrlid^e  865  ff.;  ma^ 
gifdje  374  ff.;  automatifdje  452  ff.;  fug^ 
gerierte  480  ff. 

fetPtt^r^n,  boppetted  528  f. 

gintt,  91.,  ^feubo^oHusinotion  482;  ipoHu^ 
ginotiondt^eorie  442  f. 

§Ücif  über  9la(^tn)anbeln  427  ff.;  über  9lar« 
!ofen  605  f. 

$imiAik9f  W>m„  2zbm  297  ff.;  i^re  t§eo:> 
fop^ifc^e  £ei^re  801  ff. 

«Olli,  ber  bbfe  82. 

gUrtfrrt  79. 

§ltttbtf^tl9mtg  bei  ben  ©ried^en  47;  in 
ber  ©egenmort  487. 

§tibbm^f  über  Incubi  unb  Succubi  95. 

f  Smer^  über  SUpbrütfen  405. 

f0i4ri]l$,  d'  «.  489  f. 

ixtmtttf  X.,  notürlid^e  9)2agie  540. 

Sngattt,  ©eifterp^togrof)^  277. 

CnUiiit,  eteUung  )ur  SRagie  101  f. 

i&tftptntttf  ibeomotorifc^e«  ^rinaip  870. 

^IfttibJitr  23;  i§re  SleÜgion  28  ff.;  X&mo^ 
noiogie  25  ff.;  öefc^mörer  27  f.;  aerjte 
28  ff.;  3auberpriefier  80  f.;  2;alidmane 
unb  SCmulette  30;  ber  ^öc^fie  9lame  81; 
Zauberei  31  f.;  «jirologie  85  ff.;  SRon* 
ti!  38  ff.;  ®inffu6  auf  bie  Suben  57. 

C^orfoty  über  ^ppnofe  520. 

C^enraü^  über  bie  äBünfc^elrute  375. 

Cl^tronuditit  180  ff. 

C^flentum  unb  2)ämonenfurd^t  58  f.; 
(^riftentum  unb  ^dmonologie  58  f.; 
G^riftentum  im  92orben  64. 

9i(ero^  über  bie  fib9aimfc^en  md^er  54; 
über  äBunber  862  ff. 


€aükf  %l,  9Rebium  281  ff. 

Cr90lu^,  SB.,  Uttterfud^ungen  über  ®en>i(^td« 

oerÄnberungen  268  ff.;  über  3RateriaU* 

fationen  281  ff. 
iSiniriidi  t}on  Slnüoc^ien  204  f. 
fPdnum^  urfprünglid^e  Sebeutung  5. 
9itount0lirgie  unb3Ragie8f.;  S^ämonologie 

ber  ^l^albder  25  ff.;  ber  (Sried^  44;  ber 

alten  Itirc^e  58  f. 
^SxanttptttUfit  508  9(nm. 
Ifimtir,  über  IBeobad^ngdfel^ler  848  ff. 
Smite,  «.  3./  ^^^  280  f.,  feine  ^rin* 

Sipien  ber  92aiur  281  ff.;  in  Stroifoi^ 

286;  fpirUifkifdJe  SeJJre  287  ff. 
^ttttgt^  über  ben  Sroum  408. 
Snttim,  ^araffinformen  von  ©eifter^änben 

285. 
Iffffnir,  bie  p^^f^Iifd^en  $l^dnomene  bed 

@piritidmuS  841  f.;  S^eorie  ber  Safc^en^ 

fpielerhmfl  540. 
SinMtifilrt  ©efeSfc^oft  258  ff. 
^fmtnfim^  bie  vierte  ^menfton  Q'dSlnttii 

293  ff. 
Sirtktionm,  bie  oftrologifd^en  180. 
^bfinatUnt  bei  ben  9fldmem  52  f.;  Sdtftä^ 

tigung  berfelben  burc^  Qn^tn  862  ff. 
Snntgitr^  ®efpenfter  70. 
f  reitito  ber  Planeten  188. 
iSt^^itdit  in  ber  Itatalepfte  522. 
«bbll  94. 

Kgiitüm^  SRebium  284;  ©ntlaroung  807. 
iSinfU^,  i^re  IBebeutung  bei  ber  SBeobac^^ 

tung  840  ff. 
<Sirtn)rr0be  85. 
^kfüU  182,  213,  501;  l^pfterifd^  gformen 

529  ff. 
(SmYrnftn,  f.  Samien. 

iBngtif  gefallene,  Se^re  ber  Itabbola  110  f. 
^rmtmüfttf  über  bie  grtec^ifdje  aWagie  42; 

über  bie  Duietiften  501. 
IlSm^ftoimts  182,  501. 
IStttiimmn$tnb.  fpiritiftifc^en  9Rebien307  f. 
Crinnmmgm^  fuggerierte  479. 
iSfi^tmmgttf  (^.  9.  v.,  über  ^eSfel^erei  226. 
<Stnti(lur  unb  äBal^rfagefunft  53. 
^^rrisnntis  99,  472. 
IMtiritmitf  808  ff. 
itttt^ttf^f  über  Xifc^rütfen  877. 
imf  unb  Jouftfage  205  ff. 
Jüf ,  aRiJ  293. 


552 


Slutoren^  unb  Sac^regifter. 


ittinhltnft  13,  41. 

filmen^  i^r  Auf  otö  3oubercr  65;  i^re 

aRöQie  81  ff. 
iitäm,  2f).,  Ober  t3auc^rebnerei  541. 
iJfiiitXf  ec^u^öeiftcr  65  ff. 
(ßtö^wCi  f.  3auberf|)rü(^e. 
^üttwxumtlt  185. 
üklm  146  ff. 
<Bl^il4|tltt;0fei|Ur  333  f.;  @eböc^tnidfe^(er 

unb  Xräume  416  ff.;  ©tottftif  441  f. 
(Bthwxktnitftn  382  ff. 
iS^imlmtJUifrtriigutis  384  ff.;  454  f. 
etßt^i  tn  m^t  438  f. 
(&^füxf  Slnfc^ouung  Ober  @eifter  bei  ben 
wilben  Sößem  13;  bei  ben  92orb(änbem 
65  ff.;  bei  ben  ginnen  81  ff.;  2)am«*  Se^re 
237 ff.;  öeiflerp^otogrop^ieen  274 ff.;  3lb^ 
güffe  iJ^rer  ©lieber  285  ff.;  ©eiftergtoube 
unb  !£raum(eben  412  ff.;  8ebeutung  ber 
fuQgerierten  ^oKujinotionen  471  ff. 
(Slrt^fr|i!|rt00rivftUttt  274  ff.;  «e^nlic^eit 

mit  ben  Serftorbenen  357. 
emtMa  118. 

(l^tmSitBbtmtgim$f  (Sinflu|  berf elben  bei 
ber  Seobac^tung  335  ff.;  auf  bie  gittere 
bewegungen  369  f.;  auf  ben  Drgani«muÄ 
485  ff. 
^tmamait  38,  182;  SCgrippa«  183  f. 
<l^tW^tift,  bie  bialeftifc^e  258  ff. 
tBttntXf  über  ben  6eem5nc^  354. 
<Sltf)im^r,  in  ben  8aga«  67  ff.;  in  ^^beS* 

»ille  234;  in  Strotforb  235  f.;  534. 
(Bmtt  unb  @(abe  311. 
(BUf^ttt  mit  ölci  u.  f.  xo.  182. 
«IlMriUi  im  ^oroflop  177. 
(Bmmtn  bei  ben  ^^albdern  26. 
(&mit  132. 
<BoU»miu^nd  143  ff. 
€l0Oliril4,  9Ri|/  Ober  K^nungen  435  ff.; 

ÄrpftaOoifionen  447  ff. 
dBrieit^nt  42  ff.;  urfprünglic^e  S^agie  42  ff.; 

fpätcre  3Ragie  50  ff. 
emtnlb^bt  unb  bie  birefte  Schrift  287  ff. 
^uf^mtif  über  ^uc^rebnerei  541. 
9ailU|inatiimtit*  9UIgemeiner&^ara!ter43d; 
\pontam  ^^ölCujinotionen  440  ff.;  §.  unb 
3aufion445;  fuggcrierte  ^aOuainotionen 
445  f.,  470  ff.;   roei^fagenbe  ^aüuäina« 
tionen  446;   ©ebeutung   für  ben  Jlber- 
glauben  470  ff. 


§tttMbni  78. 

Harr,  über  bie  ^rc^bringlic^feit  ber  3Ra^ 

terie  292. 
itcttmmn^  (E.  v.,  unb  Spiritidmud  308. 
imfftf  e$t.,  bie  @e^erin  oon  ^reoorft  226  ff. 
1)1010;  bie  ^ftufer  ber  Planeten  137;  bie 

^immlifd^en  148  f. 
§ünüttf  Sieligion  54  ff.;  Serbot  ber  3aUi= 
berei  55;  3Ragie  56  f.;  Sllp^obet  117  f. 
itttmttStUf  über  SrAume  395  ff. 
f  rükmtHe,  f.  ^unft,  ör^tlir^e. 
f  elcute  51,  538. 

f  eHfe^rrei  bei  ben  9^orbl&nbem  79;  8ei« 
fpiele  bofür  225  f.;  i^re  öebeutung  461  f.; 
Uebertragung  auf  anbere  470  f. 
itinmtAt  %  t3.,  ^etaltoenoanblung  192; 

Sec^dltnid  3U  ^oracelfud  497. 
§tinttin^,  9J2etaIlt)em)anbatng  192. 
f  ett04<  8u(^  41,  110  f. 
ittt^tttf  über  bie  @trudfer  53. 
9ero<  unb  ^eroenoere^rung  bei  ben  ©rie- 

c^en  42  f. 
Streit,  ^fna^me  in  ben  8unb  berfelben 
91;  i^r  ©influft  92;  l^c^enfalben  92; 
©abbat  93  f.;  i^r  fleifc^lic^er  Serfe^r  mit 
bem  Teufel  95;  SRittel  in  i^rer  @nt* 
be(fung  96;  ©c^u^mittel  gegen  fie  96  f. 
§tgtnfü^tttn ,  b^  ben  ©ried^en  50;  im 

9Äittelalter  92  f. 
Snen^mitmer  loo. 

Dneit)ir0fef|t;  ber  erfte  90;  weitere  ®nt< 
tbicf lung  99  ff. ;  99ebeutung  ber  SuggefUon 
bei  benfelben  477  ff. 
§tftn^ü\ht  92;  Serfuc^e  hamxt  200;  »e« 

beutung  478;  SBirfungen  505  f. 
§itifmf  %,  vn  3nbicn  301,  304;  über 

©eobad^tungdfe^ler  342  f. 
9ome,  ^.,  unb  (Sroofed  264  ff. 
§tx^ßtfp  bei  ben  ^^olbäem  37  f.;  bei  ben 
9(le£anbrinem  140;  SluffteHung  175  f.; 
Erfüllung  auf  fuggefUoem  SBege  484  f. 
gur^  (B.  G.  224;  a)euterof!opie  224  ff. 
iü^nttf  ^eilige  $.  Hi  ben  9t5mem  53. 
g^liesüUU,  ©pur  in  §.  234  f. 
$9^r0infliitie  185. 
fi^jüBtijtMw^ttf^^xi^  505  f. 
flinierüMefle  bei  Sleic^enbac^d  Senfitiuen 

474  f.;  in  Trance  502  f. 
jl9)ienil$tfle  bei  ^pfterifd^en  511., 
Strirenrnttfle  in  ber  $9pnofe  494,  502. 


Slutorcns  unb  Sadjregiftct. 


553 


iinnult«.    Slflgemeincr  C^aroltcr  490  ff.; 

33cbeutung  für  bcn  SCberglaubcn  496  ff.; 

in  bet  ^eiOunbe  496  ff. 
§^fitx\t^    gönnen  508;  ^pibcmieen  509. 

bie  Keine  §9ftetie  509  ff.;   bie   gro^e 

§9flene  515  ff.;  ippfterie  unb  ©piritig* 

muS  534. 
i9^0^innt0r^  519  ff. 

Slltt|l0ltttt  333,  443,  445. 

Inonbns  95. 

gonrUiirt  über  gfoftrfunftftücfe  303  f. 

^imhi\cn0f  de  mysterÜB  132. 

Imttt^   über  ben  pf^d^ifd^en  3^*^  ^^ 

$9fterifc^en  513;  über  bie  §9pnofe  bei 

ben  ^pfterifc^en  519  f.;  bie  $9ftero^9P« 

nofe  522  ff. 
|mtr0lt,  5tr.,  über  Spiritidmud  306. 
|0gin,  inbifc^e  Seite  502. 
^üfspf^  über  IBefeffene  unb  äluiStreibung 

oon  2)ämonen  186. 
|]ltt$.$tUliltg  223  f. 
Itubiiala  110;  Ba^m  über  i^ren  Urfprung 

110  f.;  Slbfaffung  ber  Schriften  112  f.; 

(^^oroüeriftit  113  f.;  bie  ®ingen)ei^ten 

115  ff.;  aWet^obcn  117  ff.;  bie  9  ilam^ 

mtvn  120  f.;   Se^ren  ber  Ä.  121  ff.; 

aWangel  an  Sog«  121  f.;  3n^aa  123  ff.; 

^f^c^ologie  126;  i^re  ^ebeutung  für  bie 

offutte  ^^ilofop^ie  162,  174;  bie  pxcä^ 

tifd^e  Ä.  186  ff. 
fadtnsdü,  finnifc^ed  ^elbengebid^t  81  ff. 
Kanon  £pi8Copi  87. 
giant  über  8n)ebenborg  219. 
§itipixtniUfMt  185. 
gUtrUtr^  ^.  =  9hoail,  IBegrünber  bed  frans. 

<Spiritidmud  245  ff. 

iimu^iu  521  f. 

fittntXf  3./  u.  bie  Seherin  üon  ^reoorfl  227. 

$Ltfltt  =  Äat^arer  88  f. 

gHeftUtttter,  3lgrii)pa«  efoterifc^e  Se^re  319; 
über  bie  ^ejenfabbote  477;  über  ben 
äBec^fel  ber  $erfön(id^feit  495. 

giin^tr,  iBe^onblung  ber  ^^^r^  539. 

|t0b0ili^  bei  ben  (S^olbäem  26. 

fifgt  Stt0k0r0  215  f.;  ®rt(drung  533  f. 

gUroitt  unb  3(berg(aube  358  ff. 

|t0ni^iltnimbtti0iun  447  ff.;  ®efa^r  ba> 
bei  461. 

ianttücfnggtf^n  467. 

gtr^MUnnimtit  185;  moberne  447  ff. 


^iXJ^fülM^mtnf  Uft  oHgenteiner  ^^dtter 
434;  öeifpiele  447  ff.;  pfpc^ifdjer  3u* 
ftanb  w&^renb  berfelben  451  f. 

^tl^^  ärjtlic^e,  bei  ben  (^^olbäem  28  ff.; 
bei  ben  ®ried^en  46  f.;  in  ber  djriftlic^en 
jtird^e  62  f.;  d.  ^.  unb  9(ftroIogie  149  ff.; 
^aracelfu«  197  ff.;  jur  Qtit  ber  ^ejen* 
projeffe  476  f.;  ärstl.  Äunft  unb  Suggefü^ 
biRtttt  485  ff. 

jUiri0^  SBiffenfc^aften  208  f. 

fyatmilvitf  über  ben  3)dmonenglauben  59. 

gmttUn,  Related  Begleiterinnen  51. 

guteim,  Souife  530  f. 

Srbntn,  über  bie  SBünfc^elrute  203,  375. 

f^^ttittf  bie  golbnc  204  f. 

it^nunnt^  9C.,  über  Beobac^tungdfe^ler  344 
ff.;  über  a:ifd5irüden  378  ff.;  über  ®e* 
ban!enübertragung  386  ff.;  Statiftif  über 
bräunte  408  ff.;  über  ^aKuainotionen  bei 
$9pm)tifierten  493. 

gtkmmasattU  185. 

$ltbb0ifc,  über  Sietigion  unb  9(berglauben  6 ; 
^orfi^enber  b.  bioleftif  c^en  ^ef  eUf  c^oft  259. 

f^Mtnittk^f  St,  über  jlometen  361. 

PtlUttifli  Sraum  411. 

gttllU0,  «.,  157  ff. 

SttnH,  2.,  über  SRagie  539. 

fyüifttf  Stellung  jur  SWagie  101  f. 

$gmPitnt0f  (5.  2ö.,  über  ibmeten  358  ff. 

Ijfti^  unb  9lberg(aube  1;  3)efinition  7; 
3Ragie  bei  ben  SBilben  15;  bei  ben  0rie* 
(^en  42  ff.;  bei  ben  G^riften  61  f.;  bei 
ben  SlorblÄnbem  65;  bei  ben  ginnen  81 
ff.;  JBIüteperiobe  95  ff.;  SJerfott  101  ff.; 
©ele^rte  3»ttgie  107  ff.;  bei  ben  ^^^ 
tetn  128  ff.;  bei  ben  «rabem  146  ff.; 
„^öi^ftc  SBiffenfc^oft^  167  f.;  natürliche 
aWagie  199  ff.;  attgemeine«  Siel  313; 
3:§eorieen  313  f.;  bie  nnrff amen  Gräfte 
316 ;  ältere  pf^c^ologif  c^e  S^eorieen  318  ff . ; 
tec^nifdje  ipUf^mittel  537  ff. 

P00tutif4(  Auren  bei  ^acelfu«  198. 

Pagn<ti0nmK,  tierifc^er  497  f.;  ^^oto* 
grap^ieen  ber  magnetifc^  JIraft  473. 

Maleflcinm  tacitnrnitaüs  498  ff. 

Pmttik  ber  (E^alböer  38  ff.;  ber  Sinter 
52  f.;  ber  @tru«fer  53  f.;  ber  Suben 
56  f.;  beim  @ebrau(^  ber  Bibel  63;  bei 
ben  9lorblÄnbem  79. 

Pttgt  ber  Planeten  139. 


554 


Tutoren«  unb  ^ac^regifter. 


PoteriiüiriStiim  bet  ®eifter  281  ff. 
jßtftttitf  2)ur(l^bnngIi(^feU berfelben  391  f.; 

£)are«  «erfuc^  292;  3öttner«  «wfudje 

293  ff. 
^i^txns,  ^cjenprebigten  91. 
P^innt,  finrttifc^e«  212;  fpontane  ®nt^ 

tmcttunö  215  f.;  »crfc^lebene  «rtcn  247; 

rt9fifalif(^c  455  ff. 
Pt^tfimntmttr  15  ff.;  ^re  X^ötiglett  18  ff. 
^ß^i^mtt  18,  414. 
PtgtiOirrg,  51.,  ©eetnönc^  353. 
Pnrtlmrdtr  gormcl  76. 
iJtonwr,  g.  «.  497  f.;  oergL  m^  SRogne^ 

tidmud. 
PftidlotnirinaiUtitstit  192  f. 
|ßt^nf  $v  imOiatU^e  ^aHusinatiimen  470. 
^ßtfftff  ^,  übet  fBunber  489. 
Pif^eirmi,  Xicfe  be«  ©d^lofe«  391  ff. 
pir«it^Ui,  $.  0 .  162. 
Pld  1^..  f.  ®oobridJ. 
jßtnxt^titmnB  bei  bet  itotolepfte  522. 
Jßnä  aber  ben  tierifc^en  SRagnetidmu«  498. 
9intp\fbm,  SBirfung  be«felben  505. 
PinTfe,  3.  3.  über  a;rance  501  f. 
Iptorfine,  (gpibemie  509,  582  f. 
PnmUr,  ©eifterp^otogrop^  275  f. 
Ißib\n$,  über  $9fierie  514  f. 
^a^ü!lfmnti$$ttith  481  f. 
üw^oiÄelll,  ^Äufigfeit  425  f.;  ^orcrftcr 

427;  öeifpiele  427  ff. 
^txf^ftf  »ebeutung  in  ber  SRagie  504  ff. 
ünturnrtfrenWafleii,  i^t  (KtifUiJ  auf  ben 

Slbergtouben  90;  ©erl^dttni«  5ur  natür* 

liefen  3»agie  200  f. 
gUi^M^e  67. 
^HxmmxAit  49  f. 
lUtt|iürt0itilur,  i^re  2)dmonoU)gie  60;  Z^t-^ 

urgic  132. 
||0tftrii|im  118  ff. 
mktt^,  9tei(^enba(^  267  9(nm.,  aliS  äBir^ 

fung  ber  ©uggeftion  472  f. 
(»UU^f  |)^otogra|)^ert  267  8(nm.,  472  f. 
mkn\U  ^^ilofortie,  »grippaÄ  166  ff. 
(»kkni^vmB  unb  ©pirüi^mu«  211  f.;  Uu 

fprung  258  ff.;  <gntnn(ttung  in  ber  ^ta^ 

seit  310  f. 
0itimaittie  185. 
i^xüktif  grie(^f(^e  48. 
i^twuf  fül^rt  bie  SRogie  in  ©riec^enlonb 

ein  51. 


yiüldill0,  Q.,  p^9f^if(^ed  aRebium  311  f.; 

entlarvt  457. 
Jßntnctifns,  2tben  196  f.;  ©ijfieme  197  ff. ; 

497. 
}ßtxi%  ^v  Sraum  417;  über  ^aQuaino« 

üonen  440. 
}ßtVUAitin  189. 
jßtxftXf  i^r  @influ|  auf  ben  griet^ifc^en 

ilberglauben  51. 
yert9,  HR.,  ^eorie  ber  äRagie  321  f. 

yiimuitfuiitt  356  ff. 

yifier,  SRrd.,  SRebium  535  ff. 
yumilldte  377. 

jßUmtUn  unb  c^albAifcl^  ©ötter  36;  (Sigen^ 
fc^aften  ber  Planeten  136  f.;  bie  $Äufer 

137  f.;  a)reiede  138;  Hufs  unb  «bfkeigen 

138  f.;  SRa^e  139;  @t4r!e  178  f. 
yiiviitfi  über  ^[ftromnnte  ber  (S^oIbAer  35. 

über  ed^tongen  353;  Ober  ha»  (Sin^orn 

355  f. 
ynatintUiltfgni  222  ff. 
yoitttf  @.  beSa  104;  2^^  199;  Magia 

naturalis  199  f. 
yrei,  d.  bu  309, 311, 318;  Ober  Srfiume  412. 
yrttrer,  über  ©ebanfenlefen  382,  383. 
}ßvt9atfk,  Seherin  oon  ^eoorfl  226  ff. 
}ßfto^^tpistümmt  41  9inm. 
|rr<ii^0l^aUit|inittioimi,  allgemeiner  (S^a!< 

ter  433;  ^öufigleü  489. 
PfeiilmcaUriiiitratitii  283  f. 
^r^m^t  Äraft  267. 
^iltfffCtt^i  B77. 
ytilmiu^'  Hfirologie  135  ff. 
ystnlctinluti«  183  f. 
i^ixdtlftvi  169. 
lUmi^iDertt  171,  507. 
I^rmatitn  unb  Sauberei  101  ff. 
itetilienlnulr  267  «nm.,  472. 
lUligimt  ber  S^ilben  11  f.;  ber  (^olbder 

24  f.,  ber  Hegppter  128;  31.  unb  §eil^ 

htnbe  488  ff. 
iUtti^liv,  3.  162. 

lUtwlutimt,  reOgiöf e  91.  bei  ben  ^^albAemSd. 
m^^noi^  unb  Bemegungen  371,  381. 
illifter,  %,  über  bie  gro^e  ^pfterie  616  ff.; 

über  (gffkafe  530  f.;  über   »efeffen^eit 

531  f. 
illi^tt,  S^./  ®ebanlenübertragung  338;  feine 

»erfucbe  barüber  385,  387  f.;  über  3flW. 

^iper  535  f. 


«utoreits  unb  ©ac^regiftct. 


555 


Ititftn  in  ben  @agad  67. 

iliitg0nilwl  201,  376. 

ithiail^  $.  ^.  =  ^Qon  jtarbec,  ii^e^en  245, 

Se^re  246  ff. 
Sihner,  i^te  aRagie  62  ff. 
ItitlUlt,  magifc^e  71;  «nroenbung  78. 
$ii0iif ^  bie  norbifc^en  64. 
$al0erU,  (£.,  ü5cr  HRagie  639. 
$itrmitaitt  16;  feine  mantifc^en  Operationen 

20 f.;  »efeffenl^eU  471  f. 
ißfmlfttm^Jfttn^t^  119. 
9^itt,  B.,  übet  aRogie  319  ff. 
iäiiaf  389  ff. 
$]^0tt^  (E.,  9laiurn)iffenf(^aft  unb  SRagie  8; 

Magia  uniyersalis  200  f.;  639. 
$il^titl{-|Uri^iitg,  @uggeftionen  in  ber  ^ox* 

lofe  606  f. 
i^^Stiftv  bei  ben  ©ried^en  43  f.;  bei 

ben  9lorb(Änbem  66  ff. 
^ttautUf  oot!iStfim(i(^e  fpirüiftifc^e  250  ff. 
fteltmnan^enmg  bei  ben  ©ried^en  60;  bti 

ben  ileg^ptem  129 f.;  £e^e  bed  @piris 

tidmud  246;  bev  X^eofop^ie  302. 
itmin^  363  ff. 
$e^eriii  von  $reoorft  226  f. 
Seöi  78. 

SfpftW  3c5i«^  122  f. 
St^^tft^f  bie  10  @.  123. 
$ili9Mitriril|e  »ttc^er  64. 
$i^tik,$vS3orfi4enber  berS.P.R.  BIO  f. 
SUlgniiib,  aRrd.,  Ober  iBeobac^tungdfe^ler 

343  f.;  ©ebanlenObertragung  386  f. 
Sil>0iPtiklumiit6^  etaHfti!  flbei:  ^aKusina^ 

tionen  440  ff.;  Xelepot^ie  461. 
SlglHe,  magifcje  188  f. 
^ImtUf  ^.,  fiber  SRbme.  I61a])a|!9  300. 
^k^tf  ^.,  in  £onbon  288  f.;  in  £eip)ig 

290  ff. ;  bei  ©ibiet  311 ;  Xofc^enfpieler  467. 
Sooietj  for  Psyohioal   Research,    über 

S§eofop§ie  301;  Ober  iBeobad^tungdfel^Ier 

310  f.,  343  ff.;  über  2;ronce  636  f. 
90\$tX  123  f. 
$imiiuniilntlism]t5  623  ff. 
^ttf  5.,  gegen  bie  ^esenprojcffe  106;  über 

Maleficium  taciturnitatis  499  f. 
$piritUmit$ ,  .^auptlel^rfa^e  212;  bei  ben 

O^riec^en  212  f.,  ben  aieuptatonüem  213; 

in  ber  gelehrten  9Ragie  213  f.;  in  ber 

neueren  3^  214  f.;  (Snifte^ung  in  9Cmes 

rila  284  ff.;  Urfac^e  aur  weiteren  Slu«* 


breitung  240  ff.;  in  gfronlreid^  244  ff.; 
im  übrigen  Europa  247  ff.;  religiöfe  9e$ 
beutung  306;  (Sntlaroung  ber  aRebien 
306  ff.;  fpätere  (gntroicHung  308  ff. 

9fptttt$n,  3./  $eEcn§ammer  100. 

S^k,  f.  ©efpenfter. 

$tttn^nMi,  über  ben  Seembnc^  364. 

fttginuigratilrit  ^rit^eimd  161  f. 

Jtttn  ber  SBeifen  146  f. 

Stigrma  diabolicnm  478. 

Stigmata  ber  £ouife  £ateau  630  f. 

Jt0Ä,  über  (SuggefHonen  466,  479,  487. 

Jtnrtfnrb,  Spuf  236  f.,  634. 

$ttg0t^ürtliUtt,  ®r!Wrung  463  ff.;  gegen* 
über  aiaturp^ftnomenen  464  f.;  gegenüber 
aRenfc^en  466  ff.;  bei  ®louben  unb  Skiffen 
476  f.;  bei  bem  ©ejenroefen  476  ff.;  (Sin« 
fluj  auf  »eroegungen  480  ff .;  in  ©ejug  auf 
^füüung  von  SBeidfagungen  483;  )Be$ 
beutung  in  ber  ^eiüunbe  486  ff.;  md^* 
renb  ber  aiarfofe  606  f. 

Snccnbns  96. 

^^tttifüxgf  ®.,  2thzn  216  f.;  »ifionen 
217  ff.;  ©eifterle^re  221  ff. 

$pipiitt^ietn  unb  Slntipat^ieen  in  ber  92a^ 
tur  193  ff. 

^^ntfOB,  DuetffUber  ald  Materia  prima 
146  f. 

«ngt,  Unglüddtage  26;  bei  ben  STeg^ptem 
183;  aiamcn  ber  2:age  134  f. 

«Akt  f.  'Sif)r)i^mvL^. 

^nibftaimt  bei  ben  ^^albdem  30,  ^l^riften 
62,  5(eg9ptern  130. 

«npftfnfpteltrlumfl  in  ber  alten  3cit  51  f.; 
bei  ttlclicmiftifc^en  Operationen  193;  in 
in  ber  ^l^eofopl^ie  299  f.;  bti  p^9fi«ali* 
f(^en  aRebien  456  f.;  öebeutung  für  bie 
aWagie  537  ff. 

^t\t}^td!lfit  unb  ©ebonfenübertragung  386; 
bei  ©terbenben  461  f. 

^m^tiniaf  bei  ben  ©ried^en  47  f.;  bie 
SBirfung  beruht  auf  ©uggcftion  488  f. 

^mnxü  120. 

^ttxnffcmmttimt  126  f. 

^tuftlBmntnl^  91  f. 

«fufeljuwl  ber  ^ejen  478. 

^^t^f^l^lt  299  ff. 

^^mx0t  bei  ben  di&mtxn  62  f.;  ben  ^egpp^ 
tttn  130  ff.;  aieuplatonifem  132;  (Begen* 
fa4  SU  ^oetie  132. 


556 


Slutoren«  unb  @ac^reöifier. 


V^txtiimB,  übet  ^ol^tud  489. 
S^tfrgerlitit  bet  92orbIönber  68  f. 
Q:iri4rüiktn  uiüi  mf^^tq  252  f.;  (gr!((U 

runß  377  ff.,  381. 
Q^0ttitlr(fi^antiig  ber  ©riechen  49  f. 
ftütattttf  Öcbanfenlcfen  Bei  Somnambulen 

384. 
Srimre^  auto^ppnotifdjet  3"Panb  500  ff.; 

^9ftenfc^cr  3ujianb  534  ff. 
SnoraOinUitttg  bet  ^l^albäer  39  f.;  bet 

3ubcn  56  f.;   ber  9lorbWnber  66,  67, 

79  f.;  ©ntfte^ung  be«  ©louben»  an  Xt, 

423;  9(rtemiborod  423  f. 
Srüttmti  IBebingungen  für  i§r  Slufiteten  394 

ff.;  allgemeiner  (E^ardter  397  ff.;  2)auer 

399  f.;  Urf ac^en  403  ff.;  gn^att  407  ff.; 

%T.  unb  (S^eifterglaube  412  ff. ;  n>ei4f agenbe 

416  ff.;  roo^rfagenbe  2r.  422  f. 
Srit^tin^  3-^  ^eben  159  f.;  ©teganodrop^ie 

160  ff.;  %t.  unb  ^aracclfu«  196. 
^xtflk  unb  9ltefen  67. 
Kdmitg^  tSebeutung  berfeCben  bei  )Beoba(^« 

tungen  340  ff. 
%vm'Bf  Dämonen  ber  (SfyxMtc  25. 
^nbtmnpt  SorfleSungen  f.  SSorfteKungen. 
iJÄttlr,  ec^utgeifter  65  ff. 
Siütnttim^,  ».,  über  bie  SDBanfc^elrute  202. 
^tdkmttA,  Phywque  occulte  203. 

^ttb9t  ber  3<tuberei  bei  ben  Suben  55  f.; 
in  ber  alten  Stirere  59  f. 

Ijnftaißxs  32 ;  i^re  fuggeftioe  SBirfung  488. 

iUlmUTOfl,  «.,  «ftrologie  148  f. ;  fiebern  156 ; 
mdi)mit  156  f.;  §eilfunbe  157* 

Yirgiila  mercurialisy  f.  2Bünf($e(rute. 

ymiKlktogliaüitn  in  ber  ©egenroort  209  f. 

|f0l9ii  unb  yoliir  bei  ben  92orblänbem  80  f. 

^nftliunstttf  unbewußte,  afö  Urfac^e  von 
Bewegungen  374;  9(uftau(^en  in  Xräumen 
407  f.;  Urfac^e  ju  wo^rfagenben  Xx&Uf 
men  422;  i^r  angreifen  ind  SBerou^tfein 
429  ff.;  i^r  aUgemeiner  ^^arafter  433  ff. 

SlTit^e^ng,  ftnulic^e,  a(d  Urfac^e  m 
»eobac^tungdfe^Iem  326. 


^ditat,  %.  fH.,  fpiritiftifc^e  Unterfuc^ungen 

248  ff. 
^üfftx^t^ln  bei  ben  igelten  85  f. 
^täifti  ber  ^erfönlicbfeü  494,  503,  528, 

535. 

iprrttr,  3. 104. 

9^fngmi$tKnnfi  ber  ^^olböer  33  ff.;  ber 

»ömer  52  f.;  ber  @truÄ!er  53;  ber  3u» 

ben  56;  ber  9{orblänber  79  ff.;  Sßeid« 

fagungdlunft  unb  Beoboc^htngdfe^ler  362 

ff.;  @runblage  fftr  biefelbe  458  f.;  Se« 

beuiung  ber  Suggeftibilitöt  483  ff. 
Pt^$ttUht,  über  Xrftume  395,  397. 
^hß^tXi&tt^  bei  ben  SCufbralnegem  12;  m 

ben  norbifc^en  @agad  67  ff. 
ptttig,  über  ^araffinformen  308. 
Pttm,  81.  0.  214  f. 
^ntibtVf  S]er^ältni9)ur  Räuberei  9;  ^atwc* 

erf  (Meinungen  M  SDBunber  aufgefaßt  361f.; 

bei  Itranlen^eUungen  488. 
Pittr4<intU  201  ff.;  ^rüdtung  ber  »e« 

roegungen    375   ff.;    SBünfc^elrute   unb 

@uggeftion  480. 
^9!^ifptlmM\mtn  in  ber  itabbala  123,  in 

ber  oKulten  ^ilofop^ie  172  ff. 
gmüifrei  unb  äBunber  9;  bei  ben  SBilben 

21  f.;  ben  ^^albäem  31   ff.;  IBeSerd 

^cawp^  gegen  Satibetü  105  f. 
^tmbnfoxmüUf  ^eibnifc^e   in   c^riftli^er 

gform  86. 
Smürerkrtiit  189  f. 
^mlntpxxttUx  ber  G^albder  30. 
SmUifrfi^rft^t  unb  ^(tubergefänge  bei  ben 

Oried^en  47,  ben  Sflorblänbem  71  ff.,  81; 

i§re  fuggefti»e  Söirfung  487  f. 
5rtt(lmi  331  f. 
Stil^  bei  ben  ©riechen  49;  in  gform  oon 

Sifionen  225  f.;  befrdftigt  bur^  8eob< 

ac^tunggfe^Ier  358  ff.;  in  Xröumen  416  ff. 
^igfnntt  181  f. 

^mttbtmtSAUifn^  umoilKüra^e  365  ff. 
I^Utur  unb  epiritiSmud  250  f.;  göüner 

unb    Slabe  290   f.;    IBierbünenfionaler 

3laum  293  f. 


@.    77  3.  1  0.  u.  ftatt  3latter  lie«:  =  9latter. 

6.  153  3.  28  ftott  3lbert  Ue«  SClbert. 

©.  231  3.  38  ftatt  9laturprinaipien  fte«:  ^rinaipten  ber  9l«tur.