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Full text of "Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften 17.1902-18.1903"

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ABHANDLUNGEN 


aus dem 


Gebiete der Naturwissenschaften 


herausgegeben vom 


Naturwissenschaftlichen Verein 


in Hamburg. 
— XVII. Band. —— 


INHALT: 


Uber den Mechanismus des Hydrodynamischen Widerstandes. Von Dr. FR. AHLBORN. 


HAMBURG. 
L. FRIEDERICHSEN & Co. 
1902. 


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aus dem 


Gebiete der Naturwissenschaften 


herausgegeben vom 


Naturwissenschaftlichen Verein 


in Hamburg. 


— XVII. Band. —— 


INHALT: 


Über den Mechanismus des Hydrodynamischen Widerstandes. Von Dr. FR. AHLBORN. 


HAMBURG. 
L. FRIEDERICHSEN & Co. 
1902. 


Druck von Grefe & Tiedemann. 


Uber den 


Mechanismus des Hydrodynamischen Widerstandes. 


Von 


Dr. FR. AHLBORN. 
Hamburg-Uhlenhorst. 


MAR 24 1903 


Über den 
Mechanismus des Hydrodynamischen Widerstandes 


von 


Dr. FR. AHLBORN. 


Jeder innerhalb eines beliebigen Mediums bewegte Körper erfährt dabei eine 
Hemmung, durch welche die Bewegung schliesslich zum Stillstand gebracht wird, falls 
kein neuer Antrieb erfolgt. Diese Hemmung bezeichnet man bekanntlich als den Wider- 
stand des Mediums und bestimmt ihn quantitativ durch das Mass der Kraft, die zur 
dauernden Unterhaltung der Bewegung innerhalb des Mittels aufgewandt werden muss. 

Allein so nützlich eine derartige summarische Bestimmung für die Lösung von 
mancherlei praktischen Aufgaben auch sein mag, so genügt sie doch nicht dem wissen- 
schaftlichen Bedürfnis, da sie über die Art und das Wesen des Widerstandes selbst nichts 
aussagt. Ist die Quantität des Widerstandes einmal experimentell bestimmt, so tritt die 
Frage auf, wozu und in welcher Weise denn nun eigentlich die ermittelte Kraftmenge 
verbraucht wird, oder was sie leistet. 

Beim Fluge des Geschosses und des Vogels durch die Luft, am schwimmenden 
Schiff, am Fisch oder Torpedo, am Drachen, am Segel u. s. w., immer hat man sich 
vorzustellen, dass ein Teil jener Kraft verbraucht wird, um die Bahn für die Bewegung 
frei zu machen, das Medium zu verdrängen, ein anderer Teil, um das Medium wieder in 
die Bahn zurückzuführen, der Rest zur Überwindung der Reibung an der Oberfläche des 
bewegten Körpers. Danach können wir unterscheiden: 

ı. den Verdrängungs- oder Druckwiderstand, der an allen mehr oder 
weniger nach vorn gerichteten Körperflächen zur Geltung kommt; 

2. den Saugungs- oder Zugwiderstand an den nach hinten gerichteten Ober- 
flächen und | 
3. den Reibungswiderstand, der vorwiegend an den Seitenflachen des be- 
wegten Körpers zur Entwicklung gelangt. 

Nach der allgemein angenommenen Theorie der Schiffswiderstánde, welche in 
England besonders durch die trefflichen Arbeiten von W. FROUDE und R. E. FROUDE 
begründet und ausgeführt worden ist, setzt sich der Widerstand zusammen aus einem 
Hauptanteil, der sich in der Bildung von Wellen äussert, ferner aus der Reibung an der 
Schiffshaut und endlich aus einem nicht näher bestimmbaren »wirbelmachenden« Anteil. 


sell: 

Dass bei dieser Einteilung abgesehen von der Hautreibung das Hauptgewicht auf die 
sekundären Widerstandsphänomene der Wellen- und Wirbelbildung gelegt wird, und dass 
die Verdrängung und Zurückführung des Mediums in die Bahn für das Zustandekommen 
des Widerstandes scheinbar ohne Belang sind, hat seinen Grund in der historischen Ent- 
wicklung und der mehr theoretischen als experimentellen Grundlage dieses wichtigen 
Zweiges der Widerstandsforschung. Für eine eingehende Darlegung dieser Verhältnisse 
ist hier nicht der Ort. Es sei daher nur bemerkt, dass der Unterschied im Grunde mehr 
formaler als sachlicher Art ist. Die Wellenbildung ist nur eine Folge der Wasserver- 
drängung und des Rückflusses, und die Wirbelbildung eine Begleiterscheinung oder Form 
des Rückflusses oder der Saugung. 

Was nun die Reibung anbetrifft, so nimmt man bekanntlich an, dass der ein- 
oder untergetauchte Körper an seiner Oberfläche von einer ruhenden, durch Adhäsion 
festgehaltenen Flüssigkeitshaut überzogen wird,. an deren Aussenseite die Trennung von 
der bewegten, vorüberfliessenden Flüssigkeit erfolgt. Die Widerstandsarbeit dieser Trennung 
würde somit im Wesentlichen auf eine Überwindung der Kohäsion des Mediums hinaus- 
laufen und daher in erster Linie von der Zähigkeit oder Viscosität der Flüssigkeiten 
abhängen. | 

Bei der ungemein leichten Verschiebbarkeit gasförmiger Molekel würde hiernach 
der Reibungswiderstand in gasförmigen Medien gegenüber den beiden anderen Arten des 
Widerstandes kaum in Frage kommen. Allein die Abspülbarkeit hydrophiler Farben und 
ähnlicher Dinge beweist anscheinend, dass auch die Flüssigkeitshaut nicht völlig in Rube 
bleibt, sondern mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit mehr und mehr in den Vorgang 
der Trennung hineingezogen wird. ') Der Reibungswiderstand würde somit nicht nur 
Kohäsions-, sondern auch Adhäsionskräfte zu überwinden haben und daher auch bei gas- 
förmigen Medien nicht ganz zu vernachlässigen sein. 


Übrigens ist der Trennungsvorgang in flüssigen Medien keineswegs immer ein 
einfaches Vorübergleiten zweier mit verschiedener Geschwindigkeit bewegten Oberflächen, 
— wie man aus dem Worte »Reibung« schliessen könnte, — sondern er setzt sich im Gebiet 
der Saugung nicht selten zusammen aus komplizierten, wirbelartig fortschreitenden Be- 
wegungen, die sich innerhalb einer gewissen Entfernung an der Oberfläche des festen 
Körpers vollziehen. 

Die Gesamtwirkung des Reibungswiderstandes zeigt sich drastisch in der Be- 
wegung von Schiffen, deren Böden zur Verringerung der Adhäsion zwischen Wasser und 
Schiffswand für den Rennsport mit aller Sorgfalt geglättet worden, oder die in den 
Tropen bei langer Fahrt mit stark adhärierenden Algen und Korallen etc. bewachsen sind. 


: 1) Die von HELMHOLTZ und v. PIOTROWSKI angestellten Versuche über die Reibung von Flüssigkeiten 
(HELMHOLTZ, Wissenschaftl. Abhandl, Bd. I. S. 174) zeigten, »dass die gewöhnlich gemachte Annahme, welche 
durch POISEUILLE’s Versuche bestätigt zu sein schien, wonach die obertlächlichste Schicht der Flüssigkeit den 
Wänden des Gefässes fest anhaftet, für die wässerigen Flüssigkeiten in Metallgefässen mit polierter oder ver- 
goldeter Oberfläche, wie sie von uns, um die Unveränderlichkeit der Oberfläche zu sichern, angewendet waren, 
nicht zutrifft, während sie andererseits für Alkohol und Äther auch in solchen Gefässen nahehin zutrifft.«. — 


5 


Unsere aus China heimkehrenden Kriegsschiffe hatten bei ihrer Riickkehr fast eine Meile 
Fahrgeschwindigkeit eingebiisst.') Die Vergrösserung des Reibungswiderstandes durch 
Rauheit der Oberfläche ist fast immer mit der Bildung von Wirbelbewegungen im Medium 
verbunden. Die Reibung tritt im allgemeinen zurück gegenüber dem Verdrängungs- 
und Saugungswiderstand, zumal bei querstehenden, plattenförmigen Körpern. P 

Da ein innerhalb des Mediums bewegter Kórper ein Flüssigkeitsquantum verdrangt, 
dessen prismatisches Volum durch den gróssten Querschnitt des Kórpers und die 
Geschwindigkeit der Bewegung bestimmt wird, so liegt der Gedanke nahe, in dem auch 
NEWTON befangen war, dass der dadurch bedingte Widerstand eine einfache Funktion 
der Querschnittsflache sei. 

Allein wenn man bedenkt, dass doch ein spitzer Pfeil besser fliegt als ein 
stumpfer von gleichem Querschnitt, ein schlankes Schiff schneller fahrt als ein rechteckiger 
Prahm u. s. w., so bedarf die Abhängigkeit des Widerstandes von der Form des 
bewegten Korpers keiner weiteren Bekraftigung. 

In der Litteratur ist man zwar seit langer Zeit bemüht gewesen, wenigstens für 
den Widerstand ebener, flachenhafter Kórper Formeln zu erfinden, die den Widerstand 
abhängig erscheinen lassen von der Grösse der Fläche, von der Natur des Mediums, der 
Bewegungsgeschwindigkeit und einer goniometrischen Funktion des Neigungswinkels, unter 
dem der Strom den Körper trifft; aber da die Gestalt des Körpers nicht allgemein 
mathematisch fassbar ist, so haben auch jene Formeln naturgemäss nur einen beschränkten 
Wert, zumal sie noch dazu nicht unerheblich von einander abweichen. 

Die vorhandenen empirischen Formeln sind immer nur Ausdrücke für den 
Gesamtwiderstand und geben weder über den Betrag der Reibung noch über das Ver- 
haltnis zwischen Verdrángungswiderstand und Saugung irgend welche Auskunft. 


Wo diese Dinge in der theoretischen Begründung dieser Formeln überhaupt 
berührt werden, hilft man sich mit der Annahme, dass bei dünnen Platten ein gewisser 
nicht näher bestimmter Teil des Gesammtwiderstandes auf die Verdrängung, der andere 
auf die Saugung falle; oder man setzt voraus, dass die Saugung, sofern eine solche 
überhaupt stattfande, als Folgewirkung bereits mit der Verdrangung geleistet werde, und 
dass daher kein Grund vorliege, sich weiter darum zu kümmern. Die Ausfüllung des 
Raumes hinter dem bewegten Körper soll einfach durch den Ausgleich der Spannung 
bewirkt werden, welche durch den Druck der vorderen Körperseite gegen das Medium 
in diesem erzeugt wird. 

In der von STOKES *), RANKINE, HELMHOLTZ?), KIRCHHOFF $), Lord RAYLEIGH ®)u.a.A. 
vertretenen hydrodynamischen Theorie wird dagegen angenommen, dass der Widerstand an 


GS / 
1) Meldung im Hamb. Correspondenten vom 14. Aug. 1901.  Abendausg. 
T) SroKEs, Collected Papers, 1847. vol. I. pag. 310. 311. 
9% HELMHOLTZ: Wissenschaftl. Abt. Bd, 1. S. 101 u. ff; S. 146 u. (f; S. 158 u. ff; 1858; 1868 ; 1873. 
$) KIRCHHOFF: Vorlesungen über mathemat. Physik; 
ferner: CRELLE'S Journal Bd. 70, 1569. 
*) Lord RAYLEIGH: On the Resistance of Fluids. Philos. Mag. 1876. Dez. 


6 
einer diinnen Platte allein durch den Druck des Mcdiums gegen die Vorderseite hervor- 
gerufen werde, und dass eine Saugung an der Hinterseite überhaupt nicht bestehe. 
Die Fliissigkeit hinter der Platte befinde sich im Verhaltnis zur Tafel in Ruhe unter dem 
allgemeinen Drucke, der in grösserer Entfernung in dem nicht von der Platte beeinflussten 
Medium herrsche, sodass von diesem Kielwasser ebensowenig eine Vergrösserung des 
Widerstandes durch Saugung, wie ein schiebender Druck nach vorn ausgehen könne. 
Der Schwierigkeit, wie ein solcher Zustand der Ruhe in dem sonst kontinuierlich zusammen- 
hängenden Medium in unmittelbarer Nachbarschaft des um die Seitenränder der Platte 
abfliessenden Wassers bestehen könne, suchte man durch die weitere Annahme zu begegnen, 
dass zwischen dem ruhigen und dem bewegten Teile des Mediums eine Grenz- oder 
Trennungsfläche vorhanden sei, die sich von den Tafelrändern aus nach hinten weit in 
das Medium erstrecke und so die Kontinuität der Bewegung des Fluidums unterbreche. 
Das Gleiten des bewegten Wassers an dem ruhenden werde durch eine unendlich dünne 
Schicht rotierender Wasserteilchen vermittelt, die HELMHOLTZ'sche Trennungs- oder 


Wirbelfläche. 

Lord KELVIN !) vertritt demgegenüber die Ansicht, dass, wenn das Wasser auch 
nur einen geringen Grad von Viscosität besitze, d. h. einen Widerstand gegen die 
Geschwindigkeit einer Formänderung leiste, und wenn der Rand der Scheibe unendlich 
scharf ware, — vorn an der Grenze zwischen dem Wasser hinter der Scheibe und dem 
daneben von der Vorderseite her abfliessenden Wasser eine Art STOKES'scher Spalte 
oder HELMIIOLTZ'scher Wirbelschicht von sehr geringer Dicke auftreten müsse. Vom 
Tafelrande werde eine Reihe von Wirbelringen abgestossen, die, wie sie sich nach hinten 
vom Rande entfernen, dicker werden, sich in wild tumultuarischer Weise aufrollen und den 
Anschein einer unregelmässigen Masse cinzelner kreisförmiger Wirbelringe hervorrufen. 
Diese Masse folge der Tafel mit immer geringer werdender Geschwindigkeit und gehe 
so, weiter und weiter zurückbleibend, in das vergleichsweise ruhige mittlere Kielwasser 
über. Die Wirbelringe unterscheiden sich aber von den HkELMiIOLTZ'schen dadurch, dass 
sie nicht unendlich klein und unendlich zahlreich sind, sondern von endlicher Grósse und 
Zahl mit einem wasserfreien »Vakuum« im Innersten. Aber von einer Discontinuitäts- 
fläche, an deren Aussenseite das Wasser die allgemeine Geschwindigkeit v habe, während 
immer hinter der Scheibe »totes Wasser« von der Geschwindigkeit Null sei, kónne 
schlechterdings nicht die Rede sein, das Wasser sei nicht »tot«, sondern im Gegenteil 
sehr lebhaft, es wirbele rings am Rande und bewege sich sehr dicht hinter der Scheibe 
nach aussen mit einer Geschwindigkeit, die anscheinend viel grösser sei als v, aber ohne 
Stetigkeit, im Gegensatz zu der regularen Bewegung, die von der Diskontinuitatstheorie 
behauptet werde. 

Hierzu sei nebenbei bemerkt, dass schon HELMHOLTZ besonders auf den labilen 
Zustand und die Unstetigkeit- der Bewegungen in den Discontinuitätsflächen hingewiesen 
hat. — Lord KELVIN schliesst aus der offenbar grösseren Geschwindigkeit (> v) des 


1) Nature, 1894. p. 524 u. f, On the Doctrine of Discontinuity of Fluid Motion. 


7 


Randstromes, dass der Druck an der Vorderseite geringer sein müsse, als der durch 
Lord RAYLEIGH aus den hydrodynamischen Formeln berechnete. "Wie weit aber diese 
Verminderung kompensiert oder überkompensiert werde durch den (aus der Wirbelung 
abzuleitenden) Minderdruck oder die Saugung an der Rückseite, das sei mehr, als man 
aus der mathematischen Theorie allein nachweisen kónne, in einem Bewegungsproblem, 
das so kompliciert sei und so weit über die Moglichkeit der mathematischen Berechnung 
hinausgehe; das kónne wohl nur durch das Experiment geschehen. In der That sei durch 
die direkte Messung des Luftdruckes an Scheiben, die mit einer Geschwindigkeit von 88 Fuss an 
einem Rotationsapparat durch die Luft geführt wurden, durch DINEs festgestellt worden, 
dass an der Mitte der Vorderseite eine Druckerhóhung von 1,82 i und an der Mitte der 
Rückseite eine Druckverminderung von 0,89 i stattfinde. Es bestehe also hinter der 
Tafelmitte ein »Sogg« (suction), der sehr nahezu gleich der Halfte der Druckvermehrung 
an der Vorderseite sei, wahrend die Diskontinuitatsdoctrin weder einen »Sogg« noch eine Druck- 
vermehruug zulasse, d. h. allein eine gleichfórmige Verteilung des Drucks auf der Vorderseite. 

Bei diesem Stande der Dinge wird man mit Lord KELVIN darin übereinstimmen, 
dass allein durch das Experiment ein Fortschritt in dieser schwierigen und wichtigen 
Frage zu erhoffen ist. 

Man hat das Widerstandsproblem experimentell vielfach so angefasst, dass man 
auf verschiedene Weise den Gesammtdruck gemessen und dann angenommen hat, derselbe 
sei gleichmässig über die vom Strome getroffene Oberfläche verteilt. Daneben waren 
aber bereits durch die vor gerade 100 Jahren veröffentlichten Versuche AvANZINI's That- 
sachen bekannt geworden, die nur durch eine unsymmetrische Verteilung der 
Widerstandskräfte an schrägen Flächen erklärbar sind. 

Die verschiedenen Anlàufe zu einer Analyse des Widerstandes hatten das 
Ziel, die Verteilung desselben über die Flächen im einzelnen festzustellen. Wenn sie 
bisher durchaus fragmentarisch geblieben sind, so lag das an der Unzulänglichkeit der 
experimentellen Hülfsmittel und der ausserordentlichen Mühsamkeit der Methode. Man 
bediente sich dabei für Wasser der Prrot’schen Röhre, für Luft des Differentialmanometers 
beides Instrumente, die wohl für statische, aber nur bedingungsweise für dynamische 
Druckmessungen geeignet sind, weil jeder mehr oder weniger seitlich auf die Rohröffnung 
treffende Strom durch Saugung die Standhöhe der Massflüssigkeit verändert. Der Verlauf 
der Strömungen des Mediums an den manometrisch geprüften Oberflächen ist daher 
bestimmend für die kritische Wertung der Beobachtungsresultate dieser Methode. | 

Die bisherige Forschung hat somit die wichtige Aufgabe der analytischen 
Bestimmung der Anordnung und Verteilung der Widerstandskräfte nicht gelöst, und eben- 
sowenig hat sie eine befriedigende Antwort auf die Frage gegeben, wie diese Verteilung 
zu stande kommt und wodurch sie verursacht wird. 

Die organische Natur erzeugt für die Bewegung der Tiere und Pflanzen in flüssigen 
Medien, — Luft wie Wasser, — Hiilfsmaschinen von raffiniertem Bau, ausserordentlicher 
Zweckmässigkeit und bewunderungswürdiger Vollkommenheit. Diese Werkzeuge erfordern 
zu ihrem Verstándnis nicht nur eine genaue anatomische und mechanische Prüfung der 


8 

Teile und ihres Zusammenwirkens, sie verlangen vor allem auch eine möglichst eingehende 
Kenntnis der Wechselwirkung zwischen Maschine und Medium. Langjährige Studien über 
die Flug- und Schwimmbewegungen im Tier- und Pflanzenreich brachten den Verfasser 
zu der Einsicht, dass auf diesem Gebiete jeder Fortschritt unseres Erkennens und Ver- 
stehens abhängig sei von der Entwicklung der Widerstandsmechanik. Hier also hatte 
die Arbeit einzusetzen. Es musste versucht werden durch neue experimentelle Methoden 
eine systematische Analyse der Widerstandserscheinungen durchzuführen, die Anórdnung 
der Widerstandskräfte zu ermitteln und die Ursachen und Gesetzmässigkeiten dieser Ordnung 
festzustellen, 

Der leitende Gedanke für das weitere Vorgehen war folgender. Wenn die Kraft, 
die zur Überwindung des Widerstandes nötig ist, dazu dient, das Medium aus der Bahn 
zu verdrängen und hinterher wieder dahin zurückzuführen, so wird man aus der Art der 
Bewegungen, die dadurch innerhalb des Mediums erzeugt werden, auch rückwärts auf die 
Kräfte schliessen können, die diese Bewegungen zu unterhalten haben. | 

Wir bezeichnen nun jene Bewegungen des Mediums als »Widerstands- 
strömungen und definieren den Widerstand als die Summe der Kräfte, die 
zur Unterhaltung der Widerstandsströmungen verbraucht werden. | 

Da hiernach der Widerstand und die Widerstandsströmungen im Verhältnis von 
Ursache und Wirkung zu einander stehen, so folgt, dass die Kenntnis dieser Ströme für 
. die Analyse des Widerstandes von grundlegender Bedeutung ist, und dass daher eine 
genaue Beobachtung und objektive Darstellung der Strömungserscheinungen allen weiteren 
systematischen Untersuchungen voraufzugehen hat. 

Vorweg möchte ich noch besonders auf die schönen Photographien von Luft- 
stromlinien von Dr. L. Macu!) in Wien, sowie auf die verdienstvollen Arbeiten von 
Prof. MAREY ?) in Paris und Prof. HELE-SIAW ?) in Liverpool aufmerksam machen, 
durch welche namentlich die Strömungsverhältnisse an der Vorderseite von Widerstands- 
körpern in trefflicher Weise zur Anschauung gebracht sind. 


I. Die Widerstandsströmungen an der Wasseroberfläche. 


Taucht man einen plattenförmigen Körper, ein Kartenblatt, ein Stück Blech oder 
ein dünnes Brett in Wasser ein und bewegt es mit der Fläche gegen die Flüssigkeit, so 
fliesst dieselbe beiderseits ausbiegend mit grosser Geschwindigkeit im Bogen um die Ränder 
der Platte in den Raum hinter der Tafel. Dabei entsteht hinter jedem Tafelrande ein 


1) L. Mach: Sichtbarmachung der Luftstromlinien. Z. f. Luftschiff. 1896. S. 126. 

2) Markey: Verschiedene Berichte über die Photogr. der Strömungen des Wassers und der Luft: 
Compt. rend. tom. 116, 1. Mai 1893; ibid. tom. 131. 1900, p. 160; ibid.: 1. Juli 1901. (Stromlinien durch feine 
Rauchfäden dargestellt.) 

9) HELE-SHAw: Experiments on the Nature of Surface Resistance. Inst. Nav. Arch. 1897. p. 145—153. 
The Nature of Surface Resist of Water and of Stream-Line-Motion, ibid. 1898. p. 21—46. 
The Distribution of Pressure etc. ibid. 1900. p. 186—197. siehe auch: Compt. rend. Juli 1901. 


9 


Wirbel, dessen Achse sich durch eine trompetenformige Vertiefung am Wasserspiegel be- 
merkbar macht. Um die Strömungen deutlich sichtbar zu machen, empfiehlt es sich, 
Bärlappsamen oder andere feine, schwimmende Stoffe auf das Wasser zu streuen. 

Verwendet man dazu feine Sägespäne, so sinken dieselben langsam im Wasser 
unter, und es gelingt leicht, mit den Augen die Strömungen im Innern der Flüssigkeit 
zu verfolgen. Dabei zeigt sich, dass die beiden symmetrischen Wirbel an der Wasser- 
oberfläche nur die Querschnitte oder frei liegenden Endflächen eines halben Wirbelringes 
sind, der der Platte folgt, so lange sie in Bewegung ist. Taucht man die Platte ganz 
unter Wasser, so entsteht bei der Bewegung hinter der Platte ein geschlossener Wirbel- 
ring, der den bekannten Rauchringen in allen wesentlichen Eigenschaften gleicht. 

Zur objektiven Feststellung der” Strömungserscheinungen im Niveau vor 
und hinter den bewegten Tafeln wurde die Photographie angewandt und hierfür der 
folgende Apparat zusammengestellt. (Fig. ı u. 2). 

Auf zwei kräftigen Böcken steht ein zur Aufnahme der Flüssigkeit dienender 
Kasten k von 2 m Länge und 0,5 m Breite und Höhe. Der Kasten ist mit Zinkblech 
ausgeschlagen und innen mit schwarzem Asphaltlack gestrichen. | 

In der Höhe des oberen Randes liegen neben dem Kasten auf festen Holzunter- 
lagen zwei schmiedeeiserne Schienen sıss mit sorgfältig glatt gefeilten Laufflächen. 

Auf den Schienen läuft genau im Spur ein eiserner Wagen w, dessen vier solide 
Messingräder so glatt abgedreht sind, dass die Bewegung gleichförmig und ohne Er- 
schütterung erfolgt. Mit der Plattform des Wagens durch feste Schrauben starr verbunden 
ist ein Ausleger a aus festem Holz, der seitwärts über den Wasserkasten hinwegragt und 
an seinem jenseitigen Ende vermittelst eines leichtlaufenden Messingrades r auf eine 
Schiene aus dickem Glasrohr ss gestützt ist. 

An der Unterseite des Auslegers ist der Halter h für die Versuchskörper p 
befestigt. Derselbe ist aus steifem Messingrohr angefertigt, zweimal rechtwinklich gebogen, 
und taucht so tief in die Flüssigkeit ein, dass die an ihm befestigten Versuchskörper etwa 
I cm aus dem Wasser hervorragen. Genau darüber ist an einem auf dem Ausleger an- 
gebrachten starken, eisernen Träger die photographische Kammer c so verstellbar 
angeschraubt, dass sich auf der Mattscheibe bei Lupeneinstellung ein scharfes Bild der 
auf dem Niveau schwimmenden Bärlappflöckchen ergiebt. Endlich stehen am Rande des 
Auslegers vorn, rechts und links über dem auftauchenden Versuchskörper zwei Vorrichtungen ] 
zur elektrischen Zündung von Magnesiumblitzlicht (Mg + KNOs) vermittelst durchbrennen- 
den Eisendrahts. Die hierzu nöthigen parallel geschalteten Stromleitungen werden durch 
einen Hebelkontakt kt geschlossen, den der über die Schienen fahrende Wagen automatisch 
zuschiebt, sobald der Ausleger mit der Kamera über der Mitte des Kastens angekommen 
ist. Die doppelte Beleuchtung erwies sich als vorteilhaft, um den sonst entstehenden 
Schatten hinter dem Versuchskörper aufzuhellen. 

Der Antrieb des Wagens geschieht durch einen kleinen Elektromotor m, der zu- 
nächst ein Schwungrad in Bewegung setzt. Der gleichförmige Gang wird durch ein- 
geschaltete Widerstände derart geregelt, dass das Schwungrad jede Umdrehung in zwel 


IO 
Sekunden vollführt. Die Umdrehungen werden durch Anschlagen eines am Radumfange 
befestigten Stiftes i gegen eine Metallzunge z scharf markiert. Die Zeit wurde durch den 
Schlag eines auf die volle Sekunde eingestellten Metronoms t angegeben. Sobald der 
Takt des Schwungrades mit dem zweiten Sekundentakte gleichmässig zusammenschlug, 
hatte die Maschine die gewünschte Geschwindigkeit. 


An der Achse des Schwungrades ist nun eine Riemenscheibe rı von genau 0,5 m 
Umfang befestigt. Über diese làuft ein aus starkem Gurt gefertigtes Treibband b zwischen 
den Schienen entlang, über die Plattform des Wagens und von da über drei in den 
Ecken eines Trapezes angebrachte Scheiben rs rs r4 zurück zur Scheibe an der 
Schwungradachse. Da diese bei 0,5 m Umfang in zwei Sekunden eine Umdrehung macht, 
so hat das Treibband eine Geschwindigkeit von 0,25 m sec. Mit dieser Geschwindigkeit, 
die natürlich jederzeit anders geregelt werden kann, bewegt sich auch der Wagen, sobald 
er, durch Loslassen einer kleinen Klemmwalze v, am Treibband festgemacht ist. So 
fahrt er die photographische Kammer über dem Wasser dahin und, immer in ihrer 
optischen Achse, den eingetauchten Versuchskórper, der die Widerstandsstrómungen im 
Wasser hervorruft und so die Bàrlappflóckchen am Niveau in Bewegung setzt. 


Sobald der Wagen über der Mitte des Wasserbehalters angekommen ist, schliesst er 
den Kontakt, entzündet dadurch das Blitzlicht, und die Aufnahme ist beendet. Die Klemm- 
walze des Wagens stósst im Weiterfahren gegen einen über den Schienen in richtiger 
Hohe angebrachten Zapfen x; sie wird dadurch augenblicklich vom Treibband gelost und 
der Wagen steht still, während die Maschine im Takt weiterläuft. Nachdem so die Auf- 
nahme automatisch vollzogen, wird der Wagen zurückgeführt, die photographische Platte 
gewechselt, der Versuchskórper im Wasser ausgetauscht oder anders orientiert und die 
Blitzlichtvorrichtung neu beschickt. Bis die Platte entwickelt, ist das Wasser inzwischen 
wieder vollkommen zur Ruhe gekommen, und es kann eine neue Aufnahme stattfinden. 


Aus der Beobachtung der so gewonnenen zahlreichen Photogramme der 
Strómungserscheinungen ergeben sich die folgenden allgemeinen Thatsachen, die als 
Schlüssel zum Verstándnis dieser objektiven Urkunden der Widerstandsmechanik dienen 
kónnen. 

Da die Flüssigkeit ruht, wahrend die photogr. Kammer darüber hin bewegt wird, 
so erscheinen die schwimmenden Bärlappsamen auf den Lichtbildern (Taf. VII— XVI) in 
Form feiner Linien, deren Länge von der Belichtungsdauer abhängt, und deren Richtung 
den Verlauf der Widerstandsstrómungen in jeder wünschenswerten Scharfe hervortreten 
lasst. Wir bezeichnen diese Linien als Strómungslinien und betrachten die gewonnenen 
photographischen Bilder als das, was sie zu sein scheinen, nämlich als Ansichten von der 
Bewegung eines Flüssigkeitsstromes gegen einen ruhenden Körper. Nach dem Prinzip 
der Gleichheit der Wirkung und Gegenwirkung ist diese Umkehrung unbedingt statthaft. 
doch sind wir uns wohl bewusst, dass ein natürlicher Flüssigkeits- oder Luftstrom in Folge 
früherer Störungen seines Laufs selten ein so homogenes Gefüge und eine so gleichformige 
Bewegung haben wird, wie es in unsern Strómungsbildern erscheint. 


II 


Würde man eine Aufnahme machen ohne das Wasser durch einen eingetauchten 
Widerstandskórper zu stóren, so müssten jene Linien parallel laufen und alle theoretisch 
von gleicher Länge sein; sie würden daher den Eindruck einer gleichmässig strömenden 
Flüssigkeit hervorrufen. In Wirklichkeit fallen viele Linien langer aus, da diese optischen 
Spuren leicht übereinandergreifen, wenn die Flóckchen des Bärlappmehles nahe vor- 
einander liegen. Da ferner der chemische Vorgang der Blitzlicht-Explosion allmählich 
anschwellend die Masse des Magnesiums ergreift und ebenso abschwellend, nicht plotzlich, 
zu Ende geht, so beginnen auch die Linien sich allmáhlich auf dem dunkeln Untergrunde 
zu entwickeln, erreichen mit der grössten Lichtintensität ihre grösste Schärfe und verlieren 
sich am andern Ende im Dunkel, wie sie daraus entstanden. Am deutlichsten erscheinen 
ihre Enden begrenzt an hart verstärkten Diapositiven und deren Projektionsbildern. 
Solche Bilder eignen sich daher am besten zur Langenmessung, wenn sie auch naturgemäss 
nicht jeden subjektiven Fehler ausschliessen. 

Hat man einmal im ungestörten Areal des Photogramms, d. h. möglichst weit 
vor dem Versuchskorper, die Lange der Stromlinien bestimmt, so lasst sich daraus zunáchst 
die Explosionsdauer des Blitzlichtes oder die Expositionszeit der Aufnahme ermitteln. Man 
braucht dazu nur noch eine Dimension des Versuchskórpers im Photogramm nachzumessen 
und mit der natürlichen Grösse derselben Strecke am Körper selbst zu vergleichen. 

Ist z. B. im Bilde die Stromlinie im ungestörten Felde gleich 3 mm und die Länge 
einer Versuchsplatte gleich 25 mm, die in natura 50 mm lang ist, so folgt, dass auch 
die Stromlinie in natürlicher Grósse doppelt so lang, also 6 mm ist. Da nun der Wagen 
die Versuchsplatte mit einer sekundlichen Geschwindigkeit von 250 mm fortbewegt hat, 
und die Exposition nur so lange dauerte, dass die Barlappsamen einen scheinbaren Weg 
von 6 mm .zurücklegten, so folgt, dass die Explosion und Exposition *5/»sso oder rund !/4o 
Sekunde gedauert hat. 

Sind dann in dem durch die Widerstandsstróme beeinflussten Teile des Photogramms 
die Stromlinien länger oder kürzer, so sind immer ihre Längen die Masse der an 
den verschiedenen Punkten des Widerstandsfeldes herrschenden Strómungs- 
geschwindigkeiten, gemessen im Massstab des Photogramms und bezogen auf die 
Zeit von 3/40 Sek. 

Da bei dem gleichförmigen Fortschreiten der Platte in jedem Zeitmoment die 
gleiche Wassermasse durch den Querschnitt des ganzen Bildes geht, so können wir die 
zwischen zwei Stromlinien liegende Wassermenge nach alter Bezeichnung, aber in anderem 
Sinne, als einen Wasserfaden von wechselndem Querschnitt betrachten, in dem sich die 
Flüssigkeit wie in einer ebenso geformten Röhre fortbewegt, sodass auch hier in der 
Zeiteinheit durch jeden Querschnitt dieselbe Wassermenge fliesst, und das 
Produkt aus Querschnitt und Strömungsgeschwindigkeit konstant ist. 

Hieraus folgt, dass die Flüssigkeit zwischen parallelen Strömungslinien 
mit gleichbleibender Geschwindigkeit fliesst, dass die Geschwindigkeit aber 
abnimmt, wenn der Querschnitt oder die Breite des Wasserfadens zunimmt und 
umgekehrt, dass sie zunimmt, wenn der Abstand der Strömungslinien 


12 


geringer wird. Dies Ergebnis steht in vollem Einklang mit den durch die Längen der 
Strömungslinien gegebenen Geschwindigkeitsmassen. 

Aus den so festgestellten Geschwindigkeitsdifferenzen folgt nun aber gemäss dem 
hydrodynamischen Grundgesetz DANIEL BERNOUILLI's, dass in der Flüssigkeit eine Trans- 
formation der Kraft stattindet in der Weise, dass durch die Abnahme der Ge- 
schwindigkeit potentielle Energie in Form von Druckspannung aufge- 
speichert wird, während die zunehmende Geschwindigkeit der Wasserteilchen 
eine Abnahme des Druckes und Umwandlung in kinetische Energie bedeutet. 

Somit ergeben sich für das Studium der Strömungserscheinungen die folgenden 
Grundregeln: 

I. Parallele Strömungslinien bedeuten gleichförmige Geschwindigkeit bei 

unverändertem Druck. 

II. Alle Divergenzen benachbarter Linien bedeuten eine Stauung der Wasser- 
fäden, Abnahme der Geschwindigkeit und Zunahme des hydrodynamischen 
Druckes. 

III. Alle Konvergenzen: Zunahme der Geschwindigkeit, Abfluss, Abnahme 
des Druckes. 

IV. Ruhende Flüssigkeit nahe an der Oberfläche der Versuchskörper: 

a. vor divergenten Linien an der Vorderseite: Druckmaximum; 
b. hinter konvergenten Linien an der Rückseite: Druckminimum. 

Da bei der Bewegung eines festen Körpers in der Flüssigkeit der Druck zu 
überwinden ist, mit dem das Medium auf die Oberfläche des Körpers wirkt, so kommen 
für die Beurteilung der Grösse und Verteilung dieses Widerstandsdruckes 
auch nur die an der Körperoberfläche herrschenden Druckverhältnisse des 
Mediums in Frage. Daneben sind die Strömungs- und Druckzustände in dem benach- 
barten Reaktionsgebiet des Widerstandes von besonderem wissenschaftlichen Interesse, 
da sie gleichsam die »Entwicklungsgeschichtee des Widerstandes lehren und zeigen, wie 
der Ueberdruck des Verdrängungswiderstandes zu stande kommt, und wie der Minderdruck 
der Saugung wieder beseitigt wird. 

Im folgenden sollen zunächst die Haupttypen der Widerstandserscheinungen an 
flächenhaften Körpern behandelt werden. 


A. Der Flüssigkeitsstrom trifft senkrecht auf die Flächen. 


1. Der Widerstandskörper ist eine 5 cm breite rechteckige Tafel aus Zink- 
blech, die ca. 8 cm tief in die Flüssigkeit eintaucht und vom Strome unter 
a — 90° getroffen wird. 


a. Im vorderen Widerstandsgebiet erfolgt eine symmetrische Teilung des 
Stromes (Fig. 32, 33 etc. Taf. VII). Sie beginnt etwa im doppelten bis dreifachen Ab- 
stande der Tafelbreite, indem die Strömungslinien erst unmerklich, dann immer deutlicher 
nach den Seiten abweichen. Bei den äusseren Wasserfäden, die in der Entfernung von 


3 


einer Plattenbreite s'itlich vorüberziehen, ist die Abweichung eine ziemlich gleichförmige 
und der Verlauf fast geradlinig. An den inneren Fäden nimmt die Ablenkung um so 
stärker zu, je mehr sie sich der Tafel nähern und je näher sie dem auf die Tafelmitte 
gerichteten Achsenfaden liegen. Kurz vor der Tafel weichen die Stromlinien pinselförmig aus- 
einander, die äusseren zuerst, mit schwacher Krümmung, die innersten zuletzt, mit starker 
seitlicher Ablenkung. Während nun die äusseren Wasserfäden in der Stauung, welche diese 
Divergenz anzeigt, nur wenig in ihrer strömenden Bewegung verzögert werden, erfahren 
die axialen nahe vor der Tafel eine solche Hemmung, dass hier nicht selten statt der 
Stromlinien die schwimmenden Bärlappflöckchen nahezu in Ruhe erscheinen. Aber von 
einer völlig ruhenden Flüssigkeit, die im Sinne der VON LóssL'schen Lufthügeltheorie !) 
der bewegten Platte wie ein zugespitzter Kopf vorgelagert ist, kann nicht die Rede sein, 
denn wie die innersten achsialen Stromfäden unter allmählicher Einbusse von Geschwindigkeit 
in diesen kleinen, verhältnismässig ruhigen Wasserkörper einmünden, so entwickeln sich 
aus ihm jederseits neue Fäden, die ihm ebensoviel Flüssigkeit entziehen, als jene herbei- 
führen. Ein eigentliches Stagnieren des Wassers vor einer ebenen Versuchstafel findet 
also nicht statt. 


Anders liegt die Sache, wenn die Tafel an ihrer Vorderseite eine Konkavität 
besitzt oder mit einem nach vorn vorstehenden Rande versehen ist (Taf. I. Fig. 36—43 
Taf. VII u. IX). Der Hohlraum ist dann zum grossen Teil mit einer ruhenden Flüssigkeit 
erfüllt, in die sich die pilzformig umbiegenden Wasserfäden wie in ein Polster eindrücken. 
Die Stromlinien erhalten dadurch z. T. eine S-förmige Gestalt, da sie sich im Bozen seitwärts 
und ein wenig zurück wenden müssen, um die Höhe des Abflussrandes zu erreichen. In dem 
Masse wie die innersten Fäden z. T. ihre Bewegung einbüssen, indem sie in den ruhenden 
Wasserkörper einmünden, so entwickeln sich nahe am Rande die Wurzeln neuer Abfluss- 
fäden, die mit kurzen Stromlinien beginnen, konvergierend zum Rande emporsteigen und 
dann als innerste Fäden der Randströme scharf über den Rand hinweg nach hinten 
fortfliessen. 


In der Litteratur begegnet man mehrfach der Meinung, dass das Medium vor 
einem breiten Hindernis in wirbelnde Bewegung versetzt werde. Es sei daher hervor- 
gehoben, dass bei keinem, wie immer gestalteten Widerstandskörper an der 
Vorderseite irgend welche Wirbelbildungen zu beobachten sind. Nur an der 
Hinterseite treten Wirbel auf, da nur hier die Bedingung ihrer Entstehung erfüllt ist, 
nämlich das Vorhandensein zweier entgegengesetzt gerichteter Ströme. 

Prinzipiell ähnlich wie die axialen Wasserfaden verhalten sich die seitlichen 
Stromteile, die an dem scheinbaren Ruhegebiet keinen Anteil haben. Auch ihre Strömungs- 
linien konvergieren gegen den Rand der Tafel, und zwar um so energischer, je näher sie 
der Strommitte liegen. 


Verbindet man alle diejenigen Punkte der benachbarten Wasserfäden mit einander, 
welche die grösste Breite derselben bezeichnen (Taf. II Fig. 5), so wird dadurch an jedem 


1) v. LóssL, Die Luftwiderstandsgesetze. Wien 1896. 


14 

Faden das Stiick mit den divergierenden Stromlinien von dem der konvergierenden, das der 
Aufstauchung und des zunehmenden Druckes von dem des Abflusses und des abnehmenden 
Druckes getrennt. Die Scheidungslinie AA beginnt im Mittelpunkte a der Tafel und läuft 
von da nach jeder Seite in Form zweier symmetrischen Kurvenäste, die den Mittelpunkt als 
Scheitel gemeinsam haben. Das ganze vordere Strömungsgebiet wird dadurch in zwei Felder 
geteilt, ein äusseres des steigenden Druckes, das mit seinem Scheitel bis an die Mitte der 
Tafel stösst, -— und dahinter rechts und links ein inneres Feld des abnehmenden Druckes. 
Die Spitze des Druck-Zunahmegebiets, also die Tafelmitte, ist der Punkt des 
absoluten Druckmaximums, während in jedem seitlichen Wasserfaden das relative 
Maximum auf dem Kurvenast liegt. Die beiden Kurven scheinen sich asymptotisch nach 
rechts und links einer Linie zu nähern, die die Mittellinie der Bewegung rechtwinklig 
schneidet und als vordere Grenze des ganzen Widerstandsgebiets anzusehen ist. 

Der positive Widerstandsdruck an der Vorderfläche der Versuchstafel selbst fällt 
nach Massgabe der Strömungslinien anfangs kaum merklich vom Maximum nach beiden 
Seiten ab und zeigt erst in der nächsten Nähe des Randes infolge rapider Zunahme der 
Strömungsgeschwindigkeit eine stärkere Abnahme. Wie weit dieselbe reicht, insbesondere 
ob sie auf Null herabgeht, werden die später mitzuteilenden Versuche lehren. 

b. Zu beiden Seiten neben dem Tafelrande liegen die Strömungslinien in dichtem 
Bündel nebeneinander und ihre Länge bezeichnet die Grösse der hier herrschenden Strom- 
schnelle. Man sollte nun meinen, dass an dieser Stelle, wo das Hindernis den Strom 
seitlich am weitesten versperrt, die Stromschnelle auch das Maxımum der Geschwindigkeit 
erreiche. Allein die Stromlinien zeigen auch fernerhin, indem sie ihren seitwärts und 
nach hinten gerichteten Weg fortsetzen, eine wenn auch schwache Konvergenz und 
erfahren somit auch noch eine entsprechende Steigerung ihrer Geschwindigkeit. Erst an 
der Stelle b (Fig. 5), wo die ausbiegenden Wasserfäden ihre grösste Entfernung von der 
Stromachse erreicht haben, wo sie im Begriff sind, sich nach innen zu wenden, und die Kon- 
vergenz der Stromlinien allmählich in Divergenz übergeht, erst hier haben die Wasserfäden 
das Minimum ihrer Breite und damit die maximale Strömungsgeschwindigkeit erlangt. 
Verfolgt man auf den vorhandenen Photogrammen den innersten Wasserfaden, der aus 
dem Gebiet des Hochdrucks hart über den Seitenrand der Versuchstafel nach hinten 
zieht, so findet man, dass sein Strömungsmaximum und damit auch das Minimum seines 
hydrodynamischen Druckes um eine halbe bis volle Tafelbreite hinter dem, Rande der 
Platte liegt und um ein Drittel bis einhalb der Tafelbreite seitwärts hinausgeschoben ist. 
Verbindet man von diesem Punkte aus die Druckminima aller Wasserfaden des Seiten- 
stromes, so erhalt man eine seitwarts und nach hinten gebogene Kurve BB (Fig. 5) 
als Gegenstück der Maximumkurve AA. Zwischen beiden liegt das Gebiet des Abflusses, 
der Verdrángung, das Übergangsfeld vom hóchsten zum tiefsten Druck im Widerstands- 
gebiet. Wie aber der Maximumkurve cin Areal der Stauung und des zunehmenden 
Druckes voraufgeht, in welchem er sich vom Nullniveau zum hóchsten Stande erhebt, so 
folgt auch hinter der Minimumlinie ein Gebiet des Rückflusses, worin der Druck von 


15 

seinem tiefsten Stande wieder zum Normalniveau aufsteigt. Dies zeigt sich in der 
beginnenden Divergenz der Stromlinien, die alle von der Minimumlinie ab um so stärker 
gegen die Mittelachse umbiegen, je näher sie dem Innenrande des Seitenstromes liegen. 

Indem nun die Ströme von beiden Seiten her in der Mittellinie bei c gegen 
einander treffen und sich anschmiegend weiterziehen, umschliessen sie einen im Bilde 
eiformigen Raum dbcb, der in der Nähe seines vorderen Poles von der Rückseite der 
Versuchstafel begrenzt wird. Die Flüssigkeit in diesem Raume, der an der breitesten 
Stelle zwischen den grössten Ausweichungen der Randströme bei unseren Versuchs- 
bedingungen nahezu die doppelte Tafeibreite hat, wird von der Tafel nachgeschleppt und 
soll daher als das »Schleppwassere oder kurz die »Schleppe« bezeichnet werden. 
Ihrer Lage nach entspricht die Schleppe dem bewegungslosen »toten Wasser« der hydro- 
dynamischen Diskontinuitätstheorie oder dem, was man in bewegter Luft als den »Wind- 
schattene oder den »Überwind« bezeichnet, womit dann immer die Vorstellung der 
Windstille verbunden wird. 

Die Photographie zeigt uns nun, dass in Wahrheit eine solche Windstille oder 
»totes Wasser« nicht vorhanden ist. Wie nämlich die Randstróme im Maximum ihrer 
Geschwindigkeit an den seitlichen Wassermassen der Schleppe entlang gleiten, reissen sie 
dieselben wie durch Friktionswirkung mit sich fort. Aber die mitgezogene Flüssigkeit 
kann nicht vollständig mit den Seitenströmen nach hinten entweichen, da hierdurch hinter 
der Tafel ein Vacuum entstehen würde. Sobald daher durch teilweisen Abfluss des 
Schleppwassers der daselbst entstehende Minderdruck eine gewisse Grösse erlangt hat, 
wirkt derselbe saugend auf das schon in Bewegung gesetzte seitliche Schleppwasser ein und 
zieht es in der Mittellinie umbiegend nach vorn gegen die Rückseite der Tafel. Diese 
neue innere Strömung cd in der Schleppe soll der »Nachlauf« genannt werden. Da seine 
Geschwindigkeit grösser ist als die der bewegten Platte im ruhend gedachten Medium, 
so trifft er in ähnlicher Weise auf die Rückseite der Tafel, wie der Hauptstrom auf die 
Vorderseite, nur ist er, mehr als dieser, seitlichen Schwankungen unterworfen, die im 
Gange des Widerstandsmechanismus unvermeidlich sind. Von den Schwankungen ab- 
gesehen, stösst der Nachlauf gegen die Mitte d der Tafel und erzeugt hier — im Minder- 
druckgebiet — eine Druckerhöhung, eine Art sekundären Maximums, das in der pinsel- 
förmigen Divergenz der Stromlinien seinen charakteristischen Ausdruck findet. Der Strom 
wird dadurch ein wenig verzögert und wieder in zwei Äste geteilt, die sich seitwärts 
wenden und auf kreisender Bahn der anziehenden Kraft des Minimums im Seitenstrom 
folgen. So gelangen beide nahe dem Tafelrande in Berührung mit dem Seitenstrom, 
verschmelzen mit ihm und nehmen zugleich seine Geschwindigkeit an. Der Kreislauf 
beginnt von neuem. Die ganze Schleppe ist in drehender Bewegung, die rechte Hälfte 
wirbelt rechts herum, im Sinne des Uhrzeigers, die linke entgegengesetzt; beiden ist der 
Nachlaufstrom gemeinsam, durch den sie wie zwei Schöpfräder das Wasser von hinten 
her in den Depressionsraum hinter der Tafel hineinmahlen. 

Da die Wirbel ihren Antrieb vom Seitenstrom erfahren, so haben sie auch das 
Maximum ihrer Geschwindigkeit und das Minimum ihres hydrodynamischen Druckes mit 


16 


A 


ihm gemeinsam bei b. Verlangert man daher die Kurve des Druckminimums im Seiten- 
strome nach innen, so bezeichnet sie auch in den Stromfáden des Wirbels die Lage dieses 
Minimums und endigt in der Wirbelachse als im absoluten Druckminimum des ganzen 
Widerstandssystems. 


Sehr eigenartig gestalten sich die sonstigen Druckverhältnisse im Schleppwasser, 
wie sie sich aus dem Verlauf der Stromlinien ergeben. Zunächst liegt ein Teilmaximum 
in der Mediane c am hinteren Schleppenende, wo die Seitenströme zusammenstossen. 
Von hier ziehen sich die Linien ce des Hochdrucks seitwärts und nach hinten über die 
Stromfäden der Seitenströme, gehen aber auch nach vorn quer über die breitesten Stellen 
der in elliptischen Bahnen wirbelnden Wasserfäden bis zu den Mittelpunkten u der Wirbel, 
sodass für die hier rotierenden Wasserteilchen das Maximum des Druckes mit dem 
absoluten Minimum desselben zusammenfällt. Dicht vor dem Druckplateau c am Schlepp- 
ende zeigt die Konvergenz der zusammentreffenden Wirbelfäden, dass der Nachlauf ein 
Druckgefälle gegen die Tafel hat. Da die Aufstauung des Nachlaufs an der Tafelmitte 
verzögernd auf die Bewegung der Wasserfäden beider Wirbel wirkt, so setzt sich das 
Druckmaximum von dieser Stelle aus nach beiden Seiten fort in einer Linie von halbkreis- 
ähnlicher oder elliptischer Form, die wieder in die Wirbelcentren ausläuft, wie die 
Maximallinien im hinteren Schleppengebiet. Die Linien aller Druckmaxima im 
Depressionsgebiet bilden eine Art Schleifenlinie. 


Es ist nun die Frage aufzuwerfen: wie wirkt das so beschaffene System 
der Strömungen auf das Hindernis der ruhend gedachten Versuchstafel, oder 
von welcher Form und Grösse ist im Einzelnen der Kraftaufwand, mit 
welchem die bewegte Tafel diesen ganzen Komplex von Bewegungen inner- 
halb des Mediums hervorruft und unterhält? 


Da die Bewegung der Tafel eine geradlinige ist, so folgt zunächst, dass auch die 
von jedem Punkte der Oberfläche der Tafel ausgehenden Einzelkräfte ursprünglich in die 
Richtung dieser Bewegung fallen müssen, sowohl die von der Vorderseite entspringenden 
Druckkräfte, als auch die saugenden Zugkräfte der Hinterseite. Die Reibung an den 
Seitenflächen soll hier unberücksichtigt bleiben. Diese Thatsache führt zu der üblichen 
Vorstellung, dass die Elementarkräfte der Oberflächenteilchen durch lauter gleich grosse 
und gleichgerichtete Strecken darstellbar seien, die ihrer ganzen Erstreckung nach in die 
allgemeine Bewegungsrichtung fielen. Man sieht aber, dass die Wirkung eines solchen 
Krattesystems keine andere sein könnte, als die des Stempels einer Saug- und Druckpumpe, 
der in einem enganschliessenden Cylinder die Wassermasse vor sich herschiebt resp. 
nachzieht. Eine solche Wirkung liegt indessen hier nicht vor, vielmehr beweisen die 
Strömungslinien, dass durch die von der Platte ausgehenden Widerstandskräfte eine 
Stauung und seitliche Ablenkung erzeugt wird. Da nun die Stauung resp. Be- 
schleunigung longitudinal, in der Richtung der Wasserfäden erfolgt, die Ablenkung 
dagegen senkrecht dazu, in transversaler Richtung, so müssen auch die Linien, in denen 
die Druckkräfte wirken, eine mehr oder weniger transversale Stellung zu den Stromlinien 


2 


haben, je nachdem sie eine starker ablenkende oder starker hemmende Wirkung auf die 
Wasserfaden ausüben. 

Aus diesen Erwagungen ergiebt sich ein System von Kraftlinien, wie es in 
Fig. 6 dargestellt ist. Die von der vorderen Fläche der Versuchstafel entspringenden 
Drucklinien erscheinen als parabelähnliche Kurven, die um so mehr nach der Seite 
gerichtet sind, je näher ihr Ausgangspunkt dem Tafelrande liegt. Nur die innerste 
Drucklinie geht von der Tafelmitte geradlinig nach vorn in der allgemeinen Bewegungs- 
richtung, und ihre Wirkung ist eine reine Hemmung oder Stauung. In dem Masse, wie 
die seitwärts benachbarten Drucklinien mehr und mehr in die transversale Richtung 
übergehen, nimmt die hemmende Wirkung ab mit dem Cosinus des Winkels, den die 
Drucklinie mit der Stromrichtung bildet, und gleichzeitig steigt die ablenkende Wirkung 
mit dem Sinus dieses Winkels. Die äusserste, in der Nähe des Randes der Tafel ent- 
springende Drucklinie fg (Fig. 5) schneidet alle Wasserfäden in normaler Richtung, sie 
wirkt daher auch nur ablenkend. Die Schnittpunkte dieser Kraftlinie mit den Strömungs- 
linien sind zugleich geometrische Wendepunkte in der Krümmung der letzteren, denn die 
gegen die Mittellinie konvexe Bahn der Wasserfaden geht hier über in die konkave, ihre 
ausweichende Bewegung in die einbiegende, das Feld der Verdrängung in das des Rück- 
flusses in den Raum hinter der Tafel. 

Zieht man von den Rändern der Tafel aus ein orthogonales Trajektorium durch 
die Kraftlinien, so bezeichnet dasselbe die Lage der vorderen Stau- oder Bugwelle Wı 
(Fig. 5 u. 6), welche bei gleichförmiger Geschwindigkeit stationär der Platte voraufgeht, 
ohne merklichen Einfluss auf den Gang der vorüberziehenden Stromfäden. 


Wie das Maximum des Druckes mitten vor der Tafel, so liegt das absolute 
Minimum in der Rotationsachse des Wirbelringes. Es besteht somit ein stationäres 
Gefälle zwischen beiden Orten; aber da der Abfluss nicht auf dem kürzesten Wege zum 
Minimum erfolgen kann, sondern auf gekrümmter Bahn um die Tafelránder verlaufen 
muss, so entsteht die Rotation der Schleppe und mit ihr die centrifugalen Kräfte, welche 
das seitliche Hervortreten des Wirbelringes über die Ränder der Tafel erzeugen. Der 
von vorn her erhöhte Druck der Seitenströme halt einerseits diesen Centifugalkräften 
centripetal das Gleichgewicht, andererseits entläd er sich in Form tangentialer Beschleu- 
nigung der Wasserfaden. Beide Wirkungen lassen sich jederseits durch ein System 
cyklonaler Kraftlinien ausdrücken, die den thatsächlich vorhandenen Bewegungen angepasst 
sind und rechts und links die entgegenzesetzt gerichtete Strömung der Wirbeläste 
wiederspievelt. 

Obgleich hiernach diese Kräfte thatsächlich nur von Druckkräften des umgebenden 
Mediums herrühren, lassen sie sich doch als centripetale, von den Wirbelachsen aus- 
gehende Zugkräfte auffassen, durch welche das Minimum eine saugende Wirkung auf das 
umgebende Medium ausübt. 

Damit erhalten wir aber zum ersten Male eine bestimmte Vorstellung von jenen 
nicht selten verhängnisvollen Widerstandserscheinungen, die den Seeleuten unter dem 


3 


18 
- Namen des »Soggs« (suction) geläufig sind. Wir werden daher in Zukunft diese Kräfte 
kurz als »Soggkràfte« und die sie darstellenden Linien als »Sogglinien« bezeichnen. 

Da die abfliessende Bewegung der Wasserfäden bereits vor der Tafel an der 
Linie der Druckmaxima AA (Fig. 5) beginnt, so dürfen wir auch den Wirkungsbereich 
der Sogglinien nach vorn hin als durch jene Linie AA begrenzt betrachten. Wie bei 
den Drucklinien wächst die positiv oder negativ beschleunigende Wirkung der Soggkräfte 
mit dem Cosinus des Winkels, den ihre Richtungen mit den Stromlinien bilden, und ihre 
ablenkende Wirkung mit dem sin. Daher müssen auch die Sogglinien nach vorn hin um 
so kleineren Winkel mit den Stromlinien bilden, je stärker deren durch den Grad der 
Konvergenz ausgedrückte Beschleunigung ist, und um so grössere, je mehr sie in 
centripetaler Richtung wirken. 

Den centripetalen Komponenten der Soggkräfte stehen die durch die Wirbelung 
bedingten centrifugalen Kräfte gegenüber, die, wie jene, von den Rotationsachsen der 
Wirbel soweit seitwärts reichen, wie der Einfluss des ganzen Widerstandsphänomens. Die 
centrifugalen Kräfte sind es vor allem, welche die eigenartige Verteilung des Flüssigkeits- 
druckes in der Schleppe hervorrufen, sie sind es, die das stationäre Minimum des Druckes 
in den Wirbelachsen bewirken, sie sind es auch, die den Druck in den peripherischen 
Wirbelteilen in einer solchen Höhe erhalten, dass thatsächlich cine Kontinuität zwischen 
den Seitenströmen und der Schleppe besteht, an Stelle der von der hydrodynamischen 
Theorie geforderten Trennungsflächen. 

Denken wir uns hinter einer im Wasser normal fortbewegten Tafel (Fig. 7 Taf. III) 
durch die Achse des hier vorhandenen Wirbelhalbringes eine vertikale Ebene gelegt, so 
schneidet dieselbe die Oberfläche der Flüssigkeit in einer Linie von der Form a-b. Sie 
hat ihre tiefsten Punkte in den Mitten der trichterförmig vertieften freien Enden des 
Wirbels und steigt seitlich ohne Sprung bis zur Höhe des Niveaus im Seitenstron, 
während sie in dem mittleren Verbindungsstück diese Höhe nicht ganz erreicht. Legen wir 
die schneidende Ebene in den Raum zwischen der Wirbelachse und der Tafel, so zeigt die 
Oberflichenlinie die Gestalt cd der Figur, die im wesentlichen auch die Form des 
Niveaus an der Rückseite der Tafel selbst wiedergiebt. Da unter den herrschenden 
stationären Verhältnissen die Niveauhöhe, d. h. die Ordinaten jener Kurven, die Grösse 
des vorhandenen Druckes bezeichnen, so sieht man leicht aus der Figur, wie infolge der 
Centrifugalwirkung der Druck im vorderen Teil der Schleppe um so grösser wird, je 
weiter die wirbelnden Wasserteilchen von der Wirbelmitte entfernt sind und je grösser 
ihre durch die Friktion des Randstromes erzeugte tangentiale Geschwindigkeit ist. Soweit 
das Wasser der Schleppe an der Tafel unter dem allgemeinen Nullniveau zurückbleibt, 
befindet es sich unter einem Minderdruck, der jederseits unweit der Ränder der Tafel 
seinen tiefsten Stand hat. Da nun der Widerstand allein durch den an der Tafel 
herrschenden Druck bestimmt ist, so folgt, dass an den ebenbezeichneten Stellen auch 
der stärkste negative oder saugende Widerstand von der bewegten Tafel überwunden 
werden nıuss, wie es die im letzten Teil dieser Untersuchungen des näheren mitzuteilenden 
experimentellen Thatsachen zur Anschauung bringen werden. 


19 
Zieht man von dem hinteren Druckplateau c aus eine Linie rechtwinklig über 
die nach hinten gerichteten Sogglinien, so bezeichnet diese Kurve die Lage der stationären 
Sogg- oder Heckwelle Ws (Fig. 5 u. 6). Wie es scheint, fällt sie mit der Hochdruck- 
linie ce zusammen. 


B. Widerstand an reckteckigen Tafeln, die unter spitzen Winkeln 
vom Strome getroffen werden. 


Steht die Versuchstafel schräg zur Stromrichtung (Fig. 44—49. Taf. X u. XI), so 
verlaufen alle Widerstandsströmungen unsymmetrisch. Die Wassermasse vor der Tafel 
teilt sich auch hier wieder in die beiden Seitenströme, die um die Ränder seitwärts ab- 
fliessen; aber die Stromhälfte, die um den voraufgehenden »Oberrand« fliessen soll, ist 
anscheinend meist etwas kleiner, als der Unterrandstrom. Die Grenzlinie zwischen beiden, 
die in einiger Entfernung vor der Tafel noch ungefähr die gerade Richtung auf die Mitte 
der Tafel hatte, wendet sich, jemehr sie sich der Tafel nähert, im flachen Bogen nach 
der Seite des vorangehenden Randes und trifft schliesslich unter rechtem Winkel auf die 
Tafel in einem zwischen der Mitte und diesem Rande gelegenen Punkte. Dieser Punkt 
bezeichnet die Stelle des absoluten Druckmaximums, und die Trennungslinie ist der Ort 
des Gleichgewichts der transversalen hydrodynamischen Druckkräfte beider entstehenden 
Seitenströme. 

Die Strömungslinien auf den Photogrammen lassen klar hervortreten, dass der um 
den Oberrand fliessende Seitenstrom, den wir kurz den »Oberstrom« nennen wollen, 
früher und energischer aufgestaut und dann wieder starker beschleunigt wird, als sein 
Gegenstück, der »Unterstrom«. Zieht man vom Punkte des Druckmaximums an der 
Tafel nach beiden Seiten die Kurven A A (Fig. 8) durch die Stellen der gróssten Breite 
oder Aufstauung der Stromfaden, so bezeichnen dieselben zugleich die Lage der Druck- 
maxima im vorderen Stromgebiet. Die Kurve ist ähnlich der entsprechenden Linie an 
der normal stehenden Tafel, liegt mit beiden Ästen schräg zur Hauptrichtung des Stromes 
und scheint sich asymptotisch einer Linie zu nähern, welche schräg zum Strome ge- 
richtet ist. 

Die Asymmetrie der Strómungen im vorderen Widerstandsgebiete wird auch auf 
die Flüssigkeit hinter der Tafel übertragen. Wie in der Normalstellung, so hat auch die 
schráge Tafel hinter sich eine begrenzte Wassermasse, die als Schleppe der Bewegung 
der Tafel folgt. Auch hier ist die Schleppe beiderseits in entgegengesetzt drehender 
Wirbelbewegung, aber die beiden Wirbel sind von sehr verschiedenem Querschnitt; der 
Oberrandwirbel ist bedeutend grósser, als der des Unterrandes. Da die tangentiale Ge- 
schwindigkeit an der Berührungsstelle beider Wirbel im Nachlauf dieselbe ist, so muss die 
Rotationsgeschwindigkeit beider Wirbel im umgekehrten Verhältnis der Radien stehen. 
Der grosse Wirbel vollendet also eine Umdrehung langsamer, als der kleine. Die Ver- 
bindungslinie der Mittelpunkte beider Wirbel steht augenscheinlich um so schräger zur 


3° 


20 


Hauptrichtung der Bewegung, je kleiner der Neigungswinkel ist, doch ist ihre Lage bei 
grossen Neigungswinkeln stärkeren Schwankungen ausgesetzt als bei kleinen. Der um 
den unteren Tafelrand kommende Seitenstrom wendet sich mit einem grossen Bündel 
seiner inneren Stromfäden um den angrenzenden kleinen Randwirbel und tritt so in den 
Nachlauf ein. Dieser trifft nun wegen des geringen Umfanges des genannten Wirbels 
nicht mehr die Mitte der Tafel, sondern die dem Unterrande benachbarte Hälfte derselben. 
Die Depression hinter der Tafel wird dadurch an dieser Stelle leichter aufgefüllt als an 
der anderen Hälfte; der Ort des grössten Minderdruckes muss daher an der dem 
Oberrand benachbarten Tafelhälfte liegen. 


Die vom Unterrandstrom stammenden Fäden des Nachlaufs gelangen auf S-förmigen 
Bogen grösstenteils in den Bereich des grossen Oberrandwirbels, umwinden denselben an 
der Aussenseite und verschmelzen so mit ihm und dem Oberstrome. So kommen sie 
schliesslich in das hinter dem Wirbel liegende Ausgleichsgebiet, wo sie sich in einer nach 
der Seite des Unterrandes abweichenden, asymmetrischen Verschmelzungslinie beider 
Randströme wieder mit dem Rest des Unterstromes vereinigen. In der Lücke hinter den 
beiden Wirbeln und vor der Vereinigungsstelle der Seitenströme liegt am Ende der 
Schleppe ein nicht selten strömungsfreies, plateauartiges Gebiet relativ hohen Druckes, 
das nach Lage und Bedeutung dem sekundären Druckmaximum c der Normaltafel ent- 
spricht. Auch das andere relative Druckmaximum d des Minderdruckgebietes ist vor- 
handen; es liegt hinter der Tafel beim kleinen Wirbel an der Stelle, wo die Nachlauf- 
strömung sich gabelt. Es ist bemerkenswert, dass dieses Maximum an der Rückseite der 
Tafel ungefähr ebensoweit gegen den Unterrand verschoben ist, wie das Hauptmaximum 
der Vorderseite gegen den Oberrand (s. Seite 25). 


Wie bei der Normaltafel, so ist auch für schrägstehende Platten die Frage nach 
der Form und Grösse der Kräfte zu beantworten, welche die Bewegungen des 
vorhandenen Systems der Strömungen unterhalten. 


Diese Kräfte sind, wie man sieht, an der Vorderseite der Tafel Druckkräfte, die 
eine aufstauende, verzögernde und ablenkende Wirkung auf die herankommenden Wasser- 
fäden ausüben. Die Wirkung ist neben der auf das Druckmaximum gerichteten Strom- 
teilungslinie am stärksten und vorwiegend eine stauende, seitlich ist sie mehr ablenkend 
und wird am Rande der Tafel, namentlich am Unterrande, minimal. Demgemäss müssen 
die Kraftlinien des Verdrängungswiderstandes annähernd die Form der gestrichelten Kurven 
haben, die in Fig. 8 von der Vorderseite der Tafel ausgehend gezeichnet sind. Die 
Linien erfahren danach von ihrer Ursprungsstelle ab eine Ablenkung aus der Hauptstrom- 
richtung nach der Scite; die Ablenkung ist um so stärker, je schwächer die in ihnen 
wirkenden Kräfte sind, und sie erreicht das Maximum in der vollen Transversalstellung 
der vom Tafelrande entspringenden Kraftlinien. 

Eine noch weiter gehende Ablenkung und Krümmung der Kraftlinien über die 
transversale Lage hinaus nach hinten zu ist mechanisch nicht vorstellbar, da dann eine 
ursprünglich nach vorn gerichtete Kraft eine nach hinten gehende Komponente haben 


21 


müsste, was keinen Sinn hat. Hieraus folgt zugleich, dass auch die Beschleunigung, 
welche die Wasserfäden schon vor der Tafel, aber hinter der Linie der maximalen 
Stauung erfahren, nicht direkt von den Druckkräften des Verdrängungswiderstandes her- 
rühren kann, sondern von saugenden Zugkräften, die wir uns, wie bei der Normaltafel 
(s. Seite 17), von den Wirbelcentren aus wirkend denken. 

Von beiden Seiten her greifen dieselben um die Ränder der Tafel herum in das 
Uberdruckgebiet und konvergieren gegen die vordere Stromteilungslinie. An ihren centralen 
Enden stehen diese Kraftlinien radial zu den wirbelnden Wasserfäden, die sie als Centri- 
petalkräfte in dieser Bewegung unterhalten; soweit sie aber an ihren peripherischen Enden 
in die tangentiale Richtung der Stromfäden umbiegen, wirken sie im vorderen Gebiet 
beschleunigend und nach hinten verzögernd auf die Widerstandsströme. So vollzieht sich 
auch hier sowohl der Abfluss des Wassers vor der Tafel, wie der Rückflüss in den Raum 
dahinter unter dem Einfluss der in den Sogglinien wirkenden Wirbelkráfte. Diese Kräfte 
sind in unserm Falle keine ursprünglichen, von der bewegten Tafel ausgehenden Arbeits- 
kräfte, sondern Reaktionskrafte. Die kinetische Energie, mit welcher die bewegte Tafel 
vorn auf das Wasser drückt, wird in der Form der Stauung als potentielle Energie auf 
das Medium übertragen, und diese ist es, die sich in den Richtungen der Sogglinien entlädt 
und die Arbeit der Wirbelbewegung verrichtet. 

Allein dies gilt im vollen Umfange nur von den äusseren Soggkräften, deren 
Bereich von Anfang bis zu Ende im freien Medium liegt. Die inneren Soggkräfte, 
welche von der Rückseite der Tafel begrenzt werden, wirken nicht nur regelnd auf die 
Wirbelung im Schleppwasser, sondern üben durch dasselbe auch einen Zug auf die Tafel 
selbst aus, die sie dadurch in ihrer Bewegung hemmen; sie sind die für die Bewegung 
allein in Frage kommenden negativen oder saugenden Widerstandskräfte und werden als 
solche direkt von der kinetischen Energie der Tafel selbst bestritten. Fast die ganze 
Rückseite der Tafel steht unter dem Einfluss der inneren Sogglinien des grossen Ober- 
randwirbels; vom Unterrandwirbel erreichen nur wenige dieser Linien die Tafel. Da die 
Linien unter verschiedenen Winkeln auf: die Tafel treffen, die saugende Widerstands- 
wirkung aber normal zur Tafelfläche erfolgt, so hängt dieselbe wesentlich vom Sinus des 
Winkels ab, den die Linien mit der Tafel bilden. Es ist auch anzunehmen, dass die 
Wirkung um so stärker ist, je kürzer die Kraftlinien desselben Wirbels sind. Hieraus 
ergiebt sich, dass der saugende Widerstand an der Rückseite der oberen Tafel’ 
hälfte seinen grössten Betrag haben wird, während am Unterrande, wo die 
Kraftlinien mehr tangential zur Tafel gerichtet sind, auch nur eine minimale Widerstands- 
saugung stattfinden kann; ein Resultat, was durch die späteren Untersuchungen vollauf 
bestätigt wird. 

Änderungen des Neigungswinkels (Fig. 44—49, Taf. X u. XI) bewirken zwar 
keine prinzipiellen Umgestaltungen im Gange der Widerstandsströmungen, wohl aber 
charakteristische Verschiebungen der Stromteilungslinie und des Druckmaximums an der 
Vorderseite der Tafel, sowie Änderungen in der Lage und Grösse der Wirbel an der 
Rückseite. 


22 


Ist der Winkel nur wenig von 90° verschieden, so hat die Trennungslinie, 
d. i. die Linie, welche im Hochdruckgebiet die beiden seitlichen Ströme 
median von einander abgrenzt, bereits eine unsymmetrische Lage neben der Mittel- 
linie des Hauptstromes, sodass der Oberrandstrom etwas schmäler ist, als der des Unter- 
randes. Bei 65° Neigung der Tafel erfolgt die Teilung annähernd im Verhältnis von 2:3, 
schreitet aber in diesem Sinne mit abnehmendem Neigungswinkel nicht fort, sondern ist 
bei 45° nicht wesentlich anders und bei 20° wieder nahezu wie 1:1, sodass, wie in der 
Normalstellung, die eine Hälfte des Hauptstromes um den Oberrand, die andere um den 
Unterrand abfliesst. 

Wie die Trennungslinie, so erfährt auch das Druckmaximum, der Treffpunkt, 
in welchem jene Linie rechtwinklig auf die Tafel stösst, eine ungleichförmige Verschiebung, 
wenn der Neigungswinkel verändert wird. Die Richtung dieser Verschiebung bleibt immer 
dieselbe, d. h. der Punkt rückt um so weiter vom Mittelpunkte der Tafel gegen den 
oberen Rand, je kleiner der Neigungswinkel wird. Aber die Änderung ist eine weit 
grössere wenn die Neigungswinkel zwischen 90° und 45° liegen, als wenn es sich um 
kleinere Winkel handelt. 

Um diese Abhängigkeit mit grösstmöglicher Genauigkeit darzustellen, habe ich 
eine grosse Zahl photographischer Aufnahmen von Widerstandsströmungen an ebenen 
Platten hergestellt, die unter Neigungswinkeln von 10° bis 90° zum Strome gestellt waren, 
und auf den so erhaltenen Photogrammen mit Sorgfalt die Abstände des Stromteilungs- 
punktes vom oberen Rande der Tafel bestimmt. Mit Hülfe dieser Masse ist die Kurve III 
(Fig. ı2, Taf. IV) erzielt, welche die Lage jenes Punktes für jede beliebige Neigung der 
Tafel AB von o? bis 9o? angiebt. Denkt man sich die Tafel um den Unterrand A ge- 
dreht, sodass sie aus der Lage 0° nach und nach in die Stellung von 90° Neigung 
gegen den durch den Pfeil bezeichneten Strom übergeht, so bezeichnet der Schnitt der 
Kurve III mit der Tafel für jeden Neigungswinkel den Punkt der Stromteilung oder des 
Druckmaximums, wenn die Tafel AB die Länge von 200 mm hat. Für andere Tafel- 
längen ist hiernach der Punkt leicht durch Reduktion zu bestimmen, sofern die Strömungen 
an Platten von anderen Dimensionen einen geometrisch ähnlichen Verlauf haben, als an 
den Tafeln von 50 mm Länge, welche bei den Versuchen benutzt wurden. 

Um über diese wichtige Frage eine Entscheidung herbeizuführen, war es nötig, 
einige Kontrollversuche in grösseren Verhältnissen anzustellen. 

Da aber meine materiellen Hülfsmittel die Anstellung derartiger Versuche nicht 
gestatteten, so habe ich mich für den vorliegenden Zweck mit der für die Voraus- 
bestimmung von Schiffswiderstinden vom Norddeutschen Lloyd in Bremerhaven 
errichteten Versuchsstation in Verbindung gesetzt. Der Vorstand dieses vorzüglich ein- 
gerichteten wissenschaftlich-technischen Instituts, Herr Ingenieur JOH. SCHÜTTE, ist mir 
in der liebenswürdigsten Weise entgegengekommen und hat mir nicht nur bereitwillig die 
Anstellung einiger Versuche gestattet, sondern auch die dazu erforderlichen Einrichtungen 
beschafft und persönlich die Durchführung der Versuche mit allen ihm zu Gebote stehen- 
den Hülfsmitteln gefördert und geleitet. Es ist mir eine Freude, Herrn Ingenieur SCHÜTTE 


23 


für das grosse, in so wirksamer und erfolgreicher Weise bethätigte wissenschaftliche 
Interesse meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. 

An dem dort vorhandenen, elektrisch beweglichen Wagen mit den verschiedenen 
Registriervorrichtungen zur Bestimmung der Widerstände an Schiffsmodellen wurden zwei 
starke 7 m lange eichene Balken als Ausleger nach vorn befestigt und daran vermittelst 
zweier kräftiger schmiedeeiserner Arme eine 5 mm dicke Stahlplatte von ı m? derart fest 
aufgehängt, dass sie zur Hälfte in das ruhende Wasser eintauchte. Senkrecht über der 
Tafel wurde auf einem obelisken-formigen (Gerüst die photographische Kammer auf- 
gestellt, sodass auf den Bildern die Tafel, genau von oben gesehen, als gerade Linie er- 
scheinen musste. Um Stromlinien zu erhalten, wurde die 6 m breite Oberfläche des 
Wassers im grossen Versuchstank mit »Confetti« bestreut, kleinen kreisrunden, ausgestanzten 
Papierplättchen von ca. 5 mm Durchmesser, die im Wasser nicht untersinken. Die Auf- 
nahmen wurden am Tage bei automatisch entzündetem Magnesium-Blitzlicht gemacht. 

Sobald der Wagen in Gang gesetzt wurde, war es von grossem Interesse, zu 
sehen, dass die Bewegungen des Wassers prinzipiell und in allen wesentlichen Punkten 
— bis auf einen — genau so verliefen, wie bei meinen im Kleinen angestellten Versuchen 
mit Platten, deren Tauchtiefe nur gleich der Hälfte der Breite war. Die einzige 
wesentliche, sichtbare Abweichung bestand darin, dass die durch Stauung erzeugten 
Niveauunterschiede vor und hinter der Platte, an der grossen Tafel verhältnismässig 
geringer waren, als an den kleinen Platten der Hamburger Versuche. Ueber die Be- 
deutung dieser Erscheinung wird weiter unten in dem Abschnitt über Stauversuche die 
Rede sein. 

Da die experimentellen Schwierigkeiten bei den Versuchen im Grossen sehr er- 
heblich sind, so haben wir uns auf einige Aufnahmen mit der Plattenstellung rechtwinklig 
zur Bewegungsrichtung und unter einem spitzen Winkel beschränken müssen. Herr 
SCHÜTTE hatte die Güte, die photographischen Platten nachher entwickeln zu lassen und 
mir die Kopien von den sechs gelungenen Aufnahmen im Format 18/24 freundlichst zur 
Verfügung zu stellen. 

Die Geschwindigkeit, mit welcher die Platte durch das Wasser bewegt wurde, 
varierte von 0,46 bis 1,40 m. Da das photogr. Objektiv ca. 3 m von der Oberfläche 
des Wassers entfernt war, so erscheinen die Stromlinien zwar von geringerer Länge als 
bei den Aufnahmen in kleineren Verhältnissen, lassen jedoch, wie die verkleinerte Repro- 
duktion (Fig. 50 Taf. XI) zeigt, über den Verlauf der Bewegung keinen Zweifel. 

Zur Kontrolle unserer empirischen, kardioiden-ähnlichen Kurve, welche die Lage 
des Stromteilungspunktes an der Vorderseite ebener Tafeln von verschiedenen Neigungs- 
winkeln angiebt, eignete sich besonders die eine der beiden Aufnahmen mit schräger 
Plattenstellung (Fig. 50). Diese Tafel hat in der Photographie eine Breite von 75 mm in 
der Wasserlinie. Der Stromteilungspunkt hat eine Entfernung von 13 mm vom voran- 
gehenden Plattenrande. Berechnet man diese Strecke für den Massstab, in welchem die 
genannte Kurve gezeichnet ist, d. h. für eine Plattenbreite von 200 mm, so erhält man 
die Zahl 34,66, und die Kurve ergiebt dafür einen Neigungswinkel der Platte von gut 


24 


56°. Die direkte Messung des Winkels am Versuchsorte hatte dagegen, wie ich später 
sah, 56°30’ ergeben. Die Übereinstimmung ist eine sehr gute, denn die Kurve verlangt 
für den letzteren Winkel einen Randabstand des Teilungspunktes von 13,1 mm, statt 
der gemessenen 13,0 mm, eine Differenz, die gänzlich verschwindet, wenn man bedenkt, 
dass die Stelle der Stromteilung ja kein fester mathematischer Punkt ist, sondern näherungs- 
weise bestimmt werden muss. 

Wenn diese erfreuliche Uebereinstimmung beweist, dass unsere kardioidenähnliche 
Kurve der wahre Ausdruck ist für die Lage des Druckmaximums an der Vorderseite 
ebener Tafeln, so ist dies Ergebnis um so bemerkenswerter, als dadurch die einander 
widersprechenden älteren Anschauungen eine Berichtigung erfahren. 

So hat Lord RAYLEIGH unter den Voraussetzungen der hydrodynamischen 
Gleichungen eine Formel für die Lage des Druckmaximums abgeleitet, wonach der 
Abstand desselben vom vorderen Tafelrande bei den verschiedenen Neigungswinkeln « ist: 

2(1—2cosa + cos? a) + a-sin « 
4 + a-sin e. mE 

Diese Formel ergiebt in unserer Darstellungsweise die Kurve I von Fig. 12 Taf IV. 
Wie man sieht, sind die Polarkoordinaten dieser Kurve durchweg zu gross, zumal bei 
mittleren und kleineren Neigungswinkeln, und es würde sich z. B. nach den Messungen an 
der zuletzt besprochenen Aufnahme in Bremerhaven ein Neigungswinkel von 61% ergeben, 
statt 56% 30°. Damit ist nachgewiesen, dass die theoretische Formel Lord RAYLEIGH's 
für den Widerstand des natürlichen Wassers keine volle Gültigkeit hat. 

Auf ähnlicher Grundlage beruht eine neuerdings für den gleichen Zweck auf- 
gestellte Formel von Prof. LAMB, die sich in einer der Arbeiten von Prof. HELE-SHAW 
(Inst. Nav. Arch. 1898. p. 31) vorfindet. Prof. LAMB benutzte die schónen Photogramme 
(cfr. Fig. 51) der Stromlinien, welche HELE-SHAW ’) von Flüssigkeiten erhielt, die sich 
zwischen eng nebeneinander stehenden Platten kontinuierlich um Hindernisse bewegen, und 
stellte für den Abstand d des Stromteilungspunktes vom Flachenmittelpunkte die Formel 

d = a. cos q 
auf, wo a die halbe Plattenbreite ist, Diese Formel würde nach der Bezeichnungsweise 
von Lord RAYLEIGH als Abstand vom Oberrande die Form 
a (1— cos «) 
annehmen, und die Polarkoordinaten der zugehórigen Kurve waren 
ọ =a + a-cos a =a (I + cos a), 


a. 
oder auch, da I + cos « = 2 cos? 2 ist, 


yg O 

@ = 2 a cos? — 

AS 2 
1) HeELE-SHAW liess zwischen zwei Glasplatten von "/so resp. 4/50 inch, also wenig mehr als 0,5 mm 
Abstand cine diinne Wasserschicht fliessen, in der er durch cine sinnreiche Vorrichtung farbige, parallele Strom- 
fäden erzcugte. Bei gewissen, nicht zu grossen Geschwindigkeiten bewegte sich diese Flüssigkeitsschicht ohne 
Wirbelbildung kontinuierlich um eingeschaltete Hindernisse, und es ergaben sich Strömungsbilder wie Fig. 51 Taf. XI, 

die ich als ein Beispiel dieser eigenartigen Bewegungen den schónen Untersuchungen HELE-SHAW's entlehne, 


25 


Dies ist aber die bekannte Formel der Kardioide oder Herzkurve, d. h. jener 
Epicykloide, welche ein Punkt des Umfanges eines Kreises vom Radius > beschreibt, der 


auf einem andern Kreise von gleichem Radius in der Ebene rollt. 


Ich habe diese Kurve in die Figur 12 eingetragen und mit II bezeichnet. Sie 
nimmt darin die tiefste Stellung ein, schmiegt sich bei kleinen Neigungswinkeln unserer 
Kurve III an, weicht aber dafür bei mittleren und grossen Winkeln weiter ab als die 
Kurve (I) Lord RAYLEIGH’s. Die vorhin für die Kontrollmessungen verwendete Platte 
aus den Bremerhavener Versuchen würde nach dieser Kurve eine Neigung von 50° gehabt 
haben; statt 56°30’, wodurch denn die Ungenauigkeit der eleganten Formel Prof. LAMB's 
erwiesen ist. Übrigens stimmen auch die vom Prof. HELE-SHAW publizierten Abbildungen 
von Stromlinien an schrägen Tafeln und tafelähnlichen cylindrischen Körpern von flach- 
elliptischem Querschnitt trotz der einschránkenden experimentellen Bedingungen gut mit 
unserer Kurve III überein. | 

Wenn somit die Strómungen an der Vorderseite der ebenen Tafeln mit der 
Änderung des Neigungswinkels eine sehr regelmässige Veränderung erfahren, so muss 
dagegen hervorgehoben werden, dass die Bewegungen an der Rückseite einen mehr 
labilen Charakter haben und auf geringfügige und zufállige Anderungen mit weitgehenden 
Schwankungen antworten. Aber wie regellos diese Bewegungen auf den ersten Blick 
erscheinen mógen: das allgemeine Prinzip der Rotation des Schleppwassers in einem 
Wirbélring bleibt immer gewahrt; und wenn man eine gróssere Reihe von Strómungs- 
bildern überblickt, so erweisen sich auch die abweichendsten Bewegungserscheinungen 
schliesslich doch als Schwankungen um eine mittlere typische Form der Wirbelbildung, 
deren Abhängigkeit von dem Neigungswinkel œ unverkennbar ist. Bei « = 90° verläuft 
diese mittlere Wirbelung symmetrisch; bei allen spitzen Winkeln liegt eine ausgepragte 
Unsymmetrie vor in dem Sinne, dass mit kleiner werdendem Neigungswinkel der Unter- 
randwirbel kleiner wird, wahrend sich der Oberrandwirbel, allmahlich schmaler werdend, 
zunehmend über die ganze Hinterseite der Tafel ausdehnt und schliesslich den Unterrand- 
wirbel ganzlich in das nachfolgende Kielwasser verdrangt. 


Wie die Verschiebung des Stromteilungspunktes an der Vorderseite, so vollzieht 
sich auch die Verdrángung des Unterrandwirbels bei grossen Neigungswinkeln schneller 
als bei kleinen; damit geht auch eine entsprechende Verschiebung des Nachlaufs Hand 
- in Hand, der zwischen beiden Wirbelquerschnitten nach vorn fliesst. Danach liegt es 
a priori nahe, zuzusehen, ob nicht der Punkt, wo dieser Strom die Rückseite der Tafel 
trifft und sich teilt, bei seiner Verschiebung mit kleiner werdendem Neigungswinkel der- 
selben Gesetzmässigkeit folgt, wie der Stromteilungspunkt im Hochdruckgebiet. Diese 
Vermutung hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich, zumal auch bei den von HELE- 
SHAW untersuchten und abgebildeten »kontinuierlichene Strömungen die um beide Ränder 
der Tafel herumkriechenden Randströme — unter Vermeidung wirbelnden Schleppwassers — 
sich in einem Punkte der Rückseite treffen, der sich in genau derselben Weise dem 
Unterrande nähert, wie der Stromteilungspunkt der Vorderseite dem Oberrande. 


4 


26 

Auf Grund der uns vorliegenden Photogramme können wir jedoch eine solche 
Übereinstimmung nur als annähernd existierend bezeichnen, denn der betreffende Punkt 
an der Rückseite ist bei unseren, durch das Experiment nicht eingeengten Strömungen 
nicht entfernt so scharf ausgeprägt, wie in den Versuchen von HELE-SIAw. Die labilen 
Schwankungen des Nachlaufs erreichen gerade in diesem Punkte ihre grössten Ausschläge, 
und wenn bei mittleren Neigungswinkeln der ganze obere Wirbelast auf S-förmigem 
Bogen mit vom Unterrandstrom eingehüllt wird, so trifft überhaupt nur der letztgenannte 
Strom mehr tangential gegen den Rücken der Tafel, und es findet somit auch keine 
Trennung des gemeinsamen Nachlaufs an der Tafel statt. Dennoch ist nicht zu ver- 
kennen, dass die kreisformigen Stromfäden, welche den Unterrandwirbel bilden, oft an 
einer Stelle gegen die Hinterseite der Tafel treffen, die jenem Punkte annähernd entspricht, 
oder dass daselbst eine nahezu stagnante Wassermasse vorhanden ist, die die Stelle des 
relativen Druckmaximums hinter der Tafel einnimmt. Wenn wir aber annehmen, dass 
die Verschiebung des Stromteilungspunktes an der Rückseite derselben Gesetzmässigkeit 
unterworfen ist wie an der Vorderseite, so ist die Lage dieses Punktes durch die Kurve 
Illa Fig. 12 ebenso bestimmt, wie die des Druckmaximums durch die Kurve III. Wir 
erhalten IIIa dadurch, dass wir die Polarkoordinaten von III statt von A nach B in 
umgekehrter Richtung auf den von A ausgehenden Strahlen abtragen. Die Kurve Ila 
ist ein entsprechend konstruierter Kardioidenbogen der LAMB'schen Formel. Um die 
schwankende Lage des Stromteilungspunktes hinter der Tafel zu demonstrieren, verweise 
ich auf die Photogramme Fig. 44— 48. l 

Die Schwankungen im Gange der Strömungen des Schleppwassers sind 
sehr auffällig und machen es verständlich, dass man diesen ganzen Bewegungskomplex 
bisher einfach als turbulent und regellos, unentwirrbar bezeichnet hat. Schon in der 
Normalstellung der Tafel ist eine nahezu vollkommene Symmetrie der Wirbelung wohl 
kaum in einzelnen Momenten vorhanden. Die Photogramme zeigen stets irgend welche, 
zuweilen recht auffällige Unregelmässigkeiten. Bald ist der eine, bald der andere Wirbelast 
stärker entwickelt, mehr gerundet oder in die Länge gezogen; bald schliessen sie sich 
dichter an die Tafel an, bald bleiben sie etwas zurück und lassen ein relativ ruhiges, 
zeitweilig fast stagnantes Schleppwasser hinter der Tafel. Dementsprechend ist auch der 
Nachlauf schwankend in der Richtung und Geschwindigkeit seiner Bewegung. Auf 
photographischen Platten, die bei der Aufnahme zweimal kurz hintereinander belichtet 
wurden, sieht man daher meist zwei recht verschiedene Strömungsbilder und erkennt, wie - 
schnell die Schwankungen sich vollziehen. 

Bei Platten, die unter Neigungswinkeln von 45° bis 90° zum Strome stehen, 
sind die Schwankungen der Bewegungsvorgänge in der Schleppe oft noch grösser, als 
hinter den normal getroffenen Platten; auch hier mannigfache Zerrungen und Dehnungen, 
Vergrösserungen und Abschwächungen, Zerteilungen und Trennungen der Wirbel. Ist 
dann der Oberrandwirbel einmal stark in die Länge gezogen, so wird er wohl von innen 
her durch Zweige des Nachlaufs durchbrochen, sodass in seinem Innern eine Kette 
sekundärer Wirbel entstehen, die wie eine Reihe hintereinanderliegender Rollen von dem 


27 


gemeinsamen Band der äusseren Ringfäden zusammengehalten und getrieben werden.. Da 
der letzte dieser Teilwirbel immer der grösste ist, so kann dadurch der Eindruck des 
Gesamtbildes auf den ersten Blick ein recht komplizierter werden, bis man sich durch 
Aufsuchen des gemeinsamen Nachlaufs überzeugt, dass das Prinzip der Widerstands- 
strömung dadurch nicht geändert ist. 

Bei Neigungswinkeln unter 45° werden mit der Verschmälerung des Schlepp- 
wassers die in demselben stattfindenden Schwankungen mehr und mehr beschränkt, wenn 
auch keineswegs aufgehoben. Ist der Drachenwinkel ca. 20°, so zeigen die Photo- 
gramme das folgende Strómungsbild. Dicht am oberen Tafelrande, wo die Trennungs- 
linie der beiden Seitenstróme die Lage des Druckmaximums bezeichnet, beginnt der 
Unterrandstrom über die ganze vordere Fläche der Tafel hinweg abzufliessen, während 
sich der schärfer abgelenkte Oberrandstrom im flachen Bogen von der Rückseite der Tafel 
abwendet, bis er neben der unteren Tafelhälfte einen Abstand von etwa einem Drittel der 
Tafelbreite erlangt hat. Hinter dem unteren Tafelrande konvergiert der Unterrandstrom 
gegen den vom Oberrande, und beide umschliessen sa den vorn wie hinten spitz zulaufenden 
Raum des Schleppwassers. Fast der ganze Raum wird von dem Vorderrandwirbel erfüllt, 
der seitlich abgeplattet und eingeengt und nicht selten nach vorn in kleine Sekundärwirbel 
gespalten, in seinem hinteren, schnell rotierenden Umfange meist noch über den Unterrand 
hinausragt. — Der Unterrandwirbel erscheint nur noch in Gestalt einiger winziger, 
konzentrischer Kreise in der Verlängerung der Tafel. Der Nachlauf wird fast ausschliesslich 
vom Vorderrandstrome gebildet und trifft nur noch auf das unterste Viertel des Tafelrückens. 

Je mehr der Neigungswinkel verkleinert wird, desto weiter entfernt sich der immer 
kleiner werdende Unterrandwirbel von der Tafel, bis er endlich bei ganz kleinen Winkeln 
nur noch vorüdergehend in Gestalt einiger kleiner halbkreisförmiger Fäden sichtbar wird 
oder in Form einer geringfügigen Störung zwischen den zusammenfliessenden inneren 
Fäden der beiden Randströme im Kielwasser verschwindet. 

Man könnte die Frage aufwerfen, ob nicht in den schwankenden Bewegungen der 
Schleppe die Ursachen jener berüchtigten launenhaften »Tücken« des Widerstandes zu suchen 
sind, von denen alle diejenigen zu erzählen wissen, die sich, wie LILIENTHAL, mit der 
praktischen Lösung des Flugproblems befasst haben. Sicherlich mögen die labilen Ver- 
hältnisse jener Strömungen auch mit Schwankungen in der Verteilung des negativen 
Widerstandsdruckes verbunden sein, aber diese sind offenbar immer nur von unter- 
geordneter Bedeutung, und die »Launen des Windes« sind thatsächlich nur Wirkungen der 
unregelmässigen Pulsationen und Stösse, mit denen das Medium auf das Hindernis trifft. 

Die interessante Frage nach der Ursache des schwankenden Charakters der 
Rotationsbewegungen in der Schleppe soll hier nur kurz berührt werden. HELMIIOLTZ 
macht an einer Stelle (Wissenschaftl. Abth. S. 108) die Bemerkung, dass die Existenz 
eines Geschwindigkeitspotentials die Existenz von Rotationsbewegungen der Wasserteilchen 
ausschliesst. Danach würde das Fehlen eines Geschwindigkeitspotentials auch eine 
wesentliche Bedingung für das Auftreten der Wirbelung sein. Schon EULER habe darauf 
hingewiesen, dass es Flüssigkeitsbewegungen ohne Geschwindigkeitspotential giebt, wie 


4° 


28 

z. B. die Drehung einer Flüssigkeit um eine Achse mit gleicher Geschwindigkeit alle: 
Teilchen. In solcher Bewegung befinden sich die geradlinigen oder ringfórmigen, unendlich 
dünnen Wirbelfaden, welche nach HELMHOLTZ der Trennungsflache oder Wirbelfläche 
zwischen dem ruhenden Wasser hinter der Tafel und dem daran voriiberfliessenden Wasser 
anliegen. Wenn nun auch nach Ausweis der Photographien eine solche Trennungsflache 
nicht vorhanden ist, vielmehr in Folge der Friktion zwischen Schleppwasser und Seiten- 
strom die angenommene Diskontinuität der Bewegung ausgelöscht ist, so liegt doch in 
der Rotationsachse unserer Wirbeläste anscheinend ein Wirbelring im Sinne v. HELMHOLTZ’ 
vor, und man könnte daher vielleicht auf die Bewegung dieses Wirbelringes beziehen, 
was der berühmte Physiker über die Bewegung der aus unendlich feinen Wirbeln bestehend 
gedachten Wirbel- oder Trennungsflächen sagt: ‚wie Versuch und Theorie übereinstimmend 
erkennen lassen, zeichnen sie sich durch einen auffallend hohen Grad von Veränderlichkeit 
bei den unbedeutendsten Störungen aus, sodass sie sich Körpern, die im labilen Gleich- 
gewicht befindlich sind, einigermassen ähnlich verhalten.« Allein, es bleibt zu beachten, 
dass unser Wirbelring nicht die gleiche Rotationsgeschwindigkeit aller seiner Teilchen hat, 
denn die ringförmigen Bahnen der rotierenden Teilchen (Fig. 5) sind meist excentrisch so 
angeordnet, dass die Rotationsachse näher dem Seitenstrome als dem Nachlaufe liegt. 
Die Rotationsgeschwindigkeit ist also an der Aussenseite des nachschleppenden Wirbels 
grösser als an der Innenseite, und man sieht an dem nicht parallelen Verlauf der rotierenden 
Stromlinien die Stellen, wo vorn die Geschwindigkeit zunimmt und hinten wieder abnimmt. 
Die Bewegung des Wirbelringes in der Schleppe ist somit doch von anderer Art, als die 
Wirbelbewegungen der hydrodynamischen Theorie, die nur da auftreten können, wo kein 
Geschwindigkeitspotential vorliegt. — 

Die Entstehung einer gut wirbelnden Schleppe ist wesentlich von der 
Tauchtiefe der Versuchstafel abhängig. Taucht man die Platte nur wenig tief ein, so tritt 
bei einer gewissen Geschwindigkeit des Stromes das Wasser von der Rückseite der Tafel 
völlig zurück (Fig. 9 Taf. III), da der ganze Raum vom Unterrandstrome leer gesogen 
wird. Wo aber in geringer Entfernung hinter der Platte der Unterstrom wieder emporquillt, 
und die Seitenströme einander entgegenfliessen, bildet sich eine aufbrodelnde, der Tafel 
nachlaufende, breit zungenförmige Welle, deren nach vorn überstürzender Rand vom 
Unterstrom wieder erfasst und von neuem hochgehoben wird. So ist es anfangs eine 
kleine Wassermasse (Fig. 9 B), die unter dem Einflusse des Unterstromes stationär einen 
weiten, walzenförmigen Hohlraum umwickelt und umkreist, während der Unterstrom selbst 
vorbei- und weiterfliesst. Dieser Hohlraum mündet beiderseits frei mit trompetenförmiger 
Öffnung in den buchtigen Winkel W zwischen dem Seitenstrome und dem Grunde der 
zungenförmigen Welle des Nachlaufs; es ist der Anfang des halben Wirbelringes der Schleppe. 
Taucht man nun die Tafel allmählich tiefer ein (Fig. 10.), so werden immer grössere Wasser- 
massen in die wirbelnde Bewegung hineingezogen und hinter der Tafel festgehalten. Die 
Zunge des Nachlaufs nähert sich mehr und mehr der Tafel, indem sie sich gleichzeitig 
seitwärts verbreitert. In dem Moment, wo sie bei noch tieferem Eintauchen den Seiten- 


29 


strom berührt (Fig. 11), werden die bis dahin nach vorn offenen seitlichen Buchten mit 
den Mündungen der Wirbelröhre abgeschnürt, der Nachlauf erreicht die Mitte der Platten- 
rückseite, und wir haben das typische Bild des beiderseits wirbelnden Schleppwassers 
unserer Photogramme, dessen eigenartige Bewegung ringsum durch die Friktion der 
vorüberziehenden Randströme unterhalten wird. 


IL Die Widerstandsströmungen im Innern des flüssigen Mediums. 


Als ich im Juni 1900 die ersten Photogramme der Widerstandsströmungen im 
Naturwissenschaftlichen Verein zu Hamburg als Projektionsbilder vorzeigte, wurde mit 
Recht die Frage gestellt, ob denn die Strömungserscheinungen an der Oberfläche mit 
denen im Innern der Flüssigkeit übereinstimmten, und ob erstere nicht wesentlich durch 
die Oberflächenspannung beeinflusst würden. Darauf war zu antworten, dass die Spannung 
in der Wasserhaut ja durch die aufgestreuten Bärlappsamen wie durch jeden anderen 
Staub aufgehoben wird, und dass man an suspendierten Körperchen den unmittelbaren 
Zusammenhang der Strömungen unter Wasser mit denen der Oberfläche direkt mit den 
Augen verfolgen könne, endlich, dass die sichtbaren trichterförmigen Vertiefungen der zu 
Tage tretenden Wirbelachsen dafür den Beweis liefern, dass die Wirbelstróme am gleichen 
Orte auch im Innern des Wassers vorhanden sind. Immerhin war es wünschenswert, den 
Strömungslauf im Innern der Flüssigkeit in ebenso objektiver Weise festzustellen, wie es 
an der Oberfläche durch die Momentphotographie geschehen war. Für diesen Zweck 
wurden die folgenden Abänderungen des Apparats ausgeführt. 

Zunächst erhielt der Wasserbehälter (Fig. 4 Taf. II) in der Mitte der beiden 
Längswände und im Boden je ein Fenster (fi, fs u. fs) aus mittelstarkem, geschliffenem 
Spiegelglas. Das Bodenfenster war im Innern, wie auch unter dem Kasten, durch eine 
verstellbare Blende (bı u. bs) bis auf einen 2 cm breiten mittleren Streifen abgeblendet, 
und das eine Seitenfenster durch einen Holzschieber s verschliessbar gemacht. Die 
photographische Kammer k wurde mit ihrem Träger derart am Wagen w befestigt, dass 
sie in der Höhe des anderen Seitenfensters ausserhalb vor dem Wasserbehälter vorbei- 
gefahren werden konnte. Bei dieser Bewegung musste der Wagen wiederum den elek- 
trischen Kontakt c zur Entzündung des Blitzpulvergemisches schliessen, in dem Moment, 
wo die Kamera vor der Mitte des Seitenfensters angekommen war. Zur Aufnahme des 
Pulvers diente eine Metallrinne r, die auf dem Fussboden genau unter dem Lichtspalt des 
Bodenfensters aufgestellt wurde. Die Entzündung geschah durch Abschmelzen eines feinen 
Eisendrahts im elektrischen Strom, Das Licht fiel dann durch den Spalt im Bodenfenster 
nach oben und beleuchtete eine vertikale Wasserschicht von der Dicke des Lichtspalts. 
Genau über dem Spalt wurde auf dem Niveau eine schmale, unten offene Rinne h von 
der Länge des ganzen Wasserbehälters angebracht, die ein wenig in das Wasser ein- 
tauchte. Diese Rinne wurde kurz vor jeder Aufnahme mit einer geeigneten Menge 
gesiebter Sägespäne aus Eichenholz beschickt, welche die Eigenschaft haben, sehr langsam 


30 


im Wasser niederzusinken. Ihre Fallgeschwindigkeit im Wasser betrug nur 2°/o von der 
Geschwindigkeit der scheinbaren Strömung, die durch die Bewegung der photographischen 
Kamera und der Versuchstafel erzeugt wird; auf den Photogrammen konnte daher die 
sinkende Bewegung überhaupt nicht in die Erscheinung treten. Da die Holzpartikel bei 
ruhigem Wasser genau in der zu beleuchtenden Schicht schwebten, auf welche die Kammer 
eingestellt war, so mussten sie auch, im Moment des »Abblitzense intensiv belichtet, die 
gewünschte optische Wirkung auf die photographische Platte ausüben. Die Versuchstafel 
war durch ihren Halter t so am Ausleger a des Wagens befestigt, dass sie sich mit ihrem 
mittleren Querschnitt in der beleuchteten photographischen Ebene bewegte, während ihre 
Längsrichtung so gut wie möglich in die photographische Achse eingestellt war, damit 
auf dem Photogramm nur das freie Profil der Tafel als dunkle Linic erschien. Als 
Versuchstafeln wurden 1 mm dicke Glasscheiben von 15 cm Länge verwendet, bei 5 cm 
Breite. Wie bei den Aufnahmen der Oberflachenstromungen wurde die Bewegung des 
Wagens durch einen Elektromotor bewirkt. Sobald dieser dem Treibband (Fig. ı b) die 
durch Metronom geregelte gewünschte Geschwindigkeit erteilt hatte, wurden die Sägespäne 
vermittelst einer passenden, dünnen Holzleiste, auf der sie vorher gleichmässig verteilt 
waren, in die Rinne gekippt, und sobald die ersten Teilchen bis zur halben Wassertiefe 
gesunken waren, das Klemmrädchen v des Wagens eingelegt und so die Verbindung des 
Wagens mit dem Treibband hergestellt. In dem Augenblick, wo die Kamera vor der 
Mitte des Fensters angelangt ist, schliesst der Wagen den Kontakt neben der Schiene, 
das Blitzlicht entzündet sich, und die Aufnahme ist erfolgt. 

Es war vorauszusehen, dass die Photographie der Strömungen im Wasser mit 
Schwierigkeiten verbunden sein würde, wegen der Absorption des Lichtes durch die Glas- 
platten und die Wasserschichten, und weil nur die Strahlen auf die photographische Platte 
gelangen, die von den Sägespänchen genau unter rechtem Winkel seitwärts reflektiert 
werden. Als daher die ersten Aufnahmen nur wenig befriedigende Bilder lieferten, lag 
es nahe, die Wirkung durch Anwendung grösserer Mengen des Blitzpulvergemisches zu 
Steigern. Allein trotz langen Bemühens blieben die Ergebnisse ziemlich dieselben. 

Noch mangelhafter fielen die Versuche aus, das Licht durch das gegenüberliegende 
Seitenfester in horizontaler Richtung durch das Wasser in die Kamera gelangen zu lassen. 
Es blieb also nur übrig, immer wieder zu versuchen, durch Verbesserung der ersten 
Methode günstigere Erfolge zu erzielen. Hierbei stellte sich endlich heraus, dass die Un- 
deutlichkeit der zuerst erhaltenen Photogramme nur durch einen leicht zu beseitigenden 
Nebenumstand verursacht worden war. Zufällig zeigte sich beim Reinigen des durch Mg O 
bestäubten unteren Fensters, dass der grösste Teil des vom Blitzlicht herrührenden weissen 
Oxydes nicht auf dem Fenster, sondern daneben unter dem Boden des Wasserbehälters 
abgelagert war, obgleich die Explosionsrinne sorgfältig mittelst Ablotens unter das Fenster 
gestellt war. Der Explosionsschuss war also nicht, wie erwartet, senkrecht nach oben, 
sondern immer schräg nach der von der Kamera abgewandten Seite gerichtet gewesen, 
sodass dann natürlich immer nur ein kleiner Teil des Lichtes durch den Spalt in das 
Wasser gelangt war. Die Ursache dieser fatalen Erscheinung, die sich solange der Be- 


= 


obachtung entzogen hatte, lag in dem Umstande, dass der Raum unter dem Wasserkasten 
nach der Seite der Kamera hin durch eine Holzwand abgeschlossen war, um das Licht 
abzublenden. Durch den einseitigen Widerstand der Wand waren die Explosionsgase 
immer in der angegebenen Weise abgelenkt worden. Als daher der Explosionsraum auch 
auf der anderen Längsseite durch eine Wand abgeschlossen wurde, drang auch das Licht 
in reichlicher Menge durch den Spalt senkrecht nach oben in die Flüssigkeit, und von 
da ab zeigten denn auch die Photogramme alle Einzelheiten des Strömungsbildes in voll- 
auf befriedigender Klarheit und Schärfe. 

Dass die Bilder im oberen Teil dunkler erscheinen, als unten, hat seinen Grund 
in der Absorption des Lichtes durch das Wasser und die darin schwimmenden Säge- 
spänchen. Strömungslinien, die sich kreuzen, erklären sich durch die Dicke der belichteten 
Wasserschicht und die dadurch bedingte optische Tiefenwirkung; sie können natürlich in 
Oberflächenbildern nicht auftreten und sind bei genügender Vergrösserung leicht zu 
entwirren. 

Das wichtige Ergebnis dieser experimentellen Untersuchungen ist die Feststellung 
der Thatsache, dass die Widerstandsströmungen im Wasser prinzipiell mit 
denen an der Oberfläche übereinstimmen. (Fig. 3, 4, Taf. VII, und 4, 9, Taf XI.) 


Sowohl die Stauung und Teilung des Stromes vor der Tafel, wie die Bildung und 
Bewegung der Seitenströme, die Wirbelung, der Nachlauf in der Schleppe — alles ent- 
spricht unter Wasser so vollkommen den homologen Erscheinungen am Niveau, dass es 
als durchaus statthaft zu bezeichnen ist, den Verlauf der Widerstandsströme innerhalb des 
Mediums durch die an der Oberfläche erhaltenen, leichter herzustellenden Momentbilder 
zu ermitteln, und die Unterwasserbilder nur soweit es zur Kontrolle wünschenswert erscheint 
in Anwendung zu bringen. 


Geben uns die Photogramme auch nur flächenhafte Durchschnittsansichten der 
Widerstandsströmungen, so ist es nunmehr doch möglich, aus diesen Profilen die 
Gesamtheit der Strömungen körperlich zu rekonstruieren. 

Am leichtesten gelingt dies für eine normal vom Strome getroffene kreis- 
förmige Scheibe. Man braucht sich nur die Abbildung (Fig. 5, Taf. II) um die mediane 
Strömungsachse rotierend zu denken. Der Strom teilt sich über der Mitte der Vorder- 
seite und fliesst symmetrisch nach allen Seiten hin über den Rand der Scheibe ab. 
Ebenso gleichförmig umfliessen die Wasserfäden den eiförmigen Körper des Schlepp- 
wassers, um sich dahinter wieder zusammenzuschliessen. Die beiden Wirbel in der Schleppe 
sind nur die Querschnitte eines geschlossenen Wirbelringes, der hinter der Tafel rotiert 
und das Wasser des Nachlaufes gegen die hintere Tafelmitte mahlt. 

Dementsprechend muss dann auch der positive Widerstandsdruck an der 
Vorderseite der Scheibe in der Mitte am grössten sein und nach dem Rande erst 
langsam, zuletzt stark abnehmen. Der negative oder saugende Druck der Hinterseite 
wird dagegen auf der Tafelmitte weniger stark sein als in der Nähe des Randes. 


32 


An die kreisformigen Scheiben schliessen sich die regelmässigen vieleckigen 
mit grosser Seitenzahl an, deren Widerstandsströmungen von denen der Kreisscheibe nicht 
wesentlich verschieden sein können. 

Auch die quadratische Scheibe steht in ihren Symmetrieverhältnissen der 
kreisförmigen nicht fern. Der Hauptstrom fliesst auch hier in Form einer Glocke um die 
Schleppe und setzt dieselbe in wirbelnde Bewegung, wobei wahrscheinlich, in Folge der 
grösseren Sperrung, die Schleppe eine etwas grössere Breite erhält, als bei einer inhalts- 
gleichen Kreisscheibe. Der Einfluss der Wirbelung an der Rückseite ergiebt ein inneres 
kreisförmiges Gebiet der Auffüllung des Minderdrucks und ein ringförmiges, umschliessendes 
der stärksten Saugung mit zunehmendem Druck gegen die Ränder. Da anzunehmen ist, 
dass auch hier das ganze Schleppwasser an der Wirbelung teilnimmt, so muss in Folge 
des stärkeren zentrifugalen Schwunges der hinter den Ecken herumziehenden Wasserteile 
der daselbst herrschende Druck ein höherer, die Saugung eine geringere sein, als über 
den Seitenmitten. 

An der Vorderseite ergiebt sich aus dem Gange des Stromlaufs ein kreisförmiges, 
zentrales Druckplateau mit ziemlich gleichmässiger Verteilung des Druckes über die Fläche 
und schneller Druckabnahme am Rande. Wegen des leichteren Abflusses muss der 
Druck über den vorspringenden Ecken der Tafel eine weitergehende Abnahme erfahren. 


Die rechteckige Tafel. Die Strömungen an einer rechteckigen Tafel lassen 
sich auf folgende einfache Weise kombinatorisch aus denen an einer quadratischen ableiten. 
Wir denken uns das Quadrat (Fig. 13 ^ Taf. V) in der Mediane durchschnitten und in den 
Spalt ein sehr schmales Flachenstiick a b (Taf. II) eingeschaltet. Das Quadrat ist dadurch 
zu einem Rechteck geworden. Da die Stromungs- und Druckverhältnisse auf den Quadrat- 
halften symmetrisch sind und sich das Gleichgewicht halten, so kónnen die Wasserfaden 
auf dem Schaltstückchen keine andere Richtung einschlagen wie der Faden, der vor der 
Trennung die mediane Stellung einnahm, d. h. sie müssen von der Mitte cc aus gleich- 
falls symmetrisch auf dem kürzesten Wege nach a und b abfliessen. Ist aber die Abfluss- 
gelegenheit und die Stromrichtung der neuen Faden die gleiche, wie bei den ursprüng- 
lichen Medianfäden des Quadrats, so müssen auch die Stromgeschwindigkeiten und 
Druckverhältnisse dieselben sein. Dies alles behält, wie leicht zu sehen, seine volle 
Giltigkeit, wenn wir das Schaltstück wachsen lassen oder beliebig gross nehmen: immer 
sind Richtung, Geschwindigkeit und Druck der eingeschalteten Stromfaden dieselben, wie 
in den Medialfaden einer quadratischen Flache. Wir erhalten somit die Vorstellung einer 
plateauartigen Verteilung des positiven Widerstandsdruckes über der Vorderseite einer 
rechteckigen Tafel (Fig. 13, Taf. III. Die höchste Erhebung cc dieses Plateaus e f’, 
das Druckmaximum, liegt der Lange nach über der Mitte ef der Tafel und bleibt bis auf 
halbe Plattenbreite von der Mitte der schmalen Seite des Rechtecks entfernt. Das 
Minimum des positiven Druckes liegt, wie bei der Quadratscheibe, an den Ecken des 
Rechtecks. 


33. 

An der Rückseite gestalten sich die Strómungen nach Massgabe der Vorderseite. 
Durch die Einfügung des Schaltstückes wird der Wirbel des Quadrats in der Längs- 
richtung des Rechtecks gedehnt und nimmt zwischen den Querschnitten des Druckmaximums 
cc die Gestalt zweier Friktionswalzen an, die an den Enden durch ein bogenfórmiges 
Ringwirbelstück verbunden sind. Dadurch wird auch der Nachlauf in die Breite gezogen, 
sodass er, gegenüber dem Maximum cc der Vorderseite, eine entsprechende Auffüllung 
der Druckdepression bewirkt. Das Minimum des saugenden Widerstandes muss daher 
ausserhalb der Linie liegen, in welcher der Wirbelring theoretisch die Tafel berührt. Am 
Rande ist die saugende Wirkung am schwächsten hinter den Ecken, relativ am stärksten 
seitlich, gegenüber der Linie des Druckmaximums. 


Unter den dreieckigen Tafeln schliesst sich die gleichseitige Form hinsichtlich 
ihrer Widerstandsverhaltnisse naturgemáss an die quadratische an. Es ist anzunehmen, 
dass auch hier ein zentrales Druckplateau an der Vorderseite entsteht und dass der Rand- 
druck in der Seitenmitte relativ grósser ist als an den Ecken. An der Rückseite bewirkt 
der Wirbel, wie beim Quadrat, eine zentrale Auffüllung des Minderdruckes und Ab. 
saugung in der Randnähe. Der ungleichen Centrifugalwirkung entsprechend muss die 
Absaugung und somit auch der Minderdruck an der Mitte der Dreiecksseiten grósser sein 
als an den Ecken. Da der Zentralabstand der Ecken des Dreiecks grósser ist als der 
eines inhaltsgleichen Quadrats, so wird dadurch die Breite des glockenfórmigen Rand- 
stromes vergróssert werden, und sonach auch der Gesamtwiderstand des Dreiecks den des 
Quadrats um einen gewissen Betrag übertreffen, wie dieser letztere wiedér etwas grósser 
sein wird, als der einer kreisformigen Flache. Diese Ableitungen stimmen, wie ich sehe, 
im Prinzip mit den Widerstandsmessungen v. LOESSL’s überein, die für die drei Grund- 
formen des Kreises, des Quadrats und des gleichseitigen Dreiecks das Wider- 
standsverhältnis — 0,83:0,86:0,90 ergeben haben. 

Bei unregelmässigen Dreiecken, Trapezen und ähnlichen Formen nähert 
sich das Strómungsbild um so mehr dem an einer rechteckigen Tafel, je grösser das 
Verhaltnis der Lange zur Breite ist. Da der Abfluss immer auf kürzestem Wege nach 
der Seite des geringsten Widerstandes, d. h. nach dem Flachenrande, erfolgt, und all. 
gemein die Flachenpunkte einen um so grósseren positiven Widerstand erfahren, je weiter 
sie vom Rande entfernt liegen, so ist die Lage des absoluten Maximums immer durch 
den Mittelpunkt des gróssten eingeschriebenen Kreises einer Flache bestimmt. Von hier 
verlaufen die Scheidelinien der Stróme nach den Ecken der Dreiecke, und der Druck 
sinkt an den Ecken um so tiefer, je kleiner deren Winkel sind. Am Rande liegen die 
Stellen des relativ hóchsten Druckes in den Berührungspunkten des eingeschriebenen 
Kreises. Für Trapeze und Trapezoide lassen sich analoge Betrachtungen betreffs der 
Druck- und Stromverteilung anstellen. | 

Nach Analogie des Vorangegangenen ist anzunehmen, dass an der Rückseite 
dieser Tafeln die Randdrucke denen der Vorderseite entsprechen, und dass der Nach- 
lauf immer eine mit der Breite der Tafel zunehmende Aufhöhung des centralen Minder- 


druckes bewirkt. 5 


34 _ 


Schiefe Stellung. Wird eine rechteckige, um eine Längsseite gedrehte Fläche 
unter spitzem Winkel der Strömung entgegengestellt, so wandert, wie die photographischen 
Stromprofile zeigten, das Maximum in gesetzmässiger Weise gegen den voranstehenden 
Oberrand, und es fragt sich nun, ob dasselbe dabei die Ausdehnung cc (Fig. 14, Taf. V) 
beibehält, die es in der Normalstellung hat, oder ob eine Änderung in der Erstreckung 
des Gebiets maximalen Druckes anzunehmen ist. 

Ich bin nun der Meinung, dass eine solche Änderung in der That mit abnehmen- 
dem Neigungswinkel statthat, und dass die Wasserscheidelinie c’ c’, die das Maximum 
bestimmt, in demselben Masse sich seitwärts ausdehnt, wie sie sich dem Vorderrande 
nähert. Je kleiner nämlich der Winkel ist, unter dem ein Wasserstrahl gegen eine Ebene 
trifft, um so geringer ist auch die seitliche Ausbreitung, die er auf der Fläche erfährt, 
um so mehr strömen die Fäden geradlinig in der Einfallsebene dem unteren Rande zu. 
Da die Fäden eine geringere Ablenkung erleiden, als bei grösserem Winkel, so ist auch 
der Druck geringer, der an der Ablenkungsstelle herrscht, und somit auch die Neigung zu 
seitlichem Ausweichen. Wenn aber in der Nähe des Seitenrandes die Zahl der Fäden, 
die bei geringem Druck seitwärts abgelenkt werden, nur eine kleine ist, so kann auch die 
dadurch bedingte Druckentlastung nicht weiter reichen, als diese Ablenkung. Man wird 
somit annehmen dürfen, dass die Hochdrucklinie cc auch bei kleinen Neigungswinkeln 
sich ebensoweit gegen die seitlichen Tafelränder erstreckt, wie sie vom Oberrande ent- 
fernt ist. 

Von der Hochdrucklinie aus muss der Druck über der Vorderfläche der geneigten 
Tafel nach allen Seiten allmählich abnehmen. Am Tafelrande müssen die Druckhöhen der 
dem Maximum benachbarten Oberkante grösser sein, als die an dem abgewandten Unter- 
rande, und der Druck an den Seitenrändern muss seine grösste Höhe in der Verlängerung 
der Hochdrucklinie haben. Wegen des leichteren Abflusses muss ferner der Druck an 
den Ecken der Tafel kleiner sein, als an den mehr gegen die Mitten der Randlinien gelegenen 
Punkten; und an den Ecken des Unterrandes muss der positive Widerstandsdruck seine 
absolut kleinsten Beträge haben. 

Die gesamten über die Ränder der Tafel abfliessenden Wassermassen umgeben 
hinter derselben wiederum einen ringsum abgeschlossenen glockenformigen Raum, dessen 
Längsschnitt durch die Photogramme gegeben und der durch das Schleppwasser erfüllt 
ist. War die Glocke bei senkrechtem Auftreffen des Stromes symmetrisch geformt, sodass 
sie allseits mit ihren Wölbungen über die Ränder der Tafel hinaustrat, so zieht sie sich 
bei schräger Tafelstellung um so mehr hinter den Oberrand zurück, als der Neigungs- 
winkel abnimmt, um dafür mit dem Schwanz der Schleppe um so mehr hinter dem 
Unterrande hervorzusehen, wenn man von vorn in der Richtung des Hauptstromes auf 
die Tafel blickt. Die Wirbelung im Schleppwasser vollzieht sich nach wie vor in einem 
Ring, aber der Ringbogen des Oberrandes erfüllt den ganzen Raum der Glocke neben 
resp. hinter der Tafel, während der Bogen am Unterrande klein und unbedeutend im 
Schwanz der Schleppe wirbelt. Seitlich wendet sich der grosse Wirbelarm im Bogen 
nach hinten und geht so in den kleinen Wirbel am Unterrande der Tafel über, sodass 


5 


-—— ———— 


immer ein geschlossener Wirbelring vorhanden ist, der je nach dem Verhältnis der Lange 
und Breite der Tafel mehr oder weniger elliptisch zusammengedriickt erscheint. Je langer 
der in der Bewegung voraufgehende obere Tafelrand ist, desto linger ist natiirlich auch 
der zugehörige Bogen des grossen Wirbels, während bei vorangehendem schmalen Tafel- 
rande auch dieser Teil des Wirbelringes nur eine geringe Erstreckung hat. 

Stellen wir uns den so beschaffenen Ring plastisch vor als einen Körper, welcher 
der Rückseite der Tafel derart aufgelegt ist, wie es die Profile der Photogramme zeigen, 
so berührt derselbe die Tafel in einer Linie, welche für die weitere Diskussion nicht ohne 
Bedeutung ist. Lag diese Linie bei Flächen in der Normalstellung symmetrisch zu den 
Umgrenzungslinien der Tafel in Form eines Kreises oder einer ellipsenähnlichen Kurve 
(bei Rechtecken), so erfährt sie bei geneigten Tafeln eine mit abnehmendem Neigungs- 
winkel fortschreitende Verschiebung gegen den unteren, hinteren Flächenrand. Wie 
bereits bei der Besprechung der photographischen Strómungsprofile gezeigt wurde, geht 
diese Verschiebung annähernd Hand in Hand mit der Verschiebung des Druckmaximums 
gegen den Vorderrand, aber sie vollzieht sich nicht mit derselben Regelmässigkeit, wie 
die letztere, da die Wirbel sclbst innerhalb gewisser Grenzen nicht unerheblichen 
Schwankungen unterliegen. Die Form der Wirbel ist ja selbst eine so wechselnde, dass 
es meist nicht möglich ist, die Lage der Wirbelachse genauer anzugeben, die ja doch im 
nächsten Moment schon eine andere geworden ist. Immerhin zeigen die Photogramme, 
dass bei den meisten Neigungswinkeln der Wirbelring die Tafel überhaupt nur mit dem 
grossen vorderen Bogen rr (Fig. 14, II) berührt, und dass der Bogen des kleinen Wirbels 
grösstenteils jenseits des Unterrandes liegt. 

Da nun die Nachlaufströmung fortwährend die Flüssigkeit durch den Innenraum 
des Wirbelringes gegen das von der Berührungslinie begrenzte Flächenstück des Tafel- 
rückens treibt, so muss dadurch eine Auffüllung oder Verringerung des Minderdruckes 
bewirkt werden, während ausserhalb der Berührungslinie die Fäden des Ringes die 
Flüssigkeit von der Tafel fortführen und somit in diesen Gebieten eine Absaugung und 
Vertiefung der Depression verursachen. 

Im Auffüllungsgebiet muss ferner das Maximum des Druckes, womit der Nachlauf 
auf die Rückseite der Tafel wirkt, an derjenigen Stelle liegen, wo dieser Strom sich an 
der Tafelfläche teilt, um nach unten und oben zu den beiden Wirbelästen abzubiegen. 
Da diese Trennungslinie bei den meisten Neigungswinkeln am unteren Tafelrande liegt, 
oder sogar dahinter, so muss der von unten nach oben an der Rückseite emporsteigende 
Nachlauf in der Richtung seiner Bewegung auch ein Stromgefälle haben, d. h. der Druck 
muss im Auffüllungsgebiet nach oben hin gegen die Berührungslinie des Wirbelbogens 
geringer werden. Ausserhalb dieser Linie, im Absaugungsgebiet, muss die Druckabnahme 
schneller fortschreiten in dem Masse, wie sich die mehr oder weniger kreisförmigen 
Wasserfäden des grossen Wirbels von der Tafel abwenden. Da nun auch der obere 
Randstrom absaugend auf das Depressionsareal wirkt, so müsste der tiefste Minderdruck 
unmittelbar hinter dem oberen Tafelrande liegen. Es läge dann in der Flüssigkeit ein 
tiefes Minimum hart neben einem unter Hochdruck stehenden Strome. Ein solch schroffer 


5° 


36 

Gegensatz kann aber im Fluidum nicht bestehen, da durch den Einfluss der Centralkrafte der 
Wirbelbewegung die Druckdifferenz ausgeglichen und ein sprungfreier Uebergang ver- 
mittelt wird. In Folge dieser Uebergangsbildung hat der Druck in unmittelbarer Nahe 
des Randes eine steigende Tendenz. Das Minimum liegt also in geringer Entfernung 
vom oberen Tafelrande. Ein ahnlicher Uebergang von Minderdruck zum Hochdruck muss 
aus dem angegebenen Grunde offenbar auch an den Seitenrändern der Tafel vorliegen. 
Somit wird die Lage des absoluten Minimums des Widerstandsdruckes theoretisch durch 
eine Strecke d d bestimmt (Fig. 14, II), die parallel und nahe dem Oberrande der recht- 
eckigen Fläche verläuft, und deren Endpunkte in geringer Entfernung vom Seitenrande 
liegen. Von dieser Strecke nimmt die Depression allseitig ab, und zwar anscheinend 
etwas schneller gegen die Ränder und die Berührungslinie rr des Wirbels, als von 
dieser Linie ab bis zum unterm Tafelrande Nach Analogie der normal vom Strome 
getroffenen Tafeln muss auch hier der saugende Widerstand an den Ecken geringer sein 
als an den geraden Rändern, und am geringsten an den unteren Tafelecken. 


Änderung der Dimensionen der rechteckigen Tafel. Wenn es auch nicht 
statthaft ist, die auf Grund des vorliegenden photographischen Materials gewonnenen 
Einblicke in die Natur des Widerstandes ohne weiteres zu verallgemeinern und auf 
ähnliche Tafelformen von anderen Dimensionen zu übertragen, so sind wir nunmehr doch 
in der Lage, die Änderungen der Widerstandsverhältnisse näher zu verfolgen, die eintreten, 
wenn die am oberen oder unteren Rande gemessene Länge der Tafel variiert wird. 

Zunächst fragen wir: Was wird eintreten, wenn die Tafel um eine 
beliebige Strecke a verlängert wird? — 

Wenn wir uns aus didaktischen Gründen wieder vorstellen, die Verlängerung sei 
auf die Weise bewirkt, dass die Tafel in der Mitte durchschnitten und dann ein Spaltstück 
von der Länge a eingefügt sei, so bleiben die Strömungsverhältnisse über den beiden 
Hälften unverändert, und an dem Spaltstück müssen sie sich ebenso gestalten, wie sie 
vorher in der mittleren Tafelregion waren und nunmehr auch noch an dem benachbarten 
Areal der beiden Randstücke sind. Es wird also an der Vorderseite nur die Linie c c 
des Hochdruckmaximums und an der Hinterseite der Wirbel die Berührungslinie und die 
Linie d d des Maximums um die Strecke a verlängert. Eine weitere oder andersartige 
Änderung, wie etwa eine Deformation der genannten Linien, kann offenbar aus dem 
Grunde nicht eintreten, weil die Abflussverhältnisse über dem Spaltstück genau die 
gleichen sind wie vorher über dem mittleren Flachenstiick. Wir erhalten auch photo- 
graphisch immer wesentlich dieselben Strómungsprofile über der Tafelmitte wie seitwärts 
davon, mit Ausschluss des dem Seitenrande benachbarten Flächenteils, weil hier die 
Abflussbedingungen andere sind. Würde man das Spaltstück allein dem Strome aus- 
setzen, so würde der Gesammtwiderstand, den es erfahrt, geringer sein, als wenn es im 
Verbande der Tafel steht, da an seinen dann freien Seitenrandern Druckverluste auf- 
treten müssen, die an der eingeschalteten Fläche ausgeschlossen sind. Könnte man den 
Gesamtwiderstand des eingeschalteten Stückes für sich messen, so würde sich ebenso 


37 


ergeben, dass er verhältnismässig grösser ist, als an den Hälften der ursprünglichen Tafel, 
da diese eben Randverluste hat und jenes nicht. 

Hieraus ergiebt sich nun fiir die messende Widerstandsbestimmung die Aufgabe, 
den absoluten Betrag des seitlichen Randverlustes zu ermitteln. Man hatte den Gesamt- 
widerstand von drei gleich breiten Tafeln zu messen, einer solchen von der Lange a, einer 
zweiten von der Lange b und einer dritten von der Lange a -]- b. Es müsste sich zeigen, 
dass der Widerstand der dritten Tafel grösser ist als die Summe der Widerstände von 
den ersten beiden, und die Differenz würde dem verdoppelten Randverlust bei getrennten 
Tafeln zuzuschreiben sein. Dabei wäre dann vielleicht auch die Frage zu diskutieren, ob 
und wieweit die Reibung der Flüssigkeit an den Randern der Tafel für die Gestaltung 
des Widerstandes von Bedeutung ist. 

Dass der Gesamtwiderstand auf langen und schmalen rechteckigen Flächen relativ 
grosser ist als auf kürzeren und entsprechend breiteren, wird durch die Messungen 
VON LOESSI's bestätigt, welcher fand, dass sich die Widerstände zweier inhaltsgleichen 
reckteckigen Flächen wie 92:94 verhielten, wenn das Verhältnis der Lange zur Breite 
bei der ersten Tafel wie 2: 1 und bei der zweiten wie 4:1 war. 

Denkt man sich umgekehrt eine schrág gestellte rechteckige Widerstandstafel in 
ähnlicher Weise verkürzt, wie es oben für die Verlängerung angenommen wurde, so 
ergiebt sich, dass dadurch dem Gesamtwiderstande in stärkerem Grade Abbruch geschieht, 
als es dem Verhältnis des verminderten Flächeninhalts entspricht, weil die Verkürzung 
gleichbedeutend ist mit der Ausschaltung eines mittleren Flächenstücks, das ohne seitlichen 
Randverlust vom Widerstandsdrucke maximal beansprucht ist. Bei weiterer Verkürzung 
der Tafel erhält dieselbe quadratische Form, oder ihr Vorderrand wird kleiner als der 
Seitenrand. Wir verstehen nach dem Vorangegangenen die längst bekannte Thatsache, 
dass solche flächenhaften Körper bei schrägen Neigungswinkeln immer einen geringeren 
Widerstand erfahren, als Rechtecke, die mit der langen Seite quer zum Hauptstrome 
stehen. Ebenso ist jetzt ohne weiteres einzusehen, warum die Vergrösserung einer 
schrägen Tafel einen ganz verschiedenen Widerstandseffekt hat, wenn sie das eine Mal 
durch Verbreiterung, das andere Mal durch Verlängerung geschieht. Die Verbreiterung 
in der Richtung der geneigten Seitenränder vergrössert die Tafel an der Seite, wo sie den 
geringsten Widerstand erfährt, und ändert das Verhältnis der Länge zur Tafclbreite im 
Sinne einer relativen Abschwächung des Widerstandes. Die Verlängernng in der Richtung 
des Vorderrandes ist dagegen einer Verlängerung des maximalen Widerstandsgebietes 
gleichbedeutend und daher für die Erzeugung eines grösseren Widerstandes vorteilhafter, 
als die Verbreiterung der Tafel. So sind auch dreieckige Segel, die ihre lange Seite 
dem Winde zukehren, unter dem Namen der Fock-, Klüver-, Flieger- und Huari-Segel 
vielfach im Gebrauch und bekannt wegen ihrer guten Wirkung beim Aufkreuzen gegen 
den Wind, wo die breiten Vor'mwindsegel, auch bei stärkerem Abfallen des Kurses, 
weniger Vorteile gewähren. Schliesslich sei auch noch auf die lange und schmale Form 
der Flügel und isolierten Schwungfedern hingewiesen, die die Natur den Vögeln als 
bestes Werkzeug zur Ausnutzung des Widerstandes für kleine Neigungswinkel verlichen hat. 


m ——— 


Analyse des Widerstandes 


durch 


Stauversuche. 


Die Photographie der Widerstandsströmungen hat uns in den Stand gesetzt, den 
ganzen Komplex der Bewegungen zu übersehen, welche ein fester, widerstandleistender 
flächenhafter Körper in dem Medium hervorruft. Aus dem Verlauf der Strömungslinien 
war es möglich, im einzelnen zu verfolgen, wie die Geschwindigkeit dieser Bewegungen 
an den verschiedenen Stellen des Widerstandsgebietes wechselt, und welcher Art überall 
die Verteilung des hydrodynamischen Druckes ist, der das ganze System der Widerstands- 
strömungen beherrscht und unterhält. Wir konnten die Maxima und Minima dieses 
Druckes erkennen und der Lage nach bestimmen, die Wege bezeichnen, auf denen das 
Medium fortströmend den vorhandenen Druckdifferenzen folgt, und schliesslich erhielten 
wir aus alledem eine klare, mechanisch begründete Vorstellung über die Anordnung und 
Grösse des Druckes, der an der Oberfläche des Versuchskörpers allein als eigentlicher 
Widerstandsdruck in Frage kommt. 

Nur über einen wichtigen Punkt geben uns die Photogramme keine befriedigende 
Auskunft, nämlich über die absoluten Masse des Widerstandsdruckes, der an den ver- 
‚schiedenen Stellen der Versuchstafel herrscht. Alle Gróssenangaben dieser Art blieben 
durchaus relativ, denn es fehlt uns der Schlüssel und der Massstab, um aus den Doku- 
menten der Photographie die absoluten Beträge der Widerstandsgrössen abzulesen und 
zu messen. 

Die nun mitzuteilenden Versuche sind dazu bestimmt, diesem Mangel abzuhelfen 
und zugleich als Kontrolle aller jener Angaben zu dienen, die wir über die Qualität des 
Widerstandes auf Grund der photographischen Dokumente zu machen in der Lage waren. 
Der leitende Gedanke, der auf diese Versuche führte, war folgender. 

Wenn es richtig ist, dass die Ursache des Widerstandes in den positiven und 
negativen Druckkräften liegt, mit denen das Medium auf die Oberfläche des festen Körpers 
einwirkt, so müssen sich diese Kräfte auch sichtbar durch eine Hebung resp. Senkung 
des Niveaus bemerklich machen, wenn der Körper, eine beliebige Versuchstafel, bis zu 
einer gewissen Tiefe in die Flüssigkeit eintaucht und dann fortbewegt wird. So lange 
die Tafel in Ruhe ist, steht die Flüssigkeit allein unter dem Einfluss der Schwere und 


39 


daher vor und hinter der Tafel gleich hoch im Niveau. Sobald aber die Bewegung 
beginnt, wirken auch die Widerstandskrafte in der Flüssigkeit, und ihr stationärer Druck 
muss, im Widerspiel gegen die allein noch in Frage kommende Schwerkraft, eine Hebung 
resp. Senkung der freien Wasseroberfläche bedingen, die ein genauer Ausdruck für die 
Grösse eben jener Kräfte ist. Denn wenn z. B. das ursprüngliche Niveau an einer Stelle 
um I cm gehoben ist, so folgt daraus, dass an dieser Stelle in der Flüssigkeit ein Druck 
herrschen muss, der einer Wassersäule von 1 cm Höhe das Gleichgewicht halt. 

Da der Widerstandsdruck an den verschiedenen Stellen der Tafeloberfläche ein 
ungleicher ist, so muss dies auch in einer entsprechenden Formung der Wasseroberfläche 
vor und hinter der Tafel zum Ausdruck kommen. Der Hochdruck an der Vorderseite 
muss eine konforme Hebung oder Aufstauung des Wasserspiegels über das Ruheniveau 
zur Folge haben, und der Minderdruck an der Rückseite eine ebensolche Depression 
unter die ursprüngliche Wasserhóhe. Dem Druckmaximum muss ein höchster, dem 
Minimum ein tiefster Wasserstand entsprechen, und dazwischen müssen alle Übergänge 
vorhanden sein. Wenn die Druckverhältnisse solange unverändert fortbestehen wie die 
Bewegung bei gleichbleibender Geschwindigkeit anhält, so müssen auch die zugeordneten 
Formen des Niveaus ebensolange stationär fortexistieren, und wenn es gelingt, dieselben 
zu registrieren, so sind sie als Masse des Druckes für die quantitative Analyse des Wider- 
standes von grundlegender Bedeutung. 

Die objektive Darstellung der Gestalt des Wasserspiegels wird nun in der denkbar 
einfachsten Weise dadurch bewirkt, dass die Flüssigkeit sich selber an der Oberfläche der 
Tafel abbildet, indem sie dieselbe bis zur jeweiligen Niveaulinie benetzt. Man braucht 
dazu weiter nichts als ein Gefäss mit Wasser und ein Stück Kartonpapier oder braune 
Pappe von zwei bis drei Finger Breite. Die Pappe hat den Vorzug, dass sie eine intensive 
Dunkelfärbung erfährt, soweit sie vom Wasser benetzt wird, während das Kartonpapier 
erst bei schräger Beleuchtung die Grenze zwischen der benetzten und nicht benetzten 
Fläche erkennen lässt. Taucht man ein solches Stück Pappe senkrecht in das Wasser, 
so wird es auf beiden Seiten bis zu gleicher Höhe angefeuchtet und gefärbt, und man 
wird nachher nicht erkennen können, bis zu welcher Tiefe das Niveau an der Rückseite 
während der nachfolgenden Bewegung gesunken war. Dieser Übelstand ist dadurch zu 
vermeiden, dass man die Tafel während der Fortbewegung eintaucht und wieder 
emporhebt. Die Bewegungen lassen sich für den Zweck einer ersten Orientierung sehr 
leicht mit der freien Hand ausführen, solange es nicht auf die Innehaltung eines bestimmten 
Neigungswinkels und einer bestimmten Geschwindigkeit ankommt. 

Schon die primitivsten Versuche dieser Art bestätigen in überraschender Weise 
die Richtigkeit des Prinzips, dass die Verschiedenheiten des Widerstandsdruckes 
an der Tafel ihren vollkommenen Ausdruck finden in der Gestalt des hydro- 
dynamischen Niveaus, das sich an der Vorder- und Rückseite der Tafel 
abbildet. Die Linie dieses Niveaus erscheint vorn in Form einer sehr flachen, nach 
oben konvexen Kurve ss (Fig. 15 Taf. V) die sich, je nach der angewandten Geschwindigkeit, 
mehr oder weniger hoch über die leicht zu ergänzende Linie des statischen Nullniveaus 


40 
erhebt: sie soll als positive Staulinie bezeichnet werden. An der Rückseite zeigt sich 
bei normaler Bewegung der Tafel, eine negative Staulinie oder Depressionskurve dd 
von der Form einer Lemniskate, mit einer mittleren Erhebung nach oben und zwei seit- 
lichen Ausbuchtungen nach unten. War die Bewegung schräg zur Ebene der Tafel, so 
hat die positive Staulinie (Fig. 16) ihre höchste Erhebung beim vorderen Tafelrande, und 
die negative Kurve besitzt eine tiefe Depression nach der Seite des Vorderrandes und 
eine Erhebung gegen den Hinterrand. 

Da die Linien beim Trocknen der Tafeln wieder verschwinden oder doch undeutlich 
werden, so empfichlt es sich, dieselben mit einem scharfen Bleistift sofort nach der 
Erzeugung nachzuziehen. Ferner ist es angebracht, eine der beiden Linien nach der 
entgegengesetzten Seite der Tafel durchzuzeichnen. Fügt man dann noch die horizontale 
Nullinie hinzu, so bedeuten die in jedem beliebigen Punkte derselben errichteten Ordinaten 
der oberen Staulinie den in diesem Punkte herrschenden positiven Widerstandsdruck, 
während die der unteren, negativen Kurve die Masse für den zugehörigen saugenden 
Widerstand liefern. Jede Änderung oder Verbiegung der Tafel, jede Verschiedenheit in 
der Geschwindigkeit der Bewegung oder des Neigungswinkels liefert abweichende Kurven, 
die alle die veränderten Druckverhältnisse in subtilster Weise wiederspiegeln. Da es 
nicht möglich ist, bei freihändigen Versuchen derartige Differenzen zu vermeiden, so 
müssen für systematische Untersuchungen natürlich exaktere Methoden in Anwendung 
gebracht werden. Aber auch die einfacheren Versuche genügen vollauf, um jeden, der 
sie wiederholt, davon zu überzeugen, dass wir in ihnen ein unschätzbares Mittel 
haben, die Ergebnisse der photographischen Widerstandsanalyse zu kon- 
trollieren, zu bestätigen und zu erweitern. 

Vervollständigung des Apparats. Da in dem Nachzeichnen der Staulinien 
ein subjektives Moment liegt, durch das, zumal bei schnellem Abtrocknen der Kartontafeln, 
möglicherweise eine unbeabsichtigte Änderung der Originale eintreten kann, so ist es die 
Frage, auf welche Weise man am besten die ursprünglichen Staukurven in haltbarer Form 
erhält. Ich habe zu diesem Zwecke das Wasser mit Fuchsin oder Methylenblau gefärbt 
und dabei weissen Karton, oder Blechplatten angewandt, die mit weissem Schreibpapier 
glatt überklebt waren. Die farbige Flüssigkeit zeichnet sich dann mit so grosser Schärfe 
und Klarheit auf dem weissen Grunde ab, dass ein Nachzeichnen überflüssig wird, und 
man erhält die Originale als unveränderliche, dauernde Dokumente des Widerstandsdruckes. 
Die Kartontafeln haben vor den Blechtafeln den Vorzug, dass sich die Kurven leicht 
durch Durchstechen mit einer feinen Nadel auf die Gegenseite übertragen lassen; die 
Blechtafeln, dass sie sich weniger leicht verbiegen. Man kann das Papier von den Blech: 
tafeln wieder ablösen und hat dann die Kurven der Vorder- und Rückseite nebeneinander. 
Die Kartonplatten lassen sich übrigens vor dem Verbiegen dadurch schützen, dass man 
sie bis zum Versuch in einer festen Presse hält und beim Versuch selbst jede Biegung 
vermeidet. 

Für die weiteren Untersuchungen musste ein Apparat geschaffen werden, der mit 
einer variablen, messbaren Geschwindigkeit die Versuchstafeln horizontal so durch das 


41 ° 


Wasser führt, dass sie während dieser Bewegung automatisch eingetaucht und nach einiger 
Zeit wieder herausgehoben werden. Die erste Bedingung war in dem für die photo- 
graphischen Versuche verwendeten Apparate bereits erfüllt. Es musste also nur noch 
eine Einrichtung hinzukommen, durch welche die Tafeln unter beliebigen Winkeln eingestellt, 
gehoben und gesenkt werden konnten. Zu diesem Zweck wurden die Schienen der Länge 
nach über den Kasten gelegt, und die weiteren Vorkehrungen am Wagen selbst angebracht. 
Ein aus zwei mit einander verbundenen Stahlstäben bestehendes Gestell aa (Fig. 3 Taf. I) 
bewegt sich in sauber gearbeiteten Metallführungen cc und trägt oben einen (Juerstab, 
an dessen freien Enden zwei kleine leicht bewegliche Rädchen r angebracht sind. Diese 
Rädchen laufen auf zwei besonderen Schienen ss, die oberhalb der Wagenschienen 
in geeigneter Höhe durch Säulen getragen werden. Dieselben senken sich in einer 
schiefen Ebene, sind dann eine Strecke lang unterbrochen und beginnen wieder mit einer 
ansteigenden schiefen Ebene. Durch diese Einrichtung wird die gewünschte Hebung und 
Senkung der Tafel erreicht, denn wie die Rädchen über die schiefen Ebenen hinab und 
wieder herauffahren, so senken und heben sie auch das Gestell an dessen unterem Ende 
ein mit Gradeinteilung versehenen Halter die Tafel trägt. Da die Tafel durch eine 
Klemmfeder am Halter befestigt ist, so lässt sie sich leicht austauschen und durch 
Drehung des Halters auf den gewünschten Neigungswinkel einstellen. Ist dies geschehen, 
so ist, wenn die Maschine die richtige Geschwindigkeit erlangt hat, weiter nichts zu thun, 
als dass der Wagen, wie bei den photographischen Aufnahmen, durch Loslassen der Klemm- 
walze am Treibband befestigt wird. Die Fortbewegung, das Eintauchen und Heben der 
Tafel, sowie das Lösen und Anhalten des Wagens geht automatisch von statten. Der 
Wagen wird zurückgeführt, die Tafel gewechselt, und eine neue Aufnahme kann beginnen, 
sobald man sich durch den Augenschein überzeugt hat, dass die Flüssigkeit wieder in 
Ruhe ist. 

Auf zwei Punkte ist bei der Anstellung der Versuche besonders zu achten: 
1) dass die Tafeln tief genug in die Flüssigkeit eintauchen, und 2) dass sie 
lange genug eintauchen und nicht zu früh wieder hochgezogen werden. Da 
nämlich die Druckverhältnisse und damit auch die Stauungen von dem Gange der 
Widerstandsströmungen abhängen, so muss auch alles, was die Entwicklung und den 
Verlauf dieser Ströme beeinflusst, eine Einwirkung auf die Stauungen ausüben. Taucht 
man daher die Platte so flach ein, dass sie nur in geringer Höhe (— weniger als halbe 
Plattenbreite —) benetzt wird, so ist der Wirbel an ihrer Rückseite unvollständig, der 
Nachlauf schafft nicht genug Wasser hinter die Tafel, und es müssen sich höhere hydro- 
dynamische Niveaudifferenzen ergeben, als an der tiefer eingetauchten oder ganz unter- 
getauchten Tafel, wo die »Wirbelmühle« vollständig entwickelt ist. 

Ganz ähnlich steht die Sache, wenn man die Tafel zwar tief genug eintaucht, sie 
aber so schnell wieder heraushebt, dass die Trägheit des Schleppwassers noch nicht ganz 
überwunden und die Wirbelbildung noch nicht vollendet ist. Es ergeben sich dann viel 
bedeutendere Druckunterschiede wie später bei gleicher Geschwindigkeit, und zwar durch 
Zurückweichen des Wassers an der Rückseite und ganz besonders hinter den Rändern 


6 


` 42 
an den Stellen der Druckminima. Wir werden auf diesen wichtigen Erscheinungskomplex, 
der die ungeheure Tragkraft der sog. »unbeeinflussten Luftsäulen«, die Wucht der 
Windstösse und die grosse Wirkung des Kieles am bewegten Schiff erklärt, — bei späterer 
Gelegenheit zurückzukommen haben. Hier sollen vorerst nur die einfacheren Widerstands- 
erscheinungen erörtert werden. 

Betrachten wir zunächst das Bild der Stauung an einer 5 cm breiten, überklebten 
Zinkblechtafel, die bei ca. 25 cm Geschwindigkeit etwa 4 cm tief eingetaucht war und 
vom Strome unter rechtem Winkel getroffen wurde, so sehen wir an der Vorderseite eine 
flach konvexe Staulinie (Fig. 15), die in der Mitte höher liegt als am Rande. Die 
Kurve hat von der Mitte ab nach beiden Seiten ein Gefälle, doch ist dasselbe im mittleren 
Drittel der Tafelbreite sehr gering. Erst in einem Abstande von § mm vom Rande 
beginnt die Linie stärker abzufallen, bis sie endlich am Rande selbst steil nach unten 
biegt. An der seitlichen Abschnittsfläche der Blechtafel — an Kartonplatten ist dies noch 
deutlicher zu sehen — fällt die farbige Grenzlinie gegen die hintere Fläche ab und zwar 
nahezu ebensoweit unter die Linie des statischen Niveaus, wie sie vorn am Rande 
darüber erschien. 

An der Rückseite bildet die Depressionslinie die schon erwähnte lemniskaten- 
artige Figur. Ihre beiden Minima liegen etwa 5. bis 6 mm vom Rande; ihr Maximum in 
der Mitte der Tafel reicht bis sehr nahe an die statische Nulllinie und erfüllt mit ganz 
geringem Seitengefälle wiederum etwa das mittlere Drittel der Tafelbreite. So zeigen 
uns die Kurven als autographische Darstellungen des vor und hinter der 
Tafel herrschenden Druckes eine vollkommene Übereinstimmung mit den 
durch die Diskussion der photographischen Strömungsbilder gewonnenen 
Anschauungen von der Verteilung der Widerstandskräfte. 

Die Lage des Maximums in der Mitte der Vorderseite deckt sich mit der Stelle, 
wo die mittleren Strömungslinien auf die Tafel treffen, und die Wasserfäden die stärkste 
Verzögerung erleiden. Die anfangs sehr langsame, erst am Rande stärker werdende 
Abnahme des Überdrucks konnten wir bereits aus dem Grade der Konvergenz der 
abfliessenden Stromlinien erkennen. Die Auffüllung des mittleren Minderdruckgebiets 
— hinter der Tafel — durch den Nachlaufstrom tritt mit grosser Deutlichkeit in der 
mittleren Erhebung der negativen Staulinie hervor, ebenso die seitliche Lage der beiden 
Minima und ihr Übergang in den höheren Druck der Randströme. 

Sehr auffällig ist, dass der Nachlauf den Minderdruck so hoch — fast an die 
Nulllinie — auffüllt, sodass der danach übrigbleibende Teil des letzteren schätzungsweise 
nur etwa !/s bis 1/4 des gesamten Widerstandsdruckes ausmacht. Es ist jedoch zu 
bedenken, dass die Staulinien vorn wie hinten immer nur den höchsten Wasserstand 
anzeigen, der bei den unvermeidlichen Schwankungen des Widerstandes erreicht wird. 
Es wäre also immerhin denkbar, dass die Nulllinie näher der positiven Kurve liegen 
würde, wenn nur die niedrigsten Wasserstände aufgezeichnet würden, oder wenn man den 
mittleren Stand graphisch ermittelt hätte Übrigens ist die Frage, wie gross der Anteil 
der Saugung an dem gesamten Widerstande ist, von ziemlich nebensächlicher Bedeutung, 


AS 


da es thatsächlich nur auf den in jedem Punkte der Tafel vorhandenen Gesamtdruck 
ankommt, der durch die Summe der Ordinaten gemessen wird; und diese Summe ist von 
der Lage der Abscissenlinie des Nullniveaus unabhängig. 


Staulinien bei schräger Tafelstellung. 


Stellt man dieselbe Tafel unter sonst unveränderten Bedingungen dem Strome 
unter einem Winkel von 45° entgegen, so erhält man ein vollkommen unsymmetrisches 
Bild der Staukurven (Fig. 16 u. 19). Die vordere Linie hat ihre höchste Erhebung etwa 
5 mm vom vorangehenden Tafelrande, in einem Punkte, der mit dem durch die Photo- 
graphie festgestellten Treffpunkte der vorderen Stromteilungslinie zusammenfallt. Wie 
nun der Hauptstrom von diesem Punkte aus nach beiden Seiten gegen die Ränder fliesst, 
so zeigt auch die Staulinie nach beiden Seiten ein allmählich gegen die Ränder zunehmendes 
Druckgefálle. Auf dem kurzen, gegen den Vorderrand ziehenden Ast der Kurve nimmt 
der durch die Ordinaten derselben gemessene Druck schneller ab, als auf dem langen 
Aste, dessen seitliche Abdachung unter einem mittleren Winkel von ca. 5° erfolgt. Am 
hinteren Tafelrande ist der Abstand der Kurve vom Nullniveau noch etwa zwei Fünftel 
von der Ordinate am vorderen Rande. 

Wird nun schon durch diese Form der positiven Druckkurve das Überwiegen des 
Widerstandes auf der in der Bewegung vorangehenden, dem Vorderrande benachbarten 
Tafelhälfte dokumentiert, so tritt dies Verhalten noch entschiedener an der negativen 
Drucklinie der Rückseite zu Tage; ja man kann sagen, dass die seit nunmehr 100 Jahren 
bekannten AvANZINI' schen Phänomene der Verschiebung des sog. Widerstandspunktes jetzt 
erst ihre volle Erklärung finden durch die cigenartigen Strömungs- und Druckverhältnisse 
im Gebiet des saugenden Widerstandes. Bei allen spitzen Neigungswinkeln liegt das 
Maximum des negativen Widerstandes oder das absolute Minimum des hydrodynamischen 
Widerstandsdruckes auf der dem vorangehenden Rande benachbarten Tafelhälfte, während 
auf der nachfolgenden Hälfte die Drucklinie mehr und mehr emporsteigt und bis an die 
Nulllinie oder selbst darüber hinaus fortschreitet (Fig 19 II). 

Schneidet man die positive Staufläche, d. h. das Flächenstück zwischen dem 
Nullniveau und der Staukurve, aus Karton aus und bestimmt durch Ausbalanzieren den 
Schwerpunkt, so erhält man damit die Lage des Angriffspunktes der Resultante des 
positiven Widerstandsdruckes +r (Fig. 20 Taf. V) an der Nulllinie. Ebenso ergiebt sich 
an der negativen Stauflache oder Depressionsfläche der entsprechende Angriffspunkt des 
saugenden Widerstandes —r. Letzterer liegt immer näher nach dem Vorderrande der 
Fläche, als der Angriffspunkt der Druckresultante. Nimmt man endlich beide Flächen- 
stücke zusammen, so zeigt sich nach Bestimmung des gemeinsamen Schwerpunktes, dass 
der Angriffspunkt der Resultante R des ganzen positiven und negativen Widerstandes 
auf der voraufgehenden, vorderen Flächenhälfte liegt und in gesetzmässiger Weise 
(AVANZINI) mit abnehmendem Neigungswinkel gegen den vorderen Flächenrand verschoben 
wird. Will man die mittlere Intensität der elementaren Widerstandskräfte ermitteln, so 


6* 


44 


hat man nur durch Abwägen der ausgeschnittenen Flächenstücke oder durch das Polar. 
planimeter die Flacheninhalte der Stau- und Depressionsflachen zu bestimmen und dieselben 
einzeln oder in Summa durch die Flachenbreite zu dividieren. 

Wie die Strömungen im Minderdruckgebiet, so wechseln auch die Formen der 
negativen Staulinie in sehr empfindlicher Weise mit dem Neigungswinkel, der Geschwindig- 
keit des Hauptstromes und vor allem noch mit der Richtung des Eintauchens der Tafel. 
Erfolgt das Eintauchen nicht in genau vertikaler Richtung, so wird auch die Form und 
Lage der Staulinien sofort von der Norm abweichen, und die absoluten Masse der 
Ordinaten zeigen dann so auffällige Differenzen, dass der ziffermässige Vergleich der 
durch verschiedene Aufnahmen gewonnenen Staubilder sehr erschwert wird. Die 
charakteristische Hauptform der negativen Kurve wird jedoch von diesen 
Differenzen nicht wesentlich berührt. 

Für genaue quantitative Messungen, die im Interesse der Sache dringend zu 
wünschen sind, reichen meine Apparate nicht ganz aus, da die Führung des Wagens und 
des Mechanismus zum Einsenken der Tafeln etwas zu leicht gearbeitet ist, und gewisse 
Durchbiegungen nicht ausgeschlossen sind, da mir ferner auch gegenwärtig kein durchaus 
gleichförmiger (Akkumulatoren-) Strom für den Antrieb zur Verfügung steht. Es wäre 
auch notwendig, dass die Apparate, der sonst unvermeidlichen Erschütterungen wegen, 
in einem besonderen erschütterungsfreien Raume dauernd aufgestellt würden. Mir steht 
dazu nur ein vielbenutztes Sammlungszimmer im Oberstock des Realgymnasiums des 
Johanneums zu Hamburg zur Verfügung, in welchem ich die Apparate immer nur für 
kurze Zeit — meist nur in den Ferien — aufbauen kann, um sie nachher wieder abzu- 
brechen und in einem wenig geeigneten Bodenraume aufzubewahren. 

Bei der Bedeutung, welche derartige Untersuchungen für das ganze, bisher 
so dunkle Gebiet der Widerstandsmechanik zweifellos haben, ist es ein unabweisbares 
wissenschaftliches Erfordernis, dass die quantitativen Versuche baldigst und mit allen 
Hülfsmitteln der Feintechnik ausgeführt werden; steht doch zu hoffen, dass wir durch die 
mitgeteilten Methoden nicht nur über die Widerstandserscheinungen an ebenen und ge- 
wölbten Drachen- und Segelflächen unterrichtet werden, sondern auch über den Widerstand 
an andersgestalteten Körpern, Projektilen, Schiffsrümpfen u. s. w. die bisher fehlenden 
experimentellen Grundlagen gewinnen werden, und dass es schliesslich einmal gelingen 
wird, die für jeden praktischen Zweck wünschenswerte Körperform für maximalen resp. 
minimalen Widerstand im Voraus experimentell zu bestimmen. 

Wie die Photogramme der Strömungen immer nur die Vorgänge in der Focal- 
ebene darstellen, so geben auch die Staukurven nur den Druck an, der über den Punkten 
des jeweiligen statischen Nivcaus herrscht, und es fragt sich daher, wie sich die Druck- 
verhältnisse über den tiefer eingetauchten oder untergetauchten Arealen 
gestalten. 

Da die Druckkräfte durchaus abhängig sind von dem Verlauf der Widerstands- 
strömungen, so folgt, dass jene Kräfte auch überall dort wesentlich von gleicher Grösse 
und Anordnung sein müssen, wo die Ströme von gleicher Art sind wie am Niveau. 


45 


Durch die Photographie der Ströme an völlig untergetauchten Platten hatte sich aber die 
prinzipielle Übereinstimmung der Strömungen unter Wasser mit denen am Niveau bei 
eingetauchten Platten ergeben. Nach den Vorstellungen, die wir aus jenen Photogrammen 
über den gesamten Strömungsverlauf weiter oben entwickelt hab2n, sind wir nunmehr 
dank der Staukurven in der Lage, ein nahezu vollständiges Bild der Verteilung des 
Widerstandsdruckes an der ganzen untergetauchten Tafel zu entwerfen. 

Denken wir uns die Tafel AB (Fig. ı7, Taf. V) in der Normalstellung zum 
Strome mit der schmalen Seite etwa bis zum Niveau DD eingetaucht, so sind die er- 
haltenen Staukurven immer dieselben, gleichviel, welche Lage die Linie DD zwischen 
den beiden Punkten C und C hat, denn in diesem Raume sind auch, wie oben (s. S. 32) 
gezeigt, die Strömungen jedes Niveaus konstant. 

Da nun die Intensität des Widerstandsdruckes in jedem Punkte der Niveaulinie 
DD durch die zugehörigen Ordinaten der beiden Staulinien bestimmt ist und die Linie 
DD durch jeden beliebigen Punkt von CC gelegt werden kann, so ist auch die Inten- 
sität des positiven wie negativen hydrodynamischen Druckes in jedem be- 
liebigen Punkte des Flächenstückes FF bekannt. 

Zur graphischen körperlichen Darstellung des gesamten Widerstandes über der 
Fläche F F bedarf es nur noch eines Schrittes. Man hat sich nur zu vergegenwärtigen, 
dass der hydrodynamische Druck, der die Stauungen an der Tafel erzeugt und durch 
sie gemessen wird, als Widerstandsdruck in der Richtung senkrecht zur Tafel 
wirkt. Um ihn aber in dieser richtigen Ordnung zu konstruieren, hat man nur nötig, 
das von den beiden Staukurven begrenzte Flächenstück, dass wir kurz als die Staufläche 
bezeichnen wollen, um die Linie DD als Achse um einen Winkel von 9o? zu drehen. 
Verschiebt man darauf die so aufgerichtete Staufläche als Profil parallel auf der Linie CC 
entlang, so beschreiben die beiden Staukurven über der Fläche FF einen Körper, der 
das getreue Modell des Widerstandes ist, den dies Flächenstück erfährt. 

Ein solches Modell lässt sich vermittelst des Stauflächenprofils leicht in Thon 
oder Paraffın ausführen. Um es auch für die Flächenstücken CEF am Ende der Tafel 
näherungsweise zu vervollständigen, hat man zu beachten, dass der Druck über E und F 
gleich gross ist und dass er von E und F aus gegen die Ecken der Tafel abnimmt. Man 
dreht daher das Halbprofil über C F um eine in C senkrecht stehende Achse im Halb- 
kreis herum, und hat dann nur noch die Ecken durch Verlängerung der bis zum Rande 
des Halbkreises vorhandenen Oberfläche auszufüllen. Sollte dabei in den äussersten 
Ecken ein Fehler unterlaufen, da wir ja den absoluten Betrag des Druckes an den Ecken 
nicht durch die Staulinien messen können, so hat derselbe angesichts der natürlichen 
Schwankungen des Widerstandes im bewegten Medium keine allzu grosse Bedeutung und 
kann füglich wohl vernachlässigt werden. 

Mit der Herstellung des Widerstandsreliefs sind wir am Ziel unserer experimentellen 
Untersuchungen angelangt, denn das Relief giebt mit den Ordinaten der krummen Flächen 
die Intensität des positiven und negativen Druckes für jeden beliebigen Punkt der Tafel 
an und stellt den Widerstand an einem beliebigen Flächenstück derselben, wie über der 


46 
ganzen Tafel in allen irgendwie wiinschenswerten Einzelheiten und mit allen seinen Eigen- 
schaften dar. j 

Da die Ordinaten der Staulinien ihrer Entstehung nach die Höhen der Wasser- 
säulen sind, welche in jedem Punkte des Nullnivcaus dem hydrodynamischen Widerstands- 
drucke das Gleichgewicht halten, so ist auch im Gesammtrelief die Intensität des Druckes 
durch die Ordinaten in Höhen von Wassersäulen ausgedrückt, die auf der vorderen 
Seite der Tafel lasten, resp. an der Hinterseite als Zugkräfte wirken, beide im gleichen 
Sinne und in der Richtung des Widerstandes. Könnte man daher über der horizontal 
gestellten Tafel aus flüssigem Wasser einen Körper formen, der dieselbe Gestalt und 
Grösse hätte, wie das Widerstandsmodell, so würde derselbe auf jeden Punkt der Tafel 
statisch durch sein Gewicht in derselben Weise wirken, wie der hydrodynamische Wider- 
standsdruck, den die Tafel bei ihrer Bewegung im Wasser erfuhr. Das Gewicht eines 
solchen Wasserkörpers würde gleich dem Gesammtwiderstande sein, und die durch seinen 
Schwerpunkt gehende Vertikale würde auf der Tafel den Angriffspunkt der Resultante 
des Widerstandes bezeichnen. Ist das Modell des Widerstandes aus Paraffin hergestellt, 
so lässt sich leicht der Schwerpunkt und das Volum empirisch bestimmen. Das Volum 
in Kubikcentimetern ist dann gleich dem Gewicht eines gleich grossen Körpers Wasser 
in Grammen, also gleich dem Gesamtwiderstande. Durch die Lage des Schwerpunktes 
würde auch hier die des Widerstandspunktes oder des Angriffspunktes der Resultante des 
Widerstandes bestimmt sein. 

Auf Grund des vorliegenden Materials habe ich eine Anzahl von Widerstands- 
modellen für rechteckige, quadratische und kreisförmige Scheiben zunächst aus Thon her- 
gestellt uud auf der vorjährigen Naturforscher-Versammlung zu Hamburg vorgelegt. Die 
Fig. 70 und 71 Taf. XVI zeigen die Modelle für kreisförmige und quadratische Scheiben 
von 5 cm Breite und bei einer Strömungsgeschwindigkeit von 0,25 m sec. Die konvexen, 
helleren Kurven stellen in beiden Fällen den Druck gegen die Vorderseite dar, während 
die in der Mitte vertieften, dunkleren Modelle den negativen Druck oder Sogg an der 
Rückseite der Platten veranschaulichen. Die Herstellung weiterer Modelle für die theoretisch 
und praktisch in Frage kommenden flächenhaften Körper, wie Drachenflächen, Flügel und 
Schiffssegel für verschiedene Neigungswinkel und Geschwindigkeiten, ist in Aussicht genommen. 

Neben den Modellen behalten jedoch die Stauflachen ihren hohen Wert fiir die 
weitere vergleichende Betrachtung, da sie als Profile der korperlich dargestellten Individuen 
des Widerstandes zugleich deren wesentlichen Charakter enthüllen. Für kleine Neigungs- 
winkel und Flächen von langrechteckiger Form genügen die Stauflachen in den meisten 
Fällen vollkommen zur Darstellung des Widerstandes, da sie die Verhältnisse über dem 
weitgrössten Teile der Tafel zur Anschauung bringen und die geringeren Widerstands- 
beträge an den schmalen, seitlichen Enden derselben den gesamten Widerstand nicht 
entscheidend beeinflussen. 

Wie ungemein wertvoll die Dienste sind, welche uns die Stauflächen für weitere 
vergleichende Untersuchungen zu leisten berufen sind, mögen die folgenden kurzen An- 
gaben zeigen. 


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Stellen wir eine 5 cm breite Platte und eine solche von 10cm in der Normal- 
stellung (@ == 90°) in denselben Strom, so zeigt die Stauflache der schmäleren Platte 
durchschnittlich etwas geringere Stauhohen (Abstande der Staukurven), als die breitere 
(Fig. 18 Taf. I. und II), was mit den aerodynamischen Messungen LANGLEY's qualitativ 
im Einklang steht; und da die Depressionslinie sich bei breiteren Tafeln mehr der Linie 
des Nullniveaus nähert, als bei schmalen Platten, so ist auch der Anteil der Saugung 
am Gesammtwiderstande bei den ersten relativ geringer als bei den letzteren. Werden 
dagegen dieselben Tafeln unter spitzen Winkeln dem Strome entgegengestellt, so 
veranschaulichen die Stauflächen (Fig. 19 Taf. I und II) die Überlegenheit der schmäleren 
Tafeln gegenüber den breiteren, von welchen in diesem Falle ein volles Drittel, das dem 
hinteren Rande benachbart ist, überhaupt keinen nennenswerten Widerstand zu leisten hat. 

Es eróffnet sich damit ein ausgedehntes Gebiet für weitere vergleichende Unter- 
suchungen, die uns Aufklärung zu geben versprechen über den ursächlichen Zusammenhang 
der zahlreichen, oft widersprechenden hydrodynamischen und aerodynamischen Thatsachen, 
die durch die Untersuchungen eines AVANZINI, HAGEN, KUMMER, Lord RAYLEIGH, 
LANGLEY, v. LOESSL und anderer im Laufe des letzten Jahrhunderts bekannt geworden sind. 

Da die Stauflachen neben den Strömungsphotogrammen die wichtigsten, ent- 
scheidenden Dokumente des Widerstandes sind, so wird es sich zunächst darum handeln, 
mit Hülfe technisch vollkommener Apparate eine möglichst umfangreiche Sammlung 
derselben für alle theoretisch oder praktisch in Frage kommenden Fälle herzustellen und 
in systematischer Ordnung in einem Archiv zu vereinigen. In diesem Archiv hätten 
auch die zugehörigen photochronographischen Aufnahmen der Widerstandsströmungen, 
sowie die Widerstandsmodelle Aufnahme zu finden. Mit einem so geordneten Material von 
Dokumenten und experimentellen Hülfsmitteln wären alle auf dem Gebiete der Wider- 
standsmechanik auftretenden Fragen wissenschaftlich zu beantworten; im besonderen die 
wichtige Frage nach der gesetzmässigen Abhängigkeit der Widerstandsgrössen von der 
Form, Stellung und Grösse der Flächen, sowie der Fragenkomplex, der von den 
AVANZINI schen Versuchen seinen Ursprung nimmt und der auf die Ermittelung des 
Gesetzes von der Lage und Verschiebung des Widerstandspunktes unter wechselnden 
Bedingungen hinzielt. 

Alle bis jetzt vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen über den hydro- 
und aerodynamischen Widerstand beschäftigen sich, mit verschwindenden Ausnahmen, allein 
mit ebenen Tafeln, da es ausser der dynamometrischen Messung des Gesammtwiderstandes 
kein Mittel gab, die Eigenschaften desselben an gewölbten Flächen zu ermitteln. Was 
wir bisher über die Bedeutung der gewölbten Flächen für den Widerstand wissen, beschränkt 
sich der Hauptsache nach auf die Erfahrungen der Seeleute, dass die bauschigen Segel 
vor dem Winde einen guten Zugeffekt geben. LILIENTHAL ist meines Wissens der 
einzige, der den Winddruck an gewölbten Flächen direkt gemessen hat. Seine Flug- 
apparate waren mit gewölbten Tragflächen ausgestattet, aber er machte die Beobachtung, 
dass die Stabilität durch die Wölbungen stark beeinflusst werde, und verringerte daher 
mehr und mehr den Grad der Flächenkrümmung. Es ist noch heute meine auch an 


48 
anderer Stelle !) ausgesprochene Meinung, dass dieser kühne Bahnbrecher auf dem Gebiete 
des dynamischen Kunstfluges sein Leben nicht in so beklagenswerter Weise verloren hätte, 
wenn ihm der wahre Einfluss der Flächenkrümmung auf die Gestaltung des Widerstandes 
bekannt gewesen ware. 

Steht eine gewölbte Fläche mit der Höhlung dem Strom des flüssigen Mediums 
gerade entgegen, so ist wohl, wie die Drehung des ROBINSON'schen Schalenkreuzes der 
Anemometer zu beweisen scheint, der Widerstand grösser, als bei entgegengesetzter 
Flàchenstellung, allein bei freischwebenden Flugapparaten steht diesem Vorteil der ent- 
schiedene Nachteil gegenüber, dass bei den unvermeidlichen Schwankungen des Systems 
und des Stromes der negative Widerstand an der Rückseite von den Rändern her positive 
Werte bekommt, dass der Wind die Oberseite trifft und der Absturz moglich oder 
unvermeidlich wird. Durch Anwendung ebener oder noch besser unterseits konvexer 
Flächen kann man eine vorteilhaftere, ja absolute Stabilität erzielen. Jedenfalls ist die 
Kenntnis des Widerstandes an gewolbten Flachen für die Flugtechnik von grósstem Interesse. 

O. LILIENTHAL hatte cie Hypothese aufgestellt, dass die Wolbung des Vogel- 
flügels die Ursache des erstaunlichen Schwebevermógens so mancher dieser Tiere sei. Er 
glaubte auf Grund seiner Versuche den gewölbten Tragflächen für Neigungswinkel bis 
zu 60? nicht nur einen grósseren hebenden Luftwiderstand zuschreiben zu müssen als 
ebenen Tafeln, sondern führte auch durch eine eigenartige Zerlegung der Kräfte des 
Näheren aus, dass an solchen Flächen eine vorwärtstreibende Komponente des Widerstandes 
auftrete. Zur weiteren Stütze dieser Ansicht berichtete L. von seiner Beobachtung, dass 
ein Drachen bei starkem Winde über den Zenith hinaus gegen den Wind angeflogen sei, 
was doch nicht möglich sei, wenn nicht eine vortreibende Kraft vorhanden wäre. 

An der Richtigkeit dieser letzteren Beobachtung ist nicht zu zweifeln, da sie 
auch von anderer Seite, namentlich von Herrn Prof. KOrPEN bei den meteorologischen 
Drachenexperimenten der Seewarte, gemacht worden ist. Allein es ist nicht zulässig, die 
Ursache dieser seltenen Erscheinung in der Form der Drachenflächen zu suchen, da diese 
konstant ist, und somit auch das Vorschweben die Regel und nicht die Ausnahme sein 
müsste. Die Ursache des Phänomens muss also ausserhalb des Drachens in den unregel 
mässigen Bewegungen des Windes licgen und kann höchstens durch die Form der 
Drachenflachen und die Art der Belastung, die Schwerpunktslage, mchr oder weniger 
begünstigt werden. Offenbar handelt es sich, sobald der Drachen den Zenith überschreitet, 
um gewöhnlichen freien Schwebeflug mit sinkender Tendenz, der mit jeder beliebigen 
Drachenform erzielt werden kann, sobald der Fadenzug in der Richtung der Schwerkraft 
erfolgt, oder einfach durch entsprechende, richtig angebrachte Belastung ersetzt wird. Das 
Nähere wird man aus meiner Arbeit über den Schwebflug und die Fallbewegung in der 
Luft (Bd. XV dieser Abhandlungen) entnehmen können. Daselbst habe ich auch die 
Unrichtigkeit der Kraftzerlegung dargethan, durch welche LILIENTHAL den gewölbten 
Flächen eine vortreibende Komponente herausbrachte. 


1 Stabilität der Flugapparate. Bd. XV dieser Abhandl. 


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Das Phänomen des vorschwebenden Drachens ist neuerdings auch von dem 
australischen Erfinder des nach ihm benannten HARGRAVE-Drachens zur Begründung 
einer mit der LILIENTHAL’schen identischen Flughypothese verwendet worden. Auch nach 
HARGRAVE !) liegt das Geheimnis des Segelfluges in den gewölbten Flugflächen, die nicht 
nur einen den ebenen Flächen überlegenen Antrieb nach oben zu stande kommen lassen, 
sondern auch einen Zug des Windes nach vorn bedingen sollen. 


Wenn wir den obigen Ausführungen noch hinzufügen, dass gerade die besten 
Segelvögel, wie der Albatros, auffallend ebene Flügel besitzen, und dass auch bei den 
Ruderflüglern die starken Höhlungen der Flügel: beim Tiefschlag ausgeglichen, teils sogar 
in Folge von Durchbiegung in Konvexitäten verwandelt werden?), wenn wir endlich an die 
elementare Segelvorschrift erinnern, dass beim Aufkreuzen gegen den Wind unter kleinen 
Segelwinkeln, wie sie doch beim Segelfluge auch in Anwendung kommen, unbedingt 
straffe, möglichst ebene Segel erforderlich sind, — so könnten wir diesen Gegenstand als 
erledigt betrachten. Allein HARGRAVE hat — in anderer Weise als LILIENTHAL — seine 
Ansicht noch durch einige nicht uninteressante hydrodynamische Versuche zu stützen 
gesucht, die mich veranlassen, anschliessend den Einfluss der Flächenkrümmung 
auf die Form des Widerstandes weiter zu verfolgen. 


HARGRAVE tauchte in ein kleines Wassergefäss einen gewölbten Aluminium- 
flügel, der um seinen Vorderrand drehbar war, streute Oker auf das Wasser und setzte 
die Flüssigkeit vermittelst eines Blasebalges in Strömung. Dabei stellte sich der Flügel 
aus jeder beliebigen Anfangslage immer so ein, dass die Sehne des Wölbungsbogens 
einen nach hinten offenen Winkel von 30° zur Hauptstromrichtung 
bildete, und es zeigte sich in der Höhlung ein Wirbel, dessen 
Strömung an der Seite des Flügels nach vorn gerichtet war. 
HARGRAVE zieht daraus den Schluss, dass der bei A gegen die 
Höhlung gerichtete Druck an dem entfernteren Areale des Flügels — : 
grösser sein müsse, als der bei B in der Nähe des verdickten 
Vorderrandes; und die vorwärts gerichtete Wirbelstromung müsse, indem sie gegen die 
gesträubten Federn an der Unterseite des Flügels treffe, einen Antrieb nach vorn auslösen, 
durch den das Rätsel des Segelfluges gelöst werde. 


Was zunächst den Verlauf der Widerstandsströmungen an derartigen Flächen 
anbetrifft, wie sie HARGRAVE in Anlehnung an gewisse Formen von Vogelflügeln für 
seine Versuche gebrauchte, so bestätigen meine Photogramme (Fig. 52—59 Taf. XII u. XIII) 
durchaus die Richtigkeit der Beobachtungen HARGRAVE's, soweit sie sich auf die hohle 
Seite der Flügel beziehen. Während bei einem Supinationswinkel von 40° (Fig. 52) an 
der dem Strome zugewandten hohlen Seite der Tafel nur die charakteristischen 


N) L. HARGRAVE: The Possibility of Soaring. Journal of the Royal Soc. of N.S. Wales 1897. p. 205—213. 


*) Über die in der Fluglitteratur sonst wenig beachteten Deformationen der Flächenwölbungen vergleiche 
man den Abschnitt in des Verfassers »Mechanik des Vogelfluges« Bd, XIV dieser Abhandlungen. 


7 


50 


Stauungserscheinungen der Stromfäden auftreten, zeigte sich bereits bei 30° und 25° 
(Fig. 53) eine typische Wirbelung als Ausdruck einer hier stattfindenden Saugung. Auch 
die folgende Figur 54, bei 20° Neigung, lässt den Wirbel deutlich erkennen, obgleich 
hier die Wölbung etwas flacher gewählt ist, und somit das ganze Phänomen in engeren 
Grenzen verläuft. Wie nun in den folgenden Bildern der Neigungswinkel auf o° (Fig. 55) 
sinkt und dann die negativen Werte der Pronationswinkel von 10°, 23°, 30° und 40° 
(Fig. 56--59) erreicht, dehnt sich die Wirbelung mehr und mehr nach hinten aus, und 
man sieht in dem letzten Bilde den Querschnitt eines mächtigen Wirbelringes, der seinen 
Nachlaufstrom schräg von unten her gegen das äusserste Ende der Tafel sendet. 

An der konvexen Seite der Tafel liegt bei grossen positiven Neigungswinkeln 
(Fig. 52 ff.) eine Schleppe von der Form eines stark unsymmetrischen Wirbelringes, dessen 
Vorderrandast den ganzen Raum hinter der Tafel erfüllt, während sein Gegenstück, 
gegen den Unterrandstrom gepresst, in eine Reihe sekundárer Wirbelchen aufgelöst ist, 
und die Mitte des Nachlaufs gegen den unteren Tafelrand stósst. Mit abnehmendem 
Neigungswinkel schrumpfen diese Wirbel mehr und mehr zusammen, wie gleichzeitig die 
an der hohlen Tafelseite zunehmend sich entwickeln. 

Durch den Verlauf der Strömungen erklärt sich nach den früher mitgeteilten 
Regeln die Anordnung des hydrodynamischen Druckes, wie er durch die Staukurven 
dargestellt wird. Die Fig. 22—28 Taf. VI geben die Staulinien für dieselben Neigungs- 
winkel der gekrümmten Flächen, für welche die photographischen Aufnahmen der Strom- 
linien gelten. Man ist somit in der Lage, das Strómungsbild mit den Stauerscheinungen 
zu vergleichen und den innigen Zusammenhang zwischen Strómung und Druck zu verfolgen. 

Die Staulinien an den hohlen Seiten der Flügel sind stärker ausgezogen, als die 
von der konvexen Seite. Das Stauwasser an der Hohlseite ist durch Wasserschraffen 
markiert, das der Gegenseite ist punktiert. 

Bei einem Supinationswinkel von 40° (Fig. 22) zeigt sich bereits ein auffallender 
Unterschied gegenüber den ebenen Platten. Während bei diesen letzteren beide Stau- 
kurven in der Nähe des Vorderrandes ihren höchsten Stand: erreichen (Fig. 20), liegt bei 
der gewolbten Flache das Druckmaximum über der zweiten Halfte der Tafel, nicht weit 
vom Hinterrande, und an der Rückseite fehlt die so charakteristische Ausbuchtung der 
Depressionslinie, die bei ebenen Tafeln immer über der vorderen Tafelhalfte liegt. Die 
Wolbung der Flache hat also eine ausgesprochene Verschiebung des Gesamt- 
widerstandes gegen den hinteren Rand zur Folge. 

Bei 30° Neigung zeigt sich an der konvexen Rückseite eine fast symmetrische 
Depressionslinie mit randwarts ansteigenden Schenkeln. In der Hohlung fallt die positive 
Staukurve von einem nahe dem Hinterrande liegenden Maximum gleichformig gegen den 
Vorderrand ab, hat aber hier eine leichte Depression, sodass die zwischen beiden Kurven 
liegende Staufläche dort eine auffällige Verschmalerung erfährt. Mit weiter abnehmendem 
Neigungswinkel wird diese Depression grösser und grösser, und bald liegt ein Teil jener 
Kurve tiefer als die Staulinie an der Rückseite. Die Platte hat nunmehr beim Vorder- 
rande Überdruck an der Rückseite. Die Staulinien haben die Form einer unsymmetrischen 


zT. 


Schleifenlinie angenommen und umschliessen nun zwei durch einen druckfreien Indifferenz- 
punkt getrennte Stauflächen. Die kleinere, vordere Fläche ist das Mass des von hinten 
her gegen die Hóhlung gerichieten Druckes, die gróssere stellt den nach hinten ge- 
richteten Widerstandsdruck dar. 

Bei o? Neigung, wo die ebene Fläche überhaupt keinen Seitendruck erfährt, 
finden wir an der gewölbten Tafel (Fig. 25) noch beide entgegengesetzt wirkenden 
Widerstandsareale vor. Die horizontalen Richtungen ihrer Resultanten sind durch die 
kleinen Pfeile am Querschnitt der Platte angegeben, im Staubild durch nach unten resp. 
oben gehende Pfeilchen angedeutet. 

Werden die Neigungswinkel negativ, so nimmt das Widerstandsareal am Vorder- 
rande mehr und mehr zu, wahrend das am Hinterrande kleiner wird und endlich, je nach 
dem Grade der Krümmung, verschwindet. 

Das Resultat dieser Untersuchung ist sonach, dass an gewölbten 
Flachen bei kleineren positiven und negativen Neigungswinkeln zwei ent- 
gegengesetzt wirkende Widerstandsklomplexe auftreten, welche die Tafeln 
um eine Lángsachse so zu drehen streben, dass sich der Vorderrand in der 
Richtung gegen die Hóhlung, der Hinterrand nach der Seite der Konvexität 
bewegt. 

Ist nun, wie bei den Versuchen HARGRAVE's, eine gewólbte Tafel an einem 
Langsrande drehbar befestigt, so wird dieser natürlich in einem Flüssigkeitsstrome zum 
Vorderrande und die beiden Gruppen der Widerstandskráfte wirken nun wie an einem 
einarmigen Hebel in entgegengesetzter Richtung auf den Apparat. Da der Hebelarm der 
dem Vorderrande benachbarten Widerstände kleiner ist, als der vom freien Tafelrande, 
so ist klar, dass zwischen diesen Kräften erst dann das Gleichgewicht herrschen kann, 
wenn diejenigen des kürzeren Hebelarmes entsprechend grösser sind als die am langen 
Hebel wirkenden. Bis dahin folgt die Tafel einer Drehung im Sinne der letztgenannten 
Kräfte. Diese Drehung hat aber, wie unsere Staukurven lehren, die Wirkung, dass sie 
eben diese Kräfte selbst vermindert und die Gegenkräfte wachsen lässt, bis bei einer 
ganz bestimmten Neigung die Gleichgewichtslage erreicht ist. Und bei HARGRAVE's 
Versuchen war dies eben bei dem Neigungswinkel von — 30° der Fall. Dass diese 
automatische Einstellung der Trägheit der Massen wegen nicht ohne Schwankungen 
erfolgen kann, sei nebenbei erwähnt. 

Soweit man daher diese merkwürdigen Erscheinungen benutzt hat, um damit die 
Meinung zu begründen, dass die gewölbten Platten besonders geeignet seien, den 
horizontalen Luftwiderstand in Auftrieb zu transformieren, — hat man sich in einem 
nunmehr klar zu Tage liegenden Irrtum befunden. Dem grösseren Auftrieb am hinteren 
Areal steht ein Abtrieb am vorderen Teil der Platte gegenüber. Beide erzeugen an einem 
Flügel ein Drehungsmoment, das für die Unterhaltung der Flugbewegung nicht nur 
überflüssig, sondern schädlich ist, da es im günstigsten Fall eine unnötige Spannung im 
Material hervorruft und bei ungünstiger Lage des Systemschwerpunktes verhängnisvolle 
Störungen des Gleichgewichts veranlassen kann. — 


7” 


NL 


Seitdem man nach dem Vorgehen des Blue-Hill-Observatorium den Drachen 
in den Dienst der Meteorologie gestellt hat, ist man bemüht gewesen, den zuerst in 
Amerika benutzten HARGRAVE'schen Kastendrachen durch zweckmässige Anordnung der 
tragenden und steuernden Flächen in seiner Tragfähigkeit und Stabilität möglichst zu 
vervollkommnen. So ist es Herrn Prof. W. KOPPEN an der Deutschen Seewarte 
gelungen, durch einfaches Verschieben der oberen Tragflächen eine Drachenform zu 
erzielen, die dem HARGRAVE bedeutend an Tragkraft und Steigkraft (steigt bei weit 
geringerer Windstärke) überlegen ist. Diese Überlegenheit hat natürlich ihren Grund in 
der besseren Ausnutzung des Luftstromes; aber wie dies zusammenhängt, darüber fehlte 
jede sichere Aufklärung, weil man nicht wusste, wie der Luftstrom zwischen den über 
einander stehenden Flächen verläuft und wie der Widerstand dadurch beeinflusst wird. 

Durch die Photographie der Widerstandsströmungen und mit Hülfe der Stauflächen 
sind wir jetzt in der Lage, auch auf diesem ebenso interessanten wie wichtigen Gebiete 
praktisch wissenschaftlichen Forschens Klarheit zu verbreiten. Um dies erkennen zu lassen, 
füge ich die Fig. 60 Taf. XIV hinzu, welche den Verlauf der Widerstandsströmungen 
an zwei übereinander stehenden Flächen photographisch darstellen. Mit Hülfe der weiter 
oben angegebenen Regeln ist es leicht, zu sehen, wie der Widerstand an beiden Platten 
angeordnet ist, und wie beide sich gegenseitig beeinflussen. Wie gross dieser Einfluss 
ist, zeigt der Vergleich der Stauflächen (Fig. 21 Taf. V), welche mit einem ähnlichen etwas 
engeren Plattenpaare aufgenommen sind. Nur an der Vorderseite der unteren Tafel AB sind 
die Strömungen und Widerstandsgrössen unbeeinflusst. An der Hinterseite wird die hebende 
Wirkung des Minderdrucks dadurch verringert, dass die obere Tafel den Strom in den 
Raum zwischen beiden scharf ablenkt und dadurch die Auffüllung des Minderdruckes 
erleichtert. Die obere Tafel DC hat unterwärts nur am vorangehenden Rande Überdruck; 
nach dem Unterrande zu wendet sich der Strom sichtbar von der Tafel ab, indem er durch 
das Minimum der unteren Platte angesogen wird. Dadurch erhält die zweite Tafel an 
ihrer Vorderseite Minderdruck, das Niveau sinkt unter die Nulllinie, wo eigentlich, bei 
freier Lage derselben, Überdruck herrschen müsste. An der Rückseite aber führt der 
Unterrandwirbel der oberen Tafel in Folge des Empordrängens des Unterrandstromes der 
unteren Platte durch den Nachlauf solche Wassermassen nach vorn, dass hier, im Gebiet 
normaler Saugung, sogar ein Überdruck resultiert, der zusammen mit dem Minderdruck 
an der Vorderseite die obere Platte steiler zu stellen strebt, was als Drachenwirkung höchst 
nachteilig wäre, 

Die Platten stehen beide unter grösserem Neigungswinkel zum Strome, als es bei 
den Drachen die Regel ist, wo, wie mir Herr Prof. KOPPEN mitteilt, die Winkel im 
Durchschnitt 20— 22? sind; aber soviel ist aus dem photographischen Bilde doch zu sehen, 
dass die mangelhafte Drachenwirkung der oberen Platte ihren Grund in der Anordnung 
beider Tafeln hat, und dass dem Übelstande dadurch abgeholfen werden kann, dass z. B. 
die obere Tafel in ihrer Richtung weiter nach oben verlegt wird. 

In Fig. 64 Taf. XV sehen wir die Strómungen an zwei dementsprechend 
angeordneten, schwach gewolbten Drachenflachen von 23" Neigung. Die obere Tafel ist 


53 


soweit nach vorn verschoben, dass sie vertikal über der unteren steht. Das Strömungsbild 
ist aber dennoch ein auffällig verschiedenes an beiden Platten, denn die im übrigen 
ähnliche Wirbelung ist hinter der oberen Platte weit umfangreicher als an der unteren, 

Um diese Differenz auszugleichen, wurde die untere Fläche auf 40° Neigung 
gestellt. Die Fig. 65 zeigt, dass nnter dieser Bedingung an beiden Platten nach Form 
und Umfang annähernd übereinstimmende Wirbelungen auftreten. 

In ähnlicher Weise giebt Fig. 66 die Strömungen an dreiflächigen Drachen bei 
gleichen Neigungswinkeln, und Fig 67, wenn die untere Fläche auf 40° Neigung, die 
Mittelfläche aber in die Richtung des Stromes eingestellt ist. Die Zwischenplatte ist 
in diesem Falle als Steuerfläche gedacht, um die Steilstellung der unteren Platte im Winde 
zu erzwingen. 

Untersucht man diese Flächenkombinationen mit Stauversuchen, so ergiebt sich 
für die zweiflächige Anordnung die Thatsache, dass beide Platten bei gleicher Neigung 
auch nahezu denselben Widerstand erfahren (Fig. 29 Taf. VI), obwohl die obere eine 
erheblich grössere Wirbelschleppe nachzieht; und dass umgekehrt die untere Platte auch 
einen entsprechend grösseren Widerstand hat, wenn ihr Neigungswinkel vergrössert und 
dadurch die Wirbelung auf denselben Umfang gebracht wurde wie bei der oberen Platte 
(Fig. 30). Man kann also bei benachbarten Flächenkombinationen nicht ohne weiteres 
aus dem Umfang der Störungen hinter den einzelnen Platten auf die Grösse der geleisteten 
Widerstandsarbeit schliessen, für welche erst die Stauflächen einen Massstab liefern. 

Da die Vorgänge und Wirkungen an Drachenflächen im Prinzip dieselben sind 
wie an Schiffssegeln, so folgt, dass unsere Untersuchungsmethoden auch geeignet sind, 
für die Theorie der Schiffssegel neue Unterlagen zu schaffen. Ich gehe nicht so weit, 
anzunehmen, dass es sobald gelingen werde, neue Segelsysteme zu konstruieren, welche 
den vielen vorhandenen auf alle Fälle überlegen wären, aber wir besitzen doch jetzt die 
Hülfsmittel, durch welche wir eine vorhandene oder projektierte Segelordnung wissen- 
schaftlich auf ihre Wirksamkeit bei den verschiedenen Segelwinkeln prüfen können, und 
sind also nicht mehr allein auf das nicht weiter erklärte Ergebnis der praktischen Probe 
angewiesen. Wir wissen jetzt, warum die breiten Segel so kräftig :vorm Windes ziehen 
und warum die schmalen die besten »Amwindsegel« sind. Es ist längst bekannt, dass 
von zwei hintereinander stehenden Amwindsegeln das hintere einen mangelhaften Zug 
leistet, wenn die Lücke zwischen beiden nicht ausgiebig genug ist. Man giebt dafür auch 
die richtige Erklärung, dass der Wind vom ersten Segel dann nicht leicht genug abfliessen 
kann. Unsere Photogramme (z. B. Fig. 61 Taf. XIV) lehren uns, dass ein Teil des am 
ersten Segel bereits abgelenkten Windes über die zu enge Spalte hinweg unter kleinem 
Neigungswinkel auf das zweite Segel trifft und dadurch dessen Wirkung herabsetzen muss, 
indem er es zu einem weniger wirksamen Anhang am Hinterrande des ersteren macht. Die 
Staubilder bestätigen diesen Bestand (Fig. 31). So wird es auch möglich sein, für andere 
nicht genügend aufgeklärte Segelphänomene die Begründung auf experimentellem Wege 
zu ermitteln. Hier möge noch Fig. 62 Taf. XIV eingeschaltet sein, in welcher der Strom 
die beiden Platten von Fig. 61 senkrecht trifft. 


34. 


Auch für die Prüfung der Schiffswiderstände sowie für die Beantwortung der 
Frage nach der besten Form des Schiffsrumpfes, welche bei gegebener Fahrgeschwindig- 
keit ein Minimum des Widerstandes erfährt, bieten unsere Untersuchungsmethoden neue 
analytische Hülfsmittel, die um so wertvoller sind, als auch auf diesem überaus wichtigen 
Gebiete des Schiffsbaues noch manche wichtige Fragen der Entscheidung auf experi- 
menteller Grundlage harren. Man hat sich bisher darauf beschränken müssen, nach der von 
dem englischen Gelehrten W. FROUDE angegebenen Methode die Gesamtwiderstände der 
Schiffsmodelle zu messen. Danach ist man in der Lage, die Anzahl der Pferdekräfte anzu- 
geben, -welche von der Maschine des nach dem Modell gebauten Dampfers geleistet werden 
müssen, um dem Fahrzeuge die verlangte Geschwindigkeit zu erteilen. Die auffälligen 
Unterschiede der Widerstandsgrösse an verschieden gestalteten Schiffskörpern hat man mit 
vollem Recht auf die von denselben im Wasser hervorgerufenen Strömungen und Stauungen 
resp. Depressionen zurückzuführen gesucht. Es wird sich nun darum handeln, das ganze 
System der Strömungen in der Umgebung des Schiffsmodells sowohl am Niveau, wie 
unter Wasser photographisch festzulegen. Mit Hilfe der mitgeteilten Regeln wird man 
aus den Stromlinien Schlüsse über die Verteilung der Druckkräfte machen können, die 
den Widerstand bedingen. Die Stauungen der Bug- und Heckwelle liefern dafür weitere 
Anhaltspunkte, wie die Staukurven für die flächenhaften Körper. Es scheinen mir 
keine unüberwindlichen Schwierigkeiten vorzuliegen, wenigstens für kleinere Schiffsmodelle 
das System des Widerstandes durch Strömungsphotogramme, Stauflächen und Druck- 
relief zu ermitteln. Bei grösseren tritt allerdings die Schwierigkeit der Photographie der 
Strömungen unter Wasser in den Vordergrund, weil es mit den vorhandenen Mitteln nicht 
möglich ist, grössere Wassermassen in einer für die Momentphotographie hinreichenden 
Weise zu durchleuchten. Man wird sich in solchem Falle der Hauptsache nach auf das 
Studium der Strömungen und Stauungen am Wasserspiegel beschränken und die Strömungen 
unter Wasser nach Massgabe kleinerer Modelle näherungsweise ergänzen müssen. Von 
eingetauchten prismatischen Körpern, deren Profile den Wasserlinien von Schiffen ent- 
sprechen, liegen bereits zahlreiche_Strömungsphotogramme vor, die späteren Mitteilungen 
vorbehalten bleiben. 

Neben den eingetauchten Schiffskörpern wird man endlich auch die untergetauchten 
Fahrzeuge, Torpedos — man vergleiche die Fig. 70 für einfache (0,25), Fig. 71 für 
die doppelte Geschwindigkeit (0,5 m sec.) — und andere im flüssigen Medium bewegten 
Körper in den Kreis der Untersuchungen zu ziehen haben. Dieser Gruppe von Aufgaben 
würden sich dann die Widerstandserscheinungen der Projektile anschliessen, die durch 
die photographischen Aufnahmen von Prof. E. MACH und P. SALCHER, Dr. L. MACH 
u. a. in so genialer Weise zur Anschauung gebracht wurden. Unsere Fig. 63 zeigt die 
Strömungen des Wassers um einen prismatischen Körper vom Profil eines alten Zünd- 
nadelgeschosses. 

In den vorstehenden Ausführungen ist immer stillschweigend die Annahme ge- 
macht, dass die Widerstandserscheinungen im Wasser auch auf das Medium Luft über- 
tragbar seien. Diese Annahme ist aber keineswegs selbstverständlich, denn wenn man 


-O ill n I T 5 a e è ë 


PR eee eee a ee 


55 


auch die hydrodynamischen Gesetze allgemein als auf die Aerodynamik anwendbar hin- 
stellt, so bleibt doch immer der Unterschied bestehen, dass die Luft elastisch und 
zusammendriickbar ist und das Wasser nicht, oder doch nur in sehr geringem Grade. 
Man könnte also vermuten, dass die Strömungen in der Luft doch vielleicht merklich 
anders verliefen, als im Wasser. Sollte nicht etwa der aerodynamische Uberdruck durch 
Kompression und Verdichtung der betreffenden Luftteilchen zu einer elastischen Spannung 
und Aufspeicherung führen, wodurch das Strömungsbild vor dem Hindernis im Ganzen 
verkürzt würde, während im Minderdruckgebiet aus analogem Grunde eine Dehnung der 
Stromerscheinungen resultierte? — Ganz gewiss finden solche aus der Natur des Mediums 
theoretisch zu erschliessende Kompressionen statt, aber sie sind in den bei weitem meisten 
Fällen, namentlich wo es sich um die natürlichen Luftströme handelt, von so geringer 
Grösse, dass sie füglich vernachlässigt werden müssen. Auch die stärksten Orkane, die 
mit 40—70 m sec. Geschwindigkeit auf feststehende Gegenstände treffen, rufen daselbst 
keine merkliche Steigerung der allgemeinen atmosphärischen Luftspannung hervor. Nach 
v. LOESSL würde ein Luftstrom von 100 m sec. Geschwindigkeit erst eine Erhöhung des 
Atmosphärendruckes um 12°/o bewirken, wenn vor dem festen Körper eine stagnante 
Flüssigkeitsmasse, ein Stauhügel existierte. Nur bei Geschossen mit Geschwindigkeiten 
von mehreren 100 m würden sich erhebliche Luftspannungen von 2—3 Atmosphären 
bilden müssen, was dann einer Kompression auf die Hälfte des Volums und darunter 
entsprache. Diese Berechnungen setzen voraus, dass der ganze Widerstand nur positiver 
oder Verdrängungwiderstand ist und ausschliesslich an der Vorderseite geleistet wird. 
Da nun ein nicht unerheblicher Teil desselben auf die Saugung kommt, so ist die Spannung 
vorn noch geringer, und es treten auch an der Rückseite entsprechende Verdünnungen auf. 
Die Grösse und Erstreckung dieser Druckverminderung hängt wesentlich davon ab, wie 
die Luft wieder in den Geschosskanal einstrómt. 

Das dies im Prinzip ebenso erfolgt, wie bei unsern mit vergleichsweise minimaler 
Geschwindigkeit ausgeführten hydrodynamischen Versuchen, ist a priori nicht unwahr- 
scheinlich. Die schönen Photogramme fliegender Geschosse, welche von Herrn Dr. 
Lupw. MACH hergestellt und in den Wiener Sitzungsberichten mitgeteilt wurden, be- 
stätigen dies durchaus. Herr Dr. MACH hatte die Freundlichkeit, mir die Originale dieser 
Aufnahmen zur Verfügung zu stellen. Man sieht, dass der ganze cylindrische Raum der 
Schleppe hinter dem Geschoss von einem Wirbelsystem erfüllt ist, das mit dem hydro- 
dynamischen Wirbelring des Depressionsgebiets in allen wesentlichen Punkten überein- 
stimmt. Diese Wirbelung war auch bereits auf den ersten Photogrammen fliegender 
Geschosse zu erkennen, die Herr Prof. E. MACH in Gemeinschaft mit SALCHER gewonnen 
hatte und die s. Z so viel Aufsehen erregten. 

Sehen wir nun von dem Widerstande der Geschosse ab, so gilt von allen anderen 
Bewegungen geringerer Geschwindigkeit, dass die Zusammendrückbarkeit der Luft keinen 
nennenswerten Einfluss auf den Gang der Widerstandsströmungen im unbegrenzten Raume 
ausüben kann, Da im übrigen die Luft wie das Wasser ein leicht bewegliches, flüssiges 
Medium ist, so ist die Annahme begründet, dass die Widerstandserscheinungen in beiden 


56 
von ähnlicher, prinzipiell gleicher Art sein werden. Diese Annahme wird in trefflicher 
Weise bestätigt durch eine Anzahl von kleinen Photogrammreproduktionen, die einer 
methodischen Arbeit von Dr. L. MACH »Ueber die Sichtbarmachung der Luftstromlinien« 
(Z. f. Luftschifffahrt 1896. S. 129) beigegeben sind. 

Herr Dr. MACH erzeugte in einem Rohr von 18><25 cm Querschnitt vermittelst 
einer Turbine einen Luftstrom, den er durch eine Heizvorrichtung optisch differenziert 
hatte. In diesen Strom schaltete er feste Hindernisse von verschiedenen Querschnitts- 
formen ein und photographierte die Stromlinien bei durchfallendem Magnesiumlicht nach 
der Schlierenmethode. 

Die achtzehn kleinen Photogramme lassen keinen Zweifel an der 
kompleten Homologie der Widerstandströmungen in Wasser und Luft. 

Man wird zwar bemerken, dass die Luftstromlinien und -Fäden ein krauseres, 
mehr stráhniges Aussehen haben, und dass namentlich die Wirbelbildungen hinter den. 
Kórpern überhaupt nicht, oder nur schwach angedeutet sind, aber diese Mangel haben 
offenbar ihren Grund in der Methode. Die zur Erzeugung der Schlieren notwendige 
ungleichmássige Erwármung der Luft, sowie die fliessende Bewegung in einem engen Kanal 
bringen natürlich eine gewisse Unruhe in den Strom, die bei unserer Anordnung des hydro- 
dynamischen Versuchs ausgeschlossen ist. Dass aber die Wirbelung nur undeutlich zu 
sehen ist, liegt daran, dass eben durch die Wirbelung die ursprünglichen thermischen und 
optischen Differenzen der Luftteilchen sehr schnell verwischt werden. 

Letzteres gilt auch bezüglich der von Prof. MAREY in Paris ausgeführten vor- 
trefflichen Versuche, die Luftstromlinien durch feine Rauchfäden sichtbar zu machen und 
photographisch zu fixieren Die sehr hübschen Photogramme dieses berühmten Gelehrten 
zeigen ebenfalls an der Vorderseite der Tafeln die typischen Verhaltnisse der Widerstands 
stróme des Wassers, lassen aber, wegen der Auslóschung der Rauchfäden durch die 
Wirbelung die wichtigen Verhaltnisse an der Rückseite im Unklaren. Wie die Aufnahmen 
von Dr. L. MACH, so zeigen auch die von Prof. MAREY wesentlich dieselbe Teilung des 
Stromes vor dem Hindernis wie unsere hydrodynamischen Bilder, dieselbe Verschiebung 
des Stromteilungspunktes an der Tafel bei schrüger Stellung, dieselbe Bildung der Rand- 
stróme und, soweit das Gesichtsfeld reicht, dieselben Formen des Schleppenumfanges. 
Nimmt man hinzu, dass die Wirbelung thatsachlich vorhanden ist, da sie von L. Macii 
beobachtet und früher durch E. MACH und P. SALCHER photographisch festgestellt wurde, 
so bedarf es keines weiteren Beweises, dass die Widerstandsstrómungen in der 
Luft prinzipiell mit denen des Wassers übereinstimmen. 

Man kann übrigens den Ringwirbel in der Luft unmittelbar beobachten, besonders 
bei Schneetreiben und am Staub hinter fahrenden Eisenbahnwagen. Steht man bei 
trockenem Wetter auf dem Hinterperron einer auf staubiger Landstrasse fahrenden Strassen- 
bahn, so sieht man, wie der innere Wirbelstrom als Nachlauf den Staub nach vorn oft 
bis in das Innere des offenen Wagens treibt und wie rechts und links durch die drehende 
Bewegung der Luft die Kleider der hier stehenden Personen in ganz bestimmter Weise 
mit Staub bedeckt werden, je nach der Stellung, die sie im Wirbel einnehmen. 


4. 

Wir dürfen daher in Zukunft, wie geschehen, die hydrodynamischen 
Befunde mit vollem Recht auch auf aerodynamische Fragen anwenden. 

Nur ein Punkt bedarf noch der Erwahnung: wie findet man den Massstab für 
die Übertragung und Verwendung der hydrodynamischen Widerstandsreliefs in solche für 
den Luftwiderstand? — Da sich bei den meisten praktischen Versuchen in ausgedehnten 
Flüssigkeitsmassen derjenige Widerstand überwiegend geltend macht, welcher von den 
Beschleunigungen der Flüssigkeit herrührt (HELMHOLTZ), und da bei nicht sehr grossen 
Geschwindigkeiten die Zusammendrückbarkeit der Luft nicht in Frage kommt, so sind 
bei gleicher Geschwindigkeit die Widerstánde des Wassers und der Luft den specifischen 
Massen oder Dichtigkeiten proportional zu setzen und stehen somit annähernd im Ver- 
hältnis von 750:1. Das Relief des Widerstandes im Wasser ist danach zugleich für den 
Luftwiderstand gültig mit der Massgabe, dass die Ordinaten 750-fach überhóht sind. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 


Fig. 


I3 u. 14. 
15 u. 16. 
17. 
18 lu, II. 
19 Iu. ll. 
20, 


21. 


58 


Tafelerklärung. 


Tafel I. 


Seitenansicht des Apparats zur Photographie der Strömungen an eingetauchten Körpern. 
Näheres im Text S. 9. 

Derselbe Apparat im Querschnitt. 

Apparat für Stauversuche, Näheres s. S. 41. 


Tafel II. 


Apparat zur Photographie der Widerstandsströmungen an untergetauchten Körpern. Näh, S. 29. 
System der Widerstandsstrómungen an einer ebenen Tafel in der Normalstellung 

AaA Kurve der vorderen Druckmaxima, 

Bu Minimumkurve, 

ecud schleifenförmige Linie der hinteren Druckmaxima. 

Wı Bugwelle; Wa Heck- oder »Soggwelle« 
Dasselbe mit eingezeichneten Kraftlinien. Die von der Vorderseite der Tafel ausgehenden positiven 
Kraftlinien sind ausgezogen; die von den Wirbelachsen ausgehenden Sogglinien sind punktiert 
gezeichnet. 


Tafel III. 


Querprofile durch die Wirbel der Schleppe. 
System der Widerstandsstrómungen und Kraftlinien an einer unter 45° gegen den Strom geneigten 
ebenen Tafel. Bezeichnungen wie bei Fig. 5. 
Entwicklung des Wirbels im Schleppwasser bei zunehmendem Eintauchen der Tafel. 
A Ansicht von oben, B im senkrechten Längsschnitt. 


Tafel IV. 


Die Strahlen in dem Quadranten bezeichnen die Neigung einer 20 cm breiten Tafel AB gegen die 
durch den Pfeil bestimmte Hauptstromrichtung. Die Kurven geben für jeden Neigungswinkel der 
Tafel die Lage des Druckmaximums an der vorderen Tafelfläche an. 
Kurve I nach der Formel von Lord RAYLEIGH; 
II eine Cykloide, nach der Formel von Prof. LAMB; 
HI empirische Kurve nach den photographischen Aufnahmen des Verfassers. IIa und 
IIIa entsprechen der Lage der Druckmaxima an der Rückseite. 


Tafel V. 


Verteilung des Widerstandes über die Tafeln. cfr. Text. 
Staukurven einer normal und schräg vom Strome getroffenen 5 cm breiten Platte, 
Querprofil des Druckreliefs. 
Stauflächen an normal stehenden Tafeln von einfacher und doppelter Breite. 
Ebenso unter 45° Neigung. 
Staufliche an einer schrägen Tafel mit Maximum und Minimum des Widerstandsdruckes. 
—r Resultante des Soggs, +r des positiven Druckes, R Resultante des Gesamtwiderstandes. 
Staufläche von zwei benachbarten Platten; ähnlich Fig. 60 Taf. XIV. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 


22— 28. 


29. 
30. 
31; 


Fig. 32 u. 33. 


Fig. 
Fig. 


34. 
35. 


. 36. 
37 


38 u. 39. 


. 40. 
. 41. 
. 42. 
. 43. 


- 44—48. 
. 49. 
. 50. 


. 51. 


. $2— 59. 


. 60. 
. 61. 
. 62. 


. 63. 


. 64. 
. 65. 
66 u. 67. 


. 68 u. 69. 
. 709 u.71. 


59 


Tafel VI. 


Stauflichen an gewölbten Platten bei verschiedener Neigung, entsprechend den Strómungsphoto- 
grammen Fig. 52—59 Taf. XII und XIII. 

Stauflichen an den beiden Drachenflichen der Fig. 64 Taf. XV. 

Desgleichen zu Fig. 65. 

Desgleichen zu Fig. 61. 


Tafel VII. 


Widerstandsstrómungen an senkrecht eingetauchten ebenen Tafeln in der Normalstellung zum 
Strome (Oberflàchenstróme). 

Desgleichen an untergetauchter Glastafel (Strómungen im Innern der Flüssigkeit). 

Strómungen an einem rechteckigen, eingetauchten Kasten, 


Tafel VIII. 


Strömungen an einer Platte mit umgebogenen Rändern; die konvexe Seite geht vorauf. 
Dieselbe Platte mit der hohlen Seite vorauf. 
Platte keilformig gebogen. 


Tafel IX. 


Platte ogival gebogen, Höhlung vorauf. 
Platte rinnenförmig gehöhlt. 
Doppelrinne. 

S-förmig gebogene Platte. 


Tafel X und XI. 


Strömungen an ebenen Tafeln unter wachsenden Neigungswinkeln (Oberflichenaufnahmen). 
Strömungen im Innern des Wassers. 

Strömungen an einer I qm grossen Stahlplatte, aufgenommen in der Modellschleppversuchsstation 
des Norddeutschen Lloyd zu Bremerhaven. 


Kontinuierliche Strömung nach den Aufnahmen von Prof. HELE-SHAw, entlehnt aus den Transact. 
Inst. Nav. Arch. 1898. 


Tafel XII und XIII. 


Strömungen an flügelähnlich gewölbten Platten unter verschiedener Neigung. cfr. Fig. 22—28, 


Tafel XIV. 


Doppeldrachen unter 55° Neigung (hierzu Stauflächen Fig. 21). 

Zwei schräge Tafeln in derselben Richtung hinter einander (hierzu Staubild Fig. 31.) 
Dieselben Tafeln normal zum Strome. 

Strómungen an dem Profil eines Zündnadelgeschosses. 


Tafel XV. 


Doppeldrachen mit flach gewölbten Flächen bei gleicher Neigung von 23°. cfr. Fig. 29. 
Dasselbe, jedoch die untere Fläche unter 40° 
Wie Fig. 64 und 65, aber mit eingeschalteter Mittelfläche im Strome. 


Tafel XVI. 


Torpedoprofil mit einfacher und doppelter (0,5 m) Geschwindigkeit. 
Modelle des positiven und negativen Widerstandes an kreisfórmigen und quadrat. Platten (s. S. 46). 


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Taf. IX. 


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Taf. XI. 


Fig. 49. 


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Taf. XIII. 


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Taf. XIV. 


Fig. 


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Taf. XVI. 


Fig. 69. 


Fig. 68. 


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ABHANDLUNGEN 


aus dem 


Gebiete der Naturwissenschaften 


herausgegeben vom 


Naturwissenschaftlichen Verein 


in Hamburg. 
— XVII Band. —— 


' 
Be. INHALT: 
ALS 
Jber die Verwandtschaftsverhältnisse bei ENGLER's Rosalen, Parietalen, Myrtifloren und 
—— — jn anderen Ordnungen der Dikotylen. Von Dr. HANS HALLIER. 
Iber Vers alussvorrichtungen an den Bliitenknospen bei Hemerocallis und einigen anderen 
| Liliaceen. Von H. LÖFFLER. 
Jber die Metamorphose der Trichopteren. Von GEORG ULMER. 


HAMBURG. 
L. FRIEDERICHSEN & Co. 
- 1903. 


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Für die in diesen Abhandlungen veröffentlichten Aufsätze sind nach 
Form und Inhalt die betreffenden Autoren allein verantwortlich. 


ABHANDLUNGEN 


aus dem 


Gebiete der Naturwissenschaften 


herausgegeben vom 


Naturwissenschaftlichen Verein 


in Hamburg. 
— XVIII. Band. —— 


INHALT: 


Über die Verwandtschaftsverhiltnisse bei ENGLER's Rosalen, Parietalen, Myrtifloren und 
in anderen Ordnungen der Dikotylen. Von Dr. HANS HALLIER 

Über Verschlussvorrichtungen an den Blütenknospen bei Hemerocallis und einigen anderen 
Liliaceen. Von H. LOFFLER. 

Über die Metamorphose der Trichopteren. Von GEORG ULMER. 


HAMBURG. 
L. FRIEDERICIISEN & Co. 
1903. 


JAN 28 1904 


Über die 
Verwandtsehaftsverhältnisse bei Engter® Rosalen, Parietalen, 


Myrtifloren und in anderen Ordnungen der Dikotylen, 


Von 


Dr. HANS HALLIER. 


Die vorliegende Abhandlung kann zusammen mit den in den beiden letzten 
Jahren erschienenen Abhandlungen über den Stammbaum der Blütenpflanzen und über 
die Phylogenie der Kormophyten!) als eine Art Trilogie betrachtet werden. Alle drei 
verfolgen sie den Zweck, die Mängel der bisherigen, die Pflanzen in scharf umschriebene 
Klassen und Ordnungen scheidenden Systeme aufzudecken, die Zusammenhänge zwischen 
den bestehenden Ordnungen, soweit diese überhaupt als natürliche aufrecht erhalten 
werden können, nachzuweisen und an Stelle der sog. natürlichen, in ihrer zu weit gehenden 
und einseitigen Analyse aber auch noch unnatürlichen Systeme ein synthetisches, wahrhaft 
natürliches System, eine möglichst getreue Wiedergabe des Stammbaumes zu setzen.?) 
Ein solcher natürlicher, dem tatsächlich stattgehabten stammesgeschichtlichen Ent- 
wickelungsgang der Pflanzenwelt annähernd entsprechender Stammbaum kann selbst- 
verständlich nicht im Handumdrehen in untadelhafter Vollendung in die Welt gesetzt werden, 
vielmehr kann er nur das Ergebnis jahrzehntelanger intensiver Arbeit sein. Mancherlei Ent- 
täuschungen und Fehlgriffe werden dabei nicht ausbleiben; mancherlei erst durch die ver 
besserten und gründlicheren Untersuchungsmethoden unserer Zeit gewonnene, mit einem 
grossen Aufwand von Beweismitteln begründete, überaus einleuchtend und unwiderlegbar 
scheinende Ansichten, ja selbst manche schon seit Jahrzehnten als unantastbarer Besitz der 
Wissenschaft geltende Anschauungen werden sich als irrig erweisen; an ihrer Stelle aber wird 
manche richtige, doch unzulänglich begründete Ansicht älterer Forscher wieder aus der Ver- 
gessenheit gezogen werden und zu der gebührenden Anerkennung gelangen. Aber nur durch 
eine solche unausgesetzt wiederholte kritische Sichtung nicht nur neuer, noch nicht bewährter, 


1) Hans HALLIER, Über die Verwandtschaftsverhältnisse der Tubifloren und Ebenalen, den polyphyle- 
tischen Ursprung der Sympetalen und Apetalen und die Anordnung der Angiospermen überhaupt. Vorstudien 
zum Entwurf eines Stammbaums der Blütenpflanzen. Band XVI a dieser Abhandlungen (Hamburg 1901). 
112 Seiten. — Ders., Beiträge zur Morphogenie der Sporophylle und des Trophophylls in Beziehung zur Phylogenie 
der Kormophyten. Jahrb. Hamburg. wissensch. Anstalten XIX, 3. Beiheft (Hamburg, Jan. 1903) S. 1—110, 
mit 1 Tafel. 

2) Siehe auch S. 74,81 u. 86 in meines Vaters Schule der systematischen Botanik (Breslau 1878) 
und H. Hatrikg, Kormophyten (1903) S. 99— 103. 


1? 


4 


sondern auch älterer, als feststehend geltender Ansichten, wobei man sich auch eigenen 
Irrtümern gegenüber nicht zu schonend verhalten darf, will anders man sich nicht den 
Vorwurf der Streberei zuziehen, kann etwas Dauerndes erreicht werden. Es lässt sich 
dieser Prozess unablässiger kritischer Sichtung und Auswahl der anfänglich vorhandenen zahl- 
reichen Möglichkeiten, als dessen Endergebnis schliesslich eine einzige dieser Möglichkeiten, 
nämlich die wahre Wirklichkeit selbst, übrig bleibt, einigermassen mit einer mechanischen 
Bodenanalyse vergleichen. Wie der Ackerbauchemiker aus dem zu prüfenden Boden 
durch immer feinere Siebe die gröberen Bestandteile allmählich abscheidet und nach ihrer 
Grösse ordnet, bis schliesslich nur die allerfeinsten, der Pflanze am leichtesten zugänglichen 
Teilchen übrig bleiben, so muss auch die Kritik zunächst die allergröbsten Schnitzer 
ausscheiden, bis sie allmählich durch immer feinere Ausmerzung auch der geringsten 
Irrtümer zur reinen Wahrheit gelangt. Es ist das ein langwieriger und mühsamer Weg. 
Aber trotz der entgegenstehenden, anfänglich unüberwindlich scheinenden Schwierigkeiten 
muss doch endlich einmal der Anfang zu einem wirklich natürlichen, phylogenetischen 
System, der Rekonstruktion des natürlichen Stammbaumes, gemacht werden. Muss es 
doch vorläufig, trotz jahrzehntelanger darwinistischer Forschung, schon als ein grosser 
Gewinn angesehen werden, wenn die Erkenntnis, dass sich das einzig mögliche natürliche 
System nie und nimmer in Form einer fortlaufenden Reihe, sondern lediglich in Form 
eines Stammbaumes darstellen lässt, einstweilen auch nur in der Theorie zu allgemeiner 
Anerkennung gebracht werden könnte. 

Leider sind in vorliegender Abhandlung einzelne Familien etwas kurz weg- 
gekommen. Gern hätte ich z. B. die Gentianaceen, Onagrarieen, Styracaceen, 
Ternstroemiaceen u. s. w. mit der gleichen Ausführlichkeit behandelt, wie die meisten 
übrigen Familien, und dem Ganzen etwas mehr Abrundung gegeben. Da ich indessen 
auf Monate hinaus diese phylogenetischen Studien in den Hintengrund treten lassen muss, 
so ziehe ich es, um die Veröffentlichung nicht zu sehr zu verzögern, vor, auf eine 
einigermassen erschöpfende Behandlung des Gegenstandes vorläufig zu verzichten und 
die Arbeit schon jetzt abzuschliessen. 


In HOOKER's Icones XVI, 2 (1886) Taf. 1526 gibt OLIVER die Beschreibung 
und Abbildung einer neuen Gattung, von der es ihm zunächst zweifelhaft erschien, ob 
sie zu den Rosaceen oder zu den Celastrineen gehöre. Eine in der Tracht und im 
Blütenbau hervortretende entfernte Ähnlichkeit mit der Celastrineen-gattung Glossopetalum 
GRAY veranlasste ihn jedoch, der letzteren Familie den Vorzug zu geben. Neben einigen 
Verschiedenheiten von geringerer Bedeutung zeigt aber zumal der Bau des Stempels, 
dass Plagtospermum sinense OLIV. weder in die Nähe von Glossopetalum, noch überhaupt zu 
den Celastrineen gehört. Auch in der Form der Blumenblätter und, nach den Abbil- 
dungen wenigstens, in der des Diskus unterscheidet sich Plagtospermum von Glossopetalum 
nicht unerheblich. Von LOSENER wurde es daher in ENGLER’s und PRANTU's Natiirl. 
Pflanzenfamilien III, 5 S. 222 bei den Celastrineen nur anhangsweise unter den auszu- 
scheidenden Gattungen erwähnt und vollkommen richtig zu den Rosaceen verwiesen. 
Im Gegensatz zu OLIVER, welcher das Ovarium von Pagiospermum ausdrücklich als »liberum« 
beschreibt fund die Blüte: deutlich als perigyn abbildet, behauptet LOSENER jedoch, dass 
diese Gattung einen unterständigen Fruchtknoten besitze, also zu den Pomaceen gehöre 
und wahrscheinlich eine Cotoneaster- oder Pyracantha-art sei.) Im Nachtrag zu den 
Natürl. Pflanzenfam. (1897) S. 186 schaltet ENGLER sie daher unter Vorbehalt als 
no. 31a hinter no. 31, Chamaemeles, der letzten Pomeen-gattung, ein. In OLIVER's Be- 
schreibung und Abbildung ist aber der Fruchtknoten so klar und unzweideutig zur 
Darstellung gelangt, dass die Annahme nicht wohl zulässig ist, es handle sich hier um 
einen Beobachtungsfehler von seiten dieses Autors. Bei den Pomeen kommt nun meines 
Wissens nirgends ein, wie bei //agéospermum, völlig frei im Grunde des perigynen Kelch- 
bechers sitzender Fruchtknoten vor, auch ist in dieser Abteilung der Rosaceen der 
Griffel stets auf oder wenigstens nahe unter dem Scheitel des Fruchtknotens eingefügt, 
niemals aber so tief seitlich, ja fast grundstandig, wie es nach OLIVER’s Abbildung bei 
Plagrospermum der Fall ist. Demnach müssen wir die nächsten Anverwandten dieser 
Gattung in anderen Abteilungen der Familie suchen. 

Gelegentlich einer Durchsicht von SIEBOLD und ZUCCARINES Abhandlung über 
neue Gattungen der japanischen Flora (Abhandl. math.-phys. Cl. München. Ak, 
Bd. IIl, Abt. III) wurde ich nun durch die Abbildung der Spiraeeen-gattung Stephanandra 
S. Z. lebhaft an /Yagiospermum (erinnert. In Form und Bewimperung des¿Kelches, Form 
und Aderung der Blumenblätter, Form des Diskus, Zahl, Gestalt und Insertion der 
Staubblätter, in Fruchtknoten, Griffel, Narbe und Zahl der Samenknospen stimmen beide 
Gattungen fast vollkommen mit einander überein. Ist der Griffel von Stephanandra flexuosa 


') Siehe auch ENGLER’s Jahrb, XXX, 5 (1902) S. 474. 


Plagio- 
spermum. 


6 

nach SIEBOLD und ZUCCARINI's Abbildung und Beschreibung deutlich terminal, so gibt 
FOCKE's Angabe in den Natürl. Pflanzenfam. III, 3 S. 14, »Fruchtblatt mit seiten. 
standigem Griffel«, der Vermutung Raum, dass sich wenigstens andere Arten der Gattung 
in Bezug auf die Insertion des Griffels tatsächlich ähnlich wie Plagtospermum verhalten. 
Und doch zeigt sich bei genauer Prüfung, dass die letztere Gattung auch zu Stephananira 
oder überhaupt zu den Spiraecen nicht in naherer Beziehung steht, sondern dass 
vielmehr die hervorgehobenen Parallelen nur durch eine auf gleicher Stufe angelangte 
gesetzmassige Reduktion hervorgebracht worden sind. Wahrend OLIVER die beiden 
Samenknospen von ZVagiospermum als kollateral, aufsteigend und epitrop beschreibt bezügl. 
abbildet, bezeichnen SIEBOLD und ZUCCARINI diejenigen von Stephanandra als »pendula 
anatropa«, und nach der Abbildung zeigen sich die Samen bei letzterer auf dem Längs- 
schnitt durch die Frucht übereinander stehend. Ausserdem zeigt ein Vergleich der 
beiderseitigen Beschreibungen und ein Vergleich des Habitusbildes von /lag/ospermum 
sinense mit einem im Hamburger Herbar befindlichen Exemplar von Stcfhanandra flexuosa, 
dass sich die beiden Gattungen in der ganzen Tracht, in Blattform, Blütenstand, Grosse 
der Blüten und Behaarung des Fruchtknotens wesentlich von einander unterscheiden. 
Auch ist mir kein Vertreter der Spiraeeen bekannt, welcher über den achselständigen 
Blütenzweigen solche blattlose Dornzweige trüge, wie sie OLIVER's Pflanze eigentiimlich sind. 

Die seitliche, fast basale Stellung des Griffels, welcher /%agéuspermum offenbar 
seinen. Namen zu verdanken hat, obgleich die Früchte und Samen der Gattung noch 
nicht bekannt sind, findet sich in der Familie der Rosaceen in so extremer Form nur 
bei den Potentilleen (einschliessl. 4/chemilla), Chrysobalaneen und bei der Amyg- 
daleen-gattung /’rinscpia wieder, welche letztere, wie BAILLON (Hist. pl. I, S. 423, Anm. 3) 
sich ausdrückt, nach der Blüte eine Prunee, nach der Frucht hingegen eine Chryso: 
balanee ist; d. h. der in der Blüte noch terminale Griffel rückt nach den iibereinstimmenden 
Angaben von ROYLE und BAILLON, mit denen jedoch HOOKER’s Angabe in der Fl. Brit. 
Ind. II, S. 323 »style basal; ovules 2« nicht ganz im Einklang steht, erst nach der 
Blüte durch einseitige Schwellung des Fruchtknotens nach vorne bis nahe an den Grund 
desselben hinab. Ausser dieser zur Blütezeit in der Insertion des Griffels vorhandenen 
Verschiedenheit von /Yaygiospermum und Prinsepia. die aber, da sie sich nachträglich noch 
ausgleicht, der Annahme einer nahen Verwandtschaft beider Gattungen offenbar kein 
wesentliches Hindernis zu bereiten vermag, finden sich auch noch einige weitere, ebenfalls 
nicht sehr wesentliche Unterschiede. So sind bei Prinsepia utilis, der bis jetzt einzigen Art der 
Gattung, die Staubblätter in erheblich grósserer Zahl (nach BAILLON und ROYLE 15—40) 
vorhanden; die beiden Samenknospen sind hängend, nicht, wie bei Pagiospermum, aufrecht; 
die Blatter sind gezühnelt; auch ist von einem Obturator der Samenknospe, wie er nach 
BAILLON bei Privsepia vorhanden ist, in den Figuren von Plagivspermum nichts zu sehen. 
Im Übrigen stimmen beide Gattungen dermassen mit einander überein, dass demgegenüber 
die hervorgehobenen Unterschiede um so weniger ins Gewicht fallen, als sie sich Del 
genauerer Prüfung zum Teil überhaupt als nichtig erweisen. So sind nach RovLE die 
Blatter von Zrinsepia utilis, wie ich das an einem allerdings sehr dürftigen Exemplar des 


7 


Hamburger Herbars (W.-Himalaja, Garwal: SCHLAGINTWEIT no. 7890)') bestätigt fand, 
»serrate, younger ones entire», diejenigen von ¿Yagiospermum hingegen nach OLIVER 
»integra vel obsolete sinuata«, also vielleicht ebenfalls schwach gezähnelt. Die Form 
des Kelches, Form und Aderung der Blumenblatter, Form des Diskus, Form und Anhef- 
tungsweise der Staubblatter (teils am áussersten Rande des Diskus, teils ein wenig innerhalb 
desselben) Form von Griffel und Narbe und endlich die Zahl, kollaterale Stellung und 
Form der Samenknospen sind in beiden Gattungen vollkommen gleich. Dass die Samen- 
knospen bei Prinsepia hängen, bei Plagiospermum aufrecht stehen, beruht, da sie im übrigen 
vollkommen gleich orientiert sind, lediglich auf der verschiedengradigen Einwartskriimmung 
des Fruchtblattes und der damit in Zusammenhang stehenden verschiedenen Stellung des 
Griffels. Die Samen haben nach BAILLON auch bei Zrinsepia bereits dieselbe aufrechte 
Stellung, wie die Samenknospen von /lagiospermum, und in der geringeren Zahl der 
Staubblatter und der stärkeren Einwärtswölbung des Fruchtknotens zeigt sich daher die 
letztere Gattung /rinsepia gegenüber als ein weiter vorgeschrittener, die Chrysobalaneen 
noch enger mit den Amygdaleen verbindender Typus, der aber zu keiner Gattung der 
ersteren engere Beziehungen hat und ohne Zweifel noch zu den letzteren zu zahlen ist. 
Nach OLIVER’s Habitusbild gleicht Z/agiospermum in Tracht, Verzweigung, Blütenstand 
und in Form und Grösse der Blüten einer kleinen Kirsche, wie etwa Prunus Chamaecerasus, 
und auch die charakteristischen Dornen erinnern uns sofort lebhaft an die dornentragenden 
Prunus-arten, wie Fr. spinosa u. a. Sie sind vollständig blattlose, unverzweigte, einfach 
spiessförmige, umgewandelte Kurztriebe und stehen einzeln als seriale Beisprosse über 
den Blattbüschel und Blütenstände tragenden, einzeln achselständigen Kurztrieben, haben 
also genau dieselbe Form und Stellung, wie diejenigen von Zrinsepia. Ferner zeigt sich 
an dem erwähnten Hamburger Exemplar der letzteren, dass auch sie in den Blattachseln 
zuweilen solche kleinen Langtriebe ausbildet, wie die Abbildung von Zagiospermum einen 
in der Achsel des obersten Laubblattes zeigt. Schliesslich tragen auch die kurz gestielten, 
lanzettlichen, gebüschelten Blätter beider Pflanzen das ihrige dazu bei, die in der Tracht 
zu Tage tretende grosse Übereinstimmung noch zu vervollständigen. Bei dieser hoch- 
gradigen Übereinstimmung beider Gattungen ist es wohl gerechtfertigt, wenn ich sie mit 
einander vereinige und /lagiospermum als Prinsepia sinensis in die um etwa 50 Jahre früher 
aufgestellte RovLE'sche Gattung überführe. Sind auch die Früchte und Samen, sowie 
der anatomische Bau dieser zweiten Art noch nicht bekannt, so zweifle ich nicht daran, 
dass sie sich auch hierin im Wesentlichen mit Zr. utilis übereinstimmend erweisen wird. 
Von letzterer unterscheidet sich die chinesische Art hauptsächlich durch geographische 
Verbreitung, Blütenstände (dieselben sind nicht, wie bei Pr. utilis, von den vegetativen 
Kurztrieben getrennt, sondern befinden sich an ihren Blattbüscheln), ungefähr gleichgrosse 
Kelchblätter, die geringere Zahl der Staubgefässe, den schon in der Blüte fast grund- 
ständigen Griffel und die infolge dessen aufsteigenden Samenknospen. 


1) Auch sämtliche im Folgenden erwähnten Herbarexemplare finden sich, soweit nicht anderes angegeben 


wird, im Herbar des Hamburgischen botanischen Museums. 


Dichotom- 
anthes. 


8 

In HooKER's Icones XXVII, 3 (1900), Taf. 2653 gibt HEMSLEY die Beschreibung 
und Abbildung eines ebenfalls aus China stammenden Strauches, Dichotomanthes tristant- 
carpa KURZ (1873), der von KURZ selbst zu den Lythraceen gestellt wurde, während 
HEMSLEY schon im Journ. Linn. Soc. London XXIII, S. 307 seine Zugehörigkeit zu 
den Rosaceen nachwies und ihn in HOOKER’s Icones in die Nähe der Amygdaleen- 
gattung Pygeum stellte. In den Natürl. Pflanzenfamilien ist HEMSLEY's frühere Ver- 
öffentlichung über diese Gattung von den Bearbeitern der Lythraceen und Rosaceen 
offenbar übersehen worden, denn im Nachtrag (1897), S. 260 schaltet KOHNE sie noch 
hinter Zagerstrocmia ein, während er sie späterhin, im Ergänzungsheft I (1900), S. 48, 
zwar von den Lythraceen ausschliesst, ihr aber auch anderwärts im System noch keinen 
Platz anzuweisen vermag. 

Diese vielfach verkannte Gattung ist nun insofern sehr bemerkenswert, als sie die 
Haupteigentümlichkeiten der Pomeen, Amygdaleen und Chrysobalaneen mit einander 
vereinigt und daher ihren Platz im Stammbaum der Rosaceen offenbar nicht fern vom 
gemeinsamen Ausgangspunkt dieser drei einander sehr nahe verwandten Sippen finden muss. 
Die Blüte von Dichotomanthes tristaniicarpa stimmt in der Form des perigynen Bechers und 
Kelches, in der Form und Insertion der Staubblätter, in der Fornı des Stempels und in 
der Form und Stellung der beiden kollateralen Samenknospen vollständig mit derjenigen 
von Prinsepia sinensis überein, während die Zahl der Staubblátter mehr mit derjenigen von 
Prinsepia utilis übereinkommt und die Behaarung des Fruchtknotens und der Innenwand 
des Kelchbechers mehr auf die Pomeen und Chrysobalaneen hinweist. Die ellipsoidische, 
am Scheitel noch schwach behaarte Frucht hat ein lederiges Perikarp und gleicht ungefähr 
denjenigen der Chrysobalaneen, in ihrer geringen Grösse aber noch mehr denen von 
Prinsepia utilis, Uberaus merkwürdig ist es nun, dass der Kelch nicht nur, wie bei letzterer 
und den Chrysobalaneen, auch an der Frucht noch erhalten bleibt, sondern sogar, wie 
bei den Pomeen, fleischig anschwillt und die Frucht fast vollständig ¡becherfórmig um- 
schliesst. Abgesehen von der den Becher nur wenig überragenden, aber nicht mit dem- 
selben verwachsenden eigentlichen Frucht machen diese roten, apfelartigen Scheinfrüchte 
etwa den Eindruck der Äpfelchen von Cotoneaster oder Crataegus. Auch in der Tracht, 
der Blattform, den scheindoldigen terminalen Blütenständen und in der Grösse der weissen 
Blüten kommt Dechofomenthes einigermassen mit gewissen Pomeen, wie etwa S/ranvaesia 
integrifolia STAPF von Nordostborneo (HooK., Ic., Taf. 2295), überein. Ziehen wir jedoch 
in Betracht, dass noch bei keiner einzigen Pomee etwas ähnliches wie der aus einem 
einzigen charakteristisch gestalteten Fruchtblatt gebildete Stempel von Dichotomanthes mit 
seinem kurzen, dicken, säulenförmigen, grundständigen Griffel, seiner breit scheibenförmigen 
Narbe und seinen beiden kollateralen, aufsteigenden Samenknospen gefunden wurde, und 
dass diese Gattung gerade hierin vollständig mit Zrinsepia sinensis übereinstimmt, so wird 
man sie vielleicht besser mit HEMSLEY zu den Amygdaleen stellen, aber nicht in die 
Nähe von Zygeum, sondern in unmittelbare Nachbarschaft von Z’rinsepia, von der aus sie 
die Amygdaleen mit den Pomeen verbindet.) Den sicheren Nachweis, zu welcher der 


t) Vgl. auch H. Haier, Über eine Zwischenform zwischen Apfel und Pflaume. — Verh. Naturw. 
Verein Hamburg, 3. Folge, X (1903). 12 Seiten, 


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9 


beiden Sippen sie zu stellen ist, wird iibrigens wohl erst eine Untersuchung des anatomischen 
Baues erbringen. Die Chrysobalaneen, denen sich Zrinscpia und Dichotomanthes durch 
ihren inı Gegensatz zu demjenigen der meisten übrigen Amygdaleen bleibenden Kelch 
und durch ihren grundständigen Griffel nähern, kommen wohl kaum in Betracht, da sie 
sich, abgesehen von der, wie wir sehen werden, nicht zu ihnen gehörenden Gattung 
Stylobasium, von Dichotomanthes fast durchweg durch gestrecktere Blütenrispen, erheblich 
kleinere Blüten, unscheinbare Blumenblätter, längere und schlankere Staubblätter, längeren 
fadenförmigen Griffel, erheblich kleinere Narbe und grössere Früchte unterscheiden. 

Durch den Umstand, dass sich Zrinsepia (sens. amfi) und Dichotomanthes durch 
ihren gynobasischen Griffel von den übrigen Amygdaleen entfernen und den Chryso- 
balaneen nähern, sah ich mich behufs Ermittelung ihrer systematischen Stellung genötigt, 
mich auch mit der letzteren Sippe etwas eingehender zu befassen. Über die anatomischen 
Merkmale derselben liegt eine wichtige, aus RADLKOFER's Laboratorium hervorgegangene 
Arbeit von KUSTER ') vor, aus deren Ergebnissen sich wertvolle Aufschlüsse für die Um. 
grenzung und Gliederung dieser Gruppe gewinnen lassen. Da KUSTER selbst es sich 
versagte, die sich aus seinen Untersuchungen ergebenden Schlussfolgerungen zu ziehen, 
so will ich hier versuchen, aus seiner Arbeit das herauszulesen, was für die Systematik 
von Bedeutung ist. 

Als Hauptergebnis dieser Arbeit ist zunächst anzuführen, dass die Chrysobalaneen 
eine durch das Vorkommen von verkieselten Membranen oder Kieselkórpern, wie auch 
durch eine Reihe anderer anatomischer Merkmale im allgemeinen vorzüglich chrakterisierte 
Gruppe sind. 

Nur zwei Gattungen, Prinsepia und Stylobasium, weichen ab durch das völlige 
Fehlen der Verkieselung (KÜsTER a. a. O. S. 50 und 53) und in anderen wichtigen 
anatomischen Verhältnissen. Auch der anatomische Bau bestätigt also für Prinsepia das, 
was allein schon ihre morphologischen Verhältnisse gelehrt hatten, dass sie nämlich nicht 
zu den Chrysobalaneen gehört, sondern zu den Amygdaleen. . Aber auch Stylodbassum 
hat nach seinem morphologischen und anatomischen Bau und seiner geographischen Ver- 
breitung aus der Sippe der Chrysobalaneen auszuscheiden. Beide Gattungen unter- 
scheiden sich von allen echten Chrysobalaneen ausser dem schon erwähnten Fehlen 
irgendwelcher Verkieselung auch noch durch das Fehlen einseitig sklerosierter Parenchym- 
zellen in den Blattnerven (KÜSTER S. 130), das Fehlen eines gemischten, kontinuierlichen 
Sklerenchymrohres mit einseitig verdickten Parenchymzellen in der Achse (S. 134) und 
ihre assimilierende, aus radialen Palissadenzellen gebildete, keinen Kork entwickelnde 
Rinde (S. 134). Über das Vorkommen oder Fehlen eines Sklerenchymrohres in den 
Blattnerven macht KÜsrER jedoch einander widersprechende Angaben; während er 
nämlich auf Seite 130 Zrinsepia ein solches zuerkennt, zeichnen sich nach S. 227—228 
und 231 Zrinsepia und Stylobasium vor den echten Chrysobalaneen durch das Fehlen 
desselben aus. Ausserdem unterscheidet sich Zrinsepia durch stets paarweise in quer 


1) E. Küster im Bot, Centralbl. LXIX (1897), S. 46 u. ff. 


Chryso- 
balaneen. 


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geteilten Palissadenzellen der obersten Schicht des Blattfleisches auftretende Krystalldrusen 
(S. 131 und 231), ihr gefächertes Mark (S. 133) und das Vorkommen von Spiralbändern 
im Holzprosenchym (S. 134), Sty/obasinm hingegen durch sein zentrisch gebautes, allseitig 
mit Spaltóffnungen  versehenes Blatt (S. 104) und sein einfach getüpfeltes Holz- 
prosenchym (S. 134). 

Eine Reihe weiterer Eigenschaften, nämlich das Fehlen von verkieselten Mem- 
branen und Kieselfullungen (S. 50, 167, 169), zu dreien oder mehreren gleichmassig rings 
um die Spaltóffnungen verteilte Nebenzellen (S. 104) und das Auftreten von Schwamm- 
gewebe (S. 129), haben Prinsepia oder ausser ihr auch Sé/odas‘um nur noch mit Lecostemon 
gemein. Stimmt also die letztere Gattung durch den Besitz von Sekretlücken mit Couepia 
bracteosa (S. 132), überein und gehört sie auch nach dem Vorhandensein von Kieselkörpern 
im Markstrahlparenchym und von Kieselfüllungen in den Oberhautzellen ganz zweifellos 
zu den Chrysobalaneen, so zeigen doch schon die erwahnten Abweichungen im anatomischen 
Bau, zu denen noch das Vorkommen von Schildhaaren hinzukommt, dass Lecostemon 
innerhalb der Sippe etwas abseits von den übrigen Gattungen steht. Noch mehr aber 
tritt dies im Bau der Blüte hervor. Vor allen übrigen Chrysobalaneen zeichnet sich 
nämlich Zecostemon, worauf schon der Name hinweist!) durch seine nicht kopffórmige, 
sondern linealische, am ganzen Griffel herablaufende, gefurchte Narbe aus, ferner auch 
durch seine kurzen Staubfaden und seine grossen, langen Antheren. Schon FOCKE 
spricht daher in den Natürl. Pflanzenfam. die Ansicht aus, dass Lecostemon, wenn 
seine Stellung bei den Chrysobalaneen gesichert ware, als Typus einer eigenen 
Abteilung gelten müsse. Da also durch KÜsrER's Untersuchungen seine Zugehörigkeit 
zu den Chrysobalaneen vollkommen ausser Zweifel gestellt ist, so mag diese Gattung 
hinfort als Abteilung der Lecostemoninen den Chrysobalaninen und den 
Hirtellinen gegenüber gestellt werden. 

Aus der Literatur liess sich leider nicht ermitteln, ob die charakteristische Narbe 
von Zecostemon auf der ventralen oder auf der dorsalen Seite des Griffels herabläuft; 
die unvollständige, sich überall wiederholende Angabe »stylus intus longitudinaliter 
stigmatosus« lässt sich auf beiderlei Weise deuten, indem man das »intus« ebensowohl 
auf die Blütenachse, wie auch auf die Längsachse des Fruchtknotens beziehen kann. 
BAILLON scheint, nach seiner Abbildung in Hist. des pl. I, S. 430, Fig. 491, die letztere 
Deutung gewählt zu haben; er zeichnet die Narbe dorsal, ein Verhalten, das meines 
Wissens noch nirgends sonst unter den Angiospermen beobachtet wurde und im höchsten 
Grade unwahrscheinlich ist. Seine Figur ist offenbar falsch und auch bei Lecostemoen ist 
zweifelsohne die lang am Griffel herablaufende Narbe ventral, wie die ähnlich gestaltete 
so vieler Polycarpicae und ihnen noch nahe stehender Formen (Paeonia, Cimicifuga und 
andere Ranunculaceen, Lucloris, Trochodendron, Decaisnea, Papaver, Davidia u. S. w.). 
Durch diese charakteristische Gestalt der Narbe gibt sich also Zerostemon den übrigen 


1) Die Schreibweise am ersten Ort der Veröffentlichung, nämlich in DC., Prodr. II, S. 639, lautet, 
offenbar infolge eines Druckfehlers, Zesostomon und wurde erst durch ENDLICHER (oder MEISSNER?) in Zecostemon 


verbessert, FOCKE’s Schreibweise Zecostomion ist offenbar die am wenigsten richtige. 


II 
Chrysobalaneen und Amygdaleen gegenüber, bei denen die Ausbildung von Narben- 
papillen schon mehr auf die Spitze des Griffels beschrankt ist, als ein alterer, urspriing- 
licherer Typus zu erkennen, womit auch die noch sehr grosse Zahl der Staubblátter und 
das oben bereits hervorgehobene Fehlen einiger der anatomischen Tribuscharaktere, 
nämlich verkieselter Membranen, zum Spalte paralleler Spaltöffnungsnebenzellen und von 
Palissadengewebe auf der Unterseite des Blattes, vorzüglich im Einklang steht. 

Zu den Hirtellinen, die sich vor den Lecostemoninen und den Chryso- 
balaninen bekanntlich durch ihre seitlich auch unterhalb des Fruchtknotens noch becher- 
formig oder rohrig ausgehóhlte Blütenachse und ihr meist mehr oder weniger zygomorphes 
Androeceum auszeichnen, zählt FOCKE auch die malalischen Gattungen Angelesia und 
Parastemon. Nach den von BOERLAGE und KOORDERS in den Icones Bogorienses 4 
(1901), Tafel 96—97 gegebenen, leider sehr mangelhaft reproduzierten Abbildungen fehlt 
diesen Gattungen beiden die für die Hirtellinen charakteristische Hohlung der Blüten- 
achse; sie haben daher zu den Chrysobalaninen überzutreten und schliessen sich hier 
mit ihren fast ahrenformigen Blütenstinden und ihren kleinen, birnförmigen Früchten 
aufs engste an £icania an. Zumal Angelesia stimmt im Bau von Blüte und Frucht und 
im Besonderen auch in ihrem aus zwei vollzihligen Kreisen zusammengesetzten Androeceum, 
dessen episepale Glieder länger sind als die epipetalen, mit Ziania vollständig überein; 
von letzterer unterscheidet sie sich anscheinend nur durch ihren nahezu terminalen Griffel 
und ihren schwach ruminierten Keimling. Wem Vergleichsmaterial zur Verfügung steht, 
der wird sich daher die Frage vorzulegen haben, ob ausser Moguilea auch die malaiische 
Angelesia mit der amerikanischen Zicawia zu vereinigen ist. Auch die zygomorph-oligomere 
Ausbildung des Androeceums von Parastemon ist keine der Gattung Zicania völlig fremde 
Erscheinung, und von letzterer scheint sich auch diese zweite malaiische Gattung nur 
unerheblich, namlich durch polygam-diócische Blüten und durch kurz abstehend behaarte 
Samen, zu unterscheiden. 

Dagegen stellt man, wenn man die allmahlich in einander übergehenden 
Abteilungen der Chrysobalaninen und Hirtellinen überhaupt noch getrennt halten 
will, Grangeria wegen ihrer schon schwach ausgesackten Blütenachse und ihres bereits 
mehr oder weniger zygomorphen Androeceums wohl besser mit BAILLON (Hist. pl. I, 
S. 431) zu den Hirtellinen. 

Wo aber wird .S^/obasium eine bleibende Stätte finden, nachdem wir es oben von 
den Chrysobalaneen entfernt haben? Ausser den erwähnten anatomischen Merkmalen 
unterscheidet es sich von den Chrysobalaneen hauptsáchlich noch durch seine ziemlich 
grossen, einzeln achselstándigen Blüten, das Fehlen des Diskus, seine infolgedessen tief 
im Grunde des Achsenbechers eingefügten Staubblatter, seine grosse, scheibenformige 
Narbe, seine mit Nahrgewebe ausgestatteten Samen, seine stark nach Süden vorgeschobene 
geographische Verbreitung und von allen ausser Lecostemon durch seine grossen, langen 
Antheren. Das für S/y/obasium charakteristische Fehlen von Blumenblättern hingegen 
kommt vereinzelt ebensowohl bei den Chrysobalaneen (Ziania- und Cowepia-arten) als 
auch bei den Amygdaleen (Prunus- und Zygeum-arten) vor. 


2* 


Dicha- 


petaleen. 


12 

Schon die gynobasische Stellung des Griffels, die, wie wir sahen, in so extremer 
Form innerhalb der Familie der Rosaceen bisher nur bei Potentilleen, Chrysobala- 
neen und Amygdaleen gefunden wurde, macht es höchst wahrscheinlich, dass S¢y/odasium, 
wenn es nicht zu den Chrysobalaneen gehören kann, zu den Amygdaleen gehört. 
Aber auch die grosse, scheibenförmige Narbe spricht sehr für eine Anreihung an diese 
Sippe; sie wiederholt gewissermassen in grossem Massstabe die kleinen, scheibenförmigen 
Narben von Zrinsepia utilis, Pr. sinensis und Dichotomanthes. Nach DESFONTAINES's Ab- 
bildung in den Mém. mus. hist. nat. V (1819), Taf. 2 macht Sty/obasium spathulatum 
mit seinen schlanken, am Grunde dicht mit Knospenschuppen oder deren Narben 
besetzten Zweigen durchaus den Eindruck einer Amygdalee und kommt in der ganzen 
Tracht, der Verzweigung, der Blattstellung, den einzeln achselständigen, am Ende der 
Zweige zu Trauben vereinigten, ziemlich grossen Blüten zumal der Prinsepit utilis sehr 
nahe. Durch seine lang keilförmigen, allmählich in den Stiel verschmälerten Blätter, 
seinen becherförmigen, in fünf stumpfe, gewimperte Lappen auslaufenden Kelch und seine 
IO Staubblätter aber nähert es sich noch mehr der Zr. sinensis. Nach den Figuren 
7 und 9 scheinen die Samenknospen einen ähnlichen Obturator zu haben, wie nach 
BAILLON diejenigen von Pr, utilis. Das Vorkommen einer dünnen Schicht von Nahr- 
gewebe in den Samen teilt Stylobastum mit Dichotomanthes. Auch im anatomischen Bau 
schliesst es sich, wie wir sahen, durch das Fehlen besonderer Spaltöffnungsnebenzellen, 
das Fehlen eines gemischten, kontinuierlichen Sklerenchymrohres in Blattnerven und 
Achse und die assimilierende Rinde eng an Zrinsepia an; ausser dem zentrischen, beider- 
seits Spaltöffnungen zeigenden Blattbau und der einfachen Tüpfelung des Holzprosenchyms 
sind keine nennenswerten Unterschiede vorhanden; man wird es daher gleichfalls in 
unmittelbare Nachbarschaft von Dichotomanthes und zumal Zrinsepia za den Amygdaleen 
stellen müssen. Durch das Fehlen des Diskus, die tiefe Insertion der Staubblätter und 
durch seine grossen, langen Antheren nimmt es auch hier eine etwas isolierte Stellung 
ein, wie das ferner auch in der geographischen Verbreitung gut zum Ausdruck kommt. 
Während die Amygdaleen vorwiegend auf die nördliche gemässigte Zone beschränkt 
sind und in der alten Welt nur mit wenigen Arten (Pygeum) bis nach Ostafrika und den 
Sundainseln vordringen, sind die Vorfahren von Stylobusium weit über den AÄquator 
hinaus bis in die südliche gemässigte Zone vorgedrungen und haben in Südwestaustralien 
die wenigen Arten der Gattung als dürftiges, völlig isoliertes Überbleibsel zurückgelassen. 

In die Verwandtschaft der Amygdaleen und Chrysobalaneen gehört nun 
auch eine kleine Pflanzengruppe, die man bisher fast allgemein für eine selbständige 
Familie gehalten und im System bald hier, bald dort unterzubringen versucht hat. 
Während ENGLER in den Natürlichen Pflanzenfam. III, 4, S. 347 die Dichapetaleen 
in Anlehnung an BAILLON für unzweifelhafte Verwandte der Euphorbiaceen erklärt, 
verbrachte ich selbst sie in meiner Abhandlung über den Stammbaum der Blütenpflanzen 
(Hamburg 1901) S. 24—29 und 41 zu den Ebenalen in unmittelbare Nachbarschaft der 
Convolvulaceen, hob daselbst S. 28 und 29 jedoch bereits hervor, dass sie sich von 
den letzteren unterscheiden durch den Besitz von Nebenblattern, das Vorkommen von 


13 
Choripetalie und von weit vorgeschrittener Zygomorphie der Bliite, durch hangende 
Samenknospen, dünne Samenschale, Samen ohne Nährgewebe, dicke, fleischige Keimblätter, 
einzellige Deckhaare, das Fehlen von Drüsenhaaren, das Vorkommen von Hypoderm, 
verschleimten Zellen, breiten Markstrahlen und leiterförmigen Gefässdurchbrechungen. 
Ich hätte auch noch erwähnen können, dass die Frucht bei den Dichapetaleen stets 
eine Steinfrucht ist, während bei den Convolvulaceen nur Kapsel- oder Beerenfrüchte 
vorkommen. 

Alle diese die Dichapetaleen von den Convolvulaceen unterscheidenden 
und zum Teil sehr wesentlichen Merkmale finden sich nun wieder bei den Rosaceen, 
und zumal nach dem Bau von Frucht und Samen erscheint es mir zweifellos, dass die 
Dichapetaleen zu den Rosaceen in unmittelbare Nachbarschaft der Amygdaleen 
und Chrysobalaneen zu stellen sind. Doch auch schon in der Tracht und in den 
Vegetationsorganen macht sich eine auffallende Übereinstimmung zwischen manchen 
Dichapetaleen, Chrysobalaneen und Amygdaleen bemerklich. So nähert sich 
Dichapetalum Soyauxti ENGL. (Kamerun: ZENKER no. 1578 u. 1670, DINKLAGE no. IOOI u. 1351) 
durch seine schlanken, von zahlreichen kleinen Lentizellen hell punktierten Zweige und in 
Glanz, Textur und Aderung der Blätter einigermassen dem Chrysobalanus oblongifolius, in 
der Form der Blätter aber noch mehr der Zirtella nitida WILLD. (Venezuela: MORITZ 
no. 1949) und der A. triandra SW; Dichapetalum argenteum ENGL. (Lolodorf: ZENKER no. 1384) 
hingegen kommt in der rcstbraunen, abstehenden Behaarung der Zweige und in der 
Blattform der Æ. Airsuta LAM. (Surinam: WEIGELT a. 1827) und der Æ. rugosa PERS. 
(Portorico: GARBER no. 103, SINTENIS no. 232) näher, während der dichte, kurze, graue, nur 
durch die rostbraun behaarten Nerven und Adern unterbrochene Filz auf der Blattunterseite 
derselben Art sich mit dem weissen Filz auf der Unterseite des Blattes von Ziama 
leptostachya BENTH. (Guiana angl: R. SCHOMBURGK) und Zarinarium capense HARV. 
(Lijdenburg: WILMS no. 89) vergleichen lässt. Eine dritte Art des Hamburger Herbars, 
D. Barteri ENGL. (Bipinde: ZENKER no. 1682), findet unter den Chrysobalaneen in 
Bezug auf Form, Farbe, Glanz und Aderung der Blätter und auf Behaarung der Blüten- 
stände und Kelche ihr Gegenstück in Acioa pallescens BAILL. (Bipinde: ZENKER no. 1699). 
Dieselbe graue Behaarung der Blütenknospen findet sich auch bei Quillaja, Chrysobalanus, 
Licania-, Hirtella- und Parinarium-arten. In beiden Sippen, bei Chrysobalaneen wie 
auch bei den Dichapetaleen, kommen ausser kleinen Bäumen und grossen Sträuchern 
auch Klettersträucher vor. Auch die Blattstellung und die Form der hinfälligen Neben- 
blätter ist bei den Dichapetaleen genau dieselbe, wie bei Pomeen, Amygdaleen 
und Chrysobalaneen, ebenso die Form der bald schirmrispigen, bald zu gestreckten, 
endständigen Rispen vereinten Blütenstände. Ein Verwachsen des Rispenstieles mit dem 
Blattstiel, wie es für die meisten, aber nicht alle Dichapetaleen charakteristisch ist, 
scheint freilich bei den übrigen Rosaceen noch nirgends beobachtet worden zu sein. 
Dagegen findet sich die den Dichapetaleen eigene Neigung zu zygomorpher oder 
eingeschlechtiger Ausbildung der Blüte wieder bei den Chrysobalaneen, Ein- 
geschlechtigkeit der Blüte auch bei manchen Amygdaleen. Sogar die Lage der 


EUM 


Symmetrieebene ist bei Zafura nach MARTIUS, Fl. Bras. XH, 1, Taf. 77 D und BAILLON, 
Hist. pl. V, S. 141 Fig. 228 genau die nàmliche, wie nach E1CHLER's Blütendiagrammen II, 
S. 512 bei den zygomorphen Chrysobalaneen: sie fallt auf das dritte Kelchblatt. 
Die Blütenachse ist bei den Dichapetaleen konvex oder auch, wie bei den Rosaceen, 
flach oder gar schüsselformig, ja bei D. Heudelot? und D. hispidum erlangt sie nach 
BAILLON, Hist. pl. V, S. 140—141 Fig. 224—225 durch Verwachsung mit dem Frucht- 
knoten und schüsselfórmige Verlàngerung über denselben hinaus eine ahnliche epigyne 
Ausbildung, wie bei den Pomeen, und auch die Insertion der Blumen- und Staubblatter, 
sowie des Diskus und die Form und Behaarung des oberwärts gespaltenen, in kleine 
kopfige Narben endenden Griffels ist bei diesen beiden Arten ganz dieselbe, wie bei 
manchen Pomeen. Die erheblichen Gróssenunterschiede der einzelnen in der Knospen- 
lage dachigen Abschnitte des Kelches von Japura und Stephanopodium sind uns 
oben auch bereits bei /rénsepia utilis begegnet. Gleich den Zweigen, Blättern, Blüten- 
ständen, Kelchen, Fruchtknoten und Griffeln zeichnen sich auch die Blumenblätter vieler 
Dichapetaleen, Amygdaleen und Chrysobalaneen durch eine dichte filzige 
Behaarung aus. Kommt die eigenartige zweilappige Ausbildung der Blumenblatter, 
welcher die Dichapetaleen ihren Namen verdanken, nicht allen Angehórigen dieser 
kleinen Pflanzensippe zu, so fehlt sie andererseits auch den übrigen Rosaceen nicht 
vollständig und kann daher nicht zu tiefer einschneidenden systematischen Einteilungen, 
etwa gar als Familiencharakter, verwendet werden: zwar nicht ausgesprochen zweilappig, 
aber doch deutlich ausgerandet sind die Blumenblatter auch bei Rosa, Potentilla und Geum. 
Dagegen kommt mit der Gamopetalie von Dichapetalum Ñ Brachystephanium, Tapura und 
Stephanopodium ein ganz neuer Charakter in die Familie der Rosaceen hinein. Die 
Staubblätter haben bei den Dichapetaleen die für die meisten Rosaceen charakteristische 
Form; sie gliedern sich in einen meist langen Faden und eine kurze, kleine, am Grunde 
oder mit dem Rücken befestigte Anthere, die auf der Innenseite des breiten Konnektivs 
die beiden mit Lángsspalten aufspringenden Pollenfächer trägt. Bei 7apura erreichen 
meist nur noch zwei oder eines die normale Entwickelung, wie uns das auch bei Parastemon 
begegnete. Auch der freie, hypogyne, ringförmige, gekerbte oder fünflappige oder in 
fünf getrennte Lappen aufgelöste oder auch in Form eines einseitig geöffneten Ringes 
zygomorph ausgebildete Diskus der Dichapetaleen spricht nicht gegen ihre Vereinigung 
mit den Rosaceen. Auch bei letzteren ist er nicht immer dem Achsenbecher angewachsen, 
vielmehr ist er bei Rhodotypus, Spenceria und Coleogyne dem Fruchtknoten eng angeschmiegt, 
und bei Quz//aja scheint er zwar mit dem Blütenboden verwachsen zu sein, doch ist er 
hier tief in fünf Lappen gespalten, wie bei vielen Dichapetaleen. Durch ihren 
2—3-blätterigen, synkarpen, oberstándigen bis völlig unterständigen Fruchtknoten, sowie 
durch Griffel und Narben nähern sich die Dichapetaleen mehr den Pomeen als den 
Amygdaleen und Chrysobalaneen. Dagegen stimmen sie in Zahl und Stellung der 
Samenknospen eines jeden Faches vollständig mit den Amygdaleen überein. In jedem 
Fach finden sich ihrer zwei neben einander; sie sind hängend, anatrop, mit nach oben 
und auswärts gerichteter Mikropyle. Die letztere ist wie bei Zrinsepia utilis von einem 
kleinen Obturator bedeckt. 


N 


15 


Vor allem aber schliessen sich die Dichapetaleen im Bau von Frucht und 
Samen aufs engste an die Amygdaleen. Kelch-, Kron-, Staubblatter und Griffel bleiben, 
wie bei vielen Pomeen, Amygdaleen und Chrysobalaneen, auch an der Frucht noch 
lange erhalten. Die letztere ist eine nur unvollstandig oder iiberhaupt nicht aufspringende 
Steinfrucht mit, wie bei manchen Amygdaleen, diinnem, fleischigem oder lederartigem 
Exokarp und krustigem oder knochenhartem Endokarp, mit einem einzigen oder seltener mit 
zwei oder drei Steinkernen, von denen jeder gewöhnlich nur einen einzigen Samen enthält. 
Bei D. tomentosum ENGL. scheint das Endokarp nach ENGL PRANTL, Natürl. Pfl. III, 4, S. 349 
Fig. 187 N—O ganz ähnlich unregelmässig grubig zu sein, wie bei Mandel und Pfirsich. 
Sogar das den letzteren eigentümliche graue, filzige Haarkleid findet sich an den Früchten 
mancher Dichapetaleen in genau derselben Weise wieder. So befindet sich in der 
BuEK'schen Fruchtsammlung des Hamburger Museums eine kleine der Bestimmung nach 
zu Chailletia gelonioides HOOK. f. gehörende einsamige Frucht, die durch ihre starke Zygo- 
morphie, ihre eselgraue Behaarung und einen oberflachlich verlaufenden Spalt derartig an 
kleine Mandeln erinnert, dass sie vor einer Verwechselung mit solchen nur durch das 
Vorhandensein von Kelch und welken Blumenblattern, sowie durch den die Fruchthiille 
vollständig, auch längs des Rückens, umkreisenden Längsspalt geschützt ist. Viel dichter, 
feiner und mehlig weiss ist das Haarkleid der kleinen, noch mit Kelchresten und ver- 
trockneten Staubfäden versehenen Frucht von D. Soyauxit ENGL. (ZENKER no. 1670, DINKLAGE 
no. 1351) und in ihrer lang birnfórmigen Gestalt gleicht sie mehr denen von Zrinsepia utilis, 
Licania incana (Fl. Bras. XIV, 2, Taf. 3 ! Fig. 17), Angelesia (lc. Bogor. Taf. 96), Zirtella 
riandra SW. (St. Domingo: EGGERS no. 1549) und Zarinarium Griffithianum BENTH. (Neuguinea : 
HOLLRUNG no. 850) Die Samenschale ist bei den Dichapetaleen dünn, wie bei den 
Amygdaleen und Chrysobalaneen, auch teilen dieselben mit fast allen Arten der 
letzteren beiden Sippen das völlige Fehlen von Nahrgewebe. Dem entsprechend sind 
auch die Keimblatter dick, fleischig und plan-konvex, genau, wie bei den Amygdaleen. 
Zumal der Same von Japura amazonica scheint dermassen mit dem Mandelkern überein- 
zustimmen, dass man die Abbildung des Langsschnittes durch die Frucht (Fl. Bras. XII, 1, 
laf. 77 Fig. 9; ENGL. PRANTL, Nat. Pfl. III, 4, S. 350 Fig. 188 J) ohne Bedenken auch 
für Amygdalus gelten lassen kann. Das kleine, kegelformige Würzelchen ragt, wie bei der 
Mandel, aus der Mitte einer schwachen basalen Ausrandung der Keimblätter hervor und 
die ahnlich gestaltete kleine Plumula befindet sich zwischen den Keimblattern. 

In gleicher Weise, wie in den morphologischen Verhaltnissen, bleiben die Dicha- 
petaleen auch bezüglich ihres anatomischen Baues fast vollstándig im Rahmen des bis- 
herigen Familiencharakters der Rosaceen. Von zwei oder mehr zum Spalt parallelen 
Nebenzellen umgebene, am Blatte nur auf der Unterseite vorkommende Spaltöffnungen, 
einfache, einzellige, warzig rauhe Haare, das Fehlen von Drüsenhaaren, meist bifazialer 
Blattbau, zuweilen fehlendes Schwammgewebe, Drusen und gewöhnliche Einzelkrystalle, 
Idioblasten mit Drusen und Sklerenchymfasern im Blattfleisch, Sklerenchym in den kleineren 
Nerven, verschleimte Zellen der Oberhaut, des Hypoderms und des Parenchyms von 
Blattstielen und Stengeln, subepidermale Entstehung des Korkes, Steinzellen in der primaren 


Trigoniaceen 
und Vochy- 
siaceen. 


16 


Rinde, kollenchymatische Ausbildung der letzteren, isolierte primäre Bastfasergruppen, 


 sekundàrer Hartbast, Gefässe mit nicht grossem Lumen und einfachen, nur vereinzelt 


leiterformigen Durchbrechungen, behöft getüpfeltes Holzprosenchym, ziemlich reichlich 
entwickeltes Holzparenchym und 1— 10-reihige Markstrahlen, das alles sind Vorkommnisse, 
welche nach SOLEREDER’s Handbuch der systematischen Anatomie ebensowohl für die 
Dichapetaleen, wie auch für die übrigen Rosaceen oder wenigstens einzelne Sippen 
derselben, wie z. B. die Chrysobalaneen, oder auch nur für einzelne Gattungen 
charakteristisch sind. 

An Besonderheiten bleiben demnach für die Dichapetaleen nur das Vorkommen 
tief zweispaltiger Blumenblätter, das Vorkommen von Gamopetalie, von Konkauleszenz 
des Blatt- und Infloreszenzstieles, von Sekretzellen mit braunem Inhalt im Blattfleisch (bei 
Chailletia Dichapetalum R. BR.; vielleicht den Gerbstoffschläuchen im Bast mancher Chryso- 
balaneen vergleichbar?), von mehrschichtiger Oberhaut des Blattes, sklerotischem Phello- 
derm und in den Holzkörper eindringenden Bastkeilen. 

Alle diese meist unbedeutenden Abweichungen vom  Familiencharakter der 
Rosaceen sind aber auch bei den Dichapetaleen durchaus nicht überall vorhanden und 
können daher, gegenüber den zahlreichen und erheblichen Übereinstimmungen, keineswegs 
dazu dienen, diese kleine Gruppe auch weiterhin noch als besondere Familie aufrecht zu 
erhalten. Gleichen manche Dichapetaleen in der allgemeinen Tracht hochgradig gewissen 
Chrysobalaneen, so fehlen ihnen doch die den letzteren eigentümlichen Kiesel- 
einlagerungen. In manchen anatomischen Eigenschaften sowohl, wie auch durch ihren 
terminalen Griffel, die hängenden, mit Obturator versehenen Samenknospen und den Bau 
von Frucht und Samen stimmen sie mehr mit den Amygdaleen überein, während sie 
sich durch ihren synkarpischen, 2— 3-blättrigen, zuweilen mehr oder weniger unterständigen 
Fruchtknoten und durch ihre freien oder mehr oder weniger miteinander verwachsenen 
Griffel auch den Pomeen etwas nähern. Demnach finden sie ihren Platz im System wohl 
am besten zwischen den letzteren und den Amygdaleen. 

Hauptsächlich durch Vermittelung der Dichapetaleen schliessen sich an die 
Rosaceen ferner die kleinen Familien der Trigoniaceen und Vochysiaceen (Fl. 
Bras. XIII 2, Taf. 2—27). Auch bei ihnen finden sich einige jener Eigentümlichkeiten 
wieder, durch welche manche Dichapetaleen vor den übrigen Rosaceen ausgezeichnet 
sind, so die besonders hochgradige Neigung zur Zygomorphie und die tiefe Spaltung 
der Blumenblätter. Zumal die Trigoniaceen schliessen sich im äusseren und inneren 
Bau dermassen an die Dichapetaleen und andere Rosaceen, dass ich kein Bedenken 
trage, auch sie mit in diese grosse und vielgestaltige Familie aufzunehmen. Ihnen stehen 
aber die Vochysiaceen so nahe, dass man mit diesen nicht gut anders verfahren kann, 
obgleich sie durch eine andere Lage der Symmetrie-ebene, durch infolgedessen im Kelch 
und nicht in der Krone stattfindende Spornbildung, andere Dehiszenz der Kapsel und 
einfache Tüpfelung des Holzprosenchyms von den Trigoniaceen, durch den Besitz 
intraxylären Phloéms aber auch von den Dichapetaleen und allen übrigen Rosaceen 
abweichen. 


17 


Auch bei den Trigonia-arten des Hamburger Herbars, 77. mollis DC. (Brasilien: 
MENDONÇA no. 239), Zr. parviflora SCHOTT (RIEDEL? no. 104), Zr. pubescens CAMB. (Tubarong: 
ULE no. 1030), findet sich die für manche Dichapetaleen und Chrysobalaneen charak- 
teristische Tracht, ihre gelblich- oder rostbraune Behaarung der jungen Zweige, Blattstiele 
und Blütenstandsachsen, ihr dichter, grauer oder weisser, nur von den gelbbraun behaarten 
Nerven unterbrochener Haarfılz der Blattunterseite, ihre langlichen, ganzrandigen Blätter, 
ihre rispigen Blütenstände, ihre kleinen, eiförmigen, von kleinen Trag- und Vorblättern 
gestützten Blütenknospen, ihre gelbgrau filzigen, weiss berandeten, innen gleich beiden 
Oberflächen der Kronblätter schwarzbraunen Kelchblätter, ihre länglichen, filzig braun 
behaarten, vom Kelch und den welken Staubblättern gestützten Früchte wieder. Auch die 
meisten Trigoniaceen sind Klettersträucher, gleich vielen Dichapetaleen und Chryso- 
balaneen, und die Trigoniacee Zigktia licanioides verdankt sogar ihrer grossen Ähnlichkeit 
mit gewissen Chrysobalaneen ihren Namen. Auch bei den Trigoniaceen und 
Vochysiaceen sind meist kleine, pfriemliche, bei Zrigonia bald abfallende, bei Vochysia 
länger ausdauernde Nebenblätter vorhanden, ähnlich denen der Dichapetaleen, Chryso- 
balaneen, Amygdaleen und Pomeen. Die Blätter selbst sind zwar bei Zrigonia und 
den Vochysiaceen kreuzgegenständig oder gar quirlständig, indessen stehen sie auch 
noch bei einer allgemein als solche anerkannten Rosacee, Rhodotypus kerrivides, in zwei- 
oder dreigliedrigen Wirteln, und andererseits sind sie bei Zig/za und Trigoniastrum wechsel- 
ständig. In der Nervatur des Blattes erinnert Zrigontastrum an Zicania, durch ihre geflügelten 
Früchte aber an Securidaca, Acer, Sapindaceen, Malpighiaceen und andere Rosalen. 
Schon im Kelche begegnet uns auch bei den Trigoniaceen die für viele Dichapeta- 
leen und Chrysobalaneen charakteristische zygomorphe Ausbildung der Blüte wieder 
und bei den Vochysiaceen kommt es sogar zu einer spornartigen Aussackung des 
grössten Kelchblattes. Die Symmetrieebene geht bei den Vochysiaceen durch das 
vierte Kelchblatt; bei den Trigoniaceen hingegen durchschneidet sie genau ebenso, wie 
bei den Dichapetaleen und Hirtellinen, das dritte Kelchblatt, und der nach hinten 
gerichtete Sporn wird daher bei den letzteren nicht am Kelch, sondern an dem in die 
Symmetrieebene fallenden Kronblatt gebildet. Im Übrigen wiederholt die Schmetterlings: 
blüte der Trigoniaceen und Vochysiaceen in erheblicher Verstärkung die Zygomorphie 
der Blüte der Dichapetaleen-gattung Tapura und sogar die den meisten Dichapetaleen 
eigene Ausrandung oder Spaltung der Kronblatter findet sich wieder bei den Trigo- 
niaceen und Vochysiaceen. Die graue Behaarung des Kelches von Lightia (SPRUCE 
no. 3413, Hb. Berol.) gleicht derjenigen von Acioa. Auch die Behaarung der Kronblätter, 
Staubfäden, Fruchtknoten und Griffel ist in allen drei Sippen eine ähnliche. Bei 7rigonia 
sind die Staubfäden auf der Vorderseite der Symmetrieebene mit einander verwachsen; 
das gleiche ist auch bei der Chrysobalaneen-gattung Acioa der Fall. Die Antheren 
sind bei Lighta, Erisma und den meisten Qva/ea-arten kurz und dorsifix, wie bei den 
meisten übrigen Rosaceen; die lange, linealische Anthere von Cullisthene und Vochysia 
hingegen lässt sich besser mit denen von Zindleya, Strlobasium und Zecostemon ver- 
gleichen. Die für die Trigoniaceen und Vochysiaceen charakteristische Oligomerie 

3 


18 

des Androeceums ist uns ebenfalls bereits bel manchen Chrysobalaneen und Dicha- 
petaleen begegnet, ebenso bei letzteren die Zrigonia und Trigoniastrum eigene zygomorphe 
Entwickelung des Diskus, und ein völliges Fehlen des Diskus, wie man es bei Lightia 
und den Vochysiaceen wahrnehmen kann, fanden wir auch bei der Amygdaleen-gattung 
Stylobasium. Der meist dicht behaarte Fruchtknoten ist bei den Trigoniaceen und den 
meisten Vochysiaceen dreiblätterig und dreifächerig, wie bei den meisten Dichapeta- 
leen; auch die Anordnung der hängenden, umgewendeten, mit der Mikropyle nach oben 
und aussen gerichteten Samenknospen ist in allen drei Gruppen die gleiche, nur stehen 
ihrer bei den Trigoniaceen und Vochysiaceen gewöhnlich mehrere in jeder der beiden 
Reihen eines jeden Faches über einander. Hierdurch sowohl, wie auch durch die meist 
kantige, klappig aufspringende Kapsel nahern sich beide Sippen mehr den Quillajeen, 
als den Dichapetaleen, und man wird sie daher am besten zwischen letzteren beiden 
Sippen einreihen. Durch ihre scharf vorspringenden Kanten und ihr scheidewandspaltiges 
Aufspringen gleicht die Kapsel von Zrigonia derjenigen der Quillajeen-gattung Lxochorda; 
bei den Vochysiaceen hingegen ist sie fachspaltig, wie bei QuZ/aja. Die in der Kapsel 
der meisten Vochysiaceen und Trigoniaceen stehen bleibende Mittelsäule findet bei 
den Quillajeen ihr Gegenstück in der Gattung Zufhronia. In der Ausbildung des Griffels 
hingegen weichen beide Sippen sowohl von den Quillajeen, wie auch von den Dicha- 
petaleen ab; er ist völlig ungeteilt und zumal durch seine kopfige oder scheibenförmige 
Narbe erinnert er mehr an die Chrysobalaneen und Amygdaleen. Die Behaarung der 
Samen von 7Zrzgonia und Vochysia erinnert an die kurze Behaarung des Samens von 
Parastemon. Bei den meisten Vochysiaceen sind sie in derselben Weise geflügelt, wie 
bei den Quillajeen. Bei den Vochysiaceen und 7Zr/goniastrum haben die Samen 
kein Nährgewebe, gleich denjenigen der Dichapetaleen, Pomeen, Chrysobalanecn 
und der meisten Quillajeen und Amygdaleen. Bei einigen Quillajeen und bei der 
Amygdalee Dichotomanthes sind indessen Spuren eines Nährgewebes vorhanden, bei 
Rhodotypus ist dasselbe sogar sehr reichlich, und es spricht daher durchaus nicht gegen 
die Zugehörigkeit von Zrigonia zu den Rosaceen, wenn sie in ihren Samen ebenfalls 
ein sehr reichliches Nährgewebe enthält und die Keimblätter daher dünn und blattartig 
sind. Im Übrigen hat der Keimling auch in dieser Gattung genau dieselbe Form, wie 
bei Zupura und Amygdalus, grosse, eiförmig-elliptische, am Grunde ausgerandete Keim- 
blätter und ein kurzes, kegelförmiges, aus dieser Ausrandung hervorragendes Würzelchen. 
Von ähnlicher Form, aber mehr in die Breite gezogen ist der ausgebreitete Keimling der 
Vochysiaceen; im Samen sind hier jedoch die Keimblätter meist um einander gerollt, 
wie bei manchen Rosaceen, Lythraceen und Combretaceen, seltener (bei Ca/listhene) 
unregelmässig gefaltet, wie es ebenfalls auch bei anderen Rosaceen vorkommt. 

Im anatomischen Bau stimmen besonders die Trigoniaceen fast vollkommen mit 
den Dichapetaleen überein. Einfache Gefässdurchbrechungen, behöft getüpfeltes Holz- 
prosenchym, reichlich entwickeltes Holzparenchym (wie auch bei den Chrysobalaneen), 
oberflächliche Entstehung des Korkes, zum Spalt parallele Spaltöffnungsnebenzellen, 
Vinzelkrystalle und Drusen, verschleimte Zellen der Oberhaut und des Hypoderms, 


19 


einzellige Deckhaare, volliges Fehlen von Driisenhaaren, Sklerenchymfasern im Blattfleisch, 
bifazialer Blattbau, nur unterseits vorkommende Spaltöffnungen, durchgehende kleinere 
Nerven, zweischichtige Oberhaut des Blattes, Sklerenchym in den Nerven, 3— 5-reihige 
Markstrahlen, sekundärer Hartbast, das alles findet sich ebensowohl bei den Trigoniaceen, 
wie auch bei den Dichapetaleen. 

Von den letzteren unterscheiden sich die Trigoniaceen lediglich durch das 
Vorkommen von Spornbildung an der Blüte und von Sameneiweiss, die Form von Griffel 
und Narbe, die meist mehrsamige Kapselfrucht, die behaarten Samen, das Vorkommen 
eines markständigen Ringes verkehrt orientierter Gefässbündel und den stets vorhandenen 
gemischten und kontinuierlichen Sklerenchymring, sowie ferner durch einige negative 
Charaktere, nämlich das Fehlen von Konkauleszenzerscheinungen und von sklerosiertem 
Phelloderm, bis auf den Sporn der Blüte und die markständigen Gefässbündel also nur 
durch Eigenschaften, die wenigstens in anderen Rosaceen-sippen wiederkehren. 

Die nahen Beziehungen der Trigoniaceen zu den Dichapetaleen sind um so 
augenfälliger, als die drei bisher unterschiedenen Gattungen der letzteren sich nach 
BARTH !) anatomisch nicht von einander unterscheiden und das, was man bisher für eine 
eigene Familie hielt, also möglicherweise nur eine Gattung ist, und weil ferner Zigktia, 
worauf ebenfalls schon BARTH aufmerksam machte, eine Mittelstellung einnimmt zwischen 
den übrigen Trigoniaceen und den Dichapetaleen. Im Blütenstande, der Form der 
Blumenblätter, der Ausbildung des Androeceums, der Form von Griffel und Narbe und 
durch ihr geschlossenes Sklerenchymrohr schliesst sie sich noch an die Trigoniaceen; 
es fehlt ihr indessen noch der Sporn und ausserdem hat sie mit manchen Dichapetaleen 
ein verschleimtes Hypoderm und Bastfasern im Blattfleisch gemein. Da ihre Frucht 
nicht bekannt ist, so lässt sich leider noch nicht ermitteln, ob auch sie zwischen der 
klappigen Kapsel der Trigoniaceen und der nicht deutlich aufspringenden Mandelfrucht 
der Dichapetaleen vermittelt. 

Im morphologischen sowohl, wie auch im anatomischen Bau weichen die Vochy- 
siaceen von den Trigoniaceen nur wenig ab und zwar, was die Anatomie anlangt, 
fast nur durch Eigenschaften, die sich bei den Dichapetaleen oder wenigstens in 
anderen Rosaceen-sippen wiederfinden. Von solchen Eigenschaften nämlich, deren 
Vorkommen den Vochysiaceen und Dichapetaleen gemein ist, für die Trigoniaceen 
aber nicht angegeben wird, sind zu nennen palissadenartiges Schwammgewebe, Skleren- 
chym in der Rinde, isolierte primäre Bastfasergruppen, Schleimzellen in primärer Rinde 
und im Mark der Achse sowie im Blattstielparenchym. Nicht bei den Dichapetaleen, 
wohl aber bei anderen Rosaceen und bei Vochysiaceen sind die folgenden Eigenschaften 
nachgewiesen worden: von mehreren gewöhnlichen Oberhautzellen umgebene Spaltöffnungen, 
ein- bis zweiarmige Haare, Büschelhaare, papillöse Ausbildung der Oberhaut der Blatt- 
unterseite, extraflorale Nektarien, Speichertracheiden im Blattfleisch, einfach getüpfeltes, 
zuweilen gefächertes Holzprosenchym, Innenkork, Hoftüpfel und Übergänge zu einfachen 


1) F. BARTH im Bull. herb. Boiss. IV (1896), S. 516. 


Polygalaceen. 


Leguminosen, 
Sapindaceen, 
Meliaceen 
u. 8. w. 


Balsamineen, 


20 

Tüpfeln zwischen Gefássen und Markstrahlparenchym, Gerbstoffzellen in Mark und Rinde, 
lysigene Schleimgange im Marke, Sekretlücken (Vochvsia oppugnata, Lecostemon, Coucpia 
bractrosa), pathologische Bildung von Gummi im Holze. Von solchen Eigenschaften, 
welche bei den Vochysiaceen vorkommen, bei anderen Rosaceen aber noch nicht 
festgestellt wurden, bleiben demnach nur das Vorkommen von Sklerenchym im Marke, 
von Krystallkammerparenchym mit Einzelkrystallen im Holze und von intraxylärem 
und interxylärem Weichbast. 

In der zygomorphen Ausbildung der Blüte und in der Reduktion des Diskus und 
der Zahl der Blumenblätter und Staubblätter sind die Vochysieen noch weiter vor- 
geschritten, als die Trigonieen; sie können als das Endglied einer von ausgestorbenen 
quillajeen-artigen Rosaceen ausgehenden, die Dichapetaleen und Trigonieen 
durchlaufenden Entwickelungsreihe angesehen werden. Durch die Aussackung des Kelches, 
seinen einblättrigen, nur noch zwei Samenknospen enthaltenden Fruchtknoten und seine 
nicht aufspringende Frucht nähert sich zumal Zrisma den Hirtellinen. 

Durch Vermittelung der Trigonieen leiten sich von den Rosaceen ferner auch 
die Polygalaceen ab, die sich im morphologischen, wie im anatomischen Bau aufs engste 
an die Dichapetaleen, Trigonieen und Vochysieen anschliessen, sich aber durch 
dus Vorkommen mehrzelliger Haare, durch mediane Zygomorphie der Blüte, durch Re- 
duktion der Samenknospen auf eine einzige in jedem Fach des Fruchtknotens u. s. w. 
unterscheiden. Auch bei Zrigonia findet sich bereits dle für Afvutubea, Muraltia und die 
übrigen Polygalaceen charakteristische, mit einem Pferdekinnbacken und dessen Vorder- 
gebiss vergleichbare zygomorphe Form des verwachsenen Androeceums, durch welche die 
Trigonieen nunmehr auch die Leguminosen und im besonderen die Papilionaceen 
noch enger an die Rosaceen anschliessen, als das bisher der Fall war. Auch bei 
vielen Polygalaceen sind die Samen behaart, wie bei Trigonieen, Vochysieen und 
Parastemon. 

An die Rosaceen in unserem erweiterten Sinne, sowie an die Polygalaceen 
und Leguminosen schliessen sich ferner auch die Sapindaceen, einschliesslich der 
Hippocastaneen (vgl. die zygomorphe Blüte von Aesculus, Magonia, Trigonia, Xantho- 
phyllum, Krameria, Bretschneidera und Cassia in Hook. Ic. XXVII, 1, Taf. 2702 u. 2708, 
die Lage der Symmetrieebene bei Sapindaceen und Vochysieen, die Flügelfrucht von 
Thinouta, Diatenopleryx, Thouinia und Securidaca, den Holzkörper von Serjania, Paullinia und 
Bauhinia, den Saponingehalt von Sapindus und Qu///aja u. s. w.), die Meliaceen (vgl. z. B. 
die Rhaphe des Samens von Xanthophyllum affine KORTH., X. vitellinum NEES und Aglaia 
oxypetala VALETON in Icon. Bogor. Taf. 2, 79 u. 86), die Anacardiaceen, die Bur- 
seraceen (vgl. den gefalteten Keimling der Burseracee Ancoumea und der Vochysiee 
Callisthene), die Simarubaceen (mit mandelartigen Samen) und die Rutaceen (vgl. die 
Blüte von Dictamnus, Aesculus, Bersama, Krameria u. S. w.). 

Auf S. 31 meiner Abhandlung über den Stammbaum der Blütenpflanzen ver- 
einigte ich mit den Trigoniaceen, Vochysiaceen und Polygalaceen auch die 
Moringaceen, Balsamineen und Violaceen zu einer Reihe der Trigonialen. Von 


21 


diesen gehören aber die Balsamineen, obgleich die Symmetrieebene ihrer Blüte ebenso, 
wie bei den Vochysieen, durch das vierte Kelchblatt verläuft, wohl sicher nicht in die 
Verwandtschaft der ersteren drei Gruppen. Vielmehr unterscheiden sie sich von diesen 
ganz erheblich durch ihren grossen Saftgehalt, den Blütenstand, das völlige Fehlen von 
Neben- und Vorblättern, ihr regelmässig fünfzähliges Androeceum, den Bau ihrer nicht 
mit den Fäden, sondern mit den Antheren zusammenhängenden oder selbst verwachsenen 
Staubblätter, ihr fünfzähliges Gynoeceum, zuweilen getrennte Griffel, Dehiszenz und Safe- 
gehalt der Frucht, meist weichschalige Samen und den Besitz von Rhaphiden. 

Auch mit den Geraniaceen, mit denen BENTIIAM und HOOKER die Balsamineen 
vereinigten, haben sie indessen wahrscheinlich nichts zu tun. Vielmehr unterscheiden sie 
sich auch von den Geranialen im engeren Sinne, also den Geraniaceen, Oxalideen, 
Linaceen und Erythroxyleen, durch eine ganze Reihe sehr wesentlicher Merkmale, so 
namentlich durch die ganze Tracht, ihre regelmässig gekerbten oder gesägten, fieder. 
nervigen, niemals handnervigen oder hand- oder fiederspaltigen Blätter, den Blütenstand, 
das völlige Fehlen von Nebenblättern, Vorblättern und Sameneiweiss, die starke Zygo- 
morphie der Blüte, den Bau der Kronblätter, die Zahl und Art der Verwachsung der 
Staubblätter, Beschaffenheit und Aufspringen der zuweilen mit sterilem Stiel versehenen 
Frucht, ihre mit rauhen Erhabenheiten versehenen Samen und endlich durch den Besitz 
von Gerbstoffschläuchen und Rhaphiden. Auch solche lang gestielten Keimblätter, wie 
an den jungen Pflänzchen von /mpatiens Noli-tangere und parviflora, kommen meines Wissens 
nirgends bei den eigentlichen Geranialen vor. Bei Linum usitatissimum wenigstens sind 
die Keimblätter, wovon ich mich an lebenden Pflánzchen überzeugt habe, am Grunde nur 
mit einer äusserst kurzen, kaum als Stiel zu bezeichnenden Verschmälerung verschen, und 
auch bei Oxalis rubella JACY. entbehren sie, nach Fig. 16 in ENGL. und PRANTI/s Natürl, 
Pflanzenf. III, 4, S. 18, eines freien Stieles. Wo nun die wirklichen Verwandten der 
Balsamineen zu suchen sind, das wird uns am besten verstandlich werden, wenn 
wir uns zuvor Klarheit über die Verwandtschaftsbezichungen der Violaceen zu ver- 
schatfen suchen. 

Auch die nachsten Verwandten der letzteren sind nicht, wie ich zeitweilig annahm, 
die Trigonieen, Vochysieen und Polygalaceen, vielmehr gehören sie zu den 
Passifloralen in die Nahe der Flacourtiaceen und Turneraceen, denen sie sich 
durch ihre Parietalplazenten mit zahlreichen viclreihigen, kleinen, zuweilen deutlich 
gestielten, meist nierenförmig gekrümmten Samen, deren grosse, kreisrunde oder grübchen- 
formige Chalaza, die in eine breiige Masse eingebetteten Samen von Zeonía, thre längs 
der Mittelnerven der Fruchtblätter dreiklappig aufspringenden, bei Anchietea papier- 
artigen und mit, wie bei Zurnera, frei werdenden Plazentarfasern versehenen Kapseln, 
ihren meist kleinen, in reichlichem Nährgewebe eingebetteten, mit ziemlich langem 
Hypokotyl und eiförmigen Keimblättern versehenen Keimling u. s. w. aufs engste 
anschliessen. Das Konnektiv ist bei vielen Violaceen in ähnlicher Weise verlängert 
und löffelartig verbreitert, wie bei der Flacourtiacee Scolopia Iusonensis WARB. (ENGL. 
PRANTL, Natürl. Pf, III, 6a, S. 29 Fig. 11 B) und der Loasacee Cerallía (ebenda S. 108 


Violaceen. 


aus Ree ee 5 e TTE E 


Balsamineen. 


22 
Fig. 38 C). Die Nebenblätter vieler Veilchenarten sind gewimpert mit fingerförmig 
gestielten Drüsen, welche den drüsigen Blattzähnen der Flacourtiacee Zaropsia reticulata 
ENGL. (ebenda S. 26 Fig. 9 D) ähneln und wohl auch mit den Drüsen am Blattrande und 
am Blattstiel vieler Passifloren verglichen werden können. 

Auch zu den Campanulaten, die sich, wie ich in meiner Abhandlung über den 
Stammbaum (1901) S. 67—68 ausführte, von den Passifloralen ableiten und nur schwer 
von ihnen zu trennen sind, zeigen die Violaceen sehr nahe Beziehungen. Die stark 
ausgeprägte mediane Zygomorphie der Blüten vieler Violaceen finden wir, allerdings 
mit umgekehrter Orientierung der Blüte, bei den Lobelieen wieder, ferner aber auch, 
und zwar mit derselben Orientierung, wie bei den Violaceen, bei vielen Goodeniaceen; 
ja bei der Goodeniacee Velleia paradoxa R. BR. (ENGL. PRANTL IV, 5, S. 75 Fig. 45 A) 
ist sogar das vordere Blumenblatt in ganz derselben Weise spornartig ausgesackt, wie 
dasjenige von Viola. Das fünfgliedrige Androeceum von Viola mit seinen freien Staub- 
fäden und seinen mit einander verklebten, um den Stempel ein geschlossenes Rohr 
bildenden Antheren gleicht in hohem Grade demjenigen der Campanulaceen, 
Goodeniaceen und Compositen, und in Übereinstimmung hiermit überhaupt die ganze 
Bestäubungseinrichtung. Das den Blütenstaub auffangende Grübchen im Griffelkopfe von 
Viola erinnert an das gleiche Gebilde der Goodeniaceen. Die Anhängsel der peltaten 
Kelchblätter von Viodr-arten lassen sich, zumal da, wo sie zweilappig sind, mit den 
paarweise verwachsenen seitlichen Anhängen von Campanula barbata, medium und sibirica 
vergleichen. Die Blätter mancher Stengelveilchen, wie z. B. Viola cenisia, alpina, calcarata 
u. S. w., gleichen einigermassen denen von Campanula pulla, pusilla, Morettiana u a., 
diejenigen von Viola uliginosa. hirta und odorata hingegen mehr denen von Campanula 
rapunculoides, bononiensis, pyramidalis, glomerata, versicolor SIBTU. et SM., Phyteuma spicatum u. a. 
In der Wurzel von Zonidium Ipecacuanha ist nach SOLEREDER's System. Anat. (1899) S. 96 
Inulin angetroffen worden, also ein (vgl. ebenda S. 932) mit Ausnahme der Cucurbitaceen 
und Calyceraceen in sämtlichen Familien der Campanulaten, sonst aber nur noch 
bei Droseraceen und Myoporineen nachgewiesener Pflanzenstoff. Bei Anchietea salutaris 
nähern sich nach SOLEREDER a. a. O. die Holzmarkstrahlen dem Arzstolochia-typus, der 
sich (a. a O. S. 961) ausserhalb der Aristolochiaceen, für die ich nahe Beziehungen 
zu den Anonaceen nachgewiesen habe, auch bei Begoniaceen und Cucurbitaceen 
findet, sonst aber nur noch in drei Familien der Polycarpicae und zweien der 
Celastralen festgestellt worden ist. 

In einer ganzen Reihe von Merkmalen stimmen nun mit den Violaceen auch 
die Balsamineen überein. Auch bei diesen findet sich die für viele Violaceen, sowie 
für die Campanulaceen und Compositen charakteristische Ausbildung des Androe- 
ceums wieder, auch bei ihnen an den Blattzähnen und Blattstielen die an den Neben- 
blättern vieler Veilchenarten vorkommenden Drüsen, auch bei ihnen die bei vielen 
Violaceen und den Lobelieen so stark ausgeprägte Zygomorphie der Blüte und zahl- 
reiche andere Eigentümlichkeiten der Violaceen. Andererseits unterscheiden sie sich 
freilich von den letzteren unter anderem durch das Fehlen von Nebenblättern, Vorblättern 


23 
und Sameneiweiss, den fünffacherigen Fruchtknoten, die meist getrennten, nicht keulig 
verdickten Griffel, die nicht am vorderen Kronblatt, sondern am hinteren Kelchblatt 
stattfindende Spornbildung, das anders geartete Aufspringen und die krautige Beschaffen- 
heit der Frucht und den Besitz von Rhaphidenschlauchen. Noch näher als den Viola- 
ceen scheinen mir daher die krautigen, saftreichen Balsamineen den ähnlich gearteten 
Passifloraceen, Acharieen, Loasaceen, Begoniaceen, Cucurbitaceen und 
Campanulaceen zu stehen. 

Schon die dicklichen, fleischig-krautigen, grünen, breit spatelig-eiförmigen, aus- 
gerandeten, handnervigen Keimblätter der jungen Pflanzchen von /mpatiens Noli-tangere 
und parviflora gleichen einigermassen den grossen Keimblättern der gewöhnlichen Saat- 
gurke, durch ihren langen Stiel und die Form der Spreite aber noch mehr denen von 
Viola tricolor. Wie bei den Balsamineen, so kommt auch bei den Loasaceen und den 
Compositen sowohl spiralige als auch dekussierte Blattstellung vor. In der ganzen 
Tracht sowohl, wie auch besonders in der Stellung, Form, Nervierung, Behaarung, 
Bezahnung und sonstigen Beschaffenheit der Blätter gleichen unter den Loasaceen 
zumal Alaprothia und Sclerothrix manchen /mpatiens-arten in hohem Grade, während die 
grundständige Rosette herzförmiger, anliegend behaarter, regelmässig gesägter Blätter von 
Imp. rivalis WAGMY (ENGL. PRANTL, Nat. Pfl. III, 5, S. 390 Fig. 192 B) mehr an Viola-, 
Campanula-, Phyteuma-arten und die Acharieen-gattung Gufhrica (HOOK., Ic., Taf. 1161) 
erinnert, welche letztere die Campanulaceen mit den Passifloraceen besonders eng 
verknipft.') Auch Laurentia ramosissima BENTH. et Hook. f. (Mexico: PRINGLE no. 8375), 
Lobelia neglecta VAVKE? (PRINGLE no. 6337), Z. Clifortiana L. (PRINGLE no. 6125), 
L. galeopsoides ENGL. et DIELS (Kamerun: ZENKER no. 1375), Zrachelium coeruleum T.. (Ross, 
Herb. Siculum no. 162) und andere Campanulaceen sind in der Form, Bezahnung und 
sonstigen Beschaffenheit des Blattes manchen /mpatiens-arten tauschend ähnlich. Ebenso 
haben auch manche Begonien in Tracht, Blatt, Blütenstand, sowie in Beschaffenheit und 
Farbe der Perigonblätter eine gewisse Ähnlichkeit mit /mpaticns-arten. Der Saftreichtum 
der ganzen Pflanze macht sich bei manchen /mpatiens-arten ebenso auch in den Haaren 
bemerklich, wie bei vielen Loasaceen, Begoniaceen, Cucurbitaceen und Cichoria- 
ceen. Die schon für die Violaceen, Flacourtiaceen, /mpatiens und Passiflora erwähnte 
Neigung zur Bildung von Drüsen an den Blattzähnen findet sich auch bei den Lobelieen, 
wie z. B. Z. glandulosa Nurr. (Florida: CURTIS no. 4346), Lobelia sp. (Transvaal: WILMS 
no. 887) und Armacladus oppositifolius Ron. (PRINGLE no. 3300), und zumal die lanzett- 
lichen Blatter von Zupa flavescens DC. (Dominica: EGGERS no. 265) und Lobelia assurgens L. 
erinnern durch ihre langen, fingerförmigen, bei letzterer anscheinend drüsigen Randzähne 
an /mpatiens Balsamina, parviflora, filamentosa WARB. (Kamerun: ZENKER no. 1524) und 
andere Arten. Am Blattsticle aber sind die Drüsen bei /mp. Balsamina sitzend, knopf- 


t) Auch in der Acharicen-gattung Ceratiosieyos sind zwar die Staubfäden untereinander frei, die 
Antheren hingegen mehr oder weniger miteinander verwachsen, wie bei vielen Violaceen, den Balsamineen, 
Campanulaceen und Compositen. In der Tracht, ihren handlappigen Blättern, ihren monöcischen_ Blüten 


und ihren langen, auseinander gerückten Pollenfächern nähert sie sich noch mehr den Cucurbitaceen, 


24 
formig und fast so gross, wie diejenigen am Blattstiel vieler Passifloren und Turnera- 
arten. Das Fehlen von Nebenblattern teilen die Balsamineen mit sämtlichen Cam- 
panulaten mit Ausnahme einiger Stackhousia-arten?), sowie mit den Datiscaceen, 
Acharieen, den meisten Loasaceen und anderen Passifloralen, ebenso auch das 
Fehlen von Vorbláttern mit den männlichen Blüten von Datisca, den Cucurbitaceen, 
sowie mit anderen Campanulaten und Passifloralen. 

Die Symmetrieebene der Blüte fällt nach EICHLER bei den Lobelieen und den 
zygomorphen Violaceen auf das zweite, bei den Balsamineen hingegen auf das vierte 
Kelchblatt. Abgesehen von dieser verschiedenen Lage der Symmetrieebene und der an 
morphologisch ungleichwertigen Blütenblättern stattfindenden Spornbildung sind jedoch die 
Blüten mancher /mpatiens-arten den lang gespornten Blüten einiger Violaceen, wie z. B. 
Corynostylis Hybanthus und Noisettia longifolia (Fl. bras. XIII, 1, Taf. 69—70; ENGL. PRANTL 
III, 6, Fig. 154 A), äusserlich ziemlich ähnlich. Auch die für die meisten Balsamineen 
charakteristische Verkiimmerung eines Teiles der Kelchblatter kehrt bei den zygomorph 
blühenden Violaceen wieder, so sind z. B. bei Sckweiggeria floribunda (Fl. bras. XIII, 1, 
Taf. 69) das vierte und fünfte Kelchblatt erheblich kleiner, als die übrigen drei. Ferner 
ist beiden Familien eigentümlich das Vorkommen verkümmerter kleistogamer Blüten neben 
normal entwickelten, wie das auch bei Campanula- und Specularia-arten und von GILG bei 
Loasa triloba DOMB. festgestellt worden ist. Die paarweise Verwachsung von vieren der 
fünf Kronblätter von /mpatiens kann schon als eine Vorstufe der vollständigen Gamopetalie 
der Acharieen, Campanulaten und der Begoniaceen-gattung Begoniella angesehen 
werden. Eine Verwachsung der Staubblätter kommt, wie zum Teil oben bereits erwähnt 
wurde, innerhalb des hier in Betracht kommenden Verwandtschaftskreises in verschiedener 
Weise auch noch vor bei den meisten Campanulaten, den Violaceen und Begonia- 
ceen. Infolge dieser Verwachsung sind bei der Violacee Paypayrola guianensis (Fl. bras. 
XIII, 1, Taf. 76) die Spalten der Antheren ganz ähnlich, wie bei /mpatiens, nahezu 
horizontal scheitelständig. Bandförmig flache Staubfäden finden sich, wie bei /mpatiens, so 
auch bei vielen Violaceen, Loasaceen, Cucurbitaceen und Campanulaceen. Der 
Blütenstaub hat bei manchen Balsamineen eine netzförmige Skulptur, wie sie auch bei 
vielen Passifloraceen, A/alesherbia und manchen Compositen (ENGL. PRANTL IV, 5, 
S. 104 Fig. 65 E) vorkommt. Der Fruchtknoten ist fünfblättrig, wie bei manchen Fla- 
courtiaceen, Acharieen, Loasaceen und Campanulaceen, und gefächert, wie bei 
manchen Begoniaceen, den Cucurbitaceen und Campanulaceen. Die fünf Griffel 
sind meist getrennt, wie es gleichfalls für die meisten Passifloralen charakteristisch ist, 
doch fehlen ihnen, gleich den Acharieen, die in dieser Gruppe so weit verbreiteten 
grossen, kopfigen Narben. Nach den vorhandenen Abbildungen des Fruchtknotens ven 
Impatiens Balsamina und nach BAILLON, Hist. pl. V, S. 40 ist der verhältnismässig 
lange Funiculus der Samenknospen gegen das Ende hin verdickt, ein Anklang also an 


1) Über die Überführung von Stackhousia zu den Campanulinen vgl. meine Abhandlung über den 
Stammbaum (1901) S. 68— 69. 


25 


die bei Passifura (Fl. bras. XIII, 1, Taf. 114 Fig. 19), Modecca (ENGL. PRANTL III, 6a, 
S. 85 Fig. 30 E, S. 77 Fig. 27 A), Maksherbia (ebenda S. 67 Fig. 24C), Turnera (ebenda 
S. 59 Fig. 22 A—H), manchen Flacourtiaceen und Violaceen vorkommenden Arillar- 
bildungen. 

Von besonderer Wichtigkeit für die Frage nach der Verwandtschaft der Balsa- 
mineen ist nun der Bau von Frucht und Samen. Die lange, fünffächerige, grüne, saftig- 
krautige, am verschmälerten Grunde sterile Kapsel von /mpatiens Noli-tangere und 7. parviflora 
kann man als eine kleine Gurkenfrucht betrachten. In der BUEK’schen Fruchtsammlung 
unseres Museums befinden sich als Momordica cymbalaria FENZL bezeichnete kleine 
Cucurbitaceen-friichte, die mit denen der genannten /mpatiens-arten äusserlich zumal 
durch ihre feinen Längsrippen gut übereinstimmen. Das bekannte, durch Turgorspannung 
verursachte Aufspringen der Frucht und das Fortschnellen der Samen erinnert an das 
ähnliche Verhalten von Cyclanthera explodens und an die aufreissende, sich nach auswärts 
kriimmende Fruchtschale von Momordica Charantia. Vor genügender Reife getrocknete und 
ins Herbar gebrachte Früchte unserer beiden /mpatiens-arten klaffen hingegen zuweilen am 
sterilen unteren Ende durch fünf Längsspalten auseinander, in ähnlicher Weise, wie bei 
Campanula, wo diese Neigung zum Aufspalten des s‘erilen Kapselgrundes sogar zur Bildung 
regelmässiger, von je einer zurückgeschlagenen Klappe überdachter, zum Ausstreuen der 
Samen dienender Öffnungen geführt hat. Im Gegensatz zu den Loasaceen ist bei /mpatiens 
die Kapsel fachspaltig, wie bei den Violaceen, Turneraceen, Afalesherbia, Modecca, 
vielen Flacourtiaceen u. s. w Die rote, beerenartige Frucht von Aydrocera hingegen 
springt überhaupt nicht auf und nähert sich dadurch noch mehr, als die von /mpatiens, 
denen der Cucurbitaceen. Ganz überraschend aber ist die Ähnlichkeit der Früchte der 
Achariee Ceratiosicyos Eckloni mit denen unserer /mpatiens-arten. Auch sie sind lange, 
kurz zugespitzte, fünfnervige, mit fünf krautigen, fein parallel nervierten, im Leben an- 
scheinend grünen Klappen längs der Nerven fachspaltig aufspringende Schoten mit sterilem 
Stiel. Die Ähnlichkeit ist eine derartig grosse, dass man sie unbedingt für /mpatiens-schoten 
halten würde, waren sie nicht einfacherig, mit erheblich grósseren, nur einreihigen Samen. 
Das für /mpatiens und Ceratiosicyos charakteristische starke Hervortreten der Mittelnerven 
der Fruchtblatter, zu denen bei den Familien und Gattungen mit unterstandigem Frucht- 
knoten noch ebensoviele weitere, mit ersteren abwechselnde Langsrippen hinzutreten, ist 
eine bei den Passifloralen sehr weit verbreitete Erscheinung. Besonders deutlich findet 
sie sich noch bei Guthrica, vielen Loasaceen, Datisca, den Begoniaceen und Campa- 
nulaceen, den Cucurbitaceen Zufa acutangula, Gymnopetalum quinquelobum MIQ. und 
Wilbrandia longisepala COGN. (Brasil.: ULE No. 1473), sowie an den buntgestreiften Früchten 
von Kürbis- und 7richosanthes-arten. 

Auch der Same unserer /Zmpatiens-arten hat eine bei den Passifloralen sehr 
verbreitete Form Er ist umgekehrt eiformig, am spitzen Ende mit einem kleinen Nabel 
versehen, am stumpfen Ende hingegen mit einer deutlich hervortretenden Chalaza, die bei 
I. parviflora als kleines Knópfchen in ein Grübchen eingesenkt ist, bei Z. Voli-tangere hin- 
gegen als winziger, länglicher, zäpfchenförmiger, gegen den Nabel hin gerichteter Wulst 


4 


26 

erscheint und bei beiden Arten durch eine linien- oder furchenartige Rhaphe mit dem Nabel 
verbunden ist. Ausserdem finden sich am Samen von Z. parviflora ringsum dicht gedrängt 
feine, strichförmige, längs verlaufende, quer gestreifte Erhabenheiten, während er bei 
I. Noli-tangere vierkantig ist und vorwiegend längs der Kanten wulstartige, unregelmässig 
runzelige Erhabenheiten trägt. Derartige bald rippenformige, bald körnige, bald grubig- 
facettierte Unebenheiten sind unter den Passifloralen und Campanulaten bei den 
F!acourtiaceen, Violaceen, Turneraceen, Malesherbiaceen, Passifloraceen, 
Acharieen, Loasaceen, Begoniaceen, Datiscaceen, Cucurbitaceen, Campanula- 
ceen sehr weit verbreitet, während sie bei den echten Geranialen, zu denen man auch /mpatiens 
früher irrtümlich gerechnet hatte, nur selten vorzukommen scheinen. Von der weiten 
Verbreitung dieser Skulpturen und einer deutlich hervortretenden, dem Nabel gegenüber- 
liegenden und mit ihm durch eine median verlaufende Rhaphe verbundenen Chalaza 
kann man sich leicht überzeugen durch eine Einsicht der Abbildungen in ENGLER und 
PRANTL III 6, III 6a, IV 5 und MARTIUS Fl. bras. XIII 1. Wie bei /mpatiens, so entbehrt 
auch bei manchen Loasaceen, den Begoniaccen, Datiscaceen, Cucurbitaceen und 
Compositen der Same eines makroskopisch wahrzunehmenden Endospermes. Statt 
dessen sind die plankonvexen Keimblatter bei /mpotiens, den Cucurbitaceen (z.B. Ze/fairia) 
und den Compositen (z. B. Helianthus und Guizotia) Olhaltig. Ein 1 — 2-schichtiges 
Endosperm ist übrigens nach GUIGNARD im Journ. de bot. VII (1893) S. 99 und 287 — 294 
auch in den reifen Samen der Balsamineen und Compositen noch erhalten und auch 
der einfache Bau der Samenschale ist nach ihm in beiden Familien ganz ähnlich. Das 
kurze Würzelchen ist auch schon áusserlich am Samen unserer /mpatiens.arten deutlich 
sichtbar in Form einer stumpfen Mamille, ganz ähnlich, wie bei manchen Cucurbitaceen- 
samen. Überhaupt gleicht die ganze Gestalt des Keimlings derjenigen des Cucurbitaceen- 
keimlings. Bei //ydrocera ist angeblich die Samenschale dick und schwammig, also vielleicht 
ahnlich derjenigen mancher Cucurbitaceen. 


Von anatomischen Besonderheiten ist zunächst hervorzuheben das Vorkommen 
verzweigter Gerbstoffschläuche in Schwammgewebe des Blattes von /mpatiens Sultan, 
welches an die in Oberhaut und Mesophyll des Blattes vieler Violaceen vorkommenden 
Gerbstoftschlauche erinnert, aber noch bei keinen echten Geranialen beobachtet worden 
ist. Ferner verdient hier erwähnt zu werden das Auftreten vereinzelter Ring- und Spiral- 
gefässe im Marke von /mpatiens-arten, möglicher Weise der letzte Rest der bei Passiflora (7). 
Begonia, Cichoriaceen, Goodeniaceen und Campanulaceen beobachteten mark: 
ständigen Gefässbündel (siehe SOLEREDER, Syst. Anat. S. 970), die ihrerseits vielleicht 
wieder als Reduktionsprodukt des bei den Polycarpicae und ihnen noch nahe stehenden 
älteren Gruppen verbreiteten Monokotylentypus aufzufassen sind. Durch den Besitz von 
Rhaphidenschläuchen nehmen die Balsamineen unter den Passifloralen und Campa 
nulaten eine ebenso isolierte Stellung ein, wie unter den Geranialen oder den von mir 
zu einer problematischen Reihe der Trigonialen vereinigt gewesenen Familien; indessen 
scheint dieses Merkmal überhaupt nur sporadisch aufzutreten und wohl hie und da für 
ganze Familien charakteristisch zu sein, nur selten aber in mehreren mit einander 
verwandten Familien vorzukommen (siehe SULEREDER a. a. O. S. 931). 


ms 


Nur in aller Kürze sei hier noch der Nachweis erbracht, dass auch 7rofacolum Tropaeoleen. 
zu den Passifloralen überzuführen ist. Auch diese Gattung hat man mit Unrecht zu 
den Geraniaceen gestellt, von denen sie sich gleich /mpatens durch das Fehlen von 
Endosperm, das seltene Vorkommen von Neben- und Vorblattern und durch eine ab- 
weichende Zahl von Staubblattern unterscheidet, ferner aber auch durch das Vorkommen 
von Sekretzellen im Blatt und von Myrosin in Blatt, Achse und Wurzel. Auch bei 
Tropacolum ist es die Frucht, welche seine Verwandtschaft mit den Passifloralen und 
Cucurbitaceen am deutlichsten verrat. Die krautige, grüne, langs gerippte Frucht von 
Tr. majus ist nichts anderes, als eine kokkenartig reduzierte Cucurbitaceen-frucht mit 
einsamigen Fruchtblattern. Nach dem Verwittern der äusseren, fleischigen Schicht bleibt 
an den drei einzelnen Kokken eine mürbe, schwammige, luffa-artige Faserhülle mit netz- 
fórmig verbundenen Langsrippen über, die einen grossen, auf dem Rücken gleichfalls 
gerippten und làngs der Bauchseite mit deutlich als feine Linie hervortretender Rhaphe 
versehenen, also ganz ähnlich, wie bei vielen anderen Passifloralen, gebauten Samen 
enthalt. Die handnervigen, mehr oder weniger gelappten oder gefingerten, meist lauch- 
farbigen Blatter von Zropacolum sind denen von Passifloraceen nicht unàhnlich. In 
den rankenden Blattstielen von Z*efpaeo/u, wie sie bei echten Geranialen und Mal- 
valen noch nirgends angetroffen wurden, begegnen uns bereits die ersten Anfange der 
bei den Cucurbitaceen so stark ausgeprägten Rankenbildung; ja bei 77. tricolorum sind 
von DARWIN und bei 77. aduncum von NOLL!) sogar echte Blattranken ohne jede Spur einer 
Spreite beobachtet worden, Die untersten Laubblätter von Z7. majus sind gegenständig, wie 
bei manchen /mpatiens-arten. Einige Arten bilden ausdauernde Knollen, gleich Afodecca- und 
Begonia-arten. Die Blüten sind einzeln achselstandig, lang gestielt und für gewöhnlich 
vorblattlos, wie bei /mpatiens-arten. Das Diagramm ist ganz ähnlich und die Lage der 
Samenknospen genau dieselbe, wie bei Zrdrocera, und die Balsamineen sind wohl auch 
unter den bisher behandelten Familien diejenige, mit der Zropacolum am nächsten 
verwandt ist. Dass der Sporn in dieser Gattung nicht, wie bei /mpatiens, durch das 
hintere Kelchblatt, sondern unter demselben durch die Blütenachse gebildet wird, spielt 
hierbei nur eine untergeordnete Rolle, ebenso auch die grössere Zahl der Staubblätter. 
Im Übrigen sind Blütenachse und Kelch auch bei 7rofaeolum genau ebenso ausgebildet, 
wie bei vielen anderen Passifloralen und Campanulaten. Die erstere verbreitert sich 
nämlich ausserhalb der Staub- und Fruchtblätter zu einer Art Rezeptakel, auf dessen 
Rande die Kelch- und Kronblätter stehen. Bei den meisten Arten ist allerdings dieses 
Rezeptakel nur auf der den Sporn tragenden Rückseite gut entwickelt, auf der Vorderseite 
hingegen nur eben angedeutet und äusserst kurz, sodass seine morphologische Natur hier 
kaum zu ermitteln ist. Bei 77, brachyceras und anderen Arten aber ist es deutlich ringsum 
zu einem mehrere wm langen Becher entwickelt, der von 10 Nerven durchzogen wird, 
von denen auf der Vorderseite vier kürzere sich in die Mittelnerven der vier vorderen 
Kelchblätter fortsetzen, drei längere hingegen nach den Berührungspunkten dieser Kelch- 


" NoLL im Bot. Centralbl. LXIL (1895) S. 315—318. 


28 
blatter verlaufen, wahrend der hintere Kelchblattnerv und die beiden hinteren Kronblatt- 
nerven erst am Sporn bis zu dessen Spitze hinab und auf seiner Rückseite wieder hinauf- 
laufen müssen, ehe sie den Kelch erreichen, sodass also der Sporn auf dem Querschnitt 
sechsnervig erscheint. Alle diese 10 Nerven sind an ihren oberen Enden durch Quer- 
nerven mit einander verbunden, sodass also zumal an der nicht durch den Sporn gestörten 
Vorderseite des Achsenbechers eine sternförmige Figur entsteht, gegen die sich die fünf 
Kelchblätter scharf abheben. Erst von den Querverbindungen der zehn Nerven, welche 
BUCHENAU (siehe ENGLER's Jahrb. XXII, S. 175—176) als Gefässbündelkranz beschrieb, 
strahlen die zahlreichen, feinen, parallelen Nerven der Kelchblätter aus, ebenso auch 
diejenigen der Kronblatter. Nach diesem Gefässbündelverlauf ist die von DICKSONs 
BAILLON und BUCHENAU vertretene Auffassung ganz zweifellos die richtige, nach der 
der Sporn von Tropaeolum als Ausstülpung eines Achsenbechers zu erklären ist, nicht 
aber als Anhängsel des Kelches, wie ROPER, CHATIN, PAYER, v. FREYHOLD, EICHLER 
und halb und halb auch noch REICHE meinten. Sehen wir nun ab von dem Sporn von 
Tropacolum, so finden wir ganz dieselbe Ausbildung von Blütenachse und Kelch, denselben 
zehnnervigen, durch Quernerven scharf gegen den Kelch abgegrenzten Achsenbecher 
dieselbe feine, perallele Nervatur der Kelchblatter auch bei den epigynen Loasaceen. 
wie z. B. Kissenia (ENGLER PRANTL IH 6a, S. 114 Fig. 41 A u. G), besonders deutlich 
aber in der perigynen Gattung Malesherbia, während bei Zurnera ulmifolia nur ein ganz 
kurzes Rezeptakel vorhanden zu sein scheint, ähnlich demjenigen von Zropaeolum majus. 
Durch eine ähnliche regelmässige Parallelnervatur ist auch der unterstandige Fruchtknoten 
der Campanulaceen ausgezeichnet, doch scheint hier die Achse niemals so schar 
durch Quernerven vom Kelch abgegrenzt zu sein, wie bei 7rofaeolum und Malesherbia. 
Nach BUCHENAU a. a. O. S. 178 findet sich bei einigen Trofpaeolum-arten am Grunde 
der Kelchblatter, also oberhalb des Nervenringes, jederseits ein kleines spornartige 
Gebilde, den Kelchanhängseln von Viola- und Campanula-arten einigermassen vergleichbar. 
Bei vielen Zropacolum-arten sind die Blumenblätter gefranst, ähnlich der Blumenkrone 
der Cucurbitaceen Trichosanthes und Telfairia. Bei Impatiens parviflora zeigen die beiden 
hinteren den drei vorderen gegenüber ganz ähnliche Verschiedenheiten, wie bei Zropaeolum 
majus und Tr. aduncum. Sie sind nämlich lang genagelt, tief ausgerandet, ja fast zwei- 
lappig, zitronengelb und über dem Nagel innen mit einem orangegelben, von purpurnen 
Längsstrichen durchzogenen Fleck gezeichnet, während die drei vorderen nicht genagelt, 
nur schwach ausgerandet, umgekehrt eiformig und nicht gestreift sind, das vorderste 
gelb mit rotem Hauch, die beiden seitlichen weisslich und an der Spitze zitronengelb. 
Dass die beiden hinteren mittels ihres langen Nagels mit den seitlichen und dem Sporn 
verwachsen, bei Zrepacolum hingegen alle fünf vollkommen frei sind, ist ein Unterschied 
von nur untergeordneter Bedeutung. Auch bei anderen Arten beider Gattungen ist die 
korollinische Fárbung von Kelch und Krone eine ganz ahnliche, die der letzteren bei 
Troparolum gelb, rot oder blaulich, was alles auch bei /mfpatens vorkommt. Bei Tropaeolum 
majus und Zr. aduncum geht übrigens die Strichelung der hinteren Blumenblatter auch 
auf deren Nagel über und bei ersterem sogar auf die drei hinteren Kelchblatter und in 


29 

das Rezeptakel und den Sporn hinein. Bei /mpatiens parviflora hingegen ist sie auf die 
Platte der Kronblätter und auf das hintere Kelchblatt mit seinem Sporn, bei 77. aduncum 
sogar allein auf die Kronblätter beschränkt. Im Übrigen ist diese Strichelung und die 
Form der hinteren Blumenblätter gerade bei letzteren beiden Arten so ähnlich, — bei 
Impatiens findet sich am Grunde der Platte auf der medianen Seite ein genau ebensolches 
Öhrchen, wie bei 77. aduncum an der distalen Seite —, dass man sich dadurch im Verein 
mit den zahlreichen übrigen Übereinstimmungen, zumal auch in der Narbenbildung, fast 
dazu veranlasst sehen könnte, die beiden kleinen Familien, sowie auch die gleich zu 
besprechenden Limnantheen und vielleicht auch Macgregoria zu einer Familie zu ver- 
schmelzen. Der Blütenstaub ist bei Zropaeolum majus dreieckig, mit einer Austrittsstelle 
an jeder Ecke und mit einer sehr fein, engmaschig, unregelmässig wabig gezeichneten 
Exine. Bei J/mpatiens parviflora hingegen ist er ellipsoidisch, etwas grösser, mit undeut- 
lichen Keimspalten, aber ebenfalls mit wabiger Oberflachenstruktur, die hier sogar viel 
deutlicher, regelmässiger und mit grösseren Maschen versehen ist. Der Griffel ist bei 
Tropacolum, wie bei Zmpatieus-atten, den Campanulaceen und Compositen, in pfriem- 
liche Narbenlappen geteilt. Die innerhalb der Zellen der Keimblatter enthaltenen Nahr- 
stoffe sind zwar in beiden Gattungen verschiedene, doch stimmen sie darin überein, dass 
auch in den verdickten Zellwänden Nährstoffe abgelagert werden. Wie bei /mpatiens. so 
werden auch bei 7ropaeolum an der Keimwurzel frühzeitig kräftige Nebenwurzeln angelegt. 
An den Blattzáhnen von /mpatiens sowohl, wie auch über den Gefässbündelendigungen 
von Tropaeolum finden sich Wasserspalten. 

Mit Zropacolum sind die Limnantheen durch enge Verwandtschaft derartig mit 
einander verbunden, dass die Zugehorigkeit der letzteren zu den Passifloralen nunmehr 
kaum noch eines besonderen Beweises bedarf. In ihrem grossen Saftgehalt, der Blatt. 
stellung, dem Fehlen von Nebenblattern, Vorblättern, Haaren und Sameneiweiss, den 
lang gestielten, einzeln achselständigen Blüten, der Form der Kelch- und Kronblatter 
und des Griffels stimmt Zimnanthes vollständig mit Zropacolum überein. Auch das 
Diagramm ist fast genau dasselbe, wie bei Zropacolum, und nur durch das Fehlen des 
Spornes und der Zygomorphie, das Vorhandensein von zwei vollständigen fünfgliedrigen 


Staubblattkreisen und fünf Fruchtblättern abweichend. Demnach steht also Zimnanthes . 


offenbar der noch mit aktinomorphen Blüten ausgestattet gewesenen hypothetischen 
Urform von Tropaeolum noch sehr nahe, ist aber andrerseits in der gynobasischen Stellung 
des Griffels und der dadurch bewirkten aufrechten Stellung der Samenknospen schon 
weiter vorgeschritten, als Zropacolum. Noch vollständiger, als mit dem Blütendiagramm 
der letzteren Gattung stimmt das von Limnanthes mit demjenigen einer atavistischen 
Veilchensorte überein, welche nach MASTERS, Pflanzenterat. (Leipzig 1886) S. 324—5 
von A. DC. beschrieben worden ist. Auch bei Zönnanthes scheint die Blütenachse, wie 
bei 7ropacolu:n, zu einem kleinen Rezeptakel verbreitert zu sein, doch konnte ich mich 
von dem Vorhandensein einer derjenigen von Tropaeolum und Malesherbia ähnlichen 
Nervierung nicht mit Sicherheit überzeugen, vielmehr ist dieselbe am Herbarmaterial 
verdeckt durch die an Stengeln, Blättern, Kelchen und Blumenblättern als dunkle Striche 


Limnantheen. 


Macgregoria. 


30 


erscheinenden langen Gerbstoffschläuche, durch welche sich Zönnanthes den Balsamineen 


nähert und besonders auch an die dunklen Striche auf der Unterseite der getrockneten 


Blätter unserer Stengelveilchen aus der Verwandtschaft von Viola silvestris erinnert. Die 
wie bei Zropacolum-arten umgekehrt eifórmigen, stark ausgerandeten grossen Blumenblätter 
von Zimnanthes haben ungefähr dieselbe Farbe, wie diejenigen von Turnera trioniflora, 
weiss und am Grunde blassgelb. Auch sind sie ähnlich, wie bei Zropacolum, am Grunde 
zum Schutze der Blüte gegen Pollenräuber mit fransenartigen Wimpern versehen, sodass 
die Blüte von Zimnanthes einer Pelorie von Tropaeolum überaus ähnlich ist. An der 
Frucht bleiben bei Zömnanthes. wie aus den Abbildungen und unserer Fruchtsammlung 
ersichtlich ist, im Gegensatz zu den echten Geranialen ausser dem Kelch auch die 
welken, schlaff herabhangenden Kronblatter noch lange erhalten, genau wie bei manchen 
Tropacolum-arten. Die Blütenstaubkörner der Herbarexemplare von Zimnanthes Douglas 
haben eine eigentümliche gedrungen bumerangformige Gestalt und sind mit Längsfalten 
versehen. Ihre Exine ist nicht wabig, sondern körnig rauh. Die fünf Fruchtblätter 
stehen bei Zimnanthes nicht, wie bei allen echten pentagynischen Geranialen, vor den 
Blumenblättern, sondern vor den Kelchblättern, ein weiterer Beweis dafür, dass der kleine 
Verwandtenkreis der Balsamineen, Tropaeoleen und Limnantheen mit den 
Geranialen nichts zu tun hat, sondern den Geraniaceen, wie ENGLER in den Natürl. 
Pflanzenfam. III, 5, S. 136 sagt, nur analog ist. Die Frucht ist eine saftige, runzelige, 
nach BAILLON anfangs sogar schwach steinfruchtartige Kokkenfrucht, ähnlich derjenigen 
von Tropacolum. Das kurze Würzelchen ist zwischen den beiden fleischigen, plankonvexen 
Keimblättern verborgen, wie das nach GARTNER und BAILLON auch bei Zrepaeolum der 
Fall ist. Von ganz besonderer Bedeutung ist aber das Vorkommen von Myrosin in ganz 
ähnlicher Verteilung auf die verschiedenen Gewebe von Achse und Wurzel, wie bei 
Tropacolum.‘) Schliesslich ist auch die geographische Verbreitung beider Familien eine 
ahnliche; beide bewohnen vorzugsweise das gemassigte pazifische Amerika und zwar die 
Limnantheen den Norden, Zropacolum den Süden. 

In diese kleine Gruppe von Pflanzenfamilien scheint nun auch die australische 
Gattung Macgresoria zu gehören, die man bisher irrtümlich mit Siackhousia zu einer ganz 
unnatürlichen Familie der Stackhousiaceen vereinigt hatte, obgleich sie schon von 
BAILLON in seiner Hist. des pl. VI, S. 514 für eine Verwandte von Fiverkea erklärt 
wurde. In dem Mangel jeder Behaarung, der Blattstellung, dem Fehlen von Neben- und 
Vorblattern, den lang gestielten, einzeln achselstándigen Blüten, der Form der Kelchblatter 
und der genagelten, weissen, nicht ausgerandeten, in der Knospe gedrehten Blumenblatter 
stimmt Macgregoria in der Tat hochgradig mit Foerkea überein. Überhaupt ist das ganze 
Blütendiagramın fast genau dasselbe, wie bei den Limnantheen, und von demjenigen 
von Zimnanthes nur durch das Fehlen des epipetalen Staubblattkreises abweichend. Nach 
BAILLON a. a. O. hat die Blüte von Mucgregoria ein sehr kurz becherförmiges Rezeptakel, 


7) Nach W. SPATZIER in PRINGSH., Jahrb. XXV (1893) S. 71 findet sich dieser Pflanzenstoff auch 
in den Samen von Viola. 


31 


wie es für Tropacolum und wohl auch für die Limnantheen charakteristisch ist. Auch 
die Form der fünf Narbenlappen ist eine ähnliche, wie bei Trofacolum und Limnanthes, doch 
sitzen sie unmittelbar auf dem Fruchtknoten, wie bei /mpafiens. Auch sollen nach F. v. MULLER, 
Fragm. phyt. Austr. VIII, S. 160 und nach BENTHAM in Hook. Icones XIII, S. 24 die 
Samen Nährgewebe enthalten und, wie bei Zimnanthes, aufrecht stehen, obgleich der Griffel 
nicht gynobasisch ist. Über die Stellung der Fruchtblätter hingegen ist hier, sowie in 
den Natürl. Pflanzenfam. Ill 5, S. 233 nichts gesagt. Die Staubfaden sind sebr kurz, 
wie bei Frola und den Balsamineen, das Konnektiv löffelförmig verlängert, wie bei manchen 
Violaceen, der Flacourtiacee Scolopia und der Loasacee Cevallia. Die Blüten- 
staubkörner sind nach F. v. MULLER ganz glatt und entbehren also der für /mpatiens, Tro- 
pacolum und Limnanthes charakteristischen Skulpturen. Die Frucht scheint, nach F. v. MÜLLER 
und BENTIIAM a. a. O., eine Kokkenfrucht zu sein, wie diejenige von Zrofacolum und den 
Limnantheen; nach PAX in ENGLER PRANTL III 5, S. 233 losen sich die Fruchtfacher 
von einer Mittelsáule, wie bel /mpatiens und Zropacolum.!) Die Keimblatter sind nach 
F. v. MCLLER und BAILLON trotz des vorhandenen Nàhrgewebes plankonvex, wie bei den 
Balsamineen, Tropaeoleen, Limnantheen, Cucurbitaceen u. s. w. 

Weiterhin gehort in diese Ordnung, und zwar in die Campanulaceen-sippe der 
Wahlbergiinen, auch noch die Gattung Zryanım, die früher für eine Rutacec gehalten, von 
BAILLON und ENGLER aber zu den Zygophyllaceen verbracht wurde. Kann /eganum 
schon wegen des Mangels cer für die ganze Familie der Rutaceen charakteristischen 
Sekretlücken nicht zu diesen gehóren, so weicht es in der Tracht, der Stellung und Form 
der Blatter, im Blütenstande, der Form der Vorblatter, Kelchblatter, Staubfäden, Antheren, 
Griffel und Kapseln, der Zahl der Staubblatter und Samenknospen, durch den Mangel 
intrastaminaler Stipularschuppen, sowie durch das Vorkommen von Sekret in Interzellularen 
und von Rhaphidenschlauchen im Blatifleisch (siehe SOLEREDER a. a. O. S. 190—192, 
202, 926, 931) auch von den Zygophyllaceen und zwar zumal von den meist fieder- 
blattrigen Zygophylleen, Tribuleen und Chitonieen ganz erheblich ab. 

In der Tracht, seinem dichasischen Blütenstand, seinen den Laubblattern ahnlichen 
Vorblättern, den schmal linealischen Kelchblattern und den spitzen, dreinervigen Kron- 
blattern nahert sich Zrganum Harmala zumal der Specularia Speculum sehr stark. Auch die 
geographische Verbreitung beider Gattungen im Mittelmeergebiet und Nordamerika ist 
nahezu dieselbe. Nach seinem oberstandigen Fruchtknoten und seiner fachspaltig drei- 
klappigen Kapsel gehört aber Peganum nicht mit Specularia zu den Campanulinen, 
sondern zu den Wahlbergiinen, unter denen Campanumoca parvifora BENTH. (Khasia: 
SCHLAGINTWEIT no. 208) ganz ahnliche, schmal linealische Kelchblatter, 2hnliche kugelige, 
durch seichte Langsfurchen eingeschnürte Früchte und einen ähnlichen dichasischen Blüten- 
stand mit laubartigen Vorblättern besitzt, wie Leganum Harmala. Wie bei letzterem, so 
sind auch bei Sfecularia, Stackhousia und anderen Campanulaceen die Stengel mehr 
oder weniger kantig gerippt. Das Vorkommen von Nebenblättern teilt Zrganum mit 


1) Siehe G. Kayser in PRINGSH. Jahrb, XXV (1893) S. 126, 


Peganum. 


32 

Stackhousia, doch macht schon BAILLON in seiner Hist. pl. IV (1873) S 419 Anm. 3 
auf die Möglichkeit aufmerksam, dass es vielleicht keine echten Nebenblatter sind, sondern 
nur die verkümmerten untersten Fiedern der Blattspreite. Auch Stackhousta mag also 
vielleicht, trotz der Ähnlichkeit ihrer Krone mit derjenigen von ZAy/euma, mit der durch 
fiederteilige Blatter und oberstandigen Fruchiknoten ausgezeichneten Gattung Zeganum 
naher verwandt sein und gleich ihr zu den häufig mehr oder weniger hypogynen Wahl- 
bergiinen gehören. Nach SCHONLAND in ENGLER PRANTL IV 5, S. 41 sind übrigens 
auch bei je einer Campanula-, Phyteuma-, Cyphocarpus- und Cyanca-art die Blatter fiederteilig. 
Nach BAILLON a. a. O. Fig. 506 und 508 sind bei Zeganum Harmala auch die Kelch- 
blätter zuweilen laubartig und fiederspaltig, ähnlich denen von Cyphia corylifolia HARV. in 
ENGLER PRANTL IV 5, S. 62 Fig. 39. Vollständig frei, wie bei Peganum, sind die Blumen- 
b:átter auch bei PAytewma-arten und Dialypetalum. Im Gegensatz zu Specularia nähern sich 
bei Peganum die drei Nerven eines jeden Blumenbla:tes einander in dessen Spitze sehr 
stark, der erste Anfang zu den deutlich ausgeprägten Mittelstreifen der Kronlappen mancher 
Goodeniaceen. In ganz besonders augenfälliger Weise tritt aber die Zugehörigkeit von 
Peganum zu den Campanulaceen zu Tage in der Form der Staubblätter. Auch Peganum 
besitzt jene bandförmigen, nach dem Grunde zu stark verbreiterten Staubfäden und jene 
grossen, langen, linealischen, introrsen Antheren, wie sie für viele Campanulaceen im 
Gegensatz zu den echten Zygophyllaceen so überaus charakteristisch sind. 

Die Blütenstaubkörner von Zeganum Harmala weichen ziemlich stark von dem 
bei den Dikotylen am meisten verbreiteten Dosenpollen (vgl. RADLKOFER's und LINDAU'S 
Arbeiten über den Pollen der Acanthaceen) ab; sie sind grösser, länger ellipsoidisch, 
äusserst fein gekörnelt, ja fast glatt und mit drei fast bis zu den Polen reichenden schmal 
linealischen, erst nach Quellung sich verbreiternden Längsfalten versehen, in denen sich 
keine besonderen Keimporen befinden. Ähnlich, aber kugelig, einer Zuphorbia-frucht 
gleichend, grosswabig und in jeder der drei Falten mit einer kreisrunden Keimpore ver- 
sehen ist der Blütenstaub von Stackhousia viminea SM. (Südaustralien, Malleedistrikt: KING- 
INSLAND). Wie bei Peganum, so ist auch bei Specularia Speculum der Pollen kaum merk- 
lich gekörnelt, fast glatt, aber mehr kugelig und statt der Falten mit 4—5 äquatorialen, 
kreisrunden, auf der Flächenansicht breit ringförmig behóften Keimporen versehen. Auch 
der Blütenstaub von PAyewma nigrum ist ungefähr kugelig, aber durch sehr kurze, die 
Exine und Intine miteinander verbindende Stäbchen regelmässig zerstreut grob gekörnelt 
und mit drei stark halbkugelig vorgewölbten, den Augen von Taucherhelmen ähnlichen 
Exinestücken versehen, in denen sich entsprechende kleinere Vorwólbungen der Intine 
befinden, ebenfalls ohne Längsfalten. Der Pollen von Codonopsis ovata BENTH. (Hort. bot. 
Hamburg. 1902) endlich hat die Form einer flach gedrückten Kugel, ist fein kórnig, mit 
grósseren kugeligen Kórnchen lose und locker bestreut und mit 8 undeutlichen, beim 
Quellen leicht aufreissenden Meridianstreifen versehen. Demnach herrscht also in der 
Form und Skulptur der Pollenkórner bei den Campanulaceen eine grosse Mannig- 
faltigkeit, die von vorneherein wenig Aussicht auf eine unzweideutige Antwort eróffnet, 
wenn es sich darum handelt, durch genaue Vergleichung die Zugehörigkeit irgendwelcher 


33 


Pflanzengattung zu den Campanulaceen zu erweisen. Fiir die Gliederung der Familie 
und die Anordnung der Gattungen aber diirfte vielleicht bei den Campanulaceen eine 
methodische Untersuchung der vorkommenden Pollenformen gleich wertvolle Ergebnisse 
liefern, wie bei den Acanthaceen, Convolvulaceen und Gentianaceen. 

Wie bei Codonopsis ovata, Adenophora coronata (ENGL. PRANTL IV, 5, Fig. 23 E) 
und anderen Campanulaceen, so ist nach BAILLON auch bei Peganum ein deutlicher 
Diskus vorhanden. Der oberwärts allmählich verdickte und von drei Narbenlinien kantige 
Griffel von Peganum lässt sich von demjenigen der Campanulaceen-gattungen Codonopsis, 
Campanumoea u. S. w. leicht durch zentrale Verwachsung der drei Narbenlappen ableiten. 
Der Fruchtknoten von Zeganum Harmala enthält nach dem von BAILLON gegebenen 
Diagramm drei ebenso stark, wie bei vielen Campanulaceen, vorspringende vieleiige 
Zentralplazenten. Die Frucht von Peganum crithmifolium ist beerenartig, gleich derjenigen 
von Canarina, Campanumoea, Pentaphragma und mehreren Lobelieen-gattungen. Nach 
ihren schlaffen, anscheinend zum Klettern neigenden Zweigen, ihren gegenständigen, unter- 
seits blaugrauen Blättern, ihren endständigen Blüten, der Form von Kelch und Krone 
und der beerenartigen Frucht scheint mir übrigens Canarina besser zu den Wahlbergiinen 
Campanumoca und Codonopsis zu passen, als zu den Campanulinen. Abgesehen von 
ihrer ähnlich, wie bei den Balsamineen, dreikantig-keilförmigen Gestalt sind auch die 
Samen von Peganum Harmala denen mancher Campanulaceen sehr ähnlich. Sie haben 
nämlich eine wabige Skulptur gleich denen von Canarina, und eine als Flügelkante her- 
vortretende Rhaphe, wie das auch mehr oder weniger bei Platycodon, Codonopsis und 
Specularia Speculum, besonders deutlich aber bei Acharia (BAILLON, Hist. pl. VIII Fig. 334) 
der Fall ist, ein weiterer Beweis für die zwischen den Passifloraceen und Campa- 
nulaceen vermittelnde Stellung der Acharieen. Ausserdem enthalten sie reichliches 
Nährgewebe und auch der kleine, schwach gekrümmte Keimling hat uügctanr dieselbe 
Form, wie bei den Campanulaceen. 

Die für die Campanulaceen charakteristischen gegliederten Milchróhren, deren 
allgemeine Verbreitung in dieser Familie übrigens durchaus noch nicht erwiesen ist, sind 
bei Peganum noch nicht beobachtet worden. Dagegen ist bei Peganum Harmala nach 
HÓHNEL in den gewöhnlichen Interzellularen des Blattes reichliches Sekret vorhanden. 
Durch den Besitz zahlreicher Rhaphidenschlauche im Blattfleisch nähert sich Peganum crith- 
mifolium den Balsamineen, während die bei Peganum Harmala vorkommenden stäbchen- 
und nadelförmigen Krystallchen zwar auch bei den Zygophylleen 7Zribulus und Nitraria, 
aber noch bei keiner einzigen Campanulacee gefunden worden sind. Überhaupt ist 
oxalsaurer Kalk in letzterer Familie noch nicht beobachtet worden; wohl aber finden 
sich kleine Kryställchen bei manchen Compositen und Goodeniaceen, und auch bei 
anderen Campanulaceen mögen daher vielleicht diese oft winzigen und der Beobach- 
tung leicht entgehenden Gebilde noch gefunden werden. 

Demnach unterscheidet sich Zeganum von den übrigen Campanulaceen lediglich 
durch die grössere Zahl von Staubblättern, die Form von Griffel und Narben, das Fehlen 
der Milchröhren, das Vorkommen von Sekret in Interzellularen, von Rhaphidenschläuchen 


5 


Gentianaceen. 


34 


und von anderen Kryställchen. Durch seine vollkommen freien Blumenblatter, die grössere 
Zahl von Staubblättern, seinen vollkommen oberständigen Fruchtknoten, seine noch 
verhältnismässig grossen Samen, das Fehlen der Milchröhren und sein ausgedehntes, 
ziemlich stark zergliedertes Verbreitungsgebiet verrät sich Peganum als eine der ursprüng- 
lichsten Formen dieser Familie. i 

In der Tracht, dem Bliitenstande, der Blüte, ihren schmalen, linealischen Kelch- 
zipfeln und den spitzen Lappen ihrer radförmigen Blumenkrone zeigen manche Gen- 
tianaceen, wie z. B. Sabbatia- und Chironia-arten, eine überraschende Ähnlichkeit mit 
Specularia Speculum und Peganum (vgl. z. B. Sabbatia campestris in Bot. mag. Taf. 5015 
und Specularia Speculum in V. SCHLECHTENDAL-HALLIER, Fl. v. Deutschl. Taf. 2250). 
Hauptsächlich wohl wegen ihrer meist gegenständigen Blätter, ihres oberständigen Frucht- 
knotens und ihrer meist bikollateralen Gefässbündel hat man die Gentianaceen bisher 
allgemein zu den Contorten gerechnet, doch stehen sie zu keiner einzigen Familie dieser 
Ordnung in irgendwelcher näheren Beziehung. Unter anderem unterscheiden sie sich von 
sämtlichen Contorten durch das Fehlen von oxalsaurem Kalk und gerade auch hierdurch 
wieder stimmen sie überein mit den Campanulaceen, sowie mit Zimnanthes, den Can- 
dolleaceen und den meisten Compositen und Cucurbitaceen. Auch die Gentiana- 
ceen geben sich also durch diese und zahlreiche weitere Übereinstimmungen als nahe 
Verwandte der Campanulaceen zu erkennen. 

Gleich den übrigen Familien der Campanulaten fehlen auch den Gentianaceen 
die Nebenblätter. Viele Gentianaceen, so zumal Sabbatía campestris und S, arenicola. haben 
einen perigynen, stark gerippten Campanulaceen-kelch. Die meisten Campanulaceen 
und Gentianaceen fallen schon von weitem auf durch ihre ansehnlichen, lebhaft 
gefárbten, blauen, glockenfórmigen Blumenkronen, und auch die meisten Violaceen, viele 
Goodeniaceen, Compositen u. s. w. sind durch blaue Blütenfarben ausgezeichnet. Bei 
einigen Gentianaceen und Campunula-arten kommen aber auch gelbe Blüten vor, wie 
bei Viola-arten, vielen Compositen und Cucurbitaceen, während Rot bei Gentiana- 
ceen, Campanulaceen und Violaceen weit seltener ist. Zumal die schónen, glockigen 
Blumen von Gentiana pannonica und ihren Verwandten sind denen von Cumpanula-arten 
sehr ähnlich. Die konsistenteren medianen Streifen der Kronblatter von Craw/urdia und 
vielen Gentrana-arten erinnern an diejenigen der Goodeniaceen. Die fünf Sporne an 
der Krone von AHalenia-arten gleichen dem des vorderen Blumenblattes von Piola und 
Velleia. Bei vielen Gentianaceen, Campanulaceen und Cucurbitaceen bleibt die 
welke Blumenkrone auch an der jungen Frucht noch lange haften, während sie bei den 
Contorten wohl stets sogleich nach der Blüte abfällt. Nach GILG in ENGL. u. PRANTLS 
Natürl. Pflanzenf. IV, 2, S. 51 sind die Staubfaden bei den Gentianaceen zuweilen am 
Grunde verbreitert, also denen von Peganum und anderen Campanulaceen ähnlich. Bei 
Sabbatia campestris sind sie ziemlich lang und dünn und fallen nach dem Abblühen in der 
für de Campanulaceen charakteristischen Weise haltlos und unregelmässig hierhin und 
dorthin. Die Antheren sind bei den Gentianaceen meist gross und lang und häufig 
drehen sie sich beim Welken auch in ganz derselben Weise spiralig zusammen, wie bel 


35 


vielen Campanulaceen. Nach GILG sind sie zuweilen seitlich miteinander verwachsen 
und gleichen daher auch hierdurch wieder den verwachsenen oder verklebten Antheren 
der Campanulaceen, Compositen, Violaceen und Balsamineen. Die Blütenstaub- 
körner sind nach GILG a. a. O. S. 56 und 62 bei den Gentianeen kugelig oder länglich, 
mit 3 Längsfalten und in deren Mitte mit je einer Keimpore versehen, vom gleichen Bau 
also, wie die oben beschriebenen der Campanulacee Stackhousia viminea und diejenigen 
mancher Passifloraceen und Acharieen!) Bei den Rusbyantheen und Menyan- 
theen hingegen sind keine Längsfalten vorhanden, sodass ihr Pollen dem von Phyteuma 
nigrum und Specularia Speculum gleicht. Die Helieen endlich sind ausgezeichnet durch 
Pollentetraden, wie sie auch bei den Onagrarieen sehr verbreitet sind, die, wie wir 
gleich sehen werden, den Campanulaceen ebenfalls sehr nahe stehen. Wie bei manchen 
Arten der letzteren Familie, so kommt auch bei vielen Gentianaceen ein sehr ver- 
schieden ausgebildeter Diskus vor. Die langen, linealischen Narbenlappen von Sabbatia 
campestris (im Hamburg. bot. Garten) und anderen Gentianaceen gleichen denen vieler 
Campanulaceen und Onagrarieen. Bei Zeiphaimos azurea GILG hingegen sind sie 
äusserst kurz und von einem eigenartigen, radförmigen Kragen umgeben, ganz ähnlich, 
wie bei Siphocampylus lantanifolius A. DC. (ENGL. PRANTL IV, 2, Fig. 46 M u. IV, 5, 
Fig. 40D) und den Goodeniaceen, bei denen aber dieser Kragen zu einem becher- 
förmigen, die Narbenlappen umschliessenden Pollenfang aufgekrempt ist. Ein ähnliches, 
doch viel schwächer ausgebildetes Indusium findet sich auch am Griffel der Onagrarieen 
Gaura und Stenosiphon. Durch ihre fast durchweg parietalen Plazenten entfernen sich die 
Gentianaceen ebenso sehr von fast allen Contorten, als sie sich dadurch den Passi- 
floralen und manchen Campanulaceen nähern. Neben trockenen, verschiedenartig 
aufspringenden Kapseln kommen bei den Gentianaceen und Campanulaceen, wenn- 
gleich selten, auch Beerenfrüchte vor, und zwar zuweilen in Gattungen, die sich von 
anderen nur eben durch ihre fleischige Fruchtwand unterscheiden, im übrigen aber deren 
genaues Ebenbild sind. So entsprechen einander z. B. Gentiana und Crawfurdia, Lobelia 
und Piddingtonia. Auch die Beere von Fuchsia ist derjenigen von Piddingtonta ähnlich. 
Nach v. SCHLECIITENDAL- HALLIER's Flora von Deutschland Taf. 1572 und Taf. 2253 
springt die Kapsel von Ærythraea pulchella von der Spitze her unter dem unversehrt 
bleibenden Griffel in ganz derselben Weise klaffend auf, wie diejenige von Wahlenbergia 
hederacea. Gleich den Campanulaceen zeichnen sich auch die Gentianaceen gegen- 
über den meisten Contorten aus durch äusserst zahlreiche und winzige Samen. Diejenigen 
von Crawfurdia speciosa, Macrocarpaea glabra GILG und Voyria rosea (ENGL. PRANTL IV, 2 
Fig. 37 F, 45G u. 46R) haben einen kragenförmigen Flügelrand, gleich denen der 
Goodeniacee Velleia paradoxa (ENGL. PR. IV, 5 Fig. 45). Bei Orp/ium sind sie höckerig 
rauh, wie bei Zoasa urens (ENGL. PR. IV, 2 Fig. 36L u. III, 6a Fig. 42G), bei Zvanthus 
viscosus (IV, 2 Fig. 34 N—O) hingegen regelmässig längs und quer gerippt und gefeldert, 
wie bei Turneraceen, Malesherbia und Begonia lobata SCHUOTT (III, 6a Fig. 22—24 u. 48 L). 


1) Vgl. Harms in ENcr, PRANTL IIT, 6a, S. 74, 93 u. 94. 
5* 


Tovaria. 


240. 


Wie bei den Campanulaceen, den meisten Goodeniaceen und Calyceraceen und 
vielen Passifloralen im bisherigen Sinne, so ist auch bei den Gentianaceen der 
Keimling in reichliches Nahrgewebe eingebettet, klein und mit verhältnismässig langem 
Würzelchen versehen. Den bikollateralen Bau der Gefässbündel teilen die Gentianaceen 
nicht nur mit den meisten Contorten, sondern auch mit vielen Cucurbitaceen und 
den Onagrarieen. In denselben Familien, sowie bei Candolleaceen kommt hie und 
da auch interxyläres Phloém vor. 

Nach alledem kann man die Gentianaceen als hunoavnd digyne Campa- 
nulaceen betrachten. Wie bei den mit der eigentlichen Nelke verwandten Gras- und 
Strandnelken (Armeria und Statice)'), so hat also auch hier der einfache, gesunde, nicht 
durch Fachkenntnis getriibte Sinn des Volkes im Gegensatz zur gelehrten Wissenschaft 
das Richtige getroffen, wenn er die Enziane wegen ihrer ansehnlichen, blauen, glocken- 
förmigen Blumen für Verwandte der Glockenblumen ansieht; in manchen Gegenden des 
bayerischen Hochlandes führt Gentiana acaulis den Namen Wetterglocke. 

Die Tovariaceen werden von ENGLER und PAX zu den Rhoeadinen gerechnet, 
unterscheiden sich aber von diesen ganz erheblich durch ihren spät abfallenden Kelch und 
ihre dicken, in der Frucht ein fleischiges, die Samen einbettendes Gewebe bildenden 
Plazenten. Auch bei den Resedaceen bleiben zwar die Kelchblätter nach der Blüte noch 
erhalten, doch steht ja diese in der Nähe von Actaca und Cimicifuga aus den Helleboreen 
entstandene Familie etwas abseits von den drei übrigen Familien der Rhoeadinen, 
nämlich den Papaveraceen (incl. Fumarieen), Cruciferen und Capparidaceen. 
Durch ihre schmalen, linealischen Kelchblätter und ihre lanzettlichen, spitzen Kronblätter 
erinnert auch 7Zoraria sehr stark an Specularia Speculum, Peganum, Sabbatia und Chrronia. 
Die Blätter sind dreispaltig, gleich denen von /eganum und manchen Cucurbitaceen. 
Die wenigen Arten der Gattung sind kahle, aufrechte Kräuter ohne Vorblätter, gleich den 
meisten Balsamineen. Die Blüten stehen in endständigen Trauben, wie bei vielen 
Onagrarieen und Campanulaceen. Die nahezu sitzenden Narbenlappen gleichen 
einigermassen denen von Balsamineen und Macgregoria, die dicken, fleischigen 
Plazenten denen von Cucurbitaceen und Campanulaceen. Die mit ringförmiger 
Perianthnarbe versehene, kurze, zugespitzte, grüne Frucht scheint äusserlich denen mancher 
Balsamineen zu gleichen, während die Samen anscheinend in derselben Weise zwischen 
den fleischigen Scheidewänden und zurückgerollten Plazenten eingebettet sind, wie bei den 
Cucurbitaceen. An feganum aber schliesst sich Zovaréa auch noch durch das Vorkommen 
kleiner Nebenblätter, durch ihre weisslichen Blüten, ihre gekrümmten, mit reichlichem 
Nährgewebe versehenen Samen und die Form des gekrümmten, mit langem Stämmchen 
und ebenso langen, flachen Keimblättern versehenen Embryo's.? Nach LAGERHEIM!) 
sind die Samen ölhaltig, gleich denen von Cucurbitaceen, die Nebenblatter drüsig, 


1) Siehe H. HaLLIER, Tubifloren und Ebenalen (1901) S. 81. 
*) Vgl. Exc. PrantL III, 2, Fig. 129 F und Barton, IIist, pl. IV, Fig. 510. 
3) G. DE LAGERHEIM in Ber. deutsch. bot. Ges, X (1892) S. 167. 


37 


also vielleicht den Stieldrüsen von Fuchsia, Impatiens und Lobelieen vergleichbar. 
Krystalle von oxalsaurem Kalk fehlen bei Zozaria ebenso, wie bei Limnanthes, den meisten 
Cucurbitaceen, den Campanulaceen, Gentianaceen und Candolleaceen. Schleim- 
zellen, wie sie nach LAGERHEIM in der primären Rinde vorkommen sollen, sind hier 
nach SOLEREDER, Syst. Anat. (1899) S. 925 noch in keiner der von mir zu den Passi- 
floralen und Campanulaten gerechneten Familien beobachtet worden. Dagegen 
erinnert das reichliche Vorkommen solcher Schleimzellen in der Fruchtwand lebhaft an 
die Früchte vieler Cucurbitaceen. Wer dazu in der Lage ist, dem sei Zouvaria zur 
genaueren Untersuchung in bezug auf etwa vorhandene Verwandtschaftsbeziehungen zu 
den Passifloralen und Campanulaten anempfonlen. 


Hauptsächlich wohl wegen der gleichen Standortsverhältnisse und Blütenfarbe, 
sowie einer gewissen habituellen Ähnlichkeit unserer heimischen L£p¿obíum- und Lythrum- 
arten betrachtet man die Onagrarieen ganz allgemein als nächste Verwandte der 
Lythraceen und stellt sie als solche in die Ordnung der Myrtifloren. Trotz ihrer 
bikollateral gebauten Gefässbündel haben aber die Onagrarieen mit den eigentlichen 
Myrtifloren nicht das geringste zu tun, vielmehr unterscheiden sie sich von den 
Lythraceen und überhaupt von allen oder den meisten Myrtifloren ganz erheblich 
durch ihren krautigen Wuchs und häufig beträchtlichen, an die Cucurbitaceen, 
Begoniaceen, Loasaceen, Tropaeolum, Limnanthes und Impatiens erinnernden Saftreich- 
tum ( /usszeua, Isnardia, Circaea, Lopezia), das Vorkommen drüsiger Blattzähne, das Fehlen 
von Vorblattern, meist ahrenformige Blütenstände, meist sehr spitze, lineallanzettliche 
Kelchblatter, in der Knospe keine Kugel, sondern einen oft sehr langen Kegel bildende, 
nicht zusammengeknitterte, sondern gedrehte Blumenblatter, in der Knospe nicht gegen 
die Griffelbasis einwärts gebogene, sondern aufrechte Staubblatter mit zuweilen sehr 
grossen und langen Antheren, das Vorkommen von Pollentetraden, von lang prismatischen 
Fruchtknoten und von mit langen, linealischen, anfänglich zusammengelegten, erst später 
sich ausbreitenden Narbenlappen versehenen Campanulaceen-griffeln (Oenothera), zuweilen 
lang gestielte Samenknospen (diese freilich auch bei Combretaceen), häufig mit gekielter 
Rhaphe versehene Samen und den Besitz von Rhaphiden. Gleich. den Gentianaceen 
hatten sich auch die Onagrarieen bisher weit ab von ihren natürlichen Verwandten 
in eine Pflanzengruppe verirrt, in der sie völlig vereinsamt standen. Auch sie gehören 
zu den náchsten Verwandten der Campanulaceen, in deren unmittelbare Nachbarschaft 
sie, allerdings falschlich noch mit den Lythraceen verschwistert, schon in meines Vaters 
Schule der systematischen Botanik (Breslau 1878) S. 241 und in v. SCHLECHTENDAL- 
HALLIER's Flora von Deutschland XXII (1885) gestellt worden sind. 


Ausser den bereits erwahnten Merkmalen zeigen die Onagrarieen noch folgende 
Anklange an die Passifloralen und zumal die Campanulaceen. Schon in der Tracht, 
und zwar im besonderen durch ihre kraftige Pfahlwurzel und ihre grundstandige, erst im 
zweiten Jahre einen mächtigen, ährenförmigen Blütenstengel entwickelnde Blattrosette 
gleichen die grossen Oenothera-arten manchen Campanulaceen (Campanula, Lobelia, Sipho- 


Onagrarieen. 


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campylus, Tupa). Auch durch ihre häufig ausgeschweiften Blattzähne nähern sich die 
Onagrarieen sehr stark den Campanulaceen, zumal vielen Lobelieen. Bei Fuchsia 
sind die Blätter jedes Paares in ganz derselben Weise schwach scheidig verbunden, wie 
die unteren, gegenständigen Blätter von /mpatiens parviffera; auch finden sich längs der 
Scheidenlinie ganz ähnliche Fingerdrüsen, wie sie uns schon bei Lobelieen, Balsamineen 
und Violaceen begegnet sind. Nach SOLEREDER enden die Drüsen der Blattzähne von 
Epilobium- und Fuchsia-arten und von Campanulaceen mit je einer grossen Wasserspalte. 
Auch bei Turnera, Malesherbia, Stackhousia, Isotoma u. s. w. kehren die ährenförmigen 
Blütenstánde von £Zpilobium und Oenothera wieder. Das Vorherrschen gelber Blütenfarben 
teilen die Onagrarieen mit den Turneraceen, Cucurbitaceen, TZropacolum und 
Impatiens. Das kräftig längs gerippte Rezeptakel der Blüte von Oenothera und Zpxlobium 
gleicht demjenigen von Zurnera, Malesherbia, vielen Campanulaceen und Gentianaceen. 
Zumal dem dünnen und langen, stielrunden, unterständigen Fruchtknoten von Zrismatv- 
carpus und Specularia gleicht derjenige von Æpilobium in hohem Grade. Bei vielen 
Onagrarieen und anderen epigynen Campanulaten verlängert sich dieses Rezeptakel 
auch über den Fruchtknoten hinaus noch röhrenförmig, ja bei Oenothera, Eucharidium, 
Circaea lutetiana, an den weiblichen Blüten von Bryonia alba und bei vielen Compositen 
verengt es sich zwischen Fruchtknoten und Kelch mehr oder weniger zu einem langen, 
dünnen Stiel. Auch das Achaenium vieler Compositen hat die für Campanulaceen, 
Onagrarieen u. s. w. charakteristischen Längsrippen; man kann es daher geradezu als 
eine stark reduzierte Onagrarieen-, Cucurbitaceen- oder Campanulaceen-frucht 
betrachten (vgl. HARZ, Landwirtsch. Samenkunde II, 1885, Fig. 51 u. 56). Bei vielen 
Onagrarieen, wie z. B. Zauschneria, Epilobium-arten, Boisduvalia, Oenothera, sind die 
Kronblätter ausgerandet oder zweilappig, wie bei Tropaeolum, Impatiens und Limnanthes. 
Bei Zopezia und Semeiandra sind nur noch zwei Staubblatter vorhanden und dem Griffel 
mehr oder weniger hoch angewachsen, wie bei den Candolleaceen. Bei Oenothera 
finden wir dieselben ungewöhnlich grossen und langen Antheren, wie sie auch für viele 
Campanulaceen charakteristisch sind. Die Blütenstaubkörner der Onagrarieen scheinen, 
gleich denen von Cucurbita, durch ungewöhnlich stark vorgewölbte Keimporen ausgezeichnet 
zu sein (vgl. ENGL. PR. Il, 1, Fig. 107 E u. 133; II, 7, Fig. 88—91 u. 94) Die 
Narbenlappen neigen bei Fuchsia keulenfórmig zusammen, wie bei Codonopsis und Peganum. 
Die Kapsel von Oenothera und Epilobium springt fachspaltig auf, wie bei den Wahlber 
giinen. Auch bei den Onagrarieen sind die Samen sehr klein und zahlreich, wie be! 
den Campanulaceen und Gentianaceen. Nach RAIMANN in ENGL. PR. III, 7, S. 204 
sind sie meist tetraedrisch, also denen von Peganum ähnlich. Diejenigen von Oenothera 
longifiora (ENGL. PR. III, 7, Fig. 90 G) haben eine deutlich gekielte Rhaphe, gleich denen 
von Platycodon, die von Lopesia (Fig. 95 D) hingegen eine höckerige Oberfläche, gleich 
denen von Orphium und Loasa urens. Auch der kleine Keimling hat bei vielen Onagra 
rieen die bei den Campanulaten am meisten verbreitete Form. Durch den Besitz von 


Rhaphiden sind in dieser Ordnung ausser den Onagrarieen ausgezeichnet /mpatiens 
und Zeganum crithmifolium, 


39. 


Auch im Bau der Samenschale stimmen die Onagrarieen, wie aus den Unter- 
suchungen von HARZ und KAYSER !) hervorgeht, ziemlich gut mit anderen Familien der 
Campanulaten überein. Über die keine landwirtschaftlich wichtigen Arten enthaltenden 
Campanulaceen und Gentianaceen, bei deren winzigen Samen noch am ersten 
eine Übereinstimmung des anatomischen Baues mit demjenigen der Onagrarieen zu 
erwarten steht, ist zwar bei HARZ nichts zu finden, und ein sehr empfindlicher, in dem 
jetzt erscheinenden »Pflanzenreich« Abhilfe erheischender Mangel ist es, dass in den 
Natürl. Pflanzenfamilien der für die Systematik so überaus wichtige Bau der Samen- 
schale im Allgemeinen auch da, wo bereits hinreichende Untersuchungen vorliegen, selbst 
in den Literaturangaben überhaupt nicht berücksichtigt worden ist. Dagegen ist die 
Samenschale der Cucurbitaceen und Compositen von HARZ sehr ausführlich behandelt 
worden und es zeigt sich da besonders bei Cucumis Melo (S. 777) und bei Carthamus 
(S. 863) eine weitgehende Übereinstimmung, von der sich zumal diejenigen überzeugen 
mögen, die noch immer an der Zugehörigkeit der Cucurbitaceen zu den Campanu- 
laten zweifeln. Bei beiden Pflanzen setzt sich die Samenschale im wesentlichen aus drei 
verschiedenen Schichten zusammen, nàmlich einer einfachen Schicht sehr langer und hoher, 
palissadenartiger, dickwandiger, englumiger, durch feine Querkanále verbundener Ober- 
hautzellen, einer aus mehreren Lagen mehr oder weniger dickwandiger, poróser Paren- 
chymzellen gebildeten Mittelschicht und einer ebenfalls mehrfachen, aber dünnwandigen 
und mehr oder weniger zusammengedrückten parenchymatischen Innenschicht. Bei Cucumis 
folgt sodann der Rest des Knospenkernes, bei Carthamus hingegen sogleich die äusserste, 
wie bei Cucumis aus tafelförmigen Zellen gebildete Schicht des Endospermrestes. - Nur 
beiläufig sei hier noch als weiterer Beweis für die Zugehörigkeit der Cucurbitaceen zu 
den Campanulaten erwähnt, dass sie auch durch das Vorkommen von Milchsaft mit 
den Campanulaceen und Cichoriaceen übereinstimmen. In Buitenzorg sah ich 
nämlich aus der Schnittflache einer in der Tjapus-schlucht am Vulkan Salak gesammelten 
und quer geteilten Frucht von Zrichosanthes villosa BL. zahlreiche weissliche Milchsafttropfen 
austreten. Wer dazu in der Lage ist, dem sei hiermit diese Tatsache zur mikroskopischen 
Untersuchung empfohlen. Dafür, dass die Cucurbitaceen andererseits auch. mit den 
Passifloralen auf's engste verwandt sind und dieselben mit den Campanulaten ver- 
binden, legt unter anderem der Bau der Blütenstaubkórner ein beredtes Zeugnis ab. 
Nach ENGLER PRANTL II, 1 S. 152 stimmen diejenigen von Zassiflora und Cucurbita 
darin überein, dass sich an den Keimporen rundliche Stücke der Exine loslösen. 

Bis zu einem gewissen Grade stimmt nun im Bau der Samenschale mit Cucumis 
und Carthamus auch Oenothera biennis überein. Zwar sind die Oberhautzellen hier ungefähr 
würfelförmig und ihre Wandungen nur schwach verdickt, doch folgen auch hier nach 
innen mehrere Lagen grosser Parenchymzellen mit stark verdickten, getüpfelten Wandungen. 
Im Gegensatz zu Cucumis und Carthamus ist jedoch die innerste dieser Zelllagen dicht 
mit Krystallen erfüllt und die Wände sind derartig verdickt, dass diese Krystalle voll. 


— 


1) C. O. Harz, Landwirtsch. Samenkunde I (1885) S. 876 Fig. 62. — G. KAYSER in PRINGSH,, 
Jahrb. XXV (1893) S. 111—117 Taf. V Fig. 6—8. 


Halo- 
rrhagidaceen. 


Gunnera. 


49 


ständig in ihnen eingebettet sind. Durch beträchtliche Wandverdickung und ihre längs 
des Samens gestreckte, lang prismatische Form unterscheiden sich auch die kleinen 
Zellen der nun folgenden beiden innersten Lagen von der dünnwandigen Innenschicht 
von Cucumis und Carthamus. 

Durch ihre getrennten Griffel unterscheiden sich auch die Halorrhagidaceen 
von sämtlichen Myrtifloren mit Ausnahme der Anisophylleen, deren Zugehörigkeit 
zu den Rhizophoraceen mir aber noch im höchsten Grade fraglich erscheint. Durch 
ihre schiefen, dreinervigen Blätter erinnern die Anisophylleen an gewisse Rhamneen 
und Tiliaceen. Auch endospermreiche Samen, wie sie für die Halorrhageen charak- 
teristisch sind, finden sich unter den Myrtifloren nur bei den Rhizophoraceen. 
Übrigens beruht ihre Einreihung bei den Myrtifloren wohl nur auf ihrer Verwandtschaft 
zu den Onagrarieen, mit denen sie zumal durch 7rapa eng verbunden sind. Unter- 
scheiden sich die Halorrhageen von den Onagrarieen durch den Mangel des intraxy- 
laren Phloéms und ihren nicht in Form von Rhaphiden, sondern nur in Drusenform aus 
geschiedenen oxalsauren Kalk, so teilt Zrafa mit den übrigen Onagrarieen zwar den 
bikollateralen Bau der Gefässbündel, aber nicht den Besitz von Rhaphiden. Neben den 
letzteren kommen übrigens bei /uwsszeva und Ludwigia doch auch Drusen und bei Hausa 
elegans Styloiden vor. Weiterhin weichen die Halorrhageen von den Onagrarieen 
auch noch ab durch ihre sitzenden Narbenlappen und durch das Vorkommen von Aussen- 
driisen. Trotzdem wird man auch sie, wenigstens vorlaufig, im Anschluss an die 
Onagrarieen zu den Passifloralen und Campanulaten überführen müssen. An 
Trapa schliessen sie sich hier besonders auch durch das Vorkommen kleiner, in die 
Interzellularráume hineinragender Drusenzellen (vgl. SOLEREDER, System. Anat. S. 379, 
421—2, 932). : 

Durch ihre zuweilen eingeschlechtigen Blüten, ihren unterstandigen, von kleinen 
Kelchzähnen gekrónten Fruchtknoten, das häufige Fehlen von Kronblattern, ihre meist 
langen, kurz gestielten Antheren und die Form ihrer getrennten Griffel nähern sich die 
Halorrhageen unter den Passifloralen einigermassen den Datiscaceen. Auch schon 
in der Tracht und im Blütenstande erinnern manche Halorrhagis-arten entfernt an Datisca. 
Plazentation, Zahl der Samenknospen und Endospermgehalt der Samen sind jedoch in 
beiden Familien sehr verschieden. 

Die Flügelkanten des Fruchtknotens von Zowdenia lassen sich vergleichen mit 
denen der Loasacee Gronoria scandens und vieler Begoniaceen. Im Habitus und im 
Fruchtknoten nähert sich jedoch Serpicula (Fl. bras. XIII, 2, Taf. 68—69) mehr manchen 
Campanulaceen, zumal Lobelieen, gewissen Goodeniaceen und Candolleaceen, 
im Fruchtknoten auch Circaea. 

In der Tracht, der Form und Aderung des Blattes, ihrem winzigen Embryo und 
einer Reihe anatomischer Eigentümlichheiten weicht Gunnera sehr stark ab von sämtlichen 
übrigen Halorrhagidaceen. Im Blatte erinnern die kleineren Arten einigermassen an 
Hydrocotyle, die grösseren hingegen ganz entfernt an Heracleum. Auch wegen ihres 
winzigen Embryos und ihrer an die Cornacee Garrya erinnernden Griffel könnte man 


41 
diese Gattung fast für eine in Blüte und Frucht stark reduzierte Umbelliflore halten. 
Denen von Gunnera vergleichbare Periblemstacheln finden sich bei manchen Araliaceen. 

Man hat zuweilen die Balanophoraceen für parasitische Verwandte der Halo- Balanophora- 
rrhageen gehalten. In der Tat zeigt ein im Hamburgischen botanischen Museum befind. i 
liches Exemplar von Zophophytum im Blütenstande eine hochgradige Übereinstimmung mit 
den grösseren Gunnera-arten und auch ihre Verbreitungsgebiete sind nicht allzuweit von- 
einander entfernt. 

Auf S. rr.—12 meiner Abhandlung über die Kormophyten (1903) glaubte ich Proteaceen. 
auch bei den Proteaceen, Santalalen, Euphorbiaceen, Urticalen, Caprifoliaceen, 
Dipsaceen und Valerianaceen Beziehungen zu den Passifloralen und Campanu: 
laten feststellen zu kónnen, doch habe ich inzwischen eine bessere Einsicht in die Ver- 
wandtschaft der meisten dieser Pflanzenfamilien bekommen. 

Was zunächst die Proteaceen anlangt, so gehören sie ganz zweifellos zu den 
Amentifloren in die Nachbarschaft der Hamamelidaceen, zu denen ich ausser 
Cercidiphyllum und Eucommia auch Zuptelea, Platanus, Casuarina, die zwischen letzterer und 
den Hamamelidcen stehende Gattung Myrothamnus, deren zusammengefaltete Blätter 
jungen Hamamelideen- und Betulaceen-blättern gleichen, und viclleicht auch noch 
Leitneria rechne. Auch die Buxeen und Stylocereen gehören, wie hauptsächlich aus 
dem Bau der Frucht ersichtlich ist, zu den Hamamelidaceen, und zwar als besondere 
Tribus in die Nähe von Distylium und Sycopsis. 

Auch bei den Proteaceen geben sich unzweifelhafte Beziehungen zu den 
Hamamelidaceen und anderen Amentaceen, ja sogar noch zu Magnoliaceen und 
Anonaceen durch eine ganze Reihe von Eigentümlichkeiten zu erkennen. Zunächst 
gleichen die mehr oder weniger deutlich alternierend gezackten Blätter vieler Banksia-arten 
auffallend denen von A/yrica asplenifolia, ja fast könnte man glauben, dass sich hier die eigen- 
tümliche farnartige Blattform der Bennettitaceen durch ausgestorbene Magnoliaceen 
direkt bis hinauf zu den Amentifloren vererbt hätte, wäre nicht die Nervatur bei Myrica und 
Banksia eine viel kompliziertere, als bei jener ausgestorbenen Gruppe von Gymnospermen. 
Sind zwar auch bei Myrica und Banksia in jedem Fiederlappen mehrere Fiedernerven vor- 
handen, wie bei den Bennettitaceen, so sind sie doch bei ersteren weit weniger dicht 
und zahlreich; statt dessen findet sich zwischen ihnen jenes auch für die Cupuliferen, 
Laurineen und Anacardiaceen charakteristische äusserst dichte und feine Adernetz. 
Man wird daher das Blatt von Ayrica und Banksia höchstens vielleicht als einen durch 
erneute Spaltung entstandenen Rückschlag des Magnoliaceen-blattes zu dem Ben- 
nettitaceen-blatte auffassen können und auch bei Ziriodendron und unseren heimischen 
Eichen-arten mag vielleicht das von den Bennettitaceen überkommene, abgesehen von 
einer starken Reduktion der Rippenzahl und einer reicheren Verzweigung der Rippen nur 
erst wenig veränderte Blattgerüst einer ähnlichen Spaltung der Spreite günstig gewesen 
sein. Im Gegensatz zu Myrica und Banksia ist bei unseren Eichen-arten und bei Castanea 
die Zahl der Rippen in jedem Blattlappen schon auf eine reduziert und dadurch, dass 
sich nunmehr auch die sekundären Seitennerven an der Spaltung des Blattes beteiligen, 


6 


entsteht die reiche, oft doppelte Bezahnung des Blattes vieler Urticalen und anderer 
Dikotylen, bei denen die Zahl der Blattabschnitte diejenige der primaren Fiedernerven 
bei weitem überwiegt, während bei den Bennettitaceen, Myrica asplenifolia und Banksia 
das Verhältnis noch umgekehrt ist. Durch eine ähnliche farnartige Blattform, wie die 
letzteren, sind übrigens auch die Dilleniacee Acrotrema Thwaitesii (ENGL. PRANTL. III, 6 
Fig. 63) und die Papaveracee Pteridophyllum au-gezeichnet. Auch die lyrafórmig ge- 
fiederten Blätter von Papaver, Cruciferen, Francoa, Ti araxacum, Aposeris, Cirsium, Acanthus 
u. S. w., sowie die Fiederblatter von Rosaceen, Connaraceen, Leguminosen, 
Sapindaceen, Meliaceen, Oxalideen u. a. sind offenbar nichts anderes, als durch 
den Bau des Nervengerüstes möglich gewordene Rückschlagserscheinungen zum gefiederten 
Farn- und Cycadaceen-blatt, man vergleiche z. B. Encephalartos und Cirsium. Auch 
sonst zeigt ja das Blatt bei den Dikotylen noch recht häufig deutliche Erinnerungszeichen 
an das Farnblatt. So findet sich z. B. bei den Nymphaeaceen, bei Hepatica und 
anderen Ranunculaceen, besonders deutlich aber bei den Droseraceen noch die für 
das Farn- und Cycadaceen-blatt charakteristische spiralig eingerollte Knospenlage und 
auch an den kurzen Kelch- und Kronblättern vieler Dikotylen, z. B. T7rollius, Pomeen, 
Amygdaleen, Myrtifloren, sowie an den Staubblättern der Rosaceen und Myrti- 
floren ist wenigstens ein Überrest dieser spiraligen Knospenlage noch wahrnehmbar. 
Überhaupt gibt die in den systematischen Lehr- und Handbüchern leider meist gänzlich 
vernachlässigte Knospenlage auch des Laubblattes oft recht wertvolle Winke in Bezug 
auf Verwandtschaftsbeziehungen. 

Durch seine derbe Beschaffenheit gleicht das Proteaceen-blatt demjcnigen 
tropischer Eichenarten. Die starke Neigung 2ur Verholzung des Fruchtstandes und der 
Fruchtschale teilen die Proteaceen mit vielen Amentifloren, so zumal mit den 
Altingieen und Casuarina, sowie mit Alnus. Die Balgfrucht und die geflügelten 
Samen von Embothrium grandifiorum (ENGL. PR. III, ta S. 149 Fig. 101) sind denen von 
Cercidiphyllum vergleichbar, während die holzige, zweiklappige, einsamige Hülse von 
Hakea mehr derjenigen der Magnoliaceen Manglietia und Michelia, der Anonacee 
Anaxagorea, vieler Leguminosen und einer Fruchthälfte der Parrotieen und Buxeen 
gleicht. Auch durch ihre oft stark behaarte Blütenhülle, das Fehlen von Sameneiweiss 
und ihren grossen Keimling mit grossen, fleischigen Keimblättern und kurzem Stämmchen 
schliessen sich die Proteaceen an die Amentifloren, besonders an die Fagaceen. 
Der compositenartige Hüllkelch von Protea und Dryandra gleicht demjenigen von Khodoleia 
und kann vielleicht als der Anfang einer dem Eichelbecher ähnlichen Cupularbildung 
angesehen werden. Auch die Vierzähligkeit in der Blütenhülle, im Androeceum und im 
Kelch, wenn man die der Blütenhülle voraufgehenden Gebilde als solchen ansehen kann, 
teilen die Proteaceen mit vielen Hamamelidaceen, die des Androeceums auch mit 
manchen Fagaceen, Betulaceen, Myricaceen und Juglandaceen. 

Von anatomischen Eigenschaften haben die Proteaceen mit den Hamamelida- 
ceen (in der in SOLEREDER's System. Anatomie angenommenen bisherigen Umgrenzung) 
gemein enge Gefässe, behöft getüpfeltes Holzprosenchym, oberflächliche Korkentwickelung, 


.43 


zum Spalte parallele Spaltöffnungsnebenzellen, Drusen und Einzelkrystalle, das Vorkommen 
von einfachen, einzelligen Haaren, das Fehlen von Drüsenhaaren (? das Vorkommen von 
Spikularzellen im Blattfleisch und von Hypoderm. Andererseits unterscheiden sie sich 
aber von den Hamamelidaceen durch einfache Gefassdurchbrechungen, in Berührung 
mit Markstrahlparenchym behöft getüpfelte Gefässe, meist breite Markstrahlen, reichliches 
Holzparenchym, zuweilen in die Oberhaut oder in Grübchen eingesenkte Spaltöffnungen 
und einige sporadische Vorkommnisse von geringerer Bedeutung. Neben einfacher kommt 
jedoch auch bei den Hamamelidaceen behöfte Tüpfelung der an Markstrahlparenchym 
grenzenden Gefässwände vor. Einfache Gefässdurchbrechungen, breite Markstrahlen, 
tangentiale Binden von Holzparenchym, mit kurzzelligem Stiel versehene Haare kommen, 
wie bei den Proteaceen, so auch bei Casuarina vor. Das Vorkommen durchgehender 
Blattnerven teilen die Proteaceen mit Myrica und Cupuliferen, sklerotischen Parenchyms 
im Weichbast mit //afanus, geschichteten Bastes mit zahlreichen Amentifloren, Poly- 
carpicae, Rosalen, allen Malvalen und vielen den Polycarpicae sonst noch nahe 
stehenden Familien, so z. B. (nach SOLEREDER, Syst. Anat. S. 967) mit Magnoliaceen, 
Anonaceen, Myristiceen, Ranunculaceen, Rosaceen, Leguminosen, Rutaceen, 
Simarubaceen, Meliaceen, Anacardiaceen, Juglandeen, Cupuliferen, Platanus, 
Leitueria, Salicineen und Urticalen. Man sieht, dass sich die Tendenz zur Ausbildung 
geschichteten Bastes von den Magnoliaceen aus auf zahlreiche jüngere Polycarpicae 
und verschiedene sich gleichfalls von ersteren ableitende Ordnungen vererbt hat. Dagegen 
sind die bei einigen Proteaceen beobachteten Sekretlücken (nach SOLEREDER a. a. O. 
S. 926) ein bei den Amentifloren ganz vereinzelt dastehendes, auch den Polycarpicae 
noch völlig fehlendes Vorkommnis. 

Wenn ich oben auch die Juglandaceen, trotz ihrer abweichenden Fiederblätter, 
und auch die Salicineen wieder zu den Amentifloren gezählt habe, so steht das mit 
den in meiner Abhandlung über den Stammbaum (1901) geäusserten Ansichten im Wider- 
spruch. Durch die hochgradige Übereinstimmung der Samen von Salicineen und 
Tamaricineen liess ich mich dort verleiten, beide Familien mit einander zu vereinigen; 
indessen gehören die Tamaricineen gleich den Frankeniaceen, Plumbaginaceen und 
Cacteen ganz zweifellos, vielleicht aber auch die Fouquieriaceen, zu den Centro- 
spermen, während die Salicineen mit diesen nicht das geringste zu schaffen haben, 
sondern durch Zeitneria aufs engste mit den Hamamelidaceen verknüpft sind. Auch 
die grosse habituelle Ähnlichkeit der Juglandaceen mit gewissen Anacardiaceen 
beruht wohl mehr auf konvergenter Anpassung, als auf Verwandtschaft. Die ersteren 
sind verwandt mit den Coryleen, die letzteren hingegen sind wahrscheinlich neben 
Corynocarpus, den Burseraceen, Simarubaceen, Meliaceen und Sapindaceen aus 
Rosaceen entstanden. 

Erklárte ich auf S. 1t meiner Abhandlung über die Kormophyten (Jan. 1903) 
auch die Santalalen (unter Einschluss von Gnetum und Helwitschia) für Verwandte der 
Passifloralen und Campanulaten, so gründete sich diese Ansicht unter Anderem 
auf das Vorkommen von gegliederten Milchsaftröhren bei Olacineen, Campanulaceen 


6* 


Juglandaceen 
u. Salicineen. 


Santalalen. 


Ampelideen. 


Ancistrocl :- 
dus. Phyto- 
creneen. 


Aquifoliaceen. 


44 


und Cichoriaceen, von cystolithenartigen Gebilden bei Loranthaceen, Santalaceen, 
Champercia, Opilieen, Begoniaceen, Loasaceen und Cucurbitaceen, von 
Kandelaberhaaren bei Loranthus, Dampiera und Carlina vulgaris, von in ähnlicher Weise 
verwachsenen Blumenblättern bei Loranthaceen, fhryteuma und Lobelieen, von langen 
Antheren bei Lorantheen, Onagrarieen, Gentianeen, Campanulaceen und 
Compositen, auf die ähnliche Tracht von TZhesium und Stackhousia, auf die Campa 
nulaceen-rippen des Kelches von Thesium, auf die ähnliche Stellung der Staubblatter 
und die ähnliche lebhaft rote Blütenfarbe von Zuchsia und den ornithophilen Lorantheen, 
und endlich auf die Reduktion der Integumente und des Knospenkernes bei Zropaevlum 
und Santalalen (vgl. G. KAYSER in PRINGSIL, Jahrb. XXV, 1893, S. 144). Nach ihrem 
winzigen Embryo und dem an Nyssa, Helwingia, Aucuba, Griselinia und Sambucus erinnernden 
Diskus oder Fruchtknotenrudiment der männlichen Blüten von Zremolepis, Lepidoceras, Exocarpus 
und Osyris schliessen sich aber die Santalalen besser an die Umbellifloren und 
Rubialen, in deren Nähe ich sie auch bereits in meiner Abhandlung über den Stamm. 
baum gestellt habe. In der Tracht sowie in der Stellung und Form der Blatter und 
Blüten gleichen viele Olacineen der Cornaceen-gattung Alangium, viele Lorantheen 
den Rubiaceen. Auch der ringformige, nur selten undeutlich gezahnelte Kelch vieler 
Santalalen erinnert stark an die Rubiaceen. Die Vorfahren der Loranthaceen 
mögen vielleicht harmlose Epiphyten gewesen sein, gleich Zydnophytum und Myrmecodia, 
und erst nachtraglich dem Substrat mehr Geschmack abgewonnen haben. Durch ihre 
kreuzgegenstándigen Brakteen nähern sich die zapfchenformigen Blütenstände von Welwitschia, 
Elythranthe und Lepidoceras (ENGL. PRANTL III, 1, Fig. 127 u. 132) den Kätzchen von 
Garrya (ENGL. PR. III, 8, Fig. 77). Die brennend roten Blüten von Lorantheen und 
die wirteligen Blütenstände von Gnetum und Viscum-arten ähneln denen von Zonicera-arten 
der Sect. Caprzfolium. Die dicht wabenkrötenartig mit kleinen, sitzenden Blütchen besetzten 
Flachsprosse von Dendrophthora und Phoradendrum (ENGL. PR. III, 1, Fig. 114 u. 134) 
hingegen sind mehr denen der Ampelidee Prerisanthes vergleichbar (ENGL. PR. III, 5, 
Fig. 217). Denn auch die letztere Familie betrachte ich gegenwärtig nach ihren finger- 
lappigen, fingerteiligen oder gefiederten Blattern, ihren haufig scheindoldigen Blitenstanden, 
ihren kleinen, grünen, zuweilen eingeschlechtigen Blüten, ihrem intrastaminalen, auch in 
den mannlichen Blüten noch wohl ausgebildeten Cornaceen-diskus, ihrem kurzen Griffel, 
ihren ruminierten, zuweilen auf der Bauchseite wie bei Cofea und vielen Umbelliferen 
grubig vertieften Samen, ihrem winzigen, in reichliches Nahrgewebe eingebetteten Keimling 
und ihrem ziemlich umfangreichen, an die Umbelliferen und Sambucus erinnernden 
Mark als eine mit den Araliaceen nahe verwandte Familie der Umbellifloren. In den 
Verzweigungsverhältnissen, der Rankenbildung und dem ruminierten Nahrgewebe gleicht 
Ihnen Ancistrocladus, der freilich andererseits wieder im Blatte, in Form und Grösse des 
Embryo's und durch seine in der Knospe gedrehten Kronblatter stark abweicht, und auch 
die Phytocreneen haben mancherlei mit ihnen gemein. Auch die gleichfalls durch 
eingeschlechtige Blüten und einen winzigen Embryo ausgezeichneten Aquifoliaceen sind 
zu den Umbellifloren und zwar zwischen die Sambucaceen und Cornaceen zu 


45 


stellen, wahrend die durch ihren grossen Embryo abweichenden Celastrineen und 
Hippocrateaceen Beziehungen zu den Macarisieen zu haben scheinen, die Rham- 
naceen aber in die Verwandtschaft der Rosaceen und Rutaceen gehoren. 

Weitere Anklange der Santalalen an die Umbellifloren, Rubialen und die 
diesen verwandten Saxifragaceen, Contorten und Tubifloren finden sich zusammen- 
gestellt auf S. 75—77 meiner Abhandlung über den Stammbaum (1901), wo indessen die 
Celastrineen, Hippocrateaceen, Rhamnaceen, Cyrillaceen, Gentianaceen, die 
zu den Rosaceen gehörenden Cunoniaceen, Salvadoraceen und Meliantheen, die 
Proteaceen, die zu den Myrtifloren gehörenden Thymelaeineen und die vielleicht 
zu den Cheloneen in die Nahe von Monttea gehörende Gattung Desfontainca aus der 
vergleichenden Betrachtung auszuschliessen sind. 

Hauptsächlich nur die Folge meiner irrigen Annahme einer Verwandtschaft der 
Santalalen mit den Passifloralen ist diejenige engerer Beziehungen der Capri- 
foliaceen, Dipsaceen und Valerianeen zu den Campanulaten. In keiner dieser 
drei Familien ist bis jetzt das für die meisten Campanulaten charakteristische Inulin 
nachgewiesen worden; auch ist die Ausscheidungsweise des oxalsauren Kalkes bei den 
Dipsaceen und Caprifoliaceen eine andere, als bei den Campanulaten; bei den 
Valerianaceen ist er aber überhaupt noch nicht nachgewiesen worden. Auf einige 
Anklänge der Caprifoliaceen an die Loranthaceen wurde oben bereits hingewiesen. 
Auch halte ich es gegenwärtig nicht mehr für ganz ausgeschlossen, dass sich die röhren- 
formige Blumenkrone der Lonicereen durch Vermittelung von trichterförmigen, wie die 
von Viburnum Tinus und Sambucus Ebulus, erst innerhalb der Familie aus der radförmigen 
sambucus- und Aydrangea-artiger Gewächse, umgekehrt aber auch der reiche Blütenstand 
von Sambucus und Viburnum aus ärmeren, ähnlich dem von Symphoricarpus, entwickelt hat. 
Demnach sehe ich mich also genötigt, mein a. a. O. (1903) 5. 12 u. 13 an HOCK gemachtes 
Zugeständnis bezüglich der Beziehungen der Caprifoliaceen u. s. w. zu den Campa- 
nulaten wieder zurückzunehmen. 

Schon seit 1896 (Betrachtungen über die Ampelideen S. 302 und 327) habe ich 
wiederholt auf Beziehungen der Euphorbiaceen einerseits zu den Malvalen, andererseits 
zu den Papayaceen hingewiesen. Bei der hier vorgenommenen Erweiterung der Passi- 
floralen entstand nun für mich die Frage: Wo sind die Euphorbiaceen im System 
unterzubringen? Gehören sie zu den Malvalen? Oder sind sie ein Verbindungsglied zwischen 
den Malvalen und den Passifloralen? Oder endlich, sind ihre Beziehungen zu den 
Malvalen nur scheinbare, nicht auf Verwandtschaft beruhende und sind sie zu den 
Passifloralen neben die Papayaceen zu stellen? Da mir die zweite Moglichkeit wegen 
der hochgradigen Reduktion der Euphorbiaceeen-blüte ausgeschlossen erschien, neigte 
ich schon dahin, die Frage im letzterwahnten Sinne zu beantworten und die Euphorbia- 
ceen zu den Passifloralen neben die Papayaceen und TZropacolum zu stellen. Da 
brachte mir aber eine Betrachtung der anatomischen Verhältnisse die Aufklärung dieses 
Ratsels. Gleich manchen Euphorbiaceen sind auch die Papayaceen ausgezeichnet 
durch das Vorkommen der sámtlichen Malvalen gemeinsamen, aber noch in keiner zweifel- 


Rubialen. 


Euphorbia- 
ceen und 
Papayaceen. 


Brachynema, 


E s 


los zu den Passifloralen und Campanulaten gehórenden Familie angetroffenen Schichtung 
des Bastes (siehe SOLEREDER, Syst. Anat. S. 967). Von den meisten Passifloraceen 
und den ihnen am nächsten stehenden Malesherbiaceen und Turneraceen unterscheiden 
sich die Papayaceen ausserdem durch ihren stets ftinfblattrigen Fruchtknoten. Trotz 
ihrer denen von Adenia-arten einigermassen gleichenden Blüten haben sie daher von den 
Passifloralen zu den Malvalen in die Nachbarschaft der Euphorbiaceen überzutreten. 
In Tracht und Blattform stimmen sie hier nicht nur mit Jatropha und Manihot, sondern 
einigermassen auch mit den Bombaceen und Sferculia-arten überein. Ferner erwähnt 
SOLEREDER a. a. O. S. 439 mir selbst allerdings niemals aufgefallene Anschwellungen am 
Grunde von Carica-stämmen, wodurch ich aufs Lebhafteste erinnert wurde an das »Aajuh 
bunting , den »schwangeren Baum« in der Ziegelei hinter dem Hotel des Indes zu Batavia, 
ein ehrwürdiges, wenn auch nicht sehr grosses Exemplar von Adansonia mit stark zwiebel. 
förmig verdicktem Stamm. Auch die mächtigen Stämme von Criba pentandra nehmen 
im Alter nach unten zu stárker als oben an Dicke zu und erhalten dadurch eine lang 
kegelformige Gestalt. Wegen ähnlicher Eigenschaften führt Brachychiton rupestris K. SCH. 
in Australien den Namen bottle tree. In Geschmack und Weichheit butterartig, lässt 


sich das Fleisch der Papayafrucht einigermassen mit demjenigen des Durian vergleichen, 


und ausgestorbene bombaceen-artige Gewachse mögen vielleicht auch die Vorfahren der 
Papayaceen gewesen sein. Von ausschlaggebender Bedeutung ist auch die Samenschale 
von Euphorbia. Nach den Abbildungen und Beschreibungen in HARZ, Samenkunde II (1885) 
S. 741—876 ist dieselbe nàmlich von derjenigen der Cucurbitaceen, Compositen und 
Onagrarieen gänzlich verschieden, umso auffalliger aber mit derjenigen der Malvaceen 
und Convolvulaceen übereinstimmend. Wie bei letzteren, so findet sich nàmlich auch 
bei Euphorbia, von der kleinzeliigen Oberhaut durch eine oder mehrere Lagen dünnwandiger 
Parenchymzellen getrennt, eine Lage langer, sklerotischer Prismenzellen. Ähnliches kommt 
nach HARZ bei den Tubifloren, zu denen man bisher die Convolvulaceen gestellt 
hat, nirgends vor. Nach ENGL. PR. III 6, Fig. 49C-D scheinen die Samen von Sterculia 
tomentosa eine ahnliche Caruncula zu besitzen, wie diejenige vieler Euphorbiaceen. Nach 
VAN TiEGHEM (Bot. Centralbl. XC, 1902, S. 602) breitet sich das Rhaphebündel im 
inneren Integument in ähnlicher Weise gansefussartig aus, wie es sonst nur noch bei 
Euphorbiaceen, Magnolia und Liriodendron beobachtet worden ist. Sehr ähnlich sind 
einander auch die spiessförmigen Blätter von Jatropha Curcas und Carica hastata. Die 
Keimblätter sind bei den Euphorbiaceen dünn und blattartig, wie bei den Malvaceen 
und Convolvulaceen. Gleich den Papayaceen hat auch die sich ihnen am meisten 
nähernde Euphorbiaceen-gattung, nämlich Jatropha, ihre Hauptverbreitung im tropischen 
Amerika. 

Durch ihre langen, mit Gelenkkissen versehenen Blattstiele und die Form der 
Spreite nähert sich Szerculia, manchen Euphorbiaceen und anderen Malvalen, durch 
ihre röhrige Blumenkrone aber den Papayaceen die im System noch nicht sicher unter- 
gebrachte Gattung Brachvnema. Auch durch ihr Vorkommen in Brasilien schliesst sie sich 
an die Papayaceen und die diesen sehr nahe stehenden Jatropheen und Manihoteen. 


p. 


Durch ihre noch ausschliesslich leiterfórmig durchbrochenen, in Berührung mit Markstrahl- 
parenchym noch einfach getüpfelten Gefasse gibt sie sich als ein verhältnismässig alter, 
im Stammbaum ziemlich tief stehender Typus zu erkennen. Das Vorkommen von Sekret- 
zellreihen teilt sie mit den Convolvulaceen, Sapotaceen und manchen Euphorbia- 
ceen, die Fácherung des Markes gleichfalls mit manchen Convolvulaceen. Auch sie 
dürfte also in die Ordnung der Malvalen und Ebenalen gehóren. 

Auf S. 92—95 und S. 100 meiner Abhandlung über den Stammbaum (1901) 
brachte ich ausser den Hamamelidaceen, Plataneen, Myrothamneen und Casuari- 
neen auch die Urticalen zu den Amentifloren. Von allen Angehórigen dieser Ordnung 
unterscheiden sie sich aber ganz erheblich durch das Vorkommen von ungegliederten, 
zuweilen Kautschuk enthaltenden Milchröhren, Cystolithen, cystolithenartigen Protuberanzen, 
in Haarnebenzellen, verkieselten Membranen (unter den Amentifloren nur bei Proteaceen 
und Brennhaaren, anatomischen Besonderheiten also, die sich mit Ausnahme echter 
Cystolithen sämtlich auch bei Euphorbiaceen wiederfinden, derartig, dass z. B. die 
Brennhaare von /atropha urens denen der Brennnessel ganz gleich gebaut sind. Ferner 
weichen die Urticalen trotz ihrer schon hochgradig reduzierten Blüten gerade von 
denjenigen Amentifloren, denen man sie noch am ehesten nähern könnte, nämlich den 
Hamamelideen, Parrotieen, Betulaceen und Fagaceen, sehr stark ab durch ihre 
oft noch sehr lockeren und einfachen, ja selbst zuweilen einblütigen Blütenstánde. Die 
einzeln achselständigen weiblichen Blüten von Celtis und Streblus z. B. lassen sich durch- 
aus nicht mit den hoch entwickelten Kätzchen der Amentifloren in irgend welche 
Beziehung bringen, weit eher schon mit den Blütenstánden der Linde und anderer 
Malvalen. Auch die abwechselnd zweizeilig verästelten, klinotropen Zweigsysteme der 
Ulme und überhaupt die ganze Tracht des Baumes gleicht auffällig derjenigen der Linde. 
Ferner gleichen in der Tracht und in der Form und Bezahnung des Blattes viele 
Urereen und Boehmerieen Mercurialis und gewissen Acalypha-arten, Humulus hingegen 
manchen Dalechampia-arten. Auch die handförmig gelappten Blätter von Cannabis und 
Cecropia sind denen von Euphorbiaceen, Papayaceen, Sterculiaceen, Bombaceen, 
Malvaceen und Cochlospermum vergleichbar. Gleich Cecropia haben auch die meisten 
Macaranga-arten Borneo’s hohle, von Ameisen bewohnte Stengel und an den Zähnen der 
jungen Blätter Ameisenbródchen. Schiefe, zweizeilig wechselständige, häufig scharf 
gezähnte Blätter finden sich z, B. bei Ulmus, Elatostema, Castilloa, Ficus-arten, Grewia, 
Guazuma, Pterospermum. Durch kätzchenförmige und ähnliche Blütenstände sind ausge- 
zeichnet Antidesma, Acalypha, Mercurialis, Mallotus, viele Hippomaneen, Urereen, Boeh- 
merieen und die Cannabineen. Die Früchte von Antidesma-arten haben eine ähnliche 
breit-lanzettlich linsenförmige Gestalt und grubige Oberfläche, wie diejenigen vieler 
Procrideen, die Samen von Cannabis einen ähnlichen Reichtum an Fett, wie diejenigen 
vieler Euphorbiaceen. Auch durch das häufige Vorkommen von Nebenblättern und 
diklinen Blüten, sowie in der Form des Griffels und der fadenförmigen Narben schliessen 
sich die Urticalen an die Euphorbiaceen, durch das Vorkommen von Schleimzellen 
und Schleimgängen aber überhaupt an die meisten Familien der Malvalen. Viele Ficus- 


Urticalen, 


Parietalen. 


Chlaenaceen, 
Cistineen, 
Bixa. 


Cochlo- 
spermum. 


Diptero- 
carpaceen. 


48 
und Sierculia-arten sind durch leistenformige Wurzelbildungen ausgezeichnet. Demnach 
ist es wohl kein Fehlgriff, wenn man auch die Urticalen bei den Malvalen einreiht, 
und zwar sind sie wahrscheinlich, wie ich bereits auf S. 201 meiner Abhandlung über 
Kautschuklianen (1900) andeutete, ein Reduktionsprodukt der Euphorbiaceen. Auffällig 
ist in dieser erweiterten Ordnung der Malvalen die grosse Zahl nützlicher Bast- und 
Faserpflanzen, ich erwähne nur Hanf, Ramie, Brennnessel, Broussonetia, Jute, Linde, 
Hibiscus, Sida, Urena, Napaca, Abutilon, Brachychiton, Sterculia, Kydia, Tragia. 

Sehr lehrreich für eine kritische Abgrenzung der Passifloralen ist PRITZEL's 
Arbeit über den systematischen Wert der Samenanatomie bei den Parietalen.!) Es 
geht aus derselben hervor, dass ENGLER's Ordnung der Parietalen ein buntes Gemisch 
der verschiedenartigsten Bestandteile ist. 


In allen zweifellos zu den Passifloralen gehörenden Familien ist im Endosperm 
sowohl, wie auch in den Keimblättern stets nur Ol und Protein, niemals Stärke vorhanden. 
Von ihnen unterscheiden sich die Chlaenaceen, Cistineen und Azxa dadurch, dass 
ihr Endosperm Stärke enthält, und zwar merkwürdiger Weise in allen drei Familien von 
ganz derselben Form der einzelnen Körner. Auch bei Bixa findet sich wieder die für 
die Malvalen charakteristische Schichtung des Bastes. Trotz einer äusseren Ähnlichkeit 
zwischen Helianthemum, Lechea und Hibbertia wird man daher auch die vor den Dille- 
niaceen durch das Vorkommen deutlicher Nebenblätter ausgezeichneten Cistineen, 
sowie Bixa und die Chlaenaceen zu den Malvalen überzuführen haben. Von Bixa 
unterscheidet sich Cochlospermum durch ein ölhaltiges Endosperm, doch findet sich auch 
bei ihm wieder die Schichtung des Bastes. Auch die Cochlospermeen wird man 
daher zu den Malvalen versetzen müssen und wird das mit gutem Gewissen tun können, 
da ja auch bei den Euphorbiaceen das Endosperm Öl enthält. In der Form des 
Blattes stimmt Cochlospermum überein mit Arcnus und Gossypium, mit letzterem auch 
einigermassen in der Beschaffenheit von Frucht und Samen. Die Blätter von Bixa 
gleichen denen von Co/a-arten; auch die Stacheln der Fruchtkapsel sind durchaus keine 
unter den Malvalen vereinzelt stehende Erscheinung. In der Plazentation und ihren 
lang gestielten Samen stimmt Bixa überein mit den Cistineen. Durch das Vorherrschen 
gelber Blüten, neben weissen und rosenroten Malvaceen-farben, sowie in der Form der 
Kapsel nahern sich indessen die Cistineen mehr den Cochlospermeen. Gelbe Blüten 
finden sich ja übrigens auch bei Zibiscus, Gossypium, Sida, Malvastrum und anderen 
Malvaceen, sowie bei Zermannia und anderen Sterculiaceen. Die Kapsel von Cistus 
polymorphus mit ihren in der Mitte der fünf Klappen vorspringenden Scheidewänden ist 
eine Miniaturausgabe derjenigen von Zühea und Veesía (ENGL. PR. III, 6, Fig. 10 B, 
36 C u. 138 G). Wegen der grossen Zahl ihrer Staubblätter reihen sich die Cistineen, 
Bixa und die Cochlospermeen am besten an die Tiliaceen. 

Auch die Dipterocarpaceen, die ich in meinem kleinen Aufsatz über die 
Anonaceen (Beih. Bot. Centralbl. 1903) gleichfalls zu den Malvalen versetzt habe, 


1) E. Pritzer in ENGL., Jahrb. XXIV, 3 (1897) S. 348—394. 


a7 


weichen zum Teil von den Passifloralen durch die Art der im Samen aufgespeicherten 
Nährstoffe ab. Endosperm ist nicht vorhanden; in den Keimblattern aber tritt meist 
Starke, bei einigen Arten jedoch Öl als Reservestoff auf 

Eine weitere Familie, die sich von den Passifloralen durch stärkehaltige Samen 
unterscheidet, sind die Ancistrocladeen. Bei ihnen ist die Stärke indessen nicht in 
den Keimblättern abgelagert, wie bei den zeitweilig für verwandt gehaltenen Diptero- 
carpaceen, von denen Ancistrocladus auch sonst erheblich abweicht, sondern in dem noch 
sehr reichlich vorhandenen Nährgewebe. Schon oben hob ich im Anschluss an die Be- 
sprechung der Santalalen hervor, dass Ancistrocladus trotz mancher Ähnlichkeiten doch 
auch von den Ampelideen stark abweicht. Auch zu den Umbellifloren kann er 
demnach nicht gut gehören. Vielleicht ist also doch die auf S. 39 meiner Abhandlung 
über den Stammbaum (1901) ausgesprochene, mir später aber wieder zweifelhaft gewordene 
Ansicht richtig, dass Ancistrocladus verwandt ist mit den Anonaceen und Ebenaceen. 
Zahl und Stellung der Staubblätter ist dieselbe, wie bei den zu den Ebenalen gehörenden 
Convolvulaceen, oder es sind deren noch zehn vorhanden, von denen, wie in den 
männlichen Blüten der Papayaceen, die episepalen länger sind, als die epipetalen. 
Gleich manchen Convolvulaceen breitet sich auch Ancistrocladus in unangenehmer Weise 
aus mit Hilfe von Wurzeln oder Rhizomen. Ferner stimmt die Gattung mit den Con- 
volvulaceen überein durch ihre in verschiedener Tiefe der primären Rinde vor sich 
gehende Korkbildung, die mässige Entwickelung von Hartbast im Pericykel, das Vor- 
kommen von verästelten Steinzellen im Weichbast und in der primären Rinde (vgl. 
H. HALLIER, Gliederung der Convolvulaceen, 1893, S. 515), schmale Markstrahlen, auch 
gegen Markstrahlparenchym behöft getüpfelte Gefässe mit einfachen Durchbrechungen, 
behöft getüpfeltes Holzprosenchym, reichliches Holzparenchym, durchgehende Blattnerven, 
von mehreren gewöhnlichen Oberhautzellen umgebene Spaltöffnungen und Haare mit viel- 
zelligem, in der Jugend radial vierzelligem Köpfchen. Diesen zahlreichen Ubereinstimmungen 
gegenüber unterscheidet sich Ancis/trocladus im anatomischen Bau anscheinend nur durch 
das Vorkommen eigentümlicher Drusen und Einzelkrystalle in Mark und Rinde und durch 
den eine 2—4-zellige Fläche bildenden Stiel der Kópfchenhaare. Der a. a. O. (1901) S. 39 
gezogene Vergleich mit Styracaceen wird hinfällig durch deren Vereinigung mit den 
Rosaceen. | 

Durch ein stärkehaltiges Endosperm weichen von den Passifloralen ferner auch 
ab die Frankeniaceen und Tamaricineen (Reaumurieen) und zwar sind die Stärke- 
körner in beiden Familien aus sehr kleinen Körnern zusammengesetzt; im Keimling hin- 
gegen ist auch hier, wie bei den Passifloralen, stets nur Öl und Protein vorhanden. 
Die 1901 von mir vorgenommene Überführung beider Familien von den Parietalen zu 
den Centrospermen erhält hierdurch eine weitere Begründung. Nach ihren dekussierten 
Vorblättern und ihren in der Knospenlage gedrehten Kronblättern scheinen die Franke- 
niaceen Dianthus sehr nahe zu stehen. 

Die durch ENGLER irrtümlich mit ihnen zu einer kleineren Gruppe vereinigten 
Elatineen hingegen unterscheiden sich in der Plazentation ganz erheblich. Gleich den 


7 


Ancistro- 
cladeen. 


Frankenia- 
ceen, Tama- 
ricineen. 


Elatineen. 


| 
i 


Guttiferen. 


Eucryphia, 
Quiinaceen, 
Caryocara- 


ceen, Marc- 


gráviaceen, 


Ternstroemia- 


ceen. 


Canellaceen. 


30 


Tamariceen fehlt auch ihnen das Endosperm, während der Keimling Öl und Protein 
enthält. In der Art der Reservestoffe des Samens besteht also kein Hindernis, die 
Elatineen bei den Guttiferen einzureihen, wo sie sich vielleicht am besten den 
Hypericeen angliedern. Gleich den Elatineen fehlen die für die Guttiferen charak- 
teristischen Sekretliicken auch den Bonnetieen, die wegen ihrer endospermfreien Samen 
u. s. w. gleichfalls zu den Guttiferen zu versetzen sind und zwar, nach Form, Aderung 
und Stellung der Blätter, Form des Blütenstandes, ihren Staubblattbündeln, ihren dorsifixen 
Antheren mit kurzem, breitem Konnektiv und getrennten Theken, ihrem zuweilen schlangen- 
formig gewundenen Griffel ( Bonnetia sessilis in MART., Fl. bras. XII, 1, Taf. 67), der Dehiszenz 
der mit stehenbleibender Mittelsäule versehenen Kapseln, ihren schwieligen Plazenten, der 
geographischen Verbreitung, ihrer Vorliebe für Meeresküsten, Flussufer und Niederungen 
(Ploiarium elegans in Borneo) u. s. w. zu den Kielmeyeroideen. 


Auch viele Guttiferen unterscheiden sich von den Passifloralen durch stärke- 
haltige Samen, und zwar ist auch bei ihnen, wie bei den Dipterocarpaceen, die Stärke 
in den Keimblättern abgelagert, da Endosperm überhaupt nicht vorhanden ist. Nach 
ihrem grossen, einfach gebauten Embryo mit meist kleinem Stämmchen und grossen, 
fleischigen Keimblättern u. s. w. gehören auch sie zu den Rosalen. 


Zu den letzteren, und zwar zu den Rosaceen selbst, gehören, wie wir sehen 
werden, auch Zucryphia, die Quiinaceen, Caryocaraceen, Marcgraviaceen und 
Ternstroemiaceen (unter Ausschluss von mindestens Actinidia, Saurauja, Stachyurus und 
den Bonnetieen). Auch in der Art der Reservestoffe des Samens stimmen diese fünf 
bisherigen Familien und nunmehrigen Rosaceen-sippen gut miteinander überein. Wie 
bei den Passifloralen findet sich zwar im Endosperm sowohl, wie auch im Keimling 
stets Öl und Protein, doch sind ja auch die Samen der Amygdaleen und Pomeen 
ölhaltig, und ausserdem unterscheiden sich die Ternstroemiaceen von den Passi- 


floralen durch das vereinzelte Vorkommen von Stärke neben Öl und von endospermlosen 
Samen. 


Auch die Canellaceen stimmen zwar mit den Passifloralen durch ein 
ölhaltiges Endosperm überein, doch unterscheiden sie sich sehr wesentlich durch ihren 
noch sehr winzigen Embryo. Durch den letzteren, sowie durch die Tracht, Blattform, 
die Ölzellen, das Fehlen von Drüsenhaaren, ihre noch leiterfórmigen Gefässdurchbrechungen, 
ihre glatten, harten Samen u. s. w. nähern sie sich den Magnoliaceen, Anonaceen, 
Myristiceen, Aristolochiaceen u.s. w. Das extrorse, verwachsenblattrige Androeceum 
teilen sie mit Myristiceen, Aristolochiaceen, Lardizabaleen u. s. w., ölhaltige 
Samen mit Myristica, Monodora und anderen Polycarpicae, Zahl, Form und Anordnung 
der Perianthblätter mit den Schizandreen und der Berberidacee Berberidopsis, mit 
der letzteren auch die Form von Griffel und Fruchtknoten und die parietale Plazentation. 
Bei Cinnamosma ist die Blumenkrone verwachsenblattrig, hexamer und auch in der Form 
ganz ähnlich, wie bei den Anonaceen Hexalobus und /solona. Auch synkarpe, kugelige, 
beerenartige Früchte finden sich schon bei /so/ona und Afonedora. Demnach sind wohl 


51 


auch die Canellaceen von den Passifloralen zu entfernen und in die Nahe der 
Magnoliaceen und Anonaceen zu stellen. 


Gleich den echten Passifloralen haben zwar auch die Dilleniaceen und Dilleniaceen, 


Koeberliniaceen im Endosperm nur Öl und Protein, aber keine Stärke, doch gehören 
auch sie keinesfalls zu den Passifloralen, sondern zu den Rosalen, und zwar sind 
die ersteren verwandt mit den Ternstroemieen und Guttiferen, die letzteren mit den 
Simarubaceen und Burseraceen. 


Koeber- 
liniaceen. 


Wie bei den Ternstroemieen, so enthalten auch bei den Ochnaceen die Ochnaceen, 


Samen eines Teiles der Arten noch Endosperm mit Ol und Protein, aber stets ohne Dilleniaceen, 


Starke, bei den übrigen Arten jedoch kein Endosperm mehr, aber in den Keimblattern 
neben Öl und Protein zuweilen auch Stärke. Auch die Ochnaceen gehören nicht zu 
den Passifloralen, sondern sind in der Nàhe der Ternstroemieen, Guttiferen und 
Dilleniaceen aus Rosaceen entstanden. 


Damit ist aber schon angedeutet, dass auch die Dilleniaceen und Guttiferen . 


aus Rosaceen enstanden sind. Nach ihrem oft noch sehr winzigen Embryo und ihrem 
meist noch reichlichen Nährgewebe scheinen zwar die Dilleniaceen ein älterer, ursprüng- 
licherer Typus zu sein, als die Rosaceen, doch kommen unter ihnen solche magnolia- 
ceen-, anonaceen-, ranunculaceen- und alismaceen-artigen, polykarpischen Formen, wie 
Rubus, Fragaria und Zotentilla, mit halbkugel- oder kegelförmiger Blütenachse und 
acyclischem Gynoeceum, schon nicht mehr vor, wohl aber gerade bei einzelnen älteren 
Rosaceen, so z. B. bei dem mit ubus nahe verwandten Ahodotypus, noch sehr reichliches 
Endosperm.  Asserdem haben die Dilleniaceen wesentliche Übereinstimmungen nur 
mit solchen Familien, die, wie wir sehen werden, entweder mit den Rosaceen zu ver- 
einigen oder wenigstens von ihnen abzuleiten sind, jedenfalls aber im Gynoeceum schon 
weit mehr reduziert sind, als die meisten Potentilleen und Xosa. Wollte man die 
Dilleniaceen, Ochnaceen und Guttiferen nicht aus, sondern neben den Rosaceen 
sich entstanden denken, dann wäre es z. B. durchaus nicht verständlich, weshalb die 
unmerklich ineinauder übergehenden und daher miteinander zu verschmelzenden Ericalen 
und Primulinen deutliche Beziehungen zeigen einerseits zu den Ternstroemiaceen, 
also einer im Verhaltnis zu den Potentilleen schon weit vorgeschrittenen Sippe der 
Rosaceen, andererseits zu den Ochnaceen, ja sogar auch zu den Dilleniaceen. Auch 
das Vorhandensein von Beziehungen der Tetracereen zu den Brunellieen, die, wie 
wir sehen werden, zu den Rosaceen gehóren, der Ochnaceen zu den Dilleniaceen, 
Ternstroemiaceen und Guttiferen, der Kielmeyeroideen zu den Trigonieen 
u. s. w lässt sich nicht verstehen, wenn man die Dilleniaceen, Ochnaceen und 
Guttiferen oder auch nur eine einzige dieser Familien neben den Rosaceen entstehen 
lasst. Alle diese Schwierigkeiten sind hingegen sofort gehoben, wenn man die genannten 
Familien sämtlich nebeneinander fächerförmig von  ausgestorbenen, magnolieen- und 
ranunculus-artigen, polykarpischen Rosaceen mit acyclischem Gynoeceum und kegel- 
formiger Blütenachse ausstrahlen lässt. Besonders bei den Guttiferen weist schon das 
vóllige Fehlen von Endosperm daraufhin, dass sie jüngeren Datums sind, als die alteren 


qe 


Guttiferen. 


1 


Rosaceen. Vielleicht aber werden sich überhaupt fast alle Familien der Rosalen auf 
Rosaceen zurückführen lassen. 

In der Form und Bezahnung des Blattes stimmen viele Dilleniaceen mit Arten 
der Rosaceen-gattungen Lucryphia und Bruncllia überein. In der Tracht, der Form des 
Blattes und im Blütenstande erinnern gewisse Saurauja-arten einigermassen an Zriobotrya. 
Auffällig und für die Verwandtschaftsverhältnisse bezeichnend ist es, dass gelbe Blüten 
bei den Rosaceen nur in älteren Sippen vorkommen, so z. B. bei Arerria, den Poten- 
tilleen, Sanguisorbeen, Neuradeen und osa, ausserdem aber auch bei den von 
älteren Rosaceen abstammenden Dilleniaceen, Ochnaceen und Guttiferen, sowie 
bei den Ranunculaceen und ihnen nahe stehenden Familien (Wuphar, Berberidaceen, 
Papaveraceen, Cruciferen) sehr verbreitet sind. Im Androeceum und Gynoeceum 
zeigen manche Zilbertia-arten ganz dieselbe auffällige Zygomorphie, wie viele Ochnaceen. 
Die ersten Anfänge der für viele Guttiferen charakteristischen bündelweisen Vereinigung 
der Staubblätter findet man auch schon bei manchen Rosaceen unserer erweiterten 
Auffassung dieser Familie. Bei Arten von Ave/meyera und Haploclathra (Fl. bras. XII, 1, 
Taf. 61 u. 64), sowie bei vielen Ochnaceen, Myrsinaceen und den Cyclaminen 
sind die Theken wellenformig gedunsen. Bei manchen Ziröbertia-arten öffnen sich die 
Antheren mit apicalen Poren, wie bei vielen Ochnaceen und Ericalen. Die dem 
gekrümmten Staubfaden dorsal angehefteten, umgekehrt herzförmigen Antheren von 
Hibbertia stellaris (ENGL. PRANTL III, 6, Fig. 54 E) gleichen einigermassen denen von 
Clethra, Eremia und anderen Ericaceen (ENGL. PR. IV, 1, Fig. 1 u. 36). Auch die gleich 
falls dem stark gekriimmten Staubfaden dorsal angehefteten langen Antheren von Suurauja 
(ENGL. PR. III, 6, Fig. 67) gleichen mit ihren nach oben zu auseinander spreizenden und 
von oben her schlitzformig aufspringenden Theken auffallend denen vieler Ericaceen 
(ENGL. PR. IV, 1, Fig. 12, 17 D, 28 D, 32 D u. N, 33 D). Auch der kugelige, längs 
eingeschnürte Fruchtknoten von Seurauja erinnert an viele Ericalen, sowie an Quc//aja, viele 
Rutaceen und andere Rosalen, der gynobasische Griffel der Ourateeen aber an Fragaria. 
Potentilla, Alchemilla, Prinsepia, Dichotomanthes, die Chrysobalaneen, manche Simaruba- 
ceen und Rutaceen. Die weissen Blumenblätter von Suurauja und die ansehnlichen, gelben, 
ausgerandeten Blumenblatter vieler anderer Dilleniaceen gleichen in Form und Nervatur 
denen der wilden Rosen und vieler anderer Rosaceen. Die derben, trockenen, parallel 
nervigen Kelchblatter an den Früchten von Ze/racera-arten gleichen denen der Ourateeen, 
die längs der Bauchnaht aufspringenden Balgfrüchte von Zefracera denen der Rosaceen- 
gattung Brunellia, durch ihr zuweilen glattes und glänzendes Perikarp und die kugelige 
Form auch denen von ZAAodotypus und Ourateeen. In Form und Behaarung gleicht die 
dreikantige Kapsel von Avelmcyera speciosa in hohem Grade denen von Trigonia-arten, 
sowie auch den fünfkantigen mancher Ternstroemiaceen. Die Ochnaceen Zarradia 
glandulosa (Fl. bras. XIII, 1, Taf. 84!) und Neckia serrata (Icon. Bogor. Taf. 76), die 
Guttifere Mahurea casiquiarensis (Fl. bras. XII, 1, Taf. 62 !) und manche Aypericum-arten 
stimmen mit einander darin überein, dass ihre Kapseln unter dem unversehrt bleibenden 
Griffel dreispaltig aufspringen. Bei vielen Guttiferen lassen die Klappen eine drei- 


235. 


kantige Mittelsáule stehen, wie bei manchen Vochysieen und Ternstroemiaceen. 
Bei manchen Dilleniaceen, Ochnaceen, Ternstroemiaceen und Guttiferen sind 
die Samen in ganz der gleichen Weise grubig areoliert. Arillargebilde, wie sie bei den 
Dilleniaceen und Guttiferen vorkommen, hat zwar FOCKE in seiner Bearbeitung der 
Rosaceen für die Natürl. Pflanzenfam. nicht erwähnt, doch findet sich ein fleischiger 
Arillus an den Samen von Bersama, einer Gattung der noch durch kleinen Embryo und 
reichliches Nährgewebe ausgezeichneten, also noch zu den älteren Sippen der Rosaceen 
zahlenden Meliantheen. Den Ternstroemiaceen [(Zelliciera, Tetramerista und Marc- 
gravieen) nähern sich die Dilleniaceen unter anderem auch durch den Besitz von 
Rhaphidenbündeln. Zahlreiche weitere Vergleichspunkte für die hier in Betracht kommen- 
den Familien findet man zusammengestellt auf S. 83—85 meiner Abhandlung über die 
Tubifloren (1901). Bei diesen zahlreichen Ubereinstimmungen ist es unmöglich, die 
in Rede stehenden Familien auch nur um ein Weniges von einander zu entfernen, und 
aus der Einreihung der Ternstroemiaceen in die Familie der Rosaceen ergibt sich 
die notwendige Folge, auch die Dilleniaceen, Ochnaceen und Guttiferen nicht 
neben, sondern aus den Rosaceen abzuleiten. 

Zu den Ochnaceen, und zwar in die Nähe von Zuxemburghia, den früheren 
Sauvagesieen, Cheiranthera und den Tremandreen (einschliesslich Bauera)!) gehören 
auch die bisherigen Droseraceen Byblis und Roridula, von denen die erstere durch 
FR. X. LANG in der Flora LXXXVIII (1901) S. 179—206 irrtümlich zu den Lentibu- 
larieen versetzt wurde. In der Tracht, ihren pfriemlichen Blàttern, ihren langen, einzeln 
achselstándigen, verholzenden, mehrere Jahre überdauernden Fruchtstielen, ihren schmalen, 
linealischen Kelchblättern, ihrer in der Knospe spitz kegelformigen Krone, ihren ansehn- 
lichen, lebhaft gefärbten, zugespitzten, fein nervierten Kronblàttern, ihrem zygomorphen 
Androeceum und Gynoeceum, ihren ziemlich kurz gestielten, dottergelben, langen, schlauch- 
förmigen, mit zwei schiefen, verschmelzenden apicalen Poren aufspringenden Antheren und 
ihrem gekrümmten Griffel erinnert Byblis grandiflora auffallend an Cheranthera linearis. 
Roridula Gorgonias hingegen gleicht in der Dicke ihrer holzigen Zweige, deren anfangs 
mit grossen, hellen Blattnarben dicht besetzter, später durch kurze Längsrisse zerreissender 
Rinde, ihren langen, endständigen Schöpfen dichter, mit Fingerdrüsen gewimperter Blätter 
und ihren einfach traubigen, meist gabelständigen, verholzenden, mehrere Jahre erhalten 
bleibenden Fruchtständen auffallend der Zuxemburghia ciliosa PLANCH. (Staat Rio de Janeiro: 
E. ULE no. 4540; vgl. auch Fl. bras. XII, 2, Taf. 73—75). Die fein federartig zerschlitzten 
Blätter von Roridula dentata erinnern an die Nebenblätter der Sauvagesieen. Durch 
ihre dichte, drüsige Behaarung, ihre lebhaft heideroten Blüten und ihre fachspaltigen, auf 
der Mitte der Klappen je eine Scheidewand tragenden Kapseln nähern sich die Rori- 
duleen den Tremandreen und vielen Ericaceen. Bei Byblis und den Tremandreen 
(t Bauera) ist die Kapsel zweiklappig, bei Rorídula, den meisten Luxemburghieen, 
Clethra und den Diapensiaceen jedoch dreiklappig. Von den Roriduleen unterscheiden 


1) Vgl. S. 30--33 meiner Abhandlung über den Stammbaum (1901). 


Byblis und 
Roridula. 


Passifloralen. 


54 


sich aber die Luxemburghieen durch ihre niemals fachspaltigen, sondern stets, wie bei 
Rhododendron, scheidewandspaltigen Kapseln. Die schmalen, spitzen, bei Z»//s parallel. 
nervigen Kelchblätter der Roriduleen gleichen denen der Sauvagesieen, Tremandreen, 
Lysimachieen und vieler Ericaceen. Die gefransten Blumenblatter einer als Bydiis 
liniflora SALISB. bezeichneten, von einem durch R. BROWN an Australiens Nordküste 
gesammelten Exemplar jedoch spezifisch verschiedenen Pflanze des Berliner Herbars 
(Roebuck Bay: I. W. O. TEPPER 1889—91 no. 103) erinnern lebhaft an die Krone von 
Schizocodon und Soldanella. Die Antheren sitzen bei Zoridula nach LAM., Illustr. Taf. 141; 
BAILLON, Hist. pl. IX, S. 230 Fig. 263—264; ENGL. PRANTL III, 2, Fig. 166F und 
MARLOTH in Ann. of bot. XVII (1903) S. 152 Fig. 15 dem einwarts gebogenen Staub- 
faden, schliesslich nach aussen tiberkippend, in ganz derselben Weise dorsal auf, wie bei 
der Ternstroemiee Zetramerista, Clethra, den Piroleen und zahlreichen anderen Eri. 
calen. Die Pollenkörner von Bylis sind glatt, gleich denen der Tremandreen. Die 
Samen der Roriduleen haben rauhe Erhabenheiten, ähnlich denen von Bauera. Auch 
die Form und Lage des walzenförmigen, in reichliches Nährgewebe eingebetteten Keim- 
lings von Roridula ist ganz dieselbe, wie bei Bauera. Nach LANG sollen die Kronblätter 
bei Brblís am Grunde verwachsen sein, auch hier also, wie bei den Ternstroemiaceen 
Hartia, Ternstroemia, Adinandra, Rhaptopetalum und den Marcgravieen, ein Anlauf zu der 
Gamopetalie der Ericalen, die, wie ich auf S. 82—85 meiner Abhandlung über den 
Stammbaum (1901) ausgeführt habe, in der Nahe der Ochnaceen und Ternstroemia- 
ceen ihren Ursprung genommen haben. Es steht dem wohl nichts im Wege, die 
Roriduleen geradezu mit der Ochnaceen-sippe der Tremandreen zu verschmelzen. 

Von ENGLER's Parietalen verbleiben nach alledem bei den Passifloralen nur 
die Flacourtiaceen, Violaceen, Turneraceen, Malesherbia, die Passifloraceen, 
Acharieen, Loasaceen, Begoniaceen und Datiscaceen. Zu diesen kommen jedoch 
auf Grund unserer obigen Ausführungen noch hinzu die Balsamineen, 7Z>ropacolum, 
Limnanthes, Macgregoria, Tovaria, de Cucurbitaceen, Onagrarieen, Halorrhagidaceen, 
Gentianaceen, Campanulaceen (einschliesslich Stackhousia und Zeganum), Goodenia- 
ceen, Candolleaceen, Calyceraceen und Compositen; ja, ich halte es nicht für 
ganz ausgeschlossen, dass auch noch der Rest der Geranialen, nàmlich die Geraniaceen, 
Oxalideen, Linaceen und Erythroxyleen, zu den Passifloralen gehören. In 
meinem Aufsatz über den Stammbaum (1901) brachte ich die Geranialen zwar in 
Beziehung zu den Malvalen, doch kommt in keiner der vier Familien die für die 
letzteren charakteristische Schichtung des Bastes vor. Auch fehlt der Schale des Lein- 
samens nach MÖLLER, Mikrosk. d. Nahrungs- u. Genussmittel (1886) S. 173, WIESNER, 
Rohstoffe und TSCHIRCH und OESTERLE's Atlas die für die Convolvulaceen, Malva- 
ceen und Zuphorbia charakteristische Lage von Palissadensklerenchym; statt ihrer findet 
sich, wie bei Oenothera biennis, eine Schicht tangential gestreckter Fasern, die HARZ im 
Querschnittsbilde irrtiimlich für Palissaden angesehen hat. 

Doch kehren wir nach dieser langen Abschweifung in das Gebiet der Passi- 
floralen, Campanulaten und Malvalen nunmehr wieder zurück zu den Trigonialen, 


35. 


die wir oben auf Seite 21 verlassen haben! Nachdem wir von den sechs Familien, die 
ich auf S. 31 meiner Abhandlung über den Stammbaum (19or) irrtümlich zu einer Ord- 
nung dieses Namens vereinigt hatte, die Trigoniaceen und Vochysiaceen in die Familie 
der Rosaceen eingereiht, die Polygalaceen aber gleichfalls zu den Rosalen gebracht 
und die Balsamineen und Violaceen bei den Passifloralen untergebracht haben, 
bleibt uns noch die Aufgabe, auch den Moringeen ihren Platz im System anzuweisen. 


Schon durch ENDLICHER, DECAISNE, BENTHAM u. A. wurden dieselben, und 
das offenbar mit gutem Recht, zu den Leguminosen in Beziehung gebracht. Von 
den meisten, bezüglich allen Rhoeadinen, bei welchen sie auch noch in den Natiirl. 
Pflanzenfam. Nachtrag (1897) S. 348 eingereiht wurden, unterscheiden sie sich durch 
ihre schüsselfórmige, von einem Diskus ausgekleidete Blütenachse, die infolgedessen 
perigyne Insertion von Kelch-, Blumen- und Staubblättern, ihren langen Griffel, die 
Orientierung der Samenknospen, ihren geraden, kugeligen Keimling, die reiche, weit 
vorgeschrittene Gliederung des Blattes, einfache Tüpfelung der Gefässe in Berührung mit 
Parenchym, sowie durch das Vorhandensein lysigener markständiger Schleimgange und 
rindenständiger lysigener Schleimlücken. 


Durch ihr unpaarig zwei- bis dreifach gefiedertes Blatt mit kleinen, ganzrandigen, 
hinfälligen Blättchen und zuweilen mit Drüsen an Stelle von Nebenblättern und Stipellen, 
durch die zygomorphe Blüte, die Insertion von Kelch-, Blumen- und Staubblättern, das 
zehngliedrige Androeceum, den gestielten Fruchtknoten mit langem, gekriimmtem Griffel, 
die durch schwammige Gewebewucherungen getrennten Samen ohne Nährgewebe und 
den kugeligen, erbsenartigen Keimling nähert sich Moringa den Caesalpinieen. Der 
letztere ist ölhaltig, wie bei den Amygdaleen und manchen Leguminosen. Die ein- 
fächerige Kapsel springt längs der Mittelnerven der drei Fruchtblätter auf, wie bei den 
Vochysieen. Auch im anatomischen Bau schliesst sich Moringa gut an die Rosaceen, 
Connaraceen und Leguminosen. Einfache Gefässdurchbrechungen, einfach getüpfeltes 
Holzprosenchym, verschleimte Oberhautzellen des Blattes, Einzelkrystalle von oxalsaurem 
Kalk finden sich auch bei Vochysieen, Connaraceen und Leguminosen, Drusen 
bei Vochysieen, Polygalaceen und Caesalpinieen, lysigene Sekretgänge im Marke 
bei Neurada, Vochysieen und der Papilionacee Herminera, lysigene Sekretlücken bei 
Polygalaceen und Connaraceen, einfache Tüpfel der Gefässwand in Berührung mit 
Parenchym bei Connaraceen und Papilionaceen, isolierte Hartbastgruppen bei Poly- 
galaceen, Papilionaceen und Bauhinia, ein gemischtes und ununterbrochenes Sklerenchym- 
rohr bei Trigonieen, Connaraceen, Caesalpinieen und Mimoseen, einfache, 
einzellige Haare bei Vochysieen, Trigonieen, Polygalaceen, Connaraceen, 
Caesalpinieen und Mimoseen, von mehreren gewöhnlichen Nebenzellen umgebene 
Spaltöffnungen bei Vochysieen, Polygalaceen, Papilionaceen und Caesalpinieen. 
Durch das Fehlen von Drüsenhaaren an den Vegetationsorganen sind endlich gleich 
Moringa auch ausgezeichnet die Vochysieen, Trigonieen, Polygalaceen und Con- 
naraceen. 


Moringa. 


Meliantheen. 


ns 


Auch die Moringeen gehören demnach, und zwar wahrscheinlich als selbständige 
Familie, trotz ihrer Parietalplazenten in den Verwandtschaftskreis der Rosaceen, Polyga- 
laceen, Connaraceen und Leguminosen, aber nicht zu den Rhoeadinen. 

Sehr stark ausgeprägt findet sich die in allen diesen Familien mit Ausnahme 
der Connaraceen wiederkehrende Neigung zu zygomorpher Ausbildung der Blüte auch 
bei den Meliantheen. Das hintere Kelchblatt ist bei Velianthus in ganz der nämlichen 
Weise spornartig ausgesackt, wie bei den Vochysieen, doch geht die Symmetrie-ebene 
nicht, wie bei den Chrysobalaneen, Dichapetaleen, Trigonieen und Vochysieen, 
durch das dritte oder vierte, sondern median durch das zweite Kelchblatt, wie bei den 
Polygalaceen. Trotz dieser Verschiedenheit müssen auch die Meliantheen zu einer 
Abteilung der Rosaceen degradiert werden. 

In seinem ganzen vegetativen Aufbau, dem krautigen Wuchs, der mangelnden 
Behaarung, der Stellung, Fiederung, Bezahnung, Aderung und Farbe der Blätter, den 
lang gestielten endständigen Blütenähren und der dunkelroten Blütenfarbe ähnelt zumal 
Melianthus major dermassen unsrer Sanguisorba officinalis, dass man die letztere fast als 
einen reduzierten Melianthus betrachten könnte. Da aber die Sanguisorbeen zwar in 
der Anzahl der Fruchtblätter und Samenknospen schon stärker reduziert sind, als die 
Meliantheen, vor letzteren aber meist noch regelmässig strahlige Blüten und häufig 
auch zahlreichere Staubblätter voraushaben, so ist obige Annahme nicht zulässig. Auch 
Comarum stimmt in Blatt und Blütenfarbe auffällig mit Meltanthus major überein. Diese 
Ähnlichkeiten erklären sich offenbar dadurch, dass sich die Potentilleen, Sanguisorbeen, 
Meliantheen und verwandte Sippen der Rosaceen neben einander aus gemeinsamem 
Ursprung entwickelt haben. Die Nebenblatter von Melianthus major und von Bersama- 
arten sind am Blattstiel hinaufgewachsen und von derselben Form, wie die von Zagenia, 
Acaena-arten, Comarum, Potentillen, Rosa u. s. w. Die Blättchen derselben Art laufen 
in der nämlichen Weise keillórmig an der Blattspindel herab, wie bei Potentilla supina 
und verwandten Arten. Bei M. minor finden sich zwischen den Fiederchen von normaler 
Grösse hin und wieder auch noch kleinere, wie bei Geum, Ulmaria, Potentilla anserina, 
Aremonia, Agrimonia, Leucosidea, Acaena-arten u. s. w. Ausserdem ist hier, sowie bei 
Bersama Engleriana GÜRKE und usamdarica GÜRKE die Blattspindel in ganz derselben 
Weise keilförmig geflügelt, wie bei Weinmannia, einer Gattung der, wie wir sehen werden, 
ebenfalls zu den Rosaceen gehörenden Cunonieen, und wie bei manchen Sapinda- 
ceen. Die Blüten stehen bei den Meliantheen in lang gestreckten, ährenförmigen 
Trauben, wie bei manchen Chrysobalaneen, Trigonieen, Vochysieen, Sanguisor- 
been, Meliaceen, Sapindaceen, Polygalaceen und Leguminosen. Der Kelch 
mancher Sersama-arten ist aussen filzig grau behaart, wie bei Acioa und vielen Meliaceen. 
Wie bei Zrigonia. so sind auch bei Bersama noch alle fünf Blumenblätter vorhanden und in ganz 
ähnlicher Weise zurückgebogen. Bei Afelianthus hingegen zeigt sich bereits die für die 
Vochysieen charakteristische Neigung zur Reduktion der Blumenblätter; es sind ihrer 
nur noch vier vorhanden. Bei Aelianthus sowohl, wie bei Bersama ist ein unvollständiger, 
nur dorsal ausgebildeter, demjenigen von Zrigonia, Trigoniastrum und Aramería vergleich- 


2M. 


barer extrastaminaler Diskus vorhanden. Auch von Staubblattern sind in beiden Gattungen 
nur noch vier vorhanden und mehr oder weniger mit einander verwachsen, wie auch bei 
der Trigonieen-gattung Zightia. Dass sich die Meliantheen von den Dichapetaleen, 
Trigonieen und Vochysieen durch vierzahlige Fruchtblatter unterscheiden, kann gegen- 
über den zahlreichen Übereinstimmungen nicht schwer ins Gewicht fallen. Bei Bersama 
enthalt jedes Fach des Fruchtknotens nur noch eine einzige Samenknospe, wie bei den 
Polygalaceen und vielen Rosaceen; bei Melianthus hingegen stehen sie noch in grosser 
Zahl zweireihig in den Innenwinkeln, wie bei 7Zrégonsa und den meisten Vochysieen. 
Auch die grosse Narbe des säulenförmigen, gleich den Staubblättern ähnlich, wie bei 
den Leguminosen, Polygalaceen, manchen Meliaceen, Sapindaceen und Ruta- 
ceen, gekrümmten Griffels von Bersama lässt sich gut mit derjenigen der Trigonieen 
und Vochysieen vergleichen. Die Frucht der Meliantheen ist eine fachspaltige Kapsel 
gleich derjenigen der Vochysieen, und durch ihre dicken, holzigen, auf der Oberfläche 
unebenen und von kurzem, dichtem, gelbbraunem Filz bekleideten Klappen scheint 
diejenige von Bersama lucens SZYSZ. (Capland: DREGE) der Kapsel von Qualea-arten sehr 
zu ähneln. Die im Berliner Herbar befindlichen Kapseln von Sersama-arten springen 
langsam loculicid in vier innen mit gelbem, glänzendem Endokarp versehene und je 
eine Scheidewand tragende, eine kurze Mittelsäule stehen lassende, schliesslich auch 
langsam scheidewandspaltige Klappen auf, ähnlich, wie die dreiklappigen Kapseln von 
Vochysieen. In beiden Gattungen der Meliantheen ist die Kapsel vom bleibenden 
Kelch gestützt, wie bei den meisten Chrysobalaneen, Dichapetaleen und Trigonia. 


Auch die Samen gleichen durch ihr reichliches Nährgewebe denen von 7rigonia. Bei - 


Bersama sitzen sie in einem fleischigen, becherförmigen, scharlachroten Arillus, demjenigen 
mancher Polygalaceen, Connaraceen, Leguminosen und Sapindaceen vergleichbar, 
ein Erinnerungszeichen an die gemeinsame Abstammung von magnoliaceen-, anonaceen- 
und myristiceen-artigen Polycarpicae. 

Auch im anatomischen Bau von Achse und Blatt widerspricht nichts einer 
Einreihung der Meliantheen bei den Rosaceen.  Styloiden, die einzige bei den 
Meliantheen beobachtete Krystallform des oxalsauren Kalkes, finden sich auch bei 
Quillaja. Durch das Fehlen von Drüsenhaaren, ihren bifazialen Blattbau, nur unterseits 
vorkommende, von gewöhnlichen Oberhautzellen umgebene Spaltoffnungen, Innenkork, 
einfache Gefássdurchbrechungen, einfach getüpfeltes Holzprosenchym, 3—4-reihige Mark- 
strahlen, auch gegen Markstrahlparenchym behöft getiipfelte Gefasse von 0,04—0,09 mm 
Durchmesser, das Vorkommen von Biischelhaaren, von Sklerenchym in den Blattnerven 
und von isolierten primaren Bastfasergruppen mit durch diinne Scheidewande gefacherten 
Fasern nähern sich die Mcliantheen besonders den Vochysieen. Ihre konzen- 
trischen markstandigen Gefässbündel mögen dem intraxylären Weichbast der Vochy- 
sieen und den bei einer Jriyonia-art gefundenen verkehrt orientierten markständigen 
Gefassbiindeln homolog sein. Die geringe Entwickelung von Holzparenchym, das 
Fehlen von sekundarem Hartbast und das Vorkommen spiraliger Verdickung der Gefässwand 
teilen die Meliantheen zwar nicht mit den Vochysieen, wohl aber mit anderen Rosaceen. 

8 


Greyia. 


Eucryphia. 


In der letzteren Familie nehmen die Meliantheen anscheinend eine Mittelstellung 
ein zwischen den Rosoideen und den Vochysieen. Durch ihre Überführung zu den 
Rosaceen aber dürfte es nunmehr wohl endgültig erwiesen sein, dass die Gattung Gain, 
die man zum Vertreter einer besonderen Tribus der Melianthaceen erhoben hat, nicht 
hierher gehört. Ist sie schon durch eine ganze Reihe morphologischer Merkmale von den 
Meliantheen scharf geschieden, so weicht sie besonders auch durch den Besitz von 
Rhaphiden von sämtlichen Rosaceen ab, mit Ausnahme einiger Gattungen der gleichfalls 
zu den Rosaceen gehörenden Ternstroemiaceen, nähert sich aber dadurch den Hy- 
drangeen. Eine Verwandtschaft mit den Escallonieen und mit Zrancoa. welche die 
Escallonieen mit den Saxifragotdeen') zu verbinden scheint, ist daher durchaus kein 
Ding der Unmöglichkeit. Durch die Beschaffenheit des Blattes und ihre lebhaft moten 
Blumenblätter erinnert Greyia Sutherlandi an die Saxifragee Heuchera sanguinea. 

Nachdem sich für die Trigonieen durch Vermittelung der Dichapetaleen, 
Amygdaleen und Chrysobalaneen ein sicherer Anschluss bei den Rosaceen finden 
liess, erscheint nunmehr auch die schon längst erkannte, von ENGLER und FOCKE hin- 
gegen in den Natürl. Pflanzenfam. bestrittene Zugehörigkeit von Lucryphia zu den 
Rosaceen in einem neuen Lichte. Das gleiche Hängenbleiben der Klappen der kantigen, 
saepticiden Kapsel an schlangenzungenartig gespaltenen Plazentarfasern, wie es FOCKE 
bereits beschreibt und abbildet und wie es auch an den Hamburger Exemplaren von 
Euryphia cordifolia deutlich sichtbar ist, findet sich auch bei 7r7yonta. mit dem Unter 
schiede nur, dass bei letzterer die ganze Mittelsäule von oben her in drei gegabelte Fasern 


gespalten wird, während bei Zucryphia cordifolia auch oberhalb der Ansatzstelle der Fasern 


noch eine Mittelsäule erhalten bleibt. Das letztere ist bei Æ. Billardieri (Hb. Berol.) nicht 
der Fall, sodass die Dehiszenz der Kapsel bei dieser Art vollständig mit der von 7rigonu 
übereinstimmt. Ähnliches findet sich auch anderwärts im Verwandtschaftskreise der R osaceen, 
man vergleiche z. B. die vierklappige Kapsel der Meliacee Zlutheria nobilis in ENGL. 
PRANTL, Nat. Pfl. III, 4, S. 275 Fig. 154, bei welcher sich die Mittelsaule in vier mit 
den Plazentarfasern verwachsen bleibende Leisten spaltet und die Fasern nicht durch je 
eines, sondern durch etwa 9 übereinander stehende Rippenpaare mit den Kapselklappen 
in Zusammenhang bleiben. Das kahnförmige Endokarp löst sich bei ZuerypAhia in ähnlicher 
Weise vom Exokarp, wie bei 7r¿gonía, Qualea-arten und Amygdalus. Auch der in reichliches 
Nährgewebe eingebettete Keimling gleicht mit seinem kurzen Hypokotyl und seinen 
eiförmigen, flachen Keimblättern demjenigen von Trigonia. während die geflügelten Samen 
denen der Vochysieen und Quillajeen vergleichbar sind. Die Blätter sind gegenständig, 
wie bei Rhodotypus. Trigonia und den Vochysieen, und bald ungeteilt, bald gefiedert, wie 


1) Zu dieser Gruppe gehören möglicherweise doch auch die Parnassicen, die ich letzthin (1901? zu 
den Sarracenialen versetzt habe. Bei manchen Arten ist deutlich der 10-nervige, halb oberständige Saxi- 
fragoideen-kelch nachweisbar und nach SoLEREDER teilen sie das Vorkommen im Herbar als schwarzbraune 
Strichelung hervortretender gerbstoffhaltiger Oberhautzellen mit /epuropetalum, sowie mit Saxifraga- und Chrysesfle 
nium-arten, Die eigenartigen Staminodien sind offenbar den Honigblittern der Ranunculaccen und Berberi 


deen homolog, mögen sie auch immerhin nicht einem äusseren, sondern dem innersten Staminalkreis angehören. 


59 


das ebenfalls beides bei den Rosaceen häufig vorkommt. Auch abfällige Nebenblätter 
sind vorhanden, nur ist mir die Art ihrer paarweisen Verwachsung noch bei keiner anderen 
Rosacee begegnet. Dagegen hatten wir schon wiederholt Veranlassung, auf das bei den 
Rosaceen so häufige Vorkommen eines grauen Haarfilzes auf der Blattunterseite, wie er 
sich auch bei Zuer. cordifolia vorfindet, aufmerksam zu machen. In Form und Bezahnung 
der Blätter und in deren derb lederiger Beschaffenheit und engmaschigem Adernetz nähert 
sich diese Art der gleichfalls chilenischen Quillajee Augeneckia ovata COLLA. (Santiago: 
PHILIPPI), während £. pinnatifida (Hb. Berol.) in den Zweigen, Sprossknospen und in der 
Fiederung, Bezahnung und Farbung des Laubes mehr an Sorbus Aucuparia, Rosa, Rubus 
rosifolius u. S. w. erinnert. An den Sprossknospen von Æ. Billardieri befindet sich eine 
dicke, gelbe, an Gurden/a-arten erinnernde Harzperle und die jungen Blätter von Æ. Milliganü 
(Bb. Berol) sind harzglanzend, gleich denen der Kirschen. Die schónen, rosenartigen, 
grossen Blüten stehen einzeln, gleich denen der Quillajee Zindlerya. Von den Rosaceen 
unterscheidet sich Zucryphia zwar nicht unerheblich durch ihren schon vor dem Aufblühen 
abfallenden Kelch, ihre kegel- oder walzenfórmig hypogyne Blütenachse und ihren zwischen 
den zahllosen Staubblattern morchelartig in zahlreiche Wülste aufgelósten Diskus; gerade 
durch diese Eigenschaften aber verrät sie sich trotz ihrer bereits gegenständigen Blatter 
als eine sehr alte, den Magnoliaceen und Anonaceen noch ziemlich nahe stehende 
Form. Wenigstens nach der Blüte fällt der Kelch auch ab bei der Quillajee Zxochorda 
und bei den meisten Amygdaleen; von derjenigen der Potentillinen und der Gattung 
Rubus unterscheidet sich die Blütenachse von Æucryphia im wesentlichen nur durch den 
Mangel einer scheibenfórmigen Verbreiterung und dadurch, dass sie infolge dessen an 
ihrem walzenförmigen, epipetalen Teil ausser den Fruchtblättern auch die Staubblätter 
und den Diskus tragt. Die grossen, zarten, ungefahr kreisrunden, aber mehr oder weniger 
deutlich ausgerandeten, von zahlreichen feinen, parallelen, nach aussen zu dichotomen 
Adern durchzogenen, am Grunde im Herbar dunkleren Blumenblätter gleichen vollständig 
denen von Zindleya, Pirus und Rosa. Auch das Androeceum stimmt mit seinen zahlreichen 
Staubblättern und seinen kurzen, mit dem Rücken angehefteten Antheren genau mit 
demjenigen von osa überein, ebenso die grosse Zahl der Fruchtblatter und der freien, 
fadenformigen Griffel; überhaupt macht die ganze Blüte den Eindruck einer Rosenblüte, 
sodass man E£ucryphia cordifolia recht gut als die chilenische Rose bezeichnen könnte. 
Durch die Verwachsung der Fruchtblätter zu einem vielfächerigen, unter den freien, faden- 
formigen Griffeln mit kurzem Trichter versehenen Fruchtknoten, ihre in jedem Fach 
zahlreich in zwei Reihen stehenden Samenknospen, ihre kantige, scheidewandspaltige 
Kapsel und ihre geflügelten Samen aber nähert sie sich mehr den Quillajeen und auch 
die geographische Verbreitung deckt sich mehr mit derjenigen der Quillajeen. Wegen 
der zahlreichen vorhandenen Abweichungen wird man die Gattung indessen doch besser 
als Vertreter einer besonderen Sippe zu behandeln haben und diese zwischen den Trigo- 
nieen und Quillajeen einschalten. 

Zu dem, was bereits die blosse Betrachtung des ausseren Baues ergab, stimmen 
nun auch gut die anatomischen Verhältnisse. Neben einfach ringformigen und reich- 


Re 


Cunoniaceen 
und Brunellia. 


60 

spangig leiterformigen Gefássdurchbrechungen finden sich auch solche Kombinations- 
formen, die, genau wie bei Quillaja, in der Mitte zwischen den Leitersprossen eine grosse, 
ringformige Durchbrechung aufweisen. Auf der Oberseite der verwachsenen Nebenblätter 
und der Vorblätter tragen die australischen Arten zahlreiche fingerförmige Harzdrüsen, 
wie sie nach SOLEREDER auch an den Nebenbláttern von Zirus- und Prunus-arten vor- 
kommen. Englumige Gefässe, ein- bis zweireihige Markstrahlen, einzelne oder zu Nestern 
vereinigte Steinzellen in der Rinde, zu einem nahezu vollständigen Rohr geschlossene 
Hartbastbündel, bifazialer Blattbau, Verschleimung der Innenwand der Oberhautzellen des 
Blattes, Sklerenchymfasern im Blattfleisch, einfache einzellige Haare, das alles findet sich 
ebensowohl, wie bei Zucryphia, auch bei anderen Rosaceen, und Sklerenchym im Marke 
begegnete uns bereits bei den Vochysieen. 

Durch ihre gegenständigen oder selbst in dreigliedrigen Wirteln stehenden, ein- 
fachen oder gefiederten, meist gekerbten oder gesägten, unterseits zuweilen filzigen, mit 
hinfälligen, zuweilen verwachsenen Nebenblättern versehenen Blätter, deren dichte, schief 
abstehende, parallele Fiedernerven und feines, engmaschiges Adernetz, durch ihre zwei- 
reihigen, hängenden Samenknospen, ihre freien, pfriemlichen oder fadenförmigen Griffel, 
ihre balgfruchtartig aufspringenden Kapseln mit sich lösendem Endokarp, ihre an Nähr- 
gewebe reichen Samen und die Form des Keimlings schliessen sich an Zucryphia die 
Cunoniaceen und Brunellia. Bei letzterer haben ausserdem die Samenknospen genau 
dieselbe Orientierung, wie bei £ucryphia, den Trigonieen, Vochysieen, Dichapetaleen, 
Amygdaleen und Polygalaceen, mit nach oben und aussen gerichteter Mikropyle. 
Bei den Cunoniaceen hingegen ist die Mikropyle umgekehrt nach auswärts und abwärts 
gerichtet, wie bei den Pomeen. Auch die Plazentarfasern der Kapsel von Trigonia und 
Eucryphia finden sich bei Brunellia und der Cunoniacee Belangera tomentosa wieder, und 
zwar sind sie bei letzterer sogar in der nämlichen Weise schlangenzungenförmig gespalten 
(siehe MART., Fl. bras. XIV, 2, Taf. 37 Fig. 16). Die kräftigen, kantigen jungen Zweige 
von Brunellia erinnern einigermassen an die Stengel von Melianthus major, Hagenta, Potentilla 
recta u. a Die Spindel der gefiederten Blätter mancher Wenmannia-arten ist in genau 
derselben Weise keilförmig geflügelt, wie die von Melianthus minor. Durch die derbe Beschaffen- 
heit, die Bezahnung, Aderung, den oberseitigen Glanz, den unterseitigen Filz der Blätter, 
den dichten rostfarbigen Filz der jungen Teile, die Form und filzige Behaarung der 
Blütenstände ähnelt Brunellia auch der Pomeen-gattung Zriobotrya, während manche 
Cunoniaceen, wie z. B. Cunonia capensis, sich durch ihre scharf drüsig gesägten, derben, 
kahlen, mit dichtem, hervorstehendem Adernetz versehenen Blätter mehr der Pomeen- 
gattung Photinia nähern. Der bei Zicania, Dichapetalum, Trigonia, Melianthus minor, Potentilla 
argentea. Rubus Jdaeus und tomentosus, Dryas, Ulmaria palustris, Cydonia vulgaris, Cotoneaster. 
Amelanchier, Sorbus Aria, Prunus prostrata LABILL. und zahlreichen anderen Rosaceen 
auf der Blattunterseite vorhandene weisse oder graue, von den meist gelb oder braun 
behaarten Nerven unterbrochene Filz findet sich auch sehr deutlich bei einer als Brunellia 
inermis DC. bezeichneten Pflanze (Tovar: MORTTZ no. 1739), besonders schön aber bet 
der Cunoniacee Callicoma serratifolia ANDR. Bei der Cunoniacee Ceratopetalum gummi- 


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ferum SM. sind die jungen Blätter lackglanzend; hier sowohl wie auch bei Cuzonia finden 
sich nämlich an den Nebenblättern ebensolche Harz absondernde Drüsenzotten, wie bei 
Eucryphia-, Pirus- und Prunus-arten. Die cymósen, reich verzweigten Bliitenstande von 
Brunellia comocladifolia KTH. (Portorico: SINTENIS no 4342) gleichen einigermassen denen 
von Zagenia, diejenigen von Callicoma hingegen mehr denen von Sanguisorba und die von 
Cunonia denen von Spiraea salicifolia L. Die unscheinbaren Blüten von Zruncllia und 
manchen Cunoniaceen sind eingeschlechtig und apetal, wie diejenigen mancher Amygda- 
leen und Chrysobalaneen. Diejenigen der ersterwähnten Brunellia-art (MORITZ no. 1739) 
sind nach Angabe des Sammlers gelblich-grün, also etwa wie diejenigen von ZHagenia, 
Sanguisorba-arten, Sibbaldia und Alchemilla. Bei manchen Cunoniaceen und zumal bei 
Brunellia zeichnen sich fast sämtliche Teile der Blüte durch eine starke Behaarung aus, 
wie bei den Chrysobalaneen. Auch die Antheren gleichen in Form und Anheftungs- 
weise denen der meisten Rosaceen. Der tellerfórmige, der Blütenachse angewachsene 
Diskus ist bei den Cunoniaceen gelappt, wie bei Quillaja und manchen Dichapetaleen. 
Die durch den zweiblättrigen Fruchtknoten von Cunonia gehende Symmetrie-ebene hat 
(nach ENGL. PRANTL III, 2 *, S. 95 Fig. 55 B) dieselbe Richtung, wie bei den Trigonieen. 
Fruchtknoten, Zahl und Lage der Samenknospen, Frucht und Samen sind bei Brunellia 
und den Cunoniaceen ähnlich, wie bei den Spiraeoideen. Das knochengelbe, krustige, 
harte Endokarp springt bei Bruncllia Boliviana BRITTON (Hb. Berol) und anderen Arten 
in ganz áhnlicher Weise in Form von schiffchenartigen Stücken aus dem Exokarp heraus, 
wie bei Zueryphia. Die Flügelsamen der Cunoniaceen gleichen denen von Zucryphia, 
den Quillajeen und den Vochysieen. Zuweilen sind sie behaart, ähnlich denen von 
Vochysieen, Trigonieen, Zarastemon und Polygalaceen. 

Auch im anatomischen Bau schliessen sich Brunellia und die Cunoniaceen aufs 
engste an die Rosaceen an. Nach ENGLER (Natürl. Pflanzenfam., Nachtrag, 1897, S. 182) 
ist Brunellia charakterisiert durch einfache, einzellige Haare, einen gemischten, aber hie und 
da unterbrochenen Hartbastmantel, weitlumige Gefässe mit leiterformigen oder netzförmigen 
Verdickungen und leiterförmigen, seltener einfachen Durchbrechungen, einreihige Mark- 
strahlen, heterogenes Mark und das Vorkommen von 2—3-schichtiger Oberhaut des 
Blattes, lauter Verhältnisse, wie sie, die Art der Tüpfelung der Gefässe ausgenommen, 
von SOLEREDER auch für andere Rosaceen angegeben werden. Das Mark enthält auf 
dem Querschnitt netzförmig angeordnete Reihen von englumigen Zellen und dazwischen 
weitlumige Zellen, zeigt also genau denselben Bau, wie das nach SOLEREDER bei Arten 
von Spiraea und Rosa der Fall ist. 

Die Cunoniaceen wurden früher den Saxifragaceen zugezählt, doch unter- 
scheiden sie sich von diesen durch das Vorkommen von deutlichen Nebenblättern, 
zefiederten Blättern, verschleimten Oberhautzellen des Blattes, verschleimtem Hypoderm, 
Schleimzellen in der Rinde, Krystallkammerparenchym, sekundärem Hartbast und Lamellen - 
kork. Durch ENGLER wurden sie daher von den Saxifragaceen getrennt und zu einer 
selbständigen Familie erhoben. Durch all’ diese sie von den Saxifragaceen trennenden 
Vorkommnisse mit Ausnahme des Lamellenkorkes schliessen sie sich aber an die 


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Quiinaceen. 


62 
Rosaceen an. Krystallkammerparenchym ist auch bei zwei Vochysieen nachgewiesen 
worden und ebenso sprechen diejenigen Einzelhciten des anatomischen Baues, welche die 
Cunoniaceen mit Saxifragaceen gemein haben, nicht gegen thre Einordnung bei den 
Rosaceen, Aussenkork, einfache, einzellige Haare, Biischelhaare, Drusen und Einzel- 
krystalle, Hypoderm, drüsige Blattzähne, drei Gefässbündel im Blattstiel, mehrreihige 
Markstrahlen, gegen Markstrahlenparenchym behöft und einfach getüpfelte Gefässe, behöft 
oder einfach getüpfeltes Holzprosenchym und ein gemischter, ununterbrochener Hartbast- 
mantel finden sich ebensowohl bei den Saxifragaceen und Cunoniaceen, wie auch 
bei den Rosaceen im herkömmlichen Sinne. 

Nach alledem dürfte es kaum gelingen, Unterschiede zu finden, welche es recht- 
fertigten, die Brunelliaceen und Cunoniaceen neben den Rosaceen als selbständige 
Familien bestehen zu lassen. Vielmehr sind auch sie, gleich ZLucryphia, zwischen den 
Quillajeen und Trigonieen einzuschalten. Wegen verschiedener Richtung der Samen- 
knospen hat ENGLER die Brunelliaceen von den Cunoniaceen getrennt gehalten, und 
da auch Zucryphia durch eine Reihe von Eigentümlichkeiten ausgezeichnet ist, so wird 
man neben den Spiraeeen und Quillajeen wohl auch die Eucryphiaceen, Brunellia- 
ceen und Cunoniaceen als besondere Sippen bestehen lassen müssen. Vielleicht aber 
lassen sich die letzteren drei wegen ihrer stets gegen- oder wirtelständigen, bald gedreiten 
oder gefiederten, mit interpetiolaren, zuweilen paarweise verwachsenen Nebenblättern 
versehenen Blätter wieder als Unterabteilungen einer einzigen Sippe zusammenfassen, die 
sich als Eucryphiinen, Brunelliinen und Cunoniinen den Spiraeeen und 
Quillajeen unter dem gemeinsamen Namen Cunonieen an die Seite stellen würden. 
Auch sonst sind ja mancherlei gemeinsame Berührungspunkte vorhanden. 

Als vierte Untersippe schliessen sich ihnen noch die Quiininen an, die zumal 
den Cunoniinen äusserst nahe stehen. Kein Wunder daher, wenn TAUBERT Quin 
Glaziovii ENGL. unter dem Namen Macredendron corcovadense als neue Gattung der 
Cunoniinen beschrieben hat (siehe ENGLER im Nachtrag zu II—IV der Natürl. Pflanzen- 
fam., 1897, S. 184). Wie bei den Chrysobalaneen, Dichapetaleen, Trigonieen 
und Cunoniinen (Aphanopetalum), so kommen auch in der Gattung Quiina Klettersträucher 
vor. Die jüngeren Zweige sind mehr oder weniger vierkantig, wie bei manchen 
Cunoniinen, z. B. Aphanopetalum und Ceratopetalum. Die schlanken Zweige von Quina 
macrostachya (Flor. brasil. XII, 1, Taf. 110) sind in ähnlicher Weise mit zahlreichen Lenti 
zellen besetzt, wie diejenigen der Cunoniine Aphanopetalum resinosum (Brisbane River: 
AMALIA DIETRICH). Gleich den Eucryphiinen, Brunelliinen und Cunoniinen 
zeichnen sich auch die Quiininen durch gegen- oder wirtelständige, einfache oder fieder- 
teilige, ganzrandige oder gekerbte, glänzende Blätter mit geraden, genäherten, spitzwinkelig 
nach vorn gerichteten Seitennerven und pfriemenförmigen oder laubartigen, zuweilen paar- 
weise verwachsenen interpetiolaren Nebenblättern aus, die zumal denen mancher Cuno- 
niinen sehr ähnlich zu sein scheinen. So gleichen die Blätter von Quiima Glas 
(Fl. brasil. XII, 1, Taf. 109) einigermassen denen von IH einmannia ovata Cav. (Merida: 
MORITZ no. 1141). An den gefiederten Blättern von Zouroulia guianensis (Hb. Ber.) laufen 


= n 


63 

die Blattchen in ganz derselben Weise keilförmig in die geflügelte Blattspindel herab, 
wie bei manchen Meliantheen, Ji eénmannia-arten und Sapindaceen. Die Blätter von 
Quiina crenata (Hb. Berol.) sind gekerbt, wie diejenigen von ZEucryphia- und Brunellia-arten. 
Die pyramidalen Blütenrispen von Quiina macrostachya scheinen in ähnlicher Weise wieder- 
holt dichotom verzweigt zu sein, wie diejenigen von Aphanopetalum, Caldcluvia, Platylophus 
und Ceratopetalum. Bei Quiina Glaziovii und tinifolia hingegen stehen die Blüten an langen, 
walzenförmigen Trauben kurz gestielt und zu 2—3 büschelweise in den Achseln gegen- 
oder quirlständiger Brakteen, fast genau, wie bei WWeinmannia. Die Blüten sind klein, 
wie bei Brunellia und den Cunoniinen, in Kelch und Krone vierzahlig, wie bei Zucryphia, 
Drunellia-arten und manchen Cunoniinen, oder auch fünfzählig, meist eingeschlechtig, 
wie bei Brunellía und manchen Cunoniinen, die männlichen polyandrisch, gleich den 
(zweigeschlechtigen) Blüten von Eucryphia. Auch die Form der weissen oder gelblichen 
Blumenblätter scheint eine ähnliche zu sein, wie bei Zucryphia, ebenso die Form der 
kurzen, dorsifixen Antheren mit ihren getrennten, auf plattchenformigem Konnektiv 
sitzenden Pollenfachern. Im Gegensatz zu den übrigen Cunonieen fehlt den Quiininen 
der Diskus vollständig, doch kommt das in der Familie auch sonst noch vereinzelt vor, so 
z. B. bei Stylobasium, Zightia und den Vochysieen. Die Fruchtblátter sind, wie bei Zucryphia, 
in geringer oder auch in beträchtlicher Zahl vorhanden und zu einem gefächerten Frucht- 
knoten verwachsen. Im Grunde eines jeden Fruchtknotenfaches befinden sich neben 
einander zwei winkelständige, aufrechte, anatrope Samenknospen, wie bei den Pomeen. 
Die Griffel sind frei, wie bei den übrigen Cunonieen, den Quillajeen und manchen 
Dichapetaleen. Die Narben sind schildförmig, wie bei Zrinsepia, Dichotomanthes, Stylo- 
basium, den Trigonieen und den Vochysicen. Die wie bei den meisten Rosaceen 
vom bleibenden Kelch gestützte Frucht ist angeblich eine trockene, durch Abort einfächerige, 
I—3-samige, schliesslich klappig aufspringende, also anscheinend mandelartige Beere. 
Nach den Exemplaren des Berliner Herbars und den Abbildungen von Quiina sessilis 
scheint es eine Steinfrucht zu sein, wie diejenige der Cunoniine Schisomeria, klein und 
schlank birnförmig, von derselben Form, wie diejenige mancher Chrysobalaneen 
(Zicania, Parastemon) und Dichapetaleen. Die Samen sind von einem kurzen, abstehenden 
Filz bedeckt, wie bei Zarastemon und manchen Polygalaceen. Nahrgewebe fehlt voll- 
ständig, wie bei den Pomeen, Chrysobalaneen, Dichapetaleen, Vochysieen und 
den meisten Amygdaleen. Auch der Keimling hat, mit seinem kurzen Hypokotyl und 
seinen dicken Keimblättern, anscheinend dieselbe Form, wie bei den Amygdaleen und 
Dichapetaleen. Das Verbreitungsgebiet der Quiininen wird umfasst von demjenigen 
von Brunellia und I einmannma. 

Über den anatomischen Bau der Quiininen lässt sich aus SOLEREDER's Hand- 
buch, in welchem sie noch unter den Guttiferen behandelt worden sind, herauslesen, 
dass sie im Zentrum und oft auch in der Peripherie des Markes der Zweige sowie 
auch im Mark der Blattstiele und der grösseren Nerven Schleimgánge führen, wie Veurada 
und manche Vochysieen, dass sie sich gleich den Cunoniinen und anderen Rosaceen 
auszeichnen durch den Besitz von Drusen und Einzelkrystallen, Gefässe mit einfachen 


Saxifraga- 
ceen. 


64 
Durchbrechungen und Hoftüpfeln auch gegen Markstrahlparenchym, behöft getüpfeltes 
Holzprosenchym, Aussenkork und einfache einzellige Haare, dass sie sich durch das 
Fehlen von Drüsenhaaren, Spaltöffnungen mit zum Spalt parallelen Nebenzellen und das 
Vorkommen von Sklerenchymfasern im Blattfleisch manchen Chrysobalaneen und 
anderen Rosaceen nähern, durch ihren bifazialen Blattbau aber den Pomeen, Trigo- 
nieen, Vochysieen, Meliantheen, Prinsepia, Lecostemon u. a. Die kleineren Nerven 
sind eingebettet, wie bei manchen Pomeen und Chrysobalaneen. Die äusseren 
Tangentialwánde der zweiten Zellschicht des Korkes von Quina sind ausserordentlich 
stark verdickt, wie im Kork mancher Pomeen. Die Markstrahlen sind nach ENGLER 
einschichtig, wie z. B. auch bei Srunellia. Das Vorkommen von einzelnen oder gruppen- 
weise vereinigten Steinzellen und Bastfasern in der Rinde teilen die Quiininen mit 
vielen anderen Rosaceen. Dagegen finde ich das von SOLEREDER erwähnte Vor- 
kommen von Randtüpfeln bei Zvuroulia für keine einzige der übrigen bisher behandelten 
Rosaceen-sippen angegeben, doch ist dies ja ohne Zweifel auch ein Merkmal von nur 
untergeordneter Bedeutung für die Systematik. 

Von den Cunoniinen unterscheiden sich die Quiininen hauptsächlich durch 
das Vorkommen einer schwachen Verwachsung der Blumen- und Staubblatter, das vollige 
Fehlen des Diskus, die aufrechten Samenknospen, kein Nährgewebe enthaltende Samen 
und ihren dem entsprechend grossen Keimling, das Vorkommen markständiger Schleim- 
gange und das Fehlen sonstiger verschleimter Zellen. Ihre Vereinigung mit ersteren ist 
daher trotz der grossen Ähnlichkeit mit Weinmannia nicht wohl angángig. 

Ob nach Einziehung der früher mit den Saxifragaceen vereint gewesenen 
Cunoniaceen nicht etwa auch die Saxifragaceen selbst, die zumal durch die Astil- 
been und Grossularieen den Spiraeeen sehr nahe kommen, mit den Rosaceen zu 
vereinigen sind, das kónnen erst weitere eingehende Untersuchungen erweisen. Im 
anatomischen Bau sind die Astilbeen, im Gegensatz zu den Grossularieen, immerhin 
noch deutlich von den Spiraeeen geschieden durch das Vorkommen von Deckzotten 
und einfachen, mehrzelligen Haaren. Letztere kommen aber auch in einer Familie vor, 
die, wie wir sehen werden, ebenfalls noch mit den Rosaceen zu vereinigen ist, namlich 
bei den Styraceen. Das einzige anatomische Merkmal hingegen, welches Ribes von den 
holzigen Rosaceen unterscheidet, ist das vollige Fehlen von Sklerenchym im Pericykel. 
Im übrigen schliessen sich auch im anatomischen Bau die Astilbeen und Avées eng an 
die Rosaceen und zumal As fast vollständig an die Spiraeeen an. Der Blattbau 
ist bei Astilbe, Rodgersia und Ribes bifazial, wie bei den meisten Rosaceen. Bei Rodversia 
kommen markstandige Gefässbündel vor, wie bei Trigoniastrum, den Vochysieen und 
den Meliantheen, bei Asilbe und an den Blättern und Nebenblättern von Ares Drüsen- 
zotten mit Palissadenepithel, wie bei Rosa, Rubus, Pomeen, Amygdaleen und Chryso- 
balaneen, bei A/7es drüsige Blattzahne, wie bei manchen Pomeen. Letztere kommen 
auch bei Zscallonia vor und scheiden hier ein harzartiges Sekret aus, wie bei Cunonia und 
anderen Rosaceen. Die Stacheln mancher Azbes-arten sind Periblemgebilde, gleich denen 
von Aesa. Die Deckhaare sind bei Aes einfach und einzellig, wie bei allen bisher 


65 

behandelten Rosaceen. Die Gefässe haben ausschliesslich leiterförmige Durchbrechungen, 
wie sie neben einfachen sich auch bei den meisten Rosaceen finden, und gegen Mark- 
strahlparenchym haben sie nur Hoftüpfel, wie das gleichfalls bei den meisten Rosaceen 
der Fall ist. Der oxalsaure Kalk ist, wie bei Spiraea, nur in Drusenform vorhanden. 
Wie Spiraea zeichnet sich Aedes aus durch eine innere Entstehung des Korkes, das Vor- 
handensein von drei Gefässbündeln im Blattstiel, breite (bis 7-reihige) Markstrahlen und 
teils behoft, teils einfach getiipfeltes Holzprosenchym. Die einfach getiipfelten Fasern 
des letzteren sind gefächert, wie bei Sfiraca ulmifolia. Bei anderen Saxifragaceen 
finden sich noch zahlreiche weitere auch bei den Rosaceen wiederkehrende anatomische 
Merkmale, z. B. entweder ganz fehlende oder zum Spalt parallele Spaltöffnungsnebenzellen, 
das Vorkommen von Aussenkork, sekundärem Hartbast, Büschelhaaren, halb malpighi'schen 
und malpighi'schen Haaren, Styloiden, Hypoderm, Korkwarzen, Spikularzellen im Blatt- 
fleisch u. s. w. Andererseits findet sich freilich bei den Saxifragaceen auch manches, 
wie z. B. Krystallsand und Rhaphiden, was den Rosaceen völlig abgeht, ohne dass 
indessen diese Vorkommnisse so allgemein verbreitet waren, dass sie zu einer scharfen 
Scheidung der ganzen Familie der Saxifragaceen von den Rosaceen mit heran- 
gezogen, werden könnten. 

. Von morphologischen Übereinstimmungen erwähne ich nur, dass sich bei Zscallonia 
Clawssenii nach den vorhandenen Abbildungen die Mittelsáule der Kapsel in ganz ähnlicher 
Weise in gabelspaltige Fasern auflóst, wie bei 7»/go»ia und Eucryphia. 

Nur kurz sei hier berichtigend hervorgehoben, dass die Crassulaceen und 
Cephalotus zwar wohl zu den Centrospermen in verwandtschaftlicher Beziehung stehen 
mógen, wie ich das auf S. 71—72 meiner Abhandlung über den Stammbaum der Blüten- 
pflanzen ausführte, dass sie aber doch besser neben die Saxifragaceen zu stellen sind. 
Von den Centrospermen unterscheiden sie sich durch ihre freien Fruchtblátter, und 
durch diese wie überhaupt durch das ganze Blütendiagramm nähern sie sich den Saxi- 
fragaceen. Die Früchte von Sedum acre (HALLIER, Fl. v. Deutschl. XXVI, Taf. 2649) 
springen genau in derselben Weise auf, wie diejenigen von Chrysosplenium (HOOK., Ic. 
Taf. 1744). Cephalotus hat in Tracht und Blütenstand einige Ähnlichkeit mit Saxifraga 
hieraciifolia und S. nivalis, Die Beziehungen der Crassulaceen einerseits zu den Cen- 
trospermen, andererseits zu den Rosalen finden dadurch ihre natürliche Erklärung, 
dass sich Centrospermen, Sarracenialen, Rosalen, Myrtifloren, Amentifloren 
und die meisten anderen Reihen der Dikotylen aus gemeinsamem Ursprung neben einander 
unmittelbar aus den Polycarpicae entwickelt haben. 

Nur in sehr mangelhaftem Material sind im Hamburger Herbar die Salvadora- 
ceen vertreten, und da man, wie ich es in meiner Abhandlung über den Stammbaum 
mehrfach selbst erfahren habe, nur gar zu leicht zu Trugschlüssen verleitet wird, wenn 
man sich bei solchen vergleichenden Betrachtungen zu ausschliesslich auf Literaturangaben 
und Abbildungen stützt, so trug ich anfangs Bedenken, auch diese kleine Familie mit 
ins Bereich dieser Betrachtungen hineinzuziehen. Auch sie stimmt indessen fast in jeder 
Minsicht mit den Rosaceen und den oben zu ihnen übergeführten Pflanzengruppen 


9 


Crassulaceen 
und 
Cephalotus. 


Salvadora- 
ceen. 


66 


dermassen überein, dass es mir nicht zu gewagt erscheint, sie auf eine Verwandtschaft 
oder gar Zugehórigkeit zu den Rosaceen eingehender zu prüfen, und dies um so weniger, 
als ich spater Gelegenheit hatte, auch das reichlichere Material des Berliner Herbars 
durchzusehen. 

Bisher hat man die Salvadoraceen wegen des Vorkommens einer schwachen 
Verwachsung der Blumenblatter und wegen ihrer gegenstandigen Blatter fast allgemein 
zu den Contorten und zwar wegen ihrer vierzähligen Blüten in unmittelbare Nach. 
barschaft der Oleaceen gestellt. Von diesen unterscheiden sie sich indessen durch eine 
ganze Reihe zum Teil sehr wesentlicher Merkmale, nàmlich durch das Vorkommen von 
Nebenbláttern und extrastaminalen Diskusbildungen, Neigung zur Zygomorphie, Zahl, 
Insertion und Verwachsung der Staubblatter, Form der Narben, Fehlen von Drüsenhaaren, 
einfachen Deckhaaren und Krystallnadelchen, Schildhaare ohne Stielzellen, das Vorkommen 
von zentrischem Blattbau, Form und chemische Beschaffenheit der Krystallbildungen. 
Mit Ausnahme der fast sitzenden Narben und der Krystalle aber finden sich alle diese 
Vorkommnisse auch in der Familie der Rosaceen und auch sonst stimmen die Salvadora- 
ceen, zumal anatomisch, fast in jeder Hinsicht mit Angehörigen unserer erweiterten 
Rosaceen-familie überein. 

Im anatomischen Bau weichen sie eigentlich lediglich dadurch ab, dass ihre 
Einzelkrystalle und Drusen nicht durch Kalkoxalat, sondern durch ein anderes (vielleicht 
verwandtes?) organisches Kalksalz gebildet werden. Die von SOLEREDER bei Dobera 
und Platymitium gefundenen schildhaarartigen Gebilde haben genau den Bau der Büschel 
haare mancher Rosaceen und der Schildhaare von Lecostemon (KÜSTER a. a. O. Fig. 12); 
sie entbehren besonderer Stielzellen und sind lediglich durch papillöse Hervorwölbung von 
Oberhautzellen entstanden. Die Spaltöffnungen sind von mehreren gewöhnlichen Ober- 
hautzellen oder von zwei dem Spalt parallelen Nebenzellen umgeben, wie bei den Rosa- 
ceen. Das Blatt ist meist zentrisch, beiderseits mit Spaltöffnungen versehen, und das 
Blattfleisch entweder nur aus Palissadenzellen oder auch aus einer Mittelschicht markartigen 
Gewebes zusammengesetzt, also ähnlich, wie bei Stylobasium. Die Oberhautzellen des 
Blattes sind polygonal, wie bei den Chrysobalaneen, Trigonieen, Vochysieen und 
anderen Rosaceen; bei Dobera und Platymitium haben sie einen auffallend kleinen Umriss, 
wie auch bei der Vochysiee Zrisma violaceum. Dieselben Gattungen führen im Blatt- 
fleisch erweiterte Speichertracheiden, wie sie auch in der Chrysobalaneen-gattung 
Licania und bei Vochysia rufa beobachtet worden sind. Bei ihnen sowie bei Salvadora 
finden sich im Holze Weichbastinseln, wie sie auch bei der Vochysieen-gattung Zrisma 
vorkommen. Das Holzparenchym ist bei Sa/vadora und Platymitium reichlicher entwickelt, 
wie das auch bei den Chrysobalaneen, Dichapetaleen, Trigonieen und Vochy- 
sieen der Fall ist. Das Holzparenchym ist einfach getüpfelt, wie bei Stylobasium, den 
Vochysieen und den Meliantheen. Der Pericykel enthält, wie bei den Chryso- 
balaneen, Bastfasergruppen, die mehr oder weniger vollstindig durch Steinzellen mit 
auf dem Querschnitt U-fórmig verdickten Seiten- und Innenwänden in Zusammenhang 
stehen. Stellenweise zweischichtige Oberhaut des Blattes, einschichtiges Hypoderm, ein- 


"a 


fache, einzellige Haare, 3— 5-reihige Markstrahlen, subepidermale Entstehung des Korkes, 
auch in Berührung mit Markstrahlparenchym behöft getüpfelte Gefasse mit einfachen 
Durchbrechungen und einem Maximaldurchmesser von 0,036—0,05 mm, das sind alles 
Vorkommnisse, die auch bei den Rosaceen sehr verbreitet und einer Anreihung der 
Salvadoraceen an letztere Familie äusserst günstig sind. 

Durch ihre stumpf vierkantigen Zweige, ihre ganzrandigen, gegenstandigen Blatter 
und ihre kleinen, in einfachen oder zusammengesetzten ährenförmigen Trauben stehenden 
Blüten nähert sich Salvadora persica den Trigonieen, Vochysieen, Cunoniinen und 
Quiininen. Die Zweige scheinen lange grün zu bleiben und zu assimilieren, gleich 
denen der Amygdaleen Prinsepia utilis und Stylohasium. Die Blatter zeichnen sich aller- 
dings vor denen aller übrigen mir bekannten Rosaceen durch ihre dicke, fleischige 
Beschaffenheit aus, doch beruht dies offenbar und vielleicht auch die Ausscheidung eines 
vom Kalkoxalat abweichenden organischen Kalksalzes auf hochgradiger Anpassung an 
trockenen Standort, wie sie sich bei Zlatymitium auch durch die ziehharmonika-artige 
Faltung der Palissadenzellen kundgibt. Am Grunde eines jeden Blattstieles finden sich 
zwei kleine, schmale, spitze Nebenblätter, wie man sie auch bei vielen anderen Rosaceen 
beobachten kann. Die verzweigten Blütentrauben von Plafymitium scheinen ebenso gebaut 
zu sein, wie diejenigen mancher Chrysobalaneen, Trigonieen, Polygalaceen, Con- 
naraceen, Leguminosen, Sapindaceen und Meliaceen. Die Blütenstands-achsen 
und Kelche sind bei den meisten Salvadoraceen locker, abstehend und kurz grau behaart 
und die kleinen, eifórmigen, spitzen Blütenknospen auch in der Form denen von Chryso- 
balaneen, Dichapetaleen und Zrigonia sehr ähnlich. Die Blüten von Salvadora und 
Azima scheinen nach den Abbildungen in den Natürl. Pflanzenfam. eine Neigung zur 
Zygomorphie zu haben, wie sie uns auf weiter vorgeschrittenen Entwickelungsstufen bereits 
bei den Chrysobalaneen, Dichapetaleen, Trigonieen, Vochysieen und Melian- 
theen begegnet ist. Sie sind in Kelch und Krone vierzahlig, wie die von Sanguisorba, 
Eucryphia, Quiina-, Brunellia- (ohne Krone) und Heimmannia-arten. Sie sind zuweilen ein- 
geschlechtig, eine uns ebenfalls schon wiederholt bei den Rosaceen begegnete Erschei- 
nung. Der Kelch von Azima tetracantha scheint (nach der Abbildung) eine ähnliche Be- 
haarung zu haben, wie bei manchen Chrysobalaneen, Dichapetaleen, Trigonieen, 
Vochysieen, Brunellia u. s. w. Die schmalen, spitzen Blumenblätter derselben Art sind 
anscheinend denjenigen von Melianthus vergleichbar. Bei Salvadora persica und Azima 
tetracantha sind sie zurückgeschlagen, wie bei Sanguisorba, Trigonta und Bersama. Das 
Vorkommen einer schwachen Verwachsung derselben erinnert uns an die Dichapetaleen. 
Bei Dobera und Platymitium hingegen sind die Staubfäden miteinander verwachsen, wie 
uns das auch schon bei den Trigonieen und Meliantheen begegnete und ferner für 
die Polygalaceen, Leguminosen und Meliaceen charakteristisch ist. Bei Sak'adora 
sind sie jedoch der Krone eingefügt, wie bei den Dichapetaleen Tapura und Stephano- 
fodium. Ihre Antheren sind klein, kurz und am Rücken angeheftet, wie bei den meisten 
Rosaceen. Die Diskuslappen s nd meist extrastaminal, wie bei 7r¿yonía, den Melian- 
theen und den Sapindaceen. Die grossen Narben von Asima scandens (BAILLON, Hist. 


9* 


mar A 


Styracaceen 
und 
Symplocos. 


68 


pl VI, S. 14 Fig. 20) erinnern an Zecostemon. Die Samenknospen sind aufrecht, mit nach 
unten und aussen gerichteter Mikropyle, wie bei Bersama, den Quiininen und den meisten 
Pomeen, und zwar sind ihrer bei 4z/ma an jedem Fruchtblatte noch zwei vorhanden, 
wie bei den Quiininen und den betreffenden Pomeen. Die Frucht ist angeblich bei 
den meisten Arten eine 1—4-samige Beere, bei Salvadora persica hingegen eine einsamige 
Steinfrucht. In den im Hamburger Museum trocken und in Alkohol verwahrten Früchten 
der letzteren ist jedoch das Endokarp sehr dünn, häutig und biegsam. Die Schale des 
kugeligen Samens ist braun und erheblich dicker und härter, als bei der Mandel. Nähr- 
gewebe fehlt, wie bei den meisten Rosaceen. Das Würzelchen ist klein und die Keim- 
blätter des kugeligen Keimlings dick und fleischig, wie bei den Amygdaleen und Po- 
meen, nur haben die Keimblätter von Salvadora und Dobera eine etwas andere Gestalt; 
sie sind am Grunde tief herzformig eingekerbt (vergl. BAILLON a. a. O. Fig. 27). Die 
Fruchtschale hat einen süssen, rosinenartigen, der Keimling jedoch einen bitterlichen, 
entfernt an Mandeln und Zwetschenkerne erinnernden Geschmack. Die kleinen, noch mit 
Kelchresten versehenen Früchte sind bei Azima tetracantha kugelig und kurz zugespitzt, 
bei Dobera loranthifolia WARB. zitronenfórmig und schmutzig graugrün, bei D. glabra 
nicht zugespitzt, ellipsoidisch, mit mandelartigem, durch seine fahlgelbe Farbe und seine 
unregelmässig höckerige Oberfläche auch an Bersama und Vochysieen erinnerndem 
Exokarp und zartem, hautigem, braunem Endokarp. Diejenigen von Asima tetracantha 
werden nach STUHLMANN von Vögeln gefressen, gleich denen von Sorbus Aucuparia. Die 
Blüten sind nach BAILLON bei 4zz&a weiss oder rosa und wohlriechend, bei Dobera weiss, 
bei Salvadora weisslich oder grünlich, also mit denen vieler Rosaceen auch in Farbe und 
Geruch gut übereinstimmend. 

Überblicken wir diese zahlreichen Übereinstimmungen nochmals und fassen wir 
besonders diejenigen des anatomischen Baues ins Auge, dann kann es wohl kaum mehr 
zweifelhaft erscheinen, dass auch die Salvadoraceen den Amygdaleen, Chrysobalaneen, 
Dichapetaleen, Trigonieen, Vochysieen und Meliantheen ziemlich nahe stehen. 

In der Flora Brasiliensis XII, 1, S. 367 Anm. (1886) macht BAILLON die 
Bemerkung, dass ihm die Verwandtschaftsbeziehungen der Styraceen-gattung Dickdanthera 
mit der Dichapetaleen-gattung Tapura der Beachtung wert erscheinen. So befremdlich 
dies auch im ersten Augenblick klingen mag, bei genauerer Prüfung wird man finden, 
dass dieser bedeutende Forscher mit seinem genialen, zuweilen freilich nicht genügend 
vom kritischen Verstande gezügelten Spürsinn hier ein tatsächlich bestehendes Verwandt- 
schaftsverhältnis bereits deutlich geahnt hat. Die Styraceen, einschliesslich der Gattung 
Symplocos, gehören nicht, wie man bisher allgemein annahm, zu den Ebenalen, sondern 
zu den Rosaceen in die Nachbarschaft der Dichapetaleen, Amygdaleen und Pomeen, 
ein neuer Beweis dafür, dass die alte künstliche Einteilung der Dikotylen in Chori- 
petalen, Sympetalen und Apetalen durchaus nicht mehr dem gegenwärtigen Stande 
der Wissenschaft entspricht und gleich LINNE’s künstlichem, schematischem Zahlensystem 
nur noch als eine historische Erinnerung an die erste Kindheit der wissenschaftlichen 
Systematik betrachtet werden darf, falls man nicht etwa durch allzu hartnäckiges Fest- 


209. 


halten an jener als irrig erkannten Anschauung einer erspriesslichen Weiterentwickelung 
der Wissenschaft hemmend in den Weg treten will. 

War demnach die in meiner Abhandlung über den Stammbaum (1901) S. 24— 29 
dargelegte Ansicht, dass die Dichapetaleen den Convolvulaceen nahe verwandt seien, 
irrig, so findet hingegen die ebendaselbst ausgesprochene Annahme einer Verwandtschaft 
der Dichapetaleen und Styraceen im Folgenden ihre volle Bestätigung. Beide haben 
von den Ebenalen zu den Rosaceen überzutreten, und da, mit Ausnahme der Convol- 
vulaceen und Ancistrocladeen (?) auch sämtliche übrigen von mir zu den Ebenalen 
verbrachten Familien hier wieder auszuscheiden haben, indem die Cory nocarpeen neben 
die Anacardiaceen, die Canellaceen neben die Magnoliaceen und Anonaceen, 
die Quiinaceen zu den Rosaceen, die Scytopetalaceen wegen ihres geschichteten 
Bastes und ihrer noch leiterformigen Gefässdurchbrechungen vielleicht zu den Malvalen 
zu stellen sind, die Stellung der durch ihren winzigen Embryo abweichenden Pittospo- 
raceen aber noch unsicher ist, umfasst die Ordnung der Ebenalen nunmehr nur noch 
die Ancistrocladeen (?), Ebenaceen, Sapotaceen und Convolvulaceen. 

Von diesen unterscheiden sich die Styraceen hauptsächlich durch ihre häufig 
deutlich und regelmässig gezähnten Blätter und deren feines Adernetz, ihre oft sehr reich- 


blütigen Blütenstánde, das Vorkommen von Steinfrüchten u. s. w., von den Ebenaceen 


und Convolvulaceen ferner auch durch das vóllige Fehlen von Drüsenhaaren. 
Dagegen nähern sie sich unter den Rosaceen in mancher Hinsicht auffällig den 
Amygdaleen, in anderer wieder mehr den Pomeen. Zwischen beiden Sippen nehmen 
sie offenbar eine Mittelstellung ein und zwar, nach ihren noch mehrbláttrigen Früchten, 
etwas mehr den Pomeen genahert, in den aufspringenden Kapseln von Styrax-arten aber 
auch den Dichapetaleen und Trigonieen nahe kommend. Schon in der Tracht 
kommen diese nahen Verwandtschaftsbeziehungen bei zahlreichen Arten auf's Deutlichste 
zum Ausdruck, und Namen, wie Symplocos cratacgoides, cerasifolia, padus, pirtfolia und pruni- 
folia, beweisen, dass auch Anderen diese Ahnlichkeiten bereits aufgefallen sind. Nach 
meinem Dafürhalten nähert sich S. cratacgoides im Blütenstande und auch im Blatte aller- 
dings mehr Prunus Padus, als Crataegus. Auch S. spicata ROXB., lancifolia S. et Z., 
caudata WALL., macrostachya BRAND in ENGLER, Pflanzenreich 6 (1901) S. 37 Fig. 4 und 
andere Arten haben die traubigen Blütenstände von /runus $. Padus. Durch ihre derben, 
lederigen Blätter erinnern S. racemosa WALL., Sumuntia BUCH.-HAM., theifolia DON u. a. 
an Prunus Laurocerasus und Pr. acuminata WALL., S. cordifolia THWAIT. (in ENGLER, 
Pflanzenr. a. a. O. S. 50 Fig. 5) im Blütenstande auch sehr an Photinia und Zriobotrya. 
Auch Amelanchier ist S. crataegoides in Blatt, Blütenstand und Blüte überaus ähnlich. 
Halesia tetraptera hingegen stimmt in der Form, Bezahnung und Behaarung des Blattes, 
in der Form der Blüte und durch ihren unterständigen Fruchtknoten mit unserem Apfel 
überein. Die Blüten stehen bei dieser und bei Æ. diptera in Büscheln an Kurztrieben 
über den vorjährigen Blattnarben, und zwar einzeln in den Achseln von Niederblättern 
oder kleinen, niederblattartigen Laubblättern, ganz ähnlich also, wie bei der Kirsche, 
Zwetsche und Pflaume ; auch bilden diese Kurztriebe über den Blütenbüscheln zuweilen 


| armea a nm i A a ms 


70 
noch Blattbüschel aus, wie bei der Zwetsche und Pflaume. Bei Za/esza, Styrax japonica 
und Symplocos-arten sind die Blatter drüsig gezähnt, wie bei Prunus. Der weisse Filz auf 
der Unterseite des Blattes vieler S¢yrax-arten findet sich ähnlich auch bei Kubus idaeus, 
Ulmaria palustris, Sorbus Aria, sowie bei Cotoneaster-, Amelanchier-, Crataegus-, Prunus, 
Licania-, Dichapetalum-, Trigonia- und Potentilla-arten. In Form und Aderung des Blattes 
gleicht Diclidanthera laurifolia, in ihrem rost- bis zimmetbraunen Haarkleid der Achsen 
und ihren unterseits auf den Nerven stärker und dunkler behaarten Blättern aber 
auch /amphilia aurea und Foveolaria manchen Dichapetalum-arten. Auch ihre end- und 
seitenständigen Trauben erinnern an diejenigen von Dichapetaleen, Trigonieen, 
Vochysieen, Salvadoreen und Polygalaceen, z. B. Xunthophyllum und Moutabea. 
Diclidanthera ist lianenartig, gleich manchen Chrysobalaneen, Dichapetaleen und 
Trigonieen; ihre kahlen Blätter ähneln auch einigermassen denen von Securidaca und 
Xanthophyllum. Der Kelch von Symplocos Pringlei hat aussen eine ähnliche graue Behaa- 
rung, wie bei Acioa, Amelanchier, Sorbus- und Crataegus-arten u. s. w. Auch die graue 
Behaarung aussen an der Blumenkrone und an der Frucht vieler S/yrax-arten gleicht 
derjenigen von Trigomia-, Dichapetalum-, Licania-arten, Quillaja und anderen Rosaceen. 
Bei Dilidanthera laurifolia fand ich im Berliner Herbar Platte und Nagel der Blumen 
blätter gewimpert; demnach scheinen die Nägel nur sehr lose miteinander verwachsen zu 
sein oder gar nur miteinander verklebt. Andererseits aber ist die Polygalaceen-gattung 
Moutabea, gleich den Dichapetaleen-gattungen Zupura und Stephanopodium, schon deutlich 
gamopetal. Die kugelige Knospenlage der Kronlappen, die Insertion der in der Knospe 
einwärts gebogenen Staubblätter und die Form der kurzen, kleinen Antheren ist bei 
Symplocos genau dieselbe, wie bei den Pomeen und Amygdaleen. Bei vielen Symplocos- 
arten sind die Staubfaden am Grunde untereinander und mit der Blumenkrone verwachsen, 
wie bei QwZza-artten und manchen Dichapetaleen (vgl. BRAND a. a. O. Fig. 1 Du. 
H u. Fig. 2; BAILLON, Hist. pl. VI, S. 409). Eine schwache Verwachsung kommt 
nach FOCKE in ENGL. PRANTL III, 3, S. 7 auch bei anderen Rosaceen vor und bei 
Aciva sind sie sogar ähnlich, wie bei den Papilionaceen, bis hoch hinauf zu einem 
Bande verwachsen. Die Antheren springen bei Diclidanthera in ähnlicher Weise quer mit 
einer Klappe auf, wie bei Moutabea. Auch der säulenförmige, mit kopf. oder scheiben- 
förmiger oder schwach gelappter Narbe endende Griffel der Styracaceen gleicht dem- 
jenigen von A/outabea und den Amygdaleen. Die Samenknospen sind bei den Styra- 
caceen bald hängend, wie bei den Amygdaleen, bald aufrecht, wie bei den Pomeen, 
ja bei Z/a/esia findet sich beides im selben Fruchtknoten. Die Frucht von Symplocos ist 
eine apfelartige Steinfrucht gleich derjenigen von Crataegus; diejenige von S. cratacgoides 
hat nach BRAND a. a. O. Fig. 1 E auch schon äusserlich durchaus das Ansehen eines 
kleinen Apfelchens, während diejenige von S. /a//fo/àa KRUG et URB. nach BRAND a. à 
O. Fig. 3 M ein Stück aus dem Kelchbecher hervorragt, gleich derjenigen von Dicholo- 
manthes. Durch ihre kugelige oder längliche Form und ihre meist filzig grau oder gelb 
braun behaarte Oberfläche aber gleichen die nicht aufspringenden Früchte vieler Styra 
arten und die von Zamplilia, Diclidanthera und Bruinsmia mehr denen von Dichapetaleen 


71 

Bei anderen Styrax-arten springt die Frucht langsam und unvollkommen auf, was einiger 
massen an die schwach aufspringende Naht der Frucht von Amygdalus und Dichapetalum- 
arten erinnert. Auch das Exokarp hat in diesen Gattungen meist die für die Mandel- 
und Dichapetaleen-frucht charakteristische weich lederige Beschaffenheit. Die Frucht 
von Halesia diptera und H. tetraptera ist kantig geflügelt, gleich derjenigen der Sangui- 
sorbeen-gattung Polylepis; diejenige von Æ. hispida ist achtkantig, ähnlich derjenigen von 
Chrysobalanus Icaco. Die Samenschale von Styrax Bensoin besteht, ähnlich derjenigen von 
Quiininen, aus einer dicken, harten, krustigen Aussenschicht und einem zarten, silber- 
glänzenden Háutchen. Das Rhaphebündel scheint bei Styrax officinalis in Verlauf und 
Verzweigung demjenigen von Xanthophyllum und Aglaia oxypetala VALETON sehr ähnlich 
zu sein (vgl. Icones Bogor. Taf. 2 Fig. ı3, Taf 79 Fig. ı5 und Taf. 86 Fig. ı7). 
Erheben sich die Styracaceen durch ihre Gamopetalie über die meisten übrigen 
Rosaceen, so stehen sie andererseits bezüglich ihres reichlichen Endosperms noch auf 
einer niederen Stufe. Auch in der Form des Keimlings und dessen oft sehr langem 
Stämmchen weichen sie stark von den Pomeen und Amygdaleen ab. 

Das Fehlen von Drüsenhaaren haben die Styracaceen gemein mit den Chry so- 
balaneen, Dichapetaleen, Trigonieen, Vochysieen, Meliantheen, Quiininen, 
Polygalaceen, Connaraceen und Moringa. /talesia tetraptera und H. diptera sind gleich 
Prinsepia durch Facherung des Markes ohne Sklerose ausgezeichnet. Wie bei den Chryso- 
balaneen und vielen anderen Rosaceen, so kommen auch bei manchen Styracaceen 
m Weichbaste Steinzellen oder Bastfasern vor. Hochst bemerkenswert ist es ferner, dass 
idie uns schon bei den Amygdaleen und Vochysieen begegnete, auch den gummi- 
liefernden Akazien eigentümliche pathologische Harzbildung sich auch bei Styrax Benzoin 


wiederfindet. Auch sonst ist der anatomische Bau im wesentlichen der für die Rosaceen . 


charakteristische, sodass einer Vereinigung der Styracaceen mit den letzteren kein 
Hindernis entgegensteht. Die bei den Styracaceen vorkommenden einfachen, durch 
wenige dünne Scheidewände gefächerten Haare sind das einzige wesentliche Merkmal, 
welches uns in den bisher behandelten Sippen der Familie noch nicht begegnet ist. 
Nach Ausschluss von Saurauja, Actinidia, Stachyurus, den wieder mit den Kiel- 
meyeroideen zu vereinigenden Bonnetieen, sowie vielleicht auch 4s/eropeía sind ferner 
auch die Ternstroemiaceen weiter nichts, als eine Sippe der Rosaceen, unter denen 
sie den Styraceen und Quillajeen am nächsten stehen. Schon HARTOG') hat auf 
diese Verwandtschaft der Ternstroemiaceen mit den Styraceen hingewiesen. In der 
Tracht, der Verzweigung, der Form, Bezahnung, Behaarung und Nervatur des Blattes 
erinnert S/uartia Pseudocamellia MAXIM. (Hort. Hamburg.) stark an die Zwetsche und Pflaume, 
doch fehlen ihr die Nebenblátter. Auch Styrax japonica (Hort. Hamburg.) gleicht ihr in 
der Tracht in hohem Grade; bei beiden sind die jungen Zweige rot, bei beiden die Form 
des Blattes, die Verzweigung, die Art des Aufreissens der Rinde ganz ähnlich; bei beiden 


1) M. HARTOG in Journ. of bot. VII (1878) S. 65; nach E. Orach, Die Guttapercha (Dresden 
1899) S. 10. 


Ternstroe- 
miaceen. 


Mm 


befindet sich unter jedem Achselspross noch eine Zweigknospe. Das letztere Verhalten 
erinnert an Zrizsepia, bei welcher sich auch aus jeder Blattachsel zwei oder drei über- 
einander stehende Sprosse entwickeln, von denen der oberste sich hier jedoch zu einem 
kraftigen Dorn ausbildet. In der Tracht, der Form und Bezahnung des Blattes, im 
Blütenstande u. s. w. gleichen einander auch Symplocos fasciculata ZOLL. und Zurya euprista 
in auffalliger Weise. Auch die für viele Symplocos-arten charakteristische gelbgrüne Far- 
bung des Laubes findet sich bei Zurya-arten, so z. B. Æ. japonica, wieder. In Form, 
Bezahnung, Aderung und lederiger Beschaffenheit sind die Blatter von Symplocos Pringle 
ROBINSON (PRINGLE no. 3345) denen von T7%ea assamica tauschend ähnlich; in der Be- 
haarung des Blattstiels und der Unterseite des Mittelnerven àhneln sie auch einer als 
Laplacea caracasana Ku, bezeichneten Pflanze des Hamburger Herbars (Colonia Tovar, 
no. 894) Die grossen Blätter von Pyrenaria barringtoniifolia SEEM. wiederum gleichen in 
Form, Bezahnung, Aderung und derber Beschaffenheit mehr denen von £rivbotrya, Photinia 
und Prunus Laurocerasus. Uberhaupt ist die drüsige Bezahnung des Blattes ganz allgemein 
bei den Ternstroemiaceen die gleiche, nach SOLEREDER's Syst. Anat. S. 152 u. 346—7 
sogar auch in anatomischer Hinsicht, wie bei den Styraceen, Pomeen und Amygda- 
leen, und auch die Knospenlage und Behaarung der jungen Blatter gleicht bei vielen 
Ternstroemiaceen derjenigen von Symplocos-arten, Pomeen und Amygdaleen. Bei 
Haemocharis portoricensis KRUG et URB. (Portorico: SINTENIS no. 1326 u. 5318) hinterlässt 
diese Knospenlage auf den Blättern Drucklinien, ganz ähnlich, wie bei Zueryphia cordifolia. 
Sogar schon die jungen Pflanzen und Keimlinge des Thees sind denen von Amyg daleen 
sehr ähnlich, vgl. z. B. ENGL. PR. III, 6, Fig. 92 C u. D und W. O. FOCKE in den 
Abhandl. naturw. Vereins Bremen XVI (1900) Taf. 5 Fig. 4. Durch ihre grossen, einzeln 
achselständigen Blüten und durch Form und Behaarung des Kelches gleicht die erwähnte 
Laplacea einigermassen der Eucryphia cordifolia, die weissen, gleichfalls einzeln achsel- 
ständigen Blüten des Thees hingegen mehr denen von Zindicya. Im Allgemeinen, so 
z. B. bei Cleyera Fortunei (Bot. mag. CXXI, 1895, Taf. 7434), entspringen jedoch die 
Blüten bei den Ternstroemiaceen büschelweise am alten Holze aus den Achseln 
zuweilen bereits abgefallener Blatter, ganz ahnlich, wie bei der Zwetsche, Pflaume, Schlehe 
und anderen Amygdaleen. Die weissgraue Behaarung des Kelches von Camellia und 
anderen Ternstroemiaceen ist eine ganz ähnliche, wie bei Simplocos Pringlei, Acioa und 
anderen Rosaceen. Die schónen, grossen, ausgerandeten Blumenblatter von Camellia 
und Laplacea semiserrata (Bot. mag. LXX, 1844, Taf. 4129) gleichen in auffallender Weise 
denen von Fucryphia und unseren wilden Rosen, und auch die gefüllten Blüten der 
Camellien und Rosen sind bekanntlich nahezu gleich gebaut. Die nicht ausgerandeten, 
ganzrandigen oder undeutlich gezahnelten, gewolbten, kurz genagelten, weissen Blumen- 
blatter von 7%ca, Hartia sinensis (HOOK., Icones XXVIII, 1902, Taf. 2727), Schima (HOOK., 
Ic. XXIII, 1893, Taf. 2264) u. a. hingegen gleichen mehr denen vieler Pomeen, Amyg- 
daleen und Symplocos-arten. Ternstroemia und Adinandra sind gamopetal, gleich den 
Styraceen und vielen Dichapetaleen. Auch die Staubblatter sind bei Zea, Stuartia, 
Hartia u. a. am Grunde miteinander verwachsen, in ganz derselben Weise, wie bei 


73 


Symplocos. Halesia, Quiina, Lindleya, Eriogynia, vielen Pomeen, Amygdaleen und anderen 
Rosaceen. In denselben Gattungen gleichen überhaupt sowohl die Staubfaden, wie auch 
die kurzen, kleinen Antheren vollkommen denen von Symplocos, den Pomeen, Amygda- 
leen u. s. w. Thea chinensis hat einen verzweigten, in kleine, kopfige Narben endenden 
Pomeen-griffel. Die anliegend grau behaarten, fünfkantigen, fachspaltig aufspringenden 
Kapseln von Hacmocharis portoricensis lassen sich mit denen von Qw//aja und anderen 
Quillajeen vergleichen. Bei denen von Thea, Camellia, Gordonia und Schima lösen sich 
die holzigen, meist scharfkantig nach innen vorspringenden Klappen von einer stehen 
bleibenden Mittelsäule, in ganz derselben Weise, wie bei Quala und Salvertia. Die aus 
drei Kugeln zusammengesetzte, fachspaltig aufspringende, in jedem Fach nur einen oder 
zwei grosse Samen ohne Nährgewebe, aber mit zwei dicken, fleischigen Keimblattern und 
kurzem, zwischen letzteren verborgenem Hypokotyl enthaltende Kapsel von Tea gleicht 
in der Form und in der Beschaffenheit des Perikarps auch den Früchten mancher Styrax- 
und Dichapetalum-arten. Die Flügelsamen von Gordonia gleichen denen von Vochysieen, 
Eucryphia, Quillajeen und Cunoniinen. Auch der Keimling von Gordonia gleicht in 
der Form von Stämmchen und Keimblättern demjenigen von Zueryphia, während der in 
reichliches Nährgewebe eingebettete von S/wartra mit seinen flachen, breiten Keimblattern 
und seinem langen Stámmchen mehr an denjenigen von S/yrax, der gekrümmte Keimling 
von Ternstroemia alnifolia (Fl. bras. XII, 1, Taf. 52!) aber an den von Symplocos cratae- 
goides (ENGL. PRANTL IV, 1, Fig. 88 F) erinnert und der von 7%ea sich mit dem der 
Pomeen, Amygdaleen, Dichapetaleen und Salvadoreen vergleichen làsst. Von 
Übereinstimmungen des anatomischen Baues sei nach SOLEREDER's System. Anat. (1899) 
S. 151 u. 347 noch erwähnt das Vorkommen von Korkwarzen am Blatte von Camellia., 
Ternstroemta-, Anneslea- und Zurya-arten und der Chrysobalanee Couepia bracteosa. Nach 
E. ScHAER in der Vierteljahrsschr. naturf. Ges. Zürich XLVI (1901) S. 1—21 
teilen die Ternstroemiaceen mit Quillaja und den Sapindaceen das Vorkommen 
von Saponin. | 
Die von ihrem Autor zu den Ternstroemiaceen gestellte Gattung Thomassetia 
HEMsL. (HOOK., Icones Taf. 2736) hat zwar manches mit den Ternstroemieen gemein, 
unterscheidet sich aber doch in verschiedener Hinsicht und nähert sich durch geographische 
Verbreitung, ganzrandige, lederige Blatter, einzeln achselstándige Scheindolden, abfalligen 
Kelch, eifórmige, in der Knospe gedrehte, weisslich-gelbe Blumenblatter, grosse, lange 
Antheren, die Form der interstaminalen, bleibenden Staminodien, den lang kegelfórmigen, 
mit kurzem, dickem Griffel und fünflappiger Narbe endenden Fruchtknoten, die zahl- 
reichen, in jedem der fünf Facher zweireihig stehenden Samenknospen, die ziemlich grosse, 
langliche, zugespitzte Frucht und den grossen, von dünnem Nahrgewebe umgebenen 
Keimling dermassen der Escallonieen-gattung Brexía, dass man sie geradezu in diese 
Gattung einreihen kann. Im Gegensatz zu ENGL. PRANTL werden übrigens im Index 
Ke wensis ausser Br. madagascariensis noch einige weitere Arten aufrecht erhalten. Diese 
sogar zu falschen Bestimmungen führende grosse Ahnlichkeit gewisser Escallonieen 
und Ternstroemieen ist ein weiterer Beweis für die nahe Verwandtschaft der 
Saxifragaceen und Rosaceen. io 


Thomassetia. 


Marcgravia- 
ceen. 


ser. 


Wegen ihrer morphologischen und anatomischen Eigentümlichkeiten hat Szyszy1o.- 
WICZ in den Natürl. Pflanzenfam. die Marcgravieen (Fl. bras. XII, 1, Taf. 40— 51) 
von den übrigen Ternstroemiaceen getrennt und im anatomischen Bau unterscheiden 
sie sich in der Tat durch ihre Rhaphidenschläuche, das Vorkommen von Nektarien auf 
der Unterseite des Blattes und von Sekretzellen in der Umgebung der Mittelrippe des 
Blattes von Afarcgravia-arten. Im morphologischen Bau aber stimmen sie trotz ihrer 
bekannten biologischen Anpassungen dermassen mit Zernstroemia und Adinandra überein, 
dass mir ihre Abtrennung durch das Vorkommen der Rhaphidenschläuche u. s. w. nicht 
genügend gerechtfertigt erscheint. Schon durch ihre derb lederigen, ganzrandigen, ellip- 
tischen, lanzettlichen oder umgekehrt eiförmigen, kahlen, weitlaufig und nicht besonders 
deutlich geaderten, beim Trocknen dunkelbraun werdenden, unterseits häufig durch Kork- 
warzen fein und dunkel punktierten Blätter, doch auch durch ihre langen, kräftigen 
Bliitenstiele, ihren becherförmigen, aus fünf rundlichen, lederigen Blättchen gebildeten 
Kelch, ihre (wie auch bei Tapura, Stephanopodium und den Styraceen) gamopetale Krone, 
ihre zuweilen ziemlich kurzen Staubfäden, ihre meist grossen und langen Antheren und 
ihre nicht regelmässig klappig aufspringenden, kugeligen, vom kurzen Griffel gekrönten 
Kapseln kommen die Marcgraviaceen Trrastroemia und besonders Adinandra sehr nahe. 
Durch ihre rechtwinkelig abstehenden Fiedernerven und die Art der Randbögen erinnern 
die Blätter der kriechenden Zweige von Marcgraria arten an diejenigen von Thea chinensis. 
In der Form von Griffel und Narbe sowie durch ihre Rhaphidenschläuche nähern sich 
die Marcgraviaceen Pelliciera, die nach Blütenstand, Zahl und Stellung der Vorblätter, 
ihren gleich denen von Adinandra Manni? (HOOK., Icones Taf. 1039) spitzen Kelchblättern, 
ihren langen, spitzen Blumenblattern, ihren langen Antheren, der Orientierung der Samen- 
knospen, der nicht aufspringenden Frucht und den dicken Keimblättern gleichfalls in die 
Verwandtschaft von Zernsitroemia und Adinandra gehört. Nach MART., Fl. bras. XII, 1, 
Taf. 40 Fig. II und Fig. Iı und nach den Exemplaren des Herb. Hamb. sind auch bei 
manchen Marcgravia-arten die Laub- und Kelchblatter in der für Zerzstroemia charak- 
teristischen Weise drüsig gezahnelt. Die fünf Samenleisten der Marcgravieen sind auf 
dem Querschnitt genau in derselben Weise ankerfórmig in zwei zurückgebogene Aste 
gespalten, wie bei Adinandra (HOOK., Icones Taf. 1039 und 2266). Bei manchen Marc- 
gravieen sind die Samen grubig areoliert und gleich dem Keimling nierenfórmig ge- 
krümmt, ganz ähnlich, wie bei Adinandra (a. a. O. Taf. 2266) und Freséera (Fl. bras. XII, 1, 
Taf. 56 Fig. II). Dem Keimling der letzteren gleicht durch sein langes Stämmchen und 
seine kurzen Keimblatter in hohem Grade der von Vorantea, Ruyschia und Souroubea, 
während der von Marcgravia coriacea mit seinem kurzen Stammchen, seinen langen Keim- 
blättern und überhaupt in der ganzen Form mehr demjenigen von Zaplacea semiserrata 
(Fl. bras. XII, 1, Taf. 57 I, Fig. 36) ähnelt. Das Endosperm ist bei den Marcgravieen, 
wie bei manchen anderen Ternstroemiaceen, nur sehr spärlich. Nach SZzYsZYLOWICZ 
in ENGL. PR. IH, 6, S. 157 soll dasselbe, was PRITZEL nicht bestätigt fand, Starke 
enthalten, wie sie PRITZEL neben Öl und Protein auch im Endosperm von Adinandra 
acuminata KORTH. nachgewiesen hat. Im anatomischen Bau schliessen sich die Marc- 


ss) dar IA, dia xa a DR A SN 


73 


gravieen an die Ternstroemiaceen ausser den bereits angegebenen Eigenschaften 
auch noch durch das Vorkommen verzweigter Spikularzellen in Mark, Rinde und Blatt, 
leiterformiger Gefässdurchbrechungen, verschleimter Oberhaut des Blattes, durch ihre 
eingebetteten kleineren Blattnerven, ihre von mehreren Nebenzellen rings umstellten 
Spaltöffnungen, das Fehlen von Drüsenhaaren, subepidermale Entstehung des Korkes und 
behóft getüpfeltes, durch feine Querwände gefächertes Holzprosenchym. Nähern sie sich 
schon durch ihre Rhaphidenschläuche und einigermassen auch in den morphologischen 
Verhältnissen der Gattung Zelliciera, so kommen sie derselben auch durch das Vorkommen 
eines einschichtigen Hypoderms auf beiden Blattseiten ganz besonders nahe. Nach alldem 
wird man die Marcgravieen und Zelliciera bei den Ternstroemieen neben Zernstroemia 
und Adinandra einzureihen haben. | 

Die in den Natürl. Pflanzenfamilien gleichfalls von den Ternstroemiaceen 
abgetrennten Rhizoboleen (Fl. bras. XII, 1 Taf. 69--74) erinnern in mancher Hinsicht 
an die Lecythidaceen, durch ihren makropoden Keimling auch an Rhizophora. Von allen 
Myrtifloren unterscheiden sie sich aber sehr wesentlich durch das Vorkommen deutlicher 
Nebenblatter, durch ihre gedreiten, meist gekerbten Blatter und ihre freien Griffel. 
Trotz ihres makropoden Embryo's gehóren auch sie in die formenreiche Familie der 
Rosaceen, in der sie sich durch das zahlreiche stachelartige Vorsprünge in das pappen- 
artige Exokarp hineinsendende holzige Endokarp von Caryocar am meisten den Chryso- 
balaneen und zwar zumal manchen Zarinarium-arten nähern. Auch durch ihre am 
Grunde kranzfórmig verwachsenen, gleichlangen, trichterfórmig weit aus der Blume hervor- 
ragenden Staubblatter erinnern die Rhizobcleen an viele Chrysobalaneen. Ferner 
bewohnen sie gleich den meisten Vertretern der letzteren Sippe das tropische Amerika. 
Im Blütenstande gleichen sie den Marcgravieen. Bei Caryecar gliedert sich die Bliiten- 
achse in derselben Weise vom Stiele ab, wie bei Dichapetalum (ENGL. PR. III, 4, Fig. 187 
D, C u. H). Wie bei Zernstroemia, Adinandra, Pelliciera und den Marcgravieen, so trägt 
auch bei Caryocar jedes Blütenstielchen zwei kleine Vorblattchen. Nach SZYSZYLOWICZ 
in ENGL. PRANTL III, 6, S. 153, 156 u. 157 sind die Blumenblatter bei Anthodiscus oben 
mit einander verwachsen und fallen haubenartig ab, wie bei Marcgravia; bei Caryocar 
hingegen sind sie am Grunde mit einander verwachsen, wie bei den übrigen Marcgravieen, 
Ternstroemia, Adinandra, Quiina-arten, den Styraceen und den meisten Dichapetaleen. 
Die Blätter sind bei Anthodiscus wechselstandig, wie bei den Marcgravieen und den 
übrigen Ternstroemiaceen; bei Caryocar hingegen sind sie gegenständig und tragen 
Stipeln und Stipellen, wie sie andeutungsweise auch an den gefiederten, gegenstandigen 
Blättern von Lrunellia-arten vorkommen. Das Vorkommen von Korkwarzen am Blatte 
teilt Caryocar mit der Chrysobalanee Couepia bracteosa, mit Marcgravia-arten und anderen 
Ternstroemiaceen. Auch durch ihre eingebetteten kleineren Blattnerven, das Vorkommen 
von verschleimter Oberhaut des Blattes, von Spikularzellen in Weichbast und primärer 
Rinde (nach SzyszyLowicz), von gefächertem Holzprosenchym, durch ihre einfachen bis 
leiterförmigen Gefässdurchbrechungen, ihre gegen Markstrahlparenchym einfach bis behöft 
getüpfelten Gefässe, ihre von 3—4 Nebenzellen umgebenen Spaltöffnungen und durch 


10? 


Rhizoboleen. 


Rhaptopeta- 
lum. 


Scytopeta- 
lum. 


Pentaphylax. 


Ei. 


das Fehlen von Drüsenhaaren schliessen sich die Rhizoboleen aufs engste an die 
Ternstroemiaceen und zumal die Marcgravieen. Der oxalsaure Kalk ist bei Caryorar 


glabrum, wie bei manchen Siuartia-arten, in Form von gewöhnlichen Einzelkrystallen 


abgelagert. Unterscheidet sich Caryocar von den Marcgravieen und überhaupt den 
Ternstroemiaceen durch sein einfach getüpfeltes Holzprosenchym, so stimmt er darin 
mit der Chrysobalanee S/ylodasium überein. Da nun die Rhizoboleen auch in morpho- 
logischer Hinsicht, nämlich durch das Vorkommen gegenständiger Blätter, durch ihre 
gedreiten, mit deutlichen Stipeln und Stipellen ausgerüsteten Blätter, durch ihre mit Blasen- 
zellen versehenen Staminodien und langen Filamente, durch die Beschaffenheit der Frucht. 
wand und durch die Form des Embryo's, ziemlich stark von den Marcgravieen und den 
übrigen Ternstroemiaceen abweichen, so wird man sie zwar in Anbetracht ihrer 
Anklange an die Marcgravieen wohl noch mit in die Rosaceen-sippe der Tern- 
stroemieen aufnehmen können, innerhalb derselben aber als besondere Untersippe der 
Caryocarinen neben den Theinen und Ternstroemiinen (einschliesslich der Pelli- 
ciereen und Marcgravieen) bestehen lassen müssen. 

Auch Rhaptopetalum (Hook., Ic. Taf. 1405) gehórt ganz zweifellos zu den Tern- 
stroemieen und zwar in die Nähe von Zernstroemia. In Stellung, Form und Bezahnung 
gleichen die Blatter denen verschiedener Ternstroemieen. Die Kelchlappen sind 
rundlich und kerbzahnig, gleich denen von Zernstroemia, die Kronblátter am Grunde 
verwachsen, wie bei Z/artia, Ternstroemia, Adinandra, den Marcgravieen, Styraceen 
und manchen Dichapetaleen, auch die zahlreichen Staubblatter am Grunde in ganz 
derselben Weise kranzförmig verwachsen, wie bei Zartia und zahlreichen anderen 
Rosaceen. Die Antheren sind lang, wie bei Zernstroemia, Adinandra, Pelliciera, Marcgra- 
vieen und .S/yrax.arten; sie springen oben mit zwei kurzen, seitlichen Schlitzen auf, wie 
bei Cleyera Fortunei. Der kugelige, dickwandige, fünffächerige Fruchtknoten gleicht mit 
seinem säulenförmigen Griffel und seiner fünflappigen Narbe dem von Stuartia- und Tern- 
stroemia-arten. Jedes Fach enthält eine Anzahl hangender Samenknospen, wie bei Tern- 
stroemia. Die ellipsoidische oder längliche Frucht ist krustig oder holzig und einsamig, 
gleich der von Thea und Lelliciera; sie springt anscheinend nicht auf, wie auch die von 
Ternstroemia, Anneslea Adinandra, Pelliciera und überhaupt allen Ternstroemiinen. Schon 
OLIVER macht in HOOKER's Icones XV, 1 (1883) S. 4 die Bemerkung: »it shows considerable 
affinity with Styraceae«. Auch PIERRE hat nach ENGL. PRANTL, Nachtrag (1897) S. 242 
seine Familie der Rhaptopetalaceen schon ganz richtig für vd lieacsis affinis« erklart. 
Von Rhaptopetalum unterscheidet sich Scyfopetalum sehr wesentlich durch die grössere Zahl 
seiner Kron- und Fruchtblatter und seine ungleich langen Staubblatter, von den Rosaceen 
überhaupt aber durch sein ruminiertes Endosperm und seine dünnen, blattigen Keimblatter. 
Es ist mir daher hóchst zweifelhaft, ob die durch PIERRE und ENGLER A ONE 
Vereinigung beider Gattungen in einer und derselben Familie richtig ist. 


Ferner ist auch die Gattung Pentaphylax (Trans. Linn. Soc. XXI, 1855, S. 114, 
Taf. 12) im Nachtrag zu den Natürl. Pflanzenfam. (1897) S. 214 offenbar mit Unrecht 
von den Ternstroemiaceen abgetrennt und zum Vertreter einer besonderen Familie 
erhoben worden. Ihre Blatter sind lederig, ganzrandig und am Rande umgerollt, wie 


HU. 


bei manchen Ternstroemiaceen, auch haben sie die manchen Zurya- und Symplocos-arten 
eigene gelbgrüne Färbung. Die Zweige sind dünn und schlank, wie bei Stuarfía, der sie 
sich auch in der geographischen Verbreitung nähert. Die Blüten entstehen aus den 
Achseln von Niederblattern') ganz ähnlich, wie bei Cleyera Fortunei, Ternstroemia- und 
Prunus-arten. Auch durch ihre fimbriolaten Kelchblätter, die Plazentation, die Zahl und 
Orientierung der Samenknospen, die Form von Griffel und Narben und durch ihren 
wurstförmigen, hufeisenförmig gekrümmten Embryo mit langem Stammchen und ebenso 
langen, halb stielrunden Keimblattern (vgl. Fl. bras. XII, 1, Taf. 52 II Fig. 34— 36) 
kommt Zentaphylax sehr nahe an Ternstroemia heran. Die Staubfaden sind kurz und 
bandfórmig, wie bei Zernstroemia und Adinandra. Dicht unter den Kelchbláttern befinden 
sich zwei ihnen gleichende Vorblätter, genau wie bei den Marcgravieen, Ternstroemia 
und Adinandra. Die im Kelchbecher sitzenden Kapseln gleichen einigermassen denen 
von Stuartia und springen, wie bei den Theinen, mit fünf Klappen auf, die in der Mitte 
die Scheidewände tragen. Die Samen sind geflügelt, wie bei Gordonia und vielen anderen 
Rosaceen. Zur Blütezeit macht der kleine Baum, von Tausenden kleiner weisser 
Blüten überdeckt, offenbar einen ganz ähnlichen Eindruck, wie unsere im Blütenschnee 
prangenden Obstbäume. Gegenüber diesen zahlreichen Übereinstimmungen bestehen die 
nennenswerten Unterschiede lediglich darin, dass die Antheren von /entaphylax poricid 
aufspringen und mit zwei kugeligen Spornen versehen sind, und dass die fünf Kapsel. 
klappen sich von den fünf Mittelnerven der Fruchtblätter lostrennen. Es ist mir daher 
nicht recht verständlich, wie ENGLER behaupten konnte, die Gattung hatte mit den 
Ternstroemiaceen nur den Habitus gemein. Ohne Zweifel ist es eine echte Tern- 
stroemiee aus der nächsten Verwandtschaft von Zernstroemia. 

Noch fester wird der Anschluss von Zentaphylax an die Ternstroemieen durch 
die Gattung 7¢tramerista (Icon. Bogor. Taf. 83). Auch bei dieser sind nämlich die Staub- 
fäden bandförmig und verlängern sich die Theken nach unten zu in je einen kurzen, 
stumpfen Sporn, ganz ähnlich, wie bei Pentaphylax. Nach SOLEREDER's Syst. Anat. (1899) 
S. 215 schliesst sie sich aber durch den Besitz von Rhaphidenschlauchen an /elliciera 
und die Marcgravieen, und im Bau von Blüte und Frucht hält sie die Mitte zwischen 
den letzteren und den Caryocarinen. In der Tracht und Blattform scheint sie Pelléciera 
sehr nahe zu kommen. Die Knospenlage der jungen Blätter scheint die für die Tern- 
stroemieen, Amygdaleen und andere Rosaceen charakteristische zu sein. Die lang 
gestielten, mit deutlichen Brakteen besetzten, scheindoldenartigen Blütenstände gleichen 
denen von Caryocar und Marcgravieen. An den langen, kräftigen Blütenstielchen 
befinden sich zwei den Kelchblättern ähnliche und ihnen angeschmiegte Vorblätter, genau 
wie bei den Marcgravieen, Zernstroemia, Adinandra und Zentaphylax. Die Blüte ist 
tetramer, wie bei manchen Caryocar-arten, im Androeceum aber isomer, wie bei Penta- 
phylax, Pelliciera und den Marcgravieen. Auch Griffel und Narben sind ähnlich denen 
von Zentaphylax, die Zahl der Fruchtblätter und die Zahl und Stellung der Samenknospen 


A eru E a MER URS 


1) Vergl. VAN TIEGHEM im Journ. de bot. XIV (1900) S. 190. 


Tetramerista. 


Ericalen. 


aber dieselbe, wie bei Caryocar. Die Staubblatter sind in der Knospe einwärts gebogen, 
wie bei den Caryocarinen, den übrigen Ternstroemieen und überhaupt den Rosaceen. 
Die vom Kelch gestützte, kugelige, kurz zugespitzte Frucht gleicht äusserlich denen von 
Ternstroemia, Adinandra, Freziera und den Marcgravieen, doch enthält sie vier Stein- 
kerne, gleich der von Caryocar, und erinnert dadurch auch an die Amygdaleen, Chry- 
sobalaneen und manche Pomeen. Auch Zetrameriísta gehört demnach in die Rosa- 
ceen-sippe der Ternstroemieen. 

Im Nachtrag zu den Natürl. Pflanzenfam. (1897) S. 215 macht ENGLER darauf 
aufmerksam, dass Z/entaphylax durch seine sich mit Poren óffnenden Antheren und die 
Kapseln etwas an Clethra erinnert, und wenn die auf S. 83 meiner Abhandlung über 
die Tubifloren u. s. w. (1901) ausgesprochene Ansicht richtig ist, dass die Ericalen ein- 
schliesslich der Primulinen ihren Ursprung nahe den Ternstroemiaceen und 
Ochnaceen genommen haben, dann ist es ja auch recht gut denkbar, dass Pentaphylax, 
obgleich er eine echte Ternstroemiee ist, doch auch in Beziehung zu den Ericalen 
steht. Im Gegensatz zu den meisten mit poriciden Antheren versehenen Ericalen 
befinden sich zwar die Poren bei Zentaphylax nach der Abbildung anscheinend am freien 
unteren Ende der Theken, doch kommt dasselbe auch vereinzelt bei den Ericalen 
vor, so z. B. bei Lebetanthus (ENGL. PR. IV, 1, Fig. 43 E. Andererseits befinden sich 
aber bei C/eyera Fortune? (Bot. mag. Taf. 7434) und bei Rhaptopetalum die beiden kurzen 
Schlitze am oberen Ende der Theken, wie bei den meisten Ericalen. Zum Teil mógen 
diese Verschiedenheiten wohl lediglich auf einer verschiedenen Stellung der Theken 
beruhen. Wie ich in meiner Abhandlung über die Morphogenie und Phylogenie der 
Kormophyten (1903) nachwies, ist das Konnektiv ein Mittellappen, die Theken aber je 
eine aus dem Konnektiv entspringende zusammengerollte Seitenfieder des Staubblattes. 
Bei den meisten Angiospermen und auch bei /entaphylax und Tetramerista sind nun wohl 
diese Fiedern nach abwärts gerichtet, gleich den beiden Ovularfiedern (Samenanlagen) 
am Fruchtblatte der Zamieen. Die nach oben zu poricid aufspringenden und weit aus 
einander spreizenden Theken vieler Ericalen hingegen machen mehr den Eindruck, als 
ob sie aufgerichtet seien und mit dem unteren Ende aus dem Konnektiv entsprangen. 
Vollkommene Sicherheit wird hier aber nur eine genaue Untersuchung des Gefassbiindel- 
verlaufes bringen kónnen. Auch durch ihre nach unten zu in einen kurzen, stumpfen 
Sporn verlängerten Theken erinnern /entaphylax und Tetramerista sehr an viele Ericalen. 
Ferner kippen bei letzterer die Antheren in ganz ähnlicher Weise nach aussen über, wie 
bei vielen Ericalen, und durch ihre am Gipfel zweispitzigen Staubblatter erinnert auch 
Adinandra Mannii (HOOK., Icones Taf. 1039) an manche Ericalen. Bei letzteren befinden 
sich jedoch die beiden spornartigen Anhängsel der Anthere nicht an den Enden, sondern 
auf dem Rücken der Theken. Ferner unterscheiden sich die Ericalen von den Tern- 
stroemieen (aber nicht allen Rosaceen) und den meisten Ochnaceen durch das Vor- 
kommen von Drüsenhaaren, Drüsenzotten, Deckzotten und komplizierter gebauten, aus einer 
Zellreihe bestehenden oder auch nach Art der Solanaceen-haare verästelten Deckhaaren. 
Die letztgenannte Haarform kommt auch vor bei Saurauja- und Calophyllum-arten. 


A 


Schliesslich sind mit den Ternstroemieen ohne Zweifel auch verwandt die 
Cyrillaceen, die sich in den Natiirl. Pflanzenf. noch unter den Sapindalen neben 
den zu den Umbellifloren gehórenden Aquifoliaceen befinden. Schon in der Tracht, 
ihren steifen, holzigen, gegen das Ende hin dicht beblätterten Zweigen und ihren ganz- 
randigen, lederigen, oberseits glänzenden Blättern gleicht Cyrilla manchen Ternstroemiinen 
und Ochnaceen, z.B. Luxemburghia. Die Blütenstände gleichen vollkommen denen von 
Weinmannia- und Quiina-arten und denen der Ochnacee /rdovethia BOERL. (Ic. Bogor. Taf. 1); 
auch können sie als eine verkleinerte Ausgabe derjenigen der Marcgravieen betrachtet 
werden. Ebenso wiederholen Blüte und Frucht nur in kleinerem Massstabe diejenigen 
der Ternstroemiinen. Wie bei den meisten Ternstroemieen, so befinden sich auch 
bei Cyrilla dicht unter dem Kelch zwei kleine Brakteolen. Die weissen, eiförmigen, 
spitzen Kronblátter von Cyrilla gleichen in ihrer Form denen von Adinandra, Cleyera Fortunei 
und Zernstroemia-arten; sie sind angeblich zuweilen am Grunde verwachsen, wie bei den 
meisten Ternstroemiinen und manchen anderen Rosaceen. Von Staubblättern sind 
nur noch zehn oder fünf vorhanden, wie bei manchen Marcgravieen; sie springen 
zuweilen mit apicalen Poren auf, wie bei manchen Dilleniaceen, sowie vielen Ochnaceen 
und Ericalen. Bei Costaea (ENGL. PR. III 5, Fig. 112 H) sind die umgekehrt lang 
herzformigen Antheren ganz in der gleichen Weise dem einwärts gebogenen Staubfaden 
dorsal angeheftet, wie bei Swurauja und vielen Ericalen. Der Fruchtknoten ist bei den 
Cyrillaceen fünf- bis zweifächerig, bei den Ternstroemieen viel- bis zweifächerig. 
Bei Cäftonia (ENGL. PR. III 5, Fig. 112 E) verlängert er sich in einen dicken und äusserst 
kurzen Griffel, sodass die dreilappige Narbe fast sitzend ist, wie bei manchen Tern- 
stroemieen; bei Cyrilla und Costaea hingegen ist ein deutlicher säulenförmiger Griffel 
vorhanden, wie bei anderen Ternstroemieen. Die geringe Zahl und die Lage der 
Samenanlagen ist ganz dieselbe, wie bei Zernstroemia. Auch die glatte, kurz eiförmige, 
ja fast kugelige, vom kurzen Griffel gekrönte Schliessfrucht von Cyrilla ist nur eine 
Wiederholung derjenigen von Zernstroemia in verkleinertem Massstabe. Wie bei manchen 
Ternstroemieen ist der gerade, zylindrische kleine Keimling in reichliches Nährgewebe 
eingebettet. Endlich passen auch SOLEREDER’s Angaben über den anatomischen Bau 
der Cyrillaceen (Syst. Anat., 1899, S. 240—241) vollkommen auf die Ternstroemieen 
und man wird daher durch eingehendere Untersuchungen zu prüfen haben, ob vielleicht 
auch diese kleine Familie bei den Rosaceen, und zwar bei den Ternstroemiinen, 
einzureihen ist. Bei der nahen Verwandtschaft mit den letzteren ist es nicht verwunderlich, 
wenn sie in verschiedener Hinsicht auch an manche Ericalen erinnert. 

Füssen wir nun die hauptsächlichsten Ergebnisse unserer bisherigen vergleichenden 
Betrachtungen, soweit sie die Rosaceen betreffen, kurz zusammen, so bestehen dieselben 
darin, dass in diese grosse und formenreiche Familie ausser den Gattungen Plagiospermum, 
Dichotomanthes, Tetramerista und Rhaptopetalum nicht weniger als fünfzehn in den Natür- 
lichen Pflanzenfamilien noch fiir selbstandig angesehene kleinere Familien einzutreten 
haben, nämlich die Dichapetalaceen, Trigoniaceen, Vochysiaceen, Meliantha- 
ceen, Eucryphiaceen, Brunelliaceen, Cunoniaceen, Quiinaceen, Salvadora- 


Cyrillaceen. 


Rosaceen 
s. ampl. 


EJ 


SO 


ceen, Symplocaceen, Styracaceen, Ternstroemiaceen, Pentaphylacaceen, 
Marcgraviaceen und Caryocaraceen. Mancher wird vielleicht vor diesen zahlreichen 
Zusammenziehungen zuriickschrecken und lieber wenigstens einen Teil dieser Familien 
noch selbständig bestehen lassen wollen; doch wird es sich nicht umgehen lassen, 
dieselben dann wenigstens in die unmittelbare Nachbarschaft der Rosaccen zu stellen; 
ja, bei den mannigfachen Kreuz- und Querbeziehungen dieser Familien unter einander 
sowohl, als auch zu den Quillajeen, Pomeen, Amygdaleen, Chrysobalaneen 
u. s. w. wird es überhaupt schwer halten, für irgend eine derselben scharfe Grenzen 
zu finden. 

Bei der Mannigfaltigkeit dieser Verwandtschaftsbeziehungen ist es natürlich ganz 
ausgeschlossen, dieselben in linearer Anordnung zum Ausdruck bringen zu können; ja, 
auch nur eine Darstellung derselben in der Fläche, in Form eines Stammbaumes, wird 
erst nach einer weiteren eingehenden Vergleichung des morphologischen und anatomischen 
Baues möglich sein. Es mag daher fürs erste genügen, die Zugehörigkeit dieser Familien 
und Gattungen zu den Rosaceen überhaupt nachgewiesen zu haben, und vorläufig 
mag vielleicht folgende von den apokarpischen Formen allmählich zu synkarpischen, 
sympetalen, epigynischen, monogynischen und monospermen Formen fortschreitende Reihe 
Annahme finden: 

I. Rosoideen (apokarp, die Neuradeen mässig synkarp; choripetal; hypo- bis 
peri- und epigyn; poly- bis monogyn; Karpelle monosperm). — 2. Spiraeeen (apo- bis 
synkarp; choripetal; hypo- bis perigyn; poly- bis monogyn; Karpelle polv- bis mono- 
sperm). — 3. Quillajeen (apo- bis synkarp; choripetal; hypogyn; pleiogyn; Karpelle 
poly- bis monosperm. Eine der ursprünglichsten Sippen). — 4. Cunonieen (a. Brunelliinen. 
b. Cunoniinen. c. Quiininen. d. Eucryphiinen. Apo- bis synkarp; chori- oder schwach 
gamopetal; hypo- bis epigyn; poly- bis digyn; Frucht poly- bis monosperm). — 5. Tern- 
stroemieen (excl. Sauraujeen! Bonnetieen! und Asteropera?; incl. Rhaptopetalum, Pentaphylas, 
Tetramerista, Marcgravieen und Caryocarinen. Synkarp; chori- bis gamopetal; hypogyn; 
pleiogyn; Frucht viel- bis einsamig. Eine der ältesten Sippen, verwandt mit Quillajeen, 
Eucryphia, Pomeen, Styraceen, Dichapetaleen, Trigonieen, Vochysieen, Amygdaleen, 
Chrysobalaneen u. s. w.) — 6. Pomeen (synkarp; choripetal; peri- bis epigyn; pleio- 
bis monogyn; viel- bis einsamig. Verwandt mit 3, 5, 7, 8, 13, 14 u.s w.) — 7. Styra- 
ceen (incl. Symplocos. Synkarp; + sympetal; + epigyn; pleiogyn; Frucht fünf- bis einsamig. 
Verwandt mit 5, 6, 8 und 13). — 8. Dichapetaleen (synkarp; chori- bis sympetal; 
hypogyn; tri- bis digyn; Karpelle zwei- bis einsamig. Verwandt mit 3, 5, 6, 7, 9, 13 
und 14). — 9. Trigonieen (synkarp; choripetal; schwach perigyn; trigyn; Karpelle viel- 


bis zweisamig. Verwandt mit 3, Zueryphia, 5, 8, IO, 11, 12, I4). — 10. Vochysieen 
(synkarp; choripetal; peri- bis epigyn; tri- oder monogyn; Karpelle viel- bis zweisamig. 
Verwandt mit 5, 9, 11 und 12). — 11. Meliantheen (excl. Greyia. Synkarp; choripetal; 


hypogyn; tetragyn; Karpelle meist einsamig. Verwandt mit 10! und Sanguisorbeen:). 
— 12. Salvadoreen (synkarp; chori- bis sympetal; hypogyn; di- bis monogyn; Karpelle 
einsamig. Verwandt mit den Quiininen?, sowie mit 8, 9, 10, 11 und 13). — 13. Amygda- 


81 

leen (apokarp; choripetal; perigyn; penta- bis monogyn; Karpelle ein-, selten zweisamig. 
Verwandt mit 3, 5, 6, 7, 8, 12 und 14. Reihenfolge der Gattungen: 1. Vuttallia, 2. Maddenia, 
3. Pygeum, 4. Prunus, 5. Prinsepia incl. Plagiospermum, 6. Dichotomanthes, 7. Stylobasium). — 
14. Chrysobalaneen (I. Lecostemoninen: t. Zecostemon; 11. Chrysobalaninen: 2. Chryso- 
balanus, 3. Licania incl. Moquilea! und Angelesia?, 4. Parastemon; 111. Hirtellinen: 5. Grangeria, 
6. Hirtella, 7. Couepia, 8. Parinarium, Q. Acioa. Apokarp; choripetal; perigyn; monogyn; 
einsamig. Verwandt mit Caryocar?, 6, 8 und 13). 

Ausser in den angegebenen fünf Merkmalen làsst sich natürlich auch noch in 
zahlreichen anderen Merkmalen eine allmähliche Weiterentwickelung verfolgen, so z. B. 
in der Reduktion der Blumenblatter, in der Reduktion und Verwachsung der Staubblatter, 
der sackförmigen Aushóhlung der Blütenachse bei den Hirtellinen, dem Übergang zu 
gynobasischer Stellung des Griffels, Übergang von Aktinomorphie zu Zygomorphie, 
verschiedengradiger Verwachsung der Griffel u. s. w. | 

Ausser diesem ansehnlichen Zuwachs haben nun auch noch innerhalb des 
bisherigen Bestandes der Familie einige kleine Verschiebungen stattzufinden. 

So sagt schon FOCKE in seinem Aufsatz über die Keimpflanzen der Stein- und 
Kernobstgewáchse '), dass ,,4/cAemilla durch ihren Blütenbau in eine naturwidrige Ver- 
bindung mit den Sanguisorbeen gebracht wird, durch ihre Keimpflanzen, wie durch 
manche sonstige Eigenschaften aber sich viel näher an Zofentilla anschliesst.“ Nun, wenn 
ihre bisherige Verbindung mit den Sanguisorbeen „naturwidrig‘ ist, warum dieselbe 
dann noch aufrecht erhalten? Warum die Gattung nicht bei ihren natürlichen Verwandten 
anschliessen? Mag in England, trotz DARWIN, die Vorliebe für auf ein einziges Merkmal 
gegründete, praktische, aber künstliche Bestimmungsschlüssel noch sehr verbreitet sein, 
das Ziel des wissenschaftlichen deutschen Systematikers ist doch, durch Heranziehung 
móglichst zahlreicher Vergleichspunkte die wirkliche natürliche Verwandtschaft zu ermitteln 
und dieselbe auch im System nach Moglichkeit zum Ausdruck zu bringen. 

Durch ihre nicht gefiederten, sondern fingerlappigen oder fingerteiligen Blatter 
und vor allem durch ihren grundständigen Griffel unterscheidet sich Alchemilla ganz 
erheblich von sämtlichen Sanguisorbeen. Gerade durch diese beiden Eigenschaften 
aber, sowie auch in der Form der Nebenblätter, der Verzweigung, ihren lockeren Blüten- 
ständen und ihren kleinen, kopfigen Narben nähert sich Alchemilla vielen Fotentilla-arten. 
Die grossen, grob gezähnten Nebenblátter sind besonders denen von P. Tormentilla sehr 
ähnlich. In der Form und Behaarung des Blattes sind bekanntlich A. alpina und P. alba 
einander zum Verwechseln ähnlich, während A. fentaphylla mehr den Blattschnitt der 
P. argentea hat. In der Tracht, im Blütenstande und in ihren kleinen, grünlichen Blüten 
mit ringförmigem Diskus und meist isomerem Androeceum kommt Alchemilla sehr nahe 
an Sibbaldia heran. Die Staubblätter wechseln meist mit den Kelchblattern ab, wie bei 
Chamaerhodos; bei A. aphanes stehen sie jedoch nach den Abbildungen von BAILLON und 
ENGL. PRANTL vor den Kelchblättern, wie bei Sibbaldia. Alle diese Übereinstimmungen 


1) W. O. Focke in Abh. Nat. Ver. Bremen XVI, 3 (1900) S. 455. 


II 


Alchemilla. 


Neuradeen. 


Kerrieen. 


82 
weisen darauf hin, dass Alchemilla eine in Blütenhülle, Androeceum und Gynoeceum 
stark reduzierte Potentilline ist. Durch Agrimonia und besonders Aremonia sind übrigens 
die Sanguisorbeen sehr eng mit den Potentillinen, sowie mit Waldsteinia und Geum 
verbunden, und man kann sie daher vielleicht als Untersippe noch mit in die Poten 
tilleen aufnehmen. 

Nach der Stellung des Griffels sind offenbar auch die Neuradeen sehr nahe 
verwandt mit den Potentillinen. In der Form, gedrehten Lage, Aderung und schwarzen 
Farbe der Blumenblatter erinnern. die von DREGE gesammelten Herbarexemplare von 
Griclum zwar sehr stark an getrocknete Malvenblüten und in Tracht, Blattschnitt, 
Behaarung u. s. w. gleichen die Neuradeen manchen chilenischen A/ulvastrum-arten. 
Die Blütenstaubkörner von Grielum obtusifolium E. M. (leg. DREGE) sind jedoch klein, 
glatt und mit anscheinend tetraedrisch angeordneten Streifen versehen. Auch unterscheiden 
sich die Neuradeen von den Malvaceen durch ihre dithecischen Antheren, nicht zu 
einer Säule verwachsenen Staubblätter und freien Griffel. Die weissgraue, filzige, zumal 
auf der Unterseite des Blattes dichte Behaarung der Neuradeen ist derjenigen von 
Dryas ähnlich. Die Stacheln an der Frucht von Aeurada erinnern an diejenigen von 
Agrimonia und Acaena, doch ist der Blütenstand ein anderer, als bei den Sanguisorbeen, 
und ebenso auch die Blattform. Der Aussenkelch gleicht demjenigen von Zagenia und 
den Potentillinen. Die Blüten sind gelb, wie bei Potentillen, Duchesnea, Waldsteinia. 
Geum, Aremonta und Agrimonia. In der Zahl ihrer auch an der Frucht noch erhalten 
bleibenden Staubblätter und ihren in die Blütenachse eingesenkten Fruchtblättern nähern 
sich die Neuradeen der Potentillinen-gattung Zorkclhia. Im Verbreitungsgebiet der 
Neuradeen kommen auch Sanguisorbeen und Alchemilla-arten vor. Auch die Neu- 
radeen können demnach wohl noch als Untersippe bei den Potentilleen, und zwar 
zwischen den Potentillinen und den Sanguisorbinen, eingeordnet werden. 

Im Hamburgischen Botanischen Garten wurde ich Ende Juli vorigen Jahres aufs 
höchste überrascht durch die Ähnlichkeit der Früchte von Rñodotypus mit Brombeeren. 
Zwar sind die Teilfrüchte schon auf meist vier wirtelständige reduziert; das Exokarp ist 
nicht fleischig, sondern auf dem hellen, faserig nervierten Endokarp als dünne, spröde, 
brüchige, locker aufsitzende Schale ausgebildet, und die Blütenachse ist nicht mehr kegel- 
formig verlängert. Durch die fast kugelige Form der Teilfrüchte und ihre schwach 
glänzende, schwarze, glatte Oberfläche machen aber die Früchte von AAodotypus durchaus 
den Eindruck verkümmerter Brombeeren, an denen sich nur wenige, dafür aber unge 
wöhnlich grosse Teilfrüchtchen entwickelt haben. Wie FOCKE in den Nat. Pflanzenf. 
III 3, S. 28 angibt, soll nun Xerría saftige, himbeerartige, essbare, gelbe Steinfrüchte 
haben, in der Tracht aber dem ubus corchorifolius gleichen. In der Dicke und Farbe 
der Zweige, in der Form der Knospenschuppen, der darauf folgenden häutigen Nieder- 
blätter und der Nebenblätter, sowie in der Form, Bezahnung, Nervatur, fein und eng 
netzförmigen Aderung und der Behaarung des Blattes erinnern Xerría und Rhodotypus 
tatsächlich ganz auffällig auch an die Himbeere, an Rubus rosifolius und andere Arten der 
Gattung. Wesentliche Verschiedenheiten zwischen den Kerrieen und den Rubinen 


83 
sind nicht vorhanden und man kann daher wohl die ersteren ohne Bedenken mit den 
letzteren verschmelzen. 

Die Rhamnaceen hat ENGLER in den Natürl. Pflanzenfam. mit den zu den 
Umbellifloren gehörenden Ampelidaceen zu einer unnatürlichen Ordnung der Rham- 
nalen vereinigt. Sie unterscheiden sich von der zu den Umbellifloren gehörenden 
Weinstockfamilie ganz erheblich durch einfache, niemals auch nur handlappige Blätter, 
stumpfe, zartere, nicht dick fleischige, niemals kappenförmig abfallende Blumenblätter, eine 
andere Ausbildung von Blütenichse und Diskus, vorherrschend dreifächerigen Frucht- 
knoten, niemals beerenartige, sondern höchstens steinfruchtartige Früchte, niemals rumi- 
niertes Endosperm, ihren grossen Keimling, das Fehlen von Rhaphiden und Drüsenhaaren 
und eine ganze Reihe weiterer Eigenschaften. Auch die Rhamnaceen gehören in die 
grosse Ordnung der Rosalen, in der sie sich am nächsten an die Rosaceen und 
Rutaceen anschliessen. Sehr verbreitet sind in dieser Familie Dornsträucher von der 
Tracht der Schlehe. Die Stipulardornen von Paliurus und Zizyphus ähneln den Blattdornen 
der Salvadoree Azima. Bei anderen Rhamnaceen, wie z.B. Rhamnus, sind die Neben- 
blätter schmal, linealisch und frühzeitig abfallend, genau wie beiden Amygdaleen. Auch 
die drüsige Bezahnung und die Nervierung der in der Jugend harzglänzenden Blätter 
mancher A/amaus-arten erinnert stark an Kirschen und andere Amygdaleen. In der 
Form des Blütenstandes gleichen einander Rhamnus und Prunus; Paliurus, Zizyphus und 
Dichapetalum; Sageretia, Berchemia, Licania und andere Chrysobalaneen; Ceanothus und 
Spiraea. Bei vielen Rhamnaceen ist die Blütenachse becherförmig, innen vom Diskus 
ausgekleidet und oberhalb desselben mit den Kron- und Staubblättern versehen, genau in 
derselben Weise, wie bei den Amygdaleen, Spiraeeen und anderen Rosaceen. Bei 
anderen wieder sind Rezeptakel und Diskus dem Fruchtknoten mehr oder weniger hoch 
angewachsen, wie bei S/ranvaesia und anderen Pomeen. Der Diskus von Spyridium, 
Cryptandra ulicina, Trymalium ledifolium und Colletia cruciata (ENGL. PR. III 5, Fig. 194K, 
L, D u. F) ragt als verschiedenartig ausgebildeter Ring über den Grund der Staubblätter 
hinaus, ähnlich, wie bei Spiraea decumbens, Alchemilla-arten (ENGL. PR. III 3, Fig. 2 D u. C) 
und den Sanguisorbeen (BAILLON, Hist. pl. I, Fig. 381—404); derjenige von Gouania 
domingensis ist in fünf episepale, ausgerandete Lappen gespalten, gleich dem von Quillaja 
Saponaria (ENGL. PR. III 5, Fig. 194H und III 3, Fig. 6); bei Hovenia (ENGL. PR. III 5, 
Fig. 202 B) ist er behaart, wie bei Chrysobalaneen. Die Blumenblatter der Rham- 
naceen sind stark gewolbt, stumpf und allmählich in einen kurzen Nagel verschmälert, 
gewissermassen also eine Miniaturausgabe derjenigen der Pomeen und Amygdaleen. 
Die fünf Staubblatter sind epipetal, wie bei der Potentilline Chamaerhodos; in der 
Knospe sind sie einwarts gebogen, wie bei den Rosaceen und den Myrtifloren. Die 
Antheren sind meist klein und kurz, wie bei den meisten Rosaceen. Auch der säulen- 
fórmige, ungeteilte oder mehr oder weniger tief gespaltene Griffel ist nur eine Wieder- 
holung desjenigen der Rosaceen. Die Samenanlagen haben dieselbe Stellung, wie bei 
den meisten Pomeen, den Caryocarinen und Ze/ramerista. Die Steinbeere von Rhamnus 
Frangula macht in Form und Farbe durchaus den Eindruck einer kleinen Kirsche. Auf 


pj? 


Rhamnaceen. 


CERO AA a ANI RO PEI EI ARRIETA, 


84 
dem Längs- und Querschnitt gleichen die zwei- bis dreiblättrigen Steinfriichte mancher 
Rhamnaceen, wie z. B. Paliurus, Zizyphus, Berchemia und Ketanilla (ENGL. PR. III 5, 
Fig. 197 D, 198L, 199 F—G, 206F), in der Lagerung der Samen und Keimblätter, sowie 
durch das reichliche Endosperm in hohem Grade den Steinfrüchten von Symplocos-arten 
(ENGL. PR. IV 1, Fig. 88B, 90H. u. O), der Celastrineen-gattung Cassine (ENGL. 
PR. III 5, Fig. 122 R) und der Kapsel von Catha (111 5, Fig. 123 B). Der Steinkern von 
Zizyphus (Fig. 198 D) hat eine unebene Oberflache, gleich demjenigen vieler Anacardia- 
ceen, Amygdaleen, Chrysobalaneen, Symplocos-arten und dem von Caryocar. Die 
Scheidewandhälften der drei Endokarpstiicke von Colubrina, Ceanothus, Discaria (ENGL. 


. PR. III 5, Fig. 203E u. 206 E) und anderen kapselfrüchtigen Rhamnaceen reissen in 


Neopringlea. 


Aniso- 
phylleen. 


ganz derselben Weise von unten her ein, wie die sich nicht spaltenden Scheidewande der 
Kapsel von Gordonia (ENGL. PR. III 6, Fig 93C), Schima und Thea. Der Embryo von 
Colubrina und Hovenia (Fig. 195 u. 202 G) erinnert in der Form seiner grossen Keimblatter 
und seines kleinen Stámmchens stark an Mandelkerne. Das Fehlen von Drüsenhaaren 
teilen die Rhamnaceen mit einer ganzen Reihe von Rosaceen-sippen, sowie mit den 
meisten Ochnaceen, das Vorkommen von Styloiden mit Quillaja u. s. w., von Schleim- 
zellen mit Veurada, Pyracantha-arten und Eriobotrya japonica, von lysigenen Schleimgängen 
im Marke gleichfalls mit Mevrada, das Vorkommen von lysigenen Schleimlücken mit 
Rutaceen, Simarubaceen, Anacardiaceen, Moringa und Connaraceen, von sekun- 
därem Hartbast und heterogenem Mark mit vielen Rosaceen. Auch sonst ist der 
anatomische Bau von Achse und Blatt der für die Rosaceeen charakteristische. Dem- 
nach gehóren die Rhamnaceen unmittelbar neben die Rosaceen. Ja, man kann wohl 
auch noch weiter gehen; die Tatsache, dass die Rhamnaceen vorwiegend zu jüngeren 
Rosaceen-sippen, nämlich zu Amygdaleen, Symplocos und Pomeen, in Beziehung 
stehen und dass sie schon mehr oder weniger epigyn und in der Zahl der Sporophylle schon 
ziemlich stark reduziert sind, scheint mir dazu zu berechtigen, die Rhamnaceen geradezu 
von Rosaceen abzuleiten. 

Mit den Rhamnaceen stimmt in vieler Hinsicht überein die durch LÓSENER 
bei den Celastraceen, durch RADLKOFER bei den Sapindaceen, durch ENGLER bei 
den Simarubaceen ausgewiesene und im Nachtrag zu den Natürl. Pflanzenfam. (1897) 
daher unter den Gattungen von zweifelhafter Stellung aufgeführte Gattung Z/avea LIEBM. 
(= Neopringlea WATS.) Eine genauere Untersuchung mag vielleicht ergeben, dass sie 
trotz ihrer zwölfmännigen Blüte verwandt ist mit den Gouanieen und mit /Voltea. 

Die in den Natürl. Pflanzenfam. III 7, S. 56 noch zu den Rhizophoraceen 
gezählten Anisophylleen (vgl auch Hook., Ic. Taf. 1551) unterscheiden sich von 
sämtlichen Myrtifloren durch getrennte Griffel, von den Rhizophoraceen ausserdem 
durch ihre zweizeilig wechselstandigen, schiefen, drei- bis siebennervigen Blatter, das 
Fehlen von Nebenblattern und Endosperm, ihre traubigen Blütenstände und durch ihre 
apfelartige, in der Form und den zusammenneigenden Kelchblattern an Cotoneaster und 
Symplocos-arten erinnernde Steinfrucht. Auch die Anisophylleen scheinen mit den 
Rhamnaceen verwandt zu sein, denen sie sich hauptsächlich in der Stellung, Form und 


85 

Nervatur der Blätter, im Blütenstande und der Frucht nähern. Die Pleiomerie des 
Androeceums teilen sie mit Z/awa. Durch ihren macropoden Embryo und die 
winzigen Keimblätter nähern sie sich zwar manchen Lecythideen und Rhizophoraceen, 
aber auch den Caryocarinen. Nach BAILLON sollen sich an der Plumula im Samen 
schon eine ganze Anzahl Blättchen befinden, ähnlich, wie bei manchen Amygdaleen 
und Ternstroemieen. Die zuweilen gerippte Frucht erinnert an das Endokarp von 
Chrysobalanus und Symplocos-arten. Die Blätter sollen nach BAILILON, Hist. pl. VI, S. 294 
im Herbar oft gelb sein, wie uns das schon bei Zurya- und Symplocos-arten und bel 
Pentaphylax begegnet ist. Von den Rhamnaceen unterscheiden sich die Anisophylleen 
durch ihre hängenden Samenknospen, sodass eine unmittelbare Vereinigung mit ihnen 
nicht wohl angängig ist. - 

Im anatomischen Bau stimmen mit den Rosaceen und Rhamnaceen in hohem 
Grade überein die den letzteren sehr nahe stehenden Hippocrateaceen und Celastri- 
neen. Die letztgenannte Familie leitet von den Rosalen hinüber zu den Macarisieen, 
also zur Ordnung der Myrtifloren, die sich von den Rosalen nur schwer trennen 
lässt. Es beweist auch dieses wieder, dass die bereits von meinem Vater!) getadelte 
Einteilung der Angiospermen in eine Anzahl scharf umschriebener Ordnungen auf recht 
schwachen Füssen steht und die Verwandtschaftsbeziehungen der noch verhältnismässig 


jungen und noch nicht sehr scharf durch natürliche Auslese gegliederten Angiospermen. 


sich nur synthetisch, in Form eines zusammenhängenden natürlichen Stammbaumes, zur 
Darstellung bringen lassen. l 

Eine Zwischenstellung zwischen den Rosalen und Myrtifloren nehmen auch 
die Malpighiaceen ein, welche die ersteren mit den Lythraceen verbinden. In einem 
Gewächshaus des neuen botanischen Gartens bei Berlin sah ich einen kleinen als Malpighia 
coccifera 1.. von Westindien bezeichneten Strauch, der durch seine hübschen, rosafarbigen 
Blüten und die Form der Kronblatter stark an Zagerstroemia erinnerte. Ferner befinden 
sich in der BUEK'schen karpologischen Sammlung unseres Museums zwei als Byrsonima 
densa (DC.) POIR. von Tovar bezeichnete Früchte, die am Kelche zehn schwielige Ver- 
dickungen haben, welche abgesehen von ihrer abweichenden Stellung (beiderseits der 
fünf Mittelnerven) auffallend denen von Zagerstroemia speciosa (ENGL. PR. III, 7, Fig. 55) 
gleichen. Aus ähnlichen Schwielen mögen wohl die Kelchdrüsen vieler Malpighiaceen 
entstanden sein. Die Flügelfrüchte vieler Malpighiaceen gleichen denen von Aceri- 
neen, Sapindaceen, Securidaca, Leguminosen u. s. w. Bei anderen wieder haben 
die Früchte zahlreiche kamm- und dornartige Vorsprünge, ähnlich denen der Tribuleen. 
In der Steinfrucht von .Walpighia erinnern diese Unebenheiten des Endokarps an die 
Amygdaleen, Chrysobalaneen, Caryocar, Symplocos-arten und Spondias. Der gekrümmte 
Embryo von Galphimia und Byrsonima gleicht dem von Zernstroemia und Anthodiscus. 

Schliesslich gehören auch die Sabiaceen ohne Zweifel zu den Rosalen und 
nicht in die Verwandtschaft der Menispermaceen. Durch ihre bald einfachen, bald 


1) Ernst HALLIER, Schule der systematischen Botanik (Breslau 1878) S. 81. 


Hippo- 
crateaceen 
und 
Celastrineen. 


Malpighia- 
ceen. 


Sabiaceen. 


Rosalen. 


86 
gefiederten, zuweilen mit sehr engmaschigem Adernetz versehenen Blatter, thre rispigen 
Blütenstände, ihre kleinen Blüten und ihre mehr oder weniger schief ausgebildeten, 
einsamigen Steinfrüchte nähern sich die Meliosmeen den Anacardiaceen, durch 
Blütenstand und Frucht auch den Chrysobalaneen, Meliaceen, Simarubaceen und 
Burseraceen. Aeliosma obtusifolium KR. et URB. erinnert durch Form und engmaschige 
Aderung des Blattes an Anacardium, Meliosma dentatum URB. hingegen im Blütenstande, 
sowie in der Form, Bezahnung, Nervatur und derben, spröden Beschaffenheit des Blattes 
sehr stark an Zrobotrya japonica und Photinia-arten. Die fünf Staubblätter sind epipetal, 
wie bei den Rhamnaceen und Chamaerhodos; durch ihren dicken Staubfaden, ihr blatt- 
artiges Konnektiv und die Stellung der von einander getrennten Theken gleichen diejenigen 
der Meliosmeen einigermassen denen von Zentaphylax und Tetramerista. Der kurze 
Griffel von Sabía und Meliosma erinnert an die Marcgravieen und andere Ternstroe- 
mieen. Das Endokarp von Ophiocaryum gleicht in Härte, Dicke, glatter Oberfläche und 
zweiklappigem Aufspringen sehr demjenigen von Pistacia vera. Der macropode, schlangen- 
förmige Embryo derselben Pflanze gleicht einigermassen dem von Anthodiscus. Die Keim- 
blätter sind bei den Sabiaceen in ähnlicher Weise gefaltet, wie bei vielen Bursera- 
ceen. Das Endokarp von Meliosma (URBAN in Ber. deutsch. bot. Ges. XIII, 1895, 
Taf. XIX, Fig. 11) ist in ahnlicher Weise gerunzelt, wie das der Simarubaceen-gattung 
Brucea (ENGL. PR. III 4, Fig. 127 D). Durch das Vorkommen von Zellen mit Kiesel- 
inhalt nähern sich die Sabiaceen den Chrysobalaneen und auch sonst ist ihr anato- 
mischer Bau nicht wesentlich von dem der Rosalen verschieden. Die einzigen Besonder- 
heiten sind die Armpalissaden und die auf dem Querschnitt wie bei den Malvalen 
keilformigen Bastteile von Meliosma. Demnach sind auch die Sabiaceen bei den 
Rosalen einzureihen und schliessen sich hier den Meliaceen, Simarubaceen und 
zumal den Burseraceen und Anacardiaceen aufs engste an. Die Chloranthaceen 
aber und die Lacistemaceen, die ich in meiner Abhandlung über die Tubifloren (190!) 
mit den Sabiaceen vereinigte, unterscheiden sich von diesen von Grund aus schon 
durch ihre kätzchenförmigen Blütenstände und ihr reichliches Endosperm; sie haben mit 
den Sabiaceen und wohl überhaupt mit den Rosalen nicht das Geringste zu tun. 

Von ENGLER's Rosalen sind auf alle Falle zu entfernen die Hamamelidaceen 
(einschliesslich der Myrothamneen und Plataneen), welche von den Magnoliaceen zu 
den Proteaceen und Amentifloren hinüberleiten. Uber die Stellung der Podostema- 
ceen, Hydrostachyaceen, Pittosporaceen, Bruniaceen und Crossosomataceen 
aber möchte ich mir gegenwärtig noch kein Urteil erlauben. Demnach kann man also 
augenblicklich zu den Rosalen mit mehr oder weniger Sicherheit wohl die folgenden 
Familien rechnen, deren Reihenfolge sich voraussichtlich nach genauerer Prüfung ihrer 
Verwandtschaftsverhältnisse noch ändern wird, soweit sich letztere überhaupt in reihen- 
formiger Anordnung zum Ausdruck bringen lassen. | 

I. Crassulaceen (verwandt mit Aizoaceen ?, 2 und 3). -— 2. Cephalotaceen 
(1 und 3 verbindend). — 3. Saxifragaceen (excl. Parnassia? und Bauera, incl. Greyia; 
verwandt mit 4). — 4. Rosaceen (s. ampl, vgl. oben S. 80; neben Ranunculaceen, 


87 
Eupomatia, Calycanthaceen, Monimiaceen und 3 abstammend von Magnoliaccen?; 
von ihnen wahrscheinlich die meisten übrigen Familien der Ordnung abstammend). — 
5. Dilleniaceen (neben Ternstroemieen, 6 und 7 abst. von 4). — 6. Ochnaceen 
(incl. Cheiranthera, Tremandreen, Bauera, Roriduleen; excl. Tetramerista; neben 
Ternstroemieen, 5 und 7 abst. von 4; neben 6 und Ternstroemieen stammen 
auch die Ericalen ab von 4). — 7. Guttiferen (incl. Bonnetieen und Elatineen; neben 
Ternstroemieen, 5 und 6 abst. von 4) — 8. Cyrillaceen (nahe den Ternstroe- 
mieen abst. von 4). — 9. Rhamnaceen (abst. von 4 und verwandt mit Amygda- 
leen, Symplocos, Pomeen, Ternstroemieen u. a). — 10. Celastrineen (verw. mit 
9 und Macarisieen). -— 11. Hippocrateaceen (verw. mit 10). -— 12. Humiriaceen 
(verw. mit 10, 11 und Macarisieen ?). — 13. Malpighiaceen (verw. mit 14, 29? und 
Lythraceen). — 14. Acerineen. — 15. Staphyleaceen. — 16. Polygalaceen (verw. 
mit Trigonieen! und 18?; abst. von 4). — 17. Connaraceen (verw. mit Anonaceen). — 
18. Leguminosen (verw. mit 4, 17 und Anonaceen) — 19. Moringaceen (verw. 
mit 18). — 20. Sapindaceen (incl. Hippocastaneen; verw. mit 4, 18, 21 u. s. w.). — 
21. Meliaceen (verw. mit 4, 18, 20, 22 u. s. w.). — 22. Simarubaceen. — 23. Koeber- 
liniaceen (verw. mit 22 und 24). — 24. Burseraceen (verw. mit 22, 25 u. s. w.). — 
25. Anacardiaceen (verw. mit 21--24, 26 und 27) — 26. Corynocarpaceen (verw. 
mit 25). — 27. Sabiaceen (verw. mit 21, 24 und 25) — 28. Rutaceen (verw. mit 
13, 21 u s. w. und Euphorbiaceen?). ~ 29. Zygophyllaceen (verw. mit 10, 13 und 28°). 

Bei ENGLER's Geranialen verbleiben vorlàufig nur noch die Geraniaceen, 
Oxalidaceen, Linaceen und Erythroxyleen, da noch abzuwarten steht, wie sich 
diese Familien auf die Malvalen und vielleicht auch die Passifloralen verteilen werden. 
Von den übrigen Familien dieser Ordnung gehóren die Tropaeoleen zu den Passifloralen, 
die Trigoniaceen, Vochysiaceen und Dichapetaleen zu den Rosaceen, die Treman- 
dreen zu den Ochnaceen, die Zygophyllaceen, Rutaceen, Simarubaceen, Bursera- 
ceen, Meliaceen, Malpighiaceen, Polygalaceen und Humiriaceen gleichfalls zu 
den Rosalen, die Euphorbiaceen zu den Malvalen. Zweifelhaft bleibt also nur die 
Stellung der Cneoraceen und der Callitricheen. 

Vollständig aufzulösen ist ENGLER's heterogene Gruppe der Sapindalen oder 
Celastralen. Es gehören nämlich die Buxaceen (excl. Simmondsia) zu den Hamame- 
lidaceen, die Limnantheen, Balsamineen und Stackhousiaceen zu den Passi- 
floralen, Zentaphylax und die Meliantheen zu den Rosaceen, Greyia zu den Saxifra- 
gaceen, die Anacardiaceen, Corynocarpeen, Cyrillaceen, Celastrineen, Hippo- 
crateaceen, Staphyleaceen, Acerineen, Sapindaceen (incl. Hippocastaneen) und 
Sabiaceen zu den Rosalen, die Aquifoliaceen in die Nàhe der Cornaceen und 
die Icacinaceen zu den Santalalen. Die systematische Stellung der Empetraceen 
und Coriarieen ist mir noch zweifelhaft. E 

In Summa summarum sind also von ENGLER's 34 Reihen der Dikotylen nicht 
weniger als 22 aufzuheben, nämlich die als Amentifloren zu vereinigenden Protealen, 
Verticillaten, Salicalen, Myricalen, Balanopidalen, Leitnerialen, Juglandalen 


Geranialen. 


Sapindalen. 


Engler’s 
Reihen der 
Dikotylen. 


^ -— 0A E 


My:tifloren. 


Rhyncho- 
calyx. 


88 

und Fagalen, die zu den Polycarpicae in die Náhe von Schizandreen, Menisperma- 
ceen und Zactoris gehörenden Piperalen, die wahrscheinlich zu den Malvalen gehörenden 
Urticalen, die in die Verwandtschaft der Nymphaeaceen und Anonaceen zu verteilenden 
Aristolochialen, die zu den Centrospermen gehörenden Polygonalen und Opun- 
tialen, die Geranialen (), Sapindalen und Rhamnalen, die heterogenen, sum Teil 
mit den Campanulaten zur Ordnung der Passifloralen zu vereinigenden Parietalen, 
die mit den Ericalen zu verschmelzenden Primulalen, die zum grösseren Teil mit den 
Tubifloren zu vereinigenden Contorten und Rubialen, die zu den Scrophularineen 
gehörenden Plantaginalen und die zu den Passifloralen gehörenden Campanulaten. 

Die nahen Beziehungen der Rosaceen zu den Myrtifloren veranlassen mich, 
auch auf die Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der letzteren Ordnung etwas näher 
einzugehen. Anschliessend an die oben auf S. 8—9 besprochene, anfánglich auch von 
KOEHNE noch bei den Lythraceen belassene Amygdaleen-gattung Dichotomanthes 
beginne ich mit RAyachocalyx OLIV. in HOOK., Icones Taf. 2348, welchen KOEHNE 
anfänglich ebenfalls noch als Lythracee anerkannte, späterhin aber gleichfalls aus dieser 
Familie ausschied. Einen besonderen Grund für letztere Ansicht gibt KOEHNE nicht an 
und offenbar ist ihm die Pflanze ebenso, wie mir, nur aus OLIVER'S Abbildung und 
Beschreibung bekannt. Wenn er sie indessen wegen einer ganz entfernten Ähnlichkeit 
ihrer Kronblätter mit denjenigen von Ceanothus in die Nähe der Rhamnaceen zu 
bringen geneigt ist, so móchte ich dem entgegenhalten, dass er ja selbst auf die grosse 
Zahl der in jedem der beiden Fruchtknotenfächer zweireihigen Samenknospen hinweist, 
durch welche sich RAéynchocalyx sehr wesentlich von den Rhamnaceen unterscheidet, und 
dass ferner auch seine lederigen, gegenständigen Blätter wenigstens eine Verwandtschaft 
mit Ceancthus und dessen näheren Verwandten schon von vorne herein völlig ausschliessen. 
Abgesehen von den etwas fremdartig gestalteten, die Antheren kapuzenartig bedeckenden 
Kronblattern aber finde ich überhaupt nicht den geringsten Grund, Ahynchocalyx aus der 
Familie der Lythraceen zu entfernen. Schon OLIVER hebt hervor, dass die Tracht 
der Pflanze vollständig diejenige von Lazsonia inermis ist. Im Besonderen kommt er der 
letzteren in seinen gegenständigen, dünn lederigen, ganzrandigen Blättern und in seinen 
reichblütigen, dekussiert rispigen Bliitenstanden sehr nahe. Die Blütenknospen verjüngen 
sich in ganz der nämlichen Weise in eine kurze Spitze, wie es bei Zawsonia, Arten von 
Lagerstroemia und anderen Lythraceen der Fall ist. Kelch, Krone und Staubblatter 
sind 6-zählig, wie bel Zagerstroemia-arten, Ga/pinta und anderen Lythraceen. In Gestalt, 
Aderung und gefranstem Rand scheinen die lang genagelten Blumenblatter hochgradig 
denen von Zagerstroemia und Lafoénsia zu gleichen. Die Antheren haben anscheinend 
dieselbe dorsale Anheftungsweise und dieselben randständigen, halbmondförmig gebogenen 
Pollenfácher, wie diejenigen von Lawsonia und Galpinia. Auch die Zahl und intrapetale 
Stellung der Staubblätter ist genau dieselbe, wie in letztgenannter Gattung, und über- 
haupt ist die Form des 6-zähnigen, perigynen Kelches und die Stellung der Blumenblätter 
und Staubblätter die für die Lythraceen charakteristische. Der nur aus zwei Frucht- 
blättern zusammengesetzte, zweifacherige Fruchtknoten und der säulenförmige, mit kleiner 


> 


Narbe endende Griffel finden sich in verschiedenen anerkannten Lythraceen-gattungen 
wieder und auch die Anordnung der zahlreichen Samenknospen ist ganz die nämliche, 
wie etwa in dem mehrfächerigen Fruchtknoten von Zagerstroemia. Nach alledem gehört 


Rhyuchocalyx ganz zweifellos zu den Lythraceen und zwar nach seinem vollständig: 


gefächerten Fruchtknoten, seiner an Zawsonia erinnernden Tracht und seinen denen von 
Lagerstroemia vergleichbaren Blumenblättern wahrscheinlich zwischen diese beiden Gattungen 
der Lagerstroemieen. 

Als Genus anomalum wurde von BENTHAM und HOOKER (Gen. pl. I, S. 785) 
auch die gegenwärtig in zwei Arten bekannte südafrikanische Gattung Zeteropyxis HARV. 
zu den Lythraceen gestellt. In den Natürl. Pflanzenfam. wird sie nur im Anhang 
(Nachtrag zu II—IV, 1897, S. 335) unter den Angiospermen-gattungen zweifelhafter Stellung 
aufgeführt und zwar macht ENGLER selbst hier die Angabe, dass die dieser Gattung 
eigentümlichen inneren Drüsen lysigen seien, wie bei den Rutaceen, dass aber der Bau 
der Blüte mit demjenigen der Rutaceen wenig in Einklang zu bringen sei und Heteropyxts 
in dieser Familie mindestens eine besondere Unterfamilie bilden müsste. 

In der Tat hat sie mit den Rutaceen nur wenig gemein. Nach der ganzen 
Tracht und dem Blütenbau, wie er in der Abbildung von Heteropyxis canescens OLIV- 
(HOOK., Ic. Taf. 2407) ersichtlich ist, gehört die Gattung vielmehr zu den Myrtaceen 
und zwar als nächste Verwandte der Gattung Metrosideros in die Abteilung der Metro- 
siderinen. Auch die Myrtaceen sind bekanntlich durch den Besitz von Sekretlücken 
ausgezeichnet, und zwar finden sie sich als durchsichtige Punkte vorzugsweise an den- 
selben Stellen, wo sie nach OLIVER auch bei Zeteropyxis canescens vorkommen, nämlich 
auf der Unterseite der Blätter, in den Blumenblattern und in der Fruchtwand, wie 
das besonders deutlich bei den durch perigyne oder halb unterständige Blüten ausgezeich- 
neten Gattungen Metrosideros und Tristania zu sehen ist. Nach den Untersuchungen von 
LUTZ (1895) und den neuesten Angaben von SOLEREDER (1899) sind allerdings die 
Sekretlücken der Myrtaceen schizogen, doch scheint man sie im fertigen Zustande leicht 
für lysigen halten zu kónnen; sie sind in der Tat schon wiederholt, so auch noch 1893 
von NIEDENZU in seiner Bearbeitung der Myrtaceen für die Natürl. Pflanzenfam., 
als lysigen bezeichnet worden; auch ENGLER's Angabe, dass die Sekretlücken von 
Heteropyxis lysigen seien, mag daher vielleicht irrig sein und bedarf einer Nachprüfung. 
In der Tracht, in der Form ihrer wechselstandigen, am Rande zurückgerollten Blatter 
und in der grauen Behaarung der jungen Teile und Blütenstände erinnert Æ. canescens 
einigermassen an die Metrosiderinen Tristania conferta R. BR. und Tr. suaveolens SM. 
Durch ihre reichen, achsel- und endstándigen Bliitenstande, ihre stielrunde, nicht kantige 
Blütenachse und ihre die Blütenachse ziemlich hoch überragende Kapsel scheint sich 
Heteropyxis am nächsten an die beiden neuseelàndischen Je/rosideros-arten M. scandens 
BANKS et SOL. und M. polymorpha FORST. anzuschliessen, von denen mir leider kein 
Vergleichsmaterial zur Hand ist, Fruchtknoten und Frucht sitzen vollständig frei im 
Grunde der becherförmigen, perigynen Fruchtachse, wie das auch für die Myrtaceen- 
gattungen Metrosideros, Lysicarpus und Baeckea charakteristisch ist. Die weissen, wohl. 


12 


Heteropyxis. 


Crypteronia. 


go 

riechenden Blüten sind in Kelch und Krone 4- oder 5-zahlig, wie bei Spermolcpis und 
Metrosideros. Die Blumenblätter sind kreisrund, gewölbt und kurz genagelt, wie bei vielen 
Myrtaceen. Auch die Stellung der Staubblätter am Rande des Diskus ist die für die 
Myrtaceen charakteristische. Es sind ihrer meist nur ebenso viele als Kronblätter 
vorhanden und in diesem Falle stehen sie den letzteren gegenüber, wie bei Micromyrtus 
microphylla. Ausser diesen sollen aber nach ENGLER a. a. O. zuweilen auch noch 2—3 
vor den Kelchblättern vorkommen, ein Überrest der Obdiplostemonie mancher anderen 
Myrtaceen. Auch die Form der Staubfäden und Antheren sowie des säulenförmigen, 
nach BENTH. HOOK., Gen. I, S. 785 gekriimmten Griffels und der kopfigen Narbe ist 
dieselbe, wie bei vielen Myrtaceen. Der Fruchtknoten ist am Griffel etwas vertieft 
und dreifächerig, wie bei Afetrosideros, Lysicarpus, Xanthostemon und Tristania, oder nur 
zweifächerig, wie bei Spermolepis. Die annähernd schildförmigen, dicht mit aufsteigenden 
Samenknospen bedeckten Plazenten stehen in mittlerer Höhe am Innenwinkel eines jeden 
Fruchtfaches, wie bei Afetrosideros und Spermolepís. Die Kapsel ist fachspaltig und viel- 
samig, wie bei Metrosideros; in ihrer ungefähr kugeligen, stumpfen Form gleicht sie 
einigermassen den Früchten von Xanthostemon chrysanthus F. MÜLL. im Hamburger Museum. 
Der Keimling ist gerade und die Keimblätter flach, wie bei Metrosideros. 

Scheint die südafrikanische Gattung Zeteropyxis auch Tristania in der Tracht, 
Blattstellung und Infloreszenz näher zu kommen, als gerade der einzigen aus Südafrika 
bekannt gewordenen Afefrosideros-art, so stimmt sie doch im Bau von Blüte und Frucht 
mit Metrosideros mehr überein, als mit irgend einer anderen Gattung der Metrosiderinen. 
Das einzige greifbare Unterscheidungsmerkmal ist die geringe Zahl ihrer Staubblätter. 
Man wird daher Zeteropyxis zwischen Metrosideros und Spermolepis einzureihen haben und 
es bleibt vor der Hand eine offene Frage, ob sie nicht späterhin überhaupt mit ersterer 
Gattung vereinigt werden muss. 

Auch die Gattung Crypteronia BL., die in den Natürl. Pfanzenfam. III 7, 
S. 16—21 mit Sonneratia und Duabanea zusammen die Familie der Sonneratiaceen 
bildet, hat man früher vielfach zu den Lythraceen gestellt. Hauptsächlich wegen ihrer 
(nach den Abbildungen) zuweilen nur unterbrochen mit einander verwachsenen, im Frucht- 
knoten oder auch im unteren Teil des Griffels klaffenden Fruchtblätter habe ich diese 
Gattung schon wiederholt für eine Angehörige der Familie der Saxifragaceen erklärt.') 
Ihr schüsselförmiger Blütenboden, ihre zugespitzten Blütenknospen mit klappigen, spitzen, 
I— 3-nervigen Kelchzipfeln und ihr breites Konnektiv erinnern aber doch stark an die 
Lythraceen; ihre grundständigen, schief ansteigenden, mit zahlreichen linealischen, 
anatropen Samenknospen besetzten Samenleisten finden sich in ganz ähnlicher Weise 
wieder in der durch einfächerigen Fruchtknoten ausgezeichneten Sippe der Dipluso- 
dontinen; die geflügelten Samen lassen sich mit denen von Zagerstroemia vergleichen; 
die einwärts gekrümmte Knospenlage der Staubblätter ist in der ganzen Reihe der 
Myrtifloren verbreitet; ja sogar das eigenartige, an gewisse Saxifragaceen erinnernde 
Aufspringen der Kapsel, deren Klappen noch lange Zeit im oberen Teil des Griffels 
zusammenhängen, kommt auch vor bei Lythraceen, man vergl. z.B. Diplusodon imbricatus 


Ņ H. MaLLier, Kautschuklianen (1900) S, 201 Anm. 2; Stammbaum der Blütenpflanzen (1901) S. 65, 
® 


91 

in MART., Fl. bras. XIII 2, Taf. 60 Fig. I fd; auch in den anatomischen Verhältnissen 
weicht Crypferonta nach SOLEREDER's Handbuch (1899) S. 416—420 nur wenig von den 
Lythraceen ab. Ich zweifle daher nicht mehr daran, dass meine frühere Ansicht über 
die Stellung dieser Gattung unrichtig war und dass sie vielmehr zu den Lythraceen 
und zwar zu den Lagerstroemiinen gehört, ebenso wie auch Duabanga, die sich durch 
ihre vierkantigen Zweige, ihre traubigen Bliitenstande, ihre fachspaltig aufspringenden 
Kapseln und ihre oben in einen Flügel verlängerten Samen eng an Zagerstroemia anschliesst. 

Mit der indischen Cry/feronia scheint die peruanische Gattung Alsatea RUIZ et 
PAV., der man bisher noch keinen festen Platz im System anzuweisen vermochte, im 
Bau von Blüte und Frucht vollstandig übereinzustimmen. Die Blütenknospen sind spitz, 
die Blüten apetal, die Blütenachse anscheinend unter den fünf spitzen Kelchzipfeln 
schüsselförmig verbreitert, die fünf Staubblatter mit den Kelchblattern wechselständig, 
die Frucht eine fachspaltig und scheidewandhalbierend zweiklappige Kapsel mit dicken 
Samenleisten, die Samen zahlreich, klein, aufrecht, dachziegelig über einander geschichtet 
und anscheinend geflügelt, und die Blatter fast sitzend, ganzrandig, lederig, kreuzgegen- 
ständig (die unteren sogar wirtelstandig) und fiedernervig, alles genau wie bei Crypteronia! 
Nur die Blütenstánde sind verschieden und gleichen, auch durch ihre vierkantigen Zweige, 
mehr denen von Zagerstroemia, Lawsonia und Duabanga, während uns die in jedem Frucht- 
fach zweireihige Anordnung der Samen bereits bei der Lagerstroemiine Rhynchocalyx 
begegnete. Auch nach der geographischen Verbreitung kann Alsatea kaum mit Crypteronia 
vereinigt werden, wohl aber scheint es mir ziemlich sicher zu stehen, dass sie ebenfalls 
zu den Lagerstroemiinen gehört. Zu vollständiger Gewissheit über diesen Punkt 
wird man indessen erst gelangen können, wenn die Pflanze aufs neue wieder aufgefunden 
werden sollte. 

An die Versetzung von Crypteronia und Duabanga von den Sonneratiaceen zu 
den Lagerstroemiinen schliesst sich naturgemäss die weitere Frage: Was hat mit dem 
Rest der Familie, der Gattung Sonneratia selbst, zu geschehen? Lässt sich auch sie in 
irgend einer anderen Familie der Myrtifloren unterbringen oder hat sie auch weiterhin 
als nunmehr einziger Vertreter einer besonderen Familie zu gelten? Als eine in ihrer 
ganzen Tracht hochgradig an Lebensweise und Umgebung angepasste Mangrove-pflanze 
könnte man sie nach ihren dicklederigen, ganzrandigen, zentrisch gebauten, im Blattfleisch 
Schleimzellen und Spikularzellen führenden Blättern, ihren grossen, einzeln stehenden 
Blüten, ihren dick lederigen, den Mittelnerven nicht hervortreten lassenden Kelchblättern, 
ihren schmalen Blumenblattern, ihrem im unteren Teil mit dem Achsenbecher verwachsenen 
Fruchtknoten und ihrer grossen, schweren, beerenartigen, vom zurückgeschlagenen Kelch 
umgebenen Frucht fast für eine Verwandte von Ahrsophora und Bruguiera halten; indessen 
unterscheidet sie sich von den Rhizophoraceen sehr wesentlich durch das Fehlen von 
Nebenblättern und Sameneiweiss, durch das Vorkommen endständiger Blüten, durch ihre 
im Samen zusammengerollten Keimblätter, durch Innenkork und durch den Besitz von 
innerem Weichbast und markstandigen Hartbastbündeln, lauter Eigenschaften, die sich 
auch bei Cryfteronta und Duabanga oder bei anderen Lythraceen wiederfinden und 
entschieden für eine Linreihung in die letztere Familie sprechen. TE. 


Duabanga. 


Alzatea. 


Sonneratia. 


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| 
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N ee eg ee ee AAA ee ~ 


- - n ^ Pw 
= a oar; 


Natiirl. Pflanzenfam. ebenfalls als Vertreter einer eigenen Familie von den Lythra- 
ceen losgelöst worden ist. Auch sie schliesst sich durch ihre grossen, einzeln oder in 
| einfachen Dichasien stehenden Blüten, ihren dick lederigen Kelch, ihren unterständigen 
| Fruchtknoten, ihre grosse, schwere Beerenfrucht, die arillus-artige Ausbildung des äusseren 
Integumentes') und ihr Einzelkrystalle führendes zentrisches Blattfleisch scheinbar an die 
Rhizophoraceen, unterscheidet sich aber von ihnen durch das Fehlen von Nebenblättern, 
Sameneiweiss und Hartbast, ihre vierkantigen jungen Zweige, endständige Blüten, ähnlich 
wie bei Zagerstroemia um einander gerollte Kelchblätter, Innenkork und das Vorhandensein 
von reichlichem inneren Weichbast, und schliesst sich durch diese Eigenschaften sowohl 
wie auch durch ihre in der Knospe zusammengeknitterten Blumenblatter und ihre anfänglich 
wie bei Crypteronia und den Diplusodontinen grundstandig am Innenwinkel der Frucht. 
blätter stehenden Samenleisten eng an die Lythraceen. Auch die meist sechszähligen 
Kelch- und Blumenblatter von Sonneratia und Punica sind bekanntlich eine bei den 
Lythraceen sehr häufig wiederkehrende Erscheinung. Von den übrigen Gattungen der 
Familie unterscheiden sich die beiden genannten nicht unerheblich durch die dick lederige 
Beschaffenheit ihres nervenlosen Blütenachsenbechers und Kelches, ihren mehr oder weniger 
unterständigen Fruchknoten und ihre grosse, beerenartige Frucht. Man wird sie daher 
am besten von den übrigen Lythraceen als Sippe der Puniceen gesondert halten. 
Stammes- Sind die Puniceen in Bezug auf ihren mehr oder weniger unterständigen Frucht- 
geschichte der Knoten schon auf einer höheren Entwickelungsstufe angelangt, als die übrigen Lythraceen, 
Myrtifloren. So muss man sie doch nach ihrer ganzen Organisation und zumal wegen der grossen Zahl 
ihrer Staub- und Fruchtblätter als die ältesten unter den lebenden Typen der Familie 
betrachten, welche die Lythraceen mit den noch durch eiweisshaltige Samen ausgezeichneten 
Rhizophoraceen verbinden und den Stammeltern der ganzen Gruppe der Myrtifloren 
offenbar noch sehr nahe stehen. Zumal die alternierend in 1—3 konzentrischen Kreisen 
angeordneten Fruchtblatter von Punica Granatum führen, wenn sie nicht etwa als ein 
hypertrophisch durch Kultur entstandener Rückschlag aufzufassen sind, wie er gelegentlich 
auch bei der Orange vorkommt, weit zurück bis an die Wurzel des Stammbaums der 
Angiospermen, bis zur Ordnung der Polycarpicae, bei denen die Fruchtblatter noch 
in unbeschrankter Zahl in Schraubenlinien stehen, und zwar bis zu dem Punkte des 
Centrosper- Stammbaumes, an welchem auch die Centrospermen durch Mesembryanthemum, mit 
men, an Punica und viele Myrtaceen erinnernder Ausbildung von Blütenachse, Kelch und 
Plazenten und an Leptospermum oder Eucalyptus erinnernder unterständiger, fachspaltiger, 
aussen zweikantiger Frucht, durch Ze/ragonia, mit zuweilen wie bei Combretaceen 
geflügelter Frucht, und durch die Cacteen, mit gleichfalls an Zunica erinnernder Aus- 

bildung von Blütenachse und Androeceum, mit den Polycarpicae verbunden sind. 
Nymphaea- Dieser Punkt liegt zwischen den Nymphaeaceen und einer ausgestorbenen 
ceen. Gruppe von Magnoliaceen, aus welcher die Nymphaeaceen entstanden sind. Auch 


92 
Punica. Das über Sonneratia gesagte gilt zum grössten Teile auch für Punica, die in den 


*) Sollte die Pulpa der Frucht von Sonneratia und Duabanga nicht auf gleiche Weise zu stande 
kommen, wie diejenige des Granatapfels? 


93 | 


in letzterer Familie finden wir bereits auf dem unterstandigen Fruchtknoten der Eurya- 
leen die Staubblatter in der für Mesembryanthemum. die Cacteen, Sonneratia, Punica, 
die Lecythidaceen und Myrtaceen charakteristischen Weise vielreihig übereinander 
stehend; überhaupt ist die ganze Blüte derjenigen der Cacteen schon äusserst ähnlich; 
die Plazentation ist bei den Nymphaeoideen bereits dieselbe, wie bei Sonneratia; 
die mit breiten Perigonblattnarben besetzte Frucht von Nymphaea (ENGL. PR. III 2, S. 8 
Fig. 9B) gleicht derjenigen von Cereus (ebenda III 6a, S. 170 Fig. 57A); die schon 
bei Cabomba ziemlich lang, noch länger aber bei den Cacteen, Plumbaginaceen und 
anderen Centrospermen gestielten Samenknospen finden sich auch bei den Com- 
bretaceen; auch die lange, röhrenförmige, 5- oder 10-nervige Blütenachse mancher 
Nyctagincen lässt sich einigermassen mit derjenigen der Combretaceen vergleichen; 
die Nyctaginee Selinocarpus hat eine geflügelte Combretaceen-frucht; bei Mesem- 
bryanthemum Barklyi N. E. BR. (HOOK., Icones Taf. 1820) ist der Stengel schon ebenso 
scharf vierkantig, wie bei vielen Lythraceen und anderen Myrtifloren. In gleicher 
Weise liesse sich leicht noch eine grosse Zahl weiterer Übereinstimmungen zusammen- 
stellen, welche darauf hinweisen, dass die beiden Reihen der Centrospermen und 
Myrtifloren denselben Ausgangspunkt genommen und dass sie sich parallel neben- 
einander und in mancher Hinsicht sehr übereinstimmend entwickelt haben. 

Als gemeinsamen Stammvater der Myrtifloren aber wird man sich einen Baum 
von der Tracht der Anonaceen und Napoleoneen vorzustellen haben, mit wechsel- 
ständigen, zweizeiligen, lederigen, ganzrandigen, länglichen Blättern ohne Nebenblätter, 
mit einzeln achselständigen Blüten, schüssel- oder becherförmiger, perigyner Blütenachse, 
zahlreichen in je einem Kreise stehenden Kelch- und Blumenblättern, zahlreichen ausser- 
halb einer becherförmigen, viellappigen Ringdrüse der Blütenachse eingefügten und in vielen 
Kreisen angeordneten Staubblättern, mit der Mitte des Rückens angehefteten introrsen 
Antheren, zahlreichen in einem oder mehreren Kreisen angeordneten, zu einem freien, 
gefächerten Fruchtknoten vereinigten Fruchtblättern, säulenförmigem Griffel, sternförmig 
gelappter Narbe, grosser, schwerer, kugeliger, vielsamiger Beerenfrucht, von einem Arillus 
umgebenen, eiweisshaltigen Samen, einfach kollateralem Bau der Gefässbündel, leiter- 
förmigen, reichspangigen Gefässdurchbrechungen, von mehreren gewöhnlichen Oberhaut- 
zellen unregelmässig umgebenen Spaltöffnungen, einfachen, einzelligen Pfriemenhaaren 
und ohne Drüsenhaare. 


Diesem hypothetischen Stammvater stehen von den lebenden Myrtifloren zumal 
die Puniceen, Barringtonieen, Lecythideen, Napoleoneen und Rhizophoraceen, 
die einen in dieser, die anderen in jener Hinsicht, noch ziemlich nahe. Zeichnen sich 
die Rhizophoreen vor den übrigen durch ihre noch reichlich mit Nährgewebe ver- 
sehenen Samen aus, so haben sie doch durch ihre gegenständigen Blätter und durch die 
Ausbildung von Nebenblättern bereits eine höhere Entwickelungsstufe erreicht. An sie 
schliessen sich seitlich die Lecythidaceen, die gleich den Rhizophoraceen noch 
keinen inneren Weichbast besitzen, in der Ausbildung des Keimlings und der völligen 
Aufzehrung des Nährgewebes durch denselben aber schon weiter vorgeschritten sind, 
während sie andererseits mit ihren wechselständigen Blättern und durch das Fehlen von 


Hypothe- 
tischer 
Stammvater 
der 
Myrtifloren. 


Puniceen, 
Lecythida- 
ceen und 
Rhizophora- 
ceen. 


Onagrarieen 
u. Halorrha- 
gidaceen. 


Com- 
bretaceen. 


Myrtaceen. 


94 


Nebenblättern noch eine tiefere Stufe einnehmen. Zumal die Napoleoneen kommen 
durch ihre wechselständig zweizeiligen Blätter und ihre einzeln achselständigen Blüten den 
Anonaceen noch sehr nahe. Die Blüte von Napoleona erinnert einerseits durch ihre 
blumenblattartigen, konzentrisch ausserhalb der Staubblätter stehenden Staminodienkranze, 
den schildförmigen Griffel und den unterständigen Fruchtknoten noch an die Nym- 
phaeoïdeen, andererseits durch die Staminodienkränze an die konzentrischen Diskusringe 
der Rhizophoraceen-gattung Carallia, bei der auch die Ausbildung des Kelches, die 
Plazentation und die äussere Gestalt der Frucht ähnlich sind. Als dritte Ecke eines 
ungefähr gleichseitigen Dreiecks schliessen sich an die Lecythidaceen und Rhizo- 
phoraceen die Lythraceen. Bei ihnen finden wir bereits inneren .Weichbast. Die 
Blätter sind zwar meist bereits gegen- oder selbst wirtelständig, doch fehlen ihnen noch 
Nebenblätter oder dieselben sind wenigstens nur erst sehr undeutlich entwickelt. Unter 
ihnen entsprechen die epigynen Puniceen den Lecythidaceen und Gynotrocheen 
(im Sinne SCHIMPER’s in den Natürl. Pflanzenfam.), die übrigen den perigynen 
Macarisieen. Die Kapsel von Lagerstroemia gleicht in der Form und der Art des Auf- 
springens und den geflügelten Samen derjenigen von Macarista. Der Blütenstaub von 
Punica und anderen Lythraceen hat ähnliche Gürtelbänder, wie derjenige der Bar- 
ringtonieen. 

Die bisher meist in die Nähe der Lythraceen gestellten Onagrarieen (ein- 
schliessl. 7rafa) und Halorrhagidaceen wurden oben auf S. 37—41 von den Myr 
tifloren entfernt und in die Ordnung der Passifloralen und Campanulaten 
übergeführt. 

Die Combretaceen leiten sich offenbar, nach ihren ganzrandigen, häufig gegen- 
ständigen Blättern ohne Nebenblätter, ihrer häufig zu einer langen, zehnnervigen Röhre 
verlängerten Blütenachse, ihren meist nur noch in zwei Kreisen vorhandenen, dem Achsen- 
becher häufig in verschiedener Höhe eingefügten Staubblättern, den umeinander gerollten 
Keimblättern ihrer Samen, dem Vorkommen von Wassergewebe in den Mittelschichten 
des Blattfleisches, von innerem Weichbast und von Drüsenhaaren, ihren einfachen Gefäss- 
druchbrechungen, ihrem einfach getüpfelten, zuweilen gefächerten Holzprosenchym u. s. W. 
durch starke Reduktion des Gynoeceums von den Lythraceen ab, während ihre meist 
flügelkantigen Früchte freilich auch an die Barringtonieen, z. B. Zetersía, erinnern. 


Kommt bei den Myrtaceen hin und wieder noch schraubige Bhattstellung vot. 
wie sie den Lecythidaceen noch ganz allgemein zukommt, lassen sich ferner die 
verhältnismässig grossen, holzigen Früchte von Eucalyptus mit den oft mächtigen Frucht 
töpfen der Lecythideen, der stark gekrümmte, notorrhize, mit langem, keulenformige™ 
Hypokoty) und häufig geknitterten Cotyledonen versehene Keimling vieler Myrtaceen 
mit demjenigen der Lecythideen und die Staubblattbündel der Leptospermeen 
Tristania, Calothamnus u. a. ebenfalls mit demjenigen der Lecythideen vergleichen und 
stehen schliesslich auch die Samenknospen bei den Leptospermeen Xanthostemon und 
Pleurocalyptus in ganz derselben eigenartigen Weise kranzartig an schildförmigen Plazenteh, 
wie bei der Lecythidaceen-gattung Foetidía, so deuten doch andere morphologische und 
anatomische Verhiiltnisse daraufhin, dass sich die Myrtaceen nicht von den Lecythi: 


95. 
daceen, sondern ebenfalls von den Lythraceen ableiten und zwar von dem noch 
polyandrischen und perigynischen, mit vollkommen freiem Fruchtknoten versehenen 
gemeinsamen Stammvater der Puniceen und der übrigen lebenden Lythraceen. Gleich 
der letzteren Familie zeichnen sich die Myrtaceen vor den Lecythidaceen aus durch 
meist gegenständige Blätter, das Vorkommen fast völlig frei im Grunde des Achsen- 
bechers sitzender Fruchtknoten (vgl. Backhousia, Metrosideros, Xanthostemon, Calothamnus), 
eine oft erhebliche epigyne Verlängerung der Blütenachse, das Vorkommen von wie bei 
Punica und Mesembryanthemum durch peripherisches Wachstum nach aussen gerückten Plazenten, 
dichasischen Blütenständen und vierkantigen Zweigen, bikollateral gebaute Gefässbündel, 
das Vorkommen von schizogenen Sekretlücken (Cupea anagallidea nach SOLEREDER!) und 
von Wassergewebe in der Mittelschicht des Blattfleisches (vgl. Sonneratia), sowie das 
Fehlen rindenständiger Gefässbündel. Von den Lythraceen sowohl, wie von den 
Lecythidaceen unterscheiden sich die Myrtaceen durch ihr behöft getüpfeltes Holz- 
prosenchym, das Vorkommen leiterförmiger Gefässdurchbrechungen und durch das völlige 
Fehlen von Drüsenhaaren. Mit den Combretaceen haben sie gemein das, zwar seltene, 
Vorkommen halbmalpighischer und malpighischer Haare. 


Mit den Myrtaceen sind aufs engste verwandt die Melastomaceen, die mit 
ihnen durch gegenständige, meist ganzrandige Blätter ohne Nebenblätter, durch das 
Vorkommen wie bei Punica nach aussen gerückter Plazenten und durch den Besitz inneren 
- Weichbastes übereinstimmen, sich aber leicht durch das Fehlen der Sekretlücken unter. 
scheiden. Auch bei ihnen löst sich der Kelch häufig kappenformig ab, wie bei Eucalyptus, 
und der Blütenboden ist in ähnlicher Weise, auch noch an der Frucht, schüsselförmig 
ausgehöhlt, wie bei vielen Myrtaceen. Das Vorkommen von Drüsenhaaren haben sie 
mit den Lythraceen, Lecythidaceen und Combretaceen, von rindenständigen 
Gef ässbündeln mit den Lecythidaceen, von Styloiden mit der Lythraceen-gattung 
Crypteronia, von Schildhaaren und intraxylärem Phloém mit den Combretaceen, von 
Korkwarzen mit den Myrtaceen gemein. 
Die Orientierung der Samenanlagen lässt sich leider gegenwärtig nur in beschränktem 
Masse zur Ermittelung der gegenseitigen Verwandtschaft der einzelnen Myrtifloren- 
familien verwerten. Die hierüber vorliegenden Angaben widersprechen sich zu verschiedenen 
Malen. Nach den in BarrLoN's Hist. des pl. Band VI und in den Natürl. Pflanzenf. 
III, 7 enthaltenen Angaben scheint die Rhaphe vorwiegend oberseitig zu sein, sodass sie 
also bei hängender Lage der Samenknospe der Aussenwand, bei aufrechter Stellung 
hingegen der Achse des Fruchtblattes zugewendet ist, so bei den Lythraceen, Lecy. 
thidaceen, Myrtaceen und Melastomaceen. Bei den Rhizophoraceen hingegen 
sind die Samenknospen nach dem übereinstimmenden Zeugnis beider Werke in umgekehrter 
Richtung gekrümmt, sodass hier, da die Samenknospen hàngen, die Rhaphe nach innen 
und die Mikropyle nach oben und aussen zu liegen kommt. Die Angaben über die 
hängenden, mit der Mikropyle nach auswärts gerichteten Samenknospen der Combreta- 
ceen und der Myrtaceen-gattung Calycothrix (BAILLON a. a. O. S. 369) scheinen mir 
wiederum mehr mit dem Verhalten der Lythraceen u. s. w., als mit dem der Rhizophora- 
ceen übereinzustimmen, sodass also nur die letzteren ein von den übrigen Myrtifloren 


Melasto- 
maceen. 


Samen- 
knospen der 
Myrtifloren. 


Thyme- 
laeineen. 


abweichendes Verhalten zeigen. Besteht der einfächerige Fruchtknoten von Calcothrix 
und den Combretaceen nur aus einem einzigen Fruchtblatt und sind die hängenden 
Samenknospen an der Bauchnaht desselben befestigt, dann ist die Mikropyle, wenn sie 
nach aussen gerichtet ist, selbstverständlich ebenfalls der Bauchnaht zugewendet, also wie 
bei den Lythrarieen u. s. w. orientiert, aber nicht wie bei den Rhizophoraceen. 

Aus obigen Betrachtungen ergibt sich für die Myrtifloren u. s. w. etwa 
folgender Stammbaum: 


Combretaceen 


Phytolaccaceen Portulacaceen Macarisieen Lythraceen s, str. 
Melastomaceen 


Gynotrocheen | Puniceen 


Myrtaceen 
Aizoaceen Napoleoneen 
Lecythideen 


Barringtonieen 


Cacteen 


Centrospermen Myrtifloren 
Nymphaeaccen 


Magnoliaceen 


In linearer Anordnung wird man daher für die Myrtifloren am besten eine der 
folgenden ähnliche Reihenfolge der einzelnen Familien inne halten: Rhizophoraceen, 
Lecythidaceen, Lythraceen, Myrtaceen, Melastomaceen, Combretaceen. 

Nur kurz erwähnen will ich noch, dass auch die Thymelaeineen, was übrigens 
schon ENGLER und GILG festgestellt haben, von mir aber in meiner Abhandlung über 
die Tubifloren und Ebenalen bestritten wurde, zu den Myrtifloren gehören und dass 
die urspriinglicheren Typen dieser Ordnung auch zu den Saxifragaceen, die durch die 
Crassulaceen gleichfalls mit den Centrospermen verbunden sind, den Rosaceen, 
Connaraceen, Leguminosen u. s. w. in Folge von ähnlicher Abstammung in enger 
Beziehung stehen, ein weiterer Beweis für die von mir schon mehrfach ausgesprochene 
Ansicht, dass die Angiospermen alle von einem gemeinsamen Ausgangspunkt nach 
verschiedenen Richtungen auseinander strahlen, dass man sich also den Stammbaum der 
Blütenpflanzen nicht wie eine schlank aufgeschossene Pyramidenpappel, sondern etwa wie 
das Polster von Silene acaulis oder Polytrichum vorzustellen hat und dass daher die über- 
sichtlichste Darstellung desselben nicht der Aufriss ist, sondern die Aufnahme aus der 
Vogelschau!). An die Macarisieen scheinen sich weiterhin die Humiriaceen, Cela- 
strineen und Hippocrateaceen anzuschliessen. 


i n H. HALLIER, Ampelideen (1896) S. 330; Tubifloren und Ebenalen (1901) S. 17; Phylogenie der 
Kormophyten (1903) S. 21, 94--100, 107. 


Inhaltsübersicht. 


Seite 
Einleitung....... TTD jas danda aetna Me ee dass ee ee eur E 3—4 
Die Ordnung der Rosalén re. Na aa db o er ee 5—20, 49—87 


Plagiospermum gehört zu Prinsepia (S. 5—7), Dichotomanthes in deren Nähe (8—9). Prinsepia 
und Stylobasium gehören zu den Amygdaleen (9—.12). Charakteristik und Einteilung der 
Chrysobalaneen (9—11). Die Dichapetaleen (12—16), Trigoniaceen und Vochy- 
siaceen (16—20), Meliantheen (56 —58), Eucryphiaceen (50, 58—60), Cunonia- 
ceen und Brunelliaceen (60—62), Quiinaceen (50, 62—64), Salvadoraceen (65—68), 
Styracaceen und Symplocos (68—71), Ternstroemiaceen (50, 71—73), Marcgravia- 
ceen (50, 74—75), Rhizoboleen (50, 75—76), Khaptopetalum (76), Pentaphylax (76—77) 
und Zetramerista (77—78) gehören zu den Rosaceen. Übersicht über die Rosaceen 
(79—81). Alchemilla gehört zu den Potentillinen (81—82), die Neuradeen zu den 
Potentilleen (82), die Kerrieen zu den Rubinen (82—83*. Mit den Rosaccen sind 
verwandt die Polygalaceen, Leguminosen, Sapindaceen (incl. Hippocastaneen), 
Meliaceen, Anacardiaceen, Burseraceen, Simarubaceen und Rutaceen (20), 
sowie die Saxifragaceen (64—65), mit den letzteren die Crassulaceen und Cepha- 
lotaceen (65), mit den Simarubaceen und Burseraceen die Koeberliniaceen (51), 
mit den Leguminosen die Moringaceen (55—56). Von Rosaceen leiten sich ab die 
Guttiferen, Ochnaceen und Dilleniaceen (50—53), die Ericalen incl. Primu- 
lalen (78—79), Cyrillaceen (79) und Rhamnaceen (83—84). Mit den letzteren sind 
verwandt Aeoprizg/ea und die Anisophylleen (84-85). Zwischen den Rhamnaceen 
und Macarisieen stehen die Celastrineen und Hippocrateaceen (85 u. 96), sowie 
die Humiriaceen (96), zwischen den Rosalen und Lythraceen die Malpighiaceen (85). 
Die Sabiaccen sind verwandt mit den Anacardiaceen, Meliaceen u. s. w. (85—86). 
Die Elatineen und Bonnetieen gehören zu den Guttiferen (49—50), Byblis und 
Koridula zu den Ochnaceen (53— 54), Greyia und Parnassia (?) zu den Saxifragaceen (58), 
Thomassetia zu Brexia (73). Autzühlung der zu den Rosalen gehörenden Familien (86— 87). 
ENGLER's Parietalen (48—54), Geranialen (87) und Sapindalen (87). ENGLER's 
Reihen der Dikotylen (87 —88). 

Die Passifloralen...... "ror ee 20—41, 54—55 

Die Violaceen sind verwandt mit den Flacourtiaceen und Turneraceen (21—22), die 
Balsamineen mit den Violaceen, Cucurbitaceen, Campanulaceen u. s. w. (20— 26), 
die Tropaeoleen mit den Balsamineen (27—29), die Limnantheen mit den Tro- 
paeoleen (29—30), Macgresoria mit den Limnantheen (30—31). Peganum gehört zu 
den Wahlbergiinen (31—34). Mit den Campanulaceen sind verwandt die Gentiana- 
ceen (34— 36), Tovariaceen (36—37) und Onagrarieen (37—40), mit den letzteren 
die Halorrhagidaceen (40), mit Gunnera vielleicht ZogAopAytum (41). Aufzählung der 
Familien der Passifloralen (54). 


Seite 


Amentifloren........ pl do: a doa — n ———— MÀ € oes 
Beziehungen der Proteaceen zu den are und Magnoliaceen (41—43). Zu den 
llamamelidaceen gehören Cercidiphyllum, Eucommia, Euptelea, Platanus, Casuarina, 
Myrothamnus, Leitneria, die Buxeen und die Stylocereen (41). Die Salicineen sind 
durch Lei/neria verknüpft mit den Hamamelidaceen, die Juglandaceen verwandt mit 
den Coryleen (43). 


CentFoOSpermel see ersehen 43, 49, 65, 92—93, 96 
Tamaricineen und Frankeniaceen (43.49), Plumbaginaceen, Cacteen und Fouquieria- 
ceen (43). Beziehungen zu den Crassulaceen (65) und den Myrtifloren (92—93). 
Stammbaum (96). 


Santalalen, Umbellifloren und Rubialen .... .... ...... Lon... ... 43—45 
Die Ampelideen und Aquifoliaceen gehören zu den Umbellifloren dm 
Die Malvalen............. ino mica dr ue paid 45—49, 69 


Zu den Malvalen gchóren die Fohurbiscesn und Papayaceen (45—46), Brachynema (46—47), 
die Urticalen (?, 47—48), die Chlaenaceen, Cistineen, Bixa, Cochlospermum und die 
Dipterocarpaceen (48), sowie ScyZoßelalum (>, 69 u. 76). 


Die Ebbendleénao io iria Ed orb ad SiS gua 49115 09 
Ancistrocladus (44 u. 49). 
Fölycarpieae sse OUR a b d ua len E s sed anke. GO 0:02 


Die Canellaccen sind verwandt mit den Magnoliaceen und Anonaceen (50—51). Beziehungen 
der Nymphaeacecn zu den Cacteen (92—93). 


Die Myrtifloren......... bed . Pop Su PRAGA Oe at au dada gy Doc 

Khynchocalyx (S8— 89), Urypteronia, Duobinga bud Alzatea (90—91) gehóren zu den Lager- 
stroemiinen, Zeteroßyxis zu den Metrosiderinen (89—90); Sonneratia und Punica 
bilden eine besondere Lythraceen-sippe der Puniceen (91—92). Stammesgeschichte und 
hypothetischer Stammvater der Myrtifloren (92—93). Puniceen, Lecythidaceen und 
Rhizophoraceen (93—94). Combretaceen (94). Myrtaceen (94—95), Melastoma- 
ceen (95). Samenknospen der Myrtifloren (95—96). Stammbaum (96). Thyme- 
laeincen (96). Beziehungen zu anderen Ordnungen und Familien (92—93, 96). 


Uber 


Verschlussvorrichtungen an den Blútenknospen bei Hemerocallis 


und 


einigen anderen Liliaceen. 


Von 


H. LÓFFLER. 


Hamburg. 


Mit 2 Tafeln. 


Uber Verschlussvorrichtungen an den Bliitenknospen 


bei Hemerocallis und einigen anderen Liliaceen. 


Von 
H. LOFFLER. 


Bei Hemerocallis und anderen Liliaceen finden sich an der Spitze der äusseren 
Perigonzipfel nach innen gerichtete Zapfen mit Haarbiischeln, die wahrend des Knospen- 
zustandes ineinander greifen und eines der Mittel zum Abschluss des Knospeninnern der 
Aussenwelt gegeniiber darstellen. Sie wurden mir der Ausgangspunkt fiir eine Betrachtung 
des Knospenschlusses überhaupt bei diesen Pflanzen. Ich verdanke Herrn Prof. Dr. 
E. ZACHARIAS, dass ich im stande war, diese Einrichtungen einer genaueren Untersuchung 
zu unterziehen. Dem Bericht iiber dieselbe schicke ich einige litterarische Notizen voraus. 

Uber Schutzvorrichtungen der Bliitenknospen scheint, abgesehen von den Ab- 
handlungen über Wasserkelche'), in der Litteratur nur eine spezielle und eingehende 
Arbeit vorhanden zu sein, die von RACIBORSKI in der Flora (1895)?). Selbst in Lehr- 
büchern der Biologie, wie z. B. bei LuDwiG'), haben die hier zu besprechenden Ein- 
richtungen an der Stelle, wo man die Beschreibung derselben erwarten kónnte, also bei 
Besprechung der Schutzmittel des Knospeninneren gegen Wetterungunst und Tierfrass, 
keine Erwahnung gefunden. — Eine hier zu verzeichnende Andeutung fand ich in 
ENGLER-PRANTL, eine beilaufige Erwahnung bei HERM. MÜLLER, in seinem Werke: »Die 
Befruchtung der Blumen«. Erstere betrifft Hemerocallis fava. In ENGLER-PRANTL »Die 
natürlichen Pflanzenfamilien« *) ist nämlich bei einer Zeichnung der Blüte dieser Pflanze 
der Zapfen angedeutet, doch findet er bei der Beschreibung keine Berücksichtigung. 


') TREUB: Les Bourgeons floraux du Spathodea campanulata. In: Annales du Jardin Botanique de 
Buitenzorg. VIII. 1890. Seite 38—46. 

HABERLANDT: Botanische Tropenreise. Lpz. 1893. 

G. Kraus: Wasserhaltige Kelche bei Parmentiera cereifera. In: Flora od, Allg. Bot. Ztg. Bd. 81 
(1895 Ergánzungsband). S. 435—437. 

H. HALLIER: Über Lecea amabilis Wasserkelche. In: Annales du Jard. Bot. de Buitenzorg. XIV. 
Seite 241—247. 

Koorpers: Uber die Blütenknospen Hydathoden einiger trop. Pflanzen in Ann. Buitenzorg. XIV. 
Seite 355 —477. 

Y) RACIBORSKI: Die Schutzvorrichtungen der Blütenknospen. In: Flora od. Allg. Bot. Ztg., 1895 
Ergänzungsband. 

5) FR. Lupwic: Lehrbuch der Biologie der Pflanzen. Stuttgart 1895. 

*) ENGLER u. PRANTL: Die natürlichen Pflanzenfamilien. II. Teil Lpz. 1889. 


4 


HERM. MÜLLER!) schreibt in Bezug auf Convallaria verticillata L.: »An diesen (den 
grünen Perigonzipfeln) klammern sich die von unten ihren Rüssel in das Glöckchen 
steckenden Hummeln und Bienen mit thren Beinen fest, und ein abstehender Buschel 
kurzer dicklicher weisser Härchen am Ende jedes Perigonzipfels erleichtert ihnen noch 
dieses Festklammern.« 

RACIBORSKI hebt in der Einleitung zu der angeführten Abhandlung hervor, dass 
auf die jungen meristematischen Primordien der Geschlechtsorgane in erster Linie die 
Austrocknung schädlich, ev. tödlich wirkt und dass wir überall Vorrichtungen finden, um 
dieselbe zu verhindern. Diese Vorrichtungen haben übereinstimmend den Sinn, das 
Innere der Knospe mit den jungen Geschlechtsorganen nach aussen hin abzuschliessen, 
und dadurch ebenso gegen zu starke Transpiration, gegen ausspülende Tätigkeit des 
Wassers wie gegen das Eindringen kleiner Tiere zu schützen. Die Mittel des Verschlusses 
sind verschiedene Blattorgane, Achsenbildungen, Haare, Emergenzen und deren Aus- 
scheidungen; der Verschluss wird vielfach durch besondere Einrichtungen verstärkt, von 
denen an erster Stelle die Nahtverbindungen zu nennen sind. RACIBORSKI bespricht 
dann die hiermit angedeuteten morphologischen Anpassungen der Blütenknospen einer 
grossen Anzahl von Pflanzen in folgenden Gruppen: Pflanzen der trockenen Standorte, 
Strandpflanzen, Epiphyten, Blütenschutzvorrichtungen bei verschiedenen Pflanzen der 
Tropenflora, bei Wasserpflanzen und alpinen Pflanzen. 

Trotzdem RACIBORSKI den Gegenstand so ausführlich behandelt und im allge- 
meinen nichts Wesentliches hinzuzufügen sein wird, ist es doch vielleicht nicht uninter- 
essant, einige Pflanzen, die dort nicht berücksichtigt sind und deren Blütenknospen besonders 
differenzierte Verschlusseinrichtungen aufweisen, einer eingehenden Betrachtung zu unterwerfen. 

Ich beginne mit einer ausführlichen Darstellung der Verschlussvorrichtungen bei 
einer Spezies, //emerocallis fulva, um danach die bei anderen Pflanzen festgestellten Ab- 
weichungen von diesem Befund anzufügen. 


Hemerocallis fulva L.?) 


Die Knospendeckung ist bei den äusseren Perigonzipfeln eine klappige, wahrend 
die inneren dachziegelige (deckende) resp. gedrehte zeigen. (Siehe Tafel I Fig. 1. u. 2). 
Schon durch diese Anordnung und das feste Aneinanderliegen der Blatter ist ein gewisser 
Zusammenhalt der Teile geschaffen; es kommt aber noch hinzu, dass die inneren Blatter 
der Liinge nach gefurcht sind und in dieser Furche die nebeneinander liegenden, nach 
innen klappenden Ränder der äusseren Zipfel eingeklemmt sitzen. Diese Einrichtungen 
dienen dem Verschluss der Knospe in mittlerer Höhe; dieser sowohl wie der Abschluss 
des Knospeninnern im ganzen wird nun aber erst vervollständigt und aufs vorzüglichste 
gesichert durch die besonderen Verschlussvorrichtungen an der Knospenspitze. 


Ņ HERM. MÜLLER: Die Befruchtung der Blumen durch Insekten und die gegenseitigen Anpassungen 
beider. Lpz. 1873. 

?) Die hier und im Folgenden vorkommenden botanischen Namen entsprechen der Etikettierung des 
Botanischen Gartens zu Hamburg. 


Die ausseren Perigonzipfel haben wahrend des Knospenzustandes eine bedeutende 
Festigkeit und besitzen eine helmförmige Spitze, an deren Innenseite eben die schon 
erwähnten, in Haarbüschel endigenden Zapfen!) zu finden sind. (Taf. II Fig. 1, Taf I 
Fig. 4 u. 5). Letztere fallen beij/Zemerocallis wie bei Zilium-Arten schon dem blossen Auge 
auf, und an den Knospen dieser Pflanzen überzeugt man sich leicht davon, dass tatsächlich 
ein Ineinandergreifen dieser Gebilde zum Zwecke eines Verschlusses der Knospenspitze 
stattfindet. | 

Nimmt man in der Höhe der Haarbüschel einen Querschnitt (Taf. I Fig. 4), so 
erkennt man, wie je zwei sich deckende Hälften der inneren Zipfel in der Höhlung 
hinter den Zapfen der äusseren Perigonzipfel eingeklemmt sind. Dem festeren Zusammen- 
halt zwischen Aussen- und Innenzipfeln dienen Haare in der Innenwölbung der ersteren 
sowie die (bei Hem. fulva ziemlich geringfügige) Behaarung an der Spitze der Innenzipfel 
(Taf. I Fig. 6). Ein festeres Verschränken der äusseren Zipfel unter sich führen die am 
oberen Teile des etwas zurückgebogenen Randes derselben verlaufenden Haare herbei 
(e in Fig. 1 auf Taf. II u. in Fig. 4 auf Taf. I). 

Zu allem kommen dann als besonders wichtige ‚Einrichtung noch die von 
RACIBORSKI beschriebenen Zellennähte hinzu. Schon bei schwacher Vergrösserung 
(Taf. II Fig. 1) sind an den nach innen gewandten und gegeneinander geneigten 
Flachen der im Knospenzustande konsistenten Spitze der àusseren Perigonzipfel Papillen 
sichtbar; das sind die zahnartig hervortretenden Oberhautzellen, die den Zellennahtverschluss 
herbeiführen.?) In Querschnitten der äussersten Spitze (oberhalb der Haarbiischelzapfen) 
ist der Zusammenhalt der drei Blattorgane infolge dieses Ineinandergreifens der Epidermis- 
zellen ein so fester, dass selbst Alkoholmaterial bei Versuchen, die Teile der Schnitte 
voneinander zu trennen, eher im Gewebe zerreisst, als dass die Nahte sich losen. (Taf.I 
Fig. 3. Vgl. auch Taf. I Fig. 7 u. 8) 

Ausser bei den aneinander liegenden Flächen der helmförmigen Spitzen finden 
sich Zellennahtverbindungen auch an den tiefer liegenden Teilen der Aussenzipfel, da, wo 
dieselben sich infolge ihrer eigentümlichen klappigen Deckung mit ihren Aussenseiten 
berühren. (Taf. I Fig. 4.) An der Spitze gehen in der Richtung vom höchsten Be- 
rührungspunkte der Aussenzipfel nach den Haarbüschelzapfen zu, sowie in der Richtung 
von aussen nach innen die zahnformigen Papillen zu eigentlichen Haaren über (Taf. I 
Fig. 5); in der Richtung von aussen nach innen sind solche Übergänge auch an den 
klappig anliegenden Rändern zu bemerken. (Vgl. auch Taf. I Fig. 10 u. t1?) 


1) Ähnliche Vorrichtungen sind von TREUB bei Spathodea campanulata beobachtet und ausführlich 
beschrieben worden, 

2 RACIBORSKI, a. a. O.: »Man kann verschiedene Formen der Nahtverbindungen bei den Pflanzen 
unterscheiden. Entweder wachsen die im Kontakt stehenden Epidermiszellen benachbarter Blätter zahnartig 
zwischeneinander, eine Zellennaht bildend, oder die Blattorgane sind nur durch Cuticularrippen und Zapfen 
verzahnt; dann reden wir von einer Cuticularnaht.« 

3) An dieser Stelle mag ein Vergleich mit dem Zapfenverschluss, der nach Dr. KARL Freiherr VON TUBEUF 
nach erfolgter Bestäubung bei einigen Coniferen eintritt, Platz finden. In seiner Schrift”»Die Haarbildungen” der 
Coniferen« (München 1896) stellt derselbe dem früher oft ausgesprochenen allgemeinen Satze gegenüber, dass 


den Coniferen Haare überhaupt nicht zukoinmen, als Resultat seiner Untersuchungen fest, dass an allen Organen 


6 

Die Haare sind bei Hemerocallis fulva ihrer Gesamtform nach fadenformig, hakig 
gekrümmt, gegabelt u. s. w. (Taf. I Fig. 15—21). Charakteristisch sind für alle hier 
vorkommenden Haare die oft recht grossen Ausstülpungen einzelner Zellen. Die Wand 
der Haare ist durchweg gleichmässig dick, nur selten zeigen sich flache und noch seltener 
kleine, mehr kugelförmige Verdickungen. 

Was das Aufbrechen der Blütenknospen betrifft, so habe ich aus Zuständen, 
wie die in Fig. 12—14 der Taf. I dargestellten, den Eindruck gewonnen, als ob das 
Lösen der Haarverschlüsse und der Zellennahtverbindungen durch ein zeitweilig stärkeres 
Wachstum der inneren Perigonzipfel bewirkt wird. Da die Spitzen der letzteren dabei 
zunächst gegen die Basen der Zapfen von innen her einen Druck ausüben müssen, so 
wäre damit sowohl das Auseinanderweichen der Haare wie das gleichzeitig eintretende 
Zurückbiegen der helmförmigen Spitzen erklärt. Auch ist dabei zu berücksichtigen, was 
RACIBORSKI') sagt: »Die Nahtverbindungen der Blütenhüllblätter erinnern morphologisch 
an die Nahtverbindungen der Osteologie. Durch Druck von aussen wird die Naht- 
verbindung immer verstärkt, durch von innen ausgeübten Druck wird die geschlossene 
Knospe geöffnet, ähnlich wie durch ebensolchen Druck ein Schädel in die einzelnen 
Bestandteile zerlegt werden kann.« 

Ausser Hemerocallis fulva habe ich noch Hemerocallis flava L., H. disticha DON., 
H. Dumortieri MOOR und A. Middendorffi TRAUTV. einer Betrachtung unterzogen. (Vgl. 
Taf. I Fig. 7—25 und Taf. II Fig. 2.) l 

Die Verschlussvorrichtungen der Blütenknospen sind bei diesen Arten denen der 
ausführlich beschriebenen durchaus ähnlich. Auch bei ihnen wird also ein ausserordentlich 
fester Knospenschluss erzielt 1) durch die Art der Knospendeckung, 2) durch Haare 
a) in Büscheln an besonderen Zapfen der Knospenspitze, b) an den Rändern der Blätter, 
3) durch Zellennähte. Als Unterschiede in Einzelheiten verdienen folgende hervor- 


gehoben zu werden: 


der Coniferen llaarbildungen vorkommen, und beschreibt für Thuja, Cupressus und Juniperus einen Verschluss 
der Zapfen durch dickwandige, nicht verwachsende Papillen, also eine Einrichtung, die den oben besprochenen 
Zell ennahtverbindungen ähnlich ist. TUBEUF führt als älteste Angabe darüber eine Abbildung und Beschreibung 
der Früchte von Juniperus communis im anatomischen Atlas der pharmazeutischen Warenkunde von O. BERG 
(Taf. 44) an, wo von einer verwachsenen Naht gesprochen wird. (Vgl. auch G. Kraus, »Wasserhaltige Kelche 
bei Parmentiera cereifera«, Flora 1895, wo KRAUS auf seine erste Mitteilung über die Zellennaht in PRINGsH. 
Jahrb. Bd. V S. 96 hinweist, die übrigens auch von TUBEUF erwähnt wird.) TUBEUF schreibt (a. a, O., S. 25): 
»Wie aus der Zeichnung (Taf. VI Fig. 1) für Juniperus ersichtlich ist, legen sich die oberen Blätter des Zapfens 
eng aneinander, entwickeln im oberen Teile der Schuppen dickwandige Papillen, welche zwischeneinander greifen, 
wie die Finger der einen Hand zwischen die der anderen gelegt werden. Ja bei Juniperus verbreitern sich die 
Enden der Papillen so, dass sie wie die sogenannten Schwalbenschwänze zweier ineinander verzinkter Bretter . 
zwischen den Papillen des gegenüberliegenden Schuppenrandes festsitzen.e Und weiter (S. 26): »Bei Cupressus 
fu nebris (Taf. VI, 3) z. B. entwickeln die Schuppenränder ineinandergreifende dickwandige Papillen. Dieselben 
sind aber am Ende nicht verbreitert und können hierdurch schon leichter wieder auseinanderweichen. Gegen 
den die Samen bergenden Innenraum verschwinden die Papillen allmählich, an der Zapfenoberseite bildet die 


Epidermis durch ganz kurzes Vorwölben der Zellen nur eine wellige Erhebung.« 


Y) RACIBORSKI, a. a. O, Seite 158, 


7 


Die vier zuletzt genannten Arten besitzen bei den äusseren Zipfeln an der helm- 
formigen Spitze nicht bloss Papillen, die Zellennahte bilden, sondern auch noch Haar- 
büschel (Taf. II Fig. 2: Ansicht der Spitze eines Aussenzipfels von Hem. flava; mit dieser 
stimmen die von //. disticha, H. Dumortieri und H. Middendorffi überein), welche oftmals 
schon äusserlich an der geschlossenen Knospe als kleine weissliche Polster zwischen den 
Spitzen der äusserenPerigonzipfel sichtbar sind. Am Rande der Aussenzipfel, unterhalb 
der Zapfen ist die Behaarung eine geringere; es fehlen die Haare in der Höhle hinter 
den Zapfen; der Verschluss ist bei diesen Arten also etwas mehr nach der äussersten 
Spitze der Knospe verlegt als bei Wem. fulva. Die inneren Zipfel besitzen bei diesen 
Arten, wie bei der zuerst beschriebenen, Haare; am stärksten sind solche bei Hem. flava 
entwickelt (Taf. 1 Fig. 9). Betreffs der Zellennähte siehe Taf. I Fig. 7 u. 8. 

Was die Haare betrifft, so zeigt Hemerocallis flava besonders charakteristische Ab- 
weichungen in deren Beschaffenheit. Die Haare besitzen hier (Taf. I Fig. 22—25) auf- 
fallend grosse Wandverdickungen von meist kugelförmiger Gestalt, die oft noch wieder 
Verdickungen zweiten Grades aufweisen. Zellausstülpungen sind hier dagegen minder 
deutlich und häufig. Die Wandverdickungen an den Haaren treten in dieser Form und 
Grösse bei keiner der anderen Spezies wieder auf. Hem. disticha, H. Middendorffii und 
H. Dumortieri stehen hinsichtlich des Auftretens von Wandverdickungen an den Haaren 
zwischen Æ. fulva und A. flava; es kommen solche also häufiger als bei der erstgenannten 
vor, doch nirgends in der Grösse und Häufigkeit wie bei letzterer. Ausbuchtungen an 
den Haarzellen sind gut ausgebildet, ähnlich wie bei Æ. fulva, bei den Haaren von 
H. disticha und A. Middendorffi. 


Funkia Sieboldiana HOOK und F. albomarginata HOOK. 


Die Perigonzipfel sind im oberen Teile nach innen gebogen; die Spitzen, namentlich 
diejenigen der äusseren Zipfel (Taf. II Fig. 3) stellen flache, am Rande behaarte Kuppen 
dar; ein förmlicher Zapfen mit Haarbüscheln wie bei Hemerocallis ist hier also nicht aus- 
gebildet. Haare finden sich nicht nur an diesen Kuppen, sondern auch im übrigen am 
Rande; bei den inneren Zipfeln (Taf. II Fig. 4) erstreckt sich die Behaarung auf eine 
grössere Strecke als bei den äusseren. An einer Stelle etwas unterhalb der Spitze ist 
die Behaarung bei ersteren eine dichtere; auch sind die dort stehenden Haare länger. 
Die äusseren Zipfel, die nach den Rändern zu sehr zart sind, liegen den inneren ausser- 
ordentlich fest an. Durch die behaarte Kuppe hängen die äusseren ebenso wie die inneren 
Zipfel unter sich zusammen; ausserdem findet an der Spitze aber auch ein Zusammenhang 
zwischen den beiden Blattkreisen statt. Untersuchungen wegen der Zellennähte sind hier 
schwieriger anzustellen als bei Hemerocallis, weil die Knospen spitzer zulaufen und die in 
Betracht kommenden Teile der Spitze nur eine sehr geringe Ausdehnung haben; doch 
konnte ich bei Aunkia albomarginata Zellennähte feststellen. !) 

Die beschriebenen Verhältnisse sind bei beiden genannten Spezies durchaus ähnlich, 
was auch von der Beschaffenheit der Haare gilt. An diesen kommen Wandverdickungen 


1) Es kamen überall nur Handschnitte zur Ausführung. 


8 
in kugelfórmiger sowohl wie in flacherer Gestalt vor, nur sind bei F. albomarginata noch 
solche zweiten Grades vorhanden. 


Hyacinthus orientalis L. 


An den äusseren Zipfeln (Taf. II Fig. 5 u. 6) befindet sich unterhalb des Scheitels 
der derben Spitze ein keilförmig vortretender, mit Haaren versehener Zapfen, der nach 
unten hin in der Mitte des Blattes als nach innen vortretende Leiste oder Falte verläuft. 
Die inneren Zipfel (Taf. II Fig. 7) greifen mit ihren, zu flacheren Kuppen ausgebildeten, 
auch mit Haaren besetzten Spitzen in die Höhlungen der äusseren. Die Haare sind ein- 
oder zweizellig, oft von keulenförmiger Gestalt (Taf. I Fig. 26—28). Eigentliche Zellen- 
nähte scheinen nicht vorhanden zu sein, doch greifen die kurzen keulenförmigen Haare 
an der Spitze ineinander wie bei den Zellennähten die Oberhautzellen. 


Scilla spec.; Sc. cernua Red.; Sc. bifolia L. 


Bei der erstgenannten Art ist die Form der Perigonzipfel derjenigen bei Ayacinthus 
ähnlich; der kurze keilförmige Zapfen sowie die Leiste treten jedoch weniger stark hervor 
(Taf. II Fig. 11). Bei Sc. bifolia ist die Leiste noch weniger deutlich ausgebildet, während 
eine solche bei Sc. cernua ganz fehlt; bei dieser findet sich an der Spitze der Blattorgane 
nur noch ein Haarpolster (Taf. II Fig. 12). Die Haare sind denen bei Hyacinthus ähnlich. 
Bei Sc. cernua konnte ich das Aneinanderhaften der drei Aussenzipfel an der Spitze, 


bewirkt durch das Ineinandergreifen der keulenformigen Haare, deutlich erkennen 
(Taf. I Fig. 29). 


Fritillaria Meleagris L. 


Die Blütenblätter besitzen an der Spitze eine nach innen vortretende behaarte 
Kuppe, die bei den inneren schwächer ausgebildet ist als bei den äusseren Blättern 
(Taf. II Fig 8—9). Die Haare sind durchweg ziemlich kurz: ihre Cuticula zeigt ein 
unregelmässig gefranstes Aussehen, nur hin und wieder kommen mehr kugelförmige Ver- 
dickungen vor (Taf. I Fig. 30— 32). 


Convallaria majalis L. 


hat sehr gut entwickelte Haarbildungen an der Spitze der Perigonzipfel, die nicht mehr 
ausgeprägt kuppenförmig erscheint (Taf. II Fig. 10). Die Haare (Taf. I Fig. 33) sind 
ähnlich beschaffen wie die bei Zritillaria Meleagris, doch sind sie länger als dort, im 
Verhältnis zur Kleinheit der Blätter also von bedeutender Grösse. Der Zusammenhang 
der Blattspitzen infolge des Ineinandergreifens der Haare (ähnlich wie bei Scilla cernua) 
konnte deutlich erkannt werden. 


Ornithogalum narbonense L., O. sulphureum BERT, O. nutans L. 


Samtliche Perigonzipfel haben nur an der etwas hervortretenden Spitze einfache 
keulenformige Haare. Stellung der Zipfel und Zusammenhang der Blattspitzen ahnlich 
wie bei Funkia, 


9 


Eremurus robustus RGL. 


Die Perigonzipfel sind an der Spitze mehr oder weniger kuppenformig; die Rander 
der Zipfel liegen ausserordentlich fest aneinander; der Verschluss wird verstarkt durch die 
gefranst erscheinenden Ränder (Taf. II Fig. 13). Letztere erweisen sich bei stärkerer 
Vergrösserung mit zahnartig hervorragenden Oberhautpapillen versehen. 


Bei den besprochenen Pflanzen spielen hinsichtlich des Verschlusses der Knospen 
neben der eigentümlichen Deckung der Knospenteile und dem festen In- und An- 
einanderliegen derselben Haargebilde an verschiedenen Stellen und von verschiedener 
Beschaffenheit eine Rolle; eine Eigentümlichkeit zeigt Zemerocallis in dieser Beziehung in 
den an besonderen Zapfen befindlichen und ineinander greifenden Haarbüscheln; 
endlich kommen noch die insbesondere wieder bei Hemerocallis vorzüglich ausgebildeten 
Zellennähte hinzu. 

Im allgemeinen kann wohl gesagt werden: Die Blüten der Liliaceen scheinen auf 
den ersten Blick hinsichtlich des während der Entwicklung notwendigen Schutzes gegen 
Wetterungunst und sonstige schädliche Einwirkungen anderen Pflanzen gegenüber, die 
mit diesem Zwecke dienenden besonderen Kelchblättern ausgestattet sind, nachzustehen; 
in den beschriebenen Einrichtungen aber weisen die hier besprochenen Pflanzen doch recht 
vollkommene Anpassungserscheinungen in der angedeuteten Hinsicht auf. 


8 
in kugelförmiger sowohl wie in flacherer Gestalt vor, nur sind bei F. albomarginata noch 
solche zweiten Grades vorhanden. 


Hyacinthus orientalis L. 


An den äusseren Zipfeln (Taf. II Fig. 5 u. 6) befindet sich unterhalb des Scheitels 
der derben Spitze ein keilförmig vortretender, mit Haaren versehener Zapfen, der nach 
unten hin in der Mitte des Blattes als nach innen vortretende Leiste oder Falte verläuft. 
Die inneren Zipfel (Taf. II Fig. 7) greifen mit ihren, zu flacheren Kuppen ausgebildeten, 
auch mit Haaren besetzten Spitzen in die Höhlungen der äusseren. Die Haare sind ein- 
oder zweizellig, oft von keulenförmiger Gestalt (Taf. I Fig. 26—28). Eigentliche Zellen- 
nähte scheinen nicht vorhanden zu sein, doch greifen die kurzen keulenförmigen Haare 
an der Spitze ineinander wie bei den Zellennähten die Oberhautzellen. 


Scilla spec.; Sc. cernua Red.; Sc. bifolia L. 


Bei der erstgenannten Art ist die Form der Perigonzipfel derjenigen bei Zyacinthus 
ähnlich; der kurze keilförmige Zapfen sowie die Leiste treten jedoch weniger stark hervor 
(Taf. II Fig. 11). Bei Sc. bifolia ist die Leiste noch weniger deutlich ausgebildet, während 
eine solche bei Sc. cernua ganz fehlt; bei dieser findet sich an der Spitze der Blattorgane 
nur noch ein Haarpolster (Taf. II Fig. 12). Die Haare sind denen bei Zyacinthus ähnlich. 
Bei Sc. cernua konnte ich das Aneinanderhaften der drei Aussenzipfel an der Spitze, 
bewirkt durch das Ineinandergreifen der keulenfórmigen Haare, deutlich erkennen 
(Taf. I Fig. 29). 


Fritillaria Meleagris L. 


Die Blütenblätter besitzen an der Spitze eine nach innen vortretende behaarte 
Kuppe, die bei den inneren schwächer ausgebildet ist als bei den äusseren Blättern 
(Taf. II Fig 8—9) Die Haare sind durchweg ziemlich kurz: ihre Cuticula zeigt ein 
unregelmässig gefranstes Aussehen, nur hin und wieder kommen mehr kugelförmige Ver- 
dickungen vor (Taf. I Fig. 30—32). 


Convallaria majalis L. 


hat sehr gut entwickelte Haarbildungen an der Spitze der Perigonzipfel, die nicht mehr 
ausgeprägt kuppenförmig erscheint (Taf. II Fig. 10). Die Haare (Taf. I Fig. 33) sind 
ähnlich beschaffen wie die bei Zritillaria Meleagris, doch sind sie länger als dort, im 
Verhältnis zur Kleinheit der Blätter also von bedeutender Grösse. Der Zusammenhang 
der Blattspitzen infolge des Ineinandergreifens der Haare (ähnlich wie bei Scilla cernua) 
konnte deutlich erkannt werden. 


Ornithogalum narbonense L., O. sulphureum BERT, O. nutans L. 


Sämtliche Perigonzipfel haben nur an der etwas hervortretenden Spitze einfache 
keulenförmige Haare. Stellung der Zipfel und Zusammenhang der Blattspitzen ähnlich 
wie bei Zunkia. 


9 


Eremurus robustus RGL. 


Die Perigonzipfel sind an der Spitze mehr oder weniger kuppenformig; die Rander 
der Zipfel liegen ausserordentlich fest aneinander; der Verschluss wird verstarkt durch die 
gefranst erscheinenden Ränder (Taf. II Fig. 13). Letztere erweisen sich bei stärkerer 
Vergrösserung mit zahnartig hervorragenden Oberhautpapillen versehen. 


Bei den besprochenen Pflanzen spielen hinsichtlich des Verschlusses der Knospen 
neben der eigentümlichen Deckung der Knospenteile und dem festen In- und An- 
einanderliegen derselben Haargebilde an verschiedenen Stellen und von verschiedener 
Beschaffenheit eine Rolle; eine Eigentümlichkeit zeigt Hemerocallis in dieser Beziehung in 
den an besonderen Zapfen befindlichen und ineinander greifenden Haarbüscheln; 
endlich kommen noch die insbesondere wieder bei Hemerocallis vorzüglich ausgebildeten 
Zellennähte hinzu. 

Im allgemeinen kann wohl gesagt werden: Die Blüten der Liliaceen scheinen auf 
den ersten Blick hinsichtlich des während der Entwicklung notwendigen Schutzes gegen 
Wetterungunst und sonstige schädliche Einwirkungen anderen Pflanzen gegenüber, die 
mit diesem Zwecke dienenden besonderen Kelchblättern ausgestattet sind, nachzustehen; 
in den beschriebenen Einrichtungen aber weisen die hier besprochenen Pflanzen doch recht 
vollkommene Anpassungserscheinungen in der angedeuteten Hinsicht auf. 


IO 


Figuren-Erklärung. 


Die Präparate wurden durch Handschnitte hergestellt. Die Figuren sind aus freier 
Hand unter Benutzung der Lupe resp. eines WINKEL'schen Mikroskops (Okular 1; 
Objektiv 2, 5 resp. 7) gezeichnet. 


Tafel I. 


' Fig. 1—6: Hemerocallis fulva. (Man vergleiche hierzu Tafel II Fig. 1). 

Fig. 1 u. 2: Querschnitte durch eine geschlossene Bliitenknospe, etwa aus der 
Mitte; zeigen zwei Formen der Deckung bei den inneren Perigonzipfeln (Lupenver- 
grosserung). 

Fig. 3: Querschnitt durch die Knospenspitze, oberhalb der Haarbiischelzapfen; 
zeigt die Zellennaht. Es sind nur die Oberhautzellen zweier Blattteile ausgeführt (Obj. 5). 

Fig. 4: Ein in der Höhe der Haarbüschelzapfen genommener Querschnitt durch 
die Blütenknospe: b Haarbiischelzapfen; e Zellennahte und Haare am eingebogenen Rande 
der äusseren Perigonzipfel (Obj. 2). 

Fig. 5: Längsschnitt durch die Blütenknospe, ungefähr in der Richtung der ge- 
strichelten Linie der vorigen Figur geführt: b Haarbüschelzapfen, c Zellennaht, d Haare 
in der Höhlung. Hinter den Zapfen liegt der mit zwei äusseren Zipfeln alternierende 
innere Zipfel des Perigons, seitlich davon sind die Ränder der beiden andern Innenzipfel 
getroffen (Obj. 2). 

Fig. 6: Oberer Rand eines inneren Perigonzipfels: schwache Behaarung. (Obj. 2). 

Fig. 7: Hemerocallis flava. Querschnitt durch die Knospenspitze oberhalb der 
Zapfen: Zellennaht (Obj. 5). [Vergl. hierzu Taf. II Fig. 2]. 

Fig 8: Hemerocallis disticha. Kine Strecke der Zellennaht von der Knospenspitze 
in stärkerer Vergrösserung (Obj. 7). | 

Fig. 9: Hemerocallis fava. Spitze eines inneren Perigonzipfels: Behaarung (Obj. 2). 

Fig. 10: Hemerocallis flava. Querschnitt durch die Knospe, unterhalb der 
Zapfen (Obj. 2). 

Fig. 11: Hemerocallis flava. Rand eines Aussenzipfels (die Stelle a in voriger 
Figur) mit den vorspringenden Oberhautzellen (Obj. 5). 

Fig. 12—14 stellen drei Stadien einer sich öffnenden Knospe von Hemerocallis 
fulva dar; h helmförmige Spitzen der üusseren Zipfel, die durch die sich verlàngernden, 
gegen die Zapfíenbasis drückenden Innenzipfel zurückgebogen zu sein scheinen. 

Fig. 15—21: Hemerocallis fulva: Verschiedene Haarformen; a Zellenausbuchtungen, 
b Wandverdickungen (Obj. 7). 


II 


Fig. 22—25: Hemerocallis flava: Haarformen (Obj. 5). 

Fig. 26— 28: Hyacinthus orientalis: Haare (Obj. 5). [Vergl. Tafel II Fig. 5—7]. 

Fig. 29: Sella cernua: Ineinandergreifende Haare der Aussenzipfel (Obj. 5). [Vergl. 
Tafel II Fig. 12]. 

Fig. 30—32: Fritillaria Meleagris: Haare (30 u. 31: Obj. 5; 32: Obj. 7). [Vergl. 
Tafel Il Fig. 8—9]. 

Fig. 33: Convallaria majalis: Haarform (Obj. 5). [Vergl. Tafel II Fig. ro]. 


Tafel II. 


Fig. 1: Hemerocallis fulva. Ansicht eines äusseren Perigonzipfels, von innen ge- 
sehen; a helmíórmige Spitze mit dem Zapíen b; an der nach innen vorspringenden 
Kante c, wie an der Spitze überhaupt sind die Papillen angedeutet; d Haare in der 
Hohlung der helmfórmigen Spitze, e Haare am Zipfelrande (Obj. 2). 

Fig. 2: Hemerocallis fava. Ansicht der Spitze eines äusseren Perigonzipfels, von 
innen gesehen (Obj. 2). 

Fig. 3: Funkia Sieboldiana. Ansicht eines äusseren Perigonzipfels von innen (Obj. 2). 

Fig. 4: Funkia Sieboldiana. Ansicht eines inneren Zipfels, von innen gesehen (Obj. 2). 

Fig. 5—7: Hyacinthus orientalis (Obj. 2). Fig. 5: Ansicht eines äusseren Perigon- 
zipfels, von innen gesehen; Fig. 6: Spitze des äusseren Zipfels, von der Seite gesehen ; 
Fig. 7: Spitze eines inneren Zipfels, von innen gesehen. 

Fig. 8—9: Fritillaria Meleagris (Obj. 2). Fig. 8: Ansicht eines äusseren, Fig. 9: 
Ansicht eines inneren Perigonzipfels; beide von innen gesehen. 

Fig. 10: Convallaria majalis. Ansicht der Spitze eines Aussenzipfels von 
innen (Obj. 2). 

Fig. 11: Scilla spec. Ansicht eines äusseren Perigonzipfels, von innen (Obj. 2). 

Fig. 12: Scilla cernua. Ansicht eines äusseren Perigonzipfels, von innen (Obj. 2). 

Fig. 13: Zremurus robustus. Ansicht eines Aussenzipfels, von innen gesehen (Obj. 2). 


| 
| Abh. Ver. Hamburg X VITI, 


Jl. 32. 


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Löffler: Verschlussvorricht. an Blütenknospen. 


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Abh Ver Hamburg XVII Taf I 


70. 13 12 


Löffler : Verschlussvorricht. an Blütenknospen. Be 


Uber die 


Metamorphose der Trichopteren. 


Von 


GEORG ULMER, 


Hamburg. 


Mit 4 Tafeln und 18 Abbildungen im Text. 


Inhalt: 


Vorbemerkungen p. 5. 
Allgemeiner Teil p. 7. 

1. Die Eier p. 7. 

2. Die Larven p. 9. 

3. Die Puppen p. 21. 

4. Die Gehäuse p. 26. 

5. Etwas über Fang, Aufzucht und Konservierung der Larven und Puppen p. 28. 
Spezieller Teil p. 30. 
Bestimmungstabelle der Larven p. 30. 
Bestimmungstabelle der Puppen p. 32. 

I. Familie: Phryganeidae p. 34. 
II. Familie: Limnophilidae p. 42. 
III. Familie: Sericostomatidae p. 76. 
IV. Familie: Leptoceridae p. 92. 
V. Familie: Hydropsychidae p. 111. 
VI. Familie: Rhyacophilidae p. 123. 
VII. Familie: Hydroptilidae p. 131. 
Litteratur p. 137. 
Index p. 149. 
Verzeichnis der Abbildungen p. 151. 


Uber die Metamorphose der Trichopteren. 
Von 


GEORG ULMER, Hamburg. 


Die Kenntnis der Trichopteren-Metamorphose hat, seitdem Prof. KLAPALEK im 
Jahre 1888 seine erste grössere Arbeit über dies Gebiet veröffentlichte, viele Fortschritte 
gemacht. Seit dem genannten Jahre wurden etwa hundert weitere Arten in ihren Ent- 
wicklungsstadien genau bekannt; aber so ausführlich und sorgfältig auch die bisher 
gegebenen Einzelbeschreibungen sein mögen, so wird sich doch niemand verhehlen 
können, dass ein Bestimmen stets sehr mühsam und zeitraubend war. Eine wesentliche 
Besserung wurde schon durch Dr. STRUCK's letzte Arbeit erzielt, in welcher der Versuch 
unternommen wurde, die Larven nach ihren Kopf- und Brustzeichnungen darzustellen, und 
so die Bestimmung zu erleichtern; aber abgesehen davon, dass die Puppen überhaupt 
nicht berücksichtigt wurden, umfasst die Arbeit nur etwa fünfzig Arten. Deshalb sind, 
so hoffe ich, die folgenden Untersuchungen nicht ganz überflüssig, wenngleich hier nicht 
das ganze Gebiet der Trichopteren-Metamorphose, sondern nur der systematisch-morpho- 
logische Teil zur Darstellung gelangt. 

Ausser meinem eigenen Materiale, das etwa achtzig Arten enthält, konnte ich, 
infolge der Liebenswürdigkeit der Herren Prof. FR. KLAPALEK in Prag-Karolinenthal, 
Mr. KENNETH J. MORTON in Edinburgh, Cand. phil. A. J. SILFVENIUS in Helsingfors, 
Dr. med. R. STRUCK in Lübeck und Prof. Dr. FR. ZSCHOKKE in Basel, auch fast alle 
von ihnen bearbeiteten Larven und Puppen untersuchen. Es ist mir eine grosse Freude, 
den genannten, wie auch allen den Herren, die mich durch Larvensendungen unterstützten, 
meinen herzlichen Dank hier aussprechen zu können; Dank schulde ich auch Herrn Prof. 
Dr. KARL KRAEPELIN für die Erlaubnis, die Bibliothek des Hamburger Naturhistorischen 
Museums zu benutzen. 

In dankenswerter Weise hat Herr Lehrer HINRICH BUNNING die Anfertigung der 
Abbildungen auf sich genommen; eine beträchtliche Anzahl der für die Beinfiguren not- 
wendigen Photographien hat mein Bruder, Herr Lehrer PAUL ULMER, mit grossem Eifer 
angefertigt. Nochmals spreche ich auch diesen beiden Herren meinen besten Dank für 
ihr Opfer an Zeit und Mühe aus. 


Hamburg, im März 1903. Der Verfasser. 


Allgemeiner Teil. 


Die Trichopteren gehören zu den Insekten mit »vollkommener« Metamorphose, 
oder wie REH (»Über die postembryonale Entwickelung der Schildläuse und Insekten- 
Metamorphoses, Allg. Z. f. Ent. 1901, p. 67) sagt, sie durchlaufen eine »indirekte Ver- 
wandlung, Endometabolie, heteromorphe« Metamorphose. Aus dem Ei schlüpft also eine 
der Trichopteren-Imago durchaus unähnliche Larve, »die unter mehreren Häutungen zu 
einer gewissen Grösse heranwächst, um sich dann mehr oder minder plötzlich in eine 
ganz anders gestaltete, ruhende, d. h. der willkürlichen Nahrungsaufnahme entbehrende 
Puppe zu verwandeln. In dieser vollziehen sich nun ganz bedeutende innere Umwand- 
lungen (Histolyse) bis dann wieder scheinbar plötzlich aus ihr das äusserlich ganz anders 
gestaltete erwachsene Insekt hervorgeht»; in der Entwickelung der Trichopteren tritt also 
ein wachsendes (Larve) und ein ruhendes Jugendstadium (Puppe) auf. Bei der Trichopteren- 
Metamorphose redet man besser nicht von Nymphen, sondern gebraucht diesen Ausdruck 
für sämtliche wachsende Stadien der Insekten mit »unvollkommener« (homomorpher) Me- 
tamorphose, wenn auch der Unterschied zwischen diesen beiden Insektengruppen nicht 
ein so scharfer ist, wie wohl manchmal angenommen wird. cfr. dazu DEWITZ (770). 


I. Die Eier. 


Von allen Metamorphosestadien der Trichopteren sind die Eier noch am 
wenigsten genügend bekannt. Soviel aber kann man wohl als allgemein gültig hinstellen, 
dass sie stets in ziemlicher Anzahl, oft zu mehreren Hunderten, gemeinsam von einer 
Gallertmasse eingeschlossen, abgelegt werden. Die Form der Eier ist meist!) rundlich, 
ihre Farbe wohl nicht in allen Fällen, wenn überhaupt, von der Art abhängig, sondern 
von dem verschiedenen Grade der Entwickelung. Eben abgelegte Eier scheinen gelbgrün, 
(mehr oder weniger hell), bei weiter entwickelten verschwindet das Grün allmählich und 
macht einem mehr gelben oder gelblichbraunen Tone Platz. ZADDACII (27 p. 64) kennt 
drei verschiedene Formen von Laichmassen, nämlich ı) in rollen- oder strangförmigen 
Körpern (Phryganea grandis L.), 2) spiralformig gelegt in runden Platten (Mystacides), 
3) in Klumpen, in denen die Eier oft so verteilt sind, dass sie die Gallerthaufen in quer- 
stehende Platten teilen (Limnophilus nigriceps ZETT.?, Limnoph. flavicornis L.?). Nach der 


1) Fr. MULLER (779 p. 261) beschreibt längliche Eier einiger brasilianischer Hydropsychiden; bei den. 
selben ist eine eigentliche, im Wasser aufquellende Gallertmasse nicht vorhanden, die Eier sind nur »mit spärlichem 
Kitt in einfacher Schichte den Steinen aufgeklebt (ähnlich wie bei Z7Vecfr. conspersa CURT.). 


8 

Beobachtung KOLENATIS (27 p. 13) enthalt der Eihaufen der Limnophiliden 20 und mehr 
. Eier, bei anderen (Phryganea grandis L., Neuronia ruficrus SCOP. und Agrypnia pagetana CURT.) 
150— 200, bei Rhyacophila und Hydropsychiden 60—70, bei Brachycentrus ca. 200. 
KOLBE (735 p. 22) beschreibt den ringformigen Laich von ZAryganea grandis L. und gibt 
400 Eier für den Laich an. Ich kenne im ganzen nur wenige Laichhaufen der Tricho- 
pteren; nämlich den Laich von Phryganea striata L. (cfr. 198 p. 180), Neuronia ruficrus, SCOP. 
(cfr. 798, p. 199), Triaenodes bicolor, CURT., Plectrocnemia conspersa CURT. und einer zweiten 
Hydropsychide. Die besonderen Formen des Laichs in den einzelnen Familien sind noch 
nicht genügend bekannt; soviel geht aber aus allen Veröffentlichungen hervor, dass 
Phryganea grandis, L., striata, L., cinerea HAG. (cfr. zu letzterer NEEDHAM 787) einen 
kranzförmigen Laich besitzt; der Laich von Aeuronia scheint aus einem dicken Klumpen 
mit zahlreichen Eiern zu bestehen; die Limnophiliden-Weibchen legen verhältnismässig 
kleine Eihaufen mit wenigen Eiern ab; bei den Sericostomatiden scheinen sie zahlreich 
zu sein (Brachycentrus); bei den Hydropsychiden weniger (unter 100), ähnlich bei den 
Rhyacophiliden; über die Eiablage der kleinen Hydroptiliden ist m. W. nichts bekannt. 

Was nun die Eiablage selbst angeht, so lässt sich ein zweifacher Modus unter- 
scheiden; entweder kleben die Weibchen ihre Eier ausserhalb des Wassers an Gegen- 
stánden, die über den Wasserspiegel hinragen (ähnlich wie etwa Svadis) an (cfr. dazu z. B. 
FR. MÜLLER, 734 p. 260: die gallertartige Masse wird in diesem Falle allmählich flüssig 
und tropft mit den Larven ins Wasser hinab), oder sie legen die Eier direkt in das 
Wasser ab. Ein Teil der Weibchen aus der letzteren Gruppe begibt sich unter Wasser 
und befestigt die Laichmassen an Steinen, Wurzeln, Blättern etc., meist an deren Unter- 
seite; dass die Weibchen dabei ins Wasser hinabtauchen müssen, ist klar und auch 
mehrfach (z. B. von HYNDMAN bez. Phryganea grandis, L., von mir bez. Phryganea striata, 
L., Neuronia ruficrus, SCOP. und Plectrocnemia conspersa, CURT.) bestätigt worden; manche 
Imagines mögen sogar bei diesem Geschäfte zum Aufsuchen einer passenden Lokalitat 
herumschwimmen; möglicher Weise deutet darauf auch schon die Verbreiterung der 
Mittelbeine bei manchen Hydropsychiden etc. hin. — Ein anderer Teil der Weibchen 
dieser zweiten Gruppe (Leptoceriden) lässt die Eier, »über dem Wasserspiegel in weiten 
Kreisen fliegend in das Wasser fallene (cfr. KLAPALEK 73? p. 1). K. J. MORTON 747 
p. 285, gibt an, dass das Eierlegen von Beracodes minuta L. stattfindet, während das 
Weibchen »rests on the surface of the water«. — Kurze Zeit nach der Berührung der 
Eier mit dem Wasser quillt die Gallerte stark auf; nach einigen Tagen sprengen die 
jungen Larven die Eihüllen, halten sich noch stunden- oder gar tagelang in der Gallert- 
masse auf und verlassen diese schliesslich, um in ihr Element zu gelangen. Alles Nähere 
bez. der Embryonalentwicklung vergleiche man bei ZADDACH 27 und PATTEN 7178. — 
Die jugendlichen Larven scheinen sich im allgemeinen durch seichtere Strikturen zwischen 
den Abdominalsegmenten, durch geringere Kiemenzahl (resp. gänzliches Fehlen der Kiemen), 
durch verhaltnismassig lange Beborstung und durch Schwimmfahigkeit von den älteren 
Larven derselben Spezies zu unterscheiden; die Zeichnungen des Kopfes, der Brust etc., 
sind meist schon erkennbar, die Organe von derselben Bildung wie bei alten Larven. 
Bald nach dem Ausschlüpfen beginnt schon der Gehäusebau. 


9 


2. Die Larven. 


Echte, eucephale Larven mit mindestens einem hornigen Brustring, 
mit 6 Beinen, häutigem Abdomen (cfr. aber Stactobia) und 1 Paar Nachschiebern 
am letzten Segmente. | 

Unter allen bekannten Trichopterenlarven lassen sich 2 Typen 
unterscheiden, die, zwar durch Übergänge mit einander verbunden, 
in ihren ausgeprägtesten Formen scharf von einander abweichen. 
Die einen ähneln mehr oder weniger einer 
Limnophilus-larve (Fig. A), die andern etwa einer 
Holocentropus-larve (Fig B). Die Vertreter dieser 
beiden Gruppen, wenigstens die typischen For- 
men, unterscheiden sich von einander hauptsäch- 
lich durch die Haltung des Kopfes, die Form des 
Hinterleibes und die Nachschieber. Diejenigen 
Larven, welche wie Holocentropus den Kopf so 
tragen, dass seine Längsachse dieselbe Richtung 
hat wie die Körperlängsachse, die ferner ein 
meist abgeplattetes Abdomen mit tiefen Strik- 
turen zwischen den einzelnen Segmenten, und 


Figur A, schliesslich oft lange, beinartige Nachschieber auf- 
Raupenförmige Larve von weisen, nannte KLAPALEK (133 p. 1) campodeoid. Figur B. 
Limnophilus. 


Alle übrigen Larven, welche wie in Figur A. Campodeoide Larve 
einen fast senkrecht gerichteten Kopf, oft walzenrunden Körper mit seich- von olocentropus. 
teren Strikturen, und stets kurze Nachschieber besitzen, nennt man raupenförmig. 
Allerdings sind, wie schon gesagt, diese beiden Typen durch Übergänge mit einander 
verbunden; es gibt nämlich auch raupenförmige Larven mit flacherem Abdomen (Phry- 
ganeiden, Mo/anna) und andrerseits wieder campodeoide Larven mit walzenrundem Körper 
und kurzen Nachschiebern (Glossosomatinae); doch bezeichnet KLAPÁLEK die letzteren 
noch als campodeoid (ganz richtig!), da die Längsachsen des Kopfes und des übrigen 
Körpers eine fast gerade Linie bilden; die den campodeoiden Formen näher stehenden 
raupenförmigen Larven der Phryganeiden nennt KLAPALEK subraupenformig; ich behalte 
in den Beschreibungen alle diese Ausdrücke (campodeoid, subraupenförmig, raupenförmig) 
bei. Alle Trichopterenlarven zerfallen demnach in folgende Gruppen: 

I. raupenfórmig: Limnophiliden, Sericostomatiden und Leptoceriden (einige 

der II. schon nahe), 
II, subraupenformig: Phryganeiden, 
III. campodeoid: Hydropsychiden, Rhyacophiliden, Hydroptiliden. 

Der Körper aller Trichopterenlarven zerfällt in 3 Hauptteile: Kopf, Brust und Hinter- 
leib. Der Kopf trägt die Fress- und Sinnesorgane, die Brust die Bewegungsorgane 
(Beine und Flügelanlagen) und bei einzelnen Rhyacophiliden und den Phryganeiden auch 
Kiemen, bei Znoiyla Stigmen; der Hinterleib ist meist mit Kiemen und stets mit Haft- 
oder Bewegungsorganen (Nachschiebern) ausgestattet. 


IO 


Der Kopf. 


Die Cuticula des Kopfes ist stets stark chitinisiert und bildet so eine Schadel 
kapsel, in welcher die Weichteile eingeschlossen sind. Die Kopfform ist in den einzelnen 
Familien und Genera sehr verschieden und wird an den betreffenden Orten behandelt 
werden; von der Seite gesehen, ist der Kopf entweder flach oder gewölbt (cfr. auch 
Drusus discolor RBR.!) | | | 

Auf dem Kopfe stehen stets Haare oder Borsten; oft ist (Limnophiliden) der 
Kopf durch kleine Zähnchen rauh. Diese Chitinkapsel besteht aus 4 Teilen, dem Clypeus, 
2 Pleuren und dem. Hypostomum; ausserdem sind noch die Mundwerkzeuge und die 
Fühler mehr oder weniger chitinig. Der Clypeus (Kopfschild) bildet die Stirn; in seiner 
Grundform ist er ein gleichschenkliges Dreieck, dessen gleiche Seiten sich an die Pleuren 
anlegen und dessen kurze Seite vorn sich an die Oberlippe anschliesst. Die Form des 
Clypeus ist sonst recht verschieden, innerhalb der Gattungen und Familien aber sehr 
ähnlich, so dass er ein gutes Unterscheidungsmerkmal bietet; die Clypei tragen meist 
eine charakteristische Zeichnung (»Clypeus-Zeichnung«), die aber bei lebenden Larven 
nicht immer so deutlich ist wie auf den Exuvien. Die Pleuren (Seitenstücke) stossen 
oben auf dem Kopfe vorn bis weit über die Mitte hinaus an den Clypeus, hinter diesem 
aber zusammen; an der Unterflache des Kopfes stossen sie ebenfalls zum Teil an 
einander, zum Teil aber sind sie durch ein kleines, meist dreieckiges Schildchen (Hypo- 
stomum), das sich an die Unterlippe anschliesst, von einander getrennt. Die Grenzen 
aller Chitinstücke nennt man Nähte; auf der Kopfoberfläche ist also am Hinterkopf eine 
mediane Längsnaht vorhanden, die sich an der Spitze des Clypeus aber gabelt und nach 
vorn, etwa nach den Mandibeln hin verläuft; diese obere Naht, von KLAPALEK als 
Gabellinie bezeichnet, ist in ihrer Gestalt also abhängig von der Form des Clypeus; ist 
dieser breit, so ist der Winkel zwischen den Gabelasten (der Gabelwinkel) gross, ist der 
Clypeus schmal, so ist der Gabelwinkel klein. Neben den Gabelästen läuft in vielen 
Fallen, besonders bei Phryganeiden, Limnophiliden und Leptoceriden, eine dunkle 
Vformige Binde einher, die von Dr. STRUCK (199) als Gabellinienbinde bezeichnet wurde. 
Die Pleuren bilden hinten das Hinterhauptsloch, das verschiedene, von dem betreffenden 
Larventypus abhängige, Gestalt besitzt. Fig. 1—12. 

Alle Trichopterenlarven besitzen gut entwickelte Mundwerkzeuge, die stets 
»beissend« sind. Sie sind den betreffenden Organen der Schmetterlingsraupen sehr ähnlich 
und sind aus Oberlippe (Labrum), Oberkiefern (Mandibeln) und 2 miteinander verwachsenen 
Unterkieferpaaren, Unterkiefer (Maxillen) und Labium (Unterlippe) zusammengesetzt. 

Die Oberlippe stellt, wie auch bei den Schmetterlingsraupen, eine Platte dar, 
die auf ihrer Oberfläche und Unterflache mit Chitin gedeckt ist. Form und Beborstung 
wie Stárke der Chitinbekleidung sind in den einzelnen Gruppen sehr verschieden. Meistens 
ist das Labrum bedeutend breiter als lang, so bei allen Phryganeiden, Limnophiliden (mit 
Ausnahme von Apatania muliebris 7), bei Sericostomatidae (Goerinae, Brachycentrinae und Lepi- 
dostomatinae), bei Leptoceridae (Beraea, Molanna, Leptocerus pp., Oecetis, Setodes, Mystacides, 
Triaenodes), bei allen Zydropsychidae, bei den Rhyacophitinae und Hydroptilidae. Länger oder 
ebenso lang wie breit sind die Labra von Odontocerum, der Sericostomatinae und einiger 


Glossosumatinae. 


IT 


Stets ist die Unterflache weniger chinitisiert als die Oberflache; letztere ist aber 
ganz häutig bei den eigentümlichen Labra der PAilopotaminae; schwach chitinig bei Rhya- 
cophila und Odontocerum, wie einigen Hydropsychidae und Phryganeidae; sehr dick ist die 
obere Chitindecke bei den Zimnophilidae; nur zum Teil, nämlich in der hinteren grösseren 
Partie, chitinisiert ist das Labrum der Goerinae und Glossosomatinae pp. Gewöhnlich zeigt 
sich am Vorderrande eine Ausbuchtung in der Mitte, die manchmal mit kleinen Spitzen 
besetzt ist; der Rand dieser, oft durch je einen dicken Dorn an den Seiten begrenzten 
Ausbuchtung ist entweder geradlinig, oder nach hinten oder nach vorn gebogen; vor der 
Mitte des Vorderrandes zeigt sich manchmal (z. B. bei Leptocrridae) eine grubige Vertiefung 
mit feiner netzartiger Chitinstruktur, bei Pkryganeidae ein Hügelgebiet. Die Unterflache 
ist meist mit Zahnchen, Hakchen oder Haaren besetzt, die nach dem Vorderrande zu 
dichter stehen und langer sind, um schliesslich an den Vorderecken zwei mehr oder weniger 
dichte Haarbüschel (Seitenbürsten) zu bilden. Die Seitenbürsten sind in sehr verschiedener 
Ausbildung vorhanden; sie fehlen ganz oder fast ganz bei Phryganeidae und einigen Zepto- 
ceridae. Die Oberflache weist stets Haare und Borsten sehr verschiedener Starke auf. 
Alle diejenigen, welche aus kleinen Öffnungen der Chitindecke entspringen und verhältnis- 
mässig stark sind, nenne ich Borsten; die am Vorderrande oder in seiner Nähe auf- 
tretenden, meist gebogenen, stets stumpf endigenden Borsten nenne ich Dorne; die feinen, 
etwa den Bestandteilen der Seitenbürsten ähnlichen nenne ich Haare. Die »Borsten« sind 
auf dunklen Labra dunkel; die Seitenrandborsten gewohnlich heller, die Dornen gelb, die 
Haare fast farblos. Zahl und Anordnung sind bei den einzelnen Arten konstant und 
daher für ihre Unterscheidung gut verwendbar. Bei den Zimnophiliden zeigen sich auf der 
Oberflache ausserdem noch meist 3 Offnungen, die ich wie LUCAS (157 p. 7) anfangs 
für Narben dort abgebrochener Borsten hielt; da aber diese Offnungen bei allen Exem- 
plaren der einzelnen Arten wiederkehren, so ist diese Ansicht wohl kaum richtig; merk- 
würdigerweise findet sich bei den Labra von Apatania und Drusus, bei Larven also, ‚die 
auch zu den Limnophiliden gehören, gerade an denjenigen Stellen, welche obigen 
Offnungen entsprechen (Fig. 15) die hingehórigen Borsten. Die zahlreichsten Borsten sind 
bei Hydropsyche vorhanden. — Das Chitin der Seiten und Vorderránder ist nicht immer 
verdickt, auffällig bei vielen Limnophiliden; die Hinterecken'sind in nach innen und vorn 
gekrummte Haken ausgezogen, die den Bewegungsmuskeln Angriffsflachen darbieten. Die 
Oberlippe ist mit dem Vorderrande des Clypeus durch die chitinige oder hautige Gelenk- 
membran verbunden, die bei den einzelnen Arten von verschiedener Länge ist; bei einigen 
Hydropsychiden (Polycentropinae) ist sie mit 3 nach vorn konvergierenden helleren (also 
wohl dünnhäutigeren) Bändern versehen. Fig. 13—22. | 

Die Oberkiefer (Mandibeln): So verschieden die Mandibeln in ihrer Form 
auch sein mögen, eines ist ihnen gemeinsam: sie sind nie verkümmert, sondern stets gut, 
manchmal sogar sehr kräftig, entwickelt. 

An den Seiten des Vorderkopfes unter dem Labrum finden sich je 2 Vertiefungen, 
Gelenkgruben für die beiden Gelenkhöcker der Mandibeln; der eine Gelenkhöcker liegt 
oben, dorsal, der andere unten, ventral; die Kiefer bewegen sich also von aussen nach 
innen, medianwarts. In der Ruhe sind sie geschlossen, und die meist vorhandenen Zähne 


12 

greifen dann in einander. Jede Mandibel hat polyedrische Gestalt, ist an der Basis, also 
zwischen den Gelenkhöckern am dicksten und nach vorn hin am diinnsten, Ausser der 
Basal-, der Insertionsflache, sind wohl bei fast allen Kiefern noch die folgenden 3 Flachen 
zu finden, eine laterale, eine dorsale und eine mediale. Wenigstens ist dies die Regel 
bei den sogenannten meisselformigen Mandibeln, während bei messerformigen, die nur bei 
verhältnismässig wenigen Larven anzutreffen sind, die Begrenzungsflachen etwas anders 
liegen. Meisselförmige Mandibeln besitzen alle Phryganeiden, Limnophiliden, die meisten 
Sericostomatiden (Ausnahme: Goerinen) und Leptoceriden (Ausnahme: Oecetis), während 
die Hydropsychiden und Rhyacophiliden meist messerförmige Mandibeln besitzen, und die 
Hydroptiliden oft ein messer- und ein meisselförmiges Mandibulum. Die meisselförmigen 
Mandibeln sind stets daran zu erkennen, dass ihre Schneide vorn liegt; sieht man also 
die Mundwerkzeuge von der Seite an, so erblickt man die ganze Schneide; bei den 
messerförmigen Mandibeln dagegen sieht man dann nur die Spitze, während die median- 
wärts gelegene Schneide verdeckt bleibt und nur beim Betrachten von oben (nach Ent- 
fernung des Labrum) oder unten (nach Entfernung der Maxillen) sichtbar wird. Es lassen 
sich aber hier keine scharfen Grenzen ziehen zwischen den Mandibeltypen; bei Zyaro- 
psyche z. B. könnte man die »Messerform« für zweifelhaft halten. 

Bei den meisselformigen Mandibeln ist die laterale Fläche trapezförmig und 
zwar so, dass die grössere der 2 ungleichen Seiten die Basis bildet; sie ist der Länge 
wie der Quere nach konvex, bei einzelnen Arten aber in sehr verschiedenem Grade, die 
mediane Fläche ist gewöhnlich ausgehöhlt (konkav), ebenfalls sehr verschieden stark, meist 
am bedeutendsten nach der Spitze hin. Die mediane Mandibelfläche der Limnophiliden 
ist schwach konkav, die der Phryganeiden dagegen sehr stark, so dass hier eine rinnen- 
formige Aushöhlung entsteht, deren Ränder (bei einer Betrachtung von oben) gezähnt 
erscheinen, ähnlich ist es bei Sericostomatiden und Leptoceriden, wie bei der einen 
Hydroptiliden-Mandibel (cfr. oben); bei diesen stark mulden- oder rinnenförmig ausgehöhlten 
Mandibeln ist dann scheinbar eine doppelte Schneide vorhanden, eine dorsal, eine ventral, 
beide aber medianwärts, gelegen. Wie schon angedeutet, existieren Übergänge zu den 
messerförmigen Mandibeln. Letztere besitzen ausser der basalen eine laterale Fläche, eine 
dorsale und eine ventrale Fläche, welche letzteren in einer medianen Kante (Schneide) 
zusammenstossen. Die Kanten aller Mandibeln sind nicht immer scharf, sondern meist 
abgerundet, so dass die einzelnen Flächen unmerklich in einander überzugehen scheinen ; 
bei den meisselfórmigen Mandibeln ist die dorsale, bei den messerförmigen die laterale 
Fläche lang dreieckig. Dieses Dreieck hat bei den meisselförmigen Mandibeln eine dorsale, 
laterale und mediane Seite, und eine mediodorsale, eine dorsolaterale und orale 
Spitze; das Dreieck der messerförmigen Mandibeln dagegen besitzt eine dorsale (medio- 
dorsale) eine laterale und eine ventrale (medioventrale) Seite und eine dorsolaterale, ventro- 
laterale und mediane Spitze. — Die Öffnung der Mandibelzange wird bewirkt durch einen 
Muskel, welcher an der lateralen Ecke des Basaldreiecks, das Schliessen durch einen 
zweiten Muskel, der an der medianen Spitze des Basaldreiecks angreift. Fast überall — 
in beiden Typen — ist die Schneide mit Zähnen oder Höckern besetzt, seltener z. B. 
bei den Goerinen, verläuft die Schneide fast geradlinig. Die Zähne sind entweder spitz 


13 
oder stumpf, letzteres z. B. bei vielen Limnophiliden und Sericostomatiden. Bei einigen 
Arten (Zimnophilus rhombicus L., cfr. ULMER, 198, p. 198) habe ich bemerkt, dass die 
Mandibelzähne ganz alter, ausgewachsener Larven durch den Gebrauch abgeschliffen 
waren, die Schneide also stumpf, geradlinig verläuft; doch trifft man diese Merkwürdigkeit 
nur sehr selten; bei mehr als hundert Zimmophilus- Larven habe ich erst 2 oder 3 mal 
solche Abstumpfung wahrgenommen. Selten sind die Zähne einer Mandibel von gleicher 
Grösse, oft ist der obere (die Spitze) grösser als die übrigen. Bei den Phryganeiden sind 
die Mandibeln einer und derselben Larve unsymmetrisch, ebenso bei einigen Hydropsychiden 
(Philopotamus, Plectrocnemia), insofern nämlich, als die linke Mandibel mehr Zähne (und 
eine stärkere Aushóhlung) aufweist als die rechte. In den Mandibeln der Hydroptiliden 
zeigt sich eine noch stärkere Asymmetrie, indem die rechte oft messerförmig, die linke 
dagegen meisselförmig und rinnenförmig ausgehöhlt ist. Bei beiden Mandibeltypen kommen 
»Rückenborsten« und »Innenbürsten« vor. Die ersteren stehen auf der lateralen Fläche 
und sind gewöhnlich in der Zweizahl vorhanden; nur bei Zydropsyche finden sie sich in 
grösserer Anzahl; einigen fehlen sie überhaupt, bei Beracodes finden sich diese 2 Rücken- 
borsten und ausserdem ein grösseres Borstenbüschel dicht vor der Spitze. Die »Innen- 
bürste« setzt sich aus meist zahlreichen, hellen Haaren zusammen und findet sich an der 
medianen Kante, resp. Fläche; seltener besteht die Innenbürste aus dickeren Stäbchen 
(Dornen, z. B. Zeraea) oder ist noch zudem gefranst (Glossosomatinen), zuweilen fehlt 
sie ganz (Rhyacophila). Alle angegebenen Einzelheiten sind für die Unterscheidung der 
Larven gut verwendbar. Fig. 23— 37. 

Die Unterkiefer: Die beiden Unterkieferpaare (I. und II. Maxillen) sind bei 
allen Triopteren-Larven zu einem einzigen Stücke verschmolzen, stehen fast auf gleicher 
Höhe miteinander und bilden so die Unter- und Seitenwand des Schlundes. 

Die Cardines sind vollständig, die Stipites nur zum grössten Teile miteinander ver- 
wachsen, so dass ihre Enden (Loben und Palpen) frei bleiben. Wie LUCAS schon bezüglich der 
Maxillen von Anabolia laevis, Z YT. sagt, ist es schwierig, »die einzelnen 
Stücke (Lobus externus und internus und Palpus) auf das bekannte 
Schema zurückzuführen, weil sie teils miteinander verschmolzen, teils 
rudimentär geworden sinde. KLAPALEK (737) — und nach seinem 
Vorgange auch ich — hat den in Fig. C mit 3. bezeichneten Lobus 
als Kieferteil der Maxillen bezeichnet, 4. mit Kiefertaster, 5. mit 
Labium und 6. mit Labialtaster. Da aber 3. und 5. sicher nur 
Stücke (und zwar die freien) des Kieferteiles, resp. des Labium 
sind, so werde ich in nachstehenden Ausführungen des systematischen 
Teiles die folgenden Ausdrücke anwenden: 1. == Labium. 2. = : 
Maxilla. 3. = Maxillarlobus. 4. = Maxillartaster. 5. — Labial- Figur C. 
lobus. 6. — Labialtaster. Maxilavet Labus 

Da nun bei der genaueren Beschreibung nur auf die freien Stücke Gewicht gelegt 
zu werden braucht, so handelt es sich bloss um die Zahlen 3.—6., von denen gegen 
früher nur 2 eine etwas andere Bezeichnung erhalten: Statt »Kicferteil der Maxillen« (3.) 
sage ich Maxillarlobus, statt »Labium« (5.) Labiallobus. Ich möchte noch hinzufügen, 


14 

dass der Labiallobus (5.) von K. J. MORTON (748 p. 40) als »spinneret«, von GRABER, 
»Die Insekten« I p. 127 und 135 als »Spinnwarze« bezeichnet wird und dass HAGEN 
(68 p. 434) und ZADDACH (27) den Maxillarlobus (3.) Kaustück nennen. Fig. 38— 46. 

Eine genauere Beschreibung der einzelnen Teile findet sich bei den verschiedenen 
Familien, Gattungen und Arten. Nur muss ich noch erwähnen, dass ich dem Vorgange 
von LUCAS, SILFVENIUS (796) und STRUCK (799) folge und dem Maxillartaster je ein Glied 
mehr zuspreche als KLAPALEK. 


Über die stets kurzen, eingliedrigen oder zweigliedrigen Fühler findet man näheres 
an den betreffenden Orten des speziellen Teiles. 


Die Brust. 


Bei allen Trichopterenlarven sind die drei Brustsegmente deutlich voneinander 
getrennt, nie verwachsen, stets mit Beinen ausgestattet. Ihre Unterfläche (Sternit) ist stets 
häutig, wenn auch die Haut oftmals derbere Stellen zeigt, wie z. B. bei einigen Limno- 
philiden; Borsten, Haken, Spitzen oder Haare finden sich häufig hier. Die Bedeckung 
der Thoracaloberfläche (Tergit) ist sehr verschieden; es gibt aber keine Larve, bei der 
nicht wenigstens der erste Ring mit einer Chitinplatte gedeckt wäre; die Hornplatte des 
Prothorax wird Pronotum genannt, wie die entsprechenden Platten des Meso- und Meta- 
thorax, Meso- und Metanotum; auch wenn letztere Segmente nicht chitinisiert sind, sollen 
die Oberflächen als » = notum: bezeichnet werden. Nur Pronotum hornig zeigt sich 
sowohl bei subraupenfórmigen als bei campodeoiden Larven, sehr selten bei raupenförmigen. 
Es gehoren hierher also die Phryganeiden, dann fast sámtliche Rhyacophiliden und von 
den Hydropsychiden Zinodes, die Philopotaminen und Polycentropinen. Eine zweite Gruppe 
von Larven hat alle 3 Thoracalsegmente oben hornig; hierher gehóren nur campodeoide 
Larven, und zwar alle Hydroptiliden und von den Hydropsychiden die Hydropsychinen 
und Æcnomus. Die jetzt noch übrigen Familien (Limnophiliden, Sericostomatiden und 
Leptoceriden) sind in diesen Verhältnissen recht verschieden gebaut. Alle Limnophiliden 
mit Ausnahme von Zwozcyla haben Pro- und Mesonotum ganz hornig und auf dem Me- 
tanotum 3 Paar kleiner Chitinschildchen in stets regelmässig gleichbleibender Anordnung 
(Fig. A). An den Seiten befindet sich je eine mondíórmige, mit den Spitzen vor- und 
rückwärts, mit der convexen Kante medianwärts gerichtete Platte; ferner finden sich 
2 Plättchen dicht beisammen, kurz hinter dem Vorderrande und zwei weitere (also das 
3. Paar) dahinter, aber weiter auseinander; alle diese Plättchen sind mit Borsten besetzt; 
rundliche Borstenflecke (kleine Chitinschildchen mit Borsten) finden sich bei den Phryga- 
neiden in der Nähe der Flügelanlage. Die Larven der Sericostomatiden zeigen mindestens 
das Pronotum ganz hornig und meist auch das Mesonotum. Letzteres ist bei den Seri- 
costomatinen zum grössten Teile häutig, am wenigsten chitinisiert bei Sericostoma (nur mit 
einzelnen Chitinplatten); bei Nozdobia ist die Chitinisierung weiter vorgeschritten, indem 
die vordere Partie ganz chitinig ist; ähnliche Verhältnisse walten bei den Lepidostomatinen 
ob. Die Goerinen haben ein aus 4 grossen, voneinander durch schr deutliche Hautstreifen 
getrennten Schildchen bestehendes Mesonotum ; ihr Metanotum ist fast ganz häutig, aber 


dns 


doch mit 6 kleinen Schildchen bed ckt. Die Zrachycentrinae endlich haben entweder Pro- 
und Mesonotum ganz chitinisiert, oder das Mesonotum nur mit 4 kleinen Schildchen bedeckt ; 
das Metanotum ist hier stets ganz hautig, oder nur mit kleinen Chitinpunkten versehen. 

Die grossen Chitinplatten aller Segmente zeigen, am wenigsten deutlich in einzelnen 
Pronota, eine mehr oder weniger deutliche Mittelnaht, bei den Brachycentrinen zeigt sich 
ausserdem noch auf dem Pronotum eine schwarze, bogenformig gekrümmte Quernaht, 
welche das Schildchen in 2 hinter einander liegende Stücke teilt. — Alle Schildchen 
sind mit Borsten oder Haaren besetzt, die manchmal in Querreihen angeordnet sind. — 
Die Farbe der Chitinschilder ist sehr verschieden, die Grundfarbe wohl fast immer der 
des Kopfes ahnlich; mannigfache dunklere Zeichnungen finden sich, z. B. eine x-formige 
sehr haufig auf dem Pronotum; dort sieht man am Ende des ersten Drittels auch oft 
(bei den Limnophiliden) eine vertiefte dunklere Querlinie. Die Form der Schilder ist 
sehr verschieden und wird im systematischen Teile genauer abgehandelt werden. 

Von Brustanhangen finden sich stets Beine und nur ausnahmsweise (bei //ydro- . 
psyche und Rhyacophila) Kiemen; die letzteren werden ebenfalls im II. Abschnitte behandelt 
werden. Uber des »stiletartige Horn« siehe später, und p. 16. 

Die Beine der Larven. Die Beine, so verschieden sie auch sonst an Länge, 
Starke und Bewaffnung sein mógen, bestehen stets aus 6 Gliedern (oder die Klaue mit- 
gezählt, aus 7): Ausser Hüfte, Schenkelring, Schenkel, Schiene und Fuss (Coxa, Trochanter 
Femur, Tibia und Tarsus) die ja auch z. B. bei den aquatilen Käferlarven zu finden 
sind, ist hier noch ein sechstes (oder besser gesagt, erstes Glied) zwischen Kórper und 
Coxa eingeschaltet, dessen Chitinbedeckung von KLAPALEK als Stützplättchens bezeichnet 
wird. Schon BURMEISTER (12, p. 892) sagt allerdings, dass die Beine aus 6 Teilen 
zusammengesetzt sind; doch rechnet er dabei die Klaue .mit, was aus seinen Worten: 
»Hüfte und Schenkel, d. h. das erste und dritte Glied« . . . hervorgeht. ZADDACH (21, p. 60), 
dagegen hat die Stiitzplattchen als besonderes Glied schon erkannt; er sagt: »Die Hiift- 
glieder sind an allen Füssen, vorzüglich an den Hinterbeinen verlängert und stehen auf 
kurzen Fortsätzen an den Seiten des Leibes. Da die Beine überhaupt nur Fortsätze 
oder Ausstrahlungen der entsprechenden Segmente sind, so müssten auch diese Fortsatze 
als Teile der Beine betrachtet werden, obschon sie vom Leibe durch kein Gelenk gegliedert 
sind.« Ich schliesse mich diesen Bemerkungen bezüglich der Stützfortsätze vollkommen 
an (vgl. auch STRUCK 199). Die Langenverhaltnisse der Beinpaare der einzelnen Arten 
sind sehr verschieden. Häufig nehmen die Beine allmählich, aber deutlich, an Lange zu 
(von vorn nach hinten gerechnet), so z. B. bei den Phryganeiden, bei den Sericostomatiden 
mit Ausnahme der Goerinen; bei den meisten Limnophiliden ist das zweite Bein zwar 
langer als das erste, aber kürzer als das dritte; bei den Goerinen und allen oder doch 
den meisten torrenticolen Larven (Familie V und VI) sind die Beine an Lange kaum 
verschieden. Die Leptoceriden und llydroptiliden (meist, nicht aber bei Sfactobia und 
ZIIydroptila, wo sie etwa gleiche Lange besitzen) weisen Beine auf, deren Langenunterschied 
meist ein sehr grosser ist (bei den Leptoceriden manchmal, z. B. 1:2:3). — Das erste 
Beinpaar ist in den meisten Fällen das stärkste und kürzeste; es wird an den Seiten 
des Kopfes getragen, dient meist nicht zur Fortbewegung, sondern zum Festhalten der 


16 


Beute, vielleicht aber auch zum Gehäusebau. Auf beide Fähigkeiten weist schon die 
hier ganz besonders reiche Bewaffnung (Dornen, Sporne) hin; auch dass die Endsporne 
der Vordertibien in einigen Fällen auf einem konischen Vorsprung stehen (Phryganeiden, 
Molanna) ist wohl ein Beweis für diese Ansicht; allerdings besitzen auch manchmal die 
hinteren Beinpaare diesen Vorsprung (z. B. bei Brachycentrus). — Was nun die einzelnen 
Glieder betrifft, so ist zunächst zu sagen, dass sie nicht immer in ihrer ganzen Länge 
mit starkem Chitin bekleidet sind; fast stets bleibt eine Partie am Ende der ersten Glieder 
und zwar an der konkaven Seite, weicher; hier finden sich dann häufig kleine Chitin- 
kegelchen in ungeheurer Zahl neben einander. 

Bezüglich der einzelnen Beinformen muss ich auf die genaueren Beschreibungen 
im speziellen Teile und auf die Figuren 47 bis 74 verweisen. — Nur noch eine Bemerkung 
scheint mir von Wichtigkeit: ausser den beiden, gewóhnlich dicken und kurzen gelben 
(heller oder dunkler) Dornen am Ende der Tibien, die auch schon von KLAPALEK als 
Sporne bezeichnet wurden, werde ich auch die diesen »Endspornen: ähnlichen Dornen, 
welche sich bei Phryganeiden, Limnophiliden etc. oft auch auf den Trochanteren und 
Femora vorfinden, Sporne nennen; an verschiedenen Stellen habe ich die Spornzahl 
der Larvenbeine angegeben, z. B. bei Limnophilinen: 2, 2, 2; 1, 0, 2; 1, 0, 2; dabei gelten 
je 3 Ziffern für ein Bein: es bedeutet also z. B. 2, 2, 2: 2 Sporne auf dem Trochanter, 
2 auf dem Schenkel und 2 Endsporne auf der Tibie des Vorderbeines etc.; sind die 
Tibienensporne weiter von einander getrennt, etwa wie bei Phryganea, so lautet die 
Formal: 1, 2, 1 + 1 (Mittelbein) 

Zwischen den Vorderbeinen aller bisher bekannten Phrgyaneiden-Larven und 
aller Limnophiliden-Larven (auch bei Æneicyla, Drusus, Apatania) findet sich auf der ventralen 
Fläche des Prothorax ein eigentümlicher langer, schlanker, meist hellfarbiger (bei Apatania 
und Drusus discolor RBR. brauner) Fortsatz, der allen anderen Larven fehlt. Jüngst hat 
STRUCK (799) wieder auf dies von RÉAUMUR (2) entdeckte und Tafel 13, Fig. 1 abgebildete 
»Horn« aufmerksam gemacht; es ist nicht immer gut sichtbar, am besten, wenn man die 
Vorderbeine des Präparats auseinander biegt oder ganz entfernt. 


Der Hinterleib. 


Der stets ganz weichhäutige Hinterleib — nur hei Stactobia Eatoniella MAC LACH., 
hat KLAPALEK (777 p. 3) Chitinplattchen auf dem Rücken aller Abdominalsegmente 
gefunden und bei Limnophiliden (Zimnoph. bipunctatus L.) habe ich selbst (784 p. 135) an den 
Sterniten kleine Schildchen bemerkt !) — besteht aus mindestens 9 von einander getrennten 
Segmenten.?) Die raupenformigen Larven (Limnophiliden, Sericostomatiden, Leptoceriden) 
und einige campodeoide (//ydropsyche, Glossosomatinen, etliche Hydroptiliden) besitzen 


N Doch liegt vielleicht eine Täuschung vor; es handelte sich um eine sehr alte Larve, welche im 
Begriffe sich zu verpuppen, getötet war. Möglicherweise sind die erwähnten Plättchen nichts weiter als die 
Sternitenschilder der durch die Larven- (und Puppen-jhaut sichtbaren Imago (?) Dann müsste aber die erstere 
sich von den beiden Hüllen umgeben, verwandelt haben, 

2) KrArÁLEK gibt für Stacfobia 10 Ringe an; Srruck (799) ist der Ansicht, dass der Hinterleilo 
überall 10 Segmente besitzt; mir scheint das für einige, besonders campodeoide, nicht zuzutreffen, 


17 

Abdominalsegmente von walzenrunder Form. Doch finden sich auch hier Anfange zur 
Abplattung, wie z. B. bei Molanna; die Abdominalsegmente der subraupenförmigen Larven 
(Phryganeiden) sind von oben und unten meist ziemlich stark zusammengedrückt. Oft 
noch stürker zeigt sich diese Eigentümlichkeit bei fast allen campodeoiden Larven (Hydro- 
psychiden mit Ausnahme von Hydropsyche, [auch Philopotamus nur wenig compress] 
Rhyacophila und manchen Hydroptiliden). Dass aber — trotz walzenrunder Gestalt der 
einzelnen Segmente — der ganze Hinterleib walzenförmig ist, ist höchst selten der Fall. 
Gewöhnlich sind bei raupenförmigen Larven zwar die ersten Segmente gleich breit und 
gleich dick, das letzte oder die beiden letzten Segmente dagegen sind schmäler als die 
übrigen — und dazu oft mehr abgeplattet. (Limnophiliden). Die Sericostomatiden und 
Leptoceriden besitzen einen allmählich sich verengenden Hinterleib. Bei den campodeoiden 
Larven sind gewöhnlich die mittleren (etwa III.—V.) Segmente die breitesten. — Ge- 
wöhnlich sind die Segmente breiter als lang, bei Rhyacophila ist das letzte Segment sehr 
klein und in das vorletzte zurückziehbar. — Die einzelnen Segmente sind durch Strikturen 
von einander getrennt, die bei den campodeoiden und subraupenförmigen Larven meist 
deutlicher und tiefer sind als bei den raupenfórmigen. Die Haut der Segmente ist bei 
verschiedenen Arten von verschiedener Stärke, bei vielen (kiemenlosen) Larven sehr dünn, 
bei andern, kiementragenden (Limnophiliden, Zydropsyche etc.) recht dick; Behaarung findet 
sich verhältnismässig selten (mit Ausnahme des I. Segm.) nur bei Hydropsyche ist ein 
dichtes schwärzliches Borstenkleid ausgebildet. Die Farbe der Abd.-Segmente ist meist 
hell (weiss oder gelblich bei Limnophiliden, einigen Sericostomatiden, Leptoceriden, 
Hydroptiliden), rötlich bei einigen Phryganeiden, manchen Hydropsychiden und Rhyaco- 
philiden, grünlich bei einigen Sericostomatiden (Brachycentrus etc.), Leptoceriden und 
Hydroptiliden, bräunlich bei Glossosomatinen, durch dichte schwarze Beborstung dunkler 
bei Hydropsyche; auf rótlichem Untergrunde finden sich oft hellere Flecke und Linien, 
so z. B. bei Phryganea striata L., bei den Polycentropinen. Durch besondere Anhänge 
ausgezeichnet sind das erste (oft) und das letzte Segment (stets). 

Bei vielen raupenfórmigen und subraupenförmigen Larven (bei campodeoiden 
niemals) trägt das erste Abdominalsegment 3 zarthäutige, muskelreiche, einziehbare und 
wieder ausstülpbare Hocker verschiedener Gestalt. Sind alle drei vorhanden, so finden 
sie sich so verteilt, dass je einer auf dem Rücken, der linken und der rechten Seite steht. 
Fehlt einer, so ist es der obere (Lefidostomatmac); bei den Brachycentrinen sind alle 3 
fehlend. Seltener findet sich auch auf der Bauchseite eine hóckerartige Erhóhung, von 
der ich aber nicht sagen kann, ob sie dieselbe Beweglichkeit hat wie die übrigen drei; 
doch ist Ansatz und Zahl der Muskeln dieselbe (Glyphotaelius). Häufig genug ist die 
Bauchseite mit schwarzen Borsten von beträchtlicher Länge besetzt, die auf kleinen Chitin- 
fleckchen einzeln stehen (Stenophylax-Gruppe); auch die Höcker sind meist (wenigstens bei 
den Limnophiliden) von einigen ähnlichen Borsten umgeben; hier ist auch die Haut des 
I. Segments derber als die der übrigen Segmente. Die Form der Höcker ist recht ver- 
schieden. Die meisten Phryganeiden sind durch 3 grosse konische nach hinten gerichtete 
Hocker ausgezeichnet; bei Molanna ist der Rückenhöcker breit, die Seitenhócker sind 
gross und etwas nach hinten gerichtet. Die Limnophiliden besitzen meist einen grossen 


18 

konischen Rückenhöcker und kleinere, breitere Seitenhöcker, doch sind dieselben bei Al- 
koholexemplaren oft mehr oder weniger eingezogen. Unter den Zimnophilidae ist der 
Rückenhócker von Co/potauliuns und Verwandten in eine scharf abgesezte Spitze ver- 
längert. Wohl in keinem Fall sind die Höcker glatt; ich habe wenigstens solche Höcker 
bisher nicht gefunden. Mit dem Vergrösserungsglase oder eventuell mit dem Mikroskop 
nimmt man auf der Oberfläche aller Hocker entweder Borsten, Haare oder Spitzen 
wahr, die am Ende meist am dichtesten stehen. Seitenhöcker von Phryganea grandis L. 
und 2. striata, L. z. B. zeigen hakenförmig gekrümmte, an der Spitze gespaltene, 
am Grunde birnförmig verdickte Zähnchen, cfr. ULMER (200); bei Limnophiliden sind die 
Oberflächen ganz mit Hunderten von feinen Zähnchen besetzt; bei Triaenodes finden sich 
lange steife Haare; bei Mystacides (cfr. KLAPALEK) ist die Oberfläche chitinisiert und mit 
zahlreichen feinen Chitinpunkten besetzt. Diese wenigen Beispiele beweisen wohl schon 
genügend, dass die Höcker stets rauh sind. Aus dieser Eigentümlichkeit, verbunden mit 
der Tatsache, dass jene Höcker nur bei gehäusetragenden Larven vorkommen, kann man 
wohl schliessen — wie das viele Autoren schon getan haben —, dass die Hocker zum 
Festhalten des Gehäuses mitbenutzt werden oder besser, dass sich die Larven durch die 
Höcker in den Gehäusen festhalten. Beim Kriechen werden diese Höcker allerdings wohl 
kaum zum Halten der Wohnung benutzt, denn man sieht die Z%ryganea-Larven, die doch 
durch recht grosse Höcker ausgezeichnet sind, diese bei der Fortbewegung nicht benutzen, 
— sie berühren die Gehäusewandung garnicht; zum Nachziehen der Gehäuse genügen ja 
auch sicher schon die am Hinterleibsende stehenden Klammerhaken (Nachschieber). So 
wird wohl Dr. SCHMIDT (752 p. 47) recht haben, wenn er schreibt: »Wenn das Wasser 
sauerstoffarm ist, sieht man oft die Larven den Hinterleib in der Mittelebene schwingen. 
Auch die Fleischzäpfchen des ersten Segments finden dabei ihre Verwendung; der Körper 
wird durch sie mehr in der Mitte der Gehäuse gehalten, ein allseitig den Körper um- 
spülender Wasserstrom also wohl dadurch erleichtert«. ZADDACH (27 p. 61) nennt sie 
Hafthöcker und meint, sie dienen zum Fortschieben der Larven in der Röhre. — Wahr- 
scheinlich haben die Höcker auch nech eine zweite Bedeuturg. PAIMEN (62 p. 50). 
KOLBE (775 p. 25) und STRUCK (774 p. 197) geben an, dass »diese eine respiratorische Funk- 
tion besorgen«, was ihr »zartes Integument und ihre zahlreichen Tracheen« zeigen (PALMEN). 

Das letzte Hinterleibssegment ist bei allen Larven ohne eine einzige Ausnahme 
mit 2 »Nachschiebern« bewehrt. Dieselben sind entweder nur kurz, oder beinartig lang. 
Letztere Form der Nachschieber findet sich nur bei den meisten campodeoiden Larven, 
namlich allen Hydropsychiden und bei den Rhyacophilinen. Die Glossosomatinen, Hydro- 
ptiliden, Leptoceriden, Sericostomatiden, Limnophiliden und Phryganeiden besitzen kurze 
Nachschieber. Die Nachschieber der raupenfórmigen Larven werden durch je eine Chitin- 
platte gestützt, die auf dem Rücken des letzten Segments beginnt und auf der Bauchfláche, 
allmahlich schmaler werdend und in der Striktur (zwischen dem IX. und X. Segmente) 
verlaufend, fast bis zur Afterfurche reicht (Limnophiliden; ähnlich bei Phryganeiden). 
Am Hinterrande sind die Stiitzplattchen mit langen Borsten besetzt. Den campodeoiden 
Larven scheinen die Stützplättchen oft zu fehlen (Hydroptiliden?. Alle Nachschieber 
sind mehrgliedrig (2—3), doch sind die Strikturen nicht immer deutlich, die einzelnen 


19 


Glieder sind meist, wenigstens auf der Aussenflache, chitinisiert, manchmal aber auch fast 
ganz häutig (bei einigen Hydropsychiden) Zudem verschmilzt das erste Glied, oder 
manchmal sogar beide, mit dem letzten Segment, so dass, besonders bei kurzen Nach- 
schiebern, die Erkennung schwieriger wird. Ganz frei sind aber stets die Endhaken, 
Klauen. Stellung und Form der Nachschieber sind in den einzelnen Gruppen recht ver- 
schieden. Die Phryganeiden-Larven tragen grosse 2gliedrige Nachschieber mit nach 
aussen gerichteten mächtigen Klauen, die mehrere starke Rückenhaken aufweisen. Die 
Limnophiliden besitzen kurze, 2gliedrige Nachschieber, deren erstes Glied schon enger 
mit dem Segmente verwachsen ist, mit nach unten und vorn gerichteter kürzerer Klaue, 
entweder mit oder ohne Rückenhaken. Die Sericostomatiden weisen sehr kurze, meist 
(Ausnahme: Sericostomatinen) schwache Nachschieber auf; ähnlich die Leptoceriden, doch 
besitzt bei ihnen Molanna wieder etwas grössere Nachschieber; dieselben sind mit ihrer 
Klaue in der letztgenannten Familie fast überall nach unten gekehrt; Triaenodes aber hat 
ganz seitwärts stehende Nachschieber (ähnlich den Phryganeiden) Die Hydropsychiden alle 
und von den Rhyacophiliden die Rhyacophilinen sind durch lange beinartige Nachschieber 
ausgezeichnet, ohne dass dieselben immer 3gliedrig waren; in der Mehrzahl der Fille 
sind wohl nur 2 Glieder vorhanden, wie bei Hydropsyche, den Philopotaminen, Zcnomus 
und 774edes, bei Rhyacophila und Agapetus; 3gliedrig sind die Nachschieber in der Poly- 
centropus-Gruppe und bei Glossosoma; die genauere Beschreibung aller dieser Formen wird 
im systematischen Teile erfolgen. Ganz merkwürdig gebildet sind die Nachschieber der 
Rhyacophilinen, es findet sich hier noch eine II. Klaue, aussen stehend. — Die 
Stellung der einzelnen Glieder zu einander ist recht verschieden, so bildet z. B. das grosse 
I. Glied mit dem kurzen II. bei Hydropsyche einen rechten Winkel, bei den Polycentropinen 
liegen die Glieder fast in einer Geraden etc. — Die Nachschieber sind oft mit Haaren 
und Borsten besetzt, die stets eine sehr regelmässige Anordnung zeigen. Die Klauen 
sind meist glatt, nur selten (//ydropsrche) behaart, oft mit Rückenhaken (Phryganeiden, 
Limnophiliden, Sericostomatiden etc.), selten mit Höckern oder kleinen Zähnen an der 
konkaven Fläche bewehrt (Rayacophila, Ecnomus), entweder spitz oder stumpf. Die Nach- 
schieber der Hydroptiliden sind sehr klein, 2gliedrig, hakenförmig, mit oder ohne Rücken- 
haken. — Fig. 75—84. 

Nachdem ich so die Anhänge des ersten (Höcker) und letzten Segments (Nach- 
schieber) kurz geschildert habe, gehe ich jetzt zu den Anhängen über, welche an allen 
Segmenten des Hinterleibs (mit Ausnahme des IX.) und auch an der Brust vorkommen 
können, zu den Kiemen. Unter den bisher bekannten Trichopterenlarven gibt es nur 
eine, Ænoicyla pusilla, BURM., welche ein offenes Tracheensystem (Stigmen) besitzt’). Alle 
andern Trichopterenlarven besitzen ein geschlossenes Tracheensystem, atmen also entweder 
durch die besonders an den Seiten zarten Haute oder mit Hilfe von Luftkiemen. Echte 
Blutkiemen, kommen nie vor, wenn man nicht die Rektaldrüsen als solche ansehen will. 
Keine Kiemen besitzen die meisten campodeoiden Larven (Hydropsychiden mit Ausnahme 


D) TIAGEN giebt für die Larve von Ayrypnia ficta, KoL. (68 p. 435) an, dass sie in der Falte zwischen 
den Segmenten cin Stigma habe; ich kenne die Larve nicht, bei Agrypnia pagetana, CURT. ist solches nicht 
vorhanden. 


20 
von Hydropsyche, Rhyacophiliden, mit Ausnahme von Ahyacophila und Hydroptiliden mit 
Ausnahme von /thytrichia, und eine raupenförmige Larve (£noicyla), bei manchen sind 
die Kiemen sehr reduziert, wie bei einigen Leptoceriden; wenigstens sind sie dort und 
auch bei Sericostomatiden recht kurz, fein und oft schlecht sichtbar. — 

Die Form und Anordnung der Kiemen ist eine verschiedene. Der Gestalt nach 
sind die Kiemen entweder fadenförmig oder flächenförmig verbreitert. Die letzteren finden 
sich nur bei /thytrichia als dorsale und ventrale Ausstülpungen an den Hinterleibsrändern 
(cfr. PALMEN 82 p. 42 und LAUTERBORN 202). Alle übrigen kiementragenden Trichopteren- 
larven zeigen fadenförmige Kiemen, entweder einzeln stehend oder in Büscheln vereinigt 
oder strauchartig verzweigt. Die Kiemenfäden der Phryganeiden, der Stenophylax-Gruppe 
und der 4patania unter den Limnophiliden, einiger Sericostomatiden (Zepidostomatinae), einiger 
Leptoceriden (Mystacides, Oecetis) stehen einzeln. Zu 2 bis 3 an der Basis verwachsen sind 
die Kiemenfáden bei den übrigen Limnophiliden; zu mehreren kleine Büschel bildend bei 
Sericostomatiden, Leptoceriden. Bei den lezteren liegen die Büschel oft dem Körper dicht 
an (z. B. bei Odontocerum etc.) Unter den campodeoiden Larven besitzen (ausser /£hy- 
trichia) nur noch Hydropsyche und Rhyacophila Kiemen. Beide Gattungen haben auch 
an dem Meso- und Metathorax Kiemen ähnlicher Gestalt und Anordnung wie am Abdomen. 
Die Kiemen der AAyecopAila-.Larven sind zweierlei Art, entweder (AJAyac. glareosa) einer 
Hand àhnlich (vierfingerig), oder aus breiter Basis in viele Zweige auslaufend, aber so, 
dass 2 Hauptäste vorhanden sind. Hier stehen die Kiemen stets an den Seiten der 
Segmente. Bei Hydropsyche ist die ganze Bauchfläche mit strauchartig verzweigten Kiemen 
besetzt, die entweder in 2 oder in 4 Langsreihen stehen. Um die Stellung der Kiemen- 
fäden kurz und genau angeben zu können, hat KLAPALEK ein Schema erdacht, das 
besonders vorteilhaft bei den raupenförmigen Larven Verwendung finden kann. Da sich 
bei diesen die Kiemen auf jeder Seite des Körpers in 3 parallelen Längsreihen finden 
(nämlich oben, unten und an der Seite), so hat sein Schema auch 3 Längskolumnen — 
und, da die Kiemenfäden auf den verschiedenen Hinterleibssegmenten anzutreffen sind —, 
soviel Querrubriken als kiementragende Abdominalsegmente vorkommen. Solche Kiemen- 
schemata geben ein vortreffliches Bild von der Zahl und Anordnung der Kiemenfaden; 
leider ist die Anzahl bei Exemplaren einer und derselben Art nicht ganz konstant 
(besonders bei Limnophiliden). Ich gebe deshalb auch keine Schemata. Wie schon 
PALMEN ausführt, stehen die Kiemen der Trichopterenlarven nicht in genetischer Be- 
ziebung zu den Stigmen der Imagines; einesteils ist diese Beziehung unmöglich wegen 
der verschiedenen Lage der Kiemen und Stigmen, andernteils deshalb, weil bei manchen 
Imagines (Aydropsyche) die Kiemen überhaupt nicht abgeworfen werden, sondern auch im 
Imaginal-Stande verbleiben. 

An den Seiten des Hinterleibs der meisten raupenförmigen Larven — der 
campodeoiden nie — zieht sich noch ein eigentümliches Organ hin, die Seitenlinie. Im 
Falle der stärksten Ausbildung besteht sie aus einer feinen Hautfalte, welche mit langen, 
gewohnlich dunklen Haaren besetzt ist. Bei Phryganeiden und Limnophiliden stehen je 
2 Haare mit ihrer Basis zusammen. Die Seitenlinie beginnt gewóhnlich auf dem III. Segment 
und reicht nie weiter als bis zum Ende des VIIL; bei einigen beginnt sie schon auf dem 


2I 
IT., oder erst auf dem IV. oder V. Segmente. Stark entwickelt ist die Scitenlinie bei 
allen Phryganeiden, gut sichtbar auch bei den Limnophiliden; bei Scricostomatiden und 
Leptoceriden wird sie ganz fein, oft sogar unsichtbar. Merkwürdigerweise wird ihre Stelle 
bei einigen Sericostomatiden (Sericostomatinen) auf dem VIII. Segment durch eine Reihe 
von Chitinpunkten angedeutet. Chitinpunkte über der Seitenlinie und zwar auf dem 
vordern Teil der Tergiten finden sich häufig genug, so bei allen Limnophiliden (besonders 
deutlich bei Zimmophilus stigma, CURT), bei Sericostomatiden. Ihre Zahl ist nach der Art 
verschieden, aber nicht konstant. Ihre Bedeutung ist unbekannt. Bei Limnophiliden 
entspringen aus diesen Chitinpunkten je 2 dickere gekrümmte Haare, cfr. SILFVENIUS (796). —- 

SCHMIDT (752) nimmt wohl mit Recht an, dass die Seitenlinie zu der Erneuerung 
des Atemwassers im Gehäuse beiträgt, indem bei der Schwingung des Körpers die bewegende 
Fläche durch sie vergrössert und eine grössere und bessere Wirkung erzielt wird. Zum 
Festhalten des Gehäusses dient sie wohl kaum. 

Auf die Rectal- oder Analdrüsen (Blutkiemen?), die als schlauchartige Anhänge 
sich bei manchen campodeoiden und einigen raupenförmigen Larven zwischen den Nach- 
schiebern finden, kann ich nicht weiter eingehen. vgl. dazu z. B. PALMEN 82 p. 49, 
KLAPALEK 133 p. 6, MÜLLER 137 p. 274. 


3. Die Puppen. 


Die Trichopterenpuppen, die meist nur wenig kleiner, aber manchmal breiter 
sind, als die Larven, ähneln diesen gar nicht, sondern viel mehr schon den Imagines. 
Es sind stets »freie« oder »gemeisselte« Puppen; die Beine, Fühler und Flügel stehen 
also (zwar von einer dünnen Haut umschlossen) frei vom Körper ab. Deutlich zu erkennen 
sind am letzteren die 3 Hauptabschnitte, wie bei der Larve, doch von anderer, Imago- 
ahnlicher Gestalt. Der Kopf ist also breiter als lang, die Fühler und Augen sind wohl 
entwickelt, die Mundwerkzeuge (mit einer Ausnahme) denen der Imago ähnlich; Prothorax 
ist ein kurzer breiter Ring, von den folgenden beiden Thoracalsegmenten, die sehr stark 
sind, deutlich getrennt. Flügel und Beine sind deutlich imaginal, der Hinterleib besteht 
aus 9 Segmenten. 


Der Kopf. 


Die Mundteile der Puppe ahneln, wie schon REAUMUR (2) angegeben hat, denen 
des vollkommenen Insekts. Doch sind Unterschiede, besonders bezüglich der im Puppen- 
stadium vorhandenen, im Imago-Stadium fehlenden Oberkiefer vorhanden. Labrum und 
Mandibeln sind gewöhnlich nach vorn oder gar nach oben gerichtet, während die Maxillar- 
paare der Brust anliegen. 

Die Oberlippe ist stets plattenförmig, besitzt im übrigen aber sehr verschiedene 
Gestalt. In den meisten Fällen ist sie vorn schmäler als hinten, manchmal in der Mitte 
des Vorderrandes stark vorgezogen (z. B. bei Oecetis und Triaenodes). Bei den Phryga- 
neiden ist das Labrum manchmal (Agrypnia) vorn breiter als hinten und fast gerade 
abgestutzt. Die Basis aller Labra ist dicker, bildet also einen Querwulst, der seitlich oft 
durch einen Einschnitt von den Seitenrändern getrennt ist, z. B. bei den Phryganeiden, 


22 


Glossosomatinen, Polycentropinen, Hydropsychinen etc.). Charakteristisch für die Labra 
der verschiedenen Arten ist die Stellung und Lange der Borsten und Haare. So finden 
sich bei den Phryganeiden stets 5 Paar langer schwarzer Borsten in den Vorderecken, 
bei den Limnophiliden stets 5 Paar Borsten auf der Fläche vor den Vorderecken, bei 
den Goerinen wieder 5 Paar Borsten in den Vorderecken, bei den Brachycentrinen etwa 
in der Mitte 5 Paar Borsten, bei den Lepidostomatinen 3—5 Paar Borsten am Vorderrand, 
bei den Hydropsychiden zahlreiche Haare, bei den Philopotaminen 5 Paar Borsten am 
Vorderrand (ein seltsames Uberwiegen der 5), bei den Polycentropinen paarweise angeordnete 
Borsten etc. Ausserdem sind noch fast iiberall gelbe oder farblose Haare, meist am 
Vorderrande vorhanden; die Hydroptiliden-Labra sind unbeborstet und tragen nur ganz 
wenige Haare. 

LUCAS (759 p. 25) hat die Oberlippe von Anabolia laevis, ZETT. genauer untersucht. 
Er findet dort anı Grunde jeder der grossen schwarzen Borsten eine sehr grosse hügelige 
Zelle; aus der Beschaffenheit des Plasma und Kerns dieser Zelle schliesst er, dass dieselbe 
secernierende Tätigkeit besitze, was noch wahrscheinlicher gemacht wird durch die Tat- 
sache, dass jene langen Borsten hohl (und die Spitze knopfförmig angeschwollen) sind. 
Ich habe bei allen mir zur Verfügung stehenden Labra diese schwarzen Borsten untersucht; 
sie sind überall hohl, enden aber meist spitz; nur bei den Limnophiliden — und zwar 
bei allen — sind die Borsten knopfförmig verdickt. Gewöhnlich sind diese Borsten an 
der Spitze umgebogen. Die Farbe der Labra ist meist eine helle, das Chitin dünn, die 
Phryganeiden-Labra sind gelblich bis bráunlich, manchmal chagriniert. 

Die Limnophiliden-Labra zeigen verdickte Stellen der Chitinhaut, welche den 
Bereich der Vorderecken umgrenzen. Die grossen Borsten treten aus Öffnungen der 
Oberfläche hervor. Eigentümlich ist der Vorderrand der Labra von Mystacides und Setodes 
gestaltet; er ist nämlich in 6 Vorsprünge ausgezogen, auf denen grosse Borsten stehen 
Fig. 85—90. 

Die Oberkiefer: Das Vorhandensein der Oberkiefer bei allen Puppen!) ist etwas 
ganz auffallendes, da dieselben bei den Imagines vollkommen fehlen, nur der Gelenkhöcker 
(cfr. Lucas, 1 59 pag. 29— 30) ist noch zu sehen. Der Zweck der Puppenmandibeln, welche 
den entsprechenden Larvenmandibeln stets unahnlich sind, ist sicher der, beim Verlassen 
des Gehäuses der Puppe den Weg durch die Gespinnstmasse und den anderweitigen 
Baustoff zu bahnen. Dass, wie LUCAS (759 p. 27) schreibt, die Mandibeln, sobald sie 
»diesen Zweck erfüllt haben, abgeworfen werden, wenigstens bei Anabolia«, ist etwas unklar; 
denn nie werden die Mandibeln sofort nach dem Verlassen des Gehäuses, also nach Er- 
füllung ihres Zweckes abgeworfen, sondern sie fallen erst, wenn die Imago aus der Puppen- 
haut hervorschlüpft und hangen stets mit letzterer zusammen. Ich bin überzeugt, dass 
Lucas diese Meinung auch gehabt hat. 

Die Schneide der Puppenmandibeln befindet sich stets medianwärts, alle Puppen- 
mandibeln sind also messerfórmig. Im übrigen ist ihre Form verschieden. Doch ist stets 
eine breitere, dickere Basis und eine schmalere Schneide vorhanden. Die Basis tragt 


1) Eine brasilianische Art, Macronema sp., besitzt nach FR. MULLER (137 p. 276) im Puppenstadium 
keine Mandibeln, 


2 Gelenkhöcker, von denen der dorsale nur eine Gelenkfläche darstellt, während der 
ventrale einen kleinen kugeligen Gelenkkopf,. der mit einem ventralen Fortsatz an der 
Wangengegend artikuliert ist, bildet Abgesehen von der oft wulstigen Basis, sind die 
Mandibeln dorsoventral abgeplattet, an der medianen Kante dünn und an der lateralen 
Kante meist viel dicker. Am grössten ist der Unterschied zwischen den Querdurchmessern 
der Schneide und der Basis wohl bei Æcnomus tenellus RBR., wo die Mandibel etwa axt- 
formige Gestalt hat. Bei vielen andern Puppen ähnelt die Mandibel einer Fuchsschwanz- 
sage (Limnophiliden mit Ausnahme von Apatania, Sericostomatiden und Leptoceriden mit 
Ausnahmen), besonders da die Schneide meist fein gesägt ist. Gröbere Zähnung findet 
man bei Apatania (zugleich eine Verwölbung der Schneide), bei Sericostomatiden, Odon- 
toceriden, 7Zriaenodes, (ähnlich wie Apatania), bei Oecetis. Nur einzelne grosse Zähne auf 
der Schneide finden sich bei Aivdropsyche, Philopotamus, Rhyacophiliden. Die Polycentro- 
pinen weisen recht schwache Mandibeln von säbelförmiger Gestalt auf Eigentümlich ist 
bei Odontocerum und bei Tinodes die Verlängerung der Mandibeln in einen dünnen, an der 
Spitze gespaltenen Fortsatz. Alle Mandibeln, soweit bekannt, sind auf der Rückenkante 
mit Borsten besetzt, die in den überwiegend zahlreichsten Fällen in der Zweizahl an der 
Grenze zwischen Basis und Schneidenrücken stehen; sie werden als Rückenborsten be- 
zeichnet. Nur bei Zrdroßsyche-Puppen finden sich zahlreiche lange Borstenhaare auf der 
Fläche der Mandibelbasis'). Die Mandibeln der Phryganeiden sind dadurch auffällig, dass 
ihre beiden Rückenborsten auf einem oft grossen Hocker stehen. Fig. 91— 109. 

Die beiden Maxillen haben für die Puppe augenscheinlich keine Bedeutung 
und sind deshalb auch noch ganz unentwickelt; sie sind von einer feinen farblosen Haut 
umschlossen, denen der Imago zwar sehr ähnlich, aber noch unausgebildet, weiss und 
weich. Die einzelnen Teile sind wie bei der Imago so eigenartig modifiziert und mit- 
einander verwachsen, dass es hier noch schwieriger ist, als bei der Larve, die Natur der 
einzelnen Teile ausfindig zu machen. Aus den zweiten Maxillen ist das sogenannte 
Haustellum, das für die Imago die Bedeutung eines Leckorganes hat, zusammengewachsen, 
eine an der Basis eingeschnürte dicke Platte. »Seitlich vom Grunde der zweiten Maxillen 
liegen die ersten und biiden jederseits einen flachen, breiten Wulst der sich nach vorn 
zuspitzt, dorsalwärts über das Haustellum legt, fast die Medianlinie erreicht und die hintere 
Grenze der Haustellarplatte bildet. Lateralwarts setzt sich an dem dem Stipes ent- 
sprechenden Abschnitte der ebenfalls von der Cuticula umgebene Palpus Maxillae an. 
Er zeigt schon ziemlich die definitive Form. Auf der Ventralseite des Kopfes schen 
wir eine quadratische Platte, die ihrer Lage nach wohl den vereinigten Cardines und 
Stipites der zweiten Maxillen entsprechen könnte. — Die Palpi labiales nebst ihren 
Trägern sind ihrer Vollendung ziemlich nahe.« (cfr. LUCAS, 159 p. 27—28). 


Die Brust. 
Die 3 Brustsegmente sind deutlich von einander getrennt. Während das erste 
stets das kleinste und von ringförmiger Gestalt ist, scl eint das zweite in fast allen Fällen 


1) Es ist merkwürdig, dass bei den Larven- und Puppenorganen (Labrum und Mandibeln) von Hydropsyche 


die Zahl der Haare und Borsten grösser ist, als sonst irgendwo. 


24 

das grösste zu sein; etwas weniger gross ist gewöhnlich das dritte. Dies Verhältnis ist 
ein ganz natürliches, muss doch der Meso- und Metathorax genügend Raum bieten für 
die Bildung der Flügelmuskeln. Die Flügel der Imago sind ganz weich und zusammen- 
gefaltet, von der Flügelscheide umgeben. Die Flügelscheiden bestehen aus einer durch- 
sichtigen, glatten Haut. Ihre Form ist verschieden und richtet sich im ganzen nach der 
Flügelform der resp. Imago. So sind die Flügelscheiden von vielen Leptoceriden und 
Hydroptiliden z. B. schmal und zugespitzt, von Phryganeiden, Limnophiliden, Sericosto- 
matiden breiter und abgerundet. Selbst schon die genaueren Umrissformen der Imaginal- 
flügel lassen sich an dem Umriss der Flügelscheiden erkennen; so z. B. sind bei Limno- 
philiden die vorderen Flügelscheiden am Grunde schmäler als an der Spitze, der Aussenrand 
ist schon gerade abgestutzt; die hinteren Flügelscheiden dagegen sind an der Basis 
breiter als an der Spitze und dort abgerundet. Die Flügelscheiden der X4yacophila-Puppe 
besitzen an der Spitze éinen kleinen stumpfen Fortsatz, der, weil er den Imagines fehlt, 
ganz eigenartig berührt; dieser Fortsatz dient als Tasche oder Futteral für einen Haar- 
wirbel der Imaginalflügel. Die Flügelscheiden bedecken die Seiten des Thorax und der 
ersten Abdominalringe und sind dann auf die ventrale Flàche des Kórpers herumgeschlagen. 
Sie sind gewóhnlich verschieden lang, indem die Vorderflügelscheiden mit ihrer Spitze 
die hinteren überragen; seltener sind sie scheinbar gleich lang. Ihre Lange im Verhaltnis 
zur Körperlänge wird durch die Angabe des Abdominalsegments, bis zu welchem sie 
reichen, angegeben. 

Die Beine sind in ihrer Grósse und Gestalt den Imaginalbeinen fast ganz gleich. 
Der Tarsus besteht also schon aus 5 (6) von einander getrennten Gliedern und steht so im 
Gegensatz zu den larvalen Beinen. Es finden sich schon alle Eigentimlichkeiten der 
Schienen etc. hier angedeutet. So ist die Spornzahl z. B. genau dieselbe wie bei den 
Imagines, doch sind die Sporne stets kürzer und breiter, die Zahl der Sporne wird also 
auch hier durch einfache Ziffern angegeben, z. B. Limnophilus-Puppe 1, 3, 4, d. h. Vorder- 
schiene mit 1 Endsporn, Mittelschiene mit 1 Mittel. und 2 Endspornen, Hinterschiene 
mit 2 Mittel. und 2 Endspornen. — Bekannt ist die Erweiterung der Mittelschiene und 
-Tarsen der Hydropsyche u. a. im Imaginalzustande; auch bei den entsprechenden Pnppen 
ist diese Erweiterung schon vorhanden. Zweierlei aber macht die Puppenbeine von den 
Imaginalbeinen verschieden, der Besitz von Schwimmhaaren nämlich und eines 6. meist 
kurzen Tarsalgliedes, welches die Klauen der Imago einschliesst. Die Schwimmhaare 
stehen wie bei allen Wasserinsekten zweizeilig, sind also in zwei langen Reihen an den 
Aussenweiten der Beine angeordnet. Fast stets mit Schwimmhaaren bewimpert sind die 
Mittelbeine (Tibia und Tarsus) welche bei den Puppen überhaupt die grósste Beweglichkeit 
zeigen. Die Vorder- und Hintertibien wie Tarsen sind oft kahl, manchmal aber auch 
(die Hinterbeine ófter als die Vorderbeine) mit wenigen Schwimmhaaren besetzt, die aber 
immer nur auf der Tibie und dem ersten Tarsalgliede zu finden sind. An das letzte 
Tarsalglied setzt sich noch ein, gewöhnlich kurzes, Glied an, welches die Krallen der 
Imago birgt; ich nenne dieses das Krallenglied. Oft hat das Krallenglied 2 rundliche 
Vorsprünge, in denen sich die Spitzen der Imaginalkrallen finden. In einigen Fallen 
sind diese Vorsprünge chitinisiert, scharf und gebogen, so dass sie wirkliche Krallen 


25 


darstellen, welche also der Puppe eigen sind. Solche Krallen finden sich z. B. bei den 
Phryganeiden, bei Odontocerum, Polycentropinen und besonders mächtig bei den Rhyaco- 
philiden. Die Unterfliche der distalen Tarsalenden ist häufig durch zahlreiche kleine 
Spitzen rauh. Bei Zimnophilus griseus L. ist jedes Tarsalende noch in einen Hocker (der 
einen längeren Enddorn der Imago aufnimmt, ausgezogen. Beide Einrichtungen, Krallen und 
Rauhheit der Tarsen, erleichtern jedenfalls der Larve das Heraussteigen aus dem Wasser. 


Der Hinterleib 


besteht aus 9 Segmenten, die durch Strikturen von einander getrennt sind. Er hat im 
allgemeinen schon die Form des Imaginal-Abdomen, ist aber gewöhnlich länger als bei 
der Imago, da die einzelnen Ringe noch nicht in einander geschoben sind. — Mit Aus- 
nahme einiger besonderer Puppenorgane können die übrigen, Seitenlinie und Kiemen, hier 
ganz kurz behandelt werden, da sie den entsprechenden Teilen der Larve ähnlich sind. 
Die Kiemen entsprechen ganz den larvalen Kiemen, sind manchmal aber zahlreicher als 
dort. Doch fehlen sie einigen Puppen, deren Larven Kiemen besitzen (Ahyacophila) und 
andrerseits treten bei einigen Puppen, deren Larven keine Kiemen besitzen, solche auf 
(Polycentropinae), Neben den fadenförmigen Kiemen finden sich bei den Zydropsyche-Puppen 
zarte, dreieckige, zugespitzte Kiemenanhänge an den seitlichen Tergiträndern der Segmente 


III—VII, also etwa an der Stelle der hier ja fehlenden Seitenlinie). — Die Seiten- 
linie ist dort, wo sie vorkommt — und sie ist überall an den Puppen zu sehen, 
deren Larven eine solche besitzen —, stets mit weit längeren Haaren besetzt, aber 


wohl immer kürzer, auf die hinteren Abdominalsegmente beschränkt; auf der Ventral- 
fläche des VIII. Segments bildet sie einen meist durchbrochenen Kranz, hat hier also die 
Lateralfläche verlassen. Alle campodeoiden entbehren, fast alle raupen- und subraupen- 
formigen Puppen besitzen eine Seitenlinie. — Ein neues, bei der Larve noch nicht vor- 
handenes Organ findet sich auf dem Rücken des Hinterleibs, der sogenannte Haftapparat. 
Derselbe besteht aus zahlreichen Häkchen, welche meist auf rundlichen Plättchen stehen. 
Die Häkchen sind teils nach vorn, teils nach hinten gerichtet. Der Haftapparat setzt die 
reife Puppe in Stand, nach dem Durchbruch des Gehäuses, unter Benutzung des scharfen 
Oberkiefers, bis zur Öffnung des Gehäuses emporzuklettern und dann dasselbe zu ver- 
lassen, er ermöglicht überhaupt jede Bewegung der Puppen im Gehäuse, Bei einer 
Reihe von Puppen gebe ich die Zahl der Chitinhäkchen durch eine einfache Formel an; 
es bedeutet z. B.: III. ?/4. 4. 154.1. 6. 6. VIIL: auf dem Vorderrande des HI. Segm. 
stehen jederseits auf einem Chitinplättchen 3 bis 4 analwärts gerichtete Häkchen, auf 
dem IV. Segm. 4, dem V. Segm. 4 bis 5, dem VI. Segm. 6 und dem VII. Segm. 
auch 6; ferner finden sich auf dem Hinterrande des V. Segm, 2 Chitinplättchen mit je 
9 bis 11 oralwärts gerichteten Häkchen. — Die hier dargestellte Anordnung der Chitin- 
häkchen wird die »gewohnliche« genannt werden. 

STRUCK (799) hat die Tätigkeit dieses »Haft- und Bewegungsapparates« an 
lebenden Puppen beobachtet und gefunden, dass ausser den Häkchen auch noch besonders 
der auf- und niederstülpbare Fortsatz des I. Abdominalsegments grosse Bedeutung bei 
jeglicher Bewegung der Puppe hat. — TFigentimlich sind wohl allen Puppen schmale 


26 

Chitinleisten, welche sich oral-analwärts über die Abdominalsegmente hinziehen, gewöhnlich 
je eine auf den lateralen Partien der dorsalen und ebenso der ventralen Oberfläche; von 
diesen Leisten, die bei Leptoceriden oft schwarz, bei den andern Puppen braun gefärbt 
sind, strahlen manchmal leistenartige Fortsätze aus, lateralwärts und medianwärts; man 
wird wohl annehmen dürfen, dass dieser ganze Leistenapparat als Stütze, zur Versteifung 
der weichen Segmente dient. Das IX. Hinterleibssegment ist mit einer Anzahl sogenannter 
Analanhänge ausgestattet, von denen die einen Verwölbungen der ventralen und dorsalen 
(besonders der ersteren) Fläche, die anderen Fortsätze der Hinterleibsspitze sind. Die 
ersteren enthalten die unteren Genitalanhänge und den Penis in der Anlage, die letzteren 
sind verschiedener Natur. Entweder nämlich sind sie auch nichts weiter als Futterale 
für die Genitalien der Imago oder sie sind nur der Puppe eigentümliche Organe von 
meist chitiniger Beschaffenheit, haben dann also mit den Genitalien nichts zu tun. Im 
letzteren Falle stehen sie an Stelle der Larven-Nachschieber, sind aber stets ungegliedert 
und nie mit Krallen versehen. Trotzdem mögen sie eine Bedeutung haben bei der 
Funktion des Haftapparats, denn sie sind stets mit kleinen Zähnen, Häkchen oder 
wenigstens langen Borsten besetzt, also rauh. Solche Anhänge sind vorhanden bei den 
Limnophiliden, Sericostomatiden und Leptoceriden. Ihre Form ist gewöhnlich die eines 
Paares von Stäbchen. Die Analstäbchen der Limnophiliden sind fast überall gleich breit 
oder doch nur ganz wenig nach dem Ende zu verschmälert und kurz vor dem Ende mit 
2 langen Borsten besetzt; ähnliche Borsten, aber meist kleiner, finden sich auch noch auf der 
Fläche und an der Basis. Das Ende der Stäbchen ist entweder nach aussen hakenförmig 
umgebogen (meist) oder ganz gerade (z. B. bei Chactopteryx und Halesus auricollis PICT.; meist 
(wenn nicht immer) ist die letzte Hälfte der Analstibe dicht mit hakenförmig nach 
vorn gekrümmten Zähnen besetzt, die an der Spitze besonders gross und dicht stehen. 
Die betreffenden Stäbchen bei Apatania ähneln schon mehr den bei den Goerinen vor- 
kommenden; sie sind schlanker und aussen an der Spitze gezähnt; ihre Basis ist bedeutend 
dicker als die Spitze. Recht einfach gebildet sind auch die Stäbchen bei den meisten 
übrigen Sericostomatiden, entweder dicht mit Haaren besetzt, wie bei den Sericostomatinen, 
oder unbehaart (bei den Brachycentrinen) Die vierte Gruppe (Zepidostomatinae) weist ganz 
andere Analanhänge auf, die — später zu beschreiben -- nur als Futterale für die Genital- 
anhänge der Imago zu betrachten sind. Die Leptoceriden besitzen wieder eigentliche 
Analstäbchen, aber für jede Gattung, ja Art, verschieden. Zwar kommen auch hier ein- 
fache Formen vor (Odontocerum, Beraeinae), meist aber sind die Stäbchen ausgehöhlt, 
gezackt, mit Stacheln, Dornen und Haaren besetzt. Die Analanhänge der übrigen (campo- 
deoiden) Familien sind in ihrer Form ganz abhängig von den Genitalanhängen des be- 
treffenden Imago (cfr. syst. Teil); diejenigen der Hydropsychinen machen mit ihrer 
chitinigen Oberfläche schon mehr den Eindruck von Analstabchen. Fig. 110—124. 


4. Die Gehäuse. 


Da alles Nötige über die Form der Gchäuse und ihren Baustoff bei den einzelnen 
Arten im systematischen Abschnitte dargelegt ist, gehe ich hier nicht näher darauf ein. 
Auch Abbildungen gebe ich nicht, da KLAPALEK (733 u. 757), STRUCK (774 u. 180) und 


27 


SILFVENIUS (796) sie schon geniigend ausfiihrlich beschrieben und bildlich dargestellt haben. 
Nur lasse ich!) hier cine Tabelle nach Dr. STRUCK folgen, welcher in derselben alle 
Baustile einheitlich geordnet hat. Allerdings schliesst er drei Familien nicht mit ein, 
nämlich die Hydropsychiden, Rhyacophiliden und Hydroptiliden, von denen die beiden 
ersteren meist gar kein Larvengehäuse besitzen, während die kleinen Gehäuse der letzten 
Familie von allen anderen durch ihre flache Form und ihren Baustoff gut zu unterscheiden 
sind. Die folgende Tabelle ist gegen die von Dr. STRUCK aufgestellte nur insofern ver- 
ändert, als ich zwecks Zusammenfassung in drei grössere Gruppen eine Umordnung vor- 
genommen und die Hydroptiliden (X) neu eingefügt habe: 
A) Aus reinem Spinnstoff hergestellte Gehäuse: 
ı. von Röhrenform (Baustil VIII); 
2. von meist flacher Gestalt (Baustil X). 
B) Aus mineralischen Stoffen oder Conchylien hergestellte Gehäuse: 

1. Gerade oder gebogene, cylindrische oder konische, bisweilen von oben nach unten 
leicht zusammengedrückte Röhren aus Sandkörnchen oder Steinchen (Baustil I). 

2. Röhren von gleicher Beschaffenheit, aber mit Belastungsteilen an den Seiten 
(Baustil I a). 

3. Róhren von gleicher Beschaffenheit, doch sind die Seiten derselben und der 
obere Rand der vorderen Öffnung durch Anfügung von Sandkórnchen verbreitert, 
so dass ein flaches, schildfórmiges Gehäuse entsteht (Baustil Ib). 

4. Gerade oder leicht gekrümmte Röhren aus Conchylien (Baustil I c). 

5. Aus Sandkornchen hergestellte, schneckenhausähnlich aufgerollte Röhren (Baustil IX). 

C) Aus vegetabilischen Stoffen hergestellte Gehäuse: | 

I. Gerade oder gebogene, mit vegetabilischen Stoffen der Länge nach belegte Röhren; 
a) ohne Belastungsteile (Baustil II); 

b) mit Belastungsteilen vegetabilischer Herkunft an den Seiten (Baustil II a); 

c) ähnlich wie a, aber die zur Herstellung der oberen und unteren Teile des 

Rohres benutzten Materialien überragen die zu den seitlichen Wandungen 
benutzten um ein Erhebliches (Baustil II b). 

2. Mit vegetabilischen Stoffen der Quere nach belegte Röhren (Baustil III). 

3. Mit vegetabilischen Stoffen (Blattstückchen), welche senkrecht zur Langsachse 
angeordnet sind, belegte Röhren (Baustil IV). 

4. Róhren von vollstándig viereckigem Querschnitt (Baustil V). 

Róhren von vollstándig dreieckigem Querschnitt (Baustil VI). 

6. Mit vegetabilischen Stoffen von nahezu gleicher Grósse und Form, welche spiralig 
sich von einem zum andern Ende hinziehen, belegte Róhren (Baustil VII). 

Von den eigentlichen Gehäusen, deren »Wohnraum« doch immer mehr oder 
weniger die Form einer Róhre besitzt, lassen sich die kammerartigen Gehause (Kammern 
der Rhyacophiliden und Hydropsychiden), da ihnen stets die Bauchwand fehlt, gut trennen; 
die Puppen dieser beiden Familien ruhen in ihren auf der Unterlage befestigten Kammern 
noch in einem spindelfórmigen braunen oder grauen Cocon. ' 


1) Vgl. dazu: ULMER (189). 


in 


28 


5. Etwas über Fang, Aufzucht und Konservierung 
| der Larven und Puppen. 


Fast alle Trichopteren verleben ihre Jugendzeit im Wasser, entweder im stehenden 
Gewässer, also im Moor, Sumpf, Teich und See, oder in fliessenden Wassern, im Bach 
und Fluss'). Nur eine einzige Art entwickelt sich auf dem Lande, entfernt vom Wasser, 
an Buchenstámmen im Moose; es ist die Limnophilide Lnoicyla pusilla BURM*). Die Larven 
dieser Trichoptere mit ihren weisslichen Sandköchern sieht man schon auf mehrere Meter 
Entfernung zwischen dem grünen Moose und kann sie leicht mit der Hand in ein unter- 
gehaltenes Gefäss abstreifen; in einem Behälter mit feuchtem Moose halten sie den Trans- 
port von mehreren Tagen mit Leichtigkeit aus, selbst wenn das Gefäss geschlossen und 
nur täglich einmal für kurze Zeit geöffnet ist. 

Da alle anderen Trichopteren-Larven das Wasser bewohnen, muss der Trichop- 
tereologe die Binnengewässer recht oft besuchen Er wird anfangs ruhig beobachtend 
seine Umgebung (Sträucher, Bäume, Wasserpflanzen,Felsen etc.) betrachten, um der Ima- 
‘gines habhaft zu werden. Erhält man von einer Art eine grössere Anzahl, so spanne 
man die meisten wie Schmetterlinge auf dem Spannbrett aus, einige lasse man ungespannt 
und einen dritten, ebenfalls kleinen Teil, bewahre man in Alkohol auf, um gelegentlich 
mikroskopische Präparate herstellen zu können. Sehr vicle und gute Exemplare kann 
man auch aus Larven und Puppen züchten 

Hat man auf einer Exkursion einen flachen Teich oder die Flachküste eines 
grösseren Sees erreicht, welche von Pflanzen kaum bewachsen sind, so wird man hier 
nur eine verhältnismässig geringe Ausbeute machen; man wird aber doch häufig Larven 
mit ihren Kóchern herumkriechen sehen; Anabolia, Molanna, Limnophilus würden die 
Gattungen sein, deren Vertreter man auf diese Weise erkennen und leicht herausnehmen 
wird. Befinden sich Steine, mit Algen besetzt, in der Uferzone, so ist meist der Erfolg 
schon grösser, ausser den genannten trifft man an ihnen auf Goéra pilosa FBR., Leptocerus 
annulicornis STEPH. und Leftocerus bilineatus L. Ist dagegen eine sehr reiche Uferflora ent- 
wickelt, so benutze man ein starkes Wassernetz und streife damit kräftig die Pflanzen 
ab; man wird dann oft eine ungeahnte Ausbeute machen, besonders an Phryganeiden, 
Limnophiliden und Leptoceriden (Mystacides, Leptocerus); wenn möglich, fahre man auch 
mit einem Boote auf dem Gewässer umher, untersuche die Aymphaca- und Zotamogeton- 
Blätter; an deren Unterseite sieht man vielfach kleine Gehäuse der Hydroptiliden. 
Ähnlich wie hier kann man auch in einem langsamen Flusse der Ebene verfahren. 
Ist der Boden des Teiches etc. mit abgefallenem Laub bedeckt, so nehme man eine 
Hand voll nach der anderen heraus (event. mit dem Netze) und suche Blatt für Blatt 
durch; besonders Phryganea und Neuronia wie Glyphotaelius und dreikantige Gehäuse von 
Limnophilus decipiens KOL. werden so erbeutet werden. 


1) Mac LACHLAN und letzthin SILFVENIUsS (796) haben mehrfach Trichopterenlarven an den Meeres- 
küsten gefunden. E 

3) Zwar gibt Hacen (37) noch andere Fälle von landbewohnenden Larven an, doch sind die be- 
treffenden Funde wohl als zweifelhaft zu betrachten, 


Gelangt man aber an einen Wasserlauf mit wirklichem Gefalle (Gebirgsbach), 
der über Steine und Felsblöcke herunterrieselt und braust, so muss die Methode des 
Aufsuchens von Trichopteren-Larven und -Puppen eine ganz andere sein. Man untersuche 
nach Beobachtung des Gebiisches etc. die im Wasser liegenden Steine und andere dort 
befindliche Gegenstände; auf ihrer Oberseite sowohl wie an den übrigen Flächen sitzen 
Trichopteren-Gehäuse oft zu Hunderten. Wenn möglich, bringe man diese Larven und 
Puppen mit dem Substrate nach Hause; wenn das unausführbar ist, begnüge man sich 
mit den Gehäusen und frei lebenden Larven, welche man vorsichtig von den Steinen 
ablöst. Alle Hydropsychiden (ausgenommen Zolocentropus, Ecnomus und Tinodes, und Rhyaco- 
philiden, aber auch Vertreter aller anderen Familien (mit Ausnahme der Phryganeiden) 
wird man auf diese Weise finden. Auch hier gilt das, was oben über faulende Blätter 
gesagt wurde; sind solche vorhanden, so durchsuche man sie; Sicnophylax-, Halesus- und 
Anabolia-Larven findet man häufig zwischen ihnen, vgl. auch ULMER (792). 

Diejenigen Larven und Puppen, welche zu Zuchtzwecken Verwendung finden sollen, 
müssen möglichst bald in geeignete Gefässe (kleine Aquarien) gebracht werden. Die Tiere 
können entweder in einem mit frischem Wasser gefüllten (offenen) Gefässe oder zwischen 
feuchtem Moos etc. verpackt, transportiert werden. Die in Aquarien eingesetzten Larven 
kann man wohl alle mit Pflanzenstoffen ernähren, mit allerlei grünenden Wasserpflanzen 
oder auch mit faulenden Blättern. Doch setze man nicht zu viele Exemplare in ein 
Gefäss, da sie sich dann oft beschädigen; auch sorge man, am besten mittelst einer 
Durchlüftungseinrichtung, für stets frisch bleibendes, sauerstoffreiches Wasser, das besonders 
für die Aufzucht der Gebirgsformen unerlässlich ist. Bemerkt man, dass die Larven zur 
Verpuppung schreiten — sie fressen dann nicht mehr, heften ihr Gehäuse an einem 
Gegenstande im Wasser an und verschliessen es —, so überbinde man das Aquarium 
mit Zeuggaze, damit die nach ca. drei Wochen ausschlüpfenden Imagines nicht entfliehen 
können. Vor dem Ausschlüpfen verlassen die Puppen ihr Gehäuse, rudern oder klettern 
zur Wasseroberfläche empor und begeben sich (meist) aufs Trockene. Man biete ihnen 
deshalb feste, aus dem Wasser hervorragende Körper, lasse also grössere Steine oder 
Wasserpflanzen über dem Wasserspiegel herausreichen. Die Imagines lasse man ein paar 
Stunden in Ruhe, damit sie sich gut ausfärben können. 

Das für die Sammlung bestimmte Material von Larven und Puppen muss je nach 
der Grösse und der Art des Gehäuses verschieden behandelt werden. Kleinere Arten, 
wie Sericostomatiden, Leptoceriden und die gehäuselosen Formen töte und konserviere 
man in Alkohol oder in Alkohol-Formol (Gemisch aus 20 Teilen Alkohol, ı Teil käuflichen 
Formol und 20 Teilen Wasser). Solche Larven und Puppen aber, welche ein voluminöses 
Gehäuse aus Pflanzenstoffen bauen (Grammotaulius, Glvphotaelius, Limnophilus, Phryganea etc.), 
sind besser in kochendem Alkohol zu töten und nach der Entfernung aus dem Gehäuse 
in obige Flüssigkeit zu übertragen; im allgemeinen ist Spiritus besser anwendbar als 
Formol. — Als Einschlussmittel für mikroskopische Dauerpräparate benutzt man in Xylol 
oder Chloroform gelösten Kanada-Balsam, nachdem die Präparate etwa 2—6 Stunden in 
starkem Alkohol und dann 12—24 Stunden in Nelkenol gelegen haben. Präparate von 
einzelnen Larventeilen (Clypeus, Mandibeln) kann man auch aus den Puppengehäusen 


Á 


30 


entnehmen; Praparate von Puppen lassen sich schnell und leicht a Haftapparate, 
Beine) aus den Puppenexuvien gewinnen. 


Spezieller Teil. 


In dem nun folgenden systematisch -beschreibenden Teile habe ich fast nur die- 
jenigen Larven und Puppen bearbeitet, welche durch K. J. MORTON, FR. KLAPALEK, 
R. STRUCK, A. J. SILFVENIUS und mich selbst beschrieben wurden. Doch sind überall 
im Anhang zu den einzelnen Familien auch diejenigen l.arven-Gehäuse genannt, welche 
von früheren Beobachtern nur oberflächlich gekannt und gekennzeichnet wurden. In die 
Bestimmungstabellen konnten solche Formen natürlich nicht aufgenommen werden. — 
Um das Bild der Metamorphosestadien möglichst genau geben zu können, habe ich auch 
bisher nicht in Deutschland aufgefundene Arten, wenn sie nur in genügender Weise he- 
schrieben wurden, mit aufgenommen. — Wohl kaum brauche ich darauf aufmerksam zu 
machen, wie ungeheuer schwierig es war, brauchbare Bestimmungstabellen zu finden. 
Lagen doch so gut wie keine Vorarbeiten auf diesem Gebiete vor! 

Während man bei Bestimmung der Larven nicht nur die Tabellen, sondern auch 
die Einzelbeschreibungen durchsehen muss, wird man reife Puppen häufig schon, wenn 
man Familie oder Gattung bestimmt hat, nach den durchscheinenden Genitalanhängen der 
Imago (Abbildungen bei MAC LACHLAN u. a.) determinieren können; auch berücksichtige 
man dabei die Reste der Larvenexuvie (Clypeus, Mandibeln etc.). 

Auch einige Larven lassen sich ohne weiteres bestimmen: die auf dem Lande 
lebende Ænoicyla, die Arten mit vierseitigem Gehäuse (Brachycentrus, Lepidostoma, Crunoecta), 
die Larven mit Schwimmbeinen (Triaenodes, Setodes tineiformis CURT.), ferner Drusus discolor 
RBR. (Kopf mit einem leistenförmigen Wall), die Goerinen, (Kopf in den Prothorax zurück- 
ziehbar, die Hydroptiliden (winzige Arten mit meist flachem Gehäuse). 


Bestimmungstabelle der Larven: 


Aı. Larven auf dem Lande lebend: Znotcyla. 
Az. Larven im Wasser lebend. 


Bı. Larven subraupenförmig, nur Pronotum ganz hornig; Meso- und Metanotum mit 
je ı Borstenflecke an der Seite; zwischen den Vorderbeinen auf der Ventralfläche 
des Prothorax ein »Horn«; einige Kiemenfäden auch an der Ventralfläche des 
I. Abd.-Segm. Gehäuse meist aus spiralig gelegten Pflanzenstoffen, stets an 
beiden Enden offen; stehende oder langsam fliessende Gewässer: Phryganeidae. 


B:. Larven raupenfórmig. 


Ci. Seitenlinie deutlich; Pro- und Mesonotum ganz hornig; Metanotum mit 3 Paar 
von Chitinschildern (cfr. Fig. A !), die seitlichen Plättchen mondförmig; zwischen 
den Vorderbeinen auf der Ventralflache des Prothorax ein »Horne; Tibienende 


1) Bei Apatania fehlen die 2 Paar mittlerer Plättchen, die Seitenlinie ist fein, doch ist das »Horn« deutlich. 


31 


der Beine stets ohne Vorsprung, stets mit 2 Endspornen; keine Kiemenfaden auf 
| der Bauchflache des I. Abd.-Segm.: Zimnophilidae. 
Cs. Seitenlinie fein oder fehlend; zwischen den Vorderbeinen kein »Horn« Bedeckung 
der Thoracalsegmente anders als in Cı.: Sericostonatidae und Leptoceridae. 

Di. Kopf in das vorn stark ausgeschnittene Pronotum zurückziehbar ; Gehäuse 
durch angefügte grobe Sandkórnchen oder meist durch Steinchen verbreitert: 
Goerinae. 

De. Kopf, Pronotum und Gehäuse nicht so wie in Di. | 

Eı. Klauen der Nachschieber gross (Fig. 77), aus 3 übereinander gestellten 

Haken gebildet (Lupe!); Gehäuse eine glatte, konische, gebogene Sand- 

röhre; alle Beine mit langen Haaren besetzt; Larve dick; Kopf sehr 

dunkel: Sericostomatinae. 
Es. Klauen der Nachschieber klein, mit oder ohne kleine Rückenhaken. 

Fi. Pronotum durch eine feine, dunkle, bogentormige Querlinie in 2 hinter- 
einander liegende Schilder geteilt; I. Abd.-Segm. ohne Höcker; Mittel- 
und Hintertibie (Fig. 57 und 59) oft mit grossem Fortsatz; Gehäuse 
manchmal vierseitig: Brachycentrinae. 

Fe. Pronotum nicht so geteilt wie in Fı.; Hintertibie stets ohne Fortsatz. 

Gi. I. Abd.-Segm. nur mit seitlichen Höckern; Fühler rudimentär; Ge- 
häuse meist vierseitig: Lepidostomatinae. 

Gs. I. Abd.-Segm. mit 3 Hóckern; Fühler deutlich; Hinterbeine sehr 
schlank; Gehäuse nie vierseitig, der Larve stets eng angepasst und 
viel länger als sie: Zepfoceridae. 

Bs. Larven campodeoid. 
Hı. Nur Pronotum hornig. 
Jı. Larve ohne Kiemen. 
Kı. Nachschieber mächtig entwickelt, bein- oder fussartig. 
Lı. Klaue der Nachschieber mit 3 stumpfen Dornen an der 
Innenkante: Ryacophila tristis HAG. 


Le. Klaue dort ohne Dornen: Hydropsychidae (Philopotaminae, 
Polycentropinae, Tinodes) 
Ke. Nachschieber sehr kurz, mit dem letzten Segm. verwachsen: 
Glossosomatinae. 
Jz. Larve mit Kiemen: Rhyacophila. 
Hs. Alle 3 Thoracalsegmente oben hornig. 
Mı. Nachschieber mächtig, bein- oder fussartig: 
Ni. Larve ohne Kiemen: Æcnomus. 
Ns. Larve mit Kiemen: Hydropsychinae. 


Me. Nachschieber ganz kurz, Larven meist sehr winzig: 
Hydroptilidae. 


(32. 


Bestimmungstabelle der Puppen: . 


Aj. Puppen aus raupenfórmigen, bezw. subraupenförmigen Larven entstanden, fast immer 
mit Seitenlinie; wirkliche Gehäuse, kein Cocon, nie kammerartige Geháuse?). 
Bı. Hinterschienen mit 4 Spornen. 
Ci. Mittelschienen auch mit 4 Spornen. 
Di. Spornzahl 2, 4, 4. 
Ei. Mandibeln mit einem Höcker, der die Rückenborsten trägt (Ausnahme 
Neuronia reticulata); Analanhange flach, rhombisch; Fühler kürzer als der 
Körper; I. Abd.-Segm. mit einem breiten Fortsatze, der über das II. Segm. 
hinüberragt; Gehàuse stets cylindrisch, meist gerade und aus spiralig 
gelegten Pflanzenstoffen gebaut; Puppe stets länger als 10 mm: Phryganeidae. 
E». Mandibeln ohne Hocker auf dem Rücken; Analanhànge flach oder stabchen- 
fórmig; Fühler so lang oder länger als der Körper; I. Abd.-Segm. ohne 
jenen Fortsatz; Gehäuse nie aus spiralig gelegten Pflanzenstoffen, manchmal 
vierseitig, sonst aus Sandkórnchen oder mit angefügten Steinchen. 
Fi. Fühler um das letzte Segm. herumgelegt; Gehäuse eine konische, gebogene 
Sandróhre: Odontocerum. 
Fs. Fühler nicht um das letzte Segm. herumgelegt. 
Gi. Gehäuse flach, schildformig verbreitert, aus Sandkórnchen: Molanna. 
Ge. Gehäuse anders als vorher. 
Hi. Letztes Segm. mit langen, schlanken Analanhängen, die an der 
Spitze einwárts gebogen sind: Goerinae, 
Hs. Letztes Segm. mit flachen Anhängen: Zepidostomatinae. 
Ce. Mittelschienen mit 3 Spornen; Spornzahl 1, 3, 4: Zimmophilinae (mit Ausnahme 
von Chaetopteryx, Halesus und Drusus). 
Cs. Mittelschienen mit 2 Spornen. 
Ji. Spornzahl 1, 2, 4.: Apatania. 
Js. Spornzahl 2, 2, 4. 
Kı. Puppe nie länger als höchstens 6 mm; Seitenlinie fehlend: 
Berueainae. 
Ks. Puppe mindestens 9 mm lang; Seitenlinie vorhanden: Seri- 
costomatinae, 
Be. Hinterschienen mit 3 Spornen. 
Li. Spornzahl 2, 3, 3: Brachycentrus. 
Ls. Spornzahl t, 3, 3 oder O, 3, 3: Chaetopteryx, Halesus und 
Drusus. 
Bs. Hinterschienen mit 2 Spornen: 
Mı. Spornzahl 2, 2, 2. 
Ni. Fühler kürzer als der Körper: Olsgoplectrum und 
Micrasema (bei Micras. Sporne undeutlich). 


1) Auch die winzigen, leicht kenntlichen Hydroptiliden-Puppen (Spornzahl 1, 3, 4 oder O, 2, 4 oder 
1, 2, 4) bewohnen wirkliche Gehäuse. 


_33_ 


Ne. Fühler bedeutend länger als der Körper, um das 
letzte Segm. herumgelegt: Zef/ocerus. 

Ms. Spornzahl anders als in Mi, entweder o, 2, 2 oder 
I, 2, 2; Fühler um das letzte Abd.-Segm. herumgelegt: 
Setodes, Oecetis, Mystacides, Triaenodes (auch Znoicylua 
[Landbewohner] hat diese Spornzahl). 


As. Puppen aus campodeoiden Larven entstanden, nie eine Seitenlinie; Gehäuse entweder 
flach, klein, meist aus Gespinststoff (Hydroptilidae, Spornzahl 1, 3, 4 oder 1, 2, 4 
oder o, 2, 4), oder keine eigentlichen Gehäuse, sondern Kammern (mit fehlender 
Bauchwand), Puppe in einem grauen, gelben oder rotbraunen Cocon. 

Oi. Hinterschienen mit 4 Spornen. 
Pi. Mittelschienen auch mit 4 Spornen. 
Qi. Spornzahl 3, 4, 4. 

Ri. Mandibeln ohne grosse Zähne. 
Sı. Mandibeln  sábelfórmig gekrümmt, 
schlank und lang, hell: Zo/ycentropinae. 
Se. Mandibeln aus breiter Basis plötzlich 

sehr verschmilert: Zenomus. 
Re. Mandibeln mit einigen grossen Zähnen: 

Rhyacophila. 

Qe. Spornzahl 2, 4, 4; Mandibeln mit grossen 
Zähnen: 

Tı. Puppe in einem gelbbraunen Cocon, 
der nur an 1 Ende befestigt ist: 
Glossosomatinae. 

Ts. Puppe in einem grauen Cocon, der 
überall an der Gehäusewand be- 
festigt ist: 

Ui. Lange, stark chitinisierte und mit 
zahlreichen Borsten besetzte 
Analanhange: Hydropsyche. 

Us. Kurze, häutige Analanhänge: 
Philofotaminae. 

Os. Spornzahl auch 2, 4, 4; aber Mandibeln 
ohne grosse Zähne, sehr schlank in eine 
gespaltene Spitze ausgezogen: Tinodes. 

P;. Mittelschienen nur mit 3 Spornen; wirkliche Ge- 
häuse, meist flach, aus Gespinnst ; meist winzige 
Arten (Hydroptilidae, wie auch Ps): Agraylea, 
Orthotrichia, Allotrichia, Ithytrichta, Oxyethira. 

Ps. Mittelschienen nur mit 2 Spornen: 

V.. Spornzahl o, 2, 4: Hydroptila. 
V». Spornzahl 1, 2, 4: Stactobía 


5 


34 


I. Familie: Phryganeidae Westw. 


Mac LACHLAN (42 p. 11) | MIALL (765) 

Mac LACHLAN (73 p. 14) LAMPERT (773 p. 153) 
RIS (141) p. 105 SILFVENIUS (796 p. 1—10) 
KLAPALEK (757 p. 5) ULMER (200 p. 213) 


(Nur in stehenden oder schwach fliessenden Gewässern). 

Gehäuse meist aus spiralig gelegten Pflanzenstoffen, stets an beiden Enden offen. 
vgl. auch Agrypnia und Phr. minor CURT.! 

ı. Die Larven: subraupenfórmig, d. h. Kopf nur wenig nach unten geneigt, 
zwischen den Segmenten mit tiefen Strikturen, am I. und II. Abdominalsegmente am 
breitesten; letztes Abd.-S. bedeutend schmäler als die übrigen; Körper von oben nach 
unten oft etwas kompress, besonders die 2 letzten Segmente. 

Kopf langlich, flach; auf der Dorsalseite meist (Fig. D.) dunkle Linien (Gabel- 
linienbinden und Wangenbinden) und ein lànglicher Clypeusfleck (bei Meuronia anders, s. d.); 
Gabelaste wenig gebogen; Clypeus (Fig. 1) lang, mit 2 seichten Einschnitten und scharfen 
Vorderecken. — Fühler eingliedrig, kurz, an der Spitze mit Borste. — Mundteile 
ziemlich prominent. Labrum (Fig. 13) sehr breit, querelliptisch, mit seicht 
ausgeschnittenem Vorderrande, hier mit gebogenen gelben Dornen; am Ende 
des ersten Drittels mit 1 Paar Borsten auf der Flache, ausserdem 1 Paar 
Borsten in den Vorderecken und am Seitenrande, auf der Unterflache 3 Paar 
dicker, dicht anliegender Dornen (auch von oben sichtbar, wenn aufgehellt); 
oben mehrere runde Öffnungen, davon eine in der Mitte und je eine andere 
seitlich von den Flachenborsten; Seitenbürste fehlend oder doch nur aus sehr wenig 
hellen Haaren bestehend. Mandibeln (Fig. 23) meisselfórmig, stark, ausgehöhlt; ohne 
Innenbürste (ausgenommen ZAryg. minor.), mit 2 Rückenborsten nahe der Basis; Zähne 
der rechten Mandibel weniger zahlreich als die der linken. Cardo der Maxillen 
dreieckig, Stipes lang; Maxillartaster lang, gebogen, fünfgliedrig, nach der Spitze hin 
schmaler, auf der ventralen Flache des I. Gliedes eine Borste; Maxillarlobus auch lang, 
fingerformig; Taster und Lobus mit z. T. zwei- oder dreigliedrigen Sinnesstabchen; vor 
der Spitze des Lobus und an der Basis je eine Borste; auf der dorsalen Flache (oft dem 
medianen Rande genähert) zahlreiche Borsten und stets innen 3 gelbe Dornen (Fig. 38). 
Labiallobus gross, konisch; Labialtaster zweigliedrig; an der Spitze mit Sinnesstabchen. 
Thoracalsegmente nach hinten allmahlich breiter; nur Pronotum hornig, halbmondformig, 
in der Mitte am schmalsten; oft durch eine quere Linie in 2 hinter einander liegende 
Abschnitte geteilt; die übrigen derbhäutig (vgl. Zolostomis!), dann häufig mit blassen 
Punktenlinien; beide mit je einem borstentragenden Chitinfleck an der Seite. — Beine 
(Fig. 47) hellfarbig, mit dunkleren Zeichnungen; verhaltnismassig lang, erstes und zweites 
etwa gleich lang, erstes aber am stärksten, letztes recht schlank, den Kopf weit über 
ragend; Endsporn der Vordertibie auf einem Höcker stehend, der der Mitteltibie auf 
einem sehr kleinen; der Sporne weit aus einander stehend; Spornzahl der Hinter- 
beine 1, 2, 2; (cfr. aber Zolostomis).  Endsporne breit, fast meisselfórmig; alle Trochan- 


Figur D. 
F. striata, 1.. 


35 


teren mit langen gelben Spitzen, Tarsen mit kürzeren; Klauen lang, gebogen, die 
der 2 ersten Paare bedeutend länger als der entsprechende Tarsus, die der Hinter- 
beine so lang wie derselbe; Basaldorne der ersten 2 Paare breit, die des letzten 
dornförmig bis nur borstenförmig. Zwischen den Vorderbeinen auf der Ventralfläche des 
Prothorax ein spornartiges »Horn«. — Hinterleib: Farbe rötlich, grünlich oder weiss; 
Strikturen sehr tief; I. Segment mit grossen Höckern, der obere (ausgenommen Zr. 
minor, CURT.) spitz, mit nach hinten gekrümmtem Ende; die seitlichen stumpf; auf der Ober- 
fläche mit schwarzen, manchmal gegabelten Dörnchen und 2 Borsten besetzt. Seitenlinie 
auf dem III. Segm. beginnend, deutlich, mit feinen langen schwarzen Haaren besetzt; 
auf dem II. Segment nur wenige Hárchen; an den Seiten des VIII. Segments oft ein 
langlicher, den Hinterrand überragender, mit zahlreichen schwarzen Haaren besetzter 
Wulst. — Kiemen fadenformig, einzeln stehend, lang, stark; schon auf dem Bauche des 
I. Segments; die Hinterkiemen der Seitenreihe stets mit Haaren (gabelig geteilt) besetzt. 
— Rückenplättchen des IX. Segments am Hinterrande mit 4 Borsten besetzt; Nachschieber, 
ebenfalls durch eine Chitinplatte gestützt (Fig. 75), gut entwickelt, zweigliedrig, mit starker 
Klaue, welche mehrere Rückenhaken trägt (entweder mehrere gleichgrosse oder einen 
grossen und mehrere kleinere, nur spitzenförmige). 


Tabelle der Larven: 


Aı. Mesonotum mit einem kleineren Chitinschildchen in der Mitte; Pronotum mit 2 analwärts 
convergierenden dunkieren Binden: Zolostomis phalaenotdes, L. 
Az. Mesonotum ganz häutig, Pronotum ohne jene Binden (nur bei N. reticulata Chitinfleckchen). 
Bi. Uber Kopf, Thorax und vordere Abdominalsegmente 2 fast parallele dunklere 
Bander ziehend: Veuronia ruficrus, SCOP. 
Be. Ohne diese parallelen Bander, aber mit dunklen Gabellinienbinden. 


Ci. Auf dem Clypeus, parallel mit den Gabelàsten 2 dunkle Binden, welche sich 
analwärts oft vereinigen, so dass eine etwa U-formige Clypeuszeichnung ent- 
steht: Aruronia reticulata, CURT. 

Ce. Clypeus ohne jene U-förmige Zeichnung. 

Di. Mandibeln mit Innenbürste; Clypeusfleck sehr breit: Paryganea minor, CURT. 
Ds. Mandibeln ohne Innenbürste; Clypeusfleck schmal: 


Ei. Zwischen den Wangenbinden und den Gabellinienbinden, die oft in einzelne 
Flecke aufgelóst sind, zahlreiche dunkle Punkte; Pronotum im ganzen 
dunkler: Agrypnia pagetana, CURT. | 

Es. Zwischen den Wangenbinden und den (stets vollstándigen) Gabellinienbinden 
keine (oder doch nur sehr wenige) Punkte; Pronotum im allgemeinen 
auf der Mittelpartie hell. 

Fi. Unterflache des Kopfes mit 2 parallelen dunkleren Binden: Z%ryganca 
obsoleta, Mac LACH. 


Fe. Unterfläche ohne diese Binden, höchstens mit einigen Punkten. 


g* 


NUN 


Gi. Labrum hinter der Ausbuchtung des Vorderrandes mit einem grossen, 
mit Hügelchen besetzten Gebiete: Z’hryganea grandis, L. 

Gi. Labrum hier nur mit sehr wenig Hügelchen: Pkryganea striata, L. 
2. Die Puppen: cylindrisch, die letzten Segmente etwas schmaler. Basalglied der 
Fühler dicker, aber kaum länger als die folgenden; die einzelnen Glieder allmählich 
distalwarts schmàler; Fühler kürzer als der Korper. Labrum viereckig (Fig. 85), mit 
vorgezogenem Vorderrande, dort mit ein Paar heller Dornen; in den Vorderecken mit 
5 Paar Borsten; Hinterwulst mit einigen, gew. 3, Paar Borsten, von denen 2 sehr lang. 
sind. Mandibeln (Fig. 91) stark, lang, schmaler als bei den Limnophiliden; Basalteil 
dreieckig mit abgerundeten Ecken, mit einem Rückenhöcker, auf dem 2 Rückenborsten 
stehen (vgl. aber Neur. reticulata!); Schneide oft stark im Winkel gebrochen, fein gezähnt. 
Maxillartaster des oO viergliedrig, die des 9 fünfgliedrig, das erste Glied am kürzesten, 
das dritte am längsten.  Labialtaster dreigliedrig, plump, das zweite Glied am kürzesten, 


das erste am dicksten, das dritte sehr schwach. —  Flügelscheiden gleich lang, vordere 
schmaler. Spornzahl 2, 4, 4, (ausgen. Agrypnetes), die Sporne eines Paares gleich lang. 
Ale Tarsen behaart, die Mitteltarsen am meisten. — I. Abd.-Segm. in einen grossen, 


beweglichen Fortsatz (Fig. 125) verlängert, der, analwärts gerichtet, den Anfang des 
II. Segments überragt; die übrigen Teile des Haftapparates wie gewohnlich angeordnet, 
also Chitinplattchen auf dem Vorderrand des III. (resp. IV.) bis VII. Segm. und auf dem 
Hinterrande des V. Segments. — Seitenlinie beginnt auf dem IV. Segm., (mit wenigen 
Haaren oft schon auf dem III.) und bildet auf der Bauchflache des VIII. Segments einen 
durchbrochenen Kranz. Kiemen fadenfórmig, stark, ahnlich wie bei der Larve angeordnet, 
aber I. Segm. kiemenlos und Hinterkiemen der Seitenreihe ohne Härchen. — Analanhange 
bilden 2 viereckige, von unten und oben gesehen flache, von der Seite gesehen dorsal. 
warts schüsselförmig ausgehöhlte, an der Basis dickere, gegen die Spitze zu schmaler 
werdende Fortsátze. Nahe der Spitze auf der Ventralflache 4 Borsten (Fig. 110). 


Tabelle der Puppen: 
Ai. Analanhänge medianwärts von den 4 Borsten in einen fingerförmigen Fortsatz ver- 
làngert: Phryganea minor, CURT. 
As. Analanhánge ohne diesen Fortsatz. 
Bi. Mandibeln nicht mit einem  Rückenhócker, sondern einfach, breit, zugespitzt 
(Fig. 93): Neuronia reticulata, CURT. 
Be. Mandibeln mit einem Rückenhöcker. 
Ci. Mandibeln fast rechtwinklig gebrochen, ihr Basalteil gefurcht, Hocker ziemlich 
klein. 
Di. Auf der Stirn ein hoher Wulst, der mit zahlreichen queren Hügelchen 
besetzt ist; Labrum vorn breiter als hinten: Zr. grandis, L. 


D. Stirn zwar auch gewolbt, aber ohne braune Hügelchen, Labrum vorn nicht 
breiter: Phr. striata, L. 


Cs. Mandibeln mehr gerade, nur gebogen; Hocker meist grósser. 


37 


Ei. Fortsatz des I. Abd.-Segm. abgerundet: Neur. rufterus, SCOP. 
Es. Fortsatz des I. Abd.-Segm. nicht abgerundet, sondern in mehr oder 
weniger lange Spitzen ausgezogen. 
Fı. Ende der Analanhänge gerundet: Phr. obsoleta, HAG. 
Fe. Ende der Analanhange mehr zugespitzt, Hocker der Mandibeln klein: 
Agr. pagelana, CURT. 


I. Gattung: Phryganea, L. 


BURMEISTER (72 p. 934) | MAC LACHLAN (#2 p. 13) 
CARPENTER (75) ^. MEYER-DUR (72 p. 380) 
BRAUER (25 p. XX) | WALLENGREN (757 p. 2I). 


Larve: Kopfzeichnung in der Hauptsache aus dunklen Gabellinienbinden und 
langlichem Clypeusfleck bestehend. Mandibeln mit (24r. minor. CURT.) oder ohne Innenbürste. 
Puppe: Fortsatz des I. Abdominalsegments mit seichtem Ausschnitt am Hinterrande. 


I. Phryganea minor, CT. 


KOLENATI (78 p. 87) STRUCK (780 Fig. 3) 
HAGEN (77 p. 240) SILFVENIUS (796 p. 22) 
HAGEN (68 p. 440) STRUCK (799 p. 44 Taf. I 
WALLENGREN (757 p. 26) Fig. 2) 
STRUCK (774 p. 3) SILFVENIUS (204 p. 8). 


a. Larve: long. 15-—18 mm; lat. 2!/s mm. Kopf dunkler als bei allen übrigen 
Phryganeidenlarven, mit unbewaffnetem Auge besehen, braun, mit Lupe betrachtet, 
schwarzes Gabellinienband und sehr breiter, vorn oft bis zu den Gabellinien reichender 
Clypeusfleck erkennbar; an den Pleuren (Wangenteil) mit zahlreichen, manchmal undeut- 
lichen. braunen, zu einem Bande angeordneten Punkten. — Pronotum rauchbraun, mit 
schmal schwarz gesáumtem Hinterrande, der in der Mitte ausgebuchtet ist. Vorderbeine 
ebenso gefärbt wie Pronotum, : Mittel- und Hinterbeine heller; überall aber an den Coxen 
und Stützplättchen dunkler. Abdomen im Leben grünlich, Farbe in Alkohol verblassend ; 
Rückenhócker des I. Segments ganz niedrig, Seitenhócker gross, nach vorn gerichtet. 
Kiemen weiss oder grau. Seitenlinie mit nicht gerade deutlich sichtbaren, grauen Haaren 
besetzt (vom IL, III. oder IV. bis zum VIII. Segment). Labrum am Vorderrande mit 
2 Paar gebogener gelber Dornen. Mandibeln mit Innenbürste. Vorderbeine mit ganz 
kurzen schiefen Spitzen (die allen übrigen Larven dieser Familie fehlen); Vorderschenkel 
mit ganz kurzen Spitzen und zwischen ihnen abwechselnd lange Borsten; Mittelschenkel 
mit fast senkrecht stehenden Spitzen, die nach dem distalen Ende zu grósser sind; 
Tibie und Tarsus mit schiefen Spitzen; Hinterbeine ähnlich; alle Trochanteren mit langen 
Haaren; Rücken der Vordercoxen mit kleinen hakenlörmigen Spitzen; die 2 ersten 
Klauen etwa so lang wie der entsprechende Tarsus. — Klaue der Nachschieber mit 4 
sehr verschieden grossen Rückenhaken. 


oe 


b. Puppe: long. 10—13 mm; lat. 2—3 mm, grünlich, Kopf und Thorax bräunlich. 
Labrum breiter als lang, mit nach vorn divergierenden Seiten. Mandibeln sichelförmig, 
Klinge sehr schmal, Rückenhöcker ziemlich schwach. Rückenfortsatz des I. Abd.-Segm. 
ohne Chitinhöcker, mit geradem Hinterrande. III. Abd.-Segm. mit, VIII. ohne Chitin- 
plättchen. Obere Analanhänge an der inneren Seite mit fingerförmigem Fortsatze, der 
allen andern Phryganciden-Puppen fehlt. Dorsalseite des IX. Segments mit zwei nicht 
stärker chitinisierten Höckern, die 2 Borsten tragen. (Nach SILFVENIUS und STRUCK). 

c. Gehäuse: long 25 mm; lat. 3 mm (vorn). Pflanzenstoffe (Carex- und Grasbiatt- 
Abschnitte etc.) der Länge nach, meist nicht in Spirale, gelegt; gerade oder ganz schwach 
gekrümmt; nach hinten etwas schmäler. | 


2. Phryganea striata, L. (MAC LACH.) 


DEGEER (5 p. 393 — 396 Tat. XIII, WALLENGREN (757 p. 23) 
Fig. 4—10) STRUCK (774) 

HAGEN (37 p. 240) STRUCK (780 Fig. 1) 

HAGEN (68 p. 438—439) SILFVENIUS (796 p. 16) 

MEYER, A. (57 p. 167) STRUCK (799 Taf. I, Fig. 1) 

MORTON (775) | | ULMER (200 p. 179) 


a. Larve: long. 33—44 mm; lat. 5—6 mm (der Phr. grandis, L, sehr ähnlich). 
Kopf und Pronotum gelb, ersterer mit dunkler (schwarzer) Gabellinienbinde und langem, 
nach vorn schwach verschmälertem Clypeusfleck (Fig. D); die beiden dunklen Wangenbinden 
erscheinen als Fortsetzung des breit dunkel gesäumten Vorderrandes vom Pronotum; 
auch der Hinterrand dieses Segments breit gerändert, aber mehr dunkelbraun als schwarz, 
in der Mitte ausgeschnitten. Meso- und Metathorax wie die Abdominalsegmente rötlich- 
weiss, mit blassen Punktenlinien (wie bei einigen Hydropsychiden). — Beine gelb, Chitin- 
teile schwarz gerandet; Aussenrand des Vorder- und Mittelschenkel schwärzlich, ebenso 
der Innenrand des Vorderschenkel, wo aber der dunkle Saum nicht auf der Kante, 
sondern je einer auf der Fläche nahe der Kante steht; Vorder- und Mittelschienen ähnlich. 
Rückenplättchen des IX. Segments mit 2 langen und einigen kürzeren Borsten. Höcker 
des ersten Segments wie gewöhnlich in dieser Familie; Seitenhöcker am Ende mit meist 
gabelförmig geteilten schwarzen Häkchen. Alle drei Kiemenreihen reichen bis zum Anfang 
des VIII. Abd.-Segments. Seitenlinie mit sehr deutlichen, schwarzen Haaren besetzt, auf 
dem III. Segmente mit wenigen Haaren beginnend; Seitenwulst des VIII. Segments schwach. 
Labrum hinter der Ausbuchtung des Vorderrandes nur mit wenigen Hutgelchen besetzt; 
Seitenbürste schwach entwickelt, am Vorderrande 2 Paar gebogener, gelber Dornen. 
Beine wie bei Zhryg. minor, aber Vordertibien ohne jene kurzen gelben Spitzen; Rücken 
der Vorder- und Mittelcoxae mit zahlreichen sehr kleinen fiederartig geteilten” Dornen. 
Klaue der Nachschieber mit 2 etwa gleichlangen Rückenhaken (vgl. auch Fig. 1, 13, 
23, 38, 47, 75). 

b. Puppe: long. 20—30 mm; lat. 5 mm. Stirn sehr gewolbt, so dass zwischen 
dieser und dem Labrum eine ticfe Furche; Stirn ohne braune Hügelchen. Mandibeln 


39 


stark gekniet, Höcker klein. Analanhänge ohne fingerfórmigen Fortsatz (cfr. Ar. minor), 
Fig. 110! Auf der Dorsalflache des IX. Segments 2 Hocker (vgl. auch Fig. 85, 91 
und 125). | 

c. Gehäuse: long. 50 mm; lat. 8 mm.  Pflanzenstoffe, spiralig gebaut, cylindrisch. 


3. Phryganea grandis, L. 


RÉAUMUR (2 p. 177 Taf. XIV PACKARD (67 p. 617) 

Fig. 1—4) DE BORRE (65 p. 67 Taf. XIV) 
ROSEL (3 p. 74—76 Taf. XVII) HAGEN (68 p. 435—438) 
KOLENATI (78 p. 85) MAC LACHLAN (73 p. 23) 
ZADDACII (27 p. 64 p. 62) KOLBE (234 u. £35) 
WALSER (39 p. 37) WALLENGREN (757 p. 22) 
HAGEN (37 p. 240) MIALL (765) 
MEYER, A. (57 p. 167) LAMPERT (77? p. 148 Fig. 65) 
Mac LACHLAN (42) SILFVENIUS (796 p. 11—16) 


a. Larve: long. 30—40 mm; lat. 4—5 mm (der Phr. striata sehr ähnlich).  Labrum 
hinter der Ausbuchtung des Vorderrandes mit einem grossen, mit Hügelchen versehenen 
Gebiete (Lupe!)  Rückenreihe der Kiemen hórt oft schon mit dem VII. Segment auf. 
(Material von SILFVENIUS; nach SILFVENIUS-) 

b. Puppe: Jong. 26—33 mm; lat. 4,5—6,5 mm (der Zr. striata sehr ähnlich). 
» Auf der Stirn, schon zwischen den Fühlern beginnend, ein hoher, brauner, stark chitini- 
sierter Hügel, der mit zahlreichen queren Hügelchen und Knoten versehen ist, und welcher 
eine Strecke über die Basis der Oberlippe hervorragt.« (SILFVENIUS). Auf der Dorsal- 
fläche des IX Segm. 2 stark chitinisierte Hocker. ' 

c. Gehüuse: wie das vorige. 


4. Phryganea obsoleta, MAC LACH. 
SILFVENIUS (196 p. 19—22). 

a. Larve: long. 22 mm; lat. 4 mm. Ahnelt auch Zar. striata, aber Grundfarbe 
des Kopfes etwas dunkler, Clypeusfleck in der Mitte deutlich verbreitert; Unterflache des 
Kopfes mit 2 parallelen dunklen Bändern (welche den übrigen fehlen) Beine gelb, ohne 
jene (bei PAr. striata beschriebenen) Längsbinden am Innenrande der Schenkel; die weichen 
Teile des Leibes gelbbraun (Spiritus! Bauchreihe der Kiemen nur bis zum Ende des 
VII. Segments; Seitenlinie mit hellen Haaren besetzt; VIII. Segment mit grossem, stark 
behaarten Seitenwulst. Klauen der Nachschieber mit 3 gleichstarken Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 14—20 mm; lat. 4 mm. Reife Puppen rótlich oder graubraun, 
mit dunkel durchscheinenden Tergiten und Sterniten der Imago. Der Hügel auf der Stirn 
glatt. Mandibeln weniger gebogen, als bei Ar. grandis und PAr. striata (Fig. 92). III. und 
VIII. Abdominalsegment stets ohne Chitinplattchen. Seitenlinie endigt in der Spitze eines 
langen Fortsatzes am VIII. Segment. Dorsalflache des 1X. Segments ohne Hocker. 
Loben auf der Ventralseite des IX. Segments beim d sehr gross und abgerundet. 

c. Gehäuse: long. bis 30 mm; lat. 4,5 mm; wie voriges. 


I]. Gattung: Agrypnia, CURT. 


Larven den grossen /hryganea-Larven recht ähnlich; Mandibeln ohne Innenburste. 
Puppen: Fortsatz des I. Abd.-Segm. mit tiefem Ausschnitte am Hinterrande. 


Pd 


Agrypnia pagetana, CURT. 


WALLENGREN (757 p. 28) 
KOLENATI (78 p. 79) OSTWALD (775 p. 78—80) 
HAGEN (37 p. 420) STRUCK (774 p. 197) 

MAC LACHLAN (39 p. 20) STRUCK (780 Fig. 2) 
MEYER, A. (57 p. 166) SILFVENIUS (796 p. 26—30) 
HAGEN (68 p. 433) STRUCK (p. 53-59 Tfl.ı Fig. 3) 


ROSEL (3 p. 75 [?]) 


| 


| 


a. Larve: long. 18—24 mm; lat. 4 mm; ahnlich den 3 letztgenannten PAryganca- 
Larven, von diesen zu unterscheiden durch zahlreiche braune Punkte, welche zwischen 
den Gabellinienbinden und den Wangenbinden stehen. Die gelbe Grundfarbe des Pro- 
notum oft verdeckt durch ein beiderseitiges dunkleres Gebiet, das nicht bis zur Mittelnaht 
reicht; hinter diesem Gebiete zahlreiche dunkle Punkte. Gabellinienbinden (und Clypeus- 
fleck) entweder aus einzelnen Punkten und Tupfen zusammengesetzt, oder es lassen sich 
auf den braunen Gabelbinden schwarze Fleckchen oder aber auch zahlreiche helle Punkte 
unterscheiden (den Augen gegenüber 2, im hinteren Teile etwa 8—10). Klaue der Hinter- 
beine mit einem etwas gebogenen Basaldorn, der stets so lang, manchmal länger ist als 
die halbe Klaue (bei den /%ryganea-Larven 2—4 stets viel kleiner als die halbe Klaue 
und meist gerade) 


b. Puppe: long. 16—22 mm; lat. 3—4 mm. Labrum so lang wie breit, die Seiten 
parallel. Mandibeln mit fast gerader Klinge; Rückenhöcker gross. Fortsatz des I. Abd.- 
Segm. hinten sehr tief (winkelig) cingeschnitten. HI. und VIII. Segment ohne Chitin- 
pláttchen. Hinterrand der rhombischen Fortsätze des letzten Abd.-Segm. schief, nach 
innen zu in eine Spitze verlangert, deren beide Seiten konkav sind. Höcker auf der 
Dorsalflache des IX. Segments nicht chitinisiert, nur von der Seite sichtbar (SILFVENIU:). 


c. Gehäuse entweder ein einfaches Schilfstengelfragment mit meist nicht glatten 
Enden, oder wie gewóhnlich bei den Phryganeiden (spiralig) gebaut. long. bis 72 mm; 
lat. 3—4,5 mm. 


II. Gattung: Neuronia, LEACH. 
BRAUER (25 p. XX.) | MEYER-DÜR (72 p. 381) 


Larven leicht von den vorigen schon durch die Kopfzeichnung unterscheidbar; 
nie ein medianer Clypcusfleck. 


ES 


1. Neuronia ruficrus, SCOP. 


KOLENATI (z8 p. 81) MAC LACHLAN (73 p. 16) 
HAGEN (37 p. 239) WALLENGREN (757 p. 20) 
WALSER (79 p. 35) KLAPÁLEK (757 p. 5) 
MAC LACHLAN (42 p. 19 Pl. II MIALL (765) 

Fg. ı u. 1a) STRUCK (799 p. 65 Tfl. I Fig. 4) 
MEYER (57) ULMER (200 p. 189) 


HAGEN (68 p. 440) 


a Larve: long. 20— 22 mm; lat. 4 mm. Grundfarbe des Kopfes gelbbraun, nach 
den Seiten zu heller. Über die Pleuren laufen zwei fast parallele, dunkle Binden, die 
sich in derselben Richtung auf allen 3 Brustringen und über die ersten Abdominalsegmente 
(bei manchen von denjenigen Larven, welche ich Prof. ZSCHOKKE verdanke, sogar bis 
zur Hinterleibsspitze) fortsetzen, allmahlich undeutlicher werdend; auf den weichen Korper- 
teilen sind diese Binden mit je einer Reihe von blassen Punkten verziert. Mesonotum 
ohne jegliche Chitinbekleidung (cfr. die 2 folgenden!)  Klaue der Nachschieber mit 4 
Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 14—18 mm; lat. 4 mm.  Fortsatz des I. Abd.-Segm. am Hinter- 
rande nicht ausgeschnitten, sondern schwach konvex; Vorderecken rund. Mandibeln nur 
gegen die Spitze hin gekrümmt, mit deutlichem Rückenhöcker. 

c. Gehäuse: long. 30 mm; lat. 5,5—6 mm, vom gewöhnlichem spiraligen Bau der 
Phryganeidengehause. 


Neuronia reticulata, L. 
STRUCK (799 p. 59—64 Tfl. I Fig. 5). 


a. Larve: long. 23 mm; lat. 4 mm; wie die vorige leicht kenntlich. Langs der 
Gabellinie laufen, vom Hinterhauptsloche bis zur Mandibelbasis, 2 anfänglich schmale, 
aber schon auf dem Scheitel sich zu grösserer Breite erweiternde, unregelmässig umrandete, 
d. h. vielfach ausgebuchtete, lateral nicht über die Augen hinausreichende dunkle Binden, 
die in der Höhe der Teilungsstelle der Gabellinie einen kreisrunden, mit einer längeren 
Borste versehenen hellen Punkt einschliessen . . . Parallel diesen Binden verlaufen auf 
dem Clypeus von seiner Spitze bis zur Gelenkmembran der Oberlippe 2 schmalere, eben- 
falls unregelmässig begrenzte und im unteren Drittel meist in eine dünne Linie ausgehende 
dunkle Binden (STRUCK). Diese Clypeusfigur hat bei meinen Exemplaren etwa U-förmige 
Gestalt. Pronotum mit einer Furche am Ende des ersten Drittels, welche meist dunkel 
gefärbt ist. Mesonotum jederseits von der Medianlinie mit einem bräunlichen Chitinflecke. 
Letztes Segment ganz mit Chitin gedeckt; diese Chitinplättchen, jedes für sich, in eine 
analwärts gerichtete Spitze ausgezogen. Klaue der Nachschieber mit 2 grossen neben 
einander und einem ganz kleinen dahinter stehenden Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 18—20 mm; lat. 3—4 mm; durch die eigentümlichen Mandibeln 
sofort von allen andern dieser Familie unterscheidbar (cfr. Fig. 93!) 

c. Gehäuse: long. 35—40 mm; lat. 5—6 mm; gewöhnliche Bauart (spiralig). 


6 


42 


IV. Gattung: Holostomis, HAG. 


Larve leicht kenntlich durch das grosse Chitinschildchen des Mesonotum, das mit 
2 parallelen schwarzen Binden geziert ist. — Puppe unbekannt. 


Holostomis phalaenoides, L. 
SILFVENIUS (796 p. 30-—33). 

a. Larve: long. 45 mm; lat. 6,5 mm. Kopf wie bei Phryganea striata etc. gelb, 
mit derselben Zeichnung; Binden verhältnismässig schmal. Vorderrand des Pronotum 
nicht dunkel gesäumt, auf der Fläche 2 deutliche, analwärts konvergierende dunkle Binden; 
Mesonotum . mit einem grösseren gelblichen Chitinschildchen etwa in der Mitte, das mit 
2 parallelen dunklen Binden gezeichnet ist. Ausbuchtung des Labrum schon bei den 
Vorderecken beginnend. Vordertibien ohne Vorsprung, Endsporn derselben dünn, dicht 
anliegend, ebenso wie auch der Basaldorn der Klaue dieser dicht anliegt; Vordertibie (und 
Tarsus) ohne Spitzen (Fig. 48). 

b. Gehäuse: bis 70 mm lang; lat. 5—8 mm; gewöhnlicher (spiraliger) Bau. 

Bisher nur ungenügend bekannt sind von Phryganeiden-Metamorphosestadien: 
Phryganea varia FBR. (Larve), Agrypnia picta, KOL. (HAGEN 68 p. 434) und Veuronia 
clathrata, KoL. — Die Puppe von Phryganea varia, FBR., beschrieb ganz kürzlich A. J. 
SILFVENIUS (204); im allgemeinen ist sie der Puppe von Zr. obsoleta, HAG., ähnlich (cfr. 
p. 39), doch fehlen bei Pkr. obsoleta die zwei kleinen Höcker auf der Dorsalflache des 
IX. Segm. long. 16—20 mın. 


I. Familie: Limnophilidae, Kor. 


Mac LACHLAN (42 p. 22) KLAPALEK (257 p. 9) 
MEYER-DÜR (72 p. 383) SILFVENIUS (796 p. 33) 
Mac LACHLAN (77 p. 31) ) STRUCK (799 p. 25 u. 66) 
Ris (147 p. 107) , ULMER (200 p. 214) 


Vorbemerkungen: MAC LACHLAN (707), Suppl. Part II p. XVI, teilt die Limno- 
philiden in 2 Sektionen: »of Zimnophiluse und »of Apatanias. Diese beiden Sektionen behalte 
ich als »Limnophilinaee und »Apataniinace bei, doch werde ich eine kleine Anzahl von 
Arten weder in die eine noch andere dieser Unterfamilien einreihen, sondern als 
Anhang zur ersten bringen, da ihre Organe bemerkenswerte Unterschiede darbieten. — 
Im allgemeinen ist der Kórperbau der Limnophiliden, sowohl der Larven, wie der Puppen, 
von grosser Gleichformigkeit, sodass einesteils kaum einzelne Gattungen von einander 
getrennt werden konnten, andernteils auch die Unterscheidung der Arten auf grösste 
Schwierigkeiten stiess. Dazu kommt noch bei den Larven die ungeheure Variabilitat 
in Farbung und Zeichnung. Mehr als in der vorigen und in den folgenden Familien 
musste ich Gewicht legen auf Gehausebau und bei den Puppen ausserdem auch auf die 
Clypeusform, resp. -Zeichnung, der im Gehäuse befindlichen Larven-Exuvie. — Es ist 
ganz sicher nótig — und von verschiedenen Autoren ja auch schon ausgesprochen oder 


B 


sogar durchgeführt —, die grossen Gattungen, z. B. Zimnophilus und Stenophylax, weiter 
zu zerlegen. Einen Fingerzeig bieten dabei vielleicht die im folgenden zusammengestellten 
Metamorphosestadien, wenn auch die Zahl der bekannten Formen immerhin noch ver- 
hältnismässig gering ist. 

1. Die Larven: raupenformig, Kopf stark nach unten geneigt; Strikturen zwischen 
den Abd.-Segment seicht; im allgemeinen cylindrisch, nur Kopf, Prothorax und letztes 
Abd.-Segmenten schmäler; seltener ist das Abdomen analwärts etwas verengt. Kopf 
oval bis rundlich, stets kürzer als bei den Phryganeiden. Wie bei vielen anderen Larven 
stehen auch hier die Augen gewöhnlich auf einer blassen Erhöhung; ebenso auch auf 
einer Erhöhung die sehr kleinen, eingliedrigen, an der Spitze nie mit einer Borste besetzten 
Fühler. Der Clypeus (Fig. 2) ist fast überall von derselben Gestalt: mit tiefem Aus- 
schnitte kurz hinter der Mitte, gerundeten Seiten, breitem Vorderstück und gewöhnlich 
mit je einer scharfen kurzen Spitze an den Vorderecken; meist zeigt sich im hinteren 
Teile des Clypeus, auf den Exuvien deutlicher eine Anzahl kleiner Punkte in Form eines 
A oder A angeordnet (cfr. aber Clypeus von Drusus discolor, RBR.!). Die Mundteile sind 
meist nicht prominent. Labrum quer-elliptisch, mit deutlichem Ausschnitte in der Mitte 
des Vorderrandes; am Seitenrande je I Borste, auf der Fläche 2 Paar, so dass im ganzen 
6 Borsten in einer bogenförmigen Linie angeordnet sind (Fig. 14); vor dem Ausschnitte 
findet sich auf der Fläche noch je eine kürzere und dickere, helle Borste; am Vorder- 
rande 2 Paar gebogener gelber Dornen, von denen das innere Paar meist sehr kurz ist; 
Seitenbürste stets vorhanden. Mandibeln meist sehr dunkel gefärbt, oft schwarz, meissel- 
förmig, symmetrisch, mit meist rundlichen Zähnen, mit 2 Rückenborsten und mit Innen- 
bürste; von oben, in situ, gesehen erscheinen alle Mandibeln dreieckig, von der Seite 
oder von innen her betrachtet, viereckig (Fig. 24). Maxillen (Fig. C und 39) und Labrum 
kurz, Maxillarlobus wie sein Taster kurz und dick, ersterer gewöhnlich bis zum Ende des 
IV. Tastergliedes reichend; beide am Ende mit Fühlstäbchen besetzt; I. Glied der Taster 
auf der Ventralfläche stark behaart (büschelförmig); Maxillarlobus auf der Dorsalfläche 
nahe der Innenkante ebenfalls mit zahlreichen Haaren oder Borsten und mit 3 dicken 
Dornen besetzt. Maxillartaster fünfgliedrig. Labiallobus stumpf konisch, Taster kurz, 
eingliedrig, mit Fühlstäbchen; Hypopharynx die Seiten des Labrum gewöhnlich überragend, 
stark behaart. 

Thoracalsegmente stufenweise breiter, so dass das III. fast 2mal so breit ist 
wie das I. Pro- und Mesonotum mit einem viereckigen, von einer Mittellinie geteilten, 
Schilde bedeckt. Das Pronotum greift z. T. auch auf die Seiten des Segments mit seinem 
Schilde über, das breitere Mesonotum nicht; auf dem Pronotum sind meist langere und 
kürzere schwarze Haare zerstreut; Hinterrand beider Segmente meist schwarz; auf der 
Mitte der hinteren Partie des Pronotum oft eine x-formige Zeichnung dunkler Punkte; 
am Ende des vorderen Drittels sehr oft eine vertiefte und dunkle Querlinie; in den 
Hinterecken des Mesonotum ein schiefstehender, keilförmiger, schwarzer Fleck. Metanotum 
häutig, aber fast stets mit 3 Paaren von Chitinschildchen, die stets die gleiche Anordnung 
besitzen (Fig. A); diese Schildchen sind mit Borsten besetzt; ein Paar der Schildchen 
stcht nahe der Mittellinie auf dem Vorderteile des Segments, in seiner Querachse das 


6* 


44 


zweite Paar, in derselben Richtung, lateral- und analwärts von dem ersten; das dritte 
Paar, dessen Plättchen wohl stets die grössten sind, an den Seiten des Segments, in der 
Längsache; diese 2 letzten Plättchen besitzen gewöhnlich, wenn nicht immer, mondförmige 
Gestalt und sind so placiert, dass ihre convexe Kante medianwärts gerichtet ist; in den 
meisten Fällen sind die Plättchen des I. Paares von denen des II. durch eine analwärts 
gebogene, vertiefte Querlinie getrennt.) — Die Beine sind von verschiedener Länge, 
gewöhnlich ist das I. Beinpaar das kürzeste und stärkste (Fig. 49). Nur selten sind die 
Hinterbeine die längsten, oft genug werden sie von den Mittelbeinen an Länge über- 
troffen. Die genauere Beschreibung der Beine folgt in den Unterfamilien; stets sind 
2 Tibienendsporne vorhanden. — Zwischen den Vorderbeinen (also auf der ventralen Fläche 
des Prothorax) findet sich bei allen Larven der spornartige Fortsatz (auch bei Znoicyla). 
Abdomen mit deutlichen, aber seichten Strikturen. I. Segment mit 3 deutlichen Höckern, 
von denen die seitlichen stumpf, der obere gewóhnlich spitzer ist; auch die Bauchflache dieses 
Segments deutlich gewölbt und stets mit Borsten besetzt. Häufig ist das I. Segment mit 
derberer Haut bedeckt als die übrigen. Seitenlinie deutlich, meist mit dem III. Segment 
beginnend und auf dem VIII. endigend. Uber ihr stehen oft, näher den Vorderrändern 
der Segmente, einige kleine Borstenpunkte, auf denen 2 kleine Harchen aus gemeinschaftlicher 
Basis entspringen. (SILFVENIUS: »zweizinkige Borsten ). — Kiemen fadenformig, entweder 
einzeln oder in kleinen Büscheln zu 2 oder 3 zusammen (auf dem Bauche und Rücken, 
an der Seitenlinie zu 1 oder 2); Kiemen nie auf dem ersten Segment; Kiemen nie behaart. 
Auf der dorsalen Fläche des letzten Segments stets ein Schützplättchen, das mit längeren 
und kürzeren Borsten besetzt und gewöhnlich von quer-elliptischer Gestalt ist. Nach- 
schieber kurz, zweigliedrig, ganz chitinisiert, die Klauen gewohnlich dunkler, gebogen, 
mit oder ohne Riickenhaken. Die Stiitzplattchen der Nachschieber laufen lateralwarts 
um das Segment, allmählich schmäler werdend, herum. 


Tabelle der Larven: ?) 


Aı. Larve ohne Kiemen, auf dem Lande lebend: Znoicyla. 
As. Larve mit Kiemen, im Wasser lebend. 

Bı. Bauch- und Rückenreihe der Kiemen in kleinen Büscheln zu zweien oder dreien 
zusammen; nie in rasch fliessenden Gewässern: Colpotaulius, Glyphotaelius, Grammo- 
faulius, Limnophilus, Anabolia, Phacopteryx. 

Be. Alle Kiemenfäden einzeln stehend; Ventralfläche des I. Abd.-Segm. sehr oft mit 
zahlreichen in Reihen geordneten und auf kleinen Chitinpunkten befindlichen 
Borsten; stets in stärker fliessenden Gewässern, nie im stehenden Wasser: Steno- 
phylax, Micropterna, Halesus, Chaetopteryx, Drusus, Apatania. 

Bs. Kiemen in baumartig verzweigten Fäden zu etwa 10 zusammen: Stenophylax 
dubius, STEPH. 


1) vgl. bez. der Thoracalsegmente aber Ænoicyla und Apatania! 


*) Vergl. auch p. 46. 


45 


2. Die Puppen: cylindrisch, am VI. bis VII. Abd.-Segm. am breitesten. Fühler 
so lang oder etwas kürzer als der Körper; das I. Glied länger und stärker als die folgenden, 
gewöhnlich wie das II. mit einigen Borsten. Labrum im allgemeinen etwa halbkreisförmig 
(Fig. 86) mit deutlich rundlich vorgezogenem Vorderrande; jederseits von dieser Vor- 
stülpung eine blasse Borste; nahe den Vorderwinkeln eine blasse, meist rundliche Stelle, 
auf welcher stets 5 lange schwarze, an den Enden oft umgebogene, Borsten senkrecht 
stehen; an der Basis 3 Paar Borsten, von denen die äusserste meist die kürzeste 
ist. Mandibeln (Fig. 94) lang, stark, rotbraun, gewöhnlich aus breiter Basis dreieckig 
zugespitzt, mit flacher oft gesägter, nie grossgezähnter Schneide; !) 2 Rückenborsten, die 
nie auf einem Hocker stehen. Maxillartaster des d dreigliedrig, länger als die Labialtaster; 
das III. Glied das längste. Maxillartaster des 2 fünfgliedrig; Labialtaster beider Ge- 
schlechter dreigliedrig, kurz, das III. Glied das längste. — Spornzahl der Beine verschieden. 
Vorderbeine stets kahl, Mittelbeine lang bewimpert, Hinterbeine manchmal mit spärlicher 
Behaarung. — Ventralflache des I. Abd.-Segm. im hinteren Teile etwas erhaben, der 
Hinterrand sattelförmig eingeschnitten, die beiden Erhöhungen dieses Sattels mit Spitzen 
besetzt (Fig. 126). — II. und VIII. Abd.-Segm. niemals, IV.—VII. stets mit Häkchen 
tragenden Schildern besetzt, die in der gewöhnlichen Weise angeordnet sind. Seitenlinie 
meist am Ende des V. Segments beginnend, auf der Bauchfläche des VIII. einen durch- 
brochenen Kranz bildend; stets mit langen, dunklen Haaren besetzt. Kiemen wie bei 
der Larve. Letztes Abd.-Segm. oft mit zahlreichen kurzen Spitzen bedeckt. Analanhänge 
in Form von mehr oder weniger schlanken Chitinstäbchen ausgebildet, die am Ende 
entweder nach aussen gebogen sind oder ihrer ganzen Länge nach geradlinig verlaufen; 
diese Fortsätze enden stets stumpf, sind an der Spitze nie gespalten und mit nur sehr 
wenigen kurzen Borsten, an den Aussenkanten und vor der Spitze auch noch mit kurzen, 
oralwärts gerichteten Häkchen besetzt (Fig. 111). 


Tabelle der Puppen: 


A1. Puppe auf dem Lande lebend: Enoicyla. 
As. Puppe im Wasser. 
Bi. Kiemen in kleinen Büscheln zu 2 oder 3 zusammen; Spornzahl stets I, 3, 4: 
Colpotaulius, Glyphotaelius, Grammotaultus, Limnophilus, Anabolia, Phacopteryx. 
Be. Kiemen einzeln stehend. 
Ci. Mandibeln dreieckig, auf der Schneide nie vorgezogen und nie mit grósseren 
Zahnen (Fig. 94). 
Di. Spornzahl bei Y' und 9 1, 3, 4 (Stenophylax), oder bei & O, 3,4, bei 9 1, 3,4 
(Micropterna). 
De. Spornzahl 1, 3, 3 bei d. und Y (/Zalesus und Drusus), oder 0, 3, 3 bei g 
und 1, 3, 3 bei 9 (Chaetopteryx). 
Cs. Mandibeln auf der Schneide stark vorgezogen (Fig. 95) und dort mit grösseren 
Zähnen; Spornzahl 1, 2, 4: Apatania. 


nn nn M ———— 


1) vgl. aber Apatania! 


46 
3. Die Gehäuse: von sehr verschiedener Gestalt und aus sehr verschiedenem 

Material gebaut, nie aber aus blossem Gespinststoffe; auch niemals vierseitig mit glatten 

Wänden; cylindrisch oder konisch oder dreiseitig, meist rauh, uneben, selten glatt; meist 

nur mässig gekrümmt, seltener stärker gebogen oder gerade; oft aus Sand oder Steinchen 

hergestellt, vielfach aber auch aus Vegetabilien, bei einigen Zimnophilus-Arten auch aus 

Molluskenschalen. 

Hier mag noch eine, zur Hinleitung auf die 2 Unterfamilien und die einzelnen 

Arten des Anhangs dienende 

Tabelle der Larven 

folgen: *) 

Aı. Larve nicht nach hinten verengt; nur das letzte Abd.-Segm. schmäler. Kopf nie 
kreisrund, auch nie vertieft wie bei Drusus discolor, RBR.; Mundteile nie wie in As. 
Beine wie in Fig. 49 und auf p. 46 dargestellt. Kiemen entweder einzeln oder in 
kleinen Büscheln von nicht mehr als 3 Fäden zusammen: Zimnophilinae. 

As. Larve nicht nach hinten verengt. Beine wie in Fig. $0 und weiter unten dargestellt. 
Kiemen in kleinen Büscheln zu etwa 10 zusammen: Stenophylax dubius, STEPH. 

As. Larve etwas nach hinten verengt. Beine wie in Fig. 52 und weiter unten dargestellt. 
Kiemen einzeln stehend: Drusus trindus, MAC LACH. 

As. Larve etwas nach hinten verengt, oft auch die Abd.-Segm. auf dem Rücken gelb- 
bräunlich schwach chitinisiert; Kopf mit leistenformigem Wall; Beine wie in Fig. 51 
und weiter unten dargestellt: Drusus discolor, RBR. 

As. Larve klein, nach hinten verengt. Mundteile wie in den Fig. 15, 26 und weiter unten 
dargestellt. Beine cfr. Fig. 53. Kiemen einzeln stehend: Apatantinae. 


I, Unterfamilie: Limnophilinae!) 
(Mac LACHLAN’s »Section of Limnophilus«). 


1. Larve: siehe dazu die allgemeine Charakteristik der Zimnophtlidac! Labrum 
nie mit einer Medianborste. Maxillarlobus stets deutlich konisch. Mandibeln stets mit 
Zähnen. Beine (Fig. 49) von recht verschiedener Länge, gewöhnlich das II. das längste 
und das III. das schlankste; I. Paar am stärksten und kürzesten, Trochanter mit langen 
gelben Haaren am distalen Ende; auf allen Beinen an den Innenkanten der Femora, 
Tibien und Tarsen kammförmig gestellte, schiefe gelbe Spitzen; alle Tibien mit 2 kurzen 
dicken Endspornen; 2 ähnliche Sporne stehen auf dem Trochanter des Vorderbeines, 
gewöhnlich auch je ı auf den Trochanteren der übrigen Beine; auf den Femora (Innen- 
kante) der 2 hinteren Paare nie 2 dicke Sporne, sondern fast stets 2 lange schwarze 
Borsten, welche auf den Mittelschenkeln etwa auf der Mitte, auf den Hinterschenkeln 
dem distalen Ende näher stehen und sich hier auch selbst mehr genähert sind; alle 
Trochanteren scheinbar in 2 Teile geteilt, deren Grenze durch eine lange schwarze Borste 
bezeichnet ist; ausserdem auf den Trochanteren noch mehrere (etwa 4 im ganzen) ähnliche 


1) Enoicyla ist hier, weil leicht kenntlich, ausgeschlossen. 


2) Meine Unterfamilien decken sich meist mit WALLENGREN’s Familien, 


M. 


Borsten; am distalen Ende der Coxen stets 2 lange schwarze Borsten (Innenkante); der 
ganze distale Rand der Hüften (Fig. 49) von schwarzen Borsten umgeben, welche über 
den Schenkelring hinüberragen; Klauen aller Beine stark, wenig gebogen, mit starkem 
Basaldorn. Spornzahl der Vorderbeine also meist 2, 2, 2; die der Mittelbeine 1, 0, 2, 
ebenso die der Hinterbeine (die schwarzen Borsten nicht als Sporne gerechnet). 


Tabelle der Larven: 


Ai. Kiemen der Bauch- und Rückenreihe zu 2 oder 3 zusammen in kleinen Büscheln; 
Larven nie in rasch fliessenden Gewässern; Beine im allgemeinen schlanker als in 
der As-Gruppe. 

Bi. Geháuse aus Vegetabilien gebaut.!) 

Ci. Die Vegetabilien liegen der Lànge nach hinter einander. 

Di. Kopf mit deutlichen Gabellinienbinden, die hinten U-förmig verbunden sind; 
Clypeusfigur sehr lang und schmal, bandartig. Larve 27—32 mm lang; 
grösste Larve!: Glyphot. punctatolincatus, DEG. | 

De. Kopf nicht mit dieser U-fórmigen Zeichnung. 

Fi. Die zur Herstellung der dorsalen und ventralen Teile des Gehäuses ver- 
wendeten grossen Blattabschnitte überragen die lateralen Teile erheblich ;* 
Gehäuse also flach und breit: Glyph. pellucidus, RETZ. 

Es. Gehäuse nicht flach und breit, sondern röhrenförmig. 

Fı. Kopf fast gleichsmässig dunkel gefärbt, ohne Punktzeichnungen, Pro- 
und Mesonotum heller; Gehäuse glatt, nach hinten etwas verengt: 
Limnoph. griseus, L., L. auricula, CCRT. und Z. despectus, WALK. 

F2. Kopf von hellerer Grundfarbe, mit meist deutlichen Gabellinienbinden 
und Clypeusfigur. 

Gi. Die schwarze oder braune Clypeusfigur ist im vorderen Teile des 
Clypeus bauchig erweitert: Grammotaulius. Colpotaulius, Limn, decipiens 
KOL., Zimn. xanthodes, MAC Lacu. 

Gz. Die Clypeusfigur dort nicht bauchig erweitert: Zimnoph. lunatus, CURT. 

Es. Gehäuse dreikantig: Zhacopteryx, Limnophilus nigriceps, ZETT. und Z. 
decipiens, KOL. 

Cs. Die Vegetabilien liegen der Quere nach oder schief zur Längsachse des Gehäuses. 

Hı. Gehäuse aus feinen quergelegten Pflanzenstoffen, cylindrisch, ge- 
bogen, glatt: Zimnophil, sparsus. CURT. 

He. Gehäuse aus gröberen, meist schief gelegten Pflanzenstoffen, sehr 
uneben: Z. nigriceps, LETT., L. politus, MAC LACH., Z. flavicornis, L., 
L. rhombicus, L. 

Hs. Gehäuse aus Blattabschnitten gebaut, welche mit ihren Flächen 
eng aneinander gelegt sind: Zimnoph. stigma, CURT. 

Bs. Gehäuse aus Sandkörnchen oder kleinen Steinchen. ') 


1) vgl. auch Anabolia! 


48 
Ji. Kopf ganz dunkel, ohne Zeichnung: Zimneph. griseus L. und 
L. centralis. CURT. 
Je. Kopf mit mehr oder weniger deutlichen Gabellinienbinden und 
Clypeusfigur. 
Ki. Diese Zeichnungen sehr deutlich, schwarz auf gelbem Grunde: 

Limnoph, flavicornis, FBR., L. rhombicus, L. lunatus, L. fuscicornis. 

Ke. Diese Zeichnungen undeutlicher, die dunkle Clypeusfigur 
verschmilzt ganz mit den Gabellinienbinden: Lemnophil. 
vittatus, FBR., bipunctatus, L. und extricatus. MAC LACH. 

Ks. ahnlich, aber die Clypeusfigur nicht mit den Gabellinien- 
binden verschmolzen, Co/potaulius, Limnoph. fuscicornis, RBR. 

Bs. Gehäuse ganz oder z. T. aus Conchylien gebaut: Zimnoph. flavicornis, FBR. L. rhom- 
bicus, L., L. politus, MAC LACH. 
As. Alle Kiemenfäden stehen einzeln; Larven in rascher fliessenden Gewässern (Bergbäche). 

Lı. Punktfiguren des Kopfes etc. aus kleinen Punkten 
zusammengesetzt oder ganz fehlend (Fig. J). 

Mi. Gehäuse aus Vegetabilien gebaut: Stenophylax nigri- 
cornis, PICT., Micropterna, Chaetopteryx. 
Me. Gehäuse aus Mineralien gebaut. 
Nı. Gehäuse cylindrisch oder konisch. 

Oı. Vorderende weiter als Hinterende: Srenoph. 
rotundipennis, BRAUER, St. nigricornis, PICT., 
Micropterna, Chaetopteryx, Hal. ruficollis, PICT. 

Oz. Vorderende etwas enger als Hinterende; Kopf 
einfarbig dunkelbraun: Zalesus auricollis, PICT. 

Ns. Gehäuse nicht vollkommen cylindrisch; Bauchseite 
flach, an den Seiten und auf dem Rücken grössere 
Steinchen: Stenophylax stellatus, CURT., S. Jatipen- 
nis, CURT., S. luctuosus, PILL. 

L». Punktfiguren des Kopfes und der 2 Thoracalsegmente 
aus sehr grossen, oft verwaschenen und miteinander ver- 
bundenen Punkten zusammengesetzt: Zalesus tesselatus, 
RBR., H. digitatus, SCHRK. und H. interpunctatus, LETT. 

Über die Puppen vgl. die allgemeine Charakteristik der Limnophiliden; eine 
genauere Tabelle vermag ich zur Zeit nicht zu geben; vielleicht wäre mit Hülfe der 
Borstenzahl (resp. -Anordnung) des I. und letzten Abd.-Segm. und der 2 Höcker des 
I. Abd.-Segm. eine weitere Einteilung zu erzielen; ich konnte beides leider nicht mehr 


berücksichtigen. 
Kiemenschemen für die Larven der Aı- und As-Gruppe vgl. später. 


Ai. Larven und Puppen mit Kiemenfäden, die auf dem Bauche und Rücken zu 2 oder 3 zusammen- 


stehen; in stehenden oder langsam fliessenden Gewässern. 


.49 


I. Gattung: Colpotaulius, KOL. 
Mac MACHLAN (73, p. 35). 


Colpotaulius incisus, CURT. 


STRUCK (774 p. 198) | OSTWALD (785 p. 107) 
STRUCK (780 Fig. 4) | STRUK (799 p. 41, Taf. I, Fig. 6) 


a. Larven: long. 15—17 mm; lat. 2—3 mm. Mit blossem Auge besehen, er- 
scheinen Kopf und die 2 chitinigen Thoracalsegmente gelbbraun, manchmal aber noch 
dunkler. Lupe: Grundfarbe des Kopfes im allgemeinen gelblich, manchmal mehr bräunlich, 
doch treten stets die 2 braunschwarzen Gabellinienbinden und die ebenso gefärbte, im 
oralen Teile des Clypeus bauchig erweiterte Clypeusfigur deutlich hervor; bei heller 
gefärbten Fxemplaren sind auf der basalen Hälfte der Gabellinienbinden auch Querreihen 
dunkler Punkte erkennbar; Grundfarbe des Pronotum gelb, manchmal dunkler, stets 
schwärzlich gesäumt; Querfurche wenig dunkler als die Grundfarbe, erstes Drittel des 
Pronotum nicht dunkler als die übrige Partie; die x-förmige Figur deutlich; Mesonotum 
entweder gelblich, oder im Mittelfelde etwas mehr bräunlich als auf den Seitenfeldern. 

Rückenhöcker des I. Abd.-Segm. meist mit deutlich abgeschnürter Spitze (wie bei 
Glyphotaelius-, Grammotaulius- und einigen Limnophilus-Larven). Hocker überhaupt sehr gross 
(wie auch bei den genannten); manchmal ein deutlicher Bauchhöcker. — Rückenborsten 
der Mandibeln ungleich lang; Coxa, Femur und Trochanter der Vorderbeine auf der 
Fläche mit distal gerichteten Spitzen dicht besetzt; Klauen der Vorderbeine so lang wie 
der Tarsus, die der übrigen Beine wenig kürzer als ihre Tarsi; Klaue der Nachschieber 
spitz, mit I spitzen Rückenhaken. 

b. Puppen: long. 10—11 mm; lat. 2 mm. Flügelscheiden bis zum Vorderrande 
des V. Segments; hintere Flügelscheiden am Hinterrande nahe dem Apex tief eingebuchtet. 
Haftapparat: III. 1, 2, 3 -;- 7/s, 2, 2. VII, 

c. Gehduse: long. bis fast 30 mm; lat. ca. 2,5 mm, gerade, aus kleinen, dünnen, 
ungleich grossen Blattstückchen hergestellt, glatt; Puppengehäuse nur ca. 15 mm long. 
(Im Aquarium stellten meine sämtlichen Larven, bis auf 1, cylindrische glatte Sandköcher her). 


II. Gattung: Glyphotaelius, STEPH. 


BRAUER (25 p. XXI) MIALL (765) 
MAC LACHLAN (77 p. 41) 


Larven: Gehäuse meist sehr voluminós, aus grossen Blattabschnitten hergestellt; 
dorsale und ventrale Teile überragen die seitlichen um ein Bedeutendes; seltener dem 
Halesus tesselatus-ähnliche Gehäuse (s. d.). 

1. Kopf hell, mit deutlicher, ctwa U-förmiger Gabellinienbinde und sehr schmaler, 
bindenartiger (oral-anal gerichteter) Clypeuszeichnung: G7. punctatolineatus, DEG. 

2. Kopf recht dunkel, Lupe: schwach hervortretende Gabellinienbinden und 
Naricornis-Zeichnung auf dem Clypeus: G? pellucidus. RETZ. 


48 
Ji. Kopf ganz dunkel, ohne Zeichnung: Zönnoph. griseus L. und 
L. centralis. CURT. 
Je. Kopf mit mehr oder weniger deutlichen Gabellinienbinden und 
Clypeusfigur. 
Kı. Diese Zeichnungen sehr deutlich, schwarz auf gelbem Grunde: 

Limnoph. flavicornis, FBR., L. rhombicus, L. lunatus, L. fuscicornis. 

Ke. Diese Zeichnungen undeutlicher, die dunkle Clypeusfigur 
verschmilzt ganz mit den Gabellinienbinden: Lemnophil. 
vittatus, FBR., bipunctatus, L. und extricatus, MAC LACH. 

Ks. ahnlich, aber die Clypeusfigur nicht mit den Gabellinien- 
binden verschmolzen, Colpotaulius, Limnoph. fuscicornis, RBR. 

Bs. Gehäuse ganz oder z. T. aus Conchylien gebaut: Zimnoph. flavicornis, FBR. L. rhom- 
bicus, L., Z. politus, MAC LACH. 
As. Alle Kiemenfäden stehen einzeln; Larven in rascher fliessenden Gewässern (Bergbäche). 

Lı. Punktfiguren des Kopfes etc. aus kleinen Punkten 
zusammengesetzt oder ganz fehlend (Fig. J). 

Mi. Gehäuse aus Vegetabilien gebaut: Stenophylax nigri- 
cornis, PICT., Micropterna, Chactopteryx. 
Ms. Gehäuse aus Mineralien gebaut. 
Nı. Gehäuse cylindrisch oder konisch. 

Oi. Vorderende weiter als Hinterende: Srenoph. 
rotundipennis, BRAUER, St. nigricornis, PICT., 
Micropterna, Chaetopteryx, Hal. ruficollis, PICT. 

Ox. Vorderende etwas enger als Hinterende; Kopf 
einfarbig dunkelbraun: Halesus auricollis, PICT. 

Ne. Gehäuse nicht vollkommen cylindrisch; Bauchseite 
flach, an den Seiten und auf dem Rücken grössere 
Steinchen: Stenophylax stellatus, CURT., S. latipen- 
nis, CURT., S. luctuosus, PILL. 

L+. Punktfiguren des Kopfes und der 2 Thoracalsegmente 
aus sehr grossen, oft verwaschenen und miteinander ver- 
bundenen Punkten zusammengesetzt: Zalesus tesselatus, 
RBR., H. digitatus, SCHRK. und Z. interpunctatus. ZETT. 

Uber die Puppen vgl. die allgemeine Charakteristik der Limnophiliden; eine 
genauere Tabelle vermag ich zur Zeit nicht zu geben; vielleicht wäre mit Hülfe der 
Borstenzahl (resp. -Anordnung) des I. und letzten Abd.-Segm. und der 2 Höcker des 
I. Abd.-Segm. eine weitere Einteilung zu erzielen; ich konnte beides leider nicht mehr 


berücksichtigen. 
Kiemenschemen für die Larven der Aı- und As-Gruppe vgl. später. 


Ai. Larven und Puppen mit Kiemenfäden, die auf dem Bauche und Rücken zu 2 oder 3 zusammen- 


stehen; in stehenden oder langsam fliessenden Gewässern. 


49 


I. Gattung: Colpotaulius, KOL. 
Mac MACHLAN (77, p. 35). 


Colpotaulius incisus, CURT. 


STRUCK (774 p. 198) | OSTWALD (785 p. 107) 
STRUCK (780 Fig. 4) | STRUK (799 p. 41, Taf. I, Fig. 6) 


a. Larven: long. 15—17 mm; lat. 2—3 mm. Mit blossem Auge besehen, er- 
scheinen Kopf und die 2 chitinigen Thoracalsegmente gelbbraun, manchmal aber noch 
dunkler. Lupe: Grundfarbe des Kopfes im allgemeinen gelblich, manchmal mehr bräunlich, 
doch treten stets die 2 braunschwarzen Gabellinienbinden und die ebenso gefärbte, im 
oralen Teile des Clypeus bauchig erweiterte Clypeusfigur deutlich hervor; bei heller 
gefärbten Fxemplaren sind auf der basalen Hälfte der Gabellinienbinden auch Querreihen 
dunkler Punkte erkennbar; Grundfarbe des Pronotum gelb, manchmal dunkler, stets 
schwärzlich gesäumt; Querfurche wenig dunkler als die Grundfarbe, erstes Drittel des 
Pronotum nicht dunkler als die übrige Partie; die x-förmige Figur deutlich; Mesonotum 
entweder gelblich, oder im Mittelfelde etwas mehr bräunlich als auf den Seitenfeldern. 

Rückenhöcker des I. Abd.-Segm. meist mit deutlich abgeschnürter Spitze (wie bei 
Glyphotaelius-, Grammotaulius- und einigen Zimmophilus-Larven). Hocker überhaupt sehr gross 
(wie auch bei den genannten); manchmal ein deutlicher Bauchhöcker. — Rückenborsten 
der Mandibeln ungleich lang; Coxa, Femur und Trochanter der Vorderbeine auf der 
Fläche mit distal gerichteten Spitzen dicht besetzt; Klauen der Vorderbeine so lang wie 
der Tarsus, die der übrigen Beine wenig kürzer als ihre Tarsi; Klaue der Nachschieber 
spitz, mit I spitzen Rückenhaken. 

b. Puppen: long. 10—11 mm; lat. 2 mm.  Flügelscheiden bis zum Vorderrande 
des V. Segments; hintere Flügelscheiden am Hinterrande nahe dem Apex tief eingebuchtet. 
Haftapparat: III. 1, 2, 3 -;- °/s, 2, 2. VII. 

c. Gehäuse: long. bis fast 30 mm; lat. ca. 2,5 mm, gerade, aus kleinen, dünnen, 
ungleich grossen Blattstückchen hergestellt, glatt; Puppengehäuse nur ca. 15 mm long. 
(Im Aquarium stellten meine sämtlichen Larven, bis auf t, cylindrische glatte Sandköcher her). 


II. Gattung: Glyphotaelius, STEPH. 


BRAUER (25 p. XXI) MIALL (765) 
MAC LACHLAN (73 p. 41) 


Larven: Geháuse meist sehr voluminós, aus grossen Blattabschnitten hergestellt; 
dorsale und ventrale Teile überragen die seitlichen um ein Bedeutendes; seltener dem 
Halesus tesselatus-ähnliche Gehäuse (s. d.). 

1. Kopf hell, mit deutlicher, etwa U-formiger Gabellinienbinde und sehr schmaler, 
bindenartiger (oral-anal gerichteter) Clypeuszeichnung: G/. punctatolineatus, DEG. 

2. Kopf recht dunkel, Lupe: schwach hervortretende Gabellinienbinden und 
flawicornis-Zeichnung auf dem Clypeus: G/. pellucidus. RETZ. 


50 


Puppen: Seitenlinie am Ende des V. Segments beginnend. 

1. Mandibeln mit ziemlich breiter, gekriimmter Schneide; long. 19—20 mm; 
lat. 4 mm: Gl. pellucidus, RETZ. 

2. Mandibeln mit sehr schmaler Schneide; long. 19—26 mm; lat. bis 6 mm: 
Gl, punctatolineatus, DEG. 


1. Glyphotaelius pellucidus, RETZ. 
DEGEER (5 Taf. XI Fig. 9-- 11; Taf. XII Mac LACHLAN (77 p. 45) 


Fig. 13—18) WALLENGREN (757 p. 36) 
PIETET (zz Taf. VIII Fig. 4) STRUCK (774 p. 198) 
KOLENATI (78 p. 38) STRUCK (780 Fig. 14) 
MAC LACHLAN (42 p. 29) OSTWALD (785 p. 109) 
WALSER (59 p. 39, p. 33 Hal. digit.!) STRUCK (799 Taf. I. Fig. 7) 
MEYER, A. (57) ULMER (200 p. 191) 
MEYER-DÜR (72 p. 384) SILFVENIUS (204 p. 9) 


Larve: long. 23 mm; lat. 4 mm. Mandibeln mit 4 Zähnen, von denen der oberste 
am grössten ist. Klauen der Vorderbeine so lang wie der Tarsus, die der übrigen Beine 
kürzer als halbe Tarsuslänge, die der Hinterbeine sogar nur ',s Tarsuslange; sonst alles 
wie vorher. | 
Gehäuse: long. bis 70—80 mm; lat. bis 35 mm. 


2. Glyphotaelius punctatolineatus, DEG. 
DEGEER (5 p. 403-—405 Taf. XIV Fig. 1— 5) SILFVENIUS (796 p. 39) 
HAGEN (37 p. 241) STRUCK (799 p. 64 u. 88 Taf. VII Fig. 4) 
Mac LACIHLAN (77 p. 43) 


Larve: long. 27—32 mm; lat. 5 mm. Organe wie vorige. 
Gehäuse: nicht so voluminós wie das der vorigen Art; long. 30—36 mm; 
lat. 6 mm (bis 14 mm). 


III. Gattung: Grammotaulius, KOL. 
MAC LACHLAN (77 p. 38). 


Grammotaulius atomarius, FBR. 


DEGEER (5 Taf. XIII Fig. 18—21 WALSER (39 p. 14) 
u. Taf. XIV Fig. 1—3 [?]) ULMER (790 p. 429) 
HAGEN (57 p. 242) STRUCK (799 Taf. I Fig. 8) 


a. Larve: long. 28 mm; lat. 5 mm. Kopf braun; Lupe: mit dunkleren Punkten, 
die auf den Pleuren z. T. in Querreihen, auf den Seiten des Hinterhaupts in Làngsreihen 
angeordnet sind; auf dem Hinterwinkel des Clypeus eine ähnliche A-Zeichnung wie bei 
Stenophylax etc.; im vorderen Teile des Clypeus 7 zu einem Kreise angeordnete Punkte. 
Pronotum und Mesonctum auch braun, mit deutlichen Punkten; x-Figur deutlich; Pronotum 


51 
mit dunklerer vertiefter Querfurche; Vorder- und Hinterrand des Pronotum schmal schwarz, 
ebenso auch Hinterrand und -Ecken des Mesonotum. Im iibrigen den vorigen áhnlich. 
Klaue der Vorderbeine kürzer als der Tarsus, die der Hinterbeine von etwa !/1 Tarsuslange. 


b. Puppe: long. 18--2ı mm; lat. 4 mm; ähnlich den Glyphotaclius-Puppen. Haft- 
apparat: IV. 4/5, 4/5-+ 17, 3/4, 3/4. VII. Flügelscheiden bis zum Ende des VI. Segments. 


c. Gehäuse: long. bis 80 mm; lat. 6 mm; aus Schilfstengelfragmenten, Gras- 
blättern etc., welche der Länge nach dachziegelartig über- und aneinander gefügt sind, 
gebaut, so dass eine cylindrische Röhre, die nur nach hinten gewöhnlich enger ist, 
entsteht; Oberflache nicht glatt, da die Vegetabilien sperrig abstehen. 


IV. Gattung: Limnophilus, LEACH. 


BURMEISTER (72 p. 930) | Mac LACHLAN (42 p. 28, 
BRAUER (25 p. xx) | Taf. II Fig. 11) 


I. Limnophilus vittatus, FABR. 


PICTET (zz Taf. X Fig. 3 und 4) | Mac LACILAN (74 p. 82) 
KOLENATI (78 p. 50) | WALLENGREN (757 p. 37) 
HAGEN (37 p. 250) |, MIALL (465) 

WALSER (39 p. 41) | OSTWALD (785 p. 102 [8]) 

Mac LACHLAN (42 p. 47) | STRUCK (799 p. 46 Taf. I Fig. 9) 
MEYER, A. (57) | SILFVENIUS (204 p. 24) 
MEYER-DÜR (72 p. 387) | 


a. Larve: long. 10—12 mm; lat. 2 mm. Kopf, Pronotum und Mesonotum braun 
oder noch dunkler; Lupe: die den Clypeus ganz ausfüllende dunklere Clypeusfigur ist 
vollstándig mit den dunklen Gabellinienbinden verschmolzen; Punktzeichnungen des Pronotum 
deutlich sichtbar; über die x-Figur zieht sich vom medianen Teile des Hinterrandes eine 
schmale, leicht dunkler gefárbte Binde, welche die ebenfalls dunklere Querfurche recht- 
winklig schneidet, so dass das Pronotum von einem dunklen Kreuze bedeckt erscheint. 
Mesonotum mit dunklem Mittelfeld und gclben Seitenfeldern. — Mandibeln sehr schlank. 
Beine anders als bei den übrigen Limnophilinen; auf Mittel. und Hinterschenkel nicht 
2 lange schwarze Borsten, sondern je ein gelber Sporn und eine etwas schwächere, 
gleichlange schwarze Borste; Spornzahl 1, 2, 2; 1, I, 2; I, 1, 2. — Seitenlinie schwach 
entwickelt, mit hellen Härchen besetzt; Klauen der Beine schlank, alle von Tarsuslänge. 
Klaue der Nachschieber spitz, mit 2 kleinen, feinen Rückenhaken. 

b. Puppe: ähnlich wie die von Colp. ineisus, CURT.; Haftapparat noch schwächer; 
Hinterrand des V. Segments mit nur 5 Häkchen. 

c. Gehäuse: long 15—25 mm; lat. 2 mm; dem Gehäuse von Zeplocerus aterrimus, 
STEPH. ähnlich; aus feinen Sandkörnchen gebaut, glatt, konisch, gebogen, eng, hintere 
Öffnung sehr klein, vordere Öffnung auf der ventralen und dorsalen Seite bogenförmig 
ausgeschnitten, sodass die 2 lateralen Enden stark vorspringen. 


"ii 


92 


2. Limnophilus bipunctatus, L. (MAC LACH.) 
Mac LACHLAN (706, p. XXII) ZANDER (786, p. 225) 


WALLENGREEN (757, p. 57) ULMER (78%, p. 134) 
STRUCK (774, p. 264) STRUCK (799, p. 48, 
STRUCK (780, Fig. 18) | Taf. II, Fig. 2). 


a. Larve: long 16 mm; lat. 3 mm. Kopf ziemlich breit, gelbbraun, ebenso auch 
die 2 Brustsegmente gefarbt; ahnlich wie bei der vorigen sind die Gabellinienbinden nur 
wenig dunkler als die Grundfarbe und mit der den Clypeus ganz ausfüllenden Figur 
verschmolzen; nur der Hinterwinkel des Clypeus bleibt meist heller; meist sind auf den 
Gabellinienbinden und auf der Clypeusfigur die (queren) Punktreihen zu erkennen, ebenso 
auch auf den 2 Thoracalringen; auf dem Pronotum keine kreuzfórmige Figur (cfr. Z. 
vittatus FBR.!); Seiten- und Hinterrand des Mesonotum schwarz gesäumt, so auch der 
Vorderrand nahe den Vorderecken. Mundteile wie gewöhnlich; Mandibeln breit, mit 
3 Zähnen. Bewaffnung der Beine ungewöhnlich (cfr. vorige!); Spornzahl 2, 2, 2; 1, 1, 2; 
t, I, 2; auf den Vorderschenkeln also 2 Sporne (der dem basalen Ende genäherte bedeu- 
tend kürzer) auf den übrigen Schenkeln je 1 Sporn, auf allen Schenkeln ausserdem 
1 lange schwarze Borste; die letztere steht auf dem Mittelschenkel zwischen Sporn und 
basalem Ende, auf dem Hinterschenkel aber zwischen Sporn und distalem Schenkelende. — 
Mittel- und Hinterklauen nur von !/; Tarsuslinge. Klaue der Nachschieber mit 1 kurzen, 
stumpfen Haken. 

b. Puppe: long 15 mm; lat. 3 mm. Mandibeln deutlich gesagt; Flügelscheiden 
bis zum Anfange des IV. Segments. 

c. Gehäuse: long 18—20 mm; lat. 4 mm  konisch. gebogen, aus gróbcren 
Sandkörnchen gebaut, rauh; Dr. STRUCK (799) hat auch Gehäuse aus sehr kleinen 
Conchylien gesehen und sagt, dass »bei jugendlichen Gehäusen ausserordentlich häufig 
der Rücken derselben mit pflanzlichen Fragmenten, welche der Langsrichtung der Gehause 
parallel gerichtet sind und sperrig von denselben abstehen, belegt ist« (cfr. seine Abbildg. 
Taf. IV, Fig. 8a und b). 


3. Limnophilus sparsus CURT. 


WALSER (39, p. 20) | STRUCK (799, p. 49, 
STRUCK (780, Fig. 34, p. 21) | Taf. I, Fig. 12). 
a. Larve: long 16—17 mm; lat. 3—4 mm. Grundfarbe des Kopfes und der 
2 Thoracalschilder gleichmassig gelbbraunlich; Gabellinienbinden nur durch teilweise aus 
Doppelpunkten zusammengesetzte Punktreihen angedeutet, aber häufig, wie auch die 
keilformige Figur des Clypeus, blass und dann wenig sichtbar. Die 5—6 pleuralen, aus 
Doppelpunkten gebildeten Punktreihen haben einen recht regelmässigen, wenig gewundenen 
Verlauf und schliessen sich auf dem Scheitel ziemlich dicht an die die Gabellinienbinden 
vertretenden Punktreihen an. — Pronotum an dem Hinter- und Seitenrand, Mesonotum 
am Hinterrande und am Seitenrande (hier aber nur näher den Hinterecken) schwarz 
gesaumt; dieser schwarze Seitenrandsaum ist am Ende (oralwärts) stark verbreitert. Die 


53 


x-Figur im analen Teile bildet einen rechten Winkel. — Maxillarlobus an der Innenkante 
mit 2 auffallend langen Dornen. (Beine mir unbekannt.) 
b. Puppe: long 14 mm; lat 3—4 mm. Fühler bis zum Ende des VIII., Flügel- 
scheiden bis zum Ende: des IV. Abd.-Segm. — Haftapparat: II. 3, 3, 3, 34 7, 3, 3. VII. 
c. Gehäuse: long 15- 18 mm; lat. 3,5—4 mm; aus feinen, quergelegten Pflanzen- 
stoffen gebaut, glatt, konisch, gebogen (abgehehen vom Material etwa den Gehäusen der 
Sericostomatinae ähnlich). 


4. Limnophilus auricula, CURT. 


PICTET (zz, p. 158, Taf. 10, Fig. 5) | WALLENGREN (757, p. 55) 
KOLENATI (78, p. 66) MIALL (765) 

HAGEN (37, p. 255) STRUCK (799, p. 53, Taf. I, Fig. 14) 
Mac LACHLAN (42, p. 45) SILFVENIUS (204, p. 21). 


a. Larve: long 10—12 mm; lat. 2 mm. Farbe des Kopfes, abgesehen von einem 
weissen Hofe um die Augen und von der weisslichen Gelenkmembran des Labrum, 
dunkelbraun; bei heller gefärbten Tieren tritt ausserdem im hinteren Clypeus-Winkel ein 
dreieckiger hellgefärbter Fleck auf, und im Bereiche der pleuralen Punktreihen erscheint 
die Cuticula statt braun gelbbräunlich, sodass die ersteren sichtbar werden. Ränder der 
2 Thoracalsegmente ähnlich wie bei der vorigen gesäumt; Höcker des J. Abd.-Segments 
schlank. Beine mit gewöhnlicher Spornzahl. 

b. Puppe: long. 10 mm; lat. 1,5 mm. Fühler und Flügelscheiden wie vorige 
Art; Haftapparat: III. 3, 3/4, 4412, 9/4, 9/4. VII. 

c. Gehäuse etwas kürzer als die von Colpotaulius, sonst aber ähnlich; manchmal 
sind die Röhren, aber nur in geringfügigen Partien, aus Sand gebaut. 


5. Limnophilus griseus, L. (MAc LACH.) 
DEGEER (5, Taf. XIV, Fig. 15) WALLENGREN (757. p. 56) 


KOLENATI (78, p. 54) MIALL (765) 

HAGEN (37, p. 248) RUDOW (769, p. 452) 
WALSER (39, p. 22) OSTWALD (775, P. 52) 
Mac LACHLAN (42, p. 42) ULMER (790, p. 117) 
MEYER, A. (57) SILFVENIUS (796, p. 65). 
DE BORRE (65, p. 68) STRUCK (799, p. 54). 


Mac LACHLAN (74, p. 87) 


a Larve: long 15—18 mm; lat. 2,5—3 mm. Kopf sehr dunkel, beinahe schwarz; 
Pro- und Mesonotum etwas heller; mit der Lupe erkennt man weissliche Höfe um die 
Augen und die weissliche Gelenkmembran; bisweilen ist ein hellerer Fleck im hinteren 
Clypeuswinkel vorhanden; Beine auch dunkel; Spornzahl wie gewöhnlich: 2, 2, 2; 1, 0, 2; 
I, O, 2; die 2 schwarzen Borsten des Mittelschenkels von gleicher Länge, jene des Hinter- 
schenkels sehr ungleich lang, die dem distalen Ende genäherte zweimal so lang wie die 
andere; noch weiter distalwärts eine dritte lange Borste; am Hinterbeine sind einige 


54. 


Borsten von aussergewöhnlicher Länge: distale Endborste des Trochanter, distale End- 
borste des Schenkels (Innenkante und ebenso Aussenkante) und einige Borsten an den 
Aussenkanten der Tibia und des Tarsus; Vorderklaue so lang wie der Tarsus, Mittel- und 


Hinterklauen etwas länger als '/2 Tarsus. — Klaue der Nachschieber mit ı spitzen 
Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 11-—15 mm; lat. 2,5--3 mm. Haftapparat: III. 2/3, 2/3, 2/3 + 8/14, 
2, 2/3. VII. 


c. Gehäuse: long 14—17 mm; lat. 2,5—3 mm; konisch, schwach gebogen, glatt; 
in der Jugend oft aus kleinen Pflanzenstoffen, spáter aus Sandkórnchen gebaut. 


6. Limnophilus despectus, WALKER. 
SILFVENIUS (796 p. 68) |  SiLrvENIUS (204 p. 23). 

a. Larve: long. ca. 15 mm; lat. ca. 3 mm (?). Kopf, Pro- und Mesonotum dunkel- 
braun, letzteres etwas heller; bei blasseren Larven findet sich eine »braungelbe Makel, 
die von dem Gabelwinkel nach vorn längs den Gabelästen bis zum Winkel der Aste 
reicht; bei dunkleren Larven kommt diese blassere Farbe nur in Form von 3 Punkten 
vor, von denen einer am Gabelwinkel, die anderen am Winkel der Aste sich befinden; 
keilfórmige (A-)Figur deutlich.« Klaue des Nachschiebers ausser mit grossem Rückenhaken 
noch mit einigen kleineren. 

b. Puppe: long. 10—12 mm; lat. 2—2,3 mm. Hinterrand des VIII. Abd.-Segm. 
in einen abgerundeten, auf das IX. Segment hinüberragenden Fortsatz verlängert. 

c. Gehäuse: long. 14—17 mm; lat. 3—3,5 mm, konisch, gerade, aus breiten 
Gras- etc. Blattteilen gebaut, welche hauptsáchlich der Lànge nach, oft aber auch quer 


gelegt sind (wohl ähnlich wie Z. aurícula). Nach SILFVENIUS (204) steht diese Art dem 
Limnoph. auricula, CURT. nahe. 


7. Limnophilus centralis, CURT. 


SEETZEN (7 p. 69 No. 7) |. MEYER-DCR (72 p. 388) 
PICTET (zz p. 156, 157 Taf. X Fig. 4) WALLENGREN (757 p. 54) 
HAGEN (37 p. 250) RUDOW (769 p. 452) 
WALSER (39 p. 42) SILFVENIUS (796 p. 62) 


a. Larve: long. 10,5—12,5 mm; lat. 2—2,5 mm. Kopf kurz, rund, wie das 
Pronotum dunkelbraun, manchmal etwas heller, sonst ähnlich wie die vorige; Mesonotum 
oft blasser als Pronotum, der Vorderrand oft dunkler. Klauen der Vorderbeine oft etwas 
länger als der Tarsus, die der übrigen ?/s der Tarsen; Spornzahl nicht wie gewöhnlich: 
2, 2,2; 1,1,2; I, 1, 23; die schwarze Borste auf dem Mittel- und Hinterschenkel genau 
so wie bei Z. bipunctatus; Sporne der Vorderschenkel gleich, kurz. Klaue des Nachschiebers 
mit I Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 9—12 mm; lat. 2 mm. »Zobi inferiores beim d' sehr lang, reichen 
mehr nach hinten als die Penianlage;« Hinterrand des VII. Segments ähnlich wie vorher 
(dort aber Lodi inferiores kürzer). 

c. Gehäuse: long. 11—14 mm; lat. ca. 2,5 mm, konisch, gebogen, aus feinen 
Sandkörnchen gebaut, glatt. 


55 


8, Limnophilus xanthodes, MAC LACH. 
STRUCK (799 p. 44 Taf. II Fig. 4). 

a. Larve: long. 18 mm; lat. 3—4 mm. Kopf und die 2 Thoracalsegmente dunkel; 
bei Lupenbetrachtung sieht man aber auf braungelber Grundfarbe des Kopfes braune 
Gabellinienbinden und braune, wie bei Z. favicornis erweiterte Clypeusfigur; »die Gabellinien- 
binden gehen in die Scheitel- und lateralen Teile der Pleuren ohne scharfe Grenze über, 
sind aber von der Clypeusfigur durch einen schmalen Streifen der hier besonders hell 
getónten Grundfarbe distinkt geschieden. Die Punkte der pleuralen Punktreihen sind 
blass und wenig deutlich sichtbar.« Gelenkmembran braun. Pronotum gelb, Querfurche 
leicht braunlich, vorderes Drittel nicht dunkler; Punkte deutlich sichtbar. Mesonotum 
dunkler. Hocker des I. Abd. Segm. kräftig. Beine wie gewöhnlich; die 2 Schenkelborsten 
gleichlang; Klauen kurz, die der Mittel- und Hinterbeine nur ca. !/s Tarsuslánge. 

b. Puppe: long. 17—18 mm; lat. 3—4 min.  Fortsatz des I. Abd.-Segm schlank, 
die beiden Hocker durch eine spaltformige Einkerbung von einander getrennt. Haft- 
apparat: IV. 3, 2/4 +- 18, 3, 3. VII, 

c. Geháuse: long. ca. 20 mm; lat. ca. 4 mm, konisch, gerade, aus kleinen 
pflanzlichen Fragmenten, meist Blätterteilen glatt gebaut; am vorderen Ende schräg 
abgestutzt, am hinteren Ende leicht abgerundet und dort mittels desselben Materials 
bis auf eine winzige Offnung geschlossen. 


9. Limnophilus extricatus, MAC LACH. 


KOLENATI (78 p. 57) WALLENGREN (757 p. 59) 
HAGEN (77 p. 251) KLAPALEK (757 p. 9) 
WALSER (39 p. 20) MiALL (766) 

MEYER, A. (57 p. 163) STRUCK (780 Fig. 15) 
DE BORRE (65 p. 69) SILFVENIUS (796 p. 71) 


Mac LACHLAN (74 p. 22) 


a. Larve: long. 11 —14 mm; lat. ca. 2 mm. Kopf sehr kurz, wenig länger als 
breit; Kopf, 2 Thoracalsegmente und Beine gelbbraun; auf dem Clypeus ist die dunklere 
keilförmige Figur, auf den Pleuren (ähnlich wohl wie bei Z. bipunctatus) sind die queren 
Punktreihen deutlich; Hinterecken des Pronotum schwarz, die Querfurche in der Mitte 
dunkler; Pro- und Mesonotum sehr dicht behaart, mit deutlichen Punktzeichnungen 
(x-formige Figur etc.); Metanotum mit sehr kleinen Chitinschildchen. Beine: Vorderklauen 
etwas länger, Mittel- und Hinterklauen etwas kürzer als der Tarsus. Klaue der Nach- 
schieber mit einem kleinen Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 11—12 mm; lat. bis 2,5 mm.  Labrum sehr breit, halbkreisformig. 
Haftapparat: III. 2/3, 3/4, 3/4 4- 7/11, 3/5, 4. VII. Rückenflache des VIII. Segments 
beim d in 2 stumpfe Anhänge verlängert, welche über den Anfang des folgenden 
Segments hinwegragen; Zobi inferiores des d nicht weiter analwärts reichend als die 
kurze Penisanlage. 

c. Geháuse: long. bis 16 mm; lat. 3.7 mm; aus Sandkórnchen gebaut, fast ganz 
cylindrisch (sehr wenig nach hinten verengt) hinten convex abgerundet, am Puppen- 
gehäuse beide Enden so gerundet. Bäche (langsam fliessend). 


56 


Io. Limnophilus fuscicornis, RBR. 


MEYER, A. (57 p. 164) STRUCK (280 Fig 19) 
WALLENGREN (757 p. 62) STRUCK (799 p. 37 Taf. I 
STRUCK (774 p. 264) Fig. 11) 


a. Larve: long. 18 mm; lat. 4--5 mm. Kopf und 2 Thoracalsegmente gelb, 
ersterer manchmal gelbbraunlich; Gabellinienbinden und Clypeusfigur (wie bei Z. flavicor- 
nis, FBR. gestaltet) dunkelbraun; die Punkte der pleuralen Punktreihen, welche vom Scheitel 
bis an die ventrale Kopffläche reichen, sind von auffallender Grösse, Pronotum am Vorder- 
rande schmal, am Hinterrande breiter dunkel gesiumt; Querfurche bräunlich, ebenso ein 
schmaler Saum entlang dem hinteren Rande; der schwarze Saum der Seitenrander des 
Mesonotum ist in eine bis fast zu den Stützplättchen reichende Spitze ausgezogen (der 
Saum endet hier also zweispitzig, gabelformig); Punktlinien sehr deutlich; Mittelfeld nicht 
dunkler als die Seitenfelder; Beine gelb; Spornzahl wie gewöhnlich. 

b. Puppe: long. 15—17 mm; lat. 4 mm. Nur die Tarsalglieder der Mittelbeine 
sind mit langen hellen Haaren bewimpert. Haftapparat: III. 6, 6, 7 } 10/12, 6/8, 5. VII. 

c. Geháuse: long. ca. 20 mm; lat. ca. 4,5 mm; schwachkonisch, gebogen, aus 
Sandkörnchen hergestellt, aber glatter als bei Z. bipunctatus; die Puppengehause sind an 
beiden Enden durch Sandkornchen und kleine Steinchen geschlossen. 


II. Limnophilus flavicornis, FBR. 


REAUMUR (2, Taf. XII, Fig. 6--10 und ' PACKARD (43, p. 617, Fig. 609) 
Taf. XIII, Fig. 1, 4—7) DE BORRE (65, p. 67) 

DEGEER (5, Taf. XI, Fig. 14) WALLENGREN (757, p. 43) 

SCHROTER (6, p. 423, 426) MIAL (765) 

SEETZEN (7, p. 78 —80) | RUDOW (769, p 454) 

PicTET (775 Taf. IX, Fig. 2) LAMPERT (773, p. 154) 

RAMBUR (74, p. 484) (0 STRUCK (174, p. 293) 


HAGEN (37, p. 245) OsTWALD (785, p. 112) 

WALSER (39, p. 30) ULMER (784, p. 223) 

MAC LACHLAN (42, p. 33, Taf. II, Fig. 25) SILFVENIUS (797, p. 50) 

MEYER (57) STRUCK (799, p. 41, Taf. H, Fig. 1). 

a. Larve: long 18—24 mm; lat. 4—4,5 mm. Grundfarbe des Kopfes, der zwei 
Thoracalsegmente und der Beine gelb oder etwas dunkler; Kopf mit sehr deutlichen 
tiefschwarzen Gabellinienbinden (Fig. E) und einer ebenso gefärbten Clypeus- 
figur, welche den vorderen Teil des Clypeus ganz ausfüllt, hier also bauchig 
erweitert ist; vom Rande des Hinterhauptsloches bis an die Augen und die 
Gabellinienbinden heran verlaufen die Pleurabinden, welche aus Punktreihen 
dunkelbrauner Punkte bestehen; diese Pleurabinden schliessen sich auf dem 


KOLENATI (78, p. 44) STRUCK (780, Fig. 32) 


Figur E. 
L. Alavicornis, 9Cheitel eng an die Gabellinienbinden an und verschmelzen lateralwärts auf 
Fer. der ventralen Kopffläche jederseits mit einer breiten braunen Binde, welche 


57 


bis an die ventrale Medianlinie bezw. an das Hypostomum  heranreicht. Gelenk- 
membran weissgelb. — Pronotum von gelber Grundfarbe, das vordere Drittel aber, das 
durch die Querfurche begrenzt wird, ist ganz braun; das letzte Viertel oder Fünftel 
des Pronotum ist tiefdunkelbraun, sodass die Grundfarbe nur als breite leuchtend gelbe 
Binde, die etwa das mittlere Drittel ausfüllt, übrig bleibt; auf ihr befinden sich die be- 
kannte x-förmige Zeichnung und die übrigen Punktfiguren; seltener reicht die hintere 
dunkle Binde weiter nach vorn (oralwärts); manchmal ist die gelbe Grundfarbe durch 
einen bräunlichen Hauch etwas verdunkelt; auch dann aber sind die Punkte noch stets 
deutlich. — Mesonotum ist braun, mit meist nicht sehr deutlicher Punktzeichnung; 
Hinterrandsaum schwarz; an seinem Übergange in den lateralen Saum ist er in eine 
anallateral gerichtete Spitze verlängert; der laterale Randsaum ist am Ende verbreitert. — 
Beine hellfarbig, gelb, Ränder und Kanten der Chitinteile braun oder schwarz, Hüfte, 
Tarsus und Klauen gewöhnlich braun; eine Reihe von braunen Punkten zieht sich zu 
beiden Seiten der Aussenkante von Schenkel und Schiene aller Beine entlang. Spornzahl 
der Beine wie gewöhnlich 2, 2, 2; 1,0, 2; 1,0, 2; die Borsten, welche auf Mittel- und 
Hinterschenkel die Sporne vertreten, sind innerhalb des Paares gleichlang; die 2 Borsten 
des Mittelschenkels sind etwa um die Breite des Schenkels voneinander entfernt und 
um 1'/s Schenkelbreite vom distalen Ende (Fig. 49); die 2 Borsten des Hinterschenkels 
stehen viel enger zusammen und sind dem distalen Ende näher; zwischen den Vorder- 
schenkelspornen steht noch eine längere schwarze Borste; Klaue der Nachschieber mit 
einem spitzen Rückenhaken. 

b. Puppe: long 17—18 mm; lat. 3—3!/s mm. Schneide der Mandibeln fast 
ungezähnt, etwas gebogen; Haftapparat: IV. 2, 2+ 12/13, 2/3, 2/3. VII; Clypeus der 
Larvenexuvie beachten! 

c. Gehäuse ist sehr verschiedenartig geformt. Es besteht entweder aus Pflanzen- 
stoffen oder aus groben Sandkórnchen oder aus Conchylienschalen, manchmal auch aus 
zwei oder allen drei Baustoffen gemischt. Das hintere Ende der Larvengehäuse ist durch 
eine Membran mit grossem centralen Loche geschlossen. Die jungen Larven scheinen 
immer mit Pflanzenstoffen zu beginnen: Moosteilchen, Grasabschnitte, Stengelstückchen 
werden ziemlich unregelmässig der Quere nach um die cylindrische Röhre gelegt. Die 
älteren Larven vergrössern ihr Gehäuse durch gröbere Stoffe. Benutzt die Larve auch 
beim weiteren Wachstum noch Pflanzenmaterial, so sucht sie sich fast immer unregel- 
mässige Stücke aus. Runde oder eckige Blattabschnitte, dickere Stengelfragmente, faulende 
Holzstückchen werden schief zum Langsdurchmesser der Röhre aneinandergefügt, sodass 
meist ein unförmiges Gehäuse zustande kommt, an dem man kaum noch die Grundform 
(»Mit vegetabilischen Stoffen der Quere nach belegte Róhren«, Dr. STRUCK's Bauplan III) 
zu erkennen vermag. Häufig findet man Gehäuse dieser Art, welche ganz aus Conchylien- 
schalen der verschiedensten Arten hergestellt sind; Professor LAMPERT zahlte an einem 
einzigen Gehäuse einmal acht verschiedene Molluskenarten; solche Gehäuse sind meist 
' kantig. Manchmal setzt die Larve ihren ursprünglich aus Pflanzenstoffen hergestellten 
Kocher nach vorn hin in eine cylindrische Rohre aus groben Sandkórnchen fort. Auch 
ganz aus Sandkórnchen oder kleinen Steinchen hergestellte Geháuse finden sich. Als 


8 


58 
selten vorkommend giebt Dr. STRUCK an, dass er Pflanzenköcher von Z. flavicornis, FBR. 
gefunden habe, welche nicht rundlich, sondern dreikantig waren. Der Larve von Z. flavi- 
cornis sind die folgenden drei sehr àhnlich. 


I2. Limnophilus politus, MAC LACH. 
MEYER, A. (57 p. 68) | STRUCK (zSo Fig. 31) 
WALLENGREN (757 p. 48) | STRUCK (799 p. 39) 
STRUCK (774 p. 293) | SILFVENIUS (204 p. 12 
a. Larve: Grosse, Gestalt und Farben ahnlich wie bei der vorigen. Gelenkmembran 
der Oberlippe aber dunkelbraun; Beine gelbbraun; Spornzahl wie dort; Stellung der 
2 schwarzen Schenkelborsten auch ähnlich, aber auf dem Mittelschenkel ist die dem 
basalen Ende nähere bedeutend kürzer als die andere; auf dem Hinterschenkel auch so. 
b. Puppe: ähnlich der vorigen. Haftapparat: IV. 3, 3 - 11/13, 4, 4. VII. 
c. Gehäuse: ähnlich dem vorigen. 


13. Limnophilus stigma, CURT. 


WALSER (39 p. 49) , STRUCK (78 Fig. 15) 
MEYER (57 p. 163) | OsTWALD (785 p. 115) 
MAC LACHLAN (74 p. 59) |. SMILFVENIUS (796 p. 59) 
WALLENGREN (757 p. 45) | ULMER (200 p. 195) 


STRUCK (774 p. 618) 

a. Larve: long. 19-24 mm; lat. 4—4,5 mm wie Z. flavicornis; Worderrandaus- 
schnitt des Labrum aber viel tiefer. Beine ähnlich wie bei der Larve von Z. flavicornis, 
der diese überhaupt sehr ähnelt. Über der Seitenlinie nur wenige grosse Chitinpunkte; 
III. 4, 3, 6, 4, 5. VIL, bei Z. favicornis stehen dort mehrere, etwa bis 12, kleinere Chitin- 
punkte. Klaue der Nachschieber nicht bogenformig gekrümmt, sondern fast gekniet, nur 
t Rückenhaken, bei Z. flavicornis dagegen 2—3. 

b. Puppe: long. 15 mm; lat. 4mm. Haftapparat: III. (1) bis VII. je 2/3, -+ V. 7/9. 

c. Gehäuse: long. 20 mm; lat. 5 mm. Die zur Herstellung benutzten vegeta- 
bilischen Stoffe — ungleich grosse und unregelmässig umrandete Blätterteile — werden 
nicht parallel oder quer, sondern senkrecht zur Längsachse des zentralen Rohres und 
ferner nicht mit ihren Begrenzungslinien, sondern mit ihren Flächen an- und aufeinander 
gelegt. Das Gehäuse gleicht durch diese Anordnung sehr den Früchten der Erle (STRUCK) 


14. Limnophilus nigriceps, ZETT. 


MEYER (57, Z. striata, p. 161) | OSTWALD (857 p. 113) 
WALLENGREN (757 p. 52 .. STRUCK (799 p. 28 Taf. I Fig. 10) 
STRUCK (r74 p. 323, Fig. 23) | SILFVENIUS (204 p. 16) 


STRUCK (780 Fig. 11) | 


a, Larve: long. 15—17 mm; lat. 3—4 mm wie Z. flavicornis; Clypeusfigur füllt 
den Clypeus in seinem vorderen Teile nicht ganz aus; ihr analer Teil ist starker ver- 
breitert, kreisfórmig. Beine wie bei Z. fazicornis, aber die 2 schwarzen Borsten des Mittel- 


59 


schenkels sind nur um !/, Schenkelbreite von einander entfernt. Klaue des Nachschiebers 
hinter dem grossen Rückenhaken noch mit 1 kleineren. 
b. Puppe: long. 17mm; lat. 3—4mm. Haftapparat: III. 3'4,4/5,5/6 į 20, 6/7, 5/6.Vll. 
c. Gehäuse: ähnlich denen von Z. flavicornis, meist wird aber das Pflanzenmaterial 
nicht so streng quer gelagert, ist auch wohl oft plumper und kürzer; manchmal sind 
Stengelstückchen etc. angefügt; auch dreikantige Gehäuse sind nicht selten, ebenso wie 
bei Z. decipiens geformt. 


15. Limnophilus rhombicus, L. 


REAUMUR (2, Taf. XII, Fig. 2, 5) Mac LACHLAN (74, p. 50) 
ROSEL (3, Taf. XV, Fig. 1; Taf. XVI, Fig. 3) WALLENGREN (757, p. 41) 
DEGEER (5, Taf. XI, Fig. 12—18) SCIIMIDT-SCHWEDT (752, p. 44) 
SCHROTER (6, p. 422, Taf. XI, Fig. 17) V. LINDEN (758) 

SEETZEN (7, p. 76 No. 21—23) HOFMANN (767) 

PICTET (zz, p. 149, Taf. IX, Fig. 1) MIALL (765) 

KOLENATI (78, p. 46) RUDOW (769, p. 454) 

HAGEN (37, p. 244) | LAMPERT (777, p. 154) 
WALSER (36, p. 26) STRUCK (774, p. 265) 


MEYER, A. (57, p. 161) ULMER (784, p. 224) 
PACKARD (63, p. 677, Fig. 607) SILFVENIUS (796, p. 43) 
DE BORRE (65, p. 67) STRUCK (799, p. 36, Taf. I, Fig. 15) 
MEYER-DÜR (72, p. 385) ULMER (200, p. 197) 

a. Larve: long. 19—-25 mm; lat. 3,5—4,5 mm; ähnlich wie Z. flavicornis, aber 
die dunkle Clypeusfigur (Fig. F) vorn nicht bauchig erweitert, die Seitenrander dort 
nicht parallel, sondern analwärts convergierend; die Gabellinienbinden 
schliessen sich an die Gabellinien nicht eng an. Beine fast genau so 
wie bei Z. flavicornis, FBR. und Z. decipiens, Kor. Klaue der Nachschieber 
mit 1 Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 17,5—21 mm; lat. 3,5--5 mm. Mandibeln fein 


Mac LACHLAN (42, p. 31) STRUCK (780, Fig. 33) 
| 


gesägt. Haftapparat: III. 2, 2, 2 4-12, 3/4, 3. VII. Clypeus der Larvenexuvie! Figur F. 
ds T L. rhombicus, 
c. Gehäuse: long. 18—27 mm; lat. 5—6,5 mm, variiert genau so, : 


wie das von Z. flavicornis; oft beide Arten in denselben Gewässern zusammen, 
dann ihre Gehäuse vollkommen gleich, vielleicht sind die Vegetabilien hier im allgemeinen 
etwas feiner als bei Z. flavicornis, die mineralischen Baustoffe dagegen etwas gröber. 


I6. Limnophilus decipiens, KOL. 


HAGEN (37, p. 2471?) | OsTWALD (775, p. 65, Phr. striata) 
STRUCK (774, p. 417) OSTWALD (785, p. 108) 
RUDOW (769 , p. 452, Fig. 14?) SILFVENIUS (796, p. 55) 


STRUCK (780, Fig. 7 und 12) | STRUCK (799, p. 35, Taf. H, Fig. 3) 


a. Larve: long. 16 —23 mm: lat. 3—4 mm; der vorigen sehr ähnlich; die Gabel- 
linienbinden schliessen sich eng an die Gabellinien an; vorderes Drittel des Pronotum 


gs 


60 

nicht so dunkel wie bei Z. flavicornis und L. rhombicus. aber stets dunkler als das mittlere 
Drittel; Querfurche braunschwarz oder wenigstens dunkelbraun. Beine ähnlich wie bei 
L. flavicornis, aber der dem distalen Ende genäherte Sporn der Vorderschenkel ist schlanker 
und viel länger als der andere; die schwarzen Borsten auf den Mittelschenkeln nicht ganz 
um die Breite des Schenkels von einander entfernt, ihre Entfernung vom distalen und 
basalen Ende gleich gross. Klaue der Nachschieber dicht hinter der Basis des Rückendorns 
mit noch einer kleinen Spitze. 

b. Puppe: long. 15— 18,5 mm; lat. 2,7—3,5 mm. Mandibeln mit gerader Schneide. 
Haftapparat: III. o—1, 2/3, 2/4 4 11/15, 2/3, 3/4. VII. 

c. Gehäuse: long. 30—40 mm; ähnlich wie das von Grammotaulius, manchmal 
auch ebenso wie das von Z. /unatus; aber nicht selten auch dreikantige Gehäuse, die nach 
hinten schmäler und niedriger sind. 


17. Limnophilus lunatus, CURT. 


PicTET (1, Taf. IX, Fig. 3) KLAPALEK (237, p. 14) 

KOLENATI (78, pag. 42) WALLENGREN (757, p. 47) 

HAGEN (37, p. 243) MIALL (765) 

WALSER 39, P. 32) OSTWALD (775, p. 75) 

Mac LACHLAN (42, p. 36) STRUCK (780, Fig. 5) 

MEYER, A. (57) STRUCK (799, p. 36, Taf. ı, Fig. 13) 

a. Larve: long. 17 mm; lat. 3 mm; im allgemeinen wie Z. rhombicus, aber meist 
viel heller als Z. rhombicus und Z. decipiens; Gabellinienbinden und Clypeusfleck nie 
schwarz, sondern höchstens dunkelbraun, sodass die Punktfiguren und -Reihen sehr deutlich 
sind; vorderes Drittel des Pronotum meist nicht dunkler als die gelbe Grundfarbe, nur 
selten gelbbräunlich; auch Mesonotum meist gelb, mit deutlichen Punkten, seltener 
bräunlich. Beine, ähnlich wie bei Z. Aaricornis; Spornzahl wie gewöhnlich; der dem 
distalen Ende genäherte Sporn des Vorderschenkels aber länger und spitzer als der andere. 

b. Puppe: long. 14,5 mm; lat. 3 mm. »Zwischen dem II. und III. Abd.-Segm. 
sind die Kiemen in ein breites, längs der Striktur gezogenes Bündel von ı5 Fäden 
verbunden; zwischen dem III. und IV. Segment ist die Teilung in Kiemen über und 
unter der Seitenlinie schon schwach angedeutet; das Büschel zählt zusammen ı3 Kiemen- 
filamente.e (KLAPALEK.) 

c. Gehäuse: long. 23 mm; lat. 4 mm; gerade, wenig konisch, ähnlich wie Gram- 
motaulius (uneben) oder wie Z. xanthodes etc. (glatt) aus ungleich grossen Blattstückchen, 
die der Länge nach angeordnet gebaut sind; seltener sind Gehäuse aus Sandkörnchen. 


REAUMUR (2, Taf. XII, Fig. 3) | Mac LACHLAN (74, pag. 63) 


V. Gattung: Anabolia, STEPH. 


Die 3 bekannten Asabolia-Larven sind durch die charakteristische Clypeusfigur 
von allen anderen Limnophilidenlarven leicht zu unterscheiden (Textfig. G). 


61 


1. Anabolia nervosa, LEACH. 


REAUMUR (2, Taf. XH, Fig. 14) MEYER-DUR (72, p. 389) 

DEGEER (5, Taf. XV, Fig. 11—14) WESTWOOD (84) 

PICTET (zz, Taf. X, Fig. 1) WALLENGREN (757, p. 64) 

HAGEN (37, p. 252 u. 253) MIALL (765) 

PARFITT (38) STRUCK (780, Fig. 24) 

WALSER (39, p. 23) ULMER (784, p. 116) 

Mac LACHLAN (42, p. 54 u. 55) STRUCK (799, p. 62, (Taf. II, Fig. 5). 


MEYER, A. (57) 


a. Larve: long. 20—23 mm; lat. 4 mm. In Gestalt, Bedeckung, Organisation 
genau so wie die vorigen Gattungen. 


Kopf gelb, mit schwarzen, stets sehr deutlichen Zeichnungen (Text- 
figur G); Gabellinienbinden aus einzelnen, unregelmässig gestalteten Makeln 
zusammengesetzt; auf dem Clypeus eine eigentümliche von Bogen und 
Geraden begrenzte Figur, deren Inneres (Fläche) entweder gelb oder ganz 
mit Schwarz ausgefüllt ist; manchmal verschwinden einige oder eine der Figur G. 
Begrenzungslinien; der hintere Teil dieser Figur steht an Stelle der keilfórmigen 4, mrvosa, 
Zeichnung bei den andern Limnophiliden; vor dieser Clypeusfigur stehen, LEACH. 
ebenfalls noch auf dem Clypeus, dicht hinter der Gelenkmembran der Oberlippe 2 gleich 
grosse schwarze Makeln, die an ihrem analen Ende lateralwärts gebogen sind. Labrum 
gelb, aber der vordere Teil ('/s bis */5) dunkler, braun, und über die ganze Oberlippe 
zieht eine dunkelbraune oder braunschwarze Längsbinde (oral-analwärts) gerade über die 
Mitte hinweg, mindestens bis zu der grubigen Vertiefung. — Auf den Pleuren Reihen 
von schwarzen Punkten; Ventralflache des Kopfes meist Hell, nur das Hypostomum 
dunkelbraun; hinter dem »Sporn« (analwärts) auf der ventralen Prothoraxfläche ein dunkles, 
fünfeckiges Chitinschildchen (auch bei den 2 andern Arten). Beine gelb, mit deutlicher 
Punktzeichnuug, Aussenkanten dunkel, alle Artikulationen dunkelbraun; Pro- und Meso- 
notum auch gelb, mit deutlichen Punktfiguren; Mittelfeld des Mesonotum dunkler, doch 
durch eine hellere, im oralen Teile erweiterte, Binde in 2 Teile getrennt. — Spornzahl 
der Beine wie gewöhnlich, 2, 2, 2; 1, O, 2; 1, O, 2; die auf den Mittel- und Hinterschenkeln 
die Sporne vertretenden 2 schwarzen Borsten sind verhältnismässig kurz (kaum länger 
als die Breite des Schenkels); sie sind so angeordnet, dass auf dem Mittelfemur der 
zwischen basalem Ende und distaler Borste liegende Abschnitt durch die andere in zwei 
gleiche Teile geteilt ist; die Entfernung der Borsten (voneinander) auf den Hinterschenkeln 
ist dieselbe wie auf den Mittelschenkeln. Auf dem Vorderschenkel steht die schwarze 
Borste (cfr. Zimnophilus flavicornis, FBR.) nicht zwischen den Spornen, sondern gerade über 
dem basalen (d. h. dem basalen Ende genäherten) Sporne; Vorderklauen so lang wie der 
Tarsus, die übrigen mehr als !/s Tarsuslänge. 


b. Puppe: long. 15—21 mm; lat. 3!/—4!/s mm. Mandibeln mit schmaler, gerader, 
fein gesägter Schneide; Spitze sehr scharf; Rückenborsten ungleich lang. Clypeus beachten! 


62 


c. Gehduse: von recht verschiedenartiger Gestalt; jiingere Larven besitzen meist 
ein Gehäuse aus Pflanzenstoffen; Grashalme, Rinde, Blättchen, Stengelchen — immer aber 
dünne Teile — sind ziemlich regelmässig, manchmal sogar spiralig der Länge nach 
aneinander gelegt; grössere Stengelteile überragen das Rohr vorn und hinten; ältere 
Larven vergrössern ihr Gehäuse durch Sandkörnchen; Gehäuse der ausgewachsenen Larven 
ganz aus Sand hergestellt mit vegetabilischen Belastungsteilen, die oft viel länger sind als 
das eigentliche Gehäuse (25 mm bis 70 mm); auch Steinchen und Conchylien werden 
manchmal, wie es scheint in rascher fliessenden Gewässern, als Belastung benutzt. 


2. Anabolia laevis, ZETT. 


KOLENATI (18, p. 61) | LAMPERT (777, p. 155) 
KLAPÁLEK (757, p. 12) | STRUCK (29, p. 62). 
Lucas (759) | 


a. Larve: long. 16—24 mm; lat. 3—4 mm; der vorigen sehr ähnlich, 
aber doch leicht zu unterscheiden; vor der Clypeusfigur (Fig. H) nicht 2 schwarze 
Makeln, sondern 2, etwa S-förmig gebogene Binden, die von der Mandibel- 
basis nach der Clypeusfigur hinüber ziehen; seltener ist diese Binde in Flecke 
Figur H. aufgelöst. Labrum dunkler als bei der vorigen, auch auf den seitlichen. 
A. laevis, Partien gefleckt; Ventralflache des Kopfes dunkelbraun. — Mandibeln mit 

ZETT. 4 deutlichen Zähnen. Beine wie vorher. 


b. Puppe: long 17—21 mm; lat. 3,7—4,6 mm. Mandibeln nicht mit gerader 
Schneide, sonst wie vorher. 


c. Gehäuse: wie vorher. 


3. Anabolia sororcula, MAC LACH. 
SILFVRNIUS (796, p. 74). 


a. Larve: long. 15—17 mm; ähnlich den vorigen, besonders der letzten nahe 
verwandt; der Raum zwischen den S-förmigen Binden braun, also dunkler als die Grund- 
farbe; Mesonotum auf dem Mittelfeld ohne jene helle Langsbinde, jedenfalls ist dieselbe, 
ebensowenig wie bei 4. laevis, nie erweitert; Ventralflache des Kopfes ähnlich wie bei der 
vorigen; Rander des Hypostomum stets deutlich dunkler. — Mandibeln mit 4 deutlichen 
Zahnen; Beine áhnlich wie bei der vorigen, doch steht die schwarze Borste wieder zwischen 
den 2 Spornen der Vorderschenkel. | 


b. Puppe: long. 15,5— 17 mm; lat. 3—3,5 mm. Mandibeln mit breiterer, gebogener 
Schneide, Borsten fast gleich lang. 


c. Geháuse; wie die vorigen. 


63 


—— 


VI. Gattung: Phacopteryx, Kor. 


Phacopteryx brevipennis, CURT. 


STRUCK (774, p. 323) Mac LACHLAN (797) 
STRUCK (780, Fig. 10) STRUCK (799, p. 50, Taf. II, Fig. 6). 
OSTWALD (755, p. 114) 

a. Larve: long. 10—12 mm; lat. bis 2 mm; den übrigen Limnophilinen sehr 
ähnlich. Die Farbe des Kopfes ist eine gleichmässig dunkelbraune, »nur die Höfe um 
die Augen sind weisslich, und eine schmale Zone der hintersten Pleurenteile etwas heller 
gefärbt, sodass häufig die pleuralen Punktreihen sichtbar werden.« Beine hellbräunlich 
braungrau, ohne Punktreihen; Spornzahl nicht wie gewöhnlich: 2, I, 2; 1,0, 2; 1,0, 2; 
an den Vorderschenkeln ist also der eine dem distalen Ende nähere Sporn in eine längere 
dunklere Borste umgewandelt; auf den übrigen Beinen sind die 2 schwarzen Schenkel- 
borsten sehr verschieden lang. Nachschieber wenig chitinisiert. 

b. Puppe: long. bis 12 mm; lat. 2—3 mm. Höcker des I. Abd.-Segments nicht 
abgerundet, wie bei den übrigen. Haftapparat: III. 2, 1/2, 248/12, 2, 2/3. VII. 

c. Gehäuse: dreiseitig, aus Pflanzenstoffen gebaut, vorn und hinten gleich hoch. 


As. Zarven und Puppen mit einzeln stehenden Kiemenfäden; stets in stärker fliessenden 
Gewässern. 


VII. Gattung: Stenophylax, Kor. 


Mac LACHLAN (42, p. 57) Mac LACHLAN (75, p. 115) 
MEYER-DÜR (72, p. 390) MIALL (765). 

Die Larven und Puppen dieser und der folgenden Gattungen sind denen der 
übrigen Limnophilinen (Aı-Gruppe) recht ähnlich; ausser der Zahl der Kiemenfaden gibt 
es wohl kein einziges Merkmal, das alle Vertreter beider Gruppen trennt; hier sind die 
Vorderbeine meist noch kräftiger als dort; die Sporne der Vorderschenkel stehen meist 
auf kleinen Erhöhungen des Randes, da letzterer zwischen dem distalen Ende und den 
2 Spornen leicht ausgeschnitten ist; meist ist das I. Abd.-Segm. mit zahlreichen schwarzen, 
auf kleinen Chitinfleckchen stehenden Borsten an der Dorsal- und Ventralseite besetzt; 
Höcker niedrig. | 

I, Stenophylax stellatus, CURT. 


PICTET (zz, p. 137, Taf. VII, Fig. 1) | MEYER-DÜR (72, p. 392) 


KOLENATI (78, p. 67) | WALLENGREN (757, p. 76) 
HAGEN (77, p. 257) KLAPÁLEK (757, p. 23) 
WALSER (39, p. 19) STRUCK (780, Fig. 20) 
MAC LACHLAN (42, p. 62) SILFVENIUS (796, p. 83) 
MEYER, A. (57, p. 165) STRUCK (799, p. 59) 


a. Larve: long. 20— 22 mm; lat. 4—5 mm; sehr dick. Der kurz-ovale Kopf ist 
meist sehr dunkel gefärbt, so dass die Punktfiguren (Pleurabinden, keilförmiger Clypeus- 


Eog 


fleck etc.) häufig sehr undeutlich sind; nur die Gelenkmembran des Labrum (weisslich) 
und die Hinterkopfpartie der Pleuren sind heller, gelbbraun oder braun. Pronotum und 
Mesonotum heller, gelb, mit deutlichen Punktzeichnungen (x-fórmige Figur des Pronotum etc.); 
das vordere Drittel vor der dunkleren Querfurche nicht dunkler als das übrige; Mittelfeld 
des Mesonotum und Hinterecken sehr dunkel, schwarzbraun, so dass die Grundfarbe nur 
als gelbe Längsbinde (oral-analwärts) etwa bis zur Mitte des Schildes vom Hinterrande 
an sichtbar bleibt; Hinterrandsaum des Mittelfeldes schwarz; Borsten auf Pro- und Mesonotum 
wenig zahlreich. Beine dunkelbraun bis schwarzbraun; Vorderbeine recht stark; Spornzahl 
der Beine wie gewöhnlich, alle Sporne sehr dick und kurz; die 2 schwarzen Borsten der 
Mittel- und Hinterschenkel ungefähr gleich weit von einander (etwa um die Breite des 
Schenkels) entfernt; die Borsten des Hinterschenkels dem distalen Ende näher als die 
des Mittelschenkels; Klauen der 2 letzten Paare stärker gekrümmt als bei den vorigen, 
aber stumpfer. Klaue der Nachschieber mit starkem Rückenhaken; die Beine fast ganz 
ohne schiefe Spitzen an den Innenkanten. Letztes Abd.-Segm. wie auch das I. meist 
mit derberer, gelbbrauner Haut bedeckt. 

b. Puppe: long. 17—25 mm; lat. 4—5. Spornzahl 1,3,4; erstes Tarsenglied 
der Beine viel länger als das zweite. Analstäbchen am Ende nach aussen gebogen. 

c. Gehäuse: long. 19—27 mm; lat. 4—5 mm; cylindrisch oder schwach konisch, 
aus Sandkörnchen oder kleinen Steinchen gebaut, die Ventralseite flacher als die Dorsal- 
seite; die lateralen Flächen meist aus gröberen Sandkörnchen oder grösseren Steinchen 
zusammengesetzt; nach SILFVENIUS werden anfangs auch Pflanzenstoffe benutzt. 


2. Stenophylax latipennis, CURT. 


BRAUER (72, »Anabolia«) ULMER (200, p. 199) 

STRUCK (799, p. 59, Taf. II, Fig. 9) 

a. Larve: long. 18—20 mm; lat. 3—3!/» mm; ähnlich wie die vorige, im allge- 
meinen aber auf dem Kopfe heller; besonders hell, gelb oder dunkelgelb, pflegen zu 
sein: eine breite Querbinde im vorderen Teile des Clypeus, je ein kleiner Fleck auf den, 
den hinteren verengten Teil des Clypeus umgrenzenden, Pleuren und ein grösserer Fleck 
auf den Scheitelteilen der Pleuren in der Umgebung der Gabellinien-Teilung. Pro- und 
Mesonotum dunkler ałs bei der vorigen, sodass auf diesen die gelbe Grundfarbe, auch 
in der Nähe der Hinterecken, fast vollständig verschwindet. Beine etc. wie bei der vorigen. 

b. Puppe: long. 16 mm; lat. 4 mm wie die vorige; ebenso das Gehäuse; jugend- 
liche Gehäuse sind manchmal aus Blattstückchen hergestellt (ähnlich wie bei Sz. migri- 
cornis, PICT.). 


3. Stenophylax luctuosus, PILL. 
KLAPALEK (757, p. 25) | STRUCK (799, p. 59) 
a. Larve: long. 21 mm; lat. 4,4 mm. Nach KLAPALEK ist diese Art der folgenden 
ähnlich, doch ist die Farbe des Kopfes hier »etwas dunkler und die Punkte weniger 
kenntlich; diese verlieren dadurch die Bestimmtheit ihrer Contouren; nur auf den Schläfen 


65 
haben die Punkte ebenso scharfe Umrisse.« Pro- und Mesonotum in Form und Farbe 
wie bei der folgenden; aber beide sind weit weniger beborstet als dort. »Die Tibien 
aller Füsse bleiben unbewehrt« (KLAPÁLEK). 

b. Puppe: long. 19—25 mm; lat. 4,8—-5,2 mm. An den 5 Borsten des Labrum 
in den Vorderecken fehlen manchmal einige, so dass sehr hàufig nur 3 vorhanden sind; 
auch Hintertarsen sehr stark bewimpert. 

c. Gehäuse: long. 20 mm; lat. 5,3 mm; cylindrisch, gebogen, den vorigen ähnlich, 
aber sehr rauh, stark dorsoventral compress; Bauchseite sehr flach, aus kleineren Stein- 
chen gebaut. 


4. Stenophylax nigricornis, PICT. 


PICTET (77, p. 136, Taf. VI, Fig 4) KLAPÁLEK (757, p. 20) 

KOLENATI (78, p. 70) STRUCK (780, p. 14, Fig. 23) 

HAGEN (37, p. 256) OSTWALD (7&5, p. 105) 

MEYER-DÜR (72, p. 392) | SILFVENIUS (796, p. 79) 
WALLENGREN (757, p. 77) | STRUCK (799, p. 59, Taf. II, Fig. 10) 


a. Larve: long. 18—23 mm; lat. 4—4!/» mm. Kopf dunkelbraun, nur die Gelenk- 
menbran und die hinteren Partien der lateralen Pleurateile sind etwas heller, sodass die 
Punktzeichnungen schwer zu erkennen sind; die Punkte besitzen noch dazu, ebenso wie 
auf den 2 Thoracalsegmenten, undeutliche Contouren; Pronotum mattgelbbraun, Vorderrand 
und die Mitte der Querfurche etwas dunkler; Mesonotum etwas blasser als Pronotum, 
die Umgebung der schwarzen Hinterecken gelb. Pronotum und Mesonotum sehr dicht 
mit schwarzen Borsten besetzt, welche in der Mitte am kürzesten, an den Randern am 
langsten sind. Punktreihen der Beine am hinteren Paare sehr undeutlich. Klaue der 
Nachschieber (nach KLAPALEK) ohne Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 15—20 mm; lat. 3,5—5 mm.  Analstábchen viel kürzer als bei 
den übrigen, breit, wenig gebogen. 

c. Gehäuse: Jugendliche Larven scheinen stets aus Vegetabilien zu bauen, sodass 
ein dem G/yphotaelius-Gehäuse ähnliches zustande kommt. Oft werden dann zur Ver- 
grösserung des Gehäuses Sandkórnchen oder kleine Steinchen angesctzt, sodass dann die 
Puppengeháuse z. T. aus Sand, z. T. aus Vegetabilien bestehen, es kommen aber auch 
ganz aus Sandkornchen oder kleinen Steinchen hergestellte konische, schwach gebogene 
Geháuse vor, und auch solche, an denen die Larve mehrfach mit Baumaterial abgewechselt 
hat (Vegetabilien—Sand—V egetabilien etc.). 


5. Stenophylax rotundipennis, BRAUER. 


WALSER (39, p. 40) | STRUCK (799, p. 58, Taf. II, 
KLAPALEK (757, p. 16) | Fig. 8) 
STRUCK (780, Fig. 16 u. 17) |! SILEVENIUS (204 p. 27) 


a. Larve: long. 19 mm; lat. 4 mm. Die Farbe ist wohl von allen Larven dieser 
ganzen Gruppe (Az) die hellste; die Punktzeichnungen sind sehr deutlich und in ihrem 


9 


66 

Verlaufe denen von Micropterna sequax, MAC Laci., sehr ähnlich. Kopf, Pro- und 
Mesonotum gelbrot, ersterer mit der in Fig. J. dargestellten Punktzeichnung; Pronotum 
recht kurz; x-förmige Figur auch kurz; auf dem Mesonotum ist das Mittelfeld nicht 
dunkler als die Seitenfelder. Beine gelbbraun, Aussenkanten, Ende des Tarsus 
und Klauen dunkler; Spornzahl der Beine nicht wie gewöhnlich: 2, 2, 2; 1, 1, 2 
I, I, 2; die auf den Mittel-u nd Hinterschenkeln sich findenden gelben Sporne 
sind schlanker als die des Vorderschenkels, aber deutlich dicker und kürzer 
als die schwarze Borste; der Sporn der 2 hinteren Schenkel steht in beiden 

Figur J. Fällen etwa in der Mitte; auf den Mittelschenkeln steht die dazu gehörige 
St.rotuntiper- Borste zwischendem Sporn und dem basalen Ende des Schenkels, auf den 
mis, BRAUER. Hinterschenkeln dagegen zwisch en diesem und dem distalen Ende; auf dem 


Vorderschenkel steht die schwarze Borste nicht zwischen den 2 Spornen, sondern dem 
basalen Ende näher. Mandibeln mit 4 starken Zähnen. 


b. Puppe; long. 16—19 mm; lat. 3,5—4 mm. 

c. Gehäuse: long. 15—19 mm: lat. 4,2—4,8 mm; aus feinen Sandkörnchen gebaut, 
konisch, doch von vorn nach hinten schwach verengt, gebogen, fast glatt; Vorderöffnung 
schief, Hinterende aber convex, bis auf eine kleine kreisrunde Öffnung durch Sandkörnchen 
geschlossen. Nach STRUCK bauen jugendliche Larven ähnlich wie die von Micropterna 
sequax, Mac LACH. 


VIII. Gattung: Micropterna, STEIN. 


Larven und Puppen den vorigen schr ähnlich; Körper der Larven nach vorn 
stark verschmálert. Augen gross, von einem schmalen gelben Ring umgeben, auf einer 
starken Vorwölbung der Kopfkapsel stehend. 


Mac LACHLAN (75, p. 137) MIALL (765) 
WALLENGREN (757, p. 78) 


I. Micropterna sequax, MAC LACH. 


PICTET (zz, Taf. VI, Fig. 1, p. 132) |  WALLENGREN (757, p. 79) 
HAGEN (37, p. 254) | STRUCK (780, Fig. 21) 
MEYER-DÜR (72, p. 391) | STRUCK (799, p. 55, Taf. II, Fig. 11) 
MAC LACHLAN (75, p. 141) | 


a. Larve: long. 18—19 mm; lat. 3—4 mm; in der Farbe der vorigen ähnlich, 
ebenso auch in der Punktzeichnung; die x-fórmige Figur des Pronotum ist aber deutlich 
länger. Mandibeln »mit 5 teils spitzen, teils abgerundeten Zähnchen.e Beine mit ge- 
wöhnlicher Spornzahl; der basale Sporn der Vorderbeine bedeutend kürzer und dicker 
als der andere; Mittelschenkel ausser mit den 2 gewöhnlichen schwarzen Borsten noch 
mit einer dritten, weiter distalwärts stehenden, etwas schwächeren; Hinterschenkel auch 


_67 
mit 3 schwarzen Borsten auf der Kante, die allmählich nach dem distalen Ende zu an 
Länge zunehmen. 


b. Puppe: long. 18 mm; lat. 3—4 mm.  Haftapparat: III. 5/7, 9, 10 -} 16, 
10/13, 13. VII. Spornzahl Y 0, 3, 4; Q 1, 3, 4. 

c. Gehäuse: vorderer Teil oft aus weit grösseren Steinchen gebaut als der 
hintere Teil, der nur aus gröberen Sandkörnchen besteht; schwach gebogen, nach 
hinten verengt. 


2. Micropterna nycterobia, MAC LACH. 


PICTET (zz, p. 134, Taf. VI, Fig. 2) | KLAPÁLEK (757, p. 27) 

HAGEN (37, p. 255 und 256) | STRUCK (299, p. 58) 

a. Larve: long. 16—19 mm; lat, 3,2- 4 mm; der vorigen ähnlich, im allgemeinen 
vielleicht etwas dunkler. Mandibeln mit 4 kleinen, stumpfen Zahnen. Beine mir unbekannt. 

b. Puppe: long. 16—18 mm; lat. 3,5—4 mm; wie vorige. Haftapparat: III. 4/5, 
7/10, 7/10 - 11:20, 6/9, 8/10. VII. 

e. Gehüuse: wie voriges. 


IX. Gattung: Halesus, STEPH. 


i 


BRAUER (25, p. XX) MAC LACHLAN (76, p. 146). 
MAC LACHLAN (42, p. 65) 


Drei der Larven dieser Gattung, Æ. tesselatus, RBR., A. digitatus, SCHRK. und 
H. interpunctatus, ZETT., sind von allen andern Larven dieser As-Gruppe sofort dadurch 
kenntlich, dass die Punkte des Kopfes und der 2 Thoracalsegmente auffallend grösser 
sind, z. T. in ihren Umrissen verwachsen und ineinanderfliessen; auch ihre Gruppierung 
ist eine etwas andere; cfr. H. tesselatus, RBR. Die Larve und Puppe von Z. auricollis, PICT. 
bietet im Bau einzelner Organe einige eigentümliche Abweichungen. 


I. Halesus tesselatus, RBR. 


STRUCK (174. p. 341) | STRUCK (199. p. 61, Taf II, Fig. 12) 
STRUCK (780, Fig. 9) | ULMER (200, p. 202). 


SILFVENIUS (796, p. 87) | 


a. Larve: long. 26 mm; lat. 4,5 mm. Mit blossem Auge betrachtet, ist der 
Kopf sehr dunkel; Grundfarbe gelbbraun, an den hinteren Pleurateilen etwas heller; die 
sehr grossen Punkte sind stets deutlich, häufig aber miteinander verbunden; medianwärts 
von den Augen bilden sie gewöhnlich jederseits einen Kreis, ebenso auch auf dem 
vorderen, meist heller getönten Clypeustcile; bei meinen Larven sind besonders die eng 
neben den Clypeusrándern verlaufenden Punkte der Gabellinienbinden in oral-analer Rich- 


9* 


68 

tung miteinander verschmolzen, wahrend die weiter lateralwarts auf den Pleuren befindlichen 
Punkte mit den ersteren und unter sich in querer Richtung zusammenhängen. Gelenk- 
membran weisslich. — Pronotum und Seitenfelder des Mesonotum sind gelb, ersteres 
aber durch die zahlreichen, grossen Punkte viel dunkler erscheinend; Mittelfeld des Meso- 
notum dunkel; beide Segmente sind durch eine gelbe, in der Medianlinie verlaufende sehr 
schmale Binde in zwei Hälften geteilt; der Seitenrandsaum des Mesonotum stets breit 
gelb. — Beane dunkelbraun, die Hüften an der Aussenseite oft heller; Spornzahl wie 
gewöhnlich. — Mandibeln mit 5 grossen Zähnen. 


b. Puppe: long. 20 mm; lat. 5 mm. Spornzahl 1, 3, 3. Haftapparat: III. 2, 3, 
3+ 14, 3, 3, VII. Analstäbchen nicht nach aussen gebogen. 


c. Gehäuse: long. 30 mm; lat. 6—7 mm; zylindrisch oder schwach konisch, 
gerade, aus schwarzbraunen dicken Rindenstückchen hergestellt, die der Länge nach 
hintereinander unregelmässig gelegt sind; manchmal etwas kantig; stets sehr uneben; meist 
mit Belastungsteilen vegetabilischer Art (ähnlich wie bei Anabolia). 


2. Halesus digitatus, SCHRK. 


PICTET (zz, Taf. VII, Fig. 2) MEYER, A. (57) 
HAGEN (37, p. 258) ULMER (200, p. 205). 
Mac LACHLAN (42, p. 65) | 


a. Larve: long. 21 mm; lat. 4 mm; der vorigen sehr ähnlich; im allgemeinen ist 
die Grundfarbe wohl etwas heller, gelb; die Punktzeichnungen verlaufen ganz ähnlich; 
doch ist der Mesothorax nicht von einem gelben Seitensaum eingefasst; Mandibeln mit 
4 starken Zähnen. Beine wie bei Æ. tesselatus; über der Seitenlinie stehen hier nur 
wenige undeutliche Punkte, während dort auf dem III. und IV. Segment 12 deutliche 
Punkte (auf den folgenden weniger) stehen. 


b. Puppe: long. 17 mm; lat. 4 mm; wie die vorige. Haftapparat mit 3 bis 
5 Häkchen auf jedem der Vorderrandplättchen. 

c. Gehäuse: long. 4o mm; lat. 4 mm; zylindrisch, schwach konisch, gerade, aus 
glatten braunen Rinden- oder meist Blattstückchen unregelmässig gebaut, recht eben und 
glatt, nie kantig; mit Belastungsteilen, die aber manchmal auch fehlen. Puppengehäuse 
an beiden Enden durch grössere Steinchen geschlossen. 


3. Halesus interpunctatus, ZETT. 
KLAPÁLEK (4337, p. 20) | SILFVENIUS (204, p. 31). 


a. Larve: long. 22—25 mm; lat. 4—4,5 mm; ähnlich wie die Larve von ZZuesus 
tesselatus, RER. Metanotum und Ventralflache des Thorax dunkler als die übrigen weichen 
Teile, oft auch I. und letztes Abd.-Segment so. Von den 3 Paar Schildchen des Meta- 
notum ist nur das seitliche Paar deutlich, die übrigen undeutlicher. Während bei 


09. 


ZT. tesselatus, RBR. und bei 24. digitatus, SCHRK. die additionelle Borste basalwárts von den 
2 Spornen (Vorderschenkel) steht, findet sich hier jene schwarze Borste genau über dem 
basalen Sporne. | 
b. Puppe: long. 16—22 mm: lat. 3—4,5 mm. Analanhänge vor der Spitze kaum 

nach aussen gebogen und dort zweimal eingekerbt, wie Z7. tesselatus, RBR. 

. c. Gehäuse: long 25—30 mm; lat. 4—4,5 mm; zylindrisch, gebogen, »aus ver- 
schiedenen unregelmässigen Stückchen von Holz, Zweigchen und Wurzeln gebaut« (denen 
von Z. tesselatus, RBR. ähnlich). 


4. Halesus auricollis, PICT. 


PICTET (77, p. 141, MEYER-DUR (72, p. 393) 

Taf. VIII, Fig. 1) Mac LACHLAN (76. p. 158) 
KOLENATI (78, p. 71) KLAPÁLEK (733, p. 17) 
HAGEN (37, p. 259) MIALL (765). 


a. Larve: long. 13—15 mm; lat. 3—3,3 mm. Kopf ganz dunkelbraun; ebenso 
Pro- und Mesonotum. Mandibeln dreieckig, ohne Zähne, 


b. Puppe: long. 13—14 mm; lat. 3 mm; vor den fünf schwarzen Borsten des Labrum 
stehen jederseits 2 kleinere; Mittelsporn der Mittelschiene manchmal kaum bemerkbar. 


c. Gehäuse: anfangs aus Pflanzenteilen mit Sandkórnchen gebaut, später nur aus 
Sandkórnchen; am Vorderende enger als am Hinterende, vordere Mündung schräg; 
konisch, gebogen. 


5. Halesus ruficollis, PICT. 


PICTET (zz, | HAGEN (37, p. 260) 
Taf. VIII, Fig. 3) | ULMER (798, p. 209). 


a. Larve: long. 18 mm; lat. 3 mm; im allgemeinen der vorigen ahnlich, doch 
die dort abweichend gebauten Organe (Mandibeln) wie gewöhnlich. Kopf ist von voll- 
kommen gleichmässiger rotbrauner oder dunkelrotbrauner Farbe, nur bei einzelnen Exem- 
plaren ist die Umgebung der Gabellinien schmal dunkler; auf dem Clypeus ist die 
A-formige Punktfigur überhaupt nicht oder doch nur kaum sichtbar. Pro- und Mesonotum 
etwas heller als der Kopf. Die x-förmige Figur ist meist undeutlich. Klauen der Beine 
scklank, recht gekrümmt, spitz; ihr Basaldorn ziemlich kurz und dünn. 

b. Puppe: long. 16 mm; lat. 3 mm; nicht genau bekannt; wohl der vorigen 
(vielleicht auch in Bezug auf das Labrum) ähnlich. 

c. Gehäuse: anfangs aus Pflanzenstoffen gebaut, später aus Sandkörnchen und 
kleinen Steinchen; ziemlich glatt, konisch, schwach gebogen; Mundöffnung weiter als 
Hinterende. 


NN 


X. Gattung: Chaetopteryx, Rar. 


BRAUER 25, p. XX | Mac LACHLAN (76. p. 192) 
WALLENGREN (757, p. 84). 


I. Chaetopteryx villosa, FBR. 


PICTET (zz, Taf. VII, Fig. 4) WALLENGREN (757, p. 84) 

KOLENATI (78, p. 72 u. 73) STRUCK (774, p. 325) 

HAGEN (37, p. 262) STRUCK (780, Fig. 22) 

WALSER (39, P. 33) ULMER (784, p. 166) 

Mac LACHLAN (42, p. 72) | SILFVENIUS (796, p. 91) 

MEYER, A. (57) STRUCK (799, p. 60, Taf. II, Fig. 13). 


MEYER-DUR (72, p. 400) 

a. Larve: long. 13—15 mm; lat. 3—3,5 mm, im allgemeinen den Sienophylax- 
Larven ähnlich. Grundfarbe des Kopfes gelbbraun oder dunkler; Punktfiguren wie 
gewöhnlich; nahe den Augen bilden einige Punkte eine gebogene Linie (ahnlich wie bei 
Halesus tesselatus, RBR.). Pronotum und Seıtenfelder des Mesonotum ‘dunkelgelb, Mittelfeld 
des letzteren braungelb oder braun; Punktzeichnungen deutlich; Spornzahl der Beine wie 
gewöhnlich, aber auf den Hinterschenkeln ist die näher der Basis stehende schwarze 
Borste dicker und kürzer als die andere. 

b. Puppe: long 10,5—14 mm; lat. 2,5— 3,25 mm.  Mandibeln an der Innenkante 
näher der Basis mit einem Höcker. Spornzahl o, 3, 3 (d), oder 1, 3, 3 (V). Analstábchen 
entweder ganz gerade oder vor der Spitze schwach gebogen. 

c Gehäuse: long. 15—20 mm; lat. 3—4 mm; gerade oder etwas gebogen; 
zylindrisch; entweder aus feinen oder gróberen Sandkórnchen, oder aus Rindenstückchen, 
Blattabschnitten, Stengelteilen, manchmal mit Conchylien, gebaut. 


Anhang zu den Zimnophilinae. 


I. Stenophylax dubius, STEPH. 


STRUCK (774, p. 326) | STRUCK (799, p. 62, Taf. II, Fig. 7) 

STRUCK (780, Fig. 8) | 

a. Larve: long. 18 mm; lat. 3—4 mm; ganz abweichend gebaut (Beine, Kiemen- 
zahl) und gefarbt. Grundfarbe des Kopfes gelb, die ganzen Pleuren mit dunkleren Wischen 
und Punkten; Augen aber wieder auf runden hellen Flecken; die Clypeuszeichnung läuft 
parallel mit den Gabellinien, ist breit und unregelmässig; die ganze mittlere Partie des 
Clypeus bleibt gelb; ebenso die Mitte des Pro- und Mesonotum. Seitenlinie vom III. bis 
VIII. Segment; auf letzterem aber feiner. Kiemen in baumartig verästelten grossen 
Büscheln, die auf den ersten Segmenten aus mindestens 12, die übrigen aus etwas weniger, 
zarten Fäden bestehend. Beine cfr. Fig. 50; Vorderschenkel mit 3 Spornen, Mittel 


Ihn 


schenkel mit 4, Hinterschenkel mit 4 und einer längeren Borste; von den 4 Spornen des 
Mittel- und Hinterfemur sind auf ersterem die 2 dem basalen Ende näheren und auf 
letzterem die 3 dem basalen Ende genäherten Sporne schwarz, aber sonst den eigent- 
lichen Spornen vollkommen gleich. Beinklauen sehr spitz, schlank, gebogen, mit Basal- 
dornen; Tibien mit je 2 Endspornen. Die übrigen Organe nicht wesentlich von denen 
der Limnophilinen verschieden; Mandibeln mit 4 grossen, spitzen Zähnen; Klaue der 
Nachschieber mit ı Riickenhaken. 

b. Puppe: unbekannt. 

c. Gehäuse: long. 23 mm; lat. 2—4 mm; stark gebogen, cylindrisch, nach hinten 
schwach verengt; aus kleinen, unregelmässig begrenzten Blattstückchen recht glatt gebaut; 
Hinterende durch dasselbe Material bis auf eine kleine Öffnung verschlossen, abgerundet. 


2. Enoicyla pusilla, BURM. 


BRAUER (25, p. XX) | Mac LACHLAN (76, p. 205 u. 206 
HAGEN (37, p. 117) | FLETCHER (97, p. 204) 

Mac LACHLAN (56) KLAPÁLEK (752, p. 9) 

RITSEMA (62) STRUCK (780, Fig. 25) 

RITSEMA (77) ULMER (200, p. 207) 


MEYER-DUR (72, p. 397 u. 398) 

a. Larve: long. 6—7 mm; lat. 1 mm (oder etwas mehr). Kopf und Pronotum 
glänzend, kastanienbraun, mit vielen langen schwarzen Borsten und kürzeren Haaren. 
Labrum quer-elliptisch, mit seicht ausgeschnittenem Vorderrande; auf der Fläche 4 Paar 
Borsten, von denen das vorderste heller ist; ausserdem mit 2 kurzen, dreieckigen Höckern 
im Ausschnitte und 1 Paar längerer Dornen am Vorderande; Mandibeln mit 4 grossen 
Zähnen und mit Innenbürste. Beine von vorn nach hinten allmählich an Länge zunehmend; 
Tibienende mit 2 Dornen; Klauen gebogen, mit Basaldorn; wenig beborstet, mehrere 
lange gelbe Spitzen; Farbe gelblich. Kiemen und Seitenlinie fehlen; Höcker des I. Hinter- 
leibessegmentes deutlich, der obere spitz; die beiden letzten Segmente mit etwas derberer 
Haut. Nachschieber zweigliedrig, mit starker Klaue, die einen Rückenhaken trägt. 

Abbildungen der Puppe finden sich bei RITSEMA (62). 

b. Das Gebáuse besteht zum grössten Teil aus feinen Sandkörnchen, einzelne 
mit ganz wenigen winzigen Pflanzenteilchen. Lange: 8 mm, grösste Breite: 2 mm; 
konisch, gebogen. 


3. Drusus discolor, RBR. 
ZSCHOKKE (778 u. 795) | ULMER (798, p. 90) 

a. Larve: long. 12 mm; lat. 3 mm; nach hinten stark verschmalert. Während 
bei allen übrigen Larven der Kopf auf der Oberseite gewölbt oder doch höchstens flach 
gedrückt ist (wie z. B. bei den Goerinen), ist hier die ganze mittlere Partie (Clypeus und 
die umgebenden Teile der Pleuren) tief eingesenkt, während rings herum ein hoher Wall 


72 


verläuft. Besieht man den stark nach unten geneigten Kopf vom Rücken der Larve 
her, so erscheint die Schadelkapsel trapezoidisch, vorn breiter als hinten, an den Vorder- 
ecken mit je zwei langen Borsten besetzt; der Kopf macht dann den Eindruck des 
Pronotum vieler Larven, sodass man bei flüchtigem Besehen glauben könnte, die Larve 
sei kopflos; von der Seite betrachtet, erkennt man, dass der ringförmige Wall des Kopfes 
über den Augen am höchsten ist und sich nach vorn und hinten allmählich verflacht; 
diese Leiste ist ringsherum mit weisslichen Haaren besetzt, die jedoch am vorderen 
Rande manchmal fehlen; nur wenige grössere schwarze Borsten stehen zwischen den 
Haaren zerstreut, welch letztere meist infolge von allerlei Fremdstoffen dicht verfilzt 
erscheinen. Auch der Prothorax ist sehr stark buckelig gewölbt und wird nicht nur 
vom Rücken, sondern auch von vorn und den Seiten her durch eine dicke Chitinplatte 
geschützt; auch auf dem Rücken finden sich hier die erwähnten weissen Haare. Der 
Clypeus hat zwar die den Limnophilidenlarven eigentümliche Gestalt (mit tiefem Aus- 
Schnitte hinter der Mitte, gerundeten Seiten und breitem Vorderteile), doch fehlt die 


sonst — wenigstens auf den Exuvien — überall deutliche A-Figur von Punkten; statt 
dessen stehen zahlreiche grosse Punkte rings um den Rand des Clypeus herum (Figur 3). 
Die Farbe des Kopfes ist dunkelbraun, fast schwarz. — Die Mundwerkzeuge sind etwa 


denjenigen von Stenophylax ähnlich. Labrum mit dicker Chitinbedeckung, sehr hart, 
dunkelbraun, am Vorderrande ausgeschnitten, mit einer unpaaren Medianborste (cfr. Dr. 
frifidus), vier paar Borsten auf der Fläche und je einem Paar Borsten am Seitenrande; 
am Vorderrande gebogene Dornen; alle Borsten sind recht stark; die ganze Oberfläche 
des Labrum ist mit kleinen Spitzen besetzt; die Seitenbürste ist gut entwickelt. Dic 
Mandibeln sind meisselförmig, mit Innenbürste und zwei Rückenborsten ausgestattet, auf 
der Schneide mit drei ungleichen Zähnen, von denen der mittlere der grösste ist. 
Maxillen und Labium wie bei Dr. frifdus, MAC LACH. Uber die Form des Pronotum 
siehe oben! Mesonotum auch hornig, Metanotum mit drei Paar sehr grosser Chitinplattchen. 
Die Beine sind stark, das erste das kräftigste und kürzeste; die Langenunterschiede nicht 
bedeutend. Tibien mit zwei Endspornen. Die übrige Bewaffnung der Beine ist sehr 
stark und ganz verschieden von den übrigen Limnophilidenlarven; feine Haare finden 
sich nur am Vordertrochanter und am Grunde des Vordertarsus; sonst sind nur dicke 
und lange spornartige Borsten vorhanden in ziemlicher Menge (Fig. 51); am Ende des 
Vorderfemur stehen zwei besonders starke dicht zusammen; zwei weitere ebenso starke 
Borsten finden sich auf den Schenkeln, und zwar in einer Stellung, dass sie deren Längen 
in vier gleiche Abschnitte teilen (Mittel- und Hinterbeine); alle Femora auch an der 
Aussenkante mit Dornen; ähnliche, aber längere, dort auf den Tibien. Vorderschenkel 
ausserdem mit etwa zwölf kürzeren Spitzen an der Innenkante. Hintertibien an der 
Aussenkante mit einem kleinen Höcker vor der Spitze, auf welchem ein Dorn steht; 
Spitze der Schenkel nur mit einer langen Borste. Klauen gross, stark gebogen, mit 
Basaldorn. Die ganze Bauart der Beine weist auf ihre Tätigkeit als Klammerorgan hin. 
Farbe der Beine wie der Brustringe dunkelbraun. Pro- und Mesonotum hinten und an 
den Seiten schwarz gerandet. Die Abdominal-Segmente sind weisslich; das erste mit 
derberer Haut gedeckt wie bei Stnophylax etc., mit zahlreichen Borsten, die auf kleinen 


73 


Chitinpunkten stehen; alle Borsten sind nach vorn gerichtet, ebenso wic der obere Höcker. 
Die Kiemen stehen einzeln. Die Seitenlinie ist mit dichten schwarzen Haaren besetzt, 
sie reicht von der Mitte des dritten bis zum Ende des achten Segments. Das letzte 
Segment mit grosser, dunkelbrauner Chitinplatte auf dem Rücken, welche vier lange und 
zwischen ihnen mehrere kurze Borsten trägt. Die Stützplättchen der zweigliederigen 
Nachschieber sehr gross, rotbraun; Klauen weit nach unten gebogen, mit starkem 
Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 11 mm; lat. 3 mm. Die Puppe unterscheidet sich wenig von 
der Drusus trifidus-Puppe, wie denn grosse Unterschiede zwischen den Metamorphose- 
Stadien der Limnophiliden überhaupt selten sind. Diese Puppe wird man aber stets 
erkennen können, wenn man die Chitinreste der Larve im Gehäuse untersucht; es findet 
sich dann stets jener merkwürdige Clypeus (Fig. 3). — Mundteile wie bei Dr. trifidus, 
Mandibeln aber äusserst fein gezáhnt. Flügelscheiden bis zur Mitte des vierten Abdominal- 
Segments reichend. Chitinplättchen des Haftapparates mit 3—5 Häkchen, die hinteren 
Plattchen des fünften Segments mit etwa 12 Häkchen. Seitenlinie beginnt erst am Ende 
des fünften Segments, Kiemen fadenförmig, einzeln stehend.  Tarsen der Mittelbeine nicht 
gerade stark bewimpert, die übrigen Beine ganz kahl; die Mittelsporne kleiner als die 
Endsporne. Analstäbchen an der Spitze mit zahlreichen, nach vorn gerichteten Hakchen 
und mit zwei längeren Borsten besetzt. 

c. Die Gehäuse bilden konische, etwas gebogene Röhren von 13 mm Lange und 
3,5 mm grösster Breite. Sie bestehen der Hauptsache nach aus einem dickwandigen 
Gespinnstrohre, welches etwa die rotbraune Farbe der AAyacophila-Puppenkokons besitzt; 
aussen ist das Rohr mit kleinen Sandkórnchen dicht bedeckt, welche bei alteren Exem- 
plaren (erwachsenen Larven und Puppen) öfters zum Tejl abgerieben sind. Das Eigen- 
tümlichste am Kocher sind lange Pflanzenfasern, die quer zur Längenausdehnung der 
Rohre angefügt sind (»Bremsvorrichtung«). Diese Pflanzenstoffe finden sich in grósster 
Menge in der vorderen Hälfte, während die hintere ganz frei von ihnen ist. 

Die Larven, welche ich fand, hielten sich auf den von Wasser überrieselten Fels- 
blocken auf, welche mit Moosen besiedelt waren. — Bemerken muss ich noch, dass unter 
Prof. ZSCHOKKEs's Material vom Bache am Garschina-See (2200 m) sich auch zwei etwas 
grössere Larven befanden, die den vorher beschriebenen vollkommen gleichen (es fehlen 
nur die zahlreichen feinen Haare des Kopfes und des Pronotum), deren Gehause aber 
aus groberen Sandkórnern bestehen und der Bremsapparate vollkommen  entbehren. 
(ULMER 794) 


4. Drusus trifidus, MAC LACH. 
Mac LACHLAN (76. p. 165) |  KLAPÁLEK (237, p. 22). 


a. Larve: ähnlich wie Apatania; zylindrisch, nach vorn verschmälert; Kopf im 
Umriss fast kreisfórmig, flach. Mundteile ziemlich prominent. Chitinteile dunkelbraun. 
Labrum wie bei Apatania; Seitenbürste gross. Mandibeln ähnlich wie bei Apatania, ebenso 
auch Maxillen und Labium. Pro- und Mesonotum hornig. Metanotum mit 3 Paar von 
Chitinschildern. Beine etwa wie 3:4:4; Tibien mit 2 Endspornen; Vorderschenkel 


IO 


74. 


mit 6 ungleich langen Spornen. Klauen alle mit Basaldorn; Vorderklauen mit ziemlich 
dickem Basaldorn; die übrigen Basaldorne schlanker und etwa halb so lang wie ihre 
Klaue (Fig. 52). — Seitenlinie deutlich, vom III. bis VII. Segment. Kiemen fadenformig, 
einzeln. Nachschieber mit einer, einen langen, schlanken Riickenhaken tragenden Klaue. 
long. 11 mm; lat. 2 mm. . | 

b. Puppe: long. 11 mm; lat. 2 mm. Spornzahl 1, 3, 3. Flügelscheiden nur bis 
zum Anfange des III. Abd.Segments. Mundwerkzeuge wie bei den Limnophilinen. 
Analanhange auch ähnlich, an der Spitze in kleine Börstchen wie zerzupft (nach KLAPALER). 

c. Gehäuse: konisch, gebogen, aus gróberen Sandkórnchen gebaut; mit rauher 
Oberfläche.. (Bäche.) 


II. Unterfamilie: Apataniinae. 


(Mac LACHLAN's »Section of Apatania«.) 


Gattung: Apatania, Kor. 


1. Larven: nach hinten etwas verschmälert, ziemlich dick, Kopf sehr breit oval, 
fast kreisfórmig, stark nach unten gebogen, chagriniert, dunkelbraun. Clypeus ahnlich 
wie bei den Limnophilinen, aber vordere Partie verhältnismässig breiter, also Gabeläste 
stärker gebrochen. Fühler kurz, eingliedrig, am Ende mit einer feinen Borste. Hypo- 
stomum ähnlich wie bei den Limnophilinen, dreieckig, ziemlich kurz. Mundteile stark 
prominent. Labrum mit langer Gelenkmembran, fast viereckig, an der Basis wenig 
schmaler als vorn, mit seicht ausgeschnittenem Vorderrande, mit einer deutlichen, grossen, 
unpaaren Medianborste ausser den übrigen (Fig. 15). Mandibeln (Fig. 26) stark, meissel- 
formig, ohne Zahne, mit grosser Innenbürste und 2 ungleich langen Rückenborsten (die 
obere längere schwarz, die untere blass). Maxillen stark, aber niedrig, Maxillarlobus 
breit, mit steifen Borsten dicht besetzt; Taster fünfgliedrig, kurz kegelformig; Labiallobus 
kegelfórmig, mit deutlichen eingliedrigen Tastern. Hypopharynx gut entwickelt, mit 
Borsten besetzt. — Thoracalsegmente mit schwarzen, meist nach vorn gerichteten Borsten. 
Bedeckung nicht wie bei den Limnophilinen; die 2 mittleren Schildchenpaare des Meta- 
notum fehlen, nur das seitliche, mondförmige ist vorhanden; manchmal die ganze vordere 
Partie des Mesonotum etwas chitinisiert. — Klauen der Beine (Fig. 53) sehr kurz, stark 
gebogen, mit langer, gekriimmter Basalborste. Innenkante der Mittel- und Hinterschenkel 
mit etwa 4 ungleich langen Borsten. Die Vorderschenkelsporne stehen ganz eng neben- 
einander. Wie bei den 2 Drusus-Arten sind auch hier die Aussenkanten aller Schenkel 
und Schienen viel stärker beborstet als bei den Limnophilinen. — Abdomen nach hinten 
etwas verschmälert; mit deutlichen seichten Strikturen; Höcker des I. Segments deutlich. 
Seitenlinie vom II. bis VII. Segment. Kiemen stark, fadenförmig, fast alle einzeln stehend, 
wenig zahlreich; letztes Segment bedeutend schmäler als das vorletzte und von diesem 
sehr tief abgeschnürt. Nachschieber klein, zweigliedrig, mit starker Klaue, diese mit oder 
ohne Rückenhaken. 


25 


2. Puppen: den übrigen Limnophiliden ähnlich, aber gleich durch die Spornzahl 
2, 4, 4 und durch die eigentümlichen Mandibeln (Fig. 95), deren gezahnte Schneide vor- 
gezogen ist, zu unterscheiden; Analanhange den vorigen ahnlich, schlank, mit etwas 
erweiterter Basis, am Ende nach aussen gebogen und mit Spitzen besetzt (auch schwarze 
Borsten). | 

3. Gehäuse; long. 7—8,5 mm; lat. 3 mm; konisch, stark nach hinten verjüngt, 
gebogen; aus Sandkórnchen gebaut, an der Bauchseite ziemlich flach, an den Seiten sind 
gewöhnlich gróbere Sandkórnchen angefügt (ähnlich wie bei Zia). 


I. Apatania muliebris, MAC LACH. 


KLAPÁLEK (739) STRUCK (799, p. 61). 
KLAPÁLEK (757, p. 35) 


a. Larve: long. 7 mm; lat. 1,8 mm. Kopf dunkelbraun, »mit 2 dunkleren 
Flecken auf den einspringenden Winkeln der Vorderäste der Gabellinie; zwischen den 
Vorderästen eine längliche Gruppe von ziemlich grossen blassen Punkten; auf den Pleuren 
in dem einspringenden Winkel der Gabellinie ist jederseits eine unregelmässige blasse 
Makel; auf dem Hinterhaupte zwischen dem Hinteraste der Gabellinie, den Augen und 
den Seitenwinkeln des Hinterhauptsloches ist eine grosse unregelmässige Gruppe von 
blassen Punkten. In der Ansicht von unten ist vorne auf jeder Pleura eine grosse, läng- 
liche, unregelmässige blasse Makel; zwischen derselben und auf den Seitenwinkeln des 
Hinterhauptsloches ist eine Gruppe von blassen Flecken und Punkten« (KLAPALEK). Pro- 
notum und Mesonotum auch dunkelbraun, mit Gruppen blasser, scharf begrenzter Punkte; 
alle 3 Segmente mit schwarzen Borsten. 

b. Puppe: long. 6 mm; lat. 1,8 mm; nach hinten rasch verschmälert. Schneide 
der Mandibeln mit schwächerem Vorsprung als die folgende. Haftapparat: III. 2/3, 2/3, 


2/3 4- 5/7. 3. VII. 


2. Apatania fimbriata, PICT. 
KLAPÁLEK (257, p. 51) | STRUCK (799, p. 61). 


a. Larve: long. 7 mm; lat. 1 8 mm; ähnlich wie die vorige; doch fehlen auf den 
Pleuren in dem einspringenden Winkel die Makeln; ebenso auch auf der ventralen Kopf- 
flache. — Klauen der Nachschieber mit 1 Rückenhaken. 

b. Puppe; long. 6—7 mm; lat. 0,9—1,3 mm; ebenso wie die vorige, doch 
Mandibeln (Fig. 95) mit stärker vorgezogener Schneide. Haftapparat: III. 2, 2, 2 + 4/6, 2/3. VII. 


Ungenügend bekannt sind von Metamorphosestadien der Limnophiliden: Grammo- 
laulius nitidus, MÜLL. (STRUCK 774 u. 180), Limnophilus affinis, CURT., Limnoph. borealis, 
LETT. (SILFVENIUS 796), Z. marmoratus, CURT. (z. B. STRUCK 774 u. 180), Stenophylax 
concentricus, ZETT., St. vibex, CURT., St. coenosus, CURT., Micropterna testacea, PICT., Halesus 
radiatus, CURT., H. ruficollis, PICT., Drusus destitutus, KOL., Dr. mixtus, PICT., Chaetopteryx 


1o* 


E LN 


major, MAC LACIL, Ecclipsopteryx guttulata, PICT.; von diesen ist das Gehäuse schon recht 
oft beschrieben, besonders durch PICTET, KoLENATI und WALSER. Eine Reihe von Arten 
ist noch ganz unbekannt in den Entwicklungsstadien. 


Kiemenschema für die Larven der 


A1- Gruppe. As-Gruppe. 

| Über Auf Unter | | Uber Auf Unter l 
(3 3 

3 

3 3 

3 
Em 
ES | 


2 2 
| 


———— 


| 
! 
der Seitenlinie der Seitenlinie. 
| 


| 


t Lo. - — = > zd XA A 


Grammotaulius atomarius, FRR. Stenophylax stellasus, CURT. 


III. Familie: Sericostomatidae, STEPH. 


Mac LACHLAN (42, p. 75) KLAPÁLEK (757, p. 38) 

MAC LACHLAN (80, p. 221 LAMPERT (7737, p. 154) 
und 222) STRUCK (799, p. 67) 

RIS (147, p. 120) | ULMER (200, p. 216) 


1. Die Larven: raupenformig, mit sehr seichten Strikturen zwischen den Segmenten; 
Kopf oben flach, breit oval oder rundlich. Fühler rudimentár. Mundteile mässig oder 
ziemlich prominent; Mandibeln meisselförmig (bei den Goerinen aber messerförmig). 
Pronotum stets hornig; Mesonotum bei Sericostomatinen nur halbhornig (oder gar nur 
mit einzelnen runden Chitinflecken), bei Lepidostomatinen mit 2 grösseren, auf der Mittellinie 
zusammenstossenden Chitinplättchen, bei Goerinen mit 2 Paar getrennter Chitinschildchen, 
bei Brachycentrinen meist mit 4 nebeneinander liegenden Plättchen. Metanotum meist 
ganz häutig, seltener mit kleinen Chitinflecken, die andere Stellung und Gestalt haben, 
als bei den Limnophiliden. Hinterbeine gewöhnlich 2 mal so lang wie die Vorderbeine. 
Seitenlinie sehr fein (Haare meist kaum sichtbar) oder sogar ganz fehlend. Kiemen 
fehlen selten; wenn vorhanden, fadenförmig, entweder einzeln oder zu 2 bis 4 in kleinen 
Büscheln zusammenstehend. IX. Segment stets mit Schutzplättchen. Nachschieber kurz, 
zweigliedrig, Klaue verschieden. 


77 


Tabelle der Larven: 


Aı. Kopf in das vorn stark ausgeschnittene und an den Vorderecken spitzig vorgezogene 
Pronotum zurückziehbar. Gehäuse eine gerade Sandröhre mit seitlich angefügten 
Steinchen (geflügelt): Goerinae. 

As. Kopf nicht zurückziehbar, Pronotum vorn nicht ausgeschnitten. 

Bı. Klauen der Nachschieber sehr gross, aus 2—3 über einander stehenden Haken 
gebildet (Fig. 77); Mesonotum kaum chitinisiert; Gehäuse glatte oder wenig rauhe, 
gebogene konische Sandrohren: Sericostomatinae. 

Be. Klauen der Nachschieber klein, von gewöhnlicher Bildung (Gehäuse manchmal 
viereckig). 

Cı. Pronotum kurz, durch eine feine, schwarze, gebogene Querlinie in 2 (hinterein- 
ander liegende) Felder geteilt: Brachycentrinae. 
Ca. Pronotum nicht quer geteilt: Zepidostomatinae. 


2. Die Puppen: cylindrisch, Fühler kürzer oder nur so lang wie der Körper; ihr 
erstes Glied manchmal von den nächstfolgenden stark verschieden. Mundteile ziemlich 
hoch gestellt. Labrum von verschiedener Form, halbkreisförmig, abgerundet dreieckig, 
viereckig bis fünfeckig, doch immer an der Basis breiter als vorne. Mandibeln stark, 
kurz. Maxillartaster des Y dreigliedrig, oft von einer sonderbaren Gestalt, kürzer oder 
höchstens so lang wie die Labialtaster. Hinterrand des I. Abd.-Segm. trägt jederseits 
eine mit Spitzen besetzte Warze. Seitenlinie schwach, manchmal sehr kurz. Kiemen 
wie bei den Larven. Das letzte Abd.-Segm. trägt 2 entweder starke, nach oben ge- 
krümmte stark beborstete, oder schwach seitwärts gekrümmte, stäbchenartige Chitinfortsätze 
oder diese fehlen gànzlich, und das Segment ist auf der Rückenseite in 2 flache, drei- 
eckige, stark beborstete Teile verlangert (KLAPÁLEK). 


Tabelle der Puppen: 


A1. Spornzahl 2, 2, 4: Seriostomatinae. 
As. Spornzahl 2, 4, 4. 
Bi. Letztes Segment mit 2 langen, schlanken, vor der Spitze einwarts gebogenen 
Fortsätzen: Goerinae. 
Be. Letztes Segment ohne lange Fortsatze, mit flachen Anhängen: Lepidostomatinae. 
As. Spornzahl anders als Aı und As: Brachycentrinae. 


3. Gehäuse: von sehr verschiedener Bauart und verschiedenem Material: entweder 
konisch (gebogen: Sericostomatinae, oder gerade: Oligoplectrum), oder vierseitig (Brachycentrus, 
Lepidostoma, Crunoecia), oder flach, an den Seiten mit angefügten Steinchen (geflügelt: 
Goerinae). aus Gespinnst (Micrasema minimum), Sand oder Vegetabilien gebaut, oft glatt, der 
Larve eng angepasst. Puppengehäuse an beiden Enden durch Membranen geschlossen, 
die mit Spalten, Löchern oder zierlichen Sieben verschen sind, auf Steinen und Pflanzen 
befestigt, seltener in den Bachboden eingesenkt. 


Bemerkung: Wie schon aus der allgemeinen Charakteristik der Larven und Puppen 
hervorgeht, bieten die Metamorphosestadien dieser Familie sehr wenig Gemeinschaftliches. 


cs 
Die Larven z. B. ähneln in einigen Fällen den Limnophiliden, in anderen wieder den 
Leptoceriden; doch sind die den Limnophiliden ähnlichen u. a. (Seitenlinie!) von diesen zu 
unterscheiden durch die Chitinplättchen des Metanotum, die nie so liegen und dieselbe 
Form haben wie dort. 


L Unterfamilie: Sericostomatinae. 


(Mac LACHLAN's »Section of Sericostomas). 
KLAPÄLEK (757 p. 38). 


1. Die Larven: stark, nach hinten verschmälert, am Metanotum am breitesten. 
Kopf proportioniert, fast senkrecht nach unten gerichtet, von oben gesehen breit oval, 
oben flach. Grundfarbe kastanienbraun, wie Pronotum. Seitenrand des Clypeus (Fig. 4) 
mit 2 mässigen rundlichen Ausschnitten, von denen der eine ganz vorn sich befindet. 
Augen auf blassen Makeln. Fühler klein, auf einem Vorsprung der Kopfkapsel, eingliedrig, 
daneben mit einer Borste. Mundteile mässig prominent; Labrum breitherzförmig (Fig. 16), 
mit 3 Paar Borsten auf der Fläche (von denen die äussersten schon am Rande stehen) 
und 3 Paar gebogener gelber Dornen am Vorderrande, Seitenbürste gut entwickelt, 
Gelenkmembran lang und das basale Drittel des Labrum bedeckend. Mandibeln (Fig. 27) 
sehr stark, schwarzbraun bis schwarz, meisselformig, von oben gesehen breit dreieckig, 
von innen gesehen mit 2 stumpfen Zähnen an jeder Seite; Innenbürste und 2 Rücken- 
borsten vorhanden.  Maxillen schlank, Maxillarlobus schmal, an der Innenkante mit 
mannigfach modifizierten Sinnesstäbchen und Borsten (z. T. zweigliedrig, z. T. knopf- 
oder lanzettartig erweitert; an der Aussenfliche ein langer gelber Borstenbüschel ; 
Maxillartaster fünfgliedrig, konisch, gebogen.  Labiallobus breit, stumpf, kegelformig, mit 
zweigliedrigen Tastern. Pronotum quer länglich-viereckig, kastanienbraun, die Vorderecken 
spitz, Hinterecken abgerundet; Mesonotum nur schwach chitinisiert, mit kleinen rundlichen 
Chitinfleckchen. Metanotum ganz hautig; alle 3 Thoracalsegmente mit langen schwarzen 
(am Vorderrand des Pronotum helleren) Borstenhaaren besetzt, die in Querreihen (auf 
jedem Segment 2 Reihen) angeordnet sind. Hinterbeine zweimal so lang wie Vorderbeine; 
alle Beine (Fig. 54) mit langen, zahlreichen schwarzen Haaren besetzt; Trochanter und 
Femur (letzteres sehr breit und nach innen winkelig erweitert) der Vorderbeine an der 
Innenkante mit zahlreichen gelben gefiederten Haaren. Vorder- und Mitteltibien mit 
ı Endsporn, Hintertibien ohne solchen; Klauen ziemlich lang, gebogen, mit schwachem 
Basaldorn. — Abd.-Segmente nur durch seichte Strikturen von einander getrennt. Höcker 
des I. Segments niedrig und breit. Seitenlinie schwach entwickelt, an ihrer Stelle Reihen 
von Chitinpunkten, die auf dem VIII. Segmente deutlich sind. Kiemen fadenförmig, 
meist zu zweien oder dreien verbunden, nur am Vorderrande der Segmente, die Bauch- 
reihe derselben viel stärker als die Rückenreihe entwickelt; je ein Faden auch an der 
Bauch- und Rückenfläche des I. Segments. — Nachschieber kurz, zweigliedrig, mit dem 
letzten Abd.-Segm. verwachsen, sodass ihre Glieder nur durch die Chitinplättchen ange- 
deutet sind; Klaue sehr stark, aus 2 oder 3 aufeinander stehenden Häkchen gebildet 
(Fig. 77); in der Nähe kurze, starke Spitzen. — Bäche. 


79 


Tabelle der Larven: 


A. Nur Pronotum hornig; Mesonotum häutig, mit einigen Chitinflecken: Sericostoma. 


I. Kiemen der Bauchreihe stets zu zweien zusammenstehend: .S. persona- 
tum, SPENCE. 


2. Kiemen der Bauchreihe zu dreien (auf dem III. Segment zu vieren) 
zusammenstehend: S. pedemontanum, MAC LACH. 


B. Pronotum hornig, aber auch Mesonotum in seinem vorderen Teile hornig, 
hinten hautig, auch mit Chitinfleckchen: Vofidobia ciliaris, L. 


2. Die Puppen: cylindrisch; Kopf quer-elliptisch, kurz. Fiihler etwa so lang 
wie der Körper (beim co langer als beim 9); das Basalglied ist in einen nach innen zu 
gekehrten Hocker erweitert. Mundteile oben auf der Stirn, Mandibeln (Fig. 96) aufwärts 
gerichtet, aus breiterer Basis dreieckig zugespitzt, mit gebogener Schneide, gezähnt; ihre 
Rückenborsten näher der Mitte als der Basis. Labrum halbkreisförmig, in der Mitte des 
Vorderrandes vorgezogen, in der Nähe des Vorderrandes 4 oder mehr Paar Borsten, im 
hinteren Drittel 3 Paar Borsten. Maxillartaster undeutlich gegliedert (g), bei Serécostoma 
sehr breit, sodass sie das Gesicht bedecken; bei Votídobia schmal, mehrmals länger als 
breit, gegen das Ende verjüngt; die des 9 fünfgliedrig. Labialtaster dreigliedrig, erstes 
und besonders zweites Glied breit. — Flügelscheiden ungleich lang, mindestens bis zur 
Mitte des V. (9) oder Ende des VI. (G) reichend. Spornzahl der Beine 2, 2, 4; Sporne stark, 
die Paare gleich. Nur Mitteltarsen bewimpert (Serzcostema) oder alle unbewimpert (Notidobia). 
Haftapparat stark entwickelt, auf dem Vorderrande des III.— VII. und auf dem Hinter- 
rande des V. Segments; Zahl der Zähne meist 2. — Seitenlinie stark bei Sericostoma, 
schwächer bei Notidobia, auf dem Ende des V. (Sericostoma) oder VI. Segment (Notidodbia) 
beginnend. Kicmen nur auf dem Vorderrande der Segmente. — Appendices anales sind 
2 stabchenformige Chitinfortsätze, welche an der Basis merklich breiter und mit Borsten 
besetzt sind (Fig. 112); Anlage der Genitalorgane des co jederseits ein stumpfer starker 
Lobus und zwischen ihnen die zweilappige Anlage des Penis. 


3. Gehäuse: konisch, gebogen, aus feinen Sandkörnchen gebaut; hintere Ver- 
schlussmembran mit etwas erhabenem kreisrunden Loche. Verschlussmembran der Puppen- 
gehäuse mit Querspalte. 


Tabelle der Puppen: 


A. Alle Beine ohne Wimperhaare: Votidobía ciliaris, L. 


B. Mitteltarsen (spärlich) bewimpert: Sericostoma. 


I. Basalglied der Fühler wenig stärker als die übrigen: Sericostoma persona- 
tum, SPENCE. 


2. Basalglieder der Fühler über dem Scheitel jedes in einen starken Lobus 
erweitert: Ser. pedemontanum, MAC LACH, 


I. Gattung: Sericostoma, LATR. 


BRAUER (25, p. XIX) | WALLENGREN (757, p. 92) 
Mac LACHLAN (42, p. 77) | MIAEL (765). 
MAC LACHLAN (So, p. 225) | 
Larven: Nur Pronotum hornig, Mesonotum häutig, mit 3 grösseren und einigen 
kleinen Chitinflecken jederseits; Meso- und Metanotum mit je 2 Borstenreihen, deren 
Borsten nach vorn gerichtet sind. 
Puppen: Mitteltarsen bewimpert; Schneide der Mandibeln grob und unregel- 
mässig gezähnt. 


I. Sericostoma personatum, SPENCE. 


PicTET (zz, Taf. XIV, HAGEN (37, p. 238) 
Fig. 1 u. 2) : KLAPÁNEK (733, p. 25) 
KOLENATI (76, p. 90, multigutt.) | LAMPERT (773, p. 155). 


a. Larve: long. 12 mm; lat. 2,5 mm. Grundfarbe des Kopfes kastanienbraun, 
wird aber nach unten hin blasser; auf dem Scheitel zahlreiche in einem Kreise geordnete 
blassere Punkte, ähnliche auf den Schläfen dicht angehäuft. Mandibeln dreikantig, mit 
3 Zühnen. Grundfarbe des Pronotum vorn dunkler (wie Kopf) als hinten. Farbe der 
Beine gelbbraun. 

b. Puppe: long. t1 mm; lat. 2,5 mm. cfr. Tabelle. 

c. Gehäuse: s. vorh.!; long. ca. 15 mm; lat. 3,5 mm. 


2. Sericostoma pedemontanum, MAC LACH. 


PICTET (77, p. 176, Mac LACHLAN (42, p. 78) 
Taf. XIV, Fig. 1 [7]) KLAPALEK (757, p. 39) 
KOLENATI (78, p. 90, collare) STRUCK (780, Fig. 27). 


Larve, Puppe und Gehäuse ähnlich wie vor. (cfr. Larven- und Puppentabelle!). 
Mandibeln der Larve mit jederseits 2 Zähnen; Vorderbeine dunkler als die übrigen. 


Il. Gattung: Notidobia, STEPH. 


Mac LACHLAN (42, p. 78) | WALLENGREN (757, p. 93). 
Notidobia ciliaris, L. 
PicTET (zz, Taf. XIV, | MEVER, A. (57) 
Fig. 5a, b, c.) MEYER-DÜR (72, p. 401) 
KOLENATI (78, p. 91) KLAPÁLEK (757, p. 43) 
HAGEN (37, p. 238) STRUCK (780, Fig. 28) 
WALSER (39, p. 24) STRUCK (799, Taf. II, Fig. 14). 


a. Larve: long. 12—15 mm; lat. 3 mm. cfr. Larventabelle! Kopf kastanien- 
braun bis schwarzbraun; die Partie um das Hinterhauptsloch herum ist gelb oder weisslich. 


81 
Mesonotum blassbraun bis gelb, vorn kastanienbraun; sonst wie Sericostoma; Mandibeln 
mit sehr niedrigen Zähnen; Borsten des Labrum dick (Fig. 16). 
b. Puppe: long. 9—ı2 mm; lat. 2—2,5 mm. Mandibeln feiner und gleichmässiger 
gezähnt als bei Sericostoma; Mitteltarsen unbewimpert. 
c. Gehäuse: wie vorher. 


II. Unte1familie: Goerinae. 


(Mac LACHLAN’s »Section of Silo «). 
KLAPÁLEK (757 p. 47). 


1. Die Larven: stark, cylindrisch, nach hinten ganz wenig verschmälert; Kopf 
breit oval, seine obere Seite flach, fast etwas vertieft; senkrecht nach unten gerichtet, 
in das ausgeschnittene erste Thoracalsegment zuriickziehbar; Grundfarbe braunlich, Zeichnung 
undeutlich. Augen gross, auf einer dunklen Erhöhung sitzend, Antennen rudimentär. 
Clypeus (Fig. 5) dem der Limnophiliden ähnlich, aber die Ausbuchtung weiter rückwärts 
stehend; Vorderrand in der Mitte eingezogen; mit zahlreichen Borsten. Mundteile ziemlich 
prominent. Labrum (Fig. 18) querelliptisch, trapezoid, vorn breiter als hinten, mit einem 
seicht ausgeschnittenen Vorderrande und abgerundeten Vorderecken; nicht ganz chitinisiert, 
vordere Partie häutig, chitinisierter Teil chagriniert, mit mehreren schwarzen Borsten; 
Seitenbürste stark entwickelt. Mandibeln (Fig. 29) schwarzbraun, messerförmig, mit 
scharfer zahnloser Schneide, Innenbürste und 2 kleinen Rückenborsten. Maxillarlobus (Fig. 40) 
sehr rudimentär, nur sehr wenig gewölbt, mit zahlreichen Borsten und mehreren Höckern be- 
setzt, Maxillartaster kurz, konisch, dick, viergliedrig; Labiallobus halbkugelig, Taster klein, 
cingliedrig; Hypopharynx stark beborstet. — Nur Pronotum ganz hornig, vorn stark 
ausgeschnitten, so dass 2 scharfe Ecken entstehen; Mesonotum mit 4 Schildern gedeckt, 
von denen die 2 grossen oben neben einander liegen, die kleineren lateralwärts; auf 
dem fast ganz häutigen Metanotum 6 Schildchen. Stützplättchen der Mittelbeine in einen 
langen Fortsatz verlängert. Beine (lig. 56) stark, die hinteren kaum länger, gelbbraun, 
nur mit wenigen Borsten; Tibienende mit 2 schwachen Spornen; Klauen kurz, sehr stark 
gekrümmt, mit einem langen, borstenförmigen Basaldorn, der die Spitze der Klaue fast 
erreicht. — Abdominalsegmente durch deutliche Strikturen geschieden. I. Segment durch 
eine bräunliche derbere Haut gedeckt, mit 3 deutlichen stumpfen Höckern und auf dem 
Rücken 2 lange Borstenreihen. Kiemen fadenformig, in kleinen Büscheln zu dreien oder 
vieren verbunden. Seitenlinie sehr fein, vom III. bis VIII. Segment. Nachschieber klein, 
zweigliedrig, mit starker, gekrummter Klaue, mit oder ohne winzigen Rückenhaken. — Bäche. 


Tabelle der Larven: 


Aı. Gehäuse an den Seiten nur durch gröbere Sandkörnchen verbreitert, nicht geflügelt: 
Lithax. 
As. Gehause an den Seiten durch angefugte Steinchen verbreitert, deutlich gefliigelt. 
Bi. Kopf und Brustsegmente schwarzbraun; Seitenlinic vom Ende des III. bis zum 
Ende des VI. Segments: Silo nigricornis, PICT. 


E 


Bz. Kopf und Thoracalsegmente gelbbraun mit dunkleren Punkten. 
I. Pronotum gewóhnlich heller als Kopf und Mesonotum, mit deutlicher Flecken- 
zeichnung; Fortsátze der Stützplättchen (von oben gesehen) stark medianwarts 
gekrümmt: Silo pallipes, FBR. 
2. Pronotum und Stützfortsatz nicht so, letzterer fast ganz gerade: Goera pilosa, FRR. 
2. Die Puppen: stark, fast spindelformig. Kopf quer, viereckig, sehr kurz. 
Die Fühler sind fadenformig; das erste Glied ist stärker als die übrigen und so lang wie 
der Kopf; dicht am Grunde desselben steht nach aussen hin ein Haarbüschel. Die 
Fühler reichen fast bis zum Hinterleibsende. | 

Die Mundteile stehen auf der Vorderfläche des Kopfes. Das Labrum ist von 
quer-viereckiger Gestalt und besitzt abgerundete Vorderecken (Fig 87); sein Vorderrand 
ist durch zwei Einschnitte in drei gleich breite Teile getrennt; in jedem der Einschnitte 
steht eine feine Borste; längere schwarze Borsten mit umgebogenen Spitzen stehen senk- 
recht an den Vorderecken, und zwar jederseits fünf. — Die Mandibeln sind klein, von 
rotbrauner Farbe, dreieckig zugespitzt und mit fein gezähnter Schneide versehen (Fig. 98). 
Die Maxillartaster des d bestehen aus drei Gliedern und sind kürzer als die Labialtaster; 
diese sind bei beiden Geschlechtern dreigliedrig, ihr letztes Glied ist schlanker als die 
ersten. — Die Flügelscheiden sind zugespitzt und reichen bis an das Ende des V. oder VI. 
Hinterleibsegments. — Spornzahl der Beine 2, 4, 4. Die Tarsalglieder der Vorderbeine 
sind meist kahl, die der Mittelbeine mit langen Schwimmhaaren besetzt; schwach bewimpert 
ist auch manchmal das erste Tarsalglied der Hinterbeine. Abd.-Segmente sind deutlich 
voneinander abgesetzt. Auf dem ersten Segmente erheben sich zwei stumpfe Höcker, 
welche mit zahlreichen Zähnen besetzt sind. Chitinplättchen mit Häkchen auf dem Vorder- 
rande des III. bis VII. Segments und dem Hinterrande des V. Segments. Seitenlinie gut 
ausgebildet, vom IV. oder V. Segmente bis zum VIII. reichend. Kiemen ähnlıch wie bei 
den Larven, Rückenreihe aber kürzer. Das letzte Segment endet stumpf kegelförmig und 
besitzt einen etwas ausgeschnittenen Hinterrand; Analanhänge in Form langer, oft unregel- 
mässig gekrümmter Fortsätze ausgebildet, die am Ende einwärts gebogen sind (Fig. 114); 
auf dem mit zahlreichen kleinen Spitzen dicht besetzten letzten Segmente zeigen sich die 
Genitalanhänge der Imago in drei schwach erhabenen Loben, deren 2 seitliche grösser 
sind als der mittlere, angelegt. 


Tabelle der Puppen: 


Aı. Gehäuse an den Seiten nur durch gröbere Sandkörnchen verbreitert; hintere Ver- 
schlussmembran mit ca. 6 radiär gestellten Löchern: Z//ax. 
As. Gehäuse stark geflügelt. 
Bı. Gegenüber den Spornen der Vorderschienen auf der entgegengesetzten Seite ein 
Hocker: Szo. 
Be. Dort keine Hocker: Goera. 
3, Die Gehäuse bestehen aus einer schwach konischen Sandröhre, welcher ent- 
weder grössere Steinchen (2—3 jederseits) oder nur gröbere Sandkörnchen angefügt sind. 
Enden des Puppengehäuses durch Steinchen verschlossen; meist in Scharen zusammen. 


83 


I. Gattung: Goera, LEAcH. 
BRAUER (25, p. XIX, Trichost.) MAC LACHLAN (80, p. 241). 
MAC LACHLAN (42, p. 81) 
Goera pilosa, FBR. 


PICTET (zz, Taf. XIII, MAC LACHLAN (42, p. 81, Pl. II, Fig. 3 u. 30) 
Fig. 8 p. 173) MEYER-DÜR (72, p. 402) 
BURMEISTER (r2, p. 926) KLAPALEK (757, p. 48) 


KOLENATI (78, p. 96) MIALL (265) 
WALSER (29) STRUCK (774, p. 18) 
HAGEN (37, p. 235) STRUCK (780, Fig. 26), 


a. Larve: long. 13—14 mm; lat. 3 mm. Grundfarbe des Kopfes gelbbraun, 
unregelmässig schattiert mit zerstreuten schwarzen Pünktchen. Pronotum und Mesonotum 
ebenso gefärbt; Stützplättchen der Mittelbeine von oben gesehen . kaum medianwärts 
gekrümmt, von der Seite betrachtet mit breiter Basis und dann plötzlich verschmilert. 
VII. Segment mit Kiemen. Mandibeln ohne Zähne oder Höcker auf der Schneide. Klaue 
der Nachschieber mit starkem Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 10—13 mm; lat. 2,5—3 mm. Fühler beim g bis an das Körper- 
ende, beim 9 bis an das Ende des VI. Segments reichend; Flügelscheiden bis zum Anfange 
des V. Segments. Sporne der Vorderschienen ungleich, ihnen gegenüber auf der andern 
Seite kein Höcker (cfr. Szlo!).  Seitenlinie auf dem Ende des V. Segments beginnend. 
Chitinfortsátze der Analanhange an der Spitze nicht gespalten. 

c. Gehäuse: meist breit geflügelt. 


Il. Gattung: Silo, Curr. 
BRAUER (25, p. XIX, Aspath.) WALLENGREN (757, p. 96). 
Mac LACHLAN (42, p. 82) 


I. Silo nigricornis, PICT. 
| 


PICTET (77, p. 175, WALSER (39, p. 17) 
Taf. XIII, Fig. 11) | KLAPALEK (737. p. 28) 
KOLENATI (r$, p. 97) | WALLENGREN (757, p. 97). 

a. Larve: long. 6,25 mm; lat. 1,5 mm. Kopf schwarzbraun, nur um die Augen 
blasser, ebenso dunkel auch die Thoracalsegmente und die Beine. VII. Segment ohne 
Kiemen. Mandibeln mit zweimal ausgeschnittener Schneide; unter dem Maxillartaster 
(anal- und lateralwärts) ein stark beborsteter Wall. Klaue der Nachschieber ohne Rücken- 
haken (KLAPALER). 

b. Puppe: long. 8—9 mm; lat. 2 mm. Fühler beim G bis über die Hinterleibs- 
spitze hinaus und auf den Rücken umgeschlagen, beim 9 bis zum letzten Segment. — 
Flügelscheiden bis zum Ende des VI. Segments; gegenüber den Spornen der Vorderschiene 


11? 


84 
auf der andern Seite ein Höcker. Seitenlinie auf dem IV. Segment beginnend. Chitin- 
fortsätze der Analanhänge an der Spitze nicht gespalten. 


c. Gehäuse: wie vorher, aber meist weniger stark geflügelt. 


2. Silo pallipes, FBR. 


PICTET (zz, Taf. XIII, Fig. 9) HAGEN (37, p. 235) 

BURMEISTER (72, p. 926) MAC LACHLAN (42, p. 83) 

KOLENATI (78, p. 97. MEYER-DUR (72, p. 403) 
S. fuscicornis u. S. picicornis) ULMER (798, p. 208) 


a. Larve: long. 10 mm; lat. 2 mm. Kopf hellgelbbraun, ebenso Mesonotum, 
Pronotum noch heller als beide; letzteres mit sehr deutlicher dunkler Fleckenzeichnung; 
Beine wie der Kopf gefärbt. Stützfortsatz des Mesonotum von oben gesehen stark 
gebogen, von der Seite gesehen mit breiter Basis und dann allmahlich zu einer feinen 
Spitze verschmälert. VII. Segment mit Kiemen. Schneide der Mandibeln zweimal aus- 
gebuchtet. Klaue der Nachschieber mit Rückenhaken. 


b. Puppe: long. 9 mm; lat. etwas mehr als 2 mm. Fühler bis zum Ende des 
VII. Segments. Flügelscheiden bis zum Ende des V. Segments. — Höcker am Ende 
der Vordertibie wie vorher. Seitenlinie kurz hinter der Mitte des V. Segments beginnend. 
Chitinfortsätze (Analanhänge) an der umgebogenen Spitze vierteilig, überall mit kurzen 
Dornen besetzt (letzteres auch bei Goera) 


c. Geháuse: wie vorher. 


Ill. Gattung: Lithax Mac Lacan. 


Lithax obscurus, HAG. 
ULMER (784, p. 309) | ULMER (203, p. 21) 


a. Larve: long. 7 mm; lat. 1,5 mm. Grundfarbe des Kopfes und aller Thoracal- 
schilder schwarzbraun; Kopf heller nach dem Hinterhauptsloche zu; Pronotum am Vorder- 
rande ziemlich breit rotbraun; die mittleren Schildchen des Mesonotum in der hinteren 
Hälfte braun; Beine rotbraun. Mandibel mit einem schwachen Vorsprung. Klaue der 
Nachschieber mit einem sehr winzigen Rückenhaken (spitzenartig). 


b. Puppe: long. 6—7 mm; lat. 1,25 mm. Fühler fast bis zum Hinterleibsende. 
Flügelscheiden bis an das Ende des V. Segments Seitenlinie am Ende des V. Segments 
beginnend. Chitinstabchen der Analanhänge am Ende in 2 Spitzen gespalten. 


c. Gehäuse: wie die vorigen, aber nicht Steinchen, sondern nur gróbere Sand 
kórnchen angefügt, daher nicht geflügelt erscheinend. Beide Enden des Puppengehauses 
durch Steinchen verschlossen; hintere Verschlussmembran mit einigen radiar am Rande 
stehenden kleinen Spalten. 


85 


III. Unterfamilie: Brachycentrinae. 


(Mac LACHLAN's »Section of Brachycentrus«) 
KLAPÁLEK (757, p. 55). 


1. Die Larven: Nach hinten mehr oder weniger verengt. Kopf eifórmig bis 
rundlich, Stirnflache eben. Fühler rudimentär. Clypeus (bei Brachycentrus, Fig. 6) in der 
Mitte mit einem spitzwinkligen Ausschnitte, ziemlich lang. Augen gross. Hypostomum 
trapezoid. Mundteile massig prominent. Labrum (verschieden) mit sehr starker Seiten- 
bürste. Mandibeln (Fig. 28) stark, schwarz, meisselfórmig, mit Zähnen, Innenbiirste und 
langen Rückenborsten. Maxillen stark, mit fünfgliedrigen Tastern und einem stumpf- 
konischen, mit Borsten und kurzen Spitzen besetzten Lobus; Labium stumpf-konisch, mit 
zweigliedrigen Tastern, Hypopharynx stark beborstet. -- Thoracalsegmente stufenweise 
breiter, bei Micrasema wenig, Pro- und Mesonotum hornig; Pronotum schmal, querlánglich, 
durch eine schwarze gebogene Querlinie in 2 Schilder geteilt, spärlich beborstet, am 
Hinterrande ausgeschnitten; Mesonotum mit 4 Schildern gedeckt; Metanotum häutig, wie 
das Abdomen grünlich, mit wenigen chitinisierten Stellen. Beine stark, etwa wie I : 2: 2, 
resp. (Micrasema) 1: 1'/2: 2. Tibien (Fig. 57) bei Brachycentrus (besonders der letzten Paare) 
in einen starken konischen sporntragenden Vorsprung verlängert, bei Micrasema Tarsalende, 
bei Oligoplectrum Tibien- und Tarsalende so. — Abdomen am I. Segment ohne Hocker, schmäler 
als die übrigen; Strikturen seicht, aber deutlich. Seitenlinie fehlend oder sehr fein, 
darüber stets Chitinpunkte. Kiemen fehlend oder in kleinen Büscheln stehend. Letztes 
Segment mit borstentragendem Schutzpláttchen. Nachschieber kurz, zweigliedrig, Klaue 
mit 1 oder 2 Rückenhaken. 


Tabelle der Larven. 


A. Tibien- und Tarsusende der 2 letzten Beinpaare nicht in einen starken konischen 
Hocker verlangert, auch nicht stark vorgezogen; alle Tibien mit nur 1 Endsporn: 
(Fig. 58) Micrasema minimum, MAC LACH. 

B. Mittel- und Hintertibien in einen starken konischen Hocker vorgezogen. 

I. Auch Mittel- und Hintertarsen mit ähnlichem Hocker: Oligoplectrum. 
2. Mittel- und Hintertarsen (Fig. 57) ohne solchen Hocker, Gehäuse meist vierseitig: 
Brachycentrus. 

C. Mittel- und Hintertarsen in einen starken Hocker vorgezogen (Fig. 59): Micrasema 

longulum, MAC LACH. 


2. Die Puppen: Cylindrisch; Fühler kürzer als der Kórper; ihr erstes Glied wenig 
von den übrigen verschieden. Labrum abgerundet dreieckig bis halbkreisformig, die 
Flächenborten in der hinteren Hälfte stehend. Mandibeln (Fig. 97) aus breiterer Basis 
dreieckig zugespitzt, mit gebogener Schneide, die fein gezahnt ist; 2 Riickenborsten. 
Maxillartaster des c deutlich dreigliedrig, kürzer (Brachycentrus und Oligoplrctrum) oder 
ebenso lang wie. die Labialtaster (4/crasema), aber nicht stärker wie diese. Spornzahl 
entweder 2, 3, 3 (Brachrcentrus) oder 2, 2, 2 (Oligeplectrum) oder nur als niedrige, breit 
konische Hocker (nach der Spornzahl 2, 2, 2) entw ckelt (Aficrasema). Mitteltarsen stark 


86 
bewimpert. Haftapparat stark entwickelt; entweder in der gewöhnlichen Form ausgebildet 
(Vorderrand des III.— VII. Segments und Hinterrand des V. Segments: Micrasema) oder 
(Brachycentrus und Oligoplectrum) ausser den Chitinplättchen des Vorderrandes (IH — VII. 
Segment) der ganze Hinterrand des V. Segments mit Spitzen in einer Reihe tesetzt. 
Seitenlinie deutlich, vom V. bis an das VIII. Segment. Kiemen wie bei den Larven. 
Letztes Segment mit 2 schwachen, kahlen, nach oben gekrümmten, zugespitzten Chitin- 
fortsätzen (Fig. 113), die etwas kürzer sind als das Segment; Bauchfläche desselben mit 
2 kurzen breiten Loben. 


Tabelle der Puppen. 


A. Spornzahl deutlich 2, 3, 3, Gehäuse meist vierseitig: Brachycentrus. 

B. Spornzahl entweder 2, 2, 2 oder undeutlich (s. o.), Gehäuse nicht vierseitig: 
1. Maxillartaster bedeutend kürzer als Labialtaster: Olgeplectrum. 
2. Maxillartaster so lang oder etwas länger als Labialtaster: Micrasema. 


3. Gehäuse von verschiedener Gestalt (s. w. u.). 


I. Gattung: Brachycentrus, Curr. 


BRAUER (25, p. XIX) | Mac LACHLAN (80, p. 254) 
Mac LACHLAN (42, p. 89, Tf. II, Fig. 34) | WALLENGREN (757, p. 101). 


a. Larve: ziemlich stark, nach hinten ein wenig verengt; Kopf verhältnismässig 
klein, kurz eiförmig, von oben und unten stark zusammengedrückt, oben fast eben, Grund- 
farbe kastanienbraun, mit ziemlich deutlicher Zeichnung; Clypeus (Fig. 6) ziemlich lang, 
in der Mitte mit einem spitzwinkligen Ausschnitte. Augen gross. Labrum (Fig. ı7) 
quer-viereckig, mit abgerundeten Vorderecken, vorn wenig breiter, Seitenbürste stark 
entwickelt, weit am Vorderrande hinziehend; auf der Fläche dicht am Vorderrande 3 Paar 
kurzer Borsten. Mandibeln (Fig. 28) mit spitzen Zähnen. — Thoracalsegmente nach 
hinten stufenweise breiter, sodass Metathorax etwa 2!/» mal so breit ist wie Prothorax; 
häutige Teile bläulichgrün. Stiitznlattchen der Vorderbeine mit schnabelförmigem Vor- 
sprung. Besonders interessant sind Mittel- und Hinterschenkel (lig. 57) wegen der zahl- 
reichen Spitzenkämme, die durch etwas längere Spitzen von einander getrennt sind; 
Endsporne (2) ungleich lang; Klauen stark, wenig gekrümmt, so lang wie Tarsus, mit 
schwachem Basaldorn. Seitenlinie fein, vom III—VI. Segment; über derselben auf jedem 
dieser Segmente eine Anzahl von Chitinpunkten; eine grössere Gruppe derselben an der 
Seite des VH. Segments. Kiemen schwach entwickelt, auf dem Rücken zu Büscheln 
von etwa 6 an den Strikturen zusammen, am Bauche einzeln. Schutzplättchen des letzten 
Segments halbmondförmig, braun, Hinterrand mit zahlreichen Borsten. | Nachschieber 
zweigliedrig, mit starker Klaue, diese mit 2 Rückenhaken; Hinterrand des letzten Segments 
zwischen den Nachschiebern jederseits in einen kleinen fingerförmigen Fortsatz verlängert. 

b. Puppe: Kopf kurz, fast so breit wie Prothorax. Labrum dreieckig, vor der 
Spitze an den Seiten stumpf gebrochen, am Vorderrande mit ı Paar schwacher Borsten, 
etwa in der Mitte der Fläche 5 Paar Borsten. Maxillartaster des & sehr kurz, dreigliedrig, 


87 
die des 9 lang, fünfeliedrig. Spornzahl 2, 3, 3. Tibien und Tarsi des ersten Beines 
schwach, die der Mittelbeine stark bewimpert; Hinterrand des I. Segments mit sattel- 
formig gestellten Warzen; Hinterrand des V. Segments mit einer ununterbrochenen Reihe 
von Spitzen (C); bei 9 ist diese Reihe in der Mitte unterbrochen. Hinterecken des 
letzten Segments ohne Hakchenwarzen. 

c. Gehäuse vierseitig; Gehäuse, besonders solche von Puppen, aus Hamburg und 
Edinburgh (H. J. MORTON) von Br. subnubilus sind fast cylindrisch, da die Flächen nicht 
eben, sondern abgerundet sind. | 


I. Brachycentrus subnubilus, CURT. 


PICTET (77, p. 180, Taf. XIV, Fig. 4) ` MAC LACHLAN (67) 

KOLENATI (78, p. 93) | BoyD (69) 

HAGEN (57, p. 113 u. p. 237 C) | Mac LACHLAN (70) 
| 


EATON (54) MIALL (765) 

a. Larve long. 12 mm; lat. 2,5 mm. Kopf gelbbraun, vorn und hinten dunkler, 
mit Gabellinienbinde und spatel- oder doppelt herzfórmigem Clypeusfleck; Gabellinienbinde 
mit zahlreichen hellen Punkten, ebenso die dunklere Partie des Kopfes (um das Hinter- 
haupt herum); Pro- und Mesonotum gelbbraun, Hinterrand des Pronotum breit dunkelbraun 
gesaumt, eine vertiefte gebogene Linie in der letzten Halfte dunkler; Mesenotum mit 
4 Chitinschildern, die eng zusammenliegen, Mitte heller als die Seitenteile auf denen 
sich wiederum hellere Punkte befinden; auf der hinteren Halfte des Mesonotum nach 
vorn gerichtete Borsten. Metanotum mit 2 Paar kleiner Chitinschildchen, von denen die 
scitlichen dreieckig sind. Beine stark, gelbbraun gefärbt, Aussenkante aller Schenkel 
schwarz; Stützplättchen der Hinterbeine mit zahlreichen langen Borsten. 

b. Puppe: long. ca. 8 mm; lat. ca. 2 mm.  Mandibeln mit sehr schmaler Schneide 
(Fig. 97). 

c. Geháuse: long. 12 mm; lat. 3 mm. s. vorh.! 


2. Brachycentrus montanus, KLAP. 


(Imago beschrieben von KLAPALEK, Trich. vyzk. Cech. 1891, p. ro). 
(KLAPALEK 757, p. 55). 

a. Larve: long. 11—-12 mm; lat. 2,3 mm; ähnlich wie vorige, aber ohne jene 
Kopfzeichnung; Kopf kastanienbraun, auf dem Hinterhaupte und den Schláfen mit zahl- 
reichen blassen Makeln: im Winkel der Gabellinie eine Gruppe von 6 solchen Flecken. 

b. Puppe: long. 7—8,5 mm; lat, 1,5—2 mm. Mandibeln breit (nach KLAPALEK). 
Seitenlinie sehr deutlich, bei Ay. subnubilus kaum sichtbar. 

c. Gehäuse: long. 13 mm, regelmässig vierseitig, aus schmalen, länglichen Stücken 
von Blättern und Rinde gebaut, welche so zugeschnitten sind, dass keins die scharfe 
Kante überragt; ‚Flächen eben und glatt. (Nach KLAPALEK; ich fand solche Gehäuse 
zahlreich in Thüringen ohne Tier). 


88 


II. Gattung: Oligoplectrum, Mac Lach. 


Oligoplectrum maculatum, FOURC. 
PICTET (zz, p. 180, Taf. 14, Fig.4) | MEYER-DÜR (72) 


BURMEISTER (72, p. 925) Mac LACHLAN (80, p. 257) 
BRAUER (25, p. XIX) KLAPALEK (757, p. 59) 
KOLENATI (27, p. 288) | MIALL (765) 


a. Larve: long. 8—9 mm; lat. 1,3 mm; ziemlich schmal, nach hinten stark ver- 
schmälert. Grundfarbe des Kopfes braun, über den Scheitel zieht sich eine kastanien- 
braune Querbinde, welche sich jederseits über den Schlafen nach hinten erweitert. Labrum 
querelliptisch, vorn stark ausgeschnitten, sonst wie vorher; 3 Paar Borsten in der Mitte 
der Fläche, ausserdem näher dem Vorderrand-Ausschnitt 2 kürzere. Mandibeln wie vorher, 
mit 4 starken Zähnen; Pronotum hinten tief ausgeschnitten; Stiitzplattchen der Vorder- 
beine kaum verlängert; Bedornung der beiden letzten Paare ähnlich wie vorher, aber 
nicht so sehr in einzelne Kämme eingeteilt; auch Tarsalende der 2 letzten Beinpaare 
stark vorgezogen -— Seitenlinie vom III.—VI. Segment, sonst ähnlich wie Brachycentrus. 
(Nach KLAPÁLEK). 

b. Puppe: long. 6 (C); 8(9); lat. 1, 1 (9); 1,4 (9) mm. Mandibeln mit schmaler, 
scharf zugespitzter Schneide. Spornzahl 2, 2, 2. 

c. Gehäuse: long. bis 20 mm, vorn 1,8 mm, hinten 0,86 mm breit, schmalkonisch, 
gerade, aus sehr feinen Sandkörchen gebaut, Oberfläche glatt. | 


Ill. Gattung: Micrasema, Mac Lacu. 


a. Larve: schlank, nach hinten verengt; Kopf kastanienbraun. Labrum quer- 
viereckig, mit abgerundeten Vorderecken und ausgeschnittenem Vorderrande; Seitenbürste 
sehr stark; im vorderen Drittel der Fläche 3 Paar starker Borsten, zwischen deren innerem 
ein Büschel weisslicher Fiederborsten. Mandibeln mit 3 oder 4 Zähnen. Thoracalsegmente 
kaum an Breite zunehmend. Beine in den Arten verschieden (Fig. 58 und Fig. 59) 
Kiemen fehlen; Seitenlinie in Form einer vom IL—VIII. Segment hinziehenden Reihe 
von Chitinpunkten angedeutet. Klaue der Nachschieber mit 2 Rückenhaken. 


Tabelle der Larven: 


1. Mandibeln mit 4 scharfen Zähnen; Mittel- und Hintertarsen an dem Ende in 
einen starken, konischen, stumpfen Hocker verlangert (Fig. 59); long. 10 mm; lat. 1,3 mm; 
Gehäuse bis 13 mm lang, 1,8 mm breit, aus grünlich-brauner Gespinnstmasse, gebogen: 
Micr. longulum, MAC LACHLAN (KLAPÁLEK 757, p. 63). 

2. Mandibeln mit 3 stumpfen Zahnen; Tibien vor dem Ende mit schwachem 
Sporn, ohne Vorsprung (Fig. 58); long. ca. 6 mm; lat. 0,8--ı mm; Gehäuse bis 7 mm 
lang, 1,03 mm breit, aus feinen Sandkörnchen, gebogen; Ar. minimum, MAC LACHLAN 
(KLAPALEK 257, p. 67). 


89 
b. Puppe: Labrum vorn abgerundet, in der hinteren Halfte mit nur 3 Paar Borsten, 
keine am Vorderrande; Mandibeln schmal; Fliigelscheiden zugespitzt; Sporne der Beine 
nur als niedrige konische Höcker entwickelt (2, 2, 2); letztes Segment vor dem Ende an 
jeder Seite mit einem kleinen, nach oben gekriimmten und mit Spitzen besetzten Lappchen. 


Tabelle der Puppen: 


I. Seitenlinie vom Ende des VI. Segments an; Gehäuse s. o.; long. 6,25—8 mm: 
lat. 1—1,33 mm: Afier. longulum, Mac LACH. (Nach KLAPÄLER). 

2. Seitenlinie vom Ende des V. Segments an; Gehäuse s. o.; long. 4,5 —5,8 mm; 
lat 0,9 mm: Mir. minimum, MAC LACH. (Nach KLAPALEK). 


LV. Unterfamilie: Lepidostomatinae. 
(Mac LACHLAN's »Section of Lepidositoma «). 
(KLAPALEK 757, p. 70). 

1. Die Larven: cylindrisch, Kopf breit elliptisch oder breit-oval bis rundlich, 
mit flacher Stirn. Fühler (rudimentär) gleich vor den Augen stehend. Mundteile mässig 
prominent. Labrum vorn stets breiter als hinten, Seitenbürste stark entwickelt. Mandibeln 
stark, schwarz, meisselförmig, Innenbürste vorhanden. Maxillarlobus sehr niedrig und 
breit, Taster kurz, viergliedrig. Labiallobus niedrig, sehr breit, nach unten gekehrt; 
Hypopharynx stark beborstet. — Thoracalsegmente nach hinten allmählich breiter; 
Pronotum ganz hornig, quer-viereckig, mit abgerundeten Vorder- und stark abgerundeten 
Hinterecken, mit Vorderrandborsten; Mesonotum halbhornig (nur vorn), hinten und an 
den Seiten allmählich in die übrige Haut übergehend, mit Vorderrandborsten; Metanotum 
häutig, mit wenigen Chitinfleckchen. Beine stark, gewöhnlich wie 1:2:2; Mittel- und 
Hintertibien mit nur ı Endsporn. — Abdomen nur mit seitlichen Höckern, mit Borsten 
und Haaren besetzt; Strikturen meist seicht, aber deutlich; Seitenlinie kaum sichtbar, mit 
schr feinen Winpern besetzt, stets mit Chitinpunkten darüber (auch bei Laséocephala’). 
Kiemen fadenförmig, einzeln, wenigstens am Hinterrande des II. —VI. Segments. Nach- 
schieber stark, zweiglicdrig, kurz, mit einem Rückenhaken auf der Klaue. 


Tabelle der Larven: 


A. Gehäuse aus Sandkórnchen: Labrum mit 3 Paar Borsten in der Nähe des 
Vorderrandes: Lastocephala. | 

B. Gehäuse nicht aus Sandkórnchen (höchstens bei jugendlichen Larven), sondern 
vierseitig; Labrum mit mehr als 3 Paar Borsten. 
I. Kiemen nur auf dem Hinterrande des II.— VI. Segments: Crunoecia. 
2. Kiemen am Vorder- und Hinterrande der Segmente III— VI und am Hinter- 

rande der Segmente II und VII: Zepidostoma. | 
2. Die Puppen: cylindrisch; Fühler beim co länger als der Körper, beim 9 fast 
so lang wie dieser; ihr erstes Glied stark, länger als der Kopf. Labrum klein, halbkreis- 


t2 


NL 


fórmig, vorne im stumpfen Winkel gebrochen. Mandibeln aus breiterer Basis dreieckig | 
zugespitzt. Maxillartaster des d undeutlich gegliedert (nur eine Striktur sichtbar) ge- 
wöhnlich viel kürzer als die Labialtaster (Crunoecia und Zasiocephala), manchmal stark 
erweitert (Zefidostoma). Spornzahl 2, 4, 4. Mitteltarsen entweder wenig bewimpert (Cru- 
noecia) oder schwach erweitert und mit langen Wimpern zweiseitig stark besetzt. Seiten- 
linie mässig entwickelt. Hinterrand des I. Segments in einen mit Spitzen besetzten 
Fortsatz jederseits verlängert. Kiemen wie bei der Larve (Zastocephala und Lepidostoma) 
oder fehlend (Crunvecia). Letztes Segment in 2 dreieckige flache Lobi verlängert, welche 
entweder zahlreiche, an den Rändern und der Rückenfläche derselben stehende (Zaszocephala 
und Zepidostoma) oder spärliche, dann an dem Innenrande der Spitze inserierte starke, 
steife schwarze Borsten tragen; Lobi auf der Bauchflache gross und lànglich. 


Tabelle der Puppen: 


A. Analanhänge (Fig. 115) mit nur 4 schr starken Borsten vor jeder Spitze an deren 
Innenseite; long. 5--6,34 mm: lat. 0,95—1,25 mm: Crunoecia irrorata, CURT. 
(Geháuse viereckig). 

B. Analanhänge mit zahlreichen, schwächeren Borsten. 

I. Geháuse aus Sandkórnchen gebaut, rauh, gebogen, nach hinten verschmalert: 
long. 7 mm; lat. 2 mm: Zaswcephala basalis, KOU. 

2. Gehäuse viereckig, ganz wenig nach hinten verengt, gerade, aus Vegetabilien; 
long. 7—8 mm; lat. 2 mm: Lefidostoma hirtum, FBR. 


I. Gattung: Lepidostoma, Rar. 


Mac LACHLAN (80, p. 274) | WALLENGREN (454, p. 100). 


Lepidostoma hirtum, FBR. 


KOLENATI (78, p. 99) | STRUCK (180, Fig. 29) 
MORTON (722, p. 43) | STRUCK (799, Taf. II, Fig. 15). 
KLAPÁLEK (757, p. 75) | 

a. Larve: long. 11 mm; lat. 2 mm. Kopf braun bis dunkelbraun; mit der Lupe 
scharf konturierte helle Flecke sichtbar; Pronotum und Mesonotum wie der Kopf gefärbt; 
Bedeckung des Mesonotum aus 2 grossen viereckigen Schildern gebildet; Metanotum mit 
3 Paar kleiner Chitinschilder, von denen die inneren 4 Plättchen je r, die äusseren 2 
mehrere Borsten tragen. Beine gelbbraun, Stützplättchen braun. Seitenlinie und Hocker 
des I. Segments wenig sichtbar; Schutzplättchen des letzten Segments mit 4 langen 
Borsten; Nachschieber gelbbraun, Chitinteile schmal schwarz gesaumt. 


b. Puppe: cír. oben! 


c. Gehäuse: In der Jugend eine glatte, konische Sandróhre, später aus Vegetabilien 
vierseitig gebaut; bis 17 mm. lang; 2,5 mm breit; in Gebirgsflüssen. 


OI 


Il. Gattung: Crunoecia, Mac Lacu. 
Mac LACHLAN (80, p. 271) | WALLENGREN (757, p. 98). 


Crunoecia irrorata, CURT. 
PICTET (27) | KLAPÁLEK (757, p. 71) 
MORTON (722) , LAMPERT (777, p. 155). 

a. Larve: long. 6—7 mm; lat. 1,6 mm. Grundfarbe des Kopfes gelbbraun, fast 
rötlich, mit Gruppen von blasseren Punkten. Pronotum vorn dunkelbraun, hinten heller, 
auf der hinteren Hälfte jederseits mit einer Gruppe von unregelmässigen blassen Makeln; 
Mesonotum nur halbhornig, vorn chitinisiert, nach hinten aber allmählich mehr häutig, 
vorn dunkelbraun, hinten so wie Metanotum blass gelbbraun; auf letzterem bilden die 
schwarzen Borsten jederseits 2 grössere Gruppen. Längenverhältnis der Beine wie 5:11:9; 
Flächen aller Glieder mit kleinen schwachen Spitzen, die in kleine Gruppen gestellt sind 
und oft kleine Kämmchen bilden, besetzt. (Nach KLAPALEK.) 

b. Puppe: cfr. oben! 

c. Gehäuse: long 7—9 mm; lat. 2 mm. Nach hinten stark verengt (doch erst 
vom II. Drittel an); regelmässig viereckig; jugendliche Larven bauen aus Sandkörnchen 
konische Röhren (ähnlich wie Zefrdostoma); in Quellen. 


II]. Gattung: Lasiocephala, Costa. 
Mac LACHLAN (So, p. 277). 


Lasiocephala basalis, KOL. 


Picrer (zz, Taf. XIV, HAGEN (37, p. 238) 
Fig. 3) MEYER, A. (57, p. 168) 
BURMEISTER (72, p. 924) KLAPÁLEK (737, p. 31). 


a. Larve: long. 7,1 mm; lat. 2mm. Grundfarbe des Kopfes rotbraun, die Suturen 
und die zahlreichen, besonders auf dem Scheitel und den Schläfen in Reihen geordneten 
Punkte gelbbraun; in den Winkeln über der Basis der Oberlippe ein schwarzer, dreieckiger 
Fleck. Farbe des Pronotum dieselbe wie auf dem Kopfe, ohne Zeichnung. Mesonotum 
aus 2 deutlich voneinander abgesonderten viereckigen Platten, deren seitliche und hintere 
Ränder unmerklich in die übrige Haut übergehen; Metanotum häutig, nur wenige schwarze 
Borsten. Beine gelbbraun; Femur der Mittel- und Hinterbeine auf der Innenseite mit 
kammartigen Dornen. Seitenlinie fehlt. (Nach KLAPALEK) 

b. Puppe: cfr. oben! 

€. Gehäuse: long. 7 mm; lat. 2 mm; konisch, gebogen, aus Sandkórnchen, rauh. 


Ausser den hier genannten Arten sind noch bekannt Ses aurata, HAG. (MAC 
LACHLAN (777. p. 25) und Zeliopsyche sperata, MAC Lact. (cfr. Literaturverzeichnis und 
Mac LACHLAN (706. p. LVIII und 777. p 28). 


12° 


I, 


Herr H. BEUTHIN- Hamburg war so freundlich, mir das von ihm hier (in einem 
Tümpel (!) am Mühlenkamp in einer jetzt ganz veränderten Gegend) gefundene Helicopsyche- 
Geháuse zu zeigen; ein Exemplar hatte er damals (1879) an Prof. VON SIEBOLD geschickt, 
der die Ansicht aussprach, dass es sich um eingeschleppte Tiere handle. Seither ist 
Helicopsyche hier nie wieder gefunden worden. Larve und Puppe von Z. sperata. kenne 
ich nicht, nur eine Helicopsyche-Larve aus Mexico. Eine genaue Beschreibung der Larve 
und Puppe von /felic. ceylanica, BRAUER stammt von FR. BRAUER (46). 


IV. Familie: Leptoceridae, LEACH. 


KOLENATI (27, p. 241) || WALLENGREN (757, p. 111) 
Mac LACHLAN (42, p. 97) KLAPALEK (757, p. 80) 
MEYER-DÜR (72, p. 407) ı LAMPERT (777, p. 155) 
Mac LACHLAN (87, p. 281) STRUCK (799, p. 68) 

RIS (747, p. 123) ULMER (200, p. 217). 

1. Die Larven: Raupenformig, cylindrisch, in der Fegel schlank (Odontocerum 
dick), mit seichten Strikturen zwischen den Segmenten. Kopf elliptisch, seltener oval. 
Fühler deutlich, oft etwa so gross wie die Mandibeln (Triaenodes, Mystacides). Pronotum 
und meist auch Mesonotum hornig, Metanotum manchmal (Molanna) mit einigen kleinen 
Chitinfleckchen. Hinterbeine gewohnlich bis dreimal so lang wie die Vorderbeine; ihre 
Klauen oft lang und schlank (mit Ausnahme der Molanninae), Tarsus und Tibie der Hinter- 
beine manchmal undeutlich in 2 Teile gegliedert (Mystacides, Triaenodes); Hinterbeine bei 
einzelnen mit langen Schwimmhaaren besetzt (Triaenodes, Setodes tineiformis, CURT. und 
Set. punctata, FBR.). Hocker des I. Abd.-Segments deutlich, oft konisch. Seitenlinie sehr 
fein oder fehlend. Kiemen fadenformig, entweder einzeln stehend oder (Odontocerum und 
Leptocerus annulicornis, STEPH.) zu kreisfórmig ausgebreiteten, dem Körper anliegenden 
Büscheln verbunden. Nachschieber kurz, zweigliedrig. 


Tabelle der Larven. 


Aı. Endsporne der Vorder- und Mitteltibie auf einem langen Vorsprung (Fig. 62); Gehäuse 
schildfórmig: Molanninae. 
Bı. Kiemen stehen zu zweien zusammen; Fortsátze besonders gross auf den Mittel- 
tibien: Molannodes. 
Be. Kiemen stehen zu dreien und vieren zusammen; Fortsätze besonders gross auf den 
Vordertibien: Molanna. 
As. Endsporne nicht auf einem Fortsatz oder Vorsprung stehend; Gehäuse nicht schild- 
formig. 

Ci. Larve gross und dick, Kopf mit x-formigem Clypeusfleck; Mesonotum nicht ganz 
hornig; Kiemen in kreisförmigen, anliegenden Büscheln angeordnet. Alle Tibien 
mit 2 Endspornen: Odontocerum. 

Ce. Kopf ohne x-formigen Clypeusfleck; Larve schlank. 


93 


Dı. Die Hinterbeine sind Schwimmbeine (mit langen Haaren zweizeilig besctzt) 
(Fig. 68). 
Eı. Gehäuse aus Gespinnst gebaut; Mittelklauen mit einem Rückenhaken 
(Fig. 66): Setodes tineiformis, CURT. 
Er. Gehäuse aus spiralig gelegten Pflanzenstoffen gebaut: Triacnodes. 
D:. Die Hinterbeine sind nicht Schwimmbeine. | 
Fı. Kopf an der Dorsalfläche ganz schwarz, Pronotum dicht mit zahlreichen 
schwarzen Punkten besetzt: Beracodes. 
(bei Beraca maurus CURT. ist der Kopf und das Pronotum glänzend 


rótlich.) 
Fy. Kopf und Pronotum heller, meist mit mehr oder weniger deutlicher 


Figurenzeichnung. 

Gi. Mesonotum mit 2 schwarzen, gekrümmten, chitinigen Langsstrichen 
in der hinteren Hälfte: Leptocerus senilis, L. annulicornis, L. bilineatus. 
G». Mesonotum nicht so. 

Hi. Kopf mit deutlicher, schwarzer H-formiger Figur (Fig. L.); Tarsus 
und Tibie der Hinterbeine undeutlich in 2 Teile geteilt (Fig. 65); 
Mystacides longicornis L. und M. nigra L. ) 

He. Kopf nicht mit dieser Figur. 

Ji. Maxillartaster sehr lang und schlank (Fig. 42), die Oberlippe 
weit überragend, Maxillarlobus ganz rudimentär, Mandibeln 
messerförmig (Fig. 32): Oecetis furva, RBR., O. ochracea, CURT., 
O. lacustris, PICT. 

Je. Mundwerkzeuge nicht wie in Ji: Zeptocerus aterrimus, STEPH. (mit 
U-formiger Kopfhgur) (Fig. K.), Oecetis Strucki Kı.ar. und 
Mystacides asurea L. (letztere hat Tibie und Tarsus der Hinter- 
beine in 2 Teile geteilt) (Fig. 65). 


2. Die Puppen. Cylindrisch, schlank. Fühler fadenförmig, dünn, in der Regel 
viel länger als der Körper (nicht so bei Beracinen und Molanninen) Mundteile hoch 
auf die Stirn gestellt, sodass die Mandibeln gerade nach oben zielen. Mandibeln schmal, 
auf der Schneide manchmal (Oecetis) mit starken Zähnen, manchmal springen diese Zähne 
(Triaenodes) weit vor. Labra sehr verschieden. Maxillartaster fünfgliedrig, viel länger als 
die Labialtaster. I. Abdominal-Segment an den Seiten des Hinterrandes mit Warzen 
(Fig. 127), welche mit Spitzen besetzt sind. Letztes Segment trägt entweder kurze schwache, 
stabchenartige (Molanninae, Beracinae, Odontocerum), oder starke, am Ende mit grossen 
Spitzen und Dornen besetzte (Zeptocerus), oder dünne, die Länge des Segments bedeutend 
übertreffende (übrige Gattungen) Chitinfortsätze. 


Tabelle der Puppen. 


Aı. Spornzahl 2, 2, 4; Gehäuse konische Sandröhre, gebogen, weniger als 10 mm lang: 
Beracinae. 


-24 


Bı. Analanhänge sehr kurz, an der Spitze zweizähnig; Mandibeln ziemlich breit, kaum 
gekrümmt: Beraca maurus, CURT. 


Bs. Analanhänge länger, stäbchenförmig, spitz endigend (Fig. 116); Mandibeln an der 
Schneide sehr schmal, an der Basis breit (Fig. 99): Beraeodes. 


\ 
As. Spornzahl 2, 4, 4. 
Ci. Gehäuse flach, schildförmig; Mandibel nicht in einen langen Fortsatz verlängert: 
Molanninae. 
Ca. Gehäuse eine konische, gebogene Sandróhre, Mandibel in einen langen, schlanken 
Fortsatz ausgezogen (Fig. 100): Odontocerum. 


As. Spornzahl 2, 2, 2; Analanhänge vor und auf der Spitze meist mit starken Dornen: 
Leptocerus. 


Dı. Analanhänge vor der Spitze mit einem analwärts gerichteten kurzen Dorn; 
Gehäuse aus Sandkórnchen gebaut, gebogen, dem Apatania-Gehäuse ähnlich; 
vordere Verschlussmembran mit querem Spalt: Zepi. annulicornis, STEPH. 

De. Analanhänge schlank, mit einem Zahne vor dem II. Drittel, einem zweiten 
im II. Drittel und vor dem Ende mit einem dritten starken Zahne; Gehäuse 
konische, gebogene Sandróhre: Left. bilineatus, L. | 

Ds. Analanhänge sehr stark, im letzten Drittel mit 2 starken Zähnen und 
3 Dornen (Fig. 117); Gehäuse kaum gebogen, aus Sandkörnchen: Zeft. 
aterrimus, STEPH. 

Ds. Analanhänge ganz ohne Dornen, einfach stabchenformig, nach oben gekrümmt, 
Gehäuse konisch, schwach gebogen, fast ganz aus Gespinnststoff: eft. 
senilis, BURM. 


Aa. Spornzahl o, 2, 2; Analanhänge lang und schlank. 
Eı. Mandibeln sensenartig, schwach gesagt; Labrum am  Vorderrande mit 
starren, auf Hockern stehenden Borsten. 
Fi. Gehäuse aus Sand, konisch, mit angefügten Pflanzenteilen: AZystacides. 
Gi. Analanhänge im letzten Drittel innen ausgeschnitten: Spitze median- 
warts gebogen: Myst. longicornis. 
G. Analanhänge nicht ausgeschnitten, aber im letzten Drittel auswärts 
und an der Spitze wieder einwärts gebogen: Mystac. nigra, L. und 
M. azurea, L. | 
Fe. Gehäuse aus Gespinnststoff: Setodes tineiformis, CURT. 
Fs. Gehäuse aus Sandkörnchen, ohne angefügte Pflanzenteile, Analanhänge 
schlank, mit einigen stumpfen Dornen: Setodes argentipunctella, MAC LACH. 
und Oecetis Strucktt, KLAP. l 
Ez. Mandibeln in der Mitte mit einigen starken Zähnen (Fig. 104): Oecetis. 
G. Gehäuse aus schief quer gelegten Pflanzenteilen gebaut: Oecetis 
furva, RBR. 
G. Gehäuse aus Sandkörnchen: Oec. lacustris, PICT. 
As. Spornzahl 1, 2, 2. 


-95. 


Hi. Gehäuse aus feinen, spiralig gelegten Pflanzenstoffen; Labrum mit 
lappigem, stumpfem Fortsatz in der Mitte des Vorderrandes 
(Fig. 88), Mandibel mit vorgezogener, stark gezahnter Mitte 
(Fig. 102): Triaenodes. 

He. Gehäuse aus Sandkórnchen gebaut, Labrum ähnlich wie Triaenodes; 
Mandibel aber nicht mit vorgezogener, doch stark gezähnter 
Mitte (Fig. 104): Oecetis ochracea, CURT. 


3. Die Gehäuse: Die Molanninen ausgenommen (flaches, schildförmig verbreitertes 
Geháuse) sind alle Gehäuse konisch, schmal, stark nach hinten verjüngt, meist gebogen, 
länger als die Larve, aber eng angepasst, in der Regel aus feinen Sandkornchen, seltener 
aus Vegetabilien oder purer Gespinnstmasse gebaut. Puppengehäuse kürzer, auf beiden 
Enden durch Membranen geschlossen, von welchen die vordere fast immer eine kreis- 
formige, die hintere manchmal spaltenförmige Öffnungen haben. Sie werden auf Steine 
oder Pflanzen durch kleine Tellerchen befestigt (KLAPALEK). 


Bemerkung: Auch bei dieser Familie geht schon aus den allgemeinen Charak- 
teren und den Tabellen hervor, wie wenig einheitlich die Organe der einzelnen Genera 
sind. Schon KLAPALEK (757, p. 80) hat darauf hingewiesen, ebenso auch auf den Mangel 
an Gleichförmigkeit bei den Arten des Genus Leptocerus. 


T. Unterfamilie: Beraeinae. 
(MAC LACHLAN's »Section of Zerara«). 
MORTON (747, p. 231) | ULMER (200, p. 218). 


1. Die Larven: sehr schlank, konisch; Kopf kurz-elliptisch bis rundlich. Fühler 
gross. Mundteile miissig prominent. Labrum quer-viereckig, mit abgerundeten Vorderecken 
und 2mal sehr seicht ausgeschnittenem (schwach vorgezogenem) Vorderrande (7eracodes) 
oder mehr quer-elliptisch mit seichtem Ausschnitte am Vorderrande (Zeraea); auf der 
Fläche mit 3 Paar Borsten, von denen je eine schon am Seitenrande steht; am Vorder- 
rande einige kurze Spitzen; Seitenbürste vorhanden. Mandibeln stark, meisselförmig, 
innen ausgehóhlt, mit deutlichen grossen Zahnen, Innenbürste und Rückenborsten (cfr. auch 
Beraeodes!). Maxillarlobus stark, konisch, mit zahlreichen Borsten und Spitzen besetzt; 
Maxillartaster konisch, viergliedrig; Labiallobus abgerundet konisch, Taster ein- oder 
zweigliedrig (letzteres bei Beraea). — Pronotum und Mesonotum hornig, quer-viereckig, 
fast gleich breit. Beine entweder (Beracodes) mit nur wenigen Borsten besetzt (Fig. 60) 
und sehr ungleich lang (15: 20: 33) oder mit ziemlich zahlreichen Borsten und nicht so 
sehr ungleich (131/2 : 21: 25'/2) bei Zeraea; Klauen sehr lang, spitz, mässig gebogen, mit 
Basalborste. — Abdomen stark nach hinten verjiingt; Strikturen sehr seicht. I. Segment 
mit den gewöhnlichen Höckern. Kiemen zu kleinen Büscheln vom I.—V. (Beraeodes) 
oder fehlend (Beraea). Seitenlinie fehlt; statt dessen vom III. — VIII. Segment eine Reihe 
kleiner Chitinpunkte (Haare). Nachschieber ziemlich stark entwickelt, zweigliedrig, mit 
grosser Klaue und diese mit 2 Rückenhaken. 


Do 


2. Die Puppen: cylindrisch, sehr schmal. Fühler bei Y wenig länger als der 
Körper, bei 9 bis an das Ende des VI. Segments reichend. Mundteile nicht wie bei 
andern Leptoceriden auf der Stirn. Labrum fast halbkreistörmig, mit einigen Borsten; 
Mandibeln verschieden; Schneide sägeförmig gekerbt (Fig. 99); Maxillartaster fünfgliedrig: 
Labialtaster dreigliedrig. — Fligelscheiden schmal, zugespitzt; etwa bis an das Ende des 
V. Segments reichend. Spornzahl 2, 2,4; Sporne ziemlich stumpf, Paare ungleich: 
Bewimperung verschieden (cfr. die Arten!) Haftapparat schwach, in gewöhnlicher Aus- 
bildung. Seitenlinie fehlt. Kiemen bei Beracodes vorhanden, bei Beraca fehlend. Anal. 
anhänge cfr. Tabelle! 

3. Die Gehäuse: aus Sandkörnchen gebaut, glatt, konisch, stark gebogen; vordere 
Membran des Puppengehäuses mit einem excentrisch liegenden Schlitze. 


I. Beraeodes minuta, EAT. 


Mac LACHLAN (96, p. 491) | KLAPALEK (157, p. 80) 
MORTON (720) STRUCK 780, Fig. 37) 
WALLENGREN (757, p. 115) STRUCK (799, Taf. III, Fig. t) 


a. Larve: long. 9 mm; lat. 1,2 mm. Grundfarbe des Kopfes hellgelb; ein grosser 
Clypeusfleck und jederseits eine breite Gabellinienbinde schwarz. Pronotum gelblich, in 
den ersten 2 Dritteln aber mit dicht nebeneinander stehenden schwarzen Flecken; ähnliche, 
aber gróssere und weiter aus einander stchende im hinteren Teile; Mesonotum rauchfarbig, 
mit wenigen dunkleren Flecken. Beine gelblich, Klauen braun (Fig. 60). (cfr. auch allge- 
meines über diese Unterfamilie!) Mandibeln ausser der Innenbürste mit einem Büschel 
stabchenformiger Borsten und über den 2 Rückenborsten mit noch einem Borstenbiischel. 

b. Puppe: long. 4,3—6 mm; lat. 0,9--ı mm.  Mandibeln mit dicker Basis und 
schmaler Schneide (Fig. 99). Beine bewimpert, Hinterbeine kahl. Analanhänge stäbchen- 
formig (Fig. 116). 


c. Gehäuse: long. 10 mm; lat. 1,5 mm. 


2. Beraea maurus, CURT. 
: MORTON (747) | WALLENGREN (757, p. 114) 

a. Larve: wohl kleiner als vorige. Kopf und Pronotum glänzend rötlich; Beine 
und Nachschieber gelblich. Mandibeln nur mit Innenbürste und 2 Rückenborsten. 

b Puppe: Mandibeln schlank, allmählich sich verjüngend. Beine ohne Wimper- 
besatz (Mittelbeine mit nur schr wenig Haaren). Analanhänge kurz (cfr. Tabelle!) 

c. Gehäuse: long. 6—7 mm. (Alles nach MORTON). 

Die von mir (794) p. 491 beschriebene Puppe (Beraea sp.?) gehört vielleicht zu 
Micrasema minimum, MAC LACH. 


97 


II. Unterfamilie: Molanninae. 


(Mac LACHLAN's »Section of Molanna«). 


Mac LACHLAN (87, p. 283) | ULMER (200, p. 218) 


1. Die Larven: von oben und unten etwas zusammengedrückt, auf dem II. Abd.- 
Segm. am breitesten, oral- und analwärts etwas verschmälert, schlank. Kopf eiförmig, 
ebenfalls dorsoventral zusammengedrückt. Grundfarbe hell, mit deutlicher Zeichnung. 
Fühler gleich hinter der Mandibelbasis, aus einem breit konischen Grundgliede und einem 
schwächeren etwas gekrümmten Endgliede zusammengesetzt. Mundteile prominent; Gelenk- 
membran der Oberlippe sehr lang. Labrum quer-elliptisch, vorn gerade abgestutzt, mit 
3 Paar gelbbraunen Borsten; auch auf der Fläche mit einigen Borstenpaaren. Mandibeln 
stark, meisselförmig, mit scharfer Schneide, ausgehöhlt, mit Zähnen, unsymmetrisch (Fig. 30); 
2 ziemlich lange Rückenborsten, ohne Innenbürste. Maxillartaster konisch, gebogen, 
viergliedrig, die 2 Endglieder schwach von einander abgesetzt und kurz; Maxillarlobus 
an die Taster angedrückt, konisch; Labiallobus lang konisch mit dreigliedrigen Tastern. — 
Pronotum hornig, Mesonotum schwächer chitinisiert, sodass seine Seitenränder in die übrige 
Haut übergehen; beide durch eine quere bogenförmige Linie (cfr. Brachycentrinae!) in 
2 Teile getrennt; an den Seiten des Meso- und Metanotum, welches ganz häutig ist, je 
ein Borstenfleck (cfr. Phryganeiden!) Beine sehr ungleich lang; alle, besonders die 
hinteren, mit zahlreichen Haaren besetzt; Vorder- und Mitteltibie in einen konischen, den 
Endsporn tragenden Hocker verlängert (Fig. 62); Tarsen der Hinterbeine zweigliedrig 
(cfr. Mystacides!); Vorder- und Mittelklauen gross und schlank, Hinterklauen ganz kurz, 
von abnormer Bildung (cfr. Fig. 63). — Abd.-Segmente durch tiefe Strikturen von einander 
getrennt, auch dadurch an die Phryganeiden erinnernd. I. Segment mit grossen Höckern; 
der Rückenhöcker sehr breit; Seitenhöcker etwas nach unten gekehrt. Seitenlinie vom 
III. —VII. Segment, auf dem VIII. durch eine bogenförmige Reihe kleiner borstentragender 
Chitinpunkte angedeutet. Kiemen fadenförmig, nur auf dem vorderen Segmentrande in 
kleinen Büscheln (oben auch auf dem I.) Letztes Segment an den Hinterecken mit 
zahlreichen Spitzen und 6 oder 7 langen Borsten besetzt. Nachschieber gut entwickelt, 
zweigliedrig, mit starker schlanker Klaue, die einen auch spitzen Rückenhaken trägt. 


2. Die Puppen: schlank, cylindrisch, dorsoventral etwas compress, der Puppe 
von Odontocerum im Habitus ähnlich. Fühler beim Y etwas länger als der Körper, 
beim 9 kürzer; Mandibeln gerade nach oben gerichtet, messerfórmig, gegen das Ende 
schwach gekrümmt, gesägt; Labrum an der Basis breiter als vorn, mit deutlichen Seitenecken 
und vorgezogenem Vorderrande, mit einigen Borstenpaaren. Maxillartaster fünfgliedrig, 
zweites Glied sehr kurz; Labialtaster dreigliedrig. Flügelscheiden schmal, zugespitzt, bis 
zur Mitte des V. Segments reichend. Spornzahl 2, 4, 4; alle Beine bewimpert, sehr stark 
die Mittelbeine, die Hinterbeine am schwächsten. I. Abd.-Segm. in der Mitte mit einer 
queren Erhöhung, auch der Hinterrand ist erhöht; Hinterecken des Segments mit zahlreichen 
Spitzen besetzt; llaftapparat vom III. —VI. (4- V.) Segment. Seitenlinie sehr stark mit 
dichten graubraunen Haaren besctzt, auf dem III. beginnend. Kiemen ähnlich wie bei 


13 


DR. 


der Larve, auf dem I. Segment aber fehlend. Analanhänge stabchenformig, auf dem 
Rücken inseriert, etwas dorsalwarts gekrümmt, mit zahlreichen kleinen Bórstchen besetzt, 


an der Spitze mit dicker Borste. 
3. Gehäuse: aus Sandkörnchen oder Trümmern von Molluskenschalen schildfórmig 
geflügelt gebaut, in den Gattungen etwas verschieden. 


I. Molanna angustata, CURT. 


DEGEER (5, T. II, t. XV, MORTON (747, p. 128) 
Fig. 15—18) WALLENGREN (757, p. 117) 
KOLENATI (27, p. 244) KLAPALEK (757. p. 84) 
HAGEN (37, p. 223) MIALL (765) 
MAC LACHLAN (42, p. 100, LAMPERT (725, p. 156) 
Taf. 2) STRUCK (774, p. 341) 
MEYER, A. (57) STRUCK (780, Fig. 35). 


MAC LACIHLAN (87, p. 284) STRUCK (799, Taf. III, Fig. 2) 

a. Larve: long. 17 mm; lat. 2,7 mm. Alle Chitinteile gelb, Kopf mit schwarzen 
Gabellinienbinden, die auch auf den Clypeus übergreifen; die Gabellinie selbst ist aber 
gelb und bleibt daher gut sichtbar; auf dem Clypeus ausserdem entweder nur einige 
Punkte oder mit sehr breitem Saum und querem Mittelfleck, sodass nur wenige gelbe 
Flecke bleiben. Vorderrand des Pronotum schmal braun; hintere Partie schwarz, oralwarts 
davon dunklere Punkte; Mesonotum etwa in der Mitte durch eine quere helle Linie 
geteilt, zu beiden Seiten dunkle Punkte, hintere Partie überhaupt dunkler, dazwischen 
auch hellere Flecke. Stützplättchen der Beine schwarz gesäumt. Tibialhöcker am Vorder- 
bein am grössten (Fig. 62). 

b. Puppe: long. 11—15 mm; lat. ca. 3 mm. Labrum mit 3 Paar langer Borsten 
auf der basalen Fläche und mit 4 Paar Borsten jederscits nahe dem Vorderrande und 
1 Paar kurzer Borsten auf der Vorderecke. (cfr. oben, allgemeine Charakteristik !) 

c. Gehäuse: seitliche Flügel durch eine Furche von der inneren Röhre getrennt; 
long. 15—19 mm; lat. ca. 3 mm. (Röhre). 


2. Molanna cinerea, HAG. 
BETTEN (783, p. 564) | BETTEN (207) 

a. Larve: long. 12 mm; lat. 2 mm. Kopf, Pronotum und Mesonotum hellbraun 
oder gelblich; Metanotum und Abdomen hellgrün. Kopf mit v-fórmigem Flecke, der mit 
seiner hinteren Partie sich bis über den Prothorax erstreckt. Tibie der Vorder- und 
Mittelbeine mit sporntragendem Fortsatze; auch die Hinterklaue wie vorher. 

b. Puppe: long. 12 mm; lat. 2 mm. Die Sporne erscheinen als »feathery brushes«. 


3. Molannodes Zelleri, MAC LACH. 
KLAPÁLEK (764) 
Larve: cfr. Tabelle der Larven! 


99 


TIT. Unterfamilie: Odontocerinae. 
(MAC LACHLAN’s »Section of Odontocerum«.) 


Einzige Gattung und Art: 


Odontocerum albicorne, SCOP. 


1 


PICTET (zz, Taf. XII, .. Mac LACHLAN ($7, p. 292) 
Fig. 1u. 2) ^ KLAPALEK (237, p. 35) 

BURMEISTER (72, p. 922) - MORTON (747) 

HAGEN (37, p. 225 u. 226) MIALL (765) 

Mac LACHLAN (42, 98) ULMER (788, p. 360) 

MEYER-DÜR (72, p. 408) ULMER (200, p. 219). 


a. Larve: long. 18 mm; lat. 3 mm. Dick, am Thorax am breitesten, analwarts 
wenig verschmilert. Kopf länglich elliptisch, ziemlich gross. Clypeus (Fig. 7) schmal, 
mit einer tiefen Einschnürung kurz vor der Mitte und einer seichten ziemlich weit vorn. 
Labrum kaum länger als breit, herzförmig, mit schwacher Seitenbirste, 4 Paar Borsten 
in der Nähe des Vorderrandes und 2 Paar gebogener gelber Dornen an diesem. Man- 
dibeln stark, keilformig, auf der Schneide mit einigen unregelmässigen, flachen Höckern, 
Rückenborsten vorhanden. Maxillarlobus konisch, auf der Innenkante mit 3 Dornen und 
zahlreichen Borsten; Maxillartaster konisch, fünfgliedrig. Labiallobus konisch, Taster kurz, 
zweigliedrig. — Thoracalsegmente allmählich breiter; Pronotum ganz hornig, Mesonotum 
schwacher chitinisiert, Metanotum nur z. T. hornig (4 Plattchen: 2 gróssere, quere, in der 
Mitte hintereinander und je 1 kleineres seitlich). Beine mit zahlreichen langen Haaren 
besetzt, Schiene und Tarsus wenig behaart. Alle Tibien mit 2 Endspornen; Klauen 
schlank und lang, mit Basaldorn (Fig. 61). — I. Abd.-Segment mit 2 kleinen, stumpfen 
Höckern; Strikturen scicht; Seitenlinie schwach entwickelt, mit weissgrauen Härchen. 
Kiemen fadenförmig, zu kreisförmigen, dem Körper anliegenden Büscheln verbunden, nur 
am Vorderrand der Segmente. Nachschieber stark, zweigliedrig, an der Basis und 
Spitze der Klaue dunkler, letztere ohne Rückenhaken. — Kopf gelbbraun, mit brauner, 
aus einzelnen Flecken zusammengesetzter Gabellinienbinde, analwärts nicht im spitzen 
Winkel, sondern im Bogen zusammenstossend; Clypeusfleck x-formig; Hinterecken des 
Kopfes braun. Pronotum und Mesonotum ähnlich wie der Kopf gefärbt; auf dem Pro- 
notum auch eine allerdings undeutlichere x-formige Zeichnung; sein Hinterrand dunkler, 
dunklere Flecken auch in den Ilinterecken; Hinterrand des Mesonotum schwarz; alle 
häutigen Teile rötlich. 


b. Puppe: long. 16 mm; lat. 3 mm. Fühler lang, um das letzte Segment herum- 
gewickelt. Labrum breit, Vorderrand fast abgestutzt, mit 3 Paar Borsten an der Basis 
und 5 Paar schwächeren am Vorderrande. Mandibeln breit, dreieckig, mit scharf gezahnter 
Schneide und mit einer langen, gekrümmten, am Ende gabelfórmig gespaltenen Spitze 
(diese bei Exuvien oft abgebrochen) (Fig. 100). Spornzahl 2, 4, 4; Tibien und Tarsen 
auf der Aussenkante mit stumpfen Höckern. Mittelbeine stark, Vorderbeine schwach, 


13° 


IOO 


Hinterbeine garnicht bewimpert. Kiemen wie bei der Larve. Seitenlinie vom Ende des 
VI. Segments, auf dem VIIL, ohne Kranz endend.  Analanhànge stabchenformig, am 
Ende hakenförmig dorsalwärts gekrümmt, unbeborstet, nur mit kleinen Spitzen besetzt. 


c. Geháuse: long. 20 mm; lat. 4 mm.  Konisch, gebogen, nach hinten nicht 
stark verschmälert, aus feinen Sandkórnchen gebaut, recht glatt; Puppengeháuse am hinteren 
Ende befestigt, Vorderöffnung durch kleine Steinchen verschlossen. — Bäche. 


IV. Unterfamilie: Leptocerinae. 
(Mac LACHLAN’s »Section of Zeplcerus«.) 


Noch immerhin recht heterogene Arten enthaltend, sodass eine neue Einteilung 
wohl nötig wird. 


I. Gattung: Leptocerus. LEACH. 


BURMEISTER (72, p. 917) WALLENGREN (757, p. 122) 
Mac LACHLAN (42, p 101) MIALL (765) 
Mac LACHLAN (87, p. 295) ULMER (200, p. 219). 


I. Leptocerus senilis, BURM. 
KLAPÁLEK (733, p. 37). 


a. Larve: long. 10 mm; lat. 2,5 mm (oder mehr). Verhältnismässig stark; cylin- 
drisch. Kopf blassgelbbraun, ohne jede Zeichnung; Pronotum chitinisiert, blassgelbbraun, 
mit glänzend schwarzem Vorderrande. Mesonotum hinten (ähnlich wie bei Z. annulicornis, 
STEPH. und Z. bilineatus, L.) mit 2 schwarzen Chitinstrichen. Metanotum ganz hautig. 
Beine (1 : 2: 2'/z) sehr ungleich lang, Vorderbeine stark, ihre Coxa, Femur und Tibia sehr 
erweitert; alle 3 Paare mit spärlichen langen Wimpern. Kiemen zu fächerartig aus- 
gebreiteten Büscheln verbunden, in 2 Reihen geordnet, von denen die obere schon auf 
dem I. Segment neben dem Rückenhöcker beginnt; auf jedem Segment ein Büschel vorn 
und eins hinten (bis zum VII). 


b. Puppe: long. 14 mm; lat. 3 mm. Fühler um die Analanhänge herumgewickelt. 
Mandibeln dreiekig, Schneide scharf gesägt. Spornzahl 2, 2,2. Haftapparat: III. 3, 3. 3 - x, 
3, 3. VII. Flügelscheiden schmal, zugespitzt. Kiemen ähnlich wie bei der Larve. Seiten- 
linie fehlt. Analanhänge sind 2 lange, am Ende hakig gebogene (dorsalwärts) Chitinfortsätze. 


c. Gehäuse: Fast ganz aus Gespinst hergestellt, konisch, etwas gekrümmt, ganz 
glatt, bei der lebenden Larve grün. (Teiche.) 


IOI 


2. Leptocerus aterrimus, STEPH. 


WALSER (39, p. 42 [?]) | WALLENGREN (757, p. 125) 
MEYER, A. (57) | LAMPERT (773, p. 156) 

Mac LACHLAN (87, p. 303) STRUCK (z99, Taf. III, Fig. 6, 
KLAPÁLEK (733, p. 40) | Lept. tineoides, BRAUER). 


a. Larve: long. ıı mm; lat. 2 mm. Kopf und übrige Chitinteile gelb; Kopf 
mit schwarzer doppelt U-fórmiger Figur, vor dieser 3 Paar Punkte (Fig. K.). Pleuren 
nach dem Hinterhaupte zu mit einer grossen Gruppe von Punkten, die in 
Reihen angeordnet sind. Pronotum mit einigen Gruppen schwarzer Punkte, 
ebenso Mesonotum, das auch ganz chitinisiert und etwas dunkler ist. Metanotum 
dunkler als die Abd.-Segmente. Beine gelb, Spitzen der Schenkel schwarz, 
Spitze der Hüften und Schienen bräunlich. Seitenlinie fehlt. Kiemen in 
kleinen Büscheln, nur auf dem I. und II. Segment. Rückenplättchen des letzten Figur K, 
Segments dreilappig, mit einigen Borsten. Labrum nicht wie bei der vorigen, 4- aterrimus, 
sondern mit gekerbtem Vorderrande, auf der Fläche mit 3 Paar Borsten; DEREN. 
vor der Mitte des Vorderrandes ein deutlicher grosser Chitinpunkt. Mandibeln meissel- 
förmig, mit einigen stumpfen Zähnen. Beine cfr. Fig. 64. 


b. Puppe: long. 7—9 mm; lat. 1,5— 1,75 mm. Wie die vorige, aber schlanker, 
Mandibeln aber schmäler und bedeutend feiner gezähnt (Fig. 101). Seitenlinie mit sehr 
feinen Härchen. Analanhänge (Fig. 117) sind sehr starke Chitinstäbchen, die ausser mit 
2 starken Zähnen noch mit 3 kräftigen Dornen an der Innenkante besetzt sind. 


c. Gehäuse: konisch, gebogen, aus feinen Sandkörnchen gebaut, recht glatt, sehr 
eng; vor der Verpuppung wird das hintere Ende abgeschnitten, sodass das Puppengehäuse 
ungefähr nur halb so lang ist wie das der Larve. (Stehende und schwach fliessende 
Gewässer der Ebene.) 


3. Leptocerus bilineatus, L. 


WALLENGREN (757. p. 127) STRUCK (799, Taf. II, 
KLAPALEK (757, p. 92) Fig. 4). 


a. Larve: long. 7,33—8,66 mm; lat. 1,3—1,4 mm. Der vorigen in der Organi- 
sation ähnlich. Kopf, Pro- und Mesonotum gelbbraun; auf dem Kopfe eine gerade, 
medianwärts von den Mandibeln mündende, nur schwach dunklere Gabellinienbinde; auf 
dem Clypeus mit einigen undeutlichen braunen Punkten; Vorderrand des Clypeus dunkel- 
braun; Pro- und Mesonotum heller als der Kopf, vorne mit längeren schwarzen Borsten 
und hinten mit 2 schwarzen Strichen, deren konkave Seite nach innen. Vordertibien mit 
ı Endsporne, die übrigen ohne solche; Seitenlinie sehr fein, auf dem VIII. Segment durch 
eine Reihe von kleinen Chitinpunkten fortgesetzt. Kiemen nur vom II.—IV. Segment, in 
kleinen Büscheln; vor jedem Seitenhöcker steht noch ein Kiemenfaden. — Labrum am 
Vorderrande nicht gekerbt. 


102 


b. Puppe: long. 7,5—8,2 mm; lat. 1,4 mm. Der vorigen ähnlich. Mandibeln 
noch länger und schmäler. Vordersporne nur als niedrige Höcker sichtbar. Analanhänge 
schlanker als bei der vorigen, mit 3 starken Zähnen, aber olıne Dornen an der Innenseite. 


c. Gehäuse: Ähnlich dem vorigen, doch etwas kürzer, gewöhnlich graugelb und 
schwarz gefleckt. (Bäche.) 


4. Leptocerus annulicornis, STEPH. 
KLAPÁLEK (757, p. 88) | STRUCK (799, Taf. III, Fig. 5). 

a. Larve: long. 6 mm; lat. 1,5 mm Konisch; der vorigen in der Organisation 
ähnlich. Kopf sehr blass gelbbraun, mit sehr schwach sichtbaren Gabellinienbinden, 
die etwa nach den Augen hinzielen. Pronotum ganz hell, weisslich, schwach chitinisiert, 
Seiten- und Hinterrand wie bei der vorigen oft schwärzlich gesäumt; Meso- und Metanotum 
ganz hautig, ersteres mit 2 schwarzen gekrümmten Strichen, die anal-oralwärts gekehrt 
sind und ihre konvexe Krümmung einander (medianwärts) zukehren. Nur Vorderbeine 
mit 1 Tibienendsporne; Basaldorn der mittleren und hinteren Klauen verkümmert; Beine 
ganz hel. Kiemen zu 5—9 in strauchartigen Büscheln vereinigt. 


b. Puppe: long. 6,6—8 mm; lat. 1,3—1,7 mm.  Mandibeln stark, breit, auf der 
Schneide ziemlich grob gesägt. Analanhänge sind starke Chitinstabe, die an der Spitze 
etwas aufwärts gekrümmt sind; mit nur 1 starken Zahn, etwa im Anfang des letzten 
Drittels; Ende zugespitzt. 

c. Gehäuse: long. 6—10 mm; lat. 2—3 mm.  Konisch, gebogen, aus feinen 
Sandkórnchen gebaut, denen von Afatanía ähnlich. Puppengehäuse vor dem Vorderende 
mit einem Schlitze. 


Gattung: Setodes, RBR. 


Mac LACIILAN (35) ULMER (200, p. 210). 
Mac LACHLAN (42, p.117) 


I. Setodes tineiformis, CURT. 


Mac LACHLAN (42, p. 121) Mac LACIILAN (87, p. 340) 
MEYER, A. (57, S. aspersella und STRUCK (780, Fig. 40) 
S. tineiformis) STRUCK (799, p. 70, Taf. III, Fig. 13). 

a. Larve: long. 8 mm; lat. 0,75 mm. Konisch; Grundfarbe des Kopfes oben 
gelblich, unten weisslich; die Gabellinienbinden sind bráunlich und berühren weder den 
Hinterhauptslochrand noch die Mandibelbasis; sie sind schlangenförmig gekrümmt, auf 
jeder Binde stehen 3 dunklere Makeln, alle 3 in der basalen Hälfte; im hinteren Teile 
des Clypeus 6 meist zusammenfliessende Punkte und im vorderen Teile auch 6, in einem 
Kreise angeordnete. Die pleuralen Punktreihen setzen sich aus ganz wenigen (bis 3) 
Punkten zusammen. Pronotum lichtgelb, an 2, nahe und zu beiden Seiten der Median- 
linie befindlichen, durch hellere Linien begrenzten Streifen mehr bräunlich, besonders dort 


1903. 


im vorderen Drittel; ausserdem einige Punkte und die Hinterecken dunkel; Mesonotum 
mit schr kleiner Chitinbedeckung, blassbraun, beiderseits eine winklige helle Binde. Beine 
gelblich, Hinterbeine 2'/smal so lang als die sehr starken vorderen; erstere mit Schwimm- 
haaren; Mittelbeine (Fig. 66) eigentümlich bewaffnet; Klaue in 2 dicke Spitzen gespalten, 
der »Basaldorn« in der distalen Hälfte. — Maxillartaster viergliedrig, Lobus deutlich, 
fingerförmig, Labiallobus abgestumpft, mit kleinen Tastern; Mandibeln meisselformig, auf 
der ventralen Kante mit 2 bis 3 Zähnen. 

b. Puppe: long. 7- 8 mm; lat. 0,6—0,8 mm. Fühler mehrmals umgewickelt; 
Labrum sehr klein, halbkreisförmig, mit zahlreichen, zum Teil auf Wärzchen stehenden 
Harchen. Mandibeln sensenförmig, Schneide gesägt. Flügelscheiden zugespitzt. Sporn- 
zahl o, 2, 2. Analanhänge ähnlich wie bei Mystacides nigra. L. 

c. Gehäuse: long. ca. 12—15 mm. Aus Gespinst hergestellt, sehr schmal, 
gerade, stark konisch. 


2. Setodes argentipunctella, MAC LACH. 
ULMER (200, p. 210) | ULMER, Allg. Ztschr. f. Entom. 1903. 


Nur die Puppe und einige Chitinteile der Larve bekannt. 

a. Larve: long. 5—6 mm; lat. 0,6 mm. Labrum quer-elliptisch, mit Vorderrand- 
ausschnitt und gebogenen gelben Dornen. Mandibeln meisselförmig, mit 4 oder 5 Zähnen. 
Hinterbeine nicht mit deutlichen Endspornen. 

b. Puppe: long. 6 mm; lat. 0,9 mm. Labrum (Fig. 103); die langen starken 
langen Borsten des Vorderrandes auf grossen Höckern, ähnlich wie bei Mystacides, sehr 
klein; Mandibeln sehr lang, Schneide gesägt. Flügelscheiden sehr lang, zugespitzt. 
Spornzahl o, 2, 2. Analanhinge cfr. Fig. 120! 

c. Geháuse der Puppe: long. 8 mm; lat. 1 mm; aus Sandkornchen gebaut, nicht 
glatt; fast cylindrisch, kaum gebogen. 


Gattung: Mystacides, LATR. 


REAUMUR (2, Taf. XV, Fig. 11) ; MEYER-DÜR (72, p. 410) 
DEGEER (5, Taf. XV, Fig. 8—10) Mac LACHLAN (87, p. 314) 
DRAUER (25, p. XIX) MIALL (765) 


KOLENATI (27, p. 249) 
PACKARD (59) 


ULMER (200, p. 220) 


l. Larven: schlank, fast cylindrisch, nach hinten mässig verschmalert. Kopf 
verhaltnismassig klein, hellgelb, mit schwarzer oder brauner Punkt- und Fleckenzeichnung 
(Fig. L). Hypostomum lànglich viereckig. Fühler eingliedrig, so lang wie die Mandibeln, 
stabchenformig, zugespitzt, mit langer Endborste. Mundteile massig prominent. Labrum 
(mit langer Gelenkmembran) quer-elliptisch, mit ziemlich tief ausgeschnittenem Vorderrande, 
hier mit gelben Dornen, auf der Fläche mit 3 Paar Borsten (davon ı dicht am Seiten- 
rande) und vor dem Ausschnitte mit ı Paar meist stärkerer Borsten (Dornen). Mandibeln 
stark, schwarzbraun, meisselförmig, asymmetrisch, mit scharfgezähnter Schneide. Maxillar- 


ed, 


lobus schmal, konisch, an der Innenseite mit z. T. dornartigen Spitzen besetzt; Maxillar- 
taster viergliedrig, schlank; Labiallobus konisch, mit deutlichen eingliedrigen Tastern. -- 
Pro- und Mesonotum hornig, quer-viereckig, wenig breiter als der Kopf. Metanotum 
häutig; Grundfarbe der 2 ersten Segmente wie auf dem Kopfe. Beine lang und schlank 
(2:3:6), cfr. Fig. 65! Tibie und Tarsus undeutlich in 2 Glieder geteilt; Klauen schwach, 
aber sehr lang, wenig gekrümmt, an den Hinterbeinen etwa so lang wie Tarsus; alle 
3 Paare mit feinen Borsten besetzt. (Keine Schwimmbeine); Tibienendsporne fehlend. 


Rückenhöcker des I. Segments stark, konisch, Seitenhöcker niedrig, an der Spitze 
chitinisiert und mit zahlreichen feinen Chitinpunkten besetzt, wie sie auch an den Seiten 
des Körpers statt der fehlenden Seitenlinie zu finden sind. Kiemen fadenförmig, manchmal 
schwer sichtbar, fast nur auf dem Vorderrande der Segmente, stets einzeln, an der Seiten- 
linie fehlend. Nachschieber mit starker Klaue (ähnlich wie bei Sericostoma), die 2 Rücken- 
haken trägt; neben der Basis der Nachschieber jederseits eine Reihe von kleinen starken 
Borsten und neben der Analfurche ist die Bauchseite mit sehr feinen Spitzen besetzt. 


Tabelle der Larven: 


1. Kopf mit H-förmiger Makel: Mystacides longicornis, L. und Myst. nigra, L. 
(cfr. Beschreibung), 


2. Kopf ohne H-formige Makel: Mystac. azurea, L. 


2. Puppen: Fühler sehr lang, um das Hinterleibsende mehrmals herumgewickelt. 
Mundteile gerade nach oben gerichtet. Labrum sehr klein, vorn breiter als am basalen 
Teile; am Vorderrande mit 5 Ausschnitten, sodass 6 Höcker entstehen, auf denen je 
eine starke Borste steht. Mandibeln stark, aus breiter Basis dreieckig zugespitzt, mit 
gebogener, geságter Schneide und 2 Riickenborsten. Maxillartaster sehr lang, gerade 
nach hinten gestreckt, fünfgliedrig. Labialtaster dreigliedrig, sehr kurz und schmal — 
Flügelscheiden schmal, zugespitzt, etwa bis zur Mitte des V. oder VI. Abd.-Segm. reichend. 
Beine sehr ungleich lang. Spornzahl o, 2, 2; Mitteltarsen stark bewimpert, Vordertarsen 
wenig. Seitenlinie sehr fein, vom III.—VIII. Segment; Kiemenfäden stark. Chitinstäbe 
der Analanhange lang, am Ende medianwarts gekrümmt (Fig. 119). 


Tabelle der Puppen: 


I. Analanhänge an der medianen Kante im letzten Drittel stark ausgeschnitten, 
an der Spitze hakenfórmig gebogen und auch am Beginn des Ausschnitts durch 
eine starke Spitze ausgezeichnet: Myst. longicornis, L. 

2. Analanhänge dort sehr seicht ausgeschnitten, ohne starke Spitze: My 
nigra, L. (Fig. 119). 


3. Gehäuse: konisch, gerade, aus Sandkörnchen oder Schlammteilchen gebaut, 
sehr oft sind längere Pflanzenteile der Lange nach angefügt (cfr. Anabolia!) — Stelrende 
oder langsam fliessende Gewässer. 


105 


I. Mystacides nigra, L. 


PICTET (zz, Taf. XI, Fig. 4) WALLENGREN (757, p. 123) 
KOLENATI (27, p. 258) KLAPALEK (757, p. 95) 

HAGEN (37, p. 232) STRUCK (799, Taf. III, Fig. 8, p. 69) 
WALSER (39, p. 15) ZADDACII's Arbeit (27) bezieht sich 
MAC LACHLAN (42, p. 115) auf Triaenodes. 


MEYER, A. (57, p. 158) 


a. Larve: long. 8—12 mm; lat. 1,3—1,5 mm. Grundfarbe des Kopfes und der 
2 hornigen Thoracalsegmente gelb; mit deutlichen schwarzen Zeichnungen (Fig. L.); 
auf dem Kopfe eine H-förmige Zeichnung; vor dieser eine kurze quere Linie (an der 
Vorderkante des Clypeus); auf den Wangen je eine Längslinie und 2 ähnliche auf dem 
Hinterhaupte (durch den Stil der Gabellinie von einander getrennt), die hinteren Ecken 
der H-Zeichnung sind durch eine quer über die Pleuren nach der Wangenlinie laufende 
Linie verbunden, meist auch dieselben Ecken mit den 2 Linien auf dem Hinterhaupte. 
Pronotum mit etwa x-förmiger Zeichnung. 

b. Puppe: ca. 8—ıo mm lang; lat. 1,2—1,5 mm. cfr. Tabelle! 


2. Mystacides longicornis, L. 


Mac LACHLAN (42. p. 109) STRUCK (780, Fig. 41) 
MEYER, A. (57, p. 159) STRUCK (799, Taf. HI, Fig. 7, p. 69) 
KLAPALEK (137, p. 42) 


a. Larve: long. 11 mm; lat. 1,5 mm; der vorigen sehr ahnlich; aber 
vor der H-Zeichnung des Kopfes keine Querlinie, sondern 2 grössere und 2 
kleinere in ein Viereck zusammengestellte Punkte; die Hinterecken des „H“ 
sind weder mit den 2 Wangenlinien noch mit den 2 Hinterhauptslinien ver- 


bunden. (Fig. L.) Peri: 
b. Puppe: long. 10 mm; lat. 1,5 mm. cfr. Tabelle! M. longicor- 
nis, L. 


3. Mystacides azurea, L. 


PICTET (zz, Taf. XI, Fig. 5) | MEYER, A. (57) 

HAGEN (37, p. 232) ' ULMER (794, p. 489) 

WALSER (39, p. 16) | STRUCK (799, Taf. III, Fig. 9. p. 69) 
MAC LACHLAN (42, p. 114) 


a. Larve: long. Io mm; lat. ca. 1 mm; keine H-förmige Zeichnung; auf dem 
gelben Kopfe überhaupt keine deutlichen Binden, sondern nur einzelne l'unkte, die auf 
dunkleren Wischen stehen: 2 lange solcher Längswische auf dem Kopfíe: an der Basis 
zwischen denselben 2 bis 4 Reihen kleiner Punkte. 

b. Puppe unbekannt; Analanhänge ähnlich wie bei Myst. nigra, L. 


14 


E 


Gattung: Triaenodes, Mac Lacu. 
Mac LACHLAN (87, p. 320) | ULMER (200, p. 220) 


1. Larve: cylindrisch, sehr schlank. Kopf länglich-eiförmig. Fühler deutlich, 
zweigliedrig, mit Fiihlborste. Mundteile wenig prominent. Vorderrand des Labrum 
buchtig ausgeschnitten, auf der Oberfläche mit 3 Paar Borsten (ähnlich wie Limnophilus) 
und gebogenen Dornen am Vorderrande; Seitenbürste schwach entwickelt. Mandibeln 
(Fig. 31) wie bei A/ystacides; ähnlich auch Maxillen; Labium halbkugelig, mit kleinen 
zweigliedrigen Tastern. — Thoracalsegmente und Beine wie bei Mystacídes, Hinterbeine 
aber Schwimmbeine (Fig. 68). Metanotum vorn viel breiter als hinten. -— I. Abd.-Segm. 
mit 3 stumpfen Hóckern; Seitenlinie fehlt. Kiemen fadenförmig, manchmal sehr undeutlich, 
nur auf dem II.—V. Segment. Nachschieber ganz seitwarts stehend, erstes Glied stark 
fleischig, zweites schwach und kurz. Klaue verhältnismässig klein; Rückenhaken winzig. 


Tabelle der Larven: 


A. Kopf mit einer deutlichen, wenn auch auf der hinteren Fläche aus einzelnen 
Punkten bestehenden, Gabellinienbinde; Clypeus mit einer etwa O-formigen dunklen 
Zeichnung: 7r. bicolor, CURT. 


B. Kopf ohne Gabellinienbinde und ohne jene Clypeuszeichnung: Z7. conspersa, CURT. 


2. Puppen: cylindrisch, schlank. Fühler lang, um das letzte Segment herumge- 
legt; Labrum halbkreisfórmig, in der Mitte des Vorderrandes in einen stumpfen Fortsatz 
verlängert (Fig. 88; cfr. Oecetis!), mit einigen hellen Borsten. Mandibeln rotbraun, aus 
starker Basis zugespitzt, mit etwas gebrochener Schneide; letztere in der Mitte mit gross 
gezähntem Vorsprung (Fig. 102% Maxillartaster fünfgliedrig, lang; Labialtaster drei- 
gliedrig. — Flügelscheiden zugespitzt, schmal. Spornzahl der Beine 1, 2, 2. Mittelbeine 
stark bewimpert; Vordertarsen sehr schwach behaart. Kiemen fadenfórmig. Analanhange 
sind 2 lange stabchenformige Chitinforsätze, welche an der Innenkante mit zahlreichen 
Börstchen besetzt sind (Fig. 118). 


Tabelle der Puppen: 


A. Labrum auf dem medianen Fortsatze des Vorderrandes mit einer starken Borste; 
Mandibeln auf der Schneide mit sehr starkem Vorsprung; Analanhange auch an 
der Aussenkante mit mehreren Bórstchen, vor dem Ende schwach ausgeschnitten: 
Tr. bicolor, CURT. (KLAPALER). 

B. Labrum dort nicht mit Borste (Fig. 88); Mandibelvorsprung schwächer; Anal- 
anhánge auf der Aussenkante nur mit einem dickeren Dorne: 7r. conspersa, CURT. 


3. Gehäuse. aus feinen Pflanzenstoffen (Stengelteilchen vom Wasserhahnenfuss, 
Gräsern etc.) spiralig gebaut; gerade, konisch, viel länger als die Larve. 


107 


I. Triaenodes bicolor, CURT. 


REAUMUR (2, p. 177, Taf. XIV, Fig. 6, 8 -10) KLAPALEK (733, p. 45) 


RATHKE (20, p. 400, Phryganea) WALLENGREN (757, p. 131) 
ZADDACH (27, Mystacides!) LAMPERT (773, p. 157) 

HAGEN (37, p. 133 und 233) STRUCK (780, Fig. 42) 

MAC LACHLAN (87, p. 321) STRUCK (799, Taf. III, Fig. 10). 


a. Larve: long. 13 mm; lat. 1,6 mm. Kopf gelb, mit schwarzen Flecken; diese 
bilden neben den Gabelästen an jeder Seite eine Binde, die sich analwärts in Punkte 
auflóst; zwischen diesen 2 Binden finden sich dann noch auf dem Hinterhaupte 8 Punkte 
in 2 Längsreihen gestellt; auf dem Clypeus sieht man 2 dunkle, schwach gebogene 
Langslinien, die hinten durch eine quere blassere Makel fast verbunden sind; da nun 
auch der Vorderrand des Clypeus dunkel gesdumt ist, so hat der Clypeusfleck etwa die 
Gestalt eines O; an den Seiten der Pleuren nach dem Hinterhaupte zu jederseits eine 
grössere Gruppe von deutlich getrennten, in etwa 3 Reihen angeordneten schwarzen 
Punkten. Pronotum und Mesonotum gelb, dunkler angehaucht, mit zerstreuten schwarzen 
Punkten; Pronotum an den Seiten oft schwarz gerandet; Stiitzplattchen der Hinterbeine 
mit einem langen schwarzen, sehr schmalen Fortsatze, der den Seiten des Segments 
anliegt und analwarts (dabei wenig dorsalwarts) gerichtet ist. 

b. Puppe: long. 8—11 mm; lat. 1,5—2 mm. cfr. Tabelle. — Stehende Gewässer. 


2. Triaenodes conspersa, CURT. 
ULMER (798 p. 70) | STRUCK (799, Taf. III, Fig. 11). 

a. Larve: long. 10—12 mm; lat. I mm (oder wenig mehr). Kopf und die 2 ersten 
Thoracalsegmente gelb, dunkler angehaucht, ohne deutliche Punkt- oder Bindezeichnung, 
manchmal ganz gleichformig gefarbt; Hinterrand des Kopfes, Seiten- und Hinterrand des 
Pronotum schmal schwarz gesaumt; beide Saume in der Mitte unterbrochen; Stützfortsatz 
der Hinterbeine wie vorher, aber meist nur braun. 


b. Puppe: long. 10 mm; lat. 1,5 mm. cfr. Tabclle!  (Fliessende Gewüsser 
der Ebenen.) 


Gattung: Oecetis, Mac Lacu. 


MAC LACIHLAN (87, p. 329) | ULMER (200, p. 221). 


1. Larven; Schlank, fast cylindrisch, nur wenig nach hinten verengt. Kopf stark 
nach unten geneigt, länglich oval, flach. Grundfarbe hellgelb, mit dunkleren Schattierungen 
und Flecken. Fühler eingliedrig, schlank, am Ende mit langer Borste, dicht hinter der 
Mandibelbasis. Mundteile stark prominent. Labrum quer-elliptisch, mit einem zahnartig 
eingekerbten Querschnitte am Vorderrande, dort mit 2 Paar gebogener Dornen, vordere 
Partie der Fläche mit zahlreichen Haarborsten. Mandibeln (Fig. 32) stark, schwarzbraun, 
deutlich messerförmig (!) ziemlich schmal, unter der schnabelähnlichen Spitze mit 2 un- 
gleichen Zähnen, hinter denen die Schneide gesägt erscheint; 2 schwarze Rückenborsten. 


14^ 


108 


Maxillarlobus ganz verschwunden, Maxillartaster sehr lang, viergliedrig, I. und III. Glied 
lang, schlank, gebogen; Labiallobus schlank konisch, mit deutlichen eingliedrigenTastern. — 
Thoracalsegmente stufenweise breiter, Pro- und Mesonotum hornig, beide quer-elliptisch 
und am Vorder- und Seitenrande mit Haaren besetzt. Beine im Verhältnis wie 1 : 2: 2'/s; 
alle mit ziemlich vielen Haaren besetzt, aber keine Schwimmbeine; Klauen lang und 
schlank, aber nicht so sehr wie etwa bei Zeraeodes; nur Vordertibien mit 2 deutlichen 
Endspornen; Klauen entweder überall (Or. furva) oder nur auf den Vorderbeinen mit 
einem borstenförmigen Basaldorn. — I. Abd.-Segment mit 3 grossen Höckern, von denen 
die seitlichen mehr nach unten gerichtet sind. Seitenlinie sehr fein, auf dem III. Segment 
beginnend und auf den folgenden immer schwacher werdend. Kiemen fadenformig, lang, 
oben und unten nur am Vorderrande der Segmente, einzeln. Nachschieber klein, zwei 
gliedrig, Klaue mit 2 nebeneinander stehenden Rückenhaken. 


Tabelle der Larven: 


A. Gehäuse aus schief quer gelegten Pflanzenstoffen gebaut, konisch, gebogen, vorn 
sehr weit. Kopf und Brust mit deutlichen Punkten: Oecetis furva, RBR. 
B. Gehäuse aus Sandkórnchen gebaut: Oecetis ochracea, CURT. und Oe. lacustris, PICT. 


2. Puppen: Cylindrisch, Fühler um das Hinterleibsende herumgelegt (beim 9 von 
. Oe. ochracea nur wenig mehr als '/: Windung). Labrum in der Mitte des Vorderrandes 
mehr oder weniger stark lappig vorgezogen; auf diesem Lappen keine Borste. Mandibeln 
(Fig. 104) schlank, mit vorn geságter und in der Mitte mit 3—4 starken Zähnen ver- 
schener (und hier etwas eingezogener) Schneide. Spornzahl 1, 2, 2; Vorder- und Mittel- 
tarsen stark behaart. Analanhänge sehr schlanke Stäbchen, länger als letztes Segment, 
mit wenig Beborstung, am Ende etwas auswarts gekrümmt; an der Basis verdickt. 


Tabelle der Puppen: 


A. Gehäuse aus schief quer gelegten Pflanzenstengeln; Vorsprung des Labrum kurz; 
Schneide der Mandibeln vor den grossen Zähnen sehr fein gesägt; Spornzahl 
O, 2, 2: Oc. furva, RBR.  (Stehende oder langsam fliessende Gewässer.) 

B. Gehàuse aus feinen Sandkornchen gebaut. 
I. Spornzahl 1, 2, 2: Oec. ochracea, CURT. (Teiche.) 
2. Spornzahl o, 2, 2: Oec. lacustris, PICT.  (Teiche.) 


I. Oecetis furva, RBR. 


KKAPALED (757, p. 103) STRUCK (780, Fig. 43) 
LAMPERT (773, p. 156) STRUCK (799, Taf. III, Fig. 14). 


a. Larve: long. 7—9 mm; lat. 1,5—1,8 mm. Konisch, Kopf hell, blassgelb, mit 
zahlreichen dunklen Flecken und Punkten; eine auf schwach dunklerem Wisch befindliche, 
aus etwa 4 grossen Flecken (jederseits) bestehende Gabellinienbinde; im Hinterwinkel des 
Clypeus 2 Quermakeln, die aus je 2 kleineren Flecken undeutlich zusammengesetzt sind; 
auf dem Vorderteile des Clypeus 6 Punkte in 2 Längsreihen angeordnet. Pronotum 
blassgelb, Mesonotum gelbbraun, letzteres mit undeutlicheren Punkten als ersteres, doch 


109 
befindet sich in jeder Vorderecke des Mesonotum eine dunklere dreieckige Makel. 

b. Puppe: long. 7—7,2 mm; lat. 1,25—1,5 mm; 9 grösser. Fühler sehr fein, 
bei d 5mal um das Hinterende gewunden, beim 9 2mal. Spornzahl o, 2, 2; Sporne lang 
und spitz, die Paare ungleich; Vorder- und Mittelbeine stark bewimpert. 

c. Gehäuse: long. 8— 9 mm; lat. 2,2--2,5 mm. Sehr stark nach hinten verengt; 
Puppengehäuse mehr einem kleinen Zimnoph. flaricornis-Gehäuse ähnlich; wenig nach hinten 
verengt; entweder ziemlich eben, oder sehr uneben; aus ziemlich zarten, schmalen Vegeta- 
bilien gebaut. 


2. Oecetis lacustris, PICT. 


WALSER (39, p. 43) STRUCK (799, Taf. III, 
KLAPALEK (757, p. 107) Fig. 15). 


a. Larve long. 5,8—7,5 mm; lat. 1—1,4 mm. Kopf, Pro- und Mesonotum hell, 
weissgelb, ersterer mit zahlreichen dunklen Punkten und Flecken; medianwarts von dem 
Auge eine längliche Makel; auf dem Clypeus (hintere Partie) ein grósserer Fleck, der 
nicht gleich getónt, sondern in der Mitte meist heller und undeutlich aus 5 kleineren 
Punkten zusammengesetzt erscheint; im vorderen Teile des Clypeus eine etwa kreisformige 
Punktzeichnung, doch ist deren analer Teil oralwarts gebogen; auf den Pleuren, besonders 
nahe dem Hinterhauptsloche eine Anzahl grósserer in Reihen angeordneter Punkte; Pro- 
notum auf der hinteren Halfte dunkler, am Hinterrand mit einigen quer-langlichen Punkten; 
Mesonotum auch mit einigen undeutlichen Punkten. Nur die Vorderklauen der Beine 
mit Basaldorn. 

b. Puppe: long. 6,16 mm; lat. 1 mm; 9 grösser. Fühler bei 9 2'/»mal umge- 
wickelt, bei Y 3mal. Spornzahl o, 2, 2, doch auch auf der Vordertibie ein Höcker; Sporne 
stumpf, ungleich lang; sonst wie vorher. 

c. Gehäuse: long. 14—16 mm; lat. 2 mm. Aus Sandkörnchen gebaut, meist 
aus feinen, sodass die Oberfläche glatt ist; doch sind manchmal gróbere Sandkörnchen 
an allen Seiten zerstreut; konisch, gebogen, hinten sehr lang; Puppengchause nur etwa 
halb so lang, nicht so sehr verjüngt. 


3. Oecetis ochracea, CURT. 


KLAPALEK (757, p. 99). 

a. Larve: long. 13,2 mm; lat. 1,83 mm. Grundfarbe des Kopfes hell, gelblich, 
aber mit zahlreichen dunkelbraunen Flecken, welche durch hellere Schattierungen zu 
Binden verbunden sind; auf dem Stirnteil des Clypeus in einem Halbkreis geordnet 
6 Punkte, auf dem Scheitelteile des Clypeus ein mittlerer Fleck und 4 kleinere um ihn 
herum, welche alle 5 zu einer grósseren Makel verbunden sind; Gabellinienbinde hell. 
braun, mit zerstreuten dunkelbraunen Flecken, bis zur Mandibelbasis ziehend; ausserdem 
noch eine grosse Makel seitlich auf den Schlafen und eine kleinere vor ihr bei der Basis 
der Maxillen. Pronotum blassgelb, mit breiter, rauchfarbiger, mittlerer Querbinde; hinteres 
Drittel und Seitenteile mit dunkelbraunen Flecken; Mesonotum vorn und an den Seiten 


IIO 


hellbraun, Mittelfeld gelblich, mit einigen dunkelbraunen Punkten. Beine nur auf den 
Vorderklauen mit Basaldorn; Klauen sehr lang und schlank, länger als die Tarsi 
b. Puppe: long. 10,5— 11,5 mm; lat. 2 mm. Fühler bei dg 5mal, bei 9? nur 
!/smal umgewickelt; Labrum in einen sehr langen schnabelartigen Fortsatz ausgezogen. 
Spornzahl 1, 2, 2; Sporne sehr klein, stumpf, besonders der Sporn der. Vorderschiene. 
c. Gehäuse: long. ca. 14 mm; lat. 2,8 mm. Konisch, schwach gebogen, aus 
feinen Sandkórnchen glatt gebaut; manchmal sind pflanzliche Partikel beigemischt. 


Oecetis Struckii, KLAP. 

(Imago beschrieben in Sitzber. Kón. Bóhm. Gesellsch. Wissensch. 1903.) 
STRUCK (774 p. 342, Erotesis melanella) | STRUCK 799, p. 74, Taf. III, Fig. 12) 
STRUCK (780, Fig. 38). 

Diese neue Oecetis-Art gehört, dem Bau der Larve und Puppe nach zu urteilen, 
wohl kaum in diese Gattung, sondern zeigt viel mehr Hinneigung zu Setodes. 


a. Larve: long. 5—6 mm; lat. 0,5—0,8 mm.  Cylindrisch, nach hinten wenig 
verschmalert. Grundfarbe des Kopfes blass gelbbraun, die Augen stehen auf grossen 
weisslichen Flecken, Kopfunterseite ganz hell; alle Kopfzeichnungen sind blassbraun, nicht 
sehr deutlich; »die Gabellinienbinden sind auf der Scheitelstrecke durch Punktreihen und 
im weiteren Verlaufe bis etwas über die Augen oralwärts hinaus durch eine schmale 
bräunliche Binde, in der jederseits 5 grössere dunkle Punkte stehen, angedeutet. Den 
mittleren Teil des Clypeus nimmt eine »sanduhrförmige« Figur ein, vor und hinter der 
selben befinden sich auf dem Clypeus je 4 quere Punkte, die an beiden Stellen in zwei 
Reihen geordnet sind. Auf den Pleuren ausserdem noch 3-—4 Reihen grosser Punkte. 
Pro- und Mesonotum hornig, gefarbt wie der Kopf, aber ohne Zeichnung; das Schild des 
Mesonotum geht an den Seiten und nach hinten in die übrige Haut über. Mundteile 
kráftig prominent, aber Mandibeln nicht messcr- sondern meisselfórmig, mit 2 Zahnen auf 
der dorsalen Schneide; Maxillarlobus nicht verkümmert, sondern schlank, gross; Maxillar- 
taster dreigliedrig; Labiallobus schlank konisch, mit zweigliedrigen Tastern. Labrum mit 
2 Paar gebogenen gelben, spitzen Dornen am Vorderrande, der in der Mitte ausgeschnitten 
ist; am Seitenrande je 1 lange Borste, auf der Fläche im vorderen Drittel noch to Borsten, 
von denen je 2 zwischen den 2 gelben Dornen jeder Seite und 3 Paare hinter dem 
Querschnitte stehen. Beine ähnlich wie bei den anderen Oecetis-Arten mit ziemlich vielen 
Haaren besetzt, aber alle Klauen mit Basalborste; Vorderklaue wenig länger als Tarsus, 
Mittelklaue etwas langer als '/2 Tarsus und Hinterklaue !/, Tarsus. 

b. Puppe: long. 5—6 mm; lat. 0,6—0,8 mm.  Cylindrisch. Fühler um das 
Abdomen mehrfach herumgelegt; Mandibeln nicht wie bei Oecetis, sondern gleichmässig 
fein gesägt. Spornzahl o, 2, 2? Haftapparat: III. 4, 4, 2/3 + 5, 3/4, 2/4. VII. Analanhange 
ganz anders als bei Oecetis, cfr. Fig. 121! 

c. Gehäuse: long. 5—6 mm; lat. 1 mm.  Konisch, schwach gebogen, aus feinen 
Sandkörnchen gebaut. (Stehende und langsam fliessende grössere Gewässer.) 


III 


Ausser den hier aufgeführten sind noch die Metaphorphosestadien folgender Arten 
ungenau bekannt: Leptocerus nigronervosus, RETZ. (HAGEN 37), Leptoc. dissimilis, STEPI. 
(DEGEER, HAGEN 37 und REAUMUR), Leptoc. cinereus, L. (HAGEN 37), Leptoc. fulvus, RBR. 
(STRUCK 774. u. 180), Adicella filicornis, PICT. (PICTET, HAGEN 37, MIALL und MORTON 727), 
Setodes interrupta, FBR. (WALSER, THEVENET 64, MAC LACHLAN 87), Setod. punctata, FRR. 
(KOLENATI 26 u. 27, MAC LACHLAN 87), Setod. argipunctella, MAC LACH. (ULMER 200). 


V. Familie: Hydropsychidae, STEPH. 


KOLENATI (27, p. 230) WALLENGREN (757, p. 138) 
Mac LACHLAN (42, p. 123) KLAPALEK (757, p. 112) 
Mac LACHLAN (86, p. 349) LAMPERT (775. p. 157) 
MEYER-DUR (7097, p. 412) STRUCK 799, p. 78) 

Ris (47, p. 127) ULMER 200, p. 221). 


1. Die Larven: Campodeoid, mit tiefen Strikturen zwischen den Segmenten; 
entweder gleichmässig stark, schlank (Hydropsyche, Philopotamus, Ecnomus, Tinodes) oder in 
der Mitte am stärksten (Plectrocnemia, Polycentropus, Holocentropus). Kopf lang oval oder 
elliptisch. Fühler kurz. Mundteile oft sehr prominent. Entweder nur Pronotum oder 
alle 3 Thoracalsegmente gleichmässig (Hydropsychinae und Ecnomus) hornig. Alle Beine 
etwa gleichlang; Klauen verschieden. Hocker des I. Abd.-Segments und Seitenlinie 
fehlend. Kiemen entweder fehlend oder (Hydropsychinae) strauchartig die Bauchseite der 
Segmente (auch Thorax) bedeckend. Analdrüsen deutlich. Nachschieber lang, beinartig, 
zwei- oder dreigliedrig, mit grosser Klaue (nach KLAPÁLEK). 


Tabelle der Larven: 


Ax. Alle 3 Thoracalsegmente hornig. 
Bi. Larve mit Kiemen: Zydropsschinae. 
Bs. Larve ohne Kiemen: Zenomus. 
As. Nur Pronotum hornig, Larve ohne Kiemen. 
Ci. Labium in einen sehr langen, schlanken Fortsatz verlängert, der bedeutend länger 
ist als der Maxillartaster: Tinodes. 
Ca. Labium nicht so verlängert, kürzer oder höchstens so lang wie Maxillartaster. 
Di. Labrum chitinisiert, quer-elliptisch; Tibien mit 2 langen schwarzen End- 
spornen: Lolycentropinae. 
El. Larve bis 22 mm lang, Mesonotum am breitesten; Körper nach vorn 
und hinten verschmälert: Plectrocnemia. 
Es. Larve nur 12—16 mm. lang, Körper in der Mitte am breitesten. 
Fi. in stehenden Gewässern: Holocentropus, 
Fe. in fliessenden Gewässern: Zolycentropus. 
Ds. Labrum nicht chitinisiert, vorn bedeutend breiter als hinten, mit vorspringenden 
Scitenecken: Z/ilopotaminae, 


112 


2. Die Puppen: Stark, spindelfórmig. Fühler fadenfórmig oder schnurformig, . 
kürzer als der Körper, selten etwas länger. Labrum von verschiedener Form. Mandibeln 
meist schlank, entweder mit grossen Zähnen auf der Schneide (Aydropsychinae und Philo- 
potaminae), oder aus breiter Basis plötzlich verschmälert (Zraomus), oder sichelartig gebogen 
(Polycentropinae), oder in eine feine, lange, am Ende gespaltene Spitze verschmälert (7inoaes). 
Taster fünfgliedrig; letztes Glied der Maxillartaster sehr lang. Spornzahl 2, 4, 4 oder 
3,4, 4. Haftapparat vom II. oder III. bis VIII. Segment. Seitenlinie fehlend. Kiemen 
entweder fehlend (Philopotaminae, Ecnomus, Tinodes), oder fadenformig (Polycentropinac), oder 
búschelfórmig (//ydropsychinae). Letztes Segment trägt entweder 2 starke, chitinisierte, 
knieförmig gebogene Anhänge (//ydropsychinac), oder verschieden gestaltete Lobi, welche 
die Lage der Genitalanhänge der Imago bezeichnen. 


Tabelle der Puppen: 


Aı. Spornzahl 2, 4, 4. 
Bi. Analanhänge lang, chitinisiert, knieförmig gebogen, mit starken Borsten (Fig. 122): 
Hydropsychinae. 
Be. Analanhänge kurze Lobi. 
Cı. Mandibeln mit grossen, starken Zähnen: PAilopotaminae. 
Cy. Mandibeln ohne grosse Zähne, in einen schlanken Fortsatz ausgezogen: Tinodes. 
As. Spornzahl 3, 4, 4. 
Di. Mandibeln sichelförmig, gebogen, nicht gezähnt: Polycentropinae. 
D . Mandibeln kurz, mit sehr breiter Basis und plötzlich verschmälerter Schneide: 
Ecnomus. 


3. Die Gehäuse: Larven stets ohne Gehäuse, meist an der Unterfläche der Steine 
lebend; in losen Gängen, die sie aus Gespinnstfäden, Schlamm, Sandkörnchen etc. bauen. 
Vor der Verpuppung bauen sie ein meist festes unregelmässiges Gehäuse, entweder 
(/folocentropus) aus Blattstückchen oder aus Sand und kleinen Steinchen; Puppen ruhen 
in einem grauen festen Kokon, der überall mit der Gehäusewand verbunden ist. 


4. Unterfamilie: Hydropsychinae. 
(Mac LACHLAN's »Section III« und »Section IV« p. p.) 
MAC LACHLAN (86, p. 355). 


1. Larven: Überall fast gleichbreit, oral. und analwärts wenig verschmilert, 
III. oder IV. Abd.-Segment am breitesten. Kopf verhältnismässig klein, von oben gesehen 
eiförmig, dorsoventral zusammengedrückt. Clypeus breit, mit sehr seichtem Seitenrand- 
ausschnitte (Fig. 8). Mundteile wenig prominent. Labrum quer-elliptisch, oben mit zahl- 
reichen kurzen Borsten, am Vorderrande jederseits gewöhnlich eine längere (Fig. 20); 
Seitenbürste aus sehr langen dichten Haaren bestehend. Mandibeln stark, rotbraun, 
messerförmig, dreicckig, auf der Schneide mit einigen Zähnen und doppelter Spitze, 


113 


asymmetrisch; auf der Innenflache ein Borstenbiischel, welche der linken Mandibel aber 
fehlt; der Rücken mit einigen zerstreuten (mehr als 2) Borsten (Fig. 33). Maxillarlobus 
schmal, am Ende mit langen Fühlstäbchen, am Innenrande mit zahlreichen langen Haaren, 
2 Borstenbiichel auch am Grunde der Maxillen (ventral); Maxillartaster viergliedrig, konisch; 
Labiallobus stumpf konisch, vorn mit kurzen Haaren; Taster rudimentär (Fig. 43). -- 
Thoracalsegmente alle mit hornigen, meist graubraunen, viereckigen, an Grösse wenig 
verschiedenen Platten bedeckt. Beine (Fig. 69) kurz, fast gleich lang, kräftig, besonders 
die Vorderbeine (Raubbeine); Femur, Tibie und Tarsus an der Innenkante mit gelben 
Dornen; Trochanter der Vorderbeine mit langen, gelbbraunen Borsten; Coxa und Femur 
auf der Fläche mit dicken, federartig geteilten Dornen. Klauen der Mittel- und Hinter- 
beine mit dickem Basaldorn, Vorderklauen mit borstenförmigem; zahlreiche, dicke, schwarze 
Borsten überall, besonders auf der Innenkante der Vorderschenkel; alle Tibien ohne 
deutliche Endsporne. — Abdomen: Haut der Segmente mit kleinen schwarzen Härchen 
besát; Strikturen tief; Seitenlinie fehlend; statt deren vom III. bis VII. Segment 1, 2 
oder 3 dicht hintereinander liegende zarte (kiemenartige), konische Anhängsel. Kiemen 
büschelförmig, verästelt, die ganze Bauchfläche bedeckend (auch am Meso- und Meta- 
thorax). Analanhänge (Rectaldrüsen) 3 oder 4 (Hydropsyche) resp. 5 (Diplectrona). Nach- 
schieber lang, beinartig, zweigliedrig; Basalglied lang, gelbbraun, chitinisiert, mit schwarzen 
Borsten besetzt und an seinem Ende mit grossem, schwarzen Borstenbüschel; zweites 
Glied sehr kurz, im rechten Winkel nach unten gekehrt; Klaue einfach, gross, stark 
gebogen, mit einzelnen Borsten (Fig. 78). — Nur in Bergbächen. 

2. Puppen: Stark, stumpf spindelförmig. Fühler so lang wie der Körper oder 
kürzer; Glieder kurz. Labrum dreilappig, mit langen schwarzen Borsten besetzt. Man- 
dibeln (Fig. 105) lang, mit breiterer Basis, etwas knieförmig gebogen, mit scharfer Spitze 
und scharfen Zähnen, asymmetrisch, die linke Mandibel mit 4, die rechte mit 3 Zähnen, 
erstere mit zahlreicheren Basalborsten (Rückenborsten). Maxillartaster fünfgliedrig, letztes 
Glied so lang wie die vier ersten zusammen; Labialtaster dreigliedrig, letztes Glied auch 
hier lang. — Flügelscheiden verschieden lang, ihr Ende abgerundet Spornzahl 2, 4, 4. 
Sporne stark, die Sporne auf den Mittel- und Hinterfüssen ungleich; Tibie und Tarsus 
erweitert, Mittelbeine mit Schwimmhaaren. — Abd.-Segmente mit deutlichen Strikturen, 
ihre Haut meist dicht mit schwarzen Härchen besetzt; Dorsalfläche der mittleren Segmente 
mit längeren Borsten. Haftapparat nicht wie gewöhnlich, da auf dem HI. und IV. Segment 
auch hinten je ein Paar Chitinplättchen steht; die postsegmentalen Plättchen (III. und IV.) 
sind sehr breit. Kiemen ähnlich wie bei den Larven, aber erst vom H. Abd.-Segment. 
Seitenlinie fehlend; jene zarten Anhänge ähnlich wie bei den Larven. Analanhänge sind 
(Fig. 122) 2 starke, chitinisierte Fortsätze, die in der Mitte schmäler, am Ende wieder 
erweitert, aussen und an der Spitze mit einer Reihe starker Borsten besetzt sind. Genital- 
anhänge der Imago schon deutlich ausgeprägt. 


Tabelle der Puppen: 


Aı. Ende der Analanhänge oralwärts stark ausgeschnitten: Diplectrona. 
As. Ende der Analanhänge abgestutzt oder nur schwach cingeschnitten: Hydropsyche. 


15 


114 


————— - 


. |. Gattung: Hydropsyche, Pict. © 


BURMEISTER (72, p. 911) _ |. Mac LACHLAN (86, p. 357) 
DUFOUR (79) mM u CLARKE (776) — — | 
BRAUER (25, p. XIX) SCHMIDT-SCHWEDT 752. p. 50) 
Mac LACHLAN (42, p. 125, STRUCK (799. p. 78) 


Fig. 15, Taf. 2) ULMER (200, p. 221) 


Die Hydropsyche-Larven. variieren in den Kopfzeichnungen ausserordentlich; es 
hält wenigstens recht schwer, aus dem Material einer einzigen Fundstelle, die nur ı Species 
geliefert resp. reife Puppen nur einer Art enthält, 2 Larven herauszufinden, die sich 
in der Kopfzeichnung vollkommen gleich wären. — Dr. STRUCK (799. p. 78) sagt, dass 
die Zeichnungen hell auf dunklerem Grunde sind. Ganz sicher trifft diese Ansicht für 
die meisten Larven zu; ob aber dieses Färbungsprinzip stets gültig ist, das scheint mir 
noch nicht ganz sicher. Schon KLAPÁLEK (233. p. 51) giebt an, dass der Kopf von 
Hydrops. saxonica, MAC LACH. »einen blassen Punkt, auf welchem die Augen liegen, 
ausgenommen, braun« ist; ich kenne auch solche Exemplare, doch nicht von Æ. saxonica, 
sondern von Æ. instabilis, CURT.; andrerseits besitze ich eine ganze Reihe von Larven, 
bei welchen der dunkle Ton des Clypeus und der Pleuren (mit Ausnahme der Vertralfläche) 
so weit verschwindet, dass ausser einer Querbinde (resp. Längsbinde) über den Clypeus und 
einer dunklen mehr oder weniger breiten Clypeusumrahmung die ganze dorsale Kopffläche 
gelb erscheint. Es finden sich auf der dorsalen Kopffläche entweder gar keine helleren Flecke, 
oder 2, resp. 3, resp. 4 helle Flecke auf dem Clypeus, die deutlich von einander getrennt sind, 
oder endlich verschmelzen alle diese hellen Flecke mit einander soweit, dass nur schmale 
dunkle Binden (etwa ankerförmig), übrig bleiben. Mir scheint nun die Färbung der 
einzelnen Larvenarten nicht constant zu sein; wenigstens besitze ich z. B. Larven von 
H. pellucidula, CURT., bei denen deutlich 4 helle Clypeusflecke sichtbar sind, bei anderen 
(derselben Art und desselben Fundorts) ist der hintere Clypeusfleck verschwunden; ferner 
sind KLAPÁLEK's Æ. saxonica-Larven einförmig braun, meine AH. saxonica-Larven dagegen 
besitzen sehr deutliche helle Flecke, die mit einander verschmelzen; ferner erhielt ich 
aus 2 unzweifelhaft Æ. ¿mstabilis-Puppen enthaltenden Gehäusen 2 Clypei, von denen der 
eine 2 helle Flecke (mittlere Clypeuspartie) zeigt, wahrend der andere auch am Vorderrand 
und im Hinterwinkel hellere Flecke aufweist, wenn dieselben auch nicht so sehr deutlich 
sind. — Auch die Ventralflache des Kopfes ist nicht konstant gefarbt; seine Grundfarbe 
ist gelblich, zu beiden Seiten der Mittelnaht ist ein grosser rundlicher, manchmal eiförmiger, 
manchmal bohnförmiger, brauner Fleck zu sehen, der entweder die Mittelnaht berührt 
und dann mit seinem Pendant verschmilzt oder durch eine mehr oder weniger breite 
Làngsbinde (gelblich) von ihm getrennt ist. 

Endlich sind auch alle Organe der verschiedenen Larvenarten so ähnlich, dass 
es mir zur Zeit unmöglich ist, die Arten zu trennen. Trichopterologen in Gebirgsgegenden 
müssten hier einmal mit ihren Zuchtversuchen einsetzen. — Alle in meinem Besitze 
befindlichen Aydropsyche-Larven besitzen an der Ventralflache des Prothorax, eben hinter 
den Vorderbeinen cin quer-längliches braunes, schwarz gesäumtes Chitinschild, das an 


us. 


beiden Seiten fast an die Stützplättchen heranreicht, und analwärts von diesem 2 kleine 
braune, dreieckige Schildchen, etwa auf der Striktur zwischen Pro- und Mesothorax; 
ebenfalls ist bei allen Larven das Stützplättchen des Vorderbeines oralwärts in einen 
gegabelten Fortsatz (Fig. 69) verlängert — Auch die Puppen vermag ich nicht zu 
unterscheiden; bei Æ. instabilis, CUBA scheinen die Mandibeln stárker gekniet zu sein als 
bei den bieen: 


1. Hydropsyche instabilis, CURT. 
WALSER (39, p. 17) ULMER (794, p. 467) 
Ris (747, p. 130) 

2. Hydropsyche augustipennis, CURT. 


Mac LACHLAN (42, p. 129 WALLENGREN (757, p. 140) 
MEYER, A. (57) STRUCK (799, p. 78) 
KLAPÁLEK (237, p. 48) EE | 


3. Eben: pellucidula, CURT. 


HAGEN (37, P. 221 u. 222) STRUCK (774, p. 78) - 
WALSER (39, p. 18) ^ STRUCK (180, Fig. 46) ` 
WALLENGREN (757, p. 140) | ULMER (798, p. 11) ` 


4. Hydropsyche saxonica, MAC LACH. 
KLAPALEK (133, p. 51) 
Alle diese Larven und Puppen sind von etwa gleicher Grósse (Larven long. 
18—20 mm, lat. 3 mm; Puppen long. 12—14 mm, lat. 3—4 mm) und leben in stark 
fliessenden Gebirgsbächen auf den Steinen, frei oder in losen aus Gespinst hergestellten 
Untepemaspen Gängen 


II. Gattung: Diplectrona, WesTw. 


Diplectrona, felix, MAC LACH. 
. MORTON (760) 

a. Larve: den Aydropsyche-Larven ühnlich; Kopf braun gefarbt, Augen auf einem 
gelblichen Flecke; Pro- und Mesonotum braun, Metanotum heller, alle 3 Segmente schwarz 
gerandet. Abd.-Segm. allmahlich bis zum IV. an Breite zunehmend, von dort wieder 
schmäler. 5 Analdrüsen (MORTON). | 

b. Puppe: ebenfalls den Aydropsyche-Puppen ähnlich. Analanhänge am Ende 
stark eingeschnitten. | | 


15° 


116 


II. Unterfamilie: Philopotaminae. 
(Mac LACHLAN's »Section IV« p. p.) 


Mac LACHLAN (86, p. 373) | WALLENGREN (757, p. 144) 
ULMER (200, p. 221). 


1. Die Larven: Sehr schlank, nur Kopf, Prothorax und letztes Abd.-Segment 
etwas schmäler, sonst überall gleich breit, dorso-ventral komprimiert, auch der Kopf, der 
lang ovale Gestalt und glänzend gelbe oder gelbbraune Farbe (ohne irgendwelche Zeich- 
nung) besitzt; um die Mundteile herum ist er dunkler. Augen sehr weit nach vorn 
gerückt, auf blassen Flecken. Fühler kurz, auf breiter Erhöhung, dicht hinter der Man- 
dibelbasis, aus 2 nebeneinanderstehenden, kleinen Stábchen gebildet. Clypeus (Fig. 10) 
schmal, mit 2 seichten Seitenrandausschnitten vor der Mitte, sein Vorderrand unregel- 
mässig. Mundteile kräftig, sehr prominent. Labrum nicht chitinisiert, weiss, weich, stark 
zurückziehbar; es ist aus der damit eng verwachsenen Gelenkmembran und dem eigentlichen 
Labrum zusammengesetzt (Fig. 21); mit einem rundlichen Lappen an jeder Seite, der 
ebenso wie der in der Mitte schwach eingeschnittene Vorderrand dicht mit kleinen Harchen 
besetzt ist. Mandibeln meisselfórmig, vogelschnabelähnlich gebogen, mit doppelter, stark 
gezahnter Schneide, asymmetrisch; 2 Rückenborsten etwa in der Mitte; Innenbiirste vor- 
handen (Fig. 35). Maxillen schlank, Taster viergliedrig; Maxillarlobus stumpf konisch, 
auf der Innenseite mit feinen Härchen besetzt; Labiallobus stumpf konisch, mit ganz 
rudimentären Tastern, Hypostomum schmal quer-dreieckig. — Pronotum hornig, wie der 
Kopf gefärbt, vorn breiter als hinten, Hinterrand glänzend schwarz gesáumt. Mesonotum 
und Metanotum häutig, wie die Abd.-Segmente weisslich oder gelblich gefärbt. Beine 
ungefáhr gleich lang, die vorderen wie der Kopf gefárbt, die übrigen heller; alle Tibien 
mit 2 Endspornen. Vordertarsus mit einer Reihe von kurzen schiefstehenden Borsten an 
der Innenkante; Behaarung sehr spärlich; Klauen klein, wenig gekrümmt, mit starkem, 
kurzem Basaldorn (Fig. 71). — Kiemen und Seitenlinie fehlen. Nachschieber stark ent- 
wickelt, Glieder walzenformig, das erste lang, das zweite kurz und nach unten gebogen; 
Rücken des II. Gliedes am Ende mit 2 langen Borsten (Fig. 80); Klaue einfach, sehr 
stark, ohne Rückenhaken.  Rectaldrüsen 4. 


2. Die Puppen: Kopf verhältnismässig klein, fast kugelig. Fühler fein, kürzer 
als der Kórper. Labrum halbkreisformig, am Rande mit mehreren Borsten, von denen 
je 5 in den Vorderecken stehen; Mandibeln (Fig. 107) sehr stark und lang, gebogen, mit 
spitzen Zähnen auf der fein gesägten Schneide; 2 Rückenborsten; Maxillartaster fünf. 
gliedrig, schlank, Endglied lang. Flügelscheiden sehr kurz, zugespitzt. Spornzahl 2, 4, 4. 
(Chimarrha 1, 4, 4.) Sporne lang und schlank, Paare ungleich. Mittelbeine bewimpert. 
Tibie und Tarsus erweitert, besonders bei 9 9. Segmente mit spärlichen Borsten; Haft- 
apparat wie gewohnlich. Kiemen und Seitenlinie fehlen; vom I. — VIII. Segment Anlagen 
der Stigmen (chitinisierte Punkte). Analanhänge erinnern sehr an die der Imago. 


3. Gehäuse: Lánglich, elliptisch, aus kleinen Steinchen. — Bäche. 


117 


1. Philopotamus montanus, DONOV. 

Philopotamus; BURMEISTER (72, p. 914); BRAUER (25, p. XIX); KOLENATI (27, p. 207) 5 
Mac LACHLAN (42, p. 138, Taf. II, Fig. 21); Mac LACHLAN (86, p. 380); 
WALLENGREN (757, p. 146). 

PICTET (zz, p. 210, Taf. XVIII, Fig. 5) | Morron, Ent. Month. Mag. XXV 
HAGEN (37, p. 222) WALLENGREN (757, p. 147). 

Mac LACHLAN (42, Taf. 2, Fig 7) KLAPÁLEK (757, p. 110) 
MEYER-DÜR (72, p. 416). 

a. Larve: long. bis 22 mm; lat. 2,6 mm. Sehr schlank; Kopf lang oval, glänzend 
gelbbraun oder heller, um die Mundwerkzeuge herum dunkler; Augen sehr weit nach 
vorn gerückt, auf blassen Flecken. Pronotum ebenso gefärbt wie der Kopf, ähnlich auch 
die Beine, die hinteren aber blasser; Seitenrand und Hinterrand des Pronotum schwarz 
gesäumt, ersterer besonders in der Il. Hälfte; Stiitzplattchen schwarz gesäumt. Mandibel 
cfr. Fig. 38; Labrum Fig. 21, Nachschieber Fig. 80. l 

b. Puppe: long. 11- 13 mm; lat. 2,5—3 mm. Mandibeln unter der Spitze 
3 grosse, vorspringende, geságte Zähne; 2 Rückenborsten. Analanhänge des ch denen der 
Imago ähnlich. 


2. Philopotamus ludificatus, MAC LACH. 


ULMER (794. p. 493). 
a. Larve: wie die vorige. Über ihre Unterscheidung vgl. ULMER »Zur Trichopteren- 
fauna von Thüringen und Harz.« (All. Zeitschr. f. Ent. 1903). 


b. Puppe: der vorigen ähnlich. 


3. Wormaldia occipitalis, PICT. 
MORTON (732, p. 115—117). 
Larve: ähnelt nach K. J. MORTON’s Beschreibung den vorigen; durch dic hellere 
Farbe des Kopfes wohl kaum unterscheidbar. Nach Morron’s Abbildung 5 fehlt der 
deutliche Höcker unter der gezähnten Mandibelerhóhung. 


III. Unterfamilie: Polycentropinae. 
(Mac LACILAN Section IV. p. p.) 
ULMER (200, p. 222). 
1. Die Larven: nach vorn und hinten wenig enger, dorsoventral etwas comprimiert. 
Kopf verhältnismässig gross, auch dorsoventral zusammengedrückt, entweder breit-oval 
(Plectrocnemia) oder länger (Zotlocentropus und Polycentropus). Clypeus (Fig. 9) breit, mit 
einer sehr tiefen Einbuchtung am Ende des ersten und einer sehr seichten am Ende des 
zweiten Drittels. Augen auf grossen blassen Flecken Fühler rudimentär. Kopf mit 
deutlicher Zeichnung. Mundteile prominent. Läbrum chitinisiert, quer-clliptisch, mit 


118 


seichtem Ausschnitte am Vorderrande; Gelenkmembran so breit wie das Labrum, meist 
mit 3 breiten, nach vorn convergierenden helleren Bandern gezeichnet; nahe dem Vorder- 
rande des Labrum mehrere Borsten, und eine gebogene Borste am Vorderrande; letzterer 
mit dichtstehenden Haaren besetzt; Seitenbürste deutlich. Mandibeln ähnlich wie bei 
den vorigen, mit Innenbürste und 2 Rückenborsten (Fig. 34). Maxillarlobus fingerförmig, 
Taster auch schlank, viergliedrig, drittes Glied sehr lang; Labiallobus schlank konisch 
mit rudimentären Tastern. — Nur Pronotum hornig, ebenfalls mit deutlichen Flecken, 
etwas schmäler oder so breit wie der Kopf, nach hinten verschmälert. Beine kurz (Fig. 70), 
fast gleich, das II. am längsten; überall mit verhältnismässig zahlreichen, langen Borsten 
besetzt; von der Spitze der Tarsen ragt ein Kranz meist gefiederter Borsten über den 
Grund der Klauen hinweg; letztere schlank, scharf und lang, anfangs an der Aussenkante 
gerade, dann gebogen, mit Basaldorn Tibienenden mit mindestens 2 (bis höchstens 4) 
Spornen, die sehr lang und dünn, von schwarzer l'arbe und daher von den übrigen 
Borsten sich kaum unterscheiden. — Abdomen rötlich mit weisslichen Linien an den 
Seiten; Seitenlinie und Kiemen fehlen, doch sind die Seiten der Segmente oft mit zahl. 
reichen, ungleich langen Härchen besetzt. Nachschieber gross, dreigliedrig, die 2 ersten 
Glieder weich, nur durch einen seichten Einschnitt von einander getrennt, das III. Glied 
chitinisiert, alle 3 mit ziemlich zahlreichen langen Haaren besetzt; Klauen lang, spitz, 
stark (an der concaven Kante etwas winkelig) gebogen, mit (Zolocentropus) oder ohne 
Rückenhaken (Fig. 79). 


Tabelle der Larven: 


Aı. Auf dem Clypeus 12—1I4 grössere Punkte, in einen mehr oder weniger regelrechten 
Kreis gestellt; Klaue der Nachschieber ohne starken Rückenhaken. (Bäche). 


Bı. Auf dem Clypeus bilden 14 Punkte einen oral-anal etwas zusammengedrückten 
Kreis: Plectrocnemia. 


Bz. Diese Punkte bilden einen oral-anal etwas verlängerten Kreis (Ellipse), die anal- 
wärts liegenden Punkte derselben deutlich grösser als die oralwärts liegenden: 
Polycentropus. 


As. Auf dem Clypeus keine kreisförmig gestellten Punkte; Gabellinienbinden sehr deutlich; 
Klaue mit starkem Rückenhaken; (stehende Gewässer): Holocentropus picicornis, STEPH. 


2. Die Puppen: sehr stark, stumpf spindelformig: Kopf quer-elliptisch, verhältnis- 
mässig klein. Fühler dick, Glieder kurz, etwa so lang wie der Körper. Labrum halb- 
kreisformig, mit vorgezogenem Vorderrande, mit 4 Paar langen und einigen kurzen 
Borsten. Mandibeln sichelförmig, sehr schwach, ungezähnt, mit 2 kurzen basalen Rücken- 
borsten (Fig. 106). Maxillartaster fünfgliedrig, letztes Glied so lang wie die übrigen 
zusammen; Labialtaster dreigliedrig, dasselbe Verhältnis. Flügelscheiden breit, stumpf 
zugespitzt, ungleich lang. Spornzahl 3, 4, 4; Sporne stark und lang, jene des II. und Ill. 
Paares schr ungleich; oft nur I. Glied der Mitteltarsen bewimpert, Mittelschienen und 
Mitteltarsen schwach erweitert (9). Letztes Tarsalglied mit deutlichen Klauen. Haft- 
apparat schwach, wie gewöhnlich. Seitenlinie fehlt, aber Kiemen vorhanden, fadenförmig, 


119 
zu zweien zusammen. Analanhänge ausgezeichnet durch je einen starken stumpfen Vor- 
sprung an der Seite, der stark (schwarz) beborstet ist; im allgemeinen den Genitalanhängen 
der Imago ähnlich (Fig. 123 und 124). 


Tabelle der Puppen: 
Aı, Gehäuse aus Blattstückchen gebaut, in stehenden Gewässern: Zolocentropus. 
As. Gehäuse aus Sandkörnchen oder kleinen Steinchen; Bäche. 
1. Mitteltarsen sehr schwach bewimpert (nur I. Glied): Plectrocnemia. 
2. Mitteltarsen stark bewimpert: Zolycentropus. 


I. Polycentropus flavomaculatus, PICT. 


PICTET (77, p. 220, Taf. XIX, Fig. 2) | Mac LACHLAN (86, p. 397) 


HAGEN (37, p. 222) 

Mac LACHLAN (42, p. 144) 
MEYER, A. (57, p. 157) 
MEYER-DUR (72, p. 418) 


KLAPALEK (237, p. 54) 
WALLENGREN (757, p. 150) 
SCIIMIDT-SCHWEDT (752, p. 49) 
STRUCK (799, p. 79) 


a. Larve: long. 12 mm; lat. 2 mm; gleichmässig breit, nur oralwärts etwas enger; 
Grundfarbe des Kopfes gelblich, nach hinten dunkler; Gabellinienbinde etwas gebrochen, 
auf und neben ihr zahlreiche dunkle Punkte, von denen etwa 1 Dutzend auf dem Clypeus 
eine Ellipse (Längsachse derselben oral-anal gerichtet) bilden; hinter diesen Punkten, 
eingeschlossen von den hinteren Asten der Gabellinienbinde ein querer, mondformiger, 
sehr heller Fleck. Pronotum wie der Kopf gefarbt, mit dunkleren Punkten, Hinterrand 
schmal schwarz. Die weichen Körperteile blass fleischfarbig. — Tibienende der Beine 
mit 2 langen und 1 kürzeren Sporn; Klaue der Nachschieber am Innenrande mit kleinen 
Spitzen besetzt (120/1); ohne Rückenhaken und ohne Rückendorn. 


b. Puppe: bis 7 mm long.; lat. bis 3 mm; sehr breit; die Spitze der Mandibeln 
nach innen rundlich erweitert; Mitteltarsen stark bewimpert. 


2. Plectrocnemia conspersa, CURT. 
Gattung Plectrocnemia: BURMEISTER (72. p. 913); BRAUER (25, p. XIX); KOLENATI (27, 
p. 212; Mac LACHLAN (42, p. 143); Mac LACHLAN (46, p. 394); WALLENGREN (757 
p. 148); MIALL (765). 
|. Mac LACHLAN (42, p. 143) 
MEYER-DÜR (72, p. 418) 
WALLENGREN (757, p. 149) 
KLAPALEK (757. p. 116) 
STRUCK (799, p. 79) 
a. Larve: long. 22 mm; lat. 3,5 mm; viel dicker als Philepotamus; auf dem 
Il. Abd.-Segm. am breitesten, oral- und analwärts etwas verengt. Kopf sehr gross und 
breit; Grundfarbe gelbbraun (oder dunkler); in den Vorderecken des Clypeus 4 dunkle 


PICTET (77, p. 216, 

Taf. XIX, Fig. ı) | 
KOLETATI (27, p. 195) | 
HAGEN (37, p. 222) | 
WALSER (39. p. 18) | 


120 

Punkte; auf der Stirn 14 Punkte in einem fast regelrechten Kreise angeordnet; Gabel- 
linienbinden nicht immer deutlich, an ihrer Stelle und auf den übrigen Teilen der Hinter- 
pleuren stets grosse dunkle Punkte; vorderer Abschnitt des Clypeus im ganzen dunkler, 
die von den 14 Punkten eingeschlossene Kreisfläche gewöhnlich heller; einer der mittleren 
Mandibelzähne durch seine bedeutende Grösse ausgezeichnet. Klaue der Nachschieber 
wie vorher, auf dem Rücken aber mit einem borstenförmigen, gebogenen anliegenden 
Dorn (80/1). 

b. Puppe: long. 8—13 mm; lat. 3—4 mm; sehr stark. Nur das I. Tarsalglied 
der Mittelbeine bewimpert. 


3. Plectrocnemia geniculata, MAC LACH. 


Larve und Puppe der vorigen sehr ähnlich; ich kann vorläufig nur die männliche 
Puppe von der Pl. conspersa-Puppe unterscheiden: untere Analanhänge medianwärts 
gekrümmt. (ULMER 794, p. 467), vgl. aber auch meine bei /%c/opotamus ludificatus ge- 
nannte Arbeit! 


4. Holocentropus picicornis, STEPH. 


? WALSER (39 p. 25) ULMER 784, p. 200) 
STRUCK (774) STRUCK (799, p. 79) 
STRUCK (780, Fig. 47) 

a. Larve: long. 16 mm; lat 2 mm; mittlere Segmente am breitesten; Kopf lang 
oval; Grundfarbe gelb mit deutlichem dunklen Gabelbande; auf dem Clypeus parallel mit 
den Gabelästen ebenfalls je eine Binde; Scheitel mit gereihten Punkten; weiche Teile 
des Körpers gelbrot oder rötlichweiss; Pronotum gelb, mit zahlreichen dunklen Punkten, 
die der Hauptsache nach in einer queren, dem Hinterrande genäherten Reihe stehen; 
Hinterrand schwarz -gesdumt. Klaue der Nachschieber mit einem deutlichen, stumpfen 
Rückenhaken (ähnlich bei einer zweiten Zolocentropus-Larve, die ich z. Z. nicht bestimmen 
kann (Fig. 79). 

b. Puppe: long. 7—10 mm; lat. 2—3 mm.  Maxillartaster: letztes Glied nur etwa 
so lang wie III. und IV. zusammen.  Mitteltarsen stark bewimpert. 


IV. Unterfamifie: Ecnominae. 
(Mac LACHLAN’s »Section V «). 

Bisher nur Zenomus und Zinodes in den Metamorphosestadien bekannt; dieselben 
zeigen wenig gemeinsame Merkmale, sodass spater wohl eine weitere Scheidung in Sub- 
familien eintreten muss. 

1. Die Larven: schlank, gleichmässig breit, bloss gegen den Kopf und nach 
hinten etwas verengt; dorsoventral comprimiert. Labrum quer-elliptisch. Stützplättchen 
der Vorderbeine in einen, 2 Borsten tragenden Fortsatz verlängert. Seitenlinie und Kiemen 
fehlen; Strikturen tief; Analdrüsen deutlich. Nachschieber lang, zweigliedrig. 


121 


Tabelle der Larven: 


Ai. Alle 3 Thoracalsegmente hornig: Zrnomus. 
Az. Nur Pronotum hornig: Tinodes. 
Bi. Kopf bleichgrün, Clypeus gelbbraun, ebenso der hintere Teil des Kopfes; weiche 
Teile grün: 7. waeneri, L. 
B;. Kopf und Prothorax braun, die übrigen Segmente rótlichbraun: 7. Rostockt MAC 
LACH. und 7. aureola, ZETT. 


2. Die Puppen: breit spindelförmig; Fühler schnurförmig; Mundteile auf der 
Vorderflache des Kopfes. Maxillartaster ftinfgliedrig. Mitteltarsen behaart. Seitenlinie 
und Kiemen fehlen. i 


Tabelle der Puppen: 


Aı. Mandibeln mit sehr breiter, viereckiger Basis und plötzlich schmaler werdender 
Schneide: Zenomus. (Spornzahl 3, 4, 4). 
As. Mandibeln sehr schlank, in einen langen, am Ende gespaltenen Fortsatz ausgezogen 


(cfr. Odontocerum!): Tinodes. (Spornzahl 2, 4, 4). 


Von den hier genannten Arten leben Zcromus und T. waeneri in stehenden oder 
langsam fliessendem Wasser; 7. Rostocki und T. aurcola in schnell fliessenden Gebirgsbächen. 


I. Gattung: Ecnomus, Mac Lach. 


Ecnomus tenellus, RBR. 
KLAPALEK (757, p. 119) 

a. Larve: Kopf lang clliptisch. Mundteile sehr prominent; Labrum mit 1 Paar 
gebogener Borsten am Vorderrande, dicht vor demselben mit 5 Paar gelber Haarborsten; 
Mandibeln schmal, meisselförmig, mit doppelter gezähnter Schneide, asymmetrisch. Maxillen 
und Labium schlank; Maxillarlobus schmal, konisch; Maxillartaster konisch, schlank, drei- 
gliedrig, zweites Glied sehr lang; Labiallobus ebenfalls sehr schlank, konisch, stark ver- 
schmälert, Taster lang, zweigliedrig. — Alle 3 Thoracalsegmente chitinisiert; die Schildchen 
vorn etwas breiter als hinten, Vorderecken abgerundet. Beine gleichlang und gleichstark, 
mit spärlichen schwarzen Borsten; Tarsalende mit spornartiger Borste (Riickenkante); 
Klaue mit Basaldorn. — Nachschieber walzenformig, das I. Glied weich, das II. chitinisiert; 
Klaue sehr stark gebogen, innen mit einem sehr deutlichen Spitzenkamme; kein Rücken- 
haken (Fig. 81). Grundfarbe des Kopfes gelb, mit sehr deutlicher brauner Zeichnung. 
Gabellinienbinde dehnt sich über die ganzen Pleuren aus und ist auf den lateralen Partien 
mit grösseren helleren Flecken gesprenkelt; hintere Kopfpartie hell; 2 helle Clypeusflecke, 
die durch eine quere braune Mittelbinde voneinander getrennt sind; Augen auf grossen, 
von der braunen Zeichnung umrahmten Makeln. Thoracalsegmente von der Farbe des 
Kopfes, aber vordere Partie breit braun (wiederum hell gesprenkelt). long. 8 mm; 
lat. 1,2 mm. 


16 


122 


b. Puppe: ca. 6 mm long; lat. 1,4 mm. cfr. Tabelle; Haftapparat ohne Plättchen 
(KLAPALEK). 

c. Gehäuse: Larven frei in losen Gängen aus Gespinstmasse (eins meiner Exemplare 
in dem Süsswasserschwamm ZpAydatia fluviatilis, L.); Puppengehäuse aus Sandkörnchen, 
gelegentlich mit Vegetabilien gemischt, gebaut. 


Il. Gattung: Tinodes, Leach. 


MAC LACHLAN (42, p. 131) WALLENGREN (757, p. 157) 
MAC LACHLAN (86, p. 412) MIALL (765). 

1. Larven: Gleichmässig breit, nur Kopf, Prothorax und die 2 letzten Segmente 
etwas enger. Kopf elliptisch oder kurz oval. Mundteile mässig prominent. Labrum mit 
zahlreicheren Borsten auf der Fläche (7. Rostocki). Mandibeln stark, schwarzbraun, meissel- 
formig, mit stumpfen Zähnen, asymmetrisch, auf dem linken Kiefer mit Innenbiirste. 
Maxillarlobus niedrig, halbkugelig, mit zahlreichen kurzen Borsten, innen und aussen mit 
längeren; Taster viergliedrig, drittes Glied sehr lang. Labiallobus nur als schmaler, 
langer, konischer Fortsatz entwickelt, ohne Taster (Fig. 44). — Nur Pronotum hornig. 
Beine kurz, stark, Vorderbeine etwas kürzer als die übrigen und viel stärker; Klauen sehr 
stark, kurz, mit breiter Basis, neben dem Basaldorn noch eine kurze starke Borste. — 
Nachschieber mässig lang, denen der Hydropsychinen am ähnlichsten; Rückenkante des 
distalen Endes (II. Glied) mit 6 starken schwarzen, in einem Büschel zusammenstehenden 
Borsten. Klaue stark, hakenförmig gebogen, ohne (?) Innenzähne und ohne Rückenhaken. 

2. Die Puppen: cfr. Tabelle! Spornzahl 2, 4, 4. 


I. Tinodes Rostocki, MAC LACH. 
KLAPALEK (757, p. 123) 

a. Larve: long. 9—11 mm; lat. 1,5 mm. Farbe des Kopfes »hellbraun, Clypeus 
ist dunkler, besonders auf dem vorderen Teile und in dem Winkel der Gabellinie sind 
3 hellere Punkte. Auf jeder Pleura ist hinter der Mandibelbasis eine hellgelbbräun- 
liche, grosse Makel, die besonders bei schwacher Vergrósserung auffallend ist. Auf den 
Schlafen ist jederseits ein dunkelbrauner Punkt und eine grössere Gruppe von helleren 
Punkten, welche sich zu den unteren Rändern des Hinterhauptsloches ziehen.« — Pro- 
notum »bräunlich, mit einer grossen Gruppe von hellen Punkten auf jeder Hälfte und 
2 solchen Punkten an der Mitte der Mittelnaht« (KLAPALEK). -- Mandibeln mit unregel- 
mässigen, wellenfórmigen Zähnen; Labrum auf der Oberfläche nahe der Mitte mit 3 Paar 


Borsten. 
b. Puppe: long. 4,5 mm; lat. 1,16 mm. Häkchen auf dem VI. Segment in der 


Form eines umgekehrten U angeordnet (KLAPALEK). 

c. Gehäuse: Larven in langen Gängen auf Steinen, aus feinen Sandkörnchen lose 
gebaut, in Gebirgsbächen. (Mein Exemplar von 7inodes sp. an der Küste des Ratzeburger 
Sees, ist wahrscheinlich 7. waenert.) Puppengehause lang-elliptisch, aus feinen Sand- 
kórnchen gebaut, 


123 


2. Tinodes waeneri, L. 


FOREL (90) | Mac LACHLAN (777, p. 56) 
MORTON (748, p. 38) | WALLENGREN (z5z, p. 157). 

Larve: »bright green, back of meso- and metathorax and abdominal segments 
tinted with brownish-grey. Head pale green; clypeus fuscous; posterior part also fuscous, 
broken up into spots behind the eyes. Prothorax fuscous; four pale spots on back and 
two pale patches on the sides.« Klaue der Nachschieber an der Innenkante mit 5 oder 
6 scharfen Zahnen (MORTON). 


3. Tinodes aureola, ZETT. 
MORTON (748, p. 38) | WALLENGREN (757, p. 158). 
Larve: »Head and prothorax brown, sprinkled with pale points, and pale about 


the eyes; other segments of a reddish-brown colour on back« (MORTON). 
Anmerkung: Weitere Untersuchungen über diese Gattung scheinen nötig. 


Von Hydropsychiden-Larven resp. Puppen sind bisher ungenügend bekannt: 
Hydropsyche ornatula, MAC LACH. (PICTET 17, HAGEN 37, MEYER-DÜR 72), Hydrops. lepida, P. 
(PICTET 17, HAGEN 37, WALLENGREN 251), Aydrops. guttata, P. (PICTET zz, HAGEN 37, 
WALLENGREN 151), £Lhilopotimus variegatus, P. (PICTET 77, HAGEN 37), Chimarrha margi- 
nata, L. (MULLER 728), Neureclipsis bimaculata, L. (RIS), Holocentropus dubius, RBR. (RIS), 
Cyrnus trimaculatus, CURT. (MEYER 57), Tinodes maculicornis, P. (PICTET zz, HAGEN 37, 
MAC LACHLAN 80), Tinodes dives, P. (PICTET zz, HAGEN 37); doch bedürfen auch einige 
der hier behandelten Arten der Nachpriifung. 


VI. Familie: Rhyacophilidae, STEPH. 


KOLENATI (27, p. 193) KLAPALEK (757, p. 162) 
Mac LACHLAN (42, p. 153) MIALL (765) 
MEYER-DÜR (72, p. 419) LAMPERT (777, p. 157) 
Mac LACHLAN (96, p. 429) STRUCK (799, p. 78) 
Rıs (741, p. 134) ULMER (200, p. 222). 


WALLENGREN (757, p. 162) 


1. Die Larven: Campodeoid, in der Mitte am breitesten; Strikturen zwischen den 
Segmenten sehr tief. Nur Pronotum hornig, es umfasst die ganze Riickenseite des 
Segments von einem Beine bis zum andern; Beine etwa gleichlang und gleichstark, nur 
sehr wenig an Länge zunehmend (Fig. 72). Mundteile prominent. Höcker des I. Segments 
und Seitenlinie fehlen; Kiemen entweder vorhanden (grosse Rhyacophilen) oder fehlend. 
Nachschieber entweder mächtig (Fig. 83, Rhyacophilen) oder klein, stets zweigliedrig, mit 
grosser Klaue. 


16% 


124 


Tabelle der Larven: 


Ay. Larven mit Kiemen: Rhyacophila (excl. Ah. tristis, PICT.). 
Bı. Kiemen in Büscheln zu etwa 10—12 zusammen: Ráyac. septentrionis, Mac LACH., 
R. praemorsa, MAC LACH., R. nubila, ZETT., R. vulgaris, PICT. ctc. 
Be. Kiemen in Büscheln zu 4 zusammen: ZAhyac. glareosa, Mac LACH. 
Az. Larven ohne Kiemen. 
Cı. Nachschieber sehr gross,’ Klaue mit 3 lIockerzahnen an der konkaven Seite: 
Rhyac. tristis, PICT. 
Cr. Nachschieber kurz, Klauen ohne Hocker: Glossosomatinae. 
Di. Meso- und Metanotum mit je 2 kleinen Chitinschildchen: Ayap. fuscipes. CURT. 
D:. Meso- und Metanotum ganz häutig. 
Ei. Larve mit Gehäuse: Glossosoma. 
Es. Larve ohne Gehäuse (?): Agapetus comatus, PICT. 


2. Die Puppen: Spindelförmig, stark; Fühler kürzer als der Körper, stark faden- 
formig. Labrum abgerundet, fünfeckig bis halbkreisformig. Mandibeln (Fig 108 u. 109) 
stark, gebogen, mit einigen grossen Zähnen auf der Schneide. Maxillartaster fünfgliedrig, 
das letzte Glied kurz. Haftapparat nicht wie gewöhnlich, insofern als bei A/yacophida und 
Glossosoma der Hinterrand des (III. IV. und V., bei Agapetus nur der Hinterrand des 
IV. Segments mit je 2 dörnchentragenden Plättchen besetzt ist. Kiemen und Seitenlinie 
fehlen. Das letzte Segment deutet durch seine Form die Genitalanhänge der Imago an. 
(Nach KLAPALEK.) 


Tabelle der Puppen: 


Aı. Spornzahl 3, 4, 4: Rhyacophila. 
As. Spornzahl 2, 4, 4: Glossosomatinae. 


3. Die Gehäuse: Larve entweder ohne Gehäuse (Rhyacophilac und Agapetus comatus, 
PicT. [f]) oder (die übrigen Glossosomatinae) sie besitzt ein Gehäuse in der Form eines 
halben Ellipsoids, welches vorn und hinten auf der basalen Fläche eine Öffnung hat und 
aus groben Sandkörnchen gebaut ist. Die Puppen besitzen sämtlich feste, aus groben 
Sandkörnchen oder kleinen Steinchen hergestellte Gehäuse, auch ellipsoidisch gebaut, aber 
unten stets offen und mit dieser Öffnung an Steinen etc. unbeweglich im Bache befestigt. 
Die Puppen ruhen in einem festen, gelbbraunen oder rotbraunen, spindelförmigen, durch- 
scheinenden Cokon, welcher nur am Hinterrande an das Gehäuse befestigt ist (Gegensatz 
zu den Hydropsychiden). 


I, Unterfamilie: Rhyacophilinae. 
(Mac LACIILAN's »Section II:.) 
(Gattung Rhyacophila.) 


1.. Larven: Etwa am II. Abd.-Segment am breitesten. Kopf sehr lang eiförmig, 
verhältnismässig klein, von oben und unten etwas zusammengedriickt; Grundfarbe blass- 
gelb mit dunkler Fleckenzeichnung (gewöhnlich ist ausser anderem die hintere Partie des 


A: 


Clypeus dunkel). Die Augen stehen ganz vorn, gerade hinter der Mandibelbasis; Clypeus 
(Fig. 11) ziemlich breit, hinten fast spitz dreieckig, mit tiefem Seitenrandausschnitt vor 
der Mitte, dahinter rundlich erweitert. Fühler ganz rudimentär, zwischen den Augen und 
der Mandibelbasis. Mundteile sehr prominent. Labrum (Fig. 22) quer-elliptisch, mit 
grosser Gelenkmembran, mit Haarborsten auf der Fläche und am Vorderrande (dieser oft 
vorgezogen); Seiten- und Vorderrand mit Haaren besetzt. Mandibeln (Fig. 36) schwarzbraun, 
messerförmig, kurz, mit 2 Fühlborsten am Rücken und einem (gewöhnlich) Zahne auf der 
Schneide, ohne Innenbürste (cfr. auch RA. odtusidens!). Maxillartaster (Fig. 46) viergliedrig, 
konisch, gebogen; Maxillarlobus stäbchenförmig, mit spärlichen Borsten und einigen Dornen; 
Labiallobus sehr klein, stumpf kegelformig, mit kleinen, zweigliedrigen Tastern. — Nur 
Pronotum hornig, viereckig, blassgelb, stets mit schwarzem Hinterrande, der oralwärts 
gerundet eingezogen ist, und oft mit deutlicher Fleckenzeichnung. Beine (Fig. 72) stark, 
kurz, hellgelbbraun, die Chitinteile schwarz gesäumt, mit wenigen schwarzen Borsten; am 
Ende der Tibien stets ein Kranz von solchen (etwa 4—6); Klauen stark, kurz, stumpf, 
mit sehr kurzem Basaldorn. — Die weichen Teile grünlich oder rötlich gefärbt, Unterseite 
heller, ziemlich flach; an der Seite jedes Abd.-Segments ein Kiemenbüschel, ein ebensolches 
über der Basis der Mittel- und Hinterbeine. Letztes Segment auf dem Rücken mit quer- 
länglicher Chitinplatte. Nachschieber von allen bekannten am kompliziertesten gebaut, 
stark, zweigliedrig, mit grosser starker Klaue, die an ihrer Innenkante drei stumpfe Dorne 
trägt; meist ist noch eine zweite schlankere, säbelförmig gekrümmte Klaue vorhanden 
(nicht bei A. tristis, wo auch die Kiemen gänzlich fehlen); Basis des ersten Gliedes in 
einen stumpfen, S-förmigen Haken verlängert. Das letzte Segment, das auf der dorsalen 
Fläche 2 schwarze Chitinhaken trägt, ist gewöhnlich in das vorletzte eingezogen (cfr. 
Fig. 82 und 83). 


Tabelle der Larven: 


Aı. Keine Kiemen; Nachschieber nur mit einer Klaue: As. tristis, PICT. 
As. Mit Kiemen: 
Bi. Kiemen in Büscheln von 4 starken Fäden miteinander verbunden: RA. glarcosa, 
Mac LACH. 
Bz. Kiemen in Büscheln von ca. 10—ı2 schwächeren Fäden miteinander verbunden: 
Rh. septentrionis, MAC LACH., Ah. praemorsa, MAC LACH., AA. vulgaris, PICT., 
Rh. obtusidens, MAC LACH., RA. nubila, ZETT. 


2. Puppen: Breit spindelförmig. Kopf quer-elliptisch; Labrum halbkreisförmig, 
mit langen Borsten. Mandibeln sehr stark, sensenförmig, mit scharfer Spitze, asymmetrisch; 
Schneide der linken Mandibel mit 2, die der rechten mit 3 grossen Zähnen (Fig. 108); 
diese wie der übrige Teil der Schneide gesägt; 2 Rückenborsten. Maxillartaster fünf- 
gliedrig, letztes Glied nicht das längste (und nicht so lang wie die vorigen zusammen). 
Labialtaster dreigliedrig; drittes Glied lang. — Flügelscheiden kurz, abgerundet. Sporn- 
zahl 3, 4,4. Sporne lang und schlank, spitz. J. und III. Beinpaar kahl. Mitteltarsen 
lang bewimpert; alle Beine mit 2 grossen Klauen. — Auf dem Hinterrande des IV. 
und V. Segments je 2 Chitinplättchen mit oralwärts gerichteten Häkchen (cfr. 2A. 


126 


septentrionis!) Seitenlinie und Kiemen fehlen. Das Abdomen der 99 läuft allmählich 
stumpf konisch zu, ohne Anhänge. Die Analanhänge der d'd erinnern an die Genitalien 
der Imago. | 


Gattung: Rhyacophila, Pıcr. 


BURMEISTER (72, p. 908) | Mac LACHLAN (96, p. 456, Division B.) 
BRAUER (25, p. XIX) | Mac LACHLAN (96, p. 459, Division C.) 
Mac LACHLAN (42, p. 154) . | LAMPERT (177, p. .157) 

MEYER-DUR (72, p. 431) STRUCK (799, p. 79) 


MAC LACHLAN (96, p. 436, Division A.) 


. Allgemeine Charaktere wie in »Rhyacophilinaes. | 

Aus Mac LaCHLAN's »Division A.« sind genau bekannt: Rh. obtusidens, MAC 
LACH.; AA. nubila, LETT. Rh. septentrionis, MAC Laci; AA. pracmorsa, Mac LACH. 
Rh. vulgaris, PICT. aus »Division B.«: AA. tristis, one LACIL;. aus »Division C.« Ah. 
glareosa, MAC Lic 

| Die 4 (oder 5) bekannten Larven der »Division A. « sind einander in Färbung 

und Organen sehr ähnlich. Die Grundfarbe des Kopfes ist bei allen diesen weisslich, 
gelblich oder gelbbräunlich; die Ventralfläche ist stets ganz ungefleckt; nur der Hinter- 
hauptslochrand ist schwarz gesäumt; auf der dorsalen Kopffläche sind gewöhnlich ein 
etwa dreieckiger, den ganzen Hinterwinkel des Clypeus ausfüllender Fleck und 1 sehr ver- 
schieden gestaltete, in anal-lateraler Richtung auf die hinteren seitlichen Pleurateile ziehende 
Binde jederseits dunkel; medianwärts schliessen sich diese Binden an die hinteren Teile 
der Gabellinienäste an und tragen ebenso wie der Clypeusfleck einzelne oder mehrere 
helle Punkte. — Diese Figuren und Flecke scheinen im allgemeinen weniger zu variieren 
als diejenigen der Zyéropsyche-Larven; allerdings werden diese dunklen Flecke manchmal 
undeutlicher, der Clypeusfleck verschwindet manchmal sogar vollständig; doch habe ich 
Ubergange der einzelnen Arten in einander (bezüglich der Fleckenzeichnung) kaum gefunden. 
Hinterrand des Pronotum oralwärts stark eingebuchtet und schwarz gesäumt. 


- 1. Rhyacophila obtusidens, MAC LACH. 


ULMER (794 p. 491). 

a. Larve: long. 13—15 mm; lat. ca. 2,5 mm. Kopf gelblich, mit recht dunklem 
Clypeusfleck (dieser mit etwa 6 in einem Bogen zusammenstehenden, undeutlichen helleren 
Punkten) und sehr breiten Pleurabinden, die bis fast an die Ventralflache des Kopfes 

S hinunterreichen, am Vorderrande in 2 Teile geteilt sind, auf der hinteren 
Partie einen grossen hellen Punkt aufweisen und medianwärts auf dem Scheitel 
und näher der Hinterhauptsnaht recht eng an einander stossen (Fig. M.). 


v Die weichen Teile rötlich oder grünlich, die Unterfläche heller. — Clypeus 
in der hinteren Partie noch deutlich schlanker als in Fig. 11. — Mandibeln 
| Figur M. bei allen Ahyacophila-Larven asymmetrisch (Fig. 36); die linke Mandibel ist 


Rh, obtusidens.  rinnenformig ausgehóhlt, die rechte nicht, besitzt aber einen stumpfen Zahn; 
beim Kauen gleitet die rechte Mandibelspitze in die Aushöhlung der linken hinein. 


E. 


' b. Puppe: long, ca. 11 mm; auf dem Hinterrande des III., IV. und V. Segments 
Chitinplattchen mit oralwärts gerichteten Häkchen. Fühler bis fast zum Hinterleibsende, 
Flügelscheiden bis zum Ende des V. Segments. | | | 


2. Rhyacophila nubila, ZETT. 
KLAPÁLEK (733. p. 57) | STRUCK (7969, Taf. IV, Fig. 5). 

a. Larve: long. ca. 22 mm; lat. ca. 4 mm; der vorigen recht ahnlich, doch sind 
die Flecke braun, die hellen Punkte deutlicher; auf den Pleurabinden, die medianwärts 
hinter der Clypeusspitze weit auseinander weichen, stehen ausser dem grossen hellen 
Punkte noch etwa 6 andere, kleinere, medianwarts von diesem; wie bei der vorigen ist 
auf dem Pronotum ein breiter, unregelmässiger Hinterrandssaum (von brauner Farbe hier, 
dort grauschwärzlich). — Clypeus nicht so schlank wie bei voriger; cfr. Fig. IT. 

b. Puppe: long. 14 mm; lat. 3 mm. Fühler kaum bis an das Ende des VI. Abd.- 
Segm., Flügelscheiden kaum das Ende des IV. Segments erreichend. Auf dem Hinterrand 
des III. Abd.-Segm. fehlen die 2 Plättchen. (KLAPÁLEK). - 


3. Rhyacophila vulgaris, PICT. 


PICTET (zz, Taf. XV, Fig. 1) HAGEN (37, p. 143) 
BURMEISTER (72, p. 909) RIS (zg7, p. 137): 
BREMI (76) ULMER (794, p. 492) 
KOLENATI (27, p. 196) Ä 
.. a. Larve: long. ca. 20 mm; lat. ca. 3—3,5 mm. Grundfarbe des Kopfes weisslich; 
die Fleckenzeichnung grauschwärzlich; die Pleurabinden schmal, in einen anal- — 4—34 
ateralwärts gerichteten Ausläufer verlängert (Fig. N.); der bei den andern — 
Larven sich findende helle grosse Punkt ist auch hier durch die schwarze 
Borste angedeutet; die Pleurabinden durch eine schmale gebogene, oral-anal- 
wärts verlaufende hellere Linie gezeichnet, jederseits dieser Linie dunklere 
Punkte auf der Binde; die dunklere Querbinde des Pronotum-Hinterrandes Figur N. 
in 3 Flecke aufgelöst, von denen der grössere mittlere einige ganz kleine X4. vulgaris. 
Punkte nahe seiner oralen Spitze zeigt. | 
b. Puppe: long 9—12 mm; lat. 3 mm. Fühler bis zum Anfang der Analanhänge, 
Flügelscheiden bis zur Mitte des V. Segments, III. Segment ohne Chitinpláttchen (?). 


4. Rhyacophila septentrionis, MAC LACH. 
KLAPÁLEK (757, p. 126) | STRUCK (799, Taf. IV, Fig. 4) 

a. Larve: long. bis 22 mm; lat. bis 4 mm.  Grundfarbe weisslich bis gelblich, 
Fleckenzeichnung bräunlich oder dunkelbraun. Die Pleurabinden sind stets durch eine 
breitere helle Langsbinde in 2 grosse Teile geteilt; bei heller gefarbten Larven wird der 
Clypeusfleck undeutlich, dann aber treten auf den Pleurabinden und auf dem ganzen 
Pronotum zahlreiche, in Gruppen und Reihen geordnete dunkle Punkte auf. 


128 


b. Puppe: long. 12—14 mm; lat. 3—3,5 mm. Fühler bis zu Anfang des IV. (9) 
oder Ende des V. (9) Abd.-Segm., Flügelscheiden bis zum Anfang des IV. Segments 
reichend. Haftapparat wie bei RA. obtusidens, MAC LACH. 


5. Rhyacophila glareosa, MAC LACH. 

Mac LACHLAN (706, p. LX XVIII) ZSCHOKKE (776) 

RIS (747, p. 137) 

Larven: long. bis 22 mm; lat. ca. 3 mm. Bezüglich der Unterscheidung von den 
übrigen cfr. Tabelle! (Kiemen). Kopf und Pronotum gelb bis hellgelbbraun gefärbt; Kopf 
mit ziemlich undeutlichen bräunlichen Flecken; Pleurabinden besonders undeutlich, nur 
durch schwach dunklere Schattierungen mit zahlreichen braunen Punkten vertreten, ähnlich 
wie bei RA. septentrionis, MAC LACH., geteilt. 

Puppe unbekannt. 


6. Rhyacophila tristis, PICT. 


PICTET (7z, Taf. XV, Fig. 2) MAC LACHLAN (96, p. 434; 456) 
BURMEISTER (72, p. 909) MAC LACHLAN (706, p. LXXVIII) 
KOLENATI (27, p. 194) RIS (747, p. 137) 

HAGEN (37, p. 143) ULMER (794, p. 492) 


a. Larve: long. ca. 7 mm; lat. 1,5 mm. Kopf ganz dunkel (schwarzlich), ohne 
Zeichnung. Pronotum gelb. Nachschieber ohne säbelförmige Klaue (Fig. 82); keine Kiemen. 

Puppe unbekannt; vgl. aber meine bei Philopot. ludificatus genannte Arbeit! 

Die von mir (785) p. 373 beschriebene Metamorphose von A4. praemorsa, MAC 
LAcIL, konnte ich leider nicht mehr nachprüfen, da durch ein Versehen ihre Larven mit 
einigen von AA. septentrionis, MAC LACH., vermischt wurden. Die Larven von XA. glarcosa, 
Mac Lacı. und AA. tristis, PICT., sind nicht durch Aufzucht festgestellt. — Ich besitze 
noch eine Anzahl von Ahyacophila-Larven, die im übrigen denen von RA. seffentrionis 
ahnlich sehen, sich aber von ihnen durch das auffallig verlangerte Mesonotum unter- 
scheiden. — Eine etwa 4 mm lange (wohl jugendliche Larve), die auf dem Kopfe ganz 
hell gefärbt ist, besitzt weder Kiemen, noch die zweite säbelförmige Klaue, noch auf der 
Innenkante der grossen Klaue jene 3 Hocker. 


IL, Unterfamilie: Glossosomatinae. 
(Mac LACHLAN's »Section III. «) 
MAC LACHLAN (96, p. 470). 

1. Larven: ziemlich gleichmässig breit, dorso-ventral wenig comprimiert; Kopf 
mehr rundlich und ventralwärts gebogen; im allgemeinen den raupenfórmigen Larven 
ähnlicher; Strikturen zwischen den Segmenten aber tief. Fühler rudimentär, doch deutlicher 
als bei den vorigen, aus 2 nebeneinander stehenden zweigliedrigen Stäbchen zusammen- 
gesetzt (ähnlich wie bei den Philopotaminen). Clypeus ähnlich dem vorigen (Fig. 12). 
Mundteile prominent. Labrum quer-viereckig, mit abgerundeten Vorderecken, vorn schwach 


129 

ausgeschnitten, mit Borsten und Seitenbiirste. Mandibeln stark (Fig. 37), messerformig, 
am Ende rinnenformig ausgehöhlt; in dieser Rinne ein Büschel von stabchenartigen Borsten; 
an der Innenkante eine Reihe ähnlicher; 2 Rückenborsten. Maxillen und Labium sehr 
eng verwachsen; Maxillartaster klein, wenig höher als breit, dreigliedrig (manchmal 
undeutlich geringelt); Maxillarlobus niedrig, stark beborstet; Labiallobus stumpf kegelformig ; 
Taster rudimentär, zweigliedrig. — Nur Pronotum ganz hornig, bei Agapetus fuscipes 
Mesonotum und Metanotum mit je 2 kleinen Chitinschildchen; Beine stark, nach hinten 
allmählich etwas länger, blassgelbbraun; Tibienende mit Endsporn (cfr. die Gattungen!); 
Klaue kurz und stark, mit Basaldorn. — Kiemen und Seitenlinie fehlen; weiche Teile 
gelbbraun; letztes Segment oben durch ein queres Schildchen geschützt. Nachschieber 
gut entwickelt, dreigliedrig; erstes Glied sehr lang, ganz mit Chitin gedeckt (dunkel) und 
mit feinen Spitzen besät; drittes Glied klein, Klaue mit Rückenhaken (Fig. 84). 


| Tabelle siehe vorher! 

2. Puppen: breit spindelformig, fast cylindrisch. Fühler entweder sehr kurz 
(Agapetus p. p.) oder etwa bis an das Ende des Abd. reichend (Glossosoma). Labrum halb- 
kreisfórmig bis quer-elliptisch, an der Basis jederseits in einen Lappen vorgezogen; mit 
Borsten (am Vorderrande 3 Paare) Mandibeln ähnlich wie bei Rhyacophilinen; Schneide 
fein geságt und mit 2, manchmal verschieden grossen Zahnen; 2 kleine Rückenborsten 
(Fig. 109). Maxillartaster fünfgliedrig, Labialtaster dreigliedrig. —- Flügelscheiden zugespitzt. 
Spornzahl der Beine 2,4, 4; Sporne meist gross und spitz.  Tibien und Tarsen der 
Mittelbeine sehr erweitert und stark bewimpert; die übrigen Beine kahl. Haftapparat 
mit feinen, kleinen Spitzen besetzt; stets auf dem Hinterrande des IV. Segments (bei 
Glossosoma auch des V.) 2 Chitinplättchen, die mit oralwärts gerichteten Spitzen besetzt 
sind (sonst wie gewöhnlich). Seitenlinie und Kiemen fehlend. Analanhänge an die 
Genitalien der Imago erinnernd. 


Tabelle der Puppen: 
Ai. Fühler etwa so lang wie der Körper. 
Bi. Chitinplattchen auf dem Hinterrande nur des IV. Segments: Agap. comatus, PICT. 
und Agap. laniger, PICT. 
Bz. Chitinplättchen auf dem Hinterrande des IV. und V. Segments: Glossosoma. 
A-. Fühler viel kürzer als der Körper: Agapetus fuscipes, CURT. 
3. Gehäuse: cfr. allgemeine Charakteristik dieser Familie! 


I. Gattung: Glossosoma, Curr. 
PicrET (zz, Taf. XV. Fig. 4) | Mac LACHLAN (96, p. 470) 
KOLENATI (27, p. 199) | KLAPALEK (757, p. 129) 
MAC LACIILAN (42, p. 161) | STRUCK (799, p. 79) 
Glossosoma Boltoni, CURT. 
a. Larve: long. 9 mm; lat. 1,6— 1,8 mm. Grundfarbe des Kopfes dunkelbraun; 


Augen in grösseren hellen Flecken; auf der Mitte des Clypcus 2 grössere helle Punkte; 


17 


1350 


Gelenkmembran heller; Labrum auf der hinteren, breiten chitinisierten Fläche fast schwarz. 
Pronotum braun, hinten und besonders vorn heller; Vorderrand gerade, mit scharfen 
Ecken; Seiten sehr schräge, analwärts convergierend, hinterer Rand also viel kürzer als 
vorderer. Beine mit grossen braunen Stützplattchen; ventrale Fläche des Prothorax auch 
mit einem schmalen, braunen Plattchen. Labrum nicht ganz chitinisiert (cfr. Goerinae!); 
Tibienden mit 2 erweiterten, flachen, gefransten Dornen; Klauen der Beine mit einem 
Basaldorn, der auf einem starken Vorsprung steht (cfr. ibid!). 

b. Puppe: long. 6—8 mm; lat. ca. 2 mm (oder mehr) cfr. Tabelle! Mandibeln 
mit einem grossen und 1 kleineren Zahne dahinter. 

c. Geháuse: cfr. oben! long. 9 mm; lat. 6 mm; aus kleinen Steinchen gebaut; 
auch Larve mit Gehäuse. — Bäche. 


Il. Gattung: Agapetus, Curr. 


Mac LACHLAN (42, p. 163) | WALLENGREN (257, p. 165) 
Mac LACULAN (96, p. 476) | 


cfr. allgemeine Charaktere! 


1. Larven: Labrum ganz chitinisiert; ventrale Flache des Prothorax ohne Pláttchen; 
Basaldorn der Beinklaue nicht auf einem so starken Vorsprung wie bei Glossosoma; Tibien- 
ende jederseits von dem Endsporn mit einem gefiederten Plättchen. 

2. Puppen: Im allgemeinen wie bei Glossosoma. 2 Plättchen nur auf dem Hinter- 
rande des IV. Segments (ausser den gewöhnlichen, auf den Vorderrändern befindlichen). 

3. Gehäuse: Wie vorher, aber kleiner und öfter aus groben Sandkörnchen gebaut. 


I. Agapetus fuscipes, CURT. 
KLAPALEK (757, p. 131) | STRUCK (780, Fig. 44 u. 45) 

a. Larve: long. 6,6 mm; lat. 1,5 mm. Grundfarbe des Kopfes, des Pronotum 
und der 2 Chitinplättchen auf dem Meso- und Metanotum gelbbraun bis dunkelbraun; 
Beine etwas heller. Die 2 Plättchen des Mesonotum stehen dicht zusammen und sind 
grösser als die 2, auch weiter auseinander befindlichen Plättchen des Metanotum. 

b. Puppe: long. 5—6 mm; lat. 1.5 mm. Fühler bis zur Mitte oder zum Ende 
des IV. Abd.-Segments. Mandibeln mit 2 grossen Zähnen. 


2. Agapetus comatus, PICT. 


PICTET (zz, Taf. XV, Fig. 3) MEYER-DUR (72, p. 422) 
HAGEN (37, p. 143) KLAPALEK (233, p. 59). 
a. Larve: long. 5 mm; lat. 1 mm. Grundfarbe des Kopfes und des Pronotum 
glänzend gelbbraun; Meso- und Metanotum háutig. Kein Larvengehäuse (?) (KLAPÁLER). 
b. Puppe: long. 3,5 mm; lat. ı mm. Fühler bis zum Körperende; Mandibeln 
mit 2 grossen Zahnen. 


SES. 


3. Agapetus laniger, PICT. 
ULMER (794, p. 467.) 
Nur die Puppe bekannt: long. 3 mm; Gehäuse: long. 4 mm. Schneide der 
Mandibeln mit einem grossen und darunter mit einem winzigen Zahn; Fühler bis zum 
Korperende. 


Von anderen Rhyacophiliden sind noch die Metamorphosestadien folgender Arten 
ungenügend bekannt: A’. pracmorsa, MAC LACH. (ULMER 790, p. 373), KA. torrentium, P. 
(PICTET), Rh dorsalis, CURT. (MAC LACHLAN 42 u. 96), RA. hirticornis, MAC LACH. (PICTET, 
Ris), Glossos. vernalis, P. (PICTET, HAGEN 37), Ptilocolepus granulatus, P. (KOLENATI 27). 


VII. Familie: Hydroptilidae, Pict. 


MAC LACHLAN (42, p. 90) WALLENGREN (757, p. 105) 
Mac LACHLAN (706, p. 502; KLAPALEK (757, p. 135) 

p. 520—23) LAMPERT (773, p. 158) 
Ris (747, p. 140) ULMER (200, p. 223). 


1. Die Larven: Campodeoid; Abdomen viel stärker als Thorax und Kopf. 
Kopf länglich eiförmig. Fühler deutlich, im allgemeinen etwa.so gross wie die Mandibeln. 
Labrum quer-viereckig oder quer-elliptisch, mit Borsten, oft mit grosser Bürste. Mandibeln 
asymmetrisch, manchmal die linke langer als die rechte. Kiefertaster viergliedrig, manchmal 
lang und schlank. Labialtaster zwei- oder dreigliedrig. Alle 3 Thoracalsegmente hornig. 
Beine in den Gattungen von verschiedener Bauart, entweder untereinander ziemlich gleich, 
oder die Hinterbeine viel lànger als die Vorderbeine (etwa wie bei den Leptoceriden). 
Hocker, Seitenlinie und Kiemen fehlen; doch finden sich bei /thytrichia ventrale und 
dorsale (!) Ausstülpungen des Abdomen, welche Kiemenfunktion besitzen. Nachschieber 
kurz, zweigliedrig, mit starken Klauen. 


Tabelle der Larven: 
Aı. Beine etwa gleich lang: 
Bi. Abdomen auf dem Rücken mit kleinen Gllansehlschen: Stactobia. 
B». Abdomen ganz háutig: Aydrofptila. 
Az. Beine sehr ungleich lang: 
Ci. Abdomen mit Ausstülpungen: /thytrichia. 
Ce. Abdomen ohne Ausstülpungen; Vordertibie mit einem grossen dreieckigen, den 
Endsporn tragenden Fortsatze. 
Ei. Gehäuse flaschenfórmig: Oxyethira. 
Es. Gehäuse mit tiefen Längsrillen auf der Oberflache, dem Kümmelsamen 
ähnlich: Orthotrichia. 
Es. Gehäuse etwa 9 mm lang, die Seiten (Kanten) etwas vorgezogen (in der 
Mitte): Agraylea. 


17* 


2. Die Puppen: Spindelförmig. Fühler stark, schnurformig, viel kürzer als der 
Körper. Labrum entweder ganz unbehaart oder mit sehr wenigen Härchen. Mandibeln 
stark, mit breiterer Basis und schmaler, zugespitzter Schneide, stets ohne Rückenborsten. 
Maxillartaster fünfgliedrig. Haftapparat mit Plättchen auf dem Vorderrande des HI. bis 
VI. resp. VII. Segments und auf dem Hinterrande des III. bis V. Segments. Kiemen 
und Seitenlinie fehlen. Letztes Segment stumpf oder mit Loben, welche an die Genitalien 
der Imago erinnern. (Nach KLAPALEK ) 


Tabelle der Puppen (Gehäuse): 


Ai. Gehäuse mit feinen Sandkörnchen bedeckt: /ydroptila (cfr. auch Stactobia !) 
As. Gehäuse ganz aus (meist grünlicher) Gespinnstmasse. 
Bi. Gehäuse ca. 9 mm lang; in der Mitte der Seiten etwas. vorgezogen, flach; in 
stehenden Gewässern: Ayraylea (und Allotrichia?) 
Be. Gehäuse weniger als 4 mm lang. 
Cı. Gehäuse glatt. 
Di. Gehäuse flaschenfórmig: Oxyethira. 
Ds. Gehäuse tonnenfórmig, mit 2 kurzen Röhren an den Enden; in flachen, stark 
fliessenden Gewässern: Stactobia. 
Ds. Gehäuse kolbenförmig, mit einer kurzen Röhre am Vorderende; in fliessendem 
Wasser: /thytrichia. 
C». Gehäuse mit vertieften Längsriefen, gewölbt: Orthotrichia. 
3. Die Gehäuse: Frei beweglich, bedeutend grösser als die Larve, von sehr ver- 
schiedener Gestalt (cfr. Tabelle!); beide Enden offen. Puppengehäuse dem Larvengehäuse 
meist gleich (cfr. aber //hytr. und Stactob.!), an beiden Enden auf dem Substrate befestigt. 


I. Gattung: Agraylea, Curr. 


Mac LACHLAN (42, p. 91). 


Agraylea pallidula, CURT. 


? RATHKE (20, p. 402) MORTON (726) 
HAGEN (37, p. 115 STRUCK (774, p. 23) 
. und p. 234) STRUCK (780, Fig. 49). 

a. Larve: long. 6 mm; lat. 1 mm. Körper am III. und IV. Segment am 
breitesten. Kopf schr hell, um den Hinterrand dunkler; Thoracalsegmente bräunlich. 
Labrum quer-elliptisch, kurz, sehr breit, am Vorderrande mit 3 Paar Borsten. Mandibeln 
messerfórmig, auf der Schneide mit niedrigen, wellenformigen Zähnen.  Maxillarlobus an 


der Innenkante dicht mit dicken Borsten besetzt; Maxillartaster mit 4 untereinander fast . 


gleichen Gliedern.  Labialtaster dreigliedrig, letztes Glied aber nur borstenförmig. — 
Beine von sehr verschiedener Länge; Vorderbeine am kürzesten und stärksten; Schenkel 
und Schiene sehr breit und kurz, die konkave Kante sehr klein; Trochanter und Femur 
mit je 2 langen Borsten am Innenrande; Tibie mit Fortsatz, einer langen Borste und 


‚133 


ausserdem noch mit 2 kleinen Borstenbüscheln und einer Reihe kleiner Borsten auf der 
Fläche; Tarsus mit einer Mittelborste und hinter derselben mit haarförmig feinen Spitzen; 
Klaue länger als der Tarsus, mit borstenförmigem Basaldorn; die beiden andern Paare 
von etwa gleicher Länge, sehr schlank; Femur mit 2 kurzen und ı langen Borste, Tibie 
mit 2 Endspornen, die aber weit voneinander und vom Ende entfernt stehen, und einer 
längeren Borste; Tarsus mit 2 Dornen vor der Spitze; Klauen sehr lang, schlank, wenig 
gekrümmt, mit langem borstenförmigen Basaldorn; die Beborstung der Aussenkanten 
aller Beine wenig zahlreich. — Letztes Segment mit Schutzplättchen. Nachschieber kurz, 
eingliedrig, Klaue stark gekrümmt, ohne Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 4—6 mm; lat. bis 1 mm. Spornzahl o, 3, 4. Flügelscheiden 
schr schmal und scharf zugespitzt; Gehäuse cfr. Tabelle! 


Il. Gattung: Oxyethira, Ear. 
I. Oxyethira costalis, CURT. 


PICTET (zz, Taf. XX, MORTON (231) 

| Fig. 11 [?)) KLAPALEK (745) 
HAGEN (37, p. 234 [?]) KLAPÄLEK (757. p. 138) 
Mac LACHLAN (726) LAMPERT (775, p. 158) 
MÜLLER (770) STRUCK 780, Fig. 50). 


a. Larve: long. 3 mm; lat. 0,7 mm. Thorax klein und schmal, Abdomen schr 
breit, am breitesten am V. Segment, von dort wieder allmahlich etwas schlanker. Kopf 
verhältnismässig klein, eiförmig, gelblich, um den Hinterrand herum bráunlich. Thotacal- 
segmente dunkler als der Kopf; alle Hinter- und Seitenrander schwarzlich; die hintere 
Hälfte aller 3 Segmente braun. — Beine (Fig. 73) im allgemeinen wie bei Ayraylca; auch 
Endsporne der Vordertibie auf einem deutlichen Vorsprung. Klaue der Nachschieber mit 
cinem kleinen Rückenhaken. 

b. Puppe: long. 3 mm; lat. 0,6 mm. Spornzahl o, 3, 4; Flügelscheiden wie vor. 
Gehäuse flaschenformig; long. 3—3,5 mm. (Eines meiner Exemplare (Puppengehause) ist 
ohne die »Tellerchen« 5 mm lang.) Gehäuse vorn mit 1 Haftfaden jederseits. 


2. Oxyethira tristella, KLAP. 


(Imago von KLAPALEK beschrieben in Entom. Month. Mag., II. Series, Vol. VI. 1895, 
p. 168—169.) 
KLAPALEK (777, p. 11). 

a. Larve: long. 4 mm; lat. 1 mm. Beine verhältnismässig kürzer, auch die 
mittleren und hinteren Klauen kürzer als bei Ox. costalis. sodass bei Ox. costalis das Ver- 
haltnis der Klauc zum Tarsus 1:1,11 ist, bei Ox. tristella aber (Mittelbein) 1: 1,27, resp. 
(Hinterbein) 1 : 1,42. Bei Ox. costalis die Innenkante der Tibien mit kleinen Dórnchen, 
bci Ox. tristella glatt (nach einer bricflichen Mitteilung des Herrn Prof. KL APALEK). 

b. Puppe: Gchäuse vorn mit 2 Haftfaden. 


134 


IIl. Gattung: Orthotrichia, Ear. 


Orthotrichia Tetensii, KOLBE. 


MORTON (777) STRUCK (780, Fig. 48). 
KLAPALEK (777. p. 9) ` 
a. Larve: long. 4—5 mm; lat. ca. ı mm. In der Ferm den Oxyethira- und 
Hydroptila-Larven am meisten ähnlich. Kopf verhältnismässig klein. Kopf und Thoracal- 
segmente bräunlich, letztere hinten und an den Seiten schwarz gerandet. — Mandibeln 
von sehr verschiedener Grösse (linke grösser); Maxillartaster gross, schlank, viergliedrig, 
die Glieder etwa gleichlang. Labialtaster auch gross, dreigliedrig. Beine ähnlich wie 
vorher, aber Endvorsprung der Vordertibie nur kurz, dreieckig; vor der Tarsusmitte 
2 schwächere Dornen; Vorderklaue schlank, wenig gebogen, mit spitzem dünnen Basal- 
dorn; diese Klaue etwas länger als der Vordertarsus, während die beiden andern Klauen 
etwa Tarsuslange haben; am Grunde von deren Basaldorn steht noch eine kurze Spitze; 
vor dem Ende der Tibien 2 dünne Sporne zusammenstehend, am Tarsusende 2 ähnliche, 
aber weit auseinander befindliche. Schutzplättchen des letzten Segments am Hinterende 
mit 6 langen und 2 ganz dicken Borsten besetzt; Klaue der Nachschieber sehr stark 
gekrümmt, einfach. 
b. Puppe: long. 3, 26 mm; lat 1 mm. Spornzahl o, 3, 4. Mandibeln sehr 
kurz. Gehäuse siehe Tabelle! 


IV. Gattung: Ithytrichia, EAT. 
Ithytrichia lamellaris, EAT. 


MORTON (236) ^— RICHTERS (297) 


KLAPALEK (777, p. 6) | NEEDHAM (795) 
ULMER (788) — LAUTERBORN u. RIMSKY-KORSAKOW (202) 
a. Larve: long. 3 mm; lat. 1,1 mm. Hinterleib, von der Seite gesehen, sehr 
breit, infolge von Ausstülpungen an den Segmenten. Kopf und Thorasalsegmente bräunlich. 
Fühler zweigliedrig, erstes Glied lang, zweites kurz, mit 2 feinen Borsten. Mandibeln 
meisselförmig, sehr stark, gebogen, mit ausgehöhlter Schneide und mehreren Zähnen. 
Maxillartaster schlank, gebogen, viergliedrig. Beine von verschiedener Länge, vordere 
kurz, aber kaum verbreitert; alle Tibien mit 2 Endspornen (ohne Höcker), deutlich aber 
nur auf den Vorderbeinen. Klauen gross, vordere von Tarsuslänge, gekrümmt, mit einem 
grösseren und einem kleineren schwächeren Basaldorn (?). Nachschieber durch grosse 
Chitinplatten geschützt, mit langen Borsten besetzt, kurz, eingliedrig, mit stark gebogener 
einfacher Klaue. ! | 
b. Puppe: long. ca. 3 mm; lat. ca. I mm. Spornzahl o, 3, 4. 
Das Larvengeháuse wird vor der Verpuppung durch einen cylindrischen Fortsatz 
am Vorderende verlangert, sodass es dann keulenformige Gestalt bekommt (long. 4,1 mm; 
lat. 1,5 mm. 


135 


V. Gattung: Hydroptila, DALM. 


BURMEISTER (72, p. 906) Mac LACHLAN (55) 
Mac LACHLAN (42. p. 93, Taf. H, | EATON (705) 
Fig. 4 u. 31) 

a. Larven: Segmente bis zum V. Abd-Segm. allmählich dicker, von dort an 
wieder rasch verschmälert, Kopf verhältnismässig klein, kurz oval. — Labrum quer- 
viereckig, mit abgerundeten Vorderecken und schwach ausgeschnittenem Vorderrande, mit 
vielen Haaren und langen Borsten besetzt. Mandibeln stark, asymmetrisch, dreieckig, 
die rechte messerförmig, mit stumpfem Zahne auf der Schneide, die linke meisselförmig, 
am Ende rinnenförmig ausgehöhlt. Maxillarlobus kegelförmig, stark, mit dichtstehenden 
Borsten; Maxillartaster viergliedrig, kegelförmig, so lang wie der Lobus; Labium halb- 
kugelig, mit grossem zweigliedrigen Taster. Beine (Fig. 74) kurz, stark, ziemlich ‚gleich, 
alle Glieder stark beborstet; Tibien mit 2 Endspornen. Klauen lang, schlank, mit Basal- 
dorn; Vordertibie auffallend verbreitert. Nachschieber kurz, mit kurzer starker Klaue, 
die Rückenhaken trägt. Letztes Segment mit 3 säbelförmigen Anhängen (wohl Analdrüsen). 


b. Puppen: Mandibeln schlank. Flügelscheiden schmal und scharf zugespitzt. 
Spornzahl o, 2, 4. 


c. Gehäuse: länglich nieren- oder bohnenformig, mit Sandkörnchen bedeckt. 


I. Hydroptila Mac Lachlani, KLAP. 
KLAPÁLEK (757. p. 135) | LAMPERT (277, p. 158) 


a. Larve: long. 3,75 mm; lat. 0,75 mm. Kopf und Thoracalsegmente gelb, 
bräunlich angehaucht, mit dichter, grauer, kurzer Behaarung; letztere hinten und an den 
Seiten schwarz gerandet. Labrum ausser mit 3 Paar langen Borsten am Vorderrande 
medianwürts noch mit 2 Paar kürzeren. Mandibeln mit etwa gleichlangen Rückenborsten. 
Klaue der Nachschieber mit 3 Rückenhaken. 


b. Puppe: long. ca. 3 (8), ca. 4 (9) mm; lat. 0,75 mm. Labrum jederseits am 
Vorderrande mit 1 Börstchen. — (Larve und Puppe nach KL APALEK). 


2. Hydroptila sparsa, CURT. 


PicrET (zz p. 225, Taf. XX, | KOLENATI (7&. p. 105) 
Fig. 11) | KLAPÁLEK (777 p. 1) 


a. Larve: an Länge, Breite, Ausschen etc. der vorigen ähnlich; Klaue der Nach- 
schieber aber nur mit 1 Rückenhaken. Labrum wohl nur mit den 3 längeren Borsten; 
Mandibeln mit 2 ungleich langen Borsten. | 


b. Puppe: long. ca. 3 mm; lat. ca. ı mm. Labrum vorn mit 2 Paar Borsten. 


136 


VI. Gattung: Stactobia, MAC LACH. 


Mac LACHLAN (706. p. 516). 


Stactobia Eatoniella, MAC LACH. 
MAC LACHLAN (706, p. 518) | KLAPÁLEK (777, p. 3) 

a, Larve: long. 2,25 mm; den Zydroptila-Larven am ähnlichsten (IH. und IV. 
Abd.-Segm. am breitesten), von allen andern bisher bekannten durch die kleinen Chitin- 
schildchen, welche sich auf der dorsalen Fläche des I. bis IX. Abd.-Segm. finden, leicht 
unterscheidbar. -— Beine fast gleich, stark; Klauen stark, etwa so lang wie die Tarsen, 
mässig gebogen, am Grunde stark dreieckig erweitert und in dem dadurch gebildeten 
Winkel einen geraden Dorn tragend. Klaue der Nachschieber einfach, stark. (Nach 
KLAPALEK). 

b. Puppe: long. 1,73—2,13 mm; lat. 0,35—0,45 mm. Spornzahl 1, 2, 4. Labrum 
mit einem im stumpfen Winkel gebrochenen Vorderrande; Mandibeln klauenformig, mässig 
gebogen, allmählich von der breiten Basis gegen die Spitze verschmälert. (Nach KLAPALEK). 


c. Gehäuse: »tonnenformig, von oben und unten zusammengedrückt, mit schiefer 
Vorder- und Hinteröffnung; es besteht aus einen feinen, inneren Membran, welche aussen 
mit einer feinen Schicht von mikroskopischen mineralischen Körnchen bedeckt ist. Die 
Puppengehäuse sind vorn und hinten (cfr. /thytrichia!) in ein kurzes Röhrchen verlängert 
und durch eine feste gewölbte Membran verschlossen.« (KLAPALEK). — Prof. KLAPALEK 
fand die Larven und Puppen »in einer Quelle, welche als eine sehr dünne Schicht von 
Wasser über die Untermauer in den Strassengraben herabrieselte.« 


Mitteilungen über die Metamorphosestadien von Aydroptila pulchricornis, PICT., 
finden sich bei Picrer (zz Taf. XX, Fig. 10) und bei HAGEN (37, p. 234). — Ich kenne 
noch eine dritte Hydroptila (viell. A. Rheni, Ris), deren Larve durch sehr dunkle Färbung 
der Chitinteile sich auszeichnet. 

Ungenügend bekannt sind ferner die Metamorphosestadien von Allotrichia pallwor- 
nis, EAT., Hydroptila pulehricornis, Pict, (PICTET, HAGEN 37), Stactobia fuscicornis, SCHNEIDER 
(KOLENATI 78, Mac LACHLAN 2406). 


TI. 


12. 


I}. 


14. 


15. 


10. 
17. 


Literatur. 


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bis 1742. III. Tome. 1737. 


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. Berlin. Magazin, Band IV (1767) p. 363—369. Nachricht von dem Wasserwurm, 


der sein Gehäuse in süssem Wasser von kleinen Tellerschnecken baut. 


. DEGEER, K, Abhandlungen zur Geschichte der Insekten, übersetzt von J. A. E. GOTZE. 


II. 1. p. 368—425. Nürnberg 1778. 


. SCHROTER, J. S., Die Geschichte der Flussconchylien mit vorzüglicher Rücksicht 


auf diejenigen, welche in den thüringischen Gewässern leben. Halle 1779. 


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wasser (F. A. MEYER's Magazin für Tiergeschichte, Göttingen) Tom. 1. p. 56—80. 
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1805, p. 75 —100. 


. RAMDOHR, Abhandlungen über die Verdauungswerkzeuge der Insekten. Halle 1811. 
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4 Bande. I. p. 510—513. Frühere engl. Ausgaben (Introduction to Entomology): 
London 1818; 1822—1823; 1822— 1828. 

PICTET, F. J., Recherches pour servir à l'histoire et à l'anatomie des Phryganides. 
Genf 1834. 

BURMEISTER, HERM., Handbuch der Entomologie. II. 2. Berlin 1839, p. 882—935 
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WESTWOOD, J. O., An Introduction to the modern Classification of Insects. London 
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RAMBUR, M. P., Histoire naturelle des Insectes Névroptéres. Paris 1842; p. 467 
bis 468 und p. 502. 

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22. 


70. 


37. 


JS. 


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Augsburg 1862. p. 37—45 (Goera pilosa F.). 


. SNELLEN VAN VOLLENIIOVEN, S. C., Over stekaas en wat daaruit voortkomt. Kon. 


Zool. Genootsch. Amsterdam 1862. p. 143—153. 


. WESTWOOD, J. O., Trans. Ent. Soc. London, 3. ser., Vol. L, 1862—1864. Proc. 


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1864. p. 307—317. cfr. auch: Proc. Zool. Soc. London 1863. p. 78—80, und: 
Ann. Mag. Nat. Hist. 3. Ser. Vol. 12, 1863, p. 399— 401. 


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Month. Mag. Vol. L 1864, p. 125—126 (wahrscheinlich Setodes sp, feine Sand- 
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Gehäuse in 2 Gruppen: vollkommene Röhren: Phryganiden, Limnophiliden, Sericosto- 
matiden, Hydroptiliden, Leptoceriden; und nicht vollkommene Rohren, unvollstandig 
an derjenigen Seite, mit welcher sie befestigt sind: Rhyacophiliden und Hydro- 


psychiden.) 
HAGEN, H., Über Phryganiden-Gehäuse, Stett. Ent. Ztg. 25. 1864. p. 113—144; 
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PARFITT, E., Life-history of Anabolia nervosa LEACH. Zoologist Vol. 22. 1864. p. 43. 


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40. 


_139_ 


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bis 214 und p. 217—233. Teil I und Teil VI. 


. Mac LACHLAN, ROBERT, Trichoptera Britannica. Trans. Ent. Soc. London. 3. Ser. 


Vol. V. p. 1—184; pl. 1—14. 


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BRAUER, FR., Fünfter Bericht über die auf der Weltfahrt der kaiserlichen Fregatte 
Novara gesammelten Neuropteren. Verh. zool.-bot. Gesellsch. Wien. XV. 1865. 
p. 975—977 (allgemeine Charaktere der Larven und Puppen von Helicopsyche aus 
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59. 


00. 
Or. 


62. 


63. 
64. 
65. 


66. 


79: 


140 
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203. ULMER, GEORG, Über die Anpassung einiger Wasserlarven an das Leben in fliessenden 
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204. SILFVENIUS, A. J., Über die Metamorphose einiger Phryganeiden und Limnophiliden. 
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205. —, Uber die Metamorphose einiger Hydropsychiden. Acta Soc. pro Fauna et 
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206. SPEISER, P., Kein neuer Typus von Hypermetamorphose! Zool. Anz. XXVI. 
p. 515—516 (ZtAytrichia lamellaris EAT.). 


Anmerkung: Die hier genannten Arbeiten beziehen sich nur auf die Metamor- 
phose der Trichopteren; alle rein systematischen Werke sind nicht mit aufgezahlt, sondern 
nur dann angeführt, wenn sie auch grössere Abschnitte über die Biologie enthalten. 

Uber die genannten Schriften ware noch zu bemerken, dass bei weitem nicht 
alle Arbeiten die Metamorphose genau genug behandeln, um die Art wiederzuerkennen ; 
als brauchbar für diesen Zweck wären vielleicht zu nennen No. 77 p.p. 45, 54, Ó2, 70. 
120, 132. 1533. 130, 139, 145. 147. 148, I5IP.P., 157, 159, IÓO, 104, 171. 173 P.P., 174 p.p. 
177, 150 P.P., 187, 184, 188, 189, 190, IQI, 194, 195, 190, 197, 198. 199, 200, 201, 202, 204, 205. 

Leider sind mir von den im Verzeichnis aufgefiihrten 206 Schriften nicht alle 
bekannt, sodass im speziellen Teile die Literaturangaben wohl einige Lücken aufweisen. 


Au 


Die in No. 205 genannte Hydropsychiden-Arbeit von SILFVENIUS konnte leider 
nicht mehr berücksichtigt werden; doch sollen hier als Nachtrag wenigstens kurze 
Angaben über die drei Arten folgen, deren Metamorphose dort zum ersten Mal be- 
schrieben wurde. 


1. Wormaldia subnigra, MAC LACH. 
SILFVENIUS (205, p. 6). 


Zu den PAilopotaminae gehörig. 


a. Larve: long. 6-7 mm. Grundfarbe des Kopfes und Pronotum gelb oder 
gelblich; Kopf an den Seiten, besonders im vorderen Teile, blasser. Kopf und Pronotum 
mit einigen undeutlichen dunkleren Punkten, auf ersterem an den hinteren Partien und 
auf letzterem hauptsächlich bei der Mittellinie. — Dorsale Fläche des Labium in der 
Mitte mit einer Erhöhung, deren Seiten stärker chitinisiert sind; in der Mitte dieser Er- 
höhung eine runde Grube, und schräg nach aussen und nach hinten von dieser Grube 
jederseits eine Borste. Klauen der Beine mit 2 Basaldornen, der eine kurz und spitz, 
des andere blass, haarähnlich, aus breiterer Basis sich verschmälernd. 


b. Puppe: long. 5—6 mm; lat. 1,5 mm (g); long. 6,5—7 mm; lat. 1,5—2 mm (9). 
Tarsen und Tibien beim 9 nicht verbreitert. Chitinplättchen des VI. Segments mit 
nur I grossen, gebogenen spitzen Häkchen. Dorsalseite des IX. Segments jederseits mit 
einer stunipfen Erhöhung (d), bei 9 ähnliches auf der Ventralflache. Die Penisanlage 
reicht viel weiter analwärts als bei PAlopotamus — Bache. 


2. Neureclipsis tigurinensis, FBR. 
SILFVENIUS (205. p. 11). 
Zu den ZPolycentropinae gehörig. 


a. Larve: long. 13—16 mm; lat. 1,5—2,5 mm. Grundfarbe des Kopfes dunkel- 
gelb, nach den Seiten hin blasser; wie die übrigen Larven dieser Unterfamilie mit zahl- 
reichen deutlichen Punkten; charakteristisch für die Neureclipsis-Larve ist eine Querreihe 
sehr deutlicher Punkte, welche sich (sehr schwach analwärts gekrümmt) über die hintere 
Halfte des Clypeus hinzieht. Rechte Mandibel ohne Innenbürste; Klaue der Nachschieber 
ohne Rückenhaken, aber an der concaven Seite mit kleinen Spitzen. 


b. Puppe: long. 7—8 mm; lat. 1,5—2 mm' (d); long. 8— 10 mm; lat. 2—3 mm (9). 
Die oberen Sporne der Hinterbeine gleich lang, sehr breit, mit ihrer Basis verwachsen. 
Mitteltarsen und -Tibien des 9 erweitert. Klauen deutlich. Auf dem II. Segment ein 
nach oben gerichteter, auf dem VII. Segment ein nach oben und ein nach unten gerichteter 
Kiemenfaden. — Bäche. Gehäuse schwarzbraun, aus Sekret, Schlammteilen etc. gebaut, 
nicht fest. 


148 


3. Psychomyia pusilla, FBR. 
SILFVENIUS (205, p 18). 
Mit Tinodes verwandt. 


a. Larve: long. 4,5 mm; lat. ı mm. Grundfarbe des Kopfes gelb oder braun, 
ohne deutliche Punkte. Mandibeln mit ı bis 2 deutlichen Zähnen. Vorderklauen der 
Beine gebogen, kürzer als bei 77»odes, Basaldorn dicker und neben diesem eine blasse 
Borste, die länger is als bei Tinodes. 


b. Puppe: long. 4,3--4,8 mm; lat. 1,3 mm. | Mandibeln ähnlich wie bei Tinodes, 
aber an der Spitze nicht gespalten, sondern der sehr lange schlanke Fortsatz zweimal 
(wellenformig) gekrümmt. 


Agapetus CURT. 130. 
comatus PICT. 130. 
fuscipes CURT. 130. 
laniger PICT. 130. 

Agraylea CURT. 132. 
pallidula MAC LACH. 132. 

Agrypnia CURT. 40. 
pagetana CURT. 40. 

Anabolia STEPH. 60. 


laevis ZETT. 62. 
nervosa LEACH. 61. 
sororcula MAC LACII. 
Apataninae 74. 
Apatania KOL. 74. 
fimbriata PICT. 75. 
muliebris MAC LACH. 75. 
Beraeinae Q5. 
Beraca STEPH. 
maurus CURT. 
Beracodes EAT. 
minuta L. 96. 
85. 


96. 
96. 
Q6. 


Brachycentrinae 


Brachycentrus CURT. 86. 
montanus KLAP. 87. 
subnubilus CURT. 87. 

Chaetopteryx SYEPH. 70. 
villosa FBR. 70. 

Colpotaulius KOL. 49. 
incisus CURT. 49. 

Crunoecia MAC LACH. 9r, 
irrorata CURT. QI. 

Diplectrona WESTW. 115. 
felix Mac LACH. 115. 


Index. 


—— 


Drusus STEPH. 71. 
discolor RBR. 71. 
trifidus Mac LACH. 73. 

I 20. 

Ecnomus MAC LACH. 
tenellus RBR. 121. 

Enoiyla RBR. 71. 
pusilla BURM. 71. 


Fenominae 
121, 


128. 
Glossosoma CURT. 129. 
Boltoni CURT. 129. 
Glyphotaelius STEPH. 49. 
pellucidus RETZ. 50. 
punctatolincatus DEG. 

SI. 

Goera LEACH. 83. 
pilosa FBR. 83. 

Grammotaulius KOL. 

50. 


Glossosomatinae 


50. 
Goerinae 


50. 
atomarius FBR. 


Halesus STEPII. 67. 
auricollis PICT. 69. 
digitatus SCHRK. 68. 
interpunclatus ZETT. 
ruficollis PICT. 69. 
tesselatus RBR. 67. 

Holocentropus 

Mac LACH. 
picicornis STEPH. 

Holostomis HAG. 42. 
phalacnotdes E. 42: 

Aydropsychidae 111. 

Hydropsychinae 112. 


68. 


120. 


120. 


Hydropsyche PICT. 
angustipennis CURT. 
instabilis CURT. 115. 
pellucidula CURT. 115. 
saxonica MAC LACH. 115. 

Hydroptilidae 131. 

Hydroptila DALM. 135. 
Mac Lachlani KLAP. 
sparsa CURT. 135. 


114. 
115. 


135. 


Ithytrichia EAT. 
lamellaris EAT. 


134. 
134 


Lastocephala COSTA. 
basalis KOL. 91. 
Lepidostomatinae 89. 
Lepidostoma RBR. QO. 
hirtum FBR. 9o. 
92. 
Leptocerinae 100, 
Leptocerus LEACH. 100. 
annulicornis STEPH. 
aterrimus STEPU. 
bilineatus L. 101. 
senilis BURM. 100. 
Limnophilidae 42. 
Limnophilinae 46. 
Limnophilus LEACH. 51. 
auricula CURT. 53. 
bipunctatus CURT. 52. 
centralis CURT, 54. 
decipiens KOL. 59. 
despectus WALK. 54. 
extricatus L. 55. 
flavicornis FBR. 


gl. 


Leptoceridae 


102. 
IOI, 


56. 


fuscicornis RBR. 56. 
griseus L. 53. 
lunatus CURT. 60. 
nigriceps LETT. 58. 


politus Mac LACH. 
59. 
52. 


58. 
rhombicus L. 
sparsus CURT. 
stigma CURT. 58. 
vittatus FBR. 51. 
xanthodes MAC LACH. 

Lithax MAC Lach. 84. 
obscurus HAG. 84. 


Micrasema MAC LACH. 
longulum MAC LACII. 
minimum MAC LACH. 

Micropterna STEIN. 66. 
nycterobia MAC LACH. 
sequax MAC LACH. 

Molanninae 97. 

Molanna CURT. 98. 
augustata CURT. 
cincrea HAG. 98. 

Molannodes MAC LACH. 
Zelleri MAC LACH. 

Mystacides LATR. 103. 

IOS. - 

105. 


66 


98. 


98. 


azurea L. 
longicornis L. 
nigra L. 105. 


Neureclipsis Mac LACH. 
147. 
40. 


tigurinensis FBR. 
Neuronia LEACU. 

reticulata L. 41. 

ruficrus SCOP. 41. 
Notidobia STEPH. 80. 
80. 


ciliaris L. 


Odontocerinae 


99. 
Odontocerum LEACH. 


99. 


99. 


albicorne 


55. 


88. 
88. 
88. 


67. 


98. 


BR 


Oecetis MAC LACH. 
furva RBR. 108. 
lacustris PICT. 109. 
ochracea CURT. 100. 
Struckii KLAP. 110. 

Oligoplectrum Mac LACH. 88. 


107. 


maculatum FOURC. 88. 
Orthotrichia EAT. 134. 
Tetensit KOLBE 134. 
Oxyethira EAT. 133. 
costalis CURT. 133. 
tristella KLAP. 133. 
Phacopteryx KOL. 63. 


brevipennis CURT. 63. 
Philopotaminae 116. 
Philopotamus LEACH. 

ludificatus MAC LACH. 

montanus DONOV. 
34. 

37. 
39. 
37. 
39. 


116, 
117. 
117. 
Phryganeidae 
Phryganea L. 
grandis L. 
minor CURT. 
obsoleta HAG. 
striata L. 38. 
Plectrocnemia STEPH. 
conspersa CURT. 


119. 
119. 


geniculata MAC LACH. 120. 


Polycentropinae 117. 
Polycentropus 
Mac Lacu. 
flavomaculatus PICT. 
Psychomyia LATR. 
pusilla FBR. 148. 


119. 
119. 


Rhyacophilidae 123. 

Rhyacophilinae 124. 

Rhyacophila PICT. 124. 
glareosa Mac Lac. 
nubila ZETT. 127. 


128. 


— -4688- 


obtusidens MAC LACH. 
septentrionis 
Mac Lach. 
tristis PICT. 128. 
vulyaris PICT. 127. 
Sericostomatidae 76. 
78. 
Sericostoma LATR. 
pedemontanum 
Mac LACH. 
personatum SPENCE. 
Setodes RBR. 102. 
argentipunctella 
Mac LACH. 
tineiformis CURT. 
| Silo CURT. 83. 
nigricornis PICT. 
| pallipes FBR. 84. 
| Stactobia MAC LACH. 
Eatoniella MAC LACH. 
Stenophylax HAG. 63. 
dubius STEPH. 70. 
latipennis CURT. 64. 
luctuosus PILL, 64. 
nigricornis PICT. 65. 
| rotundipennis BRAUER 
stellatus CURT. 63. 


Sericostomatinae 


80. 


80. 
80. 


103. 
102. 


83. 


136. 
136. 


65. 


Tinodes LEACH. 122. 
aureola ZETT. 123. 
Rostocki Mac LACH. 

123. 

Triaenodes MAC LACII. 
bicolor CURT. 107. 
conspersa CURT. 107. 


122. 
waeneri L. 
106. 


Wormaldia MAC LACH. 
occipitalis PICT. 117. 
subnigra MAC LACH. 


117. 


144. 


Verzeichnis der Abbildungen. 


Textfiguren. 


Textfigur A. (p. 9.) Raupenförmige Larve von Limnophilus flavicornis. 6/1. 
Textfigur B. (p. 9.) Campodeoide Larve von Zolocentropus picicornis. 8/1. 
Textfigur C. (p. 13.) Maxilla et Labium von Grammotaulius atomarius. 60/1. 
I. — Labium. 2. = Maxilla. 3. — Maxillarlobus. 4. — Maxillartaster. 
5. = Labiallobus. 6. = Labialtaster. 
Textfigur D.—N. Etwas schematisierte Kopfzeichnungen der folgenden Larven (vergrössert). 


D. (p. 34.) Phryganea striata. |. J. (p. 66.) Stenophylax rotundipennis. 
E. (p. 56.) Zimnophilus flavicornis. K. (p. 101.) Leptocerus aterrimus. 
F. (p. 59.) Limnophilus rhombicus. |. L. (p. 105.) Mystacides longicornis. 
G. (p. 61.) Anabolia nervosa. | M. (p. 126.) Rhyacophila obtusidens. 
H. (p. 62.) Anabolia laevis. | N. (p. 127.) Rhyacophila vulgaris. 


Tafel I (Larvenorgane). 
Fig. ı—ı2. Clypei. 


1. Phryganea striata, 15/1. 7. Odontocerum albicorne. 20/1. 
2. Grammotaulius atomarius. 20/1. 8. Hydropsyche pellucidula, 22/1. 
3. Drusus discolor. 20/1. 9. Plectrocnemia geniculata. 20/1. 
4. Notidobia ciliaris. 20/1. 10. Philopotamus montanus. 30/1. 
5. Silo pallipes. 40/1. 11. Rhyacophila septentrionis 40/1. 
6. Brachycentrus subnubilus. 40/1. 12. Glossosoma Boltoni. ca. 70/1. 


Fig. 13—22. Labra. 


13. Phryganea striata, 20/1. 
I4. Grammotaulius alomarius. 40/1. 


18. Silo pallipes. 75/1. 

19. Leptocerus aterrimus. 60/1. 

15. Apatania fimbriata, 62/1. 20. Hydropsyche pellucidula. ca. 20/1. 
16. Notidobia ciliaris. 40/1. 21. Philopotamus montanus. 40/1. 

17. Brachycentrus subnubilus. 75/1. 22. Rhyacophila septentrionis, 40/1. 


——— — 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


23—35. Mandibeln. 

23. Phryganea striata, 20/1. a. = linke, 
|». b. = rechte Mandibel. 

24. Grammotaulius atomarius, ca. 30/1. 

25. Limnophilus vittatus. ca. 90/1. 

26. Apatania fimbriata. 62/1. 

27. Notidobia ciliaris. 40/1. 

28. Brachycentrus subnubilus. 75/1. 

29. Silo pallipes. 78/1. 


30. 


34. 
35. 


40/1. a. Mandibel 
von oben, b. dieselbe von der 
Seite geschen. 


Molanna angustata. 


. Triaenodes bicolor. 125/1. 
. Oecetis furva. 40/1. 
. Hydropsyche pellucidula. 40/1. a. —linke. 


b. — rechte Mandibel. 
Plectrocnemia geniculata. 40/1. 
Philopotamus montanus. 40/1. 


Tafel II (Larvenorgane, Forts.). 


36—37. Mandibeln. 


36. Rhyacophila septentrionis. 80/1. 
a. — linke, b. = rechte Mandibel. 


38—46. Maxillen und Labia. 

38. Phryganca striata, 20/1. 

39. Chactopteryx villosa. 40/1. (vgl. 
auch Textfigur C.!) 

40. Silo pallipes. 75/1. 

4I. Leptocerus aterrimus. 6211. 


47—60. Beine. 


47. Phryganca obsoleta. 15/1. a. =Vor- 
derbein, b. = Mittelbein, c. = 
Hinterbein, 

48. Holostomis phalacnoides. 40/1. Tar- 
sus und Kralle des Vorderbeines. 

49. Limnophilus flavicornis, 20/1. a. = 
Vorderbein, b. = Mittelbein, 
c. = Hinterbein. 

50. Stenophylax dubius. ca. 12/1. a. = 
Vorderbein, b. = Mittelbein, 
c. = Hinterbein. 

51. Drusus discolor. a. == Vorderbein 
ca.10/1,b. =Ilinterbein ca.10/1, 
c. — Innenkante des Vorder- 
schenkels ca. 35/1. 

52. Drusus trifidus. 10/1. a. = Vorder- 
bein. b. — Hinterbein. 


37. 


Glossosoma Boltoni. 75/1. 


. Oecetis furva. 40/1. 

. Hydropsyche pellucidula. 30/1. 
. Tinodes waencri, 75/1. 

. Plectrocnemia conspersa. 30/1. 
. Rhyacophila septentrionis. 40/1. 


53. Apatania fimbriata. 40/1. Tibia, Tarsus 
und Klaue des Vorderbeines. 

54. Notidobia ciliaris. ca. 15/1. 

55. Lepidostoma hirtum. 20/1. 

56. Goera pilosa. a. = Mittelbein. 20/1, 
b. = Klaue desselben Beines 
120/1. 

57. Brachycentrus subnubilus. a. == Vorder- 
bein. 20/1, b. = Mittelbein. 20/1, 
c. — Innenkante des Mittel- 
schenkels. 80/1. 

58. Micrasema minimum. 40/1. a. = Vorder- 
bein, b. — Hinterbein. 

59. Micrasema longulum, 75/1. Tarsus und 
Klaue des Hinterbeines. 

60. Beracodes minuta, 40/1. a. -- Vorder- 


bein, c. Hinterbein. 


153 


Tafel III (Larvenorgane, Schluss.) 


Fig. 61—74. Beine. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


61. 


62. 


63. 


64. 
65. 
66. 


67. 


Odontocerum albicorne. ca. 12/1. 
a. — Vorderbein, b. = Mittelbein. 

Molanna angustata. ca. 12/1. a. = 
Vorderbein, b. = Mittelbein, 
c. — Hinterbein. 

Molanna angustata. 60/1. Klaue 
mit einem Teile des Tarsus 
(Hinterbein). 

Leptocerus aterrimus. 30/1. a. 
Vorderbein, b. -= Hinterbein. 
Mystacides azurea. 30/1. a. 
Vorderbein, b. — Hinterbein. 
Setodes tineiformis. 60/1. Tibie, Tar- 
sus und Klaue des Mittelbeines. 
Triaenodes conspersa. 40/1. Anor- 
maler Mitteltarsus mit 3 Klauen. 


— 


75--84. Nachschieber. 


85—90. 


85 


86. 
87. 


. Phryganea striata, 20:1. 

. Glyphotaclius pellucidus. 40/1. 
. Notidobia ciliaris, ca. 75/1. 

. Hydropsyche pellucidula, 
. Holocentropus picicornis. 20/1. 


ca. 10/1. 


68. 


69. 


70. 


71. 
72. 


73. 
74. 


80. 
81. 
82. 
83. 
84. 


Triaenodes bicolor. | 10/1. Hinterbein 
mit Schwimmhaaren. 
Hydropsyche pellucidula. a. == Vorder- 


bein. ca. 10/1. b. = Hinterbein. 


ca. 5/1. 
Polycentropus flavomaculatus. a. == Vor- 
derbein. ca. 15/1. b. Tarsus 


und Ende der Tibia. ca. 40/1. 
Philopotamus montanus. 25/1. 


Rhyacophila septentrionis. ca. 10/1. a. = 
Vorderbein, b. = Hinterbein. 

Oxyethira costalis. 125/1. Hinterbein. 

Hydroptila sp. (Rheni?) 125/1. a. == 
Vorderbein, b. = Mittelbein. 


Philopotamus montanus. Ca. 25/1. 
Ecnomus tenellus. 75/1. 
Rhyacophila tristis. 40/1. 
Rhyacophila septentrionis. 40/1. 
Glossosoma Boltoni. ca. 75/1. 


Tafel IV (Puppenorgane). 


Labra. 

Phryganea striata. 30/1. 
Grammotaulius atomarius. 40/1. 
Lithax obscurus. 75/1. 


91—109. Mandibeln. 


9I. 
92. 
93. 
94. 
95. 
96. 
97. 
98. 
99. 

100. 

IOI. 


Phryganea striata, 30/1. 
Phryganea obsoleta. 30/1. 
Neuronia reticulata, 30/1. 
Grammotaulius atomarius. 40/1. 
Apatania fimbriata. 62/1. 
Notidobia ciliaris. 40/1. 
Brachycentrus subnubilus. 75/1. 
Silo pallipes. 75/1. 

Beracodes minuta. 62/1. 
Odontocerum albicorne. 40/1. 
Leptocerus aterrimus. ca. 75/1. 


88. 
89. 
89. 


102. 
103. 
104. 
105. 


106. 
107. 


108. 


109. 


Triaenodes conspersa. 125/1. 
Setodes argentipunctella, 225/1. 
Hydropsyche pellucidula. 30/1. 


Triaenodes conspersa. 90/1. 


Setodes argentipunctella. ca. 200 
Oecetis lacustris. 40/1. 
Hydropsyche pellucidula. 30/1. a. = 


linke, b. — rechte Mandibel. 
Plectrocnemia conspersa. 30/1. 
Philopotamus montanus. 30/1. 
Rhyacophila septentrionis. 40/1. a. 

linke, b. = rechte Mandibel. 
Glossosoma Boltoni. 62/1. 


Fig. 110—124. 


Fig. 


154 


IIO. Phryganea striata, 30/1. | 
Ill. Grammotaulius atomarius, 30/1. | 
112. Notidobia ciliaris. 40/1. | 
113, Brachycentrus subnubilus. 40/1. | 
114. Silo pallipes. 40 1. | 
115. Crunoecia irrorata. 21/1. (Nach | 
KLAPALEK). 
116. Beracodes minuta. 7 5/1. | 
117. Leptocerus aterrimus. 20/1. | 


125—127. Teile des Haftapparates 

125. Phryganea striata. 21/1. (Fortsatz | 
des I. Abd.-Segm.). | 

126. Glyphotaelius pellucidus. 40/1. | 
(desgl.) | 


Analanhänge (halbseitig). 
118. 


LIQ 


120. 
121. 
122. 
123. 
124. 


. 


127 


Triaenodes conspersa. 20/1. 
. Mystacides nigra. 20/1. (halb von der 
Seite). 

Setodes argentipunctella. 62/1. 

Oecetis Struckü. 60/1. (Nach STRUCK). 
Hydropsyche pellucidula. 15/1. 
Plectrocnemia conspersa. 30/1. 
Holocentropus picicornis. 40/1. 


. Triaenodes conspersa. 125/1. (Seiten- 
warze des I. Abd.-Segm.). 


Hi. BUNNING del. 


in A 


Taf. II. 


A. BUNNING del. 


H. BUNNING del. 


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