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296.3
Fibrarg of the Museum
OF
COMPARATIVE ZOÖLOGY,
AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS,
Founded bp» private subscription, in 1861.
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No. 5dc3
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Abhandlungen
atllS dem
Gebiete der Naturwissenschaften
herausgegeben
von dem Naturwissenschaftlichen Verein
HAMBURG.
VI. Band, ı. Abth. mit 9 Tafeln.
Inhalt.
Hermann Strebel, Beitrag zur Kenntniss der Fauna mexikanischer Land-
und Süsswasser-Conchylien.
"Hamburg 1873,
G. J. Herbst’s Buch- und Steindrmekerei.
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Beitrag
xXKenntniss der Fauna
mexikanischer
Land- und Süsswasser -Gonchylien.
Von
Hermann Strebel.
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Ein Beitrag
zur Fauna
mexikanischer Land- und Süsswasser Gonchylien.
D: Entschluss des Laien, mit einer Arbeit an die Oeffentlichkeit zu treten,
welche dem Fachgelehrten viele Lücken bieten wird, kann nur durch die Ueberzeugung
gerechtfertigt werden, dass der Wissenschaft jede, auch die kleinste Gabe, erwünscht ist,
zumal wenn es sich um die Bearbeitung eines selbst gesammelten und zum Theil nicht
unerheblichen Materiales handelt. Erst gegen Ende meines langjährigen Aufenthaltes ın
Mexiko, und zwar während der Jahre 1860—61 widmete ich mich dem Sammeln von
Conchylien. Wie es dem Laien häufig geht, so ist auch mein sehr reiches Material durch
wiederholte Sendungen an Autoritäten und Nieht-Autoritäten sehr zusammengeschmolzen
und bietet nach mancher Richtung hin nieht mehr die für eine Bearbeitung so sehr er-
wünschte Vielseitigkeit dar. Leider zu spät erkannte ich, wie für einen solchen Zweck es durch-
aus nothwendig ist, das gesammelte Material zusammen zu halten und vor allen Dingen beim
Sammeln selbst mit den Anforderungen der Wissenschaft vertraut zu sein; so mancher
jetzt nicht mehr zu lösende Zweifel hätte dadurch vermieden werden können. Es kann
daher den Sammlern im‘ Allgemeinen und speciell denjenigen an überseeischen Orten
nicht genug ans Herz gelegt werden, sich mit denjenigen Fragen der Wissenschaft
vertraut zu machen, deren Beantwortung nur ihnen vergönnt ist, denn dies wird noch
heute meistentheils vernachlässigt. Ich rechne dahin: Gewissenhafte Trennung des an
verschiedenen Orten gesammelten Materials; Angabe des Namens und der ungefähren
Beschaffenheit des Fundortes, so wie Andeutungen über das quantitative Vorkommen der
Art. Ich brauche wohl nicht hinzuzufügen, dass auch Angaben über Lebensweise und
Nahrung, sowie Zeichnung und Beschreibung des lebenden Thieres eine sehr wünschens-
werthe und wohl ebenso nothwendige Beigabe zu solchen Sammlungen ist, als die erst
angeführten Notizen; freilich dürfte es manchem Sammler schwer oder unmöglich sein,
allen diesen Anforderungen, besonders den beiden letzterwähnten, zu entsprechen, dennoch
darf man nicht unterlassen, deren Wichtigkeit zu betonen. Ehe ich zu den meine.
Arbeit betreffenden Erläuterungen übergehe, sei es mir gestattet, einige Reflexionen
voranzuschieken, deren Kenntnissnahme dem Leser insofern von Interesse sein dürfte,
als die offene Aussprache der mich leitenden Ideen, einen richtigeren Maasstab für die
Beurtheilung ermöglicht.
Mag man auch manchen der von Darwin entwickelten Theorien noch so
ablehnend gegenüberstehen, so unterliegt es doch wohl keinem Zweifel, dass seine
Forschungen und die darauf begründeten Ideen den Naturwissenschaften, also auch dem
mich beschäftigenden Zweige derselben, neue Ziele eröffnet haben, und dass die Malako-
zoologie seinen Theorien manches Beweismaterial zuführen wird. Die Fingerzeige für
die, zur Erreichung jener Ziele einzuschlagenden Bahnen, sind uns gegeben und handelt
es sich nur darum, diese energisch zu betreten und die bisher gewohnten, welche uns nur
auf Umwegen oder gar nicht an das erwünschte Ziel führen können, zu verlassen.
Zur Erreichung dieses Zweckes erscheint es mir vor Allem wichtig, dass Alles auf-
geboten werde, das Studium unserer Wissenschaft zu erleichtern, damit sie Gememgut
Aller werden könne, welche ihr ein warmes Interesse entgegenbringen, denn jemehr Mit-
arbeiter, je leichter und rascher werden wir jene Ziele erreichen können. Ist doch die
Arbeitskraft des Einzelnen heut zu Tage nicht mehr im Stande, einen grösseren Ab-
schnitt der Malakozoologie oder gar ihr Ganzes zu bearbeiten, wenn ıhm nicht die vor-
bereitenden Arbeiten Anderer einen Theil der Arbeit abnehmen.
Die vorstehend ausgesprochenen Ansichten, welehe in dem Nachfolgenden noch
eingehender erörtert sind, werden es entschuldigen, wenn ich meinem Erstlingswerke
hie und da kritische Bemerkungen über Dasjenige einverleibe, was von anerkannten
Autoritäten in der Malakozoologie geschaffen wurde.
Die mit einer Schaale versehene Mehrzahl der Mollusken bietet ein zweifaches
Beobaehtungsobjeet dar, nämlich das Thier und die Schaale, von denen freilich nur die
letztere lange Jahre hindurch beschrieben und gesammelt wurde, während das Thier,
weil schwerer zugänglich, weniger ansprechend und weit schwieriger zu untersuchen,
erst spät und meistens sehr unvollkommen in die Beschreibung aufgenommen wurde.
Wenn in der Neuzeit diesem Uebelstande auch nach Kräften abgeholfen wird, so sind
auf diesem Gebiete doch noch weit grössere Lücken, als auf dem des Studiums der Schaale.
Dass für die Sonderung grösserer Gruppen und Familien das Thier als Ganzes zu be-
rücksichtigen ist und einzelne Theile seines Organismus, wie z. B. die Zunge, eine ebenso
unsichere Handhabe zu diesem Zwecke bietet, als die Schaale allein, ist wohl allgemein
als richtig anerkannt. Bei seit lange bekannten Schaalen wird die später erlangte
Kenntniss des Thieres erst die richtige Unterbringung in dem zur Zeit maassgebenden
Systeme ermöglichen, auch wenn in vielen, Fällen die Schaale allein schon richtige
Schlussfolgerung auf ihre Stellung im Systeme erlaubte. Sobald man aber auf die
Sonderung kleinerer Gruppen oder einzelner Arten einer Gattung kommt, wo uns das
Thier keine, oder schwer nachzuweisende und ungenügende Merkmale bietet, da ist die
Schaale überwiegend beachtet und ihre Merkmale sind als entscheidend verwerthet
worden. Es fragt sich nun in erster Reihe, ob die bisher gebrauchten Merkmale auch
überall die Bedeutung verdienen, welehe ihnen für die Bestimmung einer Art beigelegt
wird. Die eingehende Beschäftigung mit reichhaltigen Faunensammlungen lässt daran
2
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Zweifel aufkommen, denn wie selten findet man eine Art, welche eine kurze und scharfe
Diagnose zuliesse. Die Bezeiehnung »mehr oder weniger« ist in den meisten Fällen
geboten, wo es sich um Raumverhältnisse handelt und selbst bei Merkmalen, wie Zahn-
oder Lamellenbildung, Lippenbildung, Skulptur — von der Färbung gar nieht zu reden
— sehen wir Uebergänge von einem Extrem ins Andere, oder auch Extreme ohne Ver-
mittelung, vertreten. Hieraus entspringt die Nothwendigkeit, dieser Veränderlichkeit nach
jeder Richtung hin in den Beschreibungen Rechnung zu tragen, so lange uns nicht eine
andere und bessere Handhabe geboten ist.
Es ist auch anzuuehmen, dass die Schaale viel siehtbarere Zeichen der sie umge-
benden Einflüsse zeigt, als das T’hier; dennoch wird jede Veränderung derselben, sobald
sie nicht durch mechanische Störungen von Aussen erzeugt ist, welche dann individuelle
krankhafte Bildungen von Schaale und Thier veranlassen und als Abnormitäten oder
Monstrositäten bekannt sind, von irgend einem oder mehreren Organen des Thieres ab-
hängig sein oder auf diese zurückwirken. Mag nun z. B. bei einer Wasserschneeke die
Bewegtheit oder die Ruhe des Wassers, in dem sie lebt, zuerst der Schaale eine beson-
dere Gestalt aufzwingen und dadurch auch das Thier gezwungen werden, sich in seiner
Form oder in seinen Absonderungen zu verändern; oder aber mag die Art der Nahrung
oder die ehemische Beschaffenheit des Elementes, in welchem das Thier lebt, seinen
Orsanismus zuerst beeinflussen und den Bau der Schaale darnach modifieiren: immer
wird der enge Zusammenhang beider Theile sich, wenn auch schwer, doch nachweisen
lassen müssen. Die oft unscheinbaren Veränderungen beim Thiere dürften für den Anatomen
allerdings schwierig zu beurtheilen sein, abgesehen von jenen Vorgängen im ‚Organismus,
welche in der Wissenschaft überhaupt noch keine positive Erklärung haben.
Wie Abänderungen entstehen, wird sich in vielen Fällen vermuthen, wenn auch
nicht immer mit Bestimmtheit nachweisen lassen; aber selbst den leicht begreiflichen und
nachweisbaren Anlässen zu solehen Veränderungen wird nicht immer genügend Rech-
nung getragen, was dann unabsichtlich und auch leider absichtlich zur s. g. Arten-
macherei führt, welehe die Malakozoologie mit einer Fülle von Artennamen beschenkt
hat, deren Feststellung als Synonyme unendlich viele Zeit und Mühe verursacht und
nicht wenig dazu beiträgt, das Studium zu erschweren.
Die Begriffe von Art und von Varietät, über welche so viel hin und hergestritten
wird, sind noch immer nicht allgemein gültig festgestellt. Wer einen Blick auf reichhal-
tige Faunensammlungen thut, der wird sich überzeugen, dass die oft unerschöpfliche
Veränderlichkeit, sowohl in Form als Färbung der Schaale Uebergänge bietet von
einer zur andern, bisher als verschieden hingestellten Art; kommt dazu noch die beobach-
tete Thatsache der Bastarderzeugung zwischen verwandten Arten, so wird die Ent-
scheidung jener Frage um so schwieriger; gleichzeitig wird sich aber überwiegend
das Bedürfniss geltend machen, die Artenzahl eher zu beschränken, als zu vermehren
und anstatt eines Typus und der demselben zugesprochenen Varietäten, Formenreihen
anzunehmen, deren practische Bezeichnung aufzufinden sein müsste; das Vorkommen von
nachgewiesenen Bastardformen würde in gleicher Weise zu berücksichtigen sen.
Wenn man die praktische Auftassung der Bezeichnungen » Art« und »Varietäte, wie
solehe in den Werken meist gebräuchlich ist, ins Auge fasst, so findet man entweder, dass
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dasjenige Exemplar, welches dem ersten Bestimmer vorgelegen hat, als Typus ange-
nommen und jede neue Form als Varietät hinzugefügt, oder aber, dass das quantitative
Vorkommen als entscheidend angenommen wird. Im ersteren Falle ist der Pietät
mehr Rechnung getragen, als der Wissenschaft, im zweiten Falle kann der Vorwurf einer
gewissen Einseitigkeit gerechtfertigt erscheinen, denn nicht für jede Lokalität ist dieser
Umstand gültig, abgesehen davon, dass jedes neue Material aus ungenügend erforschten
oder neuen Fundorten die Sachlage verschieben kann und wird, und ferner abgesehen
von der Wahrschemliehkeit, dass, wenn auch sehr langsam, doch durch Clima-Verände-
rungen, Uultur ete. ete., einzelne Formen ganz verschwinden und neue auftreten können.
Wenn für die Entscheidung über Art und Varietät eine Basis gefunden werden soll, so
könnte doch meines Erachtens nach nur die Priorität des Entstehens maassgebend sein,
diese nachzuweisen ist aber wohl unmöglich. Es bliebe sich am Ende gleich, welehe
Bezeichnung man für die Trennung der verschiedenen Formen eimer Art wählt, wenn
sich an dieselbe nur kein falscher Begriff knüpft, und dass dies z. B. mit der Bezeich-
nung Typus der Fall ist, wird man zugestehen müssen.
Es ist für unsere Wissenschaft eine nieht hoch genug zu schätzende Thatsache,
dass in den letzten Jahren gründlichere Faunensammlungen gemacht wurden und ent-
weder durch Private oder Händler der Benutzung zugänglich gemacht sind. Jemehr
solche Sammlungen den wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen und bis zu ihrer
gründlichen Bearbeitung zusammengehalten werden, je rascher werden wir in den Stand
gesetzt sein, über die vielen noch offenen Fragen in der Malakozoologie eime Antwort zu
erhalten und dem Ziele näher zu kommen, welches uns vorschweben muss. Es kann
nicht stark genug betont und auf jede Weise hervorgehoben werden, dass jede Zersplitte-
rung eines solchen, in seiner Art ein Ganzes repräsentirenden Materials, der Wissenschaft
nachtheilig ist, und von eompetenter Seite kein Opfer gescheut werden sollte, dasselbe
der Wissenschaft in Zeiten zu retten. Die Bearbeitung eines solchen Materials wird
nicht nur spätere zusammenstellende Arbeiten erleichtern, sondern auch den Vortheil
bieten, dass man in einem oder doch nur wenigen Werken Dasjenige findet, wonach man
jetzt in unzähligen und theilweise schwer zugänglichen Werken suchen muss.
Ich komme nun auf die Art der Bearbeitung eines naturwissenschaftlichen Ma-
teriales. Mit wenigen Ausnahmen ist dieselbe in den malakozoologischen Werken weder
leicht verständlich, noch besonders anschaulich gemacht. Kurze Diagnosen sind meiner
Ansicht nach selbst dann ‚nicht statthaft, wenn ihnen Abbildungen zur Seite stehen,
geschweige denn, ohne dieselben. Man wird mir Recht geben, dass manın den wenigsten Fällen
ein vorliegendes Exemplarnach einer solehen Diagnose zur Zufriedenheitbestimmen kann, zumal
wenn dasselbe nicht ganz demjenigen entspricht, welches dem Beschreiber vorlag. Sind wirklich
getreue Abbildungen vorhanden, was in vielen Fällen nicht der Fall ist, so ist schon
eine bessere, wenn auch nicht erschöpfende Handhabe gegeben, weil der Veränderlichkeit
in Form und Färbung nicht genügend Rechnung getragen wird. Es ist nicht zu verwun-
dern, wenn dieser Uebelstand mit dazu beiträgt, der Artenmacherei eine gewisse Berechti-
gung zu geben. Meiner Ueberzeugung nach sind nur möglichst ausführliche und viel-
seitige Beschreibungen und gute ebenso vielseitige Abbildungen dienlich, denn diese
5)
müssen das ergänzen, wozu die Sprache in vielen Fällen nieht ausreicht und umgekehrt.
Es würde zu weit führen, wollteich den allerdings sehr gewichtigen Einwand des Kosten-
punktes hier erörtern, wozu mir noch a. a. OÖ. Gelegenheit geboten werden dürfte; es
genüge hier die Nothwendigkeit aufzustellen, Ausreichendes und ‚Jedem Verständliches zu
geben. Nach diesen Abschweifungen gehe ich zu denjenigen Erläuterungen über, welche
mit meiner Arbeit in direeter Beziehung stehen.
Ich habe mich auf die Beschreibung dessen beschränkt, was ich selbst besitze
und zum grössten Theile auch selbst gesammelt habe. Fremdes Material konnte ich nur
vereinzelt benutzen und erklärt sich daraus, dass ich weder em geschlossenes Ganze bieten
kann, noch den von mir selbst in der Einleitung aufgestellten Prinzipien überall gerecht
werden konnte. Weder kann ich über Fundorte und Lebensweise, noch über die Thiere
überall den nothwendigen Aufschluss geben, weil ich, wie schon erwähnt, zur Zeit des
Sammelns die Anforderungen der Wissenschaft nicht kannte. Andererseits möchte ich noch
anführen, dass ich von vielen Thieren sogar anatomische Skizzen gemacht hatte, welehe
mir aber bei einem Raubanfall in Mexico abgenommen wurden, ohne dass ich Zeit und
Gelegenheit gehabt hätte, solche zu ersetzen. Das Gebiet, welches ich in erster Reihe
durchsucht habe, ist die Hafenstadt Veraeruz mit ihren nächsten Umgebungen. Ich will
hier eine kurze Beschreibung dieses Terrains geben. Unmittelbar um die von einer
Mauer eingeschlossene Stadt, soweit dieselbe nicht vom Meeresufer begrenzt ist, zieht sich
eine weite sandige Ebene un, welche ihren Abschluss in den ziemlich hohen Dünen,
s. g. medanos, findet. Nur in südöstlieher Richtung ist eine zweite Dünenkette näher
an den Meeresstrand vorgeschoben. Zwischen diesen Beiden verläuft der Rio Tenoya,
ein morastiger Bach mit dem Namen Fluss bezeichnet, welcher aus der, in gleicher
Richtung, weiter hinaus liegenden Laguna de los Cocos entspringend, nahe der Stadt
zeitweilig in’s Meer fliesst, meistens ist aber der Abfluss versandet. Hinter der Laguna
de los Cocos sind weite sumpfige Ebenen, zwischen denen der hier den natürlichen Aus-
weg aus den Dünen findende Eisenbahndamm der fast einzig gangbare Weg ist. Wenn
nun auch hinter den vor den N. OÖ. Winden schützenden Dünen die Vegetation eine
weniger spärliche, stellenweise sogar trotz sandigem Boden, eine üppige ist, so ist Veracruz
doch im Allgemeinen arm an Landsehneekenarten, während die vorkommenden meistens
in grosser Anzahl vorhanden sind. Das reichste Feld bieten die Sümpfe, Lagunen und
Gräben, so wie auch die in der Regenzeit überschwemmten Wiesen dar. Bei Beginn
der Nordost-Stürme, October bis März, findet man zeitweilig Anschwemmungen von Land-
und Süsswasserschnecken, welche der durch staıke Regengüsse angeschwellte Antigua-
- Fluss oder noch weiter in nordwestlicher Richtung mündende Flüsse in das Meer
geführt haben.
Weitere Excursionen waren mir nur. selten gestattet, oder aber ich konnte keine
Zeit für das Sammeln erübrigen. Im Jahre 1860 auf der Plantage Mirador, dessen
liebenswürdige Besitzer, speeiell die Herren Sartorius Vater und Sohn, der Wissenschaft
viel werthvolles: Material geliefert haben, sammelte ich das erste so zu sagen auswärtige
Material, welches im folgenden Jahre durch einen längeren Aufenthalt meines langjäh-
rigen Freundes und Hausgenossen des Herrn Dr. Berendt, daselbst bedeutend vermehrt
wurde. Im Laufe der Zeit erhielt ich noch Sendungen von Herrn Sartorius, wie auch
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von Herrn Botteri aus Orizaba. Leider erlaubten die politischen Zustände der letzten
Jahre meines Aufenthaltes in Mexiko keme grosse Thätigkeit im Sammeln, war doch sogar
die nächste Umgebung von Veracruz dadurch unzugänglich gemacht. Die nach meiner
Rückkehr gemachten vielfachen Versuche, weitere Zusendungen aus Mexico zu erhalten,
sind meistens erfolglos gewesen; nur von einem Orte und von einer Persönlichkeit,
welche die wenigste Aussicht auf Erfolg bot, habe ich in der letzten Zeit gute Zusen-
dungen erhalten und zwar aus Misantla, einem Dorf im Staate von Veraeruz, N. W. vom
Hafenplatze gleichen Namens, am Fusse des Gebirges liegend.
Nach den in der Einleitung ausgesprochenen Ansichten brauche ich wohl nicht
zu erörtern, weshalb ich manche Arten nicht benannte, oder den angeführten Namen
fraglich liess. Es fehlt mir zur Entscheidung sowohl genügendes Material, als auch
Manches der einschlagenden Literatur. Sind erst recht viele Faunen in eingehender
Weise beschrieben worden, dann wird es leichter sein, wirklich maassgebende Werke zu
schaffen, wozu dann allerdings eine vielseitigere wissenschaftliche Bildung gehört, als sie
mir zu Gebote steht.
Mir lag daran, so gut ich es vermochte, das mir zu Gebote stehende Material
bekannt zu machen; wenn Jeder im gleichen Falle dasselbe thut, so glaube ich, wird
bald eine geeignete Kraft vorhanden sein, der solche Beiträge es ermöglichen und leicht
machen, ein einheitliches und allen Anforderungen entsprechendes Ganze zu liefern.
Mögen noch zum Schluss einige Worte über die Entstehung dieser Arbeit, sowie
über deren Ausführung folgen. Anfänglich zur eigenen Belehrung begonnen, hat mich
die Aufmunterung einiger Fachleute veranlasst, eine Veröffentlichung in’s Auge zu fassen.
Dem liebenswürdigen Entgegenkommen der Herren OÖ. Semper und C. Wessel, danke
ich manchen werthvollen Wink und einiges Vergleichs-Material; besonders wichtig aber
war es für meine Arbeit, dass Herr Dr. Ed. v. Martens mir in eingehender Weise mit
Rath und That an die Hand ging und unterlasse ich es daher nicht, diesen Herren
nochmals meinen Dank auszusprechen. Die für Privatmittel zu hohen Kosten wären
trotzdem eine Klippe geworden, an welcher die Veröffentlichung gescheitert wäre, hätte
nicht unser Naturwissenschaftlicher Verein die für solche Zwecke ausgesetzten Fonds
für meine Arbeit angewiesen, was um so anerkennenswerther ist, als der Werth oder
Unwerth derselben sich erst herausstellen soll. Hiervon wird es nun auch hauptsächlich
abhängen, ob der bereits in Arbeit befindliche zweite Theil, welcher die Familie der
Heliceen behandelt, folgen kann. Da mir natürlich, sowohl Vergleichs-Material mit
genauen und sicheren Fundorts-Angaben, sowie jede den Gegenstand betreffende Notiz
oder die Bearbeitung betreffender Rath, erwünscht ist, so spreche ieh hiermit die Bitte aus,
mir nach diesen Richtungen hin helfend zur Seite zu stehen. Was nun die Ausstattung
der Arbeiten anbetrifft, so habe ich besonders auf die Zeichnungen viele Mühe verwandt,
um Genaues nach jeder Richtung hin zu liefern; und wenn ich auch im Verlaufe meiner
Arbeit einige Ungenauigkeiten der mit vielem Fleisse und sehr sauber ausgeführten
Tafeln 1—5 anführen musste, so sind diese hinreichend durch den Umstand entschuldigt,
dass der betreffende Lithograph kein Fachmann der Malakozoologie ist und kleine, für
mich aber bedeutende Abweichungen übersehen konnte. Zum Theil, um solche Fehler
zu beriehtigen, anderseits aber auch um grösseres Material zu liefern, habe ich selbst
7
4 Tafeln Conturen auf Stein gezeichnet. Ungeübt in dieser Kunst, wird man die Aus-
führung mit Nachsicht aufnehmen; den Zweck, genaue, den Originalen entsprechende
Conturen zu liefern, glaube ich erreicht zu haben.
Ich habe meiner Arbeit ein Register der mir aus der Literatur bekannt gewor-
denen mexikanischen Arten beigefügt nebst Hinweis auf das Werk, in welchem dieselben erörtert
sind, sowie gleichzeitige Bezeichnung derjenigen Arten, welehe in meime Arbeit auf-
genommen werden konnten.
Hamburg, December 1873.
Hermann Strebel.
Cyclostomaceen.
Cyelophorus mexicanus Mke. Tafel I. und Ia. Fig. 1. la. und Ib. Für die
Formen verweise ich besonders auf die genaueren Figuren der Tafel Ia.
Gehäuse: durchgehend und breit perspektivisch genabelt, ziemlich flach konisch auf-
gerollt, festschaalig. Skulptur: seidenglänzend, fein, dicht und senkrecht etwas unregelmässig
gerippt. Färbung: weisslich mit gelblich fleischfarbiger Epidermis, nach dem Wirbel zu röth-
licher gefärbt. Gewinde: scalariaartig, wenig erhaben, mit spitzem Wirbel. Windungen: 5'%,
fast stielrund gleichmässig zunehmend, bis auf die letzte, welche nahe der Mündung sich rasch
erweitert. Letzte häufig in der Mitte der letzten Hälfte etwas aufsteigend; aber immer von
da an herabgebeugt, manchmal bis zur Basis des vorgehenden Umganges, wodurch dann der
linke Mundrand frei wird. Zuweilen ist die letzte Windung dicht vor der Mündung los-
gelöst. Die Windungen sind, wo sie die vorgehenden berühren, gekielt, was deutlich
an der letzten, besonders wenn diese losgelöst, sichtbar wird; daher die Nath auch nicht
so tief, als sie bei fortgesetzter Ründung der Windungen sein müsste. Man bemerkt
besonders nahe der Mündung, dass der Kiel mehr oder weniger deutlich durch eine Furche
begrenzt ist. Mündungsabschnitt: schräge zur Axe stehend, kaum ausgebogen, fast grade.
Nabel: weit und perspektivisch; daher die Innenseite der Windungen bis zur Spitze
sichtbar ist. Mündung: fast kreisrund bis etwas oval. Mundrand: durch eine bläulich
weisse innere Lippe verdickt, rasch und ziemlich stark erweitert; linker Rand breiter
umliegend, schwach umgeschlagen, an der Mündungswand tief und fast viereckig ausge-
schnitten; der dadurch entstehende obere Lappen ist mit einer dem obenerwähnten Kiele
entsprechenden Rinne versehen, und legt sieh bei losgetrennter Windung an die vorgehende
an, mit schwacher Neigung nach rückwärts, aber nicht nach aufwärts. Inneres:
mehr oder weniger bräunlich fleischfarbig bis schmutzig weiss, jenachdem die Glasur
schwächer oder stärker ist. Deckel: hornig, bräunlich, spiralförmig aufgewunden in
7 Windungen. Innenseite: glänzend, in der Mitte mit eimem kurzen Zapfen versehen;
dann flach abgedacht und gegen den Rand zu wieder aufsteigend. Aussenseite: glanzlos;
die Wdgen. zeichnen sich hier durch eine senkrechte kurze scharfe Lamelle ab, gleich-
sam als ob man einen Durchschnitt unserer Planorbis spirorbis sähe.
Maasse: Letzte Winde. hinter
dem Mundsaume Mündung incl. peristom.
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. hoch breit.
Fig. 1 34 16 %% 14 8 3/a 10 11 mm
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Fundort: In reichlicher Anzahl aus Misantla (Staat Veracruz) erhalten. Die Los-
lösung der letzten Windung tritt bei dieser Art nicht selten auf, ist also kein charakte-
ristisches Merkmal der folgenden Art.
Cyclophorus Salleamus Ed. v. Martens. Tafel I. und Ia. Fig. 2 und 2a.
Ob diese Art wirklich so entschieden von der vorigen zu trennen ist, wage ich
nicht mit Bestimmtheit zu behaupten. Reicheres Material auch von zwischenliegenden
Stationen, sowie genauere Beobachtung des Thieres, dürften diese Frage endgültig
entscheiden. Jedenfalls möchte ich die Auffassung des Herrn Dr. v. Martens
in der vergleichenden Diagnose, vide Malak. Bl. 1865, Seite 151 und 152, durch fol-
gende ersetzen: Das Gehäuse ist nicht so schlank gebaut, schräger aufgewunden
und ist bei gleicher Anzahl von Windungen, grösser. Bei meinen wenigen Exemplaren
bemerke ich an keinem die Neigung der letzten Windung plötzlich aufzustreben.
Skulptur: identisch. Färbung: scheinbar mehr grünlich gelbbraun. Windungen: nicht
ganz so rund und gegen die Nath hin etwas abgeflacht, indem der bei voriger Art
erwähnte Kiel hier nicht so tief liegt, sondern so hoch, dass er etwas von der vorgehen-
den Windung absteht und eine rinnenförmige Nath bildet. Der im Ganzen gröber ange-
legte Habitus dieser Art bringt es mit sich, dass der besagte Kiel wulstig erscheint und
auf der letzten Hälfte der letzten Windung auch durch eine deutliche Furche begrenzt
wird, abgesehen davon, dass diese ganze Partie hier deutlicher sichtbar wird, als bei der
vorigen Art, wo sie weil tiefer liegend, undeutlicher erscheint. Die letzte Windung ist
bei der Hälfte meiner Exemplare nahe der Mündung losgetrennt, Der Einschnitt ist nicht
so tief und nicht so eckig, mehr abgerundet. Der obere Lappen ist bei sonst gleichem
Verhalten etwas nach oben gerichtet. Mündung: nach oben schwach zugespitzt, was
durch den sich freier entwickeln könnenden Kiel motivirt ist. Mundrand: stärker ver-
diekt und am oberen Lappen und dem linken Rande blätterig, also von der Lippenglasur
nieht überzogen, was übrigens auch von der nicht ganz frischen und guten Beschaffen-
heit meiner Exemplare abhängen kann. Fundort: Plantage Mirador (Staat Veracruz)
und in ÖOrizaba todt gefunden. Von Dr. Berendt lebend in der Schlucht (Barranca) von
Santa Maria in der Nähe von Mirador gesammelt.
Maasse: Letzte Windg. hinter
dem Mundsaume Mündung inel. peristom
er. Diam. kl. Diam. Höhe, hoch. hoch breit.
Fig. 2 26 18 ?/& 17 1a 11% SC 2 mm.
26 18 !/a 16 !/a 10 O2 =
274 19 16 ?/a 10 Ya 13 oje
le 19 !/a 17! 10 13 122/22
Die beiden letzten Exemplare sind mit losgelöster letzter Windung.
Cyelotus Dysoni Pfr. Var.? Cyel. Berendti Pfr.? Tafel I. Fig. 3.
Diese in Honduras einheimische Art ist nach Pfeiffer auch in Chiapas von Dr.
Ghiesbreeht gefunden worden. Ich besitze ein unfertiges epidermloses Exemplar, welches
mir Dr. Berendt, von den wenigen aus Campeche (Yucatan) mitgebrachten überliess, und
soweit eine Bestimmung darnach thunlich ist, scheint es mir der Beschreibung der Dysoni
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so nahe zu stehen. dass eine neue Art daraus zu machen, mir ungerechtfertigt erscheint.
Das Gehäuse ist festschaalig, enger genabelt als die Vorigen, verhältnissmässig höher.
Skulptur: stumpf gerippt, gröber als die der Vorgehenden; die Rippen hie und da in
einander laufend. Windungen: gerundet, die letzte rascher erweitert und oben flacher
gewölbt als unten, gleichsam schräge nach unten gedrückt. Kiel die Nath begrenzend,
nicht abstehend, aber wulstig, besonders auf der letzten Windung; diese ist rasch erwei-
tert. Mündungsabschnitt nicht so schräge zur Axe wie bei der vorigen Art. Mündung:
länglich rund, oben zugespitzt. Mundrand: weil unfertig, ohne charakteristische Merk-
male; der obere Kiel ist theilweise ausgefüllt, und ist diese Verdiekung blätterig.
Maasse: Letzte Windg. dicht
am Mundsaume Mündung inel. peristom
er. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. hoch breit.
20 Ya 14 '/2 14 Il ga 10 mm.
Wenn ich oben Oyel. Berendti Pfr. als fragliches Synonym anführte, so geschah das
aus folgenden Gründen: Diagnose und Abbildung in Pf. Novitates Taf. LIX. Fig. 21, 22
dieser Art passen sehr gut zu meinem Exemplare. C. Berendti soll aber von Mirador
stammen, und wurde das Original dazu jedenfalls seimer Zeit von Dr. Berendt aus
unserer Sammlung Herrn Dr. Pfeiffer eingesandt. Herr Dr. Ed. v. Martens giebt
als Fundort Veraeruz an, angeblich von Dr. Friedel gesammelt, welchem Herrn
ich allerdings mehrere Doubletten aus meiner Sammlung bei seiner Anwesenheit in Vera-
eruz gab, so dass diese Fundort- Angabe nicht maassgebend ist. Ich erinnere, das
erste Exemplar dieser oder der vorigen Art todt und epidermlos am Strande von Vera-
cruz, also angeschwemmt, gefunden zu haben; die später von Yucatan und dann von
Mirador erhaltenen Exemplare wurden dazu gelegt, im Glauben, es seien dieselben, es
ist daher sehr wahrscheinlich, dass wir damals Herrn Dr. Pfeiffer Mirador als Fundort
angaben und ihm Exemplare von dort und eins von Campeche stammend sandten,
welches Letztere derselbe als neue Art benannte. Da ich später verschiedene Sendungen
von Mirador und von Orizaba erhalten habe, so wäre es doch unwahrscheinlich, dass
in meiner Sammlung kein Exemplar verblieben sein sollte, welches zur Diagnose von
Berendti passte. Das einzige, wie gesagt, welches Oyelotus Berendti nach der Abbil-
dung in den Novitates sein kann, ist das mir verbliebene Exemplar aus Yucatan, und da
dieser Fundort sich dem des ©. Dysoni nähert und Dr. Pfeiffer selbst die Aehnliehkeit
mit dieser letzteren Art zugiebt, so scheint mir die Annahme gerechtfertigt, dass abge-
sehen von dem fragliehen Fundorte, wir es hier mit einer Lokalvarietät, wenn nicht
mit der Dysoni selbst zu thun haben. Ich hielt ‘es für angebracht diesen Umstand aus-
führlich zu besprechen, weil nebenbei daraus hervorgeht, wie ungenaue Angaben der
Sammler, Irrthümer veranlassen können.
Cistula Grateloupi Pfr. Taf. I. Fig. 4.
Gehäuse: durchbohrt, zugespitzt walzenförmig, mit abgebrochener Spitze. Skulptur:
mattglänzend, gegittert. Die diehtstehenden Längsrippen sind stärker, als die darunter
liegenden flachen Spiralrippen; an den Kreuzungspunkten sind die ersteren meistens
knotenförmig verdiekt; nach oben werden dieselben schwächer und stehen weitläufiger ;
an der Basis dagegen sind die Spiralrippen hervortretender. Färbung: schmutzig hell-
violett bräunlich, mit weisslichen Längsrippen; nach oben zu dunkler gefärbt, so dass die
erste erhaltene Windung schwärzlich violett ist. 7—8 braune unregelmässig gegliederte
Bänder zieren die Windungen, und zwar so, dass die braunen Flecke immer genau unter-
einander stehen. Die ersten Windungen zeigen diese Zeichnung nur undeutlich, die
letzte scharf und vollständig. Windungen: so weit erhalten 4, langsam schmäler werdend,
regelmässig, aber nicht stark gewölbt; letzte und vorletzte gleich hoch. Die Letzte, an der
Rückenseite ein wenig gegen die Vorletzte zurücktretend, an der Mundseite dagegen nıcht,
nahe der Mündung kurz losgelöst, wodurch der die Nath bildende scharfe mit Papillen
besetzte Kiel sichtbar wird; das nach innen liegende frei gewordene Stück der Windung
ist bläulich weiss. An der Mündung rasch und stark erweitert, die Bänder sind hier
deutlicher. Die Papillen am Kiel respective der Nath, stehen in unregelmässigen aber
diehten Zwischenräumen und werden durch den Zusammenfluss von je 2 bis 4 der
Längsrippen gebildet; dieselben sind hohl und wenn breit, auf dem Kamme noch einge-
kerbt. Diese Papillen werden nach oben kleiner, sind aber bis zur zweiten Windung
erkennbar. An der abgebrochenen Spitze ist die Bruchfläche geschlossen, das durchgehende
Nabelloch aber sichtbar. Der Mündungsabschnitt steht senkrecht zur Axe und ist grade.
Mündung: schräge zur Axe, etwas zugespitzt oval, fast eiföürmig. Mundrand: zusammen-
hängend, verdoppelt, innerer weiss, verdickt, glänzend, kurz, und flach umgeschlagen, nicht
überall an dem breiten und ziemlich flachen unregelmässig gewölbten äusseren Rand an-
liegend; dieser ist ziemlich dünne und mit den mehr oder weniger deutlich durch-
scheinenden braunen Bändern der Windung strahlenförmig verziert. Gleich breit überall
von der Mündung abstehend, legt sich der Aussenrand an die vorletzte Windung an und
bildet dann dem Kiel entsprechend eine Spitze. Das Nabelloch wird mehr oder weniger
verdeckt. Deckel: der Mündung entsprechend, weiss, kalkig, schwach glänzend. Auf
der Aussenseite ist die Spirale durch eine ziemlich breite Furche bezeichnet, indem sich
die Windungen lamellenartig nach aussen erheben und einen scharfen blättrigen Rand
haben. Kernpunkt nach links und unten gerückt.
Maasse: Höhe Mündung
m mn — N
Höhe incl. vorletzter und letzter erster Windung hoch breit.
peristom Windung
16 4 4 inle.perist 6 °/a mm.
6
exel. 4 !/a DE
Fundort: Von Dr. Berendt 1372 erhalten, welcher sie in Yucatan gesammelt. Schon
seit 1860 besass ich ein schlechtes Exemplar, welches derselbe von Campeche mitbrachte,
woselbst es im Walde todt gefunden wurde.
Proserpinella Berendti Bland. Taf. IV. Fig. 5.
Gehäuse: linsenförmig, mit abgerundeter Peripherie, sehr zerbrechlich. Skulptur:
glänzend, schwach gestreift und gefaltet, besonders an der Nath. Färbung: weiss. Ge-
winde: kaum erhaben. Windungen: 4 — 4!/., sehr flach, rasch zunehmend; die An-
wachsperioden sehr unregelmässig im Verfolg ihrer Richtung, so dass die Nath eckig
wird. Die Nath ist durch das flache Anliegen der Windungen aneinander und die über-
2:
12
liegende Glasur sehr undeutlich, nach oben zu sogar stellenweise nicht erkennbar. Letzte Win-
dung in der Nathnähe schwach ausgehöhlt, in der Mitte stumpf kielförmig zusammengedrückt.
Mündungsabschnitt: unterhalb der Nath schwach eingezogen, dann ausgebogen. Spindel:
kurz gebogen. Mündung: schräge zur Axe, schief halbmondförmig — beilföürmig. Mündungs-
wand mit einer wagerecht nach innen verlaufenden Lamelle besetzt, welche nicht über
eine die Mundränder verbindend gedachte gerade Linie hinaustritt. Mundsaum: gradeaus,
scharf. Basalrand: in der Mitte etwas herausgezogen. Basis: Ein an den Rän-
dern verdickter, glänzend weisser Callus bedeckt in emem mit der Peripherie parallel
laufenden Halbkreise die Nabelgegend und zieht sich dann zur Einfügung des oberen
Mundrandes empor.
Maasse: Durchmesser
6
grösster kleinster Höhe
3 21a 1!) mm.
Fundort: Plantage Mirador, Staat Veracruz, am Boden eines Zuckerrohrfeldes,todt gesammelt.
Helicinen,
Diese in Mexico ziemlich stark vertretene Gruppe, wenn Anders den daher stammen
sollenden Arten durchweg zu trauen ist, zeigt bei ihrem zum Theil massenhaften Vor-
kommen so grosse Abweichungen in Form und Farbe, nicht nur in den verschiedenen
Lokalitäten, wo eine Art vorkommen mag, sondern auch in ein und derselben Lokalität,
dass es bei vorliegendem grösseren Material wahrscheinlich sich herausstellen wird, dass
manche Artnamen wegfallen oder doch nur als Synonyme bestehen bleiben. Ich beziehe
mich auf das in der Einleitung Gesagte und knüpfe daran den Wunsch, dass auch von
anderer Seite bald und eingehend Gelegenheit geboten werde, zur Aufklärung und Sich-
tung der bestehenden Artennomenklatur der mexikanischen Fauna beizutragen. Ehe ich
zur Beschreibung der einzelnen Arten übergehe, möchte ich noch ein paar erklärende
Worte über meine Auffassung der für die Diagnose immerhin wichtigen Spindel und
ihrer Umgebung vorausschiecken. Der Basalrand tritt zuweilen weiter vor, als die Spindel
und bildet dann beim Uebergang in dieselbe einen Höcker, welcher zuweilen noch beson-
ders verstärkt ist. Als Fortsetzung des Basalrandes zieht sich ausserdem neben der
Spindel ein Saum hin, weleher auf die Basis tretend sich alsbald zum s. g. Callus aus-
breitet, welcher je nach seiner Stärke mehr oder weniger deutlich abgegrenzt erscheint.
Vor seinem Austritt auf die Basis, je nachdem er mehr oder weniger steil aufsteigt, und
mehr oder weniger verdickt ist, lässt er neben der Spindel einen Spalt oder ein Grübehen
frei. Eine absolute Beständigkeit dieser Partie bei einer und derselben Art ist übrigens nicht
vorhanden, sowohl Höcker, wie Callus und Spindelgrübehen weichen bei ausgewachsenen
Exemplaren von einander ab, wenn auch gewisse Grenzen immerhin eingehalten sind,
welche das Feststellen einer Art ermöglichen. Für die Abbildungen, habe ich ausser
den gewöhnlichen Stellungen, noch die Seitenansicht des Gehäuses m umgekehrter Stel-
lung gewählt, um die Spindelpartie anschaulieher zu machen.
Ce
Helicina turbinata Wgmann. Zephyrina Duclos. Berendti Pfr.? Taf. Ia. und IT.
Fig. 6, 6a, b, d, f.
Gehäuse: kreisel-kegelförmig. ziemlich festschaalig. Skulptur: schmal, flach und
unregelmässig schräge gefaltet, mit dichtstehenden wellenförmigen Spiralfurchen, welehe
indess zuweilen sehr undeutlich sind. Ausserdem bemerkt man unter der Loupe, feine
strichelartige Furchen von ungleicher Länge, in einer den Längsfalten entgegengesetzten,
schrägen Richtung. Das Gehäuse hat darnach nur wenig Glanz. Färbung: gelblich, mehr
oder weniger gesättigt schmutzig fleischfarbig, einfarbig, oder meistens mit einem
schmalen gegliederten braunen Bande oberhalb der Mitte der Windungen; häufig bis
zu der zweiten Windung sichtbar. Vielfach liegt über diesem Bande noch ein brei-
teres nach oben ausfliessendes, seltener auch oben scharf begrenztes Band von braunröth-
licher Färbung, dessen untere Grenze ein wenig jenes gegliederte Band überragt. Der
Wirbel ist bei heller Grundfarbe zuweilen intensiver gefärbt. Gewinde: wenig oder gar
nicht gewölbt konisch, mehr oder weniger erhaben, mit spitzem Wirbel. Windungen: 6,
sehr wenig gewölbt, letzte etwas bauchig und unterhalb der Mitte abgerundet gekielt —
bei jungen Individuen schärfer gekielt — vorne zuweilen schwach herabgebeugt. Mün-
dungsabschnitt: schräge zur Axe stehend, meistens in der Mitte schwach ausgezogen. Basis:
mehr oder weniger gewölbt; die Skulptur wird mit Ausnahme der Längsfalten undeutlich.
Mündung: sehr schräge zur Axe, mehr oder weniger aufgetrieben verschoben mondförmig.
Spindel: etwas schräge, Basis nach links geneigt; schwach gebogen, zur Seite mit einem
meist halbmondförmigen Grübehen. Mundrand: kurz aber ziemlich stark erweitert, aussen
weiss begrenzt, innen durch eine glänzend weisse Lippe verdickt. Rechter Mundrand
dem Kiel entsprechend schwach eingeknickt, zuweilen in eine stumpfe Spitze vorgezogen.
Basalrand: kurz und schmal umgeschlagen, an seiner Vereinigung mit der Spindel ein
schwacher Höcker. Gallus: wulstig, neben der Spindel tritt derselbe begrenzt auf
die Basıs und zieht sich nach oben ausfliessend, in einem Halbkreise bis etwa zur
halben Höhe der Mündungswand um die Spindel herum ins Innere. Die Verbindung
nach dem oberen Mundrande wird durch eine schwache Glasur hergestellt. Deckel: in
Form der Mündung, nach innen vertieft, durehsichtig, rothbraun. Die Anwachsstreifen
sind nur stellenweise erkennbar: der linke Rand ist mit einer Leiste besetzt. Die ganze
Peripherie wird durch einen schmalen dünnen homigen Rand gebildet. Fundort: Plan-
tage Mirador, Staat Veracruz; in grosser Anzahl an Sträuchern und Stauden lebend gefunden.
Maasse: gr. Diam. kl. Diam. Höhe. Höhe letzter Mündung inel. peristom
Windung breit.
Fig. 16 13 1% 13 a 7! 85 mm.
nn © 15 121 13 Y% 6 ?/ Ua
er 6b. 13 Ya 11% 16) 61% 7 6
ne 131% 11 11 6a 7 N
14 11% 11'a 7 7
Die beiden ersten Exemplare repräsentiren eine aussergewöhnliehe, die übrigen, die
gewöhnliche Grösse. Die Höhe der letzten Windung ist dicht hinter dem erweiterten
Mundrande in der Axenrichtung gemessen.
Aus Misantla erhalte ich viele, aber leider meistens verkalkte Exemplare, und
nur ein paar ziemlich gut in Farbe erhaltene, welche sich in Skulptur und Färbung
identisch mit der vorliegenden Art erweisen; der einzige Unterschied liegt darin, dass
speeiell die letzte Windung an den Seiten oberhalb des Kieles abgeflacht, und dass
der Uehergang des Basalrandes zur Basis der letzten Windung, vielleicht durchweg etwas
seichter ist.
Maasse: gr. Diam. kl. Diam. Höhe. Höhe letzter Mündung inel. peristom
Windung breit.
Fig. e. 13 IM 1159/% 6'/ fast, 7 : mm.
af: 13 11 3a 12 1a 61/2 Ola
13 a al 11!/e 6°/s DIE 5
Abbildung Taf. Ia. Fig. 6c. und f. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass sich
unter dieser Form H. Berendt Pfr. versteckt, dessen Typus s. Z. Herm Dr. L. Pfeiffer
von mir resp. Dr. Berendt eingeschickt wurde. Ich hatte bisher in meiner Sammlung
kein Exemplar finden können, auf welches die Diagnose von Berendti passte, was mich
annehmen liess, dass dieselbe wahrscheinlich auf ein abnorm ausgebildetes Individuum
der Mirador-Form basirt sei, da die Veraeruz-Form bedeutend kleiner ist. Die von
mir gemachte Fundortsangabe Veracruz liess freilieh noch die Mögliehkeit zu, dass
ich das Exemplar am Strande unter Angeschwemmtem gefunden hätte, in welchem
Falle an der Nordwest Küste die entsprechende Art vorkommen müsste. Vor
Kurzem erhielt ich nun ‚aus Misantla die vorerwähnte Form, was die letztere An-
nahme rechtfertigen würde; es blieben aber dann die Abweichungen der Diagnose von H.
Berendti zu erklären. um meine Annahme, die vorliegende Form, welche ich für eine
Lokalvarietät der turbinata halte, sei eben die Berendti, zu rechtfertigen. Die weisse
Farbe könnte sich dadurch erklären, dass das Herrn Dr. Pfeiffer vorliegende Exemplar, wie
es durch den oben erklärten Fundort wahrscheinlich gemacht ist, verblichen und ver-
wittert gewesen sei, wodurch denn auch der begrenzte Callus erklärt wäre, denn meine
schlechten Exemplare zeigen, je mehr sie verwittert, einen um so schärfer begrenzten
Callus. Die Hauptabweichung aber, das .‚supra angulum excavatus“ der letzten Windung
kann aber nur dann meiner Form angepasst werden, wenn man berücksichtigt, dass in
einer Diagnose, welche Unterschiede von einer nahe stehenden, vermeintlich anderen Art
hervorheben soll, leieht die Ausdrücke etwas übertrieben wurden und ferner dadurch, dass
ich sowohl bei der Mirador-Form wie auch bei dieser, einzelne Individuen finde, welche
auf der letzten Windung Neigung zu verdiekten Spiralablagerungen haben, besonders in
der Nähe und auf dem Kiele selbst, welehe dann durch eine schärfer markirte Spiral-
furche begrenzt werden. Ein dritter Umstand, welcher freilich nicht für Herrn Dr. Pfeiffer
maassgebend sein konnte, ist der, dass eins meiner Exemplare mit dunklem Bande,
welches gerade über dem Kiele liegt, auf den ersten Anblick den Eindruck hervorruft,
als ob wirklich an dieser Stelle eine Aushöhlung vorhanden sei, eine leicht erklärliche
Täuschung, welche einer genauen Beobachtung weichen muss. Die Abbildung in Band 8
der Malak. Bl von H. Berendti ist mit der Diagnose übereinstimmend, es fragt sich aber,
ob sie genau ist. Auf meiner Tafel Ia habe ich vergrössert die Form der letzten Win-
dung von der Mirador- und von der Misantla-Form abgebildet. Jedenfalls kann ich die
mir vorliegenden Exemplare nur als eine Lokalform der H. turbinata bezeichnen.
Als dritte Lokalform und zwar als var. minima bezeichne ich eine in der Um-
gegend von Veraeruz an Büschen und Sträuchern in schattigen Laubgängen gefundene,
15
anna
welche übrigens in Nichts als der Grösse und der weniger starken Schaale von der .Mi-
rador-Form abweicht. Abbildung Taf. I. Fig. 6.d.
Maasse: Höhe Mündung incl.
gr. Diam. kl. Diam. Höhe letzter Windg. peristom breit.
Fig. 6d. 10 8 8 43a 5!/a mm
10% 83/4 9 5 Da
fast 10 8a 9 5 Dre
Die Spiralfurchen sind der dünneren Schaale wegen, durchweg nur stellenweise
erkenntlich, wie sie denn überhaupt in der Mirador-Form am schärfsten ausgeprägt sind.
Bei den in Veraeruz gesammelten liegen diverse in Grösse, in der Zeiehnung
oder aber in der Form abweichende Exemplare, während deren Seulptur und ihr
allgemeiner Habitus ganz derH.turbinata entspricht. Ich konnteleider nur noch eins derselben
und zwar das hervorragendste in Fig. 6c. Taf Ia abbilden. Das Gewinde ist gewölbter
konisch, die Basis abgeflachter, die Mündung mehr dreieckig-mondförmig. Es fehlt jede
Spur des gegliederten schmalen braunen Bandes; statt dessen ist ein schmales, rothbraunes,
scharf begrenztes Band vorhanden, welches am intensivsten auf der vorletzten Windung ist. Es
ist dies der Form nach ein Mittelding zwischen turbinata und meiner flavida Mke., es fehlen
ihm aber die dieser Art eigenthümlichen weitstehenden scharfen Spiralfurchen, und ist
sie auch bedeutend grösser. Ich lasse die Maasse dieser Formen hier folgen, unter
denen sich ein paar Exemplare befinden, welehe sehr deutliche verdiekte Bänder speciell
am Kiel tragen, welche ich als Abnormität ansehen muss, da sie nicht regelmässig sind
und die sonstigen Merkmale der turbinata auch in der Färbung nicht fehlen.
Höhe Mündung inel.
gr. Diaın. kl. Diam. Höhe letzter Windg. peristom breit.
Fig. 6. 10a sr 10 Hlja Bla
ill gl/ı 107% Ha 5°/a
10%. 9 10°/s byyh DUs
11 gl 91a bye) H°/a
10% fast 9 9 bye Ha
Ich kann über den Fundort nichts Bestimmtes angeben, todt gefunden sind sie,
ob aber in der Umgebung von Veracruz im Sande, oder aber angeschwemmt am Strande,
bleibt fraglich.
Die oben bezeichnete kleine Veracruz-Form kommt dort in noch grösseren
Massen vor, wie bei uns Helix nemoralis oder hortensis und ebenso scheint es in
Mirador und in Misantla damit zu sein. Die Veränderliehkeit in der Färbung und in
den Grössenverhältnissen ist gross, über letztere geben die angeführten Maasse ge-
nügenden Aufschluss.
Wenn ich dieser Art den Namen turbinata Wgm. voranstelle, so geschieht es
weil ich der Ansicht bin, dass eine Priorität nur da zur Geltung kommen dürfte, ‘wo
man unzweifelhaft ist, dass dem Bestimmer wirklich die betreffende Art vorgelegen habe,
nicht wie in diesem Falle, wo sowohl der Name Zephyrina durchaus unpassend ist, als
auch eine ungenügende Diagnose Zweifel nach jeder Richtung hin zulässt, wie aus der
von Duclos und auch der Orbigny’schen hervorgeht, welche letztere u. A. besonders das
sehr tiefe Grübehen neben der Spindel hervorhebt, welches Merkmal durchaus unzuver-
en.
lässig ist und rein individuell, bald schwach, bald stark ausgebildet vorkommt, jenachdem das
Thier mehr oder weniger Callus neben der Spindel ablagerte. Die Diagnose von turbinata Wem.
scheint mir dagegen weit entsprechender, so wie auch der Name. Die Küster'schen 'Ab-
bildungen, Martini und Chemnitz neue Ausgabe, sind zu wenig deutlich um maassgebend
zu sein, auch keinenfalls mit der Gewissenhaftigkeit des Fachmannes wiedergegeben. Der
Einfluss der Bodenverhältnisse ist durch die Gegensätze zwischen der Veraceruz-Form, und
den beiden andern, recht anschaulich gemacht. Der sandige Boden von Veraeruz und
die durchweg grössere Dürre mussten eine kümmerlichere Entwickelung zur Folge haben,
als die üppige Vegetation, der stellenweise kalkige Boden und die vorherrschende feuch-
tere Temperatur von Mirador und von Misantla sie bewirken.
Helicina flavida Menke. Taf. II., Fig. 1O und 10c. Taf. I a. Fig. 10 bis 10.d.
Die Bezeichnung 10b auf Tafel II. ist falsch, es soll 10 e sein.
Gehäuse: durchweg kegelförmiger, als das der vorgehenden Art, bedeutend kleiner,
aber ebenso festschaalig Die Basis ist abgeflachter. Skulptur: ziemlich glänzend. Un-
regelmässig stehende, schräge, schmale Lüngsfalten, wie bei der vorigen, nur schwächer,
dahingegen sind die Spiralfurchen, welche auf allen Windungen siehtbar sind, aber nicht
auf der Basis, verhältnissmässig weiter ausemanderstehend und schärfer hervorgehoben.
Färbung: weisslich mit einem dicht über dem Kiele der Windungen verlaufenden, ziemlich
breiten nach oben ausfliessenden gelb-rothen Bande, welches sich fast bis zur Spitze zieht;
oder aber nur stellenweise gebändert, und zwar dann meist von der vorletzten Windung
an; auch ungebänderte Exemplare kommen vor. Gewinde: gewölbt, mehr oder weniger
stärker erhaben kegelförmig, als bei der vorigen Art. Wirbel im Verhältniss zur Grösse
nicht so spitz. Windungen: 5'/2 bis 6, schwach gewölbt, letzte vorne langsam und schwach
herabgebeugt: (Pfeiffers Diagnose sagt nicht herabgebeugt) unterhalb der Mitte stumpf
gekielt mit mehr oder weniger stark abgeflachter Basis. Mündungsabschnitt, meist sehr
schräge zur Axe stehend, fast gerade oder nur schwach geschweift. Spindel: etwas aus-
gehöhlt, senkrecht zur Axe stehend oder mit der Basis ein wenig nach links, zur Seite
eine mondförmige Ritze. Mündung: dreieckig aufgetrieben, mondförmig, bald mehr nach
ersterer, bald mehr nach letzterer Form hinneigend. Der seicht gebogene Basalrand bildet
mit der Spindel fast einen rechten Winkel ; der Höcker am Uebergange ist etwas schärfer
ausgeprägt, als bei der vorigen Art. Callus: anfangs verdickt, dann ausfliessend, bis zum
oberen Mundrande aufsteigend, aber auch da noch deutlich begrenzt. Mundrand: kurz
erweitert: aussen weiss begrenzt, innen stark verdickt, glänzend weiss; bei einem Exem-
plare verdoppelt, indem die innere Lippe einen etwas überstehenden selbstständigen Rand
neben dem äusseren bildet.
Maasse: Höhe letzter Windung Mündung
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hinter der Mündung incl. peristom breit.
Fig. 10 6YR 53/4 7 3a 31/a mm
NE fast 6% fast6 fast 7 33/a BR a
O0 6%)s DYa 64/2 Bj Bau
Letztere hat nur 5'/ Windungen.
- 17 nn
Fundort: Umgegend von Veraeruz todt und in Anschwemmungen am Strande.
Ebendaselbst fand ich in vielen Exemplaren, wenn auch nicht alle gut erhalten,
eine Art, welche bei gemeinsamem Typus doch mancherlei Verschiedenheit in Form und
Färbung darbietet. Ich habe davon 2 Exemplare abgebildet. Fig. 10 e. hellgelb gefärbt,
mit einem schmalen braunen Bande oberhalb der Peripherie der letzten Windung. Fig.
10 d. mit gelbrothem Gewinde, die letzte Windung weiss; das nach oben ausfliessende
Band ist bei diesem sehr breit, so dass es sich über die ganze Windung erstreckt,
auf der letzten aber verschwindet, ebenso auf den ersten Windungen. Später erhielt ich
aus Misantla etwas kleinere, in Form und Skulptur aber identische Exemplare, schmutzig
weiss bis gelbroth gefärbt und zwar eintönig, nur die Nath, der äussere und innere
Mundsaum, sowie der Callusfleek um die Spindel, sind weisslich. Zu den bei Veracruz
gefundenen verwitterten Exemplaren, welche in Form und Skulptur auf die vorliegende
Art verweisen, bemerke ich noch, dass einzelne Exemplare eine gelbliche Spitze haben.
Ich lasse nun die Maasse dieser Suite folgen.
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. Höhe letzter Wde. Münde.inel. perist. breit. Wden.
6%/a 5a 61a 6!/2 3/2 mm Hl
Fig. 10 e. 6!/a Ha H3/a 3'/a Tastzau a HYa
6 fast 5 43) B) IL BR 5
6!/a Hlla Hua Be 3 mm Da
5la Alan tast,,D 2>/a FINE 5
Fig. 10.d. HU A42/a u) B} Dee Ha/a
5°/a 5 5a 3 2°/ mm 5
Ya 3/a D°/s 3 EN )
Da Alla 4?/s 3 IN 2a Alla
fast 6 fast 5 Ds fast I! fast 3 55 5
Die ersten 3 haben die Fürbung, wie bei 10 c. angegeben, die zweiten 3 diejenige
von 10d. Die letzten 4 sind die aus Misantla erhaltenen frischen Exemplare. Man
sieht aus den Maassen , dass dazwischen auch eine gethürmtere Form vorkommt, ähnlich
meiner 10 b. von flavida, von welcher Art die vorliegenden Exemplare in Folgendem ab-
weichen : die Zahl der Windungen ist geringer, das Gewinde ist nicht so erhaben und
im Ganzen nicht so gewölbt ; die letzte Windung ist nicht so entschieden abgeflacht an
der Basis und die Spindel steht durchweg vielleicht mehr schräge , mit der Basis nach
links. Der Mündungsabschnitt ist nicht so schräge zur Axe, die Mündung selbst, in Folge
der nicht so abgeflachten Basis etwas steiler, d. h. der Basalrand steigt etwas schräger
aufwärts. Von diesen Abweichungen sind wohl die weniger abgeflaei .e Basis und dann
in zweiter Linie das höhere Gewinde am wichtigsten; dahingegen sind Skulptur und der
stark gesäumte Mundrand,, wie die schwache Beugung der letzten Windung nahe der Mündung
mit flavida übereinstimmend. Die in Pfeifters Monographie angeführten Diagnosen zu
den von ihm als Synonyme betrachteten Arten deuten nicht nur auf weite Verbreitung
der flavida, sondern auch auf abweichende Form und Färbung und führt mich die
Diagnose der Hel. trossula Mor. daselbst als Synon. von flavida angeführt, auf die mir
8
18
vorliegende Art, welehe ich früher immer für flavida augesehen hatte; in dem Falle ist
meine Auffassung der flavida, wie ich sie weiter oben angeführt habe, wohl zu exelusive
und würden Fig. 10, 10a und b, nur eine Lokalform oder Varietät repräsentiren. Würde
eine solehe Veränderlichkeit in der Form sich durch gute Faunensammlungen constatiren
lassen, dann müsste die nachfolgende Art Helieina Strebeli Pfr. eingezogen werden, da
sie nur kleiner, sonst identisch mit der von mir unter Vorbehalt angeführten abweichen-
den Form von flavida Mke. sind; höchstens, dass die steilere Mündung und etwas
schrägere Spindel bei Strebeli vielleicht durehweg deutlicher hervorgehoben sind. Ist
dahingegen der von mir für flavida angenommene T'ypus ziemlich constant, dann dürfte
Strebeli Pfr., wenn auch schr nahe stehend, doch als Art gerechtfertigt erscheinen und
wären in dem Falle die in Misantla und Veracruz gefundenen Abweichungen als grössere
Form dieser Art zu betraöhten, mit welcher sie auch die Färbung gemein haben.
Helicina Strebeli Pfr. Taf. II. Fig. 11 und I1a. Tafel Ta. Fig. 11 und 11a und b.
Gehäuse: zusammengedrückt kugelig, mit kegelförmig hervorragendem Gewinde;
dünnschaaliger als flavida. mit niedrigerem, weniger gewölbtem Gewinde und nicht spitzem
Wirbel. Die Skulptur ist, wie bei flavida angegeben. Färbung: gelblich — oder bräunlich—
fleischfarbig, bald heller, bald dunkler, entweder einfarbig oder mit einem schmalen,
dieht über der Peripherie der letzten Windung verlaufenden rothbraunen Bande; die
Nath und der äussere Mundsaum immer weisslich. Windungen: 5'/«, schwach gewölbt; letzte
nach unten aufgetrieben, daher die Basis, an und für sich etwas gewölbt, doch im Gegen-
satz zum oberen Theile der Windung abgeplattet erscheint, wenn auch nicht so entschie-
den, wie bei flavida; an der Mündung langsam und schwach herabgebeugt. Mündungs-
abschnitt: schräge zur Axe, fast gerade, oder seltener in der Mitte schwach vorgezogen.
Spindel: schwach ausgehöhlt, entschieden schräge zur Axe, mit der Basis nach links
stehend, zur Seite ein seiehtes Grübehen. Mündung : aufgetrieben mondförmig, steiler stehend,
als bei flavida. Höcker am Uebergange des Basalrandes zur Spindel deutlich, wie bei flavida.
Die Spindel bildet mit dem Basalrande einen etwas spitzeren Winkel, als bei flavida.
Mundrand: Innen mit einer weissen Lippe belegt, welche nicht ganz so stark, als bei
Navida ist. Gallus: rasch ausfliessend, nur um die Spindel herum deutlich, weisslich,
nach oben undeutlich, so dass die Verbindung der Mundränder nur durch Glasur herge-
stellt ist. Deckel: durchsichtig, bernsteinfarbig, nach innen etwas vertieft, zur Linken
mit einer schwachen Leiste besetzt. Anwachsstreifen undeutlich. Fundort: Mirador,
Staat Veracruz. ‚Junge Exemplare erscheinen im Verhältniss viel flacher, weil die Basis
abgeplatteter ist.
Maasse: Mündung incl. peristom
5 —_——
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit.
Fig. 11 fast 5 Als fast 5 D>la 21/; mm.
hrlla’ 5 Als 42 22/3 Da
alallı, 5 Alla 4°/a 22/3 lan
An das bei flavida Gesagte anknüpfend, würde man für diese Art drei den
Fundorten entsprechende Grössen feststellen können. Die grösste Form von Veracruz,
die mittlere von Misantla, die kleinste von Mirador.
19
Helieina nov. spec.? Taf. II. Fig. 12. u..12a. Taf. La. Fig. 12. u. 12a.
Gehäuse: zusammengedrückt, kugelig, mit ziemlich breit kegelförmigem Gewinde;
festschaalig, und ziemlich glänzend. Skulptur: feine, flache, unregelmässige Längsfalten ;
nur in der Nathnähe und auf den oberen Windungen sind Spuren von etwas grober
Spiralfurehung sichtbar. Färbung: Meine Exemplare sind nieht ganz frisch, lassen aber
auf eine grünlich-hornfarbige Färbung schliessen; durchsichtig mit kalkigen weissen Bän-
dern in folgender Anordnung: an der Nath ein schmales, nach unten ausfliessendes,
auf der Mitte ein breiteres scharfbegrenztes, dicht darunter ein sehr schmales, eben-
falls begrenztes, dann darunter, bis zur Nabelgegend, mehrere undeutlich begrenzte,
weil mehr‘ und mehr ineinander fliessende schmale Bänder. Die Spindelumgebung
ist durchsichtig. Der ganze Charakter der Färbung und Zeichnung erinnert an
Helix griseola. Gewinde: kegelföürmig, wenig erhaben, mit stumpfliehem Wirbel.
Windungen: 5. schwach gewölbt, letzte nach unten aufgetrieben; die Basıs etwas
flacher gewölbt; nach der Mündung zu langsam und schwach herabgebeugt. Mündungs-
abschnitt: schräge zur Axe stehend, fast gerade, kaum in der Mitte vorgezogen.
Spindel: ausgehöhlt, fast senkrecht, mit der Basis schwach nach links geneigt, zur Seite
ein seichtes Grübehen. Mündung: schräge zur Axe, fast halbkreisförmig. Mundrand:
kurz und schwach erweitert, innen durch eine starke weisse Lippe verdiekt. Basalrand:
sehwach umgeschlagen, gewölbt aufsteigend. Höcker am Spindelübergang ziemlich her-
vorragend, etwas stärker ausgebildet, als bei H. flavida. Gallus: ziemlich diek und
begrenzt auf die Basis tretend, dann ausfliessend und in einem nieht sehr deutlichen
Bogen zum oberen Mundrande aufsteigend.
Maasse: Mündung inel. peristom
gr. .Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit.
Ta fast 61/a 61/2 fast 4 31/2 mm.
Fundort: Veracruz in Anschwemmungen am Strande. Ebendaselbst ein anderes Exem-
plar Fig. 12a., offenbar dazu gehörig aber zusammengedrückter und mit kürzerem und
nach oben etwas ausgehöhltem Gewinde. Die Bänder scheinen ganz ineinander geflossen
zu sein. so dass der durchsichtige Grund fast ganz verschwindet und nur in der Nathnähe
und um die Spindel herum siehtbar ist. Die Nath ist kalkig weiss, wie bei den vorstehenden.
Maasse: Mündung inel. peristom
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit‘
Ta 6a 61/4 4 31/e mm.
Beide Formen gehören offenbar zusammen; bei so wenigen Exemplaren und ohne genauen
Fundort ist es daher schwer zu entscheiden, wie die Beschreibung dieser Art abzufassen ist.
Ich möchte nieht die zweifelhaften Arten der Helieinen vermehren, trotzdem ich in der mir
zugänglichen Literatur nichts der vorliegenden Art entsprechendes, gefunden habe, und
will daher die Entscheidung offen lassen.
Helicina raresulcata Pfr. Taf. I'/ u. II. Fig. 9 u. 9a.
Gehäuse: kegelförmig mit gewölbter Basis, ziemlich dickschaalig. Skulptur: dicht
und fein gefaltet, ab und zu mit gröberen Falten untermischt, meistens mit ziemlich weit
auseinanderstehenden scharfen Spiralfurchen versehen, welche indess selten auf der vor-
DES
o
20
letzten, meist nur auf der letzten Windung und dann mehr auf der Mitte derselben,
sichtbar sind. Diese Spiralfurchen verschwinden aber auch ganz, denn neben den Exem-
plaren, welche nur vereinzelte aufweisen, fand ich auch solche, ohne eine Spur davon
entdecken zu können, wenn auch verhältnissmässig wenige. Färbung: gelblich weiss bis
bräunlich fleischfarbig, wenig glänzend; zuweilen ist die Schaale in der Nathnähe und an
der Peripherie der letzten Windung weisslich verdickt, wodureh dann die zwischen den
Spiralfurchen liegenden Strecken als dicke weissliche Bänder erscheinen. Gewinde:
spitz kegelfürmig, abweichend in Höhe, aber meist die Hälfte der ganzen Höhe ein-
nehmend. Windungen: 5‘. ziemlich abgetlacht, bis auf die vorletzte und letzte, welche
gewölbter sind; die letzte stumpf gekielt, aber fast nie ganz bis zur Mündung: zuweilen
erscheint der Kiel wie oben erörtert, schwach wulstig. Mündungsabschnitt: sehr schräge
zur Axe, oberhalb der Mitte schwach ausgebogen vorgezogen. Basis: gewölbt, an der
Spindel mit einem durchsichtigen Fleck versehen. Spindel: fast senkrecht stehend, mit
der Basis etwas nach links geneigt, wenig ausgehöhlt, zur Seite mit einem mehr oder
weniger tiefen Grübehen. Mündung: etwas schief dreieekig-mondförmig; der kaum ge-
bogene obere Mundrand mit dem aufsteigenden gebogenen Basalrande einen Winkel bil-
dend.. Mundsaum: sehr kurz erweitert, innen durch eine glänzende weissliche oder
bräunliche Lippe verdiekt. An der Vereinigung des Basalrandes mit der Spindel em
zahnartig erhabener spitzer Höcker. Gallus: anfangs schwach verdickt und dann rasch
ausfliessend, sehr schwach und undeutlich, die Mundränder in emem Bogen verbindend.
Inneres: glänzend hellbraun bis rothbraun.
Maasse: Mündung
er. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit.
fast 642 Da BU 3 mm“
fast 6 5 Ha 3 DAR
fast 6 5 5 3a Be
Hlla 4°/a AB3la 3 Dan cn
Fundort: Umgegend von Veraeruz, in der Ebene diesseits der Sandhügel an einer Staude
„mala muger“ genannt, welche beim Berühren heftigeres Brennen verursacht, als Brenn-
nesseln, in grosser Anzahl gesammelt. Ich erinnere nicht, das Thier kriechend gesehen zu
haben, meist zurückgezogen an den Blättern und Blattstielen haftend. Deckel: hornartig
bräunlich.
Unter Anschwemmungen am Strande fand ich unter todten, der Stammart
entsprechenden Exemplaren, eine Varietät in nur 2 Exemplaren, welehe m Fig. 9a. abge-
bildet ist. Bei sonst übereinstimmender Form und Skulptur, wenn das Gewinde auch
etwas höher ist, befindet sich auf der Basis, nahe der Peripherie, zwischen verdickten,
weisslichen Bändern (siehe darüber oben Gesagtes) ein lederfarbiges durchsichtiges Band, ist
hier also ein Streifen der Schaale dünne geblieben, so dass die bräunliche Färbung des Innern
durcehscheint. Ich finde hierzu einen Uebergang in einem Exemplar aus der typischen
Form, welches neben den wulstigen Verdiekungen auf der Basis ein freilich viel
schmäleres braunes Band aufweist.
Maasse: Mündung incl. peristom
er. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. hreit.
6Ya fast 5°/a 6 3a 3 mm.
61/4 Hlla Ha au/ 3 1:
z
21
Helieinia lirata Pfr. Taf. Il. Fig. Su. Sa. Taf. I. Fig. 8. synon. Helieina unidentata Pir,
Gehäuse: flach kreiselförmig, festschaalig, wenig glänzend. Skulptur: fein gestreift
mit ziemlich scharfen und erhabenen Spiralrippen, welche meistens an der Peripherie
der letzten Windung dichter gedrängt sind als nach ‘oben und auf der Basis; zuweilen
sind dieselben auch abwechselnd stark und schwach. Färbung: das Gehäuse ist dureh-
siehtig, hell hornfarbig bis bernstemfarbig. Gewinde: flach konisch, schwach gewölbt
mit stumpflichem Wirbel. Windungen: 4'/., sehr schwach gewölbt, letzte zusammenge-
drückt, wodurch ein stumpfer Kiel entsteht, vorne an der Mündung meist schwach herab-
gebeugt. Mündungsabschnitt sehr schräge, durch den hervorgezogenen Kiel etwas stumpf-
winkelig und durch die austretenden Rippen häufig buchtig. Basis: in der Mitte ausgehöhlt.
Mündung: dreieckig mit flach abgerundeter Basis. Spindel: ausgehöhlt. kurz, zur Seite
kein Spalt, fast senkrecht. Mundsaum: plötzlich und stark erweitert, an der Basis kurz
umgeschlagen; meist scharf und etwas buchtig, innen durch eine weisse glänzende Lippe
verdickt. Auf dem Basalrande nahe der Spindelbasis befindet sich ein nach aussen ge-
richteter stumpfer länglicher Zahn. Uebergang zur Spindel einfach abgerundet. Gallus
sofort ausfliessend, dünne und glänzend, in einem Halbkreise die Verbindung der Mund-
ränder herstellend.
Maasse: Mündung inel. peristom
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit.
41a 3l/a fast 3 fast, 1°/a 2 mm.
Fundort: todt. aber in gut erhaltenen Exemplaren am Boden unter Sträuchern, bei den
„Bajadas“, Veracruz und in Anschwemmungen am Meeresstrande, wahrscheinlich aus dem
naheliegenden Dorfe Antigua. Diese Art wurde mir ursprünglich von Herın Dr. Pfeiffer
als unidentata, welche m Honduras vorkommt, später als lirata bestimmt. Der Güte des
Herrn OÖ. Semper verdanke ich unidentata, von Dr. Tams in Venezuela gesammelt, siehe
Fig. Sa. Wenn auch die Färbung dieser etwas dunkler, das Gehäuse grösser und die Basis
resp. die letzte Windung etwas mehr aufgetrieben ist, so kann ieh darin niehts Anderes, als eine
durch Localverhältnisse entstandene Abweichung finden und da lirata auch in Yucatan
und Chiapas vorkommen soll, so glaube ich. dass diese beiden Arten zusammenfallen
müssen. Die Dimensionen der Venezuela Form sind:
Mündung inel. peristom
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit.
Das} ‘ ß “ “
4a 3°/s alla fast 2 2 mm.
Helieina einetella Shuttleworth ? Botteriana Pfr. ? Taf. Ia. und II. Fig. 13 bis 13d.
Gehäuse: ziemlich festschaalig kreiselförmig, gekielt. Skulptur: unregelmässig,
und schwach gefaltet, mit dichtstehenden, ziemlich tiefen Spiralfurehen, welche, wenn
auch weniger scharf, doch auch auf der Basis sichtbar sind und im Ganzen deutlicher
hervortreten, als die Anwachsfalten. Der Glanz des Gehäuses ist nur schwach. Färbung:
hellgelb, einfarbig, aber meistens mit einem schmalen, nach oben schwach und kurz aus-
fliessenden bräunlich-rothem Bande, dicht über dem Kiele verlaufend und bis zu den
ersten Windungen sichtbar. Der Kiel ist meistens heller bis weisslich. Gewinde: kegel-
22
zZ
aber nicht sehr
gewölbt; letzte vorne schwach und meist kurz herabgebeugt, scharf zusammengedrückt,
förmig mit stumptlichem Wirbel. Windungen: 5 bis 5'/ zunehmend —.,
wodurch eim Kiel entsteht, welcher mehr oder weniger deutlich begrenzt wulstig ist.
Basis: zuweilen flacher gewölbt, als der obere Theil der Windung. Mündungsabschnitt:
sehr schräge zur Axe, fast grade, in der Mitte zuweilen etwas vorgezogen. Spindel: aus-
gehöhlt, mit der Mündungswand eine kaum eingebogene Linie bildend, zur Seite mit
einem seiehten, undeutlichen Grübcehen. Mündung: mondförmig- dreieckig. Der ge-
bogene Basalrand bildet mit der Spindel und Mündungswand einerseits, mit dem schwach
gebogenen oberen Mundrande andererseits, einen ziemlich gleichförmigen Winkel. Mund-
rand: plötzlich und ziemlich kurz erweitert, fast umgeschlagen; am Basalrande deutlich
umgeschlagen; durch eine weissliehe oder mehr oder weniger intensiv gelbe Lippe nach
innen verdiekt. Der Uebergang zur Spindel ist schwach winklich, selten durch einen
gelb, tritt diek und. be-
o
seichten Höcker bezeichnet. Gallus: mehr oder weniger intensiv
grenzt auf die Basis, dann rasch ausfliessend und in einem ziemlich weiten Bogen fast
bis zum oberen Mundrande aufsteigend, in dessen Nähe die Fürbung aber kaum mehr
sichtbar ist. Inneres: weiss, je nach der Dicke der Glasur ıst das äussere Band durch-
scheinend oder nieht. Deckel: bernsteinfarbig röthlich — nach dem mit einer schwachen
Leiste besetzten Spindelrande. zunehmend weisslich, was indess verwittert sein kann, da
ich die Stücke nicht lebend erhalten habe. Diese durch Fig. 13 repräsentirte Form
wurde mir ursprünglich als cinetella Sh., dann später wiederholt als Botteriana Pfr. be-
stimmt; genau passt keine der beiden Diagnosen.
In Fig. 13a. ist ein grösseres Exemplar mit 5'/a Windungen abgebildet, welches
sonst identisch ist, nur der Kiel erscheint auf der letzten Hälfte der letzten Windung
nicht mehr deutlich wulstig; ferner ist der obere Mundrand fast eingedrückt, der Basal-
rand dagegen gewölbter und der Uebergang zur Spindel durch einen deutlicheren, aber
immerhin schwachen Höcker bezeichnet. Diese Abweichungen lassen sich übrigens auf
die besondere Grösse des Exemplars zurückführen.
In Fig. 13b. ist eine kleinere Form abgebildet, welche vielleicht genauer zu
der Diagnose von ceinetella passt, als die Vorstehende. Das Gehäuse ist dünnschaaliger,
die 5Yı Windungen sind steiler und gewölbter und das Gewinde ist verhältnissmässig
höher. Die Spiralfurehen sind undeutlicher, es treten daher die Anwachsfalten überwiegend
in's Auge. Das rothe Band ist breiter ausfliessend , bei einem Exemplar sogar über die
ganze Windung. so dass nur der Kiel hell erscheint; dieser ist auch deutlicher wulstig.
Der Höcker am Uebergange zur Spindel kaum angedeutet, das Spindelgrübehen dagegen
deutlicher. Die Lippe ist weisslich, der Callus hellgelb gefärbt. In der Mündung ıst das
rothe Band durchscheinend.
Die vorstehenden drei Formen stammen aus Mirador und Orizaba. Leider kann
ich eine genauere Trennung der Fundörter nicht mehr machen.
Fig. 13c. wurde bei Veraeruz in den „Bajadas“ todt gefunden, es steht zwischen
den vorstehenden Formen in der Mitte. Das Gehäuse ist festschaaliger, als 13b. und ganz
weiss mit schwach gelbem Callus. Die Anwachsfalten sind gröber, als bei beiden vor-
stehenden Formen, dahingegen die Spiralfurchen wie bei 13b. Das Gewinde ist gewölbter
konisch. Die 5'/; Windungen sind wie bei 13b. gebildet. Der Kiel schärfer, wenn
auch noch deutlich wulstig. Der obere Mundrand ist fast eingesenkt, ähnlich 13a.
Der Uebergang zur Spindel kaum bezeichnet, noch weniger, als es bei den Vorstehenden
der Fall ist. Der Basalrand ist etwas steiler aufsteigend, als selbst bei 13).
Fig. 13d. stammt aus Orizaba oder Mirador, es entspricht am ehesten der
Diagnose von Botteriana, wenn man es mit den 6 Windungen und dem „peristoma simplex“
nicht so genau nehmen will. Das Gehäuse ist weniger festschaalig, als 13 und 13a.
und darin dem 13 b. ähnlicher, schwach gelblich gefärbt, ohne Band, mit weisser Lippe
und hellgelbem Oallus. Der Wirbel ist etwas intensiver gefärbt. Das Gehäuse entspricht
im Ganzen der Form 13 und 13 .a., wenn auch die 5Y/ Windungen etwas gewölbter sind,
der Kiel weniger wulstig und an der Mündung sehr abgeschwächt, und der Basalrand
noch steiler aufsteigend ist, als bei 13c.. was durch die stärker gewölbte Basis des Ge-
häuses erklärt wird. Die Skulptur ist wie bei 13 und 13a.
Bei einem verhältnissmässig geringen Material und ungenauen Fundorts-Angaben,
meistens fehlenden Deekeln und völliger Unkenntniss des Thieres, wage ich nicht zu
entscheiden, ob meine Annahme, dass es sich hier um Lokalformen ein und derselben
Art handle, richtig ist. 13b. und 13e.. besonders erstere, bieten in ihrem habitus die
grösste Abweichung dar, trotzdem dieselbe nieht so gross ist, dass sie sich, nach dem was
mir vorliegt, nicht durch lokale Einflüsse erklären liesse.
Maasse: Höhe der letzten Mündung inel. peristom
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. Windung. breit.
Eiespla 12/2 10!/a fast 9 53a 6!/a mm
— 12 10 gly Bla 6 5
2.188 132/4 11! 10 6 Ola. u,
aliahl 102/2 375 Ss fast 5 fastı Da |.
läen alila/s ga fast 9 5 Hllale =
nam) 10#/4 10 6/3 (er
In den von Dr. Pfeiffer gegebenen Bestimmungen zu meiner ersten Sendung finde ich auch
ÖOweniana Pf. von Mirador und Veraeruz; der Diagnose nach ist diese mit der vorstehenden
Art verwandt, ich kann sie aber unmöglich für identisch halten: Oweniana soll nur in
Chiäpas und Yucatan vorkommen, und da ich kein dazu passendes Exemplar besitze, ver-
muthe ich, dass jene Bestimmung auf einem Irrthum beruhte, oder, dass ich ein Unieum
gesandt habe.
Schasichila alata Mke. Taf. IV. Fig. 7.
Gehäuse: Turboförmig, ziemlich dünnschaalig. Skulptur: sehr fein und schwach
gefaltet; diehtstehende Spirallinien brauner, häutiger Ansätze bedecken fransenartig das
Gehäuse; bei einem frischeren Exemplare sehe ich nur einen verfilzten braunen Ueberzug,
meistentheils sind die Schaalen abgerieben und dann sieht man 5 aus 2 bis 3 soleher
Spirallinien gebildete Bänder, welche in gleichen Zwischenräumen über das ganze Ge-
häuse resp. die letzte Windung vertheilt sind, während der Wirbel immer kahl ist. Ob
es sich hier um Härchen handelt, bezweifele ich: unter dem Mikroskop entdecke ich
24
unregelmässig fein gefranste häutige Ansätze (ähnlich wie bei unserer Helix aculcata),
welehe kraus und in einander gewühlt sind. Der Mangel an Narben auf den abge-
riebenen Stellen dürfte ebenfalls beweisen, dass es keine Härchen sind, wie sie z. B.
bei Helix hispida und den Campilaeen vorkommen. Da gewisse Streifen selbst bei
starker Abnutzung, wenn auch nieht ganz, doch deutlich erhalten bleiben, so darf man
schliessen, dass diese ursprünglich kräftiger waren und also auch hervorstehend gewesen
sein können, wie es ja Diagnose und Abbildung in Pfeiffers Novitates I. Bd. S. 90, Taf.
XXV. Fig. 10—12 zeigen. Färbung: Grundfarbe schmutzig-fleischfarbig, nach dem
Wirbel zu intensiver röthlich. Gewinde: nicht sehr erhaben konisch, bedeutend kleiner
als die letzte Windung,. Wirbel stumpflich. Windungen: 4'/.. rasch zunehmend, nach
oben aufgesehwollen und daher oberhalb der Mitte stumpf gekielt, die letzte Hälfte der
letzten Windung ist dagegen gleichmässig gerundet und langsam und wenig herabgebeugt.
Ein offenbar vorhandener Nabel ist durch eine kalkige etwas gewölbte Platte verschlossen,
welehe, wenn man sie entfernt, eine ziemlich tiefe Höhlung zeigt. Es bleibt an der Basis aber
immerhin noch eine schwache Vertiefung und erscheint jene auf der Mündungsseite sehr
steilwandig., Der Mündungsabschnitt steht schräge zur Axe, ist oben stark vorgezogen,
so dass die äussere Linie einen stumpfen Winkel bildet. Die Mündung steht schräge
zur Axe und bildet ein an der schmalen Seite durchsehnittenes halbes Oval. Mundrand:
schwach und kurz erweitert, scharf, innen mit einer schwachen Lippe belegt. Spindel:
weisslich, schräge stehend, gebogen, durch eine an ihrer Basis entspringende zum oberen
Mundrande aufsteigende und nach innen ausfliessende weissliche gerade Leiste verdeckt. Zur
linken Seite der Spindel die schon oben erwähnte blasige Schwiele, welehe einen Theil
der Grube ausfüllend, sich als Callus zum oberen Mundrande hinzieht. Inneres: porcellan-
artig glasirt, etwas bräunlich. Deckel: kalkig, fest, halbkreisföürmig; beide Spitzen, aber
besonders die untere zitzenförmig ausgezogen; der untere Zipfel überragt bei geschlos-
senem Gehäuse die Basis der Spindel. Die Mitte ist schwach vertieft, dicht am äusseren
Rande verläuft eine scharfe Leiste. Innenseite weisslich, nach dem Spindelrande und
unten zu verdiekt. und die sich an die Mündungswand lehnende Seite, dem entsprechend
etwas schräge abgestutzt. Fundort: Plantage Mirador und in San Cristoval bei Orizaba,
in Lauberde.
Maasse: Mündung inel. peristom
er. Diam. kl. Diam. Höhe. breit. hoch.
10 7! 9 Alla 5l/ mm.
10 Ta 33/4 41a DU =
10/2 T’la 9 5 Dee
Die Abbildung ist nieht ganz gerathen. Die letzte Windung ist oben zu eckig gezeichnet,
und muss daselbst mehr abgerundet sein.
Ze
Gattung Ampullaria.
Wie bei allen Wasserschnecken findet man fast in jeder Lokalität Abweichungen
in Form, Färbung und selbst Skulptur, woraus dann leicht verschiedene Arten gemacht
werden, wenn dem Bestimmer nun einzelne, und vielleicht extreme Formen repräsentirende
Stücke vorliegen, diese auch nebenher ohne, oder mit ungenügenden, wenn nicht gar
falschen Fundortsangaben versehen sind. Im Verfolg der Beschreibung des mir vorlie-
genden Materials dürften sieh hierfür wohl Belege finden lassen.
Ampullaria spec. nov? Taf. III, Fig. 13 u. Taf. IIla, Fig. 13a und b.
Gehäuse: kreiselförmig, höher als breit, tief, aber meistens eng triehterförmig
genabelt. Skulptur: fein, dicht und flach gefaltet, besonders an der Nath, mit gröberen
Falten untermischt. In der Spiralriehtung verlaufen aufgetriebene Streifen nieht sehr
dicht nebeneinander, meistens aber unregelmässig bis zum sich kreuzen m schräger Rıch-
tung. Die gröberen Anwachsfalten unterbreehen jene Spiralstreifen kaum, so dass nur
stellenweise ein unregelmässig grobgegittertes oder gehämmertes: Ansehen entsteht, welches
nach der Mündung zu aber ganz verschwindet, da sich hier die groben Anwachsfalten
mehren. Färbung: Unter der ziemlich glänzenden, olivbraunen Epidermis weisslich, mit
rosa- oder blau-violettem Anfluge. Diese Grundfarbe, wie sie in der Mündung weit inten-
siver sichtbar ist, erstreekt sich über die Windungen bis unweit der Nath, welche mit
einem hellen, aber nieht scharf abgegrenzten Gürtel umgeben ist, der auf der letzten
Windung nahe der Mündung breiter wird. Mehr oder weniger schmale, dichtstehende
auch oft in einander fliessende, aber immer undeutliche bräunliche Bänder lassen die
genannte Färbung stellenweise dunkler erscheinen, was aber durch die dunkle Epidermis
nur sehr undeutlich und eigentlich nur da zu erkennen ist, wo diese abgerieben ist. Nach
der Spitze zu wird die Färbung dunkler, der Wirbel ist schwarzblau. Windungen: 6,
sehr gewölbt, nach oben aufgetrieben, so dass die Nathgegend flach gewölbt erscheint
und die grösste Breite der Windung oberhalb der Mitte liegt. An der Nath sind sie
stellenweise schwach wulstig abstehend, so dass diese selbst rinnenförmig wird. Die
letzte Windung nach unten zugespitzt, um den ziemlich engen Nabel herum schwach auf-
getrieben, so dass der Eingang zum Nabel triehterförmig erscheint. Mündungsabschnitt:
an der Nath am weitesten vorgezogen, dann stark eingebuchtet und in sanfter Schwei-
fung wieder austretend. Mündung: schräge zur Axe, länglich oval-birnförmig. Inneres:
lebhaft violett, mit durchseheinenden schwachen braunen Bändern. nach oben weisslich.
am Rande schmutzig-gelblich gesäumt. Mundrand: gradeaus, scharf, bei ganz ausgewach-
senen Exemplaren wahrscheinlich schwach erweitert; ich besitze wenigstens ein kleines
Exemplar mit solcher Erweiterung. Der linke Mundrand, allmälig erweitert, steigt zur
Mündungswand empor und steht durch einen scharf begrenzten, schmutzig-gelben, nicht
sehr dieken Callus mit dem oberen Mundrande in Verbindung. Deckel: in Form der
Mündung angepasst, die äussere Seite glanzlos mit ziemlich groben Anwachsstreiten,
welche ab und zu mit noch gröberen untermischt sind. Innenseite: bis auf den,
dem Fusse des T'hieres anhaftenden Theil. stark glänzend. Die Färbung dunkel braun.
4
DIE
Maasse: Breite Mündung.
Windungen Höhe letzter Windung. Tvorletzter Windung. hoch breit
6 His. laween> 42 24 34 20 mm.
Dia 45 306°/a 19a 29 bo,
D4/2 ap aaa 37 20/2 25 el
Due 45 39 21 30 To
Bla 46 ag 21'% 2 192,
Ha „ 13a 40 36 NZ 29- In
Letzte mit erweitertem Mundrande.
Fundort: Misantla, Staat Veraeruz. In einem Bache .„Brazo seco.“ 9 englische Meilen von
Misantla entfernt.
Diese Art unterscheidet sich von der nachfolgenden m den gewölbten nach oben
aufgetriebenen Windungen und der allen Exemplaren gemeinsamen Skulptur, so wie auch
in der vielleicht weniger in Betracht kommenden Färbung, findet man auch in den vielen
Lokal- und individuellen Abweichungen der folgenden Art keinen Uebergang zu dieser.
Eine Trennung dieser Art ist wohl nach jeder Richtung hin gerechtfertigt, ich kann aber
nicht erfahren, ob dieselbe schon anderweitig beschrieben ist.
Ampullaria flagellata Say. malleata Jonas, reflexa Swainson, violacea Valene.
Taf. III und IIla, Fig. 14.
Gehäuse: kreiselförmig-kugelig. Seulptur: weniger dieht und noch undeutlicher
gefaltet als die Vorige, so dass nur an der Nath deutliche flache Faltenstreifen zu
erkennen sind, daher ist das ganze Gehäuse glatter und glänzender. Es fehlen die fort-
gesetzten aufgetriebenen Spiralstreifen, oder sie sind wenigstens kaum sichtbar, so dass,
wenn auch diesem Gehäuse eine „gehämmerte“ Sceulptur zuzusprechen ist, sie doch
weniger grob und nicht gitterartig zusammenhängend ist, sondern mehr in unregelmässig
geformten seichten Grübehen auftritt, welche durch die kaum unterbrochenen Längsfalten
mehr in Reihen untereinander stehend erscheinen, wenn bei der Unregelmässigkeit ihrer
Grössse und Form überhaupt von Reihen die Rede sein kann. Häufig finden sich Ge-
häuse, wo diese Skulptur überhaupt nur an einzelnen Stellen sichtbar ist. Färbung:
Unter der glänzenden Epidermis weisslich, bräunlich-violett durchscheinend, mit scharf
begrenzten, mehr oder weniger schmalen Bändern verziert. Nach der Nath zu wird die
Färbung schwächer, tritt aber doch beinahe ganz an diese heran. Die Epidermis ist
grünlich- oder schmutzig-gelblich, es scheint daher die Bänderung deutlich dureh. Die
oberen Windungen sind violett bräunlich, der Wirbel am dunkelsten. Gewinde: mehr
oder weniger flach konisch mit spitzem Wirbel. Windungen: 6 — 6'/s, schwach gewölbt,
an der Nath zuweilen schwach wulstig, aber nieht so, dass diese rinnentörmig erscheint.
Letzte Windung regelmässig abgerundet, auf der letzten Hälfte schwach herabgebeugt,
nach dem Nabel zu etwas zusammengedrückt, der Eingang zu diesem nicht so ent-
schieden und enger triehterförmig wie bei voriger Art; der Nabel selbst ist auch enger.
Mündungsabschnitt: fast senkrecht, gleichmässiger eingebuchtet, als bei voriger Art.
Mündung: etwas schräger zur Axe, länglich eiförmig mit gebogener Spitze. Inneres:
chocoladefarbig, oder seltener schwach violett-bräunlich; in der Nähe des Randes ein
intensiverer Streifen. Die Bänder sind meistens nur nahe dem Rande durehscheinend, häufig
2a
mehr oder weniger kurz in den gelb-fleischfarbigen Saum austretend, welcher am ganzen
Rande fortläuft und ziemlieh constant ist, wenn ich auch ein paar Exemplare besitze,
an denen dieser Saum mehr weisslich ist. Mundrand: einfach, mit einer Tendenz zu
schwacher Erweiterung; der linke Mundrand zunehmend erweitert, fast umgeschlagen, an
die Mündungswand anlehnend und als dieker scharf begrenzter, gelblich-fleischfarbiger
Callus zum oberen Mundrande aufsteigend. Deckel: der Mündung angepasst. die Anwachs-
streifen sind weniger grob als bei der vorigen Art.
Maasse: Mündung
er. Breite inel. peristom
Windungen. Höhe. letzter Windung. "yorletzter Windung. hoch. breit.
Fig 14 6!/a 68'/a 56 291/a 44 23 mm.
N r 50 42h 32 35 Se
alle 5 50%/a 46 23°/4 35 231% ..
” 49 44 2212 38) 23a,
Die Abweichungen in der Form sind ziemlich bedeutend, ohne dass ganz extreme
Formen hinzugezogen wären. von denen noch später die Rede sein wird.
Als eharkteristische Abweichungen möchte ich folgende aufstellen, von denen die
Erste wohl die bestbegründetste ist.
No. 1. Tafel IITa, Fig. 14c. Die Form ist der Vorigen entsprechend, der
Mundsaum ist bei allen Exemplaren erweitert; die Skulptur ist glatter, nur schwach
und vereinzelt tritt das Gehämmerte auf. Die Färbung ist fleischfarbig mit hell
grünlieh -ockerfarbiger, dünner Fpidermis; von Bändern ist nur eine schwache An-
deutung vorhanden, gleichsam nur ein Schatten; die oberen Windungen sind intensiver
gefärbt; die Nathgegend ist wie bei der Vorigen heller. Inneres: fleischfarbig, von dem
fast orangefarbigen Rande durch einen weisslichen Streifen abgegrenzt. Die Form und
Färbung passt identisch zur Fig. 74 in Reeve, welche labiosa Koch aus Indien
darstellen soll.
Maasse bei 6 Windungen. Mündung
Breite inel. peristom
Höhe. letzter Windung. " vorletzter Windung. hoch. breit.
BIOWP 451 24 35 33 a,
Fig. 14c. 46 42:/a 21 33 21!)
441), 4] 20 321/a 20%/2
No. 2. Fig. 14d. Skulptur: diehter und deutlicher, besonders an der Nath
fein und scharf gefaltet, wenig Spuren von Hämmerung. Färbung: bräunlich-olivenfarbig
mit dunkeln, ziemlich dieht stehenden Anwachsstreifen und Bändern. Inneres: einfarbig
bräunlich, Rand gelblich-Heischfarbig. Diese Exemplare sind nur todt gesammelt und
haben schmale und breitere, kalkig weisse Bänder, welche meist oben und unten an den
Windungen, aber auch, freilich seltener, in der Mitte befindlich, etwas vertieft und glanz-
los sind, sich auch immer zwischen den dunkeln Bändern befinden. Diese Bünderung
ist offenbar durch Entfernung der Epiderinis und Verkalkung der darunter liegenden
4*
38
Sehieht entstanden, ob auf mechanischem Wege, muss ich dahingestellt sein lassen. Uebrigens
habe ich dasselbe Vorkommen, wenn auch nicht so ausgebildet, bei lebenden Exemplaren
gefunden, welche in Färbung mit der Stamm-Form identisch sind und mit der Vor-
liegenden nur die bauchige Form und die schärfere Faltung gemein haben; die so
entstandenen Zwischen-Bänder sind nur nicht kalkig-weiss, sondern sehmutzig-bläulich.
In den nachfolgenden Maassen stehen die vorerwähnten lebend gefundenen 2 Exemplare
zuletzt angeführt. — Windungen 6.
Maasse: gr. Breite Mündung inel. peristom
ZZ un —
Höhe letzter Windung. vorletzter Windung. hoch breit
Fig. 14d. 54 4812 25 35% 24!/2 mm.
54 48Ya RP BIS 24 =
4a 43a 21% 35 Da
bEWP AT! 26°/a 36 2A r
4642 40 19% 34! ala
Die Form ist ähnlich einer jungen A. ampullacea L.
Als Monstrositäten möchte ich folgende anführen:
No. 1. Todt und ganz verkalkt gefunden, subfossil?. Seicht gehämmert, wie
die erste Formenreihe, mit stark erweiterter Lippe; das Gehäuse ist überaus diekschaalig,
so dass der Mundrand mehrere Ablagerungsschiehten erkennen lässt, also blätterig ist.
50 46 2212 35 25 mm.
No. 2. Taf. IIla., Fig. 14e., ebenfalls ziemlich verkalkt. Der Form, Skulptur
und Färbung nach scheint sie der Abweichung No. 1 anzugehören: der Mundrand ist
stark, fast bis zur Abflachung erweitert, und die letzte Windung ist vorne kurz losgelöst
und aufsteigend, so dass die Spitze freisteht. Das Gehäuse ist in seiner Form die
hübscheste der mir bekannten Ampullarien und verführerisch die Nomenklatur zu
bereichern. j
47 44 19 361% 25/2 mm.
No. 3.: Taf. IlLa., Fig. 14f., gekennzeichnet durch sehr flache Windungen und
flaches kurzes Gewinde. Höher im Verhältniss zur Breite, als alle andern Formen. An
der Nath deutlich wulstig gesäumt, diese selbst etwas rinnenförmig, Skulptur und Färbung
wie bei der Stammform, nur etwas deutlicher gebändert: die Bänder in der Mündung
scharf, schmal und dunkelbraun, bis an den Rand hinaustretend.
Die Dimensionen sind, da die letzte Windung auf ihrer letzten Hälfte eine, wenn
auch nur wenig abweichende Richtung eingeschlagen hat, nicht ganz maassgebend.
48°/a 42 >3/a 21% 38 22/2 mm.
No. 4. Taf. Illa., Fig. 15. Ich bin nicht ganz sicher, ob dies aussergewöhnlich
grossse Exemplar in Veracruz gefunden ist, es könnte möglicherweise von Laguna oder
Tabasco stammen. Verkalkt, zeigt es noch eine entschieden grob gehämmerte Skulptur,
hat 6'/ Windungen mit ziemlich hohem Gewinde, (wodurch es sich von Ghiesbreghti
29
unterscheidet,) und bauchigem letzten Umgange. Wenn man sich den letzten Theil der
Windung wegdenkt, wo eine etwas erhabene Leiste eine der gewöhnlichen Grösse ent-
sprechende Wachsthumsperiode bezeichnet, so stimmt die Form mit den ersten beiden
Exemplaren der mit No. 2 bezeichneten abweiehenden Form ganz genau.
Maasse: gr. Breite Mündung inel. peristom
— oe nn —, — ee -- --
Höhe. letzter Windung. vorletzter Windung. hoch breit
32 69 40 54/2 32 mm.
Zum Vergleiche mit der No. 2 füge ich die Maasse bei, welehe sieh bei der
erwähnten früheren Wachsthumsperiode ergeben.
60 balya 30 42 —- mm.
Die letzte Hälfte der letzten Windung zeigt freilich eime zunehmend grobe
Hämmerung, ähnlich der Ghiesbreghti, es ist die Form indess zu abweichend und so sehr
übereinstimmend mit der No. 2, dass ich die oben erwähnten Zweifel über den Fundort
nur deshalb anführe. weil die absolute Sicherheit fehlt.
Alle vorstehenden Formen mit Ausnahme derjenigen, bei denen ein specieller Fundort
angegeben, stammen aus der unmittelbaren Umgegend der Stadt Veraeruz, aus dem s. g.
Rio de Tenoya und aus Gräben, welche mit diesem in Verbindung stehen. Bei meist sumpfi-
gem Untergrunde und Ufern sieht man diese Schnecke am Boden kriechend. Das Thier
ist schwärzlich-violett oder besser gesagt Neutraltintenfarbig, deutlicher gefleckt, als die
Zeichnung zeigt, sehr breit, hinten zugespitzt; Fühler lang und zugespitzt; Athemröhre,
wenn ausgestreckt, sehr lang. Die Eier werden ausser dem Wasser an Schilf und
andern Pflanzen abgesetzt, und zwar in länglichen Klumpen, s. Taf. III. Färbung derselben :
fleischfarbig-weisslich, wenn alt; weisser, wenn frisch; ursprünglich weich, verhärtet sich
die Schaale sehr rasch nach dem Austreten aus dem Thiere. Die todt gefundenen
Exemplare stammen theils aus ausgetrockneten Pfützen, wie Form No. 2, theils aus den
ganz Veracruz umgebenden Sandhügeln, wie die Monstrositäten No. 1 und 2., wohin der
Wind oder Vögel die leeren Gehäuse geführt haben mögen. In den verschiedenen Sen-
dungen, welehe ich von dieser Art zum Bestimmen gemacht habe, ist sie mir bald als
reflexa, bald als malleata, bald als 3 Arten (die dritte. ohne Namensangabe) bezeich-
net worden. Eine Trennung kann meiner Ansicht nach nicht gerechtfertigt werden; es
fragt sich nun, welcher Name der entsprechende ist. Reflexa verdient Berücksichtigung,
denn die in Pfeiffers Novitates, 1. Band, S.52, Taf. XIII und XIV, als A reflexa und
conica Wood beschriebenen und abgebildeten Formen aus Cuba bieten viel Aehnliches.
Die Diagnose von reflexa lässt sich ganz gut der vorliegenden Art anpassen, auch die
Abbildungen, trotzdem dieselben Manches zu wünschen übrig lassen, bringen Annäherung.
So ist Fig. 8 und 9 der reflexa, in Form meiner 14 ec, 14e und besonders 14h ähnlich,
während Fig. 6, welehe Dr. Pfeiffer als der flagellata sehr ähnlich bezeichnet, der
Fig. 14 ganz gut entspricht. Auch bei coniea, Fig. 1 und 2, Taf. XIV, finde ich Uebereinstim-
mung mit meiner Fig. 14g. Für malleata Jonas, welcher Name ganz entsprechend ist,
giebt die Diagnose, in den Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins, Hamburg
1846 befindlich, Tabasco als Fundort an und erwähnt nieht die Bänder, noch
erscheinen solche auf der Abbildung, welche übrigens mit meiner Fig. 14 ganz gut über-
einstimmt. Leider ist das im Hamburger Museum liegende Exemplar mit der Original-
Etiquette von Dr. Jonas nicht das Original zu jener Diagnose und Abbildung, denn es
hat sehr flache Windungen, ein sehr niedriges, flaches Gewinde und ist fast kugelig;
dabei grob gehämmert, mit wenig Andeutung von Bändern und weitem, trichterförmigen
Nabel. Die Mündung ist etwas verkalkt, aber scheinbar nicht violett, sondern röthlich
gewesen. Der Wirbel ist angefressen und kann ich daher die Windungen nicht genau
zählen, es scheint aber, dass ihrer 6 gewesen sind. Ich halte dieses auf Taf. VII, Fig. 15a abge-
bildete Exemplar für Ghiesbreghti, es hat aber ein noch flacheres Gewinde, als dasjenige
Exemplar, welches ich unter diesem Namen besitze und abgebildet habe. Reeve führt bei
seiner malleata eine Figur an, welche in Form allerdings der von mir beschriebenen
Art entspricht. Es bliebe nun noch flagellata Say, deren Beschreibung mir nieht zur
Hand ist; der Name ist ebenfalls ganz entsprechend, und da als Fundort „Nähe von
Veraeruz“ dafür angegeben ist, so muss eine der von mir angegebenen Formen als Typus
gedient haben. Ich kann nicht entscheiden, welcher dieser Namen als ältester die
Priorität verdient: bezeichnender sind entschieden malleata oder flagellata.
Aus Lokalitäten, mehr oder weniger entfernt von Veraeruz erhalte ich nun
noch folgende Abweichungen, welche in der Verschiedenheit des Fundortes ihre Erklä-
rung finden mögen, aber meiner Ansicht nach entschieden zu malleata resp. flagellata
zehören. Ich führe die Numeration der abweichenden Formen fort.
No. 3. Taf. IITa, Fig. 14g. Sehr dünnschaahg, in Seulptur und Färbung
der Form Fig. 14 entsprechend, nur dass die Mundränder und der verbindende Callus
weisslich. nieht gelblich sind. Die grösste Breite der Windungen liegt oberhalb der Mitte
der letzten Windung. Die Nath ist durch einen sie begrenzenden, schwachen Wulst
leicht rinnenförmig. Der Wirbel ist angefressen, daher die Windungen nicht genau zu
zählen sind. wahrscheinlich sind es 5—5!/2, das Gewinde ist mehr abgeflacht.
Maasse: er. Breite Mündung inel. peristom
Te m u
Höhe letzter Windung. vorletzter Windung. hoch breit
30 27 14 22a 14 mm.
Fundort: in einer ausgetrockneten Pfütze im Walde bei Loma de piedra, ein paar Stunden
von Veraeruz entfernt. Wir haben es hier offenbar mit einer verkümmerten Form zu thun.
No. 4. Fig. 14h. In Form der Abweichung No. 1, Fig. 14c am meisten ent-
sprechend, mit erweitertem Mundsaum. Meine beiden Exemplare von denen das grössere
unfertig ist, stimmen genau mit einander überein. Die Skulptur zeigt keine Spur von
Hämmerung, nur sehr schwache Falten in der Anwachsrichtung, wodurch sie glatter er-
scheint, als alle andern Formen. Die Epidermis ist gelbbraun, mit durchscheinenden
Bändern. Das Innere ist lebhaft violett, ähnlich, wie bei Speec. Fig. 13, der Mund-
saum und Callus aber weiss. Die Nath ist wie bei der Vorgehenden durch den sie be-
grenzenden Wulst etwas rinnenförmig, Wirbel angefressen.
Maasse bei 5®/ı Windungen.
Fig. 14h. 39 39 17 311% 20/2 mm.
47 45 221)» 34a 21
No. 5. Fig. 141. Im Form der No. 2 Fig. 14b und d entsprechend, Färbung
und Skulptur identisch mit der Haupt-Form. Die Nath nicht rinnenförmig und nur un-
deutlich wulstig begrenzt. Wirbel erhalten, Mundsaum nicht erweitert.
Maasse bei 6 Windungen:
gr. Breite Mündung incl. peristom
28 r
Höhe letzter Windung. vorletzter Windung. hoch breit
441/a 38 21 2912 19!/2 mm.
Die beiden Formen No. 4 und 5 sind aus Misantla, Staat Veraeruz, ohne nähere
Bezeiehnungen des Fundortes eingeschiekt, stammen aber zweifelsohne aus verschiedenen
Lokalitäten. Die Erstere ist recht eharakteristisch, wir finden dafür aber, was Form und
Skulptur anbetrifft, in Fig. 14e eine Annäherung. Die Färbung und die Epidermis sind
dagegen abweichend von allen bisher Beschriebenen.
No. 6. Fig. 14k. Die sehr gethürmte Form kommt der Fig. 14a am nächsten.
Die Skulptur ist dagegen wie bei No. 2, Fig. 14d mit häufigen, scharf ausgeprägten
Anwachsfalten und vereinzelten Resten von Hümmerung. Bei gleicher Epidermis ist die
Grundfarbe violetter, als bei der Hauptform, so dass das Innere lebhaft bräunlich violett,
am Mundsaum durch einen sehwärzlichen Streifen begrenzt ist. Der Mundsaum und der
verbindende Callus sind orangefarbig, der Mundrand ist nicht erweitert. Wirbel schwärz-
lieh und ganz erhalten. Fundort: Dorf Vergara, '/ Stunde von Veracruz entfernt.
Maasse bei 6 Windungen:
Fig. 14k. 55 46 2612 37a 231/2 mm.
41 40 22h 3212 20 =
Man wird mir zugestehen, dass manche der abgebildeten Formen geeignet sind,
‚die Nomenklatur zu bereichern, haben dieselben auch vielleicht schon dazu gedient oder
wiiwrden doch dazu dienen, wenn sie m einzelnen Exemplaren zur Bestimmung versandt
würden. Die Grösse meines Materials, in dem fast jedes Individuum Formabweichungen
oder Verschiedenheiten in Färbung und Skulptur aufweist, deren Haupttypen ich zur
Abbildung gebracht habe, zwingt mir die Ueberzeugung auf, dass wir es hier nur mit
einer Art zu thun haben und dass, wenn man nach solcher Ueberzeugung die aus anderen
Ländern stammenden Arten ansieht, es darin wohl ebenfalls Vieles zu sichten gäbe. Von
den in Veraeruz vorkommenden Formen habe ich die in Zahl am stärksten vertretene
als Hauptform vorangestellt, und alle davon abweichenden fortlaufend beziffert, um die
Referenz zu erleichtern.
Ampullaria Ghiesbreghti Reeve. Taf. III, Fig. 16.
Aus Tabasco erhielt ich unter diesem Namen ein leider nicht sehr gut erhal-
tenes Exemplar, welches mit der Reeve’schen Abbildung ganz gut übereinstimmt. Das
Gehäuse ist sehr diekschaalig, ziemlich kugelig, mit wenig erhabenem konischen Gewinde.
Windungen: 6'/2, an der Nath schwach wulstig und etwas abstehend, diese daher schmal
rinnenförmig. Skulptur: ähnlich der von flagellata, nur gröber gehämmert. Färbung:
Epidermis olivenfarbig braun. Nathgegend wenig heller, obere Windungen zunehmend
reiner olivenfarbig, Wirbel dunkel. Vereinzelte dunklere schmale Bänder schimmern auf
32
der letzten Windung durch. Inneres: rothbraun, mit dunkleren und schmalen Bändern,
Mundsaum in der ganzen Ausdehnung lebhaft röthlich-fleischfarbig, von dem Innern
durch einen schmutzig grauen Streifen getrennt. Die grösste Breite liegt bei dieser Art
oberhalb der Mitte der letzten Windung. Die Nabelgegend ist zusammengedrückt und
führt schmal triehterförmig in den ziemlich weiten und tiefen Nabel. Die obere Spitze
der Mündung ist im Innern durch starke Ablagerungen sehr verdickt, welche auf der
Mündungswand in den Callus einerseits, andererseits in den Mundrand ausfliessen. Der
Mundrand ist leider ausgebrochen, daher nicht näher zu beschreiben.
Maasse:; gr. Breite Mündung inel. peristom
Höhe letzter Windung. vorletzter Windung. hoch. breit.
74 69/2 35 hy) 31'/ mm.
Ich verweise noch auf das in unserm Museum befindliche Exemplar, worüber ich
Näheres bei der vorigen Art gesagt habe.
Ich möchte hier noch einige Bemerkungen über die m Reeve abgebildeten
mexikanischen Arten folgen lassen:
A. cerasum Hanley. Fig. 99. Mexico. Die Diagnose sagt ..schwach gebän-
dert“ während die Zeichnung eine sehr deutliche Bänderung aufweist. Sollte diese Art
der Jugendzustand einer andern bekannten sein?
A.flatilis Reeve, Tabasco, Fig. 3lu. A.malleataJonas, Mexico, Fig. 32.
Der Formenunterschied ist so gering, dass der Zeichnung nach eine Trennung nicht ge-
rechtfertigt erscheint, da auch die Färbung übereinstimmend ist. Die Diagnose giebt
freilich der flatilis eine kurze spira, der malleata eine spira acuminata. Die Skulptur
der Ersteren soll länglich striehförmig geritzte Spiralbänder haben, während bei malleata
nur „gehämmert‘“ vermerkt ist. Bei flatilis ist eine Bänderung, bei malleata keine ange-
geführt, so wie letzterer eine erweiterte Lippe zugesprochen wird. Alle diese Unterschiede
bis auf den der Seulptur, sind nicht maassgebend und ungenügend zur Unterscheidung
dieser veränderlichen Schneckengattung.
A. Ghiesbreghti Fig. 123 zeigt die Mündung viel breiter, als mein Exemplar,
was entweder eine individuelle Abweichung, vielleicht aber auch eine Ungenauigkeit der
Zeichnung ist.
A. fumata. Fig. 124. Man kann hierbei an meine Form 14h. denken, wenn
auch Fig. 124b augenscheinlich die nach oben aufgetriebene und an der Nath abgeflachte
Windung übertrieben darstellt, wie sie zu der Rücken-Ansicht 124a. nicht stimmen kann.
Die Diagnose passt allerdings weniger, denn sie erwähnt nicht die violette Färbung des
Innern, sondern nennt diese nur „mit rauchigem Braun gefleckt und gestreift.“ Die Skulptur
ist mit „glatt“ angeführt, was wohl nur relativ gemeint ist.
A. miltocheilus Reeve. Chiapas, (Ghie sbrecht.) soll in der Spiralriehtung
gerunzelt und gehämmert sein und schemt mir, abgesehen von der Grösse, besser zu
meinen Exemplaren von Ghiesbreghti zu stimmen, als die Fig. 123.
Y%
33
Gattung Valvata.
Valvata humeralis Say (humerosa Say) Taf. IV. Fig. 42.
Gehäuse: dünnschaalig, tief und offen genabelt, eyelotusartig. S$eulptur: un-
regelmässig dieht und fein erhaben gestreift, schwach glänzend. Färbung: durchscheinend,
mehr oder weniger grünlich hornfarbig. Gewinde: wenig erhaben, treppenartig, mit stum-
pfem Wirbel. Windungen: 3'/—3°/s, fast stielrund, an der Nath schwach abgeflacht,
besonders an den ersten Windungen, dies verliert sich auf der letzten an der Mündung
ganz; rasch zunehmend und ziemlich schräge aufgewunden, so dass die Nath der
letzten Windung auf '/ bis '/s der Höhe der vorhergehenden Windung ausmündet.
Basis: um den offenen Nabel herum abnehmend schwach zusammengedrückt, wodurch
eine Art schwachen Kiels entsteht, welcher bei unausgewachsenen Exemplaren bis zur
Mündung geht. Mündung : oval bis fast kreisrund, meistens etwas höher als breit. Die
Mundränder sind nicht zusammenhängend, scharf. Deckel: rund, spiralförmig aufgewun-
den, mit 8 bis 9 Windungen ; in der Mitte schwach eingesenkt. Die Innenseite ist glän-
zend; auf der Aussenseite sind die Windungen durch dachförmige Leisten getrennt. diese
aber nur bei den äusseren Umgängen deutlich zu erkennen. Maasse : gr. diam.: 5. kl. diam.:
fast 4. Höhe: 4, Münd ung: breit PAUER hoch ds mm. Fundort: Stadt Mexico. zusammen
mit Physas, Limnaea attenuata und Planorbis tenuis erhalten.
Diese Art ist unserer V. piscinalis in Fürbung und Sculptur ähnlich. unter-
scheidet sich aber durch zusammengedrückteres Gehäuse und weiteren Nabel.
Gattung Hydrobia.
Hydrobia coronata Pfr. (Palud. erystallina Pfr.? Palud. ornata und eisternicola
Morelet!) Taf. V, Fig. 34 und 34a.
Gehäuse: gethürmt, mit einem Nabelspalt; ziemlich festschaalig, wenig glänzend,
bei gereinigten, frischen Exemplaren ziemlich durchsichtig. Seulptur : fein gestreift, durch
gröbere Anwachsstreifen unterbrochen und mit feinen abgerundeten Spiralrippen verziert,
welehe in ungleichen Zwischenräumen stehend, in Anzahl sehr verschieden fallen und
selten ganz zur Basis hinunter gehen. Fast immer verläuft auf etwa °/% der Höhe der
Windungen eine stärkere Leiste, welche meistentheils mit mehr oder weniger deutlichen
und häufigen flach dreieckig vorgezogenen Höckern verziert ist, welche nach der Spitze zu
entsprechend abnehmen. Den Zwischenräumen zwischen den Höckern entsprechend. treten
2
auch auf den Windungen seichte Furchen auf, welche m der Anwachsriehtung verlaufend,
dem (Gehäuse ein leicht gewelltes Ansehen verleihen. Färbung: wird durch eine olıven-
hornfarbige Epidermis hergestellt. Gewinde: mehr oder weniger erhaben gethürmt; je
nach der Stärke der erwähnten Leiste, treppenartig abgestuft. Windungen : 5 bis 6, ge-
wölbt und, wie oben beschrieben, gekielt erscheinend. Letzte Windung meistens bauchig,
zuweilen aber auch in regelmässigem Verhältniss zu den vorgehenden Windungen ; häufig
wenn ausgewachsen, vorne nahe der Mündung plötzlich herabgezogen. Der Mündungs-
abschnitt schräge zur Axe stehend, grade. Nabelspalt: fein, mehr oder weniger deutlich
offen. Mündung : zugespitzt oval, zwischen Mündungswand und Spindel etwas winkelig,
schräge zur Axe stehend. Mundrand : scharf, gradeaus ; Spindelrand schwach umgebogen,
mit der Mündungswand einen stumpfen Winkel bildend, in fortgesetztem, scharf begrenz-
ten Callus zum oberen Mundrande aufsteigend. Deckel: durchsichtig hornartig, nach der
Mitte zu etwas vertieft, scharf gerandet; in der Anwachsrichtung ziemlich regelmässig ge-
furcht, spiralföürmig gewunden, Kernpunkt nach unten und innen gerichtet. Die Abbil-
dung ist missglückt und liess sich das Versehen leider nieht mehr redressiren.
Maasse :
Mündung
Höhe. Breite letzter Windung. hoch. breit.
| 5 2 fast 2 fast 12/»
a > 2 reichlich 1/2 reichlich 1
E67 | 41a all 3a 12
ohne Höcker | 4! Sl, fast 2 1/
Z /2 2/8 ast Z
Fis. 34a. j ö Ur
Die als Paludina cerystallina Pfr. beschriebene Art, welche der Vorstehenden sehr
nahe stehen soll und welehe ich nur aus Philippi's Abbildung und Beschreibung kenne,
glaube ich für identisch mit der Vorstehenden erklären zu müssen, weil ich in meinem
Material deutlich die Uebergangsformen finde bis zum gänzlichen Mangel von Höckern
und selbst ohne die besonders hervorragende Leiste, wodurch dann die Windungen, die
Kielung und das Gewinde, die treppenartige Abstufung verlieren ; solche extreme Form
würde der erystallina entsprechen. Da ich dieselben getrennt hielt, und davon früher
auch Herrn Prof. Mousson einige Exemplare ohne Hinzufügung der .„„gekrönten“ einsandte
so ist es begreiflich, dass dieser mir dafür die Bestimmung Hydrobia suleosa Mouss. (?)
einschiekte, welcher Name dann auch zurückzuziehen wäre. Leider finde ich in den zwei
Fundorten keinen Anhalt, ob solche mit der Form ım Zusammenhang standen, wahr-
scheinlich ist es nieht, wenngleich ich bestimmt weiss, dass meine ersten Exemplare der
ächten eoronata in der Laguna de los eocos todt am Ufer gefunden wurden. Später fand
ich daselbst und in einem von ihr gespeisten Graben an der Eisenbahn, lebende Exem-
plare an faulem Holze, Blättern ete., ohne dass mir s. Z. eine Formverschiedenheit auf-
gefallen wäre. Hinzufügen möchte ich noch, dass an einer Stelle des Grabens ein
Abflussrohr der Gasfabrik mündete, wodurch nıcht nur der Boden des Wassers mit T'hheer
bedeekt, sondern auch das seicht fliessende Wasser von scharfen, übelriechenden Gasen
geschwängert war, welche das Suchen nach Schnecken recht unangenehm machten. Grade
an dieser Stelle erinnere ich mich viele Exemplare gefunden zu haben.
Diese Art häufig subfossil im Schlamm und Sande bei Veraeruz.
35
Ob die oben als fragliche Synonyme angeführten, von Morelet beschriebenen zwei
Arten identisch mit der vorliegenden Art sind, lässt sich aus den Diagnosen nur schliessen ;
Herr Dr. Ed. v. Martens ist dieser Ansicht und schreibt mir, dass er die vorliegende
Art auch aus Venezuela besitzt, sie also sehr verbreitet ist. Die Morelet’schen Fund-
orte, Campeche und San Salvador weisen ebenfalls auf die Identität mit der vorliegen-
den Art hin.
Melanien.
Melania (Pachychlius) Schiedeana Phil. Taf. IV. Fig. 37 und 37a.
Gehäuse : pfriemenförmig, ziemlich festschaalig und glänzend. Skulptur : unregel-
mässig fein und schwach, nach der Mündung zu gröber und dichter gefaltet: von feinen
zuweilen gekörnten aufgetriebenen Spiralstreifen durchkreuzt, welche in unregelmässigen
Zwischenräumen stehen, häufig nur sehr vereinzelt zu erkennen sind, auch ganz ver-
schwinden und wiederum hie und da zu stärkeren Wulsten ausgebildet erscheinen, welche
zuweilen schief verlaufen, ähnlich wie bei unseren Limnaeen. An der Basis smd gewöhn-
lich ein oder zwei soleher Wulste angedeutet. Färbung: hell braungelb mit rothbraunen
oft Heckigen, mehr oder weniger breiten Streifen in der Anwachsriehtung verziert, zuweilen
auch ganz einfarbig braun. Die Nath erscheint immer etwas heller, glasig, besonders bei
gestreiften Exemplaren, indem die Streifen meist nicht über den Nathwulst hinweggehen,
auch an diesem intensiver gefärbt sind. Die ersten 4—6 Windungen sind immer glashell
und tritt dann allmälig die Färbung auf, während die Streifen sehon früher bemerkbar
werden. Gewinde: pfriemenförmig, vollständig erhalten. Windungen : 10—12, schwach
gewölbt, nach unten aufgetrieben, an der Nath wulstig abgeplattet, fast kantig. Die letzte
Windung gewölbt, zuweilen bauchig aufgetrieben, unten schräge zugespitzt, vorne zu-
weilen noch stärker vorgezogen als es die Abbildung zeigt; oben an der Mündung
etwas abstehend, so dass die Kante frei liegt. Mündungsabschnitt : kaum schräge zur Axe;
oben regelmässig eingebuchtet, dann etwas vorgezogen und an der Basis etwas abgestutzt
zurücktretend. Mündung : wenig schräge zur Axe, eiförmig, oben zugespitzt. Mundrand:
gradeaus, nach innen schwach, — in der oberen Rinne stark verdickt. Der Basalrand ıst
meistens etwas zusammengedrückt. Der Spindelrand steigt, sich umlegend, ziemlich grade
und wenig gebogen zur Mündungswand empor, und ist als unregelmässiger Callus zum
oberen Mundrande fortgesetzt. Die ganze Spindelpartie ist sehr verschieden, bald stärker,
bald schwächer mit Glasur überzogen. Die Spindel bildet mit der Mündungswand bald
eine fast fortgesetzte Linie, bald einen stumpfen Winkel. Inneres, wie Spindel und Callus,
glänzend, bläulich weiss, durch die durehscheinende braungelbe äussere Färbung schmutzig
erscheinend. Die abgebildete vergrösserte Mündungspartie ist insofern verfehlt, als die
Mundränder zu dick erscheinen, der Spindelrand zu gebogen aufsteigt und der Deckel
5*
36
hier, wie auch bei Fig. 43.(Deckel allein) mit gewölbten Windungen erschemt, während
sie ganz flach sind.
Deckel: in Form der Mündung angepasst, röthlich braun mit dunklerem Kern,
welcher nach unten und links liegt.
: Breite Münd inel. perist
Maasse: Bi L reite ündung inel, peristom
Höhe. letzter Windung. vorletzter W. hoch. breit.
Fig. 37. 30 11 T>/a 9 6 mm.
Fig. 37a. 23°/a Ol/a m s fast 6 mm.
Fundort: Im Bache Arroyo de la vieja, 3 engl. Meilen von Misantla entfernt,
Staat Veraeruz. Fig. 37a ist ein jüngeres Exemplar mit nur 8 und nicht so stark nach
unten aufgetriebenen Windungen.
Melania (Pachychilus) Saussurei Brot. ? Taf. IV, Fig. 43 und 43a.
Diese Art steht der Vorigen sehr nahe, so dass ich am besten eime vergleichende
Beschreibung gebe. Das Gehäuse ist weniger glänzend, dümnschaaliger, mit abgestossenen
ersten Windungen. Die Sceulptur erscheint durch häufigere und im Allgemeinen deut-
lichere, schwach aufgetriebene Spiralstreifen, wo diese die Längsfalten durchkreuzen.
stellenweise gitterartig. An der Nath verläuft ein Wulst, häufig sogar deren zwei dicht
unter einander und ziemlich scharf begrenzt. An der Basis, wie bei voriger Art meistens
1. zuweilen auch 2 aufgetriebene Spiralstreifen. Die Färbung ist meistens heller, mit
sehr undeutlichen, durchweg schmäleren und weniger häufigen röthlich braunen Streifen.
Die Windungen sind gleichmässig gewölbt, so dass die grösste Breite in der Mitte liegt.
Die oberen sind zerstört, scheinen aber nicht glashell gewesen zu sein, denn die 6 erhal-
tenen sollten im Vergleich zu der vorigen Art schon bei der viertletzten Windung An-
deutung davon haben. Ausserdem ist das Gewinde langsamer verjüngt, und müsste, wenn
es ebenso gleichmässig und spitz enden sollte, wie bei der vorigen Art, bedeutend mehr
Windungen haben. Die letzte Windung ist an der Mündung ebenfalls etwas abstehend. Der
Mündungsabschnitt ist entsprechend gleiehmässiger eingebuchtet. Die Mündung ist durch
die tiefere Einknickung zwischen Spindel und Mündungswand in der Mitte breiter als bei
der Vorigen. Das Innere ist mit einer weit dünneren, in Farbe aber identischen Glasur
belegt; eine Verdiekung ist nicht, oder kaum zu bemerken, und der auf der Mündungs-
wand liegende Callus geht meistens nicht bis zum oberen Mundrande.
Maasse : Breite Mündung inel. peristom
Höhe. letzter Windung. vorletzter W. hoch Wu nDzEr
Fig. 43. 25 12 31/R 9a 6/2 mm.
23 10% Tja 81a bins
213 g?/a & ie) De
Fig. 45a. 24 10 Ua 9 51/2 mm.
21'% g1/a Til Ss! De
21 la 6°/a S1/a Dunn
211/a Q1/s 7 Sl/a Dyaıa
Bei der unter dem Striche stehenden Form ist. die letzte Windung nicht so ent-
schieden bauchig dem Gewinde gegenüber.
37
Fundort: Bach Palpoala, unmittelbar bei Misantla.
Bei der so grossen Veränderlichkeit der Melanien und dem Mangel an literarischem
wie Vergleichs-Material muss ich die Bestimmung dieser Art unentschieden lassen. Herr
Dr. Ed. v. Martens hält sie für M. Saussurei Brot.
Melania (Pachychilus) Gassiesi Reeve?, Liebmani Phil. ?, (Berendti Dkr. mserpt.)
Taf. IV, Fig. 35 und 35a. b.
Gehäuse: gethürmt, mit mehr oder weniger beschädigter Spitze, anscheinend
glatt, wenig glänzend. Skulptur: dicht und feın gefurcht und ab und zu deutlich fein
gefaltet. was man in der Nathnähe am deutlichsten bemerkt. Ebendaselbst finde ich bei
frischen gereinigten Exemplaren die Andeutung überaus feiner und schwacher Spiral-
furehen. Färbung: gelblich-braun, zuweilen schwach dunkler gebändert, aber meistens
einfarbig und nur die Anwachsperioden sind durch dunklere Färbung bezeichnet. An
der Nath immer heller gefärbt. Gewinde: mehr oder weniger gethürmt. Windungen :
soweit erkenntlich und erhalten, 7— 8, meistens gleichmässig gewölbt, selten liegt die
grösste Breite unterhalb der Mitte der Windungen. Die letzte Windung nach unten
schräge abgestutzt, zuweilen bauchig, immer höher im Verhältniss zu den übrigen Win-
dungen. Mündungsabschnitt etwas schräge zur Axe, kaum eingebuchtet. An der Basis
keine Andeutung von Wulsten. Junge Exemplare sind deutlich gekantet. Mündung:
meistens etwas schräge zur Axe stehend, sehr schwach gekrümmt, spitz eiförmig. Mund-
rand: scharf, gradeaus, nach innen nicht verdickt. Basalrand meistens halbkreisförmig,
seltener halboval und nur vereinzelt zusammengedrückt. Spindelrand ziemlich grade, wenig
gebogen aufsteigend, sich schwach umlegend, die kurze, wenig gebogene Spindel über-
zıehend; diese bildet mit der Mündungswand meist einen stumpfen Winkel. Der weiss-
liche, mehr oder weniger dicke, zum oberen Mundrande fortgesetzte Callus ist oben unter
der Anheftung des Mundrandes meistens besonders verdickt. Inneres: glänzend, schmutzig
bläulich weiss. Deckel: wie bei den vorigen Arten mit sehr deutlicher Anwachsspirale.
Maasse: Breite Mündung incl. peristom
Höhe. letzter Windung. vorletzter W. re breit.
IR 32% 3bly 16°/a 12 14°/a 8 mm.
„308. 36 18Ya 1342 16%» 9 »
> aolek 40'/2 19 13°/& 1X glas
an, | 3212 15/2 11Y/a 13!/a dr 3
31! 1542 11'/ 3 Tja »
Auch bei dieser Art giebt es eine gedrungenere und eine gestrecktere Form.
Fundort: Fluss Atoyac im Staate Veracruz, an Steinen. Ursprünglich wurde
diese, in der Form ziemlich veränderliche Art von Herrn Prof. Dunker Berendti ad
interim getauft, später bekam ich sie aber durch das Smithonian Institute als Gas-
siesi bestimmt.
Melania Liebmanni Philippi, in dessen Abb. Taf. 5. Fig. 8. stimmt mit der vor-
liegenden Art weder in der Abbildung, welche mangelhaft sein könnte, noch in der’
Diagnose überein, denn diese sprieht von feiner dichter Spiralstreifung, welche ich nur
bei einem Exemplar in der Nathnähe angedeutet finde, trotzdem ich viele gute Exem-
plare besitze; dann soll die Spindel im Gegensatz zu Largillerti nicht verdickt, sondern
dünne sein. Auch kann ich eine auffallende Verlängerung des Basalrandes in eine Spitze
nicht bemerken, welche bei Largillerti viel auffallender ist.
Melania (Pachychilus) Largillerti Philippi, Taf. VI, Fig. 36.
Gehäuse: kegelförmig-gethürmt, mit abgebrochener Spitze; diekschaalig. Seulptur :
fein gestreift und besonders nach der Mündung zu mit wulstigen Anwachsstreifen. Feine,
gewellte, aber nicht sehr scharfe Spiralfurchen erstrecken sieh über alle Windungen, sind
aber nur stellenweise erkenntlich. An der Basıs befinden sich etwa 5 wulstige Spiral-
streifen. welche an einem meiner jüngeren Exemplare sogar auch auf den beiden
vorletzten Windungen theilweise sichtbar sind. Färbung: olivenbraun, einfarbig, an
der Natlı meistens heller. Windungen : vermuthlich 9—10, soweit erhalten 6—8,
die oberen mehr oder weniger angefressen. Die Windungen sind ziemlich flach,
oben an der Nath schwach wulstig, nach unten zu etwas gewölbt ; die letzte
meistens etwas unter der Mittel-Höhe, schwach kantig, was bei jungen Individuen
stark ausgeprägt erscheint. Basis schräge zugespitzt „ vorgezogen. Mündungsabschnitt
schräge zur Axe, wenig geschweift, unten weiter vorstehend als oben, daher der Basal-
rand stürker vorgezogen ist, als bei den Vorigen, so dass er mit der Spindelbasis fast einen
stumpfen Winkel bildet. Mündung: etwas schräge zur Axe, fast rautenformig. Mund-
rand : scharf, gradeaus, nach innen schwach weisslich verdiekt. Basalrand: meistens etwas
zugespitzt, wie oben erwähnt, vorgezogen. Spindelrand : schräge aufsteigend, schwach um-
geschlagen, die kurze eingebogene Spindel bedeckend, welche mit der Mündungswand fast
einen rechten Winkel bildet; die letztere ist mit einem meistens nur nach innen diekeren
Callus bedeckt. welcher noch deutlicher wie bei der vorigen Art unter der Einfügung des
oberen Mundrandes schwielig verdickt ist. Inneres: bräunlich, meistens eine schwache
Bänderung erkennen lassend ; obere Rinne, Mundrand und Spindelpartie weiss. Deckel:
der Mündung angepasst, bräunlich; Kernpunkt nach unten und links, auf der Innen-
seite verdiekt, wie auch die Anwachsspirale der ersten Windungen. Die Abbildung ist
oben etwas zu spitz gerathen.
Maasse : Breite Mündung incl. peristom
erhaltene Windungen, Höhe. letzter N ae Ve hoch. ab
6 DS1/a 27 1912 24 “14 mm.
8 491. aM 15%/. 18 0, 08
1) ll 321/a 15!/2 1912 11! »
6 46 21 15°/a 15 10!/2 >»
Fundort: Palenque (Yucatan) im Bache zwischen den Ruinen. Nach Mittheilung
des Dr. H. Berendt, dem ich diese Art verdanke, wird das Thier von den Eingeborenen
gegessen. Die Reeve’sche Figur stimmt hierzu nicht, mehr die von M. mexicana.
Limnaeen.
Gattung Planorbis.
Bei ziemlich reichem Material ist es mir möglich, die Veränderlichkeit in der Form
der einzelnen Arten zur Anschauung zu bringen und somit hoffentlich Anregung zu geben,
dass eine bessere Begrenzung der beschriebenen Arten gezogen werde. Ich glaube, dass
sowohl bei den Planorben, wie bei den Physen, trotz aller durch Lokalverhältnisse erzeugten
Veränderungen, die Verbreitung einzelner Arten grösser ist, als man bisher anzunehmen
scheint, und manche der in den Ver. Staaten vorkommenden Arten den unten beschriebenen
so verwandt oder ähnlich sind, dass eine Trennung ernste Bedenken geben wird, sobald man
die ganze Formenreihe ihres Vorkommens nebeneinander stellen kann. Bei den Maassen
sind für die Höhe der letzten Windung zwei angeführt und zwar das eine dieht hinter
der Erweiterung des Mundsaumes und das andere dicht neben der Mündung, also an der
Grenze der vorletzten Windung, genommen. Die Höhe der Mündung ist in der durch
die Kiele gegebenen Axe, die Breite von der oberen Anheftungsstelle in grader Linie
zum Aussenrande gemessen.
Planorbis trivolvis Say.? corpulentus Say ? Taf. V, Fig. 19.
Gewinde: festschaalig, mit zunehmend eingesenktem Gewinde, der Wirbel ist loch-
förmig versenkt, die Basis fast platt, nur wenig nach dem Nabel zu vertieft. Skulptur:
mattglänzend;; ziemlich scharf, und besonders auf den ersten Windungen, fast regelmässig,
fein weisslieh gerippt. (Die Bezeichnung gestreift ist im Allgemeinen und besonders hier-
bei ungenügend, da man unter der Loupe deutliche weissliche Leisten oder Rippen erken-
nen kann.) Färbung: hell-hornfarbig, etwas durchsichtig; häufig mit 2 in gleichen Zwischen-
räumen durchscheinenden weissen Lippenstreifen früherer Wachsthumsperioden. Win-
dungen : 4'/ bis 5, nur auf der Unterseite ganz sichtbar, ziemlich rasch zunehmend,
zusammengedrückt, daher höher als breit. nach oben zu aufgetrieben, oben breiter als
unten, daher ‘die Seitenwand nach unten vermindert. Etwa anf der Mitte der von oben
sichtbaren Breite der Windungen verläuft ein stumpfer Kiel, welcher nach der Mündung
zu undeutlicher wird; unten dagegen verläuft ein schärferer Kiel sehr nahe der Nath,
welcher bei den ersten Windungen sogar flach übergreifend ist. Letzte Windung in ihrer
letzten Hälfte rascher erweitert, zuweilen bis zum Kiel emporsteigend, meistens aber unter
demselben bleibend; ebenso verhält sie sich nach unten. Der Mündungsabschnitt steht
schräge zur Axe und ist in der Mitte eingebuchtet. Mündung : breit ohrförmig. Der
obere Mundrand überragt mehr oder weniger weit die vorletzte Windung, während es
40
der Basalrand nur in geringem Grade thut. Der Basalrand ist schmal eingeknickt - ge-
wölbt ; der rechte Rand schräge zur oberen Wölbung aufsteigend, welche einen nach der
Anheftung zu mehr oder weniger stark geneigten Bogen beschreibt. Inneres: glänzend,
am Rande eine weisse Lippe, hinter welcher ein nach innen ausfliessender brauner Streifen
liegt. Mundrand : scharf, kurz und schwach erweitert, an der oberen und unteren An-
heftung abgeflacht, durch einen dünnen weisslichen Callus auf der Mündungswand ver-
bunden. Zuweilen ist die Erweiterung eine stärkere und bilden sich dadurch, wenn fer-
nerer Anwuchs stattfindet, Wulste, wie dies ja auch bei unsern Planorben vorkommt.
Maasse: Die erste Reihe gehört zu Fig. 19, die vorletzte zu der zweiten Contur-
Seitenansicht rechts; die unterste zu der untersten Seitenansicht.
Diameter der Mündung inel. peristom
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. oberen unteren Spirale. hoch. breit.
22la 16°/a I Up 10/2 12 10!/2 mm.
201% 15!/2 SYa — 612 83 Ssla 10 Ola, >
2012 14°/4 92Ja — 6°/& S®/a 12a 11 10 >
20 15 9 — 61/2 $) 5 91/a 10% >»
Auffallender Weise stehen die Maasse des Spiraldurehmessers bei dem ersteren
Exemplare in umgekehrtem Verhältniss zu den folgenden.
Fundort: Umgegend der Stadt Veraeruz in der Laguna de los cocos, Rio Te-
noya und in Gräben und Rinnen, welche damit in Verbindung stehen.
Bei aller Veränderliehkeit ist diese Art doch sehr charakteristisch und leicht von
Anderen zu unterscheiden und scheint mir der Pl. trivolvis Say, respective eorpulentus
Say, schr nahe zu stehen, wenn es nicht sogar eine Lokalform dieser weit verbreiteten
und veränderlichen Art ist, welche ich freilich nur aus Binneys Land- und Fresh Water
Shells und aus wenigen Exemplaren unseres Museums kenne, damach aber solche An-
nahme gerechtfertigt erscheint.
Planorbis tumidus Pfr. Taf. V. Fig. 20 und 20a.
Gehäuse: oben und unten ziemlich gleich und wenig eingesenkt. Wirbel loch-
förmig. Skulptur: schwächer, feiner und dichter gerippt als die vorige Art, und dadurch
noch weniger glünzend. Färbung: dunkler als bei voriger Art; es fehlt das Durch-
scheinen früherer Lippen oder kommt nur ganz vereinzelt und undeutlich vor. Win-
dungen: 5, langsamer zunehmend wie bei der Vorigen, auch schwächer gekielt, so dass
unten ein Uebergreifen bei den ersten Windungen nicht stattfindet oder doch nur schwach
angedeutet ist. Besonders ist die Höhe der Windungen geringer im Verhältniss zu der
Breite und die letzte Windung in ihrer letzten Hälfte nicht aussergewöhnlich erweitert.
Der Mündungsabschnitt wie bei Voriger, aber schwächer eingebuchtet. Mündung : nicht
ganz so deutlich ohrförmig, zuweilen mehr aufgetrieben schief mondförmig. Der Basal-
rand ist seichter, der rechte Rand weniger steil aufsteigend und die obere Wölbung: weit
flacher und daher nach der Anheftungsstelle wenig oder kaum gesenkt. Die Abbildung
der linken Seitenansicht ist, was den oberen Mundrand anbetrifft, nieht correct; derselbe
ist zu gewölbt gezeichnet. Inneres: glänzend, am Rande eine weisse Lippe, welche zu-
41
weilen schwach bräunlich begrenzt ist. Mundsaum: wie bei voriger Art. aber nicht er-
weitert.
Maasse: Diameter der Mündung inel. peristom
—_— — —
er. Diam. kl. Diam. Höhe. oberen unteren Spindel. hoch. breit.
18"/2 14!/2 61a — Dia 10 sla 7 7!/2 mm.
16%/2 22a 61a — Bla Sl 73/a Tıla Ua »
16!/% 13!/2 6 — Aa S!/a Tl 6°/& 6/2 >
16 12 6,—5 Sa 6°/4 6!/2 (u
Die erste Reihe repräsentirt Fig. 20, die zweite die Conturfigur, Seitenansicht
links und die letzte Reihe die rechte Conturfigur, welche übrigens etwas zu hoch gezeichnet ist.
Unter meinem nicht unbedeutenden Vorrath finde ich viele Exemplare, welche bei gleicher
Anzahl der Windungen kleiner im Durchmesser und niedriger sind, auch sind die Dureh-
messer der oberen und unteren Spirale wenig von einander abweichend, wie aus den
Maassen und der Fig. 20 a. ersichtlich ist. Maasse
15 121/5 Dia — A” sr SU Bla 6 mm.
14°)a 11'% 5 — 43 Sa T’la byyh DIES
Zum Vergleiche folgen die Maasse von Exemplaren, welche der Figur 12 ent-
sprechend. aber nicht ausgewachsen sind und nur 4%/a Windungen haben:
{o] fo}
14°) 11t% 6 — BR TR 6°/5 6°/s 12 mm:
14°/a 11"% DYa --4?/s 6° 62
6 6)
Das erstere Exemplar ist eanz besonders hoch. noch höher im Verhältniss, als
j 5
die abgebildeten Formen der Fig. 20 und könnte dafür die oben erwähnte verzeichnete
Contur-Figur rechts ganz gut gelten.
Wenn nun auch eine Trennung der beiden angeführten Formen 20 und 20a leicht
zu beschaffen war, so finde ich doch auch Exemplare, welche eine etwa auf lokale
Einflüsse basirende Trennung ungerechtfertigt erscheinen lassen, zumal, da mir genaue
Fundortsangaben tehlen. Ich führe die Maasse eines Exemplars von 5 Windungen an:
17°/a 14'/s 6— #°% ga gäla 7 7!/: mm.
Dass die untere Spirale bei diesem Exemplare grösser ist, als die obere, beruht
auf einer leichten Missbildung der letzten Windung, welehe auf der letzten Hälfte plötz-
lich etwas nach oben gerichtet ist.
Die Form Fig. 20a ist. was das Verhältniss der Spiralendurchmesser anbetrifft,
am charakteristischsten, während die Form Fig. 20 mehr zu tenuis neigt, von welcher sie
sich freilich immer noch leicht unterscheiden lässt.
In unserem Museum liegen als tumidus Pfr. von Cuba stammend 4 Exemplare,
von denen ich zum Vergleich in Fig. 20b das grössere Exemplar abbilde, dasselbe stimmt
in Form mit meiner Fig. 20a überein:
6
42
Diameter der Mündung inel. peristom
———=-— ———
Windungen. gr. Diam. kl. Diam. Höhe. oberen unteren Spirale. hoch breit.
Fig. 20b 5 18%» 14'r Th-Dhı 9% 91a Tıla 8 mm.
4!/a 15 11°/ Dia—dlla Sa Ta 5° /a Tl)
» 14! 11Ys 6 —5 Ta 6 61/4 6 ©
Man sieht, dass das letzte Exemplar sich wieder mehr der Form Fig. 20 nähert.
Möglicher Weise hat eine dieser Abweichungen als Vorbild für Philippi's Pl.
intermedius gedient. Mit Ausnahme der Letztangeführten sind die Vorgehenden alle mit
der trivolvis var. zusammen bei Veracruz gesammelt.
Planorbis tenuis Philippi. Taf. V, Fig. 21, 21a, b und e.
Gehäuse: oben sehr wenig, unten tiefer eingesenkt, Wirbel lochförmig. In
Skulptur, Färbung und Mündung in der Mitte zwischen den beiden vorigen Arten stehend;
im Ganzen ist diese Art etwas dünnschaaliger. Windungen : 5, rasch zunehmend, nach
unten zu stark verjüngt, der obere Kiel kaum zu erkennen, dagegen der untere dicht an
der Naht gut ausgeprägt. Die beiden Nahtspiralen sind enger, als bei der vorigen Art,
besonders die untere; der Mündungsabschnitt ist kaum eingebuchtet. Bei dem ausge-
wachsenen Exemplare, welches ich besitze, ist eine Lippenbildung nicht sichtbar, eben-
sowenig das Durchscheinen einer solchen von früheren Wachsthumsperioden. Eine Erwei-
terung des Mundrandes findet nur in geringem Maasse statt. Fundort: Stadt Mexico ;
das Nähere ist mir nicht bekannt.
Maasse:
Fig. 21 20 15 10a — 61% ) dee 11 9°/ı mm.
Die Seitenansicht der hierher gehörigen Figur ist etwas zu hoch gezeichnet.
Ausser diesem besitze ich noch eine grosse Menge jüngerer Exemplare von 4°/a
Windungen, welche sich der tumida - Form Fig. 20. nähern, wenn sie auch von tenuis
die tief liegende Nabelpartie und das raschere Zunehmen der Windungen haben. Ich
lasse die Maasse folgen, und erwähne dazu nur, dass deren Reihenfolge sich an die nach-
folgende Notiz der dazu gehörigen Figuren anschliesst. Fig. 21a. repräsentirt die Mehr-
zahl der Exemplare, es ist die Seitenansicht dazu, Contur links, aber etwas verzeichnet inso-
fern, als die Wand der Windung nicht genug nach unten abgeschrägt ist. Die Seiten-
ansicht, Contur rechts oberhalb der schattirten Figuren 2la.. ist ein Exemplar mit sehr
stark abgeschrägten Seitenwänden. Die letzte Figur, rechts unten, zeichnet sich durch
gleichmässig gewölbte Windungen aus und besitze ich noch ein paar ähnliche Exemplare,
alle mit nur 4/2; Windungen. Jedenfalls ist die Form 21a., auch wenn ausgewachsen,
kleiner, als die Form 21. Maasse:
Fig. 21a 14 10? 6 —4l 1 Ha Ta 6!/2 mm.
143er ll uor ORGA. 8 51 a ul6Y, >
10 ee eh 6 43/4 7 Gh
Zum Vergleiche benutzte ich 2 Exemplare unseres Museums, als tenuis bestimmt,
mit Fundort Mexieo. Das grössere zeichnet sich durch noch tiefer liegende Nabelpartie
45
aus und ist in Fig. 21e. abgebildet, wo dieser Umstand aber nicht genügend hervorgehoben
ist. Die Windungen sind wie bei Fig. 21a. oben weiter sichtbar, als bei Fig. 21. Das
kleinere Exemplar stimmt dagegen mehr mit Fig. 21a. überein. Ich lasse die Maasse
folgen :
Diameter der Mündung inel. peristom
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. oberen unteren Spirale. hoch. breit.
ig.21e 18! 13#/& S!a— 6 SU Ha 1014 942) mm:
= N -
15° 12 6Ya — 5Ys Ts [up TR 7 »
In meinem aus Orizaba stammenden Material finde ich sowohl die Form Fig. 21a,
wie auch eine durch Uebergänge vermittelte Form Fig. 21b mit 4'/» bis 4°/« Windungen.
Die Letztere nähert sich der Form trivolvis, Fig. 19, durch schärfere Kielung, so dass
besonders unten die ersten Windungen eine kaum vertiefte Nath bilden. Die Windungen
nehmen rascher zu und sind im Verhältniss höher, als bei Fig. 21 und die Skulptur ist
etwas schärfer ausgeprägt, wenn auch keine deutliche weissliche Rippen, wie bei Fig. 19 zu
erkennen sind. Die rechts oberhalb der Figuren 21 b befindliche Seitenansicht ist etwas
verfehlt, links soll die Seitenwand oben nicht so abgeschrägt sein, sondern mehr heraus-
treten. Das dritte in den Maassen verzeichnete, aber nicht abgebildete Exemplar zeichnet
sich durch noch höhere, aber mehr abgerundete Windungen aus. Das rechts unten abge-
bildete Exemplar ist zu breit gezeiehnet und lasse ich dasselbe unberücksieht, da es sich
bei genauem Vergleiche nicht als irgendwie von der Form 21 b abweichend herausstellt,
Ich habe durch punktirte Linien die Figuren 21b bis zu 5 Windungen fortgesetzt, um
die Aehnlichkeit mit 21 c zu veranschaulichen. Im Ganzen erinnert diese Form aller-
dings mehr an trivolvis Say. so dass ich wirklich zweifelhaft bin, wohin damit. Ich möchte
noch anführen, dass bei einer grossen Anzahl in San Jose (Costariea) gesammelten Pla-
norben, welche ich entschieden für tenuis halte, eine ähnliche Formabweichung stattfindet,
wie ich sie vorstehend geschildert habe. Ich lasse nun die Maasse der Formenreihe 21 b
folgen :
Fig. 21b. 14 10 423 g°/a Ts
13!/2 fast 10 HU T’/s 8
131 10 5 s 7
Bei den aus der Stadt Mexico erhaltenen Exemplaren befindet sich noch ein ver-
kalktes, welches sieh. in der Skulptur und dem Uebergreifen des Kieles der ersten Win-
dungen auf der Unterseite noch entschiedener meiner trivolvis Form Fig. 19 nähert, wenn
sie auch sonst ganz den habitus von tenuis trägt, und zwar durch schärfere Kielung und
höhere Windungen, denjenigen der Form 21b. Von Beiden weicht sie dadurch ab, dass
oben in der Spiralriehtung etwa 4 feine Rippen die Querrippen durehkreuzen und eine
Gitterung hervorbringen. Da die ersten Windungen eingesenkt und nicht siehtbar sind,
kann ich diese Skulptur nur eine kurze Strecke verfolgen, da sie noch vor dem Ende
der vorletzten Windung aufhört. Ich habe dies Exemplar leider nieht mehr abbilden
können, da ich zu spät darauf aufmerksam wurde, es hat 4%: Windungen und würde,
was die Skulptur und Anzahl der Windungen anbetrifft, ganz gut zu der mir nur aus
Binney's Werk bekannten Pl. fragilis Dkr. passen; die Abbildung und der Name passen
dagegen nieht. Ich lasse nun die Maasse folgen :
6*
44
Diameter der Mündung incl. peristom
I ao —
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. oberen unteren Spirale. hoch. breit.
14°/4 11 Ts —6!/a 61% BU 3 $S mm.
Unter der grossen Anzahl von jungen Exemplaren der Pl. tenuis finde ich eins,
welches auffallend von allen vorigen abweicht. Die 3'/s Windungen nehmen sehr rasch
und: regelmässig zu, sind etwas zusammengedrückt, so dass oben und unten ein schwacher
Kiel entsteht, weleher nicht sehr dicht an der Nath liegt. Der Wirbel ist tief eingesenkt,
das Gewinde auf der Unterseite ist flach und eingesenkt, wie bei tenuis, denn wenn die
erste Windung auch etwas convex erscheint, so erachte ich das nicht als besonders cha-
rakteristisch, da es bei tenuis auch häufig vorkommt. Der Mundsaum ist ziemlich stark
erweitert und überragt den Anfang der letzten Windung ziemlich bedeutend, gleich weit
oben und unten. Die Mündung ist fast kreisrund, wenn man das Stück der Mün-
dungswand durch eine gebogene Linie ergänzt; sie steht ein wenig schief, dadurch, dass
der obere Mundrand etwas weiter vorgezogen ist, als der untere. Die Mundränder sind
auf der Mündungswand durch einen stark begrenzten, graden Callus verbunden. Inneres:
glänzend. Die Skulptur und Färbung sind wie bei tenuis.
Maasse: Mündung inel. peristom Diam. der unteren
er
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch breit. Spirale.
la 6Ya fast 3a —5 Bla 6 22/; mm.
zum Vergleiche ein junges Exemplar von 3'/a Windungen der Pl. tenuis:
Ua fast 61/4 3Us — 4a 4 4°/3 3 mm.
Ich habe diese eigenthümliche Form noch nachträglich auf Taf. VII, Fig. 21d
abgebildet, da es mir von Interesse schien, ein klares Bild davon zu entwerfen. Man
wäre versucht, an fragilis Dkr. zu denken, wenn ihr nicht jede Spur von Spiralstreifen,
sowie auch der weisse Callus auf der Mündungswand fehlten. Der Abbildung nach, welche
Binney in seinem schon angeführten Werke Fig. 203 von fragilis giebt, passt die Form auch
dann nicht, wenn man sich mein Exemplar um Y» Windung grösser denkt. Trotz der augen-
scheinlichen nicht unbedeutenden Abweichungen von tenuis, möchte, ich es doch nicht
wagen, auf dies eine Exemplar hin, Schlussfolgerungen auf eme Verschiedenheit der Art
zu ziehen.
Planorbis Haldemanni Dkr. Pl. Liebmanni Dkr.?! Tat. V, Fig. 22.
Gehäuse: festschaalig, durchsichtig, mit oben und unten gleich wenig einge-
senktem Gewinde; nur die erste Windung ist oben wie unten tiefer eingesenkt, wenn
auch oben mehr wie unten. Skulptur: schwach glänzend, fein gestreift, an der Nath
deutlich gefaltet; in der Nathnähe erkennt man mit der Loupe auch feine unterbrochene
Spiralfurchen, wenn auch etwas undeutlich und nur bei ganz frischen Exemplaren. Fär-
bung : hell hornfarbig; meist findet man sie, wenn todt, weiss und glänzend. Windungen: 6,
langsam zunehmend, oben flach gewölbt, unten etwas verschmälert, (zuweilen auch
nicht) mit einem sehr stumpfen Kiel dieht an der Nath. Die letzte Windung ist rascher
erweitert, wenn auch an keinem meiner Exemplare so, dass die Bezeichnung „eampanu-
lato“, welche in Binney’s Werke angeführt ist, passend wäre ; nahe der Mündung, meistens
Eu
oben abgeflacht. Mündungsabschnitt: sehr schräge zur Axe, oben etwas ausgebogen,
dann ziemlich grade. Mündung: aufgetrieben mondförmig, D-förmig. Der Basalrand
überragt die angrenzende Windung und ist schwach gewölbt; der rechte Rand zuweilen
etwas schräge aufsteigend ; der obere Rand schwach gewölbt oder abgeflacht geschweift,
indem er nahe der Anheftung sich etwas einsenkt. Mundränder : einfach, durch einen
schwach gebogenen weisslichen Callus auf der Mündungswand verbunden.
Diese Art neigt sehr zu Missbildungen und Formveränderungen. Die Frage,
ob Pl. Liebmanni Dkr. nur eine junge Pl. Haldemanni sei. glaube auch ich bejahend
beantworten zu müssen. Ich besitze ein paar Exemplare, welche mir Dr. Berendt unter
dem Namen Liebmanni aus Laguna de Terminos einsandte, welche bei gleicher Grösse
mit den in Veracruz gefundenen nur 5 Windungen aufweisen ; die letzte Windung ist
etwas mehr nach oben und aussen aufgetrieben, so dass die Mündung etwas schief steht
und der obere Rand des letzten Umganges die vorletzte Windung überragt. (S. die untere
Figur der vergrösserten Seiten-Ansichten Nro. 22.) An den ersten Windungen ist oben
keine Spur von Kielung erkenntlich. Für die in Veracruz Gesammelten. welehe ich
s. Z. zur Bestimmung an das Smithonian Institute sandte, erhielt ich ebenfalls den Namen
Liebmanni, bemerke ich jedoch ausdrücklich, dass in dem reichen Material sich die Form
der Windungen und der Mündung, wie sie als Extreme in der Zeichnung veranschaulicht
sind. mit allen Uebergängen vorfinden. In Binney’s Land and Freshwater Shells of
N.-A Part II stimmt die abgebildete und kurz beschriebene Liebmanni Dkr. mit keinem
meiner Exemplare, höchstens mit unausgewachsenen ; noch weniger aber stimmt Abbildung
und Beschreibung der Haldemanni Dkr. ebendaselbst, welche eine apertura beinahe cam-
panulata aufweist. Man kann freilich die mehr als lakonischen Diagnosen und die etwas
oberflächlichen Abbildungen dieses Werkes nicht als Maassstab anlegen.
Ieh lasse nun die Maasse der von mir in der Umgebung von Veracruz gefundenen
Exemplare folgen; das erstere repräsentirt die Durchschnittsform, das andere ein ausser-
gewöhnlich grosses; das unter dem Strich befindliche ist aus Laguna.
Höhe am Anfang der letzten
Windung neben der Mündungs-Breite in
gr. Diam. kl. Diam. Mündung. der Mitte, Höhe.
10 Sa 2a Bla 2°2/ mm.
12 10 21/3 3°/a 5, »
91; 8 2 23% 2°/ mm.
Von Herrn C. Wessel erhielt ich zum Vergleich zwei schöne ausgewachsene
Exemplare, als deren Fundort „Mexico“ angegeben und welehe mit Pl. Haldemanni Dkr.
bezeichnet, aber identisch mit meinen Exemplaren aus Laguna, nur grösser sind.
Planorbis (Planorbula) Berendti Tryon. Taf. V, Fig. 23.
Gehäuse: mit kaum eingesenktem Gewinde, nur die erste Windung ist oben und
unten vertieft, besonders oben. Skulptur: sehr dieht und fein gestreift, stellenweise durch
Spiralfurchen unterbrochen, was besonders an der Nath deutlich mit der Loupe zu erkennen ist.
Färbung: hell hornfarbig, meist mit einem dunkeln Ueberzuge. Windungen: 5, ziemlich
abgerundet, gleichmässig und langsam zunehmend ; unten in der Nähe der Nath stumpf
gekielt. Letzte Windung nach der Mündung zu schwach erweitert, vorne kurz und
schwach herabgebeugt und abgeflacht. Mündungsabschnitt: sehr schräge zur Axe, auf
der oberen Hälfte schwach bogenförmig ausgezogen. Mündung: bauchig, halbmondförmig.
Ziemlich tief nach innen stehen 6 Lamellen in folgender Anordnung: Zwei auf der
Mündungswand, von denen die obere etwa auf der Mitte stehend, die grösste ist und
sich etwas gekrümmt nach innen und aufwärts zieht, die untere dagegen nur klein. Auf
der Aussenwand 3 in gleichen Zwischenräumen waagerecht verlaufend und zwar in ab-
nehmender Länge, so dass die unterste, die längste, etwa auf der Mitte der Aussenwand
steht. Unter diesen 3, fast auf der Basis beginnend, steht die 6. Lamelle, welche die
grösste und steil nach oben und innen gerichtet ist. Alle diese Lamellen sind leisten-
artig, in der Mitte erhabener, an den Enden abfallend. Die vergrösserte Zeichnung der
Mündung ist, was die Form der Lamellen betrifft, ungenau gehalten, dieselben sind we-
niger zugespitzt.
Der Basalrand ist dicht an der Einfügung dem Kiel entsprechend etwas einge-
kniekt, der obere Rand ist flach gebogen, auch zuweilen etwas geschweift. Mundrand :
gradeaus, innen durch eine schmale, aber ziemlich starke weisse Lippe verdiekt; em
bogenförmiger, scharf begrenzter Callus auf der Mündungswand verbindet die Mundränder.
Maasse: gr. Diam. 8, kl. Diam. 6°/4, letzte Windung 2'/ı mm. hoch. Fundort: Vera-
cruz, im Rio Tenoya und in Anschwemmungen am Strande.
Schon Haldemann macht auf die Eigenthümlichkeit aufmerksam, dass auch die
kleinsten Exemplare alle Lamellen aufweisen, daher anzunehmen sei, dass dieselben jedes-
mal beim Fortbau des Gehäuses vom Thiere absorbirt werden müssten, was durch Auf-
findung von Exemplaren mit schwachen Andeutungen von Lamellen bestätigt zu sein
scheint. Ich kann diese Thatsachen ebenfalls bestätigen.
Planorbis nov. spec.? Taf. V, Fig. 24.
Gehäuse: mit fast flachem Gewinde ; Wirbel eingesenkt, aber doch ganz sicht-
bar. Basis fast vollständig flach, wodurch eine Aehnlichkeit mit unserer vortex entsteht.
Skulptur : soweit sich dieselbe bei todten und meistens verkalkten Exemplaren erkennen
lässt, fein gestreift, von Spiralfurehen unterbrochen. Windungen : 5, gleichmässig zuneh-
mend, schief nach unten zusammengedrückt, so dass der dadurch entstehende Kiel den
Rand der abgeflachten Basis bildet. Der Kiel ist unten scheinbar breit gesäumt, was
aber nicht deutlich an meinen Exemplaren zu erkennen ist, jedenfalls ist die letzte Win-
dung unten am Kiel abgeflacht, dann bis zur Nath sehr flach gewölbt, während die übrigen
unten fast ganz flach erscheinen ; die Nath ist hier sehr fein, während sie oben durch
die gewölbten Windungen tief liegt. Mündung: rautenförmig, durch die Wölbungen mo-
difieirt. Mundränder ; scharf, gradeaus, der obere weiter vorgezogen, als der untere, durch
47
einen Callus auf der Mündungswand verbunden. Maasse: gr. Diam. 5, kl. Diam. 4'/a,
Höhe I mm. Fundort: Stadt Veraeruz, in Anschwemmungen am Strande.
Planorbis micromphalus Dkr. mserpt.
Ein mit dieser Bestimmung in meiner Sammlung befindliches Exemplar, welches
Seitenstück zu dem s. Z. versandten sein sollte, ist ein verkalktes junges Exemplar von
Haldemanni Dkr. Es kann sein, dass das s. Z. fortgesandte Exemplar wirklich etwas
Anderes war.
Gattung Physa,
Wie mehr oder weniger alie Wasserschnecken, zeigt auch diese Gattung eine
grosse Veränderlichkeit in der Form und den sonstigen für die Beschreibung gebrauchten
Merkmalen. Die oft dieht bei einander liegende grosse Verschiedenheit der diesen Schnecken
gebotenen Lebenselemente, die oft sich häufenden Einwirkungen, welche eine normale
Entwiekelung der meist sehr zarten Gehäuse stören, gebieten gewiss eine grosse Vorsicht
bei der Artenbestimmung, und ist daher der Wunsch nicht unmotivirt, diese Veränder-
lichkeit bei ausländischem Material mit derselben gewissen Gleichgültigkeit zu behandeln,
wie man es mit dem einheimischen zu thun pflegt, bei welchem sie vielleicht in gleichem
Maasse beobachtet werden kann. Man betrachte nur beispielsweise unsere Limnaeen von
verschiedenen Fundorten. und man wird mit demselben Rechte so und so viele Arten
daraus machen können, als es von amerikanischen Autoren z. B. in den Gattungen Physa.
Limnaea und Planorbis von amerikanischen Fundorten geschehen ist. Es dürfte gerathener
sein, durch Zusammenstellung verschiedener Formen und Aufsuchung von Uebergangs-
formen das wirklieh Zusammengehörige festzustellen, wodurch voraussichtlich die Arten-
zahl verringert würde, als durch das Schaffen neuer Arten den zuletzt unergründlichen
Wirrwar der Synonyme zu vermehren.
Ehe ich zur Beschreibung der einzelnen Arten schreite, möchte ich noch eine
Bemerkung machen über die Schwierigkeit einer klaren Auseinandersetzung der Spindel-
partie. Der Uebergang des Basalrandes in die Spindelpartie bezeichnet sich durch
ein Umlegen desselben über die Spindel; bald schmal, bald breit, bald austliessend,
bald wulstig, ist er gewissermaassen mit ihr verwachsen und modifieirt ihre Form
48
je nach Eigenthümlichkeit der Art oder des Individuums. Ebenfalls an besagtem Ueber-
gange, also an der Spindelbasis, entspringt der s. g. Callus, welcher bald häutig, bald
glasurartig die ganze Spindelpartie schmäler oder breiter überzieht und sich über die
Mündungswand fortsetzend, zur Einfügung des oberen Mundrandes emporzieht. Nach
dieser meiner Auffassung scheint mir bei der Beschreibung nachstehende Trennung der
drei häufig in einander übergehenden Theile am rathsamsten. Den Basalrand berück-
siehtige ich in seiner Form und als Theil der Mündung. Die Spindel von der Fortsetzung
des Basalrandes überzogen bis zur Mündungswand fasse ich als zusammengehöriges Ganze
auf und bezeichne die der Mündung abgekehrte Seite mit Spindelrand, für die Richtung
zur Axe nehme ich die der Mündung zugekehrte Seite an. Den Gallus beschreibe ich
nach der Form seiner Aussenlinie und nach seiner Beschaffenheit. Nach dieser Erläu-
terung werden die vorerwähnten Bezeiehnungen in den nachfolgenden Beschreibungen
verstanden werden. Bei den Maassen versteht sich die Breite waagereeht zur Höhenaxe,
die Spindelhöhe von der Basis des Basalrandes bis zum Anschluss an die Mündungs-
wand gemessen.
Physa nitens, var.? Taf. VI, Fig. 24a und b.
Gehäuse: oval zugespitzt, dünn, glänzend. Skulptur: sehr schwach und un-
regelmässig flach gefaltet; an der Nath etwas deutlicher. Färbung: dunkel gelbbraun,
mit dieht stehenden, nicht ganz bis zur Basis gehenden weisslich ockerfarbigen Streifen,
welche zuweilen stellenweise punktirt, auch zackig sind. An der Nath verläuft ein
schmaler, ausfliessender röthlich brauner Streifen. Die oberen Windungen sind zunehmend
dunkler, schwärzlich gelbbraun gefärbt, weshalb sich die hellen Streifen sehr deutlich ab-
heben. Gewinde : schmal kegelförmig mit meistens angefressenem Wirbel. Windungen:
6—7, ziemlich flach aufgerollt; die letzte nach unten angeschwollen, °/ der Höhe des
ganzen Gehäuses einnehmend. Mündungsabschnitt: schräge zur Axe und in der Mitte
ausgebogen. Mündung: schmal birnförmig, oben langsam zugespitzt. Mundrand: scharf.
Basalrand: regelmässig abgerundet oder auch an der Spindelseite mehr oder weniger
zusammengedrückt. Spindel: durch einen an der Basis entspringenden und sich schräge
nach oben und in’s Innere ziehenden Wulst verdoppelt erscheinend. Oben röthlich braun,
unten weisslich gefärbt, etwas schräge zur Axe aufsteigend, wenig gewunden. Gallus:
@ünne, meistens auch unten fest anliegend, in stark gebogener Linie die Spindelpartie
begrenzend, dann oberhalb derselben ziemlich stark eingebuchtet aufsteigend.
Maasse: Mündung
Höhe. Breite. hoch breit. Spindelhöhe.
32 16 24 9 12 mm.
33 16 25 9 ul
301 15 23 9 I >
Fundort: Von Herın Dr. Berendt in Sümpfen an der Küste von Tabasco
gesammelt.
Diese sehr schöne Art, welehe der nitens so nahe steht, dass ich sie nur für
eine Lokal-Varietät halte, unterscheidet sich von derselben besonders dadurch, dass sie
49
unten am bauchigsten ist. Die hellen Streifen sind insofern nicht als absolut eharakte-
ristisch anzusehen, als dieselben, wenn auch weniger deutlich und nur an einzelnen
Exemplaren, doch bei der folgenden vorkommen.
Physa nitens, Philippi |
aurantia, Carpenter? |
Diese bekannte Art ist mehr eichelförmig, indem die letzte Windung oben und
Taf. VI, Fig. 25 a—f.
unten gleichmässiger angeschwollen ist. Sie ist sehr glänzend mit etwas gröber gehaltener
Seulptur; besonders nach der Mündung zu mehren sich die Anwachsstreifen. Vereimzelte
Spuren einer Spiralfurehung treten auf. Die Färbung ist bei frischen Exemplaren durchsichtig
hell bis intensiv kastanienbraun; in der Sammlung blasst die Farbe allmälig
ab. Die Nath ist mit einem röthlieh braunen ausfliessenden Streifen eingefasst; zuweilen
verläuft unmittelbar an derselben ein schmaler weisslicher Streifen. Das Gewinde ist
verhältnissmässig etwas breiter konisch, als bei der vorigen Art; die Windungen, 6 an der
Zahl, sind gewölbter; die Mürdung oben plötzlicher zugespitzt. Die Spindel erscheint
nicht verdoppelt, weil der an der Basis entspringende Wulst nicht getrennt verläuft,
sondern dicht an den Innenrand gerückt, die Spindel breiter und gerundeter, besonders
nach oben zu, erscheinen lässt. Zuweilen ist die Spindel nach innen und unten schwach
eingeknickt, wie es Fig 25 a und d in der Seitenstellung zeigen. Die Färbung ist nur
bei dunklen Exemplaren oben etwas bräunlich violett, sonst ganz weiss. Der Callus wie
bei der Vorigen, nur weniger stark aus- und eingebuchtet. Das Innere ist glänzend,
nach dem Mundrande zu intensiver gefärbt.
Maasse: Mündung inel. peristom
Höhe Breite hoch. breit. Spindelhöhe.
No. 25 38% 14!% 221/a Ss 10%/. mm.
Se 15°/4 24 8) 11!/2 ei
25h 2b 12 19!/2 6°/4 Ya Ei
“eaHre 1622 Ta 11%. 4 hl g
. cl 0 10% 14!/2 Da [a P =
Zwischen 25a und d der bauchigen, und 25b und e der schlankeren Form ist
ein nicht unbedeutender Abstand. 25c zeigt ausnahmsweise eine stärker gewundene
Spindel, oben mit schwacher Andeutung einer Verdoppelung. Diese hat nur 5°%
Windungen.
Fundort: Umgebung von Veraeruz in Gräben und Pfützen; in den Letzteren
fand ich die grössten Exemplare. Subfossil besitze ich ein Exemplar von 33 mm. Höhe.
Der Güte des Herm Dr. Ed. v. Martens danke ich die Einsendung der Küster-
schen Monographie und einige Exemplare mexikanischer Physas zum Vergleich, worüber
ich Näheres folgen lasse.
Physa nitens. Fig. 25e. Ein Exemplar von Uhde in Veracruz gesammelt
(als conspieua Uhde mser.) unter No. 4257 des Berl. Mus. Dasselbe zeigt eine hübsche
Mittelform meiner No. 24 und 25. In der Färbung meiner No. 25 identisch, treten die
weisslich-gelben Striche meiner No. 24 auf. Die Spindel hat Andeutung einer Spaltung,
der Spindelrand ist wulstig und scharf begrenzt; sie steht schräger zur Axe, als bei
7
50
No. 25 und ist etwas gewundener. Wenn ich 25c dazu ziehe, so ist, glaube ich, der
Uebergang zu No. 24 gefunden, und die Annahme gerechtfertigt, auch die vorliegende
sei eine Local-Varietät. Das Abweichendste in dem vorliegenden Exemplare, dessen
Maasse ich mit:
Mündung inel. peristom
Höhe. Breite hoch breit Spindelhöhe
31! 15 23a 9 10!/ mm.
verzeichne, ist die Seulptur; nicht nur im der Nathnähe, sondern mehr noch nach
unten, treten feine Spiralfurchen im unregelmässig dichten Zwischenräumen auf,
so dass die Sculptur unter der Loupe glandinaarig wird; dass dies nur eine
individuelle Abweichung, glaube ich annehmen. zu müssen, da ich unter einer
grossen Anzahl von Physa nitens aus San ‚Jose de Costarica ein ebenso abweichendes
Exemplar finde, ein Beleg, wie trügerisch es sein kann, ein oder wenige Exemplare zur
Beschreibung vor sich zu haben.
Physa nitens, var. minor. Fig. 25f aus Laguna redonda, Candelaria, von
C. Hoffmann 1856 gesammelt, in zwei Exemplaren, von denen ich eins abbilde. In
mancher Beziehung zwischen nitens und mexicana die Mitte haltend, so dass man ver-
sucht ist zu glauben, eine Bastardform vor sich zu haben. Die Sculptur zeigt ziemlich
gleichmässig geriefte Streifen, wie solche bei beiden Arten vorkommen, und dicht
stehende schwache Spiralfurchen, wovon wir bei nitens Andeutungen fanden und wie
sie bei mexicana schärfer ausgeprägt auftreten; daher ist der Glanz des Gehäuses auch
weniger stark, als bei nitens. Die Spindel ist gewundener, als bei nitens, auch wulstiger
und breiter und schräger zur Axe stehend, aber mehr leistenförmig schräge abgeplattet
und dadurch sich der mexicana nähernd; oben mit schwacher Andeutung einer Spaltung.
Der Gallus ist häutiger und weiter ausgebreitet, besonders nach oben zu. Bei 5—5!/
Windungen (an dem grösseren Exemplar ist der Wirbel abgebrochen) misst sie respective
2] 11 15/2 1a 6'/ı mm.
In der Form und der Färbung neigt sie mehr zur nitens, in der Spindel und dem häu-
. tigen Callus mehr zur mexicana, im grossen Ganzen weiss man nicht recht, wohin damit,
und verweise ich auf eine hierhergehörige Bemerkung bei meiner No. 31.
Physa mexicana Philippi. Taf. VI, Fig. 26 a—g. Taf. VIL, Fig. 26h.
Gehäuse: dünnschalig, wenig glänzend, gedrungener, als bei den vorstehenden
Arten. Seuiptur: unregelmässig fein und dicht gefaltet, nach der Mündung zu gröber;
zuweilen auch sehr regelmässig auf der letzten Windung, wodurch diese dann schmal
gewellt erscheint. Bei frischen Exemplaren, und besser noch an unausgewachsenen, sieht
man dichte, aber unregelmässige, sehr feine und scharfe, zuweilen unterbrochene und auf
Strecken verschwindende Spiralfurchen die Längsfalten unterbrechend, ähnlich wie bei
den Glandinen. An einzelnen Exemplaren treten auch aufgetriebene Spiralstreifen auf,
welehe dem Gehäuse ein runzeliges Ansehen verleihen, ähnlich wie bei unsern Limnaeen.
Färbung: bräunlich hornfarbig, bald heller, bald dunkler; nach der Mündung zu inten-
siver. Der Wirbel ist dunkelbraun und glänzend. Dicht an der Naht verläuft ein
röthlich brauner ausfliessender Streifen, diese hell begrenzt lassend. Gewinde: mehr oder
öl
weniger kurz kegelförmig, mit spitzem Wirbel. Windungen: 5, gewölbt; letzte zuweilen
oben am stärksten geschwollen, unten zugespitzt oder regelmässiger erweitert. Mündungs-
abschnitt: schräge zur Axe und wenig ausgebogen. Mündung: ähnlich den vorher-
gehenden, nur gekrümmter und im Verhältniss breiter. Mundrand: scharf. Basalrand:
meistens an der Spindelseite zusammengedrückt. Spindel: weisslich, schräger zur Axe
und gewundener, als bei nitens, meistens schmal und an der Innenseite leistenförmig
schräge abgeplattet. Nach innen und unten durchweg mehr oder weniger stark einge-
kniekt, wie aus den Figuren der Seitenstellung ersichtlich ist. Der Gallus ist dünne
und häutig, fest anliegend, nur selten an der Basis kurz und schwach gelöst, steigt sanft
geschweift empor. Inneres: sehr glänzend. zuweilen am unteren Ausfluss lebhaft
bräunlich gefärbt.
Maasse: Mündung inel. peristom
Höhe Breite hoch breit Spindelhöhe.
No. 26 um 10 12!/2 5°) 7
26a 16°/ ) 11 6
26b 16 10!/a 1212 &
E 17 fast 10 12!/2 7
_- 16%/2 91a 12 61/2
Ad 15 9 11°/& 6
Fundort: Aus der Hauptstadt Mexico, ohne specielle Fundortsangabe, zusammen
mit Planorbis tenuis und Limnaea attenuata, erhalten. Unter denselben finde ich diverse
Exemplare einer vorläufig als:
Ph. mexieana, var. minor. abzutrennenden Art, welche in Fig. 26 e abge-
bildet ist. Sie ist schlanker ausgezogen mit verhältnissmässig höherem Gewinde, heller
gefärbt. im Uebrigen identisch mit der Vorstehenden. Die Maasse sind, bei nur 4/.
Windungen, respective
11 6 TR 3a 41/ı mm.
10 5) 6°/ 3 4 H
10 Ha 7 > 4 5%
Jugendzustand der Vorigen kann es nicht sein; dagegen spricht der vollständig
ausgebildete Callus, weleher bei jungen Exemplaren der Vorigen, (von denen ich eins
mit 4)/ Windungen zum Vergleich unter 26 x abgebildet habe) kaum angedeutet ist.
Fig. 26a bietet freilich eine grosse Aehnlichkeit und berechtigt zu der Annahme, die
Vorliegende sei eben nur eine Lokal-Varietüt.
Auch von der mexicana erhalte ich diverse Exemplare von Herrn Dr. Ed.
v. Martens, worüber ich Näheres folgen lasse.
No. 4608 des Berl. Mus. aus Gräben bei der Stadt Mexico von Deppe und
Schiede gesammelt, in 3 Exemplaren, grösser als die meinigen, aber todt gefunden, von
denen eins unter 26 f abgebildet ist, weil dasselbe, in den nach oben angeschwollenen
Windungen, mein 26d noch übertrifft; es misst:
Mündung incl. peristom
—— nn ——
Höhe Breite hoch breit Spindelhöhe
17°/4 111 14'/4 6a Ua
die andern beiden
181% 10°/ 14 6'/a {1
16 2) 12!% H3/a 62
Ferner No. 4259 des Berl. Mus. Ph. mexicana Uhde mserpt. aus Mexico von
Uhde gesammelt. Vier Exemplare mit 5'/ Windungen in 4 Formen, welche indess
keinerlei Abweichungen von den schon abgebildeten darbieten, so dass ich nur die
Maasse anführe.
18°/a 12!/a 14°/a fast 5 SYa
19'/a 11! 14 Ü S
18'/2 10 131% [DW P Tela
14'/a 10!/ 131/4 Ya TR
Die unter 26g abgebildete Form aus gleicher Quelle wurde unter dem Namen Physa
oseulans Haldemann, ventricosa Uhde mser.. von Herrn Dr. Ed. v. Martens in deu
Malak. Bl. Seite 58 beschrieben, welche Bestimmung aber jetzt zurückgezogen ist. Die
mir eingesandten 2 Exemplare. von denen das eine unausgewachsen, sind beide abge-
bildet. Die Färbung ist klar hormgelb. - Die Sceulptur wie bei der mexicana, nur ist die
Spiralfurchung nicht so scharf ausgeprägt, sondern nur stellenweise angedeutet; dahin-
gegen treten aufgetriebene, unregelmässig verlaufende Spiralstreifen im hervorragender
Weise auf. Die letzte Windung des grossen Exemplars zeigt auf seiner ersten
Hälfte, die schon bei der mexicana erwähnte, regelmässige Furehung in der Längsrich-
tung. während nach der Mündung zu diese Längstalten sich zusammendrängen und
zıemlich scharf ausgeprägt sind. Die ersten 2 Windungen sind abnehmend dunkelbraun
gefärbt. Die Nahtnähe des jungen Exemplars ist wie bei der mexicana gefärbt; ferner
zeigen beide Exemplare, bei glänzendem Inneren, eine bräunlich fleischfarbige Färbung
des unteren Ausflusses. Der Gallus ist sehr dünne und häufig, auch nur auf der unteren
Hälfte deutlich abgegrenzt. Die Form der letzten Windung, besonders bei dem jungen
Exemplare, ist fast umgekehrt kegelförmig und erinnert an die weit kleinere Ph. ancillaria
Say und Ph. Charpentieri Küster. Man wäre versucht, hierauf eine andere Art zu
begründen, wenn nicht in Fig. 26d und f Uebergänge geboten wären. Eine wirkliche
Abweichung ist eben nur in der Form zu finden. und dass diese nicht gewichtig ist,
lehrt das Seitenstück, welches unsere Limnaea stagnalıs bietet, in emer gedrungenen
Form aus dem Dieck-See in Holstein mit nach oben stark angesehwollener, an der Naht
fast abgeplatteter letzter Windung und schmalem lang ausgezogenen Gewinde, und einer
fast regelmässig zunehmenden Form aus den Gräben bei Hamburg.
Der Fundort für die vorliegende Form, welehe man demnach mit Ph. mexicana
var. coniformis bezeichnen könnte, ist mit Pazquaro angegeben, woselbst Herr Uhde sie
gefunden hat. Maasse:
18 ill 14/2 ri 5°/s mm.
No. 4611 des Berl. Mus. als Physa mexicana, var. minima (ovalis Wgm. mser.)
in Jalapa von Deppe und Schiede gesammelt, ist unter No. 26h auf Taf. VII abgebildet.
53
Ich möchte, ähnlich wie bei der 25f, auf eine Bastardform von meiner 25e, No,28 und
No. 29 schliessen. Von der mexicana weicht sie dadurch ab, dass die oberen Windun-
gen nicht dunkel gefärbt sind, (wenigstens bei zwei der erhaltenen Exemplare nicht. das
dritte mochte ich der Zerbrechlichkeit halber nicht von seinem Schmutzüberzuge befreien),
auch das dunkle Band an der Naht fehlt. Die Seulptur ist weit glatter und nur in der
Nahtnähe entdecke ich Spuren von Spiralstreifung; vor Allem aber ist die Naht selbst
mit einem wulstigen, schmalen, weissen Streifen eingefasst, welcher naeh unten durch
eine scharfe Furche begrenzt ist. Windungen: 4—-4'/.. Spindel: wie bei meiner 25 e.
In der Form, dem Glanze und der Färbung ist sie meiner No. 28 und 29 sehr
ähnlich. aueh eine schwache weissliche Lippe im Innern, nahe der Mündung. ist vor-
handen. dahingegen ist die Spindelpartie wie bei der mexicana. Darf man diese Art
trennen, wofür meiner Ansicht nach Gründe vorliegen, so wäre der Name ovaliıs Wem.
beizubehalten.
Maasse: Mündung inel. peristom
N
Höhe Breite hoch breit Spindelhöhe
bYe Ara fast 2 reichlieh 2 mm.
Physa spec.: Taf. VI, Fig. 27a—b.
Diese sehr charakteristische und hübsche Art, mit oval spindelförmigem bis rauten-
föürmigem Gehäuse, ist etwas glänzender und festschaaliger als Ph. mexicana, mit einer der-
selben sehr ähnlichen, wenn auch feineren und deutlicher ausgeprägten Seulptur. Die
Färbung ist hell hornfarbig mit dunkelbraunem Wirbel, in der Regel mit em bis zwei
weissen, rothbraun begrenzten, durchscheinenden früheren Lippenstreifen. Die Naht ist
schmal weisslieh begrenzt. Das Gehäuse ist bei allen meinen Exemplaren mit einer
filzigen, aus Algen (?) gebildeten Kruste belegt, Gewinde: scalariaartig-konisch. erhabener,
als bei den vorgehenden Arten, mit sehr spitzem Wirbel. Windungen: 5'/’—0. ziemlich
stark gewölbt, die letzte oben und unten aufgetrieben, in der Mitte meistens etwas abge-
flacht. Mündungsabsehnitt: weniger schräge zur Axe als bei den vorgehenden Arten und
nicht ausgebogen. Mündung: oben noch breiter, als bei mexicana. fast mit „‚länglich oval“
zu bezeichnen. Spindel: tief herabsteigend, wenig schräge zur Axe, kaum gedreht: ent-
weder schwach ausgehöhlt emporsteigend oder meistens in der Mitte oder oberhalb der-
selben etwas angeschwollen, was besonders in der Seitenstellung siehtbar ist. Der sich
gewölbt um die Spindel legende Basalrand verbreitert sich häufig zu einer ohrförmigen
Ausbiegung des Spindelrandes und steigt dann wenig geschweift zum oberen Mund-
rande empor. Bei dieser Art ist Callus und Fortsetzung des Basalrandes nicht von ein-
ander zu trennen; die ganze Partie ist weiss, porcellanartig und der die Mündungs-
wand bedeekende Theil oft körnig, weil er über die oben erwähnte Kruste gelegt ist.
Durch das Bauchige der letzten Windung und das senkrechte Aufsteigen des Spindel-
randes ist der Callus unten immer, zuweilen noch bis zum Einschnitte der Mündungswand
gelöst. Inneres: glänzend gelbbraun, am unteren Ausfluss häufig rostbraun; nahe der
Mündung eine ziemlich dieke weisse Lippe, stellenweise oder ganz mit einem ausfliessen-
den rostbraunen Ueberzuge versehen.
54
Maasse: Mündung
Höhe Breite Kae ei: Spindelhöhe
No. 2% 181% 11 11°/« 61/4 7! mm.
Ta > 11'/ 12 6 6a
IE OT bERTh 11%/ 11!/a 6 6%/2 2
2Te 16!% la 10°/& 5) 61/a a
Eine schlanke und eine gedrungene Form finden wir auch hierbei wieder. Ich
besitze ferner ein paar Exemplare einer klemen Form von 5'/; Windungen mit respective
Ilya 6°/a Tıja 33/a 4/2 mm.,
welche identisch ausgebildet, wie die grossen sind. Fundort: In einem Graben an der
Stadtmauer von Veracruz, sonst an keinem andern Platze.
Die Schaale mit dem Thiere ist in Fig. 27 abgebildet; der Mantel ıst ın
zackige Lappen ausgezogen. Die häufig an der Schaale haftenden Eier siud glashell
mit gelbem Embryonalpunkt. Im Aquarıum beobachtete ich, dass das Thier alle 12—13
Minuten zum Athemholen an die Oberfläche kommt.
Ich finde in Binney’s Werke Ph. humerosa Gould, Fig. 157, und in Küster’s
Monographie Ph. eubensis Pfr. der Vorliegenden ähnlich, wenn sie auch beide kleiner
sind, und den kurzen Diagnosen, sowie nicht sehr zuverlässigen Abbildungen, nichts
Bestimmtes zu entnehmen ist. In ıhrem ganzen habitus nähert sich diese Art entschie-
den mehr der nachfolgenden. als den vorgehenden Arten.
Physa heterostropha Say? Taf. VII, Fig. 23 a—b und 29 a—ı.
Das Gehäuse ist ziemlich festschaalig, spindelförmig oval und ziemlich glänzend.
Seulptur und Färbung: wie bei der vorgehenden Art, nur dass die schmale weissliche
Naht meistens noch durch einen ausfliessenden bräunlichen Streifen begrenzt ıst und
frühere Lippenbildungsstreifen undeutlicher durchscheinen. Vereinzelt kommen Exem-
plare mit aufgetriebenen Spiralstreifen (Runzeln) vor. Das Gewinde ist durchweg kürzer,
als bei der vorigen Art. Winduhgen: 5 an der Zahl, sind schwächer gewölbt, die letzte
höher im Verhältniss zum Gewinde und regelmässiger angeschwollen, zuweilen auch nur
oben angeschwollen, in der Mitte etwas abgeflacht und unten zugespitzter; der Mündungs-
abschnitt mehr oder weniger schräge zur Axe. Mündung: derjenigen der mexicana
ähnlich, wenn auch nicht so breit. Mundrand: scharf. Basalrand: fast durchweg zu-
sammengedrückt. Spindel: weiss, fast grade (Fig. 28), bis schräge zur Axe stehend,
(Fig. 29); kaum gewunden (Fig. 28), bis stärker gewunden (Fig. 29 e); nach oben schwach
angeschwollen (Fig. 28 und 29), oder stärker (Fig. 29 e und g). Die Spindel verläuft
meist abgerundet; der Spindelrand ist unten nur schwach losgelöst, verbreitert sich mei-
stens ähnlich dem der vorigen Art, aber nicht so stark und setzt sich dann als dünner
Callus auf der Mündungswand in wenig eingebuchteter Linie fort. Der dünne Gallus
ist nicht weiss, erscheint daher die Spindelpartie ziemlich abgegrenzt; zuweilen ist aber
der Callus diek, wie dies bei den Figuren 29 b bis e der Fall ist, dann ist die Achn-
lichkeit mit der entsprechenden Partie der vorigen Art nicht unerheblich und bestärkt
in der Annahme einer engen Verwandtschaft beider Arten.
55
Inneres: glänzend, mit einer nicht sehr dieken Lippe am Aussenrande, zuweilen
mit einem rostbraunen Ueberzug versehen, wie dies bei Fig. 29 f—i der Fall ist, bei
welehen freilich das ganze Gehäuse dunkler gefärbt ist, mit deutlicher durchseheinenden
früheren Lippenstreifen.
Fundort: No. 28 und 29—29e stammen aus der Umgebung von Veracruz; in
Gräben, auf überschwemmten Wiesen und in der Laguna de los Oocos gesammelt;
No. 29 f—1 stammen aus Misantla.
Maasse: Mündung
Höhe Breite Cart hkteit Spindelhöhe
No. 28 12 Tı/a 9. fast 4 fast 5
„ 28a 11Y% [37 $) 33/a Alla
1,29 11°/a Mi Sa fast 4 41h
2 Ole} 10%» 6a Tl 3Ur fast 4
er b I taste b6) 33/a Alla
% e 11 6Ya Ta 3a 41a
d 10%/2 T’/a fast 7°/ı BEA 3>/a
e 10/2 642 T’la 33/ 4
ie 12%, fast Ta glas 33a 41a
RN g 10 n ms fast 7°/a 3Ur A:
z: h hit 2/2 sa 3 fast 4!/»
Ar ı fast 11 6°/& S/a 3a 2)
Das letzte Exemplar zeigt eine Missbildung und ist insofern interessant, als die
Spindel fast identisch mit der der 26 c der mexicana ist.
No. 28 ist mir früher von verschiedenen Seiten als Ph. mexicana bestimmt
worden, was auf einem Irrthum beruhen muss, da sie von dieser Art auf den ersten
Blick zu unterscheiden ist. No. 29 lag in meiner Sammlung als Referenzstück zu einer
entsprechen sollenden Form, welche von Herrn Prof. Dunker s. Z. schriftlich als Ph.
Berendti Dkr. ad int. bestimmt wurde, sich aber meines Erachtens nicht genügend
von No. 23 unterscheidet. Fig. 29b bis e sind keine frischen Exemplare, aber trotz der
erwähnten Abweichung, welche zu Zweifeln Anlass geben könnte, muss ich doch
schliesslich die ganze Formenreihe als zu einer Art gehörig zusammenziehen und den s. g.
Typus in 29f suchen, nach entgegengesetzten Richtungen hin No. 28 und No. 29e als
Extreme ansehend, für welche die Uebergänge zu finden sind. Ob diese Art nun
heterostropha Say sei, wage ich, trotz der entschiedenen Aehnlichkeit, nicht zu entschei-
den, denn dazu gehörte vielseitiges Material zum Vergleiche, welches mir nieht zu
Gebote steht, ich muss daher die Entscheidung Andern überlassen, welche jedenfalls durch
meine vielseitigen Abbildungen erleiehtert werden dürfte. Ich bedauere das vorhandene
Material nicht nach den speciellen Fundorten getrennt zu haben, wodurch ein besseres
Verständniss der Abweichungen ermöglicht sein würde.
Physa species? Taf. VI, Fig. 30.
I 8
Im Sande bei Veracruz gefunden, besitze ich leider nur ein verkalktes Exemplar,
von einer allerdings so charakteristischen Form und Spindelbildung, dass man berech-
tigt ist, an eine für sich bestehende Art zu denken. Das Gehäuse ist gethürmt, ähnlich
unserer Ph. hypnorum. Die Sculptur, so weit erkenntlich, feiner und gröber gefaltet,
mit Spuren von Spiralfurchen; besonders die Naht scheint durch eine solche tiefere
Furche wie gesäumt. Das Gewinde ist hoch konisch, mit spitzem Wirbel. Die Windun-
gen, 5 an der Zahl, sind gewölbt, letzte oben und unten angeschwollen, in der Mitte
etwas abgeflacht; Basis schräge zugestutzt. Der Mündungsabschnitt steht wenig schräge
zur Axe und ist in der Mitte etwas ausgebogen. Mündung: schmal birnförmig. Mund-
rand: scharf. Basalrand: rechts zusammengedrückt. Spindel: fast senkrecht zur Axe,
in grader Linie aufsteigend; die Fortsetzung des Basalrandes zieht sich als Wulst gebogen
ins Innere. Spindelrand: wenig ausgebogen und der Gallus über denselben hinweg,
wenig geschweift aufsteigend. Der innere Spindelrand ist ziemlich scharf.
Der Fundert ist insofern nicht maassgebend, als «das Specimen aller Wahrschein-
lichkeit nach verschleppt ist und ich Achnliches bei Veracruz nieht gefunden habe. Die
Maasse sind:
Mündung inel. peristom
—— —
Höhe Breite hoch breit Spindelhöhe
gu, 4\a D°/a all 3 mm.
Fig. 142 in Binney’'s Werke mit Ph. osculans Haldemann bezeichnet, nähert
sich in der Form dem vorliegenden Stücke, kann es aber der Beschreibung nach nicht
sein, da diese mehr auf heterostropba passt, auch ist oseulans in Fig. 146 als zu dieser Art
gehörig, durchaus verschieden abgebildet.
Physa spiculata Morelet? Taf. VII, Fig. 51 a—b.
Das Gehäuse zeigt viele Aehnlichkeit mit nitens, speciell mit der Form 25 e.
Die Färbung ist mehr schmutzig gelbbraun, die Naht dunkler, nicht weiss begrenzt;
das ganze Gehäuse ist durchsichtiger. Die Seulptur ist fein und unregelmässig flach
gefaltet, besonders deutlich in der Nathnähe, von feinen oft unterbrochenen Spiralfurchen
in unregelmässigen Zwischenräumen durchkreuzt, welche in der Nahtnähe zusammenge-
drängter sind und deutlicher werden. Windungen: 5—5'/., nicht so schräge aufgerollt als
bei nitens. Mündung: oben breiter, als bei nitens und im Verhältniss schmäler. Spindel:
schräger zur Axe, als bei nitens und stärker gewunden; nach unten eingeknickt, wie aus
der Seitenstellung ersichtlich ist. Ein ausfliessender Wulst lässt die Spindel breiter
erscheinen, als bei nitens; bei Fig. 31b ist dieser Wulst an der rechten Seite scharf
abgegrenzt und erhaben, so dass die Spindel schräge abgeflacht erscheint. Die Färbung
der Spindel ist schmutzig, durchsichtig, hornartig. Der Callus ist dünne und häutig,
ähnlich wie bei mexicana, aber bei keinem meiner Exemplare zusammenhängend, sondern
nur fleckenweise vorhanden, trotzdem die Stücke gut erhalten sind.
Maasse: Mündung
Höhe Breite hoch breit Spindelhöhe
Fig. 31 15°/a 1 Tas Il Ara 5/2 mm.
Bade 16 10 4a 5)
( »
31b jet Tı/a 10 an DER
Fundort: Von Dr. Berendt in s. g. Öysternen, (natürliche, tiefe, grubenartige
Höhlen, am Grunde mit Wasser angefüllt) m Yucatan gesammelt. Es ist wahrscheinlich,
dass diese Art von Morelet gesammelt und unter oben angeführtem Namen beschrieben
ist, seine kurzen Diagnosen ohne Abbildungen geben indess keinen festen Anhaltspunkt.
Trotz der abweichenden Spindelbildung wird diese Art in der Form durch 25e der
nitens nahe gebracht; dem häutigen Callus nach entsprieht sie mehr der Fig. 25f; da
indess alle meine Exemplare in ihrem Charakter übereinstimmend sind, und die Spindel-
bildung entschieden eigenartig ist, so glaube ich, dass ihre Stellung als Art vorläufig
gesichert ist.
Gattung Limnaea.
Limnaea attenuata Say. suhbulata Dkr.? Taf. V, Fig. 32 und 32a.
Gehäuse: Pfriemenförmig, mit verdeektem Nabel und spitzem Wirbel. Seulptur:
ziemlich glänzend, sehr fein gefaltet, mit gröberen Falten untermischt; in der Spiralrichtung
fein gestrichelt. Färbung: hell hornfarbig bis bräunlich, an der Naht weisslich, dicht
darunter ein undeutlieher violettbräunliceher Faden, welcher meist nur bis zu Anfang der
lötzten Windung, und nur an &anz reinen Exemplaren zu erkennen ist. Windungen:
bis 8, schräge aufgerollt, mehr oder weniger, aber nie stark gewölbt, der letzte Umgang
dem Gewinde meist etwas bauchig entgegenstehend, nach unten zugespitzt. Mündungs-
absehnitt: sehr schräge zur Axe, oben vorgezogen. in der Mitte schwach ausgebogen.
Mündung: fast halbkreisförmig. Mündungswand etwa '/ der ganzen Höhe der Mündung
einnehmend, durch eine seichte Furche von der gewundenen Spindel getrennt; letztere
sehr schräge zur Axe stehend, nach innen leistenförmig abgeplattet und weisslich. Basis
zurücktretend. Mundrand: scharf, rechter stark ausgebogen. Basalrand: mehr oder
weniger zusammengedrückt. Spindelrand und Callus zusammenhängend die Spindel
bedeekend, letzterer häutig, sein Aussenrand eine ausgebogene Linie beschreibend, in der
Nabelgegend abstehend, also einen zum Nabel führenden Spalt lassend.
58
Inneres: glänzend. Fundort: Chaleo-See bei der Stadt Mexico; ich verdanke das in
Fig. 32 abgebildete Exemplar Herrn Wessel, da ich selbst nur unausgewachsene besitze.
Das in Fig. 32a abgebildete stammt aus unserm Museum und hat einen erweiterten
Mundrand; als Fundort ist „Mexico“ angegeben.
Maasse: Mündung
gr. Breite inel. peristom
Höhe vorletzter Windung letzter Windung hoch breit
Fig. 32 30% 8 11°/a 11 fast 5 mm.
ae 29Ur Ta 11°/a 11!/ Hua
30 Ü 11 11%2 Aloe
26/2 fast, 6°/s 10?/s 10°/a Alla
Das letztere Exemplar hat nur 7 Windungen.
In Binney’s angeführtem Werke ist subulata als Synonym von attenuata ange-
führt, die gegebene Figur der Ersteren weicht durch weniger schräge aufgerollte Win-
dungen ab, die Figur der Anderen stimmt ungefähr mit meinem Exemplare. Herr
Ed. v. Martens dagegen führt diese beiden Arten als getrennt, wenn auch einander sehr
nahe stehend an, aber bei subulata grade im Gegensatz zu den erwähnten Figuren, dass
die Naht sehr schräge verläuft. Ich wage diese Frage nicht zu entscheiden, da ich kein
vollständiges Material der Fauna der Stadt Mexico besitze; man muss aber der Veränder-
lichkeit der Limnaea Rechnung tragen. Wenn als Fundort „See von Mexico‘ angegeben
wird, so kann das leicht zu Irrthümern führen; es giebt m der Umgebung jener Stadt
mehrere Seen, u. A. die hauptsächlichsten: der Chaleo- und Teseoeo-See, und mögen
die darin vorkommenden Schnecken gerne Unterschiede wie die angeführten aufweisen,
ohne deshalb die Annahme verschiedener Arten zu rechtfertigen.
Limnaea Cubensis Pfr. Taf. IV, Fig. 33.
Gehäuse: genabelt, spindel-kreiselförmig. Seulptur: unregelmässig und fein
gefaltet. Färbung: hell hornfarbig. " Gewinde: scalariaartig, mit nicht sehr spitzem
Wirbel. Windungen: 5—6, sehr gewölbt nach oben zu aufgetrieben; letzte Windung, als
Gegensatz zum Gewinde bauchig, meist höher als das Gewinde und nach unten zuge-
spitzt. Mündungsabschnitt wenig schräge zur Axe, oben vorgezogen und in der Mitte
schwach ausgebogen. Mündung: etwas schräge zur Axe, oval-eiförmig, oben schwach
gekrümmt zugespitzt. Die Verschiedenheit der Form ist in den Abbildungen angedeutet.
Spindel: mit der kurzen Mündungswand einen stumpfen Winkel bildend, fast senkrecht
zur Axe, schwach ausgehöhlt, vom weissen Spindelrande bedeekt; dieser ist zunehmend
breit und flach umgeschlagen, das tiefe Nabelloch fast oder ganz verdeckend und verliert
sieh in den dünnen, scharf begrenzten, weisslichen, die Mundränder verbindenden Gallus.
Mundrand: scharf, grade aus. Inneres: glänzend bräunlich.
59
Maasse: 3reite Mündung
Te ———— nn
Höhe letzter Windung vorletzter Windung hoch breit
en
zw. Spindel u. Mund-
rand gemessen.
10 7 3 +!/a 6% 31 mm.
g 6 4 Ya 3) r
(8) 6! 33/a la Da %
Fundort: in Gräben an der Eisenbahn, Stadt Veracruz.
Diese Limnaea wurde mir vom Smithonian-Institute als Bulimnaea ceubensis be-
stimmt. Nachträglich verdanke ich Herrn Dr. Ed. v. Martens die Diagnose Pfeiffers aus
Wiegmann’s Archiv, Bd. V 1339, aus der ich ersehe, dass die Cubanische Art „‚minutis-
sime decussata striata”“ sein soll, wovon ich bei meinen Exemplaren keine Spur entdecken
kann. Ein Exemplar zeigt scheinbar eine feine Spiralstreifung, welehe indess in der
strichweise entfernten Epidermis liegt. Ein anderes Exemplar zeigt ein paar aufgetriebene
Streifen auf der letzten Windung,
plar zeigt auf der letzten Windung Wulste in der Anwachsrichtung in gleichmässigen
ähnlich wie bei unsern Limnaeen. Ein drittes Exem-
Zwischenräumen, wie solche bei der Physa mexicana beschrieben wurden.
Familie Neritaeceen.
Gattung Neritina,
Neritina punetulata Desh. Tat. I, Fig. 38.
Gehäuse: abgeplattet, oval, glanzlos. Scuiptur: sehr feine und ab und zu
gröbere Anwachsfalten, welche letztere sich nach der Mündung zu mehren. Färbung:
gelblich- bis dunkel olivenfarbig, mit schwarzen, sehr dicht stehenden, zuweilen etwas
gewellten Linien, welche dicht stehende rundliche oder ovale Flecken frei lassen, deren
linke Seite schwarz gerandet, gleichsam schattirt ist. Gewinde: kaum heraustretend, ab-
60
gerundet, meistens abgestossen. Windungen: -?-, eng aufgerollt, die letzte rasch erweitert und
unterhalb der Naht fast ausgehöhlt, vorne an der Mündung abgerundet vorgezogen. Die
Naht ist durch die überstehenden Anwachsperioden meistens sehr unregelmässig, wenn
sie nieht durch Corrosion überhaupt unkenntlich wird. Spindelplatte: halboval-aufge-
trieben mondförmig, fast die ganze Basis der Windung bedeekend, sehr schwach gewölbt,
mit vereinzelten nach der Mündung zu verlaufenden seichten Furchen; oben und unten
vom Mundrande theilweise überragt, ıst sie oben ausserdem ziemlich scharf rinnenförmig
begrenzt. Die Färbung ist schmutzig orangenfarbig, am dunkelsten am äusseren Rande;
Innenrand hell abschattirt. Der $pindelpiattenrand bildet eine schwach eoncave Linie,
und steht schräge zur Axe; durch zwei in ziemlich gleichen Zwischenräumen stehende
schwache Höcker sehr undeutlich 3. buchtig. Von dem oberen Höcker nach aufwärts ist
der Rand nach Innen zunehmend verdiekt. Da die einzelnen Furchen der Platte bei
der Mehrzahl meiner Exemplare sehr seicht sind und nieht über den Rand nach Innen
fortgehen, ist der Rand nicht gezahnt, sondern nur kaum merklich eingekerbt. Mündung:
halbkreistörmig. Inneres: bläulich weiss glasirt, am Rande die Zeichnung und Färbung
der Aussenseite schwach durehscheinen lassend, was sich nach innen streifenweise wieder-
holt: die dazwischen liegenden stärkeren Glasurschichten scheinen den Anwachsperioden
zu entsprechen. An der Basis des Spindelplattenrandes nach Innen, verläuft eme vorne
abgerundete, breite, seichte Rinne, in welche der Deckel einfasst. Mundrand : scharf.
Decke!: Aussenseite: schmutzig fleischfarbig, grau gestrahlt. Kernpunkt unten nach
links, Anwachsspirale sehr eng, letzte Windung stark und plötzlich erweitert. Innen-
seite: mehr röthlich gefärbt, ebenfalls grau gestrahlt. Der Aussenrand des Deekels ist mit
einem dunkeln, heller gerandeten, hornartigen Streifen besetzt. Auf der Innenseite unten,
zwei Klammern in auseinandergehender Richtung verlaufend. Die obere fast waagerecht
stehend, gekrümmt, leistenartig mit zunehmend breiter werdendem, wınklig abgeflachtem
Kamme, überragt ziemlich bedeutend den Deckelrand„ dagegen die untere denselben
nicht überragend, abgeflacht zitzenartig und gelbroth gefärbt ist.
Maasse: Grösster Durchmesser in einer die Axe schräge durchkreuzenden Richtung
gemessen, 29 mm., kleinster Durchmesser in der Richtung des Spiralplattenrandes,
221/ mm., Länge des Spindelplattenrandes 15 mm., Dicke zwischen der Mitte der Spin-
delplatte und der letzten Windung 12'/. mm., Mündungsbreite 13'/ mm.
Fundert: Misantla. Das Thier ist dunkel blauschwarz und füllt die ersten
Windungen nicht mehr aus, weshalb diese denn auch wohl absterben und leichter ab-
bröckeln, oder was sonst der rund dieser bei Wasserschneeken und Muscheln so häufigen
Erscheinung sein mag; eine zuweilen scharfe Abgrenzung solcher Stellen, deutet freilich
auf eine von Aussen wirkende mechanische Macht. Die vorstehende Art ıst sehr con-
stant in Form, wenigstens soweit es meine vielen Exemplare betrifft.
Neritina reclivata Say. Taf. 1, Fig. 39, 3) a. und b.
Gehäuse: halbkugelig, schief-oval bis oval-konisch, festschaalig, ziemlich glänzend,
Sculptur: wie bei der Vorigen, nur sind die Anwachsstreifemim Allgemeinen gröber. Fär-
bung: grüngelblich, mit feinen gewellten, oft auch ziekzackartigen, schwarzen feinen
„dichtstehenden Linien in der Anwachsrichtung. Gewinde: mehr oder weniger kuppel-
»
61
artig erhaben, mit spitz hervorragendem Wirbel. Windungen : 4 — +#'/>. vorletzte etwas
geschwollen, letzte an der Naht zunehmend schwach ausgehöhlt, an der Mündung oben
nicht vorgezogen. Naht meist unregelmässig, schwarz gerandet. Spindelplatte: schmal,
gewölbter als bei der vorigen Art, weiss, hie und da schwach gefurcht, glänzend, oben
durch eine schmale, aber etwas undeutliche Rinne von dem sie überragenden Mundrande
getrennt; unten wird die Trennung durch eine seiehte Furche bezeiehnet. Die Linie
des Aussenrandes ist mehr oder weniger geschweift. Spindelplattenrand: schwach, aber
deutlich 3 buchtig; der obere Höcker als dieke, zugespitzte Schwiele nach innen ver-
laufend; der untere Höcker dieht am Basalrande stehend, schwach wulstig auf der Spindel-
platte fortgesetzt. Mittlere Bucht durch über den Rand verlaufende 5—6 Furchen unregel-
mässig eingekerbt. Mündung: schief halbkreisförmig, schräge zur Axe. Inneres: Schlund
zuweilen intensiv gelb, sonst weiss. Wie bei voriger Art, den Anwachsstreifen entsprechend,
streifig, aber stärker glasirt, so dass sich zwischen denselben, besonders nahe dem Rande,
eine dieke, dachförmig abgelagerte Lippe befindet. An der Basis des Spindelplattenrandes,
nach innen, verläuft eine seichte Rinne, zu deren Seite vome ein gestreckter Höcker mit
ziemlich scharfem Kamme steht. Mundrand: scharf. ‘Deckel: Anwachsspirale wie bei
der vorigen Art; letzte Windung in der Mitte und nach dem Rande zu stärker verdickt.
Aussenseite grauschwarz gefärbt. Kernpunkt der Spirale weisslich. Innenseite: schmutzig
röthlich, nach oben mehr grau-braun. Aeusserer Rand mit einem rothen hornartigen
Streifen besetzt. 2 Klammern, ähnlich denen der vorigen Art, orangenfarbig, von denen
die obere weniger umgebogen ist und kaum den Rand überragt.
Maasse wie bei voriger Art gemessen:
Axenhöhe vom Wirbel
bis zum Länge Breite
unteren Spindelplattenrand des der
gr. Diam. kl. Diam. inel. peristom Spindelplattenrandes Dicke Mündung
Fig. 39. 23 16 18 12 12172 91a
213% 151 17 11 11° 3%
19/2 14 17Y/2 10%/2 10!/2 Sp
- 19% 141/a 16 10 10 5
19/2 14 16/2 10/3 11a 0)
19/2 14 16!/2 10 10% sl
Fig. 39 b. 19 131% 18 AA 10 8
„39a. 18 RR, 15 10 9°/a up
Fundort: an Wasserpflanzen, Steinen, faulem Holze und Brettern, im Bache Tenoya,
Stadt Veraeruz, in der Nähe seiner Mündung in's Meer, welche freilich meistentheils
versandet ist. Aus dem Bache von Vergara, etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernt,
bekam ich die gleiche Form, dahingegen von Misantla, aber wahrscheinlich bei ‚Jicaltepee,
woselbst der Fluss in's Meer mündet, gesammelt, eine unter 39a abgebildete Mittel-Form,
zwischen den beiden extremen Formen von Veracruz, welche in 39 und 39 b abgebildet
sind; die letztere ist allerdings nur in einem Exemplar vertreten, während für die Mehr-
zahl Fig. 39 maassgebend sein kann, wenn auch geringe Abweichungen vorkommen, wie
dies aus den Maassen erhellt.
62
Neritina virginea L. var. oblonga? Taf. I, Fig. 41, 41a.
Gehäuse: ähnlich dem Vorigen, aber konischer und noch glänzender. Skulptur:
schwächer und feiner als bei der Vorigen. Färbung: Auf gelblichem, weissen oder schwach
violettem Grunde, feine, unregelmässig gewellte, schwarze Linien in der Anwachsrichtung;
welche mehr oder weniger dicht stehende, grössere und kleinere, zeltförmige, weisse Flecke
freilassen, deren linke Seite schwarz gerandet ist. Zuweilen laufen die schwarzen Linien
ineinander und bilden dann einen schwarzen Grund mit weissen Flecken; oder die
Flecken fliessen ineinander, so dass dann schräge breite Bänder (schräge zur Axe) oder
grössere Flecken entstehen. Vereinzelt kommt auch eine Bänderung vor und zwar ein Band in
der Mitte der Windung, das andere, wenn vorhanden, an der Basis; diese Bänder sind aber fast
nie von der reimen Grundfarbe, meistentheils geht die Fleckenzeichnung, besonders deren
dunkle Bänder, wenn auch schwach, über sie fort, so dass also nur die schwarzen Linien
hier ganz verschwinden. Gewinde: ziemlich erhaben, gewölbt konisch, Wirbel spitz.
Windungen: 4— 5. Die Embryonalwindungen meist glashell, unregelmässig, daher schwer
zu zählen. Bauart der vorigen Art ähnlich. Naht regelmässiger, meist schwarz gerandet.
Spindelplatte: sehr ähnlich der vorigen Art, nur etwas runzeliger, zuweilen schwach gekörnt.
gelblich, nach dem Rande zu weisslich. Spindelpiattenrand:: schräge zur Axe; sehr selten
undeutlich 3 buchtig, meistens grade; die Höcker ähnlich, nur undeutlicher, als bei reclıvata.
Mittelpartie durch 3 bis 4 Furchen eingekerbt; dichtere und seichtere Furchen lassen auch
meistens den oberen Theil des Randes schwach gekerbt erscheinen. Mündung: wie bei
der vorigen Art. etwas mehr halboval. Inneres: weisslich, streifig wie bei der Vorigen,
aber mit nicht so starker Lippenbildung. Rinnen und Höcker wie bei recelivata. Mund-
rand: scharf. Deckel ?
Auf einer Exkursion in Gesellschaft meines Freundes Dr. Berendt nach der
etwa 1Y2 Stunden entfernten, Veracruz fast gegenüber liegenden „Isla verde“, einem auf
Corallenriffen entstandenen Inselehen, welches sehr sandig, mit Schilf und einer diekblättrigen
Pfanze bewachsen ist, fanden wir diese Art zu Tausenden in einer aus Regenwasser ge-
bildeten. schon im Austrocknen befindlichen, dieht mit Algen bedeckten Lache. Leider
entfernten wir damals die Deckel mit den Thieren. Bei späteren Besuchen habe ich sie
nieht wiedergefunden, da die grosse Lache ausgetrocknet war und neu entstandene keine
enthielten, wie sie mir denn auch anderweitig nicht vorgekommen. nur todt und verblichen
am Strande. Maasse wıe bei der vorigen Art gemessen:
Breite der
gr. Diam. kl. Diam. Axenhöhe Spindelrand Dicke Mündung
Fig. 41 14/2 10 13 S 8 DU mm.
16Y/a 11!/ 14 9 81/s res
la 15 10*/3 14 ie) 3 Bm rer
14 10 12%/a Tl s Due
Eine kleine Varietät von Laguna de Terminos Fig. No. 40 in identischen Farben-
und Zeichnung-Varietäten, ist im Ganzen kugeliger. Die Spindelplatte weniger gelb.
Der Spindelrand gröber und schärfer eingekerbt. Nüheres über Fundort ist mir nicht
bekannt; offenbar sind sie aber todt gesammelt.
63
Maasse: 2 Breite der
gr. Diam. kl. Diam. Axenhöhe Spindelrand Dicke Mündung
11!/e S1/a ga 6°/a Bla 41/2 mm
11%2 Sa Yya 6 1 Anl 5;
11! 83/4 10 6!/a Ü 4'/a
Gattung Äncylus.
Ancylas Saliei Bourg.? Taf. IV, Fig. 55.
Gehäuse : sehr dünne und zerbrechlich, napfföürmig. Der Wirbel liegt etwas über die
Mitte hinaus, nach vorne und links geneigt, ist sehr abgerundet, glatt, nach hinten etwas
geschwollen. Die vordere Wand entsprechend steiler abfallend, als die hintere, ebenso die
linke. Die hintere und die rechte Wand schwach gewölbt; die vordere und linke kaum
merklich concav, fast grade abfallend. Sceulptur: Drei schwache Anwachsstreifen werden
durch strahlenförmig dicht stehende, von der Nähe des Wirbels ausgehende Rippen
durchkreuzt. Färbung: einfarbig, hell hornfarbig; der Rand etwas dunkler und häufig;
(dieser nieht die Richtung der Wände verfolgend, sondern mehr senkrecht). Mündung: oval mit
einer angedrückten Seite. Maasse:
Längendiam. Breite Höhe
3°/s fast 21/a fast 11% mm.
Ich fand ein gut erhaltenes Exemplar in Veracruz beim Auswaschen einiger
Ampullarien, am Boden des Gefässes. Späteres Suchen nach lebenden Exemplaren war
fruchtlos, muss dies aber wohl daran gelegen haben, dass ich nicht richtig zu suchen verstand.
So viel ich weiss, ist von Mexico nur ein Aneylus beschrieben, und zwar Sallei
Bourg. Die von Binney wiedergegebene Diagnose mag wohl zu meiner Art passen, es
fehlen darin aber die nöthigen Details, um einen sichern Anhalt zu haben.
lesltasılub:
Zar
6a.
be-—#.
6d.
Ge.
9.
9.
10, 10 a—b.
10 c—d.
11, 1la--b.
la 1
13, 13 a—c.
13d.
Erklärung der Tafeln.
Taf. 1.
Oyelophorus mexicanus, Menke.
“ Salleanus, v. Martens. ?
Oyelotus Dysoni Pfr. Berendti Pfr.?
Oistula Grateloupi Pfr.
Neritina punctulata Desh.
% rechivata Say. Veracruz umd Vergara.
Misantla.
virginea L. Laguna.
Veraeruz2.
Tat. a}
Uyelophorus mexicanus, Menke.
n Salleamus, v. Martens?
Helieina turbinata Wigm. Mirador.
n n Berendti Pfr.? Misantla.
Veraeruz.
” re 2 Veracruz.
e lirata [unidentata] Pfr. Seitenstellung.
5 raresulcata Pfr.
” Hlavida Mike.
” „ „ 2
= Strebeli Pfr.
5 nov. spec.?
n cinctella Shuttleworth?
R " Botteriana Pfr. ?
0.
8.
Sa.
9 u. 9a.
10a.
10b rect. ce.
il wg; uber
19 ne
113 u; 183):
13d.
35, 35a, b.
36.
31, 30a.
43 u. 43a.
D.
33.
35.
65)
Taf. I.
Helicina turbinata Wiegm.
n lirata (unidentata) Pfr. Veracruz.
is 35 Venezuela.
5; raresulcata Pfr.
er flavida Mike.
„ ” „ 2
rn Strebeli Pfi.
er nov. spec. ?
r einctella Shuttlew. 2
n % L, ?. Berendti Pfr. ?
Taf. M.
Ampullaria nov. spec.?
s agellata Say, mallcata Jonas ? reflexa Swains? violacea
Ps N var. No. 2.
Ghiesbreghti Reeve.
Taf. Il a.
Ampullaria nov. spec. ?
lagellata Say, ete.
var. No. 1.
Monstr. No.
No.
= No.
var. No. 3.
No. 4
No. 3
No. 6
Taf. IV.
Schasichila alata Meke.
Proserpinella Berendti Bland.
Melania Gassiesi Reeve?
2 Largillerti Phil.
2 Schiedeana Phil.
N Saussurei Brot ?
Valvata humeralis Say.
Limnaea cubensis Pfr.*)
Aneylus Sallei Bourg.
*) NB. Der die natürliche Grösse bezeichnende Höhendurchmesser ist bei Fig
zweimal gezeichnet.
Valene?
. 33 aus Versehen
Fig. 19.
„ 20. u. 20.8.
2». 20ib:
DL)
22a:
21b.
228
23.
24.
32 u. 32a.
34.
34a.
24 a—b.
25, 25 a—d.
Ohe—t.
26, 26 a-—d.
26 e.
26 fg.
DH
ll AU
30.
28, 288.
29, 2I a—ı.
26h.
3l u. 3la—b.
15a.
2alck
Seite 9, Zeile
« 14, «
« 14, «
« 17, «
« If 83
« 21, «
« 35, «
« a
66
Taf. V.
Planorbis trivolwis Say?
tumidus Pfr.
tenuis Phil.
Planorbis tenuis Phi. Orizaba.
” Haldemanni Dir. Libmanni Dkr. 2
Planorbula Berendti Tryon.
Planorbis nov. spec. ?
Limnaea attenuata Say. subulata Dir. 2
Hydrobia coronata Pfr.
Cuba.
eristallina Pfr.
Taf. Vl.
Physa nitens Phil. var.? Tabasco.
ey) „
% » Maus. Berol.
mexicana Phil.
var. minor.
Mus. Berol.
pw.
SPEC-S
spec. ?
Taf. Vi
Physa heterostropha Say ®
* „ Berendti Dhr.?
mexicana Phil. var. minima (ovalis Wgm.)
spiculata Morel.?
Ampullaria Ghiesbreghti Reeve? Mus. Hamburg.
Planorbis temuwis juw.?
RR DIIITET
Errata.
4 von Oben, lies Cycloph. Salleanus anstatt Salleamus.
1 nach den Maassen, lies Taf. 1a Fig. 6e und f anstatt Fig. 6e und f.
H. Berendti anstatt H. Berendt.
INTER « « «
1 der Maasse unter «Höhe letzter Windung», lies 31/a mm. anstatt 6!/a mm.
«Mündung inel. perist. breit», lies 3 mm. anstatt 3/s mm.
110977 « «
1 von Oben, lies Helicina unidentata Pfr.? anstatt H. unidentata Pfr.
Pachychilus anstatt Pachychlius.
Liebmanni « Liebmani.
TIER. « «
5. « « «
Inhalts-Verzeiehniss.
De ursprüngliche Absicht, meiner Arbeit ein Verzeichniss der mir aus der Literatur bekannt
gewordenen Arten beizufigen. glaubte ich vorläufig fallen lassen zu müssen, weil damit ein praktischer
Nutzen nicht erzielt würde, Ich beschränke mich daher auf ein systematisches Inhalts-Verzeichniss
der von mir erörterten Arten, nebst Hinweis auf dasjenige Werk, in welchem ich dieselben beschrieben fand.
Seite
Cyelostomaceen,... 2 .. 14 4. “2. 8:
€. Bereudti Pfr. (Cyclotus) Pfr. monogr. Suppl.IE.1S.80. » . 2. nn u nen ..n 9.
SEDYKONISBAT-T (Oyclotus)WErEmonosr-aSe 9325 Supls las lo 9.
GatmateloupieBfea (CGamla)y Pfr monoer, SWaTDEmE ee ee une Kaar: 10.
GmexicanusaMke.r (Cylophorus), Bfr: monoeraS. 34 a ee ne ee 8.
€. Salleanus Ed. v. Martens. Malak. Bl. 1865. S. 151. (Pfr. Monogr. Suppl. I. S. 55. mexicanus var. 3) 9.
Proserpinaceen.
P. Berendti Bland. (Proserpinella), Annals of the Lyceum of N. H. New York vol. 8. Nov. 1865 LIE
Helicinaceen 12.
H. alata Mke. (Schasichila). Pfr. monogr. Suppl. I. S. 221
. Berendti Pfr. (Helieina), Pfr. monogr. Suppl. II. S. 230
> 0
2
H 1
H. Botteriana Pfr. « Malak. Bl. 1866. S. 90 21%
H. einetella Shuttlew. « Pfr. monogr. Suppl. I. S. 215 21.
H. flavida Menke « « « S. 376 16.
H. lirata Pfr. « « « Sad a, 21.
H. Oweniana Pfr. « « « S. 373. Suppl. I. S. 199 23.
H. raresulcata Pfr. « « « Suppl. II. S. 228 19
H. Strebeli Pfr. « « « « ES DE) e 18.
H. trossula Morelet « vide flavida Synon. in Pfr. monogr. S. 376 1 2
13.
2
H. turbinata Wiegmann « Pfr. monogr. S. 370
H. unidentata Pfr. « « « S. 341 1.
H. zephyrina Duclos « « « S..371 13.
H. nov. spee.?. 19.
Ampullarideen.
Nmpullartau.e gr. ur un ke Mae ee 25.
ArkceranumeHanley. Reever Cl SR OoE ee n eae 32.
A. eonica Wood. Pfr. novit. Bd. 1. S. 51 I REP DEREN RE 29.
A. fiagellata Say. Say’s deseript. Binney’s ed. pag. 147. Chemnitz ed. II. pag. 38. 26
68
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A. flatilis Reeve. Reeve €. I. Fig. 31
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A. Ghiesbreghti Reeyve. E12 30 et Er 30:
A. malleata Jonas. Abhandl. Naturw. Ver. Hambg. 1546. S. 122
A. miltocheilus Reeve. Reeve €. I. Fig. 120
A. reflexa Swains. Pfr. novit. Bd. I. S. 50 er 3.20
A. violacea Valenc. Val. Coq. Univalves pag. 257 (nach Ed. v. Martens)
A. noy. Spec.
Valvatideen.
Valvata a ee ..c
V. humeralis (humerosa) Say. Binney. Land & Fresh Water Shells of N.-A. part. III. S. 14.
Paludinideen.
Hydrobia.
H. ceisternicola Morelet. Morel. Test. nov. . . . .
H. coronata Pfr. Philippi Abb. S. 118. Taf. 1, Fig. 17
H. erystallina Pfr. « e ee let
H. ornata Morelet. Morel. Test. nov.
Melanideen.
Pachyehilus.
P. Berendti Dkr. Briefl. Mitth. a. d. Verf.
P. Gassiesi Reeve. Reeve €. I. En a alles
P. Largillerti Phil. Phil. Abb. Bd. I. S. 62, Taf. III. 3, Fig. 10
P. Liebmanni Phil. « « 111.8. 58, Tat. IX. 2,Kio. 8%
P. mexicana Reeve. Reeve €. I. ER ES es Dee
P. Saussurei Brot. aus Ed. v. Martens Verz. Malak. Bl. 1865. S. 71
P. Schiedeana Phil. Phil. Abb. Bd. I. S. 62. Taf. II. 3, Fie. 11 .
Limnaeideen.
Planorbis.
P. corpulentus Say. Binney. L. & F. W. S. of N. A. part. II. S. 114
P. fragilis Dkr. @ « « « « 122 . 43
P. Haldemanni Dkr. « « « « « 110
P. intermedius Phil, < « « < « 105
P. Liebmanni Dkr. « « « « « 108
P. tenuis Phil. ( « « « « 113
P. trivolvis Say < « « « « 115
P. tumidus Pfr. « « « « « 105
P. mieromphalus Dkr. Briefl. Mitth. a. d. Verf.
P. nov. spec.
Segmentina.
S. Berendti. (Planorbula) Tryon. Nach Ed. v. Martens in Amer. Journ. of Conch. 1866. p. 10.
pl. 2 Fig. 14/16.
Physa ER.
P. aurantia Carpent. Binney. L. & F. W. S. of N. A. part. D. S. 97.
P. Berendti Dk. Briefl. Mitth. a. d. Verf. NE se ar et
P. eonspieua Uhde. mserpt., nach Ed. von Martens, Mus. Berol.
3%
5:
69
mexicana Phil. Binney. ]. c. part. II. S. 83 ER
« « var. minor, nach Ed. von Martens er Berol.
« « « minima « « « « «©.
nitens Phil. Binney. l. e. part. II. S. 98
« « var.? Strebel. ee Arc
« « var. minor, nach Ed. v. Martens Mus. Berol.
oseulans Haldemann. Binney. ]. ce. part. Il. S. 83. 85
ovalis Wiegm. mscrpt. nach Ed. v. Martens M. Berol.
spieulata Morel. Mor. Test. nov.
ventriosa Uhde. mserpt. nach Ed. v. Martens Mus Beroll
Ph. spec. ?
Ph. nov. spec. .
Limnaea
attenuata Say. Binney. 1. c. part. II. S. 42.
eubensis Pfr. (Bulimnaea) . 3 N
subulata Dkr. Binney l. c. part. Il. S. 42
Ancylinaeen.
Aneylus.
Sallei Bourg. Nach Ed. v. Martens in Magas. d. Zool. Janr. 1857. p. 16.
Neritaceen.
Neritina
punetulata Desh. Enceycl. meth. pl. 455, Fig. 2
reelivata Say. Binney. l. ce. part. III. S. 102
virginea L. var. oblonga
Erklärung der Tafeln
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Abhandlung Naturmissensch. Verein. Hamburg. 1873. Taf
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Abhandlung Naturmissensch. Verein. Hamburg. IS Taf IH
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Abhandlung Naturmwissensch. Verein. Hamburg. 1873. Taf
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Abhandlung Naturmwissensch Verein. Hamburg I873 Taf
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Abhandlung Naturnussensch Verein Hamburg IF73
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Abhandlung Naturmissensch Verein Hamburg IST Taf VÜ.
AH. Strebel, ‚geX- Druck v G. JHeröst, Hamburg.
Abhandlungen
aus dem
Gebiete der Naturwissenschaften
herausgegeben vom
Naturwissenschaftlichen Verein
zu
HAMBURG-ALTONA.
VI. 2. Kirchenpauer, Dr. G. H., Ueber die Hydroidenfamilie Plumularidae, einzelne Gruppen
derselben und ihre Fruchtbehälter. (II. Plumularia und Nemertesia.) Mit
S Tafeln.
3. Bolau, Dr. H. (und Pansch, Dr. Ad.), Ueber die menschenähnlichen Affen des
Hamburger Museums. I. Mit 2 Tafeln.
Den MNitskedern und Theilnehmern
der
49. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte
FEsTaasE
gewidmet vom
Naturwissenschaftlichen Verein.
HAMBURG.
L. Friederichsen & Co.
Geographische und nautische Verlagshandlung.
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Ueber die Hydroidenlamilie
Plumularidae,
einzelne Gruppen derselben
und ihre Fruchtbehälter.
Von
Dr. Kirchenpauer in Hamburg.
I. Plumularia und Nemertesia.
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Plumularia und Nemertesia im Allgemeinen.
Die Familie der Plumulariden, welche sich von den ihnen zunächststehenden
Sertulariden dureh die einreihige Anordnung der Polypenkelche und von allen theca-
phoren Hydroiden durch das Vorhandensein der eigenthümliehen Nebenkelche unterscheidet,
zerfällt in zwei natürliche Hauptabtheilungen oder Gattungen, deren erste unter dem Namen
Aglaophenia in einem früheren Hefte dieser Schriften (Bd. V Heft 3, von 1872) mono-
graphisch behandelt worden ist. An jene Abhandlung schliessen sich als Fortsetzung und
Schluss die nachfolgenden Blätter, welche sich auf die nicht zu Aglaophenia gehörigen
Arten von Plumulariden beziehen. Am besten liessen sich diese alle, mit alleiniger Aus-
nahme der neuerdings bekannt gewordenen, weiter unten zu erwähnenden Ophiodes
parasitica Sars, gleichfalls unter einem einzigen Gattungsnamen zusammenstellen; für die
beiden Hauptgattungen wären dann, aus den schon früher (1. e. pag. 9) angeführten Gründen,
die (ursprünglich gleich bedeutenden) Namen Aglaophenia (Lrx.) und -Plumularia (Lmk. )
zu wählen und es wäre, wie jene in 4, so diese gleichfalls in 4 Untergattungen zu zer-
legen. Systematisch wäre dies wegen der nahen Verwandtschaft unter allen hierbei in Betracht
kommenden Arten, einschliesslich der Antennularien, gewiss das richtigste Verfahren ;
leider aber würde man dadurch mit der bisher allgemein üblichen Nomenelatur m Wider-
spruch gerathen, welche nämlich gewisse einander näher stehende Speeies unter dem
Namen Antennularia (Lmk.) oder Nemertesia (Lrx.) als eine besondere Gattung aufstellt.
Um Verwirrung zu vermeiden, werden wir diese Eintheilung beibehalten, worüber unten
Näheres anzugeben ist.
Der durchgreifende Unterschied zwischen beiden Hauptabtheilungen ist in der
früheren Abhandlung (pag. 9 ff.) bereits entwickelt. Bei Aglaophenia stehen die Polypiden
und ihre Kelche (Hydrothecae), welehe bei allen Plumulariden einreihig am Stamme
oder Zweige befestigt sind, in ununterbrochener Reihe unter einander, jeder von drei
Nebenkelehen umgeben, nämlich zweien oben seitwärts neben der Mündung und einem
unten an der Basis der Hydrothek — alle drei mit der Hydrothek verwachsen. Bei der
anderen Abtheilung, Plumularia und Nemertesia umfassend , findet dies alles nicht statt;
die Hydrotheken stehen mehr oder weniger weit von einander entfernt und sind mit den
Nebenkelchen nieht verwachsen, sondern die Letzteren stehen gleichfalls isolirt und bei
den meisten Arten auch nicht in der oben angegebenen Ordnung. Der Unterschied ergiebt
sich auf den ersten Blick, wenn man die Taf. I der vorigen Abtheilung mit den Taf. I
und II. der gegenwärtigen vergleicht, von denen die erstere die Hydrotheken der Aglao-
phenia-, beide anderen diejenigen der Plumularia- und Nemertesia-Arten vergrössert darstellt.
4
Ausser diesem Unterschied glaubten wir noch einen, an sich wesentlicheren ‚bis
dahin aber nieht beachteten, hervorheben zu können, nämlich das Vorhandensein der in
jenem ersten Theil sogenannten Fruchtzweige, Gonocladia, welche der Aglaophenia-Gruppe
eigenthümlich zu sem, der anderen Abtheilung, Plumularia und Nemertesia, gänzlich zu
fehlen scheinen. Mit Bestimmtheit konnte darüber aber damals nieht und kann auch jetzt
noch nicht geurtheilt werden, weil jetzt wie damals die Bildung und Gestalt der Fort-
pflanzungsorgane von etwa der Hälfte oder einem Drittheil der Plumulariden noch unbekannt
sind. Einen Zweifel begründet die seitdem bekannt gewordene Aglaoph. integra Sars, von
weleher weiter unten die Rede sein wird. Von dieser Speeies aber abgesehen, kann auch
jetzt noch bestätigt werden, was damals gesagt wurde: alle Aglaophenien, deren Frucht-
behälter wir kennen, besitzen Gonocladien, alle übrigen Plumulariden, deren Fruchtbehälter
wir kennen, besitzen dieselben nicht.
Soll nun, nach diesen einleitenden Bemerkungen, über die einzelnen Theile des
Polypenstockes dieser zweiten Abtheilung Näheres angeführt werden, so ist, was zunächst
die Hydrotheken anlangt, über diese sehr wenig zu sagen. Sie sind bei Weitem nicht so
mannigfaltig geformt wie bei Aglaophenia, smd auch meistentheils kleiner, im der Regel
einfache, kurze, rundliche Hüllen, topfförmig oder zuweilen etwas glockig ausgebuchtet
und ohne ausgezackten Rand. Die verschiedenen Formen sind auf Taf. I und II
zusammengestellt.
Gonotheken.
Mamnigfaltiger ist hier die Gestalt der Gonotheken; jedoch blieb bei dieser Ab-
theilung der Familie das Bemühen erfolglos, eine charakteristische Gestaltung dieser
Organe zu finden, welehe entweder für die ganze Abtheilung oder für einzelne Gruppen
derselben bezeiehnend wäre, wie es bei Aglaophenia allerdings gelungen war. Das Fehlen
der (ronocladien ıst, wie schon erwähnt, so weit bis jetzt bekannt, allen Plumularien und
Antemnularien gemem. Einigen, wie z. B. Plum. Catharina Johnst. und Pl. obeoniea mihi,
eigenthümlich ist der Ersatz der bei Aglaophenia durch die Fruchtzweige oft in grosser
Anzahl getragenen kleinen und einfachen Nematotheken durch emige wenige, aber ver-
hältnissmässig grosse triehterförmige Nematotheken, welche ohne bestimmte Ordnung
unmittelbar der äusseren Chitinhülle der Gonothek aufsitzen (Taf. IIT Fig. 5 u. 12); die
Gonotheken selbst sind, bei dem Fehlen der Gonoeladien , entweder mit kurzen Stielen
. 5 N L;
oder ganz unmittelbar au dem Stamm oder dessen Aestehen, zuweilen in den Achseln der
Letzteren befestigt; die weiblichen sind, wie bei verschiedenen Sertularien, häufig grösser
als die männlichen u. s. w., aber eine nähere Verwandtschaft unter denjenigen Arten, denen
die eine oder die andere dieser Eigenthümlichkeit gemeinschaftlich ist, war nieht zu
finden. — Uebrigens lassen sieh die bis jetzt bekannten Formen von Gonotheken der
Plumularien und Nemertesien etwa folgendermaassen zusammenstellen:
1) Die stachliehen Gonotheken ( Vesieulae eristatoserratae Lamarck), sind bis jetzt
nur bei Pl. echinulata bekannt (Taf. III Fig. 10, 102). Auf den ersten Blick scheinen
die Fruchteapseln dieser Speeies den Corbulis der ersten Gruppe von Aglaophenia (ÜUala-
thophora) analog zu sein und deswegen dorthin zu gehören, denn sie sind wie jene, von
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stachlichen Bändern umgeben. Allem ihre Beschaffenheit ist eine ganz andere. - Während
die eorbula ein gefiederter Fruchtzweig ist, dessen zusammengeklappte Fiedern mit eim-
ander verwachsen sind und so die Querrippen der Hülse bilden, sind hier die Bänder
nur Hautfalten und zwar Längsfalten der äusseren Membran, die auch nicht wie jene
Fiedern mit Nematotheken, sondern nur mit Stacheln oder Dornen besetzt sind. Diese
Dornen befinden sich nur auf der oberen Hälfte der Gonothek und werden nach oben zu
länger. Während ferner die Uorbula der Aglaophenien eine grössere Anzahl (8 bis 18)
Gonangien umschliesst, enthält die Gonothek der Pl. echinulata nur ein einziges, grosses
Gonangium, in welchem übrigens viele Eier sich befinden (nicht wie bei der eorbula in
jedem Gonangium nur em Ei). Die Gonotheken der Pl. eehinulata sind mit kurzen
Stielen am Stamm oder an den Wurzelröhrchen befestigt.
2) Die Früchtehen von Pl. pinnata (vesieulae ore coronatae Lamarck) erscheinen,
wenn ausgeleert, gleichfalls domig und schliessen sich in sofern den oben beschriebenen
an. Sie sind länglich oval, unten in einen kurzen Stiel zugespitzt, oben horizontal abee-
stutzt; oben ıst die chitinöse Hülle mit Längsfalten versehen, die nach dem oberen Ende
eonvereirend in einem Mittelpunkt zusammenlaufen. Bei Eintritt der Reife öffnet sich
die Kapsel, indem die Falten ausemander reissen und die so entstehenden spitzen Lappen
sich aufriehten, um den Inhalt ausschlüpfen zu lassen (Taf. III Fig. 7). Die entleerten
Gonotheken haben also eimen zackigen, oder wie Ellis bemerkt, einen gleich einer Krone
getheilten Rand. Sie sind nach Hmeks niemals axillar*) und sitzen in zwei Reihen neben
einander an der Hydrorhiza oder am Stamm. Die weiblichen, welehe mit den männliehen
an demselben Stock entstehen, sind zahlreicher und grösser als diese und enthalten (nach
Hassall) je drei oder vier dunkel getärbte Eier. Den geöffneten Gonotheken von
Pl. pinnata ganz ähnliche Früchtchen bildet Dalyell (Rare and remark. Animals; Pl. XXXIX
Fig. 15) ab und bemerkt, sie hätten sieh in grosser Menge zwischen seinen Exemplaren
von Antennüularia antennina gefunden, hätten aber nieht wie bei dieser rund um den
Stamm, sondern m Reihen an demselben (also wie bei Pl. pinnata ) gesessen; jede Kapsel
habe eme planula enthalten; am 13. September schlüpften etwa 50 soleher planulae aus;
am folgenden Tage stiegen aus stachligen Wurzeln zarte Stämmehen auf, aus denen sich
am 18. September je eine Hydra entwickelte, am 21. waren alle abgestorben. Dass diese
Gonotheken der A. antennina angehörten, bezweifelt Dalyell selbst. Wahrschemlich hatte
er (onotheken von Pl. pimnata vor sich, deren Entwickelung Gosse (A naturalists rambles:
S. 287 ff.) ähnlich beschreibt. Den Boden eines Glasgefässes, in welches er einen Büschel
der Plumularia mit zahlreichen Gonotheken gethan hatte, fand er m 3 bis 4 Tagen mit
Hunderten von jungen Polyparien besetzt, meistentheils nur erst aus einem Gliede be-
stehend, einige schon mit Anfängen emes zweiten Gliedes. Dazwischen krochen auf dem
Boden zahlreiche sehr kleme wurmartige Thiere von undurchsichtiger weisslicher Farbe.
Diese planulae fanden sieh auch m den Gonotheken, wenn man sie mit einer Nadel
öffnete. Die Thierchen bewegen sich Anfangs frei von ihrer Stelle; am folgenden Tage
haben einige sich festgesetzt und ihre Bewegung besteht nur noch darin, dass sie einzelne
Theilehen ihres Körpers ausstreeken und die Gestalt veränden. In einem folgenden
*) Johnston Pl. XXI Fig. 5 bildet indessen einige ab, welehe an den Achseln zu sitzen scheinen.
»
6b
Stadium hat sich der körnige Inhalt derselben aus den Rändern, welehe durehsiehtig und
farblos geworden sınd, in die Mitte zurückgezogen; hier, zu einer unregelmässigen Figur
zusammengeballt, giebt er einer kleinen Röhre den Ursprung, welche nach kurzem Wachs-
thum sich in Glieder eimtheilt; die körnige Masse aus der Basis steigt in der Röhre auf-
wärts, im unteren Theil derselben nur als ein centraler Faden, oben aber die ganze Röhre
ausfüllend. Hier entwickelt sich dann aus der Röhre die erste Hydrothek und aus deren
Inhalt (dem Coenosark) das erste Polypid.
3) Die Gonotheken von Pl. similis Hineks sind den unreifen Gonotheken der
Pl. pinnata insofern ähnlich als sie unten im einen kurzen Stiel verdünnt, oben abgestutzt
und in mehrere undeutliche Lappen getheilt sind; diese aber bleiben auch nach Eintritt
der Reife in Zusammenhang, so dass am Rande keine Zacken, sondern höchstens einige
schwache Ausbuchtungnn entstehn. (Taf. III Fig. 15.)
Diese drei Formen haben das Gemeinschaftliche, dass der obere Theil der Kapsel
durch Längsfalten vertikal geriffelt ist, — Falten, deren jede bei Pl. echinulata mn mehrere
lange Dornen verläuft, bei Pl. pinnata ihr Ende als scharfe Spitze von den übrigen
loslöst, wenn die planula ausschlüpft, bei Pl. similis aber mit den andern Falten verbunden
bleibt. — In die Stelle dieser Längsfalten treten
4) Bei Pl. halecioides Alder (Taf. III Fig. 14) sehr deutliche Querfalten,
welehe die unten zugespitzte, oben horizontal gestutzte Kapsel fast regelmässig geringelt
erscheinen lassen. Im derselben befindet sich em einzelnes, viele Eier enthaltendes
(Gonangium, welches länglich-oval von der Basis der Gonothek in die Höhe steigt. Die
(Gonotheken sind mit ganz kurzem Stiel einzeln oder in Büscheln am Stamm befestigt. —
An dem von Heller (Zoophyten der Adria) unter dem Namen Anisocalyx pinnatifrons
abgebildeten Exemplar sitzen sie zu 3 oder 4 ganz unten, unmittelbar über der Hydrorhiza.
5) An Form und Inhalt gleichen den eben beschriebenen die Gonotheken von
Nemertesia intermedia m., nur sind sie glatt (nicht geringelt oder quergestreift); sie sind
mit einem keulenförmigen Stiel meistens in der Nähe des Stammes an den Zweigen befestigt.
6) An diese Form schliesst sich die weibliche Gonothek der Pl. Catharina
Johnst., welehe birnförmig nach unten in einen Stiel verdünnt, oben schräge abgestutzt
ist, aber so dass die Oeffnung kleiner ist als der Umfang der Kapsel an ihrer dieksten
Stelle; ausgezeichnet sind diese Gonotheken dureh einen runden Deckel der nach aussen
aufklappt (Fig. 21). Uebrigens befinden sich diese weiblichen Gonotheken, deren jede
nach Hincks ein Gonangium mit nur einem Ei enthält, mit den (anders geformten)
männliehen an demselben Stamm, oft an demselben Zweig und zwar unmittelbar unter
einer Hydrothek. Ebenso sind die &onotheken von P. frutescens geformt (Fig. 9), nur
ist ihre Oeffuung und deren Deckel im Verhältniss viel grösser.
7) Sehr ähnlich sind die weiblichen Gonotheken von Pl. obconica m. (Taf. III
Fig. 5), aber der Deckel ist nieht eben, sondern hochgewölbt und überhaupt ist der obere,
die Oeffnung umgebende Theil eigenthümlich gebildet; es scheinen mehrere Membranen
über einander zu liegen, von denen die innerste die Höhlung der Gonothek abschliesst,
während die äussere oben frei sich erhebt, die Oeffnung umgiebt und den Deckel trägt,
der nach der Reife aufklappt und nach dem Ausschlüpfen der Planula sich umstülpt, so
dass die Wölbung nun in die leere Gonothek hineinhängt — wie dies bei einer Vergleichung
1
zahlreicher, in verschiedenem Zustande befindlicher, sehr durchsichtiger Gonotheken zu
ersehen war; volle, unverletzte Exemplare fanden sich unter den untersuchten nicht. Was
diese Gonotheken vor allen auszeichnet, sind die vielen grossen Nematotheken, mit
welehen sie besetzt sind. An der von Hincks abgebildeten Geschlechtskapsel von Pl.
Catharina befindet sich unten an der Basis ein Paar langer trichterförmiger Nematotheken,
ebenso bei Pl. eornucopiae Hincks; an unserer Species befanden sich deren fast immer
4, 5 selbst 6 oder 7 bis zur Spitze hinauf und auch auf dem Deckel. Die in die Gonothek
hineinragende und sie der Länge nach durchziehende Abzweigung des Coenoscark liegt
fest an der einen Wandung der Kapsel und aus derselben wachsen nach aussen die
Nematotheken hervor. Die weiblichen Gonotheken enthalten jede em Gonangium mit
vielen Eiern. Sie sind 4 bis 5 mal so gross wie die männlichen, sind, wie diese, sehr
zahlreich, sitzen an demselben Ast, (aber wie es scheint niemals auf demselben Zweige)
und zwar immer unmittelbar unter einer Hydrothek.
S) Die (Gonotheken von Nemertesia ramosa (Tat. III Fig. 22), Plumularia
cornucopiae Hincks (Taf. III Fig. 17), Heteropyxis Norwegica Sars sind zwar in der
Grundform der vorigen ähnlich, unten lang gespitzt, im der Mitte bauchig und oben an
der Oeffnung wieder kleiner; dabei aber sind sie einwärts gekrümmt, mit der Oeffnung
dem Stamme zugekehrt, so dass dieselbe "seitlich (nieht terminal) erscheint. Noch mehr
als bei der Nemertesia ist das bei Pl. cornucopiae der Fall, wo die Krümmung so stark ist,
dass die Oeffnung eine ganz vertikale Stellung einnimmt, was um so eigenthümlicher
aussieht, als die Gonotheken oft paarweise eimander gegenüber stehen; am unteren Ende
sitzen ein Paar trichterförmige Nematotheken.
9) Entschieden seitlieh ist die Oeffnung der übrigens eiförmigen Gonotheken von
N. antennina (Taf. III Fig. 26), welehe oben und zwar an der dem Stamm zugekehrten
Seite schräg abgeschnitten sind; die dadurch entstehende Oeflnung ist mit einem platten
Deckel versehen, der an einer Angel hängt. Die weiblichen enthalten je ein Gonangium
mit einem grossen gefärbten Ei. — Grosse (Rambles Seite 315 ff.) hat die Entwickelung
derselben zu einer Planula vollständig beobachten können. Dieselbe nimmt noch innerhalb
der Kapsel eine birnförmige Gestalt an und bedeckt sich mit kurzen Cilien, macht einige
langsame Bewegungen, indem sie sich zusammenzieht und wieder ausdehnt, und drängt
sich dann allmähliıg aus der Oeffnung, wobei sie den Deckel hinaufdrückt, der, nachdem
das Thierchen endlich heraus ist, wieder zuklappt. Dasselbe war nach dem Ausschlüpfen
fast !/30 Zoll gross, wuchs noch innerhalb des ersten Tages bis auf !/2ı Zoll und glitt
mit Hülfe seiner Wimper auf der Oberfläche des Wassers dahin. Nach anderthalb Tagen
setzte es sich in einer Eeke des Glasgefässes fest, mit dem dieken Ende des birmförmigen
Körpers am Glase haftend. Das dünnere Ende verlängerte sich und ward dann durch
eine leichte Einschnürung von dem unteren Theil geschieden; eme zweite Einschnürung
entsteht ungefähr in der Mitte der Verlängerung, aus welcher sich der gelbliche Inhalt
in die unteren Theile zurückgezogen hat. Am 4ten Tage war die dünne Verlängerung
zu einer durehsichtigen, glashellen oben geschlossenen Röhre ausgewachsen , in welcher
aus einer dünnen weissliehen Masse allmählig das körnige Coenosark sich verdickt; am
folgenden Tage wuchsen aus dem unteren diekeren Theil seitwärts ein Paar zarte
Abzweigungen hervor, die künftigen Röhrchen der Hydrorhiza.
10) Mit der Form der Gonotheken von Antennularia antennina stimmt diejenige
der männlichen von A. paradoxa m. überein; doch ist die seitliche grosse runde Oeffnung
mit emem wulstigen Rand versehen; sie sitzen wie jene in den Achseln der Zweige.
(Tat. III Big. 272.)
11) Ein länglich eiförmiges Bläschen, nach unten und oben mehr oder weniger
zugespitzt, bilden die männlichen Gonotheken einiger, namentlich dreier Plumulariden,
die unter einander nur wenig verschieden sind; am meisten nähern sich der Eiform
diejenigen von Pl. obeonica (Fig. Da), etwas dünner nach oben und stumpf gespitzt sind
sie bei Pl. Catharina (Fig. 13), ganz schlank und spitz bei Pl. setacea (Fig. 11a). Sie
sind axıllar und haben eime ganz kleine termmale Oeffnung ohne bemerkbaren Deckel.
12) Die verbreitetste Form endlich scheint diejenige der weiblichen Gonothek
von Pl. setacea, (Fig. 11) und Anderer, nämlich mehr oder weniger oval, unten in einen
langen Stiel, oben m emen verdünnten Hals übergehend; oder mit anderen Worten ein
in der Mitte bauchig gewölbter Uylinder, m welchem mehrere Eier an eimander gereiht
liegen. Auch hier, bei Pl. setacea, hat Gosse (l. e. 811, 812) die Entwickelung derselben
beobachtet. Von 5 oder 6, die sich in einer Kapsel befanden, waren die untersten noch
regungslose Kügelehen, während die obersten zu länglichen, fast wurmförmigen, bewimperten
Planulae umgebildet in voller Bewegung waren und erst langsam, dann mit zunehmender
Geschwindigkeit in dem dünnen Halse der Kapsel aufwärts stiegen (Taf. III Fig. 11b).
Die Gestalt verändernd drängte sich die Planula durch die Oeflnung und schwamm , als
sie frei war, mit dem dicken Ende voraus im Wasser weiter; nachdem das T’hierehen
zuerst sich um die Längs- Achse fortwälzend, dann gerade aus schwimmend mit Hülfe
seiner Wimper eine halbe Stunde sich bewegt und etwa das zwanzigfache semer ursprüng-
lichen Länge erreicht hatte, setzte es sich fest.
Uebereinstimmend in der Form mit denjenigen von Pl. setacea sind die weiblichen
(onotheken von Pl. Gaymardi, so wie einer gewissen Gruppe Nemertesien, bei denen
sie an besonders geformten Hydrocladien befestigt sind, nämlich N. deeussata m., N. hexa
sticha m., Pl. Johmstoni. Sie enthalten (so viel bekannt) ein Gonangium mit vielen Eiern.
Ihre Stellung ıst axıllar; *) bei Pl. setacea sitzen sie oft in langer Reihe am Stamm;
ebenso bei A. ramosa (Taf. III Fig. 6, 24).
Nematotheken.
Nächst den Gonotheken verdienen ferner die Nematotheken besondere Aufmerksam-
keit, theils weil sie bei der Bestimmung der Arten in dieser Abtheilung eine bedeutendere
Rolle spielen als selbst die Hydrotheken, theils und hauptsächlich weil sie in den letzten
‚Jahren den Gegenstand genauerer Untersuchung (namentlich von Allman, Hincks und And.)
gebildet haben. Anzuführen ist zunächst, dass der Unterschied, welcher bei Aglaophenia
*) Johnston Brit. Zooph. Ed. 2 pag. 465 giebt eine ihm von Busk mitgetheilte Abbildung von Pl. setacea mit
zahlreichen an der Hydrorhiza sitzenden weiblichen Gonotheken, die überdies auch anders geformt, oben
mit kleinen Zacken versehen sind. Dieselben scheinen aber zu einer andern Speeies zu gehören (wahrscheinlich
Pl. pinnata). Ebenso hat Dalyel (Rare and rem. An. Taf. 39 Fig. 10) die Gonotheken einer an N. antennina
parasitischen Pl. setacca als der Ersteren angehörig bezeichnet.
\ı
9
regelmässig zwischen dem unteren und den beiden oberen oder seitlichen Nebenkelchen
stattfindet, und welcher uns veranlasste dieselbe mit zwei verschiedenen Benennungen
Nematocalices und Nematothecae zu benennen, bei Plumularıa und Antennularia nicht vor
kommt, so dass hier alle mit demselben Namen Nematotheca bezeichnet werden können.
Vorherrsehend ist unter diesen eine Form, welche wir bei Aglaophenia nicht gefunden
haben. Hineks bezeichnet sie als zweikammerig (Bithalamie). Dieselbe besteht aus zwei
mehr oder weniger deutlich geschiedenen Abtheilungen, einer nach unten zu verjüngten,
allmählig zugespitzten Röhre und einer darüber befindlichen flachen Schale, so dass das
ganze nur mit der Bassis angewachsene Gebilde trichterföürmig erscheint, wie sie
sehon 1845 Meneghini 1. ce. sehr deutlich bei Plumularia seeundaria Men. und bei Anten-
nularia antennina abgebildet hat. (Unsere Taf. I Fig. 18, II, 26). — Den Gegensatz gegen
diese zweikammerigen Nematotheken bilden die an anderen Arten vorkommenden einfachen,
bei denen eine solehe Abtheilung in zwei Kammern nicht stattfindet, wenigstens nicht
äusserlich erkennbar ist. Ihre Gestalt wechselt in den verschiedenen Zwischenformen
zwischen einem geraden oder: hakenförmig gebogenen Röhrchen und einer blossen oben
offenen Aussackung der Chitinhülle des Zweiges. Bei Plumalaria Catharina Johnst. und
einigen anderen Arten ist die Nematothek nicht unmittelbar auf der gemeimschaftliehen,
das Coenosare umhüllenden Röhre, sondern auf einer hohen, verhältnissmässig dünnen
Anschwellung desselben befestigt, welche sie als gestielt erscheinen lässt; bei anderen
fehlt dieser Stiel. Verschiedene Formen von Nematotheken sind auf Taf. I u. [I mit abgebildet.
Auf einen besonderen Unterschied in der Bildung verschiedener Nematotheken
hat Allman aufmerksam gemacht in einer Abhandlung (Ann. & Mag. 1872 Vol. IX
pag. 364 ff.), in welcher er die Analogie zwischen einigen dieser Gebilde und den Zellen
der fossilen Graptolithiden besprieht. Es ist darüber weiter unten Näheres angegeben
und hier vorläufig nur hervorzuheben, dass Allman jene Zellen nicht den Hydrotheken,
sondern den Nematophoren der lebenden Plumulariden vergleicht, weil ihr Hohlraum nicht
wie bei den Hydrotheken durch Einschnürung oder Diaphragma von dem gemeinschaft-
lichen Canal getrennt sei, sondern offen in denselben übergehe. Bei den Nematophoren
ist nun bald das Eine, bald das Andere der Fall. Letzteres scheint, so weit ich habe
ermitteln können, bei den Nematotheken der Aglaophenia- Arten, Ersteres bei denjenigen
von Plumularia und Nemertesia in der Regel der Fall zu sein — aber nur im der
Regel, denn es kommen nach beiden Seiten Ausnahmen vor (wie z. B. bei den Nema-
totheken von Plumularia Gaymardi Lrx. em soleher Abschluss fehlt). Zu den mit einer
verengten Basis an der gemeinschaftliehen Hauptröhre befestigten Nematotheken gehören
nun vor allen die den Plumularia- und Nemertesia- Arten eigenthümlichen, oben be-
sehriebenen trichterförmigen, zweihäusigen Nebenkelche und diese scheinen, wie das sich
wegen ihrer dünnen Anheftungsstelle sehr wohl erklärt, in der Regel beweglich zu sein,
auch leicht abzufallen. Man hat also zwischen beweglichen und unbeweglichen
Nematotheken zu unterscheiden.
Was nun aber den Inhalt dieser beweglichen oder unbewegliehen Nematotheken,
nämlich die (auch in dem ersten Theil) als Nematophoren bezeichneten Abzweigungen des
Coenosare anlangt, so sind über die Bedeutung derselben (und deswegen auch über den
Namen) Zweifel angeregt worden, namentlich von Allman, welcher in den Nematotheken
2
10
von Antennularia antennima und Aglaophenia pluma nur einer weit ausstreekbaren proto-
plasmatischen Masse erwähnt (Ann. and Mag. 1572 Bd. 9 pag. 370) und von Hincks
zunächst in der Einleitung zu den British hydr. Zooph. pag. XVIII, dann aber besonders
in einer diesem Gegenstand gewidmeten Abhandlung: The sareothecae of the Plumularidae
(in Annals and Mag. Novbr. 1872). Die letztere Abhandlung giebt interessante Resultate
von Beobachtungen an lebenden Plumulariden. Sowohl bei Aglaophenia pluma als bei
Plumularia setacea und Pi. pimnata ist das in der Nematothek befindliche, sich von dem
Coenosare abzweigende Stück Sareode, welches Hincks Sarcostylus nennt, in zwei Enden
oder Lappen gespalten, von denen der an der äusseren Seite befindliche im einen Büschel
von Fadenzellen ausläuft, der an der imneren Seite (dem Stamm oder Zweig zugekehrte)
aber nicht. — Zu bemerken ist hierbei übrigens, dass diese Theilung des Sarcostyls
in zwei Lappen schon 1863 von Semper in einem vorläufigen Reisebericht aus den
Philippinen (Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd. XIII Heft 4) m der kurzen
Beschreibung eines Hydroidpolypen (Aglaophenia Philippina mihi) erwähnt wird, indem
er bemerkt, dass die beiden seitlich neben der Oeffnung der Hydrothek befindlichen
Nebenkelehe ““ Nesselpolypen” enthalten; jede derselben habe zwei Endungen, die eine
mundlos und ohne Nesselzellen, die andere mit einem diehten Büschel langer Nesselzellen,
die meist in toto bei der leisesten Berührung abgestossen werden. Auf einer zu diesem
Reisebericht gehörigen Tafel (l. e. XNXXVII Fig. 4) sind die beiden Enden des Sar-
eostyls und die Art, wie auf dem einen die Nesselzellen befestigt sind, in starker
Vergrösserung abgebildet. Beschreibungen der Nesselzellen selbst und der darin befind-
lichen Fäden finden sich bei Allman (Monograh of Tubularıan Hydroits 1870, Bd. I,
pag. 119 und 129) für Hydroiden, nämlich für Coryne, Gemmaria und Hydra, und noch
genauer bei Möbius (“Ueber den Bau ete. der Nesselkapseln ,” in einem früheren Hefte
dieser Abhandlungen, Hamburg 1866) für Caryophyllia Smithii, Sagarthia rosea, Cyanea
eapillata, Corynaetis viridis ete. Der Mechanismus ist bei Allen ungefähr derselbe. Der
sehr lange Faden, zuweilen mit feinen Haaren versehen, liegt spiralig aufgerollt oder
unregelmässig zusammengewickelt in der länglichen Zelle; er bildet die Verlängerung eimer
am offenen Ende der Zelle befestigten, in dieselbe hineingestülpten kegel- oder eylinder-
förmigen Röhre; bei dem leisesten Druek von aussen wird diese Röhre mit dem Faden
umgestülpt und hinausgeschnellt, indem der Letztere sich plötzlich zu semer ganzen Länge
abwickelt; so dringt die Spitze desselben in die weichen Theile der sieh nähernden Beute
ein, wobei, wie es scheint, eine Flüssigkeit ausgespritzt wird. Die Zelle mit diesem
ganzen Apparat fällt dann ab und wird später durch eine neue ersetzt.
Ganz anders verhält sich nach den Beobachtungen von Allman und Hincks das
andere nicht mit Nesselfäden versehene Ende des Sareostyls in den Nematotheken der
Plumulariden. Dieses dem Stamm oder Zweig zugekehrte Ende, aus einer einfachen
körmigen Substanz ohne Nesselzellen bestehend, kann aus der Oeffnung der chitinösen
Nematothek herausgestreckt werden und sich, wie die Pseudopodien der Rhizopoden, ver-
längern, in verschiedenen Gestalten ausbreiten und wieder zurückziehen. Bei Aglaophenia
pluma sah Allman (wie schon in dem ersten Theil dieser Abhandlung erwähnt) dieses
dehnbare Protoplasma in die Höhlung der Hydrothek hinein sich ausstreeken, bei Plumu-
laria setacea sah es Hincks als emen langen Strang zuweilen auch wieder in zwei Arme
nl
gespalten, sich im Freien (in dem umgebenden Wasser) ausdehnen. Aehnliches wurde
von Allman bei Antennularia antennina beobachtet und bei Pl. frutescens beobachtete
Hincks, wie dasselbe in langen, fädliehen Ausläufern aus den Nematotheken hervortrat und
allmählig alle Zweige des Stocks wie mit emem Netz von Sommerfäden umspann. Auf
diese Erscheinungen stützen sich die Zweifel, ob wirklich die in Rede stehenden Organe
zur Vertheidigung oder zum Angriff bestimmt seien. Hincks vermuthet vielmehr, dass sie
mit der Ernährung der Colonie in Zusammenhang stehen, bezweifelt, dass man sie, wie
ich gethan, als “ Wehrthiere” bezeiehnen könne , verwuft auch die Benennung Nemato-
phoren und schlägt vor, die chitinösen Hüllen Sareotheeue und den Inhalt, wie erwähnt,
Sarcostylus zu nennen.
Gegen das Letztere ist gewiss nichts einzuwenden, obschon ebensowenig bestritten
werden kann, dass wenn dieser zweispaltige Stiel auch nur auf der eimen Spalte F aden-
zellen trägt, der Sareostyl auch zugleich ein Nematophor ist und wenigstens in diesem
Falle die ehitinöse Hülle desselben ebensowohl als Nematothek bezeichnet werden kann.
In wie weit aber diese Verhältnisse bei allen Plumulariden wirklich dieselben sind, müssen
erst weitere Untersuchungen an lebenden Exemplaren ergeben. Bei der von Semper
beschriebenen Aglaophenia hatten die beiden oberen, nicht aber die untere Nebenzelle
diese Beschaffenheit. Allman bildet bei Aglaophenia pluma gerade die untere Nebenzelle
mit dieser Gabelung des Sareostyls ab, aber ohne der Nesselfäden zu erwähnen, und bei
verschiedenen Plumularien hat Hineks in den Nebenzellen Beides gesehen. — Was aber
die physiologische Bedeutung dieser Organe anlangt, so existiren über die ausdehnbare
Sareode meines Wissens bis jetzt nur Vermuthungen, welche auf übrigens nahe liegenden
Analogien mit dem Protoplasma der Foraminiferen beruhen; hinsichtlich der Nesselfäden
aber dürfte doch wohl, namentlich nach der von Allman (Tubularidae pag. 129) gegebenen
Sehilderung von dem Eindringen der Fäden in die zarteren Gewebe eines mit einer Hydre
in Berührung gebrachten Wurms ete., kaum zu bezweifeln sein, dass sie als Waffen benutzt
werden oder benutzt werden können. Nach Möbius (l. e.) kommen freilich “bei Polypen
und Quallen die meisten Nesselfäden in ihren eigenen Magen, wo sie möglicherweise die
Verdauung befördern; einige Seerosen bilden sich eine Hülle aus entladenen, unter ein-
ander verklebten Nesselkapseln; manche Polypen, welche ihren Ort verändern, verwenden,
wenn sie fortschreiten, Nesselkapseln zum Anheften ihrer Tentakel.” Von Plumulariden
wird dies Alles nicht angeführt, während ihre verletzende Eigenschaft, also wenigstens
Brauchbarkeit zu Angriff und Vertheidigung, aus manchen Beispielen erhellt. Schon im
ersten Theil dieser Abhandlung, (pag. 47) ist bei Aglaophenia urens Binder die (schriftlich
beigefügte) Erzählung des Finders derselben angeführt, dass sie ihn beim Baden m der
Java-See gebrannt habe wie Brennesseln; und Semper (1. e.) erzählt von den Pelew-Inseln
wörtlich: ‘“ Die Excursionen auf den Riffen werden sehr verleidet durch einen enorm grosse
Colonien bildenden Hyroidpolyen, den man auf den ersten Anblick für ein Bryozoum
nimmt. Geräth man in eine dieser Colonien, die fast von Manneshöhe sind, so empfindet
man augenblicklich ein furehtbares Brennen, das stundenlang anhält; sie sind den Ein-
geborenen wohl bekannt und heissen rongekate, d.h. “was kratzt.” — Ich habe schon
erwähnt, dass dieses Rongekate, dessen Nematotheken auch Semper abbildet, nach den mir
mitgetheilten Exemplaren jedenfalls eine Art (oder wahrscheinlich 3 verschiedene Arten)
DES
=
von Aglaophenia sind; bei einer derselben (A. Philippma) fanden sich noeh bei Unter-
suchung der Spiritus - Exemplare die abgestossenen Nesselfäden in grosser Menge. —
Neuerdings hatte ich Gelegenheit, eine von Möbius (1875) aus Mauritius in Spiritus mit-
gebrachte Aglaophemia zu untersuchen. Die Polypen im den Hydrotheken waren zurück-
gezogen und zu formlosen Klumpen zusammengeballt, während dagegen aus den
Nematotheken Büschel von 'zahlreiehen Fäden weit hervorragten. Auf meine desfallsige
Bemerkung schrieb mir Professor Möbius, die Aglaophenia, die er an der Insel Passe,
südlich von Fouquets (bei Mauritius) auf den Felsen gefunden, habe fürchterlich gebrannt,
was auch seinen Fischern schon bekannt gewesen; er habe eine Stunde lang Sehmerz an
der Hand gefühlt, als er sie angefasst hatte.
Eine neue Bereicherung hat unsere Kenntniss der Nebenkelehe der Plumulariden
(seit dem Erscheinen des ersten Theils) durch die Entdeckung der Ophiodes parasitica
von Sars (Bidrag til Hydroider, 1873) erhalten, für welehe Hincks zum Unterschied von
seiner zu den Haleeiiden gereehneten O. mirabilis den Namen Ophionema vorschlägt.
Diese ist eine Plumularide — um nicht zu sagen eine Plumularia — unterscheidet sich
aber durch eigenthümliche Nematotheken. Die Letzteren haben die Form kleiner gestielter
Becher, welehe etwas unterhalb der Hydrothek am Hydrocladium befestigt sind. Aus
einem solehen Becher reekt sieh ein dünnes, langes, schlangenförmiges Organ, welches
aus dem Coenosark abzweigend, sich im freien Wasser aufwärts richtet, die darüber
befindliche Hydrothek überragt, und am oberen Ende in einem mit Tentakeln besetzten
kugeligen Köpfehen abschliesst, das reichlich mit Nesselfäden versehen ist. Diese Organe,
welche Hineks zuerst bei dem von ihm entdeekten Ophiodes mirabilis fand, unterscheiden
sich sehr wesentlich von den aus den gewöhnlichen Nematotheken heraustretenden Pseudo-
podien; allerdings aber wäre es möglich, dass einzelne der Plumularien, von denen wir
nur die abgestorbenen Nematotheken kennen, im lebenden Zustande ähnliche schlangen-
artige Organe enthalten.
Nach allem diesen dürfte über die der Plumulariden -Familie eigenthümlichen
Organe, von denen hier die Rede ist, von künftigen Untersuchungen an lebenden Exemplaren
noch vielfacher Aufschluss zu erwarten sein, das bis jetzt Bekannte aber übersiehtlich so
recapitulirt werden können: 1) Bei Aglaophenia ist immer jede Hydrothek von 3 mit ihr
zusammenhängenden Nebenkelehen umgeben, deren 2 einander gleiche zu beiden Seiten der
Oeftnung, die dritte unter der Basis des Polypenkelches befestigt sind, mit dessen Lumen
das ihrige in Zusammenhang steht. Die in jede dieser drei Nebenkelehe eindringende
Abzweigung des Coenosare, der Sareostyl, theilt sieh in 2 Enden, von denen das eine
Nesselzellen trägt, das andere nicht; das Letztere kann sich ausdehnen, aus eimer Oeffnung
der Nematothek (welche bei Maerorhynchia deren zwei hat) heraustreten und sich in
verschiedenen Gestalten ausbreiten oder verlängern. Fine dritte Art von Nematotheken
findet sich, gleichfalls bei Aglaophenia, getrennt von allen Hydrotheken, an den Gonocladien,
welche entweder frei oder zu Hülsen verwachsen die Gonangien tragen. — 2) Bei
Plumularia und Nemertesia findet sich statt dieser dreierlei Nematotheken an jeder
Species nur eine Form, meistentheils zweikammerig, triehter- oder umgekehrt kegelförmig,
mit dem spitzen Ende beweglich an dem Zweig befestigt, zuweilen anders gestaltet und
einkammerig, niemals mit |den Hydrotheken im Zusammenhang. Auch bei Plumularia
15
ist übrigens der in dem Nebenkelehe befindliche Sareostyl so beschaffen wie bei Aglaophenia ;
bei Nemertesia scheint ihm das mit Nesselfäden bewaffnete Ende zu fehlen. — 3) Ganz
abweichend ist die Beschaftenheit der schlangenförmigen Organe von Ophionema, mit einer
kurzen beeherförmigen Nematothek an ihrer Basis. — +) (Die fossilen) Graptolithen haben
vielleicht nur Nematotheken ohne Hydrotheken getragen, wie die Gonoecladien der
heutigen Aglaophenia.
Hyarocladien.
Nachdem so der Hydrotheken, Gonotheken und Nematotheken ausführlicher
gedacht worden, ist von den einzelnen Theilen des Polyparium nur noch des Stammes
und seiner Verzweigung zu erwähnen. Doch ist im Allgemeinen in Betreff des Hydrocaulon
selbst nur das zu wiederholen was auch von Aglaophenia gilt und im ersten Theil bereits
gesagt ist. Derselbe ist wie dort bald eine einfache Röhre, welche aus einer anderen,
als Hydrorhiza dienenden Röhre hervorwächst, bald besteht er aus mehrfach mit einander
verwachsenen Röhrehen, welche am unteren Ende zu emem Knäul zusammengeballt, die
Wurzel bilden und dann bis zu eimer gewissen Höhe als mehrröhriger Stamm
aufsteigen, um sieh später allmählig wieder zu trennen und, sich nach aussen biegend, zu
Aesten und Zweigen auszuwachsen. ‚Jedes dieser Röhrehen wird von Coenosare dureh-
zogen. Eine besondere Eigenthümlichkeit des Stammes aber hat Allman (Tubularidae I
pag. 126) bei Nemertesia antennina entdeckt. Der Stamm besteht aus nur einer Chitin-
röhre, aber das Coenosare in derselben theilt sich in eine Anzahl von 20 und mehr
Strängen, deren jeder sein besonderes Endoderm und Eetoderm hat und die untereinander
netzartig durch Querleisten verbunden sind. Alle diese Stränge liegen, und zwar von der
ersten Entwickelung des Hydroidenstocks an, sämmtlich hart neben der innern Wandung
der Röhre und lassen in der Achse derselben emen freien Raum. Aus dieser Theilung
des Coenosare erklären sich die Längsstreifen, welehe die äussere Seite des Stammes von
Antennularia antennina kennzeichnen.
Abgesehen von dieser Eigenthümlichkeit einer Species bedarf der Stamm selbst
keiner besonderen Beschreibung. Dagegen wird bei dieser zweiten Abtheilung der
Plumulariden, bei weleher Gonotheken und Nematotheken nicht wie bei der ersten zur
weiteren Eintheilung der zahlreiehen Arten in Sippen oder Untergattungen dienlich sind,
hiezu die Beschaffenheit der Verzweigungen ein geeignetes Mittel geben, in welcher
Beziehung noch Folgendes hervorgehoben werden muss. Die Plumulariden (nach der
Gattung Plumularia Laamarck, welche von Linne’s Species Sertularia pluma abgeleitet ist)
tragen ihren Namen grösstentheils mit Recht, denn bei der Mehrzahl der Arten sind die
Stämme oder, wo diese sich verästeln, die Aeste oder Zweige gefiedert. Es ist
dies bei allen Arten der Hauptgattung Aglaophenia und ihrer Untergattungen, und
ferner bei den meisten Species der andern, hier in Rede stehenden, Abtheilung der
Fall. Wo es der Fall ist, wird man also immer wie bei einer Feder Schaft (rhachis) und
Fiedern (pinnae) und zuweilen ausser den primären Fiedern auch seeundäre, auch Fiederchen
(pinnulae) unterscheiden können. An den Fiedern oder den Fiederehen sind immer die
Hydrotheken befestigt; am Schaft finden sich deren nur bei einigen Arten und auch bei
14
diesen, wie es schemt in der Regel nur abgestorbene, nämlich Hydrotheken, in denen
nach Entstehung der Fiedern keine Polypiden mehr vorhanden sind. Diese Fiedern
sind also die eigentlichen, unmittelbaren Träger der Polypiden und ihrer Hydrotheken;
wir schlagen vor sie Hydrocladia zu nennen. Eine bestimmte Bezeichnung dieser Theile
ist nothwendig, um Verwechselung zu vermeiden. Allerdings sind es Zweige, aber sie
unterscheiden sich schon ihrem äusseren Ansehn nach häufig so sehr von dem was man
sonst Zweige oder gar Aeste nennt, dass man schon deswegen gut thut, diese Bezeichnung
hier zu vermeiden. Hat man einen mehrfach getheilten und wieder getheilten Hydroiden-
stock, an welchem man Stamm, Aeste, Zweige und Zweiglein unterscheiden kann,
namentlich wenn dabei auch wie bei Bäumen der Stamm stärker ist als der Ast, der Ast
stärker als der Zweig u. s. w., so hindert nichts auch noch die äussersten , ganz dünnen
und kurzen Ramifieationen als Zweige zu bezeichnen. Denkt man sich aber einen ganz
einfachen, aufrechten, verhältnissmässig dieken Stamm, an welchen nur ganz kurze, haar-
feine, dem unbewaffneten Auge oft kaum bemerkbare Fädehen (Cilia) befestigt sind, so
würde man jedenfalls unriehtige Vorstellungen erwecken, wenn man diese letzteren Zweige
nennen wollte. Aber auch Fiedern kann man sie nicht immer nennen, weil es eine
Anzahl zu dieser Abtheilung gehöriger Arten giebt, bei welchen diese die Hydrotheken
tragenden Fädchen nicht fiedrig gestellt sind. Man hat deswegen schon mehrfach andere
Bezeichnungen oder Umschreibungen für dieselbe gewählt. Lamarck nennt sie ramuscules
filiformes, Lamouroux Ciba, Johnston capillary ramifications, Dalyell twigs, Gosse und
Hincks branchlets, u. s. w. Da das Charakteristische dieser Organe darin besteht, dass sie
die Hydrotheken zu tragen haben, so dürfte der oben vorgeschlagene Name: Hydrocladia
gerechtfertigt sem, gebildet nach Analogie von Hydrotheca, Hydrorhiza, Hydrocaulon
(Huxley) und zum Unterschied von den im ersten Theil beschriebenen Nematocladien und
‚Gonocladien, welche bei der Hauptgattung Aglaophenia die Gonotheken und die zu diesen
gehörigen Nematotheken tragen und welche bei der hier behandelten zweiten Abtheilung
ganz zu fehlen scheinen.
Die Hydrocladien, also die einreihig mit lebenden Hydroiden besetzten äussersten
Zweiglein, sind bei Aglaophenia häufig lang, steif, von einander entfernt und zuweilen
eben so dick, wie der Schaft selbst, dessen Fiedern sie bilden. Bei Plumularia dagegen
sind sie in der Regel ausserordentlich zart und dünn, dicht gedrängt, oft auch nur kurz
und im Vergleich mit dem Schaft blass von Farbe, zuweilen kaum bemerkbar.
Es ist schon erwähnt, dass die Hydrocladien zwar bei der ersten Abtheilung ;
(Aglaophenia) immer fiedrig gestellt sind, nieht aber immer bei der zweiten und es recht-
fertigt sich hieraus die Zerlegung dieser Letzteren in zwei Hauptgattungen Plumularia
und Antennularia oder Nemertesia, jene die gefiederten, diese — nach unserem
Vorschlage — alle nicht gefiederten Arten umfassend.”) Bei jenen also sitzen die
Hydrocladien in zwei Längsreihen, gegenständig oder wechselständig, nach zwei entgegen-
gesetzten Seiten gerichtet (wie bei den gefiederten Blättern so vieler Pflanzen). Bei den
ungefiederten dagegen sind die Hydroeladien in mehr als zwei Längsreihen, m Wirteln,
in Spiralen oder auch ganz unregelmässig am Schaft befestigt, denselben rings umgebend.
*) Ueber einen anderen, mir später bekannt gewordenen Vorschlag von Hincks s. unten.
15
Aber jede dieser beiden Gruppen, Plumularia und Nemertesia, lässt sich noch
weiter unterabtheilen. Die Hydroeladien nämlieh sind gegliedert; es sind durch Ver-
engungen oder durehlöcherte Querwände in Abtheilungen zerlegte Röhren, durch welche das
Coenosare sich hinzieht. Eine eonstante Eigenthümlichkeit der einzelnen Species besteht
nun darin, dass das Coenosare entweder in jedem Gliede des Hydrocladium einen Poly-
piden absondert, oder nur abwechselnd jedes zweite, zuweilen erst jedes dritte Glied damit
versieht. Wir haben also Arten, in denen jedes Glied eme Hydrothek trägt und solche,
in denen zwischen je zwei mit Hydrotheken besetzten Gliedern em oder zuweilen zwei
Zwischenglieder ohne Hydrothek sieh befinden; oder um diesen Unterschied noch kürzer
zu bezeichnen: Species, bei denen die Glieder der Hydrocladien eimander gleich und
solche, bei denen sie ungleich (oft auch von verschiedener Länge) sind. An den nicht
mit Hydrotheken versehenen Zwischengliedern befindet sich in der Regel statt der Hydrothek
eine Nematothek oder auch deren zwei oder mehrere.
System.
Das zuletzt erwähnte Vorkommen deutet auf eine nähere Verwandtschaft unter
gewissen Arten und wir möchten deswegen auch hier wie bei dem ersten Theil eine
weitere Gruppirung der Species für angemessen halten, ohne darüber streiten zu wollen,
ob man die Gruppen als Genera und als Subgenera anzusehen habe. Systematisch am
richtigsten wäre gewiss, die ganze Familie der Plumulariden, soweit die lebenden
Arten bis jetzt bekannt sind, nur m 2 Hauptabtheilungen: Aglaophenia und Plumuluriu
einzutheilen und der letzteren auch die Nemertesia Lrx. (Antennularia Lmek.) nur als
Untergattung unterzuordnen, welehe wenigstens nach der jetzigen Begrenzung wegen der
vielen Uebergänge gar nicht recht davon zu tremnen ist. Da man aber dadureh mit allen
Systematikern, welehe seit Lamouroux und Lamarek sieh mit den Hydroiden beschäftigt
haben, in Widerspruch treten würde, so wird es zur Vermeidung unnöthiger Neuerungen
wohl geboten sein, der Aglaophenia zwei Gattungen: Plumularia und Nemertesia entgegen
zu stellen, dann aber zu Ersterer nur diejenigen Arten zu rechnen, auf welche jener
Name passt, nämlich diejenigen, deren Hydrocladien federförmig in zwei Reihen an der
Rhachis befestigt sind.
Die in dieser Weise scharf abgegrenzte Gattung Plumularia zerfällt dann weiter
in drei Untergattungen, für welche wir, der Kürze wegen, besondere Namen vorschlagen,
nämlich für Arten, deren Hydrocladien gleiche Glieder (d. h. an allen Gliedern
Hydrotheken) haben: Isocola, für Arten, deren Hydrocladien ungleiche Glieder (solche
mit und solche ohne Hydrotheken) besitzen: Anisocola, und endlich für diejenigen, deren
Hydroeladien überhaupt nur aus je einem Gliede bestehen (also nur je eine Hydrothek
haben ): Monopyais (Ehrenberg).
Es wird aber diese Nomenelatur namentlich deswegen, weil andere Verfasser
andere Bezeichnungen, zwar nicht für genau dieselben, aber doch für verwandte Gegenstände
gewählt haben, hier etwas näher zu erörtern‘ sein. — Nicht in Betracht kommt zunächst
der von Busk (Rep. Brit. Ass. v. 1855) vorgeschlagene Name Halcornaria, weil dieser
die ganze jetzige Gattung Plumularia, (nicht einzelne Theile derselben) bezeiehnen sollte
und längst auch aufgegeben zu sein scheint. — Viel älter ist der Name Anisocalyx,
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welcher schon von Donati (Storia naturale marima dell’ Adriatico 1750) angewandt sein
soll; später findet er sich bei Costa (Fauna del Regno di Napoli 1835), dann bei Meneghini
(Memorie del Instituto Veneto 1845) und zuletzt bei Heller (1868), bei allen diesen
Schriftstellern aber m verschiedener, theilweise in eimander gerade entgegengesetzter
Bedeutung, indem bald die jetzige Aglaophenia, bald die jetzige Plumularia, bald (bei
Meneghini) nur eine Speeies: die Pl. seceundaria, bald (bei Costa) die ganze Familie
darunter verstanden wurde. Ist der Name schon aus diesem Grunde nicht zu empfehlen,
so hat er ausserdem den Fehler, dass der Name Anzisocaly& semer Wortbedeutung nach
auch wirklich ganz gleichmässig auf die ganze Familie der Plumulariden passt, welche
sich ja sämmtlich dadurch auszeichnen, dass sie verschiedenartige Kelche,
nämlich ausser den Hydrotheken auch die oben näher beschriebenen Nematotheken haben. —
Ein Paar andere Namen schlug Meneghini 1. e. vor, aber nur für wenige Speeies und mit
allzubeschränkter Charakteristik: während nämlich sonst die Hydrothek die ganze Länge
des Gliedes ausfülle (was bei der jetzigen Aglaophenia der Fall ist), gebe es 3 andere
Arten (seitdem sind freilieh noeh sehr viele mehr bekannt geworden), bei denen die
Hydrothek nur einen Theil des Gliedes emnehme und zwar sitze sie bei P. secundaria in
der Mitte, bei P. pinnata und P. tetrasticha am oberen Ende; die beiden letzten sollen
Lowenia, die Erstere Listera oder (wie eine Anmerkung sagt), weil dieser Name schon
in der Botanik vorkommt, Anisocaly& heissen. Da indessen auch der Name Lowenia
sehon für eine andere, Thiergattung oceupirt und auch der Umstand, ob die Hydrothek
etwas höher oder niedriger sitzt, doch gar zu nebensächlich ist, so wird auch von dieser
Bezeiehnung abgesehen werden müssen.
— Schliesslich hat Heller, imdem er das
Meneghini’'sche' Genus, aber in anderer Begrenzung, adoptirte, für dasselbe den neuen
Namen Heteropyxis aufgestellt und dieser hat, was bei allen jenen früheren nieht der Fall
rar, neuerdings auch im Norden Anklang gefunden, indem Sars (Bidrag til Kundskaben
om Norges Hydroider 1373) eine Heteropyxis Norwegiea aufgestellt und Hincks (Ann. &
Mag. 1874 Vol. 15, pag. 129) sich mit dem Namen einverstanden erklärt hat. Gleichwohl
dürften demselben emige Bedenken entgegenstehen. Heller charakterisirt seine Gattung
Heteropyxis dahin, dass die Aeste (die Hvdrocladien) nie wirtelförmig angeordnet seien,
und dass an jedem Gliede der Hydrocladien eine Hydrothek und 3 Nematotheken sieh
befinden, eine unter und 2 über derselben. Dieser Charakter als generischer wurde zunächst
von Hincks (Ann. & Mag. 1872 Bd. 9, pag. 119) als unzulässig bezeichnet, weil die
Kennzeichen zu unwesentlich seien, und weil verwandte Arten dadurch im verschiedene
Gattungen verwiesen würden. Als aber im folgenden ‚Jahre Sars (1. e.) für seine neue
Heteropyxis Norwegica, auf welche jene Charakteristik gleichfalls passt, die Heller'sche
Gattung adoptirte, erklärte sich auch Hincks (Ann. & Mag. 1874 Bd. 13, pag. 129) damit
einverstanden, aber nur in dem Sinne, dass diejenigen Plumularien zu diesem Genus zu
rechnen seien, deren Hydroeladien weder fiedrig (zweireihig) noch wirtelförmig geordnet
sind. Hierdurch entsteht aber eine andere Gattung als die von Heller gemeinte, dessen
federförmige Heteropyxis distieha dann nicht dahin gehören würde. Theils dieser Umstand,
theils die Beschränkung des Genus auf diejenigen Arten, welche in jedem Gliede drei
Nematotheken haben, theils endlich die Bedeutung des Wortes, welche auf alle Plumularien
und alle Aglaophenien passen würde — denn Heteropyzis sagt mit anderen Worten dasselbe
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was Anisocalyx — lassen es zweckmässig erscheinen, wenigstens für die gefiederten Plumularien
von dieser Bezeiehnung abzusehen; (von den nicht gefiederten wird unten die Rede sein).
Was die von uns gewählten Namen anlangt, so sollen dieselben, wie oben erwähnt,
den Gegensatz zwischen den Hydroeladien mit gleichen und denen mit ungleichen
Gliedern bezeiehnen, ohne Rücksicht auf die, ohnehin nicht ganz constante Anzahl der
Nematotheken. Wenn Hincks (Ann. & Mag. 1871 1. ce.) gegen diese Eintheilung anführt,
dass dadurch verwandte Arten von einander getrennt werden, so kann diese Einwendung
nicht ganz anerkannt werden; namentlich nieht das als Beweis angeführte Beispiel von
Plumularia echinulata und Pl. similis, von denen zwar die letztere, nicht aber die erstere
Zwischenglieder ohne Hydrotheken haben soll. Sowohl auf der Abbildung bei ‚Johnston
(Ed. 2, S. 465 Fig. 80), als auch an Britischen Exemplaren von Pl. echinulata, (welche
ich der grossen Güte des Herın Hincks selbst verdanke) finden sich diese Zwischenglieder
allerdings. Auch können darüber die Ansichten verschieden sein, ob dureh andere Kenn-
zeichen mehr als durch die gleiche Beschaftenheit der Hydroeladien eine nähere Verwandt-
schaft zwischen zwei Arten von Plumularia begründet wird. Immerhin aber kann das
zugegeben werden, dass der hier hervorgehobene Unterschied zwischen Isocola und
Anisocola nicht geeignet sein mag, um zwei besondere Genera zu begründen; sie sollen
deswegen hier nur als subgenera gelten.
Wenn man in dieser Weise die gefiederten Plumularien nach.der Vertheilung ihrer
Hydrotheken auf die Glieder ihrer Hydrocladien in zwei Untergattungen eintheilt, so muss
allerdings noch eine dritte hinzukommen, nämlich für solche, deren Hydroeladien über-
haupt nur je eine Hydrothek tragen. Wir empfehlen dafür den Namen Monopyis,
über welchen Folgendes zu bemerken ist. Ehrenberg hat bekanntlich in seiner Abhandlung
über “Korallenthiere des Rothen Meeres” ein von den früheren abweichendes System
aufgestellt und seine Familie Sertularina (‘“ Wedel-Corallen”), welehe nebst Hydrina
und Tubularina eine der drei Familien der Zoocorallia bildet, auf ein einziges Genus
“Sertularia Lin.” beschränkt, dieses aber je nach der Stellung der Geschleehtskapseln
(prole feminea Ehrb.) in 4 Subgenera eingetheilt, die er Monopyxis, Podopyxis, Peripyxis
und Sporadopyxis nennt, und von denen das letztere fast sämmtliche Sertularien, Plumu-
larien, Antennularien u. s. w. umfasst, während von den drei ersteren jedes nur eine Art
bezeichnet, das erste namentlich eine Monopyzis genieulata Ehrb., für welche als synonym
angegeben wurde: Sertularia genieulata Müller (nee Oavolini). Etwa 10 Jahre später (1545)
bildete Meneghini in den Memorie del Instituto Veneto ein Hydroid ab, das er ohne
Weiteres Monopyxis dichotama Ehrb. nannte und im Text als identisch mit Lamouroux’s
Laomedea dichotoma bezeichnete. Dies Letztere war jedenfalls ein Irrthum; die Sertularıa,
Laomedea oder Obelia dichotoma von Linn, Lamouroux und Hincks ist nıcht das bei
Meneghini abgebildete Hydroid. Ob und wo Ehrenberg dieses als Monopyxis diehotoma
bezeichnet hat, ist mir unbekannt, aber jedenfalls ist der Name ein sehr passender, der
von Menegshini abgebildete Polypenstock ein offenbar zu den Plumulariden gehöriger, und
was Meneghini darüber sagt, vollkommen richtig. Derselbe unterscheidet sieh von allen
übrigen Plumulariden dadurch, dass jeder Zweig nur eine einzige Hydrothek trägt; diese
aber ist, wie bei allen Plumulariden, seitlich an der Rhachis befestigt, obgleich sıe auf
den ersten Blick, weil die Rhachis nieht über die Zellenwand hinauswächst, für em
3
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gestieltes Campanularien-Grlöckehen gelten könnte. Viel später (1868) findet sich bei
Johnston (Brit. Zooph. pag. 106, Pl. 28. fig. 1) unter den Campanularien eine Laomedea
obliqua beschrieben und abgebildet, welche ohne Zweifel mit der von Meneghimi zu den
Plumularien gestellten Monopyxis diehotoma identisch ist. ‚Johnston, ohne die Letztere
zu erwähnen, beruft sich auf einen Brief von Saunders vom 5. Januar 1841 und eitirt
zugleich die Abbildung von Lister in Phil. Transaet. 1334, Pl. 8, Fig. 5. Diese letztere
von Lister abgebildete und beschriebene (aber nicht benannte) Speeies stimmt gleichfalls
mit der Monopyxis diehotoma von Meneghini überein. Später hat auch Hincks (Catalogue
of Zoophytes of South Devon 1862) mit Berufung auf einen Brief von Alder und dann in
dem Buch über British Hydroida die von Johnston und Lister abgebildete Species,
wiederum ohne Meneghini zu erwähnen, als Plumularia nachgewiesen und Pl. obliqua
genannt. Der Name Monopyxis ist also wohl der älteste und die Anwendung desselben
(als Monopyxis obliqua) gerechtfertigt. Uebrigens weichen die verschiedenen hier erwähnten
Abbildungen alle etwas von einander ab, namentlich unterscheidet sich Johnstons Laomedea
obliqua von den übrigen dadurch, dass sie statt zweier nur eine Nematothek neben jeder
Hydrothek hat, dass ihr die unteren und die seitliehen Nebenkelehe ganz fehlen und dass
der Rand der Hyärothek mehr abgeschrägt ıst. Als Fundort werden die Britischen Küsten
und von Meneghini das Mittelländische Meer angegeben, von Hincks auch Vandiemens-
land; wir besitzen Exemplare vom Cap der guten Hoffnung und ausserdem (in dem
Museum Godeftroy) von Port Philipp m Australien. Die letztere Form ist von den
übrigen so verschieden, dass wir sie als zweite Species von Monopyxis aufstellen würden,
wenn nicht die eben erwähnten Verschiedenheiten unter den bisherigen Abbildungen
annehmen liessen, dass nur Varietäten einer polymorphen Art vorliegen (s. u. bei P. obliqua
var. australis ).
Indem wir die drei als Isoeola, Anisocola und Monopyxis bezeichneten Gruppen
von Plumulariden als Unterabtheilungen der Gattung Plumularia ansehen, trennen wir von
derselben diejenigen Arten, deren Hydroeladien nicht fiedrig gestellt sind und vereinigen
diese unter dem Namen Nemertesia. Zur Rechtfertigung mag Folgendes dienen:
Die typische Form dieser Gattung bildet eine längst bekannte, an der Britischen,
Belgischen und anderen Europäischen Küsten sehr verbreitete Art. Schon im vorvorigen
Jahrhundert wurde sie vielfach von Naturforschern als Seepflanze beschrieben und abge-
bildet, so in England von Plucknet (Phytographia. 1691. Tab. 48 fig. 6) als museus
marinus ereetus, in Holland von Dodoens (Stirpium Pemptades 6. 1612. pag. 476.) als
muscus marinus seeundus, in Italien von Bocconius (Museo di fisiea ete. 1697. Tab. 6.
fig. 2) als fucus vermiculatus asper. In eimer späteren Bearbeitung von Plucknets Phyto-
graphie (Almagestum botanieum. 1696. pag. 119) findet sich der Zoophyt als Corallina
mit der Bezeiehnung: astacorum cornieulis instar geniculata und bei Ray (Synopsis
methodica ete. 1692) als corallina astaci eornieularum aemula. Diese Aehnlichkeit des
Polypenstockes mit den gegliederten Antennen der Hummer veranlasste auch Ellis ın
seinem bekannten Werk denselben Lobsters-horn- Coralline und dann Linn‘, der diese
Coralline zu seiner Gattung Sertularia stellte, sie Sertulara antennina zu nennen. — Als
im Anfang dieses ‚Jahrhunderts sowohl Lamouroux als Lamarck das Linne’sche Genus
Sertularia wieder in mehrere Gattungen zerlegten, machten beide die Sertularia antennina
Br
19
zum Typus eines neuen Genus, welches Lamarck Antennularia, Lamouroux in seiner
Weise nach einer mythologischen Meeresgöttin Nemertesia benannte. Linn& hatte zwei
Varietäten seiner Sertularia antennia unterschieden; die beiden französischen Autoren
machten daraus zwei Species: Antennularia indivisa Lamarck —= Nermertesia antennina
Lrx. und A. ramosa Lamarck — N. ramosa Lrx. und es entstand dann unter den späteren
Schriftstellern darüber eine Discussion, ob wirklich zwei verschiedene Species oder nur
Varietäten derselben Species vorlägen. Der letzteren Ansicht waren ausser Ellıs, Linng,
und Pallas auch Fleming, Johnston (Ed. I.), Couch, der entgegengesetzten ausser Lamarck
und Lamouroux auch Dalyel, Hassall, M’Gillivray, Hmeks. Aber hinsiehtlich der Auf-
stellung einer besonderen Gattung Nemertesia oder Antennularia sind alle Autoren ein-
verstanden und so wird es wohl kaum zulässig sein, dieselbe — was uns wie erwähnt das
richtigste scheinen würde — wieder mit Plumularia zu veremigen. Die Diagnose aber
muss nothwendig etwas verändert werden.
Das Charakteristische der Gattung Antennularia oder Nemertesia besteht nach
Lamarck und Lamouroux, wie nach Johnston und Hincks darin, dass die sehr dünnen
Hydroeladien in Wirteln am Stamm oder den Zweigen befestigt seien. (“ Cils polypiferes
verticille” Lrx., hairlıke vertieillate branchlets Johnst.) Diese Charakteristik scheint nicht
ganz zutreffend, denn bei A. ramosa stehen die Hydrocladien nicht immer in Wirteln,
sondern oft mehr in Spiralen, die sich um den Ast winden; auch bei jungen Exemplaren
von Nemertesia antennina finden sich noch keine Wirtel, ferner giebt es verschiedene
Arten, deren Hydrocladien gar nicht in Wirteln stehen und die doch nach der Stellung
der Hydrocladien von den gefiederten Plumularien weit entfernt, dagegen der hier in Rede
stehenden Gattung so nah verwandt sind, dass man sie mit derselben verbinden muss;
man wird deswegen, wenn man eine von Plumularia getrennte Gattung beibehalten will,
die Grenze so ziehen müssen, dass man zu der letzteren alle diejenigen Arten rechnet,
deren Hydrocladien nicht als Fiedern nach zwei entgegengesetzten Seiten gerichtet lüngs
der Stämmehen stehen, sondern dieselben, an mehreren Seiten in mehr als zwei Reihen
geordnet, umgeben, ein Unterschied, der sogleich in die Augen fällt, wenn der Zoophyt
sich im Wasser (oder Spiritus) befindet, so dass die Hydrocladien sich in ihrer natürlichen
Lage frei ausbreiten können , indem dann die zu Plumularia gehörigen Stämmehen (oder
Aeste) deutlich gefiedert, die zu Nemertesia oder Antennularia (nach unserer Difinition)
gehörigen aber nicht gefiedert, sondern mehr wie behaart erscheinen.
Die Stellung der Hydrocladien, welche auf den ersten Blick ungefähr die gleiche
bei allen Arten zu sein schemt, zeigt bei genauerer Untersuchung wesentliche Verschieden-
heiten. Der Gattung Plumularia am nächsten steht in dieser Beziehung eine Speeies aus
Südafrika, die ich Nemertesia deeussata genannt habe, (Taf. II. Fig. 24a), so wie die
Adriatische Heteropyxis tetrasticha Heller (Fig. 20a) und die Nordische H. Norwegiea
Sars (Fig. 21a). Hier sind gewissermassen zwei der Länge nach mit einander verwachsene
Federn, deren Fiedern abwechselnd sich kreuzen, so dass 4 Längsreihen von Hydroeladien
entstehen, die aber nicht in Wirteln von Vieren, sondern paarweise gestellt sind. Bei
anderen vierreihigen Formen (N. Janini Lrx. und N. intermedia mihi) bilden je drei
Hydrocladien einen Wirtel, aber so, dass immer abwechselnd der eine Wirtel das dritte
Hydroeladium nach der emen, der folgende dasselbe naeh der anderen Seite richtet
3*
20
(Taf. II. Fig. 23a, Taf. VII. Fig. 23e). Statt der 4 Längsreihen von Hydrocladien finden
sich bei einigen anderen Arten (z. B. N. plumosa), 8 Reihen, nämlich 4 Hydrocladien
in jedem Gliede in derselben Weise alternirend. Ebenso 5 Reihen u. s.w. Zuweilen ist
auch (namentlich bei der A. deeussata) die Gliederung nicht Do sondern stark
abgeschrägt,; die Folge davon ist, dass die an den oberen Rändern der Glieder befestigten
Hydrocladien zusammen eine um den Stamm gewundene Spirale bilden. (Taf. II Fig. 20a).
Bei A. ramosa ist eme Gliederung nicht mehr kenntlich, aber die spiral ee
Stellung der Ansätze ist geblieben. Bei A. paradoxa mih. ist die Spirale kaum mehr
kemtlich, je 4 Hydrocladien stehen fast ganz in gleicher Höhe am Stamm. Bei eimer
anderen Form stehen je 6 Hydrocladien im Kreise um die Achse und endlich bei der
erwachsenen A. antennina bilden ihrer 6, 7, 9 zusammen vollständige Wirtel, welehe sıch
dadurch noch deutlicher zu erkennen geben, dass die Ansatzstellen am Stamm ringförmige
Anschwellungen bewirken, welche den Stamm in scharf gesonderte Glieder eintheilen.
Diese wulstigen Ringe verleihen, wenn die Hydroeladien abgefallen sind, den Stämmen
die Aehnlichkeit mit den Antemen der Hummer, welcher die Species und die Gattung
ihren Namen verdankt.
Was hier von dem eigentlichen, aus der Hydrorhiza hervorgehenden Stamm
gesagt ist, gilt in gleicher Weise bei den verästelten Arten auch von den Aesten, welche
dann die nicht tiedrig gestellten Hydrocladien tragen. Doch findet sich bei einigen Arten
die Eigenthümlichkeit, dass zuweilen einzelne Hydrocladien, ohne indessen sich zu eigent-
lichen Aesten zu gestalten, ungewöhnlich lang, länger als die übrigen werden und dann
schliesslich selbst aus ihren Gliedern statt der Hydrotheken wieder Hydrocladien abgeben.
Zuweilen wenden sich diese abwechselnd rechts und links, so dass hier nun doch wieder,
an den ungefiederten Arten fiedrig gestellte Hydroeladien sich finden. Dalyell (Rare a.
remark. Anım. pag. 205) beschreibt sie als eine Eigenthümlichkeit des N. ramosa. Ich
fand sie mehrfach an einer anderen Art von Nemertesia aus Madeira und schon vor vielen
Jahren an einer ‚Javanischen Speeies der Binder'schen Algensammlung, bei welcher diese
Bildung vorherrschend schien.
Neben diesen im der Stellung der Hydroeladien liegenden Unterscheidungen findet
sich aber auch bei dieser Gruppe (Nemertesia) im der Bildung der Hydroeladien selbst
der schon bei Plumularia erwähnte Unterschied, dass bei emigen Arten jedes Glied eme
Hydrothek trägt, bei den andern nur jedes zweite Glied. Das Letztere ist bei der
Mehrzahl der Arten dieser Gattung der Fall. Will man die Arten, bei welchen das
Erstere, nämlieh die Gleiehmässigkeit der Glieder, stattfindet, unter emen besonderen
Namen zusammen fassen, so ist hier der oben (Seite 16) erwähnte Name Heteropysis
anzuwenden. Diese Untergattung von Nemertesia würde dann die Heteropyxis tetrasticha
Heller und die H. Norwegiea Sars und ferner N. ramosa Lrx. umfassen, dagegen aber
die H. disticha Heller, welche gefiedert ist, ausschliessen. Nicht angenommen würde dabei
der Vorschlag von Hincks (Annals & Mag. vom Februar 1874), welcher alle diejenigen
Plumularien, deren Hydrocladien weder fiedrig noch in Wirteln stehen, Heteropyxis zu
nennen empfiehlt — ein Vorschlag, gegen welchen wohl mit Recht eingewendet werden
kann, dass die Formen mit Wirteln und die mit spiraler Stellung der Hydrocladien so
sehr in einander übergehen, dass eine Grenze kaum zu finden ist.
21
Zu erwähnen ist ferner, dass Sars 1. e. (1873) ein neues Genus Polyplumaria auf-
gestellt hat, welches sich aber von anderen Plumularien nur durch die starke Verzweigung
der Aeste unterscheidet; bei der einzigen Speeies P. flabellata ist der Stock stellenweise
3-, 4-, selbst 5fach gefiedert, eine sehr schöne und allerdings auch eigenthümliehe Bildung,
die gewiss einen speeifischen, aber doch schwerlich einen generisehen Unterschied begründet.
Schliesslich kommt noch als besonderes Genus das oben erwähnte Ophiodes oder
Öphionema in Betracht. Unter jenem Namen hatte Hincks (in Annals and Mag. vom
Novbr. 1866. Pl. XTV) einen sehr merkwürdigen Hydropolypen beschrieben, der sich von
allen bis dahin bekannten durch die oben (Seite 12) besehriebenen ausdehnbaren , faden-
artigen, an ihrem oberen Ende in eimem Köpfehen absehliessenden Organe unterscheidet.
In dem Werk über die Brit. Hydr. Zooph. (1868) wurde diese Ophiodes mirabilis zu den
Haleciiden gestellt. Später entdeckte und beschrieb Sars (l. e. pag. 22) unter dem Namen
Ophiodes parasitica ein Hydroid, welches dieselben schlangenförmigen Organe, im Uebrigen
aber vollständig die Beschaffenheit einer Plumularia hat. Dasselbe muss deswegen von
Ophiodes getrennt und nach dem Vorschlag von Hincks (in Ann. & Mag. vom Febr. 1574)
Ophionema genannt werden. Die einzige bis jetzt bekannte Species, welche sich parasitisch
an P. flabellum aus $0—100 Faden Tiefe bei Hwitingsoe in Norwegen fand, bildet kleine,
3—4 Mm hohe Stämmehen, wenig verzweigt, mit wenigen kleinen, topfförmigen Hydrotheken
und etwas unterhalb einer jeden derselben, statt .der Nematothek jene kleinen becher-
förmigen Behälter, aus denen die langen, tentakelartigen, mit einem Köpfehen gekrönten
Örgane der Ophiodes hervorgehen. Die Gonotheken sind birnenförmig, oben stumpf abge-
sehnitten, mit kurzem Stiel an den Zweigen befestigt. Wenn man sich abgestorbene
Exemplare des Ophionema denkt, an welehen jene schlangenförmigen Organe verschwunden
und nur die kleinen ehitinösen Becher, aus welehen sie hervorgehen, geblieben sind, so
würde sie sich durch nichts von anderen Plumularien unterscheiden, unter denen also
möglicher Weise auch noch irgend eine nur aus abgestorbenen Exemplaren bekannte
Species sich befinden mag, die im lebenden Zustande statt der gewöhnlichen Nematophoren
die mehrerwähnten Tentakelorgane trägt. Eine solehe Species müsste dann gleichfalls zu
Ophionema gestellt werden.
Die Recapitulation des vorstehend Gesagten führt zu folgender systematischen
Gruppirung der in diesem Theil behandelten Arten von Plumulariden:
Plumularidae.
I. Aglaophenia (vide Theil I Seite 20).
11. Plumularia et Nemertesia: Plumularıdae quarum hydrotheeae et nematothecae
disjunetae sunt et quarum gonothecae gonoeladiis carent.
1. Genus: Plumularia: polyparia hydrocladiis biseriatis penniformna.
a) Subgen.: Isocola: hydrocladiorum artieulis aequalibus, omnibus
polypiferis. |
b) Subgen.: Anisocola: hydroeladiorum artieulis imaequalibus, alter-
natim polypiferis.
e) Subgen.: Monopyzis: hydrocladiis hydrothecam singulam fer-
rentıbus.
22
2. Genus: Nemertesia: polyparia hydrocladiis pluliseriatis; non penniformia.
a) Subgen.: Heteropyzis : hydrocladiorum artieulis aequalibus, omnibus
polypiferis.
b) Subgen.: Antennularia: hydrocladiorum artieulis inaequalibus,
alternatım polypiferis.
ILI. Ophioneme: Plumularıa organıs filiformibus capitatis, ad basin eupula chitinosa
(nematotheea) obteetis, munita.
Allgemeine Uebersicht der Familie.
Am Schlusse dieses allgemeinen Theils wird über die geographische Verbreitung
Einiges zu sagen sein; doch scheint es gerechtfertigt, da seit dem Erscheinen des ersten
Theils wieder eine Anzahl dort noch nieht besehriebener Arten von Aglaophenia bekannt
geworden sind, eine diese mit umfassende Uebersicht der ganzen Familie vorauszuschieken
und zunächst, zum Verständniss der Namen, die von uns vorgeschlagene systematische
Eintheilung der Gattungen zu wiederholen.
Ordnung: Hydroida tecaphora.
Familie: Plumularidae.
Gattung 1. Aglaophenia: Hauptkelche (Hydrothecae) einander genähert, regel-
mässig von 3 mit denselben verwachsenen Nebenkelehen (Nematothecae), nämlich 2 oberen,
seitlichen und 1 unteren, mittleren umgeben; Gonotheken an besonderen Fruchtzweigen
befestigt.
Sippen: 1) Calathophora: Der vordere Nebenkeleh schmäler und im der Regel
kürzer als der Hauptkeleh; die Fruchtzweige zu geschlossenen Körb-
chen verwachsen.
2) Pachyrhynchia: Der vordere Nebenkelch breiter als der Hauptkelch;
Fruchtzweige zu geschlossenen Körbehen verwachsen.
3) Lytocarpia: Der Fruchtzweig, nicht zu einem geschlossenen Körbehen
verwachsen, trägt mehrere Gonangien; der vordere Nebenkelch nieht
grösser als der Hauptkeleh, nur mit einer Oeffnung versehen,
4) Macrorhynchia: Der Fruchtzweig trägt in der Regel ein einziges
Gonangium; keine Körbehen; der Nebenkeleh mit 2 Oeffnungen und
in der Regel den Hauptkelch überragend.
II und III. Plumularia und Nemertesia: Hauptkelche von einander mehr oder
weniger entfernt, nicht mit den Nebenkelehen verwachsen; Gronotheken nicht an besonderen
Fruchtzweigen, und zwar
Plumularia mit fiederförmig zweizeilig geordneten Hydrocladien,
Nemertesia mit mehr als zweizeilig, nicht fiedrig gestellten Hydroeladien.
Sippen von Plumularia:
1) Isocola: Sämmtliche Glieder der Hydrocladien gleichmässig mit Haupt-
und Nebenkelchen ‘versehen.
2) Anisocola: Die Glieder der Hydroeladien verschieden, abwechselnd
mit und ohne Hauptkelche.
23
3) Monopyxis: Jedes Hydrocladium nur emen Hauptkeleh tragend.
Sippen von Nemertesia :
1) Heteropyxis: Sämmtliehe Glieder der Hydroeladien gleiehmässig mit
Haupt- und Nebenkelchen versehen.
2) Antennularia: Die Glieder der Hydrocladien verschieden, abwechselnd
mit und ohne Hauptkelch.
IV. Ophionema: wie Plumularia, aber in den Nebenkelehen statt der gewöhn-
liehen Nematophoren lange tentakelartige Organe mit Nesselzellen tragenden, kugeligen
Köpfchen.
Uebersicht der Arten.
(Es sind hier die im ersten Theil, Seite 25 bis 30, aufgeführten Arten von Aglaophenia wiederholt,
jedoch nur Namen und Fundorte, während hinsichtlich der unterscheidenden Merkmale, der Litteratur
etc. dorthin zurückzuweisen ist. Die dortigen Nummern sind beibehalten, neu hinzugekommene Arten
mit Beifügung eines Buchstaben zu der vorhergehenden Nummer an geeigneter Stelle eingeschaltet.)
Genus: Aglaophenia (Lx. Mc. Crady.
Subgenus. Aglaophenia vera Calathophora..
Nematothek mit einer Oeffnung, in der Regel nicht über den Rand der Hydrothek
hervorragend. Hydrothek in der Regel mit gezähntem Rand. Gonangien (soweit
bekannt) in einer geschlossenen Corbula.
A. Nematothek nicht die Hydrothek überragend.
a) Rand der Hydrothek mit ungefähr gleich langen Zähnchen.
1) Aglaophenia pluma (L.) Lrx. (Plumularia eristata Lmk.) Europa, Süd-
afrıca, Australien.
2) A. dichotoma (Pl. cristata varietas diehotoma Sars). Mittelländ. Meer,
Südafrıea.
3) 4. octodonta (Pl. oetodanta Heller). Adriat. M.
3a) A. Phyteuma n.sp. (s. unten). Tonga - Inseln.
4) 4A. elongata (Pl. elongata Meneghini). Adriat. M.
5) 4. simplex (Pl. simplex d’Orbigny). Atlant. u. Chmes. M.
5a) A. tenerrima Poeppig (s. unten). Chile.
6) 4A. plumifera Kr. Südafriea.
A. tubulifera Hincks. Grossbritannien, Südafrıka
4. flexuosa Lrx. Südafrica, Australien, Ind. M.
9) 4A. uncinata (Pl. uneinata Lmk. A. pennaria Lrx.) Mittell. M.
4A. trifida Agassız (A. ceristata Mac Crady, non Lamarek). Ostküste von
Nordamerica.
11) A. aurita (Pl. aurita Busk). Australien.
24
b) Rand der Hydrothek gezähnt, mit 2 merklich längeren Vorderzähnchen.
12) Aglaophenia Kirchenpaueri (Pl. Kirchenpaueri Heller). Adriat., Mittell. M.
15) A. cerucialis Lrx. (Pl. brachiata Lmek.) Australien.
14) A. patagomica (Pl. patagonia d’Orbigni). Patagonien.
15) A. filamentosa Irx. (Pl. filamentosa Iımk.) Australien.
16) A. conferta Kr. Südafriea.
ce) Rand der Hydrothek gezähnt, mit langem Vorderzahn.
17) A. pusilla Kr. Südafrıea.
18) A. franeiscana Ag. (Gehört nieht hierher; s. No. 24b.)
19) A. alopecura Kr. Südafriea.
20) A. divaricata (Pl. dıvarıcata Busk). Australien.
21) A. formosa (Busk). Südafrika, Australien, Neuseeland.
22) A. brevirostris (Pl. brevirostris, Busk). Australien.
23) A. avieularis Kr. Australien.
24) A. delicatula (Pl. delieatula Busk). Australien.
d) Rand der Hydrothek ungezähnt.
24a) A. Graeffiüü u. sp. (s. unten). Südsee - Ins.
24b) A. arborea. Verril. — Neu- England.
B. Die (einmündige) Nematothek die Hydrothek überragend.
246) A. Franeiscana Agass. (Pl. struthionides Murray). Californien, Alaschka.
25) A. Vitiana Kr. Südsee-Ins.
25a) A. Tongensis n. sp. (s. unten). Südsee - Ins.
26) A. arceuata Lvx. Antillen, Algier, Südafriea.
26a) A. Huttoni®) (A. pennatula Hutton). Neuseeland.
Il. Subgenus: Pachyrhynchia.
Nematothek stärker (dieker) als die Hydrothek; Letztere mit fast ebenem Rande; Gonan-
gien in einer langen, eylinderförmigen, geschlossenen Corbula.
27) A. eupressina Lrx. (Pl. bipinnata Lamk.) Singapore, Manilla.
28) A. Mac Gillivrayi Busk. Luisiada - Ins., Philippmen.
29) A. spicata. Lvx. Ind. M., Ternate, Zanzibar.
30) A. trieuspis Mae Orady. Nordamerica.
Ill. Subgenus: Lytocarpia.
Nematothek in der Regel viel kürzer als die Hydrothek. Rand der Letzteren selten
gezähnt. Gonangien gruppenweise an offenen (Gonoeladien (deren Nematoeladien
nämlich nieht zu einer corbula verwachsen).
*) Hutton (Transnct. f New-Zealand Institut. 1872) beschreibt diese in der Lyallbay in Neuseeland sehr ver-
breitete Art mit ihren corbulis unter dem Namen A. pennatula, was irrig ist. da A. pennatula nach Hincks keine
Körbchen. sondern nackte Gonangien hat. Ich habe indessen durch Dr. Sonder eine Plumularide aus Neu-Seeland erhalten,
welche Hydrotheken wie A. pennatula und Gonotheken wie die von Hincks abgebildeten zu haben scheint. doch bin ich
nicht ganz sicher. ob es wirklich die Gonotheken der Plumularide und nicht vielmehr die Becher einer an derselben
schmarotzenden Campanularide sind.
25
31) A. myriophyllum (L.) Lrx. Nördl. Atlant., Nördl. Stiller Ocean.
3la) A. radicellata Sars, Norges Hydroider (1873) pag. 9. Tab. II fig. 1-6.
Wie die vorige, aber das Gonocladium ein metamorphosirtes Hydrocladium , mit
alternirenden Nematoeladien besetzt, in deren Achseln die Gonangien. — Hvitingsö.
31b) A. Moebü. F. E. Schulze im Jahresberieht für 1872/73 der Comm. zur
Untersuchung der deutschen Meere. (Kiel 1875.) S. 134. Tab. II, fig. 35.
Wie die vorige, aber das Gonocladium an dem untersten Gliede eines Hydrocladium
befestigt, ohne Nematoeladien, gegliedert und jedes Glied mit einem Gonangium und drei
Nematotheken besetzt. — Korsfjord (Norwegen).
32) A. secunda Kr. Stiller Ocean, Philippinen.
33) A. erispata Kr. Java, Formosa.
34) 4A. Tignosa Kr. Südafrica.
35) A. ramosa (Pl. ramosa Busk). Australien.
36) 4. Huxleyi (Pl. Huxleyi Busk). Australien.
IV. Subgenus: Macrorhynihia.
Nematothek weit vorragend, mit zwei Oeffnungen. Gonangien (so weit bekannt) ein-
zeln an einem abgestutzten, mit einem einzelnen Nematoeladium besetzten Gonoeladium.
37T A. ramulosa Kr. Australien.
38) 4. brevicaulis Kr. Australien.
39) A. speciosa (Sertul. speciosa Pallas) Oeylon.
40) A. longirostris Kr. Australien.
41) A. pennatula Lvx. England (Neu-Seeland? Oben. S. 24. Anm.)
42) A. urceolifera (Pl. urceolifera Lmek). Indisches M.
43) 4A. pelagica Lrx. Atlant. Oc.
44) A. ligulata Kr. Südafrica.
45) 4A. fusca Kr. Südafrıea.
46) A. patula Kr. Südafrıea.
47) A. Savigniana Kr. Adriat., Mittel. M.
47a) A. pansa n. sp. (s. unten) T'onga- Inseln.
47b) A. perforata n. sp. (s. unten) Tonga - Inseln.
48) A. rostrata Kr. Singapore.
49) A. phoenicea Busk Australien.
50) A. philippina Kr. Philippinen.
51) A. urens Kr. Ind. M., Australien.
Dla) A. multiplicato-pinnata n. sp. (s. unten), Rothes M.
52) A. longicornis Busk. Austr.
52a) A. squarrosa. Kr. (Erster Theil S. 47). Australien.
52b) A. rubens Kr. (l. ce. S. 48). Australien.
V. Neue Arten (deren Einreihung vorbehalten bleibt‘).
A. integra Sars 1. e. p. 12. Tab. II, fig. 11—15. Hvitingsö.
A. bieuspis Sars 1. e. p. 10. Tab. II, fig. 7—10. Hvitingsö.
Cladocarpus formosus Allman, Trans. Zool Soe. VIII, p. 478. Tab. 68.
Halicornaria ramulifera Allm. 1. e. p. #77, Tab. 67. Nord Atl.
Aglaophenia dromaius Allm. 1. e. p. 475, Tab. 67. fig. 1. Span. Küste.
Macrorynchia insignis Allm. Nature XI. p. 179. Ceylon.
Taxella eximis Allm. 1. e. Ceylon.
53-69) Zweifelhafte Arten — folgen am Schluss
Genus Plumularia (Lmk.) Mac Crady.
I. Subgenus: Isocola. (s. Ste. 15).
Alle Glieder der Hydrocladien einander ähnlich; gleiehmässig mit Hydrotheken
und Nematotheken besetzt; (auch an jedem Gliede 1 Nematothek unterhalb der Hydrothek.)
a) Vier Nematotheken seitlich neben der Hydrothek.
66) Diplopteron ( Plumularıa ) insigne Allm. Trans. Zool. Soe. VIII. Pl. 68
fig. 2. Spanien S. W. Küste; 364 Fad.
b) Zwei Nematotheken oberhalb (seitlich neben dem Rande) der Hydrothek.
67) Plumularia frutescens Lmek. — Sertularia Gorgonia Pallas. — S. frutescens
Sol. — Aglaophenia fruteseens Lrx. — Pennaria fruticans Oken. — Abbild:
Sol. & Ellis Pl. VI; IX. — ‚Johnston Pl. 24, Fig. 2,3. — Hincks Pl. 67 Fig. 3.
Mit mehrröhrigem, stark verzweigtem, bis 14 Ctm hohem Stamm; die Hydro-
eladien oft zweispaltig, die birnenförmigen Gonotheken ungewöhnlich gross. (Fig. 9 auf
Taf. I, III). Europa (Norwegen, Grossbritannien, Adria), Südafrika (Algoabay,),
Kerguelen - Insel.
65) P. fuba n. sp. (s. unten). Südafrika.
69) P. eylindrieca n. sp. (s. unten). Java, Philippinen.
70) P. (Polyplumaria) flabellata Sars (Norges Hvdroider 1873 Taf. II, Fig. 16—22).
Mit mehrröhrigen, 10 Ctm hohem Stamm und fiedrigen Aesten, die zuweilen
selbst wieder gefiedert und doppelt gefiedert sind. Aeste und Aestehen genau gegen-
ständig, Hydroeladien regelmässig wechselständig. Hvitingsö (Norwegen) 80 — 100
Faden tief.
e) Eine Nematothek oberhalb der Hydrothek.
1) P. badia n. sp. (s. unten) Singapore, Australien.
72) P. effusa Busk (s. unten) Singapore, Philippinen, Australien.
13) P. obconica n. sp. (s. unten) Australien.
d) Keine Nematothek über oder neben der Hydrothek.
74) P. pinnata Limek. — Sertularia pinnata. L. — S. setacea Pallas. — Aglaophenia
pinnata Lrx. — Abbild. Johnston Pl. 21 Fig. 4, 5. — Hincks Pl. 65 Fig. 1
(nicht Lowenia pinnanta Olivi und Menegh.)
Einfache , flexuose, unregelmässig gegliederte Stämmehen, mit wechselständigen
Hydroeladien, in jedem Gliede des Stammes mehr als eins. (Fig. 7, auf Taf. I, III).
Norwegen, Grossbritannien, Ind. Oec.
A
27
75) P. disticha. — Heteropyxis disticha Heller.
Von der vorigen verschiedenen durch längere, sehlankere Glieder der Hydro-
eladien und gestielte, zweihäusige Nematotheken (Taf. I, Fig. 8). Adriat. M.
76) P. Gaymardi Lrx. (Eneyelop. d. se. nat.) Abbild. Quoy et Gaymard
El EB, Jr EL I)
Einfache, 2 Ctm hohe Stämmehen, mit ovalen, oben zugespitzten Gonotheken.
(Fig. 6, auf Taf I, TIL.) Südafrika.
Il. Subgenus: Anisocola (s. Ste. 15).
Die Glieder der Hydroeladien nicht alle einander ähnlieh: die Hauptglieder mit
Hydrotheken besetzt, die Zwischenglieder nicht; (auch an den ersteren immer eine
Nematothek unterhalb der Hydrothek.)
a) An den Hauptgliedern 2 Nematotheken oberhalb (seitlich neben dem Rande) der
Hydrothek.
77) P. gracillima Sars (l. c. Tab. 5, Fig. 1-8).
Mehrröhriger, unregelmässig verästelter Stamm, S Ctw hoch, mit grossen topf-
förmigen Gonotheken und langen Hydrocladien, deren Hauptglieder länger als die
Zwischenglieder. An den ersteren in der Mitte die Hydrothek, darunter zwei Nematotheken
unter einander; an den Zwischengliedern ein oder zwei Nematotheken. Norwegen.
78) P. setacea. — Corallina setacea Ellis. — Sertularia pinnata var. L. —
Aglaophenia setacea Lrx. — Pennaria setacea Oken (nicht Sert. setacea
Pallas, Lister. — Anisocalyx setaceus Heller?). Abbild. ‚Johnston Pl. 25
fig. 3 — 5; Hincks Pl. 66 fig. 1.
Einfache bis 5 Otm hohe Stämmcehen mit langen Hydrocladien,; die Hydrothek in
der Mitte des längeren Hauptgliedes, darunter 1 Nematothek; an dem sehr kurzen Zwischen-
gliede 1 Nematothek (Fig. 11 auf Taf. II, III). Norwegische, Britische, Belgische Küste,
Mittell., Adriat. M., Mauritius.
79) P. cornu-copiae Hincks (Ann. & Mag. 1872, Nov. Pl. 21, f. 1-5.)
Kurze, einfache Stämmehen mit füllhornförmigen Gonotheken; die Hydrothek am
oberen Ende des Hauptgliedes, darunter 1 Nematothek; am Zwischengliede 2. (Fig. 17
auf Taf. I, Ill.) Ilfracombe.
80) P. diaphana. — Anisocalyx diaphanus Heller. Taf. 2, Fig. 5.
Mit wechselständigen Hydrocladien; an denselben die Zwischenglieder länger als
die Hauptglieder und mit 2 oder 3 Nematotheken besetzt; eine auch am Hauptgliede
unterhalb der Hydrothek. (Fig. 13, Taf. I.) Adriat. M.
81) P. Catharina ‚Johnston. — Aglaophenia Catharina Gray (Brit. Mus. Oatal.) —
Antennularia eyathifera Dana? Abb. ‚Johnston pag. 3 und 98. Hincks
Pl. 66, Fig 2.
Zarte, einfache Stämmehen, bis 10 Ctm hoch, mit genau gegenständigen Hydro-
eladien und birnenförmigen Gonotheken. Nematotheken zahlreich über alle Theile des
Polyparium vertheilt. (Fig. 12, Taf. I, III.) Norwegen (Stavanger, Bergen), Britische
Westküste von Shetland bis Man.
4*®
„ee
82) P. secundaria. — Sertularia seeundaria L. — Aglaoph. seeundaria Lrx. —
Anisocalyx secundarius Costa, Heller. — Abbild. Cavolini Tav. 8, Fig. 15, 16.
Meneghini, Tav. 14, Fig. 4.
Nach Hincks eine stengellose Varietät der vorigen Art, von derselben verschieden
durch das Fehlen der Stämmchen, indem die Hydrocladien unmittelbar aus der auf Algen
kriechenden Hydrorhiza hervorgehen. (Fig. 18, Taf. I.) Mittell., Adriat. M.
b) Anden Hauptgliedern der Hydroeladien nur 1 Nematothek oberhalb der Hydrothek.
83) P. bifrons Heller. Taf. II, Fig. 6.
Einfache Stämmehen mit wechselständigen Hydroeladien, deren 2 aus jedem Gliede
des Stammes hervorgehen. An den Hauptgliedern der Hydrocladien oben die Hydrothek,
darüber und darunter je 1 Nematothek; an den kurzen Zwischengliedern je 1 Nematothek.
(Taf. I, Fig. 16.) Adriat. M.
54) P. halecioides Alder. Ann. & Mag. 1859, Mai. Pl. 12. Andere Abbild.
beı Hineks am Schluss der Vorrede und Pl. 67, Fig. 2.
Mehrröhrige, aber dünne, schwach verästelte, bis 3 Ctm hohe Stämmehen mit
kurzen Hydroeladien und quergeringelten Gonotheken; an den Zwischengliedern keine
Nematothek. (Fig. 14, Taf. I, III.) Xüste von Wales.
S4a) P. halecioides var. Adriatica. — Anisocalyx pinnatifrons Heller. — Taf. II,
Fig. 7, 8.
Mit längeren, 5 bis 10 Hydrotheken tragenden Hydroeladien (an den britischen
höchstens 4). Adrıiat. M.
55) P. Helleri (Hincks in Ann. & Mag. 1872. Vol. IX. pag. 120). — Anisocalyx
setaceus Heller. — Sert. pinnata della Chiaje. (?) Anisocalyx hyalinus
Costa?
Von der britischen P. setacea verschieden durch die Zahl und Form der Nemato-
theken (nur eine rudimentäre m Form eines kleines Zähnchens) und die Form der
(onotheken, welche hier eliptisch und ohne Hals sind.
36) P. echinulata Lmek. — Sertul. setacea Lister Phil. Trans. 1834. Pl. 8, Fig. 4.
Ausserdem Abbild. ‚Johnston, Ste. 465, Fig. 80. Hineks. Pl. 65, Fig. 2.
Die kurzen Zwisehenglieder ohne Nematotheken sind bei ‚Johnston abgebildet,
bei Hineks nieht; sie finden sich auf Exemplaren, welche ich aus England erhielt. —
Die Gonotheken mit stachelförmigen Anhängseln. (Fig. 10, auf Taf. I, III.) Brit. Küste.
ec) An den Hauptgliedern oberhalb der Hydrothek keine Nematothek.
57) P. similis Hincks. Pl. 65, Fig. 5.
Früher mit der vorigen verwechselt; von derselben verschieden durch die glatten
Gonotheken und das Fehlen der oberen Nematothek; 1 Nematothek unterhalb der Hydro-
thek. (Fig. 15, Taf. I, III.) Südliche Küsten von Irland und England.
S8) P. rugosa n. sp. (s. unten.)
89) P. filicaulis Pöppig (s. unten). Chile.
90) P. oligopyxis n. sp. (s. unten). Fidschi - Inseln.
AL
29
Ill. Subgenus: Monopyxis (v. pag. 17).
An jedem Hydrocladium nur eine Hydrothek
91) Monopyxis obliqua. — Monopyxis dichotoma (Ehrenberg?). Meneghini Mem.
Inst. Ven. 1845. — Campanularia Lister Philos. Trans. 1834. —
Laomedea obliqua Johnst. — Plumularia obliqua Hincks.
Abb.: s. unsere Taf. I, Fig. 19.
92) M. obliqua var. Australis (s. unten).
Genus: Nemertesia (Lrx.)
l. Subgenus: Heteropyxis (Heller).
Die Glieder der Hydroeladien alle gleiehmässig mit Hydrotheken besetzt (wie Isocola).
33) Heteropyiis tetrasticha Heller. Lowenia tetrasticha Meneghini 1. e. Taf. 14, Fig. 2.
Uebergang von Plumularia. Die Hydrocladien noch paarweise fast gegenständig,
aber die Paare abwechselnd über einander, so dass 4 Reihen entstehen. In jedem Gliede
2 Nematotheken seitlich neben der Hydrothek, 1 darunter. Gonothek topfförmig, mit
kurzem Stiel. (Fig. 20 und 20a auf Taf. IT und VI.) Adriat. M. Madeira.
94) H. norwegica Sars. Norges Hydr. 1873. (Tab. III, Fig. 15—22.)
Die Hydrocladien 4- bis 6reihig; die Anheftungsstellen in unregelmässigen Spiralen
um den Stamm; in jedem Gliede 2 Nematotheken über einander, oberhalb, 1 unterhalb
der Hydrothek. Gonotheken füllhornförmig. (Taf. I, Fig. 21 und 21a.) Norwegen.
9) H. intermedia n. sp. (s. unten). Madeira.
96) H. ramosa. — Sertularıa antennina var. 8. L. — Antennularıa ramosa Lmek.
— Nemertesia ramosa Lrx. — Sertularia seticornis Hogg. — Antennularia
arborescens Hassal. — Abbild. am besten bei Hincks, Pl. 62.
Die Hydroeladien meistens zu 4 in diehtgedrängten, aber nieht ganz regelmässigen
Wirteln; ım jedem Gliede 4 Nematotheken, 1 oberhalb, 1 unterhalb und 2 neben der
Hydrothek. Gonotheken fast füllhornförmig. (Fig. 22 und 22a auf Taf. II und III.)
Atlant. Ocean, Adriat. M.
Il. Subgenus: Antennularia. (Lmck.)
Die Glieder der Hydroeladien nicht gleich; abwechselnd eines um das andere mit einer
Hydrothek besetzt (wie Anisoeola).
IT) Nemertesia antennina Lrx. — Sertul. antennina Lrx. — Antennularia indivisa
Lmek. — A. antennina Flem. — Nigellastrum antenninum Oken. — Abbild.
am besten bei Hincks, Pl. 61.
Die typische Form. Hydroeladien in Wirteln zu 8 bis 10 aus einem wulstigen
Ring am oberen Ende jedes Gliedes des Stammes hervorgehend; Nematotheken an den
Hauptgliedern 2 über und 1 unterhalb der Hydrothek, an den Zwischengliedern 1.
(Fig. 26 und 26a auf Taf. II und III.) Norwegen, Grossbritannien, Belgien, Frankreich,
Adriat. Meer.
97a) N. antennina v. minor (s. unten). Madeira.
30
98) N. Janini Lix. Pol. flex. Pl. IV, Fig. 3.
Am oberen Ende jedes Gliedes des Stammes und der Aeste 3 Hydroeladien,
2 gegenständig, das dritte zwischen beiden, abwechselnd auf der eimen und der andern
Seite. Nematotheken nur an den Hauptgliedern, oberhalb der Hydrothek. (Fig. 23 und
23a auf Taf. Il und IIL) Bay von Cadix (Lamouroux). Adriat. M. (Heller).
99) N. paradoxa n. sp. (s. unten). Madeira.
100) N. hexasticha n. sp. (s. unten). .Java.
101) N. Johnstoni n. sp. (s. unten). Nüdafriea.
102) N. decussata n. sp. (s. unten). Südafriea.
105) 4. triseriata Pourtales (Contrib. Fauna Gulfstream, in Bull. Mus. comp.
Zool. Vol. 1, 1855—69.) Hydrocladien 3zeilig, Hydrötheken glocken-
fürmig, Gonotheken halbmondförmie. Golfstrom, 100 Fad.
Genus Ophionema Hincks.
104) Ophionema parasiticum. — Ophiodes parasitica Sars 1. ec. Pag. 21, Tab. IV,
Fig. 5—8. (Siehe oben Seite 21). Hvitingsö (Norwegen).
Zweifelhafte Arten,
die mir nur aus ungenügenden Beschreibungen und so wenig bekannt sind, dass ich nicht
weiss, zu welcher Untergattung, oft auch nicht, zu welcher Gattung sie gehören.
a) wahrscheinlich Aglaophenia.
(Aus deın vorigen Heft, Seite 29 und 30, wiederholt. )
55) Plumularia elegans Lmck.
56) Sertularia filicina Pallas (s. bei A. pennaria). Indien.
57T) S. hypnoides Pallas (s. bei A. fusca). Ceylon.
58) Aglaophenia augulosa Lrx. Australien. (Pl. angulosa nach Dana in
Westindien.)
59) 4A. fimbriata Lrx. — Australien.
61) Plumularia scabra Lmk. (s. bei Agl. urens). Australien.
65) Aglaophenia plumatella Mae Crady. — Atlant. Ocean.
66a) Plumularia hians Busk. — Australien.
b) wahrscheinlich Plumularıa.
54) Aglaophenia glutinosa Lrx. — Indien, Australien.
64) Plumularia Banksü Gray. — Neuseeland.
105) P. gracilis Lmek. — Ind. Ocean (verschieden von P. gracilis Murray,
welche eine Hydrallmania ist ). Ä
106) Antennulariu eyathifera Dana (Unit. St. expl. Exp.) Atl. Ocean.
ec) wahrseheinlich Nemertesia.
107) Antennularia Cymodocea Busk. — Südafriea.
d) ganz zweifelhaft.
55) Sertularia fruticans Pallas.. — America (?)
2) $. obseura Torskäl. — Mittell. M. (?)
ı
60) Plumularia sulcata Lmk. — Australien.
03) P. bullata Flem. — Hudsons- Strasse.
108) P. laxa Müller.
109) P. amathioides Lmek. (wahrscheinlich Hydrallmania).
110) P. tenella Verril. (Neu-England.)
Geographische Verbreitung.
Aus dem vorstehenden Verzeichniss ist die nachfolgende kleme Tabelle zusammen-
gestellt, welche die Verbreitung der ganzen Familie ungefähr überblicken lässt. Die
abgekürzten Ueberschriften der einzelnen Spalten bezeichnen grosse Regionen, von denen
aber theilweise nur kleime Partien erforscht sind. Unter der Nordatlantischen (N. Atl.)
ist freilich der ganze nördliche Theil des Atlantischen Oceans emschhesslich der Nordsee
und des Mittelländischen- und Adriatischen Meeres, südlich bis zum Wendekreis des
Krebses und den Antillen (diese mit eingeschlossen), unter der Nordpaeifischen (N. Pac.)
dagegen nur Unalaschka und die Bay von San Franeiseo gemeint. Von Südafrica (S. Afr.)
sind Plumulariden mir nur aus dem Meere zwischen der Tafel- und der Algoa-Bay, von
dem jenseits Australien belegenen Theil des Stillen Oceans (S. Pac.) nur aus den Fidschi-
und Tonga-Inseln und von der Chilenischen Küste bekannt. Australien (_Austr.) umfasst
Neu-Seeland mit und der Indische Ocean (Ind. M.) ist nördlich bis zu den Philippinen
(diese einschliesslich) gerechnet. Von zwei Standorten, auf welehe keine dieser Bezeieh-
nungen passt, das Rothe Meer und Patagonıen sind nur je 1 oder 2 Species bekannt.
5 n —
Sippen | N. Atl. | N. Pac.
Calathophora ...........)1 |1 |
Bachyrhynchasemere.. | 1 =
Tytocarpianene | 5 1
Macrochimchiaese ee 5) ==
(Aglaophenia) .........., 20 | 2 | |
Isocola......... | [7 A | IM |
AnISoColamE ee | 11 _
Monopysusre | 1 | _
Heteropyaassa 4
Antennulaniasss | gzAR| _
Ophionemapm rer | et | | _
(Plumularia ete.)..... ; | 25 ==
re Bahr a
Zusammen... 45 | 2, |
Zweifelhafte Arten...... 6 | _
Inasag. >,
——n TEE
Im Allgemeinen ergiebt sich also, dass unter 139 beschriebenen Arten 53 der
nördlichen, 86 der südlichen Hemisphäre angehören. Wird dagegen die ganze Familie
in zwei Hauptgruppen eingetheilt, so entfallen auf die Aglaophenia- Gruppe 22 nördliche
und 57 südliche, auf Plumularia mit ihren Verwandten 25 nördliche und 18 südliche
Arten, wobei die 15 zweifelhaften Arten (von denen 6 dem Norden und 12 dem
Süden angehören) nicht mitgezählt sind. — Allzugenau darf man es indessen mit einer
solehen Statistik nicht nehmen. Es mögen dem Verfasser verschiedene in Zeitschriften
erwähnte Arten entgangen sein, wahrscheinlich noch mehrere werden bis jetzt
unbeschrieben in Sammlungen liegen und gewiss sehr viele noch unerforscht am Meeres-
grunde ihr verborgenes Leben führen; anderen Theils aber ist auch darauf aufmerksam
zu machen, dass bei der Verschiedenheit der Ansichten über den Artenbegriff, namentlich
in diesen niederen Ordnungen der Coelenteraten jene statistischen Angaben über die Zahl
der Arten verschieden ausfallen müssen, je nachdem man die an einzelnen Standorten
verschieden entwiekelten Formen zu einer einzigen Species verbindet oder in mehrere
trennt. Im Allgemeinen aber ist soviel aus jener Tabelle zu entnehmen, dass die Familie
der Plumulariden über den ganzen Erdball und zwar nördlich bis zum Polarkreis hinauf
verbreitet ist, dass sie aber vorzugweise den südliehen, übrigens nieht gerade den tropischen
Regionen angehört. In wie weit auch eme stärkere Entwickelung der Individuen den
wärmeren Ölimaten eigen ist, wird aus den wenigen bekannten Beispielen kaum zu entnehmen
sein. Unter unsern nordischen Plumulariden wird die A. myriophyllum am grössten, nach
englischen Schriftstellern bis über 5 Fuss, was aber doch wohl nur Ausnahme sein mag.
Im Leipziger Museum befindet sich ein 1’ Fuss hohes Exemplar aus Unalaschka; die
gewöhnliche Grösse beträgt 6 bis 12 Zoll. Aber auch unter den Plumulariden der süd-
lichen Regionen scheint. eine solche Höhe selten. Nur die (im ersten Theil beschriebenen)
A. secunda, A. erispata und A. Iignosa, sämmtlich mit der A. myriophyllum zu unserer
Untergattung Lytocarpia gehörig, werden dort eben so gross oder grösser. Nach Lamack
ist die (mir unbekannte) Plumularia angulosa var. longissima aus Australien die grösste,
doch wird die Höhe ihres Stammes auf nur 6 Deeimt. (2 Fuss) angegeben. Dana erwähnt
einer Pl. angulosa aus Westindien vun 2 bis 3 Fuss. Die von Semper geschilderten
mannshohen Gebüsche von Aglaophenia (A. seeunda) aus den Philippinen sind also als
Riesen anzusehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dort, m der Nähe des Aequators,
im flachen Wasser, dies der hohen Temperatur zugeschrieben werden kann. Für die Ver-
breitung der Arten werden wohl die Verhältnisse des Bodens und die grössere oder
geringere Meerestiefe das Hauptmoment abgeben. Immerhin aber mag auch Temperatur
und Klima von unmittelbarem Einfluss sein, oder doch von mittelbarem, nämlich durch
die Einwirkung auf die den Thieren zugeführte Nahrung, welche, wie sie auf die grössere
oder geringere Menge und Massenhaftigkeit der Individuen einwirkt, möglicher Weise
ja auch auf die Mannigfaltigkeit der Formen von Einfluss sein kann. Nur an die letztere
aber kann gedacht werden, wenn von der Zahl der Arten die Rede ist; diese Mannig-
faltigkeit, wie sie in der Zahl der bekannten Arten sich ausspricht , ist bei weitem am
grössten im südlichen (nicht tropischen) Theil von Australien und am Cap der guten
Hoffnung, obgleich die Meere beider Länder doch erst seit verhältnissmässig kurzer Zeit
auf Zoophyten untersucht worden sind. Viel geringer ist die Zahl der Europäischen
und nordischen Arten und von Grönland, dessen Meeres-Fauna gleichfalls seit mehr als
einem ‚Jahrhundert beschrieben ist, kennen wir nur 1 oder 2 Plumulariden.
a
Was hier von der Familie der Plumulariden im Allgemeinen gesagt ist, gilt ganz
besonders von der ersten und grössten Hauptabtheilung derselben , nämlich der Gattung
‚Aglaophenia, von deren vier oben erwähnten Untergattungen die Calatophora (mit geschlossenen
Körbehen) überhaupt die artenreichste ist. Unter den Speeies derselben ist die am längsten
bekannte Sertularia pluma Linnes auch die verbreitetste; sie ist die typische Art, von
welcher die meisten Species dieser Gruppe nur mehr oder weniger abweichende Modifica-
tionen sind. Sie selbst und die ihr nahe Verwandte A. flexuosa sind dem Indischen
Ocean, Australien und dem Cap gemeinschaftlich: den letzteren beiden auch A. formosa.
In Australien aber finden sich ausserdem noch sieben andere Arten (A. aurita, A. ceru-
cialis. A. filamentosa, A. divarieata, A. brevirostris, A. avieularis, A. delicatula) und am
Cap sieben andere (A. plumifera, A. diehotoma, A. tubulifera, A. conferta, A. pusilla,
A. alopecura, A. areuata); sowohl von den Australischen als von den Capischen Arten
zeichnen sich besonders die zuletzt genannten durch die langen mittleren Zähnchen der
Hydrotheken aus. Von Australien aus verbreiten sich einzelne Arten der Gruppe in den
stillen Ocean nach Neu-Seeland (A. Huttoni), nach Chile (A. tenerrima), nach Californien
(A. Franeiseana) und in eigenthümlichen, aber unter sich sehr ähnlichen Formen nach
den Fidschi- und Tonga-Inseln (A. phyteuma, A. Vitiana und A. Tongensis). Andererseits
gehen vom Cap in den Atlantischen Ocean, ausser der A. pluma, welche im Atlantischen
Meere bis zu den Orkneys und Shetland reicht, nach Südamerica A. patagonica, nach
Nord-America A. trifida und A. arborea und nach Europa mehrere Arten: namentlich
finden sieh im Mittelländischen und Adriatischen Meer deren noch fünf (A. uneimata, A.
oetodonta, A. elongata, A. Kirchenpaueri und die beiden Südafrikanischen A. diehotoma
und A. areuata), an den englischen Küsten noeh zwei: A. pluma und A. tubulifera und
in der Nordsee ist nur noch die A. pluma selbst in seltenen Exemplaren an der Belgi-
schen Küste und bei Northumberland gefunden worden. Damit,scheint das Verbreitungs-
gebiet dieser ersten Gruppe abgeschlossen; nur die auf dem Sargassum baeeiferum sowohl
des Atlantischen Oceans als des chinesischen Meeres angesiedelte A. simplex gehört noch
hierher. —
Die kleine Gruppe der Pachyrhynchia (welche zwar auch noch geschlossene
Körbehen trägt, aber sich durch die gänzlich abweichende Gestalt der Hydrothek und der
Nematothek unterscheidet) scheint hauptsächlich in dem Indischen Ocean zu Hause sein;
von den vier Arten finden sich zwei (A. eupressina und Mac Gillivrayi) bei Sineapore
und den Philippinen, die letztere auch in Australien, eine (A. spieata) in Ternate und
Zanzibar; die vierte, mir unbekannte Art, deren hierher Gehörigkeit aber ungewiss ist
(A. trieuspis) ist freilieh in Nordameriea zu Hause.
Die dritte Gruppe bilden die von mir als Zytocarpia bezeichneten Arten (deren
Körbehen nämlich nieht geschlossen sind), mit der A. myriophyllum als Typus; diese
Untergattung hat zwar nicht viele Arten, aber das weiteste Verbreitungsgebiet, oder rich-
tiger gesagt, zwei sehr weit von einander entfernte Gebiete, die südlichsten und die nörd-
sten Meere. Dem Norden gehören an A. Moebii, A. radicellata, A. bieuseuspis aus der
Nordsee, und die A. myriophyllum selbst, welehe im Atlantischen Ocean an allen Küsten
und Inseln von Frankreich bis Island und Grönland und auch, als ungewöhnlich grosse
dunkelgefärbte Varietät, im nördlichen stillen Meer bei Unalaschka gefunden ist. Im
>
34
Süden dagegen finden sich A. Seeunda bei den Philippinen, A. erispata bei Formosa und
Java, A. ramosa in Australien und lienosa (von der aber nicht gewiss ist, dass sie hierher
gehört) am Cap der guten Hoffnung.
Was endlich die durch ihre Geschlechtskapsen ganz abweichende letzte Gruppe,
das Subgenus Maerorhynchia anlangt, so gehören sämmtliche em und zwanzig Arten bis
auf eine dem Süden an; und nur die A. pennatula, (wenn sie wirklich hierher gehört), hat sich
in den Norden verirrt, wo sie — wenngleich selten — an den südlichen Küsten der bnıti-
schen Inseln sich findet. Die zwanzig südlichen Arten vertheilen sich so, dass elf auf
Australien mit Neuseeland und Polynesien kommen (nämlich A. ramulosa, A. brevieaulis,
A. longirostris, A. phoenieea, A. longieornis, A. squarrosa, A. rubens und A. urens,) von
denen die letztgenannte auch im Indischen Ocean vorkommt. In diesem finden sich
ausserdem noch vier Arten, (A. speciosa, A. urceolifera, A. rostrata und A. Philippina)
und im Rothen Meer zwei (A. Savignyana und A. multiplicatopinnata). Ferner gehören
drei nach der Form ihrer Hydrotheken zusammengehörige Arten (A. Iigulata, A. fusca,
A. patula) dem Cap an und dem Sargassum des Atlantischen Oceans ist die A. pelagiea
eigenthümlich.
Fasst man hiernach die vier Unterabtheilungen der Gattung Aglaophenia zusam-
men, so ergiebt sich dass ihrer zwei fast ausschliesslich und eine in der weit überwiegen-
den Mehrzahl ihrer Arten in den Meeren zwischen Südafriea und Australien zu Hause
sind, während Lytocarpla ungefähr zu gleichen T'heilen zwischen diesen und den nörd-
lichen Meeren vertheilt ist; jedenfalls also ist Aglaophenia eine vorzugsweise der südlichen
Hemisphäre angehörige Gattung.
Anders die zweite Abtheilung der Familie, welche Plumularia und (die kaum
davon zu trennende) Nemertesia umfasst. Diese ist über beide Hemisphären ungefähr
gleichmässig vertheilt. Nur eine Species ist beiden gemeinschaftlich, die schon von
Ellis und Pallas beschriebene P. frutescens, welche bei den Hebriden und in der Nord-
see, wie m der Alsoa-Bay und bei Kerguelen-Land gefunden wurde. Von den übrigen
Arten der Untergattung Isocola finden sich vier im Indischen Meere und Australien
(Plumularia eylindrica, P. badıa, P. effusa und P. obeonica), zwei in Südafrika (P. tuba
und P. Gaymardi), dagegen drei in Europa (P. disticha in der Adria, P. pinnata in Eng-
land, P. flabellata in Norwegen). Umgekehrt die Untergattung Anisocola, von deren
Species nur zwei im Stillen Meere (P. filieaulis in Chile und P. olygopyxis in den Fid-
schi-Inseln) die übrigen zwölf im Europa (Norwegen, England und Adria,) zu Hause sind.
Die Untergattung Monopyxis (M. obliqua) findet sich in England und in etwas anderer
Form in Australien. — Was die als Nemertesia zusammen gefassten Arten anlangt, so
sind N. antennima und N. ramosa überall an den Europäischen Küsten des Atlantischen
und des Mittelländischen Meeres verbreitet, zwei von diesen wenig abweichende Formen
N. Janina und N. paradoxa beziehentlich dem Mittelländischen Meere und Madeira eigen-
thümlich. Eine besondere Gruppe bilden N. decussata und N. Johnstoni vom Cap der
guten Hoffnung und N. hexasticha von Java, während die Heteropyxis norwegiea mit
der Adriatischen H. tetrasticha nahe verwandt ist.
Das Ophionema (©. parasitieum) ist bis jetzt nur bei Hvitingsoe in Norwegen
gefunden.
i\,.
Nachdem die vorstehenden Bemerkungen schon geschrieben waren, ist mir der
1872 erschienene zweite Theil der inhaltreichen Monographie von Allman über die
Tubulariden zu Gesicht gekommen, welcher interessante Abhandlungen über die räumliche
und zeitliche Verbreitung der Hydroiden in ihrer Gesammtheit enthält. Hinsichtlich
der geographischen Verbreitung wird, nach Hervorhebung der oben gleichfalls erwähnten
Mangelhaftigkeit unserer Kenntniss der enfernteren Meere und der dortigen vielfach nur
in getroekneten oder doch abgestorbenen Exemplaren zur Untersuchung gelangten Hydro-
iden , darauf hingewiesen, dass die meisten Genera über die ganze Erde verbreitet, die
meisten Species aber auf einzelne Bezirke beschränkt zu sein scheinen. In letzterer Be-
ziehung werden, immer die Hydroiden in ihrer (Gesammtheit betreffend, in der oben als
Nord-Atlantisch bezeichneten Region drei verschiedene Provinzen unterschieden, nämlich:
1) Die Boreo-Celtische, welche die ganze Westküste des Europäischen Continents
und der britischen Inseln bis zum Nordeap hinauf umfasst, von dort über die Faroer und
Island nach Grönland hinübersetzt und sich an der Ostküste von Nordamerica (einschliess-
lich New-Foundland) bis südlich von Neu-Schottland erstreckt.
2) Die Nordatlantisch- Americanische an der Ostküste Americas bis Florida.
3) Das Mittelländische Meer.
Diesen drei Provinzen, deren Hydroidenfauna ziemlich bekannt ist, werden vier
andere gegenüber gestellt, bei welchen dies viel weniger der Fall sei, welche aber nach
den bis jetzt bekannt gewordenen Hydroiden-Arten zu urtheilen wahrscheinlich als ver-
schiedene Provinzen angesehen werden müssen, nämlich
4) West-Indien, 5) Australien, 6) Neu-Seeland, und 7) die Nord-Pacifische Provinz,
welche letztere sieh vom Norden der Vancouver-Insel bis zur südlichen Grenze von Calı-
fornien erstreekt. — Die Hydroiden-Fauna von Südafriea wird wegen ihrer grossen Aehn-
lichkeit mit der Europäischen, namentlich der Britischen, nicht als eine selbstständige,
sondern als eine meist durch künstliche Einwanderung (an Schiffen ete.) veränderte, un-
echte (spurious) bezeichnet. — Aus allen übrigen Meeren seien noch zu wenig Hydroiden-
Arten bekannt, als dass von bestimmten Provinzen die Rede sein könnte.
So sehr dies alles ohne Zweifel richtig sein wird, wenn man mit Allman die
ganze Ordnung der Hydroiden (einschliesslich der Medusen) im Allgemeinen berück-
sichtigt, so wenig stimmt es mit den oben gegebenen Resultaten überein, welehe nur die
Familie der Plumulariden allein betreffen. Denn was die Oeltiseh-boreale Provinz anlangt,
so findet unter den einzelnen zu derselben gezählten Gegenden so wenig Uebereinstimmung
statt, dass nach Sars (1873 1. e. pag. 51) von elf Norwegischen Plumulariden-Species in
Grossbritannien nur fünf, in Grönland und Nordameriea keine gefunden sind, wogegen
in dem als besondere Provinz bezeichneten Mittelländischen Meere ihrer drei sich
wiederfinden. — Von den bei Hineks (1868) aufgeführten vierzehn britischen Arten sind
in Norwegen nur fünf, in Nordameriea nur zwei oder drei gefunden, im Adriatischen Meer
dagegen fünf. — Die Fauna der Südafrikanischen Provinz andrerseits wird hinsiecht-
lich der Plumulariden so wenig als eine unechte, durch künstliche Einwanderung
umgemodelte angesehen werden können, dass vielmehr von den zwanzig Arten, welche
vom Cap der guten Hoffnung und Algoa-Bay bekannt sind, nur vier in Grossbritannien,
überhaupt nur sechs in Europa, nur drei in Australien und im Ganzen nur acht in anderen
b)
36
als dem südafrieanichen Meeren sich finden und unter diesen acht sind noch die überhaupt
am weitesten verbreitetsten A. pluma, Pl. fruteseens und Pl. setacea mitgezählt. — Zu-
treffend dagegen ıst für die Plumulariden die von Allman gemachte Trennung Australiens
von Neu-Seeland, indem unter den zwei und dreizig Australischen Arten von den vier be-
kannten Neu-Seeländischen nur zwei zu sein scheinen.
Verticale Verbreitung.
Unsere Kenntniss der vertiealen Verbreitung der Plumulariden beschränkt sich
auf den kleinsten Theil der bekannten Arten. Für die Mehrzahl finden sich keme
genauere Tiefenangaben und wenn man berücksichtigt, welche grosse Verschiedenheiten
zwischen benachbarten Gebieten, z. B. den Britischen und den Norwegischen Theilen der
Nordsee stattfinden, so wird man auch von dem wenigen Bekannten auf das Unbekannte
keine Schlüsse ziehen dürfen. Man wird wohl nicht irren, wenn man annimmt, dass fast
alle Plumulariden, welche bei Lamarck, Lamouroux und den älteren Autoren zu einer
Zeit beschrieben wurden, als Schleppnetz-Untersuehungen nicht üblich waren, in der Nähe
der Oberfläche gefunden wurden; was aber gewiss nicht ausschliesst, dass sie auch im
tieferen Wasser vorkommen können. Auch wird manches an den Strand geworfene
Exemplar aus tieferem Meeresgrunde losgerissen sein. Aber auch bei verhältnissmässig
neueren Beschreibungen von Plumulariden aus exotischen Gewässern habe ieh nur selten
Tiefen- Angaben gefunden, eben so wenig wie bei den meisten unter den zahlreichen mir
zu (esichte gekommenen Exemplaren. In der sehr dankenswerthen Aufzählung der Be-
wohner des Adriatischen Meeres von Heller (Zoophyten und Echinodermen 1868) findet
sich nur bei drei Species von Plumulariden die Angabe, dass Heteropyxis tetrasticha der
I., diese und H. disticha und Antennularia ‚Janini der II. Region angehören. Erst in der
neuesten Zeit fanden die verschiedenen Expeditionen statt, welche speciell den Tiefsee-
Forsehungen gewidmet waren. Besonders interessant sind in Bezug auf Plumulariden
ausser den unten zu erwähnenden Berichten von G@. OÖ. Sars und von Eilhard Schulze
über die Nordsee, die Untersuchungen des Golfstroms dureh die United States Coast Survey,
hinsichtlich deren aus einem vorläufigen Bericht von Allman (Bulletin M. Comp. Zool.
No. 7, 1575) hervorgeht, dass nicht weniger als sechs und zwanzig neue Arten von Plu-
mulariden (die in jenem Bericht leider noch nicht beschrieben sind) und zwei bekannte
Arten (Antennularia ramosa und Plumularia Catharina) gefunden wurden, jedoch in nicht
grösseren Tiefen als 270 Faden; ferner die beiden Reisen des britischen Schiffes ‘“Poreupine”
1569 und 1870 im Atlantischen Ocean, in deren Ergebnissen unter etwa dreizig Species
von Hydroiden fünf neue und ein paar schon bekannte Plumulariden-Arten sich befanden,
unter den Letzteren die Aglaophenia myriophyllum aus einer Tiefe von 364 Faden, unter
den Ersteren drei aus derselben Tiefe, die beiden anderen aus 257 und 539 Faden. Bei
diesen Dredgings ist auch die Temperatur des Wassers angegeben und hervorgehoben,
om
Br
dass die eine der neun Plumulariden (Cladocarpus formosus) aus dem zwischen Shetland
und den Faroer entdeckten Strom kalten Wassers, dessen Temperatur unter den Gefrier-
punkt sinkt, heraufgebracht wurde. (Allman Report in Transactions of the Zologieal Society
of London. Vol. VIII. 1874).
Was sodann die nördliehen Europäischen Meere anlangt, so kömmt zunächst die
erwähnte Abhandlung von Allman in dem 2. Theil seiner Monographie der Tubulariden
in Betracht, welehe imteressante Ueberblicke aber nur im Allgemeinen über die ganze
Ordnung der Hydroiden giebt. Im Anschluss an die zuerst von Oerstedt für die Algen
der seandinavischen Küsten und dann in umfassenderer Weise von Forbes aufgestellten
Tiefenzonen, werden für die Hydroiden der die britischen Inseln umgebenden Meerestheile
6 Zonen angenommen und im Bezug auf ihre natürlichen Verhältnisse und die für sie
charakteristischen Pflanzen und Thiere anschaulich geschildert. Als oberste wird 1) die bisher
weniger beachtete Oberflächen-Zone bezeichnet, die 2 bis 3 Fuss starke oberste
Schicht des Wassers in offener See, welehe von den Verhältnissen des Bodens unabhängig
und dem unmittelbaren Einfluss der Sonnenstrahlene zugänglich, eine reiche Fauna frei
schwimmender, aber nur wenige (an Algen) festwurzemde Thiere enthält. 2) Die
Littoral-Zone, am Strande zwischen den Hoch- und Niedrigwasserlinien der gewöhn-
liehen Fluth und Ebbe, also der Fels-, Sand- oder Schlammboden der Küstenstriche, der
täglich zweimal vom Wasser entblösst wird, mit kräftiger Vegetation (worunter besonders
die grösseren Fucus-Arten) bedeekt, zwischen der es auch nicht an Hydroiden fehlt. 3) Die
Laminarien-Zone, diejenigen Theile des Strandes umfassend, welche zur Zeit der
Springtiden, also nur nach 14tägigen Zwischenräumen vom Wasser entblösst werden, mit
Algen, besonders Laminarien und einer reichen Fauna; die Zahl der Hydroiden- Arten
ist hier zahlreicher als in der vorigen Zone. 4) Die Koralinen-Zone, niemals vom
Wasser entblösst, bis zu einer Tiefe von etwa 50 Faden. Hier erreicht die Artenzahl
der Hydroiden ihr Maximum, wogegen die Vegetation allmählig abnimmt. 5) Die Tief-
wasser-Zone, von 50 bis 100 Faden, wo die Zahl der Hydroiden wieder abnimmt und
die Vegetation ganz verschwindet. Endlich 6) die Zone der grössten Tiefe
(Abyssal-Zone), von mehr als 100 Faden, deren Bewohner erst durch die neueren
Schleppnetz- Untersuchungen bekannt geworden sind und einige interessante Hydroiden-
Arten zählen. — Unter den für diese verschiedenen Zonen charakteristischen Arten werden
nur folgende Plumulariden angegeben: für Zone I. und II. keine; für III. Aglaophenia
pluma; für IV. Antennularia antennina, Plumularia setacea, P. pennata; für V. P. Catharina,
P. fruteseens und A. Myriophyllum. Für die VI., tiefste Zone sind 2 neue Arten:
Plumularia ramulifera und Gonoeladium plumosum angeführt, beide noch nicht beschrieben,
die letztere ein neues Genus bildend. Die Beschreibung derselben wurde für die Publi-
cation der Hydroiden aus den von der ‘“ Porcupine-Expedition” veranstalteten Schlepp-
netzzügen in Aussicht gestellt, findet sich aber in dem oben erwähnten Bericht (Trans.
of the Zool. Soc. 1874) nicht, wenigstens nıcht unter diesen Namen; die dort beschriebene
Halicornaria ramulifera ist wahrscheinlich die eine Species.
Ergänzen lassen sich diese Angaben Allmans über die britischen Plumulariden
aus den früheren Werken von Johnston (British Zoophytes 1847) und Hincks (British
Hydroid Zoophytes 1868). Darnach befanden sich in der Littoral- und der Laminarien-
Zone Aglaophenia pluma, Plumularia echinulata, P. haleeioides, P. similis und Monopyxis
obliqua; in diesen Zonen und auch tiefer P. pinnata, P. setacea; als dem tiefen Wasser
angehörig werden bezeichnet: Antennularia antennina, A. ramosa, Plumularıa Catharina,
P. frutescens und die seltene Aglaophenia pennatula; dem “tiefen und dem sehr tiefen
Wasser” angehörig: A. Myriophyllum.
Ein einigermassen vollständiges Bild der vertiealen Verbreitung endlich besitzen
wir nur von Nordseearten theils durch Eilhard Schulze in den Berichten über die
Nordseefahrt der “Pommerania” (‚Jahresbericht der Commission zur Untersuchung der
deutschen Meere 1875), theils durch Sars (Bitrag til Kundskaben om Norges Hydroider
1873), wozu noch einzelne Notizen von Thomas (bei Johnston 1. e.) kommen. Die m
diesen drei Werken beigebrachten Zahlenangaben lassen sich für die Plumulariden der
Nordsee folgendermassen tabellarisch zusammnnstellen: (Die Ziffern bezeichnen Faden)
Nord-See. |
Holland anelund,, | Norwegen | Jütland
Aglophenia Myriophyllum | - ; 106
en Moebii | k > 135 — 217
r bieuspis | ; : 50—100
& integra N 2 50-100
en radıcellata - 100-200
Plumularıa fruteseens | : 34 5—150
” flabellata | i ; 50-100 N
e pinnata | F 25>—34 20—50 20
a5 elegantula | i 50-200
= gracillima : : 50-300
nr setacea | 23 15—37 50-106
:s Catharina | 20 20100
5 echinulata | 30 i j
Heteropyxis Norwegica i 50—150
% ramosa | : | 12-50 B
Antennularıa antennina ı 2325 12—16 | 100-200
Es ergiebt sieh also, dass von allen in der Nordsee vorkommenden Plumulariden
bei weitem die meisten bis unter 100 Faden hinabsteigen, aber auch in viel geringeren
Tiefen vorkommen; jedoch P. flabellata, P. elegantula, P. gracillima und Heteropyxis
Norwegiea in nicht geringeren als 50 Faden. In der Region der Corallineen (20 — 25
Faden) finden sich P. pinnata und P. Catharina, in derjenigen der Rhodospermeen
(10 — 20 Faden) P. setacea, A. antennina und H. ramosa; dagegen wurde in der Lami-
narien-Zone und zwar von Schulze bei Glaesvaer in Norwegen nur die P. fruteseens ge-
funden; in der Littoral-Zone keine. Wenn ferner aus dieser Tabelle hervorgeht, dass
an der Norwegischen Seite der Nordsee viel mehr Species (nämlieh 14) gefunden wurden
als an der westlichen, den britischen und Niederländischen Küsten zugekehrten (nur 7),
so wird man nach dem Gesagten die Erklärung hierfür in den Tiefenverhältnissen suchen
dürfen, indem (nach der Karte in dem Bericht der oben erwähnten Commission 1. ce.)
Tiefen von mehr als 100 Faden überhaupt nur an der Norwegischen Seite vorkommen,
an der Britischen dagegen die Tiefe höchstens 50 Faden beträgt, wie denn selbst eine
Tiefe von 50-100 Faden nur in dem nördliehen zwischen Schottland und Norwegen be-
findliehen Theil der Nordsee (und im Skager-Rack) ermittelt wurde.
Geologische Verbreitung.
Es ist auffallend, dass während die lebenden Bryozoen in verschiedenen geologi-
schen Schichten so viele unzweifelhafte Repräsentanten und Verwandte finden, von den
gleichfalls chitinösen Polypenstöcken der Hydroiden fossile Reste oder Abdrücke aus frü-
heren Perioden der Erdrinde nur im sehr wenigen Fällen mit Sicherheit nachzuweisen
sind. Wo dies versucht wurde, hat es auch an Widerspruch nieht gefehlt. Oldhamia antiquu
macht mehr den Eindruck einer Alge als einer Sertularıa. Auch Palaeocoryne radiatum
und Corynoides calicularis scheinen mit Unrecht für Tubulariden gehalten worden zu sein.
Dagegen sollen eine wirkliche Sertularia (Sertularella polyzonias) und ein Paar Hydracti-
nien, jene in den jüngsten geologischen Formationen (Pleistocän), diese in tertiären und
seeundären (Miocän und Kreide) gefunden worden sein. Aus dem ‚Jurassischen System
werden ferner Abdrücke von Medusen in dem lithographischen Schiefer von Eichstädt
und Solenhofen erwähnt, also nahe Verwandte unserer Hydroiden bis in soweit entlegene
Zeiten zurück. Dann aber folgt noch weiter zurück m den ältesten Schichten, von den
Obersilurischen bis zu den unteren Cambrischen die artenreiche Gruppe der Graptolithiden
und da hinsichtlich dieser die Ansicht durchzudringen scheint, dass sie Hydroiden und
namentlich die Vorfahren der Plumulariden sind, so ist es diese Gruppe, welche unter
den Fossilien allein uns hier inmteressirt.
Die Mehrzahl der zu derselben gerechneten Arten stellen sich bekanntlich als
lange, schlanke Röhren dar, welche an einer Seite oder an zwei einander entgegengesetzten
Seiten, auch wohl (bei Triplograpsus Richter und bei Phyllograptus Hall) an drei oder
vier Seiten lange Reihen hohler Zähnchen oder Zellen tragen, deren Hohlraum sich in
der Regel nach aussen zu öffnet und mit dem gemeinschaftlichen Canal, dem Lumen der
Hauptröhre, frei communieirt. Die Letztere ist bald gerade, bald etwas gekrümmt, bei
den meisten Arten einfach, bei anderen dicht bei der Basis in zwei, vier oder mehr Arme
getheilt (Didymograptus, Tetragrapsus und Diehograpsus), zuweilen auch etwas verästelt.
Im Inneren des Canals zieht sich durch die ganze Länge desselben, zuweilen noch an
den Enden daraus hervorragend eine feste Axe, bei einreihigen Arten an der den Zähnchen
entgegengesetzten Wand, bei zweireihigen aber zwischen beiden Reihen; (bei Rastrites
ist nach Nicholson ihr Vorhandensein zweifelhaft).
4)
Die Zellen, die den Canal einschliessende Röhre und auch die feste Axe waren
allem Anschein nach von horniger oder chitinöser Substanz und biegsam. Soweit scheint
allgemeines Einverständniss zu bestehen. Zweifelhafter ist, ob die Thiere frei umherge-
schwommen oder vielleicht mit der spitzzulaufenden Verlängerung der Axe im Schlamme
festgesessen haben. Streitig aber bleibt besonders, wo man unter den lebenden T’hieren
die Vertreter und Nachkommen der Graptolithiden zu suchen habe. Nachdem dieselben
früher bald zu den Pflanzen gestellt, bald mit den Ringelwürmern, bald mit: den Seefedern
im Beziehung gebracht waren, bleibt jetzt wohl nur noch der Zweifel übrig, ob die
Bryozoen. oder die Hydroiden ihre nächsten Verwandten sind und der gemeinschaft-
liche Canal, welcher den meisten Bryozoen fehlt“) und für die Polypenstöcke der Hydroiden
charaeteristisch ist, dürfte wohl mehr für Letztere sprechen. Eine Schwierigkeit macht
dann aber die feste Axe, welche wiederum den Hydroiden fehlt. Wichtig ist in dieser
Beziehung die von Allman entdeckte Rhabdopleura Normanni, in welcher eme solche Axe
(rod) vorhanden ıst, und welche von dem Entdecker zu den Bryozoen gestellt wird.
G.O. Sars dagegen hält sie für eine Zwischenform, welehe Bryozoen und Hydroiden verbindet.
Hier würden sich dann die Graptolithiden anschliessen. ‚Jedenfalls wird das Vorhandensein
der Axe nieht gerade als ein unübersteigliches Hinderniss gelten dürfen, wenn man die
Letzteren mit den Hydroiden -Stöcken zusammen stellen will, wie englische Sehriftsteller:
namentlich Hall (Graptolites of the Quebee Group), Carruthers (Intelleetual Observer
für 1567), Nicholson (Manual of Palaeontologv 1372) und Allman (Monographie der
Tubulariden 1372) gethan haben.
Bei einer solehen Zusammenstellung aber liest es nahe, die Zellen, welehe ın
langen Reihen wie Zacken oder Zähnchen an dem Stock der Graptolithiden sitzen, für die
Hydrotheken zu halten, wie auch gewöhnlich geschieht. Dagegen hat Allman im
2ten Theil seiner schon erwähnteu Monographie (pag. 178 — 168) in einer diesem Gegen-
stand gewidmeten eimgehenden Abhandlung nachzuweisen gesucht, dass jene Zellen
(dentieles) vielmehr den Nematophoren entsprechen, eine Ansicht, die in Bezug auf die
Frage der Verwandtschaft imsofern von Wichtigkeit ist, als diese letzteren Organe nur der
Familie der Plumulariden allein unter allen Hydroiden eigenthümlich sind. Ob aber
diese Ansicht durchgehends die richtige sei, könnte bezweifelt werden. Der Hauptgrund
für die Annahme, dass die Zellen der Graptolithen nicht den jetzigen Hydrotheken, welche
die Polypiden, sondern den Nematophoren, welche zuweilen Nesselfäden, zuweilen auch
nur ein ausstreckbares Protoplasma enthalten, vergleichbar seien, bestehe darin, dass bei
den lebenden Plumulariden die Verbindung zwischen dem Hohlraum der Hydrotheken
und dem Innern der den Hydrocaulis bildenden Hauptröhre mehr oder weniger
verengt oder selbst durch ein diaphragma bezeichnet sei, so dass die Hydrotheken
besondere, von der gemeinschaftlichen Central-Röhre völlig differentiirte Behältnisse bilden, -
während dagegen bei den Graptolithen das Lumen der Zellen mit dem gemeinschaftlichen
Oanal in ununterbrochenem Zusammenhang stehe, durch kein diaphragma und keine Üon-
strietion davon getrennt sei. Diese der Vergleichung entgegen stehende Schwierigkeit falle
weg, sobald man als die den Graptolithen-Zellen analogen Organe nicht die Hydrotheken,
”) Aber nicht allen, namentlich nicht den Crenostomen. welche bei einer Vergleichung der Graptolithen mit den
Bryozoen wohl zuerst in Betracht kommen
ee
sondern die Nematophoren der Plumulariden, namentlich der Gattung Aglaophenia, ansehe.
Nach Allmans Ansicht sind demnach die Graptolithen morphologisch Plumulariden , in
welehen die Entwiekelung der Hydrotheken durch die starke Entwickelung der Nematophoren
unterdrückt sei. Diese Ansicht wird dann noch weiter ausgeführt durch Vergleichung gewisser
von Hall (l. e.) und Hopkinsoon (Ann. & Mag. 1871 May) beschriebener und abgebildeter
Anhängsel der Graptolithen mit den (auch pag. 12 des I. Theils beschriebenen) Blättehen
oder Membranen, welehe die geschlossene Corbula der Aglaophenia bilden; und ferner wird
die Möglichkeit hervorgehoben, dass die Zellen der Graptholithen, eben wie die heutigen
Nematophoren, nur Protoplasma enthalten haben könnten, dessen aus der äusseren Oeffnung
. ausstreekbare Pseudopodien (siehe oben pag. 9) gleichzeitig eine Verwandschaft mit den
Rhizopoden begründen würden.
Der letztere Umstand muss wohl vorläufig noch ganz dahin gestellt bleiben; aber
die Aehnlichkeit einiger Nematophoren lebender Plumulariden-Arten mit den Zellen
einiger Graptolithen ist jedenfalls in die Augen fallend, so dass jene Hypothese gewiss
sehr viel für sich hat. Man wird aber immer nur von einigen Speeies auf beiden Seiten
sprechen dürfen, durchaus nicht von allen. In Betreff der Graptolithiden namentlich ist
doch, abgesehen davon, dass das dachziegelartige Uebereinanderliegen der Zellen der
Monograptus-Arten keine Analogien unter den Nematophoren der Plumulariden hat, der
jener Vergleichung hauptsächlich zu Grunde gelegte Umstand, dass der Hohlraum der
Zellen mit dem des Stoekes ganz ununterbrochen zusammenhänge, nur erst von einzelnen
Arten nachgewiesen; es ist kein Grund anzunehmen, dass es bei allen so gewesen sei,
und einige, z. B. der thüringische Triplograptus Nereitarum Richter, machen vielmehr den
Eindruck als ob zwischen den Zellen und dem Canal eine Einschnürung gewesen sei. —
‘Was andrerseits die Nematophoren anlangt, so sind zunächst die zweikammerigen Nebenkelehe
von Plumularia von dieser Vergleichung völlig auszuschliessen, weil nicht nur der obere
Raum derselben dureh eine starke Einsehnürung oder ein diaphragma von dem unteren,
sondern auch dieser durch eine oft spitz zulaufende Verengung an der Basis von der
Hauptröhre, an der sie wie mit einem Stiel befestigt ist, geschieden wird. Dasselbe gilt
von den seitlichen Nematocalices sehr vieler Aglaophenien. Aber auch selbst die mittleren
oder unteren, an der Basis der Hydrotheken befindlichen Nematotheken scheinen doch
nicht ganz mit den Zellen der Graptolithiden zusammengestellt werden zu können ; wenngleich
sie oft in der äusseren Form eine auffallende Aehnliehkeit mit den letzteren haben, so
ist doch für sie charakteristisch, dass sie wesentlich nur Anhängsel der Hydrotheken,
in der Regel mit diesen verwachsen und auch durch eine in den Hohlraum führende
Oeffnung damit verbunden sind, während dagegen die Zellen der Graptolithen eine ganz
andere Rolle gespielt zu haben scheinen. Am besten freilich passt die Vergleichung für
die von Allman auch bosonders hervorgehobenen Nematophoren an den Abzweigungen,
welehe die Körbehen einiger Aglaophenien bilden. Es sind in dem I. Theil diese Zweige
Gonocladia und die daran befestigten, mit Nematophoren ausgerüsteten Zweiglein Nematocladia
genannt und dann in den Unterabtheilungen der Gattung Aglaophenia solche Arten
unterschieden worden, bei welehen die Gonoeladien ihre Nematocladien zu geschlossene
Körbchen zusammenfügen (Calatophora und Pachyrhynchia), ferner solehe, bei denen die
Nematoeladien von beiden Seiten der Gonoeladien sich gegeneinander neigen ohne eine
6
42
geschlossene Corbula zu bilden (Lytocarpia) und endlich solche, bei denen nur ein einzelnes
Nematoeladium die Eier- oder Samenkapsel schützt. Alle diese Formen scheinen nun
allerdings ihre Anologien unter den Graptolithiden zu finden. Der von Hopkinson (Ann.
und Mag. nat. hist. 1871 May) abgebildete Diplograpsus pristis hat lappenförmige Anhängsel,
die man, wie schon erwähnt, den Membranen vergleichen kann, dureh welehe die Corbula
der Calatophora geschlossen wird. Einen ähnlichen Diplograpsus hat Oarruthers (Intelleet.
Observ. 1867 May; Pl. 1 Fig. 5) nach Hall abgebildet. Andere Formen würden mehr den
Nematoeladien der Lytocarpia entsprechen, denen diese verbindenden Häutchen fehlen;
und zwar stehen an den Nematocladien die Nematotheken bei L. myriophyllum einzeilig,
wie bei den monoprionidischen, bei L. erispata, L. secunda und L. ramosa zweizeilig,
wie bei den diprionidischen Graptolithiden. Die Nematocladien der Maerorhynehien
bieten dieselben Aehnliehkeiten dar. Auch die bei jenen häufiger vorkommende regelmässige
Gliederung findet sich bei einzelnen Graptolithiden, namentlich bei Nereites wieder; der
Nereites Cambriensis sieht fast ebenso aus, wie die früher (Theil 1 Taf. II Fig. 17 b)
abgebildeten Nematoeladien von L. ramosa oder auch von Aglaophenia tusea (ibid. Fig. 22 b).
Auch die von Richter (Zeitschrift der Deutehen geologischen (resellschaft 1871, Bd. XXIII
Seite 244) beschriebenen .kugeligen oder ovalen Körperehen lassen sich sehr wohl mit
den Gonangien vergleichen, welche immer mit den Nematocladien der Aglaophenien
verbunden sind. — Bei allem dem darf aber doch das nicht vergessen werden, dass die
mehrerwähnten Nematoeladien der lebenden Plumulartden immer nur als kleme, bisher
wenig beachtete Nebentheile, in der Regel nur in Verbindung mit den Reproduetiv-
Organen vorkommen, niemals für sich allein als selbstständige Colonien erscheinen, wie
die Graptolithiden doch wohl ohne Zweifel gewesen sind (ganz abgesehen von der Grösse
der Letzteren). Unter solehen Umständen wird man wohl m dem blossem Fehlen der
Absonderung zwischen Haupteanal und Zellen keinen genügenden Grund finden dürfen,
die letzteren allgemein nicht für Hydrotheken sondern für Nematotheken zu erklären,
wobei dann auch das noch hervorgehoben werden muss, dass es unter den lebenden
tekaphoren Hydroiden allerdings auch Arten giebt, bei denen eine solehe Sonderung
gleichfalls nicht stattfindet, vielmehr das Lumen der Hydrothek unmittelbar, ohne
Sclieidewand oder Einschnürung, in dasjenige des Stammes übergeht. Von Grammaria
abietina Sars (Salarıa abietina Hineks) sagt Sars dies ausdrücklich, aber es lässt sich eme
ganze Reihe von Hydroiden-Arten bezeiehnen, bei denen es der Fall ist,*) wenn auch
in anderer Weise als bei den hier in Rede stehenden Colonien, indem die als Hydrotheken
dienenden langen Röhren weit in den Haupteanal hineinreichen. Jedenfalls also wird
man sich bei Zusammenstellung der Hydroiden mit den Graptolithiden noch leichter als
über das in der festen Axe liegende Hinderniss, über das von Allman geltend gemachte
hinwegsetzen können und also in den Zellen der Graptolithiden auch Hydrotheken
erkennen dürfen.
In dieser den Plumulariden ausschliesslich gewidmeten Abhandlung habe ich
geglaubt. Alles anführen zu sollen, was für die Annahme sprechen könnte, dass ähnliche
Wesen auch schon in früheren Zeiträumen der Erdgeschiehte vorhanden gewesen seien.
”) Ich habe sie als besondere Familie Salaciidae bezeichnet. (Sitzungsbericht der Gesellschaft natur-
forschender Freunde zu Berlin vom 20. Februar 1872).
43
Soll ich aber, ohne mir übrigens ein Urtheil in geologischen Fragen anmaassen zu dürfen,
meine eigene unmaassgebliche Meinung sagen, so geht die dahin, dass wenn man, die
zwischen der heutigen und der silurischen Zeit liegenden Aeonen im Gedanken über-
springend, die Graptohthiden und die Hydroiden für Verwandte erklären will, man diese
Verwandtschaft nicht bei den Plumulariden, sondern viel mehr bei den Sertulariden
(einsehliesslich der oben erwähnten Salaeiiden) zu suchen haben wird, und zwar aus dem
einfachen Grunde, weil die Plumulariden sieh von den Sertulariden und den Uebrigen
tekaphoren Hydroiden grade dadurch unterscheiden, dass sie zweierlei (s. v. verbo)
Theken besitzen, nämlich Hydrotheken und Nemathotheken, während die Sertulariden
u. s. w. nur Hydrotheken haben, abgesehen in beiden Fällen von den Gonotheken, und
dass ebenso von den Graptolithiden doch wenigstens soviel gewiss zu sein scheint, dass
sie gleiehfalls nur mit einer Art dieser Behältnisse versehen waren, wiederum abgesehen
von den oben erwähnten Anhängseln des Diplograpsus pristis, die von den Geologen für
Gonotheken erklärt wurden. Dass man jene eme Art von T'heken, trotz der fehlenden
Seheidewand sehr wohl für Hydrotheken halten kann ist schon gesagt. Für das Fehlen
der Scheidewand bieten die oben erwähnten Salaeiiden Beispiele aus der heutigen
Hydroiden-Fauna. Auch den bei den Graptolithiden vorkommenden drei- und vierzeiligen
Arten (Triplograptus und Phyllograptus) liessen sich unter den heutigen Sertulariden ver-
schiedene Speeies mit mehr als zwei Hydrothekenreihen an die Seite stellen (z. B.
Sertularia purpurea L., S. eedrina L. und andere.*) Die grosse Mehrzahl der Sertulariden
sind zweizeilig, wie es auch unter den bekannten Graptolithiden an diprionidischen
Arten nicht fehlt; aber auch für die monoprionidischen Formen braucht man die Analogien
nicht nothwendig unter den Plumulariden zu suchen, denn es giebt auch Sertulariden,
bei welehen die Hydrotheken, wie bei den Plumulariden, in einer Reihe stehen und
noch dazu in derselben Weise dachziegelartig an einander ggwachsen wie bei den Mono-
grapsus-Arten,; ich meime die bekannte, in der Nordsee häufige Hydrallmania (früher Plu-
mularia oder Aglaophenia) faleata, nebst einigen Verwandten, namentlich Plumularia
(Hydrallmania) gracilis Murray (non Lamarek) aus San Franeisco und eine noch unbe-
schriebene Form, die Professor von Martens in Sincapore gesammelt hat. Bei allem dem
bleibt zwischen den Graptolithiden der Urzeit und den heutigen Hydroiden doch noch
eine weite Kluft, welehe auszufüllen ferneren Entdeckungen vorbehalten bleiben muss,
gleichviel ob die zwischen jenen beiden vermittelnde Thierform versteinert im Schoosse
der Erde oder lebend m den Tiefen des Meeres zu suchen sein wird.
*) Von den mir bekannten 5 Arten finden sich 3 aus Sibirien und Kamtschatka in dem Leipziger Museum, wo
ich sie als besonderes Genus unter dem Namen Pluriserialia zusammengestellt habe.
Beschreibung
neueroder wenigerbekannter Arten.
Genus: Plumularia (Hydrocladiis pinnatis).
I. Subgenus: Isocola. (Hydrocladiorum artieulis omnibus polypiferis).
68) Plumularia tuba n. sp. (Fig. 2 auf Tafel I u. IV.) Pl. monosiphonia, simplex,
erecta; ex hydrorhiza spongiosa surculi aggregati; hydrocladia in omni
articulo caulis singula, alterna, filiformia, ereetopatula; hydrothecae vaseulares,
margine integro, plieato; nematothecae supra hydrothecam binae laterales,
infra singulae, tubaeformes, eompositae; gonothecae? — Hab. Algoa Bay.
(Mus. Hamb.)
Diese Art, welehe sich in schönen Exemplaren aus der Algoa Bay im Hambur-
gischen Museum befindet, zeiehnet sich durch die stark entwickelten, langen, trompeten-
förmigen Nematotheken aus,, welehe an dem Hydrocladium zu beiden Seiten neben der
Hydrothek befestigt, über die Oeffnung derselben hinausragen,; ausserdem befindet sich
eine kleinere, aber gleichfalls zweihäusige unterhalb der Hydrothek. Die Hydrotheken
selbst sind topfförmig, hinten nieht ausgebuchtet, vorne mehr oder weniger faltig, so dass
der Rand ihrer Oeffnung, der glatt ist, oft etwas ausgezackt erschemt. (Fig. b, ce, d.)
Die einfachen, gefiederten Stämmcehen gehen in Büscheln aus dem schwammigen Wurzel-
boden hervor, werden 10 bis 12 Oentim. lang und verhältnissmässig diek; sie sind regel-
mässig, aber undeutlich gegliedert und von jedem Gliede geht eine Fieder aus. (Fig. a.)
Es befindet sich nämlich an jedem Gliede des Stammes eine (abgestorbene) Hydrothek,
grösser und anders geformt als die an den Hydrocladien befindlichen, und, wenn auch
alle fast in einer Reihe über einander, doch immer abwechselnd etwas mehr nach der
einen oder der andern Seite gerichtet; aus ihnen gehen die Fiedern hervor, die sich ab-
wechselnd rechts und links wenden und in der Weise über den Stamm hervortreten,
dass je zwei auf gleicher Höhe zu stehen und also gegenständig zu sein scheinen. Da-
zwischen befinden sich einfache kleine Nematotheken, gleichfalls abgestorben. Die Fiedern
(Hydroeladien) sind ziemlich lang, eben so dunkel gefärbt, wie der Stamm, deutlich ge-
gliedert, und die Glieder sind kurz, oben und unten fast gerade gestutzt; die Hydrothek
sitzt in der Mitte des Gliedes. Gonotheken waren an den zahlreichen Exemplaren nicht
zu finden.
er
69) Pl. eylindrica n. sp. (Fig. 1 auf Taf. I und IV). Pl. monosiphonia, erecta,
simplex; hydrorhiza glomerata; hydrocladia opposita, in quoque caulis
artieulo quatuor, brevia, ereeto-patula; hydrotheeae eylindrieae, ore integro;
nematothecae supra hydrothecam laterales binae, infra singulae, infundibuli-
formes, eompositae; gonothecae? — Hab. Java (Herb. Binder), Zamboanga
(Mus. Berol).
Diese Form fand ich 1856 unter Algen, welehe Dr. Binder aus Java erhielt, und
mehrere Jahre später (1869) wieder unter den von Professor v. Martens aus den Philippinen
mitgebrachten Zoophyten. Die Stellung der Hydrocladien ist bei den aus beiden Fund-
orten stammenden Exemplaren etwas verschieden, indem sie bei der Javanischen nicht so
völlig gegenständig ist wie bei den anderen; immer aber kommen ihrer vier aus jedem
Gliede des Stammes. Deutlich ist bei fast allen Exemplaren zu erkennen, wie der
unterste Theil der Fiedern nicht äusserlich der Hauptröhre ansitzt, sondern weit in die-
selbe hinemragt, so dass, wenn auch die Stellen, wo die Fieder aus dem Stamm heraus-
tritt an zwei entgegengesetzten Seiten desselben sich befinden, doch die wirklichen Anfänge
inwendig näher bei einander sind. (Fig. a) Auch ist der Stamm dadurch von dem der
vorigen Art verschieden, dass er keine Hydrotheken trägt. Auffallend sticht der dunkel-
braune Stamm von den ganz blassen gelblichen Fiedern ab. Die an diesen sitzenden
Hydrotheken sind verhältnissmässig lange, fast eylindrische Röhren, welehe mit ihrer
einen ganzen Langseite der Rhachis angewachsen und mit ihrer Basis auf einem aus der
letzteren hervorragenden Höcker befestigt sind. Dieser trägt die untere Nemathothek,
während die beiden oberen etwas unterhalb des Randes der Hydrothek zu beiden Seiten
derselben stehen.
71) Pl. badia n. sp. (Fig. 3 auf Tafel I und IV). Pl. monosiphonia, erecta,
pinnato-vel bipinnato-ramosa; caulis, rami et ramuli aeque erassi, irregulariter
artieulati, hydroeladiis alternis, brevissimis, adpressis pinnati; hydrothecae
vasculares, ore subintegro, plus minus sinuato, antice in euspidulam pro-
duecto; nematothecae infundibulatae, biloculatae, supra et infra gonothecam
singulae; gonotheeae ignotae. Hab. Brisbane (Mus. Godeffroy), Singapore
(v. Martens).
Das dünne einröhrige Stämmcehen erhebt sich aus einem kleinen Wurzelballen
wenige Zoll hoch und ist zweizeilig mit fiedrig gestellten Zweigen besetzt, welche von
gleicher Dieke wie der Stamm sind und am oberen Theil desselben bis zu gleicher Höhe
hinauf wachsen (also von ungleicher Länge sind), so dass der ganze Stock wie abge-
schnitten erscheint. Zuweilen theilt sich einer dieser Zweige in zwei, zuweilen wächst
auch einer zu einer ähnlichen Fieder aus wie der Stamm selbst ist. Stamm und Zweige
sind schön kastanienbraun gefärbt. Am Stamm sowohl als an den Zweigen sitzen die
kurzen, ganz dünnen, blassen, kaum sichtbaren Hydroeladien, welche deutlich gegliedert
sind. Die Einschnitte zwischen den Gliedern sind sehr tief und wie mit einem Gelenk
versehen. (Fig. b). In der Mitte jedes Gliedes befindet sieh die Hydrothek mit unebenem,
vorne eine Spitze bildendem Rand, unter und über derselben etwas entfernt je eine triehter-
förmige Nemathothek, die untere auf einer besonderen Aussackung des Hydrocladium
befestigt.
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Das Museum Godetfroy erhielt (1565) Exemplare aus Brisbane (Ost-Australien),
das Berliner Museum durch Professor von Martens aus Singapore. Der habıtus beider ist
etwas verschieden — die Australischen Exemplare sind klemer und weniger regelmässig
gefiedert, so dass man sie leicht für verschiedene Species halten könnte; doch ist die
Gliederung der Zweige und Hydroeladien, die Bildung der Hydrotheken und Nematotheken
dieselbe. Gonotheken fehlten beiden.
72) Plumularia effusa Busk. (Fig. 4 auf Taf. I. und \.) Pl. monosiphonia, erecta;
hydrorhiza glomerata; caulis paululum flexuosus, ramosus; ramı inferne
regulariter oppositi, superne irregulariter sparsi, dichotome ramulosi; rami
ramuliqui ereeto-patuli, hydroeladiis alternis, in quoque artieulo quaternis
pinnatı; hydrothecae vaseulares, ore subintegro lobato; nematothecae bilocu-
losae, infundibulatae; gonotheecae? Hab. Zamboanga auf den Philippinen
(v. Martens); Singapore; Prinee of Wales Channel, Torres Str. (Busk V.
of Rattlesnake). :
Aus einer kleinen zusammengeballten Wurzel, an welcher unten ein Büschel feiner
Röhrchen hängt, steigen emröhrige 12—16 Centim. hohe Stämmehen auf, aus denen bald
beiderseits Aestehen hervorgehen; diese sind entweder ungetheilt, oder besonders am oberen
Theile des Stockes verzweigt. Die unteren Aeste sind m der Regel gegenständig, die
oberen stehen unregelmässig bald mehrere an der emen, bald an der anderen Seite des
Stammes, welcher dann in der Regel zwischen je zwei Aesten eine leichte Biegung macht;
die Entfernung zwischen den Aesten ist fast gleich gross. Die unteren Aeste sind ge-
wöhnlich abgebrochen, so dass die untere Hälfte des Stammes kahl erscheint; die oberen
Aeste theilen sich, wenn sie verzweigt sind, diehotom. Zweige, Aeste und zuweilen
auch der Stamm selbst sind mit dicht anliegenden, sehr zarten, kaum bemerkbaren Fiedern
(den Hydrocladien) besetzt, welehe je zu vieren in jedem Grliede, fast einreihig an einer
Seite des Zweiges befestigt, aber regelmässig abwechselnd links und rechts gewendet sind.
Die topfförmigen Hauptzellen haben einen etwas auswärts gebogenen glatten Rand, der
hinten tief ausgebuchtet ist (Fig. 46). Die sehr durchsichtigen, wasserhellen Hydrotheken
stechen sehr stark gegen die braun gefärbten sonstigen Theile des Polyparıum ab (Fig. a).
Die vorstehende Beschreibung und die Abbildung sind nach Exemplaren gemacht, welche
Professor von Martens von der Preussischen Expedition mitgebracht. Die von Busk be-
sehriebenen Exemplare schemen grösser und stärker verästelt gewesen zu sein, gehören
aber, soweit ohne Abbildung‘ zu erkennen ist, zu derselben Species.
73) Pl. obconica n. sp. (Fig. 5 auf Taf. I., III. und V.) Pl. monosiphonia,
simplex; ex hydrorhiza reptante sureuli plures, ereeti; hydrocladia longa,
seeunda; hydrothecae obeonicae, ore subintegro, plieato; gonothecae elongato-
ovatae, peduneulatae, femineae (ova eontinentes) pileatae et nematotheeis
obsessae; nematotheeae in hydrocladiis simplices, minutae, in gonotheeis
majores, biloeulosae. Hab. Golf St. Vincent, Australien. (Mus. Godeffroy.)
Aus kurzen, kriechenden Wurzelröhren wachsen mehrere einfache Stämmehen
hervor, 5 — 7 Centim. hoch, hell gelblich braun von Farbe, gegliedert und mit ziemlich
langen Hydrocladien besetzt. Diese, deren eins an jedem Gliede des Stammes, stehen
fast einzeilig übereinander, abwechselnd etwas mehr rechts und mehr links und wenn
47
auch alle nach derselben Seite gewendet, doch so, dass sie sich abwechselnd nach der
einen und nach der anderen Seite wölben und also, da sie sehr dicht stehen, einen hohlen
Raum einschliessen. Die Hydrotheken, die sich zuweilen auch am Stamm finden, haben
die Form eines umgekehrten Kegels und sind oben in der Nähe der Oefinung etwas
faltig, so dass der Rand uneben erscheint. In jedem Gliede. sitzt die Hydrothek ın der
Mitte, am unteren und zuweilen auch am oberen Ende eine kleine einfache Nematothek.
Die weiblichen Gonotheken (Eierkapseln) sind gross, länglich oval, unten an einen kurzen
Stiel befestigt, oben mit einer grossen runden Oeffnung versehen. Diese ist mit emem
nach oben gewölbten Hütchen bedeckt, welehes nach der Entleerung wie umgestülpt er-
scheint. An der Gonothek selbst und dem Deckel finden sieh einige, zuweilen fünf- oder
sechs grössere, trichterförmige Nematotheken. (Fig. f, g, h.) Die männlichen Samenkapseln
sind kleiner, eiförmig und ohne Nematotheken. (Fig. d, e.) Im Museum Godeftroy.
II. Subgenus: Anisocola. (Hydrocladiorum articulis non omnibus polypiferis).
883) Pl. rugosa n. sp. Taf. VI Fig. 8. Pl. monosiphonia, minuta, m Algıs
parasitiea; ex hydrorhiza repente sureuli ereeti simpliees artieulati, artieulis
alternatim brevioribus et longioribus; in longioribus hydroeladia brevissima,
rugosissima, in artieulos alternatim breviores et longiores divisa; artieuli
longiores polypiferi; hydrothecae eupuliformes; gonothecae ovatae, stipitatae ;
(nematothecae desunt) Hab. in maribus Europae.
Diese Art fand sich in der Binder'schen Algensammlung ohne genauere Angabe
des Fundortes. Sie erscheint als rasenförmiger Ueberzug auf breitblättrigen Algen und
besteht aus einfachen, etwa ein Uentim. hohen Stämmehen, welche nebeneinander aus
kriechenden Wurzelröhren hervorgehen und mit regelmässig wechselständigen kurzen
Hydroeladien besetzt sind. Stamm und Fiedern (Hydroeladien) sind gleich dick und so
runzelich, dass die eigentliche Gliederung kaum von den blossen Runzeln und Falten der
Chitinhülle zu unterscheiden ist; doch sind die Glieder meistentheils durch mehrfache,
tiefe, wulstige Einsehnitte von einander getrennt; am Stamme wechseln kürzere und längere
Glieder und aus jedem der letzteren geht abwechselnd nach der eimen und der anderen
Seite eine Fieder hervor. Die Fiedern sind ebenso eingetheilt und die lüngeren Glieder
tragen die schalenförmigen Hydrotheken, deren höchstens drei oder (selten) vier an einem
Hydroeladium sitzen. Nemathotheken fanden sich an den untersuchten Exemplaren gar-
nieht, doch scheint eine unterhalb der Hydrothek befindliche mehr oder weniger deutliche
Anschwellung die Stelle anzudeuten, an welcher sie gesessen; oberhalb der Hydrothek und
an den Zwischengliedern nieht. Die Gonotheken sind länglich oval, bauchig, mit kurzem
dünnem Stiel und stark verengtem Hals.
89) P. filicaulis Poeppig mspt. (Taf. V. Fig 6). Pl. monosiphonia, pumila,
reptans, irregulariter ramosa vel pinnata et subpinnata, pinnis alternis; ceaule
ramisque filiformibus; hydrothecae vasculares, peduneulis teretibus, sub-
annulatis, ineurvatis suffultae ; nematothecae in artieulis intermediis singulae,
tubulosae, aduneae. Hab. Sinus Taleahuano, Chile (Poeppig).
Diese ganz eigenthümliche kleine Plumularia fand ich bei der Bearbeitung einer
dem Museum der Leipziger Universität gehörigen Sammlung getrockneter Hydroidenstöcke.
45
Der verstorbene Pöppig hat sie 1831 oder 1852 in der Bay von Taleahuano in Chile ge-
sammelt und mit dem oben angebenen Namen bezeichnet, scheint sie aber weder beschrieben,
noch abgebildet zu haben. Man muss sie wiederholentlich untersuchen um sie als Plumularia
zu erkennen und bleibt auch dann noch im Zweifel, ob man sie nicht richtiger von allen
Plumularien zu trennen und als Repraesentanten einer eigenen Gattung anzusehen hat.
So lange sie aber allein steht und nieht in lebenden Zustande untersucht worden ist,
möchte ein neuer Genusname besser zu vermeiden sein. Was diese Species von allen
übrigen unterscheidet, ist das eigenthümliche Gestell, dureh welches die Hydrothek unter-
stützt wird. Das Polyparium, nur wenig sichtbar, überzieht in einem Gewirre von dünnen
Fäden die Blätter von Maeroeystis pyrifera; ihre rothbraune Farbe sticht nur wenig von
derjenigen der Alge ab. Die langen, fast alle zusammenhängenden Fäden sind theils nur
Wurzelröhren, theils unregelmässig verzweigte Stämmehen; hier und da erkennt man auch
einige zarte, ziemlich lange Federn mit ganz feinem Stamm und ebenso feinen wechsel-
ständigen Fiedern. Die Fiedern sind mit Hydrotheken besetzt, und ebenso die einfachen
oder verzweigten Stämme, nicht aber die gefiederten. Die Letzteren sind eigenthümlich
gebildet: Sie sind gegliedert; jedes Glied ist triehterförmig, läuft nach unten spitz zu und
hat nach oben eine weite, mit einem wulstigen Rand umgebene Oeffnung; in diese ragt
das untere Ende des folgenden Gliedes hinein. In der Nähe des oberen Endes eines
jeden Gliedes, an der Seite desselben und zwar abwechselnd rechts und links ist ein ähn-
licher, nur viel kleinerer Trichter eingelassen, aus dessen oberer Oeffnung je eine Fieder
hervorgeht (Fig. e.) — Alle Stämmchen lagen an dem Blatt der Alge fest, was indessen
nur Folge des Eintrockenens und Pressens zu sein scheint, denn sie waren leicht abzu-
lösen und ragten auch am Rande des Blattes frei über denselben hinaus. Die Hydroeladien
sind gegliedert und die Glieder tragen nur eins um das andere eine Hydrothek. Diese
ist nur mit dem unteren Theil ihrer einen Seite an der Rhachis befestigt und auch’ an
diesem einen kleinen Theile zeigt sich noch in der Anheftungsfläche, als scharfbegrenzter
heller Fleck, eine eigenthümliche Lücke, deren Natur an den getrockneten Exemplaren
nicht zu ermitteln war. Der ganze übrige Theil der Hydrothek ist frei, wird aber durch
den oben erwähnten eigenthümlichen Träger unterstützt, der aus einer Art Polster und
einem darunter befindlichen dünnen, undeutlich geringelten und rückwärts gebogenen Stiel
besteht. Der letztere geht aber nicht von demjenigen Gliede des Hydrocladium, welches den
Kelch trägt, sondern von dem darunter befindlichen Zwischengliede aus. Das Hauptglied
hat weiter nichts als die Hydrothek, das Zwischenglied dagegen trägt ausser dem mehr-
erwähnten aufwärts gebogenen Stiel noch ein anderes, gleichfalls aufwärts gebogenes haken-
förmiges Röhrchen, welches wahrscheinlich die Stelle der Nematotheken bei den anderen
Plumularien vertritt, möglicherweise aber auch im frischen Zustande ein ähnliches Organ
enthalten kann wie die schlangenförmige Tentaeular- Organe von Ophiodes.
Diese genaue Beschreibung wird villeicht spätere Forscher aufmerksam machen
und veranlassen, die Eigenthümlichkeiten dieser Speeies an lebenden Exemplaren zu
untersuchen, wodurch allein die wirkliche Bedeutung derselben zu ermitteln sein wird.
9%) P. oligopyzis n. sp. (Taf. VI. Fig. 9.) Pl. monosiphonia, simplex, erecta;
caulis ad basin fibrillis paueis affıxus, tenuissimus, brevis, artieulatus,
hydrocladiis brevissimis pinnatus; hydrocladia in omni artieulo eaulis sin-
gula, regulariter alterna, hydrothecas 1—3 ferentia;' hydrothecae minutae,
vaseulares, in alteris hydrocladii artieulis; ad basin hydrothecae nematotheca
parva, simplex; gonothecae magnae, eyathiformes. Hab. Mare pacificum
(Museum Godeffroy).
Diese Species zeichnet sich vor anderen Isocolen und Anisocolen durch die ge-
ringe Zahl der Hydrotheken aus. Bekannt ist mir dieselbe aus dem Godeffroy’schen
Museum, wo sich allmählig verschiedene Varietäten einfanden. Zuerst fanden sich 1865
an einer Gorgonie von der Westküste Südameriea’s mehrere Exemplare derselben, einfache
gefiederte Stämmehen, haarfein und weniger als ein Centimeter lang, jede Fieder nur
mit einer einzigen Hydrothek besetzt, wie Monopyxis, auch an Form und Stellung der
Hydrotheken dieser letzteren so ähnlich, dass ich sie für das Museum als Monopyzxis
tenella n. sp. bestimmte, von der Monopyxis obliqua verschieden durch das Fehlen der
beiden Nematotheken, welche bei der letzteren Art den hinteren Rand der Hydrothek
überragen. — Einige Jahre später (1869) kamen aus den Fidschi-Inseln, an Corallen-
Resten befestigt, ähnliche Polyparien, die sich nur dureh den Habitus etwas unterschieden
und etwa ein Centimeter lang waren. An diesen befanden sich aueh Gonotheken, welche
im Verhältniss zu den Hydrotheken sehr gross und ungefähr so geformt sind wie die von
Lister (l. c.) abgebildeten Gonotheken von Monopyxis obliqua. Sie wurden gleichfalls als
Monopyxis tenella bestimmt. Später aber wies sich dieser Name als unrichtig aus, denn
es fanden sich an einer röthlichen Spongie von den Fidschi-Inseln Exemplare, etwas
stärker und brauner gefärbt als die früheren, deren Hydrocladien am unteren Theil des
Stammes genau so beschaffen waren, wie an jenen, nach oben zu aber viel länger wurden
und je zwei Hydrotheken trugen, indem sie dann aus je vier Gliedern bestanden,
abwechselnd erst mit Hydrothek und Nematothek, dann mit zwei Nematotheken be-
setzt. — Endlich fanden sich an Halimeden aus den Fidschi’'s auch Exemplare, wiederum
im Habitus etwas verschieden, welche auch einzelne Hydrocladien mit je drei Hydrotheken
und einer entsprechenden Anzahl von Gliedern hatten. Man wird alle diese Formen
nicht von einander trennen können und muss sie als Varietäten bezeiehnen: Plumularıa
(Anisoeola) oligopyxis var monopyxis, v. bipyxis, v. tripyxis. Hydrocladien mit mehr
als drei Hydrotheken habe ich bis jetzt nicht gefunden.
Die Stämmehen sind glatt, ohne Hydrotheken und Nematotheken, regelmässig
gegliedert; am oberen Ende jedes Gliedes abwechselnd rechts und links ein Hydrocladium;
an diesem zuerst ein kurzes Glied ohne Kelche, dann ein längeres mit einer Hydrothek
und einer darunter befindliehen Nematothek; zuweilen (bei der zweiten Varietät) folgt
dann noch ein kürzeres mit Haupt- und Nebenkelech, und zuweilen (bei der dritten
Varietät) wiederholt sich dies letztere Paar von Gliedern noch einmal. Die Nematotheken
sind alle klein, einhäusig, unbeweglich.
III. Subgenus: Monopyxis.
92) Pl. obliqua var. australis n. (Taf. VI Fig. 10). Monopyxis exigua, in plantis
marinis reptans; e hydrorhiza retiformi sureuli ereeti minuti, filiformes,
artieulati; in artieulis aeque longis hydrocladia singula, hydrothecas singu-
{7
50
las ferentia; hydrothecae ureeolatae in fine hydrocladiorum; nematothecae
simplices ad marginem hydrothecae binae. Hab. Port Philip (Australien).
Man wird auf den ersten Blick die vorliegende Form für eine von derjenigen des
Atlantischen Oceans verschiedene Species halten. Auch hatte ich sie zuerst (1865 unter
Zoophyten, welche von Melbourne zur Bestimmung hierher geschickt waren) als Mono-
pyxis australis benannt. Die Kelche sind grösser, derber, weniger durchsichtig und mehr
kugel- oder halbkugelförmig als bei M. obligua oder diehotoma; sie stehen auch dichter,
weil die Glieder des tiefgegliederten Stammes kürzer sind; jedes Glied wird an seinem
oberen Ende breiter und theilt sich in zwei Arme; auf dem einen ist mit einem kurzen
Gelenk das folgende Glied, auf dem anderen und zwar abwechseld rechts und links ist
ein verhältnissmässig langes, mehrfach eingekerbtes Gelenk befestigt, welches die Unter-
lage der Hydrothek trägt. Diese Unterlage ist ein Art Polster, unten spitz, oben in zwei
Spitzen auslaufend, zwischen denen die Hydrothek eingebettet ist; die eine Spitze ist
ganz kurz, die andere lang ausgezogen endet in zwei kleine Nematotheken, welche kaum
über den Rand der Hydrothek hervorragen. Dieses ganze Glied sammt der Hydrothek
schemt beweglich am Stamme befestigt zu sein und sich auf dem langen Gelenk nach
allen Seiten umdrehen zu können, so dass das in der Regel nach aussen gekehrte, längere
mit Nematotheken besetzte Ende zuweilen nach innen (dem Stamme zu) gekehrt ist.
Hiernach haben die Hydrotheken allerdingst mehr Aehnlichkeit mit den an geringelten
Stielen befestigten Glöckehen der Campanularien. Die kleinen Nematotheken, welche
bei der Atlantischen Art am Stamm und auf der anderen Seite der Hydrothek sich zu
finden pflegen, fehlen der unsrigen. Eigenthümlich gezeichnet ist auch die als Haftwurzel
dienende Röhre, welche sich an Stengeln und Blättern von Wasserpflanzen schlängelt. —
Indessen alle diese Eigenschaften der vorliegenden Art scheinen mehr oder weniger auch
an der Monopyxis obliqua vorzukommen, so dass ein bestimmter unterscheidender Character
doch nicht angegeben werden kann. ‚Jedenfalls entspricht die vorligende Form mehr der
Abbildung von ‚Johnston, als denjenigen von Lister, Meneghini und Hincks.
Genus: Nemertesia. (Plumularia hydrocladiis non pinnatis).
Subgenus: Heteropyxis. (Hydroeladiorum artieulis omnibus polypiferis).
95) Heteropyxis intermedia n. sp. (Taf. VII Fig. 23). H. caule polysiphonio,
ereeto, parce ramoso, ramulis ereetis. Hydroeladia subvertieillata, in ver-
tieillis terna, longa, artieulata, artieulis longis, omnibus polypeferis. Hydro-
theeae in medio artieuli positae, eupuliformes. Nematotheeae bithalames,
infundibulatae, 3 in quoque artieulo, 2 laterales ad aperturam hvdrothecae,
1 ad extremitatem inferiorem artieuli. Gonotheeae eyathiformes pedicellatae.
Hab. Madeira.
Diese Art unterscheidet sich von N. ramosa durch die Stellung der Hydrocladien,
welche je drei in gleicher Höhe des Stammes oder Astes und also einigermassen in
Wirteln stehen: aber diese kaum als solche erkennbaren Wirtel sind weit von einander
entfernt und sind so geordnet, dass zwar nicht ganz regelmässig, aber doch ungefähr, die
drei Hydrocladien des einen Wirtels nicht unter denen des nächsten, sondern unter denen
at
des dann folgenden stehen (23). Sie bilden also 6 Reihen, die aber nicht gerade am Stamm
herablaufen, sondern sich schräge um denselben winden. Die Stellung der Hydrothek in
der Mitte des Gliedes, die Stellung der beiden seitlichen Nematotheken neben der Mündung
und der einen unterhalb derselben sind hier wie bei N. antennina und N. ramosa; ausser-
dem aber findet sich wie bei der letzteren Art in der Regel auch noch eine vierte Nema-
tothek am oberen Ende des Gliedes (23a). Stamm und Hydrocladien sind gelb. — Das Museum
Godeffroy erhielt 1867 aus Madeira eine Anzahl Exemplare dieser Species, welche zwischen
den beiden damals bekannten Arten von Antennularien stehend als A. intermedia bestimmt
_ wurden. Es waren zwei verschiedene Formen: die eine hat einen diekeren, etwa 9— 10 Ctm.
hohen Stamm, der mit undeutlichen Längsstreifen versehen ist und regelmässig zu dreien
geordnete Hydrocladien trägt; die andere Form ist kleiner, mit dünnerem Stamm und
weniger regelmässig gestellten Hydroeladien. Die weiblichen Gonotheken sind becherförmig,
oben mit grosser Oeffnung versehen, unten mit einem besonderen Stiel in den Achseln
von secundären Hydroeladien befestigt, welche sich nämlich von verlängerten primären
Hydrocladien abzweigen, — dieselbe Eigenthümliehkeit, welche sich bei den unten zu er-
wähnenden Antennularien wieder findet.
Subgenus: Antennularia. (Hydrocladiorum artieulis non omnibus polypiferis ).
97a) N. antennina v. minor. Sureuli simpliees, 10 — 12 ad basin aggregati, mono-
siphonii; hydrocladia 4 — 6 in vertieillis posita, ex artieulis alternatım
longioribus et brevioribus eomposita, longioribus polypiferis; hydrotheca
eupuliformis in medio artieuli; nematothecae bithalames, ternae in artieulis
longioribus, singulae in brevioribus. Gonotheeae ovales. Hab. Madeira.
Diese Form unterscheidet sich von der eigentlichen N. antennina theils dadurch,
dass sie kleiner, höchstens 12 Centim. lang ist, theils dadurch dass ihr die deutliche
Gliederung fehlt, weleher jene Speeies ihren Namen verdankt. Bei der letzteren sind
die Hydrocladien an kleinen kegelförmigen Ansätzen befestigt, welche, zu 8 — 10 wirtel-
förmig zusammengestellt, um den Stamm wulstige Ringe bilden, die sogleich auch dem
unbewaffneten Auge sichtbar sind. Diese Ringe finden sich bei der vorliegenden Varietät
nieht; die Hydrocladien stehen zwar auch in Wirteln, aber nur zu vier oder sechs in
jedem Kreise und ihr unterster Theil ist nicht so verdiekt wie bei A. antennina; sie
sehen mehr so aus, als ob sie ohne Ordnung unmittelbar aus dem Stamm hervorgingen.
Doch genügen diese Unterschiede nicht um eine neue Species aufzustellen.
Wollte man die vorliegende Form als eine besondere Art ansehen, so würde sie
mit N. antennina L. und N. Janini Lrx. zusammen eine kleine Gruppe bilden; bei allen
dreien ist die Gliederung der Hydroeladien, die Form und Stellung der Hydrotheken
und Nematotheken und auch die Form der Gonotheken dieselbe. Die letzteren sind
eiförmig, ganz kurz gestielt, oben schräge abgestutzt und mit der dadurch entstehenden
grossen Oeffnung dem Stamme zugekehrt. N. Janini unterscheidet sich dadurch, dass
die Hydrocladien länger sind und nur zu dreien in einem Wirtel stehen, noch dazu mit
der Eigenthümlichkeit, dass von dreien immer zwei seitlich, das dritte aber abwechselnd
vorne und rückwärts am Stamm sitzt (Taf. II Fig. 23 a).
ri
99) A. paradoxa n. sp. (Fig. 27 auf Taf. II, IV und VIII) Ex hydrorhiza
glomerata, spongiosa, in caulis formam erecta sureuli plures, monosiphonii,
simplices, hydroeladiis vertieillatis; Surculi gonothecas mares ferentes ab
illis, qui femineas ferunt, diversi: in maribus hydrocladia brevissima, arti-
eulata, artieulis longioribus polypiferis, brevioribus nematothecam singulam
ferentibus; gonothecae in axillis hydrocladiorum ovales, sessiles, ore orbi-
eulari, marginato:: in femineis hydrocladia plerumque breviora, passim elongata
et hydroeladiis secundariis munita, quorum artieuli breviores hydrothecas,
longiores nematotheeas singulas ferunt; gonothecae in axillis hydroeladiorum
secundariorum lageniformes , pedieillatae, ore in collum producto. Hab.
Madeira.
100) A. hexasticha n. sp. (Fig. 25 und 25a, b) auf Taf. II, III und VIII). Ex
hydrorhiza laminoso-dilatata sureuli surgent nonnulli monosiphonii, sim-
plices, artieulati, artieulis brevibus; hydroeladia e fine superiori eujusque
artieuli terna emittuntur, in 6 series alternantes disposita, regulariter
brevissima, passim elongata et hydrocladiis seeundariis munita, omnia
artieulata, artieulis aeque brevibus, alternatim tune hydrothecam tune nema-
tothecam ferentibus; hydrothecae parvae, eyathiformes. Nematothecae in-
fundibulatae, breves; gonothecae in axillis hydrocladiorum secundariorum
lageniformes. Hab. Java.
101) A. Johnstoni n. sp. (Taf. VIII Fig. 26). N. sureulis ereetis simplieibus,
monosiphoniis, infra in caulem brevissimum polysiphonium eonnatis; hydro-
eladia in omni caulis artieulo bina, tenuissima, plerumpue brevissima,
interdum elongata, hydrocladiis secundariis peetinata; hydrothecae erateri-
formes, ore integro; nematothecae bihalames, infundibuliformes, in artieulis
prineipalibus binae, in intermediis singulae; gonothecae lageniformes, ore
in collum produeto. Hab. Algoa Bay (Mus. Hamburg.)
102) A. decussata n. sp. (Fig. 24, 24a, b, ce auf Taf. II, III u. VI.) N. erecta,
polysiphonia, ramosa, caule brevi, robusto, superne in ramos diviso; rami
ad basin crassiuseuli, sensim tenuiores, ramulos emittunt singulos aut binos,
simplices aut dichotomos, omnes artieulatos, hydrocladia in omni articolo
bina ferentes. Hydrocladia decussata, in ‚series quaternas alternantes dispo-
sita, artieulata, artieulis alternatim longioribus et brevioribus; in longioribus
hydrothecae cum nematotheeis trinis, in brevioribus nematothecae singulae.
Gonothecae lageniformes. Hab. Cap. b. sp.
Diese vier Formen bilden eine kleine Gruppe sehr nahe verwandter Arten, bei
denen man schwankt, ob man sie als speeifisch verschieden oder nur als Varietäten der-
selben Art anzusehen hat; doch scheinen die Verschiedenheiten constant zu sein. —
Uebereinstimmend sind bei allen die weiblichen Gonotheken, welche flaschenförmig, nämlich
mehr oder weniger lange, in der Mitte erweiterte, nach beiden Enden schmäler werdende,
stielrunde Kapseln sind, deren oberes Ende in einen verhältnissmässig langen Hals mit
kleiner Oeffnung ausläuft. Am unteren Ende ist ein kurzer dünner Stiel, mittelst dessen
die Kapseln an den Hydrocladien befestigt sind. Bei drei Arten, — bei der vierten,
v 93 r
N. deeussata, habe ich es nicht bemerkt — findet sich die oben vorläufig erwähnte Eigen-
thümlichkeit, dass während die Hydrocladien ganz kurz, aufrecht, angedrückt sind, hier
und da ein einzelnes Hydrocladium viel länger wird als die übrigen und dann an gewissen
Stellen, wo Hydrotheken sitzen sollten, statt deren wieder kurze Hydrocladien trägt.
In den Achseln der letzteren sind die Gonotheken befestigt.
Ferner ist bei diesen vier Arten oder wenigstens bei dreien derselben, wie die
Stellung der Hydrotheken, so auch die Form, Anzahl und Stellung der Nematotheken
übereinstimmend: im Hauptgliede zwei neben einander über der Hydrothek, eine unterhalb
derselben und eine im Zwischengliede. Die beiden oberen Nematotheken oder eine der-
selben fehlen aber sehr häufig bei N. Johnstoni; bei N. hexasticha habe ich sie überhaupt
nicht gefunden ; bei letzterer fehlt in der Regel auch die Nematothek im Zwischengliede; da sie
aber hier und da doch vorhanden ist, so ist anzunehmen, dass die fehlenden abgefallen sind.
Ungeachtet dieser bei der mikroskopischen Untersuchung sich ergebenden Ueber-
einstimmung stellen sich die Polypenstöcke doch durch ihre Erscheinung, durch Habtitus,
Verzweigung, Färbung u. s. w. als vier verschiedene Arten dar.
Die N. paradoxa (Taf. VIII. Fig. 27) schliesst sich am nächsten der N. antenninna
an. Die Hydrorhiza ist wie bei dieser ein schwammiger, mit feinen Röhrchen durchsetzter
Wurzelstock, der aber die Gestalt eines kurzen, dieken Haupt-Stammes annimmt, aus
welchem die zahlreichen einfachen Stämmehen, mit einander parallel, schlank und gerade
in die Höhe wachsen. Diese haben auch mit der N. antennina die weisslich gelbe Färbung,
die streifige Aussenseite und die wirtelörmige Stellung der Hydrocladien gemein; jedoch
stehen von den Letzteren in der Regel nicht mehr als sechs in emem Wirtel und ihre
Basis ist weniger verdickt, so dass die Anschwellung des oberen Endes der Glieder,
welehe der anderen Art das Ansehen der Antennen (und deswegen den Namen) giebt, hier
nicht so deutlich hervortritt. Die Eigenthümlichkeit aber, welehe die vorliegende Art von
den übrigen unterscheidet, besteht in der auffallenden Verschiedenheit der weiblichen und
männlichen Stämmehen, welche man für zwei verschiedene Species halten müsste, wenn
nicht alle aus derselben Hydrorhiza hervorgingen. Diese Stämmehen, deren
20 bis 30 aus einem Wurzelgeflecht sich erheben und die bis zu 25 Otm. hoch werden,
sind an der Basis mit einander verwachsen und verkittet. Die meisten tragen männliche
Gonotheken: kurze, eiförmige, ungestielte Samenbehälter, mit grosser, schräge stehender,
umrandeter Oeffnung, (Fig. 27 d), welche in den Achseln der Hydrocladien am Stamm
sitzen. Bei diesen Stämmehen (Fig. 27) sind die Hydroeladien in der Regel kurz und
in Glieder eingetheilt, welche abwechselnd kürzer und länger sind; immer an dem längeren
Gliede befindet sich die Hydrothek mit den drei Nematotheken, an dem kürzeren eine
Nematothek. — Bei den anderen Stämmehen dagegen, welehe die weiblichen Gonotheken
tragen, sind die Hydrocladien oft von verschiedener Länge, die längeren meistentheils sehr
lang und dann, was bei den männlichen seltener ist, mit fiedrig gestellten, secundären
Hydrocladien besetzt. Diese Letzteren sind zwar auch in längere und kürzere Glieder ein-
getheilt, aber hier tragen umgekehrt die kürzeren Glieder die Hydrotheken, die viel längeren
Zwischenglieder dagegen die Nematotheken. In den Achseln der seeundären Hydroeladien
sind an kurzen Stielen die langen, flaschenförmigen Gonotheken befestigt, jede derselben
enthält ein Gonangium mit vielen Eiern (Fig. 27 e, f).
54
Bei N. kexasticha n. sp. (Fig. 25 und 25 a auf Taf. II., III, und VIII.) stehen
die Hydroeladien auch noch in Wirteln, aber nur zu dreien und die drei Hydroeladien
des emen Wirtels stehen nieht über denen des unmittelbar darunter befindlichen, sondern
über denen des dann folgenden, so dass die Ansatzstellen am Stamm alternirend sechs
Reihen bilden. Die einfachen Stämmehen selbst, welehe zu mehreren aus einem gemein-
sehaftliehen Wurzelgeflecht gerade und schlank aufsteigen, sind zuweilen an ihrem unteren
Ende zu zweien oder dreien mit einander verwachsen, trennen sich aber bald und bleiben
einröhrig; sie sind 12—15 Otm. hoch, gegliedert und geben am oberen Ende jedes
Gliedes die erwähnten drei Hydrocladien ab. Diese, sehr kurz, sind gleichfalls gegliedert,
in längere und kürzere Glieder getheilt, von denen die Ersteren die grossen becherförmigen
Hydrotheken tragen; die anderen Glieder sind kurz, gedrungen, runzlig und mit einer
trichterförmigen Nebenzelle versehen. Am häufigsten findet sich bei dieser Species die
Eigenthümlichkeit, dass zwischen den der Regel nach sehr kurzen, nur aus 4 bis 6 Gliedern
bestehenden Hydroeladien, einzelne zwar ebenso feine, aber stark verlängerte sich befinden,
welehe dann entweder in ihrer ganzen Länge oder doch in ihrer unteren Hälfte statt mit
Hydrotheken, mit secundären Hydrocladien besetzt sind; diese gehen aus den prinären
an denjenigen Stellen hervor, wo sonst Hydrotheken sitzen, sind also einseitig (nicht fiedrig)
gestellt, übrigens in derselben Weise wie die primären mit Hydrotheken und Nematotheken
besetzt. In den Achseln sowohl der primären als der secundären Hydrocladien befinden
sich an kurzen dünnen Stielen die flaschenförmigen, dünnhalsigen Gonotheken.
Bei den folgenden Arten treten, was die Stellung der Hydrocladien anlangt, statt
der Wirtel von Sechsen oder Dreien nur gegenständige Paare auf, wodurch wieder der
Uebergang von den nicht gefiederten Nemertesien zu den gefiederten Plumularien
gegeben ist.
Bei N. Johnstoni (Taf. VIII. Fig. 26) sind die bis 2 Dem. langen geraden Stämmehen,
welehe in Büscheln von 5, 6 und mehreren zusammengedrängt stehen, an ihren unteren
Enden mit einander zu einem polysiphonen Stamm verwachsen; sie trennen sich aber fast
unmittelbar über dem Boden wieder und bleiben dann einröhrig, unverästelt, übrigens
verhältnissmässig diek und steif, dunkelbraun, fast schwarz von Farbe und in ihrer ganzen
Länge mit kaum sichtbaren, weisslichen (abgesehen von den vorerwähnten einzelnen
fruchttragenden) ganz kurzen Hydrocladien besetzt, deren Glieder abwechseld kürzer und
länger sind; die längeren tragen die Hydrotheken, die Gliederung ist tief und durch
mehrfache Falten und Runzeln bezeichnet. Die Hydrocladien stehen paarweise an den
oberen Enden der Glieder des Stammes, die beiden Hydrocladien eines Paares einander
gegenüber; aber die Glieder, die nur kurz sind, erscheinen wie verschoben oder verdreht,
so dass die beiden Ansatzstellen der beiden Hydrocladien des einen Gliedes nicht genau
über denjenigen des unmittelbar darunter befindlichen Paares stehen, sondern nach der
einen oder der anderen Seite abweichen. Die Hydrocladien bilden also zwar zwei Reihen,
aber die Reihen sind nicht gerade, so dass der Stamm nicht als gefiedert bezeichnet
werden kann. Die Art stammt aus Südafriea.
N. decussata (Fig. 24 und 24a, b, e auf Taf. II, III und VII) erhebt sich aus einer
schwammartigen Unterlage, in welcher die Wurzelröhrchen sich verlieren, als ein ziemlich
dieker, 2 bis 3 Millim. im Durchmesser haltender, kurzer, mehrröhriger Stamm, von
99
welchem in einiger Entfernung von der Basis mehrere, gleichfalls polysiphone Aeste aus-
gehen, die sich an ihren Enden in zwei oder mehrere zu Büscheln verbundene, lange
gerade Zweige theilen. Die letzteren sind einröhrig und gegliedert, und am oberen Ende
jedes Gliedes befinden sich zwei Hydrocladien, die einander ungefähr gegenüber stehen.
Hier sind die Glieder abwechselnd im der Art verschoben, dass die abwechselnden Paare
kreuzweise gegen einander stehen (wie bei Heteropyxis tetrasticha Heller). Doch ist die
Stellung der Hydrocladien nicht ganz regelmässig, die beiden Ansatzstellen eines Paares
stehen nicht immer genau an den beiden entgegengesetzten Seiten, sondern sind oft ein-
ander etwas genähert und dann findet sich zuweilen noch ein drittes Hydroeladium in
gleicher Höhe, in seltenen Fällen auch wohl noch ein viertes, so dass dann ein förmlieher
Wirtel wie bei N. antennina entsteht. Die Hydrocladien selbst sind tief gegliedert, die
Zwischenglieder runzlig und kürzer als die Polypen tragenden Hauptglieder. Die Farbe
der Stämmehen, die von der Basis bis zur Spitze höchstens 1 Dem. lang werden, ist
bräunlich, die der kurzen Hydrocladien weisslich. Das Vaterland ist auch hier Südafriea.
Nachträgliche Bemerkung.
Seit dem Erscheinen des ersten, die Gattung Aglaophenia betreffenden Theils
dieser Arbeit sind mir mehr als 20 neue Arten dieser Gattung theils aus anderen seitdem
erschienenen Werken, theils durch zugesandte Exemplare bekannt geworden. Sie sind
oben in dem Verzeichniss (Ste. 23ff.) an der geeigneten Stelle miterwähnt, die ersteren
unter Citirung der betreffenden Schriften, die übrigen, nämlich die noch nicht beschriebenen,
unter Hinweis auf die hier zu gebende Beschreibung. Diese bleibt aber lieber bis zu
einem späteren, besonderen Nachtrag ausgesetzt, weil es zweckmässiger erscheint, zunächst
die Beriehte über die weiteren Ergebnisse der gerade jetzt beendigten Expeditionen des
(Englischen) «Challenger» und der (Deutschen) «Gazelle», soweit sie etwa hierher gehören
möchten, abzuwarten, ebenso wie die meines Wissens noch nieht erschienene Beschreibung
der vielen bei Untersuchung des Golfstroms durch die Nordamerikanische Coast- Survey
aufgefundenen Plumulariden. Theils wird sich dadurch eine vollständigere Uebersicht der
vorhandenen Species ermöglichen, theils wird sich dann mit grösserer Gewissheit sagen
lassen, ob und in wie weit die im ersten Theil gegebene Darstellung der Fruchtbehälter
der Gattung Aglaophenia einer Berichtigung bedarf und in wie weit die von Allman
vorgeschlagene weitere Zerlegung dieser Gattung in neue Genera (oder vielleicht Sub-
genera) sich empfiehlt. Mit der vorliegenden Abhandlung musste zur bestimmten Zeit
abgeschlossen werden. — Möchte dieselbe, wie Alles was in Hamburg der 49. Versammlung
deutscher Naturforscher und Aerzte geboten wird, bei dieser eine nachsiehtige Beurtheilung
finden. Kıpr.
Erklärung der Abbildungen.
Die Hydrotheken der meisten Arten sind auf den beiden ersten, die Gonotheken
auf der dritten Tafel (in verschiedenen Vergrösserungen) zusammengestellt; die folgenden
Tafeln enthalten die neuen oder bisher noch nicht abgebildeten Arten in natürlicher Grösse
und mit detaillirteren Darstellungen. Für dieselbe Species ist auf den verschiedenen Tafeln
in der Regel dieselbe Nummer gewählt.
Taf. I.
Theile von Hydrocladien, mehr oder weniger stark vergrössert, um die Form
und die Stellung der Hyddrotheken und Nematotheken zu zeigen, von der Gattung
Plumularia; und zwar
Fig. 1—9 von der Untergattung Isocola (in jedem Gliede ein Hydrothek), nämlich:
Plumularia cylindrica n. sp. von Java.
P. tuba n. sp. von Port Natal.
P. badia n. sp. von Singapore.
P. effusa n. sp. von den Philippinen.
P. obconica n. sp. aus Australien.
P. Gaymardi Lix. vom Cap der guten Hoffnung.
P. pinnata Lmek. von Grossbritannien.
P. disticha Heller aus dem Adriatischen Meer.
P. frutescens ILmek. von Grossbritannien.
Fig. 10—18 von der Untergattung Anisocola (nieht in jedem Gliede eine Hydrothek), nämlich:
Mr, Al,
Fig. 2.
ie, 8%
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. : 6.
Iken, 2
Fig. 8.
de, ©}
Fig. 10.
dir, ll,
Fig. 12.
Fig. 13.
Fig. 14.
Fig 15.
Fig. 16.
Fig. 17.
Fig. 18.
P. echinulata Lmek. aus Grossbritannien.
P. setacea Johnst. aus Grossbritannien.
P. Catharina Johnst. aus Grossbritannien.
P. diaphana Heller aus dem Adriatischen Meer.
P. halecioides Hincks aus Grossbritannien.
P. similis Hincks aus Grossbritannien.
P. bifrons Heller aus dem Adriatischen Meer.
P. cornu copiae Hincks aus Ilfracombe (Nord Devonshire).
P. secundaria (Lrx.) aus dem Adriatischen Meer.
Fig. 1—6, 10 n. d. Natur; 7, 9, 12, 14, 15, 17 nach Hincks Brit. Hydr. Zooph.;
8, 13, 16 nach Heller Zooph. d. Adr.; 18 nach Meneghini Mem. d. Inst. Nen.
Fig. 19 von der Untergattung Monopyis.
Fig. 19.
P. obliqua (Saunders) aus Grossbrit.: a) nach Hincks (Pl. 67 Fig. 1a);
b) nach Johnston (Pl. 28, Fig. 1); ec) nach Busk (bei Hincks 1. e Fig. 16).
Bil
|
Taf. II.
Von der Gattung Nemertesia (Lrx).
Fig 20 — 27 Theile von Hydrocladien mit Hydrotheken und Nematotheken :
Fig.
20.
al,
>
21
5. 2.
. 26.
27
Heteropysis tetrasticha Heller aus dem Adriatischen Meer.
H. Norwegica Sars aus der Nordsee.
H. (Nemert.) ramosa Lmek. aus dem Atlantischen Ocean.
Nemert. Janini Lvx. aus dem Adriatischen Meer.
N. decussata vom Öap der guten Hoffnung.
N. hexasticha von ‚Java.
N. antennina Lvx. aus dem Adriatischen Meer.
N. paradoxa von Madeira.
Fig. 20a— 27a Theile von Stämmen oder Aesten mit abgesehnittenen Hydroeladien,
um die Stellung der letzteren zu zeigen; (stark vergrössert).
Dieselben Species, mit denselben Ziffern bezeichnet.
Fig. 28.
Ophionema parasiticum (Sars).
Figuren sämmtlich ııach der Natur, ausser 26 (nach Menighini 1. c.), 21, 21a und 28
(nach Sars |]. ce).
Taf. III.
Männliche und weibliche Gonotheken, mehr oder weniger stark vergrössert.
DH:
6.
IR
ig. 10.
Sllrke
ig. 22.
ig. 23.
ig. 24.
Von der Gattung Plumularia (Lmek.).
P. obconica, weibliche, 5a männliche Gon., n. d. N.
P. Gaymardi Lix.; Gön. nach Quöy und Gaymard.
P. pünwnata Lmcek.; weibl. Gon. nach Hincks.
Dieselbe Art; männl. Gon. n. ‚Johnston.
P. frutescens Lmek. nach Hincks.
P. echinulata Lmek. nach Hincks. 10a eine Gonothek stärker
vergrössert, n. d. N.
P. setacea ‚Johnst.; weibl, lla männl. Gon. nach Hincks; 11b weibl.
Gon. mit ausschlüpfenden Jungen (planulae) nach Gosse: Ile nach
Dalyel (der sie irrthümlich bei Nem. ramosa abbildet).
P. Catharina Johnst.; weibl. Gon. n. Hincks.
Dieselbe Art; männl. Gon. n. Hincks.
P. halecioides Allm.; nach Allman und Hincks.
P. similis Hincks; nach Hincks.
P. gracillima Sars; unreife, 16a reife Gon. mit 2 Jungen (planulae )
nach Sars.
P. cornu copiae Hincks; 2 Gon. nach Hincks.
Von der Gattung Nemertesia (Lrx.).
N. ramosa Lrx.; Gon. n. Hincks.
N. Janini Lrx.; Gon. n. Lamouroux.
N. decussata ; weibl. Gon. n. d. N.
Fig.
{o)
Fig.
Fig.
IS
il.
N. hexasticha; weibl. Gon. n. d. N.
N. antennina Lrx.; Gon. n. Hincks.
N. paradoxa, weıbl., 27a männl. Gon. n. d. N.
Von der Gattung Ophionema (Hincks).
O. parasitica Sars. Gon. n. Nars.
Taf. IV.
Einzelnheiten neuer Arten von Plumularia, n. d. Nat.
P. eylindrica, in nat. Gr.; a. ein Theil des Stammes, stark vergrössert,
um die Einfügung der Hydrocladien in den Stamm zu zeigen;
b. Theil eines Hydrocladium, noch stärker vergrössert.
P. tuba, in nat. Gr.; a. ein Theil des Stammes, stark vergrössert, um
die Eifügung der Hydrocladien zu zeigen; b. eine Hydrothek stärker
vergr., von der Seite; e. dieselbe, von vom; d. dieselbe, von hinten
gesehen.
P. badia, ın nat. Gr.; a. Stück eines Hydrocladium vergrössert; b. zwei
Hyorotheken, stärker vergr.
Taf. V.
Einzelnheiten neuer Arten von Plumularia, n. d. Nat.
4.
P. effusa, in nat. Gr.; a. ein Stück des Stammes, vergrössert; b. eine
Hydruthek, stärker vergr.
P. obconica, in nat. Gr.; a. ein Stück des Stammes, vergrössert; b. eine
Hydrothek, stärker vergr., von vorn; c. dieselbe von der Seite gesehen.
d, e. männliche, f, g, h, i. weibl. Gonoth. vergr.
P. filicaulis, Poeppig, auf dem Blatt einer Alge, in nat. Gr.; a. einzelne
Stolonen und Stämmchen vergr.; b. Stück eines Hydrocladium, vergr.
e. Stück des Stammes, mit abgeschnittenen Fiedern, weniger stark
vergrössert.
Taf. VI.
Einzelnheiten verschiedener Arten von Plumularia und Heteropyxis, n. d. Nat.
Fig. 7.
Fig. 8.
Fig. 9.
Fig. 10.
Fig. 20
P. secundaria Lrx., ın nat. Gr.; a. Stück eines Hydrocladium vergr.
P. rugosa, in nat. Gr.; a. Stück des Stammes vergr.; b. Gonoth. vergr.
P. oligopyeis, in nat. Gr.; a. Stück des Stammes vergr.; b. Em
anderes Stück von einem anderen Exempl., mit einer Gonoth., vergr.
P. obliqua, var. australis auf einem Zostera Blatt, in nat. Gr.; b. Dasselbe
vergrössert; ec. Stück eimes Stämmcehens, stärker vergr.
Heteropyxis tetrasticha, Heller, in nat. Gr.
59
Taf. VII.
Einzelnheiten verschiedener Arten von Nemertesia, n. d. Nat.
Fig. 23. N. intermedia, in nat. Gr.; a. Stück eines Hydrocladium mit zwei
Hydrotheken; vergr.; b. Gonotheken vergr.; e. Stück eines Astes mit
abgeschnittenen Hydrocladien, um deren Stellung zu zeigen.
Fie. 24. N. decussata, in nat. Gr.; a. Stück eines Astes mit einem Stück
eines Hydrocladium; b. ein anderes Stück mit emer Gonothek;
e. Stück eines Stammes.
Taf. VIII.
Einzelnheiten verschiedener Arten von Nemertesia, n. d. Nat.
Fig. 25. N. hexasticha, in nat. Gr.; a. Stück des Stammes mit secundairen
Hydrocladien, vergr. (die primären Hydrocladien abgeschnitten ).
Fig. 26. N. Johnstoni, in nat. Gr.; a. Stück des Stammes mit abgeschnittenen
Hydrocladien, vergr.; b. Stück eines Hydrocladium mit zwei Hydro-
theken, vergr.; ce. Stück eines Hydrocladium mit Gonotheken.
Fig. 27. N. paradoxa, Ast mit männlichen Gonotheken, in nat. Gr.; a.
desgleichen mit weiblichen Gonotheken; b. der kurze Stamm mit
abgeschnittenen Aesten, m nat. Gr.; e. Stück eines Astes vergr.;
d. männl. Gonoth., vergr.; e. f. weibl. Gonoth. vergr.
g*
Die
menschenähnlichen Affen
des
Hamburger Museums.
Von
Dr. Heinrich Bolau in Hamburg.
JE
1. Zur Naturgeschichte des Gorilla. Von Dr. Bolau.
2. Die Brust- und Baucheingeweide des Gorilla. Von Dr. Bolau.
3. Das Gehirn des Gorilla. Von Dr. A. Pansch in Kiel
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Die vorliegende Arbeit, die den Anfang einer Reihe von Abhandlungen ähnlichen
Inhalts bilden soll, ist aus dem Wunsche entsprungen, das reichhaltige Material an Skeleten,
Schädeln und andern Theilen anthropomorpher Affen, das im Besitze des Natur-
historischen Museums meiner Vaterstadt sich befindet, der Wissenschaft zugänglich
zu machen. Ich bitte, diese Arbeit, wie ihre Fortsetzungen als einen kleinen Beitrag zur
Kenntniss der hochorganisirten Thiere anzusehen, die Jedermann, er mag eine Stellung
zu den neuesten Fragen über die Verwandtschaft zwischen Mensch und Thier einnehmen,
welche er wolle, ohne Widerspruch, als die uns nüchststehenden auf der langen Stufen-
leiter thierischer Organismen ansehen wird; Erschöpfendes zu leisten, habe ich nicht
versucht.
Das hiesige Naturhistorische Museum besitzt an ausgestopften Bälgen: einen
weiblichen ausgewachsenen Gorilla, zwei junge Gorillas, drei Chimpansen (ausserdem einen
Balg in Weingeist) und zwei jüngere Orang-Utans. An osteologischem Material: zwei
ausgewachsene männliche und ein eben solches weibliches Gorillaskelet, vier Chimpansen-
skelete und drei Skelete von Orangs; ferner neunzehn Gorillaschädel, acht Chimpansen-
schädel und drei Orangschädel verschiedenen Alters, und endlich drei Gorillas mit den
Weichtheilen in Weingeist conservirt.
Mit der Bearbeitung unserer osteologischen Schätze bin ich bereits früher einige
Jahre in meinen Mussestunden beschäftigt gewesen, leider aber vor fast zwei Jahren
durch dringendere Berufspflichten am Abschluss der Arbeit verhindert worden.
Da mittlerweile neue Erwerbungen eine theilweise Umarbeitung des fast Vollendeten
nothwendig machten, so habe ich es vorgezogen, die alte Arbeit vor der neueren, die
jetzt vorliegt, zurückstehen zu lassen, um so mehr, da die Bearbeitung der Weichtheile
der angekommenen Gorillas zunächst mehr Interesse bieten dürfte, als die vergleichende
Untersuchung der Schädel. — Diese hoffe ich später beenden zu können.
Das reiche Material zur Arbeit stammt, soweit es den Gorilla angeht, fast aus-
nahmslos vom Gaboon aus der Factorei unseres Mitbürgers, des Herrn Carl Woermann
her und ist grösstentheils von ihm selber, theilweise auch von den Herren Consul
64
F. Woelber m Gaboon, W. Weber und Capt. Henert dem Museum zum Geschenk
gemacht worden. Ich erfülle eine angenehme Pflicht, wenn ich auch hier öffentlich den
genannten Herren den warmen Dank ausspreche, der emem jahrelangen unermüd-
lichen und uneigennützigsten Bemühen, der Wissenschaft zu dienen,
gebührt! — Die Chimpansen verdankt das Museum der Liberalität der hiesigen Zoolo-
gischen Gesellschaft. Sie lebten in unserem Zoologischen Garten.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Gorilla; sie gibt zunächst eine
Beschreibung der drei Gorillas, die wir mit den Weichtheilen in Weingeist eonservirt
besitzen und bespricht die Stellung des Gorilla zu dem nächsten Verwandten, dem
COhimpansen. Dann folgt die Beschreibung der Brust- und Baucheingeweide und endlich
‚ die des Gehirns. Den letzten Theil der Arbeit hat einer der tüchtigsten Arbeiter auf
dem Gebiete der vergleichenden Gehimkunde, Herr Dr. Pansch in Kiel, zu über-
nehmen die Güte gehabt; ich bin ihm dafür zum besonderen herzlichsten Dank verpflichtet.
u —.
65
l. Zur Naturgeschichte des Gorilla.
Von Dr. Bolau.
Gorilla I. — Am 31. Juli 1875 erhielt das Naturhistorische Museum in Hamburg
von den Herren ©. Woermann in Hamburg und Oonsul F. Woelber in Gaboon
in einem in Rum conservirten Gorilla männlichen Geschlechts ein seltenes Geschenk,
von höchstem wissenschaftlichen Werthe.*) Das Thier hatte kurze Zeit gefangen in
der Handelsniederlassung des erstgenannten Herrn gelebt und war dann auf dem Schooner
“Franeis Wölber” emgeschifft worden. Seinen Bestimmungsort, den Zoologischen Garten
in Hamburg, sollte es lebend leider nieht erreichen. Wie der Führer des Schiffes, Herr
'apt. ©. Pein mir mittheilte, litt sein seltener Passagier bereits bei der Einschiffung an
starkem Durchfall, der sich, vielleicht in Folge der Angst des Thieres in der ihm neuen
Umgebung, rasch verschlimmerte und bereits zwei Tage später seinen Tod herbeiführte.
Der Fürsorge des Herrn ©. Woermann und des Herrn F. Woelber, die für den
Fall des Todes ein reichliches Quantum Rum mitgegeben, wie den sorgfältigen Bemühungen
des Herrn Capt. ©. Pein haben wir den vortreffliehen Zustand zu danken, in dem der
Cadaver des Gorilla hier ankam. Durch Oeffnen der Bauchhöhle und durch dreimalige
Erneuerung des Rums — beides von mir im Voraus empfohlen — wurde einer Fäulniss
im Innern des Thieres vorgebeugt. Es kam daher so gut erhalten in Europa an, wie
wohl noch kein Zweites. Da der Rum bei Eintreffen des Thieres in Hamburg nur eine
*) Herr Dr. Nissle lässt sich über diese Schenkung in der Zeitschrift für Ethnologie. 18976 (Beiträge zur
Kenntniss der sogenannten anthropomorphen Affen. III. Die Dresdener Mafuka) p. 45 ff.: in folgender Weise aus:
“Von der Westküste Afrika’s war die Absendung eines jungen lebenden Gorilla nach Europa gemeldet worden, und die
über den Besitz dieses kostbarsten zoologischen Werthstiicks geführten Verhandlungen hatten das beklagenswerthe
Resultat ergeben, dass Berlin, trotzdem es in Hinblick auf seine Gelehrten sowohl. als auf die eine reichere wissen-
schaftliche Ausbeute garantirenden Institute ein unzweifelhaftes Vorrecht darauf geltend machen konnte,
die viel umworbene Rarität nichterhaltenwürde. Ensherziger Lokalpatriotismus, derin wissenschaftlichen
Fragen um so beklagens- und verdammenswerther ist. je weniger ihm hier auch nur ein Schatten von Berechtigung
zur Seite steht, hatte Hamburg mit dem werthvollsten einer systematischen wissenschaftlichen Ausnutzung noch so dringend
bedürftigen Affen bedacht — und der inzwischen eingetroffene Cadaver wanderte in die Hände des Herrn Dr. Heinrich Bolau
in Hamburg. Es wäre eine falsche Bescheidenheit, (!) leugnen zu wollen. dass dieses Factum in Berlin vielfach
verstimmte’’ |!) In einer Anm S. 47 sagt Nissle ferner: “Es ist jetzt. wo diese Arbeit im Druck erscheint. ein volles
halbes Jahr vergangen, seitdem Herr Dr. Bolau sich im Besitz des kostbaren Specimens befindet. Bis jetzt sind Gyps-
abgüsse und Photographien davon erschienen, deren Verwerthung sich Herr Dr. Bolau aber ausdrücklich vorbehalten hat.
Von einer methodischen Bearbeitung des Präparats und daraus gewonnener Förderung der daran sich knüpfenden
wiehtigen Fragen verlautet noch nichts.”
Ich habe mir erlaubt. einige Stellen in dieser Auslassung durch den Druck auszuzeichnen, bitte das in den
einleitenden Worten Gesagte, zu vergleichen und sich dann selber ein Urtheil zu bilden; im Uebrigen kann ich aber nur
lebhaft bedauern. dass in wissenschaftlichen Zeitschriften überhaupt Dergleichen vorkommt. Was den mir persönlich
gemachten Vorwurf anlangt, so will ich nur erwähnen, dass ich bald nachdem der Gorilla in meine Hände zelangte,
die Direetion des hiesigen Zonlogischen Gartens übernahm und daher selbstverständlich nicht sofort an eine wissen-
schaftliche Bearbeitung des Gorilla gehen konnte. Dieser Umstand war aber Herrn Dr. Nissle nicht unbekannt!
9
66
Stärke von 22% besass, vorher also wohl auch kaum mehr als 30° stark gewesen ist, so
wurde ein Einschrumpfen der Weichtheile verhindert, wie umgekehrt auch wieder durch
die wiederholte Erneuerung der spirituosen Flüssigkeit einer zu starken Verdünnung der-
selben durch den Wassergehalt der thierischen Gewebe vorgebeugt wurde. Die Weich-
theile sind z. B. so gut erhalten, dass man im Darm deutlich die einzelnen Zotten, wie
die Vertheilung der Darmdrüsen erkennen kann und das sind doch bekanntlich (zebilde,
die bei beginnender Fäulniss mit zuerst unkenntlich werden. Ich hebe diesen Umstand
besonders desshalb hervor, weil bei Gelegenheit des Streites über die Natur des Dresdener
Chimpansen “Mafuka” von Berlin aus behauptet worden ist, unser Gorilla befinde sıch
in einem besonders schlechten Zustande.
Bei einer oberflächlichen, rein äusserlichen Betrachtung des Thieres musste das
freilich so scheinen; es hatte sich nämlich fast auf dem ganzen Körper die Epidermis
(natürlich mit der Behaarung) losgelöst und der Balg war daher denn auch zum Aus-
stopfen untauglich. Das ist aber ein Vorkommen, wie man es bei in Spiritus conservirten
Säugethieren sehr oft findet: Epidermis (und Haare) lösen sich immer sehr leicht ab.
Die aufgenommenen Photographien und der Gypsabguss vom Kopf des Thieres sprechen
gewiss zur Genüge von dem guten Zustand, in dem sich im Uebrigen der Gorilla befand
und noch heute befindet.
Die erste photographische Aufnahme wurde bald nach der Ankunft des T'hieres
ausgeführt und stammen daher die verschiedenen Abbildungen vom Kopf und den Händen,
die früher vertheilt, resp. verkauft wurden. Die vortrefflichen Abbildungen auf Taf. A.
sind erst am 4. August dieses Jahres aufgenommen worden; sie sind in der artistischen
Anstalt der Herren Strumper & Co. hier am Orte hergestellt und durch das Licht-
druckverfahren vervielfältigt worden. Wie man auf den ersten Blick sieht, ist die Epi-
dermis mit der Behaarung nur noch auf einem kleinen Theil des Scheitels und, was von
besonderer Wichtigkeit, im ganzen Gesicht vorhanden. Der Kopf ist zu der Aufnahme in
keinerlei Weise vorbereitet oder verändert worden, die sämmtlichen Muskeln und andere
Weichtheile waren von vorn herein so vortreffieh erhalten, waren so weich und biegsam
geblieben, dass es besonderer Zerrungen u. 8. W. nicht bedurfte, um ein gutes Bild her-
vorzurufen.”) Es war nur nöthig diesmal, wie bei der ersten photographischen Aufnahme,
den Unterkiefer von unten her zu unterstützen und die Ränder der Lippen an zwei
Stellen durch Anheften etwas mit einander zu verbinden, weil die Unterlippe sonst ihrer
Weichheit wegen herunter gehangen hätte.
Bei Anfertigung des vortreffliehen Gypsabgusses**) waren auch diese Vorbereitungen
nieht einmal nöthig.
Ehe ich auf die Beschreibung des Thieres näher eingehe, sei es mir gestattet,
das Wenige, was wir über das Gefangenleben desselben wissen, hier zu berichten. Ich
*\ Ich verstehe nicht, wie Herr Prof. Hartmann in den Berichten der Berliner Anthropologischen Gesellschaft,
Nov. 1875, dazu kommt, zu meinen: “Bei dem Woermann schen, in Weingeist stark zusammengeschrumpften
Gorilla-Exemplare sei die Oberlippe sammt der Unterlippe gewaltsam über die geschlossenen Zähne gezogen worden,
grade. als man eine photographische Ansicht des Kopfes anfertigen wollte.” — Woher eine solche Be-
hauptung? — Das könnte denn doch Niemand wissen, als wer dabei gewesen. -- Jeder, der die spirituosen Eigenschaften
des Rum kennt. muss von vornherein wissen, dass in einer derartigen Flüssigkeit der Gorilla unmöglich schrumpfen konnte.
#*) In unserm Naturhistorischen Museum sind Gypsabgüsse vom Kopf des Gorilla ä 12 käuflich zu haben.
67
theile zu dem Zwecke einen Theil eines Briefes des Afrika-Reisenden Herm Dr. Lenz
an Prof. Hartmann in Berlin mit, abgedruckt im Correspondenzblatt der Afrikan.
Gesellsch. No. 15, 1375 p. 256-und 257. Es heisst dort:
“Als ich von meiner Okandareise nach Gaboon zurückkehrte, wurde ich von einem ziemlich
heftigen Fieber befallen, dessen Nachwehen lange andauerten. Für diese unfreiwillige Musse wurde ich
einigermassen entschädigt, als ein lebender Gorilla in die hiesige deutsche Factorei gebracht wurde.
Das Thier stammt von Kamma*) (Fernand Vaz), demselben Platze, an welchem Duchaillu seine
Exemplare erlegte, und wurde aus einer Heerde von acht Stück ergriffen. Ein kleiner Hund, der
von einem alten, später getödteten Exemplar etwas verwundet worden war, hinderte unser Individuum
so lange an der Flucht, bis ein Neger herbeikam, dasselbe am Genick packte und von einem andern
die Hände binden liess. In dieser Weise wurde der Gorilla in die Zweigfactorei des hiesigen Hauses
gebracht, wo man ihm leider, wie dies gewöhnlich geschieht, die beiden grossen Eckzähne abfeilte,
aus Furcht, dass er beissen möchte. Unser Gorilla ist ein junges, gewiss aber schon zwei Jahre altes
männliches Exemplar, das sich ziemlich leicht an die Gefangenschaft und den Umgang mit Menschen
gewöhnt hat. Er hat eine lange, dünne, eiserne Kette um den Hals, so dass er einen grossen Spiel-
raum hat; den grössten Theil des Tages aber sitzt er in einer Tonne, wo er es sich auf dem Stroh
möglichst bequem macht. Gegen Kälte, Wind und Regen ist das Thier sehr empfindlich, und während
der Nacht wird ein diekes Segeltuch um die Tonne gewickelt. Seine gewöhnliche Stellung ist eine
hockende, die beiden Vorderarme kreuzweise übereinander geschlagen und immer aufmerksam die
Umgebung betrachtend. Stets setzt er sich so, dass irgend ein Gegenstand im Rücken ist, er will
rückenfrei sein und seine Feinde nur vor sich haben. Im Schlaf legt er sich lang auf den Rücken
oder auf eine Seite, die eine Hand gewissermassen als Kopfkissen benutzend; nie schläft er hockend
wie andere Affen. Er geht auf allen vier Händen, die beiden hintern platt auf den Boden gedrückt,
die vordern aber zusammengeballt, so dass er eigentlich auf den Knöcheln geht; dabei hat er den
bekannten seitlichen Gang. Augenblicklich leidet er entsetzlich an dem sogenannten Dissoup; seine
beiden Vorderhände sind ganz voll Blasen, in denen der Eierstock dieses kleinen lästigen Inseetes
sitzt. — Die Hauptfrage bei dem Transport des Gorilla bildet natürlich die Ernährung. Wir haben ihm
schon öfters Reis, Brot, Milch ete., kurz Sachen, die an Bord sowohl, als auch in Europa zu haben
sind, gegeben, aber mit geringem Erfolge. Er hat zwar einige Male etwas Brot, und zwar besonders
gern Schiffszwieback gegessen, auch einmal Reis, aber für gewöhnlich lässt er es stehen. Seine Lieblings-
nahrung ist eine hier häufige rothe Frucht, von der er die innen befindlichen Kerne isst; Bananen und
Apfelsinen liebt er gleichfalls, besonders aber Zuckerrohr, das er mit wahrem Wohlbehagen aus der
Hand nimmt und zerkaut. Ebenso nimmt er ein Glas Wasser aus der Hand, führt es regelrecht zum
Munde und trinkt es aus. Nur einige wenige Male hörte ich bei heftiger Erregung einen grunzenden
Ton, für gewöhnlich ist er ganz stumm. Auf dem Schiffe wird sich unser Gorilla wohl oder übel an
Brot, Reis ete. gewöhnen müssen, denn seine Lieblingsfrüchte halten sich nur wenige Tage. Natürlich wird
so viel wie möglich Zuckerrohr mitgegeben, das sich lange hält und auch wohl in Europa zu haben ist.”
Ich habe dem hinzuzufügen, dass leider grade die erwähnte rothe Frucht dem
noch jungen Thiere schädlich geworden zu sein scheint. Ich fand im Diekdarm mehr
als 300 em., also fast "/, Liter, feste braune glänzende Samen von etwas bedeutenderer
Grösse, als recht grosse Traubenkerne. Dieselben waren völlig unverdaut und konnten
allein durch ihre Masse die schlimmsten Störungen in der Verdauung herbeiführen. Der
Dünndarm war seiner ganzen Länge nach mit Schleim erfüllt, sonst leer, der Magen
enthielt etwas Zuckerrohr in 4—5 em. langen Stücken, ebenfalls unverdaut. Reste von
Brot, Reis, Zwieback u. dergl. habe ieh nieht gefunden. Die Spuren des Dissoup — Sand-
flohes — finde ich in.dem Masse, wie Dr. Lenz angiebt, übrigens an den Hinterhänden, nicht,
wie es wohl nur irrthümlich heisst, an den Vorderhänden, an denen nur wenige Blasen sind.
*) Liegt unter 1040‘ S. B.
9*
68
Das junge männliche Thier besitzt ein vollständiges Milchgebiss und ausserdem
überall den 3. Baekenzahn. Die Eckzähne sind, wie schon Dr. Lenz schreibt, abgefeilt
und war das oftfenliegende cavum dentis mit einer verhältnissmässig bedeutenden Masse
von Speiseresten erfüllt. Die Vorderzähne sind wie stark abgenutzt; vielleicht haben jedoch
auch hier Feilenstriehe dazu mitgewirkt, dass die Zahnhöhle frei liegt. Wenig abgenutzt
ist der erste der beiden Milchbackenzähne.
Die Nase ist breit, die Nasenlöcher sind länglichrund mit schräger Richtung ihrer
Längsachse von unten und innen nach oben und aussen. Die Ausdehnung dieser Längs-
achse beträgt 19mm, die der Querachse, senkrecht zur Länge gemessen, an der breitesten
Stelle 1lmm. Der sich nach oben deutlich gegen die Gesichtsfläche absetzende Umriss
der Partie um die Nasenlöcher ist von oben her herzförmig, wobei der senkrechte Ein-
schnitt der Herzform sehr scharf und tief zwischen die Nasenlöcher vordringt. Nach unten
rundet sich die Nase allmählig ab und geht ohne scharfe Grenze in die Oberlippe über.
Der Nasenrücken tritt wenig und schwach gerundet zwischen den Augen hervor und trägt
seichte, schräge verlaufende Querfurchen, von denen die unteren in schräg nach unten
auf den Backen verlaufende Furchen übergehen.
Die Augen haben einen länglichen, mandelförmigen Umriss, und erinnern sehr
an das menschliche Auge. Das obere Augenlid ist an seiner ganzen Kante mit etwa
6— Tum Jangen Wimpern besetzt, die von innen nach aussen etwas an Länge zunehmen;
das untere Lid hat nur wenige schwache Wimpern.
Die Lippen sind mässig behaart, an der Unterlippe und am Kinn sind die Haare
nach aussen länger. Der Mitteltheil des Gesichts und die Wangen sind unbehaart; —
an dem gegen das Ohr liegenden Theil der Wangen, an den Kopfseiten und im Nacken
fehlt die Epidermis leider vollständig.
Die Augenbrauenwülste sind bei dem noch jungen Thier wenig entwickelt. Die
Augenbrauen sind deutlich, namentlich in dem innern Theil, von der Nase bis etwa zur
Hälfte des Augenbrauenwulstes. Hier stehen 10—12mm lange Haare frei hervor.
Das Ohr ist dem des Menschen sehr ähnlich und fast kahl. Der Tragus ist klein,
der Antitragus wohl entwickelt; Helix und Anthelix sind sehr menschlich. Unten am
Ohr findet sich ein kleines weicheres Läppehen, das zwar nieht so deutlich sich gegen
das übrige Ohr absetzt, wie,beim Menschen, das ich dennoch aber als Andeutung eines
eigentlichen Ohrläppehens ansehen möchte. Der Vorsprung am Rand des Ohres, den
Darwin als besonders eharakteristisch für das Aftenohr anführt, fehlt. Die Abbildung auf
Tafel A. legt diese Verhältnisse besser klar, als die beste Beschreibung das vermöchte.
An den Vorderhänden sind die Finger bis fast an das zweite Glied durch eine
Bindehaut verbunden; der Daumen ist klein. An der Hinterhand ist der Daumen den
übrigen Fingern vollständig opponirbar, in dieser Hinsicht also ein richtiger Daumen. Da
die Oberhaut mit den Haaren fehlt, so erscheint die Vorderhand weniger diek, als an dem
im Berliner Aquarıum lebenden Thier.
Die Behaarung ist auf dem Körper, soweit sie namentlich am Rumpfe noch
erhalten ist, eine dichte; sie ist überall, wie das ja auch aus vielen Beschreibungen bekannt,
dunkel-graubraun, ich möchte sagen von der Farbe der gemeinen braunen Bären. Das
noch vorhandene Haar auf dem Scheitel ist rothbraun, steht fast aufrecht mit nur geringer
69
Neigung nach hinten. Ob um den After, wie beim Chimpansen und bei Gorilla II und
III weisse Haare vorhanden waren, vermag ich nicht zu sagen, da hier Epidermis und
Haare fehlten.
Um den Vergleich zu erleichtern, gebe ich im Folgenden von Gorilla I einige
der Längenmasse, die Hartmann an Ühimpansen gemessen. (Beiträge ete. im Archiv für
Anat. u. Phys. 1872, p. 137.) In Bezug auf diese Masse muss ich jedoch hinzufügen,
dass sie der Natur der Objeete nach immer mit Vorsicht aufzunehmen sind; weiche
Präparate bieten keine völlig sicheren Ausgangs- und Endpunkte für die Messung.
Masse von Gorilla Il.
Gesammtlänge des Körpers von der Scheitelwölbung bis zur
Fusssohle (Kniee etwas gebogen).................... S00mm
Körperlänge von der Protuberantia oeeipitalis bis zur Beinspalte 530 ‚,
Kückenlänge® ae ra delesnikeeate 380 ,
Längsdurchmesser des Kopfes von der Mitte der Augen-
brauenränder bis zur Protub. oceip. ext....... En 140 ‚,
Zwischen denselben Punkten über die Schädelwölbung weg
GEMEBBEN ee eat Marche nlonere ereneenebs eur er 150 ‚,
Breitendurchmesser des Kopfes zwischen den Tubera parietalia 110
Zwischen denselben Punkten über die Schädelwölbung weg
BEMESSEenn ee: Ne BES RRER NE 140 ‚,
Höhe des Gesichtes von der Mitte zwischen den Arcus
Supraorbitalesahise zum Kümner e el2HN:
Grösste Gesichtsbreite....... en A ee eker- 0) 5
Von der Mitte zwischen Arcus supraorb. zur obern Nasen-
rückenturcher scene: REN EREE ES 5
Von jenem Punkte bis zur Nasenspitze..... ee Az lkeler
Abstand der innern Augenwinkel von eimander ............ 22,
TLängender/Augenspalte............2.22.00.- es: Wil.
Hiobesder/OBerlippe 4 an. an ten no 14 ‚,
Höhe der Unterlippe........... deinen Eee ER Bl ce
(Diese beiden Masse — in der Mitte genommen — sind der
Natur der Sache nach sehr unsicher.)
Vom Mundwinkel bis zum Ohr.............. en. IB.
Mundspalte mit dem Tasterzirkel von Mondeinkel zu Mund:
winkel gemessen ..... ai e Glen
Dieselbe mit dem ah, über die Kieferwölbung ir
gemessene rede Aal a derzee noreeac en
Ohrlänge ..... EN RN RE 92
Ohrbreite vom ........ RT STR ERENE NDR. CH ER DUITEIN R,
“ Kintense ee AR gerceri oc AR
Brustumfang in der Höhe der Warzen 3 NE RR EEROLDN,
Abstand der Warzen von einander .........2cccee2222ee. 104,
70
Oberarmlänge von der Achselhöhle bis zur Ellenbogenbeuge 140mm
Unterarmlänge von da bis zur Handwurzel...... ek 0
Gesammte Armlänge von der Schulterhöhe bis zur et 405 „
Desgleichen bis zur Spitze des Mittelfingers .............- BEN) ,,
Handlänge in der Vola des Mittelfingers...... er: 160
Oberschenkellänge ....... A OR EL,
Unterschenkellänge bis zur Fusew unzele IE: ent,
Pe des Fusses von der Wurzel bis zur Spitze der
Bei de an den De: genommenen ı Massen ist zu beachten, dass überall
die (an den Händen dieke) Epidermis fehlt, die Zahlen daher niedriger ausgefallen sind,
als wenn an einem wohlerhaltenen Exemplare gemessen worden wäre.
Gorilla 1. — Im Winter 1875/76 wurde von der hiesigen Zoologischen
Gesellschaft der Thierwärter Freekmann nach Gaboon geschickt, um von dort für
den Zoologischen Garten lebende Thiere herüber zu holen. Herr C. Woermann hatte zu
dem Zwecke für den Wärter sowohl die freie Fahrt auf seinen Schiffen, wie den freien
Aufenthalt in seinen Factoreien in dankenswerthester Weise bewilligt. Unter vielem
Andern brachte Freekmann auch die Kadaver zweier junger Gorillas mit zurück.
Dadurch wurde ich in den Stand gesetzt, meine Untersuchungen der Weichtheile
des Gorilla auf drei dieser seltenen Thiere auszudehnen. Das erste derselben, ich nenne
es No. II., hat drei Tage lang in der amerikanischen Mission in Gaboon gelebt.
Fr. hat es dort lebend gesehen; es wurde in einer Bambushütte gehalten und sass auf
dem feuchten Boden; es frass alles Geniessbare, das ihm gereicht wurde, unter anderm
auch trocknen Schiffszwieback. Ein Versuch Freekmann’s, das Thier zu erwerben, miss-
lang. Nach dem Tode desselben wurde es F. zum Geschenk gemacht, der es sofort
kunstgerecht abbalgte und den Körper in Spiritus conservirte. Ausserdem wurde der
Kopf von der Carotis aus mit Chlorzinklösung injieirt und der Schädel an beiden
Seiten mittelst einer Säge etwas eingeschnitten, um den Spiritus einzulassen. Dieser
Präparation verdanken wir das vortrefflich erhaltene, sehr schöne Gehirn
Das Thier soll bereits ein halbes Jahr in der Gefangenschaft gewesen sein,
lebte aber nur drei Tage in der genannten Mission und stammt wie No. 1 aus Kamma.
Es ist männlichen Geschlechts und besitzt ein volles Milchgebiss von zwanzig Zähnen.
Die Haare des Oberkopfes bis zum Nacken sind sehr dunkelbraun und schwarz-
spitzig, der Rücken ist schwarz, gelblich gesprenkelt, die einzelnen Haare sind schwarz
mit blassgelbem Ringel. Unterseite und Innenseite der Gliedmassen fast rein schwarz,
die einzelnen Haare an der Basis heller, etwas grau. Unter den Augen finden sich im
Gesicht einzelne weisse Haare. Um den After eine kleine weiss behaarte Fläche. Die Ohr- und
Gesichtsbildung entspricht der bei Gorilla I, so weit das noch zu bestimmen war, denn
wir erhielten, wie erwähnt, den Körper bereits abgebalgt. Masse: Der Rumpf vom Scheitel
bis zum After 37em., der ganze Körper (mit etwas gebogenen Knieen) 52cm., der Oberarm
von der Schulter ab 15em., der Unterarm 13 em. ; Oberschenkel 12cm, Unterschenkel 12cm.
Gorilla II. — Der zweite von Freekmann mitgebrachte Gorilla, also No. III,
kam noch lebend in seine Hände; er soll ebenfalls schon länger m der Gefangenschaft
gewesen sein und war leider wie I zu viel mit der oben erwähnten rothen Frucht”)
gefüttert worden. Ich fand bei der Section den Magen voll von den schwarzen Samen
der Frucht, untermischt mit halbverdauten Zuckerrohrstücken; namentlich aber waren
der Diekdarm und die letzte Hälfte des Dünndarms damit übermässig vollgepfropft.
Der Affe war unserm Wärter von der Factorei des Herrn Woermann in Cap
Lopez als Geschenk übergeben worden; er lebte aber nur noch eine Stunde. Da Fr.
sofort nach Empfang des Thieres die Rückreise nach Gaboon antrat, war es ihm erst
nach 2% Tagen möglich, das werthvolle Stück zu eonserviren. Der Bauch war daher von
Gasen bereits stark aufgetrieben, als der Cadaver in Spiritus gesetzt wurde.
Das Thier ist weiblichen Geschlechts und noch sehr jung. Vom Milchgebiss
sind sämmtliche Vorder- und Backenzähne vorhanden; die untern Ecekzähne sind bereits
heraus, die obern fehlen noch. Der Oberkopf ist lebhaft braun, doch sind auch hier die
Haarspitzen schwärzlich; der Rücken ist heller, als bei No. II, ebenso die ganze Unter-
seite. Sonst gleicht das Thier, auch was die Farbe am After anlangt, dem vorigen.
Der Körper ist wenig kleiner, als der von Gorilla Il. Ich messe: Rumpf mit
Kopf 36 em., ganze Körperlänge 48 em., Oberarm 14 em., Unterarm 13 em., Oberschenkel
11 cm., Unterschenkel 11 cm.
Ausserdem hat Fr. noch einen jungen männlichen Chimpansen mit vollständigem
Milehgebiss in Spiritus ziemlich gut eonservirt mitgebracht. Seine Beschreibung unter-
lasse ich, da er in nichts von den gewöhnlichen Chimpansen abweicht.
Im Folgenden werde ich auf die Unterschiede zwischen Gorilla und Chim-
pansen ausführlicher eingehen und zwar mit besonderer Berücksichtigung der Mafuka-Frage.
Es ist bekannt, dass Mafuka, der berühmte Affe des Dresdener Zoologischen
Gartens jahrelang als Chimpanse gegolten hatte, als Herr Dr. Nissle in Berlin m
einem Artikel der Vossischen Zeitung vom 8. September 1875 denselben für einen Gorilla
erklärte. Es heisst in dem Artikel unter Berufung auf die Autorität von Prof. Hartmann:
““Mafuka ist ein Gorilla, ein junger weiblicher Gorilla” — Einen Monat früher war der
als No. I bezeichnete Gorilla-Oadaver in meine Hände gelangt: ich hatte daher das natür-
liehste Interesse an dem neuentdeckten Thier, reiste nach Dresden und fand, dass die
Mafuka nichts, als em besonders schöner, fast ausgewachsener Chimpanse war. Ich
sprach meine Meinung darüber in der Sitzung des hiesigen Naturwissenschaftlichen
*) Fr. hat auf meinen Wunsch eine Anzahl Exemplare der ""Lieblingsfrucht des Gorilla ” mitgebracht und
theilt mir dabei mit, dass sie im reifen Zustande hellroth ist, und an feuchten Stellen nur im Schatten unter Bäumen
an einer zur Zeit der Fruchtreife laublosen Pflanze in Gaboor sehr häufig vorkommt. Herr Physieus Dr. Buek sen.
hat die Güte gehabt, die Früchte zu bestimmen und schreibt mir über sie: “Die Früchte, die Sie mir geschickt, sind
von einer Seitaminee, jedenfalls von Amomum und wohl entweder Amomum grana Paradisi L. (Grana Malguetta) oder
Amomum grandiflorum Sm., beide einander sehr ähnlich, beide an der Westküste von Afrika (Sierra Leona, Loango)
heimisch, vielleicht von Amomum Afzelii, das auch dort heimisch ist, das ich aber nicht in meiner Sammlung habe und
nicht kenne.” :
Duchaillu sagt 1. e. 348 vom Gorilla: “It eats, besides, certain berries which grow close to the ground.”
72
Vereins vom 29. September 1875 in einem Vortrage aus, der am 2. October im Auszuge
im “Hamburgischen Correspondenten” abgedruckt wurde; es heisst dort: “Mafuka ist ei
echter Uhimpanse; sie zeichnet sich dureh Schönheit und Grösse aus, wie durch Munter-
keit und Kraft in ihren Bewegungen; die dunkle Färbung ihres Gesichts und ihrer Hände
ıst nicht gewöhnlich, sie ist als Alters- oder locale Abänderung anzusehen, ist auch an
andern Chimpansen hin und wieder bereits beobachtet worden: — ein Gorilla ist
Mafuka nimmer.”
Der Streit um das “Gorillathum” der Mafuka ist von dieser Veröffentlichung ab
von gewissen Seiten mit bemerkenswerther Ereiferung, untermischt zum T'heil mit persön-
lichen Unliebenswürdigkeiten geführt worden. Die letzteren zu erwiedern, halte ich für
unwürdig. — In den letzten Monaten sind übrigens einige der Verfechter der Gorilla-
Natur Mafukas bereits abgefallen, die meisten sind im entschiedenen Rückzuge. “Herr
Prof. Hartmann sagt z. B. schon im November in den Schriften der Berliner anthropolo-
gischen Gesellschaft p. 250, man habe von Berlin aus erklärt “Mafuka sei
entschieden kein Chimpanse, könne vielmehr wohl ein Gorilla sein.” Nach
dem oben Angeführten ist das doch eine entschiedene Unrichtigkeit!
Dr. Nissle veröftentlieht in der Zeitschrift für Ethnologie 1876, 46 ff. emen
Artikel über die Dresdener “Mafuka”; der Aufsatz enthält wenig, was nicht von Director
Schöpf und Nissle selbst bereits gesagt worden wäre.
Ich gehe hier nur auf Eimen Punkt näher ein: Was ich nach Bezahnung und
Grösse über das Alter der Mafuka gesagt habe, kann unmöglich so ganz verkehrt sein,
wie Nissle meint; denn Schöpf sagt in semem Berieht über‘ den Dresdener Garten
“ Zoologischer Garten”, Decemberheft 18375, dass Mafuka die untern Eckzähne gewechselt
habe; ich war also im Irrthum, wenn ich vom erfolgten Weehsel aller Milchzähne sprach.
Da aber nach memen Untersuchungen über die Reihenfolge des Wechsels der Zähne beim
Chimpansen die Eckzähne die letzten sind, die dem Wechsel unterliegen, so war der
Fehler eben nicht gross und ich war nicht so sehr im Unrecht, wenn ich das Thier für
“fast ausgewachsen” erklärte. Wenn Nissle statt dessen sagt: ‘“Mafuka war nicht nur
nicht ausgewachsen, sondern noch in vollster Entwiekelung begriffen”, so habe ich natürlich
nichts dagegen, denn der Unterschied wird nicht gross sein und ich hatte ja überhaupt
garnicht gesagt, dass das Thier ausgewachsen sei.
Die übrigen Einwendungen des Herm Dr. Nissle werden sich im Folgenden
mit erledigen.
Herr Prof. Hartmann bespricht in den Sitzungsberichten der Gesellschaft der
naturforschenden Freunde m Berlin, Februar 1876, 1 ft. die Unterschiede zwischen Gorilla
und COhimpansen in einer Weise, dass meiner Meinung nach — wie es scheint, auch nach
Hartmanns eigener Meinung — nichts mehr von Unterschieden übrig bleibt.
Unter 1, spricht H. von ganz alten männlichen Gorillaschädeln ohne die
bekannten charakteristischen Kämme Ich vermuthe, dass da eine Verwechselung von
männlichen und weiblichen Sehädeln stattgefunden hat, denn Hartmann giebt leider nicht
an, woran er diese kammlosen männlichen Schädel mit positiver Sicherheit von
weiblichen unterschieden hat.
13
Unter 4) sagt H.: “Es finden sich Gorillas mit grossen gerundeten 6,s—7 em.
langen und mit 5,5 5,s em. breiten, denen der Chimpanses ähnlichen Ohren. Die
Öhren anderer Gorillas dagegen sind kleiner, 6 em. hoch und 3—3,s cm. breit. Letztere
sind den menschlichen Ohren ähnlicher, als die der meisten Chimpanses.” — Und ferner
“5) giebt es Chimpanses mit klemen Ohren von 5,9 6,1 — 6,5, 6,6, 6,s em. (sonst
7,s oder 7,7 em.) Länge und 4,3, 4,6 (sonst 5,5 ja 5 cm.) Breite. Derartige Exemplare
sind auch an ihren Krempen, Leisten, Eeken, Gegenecken und anderen Hervorragungen
sehr varıabel. — Darnach hält Hartmann “die Ohrgrösse für em höchst unsicheres, ver-
werfliches Unterscheidungsmittel zwischen Gorilla und Chimpanse, wie sich das auch
u. A. an der berühmten Mafuka des Zoologischen Gartens in Dresden bewährt habe.”
Es kann kaum anders sein, als dass Herr Prof. Hartmann an trocknen Bälgen,
an denen die Ohren aufgeweicht wurden, die meisten dieser Masse, namentlich die von
Gorillaohren genommen hat; ich möchte daher gleich hier auf die Unsicherheit soleher
Messungen hinweisen, ferner auch darauf aufmerksam machen, dass es mir unstatthaft
scheint, die streitige Mafuka als Beweismittel zu gebrauchen. Ueberdies kommt es aber
garnicht auf die absolute, sondern immer nur ‚auf die relative Grösse der Ohren an,
und dass das Gorillaohr relativ kleiner ist, als das Chimpansenohr, behaupte ich auch
heute noch; Herr Prof. Hartmann hat das Gegentheil wenigstens noch nicht bewiesen.
Wie wichtig es ist, die Grösse des Ohrs mit der Grösse des ganzen Thieres zu verglei-
chen, mögen ein paar Zahlen zeigen, die ich der Tabelle, die Lenz, 1. ce. 13 giebt, entnehme.
Die Höhe eines Gorillaohrs wird zu 5,5 cm., die eines Ohimpansenohrs ebenfalls zu 5,5 em.
angegeben; die absolute Grösse beider ist also gleich; der zugehörige Gorilla ist aber
2! mal so gross, als der betreffende Chimpanse: 165 em. und 70 em. Dass diese Messun-
gen an ausgestopften Bälgen gemacht wurden, wird, da der Fehler in beiden Fällen derselbe
sein wird, nicht von zu grosser Bedeutung sein. Ausser in der Grösse unterscheidet sich
das Ohimpansenohr aber auch in der Form vom Gorillaohr: bei jenem läuft die hintere
Partie der Muschel, die beim Gorilla menschlich umgebogen ist, flach aus.
Unter 6) meint H. dass die Nase bei beiden Thieren verschiedenfgebildet sei;
dagegen habe ich nichts einzuwenden, muss übrigens bemerken, dass mit zunehmendem
Alter auch beim Chimpansen die Nasenpartie kräftiger aus der Gesichtsfläche hervor tritt,
als in der ersten Kindheit. Ich beziehe mich nicht auf Mafuka, sondern auf die beiden
augenblicklich im hiesigen Zoologischen Garten lebenden Thiere. — Besonders aber
und mindestens ebenso viel, wie die Nasenbildung, ist die Höhe der Oberlippe zu beachten.
Beim Gorilla ist dieses Mass bei weitem kleiner — natürlich relativ — als beim Chimpansen.
Was 7) den Unterschied der Hände vom Gorilla und Chimpansen anlangt, so
ist die Vorderhand des ersteren relativ kürzer und dieker, als die des letzteren; bei jenem
sind die Finger bis fast an die 2te Phalange durch eine Bindehaut verbunden, die beim
Chimpansen weniger weit reicht. Doch ist auf diesen Unterschied kein zu grosses Gewicht
zu legen, da diese Bildung manchen Schwankungen unterliegt, wie ja bekanntlich selbst
beim Menschen hin und wieder ähnlich, wie beim Gorilla, eine Bindehaut bis nahe an die
2te Phalange vorkommt.
Wenn Prof. Hartmann dann 8) die Färbung des Balges ein schlechtes
Merkmal nennt, so bin ich freilich ganz entgegengesetzter Meinung. Ich habe hier in
10
=
Hamburg allein neuerdings sieben Chimpansen auf ihre Fürbung verglichen und constant
überall dasselbe glänzend schwarze Haar auf dem ganzen Körper, besonders dieht auf dem
Rücken, gefunden; weissliches Haar bedeckt das Kinn und eben solehes die Umgebung
des Afters. Die weissen Haare am After sind bei jungen Thieren länger, als bei älteren
und scheint es, dass sie im Alter gänzlich verloren gehen. Damit stimmen überein:
Blainville, der (Echo du Monde Savant, 21. Oectbr. 1837, eitirt von Hartmann,
Archiv f. Anatomie und Physiologie, 1872, p. 113) von einem etwa 2% Fuss langen, im
Jahr 1837 nach Paris gebrachten Chimpansen berichtet, dass “die Haare hart, ziemlich
spärlich, peehschwarz waren und wie heiss gebügelt erschienen.” Fitzinger nennt
(Wissensch.-populäre Naturgeschichte der Säugethiere, 1860, Bd. I, p. 62) die Färbung des
Chimpansen schwarz, nur in der Gegend des Afters seien bisweilen graue oder selbst
gelbliehweisse Haare eingemengt oder auch schärfer abgegrenzt. Das Gesicht giebt er als
schwärzlich an. Ohren und Innenfläche der Hände röthliehbraun.
Gray, Cat. of Monkeys, 1870, p. 6, beschreibt den Chimpansen genau wie ich.
Fischer, Synopsis Mammalium, p. 9, nennt den Chimpansen schwarz, grossohrig.
Schlegel, Museum d’Histoire naturelle des Pays-bas 1876, p. 8, spricht beim
Chimpansen “von grossen Ohren, von einem einfarbig schwarzen Pelz, der am
After und Kinn oft weiss. Die Proportion der Glieder sei, wie beim Gorilla, d. h. bei
ausgestreckten Hintergliedern reiehten die Vorderglieder nicht über das Knie.” — Ich
kann namentlich auch das letztere bestätigen.
In Bezug auf die Färbung des Gorilla mache ich noch einmal auf meine
Beschreibung unserer drei Gorillas aufmerksam und erwühne dann noch folgende Autoren:
Du Chaillu. Expl. and Adventures in Equatorial Afrika, p. 354: “The
colour of the skin in the gorilla, young as well as adult, is intense black. This colour
does not appear, however, except in the face, on the breast, and in the palms of the hands.
The hair of a grown, but not aged speeimen, is in colour iron-gray. The individual
hairs are ringed with alternate stripes of black and gray, which produces the iron-gray
colour. On the arms the hair is darker and also much longer, being sometimes over two
inches long. It grows upwards on the fore-arm and downwards on the main-arm. Aged
gorillas, the negroes told me, turn quite gray all over; and I have one huge male in my
collection whose worn-out tusks show great age, and whose colour is, in fact, a dirty gray,
with the exception of the long black shaggy hair on the arm. The head is covered with
reddish -brown hair, short, and extending almost to the neck, or where the neck should
bert.t® ” “The colour of the hair in the female is black, with a decided tinge of red,
and not ringed as m the male.
Man mag über Du Chaillu’s sonstige Erzählungen urtheilen, wie man will, das
Vorstehende trägt entschieden den Charakter einer nüchternen, wahrheitstreuen Beschreibung.
Gray beschreibt (Catal. p. 7) den weiblichen Gorilla und jdie jungen als grau-
braun; Scheitel röthlıch.
Lenz sagt (die anthropomorphen Affen des Lübecker Museums, 1876, 11 und 12);
“Was endlich die Farbe (der Gorillas und Chimpansen) anbetrifft, so darf wohl nicht
vergessen werden, dass diese manchen durch Alter, geographische Verbreitung, individuelle
Eigenthümlichkeiten bedingten Nüaneirungen unterworfen sein dürfte. Dies gilt z. B.
75
schon von der bewussten fuchsrothen Färbung des Gorillascheitels, wie sie Owen in seinen
schönen Abbildungen giebt. Dieselbe tritt bei keinem unserer vier Exemplare besonders
hervor. Am meisten findet sie sich noch bei unserem ersten (ausgewachsenen) Weibchen,
jedoch ist auch hier der Scheitel durchaus nicht fuchsroth, sondern nur braun mit einem
ganz schwachen Anflug von röthlich, wenn man den Scheitel gegen das Licht betrachtet.
Beim Jungen ist diese Färbung noch schwächer; bei dem zweiten Weibehen, welches,
nach dem Schädel zu urtheilen, älter ıst, als das erste, hat der Scheitel schon eine dunklere
Färbung angenommen, während bei dem alten Männchen, entschieden das älteste T’hier
von allen, das Braun fast ganz geschwunden ist, und der Scheitel eine starke Beimischung
von Grau bekommen hat.”
“ Bei allen Exemplaren werden die Extremitäten nach vorn allmählich dunkler,
so dass die Haare der Oberfläche der Hände schwarz-braun erscheinen.”
“Die allgemeine Färbung der Gorilla unterliegt nicht minder beträchtlichen
Schwankungen. Die dunkelbraune — russigbraune — Färbung des jungen Thieres, bei
dem der grösste Theil der Haare noch ungeringelt ist, erfährt bei zunehmendem Alter,
wo die Ringelung allgemein wird, eine dadurch hervorgebrachte Beimischung von grau-
braun, welche immer stärker wird, so dass, wie bei unserm alten Männchen, ganze Partien
des Körpers ein graues — hellgraues — Ansehen erlangen. Im Gegensatz hierzu ist die
allgemeine Färbung des Chimpansen eine kohlschwarze und zeigen die einzelnen Haare,
wenigstens an unsern Exemplaren, nie die schon oft erwähnte Ringelung, bei welcher
abwechselnd heller und dunkler gefärbte, etwa 3—4 mm. breite, Partien aufeinander folgen.”
“Wo das Haar des Chimpansen die kohlschwarze Färbung nicht zeigt, wie bei
unserm alten Chimpansen-Männchen, sondern statt dessen braune Nüaneirungen, machen
dieselben den Eindruck des Verblichenen; auch solche Haare zeigen nie die charakteristische
Ringelung der Gorillahaare.”
“Legt die neuere beschreibende Zoologie auch mit Recht weniger Gewicht auf
Farben, so dürften dieselben dennoch in manchen Fällen, wie auch in den vorliegenden,
bedeutend mit ins Gewicht fallen; besonders wenn es gelingt, durchgreifende constante
Unterschiede aufzufinden. Als solche erscheinen mir die soeben angeführten.”
Was H. dann weiter über die Möglichkeit, Mafuka könne ein Bastard zwischen
Gorilla und Chimpanse sein, oder über die in Betracht zu ziehende Möglichkeit,
dass beide Affen nur Varietäten derselben Art seien, sagt, so scheint es mir, dass
beides gleich wenig möglich ist; denn erstens charakterisirt sich Mafuka als ein so vor-
trefflicher, fast erwachsener Chimpanse, dass die Annahme, er sei Bastard, damit sofort
fällt und zweitens werden selbst Zoologen, die so wenig Anhänger feststehender, ein
für alle mal geschaffener Arten sind, wie Schreiber Dieses, eine Vereinigung zweier so
verschiedener Thiere wie Gorilla und Chimpanse zu einer Art, doch nimmer gutheissen
können. Sind die Thiere doch so verschieden, dass man sie sogar in zwei verschie-
dene Gattungen zu stellen versucht hat! Damit ist natürlich nicht ausgeschlossen,
dass individuelle und locale Varietäten vorkommen.
Dagegen, dass Mafuka ein echter Chimpanse, spricht garnichts: Ich selbst habe
Mafuka schwarz gefunden; dasselbe sagt Schöpf (Zool. Garten, März 1874); Hartmann
spricht von “schwarz mit Stich in Braun und mit fuchsigem Lüstre” Die Ausdrücke
10*
2.
“Stich” und “ Lüstre” zeigen schon, dass das Braun des Herm Professor Hartmann ein
sehr schwaches ist. Damit ist aber noch nicht gesagt, dass Mafuka kein Chimpanse war
und zudem sagt Herr Dr. A. B. Meyer, Director des Zoologischen Museums in
Dresden, das jetzt im Bösitz der Mafuka ist, in den Sitzungsberichten der “Isis” zu
Dresden, 4. Mai 1876: “Der im Dresdner Zoologischen Garten gestorbene Chimpanse
sah im Leben bräunlich aus; es ergibt sich aber, dass sen Haar tief schwarz ist.
Die Hautfarbe spielte durch die Haare und sie ist im Leben hell und warm.” — Und dass
die starken Augenbrauenwülste nicht gegen den Chimpansencharakter sprechen, zeigt ein
Bliek auf die Schädel, die H. selbst als echte Chimpansenschädel (Archiv für Anat. und
Physiol. 1872, Tf. 3 und 4) abbildet. Aehnliche Wülste finde ich auch an einigen echten
Chimpansen-Schädeln unseres Museums, auch an einem noch nicht ausgewachsenen. H.
sagt ja aber auch selbst, 1. e. 133 vom Bam-Chimpansen, dass er stark hervor-
ragende Augenbrauenbögen habe und vom selben Thier heisst es dort auch: “ Die
Farbe der Haare war schwarz, mit Sehimmer in Dunkelschwarzbraun und
Dunkelbraunröthlich. Am Geschlechtstheil des Affen befanden sich 15 — 20mm
lange graulichfahle und weissliche Haare.”
In Bezug auf die Hautfarbe des Gesichts und der Hände kann ich nur früher
Gesagtes wiederholen, dass nämlich das Gesieht und die Hände sich mit zunehmendem
Alter dunkler färben. Der neue sehr junge Ohimpanse unseres Zoologischen Gartens, ein
Geschenk des Herrn C. Woermann, hat Hände und Gesicht hell; die Farbe spielt etwas
ins Bräunliche — wie sonnenverbrannt —, es fehlen aber alle Flecken, auch sind die Nägel
hell; bei der viel älteren Molly sind die Flecke, die bei der Mafuka den grössten Theil des
Gesichts und der Hände bedeekten, über die Nase und die obere Wangengegend verbreitet und
färben auch die Innenseite der Hände dunkel; die Nägel sindschwarz. Ein gleiches findet sich bei
dem etwa gleichaltrigen Weibehen, dessen Balg in unserm Museum in Weingeist conservirt wird.
Du Chaillu (l. e. p. 358) sagt vom Chimpansen: “ Die Jungen haben ein gelbes
Gesicht, welehes intensiv schwarz (intense black) wird, wenn sie älter werden.”
Hartmann selbst aber sagt von seinem Bam-Chimpansen, 1. e. 155: “Das
Gesicht zeigte die Spuren einer vorhanden gewesenen schwärzlichen Färbung. Diese
Färbung der Gesichtsfläche bei den Chimpanses beruht auf Farbstoffablagerung in die
Zellen des Rete Malpighii, wie denn auch die Hornschicht schwärzlichen Anflug besitzt.
Es tritt diese Färbung bei Jungen immer fleckenweise auf. Später
fliessen die Flecke zusammen.”
Das passt für Mafuka. Dagegen ist das Gesicht des jungen im Berliner
Aquarium lebenden Gorilla völlig schwarz, nicht fleckig.
Wenn nun also keine Eigenschaft der Mafuka dagegen spricht, sie für einen
Chimpansen zu halten, wenn ihr ferner die charakteristischen Eigenschaften des Gorilla
abgehen, — wenn namentlich auch die geringe Grösse des fast ausgewachsenen Thieres
gegen die Gorilla- und für die Chimpansen- Natur desselben ins Gewicht fällt, so muss
ich dabei bleiben: Mafuka ist ein Chimpanse gewesen und nimmer ein Gorilla. Gegen
die letztere Annahme spricht namentlich auch der Vergleich mit dem ausgezeichneten
lebenden Gorilla, der im Besitz des Berliner Aquariums sich befindet und mit dem
in Allem der Gorilla stimmt, der zuerst nach Hamburg gelangte.
9. Die Brust- und Baucheingeweide des Gorilla.
Von Dr. Bolau.
Der Verdauungskanal. — Gorilla I. — Die Speiseröhre bietet nichts Er-
wähnenswerthes. Der Magen ist von der Form eines Menschenmagens, seine grosse Curvatur
misst 365 mm., die kleine 95 mm. Die Länge des gesammten Dünndarms vom Pylorus
bis an seinen Eintritt in den Diekdarm ist 218 em., sein Umfang beträgt am Duodenum
60mm., am Eintritt in den Diekdarm 36 mm. Die Länge des Diekdarms mit dem Mast-
darm: 1) gemessen vom Ende des Mastdarms bis zur weitest vorspringenden Aussackung
des Blinddarms: 104cm., 2) ohne Blinddarm: 95 em.
Länge des Blinddarms demnach 9 cm.
Der Umfang des Dünndarms ist am Duodenum 60mm., beim Eintritt in den
Dickdarm nur 36mm.
Der grösste Umfang des Diekdarms, 15cm. unterhalb der Insertion des Dünndarms,
beträgt 23em., an der Insertion des Dünndarms 18cm.
Der Wurmfortsatz — processus vermiformis — ist schneckenförmig m 13 Win-
dungen aufgerollt und 9,5 em. lang.
Unmittelbar hinter dem Pylorus ist der Anfang des Duodenums mit sehr dichten
Zotten bekleidet, zwischen denen die Ausführungsgänge der Brunner'schen Drüsen ein
diehtes Maschenwerk bilden. Valvulae conniventes Kerkringii sind deutlich vorhanden,
wenn auch weniger entwickelt, als beim Menschen; sie beginnen aber erst 75mm. vom
Pylorus entfernt.
Nach Bischoff (Beiträge zur Anatomie des Hylobates, p. 71) fehlen diese Falten
allen Anthropoiden, nach Owen (Anatomy of the Vertebrates, III, 435) allen Affen.
Vrolik dagegen spricht in seinen Reeherehes d’Anatomie comparee sur le Chimpanse, p. #7
von “valvules conniventes” im Dünndarm. — Der Duetus pancreaticus mündet mit dem
Gallengang auf demselben Porus, der nur durch schwache Bindegewebsfasern undeutlich
quergetheilt erscheint. Schon vom Ende des Duodenum an traten einzelne Drüsengruppen
— Glandulae Peyeri — auf; diese Gruppen enthalten anfangs nur etwa 10 Drüsen. Bald
werden die Gruppen häufiger und grösser. Sie sind, wie beim Menschen, umwallt und
finden sich vorzugsweise auf der der Mesenterialanheftung abgewandten Seite des Darms.
Die letzten Gruppen nahe dem Diekdarm haben eine Länge von 20 und eine Breite
von 7—8mm.
Am Anfang des Dickdarms ist die Klappe, Valvula coli, wohl entwickelt, nament-
lich gilt das von dem durch eine Pliea sigmoidea gebildeten Theil.
ie)
Der Diekdarm zeigt ähnliche Verhältnisse, wie beim Menschen: allgemeine Form,
Falten und Drüsen weichen nirgends wesentlich ab.
Der Wurmfortsatz wird durch eine Falte des Mesenteriums in schneckenförmiger
Aufrollung erhalten.
Gorilla II. Der Darm ist ebenso schön erhalten, wie der von I. Der Dünn-
O5
darm misst 236 em., der gesammte Diekdarm mit dem Blinddarm 49 cm., der Blinddarm
allein 4,5 em. Der grösste Umfang des Diekdarms liegt beim Eintritt des Dünndarms
und beträgt 7O mm. Der Wurmfortsatz ist 5em. lang und bildet einen halben Kreis, ist
also weniger aufgerollt, als bei I. Die grosse Uurvatur des Magens misst 25 em., die
kleine eirca dem. Die Zotten im Dünndarm sind sehr deutlich erhalten, und meistens
schwarz pigmentirt; besonders dunkel sind die aggregirten, Peyer'schen Drüsen in dem
letzten Theile des Dünndarms. Im Hinsicht der Falten, Zotten und Drüsen sind die
Verhältnisse wesentlich, wie bei I. Die Diekdarmklappe ist dagegen weniger entwickelt. —
Ungefähr in der Mitte des Dünndarms fielen mir bereits bei äusserer Besichtigung
desselben zweisackige Ausbuchtungen in einem Abstand von 6 cm. von einander auf, zwischen
denen der Darm etwas weiter war, als in der Nähe. Beim Aufschneiden fand sich ein
vortreffieh erhaltener Bandwurm. Ausserdem fanden sich noch im Dünndarm drei sehr
kleine Fadenwürmer und im Magen ein Spuhlwurm*).
Gorilla III. Aus den oben bereits angeführten Ursachen waren die feineren
Verhältnisse im Innern des Darms nieht mehr zu untersuchen. Länge des Dünndarms
172 em., des Diekdarms mit dem Blinddarm 63 em., wovon 5,5 cm. auf den Blinddarm
kommen. Länge des Wurmfortsatzes: 55 mm. Diekdarmklappe wie bei I.
*) Herr Prof. Dr.R. Leuckart hat die Güte gehabt, die Thiere vorläufig zu untersuchen und zu bestimmen;
er theilt mir über dieselben Folgendes mit:
“Die Nematoden sind, wie ich sogleich bei erster Ansicht vermuthete, alte Bekannte: Ascaris lumbricoides,
halbwüchsiges Männchen. und Doecehmius duodenalis,2&,1%2 (Anchylostomum duodenale) — Thiere also, die der Gorilla
mit uns theilt. Dochmius duodenalis ist aus der Gorillagegend bis jetzt noch nicht bekannt, dürfte aber doch wol bei den
Negern daselbst reichlich vorkommen. Die Taenia ist wahrscheinlich neu, doch kann ich darüber bis jetzt nur so viel
sagen. dass sie ohne Haken und Rostellum ist und 4 runde Saugnäpfe von nicht unbeträchtlicher Grösse trägt. Ihre Pro-
glottiden sind kurz und breit. mit wenig bemerkbaren randständigen Genitalöffnungen”. Und ferner: Diese Eingeweide-
würmer "zeigen auch vom helminthologischen Standpunkte die anthropoide Natur des Gorilla.
Und wer weiss, ob nicht auch der Bandwurm unter den Eingebornen am Gaboon zu Hause ist?” Dem erlaube ich mir aus
Leuekart. die menschlichen Parasiten. I. 411, über die Verbreitung des Dochmius hinzuzufügen: “Dochmius duodenalis
lebt, soviel wir wissen. ausschliesslich im Dünndarm des Menschen, besonders den obern Partieen, und gehört in den
Tropenländern wahrscheinlich zu den verbreitetsten Helminthen. Zuerst in Italien entdeckt, wurde derselbe später (durch
Pruner, Bilharz, Griesinger) massenhaft in den Nilländern, besonders Egypten, aufgefunden und neuerdings (durch
Wucherer) auch in Brasilien (Bahia) beobachtet. In Italien scheint derselbe übrigens im Ganzen nur selten zu sein.
Ich habe mich wenigstens in Turin. Pavia. Florenz u. a. a. O. vergebens bemüht. desselben habhaft zu werden. obwohl
der erste Entdecker, Dubini (1838) angibt, ihn in Mailand unter 100 Leichen mindestens bei 20 angetroffen zu haben.
Diesseits der Alpen dürfte der Wurm völlig fehlen. Dagegen kennen wir bei uns eine Anzahl nahe verwandter Formen bei
dem Hunde und dem Fuchse. (Dochm. trigonocephalus) bei der Katze. (D. tubaeformis) bei dem Dachse. (D. eriniformis),
Schafe (D. cernuum) und Ochsen (D.radiatus), sämmtlich, wie D. duodenalis, Bewohner des Dünndarms.”
Die Entwicklung des Dochm. duodenalis ist noch nieht bekannt. L. hat aber die von Dochm. trigonocephalus
beim Hunde experimentell nachgewiesen und kommt, l.e. 443 zu folgendem Schluss: “Wir dürfen bis auf Weiteres an-
nehmen, dass auch der menschliche Dochmius seine Jugendzeit unter Rhabditisform in schlammigem Wasser verlebt und
ohne Zwischenthier in den Darm seines Trägers überwandert, um dann binnen wenigen Wochen seine definitive Gestaltung
anzunehmen.”
79
Damach ergeben sieh bei den drei von mir untersuchten Gorillas die folgenden
auffallenden Längenverhältnisse der beiden Hauptabschnitte des Darms:
Dünndarm Diekdarm
IE 218 cm. ; 104 em.
oder 2,ı : 1
II. 236 em. C 49 em.
oder 4,s : 1
III. 172 cm. : 63 em.
oder 2,7 Ä 1,
Nach Henle, (Handbuch der Anatomie, II, 76) ist der menschliche Dünndarm
meistens 17 — 19 Fuss, der Diekdarm 4—5 Fuss lang, das Verhältniss beider also etwa
4:1. Bischoff giebt dieses Verhältniss freilich anders, (Anatomie des Hylobates leu-
eiseus, p. 71), nämlich 6 oder 7 zu 1 an.
Darnach zeigt Gorilla II ein Verhältniss, das dem beim Menschen am nächsten
kommt, während I und II bedeutend davon abweichen.
Nach Huschke (eit. bei Henle II, 77) ist bei Neugebornen der Dünndarm im
Vergleich zum Diekdarm etwas länger, als beim Erwachsenen. Würden wir das ohne
Weiteres auf den Gorilla übertragen, so würde dadurch zum Theil wohl die bedeutend
grössere Länge des Dünndarms bei dem jüngsten unserer Stücke, No. III, gewiss aber
nicht die so auffallende Abweichung bei No. 1 erklärt sein. In wie weit man also wird
behaupten dürfen, dass die Längenverhältnisse der Darmabsehnitte des Gorilla denen des
Menschen, bei dem übrigens auch grosse Abweichungen bekannt sind, ähnlich sind oder
nicht, wird erst die Zukunft lehren müssen.
Bei dem jungen männlichen von Freekmann mitgebrachten Chimpansen finde
ich den ganzen Diekdarm 54 em., den Dünndarm 173 em. lang, das Verhältniss zwischen
beiden ist daher — 1:3,.. Der Wurmfortsatz hat bei diesem Thiere die bedeutende
Länge von 8 cm.
Für einen weiblichen Hylobates leueiscus findet Bischoff, 1. ce. 70, resp.
210 cm. und 44 cm., demnach 4,s :1, also ungefähr, wie bei Gorilla II, während Sandifort
für Hylobates syndactylus 311,e em. und 119,e em. misst, also 2,6 : 1, was beinahe
mit Gorilla III stimmt.
Bei zwei weiblichen Gibbons, Hylobates leuciscus, die in unserm Zoologi-
schen Garten lebten, fand ich die folgenden Längenverhältnisse des Darms:
I. I.
Dickdarm pre ern erekrehangafecstersre 42 cm. 49 em.
Dünndarm en ea eree erne 200, NS 5
Broesvermitormis ee. Den A;
“ Das Verhältniss von Diekdarm zu Dünndarm ist demnach bei I = 1:4,s; bei
II = 1:3,;, stimmt im ersten Fall also, selbst fast in den absoluten Zahlen mit dem,
was Bischoff bei demselben Thier gefunden hat.
Die Masse der beiden Thiere sind die folgenden, (ich gebe dieselben Längen, die
auch Bischoff gemessen) :
Das ganze T'hier vom Scheitel bis zur Ferse,
dies Kneeneesireckiine. ee
Der Rumpf vom Scheitel bis zum Steiss ....
Von der Schulterhöhe bis zum Ellenbogen. ..
Vom Ellenbogen bis zur Handwurzel ..
Die .Eland ım Mittelimgeren nennen.
Deru 0) berschenkele
„
56
30
11
1.
cm.
”
Ich stelle zum Sehluss die Längenverhältnisse der beiden Hauptabtheilungen des
Darms einiger Affen in der Weise zusammen, dass ich die Thiere mit verhältnissmässig
längerem Dünndarm voranstelle:
Dünndarm.
Mensch: circa 560 em.
nach Henle 4
nach Bischoff 6—7
Gorilla I1.: 236 „,
(meine Messung) 4,s
Hylobates leueiscus: AN
(nach Bischoff) 4,8
Hylobates leueiseus: 200 „
(meine Messung) 4,s
Hylobates leueiscus: Ikea) on
(meine Messung) 3,5
Chimpanse : INS
(meine Messung) 3,2
Cynocephalus anubıs: 2102,
(meine Messung) 3,1
Gorilla III: - JEi2er
(meime Messung) 2,7
Hylobates syndaetylus: Billa,
(nach Sandiıfort) 2,6
Gorilla 1.: al
(meine Messung) 2
Dickdarm.
140 cm.
”
In dieser Hinsicht stehen also Gorilla I und III ganz oder fast ganz unten an,
und ein im übrigen viel niedriger organisirter Pavian geht ihnen voran.
Die Leber. — Gorilla I. — Die Leber variirt in den drei vorliegenden Thieren
ganz ungewöhnlich und weicht im allgemeinen mehr von der Form desselben Organs
beim Menschen ab, als die der verwandten Affen. Theilen wir die Leber vom Ligamentum
suspensorium ausgehend in einen rechten und einen linken Lappen, so finden wir, dass
bei I. beide etwa von gleichem Volumen sind, dass aber der linke wenig länger, als
breit ist, 110 em. und 85cm., während der rechte sich in einen langen Zipfel weit nach
unten und hinten auszieht; seine Breite ist 70, seine Länge 130 em. — Das Ligamentum
teres liegt frei in der deutlich ausgebildeten Fossa longitudinalis sinistra; dagegen fehlt
die Fossa longitudinalis dextra gänzlich, so dass die längliche Gallenblase frei auf der
Unterfläche der Leber aufliegt. Demnach ist der Lobulus quadratus gegen den Lobulus
dexter nicht durch eine Furche abgegrenzt.
Der linke Leberlappen ist durch eine von oben und vorn bis 35 mm. tief ein-
schneidende Furche in zwei Theile getheilt, von denen der linke unten, der rechte oben
die grössere Oberfläche hat. Der rechte Leberlappen ist in der Mitte seines Seitenrandes
durch einen schräge von vorn und seitwärts kommenden Einschnitt in einen vordern und
hintern Theil getheilt. Dieser trägt auf seiner Unterseite eine im allgemeinen der Längs-
richtung folgende Furche und ist in der Richtung derselben etwas zusammengebogen.
Der Lobulus Spigelii ist langgestreckt und mit Tubereulum caudatum und Tubereulum
papillare versehen. Die Fossa pro vena cava ist deutlich entwiekelt; die im Ligamentum
hepato-duodenale liegenden Gefässe zeigen die Anordnung, wie beim Menschen.
Die Leber von Gorilla II zeigt auf den ersten Blick ganz andere Verhältnisse als die
oben beschriebenen; sie ist kurz, breit, diek und es fehlt ihr namentlich der so weit nach
unten und hinten gezogene Theil des rechten Lappens. An sonstigen Abweichungen von
der vorstehenden Beschreibung sind zu bemerken: Die Fossa longitudinalis sinistra ist über-
brückt, so dass das Ligamentum teres tief in die Lebermasse eingebettet ist. Der Einschnitt,
der den. linken Leberlappen theilt, geht von der Fossa longitudinalis sinistra aus von oben
scharf wie ein Messerschnitt in die Leber hinein, verläuft ziemlich nahe dem Ligamentum
suspensorium — grösste Entfernung von ihm nur 1dmm. — und ist nur höchstens Lö mm. tief.
Der rechte Leberlappen hat den Einschnitt ebenfalls höher, als bei I, die Furehe am untern
Ende ist zu einem deutlichen Einschnitt geworden. Der Lobulus Spigelii ist kurz und dick.
Die Leber von Gorilla III ist leider sehr erweicht, die Verhältnisse derselben
sind daher weniger klar; sie stimmt im ganzen aber mehr mit II, als mit I überein, zeigt
auch der Zahl und Lage nach dieselben Einschnitte, wie dieses. Das Ligamentum teres
ist auch hier durch eine Verbindung des Lobulus sinister mit dem Lob. quadratus überbrückt.
Die Leber des oben erwähnten OChimpansen zeigt am rechten Lappen weit nach
oben einen sehr schwachen, wenig tiefen Einschnitt. Die Gallenblase liegt in einer
wohl ausgebildeten Fossa longitudinalis dextra.
Bei den beiden gleichzeitig untersuchten Hylobates leucisceus finde ich den
rechten und linken Leberlappen ungetheilt; bei einer Leber ist die Fossa longitudinalis
sinistra überbrückt, so dass das Ligamentum teres bedeckt ist, bei der andern liegt dasselbe
frei in der wohl entwickelten linken Furche.
Bei einem Cynocephalus anubis finde ich Verhältnisse, die fast ganz mit denen
bei Gorilla II stimmen. Die Gallenblase liegt jedoch in einer deutlichen Furche, von
deren oberem Ende ein unbedeutender schwacher Einschnitt nach links geht und der
Einschnitt, der den linken Lappen theilt, kommt mehr von der Seite. Am hintern untern
Theil des rechten Leberlappens geht die bei orilla I erwähnte Furehe so tief, dass
dadurch ein kleiner gesonderter Lappen entsteht. Ueberhaupt sind bei Platyrrhinen und
Catarrhinen rechter und linker Leberlappen in der Regel getheilt.
11
82
Die Leber des Gorilla hat darnach mehr Aehnlichkeit mit dem gleichen Organ
dieser niedriger stehenden Affen, als mit dem des Menschen, des Chimpansen, des Orang
und des Gibbon.
Pancreas und Milz weichen in nichts von den gleichen Organen beim Menschen
und den Anthropomorphen ab.
Die Nieren sind bei allen drei Gorillas in ihrem obern Theil schräge von oben,
aussen und vorn abgeplattet. Am stärksten ist diese Abplattung bei Gorilla III. — Rinden-
und Marksubstanz grenzen sich ziemlich scharf gegen einander ab. Da die Columnae
Bertini gänzlich fehlen, bildet sich nur eine einzige Malpighi’sche Pyramide, wodurch sich
das völlig glatte Aussehen der Oberfläche der Nieren nach Entfernung der Tuniea propria
bei den noch jungen T'hieren erklärt.
Die Brusteingeweide wurden nur von Gorilla II und III untersucht.
Die Lungen boten keine wesentlichen Unterschiede von denen des Menschen; die
linke hatte zwei, die rechte drei Lappen, dasselbe fand ich bei dem von mir untersuchten
Chimpansen und ist auch früher von andern Forschern bereits bei demselben T'hier
gefunden worden. Von derselben Bildung sind in der Regel auch die Lungen des Orang.
Owen fand übrigens bei einem Orang beide Lungen ungetheilt und Mayer in Bonn
(Archiv f. Naturgeschiehte, XXII, Jahrg. I, p. 293) bei einem anderen beide Lungen in
zwei Lappen getheilt.
Bei den übrigen Quadrumanen ist die rechte Lunge noch mit einem innern
untern kleinen Lappen — Lobulus azygos — versehen. Bischoff fand diesen Lappen
auch bei Hylobates leueiseus, Sandifort bei H. syndaetylus. Das Vorkommen desselben
habe ich an den beiden von mir untersuchten H. leueiseus bestätigt gefunden, auch, dass
dieser vierte Lappen, obwohl der kleinste, doch nicht von so ganz unbedeutender Grösse
und an seiner Spitze nochmals gespalten ist.
Kehlkopf und Luftröhre werden in einem zweiten Theil dieser Arbeit
besprochen werden.
Das Herz weicht in Form und Lage nicht vom menschlichen ab. — Die Aorta
giebt eine Arteria innominata, die sich in die A. subelavia dextra und die Carotis dextra
theilt, und eine Carotis sinistra und Subelavia sinistra ab. Die beiden letzten Zweige
stehen dieht neben einander und sind durch einen verhältnissmässig grossen Zwischenraum
von der A. imnominata getrennt.
Auch Huxley sagt sehon, dass beim Gorilla und Chimpansen der Ursprung der
grossen Gefässe wie beim Menschen stattfinde.
Eine interessante Abweichung beschreibt übrigens Prof. Mayer in Bonn, 1. e.
p. 295, bei einem Chimpansen-Weibehen, wo aus dem Aortenbogen zwei Arterienstämme
entspringen, eine für die rechte Subelavia und Carotis, der andere für dieselben Adern
der linken Seite, — eine Anordnung also, wie sie der Regel nach bei den Üetaceen und
Fledermäusen sich findet.
Beim Orang entspringen an der Aorta eine A. imnominata und eine linke
Subelavia; erstere theilt sich dann in die bekannten drei Zweige. Vrolik 1. e. 42 fand
übrigens bei vier jungen Orangs den Ursprung der linken Carotis an der A. innominata
so niedrig, dass sie fast einen gesonderten Ursprung nahm, während Sandifort bei
83
einem alten Orang die menschliche Anordnung fand. Vrolik meint, ob die Separation
der linken Carotis nicht vielleieht erst mit dem Alter vor sich gehe. Eine dereinstige
Untersuchung des prachtvollen alten Orang des Berliner Aquariums — dem ich
übrigens ein langes Leben wünsche — wird wohl zeigen, wie weit Vrolik mit seiner
Vermuthung Recht hat.
Meine beiden Exemplare von Hylobates leueiscus haben, wiedas von Bischoff
untersuchte Thier derselben Art am Aortenbogen den Ursprung der Gefässe, wie die
übrigen Affen: beide Carotiden und die rechte Subelavia gemeinsam, die linke Subelavia
getrennt; doch ist auch hier die linke Carotis bereits stark von den beiden andern
gleichzeitig entspringenden Adern gesondert, ähnlich wie beim Orang.
Bekanntlich finden sich auch beim Menschen mancherlei Verschiedenheiten im
Ursprung der Aortenäste, darunter am häufigsten die bei den meisten Affen sieh findende
Anordnung, wo die linke A. subelavia ihren Ursprung mit aus der Art innominata nimmt.
Nachschrift. Während des Drucks dieser Arbeit ging mir von Herm Prof.
Dr. Th. L. W. Bischoff die folgende briefliche Mittheilung zu: “Ich brauche kaum
zu versichern, dass ich mit Ihnen und Dr. A. B. Meyer die Mafuka keinen Augenblick
für einen Gorilla gehalten habe, nachdem ich den Schädel, Hand und Fuss und das
Gehirn gesehen habe. Letzteres unterscheidet sich von dem, von mir bereits früher
beschriebenen Chimpanse- Gehirn nicht.” —
hl
3. Ueber die Furchen und Windungen am Gehirn eines Gorilla.
Von Dr. Ad. Pansch in Kiel.
Nachdem in den letzten Jahren bereits eine ganze Reihe von Gehimen des
Chimpanse und des Orang beschrieben worden sind, blieb dasjenige des Gorilla bis heute
noch so gut wie gänzlich unbekannt. Ist es doch auch in diesen Tagen zum ersten Male
geglückt, ein lebendes Thier nach Europa zu bringen.
Um so erfreulicher ist es, dass das vorliegende dem Hamburger Museum
‘gehörige Hirn (s. oben 8. 70), dessen Bearbeitung mir übertragen wurde, sich in einem
so vortreffliehen Zustande befindet, dass alle Verhältnisse an demselben auf das Beste
erforscht werden können. Diese gute Erhaltung verdankt das Hiın der von Bischoff schon
seit Jahren empfohlenen und noch stets zu wenig ausgeübten Behandlung mit Chlorzink. Es
wurde eine betreffende Lösung bald nach dem Tode des Thieres in Gaboon durch die Carotis
injieirt, in Folge des Auftrages, den Dr. Bolau dem Wärter des Thieres gegeben hatte.
Das so in vollkommenster Schönheit erhaltene Him, mit einer durch die Injection
erzeugten theilweise tief grauen Färbung ist 100 mm. lang, 85 breit und 70 hoch.
Das Kleinhirn dürfte bei horizontaler Stellung etwas vom Grosshirn überragt werden.
Bei unseren heutigen Kenntnissen von Affenhirnen ist es wesentlich das Grosshirn,
das in Betracht gezogen wird und besonders seine Furchung.
In der Form gleicht dasselbe im Ganzen und Einzelnen sehr dem Hirn des
Chimpanse, wenigstens lassen sich gegenwärtig noch keine Unterschiede angeben. Dagegen
fällt es auf den ersten Blick in die Augen, dass es viel windungsreicher — um den geläufigen
Ausdruck zu brauchen — ist, als das Chimpanse-Hirn und dieses besonders im obern und
hintern Theil.
Bei der eingehenderen Betrachtung der Furchen und Windungen haben wir
unsere Aufmerksamkeit zunächst den Hauptfurchen oder Totalfurchen (His) zuzuwenden,
d. h. denjenigen Furchen, die mit der Formbildung der ganzen Hemisphäre oder deren
Hohlraum (Seitenventrikel) zusammenhängen. Es sind die sog. Sylvische Grube, die
Hinterhauptspalte, die Fissura Hippocampi und die Fissura calearına.
Bei der Fossa Sylvii ist vor allen Dingen das Verhalten der Insel zu dem übrigen
Theil der Oberfläche, dem Mantel, ins Auge zu fassen, und es zeigt sich dabei, dass die
Insel einerseits von oben her nicht vollständig vom Opereulum bedeekt wird, während sie
andererseits nach vorn nicht ganz deutlich abgegrenzt ist, d.h. nur wenig unter die Ober-
fläche zurücksinkt. Eine an diesem vorderen Rande vorhandene Grenzfurehe ist sehr seicht,
findet aber nach oben eine direekte Fortsetzung in einer bis zu 17 mm. tiefen Furche,
die das eigentliche Opereulum von vorn begrenzt.
85
Der freiliegende Theil der Insel stellt ein Dreieck von etwa je 10 mm Seitenlänge dar.
Diese Verhältnisse der Fossa Sylvii beim Gorilla, namentlich im Vergleiche mit
dem ähnlichen Verhalten beim Chimpanse, Orang nnd manchen Menschen, geben
uns einen deutlichsten Hinweis zur richtigen Auffassung einiger verschieden gedeuteten Theile.
Es kann wohl Keinem zweifelhaft sein, dass die von der vordern obern Ecke des
freiliegenden Theils der Insel nach oben verlaufende das unvollständige Opereulum begrenzende
Furche als vorderer Ast der Fissura Sylvii zu bezeichnen ist. Wenn nämlich die Ueber-
wucherung der Insel weiter vor sich gegangen wäre, so würde jene Furche in derselben
Weise wie wir es beim Menschen sehn, bis an den hintern (horizontalen) Ast der Fissura
Sylvii heranreichen und der jetzige seichte untere Theil würde zum vordern Rande der
auch von vorn etwas überwucherten Insel werden.
Wenn nun aber das Gegentheil, nämlich eine viel geringere Ueberwucherung der
Insel, oder was dasselbe sagen will, eine sehr geringe Ausbildung des Opereulum , statt-
gefunden hat, so können wir uns letzteres so redueirt denken, dass es mit semem vordersten
Theile die Insel garnicht überragt, sondern dass hier die Oberfläche des Stirmmlappens
mehr weniger allmählich in die Oberfläche der Insel übergeht, während weiter hinten
das gewöhnliche Verhalten zu erkennen ist. Wir erhalten dadurch ein Bild, wie es sich
in der T'hat öfters beim Chimpanse und Hylobates vorfindet.
Die Furche aber, die oben erwähnt wurde als vordere Grenze des Operculum und
im untern seichten Theil als vordere Grenze der Insel ist mit dem Zurücktreten des
Opereulums nieht verschwunden, sondern behauptet in vielen Fällen noch ihren Platz.
Besonders deutlich ist sie bei Hylobates, sowohl bei den drei Hirnen des Hamburger
Museums als auch auf den vorhandenen Abbildungen von Gratiolet und Bischoff. Um
sie sicher zu identifieiren, haben wir nur genau darauf zu achten, dass sie mit ihrem
obern Ende im dem Bogen liegt, den die vorderste oder erste radiäre Primärfurche bildet.
Wollen wir nun aber verschiedene Hirne mit einander vergleichen, so müsssen
wir uns an die typischen Furchen halten und nicht an die Ränder örtlicher Wucherungen
wie die Opereula es sind. Denn wie wir es von der sogenannten Affenspalte wissen,
wird bei nahestehenden Arten, ja bei verschiedenen Individuen derselben Art und selbst
an den beiden Hemisphären desselben Hirms durch eine verschiedene Wucherung des
ÖOpereulums das oberflächliehe Bild oft em total verschiedenes, während der Grundplan,
den die typischen Furchen bilden, ungestört derselbe bleibt.
Ein Jeder, der die Entwieklungsvorgänge dieser Gegend kennt und eine genügende
Reihe von Affenhirnen vergleicht, wird mir hierin beistimmen müssen.
Der besondere Streitpunkt, um den es sich hier handelt, ist aber die vergleichende
Bestimmung der sog. dritten Stimmwindung, eines Theils der Oberfläche, ‘der ein ganz
besonderes Interesse beanspruchen muss, seit man hier das Vermögen der artikulirten
Sprache localisirt glaubt. (Broca’sche Sprachwindung auf der linken Seite.)
Bischoff*) behauptet nun, dass die dritte Stirnwindung den meisten Affen
ganz fehle, bei den Antropomorphen sehr klein sei und nur bei dem Menschen ihre
°) z. B. Ueber das Gehirn eines Chimpanse, im Sitzgsber. d. Münch. Akad. math. phys. Klasse 1871. 4. Febr. S. 100.
tel)
ansehnliche Grösse erlange, während ich meine frühere Behauptung“) vollständig aufrecht
erhalten muss, dass dieser Theil gerade bei den Affen unverhältnissmässig gross ist.
Es sind aber diese so verschiedenen Resultate einfach die Folge der verschiedenen
Prineipien, denen wir gefolgt sind. Ich habe zu wiederholten Malen darauf hingewiesen,
dass man in der Topographie der Hirnoberfläche sich einzig und allein an die typischen
oder Hauptfurchen halten solle, während Bischoff den Typus für die Anordnung vieler
Windungen darin gefunden zu haben «laubt, dass sie in Bogen um die Enden der
primären Furchen gelagert sind.
Für Bischoff ist die dritte Stirnwindung die Bogenwindung, die um den vordern
Ast der Sylvischen Spalte gekrümmt ist, während ich als den derselben beim Menschen
entsprechenden untern Stirnwulst den Theil ansehen muss, der vor und unter der typischen
ersten radiären Primärfurche (Sule. praeeentralis und Suleus front. inf. nach Ecker)
gelegen ist. Die Homologie dieser Furche aber bei Affen und Menschen steht meiner
Meinung nach ausser aller Frage und wurde auch früher **) von Bischoff angenommen.
Folgen wir aber Bischoff’s Prineip der Bogenwindungen, so dreht sich die Frage
einfach darum, was wir als vordern Ast der Sylvischen Grube anzusehen haben, und da
ist freilich eine Verschiedenheit der Meinungen möglich. Bischoff betrachtet als solchen
beim Chimpanse und Hylobates den Rand des hier ja sehr kleinen Opereulum’s und
scheint als Insel nur den von diesem bedeckten Theil anzusehn, während ich, wie oben
auseinandergesetzt wurde, und wie ich schon früher”**) angab, bei den Affen einen vor
dem Rande des Opereulums liegenden Theil der Oberfläche als das Homologon des vorderen
Theils der Insel beim Menschen ansehn muss. Der vordere Ast der Sylvischen Spalte
beim Menschen ist nun aber äusserst verschieden gestaltet (liegt bald ganz horizontal, bald
ganz senkrecht) und wird einzig und allein durch die zusammenstossenden Ränder der
gewucherten Manteltheile gebildet, ist also keine Rindenfurche (His). Insofern dürfen
wir als eigentliches Homologon dieses vorderen Astes auch niemals eine bei den Affen
vorhandene typische Rindenfurche hinstellen, aber wir dürfen wohl sagen, wie es der
Fall ist, dass diese Furche am Affenhirn da liegt, wo beim Menschenhirn der vordere
Rand der Insel und des Opereulums ist. ****)
Was Bischoff also als dritte Stirnwindung bei den Anthropomorphen anspricht,
ist nach meiner Meinung im obern Theil nur ein kleines Stück des unteren Stirnwulstes
oder der dritten Stirmwindung, im untern Theil ein Stück der unbedeckten Insel.
Im Uebrigen wäre zur Beschreibung der Fissura Sylvii nur noch hinzuzufügen,
dass der hintere Ast ziemlieh parallel dem untern Hemisphärenrande in fast gerader
Linie verläuft, 16 — 20 mm. tief ist, und 45 mm. vom obern Rande entfernt gablig endet,
und dass der vordere Ast (die vordere Grenze des Opereulums) bis auf 25 mm. an den
obern Rand hinaufsteigt und in einem Winkel von etwa 85° mit dem hintern Ast
zusammenstösst.
©
fo)
*) de suleis et gyris. 1866. S. 6.
“*) Die Grosshirnwindungen. 1868
**%) De suleis et gyris 1866 S. 4. Ueber die typische Anordnung der Furchen im Archiv f. Anthropol. 1369.
>=) Liegt beim Menschen der vordere Ast der Sylvischen Grube horizontal und sehr weit vorne, so findet
sich in dieser Gegend auch wohl eine besondere Furche von mässiger Tiefe.
0
u |
Die Fissura perpendicularis s. parieto-oceipitalis (Ecker) oder die senkrechte
Hinterhauptsspalte bietet wenig Besonderes. Sie verläuft ziemlich steil, ist 16 — 13mm.
tief, hat eine stark vorwärts gerichtete Furchenfläche und liegt mit dem unteren Ende
auf der untern Hirnfläche. 35mm. vor dem hintern Ende der Hemisphäre (auf der Ober-
fläche gemessen) tritt die Furche auf die convexe laterale Hirnfläche hinauf, ist hier fast
genau quer gerichtet und zwar auf beiden Seiten sehr symmetrisch und etwa 16 mm. lang.
Auf der medialen Fläche sieht man ferner noch vom obern Ende einen vordern
Gabelzweig abgehen.
Ihr unteres Ende mündet nieht in die Fissura ealearına ein, so dass also hier ein
deutlicher oberflächlicher “pli de passage interne inferieur” existirt.
Die Fissura ecalearina beginnt mit ihrem hinteren Ende auf der eonvexen
Hirmfläche, verläuft dann stark gebogen ein Stück weit über die mediale und dann auf
der untern Fläche nach vorn, um nahe am Hirnschenkel zu enden.
Von der Fissura Hippocampi ist nichts besonderes zu erwähnen.
Von den Rindenfurchen betrachten wir zuerst die wichtigste, die Fissura
Rolando. *)
Es verläuft diese ziemlich schräge, nicht sehr gebogen, und liegt ziemlich weit
hinten. Dabei ist sie beiderseits einigermassen asymmetrisch.
Ihr oberes Ende unmittelbar neben dem oberen Rande liegt 27mm vor der Fiss.
parieto-oceipitalis, reicht also bei horizontal gelagertem Hirn sehr weit zurück. Der
Winkel, den die beiderseitigen Furchen bilden, beträgt etwa 95°. — Das untere Ende
befindet sich 5mm über dem hinteren Ast der Sylvischen Spalte und liegt links 13mm
hinter dem vorderen Aste derselben, während es links, stark rückwärts gebogen, 7mm
weiter hinten endet und in der entsprechenden Lage vor ihm eine isolirte kleine
Furche liegt.
Die grösste Tiefe der Furche ist gegen 15mm.
Die sogenannte Affenspalte oder der Suleus oeeipitalis externus ist
beiderseits vollständig ausgebildet vorhanden und zwar recht symmetrisch. Sie beginnt
fest am obern Rande der Hemisphäre (genau genommen schon auf der medialen Fläche)
und zwar links unmittelbar hinter der Fiss. parieto-oceip. (oberflächlich betrachtet aus ihr
heraus), rechts etwas weiter hinten. Als typische Ausgleichung dieser Asymmetrie
bemerkt man aber rechts vor der Furche und links hinter derselben in der entsprechenden
Lage eine kleinere Furche.
Der Sule. oceip. ext. streicht dann weiter lateral — vorwärts, um in halber Höhe
der lateralen Fläche und 42mm von der hinteren Ecke entfernt, in einem schönen Kreis-
bogen nach hinten umzubiegen. Dieser hinterste Theil ist etwas medianwärts gerichtet
und endet je 8 und 12mm über dem unteren Rande der lateralen Hirnfläche. Der mediale
Theil ist 7, der laterale 15mm tief.
Die vierte radiäre Primärfurche (obere Schläfenfurehe, Fissura parallela),
ziemlich symmetrisch geformt, ist im untereren Theil ganz gestreckt, im oberen stark und
unregelmässig gebogen.
*) Die Bezeichnung “Fiss. eentralis” ist gänzlich zu meiden, da sie ihren ursprünglichen Sinn verloren hat
und deshalb nur noch eine unbefangene Anschauung hindert oder stört.
Sie beginnt mm von der Spitze des Lobus temporalis und endet links 15mm
hinter und über dem Ende der Fissura Sylvii, stark nach vorn gekrümmt und gespalten;
rechts dagegen setzt sich der hintere Ast dieser Spaltung parallel der Fiss. oceipitalis ext.
aufwärts fort bis nahe an die dritte radiäre Primärfurche (Sule. intraparietalis). Dieser
Verlängerung entspricht links eine kleine isolirte Furche.
Die erste radiäre Primärfurche (Suleus praeeentralis und Sule. front. inf.
Ecker) besteht links aus zwei Theilen, während sie rechts ungetrennt erschemt. Ihr
unterer Theil liegt gerade mitten zwischen dem vorderen Ast der Sylvischen Spalte und
der Rolando’schen Furche und ist links stärker gekrümmt. Der vordere Theil oder der
vordere Ast dieser Furche (Sule. front. inf. Aut.) entspringt rechts mit tiefer Wurzel und
in rechtem Winkel, läuft in leichtem Bogen über den vorderen Ast der Sylvischen Spalte
und dann weiter vorwärts, um an der Basis des sogenannten Siebschnabels, am Rande der
orbitalen Fläche und 5mm von der vorderen Spitze des Hims zu enden. Die leichten
Krümmungen dieses langen vordern Theils treten in der Tiefe viel stärker hervor. Ab-
gesehen von dem isolirten Ursprunge ist das Verhalten der linken Furche ganz dasselbe.
Die Tiefe des untern Theiles ıst 13, des vordern Theiles 15 mm. und der Anfang
des vordern Theiles befindet sich links 30, rechts 23 mm. über der Sylvischen Spalte,
sowie links 27 und rechts 30 mm. vom oberen Hirnrande entfernt.
Die dritte radiäre Primärfurche oder der Suleus intraparietalis®)
entsteht mit dem lateralen Ende 44 mm. vom obern Hivnrande entfernt aus einer grösseren
(Querfurche, die mit gleiehen Winkeln bis fast an die Sylvische Spalte und die Rolando’sche
Furche hinanreicht. Sie läuft dann parallel der Rolando’schen Furche aufwärts, bis auf
27mm. an den obern Rand hinan, wo sie stumpfwinklig nach hinten umbiegt und sich
dann in leiehtem Bogen weiter hin bis auf 17 mm. dem obern Hirnrande nähert. Letzterer
Punkt, von dem sie dann sich lateralwärts wendet, liegt links 13, rechts 7 mm. vor der
Fiss. ocepitalis externa, in welche sie tief einmündet. Sie erreicht eine Tiefe von 14—16 mm.
und hat einen unregelmässigen obern Ast hinter der Rolando’schen Furche.
Von der auf dem Schläfelappen gelegenen unteren Hauptfurehe ist nichts
hervorzuheben; sie zeigt die gewöhnliche Schlängelung und erstreckt sich von der hintern
Spitze des Hirms bis gegen die Spitze des Schläfelappens.
Der der medialen Fläche angehörige Suleus ealloso-marginalis (Huxley)
bildet eine zusammenhängende Furche, die gabelförmig auf die obere Fläche übergeht
und 6—8, in der hintern Bucht bis 10 mm. tief ist.
Von Nebenfurehen wäre zuerst der Suleus front. sup. der Autoren zu erwähnen.
Ein hinterer Theil (Jensen’s Suleus praecentr. sup.) liegt parallel vor dem obern Ende
der Rolando’sehen Furche und beiderseits ziemlich symmetrisch.
Aus ihr entsteht mit tiefem Ursprunge der eigentliche Suleus front., 20 mm. vom
obern Hirnrande entfernt und läuft rechts gerade vorwärts, während er links sich etwas
medianwärts wendet und auch weiter nach vorn reicht. Er ist links und rechts bis 12mm. tief.
Ferner ist zu nennen eine 8—-1O mm. tiefe Furche, die oberhalb und parallel des
Suleus intrapar. liegt.
*) Diese Bezeichnung ist die ursprüngliche von Turner eingeführte und wurde erst später unnöthigerweise
in interparietalis umgeändert.
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Auf der obern Fläche des Lobus oecipitalis liegt in der gewöhnlichen Form ein
dreistrahliger Furchencomplex mit einer Tiefe bis zu Smm. und schräg rückwärts
gelagerter Furchenfläche.
Quer hinter dem hintern Ende der zweiten Schläfenfurche liegt eine gebogene
bei den Affen öfters sichtbare tiefere Furche (— 10 mm.) die links bedeutend höher und
länger ist als rechts, wo sie theilweise auf die untere Fläche hinabreicht.
Der Suleus temporalis medius ist flach (—8 mm.) und fast ganz an der
lateralen Seite sichtbar. Er beginnt 27 mm. von der Spitze des Schläfelappens und endet
hinten rechts in eine gebogene Hinterhauptsfurche, links in eine kleinere Querspalte.
Ausserdem ist noch ein flacher S. temp. tertius vorhanden.
Soweit die Beschreibung der Furchen: denn die übrigen kleinen und seichten
Furchen lassen sieh leicht aus den Abbildungen ersehen.
Die Verhältnisse der “Windungen” müssen sich daraus von selbst ergeben, und
würde eine eingehende Betrachtung derselben wenig Nutzen haben.
Aus obiger Beschreibung und aus einem Blick auf die Abbildungen ergiebt sich
ohne Weiteres, wie es auch nicht anders zu erwarten war, dass die typischen Furchen des
Affenhirns auch beim Gorilla ganz ähnlich gelagert sind, wie bei den andern Anthropo-
morphen. Die Frage ist jetzt aber, ob sich das Gorillahirn durch irgendwelche Eigen-
thümlichkeiten von den übrigen unterscheide. Um diese Frage zu entscheiden standen
mir zu unmittelbarem Vergleiche eın Orang-, zwei Chimpanse- und drei Hylobates- Hirne
des Hamburger Museums zu Gebote, während ich ausser dem noch eime Anzahl der
bekannten Beschreibungen benutzen konnte.
Wenn man bedenkt, dass nur ein einziges Hirn vorliegt, und wenn man ausge-
dehntere Kenntnisse hat von den Wachsthumsverhältnissen und Variationen der Furchen,
so kann die Antwort nur so lauten: das Gorillahirn unterscheidet sich durch kein wesent-
liches absolutes Merkmal vom Chimpansehim, wohl aber scheint es, dass es eme Reihe
von Eigenthümlichkeiten untergeordneter Art giebt, deren Summe ihm einen speciellen
Typus aufdrückt.
Was einem Jeden wohl beim ersten Blick auffallen wird, sind die auf der ganzen
Oberfläche zahlreicheren Furchen: das Hirn ist, wie man gewöhnlich sagt, sehr “ windungs-
reich ‚” viel mehr, als bei den anderen Anthropomorphen. Dieser Unterschied tritt bedeutend
hervor am Scheitellappen, doch weit mehr noch am Hinterhauptlappen, so dass dieser in
seiner äusseren Erscheinung viel von der Affeneigenthümlichkeit (glatte Oberfläche,
scharfer vorderer Rand) verloren hat.
Mit dem Chimpanse gemein hat der Gorilla einen ziemlich ausgebildeten Klapp-
deckel des Hinterhauptlappens, während in der oberflächlichen Trennung der beiden
Hinterhauptsspalten (das Vorhandensein des pli de passage externe superieur Grat.) sich
ein häufiger Charakter des Orangs wiederholt.
U
Während beim Uhimpanse die obere Schläfenwindung stets schmal, zuweilen sehr
schmal ist, beim Orang dagegen recht breit, zeigt sie beim Gorilla eine mittlere Breite.
Die Rolando’sche Furche gleicht in ihrem oberen Theil durch ihren gestreekteren
Verlauf mehr dem Verhalten am Oranghirn.
Im Verhalten der meisten anderen Furchen würde man, wenn man darauf eingehen
wollte, vielfach Annäherung oder Uebereinstimmung mit dem Chimpansehirn finden.
Haben wir somit durch die Untersuchung des Hirns von dem heutigen Tages so
viel Interesse erregenden Gorilla auch nicht wesentlich Neues, d. h. neue Formen und
Verhältnisse in den Furchen und Windungen, kennen gelernt, so sehen wir doch endlich
eine lang empfundene Lücke in der Hirnbesehreibung ausgefüllt und für das Verständniss
der allgemeinen Gesetze der Furchung der Hirnoberfäche haben sich weitere und
wichtige Stützen dargeboten.
Erklärung der Tafeln.
Die Figuren sind durch das Liehtdruckverfahren hergestellt worden.
Taf A. Kopf eines jungen männlichen in Weingeist conservirten Gorilla (I). Etwas
mehr, als halbe Grösse.
Taf. B. Gehirn eines Gorilla (II) im 3/, der Grösse. *)
I. erste radiäre Primärfurche oder Hauptfurche — sule. praecentralis + sule.
front. inf. Ecker.
II. zweite radiäre Primärfurche, zweite Hauptfurche — suleus Rolando (suleus
centralis).
III. dritte radiäre Primärfurche, dritte Hauptfurche — suleus intraparietalis. Turner.
IV. vierte radiäre Primärfurche, vierte Hauptfurche — suleus parallelus.
f. S. — fissura Sylvii, ramus posterior (ram. horizont. )
f.S. r. a. = fissura Sylvu, ramus anterior (ram. ascend. )
s. 0. — suleus oceipitalis, äussere Hinterhauptsspalte, als vordere Grenze des Oper-
eulums.
s. e.-m. — suleus calloso - marginalis.
f. p. — fissura perpendieularis, innere Hinterhauptsspalte.
f. e. — fissura ealcarina.
*) In Folge der langen Expositienszeit bei der Aufnahme erscheint das Gehirn in den unten aufliegenden
Theilen etwas abgeplattet.
—m—ed———
Plumulardae Taf |
Plumularia: 19 Jsorola. 10-18 Anisocola. 19. Monupvxis,
RER, (ei
PIE®
Dun
Arie
af i
) 4) Pr 7
Plumularıdae Taf. ll.
Numertesia:20-27 Zweige und 20°-27° Stämme versrössert.
Plumnlaridae Taf IM.
Gonotheken: 5-17. Plumularia, 29-27. Nemertesia.
Prumwularıdae Tal I
u
1.Plumularia eylindria, 2.P. luba, 3. P badia.
Plumularidae Taf. V
Plumularidae Taf.Vl.
7. P seenmdaria 8. P rusosa I P olisopyxis |D.P.obliqua ‚var- 20 Nleteropyxis tetrasticha
Plumularidae Taf. Vil.
23 H intermedia. 24.Nem deculsata.
Plumularidae Taf. VII
25.N. hexasticha. 26. N. Johnstoni 27. N paradoxa
—
4a. ZRH
GEHIRN EINES JUNGEN MÄNNLICHEN GORILLA.N®° 2
IN 34 NATUÜRL. GRÖSSE
PHOTOGRAPHIE UND LICHTDRUCK V.STRUMPER &C° HAMBURG
Inh
Il)