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Full text of "Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften"

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Fibrarg of the Museum 


OF 


COMPARATIVE ZOÖLOGY, 


AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, 


Founded bp» private subscription, in 1861. 


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Abhandlungen 


atllS dem 


Gebiete der Naturwissenschaften 


herausgegeben 


von dem Naturwissenschaftlichen Verein 


HAMBURG. 


VI. Band, ı. Abth. mit 9 Tafeln. 


Inhalt. 


Hermann Strebel, Beitrag zur Kenntniss der Fauna mexikanischer Land- 


und Süsswasser-Conchylien. 


"Hamburg 1873, 


G. J. Herbst’s Buch- und Steindrmekerei. 


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Beitrag 


xXKenntniss der Fauna 


mexikanischer 


Land- und Süsswasser -Gonchylien. 


Von 


Hermann Strebel. 


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Ein Beitrag 


zur Fauna 


mexikanischer Land- und Süsswasser Gonchylien. 


D: Entschluss des Laien, mit einer Arbeit an die Oeffentlichkeit zu treten, 
welche dem Fachgelehrten viele Lücken bieten wird, kann nur durch die Ueberzeugung 
gerechtfertigt werden, dass der Wissenschaft jede, auch die kleinste Gabe, erwünscht ist, 
zumal wenn es sich um die Bearbeitung eines selbst gesammelten und zum Theil nicht 
unerheblichen Materiales handelt. Erst gegen Ende meines langjährigen Aufenthaltes ın 
Mexiko, und zwar während der Jahre 1860—61 widmete ich mich dem Sammeln von 
Conchylien. Wie es dem Laien häufig geht, so ist auch mein sehr reiches Material durch 
wiederholte Sendungen an Autoritäten und Nieht-Autoritäten sehr zusammengeschmolzen 
und bietet nach mancher Richtung hin nieht mehr die für eine Bearbeitung so sehr er- 
wünschte Vielseitigkeit dar. Leider zu spät erkannte ich, wie für einen solchen Zweck es durch- 
aus nothwendig ist, das gesammelte Material zusammen zu halten und vor allen Dingen beim 
Sammeln selbst mit den Anforderungen der Wissenschaft vertraut zu sein; so mancher 
jetzt nicht mehr zu lösende Zweifel hätte dadurch vermieden werden können. Es kann 
daher den Sammlern im‘ Allgemeinen und speciell denjenigen an überseeischen Orten 
nicht genug ans Herz gelegt werden, sich mit denjenigen Fragen der Wissenschaft 
vertraut zu machen, deren Beantwortung nur ihnen vergönnt ist, denn dies wird noch 
heute meistentheils vernachlässigt. Ich rechne dahin: Gewissenhafte Trennung des an 
verschiedenen Orten gesammelten Materials; Angabe des Namens und der ungefähren 
Beschaffenheit des Fundortes, so wie Andeutungen über das quantitative Vorkommen der 
Art. Ich brauche wohl nicht hinzuzufügen, dass auch Angaben über Lebensweise und 
Nahrung, sowie Zeichnung und Beschreibung des lebenden Thieres eine sehr wünschens- 
werthe und wohl ebenso nothwendige Beigabe zu solchen Sammlungen ist, als die erst 
angeführten Notizen; freilich dürfte es manchem Sammler schwer oder unmöglich sein, 
allen diesen Anforderungen, besonders den beiden letzterwähnten, zu entsprechen, dennoch 
darf man nicht unterlassen, deren Wichtigkeit zu betonen. Ehe ich zu den meine. 


Arbeit betreffenden Erläuterungen übergehe, sei es mir gestattet, einige Reflexionen 
voranzuschieken, deren Kenntnissnahme dem Leser insofern von Interesse sein dürfte, 
als die offene Aussprache der mich leitenden Ideen, einen richtigeren Maasstab für die 
Beurtheilung ermöglicht. 


Mag man auch manchen der von Darwin entwickelten Theorien noch so 
ablehnend gegenüberstehen, so unterliegt es doch wohl keinem Zweifel, dass seine 
Forschungen und die darauf begründeten Ideen den Naturwissenschaften, also auch dem 
mich beschäftigenden Zweige derselben, neue Ziele eröffnet haben, und dass die Malako- 
zoologie seinen Theorien manches Beweismaterial zuführen wird. Die Fingerzeige für 
die, zur Erreichung jener Ziele einzuschlagenden Bahnen, sind uns gegeben und handelt 
es sich nur darum, diese energisch zu betreten und die bisher gewohnten, welche uns nur 
auf Umwegen oder gar nicht an das erwünschte Ziel führen können, zu verlassen. 
Zur Erreichung dieses Zweckes erscheint es mir vor Allem wichtig, dass Alles auf- 
geboten werde, das Studium unserer Wissenschaft zu erleichtern, damit sie Gememgut 
Aller werden könne, welche ihr ein warmes Interesse entgegenbringen, denn jemehr Mit- 
arbeiter, je leichter und rascher werden wir jene Ziele erreichen können. Ist doch die 
Arbeitskraft des Einzelnen heut zu Tage nicht mehr im Stande, einen grösseren Ab- 
schnitt der Malakozoologie oder gar ihr Ganzes zu bearbeiten, wenn ıhm nicht die vor- 
bereitenden Arbeiten Anderer einen Theil der Arbeit abnehmen. 


Die vorstehend ausgesprochenen Ansichten, welehe in dem Nachfolgenden noch 
eingehender erörtert sind, werden es entschuldigen, wenn ich meinem Erstlingswerke 
hie und da kritische Bemerkungen über Dasjenige einverleibe, was von anerkannten 
Autoritäten in der Malakozoologie geschaffen wurde. 


Die mit einer Schaale versehene Mehrzahl der Mollusken bietet ein zweifaches 
Beobaehtungsobjeet dar, nämlich das Thier und die Schaale, von denen freilich nur die 
letztere lange Jahre hindurch beschrieben und gesammelt wurde, während das Thier, 
weil schwerer zugänglich, weniger ansprechend und weit schwieriger zu untersuchen, 
erst spät und meistens sehr unvollkommen in die Beschreibung aufgenommen wurde. 
Wenn in der Neuzeit diesem Uebelstande auch nach Kräften abgeholfen wird, so sind 
auf diesem Gebiete doch noch weit grössere Lücken, als auf dem des Studiums der Schaale. 
Dass für die Sonderung grösserer Gruppen und Familien das Thier als Ganzes zu be- 
rücksichtigen ist und einzelne Theile seines Organismus, wie z. B. die Zunge, eine ebenso 
unsichere Handhabe zu diesem Zwecke bietet, als die Schaale allein, ist wohl allgemein 
als richtig anerkannt. Bei seit lange bekannten Schaalen wird die später erlangte 
Kenntniss des Thieres erst die richtige Unterbringung in dem zur Zeit maassgebenden 
Systeme ermöglichen, auch wenn in vielen, Fällen die Schaale allein schon richtige 
Schlussfolgerung auf ihre Stellung im Systeme erlaubte. Sobald man aber auf die 
Sonderung kleinerer Gruppen oder einzelner Arten einer Gattung kommt, wo uns das 
Thier keine, oder schwer nachzuweisende und ungenügende Merkmale bietet, da ist die 
Schaale überwiegend beachtet und ihre Merkmale sind als entscheidend verwerthet 
worden. Es fragt sich nun in erster Reihe, ob die bisher gebrauchten Merkmale auch 
überall die Bedeutung verdienen, welehe ihnen für die Bestimmung einer Art beigelegt 
wird. Die eingehende Beschäftigung mit reichhaltigen Faunensammlungen lässt daran 


2 
2 


Zweifel aufkommen, denn wie selten findet man eine Art, welche eine kurze und scharfe 
Diagnose zuliesse. Die Bezeiehnung »mehr oder weniger« ist in den meisten Fällen 
geboten, wo es sich um Raumverhältnisse handelt und selbst bei Merkmalen, wie Zahn- 
oder Lamellenbildung, Lippenbildung, Skulptur — von der Färbung gar nieht zu reden 
— sehen wir Uebergänge von einem Extrem ins Andere, oder auch Extreme ohne Ver- 
mittelung, vertreten. Hieraus entspringt die Nothwendigkeit, dieser Veränderlichkeit nach 
jeder Richtung hin in den Beschreibungen Rechnung zu tragen, so lange uns nicht eine 
andere und bessere Handhabe geboten ist. 

Es ist auch anzuuehmen, dass die Schaale viel siehtbarere Zeichen der sie umge- 
benden Einflüsse zeigt, als das T’hier; dennoch wird jede Veränderung derselben, sobald 
sie nicht durch mechanische Störungen von Aussen erzeugt ist, welche dann individuelle 
krankhafte Bildungen von Schaale und Thier veranlassen und als Abnormitäten oder 
Monstrositäten bekannt sind, von irgend einem oder mehreren Organen des Thieres ab- 
hängig sein oder auf diese zurückwirken. Mag nun z. B. bei einer Wasserschneeke die 
Bewegtheit oder die Ruhe des Wassers, in dem sie lebt, zuerst der Schaale eine beson- 
dere Gestalt aufzwingen und dadurch auch das Thier gezwungen werden, sich in seiner 
Form oder in seinen Absonderungen zu verändern; oder aber mag die Art der Nahrung 
oder die ehemische Beschaffenheit des Elementes, in welchem das Thier lebt, seinen 
Orsanismus zuerst beeinflussen und den Bau der Schaale darnach modifieiren: immer 
wird der enge Zusammenhang beider Theile sich, wenn auch schwer, doch nachweisen 
lassen müssen. Die oft unscheinbaren Veränderungen beim Thiere dürften für den Anatomen 
allerdings schwierig zu beurtheilen sein, abgesehen von jenen Vorgängen im ‚Organismus, 
welche in der Wissenschaft überhaupt noch keine positive Erklärung haben. 

Wie Abänderungen entstehen, wird sich in vielen Fällen vermuthen, wenn auch 
nicht immer mit Bestimmtheit nachweisen lassen; aber selbst den leicht begreiflichen und 
nachweisbaren Anlässen zu solehen Veränderungen wird nicht immer genügend Rech- 
nung getragen, was dann unabsichtlich und auch leider absichtlich zur s. g. Arten- 
macherei führt, welehe die Malakozoologie mit einer Fülle von Artennamen beschenkt 
hat, deren Feststellung als Synonyme unendlich viele Zeit und Mühe verursacht und 
nicht wenig dazu beiträgt, das Studium zu erschweren. 

Die Begriffe von Art und von Varietät, über welche so viel hin und hergestritten 
wird, sind noch immer nicht allgemein gültig festgestellt. Wer einen Blick auf reichhal- 
tige Faunensammlungen thut, der wird sich überzeugen, dass die oft unerschöpfliche 
Veränderlichkeit, sowohl in Form als Färbung der Schaale Uebergänge bietet von 
einer zur andern, bisher als verschieden hingestellten Art; kommt dazu noch die beobach- 
tete Thatsache der Bastarderzeugung zwischen verwandten Arten, so wird die Ent- 
scheidung jener Frage um so schwieriger; gleichzeitig wird sich aber überwiegend 
das Bedürfniss geltend machen, die Artenzahl eher zu beschränken, als zu vermehren 
und anstatt eines Typus und der demselben zugesprochenen Varietäten, Formenreihen 
anzunehmen, deren practische Bezeichnung aufzufinden sein müsste; das Vorkommen von 
nachgewiesenen Bastardformen würde in gleicher Weise zu berücksichtigen sen. 

Wenn man die praktische Auftassung der Bezeichnungen » Art« und »Varietäte, wie 
solehe in den Werken meist gebräuchlich ist, ins Auge fasst, so findet man entweder, dass 

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dasjenige Exemplar, welches dem ersten Bestimmer vorgelegen hat, als Typus ange- 
nommen und jede neue Form als Varietät hinzugefügt, oder aber, dass das quantitative 
Vorkommen als entscheidend angenommen wird. Im ersteren Falle ist der Pietät 
mehr Rechnung getragen, als der Wissenschaft, im zweiten Falle kann der Vorwurf einer 
gewissen Einseitigkeit gerechtfertigt erscheinen, denn nicht für jede Lokalität ist dieser 
Umstand gültig, abgesehen davon, dass jedes neue Material aus ungenügend erforschten 
oder neuen Fundorten die Sachlage verschieben kann und wird, und ferner abgesehen 
von der Wahrschemliehkeit, dass, wenn auch sehr langsam, doch durch Clima-Verände- 
rungen, Uultur ete. ete., einzelne Formen ganz verschwinden und neue auftreten können. 
Wenn für die Entscheidung über Art und Varietät eine Basis gefunden werden soll, so 
könnte doch meines Erachtens nach nur die Priorität des Entstehens maassgebend sein, 
diese nachzuweisen ist aber wohl unmöglich. Es bliebe sich am Ende gleich, welehe 
Bezeichnung man für die Trennung der verschiedenen Formen eimer Art wählt, wenn 
sich an dieselbe nur kein falscher Begriff knüpft, und dass dies z. B. mit der Bezeich- 


nung Typus der Fall ist, wird man zugestehen müssen. 


Es ist für unsere Wissenschaft eine nieht hoch genug zu schätzende Thatsache, 
dass in den letzten Jahren gründlichere Faunensammlungen gemacht wurden und ent- 
weder durch Private oder Händler der Benutzung zugänglich gemacht sind. Jemehr 
solche Sammlungen den wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen und bis zu ihrer 
gründlichen Bearbeitung zusammengehalten werden, je rascher werden wir in den Stand 
gesetzt sein, über die vielen noch offenen Fragen in der Malakozoologie eime Antwort zu 
erhalten und dem Ziele näher zu kommen, welches uns vorschweben muss. Es kann 
nicht stark genug betont und auf jede Weise hervorgehoben werden, dass jede Zersplitte- 
rung eines solchen, in seiner Art ein Ganzes repräsentirenden Materials, der Wissenschaft 
nachtheilig ist, und von eompetenter Seite kein Opfer gescheut werden sollte, dasselbe 
der Wissenschaft in Zeiten zu retten. Die Bearbeitung eines solchen Materials wird 
nicht nur spätere zusammenstellende Arbeiten erleichtern, sondern auch den Vortheil 
bieten, dass man in einem oder doch nur wenigen Werken Dasjenige findet, wonach man 
jetzt in unzähligen und theilweise schwer zugänglichen Werken suchen muss. 


Ich komme nun auf die Art der Bearbeitung eines naturwissenschaftlichen Ma- 
teriales. Mit wenigen Ausnahmen ist dieselbe in den malakozoologischen Werken weder 
leicht verständlich, noch besonders anschaulich gemacht. Kurze Diagnosen sind meiner 
Ansicht nach selbst dann ‚nicht statthaft, wenn ihnen Abbildungen zur Seite stehen, 
geschweige denn, ohne dieselben. Man wird mir Recht geben, dass manın den wenigsten Fällen 
ein vorliegendes Exemplarnach einer solehen Diagnose zur Zufriedenheitbestimmen kann, zumal 
wenn dasselbe nicht ganz demjenigen entspricht, welches dem Beschreiber vorlag. Sind wirklich 
getreue Abbildungen vorhanden, was in vielen Fällen nicht der Fall ist, so ist schon 
eine bessere, wenn auch nicht erschöpfende Handhabe gegeben, weil der Veränderlichkeit 
in Form und Färbung nicht genügend Rechnung getragen wird. Es ist nicht zu verwun- 
dern, wenn dieser Uebelstand mit dazu beiträgt, der Artenmacherei eine gewisse Berechti- 
gung zu geben. Meiner Ueberzeugung nach sind nur möglichst ausführliche und viel- 
seitige Beschreibungen und gute ebenso vielseitige Abbildungen dienlich, denn diese 


5) 
müssen das ergänzen, wozu die Sprache in vielen Fällen nieht ausreicht und umgekehrt. 
Es würde zu weit führen, wollteich den allerdings sehr gewichtigen Einwand des Kosten- 
punktes hier erörtern, wozu mir noch a. a. OÖ. Gelegenheit geboten werden dürfte; es 
genüge hier die Nothwendigkeit aufzustellen, Ausreichendes und ‚Jedem Verständliches zu 
geben. Nach diesen Abschweifungen gehe ich zu denjenigen Erläuterungen über, welche 
mit meiner Arbeit in direeter Beziehung stehen. 


Ich habe mich auf die Beschreibung dessen beschränkt, was ich selbst besitze 
und zum grössten Theile auch selbst gesammelt habe. Fremdes Material konnte ich nur 
vereinzelt benutzen und erklärt sich daraus, dass ich weder em geschlossenes Ganze bieten 
kann, noch den von mir selbst in der Einleitung aufgestellten Prinzipien überall gerecht 
werden konnte. Weder kann ich über Fundorte und Lebensweise, noch über die Thiere 
überall den nothwendigen Aufschluss geben, weil ich, wie schon erwähnt, zur Zeit des 
Sammelns die Anforderungen der Wissenschaft nicht kannte. Andererseits möchte ich noch 
anführen, dass ich von vielen Thieren sogar anatomische Skizzen gemacht hatte, welehe 
mir aber bei einem Raubanfall in Mexico abgenommen wurden, ohne dass ich Zeit und 
Gelegenheit gehabt hätte, solche zu ersetzen. Das Gebiet, welches ich in erster Reihe 
durchsucht habe, ist die Hafenstadt Veraeruz mit ihren nächsten Umgebungen. Ich will 
hier eine kurze Beschreibung dieses Terrains geben. Unmittelbar um die von einer 
Mauer eingeschlossene Stadt, soweit dieselbe nicht vom Meeresufer begrenzt ist, zieht sich 
eine weite sandige Ebene un, welche ihren Abschluss in den ziemlich hohen Dünen, 
s. g. medanos, findet. Nur in südöstlieher Richtung ist eine zweite Dünenkette näher 
an den Meeresstrand vorgeschoben. Zwischen diesen Beiden verläuft der Rio Tenoya, 
ein morastiger Bach mit dem Namen Fluss bezeichnet, welcher aus der, in gleicher 
Richtung, weiter hinaus liegenden Laguna de los Cocos entspringend, nahe der Stadt 
zeitweilig in’s Meer fliesst, meistens ist aber der Abfluss versandet. Hinter der Laguna 
de los Cocos sind weite sumpfige Ebenen, zwischen denen der hier den natürlichen Aus- 
weg aus den Dünen findende Eisenbahndamm der fast einzig gangbare Weg ist. Wenn 
nun auch hinter den vor den N. OÖ. Winden schützenden Dünen die Vegetation eine 
weniger spärliche, stellenweise sogar trotz sandigem Boden, eine üppige ist, so ist Veracruz 
doch im Allgemeinen arm an Landsehneekenarten, während die vorkommenden meistens 
in grosser Anzahl vorhanden sind. Das reichste Feld bieten die Sümpfe, Lagunen und 
Gräben, so wie auch die in der Regenzeit überschwemmten Wiesen dar. Bei Beginn 
der Nordost-Stürme, October bis März, findet man zeitweilig Anschwemmungen von Land- 
und Süsswasserschnecken, welche der durch staıke Regengüsse angeschwellte Antigua- 
- Fluss oder noch weiter in nordwestlicher Richtung mündende Flüsse in das Meer 
geführt haben. 


Weitere Excursionen waren mir nur. selten gestattet, oder aber ich konnte keine 
Zeit für das Sammeln erübrigen. Im Jahre 1860 auf der Plantage Mirador, dessen 
liebenswürdige Besitzer, speeiell die Herren Sartorius Vater und Sohn, der Wissenschaft 
viel werthvolles: Material geliefert haben, sammelte ich das erste so zu sagen auswärtige 
Material, welches im folgenden Jahre durch einen längeren Aufenthalt meines langjäh- 
rigen Freundes und Hausgenossen des Herrn Dr. Berendt, daselbst bedeutend vermehrt 
wurde. Im Laufe der Zeit erhielt ich noch Sendungen von Herrn Sartorius, wie auch 


6 

von Herrn Botteri aus Orizaba. Leider erlaubten die politischen Zustände der letzten 
Jahre meines Aufenthaltes in Mexiko keme grosse Thätigkeit im Sammeln, war doch sogar 
die nächste Umgebung von Veracruz dadurch unzugänglich gemacht. Die nach meiner 
Rückkehr gemachten vielfachen Versuche, weitere Zusendungen aus Mexico zu erhalten, 
sind meistens erfolglos gewesen; nur von einem Orte und von einer Persönlichkeit, 
welche die wenigste Aussicht auf Erfolg bot, habe ich in der letzten Zeit gute Zusen- 
dungen erhalten und zwar aus Misantla, einem Dorf im Staate von Veraeruz, N. W. vom 
Hafenplatze gleichen Namens, am Fusse des Gebirges liegend. 


Nach den in der Einleitung ausgesprochenen Ansichten brauche ich wohl nicht 
zu erörtern, weshalb ich manche Arten nicht benannte, oder den angeführten Namen 
fraglich liess. Es fehlt mir zur Entscheidung sowohl genügendes Material, als auch 
Manches der einschlagenden Literatur. Sind erst recht viele Faunen in eingehender 
Weise beschrieben worden, dann wird es leichter sein, wirklich maassgebende Werke zu 
schaffen, wozu dann allerdings eine vielseitigere wissenschaftliche Bildung gehört, als sie 
mir zu Gebote steht. 


Mir lag daran, so gut ich es vermochte, das mir zu Gebote stehende Material 
bekannt zu machen; wenn Jeder im gleichen Falle dasselbe thut, so glaube ich, wird 
bald eine geeignete Kraft vorhanden sein, der solche Beiträge es ermöglichen und leicht 
machen, ein einheitliches und allen Anforderungen entsprechendes Ganze zu liefern. 


Mögen noch zum Schluss einige Worte über die Entstehung dieser Arbeit, sowie 
über deren Ausführung folgen. Anfänglich zur eigenen Belehrung begonnen, hat mich 
die Aufmunterung einiger Fachleute veranlasst, eine Veröffentlichung in’s Auge zu fassen. 
Dem liebenswürdigen Entgegenkommen der Herren OÖ. Semper und C. Wessel, danke 
ich manchen werthvollen Wink und einiges Vergleichs-Material; besonders wichtig aber 
war es für meine Arbeit, dass Herr Dr. Ed. v. Martens mir in eingehender Weise mit 
Rath und That an die Hand ging und unterlasse ich es daher nicht, diesen Herren 
nochmals meinen Dank auszusprechen. Die für Privatmittel zu hohen Kosten wären 
trotzdem eine Klippe geworden, an welcher die Veröffentlichung gescheitert wäre, hätte 
nicht unser Naturwissenschaftlicher Verein die für solche Zwecke ausgesetzten Fonds 
für meine Arbeit angewiesen, was um so anerkennenswerther ist, als der Werth oder 
Unwerth derselben sich erst herausstellen soll. Hiervon wird es nun auch hauptsächlich 
abhängen, ob der bereits in Arbeit befindliche zweite Theil, welcher die Familie der 
Heliceen behandelt, folgen kann. Da mir natürlich, sowohl Vergleichs-Material mit 
genauen und sicheren Fundorts-Angaben, sowie jede den Gegenstand betreffende Notiz 
oder die Bearbeitung betreffender Rath, erwünscht ist, so spreche ieh hiermit die Bitte aus, 
mir nach diesen Richtungen hin helfend zur Seite zu stehen. Was nun die Ausstattung 
der Arbeiten anbetrifft, so habe ich besonders auf die Zeichnungen viele Mühe verwandt, 
um Genaues nach jeder Richtung hin zu liefern; und wenn ich auch im Verlaufe meiner 
Arbeit einige Ungenauigkeiten der mit vielem Fleisse und sehr sauber ausgeführten 
Tafeln 1—5 anführen musste, so sind diese hinreichend durch den Umstand entschuldigt, 
dass der betreffende Lithograph kein Fachmann der Malakozoologie ist und kleine, für 
mich aber bedeutende Abweichungen übersehen konnte. Zum Theil, um solche Fehler 
zu beriehtigen, anderseits aber auch um grösseres Material zu liefern, habe ich selbst 


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4 Tafeln Conturen auf Stein gezeichnet. Ungeübt in dieser Kunst, wird man die Aus- 
führung mit Nachsicht aufnehmen; den Zweck, genaue, den Originalen entsprechende 
Conturen zu liefern, glaube ich erreicht zu haben. 

Ich habe meiner Arbeit ein Register der mir aus der Literatur bekannt gewor- 
denen mexikanischen Arten beigefügt nebst Hinweis auf das Werk, in welchem dieselben erörtert 
sind, sowie gleichzeitige Bezeichnung derjenigen Arten, welehe in meime Arbeit auf- 


genommen werden konnten. 


Hamburg, December 1873. 


Hermann Strebel. 


Cyclostomaceen. 


Cyelophorus mexicanus Mke. Tafel I. und Ia. Fig. 1. la. und Ib. Für die 
Formen verweise ich besonders auf die genaueren Figuren der Tafel Ia. 

Gehäuse: durchgehend und breit perspektivisch genabelt, ziemlich flach konisch auf- 
gerollt, festschaalig. Skulptur: seidenglänzend, fein, dicht und senkrecht etwas unregelmässig 
gerippt. Färbung: weisslich mit gelblich fleischfarbiger Epidermis, nach dem Wirbel zu röth- 
licher gefärbt. Gewinde: scalariaartig, wenig erhaben, mit spitzem Wirbel. Windungen: 5'%, 
fast stielrund gleichmässig zunehmend, bis auf die letzte, welche nahe der Mündung sich rasch 
erweitert. Letzte häufig in der Mitte der letzten Hälfte etwas aufsteigend; aber immer von 
da an herabgebeugt, manchmal bis zur Basis des vorgehenden Umganges, wodurch dann der 
linke Mundrand frei wird. Zuweilen ist die letzte Windung dicht vor der Mündung los- 
gelöst. Die Windungen sind, wo sie die vorgehenden berühren, gekielt, was deutlich 
an der letzten, besonders wenn diese losgelöst, sichtbar wird; daher die Nath auch nicht 
so tief, als sie bei fortgesetzter Ründung der Windungen sein müsste. Man bemerkt 
besonders nahe der Mündung, dass der Kiel mehr oder weniger deutlich durch eine Furche 
begrenzt ist. Mündungsabschnitt: schräge zur Axe stehend, kaum ausgebogen, fast grade. 
Nabel: weit und perspektivisch; daher die Innenseite der Windungen bis zur Spitze 
sichtbar ist. Mündung: fast kreisrund bis etwas oval. Mundrand: durch eine bläulich 
weisse innere Lippe verdickt, rasch und ziemlich stark erweitert; linker Rand breiter 
umliegend, schwach umgeschlagen, an der Mündungswand tief und fast viereckig ausge- 
schnitten; der dadurch entstehende obere Lappen ist mit einer dem obenerwähnten Kiele 
entsprechenden Rinne versehen, und legt sieh bei losgetrennter Windung an die vorgehende 
an, mit schwacher Neigung nach rückwärts, aber nicht nach aufwärts. Inneres: 
mehr oder weniger bräunlich fleischfarbig bis schmutzig weiss, jenachdem die Glasur 
schwächer oder stärker ist. Deckel: hornig, bräunlich, spiralförmig aufgewunden in 
7 Windungen. Innenseite: glänzend, in der Mitte mit eimem kurzen Zapfen versehen; 
dann flach abgedacht und gegen den Rand zu wieder aufsteigend. Aussenseite: glanzlos; 
die Wdgen. zeichnen sich hier durch eine senkrechte kurze scharfe Lamelle ab, gleich- 
sam als ob man einen Durchschnitt unserer Planorbis spirorbis sähe. 


Maasse: Letzte Winde. hinter 
dem Mundsaume Mündung incl. peristom. 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. hoch breit. 
Fig. 1 34 16 %% 14 8 3/a 10 11 mm 
Hal ei 17% 16 8% 11 11 „ 
a 16 1% 15 9) 11 11 8 


25a INTes/a 13 3/a sur 10 Ya 11 E 


Fundort: In reichlicher Anzahl aus Misantla (Staat Veracruz) erhalten. Die Los- 
lösung der letzten Windung tritt bei dieser Art nicht selten auf, ist also kein charakte- 
ristisches Merkmal der folgenden Art. 


Cyclophorus Salleamus Ed. v. Martens. Tafel I. und Ia. Fig. 2 und 2a. 

Ob diese Art wirklich so entschieden von der vorigen zu trennen ist, wage ich 
nicht mit Bestimmtheit zu behaupten. Reicheres Material auch von zwischenliegenden 
Stationen, sowie genauere Beobachtung des Thieres, dürften diese Frage endgültig 
entscheiden. Jedenfalls möchte ich die Auffassung des Herrn Dr. v. Martens 
in der vergleichenden Diagnose, vide Malak. Bl. 1865, Seite 151 und 152, durch fol- 
gende ersetzen: Das Gehäuse ist nicht so schlank gebaut, schräger aufgewunden 
und ist bei gleicher Anzahl von Windungen, grösser. Bei meinen wenigen Exemplaren 
bemerke ich an keinem die Neigung der letzten Windung plötzlich aufzustreben. 
Skulptur: identisch. Färbung: scheinbar mehr grünlich gelbbraun. Windungen: nicht 
ganz so rund und gegen die Nath hin etwas abgeflacht, indem der bei voriger Art 
erwähnte Kiel hier nicht so tief liegt, sondern so hoch, dass er etwas von der vorgehen- 
den Windung absteht und eine rinnenförmige Nath bildet. Der im Ganzen gröber ange- 
legte Habitus dieser Art bringt es mit sich, dass der besagte Kiel wulstig erscheint und 
auf der letzten Hälfte der letzten Windung auch durch eine deutliche Furche begrenzt 
wird, abgesehen davon, dass diese ganze Partie hier deutlicher sichtbar wird, als bei der 
vorigen Art, wo sie weil tiefer liegend, undeutlicher erscheint. Die letzte Windung ist 
bei der Hälfte meiner Exemplare nahe der Mündung losgetrennt, Der Einschnitt ist nicht 
so tief und nicht so eckig, mehr abgerundet. Der obere Lappen ist bei sonst gleichem 
Verhalten etwas nach oben gerichtet. Mündung: nach oben schwach zugespitzt, was 
durch den sich freier entwickeln könnenden Kiel motivirt ist. Mundrand: stärker ver- 
diekt und am oberen Lappen und dem linken Rande blätterig, also von der Lippenglasur 
nieht überzogen, was übrigens auch von der nicht ganz frischen und guten Beschaffen- 
heit meiner Exemplare abhängen kann. Fundort: Plantage Mirador (Staat Veracruz) 
und in ÖOrizaba todt gefunden. Von Dr. Berendt lebend in der Schlucht (Barranca) von 
Santa Maria in der Nähe von Mirador gesammelt. 


Maasse: Letzte Windg. hinter 
dem Mundsaume Mündung inel. peristom 
er. Diam. kl. Diam. Höhe, hoch. hoch breit. 
Fig. 2 26 18 ?/& 17 1a 11% SC 2 mm. 
26 18 !/a 16 !/a 10 O2 = 
274 19 16 ?/a 10 Ya 13 oje 
le 19 !/a 17! 10 13 122/22 


Die beiden letzten Exemplare sind mit losgelöster letzter Windung. 


Cyelotus Dysoni Pfr. Var.? Cyel. Berendti Pfr.? Tafel I. Fig. 3. 

Diese in Honduras einheimische Art ist nach Pfeiffer auch in Chiapas von Dr. 
Ghiesbreeht gefunden worden. Ich besitze ein unfertiges epidermloses Exemplar, welches 
mir Dr. Berendt, von den wenigen aus Campeche (Yucatan) mitgebrachten überliess, und 
soweit eine Bestimmung darnach thunlich ist, scheint es mir der Beschreibung der Dysoni 

2 


10 

so nahe zu stehen. dass eine neue Art daraus zu machen, mir ungerechtfertigt erscheint. 
Das Gehäuse ist festschaalig, enger genabelt als die Vorigen, verhältnissmässig höher. 
Skulptur: stumpf gerippt, gröber als die der Vorgehenden; die Rippen hie und da in 
einander laufend. Windungen: gerundet, die letzte rascher erweitert und oben flacher 
gewölbt als unten, gleichsam schräge nach unten gedrückt. Kiel die Nath begrenzend, 
nicht abstehend, aber wulstig, besonders auf der letzten Windung; diese ist rasch erwei- 
tert. Mündungsabschnitt nicht so schräge zur Axe wie bei der vorigen Art. Mündung: 
länglich rund, oben zugespitzt. Mundrand: weil unfertig, ohne charakteristische Merk- 
male; der obere Kiel ist theilweise ausgefüllt, und ist diese Verdiekung blätterig. 


Maasse: Letzte Windg. dicht 
am Mundsaume Mündung inel. peristom 
er. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. hoch breit. 
20 Ya 14 '/2 14 Il ga 10 mm. 


Wenn ich oben Oyel. Berendti Pfr. als fragliches Synonym anführte, so geschah das 
aus folgenden Gründen: Diagnose und Abbildung in Pf. Novitates Taf. LIX. Fig. 21, 22 
dieser Art passen sehr gut zu meinem Exemplare. C. Berendti soll aber von Mirador 
stammen, und wurde das Original dazu jedenfalls seimer Zeit von Dr. Berendt aus 
unserer Sammlung Herrn Dr. Pfeiffer eingesandt. Herr Dr. Ed. v. Martens giebt 
als Fundort Veraeruz an, angeblich von Dr. Friedel gesammelt, welchem Herrn 
ich allerdings mehrere Doubletten aus meiner Sammlung bei seiner Anwesenheit in Vera- 
eruz gab, so dass diese Fundort- Angabe nicht maassgebend ist. Ich erinnere, das 
erste Exemplar dieser oder der vorigen Art todt und epidermlos am Strande von Vera- 
cruz, also angeschwemmt, gefunden zu haben; die später von Yucatan und dann von 
Mirador erhaltenen Exemplare wurden dazu gelegt, im Glauben, es seien dieselben, es 
ist daher sehr wahrscheinlich, dass wir damals Herrn Dr. Pfeiffer Mirador als Fundort 
angaben und ihm Exemplare von dort und eins von Campeche stammend sandten, 
welches Letztere derselbe als neue Art benannte. Da ich später verschiedene Sendungen 
von Mirador und von Orizaba erhalten habe, so wäre es doch unwahrscheinlich, dass 
in meiner Sammlung kein Exemplar verblieben sein sollte, welches zur Diagnose von 
Berendti passte. Das einzige, wie gesagt, welches Oyelotus Berendti nach der Abbil- 
dung in den Novitates sein kann, ist das mir verbliebene Exemplar aus Yucatan, und da 
dieser Fundort sich dem des ©. Dysoni nähert und Dr. Pfeiffer selbst die Aehnliehkeit 
mit dieser letzteren Art zugiebt, so scheint mir die Annahme gerechtfertigt, dass abge- 
sehen von dem fragliehen Fundorte, wir es hier mit einer Lokalvarietät, wenn nicht 
mit der Dysoni selbst zu thun haben. Ich hielt ‘es für angebracht diesen Umstand aus- 
führlich zu besprechen, weil nebenbei daraus hervorgeht, wie ungenaue Angaben der 
Sammler, Irrthümer veranlassen können. 


Cistula Grateloupi Pfr. Taf. I. Fig. 4. 

Gehäuse: durchbohrt, zugespitzt walzenförmig, mit abgebrochener Spitze. Skulptur: 
mattglänzend, gegittert. Die diehtstehenden Längsrippen sind stärker, als die darunter 
liegenden flachen Spiralrippen; an den Kreuzungspunkten sind die ersteren meistens 
knotenförmig verdiekt; nach oben werden dieselben schwächer und stehen weitläufiger ; 
an der Basis dagegen sind die Spiralrippen hervortretender. Färbung: schmutzig hell- 
violett bräunlich, mit weisslichen Längsrippen; nach oben zu dunkler gefärbt, so dass die 


erste erhaltene Windung schwärzlich violett ist. 7—8 braune unregelmässig gegliederte 
Bänder zieren die Windungen, und zwar so, dass die braunen Flecke immer genau unter- 
einander stehen. Die ersten Windungen zeigen diese Zeichnung nur undeutlich, die 
letzte scharf und vollständig. Windungen: so weit erhalten 4, langsam schmäler werdend, 
regelmässig, aber nicht stark gewölbt; letzte und vorletzte gleich hoch. Die Letzte, an der 
Rückenseite ein wenig gegen die Vorletzte zurücktretend, an der Mundseite dagegen nıcht, 
nahe der Mündung kurz losgelöst, wodurch der die Nath bildende scharfe mit Papillen 
besetzte Kiel sichtbar wird; das nach innen liegende frei gewordene Stück der Windung 
ist bläulich weiss. An der Mündung rasch und stark erweitert, die Bänder sind hier 
deutlicher. Die Papillen am Kiel respective der Nath, stehen in unregelmässigen aber 
diehten Zwischenräumen und werden durch den Zusammenfluss von je 2 bis 4 der 
Längsrippen gebildet; dieselben sind hohl und wenn breit, auf dem Kamme noch einge- 
kerbt. Diese Papillen werden nach oben kleiner, sind aber bis zur zweiten Windung 
erkennbar. An der abgebrochenen Spitze ist die Bruchfläche geschlossen, das durchgehende 
Nabelloch aber sichtbar. Der Mündungsabschnitt steht senkrecht zur Axe und ist grade. 
Mündung: schräge zur Axe, etwas zugespitzt oval, fast eiföürmig. Mundrand: zusammen- 
hängend, verdoppelt, innerer weiss, verdickt, glänzend, kurz, und flach umgeschlagen, nicht 
überall an dem breiten und ziemlich flachen unregelmässig gewölbten äusseren Rand an- 
liegend; dieser ist ziemlich dünne und mit den mehr oder weniger deutlich durch- 
scheinenden braunen Bändern der Windung strahlenförmig verziert. Gleich breit überall 
von der Mündung abstehend, legt sich der Aussenrand an die vorletzte Windung an und 
bildet dann dem Kiel entsprechend eine Spitze. Das Nabelloch wird mehr oder weniger 
verdeckt. Deckel: der Mündung entsprechend, weiss, kalkig, schwach glänzend. Auf 
der Aussenseite ist die Spirale durch eine ziemlich breite Furche bezeichnet, indem sich 
die Windungen lamellenartig nach aussen erheben und einen scharfen blättrigen Rand 
haben. Kernpunkt nach links und unten gerückt. 


Maasse: Höhe Mündung 
m mn — N 
Höhe incl. vorletzter und letzter erster Windung hoch breit. 
peristom Windung 
16 4 4 inle.perist 6 °/a mm. 


6 
exel. 4 !/a DE 


Fundort: Von Dr. Berendt 1372 erhalten, welcher sie in Yucatan gesammelt. Schon 
seit 1860 besass ich ein schlechtes Exemplar, welches derselbe von Campeche mitbrachte, 
woselbst es im Walde todt gefunden wurde. 


Proserpinella Berendti Bland. Taf. IV. Fig. 5. 

Gehäuse: linsenförmig, mit abgerundeter Peripherie, sehr zerbrechlich. Skulptur: 
glänzend, schwach gestreift und gefaltet, besonders an der Nath. Färbung: weiss. Ge- 
winde: kaum erhaben. Windungen: 4 — 4!/., sehr flach, rasch zunehmend; die An- 
wachsperioden sehr unregelmässig im Verfolg ihrer Richtung, so dass die Nath eckig 
wird. Die Nath ist durch das flache Anliegen der Windungen aneinander und die über- 

2: 


12 

liegende Glasur sehr undeutlich, nach oben zu sogar stellenweise nicht erkennbar. Letzte Win- 
dung in der Nathnähe schwach ausgehöhlt, in der Mitte stumpf kielförmig zusammengedrückt. 
Mündungsabschnitt: unterhalb der Nath schwach eingezogen, dann ausgebogen. Spindel: 
kurz gebogen. Mündung: schräge zur Axe, schief halbmondförmig — beilföürmig. Mündungs- 
wand mit einer wagerecht nach innen verlaufenden Lamelle besetzt, welche nicht über 
eine die Mundränder verbindend gedachte gerade Linie hinaustritt. Mundsaum: gradeaus, 
scharf. Basalrand: in der Mitte etwas herausgezogen. Basis: Ein an den Rän- 
dern verdickter, glänzend weisser Callus bedeckt in emem mit der Peripherie parallel 
laufenden Halbkreise die Nabelgegend und zieht sich dann zur Einfügung des oberen 
Mundrandes empor. 


Maasse: Durchmesser 
6 
grösster kleinster Höhe 
3 21a 1!) mm. 


Fundort: Plantage Mirador, Staat Veracruz, am Boden eines Zuckerrohrfeldes,todt gesammelt. 


Helicinen, 


Diese in Mexico ziemlich stark vertretene Gruppe, wenn Anders den daher stammen 
sollenden Arten durchweg zu trauen ist, zeigt bei ihrem zum Theil massenhaften Vor- 
kommen so grosse Abweichungen in Form und Farbe, nicht nur in den verschiedenen 
Lokalitäten, wo eine Art vorkommen mag, sondern auch in ein und derselben Lokalität, 
dass es bei vorliegendem grösseren Material wahrscheinlich sich herausstellen wird, dass 
manche Artnamen wegfallen oder doch nur als Synonyme bestehen bleiben. Ich beziehe 
mich auf das in der Einleitung Gesagte und knüpfe daran den Wunsch, dass auch von 
anderer Seite bald und eingehend Gelegenheit geboten werde, zur Aufklärung und Sich- 
tung der bestehenden Artennomenklatur der mexikanischen Fauna beizutragen. Ehe ich 
zur Beschreibung der einzelnen Arten übergehe, möchte ich noch ein paar erklärende 
Worte über meine Auffassung der für die Diagnose immerhin wichtigen Spindel und 
ihrer Umgebung vorausschiecken. Der Basalrand tritt zuweilen weiter vor, als die Spindel 
und bildet dann beim Uebergang in dieselbe einen Höcker, welcher zuweilen noch beson- 
ders verstärkt ist. Als Fortsetzung des Basalrandes zieht sich ausserdem neben der 
Spindel ein Saum hin, weleher auf die Basis tretend sich alsbald zum s. g. Callus aus- 
breitet, welcher je nach seiner Stärke mehr oder weniger deutlich abgegrenzt erscheint. 
Vor seinem Austritt auf die Basis, je nachdem er mehr oder weniger steil aufsteigt, und 
mehr oder weniger verdickt ist, lässt er neben der Spindel einen Spalt oder ein Grübehen 
frei. Eine absolute Beständigkeit dieser Partie bei einer und derselben Art ist übrigens nicht 
vorhanden, sowohl Höcker, wie Callus und Spindelgrübehen weichen bei ausgewachsenen 
Exemplaren von einander ab, wenn auch gewisse Grenzen immerhin eingehalten sind, 
welche das Feststellen einer Art ermöglichen. Für die Abbildungen, habe ich ausser 
den gewöhnlichen Stellungen, noch die Seitenansicht des Gehäuses m umgekehrter Stel- 
lung gewählt, um die Spindelpartie anschaulieher zu machen. 


Ce 
Helicina turbinata Wgmann. Zephyrina Duclos. Berendti Pfr.? Taf. Ia. und IT. 
Fig. 6, 6a, b, d, f. 

Gehäuse: kreisel-kegelförmig. ziemlich festschaalig. Skulptur: schmal, flach und 
unregelmässig schräge gefaltet, mit dichtstehenden wellenförmigen Spiralfurchen, welehe 
indess zuweilen sehr undeutlich sind. Ausserdem bemerkt man unter der Loupe, feine 
strichelartige Furchen von ungleicher Länge, in einer den Längsfalten entgegengesetzten, 
schrägen Richtung. Das Gehäuse hat darnach nur wenig Glanz. Färbung: gelblich, mehr 
oder weniger gesättigt schmutzig fleischfarbig, einfarbig, oder meistens mit einem 
schmalen gegliederten braunen Bande oberhalb der Mitte der Windungen; häufig bis 
zu der zweiten Windung sichtbar. Vielfach liegt über diesem Bande noch ein brei- 
teres nach oben ausfliessendes, seltener auch oben scharf begrenztes Band von braunröth- 
licher Färbung, dessen untere Grenze ein wenig jenes gegliederte Band überragt. Der 
Wirbel ist bei heller Grundfarbe zuweilen intensiver gefärbt. Gewinde: wenig oder gar 
nicht gewölbt konisch, mehr oder weniger erhaben, mit spitzem Wirbel. Windungen: 6, 
sehr wenig gewölbt, letzte etwas bauchig und unterhalb der Mitte abgerundet gekielt — 
bei jungen Individuen schärfer gekielt — vorne zuweilen schwach herabgebeugt. Mün- 
dungsabschnitt: schräge zur Axe stehend, meistens in der Mitte schwach ausgezogen. Basis: 
mehr oder weniger gewölbt; die Skulptur wird mit Ausnahme der Längsfalten undeutlich. 
Mündung: sehr schräge zur Axe, mehr oder weniger aufgetrieben verschoben mondförmig. 
Spindel: etwas schräge, Basis nach links geneigt; schwach gebogen, zur Seite mit einem 
meist halbmondförmigen Grübehen. Mundrand: kurz aber ziemlich stark erweitert, aussen 
weiss begrenzt, innen durch eine glänzend weisse Lippe verdickt. Rechter Mundrand 
dem Kiel entsprechend schwach eingeknickt, zuweilen in eine stumpfe Spitze vorgezogen. 
Basalrand: kurz und schmal umgeschlagen, an seiner Vereinigung mit der Spindel ein 
schwacher Höcker. Gallus: wulstig, neben der Spindel tritt derselbe begrenzt auf 
die Basıs und zieht sich nach oben ausfliessend, in einem Halbkreise bis etwa zur 
halben Höhe der Mündungswand um die Spindel herum ins Innere. Die Verbindung 
nach dem oberen Mundrande wird durch eine schwache Glasur hergestellt. Deckel: in 
Form der Mündung, nach innen vertieft, durehsichtig, rothbraun. Die Anwachsstreifen 
sind nur stellenweise erkennbar: der linke Rand ist mit einer Leiste besetzt. Die ganze 
Peripherie wird durch einen schmalen dünnen homigen Rand gebildet. Fundort: Plan- 
tage Mirador, Staat Veracruz; in grosser Anzahl an Sträuchern und Stauden lebend gefunden. 


Maasse: gr. Diam. kl. Diam. Höhe. Höhe letzter Mündung inel. peristom 
Windung breit. 
Fig. 16 13 1% 13 a 7! 85 mm. 
nn © 15 121 13 Y% 6 ?/ Ua 
er 6b. 13 Ya 11% 16) 61% 7 6 
ne 131% 11 11 6a 7 N 
14 11% 11'a 7 7 


Die beiden ersten Exemplare repräsentiren eine aussergewöhnliehe, die übrigen, die 
gewöhnliche Grösse. Die Höhe der letzten Windung ist dicht hinter dem erweiterten 
Mundrande in der Axenrichtung gemessen. 


Aus Misantla erhalte ich viele, aber leider meistens verkalkte Exemplare, und 
nur ein paar ziemlich gut in Farbe erhaltene, welche sich in Skulptur und Färbung 


identisch mit der vorliegenden Art erweisen; der einzige Unterschied liegt darin, dass 
speeiell die letzte Windung an den Seiten oberhalb des Kieles abgeflacht, und dass 
der Uehergang des Basalrandes zur Basis der letzten Windung, vielleicht durchweg etwas 
seichter ist. 


Maasse: gr. Diam. kl. Diam. Höhe. Höhe letzter Mündung inel. peristom 
Windung breit. 
Fig. e. 13 IM 1159/% 6'/ fast, 7 : mm. 
af: 13 11 3a 12 1a 61/2 Ola 
13 a al 11!/e 6°/s DIE 5 


Abbildung Taf. Ia. Fig. 6c. und f. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass sich 
unter dieser Form H. Berendt Pfr. versteckt, dessen Typus s. Z. Herm Dr. L. Pfeiffer 
von mir resp. Dr. Berendt eingeschickt wurde. Ich hatte bisher in meiner Sammlung 
kein Exemplar finden können, auf welches die Diagnose von Berendti passte, was mich 
annehmen liess, dass dieselbe wahrscheinlich auf ein abnorm ausgebildetes Individuum 
der Mirador-Form basirt sei, da die Veraeruz-Form bedeutend kleiner ist. Die von 
mir gemachte Fundortsangabe Veracruz liess freilieh noch die Mögliehkeit zu, dass 
ich das Exemplar am Strande unter Angeschwemmtem gefunden hätte, in welchem 
Falle an der Nordwest Küste die entsprechende Art vorkommen müsste. Vor 
Kurzem erhielt ich nun ‚aus Misantla die vorerwähnte Form, was die letztere An- 
nahme rechtfertigen würde; es blieben aber dann die Abweichungen der Diagnose von H. 
Berendti zu erklären. um meine Annahme, die vorliegende Form, welche ich für eine 
Lokalvarietät der turbinata halte, sei eben die Berendti, zu rechtfertigen. Die weisse 
Farbe könnte sich dadurch erklären, dass das Herrn Dr. Pfeiffer vorliegende Exemplar, wie 
es durch den oben erklärten Fundort wahrscheinlich gemacht ist, verblichen und ver- 
wittert gewesen sei, wodurch denn auch der begrenzte Callus erklärt wäre, denn meine 
schlechten Exemplare zeigen, je mehr sie verwittert, einen um so schärfer begrenzten 
Callus. Die Hauptabweichung aber, das .‚supra angulum excavatus“ der letzten Windung 
kann aber nur dann meiner Form angepasst werden, wenn man berücksichtigt, dass in 
einer Diagnose, welche Unterschiede von einer nahe stehenden, vermeintlich anderen Art 
hervorheben soll, leieht die Ausdrücke etwas übertrieben wurden und ferner dadurch, dass 
ich sowohl bei der Mirador-Form wie auch bei dieser, einzelne Individuen finde, welche 
auf der letzten Windung Neigung zu verdiekten Spiralablagerungen haben, besonders in 
der Nähe und auf dem Kiele selbst, welehe dann durch eine schärfer markirte Spiral- 
furche begrenzt werden. Ein dritter Umstand, welcher freilich nicht für Herrn Dr. Pfeiffer 
maassgebend sein konnte, ist der, dass eins meiner Exemplare mit dunklem Bande, 
welches gerade über dem Kiele liegt, auf den ersten Anblick den Eindruck hervorruft, 
als ob wirklich an dieser Stelle eine Aushöhlung vorhanden sei, eine leicht erklärliche 
Täuschung, welche einer genauen Beobachtung weichen muss. Die Abbildung in Band 8 
der Malak. Bl von H. Berendti ist mit der Diagnose übereinstimmend, es fragt sich aber, 
ob sie genau ist. Auf meiner Tafel Ia habe ich vergrössert die Form der letzten Win- 
dung von der Mirador- und von der Misantla-Form abgebildet. Jedenfalls kann ich die 
mir vorliegenden Exemplare nur als eine Lokalform der H. turbinata bezeichnen. 


Als dritte Lokalform und zwar als var. minima bezeichne ich eine in der Um- 
gegend von Veraeruz an Büschen und Sträuchern in schattigen Laubgängen gefundene, 


15 


anna 


welche übrigens in Nichts als der Grösse und der weniger starken Schaale von der .Mi- 
rador-Form abweicht. Abbildung Taf. I. Fig. 6.d. 


Maasse: Höhe Mündung incl. 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe letzter Windg. peristom breit. 
Fig. 6d. 10 8 8 43a 5!/a mm 
10% 83/4 9 5 Da 
fast 10 8a 9 5 Dre 


Die Spiralfurchen sind der dünneren Schaale wegen, durchweg nur stellenweise 
erkenntlich, wie sie denn überhaupt in der Mirador-Form am schärfsten ausgeprägt sind. 

Bei den in Veraeruz gesammelten liegen diverse in Grösse, in der Zeiehnung 
oder aber in der Form abweichende Exemplare, während deren Seulptur und ihr 
allgemeiner Habitus ganz derH.turbinata entspricht. Ich konnteleider nur noch eins derselben 
und zwar das hervorragendste in Fig. 6c. Taf Ia abbilden. Das Gewinde ist gewölbter 
konisch, die Basis abgeflachter, die Mündung mehr dreieckig-mondförmig. Es fehlt jede 
Spur des gegliederten schmalen braunen Bandes; statt dessen ist ein schmales, rothbraunes, 
scharf begrenztes Band vorhanden, welches am intensivsten auf der vorletzten Windung ist. Es 
ist dies der Form nach ein Mittelding zwischen turbinata und meiner flavida Mke., es fehlen 
ihm aber die dieser Art eigenthümlichen weitstehenden scharfen Spiralfurchen, und ist 
sie auch bedeutend grösser. Ich lasse die Maasse dieser Formen hier folgen, unter 
denen sich ein paar Exemplare befinden, welehe sehr deutliche verdiekte Bänder speciell 
am Kiel tragen, welche ich als Abnormität ansehen muss, da sie nicht regelmässig sind 
und die sonstigen Merkmale der turbinata auch in der Färbung nicht fehlen. 


Höhe Mündung inel. 
gr. Diaın. kl. Diam. Höhe letzter Windg. peristom breit. 
Fig. 6. 10a sr 10 Hlja Bla 
ill gl/ı 107% Ha 5°/a 
10%. 9 10°/s byyh DUs 
11 gl 91a bye) H°/a 
10% fast 9 9 bye Ha 


Ich kann über den Fundort nichts Bestimmtes angeben, todt gefunden sind sie, 


ob aber in der Umgebung von Veracruz im Sande, oder aber angeschwemmt am Strande, 
bleibt fraglich. 


Die oben bezeichnete kleine Veracruz-Form kommt dort in noch grösseren 
Massen vor, wie bei uns Helix nemoralis oder hortensis und ebenso scheint es in 
Mirador und in Misantla damit zu sein. Die Veränderliehkeit in der Färbung und in 
den Grössenverhältnissen ist gross, über letztere geben die angeführten Maasse ge- 
nügenden Aufschluss. 


Wenn ich dieser Art den Namen turbinata Wgm. voranstelle, so geschieht es 
weil ich der Ansicht bin, dass eine Priorität nur da zur Geltung kommen dürfte, ‘wo 
man unzweifelhaft ist, dass dem Bestimmer wirklich die betreffende Art vorgelegen habe, 
nicht wie in diesem Falle, wo sowohl der Name Zephyrina durchaus unpassend ist, als 
auch eine ungenügende Diagnose Zweifel nach jeder Richtung hin zulässt, wie aus der 
von Duclos und auch der Orbigny’schen hervorgeht, welche letztere u. A. besonders das 
sehr tiefe Grübehen neben der Spindel hervorhebt, welches Merkmal durchaus unzuver- 


en. 


lässig ist und rein individuell, bald schwach, bald stark ausgebildet vorkommt, jenachdem das 
Thier mehr oder weniger Callus neben der Spindel ablagerte. Die Diagnose von turbinata Wem. 
scheint mir dagegen weit entsprechender, so wie auch der Name. Die Küster'schen 'Ab- 
bildungen, Martini und Chemnitz neue Ausgabe, sind zu wenig deutlich um maassgebend 
zu sein, auch keinenfalls mit der Gewissenhaftigkeit des Fachmannes wiedergegeben. Der 
Einfluss der Bodenverhältnisse ist durch die Gegensätze zwischen der Veraceruz-Form, und 
den beiden andern, recht anschaulich gemacht. Der sandige Boden von Veraeruz und 
die durchweg grössere Dürre mussten eine kümmerlichere Entwickelung zur Folge haben, 
als die üppige Vegetation, der stellenweise kalkige Boden und die vorherrschende feuch- 
tere Temperatur von Mirador und von Misantla sie bewirken. 


Helicina flavida Menke. Taf. II., Fig. 1O und 10c. Taf. I a. Fig. 10 bis 10.d. 

Die Bezeichnung 10b auf Tafel II. ist falsch, es soll 10 e sein. 

Gehäuse: durchweg kegelförmiger, als das der vorgehenden Art, bedeutend kleiner, 
aber ebenso festschaalig Die Basis ist abgeflachter. Skulptur: ziemlich glänzend. Un- 
regelmässig stehende, schräge, schmale Lüngsfalten, wie bei der vorigen, nur schwächer, 
dahingegen sind die Spiralfurchen, welche auf allen Windungen siehtbar sind, aber nicht 
auf der Basis, verhältnissmässig weiter ausemanderstehend und schärfer hervorgehoben. 
Färbung: weisslich mit einem dicht über dem Kiele der Windungen verlaufenden, ziemlich 
breiten nach oben ausfliessenden gelb-rothen Bande, welches sich fast bis zur Spitze zieht; 
oder aber nur stellenweise gebändert, und zwar dann meist von der vorletzten Windung 
an; auch ungebänderte Exemplare kommen vor. Gewinde: gewölbt, mehr oder weniger 
stärker erhaben kegelförmig, als bei der vorigen Art. Wirbel im Verhältniss zur Grösse 
nicht so spitz. Windungen: 5'/2 bis 6, schwach gewölbt, letzte vorne langsam und schwach 
herabgebeugt: (Pfeiffers Diagnose sagt nicht herabgebeugt) unterhalb der Mitte stumpf 
gekielt mit mehr oder weniger stark abgeflachter Basis. Mündungsabschnitt, meist sehr 
schräge zur Axe stehend, fast gerade oder nur schwach geschweift. Spindel: etwas aus- 
gehöhlt, senkrecht zur Axe stehend oder mit der Basis ein wenig nach links, zur Seite 
eine mondförmige Ritze. Mündung: dreieckig aufgetrieben, mondförmig, bald mehr nach 
ersterer, bald mehr nach letzterer Form hinneigend. Der seicht gebogene Basalrand bildet 
mit der Spindel fast einen rechten Winkel ; der Höcker am Uebergange ist etwas schärfer 
ausgeprägt, als bei der vorigen Art. Callus: anfangs verdickt, dann ausfliessend, bis zum 
oberen Mundrande aufsteigend, aber auch da noch deutlich begrenzt. Mundrand: kurz 
erweitert: aussen weiss begrenzt, innen stark verdickt, glänzend weiss; bei einem Exem- 
plare verdoppelt, indem die innere Lippe einen etwas überstehenden selbstständigen Rand 
neben dem äusseren bildet. 


Maasse: Höhe letzter Windung Mündung 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hinter der Mündung incl. peristom breit. 
Fig. 10 6YR 53/4 7 3a 31/a mm 
NE fast 6% fast6 fast 7 33/a BR a 
O0 6%)s DYa 64/2 Bj Bau 


Letztere hat nur 5'/ Windungen. 


- 17 nn 


Fundort: Umgegend von Veraeruz todt und in Anschwemmungen am Strande. 

Ebendaselbst fand ich in vielen Exemplaren, wenn auch nicht alle gut erhalten, 
eine Art, welche bei gemeinsamem Typus doch mancherlei Verschiedenheit in Form und 
Färbung darbietet. Ich habe davon 2 Exemplare abgebildet. Fig. 10 e. hellgelb gefärbt, 
mit einem schmalen braunen Bande oberhalb der Peripherie der letzten Windung. Fig. 
10 d. mit gelbrothem Gewinde, die letzte Windung weiss; das nach oben ausfliessende 
Band ist bei diesem sehr breit, so dass es sich über die ganze Windung erstreckt, 
auf der letzten aber verschwindet, ebenso auf den ersten Windungen. Später erhielt ich 
aus Misantla etwas kleinere, in Form und Skulptur aber identische Exemplare, schmutzig 
weiss bis gelbroth gefärbt und zwar eintönig, nur die Nath, der äussere und innere 
Mundsaum, sowie der Callusfleek um die Spindel, sind weisslich. Zu den bei Veracruz 
gefundenen verwitterten Exemplaren, welche in Form und Skulptur auf die vorliegende 
Art verweisen, bemerke ich noch, dass einzelne Exemplare eine gelbliche Spitze haben. 
Ich lasse nun die Maasse dieser Suite folgen. 


gr. Diam. kl. Diam. Höhe. Höhe letzter Wde. Münde.inel. perist. breit. Wden. 
6%/a 5a 61a 6!/2 3/2 mm Hl 
Fig. 10 e. 6!/a Ha H3/a 3'/a Tastzau a HYa 
6 fast 5 43) B) IL BR 5 
6!/a Hlla Hua Be 3 mm Da 
5la Alan tast,,D 2>/a FINE 5 
Fig. 10.d. HU A42/a u) B} Dee Ha/a 
5°/a 5 5a 3 2°/ mm 5 
Ya 3/a D°/s 3 EN ) 
Da Alla 4?/s 3 IN 2a Alla 


fast 6 fast 5 Ds fast I! fast 3 55 5 


Die ersten 3 haben die Fürbung, wie bei 10 c. angegeben, die zweiten 3 diejenige 
von 10d. Die letzten 4 sind die aus Misantla erhaltenen frischen Exemplare. Man 
sieht aus den Maassen , dass dazwischen auch eine gethürmtere Form vorkommt, ähnlich 
meiner 10 b. von flavida, von welcher Art die vorliegenden Exemplare in Folgendem ab- 
weichen : die Zahl der Windungen ist geringer, das Gewinde ist nicht so erhaben und 
im Ganzen nicht so gewölbt ; die letzte Windung ist nicht so entschieden abgeflacht an 
der Basis und die Spindel steht durchweg vielleicht mehr schräge , mit der Basis nach 
links. Der Mündungsabschnitt ist nicht so schräge zur Axe, die Mündung selbst, in Folge 
der nicht so abgeflachten Basis etwas steiler, d. h. der Basalrand steigt etwas schräger 
aufwärts. Von diesen Abweichungen sind wohl die weniger abgeflaei .e Basis und dann 
in zweiter Linie das höhere Gewinde am wichtigsten; dahingegen sind Skulptur und der 
stark gesäumte Mundrand,, wie die schwache Beugung der letzten Windung nahe der Mündung 
mit flavida übereinstimmend. Die in Pfeifters Monographie angeführten Diagnosen zu 
den von ihm als Synonyme betrachteten Arten deuten nicht nur auf weite Verbreitung 
der flavida, sondern auch auf abweichende Form und Färbung und führt mich die 
Diagnose der Hel. trossula Mor. daselbst als Synon. von flavida angeführt, auf die mir 

8 


18 


vorliegende Art, welehe ich früher immer für flavida augesehen hatte; in dem Falle ist 
meine Auffassung der flavida, wie ich sie weiter oben angeführt habe, wohl zu exelusive 
und würden Fig. 10, 10a und b, nur eine Lokalform oder Varietät repräsentiren. Würde 
eine solehe Veränderlichkeit in der Form sich durch gute Faunensammlungen constatiren 
lassen, dann müsste die nachfolgende Art Helieina Strebeli Pfr. eingezogen werden, da 
sie nur kleiner, sonst identisch mit der von mir unter Vorbehalt angeführten abweichen- 
den Form von flavida Mke. sind; höchstens, dass die steilere Mündung und etwas 
schrägere Spindel bei Strebeli vielleicht durehweg deutlicher hervorgehoben sind. Ist 
dahingegen der von mir für flavida angenommene T'ypus ziemlich constant, dann dürfte 
Strebeli Pfr., wenn auch schr nahe stehend, doch als Art gerechtfertigt erscheinen und 
wären in dem Falle die in Misantla und Veracruz gefundenen Abweichungen als grössere 
Form dieser Art zu betraöhten, mit welcher sie auch die Färbung gemein haben. 


Helicina Strebeli Pfr. Taf. II. Fig. 11 und I1a. Tafel Ta. Fig. 11 und 11a und b. 

Gehäuse: zusammengedrückt kugelig, mit kegelförmig hervorragendem Gewinde; 
dünnschaaliger als flavida. mit niedrigerem, weniger gewölbtem Gewinde und nicht spitzem 
Wirbel. Die Skulptur ist, wie bei flavida angegeben. Färbung: gelblich — oder bräunlich— 
fleischfarbig, bald heller, bald dunkler, entweder einfarbig oder mit einem schmalen, 
dieht über der Peripherie der letzten Windung verlaufenden rothbraunen Bande; die 
Nath und der äussere Mundsaum immer weisslich. Windungen: 5'/«, schwach gewölbt; letzte 
nach unten aufgetrieben, daher die Basis, an und für sich etwas gewölbt, doch im Gegen- 
satz zum oberen Theile der Windung abgeplattet erscheint, wenn auch nicht so entschie- 
den, wie bei flavida; an der Mündung langsam und schwach herabgebeugt. Mündungs- 
abschnitt: schräge zur Axe, fast gerade, oder seltener in der Mitte schwach vorgezogen. 
Spindel: schwach ausgehöhlt, entschieden schräge zur Axe, mit der Basis nach links 
stehend, zur Seite ein seiehtes Grübehen. Mündung : aufgetrieben mondförmig, steiler stehend, 
als bei flavida. Höcker am Uebergange des Basalrandes zur Spindel deutlich, wie bei flavida. 
Die Spindel bildet mit dem Basalrande einen etwas spitzeren Winkel, als bei flavida. 
Mundrand: Innen mit einer weissen Lippe belegt, welche nicht ganz so stark, als bei 
Navida ist. Gallus: rasch ausfliessend, nur um die Spindel herum deutlich, weisslich, 
nach oben undeutlich, so dass die Verbindung der Mundränder nur durch Glasur herge- 
stellt ist. Deckel: durchsichtig, bernsteinfarbig, nach innen etwas vertieft, zur Linken 
mit einer schwachen Leiste besetzt. Anwachsstreifen undeutlich. Fundort: Mirador, 
Staat Veracruz. ‚Junge Exemplare erscheinen im Verhältniss viel flacher, weil die Basis 
abgeplatteter ist. 


Maasse: Mündung incl. peristom 
5 —_—— 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit. 
Fig. 11 fast 5 Als fast 5 D>la 21/; mm. 
hrlla’ 5 Als 42 22/3 Da 
alallı, 5 Alla 4°/a 22/3 lan 


An das bei flavida Gesagte anknüpfend, würde man für diese Art drei den 
Fundorten entsprechende Grössen feststellen können. Die grösste Form von Veracruz, 
die mittlere von Misantla, die kleinste von Mirador. 


19 


Helieina nov. spec.? Taf. II. Fig. 12. u..12a. Taf. La. Fig. 12. u. 12a. 

Gehäuse: zusammengedrückt, kugelig, mit ziemlich breit kegelförmigem Gewinde; 
festschaalig, und ziemlich glänzend. Skulptur: feine, flache, unregelmässige Längsfalten ; 
nur in der Nathnähe und auf den oberen Windungen sind Spuren von etwas grober 
Spiralfurehung sichtbar. Färbung: Meine Exemplare sind nieht ganz frisch, lassen aber 
auf eine grünlich-hornfarbige Färbung schliessen; durchsichtig mit kalkigen weissen Bän- 
dern in folgender Anordnung: an der Nath ein schmales, nach unten ausfliessendes, 
auf der Mitte ein breiteres scharfbegrenztes, dicht darunter ein sehr schmales, eben- 
falls begrenztes, dann darunter, bis zur Nabelgegend, mehrere undeutlich begrenzte, 
weil mehr‘ und mehr ineinander fliessende schmale Bänder. Die Spindelumgebung 
ist durchsichtig. Der ganze Charakter der Färbung und Zeichnung erinnert an 
Helix griseola. Gewinde: kegelföürmig, wenig erhaben, mit stumpfliehem Wirbel. 
Windungen: 5. schwach gewölbt, letzte nach unten aufgetrieben; die Basıs etwas 
flacher gewölbt; nach der Mündung zu langsam und schwach herabgebeugt. Mündungs- 
abschnitt: schräge zur Axe stehend, fast gerade, kaum in der Mitte vorgezogen. 
Spindel: ausgehöhlt, fast senkrecht, mit der Basis schwach nach links geneigt, zur Seite 
ein seichtes Grübehen. Mündung: schräge zur Axe, fast halbkreisförmig. Mundrand: 
kurz und schwach erweitert, innen durch eine starke weisse Lippe verdiekt. Basalrand: 
sehwach umgeschlagen, gewölbt aufsteigend. Höcker am Spindelübergang ziemlich her- 
vorragend, etwas stärker ausgebildet, als bei H. flavida. Gallus: ziemlich diek und 
begrenzt auf die Basis tretend, dann ausfliessend und in einem nieht sehr deutlichen 
Bogen zum oberen Mundrande aufsteigend. 


Maasse: Mündung inel. peristom 
gr. .Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit. 
Ta fast 61/a 61/2 fast 4 31/2 mm. 


Fundort: Veracruz in Anschwemmungen am Strande. Ebendaselbst ein anderes Exem- 
plar Fig. 12a., offenbar dazu gehörig aber zusammengedrückter und mit kürzerem und 
nach oben etwas ausgehöhltem Gewinde. Die Bänder scheinen ganz ineinander geflossen 
zu sein. so dass der durchsichtige Grund fast ganz verschwindet und nur in der Nathnähe 
und um die Spindel herum siehtbar ist. Die Nath ist kalkig weiss, wie bei den vorstehenden. 


Maasse: Mündung inel. peristom 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit‘ 
Ta 6a 61/4 4 31/e mm. 


Beide Formen gehören offenbar zusammen; bei so wenigen Exemplaren und ohne genauen 
Fundort ist es daher schwer zu entscheiden, wie die Beschreibung dieser Art abzufassen ist. 
Ich möchte nieht die zweifelhaften Arten der Helieinen vermehren, trotzdem ich in der mir 
zugänglichen Literatur nichts der vorliegenden Art entsprechendes, gefunden habe, und 
will daher die Entscheidung offen lassen. 


Helicina raresulcata Pfr. Taf. I'/ u. II. Fig. 9 u. 9a. 

Gehäuse: kegelförmig mit gewölbter Basis, ziemlich dickschaalig. Skulptur: dicht 
und fein gefaltet, ab und zu mit gröberen Falten untermischt, meistens mit ziemlich weit 
auseinanderstehenden scharfen Spiralfurchen versehen, welche indess selten auf der vor- 


DES 
o 


20 


letzten, meist nur auf der letzten Windung und dann mehr auf der Mitte derselben, 
sichtbar sind. Diese Spiralfurchen verschwinden aber auch ganz, denn neben den Exem- 
plaren, welche nur vereinzelte aufweisen, fand ich auch solche, ohne eine Spur davon 
entdecken zu können, wenn auch verhältnissmässig wenige. Färbung: gelblich weiss bis 
bräunlich fleischfarbig, wenig glänzend; zuweilen ist die Schaale in der Nathnähe und an 
der Peripherie der letzten Windung weisslich verdickt, wodureh dann die zwischen den 
Spiralfurchen liegenden Strecken als dicke weissliche Bänder erscheinen. Gewinde: 
spitz kegelfürmig, abweichend in Höhe, aber meist die Hälfte der ganzen Höhe ein- 
nehmend. Windungen: 5‘. ziemlich abgetlacht, bis auf die vorletzte und letzte, welche 
gewölbter sind; die letzte stumpf gekielt, aber fast nie ganz bis zur Mündung: zuweilen 
erscheint der Kiel wie oben erörtert, schwach wulstig. Mündungsabschnitt: sehr schräge 
zur Axe, oberhalb der Mitte schwach ausgebogen vorgezogen. Basis: gewölbt, an der 
Spindel mit einem durchsichtigen Fleck versehen. Spindel: fast senkrecht stehend, mit 
der Basis etwas nach links geneigt, wenig ausgehöhlt, zur Seite mit einem mehr oder 
weniger tiefen Grübehen. Mündung: etwas schief dreieekig-mondförmig; der kaum ge- 
bogene obere Mundrand mit dem aufsteigenden gebogenen Basalrande einen Winkel bil- 
dend.. Mundsaum: sehr kurz erweitert, innen durch eine glänzende weissliche oder 
bräunliche Lippe verdiekt. An der Vereinigung des Basalrandes mit der Spindel em 
zahnartig erhabener spitzer Höcker. Gallus: anfangs schwach verdickt und dann rasch 
ausfliessend, sehr schwach und undeutlich, die Mundränder in emem Bogen verbindend. 
Inneres: glänzend hellbraun bis rothbraun. 


Maasse: Mündung 
er. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit. 
fast 642 Da BU 3 mm“ 
fast 6 5 Ha 3 DAR 
fast 6 5 5 3a Be 
Hlla 4°/a AB3la 3 Dan cn 


Fundort: Umgegend von Veraeruz, in der Ebene diesseits der Sandhügel an einer Staude 
„mala muger“ genannt, welche beim Berühren heftigeres Brennen verursacht, als Brenn- 
nesseln, in grosser Anzahl gesammelt. Ich erinnere nicht, das Thier kriechend gesehen zu 
haben, meist zurückgezogen an den Blättern und Blattstielen haftend. Deckel: hornartig 
bräunlich. 

Unter Anschwemmungen am Strande fand ich unter todten, der Stammart 
entsprechenden Exemplaren, eine Varietät in nur 2 Exemplaren, welehe m Fig. 9a. abge- 
bildet ist. Bei sonst übereinstimmender Form und Skulptur, wenn das Gewinde auch 
etwas höher ist, befindet sich auf der Basis, nahe der Peripherie, zwischen verdickten, 
weisslichen Bändern (siehe darüber oben Gesagtes) ein lederfarbiges durchsichtiges Band, ist 
hier also ein Streifen der Schaale dünne geblieben, so dass die bräunliche Färbung des Innern 
durcehscheint. Ich finde hierzu einen Uebergang in einem Exemplar aus der typischen 
Form, welches neben den wulstigen Verdiekungen auf der Basis ein freilich viel 
schmäleres braunes Band aufweist. 


Maasse: Mündung incl. peristom 
er. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. hreit. 
6Ya fast 5°/a 6 3a 3 mm. 


61/4 Hlla Ha au/ 3 1: 


z 


21 


Helieinia lirata Pfr. Taf. Il. Fig. Su. Sa. Taf. I. Fig. 8. synon. Helieina unidentata Pir, 

Gehäuse: flach kreiselförmig, festschaalig, wenig glänzend. Skulptur: fein gestreift 
mit ziemlich scharfen und erhabenen Spiralrippen, welche meistens an der Peripherie 
der letzten Windung dichter gedrängt sind als nach ‘oben und auf der Basis; zuweilen 
sind dieselben auch abwechselnd stark und schwach. Färbung: das Gehäuse ist dureh- 
siehtig, hell hornfarbig bis bernstemfarbig. Gewinde: flach konisch, schwach gewölbt 
mit stumpflichem Wirbel. Windungen: 4'/., sehr schwach gewölbt, letzte zusammenge- 
drückt, wodurch ein stumpfer Kiel entsteht, vorne an der Mündung meist schwach herab- 
gebeugt. Mündungsabschnitt sehr schräge, durch den hervorgezogenen Kiel etwas stumpf- 
winkelig und durch die austretenden Rippen häufig buchtig. Basis: in der Mitte ausgehöhlt. 
Mündung: dreieckig mit flach abgerundeter Basis. Spindel: ausgehöhlt. kurz, zur Seite 
kein Spalt, fast senkrecht. Mundsaum: plötzlich und stark erweitert, an der Basis kurz 
umgeschlagen; meist scharf und etwas buchtig, innen durch eine weisse glänzende Lippe 
verdickt. Auf dem Basalrande nahe der Spindelbasis befindet sich ein nach aussen ge- 
richteter stumpfer länglicher Zahn. Uebergang zur Spindel einfach abgerundet. Gallus 
sofort ausfliessend, dünne und glänzend, in einem Halbkreise die Verbindung der Mund- 
ränder herstellend. 


Maasse: Mündung inel. peristom 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit. 
41a 3l/a fast 3 fast, 1°/a 2 mm. 


Fundort: todt. aber in gut erhaltenen Exemplaren am Boden unter Sträuchern, bei den 
„Bajadas“, Veracruz und in Anschwemmungen am Meeresstrande, wahrscheinlich aus dem 
naheliegenden Dorfe Antigua. Diese Art wurde mir ursprünglich von Herın Dr. Pfeiffer 
als unidentata, welche m Honduras vorkommt, später als lirata bestimmt. Der Güte des 
Herrn OÖ. Semper verdanke ich unidentata, von Dr. Tams in Venezuela gesammelt, siehe 
Fig. Sa. Wenn auch die Färbung dieser etwas dunkler, das Gehäuse grösser und die Basis 
resp. die letzte Windung etwas mehr aufgetrieben ist, so kann ieh darin niehts Anderes, als eine 
durch Localverhältnisse entstandene Abweichung finden und da lirata auch in Yucatan 
und Chiapas vorkommen soll, so glaube ich. dass diese beiden Arten zusammenfallen 
müssen. Die Dimensionen der Venezuela Form sind: 
Mündung inel. peristom 


gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch. breit. 
Das} ‘ ß “ “ 
4a 3°/s alla fast 2 2 mm. 


Helieina einetella Shuttleworth ? Botteriana Pfr. ? Taf. Ia. und II. Fig. 13 bis 13d. 

Gehäuse: ziemlich festschaalig kreiselförmig, gekielt. Skulptur: unregelmässig, 
und schwach gefaltet, mit dichtstehenden, ziemlich tiefen Spiralfurehen, welche, wenn 
auch weniger scharf, doch auch auf der Basis sichtbar sind und im Ganzen deutlicher 
hervortreten, als die Anwachsfalten. Der Glanz des Gehäuses ist nur schwach. Färbung: 
hellgelb, einfarbig, aber meistens mit einem schmalen, nach oben schwach und kurz aus- 
fliessenden bräunlich-rothem Bande, dicht über dem Kiele verlaufend und bis zu den 
ersten Windungen sichtbar. Der Kiel ist meistens heller bis weisslich. Gewinde: kegel- 


22 


zZ 


aber nicht sehr 
gewölbt; letzte vorne schwach und meist kurz herabgebeugt, scharf zusammengedrückt, 


förmig mit stumptlichem Wirbel. Windungen: 5 bis 5'/ zunehmend —., 
wodurch eim Kiel entsteht, welcher mehr oder weniger deutlich begrenzt wulstig ist. 
Basis: zuweilen flacher gewölbt, als der obere Theil der Windung. Mündungsabschnitt: 
sehr schräge zur Axe, fast grade, in der Mitte zuweilen etwas vorgezogen. Spindel: aus- 
gehöhlt, mit der Mündungswand eine kaum  eingebogene Linie bildend, zur Seite mit 
einem seiehten, undeutlichen Grübcehen. Mündung: mondförmig- dreieckig. Der ge- 
bogene Basalrand bildet mit der Spindel und Mündungswand einerseits, mit dem schwach 
gebogenen oberen Mundrande andererseits, einen ziemlich gleichförmigen Winkel. Mund- 
rand: plötzlich und ziemlich kurz erweitert, fast umgeschlagen; am Basalrande deutlich 
umgeschlagen; durch eine weissliehe oder mehr oder weniger intensiv gelbe Lippe nach 
innen verdiekt. Der Uebergang zur Spindel ist schwach winklich, selten durch einen 
gelb, tritt diek und. be- 


o 


seichten Höcker bezeichnet. Gallus: mehr oder weniger intensiv 
grenzt auf die Basis, dann rasch ausfliessend und in einem ziemlich weiten Bogen fast 
bis zum oberen Mundrande aufsteigend, in dessen Nähe die Fürbung aber kaum mehr 
sichtbar ist. Inneres: weiss, je nach der Dicke der Glasur ıst das äussere Band durch- 
scheinend oder nieht. Deckel: bernsteinfarbig röthlich — nach dem mit einer schwachen 
Leiste besetzten Spindelrande. zunehmend weisslich, was indess verwittert sein kann, da 
ich die Stücke nicht lebend erhalten habe. Diese durch Fig. 13 repräsentirte Form 
wurde mir ursprünglich als cinetella Sh., dann später wiederholt als Botteriana Pfr. be- 
stimmt; genau passt keine der beiden Diagnosen. 

In Fig. 13a. ist ein grösseres Exemplar mit 5'/a Windungen abgebildet, welches 
sonst identisch ist, nur der Kiel erscheint auf der letzten Hälfte der letzten Windung 
nicht mehr deutlich wulstig; ferner ist der obere Mundrand fast eingedrückt, der Basal- 
rand dagegen gewölbter und der Uebergang zur Spindel durch einen deutlicheren, aber 
immerhin schwachen Höcker bezeichnet. Diese Abweichungen lassen sich übrigens auf 
die besondere Grösse des Exemplars zurückführen. 

In Fig. 13b. ist eine kleinere Form abgebildet, welche vielleicht genauer zu 
der Diagnose von ceinetella passt, als die Vorstehende. Das Gehäuse ist dünnschaaliger, 
die 5Yı Windungen sind steiler und gewölbter und das Gewinde ist verhältnissmässig 
höher. Die Spiralfurehen sind undeutlicher, es treten daher die Anwachsfalten überwiegend 
in's Auge. Das rothe Band ist breiter ausfliessend , bei einem Exemplar sogar über die 
ganze Windung. so dass nur der Kiel hell erscheint; dieser ist auch deutlicher wulstig. 
Der Höcker am Uebergange zur Spindel kaum angedeutet, das Spindelgrübehen dagegen 
deutlicher. Die Lippe ist weisslich, der Callus hellgelb gefärbt. In der Mündung ıst das 
rothe Band durchscheinend. 

Die vorstehenden drei Formen stammen aus Mirador und Orizaba. Leider kann 
ich eine genauere Trennung der Fundörter nicht mehr machen. 

Fig. 13c. wurde bei Veraeruz in den „Bajadas“ todt gefunden, es steht zwischen 
den vorstehenden Formen in der Mitte. Das Gehäuse ist festschaaliger, als 13b. und ganz 
weiss mit schwach gelbem Callus. Die Anwachsfalten sind gröber, als bei beiden vor- 
stehenden Formen, dahingegen die Spiralfurchen wie bei 13b. Das Gewinde ist gewölbter 
konisch. Die 5'/; Windungen sind wie bei 13b. gebildet. Der Kiel schärfer, wenn 
auch noch deutlich wulstig. Der obere Mundrand ist fast eingesenkt, ähnlich 13a. 


Der Uebergang zur Spindel kaum bezeichnet, noch weniger, als es bei den Vorstehenden 
der Fall ist. Der Basalrand ist etwas steiler aufsteigend, als selbst bei 13). 

Fig. 13d. stammt aus Orizaba oder Mirador, es entspricht am ehesten der 
Diagnose von Botteriana, wenn man es mit den 6 Windungen und dem „peristoma simplex“ 
nicht so genau nehmen will. Das Gehäuse ist weniger festschaalig, als 13 und 13a. 
und darin dem 13 b. ähnlicher, schwach gelblich gefärbt, ohne Band, mit weisser Lippe 
und hellgelbem Oallus. Der Wirbel ist etwas intensiver gefärbt. Das Gehäuse entspricht 
im Ganzen der Form 13 und 13 .a., wenn auch die 5Y/ Windungen etwas gewölbter sind, 
der Kiel weniger wulstig und an der Mündung sehr abgeschwächt, und der Basalrand 
noch steiler aufsteigend ist, als bei 13c.. was durch die stärker gewölbte Basis des Ge- 
häuses erklärt wird. Die Skulptur ist wie bei 13 und 13a. 

Bei einem verhältnissmässig geringen Material und ungenauen Fundorts-Angaben, 
meistens fehlenden Deekeln und völliger Unkenntniss des Thieres, wage ich nicht zu 
entscheiden, ob meine Annahme, dass es sich hier um Lokalformen ein und derselben 
Art handle, richtig ist. 13b. und 13e.. besonders erstere, bieten in ihrem habitus die 
grösste Abweichung dar, trotzdem dieselbe nieht so gross ist, dass sie sich, nach dem was 
mir vorliegt, nicht durch lokale Einflüsse erklären liesse. 


Maasse: Höhe der letzten Mündung inel. peristom 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. Windung. breit. 
Eiespla 12/2 10!/a fast 9 53a 6!/a mm 
— 12 10 gly Bla 6 5 
2.188 132/4 11! 10 6 Ola. u, 
aliahl  102/2 375 Ss fast 5 fastı Da |. 
läen alila/s ga fast 9 5 Hllale = 
nam) 10#/4 10 6/3 (er 


In den von Dr. Pfeiffer gegebenen Bestimmungen zu meiner ersten Sendung finde ich auch 
ÖOweniana Pf. von Mirador und Veraeruz; der Diagnose nach ist diese mit der vorstehenden 
Art verwandt, ich kann sie aber unmöglich für identisch halten: Oweniana soll nur in 
Chiäpas und Yucatan vorkommen, und da ich kein dazu passendes Exemplar besitze, ver- 
muthe ich, dass jene Bestimmung auf einem Irrthum beruhte, oder, dass ich ein Unieum 
gesandt habe. 


Schasichila alata Mke. Taf. IV. Fig. 7. 


Gehäuse: Turboförmig, ziemlich dünnschaalig. Skulptur: sehr fein und schwach 
gefaltet; diehtstehende Spirallinien brauner, häutiger Ansätze bedecken fransenartig das 
Gehäuse; bei einem frischeren Exemplare sehe ich nur einen verfilzten braunen Ueberzug, 
meistentheils sind die Schaalen abgerieben und dann sieht man 5 aus 2 bis 3 soleher 
Spirallinien gebildete Bänder, welche in gleichen Zwischenräumen über das ganze Ge- 
häuse resp. die letzte Windung vertheilt sind, während der Wirbel immer kahl ist. Ob 
es sich hier um Härchen handelt, bezweifele ich: unter dem Mikroskop entdecke ich 


24 

unregelmässig fein gefranste häutige Ansätze (ähnlich wie bei unserer Helix aculcata), 
welehe kraus und in einander gewühlt sind. Der Mangel an Narben auf den abge- 
riebenen Stellen dürfte ebenfalls beweisen, dass es keine Härchen sind, wie sie z. B. 
bei Helix hispida und den Campilaeen vorkommen. Da gewisse Streifen selbst bei 
starker Abnutzung, wenn auch nieht ganz, doch deutlich erhalten bleiben, so darf man 
schliessen, dass diese ursprünglich kräftiger waren und also auch hervorstehend gewesen 
sein können, wie es ja Diagnose und Abbildung in Pfeiffers Novitates I. Bd. S. 90, Taf. 
XXV. Fig. 10—12 zeigen. Färbung: Grundfarbe schmutzig-fleischfarbig, nach dem 
Wirbel zu intensiver röthlich. Gewinde: nicht sehr erhaben konisch, bedeutend kleiner 
als die letzte Windung,. Wirbel stumpflich. Windungen: 4'/.. rasch zunehmend, nach 
oben aufgesehwollen und daher oberhalb der Mitte stumpf gekielt, die letzte Hälfte der 
letzten Windung ist dagegen gleichmässig gerundet und langsam und wenig herabgebeugt. 
Ein offenbar vorhandener Nabel ist durch eine kalkige etwas gewölbte Platte verschlossen, 
welehe, wenn man sie entfernt, eine ziemlich tiefe Höhlung zeigt. Es bleibt an der Basis aber 
immerhin noch eine schwache Vertiefung und erscheint jene auf der Mündungsseite sehr 
steilwandig., Der Mündungsabschnitt steht schräge zur Axe, ist oben stark vorgezogen, 
so dass die äussere Linie einen stumpfen Winkel bildet. Die Mündung steht schräge 
zur Axe und bildet ein an der schmalen Seite durchsehnittenes halbes Oval. Mundrand: 
schwach und kurz erweitert, scharf, innen mit einer schwachen Lippe belegt. Spindel: 
weisslich, schräge stehend, gebogen, durch eine an ihrer Basis entspringende zum oberen 
Mundrande aufsteigende und nach innen ausfliessende weissliche gerade Leiste verdeckt. Zur 
linken Seite der Spindel die schon oben erwähnte blasige Schwiele, welehe einen Theil 
der Grube ausfüllend, sich als Callus zum oberen Mundrande hinzieht. Inneres: porcellan- 
artig glasirt, etwas bräunlich. Deckel: kalkig, fest, halbkreisföürmig; beide Spitzen, aber 
besonders die untere zitzenförmig ausgezogen; der untere Zipfel überragt bei geschlos- 
senem Gehäuse die Basis der Spindel. Die Mitte ist schwach vertieft, dicht am äusseren 
Rande verläuft eine scharfe Leiste. Innenseite weisslich, nach dem Spindelrande und 
unten zu verdiekt. und die sich an die Mündungswand lehnende Seite, dem entsprechend 
etwas schräge abgestutzt. Fundort: Plantage Mirador und in San Cristoval bei Orizaba, 
in Lauberde. 


Maasse: Mündung inel. peristom 
er. Diam. kl. Diam. Höhe. breit. hoch. 
10 7! 9 Alla 5l/ mm. 
10 Ta 33/4 41a DU = 
10/2 T’la 9 5 Dee 


Die Abbildung ist nieht ganz gerathen. Die letzte Windung ist oben zu eckig gezeichnet, 
und muss daselbst mehr abgerundet sein. 


Ze 


Gattung Ampullaria. 


Wie bei allen Wasserschnecken findet man fast in jeder Lokalität Abweichungen 
in Form, Färbung und selbst Skulptur, woraus dann leicht verschiedene Arten gemacht 
werden, wenn dem Bestimmer nun einzelne, und vielleicht extreme Formen repräsentirende 
Stücke vorliegen, diese auch nebenher ohne, oder mit ungenügenden, wenn nicht gar 
falschen Fundortsangaben versehen sind. Im Verfolg der Beschreibung des mir vorlie- 
genden Materials dürften sieh hierfür wohl Belege finden lassen. 


Ampullaria spec. nov? Taf. III, Fig. 13 u. Taf. IIla, Fig. 13a und b. 

Gehäuse: kreiselförmig, höher als breit, tief, aber meistens eng triehterförmig 
genabelt. Skulptur: fein, dicht und flach gefaltet, besonders an der Nath, mit gröberen 
Falten untermischt. In der Spiralriehtung verlaufen aufgetriebene Streifen nieht sehr 
dicht nebeneinander, meistens aber unregelmässig bis zum sich kreuzen m schräger Rıch- 
tung. Die gröberen Anwachsfalten unterbreehen jene Spiralstreifen kaum, so dass nur 
stellenweise ein unregelmässig grobgegittertes oder gehämmertes: Ansehen entsteht, welches 
nach der Mündung zu aber ganz verschwindet, da sich hier die groben Anwachsfalten 
mehren. Färbung: Unter der ziemlich glänzenden, olivbraunen Epidermis weisslich, mit 
rosa- oder blau-violettem Anfluge. Diese Grundfarbe, wie sie in der Mündung weit inten- 
siver sichtbar ist, erstreekt sich über die Windungen bis unweit der Nath, welche mit 
einem hellen, aber nieht scharf abgegrenzten Gürtel umgeben ist, der auf der letzten 
Windung nahe der Mündung breiter wird. Mehr oder weniger schmale, dichtstehende 
auch oft in einander fliessende, aber immer undeutliche bräunliche Bänder lassen die 
genannte Färbung stellenweise dunkler erscheinen, was aber durch die dunkle Epidermis 
nur sehr undeutlich und eigentlich nur da zu erkennen ist, wo diese abgerieben ist. Nach 
der Spitze zu wird die Färbung dunkler, der Wirbel ist schwarzblau. Windungen: 6, 
sehr gewölbt, nach oben aufgetrieben, so dass die Nathgegend flach gewölbt erscheint 
und die grösste Breite der Windung oberhalb der Mitte liegt. An der Nath sind sie 
stellenweise schwach wulstig abstehend, so dass diese selbst rinnenförmig wird. Die 
letzte Windung nach unten zugespitzt, um den ziemlich engen Nabel herum schwach auf- 
getrieben, so dass der Eingang zum Nabel triehterförmig erscheint. Mündungsabschnitt: 
an der Nath am weitesten vorgezogen, dann stark eingebuchtet und in sanfter Schwei- 
fung wieder austretend. Mündung: schräge zur Axe, länglich oval-birnförmig. Inneres: 
lebhaft violett, mit durchseheinenden schwachen braunen Bändern. nach oben weisslich. 
am Rande schmutzig-gelblich gesäumt. Mundrand: gradeaus, scharf, bei ganz ausgewach- 
senen Exemplaren wahrscheinlich schwach erweitert; ich besitze wenigstens ein kleines 
Exemplar mit solcher Erweiterung. Der linke Mundrand, allmälig erweitert, steigt zur 
Mündungswand empor und steht durch einen scharf begrenzten, schmutzig-gelben, nicht 
sehr dieken Callus mit dem oberen Mundrande in Verbindung. Deckel: in Form der 
Mündung angepasst, die äussere Seite glanzlos mit ziemlich groben Anwachsstreiten, 
welche ab und zu mit noch gröberen untermischt sind. Innenseite: bis auf den, 
dem Fusse des T'hieres anhaftenden Theil. stark glänzend. Die Färbung dunkel braun. 

4 


DIE 


Maasse: Breite Mündung. 

Windungen Höhe letzter Windung. Tvorletzter Windung. hoch breit 
6 His. laween> 42 24 34 20 mm. 
Dia 45 306°/a 19a 29 bo, 
D4/2 ap aaa 37 20/2 25 el 
Due 45 39 21 30 To 
Bla 46 ag 21'% 2 192, 
Ha „ 13a 40 36 NZ 29- In 


Letzte mit erweitertem Mundrande. 
Fundort: Misantla, Staat Veraeruz. In einem Bache .„Brazo seco.“ 9 englische Meilen von 
Misantla entfernt. 

Diese Art unterscheidet sich von der nachfolgenden m den gewölbten nach oben 
aufgetriebenen Windungen und der allen Exemplaren gemeinsamen Skulptur, so wie auch 
in der vielleicht weniger in Betracht kommenden Färbung, findet man auch in den vielen 
Lokal- und individuellen Abweichungen der folgenden Art keinen Uebergang zu dieser. 
Eine Trennung dieser Art ist wohl nach jeder Richtung hin gerechtfertigt, ich kann aber 
nicht erfahren, ob dieselbe schon anderweitig beschrieben ist. 


Ampullaria flagellata Say. malleata Jonas, reflexa Swainson, violacea Valene. 
Taf. III und IIla, Fig. 14. 

Gehäuse: kreiselförmig-kugelig. Seulptur: weniger dieht und noch undeutlicher 
gefaltet als die Vorige, so dass nur an der Nath deutliche flache Faltenstreifen zu 
erkennen sind, daher ist das ganze Gehäuse glatter und glänzender. Es fehlen die fort- 
gesetzten aufgetriebenen Spiralstreifen, oder sie sind wenigstens kaum sichtbar, so dass, 
wenn auch diesem Gehäuse eine „gehämmerte“ Sceulptur zuzusprechen ist, sie doch 
weniger grob und nicht gitterartig zusammenhängend ist, sondern mehr in unregelmässig 
geformten seichten Grübehen auftritt, welche durch die kaum unterbrochenen Längsfalten 
mehr in Reihen untereinander stehend erscheinen, wenn bei der Unregelmässigkeit ihrer 
Grössse und Form überhaupt von Reihen die Rede sein kann. Häufig finden sich Ge- 
häuse, wo diese Skulptur überhaupt nur an einzelnen Stellen sichtbar ist. Färbung: 
Unter der glänzenden Epidermis weisslich, bräunlich-violett durchscheinend, mit scharf 
begrenzten, mehr oder weniger schmalen Bändern verziert. Nach der Nath zu wird die 
Färbung schwächer, tritt aber doch beinahe ganz an diese heran. Die Epidermis ist 
grünlich- oder schmutzig-gelblich, es scheint daher die Bänderung deutlich dureh. Die 
oberen Windungen sind violett bräunlich, der Wirbel am dunkelsten. Gewinde: mehr 
oder weniger flach konisch mit spitzem Wirbel. Windungen: 6 — 6'/s, schwach gewölbt, 
an der Nath zuweilen schwach wulstig, aber nieht so, dass diese rinnentörmig erscheint. 
Letzte Windung regelmässig abgerundet, auf der letzten Hälfte schwach herabgebeugt, 
nach dem Nabel zu etwas zusammengedrückt, der Eingang zu diesem nicht so ent- 
schieden und enger triehterförmig wie bei voriger Art; der Nabel selbst ist auch enger. 
Mündungsabschnitt: fast senkrecht, gleichmässiger eingebuchtet, als bei voriger Art. 
Mündung: etwas schräger zur Axe, länglich eiförmig mit gebogener Spitze. Inneres: 
chocoladefarbig, oder seltener schwach violett-bräunlich; in der Nähe des Randes ein 
intensiverer Streifen. Die Bänder sind meistens nur nahe dem Rande durehscheinend, häufig 


2a 
mehr oder weniger kurz in den gelb-fleischfarbigen Saum austretend, welcher am ganzen 
Rande fortläuft und ziemlieh constant ist, wenn ich auch ein paar Exemplare besitze, 
an denen dieser Saum mehr weisslich ist. Mundrand: einfach, mit einer Tendenz zu 
schwacher Erweiterung; der linke Mundrand zunehmend erweitert, fast umgeschlagen, an 
die Mündungswand anlehnend und als dieker scharf begrenzter, gelblich-fleischfarbiger 
Callus zum oberen Mundrande aufsteigend. Deckel: der Mündung angepasst. die Anwachs- 
streifen sind weniger grob als bei der vorigen Art. 


Maasse: Mündung 
er. Breite inel. peristom 
Windungen. Höhe. letzter Windung. "yorletzter Windung. hoch. breit. 
Fig 14 6!/a 68'/a 56 291/a 44 23 mm. 
N r 50 42h 32 35 Se 
alle 5 50%/a 46 23°/4 35 231% .. 
” 49 44 2212 38) 23a, 


Die Abweichungen in der Form sind ziemlich bedeutend, ohne dass ganz extreme 
Formen hinzugezogen wären. von denen noch später die Rede sein wird. 


Als eharkteristische Abweichungen möchte ich folgende aufstellen, von denen die 
Erste wohl die bestbegründetste ist. 

No. 1. Tafel IITa, Fig. 14c. Die Form ist der Vorigen entsprechend, der 
Mundsaum ist bei allen Exemplaren erweitert; die Skulptur ist glatter, nur schwach 
und vereinzelt tritt das Gehämmerte auf. Die Färbung ist fleischfarbig mit hell 
grünlieh -ockerfarbiger, dünner Fpidermis; von Bändern ist nur eine schwache An- 
deutung vorhanden, gleichsam nur ein Schatten; die oberen Windungen sind intensiver 
gefärbt; die Nathgegend ist wie bei der Vorigen heller. Inneres: fleischfarbig, von dem 
fast orangefarbigen Rande durch einen weisslichen Streifen abgegrenzt. Die Form und 
Färbung passt identisch zur Fig. 74 in Reeve, welche labiosa Koch aus Indien 
darstellen soll. 


Maasse bei 6 Windungen. Mündung 
Breite inel. peristom 
Höhe. letzter Windung. " vorletzter Windung. hoch. breit. 
BIOWP 451 24 35 33 a, 
Fig. 14c. 46 42:/a 21 33 21!) 
441), 4] 20 321/a 20%/2 


No. 2. Fig. 14d. Skulptur: diehter und deutlicher, besonders an der Nath 
fein und scharf gefaltet, wenig Spuren von Hämmerung. Färbung: bräunlich-olivenfarbig 
mit dunkeln, ziemlich dieht stehenden Anwachsstreifen und Bändern. Inneres: einfarbig 
bräunlich, Rand gelblich-Heischfarbig. Diese Exemplare sind nur todt gesammelt und 
haben schmale und breitere, kalkig weisse Bänder, welche meist oben und unten an den 
Windungen, aber auch, freilich seltener, in der Mitte befindlich, etwas vertieft und glanz- 
los sind, sich auch immer zwischen den dunkeln Bändern befinden. Diese Bünderung 
ist offenbar durch Entfernung der Epiderinis und Verkalkung der darunter liegenden 

4* 


38 


Sehieht entstanden, ob auf mechanischem Wege, muss ich dahingestellt sein lassen. Uebrigens 
habe ich dasselbe Vorkommen, wenn auch nicht so ausgebildet, bei lebenden Exemplaren 
gefunden, welche in Färbung mit der Stamm-Form identisch sind und mit der Vor- 
liegenden nur die bauchige Form und die schärfere Faltung gemein haben; die so 
entstandenen Zwischen-Bänder sind nur nicht kalkig-weiss, sondern sehmutzig-bläulich. 
In den nachfolgenden Maassen stehen die vorerwähnten lebend gefundenen 2 Exemplare 
zuletzt angeführt. — Windungen 6. 


Maasse: gr. Breite Mündung inel. peristom 

ZZ un — 

Höhe letzter Windung. vorletzter Windung. hoch breit 

Fig. 14d. 54 4812 25 35% 24!/2 mm. 

54 48Ya RP BIS 24 = 

4a 43a 21% 35 Da 

bEWP AT! 26°/a 36 2A r 

4642 40 19% 34! ala 


Die Form ist ähnlich einer jungen A. ampullacea L. 


Als Monstrositäten möchte ich folgende anführen: 

No. 1. Todt und ganz verkalkt gefunden, subfossil?. Seicht gehämmert, wie 
die erste Formenreihe, mit stark erweiterter Lippe; das Gehäuse ist überaus diekschaalig, 
so dass der Mundrand mehrere Ablagerungsschiehten erkennen lässt, also blätterig ist. 

50 46 2212 35 25 mm. 

No. 2. Taf. IIla., Fig. 14e., ebenfalls ziemlich verkalkt. Der Form, Skulptur 
und Färbung nach scheint sie der Abweichung No. 1 anzugehören: der Mundrand ist 
stark, fast bis zur Abflachung erweitert, und die letzte Windung ist vorne kurz losgelöst 
und aufsteigend, so dass die Spitze freisteht. Das Gehäuse ist in seiner Form die 
hübscheste der mir bekannten Ampullarien und verführerisch die Nomenklatur zu 
bereichern. j 

47 44 19 361% 25/2 mm. 

No. 3.: Taf. IlLa., Fig. 14f., gekennzeichnet durch sehr flache Windungen und 
flaches kurzes Gewinde. Höher im Verhältniss zur Breite, als alle andern Formen. An 
der Nath deutlich wulstig gesäumt, diese selbst etwas rinnenförmig, Skulptur und Färbung 
wie bei der Stammform, nur etwas deutlicher gebändert: die Bänder in der Mündung 
scharf, schmal und dunkelbraun, bis an den Rand hinaustretend. 

Die Dimensionen sind, da die letzte Windung auf ihrer letzten Hälfte eine, wenn 
auch nur wenig abweichende Richtung eingeschlagen hat, nicht ganz maassgebend. 

48°/a 42 >3/a 21% 38 22/2 mm. 

No. 4. Taf. Illa., Fig. 15. Ich bin nicht ganz sicher, ob dies aussergewöhnlich 
grossse Exemplar in Veracruz gefunden ist, es könnte möglicherweise von Laguna oder 
Tabasco stammen. Verkalkt, zeigt es noch eine entschieden grob gehämmerte Skulptur, 
hat 6'/ Windungen mit ziemlich hohem Gewinde, (wodurch es sich von Ghiesbreghti 


29 


unterscheidet,) und bauchigem letzten Umgange. Wenn man sich den letzten Theil der 
Windung wegdenkt, wo eine etwas erhabene Leiste eine der gewöhnlichen Grösse ent- 
sprechende Wachsthumsperiode bezeichnet, so stimmt die Form mit den ersten beiden 
Exemplaren der mit No. 2 bezeichneten abweiehenden Form ganz genau. 


Maasse: gr. Breite Mündung inel. peristom 
— oe nn  —, — ee -- -- 
Höhe. letzter Windung. vorletzter Windung. hoch breit 

32 69 40 54/2 32 mm. 


Zum Vergleiche mit der No. 2 füge ich die Maasse bei, welehe sieh bei der 
erwähnten früheren Wachsthumsperiode ergeben. 

60 balya 30 42 —- mm. 

Die letzte Hälfte der letzten Windung zeigt freilich eime zunehmend grobe 
Hämmerung, ähnlich der Ghiesbreghti, es ist die Form indess zu abweichend und so sehr 
übereinstimmend mit der No. 2, dass ich die oben erwähnten Zweifel über den Fundort 
nur deshalb anführe. weil die absolute Sicherheit fehlt. 


Alle vorstehenden Formen mit Ausnahme derjenigen, bei denen ein specieller Fundort 
angegeben, stammen aus der unmittelbaren Umgegend der Stadt Veraeruz, aus dem s. g. 
Rio de Tenoya und aus Gräben, welche mit diesem in Verbindung stehen. Bei meist sumpfi- 
gem Untergrunde und Ufern sieht man diese Schnecke am Boden kriechend. Das Thier 
ist schwärzlich-violett oder besser gesagt Neutraltintenfarbig, deutlicher gefleckt, als die 
Zeichnung zeigt, sehr breit, hinten zugespitzt; Fühler lang und zugespitzt; Athemröhre, 
wenn ausgestreckt, sehr lang. Die Eier werden ausser dem Wasser an Schilf und 
andern Pflanzen abgesetzt, und zwar in länglichen Klumpen, s. Taf. III. Färbung derselben : 
fleischfarbig-weisslich, wenn alt; weisser, wenn frisch; ursprünglich weich, verhärtet sich 
die Schaale sehr rasch nach dem Austreten aus dem Thiere. Die todt gefundenen 
Exemplare stammen theils aus ausgetrockneten Pfützen, wie Form No. 2, theils aus den 
ganz Veracruz umgebenden Sandhügeln, wie die Monstrositäten No. 1 und 2., wohin der 
Wind oder Vögel die leeren Gehäuse geführt haben mögen. In den verschiedenen Sen- 
dungen, welehe ich von dieser Art zum Bestimmen gemacht habe, ist sie mir bald als 
reflexa, bald als malleata, bald als 3 Arten (die dritte. ohne Namensangabe) bezeich- 
net worden. Eine Trennung kann meiner Ansicht nach nicht gerechtfertigt werden; es 
fragt sich nun, welcher Name der entsprechende ist. Reflexa verdient Berücksichtigung, 
denn die in Pfeiffers Novitates, 1. Band, S.52, Taf. XIII und XIV, als A reflexa und 
conica Wood beschriebenen und abgebildeten Formen aus Cuba bieten viel Aehnliches. 
Die Diagnose von reflexa lässt sich ganz gut der vorliegenden Art anpassen, auch die 
Abbildungen, trotzdem dieselben Manches zu wünschen übrig lassen, bringen Annäherung. 
So ist Fig. 8 und 9 der reflexa, in Form meiner 14 ec, 14e und besonders 14h ähnlich, 
während Fig. 6, welehe Dr. Pfeiffer als der flagellata sehr ähnlich bezeichnet, der 
Fig. 14 ganz gut entspricht. Auch bei coniea, Fig. 1 und 2, Taf. XIV, finde ich Uebereinstim- 
mung mit meiner Fig. 14g. Für malleata Jonas, welcher Name ganz entsprechend ist, 
giebt die Diagnose, in den Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins, Hamburg 
1846 befindlich, Tabasco als Fundort an und erwähnt nieht die Bänder, noch 


erscheinen solche auf der Abbildung, welche übrigens mit meiner Fig. 14 ganz gut über- 
einstimmt. Leider ist das im Hamburger Museum liegende Exemplar mit der Original- 
Etiquette von Dr. Jonas nicht das Original zu jener Diagnose und Abbildung, denn es 
hat sehr flache Windungen, ein sehr niedriges, flaches Gewinde und ist fast kugelig; 
dabei grob gehämmert, mit wenig Andeutung von Bändern und weitem, trichterförmigen 
Nabel. Die Mündung ist etwas verkalkt, aber scheinbar nicht violett, sondern röthlich 
gewesen. Der Wirbel ist angefressen und kann ich daher die Windungen nicht genau 
zählen, es scheint aber, dass ihrer 6 gewesen sind. Ich halte dieses auf Taf. VII, Fig. 15a abge- 
bildete Exemplar für Ghiesbreghti, es hat aber ein noch flacheres Gewinde, als dasjenige 
Exemplar, welches ich unter diesem Namen besitze und abgebildet habe. Reeve führt bei 
seiner malleata eine Figur an, welche in Form allerdings der von mir beschriebenen 
Art entspricht. Es bliebe nun noch flagellata Say, deren Beschreibung mir nieht zur 
Hand ist; der Name ist ebenfalls ganz entsprechend, und da als Fundort „Nähe von 
Veraeruz“ dafür angegeben ist, so muss eine der von mir angegebenen Formen als Typus 
gedient haben. Ich kann nicht entscheiden, welcher dieser Namen als ältester die 
Priorität verdient: bezeichnender sind entschieden malleata oder flagellata. 


Aus Lokalitäten, mehr oder weniger entfernt von Veraeruz erhalte ich nun 
noch folgende Abweichungen, welche in der Verschiedenheit des Fundortes ihre Erklä- 
rung finden mögen, aber meiner Ansicht nach entschieden zu malleata resp. flagellata 
zehören. Ich führe die Numeration der abweichenden Formen fort. 

No. 3. Taf. IITa, Fig. 14g. Sehr dünnschaahg, in Seulptur und Färbung 
der Form Fig. 14 entsprechend, nur dass die Mundränder und der verbindende Callus 
weisslich. nieht gelblich sind. Die grösste Breite der Windungen liegt oberhalb der Mitte 
der letzten Windung. Die Nath ist durch einen sie begrenzenden, schwachen Wulst 
leicht rinnenförmig. Der Wirbel ist angefressen, daher die Windungen nicht genau zu 
zählen sind. wahrscheinlich sind es 5—5!/2, das Gewinde ist mehr abgeflacht. 


Maasse: er. Breite Mündung inel. peristom 
Te m u 
Höhe letzter Windung. vorletzter Windung. hoch breit 
30 27 14 22a 14 mm. 


Fundort: in einer ausgetrockneten Pfütze im Walde bei Loma de piedra, ein paar Stunden 
von Veraeruz entfernt. Wir haben es hier offenbar mit einer verkümmerten Form zu thun. 

No. 4. Fig. 14h. In Form der Abweichung No. 1, Fig. 14c am meisten ent- 
sprechend, mit erweitertem Mundsaum. Meine beiden Exemplare von denen das grössere 
unfertig ist, stimmen genau mit einander überein. Die Skulptur zeigt keine Spur von 
Hämmerung, nur sehr schwache Falten in der Anwachsrichtung, wodurch sie glatter er- 
scheint, als alle andern Formen. Die Epidermis ist gelbbraun, mit durchscheinenden 
Bändern. Das Innere ist lebhaft violett, ähnlich, wie bei Speec. Fig. 13, der Mund- 
saum und Callus aber weiss. Die Nath ist wie bei der Vorgehenden durch den sie be- 
grenzenden Wulst etwas rinnenförmig, Wirbel angefressen. 
Maasse bei 5®/ı Windungen. 

Fig. 14h. 39 39 17 311% 20/2 mm. 
47 45 221)» 34a 21 


No. 5. Fig. 141. Im Form der No. 2 Fig. 14b und d entsprechend, Färbung 
und Skulptur identisch mit der Haupt-Form. Die Nath nicht rinnenförmig und nur un- 
deutlich wulstig begrenzt. Wirbel erhalten, Mundsaum nicht erweitert. 

Maasse bei 6 Windungen: 


gr. Breite Mündung incl. peristom 
28 r 
Höhe letzter Windung. vorletzter Windung. hoch breit 
441/a 38 21 2912 19!/2 mm. 


Die beiden Formen No. 4 und 5 sind aus Misantla, Staat Veraeruz, ohne nähere 
Bezeiehnungen des Fundortes eingeschiekt, stammen aber zweifelsohne aus verschiedenen 
Lokalitäten. Die Erstere ist recht eharakteristisch, wir finden dafür aber, was Form und 
Skulptur anbetrifft, in Fig. 14e eine Annäherung. Die Färbung und die Epidermis sind 
dagegen abweichend von allen bisher Beschriebenen. 

No. 6. Fig. 14k. Die sehr gethürmte Form kommt der Fig. 14a am nächsten. 
Die Skulptur ist dagegen wie bei No. 2, Fig. 14d mit häufigen, scharf ausgeprägten 
Anwachsfalten und vereinzelten Resten von Hümmerung. Bei gleicher Epidermis ist die 
Grundfarbe violetter, als bei der Hauptform, so dass das Innere lebhaft bräunlich violett, 
am Mundsaum durch einen sehwärzlichen Streifen begrenzt ist. Der Mundsaum und der 
verbindende Callus sind orangefarbig, der Mundrand ist nicht erweitert. Wirbel schwärz- 
lieh und ganz erhalten. Fundort: Dorf Vergara, '/ Stunde von Veracruz entfernt. 
Maasse bei 6 Windungen: 


Fig. 14k. 55 46 2612 37a 231/2 mm. 
41 40 22h 3212 20 = 


Man wird mir zugestehen, dass manche der abgebildeten Formen geeignet sind, 
‚die Nomenklatur zu bereichern, haben dieselben auch vielleicht schon dazu gedient oder 
wiiwrden doch dazu dienen, wenn sie m einzelnen Exemplaren zur Bestimmung versandt 
würden. Die Grösse meines Materials, in dem fast jedes Individuum Formabweichungen 
oder Verschiedenheiten in Färbung und Skulptur aufweist, deren Haupttypen ich zur 
Abbildung gebracht habe, zwingt mir die Ueberzeugung auf, dass wir es hier nur mit 
einer Art zu thun haben und dass, wenn man nach solcher Ueberzeugung die aus anderen 
Ländern stammenden Arten ansieht, es darin wohl ebenfalls Vieles zu sichten gäbe. Von 
den in Veraeruz vorkommenden Formen habe ich die in Zahl am stärksten vertretene 
als Hauptform vorangestellt, und alle davon abweichenden fortlaufend beziffert, um die 
Referenz zu erleichtern. 


Ampullaria Ghiesbreghti Reeve. Taf. III, Fig. 16. 


Aus Tabasco erhielt ich unter diesem Namen ein leider nicht sehr gut erhal- 
tenes Exemplar, welches mit der Reeve’schen Abbildung ganz gut übereinstimmt. Das 
Gehäuse ist sehr diekschaalig, ziemlich kugelig, mit wenig erhabenem konischen Gewinde. 
Windungen: 6'/2, an der Nath schwach wulstig und etwas abstehend, diese daher schmal 
rinnenförmig. Skulptur: ähnlich der von flagellata, nur gröber gehämmert. Färbung: 
Epidermis olivenfarbig braun. Nathgegend wenig heller, obere Windungen zunehmend 
reiner olivenfarbig, Wirbel dunkel. Vereinzelte dunklere schmale Bänder schimmern auf 


32 

der letzten Windung durch. Inneres: rothbraun, mit dunkleren und schmalen Bändern, 
Mundsaum in der ganzen Ausdehnung lebhaft röthlich-fleischfarbig, von dem Innern 
durch einen schmutzig grauen Streifen getrennt. Die grösste Breite liegt bei dieser Art 
oberhalb der Mitte der letzten Windung. Die Nabelgegend ist zusammengedrückt und 
führt schmal triehterförmig in den ziemlich weiten und tiefen Nabel. Die obere Spitze 
der Mündung ist im Innern durch starke Ablagerungen sehr verdickt, welche auf der 
Mündungswand in den Callus einerseits, andererseits in den Mundrand ausfliessen. Der 
Mundrand ist leider ausgebrochen, daher nicht näher zu beschreiben. 


Maasse:; gr. Breite Mündung inel. peristom 
Höhe letzter Windung. vorletzter Windung. hoch. breit. 
74 69/2 35 hy) 31'/ mm. 


Ich verweise noch auf das in unserm Museum befindliche Exemplar, worüber ich 
Näheres bei der vorigen Art gesagt habe. 


Ich möchte hier noch einige Bemerkungen über die m Reeve abgebildeten 
mexikanischen Arten folgen lassen: 

A. cerasum Hanley. Fig. 99. Mexico. Die Diagnose sagt ..schwach gebän- 
dert“ während die Zeichnung eine sehr deutliche Bänderung aufweist. Sollte diese Art 
der Jugendzustand einer andern bekannten sein? 

A.flatilis Reeve, Tabasco, Fig. 3lu. A.malleataJonas, Mexico, Fig. 32. 
Der Formenunterschied ist so gering, dass der Zeichnung nach eine Trennung nicht ge- 
rechtfertigt erscheint, da auch die Färbung übereinstimmend ist. Die Diagnose giebt 
freilich der flatilis eine kurze spira, der malleata eine spira acuminata. Die Skulptur 
der Ersteren soll länglich striehförmig geritzte Spiralbänder haben, während bei malleata 
nur „gehämmert‘“ vermerkt ist. Bei flatilis ist eine Bänderung, bei malleata keine ange- 
geführt, so wie letzterer eine erweiterte Lippe zugesprochen wird. Alle diese Unterschiede 
bis auf den der Seulptur, sind nicht maassgebend und ungenügend zur Unterscheidung 
dieser veränderlichen Schneckengattung. 

A. Ghiesbreghti Fig. 123 zeigt die Mündung viel breiter, als mein Exemplar, 
was entweder eine individuelle Abweichung, vielleicht aber auch eine Ungenauigkeit der 
Zeichnung ist. 

A. fumata. Fig. 124. Man kann hierbei an meine Form 14h. denken, wenn 
auch Fig. 124b augenscheinlich die nach oben aufgetriebene und an der Nath abgeflachte 
Windung übertrieben darstellt, wie sie zu der Rücken-Ansicht 124a. nicht stimmen kann. 
Die Diagnose passt allerdings weniger, denn sie erwähnt nicht die violette Färbung des 
Innern, sondern nennt diese nur „mit rauchigem Braun gefleckt und gestreift.“ Die Skulptur 
ist mit „glatt“ angeführt, was wohl nur relativ gemeint ist. 

A. miltocheilus Reeve. Chiapas, (Ghie sbrecht.) soll in der Spiralriehtung 
gerunzelt und gehämmert sein und schemt mir, abgesehen von der Grösse, besser zu 
meinen Exemplaren von Ghiesbreghti zu stimmen, als die Fig. 123. 


Y% 
33 


Gattung Valvata. 


Valvata humeralis Say (humerosa Say) Taf. IV. Fig. 42. 


Gehäuse: dünnschaalig, tief und offen genabelt, eyelotusartig. S$eulptur: un- 
regelmässig dieht und fein erhaben gestreift, schwach glänzend. Färbung: durchscheinend, 
mehr oder weniger grünlich hornfarbig. Gewinde: wenig erhaben, treppenartig, mit stum- 
pfem Wirbel. Windungen: 3'/—3°/s, fast stielrund, an der Nath schwach abgeflacht, 
besonders an den ersten Windungen, dies verliert sich auf der letzten an der Mündung 
ganz; rasch zunehmend und ziemlich schräge aufgewunden, so dass die Nath der 
letzten Windung auf '/ bis '/s der Höhe der vorhergehenden Windung ausmündet. 
Basis: um den offenen Nabel herum abnehmend schwach zusammengedrückt, wodurch 
eine Art schwachen Kiels entsteht, welcher bei unausgewachsenen Exemplaren bis zur 
Mündung geht. Mündung : oval bis fast kreisrund, meistens etwas höher als breit. Die 
Mundränder sind nicht zusammenhängend, scharf. Deckel: rund, spiralförmig aufgewun- 
den, mit 8 bis 9 Windungen ; in der Mitte schwach eingesenkt. Die Innenseite ist glän- 
zend; auf der Aussenseite sind die Windungen durch dachförmige Leisten getrennt. diese 
aber nur bei den äusseren Umgängen deutlich zu erkennen. Maasse : gr. diam.: 5. kl. diam.: 
fast 4. Höhe: 4, Münd ung: breit PAUER hoch ds mm. Fundort: Stadt Mexico. zusammen 
mit Physas, Limnaea attenuata und Planorbis tenuis erhalten. 

Diese Art ist unserer V. piscinalis in Fürbung und Sculptur ähnlich. unter- 
scheidet sich aber durch zusammengedrückteres Gehäuse und weiteren Nabel. 


Gattung Hydrobia. 


Hydrobia coronata Pfr. (Palud. erystallina Pfr.? Palud. ornata und eisternicola 
Morelet!) Taf. V, Fig. 34 und 34a. 


Gehäuse: gethürmt, mit einem Nabelspalt; ziemlich festschaalig, wenig glänzend, 
bei gereinigten, frischen Exemplaren ziemlich durchsichtig. Seulptur : fein gestreift, durch 
gröbere Anwachsstreifen unterbrochen und mit feinen abgerundeten Spiralrippen verziert, 
welehe in ungleichen Zwischenräumen stehend, in Anzahl sehr verschieden fallen und 
selten ganz zur Basis hinunter gehen. Fast immer verläuft auf etwa °/% der Höhe der 
Windungen eine stärkere Leiste, welche meistentheils mit mehr oder weniger deutlichen 
und häufigen flach dreieckig vorgezogenen Höckern verziert ist, welche nach der Spitze zu 
entsprechend abnehmen. Den Zwischenräumen zwischen den Höckern entsprechend. treten 


2 


auch auf den Windungen seichte Furchen auf, welche m der Anwachsriehtung verlaufend, 
dem (Gehäuse ein leicht gewelltes Ansehen verleihen. Färbung: wird durch eine olıven- 
hornfarbige Epidermis hergestellt. Gewinde: mehr oder weniger erhaben gethürmt; je 
nach der Stärke der erwähnten Leiste, treppenartig abgestuft. Windungen : 5 bis 6, ge- 
wölbt und, wie oben beschrieben, gekielt erscheinend. Letzte Windung meistens bauchig, 
zuweilen aber auch in regelmässigem Verhältniss zu den vorgehenden Windungen ; häufig 
wenn ausgewachsen, vorne nahe der Mündung plötzlich herabgezogen. Der Mündungs- 
abschnitt schräge zur Axe stehend, grade. Nabelspalt: fein, mehr oder weniger deutlich 
offen. Mündung : zugespitzt oval, zwischen Mündungswand und Spindel etwas winkelig, 
schräge zur Axe stehend. Mundrand : scharf, gradeaus ; Spindelrand schwach umgebogen, 
mit der Mündungswand einen stumpfen Winkel bildend, in fortgesetztem, scharf begrenz- 
ten Callus zum oberen Mundrande aufsteigend. Deckel: durchsichtig hornartig, nach der 
Mitte zu etwas vertieft, scharf gerandet; in der Anwachsrichtung ziemlich regelmässig ge- 
furcht, spiralföürmig gewunden, Kernpunkt nach unten und innen gerichtet. Die Abbil- 
dung ist missglückt und liess sich das Versehen leider nieht mehr redressiren. 

Maasse : 


Mündung 


Höhe. Breite letzter Windung. hoch. breit. 
| 5 2 fast 2 fast 12/» 
a > 2 reichlich 1/2 reichlich 1 
E67 | 41a all 3a 12 
ohne Höcker | 4! Sl, fast 2 1/ 
Z /2 2/8 ast Z 
Fis. 34a. j ö Ur 


Die als Paludina cerystallina Pfr. beschriebene Art, welche der Vorstehenden sehr 
nahe stehen soll und welehe ich nur aus Philippi's Abbildung und Beschreibung kenne, 
glaube ich für identisch mit der Vorstehenden erklären zu müssen, weil ich in meinem 
Material deutlich die Uebergangsformen finde bis zum gänzlichen Mangel von Höckern 
und selbst ohne die besonders hervorragende Leiste, wodurch dann die Windungen, die 
Kielung und das Gewinde, die treppenartige Abstufung verlieren ; solche extreme Form 
würde der erystallina entsprechen. Da ich dieselben getrennt hielt, und davon früher 
auch Herrn Prof. Mousson einige Exemplare ohne Hinzufügung der .„„gekrönten“ einsandte 
so ist es begreiflich, dass dieser mir dafür die Bestimmung Hydrobia suleosa Mouss. (?) 
einschiekte, welcher Name dann auch zurückzuziehen wäre. Leider finde ich in den zwei 
Fundorten keinen Anhalt, ob solche mit der Form ım Zusammenhang standen, wahr- 
scheinlich ist es nieht, wenngleich ich bestimmt weiss, dass meine ersten Exemplare der 
ächten eoronata in der Laguna de los eocos todt am Ufer gefunden wurden. Später fand 
ich daselbst und in einem von ihr gespeisten Graben an der Eisenbahn, lebende Exem- 
plare an faulem Holze, Blättern ete., ohne dass mir s. Z. eine Formverschiedenheit auf- 
gefallen wäre. Hinzufügen möchte ich noch, dass an einer Stelle des Grabens ein 
Abflussrohr der Gasfabrik mündete, wodurch nıcht nur der Boden des Wassers mit T'hheer 
bedeekt, sondern auch das seicht fliessende Wasser von scharfen, übelriechenden Gasen 
geschwängert war, welche das Suchen nach Schnecken recht unangenehm machten. Grade 
an dieser Stelle erinnere ich mich viele Exemplare gefunden zu haben. 


Diese Art häufig subfossil im Schlamm und Sande bei Veraeruz. 


35 
Ob die oben als fragliche Synonyme angeführten, von Morelet beschriebenen zwei 
Arten identisch mit der vorliegenden Art sind, lässt sich aus den Diagnosen nur schliessen ; 
Herr Dr. Ed. v. Martens ist dieser Ansicht und schreibt mir, dass er die vorliegende 
Art auch aus Venezuela besitzt, sie also sehr verbreitet ist. Die Morelet’schen Fund- 
orte, Campeche und San Salvador weisen ebenfalls auf die Identität mit der vorliegen- 


den Art hin. 


Melanien. 


Melania (Pachychlius) Schiedeana Phil. Taf. IV. Fig. 37 und 37a. 

Gehäuse : pfriemenförmig, ziemlich festschaalig und glänzend. Skulptur : unregel- 
mässig fein und schwach, nach der Mündung zu gröber und dichter gefaltet: von feinen 
zuweilen gekörnten aufgetriebenen Spiralstreifen durchkreuzt, welche in unregelmässigen 
Zwischenräumen stehen, häufig nur sehr vereinzelt zu erkennen sind, auch ganz ver- 
schwinden und wiederum hie und da zu stärkeren Wulsten ausgebildet erscheinen, welche 
zuweilen schief verlaufen, ähnlich wie bei unseren Limnaeen. An der Basis smd gewöhn- 
lich ein oder zwei soleher Wulste angedeutet. Färbung: hell braungelb mit rothbraunen 
oft Heckigen, mehr oder weniger breiten Streifen in der Anwachsriehtung verziert, zuweilen 
auch ganz einfarbig braun. Die Nath erscheint immer etwas heller, glasig, besonders bei 
gestreiften Exemplaren, indem die Streifen meist nicht über den Nathwulst hinweggehen, 
auch an diesem intensiver gefärbt sind. Die ersten 4—6 Windungen sind immer glashell 
und tritt dann allmälig die Färbung auf, während die Streifen sehon früher bemerkbar 
werden. Gewinde: pfriemenförmig, vollständig erhalten. Windungen : 10—12, schwach 
gewölbt, nach unten aufgetrieben, an der Nath wulstig abgeplattet, fast kantig. Die letzte 
Windung gewölbt, zuweilen bauchig aufgetrieben, unten schräge zugespitzt, vorne zu- 
weilen noch stärker vorgezogen als es die Abbildung zeigt; oben an der Mündung 
etwas abstehend, so dass die Kante frei liegt. Mündungsabschnitt : kaum schräge zur Axe; 
oben regelmässig eingebuchtet, dann etwas vorgezogen und an der Basis etwas abgestutzt 
zurücktretend. Mündung : wenig schräge zur Axe, eiförmig, oben zugespitzt. Mundrand: 
gradeaus, nach innen schwach, — in der oberen Rinne stark verdickt. Der Basalrand ıst 
meistens etwas zusammengedrückt. Der Spindelrand steigt, sich umlegend, ziemlich grade 
und wenig gebogen zur Mündungswand empor, und ist als unregelmässiger Callus zum 
oberen Mundrande fortgesetzt. Die ganze Spindelpartie ist sehr verschieden, bald stärker, 
bald schwächer mit Glasur überzogen. Die Spindel bildet mit der Mündungswand bald 
eine fast fortgesetzte Linie, bald einen stumpfen Winkel. Inneres, wie Spindel und Callus, 
glänzend, bläulich weiss, durch die durehscheinende braungelbe äussere Färbung schmutzig 
erscheinend. Die abgebildete vergrösserte Mündungspartie ist insofern verfehlt, als die 
Mundränder zu dick erscheinen, der Spindelrand zu gebogen aufsteigt und der Deckel 


5* 


36 


hier, wie auch bei Fig. 43.(Deckel allein) mit gewölbten Windungen erschemt, während 
sie ganz flach sind. 

Deckel: in Form der Mündung angepasst, röthlich braun mit dunklerem Kern, 
welcher nach unten und links liegt. 


: Breite Münd inel. perist 
Maasse: Bi L reite ündung inel, peristom 
Höhe. letzter Windung. vorletzter W. hoch. breit. 
Fig. 37. 30 11 T>/a 9 6 mm. 
Fig. 37a. 23°/a Ol/a m s fast 6 mm. 


Fundort: Im Bache Arroyo de la vieja, 3 engl. Meilen von Misantla entfernt, 
Staat Veraeruz. Fig. 37a ist ein jüngeres Exemplar mit nur 8 und nicht so stark nach 
unten aufgetriebenen Windungen. 


Melania (Pachychilus) Saussurei Brot. ? Taf. IV, Fig. 43 und 43a. 

Diese Art steht der Vorigen sehr nahe, so dass ich am besten eime vergleichende 
Beschreibung gebe. Das Gehäuse ist weniger glänzend, dümnschaaliger, mit abgestossenen 
ersten Windungen. Die Sceulptur erscheint durch häufigere und im Allgemeinen deut- 
lichere, schwach aufgetriebene Spiralstreifen, wo diese die Längsfalten durchkreuzen. 
stellenweise gitterartig. An der Nath verläuft ein Wulst, häufig sogar deren zwei dicht 
unter einander und ziemlich scharf begrenzt. An der Basis, wie bei voriger Art meistens 
1. zuweilen auch 2 aufgetriebene Spiralstreifen. Die Färbung ist meistens heller, mit 
sehr undeutlichen, durchweg schmäleren und weniger häufigen röthlich braunen Streifen. 
Die Windungen sind gleichmässig gewölbt, so dass die grösste Breite in der Mitte liegt. 
Die oberen sind zerstört, scheinen aber nicht glashell gewesen zu sein, denn die 6 erhal- 
tenen sollten im Vergleich zu der vorigen Art schon bei der viertletzten Windung An- 
deutung davon haben. Ausserdem ist das Gewinde langsamer verjüngt, und müsste, wenn 
es ebenso gleichmässig und spitz enden sollte, wie bei der vorigen Art, bedeutend mehr 
Windungen haben. Die letzte Windung ist an der Mündung ebenfalls etwas abstehend. Der 
Mündungsabschnitt ist entsprechend gleiehmässiger eingebuchtet. Die Mündung ist durch 
die tiefere Einknickung zwischen Spindel und Mündungswand in der Mitte breiter als bei 
der Vorigen. Das Innere ist mit einer weit dünneren, in Farbe aber identischen Glasur 
belegt; eine Verdiekung ist nicht, oder kaum zu bemerken, und der auf der Mündungs- 
wand liegende Callus geht meistens nicht bis zum oberen Mundrande. 


Maasse : Breite Mündung inel. peristom 
Höhe. letzter Windung. vorletzter W. hoch Wu nDzEr 
Fig. 43. 25 12 31/R 9a 6/2 mm. 
23 10% Tja 81a bins 
213 g?/a & ie) De 
Fig. 45a. 24 10 Ua 9 51/2 mm. 
21'% g1/a Til Ss! De 
21 la 6°/a S1/a Dunn 
211/a Q1/s 7 Sl/a Dyaıa 


Bei der unter dem Striche stehenden Form ist. die letzte Windung nicht so ent- 
schieden bauchig dem Gewinde gegenüber. 


37 
Fundort: Bach Palpoala, unmittelbar bei Misantla. 
Bei der so grossen Veränderlichkeit der Melanien und dem Mangel an literarischem 
wie Vergleichs-Material muss ich die Bestimmung dieser Art unentschieden lassen. Herr 
Dr. Ed. v. Martens hält sie für M. Saussurei Brot. 


Melania (Pachychilus) Gassiesi Reeve?, Liebmani Phil. ?, (Berendti Dkr. mserpt.) 
Taf. IV, Fig. 35 und 35a. b. 


Gehäuse: gethürmt, mit mehr oder weniger beschädigter Spitze, anscheinend 
glatt, wenig glänzend. Skulptur: dicht und feın gefurcht und ab und zu deutlich fein 
gefaltet. was man in der Nathnähe am deutlichsten bemerkt. Ebendaselbst finde ich bei 
frischen gereinigten Exemplaren die Andeutung überaus feiner und schwacher Spiral- 
furehen. Färbung: gelblich-braun, zuweilen schwach dunkler gebändert, aber meistens 
einfarbig und nur die Anwachsperioden sind durch dunklere Färbung bezeichnet. An 
der Nath immer heller gefärbt. Gewinde: mehr oder weniger gethürmt. Windungen : 
soweit erkenntlich und erhalten, 7— 8, meistens gleichmässig gewölbt, selten liegt die 
grösste Breite unterhalb der Mitte der Windungen. Die letzte Windung nach unten 
schräge abgestutzt, zuweilen bauchig, immer höher im Verhältniss zu den übrigen Win- 
dungen. Mündungsabschnitt etwas schräge zur Axe, kaum eingebuchtet. An der Basis 
keine Andeutung von Wulsten. Junge Exemplare sind deutlich gekantet. Mündung: 
meistens etwas schräge zur Axe stehend, sehr schwach gekrümmt, spitz eiförmig. Mund- 
rand: scharf, gradeaus, nach innen nicht verdickt. Basalrand meistens halbkreisförmig, 
seltener halboval und nur vereinzelt zusammengedrückt. Spindelrand ziemlich grade, wenig 
gebogen aufsteigend, sich schwach umlegend, die kurze, wenig gebogene Spindel über- 
zıehend; diese bildet mit der Mündungswand meist einen stumpfen Winkel. Der weiss- 
liche, mehr oder weniger dicke, zum oberen Mundrande fortgesetzte Callus ist oben unter 
der Anheftung des Mundrandes meistens besonders verdickt. Inneres: glänzend, schmutzig 
bläulich weiss. Deckel: wie bei den vorigen Arten mit sehr deutlicher Anwachsspirale. 


Maasse: Breite Mündung incl. peristom 
Höhe. letzter Windung. vorletzter W. re breit. 
IR 32% 3bly 16°/a 12 14°/a 8 mm. 
„308. 36 18Ya 1342 16%» 9 » 
> aolek 40'/2 19 13°/& 1X glas 
an, | 3212 15/2 11Y/a 13!/a dr 3 
31! 1542 11'/ 3 Tja » 


Auch bei dieser Art giebt es eine gedrungenere und eine gestrecktere Form. 


Fundort: Fluss Atoyac im Staate Veracruz, an Steinen. Ursprünglich wurde 
diese, in der Form ziemlich veränderliche Art von Herrn Prof. Dunker Berendti ad 
interim getauft, später bekam ich sie aber durch das Smithonian Institute als Gas- 
siesi bestimmt. 

Melania Liebmanni Philippi, in dessen Abb. Taf. 5. Fig. 8. stimmt mit der vor- 
liegenden Art weder in der Abbildung, welche mangelhaft sein könnte, noch in der’ 
Diagnose überein, denn diese sprieht von feiner dichter Spiralstreifung, welche ich nur 


bei einem Exemplar in der Nathnähe angedeutet finde, trotzdem ich viele gute Exem- 
plare besitze; dann soll die Spindel im Gegensatz zu Largillerti nicht verdickt, sondern 
dünne sein. Auch kann ich eine auffallende Verlängerung des Basalrandes in eine Spitze 
nicht bemerken, welche bei Largillerti viel auffallender ist. 


Melania (Pachychilus) Largillerti Philippi, Taf. VI, Fig. 36. 

Gehäuse: kegelförmig-gethürmt, mit abgebrochener Spitze; diekschaalig. Seulptur : 
fein gestreift und besonders nach der Mündung zu mit wulstigen Anwachsstreifen. Feine, 
gewellte, aber nicht sehr scharfe Spiralfurchen erstrecken sieh über alle Windungen, sind 
aber nur stellenweise erkenntlich. An der Basıs befinden sich etwa 5 wulstige Spiral- 
streifen. welche an einem meiner jüngeren Exemplare sogar auch auf den beiden 
vorletzten Windungen theilweise sichtbar sind. Färbung: olivenbraun, einfarbig, an 
der Natlı meistens heller. Windungen : vermuthlich 9—10, soweit erhalten 6—8, 
die oberen mehr oder weniger angefressen. Die Windungen sind ziemlich flach, 
oben an der Nath schwach wulstig, nach unten zu etwas gewölbt ; die letzte 
meistens etwas unter der Mittel-Höhe, schwach kantig, was bei jungen Individuen 
stark ausgeprägt erscheint. Basis schräge zugespitzt „ vorgezogen. Mündungsabschnitt 
schräge zur Axe, wenig geschweift, unten weiter vorstehend als oben, daher der Basal- 
rand stürker vorgezogen ist, als bei den Vorigen, so dass er mit der Spindelbasis fast einen 
stumpfen Winkel bildet. Mündung: etwas schräge zur Axe, fast rautenformig. Mund- 
rand : scharf, gradeaus, nach innen schwach weisslich verdiekt. Basalrand: meistens etwas 
zugespitzt, wie oben erwähnt, vorgezogen. Spindelrand : schräge aufsteigend, schwach um- 
geschlagen, die kurze eingebogene Spindel bedeckend, welche mit der Mündungswand fast 
einen rechten Winkel bildet; die letztere ist mit einem meistens nur nach innen diekeren 
Callus bedeckt. welcher noch deutlicher wie bei der vorigen Art unter der Einfügung des 
oberen Mundrandes schwielig verdickt ist. Inneres: bräunlich, meistens eine schwache 
Bänderung erkennen lassend ; obere Rinne, Mundrand und Spindelpartie weiss. Deckel: 
der Mündung angepasst, bräunlich; Kernpunkt nach unten und links, auf der Innen- 
seite verdiekt, wie auch die Anwachsspirale der ersten Windungen. Die Abbildung ist 


oben etwas zu spitz gerathen. 


Maasse : Breite Mündung incl. peristom 
erhaltene Windungen, Höhe. letzter N ae Ve hoch. ab 
6 DS1/a 27 1912 24 “14 mm. 
8 491. aM 15%/. 18 0, 08 
1) ll 321/a 15!/2 1912 11! » 
6 46 21 15°/a 15 10!/2 >» 


Fundort: Palenque (Yucatan) im Bache zwischen den Ruinen. Nach Mittheilung 
des Dr. H. Berendt, dem ich diese Art verdanke, wird das Thier von den Eingeborenen 
gegessen. Die Reeve’sche Figur stimmt hierzu nicht, mehr die von M. mexicana. 


Limnaeen. 


Gattung Planorbis. 


Bei ziemlich reichem Material ist es mir möglich, die Veränderlichkeit in der Form 
der einzelnen Arten zur Anschauung zu bringen und somit hoffentlich Anregung zu geben, 
dass eine bessere Begrenzung der beschriebenen Arten gezogen werde. Ich glaube, dass 
sowohl bei den Planorben, wie bei den Physen, trotz aller durch Lokalverhältnisse erzeugten 
Veränderungen, die Verbreitung einzelner Arten grösser ist, als man bisher anzunehmen 
scheint, und manche der in den Ver. Staaten vorkommenden Arten den unten beschriebenen 
so verwandt oder ähnlich sind, dass eine Trennung ernste Bedenken geben wird, sobald man 
die ganze Formenreihe ihres Vorkommens nebeneinander stellen kann. Bei den Maassen 
sind für die Höhe der letzten Windung zwei angeführt und zwar das eine dieht hinter 
der Erweiterung des Mundsaumes und das andere dicht neben der Mündung, also an der 
Grenze der vorletzten Windung, genommen. Die Höhe der Mündung ist in der durch 
die Kiele gegebenen Axe, die Breite von der oberen Anheftungsstelle in grader Linie 
zum Aussenrande gemessen. 


Planorbis trivolvis Say.? corpulentus Say ? Taf. V, Fig. 19. 


Gewinde: festschaalig, mit zunehmend eingesenktem Gewinde, der Wirbel ist loch- 
förmig versenkt, die Basis fast platt, nur wenig nach dem Nabel zu vertieft. Skulptur: 
mattglänzend;; ziemlich scharf, und besonders auf den ersten Windungen, fast regelmässig, 
fein weisslieh gerippt. (Die Bezeichnung gestreift ist im Allgemeinen und besonders hier- 
bei ungenügend, da man unter der Loupe deutliche weissliche Leisten oder Rippen erken- 
nen kann.) Färbung: hell-hornfarbig, etwas durchsichtig; häufig mit 2 in gleichen Zwischen- 
räumen durchscheinenden weissen Lippenstreifen früherer Wachsthumsperioden. Win- 
dungen : 4'/ bis 5, nur auf der Unterseite ganz sichtbar, ziemlich rasch zunehmend, 
zusammengedrückt, daher höher als breit. nach oben zu aufgetrieben, oben breiter als 
unten, daher ‘die Seitenwand nach unten vermindert. Etwa anf der Mitte der von oben 
sichtbaren Breite der Windungen verläuft ein stumpfer Kiel, welcher nach der Mündung 
zu undeutlicher wird; unten dagegen verläuft ein schärferer Kiel sehr nahe der Nath, 
welcher bei den ersten Windungen sogar flach übergreifend ist. Letzte Windung in ihrer 
letzten Hälfte rascher erweitert, zuweilen bis zum Kiel emporsteigend, meistens aber unter 
demselben bleibend; ebenso verhält sie sich nach unten. Der Mündungsabschnitt steht 
schräge zur Axe und ist in der Mitte eingebuchtet. Mündung : breit ohrförmig. Der 
obere Mundrand überragt mehr oder weniger weit die vorletzte Windung, während es 


40 


der Basalrand nur in geringem Grade thut. Der Basalrand ist schmal eingeknickt - ge- 
wölbt ; der rechte Rand schräge zur oberen Wölbung aufsteigend, welche einen nach der 
Anheftung zu mehr oder weniger stark geneigten Bogen beschreibt. Inneres: glänzend, 
am Rande eine weisse Lippe, hinter welcher ein nach innen ausfliessender brauner Streifen 
liegt. Mundrand : scharf, kurz und schwach erweitert, an der oberen und unteren An- 
heftung abgeflacht, durch einen dünnen weisslichen Callus auf der Mündungswand ver- 
bunden. Zuweilen ist die Erweiterung eine stärkere und bilden sich dadurch, wenn fer- 
nerer Anwuchs stattfindet, Wulste, wie dies ja auch bei unsern Planorben vorkommt. 

Maasse: Die erste Reihe gehört zu Fig. 19, die vorletzte zu der zweiten Contur- 
Seitenansicht rechts; die unterste zu der untersten Seitenansicht. 


Diameter der Mündung inel. peristom 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. oberen unteren Spirale. hoch. breit. 
22la 16°/a I Up 10/2 12 10!/2 mm. 
201% 15!/2 SYa — 612 83 Ssla 10 Ola, > 
2012 14°/4 92Ja — 6°/& S®/a 12a 11 10 > 
20 15 9 — 61/2 $) 5 91/a 10% >» 


Auffallender Weise stehen die Maasse des Spiraldurehmessers bei dem ersteren 
Exemplare in umgekehrtem Verhältniss zu den folgenden. 

Fundort: Umgegend der Stadt Veraeruz in der Laguna de los cocos, Rio Te- 
noya und in Gräben und Rinnen, welche damit in Verbindung stehen. 

Bei aller Veränderliehkeit ist diese Art doch sehr charakteristisch und leicht von 
Anderen zu unterscheiden und scheint mir der Pl. trivolvis Say, respective eorpulentus 
Say, schr nahe zu stehen, wenn es nicht sogar eine Lokalform dieser weit verbreiteten 
und veränderlichen Art ist, welche ich freilich nur aus Binneys Land- und Fresh Water 
Shells und aus wenigen Exemplaren unseres Museums kenne, damach aber solche An- 
nahme gerechtfertigt erscheint. 


Planorbis tumidus Pfr. Taf. V. Fig. 20 und 20a. 


Gehäuse: oben und unten ziemlich gleich und wenig eingesenkt. Wirbel loch- 
förmig. Skulptur: schwächer, feiner und dichter gerippt als die vorige Art, und dadurch 
noch weniger glünzend. Färbung: dunkler als bei voriger Art; es fehlt das Durch- 
scheinen früherer Lippen oder kommt nur ganz vereinzelt und undeutlich vor. Win- 
dungen: 5, langsamer zunehmend wie bei der Vorigen, auch schwächer gekielt, so dass 
unten ein Uebergreifen bei den ersten Windungen nicht stattfindet oder doch nur schwach 
angedeutet ist. Besonders ist die Höhe der Windungen geringer im Verhältniss zu der 
Breite und die letzte Windung in ihrer letzten Hälfte nicht aussergewöhnlich erweitert. 
Der Mündungsabschnitt wie bei Voriger, aber schwächer eingebuchtet. Mündung : nicht 
ganz so deutlich ohrförmig, zuweilen mehr aufgetrieben schief mondförmig. Der Basal- 
rand ist seichter, der rechte Rand weniger steil aufsteigend und die obere Wölbung: weit 
flacher und daher nach der Anheftungsstelle wenig oder kaum gesenkt. Die Abbildung 
der linken Seitenansicht ist, was den oberen Mundrand anbetrifft, nieht correct; derselbe 
ist zu gewölbt gezeichnet. Inneres: glänzend, am Rande eine weisse Lippe, welche zu- 


41 


weilen schwach bräunlich begrenzt ist. Mundsaum: wie bei voriger Art. aber nicht er- 
weitert. 


Maasse: Diameter der Mündung inel. peristom 
—_— — — 
er. Diam. kl. Diam. Höhe. oberen unteren Spindel. hoch. breit. 
18"/2 14!/2 61a — Dia 10 sla 7 7!/2 mm. 
16%/2 22a 61a — Bla Sl 73/a Tıla Ua » 
16!/% 13!/2 6 — Aa S!/a Tl 6°/& 6/2 > 
16 12 6,—5 Sa 6°/4 6!/2 (u 


Die erste Reihe repräsentirt Fig. 20, die zweite die Conturfigur, Seitenansicht 
links und die letzte Reihe die rechte Conturfigur, welche übrigens etwas zu hoch gezeichnet ist. 
Unter meinem nicht unbedeutenden Vorrath finde ich viele Exemplare, welche bei gleicher 
Anzahl der Windungen kleiner im Durchmesser und niedriger sind, auch sind die Dureh- 
messer der oberen und unteren Spirale wenig von einander abweichend, wie aus den 
Maassen und der Fig. 20 a. ersichtlich ist. Maasse 


15 121/5 Dia — A” sr SU Bla 6 mm. 
14°)a 11'% 5 — 43 Sa T’la byyh DIES 


Zum Vergleiche folgen die Maasse von Exemplaren, welche der Figur 12 ent- 
sprechend. aber nicht ausgewachsen sind und nur 4%/a Windungen haben: 
{o] fo} 
14°) 11t% 6 — BR TR 6°/5 6°/s 12 mm: 
14°/a 11"% DYa --4?/s 6° 62 


6 6) 


Das erstere Exemplar ist eanz besonders hoch. noch höher im Verhältniss, als 
j 5 

die abgebildeten Formen der Fig. 20 und könnte dafür die oben erwähnte verzeichnete 

Contur-Figur rechts ganz gut gelten. 


Wenn nun auch eine Trennung der beiden angeführten Formen 20 und 20a leicht 
zu beschaffen war, so finde ich doch auch Exemplare, welche eine etwa auf lokale 
Einflüsse basirende Trennung ungerechtfertigt erscheinen lassen, zumal, da mir genaue 
Fundortsangaben tehlen. Ich führe die Maasse eines Exemplars von 5 Windungen an: 


17°/a 14'/s 6— #°% ga gäla 7 7!/: mm. 


Dass die untere Spirale bei diesem Exemplare grösser ist, als die obere, beruht 
auf einer leichten Missbildung der letzten Windung, welehe auf der letzten Hälfte plötz- 
lich etwas nach oben gerichtet ist. 


Die Form Fig. 20a ist. was das Verhältniss der Spiralendurchmesser anbetrifft, 
am charakteristischsten, während die Form Fig. 20 mehr zu tenuis neigt, von welcher sie 
sich freilich immer noch leicht unterscheiden lässt. 


In unserem Museum liegen als tumidus Pfr. von Cuba stammend 4 Exemplare, 
von denen ich zum Vergleich in Fig. 20b das grössere Exemplar abbilde, dasselbe stimmt 
in Form mit meiner Fig. 20a überein: 


6 


42 


Diameter der Mündung inel. peristom 
———=-— ——— 
Windungen. gr. Diam. kl. Diam. Höhe. oberen unteren Spirale. hoch breit. 
Fig. 20b 5 18%»  14'r Th-Dhı 9% 91a Tıla 8 mm. 
4!/a 15 11°/ Dia—dlla Sa Ta 5° /a Tl) 
» 14! 11Ys 6 —5 Ta 6 61/4 6 © 


Man sieht, dass das letzte Exemplar sich wieder mehr der Form Fig. 20 nähert. 

Möglicher Weise hat eine dieser Abweichungen als Vorbild für Philippi's Pl. 
intermedius gedient. Mit Ausnahme der Letztangeführten sind die Vorgehenden alle mit 
der trivolvis var. zusammen bei Veracruz gesammelt. 


Planorbis tenuis Philippi. Taf. V, Fig. 21, 21a, b und e. 


Gehäuse: oben sehr wenig, unten tiefer eingesenkt, Wirbel lochförmig. In 
Skulptur, Färbung und Mündung in der Mitte zwischen den beiden vorigen Arten stehend; 
im Ganzen ist diese Art etwas dünnschaaliger. Windungen : 5, rasch zunehmend, nach 
unten zu stark verjüngt, der obere Kiel kaum zu erkennen, dagegen der untere dicht an 
der Naht gut ausgeprägt. Die beiden Nahtspiralen sind enger, als bei der vorigen Art, 
besonders die untere; der Mündungsabschnitt ist kaum eingebuchtet. Bei dem ausge- 
wachsenen Exemplare, welches ich besitze, ist eine Lippenbildung nicht sichtbar, eben- 
sowenig das Durchscheinen einer solchen von früheren Wachsthumsperioden. Eine Erwei- 
terung des Mundrandes findet nur in geringem Maasse statt. Fundort: Stadt Mexico ; 
das Nähere ist mir nicht bekannt. 

Maasse: 
Fig. 21 20 15 10a — 61% ) dee 11 9°/ı mm. 

Die Seitenansicht der hierher gehörigen Figur ist etwas zu hoch gezeichnet. 

Ausser diesem besitze ich noch eine grosse Menge jüngerer Exemplare von 4°/a 
Windungen, welche sich der tumida - Form Fig. 20. nähern, wenn sie auch von tenuis 
die tief liegende Nabelpartie und das raschere Zunehmen der Windungen haben. Ich 
lasse die Maasse folgen, und erwähne dazu nur, dass deren Reihenfolge sich an die nach- 
folgende Notiz der dazu gehörigen Figuren anschliesst. Fig. 21a. repräsentirt die Mehr- 
zahl der Exemplare, es ist die Seitenansicht dazu, Contur links, aber etwas verzeichnet inso- 
fern, als die Wand der Windung nicht genug nach unten abgeschrägt ist. Die Seiten- 
ansicht, Contur rechts oberhalb der schattirten Figuren 2la.. ist ein Exemplar mit sehr 
stark abgeschrägten Seitenwänden. Die letzte Figur, rechts unten, zeichnet sich durch 
gleichmässig gewölbte Windungen aus und besitze ich noch ein paar ähnliche Exemplare, 
alle mit nur 4/2; Windungen. Jedenfalls ist die Form 21a., auch wenn ausgewachsen, 
kleiner, als die Form 21. Maasse: 


Fig. 21a 14 10? 6 —4l 1 Ha Ta 6!/2 mm. 
143er ll uor ORGA. 8 51 a ul6Y, > 
10 ee eh 6 43/4 7 Gh 


Zum Vergleiche benutzte ich 2 Exemplare unseres Museums, als tenuis bestimmt, 
mit Fundort Mexieo. Das grössere zeichnet sich durch noch tiefer liegende Nabelpartie 


45 
aus und ist in Fig. 21e. abgebildet, wo dieser Umstand aber nicht genügend hervorgehoben 
ist. Die Windungen sind wie bei Fig. 21a. oben weiter sichtbar, als bei Fig. 21. Das 
kleinere Exemplar stimmt dagegen mehr mit Fig. 21a. überein. Ich lasse die Maasse 
folgen : 


Diameter der Mündung inel. peristom 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. oberen unteren Spirale. hoch. breit. 
ig.21e 18! 13#/& S!a— 6 SU Ha 1014 942) mm: 

= N - 
15° 12 6Ya — 5Ys Ts [up TR 7 » 


In meinem aus Orizaba stammenden Material finde ich sowohl die Form Fig. 21a, 
wie auch eine durch Uebergänge vermittelte Form Fig. 21b mit 4'/» bis 4°/« Windungen. 
Die Letztere nähert sich der Form trivolvis, Fig. 19, durch schärfere Kielung, so dass 
besonders unten die ersten Windungen eine kaum vertiefte Nath bilden. Die Windungen 
nehmen rascher zu und sind im Verhältniss höher, als bei Fig. 21 und die Skulptur ist 
etwas schärfer ausgeprägt, wenn auch keine deutliche weissliche Rippen, wie bei Fig. 19 zu 
erkennen sind. Die rechts oberhalb der Figuren 21 b befindliche Seitenansicht ist etwas 
verfehlt, links soll die Seitenwand oben nicht so abgeschrägt sein, sondern mehr heraus- 
treten. Das dritte in den Maassen verzeichnete, aber nicht abgebildete Exemplar zeichnet 
sich durch noch höhere, aber mehr abgerundete Windungen aus. Das rechts unten abge- 
bildete Exemplar ist zu breit gezeiehnet und lasse ich dasselbe unberücksieht, da es sich 
bei genauem Vergleiche nicht als irgendwie von der Form 21 b abweichend herausstellt, 
Ich habe durch punktirte Linien die Figuren 21b bis zu 5 Windungen fortgesetzt, um 
die Aehnlichkeit mit 21 c zu veranschaulichen. Im Ganzen erinnert diese Form aller- 
dings mehr an trivolvis Say. so dass ich wirklich zweifelhaft bin, wohin damit. Ich möchte 
noch anführen, dass bei einer grossen Anzahl in San Jose (Costariea) gesammelten Pla- 
norben, welche ich entschieden für tenuis halte, eine ähnliche Formabweichung stattfindet, 
wie ich sie vorstehend geschildert habe. Ich lasse nun die Maasse der Formenreihe 21 b 


folgen : 


Fig. 21b. 14 10 423 g°/a Ts 
13!/2 fast 10 HU T’/s 8 
131 10 5 s 7 


Bei den aus der Stadt Mexico erhaltenen Exemplaren befindet sich noch ein ver- 
kalktes, welches sieh. in der Skulptur und dem Uebergreifen des Kieles der ersten Win- 
dungen auf der Unterseite noch entschiedener meiner trivolvis Form Fig. 19 nähert, wenn 
sie auch sonst ganz den habitus von tenuis trägt, und zwar durch schärfere Kielung und 
höhere Windungen, denjenigen der Form 21b. Von Beiden weicht sie dadurch ab, dass 
oben in der Spiralriehtung etwa 4 feine Rippen die Querrippen durehkreuzen und eine 
Gitterung hervorbringen. Da die ersten Windungen eingesenkt und nicht siehtbar sind, 
kann ich diese Skulptur nur eine kurze Strecke verfolgen, da sie noch vor dem Ende 
der vorletzten Windung aufhört. Ich habe dies Exemplar leider nieht mehr abbilden 
können, da ich zu spät darauf aufmerksam wurde, es hat 4%: Windungen und würde, 
was die Skulptur und Anzahl der Windungen anbetrifft, ganz gut zu der mir nur aus 
Binney's Werk bekannten Pl. fragilis Dkr. passen; die Abbildung und der Name passen 
dagegen nieht. Ich lasse nun die Maasse folgen : 


6* 


44 


Diameter der Mündung incl. peristom 
I ao — 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. oberen unteren Spirale. hoch. breit. 
14°/4 11 Ts —6!/a 61% BU 3 $S mm. 


Unter der grossen Anzahl von jungen Exemplaren der Pl. tenuis finde ich eins, 
welches auffallend von allen vorigen abweicht. Die 3'/s Windungen nehmen sehr rasch 
und: regelmässig zu, sind etwas zusammengedrückt, so dass oben und unten ein schwacher 
Kiel entsteht, weleher nicht sehr dicht an der Nath liegt. Der Wirbel ist tief eingesenkt, 
das Gewinde auf der Unterseite ist flach und eingesenkt, wie bei tenuis, denn wenn die 
erste Windung auch etwas convex erscheint, so erachte ich das nicht als besonders cha- 
rakteristisch, da es bei tenuis auch häufig vorkommt. Der Mundsaum ist ziemlich stark 
erweitert und überragt den Anfang der letzten Windung ziemlich bedeutend, gleich weit 
oben und unten. Die Mündung ist fast kreisrund, wenn man das Stück der Mün- 
dungswand durch eine gebogene Linie ergänzt; sie steht ein wenig schief, dadurch, dass 
der obere Mundrand etwas weiter vorgezogen ist, als der untere. Die Mundränder sind 
auf der Mündungswand durch einen stark begrenzten, graden Callus verbunden. Inneres: 
glänzend. Die Skulptur und Färbung sind wie bei tenuis. 


Maasse: Mündung inel. peristom Diam. der unteren 
er 
gr. Diam. kl. Diam. Höhe. hoch breit. Spirale. 
la 6Ya fast 3a —5 Bla 6 22/; mm. 
zum Vergleiche ein junges Exemplar von 3'/a Windungen der Pl. tenuis: 
Ua fast 61/4 3Us — 4a 4 4°/3 3 mm. 


Ich habe diese eigenthümliche Form noch nachträglich auf Taf. VII, Fig. 21d 
abgebildet, da es mir von Interesse schien, ein klares Bild davon zu entwerfen. Man 
wäre versucht, an fragilis Dkr. zu denken, wenn ihr nicht jede Spur von Spiralstreifen, 
sowie auch der weisse Callus auf der Mündungswand fehlten. Der Abbildung nach, welche 
Binney in seinem schon angeführten Werke Fig. 203 von fragilis giebt, passt die Form auch 
dann nicht, wenn man sich mein Exemplar um Y» Windung grösser denkt. Trotz der augen- 
scheinlichen nicht unbedeutenden Abweichungen von tenuis, möchte, ich es doch nicht 
wagen, auf dies eine Exemplar hin, Schlussfolgerungen auf eme Verschiedenheit der Art 
zu ziehen. 


Planorbis Haldemanni Dkr. Pl. Liebmanni Dkr.?! Tat. V, Fig. 22. 

Gehäuse: festschaalig, durchsichtig, mit oben und unten gleich wenig einge- 
senktem Gewinde; nur die erste Windung ist oben wie unten tiefer eingesenkt, wenn 
auch oben mehr wie unten. Skulptur: schwach glänzend, fein gestreift, an der Nath 
deutlich gefaltet; in der Nathnähe erkennt man mit der Loupe auch feine unterbrochene 
Spiralfurchen, wenn auch etwas undeutlich und nur bei ganz frischen Exemplaren. Fär- 
bung : hell hornfarbig; meist findet man sie, wenn todt, weiss und glänzend. Windungen: 6, 
langsam zunehmend, oben flach gewölbt, unten etwas verschmälert, (zuweilen auch 
nicht) mit einem sehr stumpfen Kiel dieht an der Nath. Die letzte Windung ist rascher 
erweitert, wenn auch an keinem meiner Exemplare so, dass die Bezeichnung „eampanu- 
lato“, welche in Binney’s Werke angeführt ist, passend wäre ; nahe der Mündung, meistens 


Eu 


oben abgeflacht. Mündungsabschnitt: sehr schräge zur Axe, oben etwas ausgebogen, 
dann ziemlich grade. Mündung: aufgetrieben mondförmig, D-förmig. Der Basalrand 
überragt die angrenzende Windung und ist schwach gewölbt; der rechte Rand zuweilen 
etwas schräge aufsteigend ; der obere Rand schwach gewölbt oder abgeflacht geschweift, 
indem er nahe der Anheftung sich etwas einsenkt. Mundränder : einfach, durch einen 
schwach gebogenen weisslichen Callus auf der Mündungswand verbunden. 


Diese Art neigt sehr zu Missbildungen und Formveränderungen. Die Frage, 
ob Pl. Liebmanni Dkr. nur eine junge Pl. Haldemanni sei. glaube auch ich bejahend 
beantworten zu müssen. Ich besitze ein paar Exemplare, welche mir Dr. Berendt unter 
dem Namen Liebmanni aus Laguna de Terminos einsandte, welche bei gleicher Grösse 
mit den in Veracruz gefundenen nur 5 Windungen aufweisen ; die letzte Windung ist 
etwas mehr nach oben und aussen aufgetrieben, so dass die Mündung etwas schief steht 
und der obere Rand des letzten Umganges die vorletzte Windung überragt. (S. die untere 
Figur der vergrösserten Seiten-Ansichten Nro. 22.) An den ersten Windungen ist oben 
keine Spur von Kielung erkenntlich. Für die in Veracruz Gesammelten. welehe ich 
s. Z. zur Bestimmung an das Smithonian Institute sandte, erhielt ich ebenfalls den Namen 
Liebmanni, bemerke ich jedoch ausdrücklich, dass in dem reichen Material sich die Form 
der Windungen und der Mündung, wie sie als Extreme in der Zeichnung veranschaulicht 
sind. mit allen Uebergängen vorfinden. In Binney’s Land and Freshwater Shells of 
N.-A Part II stimmt die abgebildete und kurz beschriebene Liebmanni Dkr. mit keinem 
meiner Exemplare, höchstens mit unausgewachsenen ; noch weniger aber stimmt Abbildung 
und Beschreibung der Haldemanni Dkr. ebendaselbst, welche eine apertura beinahe cam- 
panulata aufweist. Man kann freilich die mehr als lakonischen Diagnosen und die etwas 
oberflächlichen Abbildungen dieses Werkes nicht als Maassstab anlegen. 

Ieh lasse nun die Maasse der von mir in der Umgebung von Veracruz gefundenen 
Exemplare folgen; das erstere repräsentirt die Durchschnittsform, das andere ein ausser- 
gewöhnlich grosses; das unter dem Strich befindliche ist aus Laguna. 

Höhe am Anfang der letzten 


Windung neben der Mündungs-Breite in 
gr. Diam. kl. Diam. Mündung. der Mitte, Höhe. 
10 Sa 2a Bla 2°2/ mm. 
12 10 21/3 3°/a 5, » 
91; 8 2 23% 2°/ mm. 


Von Herrn C. Wessel erhielt ich zum Vergleich zwei schöne ausgewachsene 
Exemplare, als deren Fundort „Mexico“ angegeben und welehe mit Pl. Haldemanni Dkr. 
bezeichnet, aber identisch mit meinen Exemplaren aus Laguna, nur grösser sind. 


Planorbis (Planorbula) Berendti Tryon. Taf. V, Fig. 23. 


Gehäuse: mit kaum eingesenktem Gewinde, nur die erste Windung ist oben und 
unten vertieft, besonders oben. Skulptur: sehr dieht und fein gestreift, stellenweise durch 


Spiralfurchen unterbrochen, was besonders an der Nath deutlich mit der Loupe zu erkennen ist. 
Färbung: hell hornfarbig, meist mit einem dunkeln Ueberzuge. Windungen: 5, ziemlich 
abgerundet, gleichmässig und langsam zunehmend ; unten in der Nähe der Nath stumpf 
gekielt. Letzte Windung nach der Mündung zu schwach erweitert, vorne kurz und 
schwach herabgebeugt und abgeflacht. Mündungsabschnitt: sehr schräge zur Axe, auf 
der oberen Hälfte schwach bogenförmig ausgezogen. Mündung: bauchig, halbmondförmig. 
Ziemlich tief nach innen stehen 6 Lamellen in folgender Anordnung: Zwei auf der 
Mündungswand, von denen die obere etwa auf der Mitte stehend, die grösste ist und 
sich etwas gekrümmt nach innen und aufwärts zieht, die untere dagegen nur klein. Auf 
der Aussenwand 3 in gleichen Zwischenräumen waagerecht verlaufend und zwar in ab- 
nehmender Länge, so dass die unterste, die längste, etwa auf der Mitte der Aussenwand 
steht. Unter diesen 3, fast auf der Basis beginnend, steht die 6. Lamelle, welche die 
grösste und steil nach oben und innen gerichtet ist. Alle diese Lamellen sind leisten- 
artig, in der Mitte erhabener, an den Enden abfallend. Die vergrösserte Zeichnung der 
Mündung ist, was die Form der Lamellen betrifft, ungenau gehalten, dieselben sind we- 
niger zugespitzt. 

Der Basalrand ist dicht an der Einfügung dem Kiel entsprechend etwas einge- 
kniekt, der obere Rand ist flach gebogen, auch zuweilen etwas geschweift. Mundrand : 
gradeaus, innen durch eine schmale, aber ziemlich starke weisse Lippe verdiekt; em 
bogenförmiger, scharf begrenzter Callus auf der Mündungswand verbindet die Mundränder. 
Maasse: gr. Diam. 8, kl. Diam. 6°/4, letzte Windung 2'/ı mm. hoch. Fundort: Vera- 
cruz, im Rio Tenoya und in Anschwemmungen am Strande. 

Schon Haldemann macht auf die Eigenthümlichkeit aufmerksam, dass auch die 
kleinsten Exemplare alle Lamellen aufweisen, daher anzunehmen sei, dass dieselben jedes- 
mal beim Fortbau des Gehäuses vom Thiere absorbirt werden müssten, was durch Auf- 
findung von Exemplaren mit schwachen Andeutungen von Lamellen bestätigt zu sein 
scheint. Ich kann diese Thatsachen ebenfalls bestätigen. 


Planorbis nov. spec.? Taf. V, Fig. 24. 


Gehäuse: mit fast flachem Gewinde ; Wirbel eingesenkt, aber doch ganz sicht- 
bar. Basis fast vollständig flach, wodurch eine Aehnlichkeit mit unserer vortex entsteht. 
Skulptur : soweit sich dieselbe bei todten und meistens verkalkten Exemplaren erkennen 
lässt, fein gestreift, von Spiralfurehen unterbrochen. Windungen : 5, gleichmässig zuneh- 
mend, schief nach unten zusammengedrückt, so dass der dadurch entstehende Kiel den 
Rand der abgeflachten Basis bildet. Der Kiel ist unten scheinbar breit gesäumt, was 
aber nicht deutlich an meinen Exemplaren zu erkennen ist, jedenfalls ist die letzte Win- 
dung unten am Kiel abgeflacht, dann bis zur Nath sehr flach gewölbt, während die übrigen 
unten fast ganz flach erscheinen ; die Nath ist hier sehr fein, während sie oben durch 
die gewölbten Windungen tief liegt. Mündung: rautenförmig, durch die Wölbungen mo- 
difieirt. Mundränder ; scharf, gradeaus, der obere weiter vorgezogen, als der untere, durch 


47 
einen Callus auf der Mündungswand verbunden. Maasse: gr. Diam. 5, kl. Diam. 4'/a, 
Höhe I mm. Fundort: Stadt Veraeruz, in Anschwemmungen am Strande. 


Planorbis micromphalus Dkr. mserpt. 


Ein mit dieser Bestimmung in meiner Sammlung befindliches Exemplar, welches 
Seitenstück zu dem s. Z. versandten sein sollte, ist ein verkalktes junges Exemplar von 
Haldemanni Dkr. Es kann sein, dass das s. Z. fortgesandte Exemplar wirklich etwas 
Anderes war. 


Gattung Physa, 


Wie mehr oder weniger alie Wasserschnecken, zeigt auch diese Gattung eine 
grosse Veränderlichkeit in der Form und den sonstigen für die Beschreibung gebrauchten 
Merkmalen. Die oft dieht bei einander liegende grosse Verschiedenheit der diesen Schnecken 
gebotenen Lebenselemente, die oft sich häufenden Einwirkungen, welche eine normale 
Entwiekelung der meist sehr zarten Gehäuse stören, gebieten gewiss eine grosse Vorsicht 
bei der Artenbestimmung, und ist daher der Wunsch nicht unmotivirt, diese Veränder- 
lichkeit bei ausländischem Material mit derselben gewissen Gleichgültigkeit zu behandeln, 
wie man es mit dem einheimischen zu thun pflegt, bei welchem sie vielleicht in gleichem 
Maasse beobachtet werden kann. Man betrachte nur beispielsweise unsere Limnaeen von 
verschiedenen Fundorten. und man wird mit demselben Rechte so und so viele Arten 
daraus machen können, als es von amerikanischen Autoren z. B. in den Gattungen Physa. 
Limnaea und Planorbis von amerikanischen Fundorten geschehen ist. Es dürfte gerathener 
sein, durch Zusammenstellung verschiedener Formen und Aufsuchung von Uebergangs- 
formen das wirklieh Zusammengehörige festzustellen, wodurch voraussichtlich die Arten- 
zahl verringert würde, als durch das Schaffen neuer Arten den zuletzt unergründlichen 
Wirrwar der Synonyme zu vermehren. 

Ehe ich zur Beschreibung der einzelnen Arten schreite, möchte ich noch eine 
Bemerkung machen über die Schwierigkeit einer klaren Auseinandersetzung der Spindel- 
partie. Der Uebergang des Basalrandes in die Spindelpartie bezeichnet sich durch 
ein Umlegen desselben über die Spindel; bald schmal, bald breit, bald austliessend, 
bald wulstig, ist er gewissermaassen mit ihr verwachsen und modifieirt ihre Form 


48 


je nach Eigenthümlichkeit der Art oder des Individuums. Ebenfalls an besagtem Ueber- 
gange, also an der Spindelbasis, entspringt der s. g. Callus, welcher bald häutig, bald 
glasurartig die ganze Spindelpartie schmäler oder breiter überzieht und sich über die 
Mündungswand fortsetzend, zur Einfügung des oberen Mundrandes emporzieht. Nach 
dieser meiner Auffassung scheint mir bei der Beschreibung nachstehende Trennung der 
drei häufig in einander übergehenden Theile am rathsamsten. Den Basalrand berück- 
siehtige ich in seiner Form und als Theil der Mündung. Die Spindel von der Fortsetzung 
des Basalrandes überzogen bis zur Mündungswand fasse ich als zusammengehöriges Ganze 
auf und bezeichne die der Mündung abgekehrte Seite mit Spindelrand, für die Richtung 
zur Axe nehme ich die der Mündung zugekehrte Seite an. Den Gallus beschreibe ich 
nach der Form seiner Aussenlinie und nach seiner Beschaffenheit. Nach dieser Erläu- 
terung werden die vorerwähnten Bezeiehnungen in den nachfolgenden Beschreibungen 
verstanden werden. Bei den Maassen versteht sich die Breite waagereeht zur Höhenaxe, 
die Spindelhöhe von der Basis des Basalrandes bis zum Anschluss an die Mündungs- 
wand gemessen. 


Physa nitens, var.? Taf. VI, Fig. 24a und b. 

Gehäuse: oval zugespitzt, dünn, glänzend. Skulptur: sehr schwach und un- 
regelmässig flach gefaltet; an der Nath etwas deutlicher. Färbung: dunkel gelbbraun, 
mit dieht stehenden, nicht ganz bis zur Basis gehenden weisslich ockerfarbigen Streifen, 
welche zuweilen stellenweise punktirt, auch zackig sind. An der Nath verläuft ein 
schmaler, ausfliessender röthlich brauner Streifen. Die oberen Windungen sind zunehmend 
dunkler, schwärzlich gelbbraun gefärbt, weshalb sich die hellen Streifen sehr deutlich ab- 
heben. Gewinde : schmal kegelförmig mit meistens angefressenem Wirbel. Windungen: 
6—7, ziemlich flach aufgerollt; die letzte nach unten angeschwollen, °/ der Höhe des 
ganzen Gehäuses einnehmend. Mündungsabschnitt: schräge zur Axe und in der Mitte 
ausgebogen. Mündung: schmal birnförmig, oben langsam zugespitzt. Mundrand: scharf. 
Basalrand: regelmässig abgerundet oder auch an der Spindelseite mehr oder weniger 
zusammengedrückt. Spindel: durch einen an der Basis entspringenden und sich schräge 
nach oben und in’s Innere ziehenden Wulst verdoppelt erscheinend. Oben röthlich braun, 
unten weisslich gefärbt, etwas schräge zur Axe aufsteigend, wenig gewunden. Gallus: 
@ünne, meistens auch unten fest anliegend, in stark gebogener Linie die Spindelpartie 
begrenzend, dann oberhalb derselben ziemlich stark eingebuchtet aufsteigend. 


Maasse: Mündung 
Höhe. Breite. hoch breit. Spindelhöhe. 
32 16 24 9 12 mm. 
33 16 25 9 ul 
301 15 23 9 I > 


Fundort: Von Herın Dr. Berendt in Sümpfen an der Küste von Tabasco 
gesammelt. 

Diese sehr schöne Art, welehe der nitens so nahe steht, dass ich sie nur für 
eine Lokal-Varietät halte, unterscheidet sich von derselben besonders dadurch, dass sie 


49 


unten am bauchigsten ist. Die hellen Streifen sind insofern nicht als absolut eharakte- 
ristisch anzusehen, als dieselben, wenn auch weniger deutlich und nur an einzelnen 
Exemplaren, doch bei der folgenden vorkommen. 


Physa nitens, Philippi | 
aurantia, Carpenter? | 
Diese bekannte Art ist mehr eichelförmig, indem die letzte Windung oben und 


Taf. VI, Fig. 25 a—f. 


unten gleichmässiger angeschwollen ist. Sie ist sehr glänzend mit etwas gröber gehaltener 
Seulptur; besonders nach der Mündung zu mehren sich die Anwachsstreifen. Vereimzelte 
Spuren einer Spiralfurehung treten auf. Die Färbung ist bei frischen Exemplaren durchsichtig 
hell bis intensiv kastanienbraun; in der Sammlung blasst die Farbe allmälig 
ab. Die Nath ist mit einem röthlieh braunen ausfliessenden Streifen eingefasst; zuweilen 
verläuft unmittelbar an derselben ein schmaler weisslicher Streifen. Das Gewinde ist 
verhältnissmässig etwas breiter konisch, als bei der vorigen Art; die Windungen, 6 an der 
Zahl, sind gewölbter; die Mürdung oben plötzlicher zugespitzt. Die Spindel erscheint 
nicht verdoppelt, weil der an der Basis entspringende Wulst nicht getrennt verläuft, 
sondern dicht an den Innenrand gerückt, die Spindel breiter und gerundeter, besonders 
nach oben zu, erscheinen lässt. Zuweilen ist die Spindel nach innen und unten schwach 
eingeknickt, wie es Fig 25 a und d in der Seitenstellung zeigen. Die Färbung ist nur 
bei dunklen Exemplaren oben etwas bräunlich violett, sonst ganz weiss. Der Callus wie 
bei der Vorigen, nur weniger stark aus- und eingebuchtet. Das Innere ist glänzend, 
nach dem Mundrande zu intensiver gefärbt. 


Maasse: Mündung inel. peristom 
Höhe Breite hoch. breit. Spindelhöhe. 

No. 25 38% 14!% 221/a Ss 10%/. mm. 
Se 15°/4 24 8) 11!/2 ei 
25h 2b 12 19!/2 6°/4 Ya Ei 
“eaHre 1622 Ta 11%. 4 hl g 
. cl 0 10% 14!/2 Da [a P = 


Zwischen 25a und d der bauchigen, und 25b und e der schlankeren Form ist 
ein nicht unbedeutender Abstand. 25c zeigt ausnahmsweise eine stärker gewundene 
Spindel, oben mit schwacher Andeutung einer Verdoppelung. Diese hat nur 5°% 
Windungen. 

Fundort: Umgebung von Veraeruz in Gräben und Pfützen; in den Letzteren 
fand ich die grössten Exemplare. Subfossil besitze ich ein Exemplar von 33 mm. Höhe. 

Der Güte des Herm Dr. Ed. v. Martens danke ich die Einsendung der Küster- 
schen Monographie und einige Exemplare mexikanischer Physas zum Vergleich, worüber 
ich Näheres folgen lasse. 


Physa nitens. Fig. 25e. Ein Exemplar von Uhde in Veracruz gesammelt 
(als conspieua Uhde mser.) unter No. 4257 des Berl. Mus. Dasselbe zeigt eine hübsche 
Mittelform meiner No. 24 und 25. In der Färbung meiner No. 25 identisch, treten die 
weisslich-gelben Striche meiner No. 24 auf. Die Spindel hat Andeutung einer Spaltung, 
der Spindelrand ist wulstig und scharf begrenzt; sie steht schräger zur Axe, als bei 


7 


50 
No. 25 und ist etwas gewundener. Wenn ich 25c dazu ziehe, so ist, glaube ich, der 
Uebergang zu No. 24 gefunden, und die Annahme gerechtfertigt, auch die vorliegende 
sei eine Local-Varietät. Das Abweichendste in dem vorliegenden Exemplare, dessen 
Maasse ich mit: 
Mündung inel. peristom 
Höhe. Breite hoch breit Spindelhöhe 
31! 15 23a 9 10!/ mm. 
verzeichne, ist die Seulptur; nicht nur im der Nathnähe, sondern mehr noch nach 
unten, treten feine Spiralfurchen im unregelmässig dichten Zwischenräumen auf, 
so dass die Sculptur unter der Loupe glandinaarig wird; dass dies nur eine 
individuelle Abweichung, glaube ich annehmen. zu müssen, da ich unter einer 
grossen Anzahl von Physa nitens aus San ‚Jose de Costarica ein ebenso abweichendes 
Exemplar finde, ein Beleg, wie trügerisch es sein kann, ein oder wenige Exemplare zur 
Beschreibung vor sich zu haben. 
Physa nitens, var. minor. Fig. 25f aus Laguna redonda, Candelaria, von 
C. Hoffmann 1856 gesammelt, in zwei Exemplaren, von denen ich eins abbilde. In 
mancher Beziehung zwischen nitens und mexicana die Mitte haltend, so dass man ver- 
sucht ist zu glauben, eine Bastardform vor sich zu haben. Die Sculptur zeigt ziemlich 
gleichmässig geriefte Streifen, wie solche bei beiden Arten vorkommen, und dicht 
stehende schwache Spiralfurchen, wovon wir bei nitens Andeutungen fanden und wie 
sie bei mexicana schärfer ausgeprägt auftreten; daher ist der Glanz des Gehäuses auch 
weniger stark, als bei nitens. Die Spindel ist gewundener, als bei nitens, auch wulstiger 
und breiter und schräger zur Axe stehend, aber mehr leistenförmig schräge abgeplattet 
und dadurch sich der mexicana nähernd; oben mit schwacher Andeutung einer Spaltung. 
Der Gallus ist häutiger und weiter ausgebreitet, besonders nach oben zu. Bei 5—5!/ 
Windungen (an dem grösseren Exemplar ist der Wirbel abgebrochen) misst sie respective 
2] 11 15/2 1a 6'/ı mm. 
In der Form und der Färbung neigt sie mehr zur nitens, in der Spindel und dem häu- 
. tigen Callus mehr zur mexicana, im grossen Ganzen weiss man nicht recht, wohin damit, 
und verweise ich auf eine hierhergehörige Bemerkung bei meiner No. 31. 


Physa mexicana Philippi. Taf. VI, Fig. 26 a—g. Taf. VIL, Fig. 26h. 

Gehäuse: dünnschalig, wenig glänzend, gedrungener, als bei den vorstehenden 
Arten. Seuiptur: unregelmässig fein und dicht gefaltet, nach der Mündung zu gröber; 
zuweilen auch sehr regelmässig auf der letzten Windung, wodurch diese dann schmal 
gewellt erscheint. Bei frischen Exemplaren, und besser noch an unausgewachsenen, sieht 
man dichte, aber unregelmässige, sehr feine und scharfe, zuweilen unterbrochene und auf 
Strecken verschwindende Spiralfurchen die Längsfalten unterbrechend, ähnlich wie bei 
den Glandinen. An einzelnen Exemplaren treten auch aufgetriebene Spiralstreifen auf, 
welehe dem Gehäuse ein runzeliges Ansehen verleihen, ähnlich wie bei unsern Limnaeen. 
Färbung: bräunlich hornfarbig, bald heller, bald dunkler; nach der Mündung zu inten- 
siver. Der Wirbel ist dunkelbraun und glänzend. Dicht an der Naht verläuft ein 
röthlich brauner ausfliessender Streifen, diese hell begrenzt lassend. Gewinde: mehr oder 


öl 


weniger kurz kegelförmig, mit spitzem Wirbel. Windungen: 5, gewölbt; letzte zuweilen 
oben am stärksten geschwollen, unten zugespitzt oder regelmässiger erweitert. Mündungs- 
abschnitt: schräge zur Axe und wenig ausgebogen. Mündung: ähnlich den vorher- 
gehenden, nur gekrümmter und im Verhältniss breiter. Mundrand: scharf. Basalrand: 
meistens an der Spindelseite zusammengedrückt. Spindel: weisslich, schräger zur Axe 
und gewundener, als bei nitens, meistens schmal und an der Innenseite leistenförmig 
schräge abgeplattet. Nach innen und unten durchweg mehr oder weniger stark einge- 
kniekt, wie aus den Figuren der Seitenstellung ersichtlich ist. Der Gallus ist dünne 
und häutig, fest anliegend, nur selten an der Basis kurz und schwach gelöst, steigt sanft 
geschweift empor. Inneres: sehr glänzend. zuweilen am unteren Ausfluss lebhaft 


bräunlich gefärbt. 


Maasse: Mündung inel. peristom 
Höhe Breite hoch breit Spindelhöhe. 
No. 26 um 10 12!/2 5°) 7 
26a 16°/ ) 11 6 
 26b 16 10!/a 1212 & 
 E 17 fast 10 12!/2 7 
_- 16%/2 91a 12 61/2 
Ad 15 9 11°/& 6 


Fundort: Aus der Hauptstadt Mexico, ohne specielle Fundortsangabe, zusammen 
mit Planorbis tenuis und Limnaea attenuata, erhalten. Unter denselben finde ich diverse 
Exemplare einer vorläufig als: 

Ph. mexieana, var. minor. abzutrennenden Art, welche in Fig. 26 e abge- 
bildet ist. Sie ist schlanker ausgezogen mit verhältnissmässig höherem Gewinde, heller 
gefärbt. im Uebrigen identisch mit der Vorstehenden. Die Maasse sind, bei nur 4/. 
Windungen, respective 


11 6 TR 3a 41/ı mm. 
10 5) 6°/ 3 4 H 
10 Ha 7 > 4 5% 


Jugendzustand der Vorigen kann es nicht sein; dagegen spricht der vollständig 
ausgebildete Callus, weleher bei jungen Exemplaren der Vorigen, (von denen ich eins 
mit 4)/ Windungen zum Vergleich unter 26 x abgebildet habe) kaum angedeutet ist. 
Fig. 26a bietet freilich eine grosse Aehnlichkeit und berechtigt zu der Annahme, die 
Vorliegende sei eben nur eine Lokal-Varietüt. 


Auch von der mexicana erhalte ich diverse Exemplare von Herrn Dr. Ed. 
v. Martens, worüber ich Näheres folgen lasse. 


No. 4608 des Berl. Mus. aus Gräben bei der Stadt Mexico von Deppe und 
Schiede gesammelt, in 3 Exemplaren, grösser als die meinigen, aber todt gefunden, von 
denen eins unter 26 f abgebildet ist, weil dasselbe, in den nach oben angeschwollenen 
Windungen, mein 26d noch übertrifft; es misst: 


Mündung incl. peristom 


—— nn —— 


Höhe Breite hoch breit Spindelhöhe 

17°/4 111 14'/4 6a Ua 
die andern beiden 

181% 10°/ 14 6'/a {1 

16 2) 12!% H3/a 62 


Ferner No. 4259 des Berl. Mus. Ph. mexicana Uhde mserpt. aus Mexico von 
Uhde gesammelt. Vier Exemplare mit 5'/ Windungen in 4 Formen, welche indess 
keinerlei Abweichungen von den schon abgebildeten darbieten, so dass ich nur die 
Maasse anführe. 


18°/a 12!/a 14°/a fast 5 SYa 
19'/a 11! 14 Ü S 

18'/2 10 131% [DW P Tela 
14'/a 10!/ 131/4 Ya TR 


Die unter 26g abgebildete Form aus gleicher Quelle wurde unter dem Namen Physa 
oseulans Haldemann, ventricosa Uhde mser.. von Herrn Dr. Ed. v. Martens in deu 
Malak. Bl. Seite 58 beschrieben, welche Bestimmung aber jetzt zurückgezogen ist. Die 
mir eingesandten 2 Exemplare. von denen das eine unausgewachsen, sind beide abge- 
bildet. Die Färbung ist klar hormgelb. - Die Sceulptur wie bei der mexicana, nur ist die 
Spiralfurchung nicht so scharf ausgeprägt, sondern nur stellenweise angedeutet; dahin- 
gegen treten aufgetriebene, unregelmässig verlaufende Spiralstreifen im hervorragender 
Weise auf. Die letzte Windung des grossen Exemplars zeigt auf seiner ersten 
Hälfte, die schon bei der mexicana erwähnte, regelmässige Furehung in der Längsrich- 
tung. während nach der Mündung zu diese Längstalten sich zusammendrängen und 
zıemlich scharf ausgeprägt sind. Die ersten 2 Windungen sind abnehmend dunkelbraun 
gefärbt. Die Nahtnähe des jungen Exemplars ist wie bei der mexicana gefärbt; ferner 
zeigen beide Exemplare, bei glänzendem Inneren, eine bräunlich fleischfarbige Färbung 
des unteren Ausflusses. Der Gallus ist sehr dünne und häufig, auch nur auf der unteren 
Hälfte deutlich abgegrenzt. Die Form der letzten Windung, besonders bei dem jungen 
Exemplare, ist fast umgekehrt kegelförmig und erinnert an die weit kleinere Ph. ancillaria 
Say und Ph. Charpentieri Küster. Man wäre versucht, hierauf eine andere Art zu 
begründen, wenn nicht in Fig. 26d und f Uebergänge geboten wären. Eine wirkliche 
Abweichung ist eben nur in der Form zu finden. und dass diese nicht gewichtig ist, 
lehrt das Seitenstück, welches unsere Limnaea stagnalıs bietet, in emer gedrungenen 
Form aus dem Dieck-See in Holstein mit nach oben stark angesehwollener, an der Naht 
fast abgeplatteter letzter Windung und schmalem lang ausgezogenen Gewinde, und einer 
fast regelmässig zunehmenden Form aus den Gräben bei Hamburg. 

Der Fundort für die vorliegende Form, welehe man demnach mit Ph. mexicana 
var. coniformis bezeichnen könnte, ist mit Pazquaro angegeben, woselbst Herr Uhde sie 
gefunden hat. Maasse: 

18 ill 14/2 ri 5°/s mm. 

No. 4611 des Berl. Mus. als Physa mexicana, var. minima (ovalis Wgm. mser.) 

in Jalapa von Deppe und Schiede gesammelt, ist unter No. 26h auf Taf. VII abgebildet. 


53 


Ich möchte, ähnlich wie bei der 25f, auf eine Bastardform von meiner 25e, No,28 und 
No. 29 schliessen. Von der mexicana weicht sie dadurch ab, dass die oberen Windun- 
gen nicht dunkel gefärbt sind, (wenigstens bei zwei der erhaltenen Exemplare nicht. das 
dritte mochte ich der Zerbrechlichkeit halber nicht von seinem Schmutzüberzuge befreien), 
auch das dunkle Band an der Naht fehlt. Die Seulptur ist weit glatter und nur in der 
Nahtnähe entdecke ich Spuren von Spiralstreifung; vor Allem aber ist die Naht selbst 
mit einem wulstigen, schmalen, weissen Streifen eingefasst, welcher naeh unten durch 
eine scharfe Furche begrenzt ist. Windungen: 4—-4'/.. Spindel: wie bei meiner 25 e. 

In der Form, dem Glanze und der Färbung ist sie meiner No. 28 und 29 sehr 
ähnlich. aueh eine schwache weissliche Lippe im Innern, nahe der Mündung. ist vor- 
handen. dahingegen ist die Spindelpartie wie bei der mexicana. Darf man diese Art 
trennen, wofür meiner Ansicht nach Gründe vorliegen, so wäre der Name ovaliıs Wem. 
beizubehalten. 


Maasse: Mündung inel. peristom 
N 
Höhe Breite hoch breit Spindelhöhe 


bYe Ara fast 2 reichlieh 2 mm. 


Physa spec.: Taf. VI, Fig. 27a—b. 


Diese sehr charakteristische und hübsche Art, mit oval spindelförmigem bis rauten- 
föürmigem Gehäuse, ist etwas glänzender und festschaaliger als Ph. mexicana, mit einer der- 
selben sehr ähnlichen, wenn auch feineren und deutlicher ausgeprägten Seulptur. Die 
Färbung ist hell hornfarbig mit dunkelbraunem Wirbel, in der Regel mit em bis zwei 
weissen, rothbraun begrenzten, durchscheinenden früheren Lippenstreifen. Die Naht ist 
schmal weisslieh begrenzt. Das Gehäuse ist bei allen meinen Exemplaren mit einer 
filzigen, aus Algen (?) gebildeten Kruste belegt, Gewinde: scalariaartig-konisch. erhabener, 
als bei den vorgehenden Arten, mit sehr spitzem Wirbel. Windungen: 5'/’—0. ziemlich 
stark gewölbt, die letzte oben und unten aufgetrieben, in der Mitte meistens etwas abge- 
flacht. Mündungsabsehnitt: weniger schräge zur Axe als bei den vorgehenden Arten und 
nicht ausgebogen. Mündung: oben noch breiter, als bei mexicana. fast mit „‚länglich oval“ 
zu bezeichnen. Spindel: tief herabsteigend, wenig schräge zur Axe, kaum gedreht: ent- 
weder schwach ausgehöhlt emporsteigend oder meistens in der Mitte oder oberhalb der- 
selben etwas angeschwollen, was besonders in der Seitenstellung siehtbar ist. Der sich 
gewölbt um die Spindel legende Basalrand verbreitert sich häufig zu einer ohrförmigen 
Ausbiegung des Spindelrandes und steigt dann wenig geschweift zum oberen Mund- 
rande empor. Bei dieser Art ist Callus und Fortsetzung des Basalrandes nicht von ein- 
ander zu trennen; die ganze Partie ist weiss, porcellanartig und der die Mündungs- 
wand bedeekende Theil oft körnig, weil er über die oben erwähnte Kruste gelegt ist. 
Durch das Bauchige der letzten Windung und das senkrechte Aufsteigen des Spindel- 
randes ist der Callus unten immer, zuweilen noch bis zum Einschnitte der Mündungswand 
gelöst. Inneres: glänzend gelbbraun, am unteren Ausfluss häufig rostbraun; nahe der 
Mündung eine ziemlich dieke weisse Lippe, stellenweise oder ganz mit einem ausfliessen- 
den rostbraunen Ueberzuge versehen. 


54 


Maasse: Mündung 
Höhe Breite Kae ei: Spindelhöhe 
No. 2% 181% 11 11°/« 61/4 7! mm. 
Ta > 11'/ 12 6 6a 
IE OT bERTh 11%/ 11!/a 6 6%/2 2 
2Te 16!% la 10°/& 5) 61/a a 


Eine schlanke und eine gedrungene Form finden wir auch hierbei wieder. Ich 

besitze ferner ein paar Exemplare einer klemen Form von 5'/; Windungen mit respective 

Ilya 6°/a Tıja 33/a 4/2 mm., 
welche identisch ausgebildet, wie die grossen sind. Fundort: In einem Graben an der 
Stadtmauer von Veracruz, sonst an keinem andern Platze. 

Die Schaale mit dem Thiere ist in Fig. 27 abgebildet; der Mantel ıst ın 
zackige Lappen ausgezogen. Die häufig an der Schaale haftenden Eier siud glashell 
mit gelbem Embryonalpunkt. Im Aquarıum beobachtete ich, dass das Thier alle 12—13 
Minuten zum Athemholen an die Oberfläche kommt. 

Ich finde in Binney’s Werke Ph. humerosa Gould, Fig. 157, und in Küster’s 
Monographie Ph. eubensis Pfr. der Vorliegenden ähnlich, wenn sie auch beide kleiner 
sind, und den kurzen Diagnosen, sowie nicht sehr zuverlässigen Abbildungen, nichts 
Bestimmtes zu entnehmen ist. In ıhrem ganzen habitus nähert sich diese Art entschie- 
den mehr der nachfolgenden. als den vorgehenden Arten. 


Physa heterostropha Say? Taf. VII, Fig. 23 a—b und 29 a—ı. 

Das Gehäuse ist ziemlich festschaalig, spindelförmig oval und ziemlich glänzend. 
Seulptur und Färbung: wie bei der vorgehenden Art, nur dass die schmale weissliche 
Naht meistens noch durch einen ausfliessenden bräunlichen Streifen begrenzt ıst und 
frühere Lippenbildungsstreifen undeutlicher durchscheinen. Vereinzelt kommen Exem- 
plare mit aufgetriebenen Spiralstreifen (Runzeln) vor. Das Gewinde ist durchweg kürzer, 
als bei der vorigen Art. Winduhgen: 5 an der Zahl, sind schwächer gewölbt, die letzte 
höher im Verhältniss zum Gewinde und regelmässiger angeschwollen, zuweilen auch nur 
oben angeschwollen, in der Mitte etwas abgeflacht und unten zugespitzter; der Mündungs- 
abschnitt mehr oder weniger schräge zur Axe. Mündung: derjenigen der mexicana 
ähnlich, wenn auch nicht so breit. Mundrand: scharf. Basalrand: fast durchweg zu- 
sammengedrückt. Spindel: weiss, fast grade (Fig. 28), bis schräge zur Axe stehend, 
(Fig. 29); kaum gewunden (Fig. 28), bis stärker gewunden (Fig. 29 e); nach oben schwach 
angeschwollen (Fig. 28 und 29), oder stärker (Fig. 29 e und g). Die Spindel verläuft 
meist abgerundet; der Spindelrand ist unten nur schwach losgelöst, verbreitert sich mei- 
stens ähnlich dem der vorigen Art, aber nicht so stark und setzt sich dann als dünner 
Callus auf der Mündungswand in wenig eingebuchteter Linie fort. Der dünne Gallus 
ist nicht weiss, erscheint daher die Spindelpartie ziemlich abgegrenzt; zuweilen ist aber 
der Callus diek, wie dies bei den Figuren 29 b bis e der Fall ist, dann ist die Achn- 
lichkeit mit der entsprechenden Partie der vorigen Art nicht unerheblich und bestärkt 
in der Annahme einer engen Verwandtschaft beider Arten. 


55 


Inneres: glänzend, mit einer nicht sehr dieken Lippe am Aussenrande, zuweilen 
mit einem rostbraunen Ueberzug versehen, wie dies bei Fig. 29 f—i der Fall ist, bei 
welehen freilich das ganze Gehäuse dunkler gefärbt ist, mit deutlicher durchseheinenden 
früheren Lippenstreifen. 

Fundort: No. 28 und 29—29e stammen aus der Umgebung von Veracruz; in 
Gräben, auf überschwemmten Wiesen und in der Laguna de los Oocos gesammelt; 
No. 29 f—1 stammen aus Misantla. 


Maasse: Mündung 
Höhe Breite Cart hkteit Spindelhöhe 

No. 28 12 Tı/a 9. fast 4 fast 5 
„ 28a 11Y% [37 $) 33/a Alla 
1,29 11°/a Mi Sa fast 4 41h 

2 Ole} 10%» 6a Tl 3Ur fast 4 
er b I taste b6) 33/a Alla 
% e 11 6Ya Ta 3a 41a 
d 10%/2 T’/a fast 7°/ı BEA 3>/a 
e 10/2 642 T’la 33/ 4 
ie 12%, fast Ta glas 33a 41a 

RN g 10 n ms fast 7°/a 3Ur A: 
z: h hit 2/2 sa 3 fast 4!/» 

Ar ı fast 11 6°/& S/a 3a 2) 


Das letzte Exemplar zeigt eine Missbildung und ist insofern interessant, als die 
Spindel fast identisch mit der der 26 c der mexicana ist. 

No. 28 ist mir früher von verschiedenen Seiten als Ph. mexicana bestimmt 
worden, was auf einem Irrthum beruhen muss, da sie von dieser Art auf den ersten 
Blick zu unterscheiden ist. No. 29 lag in meiner Sammlung als Referenzstück zu einer 
entsprechen sollenden Form, welche von Herrn Prof. Dunker s. Z. schriftlich als Ph. 
Berendti Dkr. ad int. bestimmt wurde, sich aber meines Erachtens nicht genügend 
von No. 23 unterscheidet. Fig. 29b bis e sind keine frischen Exemplare, aber trotz der 
erwähnten Abweichung, welche zu Zweifeln Anlass geben könnte, muss ich doch 
schliesslich die ganze Formenreihe als zu einer Art gehörig zusammenziehen und den s. g. 
Typus in 29f suchen, nach entgegengesetzten Richtungen hin No. 28 und No. 29e als 
Extreme ansehend, für welche die Uebergänge zu finden sind. Ob diese Art nun 
heterostropha Say sei, wage ich, trotz der entschiedenen Aehnlichkeit, nicht zu entschei- 
den, denn dazu gehörte vielseitiges Material zum Vergleiche, welches mir nieht zu 
Gebote steht, ich muss daher die Entscheidung Andern überlassen, welche jedenfalls durch 
meine vielseitigen Abbildungen erleiehtert werden dürfte. Ich bedauere das vorhandene 
Material nicht nach den speciellen Fundorten getrennt zu haben, wodurch ein besseres 
Verständniss der Abweichungen ermöglicht sein würde. 


Physa species? Taf. VI, Fig. 30. 
I 8 


Im Sande bei Veracruz gefunden, besitze ich leider nur ein verkalktes Exemplar, 
von einer allerdings so charakteristischen Form und Spindelbildung, dass man berech- 
tigt ist, an eine für sich bestehende Art zu denken. Das Gehäuse ist gethürmt, ähnlich 
unserer Ph. hypnorum. Die Sculptur, so weit erkenntlich, feiner und gröber gefaltet, 
mit Spuren von Spiralfurchen; besonders die Naht scheint durch eine solche tiefere 
Furche wie gesäumt. Das Gewinde ist hoch konisch, mit spitzem Wirbel. Die Windun- 
gen, 5 an der Zahl, sind gewölbt, letzte oben und unten angeschwollen, in der Mitte 
etwas abgeflacht; Basis schräge zugestutzt. Der Mündungsabschnitt steht wenig schräge 
zur Axe und ist in der Mitte etwas ausgebogen. Mündung: schmal birnförmig. Mund- 
rand: scharf. Basalrand: rechts zusammengedrückt. Spindel: fast senkrecht zur Axe, 
in grader Linie aufsteigend; die Fortsetzung des Basalrandes zieht sich als Wulst gebogen 
ins Innere. Spindelrand: wenig ausgebogen und der Gallus über denselben hinweg, 
wenig geschweift aufsteigend. Der innere Spindelrand ist ziemlich scharf. 

Der Fundert ist insofern nicht maassgebend, als «das Specimen aller Wahrschein- 
lichkeit nach verschleppt ist und ich Achnliches bei Veracruz nieht gefunden habe. Die 
Maasse sind: 


Mündung inel. peristom 
—— — 
Höhe Breite hoch breit Spindelhöhe 
gu, 4\a D°/a all 3 mm. 
Fig. 142 in Binney’'s Werke mit Ph. osculans Haldemann bezeichnet, nähert 
sich in der Form dem vorliegenden Stücke, kann es aber der Beschreibung nach nicht 
sein, da diese mehr auf heterostropba passt, auch ist oseulans in Fig. 146 als zu dieser Art 


gehörig, durchaus verschieden abgebildet. 


Physa spiculata Morelet? Taf. VII, Fig. 51 a—b. 


Das Gehäuse zeigt viele Aehnlichkeit mit nitens, speciell mit der Form 25 e. 
Die Färbung ist mehr schmutzig gelbbraun, die Naht dunkler, nicht weiss begrenzt; 
das ganze Gehäuse ist durchsichtiger. Die Seulptur ist fein und unregelmässig flach 
gefaltet, besonders deutlich in der Nathnähe, von feinen oft unterbrochenen Spiralfurchen 
in unregelmässigen Zwischenräumen durchkreuzt, welche in der Nahtnähe zusammenge- 
drängter sind und deutlicher werden. Windungen: 5—5'/., nicht so schräge aufgerollt als 
bei nitens. Mündung: oben breiter, als bei nitens und im Verhältniss schmäler. Spindel: 
schräger zur Axe, als bei nitens und stärker gewunden; nach unten eingeknickt, wie aus 
der Seitenstellung ersichtlich ist. Ein ausfliessender Wulst lässt die Spindel breiter 
erscheinen, als bei nitens; bei Fig. 31b ist dieser Wulst an der rechten Seite scharf 
abgegrenzt und erhaben, so dass die Spindel schräge abgeflacht erscheint. Die Färbung 
der Spindel ist schmutzig, durchsichtig, hornartig. Der Callus ist dünne und häutig, 
ähnlich wie bei mexicana, aber bei keinem meiner Exemplare zusammenhängend, sondern 
nur fleckenweise vorhanden, trotzdem die Stücke gut erhalten sind. 


Maasse: Mündung 
Höhe Breite hoch breit Spindelhöhe 
Fig. 31 15°/a 1 Tas Il Ara 5/2 mm. 
Bade 16 10 4a 5) 


( » 

31b jet Tı/a 10 an DER 
Fundort: Von Dr. Berendt in s. g. Öysternen, (natürliche, tiefe, grubenartige 
Höhlen, am Grunde mit Wasser angefüllt) m Yucatan gesammelt. Es ist wahrscheinlich, 
dass diese Art von Morelet gesammelt und unter oben angeführtem Namen beschrieben 
ist, seine kurzen Diagnosen ohne Abbildungen geben indess keinen festen Anhaltspunkt. 
Trotz der abweichenden Spindelbildung wird diese Art in der Form durch 25e der 
nitens nahe gebracht; dem häutigen Callus nach entsprieht sie mehr der Fig. 25f; da 
indess alle meine Exemplare in ihrem Charakter übereinstimmend sind, und die Spindel- 
bildung entschieden eigenartig ist, so glaube ich, dass ihre Stellung als Art vorläufig 

gesichert ist. 


Gattung Limnaea. 


Limnaea attenuata Say. suhbulata Dkr.? Taf. V, Fig. 32 und 32a. 


Gehäuse: Pfriemenförmig, mit verdeektem Nabel und spitzem Wirbel. Seulptur: 
ziemlich glänzend, sehr fein gefaltet, mit gröberen Falten untermischt; in der Spiralrichtung 
fein gestrichelt. Färbung: hell hornfarbig bis bräunlich, an der Naht weisslich, dicht 
darunter ein undeutlieher violettbräunliceher Faden, welcher meist nur bis zu Anfang der 
lötzten Windung, und nur an &anz reinen Exemplaren zu erkennen ist. Windungen: 
bis 8, schräge aufgerollt, mehr oder weniger, aber nie stark gewölbt, der letzte Umgang 
dem Gewinde meist etwas bauchig entgegenstehend, nach unten zugespitzt. Mündungs- 
absehnitt: sehr schräge zur Axe, oben vorgezogen. in der Mitte schwach ausgebogen. 
Mündung: fast halbkreisförmig. Mündungswand etwa '/ der ganzen Höhe der Mündung 
einnehmend, durch eine seichte Furche von der gewundenen Spindel getrennt; letztere 
sehr schräge zur Axe stehend, nach innen leistenförmig abgeplattet und weisslich. Basis 
zurücktretend. Mundrand: scharf, rechter stark ausgebogen. Basalrand: mehr oder 
weniger zusammengedrückt. Spindelrand und Callus zusammenhängend die Spindel 
bedeekend, letzterer häutig, sein Aussenrand eine ausgebogene Linie beschreibend, in der 
Nabelgegend abstehend, also einen zum Nabel führenden Spalt lassend. 


58 


Inneres: glänzend. Fundort: Chaleo-See bei der Stadt Mexico; ich verdanke das in 
Fig. 32 abgebildete Exemplar Herrn Wessel, da ich selbst nur unausgewachsene besitze. 
Das in Fig. 32a abgebildete stammt aus unserm Museum und hat einen erweiterten 
Mundrand; als Fundort ist „Mexico“ angegeben. 


Maasse: Mündung 
gr. Breite inel. peristom 
Höhe vorletzter Windung letzter Windung hoch breit 
Fig. 32 30% 8 11°/a 11 fast 5 mm. 
ae 29Ur Ta 11°/a 11!/ Hua 
30 Ü 11 11%2 Aloe 
26/2 fast, 6°/s 10?/s 10°/a Alla 


Das letztere Exemplar hat nur 7 Windungen. 

In Binney’s angeführtem Werke ist subulata als Synonym von attenuata ange- 
führt, die gegebene Figur der Ersteren weicht durch weniger schräge aufgerollte Win- 
dungen ab, die Figur der Anderen stimmt ungefähr mit meinem Exemplare. Herr 
Ed. v. Martens dagegen führt diese beiden Arten als getrennt, wenn auch einander sehr 
nahe stehend an, aber bei subulata grade im Gegensatz zu den erwähnten Figuren, dass 
die Naht sehr schräge verläuft. Ich wage diese Frage nicht zu entscheiden, da ich kein 
vollständiges Material der Fauna der Stadt Mexico besitze; man muss aber der Veränder- 
lichkeit der Limnaea Rechnung tragen. Wenn als Fundort „See von Mexico‘ angegeben 
wird, so kann das leicht zu Irrthümern führen; es giebt m der Umgebung jener Stadt 
mehrere Seen, u. A. die hauptsächlichsten: der Chaleo- und Teseoeo-See, und mögen 
die darin vorkommenden Schnecken gerne Unterschiede wie die angeführten aufweisen, 
ohne deshalb die Annahme verschiedener Arten zu rechtfertigen. 


Limnaea Cubensis Pfr. Taf. IV, Fig. 33. 

Gehäuse: genabelt, spindel-kreiselförmig. Seulptur: unregelmässig und fein 
gefaltet. Färbung: hell hornfarbig. " Gewinde: scalariaartig, mit nicht sehr spitzem 
Wirbel. Windungen: 5—6, sehr gewölbt nach oben zu aufgetrieben; letzte Windung, als 
Gegensatz zum Gewinde bauchig, meist höher als das Gewinde und nach unten zuge- 
spitzt. Mündungsabschnitt wenig schräge zur Axe, oben vorgezogen und in der Mitte 
schwach ausgebogen. Mündung: etwas schräge zur Axe, oval-eiförmig, oben schwach 
gekrümmt zugespitzt. Die Verschiedenheit der Form ist in den Abbildungen angedeutet. 
Spindel: mit der kurzen Mündungswand einen stumpfen Winkel bildend, fast senkrecht 
zur Axe, schwach ausgehöhlt, vom weissen Spindelrande bedeekt; dieser ist zunehmend 
breit und flach umgeschlagen, das tiefe Nabelloch fast oder ganz verdeckend und verliert 
sieh in den dünnen, scharf begrenzten, weisslichen, die Mundränder verbindenden Gallus. 
Mundrand: scharf, grade aus. Inneres: glänzend bräunlich. 


59 


Maasse: 3reite Mündung 


Te ———— nn 


Höhe letzter Windung vorletzter Windung hoch breit 


en 
zw. Spindel u. Mund- 
rand gemessen. 


10 7 3 +!/a 6% 31 mm. 
g 6 4 Ya 3) r 
(8) 6! 33/a la Da % 


Fundort: in Gräben an der Eisenbahn, Stadt Veracruz. 

Diese Limnaea wurde mir vom Smithonian-Institute als Bulimnaea ceubensis be- 
stimmt. Nachträglich verdanke ich Herrn Dr. Ed. v. Martens die Diagnose Pfeiffers aus 
Wiegmann’s Archiv, Bd. V 1339, aus der ich ersehe, dass die Cubanische Art „‚minutis- 
sime decussata striata”“ sein soll, wovon ich bei meinen Exemplaren keine Spur entdecken 
kann. Ein Exemplar zeigt scheinbar eine feine Spiralstreifung, welehe indess in der 
strichweise entfernten Epidermis liegt. Ein anderes Exemplar zeigt ein paar aufgetriebene 
Streifen auf der letzten Windung, 
plar zeigt auf der letzten Windung Wulste in der Anwachsrichtung in gleichmässigen 


ähnlich wie bei unsern Limnaeen. Ein drittes Exem- 


Zwischenräumen, wie solche bei der Physa mexicana beschrieben wurden. 


Familie Neritaeceen. 


Gattung Neritina, 


Neritina punetulata Desh. Tat. I, Fig. 38. 

Gehäuse: abgeplattet, oval, glanzlos. Scuiptur: sehr feine und ab und zu 
gröbere Anwachsfalten, welche letztere sich nach der Mündung zu mehren. Färbung: 
gelblich- bis dunkel olivenfarbig, mit schwarzen, sehr dicht stehenden, zuweilen etwas 
gewellten Linien, welche dicht stehende rundliche oder ovale Flecken frei lassen, deren 
linke Seite schwarz gerandet, gleichsam schattirt ist. Gewinde: kaum heraustretend, ab- 


60 

gerundet, meistens abgestossen. Windungen: -?-, eng aufgerollt, die letzte rasch erweitert und 
unterhalb der Naht fast ausgehöhlt, vorne an der Mündung abgerundet vorgezogen. Die 
Naht ist durch die überstehenden Anwachsperioden meistens sehr unregelmässig, wenn 
sie nieht durch Corrosion überhaupt unkenntlich wird. Spindelplatte: halboval-aufge- 
trieben mondförmig, fast die ganze Basis der Windung bedeekend, sehr schwach gewölbt, 
mit vereinzelten nach der Mündung zu verlaufenden seichten Furchen; oben und unten 
vom Mundrande theilweise überragt, ıst sie oben ausserdem ziemlich scharf rinnenförmig 
begrenzt. Die Färbung ist schmutzig orangenfarbig, am dunkelsten am äusseren Rande; 
Innenrand hell abschattirt. Der $pindelpiattenrand bildet eine schwach eoncave Linie, 
und steht schräge zur Axe; durch zwei in ziemlich gleichen Zwischenräumen stehende 
schwache Höcker sehr undeutlich 3. buchtig. Von dem oberen Höcker nach aufwärts ist 
der Rand nach Innen zunehmend verdiekt. Da die einzelnen Furchen der Platte bei 
der Mehrzahl meiner Exemplare sehr seicht sind und nieht über den Rand nach Innen 
fortgehen, ist der Rand nicht gezahnt, sondern nur kaum merklich eingekerbt. Mündung: 
halbkreistörmig. Inneres: bläulich weiss glasirt, am Rande die Zeichnung und Färbung 
der Aussenseite schwach durehscheinen lassend, was sich nach innen streifenweise wieder- 
holt: die dazwischen liegenden stärkeren Glasurschichten scheinen den Anwachsperioden 
zu entsprechen. An der Basis des Spindelplattenrandes nach Innen, verläuft eme vorne 
abgerundete, breite, seichte Rinne, in welche der Deckel einfasst. Mundrand : scharf. 
Decke!: Aussenseite: schmutzig fleischfarbig, grau gestrahlt. Kernpunkt unten nach 
links, Anwachsspirale sehr eng, letzte Windung stark und plötzlich erweitert. Innen- 
seite: mehr röthlich gefärbt, ebenfalls grau gestrahlt. Der Aussenrand des Deekels ist mit 
einem dunkeln, heller gerandeten, hornartigen Streifen besetzt. Auf der Innenseite unten, 
zwei Klammern in auseinandergehender Richtung verlaufend. Die obere fast waagerecht 
stehend, gekrümmt, leistenartig mit zunehmend breiter werdendem, wınklig abgeflachtem 
Kamme, überragt ziemlich bedeutend den Deckelrand„ dagegen die untere denselben 
nicht überragend, abgeflacht zitzenartig und gelbroth gefärbt ist. 

Maasse: Grösster Durchmesser in einer die Axe schräge durchkreuzenden Richtung 
gemessen, 29 mm., kleinster Durchmesser in der Richtung des Spiralplattenrandes, 
221/ mm., Länge des Spindelplattenrandes 15 mm., Dicke zwischen der Mitte der Spin- 
delplatte und der letzten Windung 12'/. mm., Mündungsbreite 13'/ mm. 

Fundert: Misantla. Das Thier ist dunkel blauschwarz und füllt die ersten 
Windungen nicht mehr aus, weshalb diese denn auch wohl absterben und leichter ab- 
bröckeln, oder was sonst der rund dieser bei Wasserschneeken und Muscheln so häufigen 
Erscheinung sein mag; eine zuweilen scharfe Abgrenzung solcher Stellen, deutet freilich 
auf eine von Aussen wirkende mechanische Macht. Die vorstehende Art ıst sehr con- 
stant in Form, wenigstens soweit es meine vielen Exemplare betrifft. 


Neritina reclivata Say. Taf. 1, Fig. 39, 3) a. und b. 

Gehäuse: halbkugelig, schief-oval bis oval-konisch, festschaalig, ziemlich glänzend, 
Sculptur: wie bei der Vorigen, nur sind die Anwachsstreifemim Allgemeinen gröber. Fär- 
bung: grüngelblich, mit feinen gewellten, oft auch ziekzackartigen, schwarzen feinen 


„dichtstehenden Linien in der Anwachsrichtung. Gewinde: mehr oder weniger kuppel- 
» 


61 


artig erhaben, mit spitz hervorragendem Wirbel. Windungen : 4 — +#'/>. vorletzte etwas 
geschwollen, letzte an der Naht zunehmend schwach ausgehöhlt, an der Mündung oben 
nicht vorgezogen. Naht meist unregelmässig, schwarz gerandet. Spindelplatte: schmal, 
gewölbter als bei der vorigen Art, weiss, hie und da schwach gefurcht, glänzend, oben 
durch eine schmale, aber etwas undeutliche Rinne von dem sie überragenden Mundrande 
getrennt; unten wird die Trennung durch eine seiehte Furche bezeiehnet. Die Linie 
des Aussenrandes ist mehr oder weniger geschweift. Spindelplattenrand: schwach, aber 
deutlich 3 buchtig; der obere Höcker als dieke, zugespitzte Schwiele nach innen ver- 
laufend; der untere Höcker dieht am Basalrande stehend, schwach wulstig auf der Spindel- 
platte fortgesetzt. Mittlere Bucht durch über den Rand verlaufende 5—6 Furchen unregel- 
mässig eingekerbt. Mündung: schief halbkreisförmig, schräge zur Axe. Inneres: Schlund 
zuweilen intensiv gelb, sonst weiss. Wie bei voriger Art, den Anwachsstreifen entsprechend, 
streifig, aber stärker glasirt, so dass sich zwischen denselben, besonders nahe dem Rande, 
eine dieke, dachförmig abgelagerte Lippe befindet. An der Basis des Spindelplattenrandes, 
nach innen, verläuft eine seichte Rinne, zu deren Seite vome ein gestreckter Höcker mit 
ziemlich scharfem Kamme steht. Mundrand: scharf. ‘Deckel: Anwachsspirale wie bei 
der vorigen Art; letzte Windung in der Mitte und nach dem Rande zu stärker verdickt. 
Aussenseite grauschwarz gefärbt. Kernpunkt der Spirale weisslich. Innenseite: schmutzig 
röthlich, nach oben mehr grau-braun. Aeusserer Rand mit einem rothen hornartigen 
Streifen besetzt. 2 Klammern, ähnlich denen der vorigen Art, orangenfarbig, von denen 
die obere weniger umgebogen ist und kaum den Rand überragt. 
Maasse wie bei voriger Art gemessen: 
Axenhöhe vom Wirbel 


bis zum Länge Breite 
unteren Spindelplattenrand des der 
gr. Diam. kl. Diam. inel. peristom Spindelplattenrandes Dicke Mündung 
Fig. 39. 23 16 18 12 12172 91a 
213% 151 17 11 11° 3% 
19/2 14 17Y/2 10%/2 10!/2 Sp 
- 19% 141/a 16 10 10 5 
19/2 14 16/2 10/3 11a 0) 
19/2 14 16!/2 10 10% sl 
Fig. 39 b. 19 131% 18 AA 10 8 
„39a. 18 RR, 15 10 9°/a up 


Fundort: an Wasserpflanzen, Steinen, faulem Holze und Brettern, im Bache Tenoya, 
Stadt Veraeruz, in der Nähe seiner Mündung in's Meer, welche freilich meistentheils 
versandet ist. Aus dem Bache von Vergara, etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernt, 
bekam ich die gleiche Form, dahingegen von Misantla, aber wahrscheinlich bei ‚Jicaltepee, 
woselbst der Fluss in's Meer mündet, gesammelt, eine unter 39a abgebildete Mittel-Form, 
zwischen den beiden extremen Formen von Veracruz, welche in 39 und 39 b abgebildet 
sind; die letztere ist allerdings nur in einem Exemplar vertreten, während für die Mehr- 
zahl Fig. 39 maassgebend sein kann, wenn auch geringe Abweichungen vorkommen, wie 
dies aus den Maassen erhellt. 


62 


Neritina virginea L. var. oblonga? Taf. I, Fig. 41, 41a. 


Gehäuse: ähnlich dem Vorigen, aber konischer und noch glänzender. Skulptur: 
schwächer und feiner als bei der Vorigen. Färbung: Auf gelblichem, weissen oder schwach 
violettem Grunde, feine, unregelmässig gewellte, schwarze Linien in der Anwachsrichtung; 
welche mehr oder weniger dicht stehende, grössere und kleinere, zeltförmige, weisse Flecke 
freilassen, deren linke Seite schwarz gerandet ist. Zuweilen laufen die schwarzen Linien 
ineinander und bilden dann einen schwarzen Grund mit weissen Flecken; oder die 
Flecken fliessen ineinander, so dass dann schräge breite Bänder (schräge zur Axe) oder 
grössere Flecken entstehen. Vereinzelt kommt auch eine Bänderung vor und zwar ein Band in 
der Mitte der Windung, das andere, wenn vorhanden, an der Basis; diese Bänder sind aber fast 
nie von der reimen Grundfarbe, meistentheils geht die Fleckenzeichnung, besonders deren 
dunkle Bänder, wenn auch schwach, über sie fort, so dass also nur die schwarzen Linien 
hier ganz verschwinden. Gewinde: ziemlich erhaben, gewölbt konisch, Wirbel spitz. 
Windungen: 4— 5. Die Embryonalwindungen meist glashell, unregelmässig, daher schwer 
zu zählen. Bauart der vorigen Art ähnlich. Naht regelmässiger, meist schwarz gerandet. 
Spindelplatte: sehr ähnlich der vorigen Art, nur etwas runzeliger, zuweilen schwach gekörnt. 
gelblich, nach dem Rande zu weisslich. Spindelpiattenrand:: schräge zur Axe; sehr selten 
undeutlich 3 buchtig, meistens grade; die Höcker ähnlich, nur undeutlicher, als bei reclıvata. 
Mittelpartie durch 3 bis 4 Furchen eingekerbt; dichtere und seichtere Furchen lassen auch 
meistens den oberen Theil des Randes schwach gekerbt erscheinen. Mündung: wie bei 
der vorigen Art. etwas mehr halboval. Inneres: weisslich, streifig wie bei der Vorigen, 
aber mit nicht so starker Lippenbildung. Rinnen und Höcker wie bei recelivata. Mund- 
rand: scharf. Deckel ? 


Auf einer Exkursion in Gesellschaft meines Freundes Dr. Berendt nach der 
etwa 1Y2 Stunden entfernten, Veracruz fast gegenüber liegenden „Isla verde“, einem auf 
Corallenriffen entstandenen Inselehen, welches sehr sandig, mit Schilf und einer diekblättrigen 
Pfanze bewachsen ist, fanden wir diese Art zu Tausenden in einer aus Regenwasser ge- 
bildeten. schon im Austrocknen befindlichen, dieht mit Algen bedeckten Lache. Leider 
entfernten wir damals die Deckel mit den Thieren. Bei späteren Besuchen habe ich sie 
nieht wiedergefunden, da die grosse Lache ausgetrocknet war und neu entstandene keine 
enthielten, wie sie mir denn auch anderweitig nicht vorgekommen. nur todt und verblichen 
am Strande. Maasse wıe bei der vorigen Art gemessen: 


Breite der 
gr. Diam. kl. Diam. Axenhöhe Spindelrand Dicke Mündung 
Fig. 41 14/2 10 13 S 8 DU mm. 
16Y/a 11!/ 14 9 81/s res 
la 15 10*/3 14 ie) 3 Bm rer 
14 10 12%/a Tl s Due 


Eine kleine Varietät von Laguna de Terminos Fig. No. 40 in identischen Farben- 
und Zeichnung-Varietäten, ist im Ganzen kugeliger. Die Spindelplatte weniger gelb. 
Der Spindelrand gröber und schärfer eingekerbt. Nüheres über Fundort ist mir nicht 
bekannt; offenbar sind sie aber todt gesammelt. 


63 


Maasse: 2 Breite der 
gr. Diam. kl. Diam. Axenhöhe Spindelrand Dicke Mündung 
11!/e S1/a ga 6°/a Bla 41/2 mm 
11%2 Sa Yya 6 1 Anl 5; 
11! 83/4 10 6!/a Ü 4'/a 


Gattung Äncylus. 


Ancylas Saliei Bourg.? Taf. IV, Fig. 55. 

Gehäuse : sehr dünne und zerbrechlich, napfföürmig. Der Wirbel liegt etwas über die 
Mitte hinaus, nach vorne und links geneigt, ist sehr abgerundet, glatt, nach hinten etwas 
geschwollen. Die vordere Wand entsprechend steiler abfallend, als die hintere, ebenso die 
linke. Die hintere und die rechte Wand schwach gewölbt; die vordere und linke kaum 
merklich concav, fast grade abfallend. Sceulptur: Drei schwache Anwachsstreifen werden 
durch strahlenförmig dicht stehende, von der Nähe des Wirbels ausgehende Rippen 
durchkreuzt. Färbung: einfarbig, hell hornfarbig; der Rand etwas dunkler und häufig; 
(dieser nieht die Richtung der Wände verfolgend, sondern mehr senkrecht). Mündung: oval mit 
einer angedrückten Seite. Maasse: 

Längendiam. Breite Höhe 
3°/s fast 21/a fast 11% mm. 

Ich fand ein gut erhaltenes Exemplar in Veracruz beim Auswaschen einiger 
Ampullarien, am Boden des Gefässes. Späteres Suchen nach lebenden Exemplaren war 
fruchtlos, muss dies aber wohl daran gelegen haben, dass ich nicht richtig zu suchen verstand. 

So viel ich weiss, ist von Mexico nur ein Aneylus beschrieben, und zwar Sallei 
Bourg. Die von Binney wiedergegebene Diagnose mag wohl zu meiner Art passen, es 
fehlen darin aber die nöthigen Details, um einen sichern Anhalt zu haben. 


lesltasılub: 
Zar 
6a. 
be-—#. 
6d. 

Ge. 

9. 


9. 


10, 10 a—b. 


10 c—d. 


11, 1la--b. 


la 1 


13, 13 a—c. 


13d. 


Erklärung der Tafeln. 


Taf. 1. 


Oyelophorus mexicanus, Menke. 

“ Salleanus, v. Martens. ? 
Oyelotus Dysoni Pfr. Berendti Pfr.? 
Oistula Grateloupi Pfr. 

Neritina punctulata Desh. 


% rechivata Say. Veracruz umd Vergara. 
Misantla. 
virginea L. Laguna. 
Veraeruz2. 


Tat. a} 


Uyelophorus mexicanus, Menke. 


n Salleamus, v. Martens? 

Helieina turbinata Wigm. Mirador. 

n n Berendti Pfr.? Misantla. 

Veraeruz. 

” re 2 Veracruz. 

e lirata [unidentata] Pfr. Seitenstellung. 

5 raresulcata Pfr. 

” Hlavida Mike. 

” „ „ 2 

= Strebeli Pfr. 

5 nov. spec.? 

n cinctella Shuttleworth? 


R " Botteriana Pfr. ? 


0. 

8. 

Sa. 

9 u. 9a. 


10a. 


10b rect. ce. 


il wg; uber 
19 ne 
113 u; 183): 
13d. 


35, 35a, b. 


36. 

31, 30a. 
43 u. 43a. 
D. 

33. 

35. 


65) 


Taf. I. 


Helicina turbinata Wiegm. 


n lirata (unidentata) Pfr. Veracruz. 
is 35 Venezuela. 
5; raresulcata Pfr. 


er flavida Mike. 


„ ” „ 2 

rn Strebeli Pfi. 

er nov. spec. ? 

r einctella Shuttlew. 2 

n % L, ?. Berendti Pfr. ? 


Taf. M. 


Ampullaria nov. spec.? 


s agellata Say, mallcata Jonas ? reflexa Swains? violacea 


Ps N var. No. 2. 


Ghiesbreghti Reeve. 


Taf. Il a. 
Ampullaria nov. spec. ? 
lagellata Say, ete. 


var. No. 1. 
Monstr. No. 
No. 

= No. 
var. No. 3. 
No. 4 

No. 3 

No. 6 


Taf. IV. 

Schasichila alata Meke. 
Proserpinella Berendti Bland. 
Melania Gassiesi Reeve? 

2 Largillerti Phil. 

2 Schiedeana Phil. 

N Saussurei Brot ? 
Valvata humeralis Say. 
Limnaea cubensis Pfr.*) 
Aneylus Sallei Bourg. 


*) NB. Der die natürliche Grösse bezeichnende Höhendurchmesser ist bei Fig 


zweimal gezeichnet. 


Valene? 


. 33 aus Versehen 


Fig. 19. 
„ 20. u. 20.8. 
2». 20ib: 


DL) 


22a: 
21b. 

228 

23. 

24. 

32 u. 32a. 
34. 

34a. 


24 a—b. 

25, 25 a—d. 
Ohe—t. 

26, 26 a-—d. 
26 e. 

26 fg. 
DH 

ll AU 
30. 


28, 288. 


29, 2I a—ı. 
26h. 


3l u. 3la—b. 


15a. 
2alck 
Seite 9, Zeile 
« 14, « 
« 14, « 
« 17, « 
« If 83 
« 21, « 
« 35, « 


« a 


66 


Taf. V. 
Planorbis trivolwis Say? 
tumidus Pfr. 
tenuis Phil. 
Planorbis tenuis Phi. Orizaba. 
” Haldemanni Dir. Libmanni Dkr. 2 
Planorbula Berendti Tryon. 
Planorbis nov. spec. ? 
Limnaea attenuata Say. subulata Dir. 2 
Hydrobia coronata Pfr. 


Cuba. 


eristallina Pfr. 


Taf. Vl. 


Physa nitens Phil. var.? Tabasco. 


ey) „ 


% » Maus. Berol. 
mexicana Phil. 
var. minor. 
Mus. Berol. 
pw. 
SPEC-S 
spec. ? 


Taf. Vi 
Physa heterostropha Say ® 
* „ Berendti Dhr.? 
mexicana Phil. var. minima (ovalis Wgm.) 
spiculata Morel.? 
Ampullaria Ghiesbreghti Reeve? Mus. Hamburg. 
Planorbis temuwis juw.? 


RR DIIITET 


Errata. 


4 von Oben, lies Cycloph. Salleanus anstatt Salleamus. 
1 nach den Maassen, lies Taf. 1a Fig. 6e und f anstatt Fig. 6e und f. 
H. Berendti anstatt H. Berendt. 


INTER « « « 


1 der Maasse unter «Höhe letzter Windung», lies 31/a mm. anstatt 6!/a mm. 
«Mündung inel. perist. breit», lies 3 mm. anstatt 3/s mm. 


110977 « « 
1 von Oben, lies Helicina unidentata Pfr.? anstatt H. unidentata Pfr. 
Pachychilus anstatt Pachychlius. 

Liebmanni « Liebmani. 


TIER. « « 


5. « « « 


Inhalts-Verzeiehniss. 


De ursprüngliche Absicht, meiner Arbeit ein Verzeichniss der mir aus der Literatur bekannt 
gewordenen Arten beizufigen. glaubte ich vorläufig fallen lassen zu müssen, weil damit ein praktischer 
Nutzen nicht erzielt würde, Ich beschränke mich daher auf ein systematisches Inhalts-Verzeichniss 
der von mir erörterten Arten, nebst Hinweis auf dasjenige Werk, in welchem ich dieselben beschrieben fand. 


Seite 

Cyelostomaceen,... 2 .. 14 4. “2. 8: 

€. Bereudti Pfr. (Cyclotus) Pfr. monogr. Suppl.IE.1S.80. » . 2. nn u nen ..n 9. 

SEDYKONISBAT-T (Oyclotus)WErEmonosr-aSe 9325 Supls las lo 9. 

GatmateloupieBfea (CGamla)y Pfr monoer, SWaTDEmE ee ee une Kaar: 10. 

GmexicanusaMke.r (Cylophorus), Bfr: monoeraS. 34 a ee ne ee 8. 

€. Salleanus Ed. v. Martens. Malak. Bl. 1865. S. 151. (Pfr. Monogr. Suppl. I. S. 55. mexicanus var. 3) 9. 
Proserpinaceen. 

P. Berendti Bland. (Proserpinella), Annals of the Lyceum of N. H. New York vol. 8. Nov. 1865 LIE 

Helicinaceen 12. 


H. alata Mke. (Schasichila). Pfr. monogr. Suppl. I. S. 221 
. Berendti Pfr. (Helieina), Pfr. monogr. Suppl. II. S. 230 


> 0 


2 
H 1 
H. Botteriana Pfr. « Malak. Bl. 1866. S. 90 21% 
H. einetella Shuttlew. « Pfr. monogr. Suppl. I. S. 215 21. 
H. flavida Menke « « « S. 376 16. 
H. lirata Pfr. « « « Sad a, 21. 
H. Oweniana Pfr. « « « S. 373. Suppl. I. S. 199 23. 
H. raresulcata Pfr. « « « Suppl. II. S. 228 19 
H. Strebeli Pfr. « « « « ES DE) e 18. 
H. trossula Morelet « vide flavida Synon. in Pfr. monogr. S. 376 1 2 

13. 

2 


H. turbinata Wiegmann « Pfr. monogr. S. 370 


H. unidentata Pfr. « « « S. 341 1. 
H. zephyrina Duclos « « « S..371 13. 
H. nov. spee.?. 19. 
Ampullarideen. 

Nmpullartau.e gr. ur un ke Mae ee 25. 

ArkceranumeHanley. Reever Cl SR OoE ee n eae 32. 
A. eonica Wood. Pfr. novit. Bd. 1. S. 51 I REP DEREN RE 29. 
A. fiagellata Say. Say’s deseript. Binney’s ed. pag. 147. Chemnitz ed. II. pag. 38. 26 


68 


Seite 


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42. 


A. flatilis Reeve. Reeve €. I. Fig. 31 
A. fumata Reeve. <« « « 124 £ 
A. Ghiesbreghti Reeyve. E12 30 et Er 30: 
A. malleata Jonas. Abhandl. Naturw. Ver. Hambg. 1546. S. 122 
A. miltocheilus Reeve. Reeve €. I. Fig. 120 
A. reflexa Swains. Pfr. novit. Bd. I. S. 50 er 3.20 
A. violacea Valenc. Val. Coq. Univalves pag. 257 (nach Ed. v. Martens) 
A. noy. Spec. 
Valvatideen. 
Valvata a ee ..c 
V. humeralis (humerosa) Say. Binney. Land & Fresh Water Shells of N.-A. part. III. S. 14. 
Paludinideen. 
Hydrobia. 
H. ceisternicola Morelet. Morel. Test. nov. . . . . 
H. coronata Pfr. Philippi Abb. S. 118. Taf. 1, Fig. 17 
H. erystallina Pfr. « e ee let 
H. ornata Morelet. Morel. Test. nov. 
Melanideen. 
Pachyehilus. 
P. Berendti Dkr. Briefl. Mitth. a. d. Verf. 
P. Gassiesi Reeve. Reeve €. I. En a alles 
P. Largillerti Phil. Phil. Abb. Bd. I. S. 62, Taf. III. 3, Fig. 10 
P. Liebmanni Phil. « « 111.8. 58, Tat. IX. 2,Kio. 8% 
P. mexicana Reeve. Reeve €. I. ER ES es Dee 
P. Saussurei Brot. aus Ed. v. Martens Verz. Malak. Bl. 1865. S. 71 
P. Schiedeana Phil. Phil. Abb. Bd. I. S. 62. Taf. II. 3, Fie. 11 . 
Limnaeideen. 
Planorbis. 
P. corpulentus Say. Binney. L. & F. W. S. of N. A. part. II. S. 114 
P. fragilis Dkr. @ « « « « 122 . 43 
P. Haldemanni Dkr. « « « « « 110 
P. intermedius Phil, < « « < « 105 
P. Liebmanni Dkr. « « « « « 108 
P. tenuis Phil. ( « « « « 113 
P. trivolvis Say < « « « « 115 
P. tumidus Pfr. « « « « « 105 
P. mieromphalus Dkr. Briefl. Mitth. a. d. Verf. 
P. nov. spec. 
Segmentina. 
S. Berendti. (Planorbula) Tryon. Nach Ed. v. Martens in Amer. Journ. of Conch. 1866. p. 10. 
pl. 2 Fig. 14/16. 
Physa ER. 
P. aurantia Carpent. Binney. L. & F. W. S. of N. A. part. D. S. 97. 
P. Berendti Dk. Briefl. Mitth. a. d. Verf. NE se ar et 
P. eonspieua Uhde. mserpt., nach Ed. von Martens, Mus. Berol. 


3% 


5: 


69 
mexicana Phil. Binney. ]. c. part. II. S. 83 ER 
« « var. minor, nach Ed. von Martens er Berol. 
« « « minima « « « « «©. 
nitens Phil. Binney. l. e. part. II. S. 98 
« « var.? Strebel. ee Arc 
« « var. minor, nach Ed. v. Martens Mus. Berol. 


oseulans Haldemann. Binney. ]. ce. part. Il. S. 83. 85 
ovalis Wiegm. mscrpt. nach Ed. v. Martens M. Berol. 
spieulata Morel. Mor. Test. nov. 
ventriosa Uhde. mserpt. nach Ed. v. Martens Mus Beroll 
Ph. spec. ? 
Ph. nov. spec. . 


Limnaea 


attenuata Say. Binney. 1. c. part. II. S. 42. 
eubensis Pfr. (Bulimnaea) . 3 N 
subulata Dkr. Binney l. c. part. Il. S. 42 


Ancylinaeen. 
Aneylus. 


Sallei Bourg. Nach Ed. v. Martens in Magas. d. Zool. Janr. 1857. p. 16. 


Neritaceen. 
Neritina 
punetulata Desh. Enceycl. meth. pl. 455, Fig. 2 
reelivata Say. Binney. l. ce. part. III. S. 102 
virginea L. var. oblonga 


Erklärung der Tafeln 


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Abhandlung Naturrmissensch Verein. Hamburg. JS 13 Tayl. 


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Abhandlung Muumtssensch.Verein. Hamburg IS73 TIGE IL 


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#. Strebel, ger Druck v 6. / Herbst, Hamburg 
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Abhandlung Naturmissensch. Verein. Hamburg. 1873. Taf 


H. Strebel del. Lith0.WA Meyrn. Berlirw 


Abhandlung Naturmissensch. Verein. Hamburg. IS Taf IH 


H.Strebel del, Lih.o. WA.Meyr.Berlin 


Alhandlun g - MNaturmessensch. Verein Hamburg /S73 Zaf MI? 


4 Strebel, gez Druck». (./.Kerbst, Hamburg 


Abhandlung Naturmwissensch. Verein. Hamburg. 1873. Taf 


H.Strebel del Lith o MA Meyn Berlin. 


Abhandlung Naturmwissensch Verein. Hamburg I873 Taf 


H.Strebel del ; Lith o WA Meyr. Berlin 
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Abhandlung Naturnussensch Verein Hamburg IF73 


4 Strebel, ges 


Abhandlung Naturmissensch Verein Hamburg IST Taf VÜ. 


AH. Strebel, ‚geX- Druck v G. JHeröst, Hamburg. 


Abhandlungen 


aus dem 


Gebiete der Naturwissenschaften 


herausgegeben vom 


Naturwissenschaftlichen Verein 
zu 


HAMBURG-ALTONA. 


VI. 2. Kirchenpauer, Dr. G. H., Ueber die Hydroidenfamilie Plumularidae, einzelne Gruppen 
derselben und ihre Fruchtbehälter. (II. Plumularia und Nemertesia.) Mit 
S Tafeln. 


3. Bolau, Dr. H. (und Pansch, Dr. Ad.), Ueber die menschenähnlichen Affen des 
Hamburger Museums. I. Mit 2 Tafeln. 


Den MNitskedern und Theilnehmern 


der 


49. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 


FEsTaasE 


gewidmet vom 


Naturwissenschaftlichen Verein. 


HAMBURG. 
L. Friederichsen & Co. 


Geographische und nautische Verlagshandlung. 


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Ueber die Hydroidenlamilie 


Plumularidae, 


einzelne Gruppen derselben 


und ihre Fruchtbehälter. 


Von 


Dr. Kirchenpauer in Hamburg. 


I. Plumularia und Nemertesia. 


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Plumularia und Nemertesia im Allgemeinen. 


Die Familie der Plumulariden, welche sich von den ihnen zunächststehenden 
Sertulariden dureh die einreihige Anordnung der Polypenkelche und von allen theca- 
phoren Hydroiden durch das Vorhandensein der eigenthümliehen Nebenkelche unterscheidet, 
zerfällt in zwei natürliche Hauptabtheilungen oder Gattungen, deren erste unter dem Namen 
Aglaophenia in einem früheren Hefte dieser Schriften (Bd. V Heft 3, von 1872) mono- 
graphisch behandelt worden ist. An jene Abhandlung schliessen sich als Fortsetzung und 
Schluss die nachfolgenden Blätter, welche sich auf die nicht zu Aglaophenia gehörigen 
Arten von Plumulariden beziehen. Am besten liessen sich diese alle, mit alleiniger Aus- 
nahme der neuerdings bekannt gewordenen, weiter unten zu erwähnenden Ophiodes 
parasitica Sars, gleichfalls unter einem einzigen Gattungsnamen zusammenstellen; für die 
beiden Hauptgattungen wären dann, aus den schon früher (1. e. pag. 9) angeführten Gründen, 
die (ursprünglich gleich bedeutenden) Namen Aglaophenia (Lrx.) und -Plumularia (Lmk. ) 
zu wählen und es wäre, wie jene in 4, so diese gleichfalls in 4 Untergattungen zu zer- 
legen. Systematisch wäre dies wegen der nahen Verwandtschaft unter allen hierbei in Betracht 
kommenden Arten, einschliesslich der Antennularien, gewiss das richtigste Verfahren ; 
leider aber würde man dadurch mit der bisher allgemein üblichen Nomenelatur m Wider- 
spruch gerathen, welche nämlich gewisse einander näher stehende Speeies unter dem 
Namen Antennularia (Lmk.) oder Nemertesia (Lrx.) als eine besondere Gattung aufstellt. 
Um Verwirrung zu vermeiden, werden wir diese Eintheilung beibehalten, worüber unten 
Näheres anzugeben ist. 

Der durchgreifende Unterschied zwischen beiden Hauptabtheilungen ist in der 
früheren Abhandlung (pag. 9 ff.) bereits entwickelt. Bei Aglaophenia stehen die Polypiden 
und ihre Kelche (Hydrothecae), welehe bei allen Plumulariden einreihig am Stamme 
oder Zweige befestigt sind, in ununterbrochener Reihe unter einander, jeder von drei 
Nebenkelehen umgeben, nämlich zweien oben seitwärts neben der Mündung und einem 
unten an der Basis der Hydrothek — alle drei mit der Hydrothek verwachsen. Bei der 
anderen Abtheilung, Plumularia und Nemertesia umfassend , findet dies alles nicht statt; 
die Hydrotheken stehen mehr oder weniger weit von einander entfernt und sind mit den 
Nebenkelchen nieht verwachsen, sondern die Letzteren stehen gleichfalls isolirt und bei 
den meisten Arten auch nicht in der oben angegebenen Ordnung. Der Unterschied ergiebt 
sich auf den ersten Blick, wenn man die Taf. I der vorigen Abtheilung mit den Taf. I 
und II. der gegenwärtigen vergleicht, von denen die erstere die Hydrotheken der Aglao- 
phenia-, beide anderen diejenigen der Plumularia- und Nemertesia-Arten vergrössert darstellt. 


4 


Ausser diesem Unterschied glaubten wir noch einen, an sich wesentlicheren ‚bis 
dahin aber nieht beachteten, hervorheben zu können, nämlich das Vorhandensein der in 
jenem ersten Theil sogenannten Fruchtzweige, Gonocladia, welche der Aglaophenia-Gruppe 
eigenthümlich zu sem, der anderen Abtheilung, Plumularia und Nemertesia, gänzlich zu 
fehlen scheinen. Mit Bestimmtheit konnte darüber aber damals nieht und kann auch jetzt 
noch nicht geurtheilt werden, weil jetzt wie damals die Bildung und Gestalt der Fort- 
pflanzungsorgane von etwa der Hälfte oder einem Drittheil der Plumulariden noch unbekannt 
sind. Einen Zweifel begründet die seitdem bekannt gewordene Aglaoph. integra Sars, von 
weleher weiter unten die Rede sein wird. Von dieser Speeies aber abgesehen, kann auch 
jetzt noch bestätigt werden, was damals gesagt wurde: alle Aglaophenien, deren Frucht- 
behälter wir kennen, besitzen Gonocladien, alle übrigen Plumulariden, deren Fruchtbehälter 
wir kennen, besitzen dieselben nicht. 

Soll nun, nach diesen einleitenden Bemerkungen, über die einzelnen Theile des 
Polypenstockes dieser zweiten Abtheilung Näheres angeführt werden, so ist, was zunächst 
die Hydrotheken anlangt, über diese sehr wenig zu sagen. Sie sind bei Weitem nicht so 
mannigfaltig geformt wie bei Aglaophenia, smd auch meistentheils kleiner, im der Regel 
einfache, kurze, rundliche Hüllen, topfförmig oder zuweilen etwas glockig ausgebuchtet 
und ohne ausgezackten Rand. Die verschiedenen Formen sind auf Taf. I und II 
zusammengestellt. 


Gonotheken. 


Mamnigfaltiger ist hier die Gestalt der Gonotheken; jedoch blieb bei dieser Ab- 
theilung der Familie das Bemühen erfolglos, eine charakteristische Gestaltung dieser 
Organe zu finden, welehe entweder für die ganze Abtheilung oder für einzelne Gruppen 
derselben bezeiehnend wäre, wie es bei Aglaophenia allerdings gelungen war. Das Fehlen 
der (ronocladien ıst, wie schon erwähnt, so weit bis jetzt bekannt, allen Plumularien und 
Antemnularien gemem. Einigen, wie z. B. Plum. Catharina Johnst. und Pl. obeoniea mihi, 
eigenthümlich ist der Ersatz der bei Aglaophenia durch die Fruchtzweige oft in grosser 
Anzahl getragenen kleinen und einfachen Nematotheken durch emige wenige, aber ver- 
hältnissmässig grosse triehterförmige Nematotheken, welche ohne bestimmte Ordnung 
unmittelbar der äusseren Chitinhülle der Gonothek aufsitzen (Taf. IIT Fig. 5 u. 12); die 
Gonotheken selbst sind, bei dem Fehlen der Gonoeladien , entweder mit kurzen Stielen 


. 5 N L; 
oder ganz unmittelbar au dem Stamm oder dessen Aestehen, zuweilen in den Achseln der 


Letzteren befestigt; die weiblichen sind, wie bei verschiedenen Sertularien, häufig grösser 
als die männlichen u. s. w., aber eine nähere Verwandtschaft unter denjenigen Arten, denen 
die eine oder die andere dieser Eigenthümlichkeit gemeinschaftlich ist, war nieht zu 
finden. — Uebrigens lassen sieh die bis jetzt bekannten Formen von Gonotheken der 
Plumularien und Nemertesien etwa folgendermaassen zusammenstellen: 

1) Die stachliehen Gonotheken ( Vesieulae eristatoserratae Lamarck), sind bis jetzt 
nur bei Pl. echinulata bekannt (Taf. III Fig. 10, 102). Auf den ersten Blick scheinen 
die Fruchteapseln dieser Speeies den Corbulis der ersten Gruppe von Aglaophenia (ÜUala- 


thophora) analog zu sein und deswegen dorthin zu gehören, denn sie sind wie jene, von 


£0) 


stachlichen Bändern umgeben. Allem ihre Beschaffenheit ist eine ganz andere. - Während 
die eorbula ein gefiederter Fruchtzweig ist, dessen zusammengeklappte Fiedern mit eim- 
ander verwachsen sind und so die Querrippen der Hülse bilden, sind hier die Bänder 
nur Hautfalten und zwar Längsfalten der äusseren Membran, die auch nicht wie jene 
Fiedern mit Nematotheken, sondern nur mit Stacheln oder Dornen besetzt sind. Diese 
Dornen befinden sich nur auf der oberen Hälfte der Gonothek und werden nach oben zu 
länger. Während ferner die Uorbula der Aglaophenien eine grössere Anzahl (8 bis 18) 
Gonangien umschliesst, enthält die Gonothek der Pl. echinulata nur ein einziges, grosses 
Gonangium, in welchem übrigens viele Eier sich befinden (nicht wie bei der eorbula in 
jedem Gonangium nur em Ei). Die Gonotheken der Pl. eehinulata sind mit kurzen 
Stielen am Stamm oder an den Wurzelröhrchen befestigt. 

2) Die Früchtehen von Pl. pinnata (vesieulae ore coronatae Lamarck) erscheinen, 
wenn ausgeleert, gleichfalls domig und schliessen sich in sofern den oben beschriebenen 
an. Sie sind länglich oval, unten in einen kurzen Stiel zugespitzt, oben horizontal abee- 
stutzt; oben ıst die chitinöse Hülle mit Längsfalten versehen, die nach dem oberen Ende 
eonvereirend in einem Mittelpunkt zusammenlaufen. Bei Eintritt der Reife öffnet sich 
die Kapsel, indem die Falten ausemander reissen und die so entstehenden spitzen Lappen 
sich aufriehten, um den Inhalt ausschlüpfen zu lassen (Taf. III Fig. 7). Die entleerten 
Gonotheken haben also eimen zackigen, oder wie Ellis bemerkt, einen gleich einer Krone 
getheilten Rand. Sie sind nach Hmeks niemals axillar*) und sitzen in zwei Reihen neben 
einander an der Hydrorhiza oder am Stamm. Die weiblichen, welehe mit den männliehen 
an demselben Stock entstehen, sind zahlreicher und grösser als diese und enthalten (nach 
Hassall) je drei oder vier dunkel getärbte Eier. Den geöffneten Gonotheken von 
Pl. pinnata ganz ähnliche Früchtchen bildet Dalyell (Rare and remark. Animals; Pl. XXXIX 
Fig. 15) ab und bemerkt, sie hätten sieh in grosser Menge zwischen seinen Exemplaren 
von Antennüularia antennina gefunden, hätten aber nieht wie bei dieser rund um den 
Stamm, sondern m Reihen an demselben (also wie bei Pl. pinnata ) gesessen; jede Kapsel 
habe eme planula enthalten; am 13. September schlüpften etwa 50 soleher planulae aus; 
am folgenden Tage stiegen aus stachligen Wurzeln zarte Stämmehen auf, aus denen sich 
am 18. September je eine Hydra entwickelte, am 21. waren alle abgestorben. Dass diese 
Gonotheken der A. antennina angehörten, bezweifelt Dalyell selbst. Wahrschemlich hatte 
er (onotheken von Pl. pimnata vor sich, deren Entwickelung Gosse (A naturalists rambles: 
S. 287 ff.) ähnlich beschreibt. Den Boden eines Glasgefässes, in welches er einen Büschel 
der Plumularia mit zahlreichen Gonotheken gethan hatte, fand er m 3 bis 4 Tagen mit 
Hunderten von jungen Polyparien besetzt, meistentheils nur erst aus einem Gliede be- 
stehend, einige schon mit Anfängen emes zweiten Gliedes. Dazwischen krochen auf dem 
Boden zahlreiche sehr kleme wurmartige Thiere von undurchsichtiger weisslicher Farbe. 
Diese planulae fanden sieh auch m den Gonotheken, wenn man sie mit einer Nadel 
öffnete. Die Thierchen bewegen sich Anfangs frei von ihrer Stelle; am folgenden Tage 
haben einige sich festgesetzt und ihre Bewegung besteht nur noch darin, dass sie einzelne 
Theilehen ihres Körpers ausstreeken und die Gestalt veränden. In einem folgenden 


*) Johnston Pl. XXI Fig. 5 bildet indessen einige ab, welehe an den Achseln zu sitzen scheinen. 


» 


6b 


Stadium hat sich der körnige Inhalt derselben aus den Rändern, welehe durehsiehtig und 
farblos geworden sınd, in die Mitte zurückgezogen; hier, zu einer unregelmässigen Figur 
zusammengeballt, giebt er einer kleinen Röhre den Ursprung, welche nach kurzem Wachs- 
thum sich in Glieder eimtheilt; die körnige Masse aus der Basis steigt in der Röhre auf- 
wärts, im unteren Theil derselben nur als ein centraler Faden, oben aber die ganze Röhre 
ausfüllend. Hier entwickelt sich dann aus der Röhre die erste Hydrothek und aus deren 
Inhalt (dem Coenosark) das erste Polypid. 

3) Die Gonotheken von Pl. similis Hineks sind den unreifen Gonotheken der 
Pl. pinnata insofern ähnlich als sie unten im einen kurzen Stiel verdünnt, oben abgestutzt 
und in mehrere undeutliche Lappen getheilt sind; diese aber bleiben auch nach Eintritt 
der Reife in Zusammenhang, so dass am Rande keine Zacken, sondern höchstens einige 
schwache Ausbuchtungnn entstehn. (Taf. III Fig. 15.) 

Diese drei Formen haben das Gemeinschaftliche, dass der obere Theil der Kapsel 
durch Längsfalten vertikal geriffelt ist, — Falten, deren jede bei Pl. echinulata mn mehrere 
lange Dornen verläuft, bei Pl. pinnata ihr Ende als scharfe Spitze von den übrigen 
loslöst, wenn die planula ausschlüpft, bei Pl. similis aber mit den andern Falten verbunden 
bleibt. — In die Stelle dieser Längsfalten treten 

4) Bei Pl. halecioides Alder (Taf. III Fig. 14) sehr deutliche Querfalten, 
welehe die unten zugespitzte, oben horizontal gestutzte Kapsel fast regelmässig geringelt 
erscheinen lassen. Im derselben befindet sich em einzelnes, viele Eier enthaltendes 
(Gonangium, welches länglich-oval von der Basis der Gonothek in die Höhe steigt. Die 
(Gonotheken sind mit ganz kurzem Stiel einzeln oder in Büscheln am Stamm befestigt. — 
An dem von Heller (Zoophyten der Adria) unter dem Namen Anisocalyx pinnatifrons 
abgebildeten Exemplar sitzen sie zu 3 oder 4 ganz unten, unmittelbar über der Hydrorhiza. 

5) An Form und Inhalt gleichen den eben beschriebenen die Gonotheken von 
Nemertesia intermedia m., nur sind sie glatt (nicht geringelt oder quergestreift); sie sind 
mit einem keulenförmigen Stiel meistens in der Nähe des Stammes an den Zweigen befestigt. 

6) An diese Form schliesst sich die weibliche Gonothek der Pl. Catharina 
Johnst., welehe birnförmig nach unten in einen Stiel verdünnt, oben schräge abgestutzt 
ist, aber so dass die Oeffnung kleiner ist als der Umfang der Kapsel an ihrer dieksten 
Stelle; ausgezeichnet sind diese Gonotheken dureh einen runden Deckel der nach aussen 
aufklappt (Fig. 21). Uebrigens befinden sich diese weiblichen Gonotheken, deren jede 
nach Hincks ein Gonangium mit nur einem Ei enthält, mit den (anders geformten) 
männliehen an demselben Stamm, oft an demselben Zweig und zwar unmittelbar unter 
einer Hydrothek. Ebenso sind die &onotheken von P. frutescens geformt (Fig. 9), nur 
ist ihre Oeffuung und deren Deckel im Verhältniss viel grösser. 

7) Sehr ähnlich sind die weiblichen Gonotheken von Pl. obconica m. (Taf. III 
Fig. 5), aber der Deckel ist nieht eben, sondern hochgewölbt und überhaupt ist der obere, 
die Oeffnung umgebende Theil eigenthümlich gebildet; es scheinen mehrere Membranen 
über einander zu liegen, von denen die innerste die Höhlung der Gonothek abschliesst, 
während die äussere oben frei sich erhebt, die Oeffnung umgiebt und den Deckel trägt, 
der nach der Reife aufklappt und nach dem Ausschlüpfen der Planula sich umstülpt, so 
dass die Wölbung nun in die leere Gonothek hineinhängt — wie dies bei einer Vergleichung 


1 


zahlreicher, in verschiedenem Zustande befindlicher, sehr durchsichtiger Gonotheken zu 
ersehen war; volle, unverletzte Exemplare fanden sich unter den untersuchten nicht. Was 
diese Gonotheken vor allen auszeichnet, sind die vielen grossen Nematotheken, mit 
welehen sie besetzt sind. An der von Hincks abgebildeten Geschlechtskapsel von Pl. 
Catharina befindet sich unten an der Basis ein Paar langer trichterförmiger Nematotheken, 
ebenso bei Pl. eornucopiae Hincks; an unserer Species befanden sich deren fast immer 
4, 5 selbst 6 oder 7 bis zur Spitze hinauf und auch auf dem Deckel. Die in die Gonothek 
hineinragende und sie der Länge nach durchziehende Abzweigung des Coenoscark liegt 
fest an der einen Wandung der Kapsel und aus derselben wachsen nach aussen die 
Nematotheken hervor. Die weiblichen Gonotheken enthalten jede em Gonangium mit 
vielen Eiern. Sie sind 4 bis 5 mal so gross wie die männlichen, sind, wie diese, sehr 
zahlreich, sitzen an demselben Ast, (aber wie es scheint niemals auf demselben Zweige) 
und zwar immer unmittelbar unter einer Hydrothek. 

S) Die (Gonotheken von Nemertesia ramosa (Tat. III Fig. 22), Plumularia 
cornucopiae Hincks (Taf. III Fig. 17), Heteropyxis Norwegica Sars sind zwar in der 
Grundform der vorigen ähnlich, unten lang gespitzt, im der Mitte bauchig und oben an 
der Oeffnung wieder kleiner; dabei aber sind sie einwärts gekrümmt, mit der Oeffnung 
dem Stamme zugekehrt, so dass dieselbe "seitlich (nieht terminal) erscheint. Noch mehr 
als bei der Nemertesia ist das bei Pl. cornucopiae der Fall, wo die Krümmung so stark ist, 
dass die Oeffnung eine ganz vertikale Stellung einnimmt, was um so eigenthümlicher 
aussieht, als die Gonotheken oft paarweise eimander gegenüber stehen; am unteren Ende 
sitzen ein Paar trichterförmige Nematotheken. 

9) Entschieden seitlieh ist die Oeffnung der übrigens eiförmigen Gonotheken von 
N. antennina (Taf. III Fig. 26), welehe oben und zwar an der dem Stamm zugekehrten 
Seite schräg abgeschnitten sind; die dadurch entstehende Oeflnung ist mit einem platten 
Deckel versehen, der an einer Angel hängt. Die weiblichen enthalten je ein Gonangium 
mit einem grossen gefärbten Ei. — Grosse (Rambles Seite 315 ff.) hat die Entwickelung 
derselben zu einer Planula vollständig beobachten können. Dieselbe nimmt noch innerhalb 
der Kapsel eine birnförmige Gestalt an und bedeckt sich mit kurzen Cilien, macht einige 
langsame Bewegungen, indem sie sich zusammenzieht und wieder ausdehnt, und drängt 
sich dann allmähliıg aus der Oeffnung, wobei sie den Deckel hinaufdrückt, der, nachdem 
das Thierchen endlich heraus ist, wieder zuklappt. Dasselbe war nach dem Ausschlüpfen 
fast !/30 Zoll gross, wuchs noch innerhalb des ersten Tages bis auf !/2ı Zoll und glitt 
mit Hülfe seiner Wimper auf der Oberfläche des Wassers dahin. Nach anderthalb Tagen 
setzte es sich in einer Eeke des Glasgefässes fest, mit dem dieken Ende des birmförmigen 
Körpers am Glase haftend. Das dünnere Ende verlängerte sich und ward dann durch 
eine leichte Einschnürung von dem unteren Theil geschieden; eme zweite Einschnürung 
entsteht ungefähr in der Mitte der Verlängerung, aus welcher sich der gelbliche Inhalt 
in die unteren Theile zurückgezogen hat. Am 4ten Tage war die dünne Verlängerung 
zu einer durehsichtigen, glashellen oben geschlossenen Röhre ausgewachsen , in welcher 
aus einer dünnen weissliehen Masse allmählig das körnige Coenosark sich verdickt; am 
folgenden Tage wuchsen aus dem unteren diekeren Theil seitwärts ein Paar zarte 
Abzweigungen hervor, die künftigen Röhrchen der Hydrorhiza. 


10) Mit der Form der Gonotheken von Antennularia antennina stimmt diejenige 
der männlichen von A. paradoxa m. überein; doch ist die seitliche grosse runde Oeffnung 
mit emem wulstigen Rand versehen; sie sitzen wie jene in den Achseln der Zweige. 
(Tat. III Big. 272.) 

11) Ein länglich eiförmiges Bläschen, nach unten und oben mehr oder weniger 
zugespitzt, bilden die männlichen Gonotheken einiger, namentlich dreier Plumulariden, 
die unter einander nur wenig verschieden sind; am meisten nähern sich der Eiform 
diejenigen von Pl. obeonica (Fig. Da), etwas dünner nach oben und stumpf gespitzt sind 
sie bei Pl. Catharina (Fig. 13), ganz schlank und spitz bei Pl. setacea (Fig. 11a). Sie 
sind axıllar und haben eime ganz kleine termmale Oeffnung ohne bemerkbaren Deckel. 

12) Die verbreitetste Form endlich scheint diejenige der weiblichen Gonothek 
von Pl. setacea, (Fig. 11) und Anderer, nämlich mehr oder weniger oval, unten in einen 
langen Stiel, oben m emen verdünnten Hals übergehend; oder mit anderen Worten ein 
in der Mitte bauchig gewölbter Uylinder, m welchem mehrere Eier an eimander gereiht 
liegen. Auch hier, bei Pl. setacea, hat Gosse (l. e. 811, 812) die Entwickelung derselben 
beobachtet. Von 5 oder 6, die sich in einer Kapsel befanden, waren die untersten noch 
regungslose Kügelehen, während die obersten zu länglichen, fast wurmförmigen, bewimperten 
Planulae umgebildet in voller Bewegung waren und erst langsam, dann mit zunehmender 
Geschwindigkeit in dem dünnen Halse der Kapsel aufwärts stiegen (Taf. III Fig. 11b). 
Die Gestalt verändernd drängte sich die Planula durch die Oeflnung und schwamm , als 
sie frei war, mit dem dicken Ende voraus im Wasser weiter; nachdem das T’hierehen 
zuerst sich um die Längs- Achse fortwälzend, dann gerade aus schwimmend mit Hülfe 
seiner Wimper eine halbe Stunde sich bewegt und etwa das zwanzigfache semer ursprüng- 
lichen Länge erreicht hatte, setzte es sich fest. 

Uebereinstimmend in der Form mit denjenigen von Pl. setacea sind die weiblichen 
(onotheken von Pl. Gaymardi, so wie einer gewissen Gruppe Nemertesien, bei denen 
sie an besonders geformten Hydrocladien befestigt sind, nämlich N. deeussata m., N. hexa 
sticha m., Pl. Johmstoni. Sie enthalten (so viel bekannt) ein Gonangium mit vielen Eiern. 
Ihre Stellung ıst axıllar; *) bei Pl. setacea sitzen sie oft in langer Reihe am Stamm; 
ebenso bei A. ramosa (Taf. III Fig. 6, 24). 


Nematotheken. 


Nächst den Gonotheken verdienen ferner die Nematotheken besondere Aufmerksam- 
keit, theils weil sie bei der Bestimmung der Arten in dieser Abtheilung eine bedeutendere 
Rolle spielen als selbst die Hydrotheken, theils und hauptsächlich weil sie in den letzten 
‚Jahren den Gegenstand genauerer Untersuchung (namentlich von Allman, Hincks und And.) 
gebildet haben. Anzuführen ist zunächst, dass der Unterschied, welcher bei Aglaophenia 


*) Johnston Brit. Zooph. Ed. 2 pag. 465 giebt eine ihm von Busk mitgetheilte Abbildung von Pl. setacea mit 
zahlreichen an der Hydrorhiza sitzenden weiblichen Gonotheken, die überdies auch anders geformt, oben 
mit kleinen Zacken versehen sind. Dieselben scheinen aber zu einer andern Speeies zu gehören (wahrscheinlich 
Pl. pinnata). Ebenso hat Dalyel (Rare and rem. An. Taf. 39 Fig. 10) die Gonotheken einer an N. antennina 
parasitischen Pl. setacca als der Ersteren angehörig bezeichnet. 


\ı 


9 


regelmässig zwischen dem unteren und den beiden oberen oder seitlichen Nebenkelchen 
stattfindet, und welcher uns veranlasste dieselbe mit zwei verschiedenen Benennungen 
Nematocalices und Nematothecae zu benennen, bei Plumularıa und Antennularia nicht vor 
kommt, so dass hier alle mit demselben Namen Nematotheca bezeichnet werden können. 
Vorherrsehend ist unter diesen eine Form, welche wir bei Aglaophenia nicht gefunden 
haben. Hineks bezeichnet sie als zweikammerig (Bithalamie). Dieselbe besteht aus zwei 
mehr oder weniger deutlich geschiedenen Abtheilungen, einer nach unten zu verjüngten, 
allmählig zugespitzten Röhre und einer darüber befindlichen flachen Schale, so dass das 
ganze nur mit der Bassis angewachsene Gebilde trichterföürmig erscheint, wie sie 
sehon 1845 Meneghini 1. ce. sehr deutlich bei Plumularia seeundaria Men. und bei Anten- 
nularia antennina abgebildet hat. (Unsere Taf. I Fig. 18, II, 26). — Den Gegensatz gegen 
diese zweikammerigen Nematotheken bilden die an anderen Arten vorkommenden einfachen, 
bei denen eine solehe Abtheilung in zwei Kammern nicht stattfindet, wenigstens nicht 
äusserlich erkennbar ist. Ihre Gestalt wechselt in den verschiedenen Zwischenformen 
zwischen einem geraden oder: hakenförmig gebogenen Röhrchen und einer blossen oben 
offenen Aussackung der Chitinhülle des Zweiges. Bei Plumalaria Catharina Johnst. und 
einigen anderen Arten ist die Nematothek nicht unmittelbar auf der gemeimschaftliehen, 
das Coenosare umhüllenden Röhre, sondern auf einer hohen, verhältnissmässig dünnen 
Anschwellung desselben befestigt, welche sie als gestielt erscheinen lässt; bei anderen 
fehlt dieser Stiel. Verschiedene Formen von Nematotheken sind auf Taf. I u. [I mit abgebildet. 

Auf einen besonderen Unterschied in der Bildung verschiedener Nematotheken 
hat Allman aufmerksam gemacht in einer Abhandlung (Ann. & Mag. 1872 Vol. IX 
pag. 364 ff.), in welcher er die Analogie zwischen einigen dieser Gebilde und den Zellen 
der fossilen Graptolithiden besprieht. Es ist darüber weiter unten Näheres angegeben 
und hier vorläufig nur hervorzuheben, dass Allman jene Zellen nicht den Hydrotheken, 
sondern den Nematophoren der lebenden Plumulariden vergleicht, weil ihr Hohlraum nicht 
wie bei den Hydrotheken durch Einschnürung oder Diaphragma von dem gemeinschaft- 
lichen Canal getrennt sei, sondern offen in denselben übergehe. Bei den Nematophoren 
ist nun bald das Eine, bald das Andere der Fall. Letzteres scheint, so weit ich habe 
ermitteln können, bei den Nematotheken der Aglaophenia- Arten, Ersteres bei denjenigen 
von Plumularia und Nemertesia in der Regel der Fall zu sein — aber nur im der 
Regel, denn es kommen nach beiden Seiten Ausnahmen vor (wie z. B. bei den Nema- 
totheken von Plumularia Gaymardi Lrx. em soleher Abschluss fehlt). Zu den mit einer 
verengten Basis an der gemeinschaftliehen Hauptröhre befestigten Nematotheken gehören 
nun vor allen die den Plumularia- und Nemertesia- Arten eigenthümlichen, oben be- 
sehriebenen trichterförmigen, zweihäusigen Nebenkelche und diese scheinen, wie das sich 
wegen ihrer dünnen Anheftungsstelle sehr wohl erklärt, in der Regel beweglich zu sein, 
auch leicht abzufallen. Man hat also zwischen beweglichen und unbeweglichen 
Nematotheken zu unterscheiden. 

Was nun aber den Inhalt dieser beweglichen oder unbewegliehen Nematotheken, 
nämlich die (auch in dem ersten Theil) als Nematophoren bezeichneten Abzweigungen des 
Coenosare anlangt, so sind über die Bedeutung derselben (und deswegen auch über den 
Namen) Zweifel angeregt worden, namentlich von Allman, welcher in den Nematotheken 


2 


10 


von Antennularia antennima und Aglaophenia pluma nur einer weit ausstreekbaren proto- 
plasmatischen Masse erwähnt (Ann. and Mag. 1572 Bd. 9 pag. 370) und von Hincks 
zunächst in der Einleitung zu den British hydr. Zooph. pag. XVIII, dann aber besonders 
in einer diesem Gegenstand gewidmeten Abhandlung: The sareothecae of the Plumularidae 
(in Annals and Mag. Novbr. 1872). Die letztere Abhandlung giebt interessante Resultate 
von Beobachtungen an lebenden Plumulariden. Sowohl bei Aglaophenia pluma als bei 
Plumularia setacea und Pi. pimnata ist das in der Nematothek befindliche, sich von dem 
Coenosare abzweigende Stück Sareode, welches Hincks Sarcostylus nennt, in zwei Enden 
oder Lappen gespalten, von denen der an der äusseren Seite befindliche im einen Büschel 
von Fadenzellen ausläuft, der an der imneren Seite (dem Stamm oder Zweig zugekehrte) 
aber nicht. — Zu bemerken ist hierbei übrigens, dass diese Theilung des Sarcostyls 
in zwei Lappen schon 1863 von Semper in einem vorläufigen Reisebericht aus den 
Philippinen (Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd. XIII Heft 4) m der kurzen 
Beschreibung eines Hydroidpolypen (Aglaophenia Philippina mihi) erwähnt wird, indem 
er bemerkt, dass die beiden seitlich neben der Oeffnung der Hydrothek befindlichen 
Nebenkelehe ““ Nesselpolypen” enthalten; jede derselben habe zwei Endungen, die eine 
mundlos und ohne Nesselzellen, die andere mit einem diehten Büschel langer Nesselzellen, 
die meist in toto bei der leisesten Berührung abgestossen werden. Auf einer zu diesem 
Reisebericht gehörigen Tafel (l. e. XNXXVII Fig. 4) sind die beiden Enden des Sar- 
eostyls und die Art, wie auf dem einen die Nesselzellen befestigt sind, in starker 
Vergrösserung abgebildet. Beschreibungen der Nesselzellen selbst und der darin befind- 
lichen Fäden finden sich bei Allman (Monograh of Tubularıan Hydroits 1870, Bd. I, 
pag. 119 und 129) für Hydroiden, nämlich für Coryne, Gemmaria und Hydra, und noch 
genauer bei Möbius (“Ueber den Bau ete. der Nesselkapseln ,” in einem früheren Hefte 
dieser Abhandlungen, Hamburg 1866) für Caryophyllia Smithii, Sagarthia rosea, Cyanea 
eapillata, Corynaetis viridis ete. Der Mechanismus ist bei Allen ungefähr derselbe. Der 
sehr lange Faden, zuweilen mit feinen Haaren versehen, liegt spiralig aufgerollt oder 
unregelmässig zusammengewickelt in der länglichen Zelle; er bildet die Verlängerung eimer 
am offenen Ende der Zelle befestigten, in dieselbe hineingestülpten kegel- oder eylinder- 
förmigen Röhre; bei dem leisesten Druek von aussen wird diese Röhre mit dem Faden 
umgestülpt und hinausgeschnellt, indem der Letztere sich plötzlich zu semer ganzen Länge 
abwickelt; so dringt die Spitze desselben in die weichen Theile der sieh nähernden Beute 
ein, wobei, wie es scheint, eine Flüssigkeit ausgespritzt wird. Die Zelle mit diesem 
ganzen Apparat fällt dann ab und wird später durch eine neue ersetzt. 

Ganz anders verhält sich nach den Beobachtungen von Allman und Hincks das 
andere nicht mit Nesselfäden versehene Ende des Sareostyls in den Nematotheken der 
Plumulariden. Dieses dem Stamm oder Zweig zugekehrte Ende, aus einer einfachen 
körmigen Substanz ohne Nesselzellen bestehend, kann aus der Oeffnung der chitinösen 
Nematothek herausgestreckt werden und sich, wie die Pseudopodien der Rhizopoden, ver- 
längern, in verschiedenen Gestalten ausbreiten und wieder zurückziehen. Bei Aglaophenia 
pluma sah Allman (wie schon in dem ersten Theil dieser Abhandlung erwähnt) dieses 
dehnbare Protoplasma in die Höhlung der Hydrothek hinein sich ausstreeken, bei Plumu- 
laria setacea sah es Hincks als emen langen Strang zuweilen auch wieder in zwei Arme 


nl 


gespalten, sich im Freien (in dem umgebenden Wasser) ausdehnen. Aehnliches wurde 
von Allman bei Antennularia antennina beobachtet und bei Pl. frutescens beobachtete 
Hincks, wie dasselbe in langen, fädliehen Ausläufern aus den Nematotheken hervortrat und 
allmählig alle Zweige des Stocks wie mit emem Netz von Sommerfäden umspann. Auf 
diese Erscheinungen stützen sich die Zweifel, ob wirklich die in Rede stehenden Organe 
zur Vertheidigung oder zum Angriff bestimmt seien. Hincks vermuthet vielmehr, dass sie 
mit der Ernährung der Colonie in Zusammenhang stehen, bezweifelt, dass man sie, wie 
ich gethan, als “ Wehrthiere” bezeiehnen könne , verwuft auch die Benennung Nemato- 
phoren und schlägt vor, die chitinösen Hüllen Sareotheeue und den Inhalt, wie erwähnt, 
Sarcostylus zu nennen. 

Gegen das Letztere ist gewiss nichts einzuwenden, obschon ebensowenig bestritten 
werden kann, dass wenn dieser zweispaltige Stiel auch nur auf der eimen Spalte F aden- 
zellen trägt, der Sareostyl auch zugleich ein Nematophor ist und wenigstens in diesem 
Falle die ehitinöse Hülle desselben ebensowohl als Nematothek bezeichnet werden kann. 
In wie weit aber diese Verhältnisse bei allen Plumulariden wirklich dieselben sind, müssen 
erst weitere Untersuchungen an lebenden Exemplaren ergeben. Bei der von Semper 
beschriebenen Aglaophenia hatten die beiden oberen, nicht aber die untere Nebenzelle 
diese Beschaffenheit. Allman bildet bei Aglaophenia pluma gerade die untere Nebenzelle 
mit dieser Gabelung des Sareostyls ab, aber ohne der Nesselfäden zu erwähnen, und bei 
verschiedenen Plumularien hat Hineks in den Nebenzellen Beides gesehen. — Was aber 
die physiologische Bedeutung dieser Organe anlangt, so existiren über die ausdehnbare 
Sareode meines Wissens bis jetzt nur Vermuthungen, welche auf übrigens nahe liegenden 
Analogien mit dem Protoplasma der Foraminiferen beruhen; hinsichtlich der Nesselfäden 
aber dürfte doch wohl, namentlich nach der von Allman (Tubularidae pag. 129) gegebenen 
Sehilderung von dem Eindringen der Fäden in die zarteren Gewebe eines mit einer Hydre 
in Berührung gebrachten Wurms ete., kaum zu bezweifeln sein, dass sie als Waffen benutzt 
werden oder benutzt werden können. Nach Möbius (l. e.) kommen freilich “bei Polypen 
und Quallen die meisten Nesselfäden in ihren eigenen Magen, wo sie möglicherweise die 
Verdauung befördern; einige Seerosen bilden sich eine Hülle aus entladenen, unter ein- 
ander verklebten Nesselkapseln; manche Polypen, welche ihren Ort verändern, verwenden, 
wenn sie fortschreiten, Nesselkapseln zum Anheften ihrer Tentakel.” Von Plumulariden 
wird dies Alles nicht angeführt, während ihre verletzende Eigenschaft, also wenigstens 
Brauchbarkeit zu Angriff und Vertheidigung, aus manchen Beispielen erhellt. Schon im 
ersten Theil dieser Abhandlung, (pag. 47) ist bei Aglaophenia urens Binder die (schriftlich 
beigefügte) Erzählung des Finders derselben angeführt, dass sie ihn beim Baden m der 
Java-See gebrannt habe wie Brennesseln; und Semper (1. e.) erzählt von den Pelew-Inseln 
wörtlich: ‘“ Die Excursionen auf den Riffen werden sehr verleidet durch einen enorm grosse 
Colonien bildenden Hyroidpolyen, den man auf den ersten Anblick für ein Bryozoum 
nimmt. Geräth man in eine dieser Colonien, die fast von Manneshöhe sind, so empfindet 
man augenblicklich ein furehtbares Brennen, das stundenlang anhält; sie sind den Ein- 
geborenen wohl bekannt und heissen rongekate, d.h. “was kratzt.” — Ich habe schon 
erwähnt, dass dieses Rongekate, dessen Nematotheken auch Semper abbildet, nach den mir 
mitgetheilten Exemplaren jedenfalls eine Art (oder wahrscheinlich 3 verschiedene Arten) 


DES 


= 


von Aglaophenia sind; bei einer derselben (A. Philippma) fanden sich noeh bei Unter- 
suchung der Spiritus - Exemplare die abgestossenen Nesselfäden in grosser Menge. — 
Neuerdings hatte ich Gelegenheit, eine von Möbius (1875) aus Mauritius in Spiritus mit- 
gebrachte Aglaophemia zu untersuchen. Die Polypen im den Hydrotheken waren zurück- 
gezogen und zu formlosen Klumpen zusammengeballt, während dagegen aus den 
Nematotheken Büschel von 'zahlreiehen Fäden weit hervorragten. Auf meine desfallsige 
Bemerkung schrieb mir Professor Möbius, die Aglaophenia, die er an der Insel Passe, 
südlich von Fouquets (bei Mauritius) auf den Felsen gefunden, habe fürchterlich gebrannt, 
was auch seinen Fischern schon bekannt gewesen; er habe eine Stunde lang Sehmerz an 
der Hand gefühlt, als er sie angefasst hatte. 

Eine neue Bereicherung hat unsere Kenntniss der Nebenkelehe der Plumulariden 
(seit dem Erscheinen des ersten Theils) durch die Entdeckung der Ophiodes parasitica 
von Sars (Bidrag til Hydroider, 1873) erhalten, für welehe Hincks zum Unterschied von 
seiner zu den Haleeiiden gereehneten O. mirabilis den Namen Ophionema vorschlägt. 
Diese ist eine Plumularide — um nicht zu sagen eine Plumularia — unterscheidet sich 
aber durch eigenthümliche Nematotheken. Die Letzteren haben die Form kleiner gestielter 
Becher, welehe etwas unterhalb der Hydrothek am Hydrocladium befestigt sind. Aus 
einem solehen Becher reekt sieh ein dünnes, langes, schlangenförmiges Organ, welches 
aus dem Coenosark abzweigend, sich im freien Wasser aufwärts richtet, die darüber 
befindliche Hydrothek überragt, und am oberen Ende in einem mit Tentakeln besetzten 
kugeligen Köpfehen abschliesst, das reichlich mit Nesselfäden versehen ist. Diese Organe, 
welche Hineks zuerst bei dem von ihm entdeekten Ophiodes mirabilis fand, unterscheiden 
sich sehr wesentlich von den aus den gewöhnlichen Nematotheken heraustretenden Pseudo- 
podien; allerdings aber wäre es möglich, dass einzelne der Plumularien, von denen wir 
nur die abgestorbenen Nematotheken kennen, im lebenden Zustande ähnliche schlangen- 
artige Organe enthalten. 

Nach allem diesen dürfte über die der Plumulariden -Familie eigenthümlichen 
Organe, von denen hier die Rede ist, von künftigen Untersuchungen an lebenden Exemplaren 
noch vielfacher Aufschluss zu erwarten sein, das bis jetzt Bekannte aber übersiehtlich so 
recapitulirt werden können: 1) Bei Aglaophenia ist immer jede Hydrothek von 3 mit ihr 
zusammenhängenden Nebenkelehen umgeben, deren 2 einander gleiche zu beiden Seiten der 
Oeftnung, die dritte unter der Basis des Polypenkelches befestigt sind, mit dessen Lumen 
das ihrige in Zusammenhang steht. Die in jede dieser drei Nebenkelehe eindringende 
Abzweigung des Coenosare, der Sareostyl, theilt sieh in 2 Enden, von denen das eine 
Nesselzellen trägt, das andere nicht; das Letztere kann sich ausdehnen, aus eimer Oeffnung 
der Nematothek (welche bei Maerorhynchia deren zwei hat) heraustreten und sich in 
verschiedenen Gestalten ausbreiten oder verlängern. Fine dritte Art von Nematotheken 
findet sich, gleichfalls bei Aglaophenia, getrennt von allen Hydrotheken, an den Gonocladien, 
welche entweder frei oder zu Hülsen verwachsen die Gonangien tragen. — 2) Bei 
Plumularia und Nemertesia findet sich statt dieser dreierlei Nematotheken an jeder 
Species nur eine Form, meistentheils zweikammerig, triehter- oder umgekehrt kegelförmig, 
mit dem spitzen Ende beweglich an dem Zweig befestigt, zuweilen anders gestaltet und 
einkammerig, niemals mit |den Hydrotheken im Zusammenhang. Auch bei Plumularia 


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ist übrigens der in dem Nebenkelehe befindliche Sareostyl so beschaffen wie bei Aglaophenia ; 
bei Nemertesia scheint ihm das mit Nesselfäden bewaffnete Ende zu fehlen. — 3) Ganz 
abweichend ist die Beschaftenheit der schlangenförmigen Organe von Ophionema, mit einer 
kurzen beeherförmigen Nematothek an ihrer Basis. — +) (Die fossilen) Graptolithen haben 
vielleicht nur Nematotheken ohne Hydrotheken getragen, wie die Gonoecladien der 
heutigen Aglaophenia. 


Hyarocladien. 


Nachdem so der Hydrotheken, Gonotheken und Nematotheken ausführlicher 
gedacht worden, ist von den einzelnen Theilen des Polyparium nur noch des Stammes 
und seiner Verzweigung zu erwähnen. Doch ist im Allgemeinen in Betreff des Hydrocaulon 
selbst nur das zu wiederholen was auch von Aglaophenia gilt und im ersten Theil bereits 
gesagt ist. Derselbe ist wie dort bald eine einfache Röhre, welche aus einer anderen, 
als Hydrorhiza dienenden Röhre hervorwächst, bald besteht er aus mehrfach mit einander 
verwachsenen Röhrehen, welche am unteren Ende zu emem Knäul zusammengeballt, die 
Wurzel bilden und dann bis zu eimer gewissen Höhe als mehrröhriger Stamm 
aufsteigen, um sieh später allmählig wieder zu trennen und, sich nach aussen biegend, zu 
Aesten und Zweigen auszuwachsen. ‚Jedes dieser Röhrehen wird von Coenosare dureh- 
zogen. Eine besondere Eigenthümlichkeit des Stammes aber hat Allman (Tubularidae I 
pag. 126) bei Nemertesia antennina entdeckt. Der Stamm besteht aus nur einer Chitin- 
röhre, aber das Coenosare in derselben theilt sich in eine Anzahl von 20 und mehr 
Strängen, deren jeder sein besonderes Endoderm und Eetoderm hat und die untereinander 
netzartig durch Querleisten verbunden sind. Alle diese Stränge liegen, und zwar von der 
ersten Entwickelung des Hydroidenstocks an, sämmtlich hart neben der innern Wandung 
der Röhre und lassen in der Achse derselben emen freien Raum. Aus dieser Theilung 
des Coenosare erklären sich die Längsstreifen, welehe die äussere Seite des Stammes von 
Antennularia antennina kennzeichnen. 

Abgesehen von dieser Eigenthümlichkeit einer Species bedarf der Stamm selbst 
keiner besonderen Beschreibung. Dagegen wird bei dieser zweiten Abtheilung der 
Plumulariden, bei weleher Gonotheken und Nematotheken nicht wie bei der ersten zur 
weiteren Eintheilung der zahlreiehen Arten in Sippen oder Untergattungen dienlich sind, 
hiezu die Beschaffenheit der Verzweigungen ein geeignetes Mittel geben, in welcher 
Beziehung noch Folgendes hervorgehoben werden muss. Die Plumulariden (nach der 
Gattung Plumularia Laamarck, welche von Linne’s Species Sertularia pluma abgeleitet ist) 
tragen ihren Namen grösstentheils mit Recht, denn bei der Mehrzahl der Arten sind die 
Stämme oder, wo diese sich verästeln, die Aeste oder Zweige gefiedert. Es ist 
dies bei allen Arten der Hauptgattung Aglaophenia und ihrer Untergattungen, und 
ferner bei den meisten Species der andern, hier in Rede stehenden, Abtheilung der 
Fall. Wo es der Fall ist, wird man also immer wie bei einer Feder Schaft (rhachis) und 
Fiedern (pinnae) und zuweilen ausser den primären Fiedern auch seeundäre, auch Fiederchen 
(pinnulae) unterscheiden können. An den Fiedern oder den Fiederehen sind immer die 
Hydrotheken befestigt; am Schaft finden sich deren nur bei einigen Arten und auch bei 


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diesen, wie es schemt in der Regel nur abgestorbene, nämlich Hydrotheken, in denen 
nach Entstehung der Fiedern keine Polypiden mehr vorhanden sind. Diese Fiedern 
sind also die eigentlichen, unmittelbaren Träger der Polypiden und ihrer Hydrotheken; 
wir schlagen vor sie Hydrocladia zu nennen. Eine bestimmte Bezeichnung dieser Theile 
ist nothwendig, um Verwechselung zu vermeiden. Allerdings sind es Zweige, aber sie 
unterscheiden sich schon ihrem äusseren Ansehn nach häufig so sehr von dem was man 
sonst Zweige oder gar Aeste nennt, dass man schon deswegen gut thut, diese Bezeichnung 
hier zu vermeiden. Hat man einen mehrfach getheilten und wieder getheilten Hydroiden- 
stock, an welchem man Stamm, Aeste, Zweige und Zweiglein unterscheiden kann, 
namentlich wenn dabei auch wie bei Bäumen der Stamm stärker ist als der Ast, der Ast 
stärker als der Zweig u. s. w., so hindert nichts auch noch die äussersten , ganz dünnen 
und kurzen Ramifieationen als Zweige zu bezeichnen. Denkt man sich aber einen ganz 
einfachen, aufrechten, verhältnissmässig dieken Stamm, an welchen nur ganz kurze, haar- 
feine, dem unbewaffneten Auge oft kaum bemerkbare Fädehen (Cilia) befestigt sind, so 
würde man jedenfalls unriehtige Vorstellungen erwecken, wenn man diese letzteren Zweige 
nennen wollte. Aber auch Fiedern kann man sie nicht immer nennen, weil es eine 
Anzahl zu dieser Abtheilung gehöriger Arten giebt, bei welchen diese die Hydrotheken 
tragenden Fädchen nicht fiedrig gestellt sind. Man hat deswegen schon mehrfach andere 
Bezeichnungen oder Umschreibungen für dieselbe gewählt. Lamarck nennt sie ramuscules 
filiformes, Lamouroux Ciba, Johnston capillary ramifications, Dalyell twigs, Gosse und 
Hincks branchlets, u. s. w. Da das Charakteristische dieser Organe darin besteht, dass sie 
die Hydrotheken zu tragen haben, so dürfte der oben vorgeschlagene Name: Hydrocladia 
gerechtfertigt sem, gebildet nach Analogie von Hydrotheca, Hydrorhiza, Hydrocaulon 
(Huxley) und zum Unterschied von den im ersten Theil beschriebenen Nematocladien und 
‚Gonocladien, welche bei der Hauptgattung Aglaophenia die Gonotheken und die zu diesen 
gehörigen Nematotheken tragen und welche bei der hier behandelten zweiten Abtheilung 
ganz zu fehlen scheinen. 

Die Hydrocladien, also die einreihig mit lebenden Hydroiden besetzten äussersten 
Zweiglein, sind bei Aglaophenia häufig lang, steif, von einander entfernt und zuweilen 
eben so dick, wie der Schaft selbst, dessen Fiedern sie bilden. Bei Plumularia dagegen 
sind sie in der Regel ausserordentlich zart und dünn, dicht gedrängt, oft auch nur kurz 
und im Vergleich mit dem Schaft blass von Farbe, zuweilen kaum bemerkbar. 

Es ist schon erwähnt, dass die Hydrocladien zwar bei der ersten Abtheilung ; 
(Aglaophenia) immer fiedrig gestellt sind, nieht aber immer bei der zweiten und es recht- 
fertigt sich hieraus die Zerlegung dieser Letzteren in zwei Hauptgattungen Plumularia 
und Antennularia oder Nemertesia, jene die gefiederten, diese — nach unserem 
Vorschlage — alle nicht gefiederten Arten umfassend.”) Bei jenen also sitzen die 
Hydrocladien in zwei Längsreihen, gegenständig oder wechselständig, nach zwei entgegen- 
gesetzten Seiten gerichtet (wie bei den gefiederten Blättern so vieler Pflanzen). Bei den 
ungefiederten dagegen sind die Hydroeladien in mehr als zwei Längsreihen, m Wirteln, 
in Spiralen oder auch ganz unregelmässig am Schaft befestigt, denselben rings umgebend. 


*) Ueber einen anderen, mir später bekannt gewordenen Vorschlag von Hincks s. unten. 


15 


Aber jede dieser beiden Gruppen, Plumularia und Nemertesia, lässt sich noch 
weiter unterabtheilen. Die Hydroeladien nämlieh sind gegliedert; es sind durch Ver- 
engungen oder durehlöcherte Querwände in Abtheilungen zerlegte Röhren, durch welche das 
Coenosare sich hinzieht. Eine eonstante Eigenthümlichkeit der einzelnen Species besteht 
nun darin, dass das Coenosare entweder in jedem Gliede des Hydrocladium einen Poly- 
piden absondert, oder nur abwechselnd jedes zweite, zuweilen erst jedes dritte Glied damit 
versieht. Wir haben also Arten, in denen jedes Glied eme Hydrothek trägt und solche, 
in denen zwischen je zwei mit Hydrotheken besetzten Gliedern em oder zuweilen zwei 
Zwischenglieder ohne Hydrothek sieh befinden; oder um diesen Unterschied noch kürzer 
zu bezeichnen: Species, bei denen die Glieder der Hydrocladien eimander gleich und 
solche, bei denen sie ungleich (oft auch von verschiedener Länge) sind. An den nicht 
mit Hydrotheken versehenen Zwischengliedern befindet sich in der Regel statt der Hydrothek 
eine Nematothek oder auch deren zwei oder mehrere. 


System. 


Das zuletzt erwähnte Vorkommen deutet auf eine nähere Verwandtschaft unter 
gewissen Arten und wir möchten deswegen auch hier wie bei dem ersten Theil eine 
weitere Gruppirung der Species für angemessen halten, ohne darüber streiten zu wollen, 
ob man die Gruppen als Genera und als Subgenera anzusehen habe. Systematisch am 
richtigsten wäre gewiss, die ganze Familie der Plumulariden, soweit die lebenden 
Arten bis jetzt bekannt sind, nur m 2 Hauptabtheilungen: Aglaophenia und Plumuluriu 
einzutheilen und der letzteren auch die Nemertesia Lrx. (Antennularia Lmek.) nur als 
Untergattung unterzuordnen, welehe wenigstens nach der jetzigen Begrenzung wegen der 
vielen Uebergänge gar nicht recht davon zu tremnen ist. Da man aber dadureh mit allen 
Systematikern, welehe seit Lamouroux und Lamarek sieh mit den Hydroiden beschäftigt 
haben, in Widerspruch treten würde, so wird es zur Vermeidung unnöthiger Neuerungen 
wohl geboten sein, der Aglaophenia zwei Gattungen: Plumularia und Nemertesia entgegen 
zu stellen, dann aber zu Ersterer nur diejenigen Arten zu rechnen, auf welche jener 
Name passt, nämlich diejenigen, deren Hydrocladien federförmig in zwei Reihen an der 
Rhachis befestigt sind. 

Die in dieser Weise scharf abgegrenzte Gattung Plumularia zerfällt dann weiter 
in drei Untergattungen, für welche wir, der Kürze wegen, besondere Namen vorschlagen, 
nämlich für Arten, deren Hydrocladien gleiche Glieder (d. h. an allen Gliedern 
Hydrotheken) haben: Isocola, für Arten, deren Hydrocladien ungleiche Glieder (solche 
mit und solche ohne Hydrotheken) besitzen: Anisocola, und endlich für diejenigen, deren 
Hydroeladien überhaupt nur aus je einem Gliede bestehen (also nur je eine Hydrothek 
haben ): Monopyais (Ehrenberg). 

Es wird aber diese Nomenelatur namentlich deswegen, weil andere Verfasser 
andere Bezeichnungen, zwar nicht für genau dieselben, aber doch für verwandte Gegenstände 
gewählt haben, hier etwas näher zu erörtern‘ sein. — Nicht in Betracht kommt zunächst 
der von Busk (Rep. Brit. Ass. v. 1855) vorgeschlagene Name Halcornaria, weil dieser 
die ganze jetzige Gattung Plumularia, (nicht einzelne Theile derselben) bezeiehnen sollte 
und längst auch aufgegeben zu sein scheint. — Viel älter ist der Name Anisocalyx, 


16 


welcher schon von Donati (Storia naturale marima dell’ Adriatico 1750) angewandt sein 
soll; später findet er sich bei Costa (Fauna del Regno di Napoli 1835), dann bei Meneghini 
(Memorie del Instituto Veneto 1845) und zuletzt bei Heller (1868), bei allen diesen 
Schriftstellern aber m verschiedener, theilweise in eimander gerade entgegengesetzter 
Bedeutung, indem bald die jetzige Aglaophenia, bald die jetzige Plumularia, bald (bei 
Meneghini) nur eine Speeies: die Pl. seceundaria, bald (bei Costa) die ganze Familie 
darunter verstanden wurde. Ist der Name schon aus diesem Grunde nicht zu empfehlen, 
so hat er ausserdem den Fehler, dass der Name Anzisocaly& semer Wortbedeutung nach 
auch wirklich ganz gleichmässig auf die ganze Familie der Plumulariden passt, welche 
sich ja sämmtlich dadurch auszeichnen, dass sie verschiedenartige Kelche, 
nämlich ausser den Hydrotheken auch die oben näher beschriebenen Nematotheken haben. — 
Ein Paar andere Namen schlug Meneghini 1. e. vor, aber nur für wenige Speeies und mit 
allzubeschränkter Charakteristik: während nämlich sonst die Hydrothek die ganze Länge 
des Gliedes ausfülle (was bei der jetzigen Aglaophenia der Fall ist), gebe es 3 andere 
Arten (seitdem sind freilieh noeh sehr viele mehr bekannt geworden), bei denen die 
Hydrothek nur einen Theil des Gliedes emnehme und zwar sitze sie bei P. secundaria in 
der Mitte, bei P. pinnata und P. tetrasticha am oberen Ende; die beiden letzten sollen 
Lowenia, die Erstere Listera oder (wie eine Anmerkung sagt), weil dieser Name schon 
in der Botanik vorkommt, Anisocaly& heissen. Da indessen auch der Name Lowenia 
sehon für eine andere, Thiergattung oceupirt und auch der Umstand, ob die Hydrothek 
etwas höher oder niedriger sitzt, doch gar zu nebensächlich ist, so wird auch von dieser 
Bezeiehnung abgesehen werden müssen. 


— Schliesslich hat Heller, imdem er das 
Meneghini’'sche' Genus, aber in anderer Begrenzung, adoptirte, für dasselbe den neuen 
Namen Heteropyxis aufgestellt und dieser hat, was bei allen jenen früheren nieht der Fall 
rar, neuerdings auch im Norden Anklang gefunden, indem Sars (Bidrag til Kundskaben 
om Norges Hydroider 1373) eine Heteropyxis Norwegiea aufgestellt und Hincks (Ann. & 
Mag. 1874 Vol. 15, pag. 129) sich mit dem Namen einverstanden erklärt hat. Gleichwohl 
dürften demselben emige Bedenken entgegenstehen. Heller charakterisirt seine Gattung 
Heteropyxis dahin, dass die Aeste (die Hvdrocladien) nie wirtelförmig angeordnet seien, 
und dass an jedem Gliede der Hydrocladien eine Hydrothek und 3 Nematotheken sieh 
befinden, eine unter und 2 über derselben. Dieser Charakter als generischer wurde zunächst 
von Hincks (Ann. & Mag. 1872 Bd. 9, pag. 119) als unzulässig bezeichnet, weil die 
Kennzeichen zu unwesentlich seien, und weil verwandte Arten dadurch im verschiedene 
Gattungen verwiesen würden. Als aber im folgenden ‚Jahre Sars (1. e.) für seine neue 
Heteropyxis Norwegica, auf welche jene Charakteristik gleichfalls passt, die Heller'sche 
Gattung adoptirte, erklärte sich auch Hincks (Ann. & Mag. 1874 Bd. 13, pag. 129) damit 
einverstanden, aber nur in dem Sinne, dass diejenigen Plumularien zu diesem Genus zu 
rechnen seien, deren Hydroeladien weder fiedrig (zweireihig) noch wirtelförmig geordnet 
sind. Hierdurch entsteht aber eine andere Gattung als die von Heller gemeinte, dessen 
federförmige Heteropyxis distieha dann nicht dahin gehören würde. Theils dieser Umstand, 
theils die Beschränkung des Genus auf diejenigen Arten, welche in jedem Gliede drei 
Nematotheken haben, theils endlich die Bedeutung des Wortes, welche auf alle Plumularien 
und alle Aglaophenien passen würde — denn Heteropyzis sagt mit anderen Worten dasselbe 


17 
was Anisocalyx — lassen es zweckmässig erscheinen, wenigstens für die gefiederten Plumularien 
von dieser Bezeiehnung abzusehen; (von den nicht gefiederten wird unten die Rede sein). 

Was die von uns gewählten Namen anlangt, so sollen dieselben, wie oben erwähnt, 
den Gegensatz zwischen den Hydroeladien mit gleichen und denen mit ungleichen 
Gliedern bezeiehnen, ohne Rücksicht auf die, ohnehin nicht ganz constante Anzahl der 
Nematotheken. Wenn Hincks (Ann. & Mag. 1871 1. ce.) gegen diese Eintheilung anführt, 
dass dadurch verwandte Arten von einander getrennt werden, so kann diese Einwendung 
nicht ganz anerkannt werden; namentlich nieht das als Beweis angeführte Beispiel von 
Plumularia echinulata und Pl. similis, von denen zwar die letztere, nicht aber die erstere 
Zwischenglieder ohne Hydrotheken haben soll. Sowohl auf der Abbildung bei ‚Johnston 
(Ed. 2, S. 465 Fig. 80), als auch an Britischen Exemplaren von Pl. echinulata, (welche 
ich der grossen Güte des Herın Hincks selbst verdanke) finden sich diese Zwischenglieder 
allerdings. Auch können darüber die Ansichten verschieden sein, ob dureh andere Kenn- 
zeichen mehr als durch die gleiche Beschaftenheit der Hydroeladien eine nähere Verwandt- 
schaft zwischen zwei Arten von Plumularia begründet wird. Immerhin aber kann das 
zugegeben werden, dass der hier hervorgehobene Unterschied zwischen Isocola und 
Anisocola nicht geeignet sein mag, um zwei besondere Genera zu begründen; sie sollen 
deswegen hier nur als subgenera gelten. 

Wenn man in dieser Weise die gefiederten Plumularien nach.der Vertheilung ihrer 
Hydrotheken auf die Glieder ihrer Hydrocladien in zwei Untergattungen eintheilt, so muss 
allerdings noch eine dritte hinzukommen, nämlich für solche, deren Hydroeladien über- 
haupt nur je eine Hydrothek tragen. Wir empfehlen dafür den Namen Monopyis, 
über welchen Folgendes zu bemerken ist. Ehrenberg hat bekanntlich in seiner Abhandlung 
über “Korallenthiere des Rothen Meeres” ein von den früheren abweichendes System 
aufgestellt und seine Familie Sertularina (‘“ Wedel-Corallen”), welehe nebst Hydrina 
und Tubularina eine der drei Familien der Zoocorallia bildet, auf ein einziges Genus 
“Sertularia Lin.” beschränkt, dieses aber je nach der Stellung der Geschleehtskapseln 
(prole feminea Ehrb.) in 4 Subgenera eingetheilt, die er Monopyxis, Podopyxis, Peripyxis 
und Sporadopyxis nennt, und von denen das letztere fast sämmtliche Sertularien, Plumu- 
larien, Antennularien u. s. w. umfasst, während von den drei ersteren jedes nur eine Art 
bezeichnet, das erste namentlich eine Monopyzis genieulata Ehrb., für welche als synonym 
angegeben wurde: Sertularia genieulata Müller (nee Oavolini). Etwa 10 Jahre später (1545) 
bildete Meneghini in den Memorie del Instituto Veneto ein Hydroid ab, das er ohne 
Weiteres Monopyxis dichotama Ehrb. nannte und im Text als identisch mit Lamouroux’s 
Laomedea dichotoma bezeichnete. Dies Letztere war jedenfalls ein Irrthum; die Sertularıa, 
Laomedea oder Obelia dichotoma von Linn, Lamouroux und Hincks ist nıcht das bei 
Meneghini abgebildete Hydroid. Ob und wo Ehrenberg dieses als Monopyxis diehotoma 
bezeichnet hat, ist mir unbekannt, aber jedenfalls ist der Name ein sehr passender, der 
von Menegshini abgebildete Polypenstock ein offenbar zu den Plumulariden gehöriger, und 
was Meneghini darüber sagt, vollkommen richtig. Derselbe unterscheidet sieh von allen 
übrigen Plumulariden dadurch, dass jeder Zweig nur eine einzige Hydrothek trägt; diese 
aber ist, wie bei allen Plumulariden, seitlich an der Rhachis befestigt, obgleich sıe auf 
den ersten Blick, weil die Rhachis nieht über die Zellenwand hinauswächst, für em 


3 


18 


gestieltes Campanularien-Grlöckehen gelten könnte. Viel später (1868) findet sich bei 
Johnston (Brit. Zooph. pag. 106, Pl. 28. fig. 1) unter den Campanularien eine Laomedea 
obliqua beschrieben und abgebildet, welche ohne Zweifel mit der von Meneghimi zu den 
Plumularien gestellten Monopyxis diehotoma identisch ist. ‚Johnston, ohne die Letztere 
zu erwähnen, beruft sich auf einen Brief von Saunders vom 5. Januar 1841 und eitirt 
zugleich die Abbildung von Lister in Phil. Transaet. 1334, Pl. 8, Fig. 5. Diese letztere 
von Lister abgebildete und beschriebene (aber nicht benannte) Speeies stimmt gleichfalls 
mit der Monopyxis diehotoma von Meneghini überein. Später hat auch Hincks (Catalogue 
of Zoophytes of South Devon 1862) mit Berufung auf einen Brief von Alder und dann in 
dem Buch über British Hydroida die von Johnston und Lister abgebildete Species, 
wiederum ohne Meneghini zu erwähnen, als Plumularia nachgewiesen und Pl. obliqua 
genannt. Der Name Monopyxis ist also wohl der älteste und die Anwendung desselben 
(als Monopyxis obliqua) gerechtfertigt. Uebrigens weichen die verschiedenen hier erwähnten 
Abbildungen alle etwas von einander ab, namentlich unterscheidet sich Johnstons Laomedea 
obliqua von den übrigen dadurch, dass sie statt zweier nur eine Nematothek neben jeder 
Hydrothek hat, dass ihr die unteren und die seitliehen Nebenkelehe ganz fehlen und dass 
der Rand der Hyärothek mehr abgeschrägt ıst. Als Fundort werden die Britischen Küsten 
und von Meneghini das Mittelländische Meer angegeben, von Hincks auch Vandiemens- 
land; wir besitzen Exemplare vom Cap der guten Hoffnung und ausserdem (in dem 
Museum Godeftroy) von Port Philipp m Australien. Die letztere Form ist von den 
übrigen so verschieden, dass wir sie als zweite Species von Monopyxis aufstellen würden, 
wenn nicht die eben erwähnten Verschiedenheiten unter den bisherigen Abbildungen 
annehmen liessen, dass nur Varietäten einer polymorphen Art vorliegen (s. u. bei P. obliqua 
var. australis ). 

Indem wir die drei als Isoeola, Anisocola und Monopyxis bezeichneten Gruppen 
von Plumulariden als Unterabtheilungen der Gattung Plumularia ansehen, trennen wir von 
derselben diejenigen Arten, deren Hydroeladien nicht fiedrig gestellt sind und vereinigen 
diese unter dem Namen Nemertesia. Zur Rechtfertigung mag Folgendes dienen: 

Die typische Form dieser Gattung bildet eine längst bekannte, an der Britischen, 
Belgischen und anderen Europäischen Küsten sehr verbreitete Art. Schon im vorvorigen 
Jahrhundert wurde sie vielfach von Naturforschern als Seepflanze beschrieben und abge- 
bildet, so in England von Plucknet (Phytographia. 1691. Tab. 48 fig. 6) als museus 
marinus ereetus, in Holland von Dodoens (Stirpium Pemptades 6. 1612. pag. 476.) als 
muscus marinus seeundus, in Italien von Bocconius (Museo di fisiea ete. 1697. Tab. 6. 
fig. 2) als fucus vermiculatus asper. In eimer späteren Bearbeitung von Plucknets Phyto- 
graphie (Almagestum botanieum. 1696. pag. 119) findet sich der Zoophyt als Corallina 
mit der Bezeiehnung: astacorum cornieulis instar geniculata und bei Ray (Synopsis 
methodica ete. 1692) als corallina astaci eornieularum aemula. Diese Aehnlichkeit des 


Polypenstockes mit den gegliederten Antennen der Hummer veranlasste auch Ellis ın 


seinem bekannten Werk denselben Lobsters-horn- Coralline und dann Linn‘, der diese 
Coralline zu seiner Gattung Sertularia stellte, sie Sertulara antennina zu nennen. — Als 
im Anfang dieses ‚Jahrhunderts sowohl Lamouroux als Lamarck das Linne’sche Genus 
Sertularia wieder in mehrere Gattungen zerlegten, machten beide die Sertularia antennina 


Br 


19 


zum Typus eines neuen Genus, welches Lamarck Antennularia, Lamouroux in seiner 
Weise nach einer mythologischen Meeresgöttin Nemertesia benannte. Linn& hatte zwei 
Varietäten seiner Sertularia antennia unterschieden; die beiden französischen Autoren 


machten daraus zwei Species: Antennularia indivisa Lamarck —= Nermertesia antennina 
Lrx. und A. ramosa Lamarck — N. ramosa Lrx. und es entstand dann unter den späteren 


Schriftstellern darüber eine Discussion, ob wirklich zwei verschiedene Species oder nur 
Varietäten derselben Species vorlägen. Der letzteren Ansicht waren ausser Ellıs, Linng, 
und Pallas auch Fleming, Johnston (Ed. I.), Couch, der entgegengesetzten ausser Lamarck 
und Lamouroux auch Dalyel, Hassall, M’Gillivray, Hmeks. Aber hinsiehtlich der Auf- 
stellung einer besonderen Gattung Nemertesia oder Antennularia sind alle Autoren ein- 
verstanden und so wird es wohl kaum zulässig sein, dieselbe — was uns wie erwähnt das 
richtigste scheinen würde — wieder mit Plumularia zu veremigen. Die Diagnose aber 
muss nothwendig etwas verändert werden. 

Das Charakteristische der Gattung Antennularia oder Nemertesia besteht nach 
Lamarck und Lamouroux, wie nach Johnston und Hincks darin, dass die sehr dünnen 
Hydroeladien in Wirteln am Stamm oder den Zweigen befestigt seien. (“ Cils polypiferes 
verticille” Lrx., hairlıke vertieillate branchlets Johnst.) Diese Charakteristik scheint nicht 
ganz zutreffend, denn bei A. ramosa stehen die Hydrocladien nicht immer in Wirteln, 
sondern oft mehr in Spiralen, die sich um den Ast winden; auch bei jungen Exemplaren 
von Nemertesia antennina finden sich noch keine Wirtel, ferner giebt es verschiedene 
Arten, deren Hydrocladien gar nicht in Wirteln stehen und die doch nach der Stellung 
der Hydrocladien von den gefiederten Plumularien weit entfernt, dagegen der hier in Rede 
stehenden Gattung so nah verwandt sind, dass man sie mit derselben verbinden muss; 
man wird deswegen, wenn man eine von Plumularia getrennte Gattung beibehalten will, 
die Grenze so ziehen müssen, dass man zu der letzteren alle diejenigen Arten rechnet, 
deren Hydrocladien nicht als Fiedern nach zwei entgegengesetzten Seiten gerichtet lüngs 
der Stämmehen stehen, sondern dieselben, an mehreren Seiten in mehr als zwei Reihen 
geordnet, umgeben, ein Unterschied, der sogleich in die Augen fällt, wenn der Zoophyt 
sich im Wasser (oder Spiritus) befindet, so dass die Hydrocladien sich in ihrer natürlichen 
Lage frei ausbreiten können , indem dann die zu Plumularia gehörigen Stämmehen (oder 
Aeste) deutlich gefiedert, die zu Nemertesia oder Antennularia (nach unserer Difinition) 
gehörigen aber nicht gefiedert, sondern mehr wie behaart erscheinen. 

Die Stellung der Hydrocladien, welche auf den ersten Blick ungefähr die gleiche 
bei allen Arten zu sein schemt, zeigt bei genauerer Untersuchung wesentliche Verschieden- 
heiten. Der Gattung Plumularia am nächsten steht in dieser Beziehung eine Speeies aus 
Südafrika, die ich Nemertesia deeussata genannt habe, (Taf. II. Fig. 24a), so wie die 
Adriatische Heteropyxis tetrasticha Heller (Fig. 20a) und die Nordische H. Norwegiea 
Sars (Fig. 21a). Hier sind gewissermassen zwei der Länge nach mit einander verwachsene 
Federn, deren Fiedern abwechselnd sich kreuzen, so dass 4 Längsreihen von Hydroeladien 
entstehen, die aber nicht in Wirteln von Vieren, sondern paarweise gestellt sind. Bei 
anderen vierreihigen Formen (N. Janini Lrx. und N. intermedia mihi) bilden je drei 
Hydrocladien einen Wirtel, aber so, dass immer abwechselnd der eine Wirtel das dritte 
Hydroeladium nach der emen, der folgende dasselbe naeh der anderen Seite richtet 


3* 


20 


(Taf. II. Fig. 23a, Taf. VII. Fig. 23e). Statt der 4 Längsreihen von Hydrocladien finden 
sich bei einigen anderen Arten (z. B. N. plumosa), 8 Reihen, nämlich 4 Hydrocladien 
in jedem Gliede in derselben Weise alternirend. Ebenso 5 Reihen u. s.w. Zuweilen ist 
auch (namentlich bei der A. deeussata) die Gliederung nicht Do sondern stark 
abgeschrägt,; die Folge davon ist, dass die an den oberen Rändern der Glieder befestigten 
Hydrocladien zusammen eine um den Stamm gewundene Spirale bilden. (Taf. II Fig. 20a). 
Bei A. ramosa ist eme Gliederung nicht mehr kenntlich, aber die spiral ee 
Stellung der Ansätze ist geblieben. Bei A. paradoxa mih. ist die Spirale kaum mehr 
kemtlich, je 4 Hydrocladien stehen fast ganz in gleicher Höhe am Stamm. Bei eimer 
anderen Form stehen je 6 Hydrocladien im Kreise um die Achse und endlich bei der 
erwachsenen A. antennina bilden ihrer 6, 7, 9 zusammen vollständige Wirtel, welehe sıch 
dadurch noch deutlicher zu erkennen geben, dass die Ansatzstellen am Stamm ringförmige 
Anschwellungen bewirken, welche den Stamm in scharf gesonderte Glieder eintheilen. 
Diese wulstigen Ringe verleihen, wenn die Hydroeladien abgefallen sind, den Stämmen 
die Aehnlichkeit mit den Antemen der Hummer, welcher die Species und die Gattung 
ihren Namen verdankt. 

Was hier von dem eigentlichen, aus der Hydrorhiza hervorgehenden Stamm 
gesagt ist, gilt in gleicher Weise bei den verästelten Arten auch von den Aesten, welche 
dann die nicht tiedrig gestellten Hydrocladien tragen. Doch findet sich bei einigen Arten 
die Eigenthümlichkeit, dass zuweilen einzelne Hydrocladien, ohne indessen sich zu eigent- 
lichen Aesten zu gestalten, ungewöhnlich lang, länger als die übrigen werden und dann 
schliesslich selbst aus ihren Gliedern statt der Hydrotheken wieder Hydrocladien abgeben. 
Zuweilen wenden sich diese abwechselnd rechts und links, so dass hier nun doch wieder, 
an den ungefiederten Arten fiedrig gestellte Hydroeladien sich finden. Dalyell (Rare a. 
remark. Anım. pag. 205) beschreibt sie als eine Eigenthümlichkeit des N. ramosa. Ich 
fand sie mehrfach an einer anderen Art von Nemertesia aus Madeira und schon vor vielen 
Jahren an einer ‚Javanischen Speeies der Binder'schen Algensammlung, bei welcher diese 
Bildung vorherrschend schien. 

Neben diesen im der Stellung der Hydroeladien liegenden Unterscheidungen findet 
sich aber auch bei dieser Gruppe (Nemertesia) im der Bildung der Hydroeladien selbst 
der schon bei Plumularia erwähnte Unterschied, dass bei emigen Arten jedes Glied eme 
Hydrothek trägt, bei den andern nur jedes zweite Glied. Das Letztere ist bei der 
Mehrzahl der Arten dieser Gattung der Fall. Will man die Arten, bei welchen das 
Erstere, nämlieh die Gleiehmässigkeit der Glieder, stattfindet, unter emen besonderen 
Namen zusammen fassen, so ist hier der oben (Seite 16) erwähnte Name Heteropysis 
anzuwenden. Diese Untergattung von Nemertesia würde dann die Heteropyxis tetrasticha 
Heller und die H. Norwegiea Sars und ferner N. ramosa Lrx. umfassen, dagegen aber 
die H. disticha Heller, welche gefiedert ist, ausschliessen. Nicht angenommen würde dabei 
der Vorschlag von Hincks (Annals & Mag. vom Februar 1874), welcher alle diejenigen 
Plumularien, deren Hydrocladien weder fiedrig noch in Wirteln stehen, Heteropyxis zu 
nennen empfiehlt — ein Vorschlag, gegen welchen wohl mit Recht eingewendet werden 
kann, dass die Formen mit Wirteln und die mit spiraler Stellung der Hydrocladien so 
sehr in einander übergehen, dass eine Grenze kaum zu finden ist. 


21 


Zu erwähnen ist ferner, dass Sars 1. e. (1873) ein neues Genus Polyplumaria auf- 
gestellt hat, welches sich aber von anderen Plumularien nur durch die starke Verzweigung 
der Aeste unterscheidet; bei der einzigen Speeies P. flabellata ist der Stock stellenweise 
3-, 4-, selbst 5fach gefiedert, eine sehr schöne und allerdings auch eigenthümliehe Bildung, 
die gewiss einen speeifischen, aber doch schwerlich einen generisehen Unterschied begründet. 

Schliesslich kommt noch als besonderes Genus das oben erwähnte Ophiodes oder 
Öphionema in Betracht. Unter jenem Namen hatte Hincks (in Annals and Mag. vom 
Novbr. 1866. Pl. XTV) einen sehr merkwürdigen Hydropolypen beschrieben, der sich von 
allen bis dahin bekannten durch die oben (Seite 12) besehriebenen ausdehnbaren , faden- 
artigen, an ihrem oberen Ende in eimem Köpfehen absehliessenden Organe unterscheidet. 
In dem Werk über die Brit. Hydr. Zooph. (1868) wurde diese Ophiodes mirabilis zu den 
Haleciiden gestellt. Später entdeckte und beschrieb Sars (l. e. pag. 22) unter dem Namen 
Ophiodes parasitica ein Hydroid, welches dieselben schlangenförmigen Organe, im Uebrigen 
aber vollständig die Beschaffenheit einer Plumularia hat. Dasselbe muss deswegen von 
Ophiodes getrennt und nach dem Vorschlag von Hincks (in Ann. & Mag. vom Febr. 1574) 
Ophionema genannt werden. Die einzige bis jetzt bekannte Species, welche sich parasitisch 
an P. flabellum aus $0—100 Faden Tiefe bei Hwitingsoe in Norwegen fand, bildet kleine, 
3—4 Mm hohe Stämmehen, wenig verzweigt, mit wenigen kleinen, topfförmigen Hydrotheken 
und etwas unterhalb einer jeden derselben, statt .der Nematothek jene kleinen becher- 
förmigen Behälter, aus denen die langen, tentakelartigen, mit einem Köpfehen gekrönten 
Örgane der Ophiodes hervorgehen. Die Gonotheken sind birnenförmig, oben stumpf abge- 
sehnitten, mit kurzem Stiel an den Zweigen befestigt. Wenn man sich abgestorbene 
Exemplare des Ophionema denkt, an welehen jene schlangenförmigen Organe verschwunden 
und nur die kleinen ehitinösen Becher, aus welehen sie hervorgehen, geblieben sind, so 
würde sie sich durch nichts von anderen Plumularien unterscheiden, unter denen also 
möglicher Weise auch noch irgend eine nur aus abgestorbenen Exemplaren bekannte 
Species sich befinden mag, die im lebenden Zustande statt der gewöhnlichen Nematophoren 
die mehrerwähnten Tentakelorgane trägt. Eine solehe Species müsste dann gleichfalls zu 
Ophionema gestellt werden. 

Die Recapitulation des vorstehend Gesagten führt zu folgender systematischen 
Gruppirung der in diesem Theil behandelten Arten von Plumulariden: 


Plumularidae. 
I. Aglaophenia (vide Theil I Seite 20). 
11. Plumularia et Nemertesia: Plumularıdae quarum hydrotheeae et nematothecae 
disjunetae sunt et quarum gonothecae gonoeladiis carent. 
1. Genus: Plumularia: polyparia hydrocladiis biseriatis penniformna. 
a) Subgen.: Isocola: hydrocladiorum artieulis aequalibus, omnibus 
polypiferis. | 
b) Subgen.: Anisocola: hydroeladiorum artieulis imaequalibus, alter- 
natim polypiferis. 
e) Subgen.: Monopyzis: hydrocladiis hydrothecam singulam fer- 
rentıbus. 


22 
2. Genus: Nemertesia: polyparia hydrocladiis pluliseriatis; non penniformia. 
a) Subgen.: Heteropyzis : hydrocladiorum artieulis aequalibus, omnibus 
polypiferis. 
b) Subgen.: Antennularia: hydrocladiorum artieulis inaequalibus, 
alternatım polypiferis. 
ILI. Ophioneme: Plumularıa organıs filiformibus capitatis, ad basin eupula chitinosa 
(nematotheea) obteetis, munita. 


Allgemeine Uebersicht der Familie. 

Am Schlusse dieses allgemeinen Theils wird über die geographische Verbreitung 
Einiges zu sagen sein; doch scheint es gerechtfertigt, da seit dem Erscheinen des ersten 
Theils wieder eine Anzahl dort noch nieht besehriebener Arten von Aglaophenia bekannt 
geworden sind, eine diese mit umfassende Uebersicht der ganzen Familie vorauszuschieken 
und zunächst, zum Verständniss der Namen, die von uns vorgeschlagene systematische 
Eintheilung der Gattungen zu wiederholen. 

Ordnung: Hydroida tecaphora. 
Familie: Plumularidae. 

Gattung 1. Aglaophenia: Hauptkelche (Hydrothecae) einander genähert, regel- 
mässig von 3 mit denselben verwachsenen Nebenkelehen (Nematothecae), nämlich 2 oberen, 
seitlichen und 1 unteren, mittleren umgeben; Gonotheken an besonderen Fruchtzweigen 
befestigt. 

Sippen: 1) Calathophora: Der vordere Nebenkeleh schmäler und im der Regel 
kürzer als der Hauptkeleh; die Fruchtzweige zu geschlossenen Körb- 
chen verwachsen. 

2) Pachyrhynchia: Der vordere Nebenkelch breiter als der Hauptkelch; 
Fruchtzweige zu geschlossenen Körbehen verwachsen. 

3) Lytocarpia: Der Fruchtzweig, nicht zu einem geschlossenen Körbehen 
verwachsen, trägt mehrere Gonangien; der vordere Nebenkelch nieht 
grösser als der Hauptkeleh, nur mit einer Oeffnung versehen, 

4) Macrorhynchia: Der Fruchtzweig trägt in der Regel ein einziges 
Gonangium; keine Körbehen; der Nebenkeleh mit 2 Oeffnungen und 
in der Regel den Hauptkelch überragend. 

II und III. Plumularia und Nemertesia: Hauptkelche von einander mehr oder 
weniger entfernt, nicht mit den Nebenkelehen verwachsen; Gronotheken nicht an besonderen 
Fruchtzweigen, und zwar 

Plumularia mit fiederförmig zweizeilig geordneten Hydrocladien, 
Nemertesia mit mehr als zweizeilig, nicht fiedrig gestellten Hydroeladien. 

Sippen von Plumularia: 

1) Isocola: Sämmtliche Glieder der Hydrocladien gleichmässig mit Haupt- 
und Nebenkelchen ‘versehen. 

2) Anisocola: Die Glieder der Hydroeladien verschieden, abwechselnd 
mit und ohne Hauptkelche. 


23 


3) Monopyxis: Jedes Hydrocladium nur emen Hauptkeleh tragend. 
Sippen von Nemertesia : 
1) Heteropyxis: Sämmtliehe Glieder der Hydroeladien gleiehmässig mit 
Haupt- und Nebenkelchen versehen. 
2) Antennularia: Die Glieder der Hydrocladien verschieden, abwechselnd 
mit und ohne Hauptkelch. 
IV. Ophionema: wie Plumularia, aber in den Nebenkelehen statt der gewöhn- 
liehen Nematophoren lange tentakelartige Organe mit Nesselzellen tragenden, kugeligen 


Köpfchen. 


Uebersicht der Arten. 


(Es sind hier die im ersten Theil, Seite 25 bis 30, aufgeführten Arten von Aglaophenia wiederholt, 
jedoch nur Namen und Fundorte, während hinsichtlich der unterscheidenden Merkmale, der Litteratur 
etc. dorthin zurückzuweisen ist. Die dortigen Nummern sind beibehalten, neu hinzugekommene Arten 
mit Beifügung eines Buchstaben zu der vorhergehenden Nummer an geeigneter Stelle eingeschaltet.) 


Genus: Aglaophenia (Lx. Mc. Crady. 
Subgenus. Aglaophenia vera Calathophora.. 
Nematothek mit einer Oeffnung, in der Regel nicht über den Rand der Hydrothek 
hervorragend. Hydrothek in der Regel mit gezähntem Rand. Gonangien (soweit 
bekannt) in einer geschlossenen Corbula. 


A. Nematothek nicht die Hydrothek überragend. 
a) Rand der Hydrothek mit ungefähr gleich langen Zähnchen. 
1) Aglaophenia pluma (L.) Lrx. (Plumularia eristata Lmk.) Europa, Süd- 
afrıca, Australien. 
2) A. dichotoma (Pl. cristata varietas diehotoma Sars). Mittelländ. Meer, 
Südafrıea. 
3) 4. octodonta (Pl. oetodanta Heller). Adriat. M. 
3a) A. Phyteuma n.sp. (s. unten). Tonga - Inseln. 
4) 4A. elongata (Pl. elongata Meneghini). Adriat. M. 
5) 4. simplex (Pl. simplex d’Orbigny). Atlant. u. Chmes. M. 
5a) A. tenerrima Poeppig (s. unten). Chile. 
6) 4A. plumifera Kr. Südafriea. 
A. tubulifera Hincks. Grossbritannien, Südafrıka 
4. flexuosa Lrx. Südafrica, Australien, Ind. M. 
9) 4A. uncinata (Pl. uneinata Lmk. A. pennaria Lrx.) Mittell. M. 
4A. trifida Agassız (A. ceristata Mac Crady, non Lamarek). Ostküste von 
Nordamerica. 
11) A. aurita (Pl. aurita Busk). Australien. 


24 


b) Rand der Hydrothek gezähnt, mit 2 merklich längeren Vorderzähnchen. 
12) Aglaophenia Kirchenpaueri (Pl. Kirchenpaueri Heller). Adriat., Mittell. M. 
15) A. cerucialis Lrx. (Pl. brachiata Lmek.) Australien. 
14) A. patagomica (Pl. patagonia d’Orbigni). Patagonien. 
15) A. filamentosa Irx. (Pl. filamentosa Iımk.) Australien. 
16) A. conferta Kr. Südafriea. 
ce) Rand der Hydrothek gezähnt, mit langem Vorderzahn. 
17) A. pusilla Kr. Südafrıea. 
18) A. franeiscana Ag. (Gehört nieht hierher; s. No. 24b.) 
19) A. alopecura Kr. Südafriea. 
20) A. divaricata (Pl. dıvarıcata Busk). Australien. 
21) A. formosa (Busk). Südafrika, Australien, Neuseeland. 
22) A. brevirostris (Pl. brevirostris, Busk). Australien. 
23) A. avieularis Kr. Australien. 
24) A. delicatula (Pl. delieatula Busk). Australien. 
d) Rand der Hydrothek ungezähnt. 


24a) A. Graeffiüü u. sp. (s. unten). Südsee - Ins. 
24b) A. arborea. Verril. — Neu- England. 


B. Die (einmündige) Nematothek die Hydrothek überragend. 
246) A. Franeiscana Agass. (Pl. struthionides Murray). Californien, Alaschka. 
25) A. Vitiana Kr. Südsee-Ins. 
25a) A. Tongensis n. sp. (s. unten). Südsee - Ins. 
26) A. arceuata Lvx. Antillen, Algier, Südafriea. 
26a) A. Huttoni®) (A. pennatula Hutton). Neuseeland. 


Il. Subgenus: Pachyrhynchia. 
Nematothek stärker (dieker) als die Hydrothek; Letztere mit fast ebenem Rande; Gonan- 
gien in einer langen, eylinderförmigen, geschlossenen Corbula. 
27) A. eupressina Lrx. (Pl. bipinnata Lamk.) Singapore, Manilla. 
28) A. Mac Gillivrayi Busk. Luisiada - Ins., Philippmen. 
29) A. spicata. Lvx. Ind. M., Ternate, Zanzibar. 
30) A. trieuspis Mae Orady. Nordamerica. 


Ill. Subgenus: Lytocarpia. 
Nematothek in der Regel viel kürzer als die Hydrothek. Rand der Letzteren selten 
gezähnt. Gonangien gruppenweise an offenen (Gonoeladien (deren Nematoeladien 
nämlich nieht zu einer corbula verwachsen). 


*) Hutton (Transnct. f New-Zealand Institut. 1872) beschreibt diese in der Lyallbay in Neuseeland sehr ver- 
breitete Art mit ihren corbulis unter dem Namen A. pennatula, was irrig ist. da A. pennatula nach Hincks keine 
Körbchen. sondern nackte Gonangien hat. Ich habe indessen durch Dr. Sonder eine Plumularide aus Neu-Seeland erhalten, 
welche Hydrotheken wie A. pennatula und Gonotheken wie die von Hincks abgebildeten zu haben scheint. doch bin ich 
nicht ganz sicher. ob es wirklich die Gonotheken der Plumularide und nicht vielmehr die Becher einer an derselben 
schmarotzenden Campanularide sind. 


25 


31) A. myriophyllum (L.) Lrx. Nördl. Atlant., Nördl. Stiller Ocean. 
3la) A. radicellata Sars, Norges Hydroider (1873) pag. 9. Tab. II fig. 1-6. 
Wie die vorige, aber das Gonocladium ein metamorphosirtes Hydrocladium , mit 
alternirenden Nematoeladien besetzt, in deren Achseln die Gonangien. — Hvitingsö. 
31b) A. Moebü. F. E. Schulze im Jahresberieht für 1872/73 der Comm. zur 
Untersuchung der deutschen Meere. (Kiel 1875.) S. 134. Tab. II, fig. 35. 
Wie die vorige, aber das Gonocladium an dem untersten Gliede eines Hydrocladium 
befestigt, ohne Nematoeladien, gegliedert und jedes Glied mit einem Gonangium und drei 
Nematotheken besetzt. — Korsfjord (Norwegen). 
32) A. secunda Kr. Stiller Ocean, Philippinen. 
33) A. erispata Kr. Java, Formosa. 
34) 4A. Tignosa Kr. Südafrica. 
35) A. ramosa (Pl. ramosa Busk). Australien. 
36) 4. Huxleyi (Pl. Huxleyi Busk). Australien. 


IV. Subgenus: Macrorhynihia. 
Nematothek weit vorragend, mit zwei Oeffnungen. Gonangien (so weit bekannt) ein- 
zeln an einem abgestutzten, mit einem einzelnen Nematoeladium besetzten Gonoeladium. 


37T A. ramulosa Kr. Australien. 

38) 4. brevicaulis Kr. Australien. 

39) A. speciosa (Sertul. speciosa Pallas) Oeylon. 

40) A. longirostris Kr. Australien. 

41) A. pennatula Lvx. England (Neu-Seeland? Oben. S. 24. Anm.) 
42) A. urceolifera (Pl. urceolifera Lmek). Indisches M. 
43) 4A. pelagica Lrx. Atlant. Oc. 

44) A. ligulata Kr. Südafrica. 

45) 4A. fusca Kr. Südafrıea. 

46) A. patula Kr. Südafrıea. 

47) A. Savigniana Kr. Adriat., Mittel. M. 


47a) A. pansa n. sp. (s. unten) T'onga- Inseln. 

47b) A. perforata n. sp. (s. unten) Tonga - Inseln. 

48) A. rostrata Kr. Singapore. 

49) A. phoenicea Busk Australien. 

50) A. philippina Kr. Philippinen. 

51) A. urens Kr. Ind. M., Australien. 

Dla) A. multiplicato-pinnata n. sp. (s. unten), Rothes M. 
52) A. longicornis Busk. Austr. 

52a) A. squarrosa. Kr. (Erster Theil S. 47). Australien. 
52b) A. rubens Kr. (l. ce. S. 48). Australien. 


V. Neue Arten (deren Einreihung vorbehalten bleibt‘). 
A. integra Sars 1. e. p. 12. Tab. II, fig. 11—15. Hvitingsö. 
A. bieuspis Sars 1. e. p. 10. Tab. II, fig. 7—10. Hvitingsö. 


Cladocarpus formosus Allman, Trans. Zool Soe. VIII, p. 478. Tab. 68. 
Halicornaria ramulifera Allm. 1. e. p. #77, Tab. 67. Nord Atl. 
Aglaophenia dromaius Allm. 1. e. p. 475, Tab. 67. fig. 1. Span. Küste. 
Macrorynchia insignis Allm. Nature XI. p. 179. Ceylon. 
Taxella eximis Allm. 1. e. Ceylon. 

53-69) Zweifelhafte Arten — folgen am Schluss 


Genus Plumularia (Lmk.) Mac Crady. 
I. Subgenus: Isocola. (s. Ste. 15). 
Alle Glieder der Hydrocladien einander ähnlich; gleiehmässig mit Hydrotheken 
und Nematotheken besetzt; (auch an jedem Gliede 1 Nematothek unterhalb der Hydrothek.) 
a) Vier Nematotheken seitlich neben der Hydrothek. 
66) Diplopteron ( Plumularıa ) insigne Allm. Trans. Zool. Soe. VIII. Pl. 68 
fig. 2. Spanien S. W. Küste; 364 Fad. 
b) Zwei Nematotheken oberhalb (seitlich neben dem Rande) der Hydrothek. 
67) Plumularia frutescens Lmek. — Sertularia Gorgonia Pallas. — S. frutescens 
Sol. — Aglaophenia fruteseens Lrx. — Pennaria fruticans Oken. — Abbild: 
Sol. & Ellis Pl. VI; IX. — ‚Johnston Pl. 24, Fig. 2,3. — Hincks Pl. 67 Fig. 3. 
Mit mehrröhrigem, stark verzweigtem, bis 14 Ctm hohem Stamm; die Hydro- 
eladien oft zweispaltig, die birnenförmigen Gonotheken ungewöhnlich gross. (Fig. 9 auf 
Taf. I, III). Europa (Norwegen, Grossbritannien, Adria), Südafrika (Algoabay,), 
Kerguelen - Insel. 
65) P. fuba n. sp. (s. unten). Südafrika. 
69) P. eylindrieca n. sp. (s. unten). Java, Philippinen. 
70) P. (Polyplumaria) flabellata Sars (Norges Hvdroider 1873 Taf. II, Fig. 16—22). 
Mit mehrröhrigen, 10 Ctm hohem Stamm und fiedrigen Aesten, die zuweilen 
selbst wieder gefiedert und doppelt gefiedert sind. Aeste und Aestehen genau gegen- 
ständig, Hydroeladien regelmässig wechselständig. Hvitingsö (Norwegen) 80 — 100 
Faden tief. 
e) Eine Nematothek oberhalb der Hydrothek. 
1) P. badia n. sp. (s. unten) Singapore, Australien. 
72) P. effusa Busk (s. unten) Singapore, Philippinen, Australien. 
13) P. obconica n. sp. (s. unten) Australien. 
d) Keine Nematothek über oder neben der Hydrothek. 
74) P. pinnata Limek. — Sertularia pinnata. L. — S. setacea Pallas. — Aglaophenia 
pinnata Lrx. — Abbild. Johnston Pl. 21 Fig. 4, 5. — Hincks Pl. 65 Fig. 1 
(nicht Lowenia pinnanta Olivi und Menegh.) 
Einfache , flexuose, unregelmässig gegliederte Stämmehen, mit wechselständigen 
Hydroeladien, in jedem Gliede des Stammes mehr als eins. (Fig. 7, auf Taf. I, III). 


Norwegen, Grossbritannien, Ind. Oec. 


A 


27 


75) P. disticha. — Heteropyxis disticha Heller. 
Von der vorigen verschiedenen durch längere, sehlankere Glieder der Hydro- 
eladien und gestielte, zweihäusige Nematotheken (Taf. I, Fig. 8). Adriat. M. 
76) P. Gaymardi Lrx. (Eneyelop. d. se. nat.) Abbild. Quoy et Gaymard 
El EB, Jr EL I) 
Einfache, 2 Ctm hohe Stämmehen, mit ovalen, oben zugespitzten Gonotheken. 


(Fig. 6, auf Taf I, TIL.) Südafrika. 


Il. Subgenus: Anisocola (s. Ste. 15). 
Die Glieder der Hydroeladien nicht alle einander ähnlieh: die Hauptglieder mit 
Hydrotheken besetzt, die Zwischenglieder nicht; (auch an den ersteren immer eine 
Nematothek unterhalb der Hydrothek.) 


a) An den Hauptgliedern 2 Nematotheken oberhalb (seitlich neben dem Rande) der 

Hydrothek. 

77) P. gracillima Sars (l. c. Tab. 5, Fig. 1-8). 

Mehrröhriger, unregelmässig verästelter Stamm, S Ctw hoch, mit grossen topf- 
förmigen Gonotheken und langen Hydrocladien, deren Hauptglieder länger als die 
Zwischenglieder. An den ersteren in der Mitte die Hydrothek, darunter zwei Nematotheken 
unter einander; an den Zwischengliedern ein oder zwei Nematotheken. Norwegen. 


78) P. setacea. — Corallina setacea Ellis. — Sertularia pinnata var. L. — 
Aglaophenia setacea Lrx. — Pennaria setacea Oken (nicht Sert. setacea 
Pallas, Lister. — Anisocalyx setaceus Heller?). Abbild. ‚Johnston Pl. 25 


fig. 3 — 5; Hincks Pl. 66 fig. 1. 

Einfache bis 5 Otm hohe Stämmcehen mit langen Hydrocladien,; die Hydrothek in 
der Mitte des längeren Hauptgliedes, darunter 1 Nematothek; an dem sehr kurzen Zwischen- 
gliede 1 Nematothek (Fig. 11 auf Taf. II, III). Norwegische, Britische, Belgische Küste, 
Mittell., Adriat. M., Mauritius. 

79) P. cornu-copiae Hincks (Ann. & Mag. 1872, Nov. Pl. 21, f. 1-5.) 

Kurze, einfache Stämmehen mit füllhornförmigen Gonotheken; die Hydrothek am 
oberen Ende des Hauptgliedes, darunter 1 Nematothek; am Zwischengliede 2. (Fig. 17 
auf Taf. I, Ill.) Ilfracombe. 

80) P. diaphana. — Anisocalyx diaphanus Heller. Taf. 2, Fig. 5. 

Mit wechselständigen Hydrocladien; an denselben die Zwischenglieder länger als 
die Hauptglieder und mit 2 oder 3 Nematotheken besetzt; eine auch am Hauptgliede 
unterhalb der Hydrothek. (Fig. 13, Taf. I.) Adriat. M. 

81) P. Catharina ‚Johnston. — Aglaophenia Catharina Gray (Brit. Mus. Oatal.) — 
Antennularia eyathifera Dana? Abb. ‚Johnston pag. 3 und 98. Hincks 
Pl. 66, Fig 2. 

Zarte, einfache Stämmehen, bis 10 Ctm hoch, mit genau gegenständigen Hydro- 
eladien und birnenförmigen Gonotheken. Nematotheken zahlreich über alle Theile des 
Polyparium vertheilt. (Fig. 12, Taf. I, III.) Norwegen (Stavanger, Bergen), Britische 
Westküste von Shetland bis Man. 


4*® 


„ee 


82) P. secundaria. — Sertularia seeundaria L. — Aglaoph. seeundaria Lrx. — 
Anisocalyx secundarius Costa, Heller. — Abbild. Cavolini Tav. 8, Fig. 15, 16. 
Meneghini, Tav. 14, Fig. 4. 
Nach Hincks eine stengellose Varietät der vorigen Art, von derselben verschieden 
durch das Fehlen der Stämmchen, indem die Hydrocladien unmittelbar aus der auf Algen 
kriechenden Hydrorhiza hervorgehen. (Fig. 18, Taf. I.) Mittell., Adriat. M. 


b) Anden Hauptgliedern der Hydroeladien nur 1 Nematothek oberhalb der Hydrothek. 


83) P. bifrons Heller. Taf. II, Fig. 6. 

Einfache Stämmehen mit wechselständigen Hydroeladien, deren 2 aus jedem Gliede 
des Stammes hervorgehen. An den Hauptgliedern der Hydrocladien oben die Hydrothek, 
darüber und darunter je 1 Nematothek; an den kurzen Zwischengliedern je 1 Nematothek. 
(Taf. I, Fig. 16.) Adriat. M. 

54) P. halecioides Alder. Ann. & Mag. 1859, Mai. Pl. 12. Andere Abbild. 
beı Hineks am Schluss der Vorrede und Pl. 67, Fig. 2. 

Mehrröhrige, aber dünne, schwach verästelte, bis 3 Ctm hohe Stämmehen mit 
kurzen Hydroeladien und quergeringelten Gonotheken; an den Zwischengliedern keine 
Nematothek. (Fig. 14, Taf. I, III.) Xüste von Wales. 

S4a) P. halecioides var. Adriatica. — Anisocalyx pinnatifrons Heller. — Taf. II, 
Fig. 7, 8. 

Mit längeren, 5 bis 10 Hydrotheken tragenden Hydroeladien (an den britischen 
höchstens 4). Adrıiat. M. 

55) P. Helleri (Hincks in Ann. & Mag. 1872. Vol. IX. pag. 120). — Anisocalyx 
setaceus Heller. — Sert. pinnata della Chiaje. (?) Anisocalyx hyalinus 
Costa? 

Von der britischen P. setacea verschieden durch die Zahl und Form der Nemato- 
theken (nur eine rudimentäre m Form eines kleines Zähnchens) und die Form der 
(onotheken, welche hier eliptisch und ohne Hals sind. 

36) P. echinulata Lmek. — Sertul. setacea Lister Phil. Trans. 1834. Pl. 8, Fig. 4. 
Ausserdem Abbild. ‚Johnston, Ste. 465, Fig. 80. Hineks. Pl. 65, Fig. 2. 

Die kurzen Zwisehenglieder ohne Nematotheken sind bei ‚Johnston abgebildet, 
bei Hineks nieht; sie finden sich auf Exemplaren, welche ich aus England erhielt. — 
Die Gonotheken mit stachelförmigen Anhängseln. (Fig. 10, auf Taf. I, III.) Brit. Küste. 


ec) An den Hauptgliedern oberhalb der Hydrothek keine Nematothek. 
57) P. similis Hincks. Pl. 65, Fig. 5. 

Früher mit der vorigen verwechselt; von derselben verschieden durch die glatten 
Gonotheken und das Fehlen der oberen Nematothek; 1 Nematothek unterhalb der Hydro- 
thek. (Fig. 15, Taf. I, III.) Südliche Küsten von Irland und England. 

S8) P. rugosa n. sp. (s. unten.) 
89) P. filicaulis Pöppig (s. unten). Chile. 
90) P. oligopyxis n. sp. (s. unten). Fidschi - Inseln. 


AL 


29 


Ill. Subgenus: Monopyxis (v. pag. 17). 
An jedem Hydrocladium nur eine Hydrothek 
91) Monopyxis obliqua. — Monopyxis dichotoma (Ehrenberg?). Meneghini Mem. 
Inst. Ven. 1845. — Campanularia Lister Philos. Trans. 1834. — 
Laomedea obliqua Johnst. — Plumularia obliqua Hincks. 
Abb.: s. unsere Taf. I, Fig. 19. 
92) M. obliqua var. Australis (s. unten). 


Genus: Nemertesia (Lrx.) 
l. Subgenus: Heteropyxis (Heller). 
Die Glieder der Hydroeladien alle gleiehmässig mit Hydrotheken besetzt (wie Isocola). 
33) Heteropyiis tetrasticha Heller. Lowenia tetrasticha Meneghini 1. e. Taf. 14, Fig. 2. 

Uebergang von Plumularia. Die Hydrocladien noch paarweise fast gegenständig, 
aber die Paare abwechselnd über einander, so dass 4 Reihen entstehen. In jedem Gliede 
2 Nematotheken seitlich neben der Hydrothek, 1 darunter. Gonothek topfförmig, mit 
kurzem Stiel. (Fig. 20 und 20a auf Taf. IT und VI.) Adriat. M. Madeira. 

94) H. norwegica Sars. Norges Hydr. 1873. (Tab. III, Fig. 15—22.) 

Die Hydrocladien 4- bis 6reihig; die Anheftungsstellen in unregelmässigen Spiralen 
um den Stamm; in jedem Gliede 2 Nematotheken über einander, oberhalb, 1 unterhalb 
der Hydrothek. Gonotheken füllhornförmig. (Taf. I, Fig. 21 und 21a.) Norwegen. 

9) H. intermedia n. sp. (s. unten). Madeira. 


96) H. ramosa. — Sertularıa antennina var. 8. L. — Antennularıa ramosa Lmek. 
— Nemertesia ramosa Lrx. — Sertularia seticornis Hogg. — Antennularia 
arborescens Hassal. — Abbild. am besten bei Hincks, Pl. 62. 


Die Hydroeladien meistens zu 4 in diehtgedrängten, aber nieht ganz regelmässigen 
Wirteln; ım jedem Gliede 4 Nematotheken, 1 oberhalb, 1 unterhalb und 2 neben der 
Hydrothek. Gonotheken fast füllhornförmig. (Fig. 22 und 22a auf Taf. II und III.) 
Atlant. Ocean, Adriat. M. 


Il. Subgenus: Antennularia. (Lmck.) 
Die Glieder der Hydroeladien nicht gleich; abwechselnd eines um das andere mit einer 
Hydrothek besetzt (wie Anisoeola). 

IT) Nemertesia antennina Lrx. — Sertul. antennina Lrx. — Antennularia indivisa 
Lmek. — A. antennina Flem. — Nigellastrum antenninum Oken. — Abbild. 

am besten bei Hincks, Pl. 61. 
Die typische Form. Hydroeladien in Wirteln zu 8 bis 10 aus einem wulstigen 
Ring am oberen Ende jedes Gliedes des Stammes hervorgehend; Nematotheken an den 
Hauptgliedern 2 über und 1 unterhalb der Hydrothek, an den Zwischengliedern 1. 
(Fig. 26 und 26a auf Taf. II und III.) Norwegen, Grossbritannien, Belgien, Frankreich, 

Adriat. Meer. 


97a) N. antennina v. minor (s. unten). Madeira. 


30 


98) N. Janini Lix. Pol. flex. Pl. IV, Fig. 3. 
Am oberen Ende jedes Gliedes des Stammes und der Aeste 3 Hydroeladien, 
2 gegenständig, das dritte zwischen beiden, abwechselnd auf der eimen und der andern 
Seite. Nematotheken nur an den Hauptgliedern, oberhalb der Hydrothek. (Fig. 23 und 
23a auf Taf. Il und IIL) Bay von Cadix (Lamouroux). Adriat. M. (Heller). 
99) N. paradoxa n. sp. (s. unten). Madeira. 
100) N. hexasticha n. sp. (s. unten). .Java. 
101) N. Johnstoni n. sp. (s. unten). Nüdafriea. 
102) N. decussata n. sp. (s. unten). Südafriea. 
105) 4. triseriata Pourtales (Contrib. Fauna Gulfstream, in Bull. Mus. comp. 
Zool. Vol. 1, 1855—69.) Hydrocladien 3zeilig, Hydrötheken glocken- 
fürmig, Gonotheken halbmondförmie. Golfstrom, 100 Fad. 


Genus Ophionema Hincks. 
104) Ophionema parasiticum. — Ophiodes parasitica Sars 1. ec. Pag. 21, Tab. IV, 
Fig. 5—8. (Siehe oben Seite 21). Hvitingsö (Norwegen). 


Zweifelhafte Arten, 
die mir nur aus ungenügenden Beschreibungen und so wenig bekannt sind, dass ich nicht 
weiss, zu welcher Untergattung, oft auch nicht, zu welcher Gattung sie gehören. 
a) wahrscheinlich Aglaophenia. 
(Aus deın vorigen Heft, Seite 29 und 30, wiederholt. ) 
55) Plumularia elegans Lmck. 
56) Sertularia filicina Pallas (s. bei A. pennaria). Indien. 
57T) S. hypnoides Pallas (s. bei A. fusca). Ceylon. 
58) Aglaophenia augulosa Lrx. Australien. (Pl. angulosa nach Dana in 
Westindien.) 
59) 4A. fimbriata Lrx. — Australien. 
61) Plumularia scabra Lmk. (s. bei Agl. urens). Australien. 
65) Aglaophenia plumatella Mae Crady. — Atlant. Ocean. 
66a) Plumularia hians Busk. — Australien. 
b) wahrscheinlich Plumularıa. 
54) Aglaophenia glutinosa Lrx. — Indien, Australien. 
64) Plumularia Banksü Gray. — Neuseeland. 
105) P. gracilis Lmek. — Ind. Ocean (verschieden von P. gracilis Murray, 
welche eine Hydrallmania ist ). Ä 
106) Antennulariu eyathifera Dana (Unit. St. expl. Exp.) Atl. Ocean. 
ec) wahrseheinlich Nemertesia. 
107) Antennularia Cymodocea Busk. — Südafriea. 
d) ganz zweifelhaft. 
55) Sertularia fruticans Pallas.. — America (?) 
2) $. obseura Torskäl. — Mittell. M. (?) 


ı 


60) Plumularia sulcata Lmk. — Australien. 

03) P. bullata Flem. — Hudsons- Strasse. 

108) P. laxa Müller. 

109) P. amathioides Lmek. (wahrscheinlich Hydrallmania). 
110) P. tenella Verril. (Neu-England.) 


Geographische Verbreitung. 


Aus dem vorstehenden Verzeichniss ist die nachfolgende kleme Tabelle zusammen- 
gestellt, welche die Verbreitung der ganzen Familie ungefähr überblicken lässt. Die 
abgekürzten Ueberschriften der einzelnen Spalten bezeichnen grosse Regionen, von denen 
aber theilweise nur kleime Partien erforscht sind. Unter der Nordatlantischen (N. Atl.) 
ist freilich der ganze nördliche Theil des Atlantischen Oceans emschhesslich der Nordsee 
und des Mittelländischen- und Adriatischen Meeres, südlich bis zum Wendekreis des 
Krebses und den Antillen (diese mit eingeschlossen), unter der Nordpaeifischen (N. Pac.) 
dagegen nur Unalaschka und die Bay von San Franeiseo gemeint. Von Südafrica (S. Afr.) 
sind Plumulariden mir nur aus dem Meere zwischen der Tafel- und der Algoa-Bay, von 
dem jenseits Australien belegenen Theil des Stillen Oceans (S. Pac.) nur aus den Fidschi- 
und Tonga-Inseln und von der Chilenischen Küste bekannt. Australien (_Austr.) umfasst 
Neu-Seeland mit und der Indische Ocean (Ind. M.) ist nördlich bis zu den Philippinen 
(diese einschliesslich) gerechnet. Von zwei Standorten, auf welehe keine dieser Bezeieh- 
nungen passt, das Rothe Meer und Patagonıen sind nur je 1 oder 2 Species bekannt. 


5 n — 
Sippen | N. Atl. | N. Pac. 
Calathophora ...........)1 |1 | 
Bachyrhynchasemere.. | 1 = 
Tytocarpianene | 5 1 
Macrochimchiaese ee 5) == 
(Aglaophenia) .........., 20 | 2 | | 
Isocola......... | [7 A | IM | 
AnISoColamE ee | 11 _ 
Monopysusre | 1 | _ 
Heteropyaassa 4 
Antennulaniasss | gzAR| _ 
Ophionemapm rer | et | | _ 
(Plumularia ete.)..... ; | 25 == 
re Bahr a 
Zusammen... 45 | 2, | 
Zweifelhafte Arten...... 6 | _ 
Inasag. >, 
——n TEE 


Im Allgemeinen ergiebt sich also, dass unter 139 beschriebenen Arten 53 der 
nördlichen, 86 der südlichen Hemisphäre angehören. Wird dagegen die ganze Familie 


in zwei Hauptgruppen eingetheilt, so entfallen auf die Aglaophenia- Gruppe 22 nördliche 
und 57 südliche, auf Plumularia mit ihren Verwandten 25 nördliche und 18 südliche 
Arten, wobei die 15 zweifelhaften Arten (von denen 6 dem Norden und 12 dem 
Süden angehören) nicht mitgezählt sind. — Allzugenau darf man es indessen mit einer 
solehen Statistik nicht nehmen. Es mögen dem Verfasser verschiedene in Zeitschriften 
erwähnte Arten entgangen sein, wahrscheinlich noch mehrere werden bis jetzt 
unbeschrieben in Sammlungen liegen und gewiss sehr viele noch unerforscht am Meeres- 
grunde ihr verborgenes Leben führen; anderen Theils aber ist auch darauf aufmerksam 
zu machen, dass bei der Verschiedenheit der Ansichten über den Artenbegriff, namentlich 
in diesen niederen Ordnungen der Coelenteraten jene statistischen Angaben über die Zahl 
der Arten verschieden ausfallen müssen, je nachdem man die an einzelnen Standorten 
verschieden entwiekelten Formen zu einer einzigen Species verbindet oder in mehrere 
trennt. Im Allgemeinen aber ist soviel aus jener Tabelle zu entnehmen, dass die Familie 
der Plumulariden über den ganzen Erdball und zwar nördlich bis zum Polarkreis hinauf 
verbreitet ist, dass sie aber vorzugweise den südliehen, übrigens nieht gerade den tropischen 
Regionen angehört. In wie weit auch eme stärkere Entwickelung der Individuen den 
wärmeren Ölimaten eigen ist, wird aus den wenigen bekannten Beispielen kaum zu entnehmen 
sein. Unter unsern nordischen Plumulariden wird die A. myriophyllum am grössten, nach 
englischen Schriftstellern bis über 5 Fuss, was aber doch wohl nur Ausnahme sein mag. 
Im Leipziger Museum befindet sich ein 1’ Fuss hohes Exemplar aus Unalaschka; die 
gewöhnliche Grösse beträgt 6 bis 12 Zoll. Aber auch unter den Plumulariden der süd- 
lichen Regionen scheint. eine solche Höhe selten. Nur die (im ersten Theil beschriebenen) 
A. secunda, A. erispata und A. Iignosa, sämmtlich mit der A. myriophyllum zu unserer 
Untergattung Lytocarpia gehörig, werden dort eben so gross oder grösser. Nach Lamack 
ist die (mir unbekannte) Plumularia angulosa var. longissima aus Australien die grösste, 
doch wird die Höhe ihres Stammes auf nur 6 Deeimt. (2 Fuss) angegeben. Dana erwähnt 
einer Pl. angulosa aus Westindien vun 2 bis 3 Fuss. Die von Semper geschilderten 
mannshohen Gebüsche von Aglaophenia (A. seeunda) aus den Philippinen sind also als 
Riesen anzusehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dort, m der Nähe des Aequators, 
im flachen Wasser, dies der hohen Temperatur zugeschrieben werden kann. Für die Ver- 
breitung der Arten werden wohl die Verhältnisse des Bodens und die grössere oder 
geringere Meerestiefe das Hauptmoment abgeben. Immerhin aber mag auch Temperatur 
und Klima von unmittelbarem Einfluss sein, oder doch von mittelbarem, nämlich durch 
die Einwirkung auf die den Thieren zugeführte Nahrung, welche, wie sie auf die grössere 
oder geringere Menge und Massenhaftigkeit der Individuen einwirkt, möglicher Weise 
ja auch auf die Mannigfaltigkeit der Formen von Einfluss sein kann. Nur an die letztere 
aber kann gedacht werden, wenn von der Zahl der Arten die Rede ist; diese Mannig- 
faltigkeit, wie sie in der Zahl der bekannten Arten sich ausspricht , ist bei weitem am 
grössten im südlichen (nicht tropischen) Theil von Australien und am Cap der guten 
Hoffnung, obgleich die Meere beider Länder doch erst seit verhältnissmässig kurzer Zeit 
auf Zoophyten untersucht worden sind. Viel geringer ist die Zahl der Europäischen 
und nordischen Arten und von Grönland, dessen Meeres-Fauna gleichfalls seit mehr als 
einem ‚Jahrhundert beschrieben ist, kennen wir nur 1 oder 2 Plumulariden. 


a 


Was hier von der Familie der Plumulariden im Allgemeinen gesagt ist, gilt ganz 
besonders von der ersten und grössten Hauptabtheilung derselben , nämlich der Gattung 
‚Aglaophenia, von deren vier oben erwähnten Untergattungen die Calatophora (mit geschlossenen 
Körbehen) überhaupt die artenreichste ist. Unter den Speeies derselben ist die am längsten 
bekannte Sertularia pluma Linnes auch die verbreitetste; sie ist die typische Art, von 
welcher die meisten Species dieser Gruppe nur mehr oder weniger abweichende Modifica- 
tionen sind. Sie selbst und die ihr nahe Verwandte A. flexuosa sind dem Indischen 
Ocean, Australien und dem Cap gemeinschaftlich: den letzteren beiden auch A. formosa. 
In Australien aber finden sich ausserdem noch sieben andere Arten (A. aurita, A. ceru- 
cialis. A. filamentosa, A. divarieata, A. brevirostris, A. avieularis, A. delicatula) und am 
Cap sieben andere (A. plumifera, A. diehotoma, A. tubulifera, A. conferta, A. pusilla, 
A. alopecura, A. areuata); sowohl von den Australischen als von den Capischen Arten 
zeichnen sich besonders die zuletzt genannten durch die langen mittleren Zähnchen der 
Hydrotheken aus. Von Australien aus verbreiten sich einzelne Arten der Gruppe in den 
stillen Ocean nach Neu-Seeland (A. Huttoni), nach Chile (A. tenerrima), nach Californien 
(A. Franeiseana) und in eigenthümlichen, aber unter sich sehr ähnlichen Formen nach 
den Fidschi- und Tonga-Inseln (A. phyteuma, A. Vitiana und A. Tongensis). Andererseits 
gehen vom Cap in den Atlantischen Ocean, ausser der A. pluma, welche im Atlantischen 
Meere bis zu den Orkneys und Shetland reicht, nach Südamerica A. patagonica, nach 
Nord-America A. trifida und A. arborea und nach Europa mehrere Arten: namentlich 
finden sieh im Mittelländischen und Adriatischen Meer deren noch fünf (A. uneimata, A. 
oetodonta, A. elongata, A. Kirchenpaueri und die beiden Südafrikanischen A. diehotoma 
und A. areuata), an den englischen Küsten noeh zwei: A. pluma und A. tubulifera und 
in der Nordsee ist nur noch die A. pluma selbst in seltenen Exemplaren an der Belgi- 
schen Küste und bei Northumberland gefunden worden. Damit,scheint das Verbreitungs- 
gebiet dieser ersten Gruppe abgeschlossen; nur die auf dem Sargassum baeeiferum sowohl 
des Atlantischen Oceans als des chinesischen Meeres angesiedelte A. simplex gehört noch 
hierher. — 

Die kleine Gruppe der Pachyrhynchia (welche zwar auch noch geschlossene 
Körbehen trägt, aber sich durch die gänzlich abweichende Gestalt der Hydrothek und der 
Nematothek unterscheidet) scheint hauptsächlich in dem Indischen Ocean zu Hause sein; 
von den vier Arten finden sich zwei (A. eupressina und Mac Gillivrayi) bei Sineapore 
und den Philippinen, die letztere auch in Australien, eine (A. spieata) in Ternate und 
Zanzibar; die vierte, mir unbekannte Art, deren hierher Gehörigkeit aber ungewiss ist 
(A. trieuspis) ist freilieh in Nordameriea zu Hause. 

Die dritte Gruppe bilden die von mir als Zytocarpia bezeichneten Arten (deren 
Körbehen nämlich nieht geschlossen sind), mit der A. myriophyllum als Typus; diese 
Untergattung hat zwar nicht viele Arten, aber das weiteste Verbreitungsgebiet, oder rich- 
tiger gesagt, zwei sehr weit von einander entfernte Gebiete, die südlichsten und die nörd- 
sten Meere. Dem Norden gehören an A. Moebii, A. radicellata, A. bieuseuspis aus der 
Nordsee, und die A. myriophyllum selbst, welehe im Atlantischen Ocean an allen Küsten 
und Inseln von Frankreich bis Island und Grönland und auch, als ungewöhnlich grosse 
dunkelgefärbte Varietät, im nördlichen stillen Meer bei Unalaschka gefunden ist. Im 


> 


34 


Süden dagegen finden sich A. Seeunda bei den Philippinen, A. erispata bei Formosa und 
Java, A. ramosa in Australien und lienosa (von der aber nicht gewiss ist, dass sie hierher 
gehört) am Cap der guten Hoffnung. 

Was endlich die durch ihre Geschlechtskapsen ganz abweichende letzte Gruppe, 
das Subgenus Maerorhynchia anlangt, so gehören sämmtliche em und zwanzig Arten bis 
auf eine dem Süden an; und nur die A. pennatula, (wenn sie wirklich hierher gehört), hat sich 
in den Norden verirrt, wo sie — wenngleich selten — an den südlichen Küsten der bnıti- 
schen Inseln sich findet. Die zwanzig südlichen Arten vertheilen sich so, dass elf auf 
Australien mit Neuseeland und Polynesien kommen (nämlich A. ramulosa, A. brevieaulis, 
A. longirostris, A. phoenieea, A. longieornis, A. squarrosa, A. rubens und A. urens,) von 
denen die letztgenannte auch im Indischen Ocean vorkommt. In diesem finden sich 
ausserdem noch vier Arten, (A. speciosa, A. urceolifera, A. rostrata und A. Philippina) 
und im Rothen Meer zwei (A. Savignyana und A. multiplicatopinnata). Ferner gehören 
drei nach der Form ihrer Hydrotheken zusammengehörige Arten (A. Iigulata, A. fusca, 
A. patula) dem Cap an und dem Sargassum des Atlantischen Oceans ist die A. pelagiea 
eigenthümlich. 

Fasst man hiernach die vier Unterabtheilungen der Gattung Aglaophenia zusam- 
men, so ergiebt sich dass ihrer zwei fast ausschliesslich und eine in der weit überwiegen- 
den Mehrzahl ihrer Arten in den Meeren zwischen Südafriea und Australien zu Hause 
sind, während Lytocarpla ungefähr zu gleichen T'heilen zwischen diesen und den nörd- 
lichen Meeren vertheilt ist; jedenfalls also ist Aglaophenia eine vorzugsweise der südlichen 
Hemisphäre angehörige Gattung. 

Anders die zweite Abtheilung der Familie, welche Plumularia und (die kaum 
davon zu trennende) Nemertesia umfasst. Diese ist über beide Hemisphären ungefähr 
gleichmässig vertheilt. Nur eine Species ist beiden gemeinschaftlich, die schon von 
Ellis und Pallas beschriebene P. frutescens, welche bei den Hebriden und in der Nord- 
see, wie m der Alsoa-Bay und bei Kerguelen-Land gefunden wurde. Von den übrigen 
Arten der Untergattung Isocola finden sich vier im Indischen Meere und Australien 
(Plumularia eylindrica, P. badıa, P. effusa und P. obeonica), zwei in Südafrika (P. tuba 
und P. Gaymardi), dagegen drei in Europa (P. disticha in der Adria, P. pinnata in Eng- 
land, P. flabellata in Norwegen). Umgekehrt die Untergattung Anisocola, von deren 
Species nur zwei im Stillen Meere (P. filieaulis in Chile und P. olygopyxis in den Fid- 
schi-Inseln) die übrigen zwölf im Europa (Norwegen, England und Adria,) zu Hause sind. 
Die Untergattung Monopyxis (M. obliqua) findet sich in England und in etwas anderer 
Form in Australien. — Was die als Nemertesia zusammen gefassten Arten anlangt, so 
sind N. antennima und N. ramosa überall an den Europäischen Küsten des Atlantischen 
und des Mittelländischen Meeres verbreitet, zwei von diesen wenig abweichende Formen 
N. Janina und N. paradoxa beziehentlich dem Mittelländischen Meere und Madeira eigen- 
thümlich. Eine besondere Gruppe bilden N. decussata und N. Johnstoni vom Cap der 
guten Hoffnung und N. hexasticha von Java, während die Heteropyxis norwegiea mit 
der Adriatischen H. tetrasticha nahe verwandt ist. 

Das Ophionema (©. parasitieum) ist bis jetzt nur bei Hvitingsoe in Norwegen 
gefunden. 


i\,. 


Nachdem die vorstehenden Bemerkungen schon geschrieben waren, ist mir der 
1872 erschienene zweite Theil der inhaltreichen Monographie von Allman über die 
Tubulariden zu Gesicht gekommen, welcher interessante Abhandlungen über die räumliche 
und zeitliche Verbreitung der Hydroiden in ihrer Gesammtheit enthält. Hinsichtlich 
der geographischen Verbreitung wird, nach Hervorhebung der oben gleichfalls erwähnten 
Mangelhaftigkeit unserer Kenntniss der enfernteren Meere und der dortigen vielfach nur 
in getroekneten oder doch abgestorbenen Exemplaren zur Untersuchung gelangten Hydro- 
iden , darauf hingewiesen, dass die meisten Genera über die ganze Erde verbreitet, die 
meisten Species aber auf einzelne Bezirke beschränkt zu sein scheinen. In letzterer Be- 
ziehung werden, immer die Hydroiden in ihrer (Gesammtheit betreffend, in der oben als 
Nord-Atlantisch bezeichneten Region drei verschiedene Provinzen unterschieden, nämlich: 

1) Die Boreo-Celtische, welche die ganze Westküste des Europäischen Continents 
und der britischen Inseln bis zum Nordeap hinauf umfasst, von dort über die Faroer und 
Island nach Grönland hinübersetzt und sich an der Ostküste von Nordamerica (einschliess- 
lich New-Foundland) bis südlich von Neu-Schottland erstreckt. 

2) Die Nordatlantisch- Americanische an der Ostküste Americas bis Florida. 

3) Das Mittelländische Meer. 

Diesen drei Provinzen, deren Hydroidenfauna ziemlich bekannt ist, werden vier 
andere gegenüber gestellt, bei welchen dies viel weniger der Fall sei, welche aber nach 
den bis jetzt bekannt gewordenen Hydroiden-Arten zu urtheilen wahrscheinlich als ver- 
schiedene Provinzen angesehen werden müssen, nämlich 

4) West-Indien, 5) Australien, 6) Neu-Seeland, und 7) die Nord-Pacifische Provinz, 
welche letztere sieh vom Norden der Vancouver-Insel bis zur südlichen Grenze von Calı- 
fornien erstreekt. — Die Hydroiden-Fauna von Südafriea wird wegen ihrer grossen Aehn- 
lichkeit mit der Europäischen, namentlich der Britischen, nicht als eine selbstständige, 
sondern als eine meist durch künstliche Einwanderung (an Schiffen ete.) veränderte, un- 
echte (spurious) bezeichnet. — Aus allen übrigen Meeren seien noch zu wenig Hydroiden- 
Arten bekannt, als dass von bestimmten Provinzen die Rede sein könnte. 

So sehr dies alles ohne Zweifel richtig sein wird, wenn man mit Allman die 
ganze Ordnung der Hydroiden (einschliesslich der Medusen) im Allgemeinen berück- 
sichtigt, so wenig stimmt es mit den oben gegebenen Resultaten überein, welehe nur die 
Familie der Plumulariden allein betreffen. Denn was die Oeltiseh-boreale Provinz anlangt, 
so findet unter den einzelnen zu derselben gezählten Gegenden so wenig Uebereinstimmung 
statt, dass nach Sars (1873 1. e. pag. 51) von elf Norwegischen Plumulariden-Species in 
Grossbritannien nur fünf, in Grönland und Nordameriea keine gefunden sind, wogegen 
in dem als besondere Provinz bezeichneten Mittelländischen Meere ihrer drei sich 


wiederfinden. — Von den bei Hineks (1868) aufgeführten vierzehn britischen Arten sind 
in Norwegen nur fünf, in Nordameriea nur zwei oder drei gefunden, im Adriatischen Meer 
dagegen fünf. — Die Fauna der Südafrikanischen Provinz andrerseits wird hinsiecht- 


lich der Plumulariden so wenig als eine unechte, durch künstliche Einwanderung 
umgemodelte angesehen werden können, dass vielmehr von den zwanzig Arten, welche 
vom Cap der guten Hoffnung und Algoa-Bay bekannt sind, nur vier in Grossbritannien, 
überhaupt nur sechs in Europa, nur drei in Australien und im Ganzen nur acht in anderen 


b) 


36 


als dem südafrieanichen Meeren sich finden und unter diesen acht sind noch die überhaupt 
am weitesten verbreitetsten A. pluma, Pl. fruteseens und Pl. setacea mitgezählt. — Zu- 
treffend dagegen ıst für die Plumulariden die von Allman gemachte Trennung Australiens 
von Neu-Seeland, indem unter den zwei und dreizig Australischen Arten von den vier be- 
kannten Neu-Seeländischen nur zwei zu sein scheinen. 


Verticale Verbreitung. 


Unsere Kenntniss der vertiealen Verbreitung der Plumulariden beschränkt sich 
auf den kleinsten Theil der bekannten Arten. Für die Mehrzahl finden sich keme 
genauere Tiefenangaben und wenn man berücksichtigt, welche grosse Verschiedenheiten 
zwischen benachbarten Gebieten, z. B. den Britischen und den Norwegischen Theilen der 
Nordsee stattfinden, so wird man auch von dem wenigen Bekannten auf das Unbekannte 
keine Schlüsse ziehen dürfen. Man wird wohl nicht irren, wenn man annimmt, dass fast 
alle Plumulariden, welche bei Lamarck, Lamouroux und den älteren Autoren zu einer 
Zeit beschrieben wurden, als Schleppnetz-Untersuehungen nicht üblich waren, in der Nähe 
der Oberfläche gefunden wurden; was aber gewiss nicht ausschliesst, dass sie auch im 
tieferen Wasser vorkommen können. Auch wird manches an den Strand geworfene 
Exemplar aus tieferem Meeresgrunde losgerissen sein. Aber auch bei verhältnissmässig 
neueren Beschreibungen von Plumulariden aus exotischen Gewässern habe ieh nur selten 
Tiefen- Angaben gefunden, eben so wenig wie bei den meisten unter den zahlreichen mir 
zu (esichte gekommenen Exemplaren. In der sehr dankenswerthen Aufzählung der Be- 
wohner des Adriatischen Meeres von Heller (Zoophyten und Echinodermen 1868) findet 
sich nur bei drei Species von Plumulariden die Angabe, dass Heteropyxis tetrasticha der 
I., diese und H. disticha und Antennularia ‚Janini der II. Region angehören. Erst in der 
neuesten Zeit fanden die verschiedenen Expeditionen statt, welche speciell den Tiefsee- 
Forsehungen gewidmet waren. Besonders interessant sind in Bezug auf Plumulariden 
ausser den unten zu erwähnenden Berichten von G@. OÖ. Sars und von Eilhard Schulze 
über die Nordsee, die Untersuchungen des Golfstroms dureh die United States Coast Survey, 
hinsichtlich deren aus einem vorläufigen Bericht von Allman (Bulletin M. Comp. Zool. 
No. 7, 1575) hervorgeht, dass nicht weniger als sechs und zwanzig neue Arten von Plu- 
mulariden (die in jenem Bericht leider noch nicht beschrieben sind) und zwei bekannte 
Arten (Antennularia ramosa und Plumularia Catharina) gefunden wurden, jedoch in nicht 
grösseren Tiefen als 270 Faden; ferner die beiden Reisen des britischen Schiffes ‘“Poreupine” 
1569 und 1870 im Atlantischen Ocean, in deren Ergebnissen unter etwa dreizig Species 
von Hydroiden fünf neue und ein paar schon bekannte Plumulariden-Arten sich befanden, 
unter den Letzteren die Aglaophenia myriophyllum aus einer Tiefe von 364 Faden, unter 
den Ersteren drei aus derselben Tiefe, die beiden anderen aus 257 und 539 Faden. Bei 
diesen Dredgings ist auch die Temperatur des Wassers angegeben und hervorgehoben, 


om 


Br 


dass die eine der neun Plumulariden (Cladocarpus formosus) aus dem zwischen Shetland 
und den Faroer entdeckten Strom kalten Wassers, dessen Temperatur unter den Gefrier- 
punkt sinkt, heraufgebracht wurde. (Allman Report in Transactions of the Zologieal Society 
of London. Vol. VIII. 1874). 

Was sodann die nördliehen Europäischen Meere anlangt, so kömmt zunächst die 
erwähnte Abhandlung von Allman in dem 2. Theil seiner Monographie der Tubulariden 
in Betracht, welehe imteressante Ueberblicke aber nur im Allgemeinen über die ganze 
Ordnung der Hydroiden giebt. Im Anschluss an die zuerst von Oerstedt für die Algen 
der seandinavischen Küsten und dann in umfassenderer Weise von Forbes aufgestellten 
Tiefenzonen, werden für die Hydroiden der die britischen Inseln umgebenden Meerestheile 
6 Zonen angenommen und im Bezug auf ihre natürlichen Verhältnisse und die für sie 
charakteristischen Pflanzen und Thiere anschaulich geschildert. Als oberste wird 1) die bisher 
weniger beachtete Oberflächen-Zone bezeichnet, die 2 bis 3 Fuss starke oberste 
Schicht des Wassers in offener See, welehe von den Verhältnissen des Bodens unabhängig 
und dem unmittelbaren Einfluss der Sonnenstrahlene zugänglich, eine reiche Fauna frei 
schwimmender, aber nur wenige (an Algen) festwurzemde Thiere enthält. 2) Die 
Littoral-Zone, am Strande zwischen den Hoch- und Niedrigwasserlinien der gewöhn- 
liehen Fluth und Ebbe, also der Fels-, Sand- oder Schlammboden der Küstenstriche, der 
täglich zweimal vom Wasser entblösst wird, mit kräftiger Vegetation (worunter besonders 
die grösseren Fucus-Arten) bedeekt, zwischen der es auch nicht an Hydroiden fehlt. 3) Die 
Laminarien-Zone, diejenigen Theile des Strandes umfassend, welche zur Zeit der 
Springtiden, also nur nach 14tägigen Zwischenräumen vom Wasser entblösst werden, mit 
Algen, besonders Laminarien und einer reichen Fauna; die Zahl der Hydroiden- Arten 
ist hier zahlreicher als in der vorigen Zone. 4) Die Koralinen-Zone, niemals vom 
Wasser entblösst, bis zu einer Tiefe von etwa 50 Faden. Hier erreicht die Artenzahl 
der Hydroiden ihr Maximum, wogegen die Vegetation allmählig abnimmt. 5) Die Tief- 
wasser-Zone, von 50 bis 100 Faden, wo die Zahl der Hydroiden wieder abnimmt und 
die Vegetation ganz verschwindet. Endlich 6) die Zone der grössten Tiefe 
(Abyssal-Zone), von mehr als 100 Faden, deren Bewohner erst durch die neueren 
Schleppnetz- Untersuchungen bekannt geworden sind und einige interessante Hydroiden- 
Arten zählen. — Unter den für diese verschiedenen Zonen charakteristischen Arten werden 
nur folgende Plumulariden angegeben: für Zone I. und II. keine; für III. Aglaophenia 
pluma; für IV. Antennularia antennina, Plumularia setacea, P. pennata; für V. P. Catharina, 
P. fruteseens und A. Myriophyllum. Für die VI., tiefste Zone sind 2 neue Arten: 
Plumularia ramulifera und Gonoeladium plumosum angeführt, beide noch nicht beschrieben, 
die letztere ein neues Genus bildend. Die Beschreibung derselben wurde für die Publi- 
cation der Hydroiden aus den von der ‘“ Porcupine-Expedition” veranstalteten Schlepp- 
netzzügen in Aussicht gestellt, findet sich aber in dem oben erwähnten Bericht (Trans. 
of the Zool. Soc. 1874) nicht, wenigstens nıcht unter diesen Namen; die dort beschriebene 
Halicornaria ramulifera ist wahrscheinlich die eine Species. 

Ergänzen lassen sich diese Angaben Allmans über die britischen Plumulariden 
aus den früheren Werken von Johnston (British Zoophytes 1847) und Hincks (British 
Hydroid Zoophytes 1868). Darnach befanden sich in der Littoral- und der Laminarien- 


Zone Aglaophenia pluma, Plumularia echinulata, P. haleeioides, P. similis und Monopyxis 
obliqua; in diesen Zonen und auch tiefer P. pinnata, P. setacea; als dem tiefen Wasser 
angehörig werden bezeichnet: Antennularia antennina, A. ramosa, Plumularıa Catharina, 
P. frutescens und die seltene Aglaophenia pennatula; dem “tiefen und dem sehr tiefen 
Wasser” angehörig: A. Myriophyllum. 

Ein einigermassen vollständiges Bild der vertiealen Verbreitung endlich besitzen 
wir nur von Nordseearten theils durch Eilhard Schulze in den Berichten über die 
Nordseefahrt der “Pommerania” (‚Jahresbericht der Commission zur Untersuchung der 
deutschen Meere 1875), theils durch Sars (Bitrag til Kundskaben om Norges Hydroider 
1873), wozu noch einzelne Notizen von Thomas (bei Johnston 1. e.) kommen. Die m 
diesen drei Werken beigebrachten Zahlenangaben lassen sich für die Plumulariden der 
Nordsee folgendermassen tabellarisch zusammnnstellen: (Die Ziffern bezeichnen Faden) 


Nord-See. | 
Holland anelund,, | Norwegen | Jütland 
Aglophenia Myriophyllum | - ; 106 
en Moebii | k > 135 — 217 
r bieuspis | ; : 50—100 
& integra N 2 50-100 
en radıcellata - 100-200 
Plumularıa fruteseens | : 34 5—150 
” flabellata | i ; 50-100 N 
e pinnata | F 25>—34 20—50 20 
a5 elegantula | i 50-200 
= gracillima : : 50-300 
nr setacea | 23 15—37 50-106 
:s Catharina | 20 20100 
5 echinulata | 30 i j 
Heteropyxis Norwegica i 50—150 
% ramosa | : | 12-50 B 
Antennularıa antennina ı 2325 12—16 | 100-200 


Es ergiebt sieh also, dass von allen in der Nordsee vorkommenden Plumulariden 
bei weitem die meisten bis unter 100 Faden hinabsteigen, aber auch in viel geringeren 
Tiefen vorkommen; jedoch P. flabellata, P. elegantula, P. gracillima und Heteropyxis 
Norwegiea in nicht geringeren als 50 Faden. In der Region der Corallineen (20 — 25 
Faden) finden sich P. pinnata und P. Catharina, in derjenigen der Rhodospermeen 
(10 — 20 Faden) P. setacea, A. antennina und H. ramosa; dagegen wurde in der Lami- 
narien-Zone und zwar von Schulze bei Glaesvaer in Norwegen nur die P. fruteseens ge- 
funden; in der Littoral-Zone keine. Wenn ferner aus dieser Tabelle hervorgeht, dass 


an der Norwegischen Seite der Nordsee viel mehr Species (nämlieh 14) gefunden wurden 
als an der westlichen, den britischen und Niederländischen Küsten zugekehrten (nur 7), 
so wird man nach dem Gesagten die Erklärung hierfür in den Tiefenverhältnissen suchen 
dürfen, indem (nach der Karte in dem Bericht der oben erwähnten Commission 1. ce.) 
Tiefen von mehr als 100 Faden überhaupt nur an der Norwegischen Seite vorkommen, 
an der Britischen dagegen die Tiefe höchstens 50 Faden beträgt, wie denn selbst eine 
Tiefe von 50-100 Faden nur in dem nördliehen zwischen Schottland und Norwegen be- 
findliehen Theil der Nordsee (und im Skager-Rack) ermittelt wurde. 


Geologische Verbreitung. 


Es ist auffallend, dass während die lebenden Bryozoen in verschiedenen geologi- 
schen Schichten so viele unzweifelhafte Repräsentanten und Verwandte finden, von den 
gleichfalls chitinösen Polypenstöcken der Hydroiden fossile Reste oder Abdrücke aus frü- 
heren Perioden der Erdrinde nur im sehr wenigen Fällen mit Sicherheit nachzuweisen 
sind. Wo dies versucht wurde, hat es auch an Widerspruch nieht gefehlt. Oldhamia antiquu 
macht mehr den Eindruck einer Alge als einer Sertularıa. Auch Palaeocoryne radiatum 
und Corynoides calicularis scheinen mit Unrecht für Tubulariden gehalten worden zu sein. 
Dagegen sollen eine wirkliche Sertularia (Sertularella polyzonias) und ein Paar Hydracti- 
nien, jene in den jüngsten geologischen Formationen (Pleistocän), diese in tertiären und 
seeundären (Miocän und Kreide) gefunden worden sein. Aus dem ‚Jurassischen System 
werden ferner Abdrücke von Medusen in dem lithographischen Schiefer von Eichstädt 
und Solenhofen erwähnt, also nahe Verwandte unserer Hydroiden bis in soweit entlegene 
Zeiten zurück. Dann aber folgt noch weiter zurück m den ältesten Schichten, von den 
Obersilurischen bis zu den unteren Cambrischen die artenreiche Gruppe der Graptolithiden 
und da hinsichtlich dieser die Ansicht durchzudringen scheint, dass sie Hydroiden und 
namentlich die Vorfahren der Plumulariden sind, so ist es diese Gruppe, welche unter 
den Fossilien allein uns hier inmteressirt. 

Die Mehrzahl der zu derselben gerechneten Arten stellen sich bekanntlich als 
lange, schlanke Röhren dar, welche an einer Seite oder an zwei einander entgegengesetzten 
Seiten, auch wohl (bei Triplograpsus Richter und bei Phyllograptus Hall) an drei oder 
vier Seiten lange Reihen hohler Zähnchen oder Zellen tragen, deren Hohlraum sich in 
der Regel nach aussen zu öffnet und mit dem gemeinschaftlichen Canal, dem Lumen der 
Hauptröhre, frei communieirt. Die Letztere ist bald gerade, bald etwas gekrümmt, bei 
den meisten Arten einfach, bei anderen dicht bei der Basis in zwei, vier oder mehr Arme 
getheilt (Didymograptus, Tetragrapsus und Diehograpsus), zuweilen auch etwas verästelt. 
Im Inneren des Canals zieht sich durch die ganze Länge desselben, zuweilen noch an 
den Enden daraus hervorragend eine feste Axe, bei einreihigen Arten an der den Zähnchen 
entgegengesetzten Wand, bei zweireihigen aber zwischen beiden Reihen; (bei Rastrites 
ist nach Nicholson ihr Vorhandensein zweifelhaft). 


4) 


Die Zellen, die den Canal einschliessende Röhre und auch die feste Axe waren 
allem Anschein nach von horniger oder chitinöser Substanz und biegsam. Soweit scheint 
allgemeines Einverständniss zu bestehen. Zweifelhafter ist, ob die Thiere frei umherge- 
schwommen oder vielleicht mit der spitzzulaufenden Verlängerung der Axe im Schlamme 
festgesessen haben. Streitig aber bleibt besonders, wo man unter den lebenden T’hieren 
die Vertreter und Nachkommen der Graptolithiden zu suchen habe. Nachdem dieselben 
früher bald zu den Pflanzen gestellt, bald mit den Ringelwürmern, bald mit: den Seefedern 
im Beziehung gebracht waren, bleibt jetzt wohl nur noch der Zweifel übrig, ob die 
Bryozoen. oder die Hydroiden ihre nächsten Verwandten sind und der gemeinschaft- 
liche Canal, welcher den meisten Bryozoen fehlt“) und für die Polypenstöcke der Hydroiden 
charaeteristisch ist, dürfte wohl mehr für Letztere sprechen. Eine Schwierigkeit macht 
dann aber die feste Axe, welche wiederum den Hydroiden fehlt. Wichtig ist in dieser 
Beziehung die von Allman entdeckte Rhabdopleura Normanni, in welcher eme solche Axe 
(rod) vorhanden ıst, und welche von dem Entdecker zu den Bryozoen gestellt wird. 
G.O. Sars dagegen hält sie für eine Zwischenform, welehe Bryozoen und Hydroiden verbindet. 
Hier würden sich dann die Graptolithiden anschliessen. ‚Jedenfalls wird das Vorhandensein 
der Axe nieht gerade als ein unübersteigliches Hinderniss gelten dürfen, wenn man die 
Letzteren mit den Hydroiden -Stöcken zusammen stellen will, wie englische Sehriftsteller: 
namentlich Hall (Graptolites of the Quebee Group), Carruthers (Intelleetual Observer 
für 1567), Nicholson (Manual of Palaeontologv 1372) und Allman (Monographie der 
Tubulariden 1372) gethan haben. 

Bei einer solehen Zusammenstellung aber liest es nahe, die Zellen, welehe ın 
langen Reihen wie Zacken oder Zähnchen an dem Stock der Graptolithiden sitzen, für die 
Hydrotheken zu halten, wie auch gewöhnlich geschieht. Dagegen hat Allman im 
2ten Theil seiner schon erwähnteu Monographie (pag. 178 — 168) in einer diesem Gegen- 
stand gewidmeten eimgehenden Abhandlung nachzuweisen gesucht, dass jene Zellen 
(dentieles) vielmehr den Nematophoren entsprechen, eine Ansicht, die in Bezug auf die 
Frage der Verwandtschaft imsofern von Wichtigkeit ist, als diese letzteren Organe nur der 
Familie der Plumulariden allein unter allen Hydroiden eigenthümlich sind. Ob aber 
diese Ansicht durchgehends die richtige sei, könnte bezweifelt werden. Der Hauptgrund 
für die Annahme, dass die Zellen der Graptolithen nicht den jetzigen Hydrotheken, welche 
die Polypiden, sondern den Nematophoren, welche zuweilen Nesselfäden, zuweilen auch 
nur ein ausstreckbares Protoplasma enthalten, vergleichbar seien, bestehe darin, dass bei 
den lebenden Plumulariden die Verbindung zwischen dem Hohlraum der Hydrotheken 
und dem Innern der den Hydrocaulis bildenden Hauptröhre mehr oder weniger 
verengt oder selbst durch ein diaphragma bezeichnet sei, so dass die Hydrotheken 
besondere, von der gemeinschaftlichen Central-Röhre völlig differentiirte Behältnisse bilden, - 
während dagegen bei den Graptolithen das Lumen der Zellen mit dem gemeinschaftlichen 
Oanal in ununterbrochenem Zusammenhang stehe, durch kein diaphragma und keine Üon- 
strietion davon getrennt sei. Diese der Vergleichung entgegen stehende Schwierigkeit falle 
weg, sobald man als die den Graptolithen-Zellen analogen Organe nicht die Hydrotheken, 


”) Aber nicht allen, namentlich nicht den Crenostomen. welche bei einer Vergleichung der Graptolithen mit den 
Bryozoen wohl zuerst in Betracht kommen 


ee 


sondern die Nematophoren der Plumulariden, namentlich der Gattung Aglaophenia, ansehe. 
Nach Allmans Ansicht sind demnach die Graptolithen morphologisch Plumulariden , in 
welehen die Entwiekelung der Hydrotheken durch die starke Entwickelung der Nematophoren 
unterdrückt sei. Diese Ansicht wird dann noch weiter ausgeführt durch Vergleichung gewisser 
von Hall (l. e.) und Hopkinsoon (Ann. & Mag. 1871 May) beschriebener und abgebildeter 
Anhängsel der Graptolithen mit den (auch pag. 12 des I. Theils beschriebenen) Blättehen 
oder Membranen, welehe die geschlossene Corbula der Aglaophenia bilden; und ferner wird 
die Möglichkeit hervorgehoben, dass die Zellen der Graptholithen, eben wie die heutigen 
Nematophoren, nur Protoplasma enthalten haben könnten, dessen aus der äusseren Oeffnung 
. ausstreekbare Pseudopodien (siehe oben pag. 9) gleichzeitig eine Verwandschaft mit den 
Rhizopoden begründen würden. 

Der letztere Umstand muss wohl vorläufig noch ganz dahin gestellt bleiben; aber 
die Aehnlichkeit einiger Nematophoren lebender Plumulariden-Arten mit den Zellen 
einiger Graptolithen ist jedenfalls in die Augen fallend, so dass jene Hypothese gewiss 
sehr viel für sich hat. Man wird aber immer nur von einigen Speeies auf beiden Seiten 
sprechen dürfen, durchaus nicht von allen. In Betreff der Graptolithiden namentlich ist 
doch, abgesehen davon, dass das dachziegelartige Uebereinanderliegen der Zellen der 
Monograptus-Arten keine Analogien unter den Nematophoren der Plumulariden hat, der 
jener Vergleichung hauptsächlich zu Grunde gelegte Umstand, dass der Hohlraum der 
Zellen mit dem des Stoekes ganz ununterbrochen zusammenhänge, nur erst von einzelnen 
Arten nachgewiesen; es ist kein Grund anzunehmen, dass es bei allen so gewesen sei, 
und einige, z. B. der thüringische Triplograptus Nereitarum Richter, machen vielmehr den 
Eindruck als ob zwischen den Zellen und dem Canal eine Einschnürung gewesen sei. — 
‘Was andrerseits die Nematophoren anlangt, so sind zunächst die zweikammerigen Nebenkelehe 
von Plumularia von dieser Vergleichung völlig auszuschliessen, weil nicht nur der obere 
Raum derselben dureh eine starke Einsehnürung oder ein diaphragma von dem unteren, 
sondern auch dieser durch eine oft spitz zulaufende Verengung an der Basis von der 
Hauptröhre, an der sie wie mit einem Stiel befestigt ist, geschieden wird. Dasselbe gilt 
von den seitlichen Nematocalices sehr vieler Aglaophenien. Aber auch selbst die mittleren 
oder unteren, an der Basis der Hydrotheken befindlichen Nematotheken scheinen doch 
nicht ganz mit den Zellen der Graptolithiden zusammengestellt werden zu können ; wenngleich 
sie oft in der äusseren Form eine auffallende Aehnliehkeit mit den letzteren haben, so 
ist doch für sie charakteristisch, dass sie wesentlich nur Anhängsel der Hydrotheken, 
in der Regel mit diesen verwachsen und auch durch eine in den Hohlraum führende 
Oeffnung damit verbunden sind, während dagegen die Zellen der Graptolithen eine ganz 
andere Rolle gespielt zu haben scheinen. Am besten freilich passt die Vergleichung für 
die von Allman auch bosonders hervorgehobenen Nematophoren an den Abzweigungen, 
welehe die Körbehen einiger Aglaophenien bilden. Es sind in dem I. Theil diese Zweige 
Gonocladia und die daran befestigten, mit Nematophoren ausgerüsteten Zweiglein Nematocladia 
genannt und dann in den Unterabtheilungen der Gattung Aglaophenia solche Arten 
unterschieden worden, bei welehen die Gonoeladien ihre Nematocladien zu geschlossene 
Körbchen zusammenfügen (Calatophora und Pachyrhynchia), ferner solehe, bei denen die 
Nematoeladien von beiden Seiten der Gonoeladien sich gegeneinander neigen ohne eine 


6 


42 


geschlossene Corbula zu bilden (Lytocarpia) und endlich solche, bei denen nur ein einzelnes 
Nematoeladium die Eier- oder Samenkapsel schützt. Alle diese Formen scheinen nun 
allerdings ihre Anologien unter den Graptolithiden zu finden. Der von Hopkinson (Ann. 
und Mag. nat. hist. 1871 May) abgebildete Diplograpsus pristis hat lappenförmige Anhängsel, 
die man, wie schon erwähnt, den Membranen vergleichen kann, dureh welehe die Corbula 
der Calatophora geschlossen wird. Einen ähnlichen Diplograpsus hat Oarruthers (Intelleet. 
Observ. 1867 May; Pl. 1 Fig. 5) nach Hall abgebildet. Andere Formen würden mehr den 
Nematoeladien der Lytocarpia entsprechen, denen diese verbindenden Häutchen fehlen; 
und zwar stehen an den Nematocladien die Nematotheken bei L. myriophyllum einzeilig, 
wie bei den monoprionidischen, bei L. erispata, L. secunda und L. ramosa zweizeilig, 
wie bei den diprionidischen Graptolithiden. Die Nematocladien der Maerorhynehien 
bieten dieselben Aehnliehkeiten dar. Auch die bei jenen häufiger vorkommende regelmässige 
Gliederung findet sich bei einzelnen Graptolithiden, namentlich bei Nereites wieder; der 
Nereites Cambriensis sieht fast ebenso aus, wie die früher (Theil 1 Taf. II Fig. 17 b) 
abgebildeten Nematoeladien von L. ramosa oder auch von Aglaophenia tusea (ibid. Fig. 22 b). 
Auch die von Richter (Zeitschrift der Deutehen geologischen (resellschaft 1871, Bd. XXIII 
Seite 244) beschriebenen .kugeligen oder ovalen Körperehen lassen sich sehr wohl mit 
den Gonangien vergleichen, welche immer mit den Nematocladien der Aglaophenien 
verbunden sind. — Bei allem dem darf aber doch das nicht vergessen werden, dass die 
mehrerwähnten Nematoeladien der lebenden Plumulartden immer nur als kleme, bisher 
wenig beachtete Nebentheile, in der Regel nur in Verbindung mit den Reproduetiv- 
Organen vorkommen, niemals für sich allein als selbstständige Colonien erscheinen, wie 
die Graptolithiden doch wohl ohne Zweifel gewesen sind (ganz abgesehen von der Grösse 
der Letzteren). Unter solehen Umständen wird man wohl m dem blossem Fehlen der 
Absonderung zwischen Haupteanal und Zellen keinen genügenden Grund finden dürfen, 
die letzteren allgemein nicht für Hydrotheken sondern für Nematotheken zu erklären, 
wobei dann auch das noch hervorgehoben werden muss, dass es unter den lebenden 
tekaphoren Hydroiden allerdings auch Arten giebt, bei denen eine solehe Sonderung 
gleichfalls nicht stattfindet, vielmehr das Lumen der Hydrothek unmittelbar, ohne 
Sclieidewand oder Einschnürung, in dasjenige des Stammes übergeht. Von Grammaria 
abietina Sars (Salarıa abietina Hineks) sagt Sars dies ausdrücklich, aber es lässt sich eme 
ganze Reihe von Hydroiden-Arten bezeiehnen, bei denen es der Fall ist,*) wenn auch 
in anderer Weise als bei den hier in Rede stehenden Colonien, indem die als Hydrotheken 
dienenden langen Röhren weit in den Haupteanal hineinreichen. Jedenfalls also wird 
man sich bei Zusammenstellung der Hydroiden mit den Graptolithiden noch leichter als 
über das in der festen Axe liegende Hinderniss, über das von Allman geltend gemachte 
hinwegsetzen können und also in den Zellen der Graptolithiden auch Hydrotheken 
erkennen dürfen. 

In dieser den Plumulariden ausschliesslich gewidmeten Abhandlung habe ich 
geglaubt. Alles anführen zu sollen, was für die Annahme sprechen könnte, dass ähnliche 
Wesen auch schon in früheren Zeiträumen der Erdgeschiehte vorhanden gewesen seien. 


”) Ich habe sie als besondere Familie Salaciidae bezeichnet. (Sitzungsbericht der Gesellschaft natur- 
forschender Freunde zu Berlin vom 20. Februar 1872). 


43 


Soll ich aber, ohne mir übrigens ein Urtheil in geologischen Fragen anmaassen zu dürfen, 
meine eigene unmaassgebliche Meinung sagen, so geht die dahin, dass wenn man, die 
zwischen der heutigen und der silurischen Zeit liegenden Aeonen im Gedanken über- 
springend, die Graptohthiden und die Hydroiden für Verwandte erklären will, man diese 
Verwandtschaft nicht bei den Plumulariden, sondern viel mehr bei den Sertulariden 
(einsehliesslich der oben erwähnten Salaeiiden) zu suchen haben wird, und zwar aus dem 
einfachen Grunde, weil die Plumulariden sieh von den Sertulariden und den Uebrigen 
tekaphoren Hydroiden grade dadurch unterscheiden, dass sie zweierlei (s. v. verbo) 
Theken besitzen, nämlich Hydrotheken und Nemathotheken, während die Sertulariden 
u. s. w. nur Hydrotheken haben, abgesehen in beiden Fällen von den Gonotheken, und 
dass ebenso von den Graptolithiden doch wenigstens soviel gewiss zu sein scheint, dass 
sie gleiehfalls nur mit einer Art dieser Behältnisse versehen waren, wiederum abgesehen 
von den oben erwähnten Anhängseln des Diplograpsus pristis, die von den Geologen für 
Gonotheken erklärt wurden. Dass man jene eme Art von T'heken, trotz der fehlenden 
Seheidewand sehr wohl für Hydrotheken halten kann ist schon gesagt. Für das Fehlen 
der Scheidewand bieten die oben erwähnten Salaeiiden Beispiele aus der heutigen 
Hydroiden-Fauna. Auch den bei den Graptolithiden vorkommenden drei- und vierzeiligen 
Arten (Triplograptus und Phyllograptus) liessen sich unter den heutigen Sertulariden ver- 
schiedene Speeies mit mehr als zwei Hydrothekenreihen an die Seite stellen (z. B. 
Sertularia purpurea L., S. eedrina L. und andere.*) Die grosse Mehrzahl der Sertulariden 
sind zweizeilig, wie es auch unter den bekannten Graptolithiden an diprionidischen 
Arten nicht fehlt; aber auch für die monoprionidischen Formen braucht man die Analogien 
nicht nothwendig unter den Plumulariden zu suchen, denn es giebt auch Sertulariden, 
bei welehen die Hydrotheken, wie bei den Plumulariden, in einer Reihe stehen und 
noch dazu in derselben Weise dachziegelartig an einander ggwachsen wie bei den Mono- 
grapsus-Arten,; ich meime die bekannte, in der Nordsee häufige Hydrallmania (früher Plu- 
mularia oder Aglaophenia) faleata, nebst einigen Verwandten, namentlich Plumularia 
(Hydrallmania) gracilis Murray (non Lamarek) aus San Franeisco und eine noch unbe- 
schriebene Form, die Professor von Martens in Sincapore gesammelt hat. Bei allem dem 
bleibt zwischen den Graptolithiden der Urzeit und den heutigen Hydroiden doch noch 
eine weite Kluft, welehe auszufüllen ferneren Entdeckungen vorbehalten bleiben muss, 
gleichviel ob die zwischen jenen beiden vermittelnde Thierform versteinert im Schoosse 
der Erde oder lebend m den Tiefen des Meeres zu suchen sein wird. 


*) Von den mir bekannten 5 Arten finden sich 3 aus Sibirien und Kamtschatka in dem Leipziger Museum, wo 
ich sie als besonderes Genus unter dem Namen Pluriserialia zusammengestellt habe. 


Beschreibung 


neueroder wenigerbekannter Arten. 


Genus: Plumularia (Hydrocladiis pinnatis). 


I. Subgenus: Isocola. (Hydrocladiorum artieulis omnibus polypiferis). 


68) Plumularia tuba n. sp. (Fig. 2 auf Tafel I u. IV.) Pl. monosiphonia, simplex, 
erecta; ex hydrorhiza spongiosa surculi aggregati; hydrocladia in omni 
articulo caulis singula, alterna, filiformia, ereetopatula; hydrothecae vaseulares, 
margine integro, plieato; nematothecae supra hydrothecam binae laterales, 
infra singulae, tubaeformes, eompositae; gonothecae? — Hab. Algoa Bay. 
(Mus. Hamb.) 

Diese Art, welehe sich in schönen Exemplaren aus der Algoa Bay im Hambur- 
gischen Museum befindet, zeiehnet sich durch die stark entwickelten, langen, trompeten- 
förmigen Nematotheken aus,, welehe an dem Hydrocladium zu beiden Seiten neben der 
Hydrothek befestigt, über die Oeffnung derselben hinausragen,; ausserdem befindet sich 
eine kleinere, aber gleichfalls zweihäusige unterhalb der Hydrothek. Die Hydrotheken 
selbst sind topfförmig, hinten nieht ausgebuchtet, vorne mehr oder weniger faltig, so dass 
der Rand ihrer Oeffnung, der glatt ist, oft etwas ausgezackt erschemt. (Fig. b, ce, d.) 
Die einfachen, gefiederten Stämmcehen gehen in Büscheln aus dem schwammigen Wurzel- 
boden hervor, werden 10 bis 12 Oentim. lang und verhältnissmässig diek; sie sind regel- 
mässig, aber undeutlich gegliedert und von jedem Gliede geht eine Fieder aus. (Fig. a.) 
Es befindet sich nämlich an jedem Gliede des Stammes eine (abgestorbene) Hydrothek, 
grösser und anders geformt als die an den Hydrocladien befindlichen, und, wenn auch 
alle fast in einer Reihe über einander, doch immer abwechselnd etwas mehr nach der 
einen oder der andern Seite gerichtet; aus ihnen gehen die Fiedern hervor, die sich ab- 
wechselnd rechts und links wenden und in der Weise über den Stamm hervortreten, 
dass je zwei auf gleicher Höhe zu stehen und also gegenständig zu sein scheinen. Da- 
zwischen befinden sich einfache kleine Nematotheken, gleichfalls abgestorben. Die Fiedern 
(Hydroeladien) sind ziemlich lang, eben so dunkel gefärbt, wie der Stamm, deutlich ge- 
gliedert, und die Glieder sind kurz, oben und unten fast gerade gestutzt; die Hydrothek 
sitzt in der Mitte des Gliedes. Gonotheken waren an den zahlreichen Exemplaren nicht 
zu finden. 


er 


69) Pl. eylindrica n. sp. (Fig. 1 auf Taf. I und IV). Pl. monosiphonia, erecta, 
simplex; hydrorhiza glomerata; hydrocladia opposita, in quoque caulis 
artieulo quatuor, brevia, ereeto-patula; hydrotheeae eylindrieae, ore integro; 
nematothecae supra hydrothecam laterales binae, infra singulae, infundibuli- 
formes, eompositae; gonothecae? — Hab. Java (Herb. Binder), Zamboanga 
(Mus. Berol). 

Diese Form fand ich 1856 unter Algen, welehe Dr. Binder aus Java erhielt, und 
mehrere Jahre später (1869) wieder unter den von Professor v. Martens aus den Philippinen 
mitgebrachten Zoophyten. Die Stellung der Hydrocladien ist bei den aus beiden Fund- 
orten stammenden Exemplaren etwas verschieden, indem sie bei der Javanischen nicht so 
völlig gegenständig ist wie bei den anderen; immer aber kommen ihrer vier aus jedem 
Gliede des Stammes. Deutlich ist bei fast allen Exemplaren zu erkennen, wie der 
unterste Theil der Fiedern nicht äusserlich der Hauptröhre ansitzt, sondern weit in die- 
selbe hinemragt, so dass, wenn auch die Stellen, wo die Fieder aus dem Stamm heraus- 
tritt an zwei entgegengesetzten Seiten desselben sich befinden, doch die wirklichen Anfänge 
inwendig näher bei einander sind. (Fig. a) Auch ist der Stamm dadurch von dem der 
vorigen Art verschieden, dass er keine Hydrotheken trägt. Auffallend sticht der dunkel- 
braune Stamm von den ganz blassen gelblichen Fiedern ab. Die an diesen sitzenden 
Hydrotheken sind verhältnissmässig lange, fast eylindrische Röhren, welehe mit ihrer 
einen ganzen Langseite der Rhachis angewachsen und mit ihrer Basis auf einem aus der 
letzteren hervorragenden Höcker befestigt sind. Dieser trägt die untere Nemathothek, 
während die beiden oberen etwas unterhalb des Randes der Hydrothek zu beiden Seiten 
derselben stehen. 

71) Pl. badia n. sp. (Fig. 3 auf Tafel I und IV). Pl. monosiphonia, erecta, 
pinnato-vel bipinnato-ramosa; caulis, rami et ramuli aeque erassi, irregulariter 
artieulati, hydroeladiis alternis, brevissimis, adpressis pinnati; hydrothecae 
vasculares, ore subintegro, plus minus sinuato, antice in euspidulam pro- 
duecto; nematothecae infundibulatae, biloculatae, supra et infra gonothecam 
singulae; gonotheeae ignotae. Hab. Brisbane (Mus. Godeffroy), Singapore 
(v. Martens). 

Das dünne einröhrige Stämmcehen erhebt sich aus einem kleinen Wurzelballen 
wenige Zoll hoch und ist zweizeilig mit fiedrig gestellten Zweigen besetzt, welche von 
gleicher Dieke wie der Stamm sind und am oberen Theil desselben bis zu gleicher Höhe 
hinauf wachsen (also von ungleicher Länge sind), so dass der ganze Stock wie abge- 
schnitten erscheint. Zuweilen theilt sich einer dieser Zweige in zwei, zuweilen wächst 
auch einer zu einer ähnlichen Fieder aus wie der Stamm selbst ist. Stamm und Zweige 
sind schön kastanienbraun gefärbt. Am Stamm sowohl als an den Zweigen sitzen die 
kurzen, ganz dünnen, blassen, kaum sichtbaren Hydroeladien, welche deutlich gegliedert 
sind. Die Einschnitte zwischen den Gliedern sind sehr tief und wie mit einem Gelenk 
versehen. (Fig. b). In der Mitte jedes Gliedes befindet sieh die Hydrothek mit unebenem, 
vorne eine Spitze bildendem Rand, unter und über derselben etwas entfernt je eine triehter- 
förmige Nemathothek, die untere auf einer besonderen Aussackung des Hydrocladium 
befestigt. 


46 


Das Museum Godetfroy erhielt (1565) Exemplare aus Brisbane (Ost-Australien), 
das Berliner Museum durch Professor von Martens aus Singapore. Der habıtus beider ist 
etwas verschieden — die Australischen Exemplare sind klemer und weniger regelmässig 
gefiedert, so dass man sie leicht für verschiedene Species halten könnte; doch ist die 
Gliederung der Zweige und Hydroeladien, die Bildung der Hydrotheken und Nematotheken 
dieselbe. Gonotheken fehlten beiden. 

72) Plumularia effusa Busk. (Fig. 4 auf Taf. I. und \.) Pl. monosiphonia, erecta; 
hydrorhiza glomerata; caulis paululum flexuosus, ramosus; ramı inferne 
regulariter oppositi, superne irregulariter sparsi, dichotome ramulosi; rami 
ramuliqui ereeto-patuli, hydroeladiis alternis, in quoque artieulo quaternis 
pinnatı; hydrothecae vaseulares, ore subintegro lobato; nematothecae bilocu- 
losae, infundibulatae; gonotheecae? Hab. Zamboanga auf den Philippinen 
(v. Martens); Singapore; Prinee of Wales Channel, Torres Str. (Busk V. 
of Rattlesnake). : 

Aus einer kleinen zusammengeballten Wurzel, an welcher unten ein Büschel feiner 
Röhrchen hängt, steigen emröhrige 12—16 Centim. hohe Stämmehen auf, aus denen bald 
beiderseits Aestehen hervorgehen; diese sind entweder ungetheilt, oder besonders am oberen 
Theile des Stockes verzweigt. Die unteren Aeste sind m der Regel gegenständig, die 
oberen stehen unregelmässig bald mehrere an der emen, bald an der anderen Seite des 
Stammes, welcher dann in der Regel zwischen je zwei Aesten eine leichte Biegung macht; 
die Entfernung zwischen den Aesten ist fast gleich gross. Die unteren Aeste sind ge- 
wöhnlich abgebrochen, so dass die untere Hälfte des Stammes kahl erscheint; die oberen 
Aeste theilen sich, wenn sie verzweigt sind, diehotom. Zweige, Aeste und zuweilen 
auch der Stamm selbst sind mit dicht anliegenden, sehr zarten, kaum bemerkbaren Fiedern 
(den Hydrocladien) besetzt, welehe je zu vieren in jedem Grliede, fast einreihig an einer 
Seite des Zweiges befestigt, aber regelmässig abwechselnd links und rechts gewendet sind. 
Die topfförmigen Hauptzellen haben einen etwas auswärts gebogenen glatten Rand, der 
hinten tief ausgebuchtet ist (Fig. 46). Die sehr durchsichtigen, wasserhellen Hydrotheken 
stechen sehr stark gegen die braun gefärbten sonstigen Theile des Polyparıum ab (Fig. a). 
Die vorstehende Beschreibung und die Abbildung sind nach Exemplaren gemacht, welche 
Professor von Martens von der Preussischen Expedition mitgebracht. Die von Busk be- 
sehriebenen Exemplare schemen grösser und stärker verästelt gewesen zu sein, gehören 
aber, soweit ohne Abbildung‘ zu erkennen ist, zu derselben Species. 

73) Pl. obconica n. sp. (Fig. 5 auf Taf. I., III. und V.) Pl. monosiphonia, 
simplex; ex hydrorhiza reptante sureuli plures, ereeti; hydrocladia longa, 
seeunda; hydrothecae obeonicae, ore subintegro, plieato; gonothecae elongato- 
ovatae, peduneulatae, femineae (ova eontinentes) pileatae et nematotheeis 
obsessae; nematotheeae in hydrocladiis simplices, minutae, in gonotheeis 
majores, biloeulosae. Hab. Golf St. Vincent, Australien. (Mus. Godeffroy.) 

Aus kurzen, kriechenden Wurzelröhren wachsen mehrere einfache Stämmehen 
hervor, 5 — 7 Centim. hoch, hell gelblich braun von Farbe, gegliedert und mit ziemlich 
langen Hydrocladien besetzt. Diese, deren eins an jedem Gliede des Stammes, stehen 
fast einzeilig übereinander, abwechselnd etwas mehr rechts und mehr links und wenn 


47 


auch alle nach derselben Seite gewendet, doch so, dass sie sich abwechselnd nach der 
einen und nach der anderen Seite wölben und also, da sie sehr dicht stehen, einen hohlen 
Raum einschliessen. Die Hydrotheken, die sich zuweilen auch am Stamm finden, haben 
die Form eines umgekehrten Kegels und sind oben in der Nähe der Oefinung etwas 
faltig, so dass der Rand uneben erscheint. In jedem Gliede. sitzt die Hydrothek ın der 
Mitte, am unteren und zuweilen auch am oberen Ende eine kleine einfache Nematothek. 
Die weiblichen Gonotheken (Eierkapseln) sind gross, länglich oval, unten an einen kurzen 
Stiel befestigt, oben mit einer grossen runden Oeffnung versehen. Diese ist mit emem 
nach oben gewölbten Hütchen bedeckt, welehes nach der Entleerung wie umgestülpt er- 
scheint. An der Gonothek selbst und dem Deckel finden sieh einige, zuweilen fünf- oder 
sechs grössere, trichterförmige Nematotheken. (Fig. f, g, h.) Die männlichen Samenkapseln 
sind kleiner, eiförmig und ohne Nematotheken. (Fig. d, e.) Im Museum Godeftroy. 


II. Subgenus: Anisocola. (Hydrocladiorum articulis non omnibus polypiferis). 
883) Pl. rugosa n. sp. Taf. VI Fig. 8. Pl. monosiphonia, minuta, m Algıs 
parasitiea; ex hydrorhiza repente sureuli ereeti simpliees artieulati, artieulis 
alternatim brevioribus et longioribus; in longioribus hydroeladia brevissima, 
rugosissima, in artieulos alternatim breviores et longiores divisa; artieuli 
longiores polypiferi; hydrothecae eupuliformes; gonothecae ovatae, stipitatae ; 

(nematothecae desunt) Hab. in maribus Europae. 

Diese Art fand sich in der Binder'schen Algensammlung ohne genauere Angabe 
des Fundortes. Sie erscheint als rasenförmiger Ueberzug auf breitblättrigen Algen und 
besteht aus einfachen, etwa ein Uentim. hohen Stämmehen, welche nebeneinander aus 
kriechenden Wurzelröhren hervorgehen und mit regelmässig wechselständigen kurzen 
Hydroeladien besetzt sind. Stamm und Fiedern (Hydroeladien) sind gleich dick und so 
runzelich, dass die eigentliche Gliederung kaum von den blossen Runzeln und Falten der 
Chitinhülle zu unterscheiden ist; doch sind die Glieder meistentheils durch mehrfache, 
tiefe, wulstige Einsehnitte von einander getrennt; am Stamme wechseln kürzere und längere 
Glieder und aus jedem der letzteren geht abwechselnd nach der eimen und der anderen 
Seite eine Fieder hervor. Die Fiedern sind ebenso eingetheilt und die lüngeren Glieder 
tragen die schalenförmigen Hydrotheken, deren höchstens drei oder (selten) vier an einem 
Hydroeladium sitzen. Nemathotheken fanden sich an den untersuchten Exemplaren gar- 
nieht, doch scheint eine unterhalb der Hydrothek befindliche mehr oder weniger deutliche 
Anschwellung die Stelle anzudeuten, an welcher sie gesessen; oberhalb der Hydrothek und 
an den Zwischengliedern nieht. Die Gonotheken sind länglich oval, bauchig, mit kurzem 
dünnem Stiel und stark verengtem Hals. 

89) P. filicaulis Poeppig mspt. (Taf. V. Fig 6). Pl. monosiphonia, pumila, 
reptans, irregulariter ramosa vel pinnata et subpinnata, pinnis alternis; ceaule 
ramisque filiformibus; hydrothecae vasculares, peduneulis teretibus, sub- 
annulatis, ineurvatis suffultae ; nematothecae in artieulis intermediis singulae, 
tubulosae, aduneae. Hab. Sinus Taleahuano, Chile (Poeppig). 

Diese ganz eigenthümliche kleine Plumularia fand ich bei der Bearbeitung einer 
dem Museum der Leipziger Universität gehörigen Sammlung getrockneter Hydroidenstöcke. 


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Der verstorbene Pöppig hat sie 1831 oder 1852 in der Bay von Taleahuano in Chile ge- 
sammelt und mit dem oben angebenen Namen bezeichnet, scheint sie aber weder beschrieben, 
noch abgebildet zu haben. Man muss sie wiederholentlich untersuchen um sie als Plumularia 
zu erkennen und bleibt auch dann noch im Zweifel, ob man sie nicht richtiger von allen 
Plumularien zu trennen und als Repraesentanten einer eigenen Gattung anzusehen hat. 
So lange sie aber allein steht und nieht in lebenden Zustande untersucht worden ist, 
möchte ein neuer Genusname besser zu vermeiden sein. Was diese Species von allen 
übrigen unterscheidet, ist das eigenthümliche Gestell, dureh welches die Hydrothek unter- 
stützt wird. Das Polyparium, nur wenig sichtbar, überzieht in einem Gewirre von dünnen 
Fäden die Blätter von Maeroeystis pyrifera; ihre rothbraune Farbe sticht nur wenig von 
derjenigen der Alge ab. Die langen, fast alle zusammenhängenden Fäden sind theils nur 
Wurzelröhren, theils unregelmässig verzweigte Stämmehen; hier und da erkennt man auch 
einige zarte, ziemlich lange Federn mit ganz feinem Stamm und ebenso feinen wechsel- 
ständigen Fiedern. Die Fiedern sind mit Hydrotheken besetzt, und ebenso die einfachen 
oder verzweigten Stämme, nicht aber die gefiederten. Die Letzteren sind eigenthümlich 
gebildet: Sie sind gegliedert; jedes Glied ist triehterförmig, läuft nach unten spitz zu und 
hat nach oben eine weite, mit einem wulstigen Rand umgebene Oeffnung; in diese ragt 
das untere Ende des folgenden Gliedes hinein. In der Nähe des oberen Endes eines 
jeden Gliedes, an der Seite desselben und zwar abwechselnd rechts und links ist ein ähn- 
licher, nur viel kleinerer Trichter eingelassen, aus dessen oberer Oeffnung je eine Fieder 
hervorgeht (Fig. e.) — Alle Stämmchen lagen an dem Blatt der Alge fest, was indessen 
nur Folge des Eintrockenens und Pressens zu sein scheint, denn sie waren leicht abzu- 
lösen und ragten auch am Rande des Blattes frei über denselben hinaus. Die Hydroeladien 
sind gegliedert und die Glieder tragen nur eins um das andere eine Hydrothek. Diese 
ist nur mit dem unteren Theil ihrer einen Seite an der Rhachis befestigt und auch’ an 
diesem einen kleinen Theile zeigt sich noch in der Anheftungsfläche, als scharfbegrenzter 
heller Fleck, eine eigenthümliche Lücke, deren Natur an den getrockneten Exemplaren 
nicht zu ermitteln war. Der ganze übrige Theil der Hydrothek ist frei, wird aber durch 
den oben erwähnten eigenthümlichen Träger unterstützt, der aus einer Art Polster und 
einem darunter befindlichen dünnen, undeutlich geringelten und rückwärts gebogenen Stiel 
besteht. Der letztere geht aber nicht von demjenigen Gliede des Hydrocladium, welches den 
Kelch trägt, sondern von dem darunter befindlichen Zwischengliede aus. Das Hauptglied 
hat weiter nichts als die Hydrothek, das Zwischenglied dagegen trägt ausser dem mehr- 
erwähnten aufwärts gebogenen Stiel noch ein anderes, gleichfalls aufwärts gebogenes haken- 
förmiges Röhrchen, welches wahrscheinlich die Stelle der Nematotheken bei den anderen 
Plumularien vertritt, möglicherweise aber auch im frischen Zustande ein ähnliches Organ 
enthalten kann wie die schlangenförmige Tentaeular- Organe von Ophiodes. 

Diese genaue Beschreibung wird villeicht spätere Forscher aufmerksam machen 
und veranlassen, die Eigenthümlichkeiten dieser Speeies an lebenden Exemplaren zu 
untersuchen, wodurch allein die wirkliche Bedeutung derselben zu ermitteln sein wird. 

9%) P. oligopyzis n. sp. (Taf. VI. Fig. 9.) Pl. monosiphonia, simplex, erecta; 
caulis ad basin fibrillis paueis affıxus, tenuissimus, brevis, artieulatus, 
hydrocladiis brevissimis pinnatus; hydrocladia in omni artieulo eaulis sin- 


gula, regulariter alterna, hydrothecas 1—3 ferentia;' hydrothecae minutae, 
vaseulares, in alteris hydrocladii artieulis; ad basin hydrothecae nematotheca 
parva, simplex; gonothecae magnae, eyathiformes. Hab. Mare pacificum 
(Museum Godeffroy). 

Diese Species zeichnet sich vor anderen Isocolen und Anisocolen durch die ge- 
ringe Zahl der Hydrotheken aus. Bekannt ist mir dieselbe aus dem Godeffroy’schen 
Museum, wo sich allmählig verschiedene Varietäten einfanden. Zuerst fanden sich 1865 
an einer Gorgonie von der Westküste Südameriea’s mehrere Exemplare derselben, einfache 
gefiederte Stämmehen, haarfein und weniger als ein Centimeter lang, jede Fieder nur 
mit einer einzigen Hydrothek besetzt, wie Monopyxis, auch an Form und Stellung der 
Hydrotheken dieser letzteren so ähnlich, dass ich sie für das Museum als Monopyzxis 
tenella n. sp. bestimmte, von der Monopyxis obliqua verschieden durch das Fehlen der 
beiden Nematotheken, welche bei der letzteren Art den hinteren Rand der Hydrothek 
überragen. — Einige Jahre später (1869) kamen aus den Fidschi-Inseln, an Corallen- 
Resten befestigt, ähnliche Polyparien, die sich nur dureh den Habitus etwas unterschieden 
und etwa ein Centimeter lang waren. An diesen befanden sich aueh Gonotheken, welche 
im Verhältniss zu den Hydrotheken sehr gross und ungefähr so geformt sind wie die von 
Lister (l. c.) abgebildeten Gonotheken von Monopyxis obliqua. Sie wurden gleichfalls als 
Monopyxis tenella bestimmt. Später aber wies sich dieser Name als unrichtig aus, denn 
es fanden sich an einer röthlichen Spongie von den Fidschi-Inseln Exemplare, etwas 
stärker und brauner gefärbt als die früheren, deren Hydrocladien am unteren Theil des 
Stammes genau so beschaffen waren, wie an jenen, nach oben zu aber viel länger wurden 
und je zwei Hydrotheken trugen, indem sie dann aus je vier Gliedern bestanden, 
abwechselnd erst mit Hydrothek und Nematothek, dann mit zwei Nematotheken be- 
setzt. — Endlich fanden sich an Halimeden aus den Fidschi’'s auch Exemplare, wiederum 
im Habitus etwas verschieden, welche auch einzelne Hydrocladien mit je drei Hydrotheken 
und einer entsprechenden Anzahl von Gliedern hatten. Man wird alle diese Formen 
nicht von einander trennen können und muss sie als Varietäten bezeiehnen: Plumularıa 
(Anisoeola) oligopyxis var monopyxis, v. bipyxis, v. tripyxis. Hydrocladien mit mehr 
als drei Hydrotheken habe ich bis jetzt nicht gefunden. 

Die Stämmehen sind glatt, ohne Hydrotheken und Nematotheken, regelmässig 
gegliedert; am oberen Ende jedes Gliedes abwechselnd rechts und links ein Hydrocladium; 
an diesem zuerst ein kurzes Glied ohne Kelche, dann ein längeres mit einer Hydrothek 
und einer darunter befindliehen Nematothek; zuweilen (bei der zweiten Varietät) folgt 
dann noch ein kürzeres mit Haupt- und Nebenkelech, und zuweilen (bei der dritten 
Varietät) wiederholt sich dies letztere Paar von Gliedern noch einmal. Die Nematotheken 
sind alle klein, einhäusig, unbeweglich. 


III. Subgenus: Monopyxis. 


92) Pl. obliqua var. australis n. (Taf. VI Fig. 10). Monopyxis exigua, in plantis 
marinis reptans; e hydrorhiza retiformi sureuli ereeti minuti, filiformes, 
artieulati; in artieulis aeque longis hydrocladia singula, hydrothecas singu- 


{7 


50 


las ferentia; hydrothecae ureeolatae in fine hydrocladiorum; nematothecae 
simplices ad marginem hydrothecae binae. Hab. Port Philip (Australien). 
Man wird auf den ersten Blick die vorliegende Form für eine von derjenigen des 
Atlantischen Oceans verschiedene Species halten. Auch hatte ich sie zuerst (1865 unter 
Zoophyten, welche von Melbourne zur Bestimmung hierher geschickt waren) als Mono- 
pyxis australis benannt. Die Kelche sind grösser, derber, weniger durchsichtig und mehr 
kugel- oder halbkugelförmig als bei M. obligua oder diehotoma; sie stehen auch dichter, 
weil die Glieder des tiefgegliederten Stammes kürzer sind; jedes Glied wird an seinem 
oberen Ende breiter und theilt sich in zwei Arme; auf dem einen ist mit einem kurzen 
Gelenk das folgende Glied, auf dem anderen und zwar abwechseld rechts und links ist 
ein verhältnissmässig langes, mehrfach eingekerbtes Gelenk befestigt, welches die Unter- 
lage der Hydrothek trägt. Diese Unterlage ist ein Art Polster, unten spitz, oben in zwei 
Spitzen auslaufend, zwischen denen die Hydrothek eingebettet ist; die eine Spitze ist 
ganz kurz, die andere lang ausgezogen endet in zwei kleine Nematotheken, welche kaum 
über den Rand der Hydrothek hervorragen. Dieses ganze Glied sammt der Hydrothek 
schemt beweglich am Stamme befestigt zu sein und sich auf dem langen Gelenk nach 
allen Seiten umdrehen zu können, so dass das in der Regel nach aussen gekehrte, längere 
mit Nematotheken besetzte Ende zuweilen nach innen (dem Stamme zu) gekehrt ist. 
Hiernach haben die Hydrotheken allerdingst mehr Aehnlichkeit mit den an geringelten 
Stielen befestigten Glöckehen der Campanularien. Die kleinen Nematotheken, welche 
bei der Atlantischen Art am Stamm und auf der anderen Seite der Hydrothek sich zu 
finden pflegen, fehlen der unsrigen. Eigenthümlich gezeichnet ist auch die als Haftwurzel 
dienende Röhre, welche sich an Stengeln und Blättern von Wasserpflanzen schlängelt. — 
Indessen alle diese Eigenschaften der vorliegenden Art scheinen mehr oder weniger auch 
an der Monopyxis obliqua vorzukommen, so dass ein bestimmter unterscheidender Character 
doch nicht angegeben werden kann. ‚Jedenfalls entspricht die vorligende Form mehr der 
Abbildung von ‚Johnston, als denjenigen von Lister, Meneghini und Hincks. 


Genus: Nemertesia. (Plumularia hydrocladiis non pinnatis). 
Subgenus: Heteropyxis. (Hydroeladiorum artieulis omnibus polypiferis). 


95) Heteropyxis intermedia n. sp. (Taf. VII Fig. 23). H. caule polysiphonio, 
ereeto, parce ramoso, ramulis ereetis. Hydroeladia subvertieillata, in ver- 
tieillis terna, longa, artieulata, artieulis longis, omnibus polypeferis. Hydro- 
theeae in medio artieuli positae, eupuliformes. Nematotheeae bithalames, 
infundibulatae, 3 in quoque artieulo, 2 laterales ad aperturam hvdrothecae, 
1 ad extremitatem inferiorem artieuli. Gonotheeae eyathiformes pedicellatae. 
Hab. Madeira. 

Diese Art unterscheidet sich von N. ramosa durch die Stellung der Hydrocladien, 
welche je drei in gleicher Höhe des Stammes oder Astes und also einigermassen in 
Wirteln stehen: aber diese kaum als solche erkennbaren Wirtel sind weit von einander 
entfernt und sind so geordnet, dass zwar nicht ganz regelmässig, aber doch ungefähr, die 
drei Hydrocladien des einen Wirtels nicht unter denen des nächsten, sondern unter denen 


at 


des dann folgenden stehen (23). Sie bilden also 6 Reihen, die aber nicht gerade am Stamm 
herablaufen, sondern sich schräge um denselben winden. Die Stellung der Hydrothek in 
der Mitte des Gliedes, die Stellung der beiden seitlichen Nematotheken neben der Mündung 
und der einen unterhalb derselben sind hier wie bei N. antennina und N. ramosa; ausser- 
dem aber findet sich wie bei der letzteren Art in der Regel auch noch eine vierte Nema- 
tothek am oberen Ende des Gliedes (23a). Stamm und Hydrocladien sind gelb. — Das Museum 
Godeffroy erhielt 1867 aus Madeira eine Anzahl Exemplare dieser Species, welche zwischen 
den beiden damals bekannten Arten von Antennularien stehend als A. intermedia bestimmt 
_ wurden. Es waren zwei verschiedene Formen: die eine hat einen diekeren, etwa 9— 10 Ctm. 
hohen Stamm, der mit undeutlichen Längsstreifen versehen ist und regelmässig zu dreien 
geordnete Hydrocladien trägt; die andere Form ist kleiner, mit dünnerem Stamm und 
weniger regelmässig gestellten Hydroeladien. Die weiblichen Gonotheken sind becherförmig, 
oben mit grosser Oeffnung versehen, unten mit einem besonderen Stiel in den Achseln 
von secundären Hydroeladien befestigt, welche sich nämlich von verlängerten primären 
Hydrocladien abzweigen, — dieselbe Eigenthümliehkeit, welche sich bei den unten zu er- 
wähnenden Antennularien wieder findet. 


Subgenus: Antennularia. (Hydrocladiorum artieulis non omnibus polypiferis ). 


97a) N. antennina v. minor. Sureuli simpliees, 10 — 12 ad basin aggregati, mono- 
siphonii; hydrocladia 4 — 6 in vertieillis posita, ex artieulis alternatım 
longioribus et brevioribus eomposita, longioribus polypiferis; hydrotheca 
eupuliformis in medio artieuli; nematothecae bithalames, ternae in artieulis 
longioribus, singulae in brevioribus. Gonotheeae ovales. Hab. Madeira. 

Diese Form unterscheidet sich von der eigentlichen N. antennina theils dadurch, 
dass sie kleiner, höchstens 12 Centim. lang ist, theils dadurch dass ihr die deutliche 
Gliederung fehlt, weleher jene Speeies ihren Namen verdankt. Bei der letzteren sind 
die Hydrocladien an kleinen kegelförmigen Ansätzen befestigt, welche, zu 8 — 10 wirtel- 
förmig zusammengestellt, um den Stamm wulstige Ringe bilden, die sogleich auch dem 
unbewaffneten Auge sichtbar sind. Diese Ringe finden sich bei der vorliegenden Varietät 
nieht; die Hydrocladien stehen zwar auch in Wirteln, aber nur zu vier oder sechs in 
jedem Kreise und ihr unterster Theil ist nicht so verdiekt wie bei A. antennina; sie 
sehen mehr so aus, als ob sie ohne Ordnung unmittelbar aus dem Stamm hervorgingen. 
Doch genügen diese Unterschiede nicht um eine neue Species aufzustellen. 

Wollte man die vorliegende Form als eine besondere Art ansehen, so würde sie 
mit N. antennina L. und N. Janini Lrx. zusammen eine kleine Gruppe bilden; bei allen 
dreien ist die Gliederung der Hydroeladien, die Form und Stellung der Hydrotheken 
und Nematotheken und auch die Form der Gonotheken dieselbe. Die letzteren sind 
eiförmig, ganz kurz gestielt, oben schräge abgestutzt und mit der dadurch entstehenden 
grossen Oeffnung dem Stamme zugekehrt. N. Janini unterscheidet sich dadurch, dass 
die Hydrocladien länger sind und nur zu dreien in einem Wirtel stehen, noch dazu mit 
der Eigenthümlichkeit, dass von dreien immer zwei seitlich, das dritte aber abwechselnd 
vorne und rückwärts am Stamm sitzt (Taf. II Fig. 23 a). 


ri 


99) A. paradoxa n. sp. (Fig. 27 auf Taf. II, IV und VIII) Ex hydrorhiza 
glomerata, spongiosa, in caulis formam erecta sureuli plures, monosiphonii, 
simplices, hydroeladiis vertieillatis; Surculi gonothecas mares ferentes ab 
illis, qui femineas ferunt, diversi: in maribus hydrocladia brevissima, arti- 
eulata, artieulis longioribus polypiferis, brevioribus nematothecam singulam 
ferentibus; gonothecae in axillis hydrocladiorum ovales, sessiles, ore orbi- 
eulari, marginato:: in femineis hydrocladia plerumque breviora, passim elongata 
et hydroeladiis secundariis munita, quorum artieuli breviores hydrothecas, 
longiores nematotheeas singulas ferunt; gonothecae in axillis hydroeladiorum 
secundariorum lageniformes , pedieillatae, ore in collum producto. Hab. 
Madeira. 

100) A. hexasticha n. sp. (Fig. 25 und 25a, b) auf Taf. II, III und VIII). Ex 
hydrorhiza laminoso-dilatata sureuli surgent nonnulli monosiphonii, sim- 
plices, artieulati, artieulis brevibus; hydroeladia e fine superiori eujusque 
artieuli terna emittuntur, in 6 series alternantes disposita, regulariter 
brevissima, passim elongata et hydrocladiis seeundariis munita, omnia 
artieulata, artieulis aeque brevibus, alternatim tune hydrothecam tune nema- 
tothecam ferentibus; hydrothecae parvae, eyathiformes. Nematothecae in- 
fundibulatae, breves; gonothecae in axillis hydrocladiorum secundariorum 
lageniformes. Hab. Java. 

101) A. Johnstoni n. sp. (Taf. VIII Fig. 26). N. sureulis ereetis simplieibus, 
monosiphoniis, infra in caulem brevissimum polysiphonium eonnatis; hydro- 
eladia in omni caulis artieulo bina, tenuissima, plerumpue brevissima, 
interdum elongata, hydrocladiis secundariis peetinata; hydrothecae erateri- 
formes, ore integro; nematothecae bihalames, infundibuliformes, in artieulis 
prineipalibus binae, in intermediis singulae; gonothecae lageniformes, ore 
in collum produeto. Hab. Algoa Bay (Mus. Hamburg.) 

102) A. decussata n. sp. (Fig. 24, 24a, b, ce auf Taf. II, III u. VI.) N. erecta, 
polysiphonia, ramosa, caule brevi, robusto, superne in ramos diviso; rami 
ad basin crassiuseuli, sensim tenuiores, ramulos emittunt singulos aut binos, 
simplices aut dichotomos, omnes artieulatos, hydrocladia in omni articolo 
bina ferentes. Hydrocladia decussata, in ‚series quaternas alternantes dispo- 
sita, artieulata, artieulis alternatim longioribus et brevioribus; in longioribus 
hydrothecae cum nematotheeis trinis, in brevioribus nematothecae singulae. 
Gonothecae lageniformes. Hab. Cap. b. sp. 

Diese vier Formen bilden eine kleine Gruppe sehr nahe verwandter Arten, bei 
denen man schwankt, ob man sie als speeifisch verschieden oder nur als Varietäten der- 
selben Art anzusehen hat; doch scheinen die Verschiedenheiten constant zu sein. — 
Uebereinstimmend sind bei allen die weiblichen Gonotheken, welche flaschenförmig, nämlich 
mehr oder weniger lange, in der Mitte erweiterte, nach beiden Enden schmäler werdende, 
stielrunde Kapseln sind, deren oberes Ende in einen verhältnissmässig langen Hals mit 
kleiner Oeffnung ausläuft. Am unteren Ende ist ein kurzer dünner Stiel, mittelst dessen 
die Kapseln an den Hydrocladien befestigt sind. Bei drei Arten, — bei der vierten, 


v 93 r 


N. deeussata, habe ich es nicht bemerkt — findet sich die oben vorläufig erwähnte Eigen- 
thümlichkeit, dass während die Hydrocladien ganz kurz, aufrecht, angedrückt sind, hier 
und da ein einzelnes Hydrocladium viel länger wird als die übrigen und dann an gewissen 
Stellen, wo Hydrotheken sitzen sollten, statt deren wieder kurze Hydrocladien trägt. 
In den Achseln der letzteren sind die Gonotheken befestigt. 

Ferner ist bei diesen vier Arten oder wenigstens bei dreien derselben, wie die 
Stellung der Hydrotheken, so auch die Form, Anzahl und Stellung der Nematotheken 
übereinstimmend: im Hauptgliede zwei neben einander über der Hydrothek, eine unterhalb 
derselben und eine im Zwischengliede. Die beiden oberen Nematotheken oder eine der- 
selben fehlen aber sehr häufig bei N. Johnstoni; bei N. hexasticha habe ich sie überhaupt 
nicht gefunden ; bei letzterer fehlt in der Regel auch die Nematothek im Zwischengliede; da sie 
aber hier und da doch vorhanden ist, so ist anzunehmen, dass die fehlenden abgefallen sind. 

Ungeachtet dieser bei der mikroskopischen Untersuchung sich ergebenden Ueber- 
einstimmung stellen sich die Polypenstöcke doch durch ihre Erscheinung, durch Habtitus, 
Verzweigung, Färbung u. s. w. als vier verschiedene Arten dar. 

Die N. paradoxa (Taf. VIII. Fig. 27) schliesst sich am nächsten der N. antenninna 
an. Die Hydrorhiza ist wie bei dieser ein schwammiger, mit feinen Röhrchen durchsetzter 
Wurzelstock, der aber die Gestalt eines kurzen, dieken Haupt-Stammes annimmt, aus 
welchem die zahlreichen einfachen Stämmehen, mit einander parallel, schlank und gerade 
in die Höhe wachsen. Diese haben auch mit der N. antennina die weisslich gelbe Färbung, 
die streifige Aussenseite und die wirtelörmige Stellung der Hydrocladien gemein; jedoch 
stehen von den Letzteren in der Regel nicht mehr als sechs in emem Wirtel und ihre 
Basis ist weniger verdickt, so dass die Anschwellung des oberen Endes der Glieder, 
welehe der anderen Art das Ansehen der Antennen (und deswegen den Namen) giebt, hier 
nicht so deutlich hervortritt. Die Eigenthümlichkeit aber, welehe die vorliegende Art von 
den übrigen unterscheidet, besteht in der auffallenden Verschiedenheit der weiblichen und 
männlichen Stämmehen, welche man für zwei verschiedene Species halten müsste, wenn 
nicht alle aus derselben Hydrorhiza hervorgingen. Diese Stämmehen, deren 
20 bis 30 aus einem Wurzelgeflecht sich erheben und die bis zu 25 Otm. hoch werden, 
sind an der Basis mit einander verwachsen und verkittet. Die meisten tragen männliche 
Gonotheken: kurze, eiförmige, ungestielte Samenbehälter, mit grosser, schräge stehender, 
umrandeter Oeffnung, (Fig. 27 d), welche in den Achseln der Hydrocladien am Stamm 
sitzen. Bei diesen Stämmehen (Fig. 27) sind die Hydroeladien in der Regel kurz und 
in Glieder eingetheilt, welche abwechselnd kürzer und länger sind; immer an dem längeren 
Gliede befindet sich die Hydrothek mit den drei Nematotheken, an dem kürzeren eine 
Nematothek. — Bei den anderen Stämmehen dagegen, welehe die weiblichen Gonotheken 
tragen, sind die Hydrocladien oft von verschiedener Länge, die längeren meistentheils sehr 
lang und dann, was bei den männlichen seltener ist, mit fiedrig gestellten, secundären 
Hydrocladien besetzt. Diese Letzteren sind zwar auch in längere und kürzere Glieder ein- 
getheilt, aber hier tragen umgekehrt die kürzeren Glieder die Hydrotheken, die viel längeren 
Zwischenglieder dagegen die Nematotheken. In den Achseln der seeundären Hydroeladien 
sind an kurzen Stielen die langen, flaschenförmigen Gonotheken befestigt, jede derselben 
enthält ein Gonangium mit vielen Eiern (Fig. 27 e, f). 


54 


Bei N. kexasticha n. sp. (Fig. 25 und 25 a auf Taf. II., III, und VIII.) stehen 
die Hydroeladien auch noch in Wirteln, aber nur zu dreien und die drei Hydroeladien 
des emen Wirtels stehen nieht über denen des unmittelbar darunter befindlichen, sondern 
über denen des dann folgenden, so dass die Ansatzstellen am Stamm alternirend sechs 
Reihen bilden. Die einfachen Stämmehen selbst, welehe zu mehreren aus einem gemein- 
sehaftliehen Wurzelgeflecht gerade und schlank aufsteigen, sind zuweilen an ihrem unteren 
Ende zu zweien oder dreien mit einander verwachsen, trennen sich aber bald und bleiben 
einröhrig; sie sind 12—15 Otm. hoch, gegliedert und geben am oberen Ende jedes 
Gliedes die erwähnten drei Hydrocladien ab. Diese, sehr kurz, sind gleichfalls gegliedert, 
in längere und kürzere Glieder getheilt, von denen die Ersteren die grossen becherförmigen 
Hydrotheken tragen; die anderen Glieder sind kurz, gedrungen, runzlig und mit einer 
trichterförmigen Nebenzelle versehen. Am häufigsten findet sich bei dieser Species die 
Eigenthümlichkeit, dass zwischen den der Regel nach sehr kurzen, nur aus 4 bis 6 Gliedern 
bestehenden Hydroeladien, einzelne zwar ebenso feine, aber stark verlängerte sich befinden, 
welehe dann entweder in ihrer ganzen Länge oder doch in ihrer unteren Hälfte statt mit 
Hydrotheken, mit secundären Hydrocladien besetzt sind; diese gehen aus den prinären 
an denjenigen Stellen hervor, wo sonst Hydrotheken sitzen, sind also einseitig (nicht fiedrig) 
gestellt, übrigens in derselben Weise wie die primären mit Hydrotheken und Nematotheken 
besetzt. In den Achseln sowohl der primären als der secundären Hydrocladien befinden 
sich an kurzen dünnen Stielen die flaschenförmigen, dünnhalsigen Gonotheken. 

Bei den folgenden Arten treten, was die Stellung der Hydrocladien anlangt, statt 
der Wirtel von Sechsen oder Dreien nur gegenständige Paare auf, wodurch wieder der 
Uebergang von den nicht gefiederten Nemertesien zu den gefiederten Plumularien 
gegeben ist. 

Bei N. Johnstoni (Taf. VIII. Fig. 26) sind die bis 2 Dem. langen geraden Stämmehen, 
welehe in Büscheln von 5, 6 und mehreren zusammengedrängt stehen, an ihren unteren 
Enden mit einander zu einem polysiphonen Stamm verwachsen; sie trennen sich aber fast 
unmittelbar über dem Boden wieder und bleiben dann einröhrig, unverästelt, übrigens 
verhältnissmässig diek und steif, dunkelbraun, fast schwarz von Farbe und in ihrer ganzen 
Länge mit kaum sichtbaren, weisslichen (abgesehen von den vorerwähnten einzelnen 
fruchttragenden) ganz kurzen Hydrocladien besetzt, deren Glieder abwechseld kürzer und 
länger sind; die längeren tragen die Hydrotheken, die Gliederung ist tief und durch 
mehrfache Falten und Runzeln bezeichnet. Die Hydrocladien stehen paarweise an den 
oberen Enden der Glieder des Stammes, die beiden Hydrocladien eines Paares einander 
gegenüber; aber die Glieder, die nur kurz sind, erscheinen wie verschoben oder verdreht, 
so dass die beiden Ansatzstellen der beiden Hydrocladien des einen Gliedes nicht genau 
über denjenigen des unmittelbar darunter befindlichen Paares stehen, sondern nach der 
einen oder der anderen Seite abweichen. Die Hydrocladien bilden also zwar zwei Reihen, 
aber die Reihen sind nicht gerade, so dass der Stamm nicht als gefiedert bezeichnet 
werden kann. Die Art stammt aus Südafriea. 

N. decussata (Fig. 24 und 24a, b, e auf Taf. II, III und VII) erhebt sich aus einer 
schwammartigen Unterlage, in welcher die Wurzelröhrchen sich verlieren, als ein ziemlich 
dieker, 2 bis 3 Millim. im Durchmesser haltender, kurzer, mehrröhriger Stamm, von 


99 


welchem in einiger Entfernung von der Basis mehrere, gleichfalls polysiphone Aeste aus- 
gehen, die sich an ihren Enden in zwei oder mehrere zu Büscheln verbundene, lange 
gerade Zweige theilen. Die letzteren sind einröhrig und gegliedert, und am oberen Ende 
jedes Gliedes befinden sich zwei Hydrocladien, die einander ungefähr gegenüber stehen. 
Hier sind die Glieder abwechselnd im der Art verschoben, dass die abwechselnden Paare 
kreuzweise gegen einander stehen (wie bei Heteropyxis tetrasticha Heller). Doch ist die 
Stellung der Hydrocladien nicht ganz regelmässig, die beiden Ansatzstellen eines Paares 
stehen nicht immer genau an den beiden entgegengesetzten Seiten, sondern sind oft ein- 
ander etwas genähert und dann findet sich zuweilen noch ein drittes Hydroeladium in 
gleicher Höhe, in seltenen Fällen auch wohl noch ein viertes, so dass dann ein förmlieher 
Wirtel wie bei N. antennina entsteht. Die Hydrocladien selbst sind tief gegliedert, die 
Zwischenglieder runzlig und kürzer als die Polypen tragenden Hauptglieder. Die Farbe 
der Stämmehen, die von der Basis bis zur Spitze höchstens 1 Dem. lang werden, ist 
bräunlich, die der kurzen Hydrocladien weisslich. Das Vaterland ist auch hier Südafriea. 


Nachträgliche Bemerkung. 


Seit dem Erscheinen des ersten, die Gattung Aglaophenia betreffenden Theils 
dieser Arbeit sind mir mehr als 20 neue Arten dieser Gattung theils aus anderen seitdem 
erschienenen Werken, theils durch zugesandte Exemplare bekannt geworden. Sie sind 
oben in dem Verzeichniss (Ste. 23ff.) an der geeigneten Stelle miterwähnt, die ersteren 
unter Citirung der betreffenden Schriften, die übrigen, nämlich die noch nicht beschriebenen, 
unter Hinweis auf die hier zu gebende Beschreibung. Diese bleibt aber lieber bis zu 
einem späteren, besonderen Nachtrag ausgesetzt, weil es zweckmässiger erscheint, zunächst 
die Beriehte über die weiteren Ergebnisse der gerade jetzt beendigten Expeditionen des 
(Englischen) «Challenger» und der (Deutschen) «Gazelle», soweit sie etwa hierher gehören 
möchten, abzuwarten, ebenso wie die meines Wissens noch nieht erschienene Beschreibung 
der vielen bei Untersuchung des Golfstroms durch die Nordamerikanische Coast- Survey 
aufgefundenen Plumulariden. Theils wird sich dadurch eine vollständigere Uebersicht der 
vorhandenen Species ermöglichen, theils wird sich dann mit grösserer Gewissheit sagen 
lassen, ob und in wie weit die im ersten Theil gegebene Darstellung der Fruchtbehälter 
der Gattung Aglaophenia einer Berichtigung bedarf und in wie weit die von Allman 
vorgeschlagene weitere Zerlegung dieser Gattung in neue Genera (oder vielleicht Sub- 
genera) sich empfiehlt. Mit der vorliegenden Abhandlung musste zur bestimmten Zeit 
abgeschlossen werden. — Möchte dieselbe, wie Alles was in Hamburg der 49. Versammlung 
deutscher Naturforscher und Aerzte geboten wird, bei dieser eine nachsiehtige Beurtheilung 
finden. Kıpr. 


Erklärung der Abbildungen. 


Die Hydrotheken der meisten Arten sind auf den beiden ersten, die Gonotheken 
auf der dritten Tafel (in verschiedenen Vergrösserungen) zusammengestellt; die folgenden 
Tafeln enthalten die neuen oder bisher noch nicht abgebildeten Arten in natürlicher Grösse 
und mit detaillirteren Darstellungen. Für dieselbe Species ist auf den verschiedenen Tafeln 
in der Regel dieselbe Nummer gewählt. 


Taf. I. 


Theile von Hydrocladien, mehr oder weniger stark vergrössert, um die Form 
und die Stellung der Hyddrotheken und Nematotheken zu zeigen, von der Gattung 
Plumularia; und zwar 
Fig. 1—9 von der Untergattung Isocola (in jedem Gliede ein Hydrothek), nämlich: 


Plumularia cylindrica n. sp. von Java. 

P. tuba n. sp. von Port Natal. 

P. badia n. sp. von Singapore. 

P. effusa n. sp. von den Philippinen. 

P. obconica n. sp. aus Australien. 

P. Gaymardi Lix. vom Cap der guten Hoffnung. 
P. pinnata Lmek. von Grossbritannien. 

P. disticha Heller aus dem Adriatischen Meer. 
P. frutescens ILmek. von Grossbritannien. 


Fig. 10—18 von der Untergattung Anisocola (nieht in jedem Gliede eine Hydrothek), nämlich: 


Mr, Al, 
Fig. 2. 
ie, 8% 
Fig. 4. 
Fig. 5. 
Fig. : 6. 
Iken, 2 
Fig. 8. 
de, ©} 
Fig. 10. 
dir, ll, 
Fig. 12. 
Fig. 13. 
Fig. 14. 
Fig 15. 
Fig. 16. 
Fig. 17. 
Fig. 18. 


P. echinulata Lmek. aus Grossbritannien. 
P. setacea Johnst. aus Grossbritannien. 
P. Catharina Johnst. aus Grossbritannien. 
P. diaphana Heller aus dem Adriatischen Meer. 
P. halecioides Hincks aus Grossbritannien. 
P. similis Hincks aus Grossbritannien. 
P. bifrons Heller aus dem Adriatischen Meer. 
P. cornu copiae Hincks aus Ilfracombe (Nord Devonshire). 
P. secundaria (Lrx.) aus dem Adriatischen Meer. 
Fig. 1—6, 10 n. d. Natur; 7, 9, 12, 14, 15, 17 nach Hincks Brit. Hydr. Zooph.; 
8, 13, 16 nach Heller Zooph. d. Adr.; 18 nach Meneghini Mem. d. Inst. Nen. 


Fig. 19 von der Untergattung Monopyis. 


Fig. 19. 


P. obliqua (Saunders) aus Grossbrit.: a) nach Hincks (Pl. 67 Fig. 1a); 
b) nach Johnston (Pl. 28, Fig. 1); ec) nach Busk (bei Hincks 1. e Fig. 16). 


Bil 
| 


Taf. II. 


Von der Gattung Nemertesia (Lrx). 


Fig 20 — 27 Theile von Hydrocladien mit Hydrotheken und Nematotheken : 


Fig. 


20. 
al, 
> 
21 
5. 2. 
. 26. 


27 


Heteropysis tetrasticha Heller aus dem Adriatischen Meer. 
H. Norwegica Sars aus der Nordsee. 

H. (Nemert.) ramosa Lmek. aus dem Atlantischen Ocean. 
Nemert. Janini Lvx. aus dem Adriatischen Meer. 

N. decussata vom Öap der guten Hoffnung. 

N. hexasticha von ‚Java. 

N. antennina Lvx. aus dem Adriatischen Meer. 

N. paradoxa von Madeira. 


Fig. 20a— 27a Theile von Stämmen oder Aesten mit abgesehnittenen Hydroeladien, 


um die Stellung der letzteren zu zeigen; (stark vergrössert). 


Dieselben Species, mit denselben Ziffern bezeichnet. 


Fig. 28. 


Ophionema parasiticum (Sars). 


Figuren sämmtlich ııach der Natur, ausser 26 (nach Menighini 1. c.), 21, 21a und 28 
(nach Sars |]. ce). 


Taf. III. 


Männliche und weibliche Gonotheken, mehr oder weniger stark vergrössert. 


DH: 
6. 


IR 


ig. 10. 


Sllrke 


ig. 22. 
ig. 23. 
ig. 24. 


Von der Gattung Plumularia (Lmek.). 
P. obconica, weibliche, 5a männliche Gon., n. d. N. 
P. Gaymardi Lix.; Gön. nach Quöy und Gaymard. 
P. pünwnata Lmcek.; weibl. Gon. nach Hincks. 
Dieselbe Art; männl. Gon. n. ‚Johnston. 
P. frutescens Lmek. nach Hincks. 
P. echinulata Lmek. nach Hincks. 10a eine Gonothek stärker 
vergrössert, n. d. N. 
P. setacea ‚Johnst.; weibl, lla männl. Gon. nach Hincks; 11b weibl. 
Gon. mit ausschlüpfenden Jungen (planulae) nach Gosse: Ile nach 
Dalyel (der sie irrthümlich bei Nem. ramosa abbildet). 
P. Catharina Johnst.; weibl. Gon. n. Hincks. 
Dieselbe Art; männl. Gon. n. Hincks. 
P. halecioides Allm.; nach Allman und Hincks. 
P. similis Hincks; nach Hincks. 
P. gracillima Sars; unreife, 16a reife Gon. mit 2 Jungen (planulae ) 
nach Sars. 
P. cornu copiae Hincks; 2 Gon. nach Hincks. 


Von der Gattung Nemertesia (Lrx.). 


N. ramosa Lrx.; Gon. n. Hincks. 
N. Janini Lrx.; Gon. n. Lamouroux. 
N. decussata ; weibl. Gon. n. d. N. 


Fig. 


{o) 


Fig. 


Fig. 


IS 


il. 


N. hexasticha; weibl. Gon. n. d. N. 
N. antennina Lrx.; Gon. n. Hincks. 
N. paradoxa, weıbl., 27a männl. Gon. n. d. N. 


Von der Gattung Ophionema (Hincks). 


O. parasitica Sars. Gon. n. Nars. 


Taf. IV. 


Einzelnheiten neuer Arten von Plumularia, n. d. Nat. 


P. eylindrica, in nat. Gr.; a. ein Theil des Stammes, stark vergrössert, 
um die Einfügung der Hydrocladien in den Stamm zu zeigen; 
b. Theil eines Hydrocladium, noch stärker vergrössert. 

P. tuba, in nat. Gr.; a. ein Theil des Stammes, stark vergrössert, um 
die Eifügung der Hydrocladien zu zeigen; b. eine Hydrothek stärker 
vergr., von der Seite; e. dieselbe, von vom; d. dieselbe, von hinten 
gesehen. 

P. badia, ın nat. Gr.; a. Stück eines Hydrocladium vergrössert; b. zwei 
Hyorotheken, stärker vergr. 


Taf. V. 


Einzelnheiten neuer Arten von Plumularia, n. d. Nat. 


4. 


P. effusa, in nat. Gr.; a. ein Stück des Stammes, vergrössert; b. eine 
Hydruthek, stärker vergr. 

P. obconica, in nat. Gr.; a. ein Stück des Stammes, vergrössert; b. eine 
Hydrothek, stärker vergr., von vorn; c. dieselbe von der Seite gesehen. 
d, e. männliche, f, g, h, i. weibl. Gonoth. vergr. 

P. filicaulis, Poeppig, auf dem Blatt einer Alge, in nat. Gr.; a. einzelne 
Stolonen und Stämmchen vergr.; b. Stück eines Hydrocladium, vergr. 
e. Stück des Stammes, mit abgeschnittenen Fiedern, weniger stark 


vergrössert. 


Taf. VI. 


Einzelnheiten verschiedener Arten von Plumularia und Heteropyxis, n. d. Nat. 


Fig. 7. 
Fig. 8. 
Fig. 9. 
Fig. 10. 
Fig. 20 


P. secundaria Lrx., ın nat. Gr.; a. Stück eines Hydrocladium vergr. 

P. rugosa, in nat. Gr.; a. Stück des Stammes vergr.; b. Gonoth. vergr. 
P. oligopyeis, in nat. Gr.; a. Stück des Stammes vergr.; b. Em 
anderes Stück von einem anderen Exempl., mit einer Gonoth., vergr. 
P. obliqua, var. australis auf einem Zostera Blatt, in nat. Gr.; b. Dasselbe 
vergrössert; ec. Stück eimes Stämmcehens, stärker vergr. 

Heteropyxis tetrasticha, Heller, in nat. Gr. 


59 


Taf. VII. 


Einzelnheiten verschiedener Arten von Nemertesia, n. d. Nat. 

Fig. 23. N. intermedia, in nat. Gr.; a. Stück eines Hydrocladium mit zwei 
Hydrotheken; vergr.; b. Gonotheken vergr.; e. Stück eines Astes mit 
abgeschnittenen Hydrocladien, um deren Stellung zu zeigen. 

Fie. 24. N. decussata, in nat. Gr.; a. Stück eines Astes mit einem Stück 
eines Hydrocladium; b. ein anderes Stück mit emer Gonothek; 
e. Stück eines Stammes. 


Taf. VIII. 


Einzelnheiten verschiedener Arten von Nemertesia, n. d. Nat. 

Fig. 25. N. hexasticha, in nat. Gr.; a. Stück des Stammes mit secundairen 
Hydrocladien, vergr. (die primären Hydrocladien abgeschnitten ). 

Fig. 26. N. Johnstoni, in nat. Gr.; a. Stück des Stammes mit abgeschnittenen 
Hydrocladien, vergr.; b. Stück eines Hydrocladium mit zwei Hydro- 
theken, vergr.; ce. Stück eines Hydrocladium mit Gonotheken. 

Fig. 27. N. paradoxa, Ast mit männlichen Gonotheken, in nat. Gr.; a. 
desgleichen mit weiblichen Gonotheken; b. der kurze Stamm mit 
abgeschnittenen Aesten, m nat. Gr.; e. Stück eines Astes vergr.; 
d. männl. Gonoth., vergr.; e. f. weibl. Gonoth. vergr. 


g* 


Die 
menschenähnlichen Affen 


des 
Hamburger Museums. 


Von 


Dr. Heinrich Bolau in Hamburg. 


JE 


1. Zur Naturgeschichte des Gorilla. Von Dr. Bolau. 


2. Die Brust- und Baucheingeweide des Gorilla. Von Dr. Bolau. 


3. Das Gehirn des Gorilla. Von Dr. A. Pansch in Kiel 


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Die vorliegende Arbeit, die den Anfang einer Reihe von Abhandlungen ähnlichen 
Inhalts bilden soll, ist aus dem Wunsche entsprungen, das reichhaltige Material an Skeleten, 
Schädeln und andern Theilen anthropomorpher Affen, das im Besitze des Natur- 
historischen Museums meiner Vaterstadt sich befindet, der Wissenschaft zugänglich 
zu machen. Ich bitte, diese Arbeit, wie ihre Fortsetzungen als einen kleinen Beitrag zur 
Kenntniss der hochorganisirten Thiere anzusehen, die Jedermann, er mag eine Stellung 
zu den neuesten Fragen über die Verwandtschaft zwischen Mensch und Thier einnehmen, 
welche er wolle, ohne Widerspruch, als die uns nüchststehenden auf der langen Stufen- 
leiter thierischer Organismen ansehen wird; Erschöpfendes zu leisten, habe ich nicht 
versucht. 

Das hiesige Naturhistorische Museum besitzt an ausgestopften Bälgen: einen 
weiblichen ausgewachsenen Gorilla, zwei junge Gorillas, drei Chimpansen (ausserdem einen 
Balg in Weingeist) und zwei jüngere Orang-Utans. An osteologischem Material: zwei 
ausgewachsene männliche und ein eben solches weibliches Gorillaskelet, vier Chimpansen- 
skelete und drei Skelete von Orangs; ferner neunzehn Gorillaschädel, acht Chimpansen- 
schädel und drei Orangschädel verschiedenen Alters, und endlich drei Gorillas mit den 
Weichtheilen in Weingeist conservirt. 

Mit der Bearbeitung unserer osteologischen Schätze bin ich bereits früher einige 
Jahre in meinen Mussestunden beschäftigt gewesen, leider aber vor fast zwei Jahren 
durch dringendere Berufspflichten am Abschluss der Arbeit verhindert worden. 

Da mittlerweile neue Erwerbungen eine theilweise Umarbeitung des fast Vollendeten 
nothwendig machten, so habe ich es vorgezogen, die alte Arbeit vor der neueren, die 
jetzt vorliegt, zurückstehen zu lassen, um so mehr, da die Bearbeitung der Weichtheile 
der angekommenen Gorillas zunächst mehr Interesse bieten dürfte, als die vergleichende 
Untersuchung der Schädel. — Diese hoffe ich später beenden zu können. 

Das reiche Material zur Arbeit stammt, soweit es den Gorilla angeht, fast aus- 
nahmslos vom Gaboon aus der Factorei unseres Mitbürgers, des Herrn Carl Woermann 


her und ist grösstentheils von ihm selber, theilweise auch von den Herren Consul 


64 


F. Woelber m Gaboon, W. Weber und Capt. Henert dem Museum zum Geschenk 
gemacht worden. Ich erfülle eine angenehme Pflicht, wenn ich auch hier öffentlich den 
genannten Herren den warmen Dank ausspreche, der emem jahrelangen unermüd- 
lichen und uneigennützigsten Bemühen, der Wissenschaft zu dienen, 
gebührt! — Die Chimpansen verdankt das Museum der Liberalität der hiesigen Zoolo- 
gischen Gesellschaft. Sie lebten in unserem Zoologischen Garten. 

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Gorilla; sie gibt zunächst eine 
Beschreibung der drei Gorillas, die wir mit den Weichtheilen in Weingeist eonservirt 
besitzen und bespricht die Stellung des Gorilla zu dem nächsten Verwandten, dem 
COhimpansen. Dann folgt die Beschreibung der Brust- und Baucheingeweide und endlich 

‚ die des Gehirns. Den letzten Theil der Arbeit hat einer der tüchtigsten Arbeiter auf 
dem Gebiete der vergleichenden Gehimkunde, Herr Dr. Pansch in Kiel, zu über- 


nehmen die Güte gehabt; ich bin ihm dafür zum besonderen herzlichsten Dank verpflichtet. 


u —. 


65 


l. Zur Naturgeschichte des Gorilla. 


Von Dr. Bolau. 


Gorilla I. — Am 31. Juli 1875 erhielt das Naturhistorische Museum in Hamburg 
von den Herren ©. Woermann in Hamburg und Oonsul F. Woelber in Gaboon 
in einem in Rum conservirten Gorilla männlichen Geschlechts ein seltenes Geschenk, 
von höchstem wissenschaftlichen Werthe.*) Das Thier hatte kurze Zeit gefangen in 
der Handelsniederlassung des erstgenannten Herrn gelebt und war dann auf dem Schooner 
“Franeis Wölber” emgeschifft worden. Seinen Bestimmungsort, den Zoologischen Garten 
in Hamburg, sollte es lebend leider nieht erreichen. Wie der Führer des Schiffes, Herr 

'apt. ©. Pein mir mittheilte, litt sein seltener Passagier bereits bei der Einschiffung an 
starkem Durchfall, der sich, vielleicht in Folge der Angst des Thieres in der ihm neuen 
Umgebung, rasch verschlimmerte und bereits zwei Tage später seinen Tod herbeiführte. 
Der Fürsorge des Herrn ©. Woermann und des Herrn F. Woelber, die für den 
Fall des Todes ein reichliches Quantum Rum mitgegeben, wie den sorgfältigen Bemühungen 
des Herrn Capt. ©. Pein haben wir den vortreffliehen Zustand zu danken, in dem der 
Cadaver des Gorilla hier ankam. Durch Oeffnen der Bauchhöhle und durch dreimalige 
Erneuerung des Rums — beides von mir im Voraus empfohlen — wurde einer Fäulniss 
im Innern des Thieres vorgebeugt. Es kam daher so gut erhalten in Europa an, wie 
wohl noch kein Zweites. Da der Rum bei Eintreffen des Thieres in Hamburg nur eine 


*) Herr Dr. Nissle lässt sich über diese Schenkung in der Zeitschrift für Ethnologie. 18976 (Beiträge zur 
Kenntniss der sogenannten anthropomorphen Affen. III. Die Dresdener Mafuka) p. 45 ff.: in folgender Weise aus: 
“Von der Westküste Afrika’s war die Absendung eines jungen lebenden Gorilla nach Europa gemeldet worden, und die 
über den Besitz dieses kostbarsten zoologischen Werthstiicks geführten Verhandlungen hatten das beklagenswerthe 
Resultat ergeben, dass Berlin, trotzdem es in Hinblick auf seine Gelehrten sowohl. als auf die eine reichere wissen- 
schaftliche Ausbeute garantirenden Institute ein unzweifelhaftes Vorrecht darauf geltend machen konnte, 
die viel umworbene Rarität nichterhaltenwürde. Ensherziger Lokalpatriotismus, derin wissenschaftlichen 
Fragen um so beklagens- und verdammenswerther ist. je weniger ihm hier auch nur ein Schatten von Berechtigung 
zur Seite steht, hatte Hamburg mit dem werthvollsten einer systematischen wissenschaftlichen Ausnutzung noch so dringend 
bedürftigen Affen bedacht — und der inzwischen eingetroffene Cadaver wanderte in die Hände des Herrn Dr. Heinrich Bolau 
in Hamburg. Es wäre eine falsche Bescheidenheit, (!) leugnen zu wollen. dass dieses Factum in Berlin vielfach 
verstimmte’’ |!) In einer Anm S. 47 sagt Nissle ferner: “Es ist jetzt. wo diese Arbeit im Druck erscheint. ein volles 
halbes Jahr vergangen, seitdem Herr Dr. Bolau sich im Besitz des kostbaren Specimens befindet. Bis jetzt sind Gyps- 
abgüsse und Photographien davon erschienen, deren Verwerthung sich Herr Dr. Bolau aber ausdrücklich vorbehalten hat. 
Von einer methodischen Bearbeitung des Präparats und daraus gewonnener Förderung der daran sich knüpfenden 
wiehtigen Fragen verlautet noch nichts.” 

Ich habe mir erlaubt. einige Stellen in dieser Auslassung durch den Druck auszuzeichnen, bitte das in den 
einleitenden Worten Gesagte, zu vergleichen und sich dann selber ein Urtheil zu bilden; im Uebrigen kann ich aber nur 
lebhaft bedauern. dass in wissenschaftlichen Zeitschriften überhaupt Dergleichen vorkommt. Was den mir persönlich 
gemachten Vorwurf anlangt, so will ich nur erwähnen, dass ich bald nachdem der Gorilla in meine Hände zelangte, 
die Direetion des hiesigen Zonlogischen Gartens übernahm und daher selbstverständlich nicht sofort an eine wissen- 
schaftliche Bearbeitung des Gorilla gehen konnte. Dieser Umstand war aber Herrn Dr. Nissle nicht unbekannt! 


9 


66 


Stärke von 22% besass, vorher also wohl auch kaum mehr als 30° stark gewesen ist, so 
wurde ein Einschrumpfen der Weichtheile verhindert, wie umgekehrt auch wieder durch 
die wiederholte Erneuerung der spirituosen Flüssigkeit einer zu starken Verdünnung der- 
selben durch den Wassergehalt der thierischen Gewebe vorgebeugt wurde. Die Weich- 
theile sind z. B. so gut erhalten, dass man im Darm deutlich die einzelnen Zotten, wie 
die Vertheilung der Darmdrüsen erkennen kann und das sind doch bekanntlich (zebilde, 
die bei beginnender Fäulniss mit zuerst unkenntlich werden. Ich hebe diesen Umstand 
besonders desshalb hervor, weil bei Gelegenheit des Streites über die Natur des Dresdener 
Chimpansen “Mafuka” von Berlin aus behauptet worden ist, unser Gorilla befinde sıch 
in einem besonders schlechten Zustande. 

Bei einer oberflächlichen, rein äusserlichen Betrachtung des Thieres musste das 
freilich so scheinen; es hatte sich nämlich fast auf dem ganzen Körper die Epidermis 
(natürlich mit der Behaarung) losgelöst und der Balg war daher denn auch zum Aus- 
stopfen untauglich. Das ist aber ein Vorkommen, wie man es bei in Spiritus conservirten 
Säugethieren sehr oft findet: Epidermis (und Haare) lösen sich immer sehr leicht ab. 
Die aufgenommenen Photographien und der Gypsabguss vom Kopf des Thieres sprechen 
gewiss zur Genüge von dem guten Zustand, in dem sich im Uebrigen der Gorilla befand 
und noch heute befindet. 

Die erste photographische Aufnahme wurde bald nach der Ankunft des T'hieres 
ausgeführt und stammen daher die verschiedenen Abbildungen vom Kopf und den Händen, 
die früher vertheilt, resp. verkauft wurden. Die vortrefflichen Abbildungen auf Taf. A. 
sind erst am 4. August dieses Jahres aufgenommen worden; sie sind in der artistischen 
Anstalt der Herren Strumper & Co. hier am Orte hergestellt und durch das Licht- 
druckverfahren vervielfältigt worden. Wie man auf den ersten Blick sieht, ist die Epi- 
dermis mit der Behaarung nur noch auf einem kleinen Theil des Scheitels und, was von 
besonderer Wichtigkeit, im ganzen Gesicht vorhanden. Der Kopf ist zu der Aufnahme in 
keinerlei Weise vorbereitet oder verändert worden, die sämmtlichen Muskeln und andere 
Weichtheile waren von vorn herein so vortreffieh erhalten, waren so weich und biegsam 
geblieben, dass es besonderer Zerrungen u. 8. W. nicht bedurfte, um ein gutes Bild her- 
vorzurufen.”) Es war nur nöthig diesmal, wie bei der ersten photographischen Aufnahme, 
den Unterkiefer von unten her zu unterstützen und die Ränder der Lippen an zwei 
Stellen durch Anheften etwas mit einander zu verbinden, weil die Unterlippe sonst ihrer 
Weichheit wegen herunter gehangen hätte. 

Bei Anfertigung des vortreffliehen Gypsabgusses**) waren auch diese Vorbereitungen 
nieht einmal nöthig. 

Ehe ich auf die Beschreibung des Thieres näher eingehe, sei es mir gestattet, 
das Wenige, was wir über das Gefangenleben desselben wissen, hier zu berichten. Ich 


*\ Ich verstehe nicht, wie Herr Prof. Hartmann in den Berichten der Berliner Anthropologischen Gesellschaft, 
Nov. 1875, dazu kommt, zu meinen: “Bei dem Woermann schen, in Weingeist stark zusammengeschrumpften 
Gorilla-Exemplare sei die Oberlippe sammt der Unterlippe gewaltsam über die geschlossenen Zähne gezogen worden, 
grade. als man eine photographische Ansicht des Kopfes anfertigen wollte.” — Woher eine solche Be- 
hauptung? — Das könnte denn doch Niemand wissen, als wer dabei gewesen. -- Jeder, der die spirituosen Eigenschaften 
des Rum kennt. muss von vornherein wissen, dass in einer derartigen Flüssigkeit der Gorilla unmöglich schrumpfen konnte. 


#*) In unserm Naturhistorischen Museum sind Gypsabgüsse vom Kopf des Gorilla ä 12 käuflich zu haben. 


67 
theile zu dem Zwecke einen Theil eines Briefes des Afrika-Reisenden Herm Dr. Lenz 
an Prof. Hartmann in Berlin mit, abgedruckt im Correspondenzblatt der Afrikan. 
Gesellsch. No. 15, 1375 p. 256-und 257. Es heisst dort: 

“Als ich von meiner Okandareise nach Gaboon zurückkehrte, wurde ich von einem ziemlich 
heftigen Fieber befallen, dessen Nachwehen lange andauerten. Für diese unfreiwillige Musse wurde ich 
einigermassen entschädigt, als ein lebender Gorilla in die hiesige deutsche Factorei gebracht wurde. 
Das Thier stammt von Kamma*) (Fernand Vaz), demselben Platze, an welchem Duchaillu seine 
Exemplare erlegte, und wurde aus einer Heerde von acht Stück ergriffen. Ein kleiner Hund, der 
von einem alten, später getödteten Exemplar etwas verwundet worden war, hinderte unser Individuum 
so lange an der Flucht, bis ein Neger herbeikam, dasselbe am Genick packte und von einem andern 
die Hände binden liess. In dieser Weise wurde der Gorilla in die Zweigfactorei des hiesigen Hauses 
gebracht, wo man ihm leider, wie dies gewöhnlich geschieht, die beiden grossen Eckzähne abfeilte, 
aus Furcht, dass er beissen möchte. Unser Gorilla ist ein junges, gewiss aber schon zwei Jahre altes 
männliches Exemplar, das sich ziemlich leicht an die Gefangenschaft und den Umgang mit Menschen 
gewöhnt hat. Er hat eine lange, dünne, eiserne Kette um den Hals, so dass er einen grossen Spiel- 
raum hat; den grössten Theil des Tages aber sitzt er in einer Tonne, wo er es sich auf dem Stroh 
möglichst bequem macht. Gegen Kälte, Wind und Regen ist das Thier sehr empfindlich, und während 
der Nacht wird ein diekes Segeltuch um die Tonne gewickelt. Seine gewöhnliche Stellung ist eine 
hockende, die beiden Vorderarme kreuzweise übereinander geschlagen und immer aufmerksam die 
Umgebung betrachtend. Stets setzt er sich so, dass irgend ein Gegenstand im Rücken ist, er will 
rückenfrei sein und seine Feinde nur vor sich haben. Im Schlaf legt er sich lang auf den Rücken 
oder auf eine Seite, die eine Hand gewissermassen als Kopfkissen benutzend; nie schläft er hockend 
wie andere Affen. Er geht auf allen vier Händen, die beiden hintern platt auf den Boden gedrückt, 
die vordern aber zusammengeballt, so dass er eigentlich auf den Knöcheln geht; dabei hat er den 
bekannten seitlichen Gang. Augenblicklich leidet er entsetzlich an dem sogenannten Dissoup; seine 
beiden Vorderhände sind ganz voll Blasen, in denen der Eierstock dieses kleinen lästigen Inseetes 
sitzt. — Die Hauptfrage bei dem Transport des Gorilla bildet natürlich die Ernährung. Wir haben ihm 
schon öfters Reis, Brot, Milch ete., kurz Sachen, die an Bord sowohl, als auch in Europa zu haben 
sind, gegeben, aber mit geringem Erfolge. Er hat zwar einige Male etwas Brot, und zwar besonders 
gern Schiffszwieback gegessen, auch einmal Reis, aber für gewöhnlich lässt er es stehen. Seine Lieblings- 
nahrung ist eine hier häufige rothe Frucht, von der er die innen befindlichen Kerne isst; Bananen und 
Apfelsinen liebt er gleichfalls, besonders aber Zuckerrohr, das er mit wahrem Wohlbehagen aus der 
Hand nimmt und zerkaut. Ebenso nimmt er ein Glas Wasser aus der Hand, führt es regelrecht zum 
Munde und trinkt es aus. Nur einige wenige Male hörte ich bei heftiger Erregung einen grunzenden 
Ton, für gewöhnlich ist er ganz stumm. Auf dem Schiffe wird sich unser Gorilla wohl oder übel an 
Brot, Reis ete. gewöhnen müssen, denn seine Lieblingsfrüchte halten sich nur wenige Tage. Natürlich wird 
so viel wie möglich Zuckerrohr mitgegeben, das sich lange hält und auch wohl in Europa zu haben ist.” 

Ich habe dem hinzuzufügen, dass leider grade die erwähnte rothe Frucht dem 
noch jungen Thiere schädlich geworden zu sein scheint. Ich fand im Diekdarm mehr 
als 300 em., also fast "/, Liter, feste braune glänzende Samen von etwas bedeutenderer 
Grösse, als recht grosse Traubenkerne. Dieselben waren völlig unverdaut und konnten 
allein durch ihre Masse die schlimmsten Störungen in der Verdauung herbeiführen. Der 
Dünndarm war seiner ganzen Länge nach mit Schleim erfüllt, sonst leer, der Magen 
enthielt etwas Zuckerrohr in 4—5 em. langen Stücken, ebenfalls unverdaut. Reste von 
Brot, Reis, Zwieback u. dergl. habe ieh nieht gefunden. Die Spuren des Dissoup — Sand- 
flohes — finde ich in.dem Masse, wie Dr. Lenz angiebt, übrigens an den Hinterhänden, nicht, 
wie es wohl nur irrthümlich heisst, an den Vorderhänden, an denen nur wenige Blasen sind. 


*) Liegt unter 1040‘ S. B. 
9* 


68 


Das junge männliche Thier besitzt ein vollständiges Milchgebiss und ausserdem 
überall den 3. Baekenzahn. Die Eckzähne sind, wie schon Dr. Lenz schreibt, abgefeilt 
und war das oftfenliegende cavum dentis mit einer verhältnissmässig bedeutenden Masse 
von Speiseresten erfüllt. Die Vorderzähne sind wie stark abgenutzt; vielleicht haben jedoch 
auch hier Feilenstriehe dazu mitgewirkt, dass die Zahnhöhle frei liegt. Wenig abgenutzt 
ist der erste der beiden Milchbackenzähne. 

Die Nase ist breit, die Nasenlöcher sind länglichrund mit schräger Richtung ihrer 
Längsachse von unten und innen nach oben und aussen. Die Ausdehnung dieser Längs- 
achse beträgt 19mm, die der Querachse, senkrecht zur Länge gemessen, an der breitesten 
Stelle 1lmm. Der sich nach oben deutlich gegen die Gesichtsfläche absetzende Umriss 
der Partie um die Nasenlöcher ist von oben her herzförmig, wobei der senkrechte Ein- 
schnitt der Herzform sehr scharf und tief zwischen die Nasenlöcher vordringt. Nach unten 
rundet sich die Nase allmählig ab und geht ohne scharfe Grenze in die Oberlippe über. 
Der Nasenrücken tritt wenig und schwach gerundet zwischen den Augen hervor und trägt 
seichte, schräge verlaufende Querfurchen, von denen die unteren in schräg nach unten 
auf den Backen verlaufende Furchen übergehen. 

Die Augen haben einen länglichen, mandelförmigen Umriss, und erinnern sehr 
an das menschliche Auge. Das obere Augenlid ist an seiner ganzen Kante mit etwa 
6— Tum Jangen Wimpern besetzt, die von innen nach aussen etwas an Länge zunehmen; 
das untere Lid hat nur wenige schwache Wimpern. 

Die Lippen sind mässig behaart, an der Unterlippe und am Kinn sind die Haare 
nach aussen länger. Der Mitteltheil des Gesichts und die Wangen sind unbehaart; — 
an dem gegen das Ohr liegenden Theil der Wangen, an den Kopfseiten und im Nacken 
fehlt die Epidermis leider vollständig. 

Die Augenbrauenwülste sind bei dem noch jungen Thier wenig entwickelt. Die 
Augenbrauen sind deutlich, namentlich in dem innern Theil, von der Nase bis etwa zur 
Hälfte des Augenbrauenwulstes. Hier stehen 10—12mm lange Haare frei hervor. 

Das Ohr ist dem des Menschen sehr ähnlich und fast kahl. Der Tragus ist klein, 
der Antitragus wohl entwickelt; Helix und Anthelix sind sehr menschlich. Unten am 
Ohr findet sich ein kleines weicheres Läppehen, das zwar nieht so deutlich sich gegen 
das übrige Ohr absetzt, wie,beim Menschen, das ich dennoch aber als Andeutung eines 
eigentlichen Ohrläppehens ansehen möchte. Der Vorsprung am Rand des Ohres, den 
Darwin als besonders eharakteristisch für das Aftenohr anführt, fehlt. Die Abbildung auf 
Tafel A. legt diese Verhältnisse besser klar, als die beste Beschreibung das vermöchte. 

An den Vorderhänden sind die Finger bis fast an das zweite Glied durch eine 
Bindehaut verbunden; der Daumen ist klein. An der Hinterhand ist der Daumen den 
übrigen Fingern vollständig opponirbar, in dieser Hinsicht also ein richtiger Daumen. Da 
die Oberhaut mit den Haaren fehlt, so erscheint die Vorderhand weniger diek, als an dem 
im Berliner Aquarıum lebenden Thier. 

Die Behaarung ist auf dem Körper, soweit sie namentlich am Rumpfe noch 
erhalten ist, eine dichte; sie ist überall, wie das ja auch aus vielen Beschreibungen bekannt, 
dunkel-graubraun, ich möchte sagen von der Farbe der gemeinen braunen Bären. Das 
noch vorhandene Haar auf dem Scheitel ist rothbraun, steht fast aufrecht mit nur geringer 


69 


Neigung nach hinten. Ob um den After, wie beim Chimpansen und bei Gorilla II und 
III weisse Haare vorhanden waren, vermag ich nicht zu sagen, da hier Epidermis und 
Haare fehlten. 

Um den Vergleich zu erleichtern, gebe ich im Folgenden von Gorilla I einige 
der Längenmasse, die Hartmann an Ühimpansen gemessen. (Beiträge ete. im Archiv für 
Anat. u. Phys. 1872, p. 137.) In Bezug auf diese Masse muss ich jedoch hinzufügen, 
dass sie der Natur der Objeete nach immer mit Vorsicht aufzunehmen sind; weiche 
Präparate bieten keine völlig sicheren Ausgangs- und Endpunkte für die Messung. 


Masse von Gorilla Il. 


Gesammtlänge des Körpers von der Scheitelwölbung bis zur 


Fusssohle (Kniee etwas gebogen).................... S00mm 
Körperlänge von der Protuberantia oeeipitalis bis zur Beinspalte 530 ‚, 
Kückenlänge® ae ra delesnikeeate 380 , 
Längsdurchmesser des Kopfes von der Mitte der Augen- 

brauenränder bis zur Protub. oceip. ext....... En 140 ‚, 


Zwischen denselben Punkten über die Schädelwölbung weg 
GEMEBBEN ee eat Marche nlonere ereneenebs eur er 150 ‚, 

Breitendurchmesser des Kopfes zwischen den Tubera parietalia 110 

Zwischen denselben Punkten über die Schädelwölbung weg 


BEMESSEenn ee: Ne BES RRER NE 140 ‚, 
Höhe des Gesichtes von der Mitte zwischen den Arcus 
Supraorbitalesahise zum Kümner  e el2HN: 
Grösste Gesichtsbreite....... en A ee eker- 0) 5 
Von der Mitte zwischen Arcus supraorb. zur obern Nasen- 
rückenturcher scene: REN EREE ES 5 
Von jenem Punkte bis zur Nasenspitze..... ee Az lkeler 
Abstand der innern Augenwinkel von eimander ............ 22, 
TLängender/Augenspalte............2.22.00.- es: Wil. 
Hiobesder/OBerlippe 4 an. an ten no 14 ‚, 
Höhe der Unterlippe........... deinen Eee ER Bl ce 
(Diese beiden Masse — in der Mitte genommen — sind der 
Natur der Sache nach sehr unsicher.) 
Vom Mundwinkel bis zum Ohr.............. en. IB. 
Mundspalte mit dem Tasterzirkel von Mondeinkel zu Mund: 
winkel gemessen ..... ai e Glen 
Dieselbe mit dem ah, über die Kieferwölbung ir 
gemessene rede Aal a derzee noreeac en 
Ohrlänge ..... EN RN RE 92 
Ohrbreite vom ........ RT STR ERENE NDR. CH ER DUITEIN R, 
“ Kintense ee AR gerceri oc AR 
Brustumfang in der Höhe der Warzen 3 NE RR EEROLDN, 


Abstand der Warzen von einander .........2cccee2222ee. 104, 


70 


Oberarmlänge von der Achselhöhle bis zur Ellenbogenbeuge 140mm 


Unterarmlänge von da bis zur Handwurzel...... ek 0 
Gesammte Armlänge von der Schulterhöhe bis zur et 405 „ 
Desgleichen bis zur Spitze des Mittelfingers .............- BEN) ,, 
Handlänge in der Vola des Mittelfingers...... er: 160 
Oberschenkellänge ....... A OR EL, 
Unterschenkellänge bis zur Fusew unzele IE: ent, 


Pe des Fusses von der Wurzel bis zur Spitze der 


Bei de an den De: genommenen ı Massen ist zu beachten, dass überall 
die (an den Händen dieke) Epidermis fehlt, die Zahlen daher niedriger ausgefallen sind, 
als wenn an einem wohlerhaltenen Exemplare gemessen worden wäre. 

Gorilla 1. — Im Winter 1875/76 wurde von der hiesigen Zoologischen 
Gesellschaft der Thierwärter Freekmann nach Gaboon geschickt, um von dort für 
den Zoologischen Garten lebende Thiere herüber zu holen. Herr C. Woermann hatte zu 
dem Zwecke für den Wärter sowohl die freie Fahrt auf seinen Schiffen, wie den freien 
Aufenthalt in seinen Factoreien in dankenswerthester Weise bewilligt. Unter vielem 
Andern brachte Freekmann auch die Kadaver zweier junger Gorillas mit zurück. 
Dadurch wurde ich in den Stand gesetzt, meine Untersuchungen der Weichtheile 
des Gorilla auf drei dieser seltenen Thiere auszudehnen. Das erste derselben, ich nenne 
es No. II., hat drei Tage lang in der amerikanischen Mission in Gaboon gelebt. 
Fr. hat es dort lebend gesehen; es wurde in einer Bambushütte gehalten und sass auf 
dem feuchten Boden; es frass alles Geniessbare, das ihm gereicht wurde, unter anderm 
auch trocknen Schiffszwieback. Ein Versuch Freekmann’s, das Thier zu erwerben, miss- 
lang. Nach dem Tode desselben wurde es F. zum Geschenk gemacht, der es sofort 
kunstgerecht abbalgte und den Körper in Spiritus conservirte. Ausserdem wurde der 
Kopf von der Carotis aus mit Chlorzinklösung injieirt und der Schädel an beiden 
Seiten mittelst einer Säge etwas eingeschnitten, um den Spiritus einzulassen. Dieser 
Präparation verdanken wir das vortrefflich erhaltene, sehr schöne Gehirn 

Das Thier soll bereits ein halbes Jahr in der Gefangenschaft gewesen sein, 
lebte aber nur drei Tage in der genannten Mission und stammt wie No. 1 aus Kamma. 
Es ist männlichen Geschlechts und besitzt ein volles Milchgebiss von zwanzig Zähnen. 

Die Haare des Oberkopfes bis zum Nacken sind sehr dunkelbraun und schwarz- 
spitzig, der Rücken ist schwarz, gelblich gesprenkelt, die einzelnen Haare sind schwarz 
mit blassgelbem Ringel. Unterseite und Innenseite der Gliedmassen fast rein schwarz, 
die einzelnen Haare an der Basis heller, etwas grau. Unter den Augen finden sich im 
Gesicht einzelne weisse Haare. Um den After eine kleine weiss behaarte Fläche. Die Ohr- und 
Gesichtsbildung entspricht der bei Gorilla I, so weit das noch zu bestimmen war, denn 
wir erhielten, wie erwähnt, den Körper bereits abgebalgt. Masse: Der Rumpf vom Scheitel 
bis zum After 37em., der ganze Körper (mit etwas gebogenen Knieen) 52cm., der Oberarm 
von der Schulter ab 15em., der Unterarm 13 em. ; Oberschenkel 12cm, Unterschenkel 12cm. 


Gorilla II. — Der zweite von Freekmann mitgebrachte Gorilla, also No. III, 
kam noch lebend in seine Hände; er soll ebenfalls schon länger m der Gefangenschaft 
gewesen sein und war leider wie I zu viel mit der oben erwähnten rothen Frucht”) 
gefüttert worden. Ich fand bei der Section den Magen voll von den schwarzen Samen 
der Frucht, untermischt mit halbverdauten Zuckerrohrstücken; namentlich aber waren 
der Diekdarm und die letzte Hälfte des Dünndarms damit übermässig vollgepfropft. 

Der Affe war unserm Wärter von der Factorei des Herrn Woermann in Cap 
Lopez als Geschenk übergeben worden; er lebte aber nur noch eine Stunde. Da Fr. 
sofort nach Empfang des Thieres die Rückreise nach Gaboon antrat, war es ihm erst 
nach 2% Tagen möglich, das werthvolle Stück zu eonserviren. Der Bauch war daher von 
Gasen bereits stark aufgetrieben, als der Cadaver in Spiritus gesetzt wurde. 

Das Thier ist weiblichen Geschlechts und noch sehr jung. Vom Milchgebiss 
sind sämmtliche Vorder- und Backenzähne vorhanden; die untern Ecekzähne sind bereits 
heraus, die obern fehlen noch. Der Oberkopf ist lebhaft braun, doch sind auch hier die 
Haarspitzen schwärzlich; der Rücken ist heller, als bei No. II, ebenso die ganze Unter- 
seite. Sonst gleicht das Thier, auch was die Farbe am After anlangt, dem vorigen. 

Der Körper ist wenig kleiner, als der von Gorilla Il. Ich messe: Rumpf mit 
Kopf 36 em., ganze Körperlänge 48 em., Oberarm 14 em., Unterarm 13 em., Oberschenkel 
11 cm., Unterschenkel 11 cm. 

Ausserdem hat Fr. noch einen jungen männlichen Chimpansen mit vollständigem 
Milehgebiss in Spiritus ziemlich gut eonservirt mitgebracht. Seine Beschreibung unter- 
lasse ich, da er in nichts von den gewöhnlichen Chimpansen abweicht. 


Im Folgenden werde ich auf die Unterschiede zwischen Gorilla und Chim- 
pansen ausführlicher eingehen und zwar mit besonderer Berücksichtigung der Mafuka-Frage. 

Es ist bekannt, dass Mafuka, der berühmte Affe des Dresdener Zoologischen 
Gartens jahrelang als Chimpanse gegolten hatte, als Herr Dr. Nissle in Berlin m 
einem Artikel der Vossischen Zeitung vom 8. September 1875 denselben für einen Gorilla 
erklärte. Es heisst in dem Artikel unter Berufung auf die Autorität von Prof. Hartmann: 
““Mafuka ist ein Gorilla, ein junger weiblicher Gorilla” — Einen Monat früher war der 
als No. I bezeichnete Gorilla-Oadaver in meine Hände gelangt: ich hatte daher das natür- 
liehste Interesse an dem neuentdeckten Thier, reiste nach Dresden und fand, dass die 
Mafuka nichts, als em besonders schöner, fast ausgewachsener Chimpanse war. Ich 
sprach meine Meinung darüber in der Sitzung des hiesigen Naturwissenschaftlichen 


*) Fr. hat auf meinen Wunsch eine Anzahl Exemplare der ""Lieblingsfrucht des Gorilla ” mitgebracht und 
theilt mir dabei mit, dass sie im reifen Zustande hellroth ist, und an feuchten Stellen nur im Schatten unter Bäumen 
an einer zur Zeit der Fruchtreife laublosen Pflanze in Gaboor sehr häufig vorkommt. Herr Physieus Dr. Buek sen. 
hat die Güte gehabt, die Früchte zu bestimmen und schreibt mir über sie: “Die Früchte, die Sie mir geschickt, sind 
von einer Seitaminee, jedenfalls von Amomum und wohl entweder Amomum grana Paradisi L. (Grana Malguetta) oder 
Amomum grandiflorum Sm., beide einander sehr ähnlich, beide an der Westküste von Afrika (Sierra Leona, Loango) 
heimisch, vielleicht von Amomum Afzelii, das auch dort heimisch ist, das ich aber nicht in meiner Sammlung habe und 
nicht kenne.” : 

Duchaillu sagt 1. e. 348 vom Gorilla: “It eats, besides, certain berries which grow close to the ground.” 


72 


Vereins vom 29. September 1875 in einem Vortrage aus, der am 2. October im Auszuge 
im “Hamburgischen Correspondenten” abgedruckt wurde; es heisst dort: “Mafuka ist ei 
echter Uhimpanse; sie zeichnet sich dureh Schönheit und Grösse aus, wie durch Munter- 
keit und Kraft in ihren Bewegungen; die dunkle Färbung ihres Gesichts und ihrer Hände 
ıst nicht gewöhnlich, sie ist als Alters- oder locale Abänderung anzusehen, ist auch an 
andern Chimpansen hin und wieder bereits beobachtet worden: — ein Gorilla ist 
Mafuka nimmer.” 

Der Streit um das “Gorillathum” der Mafuka ist von dieser Veröffentlichung ab 
von gewissen Seiten mit bemerkenswerther Ereiferung, untermischt zum T'heil mit persön- 
lichen Unliebenswürdigkeiten geführt worden. Die letzteren zu erwiedern, halte ich für 
unwürdig. — In den letzten Monaten sind übrigens einige der Verfechter der Gorilla- 
Natur Mafukas bereits abgefallen, die meisten sind im entschiedenen Rückzuge. “Herr 
Prof. Hartmann sagt z. B. schon im November in den Schriften der Berliner anthropolo- 
gischen Gesellschaft p. 250, man habe von Berlin aus erklärt “Mafuka sei 
entschieden kein Chimpanse, könne vielmehr wohl ein Gorilla sein.” Nach 
dem oben Angeführten ist das doch eine entschiedene Unrichtigkeit! 

Dr. Nissle veröftentlieht in der Zeitschrift für Ethnologie 1876, 46 ff. emen 
Artikel über die Dresdener “Mafuka”; der Aufsatz enthält wenig, was nicht von Director 
Schöpf und Nissle selbst bereits gesagt worden wäre. 

Ich gehe hier nur auf Eimen Punkt näher ein: Was ich nach Bezahnung und 
Grösse über das Alter der Mafuka gesagt habe, kann unmöglich so ganz verkehrt sein, 
wie Nissle meint; denn Schöpf sagt in semem Berieht über‘ den Dresdener Garten 
“ Zoologischer Garten”, Decemberheft 18375, dass Mafuka die untern Eckzähne gewechselt 
habe; ich war also im Irrthum, wenn ich vom erfolgten Weehsel aller Milchzähne sprach. 
Da aber nach memen Untersuchungen über die Reihenfolge des Wechsels der Zähne beim 
Chimpansen die Eckzähne die letzten sind, die dem Wechsel unterliegen, so war der 
Fehler eben nicht gross und ich war nicht so sehr im Unrecht, wenn ich das Thier für 
“fast ausgewachsen” erklärte. Wenn Nissle statt dessen sagt: ‘“Mafuka war nicht nur 
nicht ausgewachsen, sondern noch in vollster Entwiekelung begriffen”, so habe ich natürlich 
nichts dagegen, denn der Unterschied wird nicht gross sein und ich hatte ja überhaupt 
garnicht gesagt, dass das Thier ausgewachsen sei. 

Die übrigen Einwendungen des Herm Dr. Nissle werden sich im Folgenden 
mit erledigen. 

Herr Prof. Hartmann bespricht in den Sitzungsberichten der Gesellschaft der 
naturforschenden Freunde m Berlin, Februar 1876, 1 ft. die Unterschiede zwischen Gorilla 


und COhimpansen in einer Weise, dass meiner Meinung nach — wie es scheint, auch nach 
Hartmanns eigener Meinung — nichts mehr von Unterschieden übrig bleibt. 


Unter 1, spricht H. von ganz alten männlichen Gorillaschädeln ohne die 
bekannten charakteristischen Kämme Ich vermuthe, dass da eine Verwechselung von 
männlichen und weiblichen Sehädeln stattgefunden hat, denn Hartmann giebt leider nicht 
an, woran er diese kammlosen männlichen Schädel mit positiver Sicherheit von 
weiblichen unterschieden hat. 


13 

Unter 4) sagt H.: “Es finden sich Gorillas mit grossen gerundeten 6,s—7 em. 
langen und mit 5,5 5,s em. breiten, denen der Chimpanses ähnlichen Ohren. Die 
Öhren anderer Gorillas dagegen sind kleiner, 6 em. hoch und 3—3,s cm. breit. Letztere 
sind den menschlichen Ohren ähnlicher, als die der meisten Chimpanses.” — Und ferner 
“5) giebt es Chimpanses mit klemen Ohren von 5,9 6,1 — 6,5, 6,6, 6,s em. (sonst 
7,s oder 7,7 em.) Länge und 4,3, 4,6 (sonst 5,5 ja 5 cm.) Breite. Derartige Exemplare 
sind auch an ihren Krempen, Leisten, Eeken, Gegenecken und anderen Hervorragungen 
sehr varıabel. — Darnach hält Hartmann “die Ohrgrösse für em höchst unsicheres, ver- 
werfliches Unterscheidungsmittel zwischen Gorilla und Chimpanse, wie sich das auch 
u. A. an der berühmten Mafuka des Zoologischen Gartens in Dresden bewährt habe.” 

Es kann kaum anders sein, als dass Herr Prof. Hartmann an trocknen Bälgen, 
an denen die Ohren aufgeweicht wurden, die meisten dieser Masse, namentlich die von 
Gorillaohren genommen hat; ich möchte daher gleich hier auf die Unsicherheit soleher 
Messungen hinweisen, ferner auch darauf aufmerksam machen, dass es mir unstatthaft 
scheint, die streitige Mafuka als Beweismittel zu gebrauchen. Ueberdies kommt es aber 
garnicht auf die absolute, sondern immer nur ‚auf die relative Grösse der Ohren an, 
und dass das Gorillaohr relativ kleiner ist, als das Chimpansenohr, behaupte ich auch 
heute noch; Herr Prof. Hartmann hat das Gegentheil wenigstens noch nicht bewiesen. 
Wie wichtig es ist, die Grösse des Ohrs mit der Grösse des ganzen Thieres zu verglei- 
chen, mögen ein paar Zahlen zeigen, die ich der Tabelle, die Lenz, 1. ce. 13 giebt, entnehme. 
Die Höhe eines Gorillaohrs wird zu 5,5 cm., die eines Ohimpansenohrs ebenfalls zu 5,5 em. 
angegeben; die absolute Grösse beider ist also gleich; der zugehörige Gorilla ist aber 
2! mal so gross, als der betreffende Chimpanse: 165 em. und 70 em. Dass diese Messun- 
gen an ausgestopften Bälgen gemacht wurden, wird, da der Fehler in beiden Fällen derselbe 
sein wird, nicht von zu grosser Bedeutung sein. Ausser in der Grösse unterscheidet sich 
das Ohimpansenohr aber auch in der Form vom Gorillaohr: bei jenem läuft die hintere 
Partie der Muschel, die beim Gorilla menschlich umgebogen ist, flach aus. 

Unter 6) meint H. dass die Nase bei beiden Thieren verschiedenfgebildet sei; 
dagegen habe ich nichts einzuwenden, muss übrigens bemerken, dass mit zunehmendem 
Alter auch beim Chimpansen die Nasenpartie kräftiger aus der Gesichtsfläche hervor tritt, 
als in der ersten Kindheit. Ich beziehe mich nicht auf Mafuka, sondern auf die beiden 
augenblicklich im hiesigen Zoologischen Garten lebenden Thiere. — Besonders aber 
und mindestens ebenso viel, wie die Nasenbildung, ist die Höhe der Oberlippe zu beachten. 
Beim Gorilla ist dieses Mass bei weitem kleiner — natürlich relativ — als beim Chimpansen. 

Was 7) den Unterschied der Hände vom Gorilla und Chimpansen anlangt, so 
ist die Vorderhand des ersteren relativ kürzer und dieker, als die des letzteren; bei jenem 
sind die Finger bis fast an die 2te Phalange durch eine Bindehaut verbunden, die beim 
Chimpansen weniger weit reicht. Doch ist auf diesen Unterschied kein zu grosses Gewicht 
zu legen, da diese Bildung manchen Schwankungen unterliegt, wie ja bekanntlich selbst 
beim Menschen hin und wieder ähnlich, wie beim Gorilla, eine Bindehaut bis nahe an die 
2te Phalange vorkommt. 

Wenn Prof. Hartmann dann 8) die Färbung des Balges ein schlechtes 
Merkmal nennt, so bin ich freilich ganz entgegengesetzter Meinung. Ich habe hier in 


10 


= 


Hamburg allein neuerdings sieben Chimpansen auf ihre Fürbung verglichen und constant 
überall dasselbe glänzend schwarze Haar auf dem ganzen Körper, besonders dieht auf dem 
Rücken, gefunden; weissliches Haar bedeckt das Kinn und eben solehes die Umgebung 
des Afters. Die weissen Haare am After sind bei jungen Thieren länger, als bei älteren 
und scheint es, dass sie im Alter gänzlich verloren gehen. Damit stimmen überein: 

Blainville, der (Echo du Monde Savant, 21. Oectbr. 1837, eitirt von Hartmann, 
Archiv f. Anatomie und Physiologie, 1872, p. 113) von einem etwa 2% Fuss langen, im 
Jahr 1837 nach Paris gebrachten Chimpansen berichtet, dass “die Haare hart, ziemlich 
spärlich, peehschwarz waren und wie heiss gebügelt erschienen.” Fitzinger nennt 
(Wissensch.-populäre Naturgeschichte der Säugethiere, 1860, Bd. I, p. 62) die Färbung des 
Chimpansen schwarz, nur in der Gegend des Afters seien bisweilen graue oder selbst 
gelbliehweisse Haare eingemengt oder auch schärfer abgegrenzt. Das Gesicht giebt er als 
schwärzlich an. Ohren und Innenfläche der Hände röthliehbraun. 

Gray, Cat. of Monkeys, 1870, p. 6, beschreibt den Chimpansen genau wie ich. 

Fischer, Synopsis Mammalium, p. 9, nennt den Chimpansen schwarz, grossohrig. 

Schlegel, Museum d’Histoire naturelle des Pays-bas 1876, p. 8, spricht beim 
Chimpansen “von grossen Ohren, von einem einfarbig schwarzen Pelz, der am 
After und Kinn oft weiss. Die Proportion der Glieder sei, wie beim Gorilla, d. h. bei 
ausgestreckten Hintergliedern reiehten die Vorderglieder nicht über das Knie.” — Ich 
kann namentlich auch das letztere bestätigen. 

In Bezug auf die Färbung des Gorilla mache ich noch einmal auf meine 
Beschreibung unserer drei Gorillas aufmerksam und erwühne dann noch folgende Autoren: 

Du Chaillu. Expl. and Adventures in Equatorial Afrika, p. 354: “The 
colour of the skin in the gorilla, young as well as adult, is intense black. This colour 
does not appear, however, except in the face, on the breast, and in the palms of the hands. 
The hair of a grown, but not aged speeimen, is in colour iron-gray. The individual 
hairs are ringed with alternate stripes of black and gray, which produces the iron-gray 
colour. On the arms the hair is darker and also much longer, being sometimes over two 
inches long. It grows upwards on the fore-arm and downwards on the main-arm. Aged 
gorillas, the negroes told me, turn quite gray all over; and I have one huge male in my 
collection whose worn-out tusks show great age, and whose colour is, in fact, a dirty gray, 
with the exception of the long black shaggy hair on the arm. The head is covered with 
reddish -brown hair, short, and extending almost to the neck, or where the neck should 
bert.t® ” “The colour of the hair in the female is black, with a decided tinge of red, 
and not ringed as m the male. 

Man mag über Du Chaillu’s sonstige Erzählungen urtheilen, wie man will, das 
Vorstehende trägt entschieden den Charakter einer nüchternen, wahrheitstreuen Beschreibung. 

Gray beschreibt (Catal. p. 7) den weiblichen Gorilla und jdie jungen als grau- 
braun; Scheitel röthlıch. 

Lenz sagt (die anthropomorphen Affen des Lübecker Museums, 1876, 11 und 12); 
“Was endlich die Farbe (der Gorillas und Chimpansen) anbetrifft, so darf wohl nicht 
vergessen werden, dass diese manchen durch Alter, geographische Verbreitung, individuelle 
Eigenthümlichkeiten bedingten Nüaneirungen unterworfen sein dürfte. Dies gilt z. B. 


75 


schon von der bewussten fuchsrothen Färbung des Gorillascheitels, wie sie Owen in seinen 
schönen Abbildungen giebt. Dieselbe tritt bei keinem unserer vier Exemplare besonders 
hervor. Am meisten findet sie sich noch bei unserem ersten (ausgewachsenen) Weibchen, 
jedoch ist auch hier der Scheitel durchaus nicht fuchsroth, sondern nur braun mit einem 
ganz schwachen Anflug von röthlich, wenn man den Scheitel gegen das Licht betrachtet. 
Beim Jungen ist diese Färbung noch schwächer; bei dem zweiten Weibehen, welches, 
nach dem Schädel zu urtheilen, älter ıst, als das erste, hat der Scheitel schon eine dunklere 
Färbung angenommen, während bei dem alten Männchen, entschieden das älteste T’hier 
von allen, das Braun fast ganz geschwunden ist, und der Scheitel eine starke Beimischung 
von Grau bekommen hat.” 

“ Bei allen Exemplaren werden die Extremitäten nach vorn allmählich dunkler, 
so dass die Haare der Oberfläche der Hände schwarz-braun erscheinen.” 

“Die allgemeine Färbung der Gorilla unterliegt nicht minder beträchtlichen 
Schwankungen. Die dunkelbraune — russigbraune — Färbung des jungen Thieres, bei 
dem der grösste Theil der Haare noch ungeringelt ist, erfährt bei zunehmendem Alter, 
wo die Ringelung allgemein wird, eine dadurch hervorgebrachte Beimischung von grau- 
braun, welche immer stärker wird, so dass, wie bei unserm alten Männchen, ganze Partien 
des Körpers ein graues — hellgraues — Ansehen erlangen. Im Gegensatz hierzu ist die 
allgemeine Färbung des Chimpansen eine kohlschwarze und zeigen die einzelnen Haare, 
wenigstens an unsern Exemplaren, nie die schon oft erwähnte Ringelung, bei welcher 
abwechselnd heller und dunkler gefärbte, etwa 3—4 mm. breite, Partien aufeinander folgen.” 

“Wo das Haar des Chimpansen die kohlschwarze Färbung nicht zeigt, wie bei 
unserm alten Chimpansen-Männchen, sondern statt dessen braune Nüaneirungen, machen 
dieselben den Eindruck des Verblichenen; auch solche Haare zeigen nie die charakteristische 
Ringelung der Gorillahaare.” 

“Legt die neuere beschreibende Zoologie auch mit Recht weniger Gewicht auf 
Farben, so dürften dieselben dennoch in manchen Fällen, wie auch in den vorliegenden, 
bedeutend mit ins Gewicht fallen; besonders wenn es gelingt, durchgreifende constante 
Unterschiede aufzufinden. Als solche erscheinen mir die soeben angeführten.” 

Was H. dann weiter über die Möglichkeit, Mafuka könne ein Bastard zwischen 
Gorilla und Chimpanse sein, oder über die in Betracht zu ziehende Möglichkeit, 
dass beide Affen nur Varietäten derselben Art seien, sagt, so scheint es mir, dass 
beides gleich wenig möglich ist; denn erstens charakterisirt sich Mafuka als ein so vor- 
trefflicher, fast erwachsener Chimpanse, dass die Annahme, er sei Bastard, damit sofort 
fällt und zweitens werden selbst Zoologen, die so wenig Anhänger feststehender, ein 
für alle mal geschaffener Arten sind, wie Schreiber Dieses, eine Vereinigung zweier so 
verschiedener Thiere wie Gorilla und Chimpanse zu einer Art, doch nimmer gutheissen 
können. Sind die Thiere doch so verschieden, dass man sie sogar in zwei verschie- 
dene Gattungen zu stellen versucht hat! Damit ist natürlich nicht ausgeschlossen, 
dass individuelle und locale Varietäten vorkommen. 

Dagegen, dass Mafuka ein echter Chimpanse, spricht garnichts: Ich selbst habe 
Mafuka schwarz gefunden; dasselbe sagt Schöpf (Zool. Garten, März 1874); Hartmann 
spricht von “schwarz mit Stich in Braun und mit fuchsigem Lüstre” Die Ausdrücke 


10* 


2. 
“Stich” und “ Lüstre” zeigen schon, dass das Braun des Herm Professor Hartmann ein 
sehr schwaches ist. Damit ist aber noch nicht gesagt, dass Mafuka kein Chimpanse war 
und zudem sagt Herr Dr. A. B. Meyer, Director des Zoologischen Museums in 
Dresden, das jetzt im Bösitz der Mafuka ist, in den Sitzungsberichten der “Isis” zu 
Dresden, 4. Mai 1876: “Der im Dresdner Zoologischen Garten gestorbene Chimpanse 
sah im Leben bräunlich aus; es ergibt sich aber, dass sen Haar tief schwarz ist. 
Die Hautfarbe spielte durch die Haare und sie ist im Leben hell und warm.” — Und dass 
die starken Augenbrauenwülste nicht gegen den Chimpansencharakter sprechen, zeigt ein 
Bliek auf die Schädel, die H. selbst als echte Chimpansenschädel (Archiv für Anat. und 
Physiol. 1872, Tf. 3 und 4) abbildet. Aehnliche Wülste finde ich auch an einigen echten 
Chimpansen-Schädeln unseres Museums, auch an einem noch nicht ausgewachsenen. H. 
sagt ja aber auch selbst, 1. e. 133 vom Bam-Chimpansen, dass er stark hervor- 
ragende Augenbrauenbögen habe und vom selben Thier heisst es dort auch: “ Die 
Farbe der Haare war schwarz, mit Sehimmer in Dunkelschwarzbraun und 
Dunkelbraunröthlich. Am Geschlechtstheil des Affen befanden sich 15 — 20mm 
lange graulichfahle und weissliche Haare.” 

In Bezug auf die Hautfarbe des Gesichts und der Hände kann ich nur früher 
Gesagtes wiederholen, dass nämlich das Gesieht und die Hände sich mit zunehmendem 
Alter dunkler färben. Der neue sehr junge Ohimpanse unseres Zoologischen Gartens, ein 
Geschenk des Herrn C. Woermann, hat Hände und Gesicht hell; die Farbe spielt etwas 
ins Bräunliche — wie sonnenverbrannt —, es fehlen aber alle Flecken, auch sind die Nägel 
hell; bei der viel älteren Molly sind die Flecke, die bei der Mafuka den grössten Theil des 
Gesichts und der Hände bedeekten, über die Nase und die obere Wangengegend verbreitet und 
färben auch die Innenseite der Hände dunkel; die Nägel sindschwarz. Ein gleiches findet sich bei 
dem etwa gleichaltrigen Weibehen, dessen Balg in unserm Museum in Weingeist conservirt wird. 

Du Chaillu (l. e. p. 358) sagt vom Chimpansen: “ Die Jungen haben ein gelbes 
Gesicht, welehes intensiv schwarz (intense black) wird, wenn sie älter werden.” 

Hartmann selbst aber sagt von seinem Bam-Chimpansen, 1. e. 155: “Das 
Gesicht zeigte die Spuren einer vorhanden gewesenen schwärzlichen Färbung. Diese 
Färbung der Gesichtsfläche bei den Chimpanses beruht auf Farbstoffablagerung in die 
Zellen des Rete Malpighii, wie denn auch die Hornschicht schwärzlichen Anflug besitzt. 
Es tritt diese Färbung bei Jungen immer fleckenweise auf. Später 
fliessen die Flecke zusammen.” 

Das passt für Mafuka. Dagegen ist das Gesicht des jungen im Berliner 
Aquarium lebenden Gorilla völlig schwarz, nicht fleckig. 

Wenn nun also keine Eigenschaft der Mafuka dagegen spricht, sie für einen 
Chimpansen zu halten, wenn ihr ferner die charakteristischen Eigenschaften des Gorilla 
abgehen, — wenn namentlich auch die geringe Grösse des fast ausgewachsenen Thieres 
gegen die Gorilla- und für die Chimpansen- Natur desselben ins Gewicht fällt, so muss 
ich dabei bleiben: Mafuka ist ein Chimpanse gewesen und nimmer ein Gorilla. Gegen 
die letztere Annahme spricht namentlich auch der Vergleich mit dem ausgezeichneten 
lebenden Gorilla, der im Besitz des Berliner Aquariums sich befindet und mit dem 
in Allem der Gorilla stimmt, der zuerst nach Hamburg gelangte. 


9. Die Brust- und Baucheingeweide des Gorilla. 


Von Dr. Bolau. 


Der Verdauungskanal. — Gorilla I. — Die Speiseröhre bietet nichts Er- 
wähnenswerthes. Der Magen ist von der Form eines Menschenmagens, seine grosse Curvatur 
misst 365 mm., die kleine 95 mm. Die Länge des gesammten Dünndarms vom Pylorus 
bis an seinen Eintritt in den Diekdarm ist 218 em., sein Umfang beträgt am Duodenum 
60mm., am Eintritt in den Diekdarm 36 mm. Die Länge des Diekdarms mit dem Mast- 
darm: 1) gemessen vom Ende des Mastdarms bis zur weitest vorspringenden Aussackung 
des Blinddarms: 104cm., 2) ohne Blinddarm: 95 em. 

Länge des Blinddarms demnach 9 cm. 

Der Umfang des Dünndarms ist am Duodenum 60mm., beim Eintritt in den 
Dickdarm nur 36mm. 

Der grösste Umfang des Diekdarms, 15cm. unterhalb der Insertion des Dünndarms, 
beträgt 23em., an der Insertion des Dünndarms 18cm. 

Der Wurmfortsatz — processus vermiformis — ist schneckenförmig m 13 Win- 
dungen aufgerollt und 9,5 em. lang. 

Unmittelbar hinter dem Pylorus ist der Anfang des Duodenums mit sehr dichten 
Zotten bekleidet, zwischen denen die Ausführungsgänge der Brunner'schen Drüsen ein 
diehtes Maschenwerk bilden. Valvulae conniventes Kerkringii sind deutlich vorhanden, 
wenn auch weniger entwickelt, als beim Menschen; sie beginnen aber erst 75mm. vom 
Pylorus entfernt. 

Nach Bischoff (Beiträge zur Anatomie des Hylobates, p. 71) fehlen diese Falten 
allen Anthropoiden, nach Owen (Anatomy of the Vertebrates, III, 435) allen Affen. 
Vrolik dagegen spricht in seinen Reeherehes d’Anatomie comparee sur le Chimpanse, p. #7 
von “valvules conniventes” im Dünndarm. — Der Duetus pancreaticus mündet mit dem 
Gallengang auf demselben Porus, der nur durch schwache Bindegewebsfasern undeutlich 
quergetheilt erscheint. Schon vom Ende des Duodenum an traten einzelne Drüsengruppen 
— Glandulae Peyeri — auf; diese Gruppen enthalten anfangs nur etwa 10 Drüsen. Bald 
werden die Gruppen häufiger und grösser. Sie sind, wie beim Menschen, umwallt und 
finden sich vorzugsweise auf der der Mesenterialanheftung abgewandten Seite des Darms. 
Die letzten Gruppen nahe dem Diekdarm haben eine Länge von 20 und eine Breite 
von 7—8mm. 

Am Anfang des Dickdarms ist die Klappe, Valvula coli, wohl entwickelt, nament- 
lich gilt das von dem durch eine Pliea sigmoidea gebildeten Theil. 


ie) 


Der Diekdarm zeigt ähnliche Verhältnisse, wie beim Menschen: allgemeine Form, 
Falten und Drüsen weichen nirgends wesentlich ab. 

Der Wurmfortsatz wird durch eine Falte des Mesenteriums in schneckenförmiger 
Aufrollung erhalten. 


Gorilla II. Der Darm ist ebenso schön erhalten, wie der von I. Der Dünn- 


O5 


darm misst 236 em., der gesammte Diekdarm mit dem Blinddarm 49 cm., der Blinddarm 
allein 4,5 em. Der grösste Umfang des Diekdarms liegt beim Eintritt des Dünndarms 
und beträgt 7O mm. Der Wurmfortsatz ist 5em. lang und bildet einen halben Kreis, ist 
also weniger aufgerollt, als bei I. Die grosse Uurvatur des Magens misst 25 em., die 
kleine eirca dem. Die Zotten im Dünndarm sind sehr deutlich erhalten, und meistens 
schwarz pigmentirt; besonders dunkel sind die aggregirten, Peyer'schen Drüsen in dem 
letzten Theile des Dünndarms. Im Hinsicht der Falten, Zotten und Drüsen sind die 
Verhältnisse wesentlich, wie bei I. Die Diekdarmklappe ist dagegen weniger entwickelt. — 

Ungefähr in der Mitte des Dünndarms fielen mir bereits bei äusserer Besichtigung 
desselben zweisackige Ausbuchtungen in einem Abstand von 6 cm. von einander auf, zwischen 
denen der Darm etwas weiter war, als in der Nähe. Beim Aufschneiden fand sich ein 
vortreffieh erhaltener Bandwurm. Ausserdem fanden sich noch im Dünndarm drei sehr 
kleine Fadenwürmer und im Magen ein Spuhlwurm*). 


Gorilla III. Aus den oben bereits angeführten Ursachen waren die feineren 
Verhältnisse im Innern des Darms nieht mehr zu untersuchen. Länge des Dünndarms 
172 em., des Diekdarms mit dem Blinddarm 63 em., wovon 5,5 cm. auf den Blinddarm 
kommen. Länge des Wurmfortsatzes: 55 mm. Diekdarmklappe wie bei I. 


*) Herr Prof. Dr.R. Leuckart hat die Güte gehabt, die Thiere vorläufig zu untersuchen und zu bestimmen; 
er theilt mir über dieselben Folgendes mit: 


“Die Nematoden sind, wie ich sogleich bei erster Ansicht vermuthete, alte Bekannte: Ascaris lumbricoides, 
halbwüchsiges Männchen. und Doecehmius duodenalis,2&,1%2 (Anchylostomum duodenale) — Thiere also, die der Gorilla 
mit uns theilt. Dochmius duodenalis ist aus der Gorillagegend bis jetzt noch nicht bekannt, dürfte aber doch wol bei den 
Negern daselbst reichlich vorkommen. Die Taenia ist wahrscheinlich neu, doch kann ich darüber bis jetzt nur so viel 
sagen. dass sie ohne Haken und Rostellum ist und 4 runde Saugnäpfe von nicht unbeträchtlicher Grösse trägt. Ihre Pro- 
glottiden sind kurz und breit. mit wenig bemerkbaren randständigen Genitalöffnungen”. Und ferner: Diese Eingeweide- 
würmer "zeigen auch vom helminthologischen Standpunkte die anthropoide Natur des Gorilla. 
Und wer weiss, ob nicht auch der Bandwurm unter den Eingebornen am Gaboon zu Hause ist?” Dem erlaube ich mir aus 
Leuekart. die menschlichen Parasiten. I. 411, über die Verbreitung des Dochmius hinzuzufügen: “Dochmius duodenalis 
lebt, soviel wir wissen. ausschliesslich im Dünndarm des Menschen, besonders den obern Partieen, und gehört in den 
Tropenländern wahrscheinlich zu den verbreitetsten Helminthen. Zuerst in Italien entdeckt, wurde derselbe später (durch 
Pruner, Bilharz, Griesinger) massenhaft in den Nilländern, besonders Egypten, aufgefunden und neuerdings (durch 
Wucherer) auch in Brasilien (Bahia) beobachtet. In Italien scheint derselbe übrigens im Ganzen nur selten zu sein. 
Ich habe mich wenigstens in Turin. Pavia. Florenz u. a. a. O. vergebens bemüht. desselben habhaft zu werden. obwohl 
der erste Entdecker, Dubini (1838) angibt, ihn in Mailand unter 100 Leichen mindestens bei 20 angetroffen zu haben. 
Diesseits der Alpen dürfte der Wurm völlig fehlen. Dagegen kennen wir bei uns eine Anzahl nahe verwandter Formen bei 
dem Hunde und dem Fuchse. (Dochm. trigonocephalus) bei der Katze. (D. tubaeformis) bei dem Dachse. (D. eriniformis), 
Schafe (D. cernuum) und Ochsen (D.radiatus), sämmtlich, wie D. duodenalis, Bewohner des Dünndarms.” 


Die Entwicklung des Dochm. duodenalis ist noch nieht bekannt. L. hat aber die von Dochm. trigonocephalus 
beim Hunde experimentell nachgewiesen und kommt, l.e. 443 zu folgendem Schluss: “Wir dürfen bis auf Weiteres an- 
nehmen, dass auch der menschliche Dochmius seine Jugendzeit unter Rhabditisform in schlammigem Wasser verlebt und 
ohne Zwischenthier in den Darm seines Trägers überwandert, um dann binnen wenigen Wochen seine definitive Gestaltung 
anzunehmen.” 


79 
Damach ergeben sieh bei den drei von mir untersuchten Gorillas die folgenden 
auffallenden Längenverhältnisse der beiden Hauptabschnitte des Darms: 


Dünndarm Diekdarm 
IE 218 cm. ; 104 em. 
oder 2,ı : 1 
II. 236 em. C 49 em. 
oder 4,s : 1 
III. 172 cm. : 63 em. 
oder 2,7 Ä 1, 


Nach Henle, (Handbuch der Anatomie, II, 76) ist der menschliche Dünndarm 
meistens 17 — 19 Fuss, der Diekdarm 4—5 Fuss lang, das Verhältniss beider also etwa 
4:1. Bischoff giebt dieses Verhältniss freilich anders, (Anatomie des Hylobates leu- 
eiseus, p. 71), nämlich 6 oder 7 zu 1 an. 

Darnach zeigt Gorilla II ein Verhältniss, das dem beim Menschen am nächsten 
kommt, während I und II bedeutend davon abweichen. 

Nach Huschke (eit. bei Henle II, 77) ist bei Neugebornen der Dünndarm im 
Vergleich zum Diekdarm etwas länger, als beim Erwachsenen. Würden wir das ohne 
Weiteres auf den Gorilla übertragen, so würde dadurch zum Theil wohl die bedeutend 
grössere Länge des Dünndarms bei dem jüngsten unserer Stücke, No. III, gewiss aber 
nicht die so auffallende Abweichung bei No. 1 erklärt sein. In wie weit man also wird 
behaupten dürfen, dass die Längenverhältnisse der Darmabsehnitte des Gorilla denen des 
Menschen, bei dem übrigens auch grosse Abweichungen bekannt sind, ähnlich sind oder 
nicht, wird erst die Zukunft lehren müssen. 

Bei dem jungen männlichen von Freekmann mitgebrachten Chimpansen finde 
ich den ganzen Diekdarm 54 em., den Dünndarm 173 em. lang, das Verhältniss zwischen 
beiden ist daher — 1:3,.. Der Wurmfortsatz hat bei diesem Thiere die bedeutende 
Länge von 8 cm. 

Für einen weiblichen Hylobates leueiscus findet Bischoff, 1. ce. 70, resp. 
210 cm. und 44 cm., demnach 4,s :1, also ungefähr, wie bei Gorilla II, während Sandifort 
für Hylobates syndactylus 311,e em. und 119,e em. misst, also 2,6 : 1, was beinahe 
mit Gorilla III stimmt. 

Bei zwei weiblichen Gibbons, Hylobates leuciscus, die in unserm Zoologi- 
schen Garten lebten, fand ich die folgenden Längenverhältnisse des Darms: 


I. I. 
Dickdarm pre ern erekrehangafecstersre 42 cm. 49 em. 
Dünndarm en ea eree erne 200, NS 5 
Broesvermitormis ee. Den A; 
“ Das Verhältniss von Diekdarm zu Dünndarm ist demnach bei I = 1:4,s; bei 
II = 1:3,;, stimmt im ersten Fall also, selbst fast in den absoluten Zahlen mit dem, 


was Bischoff bei demselben Thier gefunden hat. 
Die Masse der beiden Thiere sind die folgenden, (ich gebe dieselben Längen, die 
auch Bischoff gemessen) : 


Das ganze T'hier vom Scheitel bis zur Ferse, 


dies Kneeneesireckiine. ee 


Der Rumpf vom Scheitel bis zum Steiss .... 


Von der Schulterhöhe bis zum Ellenbogen. .. 
Vom Ellenbogen bis zur Handwurzel .. 


Die .Eland ım Mittelimgeren nennen. 


Deru 0) berschenkele 


„ 


56 
30 


11 


1. 


cm. 


” 


Ich stelle zum Sehluss die Längenverhältnisse der beiden Hauptabtheilungen des 
Darms einiger Affen in der Weise zusammen, dass ich die Thiere mit verhältnissmässig 


längerem Dünndarm voranstelle: 


Dünndarm. 
Mensch: circa 560 em. 
nach Henle 4 
nach Bischoff 6—7 
Gorilla I1.: 236 „, 
(meine Messung) 4,s 
Hylobates leueiscus: AN 
(nach Bischoff) 4,8 
Hylobates leueiseus: 200 „ 
(meine Messung) 4,s 
Hylobates leueiscus: Ikea) on 
(meine Messung) 3,5 
Chimpanse : INS 
(meine Messung) 3,2 
Cynocephalus anubıs: 2102, 
(meine Messung) 3,1 
Gorilla III: - JEi2er 
(meime Messung) 2,7 
Hylobates syndaetylus: Billa, 
(nach Sandiıfort) 2,6 
Gorilla 1.: al 
(meine Messung) 2 


Dickdarm. 
140 cm. 


” 


In dieser Hinsicht stehen also Gorilla I und III ganz oder fast ganz unten an, 
und ein im übrigen viel niedriger organisirter Pavian geht ihnen voran. 


Die Leber. — Gorilla I. — Die Leber variirt in den drei vorliegenden Thieren 
ganz ungewöhnlich und weicht im allgemeinen mehr von der Form desselben Organs 
beim Menschen ab, als die der verwandten Affen. Theilen wir die Leber vom Ligamentum 
suspensorium ausgehend in einen rechten und einen linken Lappen, so finden wir, dass 
bei I. beide etwa von gleichem Volumen sind, dass aber der linke wenig länger, als 


breit ist, 110 em. und 85cm., während der rechte sich in einen langen Zipfel weit nach 
unten und hinten auszieht; seine Breite ist 70, seine Länge 130 em. — Das Ligamentum 
teres liegt frei in der deutlich ausgebildeten Fossa longitudinalis sinistra; dagegen fehlt 
die Fossa longitudinalis dextra gänzlich, so dass die längliche Gallenblase frei auf der 
Unterfläche der Leber aufliegt. Demnach ist der Lobulus quadratus gegen den Lobulus 
dexter nicht durch eine Furche abgegrenzt. 

Der linke Leberlappen ist durch eine von oben und vorn bis 35 mm. tief ein- 
schneidende Furche in zwei Theile getheilt, von denen der linke unten, der rechte oben 
die grössere Oberfläche hat. Der rechte Leberlappen ist in der Mitte seines Seitenrandes 
durch einen schräge von vorn und seitwärts kommenden Einschnitt in einen vordern und 
hintern Theil getheilt. Dieser trägt auf seiner Unterseite eine im allgemeinen der Längs- 
richtung folgende Furche und ist in der Richtung derselben etwas zusammengebogen. 
Der Lobulus Spigelii ist langgestreckt und mit Tubereulum caudatum und Tubereulum 
papillare versehen. Die Fossa pro vena cava ist deutlich entwiekelt; die im Ligamentum 
hepato-duodenale liegenden Gefässe zeigen die Anordnung, wie beim Menschen. 

Die Leber von Gorilla II zeigt auf den ersten Blick ganz andere Verhältnisse als die 
oben beschriebenen; sie ist kurz, breit, diek und es fehlt ihr namentlich der so weit nach 
unten und hinten gezogene Theil des rechten Lappens. An sonstigen Abweichungen von 
der vorstehenden Beschreibung sind zu bemerken: Die Fossa longitudinalis sinistra ist über- 
brückt, so dass das Ligamentum teres tief in die Lebermasse eingebettet ist. Der Einschnitt, 
der den. linken Leberlappen theilt, geht von der Fossa longitudinalis sinistra aus von oben 
scharf wie ein Messerschnitt in die Leber hinein, verläuft ziemlich nahe dem Ligamentum 
suspensorium — grösste Entfernung von ihm nur 1dmm. — und ist nur höchstens Lö mm. tief. 
Der rechte Leberlappen hat den Einschnitt ebenfalls höher, als bei I, die Furehe am untern 
Ende ist zu einem deutlichen Einschnitt geworden. Der Lobulus Spigelii ist kurz und dick. 

Die Leber von Gorilla III ist leider sehr erweicht, die Verhältnisse derselben 
sind daher weniger klar; sie stimmt im ganzen aber mehr mit II, als mit I überein, zeigt 
auch der Zahl und Lage nach dieselben Einschnitte, wie dieses. Das Ligamentum teres 
ist auch hier durch eine Verbindung des Lobulus sinister mit dem Lob. quadratus überbrückt. 

Die Leber des oben erwähnten OChimpansen zeigt am rechten Lappen weit nach 
oben einen sehr schwachen, wenig tiefen Einschnitt. Die Gallenblase liegt in einer 
wohl ausgebildeten Fossa longitudinalis dextra. 

Bei den beiden gleichzeitig untersuchten Hylobates leucisceus finde ich den 
rechten und linken Leberlappen ungetheilt; bei einer Leber ist die Fossa longitudinalis 
sinistra überbrückt, so dass das Ligamentum teres bedeckt ist, bei der andern liegt dasselbe 
frei in der wohl entwickelten linken Furche. 

Bei einem Cynocephalus anubis finde ich Verhältnisse, die fast ganz mit denen 
bei Gorilla II stimmen. Die Gallenblase liegt jedoch in einer deutlichen Furche, von 
deren oberem Ende ein unbedeutender schwacher Einschnitt nach links geht und der 
Einschnitt, der den linken Lappen theilt, kommt mehr von der Seite. Am hintern untern 
Theil des rechten Leberlappens geht die bei orilla I erwähnte Furehe so tief, dass 
dadurch ein kleiner gesonderter Lappen entsteht. Ueberhaupt sind bei Platyrrhinen und 
Catarrhinen rechter und linker Leberlappen in der Regel getheilt. 


11 


82 


Die Leber des Gorilla hat darnach mehr Aehnlichkeit mit dem gleichen Organ 
dieser niedriger stehenden Affen, als mit dem des Menschen, des Chimpansen, des Orang 
und des Gibbon. 

Pancreas und Milz weichen in nichts von den gleichen Organen beim Menschen 
und den Anthropomorphen ab. 

Die Nieren sind bei allen drei Gorillas in ihrem obern Theil schräge von oben, 
aussen und vorn abgeplattet. Am stärksten ist diese Abplattung bei Gorilla III. — Rinden- 
und Marksubstanz grenzen sich ziemlich scharf gegen einander ab. Da die Columnae 
Bertini gänzlich fehlen, bildet sich nur eine einzige Malpighi’sche Pyramide, wodurch sich 
das völlig glatte Aussehen der Oberfläche der Nieren nach Entfernung der Tuniea propria 
bei den noch jungen T'hieren erklärt. 

Die Brusteingeweide wurden nur von Gorilla II und III untersucht. 

Die Lungen boten keine wesentlichen Unterschiede von denen des Menschen; die 
linke hatte zwei, die rechte drei Lappen, dasselbe fand ich bei dem von mir untersuchten 
Chimpansen und ist auch früher von andern Forschern bereits bei demselben T'hier 
gefunden worden. Von derselben Bildung sind in der Regel auch die Lungen des Orang. 
Owen fand übrigens bei einem Orang beide Lungen ungetheilt und Mayer in Bonn 
(Archiv f. Naturgeschiehte, XXII, Jahrg. I, p. 293) bei einem anderen beide Lungen in 
zwei Lappen getheilt. 

Bei den übrigen Quadrumanen ist die rechte Lunge noch mit einem innern 
untern kleinen Lappen — Lobulus azygos — versehen. Bischoff fand diesen Lappen 
auch bei Hylobates leueiseus, Sandifort bei H. syndaetylus. Das Vorkommen desselben 
habe ich an den beiden von mir untersuchten H. leueiseus bestätigt gefunden, auch, dass 
dieser vierte Lappen, obwohl der kleinste, doch nicht von so ganz unbedeutender Grösse 
und an seiner Spitze nochmals gespalten ist. 

Kehlkopf und Luftröhre werden in einem zweiten Theil dieser Arbeit 
besprochen werden. 

Das Herz weicht in Form und Lage nicht vom menschlichen ab. — Die Aorta 
giebt eine Arteria innominata, die sich in die A. subelavia dextra und die Carotis dextra 
theilt, und eine Carotis sinistra und Subelavia sinistra ab. Die beiden letzten Zweige 
stehen dieht neben einander und sind durch einen verhältnissmässig grossen Zwischenraum 
von der A. imnominata getrennt. 

Auch Huxley sagt sehon, dass beim Gorilla und Chimpansen der Ursprung der 
grossen Gefässe wie beim Menschen stattfinde. 

Eine interessante Abweichung beschreibt übrigens Prof. Mayer in Bonn, 1. e. 
p. 295, bei einem Chimpansen-Weibehen, wo aus dem Aortenbogen zwei Arterienstämme 
entspringen, eine für die rechte Subelavia und Carotis, der andere für dieselben Adern 
der linken Seite, — eine Anordnung also, wie sie der Regel nach bei den Üetaceen und 
Fledermäusen sich findet. 

Beim Orang entspringen an der Aorta eine A. imnominata und eine linke 
Subelavia; erstere theilt sich dann in die bekannten drei Zweige. Vrolik 1. e. 42 fand 
übrigens bei vier jungen Orangs den Ursprung der linken Carotis an der A. innominata 
so niedrig, dass sie fast einen gesonderten Ursprung nahm, während Sandifort bei 


83 

einem alten Orang die menschliche Anordnung fand. Vrolik meint, ob die Separation 
der linken Carotis nicht vielleieht erst mit dem Alter vor sich gehe. Eine dereinstige 
Untersuchung des prachtvollen alten Orang des Berliner Aquariums — dem ich 
übrigens ein langes Leben wünsche — wird wohl zeigen, wie weit Vrolik mit seiner 
Vermuthung Recht hat. 

Meine beiden Exemplare von Hylobates leueiscus haben, wiedas von Bischoff 
untersuchte Thier derselben Art am Aortenbogen den Ursprung der Gefässe, wie die 
übrigen Affen: beide Carotiden und die rechte Subelavia gemeinsam, die linke Subelavia 
getrennt; doch ist auch hier die linke Carotis bereits stark von den beiden andern 
gleichzeitig entspringenden Adern gesondert, ähnlich wie beim Orang. 

Bekanntlich finden sich auch beim Menschen mancherlei Verschiedenheiten im 
Ursprung der Aortenäste, darunter am häufigsten die bei den meisten Affen sieh findende 


Anordnung, wo die linke A. subelavia ihren Ursprung mit aus der Art innominata nimmt. 


Nachschrift. Während des Drucks dieser Arbeit ging mir von Herm Prof. 
Dr. Th. L. W. Bischoff die folgende briefliche Mittheilung zu: “Ich brauche kaum 
zu versichern, dass ich mit Ihnen und Dr. A. B. Meyer die Mafuka keinen Augenblick 
für einen Gorilla gehalten habe, nachdem ich den Schädel, Hand und Fuss und das 
Gehirn gesehen habe. Letzteres unterscheidet sich von dem, von mir bereits früher 
beschriebenen Chimpanse- Gehirn nicht.” — 


hl 


3. Ueber die Furchen und Windungen am Gehirn eines Gorilla. 


Von Dr. Ad. Pansch in Kiel. 


Nachdem in den letzten Jahren bereits eine ganze Reihe von Gehimen des 
Chimpanse und des Orang beschrieben worden sind, blieb dasjenige des Gorilla bis heute 
noch so gut wie gänzlich unbekannt. Ist es doch auch in diesen Tagen zum ersten Male 
geglückt, ein lebendes Thier nach Europa zu bringen. 

Um so erfreulicher ist es, dass das vorliegende dem Hamburger Museum 
‘gehörige Hirn (s. oben 8. 70), dessen Bearbeitung mir übertragen wurde, sich in einem 
so vortreffliehen Zustande befindet, dass alle Verhältnisse an demselben auf das Beste 
erforscht werden können. Diese gute Erhaltung verdankt das Hiın der von Bischoff schon 
seit Jahren empfohlenen und noch stets zu wenig ausgeübten Behandlung mit Chlorzink. Es 
wurde eine betreffende Lösung bald nach dem Tode des Thieres in Gaboon durch die Carotis 
injieirt, in Folge des Auftrages, den Dr. Bolau dem Wärter des Thieres gegeben hatte. 

Das so in vollkommenster Schönheit erhaltene Him, mit einer durch die Injection 
erzeugten theilweise tief grauen Färbung ist 100 mm. lang, 85 breit und 70 hoch. 

Das Kleinhirn dürfte bei horizontaler Stellung etwas vom Grosshirn überragt werden. 

Bei unseren heutigen Kenntnissen von Affenhirnen ist es wesentlich das Grosshirn, 
das in Betracht gezogen wird und besonders seine Furchung. 

In der Form gleicht dasselbe im Ganzen und Einzelnen sehr dem Hirn des 
Chimpanse, wenigstens lassen sich gegenwärtig noch keine Unterschiede angeben. Dagegen 
fällt es auf den ersten Blick in die Augen, dass es viel windungsreicher — um den geläufigen 
Ausdruck zu brauchen — ist, als das Chimpanse-Hirn und dieses besonders im obern und 
hintern Theil. 

Bei der eingehenderen Betrachtung der Furchen und Windungen haben wir 
unsere Aufmerksamkeit zunächst den Hauptfurchen oder Totalfurchen (His) zuzuwenden, 
d. h. denjenigen Furchen, die mit der Formbildung der ganzen Hemisphäre oder deren 
Hohlraum (Seitenventrikel) zusammenhängen. Es sind die sog. Sylvische Grube, die 
Hinterhauptspalte, die Fissura Hippocampi und die Fissura calearına. 

Bei der Fossa Sylvii ist vor allen Dingen das Verhalten der Insel zu dem übrigen 
Theil der Oberfläche, dem Mantel, ins Auge zu fassen, und es zeigt sich dabei, dass die 
Insel einerseits von oben her nicht vollständig vom Opereulum bedeekt wird, während sie 
andererseits nach vorn nicht ganz deutlich abgegrenzt ist, d.h. nur wenig unter die Ober- 
fläche zurücksinkt. Eine an diesem vorderen Rande vorhandene Grenzfurehe ist sehr seicht, 
findet aber nach oben eine direekte Fortsetzung in einer bis zu 17 mm. tiefen Furche, 
die das eigentliche Opereulum von vorn begrenzt. 


85 

Der freiliegende Theil der Insel stellt ein Dreieck von etwa je 10 mm Seitenlänge dar. 

Diese Verhältnisse der Fossa Sylvii beim Gorilla, namentlich im Vergleiche mit 
dem ähnlichen Verhalten beim Chimpanse, Orang nnd manchen Menschen, geben 
uns einen deutlichsten Hinweis zur richtigen Auffassung einiger verschieden gedeuteten Theile. 

Es kann wohl Keinem zweifelhaft sein, dass die von der vordern obern Ecke des 
freiliegenden Theils der Insel nach oben verlaufende das unvollständige Opereulum begrenzende 
Furche als vorderer Ast der Fissura Sylvii zu bezeichnen ist. Wenn nämlich die Ueber- 
wucherung der Insel weiter vor sich gegangen wäre, so würde jene Furche in derselben 
Weise wie wir es beim Menschen sehn, bis an den hintern (horizontalen) Ast der Fissura 
Sylvii heranreichen und der jetzige seichte untere Theil würde zum vordern Rande der 
auch von vorn etwas überwucherten Insel werden. 

Wenn nun aber das Gegentheil, nämlich eine viel geringere Ueberwucherung der 
Insel, oder was dasselbe sagen will, eine sehr geringe Ausbildung des Opereulum , statt- 
gefunden hat, so können wir uns letzteres so redueirt denken, dass es mit semem vordersten 
Theile die Insel garnicht überragt, sondern dass hier die Oberfläche des Stirmmlappens 
mehr weniger allmählich in die Oberfläche der Insel übergeht, während weiter hinten 
das gewöhnliche Verhalten zu erkennen ist. Wir erhalten dadurch ein Bild, wie es sich 
in der T'hat öfters beim Chimpanse und Hylobates vorfindet. 

Die Furche aber, die oben erwähnt wurde als vordere Grenze des Operculum und 
im untern seichten Theil als vordere Grenze der Insel ist mit dem Zurücktreten des 
Opereulums nieht verschwunden, sondern behauptet in vielen Fällen noch ihren Platz. 
Besonders deutlich ist sie bei Hylobates, sowohl bei den drei Hirnen des Hamburger 
Museums als auch auf den vorhandenen Abbildungen von Gratiolet und Bischoff. Um 
sie sicher zu identifieiren, haben wir nur genau darauf zu achten, dass sie mit ihrem 
obern Ende im dem Bogen liegt, den die vorderste oder erste radiäre Primärfurche bildet. 

Wollen wir nun aber verschiedene Hirne mit einander vergleichen, so müsssen 
wir uns an die typischen Furchen halten und nicht an die Ränder örtlicher Wucherungen 
wie die Opereula es sind. Denn wie wir es von der sogenannten Affenspalte wissen, 
wird bei nahestehenden Arten, ja bei verschiedenen Individuen derselben Art und selbst 
an den beiden Hemisphären desselben Hirms durch eine verschiedene Wucherung des 
ÖOpereulums das oberflächliehe Bild oft em total verschiedenes, während der Grundplan, 
den die typischen Furchen bilden, ungestört derselbe bleibt. 

Ein Jeder, der die Entwieklungsvorgänge dieser Gegend kennt und eine genügende 
Reihe von Affenhirnen vergleicht, wird mir hierin beistimmen müssen. 

Der besondere Streitpunkt, um den es sich hier handelt, ist aber die vergleichende 
Bestimmung der sog. dritten Stimmwindung, eines Theils der Oberfläche, ‘der ein ganz 
besonderes Interesse beanspruchen muss, seit man hier das Vermögen der artikulirten 
Sprache localisirt glaubt. (Broca’sche Sprachwindung auf der linken Seite.) 

Bischoff*) behauptet nun, dass die dritte Stirnwindung den meisten Affen 
ganz fehle, bei den Antropomorphen sehr klein sei und nur bei dem Menschen ihre 


°) z. B. Ueber das Gehirn eines Chimpanse, im Sitzgsber. d. Münch. Akad. math. phys. Klasse 1871. 4. Febr. S. 100. 


tel) 
ansehnliche Grösse erlange, während ich meine frühere Behauptung“) vollständig aufrecht 
erhalten muss, dass dieser Theil gerade bei den Affen unverhältnissmässig gross ist. 

Es sind aber diese so verschiedenen Resultate einfach die Folge der verschiedenen 
Prineipien, denen wir gefolgt sind. Ich habe zu wiederholten Malen darauf hingewiesen, 
dass man in der Topographie der Hirnoberfläche sich einzig und allein an die typischen 
oder Hauptfurchen halten solle, während Bischoff den Typus für die Anordnung vieler 
Windungen darin gefunden zu haben «laubt, dass sie in Bogen um die Enden der 
primären Furchen gelagert sind. 

Für Bischoff ist die dritte Stirnwindung die Bogenwindung, die um den vordern 
Ast der Sylvischen Spalte gekrümmt ist, während ich als den derselben beim Menschen 
entsprechenden untern Stirnwulst den Theil ansehen muss, der vor und unter der typischen 
ersten radiären Primärfurche (Sule. praeeentralis und Suleus front. inf. nach Ecker) 
gelegen ist. Die Homologie dieser Furche aber bei Affen und Menschen steht meiner 
Meinung nach ausser aller Frage und wurde auch früher **) von Bischoff angenommen. 

Folgen wir aber Bischoff’s Prineip der Bogenwindungen, so dreht sich die Frage 
einfach darum, was wir als vordern Ast der Sylvischen Grube anzusehen haben, und da 
ist freilich eine Verschiedenheit der Meinungen möglich. Bischoff betrachtet als solchen 
beim Chimpanse und Hylobates den Rand des hier ja sehr kleinen Opereulum’s und 
scheint als Insel nur den von diesem bedeckten Theil anzusehn, während ich, wie oben 
auseinandergesetzt wurde, und wie ich schon früher”**) angab, bei den Affen einen vor 
dem Rande des Opereulums liegenden Theil der Oberfläche als das Homologon des vorderen 
Theils der Insel beim Menschen ansehn muss. Der vordere Ast der Sylvischen Spalte 
beim Menschen ist nun aber äusserst verschieden gestaltet (liegt bald ganz horizontal, bald 
ganz senkrecht) und wird einzig und allein durch die zusammenstossenden Ränder der 
gewucherten Manteltheile gebildet, ist also keine Rindenfurche (His). Insofern dürfen 
wir als eigentliches Homologon dieses vorderen Astes auch niemals eine bei den Affen 
vorhandene typische Rindenfurche hinstellen, aber wir dürfen wohl sagen, wie es der 
Fall ist, dass diese Furche am Affenhirn da liegt, wo beim Menschenhirn der vordere 
Rand der Insel und des Opereulums ist. ****) 

Was Bischoff also als dritte Stirnwindung bei den Anthropomorphen anspricht, 
ist nach meiner Meinung im obern Theil nur ein kleines Stück des unteren Stirnwulstes 
oder der dritten Stirmwindung, im untern Theil ein Stück der unbedeckten Insel. 

Im Uebrigen wäre zur Beschreibung der Fissura Sylvii nur noch hinzuzufügen, 
dass der hintere Ast ziemlieh parallel dem untern Hemisphärenrande in fast gerader 
Linie verläuft, 16 — 20 mm. tief ist, und 45 mm. vom obern Rande entfernt gablig endet, 
und dass der vordere Ast (die vordere Grenze des Opereulums) bis auf 25 mm. an den 
obern Rand hinaufsteigt und in einem Winkel von etwa 85° mit dem hintern Ast 
zusammenstösst. 


© 
fo) 


*) de suleis et gyris. 1866. S. 6. 
“*) Die Grosshirnwindungen. 1868 
**%) De suleis et gyris 1866 S. 4. Ueber die typische Anordnung der Furchen im Archiv f. Anthropol. 1369. 


>=) Liegt beim Menschen der vordere Ast der Sylvischen Grube horizontal und sehr weit vorne, so findet 
sich in dieser Gegend auch wohl eine besondere Furche von mässiger Tiefe. 


0 
u | 


Die Fissura perpendicularis s. parieto-oceipitalis (Ecker) oder die senkrechte 
Hinterhauptsspalte bietet wenig Besonderes. Sie verläuft ziemlich steil, ist 16 — 13mm. 
tief, hat eine stark vorwärts gerichtete Furchenfläche und liegt mit dem unteren Ende 
auf der untern Hirnfläche. 35mm. vor dem hintern Ende der Hemisphäre (auf der Ober- 
fläche gemessen) tritt die Furche auf die convexe laterale Hirnfläche hinauf, ist hier fast 
genau quer gerichtet und zwar auf beiden Seiten sehr symmetrisch und etwa 16 mm. lang. 

Auf der medialen Fläche sieht man ferner noch vom obern Ende einen vordern 
Gabelzweig abgehen. 

Ihr unteres Ende mündet nieht in die Fissura ealearına ein, so dass also hier ein 
deutlicher oberflächlicher “pli de passage interne inferieur” existirt. 

Die Fissura ecalearina beginnt mit ihrem hinteren Ende auf der eonvexen 
Hirmfläche, verläuft dann stark gebogen ein Stück weit über die mediale und dann auf 
der untern Fläche nach vorn, um nahe am Hirnschenkel zu enden. 

Von der Fissura Hippocampi ist nichts besonderes zu erwähnen. 

Von den Rindenfurchen betrachten wir zuerst die wichtigste, die Fissura 
Rolando. *) 

Es verläuft diese ziemlich schräge, nicht sehr gebogen, und liegt ziemlich weit 
hinten. Dabei ist sie beiderseits einigermassen asymmetrisch. 

Ihr oberes Ende unmittelbar neben dem oberen Rande liegt 27mm vor der Fiss. 
parieto-oceipitalis, reicht also bei horizontal gelagertem Hirn sehr weit zurück. Der 
Winkel, den die beiderseitigen Furchen bilden, beträgt etwa 95°. — Das untere Ende 
befindet sich 5mm über dem hinteren Ast der Sylvischen Spalte und liegt links 13mm 
hinter dem vorderen Aste derselben, während es links, stark rückwärts gebogen, 7mm 
weiter hinten endet und in der entsprechenden Lage vor ihm eine isolirte kleine 
Furche liegt. 

Die grösste Tiefe der Furche ist gegen 15mm. 

Die sogenannte Affenspalte oder der Suleus oeeipitalis externus ist 
beiderseits vollständig ausgebildet vorhanden und zwar recht symmetrisch. Sie beginnt 
fest am obern Rande der Hemisphäre (genau genommen schon auf der medialen Fläche) 
und zwar links unmittelbar hinter der Fiss. parieto-oceip. (oberflächlich betrachtet aus ihr 
heraus), rechts etwas weiter hinten. Als typische Ausgleichung dieser Asymmetrie 
bemerkt man aber rechts vor der Furche und links hinter derselben in der entsprechenden 
Lage eine kleinere Furche. 

Der Sule. oceip. ext. streicht dann weiter lateral — vorwärts, um in halber Höhe 
der lateralen Fläche und 42mm von der hinteren Ecke entfernt, in einem schönen Kreis- 
bogen nach hinten umzubiegen. Dieser hinterste Theil ist etwas medianwärts gerichtet 
und endet je 8 und 12mm über dem unteren Rande der lateralen Hirnfläche. Der mediale 
Theil ist 7, der laterale 15mm tief. 

Die vierte radiäre Primärfurche (obere Schläfenfurehe, Fissura parallela), 
ziemlich symmetrisch geformt, ist im untereren Theil ganz gestreckt, im oberen stark und 
unregelmässig gebogen. 


*) Die Bezeichnung “Fiss. eentralis” ist gänzlich zu meiden, da sie ihren ursprünglichen Sinn verloren hat 
und deshalb nur noch eine unbefangene Anschauung hindert oder stört. 


Sie beginnt mm von der Spitze des Lobus temporalis und endet links 15mm 
hinter und über dem Ende der Fissura Sylvii, stark nach vorn gekrümmt und gespalten; 
rechts dagegen setzt sich der hintere Ast dieser Spaltung parallel der Fiss. oceipitalis ext. 
aufwärts fort bis nahe an die dritte radiäre Primärfurche (Sule. intraparietalis). Dieser 
Verlängerung entspricht links eine kleine isolirte Furche. 

Die erste radiäre Primärfurche (Suleus praeeentralis und Sule. front. inf. 
Ecker) besteht links aus zwei Theilen, während sie rechts ungetrennt erschemt. Ihr 
unterer Theil liegt gerade mitten zwischen dem vorderen Ast der Sylvischen Spalte und 
der Rolando’schen Furche und ist links stärker gekrümmt. Der vordere Theil oder der 
vordere Ast dieser Furche (Sule. front. inf. Aut.) entspringt rechts mit tiefer Wurzel und 
in rechtem Winkel, läuft in leichtem Bogen über den vorderen Ast der Sylvischen Spalte 
und dann weiter vorwärts, um an der Basis des sogenannten Siebschnabels, am Rande der 
orbitalen Fläche und 5mm von der vorderen Spitze des Hims zu enden. Die leichten 
Krümmungen dieses langen vordern Theils treten in der Tiefe viel stärker hervor. Ab- 
gesehen von dem isolirten Ursprunge ist das Verhalten der linken Furche ganz dasselbe. 

Die Tiefe des untern Theiles ıst 13, des vordern Theiles 15 mm. und der Anfang 
des vordern Theiles befindet sich links 30, rechts 23 mm. über der Sylvischen Spalte, 
sowie links 27 und rechts 30 mm. vom oberen Hirnrande entfernt. 

Die dritte radiäre Primärfurche oder der Suleus intraparietalis®) 
entsteht mit dem lateralen Ende 44 mm. vom obern Hivnrande entfernt aus einer grösseren 
(Querfurche, die mit gleiehen Winkeln bis fast an die Sylvische Spalte und die Rolando’sche 
Furche hinanreicht. Sie läuft dann parallel der Rolando’schen Furche aufwärts, bis auf 
27mm. an den obern Rand hinan, wo sie stumpfwinklig nach hinten umbiegt und sich 
dann in leiehtem Bogen weiter hin bis auf 17 mm. dem obern Hirnrande nähert. Letzterer 
Punkt, von dem sie dann sich lateralwärts wendet, liegt links 13, rechts 7 mm. vor der 
Fiss. ocepitalis externa, in welche sie tief einmündet. Sie erreicht eine Tiefe von 14—16 mm. 
und hat einen unregelmässigen obern Ast hinter der Rolando’schen Furche. 

Von der auf dem Schläfelappen gelegenen unteren Hauptfurehe ist nichts 
hervorzuheben; sie zeigt die gewöhnliche Schlängelung und erstreckt sich von der hintern 
Spitze des Hirms bis gegen die Spitze des Schläfelappens. 

Der der medialen Fläche angehörige Suleus ealloso-marginalis (Huxley) 
bildet eine zusammenhängende Furche, die gabelförmig auf die obere Fläche übergeht 
und 6—8, in der hintern Bucht bis 10 mm. tief ist. 

Von Nebenfurehen wäre zuerst der Suleus front. sup. der Autoren zu erwähnen. 
Ein hinterer Theil (Jensen’s Suleus praecentr. sup.) liegt parallel vor dem obern Ende 
der Rolando’sehen Furche und beiderseits ziemlich symmetrisch. 

Aus ihr entsteht mit tiefem Ursprunge der eigentliche Suleus front., 20 mm. vom 
obern Hirnrande entfernt und läuft rechts gerade vorwärts, während er links sich etwas 
medianwärts wendet und auch weiter nach vorn reicht. Er ist links und rechts bis 12mm. tief. 

Ferner ist zu nennen eine 8—-1O mm. tiefe Furche, die oberhalb und parallel des 
Suleus intrapar. liegt. 


*) Diese Bezeichnung ist die ursprüngliche von Turner eingeführte und wurde erst später unnöthigerweise 
in interparietalis umgeändert. 


89 


Auf der obern Fläche des Lobus oecipitalis liegt in der gewöhnlichen Form ein 
dreistrahliger Furchencomplex mit einer Tiefe bis zu Smm. und schräg rückwärts 
gelagerter Furchenfläche. 

Quer hinter dem hintern Ende der zweiten Schläfenfurche liegt eine gebogene 
bei den Affen öfters sichtbare tiefere Furche (— 10 mm.) die links bedeutend höher und 
länger ist als rechts, wo sie theilweise auf die untere Fläche hinabreicht. 

Der Suleus temporalis medius ist flach (—8 mm.) und fast ganz an der 
lateralen Seite sichtbar. Er beginnt 27 mm. von der Spitze des Schläfelappens und endet 
hinten rechts in eine gebogene Hinterhauptsfurche, links in eine kleinere Querspalte. 

Ausserdem ist noch ein flacher S. temp. tertius vorhanden. 

Soweit die Beschreibung der Furchen: denn die übrigen kleinen und seichten 
Furchen lassen sieh leicht aus den Abbildungen ersehen. 

Die Verhältnisse der “Windungen” müssen sich daraus von selbst ergeben, und 
würde eine eingehende Betrachtung derselben wenig Nutzen haben. 


Aus obiger Beschreibung und aus einem Blick auf die Abbildungen ergiebt sich 
ohne Weiteres, wie es auch nicht anders zu erwarten war, dass die typischen Furchen des 
Affenhirns auch beim Gorilla ganz ähnlich gelagert sind, wie bei den andern Anthropo- 
morphen. Die Frage ist jetzt aber, ob sich das Gorillahirn durch irgendwelche Eigen- 
thümlichkeiten von den übrigen unterscheide. Um diese Frage zu entscheiden standen 
mir zu unmittelbarem Vergleiche eın Orang-, zwei Chimpanse- und drei Hylobates- Hirne 
des Hamburger Museums zu Gebote, während ich ausser dem noch eime Anzahl der 
bekannten Beschreibungen benutzen konnte. 

Wenn man bedenkt, dass nur ein einziges Hirn vorliegt, und wenn man ausge- 
dehntere Kenntnisse hat von den Wachsthumsverhältnissen und Variationen der Furchen, 
so kann die Antwort nur so lauten: das Gorillahirn unterscheidet sich durch kein wesent- 
liches absolutes Merkmal vom Chimpansehim, wohl aber scheint es, dass es eme Reihe 
von Eigenthümlichkeiten untergeordneter Art giebt, deren Summe ihm einen speciellen 
Typus aufdrückt. 

Was einem Jeden wohl beim ersten Blick auffallen wird, sind die auf der ganzen 
Oberfläche zahlreicheren Furchen: das Hirn ist, wie man gewöhnlich sagt, sehr “ windungs- 
reich ‚” viel mehr, als bei den anderen Anthropomorphen. Dieser Unterschied tritt bedeutend 
hervor am Scheitellappen, doch weit mehr noch am Hinterhauptlappen, so dass dieser in 
seiner äusseren Erscheinung viel von der Affeneigenthümlichkeit (glatte Oberfläche, 
scharfer vorderer Rand) verloren hat. 

Mit dem Chimpanse gemein hat der Gorilla einen ziemlich ausgebildeten Klapp- 
deckel des Hinterhauptlappens, während in der oberflächlichen Trennung der beiden 
Hinterhauptsspalten (das Vorhandensein des pli de passage externe superieur Grat.) sich 
ein häufiger Charakter des Orangs wiederholt. 


U 


Während beim Uhimpanse die obere Schläfenwindung stets schmal, zuweilen sehr 
schmal ist, beim Orang dagegen recht breit, zeigt sie beim Gorilla eine mittlere Breite. 

Die Rolando’sche Furche gleicht in ihrem oberen Theil durch ihren gestreekteren 
Verlauf mehr dem Verhalten am Oranghirn. 

Im Verhalten der meisten anderen Furchen würde man, wenn man darauf eingehen 
wollte, vielfach Annäherung oder Uebereinstimmung mit dem Chimpansehirn finden. 


Haben wir somit durch die Untersuchung des Hirns von dem heutigen Tages so 
viel Interesse erregenden Gorilla auch nicht wesentlich Neues, d. h. neue Formen und 
Verhältnisse in den Furchen und Windungen, kennen gelernt, so sehen wir doch endlich 
eine lang empfundene Lücke in der Hirnbesehreibung ausgefüllt und für das Verständniss 
der allgemeinen Gesetze der Furchung der Hirnoberfäche haben sich weitere und 
wichtige Stützen dargeboten. 


Erklärung der Tafeln. 


Die Figuren sind durch das Liehtdruckverfahren hergestellt worden. 
Taf A. Kopf eines jungen männlichen in Weingeist conservirten Gorilla (I). Etwas 
mehr, als halbe Grösse. 
Taf. B. Gehirn eines Gorilla (II) im 3/, der Grösse. *) 
I. erste radiäre Primärfurche oder Hauptfurche — sule. praecentralis + sule. 
front. inf. Ecker. 
II. zweite radiäre Primärfurche, zweite Hauptfurche — suleus Rolando (suleus 
centralis). 
III. dritte radiäre Primärfurche, dritte Hauptfurche — suleus intraparietalis. Turner. 
IV. vierte radiäre Primärfurche, vierte Hauptfurche — suleus parallelus. 
f. S. — fissura Sylvii, ramus posterior (ram. horizont. ) 
f.S. r. a. = fissura Sylvu, ramus anterior (ram. ascend. ) 
s. 0. — suleus oceipitalis, äussere Hinterhauptsspalte, als vordere Grenze des Oper- 
eulums. 
s. e.-m. — suleus calloso - marginalis. 
f. p. — fissura perpendieularis, innere Hinterhauptsspalte. 
f. e. — fissura ealcarina. 


*) In Folge der langen Expositienszeit bei der Aufnahme erscheint das Gehirn in den unten aufliegenden 
Theilen etwas abgeplattet. 


—m—ed——— 


Plumulardae Taf | 


Plumularia: 19 Jsorola. 10-18 Anisocola. 19. Monupvxis, 


RER, (ei 
PIE® 


Dun 
Arie 
af i 
) 4) Pr 7 


Plumularıdae Taf. ll. 


Numertesia:20-27 Zweige und 20°-27° Stämme versrössert. 


Plumnlaridae Taf IM. 


Gonotheken: 5-17. Plumularia, 29-27. Nemertesia. 


Prumwularıdae Tal I 


u 


1.Plumularia eylindria, 2.P. luba, 3. P badia. 


Plumularidae Taf. V 


Plumularidae Taf.Vl. 


7. P seenmdaria 8. P rusosa I P olisopyxis |D.P.obliqua ‚var- 20 Nleteropyxis tetrasticha 


Plumularidae Taf. Vil. 


23 H intermedia. 24.Nem deculsata. 


Plumularidae Taf. VII 


25.N. hexasticha. 26. N. Johnstoni 27. N paradoxa 


— 


4a. ZRH 


GEHIRN EINES JUNGEN MÄNNLICHEN GORILLA.N®° 2 


IN 34 NATUÜRL. GRÖSSE 


PHOTOGRAPHIE UND LICHTDRUCK V.STRUMPER &C° HAMBURG 


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