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Full text of "Abhandlungen - Bayerische Akademie der Wissenschaften Philosophisch-Historische Klasse"

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ABHANDLUNGEN 


DER 


PHILOSOPHISCH  -  PHILOLOGISCHEN  CLASSE 


DER  KÖNIGLICH  BAYERISCHEN 


AKADEMIE  der  WISSENSCHAFTEN. 


EINUNDZWANZIGSTER  BAND. 

IN  DER  REIHE  DER  DENKSCHRIFTEN  DER  LXX.  BAND. 


MÜNCHEN    1901. 

VERLAG   DER    K.  AKADEMIE 

IN   KOMMISSION  DES  G.  FRANZ'SCHEN  VERLAGS   (J.  ROTH). 


As  , 


AKADEMISCHE  BUCHDRUCKEREI  VON  F.  STRAUB   IN  MÜNCHEN. 


Inhalt  des  XXI.  Bandes." 


I.  Abtheilung    (1897).  Seite 

Geschichte  des  Consonanzbegriffes.     Erster  Teil.     Von   Carl  Stumpf 1 

Die  Körpertheile,  ihre  Bedeutung  und  Namen  im  Altägyptischen.     Von   Georg  Ebers       79 

II.  Abtheilung    (1898—1899). 

Etymologie  des  Singhalesischen.     Von   Wilhelm  Geiger 175 

Griechische  Originalstatuen  in  Venedig.    Von  Adolf  Furtwängler.    (Mit  7  Tafeln  und 

mehreren  Textbildern)        275 

Der  Textus   ornatior  'der   Sukasaptati.     Kritisch   herausgegeben    von   Richard  Schmidt     317 

Die  Lebensbeschreibung  von  Padma  Sambhava,  dem  Begründer  des  Lamaismus 
747  n.  Chr.  I.  Teil:  Die  Vorgeschichte,  enthaltend  die  Herkunft  und  Familie 
des  Buddha  Cakyamuni.  Aus  dem  Tibetischen  übersetzt  von  Emil  Schlagintweit. 
(Mit  einer  Textbeilage) 417 

III.  Abtheilung    (1899—1901). 

Die  rhetorischen  Kunstausdrücke  in  Notkers  Werken.      Von  Johann  Kelle     ....     445 

Philologische  Studien  zu  Clemens  Alexandrinus.     Von   W.  Christ 455 

Ungedruckte  und  ungenügend  veröffentlichte  Texte  der  Notitiae  episcopatuum,  ein 
Beitrag  zur  byzantinischen  Kirchen-  und  Verwaltungsgeschichte.  Von  Heinrich 
Geher 529 

Die    vorgeschichtlichen    Denkmäler    von   Malta.     Von    Albert  Mayr.     (Mit  12  Tafeln 

und  7   Plänen) 643 


GESCHICHTE 


DES 


CONSONANZBEGRIFFES. 


Erster  Teil. 


Von 


Carl   Stumpf. 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abtli. 


Die  vorliegende  Untersuchung  wurde  in  erster  Linie  nicht  aus  historischem 
sondern  aus  sachlichem  Interesse  unternommen,  zu  welchem  das  historische 
sich  freilich  bald  gesellte.  Man  ist  heute,  nachdem  Helmholtz'  Erklärung  der 
Consonanz  mehr  als  zweifelhaft  geworden,  mit  der  alten  Frage  aufs  Neue 
beschäftigt.  Ein  Merkmal  scheint  Eingang  zu  finden,  das  der  Verfasser,  ohne 
noch  etwas  von  den  altgriechischen  Theorien  zu  wissen,  bei  langjähriger  Ver- 
tiefung in  die  Erscheinungen  des  Tongebietes  als  wesentlich  zu  erkennen  glaubte, 
nämlich  die  Unterschiede  in  den  „Verschmelzungsstufen"  oder  in  der  Einheit- 
lichkeit des  Eindrucks  beim  Zusammenklang  der  Töne.  Da  ist  es  nun  lehr- 
reich zu  sehen,  wie  die  scharfe  Beobachtungsgabe  der  Griechen  dieses  Merkmal 
der  sinnlichen  Erscheinung  bereits  erfasst  und  wie  die  alten  Schriftsteller  es 
mit  immer  grösserer  Uebereinstimmung  zur  Definition  verwendet  haben.  Erst 
mit  dem  Beginn  der  christlichen  Musikepoche  traten  mehr  und  mehr  die  Unter- 
schiede in  der  Annehmlichkeit  des  Zusammenklangs  in  den  Vordergrund, 
die  man  dann  auf  allerlei  Wegen,  zuletzt  durch  den  Hinweis  auf  die  Schwe- 
bungen und  Obertöne,  weiter  zu  erklären  suchte.  Welche  Schwierigkeiten 
hieraus  erwachsen,  hat  eine  sachliche  Darstellung  zu  zeigen,  ebenso  wie  sie 
allein  zuletzt  den  Beweis  für  die  wahre  Definition  zu  erbringen  hat.  Aber 
die  historische  Untersuchung  vermag  die  sachliche  ganz  wesentlich  zu  unter- 
stützen und  die  Rückkehr  zur  Definition  der  Alten  zu  begünstigen. 

Da  sie  uns  einen  solchen  Dienst  nur  leisten  kann,  wenn  sie  mit  vollster 
Objectivität  im  Einzelnen  geführt  wird,  so  wird  uns  die  sachliche  Tendenz 
eher  abhalten  als  verleiten,  das  geschichtliche  Material  nach  irgend  einer  Rich- 
tung zu  pressen.  Gerade  Solche,  die  als  blosse  Historiker  an  die  Untersuchung 
herantraten,  haben  sich  in  Hinsicht  der  antiken  Musiklehre  vielfach  die  will- 
kürlichsten Deutungen  erlaubt.  Gewiss  bringt  der  Historiker  als  solcher  ausser 
der  technischen  Fertigkeit  in  dergleichen  Studien  auch  die  grössere  Schulung 
im  unbefangenen  Erfassen  geschichtlicher  Dinge  überhaupt  mit.    Aber  er  wird 


sich  leichter  in  einer  Meinung,  einer  Auslegung  festsetzen,  wenn  ihm  die  Details 
der  Erscheinungen,  um  die  es  sich  handelt,  und  die  vielen  Seiten,  von  denen 
sie  sich  betrachten  lassen,  nicht  genug  bekannt  sind.  Darum  möchte  ich  die 
Hoffnung  aussprechen,  dass  sich  die  Allianz  der  sachlichen  mit  der  historisch- 
philologischen Forschung  auch  für  die  letztere  nützlich  erweisen  werde. 

Unter  anderem  denke  ich  hiebei  auch  an  die  mit  so  vieler  Leidenschaft 
in  zahllosen  Streitschriften  bis  in  die  neueste  Zeit  verhandelte  Frage  nach  dem 
Gebrauche  der  Harmonie  und  Polyphonie  bei  den  Alten.  Denn  natürlich 
kommen  die  vorfindlichen  Definitionen  der  „Symphonie"  sehr  in  Frage,  wenn 
man  über  den  praktischen  Gebrauch  gleichzeitiger  Tonverbindungen  streitet. 
Man  wird  aber  die  "Worte  niemals  genügend  verstehen,  wenn  man  nicht  mit 
der  Sache  allseitig  vertraut  ist,  und  ich  muss  behaupten,  dass  dies  bei  den 
Meisten,  die  darüber  verhandelten,  nicht  der  Fall  war.  Die  Geschichtschreiber 
haben  jene  alten  Definitionen  bisher  grösstenteils  wie  Curiosa  und  Antiquitäten 
behandelt,  haben  die  Stellung  der  Terzen  unter  den  Dissonanzen,  auch  die  der 
Quarte  unter  den  Consonanzen,  die  Lehre  von  den  sog.  Paraphonien  und 
Anderes  wunderlich,  unverständlich  gefunden,  während  sich  alles  dieses  auf 
eine  einfache  Weise  aus  sachlichen  Gesichtspunkten  begreifen  lässt.1) 

Da  es  sich  um  Grundbegriffe  handelt,  sind  wir  nicht  genötigt,  die  jeweiligen 
oft  sehr  complizierten  Musiktheorien  in  grösserem  Umfang  heranzuziehen.  Dies 
umsoweniger,  als  die  Grundbegriffe  von  den  Autoren  keineswegs  immer  con- 
sequent  durchgeführt  wurden.  Ihre  Entwickelung  geht  darum  nicht  genau 
parallel  mit  der  der  Musiktheorie  überhaupt,  ebensowenig  wie  diese  sich  genau 
der  jeweiligen  Entwickelungsstufe  der  praktischen  Musik  anschmiegt.  Die 
Haupttriebkraft  für  die  Umformungen  der  Grundbegriffe  war  die  fortschreitende 
sinnliche  Beobachtung  und  psychologische  Reflexion.  Doch  spielen  unverkenn- 
bar die  grossen  Umwälzungen  der  musikalischen  Auffassungs-  und  Gefühlsweise 
im  Laufe  der  Jahrhunderte  eine  Rolle,  und  es  ist  von  hohem  Interesse,  den 
Reflex  dieser  Umwälzungen  in  dem  knappsten  Rahmen  der  Definitionen  zu 
beobachten.    Endlich  sind  allgemeine  philosophische  Anschauungen  und  Stand- 


')  Ich  kann  diesen  Satz  nicht  aussprechen,  ohne  sogleich  Gevaert's  meisterhafte  „Histoire  et  Theorie 
de  la  Musique  de  l'Antiquite"  (1875,  1881)  und  deren  Fortsetzung  „La  Melopee  antique  dans  le  Chant  de 
l'Kglise  latine"  (1895)  auszunehmen.  Wenn  ich  auch  im  Einzelnen  mich  seinen  Auffassungen  nicht  immer 
niisi  hliessen  kann  und  seine  Darstellung  natürlicherweise  nicht  so  in  die  Einzelnheiten  der  Grundbegriffe 
eingeht,  wie  wir  dies  beabsichtigen,  so  bleibt  doch  die  Vereinigung  der  Sach-  mit  der  Quellenkenntnis 
und  des  modern-musikalischen  mit  dem  objektiv-historischen  Urteil  mustergültig  für  alle,  die  die  gleichen 
Bahnen  wandeln.  Die  ärgsten  Willkürlichkeiten  dagegen  hat  sich  in  der  Deutung  des  alten  Consonanz- 
begriffes  Fetis  erlaubt.  Sie  sind  bereits  von  A.  Wagener  in  seinem  verdienstvollen  „Memoire  sur  la  Sym- 
phonie des  Anciens"  (1861,  gedruckt  1863  in  den  Memoires  de  l'Academie  royale  de  Belgique  Bd.  31) 
hinreichend  beleuchtet  worden. 


punkte  bei  den  Erklärungsgründen  nicht  zu  übersehen,  wie  denn  bekanntlich 
die  musikalische  „Harmonie"  den  Philosophen  mehrfach  als  Ausgangspunkt  oder 
als  beliebtes  Anwendungsbeispiel  ihrer  Begriffe  gedient  hat. 

Wir  beginnen  mit  den  Griechen,  nicht  blos  weil  hier  für  den  Verfasser 
die  Möglichkeit  selbständiger  Untersuchung  beginnt,  sondern  auch  weil  bei 
älteren  Völkern  zwar  eine  ausgebildete  Musiklehre  sehr  früh  vorhanden  zu 
sein  scheint,  aber  nirgends,  soweit  mir  bekannt,  irgend  welche  Ansichten  über 
das  Wesen  der  Consonanz  und  Dissonanz  ausgesprochen  sind. 

Der  erste  Teil  beschäftigt  sich  ausschliesslich  mit  den  Definitionen  des 
Altertums  und  zwar  fast  ausschliesslich  des  griechischen  Altertums.  Wir 
verweilen  hier  so  lange,  weil  es  sich  vielfach  um  schwierige  Texte  und  Inter- 
pretationsfragen handelt. 

Der  zweite  Teil  trägt  ein  anderes  Gepräge:  wir  fassen  da  zunächst  die 
wesentlichsten  Ergebnisse  dieser  kritischen  Untersuchungen  übersichtlich  zu- 
sammen und  setzen  ihre  sachliche  Bedeutung  auseinander,  um  dann  nur  mehr 
cursorisch  der  gesamten  Entwickelung  bis  zur  Neuzeit  zu  folgen. 


Erster  Teil. 
Die  Definition  der  Consonanz  im  Altertum. 


I.  Die  Schriftsteller  der  klassischen  Zeit. 

1.  Die  alten  Pythagoreer. 

Die  griechische  Musiktheorie  nimmt  ihren  Anfang  nicht  viel  später  als 
die  griechische  Philosophie,  sie  wurde  von  Philosophen  begründet  und  blieb 
mit  der  Philosophie  immer  in  enger  Verbindung.  Ihren  Ausgangspunkt  bildet 
bekanntlich  die  pythagoreische  Lehre  von  den  einfachen  Zahlenverhältnissen 
bei  der  Octave,  Quinte,  Quarte.  Dass  die  grundlegende  Entdeckung  dem  Pytha- 
goras  selbst  angehört,  lässt  sich  freilich  nicht  streng  beweisen;  vielleicht  hat 
er  die  Lehre  zuerst  in  Hellas  vorgetragen,  seinerseits  aber  aus  Aegypten  mit- 
gebracht. Jedenfalls  gehört  sie  den  Anfängen  der  Schule  an  und  wird  in 
den  ältesten  Quellen  der  Lehre  schon  vorausgesetzt.  Auf  ihr  beruht  die  später 
oft  wiederkehrende  Bestimmung  des  Consonanzverhältnisses  überhaupt  als  eines 
(einfachen)  Zahlenverhältnisses  zwischen  Tönen. 

Das  mathematische  Verhältnis  der  Saitenlängen  zwischen  einem  Grundton, 
seiner  Octave  und  der  dazwischen  liegenden  Quinte  (bezw.  Quarte  von  oben), 
12:8:6,  hat  die  Eigenschaft,  dass  die  kleinste  und  die  grösste  der  drei  Zahlen 
um  den  gleichen  Teil  ihrer  eigenen  Grösse  ^/s)  von  der  mittleren  abstehen. 
Man  gab  dieser  Proportion,  offenbar  mit  Rücksicht  auf  ihre  musikalische  Be- 
deutung, den  Namen  der  „harmonischen".  Diese  Lehre  von  der  harmonischen 
Proportion  dürfte  schon  von  den  Pythagoreern  vor  Philolaus,  vielleicht  von 
Hippasus,  ausgebildet  sein1).  Philolaus  erwähnt  sie  bei  geometrischen  Be- 
trachtungen. 

Die  Pythagoreer  hatten  aber  noch  eine  andere  Definition  der  „Harmonie": 
Harmonie  ist  die  Einheit  des  Mannichfaltigen   und  Zusammenstim- 


l)  Vgl.  C.  v.  Jan's  kritische  Studie  „De  Pythagoreorum  veterum  doctrina*    in   seiner  Ausgabe  der 
„Musici  Scriptores  Graeci"   1895,  p.  120  sq. 


mung  des  Zwiespältigen.  Diese  Erklärung  findet  sich  zwar  ausdrücklich 
erst  bei  dem  Neupythagoreer  Nicomachus  im  2.  Jahrhundert  n.  Chr.1)  und  auch 
sonst  öfters  in  den  späteren  Zeiten'2),  wird  aber  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit 
von  Böckh  dem  Altpythagoreer  Philolaus  (einem  Zeitgenossen  des  Sokrates) 
zugesprochen,  und  ist  bei  jenen  späteren  Schriftstellern  als  ein  Erbstück  aus 
der  alten  Zeit  zu  betrachten.  Philolaus  sagt  in  Uebereinstimmung  damit  in 
den  erhaltenen  Fragmenten  (bei  Stobaeus  I,  460),  dass  das  Aehnliche  und  Gleich- 
geartete der  Harmonie  nicht  bedürfe,  nur  das  Ungleichartige  müsse  durch  Har- 
monie zusammengehalten  werden.  So  bestimmen  auch  bei  Aristoteles  (und 
ähnlich  schon  im  platonischen  Phaedon)  die  pythagoreischen  oder  pythagorei- 
sierenden  Vertreter  der  Lehre,  dass  die  Seele  eine  Harmonie  sei,  die  Harmonie 
als  Mischung  und  Zusammensetzung  des  Entgegengesetzten.3)  Ob- 
schon  hier  nicht  speziell  die  musikalische  Harmonie  gemeint  ist  (auch  die  Zahl, 
die  Natur  werden  als  Harmonie  bezeichnet),  haben  die  Pythagoreer  doch  sicher- 
lich an  sie  als  das  hervorragendste  sinnenfällige  Beispiel  gedacht.  Das  Mannich- 
faltige  oder  Entgegengesetzte,  das  eine  Mischung  eingeht,  sind  eben  hier  die 
Töne  in  Hinsicht  ihrer  Höhe  und  Tiefe. 

Der  Ausdruck  „  Harmonie " ,  der  von  späteren  griechischen  Schriftstellern 
vorwiegend  für  die  Tonleiter  oder  für  die  Melodie  gebraucht  wird,  bedeutet 
bei  den  Pythagoreern  in  seinem  musikalischen  Sinne  offenbar  das,  was  später 
auucpwvia  genannt  wurde4),  unsere  „Consonanz".  Ausserdem  wird  er  auch 
speziell  für  die  Octave  als  die  stärkste  unter  den  Consonanzen  gebraucht5). 
Auch  die  Thatsache  der  Gradunterschiede  zwischen  Octave,  Quinte,  Quarte 
wurde  ja  bereits  von  den  älteren  Pythagoreern  erkannt. 

Aus  dem  Gebrauch  der  Ausdrücke  er  wo  ig  und  y.yaoig  lässt  sich  nicht  etwa 
ohne  Weiteres  schliessen,  dass  die  alten  Pythagoreer  den  Begriff  der  Consonanz 


*)  Niconi.  Arithm.  S  59:  Maxi  yäg  ägfiovia  nolvfiiyicov  svcoatg  xal  di%ä  cpgoveövtcov  avficpgaaig. 

2)  So  sagt  Philoponus,  indem  er  der  Erklärung  zustimmt,  im  Commentar  zu  Aristot.  De  an.  (Com- 
mentatorenausgabe  der  preussischen  Akademie  XV,  p.  146,  4):  Maxi  yäg  ägfiovia  xaxä  xov;  IJvßayogeiovg  noXv- 
fiiyimv  xal  ötyä  cpgoveövxotv  Mvcoaig. 

Theo  v.  Smyrna  bezieht  die  Definition  auf  die  Musik  überhaupt  (ed.  Hiller  p.  12,  10):  ol  ITv&a- 
yogixol  .  .  .  xijv  fiovaixi)v  cpaaiv  ivavxicov  avvagfioytjv  xal  xwv  noXl&v  evoooiv  xal  xwv  bl%a  cpQovovvxcov 
avfi.cpQÖvr)aiv. 

3)  Aristot.  De  anima  407,  b,  30:  ägfioviav  ydg  xiva  avxrjv  Xiyovai'  xal  yäg  xr\v  ägfiovtav  xgäotv  xal 
avvöeatv  ivavxicov  eivai,  xal  xo  acöfia  avyxsiadai  it;  ivavxicov.  Cf.  Plato  Phaedo  86  c :  xgäaiv  elvai  xal  ägfioviav 
avxwv  xovxojv  (der  körperlichen  Elemente,  des  Warmen  und  Kalten,  Feuchten  und  Trockenen)  xrjv  ywxrjv  fj/itöv. 

4)  Wenn  Aristoteles  bei  der  Erwähnung  der  Sphärenharmonie  beifügt:  a>?  ovficpojvwv  yivofievcov 
xöiv  y>6<po)v  (De  coelo  II,  9),  so  gebraucht  er,  wie  so  manchmal,  seinen  eigenen  Ausdruck  zur  Erläuterung 
der  fremden  Lehre. 

5)  Philolaus  bei  Stob.  I,  462.  Nicomachus  Enchirid.  Meib.  I,  16  (Jan  p.  252):  ol  nalaiöxaxoi  .  .  . 
ägfioviav  fiev  xaXovvxsg  xrjv  diä  naotov. 


8 

primär  auf  gleichzeitige  Töne  bezogen.  Denn  von  einer  xqüois  sprach  man 
im  Altertum  auch  gelegentlich  bei  einer  Zusammenordnung  aufeinanderfolgender 
Sinneseindrücke,  z.  B.  der  Vocale  und  Consonanten  in  der  Sprache  (s.  Heraklit). 
Immerhin  sollte  man  meinen,  dass  sie  wenigstens  die  Sphärenharmonie  nicht 
als  ein  abwechselndes,  sondern  nur  als  ein  gleichzeitiges  Erklingen  der  den 
himmlischen  Bewegungen  entsprechenden  Töne  gefasst  haben  könnten.  Die 
Schwierigkeit,  dass  beim  gleichzeitigen  Erklingen  aller  sieben  Töne  der  Octave 
auch  Dissonanzen  zum  Vorschein  kommen1),  mochte  ihnen  entweder  nicht  auf- 
gefallen sein  oder  so  gut  und  schlecht  wie  andere  noch  bedenklichere  Con- 
sequenzen  ihrer  Lehre  lösbar  scheinen. 

Archytas  von  Tarent,  einer  der  letzten  und  bedeutendsten  der  alten 
Pythagoreer  (Zeitgenosse  Piatos),  der  sich  nach  dem  Zeugnis  des  Ptolemaeus 
am  meisten  unter  ihnen  mit  Musik  befasste  und  erhebliche  Fortschritte  in  der 
Lehre  von  den  Zahlen  Verhältnissen  der  Töne  herbeiführte,  scheint  auf  das 
Merkmal  der  tviooig  gleichfalls  besonderes  Gewicht  gelegt  zu  haben.  Wenig- 
stens berichtet  Porphyrius  in  seinem  Commentar  zu  Ptolemaeus'  Harmonik, 
dass  nach  den  Anhängern  des  Archytas  die  Consonanzen  für  das  Gehör 
den  Eindruck  Eines  Klanges  machen.2) 

Man  kann  auch  noch  hieher  ziehen,  dass  die  Pythagoreer  nach  dem 
Bericht  des  Aristoteles  die  drei  Buchstaben  '§,  \p,  t>  als  Symphonien  bezeich- 
neten und  die  Folgerung  zogen,  weil  die  Symphonien  (der  Töne)  drei  seien, 
könne  es  auch  nur  drei  solcher  Buchstaben  geben.3)  Der  Vergleichungspunkt 
lag,  wie  Bonitz  (Arist.  Met.  p.  594)  evident  richtig  bemerkt,  in  dem  Umstand, 
dass  diese  drei  Consonanten  aus  je  zweien  bestehen,  obschon  sie  als  einer 
erscheinen.  Darin  liegt  also  ebenfalls  die  innige  Verschmelzung  der  beiden 
Töne  eines  consonanten  Intervalls  zu  einem  Gesamteindruck  ausgesprochen. 

2.  Heraklit. 

Ausgiebigen  Gebrauch  machte  bekanntlich  Heraklit  vom  Wort  und  Begriff 
der  „Harmonie".  Er  versteht  das  Wort  im  allgemeineren  und  im  speziell- 
musikalischen Sinne.    Die  musikalische  Harmonie  ist  ihm  eines  der  Lieblings- 

!)  Martin,  ICtudes  sur  le  Timee  II,  37. 

2)  Wallis  Opera  math.  (1699)  III,  p.  277:  Usyov  de  oi  tcsqI  zov  "ÄQXvxav  evog  <p&6yyov  ylvea&ai  xara 
ras  ovfxcpwriag  xrjv  ävTikrjyuv  rfj  äxofj. 

Die  von  Porphyrius  sonst  (p.  270)  angeführten  pythagoreischen  Lehren  über  Consonanz  dürften  aus 
späteren  Zeiten  stammen.     S.  u.  No.  11. 

3)  Aristot.  Met.  N,  6,  p.  1093,  a,  20:  Inel  xai  rö  EWZ  ovnymvlag  yaoiv  elvai,  xai  ort  ixeTvai  tgeig, 
xai  ravxa  rgia.  In  den  Scholien  zur  Metaphysik  (Berliner  Aristotelesausgabe  Bd.  IV)  wird  p.  831  sogar 
angegeben,  welcher  Buchstabe  jeder  Consonanz  zugeordnet  wurde. 


beispiele,  an  denen  er  die  Verbindung  des  Verschiedenen  zu  einem  einheitlichen 
Ganzen  und  das  Zusammenwirken  des  Entgegengesetzten  zu  einem  vollkom- 
menen Werk  erläutert.  Freilich  sagen  uns  die  ausdrücklich  unter  seinem 
Namen  angeführten  Aussprüche  nur  eben  dieses,  dass  in  der  Harmonie  sich 
hohe  und  tiefe  Töne  verbinden1);  womit  wir  nicht  weiter  kommen.  In  einem 
Ausspruch  lässt  er  auch  Consonanzen  und  Dissonanzen  sich  untereinander  ver- 
binden (wenn  dies  die  Bedeutung  von  ovväSov  xal  diädov  ist),  was  sich  wol 
auf  den  Gebrauch  beider  Intervallgattungen  in  der  Melodie  bezieht;  ebenfalls 
also  eine  selbstverständliche  Sache.2)  Was  er  mit  der  „Harmonie  des  Bogens 
und  der  Leier"  gemeint  hat,  auf  die  so  viele  alte  Schriftsteller  hinweisen,  ob 
dabei  von  der  Harmonie  im  musikalischen  Sinne  die  Rede  war  (schliesslich 
gibt  ja  auch  der  gespannte  Bogen  Töne  und  ist  die  Leier  wol  aus  dem  Bogen 
entstanden)  oder  von  der  Form  oder  von  den  Spannungsverhältnissen,  kann 
hier  unerörtert  bleiben,  da  besondere  Merkmale  der  „Harmonie"  daraus  in 
keinem  Falle  zu  entnehmen  sind. 

Interessanter  ist  uns  eine  längere  Ausführung  in  der  pseudo-hippokra- 
tischen  Schrift  Tieyl  diairrjg,  worin  wir  der  Hauptsache  nach  sicherlich  hera- 
klitische  Gedanken  suchen  dürfen.  Leider  ist  die  Stelle  schlecht  erhalten.  Patin 
hat  eine  Wiederherstellung  vorgeschlagen,  die  zunächst  ziemlich  kühn  klingt, 
aber  durch  den  folgerichtigen  Gedankengang,  der  so  entsteht,  sich  empfiehlt.3) 
Hier  scheint  mir  Heraklit  unter  der  „Harmonie"  speziell  die  Octave  zu  ver- 
stehen, wie  dies  auch  bei  den  älteren  Pythagoreern  vorkam.  Denn  er  sagt, 
dass  das  Hohe  und  Tiefe,  woraus  sich  die  Harmonie  zusammensetze,  dem  Namen 
nach  ähnlich  (gleich),  dem  Klange  nach  unähnlich  (ungleich)  sei.  Hiebei  darf 
man  allerdings  nicht  an  die  Notenzeichen  denken,  da  die  Octaventöne  bei  den 
alten  Griechen  nur  teilweise  (und  zu  der  Zeit  Heraklits  wahrscheinlich  noch 
gar  nicht)  durch  gleiche  Buchstaben  bezeichnet  wurden,  sondern  an  die  tech- 
nischen Namen  vTiarrj,  h'.%avog,  /ueoi]  u.  s.  w.  Wenn  Knaben-  und  Männerstimmen 
einunddieselbe  Melodie  sangen  und  gleichzeitig  z.  B.  den  Klang  der  „Hypate" 


1)  Aristoteles  Eth.  Eud.  VII,  1,  p.  1235,  a,  27.     Plutarch  De  tranq.  an.  c.  15,  p.  474. 

2)  Bei  Pseudo-Aristoteles  De  mundo  C.  5,  p.  396,  b,  20:  xo  naga  xq}  oxoxbivoj  keyö/.ievov  'Hgaxkeijco 
„ovväy>eiag  ovXa  xai  ovyi  oi>).a,  ovfiyegö/xevov  xai  8iaq>eg6fievov,  ovväöov  xai  öiädov'  xai  ix  nävxwv  e'v,  xal 
i;   evög  .idvia" . 

3)  Die  Stelle  lautet  in  der  Ueberlieferung  (vgl.  bei  Bywater,  Heracliti  Ephesii  reliquiae  S.  66, 
18.  Abschn.):  dgfiovitjg  ovvxdg'ieg  ex  xü>v  avxiöv  ovy  ai  aiixai  ix  xov  olgeog  xal  ix  xov  ßageog,  ovöfiaxi  fiev 
dfioioiv,  (pdöyyco  6e  ovy_  öftoicov.  xa  nXeioxa  diäqpoga  /xäXiaxa  gvfupegei  xai  xa.  iMycaxa  dtäcpoga  rjxiaxa  ^vfifpiga. 
el  di  o/ioia  xävxa  jiott'joei  xig  ovx  in  xigipig.    ai  nXeTaxai  fisxaßokai  xai  ai  noXveiöiaxaxai  /tiäXcoxa  xeqjiovoiv. 

Patin  liest:  aQfiovirjv  avvxaxxovaiv  ix  xov  6!; sog  xai  zov  ßagiog,  ovöfiaxi  ftev  öfioiwv,  (p&6yyq>  de  ov% 
6/xoiwv.  o~vvxäi;eig  ix  xwv  avxwv  ov%  ai  avtai.  xa  jiXetoxa  dtä<poga  u.  s.  w.  Im  vorletzten  Satz  statt  exi  evi. 
Patin,  Heraklitische  Beispiele  I.     Gymnasialprogramm  Neuburg  a.  Donau  1891,  S.  62 — 70. 

Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wias.  XXI.  Bd.  I.  Abtb.  2 


10 

angaben,  so  waren  dies  zwei  ungleichhohe  aber  gleichbenannte  Töne.  Man 
darf  hier  auch  nicht  etwa  sagen:  es  war  Hypate  und  Nete;  denn  für  jede  der 
Stimmen  war  es  eben  der  tiefste  unter  den  ihr  verfügbaren  Leitertönen,  und 
dieser  wurde  Hypate  genannt. 

Heraklit  fährt  fort:  „Die  Zusammenstellungen  aus  dem  Nämlichen  sind 
nicht  die  nämlichen" ;  womit  er  den  auch  sonst  oft  ventilierten  Gedanken  aus- 
spricht, dass  aus  gleichen  Elementen,  hier  speziell  Tönen,  viele  und  verschie- 
dene Combinationen  (Melodien)  gebildet  werden.  Und  nun  hebt  er  weiter 
hervor,  dass  (bei  den  Tönen)  das  Verschiedenste  am  besten  zusammenpasse  und 
das  einander  Nächstliegende  am  schlechtesten.  Dieser  auffallende  Satz  findet 
doch  seine  volle  Bestätigung,  wenn  wir  ihn  so  auslegen,  dass  die  Grenztöne 
der  Octave  (die  zwar  nicht  die  schlechthin  verschiedensten  Töne,  aber  doch 
die  verschiedensten  im  Tonbereich  einer  Melodie  darstellten)  die  vollkommenste 
Consonanz  mit  einander  geben,  die  Secunden  dagegen  die  stärkste  Dissonanz.1) 
Aber  freilich  kann  man  nur  in  Bezug  auf  das  gleichzeitige  Erklingen  sagen, 
dass  die  Secunden  am  wenigsten  zusammenpassen.  Denn  in  der  Melodie  stehen 
sie  nicht  hinter  anderen  Schritten  zurück,  sind  vielmehr  das  Gewöhnliche,  und 
dass  dies  auch  für  das  griechische  Ohr  galt,  darüber  kann  nach  allen  Berichten 
und  nach  den  Ueberresten  griechischer  Melodien  nicht  der  mindeste  Zweifel 
bestehen.  Wenn  also  dieser  Satz  sich  überhaupt  auf  Töne  bezieht  —  worauf 
der  Zusammenhang  deutlich  hinweist  —  und  die  gegebene  Auslegung  richtig 
ist,  so  hat  Heraklit  (bezw.  Pseudo-Hippokrates)  hier  die  Consonanz  und  Dis- 
sonanz gleichzeitiger  Töne  im  Auge. 

Aber  so  bestechend  die  Auffassung  ist,  für  sicher  möchte  ich  sie  nicht 
ausgeben.  Es  scheint  mir  nicht  ausgeschlossen,  dass  nur  von  der  Wirkung 
der  Contraste  in  der  Melodie  die  Rede  wäre.  Dieser  Gedanke  würde  auch 
ganz  unmittelbar  zu  den  folgenden  Sätzen  leiten:  eine  Melodie  auf  Einem  Ton 
wäre  unerfreulich  u.  s.  w. 

Es  folgt  dann  in  der  Schrift  weiter  eine  Vergleichung  mit  der  Kochkunst, 
wobei  in  allen  erwähnten  Punkten  genaue  Analogien  zwischen  der  Koch-  und  der 
Tonkunst  gefunden  werden.  Dieser  Umstand  Hesse  sich  nun  wieder  zur  Stütze 
der  ersten  Interpretation  heranziehen,  da  wir  es  in  der  Kochkunst  in  erster 
Linie  mit  der  Mischung  gleichzeitiger  Geschmäcke  zu  thun  haben  und  sich 
auf  solche  die  Ausführungen  des  Verfassers  unzweideutig  beziehen.2)    Immerhin 


x)  So  hat  auch  Patin  und  bereits  Schuster  den  Satz  verstanden. 

2)  In  Bezug  auf  die  Textverderbnis  kann  ich  Patins  Hauptbedenken,  dass  die  Zunge  diäqxova  xai 
ov/ntpcova  unterscheiden  soll,  nicht  so  schwerwiegend  finden,  da  die  Ausdrücke  hier  natürlich  übertragen 
zu  verstehen  sind.     Sprechen  wir  doch  auch  von  einem  wolzusainmenstimmenden  Farbenaccord  und  hat 


11 

liegt  ein  logischer  Zwang  nicht  vor:  das  Gleichnis  kann  eben  auch  „mutatis 
mutandis"  gemeint  sein.  So  ist  also  dieser  Punkt  auch  für  Heraklit  nicht 
ganz  sicherzustellen. 

Eine  Bemerkung  aber  drängt  sich  noch  auf.  Wenn  Heraklit  durch  den 
Hinweis  auf  die  Consonanz  das  harmonische  Zusammenwirken  und  die  Ein- 
heit der  Gegensätze  im  Weltganzen  illustrieren  will,  so  entgeht  ihm,  dass 
man  die  beiden  Töne  eines  Intervalls  doch  nur  sehr  uneigentlich  als  entgegen- 
gesetzt (ivavTlot)  bezeichnen  kann.  Sie  sind  verschieden  an  Höhe,  das  ist 
aber  auch  alles.  Sie  bilden  nicht  Endpunkte  einer  Empfindungsreihe,  wie 
etwa  Weiss  und  Schwarz  Extreme  darstellen,  innerhalb  deren  die  sämtlichen 
Grau-Nuancen  liegen.  Wenn  man  von  einem  Ton  zwischen  den  beiden  Inter- 
valltönen ausgeht,  liegen  diese  natürlich  in  entgegengesetzten  Richtungen.  Aber 
der  Ausgangspunkt  selbst  ist  willkürlich  und  kann  ebenso  gut  jenseits  des  einen 
der  beiden  Töne  genommen  werden,  in  welchem  Falle  dann  beide  in  gleicher 
Richtung  liegen.  Aus  diesem  Grunde  finden  wir  später  in  den  Definitionen 
des  Intervall-  und  des  Consonanzbegriffes  statt  von  entgegengesetzten  vielfach 
correcter  nur  von  ungleichen  Tönen  gesprochen.  Heraklit  selbst  fällt  gelegent- 
lich in  die  richtigere  Ausdrucksweise;  so  bei  Aristoteles  Eth.  Nie.  p.  1155,  b,  5: 
ix  twv  diaqiQovTuw  y.akuoxi]v  a^iioviav.  Aber  seine  Intention  ist,  wie  auch 
an  dieser  Stelle  aus  dem  Zusammenhang  evident  hervorgeht,  auf  Gegensätze 
gerichtet.  Nur  in  diesem  Sinn  kann  er  die  Beispiele  für  seine  metaphysischen 
Ideen  gebrauchen.1)  Dass  die  Vereinigung  von  Consonanz  und  Dissonanz  in  der 
Melodie  nicht  viel  besser  dazu  zu  verwenden  ist,  würde  sich,  glaube  ich,  eben- 
falls zeigen  lassen.     Doch    mag   dies   hier    auf   sich  beruhen.     Auch  mit  Vor- 


man  doch  bis  in  die  neueste  Zeit  Analogien  der  Consonanz  und  Dissonanz  auch  bei  den  niederen  Sinnen 
wiederfinden  wollen.  Gleiches  gilt  für  den  letzten  Satz  der  Stelle,  wonach  der  (Geschmacks-)Symphonie 
Lustcharakter  zukommt,  wenn  die  Zunge  in  guter,  Unlust,  wenn  sie  in  schlechter  Verfassung  ist. 

x)  Bezüglich  der  Octave  ist  ihm  seltsamer  Weise  noch  in  neuerer  Zeit  Herbart  gefolgt,  der  das 
Verhältnis  der  Octaventöne  als  „ vollen  Gegensatz"  bezeichnet,  ganz  im  Widerspruch  mit  dem  musi- 
kalischen Bewusstsein,  welches  hier  eher  eine  hervorragende  Aehnlichkeit  behaupten  würde. 

Vielleicht  ist  Heraklit  zu  der  Lehre  vom  Gegensatz  bei  den  Octaventönen  durch  den  Umstand  ver- 
leitet worden,  dass  dieses  Intervall  beim  gemeinschaftlichen  oder  abwechselnden  Gesang  („Gegengesang") 
derselben  Melodie  von  Seiten  der  Männer  und  Weiber  gebraucht  wird.  Obschon  auf  das  Verhältnis  der 
Geschlechter  die  Analogie  von  Schwarz  und  Weiss  auch  nicht  gerade  Anwendung  findet,  so  ist  es  doch 
immerhin  eher  ein  Gegensatz   zu  nennen   als  das  Verhältnis  zwischen  einem  höheren  und  tieferen  Ton. 

Zum  Begriff  des  svavziov  vgl.  Aristoteles  Met.  A,  10.  Zeller  verteidigt  (Phil.  d.  Griechen  I,  25 
S.  654  Anm.)  die  laxere  Auffassung  Heraklits,  da  man  eben  solche  Bestimmungen  entgegengesetzt  nenne, 
die  mit  einander  nicht  gleichzeitig  und  in  der  gleichen  Beziehung  in  dem  gleichen  Subject  Zusammen- 
sein können.  Diese  Auffassung  von  „Conträr"  liegt  in  der  That  der  Formulierung  des  logischen  Prinzips 
der  „eontriiren  Opposition"  zu  Grunde.  Doch  muss  man  dann  sogar  zwei  benachbarte  Nuancen  derselben 
Farbe  oder  die  Bestimmungen  „2  Meter  lang"  und  „4  Meter  lang"  als  Gegensätze  bezeichnen. 


12 

stehendem  wollte  ich  nicht  kritisieren  um  der  Kritik  willen,  sondern  nur  um 
des  historischen  Verständnisses  willen. 

Denn  gerade  in  diesem  Punkt,  in  der  metaphysischen  oder  kosmologischen 
Verwertung  der  Consonanz,  hat  Heraklit  grossen  Einfluss  auf  die  Folgezeit 
geübt,  wenn  er  sich  auch  mit  Pythagoras  darin  nicht  messen  kann.  Es  wurde 
ein  echter  und  rechter  Gemeinplatz,  jede  erspriessliche  Verknüpfung  heterogener 
Elemente  mit  der  musikalischen  „Harmonie"  zu  vergleichen  und  jede  Recht- 
fertigung menschlichen  und  göttlichen  Uebels  durch  die  Einfügung  der  Dis- 
sonanzen in  die  Musik  zu  stützen. 

Ein  Zeugnis  dieses  Fortwirkens  bietet  die  pseudo  -  aristotelische  Schrift 
ttsql  xoofiov,  der  wir  oben  einen  Originalausspruch  Heraklits  entnahmen.  Ihr 
Verfasser,  ein  eklektischer  Peripatetiker  ungefähr  im  ersten  christlichen  Jahr- 
hundert1), führt  mit  salbungsvoller  Breite  den  Gedanken  durch,  dass  alles  in 
der  Natur  durch  Gegensätze  bewirkt  werde  und  dass  daraus  das  Zusammen- 
stimmende {avfjLipoJvov)  entstehe.  Die  Kunst  ahme  dies  nach:  „die  Malerei, 
indem  sie  die  Farben  mischend  die  Bilder  mit  den  Gegenständen  in  Ueberein- 
stimmung  bringt  (djiersXsos  ovfAxpwvovg)]  die  Musik,  indem  sie  hohe  und  tiefe, 
lange  und  kurze  Töne  in  verschiedenen  Stimmen  mischend  Eine  Harmonie  aus- 
gestaltet  (jiiiav  ämieleoev  aQ/,toriav);  die  Grammatik,  indem  sie  eine  Verschmel- 
zung aus  Vocalen  und  Consonanten  bewirkt."  (Aristot.  op.  p.  396,  b,  7  f.)  Ich 
führe  diese  heraklitischen  Nachklänge  hier  an,  weil  wir  später  keinen  Anlass 
finden,  die  Schrift  zu  berücksichtigen.  Man  sieht  aber  auch  wieder  an  dieser 
Stelle,  dass  man  das  Einswerden,  die  jui£ig  und  xyäotg  in  der  heraklitischen 
Bedeutung  nicht  ohne  weiteres  auf  strenge  Gleichzeitigkeit  der  bezüglichen 
Eindrücke  deuten  kann.2) 


*)  Genauere  positive  Zeitbestimmung  scheint  kaum  möglich,  vgl.  Zeller,  Ueber  den  Ursprung  der 
Schrift  von  der  Welt.    Sitz.-Ber.  d.  preussischen  Akad.  1885,  S.  399  f. 

2)  Im  weiteren  Verlauf  seiner  Rede  spricht  der  Verfasser  allerdings  auch  einmal  ausdrücklich  von 
der  gleichzeitigen  Mischung  (p.  399,  a,  14),  indem  er  darauf  hinweist,  dass  im  Chor,  nachdem  der 
Chorführer  angefangen,  der  ganze  Chor  der  Männer,  zuweilen  auch  der  Frauen,  einfalle  und  aus  höheren 
und  tieferen  Tönen  Eine  melodische  Harmonie  mische  (ev  diayogoig  cpwvatg  ö'g~vzegaig  xai  ßagvzegaig  /ta'av 
(ig/noviav  i/u/ueXfj  xegawvvzwv).  Aber  man  kann  hieraus  nicht  schliessen,  wie  Heraklit  die  Krasis  verstand, 
und  jedenfalls  denkt  der  Verfasser  hier  nur  an  Octaven. 

Bekannt  ist  Heraklits  Einfluss  auf  die  Kirchenväter  durch  Vermittlung  der  Stoiker.  Jene  haben 
denn  auch  sein  Musikgleichnis  kosmologisch  ausgebeutet.  Eine  hiehergehörige  Aeusserung  des  Eusebius 
von  Emesa  wird  uns  später  aus  einem  besonderen  Gesichtspunkt  von  Interesse  werden  (Schluss  dieser 
Abhandlung).  Eine  andere,  bei  dem  christlichen  Neuplatoniker  Synesius,  scheint  speziell  auf  das  Lyra- 
Gleichnis  Bezug  zu  nehmen:  Ov  ydg  eaziv  6  xöofjog  zo  äjiX&g  ev,  aXla  zö  ex  tzoXXwv  ev'  xai  iaziv  ev  avt(p 
fiegr)  fxegeai  ngoar/yoga  xai  fjLa%6(ieva,  xai  zfjg  ozäoemg  avzwv  elg  xrjv  xov  navxbg  öfiövoiav  av[iq>a>vovör)g' 
waneq  f\  Xvga  avazr^fia  (pdoyymv  eazl  ävziqiwvwv  te  xai  ovjjicpwvwv '  xo  de  ef  ävzixei/nevwv  ev  ag/uovc'a ,  xai 
lugag,  xai  xoa/xov.     (J.  H.  Vincent,  Notices  et  Extraits  des  Manuscrits  III,  282.) 


13 


3.  Plato. 

Ausführlicheres  erfahren  wir  zuerst  bei  Plato.  SvfMpwvia,  ov/uxpcovelv 
(Gegensatz:  avriqxovelv  oder  diaipujveiv,  auch  gelegentlich  dovjLicpwvov  dvai) 
sind  für  ihn  Lieblingsausdrücke,  und  nichts  ist  gewöhnlicher  in  seinen  Schriften 
als  die  Vergleichung  der  richtigen  Seelenverfassung,  der  Besonnenheit  oder  der 
Gerechtigkeit,  oder  auch  einer  ästhetischen  oder  einer  rein  logischen  Ueber- 
einstimmung  mit  der  musikalischen  „Symphonie"  oder  „Harmonie";  sei  es,  dass 
er  die  Vergleichung  ausdrücklich  anstellt  oder  sie  nur  durch  die  metaphorische 
Anwendung  dieser  Ausdrücke  andeutet1)  Diese  beiden  Ausdrücke  selbst  ge- 
braucht er  in  solchen  Fällen  synonym  und  verbindet  sie  gern  zu  gegenseitiger 
Erläuterung;  auch  stellt  er  sie  mit  ovv&eoig,  xyäoig,  ovyra§ig  u.  dgl.  zusammen. 
In  den  letzten  Schriften  wird  für  das  Consonanzverhältnis  fast  nurmehr  der 
Ausdruck  ovtu(pa)via  gebraucht  (der  auch  später  als  technischer  Ausdruck  dafür 
verblieben  ist2)),  während  äynoria  hier  mehr  die  richtige  Stimmung  aller  Töne 
der  Leier  oder  die  Tonleiter  bedeutet. 

Sachlich  kommt,  um  vom  Allgemeinsten  anzufangen,  zunächst  der  Abschnitt 
des  Phaedo  (92  a  f.)  in  Betracht,  worin  die  Ansicht  des  Simmias,  dass  die 
Seele  eine  Harmonie  (körperlicher  Elemente)  sei,  widerlegt  wird.  Der  Begriff 
der  Harmonie  wird  hier  in  einem  allgemeineren  Sinne  gefasst,  obschon  Simmias 
selbst  die  Harmonie  der  Saiten  zur  Erläuterung  herangezogen  hatte;  offenbar 
um  dem  Gegenbeweis  die  allgemeinste  Anwendung  zu  sichern.  Wesentlich  ist 
dem  Begriffe  das  Zusammenpassen  (äy^oTreir)  von  Teilen  irgend  welcher 
Art.  Die  Harmonie  ist  ein  ovv&ztov,  dem  Allgemeinbegriff  der  ovvdtöig  unter- 
geordnet. In  gewissen  Fällen  sind  auch  Gradunterschiede  des  Zusammenpassens 
möglich,  kann  also  eine  Harmonie  mehr  oder  weniger  Harmonie  sein.  Hiebei 
mag  Plato  speziell  an  die  Gradunterschiede  der  Consonanz  (Octave,  Quinte, 
Quarte)  gedacht  haben.3) 


1)  Vgl.  für  die  ethische  Parallelisierung  Laches  188  d,  Phaedo  93  c,  Rep.  III  402  d,  IV  430  e— 432  a, 
442  c,  IX  591  d,  Tim.  47  d. 

Für  die  logische  Gorg.  482  b,  c,  Phaedo  101  d. 

2)  Vgl.  aber  auch  schon  Kratyl.  405  d  :    jieqI  xtjv  iv  zfj  (pdf/  ägfiovlav,  >/'  dtj  ov/ucpcovia  xaXelxai. 

3)  93  b:  rj  ov%h  f\  <5'  og,  uv  /uev  fi&XXov  dgfioa&fj  xal  sninXeov,  el'jreg  ivde%eTai  rovxo  yiyveofiai,  /.läXXöv 
te  äv  äofiovia  ei'tj  y.ai  nlslcov  x.  r.  X.  Plato  meint:  Wo  Gradunterschiede  des  Zusammenpassens  möglich 
sind,  da  sind  Grade  der  Harmonie  möglich.  Da  die  Seele  (so  führt  Plato  seinen  hier  nicht  sehr  durch- 
sichtigen Beweis,  von  dem  ich  nirgends  eine  correcte  Auslegung  finde,  fort)  offenbar  nicht  mehr  oder 
minder  Seele  sein  kann,  so  gehört  sie  jedenfalls  nicht  zu  den  Harmonien,  die  Gradunterschiede  zulassen. 
Als  eine  Harmonie  ohne  Gradunterschiede  kann  sie  aber  auch  nicht  an  Gradunterschieden  der  Harmonie 
(oder  gar  an  der  Disharmonie)  teilhaben  —  93e  — .  Folglich  könnte  sie  auch  nicht  an  den  Unter- 
schieden der  Tugendhaftigkeit  oder  des  Lasters  teilhaben ,  die   doch   offenbar   (wie  bereits  93  b  f.  ein- 


14 

Dieselbe  Unterordnung  der  Consonanz  unter  den  allgemeineren  Begriff 
irgend  eines  Zusammenpassens  liegt  wol  vor,  wenn  Rep.  VII,  531  a,  c  etwas 
wunderlich  von  „gehörten  Symphonien"  die  Rede  ist,  oder  wenn  in  den  Ge- 
setzen Weisheit  als  schönste  und  grösste  der  Symphonien  bezeichnet  wird1). 
Bei  der  letzteren  Wendung  mögen  Plato  aber  auch  wieder  zugleich  die  ver- 
schiedenen Consonanzgrade  vorgeschwebt  haben. 

Man  könnte  fragen,  ob  in  allen  diesen  Fällen  eine  wirkliche  Unterordnung 
unter  einen  allgemeineren  Begriff,  unter  ein  genus  proximum,  in  Piatos  Sinne 
lag,  oder  nicht  vielmehr  eine  blosse  Analogisierung,  ein  bj.uovvf.iov  xar'  avaloyiav, 
mit  Aristoteles  zu  reden;  ähnlich  wie  im  Phaedon  Philosophie  als  die  schönste 
Musik  gepriesen  wird.  Doch  war  in  unserem  Fall  wol  in  der  That  eine  logische 
Subsumtion  beabsichtigt. 

Anderwärts  finden  wir  statt  des  Zusammenpassens  eine  gewisse  Einheit 
oder  eine  Verschmelzung  als  das  Wesentliche  hingestellt.  So  im  Sympo- 
sion 187  b,  wo  Eryximachus  gegen  Heraklits  Ausdrucksweise  polemisiert,  dass 
die  Harmonie  aus  Widerstreitendem  bestehe:  seine  Meinung  sei  vielleicht 
gewesen,  dass  sie  aus  vorher  Widerstreitendem,  Hohem  und  Tiefem,  entstehe, 
nachdem  es  durch  die  Tonkunst  in  Uebereinstimmung  gebracht  sei.  Plato 
scheint  hier  anzunehmen,  dass  der  Gegensatz  der  Höhe  und  Tiefe  beim  Con- 
sonieren  irgendwie  getilgt  sei;  und  es  scheint  sich  die  Aeusserung  auf  das 
gleichzeitige  Erklingen  der  Töne  zu  beziehen. 

Stärker  tritt  das  Merkmal  der  Einheit  Rep.  IV,  443  d  in  den  Vorder- 
grund. Beim  Guten  und  Gerechten  wirken  die  drei  Seelenkräfte  zusammen 
wie  drei  Saiten,  die  den  Grundton,  die  Mese  (Quarte)  und  die  Octave  geben, 
„und  was  etwa  noch  dazwischen  liegt".  All  dies  ist  verbunden  und  der  Mensch 
ist  schlechtweg  Einer  geworden  aus  Vielen  (443  e:  ixavjänaaiv  eva  yevofxevov 
hz  tioUcüv).  Auch  hier  denkt  Plato  allem  Anschein  nach  an  gleichzeitiges 
Erklingen  der  drei  Töne.     Unwillkürlich  drängt    sich   uns  dabei  die  Analogie 


geschaltet  ist)  als  Harmonien  und  Disharmonien  in  der  Seele  gelten  müssen.  Somit  führt  die  Voraus- 
setzung des  Simmias  zu  einem  Widerspruch  mit  den  Thatsachen. 

Hätte  Plato  es  als  allgemeines  Prinzip  zu  Grunde  gelegt,  dass  jede  Harmonie  Gradunterschiede 
besitze,  so  wäre  die  Folgerung  weit  einfacher  gewesen:  da  die  Seele  natürlich  nicht  mehr  oder  minder 
Seele  sein  kann,  ist  sie  eben  nicht  eine  Harmonie. 

Innerhalb  der  Beweisführung  werden  aber  Gradunterschiede  einmal  dem  Anscheine  nach  geradezu 
geleugnet  (93  d:  /.irjdev  fiällov  /xt]ö'  im  nlkov  fir\be  r\xxov  firjd'  sn'1  üXaxxov  hegav  hsgas  äg/toviav  ag/toviag 
etvai).  Der  Widerspruch  ist  nur  so  zu  lösen,  dass  man  unter  Harmonie  hier  speziell  diejenige  versteht, 
als  welche  die  Seele  von  Simmias  definiert  worden  war,  dass  also  der  Satz  nur  eine  Uebersetzung  des 
unmittelbar  vorangehenden  in  diese  Sprache  sein  soll  (xovxo  d'  toxi  xd  6/toköyij/xa). 

')  Leg.  III  689  d:  nü>g  yag  äv ,  w  (plloi ,  ävsv  g~v{i<pcovtag  ykvoix  äv  qpQovrjoewg  xal  xo  ofiixgoxaxov 
eldog;  ovx  saxiv,  äZX'  fj  xakMaxr)  xal  fisytaxt]  xwv  q~vn<p<oviä>v  /xsytaxrj  dixaiöxax'  av  Uyoixo  oocpia. 


15 

unseres  Dreiklangs  auf,  und  sicherlich  würde  Plato,  wenn  die  Griechen  eine 
solche  Verwendung  der  Terz  gekannt  hätten,  kein  anderes  Beispiel  gewählt 
haben.  Der  Zusatz  „was  etwa  noch  dazwischen  liegt"  bezieht  sich  vielleicht 
auf  die  Paramese  (Quinte),  sofern  sie  statt  der  Mese  eingesetzt  ebenfalls  einen 
consonierenden  Dreiklang  ergiebt. 

In  dieselbe  Reihe  gehört  Leges  II,  c.  9,  p.  665,  a.  Der  Sinn  für  Ord- 
nung, sagt  Plato  hier,  sei  nur  der  menschlichen  Natur  eigen.  Die  Ordnung 
der  Bewegung  nenne  man  Rhythmus,  die  der  Stimme,  wenn  zugleich  Hohes  und 
Tiefes  zusammenschmelzen,  Harmonie1),  die  Verknüpfung  von  beidem  (von  Rhyth- 
mus und  Harmonie)  Chorreigen.  Wir  finden  hier  das  Merkmal  des  geordneten 
Zusammenpassens  und  das  der  einheitlichen  Verschmelzung  miteinander  ver- 
knüpft. Aber  hier  ist  nun  wieder  nicht  zu  behaupten,  dass  Plato  speziell 
consonante  Töne,  und  ebensowenig,  dass  er  Zusammenklänge  im  Auge  hatte. 
Wahrscheinlicher  vielmehr  bedeutet  Harmonie  hier  nur  eben  Melodie.  Nur 
sofern  consonante  Töne  die  Grundlage  der  Melodie  bilden,  können  wir  die 
Definition  mit  heranziehen. 

An  anderen  Stellen  weist  Plato  in  pythagoreisierender  Weise  auf  die 
Zahlenverhältnisse  hin.  Wenn  im  Kratylus  gelegentlich  „das  Zusammen- 
stimmen im  Gesang,  das  man  Symphonie  nennt",  mit  den  Gestirnbewegungen 
zusammengestellt  wird,  so  giebt  sich  Plato  hier  allerdings  mehr  als  Referent2). 
Im  VII.  Buche  der  Republik  (530  d  f.)  wendet  er  sich  spöttisch  gegen  die, 
welche  die  Musiklehre  auf  das  Ohr,  speziell  auf  die  Beobachtung  feinster 
Unterschiede  gründen  wollten,  ist  aber  auch  mit  den  Pythagoreern  nicht  ganz 
zufrieden,  da  sie  zwar  in  den  gehörten  Symphonien  den  Zahlen  nachforschen, 
sich  aber  nicht  zu  den  Problemen  erheben,  welche  Zahlen  symphonisch  seien 
und  welche  nicht,  und  aus  welchen  Gründen.  Plato  nennt  dies  ein  gross- 
artiges, göttliches  Unternehmen  (daiuuvtov  nyäyua,  nafinolv  sQyov),  fruchtbar 
für  die  Erforschung  des  Schönen  und  Guten.  Denn  die  Untersuchung  über 
die  Verbindung  und  gegenseitige  Verwandtschaft  der  Zahlen,  in  die  er  auch 
die  gewöhnliche  Mathematik  hinüberspielen  will,  erscheint  ihm  als  nächste  Vor- 
stufe der  Untersuchung  über  die  Verbindung  und  Verwandtschaft  der  Begriffe 
(Dialektik),    deren    höchstes  Ziel    wieder    die  Erkenntnis    der   Idee    des    Guten 


')  Tij  öi]  xrjg  xivt)oeo)g  xüg~ei  6v&/xog  övo/xa  ei'rj,  xfj  <5'  av  xfjg  q>o>vfjg,  xov  xe  ötjeog  afia  xal  ßaqeog  ovy- 
xegarvuiiercor,  äg/iovia  ovofxa  xgoaayogevouo. 

2)  „co?  rpaoiv  ot  xofiywl  Tiegl  fiovoixijv  xal  äaxgovofilavli  (Krat.  405  d).  In  der  sogleich  zu  besprechenden 
Stelle  der  Republik  wird  die  Zusammenstellung  dieser  „ Schwesterwissenschaften "  ausdrücklich  gutgeheissen: 
xal  avxai  ä'/.h)ko)v  aSeXcpat  nvec  ai  fxtoxfjfiui  tivai,  mg  ot  xe  IIv&ayÖQeiol  cpaoi  xal  f}fiüg,  a>  rXavxcav,  !-vy- 
Xaigovfiev. 


16 

ist.  Er  tritt  damit  hart  an  die  Grenze  des  Mystizismus,  wie  er  in  der  neu- 
platonischen Schule  um  sich  greift. 

Auf  einer  ganz  anderen  Bahn  finden  wir  ihn  in  der  sehr  interessanten 
Stelle  des  Timaeus  c.  37  p.  80  a  f.  Plato  zeigt  sich  hier  vertraut  mit  der 
in  der  pythagoreischen  Schule  wahrscheinlich  schon  vor  Archytas  aufgekom- 
menen, aber  durch  diesen  besonders  ausgebildeten1)  und  an  Plato  mitgeteilten 
Lehre  von  der  Entstehung  der  Töne  durch  Bewegungen;  und  er  verwendet 
diese  Lehre  zur  Erklärung  der  Consonanz.  Im  Zusammenhang  mit  der  Phy- 
siologie des  Athmens  kommt  er  hier  auf  die  Wirkung  der  Schröpf  köpfe  u.  dgl. 
und  in  dem  nämlichen  Satz  auf  die  der  Töne  zu  sprechen,  „welche  schnell 
und  langsam,  hoch  und  tief  erscheinen,  und  bald  dissonant  infolge  der  Unähn- 
lichkeit  der  in  uns  von  ihnen  erzeugten  Bewegung,  bald  consonant  infolge  der 
Aehnlichkeit.2)  Denn  die  langsamen  Bewegungen  erreichen  die  schon  nach- 
lassenden und  ihnen  ähnlich  gewordenen  der  vorangehenden  und  schnelleren, 
denen  sie  nachfolgen  und  die  sie  fortbewegen;  indem  sie  sie  aber  erreichen, 
fügen  sie  nicht  in  störender  Weise  eine  neue  Bewegung  noch  dazu  [wie  die 
dissonanten],  sondern  sie  fügen  den  Anfang  der  langsameren  Bewegung  an  den 
(lies:  an  das  Ende)  der  schnelleren;  und  indem  sie  die  Aehnlichkeit  mit  der  auf- 
hörenden hineinbringen,  mischen  sie  aus  der  hohen  und  tiefen  Bewegung  einen 
einheitlichen  Zustand,  infolge  dessen  sie  den  Unverständigen  (sinnliche)  Lust, 
den  Verständigen  aber  durch  Nachahmung  der  göttlichen  Harmonie  in  ver- 
gänglichen Bewegungen  (ästhetisches)  Wohlgefallen  gewähren."3) 

Plato  denkt  sich  hienach  den  Vorgang  so,  dass  die  den  höheren  Tönen 
entsprechenden  schnelleren  Bewegungen  während  der  Verbreitung  im  Organis- 


J)  Vgl.  Mus.  scriptor.  p.  43  und  p.  130  f. 

2)  Tim  80  a:  xal  oaoi  cp&öyyoi  xa%etg  xe  xal  ßgaSelg  ö^elg  xe  xal  ßageig  cpaivovxai,  roxi  fiev  ävägfj.ooxoi 
<peg6f*evoi  öi   avofioiözrjxa  xfjg  ev   fjfilv  vji    avxcöv  xivfjoewg,  xoxe  8e  g~v[icpo)voi  8t1  ofioiöxrjxa. 

Zum  Verständnis  dieses  Satzes  muss  man  die  an  einer  früheren  Stelle  der  nämlichen  Schrift 
(p.  67  b)  gegebenen  Definitionen  berücksichtigen:  „Ton  nennen  wir  den  von  den  Ohren  durch  die 
Luft,  das  Gehirn  und  das  Blut  bis  zur  Seele  dringenden  Anstoss  (jiXqyi'jr),  Hören  die  daraus  entspringende 
Bewegung,  die  vom  Kopfe  beginnt  und  in  der  Lebergegend  endigt.  Die  schnellere  Bewegung  nennen 
wir  hoch  (6c~etav),  die  langsame  tief  {ßagvzegav);  die  gleichförmige  eben  und  glatt  (r/;v  8k  ofiolav  SfiaX/jv 
xe  xal  Xeiav),  die  entgegengesetzte  rauh;  die  ausgiebige  (noXXfjv)  gross,  die  entgegengesetzte  klein.  Von 
der  Symphonie  später."  Ich  habe  hier  6/uoiav  durch  „gleichförmig"  übersetzt,  weil  diese  Bedeutung,  in 
der  das  Wort  auch  sonst  vorkommt,  hier  nach  den  zwei  beigefügten  Umschreibungen  offenbar  gemeint 
ist,  während   „ähnlich"  bei  einem  einzelnen  Ton  überhaupt  keinen  Sinn  hätte. 

3)  xag  yag  xwv  Tigoxigwv  xal  &axxövo)v  ol  ßgadvxegoi  xcvt'jaeig  änojiavofievag  f/Si]  xe  elg  Sfioiov  eXtjXvftviag, 
alg  vaxegov  avxol  Jigoacpegöfievoi  xivovaiv  exelvag,  xaxaXa/ußävovai,  xaxaXa^ißävovzeg  de  ovx  älh]v  ijzefißäXXovzeg 
a.vexägag~av  xivrjoiv,  aXV  ägxrjv  ßga8vregag  cpogäg  xaxä  xfjv  \xeXevxr]v\  xfjg  däxxovog,  djioXrjyovarjg  8e  6fioiöxr\xa 
jrgooäymvxeg  /iiav  eg~  6g~eiag  xal  ßagelag  Igvvexegäoarzo  Ttäftrjv,  ö'&ev  rj8ovrjv  fiev  xoig  aq>goaiv,  ev<pgoavt'7]v  8e 
xotg  e'[A.(pgooc  8ta  xfjv  xfjg  delag  agpoviag  fitfir/atv  ev  'dvrjxatg  yevojxevrjg  qpogaTg  jzagioxov. 

Zu  der  vermuteten  Einschaltung  xeXevxtfv  s.  u.  S.  18,  Anm.  2  das  Referat  des  Theophrast. 


17 

mus  nach  und  nach  langsamer  werden,  dass  dann  die  langsameren  Bewegungen 
der  tieferen  Töne  ihnen  nachkommen,  und  dass  daraus  ein  einheitlicher  und 
doch  den  früheren  Bewegungen  ähnlicher  Zustand  entsteht,  den  wir  als  Con- 
sonanz  empfinden.  Plato  nennt  diesen  Zustand  nicht  wieder  eine  Bewegung; 
denn  er  mochte  wol  bemerken,  dass  der  Verwandlung  beider  Bewegungen 
in  eine  einzige  von  einheitlicher  Geschwindigkeit  eben  auch  nur  ein  einfacher 
Ton  entsprechen  würde,  nicht  aber  das,  was  wir  als  einen  consonanten  Zu- 
sammenklang bezeichnen.  Dieser,  die  Symphonie,  erscheint  ihm  zwar  als  etwas 
Einheitliches,  aber  doch  wol  nicht  als  etwas  Einfaches,  worin  die  beiden  Töne 
gar  nicht  wieder  zu  erkennen  wären. 

Dies  ist  für  uns  das  Wichtigste  in  der  Ausführung.  Die  Lehre  von  der 
Mischung  oder  Verschmelzung  der  hohen  und  tiefen  Töne  in  der  Consonanz, 
die  später  eine  immer  grössere  Rolle  spielt,  tritt  uns  deutlich  entgegen1). 
Dass  Plato  hier  von  dem  Eindruck  gleichzeitiger  Töne  redet,  ist  zweifellos, 
die  ganze  Erklärung  hätte  ja  sonst  keinen  Sinn. 

Die  Beschreibung  des  Prozesses,  durch  welchen  die  physiologische  Unter- 
lage der  Consonanzempfindung,  jene  nicht  näher  definirte  „tt </#??",  aus  den 
beiden  Bewegungen  entsteht,  kann  als  Ausführung  der  im  Symposion  (s.  o.) 
gegebenen  unbestimmten  Andeutung  oder  Forderung  angesehen  werden.  Die 
physikalischen  und  physiologischen  Voraussetzungen,  auf  denen  die  Theorie 
ruht,  vertragen  sich  nicht  mit  unseren  Begriffen:  aber  ganz  kann  man  sich 
doch  nicht  des  Eindruckes  erwehren,  dass  etwas  von  Helmholtz'  Lehre  über 
die  „Störungen  des  Zusammenklangs"  durch  die  Schwebungen  dissonanter 
Klänge  und  von  dem  gleichförmigen  Abfluss  des  Klanges  bei  consonanten 
Klängen  hier  durchschimmert.  Und  da  Plato  im  Timaeus  auch  einzelne  Klänge 
in  „gleichförmige  und  glatte"  und  in  „ungleichförmige  und  rauhe"  scheidet, 
warum  soll  nicht  auch  die  eigentümliche  Rauhigkeit,  die  bei  dissonanten 
Zusammenklängen  sich  (zwar  nicht  ausnahmslos,  aber  doch  bei  obertonreichen 
Klängen  sehr  regelmässig)  findet,  und  die  relative  Glätte  der  Consonanzen 
schon  bemerkt  worden  sein?  Plato  selbst  mag  sie  nicht  beobachtet  haben,  da  er 
sinnlicher  Beobachtung  abgeneigt  und,  wie  mir  nach  allem  scheint,  auch  nicht 
speziell  musikalisch  veranlagt  war  (dass  er  mit  Vorliebe  von  Harmonie  und 
Disharmonie  in  allen  Dingen  redet,  steht  dem  nicht  entgegen).  Aber  jenen  „Be- 
obachtern feinster  Unterschiede",  die  er  in  der  Republik  verspottet,  ist  vielleicht 


J)  Auch  Symp.  188  a  verbindet  Plato  aQuovla  xai  xgäatg,  gebraucht  aber  hier  äg/iovla  im  übertragenen 
oder  allgemeineren  Sinn,  indem  er  von  der  richtigen  Mischung  der  Wärme  und  Kälte,  Feuchtigkeit  und 
Trockenheit  spricht. 

Abb..  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  3 


18 

auch  dieser  Unterschied  nicht  entgangen,  Plato  hat  davon  gehört  und  legt 
sich  ihn  in  seiner  Weise  zurecht. 

Von  Interesse  sind  die  hinzugefügten  Bemerkungen  über  die  Gefühls- 
wirkung der  Consonanz.  Plato  erwähnt  die  heute  noch  nicht  ausgetragene 
Streitfrage  über  die  sinnliche  oder  intellectuelle  und  ethische  Natur  des  Har- 
moniegefühls und  findet  beide  Theorien  psychologisch  zutreffend  je  nach  dem 
Individuum,  auf  welches  die  Musik  einwirkt;  obschon  er  natürlich  in  der 
letzteren  Wirkung  das  eigentliche  Ziel  der  Musik  sieht1).  Die  Lustwirkung 
der  Consonanz  und  die  Unlustwirkung  der  Dissonanz  gilt  ihm  aber  nicht  (wie 
vielen  Späteren)  als  Merkmal  zur  Definition  von  Consonanz  und  Dissonanz  in 
sich  selbst,  sondern  nur  eben  als  eine  daran  geknüpfte  Folge. 

Auf  die  eben  besprochene  Lehre  aus  dem  Timaeus  bezieht  sich  offenbar 
der  Bericht  des  Theophrast  in  den  Fragmenten  seiner  verlorenen  qwaixai  dogai. 
„Der  Ton  —  so  lässt  Theophrast  hier  Plato  sagen  —  ist  eine  Erschütterung 
durch  die  Luft,  das  Gehirn  und  Blut  von  den  Ohren  bis  zur  Seele.  .  .  .  Con- 
sonant  sind  die  Töne,  wenn  der  Anfang  der  langsamen  (Bewegung)  gleich  ist 
dem  Ende  der  schnellen."2) 

Eine  letzte  und  bedeutungsvolle  Stelle  ist  die  viel  citierte  und  discutierte 
im  VII.  Buch  der  Leges,  c.  15,  p.  812,  d.  Plato  spricht  vom  Musikunterricht: 
„Der  Musiklehrer  wie  der  Zögling  müssen  die  Lyra  zu  Hilfe  nehmen,  wegen 
der  Deutlichkeit  (der  festen  Abstimmung)  der  Saiten,  indem  sie  die  Töne  mit 
den  Tönen  in  Uebereinstimmung  bringen.  Die  Heterophonie  aber  und  die 
Buntheit  der  Lyra  (Lyramusik),  wobei  andere  Weisen  von  den  gespannten 
Saiten,  andere  von  dem  Componisten  der  Melodie  herrühren,  indem  man  die 
Enge  zur  Weite  (enge  zu  weiten  Tonschritten),  die  Schnelligkeit  zur  Langsam- 
keit (schnelle  zu  langsamen  Tonbewegungen)  und  die  Höhe  zur  Tiefe  als  Sym- 
phones  und  Antiphones  hinzubringt3),  ferner  indem  man  gleichermassen  mannich- 
faltige  rhythmische  Verzierungen  mit  den  Tönen  der  Lyra  anfügt:   alles  der- 


)  Vgl.  Tim.  47  d :  i)  6s  ägfxovia,  g~vyyevelg  i'yovaa  cpogag  zaig  iv  fjfiiv  zfjg  yvyfjg  rcegiödoig,  zqi  /nszä 
vov  jzgooxgoj/isvco  Movoaig  ovx  £<py  i)8ovtjv  äXoyov,  xaüdneg  vvv,  elvai  öoxsT  xQrjcif,iog,  uXX'  all  zip'  yeyovvtav 
ev    rjfiTv    aväg/xoazov  xpvyfjg  jzegiodov    elg  xazaxöofiijoir    xai  ovficpwvtav  iavzij  ovfiiuc/o;  v.io  Movo&v  dedozai. 

2)  Theophr.  fcagm.  de  sensibus  85  (ed.  Wimmer  III,  p.  32;  bei  Diels,  Doxographi  Graeci  1879, 
p.  525,  18) :  ov/Äcpcovetv  6',  ozav  %  dg/Jj  zfjg  ßgaöeiag  oiiola  >)  zi]  zslevzij  zrjg  za%eiag.  Wahrscheinlich  ist 
hienach  auch  in  der  Stelle  Tim.  80,  b  (oben  S.  16,  Anm.  3)  nach  xaza  zijv  einzufügen:    zshvzrjv. 

Was  Theophrast  nachher  (Diels  527,3  f.)  kritisch  über  diese  Lehren  Piatos  bemerkt,  ist  für  unsere 
Zwecke  irrelevant.     Ueber  seine  eigene  Tonlehre  s.  u.  No.  5. 

3)  .  .  .  .  z))v  <5'  ezsgocpwviav  Hai  noixdiav  zfjg  Ivgag,  cilla  fisv  /libj  zcöv  xogömv  letacöv,  dXXa  de  zov 
ztjv  fizlioblav  g~vvdivzog  tzou]zov,  tcal  örj  xal  xvxvöztjza  (A.av6zt]zi  xai  zäyog  ßgaövzfjzi  xai  6g~vzr)za  ßagvztjzi 
^Vficpcovov  xai  dvzicpwvov  xageyofiivovg  x.z.X. 


19 

artige  dürfen  wir  denen  nicht  zumuten,  die  in  drei  Jahren  sich  das  Brauchbare 
an  der  Musik  cursorisch  aneignen  sollen." 

Ueber  die  Stelle  hat  sich  schon  Bürette  ausführlich  verbreitet.  Stallbaum 
schrieb  eine  besondere  Abhandlung  darüber1).  Beide  wollten  zeigen,  dass 
daraus  für  die  Mehrstimmigkeit  in  der  griechischen  Musik  nichts  folge.  Neuer- 
dings wurde  sie  von  dem  Neugriechen  Demetrius  Sakellarios  Wort  für  Wort 
commentiert2).  Ich  habe  sie  möglichst  wörtlich  übersetzt,  in  der  Uebersetzung 
aber  zugleich  meine  Auffassung  der  verschiedenen  Punkte  angedeutet.  Soviel 
ist  unleugbar,  dass  die  Instrumentalbegleitung  bei  dieser  Vortragsart  sich  in 
einer  freien  und  im  allgemeinen  nicht  übereinstimmenden  Weise  zum  Gesang 
verhielt.  Auch  scheint  im  Text  angedeutet,  dass  dem  Spieler  die  Noten  hie- 
bei  nicht  vom  Componisten  der  Melodie  vorgeschrieben  waren,  sondern  dass 
er  improvisierte.  Er  bediente  sich  dabei  auch  engerer  Intervalle  als  die  Stimme 
(unter  einem  Halbton),  rascherer  Tonbewegungen  und  höherer  Töne. 

Insoweit  stimme  ich  mit  Sakellarios  überein,  der  die  drei  genannten 
Punkte  noch  näher  erläutert.  Wenn  dann  weiter  von  noixiXfiara  tujv  (wd-fiviv 
gesprochen  ist,  so  brauchen  wir  dies  nicht  als  eine  überflüssige  Wiederholung 
zu  betrachten:  denn  raschere  Tonbewegung  ist  nicht  dasselbe  wie  mannich- 
faltiger  Rhythmus.  Plato  scheint  mir  bei  den  noixiXfiara  speziell  an  Verzie- 
rungen zu  denken,  wie  solche  auch  für  die  alte  Musik  unter  bestimmten 
Formen  bezeugt  sind. 

Die  Hauptfrage  bleibt  aber  die  richtige  Auslegung  der  Worte  ^v/Licpcoror 
zal  avx ic/  ujvov.  Sakellarios  und  Westphal  beziehen  sie  mit  Bürette  auf  alle 
drei  vorausgehenden  Gegensatzpaare.  Es  ist  mir  wahrscheinlicher,  dass  sie 
nur  zu  dem  letzten  (Höbe  und  Tiefe)  gehören.  Doch  bleibt  die  Meinung  in 
beiden  Fällen  im  Wesentlichen  dieselbe:  die  Töne  des  Instruments  sind  zum 
Gesänge  symphon  und  antiphon. 

Unter  symphon  verstehen  nun  Alle:  consonant.  Dagegen  antiphon 
soll  nach  Bürette,  Forkel  und  sämtlichen  Neueren  nicht  etwa  dissonant 
bedeuten,  sondern  das  Octavenintervall;  und  zwar  auf  Grund  einer  Stelle 
in  den  sog.  aristotelischen  Problemen  (XIX,  39).  Sakellarios,  der  ebenfalls 
diese  Auffassung  zu  Grunde  legt,  bemerkt  jedoch  sehr  mit  Recht,  dass  dem 
Sinne    nach    von    dissonanten    Intervallen    die    Rede    sein    müsste.      Ueberall 


x)  G.  Stallbaum,  Musica  ex  Piatone  secundum  locum  legum  VII,  p.  812.  Programm  der  Leipziger 
Thomasschule  1846. 

2)  Bei  Westphal,  Griech.  Harmonik  u.  Melopoeie  (Rossbach  und  Westphal,  Theorie  der  musischen 
Künste  der  Hellenen  II.  Bd.),  3.  Aufl..  1886,  S.  102  f.  Ebenso  in  Westphal's  Ausgabe  des  Aristoxenus 
II.  Bd.  (1893)  S.  LXXVII  f. 

3* 


20 

sind  ja  an  unserer  Stelle  Gegensätze  zusammengestellt,  die  ganze  Fügung  der 
Diction  lässt  nichts  anderes  hier  erwarten.  Auch  wäre  es  mehr  als  wunder- 
lich, es  wäre  ein  Musterstück  unlogischen  Denkens,  wenn  Plato  von  Consonanzen 
und  Octaven  spräche,  da  ihm  doch  die  Octave  in  erster  Linie  selbst  zu  den  Con- 
sonanzen gehört.  Deswegen  vermutet  Sakellarios  und  mit  ihm  Westphal  hier 
diacpwvov  statt  avrixpojvov. 

Meiner  Meinung  nach  ist  diese  Conjectur  unnötig.  Es  ist  eine  völlig 
haltlose  Annahme,  dass  avi Lipwv ov  hier  etwas  anderes  bedeute 
als  eben  dissonant.  Ueberall  sonst  gebraucht  Plato  dieses  Wort  ab- 
wechselnd und  gleichbedeutend  mit  diacpwvov,  als  Gegensatz  zu  av^Kfiovov, 
wenn  er  es  auch  in  spezifisch-musikalischer  Bedeutung  nur  an  dieser  Stelle 
benützt1).  J läcpvoi'ov  als  technischer  Ausdruck  für  dissonant  scheint  zu  Plato's 
Zeit  noch  nicht  festgestanden  zu  haben.  Noch  Aristoteles  scheint  keinen  festen 
Ausdruck  für  dissonant  zu  besitzen,  wenigstens  kommt  in  seinen  Schriften  keiner 
vor.  So  ist  es  nicht  im  Geringsten  zu  verwundern,  wenn  Plato  hier  den  seinem 
sonstigen  Sprachgebrauch  naheliegenden  Ausdruck  dvT.icpojvov  als  Gegensatz  zu 
ovjLMpayvoy  verwendet.  Er  hätte  ebensogut  dicapüjvov  sagen  können,  es  ist  Zufall, 
dass  er  das  Synonymon  gewählt  hat. 

Die  einzige  Autorität,  auf  Grund  deren  man  von  dieser  im  Grunde  selbst- 
verständlichen Auffassung  abwich,  sind  die  sog.  aristotelischen  Probleme.  Aber 
sie  stammen  allen  Anzeichen  nach  nicht  oder  nur  zum  geringsten  Teil  von 
Aristoteles.  Gerade  der  eigentümliche  Gebrauch  von  avTupuivla  gehört  mit  zu 
diesen  Anzeichen,  und  zwar  lässt  sich,  wie  ich  glaube,  daraus  schliessen,  dass 
die  bezüglichen  Probleme  ganz  bedeutend  später,  im  1.  oder  2.  Jahrhundert 
nach  Christus,  entstanden  sind.  Auf  den  platonischen  Sprachgebrauch  ist  aus 
den  Problemen  in  keinem  Fall  ein  Schluss  zu  ziehen. 

Und  selbst  in  den  Problemen  ist  avTlqxavov  nicht  ohne  Weiteres  synonym 
mit  Octave.  Wie  könnte  sonst  die  Frage  auch  nur  aufgeworfen  werden 
(Pr.  XIX,  17):  „Warum  singt  man  nicht  in  der  Quinte  antiphon?"  Das  würde 
ja  ex  definitione  heissen:  Warum  singt  man  nicht  in  der  Quinte  eine  Octave? 
Allerdings  wurde  zum  Antiphonieren ,  nämlich  zum  Gegengesang  oder  zur 
Wiederholung  einer  Melodie  auf  anderer  Tonhöhe  (das  ist  die  Bedeutung  des 
Worts  in  den  Problemen)  nur  die  Octave  verwendet;  und  daraus  erklärt  sich, 
dass  bei  einzelnen  späteren  Schriftstellern  die  Octave  selbst  als  antiphones  (zum 
Gegengesang  geeignetes)  Intervall  bezeichnet    und    ihr  die  Quinte  und  Quarte 


J)  In  den  Gesetzen  selbst  vgl.  IV,  p.  717b:  rä  Jisgitzä  aal  dvziqpcova  rotg  t'fixgoo&ev  gtj&eToi.  Und 
ähnlich  wird  an  vielen  Stellen  anderer  Dialoge  bald  avTupwvsTv  bald  diacpaveiv  im  Sinne  von  „wider- 
sprechen" gebraucht,  gegenüber  ovfupwvstv  =  übereinstimmen  (s.  o.  S.  13). 


21 

als  Symphonien  gegenübergestellt  wurden.  So  bei  Thrasyll  (nach  Theo  von 
Snryrna)  im  1. —  2.  Jahrhundert  n.  Chr.,  bei  Porphyrius  (3.  Jahrh.)  und  bei 
Byzantinern  wie  dem  Manuel  Bryennius  im  14.  Jahrhundert.  Aber  wir  haben 
kein  Recht,  diese  selbst  in  späterer  Zeit  nicht  allzu  häufige  Anwendung  ohne 
Weiteres  in  Plato  hineinzutragen.  In  Plato's  Zeit  umfasst  der  Begriff  des 
avucpoorov  durchaus  die  Octave  mit,  und  zwar  an  erster  Stelle;  sie  wird  an- 
geführt, wo  es  gilt,  das  Wesen  der  Symphonie  zu  erläutern1). 

Dass  aber  selbst  in  späterer  Zeit,  als  diucpiovov  längst  technischer  Aus- 
druck für  das  Dissonante  geworden,  auch  avrUpiovov  noch  gelegentlich  als 
Ersatz  dafür  gebraucht  wurde,  lehrt  uns  die  oben  (S.  12  Anm.  2)  angeführte 
Aeusserung  des  Synesius1). 

So  ist  die  platonische  Stelle  ohne  Aenderung  verständlich,  und  wenn  sie 
auch  keine  unterscheidenden  Merkmale  von  Consonanz  und  Dissonanz  an  die 
Hand  giebt,  so  ist  sie  uns  doch  insofern  wichtig,  als  sie  die  Verwunderung 
darüber  beseitigen  hilft,  dass  die  Alten,  wie  wir  immer  öfter  und  deutlicher 
bemerken  werden,  die  Definition  der  Consonanz  wesentlich  auf  Eigentümlich- 
keiten gleichzeitiger  Tonverbindungen  gründeten.  Denn  es  war  hienach  bei 
der  instrumentalen  Begleitung  des  Gesanges  eine  Art  von  Zweistimmigkeit  im 
Gebrauche,  wobei  Zusammenklänge  von  beiderlei  Art  zum  Vorschein  kamen; 
womit  freilich  noch  lange  nicht  eine  harmonische  Begleitung  im  modernen 
Sinne  behauptet  ist. 

Man  könnte  noch  etwa  versuchen,  unter  ov^upwvov  xal  ävr'upwvov  zu  ver- 
stehen: „gleichzeitig  und  abwechselnd".  Plato  würde  dann  bei  aviupwvov  an 
die  Begleitung  zum  Gesänge,  bei  avxupoivov  an  das  Vor-,  Nach-  oder  Zwischen- 
spiel der  Lyra  gedacht  haben,  während  über  die  dabei  benützten  Intervalle 
gar  nichts  gesagt  wäre.  In  diesem  Falle  würde  die  Stelle  für  unseren  Zweck 
nicht  in  Betracht  kommen.  Doch  scheint  mir  der  logische  Zusammenhang 
dieser  Auslegung  entschieden  ungünstig.  Denn  was  Plato  hier  unter  dem  Namen 
der  „Heterophonie"  der  Lyra  beschreibt,  bildet  den  ausdrücklichen  Gegensatz 
zu  dem  vorher  erwähnten  7iQoo%o{)da  änodidovai  ra  (pfrey/uara  rolg  (p&ey/uaoi, 
worunter  zweifellos  (der  Ausdruck  kommt  auch  anderwärts  vor)  die  unisone 
Begleitung  zu  verstehen  ist.  Also  muss  man  unter  Heterophonie  doch  wol 
Begleitung  (gleichzeitiges  Spielen)  in  anderen,  consonanten  und  dissonanten, 
Tönen  verstehen,  wie  denn  auch  die  Ausdrücke  na^tyoi.ievovg  und  TTpoooc^uor- 
xovrug  entschieden  darauf  hinweisen. 


l)  Näheres  über  die  „Antiphonie"  in  den  Problemen  und  sonst  s.  in  meiner  Arbeit:  Die  pseudo- 
aristotelischen Probleme  über  Musik,  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  1896,  S.  25  f.,  65  f. 
Ferner  vgl.  unten  No.  8  und  11. 


22 

Rückblickend  finden  wir  bei  Plato  die  Merkmale  des  Zusammenpassens, 
der  einheitlichen  Verschmelzung,  des  mathematischen  Zahlenverhält- 
nisses und  bestimmter  Bewegungsverhältnisse.  Natürlich  lassen  sich 
alle  diese  Merkmale  auch  in  Zusammenhang  mit  einander  bringen.  Aber 
schwerlich  kann  man  sagen,  welches  für  Plato  als  das  primäre  galt  und  ob 
zu  allen  Zeiten  seines  Schriftstellerns  das  nämliche. 

4.  Aristoteles. 

Aristoteles  gebraucht  avtixpiovia  bereits  fast  ausschliesslich  als  technischen 
Ausdruck  für  die  Consonanz  der  Töne.  Nur  hie  und  da  findet  sich  die  all- 
gemeinere oder  metaphorische  Anwendung  (so  Pol.  1334,  b,  9).  In  der  Topik 
(123,  a,  33  und  139,  b,  32)  erklärt  er,  sicherlich  mit  Hinblick  auf  Plato's  Vor- 
liebe für  den  Ausdruck,  man  müsse  Acht  geben,  ob  nicht  eine  blosse  Metapher  als 
Gattungsbegriff  ausgegeben  werde,  wie  wenn  man  die  niocpQoavvi]  eine  ovu(piovla 
nenne.  Jede  Gattung  werde  im  eigentlichen  Sinn  von  ihren  Arten  ausgesagt, 
die  Symphonie  aber  von  der  Besonnenheit  nur  metaphorisch,  denn  Symphonie 
finde  sich  nur  in  Tönen.  Auch  avfjupmvos  erscheint  jetzt  nur  selten  in  über- 
tragenem Sinne,  häufig  dagegen  doch  avinfoivüv  und  dioupuivtir1).  Für  die 
musikalische  Dissonanz  findet  sich  bei  Aristoteles  überhaupt  kein  eigener  Aus- 
druck, er  sagt  nur  einmal:  Xverai  i)  GVfitpujvia  (p.  424,  a,  30  —  32).  Dass  er 
bei  gegebener  Veranlassung  dimpiovia  dafür  gebraucht  hätte,  ist  nach  der 
sonstigen  Gegenüberstellung  (cf.  Pol.  VII,  13,  p.  1331,  b,  30)  anzunehmen.  'Avil- 
(pcovog  findet  sich  nur  in  den  unechten  Problemen,  und  da,  wie  bereits  erwähnt, 
in  ganz  anderer  Bedeutung. 

Einmal  setzt  Aristoteles  die  Symphonie  der  Homophonie  gegenüber  und 
zwar  als  das  Vorzüglichere,  ja  einzig  Richtige;  wo  er  nämlich  gegen  die  Güter- 
gemeinschaft und  überhaupt  gegen  die  übertriebene  Uniformierung  des  Staates 
auftritt.  Ein  solcher  Staat,  sagt  er,  wäre  kaum  mehr  ein  Staat  zu  nennen, 
„wie  wenn  einer  die  Symphonie  in  Homophonie  oder  den  Rhythmus  in  Einen 
(gleichförmigen)  Schritt  verwandelte"2).  Wollte  man  hier  oviKpwtna  im  Sinne 
von  Mehrklang  fassen,  so  würde  folgen,  dass  der  damaligen  Musik  Mehrklänge 
durchaus  wesentlich  gewesen  seien.  Aber  richtiger  werden  wir  annehmen,  dass 
Aristoteles  hier  nur  den  Gebrauch  von  verschiedenen  Tönen  überhaupt,  auch 
wenn  sie  aufeinanderfolgen,    und    auch  wenn   dissonante  Intervalle  dabei  vor- 


1)  Pol.  VII,  15,  p.  1334,  b,  9  heisst  es  in  ganz  platonischer  Weise:    zavza  (nämlich  q>vaig,  s&og  und 
Xöyog)  yag  ösT  jiqoq  akhjla  ovfMpwyeTv  ov/j,q>cov£av  zip'  dgiazrjv. 

2)  Pol.  II,  5,   p.  1263,  b,  34:    wotisq    xäv   el'  zig    zrjv   avfxcpoiviav   noirjaeisv    6/.io(pcoviar    i)    zov   Qv&fiov 
ßaaiv  fziav. 


23 

kommen,  im  Sinne  hat,  dass  er  also  den  communistischen  Staat  mit  einer 
Melodie  auf  Einem  Ton  vergleicht. 

Längere  Ausführungen  über  die  Prinzipien  der  Musiktheorie  finden  wir 
bei  Aristoteles  nicht.  Er  soll  nach  Diogenes  Laertius  eine  eigene  Schrift  über 
die  Musik  verfasst  haben,  und  vielleicht  ist  das,  was  Plutarch  De  Mus.  c.  23 
unter  seinem  Namen  anführt,  dieser  Schrift  entnommen.  Diese  Stelle  beginnt 
mit  einer  Lobpreisung  der  Harmonie  in  gut  pythagoreischem  Stil1),  um  dann 
sofort  zur  Besprechung  der  einzelnen  Zahlenverhältnisse  überzugehen.  Wir 
erfahren  sonst  nur  noch,  dass  der  „Körper  der  Harmonie"  (wahrscheinlich  sind 
die  Töne  selbst  damit  gemeint,  im  Gegensatz  zu  den  Zahlenverhältnissen)  aus 
ungleichen  Teilen  (hohen  und  tiefen  Tönen)  bestehe,  die  aber  miteinander  sym- 
phonieren. 

Wir  sind  daher  auf  die  Definitionen  der  Symphonie  und  die  sonstigen 
Aeusserungen  darüber  angewiesen,  die  sich  in  den  Zusammenhang  der  ari- 
stotelischen Untersuchungen  eingestreut  finden. 

In  einer  ersten  Reihe  von  Stellen  giebt  Aristoteles  eine  pythagoreisierende 
Erklärung.  So  bringt  er  in  den  zweiten  Analytiken  als  Beispiel  dafür,  wie 
die  Frage  nach  dem  Wesen  mit  der  nach  der  Ursache  zusammenfalle,  die  Definition 
der  Symphonie  als  eines  Zahlenverhältnisses  zwischen  einem  hohen  und 
einem  tiefen  Ton3).  Wir  vermissen  hier  freilich  die  spezifische  Differenz,  wo- 
durch sich  Consonanz  von  Dissonanz  unterscheidet,  denn  auch  diese  ruht  ja 
auf  einem  Zahlenverhältnis.  In  einer  weiter  unten  zu  besprechenden  Stelle 
(De  sensu  p.  439,  b,  32)  wird  das  unterscheidende  Merkmal  erwähnt:  das  Ver- 
hältnis muss  ein  leichtfassliches  (evkoyiOTog)  sein.  Noch  kürzer  dagegen  fasst 
sich  Aristoteles  an  einigen  Stellen  der  Metaphysik4):  Symphonie  ist  ein  Zahlen- 
verhältnis. Und  in  der  Schrift  über  die  Seele  wird  sie  gelegentlich  überhaupt 
nur  als  ein  Verhältnis,  loyog,  bezeichnet. 

Zugleich  erscheint  aber  hier,  wo  es  auch  auf  sinnenfällige  Merkmale 
ankommt,  der  Begriff  des  aiy.rov  und  der  (M§ig,  einer  Mischung  der  Töne, 
und  wird  die  Mischung,  bei  der  ein  gewisses  Verhältnis  sich  findet,  als  Grund 
einer    besonderen  Annehmlichkeit   bei   allen    Sinnesempfindungen   hingestellt5). 


1)  i)  de  aoßorta  iailv  ovoavia  rrjv  (pvaiv  e%ovoa  deiav  xai  xaXi/r  xai  öat/wviav. 

2)  oWBOtdvat   <Y  avriji  xö  awfia  ileyev  ex  /xegwv  dvo/uoicov  ov/KporovvTcov  jj.evxoi  ngog  alh]la. 

")  Analyt.  post.  90,  a,  19:  h>yo?  amdu&v  ev  6~eX  >)  ßaoeT.  So  der  Bekker'sche  Text.  Aber  r)  ist 
vollkommen  sinnlos  und  muss  mit  cod.  D  durch  xai  ersetzt  werden. 

*)  Met.  991,  b,  13  und   1092,  b,  14:  Myos  doiOiiwv. 

6)  De  anima  III,  2,  p.  42  i,  a,  27  f. 

Hier  hatte  Aristoteles  auseinandergesetzt,  dass  der  Ton  und  das  Hören,  Inhalt  und  Akt  des 
Empfindens,   in  gewissem  Sinn  Eins,    in  gewissem  Sinn  zweierlei  sei,    und  will    nun  weiter  zeigen,    dass 


24 


Dieser  Begriff  der  Mischung  nun  wird  an  anderen  Stellen  als  wesentliches 
Merkmal  der  Symphonie  bezeichnet,  So  Metaph.  1043,  a,  10:  „die  Symphonie 
ist  eine  bestimmte  Mischung  (,ul§ig  joiadi)  eines  Hohen  und  eines 
Tiefen."    Aristoteles  will  hier  seinen  metaphysischen  Begriff  der  Form  (hvtQytia) 


jede  Sinneswahrnehmung  ein  Verhältnis  sei.  „Wenn  die  Symphonie  eine  Art  Klang,  Klang  und  Hören 
aber  gewissermassen  eins  und  die  Symphonie  ein  Verhältnis  ist,  so  ist  notwendig  auch  das  Hören  eine 
Art  Verhältnis."  Der  überlieferte  Text  des  ersten  Satzes  lautet  bei  Bekker:  ei  <5'  ■>)  ov/ucpcovi'a  <p<ovfj  zig 
eaziv,  fj  de  cpcovrj  xal  fj  axofj  eoziv  d>g  ev  eozi  xal  eoziv  &>g  oi%  k'v  zo  avzö,  X.öyog  <5'  fj  ovficpcovia,  aväyy.rj  y.ai 
zijv  axorjv  Xöyov  ziva  sivai. 

Die  Worte  xal  eoziv  ....  avzö  klammert  Torstrik  (Arist.  De  an.  p.  80  mit  168)  mit  Recht  ein;  sie 
«•ehören  nicht  in  den  Nexus  des  Beweises,  führen  nur  irre  und  sind  sicherlich  von  einem  Abschreiber 
hineingesetzt,   um  die  Stelle   mit  der  vorhergehenden  in  eine  äusserliche  TJebereinstimmung  zu  bringen. 

Die  Folgerung  selbst  hat  den  Auslegern  allezeit  Not  gemacht,  insofern  sich  doch  eigentlich  nur 
für  das  Hören  der  Symphonie,  nicht  für  jedes  Hören,  ergeben  würde,  dass  es  ein  Verhältnis  sei.  Tren- 
delenburg will  (Arist.  De  an.  p.  439)  cpwvfj  und  ovfj.<pcovi'a  umstellen  und  nun  mit  Simplicius  und  Philoponus 
cpcovrj  als  Subject  fassen.  Aber  es  ist  ja  doch  nicht  die  Stimme  oder  der  Klang  (wie  man  richtiger  über- 
setzt, da  von  dem  Inhalt  der  Gehörsempfindungen  die  Rede  ist)  ein  besonderer  Fall  der  Symphonie 
{ovncpwvla  zig),  sondern  die  Symphonie  ist  ein  besonderer  Fall  des  Klanges  (cpmvfj  zig). 

Der  Gedankengang  ist  vielmehr  mit  Torstrik  (p.  167)  durch  die  Erwägung  zu  ergänzen,  dass  sich 
an  dem  ausgezeichneten  Fall  der  Symphonie  die  Natur  des  Hörens  überhaupt  erkennen  lasse  (maxime 
est  xazä  <pvoiv).     Damit  wird  die  Argumentation  formell  correct. 

Aristoteles  fährt  nun  fort:  „Deswegen  (weil  die  Sinnesempfindung  ein  Verhältnis  ist)  verdirbt  auch 
schon  jeder  Ton  für  sich  allein,  sowol  der  hohe  wie  der  tiefe,  bei  allzugrosser  Stärke  {vxeoßäXXov)  das 
Gehör;  ebenso  beim  Geschmack"  u.  s.  w.  Er  geht  hier  offenbar  von  dem  Xöyog,  der  in  einem  bestimmten 
Mass-  oder  Zahlenverhältnis  der  einzelnen  gleichzeitigen  Empfindungen  (bezw.  physiologischen  Erregungen) 
zu  einander  besteht,  zu  dem  Xöyog  über,  der  in  der  Angemessenheit  einer  einzelnen  Empfindung  (Erregung) 
zum  Organ  besteht,  indem  sie  eine  gewisse  Stärke  oder  Dauer  nicht  überschreiten  darf,  ohne  diesem 
zu  schaden.  Man  kann  nicht  leugnen,  dass  er  sich  mit  dieser  mehrdeutigen  Fassung  des  Xöyog,  wie  über- 
haupt in  der  ganzen  Ausführung  bedenklich  der  jüngstverflossenen  „Relativitätslehre"  nähert.  Vgl.  hiezu 
auch  De  an.  II,  12,  p.  424,  a,  30:  sav  yag  fj  toyvQOTega  rov  alodijztjQiov  fj  xlvqoig,  Xvezai  6  köyog  (zovzo  cV  >/>■ 
fj  aioOrjaig  —  dies  ist  einzuklammern),  wojisq  xal  fj  ovpupmvia  xal  6  zövog  xgovofievcov  cxpödoa  z&v  %oqbG>v. 

Endlich  fügt  Aristoteles  zur  weiteren  Bekräftigung  bei:  „Deswegen  sind  auch  angenehm  die 
Empfindungen  (Inhalte),  wenn  sie  rein  und  unverrnischt  auf  das  (dem  Organ  angemessene)  Verhältnis 
gebracht  werden,  wie  der  hohe  Ton  oder  das  Süsse  oder  das  Salzige,  (nur)  dann  nämlich  sind  sie  angenehm. 
Im  Allgemeinen  aber  ist  mehr  das  Gemischte  angenehm  als  das  Hohe  oder  Tiefe." 

Nehmen  wir  den  letzten  Satz  zunächst  in  der  Form  hin,  wie  ich  ihn  in  der  Uebersetzung  gestaltet 
habe,  so  ist  alles  leicht  verständlich.  Die  Annehmlichkeit  der  Empfindungen  wird  als  weiteres  Zeugnis 
für  den  behaupteten  Xöyog  angeführt.  Einzelne  Empfindungen  für  sich  sind  angenehm,  wenn  sie  ohne 
störende,  das  Organ  angreifende  Beimischung  dargeboten  werden  (z.  B.  Töne  ohne  starke  Geräusche,  ohne 
stossende  Unterbrechungen,  speziell  hohe  Töne  ohne  die  gewöhnliche  zu  grosse  Intensität  und  Schärfe). 
Die  Hauptannehmlichkeit  aber  resultiert  aus  der  Verbindung  mehrerer  gleichzeitigen  Empfindungen  in 
bestimmtem  Verhältnis,  wie  bei  der  Symphonie,  also  aus  dem  Xöyog  im  ersten  Sinne  des  Wortes.  Dass 
dieser  Gedanke  auch  sonst  von  Aristoteles  ausgesprochen  wird,  haben  Trendelenburg  und  Torstrik  bereits 
betont;  wie  er  denn  auch  mit  seinen  metaphysischen  Begriffen  stimmt  (die  iiT$~ig  entspricht  der  ivzs- 
Xsysia,  die  Elemente  der  vXr\,  s.  das  im  Text  sogleich  Folgende). 

Aristoteles  kommt  mit  dieser  Wendung  (SXtog  de)  wieder  zu  demjenigen  X.öyog  zurück,  von  dem  er 
ausgegangen,  speziell  zum  Höhen  Verhältnis  zweier  Töne,  bei  welchem  ja  jeder  zugiebt,  dass  es  den 
Grund  der  Annehmlichkeit  enthält.  Ich  kann  nicht  mit  Trendelenburg  finden,  dass  er  von  der  Thesis  des 
Kapitels  .selbst  immer  weiter  abschweift.     Alles  wird  schliesslich   zum  Beleg  dafür  verwendet,   dass  Ton 


25 

erläutern  und  kritisiert  zuerst  den  Demokrit,  der  neben  der  gleichförmigen 
Materie  nur  die  drei  Prinzipien  der  Gestalt,  Lage  und  Ordnung  zur  Erklärung 
aller  Verschiedenheiten  annahm,  während  es  noch  sehr  viele  gebe,  wie  avv- 
d-töig,  jLu^tg,  xyäaig,  deo^iog,  y.ollct,  yo/ucpog,  Otoig,  XQovog,  ronog.  In  diesen  Ver- 
bindungsweisen liege  das  Wesen  des  Verbundenen  als  solchen,  und  wenn  wir 
dieses  definieren  wollen,  geschehe  es  durch  jene;  z.  B.  das  Eis  werde  als  ein 
in  bestimmter  Weise  verdichtetes  Wasser  definiert,  die  Symphonie  als  eine 
bestimmte  Mischung  eines  hohen  und  eines  tiefen  Tones.  Das  Analogon  dazu 
nun,  wenn  es  sich  nicht  um  Verbindungen,  sondern  um  Substanzen  selbst 
handelt,  sei  die  substanzielle  Form. 

Es  wird  für  das  Verständnis  dieser  Definition  dienlich  sein,  wenn  wir  den  Begriff  der 
juT^ig,  der  hier  primär  auf  äussere  körperliche  Vorgänge  bezogen  und  nur  nebenbei  durcb 
die  Symphonie  als  Empfindungsmischung  illustriert  wird,  auch  in  seiner  Bedeutung  für  die 
Körperwelt  nach  Aristoteles  kurz  in's  Auge  fassen.  Aristoteles  setzt  [ü£ig  und  xquois  gemein- 
schaftlich der  blossen  ovvfteoig,  der  äusserlichen  Juxtaposition  der  Teile  zweier  Körper,  gegen- 
über. Bei  einer  Mischung  wird  aus  verschiedenen,  ja  entgegengesetzten  Stoffen  ein  neuer 
einheitlicher  Stoff,  der  in  sich  selbst  gleichartige  Teile  besitzt.  Nur  der  Möglichkeit  nach 
sind  die  früheren  Stoffe  darin  noch  enthalten,  sofern  sie  wieder  daraus  entstehen  können.1) 


und  Hören  in  gewissem  Sinne  eins  sind,  indem  gezeigt  wird,  dass  die  daraus  folgenden  Consequenzen  in 
der  Erfahrung  zutreffen. 

Nun  weicht  aber  unsere  Uebersetzung  der  Stelle  im  letzten  Satz  vom  überlieferten  Text  ab.  Dieser 
lautet  (426,  b,  5):  „oAoyg  de  fiäXXov  ro  fiixiov  ov/Acpcovla  fj  xo  dg~v  rj  ßagv.  äcpt]  de  zo  fleg/iavTdv  y  tpvxröv' 
fj  5'  ato&rjoig  6  Xöyog'  vjteoßä?J^ovza  de  Avnel  r)  (p$eigei.a 

Hier  ist  vor  allem  av^icpcovla,  als  Prädicat  gefasst,  vollkommen  sinnlos,  da  der  einzelne  Ton  doch 
nicht  weniger  Symphonie  ist  als  die  Verbindung,  sondern  gar  nicht  (v.  Jan  hat  den  Satz  trotzdem  so 
stehen  lassen,  Mus.  sc.  p.  18).  Man  muss  also  mit  Torstrik  t'/dv  als  Prädicat  ergänzen  und  dafür  ov/i- 
<po)via  streichen. 

Torstrik  will  alles  von  av/icpoivia  bis  xpvxröv  streichen,  als  Randbemerkung  und  späteres  Einschiebsel 
von  Abschreibern.  Für  den  Satz  ä<pt]  de  möchte  ich  ihm  beistimmen.  Soll  dieser  auch  nur  in  sich  selbst 
verständlich  werden,  so  muss  (mit  Philoponus  und  Simplicius)  äcpfj  gelesen  und  i'/dv  ergänzt  (eigentlich 
auch  genauer  deg/ndv  xal  x/jvxqöv  gesetzt)  werden.  Aber  der  Satz  hat  hier  überhaupt  nichts  zu  thun; 
es  ist  ja  jetzt  von  der  Annehmlichkeit  der  Mischempfindungen,  nicht  des  Warmen  oder  Kalten  die 
Rede.  Wahrscheinlich  hat  Jemand,  da  Aristoteles  vorher  in  den  Beispielen  für  Einzelempfindungen 
zufällig  den  Tastsinn  nicht  erwähnte,  diesen  am  Rande  dazugefügt,  die  Bemerkung  gehört  aber  dann 
eine  Zeile  höher,  nach  yXvxv  1}  cdpvgov.  (Trendelenburg  übersetzt,  um  den  überlieferten  Text  zu  halten, 
sehr  kühn:  „Mixta,  quippe  quae  concentus,  gratiores  sunt  quam  mera,  ut  auditui  acutum  vel  grave, 
fcactui  calidum  vel  frigidum."  An  der  Uebersetzung  kann  man  wenigstens  sehen,  welche  Veränderungen 
nötig  wären.) 

Ich  glaube  aber  weiter,   dass   man   auch   noch   die  folgende  Zeile  streichen  muss:    >]  <5'  ala&rjaig  6 

(dieses  6  ist  auch  wieder  sinnlos)  ).6yog cp&eigei.     Das  klingt  wie  ein  Excerpt  des  Gedankenganges 

der  ganzen  Ausführung,  das  sich  Jemand  an  die  Seite  geschrieben  hat.  Wie  es  mit  de  hier  anschliessen 
kann,  ist  unerfindlich. 

J)  Ausführlich  handelt  Aristoteles  von  der  /«;<;  und  den  Bedingungen  ihres  Eintretens  De  gen.  et 
corr.  I,  c.  10.  Die  Untersuchung  schliesst  mit  der  Definition:  t)  de  /uT|«?  rü>v  /uixtwv  aXXoicoftev- 
xoiv  evcoatg. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wias.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  4 


26 

Es  giebt  allerdings  auch  eine  blos  scheinbare  Mischung,  fufig  ngög  t))v  ai'a&ijoiv,  wobei 
durch  Nebeneinanderlagerung  sehr  kleiner  Teilchen  für  unsere  Sinneswahrnehmung  der  Ein- 
druck eines  neuen  einheitlichen  Körpers  entsteht.  Aber  von  dieser  ist  die  wirkliche  Mischung 
wol  zu  unterscheiden1).  Aristoteles  hält  also  das  atomistische  Erklärungsprinzip  für  die 
chemischen  Vorgänge  nicht  für  ausreichend. 

Um  hier  zunächst  wieder  einen  Blick  auf  unsren  Hauptbegriff  zu  werfen,  so  scheint 
Aristoteles  gerade  bei  der  Definition  der  „ Harmonie"  einmal  den  Gegensatz  der  /xX^ig  und 
der  avv&eaig  zu  ignorieren,  indem  er  die  Harmonie  ein  Mischungsverhältnis  oder  eine  Syn- 
these nennt  (De  an.  I,  4,  p.  407,  b,  32  Xöyog  xig  xcöv  fju%&evta>v  f}  avv&eaig).  Doch  spricht 
er  hier  in  Wirklichkeit  nicht  von  der  Consonanz,  sondern  von  Harmonie  in  dem  etwas  vagen 
Sinne  der  Lehre,  die  er  bekämpft,  wonach  auch  die  Seele  eine  Harmonie  sein  sollte  (s.  o.  S.  7), 
und  gebraucht  demgemäss  auch  avv&eaig  in  allgemeinerem  Sinne  als  sonst. 

Während  er  nun  der  avv&eaig  die  pl^ig  und  xgäoig  gemeinschaftlich  gegenüberstellt2), 
werden  gelegentlich  auch  die  beiden  letzteren  Begriffe  noch  von  einander  unterschieden  und 
einander  gegenübergestellt3);  und  zwar  wird  juT^ig  als  Gattungs-,  xgäoig  als  Speciesbegriff 
bezeichnet,  sodass  also  nicht  jede  jui£ig  eine  xgäoig  ist  (wol  aber,  so  muss  man  consequent 
ergänzen,  jede  xgäoig  eine  /ui£ig).  Das  Trockene  mische  sich,  verschmelze  aber  nicht*). 
Welches  nun  aber  die  positiven  Unterscheidungsmerkmale  dieser  beiden  Vorgänge  nach 
Aristoteles  eigentlich  sind,  dürfte  schwer  klarzustellen  sein. 

In  einer  Abhandlung  seines  Commentators  Alexander  Aphrodisiensis  n.  xgdoecog  xal 
avt-rjoecog  wird  ebenfalls  xgäoig  als  eine  besondere  Form  der  [u£ig  bezeichnet.  Die  eine  Art 
der  Mischung  erfolge  xaxä  jiagädeoiv  xtbv  ovoi&v  xal  äcpr]v.  Dies  sei  die  füfig  xaxä  avv- 
&eaiv.  Die  andere  Art,  i)  co?  xgäoig  iiiTtjig,  erfolge  dadurch,  dass  das  Gemischte  nicht  erhalten 
bleibe  und  nebeneinanderliege,  sondern  materiell  eins  werde5).  Bei  der  ersten  Art  denkt 
der  Commentator  wahrscheinlich  an  jene  scheinbare  Mischung,  die  Aristoteles  als  {ük~ig  Tigög 
%)]v  ala&rjaiv  bezeichnet.  Die  zweite  Art,  die  xgäoig,  fällt  dem  angegebenen  Begriff  zufolge 
mit  der  eigentlichen  und  wirklichen  [ügig  des  Aristoteles  zusammen.  Wir  erfahren  daher 
nichts  über  den  von  Aristoteles  intendierten  Unterschied  zwischen  filzig  und  y.Qäoig.  In  der 
That  giebt  der  Commentator  die  Bedingungen  der  xgäoig  sogleich  darauf  in  derselben  Weise 
an  wie  Aristoteles  die  der  f.u£ig,  und  spricht  selbst  dabei  bald  von  xgäoig  bald  von  juitjig6). 


1)  De  gen.  et  corr.  1.  c.  p.  327,  b,  31  f.,  p.  328,  a,  10:  <pa/.iiv  <5',  el'jieg  Sei  fisfiT/J}ai  zi,  zo  fiix&iv 
ofioiofiegsg  stvai,  xal  oJojzeg  zov  vdazog  zo  /usgog  vScoq,  ovzo)  xal  zov  xgadsvzog  (hier  wird,  wo  es  sich  um 
den  Gegensatz  zur  ovvßeaig  handelt,  xgäoig  und  (itg~ig  zusammengeworfen),  äv  6'  fj  xaza  fiixgä  ovvdeoig 
■>)  fiTg~tg,  ovdsv  ov/.ißr)Oezai  zovzmv,  u)J.a,  /.lövov  fisfiiy/Lteva  jzgog  zijv  atodtjoiv'  xal  zö  avxö  zw  fisv  fteftiy/.isvov, 
iäv  jxr)  ßlexrj  6g~v,  zä>  Avyxei  (5'  ovßiv  fi£/^ty/.i£vov. 

2)  Vgl.  De  gen.  et  corr.  328,  a,  8:  ovvOsoig  yag  sozat  xal  ov  xgäaig  ovdk  /.ttt-ig.  Ferner  s.  d.  vorige 
Anmerkung. 

3)  Unterschieden  in  mehreren  bereits  erwähnten  Stellen,  gegenübergestellt  Met.  p.  1042,  b,  29:  zä 
ftkv  fteplx&at,   cd  de  xexgäoßai. 

*)  Top.  IV,  p.  122,  b,  25:  s'zi  si  zo  yevog  elg  zo  elSog  eöijxsv,  oiov  zijv  äxpiv  ojisq  avvoyj]v  fj  xijv  /xTg~iv 
ö'tisq  xgäoiv  ....  ovzs  yag  fj  fit^tg  uxaoa  xgäaig  (i)  yag  zä>v  grjgwv  [A.Tg~ig  ovx  i'axi  xgäoig)  x.  z. ).. 

6)  In  dem  von  der  Berliner  Akademie  herausgegebenen  Supplementum  Aristotelicum  II,  2,  p.  228, 
25  f.  (c.  13). 

6)  Auch  in  seiner  Schrift  Jisgi  yv^g,  wo  Alexander  ausführlich  die  Definition  der  Seele  als  Har- 
monie bekämpft  (Suppl.  Arist.  II,  1,  p.  24 — 26),  braucht  er  xgäoig  und  fü^tg  unterschiedslos  oder  auch  in 
Verbindung  mit  einander  (xgdaei  zs  xal  fugst  24,  19.  26,  22).     Die  Harmonie  wird  hier  als  ).6yog  xal  ovv- 


27 

Nach  Aristoteles  nahmen  besonders  die  Stoiker  diese  Untersuchungen  auf,  und  es 
entwickelte  sich,  wie  Alexander  sagt,  eine  arge  „Polyphonie"  in  Hinsicht  der  Mischungs- 
lehren1). Chrysipp,  dessen  Theorie  Alexander  ausführlich  wiedergiebt  (1.  c.  p.  216,  14  f.), 
unterschied  drei  Arten  der  jui^ig;  die  erste  ist  die  blosse  Nebeneinanderlagerung  (Tzagädeoig), 
die  zweite  ist  im  Gegenteil  Durchdringung  mit  gegenseitiger  Vernichtung  der  Substanzen 
wie  der  Eigenschaften  und  Entstehung  eines  neuen  Körpers,  die  dritte  endlich  steht  in  der 
Mitte:  Durchdringung,  aber  mit  Beibehaltung  der  Natur  jeder  der  beiden  Substanzen  und 
ihrer  Eigenschaften,  weswegen  sie  auch  wieder  aus  der  Mischung  hervorgehen  können.  Die 
letzte  Form  allein  nennt  Chrysipp  eine  xgäotg%).  Hiemit  würde  also  ein  Unterschied,  wie 
wir  ihn  bei  Aristoteles  postuliert  fanden,  bezeichnet  sein;  ob  wirklich  auch  im  Sinne  des 
Aristoteles,  mag  dahingestellt  bleiben.  Andere  wiederum  gebrauchten  /utjtg  und  xgäoig  ein- 
fach synonym,  ohne  feinei'e  Unterschiede  zu  machen. 

Während  nun  Aristoteles  in  der  Metaphysik  die  Mischung  der  Empfin- 
dungsinhalte nur  als  Analogie  für  die  der  Substanzen  anführt,  auf  welch' 
letztere  es  ihm  dort  ankommt,  geht  er  in  der  Schrift  De  sensu  etsensibili 
c.  7,  p.  447,  a,  12  f.  auf  die  Mischung  der  Empfindungen  direct  ein.  Er 
wirft  hier  die  Frage  auf,  ob  man  zwei  Empfindungen  (oder  Wahrnehmungen, 
was  für  ihn  zusammenfällt)  zu  gleicher  Zeit  haben  könne.  Er  setzt  zunächst 
fest,  dass  die  stärkere  Bewegung  (der  stärkere  psychophysische  Prozess,  würden 
wir  sagen)  die  schwächere  verdrängt,  ferner  dass  ein  Sinnesinhalt  leichter  für 
sich  allein  (unlov  urros)  als  mit  anderen  zusammen  wahrgenommen  wird,  wie 
z.  B.  ungemischter  gegenüber  gemischtem  Wein,  „oder  wie  die  Nete  für  sich 
allein  gegenüber  dem  Octavenintervall  (Nete  und  Hypate),  weil  sie  sich  gegen- 
seitig verdecken  {diu  rb  äcfai/i'Qttv  ö.lh}la);  dies  aber  geschieht  bei  solchem,  aus 
dem  eine  gewisse  Einheit  resultiert  («£  wv  i'v  ti  yiyvsrai)".  Aus  der  Verbin- 
dung jener  beiden  Prinzipien  schliesst  nun  Aristoteles:  dass,  wenn  ungleichstarke 
Eindrücke  zusammentreffen,  auch  der  stärkere  weniger  leicht  wahrgenommen 
wird,  als  wenn  er  allein  auftritt ;  und  dass  bei  gleicher  Stärke  entweder  keiner 
von  beiden  wahrgenommen  wird  oder  ein  aus  beiden  entstehender  dritter. 
„Dies  letztere  entsteht  denn  auch  aus  dem  Verschmolzenen  im  Mischproducte" 
(p.  447,  a,  28:    unty  y.al  yivta&ai  doxtl  ix  x&v  y.t^avvvutviov  iv  (p  av  fiiy&ujoir). 


■dsaig  zwv  /lefity/nevcov  bezeichnet  (24,  29),  dabei  aber  aQ/xovla  nicht  blos  (wie  hier)  im  Sinne  von  Symphonie, 
sondern  auch  im  Sinne  von  Melodie  gebraucht  (26,5:  iv  yag  jiotä  ow&eoei  (ie).ö)v  ze  xal  gvOiuov  i)  ägiiovla). 

1)  Suppl.  II.  2,  p.  216,  6.  Ebenso  klagt  Sextus  Empiricus,  Pyrrk.  Hyp.  III,  56  (Bekk.  p.  133,  25): 
rro/./.n  /iev  ••an  /.iyezat  xsgl  xgaoEoig,  xal  o%sdov  dvijvvxoi  TtsQt  zov  xgoxei/nivov  axi/Ä/iazog  eiül  naqa  zoTg 
doyixazixolg  azäoEig. 

2)  Ib.  p.  216,  28:  ztjv  yag  ovo  ?;  xal  7t).eiöva>v  zivöiv  ocofidzwv  SXcov  8i  ökwv  avziTiagExzaoiv  a?J.//).oig 
ovtcag,  o>g  ou>£eiv  i'xaazov  avzwv  iv  zfj  fitzet  zfj  zoiavzjj  zt)v  ze  olxsiav  ovoiav  xal  zag  iv  avzf/  jroiözyzag,  Xeyst 
y.Qäotv  Eirai  iiövrjv  zü>v  (jigeo)r.  efvai  yag  tdiOV  t&v  xexQafiJvav  to  bvvaoüai  %<üQi£eo&at  7iä).iv  arf  äV.t'jfaov, 
6  iinvco;  -ivEzai  zw  ooY^Etv  iv  zf}  /nig~st  zä  xexgafiiva  zag  abzöiv  rpvoEig. 


28 

Eines  wird  aus  beiden  Eindrücken,  wenn  sie  dem  gleichen  Sinne  (der 
gleichen  Gattung  von  Inhalten)  angehören;  so  wird  aus  Hohem  und  Tiefem 
die  Symphonie.  Nicht  aber  wird  Eines  daraus,  wenn  sie  verschiedenen  Sinnen 
angehören,  wie  Weiss  und  Süss.  Diese  kann  man  also  nicht  streng  zugleich 
empfinden. 

Im  Folgenden  wiederholt  Aristoteles  noch  mehrfach  nachdrücklich,  dass 
nur  das  sich  Mischende  (ue/uiy/uei/a)  zugleich  empfunden  werde,  und  begründet 
den  Satz  durch  seine  Definition  der  Empfindung  als  einer  Form  oder  Energie. 
Ein  Vermögen  kann  immer  nur  Eine  Form  auf  einmal  haben. 

Im  Verlauf  seiner  Deductionen  findet  sich  aber  noch  folgende  merkwür- 
dige und  zunächst  dunkle  Stelle:  „Auch  das  Gemischte  kann  nicht  zugleich 
empfunden  werden.  Denn  die  Mischungen  sind  Verhältnisse  des  Entgegen- 
gesetzten; wie  die  Octave  und  Quinte,  wenn  sie  nicht  als  Eins  empfunden 
werden.  Denn  dann  wird  das  Verhältnis  der  Glieder  eines,  ausserdem  aber 
nicht.  Denn  es  besteht  dann  zugleich  das  Verhältnis  des  Grossen  zum  Kleinen 
oder  des  Ungeraden  zum  Geraden,  und  das  des  Kleinen  zum  Grossen  oder  des 
Geraden  zum  Ungeraden."1) 

Dies  ist  nur  zu  verstehen  und  in  Uebereinstimmung  mit  dem  Früheren 
zu  bringen,  wenn  man  sogleich  zum  ersten  Satz  die  Bedingung  hinzudenkt, 
die  dann  erst  bei  Gelegenheit  des  concreten  Beispiels  ausgesprochen  wird : 
„wenn  es  nicht  als  Eins  empfunden  wird".  Aristoteles  meint  (um  sogleich 
die  positive  Seite  hervorzuheben):  wir  können  auch  zwei  Mischempfindungen, 
von  denen  also  jede  wieder  aus  zwei  Eindrücken  hervorgeht,  zugleich  mit- 
einander haben,  unter  der  Bedingung,  dass  sie  untereinander  als  eine  Einheit 
aufgefasst  werden.  Dies  ist  der  Fall,  wenn  eine  Octave  und  eine  Quinte  gleich- 
zeitig gegeben  werden,  beim  Zusammenklang  e — h  — e'  (Octave  und  Quinte  also 
von  einem  gemeinsamen  Ausgangston  e  aus  gerechnet).  Durch  die  Saiten- 
längen dieser  drei  Töne  6,  4,  3  entsteht  eine  harmonische  Proportion:  1/s — */4 
=  x/4 — Ye.2)  Unter  dem  Grossen  gegenüber  dem  Kleinen,  welches  beidemale 
sich  zugleich  wie  Ungerades  zu  Geradem  verhalten  soll,  versteht  Aristoteles, 
so  kann  ich  es  allein  auffassen,    einmal   1h  gegenüber   Y6;    das  anderemal   */a 


J)  De  sensu  p.  448,  a,  8:  ovds  xä  /.tefity/neva  ä/na'  löyoi  yüg  eiacv  ävxixsi/uivwr,  olov  xo  öia  xaowv  xai 
to  öia  Jiivxs,  av  firj  wg  ev  alo&ävrjzai.  ovxcog  6'  eig  ?.6yog  6  xmv  äxgcov  yivsxai,  aW.wg  fV  ov'  eaxai  yao  i'iua 
6  fiev  noXXov  TtQog  ö)Jyov  ?}  nsQixxov  JTQog  agxiov,  6  <5'  öklyov  Jigog  noki)  rj  dgxiov  xgog  xegtzzöv. 

a  C  11 

2)  Vgl.  oben  S.  6.    Wenn  nach  der  dort  gegebenen  Definition  b  =  a  -I =  c ,  so  ist ~r 

ö  °  °  n  n  a         b 

=  — .  Rechnet  man  statt  nach  Saitenlängen  nach  den  Geschwindigkeitsverhältnissen  der  Saiten- 
schwingungen, so  wird  statt  h  (Paramese)  a  (Mese)  das  harmonische  Mittelglied.  Im  späteren  Altertum 
kamen  beide  Berechnungsweisen  vor. 


29 

gegenüber  1±.  Und  wir  müssen  nun  den  Gedanken  aus  dem  Vorherigen  er- 
gänzen, dass  diese  drei  Werte  als  Glieder  eines  einzigen  Verhältnisses  auf- 
gefasst  werden  können,  indem  V3 — V4  =  x/± — 1/g.  Aristoteles  statuiert  also 
auch  bei  einem  Dreiklang  von  dieser  Art  Einheit  der  Empfindung;  und  es 
ist  ausser  dieser  Lehre  selbst  auch  noch  von  hohem  Interesse,  dass  er  einen 
solchen  Zusammenklang  als  etwas  Bekanntes  voraussetzt,  wie  wir's  auch  S.  14 
— 15  bei  Plato  gefunden  haben1). 

Bald  darauf  kommt  Aristoteles  noch  einmal  speziell  auf  die  Symphonie 
zu  sprechen,  um  die  Meinung  Einiger  zu  untersuchen,  dass  die  Gleichzeitigkeit 
zweier  Töne  immer  nur  eine  scheinbare  sei,  indem  sie  in  sehr  kurzen  Zwischen- 
zeiten miteinander  abwechselten  (vgl.  unten  Tityi  axovoiwv);  was  Aristoteles 
für  unrichtig  erklärt2). 

In  dieser  Untersuchung  über  die  Gleichzeitigkeit  von  Sinnesempfindungen 
hat  Aristoteles  bei  den  Beispielen  aus  dem  Tonsinn  immer  nur  die  consonanten 
Intervalle  berücksichtigt.  Nur  bei  ihnen  scheint  er  jene  Vermischung  zu  finden, 
die  für  gleichzeitige  Eindrücke  eines  und  desselben  Sinnes  notwendig  ist  und  die 
er  hier  als  Entstehung  eines  neuen  Eindruckes  aus  den  beiden  (äXlt]  eg  äfupoh' 
447,  a,  27)  bestimmt.  Dissonante  Intervalle,  deren  Töne  objectiv  zugleich  ange- 
geben werden,  würden  hienach  doch  wol  nur  als  eine  Succession,  ein  „Wettstreit" 
der  beiden  Töne  empfunden  werden.    Doch  ist  dies  nicht  ausdrücklich  erwähnt. 

Und  fragen  wir  uns  nach  alledem,  ob  der  Begriff  der  Empfindungsmischung, 
wie    ihn  Aristoteles    hier  vertritt,    ein  völlig  durchsichtiger,    d.  h.  ob    er  hin- 


l)  Der  einzige  mir  bekannte  Erklärer  dieser  Stelle,  C.  v.  Jan,  macht  sich  die  Deutung  doch  wol 
zu  leicht.  Er  fasst  das  y.al  zwischen  xö  diä  jraawv  und  xo  Sia  tzsvxe  im  Sinne  von  rj.  Jedes  Intervall 
enthalte  an  sich  schon  zwei  Verhältnisse,  z.  B.  die  Octave  2  : 1  und  1  :  2.  Wenn  man  diese  beiden  Ver- 
hältnisse zusammen  auffasst,  empfinde  man  die  Mischung  der  Töne.  Das  scheint  mir  doch,  abgesehen 
von  der  Deutung  im  Einzelnen,  eine  verzweifelte  Trivialität.  Auch  gilt  ja  diese  Doppelseitigkeit  schlecht- 
weg allgemein,  bei  254 :  379  ebensogut  wie  bei  1 :  2,  während  die  Verschmelzung  sich  nur  bei  Consonanzen 
findet.  Sollen  wir  so  leichtsinnige  Reden  dem  Aristoteles  zutrauen?  Nach  meiner  obigen  Auslegung 
bleibt  zwar  immer  noch  das  pythagoreisierende  Hereinziehen  der  Zahlenverhältnisse  in  psychologische  Er- 
klärungen bedenklich;  aber  diesen  Zug  kennen  wir  bereits  aus  Aristoteles'  Consonanzlehre,  und  die  Anwen- 
dung auf  den  gegenwärtigen  Fall  kann  man  nur  consequent  finden. 

Eine  erhebliche  Bestätigung  liefern  die  oben  erwähnten  Ausführungen  des  Plutarch  De  mus.  c.  23 
über  die  Musiktheorie  des  Aristoteles,  worin  die  harmonische  Proportion  ausführlich  besprochen  wird. 
Hier  werden  allerdings  statt  der  Saitenlängen  die  Geschwindigkeiten  eingesetzt  (vgl.  vor.  Anm.)  und  die 
harmonische  Proportion  fälschlich  dadurch  definiert,  dass  die  Hypate  (6)  um  ebensoviel  ihrer  eigenen 
Grösse  von  der  Paramese  (9)  übertroffen  werde,  wie  die  Mese  (8)  von  der  Nete  (12).  Das  Referat  ist  hier 
wol  ungenau  (vorher  heisst  es:  xavxa  piv  xa  qtjxü). 

s)  448,  a,  19:    o  Sk  Xeyovai  rtveg  xwv  negl  xag  av[i(fcoviag  x.x.X. 

Diese  „Wettstreitslehre"  hat  auch  neuerdings  wieder  hie  und  da  Vertretung  gefunden.  Sie  wurde 
im  Altertum,  wie  aus  dieser  Stelle  hervorgeht,  dadurch  begründet,  dass  die  ungleich  hohen  Töne  zu 
ungleicher  Zeit  am  Ohr  anlangen,  eine  Begründung,  die  heute  nicht  mehr  haltbar  ist.  Ueber  das  ganze 
Problem  des  gleichzeitigen  Hörens  s.  meine  Tonpsychologie  II.  Bd.  §  16. 


30 

reichend  präcis  definiert  sei,  um  jedes  Missverständnis  auszuschliessen,  so  muss 
man  gestehen,  dass  dies  nicht  der  Fall  ist.  Sind  nach  Aristoteles  die  zwei 
Töne  bei  der  Octave  oder  der  Quinte  für  unsere  Empfindung  wirklich  und 
vollkommen  Ein  Ton,  sodass  wir  also  von  zweien  überhaupt  nur  mit  Rück- 
sicht auf  äussere  Vorgänge,  auf  die  physikalische  Entstehungsweise  dieser 
Empfindung  reden  könnten?  Unterscheidet  sich  der  Eindruck  c — g  in  nichts 
von  dem  Eindruck  eines  einfachen  Tons?  Und  liegt  dieser  einfache  Ton,  da 
er  doch  nicht  mit  demjenigen  zusammenfällt,  den  wir  hören,  wenn  c  oder  g 
allein  gegeben  wird  (ällrj  e|  ä/Lupolv),  etwa  in  der  Mitte  zwischen  c  und  g 
oder  wo  liegt  er  sonst  in  der  Tonreihe?  —  Es  scheint  mir,  dass  Aristoteles 
diese  Fragen  sich  nicht  zur  völligen  Klarheit  gebracht  hat. 

In  Hinsicht  der  Mischung  physischer  Substanzen  lässt  er  uns,  wie  wir  oben 
sahen,  nicht  im  Zweifel,  dass  er  darunter  das  Entstehen  eines  neuen  einheit- 
lichen, in  sich  vollkommen  gleichartigen  Stoffes  versteht.  Und  so  spricht  schon 
die  Analogie,  die  er  ja  auch  selbst  anführt  (s.  die  oben  erwähnte  Stelle  der 
Metaphysik),  dafür,  dass  auch  der  sg.  Zusammenklang  bei  der  Consonanz  ihm 
als  ein  vollkommen  einheitlicher  neuer  Klang  gegenüber  den  Einzelklängen 
gegolten  habe.  Zu  derselben  Auffassung  drängen  ihn  hier  seine  Ueberlegungen 
über  die  Empfindungsmischung  selbst,  in  welche  die  metaphysischen  Prinzipien 
auch  noch  hereinspielen. 

Aber  andrerseits  macht  die  directe  sinnliche  Wahrnehmung  ihre  "Rechte 
beständig  in  der  Ausdrucksweise  geltend.  Wenn  Aristoteles  sagt,  dass  man 
die  Nete  einzeln  leichter  wahrnehme  als  mit  der  Hypate  zusammen,  dass 
aus  beiden  eine  Art  von  Einheit  («V  n)  werde,  dass  das  Mischproduct 
„eins  sein  will"  (rb  yay  filyua  ev  ßaulerai  ttvai  p.  447,  b,  10):  so  blickt 
hier  überall  das  Zugeständnis  durch,  dass  doch  die  Zweiheit  in  dem  sinnlichen 
Eindruck  nicht  gänzlich  verschwunden  sei. 

Man  darf  hier  nicht  etwa  in  der  Unterscheidung  von  Act  und  Inhalt  der 
sinnlichen  Wahrnehmung  die  Lösung  finden  wollen,  darin  also,  dass  Aristoteles 
die  Einheit  des  empfindenden  Actes,  aber  die  Zweiheit  des  Empfindungsinhaltes 
gelehrt  habe.  Denn  er  benützt  als  Beispiele  für  die  Einheit  und  Zweiheit 
beständig  eben  die  Empfindungsinhalte,  Süss  und  Bitter,  Hohes  und  Tiefes.  Ihre 
Einheit  also  ist  es,  die  er  lehrt,  und  ohne  welche  ihm  auch  die  Einheit  der  Em- 
pfindung als  einer  psychischen  evfyyeta  nicht  möglich  erscheinen  würde.  Eben- 
sowenig darf  man  die  Unterscheidung  von  Empfindung  und  Wahrnehmung  (im 
Helmholtz'schen  Sinne)  hier  verwenden  wollen:  aio&rjötg  ist  dem  Aristoteles 
beides,  und  er  giebt  uns  in  der  ganzen  Ausführung  nicht  den  geringsten  Anhalt 
zu  dieser  Scheidung. 


31 

Es  lässt  sich  daher  in  diesem  Punct  kaum  eine  zur  vollen  Klarheit  durch- 
gebildete Anschauung  bei  Aristoteles  constatieren,  wie  interessant  und  verdienst- 
voll auch  die  Ausführungen  sind,  in  denen  sich  eine  schwierige  und  weittragende 
Frage  zum  erstenmal  aufgeworfen  und  besprochen  findet. 

Nun  können  wir  zur  Erläuterung  einer  vorhergehenden  Stelle  derselben 
Schrift  übergehen,  die  uns  in  mehreren  Richtungen  wertvoll  ist:  De  sensu 
c.  3,  p.  439,  b,  19  f.  Hier  finden  wir  eine  Vergleichung  der  Farben  mit 
den  Tönen.  Alle  Farben  gelten  ihm  als  Producte  von  Weiss  und  Schwarz 
(Hell  und  Dunkel),  und  zwar  können  sie  daraus,  meint  er,  in  verschiedener 
Weise  entstehen.  So  z.  B.  durch  Nebeneinanderlagerung.  Wenn  kleinste  weisse 
und  schwarze  Teilchen  so  nebeneinander  liegen,  dass  jedes  einzeln  unwahrnehm- 
bar ist,  so  wird  das  Ganze  als  Mischung  und  in  einer  dritten  Farbe  erscheinen 
(a.yuyy.i]  fiixrov  ti  tlvai  zai  sWog  ti  xyoas  trtyov).  Die  Verhältnisse  nun,  in 
denen  sich  Weiss  und  Schwarz  beteiligen,  können  sehr  verschieden  sein,  auch 
sogar  solche,  die  sich  nicht  in  ganzen  Zahlen  ausdrücken  lassen.  „Es  wird 
sich  dann  dasselbe  ergeben  wie  bei  den  Symphonien.  Die  Farben,  die  in  leicht 
fasslichen  Verhältnissen  (gemischt)  sind,  werden  —  wie  die  Symphonien  — 
als  die  angenehmsten  erscheinen,  z.  B.  der  bläuliche  (dunkle)  und  rötliche  (helle) 
Purpur  und  einige  wenige  derartige;  weswegen  auch  der  Symphonien  nur 
wenige  sind. " l) 


x)  De  sensu  p.  439,  b,  31:  zu  (i,ev  yäg  iv  ugi&fioig  svkoytazoig  %gwfj,uza,  xadäxeg  ixeZ  zug  ov[tq?coviag, 
za  i'/diara  zöjv  xQOfiäzcov  sivai  doxovvza,  olov  xb  alovgybv  xul  (poivixovv  xul  oXlf  äzza  zoiavza,  <5'  fjvjieg  aiziav 
y.ai  ul  ov(i<f(t)viai  öllyai. 

Auf  diese  Stelle  bezieht  sich  Porphyrius  in  seinem  Comnientar  zur  Ptolemäischen  Harmonik  (Wallis 
op.  math.  III,  328),  ohne  jedoch  eine  Erläuterung  darüber  zu  geben. 

Ueber  das  a).ovgyov,  (poivixovv  und  verwandte  Farben  bei  Aristoteles  vgl.  die  im  Index  Aristotelicus 
(Bonitz)  unter  cpoivixoiig  angeführten  Stellen.  Ueber  die  Farbenbezeichnungen  der  Alten  überhaupt  und 
speziell  über  die  roten  und  blauen  Nuancen:  A.  Marty,  Die  Frage  nach  der  geschichtl.  Entwickelung  des 
Farbensinns,  S.  95 — 107.  Die  Schrift  n.  ygmfiüzwv ,  die  im  Index  Aristot.  mitangeführt  wird,  stammt 
allerdings  nicht  von  Aristoteles  selbst  und  weicht  in  einigen  Puncten  der  Farbenlehre  von  ihm  ab,  doch 
scheint  mir  die  Bedeutung  jener  beiden  Farbenbezeichnungen  dort  dieselbe  zu  sein.  Prantl  (Aristoteles 
über  die  Farben,  S.  116  f.)  übersetzt  (poivixovv  einfach  durch  Rot,  ulovgyöv  durch  Blau  (S.  118)  oder  Violett 
(S.  116  —7).  Dies  ist  schwerlich  correct,  da  für  Rot  und  Blau  igvdgöv  und  xvävsov  angewandt  werden. 
<foivixovv  nennt  Aristoteles  die  Farbe  der  Sonne,  wenn  sie  durch  Nebel  oder  Rauch  gesehen  wird,  und 
findet  es  auch  in  der  Morgen-  und  Abendröte.  Wir  fassen  es  wol  am  besten  als  ein  helles  rötliches 
Purpur  (natürlich  ohne  damit  sagen  zu  wollen,  dass  diese  Farbe  dem  Aristoteles  als  eine  subjectiv  zu- 
sammengesetzte galt).  Durch  Zumischung  von  Schwarz  entsteht  daraus,  nach  den  bezüglichen  Stellen, 
zuerst  das  noQ<pvnovv,  ein  mittleres  (sozusagen  reines  oder  echtes)  Purpur,  dann  das  äXovgyovv.  Letzteres 
erwähnt  bereits  Plato  Tim.  68,  b  als  entstehend  durch  Mischung  des  Iqv&qöv  mit  Weiss  und  Schwarz 
(also  mit  Grau).  Auch  beim  Abklingen  von  Nachbildern  tritt  nach  Aristoteles  De  insomn.  459,  b,  16 
zuerst  (potvixovv,  dann  xogyvgovv  auf.  Der  Commentator  Olympiodor  beschreibt,  wie  ich  Prantl  entnehnn'. 
Ad  Meteor,  das  (foivixovv  als  die  beim  Abklingen  der  Abenddämmerung  entstehende  Farbe;  ihr  folgt 
Grün,  dann  u/.ovoyöv,  endlich  Schwarz. 


32 

Die  Art  der  Entstehung  von  Farben  durch  Mischung,  von  der  Aristoteles 
hier  zunächst  spricht,  ist  jene  oben  berührte  füigig  nyug  ri)v  aio&iptv.  Er 
denkt  sich  objectiv  mosaikartig  nebeneinandergelagerte  minimale  weisse  und 
schwarze  Teilchen,  und  meint,  dass  durch  deren  Einwirkung  auf  das  Auge  in 
entsprechender  Ferne  eine  neue  Farbe,  z.  B.  Purpur,  entstehe.  Die  Empfindung 
selbst  ist  ihm  also  hier  wiederum  durchaus  einheitlich  und  gleichartig,  ver- 
schieden von  den  Empfindungen,  die  jedes  der  Teilchen,  wenn  es  für  sich 
wahrnehmbar  wäre,  geben  würde.  Die  Zweiheit  ist  nur  objectiv  vorhanden1). 
Nachher  erwähnt  Aristoteles  eine  zweite  Entstehungsweise  der  Farben  aus 
Weiss  und  Schwarz:  das  „Durchscheinen",  wie  bei  den  Färbungen  durch  Luft- 
perspective  oder  wie  wenn  die  Sonne  durch  Nebel  oder  Rauch  cpoiviy.ovg 
erscheint;  endlich  eine  dritte,  durch  filzig  im  eigentlichen  Sinne,  indem  die  far- 
bigen Körper  und  damit  natürlich  auch  die  Farben  selbst,  sich  durchdringend 
einen  dritten  einheitlichen  Körper  von  neuer  Farbe  erzeugen.  Der  letzte 
(chemische)  Prozess  sei  die  Hauptursache  für  die  Mannichfaltigkeit  der  Farben. 
Auch  hier  ist  ihm  die  Farbenempfindung,  die  er  als  Mischproduct  bezeichnet, 
in  sich  selbst  durchaus  einfach. 

Aus  der  Analogisierung  der  Töne  mit  den  Farben  dürfen  wir  nun  nicht  etwa 
weitere  Consequenzen  ziehen  (in  Hinsicht  der  Entstehung,  Beschaffenheit  der  Ton- 
empfindung u.  dgl.),  denn  eine  Analogie  braucht  sich  nicht  notwendig  auf  mehr 
als  einen  Punct  zu  erstrecken.  Aber  eben  dieser  Punct  selbst  liefert  uns  eine 
Ergänzung  zu  den  oben  erwähnten  pythagoreisierenden  Definitionen  der  Sym- 


Den  auf  die  obige  Stelle  folgenden  Satz  (bei  Bekker  nur  durch  ein  Komma  abgetrennt;  dem  Sinne 
nacb  muss  ein  Punct  stehen)  deute  ich  mir  so:  „Oder  man  kann  auch  annehmen  (>/  y.ai  sc.  saxiv  vxokaßeh\ 
aus  439,  b,  25  zu  ergänzen),  dass  alle  Farben  in  Zahlen  Verhältnissen  (gemischt)  sind,  die  einen  aber 
geordnet,  die  anderen  ungeordnet  [Aristoteles  meint,  es  sei  denkbar,  dass  jede  Farbe  —  wenigstens  jede 
reine,  wie  aus  dem  Folgenden  zu  ergänzen  —  durch  Mischung  von  Weiss  und  Schwarz  in  rationellem 
Zahlenverhältnis  entstehe,  dass  aber  bei  den  angenehmen  Farben  die  weissen  und  schwarzen  Teilchen  in 
einer  bestimmten  Ordnung  nebeneinanderliegen,  bei  den  übrigen  dagegen  ungeordnet]  und  dass  diese 
letzteren  Farben,  wenn  sie  unrein  sind,  es  dadurch  werden,  dass  sie  nicht  in  (rationellen)  Zahlenverhält- 
nissen (gemischt)  sind." 

l)  Ueberträgt  man  diese  aristotelische  Darlegung  auf  die  Empfindungen  selbst,  so  erhält  man  das 
Prinzip ,  durch  welches  F.  Brentano  neuestens  eine  grosse  Reihe  von  Fragen  der  Sinnespsychologie, 
darunter  auch  die  über  Tonverschmelzung  (Consonanz),  in  ein  neues  Licht  zu  rücken  gesucht  hat.  Die 
sg.  Mischfarben  (wie  Orange,  Violett)  und  nicht  minder  die  gleichzeitigen  Töne  eines  Accords  wären 
hienach  in  Form  kleinster  Teilchen  in  einem  subjectiven  Empfindungsraum  mosaikartig  verteilt.  Das 
Mosaik  wäre  bald  ein  feineres,  bald  ein  gröberes,  immer  aber  fein  genug,  um  unserer  Wahrnehmung 
zu  entgehen,  obgleich  es  im  Empfindungsinhalt  selbst  vorhanden  wäre.  Bei  dieser  „Atomistik  (oder 
Corpusculartheorie)  der  Empfindungen",  wie  man  die  Lehre  wol  nennen  könnte,  spielt  die  dem  Aristoteles 
fremde  Unterscheidung  des  Empfindens  und  des  Wahrnehmens  oder  des  Bemerkten  und  des  Unbemerkten 
in  unseren  Empfindungen  eine  Rolle.  Ich  wollte  hier  nur  auf  die  instructive  Parallele  hinweisen,  ohne 
mich  damit  als  Anhänger  der  geistreichen  Idee  Brentano's  zu  bekennen.  (S.  den  Bericht  über  den 
III.  internationalen  Congress  für  Psychologie,  München  1897,  S.  110.) 


33 

phonie:  während  dort  die  Symphonie  nur  als  Zahlenverhältnis  überhaupt 
bezeichnet  wird,  ist  hier  die  spezifische  Differenz  hinzugefügt:  es  muss  ein 
leicht  fassliches  (evloyiorog)  Verhältnis  sein;  und  eben  daraus  wird  die 
Annehmlichkeit  hergeleitet.  Aristoteles  verbindet  hier  aber  auch  die  erste 
mit  der  zweiten  Definition ,  das  Merkmal  des  loyog  mit  dem  der  /u&g,  wie 
dies  auch  schon  die  Pytbagoreer  selbst  gethan  haben. 

Der  Begriff  des  evloytorov  bei  den  Zahlen,  seine  Beziehung  zur  fu&g  und 
zur  Annehmlichkeit  (Vollkommenheit)  wird  auch  in  einer  kurzen  Stelle  der 
Metaphysik,  bei  der  Kritik  des  Pythagoreismus,  berührt1).  Aristoteles  fragt, 
wie  man  aus  den  blossen  Zahlen  irgendwelche  Vollkommenheit  ableiten  wolle. 
Man  könne  etwa  darauf  verweisen,  dass  die  [ugig  in  einer  Zahl  bestehe,  sei 
es  in  einer  leichtfasslichen ,  sei  es  in  einer  ungeraden  (da  das  Ungerade  den 
Pythagoreern  als  das  Vorzüglichere  galt).  Aber  z.  B.  bei  einer  Honigmischung 
komme  es  doch  mehr  darauf  au,  dass  überhaupt  Wasser  zugesetzt  sei,  als  auf 
das  arithmetisch  genaue  Verhältnis2).  Ausserdem  beständen  die  Verhältnisse 
von  Mischungen  gar  nicht  in  Zahlen,  sondern  in  einer  Zusammenfügung  von 
Zahlen;  so  sei  3:2   ein  Verhältnis,  nicht  aber  3X2. 

Dass  unter  evkoyiorog  hier  nicht  (mit  Alexander)  die  gerade  Zahl  zu  ver- 
stehen ist,  hat  Bonitz  (Arist.  Met.  p.  593)  richtig  bemerkt.  Aber  auch  seiner 
Auffassung,  wonach  es  bedeutet  „die  Zahlen,  die  durch  Multiplication  leicht 
erhalten  werden,  also  die  Quadrat-  und  Cubikzahlen  und  ähnliche",  kann  ich 
nicht  beitreten;  da  keineswegs,  wie  Bonitz  zur  Begründung  sagt,  im  Folgenden 
von  solchen  die  Rede  ist.  Wir  können  unter  evloytorog  auch  hier  nur  eben 
das  relativ  Einfache,  Leichtfassliche  verstehen.  Wenn  man,  meint  Aristoteles, 
überhaupt  irgendwie  aus  den  Zahlen  das  Vollkommene  herleiten  will,  wird  man 
im  Sinne  der  Pythagoreer  es  entweder  in  ungeraden  oder  in  leichtfasslichen 
Zahlen  suchen;  beide  Wege  aber  führen  nicht  zum  Ziel. 

Ausser  bei  den  Tönen  und  Farben  statuiert  Aristoteles  auch  bei  Geschmäcken 
und  Gerüchen  Mischungen,  und  führt  auch  hier  analoge  Prinzipien  hinsichtlich 
der  Annehmlichkeit  durch3). 


1)  Met.  N,  6,  p.  1092.  b,  26  f:  'Axogijoete  d'  äv  xig  y.ai  xi  xo  sv  ioxt  xo  änb  xcöv  äoid/,iä>v  xw  iv  ö.Qii)it<~> 
elvat  t/v  (i'hv,  rj  iv  evX.oyioxco  t)  iv  xegtxxo~>.  vvvl  yäg  ovOhr  vyieivozsgov  xglg  xgi'a  äv  rj  xo  ftsXixgaxov  y.exga- 
/xsvov,  dX).ä  fiäXXov  oxpelrjOEiEv  äv  iv  ovOsvl  "l.öyoi  ov  vöagkg  de  rj  iv  ägid/Xip  uxquxov  ov.  sti  ol  \6yoi  iv 
TioooOinn  äoiOiiüiv  tiaiv  ol  x&v  ut';swv,  ovx  iv  äoiduoTg,  olov  xota  xgög  ovo,  äkX'  ov  xglg  ovo. 

2)  Hier  scheint  mir  allerdings  Aristoteles  in  der  Polemik  ein  wenig  gegen  seine  eigenen  Prinzipien 
zu  Verstössen;  vgl.  die  folgende  Anmerkung. 

3)  Vgl.  De  sensu  p.  442,  a,  12:  Die  Geschmäeke  sind  Mischungen  aus  Süss  und  Bitter,  teils  in  Zahlen- 
verhältnisseu,  teils  nicht  (aooioxo>g).  Die  angenehmen  Geschmäeke  sind  gemischte  und  zwar  ausschliesslich 
in  Zahlenverhiiltnissen  gemischte.  —Von  der  y.oämg  y.al  /tTgig  der  Gerüche  handelt  Theophrast  ausführlich 
in  seiner  Schrift  .t.  »r,nG>r  c.  9  f.  (ed.  Wimmer,  Bd.  I). 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  5 


34 

Zurückblickend  finden  wir  bei  Aristoteles  das  Merkmal  des  (leicbtf ass- 
lichen) Zahlenverhältnisses  und  das  der  Mischung,  letzteres  sehr  in 
den  Vordergrund  tretend  und  eingehend  besprochen,  beide  mit  dem  der  An- 
nehmlichkeit in  Verbindung  gesetzt.  Ueberall  ist  gleichzeitiges  Erklingen 
der  Töne  vorausgesetzt. 

Gradunterschiede  der  Consonanz  bei  den  einzelnen  Intervallen  werden  von 
Aristoteles  nicht  erwähnt.  Doch  ist  selbstverständlich  anzunehmen,  dass  er  die 
bezüglichen  Lehren  der  Pythagoreer  kennt.  Gegen  ihre  Lehre  aber,  dass  es 
drei  Symphonien  gebe,  erhebt  er  gelegentlich  Widerspruch  und  behauptet,  dass 
es  mehr  gebe  (Met.  N,  6,  p.  1093,  a,  20 — 25).  Hiebei  kann  er  nichts  anderes 
im  Auge  haben  als  die  Intervalle,  die  durch  Hinzufügung  der  Octave  zu  einer 
der  Grundconsonanzen  entstehen  (Doppeloctave  u.  s.  f.);  wovon  wir  im  Uebrigen 
erst  durch  Aristoxenus  hören. 

5.  Theophrast  und  die  Schrift  ntyl  axovoT.wv. 

Theophrast,  der  unmittelbare  Schüler  des  Aristoteles,  hatte  eine  Schrift 
nt(A  tuovoixfjg  verfasst,  aus  welcher  gelegentlich  kleinere  Aeusserungen,  eine 
längere  Ausführung  aber  in  Porphyrius'  Commentar  zur  ptolemäischen  Har- 
monik überliefert  ist1).  Da  werden  die  beiden  Richtungen,  die  sich  in  der 
griechischen  Musiklehre  entwickelt  hatten,  die  auf  die  Rechnung  (Vernunft) 
und  die  auf  das  Gehör  gegründete,  sich  gegenübergestellt  und  der  letzteren 
der  Vorzug  gegeben.  Es  wird  ziemlich  breit  dargelegt,  dass  und  warum  die 
Natur  des  Tones  nicht  in  einer  Zahl  oder  etwas  Quantitativem  (jilrj&og,  nooov') 
bestehen  könne.  Die  hohen  Töne  seien  nicht  schneller  und  nicht  stärker  und 
pflanzten  sich  ihrer  Natur  nach  nicht  weiter  fort  als  die  tiefen.  Als  einer 
der  Gründe  wird  angeführt,  dass  es  bei  der  Consonanz  gerade  auf  die  Gleich- 
heit der  Stärke  und  das  gleichzeitige  Hören  der  Töne  ankomme.  Ein 
stärkerer  oder  vorher  ankommender  Ton  würde  dadurch  deutlicher  als  der 
andere  in  der  Mischung  hervortreten,  was  nicht  sein  soll.  Er  würde  den  Sinn 
occupieren,  während  der  andere  (tiefere)  immer  zu  kurz  käme.  Dies  scheint 
mir  wenigstens  der  offenbare  Sinn  des  Textes,  wenn  auch  der  Wortlaut  hie 
und  da  Schwierigkeiten  bietet2). 


J)  Wallis  Op.  math.  III,  p.  240  unten  bis  244.     Theopkr.  ed.  Wimmer  III,  p.  185  f.  (fragm.  89). 

Porphyrius  ist  so  überzeugt  durch  diese  Ausführungen  Theophrasts,  dass  er  ihm  sogar  gegen  Ptole- 
milus  Recht  giebt. 

2)  Wall.  p.  242  (Wimm.  p.  188,  fr.  89,7):    nwg  yag  av  ov/nqpcovoi  iyiyvovxö  rive?  cpdöyyoi,  et  /ui)  iaöxtjg 

i)v;  aovyxgixov  yag  xö  nXeova^ov ,  tu  yag  vnigixexgov  VJieg  xtjv  jiiT^iv  dtdörjkov  ycyvsxai woxs  ocpezsglQsoßai 

zi]v  al'adrjoiv,  et«  (hier  schaltet  Wimmer  mit  Unrecht  /<»;  ein)  fiEiovsxxovvxog  xov  ßagvxegov'  ukV  exsi  iaxi 
xi  ovfJLcpcovov  loöxrjxa  8>]kovv  ä/.icpoTv  xolv  (pdöyyoiv,  looxrj?  toxi  xwv  övväiiecov ,  öiacpsgovoa  xfi  idioztjxi  Exaxega. 


35 

Die  unter  den  aristotelischen  Werken  überlieferte  Schrift  neyl  dxovariov, 
die  nach  deutlichen  Anzeichen  nicht  von  Aristoteles  selbst  herrühren  kann,  aber 
ebenso  gewiss  nicht  lange  nach  ihm,  wol  als  das  Werk  eines  Schülers  oder 
Anhängers  entstanden  ist1),  untersucht  hauptsächlich  die  Modificationen  der 
Gehörsempfindung,  die  wir  als  solche  der  Klangfarbe  bezeichnen,  kommt  aber 
auch  auf  das  Phänomen  der  Consonanz  zu  sprechen  (Arist.  op.  Bekk.  801,  b,  15): 
„  Wir  verstehen  besser,  wenn  wir  Einen  allein  sprechen  hören,  als  wenn  Viele 
zugleich  dasselbe  reden,  und  viel  weniger  (verstehen  wir),  wenn  man  zugleich 
die  Flöte  und  die  Lyra  dazu  spielt,  weil  die  Töne  der  Stimmen  in  die  der 
Instrumente  untertauchen  {ovyxüo&ai  rag  (pcovag  vtio  rwv  eteqvov).  Nicht  am 
wenigsten  aber  ist  dies  (das  Verdecken  eines  Tons  durch  andere)  deutlich  bei 
den  Consonanzen:  denn  hier  zeigt  sich,  dass  beide  Töne  sich  gegenseitig 
verdecken"  (auxfOTtQovg  yo.y  djroxfjvnTeo&ai  rovg  i\%ovg  av^ißaivei  vrC  ällfawv). 
Hiezu  vgl.  oben  S.  27   bei  Aristoteles:  ayaviQziv  akkr(ka. 

Weiter  findet  sich  hier  eine  psychophysische  Theorie  der  Wahrnehmung 
von  Consonanzen,  in  welcher  Gedanken  aus  dem  platonischen  Timäus  weiter- 
gebildet erscheinen  (803,  b,  26  f.).  Es  wird  zuerst  das  Prinzip  aufgestellt  und 
an  Beispielen  der  Klangfarben-  und  der  Höhenunterschiede  erläutert,  dass  die 
Bewegungen  der  Luft  sich  in  jeder  Beziehung  nach  der  Beschaffenheit  der 
Stösse  richten,  die  ihr  vom  schallgebenden  Körper  zu  teil  werden,  und  dass 
dann  wieder  durch  die  Luftbewegungen  die  Beschaffenheit  der  Töne  für  das 
Gehör  bestimmt  ist.  Unter  den  Luftbewegungen  sind  hier  aber,  wie  bei  den 
Alten  überhaupt,    nicht  Schwingungen  im  Sinne  der  jetzigen  Physik,    sondern 


Den  letzten  Satz  verstehe  ich  so:  Bei  der  Consonanz  sind  die  beiden  Töne  gleich,  d.  h.  es 
besteht  quantitative  Gleichheit  der  Kräfte,  während  sich  diese  Kräfte  in  Hinsicht  der  Qualität  (Tonhöhe) 
unterscheiden.  Es  soll  hiemit  eine  Voraussetzung  für  die  Symphonie,  nicht  aber  ihr  Wesen  angegeben 
werden,  welches  nach  Theophrast  augenscheinlich  in  der  /rfsig  besteht.  Diese  gleichmässige  Mischung 
würde  eben,  meint  er,  verhindert  durch  ungleiche  Stärke  der  Töne.  In  keinem  Fall  darf  unter  der  «jo'tjjs, 
welche  Theophrast  hier  von  den  symphonen  Tönen  verlangt,  Gleichheit  der  Tonhöhe  verstanden  werden 
(wie  dies  z.  B.  Jan  Mus.  scr.  p.  85  thut,  indem  er  die  Stelle  als  Parallele  zu  Probl.  14  anführt).  Nicht 
einmal  die  Lehre  von  der  Aehnlichkeit  der  Octaventöne  ist  bei  Theophrast  zu  finden. 

Im  Folgenden  kommt  Theophrast  wieder  auf  die  weitere  Hörbarkeit  der  hohen  Töne  zu  sprechen. 
Sie  erkläre  sich  nicht  aus  der  grösseren  Stärke  oder  Schnelligkeit,  sondern  aus  der  grösseren  qualitativen 
Deutlichkeit,  ähnlich  wie  das  Weiss  unter  den  Farben  deutlicher  sei  und  sich  von  der  Umgebung  besser 
abhebe  (8ta  tijv  jrodg  xä  xegi$  avofioiÖTrjTa,  wo  Wimnier  wieder  verkehrt  6ixoi6xr\xa  schreibt).  Theophrast 
hätte  hier  wol  auch  die  Thatsache  in  Frage  stellen  können.  Vgl.  über  die  Unterschiede  der  Hördistanz 
und  der  Stärke  m.  Tonpsychologie  I,  206,  208  f.,  365  f.,  426. 

Endlich  folgert  er,  dass  dem  höheren  Ton  auch  nicht  grössere  Schnelligkeit  zukomme,  weil  er 
sonst  das  Gehör  vorher  in  Beuchlag  nähme  und  keine  Consonanz  entstände  (aiA'  ovdi  xä%ei  äv  öia<peQoi 
6  o^vg'  xgoxaxalctfißävexo  yäo  äv  xrjv  ay.otjv,  öjoxe  /xq  yt'yvEö&ai  ovficpowov). 

x)  Jan  (Mus.  scr.  p.  50—55)  weist  mit  beachtenswerten  Gründen  auf  Heraclides  Ponticus  hin. 
Diels  (Sitz.-Ber.  d.  Berliner  Akad.  1893,  S.  114,  Amn.  5)  vermutet  Strato  oder  seine  Schule. 

5* 


36 

fortschreitende  Bewegungen  der  Luftteilchen  zu  verstehen.  Dann  wird  eine 
scheinbare  Ausnahme  von  jener  Parallelität  erklärt:  „Die  Schläge  der  Luft,  die 
von  den  Saiten  stammen,  sind  zwar  viele  und  getrennt  von  einander,  aber  wegen 
der  Kleinheit  der  Pausen  nimmt  das  Gehör  die  Unterbrechungen  nicht  wahr 
und  es  scheint  uns  Ein  continuierlicher  Ton  zu  sein;  wie  auch  bei  den  Farben, 
wo  häufig  das  Getrennte  uns  zusammenzufallen  scheint,  wenn  es  sich  schnell 
bewegt1).  Das  Nämliche  zeigt  sich  bei  den  Consonanzen:  indem  nämlich  die 
einen  der  Töne  (es  sind  die  elementaren  Tonempfindungen  gemeint,  die  den 
einzelnen  Anstössen  entsprechen)  von  den  anderen  rings  mit  umfasst  werden 
und  ihre  Pausen  coincidieren,  entgehen  uns  die  zwischenliegenden  Töne.  Es 
erfolgen  nämlich  bei  allen  Consonanzen  die  Luftstösse  der  höheren  Töne  öfter 
(als  die  der  tieferen)  wegen  der  (grösseren)  Schnelligkeit  der  (Saiten-)  Bewegung. 
Der  letzte  der  (höheren)  Töne  aber  fällt  für  das  Gehör  zusammen  mit  dem 
von  der  langsameren  Bewegung  stammenden  (tieferen);  sodass  wir,  da  wir  die 
zwischenliegenden  Töne  wie  gesagt  nicht  wahrnehmen  können,  beide  Töne 
zugleich  continuierlich  zu  hören  glauben."2) 

Was  der  Verfasser  hier  über  die  Consonanzen  scharfsinnig  ausführt,  stützt 
sich  auf  die  (auch  neuerdings  von  Spencer  und  Taine  vertretene)  Lehre,  dass 
unsere  Tonempfindung  aus  ebensovielen  discreten  Elementarempfindungen  be- 
stehe, als  Luftstösse  unser  Ohr  treffen.  Bei  der  Octave  kann  das  Verhalten 
der  Luftstösse,  also  der  Elementartöne,  durch  die  Figur  '  dargestellt 

werden ,  aus  der  auch  die  ganze  Stelle  ohne  Weiteres  verständlich  wird. 
Zwischen  je  zwei  Stösse  des  tieferen  Tons  fällt  einer  des  höheren.  Die  Em- 
pfindungselemente des  höheren  werden  also  von  denen  des  tieferen  „rings  mit 
umfasst".  Aber  die  „zwischenliegenden  Töne"  (Empfindungselemente  des  höheren 
Tons)  nehmen  wir  wegen  ihres  schnellen  Vorübergehens  und  weil  jede  Unter- 


*)  Wir  Heutigen  können  dabei  an  den  Farbenkreisel  denken.  Aristoteles  selbst  hatte  übrigens 
das  Prinzip,  dass  kleinste  Zeitunterschiede  un wahrnehmbar  bleiben,  nicht  anerkannt:  p.  448,  a,  24.  (Auf 
diese  Stelle  hätte  Jan  1.  c.  51 — 52  hinweisen  können,  um  den  Unterschied  in  der  Tonlehre  beider  Autoren 
aufzuzeigen,  nicht  aber  auf  De  An.  II,  8,  p.  420,  a,  3,  wo  nur  der  stetige  Zusammenhang  der  Luft  zwischen 
dem  tönenden  Körper  und  dem  Gehör  als  Erfordernis  des  Hörens  behauptet  ist.) 

2)  803,  b,  40:  zo  de  avzo  ovfißaivei  zovzo  .-rsgl  zag  av/Mpmvlag.  8iä  ydg  zo  mgiovyxaza/M/itßdveo&ai 
zovg  ezegovg  rj%ovg  vjzo  zcöv  hegcov ,  xai  yiyvsadai  tag  xazanavasig  avzwv  ä/Lia,  kavddvovoiv  fj/xäg  ai  /xezagv 
ytyvöftevat  qxovai.  nksoraxtg  jxsv  ydg  iv  Jidoaig  zaig  ovficpoiviaig  vno  zcöv  oigvzegwv  cpdöyywv  ai  zov  degog 
yiyvovzai  jiltjyal  öid  zo  rd/og  zfjg  xivrjoewg'  zov  di  zekevzatov  zu»'  )//»)■  titiu  nvfißairei  agoa.zi.-zztw  fjfüv  rrgög 
zrjv  äxor/v  xal  zov  ano  zfjg  ßgadvzsgag  yiyvofxevov.  wäre  zfjg  dxofjg  ov  dvvaph'i]g  aioddveo&cu,  xaddxeg 
si'grjtai,  zag  fj.ezag~v  tpiovdg,  äfia  öoxov/iisv  d/iq  oxsgcov  z&v  (p&oyywv  dxovstv  ovvexöög. 

Jan  vermutet  (Mus.  scr.  p.  56)  im  zweiten  Satz  vor  yiyveaOai  ein  /«}.  Aber  wie  sollte  hier  das 
Nichtzusarnmenfallen  etwas  beweisen?  Der  Autor  denkt,  meine  ich,  an  die  Deckung  der  Pausen 
zwischen  2  (oder  3,  4)  coincidierenden  Schlägen.  Ebenso  halte  ich  die  vermutete  Aenderung  von  qxovai 
am  Schluss  dieses  Satzes  in  oiwnai  für  unnötig  und  irrig. 


37 

brechung  des  tieferen  mit  einer  des  höheren  coincidiert,  nicht  gesondert  wahr; 
ebenso  wie  schon  bei  einem  einzelnen  Ton  die  kurzen  rasch  aufeinanderfolgen- 
den Unterbrechungen  nicht  wahrgenommen  werden. 

Bei    den   übrigen  Consonanzen   fällt   nicht  jeder   Stoss   des   tieferen  Tons 
mit  einem  des  höheren  zusammen,   sondern  nur  jeder  zweite  (bei  der  Quinte) 


oder  dritte  (bei  der  Quarte):    •        •        •  Hier  muss  der  Verfasser  annehmen, 

•  •  •  • 

dass  uns  alle  zwischen  den  coincidierenden  Stössen  liegenden  Stösse  sowol 
des  tieferen  als  des  höheren  Tons  entgehen.  Unter  dem  „letzten"  Stoss  des 
(höheren)  Tons  ist  offenbar  nicht  der  absolut  letzte,  sondern  der  jeweilig  letzte 
in  jeder  solchen  Periode  zu  verstehen. 

Freilich  hat  der  Verfasser  hiebei  nicht  an  die  Phasenverschiebungen  ge- 
dacht, infolge  deren  es  geschehen  kann,  dass  auch  bei  Consonanzen  kein  einziger 
Stoss  (Maximum)  des  einen  und  anderen  Tons  coincidiert. 

Hält  man  die  Lehre,  dass  wir  beide  Töne  zugleich  continuierlich  wahr- 
nehmen, zusammen  mit  der  vorherigen  Aeusserung,  dass  sie  sich  gegenseitig 
verdecken,  so  lässt  sich  sagen,  dass  ihm  die  Thatsache  der  (it^is  oder  xyäoig 
vorschwebt,  wie  wir  sie  bei  Aristoteles  kennen  lernten,  nur  dass  er,  trotz  der 
„gegenseitigen  Verdeckung",  die  Zweiheit  der  Töne  festhält,  während  diese 
von  Aristoteles  nach  der  Darstellung  De  sensu  im  Prinzip  ganz  geleugnet  wird. 

Eine  andere  unter  den  aristotelischen  Werken  überlieferte  Musikschrift, 
die   19.  Section  der   „Probleme",  werden  wir  weiter  unten  (No.  8)  besprechen. 

6.  Aristoxenus. 

Aristoxenus,  zuerst  Pythagoreer,  dann  Aristoteliker,  unmittelbarer  Schüler 
und  Zeitgenosse  des  Meisters,  kommt  in  den  uns  erhaltenen  Fragmenten  seiner 
Musiktheorie  zum  Begriffe  der  Consonanz  von  dem  des  Intervalls.  Dieses 
definiert  er  als  „das  von  zwei  ungleich  hohen  Tönen  Begrenzte"  oder  als 
„Differenz  von  Tonhöhen",  als  „einen  Raum,  der  fähig  ist,  die  unter  dem 
höheren  und  über  dem  tieferen  Grenzton  liegenden  Töne  aufzunehmen".  Die 
Tonhöhen  selbst  benennt  und  definiert  er  als  „Spannungen",  ihre  Differenz 
daher  als  ein   „Mehr-  oder  Weniger-Gespanntsein"1). 

Diese  Definition    des   Intervalls    als   einer  Differenz  (Distanz)   zweier  Ton- 


*i  Marquard'a  Ausgäbe  p.  20,26:  didonjfia  d"  ioxi  xo  vno  ovo  cp&öyyov  (hoiofikvov  (tt)  n)v  aixtjv  xdoiv 
l-iovxoiv.     Der  Begriff'  der  Tonhöhe  als  "ioi;  wird  schon  vorher  p.  14,  18  eingeführt. 


38 

höhen  ist  von  der  späteren  Musiktheorie  bis  in  die  neuere  Zeit  beibehalten 
worden,  obschon  sie  nichts  weniger  als  hinreichend  ist,  da  doch  nicht  jede 
beliebige  Differenz  zweier  Tonhöhen  schon  als  Intervall  im  musikalischen  Sinn 
betrachtet  werden  kann.  Der  Begriff  des  musikalischen  Intervalls  kann  nur 
auf  Grund  des  Consonanzbegriffes  entwickelt  werden;  der  von  Aristoxenus 
gewählte  Weg  war  darum  von  vornherein  der  verkehrte.  Er  selbst  empfindet 
die  Schwierigkeit,  indem  er  sogleich  beifügt:  „es  ist  schwer,  für  all'  diese 
prinzipiellen  Dinge  gleichmässig  eine  tadelfreie  und  ganz  scharfe  Erklärung 
zu  geben." 

Die  Intervalle  lassen  sich  nun,  fährt  er  fort,  in  fünf  Rücksichten  betrachten, 
nach  denen  sie  sich  von  einander  unterscheiden  (auch  diese  Unterscheidungen 
sind,  mit  einigen  Modifikationen,  von  allen  alten  Musikschriftstellern  beibehalten 
worden):  nach  der  Grösse  (Distanz  der  Töne),  nach  Symphonie  und  Diaphonie, 
Einfachheit  und  Zusammengesetztheit,  Geschlecht  (diatonisch,  chromatisch,  en- 
harmonisch),  Rationalität  und  Irrationalität  (p.  22,  15  f.).  Aber  gerade  was 
wir  hier  hauptsächlich  suchen,  eine  Definition  des  zweiten  Unterschiedes,  giebt 
er  nicht.  Vielleicht  hatte  er  in  den  verlorenen  Teilen  eine  solche  aufgestellt, 
und  dann  wird  sie  wol  ähnlich  gelautet  haben,  wie  die,  welche  wir  in  den 
Schriften  aus  seiner  Schule  finden  werden.  Aber  wahrscheinlicher  ist  mir, 
dass  der  überaus  vorsichtige  und  allem  Hypothetischen,  Speculativen  abgeneigte 
Forscher,  unbefriedigt  von  den  bisherigen  und  besonders  den  pythagoreisieren- 
den  Erklärungen,  es  absichtlich  vermieden  hat,  sich  auf  eine  eigentliche  De- 
finition dieses  Unterschieds  einzulassen.  Der  rechnenden  Betrachtungsweise  der 
Pythagoreer  tritt  er  ja  auch  darin  gegenüber,  dass  er  eine  auf  das  blosse 
Gehör  gegründete  Stimmung  der  Intervalle  zu  Grunde  legt.  Um  so  mehr 
müsste  man  freilich  wünschen,  dass  er  etwas  über  das  Merkmal  gesagt  hätte, 
wodurch  das  blosse  Gehör  Consonanz  und  Dissonanz,  sowie  Reinheit  und  Un- 
reinheit eines  Intervalls  unterscheidet. 

An  den  beiden  Stellen,  wo  er  die  consonanten  Intervalle  näher  untersucht 
(p.  26,  20  f.  und  64,  9  f.),  umgeht  er  die  Schwierigkeit  in  eigentümlicher  Weise. 
Der  Begriff  der  Grösse  des  Intervalls  umfasse  den  der  Consonanz  und  Dis- 
sonanz; denn  jedes  consonante  Intervall  unterscheide  sich  von  jedem  dissonanten 
durch  die  Grösse.  Nun  gebe  es  zwar  mehrere  Unterscheidungsmerkmale  der 
Consonanzen  unter  sich;  er  wolle  aber  das  bekannteste  zu  Grunde  legen,  die 
Grösse.  Das  kleinste  consonante  Intervall  sei  die  Quarte,  dann  folge  die  Quinte, 
dann  die  Octave.     Alle  zwischenliegenden  Intervalle  nenne  man  dissonant. 

Dass  dieser  Um-  und  Ausweg  bedenklich  war,  leuchtet  ein.  Es  ist  frei- 
lich wahr,  dass,  wenn  wir  einen  bestimmten  Ton  als  Ausgangspunct  festhalten, 


39 

die  verschiedenen  dazu  consonierenden  oder  dissonierenden  Töne  an  ganz  be- 
stimmten Puncten  der  von  da  nach  beiden  Seiten  sich  erstreckenden  Tonreihe 
liegen.  Aber  definieren  kann  man  Consonanz  und  Dissonanz  durch  den 
blossen  Abstand  schon  darum  nicht,  weil  bei  einer  stetigen  und  in  gleicher 
Richtung  erfolgenden  Erweiterung  des  Abstandes  nicht  etwa  die  Consonanz 
stetig  geringer  oder  grösser  wird,  sondern  abwechselnd  bald  Consonanz  ver- 
schiedenen Grades  bald  Dissonanz  eintritt.  Sodann  haben  wir  auch  keine 
Gewähr,  dass  einunddieselbe  Consonanz,  z.  B.  eine  Quinte,  von  beliebigem 
Ausgangston  aus  immer  den  nämlichen  Abstand  (den  nämlichen  Grad  von 
Unähnlichkeit  beider  Töne)  darstellt.  Beide  Begriffe  hängen  prinzipiell  gar 
nicht  zusammen1).  Ich  schalte  diese  kritische  Bemerkung  aus  historischen 
Gründen  ein,  weil  wir  hier  bei  Aristoxenus  den  Anfang  eines  Misverständnisses 
finden,  das  sich  infolge  seiner  Autorität  fortgepflanzt  hat  und  heute  noch  nicht 
ganz  verschwunden  ist. 

Aristoxenus  fährt  fort  (p.  64,  24):  „Dieses  (diese  Aufzählung  der  Con- 
sonanzen)  haben  wir  von  den  Früheren  überkommen;  das  Uebrige  müssen 
wir  selbst  bestimmen."  Es  entständen  nämlich  auch  noch  Consonanzen  durch 
Hinzufügung  der  Octave  zu  einer  der  vorher  genannten  Consonanzen;  während 
die  Hinzufügung  der  Quarte  oder  Quinte  zu  einer  von  ihnen  beiden  keine 
Consonanz  ergebe.     Durch  Hinzufügung  weiterer  Octaven  könne  man  an  sich 

—  soweit  nicht  die  Grenzen  des  Instruments   oder  der  Stimme  Halt  gebieten 

—  in's  Unendliche  neue  Consonanzen  gewinnen. 

Nach  einer  Bemerkung  des  Aristoteles  zu  schliessen  (s.  o.  S.  34),  dürfte 
mindestens  die  Doppeloctave  doch  schon  vor  Aristoxenus  unter  die  Consonanzen 
gerechnet  worden  sein.  Das  Neue,  wovon  Aristoxenus  hier  spricht,  wird  daher 
nur  etwa  in  dem  Hinweis  auf  die  durch  Addition  der  Octave  zur  Quarte 
oder  Quinte  entstehenden  Consonanzen  und  auf  den  unbegrenzten  Fortgang 
solcher  Bildungen  bestehen. 

Von  Interesse  für  unsere  Frage  sind  noch  seine  Bemerkungen  über  die 
Methode  der  Abstimmung  der  Intervalle.  Die  consonanten  Intervalle  seien 
hinsichtlich  ihrer  Abstimmung  viel  schärfer  begrenzt  als  die  dissonanten.  Ein 
consonantes  vertrage  entweder  überhaupt  keine  oder  nur  eine  äusserst  geringe 
Abweichung,  während  ein  dissonantes  viel  weniger  empfindlich  sei2).    Deshalb 


»)  Vgl.  G.  E.  Müller,  Zur  Grundlegung  der  Psychophysik  (1878)  S.  276  f.,  und  meine  Tonpsychologie  I, 
249,  337  f.,  II,  403,  409. 

2)  p.  80,  1  :  'Exei  de  t&v  diacxr^iaxiy.öjv  fif/eOwv  xa  füv  rä>v  OVfupwvcov  tjxoi  U7i\ü>g  ovx  eyuv  doxet 
zo.-rov  «/./.'  //  ei  iif/fih.i  iogiorat,  >'/  na.VTei.wg  äxagtaiöv  xiva,  xa  de  xmv  diacpwviov  Tiokldj  fjxxov  xovxo  jiexov&e 
y..x."/..     Vgl.  zu  der  Stelle  WestphaTs  Aristoxenus  I,  293. 


40 

sei  das  Gehör  zuverlässiger  bei  der  Abstimmung  der  Consonanzen  als  der  Dis- 
sonanzen und  erhalte  man  die  letzteren  am  genauesten  durch  Vermittelung 
der  ersteren.  Um  z.  B.  den  Ditonus  (die  als  dissonant  geltende  grosse  Terz) 
nach  unten  abzumessen,  müsse  man  zweimal  je  eine  Quarte  in  die  Höhe  und 
eine  Quinte  in  die  Tiefe  gehen. 

Hier  rührt  Aristoxenus  an  den  neuerdings  betonten  Begriff  der  indirecten 
Verwandtschaft,  obwol  wir  speziell  die  Töne  der  grossen  Terz  noch  zu  den 
direct  verwandten  (consonierenden)  rechnen  und  als  Beispiel  etwa  den  Ganzton 
wählen  würden,  „eine  andere  von  den  Dissonanzen,  die  man  durch  Consonanz 
finden  kann"  (p.  80,  9).  Der  Ganzton  wurde  denn  auch  von  Aristoxenus  und 
ebenso  von  Späteren)  als  die  Differenz  der  Quinte  und  der  Quarte  definiert1). 
Es  ist  vollkommen  richtig,  dass  wir  für  die  Reinheit  der  Consonanzen  weit 
empfindlicher  sind  als  für  die  der  Dissonanzen  und  diese  nur  durch  jene  genau 
abstimmen  oder  intonieren  können. 

Wiederum  sieht  man  aber  auch  hieran,  wie  unmöglich  es  ist,  die  Inter- 
valle durch  den  Abstand  der  Töne  zu  definieren.  Denn  bei  kleinen  Abständen, 
wie  dem  Ganzton  oder  der  Terz,  müsste  man  doch  Abweichungen  leichter 
bemerken  als  bei  grösseren,  wie  Quinte,  Octave,  Doppeloctave.  Also  muss  das, 
was  die  musikalischen  Intervalle  als  solche  constituiert,  noch  etwas  anderes 
ausser  dem  blossen  Abstand  sein.  Sicherlich  hat  denn  auch  Aristoxenus  die 
Grösse  des  Abstandes  nur  eben  als  einen  bequemen  Leitfaden  für  die  Auf- 
zählung der  Intervalle  benützen,  nicht  aber  als  ein  constitutives  Merkmal  für 
ihre  Definition  ansehen  wollen.  Ein  solches  fehlt,  wie  gesagt,  in  seinen  Frag- 
menten gänzlich. 

7.  Euklid. 

Die  unter  dem  Namen  des  Euklid  überlieferte  Schrift  xaraTOjLi?]  y.avovog, 
die  nach  allen  Anzeichen  den  berühmten  alexandrinischen  Geometer  (um  300 
v.  Chr.)  zum  Verfasser  hat,  vertritt  gegenüber  Aristoxenus,  ohne  ihn  zu  nennen, 
die  pythagoreische  Methode.  Sie  ist  die  erste  uns  überkommene  musikalische 
Arithmetik,  der  dann  so  viele  folgten,  macht  uns  auch  zuerst  mit  einigen  in 
den  allgemeinen  Gebrauch  übergegangenen  technischen  Ausdrücken  bekannt,  die 
sich  ohne  Zweifel  schon  im  Kreise  der  älteren  Pythagoreer  ausgebildet  hatten. 
In  der  Einleitung  der  Schrift2)  werden,  nachdem  auf  die  Entstehung  der  Töne 


')  p.  6G,  5:     Tövog  d'  larlv  w  rö  diu  itkvxe  zov  diä  reoaügcov  [xel^ov.     Vgl.  p.  30,  1. 
2)  Jan,  Musici  Scriptores  Graeci  p.  148 — 149. 


41 

durch  langsamere  und  schnellere  Bewegungen  die  Anwendung  von  Zahlen- 
verhältnissen begründet  ist,  die  drei  Arten  von  Verhältnissen  unterschieden: 
n  n-f-1  n-j-l+m 
T'    ~n~~ ' 


n 


Euklid  nennt  sie:   loyog  nollanlaoiog,  Ini/iio^iog,  Ini- 

fitQffis1)  und  fügt  bei:  „Die  Zahlen,  die  in  einem  der  beiden  ersten  Verhältnisse 
stehen,  werden  auch  mit  einem  einheitlichen  Namen  in  Hinsicht  ihrer  gegen- 
seitigen Beziehung  benannt."2)  Auf  diesen  Satz  kommen  wir  sogleich  zurück. 
„Wir  wissen  aber  —  fährt  er  fort  — ,  dass  von  den  Klängen  die  einen  sym- 
phon,  die  andern  diaphon  sind,  und  dass  die  symphonen  eine  einheitliche  Ver- 
schmelzung aus  beiden  (Tönen)  machen,  die  diaphonen  aber  nicht.  Da  sich 
dies  so  verhält,  so  ist  es  plausibel,  dass  die  symphonen  Klänge,  da  sie  eine 
einheitliche  Verschmelzung  des  Klanges  aus  beiden  (Tönen)  bewirken,  zu  den 
Zahlen  gehören,  die  mit  einem  einheitlichen  Ausdruck  gegen  einander  bezeich- 
net werden,  entweder  zu  den  nollanläoioi  oder  den  im/uoQioi."3) 

Hier  ist  zunächst  der  obige  Satz  zu  erläutern,  der  sich  auf  die  Termino- 
logie hinsichtlich  der  beiden  ersten  Verhältnisse  bezieht.  Er  ist  stark  mis- 
verstanden  worden,  v.  Jan  versteht  unter  der  einheitlichen  Bezeichnung  eine 
solche,  durch  welche  die  Begriffe  noXlanlaaiog  und  iJiijuoQiog  unter  sich 
zusammengefasst  würden,  also  einen  Gattungsnamen  für  diese  beiden  Classen 
von  Verhältnissen4),  und  wundert  sich,  dass  Euklid  diesen  gemeinsamen  Namen, 
auf  den  er  dann  wieder  zurückweist,  hartnäckig  verschweigt.  Aber  was  sollte 
die  Verschmelzung  der  Töne,  die  der  Octave  für  sich  allein  ebenso  wie  der 
Quinte  für  sich  allein  zukommt,  mit  einem  gemeinschaftlichen,  beide  Intervalle 
zusammenfassenden    Ausdruck    zu    thun    haben?     Die    Intervalle    verschmelzen 


x)  Diese  Ausdrücke,  die  in  die  musikalische  Arithmetik  der  ganzen  Folgezeit  übergingen  —  bei 
den  Lateinern  ratio  multiplex,  superparticularis,  superpartiens  —  fand  Euklid  wol  bereits  vor.  In  den 
pseudo-aristotelischen  Problemen  kommen  die  beiden  ersten  ebenfalls  vor  (pr.  41  der  19.  Sect.);  wahrschein- 
lich stand  ixifiögio;  auch  in  pr.  43,  vgl.  Jan's  Conjectur  dazu).  Dagegen  scheint  emftegrjg  den  Verfassern 
der  Probleme  nicht  geläufig;  denn  im  pr.  41  heisst  es  bezüglich  der  verdoppelten  Quinte  4:9  und  der 
verdoppelten  Quarte  9:16,  die  Töne  dieser  Intervalle  seien  „weder  nolkanläoiog  noch  emf.i6giog  und 
hätten  überhaupt  keinen  löyog*. 

'-)  xovxotv  de  [xwv  agi&fioiv]  ol  /.ikv  xoWaTiläoioi  xai  im/uögcoi  evi  ovöftaxi  Xeyovxai  ngbg  äXlr)hovg. 

3)  rivo')öxofj.Ev  de  xai  xwv  q>-&6yya>v  xovg  fiev  ovfupojvovg  ovxag,  xovg  de  diacpwvovg,  xai  xovg  fiev  avfi- 
cfo'irovg  fiiav  y.oäaiv  xijv  ig"  äfupolv  Txoiovvxag,  xovg  de  8ia<po')vovg  ov.  xovrwv  oitxcog  h/övxoiv  elxog  xovg  ov/t- 
<pcövovg  rp&öyyovg,  eTieiörj  /itiav  xrjv  ei;  äfirpoTv  xoiovvxai  xgäotv  xfjg  cpcovfjg,  elvac  xcöv  ev  evl  ovöfiaxi  ngog 
ä/./.i'i/.org  Xeyofievcov  dgid/nwv,  ijxoi  noWanXaalovg  ovxag  rjxot  ejxifiogcovg. 

4)  Mus.  scr.  p.  117 — 118:  Deinde  multiplices  rationes  ait  et  superparticulares  communi  quodam 
nomine  comprehendi,  etc.  Dass  der  Interpret  des  Porpbyrius  diese  beiden  Intervallgattungen  xgeixxovg 
nennt  (weil  sie  die  Consonanzen  enthalten),  kann  hier  nicht  herangezogen  werden;  denn  dies  ist  doch 
kein  Gattungsname,  kein  „nomen  duarum  rationum  commune",  und  hat  mit  Euklid's  Gedankengang 
schlechterdings  nichts  zu  thun. 

Abh.  d.  I.  GL  d.  k.  Ak.  d.  Wiaa.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  G 


42 

doch  nicht  untereinander,  sondern  die  Töne.  x\uch  ist  aus  dem  Zusammen- 
hang klar,  dass  jryug  ählrfiovg  nicht  die  beiden  Intervall-(Verhältnis-)Gattungen, 
sondern  die  beiden  Töne  meint,  die  in  jedem  Intervall  enthalten  sind.  Es 
kann  sich  also  nur  um  die  Thatsache  handeln,  dass  jeder  der  beiden  Brüche 

— -  und  — — — ,  bezw.  ieder  einzelne  unter  diese  Formeln  fallende  Bruch,  einen 
1  n      '  J  ' 

einheitlichen  Namen  führt.  Und  dies  ist  ja  auch  der  Fall.  Für  2/i,  3/i,  V1 
hat  die  griechische  Sprache  dmlaoiov  u.  s.  w.,  für  3/2  tj/uiokiov,  für  V3  eni- 
ryiTov,  welche  Ausdrücke  denn  auch  Euklid  in  den  folgenden  Deductionen 
fortwährend  gebraucht.  Auf  die  bezüglichen  Intervalle  finden  wir  diese  Aus- 
drücke auch  in  den  Problemen  (vgl.  besonders  Pr.  35  und  23)  angewandt. 
Für  8/7,  12/ii,  die  ebenfalls  unter  den  Begriff  des  inifxo^tor  fallen,  gab  es 
allerdings  keine  einfachen  Ausdrücke,  aber  die  Grundzahlen,  mit  denen  auch 
die  Grundintervalle  vollständig  bestritten  wurden,  gingen  eben  in  der  älteren 
griechischen  Zeit  nur  bis  4.1) 

Da  uns  nun,  meint  Euklid,  das  Gehör  (unabhängig  von  aller  Zahlenkunde) 
sagt,  dass  gewisse  Zusammenklänge  sich  durch  eine  einheitliche  Verschmelzung 
der  beiden  Töne  vor  anderen  auszeichnen,  so  ist  es  von  vornherein  plausibel, 
dass  dies  solche  sein  werden,  deren  Zahlenverhältnisse  in  der  Sprache  mit 
einem  einheitlichen  Ausdruck  bezeichnet  werden.  Euklid  vertraut  also  der 
Sprache,  dass  sie  einem  solchen  fundamentalen  Zug  unsrer  Sinneswahrnehmungen 
Rechnung  getragen  habe.  Doch  weiss  er  wol,  dass  damit  kein  Beweis  gegeben 
ist.  Die  exacte  Begründung  für  die  Zahlenverhältnisse,  die  den  verschiedenen 
Intervallen  entsprechen,  liefert  die  auf  diese  Einleitung  folgende  Beweisführung 
nach  echt  Euklidischer  Methode. 

Für  uns  ist  das  Wichtigste,  dass  die  Verschmelzung  der  consonanten  Inter- 
valltöne von  Euklid  als  eine  bekannte  und  zugegebene  Thatsache  hingestellt 
wird  (wie  wir  ja  auch  schon  bei  den  älteren  Pythagoreern  davon  hörten)  und 
dass  sie  ihm  trotz  seiner  mathematischen  Tendenzen  als  das  primäre  Kenn- 
zeichen der  Consonanz  erscheint. 


*)  Andrerseits  finden  wir  bei  dem  Mathematiker  Nikoniachus  (2.  Jahrb..  n.  Chr.)  auch  für  die  einzelnen 
Klassen  des  tm/iegr/g  einheitliche  Ausdrücke,  wie  Ernäi/iEgr/s  (5/3),  ejingi/^eg^i  (V4),  aber  diese  sind  eben 
erst  in  viel  späterer  Zeit  entstanden  und  vielleicht  durch  Nikomachus  selbst  erfunden.  Vgl.  Nesselmann, 
Arithmetik  der  Griechen,  S.  197. 


43 


IL   Die  Schriftsteller  des  späteren  Altertums. 

Vom  zweiten  Jahrhundert  vor  Christus  bis  zum  ersten  oder  zweiten  nach 
Christus  klafft  eine  ungeheure  Lücke  in  der  Ueberlieferung  der  alten  Musik- 
schriften, und  es  ist  auch  allem  Anschein  nach  in  diesem  Zeitraum  nicht  viel 
Bedeutendes  produziert  worden.  Nachher  fliessen  die  Quellen  wieder  um  so 
reichlicher.  An  Wert  sind  diese  nachklassischen  Arbeiten  unter  sich  und  in 
ihren  Teilen  sehr  ungleich.  Teilweise  bringen  sie  blosse  Auszüge,  Wieder- 
holungen, Compilationen,  Commentare  alter  Lehren  ohne  wissenschaftliche 
Strenge,  teilweise  aber  sehr  bedeutsame,  auch  wol  mit  den  Wandlungen  und 
Fortschritten  der  praktischen  Musik,  der  musikalischen  Auffassung  und  Gefühls- 
weise zusammenhängende  Neuerungen.  Die  Reihenfolge,  in  der  wir  sie  hier 
anführen,  entspricht  zwar  im  Allgemeinen  dem,  was  sich  über  die  (meist  nur 
schwer  und  ungenau  zu  bestimmende)  Entstehungszeit  sagen  lässt.  Aber  im 
Einzelnen  benützen  wir  auch,  wo  keine  grösseren  und  sicheren  Zeitunterschiede 
vorliegen,  die  Verwandtschaft  der  Lehren  als  Leitfaden  der  Anordnung. 

8.   Die  pseudo-aristotelischen  Musikprobleme. 

Wir  stellen  voran  die  in  musikpsychologischer  Hinsicht  bedeutendste  Schrift 
des  ganzen  Altertums,  die  19.  Section  (J'Ooa  neyl  ayuoviav")  der  unter  den 
Werken  des  Aristoteles  überlieferten  Sammlung  von  Problemen.  Diese  musi- 
kalischen Probleme  sind  von  aristotelischem  Geist  erfüllt  und  können,  wie 
wir  sogleich  an  einem  Beispiel  sehen  werden,  nur  durch  Heranziehung  der 
aristotelischen  Schriften  ganz  verstanden  werden.  Aber  das  ist  natürlich  kein 
Beweis  der  Echtheit.  Sie  können  nach  vielen  Anzeichen  überhaupt  nicht  einem 
einzigen  Autor  zugeschrieben  werden.  Einzelne  mögen  recht  wol  aus  der  ersten 
Zeit  der  aristotelischen  Schule,  ja  von  Aristoteles  selbst  herrühren.  In  ihrer 
Hauptmasse  jedoch  sind  sie  nach  meiner  anderwärts1)  begründeten  Ueberzeugung 
erst  nach  dem  Beginn  unserer  Zeitrechnung,  etwa  im  ersten  oder  zweiten  Jahr- 
hundert, im  Kreise  der  aristotelischen  Schule  entstanden.  Und  gerade  auch  die 
Lehren  über  Consonanz  dienen  mit  zum  Belege,  da  sie  sich  an  die  Ausführungen 
nachchristlicher  Schriftsteller  eng  anschliessen,  hingegen  von  den  Lehren  oder 
wenigstens  der  Ausdrucksweise  der  alten  Autoren  trotz  ihres  Füssens  auf  Ari- 
stoteles in  einigen  Punkten  wesentlich  unterscheiden.  Ich  fasse  aber  hier  nur 
kurz  zusammen,  was  ich  a.  a.  0.  ausführlich  dargestellt  habe. 


!)  S.  den  Schluas  der  oben  S.  5  erwähnten  Abhandlung. 


44 

Eine  ausdrückliche  Definition  der  Consonanz  enthält  Probl.  38  (p.  921,  a,  2) 
in  dem  Satze:  ov/LKpiovia  de  xaiyo/uev,  oxt  xQäolg  eori  Xoyov  s/oyTcoy  ivavnoiv 
■nobg  äXXrjXa.  Hierin  kommen  die  beiden  Momente:  Zahlenverhältnis  und 
Verschmelzung  zur  Geltung,  die  wir  auch  bei  Aristoteles  fanden,  nur  dass 
dieser  lieber  von  jLu&g  als  von  xpäotg  spricht.  Zugleich  sind  sie  als  Grund 
für  die  Annehmlichkeit  der  Consonanz  bezeichnet. 

Nur  das  erste  der  beiden  Momente,  aber  genauer  bestimmt,  erwähnt 
Probl.  41  (921,  b,  8):  avtxojwvia  evXoyov  hymnaiv  (p&öyyov  ngbg  dXXrjXovg  eoxi, 
wo  allerdings  der  Text  einer  Correktur  bedarf.  Wahrscheinlich  muss  es  heissen: 
XQäoig  evXoywg  ly  ovtujv  cp&oyywv,  also:  Symphonie  ist  die  Verschmelzung  von 
Klängen,  die  in  einem  leichtverständlichen  Verhältnis  zu  einander  stehen  (vgl. 
oben  S.  31  f.  bei  Aristoteles:  ev  dyid-uoTg  evXoytoxoig).  Auch  Pr.  39  p.  921,  a,  15 
lässt  sich  hier  anziehen:  ovtoj  xal  oi  ev  t/}  ov^cpatviq  (pdoyyoi  Xoyov  h'yovoi 
xivrjoewg  nyog  avrovg.  Das  Verhältnis  der  Tonbewegungen  wird  hier  mit  den 
metrischen  Verhältnissen  verglichen. 

Die  Probleme  kennen  die  drei  Consonanzen:  Octave,  Quinte,  Quarte1), 
handeln  aber  öfters  von  den  besonderen  Eigenschaften  der  Octave,  und  hiebei 
erfahren  wir  auch  Näheres  über  das  Merkmal  der  Verschmelzung,  welche  sich 
bei  diesem  Intervall  bis  zu  einer  scheinbaren  Einheit  des  Klanges  steigere. 
Dies  ist  nämlich  der  Sinn  des  bisher  unverständlichen,  weil  falsch  gelesenen 
Problems  14:  Jid  xt  XavO-dvei  xb  did  naovSv  xal  doxü  6tu6cpu)yoy  elvai  olov 
iv  reo  (foirixlip  xal  Iv  tu  dvd-Qujnw;  —  Wer  hiezu  die  Erörterungen  des  Ari- 
stoteles über  die  Analogie  zwischen  den  Mischfarben  und  den  Consonanzen 
vergleicht  (o.  S.  31  f.),  für  den  kann  es  keinen  Augenblick  zweifelhaft  sein,  dass 
hier  gelesen  werden  muss:  ev  tw  (poivixcu  xal  ev  zcp  aXovyyco,  und  dass  die 
scheinbare  Homophonie  der  Octave  zusammenfällt  mit  dem,  was  Aristoteles 
als  ucpavl'Qeiv  aXXrjXa  und  die  Schrift  n.  äxovoTwv  als  dnoxQvmeo&ai  vn'  dXXifkuiv 
bezeichnet. 

Wiederum  wird  dieselbe  Thatsache  der  Verschmelzung  oder  eine  Folge- 
rung daraus  in  Probl.  13  (wozu  Pr.  8  und  12  zu  vergleichen)  so  ausgedrückt: 
„Am  meisten  ist  (bei  den  Octaven)  das  Melos  in  beiden  Tönen,  wenn 
aber  nicht,  untieferen,  denn  er  ist  grösser.«2)  Es  soll  damit  gesagt  sein,  dass 
bei  der  Octave,  weil  und  sofern  sie  beim  gleichzeitigen  Erklingen  wie  Ein 
Ton  erscheint,    uns    auch   nur  Eine  Tonhöhe   vorhanden  scheint.     Sofern  man 

1)  Dass  nur  die  Octave   unter  der  ov^wvia  verstanden  wäre,   wie  Fetis   fortwährend  behauptete, 
ist  offenbar  irrig;  sie  wird  überall  nur  als  eine,  wenn  auch  als  die  wichtigste,  der  Symphonien  bezeichnet. 

2)  Pr.  13  (in  der  Antwort):    fiähora  /.uv  ev  äjjupotv  ion  tö  aficpoTv  /xikog,  ei  de  /o),  ev  zcö  ßageV  (ieT£ov 
ydg.     Aus  der  Fragestellung  geht  hervor,  dass  speziell  von  der  Octave  die  Rede  ist. 


45 

aber  doch  unterscheiden  wolle,  müsse  man  den  tieferen  der  beiden  Töne  als 
Repräsentanten  der  Tonhöhe  des  Ganzen  auffassen. 

Diese  Beschreibung  der  xyäotg  durch  die  scheinbare  einheitliche  Tonhöhe 
des  verschmolzenen  Klanges  ist  uns  hier  besonders  wichtig.  Sie  ist  neu  gegen- 
über allen  vorherigen  Darstellungen,  wird  uns  dagegen  in  den  nun  folgenden 
noch  öfters  begegnen1). 

Ganz  neu  ist  sodann  die  Verwendung  des  Ausdrucks  „Antiphone  Töne". 
Er  bezeichnet  nicht  wie  bei  Plato  dissonante  Tone2),  sondern  gegenklingende, 
nämlich  solche,  auf  denen  eine  Melodie  beim  Gegengesang  wiederholt  wurde, 
wozu  nach  den  Problemen  nur  die  Octaven  sich  eignen  (Pr.  13,  17,  vgl.  42  u.  a.). 
Infolge  dieser  Eigenschaft  werden  dann  auch  die  Octaventöne  selbst  als 
antiphone    bezeichnet.     Auch    diese    Ausdrucksweise    findet    alsbald   Nachfolge. 

Nur  kurz  erwähne  ich  noch  die  Lehre  von  der  Aehnlichkeit  der 
Octaventöne,  die  von  den  Problemen  auf  die  Analogie  ihrer  Leiterstellung 
und  den  gleichen  (scheinbaren)  Abstand  von  der  Mese  zurückgeführt  wird 
(Probl.  14,  17,  19,  42);  ferner  die  Lehre,  dass  die  Octave  allein  unter  den  con- 
sonanten  Intervallen  verdoppelt  werden  kann,  ohne  ihre  Consonanz  einzubüssen 
(Pr.  34, 41),  und  dass  sie  allein  in  Parallelen  gebraucht  werden  kann  (Pr.  18,  39). 

Endlich  handeln  die  Probleme  auch  mehrfach  über  die  Gefühlswirkung 

der  Consonanzen.  Ihre  Annehmlichkeit  beruht,  so  hörten  wir  bereits,  auf  den 
Eigenschaften  des  loyog  und  der  y.Qaoig.  Die  Lust  am  Zusammenklang  ist  aber 
keine  „ethische",  weil  nur  im  Rhythmus  und  in  der  Melodie,  nicht  im  Zu- 
sammenklang, Nachahmung  von  Bewegungen  stattfindet,  die  als  Symbole  des 
Ethischen  dienen  (Pr.  27:  ....  ovz  ev  t//  /uigef  alV  r\  oviKpcovla  ovx  s%ei 
q&og).  Der  Autor  fasst  diese  Lust  also  wol  als  rein  sinnliche  Annehmlichkeit. 
Unter  den  Symphonien  ist  die  angenehmste  die  Octave  (Pr.  35  und  39  a).  Näher 
brauchen  wir  auf  diese  Lehren  hier  nicht  einzugehen,  da  die  Annehmlichkeit 
offenbar,  wie  schon  bei  Aristoteles  und  überhaupt  bei  allen  Früheren,  nicht  als 
constitutives,  sondern  nur  als  consecutives  Merkmal  der  Consonanz  gilt. 


J)  Warum  Melos  hier  und  anderwärts  durch  Tonhöhe  (melodische  Qualität  des  Tons)  übersetzt 
werden  muss,  und  wie  es  sich  nach  alten  und  neuen  Vorstellungen  erklärt,  dass  der  tiefere  Ton  vorzugs- 
weise als  Träger  der  Tonhöhe  aufgefasst  wird,  darüber  muss  wiederum  auf  die  oben  erwähnte  Abhandlung 
verwiesen  werden.  Ueber  Gevaert's  Auslegung  der  bezüglichen  Lehren  bei  Bacchius,  Gaudentius  u.  A. 
siehe  die  zusammenfassenden  Betrachtungen  im  II.  Teil  unserer  Untersuchung. 

2)  Ein  besonderer  Ausdruck  für  Dissonanz  kommt  in  den  Problemen  überhaupt  nicht  vor,  ebenso 
wie  bei  Aristoteles,  und  wie  dort  ist  nur  einmal  von  ov  ovftqpwvetv  die  Rede.  Ich  möchte  dies  aber  beide- 
male  als  zufällig  betrachten. 


46 


9.  Plutarch. 


Bei  Plutarch  v.  Chaeronea  (etwa  46  — 120  n.  Chr.)  finden  wir  zunächst  in 
seinen  moralischen  Schriften  einige  für  uns  wertvolle  Bemerkungen  gelegent- 
lich eingefiochten.  Eine  davon  stimmt  überein  mit  dem,  was  wir  soeben  aus 
den  Problemen  über  das  Melos  bei  symphonierenden  Tönen  hörten:  „Wie  bei 
symphonen  Tönen  immer  das  Melos  des  tieferen  entsteht,  so  wird  jede  Hand- 
lung in  einem  weise  eingerichteten  Hause  von  Beiden  in  Uebereinstimmung 
gethan,  verrät  aber  doch  des  Mannes  Führerschaft  und  Entscheidung."1)  Ein 
bei  Plutarch  anderwärts  aufgeworfenes  aber  nicht  beantwortetes  Problem  be- 
spricht die  nämliche  Erscheinung2). 

Noch  in  einem  anderen  Punkte  berührt  sich  Plutarch  mit  den  pseudo- 
aristotelischen Problemen:  er  erwähnt  die  „Antiphonie"  sowie  die  Aehnlichkeit 
von  symphonen  Tönen.  „Die  Harmonie  (Melodie)  beim  Spielen  und  den  Saiten- 
instrumenten (=  beim  Spielen  auf  Saiteninstr.)  hat  das  Symphone  durch  Anti- 
phones,  indem  auf  irgend  eine  "Weise  den  Höhen  und  Tiefen  eine  Aehnlichkeit 
zuwächst.  Die  Symphonie  und  Harmonie  bei  der  Freundschaft  dagegen  ge- 
stattet keinerlei  Unähnlichkeit"   u.  s.  f.3) 

Es  scheint  mir  (gegenüber  A.  Wagener),  dass  Plutarch  hier  speziell  an  die 
Octave  denkt,  von  der  ja  auch  in  den  Problemen  und  späterhin  allein  die 
Antiphonie  behauptet  wird.  Denn  in  Bezug  auf  die  Octaventöne  wird  der 
Gegensatz  des  „Hohen  und  Tiefen"  seit  Heraklit,  Plato,  Aristoteles  immer 
hervorgehoben.  Dieser  Gegensatz,  der  auch  hier  noch  in  dem  Worte  avr.l- 
(pmvov  ausgedrückt  sein  soll,  ist,  meint  Plutarch,  im  Zusammenklang  getilgt 
und  in  eine  Art  Aehnlichkeit  verwandelt.  Bei  der  Freundschaft  darf  er  von 
vornherein  nicht  vorhanden  sein. 

Eine  neue  Unterscheidung  fällt  uns  in  Plutarch's  Schrift  über  den  Timäus 
auf.4)  Da  werden  den  symphonen  Tönen  einmal  nicht  die  diaphonen,  son- 
dern die  emmelischen  gegenübergestellt,  und  es  wird  der  Ganzton  als  ififisleg 


*)  Conjugalia  praecepta  c.  11,  139  c:  "Qaneq,  av  cp&öyyoi  dvo  ov[i<pa)voi  h)<p&öioi,  xov  ßaovxeqov  yivexai 
xo  fiekos,  ovto)  Ttäoa  jiq&s~is  iv  olxia  oaxpQovovofl  jigäxxexat  (tev  vji'1  ä[i<poxegwi>  öfiovoovvxav,  imq>aivei  de  xtjv 
xov  avdgös  rjyefiovlav  xai  Jigoaigeoiv. 

2)  Quaestiones  convivales  1.  IX,  qu.  8:  Tis  alxia  ov/Mpcovrjoecos ;  iv  w  xai,  äia  xi  xwv  ovfiipojvoiv  6[iov 
xgovoßevwv  xov  ßagvxegov  yivexai  xo  fiekog. 

3)  De  amicorum  multitudine  c.  6  (96  e):  ■>)  fiev  yag  xegi  yraX^iovs  xai  <p6g/niyyas  ägfiovi'a  di  ävxupwvwv 
e%ei  xo  av/zqjwvov,  6g~vxrjai  xai  ßaovxtjotv  äfimayencos  6j.ioi6xr]xos  iyyivo/iev>]g'   xijg  de  (ptkixijs  ovfiqpcovias  x.x.).. 

4)  De    animae  procreat.  in  Tim.  p.  1021b:    'Eav   de   a>s   evvea   jtqos  oxxm  yivtjzat ■>)  dviooxv;, 

jioitfoet  biäoxr]jxa  xoviaTov  ov  av/xqxovov  ahV  efi^ieXeg ,  d>s  eineiv  efißgaßv,  xw  xovg  cp&öyyovs,  är  ävä  firgoc 
xgovodcöoi,  xage%eiv  ydv  qxavovv  xai  Ttgosrjves,  av  de  opiov,  xgayy  xai  \vxr\g6v'  er  de  zaTg  ovuyioviai;  xav 
opov  xgovcovxai  xav  ivalÄät;,  rjdecos  .igogtexai  x't]v  ovvi)x>]oiv  »;   ai'o&rjöis. 


47 

bezeichnet.  Dies  geschieht  vom  Standpunkt  der  Gefühlswirkung.  Beide  wirken 
angenehm  und  gefällig,  aber  die  symphonen  sowol  im  Zusammenklang  wie  in 
der  Aufeinanderfolge,  die  emmelischen  nur  in  der  Aufeinanderfolge,  während 
sie  zusammenklingend  rauh  und  lästig  sind.  Wir  haben  hier  zugleich  die  Ant- 
wort auf  eine  in  den  Quaest.  conv.  (1.  IX,  p.  8)  nur  aufgeworfene  Frage:  Tlvi 
dtouptQii  ra   hujiElfj   diaorrjuara  twv  oviuptoviov ; 

Ganz  derselben  Einteilung  werden  wir  bei  Ptolemäus  wieder  begegnen, 
wenn  er  auch  die  beiden  Begriffe  nicht  ebenso  definiert.  Dass  die  Kategorie 
htuf'/Jg  in  diesem  Sinne  neu  war,  ist  wol  in  der  Wendung  „um  es  kurz  zu 
sagen"   im  Text  der  Stelle  De  an.  proer.  angedeutet. 

Plutarch's  (Pseudo-Plutarch's?)  Schrift  nt^l  fj,ovoixfjg  ist  in  musikhistorischer 
Hinsicht  ebenso  wichtig  wie  die  pseudo-aristotelischen  Probleme  in  musik- 
psychologischer, zumal  da  sie,  wenn  auch  unselbständig  genug,  aus  verlorenen 
Schriften  des  Aristoxenus,  Heraklides  Ponticus  u.  A.  zusammengestellt  ist.  Aber 
nur  das  19.  Kapitel  kommt  hier  in  Betracht.  Auch  es  trägt  direkt  nichts  bei, 
ist  uns  aber  indirekt  um  so  wichtiger,  da  es  uns  über  die  Anwendung  ver- 
schiedener gleichzeitiger  Intervalle  in  ziemlich  frühen  Zeiten  Nachricht  giebt. 
Es  heisst  da  unzweideutig,  dass  schon  „die  Alten",  Terpander  und  seine  Zeit- 
genossen, Quinten  und  Quarten,  aber  auch  grosse  Secunden  und  Sexten  in  der 
Begleitung  zur  gesungenen  Melodie  hinzugefügt  haben.1) 

10.    Pseudo-Euklid. 

Die  Elaaywyr)  aQ/uoriy.r'i,  die  sicher  mit  Unrecht  dem  berühmten  Mathe- 
matiker Euklid  untergelegt  wurde,  vielmehr  nach  K.  v.  Jan  höchst  wahrschein- 
lich ein  Auszug  aus  einer  verlorenen  Harmonik  des  Aristoxenianers  Kleonidas 
ist  und  aus  dem  Anfang  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  stammen  mag2)  —  eine  der 
besten  Darstellungen  der  alten  Musiklehre  vom  Standpunkt  des  Aristoxenus  — , 
zählt  die  nämlichen  fünf  Unterschiede  der  Intervalle  auf  wie  Aristoxenus,  giebt 


x)  Es  ist  besonders  das  Verdienst  Westphal's,  in  Deutschland  auf  diese  Stelle  mit  Nachdruck  immer 
wieder  hingewiesen  zu  haben.  Sie  wurde  aber  auch  von  A.  Wagener  in  der  S.  4  erwähnten  Abhandlung 
S.  38  in  gleichem  Sinne  ausgelegt  und  hervorgehoben;  und  Wagener  citiert  wieder  Vincent.  Auch  dass 
Böckh  sie  „völlig  unbeachtet  gelassen'  (Westphal's  Griech.  Harm.3  S.  32),  ist  nicht  ganz  richtig,  obschon 
es  Westphal  so  scheinen  musste.  Es  findet  sich  nämlich  in  Böckh's  Handexemplar  der  Pindar-Ausgabe 
auf  der  Berliner  Universitätsbibliothek  zu  I,  253  folgende  schriftliche  Eandbemerkung  (aus  welchem  Jahre, 
weiss  ich  freilich  nicht):  „Exiniius  locus  de  harmonia  ex  symphonis  et  diaphonis  est  ap.  Plut.  de  Mus. 
c.  19,  qui  in  prirnis  considerandus." 

2)  K.  v.  Jan.  Landsberger  Gymnasial-Programm  1870.  Mus.  Scr.  p.  169  f.  Der  Name  des  Pappus 
wird  neben  dem  des  Kleonidas  in  den  Handschriften  erwähnt.  Aber  zu  dem  Mathematiker  Pappus  stimmt 
die  Haltung  der  Schrift  ebensowenig  wie  zu  dem  Mathematiker  Euklid.  Vgl.  auch  Gevaert,  Hist.  de  la 
Musique  de  l'Antiquite  I,  14. 


48 

aber  auch,  was  wir  dort  verinissten,  eine  ausdrückliche  Definition  der  Con- 
sonanz:  Consonanz  ist  die  Verschmelzung  zweier  Töne,  eines  höheren 
und  eines  tieferen.  Dissonanz  ist  das  Gegenteil,  die  Nichtvermischung 
zweier  Töne,  so  dass  sie  nicht  verschmelzen,  vielmehr  das  Gehör  rauh  be- 
rührt wird3). 

Helmholtz  hat  diese  alte  Definition  zur  Bestätigung  seiner  eigenen  an- 
geführt: „Consonanz  ist  eine  continuierliche ,  Dissonanz  eine  intermittierende 
Tonempfindung.  Zwei  consonierende  Töne  fliessen  in  ruhigem  Flusse  neben 
einander  hin,  ohne  sich  gegenseitig  zu  stören,  dissonierende  zerschneiden  sich 
in  eine  Reihe  einzelner  Tonstösse.  Es  entspricht  diese  unsere  Beschreibung 
der  Sache  vollkommen  der  alten  Definition  des  Euklides"   u.  s.  f.2) 

Nun  scheint  es  in  der  That,  dass  die  den  Dissonanzen  vielfach  eigene 
Rauhigkeit  von  dem  Verfasser  dieser  Schrift  (wie  von  Plutarch  o.  S.  47  und 
wahrscheinlich  schon  von  Früheren  o.  S.  17)  bemerkt  worden  ist.  Aber  ich 
glaube  nicht,  dass  er  die  Verschmelzung  mit  dem  Mangel  der  Rauhigkeit  und 
die  Nichtverschmelzung  mit  dem  Vorhandensein  derselben  identifizieren  will. 
Vielmehr  dürfte  er,  wie  alle  bisherigen  Autoren,  in  der  xQäoig  ein  selbständiges 
positives  Merkmal  gesehen  haben;  die  Rauhigkeit  erschien  ihm  dann  als  eine 
Folge  der  Nichtverschmelzung,  aber  nicht  als  primäres  Merkmal3). 

11.  Die  von  Theo  Smyrnaeus  und  von  Porphyr  citierten  Schrift- 
steller (Thrasyll,  Adrast,  Aelian). 

lieber  Definitionen  des  pythagoreisierenden  Platonikers  Thrasyllos 
(im  1.  Jahrh.  n.  Chr.)  berichtet  der  Neuplatoniker  Theo  von  Smyrna  (im 
2.  Jahrh.  unter  Hadrian).4)    Zum  ersten  Male  begegnet  uns  da  die  Einteilung 


*)  Jan,  Mus.  Scr.  187,  19:  "Eaxi  de  ov/uq?covia  per  xgäoig  ovo  cpdöyyoov,  o^vxeoov  xal  ßagvxEgov. 
Siaqxovla  M  zovvavxiov,  Svo  cp&oyymv  apugia,  maxs  fiij  xgadijvai,  aV.ä  xQayvv&ijvai  xi)v  äxor\v. 

Der  Text  ist  hier  nicht  gut  erhalten,  doch  wird  der  Sinn  durch  die  Lesarten  nicht  wesentlich  ver- 
ändert. Die  Worte  diaycovla  ....  ä/u£la  finden  sich  in  Meibom's  Ausgabe,  der  sie  nach  Jan's  Vermutung 
aus  einer  früheren  Ausgabe  herübergenommen,  fehlen  aber  in  den  uns  bekannten  Handschriften.  Aehn- 
liches  muss  jedenfalls,  nur  etwa  weniger  pleonastisch  ausgedrückt,  im  ursprünglichen  Text  gestanden 
haben.  Meibom  liest  dann  weiter:  /ii]  oimv  ze  xga&Tjvai,  was  keinen  Unterschied  im  Sinn  macht.  Die 
Ersetzung  von  xga.'dijva.i  durch  xadaQÜfjvcu  in  mehreren  Hdschr.  hat  dagegen  überhaupt  keinen  Sinn. 
Statt  rgaxvvdfjvai  endlich  hat  eine  Hdschr.  rgaxvvai,  wobei  also  kein  Wechsel  des  grammatischen  Sub- 
jects  stattfindet. 

2)  Lehre  von  den  Tonempfindungen  i  S.  370. 

3)  Freilich  würde  er  sich  in  dieser  Herleitung,  wenn  sie  auch  vielleicht  anfangs  plausibel  erscheint, 
getäuscht  haben.  Die  Schwebungen  haben  mit  den  Unterschieden  des  Verschmelzungsgrades  nichts  zu 
thun.     Vgl.  m.  Tonpsychologie  II,  S.  206  f. 

*)  Theo  Smyrnäus  ed.  Hiller,  p.  48,  16:  täv  ds  öiaoitjixäxwv  rä  /.isv  ovfiqxova,  xa  di  diäqxova.  avfi- 
q>wva  fi'ev  xä  xe  xaxy  dvxirptovov,  oiöv  iaxi  xo  dia  Tiaaütv  xal  xo  dlg  dia  naawv,  xal  rä  (xaxä)  xagäycorov,  oiov 


49 

der  Consonanzen  in  zwei  Klassen.  Die  erste  nennt  Thrasyll  ouiupwva. 
y.aj^  ävricpcovov  und  rechnet  dazu  Octave  und  Doppeloctave,  die  zweite  nennt 
er  avuxpuiva  '/.ara  Tiaydcpcovoi'  und  rechnet  dazu  Quinte  und  Quarte.  (Neben- 
bei erwähnt  er  auch  ov/u<pwva  xaxa  avv&%uav ,  wie  Ganzton  und  Diesis  — 
unsere  „indirekt  consonierenden".  besser  „indirekt  verwandten"  Töne.1))  Die 
erste  Klasse  sei  symphon ,  indem  die  der  Höhe  entgegengesetzte  Tiefe  sym- 
phoniere  (schönes  Idem  per  idem);  die  zweite  Klasse,  indem  der  eine  Ton  mit 
dem  anderen  weder  homophon  noch  auch  diaphon,  sondern  bei  einem  merk- 
lichen Abstand  (doch)  ähnlich  klinge.  Diaphon  aber  seien  die,  welche  den 
Abstand  eines  Ganztons  oder  einer  Diesis  besitzen  (Diesis  hat  hier  vielleicht 
die  altpythagoreische  Bedeutung  von  Halbton).  Denn  Ganzton  und  Diesis  seien 
Prinzip  der  Symphonie,  aber  nicht  selbst  schon  Symphonie. 

Klar  und  aufklärend  sind  diese  Auseinandersetzungen  nicht  und  wahrschein- 
lich auch  nicht  hinreichend  genau  von  dem  Compilator  Theo  wiedergegeben. 
Aber   sie    sind  merkwürdig    durch    das    erste  Auftauchen    der  Unterscheidung 


xo  diä  xevze,  zo  8tä  xsoadgcov.  [avfiqpcova  de  xaxa  ovviystav  olov  xövog,  ölsacg.]  xd  xs  yäg  xax*  ävxüpojvov  ov/.i- 
qxovü.  ioxiv,  iaeidav  xo  dvxixsifxsvov  xfj  dlgvxrjxi  ßdgog  ov[j.<pwvfj,  xä  xs  xaxa  nagdcpcovov  iaxi  ovfKpcora,  ijistdäv 
[lijxe  öfioxovov  <p&syyrjxai  cpüöyyog  cp&öyyco  pirjXE  dtdqjcovov,  äXXa  Jiagd  xi  yvcögt/itov  dtdarq/iia  ojioiov.  6id<pa>roi 
<5'  etal  xai  ov  ov/.iq>a>voi  cp&öyyoi ,  wv  iaxc  xo  didoxtjfia  xövov  >}  dtsoscog '  6  ydg  xövog  xai  f\  dieoig  ägyrj  fiiv 
ov/i<pa)viag,  ovnas  ds  ovii<pa>via.     Zum  letzten  Satz  vgl.  p.  75,  15 — 17. 

x)  So  wenigstens  Hesse  sich,  wenn  der  Text  unverändert  bleiben  soll,  der  Ausdruck  interpretieren. 
Der  Begriff  der  indirekten  Verwandtschaft  oder  Consonanz  ist  allerdings  sonst  nirgends  im  Altertum 
theoretisch  fixiert,  doch  wissen  wir  aus  Aristoxenus,  dass  der  Ganzton  durch  Vermittelung  von  Quinte 
und  Quarte  gewonnen  wird. 

Richtiger  aber  scheint  es  mir  doch,  nach  Hiller's  Vorschlag  das  Sätzchen  überhaupt  zu  streichen. 
Es  ist  fast  augenscheinlich  von  einem  Schreiber  eingefügt,  der  zu  dem  ovpcpwva  fisv  des  vorangehenden 
Satzes  durchaus  sogleich  ein  avpicpoiva  de  erwartete;  während  der  Gegensatz  erst  im  letzten  Satze  mit 
didcpoivoi  6s  erscheint,  genau  entsprechend  der  vorausgeschickten  kurzen  Unterscheidung  dieser  beiden 
Hauptklassen.  Erst  mit  der  Streichung  wird  die  Einteilung  und  Aufzählung  formell  vollkommen  durch- 
sichtig, während  dieses  Sätzchen  alles  durcheinander  bringt  und  mit  dem  Schluss  der  Stelle  sowie  mit 
p.  75.  17  in  direktem  Widerspruch  steht. 

Wagener  wollte  lesen:  öidrpwva  «arä  ovvsysiav,  da  nirgends  sonst  der  Ganzton  als  symphon  ange- 
sehen wird  (s.  die  oben  S.  4  erwähnte  Abhandl.  S.  17).  Aber  die  diaphonen  Intervalle  werden  ja  erst 
nachher,  im  letzten  Satz,  aufgeführt.  Wagener  stützt  sich  allerdings  gerade  auch  auf  diesen  Satz,  in 
welchem  er  nach  der  alten  Ausgabe  Bouillaud's  oi  ovncpoivoi  liest;  aber  eben  dieses  ol  steht  offenbar  falsch 
für  ov,  das  Hiller  ohne  Weiteres  nach  Handschriften  gesetzt  hat. 

Soviel  ist  Wagener  zuzugeben,  dass  nach  der  Anschauung  mancher  Schriftsteller  jener  Zeit  die 
kleinen  Dissonanzen  eine  besondere  Stelle  unter  den  Dissonanzen  einnahmen,  da  sie  zur  melodischen  Ver- 
bindung vorzugsweise  geeignet  sind,  während  sie  im  Zusammenklang  erst  recht  dissonieren.  Vgl.  Plutarch 
oben  S.  46 — 47,  ferner  Nikomachus'  von  Wagener  citierten  Satz:  xä>v  fisv  öiaoxrjpidxcov  ovöelg  cp&öyyog  jtgog- 
xov  ovvexV  ovfirpwvog,  d)J.ä  Ttdvtcog  Sidtpowog.  Ebenso  werden  wir  bei  Ptolemäus  hören,  dass  er  die  Inter 
valle  unter  der  Quarte  als  besondere  Klasse  unter  dem  Namen  der  e/u/xsXstg  auszeichnete.  Es  ist  daher 
wol  möglich,  dass  der  Schreiber,  der  das  obige  Sätzchen  einfügte,  aus  diesen  s^isXsTg  eine  Klasse  der 
ov/*rpo)va  gemacht  hat,  wie  er  sie  brauchte,  sie  aber  durch  den  Zusatz  xaxa  avvsysiav  von  den  übrigen 
avfiqxova  unterschied.     Insofern  ist  die  Corruption  nicht  ohne  Interesse. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  7 


50 

vollkommener  und  unvollkommener  Consonanzen,  sowie  der  Aus- 
drücke Antiphonie  und  Paraphonie  zur  technischen  Bezeichnung  solcher 
Unterarten.  „Antiphonie"  fanden  wir  in  verwandtem,  wenn  auch  nicht  gleichem 
Sinn  in  den  Problemen,  und  die  dortige  Bedeutung  macht  leicht  begreiflich, 
wie  es  zu  der  technischen  Verwendung  für  Octave  und  Doppeloctave  kommen 
konnte,  da  eben  nur  in  diesen  Intervallen  „Gegengesang"  stattfand.  Schwerer 
scheint  zunächst  der  Ursprung  des  Ausdruckes  Paraphonie  zu  deuten.  Thrasyll 
selbst  macht  einen  ziemlich  gezwungenen  Versuch  dazu  (naga  ji  yvwQif/,01/ 
diu.OTrjixa  u/uoiov  —  was  von  der  Octave  doch  noch  mehr  gelten  würde).  Es 
scheint,  dass  er  den  Ausdruck  wie  den  vorigen  in  der  damaligen  Praxis  vor- 
fand, doch  muss  ihre  Bedeutung  keine  ganz  feste  gewesen  sein,  denn  alsbald 
finden  wir  sie  in  anderer  Verwendung  wieder.  Wir  werden  später  (II.  Teil) 
aus  der  Sache  selbst  heraus  den  Ursprung  des  Ausdruckes  zu  deuten  versuchen. 

An  den  Bericht  über  Thrasyll  schliesst  Theo  einen  über  den  pytha- 
goreisierenden  Peripatetiker  Adrast  (etwa  Anfang  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.), 
der,  wie  Theo  nicht  unrichtig  bemerkt,  über  Harmonie  und  Consonanz  sich 
deutlicher  als  jener  ausgedrückt  hat.  Dieses  Referat  stimmt  mit  einem  späteren 
von  Porphyrius  in  seinem  Commentar  zur  Harmonik  des  Ptolemäus  fast  wört- 
lich überein;  dort  erfahren  wir  auch,  dass  die  Ausführungen  Adrasts  sich  in 
seinem  Commentar  zum  platonischen  Timäus  fanden.  Hier  begegnet  uns  nun 
wieder  eine  Neuerung,  zu  der  nur  Ansätze  in  früheren  Zeiten  constatiert 
werden  können.  Die  Definition  Adrasts  lautet:  „Symphon  sind  Töne,  wenn 
beim  Angeben  des  einen  auf  Saiteninstrumenten  auch  der  andere  zufolge 
einer  gewissen  Verwandtschaft  und  Sympathie  mitklingt.  Dem- 
gemäss  hören  wir  auch  beim  gleichzeitigen  Erklingen  beider  einen  glatten 
(angenehmen?)  und  milden  Klang  aus  der  Verschmelzung 
heraus."1) 

Also  zunächst  eine  rein  physikalische  Definition,  auf  das  Phänomen  des 
Mitschwingens  gegründet.  Aus  dieser  bei  der  Succession  der  Töne  zu  beobach- 
tenden Erscheinung  wird  dann  als  Folgemerkmal  erst  die  Verschmelzung  und 
die  Glätte  des  Klanges  beim  gleichzeitigen  Erklingen  hergeleitet. 

Das  Mitschwingen  consonanter  Saiten  wird  in  den  späteren  Zeiten  des 


')  Theo  Sm.  p.  50,  22 :  ovfiqxovovai  8s  cp&öyyoi  jtgög  a)J.rjXovg ,  wv  fiazigov  xgovadevxog  ini  Tivog 
ögyävov  x&v  ivratwv  xai  6  Xoijtog  xatä  xiva  oixsiOT^ia  xai  ovftJiädeiav  ovv}]%ei'  xaza  rairo  de  äfiqpoTv  ä/Lta 
xgovo&ivTwv  rjdüa  xal  ngogtjvrjg  ix  xfjg  xgdoseog  s^axovsrai  cpwvtj.  Porphyrius  (Wall.  p.  270)  hat  statt 
r/8eTa  im  letzten  Satz  keia,  worin  ich  mit  Jan  (Mus.  scr.  p.  133)  die  wahrscheinlichere  Lesart  erblicke. 
Die  Eigenschaft  der  Glätte  bei  Tönen  fanden  wir  schon  früher  öfters  hervorgehoben,  auch  Plato  erwähnt 
sie  im  Timaeus,  den  Adrast  hier  commentiert.  Andrerseits  finden  wir  allerdings  die  Verbindung  tjdv  xai 
jigogrjvsg  (bezüglich  aufeinanderfolgender  Töne)  bei  Plutarch  De  an.  proer.  (s.  o.) 


51 

Altertums  auch  sonst  erwähnt.  So  im  Problem  24  der  XIX.  Section,  ferner 
bei  dem  Dichter  Agathias1),  bei  Dionysius  (Pseudo-Bacchius)2),  bei  Synesius3); 
ferner  in  einer  pseudo-galenischen ,  neuerdings  dem  Porphyrius  vindizierten 
Schrift4),  wo  sogar  der  in  neuerer  Zeit  beliebte  Versuch  schon  beschrieben 
wird,  Reiterchen  von  leichtem  Stoffe  auf  die  Saiten  zu  setzen,  die  dann  von 
den  consonierenden  Saiten  infolge  ihrer  Mitschwingung  abgeworfen  werden, 
während  sie  auf  den  nichtconsonierenden,  wenn  diese  auch  der  primär  erklin- 
genden räumlich  näher  liegen,  sitzen  bleiben.  Aristides  Quintilianus  erwähnt 
das  Mitschwingen  und  den  Reiterchen-Versuch  ebenfalls,  aber  nur  für  homo- 
phone Saiten  (De  mus.  II,  c.  18,  ed.  A.  Jahn,  p.  65,  13).  Als  wesentliches 
Charakteristikum  der  Consonanz  wird  das  Mitschwingen  auch  wieder  von  dem 
Lateiner  Macrobius  (4.  —  5.  Jahrh.)  angegeben,  der  indirekt  nach  pythagoreischen 
Quellen  gearbeitet  hat,  s.  u.  No.  19.  Wahrscheinlich  findet  sich  die  Erscheinung 
auch  sonst  gelegentlich  in  der  Litteratur  jener  Jahrhunderte  erwähnt.  Aber 
vor  der  christlichen  Zeit  scheint  sie  noch  nicht  bekannt  gewesen  zu  sein. 
Auch  die  Definition  der  Consonanz  durch  ovfijia&tta,  von  der  wir  sogleich 
(s.  folgende  Seite  oben)  nach  Porphyrius  hören  werden,  gehört  daher  wol 
zweifellos  dem  neupythagoreischen  Kreise  an. 

Nicht  für  richtig  halte  ich  die  Folgerung  (bei  Jan  Mus.  scr.  p.  91),  dass 
die  Alten  bereits  die  Obertöne  beobachtet  hätten.  Allerdings  beruht  das 
Mitschwingen  der  Saite  der  höheren  Octave  darauf,  dass  diese  in  der  tieferen 
Saite  als  Oberton  enthalten  ist;  ebenso  wie  das  Mitschwingen  einer  tieferen 
Saite  (Probl.  24)  nur  dadurch  erfolgt,  dass  sie  in  Abteilungen  schwingt,  deren 
jede  mit  dem  höheren  Ton  unison  ist5).  Aber  die  Beobachtung  des  Mit- 
schwingens selbst  und  das  Heraushören  der  Obertöne  ist  doch  immer  noch 
zweierlei. 


')  Anthologia  graeca  I,  46    (Ae^ueg^v  vxäirjv    öjioxs  nXrjy.xgoiai  dovr'jao)  'H  Xait]    vrjxrj  jiäXXexai  avxo- 

lü'lT(r);     X.    T.     "/..). 

2)  S.  unten  No.  17  die  Anmerkung  über  diesen  Autor. 

3)  J.  H.  Vincent,  Notices  et  Extraits  des  Manuscrits  III,  282.  Synesius  stellt  hier  allerdings  leicht- 
sinnig die  Behauptung  auf,  dass  ausser  der  Octave  (Nete)  auch  die  Quarte  (Epitrite)  der  erregenden  Saite 
mitklinge,  was  auch  der  byzantinische  Commentator  der  Stelle,  Nicephorus  Gregoras,  arglos  mitcommen- 
tiert,  während  es  physikalisch  ganz  unmöglich  ist.  Auch  die  vorerwähnte  Stelle  der  Probleme  ist  insofern 
irrtümlich,  als  sie  die  tiefere  Octave  auf  die  höhere  mitschwingen  lässt;  aber  hier  liegt  doch  eine  That- 
sache  zu  Grunde:  die  tiefere  Saite  schwingt  in  der  That  mit,  nur  eben  in  zwei  Abteilungen,  also  im 
Ton  der  höheren. 

4)  K.  Kalbfleisch,  die  neuplatonische,  fälschlich  dem  Galen  zugeschriebene  Schrift  IJgog  ravgov  jregi 
ror  -reu?  iftyjvjrovrai  xä  tpßgva,  zum  ersten  Mal  herausgegeben.  Abhandl.  d.  Berliner  Akademie  1895, 
p.  49,  22  f. 

5)  Dass  kein  direktes  Mitschwingen  einer  Klangquelle  von  multipler  Schwingungszahl  vorkommt, 
habe  ich  kürzlich  in  Wiedemann's  Annalen  der  Physik  (Bd.  57,  1896,  S.  660  f.)  experimentell  nachgewiesen. 

7* 


52 

An  derselben  Stelle,  wo  Porphyr  Adrast  erwähnt  (p.  270),  berichtet  er 
noch  von  anderen  Definitionen.  Zuerst  von  solchen  im  Kreise  der  Pytha- 
goreer,  wobei  die  ältere  und  die  neuere  Schule  nicht  geschieden  werden.  „Die 
Pythagoreer  lehren,  dass  das  Zahlenverhältnis  Q^oyog)  die  Symphonie  ausmacht. 
Indem  sie  aber  durch  das  Gehör  den  koyog  bestätigen  wollen,  definieren  sie 
Symphonie  als  zyaoig  eines  hohen  und  tiefen  Tones;  andere  als  Sympathie, 
andere  als  Einheit,  wieder  andere  als  Glätte  (/.eioTtjTa)." 

Auch  der  Platoniker  Aelian  wird  dann  erwähnt,  der  in  seinem  Timäus- 
Commentar  Symphonie  als  „das  Zusammenfallen  und  die  Verschmelzung  zweier 
hinsichtlich  der  Höhe  verschiedenen  Töne"  bestimmte1).  Anderwärts  wo  Por- 
phyr die  nämliche  Definition  erwähnt,  fügt  er  noch  eine  nicht  uninteressante 
Erläuterung  Aelians  bei,  der  er,  wie  es  scheint,  auch  selbst  beipflichtet.  Es 
müssen,  lehrt  Aelian,  bei  der  Symphonie  die  beiden  zusammen  angeschlagenen 
Töne  eine  neue  einheitliche  Art  von  Ton  neben  jenen  (statt  jener)  hervor- 
bringen2). „Wie  bei  der  Bereitung  von  Weinhonig  ein  Drittes  als  Misch- 
produkt entsteht,  wenn  die  Mischung  so  erfolgt,  dass  weder  der  Wein  noch 
der  Honig  vorherrscht,  so  spricht  man  von  Symphonie,  wenn  ein  tiefer  und 
ein  hoher  Ton  angeschlagen  dem  Ohr  ein  einheitliches  Gemisch  (xyäfia)  dar- 
bieten, worin  die  Individualität  (Idla  dvra^ig)  keines  der  beiden  da- 
neben wahrgenommen  wird,  sondern  ein  Drittes  für  das  Gehör 
erklingt.  Wenn  aber  das  Gehör  mehr  den  Eindruck  des  tiefen  Tons  oder 
des  hohen  empfängt,  so  nennt  man  ein  solches  Intervall  asymphon." 

Dass  der  Eindruck  der  Verschmelzung  consonanter  Töne  bis  zur  Be- 
hauptung eines  neuen  einheitlichen  dritten  Tons  übertrieben  werden  konnte, 
sahen  wir  schon  an  Aristoteles.  Eine  verkehrte  Beschreibung  ist  es  nicht 
minder,  wenn  die  Dissonanz  in  Verfolgung  des  Honiggleichnisses  dahin  definiert 
wird,  als  ob  der  hohe  oder  der  tiefe  Ton  vorwiege.  Aber  das  Bestreben,  den 
Eindruck  und  Begriff  der  y.yuaig  zu  verdeutlichen,  ist  an  sich  bemerkenswert. 
Kurz  vor  der  ebenerwähnten  Stelle  heisst  es  ähnlich,  „dass  bei  den  gleich- 
zeitigen Tönen  in  gewissen  Fällen    der    eine   den  anderen  überwiegt,    so    dass 


)  p.  270:     oiifxcpwvia    de    iazi  övoiv  cp&oyycav  6g~vzi]xi    y.al  ßagvztju  öiarpeQÖvzcav    xaza    zo  avro  mwoig 
xai  y.gäaig. 

Diese  Stelle  citiert  Westphal,  Griech.  Harmonik  3  1886,  S.  38  und  anderwärts  mit  Berufung  auf 
Isaac  Vossius  und  Marpurg  so,   dass  nach  dvoTv  eingeschaltet  ist   >}  izXeiövcov,   und  benützt   sie  infu 
dessen   zum  Nachweis   der   antiken  „Polyphonie".     Aber   diese  Worte  fehlen  in  beiden  Citaten  des  Por- 
phyrie, und   es  ist  nicht  ersichtlich,   worauf  die  Lesart   sich   stützen   könnte.     (S.  Graf,   De  Graecorum 
veterum  re  musica,  Marburger  Hab.  Sehr.  1889,  p.  12.)     Vgl.  übrigens  unten  S.  55  Jamblichus. 

2)  p.  218:     öel  yovv  zovg  (pdoyyovg  ovyxQovoüivzag  t'v  zi  ezsqov   etdog  y&öyyov  anozelelv  izuq'  ixeivovg 
ig~  MV  (f&öyywv  fj  ovfupwvia  yiyovev. 


53 

auch  das  Gehör  die  Verschmelzung  des  Asymphonen  und  (die)  des  Symphonen 
erfasst".1)  Hier  fällt  auf,  dass  auch  den  Dissonanzen  eine  gewisse  (wenngleich 
unvollkommene)  Verschmelzung  zuerkannt  wird.  Dies  würde  mit  neueren  An- 
sichten übereinstimmen,  die  zwischen  Consonanz  und  Dissonanz  nur  einen 
graduellen  Unterschied  statuieren. 

12.    Sextus   Empiricus. 

Hieran  mögen  wir  die  Darstellung  des  Sextus  Empiricus  (gegen  Ende  des 
2.  Jahrh.)  schliessen.  „Dissonant  sind  die  Töne,  welche  das  Gehör  auf  eine 
ungleichmässige  und  auseinandergerissene  Weise  bewegen,  consonant 
die,  welche  es  in  gleichmässiger  und  ungeteilter  "Weise  thun2).  Deut- 
licher wird  das  Eigentümliche  jeder  Gattung,  wenn  wir  die  Eigenschaften  der 
Geschmacksempfindungen  zur  Vergleichung  heranziehen.  Wie  unter  den  Ge- 
schmäcken  die  einen  so  verschmelzen,  dass  sie  den  Sinn  in  einfacher  und 
glatter  Weise  (uoroeidwg  xal  kelwg)  bewegen,  z.  B.  der  Wein-  und  der  Wasser- 
honig, andere  aber  nicht  in  solcher  Weise,  z.  B.  der  Essighonig  —  denn  hier 
prägt  jeder  der  beiden  Mischungsbestandteile  seine  Eigenheit  dem  Geschmacke 
ein3)  — :  so  sind  die  dissonanten  Klänge  die,  welche  u.  s.  f."  (Wiederholung 
der  Definition). 

Hier  werden  wir  zunächst  wieder  an  die  Helmholtzische  Definition  erinnert; 
und  wiederum  dürfte  die  den  Dissonanzen  vielfach  (nicht  notwendig  und  immer) 
anhaftende  Rauhigkeit  zu  der  Beschreibung  beigetragen  haben.  Dennoch  zeigt 
der  beigefügte  Vergleich  mit  dem  Geschmacksinn,  dass  Sextus  hauptsächlich 
nicht  ein  Auseinanderreissen  des  Klanges  in  der  Zeit  meint,  derart  dass  der 
Klang  stossweise  zur  Empfindung  käme;  vielmehr  denkt  er  an  den  Umstand, 
dass  während  des  gleichzeitigen  Hörens  beider  Töne  die  disso- 
nanten ihre  Eigenart  (Tonhöhe)  deutlicher  ausprägen  als  die 
consonanten.  Diese  nähern  sich  mehr  dem  Eindruck  Eines  Tons,  jene 
treten  entschiedener  als  zwei  auf. 

Sextus  benützt  also  die  nämliche  Analogie  wie  der  ebenerwähnte  Aelian, 
aber    ohne    die  schiefe  Wendung,    zu    der  sich  jener  verleiten  Hess.     Das  Ge- 


1)  p.  217  unten:  ov  jzäg  6£vs  (pßöyyog  xal  ßa(thg  xazä  zö  aiizö  xgovöfisvoi  ovfi<pojvov  aTiozslovoi,  u).V 
oi  ftev  arzwv  iyovoi  zov  ezsqov  ixixgazovrza,  wäre  xal  zt/v  dxoijv  urzikafxßüveoßai  zov  zs  aav/i(pwvov  xga/iazog 
xal  zov  ov/x(pwvov. 

2)  Adv.  mus.  43  (Bekk.  p.  757,4):    diäqxovoi  fiiv  oi  ävojiidl.cog  xal  ötEOJzao/.ievojg  ztjv  axoijv  xivovvzeg, 
ovfMpüivoi  de  oi  öua/.djzeQov  xal  afUQiazojg. 

3)  ixdreQov  yaQ   tovvtov   tcbv  (ityfiaMOV  zl/v  l'dtov  ivzvnol  Ttoiözrjza  zfj  yeüozi.    Der  Ausdruck  jxiyfxa  steht 
hier  offenbar  nachlässig  für  die  Bestandteile  der  Mischung;  es  war  ja  hier  nur  Eine  Mischung,  der  Essig 
honig,  als  Beispiel  angeführt. 


54 

schmacksgleichnis  scheint  in  jener  Zeit  beliebt  gewesen  zu  sein.  Der  Verfasser 
des  Probl.  43  (Sect.  XIX)  weist  auch  auf  Geschmacksmischungen  und  zwar  auf 
den  Wein-  und  auf  den  Essighonig  hin,  nicht  zwar  um  die  Symphonie,  sondern 
um  die  Thatsache  zu  erläutern,  dass  der  Flötenton  sich  besser  als  der  der 
Leier  mit  der  menschlichen  Stimme  vermische.  Die  Methode  der  Vergleichung 
der  Sinne  und  speziell  das  Aufsuchen  von  Analogien  zur  musikalischen  Con- 
sonanz  kennen  wir  übrigens  schon  von  Aristoteles  her. 

13.   Nikomachus  und  Jamblichus. 

In  dem  uns  erhaltenen  Handbuch  der  Harmonik  (äyuovtzrjs  iy/ji^tSioy) 
des  Neupythagoreers  und  bedeutenden  Mathematikers  Nikomachus  von  Ge- 
rasa  aus  dem  2.  Jahrh.  heisst  es:  „Symphon  sind  die  Intervalle,  wenn  die 
ungleich  hohen  Grenztöne,  zusammen  angeschlagen  oder  sonstwie  ertönend 
(d.  h.  auf  andere  Weise  als  durch  Saiteninstrumente  erzeugt),  so  miteinander 
verschmelzen,  dass  der  aus  ihnen  entstehende  Klang  einartig  und  wie  ein 
einziger  wird.  Diaphon  dagegen,  wenn  der  aus  beiden  entstehende  Klang  als 
ein  gewissermassen  zerschnittener  und  unverschmolzener  gehört  wird."1) 

Man  bemerke  hier  die  vorsichtige  Ausdrucksweise  in  Hinsicht  der  „Ein- 
artigkeit"  des  Verschmolzenen;  überhaupt  die  formelle  Genauigkeit  der  De- 
finition, die  selbst  den  hergebrachten  Ausdruck  y.qovö&£v%(x>v  wegen  seiner 
Beziehung  auf  die  Saiteninstrumente  sogleich  mit  einem  erweiternden  Zu- 
satz versieht.  Es  ist  eigentümlich,  dass  bei  Schriftstellern,  deren  ganze 
Theorie  wie  die  des  Nikomachus  in  pythagoreischer  Zahlenlehre  gipfelt,  sich 
in  den  Consonanzdefinitionen  öfters  die  genauere  Beschreibung  des  sinnlich 
wahrnehmbaren  Thatbestandes  findet,  und  dass  umgekehrt  diejenigen,  die  sonst 


1)  Jan,  Mus.  scr.  p.  261 :  {diaözr)(io.za)  ovfiqjwva  fiev,  eneidrj  ol  neQie%ovzeg  tpüöyyoi,  diäcpoQOi  z<p  fieye&ei 
övzeg,  lifia  xgova&evzeg  rj  oncog  jioze  rjxrfoavzeg  iyxga&woiv  dXXrjXoig  ovxcog,  öJots  evoeidfj  ztjv  i$  avzcöv  qpcovrjv 
yeveadai   xal  oiov  filav'    diäcpiovoi  de,  özav  dieaxiofievrj  jicog  xal  äovyxgaxog  fj  !£  äf/.q>ozegwv  qxovrj  dxovtjzai. 

Jan  verwandelt  das  einstimmig  überlieferte  ojiwg  in  o/ncog  und  damit  Sinn  in  Unsinn.  Es  ist  nicht 
der  mindeste  Grund,  von  der  alten  Lesart  abzugehen.     Vgl.  unten  die  Definition  des  Gaudentius. 

Dagegen  ist  es  für  mich  zweifellos,  dass  in  dem  unserer  Stelle  vorausgehenden  Satze  eine  Ver- 
wechslung zweier  Worte  platzgegriffen  hat,  die  sich  auch  bei  Meibom  und  vermutlich  schon  in  den 
Handschriften  findet  und  durch  welche  das  Subjekt  unseres  Satzes  ein  anderes  würde  als  das  von  uns 
ergänzte.  Ein  System,  sagt  Nikomachus,  ist  die  Verbindung  zweier  oder  mehrerer  Intervalle  (öiaozrjfiäzcov), 
und  fährt  nun  im  überlieferten  Text  fort:  aklä  xü>v  fiev  Siaaztj/^dtwv  (muss  heissen  ov ort] /xäzcov)  ovdelg 
y&oyyog  Jigog  zbv  avvexv  ovfA.(pu>vog,  alXa  nävzcog  biäqxavog,  z&v  de  avazrj/Aäzcov  (muss  heissen  6iaozrjfiäza>v) 
sozt  zLva  av/j.(pa>va,  ziva  de  xal  diäqxova.  av/xqxova  fiev,  x.  z.  X.  Ein  „System"  ist,  wie  wir  aus  der  ganzen 
alten  Theorie  wissen  und  auch  hier  das  Folgende  lehrt  (p.  263,  18  f.),  beispielsweise  die  ganze  Tonleiter 
oder  auch  ihre  Hälfte,  ein  Tetrachord.  Kein  Ton  eines  Systems  ist  mit  dem  benachbarten  consonant. 
Unter  den  Intervallen  aber  sind  die  einen  consonant,  die  anderen  dissonant;  das  ist  wiederum  die 
ständige  Einteilung  der  Intervalle,  niemals  die  der  Systeme. 


55 

im  bewussten  Gegensatz  zu  den  Mathematikern  die  Sinneswahrnehmung  voran- 
stellen, in  diesem  Punkt  auf  das  Zahlen  Verhältnis  recurrieren  oder,  wie  Ari- 
stoxenus,  ganz  von  der  Definition  Umgang  nehmen. 

Nikomachus  hat  noch  andere  Werke  über  Musik  geschrieben,  aus  welchen 
uns  Einiges  bei  Boethius  De  instit.  musica  erhalten  ist.  Er  polemisiert  da 
gegen  Plato's  Erklärung,  wie  wir  sie  aus  dem  Timäus  kennen,  und  gibt  eine 
Erklärung,  die  sich  mit  der  in  der  Schrift  n.  dxovarivv  berührt1).  Ferner 
stellt  er  eine  Rangordnung  der  Consonanzen  auf  (Boeth.  1. 1,  c.  18),  aber  nicht 
auf  Grund  des  Gehörs,  sondern  arithmetischer  Spekulationen;  nämlich:  Octave, 
Duodezime,  Doppeloctave,  Quinte,  Quarte.  Es  leuchtet  ein,  dass  man  bei  der 
Anordnung  nach  Zahlenverhältnissen  von  verschiedenen  Prinzipien  ausgehen 
kann,  weshalb  denn  auch,  wie  Boethius  weiter  berichtet,  andere  Pythagoreer 
(Eubulides,  Hippasus)  andere  Rangordnungen  aufstellten. 

Die  „Einleitung  in  die  Arithmetik  des  Nikomachus",  welche  der  bekannte 
Neuplatoniker  Jamblichus  (gest.  um  330)  verfasste,  spricht  vielfach  auch 
von  musikalischen  Dingen.  Es  heisst  hier  in  Anlehnung  an  die  nikomachische 
Definition,  dass  bei  der  Symphonie  „zwei  oder  auch  mehrere  nichthomo- 
phone Töne  infolge  eines  einzigen  Anschlages  (d.  h.  gleichzeitig  erregt)  sich 
vermischen  und  einartig  in  das  Gehör  fallen".2)  Bei  den  „mehreren"  denkt 
Jamblichus  natürlich  nur  wieder  an  Zusammensetzungen  der  Quarte  bezw. 
Quinte  mit  der  Octave,  wie  e — a — e'.  Denn  von  Terzenconsonanz  ist  nirgends 
bei  ihm  die  Rede,  im  Gegenteil  wird  hier  wie  an  vielen  anderen  Stellen  aus- 
drücklich die  Quarte  als  die  kleinste  Consonanz  bezeichnet.  Bemerkenswert 
ist  auch  die  Erwähnung  von  Consonanzen,  welche  durch  Zusammensetzung  der 
einfachen  Consonanzen  mit  der  Doppeloctave  entstehen  (p.  121). 

14.    Ptolemäus. 

Die  grosse  Harmonik  des  Ptolemäus  (2.  Jahrh.  n.  Chr.)  ist  neben  den 
musikalischen  Problemen,  die  weniger  der  detaillierten  Entwickelung  des  Musik- 
systems als  der  psychologischen  Vertiefung  in  Prinzipienfragen  gewidmet  waren, 


')  Boethius  Inst.  mus.  Hb.  I,  c.  31:  Non  unus  tantum  pulsus  est  qui  simplicem  modum  vocis  ernittat, 
sed  semel  percussus  nervus  saepius  aerem  pellens  multas  efficit  voces.  Sed  quia  ea  velocitas  est  percus- 
sionis  ut  sonus  sonum  quodammodo  comprehendat,  distantia  non  sentitur  et  quasi  una  vox  auribus  venit. 
Si  igitur  percussiones  gravium  sonorum  commensurabiles  sint  percussionibus  acutorum  sonorum,  .  .  .  non 
est  dubium,  quin  ipsa  commensuratio  sibimet  misceatur  unamque  vocum  efficiat  consonantiam. 

2)  Jamblichus  In  Nicomachi  arithmeticam  introductio  ed.  Pistelli  1894.  p.  119:  ijcsi  yag  zä  y.azä 
fiovotxi/v  iv  äqiiovia  ov(t<po)va  ylvezat,  cpüoyyoyv  ÖveTv  rj  y.ai  xketövwv  ov%  6[io<pd>vo>v  vno  /xi'av  nkfj^iv  xaza- 
xiovafievrj  ( — <ov  zu  lesen)  y.ai  zij  äxoj)  ivoeiÖäig  noooxiiizovzwv,  iXdyjaiov  de  y.ai  jiqöjzov  zfj  äxofj  alodrjzov 
ovfMpwvov  diüazrifiü  iazt  zo  8tä  zeooägov. 


56 

die  wichtigste  der  späteren  Schriften.  Ptolemäus,  „selten  ein  blosser  Com- 
pilator,  aber  noch  weniger  ein  selbstschöpferischer  Geist"1),  will  Rechnung  und 
Beobachtung,  Vernunft  und  Erfahrung  in  gleicher  Weise  berücksichtigen  und 
beginnt  mit  hübschen  Betrachtungen  darüber.  Freilich  ist  er  doch  noch  zu 
sehr  Pythagoreer.  So  läuft  namentlich  bei  dem  Problem,  die  Intervalle  inner- 
halb der  Quarte  zu  bestimmen,  welches  er  sehr  ausführlich  behandelt,  doch 
alles  auf  blosse  Rechenkünste  hinaus. 

Seltsamerweise  finden  wir  bei  ihm  zwei  verschiedene  Definitionen 
von  Consonanz  und  zwei  verschiedene  Einteilungen  des  darauf  bezüglichen 
Begriffscomplexes,  sodass  man  versucht  ist,  die  erste  als  blos  provisorische  zu 
betrachten. 

Im  4.  Kapitel  des  I.  Buches  unterscheidet  er,  nachdem  von  der  Höhe  und 
Tiefe,  von  stetig  veränderten  gegenüber  festbegrenzten  (ruhenden)  Tönen  die 
Rede  war,  die  Töne  von  ungleicher  Höhe  (äinoorovoi)  zunächst  in  emmelische 
und  ekmelische,  jenachdem  sie  zu  einander  gefügt  dem  Gehör  fasslich 
klingen  oder  nicht2).  Hiemit  ist  aber  nicht  die  gleichzeitige  Zusammenfügung 
gemeint,  sondern  die  in  der  Melodie.  Es  sollen  die  Tonstufen,  die  überhaupt 
für  die  Musik  brauchbar  sind,  von  den  unbrauchbaren  unterschieden  werden. 
(Näheres  unten.)  Ptolemäus  fährt  fort:  „Symphonisch  aber  nennen  sie  — 
das  Wort  von  dem  schönsten  der  Klänge,  der  Stimme  (cpcorrj),  hernehmend 
—  die  Töne,  welche  einen  ähnlichen  Eindruck  (Auffassung)  für 
das  Gehör  bewirken,    diaphonisch  die,    welche  sich    nicht   so  verhalten3). 

Nach  einigen  gegen  die  Pythagoreer  polemisierenden  Kapiteln  gibt  er 
dann  unter  der  Ueberschrift  „Wie  die  Verhältnisse  der  Symphonien  richtig 
definiert  werden"  (c.  7  p.  15)  eine  neue  Erklärung,  welche  auch  weiterhin  im 
ganzen  Werke  zu  Grunde  gelegt  wird.  Um  nicht  sogleich  in  Verwirrung  zu 
kommen,  ist  es  am  besten,  diese  zunächst  ohne  jede  Beziehung  zur  vorigen 
zu  betrachten  und  zu  verstehen.  Es  werden  hienach  unter  den  ungleich  hohen 
Tönen  {aviooiovoi)  drei  Rangklassen  unterschieden.  Zuoberst  stehen  dem  Range 
nach  (aQ€Tfjg  svsxa,  eine  öfters  wiederkehrende  Wendung  vgl.  p.  16)  die  homo- 


x)  Fr.  Boll  in  seinen  verdienstlichen  „ Studien  zu  Cl.  Ptolemäus",  Jahrb.  f.  klass.  Philologie, 
21.  Suppl.-Bd.  (1894)  S.  109. 

2)  Ptolemaei  Harmonica  (Wallis  op.  math.  III)  1.  I,  c.  4,  p.  9 :  Eloi  äs  ifi/tsÄsTg  fiev,  ö'ooi  owanzdiiie- 
voi  itQog  aXXrßovg,  evcpwvoi  (evtpoQOi)  zvyxävovac  ngog  axorjv.  exjjisXeTg  dk,  oaoi  (xrj  ovzcog  k'xovoi.  Herr 
Dr.  Boll  in  München  macht  mich  brieflich  in  dankenswerterweise  aufmerksam,  dass  hier  statt  svqxovoi 
mit  den  besseren  Handschriften  (s.  Wallis'  Apparat)  und  mit  Porphyrius  p.  263  und  286  evyogot  zu 
lesen  ist;  was  auch  offenbar  besser  dem  Sinne  der  Unterscheidung  entspricht. 

3)  Ibid.:  2vß<pdivovg  äs  i'zi  <paalv  slvai  —  xctQa  zbv  xäXXiazov  7Jdrj  ze&v  \\>6(p(ov,  xtjv  qpcovtjv,  ovo/iazo- 
noiovvzsg  —  oaoi  xyjv  6/tiotav  dvzlXtjyuv  s/j.7ioiovai  zacg  axoaTg '  xai  öiaqcxövovg  zovg  fir)  ovzmg  e'xovzag. 


57 

p honen,  nämlich  Octave  und  Doppeloctave1),  dann  die  symp honen,  näm- 
lich Quinte  und  Quarte  und  deren  Zusammensetzungen  mit  den  homophonen, 
endlich  die  emmelischen,    „wie  der  Ganzton    und  die  übrigen  dieser  Art". 

Ptolemäus  gebraucht  allerdings  öfters,  wie  fast  alle  Früheren,  den  Ausdruck 
Symphonien  für  die  beiden  ersten  Klassen  zusammengenommen  (ausdrücklich 
z.  B.  1.  II,  c.  3  Anfang).  Aber  die  Octave,  meint  er,  unterscheidet  sich  doch 
noch  wesentlich  von  den  „übrigen  Symphonien"  und  wird  am  passendsten  als 
Homophonie  bezeichnet;  und  nun  gibt  er  die  Definition: 

„Es  seien  aber  als  homophon  für  uns  diejenigen  Töne  definiert,  welche 
zusammen  angegeben  unserem  Gehör  den  Eindruck  (die  Auffas- 
sung) Eines  Tones  bewirken;  als  symphon  die,  welche  ihnen  (in  dieser 
Hinsicht)  am  nächsten  kommen,  als  emmelisch  die,  welche  wieder  diesen  am 
nächsten  kommen.  Darum  setzen  sich  auch  die  Homophonen  aus  symphonen 
zusammen  (Quinte  -f-  Quarte  =  Octave),  und  die  symphonen  aus  emme- 
lischen. " 2) 

Ptolemäus  empfindet  also,  wie  schon  Thrasyll,  das  Bedürfnis,  zwei  Klassen 
von  Consonanzen  zu  scheiden,  wenn  er  auch  in  der  Terminologie  von  jenem 
abweicht  und  den  Ausdruck  Homophonie,  der  bis  dahin  ganz  allgemein  für 
die  gleiche  Höhe  zweier  Töne  gebraucht  wurde3),  in  einer  neuen  und  gewiss 
unzweckmässigen  Weise  anwendet  (darin  folgten  ihm  später  nur  einige  byzan- 
tinische Autoren).  Das  unterscheidende  Merkmal  der  beiden  Klassen  ergibt 
sich  ihm  aus  dem  gemeinschaftlichen:  es  gibt  eben  Stufen  der  Verschmelzung, 
der  Annäherung  an  die  Klangeinheit.  Wirkliche  Einheit  statuiert  Ptolemäus 
auch  bei  der  Octave  nicht.  Das  Homophone  ist  ihm  nicht  soviel  wie  das 
Isotone,  es  ist  eine  Klasse  des  Anisotonen. 

Die  Sonderstellung  der  Octave  innerhalb  der  Consonanzen  zeigt  sich  ihm 
aber  auch  in  dem  Gesetz,   „dass  sie  zu  jedem  beliebigen  Intervall  hinzugefügt, 


*)  Die  griechische  Musikpraxis  ging  bekanntlich  der  Regel  nach  nicht  über  den  Umfang  von  zwei 
und  einer  halben  Octave  hinaus ;  doch  mögen  in  der  Begleitung  in  späterer  Zeit  auch  Tripeloctaven  vor- 
gekommen sein.  Dass  Ptolemäus  auch  diese  und  die  folgenden  Octaven  zu  der  ersten  Klasse  rechnet, 
ergibt  sich  aus  anderen  Stellen.  Sogleich  nachher  gebraucht  er  den  Plural  für  die  mehrfachen  Octaven 
(s.  das  folgende  Citat).  Ebenso  heisst  es  p.  14  nach  Erwähnung  der  Octave  und  Doppeloctave:  „und 
welche  anderen  etwa  noch  durch  Octave  und  Doppeloctave  gemessen  werden." 

2)  p.  15:  'OgtCio&cooav  di  rtfiiv  öfiöqxavoi  (ikv  oi  y.axa  xijv  ovfiyavoiv  svög  ävxikr)ipiv  ifiJiotoüvxeg  xatg 
axodig,  oig  oi  diä  Tiaoöjv  y.al  oi  £•  avx&v  owxi&iusvoi.     2vficpcovoi  de  oi  tyyvxäxco  xwv  6uoqxöv<ov  x.  x.  X. 

Es  ist  bemerkenswert,  dass  Ptolemäus  immer  von  Arten  der  Töne  statt  der  Intervalle  spricht, 
wodurch  manche  harte  Wendungen  entstehen;  z.  B.  kann  man  doch  nicht  eigentlich  sagen,  dass  die 
homophonen  Töne  sich  aus  den  symphonen,  ebensowenig  dass  die  Töne  der  Doppeloctave  sich  aus 
denen  der  Octave  zusammensetzen. 

3)  Noch  Sextus  Empiricus  definiert  ausdrücklich  (Adv.  raus.  42):  'Ofiöffcoroi  fiev  oi  nij  8iaqje.oovri; 
(Yi.h'j'uov  y.ax'  ö^vxrjxa  y.al  ßaovxtjxa. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  8 


58 

dessen  Art  (eldog)  nicht  verändert,  sozusagen  ähnlich  wie  die  Zehnzahl  sich 
zu  den  darunterliegenden  Zahlen  verhält."  Diese  Eigentümlichkeit  ist  eben 
darin  begründet,  dass  sie  wie  Ein  Ton  wirkt.1) 

Ptolemäus  versucht  dann  aus  diesen  der  Sinneswahrnehmung  entnommenen 
Bestimmungen  die  Zahlenverhältnisse  herzuleiten,  die  weiterhin  (c.  8)  aber  auch 
durch  das  Experiment  am  Monochord  erwiesen  werden.  Diese  recht  gewagte 
logische  Deduction  ist  an  sich  für  unsre  Zwecke  ohne  Interesse,  aber  inner- 
halb ihrer  ist  uns  Verschiedenes  von  Wichtigkeit. 

Zuerst  die  genauere  Abgrenzung  der  euuelelg.  Es  gehören  dazu  nur  die 
Intervalle  unter  der  Quarte  und  aus  ihnen  auch  nur  die  durch  superparticulare 

Verhältnisse  ( — — — )  gegebenen.     Denn   nicht   blos    führt  Ptolemäus  hier  und 

überall  nur  die  Intervalle  unter  der  Quarte  als  Beispiel  an2)  und  stellt  das 
Prinzip  auf,  dass  die  e/ifteleZg  die  Quarte  zusammensetzen3),  sondern  er  fasst 
auch  das  Ergebnis  der  Classification  ausdrücklich  so  zusammen:  „Homophon 
ist  2:1  und  dessen  Multipla,  symphon  die  zwei  ersten  superparticularen  Ver- 
hältnisse (3:2,  4:3),  emmelisch  die  auf  4:3  folgenden  superparticularen." 
Hierin  ist  zugleich  ausgesprochen,  dass  nicht  beliebige  kleinere  Intervalle  wie 
z.  B.  15:17  emmelisch  sind.  Darin  stimmt  Ptolemäus  mit  den  Pythagoreern 
überein,  als  deren  Prinzip  er  p.  12  (Schluss  des  5.  Kap.)  anführt:  „Das  Emme- 
lische  muss  in  superparticularen  Verhältnissen  stehen." 

Weiter  ist  interessant,  dass  Ptolemäus  auch  innerhalb  jeder  Klasse  noch 
Gradunterschiede  statuiert.  Die  Octave  wird  hier  als  „einheitlichstes  und 
schönstes"  (hnxunaTov  xal  y.allioxov  p.  15)  unter  den  Homophonen  bezeichnet, 
also  der  Doppeloctave  u.  s.  f.  vorangestellt.  Aber  auch  unter  den  symphonen, 
ja  unter  den  emmelischen  Intervallen  sind  Unterschiede,  auf  Grund  des  Prin- 
zips: Ein  Intervall  steht  um  so  höher,  je  mehr  sein  Eindruck  sich  dem  der 
Einheit  nähert,  und  dies  ist  um  so  mehr  der  Fall,  aus  je  niedrigeren  Zahlen 
sich  das  superparticulare  Verhältnis  zusammensetzt  (oder,  wie  Ptolemäus  sich 
selbst  ausdrückt:  je  mehr  der  Ueberschuss  über  1  sich  der  Einheit  nähert). 
Es  folgen    sich    also   3:2,    4:3,    dann  unter    den  Emmelischen,    obschon  dies 


1)  C.  6.  p.  12:     xü>v  ixoiovvxwv  avxrjv  [xt]v  diä  Tiaomv  ov/iqccoviav]   <fdoyya>v  aöiacpogovvxwv,  xaxa  xi]v 
dvva/Atv ,  ivog  <pdöyyov. 

Das   obige  Gesetz  verwendet  Ptolemäus   zur  Widerlegung  der  Pythagoreer,   wenn   sie   die  Quarte 
-f-  Octave  nicht  zu  den  Consonanzen  rechnen  wollen,  weil  3  : 8  kein  löyog  L-it/xogiog  ist. 

2)  p.  15:    d>?  ol  xoviaToc    xal    xcov    xoiovxcov    oi   lomot.     p.  16:    otov    6    xovog    xal    oaoi   ovvxi&iaae    xtjv 
ilaxtoxrjv  xöjv  ov/irpcoviäv. 

3)  p.  16,  Z.  13  f.    L.  II,  c.  4,  p.  36  definiert   er   sogar  Symphonie   als   eine   aus   s/xfisXeTg  zusammen- 
gesetzte Grösse  (auch  die  Quinte,  da  sie  =  Quarte  +  Ganzton,  und  die  Quarte  selbst  aus  iuuslsTg  besteht). 


59 

Ptolemäus  hier  nicht  näher  ausführt,  5:4,  6:5,  7:6  u.  s.  f.  Er  gebraucht 
hier  auch  den  Comparativ,  die  einen  seien  tuaelt-OTeyoi  als  die  anderen.  Es 
ergibt  sich  hieraus,  dass  Ptolemäus  auch  bei  den  emmelischen  noch  eine  gewisse 
Verschmelzung  statuiert,  wie  er  ja  auch  schon  in  der  Definition  sagt,  dass  sie 
an  Einheitlichkeit  den  symphonischen  nahe  ständen.  Dies  ist  der  erste  Schritt 
zur  Aufnahme  der  Terzen  unter  die   „unvollkommenen  Consonanzen".1) 

Aus  der  nun  folgenden  Polemik  gegen  die  Aristoxener  (c.  9)  mag  für  uns 
nur  hervorgehoben  werden,  dass  Ptolemäus  die  Bestimmung  des  Ganztons  als 
der  Differenz  zwischen  Quinte  und  Quarte  misbilligt  (p.  21).  Unser  Gehör 
brauche,  wenn  wir  einen  Ganzton  stimmen,  nicht  die  Quarte  oder  sonst  ein 
Intervall,  sondern  könne  jeden  derartigen  Unterschied  in  sich  selbst  (*«#'  avrrjv) 
bestimmen.  Ueber  diesen  Punkt  sind  die  Meinungen  noch  heute  nicht  ganz 
einstimmig.  Ptolemäus  selbst  vertritt  1.  II,  c.  10,  p.  70,  wo  er  von  der  Modu- 
lation   spricht,    die  Bestimmung    des  Tonintervalls    durch   Quinte    und    Quarte. 

Endlich  hebe  ich  noch  die  gelegentliche  Aeusserung  aus  dem  dritten 
Buch  hervor,  dass  bei  den  Homophonen  kleine  Abweichungen  am  leichtesten 
bemerkt  werden,  am  schwersten  dagegen  bei  den  Emmelischen.  Ein  kleiner 
Fehler  verdirbt  um  so  mehr,  je  höher  das  Intervall  steht.  Die  Bemerkung 
findet  sich  inmitten  von  Speculationen  über  die  Verwandtschaft  der  Intervalle 
mit  Tugenden  (1.  III,  c.  5,  p.  135  unten).  Es  ist  nicht  zu  erkennen,  ob  sie  auf 
Beobachtungen  ruht  oder  nur  etwa  auf  dem  allgemeinen  philosophischen 
Prinzip  „Corruptio  optimi  pessima",  demselben,  welches  beispielsweise  bei  Plato 
und  Aristoteles  die  Lehre  von  den  guten  und  schlechten  Staatsverfassungen 
beherrscht  (s.  Arist.  Pol.  IV,  3,  p.  1289,  a,  40). 


')  Zu  dieser  Lehre  von  den  Gradunterschieden  ist  auch  Porphyrs  Commentar  p.  290  f.  mit  Nutzen 
zu  vergleichen. 

Gevaert  sagt  über  das  obige  Prinzip  (Hist.  I.  100,  Anm.):  „Bien  que  cette  phrase  ait  une  portee  trop 
etendue,  il  n'en  ressort  pas  inoins  que  les  tierces  sont  considerees  par  Ptoleniee  comme  les  plusdouces 
parmi  les  diaphonies."  Viele  haben  ihm  dies  nachgeschrieben,  ja  daraufhin  dem  Ptolemäus  die  direkte 
Behauptung  untergelegt,  die  Terz  sei  die  angenehmste,  süsseste  der  Diaphonien.  Gevaert  drückt  sich 
aber  vorsichtiger  aus  und  darf  nicht  so  verstanden  werden,  als  ob  Ptolemäus  die  Terzen  speziell  unter 
den  Emmeleis  hervorhöbe.  Ptolemäus  stellt  nur  ein  Prinzip  auf,  aus  dem  ihre  Bevorzugung  allerdings 
folgen  würde.  Aber  für  ihn  haben  sie  doch  nur  Interesse  als  ein  mögliches  Beispiel  derselben  Gattung, 
der  auch  das  Verhältnis  7:8  oder  10:  11  angehört.  Er  nennt  stets  nur  den  Ganzton  ausdrücklich  und 
fügt  .alle  übrigen  dieser  Art"  summarisch  bei;  während  für  uns  die  Terzen  und  Sexten  eine  wolcharakte- 
risierte  Intervallgruppe  für  sich  bilden.  Auch  spricht  Ptolemäus  nicht  von  Annehmlichkeit  und  Süssig- 
keit,  sondern  von  Gradunterschieden  der  Emmelie,  d.  h.  der  Brauchbarkeit  für  melodische  Zwecke.  End- 
lich ist  nicht  zu  vergessen,  dass  die  ganze  Rangordnung  in  diesem  Kapitel  nicht  in  erster  Linie  auf 
Beobachtung,  sondern  auf  arithmetische  Speculation  gegründet  ist.  Dass  die  musikalischen  Zahlenver- 
hältnisse, je  einfacher  sie  sind,  um  so  höher  stehen  und  um  so  angenehmer  wirken  müssen,  war  schliess- 
lich doch  schon  ein  Prinzip  der  alten  Pythagoreer  und  des  Aristoteles. 

8* 


60 

Unstreitig  eine  reichentwickelte  Consonanzlehre,  die  uns  hier  in  der  letzten 
umfassenden  Leistung  der  alten  Musiktheorie  entgegentritt! 

Nunmehr  müssen  wir  aber  noch  das  Verhältnis  der  ersten  Definition 
und  Einteilung  des  Ptolemäus  zur  zweiten  in's  Auge  fassen. 

Zunächst  ist  ein  wesentlicher  Unterschied  in  dem  zur  Definition  der 
„Symphonie"  benutzten  Merkmal.  In  der  ersten  Definition  wird  von  der  Aehn- 
lichkeit,  in  der  zweiten  von  der  Einheitlichkeit  der  consonierenden 
Töne  gesprochen.  Aehnlichkeit  zwischen  Tönen  findet  auch  bei  blosser  Auf- 
einanderfolge Statt,  während  die  Einheitlichkeit,  wie  Ptolemäus  auch  gleich 
Früheren  ausdrücklich  beifügt,  eine  Eigentümlichkeit  des  Zusammenklanges 
ist.  Die  erste  Definition  klingt  an  die  Helmholtzens  an,  wenn  ihm  die  Con- 
sonanz  zusammenfällt  mit  der  durch  die  gemeinsamen  Teiltöne  bedingten  Aehn- 
lichkeit der  Klänge.  Vereinigen  könnte  man  beide  Definitionen  des  Ptolemäus 
nur  etwa  dadurch,  dass  man  die  Verschmelzungsgrade  selbst  aus  den  Aehnlich- 
keitsgraden  herleitete,  worauf  wir  hier  natürlich  nicht  eingehen,  da  Ptolemäus 
keinen  Versuch  dieser  Art  gemacht  hat1). 

Aber  auch  die  ganze  Einteilung  ist  verschieden.  Es  fällt  auf,  dass  in 
der  ersten  die  Homophonen,  in  der  zweiten  die  Diaphonen  und  die  Ekmelischen 
fehlen.  Bezüglich  der  Homophonen  könnte  man  nun  annehmen,  dass  sie  hier 
unter  den  Symphonen  mitbegriffen  seien.  Mehr  Schwierigkeit  machen  die 
anderen  Differenzen.     Ich  fasse  die  beiden  Einteilungen  so  auf: 

(1)  Anisotone  (2)  Anisotone 

Ekmelische        Emmelische 

^^^— --~"~ — —~^^  Homophone        Symphone        Emmelische 

Symphone  Diaphone 

Die  Verschiebung  wurzelt  in  der  ganz  verschiedenen  Bedeutung  des  Aus- 
drucks e/LLjuekeg.  Die  Unterscheidung  der  Emmelischen  und  Ekmelischen  bei  (1) 
bedeutet  allem  Anschein  nach:  Töne  (Ton Verbindungen)  die  in  der  Musik 
benutzbar  sind,  und  solche,  die  es  nicht  sind  (die  in  irrationalen  oder  allzu- 
complizierten  Verhältnissen  stehen).  Unter  dieser  Voraussetzung  ist  die  Ein- 
teilung in  Symphone  und  Diaphone  natürlich  eine  Untereinteilung  der  Emme- 


])  Porphyrius  deutet  in  seinem  Commentar  (p.  337)  darauf  hin,  indem  er  den  Unterschied  der  Homo- 
phonen und  der  Symphonen  auch  in  dem  Aehnlichkeitsgrad  der  bezüglichen  Töne  findet,  wie  er  über- 
haupt beide  Definitionen  und  Einteilungen  zu  vereinigen  sucht. 

Ptolemäus  selbst  sagt  c.  7  von  den  Verhältnissen  der  symphonen  und  emmelischen  Intervalle, 
dass  sie  sich  der  Gleichheit  {laöxrjg)  nähern.  Dies  ist  nicht  zu  verwechseln  mit  der  Behauptung  einer 
Aehnlichkeit  der  Töne,  die  ein  Intervall  zusammensetzen. 


61 

lischen  (während  an  sich  die  Ausdrucksweise  an  der  Stelle  auch  die  Möglich- 
keit offen  Hesse,  dass  die  beiden  Einteilungen  sich  kreuzen).  Diese  Bedeutung 
von  tuiitkeg  und  ezueltg  entspricht  auch  im  Ganzen  dem  Gebrauch  in  der 
späteren  griechischen  Musikwissenschaft1). 

Dagegen  ist  iuue'Aslg  in  dem  ganzen  Werke  des  Ptolemäus  ausser  dieser 
einzigen  Stelle  —  und  der  Ausdruck  wird  äusserst  häufig  benutzt  —  ein  zu- 
sammenfassender Name  für  die  Intervalle  unterhalb  der  Quarte,  soweit 
sie  in  superparticularen  Verhältnissen  stehen  (s.  o.).  Ptolemäus  weicht  hiemit 
ebenso  wie  mit  dem  Gebrauche  von  „Homphon"  von  der  Tradition  ab.  Aber 
die  genannten  Intervalle  waren  ihm  von  besonderer  Wichtigkeit,  weil  ihre 
verschiedenen  Abstimmungen  und  Combinationen  den  Unterschied  der  Ton- 
geschlechter und  der  manichfachen  feinen  Nuancen  bedingen,  in  denen  sich  die 
damalige  Theorie  gefiel,  während  die  Octave,  Quinte  und  Quarte  (die  „cp&oyyot 


')  Die  Ausdrücke  finden  sich  in  technisch-musikalischer  Verwendung  schon  bei  Theophrast  (in 
Porphyrius'  Commentar  zur  ptoleinäischen  Harmonik  Wall.  p.  243 — 4)  und  bei  Aristoxenus.  Wie  Theo- 
phrast den  Gegensatz  versteht,  ist  bei  der  Kürze  und  Dunkelheit  der  Stelle  wol  schwer  zu  sagen.  Ari- 
stoxenus nennt  ex^ieXetg  leiterfremde  Töne,  solche,  die  nicht  in  eine  bestimmte  Scala,  d.  h.  in  den  für 
eine  Melodie  verfügbaren  Tonvorrat  passen;  ähnlich  wie  bei  uns  etwa  der  Ton  As  nicht  in  die  C-dur- 
Leiter  passt,  wenn  er  auch  sonst  als  Intervall  mit  C  sehr  wol  vorkommen  kann.  „Denn  nicht  durch 
jede  Zusammensetzung  der  nämlichen  Buchstaben  entsteht  eine  Silbe"  (cf.  Marquard's  Ausg.  S.  40,  52 
und  bes.  78). 

Adrast  definiert  bei  Theo  Smyrn.  im  Namen  der  Pythagoreer  die  Ausdrücke  bereits  in  dem  Sinne, 
wie  wir  sie  bei  Ptolemäus  verstehen  (p.  50):  Tzä  de  zäxr]  zwv  xtr/joecov  .  .  .  1}  iv  Xöyoig  xialv  anozeXovvzai 
i,  y.al  uXöyayg  xgög  äXXrj?M.  vxo  fisv  ovv  ziöv  ulöywv  SXoyoi  xal  ix fieXeig  yivovzai  yjöcpoi,  ovg  ovde  qc&öyyovg 
■/qtj  xaXeiv  xvgicog,  rj%ovg  de  fiörov  (Schallempfindungen),  vjzo  de  zwv  iv  Xöyoig  xial  szgog  aXXt]Xovg  TtoXXa- 
xXaoioig  ?/  inifxogloig  fj  äjiXwg  ägißpov  jrgög  ägiflfiov  ififieXeXg  xal  xvgicog  xai  idicog  (p&öyyoi  (Töne)-  cor 
öl  fiev  aXX.oi  ftövov  qgfioofievoi  (wo  nur  ein  Xöyog  chzXcog  agi&/nov  .-igog  dgiOfiöv  stattfindet),  oi  de  xaza 
Tni'g  Tzgcözovg  xal  yvcogiticozäzovg  xal  xvgicozdzovg  Xöyovg  xoXXaiiXaoiovg  ze  xal  ejzifiogiovg  tjdrj  xal  ovfx- 
(pcovoi.*     Es  folgt  dann  Adrasts  oben  erwähnte  Definition  der  Consonanz. 

Auf  das  Nämliche  läuft  die  Definition  hinaus,  die  Poi-phyrius  Wall.  p.  2G2  nach  den  Aristoxenianern 
von  der  cpoivt)  iiiiieXr/g  gibt,  indem  er  sie  =  (pcovrj  diaozrjuazixi'i  =  qicovrj  xgog  fieXog  imzrjdeiog  setzt 
(Intervallton). 

p.  215  erklärt  Porphyrius,  diesmal  wie  mir  scheint  im  eigenen  Namen,  als  emmelisch  die  angenehmen 
und  glatten  Klänge  {cpwval  Ttgoor/vetg  xal  Xelai),  als  ekmelisch  die  rauhen  und  ungleichmässigen ;  womit 
er  aber  nicht  etwa  Consonanzen  und  Dissonanzen,  sondern  wol  Töne  und  geräuschartige  Schalleindrücke 
unterscheiden  will.  Als  physikalisches  Merkmal  des  Enimeles  wird  das  Vorhandensein  eines  Xöyog  in  der 
Bewegung  angegeben. 

Bei  Bacchius  (§  69)  finden  sich  cp&öyyoc  ififieXeig  und  ne'C,oi  gegenübergestellt,  wobei  unter  ififieXeig 
musikalische  Töne,  unter  net,oi  die  in  der  Rede  gebrauchten  Klänge  mit  nicht  genau  fixierbaren  Stufen 
verstanden  werden.  Diesen  Gegensatz  beschreibt  bereits  Aristoxenus  lichtvoll  aber  mit  anderen  Aus- 
drücken (Marq.  p.  10  f.). 

Wir  müssen  also,  so  scheint  mir,  hinsichtlich  der  Ausdrücke  ififieXeg  und  ix/ieXeg  eine  gewisse 
Veränderung  des  Sprachgebrauches  von  Aristoxenus  bis  zu  den  Späteren  und  überhaupt  manche  kleine 
Schwankungen  constatieren.  Aber  die  Veränderung,  welche  Ptolemäus  von  c.  7  ab  vornimmt,  ist  eine 
noch  viel  bedeutendere.  Die  Emmeleis  sind  da  weder  blos  „leitereigene"  noch  gar  überhaupt  nur  „musi- 
kalisch verwendbare",  sondern  ganz  speziell:  „melodisch  vorzugsweise  brauchbare"  Töne  bezw.  Intervalle. 


62 

tOTwzeg")  als  geraeinsames  Gerüst  dienten1).  So  brauchte  er  dafür  einen  eigenen 
Ausdruck  und  wählte  Bfifxslslg.  Die  Umdeutung,  die  er  hier  vornahm,  schien 
ihm  sicherlich  dadurch  gerechtfertigt,  dass  diese  kleinen  Stufen  zu  melo- 
dischen Wendungen  vorzüglich  brauchbar  sind2);  während  die  sym- 
phonischen Intervalle  in  der  Melodie  ebenso  wie  in  der  Leiter  mehr  das 
Gerüst  abgeben,  sowie  auch  in  der  Begleitung  an  passenden  Stellen  zur  Stützung 
des  Tonica-Bewusstseins  dazu  angegeben  wurden. 

Ganz  allein  stand  Ptolemäus  mit  dieser  Verwendung  nicht:  wir  fanden 
sie  von  Plutarch  (S.  46)  sozusagen  probeweise  eingeführt,  und  so  mag  sie  auch 
sonst  in  jener  Zeit  gelegentlich  aufgetaucht  sein,  vielleicht  im  Zusammenhang 
mit  dem  zunehmenden  Sinn  für  instrumentale  Begleitung  der  gesungenen 
Melodie,  wodurch  der  Unterschied  in  der  Wirkung  der  kleinen  Intervalle  beim 
Zusammenklang  und  bei  der  Aufeinanderfolge  (s.  Plutarch's  Erklärung)  stärker 
zum  Bewusstsein  kam. 

Diese  Emmeleis  sind  also  Emmeleis  in  einem  durchaus  an- 
deren Sinn  als  die  der  ersten  Einteilung.  Sie  sind  eine  Unterabtei- 
lung der  dortigen  Diaphonoi  und  damit  auch  der  dortigen  Emmeleis.  Ihnen 
stehen  darum  hier  auch  keine  Ekmeleis  gegenüber.  Nichts  von  solchen  wird 
in  der  zweiten  Einteilung  und  in  dem  ganzen  übrigen  Werke  erwähnt;  und 
es  ist  dieses  Schweigen  nun  wolbegreiflich. 

Aber  auch  die  Nichterwähnung  der  Diaphonen  hängt  damit  zusammen. 
Nachdem  die  Diaphonen  unterhalb  der  Quarte  bereits  als  besondere  Klasse 
angeführt  waren,  konnten  nicht  noch  die  Diaphonen  überhaupt  erwähnt  werden. 
Ptolemäus  hätte  höchstens  die  Diaphonen  über  der  Quarte  (Tritonus,  Sexten, 
Septimen  u.  s.  f.)  wieder  unter  einem  besonderen  Namen  anführen  können,  und 
dann  wäre  die  Einteilung  allerdings  erst  vollständig  geworden.  Aber  er 
brauchte  diese  Intervalle  für  seine  Entwickelungen  nicht  und  so  sah  er  auch 
schon  in  der  Einteilung  von  ihnen  ab. 

Die  Discrepanz  der  beiden  Einteilungen  scheint,  wie  die  der  Definitionsmerkmale  für 
die  Consonanz,  allen  bisherigen  Auslegern  von  Porpbyrius  an  entgangen  oder  von  ihnen  nur 
als  eine  scheinbare  und  leicht  zu  beseitigende  empfunden  worden  zu  sein.    Porpbyrius  lehrt 


1)  Vgl.  1.  I,  c.  12,  p.  29,  wo  das  Problem  von  der  Teilung  der  Quarte  in  drei  Emmeleis  zuerst  auf- 
gestellt wird. 

2)  Aus  demselben  Grunde  unterscheidet  später  Descartes  (Musicae  Compendium  p.  10,  23)  die  „Gradus" 
als  besondere  Intervallklasse.  „Duabus  maxime  de  causis  requiruntur  gradus  in  musica,  nempe  ut  illorum 
adjumento  ab  una  consonantia  ad  aliam  fiat  transitus  .  .  .,  deinde  ut  in  certa  quaedam  intervalla  omne 
spatium,  quod  sonus  decurrit,  ita  dividant,  ut  per  illa  semper  et  commodius  quam  per  consonantias 
cantus  incedat." 


63 

(p.  337,  264),  die  Homophonen  seien  zugleich  symphon  und  emmelisch,  die  Symphonen  zu- 
gleich emmelisch,  aber  nicht  umgekehrt  die  Emmelischen  zugleich  symphon,  die  Symphonen 
zugleich  homophon.  Ich  wüsste  nicht,  wie  dies  —  abgesehen  von  dem  engeren  und  weiteren 
Gebrauch  des  Ausdrucks  Symphon,  der  Ptolemäus  zuweilen  auch  die  Homophonen  darunter 
subsumieren  lässt  —  sich  mit  den  bestimmten  Angaben  über  die  zweite  Einteilung  ver- 
einigen Hesse. 

Boethius,  der  die  Einteilungen  und  Definitionen  des  Ptolemäus  mehr  als  frei  wiedergibt 
(die  ersten  Inst.  mus.  V,  6  —  7,  die  zweiten  V,  11),  fügt  sowol  die  Diaphonoi  wie  die 
Ekmeleis  in  die  zweite  Einteilung  ein,  die  Ekmeleis  mit  der  Definition:  „quae  non  reci- 
piuntur  in  consonantiarum  coniunctione"  (welche  nicht  zur  Verknüpfung  der  consonanten 
Töne  in  der  Melodie  gebraucht  werden).  Er  verweist  des  Näheren  auf  die  folgende,  aber 
nicht  vorhandene  Untersuchung  über  die  Einteilung  der  Tetrachorde. 

Wallis  (Appendix  zu  Ptolemäus  p.  155)  rechnet  zu  den  Emmeleis  auch  die  Dissonanzen 
jenseits  der  Quarte,  den  Triton us  u.  s.  f.,  mit  Berufung  auf  Pseudo-Euklid's  Introductio. 
Aber  dort  heisst  es  (Meib.  8,  13)  nur,  dass  diese  Intervalle  nebst  den  unter  der  Quarte 
liegenden  zu  den  Diaphonen  gehören;  sie  werden  nicht  mit  dem  Klassennamen  Emmeleis 
bezeichnet. 

Gevaert  stellt  die  homophonen,  symphonen,  emmelischen  und  ekmelischen  Intervalle 
nebeneinander,  wobei  er  die  emmelischen  im  Sinne  der  zweiten  Einteilung  als  Intervalle 
unter  der  Quarte,  die  ekmelischen  aber  als  die  dissonanten  Intervalle  über  der  Quarte  fasst, 
also  diesen  Ausdruck  auf  die  vorhin  vermisste  vierte  Abteilung  bezieht  (Hist.  I,  101).  Aber 
Emmeleis  und  Ekmeleis  nach  (1)  erschöpfen  den  Begriffsumfang  des  Anisotonen  und  geben 
nicht  noch  zwei  coordinierten  Klassen  Raum.  Und  die  Emmeleis  nach  (1)  umfassen  die 
Symphonen,  während  die  nach  (2)  sie  ausschliessen1). 

Ich  sehe  also  keine  Möglichkeit  der  Vereinigung.  Nimmt  man  nun  dazu,  dass  die 
Symphonie  verschieden  definiert,  dass  die  erste  Definition  auch  nur  mit  einem  „(paoia  ein- 
geführt, dass  in  (1)  nicht  von  der  Homophonie,  in  (2)  nicht  von  der  Diaphonie  die  Rede  ist, 
so  dürfte  die  oben  ausgesprochene  Ansicht,  dass  die  erste  Definition  und  Einteilung  nur  pro- 
visorisch oder  blos  referierend  gemeint  sei,  wol  gerechtfertigt  erscheinen.  Ja  man  könnte 
zu  der  Vermutung  kommen,  dass  es  sich   um  ein  Einschiebsel  (von   „ev  olg  dt]"  an)  handle, 


')  Das  Citat  aus  Ptolemäus,  worin  Gevaert  Hist.  I,  p.  100 — 101  die  zweite  Einteilung  wiedergibt, 
enthält  ein  Versehen,  welches  den  Leser  irreführen  inuss.  Nach  der  Charakterisierung  der  Emmeleis  lässt 
Gevaert  deu  Ptolemäus  selbst  fortfahren:  „Tous  les  intervalles  fournis  par  d'autres  combinaisons  de  nombres 
sont  rejetes  parmi  les  non  melodiques  ou  ecmeles."  Dieser  Satz  ist  aber  nicht  mehr  Eigentum  des  Ptole- 
mäus, sonst  liesse  sich  ja  nicht  streiten.  Er  müsste,  wie  mir  der  verehrte  Forscher,  als  ich  ihn  aufmerk- 
sam machte,  schrieb,  seiner  Auffassung  nach  durch  folgenden  (ohne  Anführungszeichen)  ersetzt  werden: 
Nous  sommes  donc  autorises  ä  supposer  que  tous  les  intervalles  fournis  etc.  sont  rejetes  par  Ptolemee 
la  classe  des  non-melodiques  ou  ecmeles. 

Gevaert  fährt  in  seinem  Briefe  fort:  „Toutefois  il  est  k  remarquer,  que  cette  Classification  n'est 
pas  confermee  par  la  pratique  des  Anciens:  en  effet  on  rencontre  des  sauts  de  Sixte,  de  Septieme  et 
de  Quinte  mineure  (je  ne  parle  pas  de  l'Octave)  dans  les  restes  de  la  musique  antique  actuellement  connus." 

In  der  That  ist  dieser  Hinweis  auf  die  faktische  Verwendung  grösserer  Intervalle  in  den  erhaltenen 
Melodien  (besonders  gerade  denen  aus  dem  2.  Jahrhundert)  ein  weiterer  Einwand  gegen  seine  und  jede 
Auffassung,  die  die  Ekmeleis  auf  die  dissonanten  Intervalle  jenseits  der  Quarte  bezieht. 


64 

welches   die  Bestimmung  hatte,    einen  Uebergang   zum  folgenden   Kapitel   zu  schaffen;    das 
Einschiebsel  müsste  freilich  bereits  dem  Porphyrius  als  ptolemäisch  vorgelegen  haben1). 

Nur  unter  Einer  Bedingung  lässt  sich  eine  Gesamtclassification  aufbauen,  welche  beide 
Einteilungen  des  Ptolemäus  umfasst:  wenn  man  die  beiden  Bedeutungen  von  ijUjLiehjg  und 
wenn  man  ebenso  einen  weiteren  und  engeren  Gebrauch  von  ovfxcpcovog  in  der  Uebersicht 
auseinanderhält.     Dann  gestaltet  sie  sich  so: 

Anisotone  (=  Töne  von  verschiedener  Höhe) 


Emmelische  im  älteren  und  weiteren  Sinne 
=  musikalisch  brauchbare  Intervalle 


Ekmelische 
mus.  unbrauchbare 


Symphone  im  älteren  und  weiteren  Sinne 


Diaphone 


Homophone  im  neuen  Sinne 
(Octaven) 


Symphone  im  neueren 
(Quinten,  Quarten) 


u.  engeren  Sinne 


Emmelische   im  neuer,  u.  eng.  Sinne 
=  melodisch  vorzugsweise  brauchbare 
(Intervalle  unter  der  Quarte) 


Weniger-Emnielische 
=  melodisch  minder 

brauchbare 

(dissonante  Intervalle 

über  der  Quarte). 


Aber  dies  wäre  nicht  mehr  eine  Interpretation,  sondern  eine  Correctur  des  Ptolemäus 
nach  Art  der  Evangelienharmonien.  Ihm  schwebte  diese  Gesamtclassification  und  die  darin 
ausgedrückte  Beziehung  der  beiden  Teilclassificationen  wahrscheinlich  niemals  als  solche  vor, 
und  die  „ weniger  emmelischen "  sind  überhaupt  von  uns  dazugefügt,  um  die  fehlenden  disso- 
nanten Intervalle  über  der  Quarte  unterzubringen.  Diese  als  ekmelisch  zu  bezeichnen, 
würde  er  sich  aber  meiner  Meinung  nach  geweigert  haben,  ebenso  wie  wir  uns  weigern 
würden,  sie  unmelodisch  zu  nennen.  Dass  er  Gradunterschiede  der  Emmelie  anerkannte, 
zeigt  uns  der  Comparativ  i/j,fxeXsoT£Qoi  (s.  o.)  Und  so  wäre  wol  fjtxov  ijufiekeig  hier  am 
meisten  in  seinem  Sinne. 


])  Unmöglich  ist  dies  nicht,  da  zwischen  der  Abfassung  der  Harmonik  und  dem  Commentar  des 
Porphyrius  100 — 120  Jahre  liegen  und  da  „man  weiss,  wie  stark  im  2.  Jahrhundert  an  fremden  Werken  von 
unberufenen  Händen  gefrevelt  wurde,  sogar  schon  bei  Lebzeiten  eines  Autors"  (Boll  in  der  obenerwähnten 
Schrift  S.  125,  wo  auch  nach  Freudenthal  eine  Stelle  Galens  citiert  wird,  worin  sich  dieser  über  Ver- 
stümmelung seiner  Werke  beklagt).  Herr  Dr.  Boll  äusserte  mir  das  Bedenken,  dass  dann  auch  der  Anfang 
des  5.  Kapitels  eingeschoben  oder  verändert  sein  müsste,  eine  Sorgfalt  die  sonst  nicht  Iuterpolatorenart 
sei.  Ich  möchte  dies  kaum  für  durchschlagend  halten.  Das  5.  Kap.,  das  über  die  pythagoreische  Con- 
sonanzlehre  referiert,  schliesst  sich  seinem  Inhalte  nach  auch  sonst  ziemlich  lose  an  das  4.  an  und  setzt 
eine  selbständige  Definition  der  Consonanz  von  Seiten  des  Ptolemäus  nicht  voraus.  Uebrigens  will  ich 
auch  nicht  zu  stark  auf  obiger  Hypothese  bestehen.  Denkbar  ist  es  gewiss  auch,  dass  Ptolemäus  seihst 
nicht  ganz  mit  sich  übereinstimmt,  wie  wir  dies  ja  auch  in  einem  anderen  Punkte  gefunden  haben. 


65 

15.  Porpliyrius. 

Porphyrius  (3.  Jahrh.),  dessen  wertvolle  Citate  aus  verlorenen  Schriften 
wir  mehrfach  benützten,  trägt  in  seinem  Commentar  zur  Ptolemäischen  Har- 
monik auch  eigene,  freilich  in  keiner  Weise  originelle,  Lehren  vor.  So  bedient 
er  sich  z.  B.  zur  Definition  der  Consonanz  p.  265  (Wallis)  des  genauen  Wort- 
lauts der  Aelianischen  Definition  (o.  S.  52)  und  führt  mit  einer  wahren  Kunst 
des  Wortemachens  aus,  dass  von  den  gleichzeitigen  consonanten  Tönen  keiner 
mehr  als  der  andere  herausgehört  werden  dürfe,  weder  der  tiefere  mehr  als 
der  höhere,  noch  der  höhere  mehr  als  der  tiefere,  denn  wenn  man  den  einen 
mehr  heraushöre,  höre  man  den  anderen  weniger  heraus  u.  s.  w.  Dabei  ver- 
fällt er  aber  auch  wieder  in  das  Misverständnis,  dass  eine  Dissonanz  entstehe, 
wenn  man  den  einen  mehr  heraushört  —  was  doch  schon  der  Fall  ist, 
wenn  z.  B.  g  merklich  stärker  als  c  erklingt,  wobei  die  Consonanz  durchaus 
ungeändert  bleibt.  Jene  Definition  kann  ja  nur  so  verstanden  werden,  dass 
man  bei  gegebenem  Stärkeverhältnis  beide  Töne  deutlicher  unterscheidet, 
wenn  es  sich  um  Dissonanzen,  als  wenn  es  sich  um  Consonanzen  handelt; 
nicht  aber  dass  man  einen  mehr  als  den  anderen  heraushört. 

Im  Uebrigen  bringt  sein  Commentar  zu  den  vorhin  aus  Ptolemäus  an- 
gezogenen Stellen  nichts  Neues,  ausser  in  c.  6  p.  277,  wo  wir  den  Ausdruck 
Antiphonie  wiederfinden.  Er  erläutert  die  Ptolemäische  Aeusserung,  dass 
die  Octaventöne  sich  der  Kraft  (Wirkung)  nach  nicht  von  Einem  Ton  unter- 
scheiden, wie  folgt:  „Denn  da  sie  entgegengesetzt  sind,  ist  ihre  dvvctfug  die 
nämliche  und  so  wirken  sie  beide  wie  Einer  .  .  .  Daher  werden  sie  auch 
antiphon  genannt,  wie  man  einen  Gottgleichen  auch  Gegengott  und  die  Ama- 
zonen auch  Gegenmänner  (Gegenstücke  zu  den  Männern)  nennt,  sofern  sie  der 
Kraft  nach  den  Männern  gleichstehen." 

Dies  ist  natürlich  nur  eine  subjective  Deutung  und  wenig  überzeugend, 
ja  unklar.  Aber  wir  entnehmen  daraus  wenigstens,  dass  der  Ausdruck  Anti- 
phonie für  die  Octave  damals  vorkommen  musste,  und  zwar  auch  bezüglich  der 
heidnischen  Musik  (Porphyr  war  bekanntlich  ein  eifriger  Christengegner).  Die 
Stellen  aus  jener  Zeit,  wo  man  diese  Terminologie  findet,  sind  nicht  zahlreich. 

Was  Porphyr  hier  zur  Begründung  der  Verschmelzungsthatsache  sagt,  ist 
offenbar  die  Anwendung  eines  aristotelischen  Prinzips:  rj  avrrj  dvvafiiq  tiov 
ivavriiav,  r}  ivaviia  (Aristot.  Rhet.  II,  19,  p.  1392,  a,  11 ;  vgl.  auch  Eth.  Nie.  V,  1, 
p.  1129,  a,  13).  Freilich  ist  seine  Erklärung  wieder  nur  ein  nutzloses  Spiel 
mit  unverstandenen  Worten,  denn  weder  sind  die  Octaventöne  kvarrla  im 
eigentlichen  Sinn,  noch  lässt  sich  jenes  Prinzip  ohne  Weiteres  hier  anwenden. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  9 


66 


16.    Aristides. 


Dem  gleichen  Misverständnis  des  von  Früheren  übernommenen  Verschmel- 
zungsbegriffes wie  bei  Porphyrius  begegnen  wir  bei  Aristides  Quintilianus,  dem 
Verfasser  eines  uns  erhaltenen  umfangreichen  Werkes  über  Musik,  der  übrigens 
sich  auch  sonst  in  den  eigentlich  akustischen  und  technischen  Dingen  manche 
Verkehrtheit  zu  Schulden  kommen  lässt1).  Er  sagt:  „Symphon  sind  Töne, 
wenn  bei  gleichzeitigem  Anschlag  das  Melos  nicht  mehr  für  den 
höheren  als  für  den  tieferen  hervorscheint.  Diaphon,  wenn  bei 
gleichzeitigem  Anschlag  die  Besonderheit  des  Melos  bei  dem  einen  von  beiden 
hervortritt.  Homophon,  wenn  Töne  zwar  verschiedene  Dynamis  aber  gleiche 
Höhe  darbieten."2) 

Bemerkenswert  ist  nur  noch,  dass  Aristides  nicht  wie  Porphyrius  vom 
Hervortreten  der  Töne,  sondern  ihres  Melos  spricht.  Hierunter  kann  aber  wie 
in  den  Problemen  nichts  anderes  verstanden  werden  als  eben  ihre  Höhe, 
das  was  den  hohen  zum  hohen,  den  tiefen  zum  tiefen  macht.  Die  Definition 
spricht  ja  nicht  vom  Vortrag  einer  Melodie  durch  zwei  gleichzeitige  Stimmen, 
sondern  vom  Angeben  zweier  einzelnen  gleichzeitigen  Töne.  Allerdings  wird 
dann  beim  Vortrag  einer  Melodie,  die  in  Octavenparallelen  (von  Männern 
und  Frauen)  gesungen  wird,  das  Nämliche  eintreten:  die  Melodie  wird  weder 
vorwiegend  als  hohe  noch  als  tiefe  erscheinen.  Insofern  hängt  die  vor- 
liegende Bedeutung  von  [iskog  mit  der  gewöhnlicheren  zusammen.  Man  über- 
setzt vielleicht  am  besten:  „das  melodische  Element  des  Tones"  oder  auch 
„das  tonale  Element  der  Melodie".  Der  nämliche  Begriff  wird  im  letzten 
Satz  mit  dem  gewöhnlicheren  Ausdruck  rdotg  bezeichnet,  der  die  Tonhöhe 
als  Funktion  der  Saitenspannung  benennt.  Unter  der  dvvaaig  des  Tons  aber 
kann  man  hier,  sachlich  betrachtet,  entweder  die  Stärke  oder  die  Klangfarbe 


!)  Vgl.  Westphal,  Musik  des  Altertums  S.  253.  Die  Zeitbestimmung  für  Aristides  ist  schwierig. 
Früher  von  Einigen  in's  3.  Jahrh.,  von  Fetis  in's  erste  vei-setzt,  wird  er  von  Albert  Jahn  als  Zeitgenosse  des 
Plutarch  bezeichnet,  also  seine  Schrift  etwa  an  den  Anfang  des  2.  Jahrh.  gestellt.  Jahn  vermutet,  dass 
sein  Beiname  KoTvzihavov  laute  und  dass  er  ein  Freigelassener  des  bekannten  Rhetors  Quintilianus  gewesen. 
Ptolemäus  und  Aristides  citieren  sich  gegenseitig  nicht,  ebensowenig  Porphyrius  und  Aristides.  Jul.  Cäsar 
glaubt  jedoch  (Marburger  Index  lect.  1882/3)  Anschauungen  des  Plotin  und  desPorpbyrius  bei  Aristides  wieder- 
zufinden.    Der  daraus  folgenden  späten  Datierung  stimmt  auch  Guhrauer  bei  (Jahresber.  f.  Phil.  No.  44). 

2)  Aristides  Quint.  De  Musica  ed.  A.  Jahn  p.  8,  2:  ovfxtpwvoi  fiev  (<pd6yyot),  u>v  äfia  xqovouevwv  ovdev 
/m/.lov  ztö  oiguregq)  ?j  reo  ßagviegq)  xo  fiskog  ifiJiQejtei,  ötdcpcovoi  de,  wv  ci/na  XQOVOf.iivcov  f\  tov  fielovg  idiör/jg 
-ftaregov  yivezai,  6[A.6<pa)vot  de,  ol'riveg  dvvafxiv  fiev  aXXoiav  epcovijs,  xdatv  öe  l'arjv  iney^ovoiv. 

Aristides  gibt,  wie  Ptolemäus,  die  Einteilung  als  solche  der  Töne.  Nachher  allerdings  (p.  8,  32) 
teilt  er  auch  die  Intervalle  in  symphone  und  diaphone  und  verweist  zur  Definition  zurück  auf  das  über 
die  Töne  Gesagte. 


67 

oder   beides    verstehen    (wie    denn    beides    auch    nicht   ganz    unabhängig    von 
einander  ist). 

In  welch'  schiefe  Bahn  der  Auffassung  man  dadurch  kam,  dass  man  Dis- 
sonanz durch  einseitiges  Hervortreten  eines  der  beiden  Töne  definierte,  sehen 
wir  daran,  dass  in  den  Problemen  (XIX,  12)  und  bei  Plutarch  (Conjug.  praec.  11) 
behauptet  wird,  bei  symphonen  Tönen  sei  der  tiefere  der  Träger  des  Melos, 
wonach  also  gerade  das  auf  sie  zuträfe,  was  wir  hier  als  Charakteristicum 
von  Dissonanzen  hörten.  Und  für  diese  Behauptung  lässt  sich  auch  eine  gewisse 
akustisch-psychologische  Rechtfertigung  geben1). 

17.   Bacchius   und   Pseudo-Bacchius. 

Wiederum  das  Nämliche  finden  wir  in  des  Bacchius'  „Einleitung  in  die 
Tonkunst",  einer  dürftigen  und  inconsequenten,  wenn  auch  historisch  durch 
Einzelnheiten  wertvollen,  Compilation  in  Katechismusform,  die  zu  den  Zeiten 
Constantins,  also  Ende  des  3.  oder  Anfang  des  4.  Jahrhunderts  verfasst  zu  sein 
scheint.  Nach  der  Definition  des  Tones,  des  Intervalls,  der  kleinsten  Intervalle 
heisst  es:  „Was  ist  Symphonie?  Die  Verschmelzung  zweier  ungleich  hohen 
Töne,  worin  in  keiner  Weise  das  Melos  des  tieferen  mehr  als  das  des  höheren 
und  umgekehrt  erscheint."2)  In  einer  anderen  Abteilung  des  Werkchens,  die 
allen  Zeichen  nach  einen  anderen  Verfasser  hat  (es  werden  teilweise  die  näm- 
lichen Dinge  in  abweichender  Art  behandelt,  der  erste  Teil  steht  wesentlich 
auf  dem  Standpunkt  des  Aristoxenus,  der  zweite  —  §  59  f.  —  lässt  keinen 
ausgesprochenen  Standpunkt  erkennen),  finden  wir  eine  Definition  der  Dia- 
phonie.  Sie  wird  in  derselben  Weise  wie  bei  Aristides  der  Symphonie  gegen- 
übergestellt3), und  der  Verfasser  ist  wol  durch  Aristides  dazu  verleitet.  Darauf 
folgt  die  Definition  der  Homophonie  (=  wenn  zwei  Töne  zusammen  an- 
geschlagen weder  höher  noch  tiefer  gegen  einander  sind)  und  endlich  die  der 
Paraphonie,  wovon  wir  hier  seit  Thrasyll  zum  erstenmal  wieder  hören. 
Aber  siehe  da  —  die  Definition  stimmt  genau  mit  der  der  Symphonie  über- 
ein4).    Jans  Vermutung,    dass   hier  eine  Frage   und  eine  Antwort  ausgefallen 


•)  S.  hierüber  sowie  über  die  Bedeutung  von  pekog  meine  Tonpsychologie  II,  390  f.  und  meine 
Schrift  über  die  Probleme,  Abh.  d.  Berliner  Akad.  1896,  S.  19.  Auch  Westphal  fasst  gelegentlich  in 
seiner  Aristoxenus-Ausgabe  S.  188  fiü.og  als  „die  tonale  Seite  der  Musik". 

2)  Jan,  Mus.  scr.  p.  293,  8  (§  10):  xgäoig  ovo  tp&öyymv  dvouolcov  ofvzrjzt  xal  ßagvzrjzi  lapßavo/uevojv, 
iv  fj  ovdev  xi  piäklov  zo  fiü.og  (paivezat  zov  ßagvzegov  tpftöyyov  tjjieg  zov  olgvzegov,  ovöe  zov  ol-vxigov  ijneg 
zov  ßagvzegov. 

3)  p.  305,  7  (§  59):     ozav  8vo  (pdöyyo)v  dvo/xoio)v  zvxzofievo>v   zov  ßagvzegov  (p&öyyov  zo  (tü.og  v.-räg/n 

ij    ZOV    iVgrjfijoV. 

*)  ozav  ovo  (pdöyyow  ävofioion'  zv.-rzousvcof  ovösv  xi  fiäD.ov  zov  ßagvzegov  (püoyyov  t]  zov  oivzigov  zo 
/xi/.og  VJtägxfl. 

9* 


68 

sei1)  (nämlich  die  Frage:  was  ist  Symphonie?  und  die  Antwort  auf  die  Frage: 
was  ist  Paraphonie?)  hat  viel  für  sich.  Der  Ausfall  ist  freilich,  da  wir  so 
wenig  Stellen  über  Paraphonie  besitzen,  für  uns  bedauerlich. 

Von  dem  echten  Bacchius  und  seiner  Schrift  ist  zu  unterscheiden  eine 
unter  dem  gleichen  Titel  und  Autornamen  von  F.  Bellermann  herausgegebene 
kleine  Abhandlung,  die  in  den  Handschriften,  durch  einige  Verse  getrennt,  auf 
die  des  Bacchius  folgt,  aber  von  Bergh  und  Jan  wol  mit  Recht  dem  Dio- 
nysius  zugeschrieben  wird,  von  welchem  in  den  erwähnten  Versen  als  von 
einem  Musiklehrer  unter  Constantin  d.  Gr.  die  Rede  ist2).  Dieser  Autor  ver- 
tritt energisch  den  pythagoreischen  Standpunkt,  dass  nicht  der  Sinn,  sondern 
nur  Rechnung  und  Messung  uns  Genaues  sage,  und  definiert  dann  kurz  die 
symphonen  Töne:  man  nenne  sie  mit  Recht  so,  weil  beim  Anschlag  des 
einen  der  andere,  ohne  selbst  angeschlagen  zu  sein,  resoniere 
(ovjußtßijxei/  av%r]yüv).  Die  schönsten  Symphonien  seien  Quinte  und  Octave, 
weil  hier  beim  gleichzeitigen  Anschlag  {xQovoSevxug  atua)  auch  die  Ver- 
schmelzung am  deutlichsten  hervortrete3). 

18.   Gaudentius. 

Für  die  bei  Bacchius  klaffende  Lücke  entschädigt  uns  Gaudentius,  der 
der  nämlichen  Zeit  angehören  dürfte,  in  seiner  zwar  (wie  alle  Schriften  jener 
Zeit)  vielfach  eklektischen,  doch  der  Originalität  keineswegs  entbehrenden  äp- 
fiovixi]  äaaywyif).  Er  unterscheidet  zunächst  ähnlich  wie  Ptolemäus  das 
Emmeles  und  Ekmeles,  je  nachdem  man  sich  genauer  rationaler  Intervalle 
bediene  {(>i]röig  y(JU)uevov  ^laorrjuaoi  xul  arjdtv  aTioXinouevov  rj  vneQßdllov), 
oder  ein  wenig  nach  oben  oder  unten  davon  abweiche.    Die  emmelischen  Inter- 


J)  Beilage  zum  Programm  des  Strassburger  Lyceums  1890/91,  S.  18.  (Die  Abhandlung  enthält 
Erklärungen  zu  der  ganzen  Schrift.) 

2)  Jan,  Mus.  scr.  p.  285,  454. 

3)  F.  Bellermann,  Anonymi  scriptio  de  musica.  Bacchii  senioris  introductio  artis  musicae.  1841. 
p.   104—105. 

4)  Jan,  Mus.  scr.  317  f.  Jan  findet  ausser  dem  Einfluss  des  Ai-istoxenus  Anklänge  an  Aelian,  Adrast, 
Aristides,  aber  starke  Verschiedenheiten  von  Ptolemäus. 

Der  vorgeschrittene  Standpunkt  des  Gaudentius  zeigt  sich  u.  A.  darin,  dass  er  das  chromatische 
und  enharmonische  Geschlecht  als  Nebensache  und  die  alte  Nomenclatur  und  Notation  als  vergangene 
Dinge  behandelt. 

Sehr  interessant  (und  auch  von  Jan  hervorgehoben)  ist  die  Aufzählung  der  drei  Momente,  die  jeder 
Klang  {cpdoyyog)  haben  müsse:  xQot(*>  lönog,  xßövog,  d.  h.  Klangfarbe,  Höhe,  Dauer.  Wir  finden  hier  zum 
erstenmal  die  Klangfarbe,  und  zwar  sogleich  mit  dem  analogen  technischen  Ausdruck,  ausdrücklich  als 
Eigenschaft  neben  der  Höhe  aufgezählt;  wenn  auch  nebenbei  früher  schon  gelegentlich  von  den  Unter- 
schieden der  „hellen"  und  „dunklen"  Stimme  die  Rede  war  (Aristot.  Top.  p.  106,  a,  25).  Die  Klangfarbe 
wird  definiert  als  das,  wodurch  Klänge  von  gleicher  Dauer  und  Höhe  sich  noch  unterscheiden. 


69 

valle  teilt  er  vorläufig  in  sympbone  und  asymphone  (p.  330),  wobei  er  betont, 
dass  dieser  Unterschied  ebenso  wie  der  vorige  in  erster  Linie  im  Klange  selbst 
liege,  wenn  man  auch  einiges  Wenige  rationell  darüber  sagen  könne1).  Also 
im  Prinzip  Aristoxenianer.  Später  kommt  dann  (p.  337)  die  genauere  Ein- 
teilung, und  zwar  wie  bei  Ptolemäus  zunächst  als  solche  der  Töne,  nicht  der 
Intervalle.  Die  emmelischen  Töne  zerfallen  in  homophone,  symphone,  diaphone, 
paraphone2).  Homophon  sind  die  von  gleicher  Höhe.  „Symphon  sind  die, 
bei  welchen,  wenn  sie  gleichzeitig  angeschlagen  oder  auf  der  Flöte  geblasen 
werden,  stets  das  Melos  des  tieferen  gegen  den  höheren  und  umgekehrt  das 
nämliche  ist,  oder  gleichsam  eine  Verschmelzung  im  Vortrag  zweier  Töne  statt- 
findet und  eine  Art  von  Einheit  herauskommt.  Diaphon  die,  bei  denen, 
wenn  sie  gleichzeitig  angeschlagen  oder  geblasen  werden,  nichts  von  dem  Melos 
des  tieferen  gegen  den  höheren  oder  umgekehrt  das  nämliche  zu  sein  scheint, 
oder  welche  keinerlei  Verschmelzung  in  Bezug  auf  einander  aufweisen.  Para- 
phon  die,  welche  zwischen  Symphonem  und  Diaphonem  in  der  Mitte 
stehend,  doch  beim  Anschlag  symphon  erscheinen;  was  der  Fall  zu  sein 
scheint  beim  Tritonus  (f— h)  und  beim  Ditonus  (g — h)"3). 

In  der  Definition  der  Symphonie  finden  wir  nichts  wesentlich  Neues. 
Gaudentius  will  vereinigen,  was  Frühere  über  die  Krasis  und  was  sie  über 
das  Melos  bei  der  Consonanz  sagten;  wie  denn  auch  wirklich  die  Aeusserungen 
über  das  Melos  nur  eine  nähere  Beschreibung  der  Krasis  (bezw.  ihrer  Folgen) 


1)  Jan  p.  330,  16:  f]  yag  öiacpoga  xwv  xe  ovfMpwvmv  xal  diacpd>va>v  cpdöyyoiv,  ifi/Liekwv  xe  xal  ixjieXwv 
iv  xfj  xov  >Jzov  uähoxa  ajtoxeizac  ov  /.crjv  äXXa  xal  xco  X6yq>  fxixga.  jiegl  avxov  elgrjoexai.  Jan  vermutet  statt 
roxi  r/xov,  wobei  das  Subject  zu  z>]  fehlen  würde,  sehr  wahrscheinlich  äy.of/.    Der  Sinn  ist  jedenfalls  klar. 

2)  Den  Ausdruck  antiphon  gebraucht  Gaudentius  gelegentlich,  wie  Porphyr  u.  A.,  zur  Bezeichnung 
der  Octaventöne  (p.  34726,  348 1,  Meib.  p.  21);  aber  er  macht  aus  diesen  keine  besondere  Klasse. 

8)  p.  337,8:  aviitpcovoi  de,  dtv  äfia  xgovofievmv  fj  avkojxevwv  ael  zo  (liXog  tov  ßagvzegov  jzgög  xb  ög~v 
xai  xov  ogvzegov  Ttgog  xo  ßagv  zu  avxö,  r)  oxav  otovsl  xgäoi?  iv  xfj  izgoyogä  dvoiv  <p&6yyoiv  xal  wonsg  evöxrjg 
rtageuqpaivtjxai  ....  xagäqxovoi  de  ol  /xeaoc  ftiv  av/.i(pcövov  xal  8iaq>ü>vov,  iv  de  xfj  xgovaei  (paivöfievoi  ovfi- 
(fcovoi '  öjoxeg  inl  zgiwv  xövcov  cpalvexai  oltzo  jzagvjiäzrjg  fiiawv  im  7iaga/.ieat]v  xal  enl  ovo  zovwv  ano  fieamv 
biazövov  hzl  xaga[ieo}]v. 

Es  ist  ungerechtfertigt,  wenn  Vincent  u.  A.  die  Worte  iv  xfj  xgovaei  so  deuten,  als  ob  nach  Gau- 
dentius die  Symphonie  nur  durch  Hinzufügung  einer  begleitenden  Instrumentalstimme  entstände.  Aller- 
dings sind  xgovetv  und  xgovoig  zugleich  die  technischen  Ausdrücke  für  Instrumentalbegleitung.  Aber  hier 
liegt  der  Nachdruck  nicht  darauf,  dass  der  eine  von  beiden  symphonierenden  Tönen  nur  in  der  Begleitung 
hinzugefügt  wird,  sondern  darauf,  dass  beide  Töne  überhaupt  zusammen  angegeben  werden,  sei  es  nun, 
dass  der  eine  gesungen,  der  andere  gespielt,  oder  beide  gesungen,  oder  beide  gespielt  werden.  Ein  Blick 
auf  den  ersten  Satz,  sowie  auf  die  früheren  Definitionen  (z.  B.  äj.ia  xgovo&evxeg  tf  ö'jxwg  noxe  rj%r'ioavxeg  bei 
Nikomachus)  zeigt  die  Richtigkeit  dieser  Auffassung. 

Auf  eine  kühne,  aber  unhaltbare  Auslegung,  welche  Gevaert  (Hist.  I,  97)  dieser  Stelle  aus  Gauden- 
tius und  damit  zugleich  analogen  Stellen  aus  Bacchius,  Aristides  u.  A.  gibt,  indem  er  sie  auf  die  Ton- 
bewegung in  Octaven-,  Quinten-,  Terzen-Parallelen  bezieht,  kommen  wir  erst  im  II.  Teil  zu  sprechen, 
im  Zusammenhang  mit  der  Deutung  des  ganzen  alten  ConsonanzbegrifFes. 


70 

sein  sollten.  Dabei  ist  aber  Gaudentius  vorsichtiger  im  Ausdruck  als  andere 
jener  Zeit;  er  verfällt  nicht  in  das  unsinnige  Mis Verständnis,  als  ob  bei  den 
dissonanten  Tönen  das  Melos  nur  in  Einem  von  beiden  sich  fände ;  der  Unter- 
schied liegt  ihm  darin,  dass  die  consonanten  ein  gemeinschaftliches,  die  dis- 
sonanten kein  gemeinschaftliches  Melos  besitzen. 

Was  nun  aber  über  die  Paraphonie  folgt,  gehört  zu  den  allermerk- 
würdigsten  Lehren  der  alten  Musiktheorie.  Man  sieht  an  dem  „(palveTai", 
dass  Gaudentius  sich  der  Neuheit  der  Sache  auch  bewusst  ist  und  sozusagen 
tastend  vorgeht.  Dass  die  im  weiteren  Sinne  symphonen  Töne  in  Unterarten 
oder  Grad  abstuf ungen  geteilt  wurden,  haben  wir  schon  bei  Thrasyll  und  bei 
Ptolemäus  gefunden.  Aber  während  diese  die  Octave  und  ihre  Multipla  in 
die  erste,  die  Quinte  und  Quarte  in  die  zweite  Klasse  setzten  (für  welche  Klasse 
Thrasyll  auch  schon  den  Ausdruck  Paraphonie  gebraucht),  finden  wir  hier  die 
genannten  Intervalle  wieder  vereinigt,  dagegen  bisher  als  dissonant  geltende 
Intervalle  als  Consonanzen  geringeren  Grades,  als  Uebergang  zu  den  Dissonanzen 
aufgefasst. 

Dass  für  die  „Paraphonien"  die  grosse  Terz  als  Beispiel  genannt  wird, 
wird  uns  Moderne  nicht  verwundern,  da  wir  uns  vielmehr  nur  fragen  können, 
warum  sie  so  spät  zu  dieser  Stellung  gekommen  ist.  Dagegen  erregte  die 
Aufnahme  des  Tritonus  von  jeher  allgemeines  Erstaunen,  ja  Entsetzen,  da 
dieses  Intervall  bis  heute  als  eine  der  ausgesprochensten  Dissonanzen  gilt 
(„diabolus  in  musica"  nannten  es  die  Contrapunktiker).  Auch  mir  erschien 
die  Stelle  des  Gaudentius,  da  am  Texte  sich  nichts  abdingen  lässt,  bis  vor 
Kurzem  als  ein  unlösliches  Rätsel.  Ich  glaube  aber  jetzt  eine  Vermutung 
aussprechen  zu  dürfen,  die  sie  uns  vollkommen  begreiflich  macht. 

Gaudentius  kümmerte  sich,  wie  wir  hörten,  weniger  um  die  mathematischen 
Verhältnisse  als  um  den  direkten  sinnlichen  Eindruck.  Er  hat  sich  darum 
schon  beim  „Ditonus"  nicht  die  Frage  vorgelegt,  ob  das  Intervall,  welches  er 
durch  das  Ohr  als  consonant  erkannte,  genau  zusammenfalle  mit  dem  Ditonus 
der  antiken  Theorie,  nämlich  (8A>)2  ==  64:81,  und  er  hätte  bei  dem  damaligen 
Zustand  der  akustischen  Hilfsmittel  die  Frage  auch  nicht  leicht  entscheiden 
können.  Faktisch  erlangt  die  grosse  Terz  ihre  Reinheit  im  Zusammenklange 
vielmehr  bei  64:80  (4:5),  fällt  also  nicht  mit  dem  theoretischen  Ditonus  der 
Alten  zusammen.  Wenn  man  also  sagt,  Gaudentius  habe  unsere  „grosse  Terz" 
zu  den  Paraphonien  gerechnet,  so  ist  dies  wörtlich  genommen  falsch,  sachlich 
genommen  aber  gewiss  richtig.  Er  hörte  die  Terz  4:5,  subsumierte  aber  den 
Fall  fälschlich  unter  seinen  Begriff  des  Ditonus. 

So  ist  nun  auch  das,  was  er  unter  dem  Namen  des  „Tritonus"   als  halb- 


71 

consonantes  Intervall  im  Auge  hat,  nicht  der  mathematische  Tritonus  der 
Alten  (9/s)3.  sondern  das  diesem  nahestehende  einfache  Tonverhält- 
nis 5:7.  Und  dieses  Intervall  kann  in  der  That,  ebensogut  wie  4:7,  soweit 
nur  der  Verschmelzungseindruck  in  Betracht  kommt,  noch  als  unvollkommene 
Consonanz  gelten. 

Der  Vorzug  der  sog.  natürlichen  Septime  4 : 7  vor  den  eigentlichen  Dis- 
sonanzen wurde  bekanntlich  schon  im  vorigen  Jahrhundert  behauptet  (Kirn- 
berger's  Ton  „i",  von  Fasch  auch  in  die  Praxis  eingeführt);  und  viele  fein- 
hörige Beobachter  sagen  auch  heute,  dass  der  Vierklang  cegb  einen  con- 
sonanten  Accord  bilde,  wenn  b  etwas  tiefer,  im  Verhältnis  4:7  zu  c  intoniert 
werde.  Auch  Helmholtz  lehrt,  dass  die  Septime  der  kleinen  Sexte  sehr  häufig 
an  „Wolklang"  überlegen  sei  (Tonempf.  4  S.  321).  Ich  habe  gleichfalls,  und 
zwar  wie  die  Alten  von  der  Beobachtung  der  Verschmelzungsgrade  ausgehend, 
diesem  Intervall  noch,  wenigstens  vermutungsweise,  eine  Stelle  vor  den  ganz 
dissonanten  Intervallen  eingeräumt1)  und  bin  inzwischen  darin  noch  bestärkt 
worden.  Aber  die  Beobachtung  hat  mich  noch  weiter  geführt.  Vor  vielen 
Jahren  ist  mir  bei  Studien  über  Differenztöne  aufgefallen  und  hat  sich  seitdem 
immer  bestätigt,  dass  ein  schöner  einheitlich  verschmelzender  Vierklang  ent- 
steht, wenn  man  das  Verhältnis  5  :  7  angibt:  es  resultieren  nämlich  zwei 
besonders  deutliche  Differenztöne,  die  den  Verhältniszahlen  3  und  2  entsprechen, 

also    der  Accord  {fry— g— ,    wenn    wir    die    Primärtöne    mit    ganzen  Noten,    die 

T 
Differenztöne  mit  Viertelnoten  und  die  Vertiefung  des  f  durch  ein  darüber- 
gesetztes o  andeuten.  Man  überzeugt  sich  davon  am  leichtesten,  wenn  man 
zwei  gedackte  Pfeifen  benützt,  deren  eine  durch  Verschiebung  des  Pfropfens 
verstimmt  werden  kann,  und  diese  nun  zuerst  in  der  kleinen  Sexte  zur  anderen 
stimmt,  sodann  stetig  herabgeht  bis  zur  Quarte.  Dann  zeichnet  sich  während 
des  Uebergangs  das  obige  Verhältnis  deutlich  für  die  Empfindung  aus ;  die 
Reinheit  der  Quinte  zwischen  den  Differenztönen  gibt  den  Moment  an,  wo  es 
eben  erreicht  ist.  Und  dabei  lässt  sich  zugleich  feststellen,  dass  es  auch  von 
unserer  unmittelbaren  musikalischen  Auffassung  gewohnheitsmässig  durchaus 
unter  unseren  Begriff  des  Tritonus  subsumiert  wird,  obschon  es  mathematisch 
nicht  damit  zusammenfällt.  Jeder  Musikalische,  der  dieses  Intervall  hört  und 
um  die  Benennung  gefragt  wird,  wird  ohne  Zögern  antworten,  es  sei  das  Inter- 
vall c — fis  oder  f — h. 


l)  Tonpsychologie  II,  135,  177.     (An  letzterer  Stelle  ist  Z.  7  statt  5  :  6  zu  lesen  3  :  5.) 


72 

Ich  erwähne  diesen  Versuch  nur  als  ein  Mittel,  wodurch  man  besonders 
gut  das  Auszeichnende  des  Verhältnisses  5 :  7  wahrnehmen  kann,  ohne  natür- 
lich zu  behaupten,  dass  Gaudentius  bei  Differenztonstudien  dazu  gekommen 
sei.  Dass  ihm  aber  als  die  richtige  Erkenntnisquelle  für  Consonanz  und  Dis- 
sonanz nicht  die  Rechnung  und  nicht  das  Hörensagen,  sondern  eigenes  Hören 
galt,  wissen  wir,  und  die  Ausdrucksweise  an  unsrer  Stelle  zeigt  gleichfalls  den 
vorsichtigen  Beobachter  der  Erscheinungen,  während  er  sich  später  bei  der 
Erwähnung  der  Zahlenverhältnisse  (c.  10  f.)  mit  einem  historischen  Referat 
über  die  Angaben  und  Methoden  Früherer  begnügt1).  Er  brauchte  nur,  ohne 
auf  Differenztöne  zu  achten,  die  Sexte  stetig  bis  zur  Quarte  zu  verstimmen 
oder  umgekehrt,  um  bei  feinem  Gehör  und  hinreichender  Uebung  sehr  wol 
auf  die  Wirkung  des  Zusammenklanges  5 :  7   aufmerksam  zu  werden. 

Ich  will  meine  Erklärung  nicht  als  gewiss  hinstellen,  aber  doch  als  höchst 
wahrscheinlich;  und  soviel  ist  gewiss,  dass  sie  die  einzige  ist,  durch  welche 
die  ausserdem  ganz  unfassliche  Stelle  verständlich  wird.  Auch  thun  wir  dem 
Schöpfer  des  Begriffs  der  Klangfarbe  und  dem  Entdecker  der  Terzencon- 
sonanz  kaum  zu  viel  Ehre,  wenn  wir  seinem  Gehör  auch  diese  Beobachtung 
noch  zutrauen.  Unbefangen  und  anspruchslos  hat  er  sie  wie  die  übrigen  vor- 
getragen. Der  Fehler  aber,  den  er  in  der  theoretischen  Formulierung  des 
Gefundenen  beging,  ist,  ich  wiederhole  es,  nicht  grösser  als  beim  Ditonus,  wo 
er  unzweifelhaft  vorliegt. 

Möglich  ist  es  natürlich  auch,  dass  schon  vor  Gaudentius  die  beiden  Inter- 
valle und  noch  andere  (etwa  5  :  6)  als  paraphon  zwischen  die  symphonen 
und  diaphonen  gestellt  wurden  und  dass  er  die  Beobachtungen  Anderer  nur 
nachgeprüft  und  überliefert  hat.  Aber  in  Ermangelung  aller  Anhaltspunkte 
darüber  mögen  wir  immerhin  Gaudentius  als  den  Entdecker  betrachten.  Dafür, 
dass  die  Lehre  nicht  bereits  Tradition  war,  spricht  auch,  dass  sie  sogleich 
wieder  verloren  geht;  denn  selbst  von  der  Terz  als  Consonanz  oder  auch 
nur  Quasiconsonanz  ist  jahrhundertelang  nicht  wieder  die  Rede.  Es  dürfte 
hienach  kaum  mehr  als  eine  individuelle  Aeusserung  dieses  Schriftstellers 
vorliegen. 

Man  könnte  endlich  fragen,  ob  nicht  neben  der  akustischen  Beobachtung 
oder  statt  ihrer  die  dem  Gaudentius  vorliegende  praktische  Musik  Intervalle 
wie  die  grosse  Terz  und  den  sog.  Tritonus  irgendwie  auszeichnete  und  so  zu 
der  obigen  Charakteristik  Anlass  gab.    Und  es  Hesse  sich  in  der  That  darauf 


l)  Jan  p.  339,  21 :    Aöyoi    öi   elacv   iv  aQi&/A,otg  r/vQtj/iieroi    xä>v  ov/xcpcoviwv  y.ai  doxc/naa&evrsi  axQißwi 

JT(XVT.a    TQOTIOV    x.  x.  k. 


73 

hinweisen,  dass  in  dem  uns  erhaltenen  Hymnus  an  die  Nemesis  aus  dem 
2.  Jahrhundert  die  grosse  Terz  (neben  der  kleinen)  eine  Rolle  spielt  und 
namentlich  mehrmals  als  Schlusswendung  vorkommt;  dass  ebenso  in  dem  aus 
der  gleichen  Zeit  stammenden  Hymnus  auf  Helios  ein  Tritonusgang  fünfmal 
(auf  n%%V£aot  &ia>xeigtt  „nolvdey/Ja"  „rizrovoir  hnr}Qarovu  „avay.Ta  %o(j£V£iu 
„äyeuovevfi")  auffällig  und  für  das  Ganze  charakteristisch  hervortritt.  Doch 
können  wir  bei  der  Kärglichkeit  des  Materials  zunächst  über  eine,  wenn  auch 
wahrscheinliche,  Vermutung  nicht  hinauskommen  und  müssen  auf  neue  glück- 
liche Ausgrabungen  hoffen. 

19.    Lateinische  Schriftsteller.     Kirchenväter. 

Als  eine  Art  von  Nachtrag  zu  der  reichen  Entwicklung  der  Consonanz- 
lehre  in  der  griechischen  Litteratur  bringen  wir  schliesslich  die  spärlichen 
Notizen  aus  der  lateinischen  (wobei  aber  von  Boethius  und  anderen,  die  den 
Ausgangspunkt  der  mittelalterlichen  Musiklitteratur  bilden,  noch  abgesehen 
wird)  und  die  noch  dürftigeren  Aeusserungen  bei  den  Kirchenvätern. 

Dass  Lucrez  die  Consonanzerscheinungen  und  ihre  physikalischen  Grund- 
lagen gar  nicht  erwähnt,  während  sie  ihm  als  eine  der  wenigen  Entdeckungen 
der  alten  Naturwissenschaft  in  sein  Lehrgebäude  hatten  passen  müssen,  könnte 
Wunder  nehmen,  wenn  man  nicht  wüsste,  wie  wenig  Wert  die  Epikureer  auf 
mathematische  Betrachtungen  gelegt  haben. 

Cicero  weist  einmal  zur  Erläuterung  der  notwendigen  Harmonie  im 
Staate  auf  den  musikalischen  concentus  hin,  der  sowol  bei  der  Instrumental- 
wie  bei  der  Vocalmusik  stattfinde  und  für  gebildete  Ohren  keine  Abweichung 
zulasse  (De  Rep.  II,  42) ;  aber  eine  Definition  wird  nicht  gegeben. 

Denselben  Ausdruck  concentus,  auch  concordia,  aber  auch  schon  consonare 
finden  wir  bei  Seneca  Ep.  84  und  88.  Die  letztere  kurze  Stelle  lässt  das 
Motiv  erkennen,  warum  die  Stoiker  sich  wenig  um  Musiktheorie  kümmerten. 
Seneca  handelt  da  ziemlich  geringschätzig  von  den  studia  liberalia,  Geometrie, 
Musik,  Astronomie.  Man  solle  lieber  dahin  wirken,  dass  der  Geist  mit  sich 
consoniere.1) 

Interessanter   ist  Ep.  84.     Der  Mensch   soll    eine  gewisse  Einheit  werden 


*)  Der  vorzügliche  Kenner  des  Stoizismus  Dr.  Schrnekel  hat  auf  meine  Bitte  nachgesucht,  ob  in 
der  stoischen  und  stoisierenden  Litteratur  noch  etwas  für  unseren  Zweck  sich  finde.  Aber  es  ist  nirgends 
mehr  gesagt,  als  die  obigen  Allgemeinheiten.  Posidonius.  aus  dessen  Timäus-Commentar  Cicero,  Varro, 
Macrobius  u.  A.  schöpften  (vgl.  die  Zusammenstellung  auch  der  musikalischen  Lehren  in  Schmekel's  Philo- 
sophie der  mittleren  Stoa  S.  415),  scheint  sich  allein  unter  den  Stoikern  mit  Musiktheorie  näher  befasst 
zu  haben. 

Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiaa.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  10 


74 

(unuui  quiddara  fiat  ex  multis).  Dafür  ist  das  Zusammenwirken  vieler  Stimmen 
im  Chore  vorbildlich.  „Non  vides,  quam  multorum  vocibus  chorus  constet? 
unus  tarnen  ex  omnibus  sonus  redditur;  aliqua  illic  acuta  est,  aliqua  gravis, 
aliqua  media;  accedunt  viris  feminae,  interponuntur  tibiae;  singulorum  illic 
latent  voces,  omnium  adparent."  In  den  gegenwärtigen  Theatern  seien  mehr 
Sänger,  als  in  den  früheren  Zuschauer,  und  dazu  noch  die  Instrumentalisten. 
„Quum  omnes  vias  ordo  canentium  implevit,  et  cavea  aeneatoribus  cincta  est, 
et  ex  pulpito  omne  tibiarum  genus  organorumque  consonuit,  fit  concentus  ex 
dissonis." 

Zunächst  dieses  „dissonis"  ist  gewiss  nicht  auf  unsre  dissonanten  Töne, 
sondern  nur  eben  auf  verschiedene  Töne  zu  beziehen,  ähnlich  wie  Heraklit  u.  A. 
von  „entgegengesetzten  Tönen"  sprachen.  Diese  verschiedenen  Töne  bilden 
nun  zusammenklingend  nach  Seneca  gleichwol  Einen  Ton.  Insofern  kann  man 
sagen,  dass  hier  die  Verschmelzung  als  das  charakteristische  Merkmal  ge- 
lehrt wird. 

Die  Stelle  ist  aber  auch  öfters  zum  Erweis  einer  gewissen  Mehrstimmig- 
keit im  Altertum  benützt  worden;  und  da  die  Definitionen  der  Consonanz,  wie 
wir  sahen,  gleichzeitiges  Erklingen  mehrerer  Töne  voraussetzen,  kommen  uns 
solche  Andeutungen  aus  der  Praxis  erwünscht.  Böckh  deutet  die  Sätze  „Ac- 
cedunt .  .  .  tibiae"  auf  das  gleichzeitige  Erklingen  der  Intervalle  e — a — e1, 
und  argumentiert  scharfsinnig  so  (Pindari  Opp.  I,  2,  S.  254):  Wenn  hier  nur 
von  Octaven  die  Rede  wäre,  so  müssten  sich  die  Männer-  und  Frauenstimmen, 
da  die  Flöte  dazwischen  liegen  soll,  im  Intervall  einer  Doppeloctave  bewegen. 
Da  aber  die  Melodie  selbst  den  Spielraum  einer  Octave  zur  Verfügung  haben 
muss,  so  müsste  der  gesamte  von  den  Stimmen  in  Anspruch  genommene  Ton- 
umfang 3  Octaven  betragen,  während  der  von  den  Griechen  benützte  Ton- 
umfang der  Stimme  2V-2  Octaven  nicht  überschritt.  Also  müssen  Männer-  und 
Frauenstimmen  (wie  dies  auch  von  vornherein  wahrscheinlich  ist)  nur  eine 
Octave  von  einander  entfernt  gewesen  sein  und  die  Flöte  ein  dazwischen 
liegendes  Intervall  dazu  angegeben  haben,  als  welches  man  natürlich  nur  die 
Quarte  bezw.  Quinte  annehmen  kann. 

Diese  Erwägung  würde  zwingend  sein,  wenn  feststände,  dass  „inter- 
ponuntur" hier  das  tonale  Verhältnis  der  Flöten  zu  den  übrigen  Stimmen 
bedeutet  und  nicht  vielmehr  die  räumliche  Zwischenstellung.  Unmittelbar 
vorher  ist  freilich  von  hohen,  tiefen  und  mittleren  Tönen  die  Rede.  Aber  in 
diesem  Satze  selbst  scheint  mir  Seneca  in  der  That  nur  sagen  zu  wollen,  dass 
zuerst  die  Männer,  dann  die  Frauen  sich  aufstellen,  und  dass  die  Flötenbläser 
zwischen  beide  Chöre  gestellt  werden  (wie  auch  bei  uns  Teile  des  Chors  durch 


75 

solche  des  Orchesters  getrennt  werden).  Obgleich,  nieint  er,  sowol  der  Ton- 
höhe nach  als  auch  der  räumlichen  Stellung  nach  die  Stimmen  auseinander- 
liegen, hört  man  nicht  die  Einzelnen,  sondern  nur  das  Ganze.  Die  weitere 
anschauliche  Beschreibung  bestärkt  uns  in  dieser  Auffassung:  „Wenn  die  Reihe 
der  Sänger  alle  Gänge  anfüllt,  der  Zuschauerraum  von  der  Blechmusik  um- 
geben ist,  von  der  Bühne  alle  Arten  von  Pfeifen  und  Orgeln  zusammenwirken, 
entsteht  doch  aus  dem  Verschiedenen  Einklang." 

Soviel  allerdings  folgt  aus  dem  Anfang  der  Stelle,  dass  eine  Art  von 
Dreistimmigkeit  vorkam,  aus  tiefen,  mittleren  und  hohen  Tönen.  Aber  die 
beiden  Singstimmen  konnten  in  Octaven  gehen  und  die  Flöten  entweder  in 
einer  dritten  höheren  Octave  mitgehen  oder  in  einer  freien  Weise  bald  dar- 
über, bald  dazwischen  spielen,  in  der  Art,  wie  man  es  auch  aus  Pseudo-Plutarch 
De  musica  c.  19  entnehmen  kann.  Bei  solchem  Massenaufgebot,  dessen  Be- 
schreibung uns  an  Berlioz'  Requiem  (Dies  irae)  erinnert,  war  es  damals  sicher 
nicht  auf  Accorde  oder  auf  Polyphonie  in  unserem  Sinn,  sondern  nur  auf 
Stärke  und  räumliche  Allgegenwart  manichfaltiger  Klangquellen  abgesehen. 
Immerhin  ist  auch  so  die  energische  Betonung  der  Klangeinheit  von  Bedeutung. 

Ausdrücklich  behandeln  die  Consonanzlehre  Vitruvius,  Censorinus,  Chalcidius, 
Macrobius,  Martianus  Capeila. 

Vitruv  zählt  in  seinem  Werke  über  die  Architektur  (V,  4)  die  „concentus, 
welche  griechisch  avuipwvLai.  genannt  werden,"  in  der  üblichen  Weise  auf  und 
erklärt  die  griechischen  Intervallnamen.  Dann  bemerkt  er,  dass  zwischen  zwei 
Intervallen  (er  kann  hier  nur  zwei  benachbarte  Töne  meinen,  also  bei  der 
Secunde)  weder  auf  den  Saiten  noch  bei  dem  Gesang  eine  consonantia  entstehe, 
ebensowenig  bei  der  Terz  oder  Sexte.  „Dagegen  die  Quarten  u.  s.  f.  haben 
passende  und  der  Natur  der  Stimme  entsprechende  Endigungen  (womit  er 
wahrscheinlich  das  periodische  Zusammenfallen  der  Lufttöne  meint,  cf.  oben 
S.  36),  und  es  werden  so  jene  concentus  aus  der  Verbindung  der  Klänge 
erzeugt."  Die  Stelle  leidet  an  einer  ausserordentlichen  Unbeholfenheit  in  der 
Beschreibung  und  verrät  nicht  eben  tiefere  Kenntnis  der  Sache1). 

Der  Grammatiker  Censorinus  (3.  Jahrh.),  der  in  stupider  Weise  die 
Intervallen-  und  Consonanzlehre  mit  der  Theorie  der  —  Geburt  zusammenbringt, 
gibt  folgende  Definition:   „Symphonia  est  duarum  vocum  disparium  inter 


x)  Nach  einer  neueren  Untersuchung  des  dänischen  Philologen  Ussing  (vgl.  Wölfllin's  Archiv  f. 
latein.  Lexikographie  X,  301)  wäre  Vitruv  nicht  in  das  augusteische  Zeitalter,  sondern  viel  später,  in's 
2.  oder  3.  Jahrhundert,  zu  setzen.  Ich  kann  hierüber  nicht  urteilen.  Doch  würde  die  Ausführung  über 
die  Musik  nicht  übel  in's  2.  Jahrhundert  passen. 


76 

se  junctarum  dulcis  concentus."1)  Die  Begriffsbestimmung  ist  darum 
sehr  bemerkenswert,  weil  hier  zum  erstenmal  in  den  Quellen,  wenn  auch  wol 
nicht  in  der  geschichtlichen  Entwickelung  selbst,  die  Annehmlichkeit  als 
ausschliessliches  Unterscheidungsmerkmal  der  Consonanz  erscheint. 

Chalcidius  (4. — 5.  Jahrh.)  bezeichnet  in  seinem  Timäus-Commentar  c.  44 
als  Symphonia  „einen  durch  accentus  und  succentus  (die  Saitenschwingungen) 
in  verschiedenen  Verhältnissen  gebildeten  Klang".  Er  führt  dann  die  be- 
kannten Consonanzen  auf  und  bemerkt  im  besonderen  von  der  Octave,  „dass 
ihre  beiden  Töne  auf  eine  wunderbare  Weise  einen  concentus  und  eine  consonantia 
bilden",  wobei  er  wol  an  die  auffallende  Einheitlichkeit  ihres  Zusammen- 
klanges denkt. 

Die  technischen  Ausdrücke  werden,  wie  wir  sehen,  selbst  von  diesem 
späten  Autor  noch  dem  Griechischen  entnommen  (auch  die  Intervallnamen). 
Hieronymus  der  Kirchenvater  (4.  Jahrh.)  berichtet  uns  zwar  bereits:  „ovucpujvla 
consonantia  exprimitur  in  latino."2)  Aber  noch  Martianus  Capella  spricht 
nur  von  Symphoniae.  Erst  Boethius  war  es,  der  Consonantia  definitiv  als 
technischen  Ausdruck  in  die  Musiktheorie  einführte. 

Macrobius  (4. —  5.  Jahrh.)  betrachtet  das  Mitschwingen  als  Merkmal 
der  Consonanz:  Die  Saiten  stehen  in  einem  solchen  Verhältnis,  „ut  una  impulsa 
plectro  alia  licet  longe  posita  sed  numeris  conveniens  simul  sonaret".  Er  sagt 
daher  auch  regelmässig   „soni  sibi  consoni".3) 

Martianus  Capella  (4. — 5.  Jahrh.),  der  sonst  wesentlich  den  Aristides 
übersetzt,  hilft  sich  hier  durch  sehr  unbestimmte  Formeln.  „(Soni)  alii  sibi 
invicem  congruunt,  alii  discrepant  et  resultant.  Sed  illi  bitotpiovoi  (muss  sicher 
ovfMpiovoi  heissen)  quia  sibi  invicem  conjunguntur;  diäcpwvoi  autem  id  est 
dissentientes  sunt  qui  cum  percussi  fuerint  invicem  discrepant;  oucxpwvoi  qui 
vocis  quidem  aliam  significationem  gerunt  eundem  tarnen  impetum  servant."4) 
Die  Dreiteilung  des  Aristides  ist  beibehalten,  aber  seine  Definition  des  Sym- 
phonen  und  Diaphonen,  die  selbst  schon  Misverständnisse  einschloss  und  dem 
Martianus  ganz  unverständlich  sein  mochte,  ist  einfach  durch  das  Merkmal  der 


l)  De  die  natali  X.  Censorinus  hat  aus  Varro  geschöpft,  der  überhaupt  (selbst  wieder  von  Posi- 
donius  mitbedingt)  den  lateinischen  Schriftstellern,  Aulus  Gellius,  Macrobius,  Martianus  Capella,  Cassiodor. 
Isidor  u.  A.  direkt  oder  indirekt  als  Hauptvermittler  der  griechischen  Musiklehren  gedient  haben  dürfte 
(6.  C.  Holzer,  Varro  über  Musik,  Gymnas. -Programm  Ulm   1890). 

a)  Epist.  21,  29  (Migne).  Vgl.  Epist.  96,  17  und  Homil.  (Origenis)  in  Ezech.  1,  p.  697  (884).  An  den 
beiden  letzten  ist  consonantia  nur  im  übertragenen  Sinne  gebraucht.  Ueber  die  erste  s.  u.  Auf  diese 
Stellen  hat  mich  Prof.  Wölfflin  hingewiesen. 

3)  In  Somn.  Scipionis  II,  9.     Ed.  Eyssenhardt  p.  584.  4  f.,  585,  5  f. 

4)  De  Nuptiis  Philologiae  et  Mercnrii  IX.    Ed.  Eyssenhardt  p.  356,  16. 


77 

Conjunction  und  Discrepanz  der  Töne  ersetzt.  Die  Definition  des  Homophonen 
erinnert  äusserlich  an  die  bei  Aristides,  ist  aber  eben  so  dunkel  wie  jene. 
Auch  scheint  Martianus,  sofern  er  überhaupt  etwas  Bestimmteres  gedacht  hat, 
dabei  nicht  das  streng  Homophone,  sondern  das  Homophone  des  Ptolemäus, 
die  Octaven,  im  Auge  zu  haben. 

Bei  den  Kirchenvätern,  lateinischen  wie  auch  griechischen,  hat  auf 
meine  Bitte  Herr  Prof.  Kleinert  nachgeforscht,  aber  nirgends  eine  eigentliche 
Definition  gefunden.  Wenn  auch  vielfach  von  Harmonie  und  Symphonie  die 
Rede  ist,  so  doch  meistens  nur  in  der  Weise,  wie  bei  den  Stoikern  und  schon 
bei  Heraklit.  Am  nächsten  kommt  Augustinus  einer  Definition  in  der  Stelle 
De  civ.  Dei  XII,  14:  „Diversorum  enim  sonorum  rationabilis  moderatusque 
concentus  concordi  varietate  compactam  bene  ordinatae  civitatis  insinuat  uni- 
tatem."  Und  doch  ist  es  zuletzt  nichts  anderes,  als  was  Cicero  und  so  Viele 
sagen.     In  seiner  Schrift  De  Musica  wird  diese  Frage  nicht  behandelt. 

Die  schon  berührte  Stelle  bei  Hieronymus  Ep.  21  gibt  ausser  der 
blossen  Uebersetzung  des  Wortes  ovjiiywvia  auch  eine  Nominaldefinition,  wonach 
damals  ein  „Concors  concentus",  also  offenbar  ein  Gesang  in  Mehrklängen 
darunter  verstanden  wurde.  Aber  es  wird  uns  weder  gesagt,  aus  wieviel  und 
welcherlei  Tönen  diese  Mehrklänge  bestanden,  noch  auch,  wodurch  der  Con- 
cors concentus  sich  vom  discors  concentus  unterscheide1). 

Dass  Chrysostomus  (Hom.  in  Ps.  150)  von  einem  Verschmelzen  (ztyi/qv) 
der  Seelenkräfte  zur  Liebe  und  Symphonie  spricht,  kann  auf  das  Merkmal 
der  y.QÜoig  bezogen  werden  (vgl.  den  Ausdruck  xt^räv  oben  bei  Jamblichus 
S.  55).  Aber  es  ist  schliesslich  auch  hier  nur  die  alte  „ wolgestimmte  Leier" 
[y.i&aya  tuat/.rjg),  die  seit  Plato  immer  fortklingt,  ohne  dass  man  etwas  tech- 
nisch Genaues  erfährt. 

Eine  bemerkenswerte  Aeusserung  findet  sich  in  der  um  315  n.  Chr.  von 
dem  jugendlichen  Athanasius  verfassten  Schrift  Kolt.u  'Ellr/vwi/.  Athanasius 
sagt  (Kap.  38),  wiederum  das  Lyra-Gleichnis  erläuternd:  wenn  man  einer  aus 
vielen  verschiedenen  Saiten  bestehenden  Lyra  von  ferne  zuhöre  und  die  Har- 
monie ihres  Zusammenklanges  bewundere,  so  mache  nicht  die  tiefe  Saite  allein 
noch  die  hohe  noch  auch  die  mittlere  allein  den  Klang,  sondern  alle  tönen 
ihrem  gleichen  Abstand  gemäss  zusammen.  Man  müsse  auf  Einen  Musiker 
schliessen,  der  die  Saiten  zur  Symphonie  mische,  wenn  man  ihn  auch  nicht  sehe2). 


')  Hieronymus  sagt  zur  Erläuterung  der  ovfupcovta,  die  der  heimkehrende  verlorene  Sohn  hört: 
Male  autem  quidam  de  Latinis  symphoniam  putant  esse  genus  organi,  cum  (während  doch)  Concors  in 
Dei  laudibus    concentus    hoc  vocabulo  signiticetur.     ovfi<pa>vla   quippe    consonantia  exprimitur  in  Latino. 

2)  Ich  entnehme  die  Stelle  dem  Aufsatz  Dräseke's  über  „ Patristische  Herakleitos-Spuren"  im  Archiv 


78 

Hier  ist  nun  zweifellos  von  drei  verschieden  hohen  Tönen  die  Rede,  die 
zugleich  erklingen,  von  einem  Dreiklang.  Aber  wiederum  wird  dies  kein  Drei- 
klang im  modernen  Sinn  sein,  sondern  derjenige,  den  wir  schon  öfters  erwähnt 
oder  vorausgesetzt  fanden:  Grundton  —  Quarte  (oder  Quinte)  —  Octave.  Die 
gleiche  avTio%aaig  zwischen  ihnen  kann  entweder  im  Sinne  der  harmonischen 
Proportion  wie  oben  S.  28  bei  Aristoteles  verstanden  werden,  oder  (und  wol 
richtiger)  wie  in  den  Problemen  XIX,  19,  wo  der  technische  Ausdruck  fi.eorj 
für  den  Ton  a  durch  den  gleichen  Abstand  von  den  Grenztönen  der  Octave 
(e  und  e1)  auf  Grund  der  unmittelbaren  sinnlichen  Auffassung  interpretiert 
wird1).  Die  Beschreibung  der  Symphonie  in  der  Art,  dass  wegen  der  Einheit- 
lichkeit des  Klanges  keiner  der  Töne  besonders  hervortritt  (die  Klanghöhe 
bestimmt),  entspricht  dem,  was  wir  von  den  späteren  Theoretikern  des  Alter- 
tums bereits  öfters  über  das  fielog  symphonierender  Töne  gehört  haben.  Aber 
auch  direkt  ist  die  Verschmelzung  hier  erwähnt2). 


f.  Gesch.  d.  Philosophie  VII  (1894),  wo  S.  168  f.  die  Einwirkung  der  heraklitischen  Musik-Gleichnisse  auf 
die  Kirchenväter  dargelegt  wird,  ohne  dass  jedoch  die  besondere  Bedeutung  obiger  Stelle  für  die  Musik- 
geschichte hervorgehoben  wäre.  Sie  lautet:  Ka&äjxsg  yäg  sl' ng  jxöggcoäev  äxovsi  Xvgag  ix  xoXXwv  xal  öia- 
ipögcov  vevgcör  ovyxetfttvrjg,  xal  davud^ot  xovxwv  xxjv  agfiovlar  xfjg  ov  fiep  wv  tag,  oxi  /j,rj  fzövq  1)  ßagsTa  xöv  i\%w 
o-tioteXeI  [irjde  [i6vr]  ■>)  ogsXa  firjde  fiövrj  t)  /isarj,  olXXm  näaai  xaxä  xr\v  l'arjv  avxiaxaoiv  aXXtjXaig  oi>v)]%ovoi '  xai 
Tiävtcag  Ix  xovxoiv  ivvosZ  ov^  iavxlj  xiveiv  xi]v  Xvgav,  äXX'  oiö'e  vtio  ixoXX&v  avxrjv  xt'Tzxsadai,  i'va  ök  eivai  fior- 
otxöv  xov  exdocyg  vevgäg  i]%ov  xgög  xijv  ivag/iöviov  avfupcoviav  xsgäoavxa  xfj  imax^jxij,  xär  fti]  xoöxov  ßXix>f 
ovxai  rravag/ioviov  ovorjg  zrjg  xag~£wg  iv  xtö  xöofia>  jiavxt  x.  x.  X. 

Dräseke  schreibt  die  Schrift  Kaxu.  'EXX.ijvwr  „mit  hoher  "Wahrscheinlichkeit"  nicht  dem  Athanasius 
sondern  dem  Eusebius  von  Emesa  zu,  und  ich  habe  daraufhin  in  meiner  Arbeit  über  die  pseudo- 
aristotelischen  Musikprobleme  (Abhandl.  der  Berliner  Akad.  1896)  S.  14  und  81  den  Eusebius  als  Urheber 
der  obigen  Aeusserung  citiert.  Dräsekes  Hypothese  ist  jedoch,  wie  mir  Prof.  Harnack  inzwischen  mit- 
teilte, fast  einstimmig  abgelehnt.     Ich  benutze  daher  die  Gelegenheit  zur  Correktur  jenes  Citates. 

(Nebenbei  ist  dort  S.  81  Z.  4  des  Textes  v.  u.  statt  „erst"  zu  lesen  „vorzüglich",  und  zwar  mit 
Rücksicht  auf  S.  33  der  gegenwärtigen  Abhandlung.  Zwar  spricht  Aristoteles  nicht  vom  61-vfieXi,  sondern 
vom  fislixgaxov  und  benützt  es  nicht  als  Gleichnis  zur  Erläuterung  der  Klangmischungen,  sondern  als 
Beispiel  für  Mischungen  überhaupt,  erläutert  auch  nicht  die  einheitliche  Verschmelzung  daran,  sondern 
die  Einflusslosigkeit  genauer  Zahlenverhältnisse.  Immerhin  scheint  mir  die  Einschränkung  im  Text  nütz- 
lich, um  Einwänden  vorzubeugen.) 

1)  S.  die  Erläuterung  dieses  Problems  in  meiner  ebenerwähnten  Arbeit  S.  12  f. 

ävxioxaatg  ist  soviel  wie  diäoxaatg  {diäaxrjfia) ,  nur  wird  zugleich  etwas  Gegensätzliches  damit  an- 
gedeutet. Bei  Pseudo-Aristoteles  De  mundo  c.  5,  p.  397,  a,  1  wird  gesagt,  dass  das  Entgegengesetzte  immer 
die  gleiche  avxiaxaatg  zu  einander  habe  (xijv  yag  ioi]v  avxtaxaaiv  e%si  xa  ßagta  jigog  rix  rovq>a  xal  xa  dzgiiü 
ngog  xa  däxega  [yvxgä?]).  In  unserem  Fall  ist  der  Abstand  nach  entgegengesetzten  Richtungen,  vom 
mittleren  Ton  nach  dem  oberen  und  dem  unteren  Octaventon  hin,  gemeint. 

2)  Das  Prädicat  ivagfiöviog  bei  avfiqpmvta  in  dem  bezüglichen  Satz  hat  nichts  mit  dem  enharmonischen 
Geschlecht  zu  thun,  sondern  wird  ebenso  wie  äg/növcog  und  navagpoviog  von  den  Kirchenvätern  gern  als 
schmückendes  Beiwort  gebraucht,  wie  ich  den  mir  von  Prof.  Kleinert  zur  Verfügung  gestellten  Aeusse- 
rungen  über  Symphonie  (bei  Chrysostomus,  Isidorus  Pelusiota  u.  A.)  entnehme. 


Berichtigung:     S.  43  Anm.  ist  statt  „S.  5"  zu  lesen  „S.  21".     Seite  67  Am».  1  ist  vor  „S.  18SL  einzusetzen  .1" 


DIE  KÖRPERTHEILE 


IHRE  BEDEUTUNG  UND  NAMEN 


EVI  ALTÄGYPTISCHEN 


VON 


GEOEG  EBEES 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wias.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  11 


VORBEMERKUNG. 

Eine  wie  grosse  Rolle  die  Körpertheile  nicht  nur  in  der  Medizin,  sondern  auf  den 
meisten  Gebieten  des  ägyptischen  Lebens  spielen,  ist  bisher  noch  nicht  hervorgehoben  worden, 
und  doch  tritt  es  uns  aus  der  gesamten  ägyptischen  Litteratur  vielfach  und  auffallend  entgegen. 

Fassen  wir  diese  Wahrnehmung  nun  hier  näher  ins  Auge,  so  geschieht  es  keineswegs 
allein,  um  zu  den  Merkwürdigkeiten,  von  denen  das  Reich  der  Pharaonen  schon  dem  Herodot 
mehr  zu  besitzen  schien  als  jedes  andere  Land,1)  eine  neue  zu  fügen;  wir  denken  vielmehr 
durch  diese  Untersuchungen  die  Kenntniss  der  Anschauungsweise  des  ägyptischen  Volkes 
auf  einer  ganzen  Reihe  von  Lebensgebieten  zu  fördern  und  zu  vertiefen  und  daneben  auch 
der  lexikalischen  Forschung  einen  Dienst  zu  leisten. 

Der  erste  Abschnitt  dieser  Arbeit  wird  der  vielfältigen  und  grossen  Bedeutung  gewidmet 
sein,  die  den  Gliedmassen  des  menschlichen  und  zuweilen  auch  des  thierischen  Körpers  von 
den  Aegyptern  eingeräumt  wurde.  Der  zweite  soll  sie  ausschliesslich  als  sprachliches  Object 
behandeln.  In  ihm  denken  wir  die  Namen,  die  sie  zu  jeder  Zeit  der  ägyptischen  Schrift- 
übung führten,    zu  eruieren  und    zum  Zweck   der  Vergleichung    neben    einander   zu    stellen. 

Quellen. 

Als  wichtigste  Quellen  lassen  sich  diejenigen  Texte  bezeichnen,  in  denen  wir  Auf- 
zählungen oder  tabellarisch  geordnete  Listen  der  Körpertheile  finden.  Sie  kommen  vor  im 
Todtenbuche  und  in  den  ihm  verwandten  Schriften,  in  magischen  Manuscripten  und  auf 
Stein  geschriebenen  Texten  (wie  die  Metternichstele  und  ihr  verwandte  Denkmäler  aus  der 
„Horus  auf  den  Krokodilen"- Gruppe),  in  religiösen  Stücken,  die  die  Natur  der  zu  feiernden 
Götter  dem  Verständniss  der  Anbeter  nahe  bringen,  indem  sie  die  Beschaffenheit  all  ihrer 
Theile  und  ihre  Bestimmung  schildern  und  oft  durch  Vergleiche  verdeutlichen.  Auch  in 
mythologischen  Mittheilungen  geschieht  der  Gliedmassen  häufig  Erwähnung.  Ferner  wird 
ihrer  in  den  medizinischen  Papyri  gedacht.  Eine  wahrscheinlich  für  den  Schulgebrauch 
hergestellte  späte  Handschrift  gibt  eine  Aufzählung  der  gebräuchlichsten  Hieroglyphenzeichen 
mit  einer  Wiedergabe  ihrer  Namen  in  hieratischer  Schrift  und  enthält  auch  den  Theilen 
des  menschlichen  und  thierischen  Körpers  gewidmete  Abschnitte. 

Gelegentlich  kommen  die  Gliedmassen  auch  in  anderen  Texten  vor.  Unter  ihnen 
nehmen    etliche    Handschriften    didactischen    und    moralischen  Inhalts,    an   deren  Spitze   der 


»)  Herodot  II,  25. 

IT 


82 

Papyrus  Prisse  (12.  Dyn.)  steht,  die  erste  Stelle  ein;  gestatten  sie  doch  mehrfach  zu  erkennen, 
welche  geistigen  Functionen  man  gewissen  Organen  des  menschlichen  Körpers  Cib  oder  li  ti 
das  Herz,  h-t  der  Leib  oder  der  Bauch  etc.)  zuschrieb. 

In  der  zweiten  Abtheilung  werden  wir  auf  diese  einheimisch  ägyptischen  Quellen  näher 
einzugehen  und  sie  sowie  die  griechischen,  an  deren  Spitze  die  Hieroglyphica  des  Horapollon 
stehen,    die  wir  übrigens  vorwegnehmend  auch  schon  früher  benutzen,    zu  würdigen  haben. 

Für  den  hier  mitgetheilten  ersten  Abschnitt  galt  es  den  gesamten  schriftlichen  Nachlass 
der  Aegypter  auf  Stein  und  Holz,  auf  Leder  und  Papyrus  zu  durchsuchen.  Die  Titel  der  zu 
benutzenden  Texte  und  Schriften  sollen  zu  den  betreffenden  Stellen  in  den  Anmerkungen 
mitgetheilt  werden. 

Die  wichtigsten  und  häufigsten  Abkürzungen,  deren  wir  uns  dabei  bedienen,  sind  die 
folgenden: 


*&* 


B.  o.  th.  d.  (R.)  —  Le  Page  Renouf.     Book  of  the  dead.    1893  fgd. 

Brugsch.  Dict.  geogr.  —  H.  Brugsch.  Dictionnaire  geographique  de  l'ancienne  Egypte.  Leipzig  1879. 

Brugsch.    Geogr.  Inschr.    —   H.  Brugsch.    Geographische   Inschriften   altägyptischer   Denkmäler. 

Leipzig  1857  fgd. 
Brugsch.    Hierogl.  d.-Wörterb.  —  H.  Brugsch.   Hieroglyphisch-demotisches  Wörterbuch.    Leipzig 

1867  fgd. 
Brugsch.    Wörterb.  Suppl.  —  H.  Brugsch.    Hieroglyphisch-demotisches  Wörterbuch.     Bd.  V  fgd. 

1880  fgd.     Supplemente. 
Brugsch.    Thes.  —  H.  Brugsch.    Thesaurus  inscriptionum  aegyptiacarum.     Leipzig  1883  fgd. 
Dümichen.    Geogr.  Inschr.  —  J.  Dümichen.    Geographische  Inschriften  altägyptischer  Denkmäler. 

Leipzig  bis  1885.     (H.  Brugsch  und  J.  Dümichen.    Recueil  de  monuments  egyptiens.) 
Dyn.  —  Dynastie  oder  Herrscherreihe. 
Eisenlohr   Pp.   Rhind.    —    A.   Eisenlohr.    Ein   mathematisches    Handbuch    der    alten    Aegypter. 

Leipzig  1877. 
Er  in  an.    Aeg.   —  A.  Erman.    Aegypten  und  Aegyptisches  Leben  im  Alterthum.     Tübingen  1885. 
Lepsius.    Denkm.  —  Lepsius.    Denkmäler  aus  Aegypten  und  Aethiopien.     Berlin  bis  1856. 
Mariette.    Notices.  —  Mariette.    Notices  des  principaux  monuments.     Alexandrie  1864. 
Maspero.    Etudes.  —  Etudes  de  mythologie  et  d'archeologie  egyptiennes.     Paris  1893. 
Mem.  d.  1.  mission  ar  eh.  —  Memoires  de  la  mission  archeologique  francaise  du  Caire.  Paris  bis  1896. 
Naville.   Mythe  d'Hor.  —  E.  Naville.    Textes  relatifs  au  mythe  d'Horus  recueillis  dans  le  temple 

d'Edfou.     Geneve  et  Bäle  1870. 
Pap.  Eb.  —  G.  Ebers.    Ein  hieratisches  Handbuch  altägyptischer  Arzneikunde.    Leipzig  1875. 
Piehl.    Inscr.  hier.  —  K.  Piehl.    Inscriptions  hieroglyphiques  recueillies  en  Europe  et  en  Egypte. 

Stockholm-Leipzig  1886. 
Plut.    Is.  u.  Os.  —  Plutarch.    liegt  "Ioiöog  xai  'Oaigidog  ed.  Parthey.     Berlin  1850. 
Proc.  bibl.  arch.  —  Proceedings  of  the  society  of  biblical  archaeology.     London. 
Pyr.  —  Pyramiden. 
Recueil.    —    Recueil    de    travaux    relatifs    ä   la    philologie    et    ä   l'archeologie    egyptiennes    et 

assyriennes.     Paris. 
Renouf.  —  Le  Page  Renouf. 
Rossi  u.  Pleyte.  Tur.  Pap.  —  Papyrus  de  Turin.    Facsimiles  par  E.  Rossi  et  publies  par  W.  Pleyte. 

Leide  1869—76. 
Todtenb.  Leps.  —  Das  Todtenbuch  der  Aegypter  nach  dem  hieroglyphischen  Papyrus  in  Turin. 

Herausgegeben  von  R.  Lepsius.     Berlin  1842. 
Todtenb.  Nav.    —    Das   ägyptische   Todtenbuch   der  XVIII.   bis   XX.  Dyn.     Aus    verschiedenen 

Urkunden  zusammengestellt  und  herausgegeben  von  E.  Naville.     Berlin  1886. 
Transactions  bibl.  arch.  —  Transactions  of  the  society  of  biblical  archaeology.     London. 
Zeit  sehr.  —  Zeitschrift  für  ägyptische  Sprache  und  Alterthumskunde.     Leipzig. 


83 

Bei  der  Transscription  richten  wir  uns  nach  der  in  der  Berliner  Zeitschrift  für 
ägyptische  Sprache  und  Alterthumskunde  benutzten.  Zwar  halten  wir  auch  sie  in  mancher 
Hinsicht  für  verbesserungsfähig,  wir  bedienen  uns  ihrer  aber  dennoch,  weil  sie  die  hiero- 
glyphischen Zeichen,  für  die  sie  eintritt,  ihrem  Lautwerthe  einigermassen  entsprechend 
wiedergibt  und  weil  sie  in  einem  ansehnlichen  Kreise  von  hervorragenden  Fachgenossen, 
denen  die  zu  London  1874  combinierte  schlichtere  Transscription  nicht  genügte,  Aufnahme 
fand.  Nur  einen  Zusatz  gestatteten  wir  uns.  Wie  bei  der  Umschrift  des  Papyrus 
Ebers,  über  die  wir  uns  weiland  mit  Ludwig  Stern  einigten,  setzten  wir  da,  wo  hinter 
einem  Substantivum  im  Plural  oder  Dual  die  Endung  unausgeschrieben  blieb,  an  ihre  Stelle 
ein  '  oder  ".  Dies  "  steht  für  die  fehlende  Dualendung,  da  es  beim  Dual,  wo  wir  das 
Geschlecht  des  Wortes  nicht  bestimmen  können,  ohnehin  schwer  fällt,  die  rechte  Enduncr 
zu  finden  und  die  beiden  Dualstriche  oft  nur  ideographisch,  nicht  aber  als  Vertreter  einer 
grammatischen  Endung  aufzufassen  sind.  —  Trotz  F.  Hommels  Nachweis,  dass  in  den  ältesten 

Texten  I  und  — « —  unterschieden  wurden,  geben  wir  beide  mit  s  wieder,  obgleich  in  jüngster 
Zeit  einige  für  I  s  gebrauchen.  Wir  lassen  diese  Unterscheidung  unbeachtet,  weil  bei  den 
Aegyptern  selbst  der  Lautwerth  von  I  und  — —  verhältnissmässig  früh  mit  einander  ver- 
schwamm und  s  leicht  zu  Verwechselungen  mit  s  führt.  Den  Zeichen  des  hieroglyphischen 
Alphabets  geben  wir  also  die  folgende,  von  der  Redaction  der  Zeitschrift  combinierte  und 
benutzte  Umschrift: 

Das  hieroglyphische  Alphabet  mit  Umschrift. 

v\   =  3,  l  =  'i,  (,  (,  =  tf,  \\  (nie  Anfangsbuchstabe)  =  i,    v\  =  w, o  =  c  =  j; 

Jj  =  b , . G  =  p ,  *~     =  f,    ^\    =  m ,  ""^ 
ra  =  /*,   8  =  /*,   O   (und  *>-=>)  =  h 


n. 


f1 


und  — *—  =  s,  i  vv  i  =  s 
^z^  =  Ä-,  A  =  Ä,  ffl  =  g 

Die  körperliche  Beschaffenheit  der  alten  Aegypter. 

X  ~t~°  i  h' '  heisst  das  Wort,    mit  dem  man  auf  ägyptisch   den   Leib  oder  Körper  am 

häufigsten  bezeichnet.  Es  bedeutet  „die  Glieder",  und  dies  Zusammenfassen  der  Theile  zu 
einem  Ganzen  oder  dies  Zerlegen  des  Ganzen  in  seine  Theile  ist,  wie  wir  sehen  werden, 
dem  ägyptischen  Volksgeiste  durchaus  angemessen. 

Bei  der  gerade  uns  gegenüber  so  häufig  wiederholten,  doch  durch  zahllose  Wahr- 
nehmungen widerlegbaren  Behauptung,  die  alten  Aegypter  wären  in  jeder  Hinsicht  anders 
beschaffen  gewesen  als  wir  Söhne  und  Töchter  einer  so  viel  späteren  Zeit  und  eines  von 
dem  Nilthale  so  verschiedenen  Landes,  scheint  der  kurze  Nachweis  geboten,  dass  wenigstens 
die    anatomische   Beschaffenheit   der   Gliedmassen    oder  des  Körpers  der  alten  Aegypter  im 


84 

Laufe  der  Jahrtausende  keinerlei  Veränderung  erfuhr.  Auch  ihre  Physiognomie  blieb  von 
der  Epoche  der  Pyramidenerbauer  an  bis  in  nachchristliche  Zeit  dieselbe.  Das  beweist  eine 
Vergleichung  der  Statuen  und  Darstellungen  menschlicher  Personen  in  Hautrelief  mit  den 
von  hellenistischen  Künstlern  in  realistischer  Vortragsweise  gemalten  Mumienportraits  von 
Hawara  und  Rubajjät.  Schon  in  frühester  Zeit  wich  diese  Physiognomie  kaum  merklich 
von  der  der  anderen  Mittelmeervölker  ab  und  wurde  zeitig  in  Form  und  Farbe  in  Gegensatz 
zu  der  der  afrikanischen  Neger  und  der  echten  Semiten  gestellt. 

Mit  unwiderleglicher  Kraft  treten  für  die  im  Ganzen  unveränderte  anatomische  und 
physiognomische  Beschaffenheit  der  alten  Aegypter  ihre  eigenen  Körper  ein.  Jedermann 
weiss,  wie  viele  in  Gestalt  von  Mumien  erhalten  blieben;  —  weniger  bekannt  möchte  es 
aber  sein,  dass,  wie  das  Mikroskop  erwies,  auch  nicht  das  feinste  Gewebe  an  diesen  balsa- 
mierten Leichen,  die  Jahrtausende  überdauerten,  der  Vernichtung  anheimfiel.1) 

Die  körperliche  Beschaffenheit  der  Aegypter  deckt  sich,  wie  diese  Untersuchungen 
beweisen,  genau  mit  der  unseren,  und  jedes  einzelne  Glied  eines  Unterthanen  der  Pharaonen, 
ja  jeder  Nerv  an  ihm  und  jede  Ader  findet  sich  bei  uns  Kindern  einer  so  viel  späteren  Zeit 
wieder.  Selbst  die  Schädelbildung  des  alten  Aegypters  weicht  durchschnittlich  nur  wenig 
von  derjenigen  der  anderen  Mittelmeervölker  ab. 

Auch  das  ist  wissenschaftlich  festgestellt  worden,  und  zwar  in  jüngster  Zeit  durch 
Messungen,  denen  R.  Virchow2)  viele  Mumienschädel  unterzog.  Auch  auf  portraitähnliche 
Statuen  dehnte  er  seine  Arbeit  aus  und  kam  zu  dem  Ergebniss,  dass  der  altägyptische  Typus 
dem  der  sogenannten  Mittelmeervölker  weit  näher  steht  als  dem  der  Bäntuneger.  Der 
Prognathismus,  der  den  dunklen  Völkern  Afrikas  gemeinsam  ist,  deren  Sprache  keine 
grammatischen  Geschlechter  kennt,  ist  dem  alten  Aegypter  so  wenig  eigen  wie  der  Plattfuss 
und  das  Wollhaar. 

„Wenn  man",  sagt  Virchow,3)  „den  Rassencharakter  auch  nicht  direct  einen  europäischen, 
nicht  einmal  einen  arischen  nennen  will,  so  kann  man  doch  ungefähr  so  weit  gehen,  wie 
etwa  der  alte  Blumenbach  mit  seiner  kaukasischen  Rasse  oder  wie  manche  Neueren  mit 
der  Aufstellung  der  mittelländischen  Rasse.  Zu  dieser  gehören  auch  Semiten  und  Hamiten, 
also  sicher  auch  die  heutige  einheimische  Bevölkerung  Aegyptens.  *  *) 


J)  Viele  Mumien  wurden  einer  wissenschaftlichen  Untersuchung  unterzogen;  zum  erstenmale  mit 
allen  Hilfsmitteln  der  Physiologie  zwei  Prager  Mumien,  die  Johannes  Czermak,  der  Hersteller  des 
Kehlkopfspiegels,  mikroskopisch  untersuchte.  H.  Czermak.  Beschreibung  und  Untersuchung  zweier  ägyp- 
tischer Mumien.  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  d.  Wissenschaften.  Math.-naturh.  Klasse  1852,  S.  427  fgd. 
Gegenwärtig  werden  alle  von  berufener  Seite  ausgegrabenen  oder  entdeckten  Mumien,  wo  es  angeht,  ohne 
der  Erhaltung  Werthes  zu  schädigen,  methodisch  vermessen  und  untersucht.  In  Masperos  Les  mornies 
royales  de  Deir  el-Bahari,  mein.  d.  1.  mission  arch.  Tome  I  von  Fouquet.  Von  demselben  Gelehrten 
stammen  auch  die  Messungen  der  von  de  Morgan  ausgegrabenen  Mumien  von  Dahchur.  De  Morgan, 
Fouilles  ä  Dahchur,  Vienne  1885,  p.  147  fgd.  sowie  in  de  Morgans  Recherches  sur  les  Origines  de 
l'Egypte,  Paris  1896,  p.  241  fgd. 

2)  R.  Virchow.  Die  Mumien  der  Könige  im  Museum  von  Bulaq.  Sitzungsberichte  der  Berliner 
Akad.  d.  Wissenschaften,  12.  Juli  1888,  XXXIV,  S.  767  fgd. 

3)  1.  1.  S.  778. 

4)  Die  besonders  von  R.  Hartmann  aufgestellte  Hypothese,  die  Aegypter  bildeten  zusammen  mit  den 
sogenannten  „schönen"  dunkelhäutigen  Völkern  Ostafrikas  eine  gemeinsame,  in  diesem  Erdtheile  heimische 
Gruppe,  ist  längst  aufgegeben  worden.  R.  Hartmann.  Die  Völker  Afrikas,  Leipzig  1879  und  Ueber  ost- 
afrikanische Völkerschaften  und  Völkerbewegungen.    Verhandlungen  d.  Gesellsch.  für  Erdkunde,  Berlin  1879. 


85 

Die  Messungen,  die  Virchow  nicht  nur  in  Aegypten,  sondern  auch  in  Nubien  an 
Lebenden  veranstaltete,  führten  zu  dem  Ergebniss,  dass  die  Kopfindices  bei  den  einheimischen 
Bewohnern  des  Nilthals:  Fellachen,  Kopten  und  Berbern,  ungefähr  in  derselben  Weise 
zwischen  Dolicho-  und  Mesokephalie  schwanken,  wie  bei  den  Königsköpfen  der  Diospoliten 
aus  dem  neuen  Reiche.  »Alle  diese  Bevölkerungen  sind  in  der  Hauptmasse  schlichthaarig 
und  orthognath;  ihre  relativ  schmalen  Nasen  treten  stark  vor  und  ihr  Kinn  ist  meist  kräftig 
entwickelt.  Ich  wüsste  keine  Eigenschaft  der  Köpfe  anzuführen,  wodurch  sich  der  moderne 
ägyptische  Typus  von  dem  altägyptischen  constant  unterschiede." 

Die  Brachykephalie,  die  Virchow  für  einige  der  besten  Statuenköpfe  aus  dem  alten 
Reiche  nachweist,  ist  merkwürdig.  Sicher  bestimmbare  Schädel  aus  dieser  frühen  Zeit  sind 
nur  in  äusserst  geringer  Anzahl  vorhanden;  einer  aus  Sakkara  aber,  den  Mariette  als  der 
IV.  Dyn.  angehörig  bezeichnete,  erwies  sich  gleichfalls  als  brachykephal  mit  einem  Index 
von  81,  7.  Die  meisten  Schädel  aus  dem  neuen  Reiche  und  darunter  auch  die  von  Königen 
und  grossen  Herren  aus  der  XVIII.  und  XIX.  Dyn.  sind  dagegen  fast  alle  dolichokephal. 
Da  auch  sie  alle  Merkmale  der  mittelländischen  Rasse  zeigen,  kann  man  bei  ihnen  nicht 
von  einem  Einfluss  der  Neger  reden;  die  Dolichokephalie  ist  indess  eine  Eigenschaft  der 
Bäntuneger,  und  man  ist  darum  wohl  zu  der  Behauptung  berechtigt,  dass  die  Angehörigen 
des  alten  Reiches  den  Negern  noch  ferner  stehen  als  die  des  neuen.  Wir  dürfen  also 
an  der  Ueberzeugung  festhalteu,  die  wir  vor  achtundzwanzig  Jahren  gewannen  und  den 
Ausspruch  von  damals1)  wiederholen,  dass  die  Aegypter  weder  ursprünglich  zu  den  afrika- 
nischen Negern  gehörten,  noch  dass  sich  ihre  Art  durch  nähere  Berührung  mit  Asiaten 
veredelte.  Sie  müssen  vielmehr  zu  diesen  gehören.  Ihre  körperliche  Beschaffenheit  blieb 
von  der  ältesten  Zeit  an  bis  heute  dieselbe,  doch  ist  es  wohl  dem  Connubium  mit  Negerinnen 
oder  dem  stärkeren  Sonnenbrande  zuzuschreiben,  dass  ihre  Hautfarbe  die  ursprünglich 
grössere  Helligkeit  einbüsste.2)  Die  Brachykephalie,  die  sich  im  neuen  Reiche  in  Dolicho- 
kephalie verwandelte,  ist  wohl  anderen  Ursachen  zuzuschreiben. 

Auch  der  Gesamteindruck  der  menschlichen  Gestalt  blieb  in  Aegypten  von  der  frühesten 
Zeit  an  bis  heute  derselbe.  Ihr  gegenüber  ist  auch  die  Schönheitsempfindung  keiner  wahr- 
nehmbaren Veränderung  unterworfen  gewesen.  Dafür  treten  die  bildlichen  Darstellungen 
in  Malerei  und  Sculptur  lebhaft  ein.  Was  die  ägyptische  Poesie  an  schönen  Frauen  als 
besonders  reizvoll  hervorhebt,  gilt  auch  bei  den  muslimischen  Bewohnern  des  Nilthals  und 
unter  uns  Europäern  für  die  vornehmste  Zier  des  weiblichen  Körpers.  Wie  sich  der 
Aegypter  den  schönen  Mann  dachte,  lässt  sich  nicht  aus  der  Dichtung,  wohl  aber  aus  den 
Werken  der  Sculptur  eruieren.  Sieghafte  Kraft  ist  das  Attribut,  das  man  ihm  in  sehr 
verschiedener  Form  zuschreibt.3) 


J)  Georg  Ebers.  Aegypten  und  die  Bücher  Moses,  Leipzig  1868,  S.  52.  Die  „new  Eace"  Flinders 
Petries  vor  das  alte  Reich  zu  setzen,  scheint  uns  gewagt. 

2)  Im  alten  Reiche  werden  die  Frauen,  deren  Lebensweise  sie  mehr  vor  den  bräunenden  Strahlen 
der   Sonne   schützte,   mit   gelber   Haut   dargestellt,    während   die    der   Männer  braunroth   gemalt  wurde. 

3)  Auf  der  sogenannten  Diadochenstele  (Zeitschr.  1871,  S.  1  fgd.)  wird  Ptolemäus  I.  Soter  eingehend 
geschildert.  Was  ihm  der  Verfasser  des  Decretes  nachsagt,  ist  jugendliche  Frische,  Kraft  an  beiden 
Armen,  heller  Geist,  befehlshaberische  Macht  im  Heere,  Starkherzigkeit  (fester  Muth),  standhafte  Füsse  etc. 
Die  Geliebte   ruft  freilich  auch  den  Geliebtim  (Papyr.  Harris  500)  an:    -Du  Schöner!"     Ferner  beziehen. 


86 

Die  Darstellungen  auf  den  Denkmälern  unterscheiden  aufs  Schärfste  den  Aegypter  vom 
Neger.  Das  Bild  der  Negerin  auf  den  Monumenten  entspricht  durchaus  der  Schilderung, 
die  sich  in  dem  dem  Vergil  zugeschriebenen  „Moretutn"  von  einer  solchen  findet.  Die 
Afrikanerin  Cybele  wird  dort  also  beschrieben: 

Torta  comam,  labroque  tumens  et  fusca  colorem, 

Pectora  lata,  jacens  mammis,  compressior  alvo, 

Cruribus  exilis,  spatiosa  prodiga  planta 

Continuis  rimis  calcanea  scissa  rigebant. 
Die  Aegypterin  hatte  dagegen  schlichtes,  bisweilen  lang  über  den  Rücken  nieder- 
wallendes, bisweilen  künstlich  gelocktes,  niemals  aber  wolliges  Haar.  Sie  ist  orthognath 
und  darum  frei  von  den  vorstehenden  Kauwerkzeugen  der  Negerrasse.  Sind  ihre  Lippen 
auch  oft  von  besonderer  Fülle,  unterscheiden  sie  sich  doch  zu  ihren  Gunsten  stark  von  den 
wulstigen  Mundrändern  der  Bäntuweiber.  Die  Brüste  der  jugendlichen  Aegypterin  sind 
besonders  schön  geformt,  fest  und  wohlgerundet.  Die  Bildhauer  wissen  sie  höchst  reizvoll 
zu  gestalten,  und  mit  Vorliebe  wird  der  schöne  Busen  von  Göttinnen1)  und  sterblichen 
Frauen  gepriesen,2)  —  während  die  hängenden  Brüste  heute  noch  den  Negerinnen  zur 
Unzier  gereichen.  Der  Unterleib  wie  die  Schenkel  der  Aegypterinnen  entsprechen  denen  der 
Frauen  der  anderen  mittelländischen  Rassen.  Statt  der  hässlichen  Plattfüsse  der  Negerinnen 
mit  den  breiten  zerrissenen  Sohlen  haben  die  Aegypterinnen  besonders  zierlich  gebaute  Füsse. 
Es  ist  eine  Freude,  die  Fellachenfrauen  mit  der  gewölbten  Sohle  und  dem  hohen  Spann 
dahinschreiten  zu  sehen,  wenn  sie  sich  an  das  Ufer  des  Nils  begeben,  um  Wasser  zu  schöpfen, 
und  dabei  mit  anmuthig  gebogenem  Arm  den  Krug  stützen,  den  sie  auf  dem  Kopfe  tragen. 
Ebenso  sind  auch  ihre  Ahnfrauen  aus  der  Pharaonenzeit  dahingeschritten ;  denn  auch  ihre 
Füsse  waren  wohlgebaut.  Wir  widmeten  ihnen  besondere  Aufmerksamkeit,  weil  wir  fest- 
zustellen wünschten,  ob  sich  bei  ihnen  die  Eigenthümlichkeit  wiederhole,  die  Czermak3)  an 
einer  der  Prager  Mumien,  die  er  mikroskopisch  untersuchte,  vorfand.  Man  hatte  ihr  die 
Sohle  vom  Fusse  gelöst  und  sie  der  ausgenommenen  Leiche  in  die  Brust  gesteckt.  Hunderte 
von  Mumienfüssen  wurden    darum   von    mir   untersucht,4)    und   die    meisten    fand   ich   sehr 

sich  auch  männliche  Namen   auf  Schönheit.     So  gibt  es  verschiedene    I  <_>  W*  der  Schöne  schon  im 

alten  Reich.     Der  Name   „ Schön  von  Antlitz"    I  y  kommt  gewöhnlich  Frauen  zu. 

*)  In  der  Ptolemäerzeit  hören  wir  von  dem  Busen  des   Bildes   der   Göttin   reden,    der   vor   dem 

bewundernden  Volke  enthüllt  wurde.  "X^/"  ^  ^  M  1  C  . .    Oeffnung  (Enthüllung)  der  schönsten  weiblichen 

Brüste.    H.  Brugsch.   Drei  Festkalender,  Leipzig  1877,  Taf.  II,  8b)  unten. 

2)  Im  Turiner  Papyrus  mit  den  Liebesliedern  (bei  Rossi  und  Pleyte  Tur.  Pap.  Taf.  LXXIX — LXXXII, 
neu  und  besser  publiciert  bei  Maspero,  fitudes  egyptiennes,  Tome  I,  3me  f'ascicule)  preisen  drei  Bäume  die 

Schönheit  einer  Dame,  wohl  der  Besitzerin  des  Gartens,  und  einer  dieser  Bäume  sagt:  A  Vv    (,   1 


0 


1 


(1 


^  meine  Gestalt  (hohes  Aufstreben  ki  'i  'i)  ist  wie  (das)  ihrer  Brüste.     Damit  soll  die 


strotzende  Ungebeugtheit  des  Busens  bezeichnet  werden.     Der  nämliche  Text  erscheint  in  kurzer  Zeit  neu 
revidiert  von  Max  W.  Müller. 

3)  Czermak  1.  1.  (s.  S.  84,  Anm.  1)  S.  444. 

4)  Der  erste  Versuch,  die  Ursache  dieser  merkwürdigen  Sitte  zu  erklären,  in  unserem  übrigens 
mehrerer  Emendationen  bedürftigen  Aufsatze:  Erklärung  eines  Abschnittes  des  125.  Kap.  des  Todten- 
buches.     Zeitschr.  1871,  S.  48  fod. 


87 

wohlgebildet  und  an  der  Sohle  oft  stark  gewölbt.  Eigentliche  Plattfüsse  sind  mir  fast 
garnicht  begegnet.  Was  den  Aegyptern  an  den  Körpertheilen  der  Frauen  gefiel,  ist  das 
Nämliche,  was  auch  uns  zusagt.  Des  Busens,  der  so  oft  gepriesen  wird,  gedachten  wir 
schon.  Auf  der  Stele  C.  100 x)  im  Louvre  wird  einer  königlichen  Frau  nachgesagt,  ihr 
Haar  sei  schwärzer  als  die  Nacht  und  die  Beere,  sagen  wir  „des  Schleedorns",  ihre  Wange 
roth  wie  Blutjaspis  etc.  Das  Weiss  der  Zähne  der  Geliebten  wird  in  dem  S.  86  erwähnten 
Turiner  Papyrus  mit  dem  des  Kernes  oder  der  Körner  der  Frucht  des  Baumes  verglichen, 
der  das  Lob  der  Schönen  singt.  Höher  als  jeder  andere  Körpertheil  wird  das  Auge  gehalten. 
Noch  in  der  anderen  Welt  soll  für  seine  Schminkung  gesorgt  werden,  und  sehr  früh  (von 
der  VI.  Dyn.  an)  gab  man  vornehmen  Damen  Augenschminke  mit  ins  Grab,  um  ihre  Ränder 
im  Jenseits   damit  zu  färben.2) 

Eine  Arbeit,  die  sich  mit  den  Körpertheilen  der  alten  Aegypter  beschäftigt,  hat  es 
darum  genau  mit  dem  gleichen  Material  zu  thun,  als  bezöge  sie  sich  auf  die  Gliedmassen 
von  Söhnen  und  Töchtern  unserer  Zeit  und  Heimat. 

Ursache  der  frühen  und  starken  Hervorhebung  der  Körpertheile. 

Wenn  wir  den  Gliedmassen  schon  sehr  früh,  ja  in  den  allerältesten  Texten  besondere 
Aufmerksamkeit  zuwenden  sehen,  so  ist  dies  zunächst  die  Folge  der  liebevollen  Beobachtung, 
die  man  am  Nil  schon  in  der  allerältesten  Zeit  dem  menschlichen  Körper  angedeihen  Hess. 
Sie  ging  von  Aerzten  aus,  und  diese  spielten  während  des  ganzen  Verlaufes  der  ägyptischen 
Geschichte  eine  hervorragend  grosse  Rolle.  Dies  konnte  auch  den  Griechen  nicht  entgehen, 
und  wie  die  Odyssee3)  die  Aegypter  ein  Volk  von  wohl  unterrichteten  Aerzten  nennt,  sagt 
Herodot,*)  ganz  Aegypten  sei  voll  von  Aerzten.  Dazu  lehren  die  Denkmäler,  dass  diese 
Erscheinung  so  alt  ist  wie  die  ägyptische  Cultur,  die  auch  auf  diesem  Gebiete  schon  an 
den  Wurzeln,  bis  zu  denen  wir  sie  rückwärts  verfolgen  können,  zu  einem  gewissen  Abschluss 
gelangte.  Einem  Werden  und  stetigen  Fortschreiten  ist  auch  in  der  ägyptischen  Medizin 
weder  in  der  Methode  noch  in  der  Vermehrung  des  Wissensstoffes  zu  folgen  gestattet.  Das 
erste  Tasten,  die  Sammlung  des  Materials,  der  Lehrweg,  die  Grundsätze  des  Verfahrens 
bis  zu  der  Feststellung,  von  der  dann  nur  im  Einzelnen  abgewichen  werden  durfte,  das 
alles  fällt  in  frühere  Zeit  als  die  erste  bis  auf  uns  gekommene  medizinische  Schrift.  Die 
Vorbilder,  denen  die  späteren  ärztlichen  Autoren  folgten,  sind  verloren  gegangen.  Wahr- 
scheinlich   danken  sie  schon   einer  Zeit  die  Entstehung,    deren   schriftlicher   Nachlass,    mag 


*)  Veröffentlicht  in  Prisse  d'Avennes  Monuments  egyptiens  PI.  IV,  1  und  von  Pierret,  Recueil 
d'inscriptions  inedites,  Theil  2,  p.  105  und  10G. 

-i  Die  von  Virchcw  veranlassten  Untersuchungen  über  das  Schminken  der  Augen  und  das  dafür 
benutzte  Material  s.  Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  etc.  1888 
und  1889.  Ueber  das  Material  der  Schminke  G.  Ebers,  Pap.  Eb.  Die  Maasse  und  das  Kapitel  über  die 
Augenkrankheiten.  S.  206  (74)  fgd.  Fischer,  Ueber  die  chemische  Zusammensetzung  altägyptischer  Augen- 
schminken.  Archiv  für  Pharmacie,  1892.  A.  Wiedemann,  Aegyptologische  Studien.  Die  Augenschminke 
Mesdem.  Bonn  1889.  K.  B.  Hoffmann,  Ueber  Mesdem.  Mittheilungen  des  Vereins  der  Aer/.te  in  Steier- 
mark, 1894.  Victor  Loret  und  Dr.  Florence,  Le  colyre  noir  et  le  colyre  vert.  In  de  Morgans,  Fouilles 
ä  Dahchour.     Vienne  1895,  p.  153  fgd. 

3)  Odyssee  IV,   231.     irjTgog  di  i'y.uazog  ixtazäuevog  .-tsoi  Ttävxcav  ävdod>.-roir. 

*)  Herodot  II,  84.     Tiävza  <5'  tr/zocöv  ioti  nisa. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  W1Ss.  XXI.  Bd.  1.  Abth.  12 


88 

er  nun  auf  Thierfelle,  wie  andere  alte  Stücke  der  ägyptischen  Litteratur  oder  auf  Papyrus 
verzeichnet  gewesen  sein,  der  Verwitterung  anheimfiel.1)  Die  älteste  medizinische  Handschrift 
unterscheidet  sich  darum  in  der  Methode  garnicht,  im  Einzelnen  nur  wenig  von  der  jüngsten. 

Dass  viel  ältere  medizinische  Texte  als  die  erhaltenen  einmal  vorhanden  waren,  wird 
niemand  in  Frage  stellen,  der  sich  den  Entwickelungsgang  einer  Wissenschaft  zu  vergegen- 
wärtigen weiss;  es  wird  aber  auch  durch  frühe  Nachrichten  und  durch  einige  Ueberbleibsel 
der  verloren  gegangenen  ältesten  medizinischen  Litteratur  bestätigt. 

Die  in  griechischer  Sprache  geschriebenen  manethonischen  Listen  gehen  gewiss  auf 
einheimische  Quellen  zurück,  und  sie  bemerken  schon  von  dem  zweiten  historischen  Könige, 
der  Aegypten  beherrschte,  von  Atbothis,  er  habe  die  anatomischen  Schriften  verfasst  und 
sei  ein  Arzt  gewesen.2)  Die  Notiz  largög  ya.Q  tjv  aber  lehrt,  dass  schon  im  frühesten 
Anfang  des  historischen  Lebens  der  Aegypter  die  Medizin  zu  den  vornehmen  Wissenschaften 
gehörte,  denen  obzuliegen  auch  gekrönten  Häuptern  Wohlstand.  Tosorthros,  der  zweite 
König  der  3.  Dyn.,  soll  Asklepios  genannt  worden  sein  xaxä  ttjv  laroix)']v.  Wir  wissen 
aber  auch,  dass  männliche  und  weibliche  Mitglieder  sogar  der  Götterfamilie  sich  schon  in  der 
ältesten  Zeit  der  ärztlichen  Behandlung  unterwarfen;  denn  die  Mythe  erzählt,  dass  in 
vorgeschichtlichen  Tagen  die  feindlichen  Brüder  Set  und  Horus  in  den  grossen  Kliniken  von 
Heliopolis3)  ärztliche  Hilfe  suchten  und  fanden,  nachdem  in  dem  berühmten  Götterkampfe, 
dessen  die  Denkmäler  unzähligemale  und  auch  die  Griechen  gedenken,  Set  dem  Horus  das 
Auge  und  Horus  jenem  die  Hoden  ausgerissen  hatte.4)  Isis  und  Dhwti'  (Thoth),  die  in  diesen 
klinischen  Hallen  ihre  Kunst  bewährten,  standen  auch  später  bis  zum  Untergang  der  heid- 


nischen Religion  der  Heilkunst  vor.     Der  Gott  Imhotep,   (J  *|\  d.  i.  komm  in  Frieden, 

den   die   Griechen    dem    Asklepios   gleichstellten,   ist  erst  später   zum  Heilungsgott  erhoben 
worden,    obgleich  dieser  Name   schon   sehr  früh  vorkommt  und   es  bereits  in  der  VI.  Dyn. 


einen  König  Imhotep  [  ^  ^^  j  gab.     Er   gehört   nach    Memphis   und    wird   stets   als 


Sohn  des  Ptah  bezeichnet.  Obgleich  Sechmet  gewöhnlich  als  Gattin  dieses  Gottes  genannt 
wird,  soll  die  Mutter  des  Imhotep  doch  bald  Nut,  bald  Hathor  gewesen  sein.  Ob  er 
ursprünglich  nur  ein  Dämon  oder  ein  berühmter  Weiser  der  Vorzeit5)  war,  lässt  sich  nicht 
feststellen,  jedenfalls  scheint  er  erst  unter  den  Ptolemäern  zu  jener  hohen  Verehrung  gelangt 


x)  Die  ältesten  hieratischen  Papyrushandschriften,  die  wir  bis  vor  kurzem  besassen,  waren  nicht 
älter  als  das  mittlere  Reich.  Nach  Abschluss  dieser  Arbeit  erschien  indess  in  der  uns  gewidmeten 
Festschrift  „Aegyptiaca",  Leipzig,  W.  Engelmann,  1897  eine  Abhandlung  L.  Borchardts,  die  uns  mit 
einem  hieratischen  Rechnungsbuche  bekannt  macht,   das  schon  aus  dem  Ende  der  5.  Dyn.   stammt.     Es 

wurde  unter  dem  Pharao   (,  (,   'Iss  'i  hergestellt.     Ein  Stück  der  nämlichen  Handschrift  besitzt  der 

— M 

Genfer  Aegyptolog  Mr.  E.  Naville. 

2)  "Aücodig  .  .  ov  qjf-Qovxai  ßißkoi  dvazofxixai  '  larQog  yag  f/v.  Manethos  b.  Africanus.  Syncellus 
p.  54  B  —  56.     R.  Lepsius,  Königsbuch,  Abth.  I,  Quellentafeln,  S.  5. 

J  o   XZ~3  <~=>  «wm    »    Q 

3)  \  <=>  [1       qdt'  ci—t  nt  'inw,  die  grossen  Hallen  von  Heliopolis.     Pap.  Eb.  2,  4. 

^    I      II I     ■   w  '    ^     111  © 

4)  Plutarch,  Is.  u.  Os.  Der  Kampf  c.  19.  Ebend.  heisst  es,  Horus  habe  den  Typhon  nicht  ganz 
vernichtet,  sondern  nur  seine  Kraft  und  Gewalt  gelähmt.  Daher  soll  in  Koptos  eine  Bildsäule  des  Horus 
sich  befinden  und  ev  zfj  eregq  xetol   Tvcpcävog  aldoia  xars/jir. 

5)  Sprüche  eines  Imhotep  werden  jedenfalls  schon  unter  der  XI.  Dyn.  erwähnt. 


89 

zu  sein,  die  den  Griechen  gestattete,  ihn  ihrem  Asklepios  gleichzustellen.  Dhwt'i,  der 
alte  und  wahre  Heilungsgott  der  Aegypter,  hätte  sich  dafür  nicht  geeignet,  da  sein  Herr- 
schaftsgebiet ein  sehr  viel  grösseres  war  als  das  des  hellenischen  Asklepios  und  römischen 
Aesculap. 

Da  man  sich  schon  in  der  frühesten  Zeit  Götter  vorstellte,  die  der  Heilkunst  mächtio- 
waren,  werden  denn  auch  manche  Recepte  als  von  Göttern  stammend  erklärt,  und  wir  hören 
darum  natürlich  auch  die  Leiden  nennen,  von  denen  die  Unsterblichen  befallen  und  die 
Medicamente,  mit  deren  Hilfe  sie  geheilt  worden  sein  sollen.1)  Da  der  Pharao  die  irdische 
Erscheinungsform  der  Gottheit  auf  dem  Weltenthrone  war,  durfte  auch  er  sich  mit  der 
Heilkunst  beschäftigen,  und  diejenigen  Verordnungen  oder  ärztlichen  Schriften  wurden 
besonders  hoch  gehalten,  von  denen  sich  behaupten  liess,  sie  wären  in  der  Zeit  eines  Königs 
aus  alter  Zeit  entstanden  oder  hätten  doch  mit  einem  solchen  oder  mit  einer  Gottheit  in 
Zusammenhang  gestanden.  Das  älteste  Recept,  das  schon  für  eine  der  frühesten  Königinnen 
bestimmt  gewesen  sein  soll,  weicht  in  nichts  von  den  späteren  ab  und  beweist,  wie  zeitig  man 
sich  die  Pflege  des  menschlichen  Körpers  angelegen  sein  liess;  denn  es  ist  ein  kosmetisches 
Mittel  und  dem  Wüchse  der  Haare  einer  Frau  gewidmet.     Es  begegnet  uns  im  Pap.  Ebers2) 


und  wird  mit  folgenden  Worten  eingeleitet:  ° 

III 


III 


hn  stn  Vit'i  Tt\  niilxrw.  „ Anderes  Medicament  für  das  Wachsenlassen  des  Haares,  hergestellt 
für3)  die  Dame  Schesch,  Mutter  der  Majestät  des  Königs  von  Ober-  und  Unterägypten 
Tt'i    des    seligen."4)      Dass    wir    in    dieser    königlichen    Frau    ss    oder    Schesch    die    Gattin 


J)  R',  der  Sonnengott,  der  höchste  der  Götter,  war  in  der  Vorstellung  der  Aegypter  den  meisten 
Leiden  unterworfen.  —  wie  ja  auch  das  Licht  den  grössten  Fährlichkeiten  durch  Verdunkelung  und 
Trübung  ausgesetzt  ist.  Die  Mythe  erzählt,  wie  Isis  den  R',  dem  ein  Schlangenbiss  die  grausamsten 
Schmerzen  verursacht,  seinen  wahren  Namen,  durch  den  sie  grosse  Zaubermacht  gewinnt,  mit  dem 
Versprechen  ablockt,  ihn  zu  heilen.  Im  Pap.  Ebers  hören  wir  1,  18  und  19,  dass  R'  sich  Beschwörungen 
für   die   eigene   Person    bedient,    46,  10  werden  Medicamente  erwähnt,    die  R'  für  sich   selbst   herstellte. 

46,  20  die  Arznei,  die  die  Göttin  Tefnut  §  I  G  J)  — -^}  hr  B'  dsf  für  R'  selbst  herstellte.    Tefnut  und  ihr 


Bruder  Schu  sind  Kinder  des  Rc.    Die  Tochter  stellt  das  Medicament  Pp.  Eb.  46,  20  für  den  Vater  her.   Aber 
auch  der  Erdgott  Geb.  der  Gemahl  der  Himmelsgöttin  Nut  (wie  Uranos  und  Gaia,  Hesiod,  Theogonie  125) 


III 


stellt  selbst  vier  Medicamente  für  W  her.    Pp.  Eb.  46,  22.     90,  18  flehen  die  Diener  des  R' 

den  Heilungsgott  Dhwt'i  an.     Pp.  Eb.  47,  5:    Anderes  sechstes  Mittel  [  v    J]  ®  I  O  3  ^"^    I 


-?& 


_  Q 

£p      ^^      „Medicament,  das  Isis  eigenhändig  hergestellt  hat  für  den 

Sonnengott  R',  um  zu  vertreiben  das  Leiden  an  seinem  Kopfe  (sein  Kopfweh)".  In  welcher  Weise  man 
sich  die  besten  Heilmittel  als  von  den  Göttern  herstammend  dachte,  darüber  weiter  unten. 

2)  Pp.  Eb.  66,  15. 

3i  Nicht  .von  der",  wie  fälschlich  übersetzt  wurde,  da  — : —  für  jemanden  etwas  thun  bedeutet. 
A.  Ennan,    Aegyptieche  Grammatik,  Leipzig  1894,  §  306,  1,  S.  127. 

*)  im'  hrte  eigentlich  .der  rechten  Rede  theilhaftig".  d.  li.  der  magischen  Worte,  die  auch  auf  die 
Dämonen  etc.  zwingende  Macht  üben.     Später  gebraucht  wie  unser  „selig"  oder  das  französische  ,feu". 

12* 


90 

des  Menes  (Mn'i),  des  ersten  historischen  Königs,  den  die  Listen  nennen,  zu  sehen  haben, 
zeigten  wir  an  einer  anderen  Stelle. x)  Es  kann  diese  Datierung  auch  sehr  wohl  auf 
eine  gute  Tradition  oder  schriftliche  Aufzeichnung  zurückgehen;  denn  zu  dem  oben  über 
die  geistige  Uebung  medizinischer  Studien  am  Nil  Gesagten  kann  hier  noch  bemerkt 
werden,  dass  schon  in  den  ältesten  Texten,  die  sich  im  Inneren  der  Pyramiden  fanden,  eine 
Reihe  von  Zeichen  und  Gruppen  vorkommt,  die  auf  die  Uebung  der  Arzneikunst  in  jener 
Zeit  deuten,  —  auch  werden  wir  sehen,  dass  in  diesen  Texten  die  Sonderung  der  Körpertheile, 
die  gewisse  anatomische  Kenntnisse  voraussetzte,  und  die  Benennung  der  Gliedmaassen  im 
Ganzen  die  nämliche  ist  wie  in  späterer  Zeit.  War  noch  vor  einigen  zwanzig  Jahren  der 
grosse  Berliner  medizinische  Papyrus,  der  unter  der  XIX.  Dyn.  hergestellt  wurde,2)  die 
älteste  bekannte  ägyptische  Schrift  über  die  Arzneikunde,  so  trat  mit  dem  Papyrus  Ebers, 
dessen  wir  in  der  zweiten  Abtheilung  eingehender  zu  gedenken  haben,  ein  Handbuch  der 
ägyptischen  Medizin  zu  Tage,  das  sicher  im  Anfang  der  XVIII.  Dyn.  niedergeschrieben 
wurde.3)  Jüngst  aber  entdeckte  Flinders  Petrie  zu  Kahün  eine  medizinische  Handschrift, 
die  schon  aus  der  XII.  Dyn.  stammt  und  deren  Inhalt  mit  dem  Kapitel  über  die  Frauen- 
krankheiten im  Pap.  Ebers  verwandt  ist.*) 

Ebendaselbst  fand  der  nämliche  Gelehrte  und  glückliche  Ausgräber  das  Fragment 
eines  veterinär-medizinischen  Papyrus,  und  es  ist  nicht  nur  möglich,  sondern  wahrscheinlich, 
dass  noch  andere  die  Arzneikunde  behandelnde  Papyri  zum  Vorschein  kommen  werden. 

Die  frühesten  Schriften  medizinischen  Inhalts,  die  wir  besitzen,  folgen  der  nämlichen 
Methode  wie  die  späteren ;  ja  sie  blieb  gültig  bis  in  die  griechische,  römische  und  christliche 
Epoche.  Es  ist  viel  zu  wenig  bekannt,  wie  starken  Einfluss  sie  auch  noch  auf  die  Alexandriner 
und  auf  manchen  nachchristlichen  ärztlichen  Schriftsteller  übte,  dessen  Namen  und  Werke 
bis  auf  uns  kamen.  —  Noch  zur  Zeit  des  Julianus  Apostata  war  Aegypten  die  berühmteste 
Lehrstätte  für  das  ärztliche  Studium,  und  Ammianus  Marcellinus  konnte  damals  behaupten: 
„Sufficit  medico  ad  commendandam  autoritatem,  si  Alexandriae  se  dixerit  eruditum".5) 
Wie  eng  aber  die  Alexandriner  und  die  von  ihnen  unterrichteten,  auch  nichtägyptischen 
Aerzte  sich  an  das  der  altägyptischen  Arzneikunde  Entnommene  schlössen,  suchten  wir 
bereits  anderwärts  zu  zeigen.6)  Schon  die  Hippokratischen  Schriften,  deren  Entstehung  in 
die  Zeit  fällt,  die  die  Wirksamkeit  des  Hippokrates  von  der  des  Aristoteles  trennt,  und  deren 
Redaction  in  den  zwischen  dem  Stagiriten  und  Horophilus  von  Alexandrien  liegenden  Jahren 
erfolgte,  enthalten  manches  altägyptische  Gut.7) 


*)  Pap.  Eb.  Einleitung  S.  6. 

2)  Publiciert  von  H.  Brugsch,  Recueil  de  monuments  egyptiens  II,  Pag.  101—120,  Plancb.es  LXXV 
bis  CVII.     Separatabdruck  bei  Hinrichs,  Leipzig  1863. 

3)  A.  Erman,  Die  Märchen  des  Papyrus  Westcar.  Berlin  1890.  Excurs  über  den  Königsnamen 
des  Pap.  Ebers,  S.  56  fgd.  Die  Niederschrift  erfolgte  unter  Amenophis  I.,  einzelne  Stücke  des  Sammel- 
werkes wurden  aber  um  vieles  früher  verfasst. 

*)  Zuerst  behandelt  von  Griffith  im  British  medical  Journal  1896.  Soll  bald  im  Facsimile  erscheinen 
in  Griffith,  Kahün  Papyri,  PI.  V— VI,  die  uns  durch  die  Güte  des  Mr.  Griffith  zur  Hand  sind.  Auf  dem 
Verso  ist  der  Name  Amenemhet's  III  zu  lesen.  Beim  Abschluss  dieses  Manuscripta  kam  uns  das  erste 
Heft  der  Publication  zu:  Lt.  Griffith.  The  Petrie  Papyri.  Hieratic  papyri  from  Kahun  and  Gurob. 
London,  Quaritsch  1897.     Eine  vortreffliche  Arbeit. 

5)  Ammianus  Marcellinus  XXII,   16,   18. 

6)  G.  Ebers,  Wie  Altägyptisches  in  die  europäische  Volksmedizin  gelangte,  Zeitschr.  1895,  S.  1  fgd. 

7)  Die  Uebereinstimmungen  sind  so  gross  und  beziehen  sich  zum  Theil  auf  so  wunderliche  Einzel- 


91 

Hier  genügt  es,  darauf  hinzuweisen,  dass  die  ärztliche  Kunst  während  der  ganzen 
Dauer  der  ägyptischen  Kultur  und  Geschichte  von  ihren  frühesten  Anfängen  an  geübt 
wurde  und  dass  deswegen  gerade  am  Nil  wie  dem  gesamten  menschlichen  Körper,  so  auch 
seinen  Theilen  besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt  wurde. 

Der  Betrachtung  und  Erklärung  dieser  Thatsache  soll  der  erste  Theil  unserer  Abhandlung 
gewidmet  sein.  Sie  ist  in  der  Schrift  und  Sprache,  im  Namen  des  Aegypterlandes,  in  der 
Natur  und  mythologischen  Auffassung  sowie  am  Himmel  Aegyptens  nachweisbar.  Auch  die 
Ausflüsse,  die  aus  den  Augen  und  aus  dem  Körper  der  Lichtgötter  rinnen  sollten,  das  gestirnte 
Firmament,  die  Maasse,  der  Staat,  der  König  und  die  Beamten  werden,  so  weit  man  sie  mit 
Theilen  des  menschlichen  Körpers  in  Beziehung  setzte,  hier  zu  berücksichtigen  sein. 


Die  Schrift.  Es  ist  bekannt,  dass  die  Hieroglyphenschrift  sich  aus  zwei  Elementen, 
dem  phonetischen  und  dem  ideographischen  zusammensetzt.  Jenes  (das  lautliche)  zerfällt  in 
alphabetische,  in  Silben-  und  Wortzeichen.  Näher  auf  ihre  Natur  einzugehen,  ist  uns  hier 
versagt,  obgleich  in  allen  dreien  Bilder  von  Körpertheilen  eine  hervorragende  Rolle  spielen. 
Unter  den  alphabetischen  Zeichen  kommen  fünf  vor,  da  A  k  =  £\  wahrscheinlich  das  Knie 

bedeutet,    o  jedenfalls    den   Arm    (hebr.  J7  =  c),     J    das  Bein  (6),    <nr>  den   Mund  (r), 

<z^z    die    Hand  iß).     Unter   den    weit    zahlreicheren    Silben   und    Wortzeichen    werden   sie 
natürlich  viel  häufiger  verwendet. 

Das  ideographische  Element  nimmt  unsere  Aufmerksamkeit  stärker  in  Anspruch.  Die 
Meinung,  in  allerfrühester  Zeit  sei  in  Aegypten  eine  blosse  Bilderschrift  verwendet  worden, 
um  den  Gedanken  Ausdruck  zu  geben,  ist  auch  heute  nicht  von  der  Hand  zu  weisen, 
obgleich  sich  kein  einziger  Text  in  reiner  Bilderschrift  erhielt.  Dass  diese  der  lautlichen 
Schrift  vorausging,  lässt  sich  indes  so  sicher  annehmen,  wie  die  Erfahrung  lehrt,  dass  das 
Kind  sich  vor  der  Sprache  der  Geberde  bedient.  Dennoch  werden  gerade  in  den  ältesten 
Texten  die  Lautzeicheu  freigiebiger  und  die  ideographischen  sparsamer  verwandt  als  in 
denen  aus  späterer  Zeit.  Benutzt  finden  wir  diese  allerdings  auch  in  den  allerfrühesten 
Stücken,  und  es  scheint  darum  die  folgende  Annahme  gestattet:  als  den  Aegyptern  die 
grosse  Geistesthat  gelungen  war,  die  Sprache  in  ihre  Laute  zu  zerlegen,  und  als  ihnen 
darum  ein  Alphabet  mit  24  Buchstaben  zur  Verfügung  stand,  hatten  sie  sich  bereits  einer 
anderen  Schrift  von  begrifflicher  Natur  bedient,  von  deren  völliger  Preisgabe  sie  mancherlei 
abhielt.  Nur  so  lässt  es  sich  erklären,  warum  die  Aegypter  sich  nicht  mit  der  reinen 
Lautschrift  begnügten,  die  sich  doch  besser  als  jede  andere  für  schriftliche  Mittheilungen 
eignet.  Ihr  typischer  Sinn,  der  mit  seltener  Zähigkeit  am  Alten  und  Bewährten  festhält, 
machte  sich  auch  hier  geltend  und  verhinderte  sie,  völlig  von  dem  Gebrauche  der  ideo- 
graphischen Schriftelemente  zu  lassen.  Zwar  finden  wir  diese  in  den  frühesten  Texten,  die 
wir  kennen,  energischer  als  später  bei  Seite  gedrängt,  sich  ganz  von  ihnen  loszusagen, 
wurde  aber  auch  durch  die  Anforderungen,  die  man  schon  früh  an  die  Schrift  stellte, 
verhindert.     Sie  war  nämlich  auch  für  ornamentale  Zwecke  bestimmt  und  sollte  es  bleiben; 


heiten,   dass   sie  der  jüngere   Schriftsteller  von  dem  älteren  entlehnt  haben  muss.     Einiges  in  der  S.  90 
Anm.  6   citierten  Schrift.     Näheres  in  einer  den  Verfasser  beschäftigenden  Studie. 


92 

die  geringe  Anzahl  der  Buchstabenzeichen  des  Alphabets  hätte  aber  einen  sehr  einförmigen 
Wandschmuck  ergeben.  Die  Mischschrift  der  Pyramidenzeit  blieb  darum  mit  geringen 
Veränderungen  über  3000  Jahre  in  Uebung,  und  man  glaubte  weise  zu  handeln,  indem 
man  auch  an  ihr  festhielt,  wo  sie  keinem  ornamentalen  Zwecke  diente,1)  weil  man  die 
illustrierende  und  erklärende  Bedeutung  des  ideographischen  Elements  erkannt  hatte.  Das 
Aegyptische  ist  nämlich  eine  arme  Sprache,  die  von  Synonymen  und  Homonymen  wimmelt. 
Dieser  Umstand  konnte  leicht  gegenüber  gleichklingenden  Worten  von  verschiedener  Bedeutung 
zu  einer  falschen  Auffassung  des  Sinnes  führen,  und  man  hielt  darum  nach  Ueberwindung 
der  reinen  Bilderschrift  nicht  nur  an  dem  ideographischen  Elemente  fest,  sondern  vermehrte 
sogar  später  die  sinnbildlichen  Zeichen,  von  denen  man  nur  wenige  aufgab  oder  durch 
andere  ersetzte. 

Rein  ideographischer  Werth  kommt  zweifellos  denjenigen  Zeichen  zu,  die  wir  Deter- 
minativa  nennen.  Sie  waren  bestimmt,  die  Erkenntniss  der  rechten  Bedeutung  des  lautlich 
ausgeschriebenen  Wortes  zu  sichern,  hinter  das  man  sie  stellte.  In  der  frühesten  Zeit 
spärlich  benutzt,  eroberten  sie  sich  eine  reichlichere  und  regelmässige  Verwerthung.  Endlich 
verwuchsen  sie  so  fest  mit  dem  hieroglyphischen  Schriftsystem,  dass  man  auch  noch  an 
ihnen  festhielt,  nachdem  man  die  reine  Lautschrift  der  Phönizier  und  Griechen  kennen 
gelernt  hatte.  Sie  wurden  auch  keineswegs  aufgegeben,  als  man  sich  bemühte,  im  Demo- 
tischen eine  bequemer  und  schneller  herstellbare  Schrift  zu  gewinnen.2) 

Für  unseren  Zweck  sind  die  Determinativa  von  besonderer  Wichtigkeit,  weil  sich 
durch  sie  die  Möglichkeit  ergibt,  die  in  der  Schrift  erwähnten  Körpertheile  schon  auf  den 
ersten  Blick  als  solche  zu  erkennen. 

Auf  ihre  Eintheilung  und  Einführung  an  dieser  Stelle  näher  einzugehen,  würde  zu 
weit  führen.  Ihres  selteneren  Vorkommens  in  den  ältesten  Texten  gedachten  wir  schon.  Im 
mittleren  Reiche  gewinnen  sie  volle  und  gesetzmässige  Verwendung,  und  diese  geht  mit 
ins  neue  Reich  über,  an  dessen  Anfang  die  Hierogrammaten  sich  ihrer  ausgiebig  und  regel- 
mässig bedienen.  Später  benutzt  man  hinter  einem  Worte  auch  gern  mehrere  Determinativa; 
in  der  Ptolemäerzeit  bis  sieben.  Sie  stehen  z.  B.  hinter  dem  Worte  „Herden",  um  zu 
bezeichnen,  welche  Thierarten  zu  ihnen  gehören. 3)  Diese  Zeichen  weisen  das  Nomen,  auf 
das  es  uns  hier  allein  ankommt,  der  Begriffskategorie  zu,  der  es  angehört.  Wir  theilen 
sie  in  specielle  und  generelle  Determinativa.  Erstere  stellen  das  gemeinte  Object  bildlich 
dar  und  lehren  um  so  sicherer,  welcher  Begriff  —  in  unserem  Falle,  welcher  Körpertheil 
—  gemeint  ist,  je  deutlicher  sie  gezeichnet  wurden.  Die  generellen  Determinativa  sind 
dagegen  conventionell  gewählte  Zeichen,  die  hinter  dem  ausgeschriebenen  Worte  angeben, 
welcher  Begriffsklasse  es  angehört.  Q,  das  Bild  eines  Fleischstückes  oder  Muskels  wurde 
gewählt,  um  jedes  Wort  zu  determinieren,  das  einen   Körpertheil  bedeutet.      Wo  <^.  uns  am 


J)  Beim  Schreiben  auf  Thierhäute  oder  Papyrus. 

2)  Die  Einführung  des  Demotischen  im  8.  Jahrh.  vor  Chr.  geht  der  Zeit  natürlich  voran,  in  der 
die  Aegypter  die  griechische  Schrift  kennen  lernen  konnten.  Der  phönizischen  sind  sie  dagegen  wol 
schon  vor  der  Benutzung  des  Demotischen  begegnet.  Mit  der  gleichfalls  gemischten  Keilschrift  waren 
sie  bereits  unter  der  18.  Dyn.  bekannt  geworden. 

3)  Dieser  allerdings  als  Ausnahme  zu  bezeichnende  Fall  kommt  vor  auf  der  sogenannten  Diadochen- 
stele  im  Museum  von  Kairo,  Z.   14.     Publiciert  von  H.  Brugsch,   Zeitschr.  1871,  S.  6. 


93 

Ende  einer  Gruppe  begegnet,  wissen  wir  darum  von  vorn  herein,  dass  es  sich  um  einen 
Theil  des  animalischen,1)  gewöhnlich  des  menschlichen  Leibes  handelt. 

Um  das  Gesagte  zu  verdeutlichen,  wählen  wir  das  folgende  Beispiel: 
<{P  ist  das  Bild  der  menschlichen  Nase.  Dies  wird  benutzt,  um  die  Konsonanten 
darzustellen,  die  der  Name  der  Nase  fnd  enthält.  Für  sich  allein  stehend,  ist  es  das 
Wortbild  „fnd".  Dies  fnd  wird  auch  ausgeschrieben  ^^  c^>  f-n-d,  doch  stellt  man 
gewöhnlich  (in  späterer  Zeit  regelmässig)  ein  Determinativum  an  das  Ende  der  lautlichen 
Gruppe.     Wählt  man  das  specielle  Determinativum,   das  Bild  der  Nase    /p 2),  und  schreibt 

Iuan  5^7  f^  1  so  weiss  der  Leser,  dass  die  Gruppe  fnd  zu  lesen  ist  und  die  Nase  bedeutet. 
Wird  das  generelle  Determinativ  gewählt  und  ^^3;  c=?;i  geschrieben,  so  lehrt  dies  nur,  dass 
das  Wort  fnd  einen  Theil  des  menschlichen  Körpers  bezeichnet.  Für  sich,  ohne  Beigabe 
des  Lautwerthes  gebrauchte  specielle  Determinativa  sind  Wortzeichen  benannt  worden.     So 

ist  j),  das  Bild  des  menschlichen  Ohres,  ein  specielles  Determinativ,  wenn  es  hinter  ™y™  Lnh 

das  Ohr  tritt,  —  für  sich  allein  ist  es  das,  wie  die  Varianten  lehren,  cnh  (oder  msdr)  zu 
lesende  Wortzeichen   „das  Ohr". 

Da  auch  dem  Verbum  Determinativa  folgen,  erleichtern  sie  natürlich  auch  die  Fest- 
stellung der  Thätigkeit,  die  man  den  einzelnen  Körpertheilen  und  besonders  den  Sinnes- 
organen zuschrieb.  Das  Bild  des  Auges  -ۤ3-  determiniert  nicht  nur  das  Sehorgan,  sondern 
auch  seine  Thätigkeit,  das  Schauen  und  Spähen  sowie  wegen  seines  sich  Schliessens  und 
Oeffnens    auch    das  Wachen  und  Schlafen,     fff^   das   Auge    mit  Thränen   determiniert    das 

Weinen  etc.,  "ö  die  Faust  den  Begriff  des  Fassens  und  Greifens,3)  - a  der  Arm,  alles  was 

mit  ihm  gethan  wird:  das  Reichen  oder  Geben,  das  Arbeiten,  Pflügen,  Graben  etc.  Ist  er 
bewaffnet  ^—n  zeigt  er  als  Deutzeichen  an,  dass  eine  gewaltsame  Handlung  gemeint  ist, 
J\  ein  Beinpaar  weist  schon  in  den  alten  Pyramidentexten  auf  jede  Fortbewegung  etc. 
Auch  Nuancen  eines  Grundbegriffes  werden  durch  die  Determinativa  zum  Verständniss  gebracht. 
Smim  bedeutet  tödten,    determiniert   mit  dem  Messer  und  bewaffneten  Arme  j^_2,    mit  der 


Waffe  ermorden,  mit   \h    (Determinativ  für  das  Feuer)  verbrennen.     Trotz  der  illustrierenden 

Kraft  der  Determinativa  ist  es,  wo  uns  z.  B.  nur  das  generelle  Zeichen  R.  lehrt,  dass  ein 
Wort  zu  den  Körpertheilen  gehört,  oft  sehr  schwer  zu  bestimmen,  welches  Glied  gemeint 
ist.  Geht  dem  ^  die  lautliche  Schreibung  voran,  so  hilft  bisweilen  das  Koptische.  Den 
inneren    Organen   gegenüber   steigern   sich    die    Schwierigkeiten.     Oft    wird    bei    ihnen   die 


') 


ft 


R.  'Inf  (mit  \)  ist  z.  B.  nicht  nur  das  menschliche,    sondern    auch   das    thierische   Fleisch. 


2)  Statt  des  Zeichens  h~  trat  häufig  Q  ein,   das  gleichfalls  das  Bild  einer  Nase  sein  soll,   früher 
aber  irrthümlich  für  einen  Kalbskopf  angesehen  wurde;   A.  Erman,  Zeitschr.  1893,  S.  63 — 64. 

3)  Wie  fein  dabei  mehrfach  differenziert  wird,   mag  das  Verbum   x  0    \    I   ]  3     Hb  zeigen,    das 

das    Spielen   des   Brettspiels    bedeutet,     h'b   wird  mit        !    oder    '        den    zwei  Fingern   determiniert,    um 

auf  das  Erfassen  der  Figur  mit  2  Fingern   zu  deuten.     S.  A.  Wiedemann,   Das  Brettspiel  bei  den  alten 
Aegyptem,  Actes  des  Genfer  10.  internationalen  Ürientalistencongresses,  1894,  Leiden  1897,  S.  51. 


94 

Bestimmung  nur  möglich  durch  Untersuchungen,  die  weit  über  die  Grenzen  der  Aegyptologie 

hinaus    führen  und  bei  denen  oft  nur  ein  glücklicher  Zufall  das  Dunkel    lichtet.     So   muss 

die  Medizin  helfen,    wo   die  Lage    eines   Körpertheiles    zum    anderen,    die    Functionen    eines 

inneren  Organs,  die  Gefässe,  die  von  ihm  ausgehen  und  die  es  mit  anderen  verbinden,  seine 

Behandlungsweise  etc.  angegeben  werden.     Wo  der  fragliche  Körpertheil  bei  einem  Thiere 

vorkommt,    werden  seine  Functionen,    wird  die  Zubereitung   und    die   Art  und  Weise  seines 

Genusses  ins  Auge  zu  fassen  sein.     Oft  sehen  wir  uns  bei  diesen  Untersuchungen  gezwungen, 

eigene  Vorstellungen  zu  Gunsten  der  altägyptischen  aufzugeben.     Adern  und  Nerven  lassen 

C — jjj 
sich  z.  B.  nicht   unterscheiden,    weil   das  nämliche  Wort  ^^  mt  beide  bezeichnet.     Auch 

in  den  Hippokratischen  Schriften  werden  sie  noch  nicht  gesondert.  Manchmal  helfen  auch 
griechische  Schriftsteller,  bei  denen  sich  ähnliche  Anschauungen  finden.  Wurde  endlich, 
gleichviel  auf  welchem  Wege,  die  Bedeutung  eines  Körpertheiles  zur  Wahrscheinlichkeit 
erhoben,  sind  es  oft  Determinativa,  die  die  Richtigkeit  der  Bestimmung  bestätigen  oder  an 
ihr  festzuhalten  verbieten.  Ohne  dies  nützliche  erläuternde  Element  der  ägyptischen  Schrift 
wären  wir  mit  der  Bestimmung  der  Körpertheilnamen  noch  lange  nicht  so  weit,  wie  wir  es 
gegenwärtig  sind.  Unter  diesen  Zeichen  stellt  mehr  als  ein  halbes  Hundert  Körpertheile  dar. 
Freilich  unterscheiden  sich  einige  nur  durch  die  Stellung  (TS  und  ZV)  oder  durch  die  Gegen- 
stände, mit  denen  sie  verbunden  sind  (_ o,  >; — n,  A ü).     Unter  den  Zahlzeichen  kommt  der 

Kopf  ®  (auch  primus)  in  späterer  Zeit  als  sieben  vor,  und  zwar  wegen  der  7  Oeffnungen  im 
Kopfe.    Diese  werden  im  Pap.  Eb.  90,  18  beim  Schnupfen  als  krankhaft  angegriffen  erwähnt. 

Sie  heissen  i]  ^  %,  ^  1\  ©  "  ''V  Ik  I  !k  I  Ik?  hihiW  SW  m  **  die 
7  Höhlen  (Oeffnungen)  im  Kopfe.  Statt:  „Wenn  es  sich  trifft,  dass  die  7  Oeffnungen 
im  Kopfe  krank  sind",  heisst  es  in  Joachims  gedankenloser  Uebersetzung :  „Gib  dem 
Kranken  7  Oeffnungen  im  Kopfe" ;  —  doch  bringt  er  solche  ja  schon  mit  auf  die  Welt. 

Die  Sprache. 

Auch  in  der  Sprache  kommt  den  Körpertheilen  eine  hervorragende  Bedeutung  zu. 
Diese  Erscheinung  erklärt  sich  aus  dem  gegenständlichen  Sinn  der  Aegypter,  der  sich  auch 
das  Abstracte  durch  sinnlich  Wahrnehmbares  näher  zu  bringen  liebt  und  was  nur  immer 
aus  dem  Bereich  des  Uebersinnlichen  dazu  taugt,  sich  anthropomorph  oder  auch  in  Thier- 
gestalt  vergegenwärtigt.  So  wird  beinahe  jede  Thätigkeit  des  Geistes  und  Gemüthes1)  mit 
dem  Herzen  in  Beziehung  gesetzt,    das  man  für  den  Träger  und  Erzeuger   des  Empfindens 

und  Denkens  ansieht.     Für  das  Herz  selbst  sind  zwei  Bezeichnungen  vorhanden  -=^  0"  titi 

und   [        O  \b  oder  ohne  lautliche  Schreibung    Y^^"1-2)     Beide   werden  promiscue,  aber 

auch    gesondert   neben    einander    gebraucht.3)     Ursprünglich    bedeuteten    sie  wohl    nur   das 


J)  Ueber  die  übertragene  Bedeutung  von    (.    ht  £H,  £n  ventcr  weiter  unten. 


2)  W  <C\        ^y    hüi   kommt    nur    vereinzelt    vor.     B.  o.  th.  d.  (R)  S.  67.    A.   1.     H'ti    ist    wohl 

ursprünglich  der  vorn  befindliche  Körpertheil,  —  die  Brust  mit  dem  Herzen. 

3)  Einen  fest  zu  begrenzenden  Unterschied  in  der  Bedeutung  von  'ib  und  h'ti  ist  uns  trotz  langer 
und  mühevoller  Untersuchungen  nicht  zu  eruieren  gelungen.     Dennoch   werden   beide   differenziert   und 


95 

Organ,   Herz,    das    die    Medizin   früh    als    Mittelpunkt   und   thätige   Ursache   des   Blutlaufes 

erkannt  hatte;  denn  Ol  Hb  (mascul.)  bedeutet  (wie  (    J  X  Hb  mit  dem  tanzenden  Manne 

als  Determinativum)  ursprünglich  „der  Tänzer",  ein  Name,  der  natürlich  der  regelmässigen 
Hin-  und  Herbewegung  des  Herzens  den  Ursprung  verdankt,    wie  auch  die  Figur  auf  dem 

Brettspiel  (1    JA  Hb  die  sich  hin  und  her  Bewegende  heisst. 

H'ti  ist  vielleicht  eine  Dualform,  die  sich  doch  wohl  auf  die  zwei  Kammern  des  Herzens 
bezieht.  Diese  müssen  um  so  früher  bekannt  gewesen  sein,  je  deutlicher  sie  sich  beim 
einfachen  Durchschnitt  dieses  Organs  erkennen  lassen.  Erasistratus  von  Alexandria  waren 
die  Klappen  des  Herzens  wohl  bekannt;  doch  empfiehlt  es  sich  vielleicht  auch,  liü  für  die 
Nisbeform  von  Ji-t  „ Vorderseite"  zu  halten.  „Das  an  der  Vorderseite  Befindliche."  ~=^  ]i 
„Fürst",   „Vorderster"   ist  wohl  nur  Abkürzung  von  lit'i.1) 

Wo  l      hö>  Hb  wie  lit'i   als  Körpertheile   erwähnt   werden    —    auch  in  medi- 

1-4  ^   \\   I      ' 

zinischen  Schriften  —  haben  sie  die  nämliche  Bedeutung;  ja  beide  Worte  werden  auch 
gebraucht,  um  den  Magen  zu  bezeichnen,  obwohl  es  sich  nicht  bezweifeln  lässt,  dass  die 
Aegypter  Herz  und  Magen  sehr  wohl  zu  unterscheiden  wussten.  Im  Koptischen  bedeutet 
£HT  (mit  Suffix  gm;  also  mit  dem  der  3.  Pers.  masc.  gTHq)  das  Herz  und  den  Verstand, 
daneben  aber,  wie  das  hieroglyphische  ^|  Jit,  extremitas,  summitas,  während  gHT  zugleich 
für  Herz  und  Verstand,  doch  auch  für  Bauch  und  Magen  gebraucht  wird.  Dies  oht  geht 
indes  auf  ^  .  h-t  der  Leib  zurück,  ein  Wort,  das  im  Altägyptischen  gleichfalls  Bauch, 
Leib,  daneben  aber  auch  das  innere  Wesen,  Sinn,  Sinnlichkeit,  Neigung,  Begier,  fleischliche 
Triebe,   Leidenschaft  etc.  bedeutet.     So  heisst  es  im  Papyr.  Prisse  (12.  Dyn.)  "^^>  Vw^ 


wird   von   seinem  Bauche   d.  i.   Fleisch  und  Begehrlichkeit  oder  (   \\  ^ 


**-*    a)  hs  pn  hnt  n  h-t  f  ein  schlechter  Mann  ist,  der  fortgerissen 


<WWV\ 


n 


als  etwas  Verschiedenes  neben  einander  genannt.     So  wird  in  dem  von  Turajeff  herausgegebenen  Hymnus 
an  Thoth  (Schreibtafel  im  British  Museum  5656,  Zeitschr.  95,  S.  121)  der  Gott  angerufen,  dass  er  Liebe, 


Gunst,  Anerkennung  für  die  Person  des  Bittenden  und  den  Willen  ihn  zu  schützen  erweise: 

Vv         t,  ,,,  «™  pY  vi  w  h-t    m  'ib'  m  h'ti  'n  rmt'  nbt    „in  den  Leibern  (Gemüth), 

III  _ö*^<=>  \\  III  <=>     |     .■       o 

in  Herz  und  Sinn  aller  Menschen".  Hier  steht  'ib  und  h'ti  jedes  mit  besonderer  Bedeutung  neben  einander. 
Die  Definition  des  Unterschiedes  wäre  freilich  nicht  weniger  schwer,  wie  gegenüber  unserm  „von  ganzer 
Seele  und  mit  ganzem  Gemüth". 

1)  Vereinzelt  kommt  h'ti  auch  im  Singularis  und  zwar  als  fi  vor;  doch  ist  es  kaum  als  ursprüng- 
liche Form  des  Wortes  zu  betrachten,  da  es  in  älteren  Texten  noch  nicht  gebraucht  wird.  In  der 
Schlussformel   hieratischer   Handschriften:    n'iwf  pw  h'tf  r  pehw'i  fi*    „Es  gelangte  der  Anfang   bis   zum 

Endek  steht  °  .  der  Anfang,  das  Vorderste  dem  ^)  phwi  n^OT  das  Ende,  Hinterste  antithetisch 
gegenüber. 

2)  Pap.  Prisse  I,  6—7. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXf.  Bd.  I.  Abth.  13 


96 

l^o    <=    M  *)  Stm  n  lj-t-f  ns  su  htf  hmt.     Wer  auf  seinen  Leib  (sein  Fleisch,  seine  Begier) 

hört,  der  ist  abhängig  angesichts  des  Weibes?  (kaum  „vom  weiblichen  Angesicht??").  In  derselben 

Y  ™™  )  kb  h-t 

a  www  ^ 

d.  i.  wörtlich  „ Kühlheit  des  Leibes  oder  Sinnes"  wiedergegeben.    «=.  V\   |)\  ti  h-t3)  „Hitze 

des  Leibes  oder  Sinnes"  entspricht  in  gleicher  Weise  unserem  „Heissblütigkeit".  Gewöhnlich 
'^  c  Q'  q|?'  o  |'  c  2M  concret  als  Leib  und  Bauch  zu  fassen.  Später  verdrängt  es  auch 
das  "    *  Y  <^  n    ib,  das  früher  gewöhnlich  für  Magen  gebraucht  wird.    In  den  medizinischen 


Handschriften  soll  für  Entleerung  des  ^  .  h-t  gesorgt  werden,  bei  der  Diagnose  wird  es 
befühlt  etc.  Von  den  Verehrern  und  Unterworfenen  des  Pharao  heisst  es  unzählige  Male, 
dass  sie  sich  ■  ^~T  hr  h-t,  d.  i.  auf  den  Bauch  geben  oder  werfen,  und  genau  unserem 
„leiblicher  Sohn"  entspricht  die  typisch  unter  den  Titeln  des  Pharao  wiederkehrende  Formel 
fgj.    »w«  o    |     Sohn   der  Sonne   von   seinem   Leibe.     Sehr   früh    (in  den  Pyramidentexten) 

kommt  auch    ^^   dt  als  Körper,  Leib,  Cadaver  vor  und  wird  der  Rede,  das  ist  der  Docu- 

mentierung  des  Geistes  antithetisch  und  als  Wortspiel  gegenübergestellt.4)  Wie  schon 
bemerkt,  war  in  ältester  Zeit  die  Hieroglyphe  <0  *ib5)  das  Bild  des  menschlichen  Herzens; 
doch  schon  sehr  früh,  und  zwar  in  den  ältesten  Texten  wurde  es  missdeutet  und  für  die 
Vase  gehalten,  in  der  das  Herz  balsamiert  niedergelegt  worden  zu  sein  scheint,  bevor  noch, 
wie  die  erhaltenen  Leichen  aus  frühen  Tagen  beweisen,  die  Balsamierungskunst  die  Höhe 
der  Vervollkommnung  gewann,  die  sie  unter  der  XVIII.  Dyn.  erreichte.  Ein  Bild  des 
Herzens  finden  wir  darum  im  neuen  Reiche  nicht  mehr  unter  den  Hieroglyphen,  sondern 
nur  in  einzelnen  Vignetten  zum  Todtenbuche.  Diese  führten  Le  Page  Renouf6)  zu  der 
Vermuthung,  lit'i  bedeute  nicht  nur  das  Herz,  sondern  auch  was  es  am  nächsten  umgibt 
und  besonders  auch  die  Lungen.  So  käme  es  denn  auch,  dass  —  und  dies  trifft  vollkommen 
zu  —  nach  der  pneumatischen  Lehre  der  Aegypter,  wie  sie  uns  besonders  im  Pap.  Eb. 7) 
entgegentritt,  das  Jit'i  es  ist,  das  die  Luft  in  die  Gefässe  leitet.     Daran  knüpft  sich  die  andere 

Vermuthung,  dass  X      7    und  (,  x      7  ^  htt  und  'iht'i,  die  Kehle,  Luftröhre,  das  Respirations- 


!)  Ibid.  VIII,  11.     Die  Schrift  des  Pap.  verbietet  mit  Lauth  C  statt  ®  zu  lesen,  doch  scheint  der 
Satz  am  Ende  einer  Emendation  zu  bedürfen. 

2)  Ibid.  X,  8. 

3)  Ibid.  XI,  5. 

4)  Pyr.  d.  Mm  R'  21.     Es  wurde  dir  verliehen  durch  E'    l  (c^>)  \\  ^=^>  "^  ^=^  deine  Rede 
und  dein  Leib.  -. 

5)  Schäfer,  Zeitschr.  1893,  S.  60,  Anni.  1  sieht  richtig,  dass  (    J  O  **&  durch  ^       O  kopt.  £HT 

g) 

(mit  Suff.  OHTCj)   verdrängt  wurde.     Dies  hält   auch  er  für  eine  Adjectivbildung  von     ^     kopt.  £H 

das  Vordertheil,  der  Anfang.    Von  „Brust"  würde  es  sich  zu  der  Bedeutung  Herz  verengt  haben. 

G)  B.  o.  th.  d.  (R.)  p.  67,  Anm.  1.     Er  leitet  den  Namen  Uti  auch  von  dem    „anterior  part  of  the 
body"  her,  in  dem  er  sich  befindet. 

7)  Pap.  Eb.  9P,  12  fgd. 


97 

organ  nah  mit  Jit'i  verwandt  sind.1)  V&  würde  dagegen  nur  das  Herz  für  sich  allein  und 
in  übertragenem  Sinne  Geist,  Gemüth  etc.  bezeichnen.  —  Dass  3ib  wie  Jit'i  auch  Namen 
des  Magens  sind,  erklärt  sich  durch  den  Umstand,  dass  physiologisch  Herz  und  Magen 
allerdings  in  Beziehung   stehen   und   gewisse  Sensationen  des  Herzens  sich  auch  am  Magen 

fühlbar  machen.     In  der  Geheimschrift2)   (  I  £j  K^J    ssti\   eines  Arztes,  der  den  Gang 

des  Herzens  (Jit'i)  kennt  und  Wissenschaft  vom  Herzen  besitzt  (<©*2[=T;0  rh  litt),  ist  der 
interessante  Abschnitt  enthalten,  den  H.  Schäfer3)  zuerst  richtig  auffasste  und  in  dem  der 
Erklärung  bedürftige  Ausdrücke  aus  der  medizinischen  Litteratur  der  Aegypter  mit  Aus- 
legungen versehen  werden,    die  sie  dem  Verständniss  näher  bringen   sollen.     Obgleich  nun 

der  Arzt  den  Magen  hier  wie  anderwärts  auch  ""T*  Y  re  Jit'i  „Mund  des  Jit'i  oder  'ife"  os  ven- 
triculi  nennt,4)  geht  doch  aus  diesem  Tractate  hervor,  dass  Ol  oder  ^^<0  in  gleicher 
Weise  für  Magen  und  Herz  sowie  für  Herz  in  übertragenem  Sinne,  für  Empfindung,  Geist 
und  Gemüth  gebraucht   werden.     Wenn   es   Pap.  Eb.  99,  12   heisst  (  <crr>  XZ3  ^\  ~|> 

¥\        "Ib**      w«w»'         t^ ,    ,was  nun  (die  Redensart):    ,es  geht  der  Hauch  hinein  in 

die  Nase'  angeht,  so  bedeutet  das,  dass  er  hineingeht  in  das  Herz  etc."  —  so  kann  hier 
nur  das  Organ    „Herz"    gemeint  sein,    während  102,2 — 3,    wo  das  fiüV  gp  des  ersten 

Satzes  durch  x   J    I     1 1     Jibs  „verschleiert"  erklärt  wird,  das  Ol  nur  in  übertragenem  Sinne 

u 

i  i  ji    i  u  ©  l  ^j  ■    u    -üh^  Z±M 

TK.    JVWW\ 


w 


i  i  i  i   ra  ' 


euu    es    neissL    uuri :     u  *- — »  l,     v>       ^«-»  ;s=  v  L,  Vuft  |  - 

(Steht  da)    sein    \b   ist   verschleiert,    (so   bedeutet  das)    ihm   ist   wie 


einem  Manne,  der  Sykomorenfeigen  verzehrte".  Das  kann  nur  bedeuten:  „So  ist  ihm  ver- 
schleiert (vulgär  „schwummerig")  ums  Herz  (zu  Muthe),  wie  einem  Manne,  der  Sykomoren- 
feigen verzehrte".    Nur  als  „Magen"  können  dagegen  Ol  und  ^r^  O  in  dem  Satze  Pap.  Eb. 

100*  17  und  18  verstanden  werden,  wo  es  heisst:  [  <z=>^ k^^.  /wwvn  v)  ^d   v> 

~wwv         t^i     '   8    i   .       „Was    nun    die    Redensart    ,sein    Magen    ist    ssk    (behindert  ceujT) 

angeht,  so  bedeutet  das,  dass  die  Gefässe  des  Magens5)  Koth  enthalten  (mit  Koth  überfüllt 


!)  Wir  bemerken,  dass  auch  Horapollon  (ed.  Leemans  II,  4)  an  den  Zusammenhang  des  Herzens 
mit  dem  Respirationsorgan  gedacht  haben  muss,  wenn  er  von  der  Hieroglyphe  „dv&gmjtov  xagdla  cpÜQvyyos 
r)oxt]nivTjIL  redet. 

2)  Pap.  Eb.  99—112  fgd. 

3)  H.  Schäfer,  Commentationes  de  Papyro  medicinali  Lipsiensi  (Papyrus  Ebers).  Dissertatio  inaugu- 
ralis.    Berolini  1892,  p.  6  seq. 

*)  Folgende  Aeusserung  des  Alexander  von  Tralles,  der  zur  Zeit  Justinians  wohl  der  bedeutendste 

Arzt  und  mit  der  ägyptisch-alexandrinischen  Medizin  wohl  vertraut  war:  „tö  ozöfia  zfjg  yaozgös  l  <~'  y  O, 

o  St)  xai  azöfiayov,  ot  ök  xagdi'av  züv  xa?.aiwv  äivofiaaav'1 ,  „der  Magenmund,  den  man  in  früherer  Zeit 
auch  Stomachus  oder  y.aodia  nannte"  verdient  hier  der  Erwähnung.  Alexander  von  Tralles  ed.  Pusch- 
mann  II,  S.  245. 

5)  Wenn  ~w™  für      *      stehet,  zu  übersetzen  „für  den  Magen",  „die  zum  Magen  führen". 

13* 


98 

sind)".1)     In  anderen  Theilen  der  nämlichen  Handschrift  kommt  Jit'i  natürlich  am  häufigsten 

als  Körpertheil  vor,  und  zwar  so  oft  als  Herz  wie  als  Magen.        ..  "==f;,Öl  »Fett  des 

Jit'i"  Pap.  Eb.  101,  16  wird  eher  Fett  des  Herzens  als  des  Magens  sein.  Sicher  als  Magen 
ist  lCl  an   der  schon   erwähnten  Stelle   Pap.  Eb.   100,  17  und  18    zu   fassen.     Wo  Jit'i  als 

Körpertheil   eines   Thieres   vorkommt,    bedeutet  es   gewöhnlich   das  Herz.     So  wird  0=^0 

^5^  Jit'i  n  ms\   „das  Jit'i  des  msc  Vogels",  schwerlich,  wo  es  Pap.  Eb.  22,  14 

als  Medicament  vorgeschlagen  wird,  als  Magen  zu  fassen  sein.  Wir  können  Schäfer2) 
überhaupt  nur  Recht  geben,  wenn  er  Jit'i  regelmässig  mit  „Herz",  nicht  mit  „ Magen"  zu 
übersetzen  räth,  obgleich  die  Thätigkeiten,  die  in  ägyptischen  Texten  dem  *ib  und  Jit'i 
zugeschrieben  werden,  „nach  unseren  Anschauungen  besser  auf  den  von  uns  ,Magen' 
genannten  Körpertheil  zu  passen  scheinen".  Diesem  Satze  möchten  wir  beschränkend  ein 
„zum  Theil"  oder  „mehrfach"  hinzufügen,  da  manche  Functionen,  die  dem  <ö>  |  zugeschrieben 
werden,  sich  auch  in  unseren  Augen  nur  auf  das  Herz  und  gelegentlich  sogar  nur  auf  die 
Lunge  beziehen  können.  Wo  des  "O I  in  Zusammenhang  mit  dem  Blutumlaufe  gedacht 
wird,  kann  es  z.  B.  in  keinem  Fall  anders  als  „Herz"  übersetzt  werden.  Auch  '  "^  h-t 
der  Leib,  Bauch  wird  im  übertragenen  Sinne  etwa  wie  das  biblische  „Fleisch"  als  Lust, 
Verlangen,    Leidenschaft   gebraucht,    während  \b  und  Jit'i  auch  für  unser  „Geist"   eintreten 

und  in  Gegensatz  zum  Körper  gesetzt  werden.     Dieser   heisst  gewöhnlich   X  i  Ji  3    „die 

Glieder",  und  im  Pap.  Prisse  8,  10  hören  wir  ihn  dem  Herzen  >Q»  |  *ib  gegensätzlich  zur  Seite 


stellen.     ^       v\  ^=^i  \N  ^  x  ^  ^^  ttil   'ib-f  ikw  Ji'-fJjsi    „sein    Geist    ist 

bekümmert,  sein  Leib  ist  matt". 

Wo  die  Sprache  mit  der  Thätigkeit  des  Geistes  und  Gemüthes  zusammenhängende 
Begriffe  darstellt,  bedient  sie  sich  gewöhnlich  eines  mit  'ib  oder  Jit'i  zusammengesetzten 
Redetheils.  Fehlt  bei  <Q>  I  die  lautliche  Ausschreibung,  wird  man  es  in  älterer  Zeit  *ib,  in 
jüngerer  Jit'i  zu  lesen  haben.  Im  Koptischen  verschwindet  *ib  völlig,  während  gHT,  £TH 
den  Körpertheil  Herz  und  zugleich  Verstand,  Geist  und  Gemüth  bezeichnet.3) 

Schon  in  alten  Texten  begegnen  wir  der  diesen  Körpertheil  darstellenden  Hieroglyphe 

in    der   Bedeutung    von    Herz,    Sinn,    Geist,    Gedächtniss  und  Neigung.  ^  hrj)  'ib 

,     .dir 


oder  Jit'i  bedeutet    z.  B.    „überlegenen  Geistes  sein"    und  ^  ^j\    (,  ä 

sehr  (m'ikr)  an  Geist  überlegen".*)     T  ^  Ja\b  oder  Jit'i  „erhobenen  Herzens  oder  Geistes" 

entspricht  eher  unserem   „hochherzig"   als   „hochmüthig".5)  ™  wr  'ib  oder  Jit'i  »grossen 


Zß 


fl 


hr  hs'  wörtlich  „Koth  haltend". 


2)  Zeitschr.  1893,  S.  61a. 

3)  Auch  in  Bildungen  wie   ^-oiH   den  Geist,   Verstand  geben   oder  hingeben,   d.  i.  aufmerken, 

aufpassen,    Achtung    oder    Acht    geben    oder  bei   &.0-HT   herzlos.      «\T   ist  das  nominelle    Präformativ 

los,  an,  wie  das  hieroglyphische  ,   «««    .     Es  negiert  das  folgende  CHT. 

4)  Papyrus  Prisse  5,  11. 

5)  Ibid.  12,  1. 


99 


Herzens"   ist  gleich  unserem  grossh erzig  oder  von  grosser  Gesinnung.    Wer  dieser  Eigenschaft 

theilhaftig  ist,   steht  über  den    A   U^Ifl   |l  d\iv    ntr   von   Gott  beschenkten,1)    —   das 

sind  wohl  die  mit  äusseren  Gütern  gesegneten,  —  die  reich  sind  an  Wohlsein,    Macht  und 
Besitz. 

In  gleicher  Weise  werden  die  meisten  Wörter  gebildet,  die  eine  Eigenschaft  und 
Thätigkeit  oder  einen  Zustand  der  Seele,  des  Verstandes  und  Gemüths  bezeichnen.  Von 
der  frühesten  bis  in  die  späteste  Zeit  wird  das  Herz  mit  beinahe  jeder  Thätigkeit  der  Seele 
oder  mit  inneren  Eigenschaften  lebender  Wesen  in  Beziehung  gesetzt. 

So  bedeutet  ^\  \j\  „weif  in  Verbindung  mit  O  (/^  y'O'1  uv'ib)    „Herzensweite, 

d.  i.  Freude,  sich  freuen"  etc.    Es  heisst  aber  auch  von  dem  Menschen,  dem  froh  zu  Muthe  ist, 

sein  Herz  sei   1  i    nfr,  d.  i.  gut  oder  schön,  von  demjenigen  aber,  der  sich  bekümmert 


I   )  Hb  f  ivir  liwt'  hrs  „sein 


fühlt,  sein  'ib  sei  übel  oder  leidend,  so:  ^      i^3.<=z=> 

(des  Königs)  Herz  wurde  übel  (traurig)  deswegen",      jj  ^\    )    nrfm3)  ist  „süss,  angenehm", 

|  Kv    t  Y   nÜM  Hb    „süssen    Herzens,    zufrieden".     Ganz    ähnlich    bedeutet  das  alte 

angenehm,  anmuthig  mit  Ol  (ü  Y)  » anmuthigen  Herzens,  mild,  freundlich  gesinnt 
(imperativisch)  rd'i?  liti  (parallel  ^-^th  S.  98  A.  3)  den  Geist  gebend,  acht  habend,  aufmerksam 
I  Y,    ^  '^  (oder  liti)  bedeutet:  „in  der  Mitte  stehenden  Herzens",  mit  dem  Herzen 


um 


mi 


sein. 


A 


gegen  einen  anderen  geneigt  (treu)  sein. 


ö 


an  der  richtigen  Stelle,  auf  dem  rechten  Fleck,  billig  denkend,  zur  rechten  Handlungsweise 

Q  ]  1  '  I  i   ^   nw^  Si  mnll  '%*  '^ 

-  ™  Hm  \b 

J    I 

am  Herzen  liegend,  liebevoll"   kommt         ">    hr  und  (.  (.        hry  'ib  vor,   was  mildherzig 


,ich  war  eine  treffliche,  billig  denkende  (treue)  Persönlichkeit".4)     Parallel  mit 


(hr  und  hry  milde,  zufrieden)  bedeutet. 


ra 


0" 
U  I 


hr  ib  ist  mit  M?>  ein  milder  zufriedener 
Mann.5)     J^  v  (\j\  gnn  ist  „kraftlos,  matt"   und  in  Verbindung  mit  Hb  oder  liti  ohnmächtig. 


J)  Ibid.  12,  10. 

2)  Papyr.  Westcar.  9,  12. 


3)  Schon  in  den  Pyramidentexten    ^U-,^  fi  ^  ndm  'ib  in  der  nämlichen  Bedeutung. 

i\    Pan     RVii'nrl    Pfl      Rrno-sfVl     14    2  ' 


*)  Pap.  Rhind  ed.  Brugsch  14,  2. 
5)  Nach  Abschluss  des  Manuscripts  kommt  uns  A.  Ermans  treffliche  Abhandlung:   „Gespräch  eines 
Lebensmüden  mit  seiner  Seele"  zu.    Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1896.    Georg  Reimer.    XLII,  125—26 

findet  sich  hier  der   Satz  J  ^  n#  \\    nn  lir-ib  pfs  „Es  gibt  hier  keinen  Zufriedenen". 

a/vwv\  <o    U     I     r*  1    ^  *-~  rr\S> 

^v         A  tfS 
Pfi  ist  nicht  Demonstrativ,  sondern  Ortsadverb.     In  der  gleichen  Handschrift  wird  'kW  auch  "fe^        y 

geschrieben,   doch  soll  dies  kaum  „hineintretenden*  Herzens  bedeuten,   sondern  ist  wohl  nur  eine  unbe- 

richtigte   Lautvariante    für  Mi      '    ^e  übrigens    gleichfalls    „treu"    bedeutet.     Hier    wird    auch 


100 


\x.   «=^r<Q'      w\      ux  ffi  (£\  Aft^^    '    iw  hM  f  m  l0i  9nn    »es   war   sem   Herz   im 


Zustand    der   Mattigkeit",    d.    i.    Er    war    ohnmächtig.       v\    tk   ^sss^    idw    das    Krokodil, 

\\  ^w  id  'ib    „krokodilherzig,  gierig,  grimmig,  wüthend".     Dies   entspricht  der  Be- 

merkung   des    Horapollon:    Sie    zeichnen    ein    Krokodil,    wenn   sie   ägjiaya,   nolvyovov   oder 
fiaiv6jU£vov  darstellen  wollen.3)     °<=>\  X  '■  ,    ~^  mh  voll,  voll  sein,   füllen  mit  =0"  l   'ib,   das 

Herz  füllen,    lieh,    befreundet  sein.     ~_^j  y  (    Jl  l  l  TO   )  mh  5«6  'ity    „das  Herz  des  Königs 

füllend,  ein  Freund  sein  des  Königs".  lirp  .dominieren,  der  erste  sein", 

Tirp  'ib  an  Geist  überlegen,  von  ausgezeichneter  Gemüthsart.  y   V\    (.         i    ) 

lirp  *ib  m  'ihr  rk  „(der  Weise),  der  dir  an  Geist  hoch  überlegen  ist". 

Diese  Beispiele  genügen,  um  zu  zeigen,  wie  der  Körpertheil  „Herz"  benutzt  wurde,  um 
die  verschiedenen  Eigenschaften  oder  Thätigkeiten  des  Verstandes  und  Gemüthes  sprachlich 
zum  Ausdruck  zu  bringen.6)  Für  sich  allein  gebraucht  man  <£?  I  auch  ähnlich  wie  in 
unserem    „nach   dem    Herzen    Gottes",    um   das   Verlangen,    den  Wunsch,    den   Willen    und 

Ratschluss  zu  bezeichnen.     <rr>  JE»  "  r  dr  *ib  bedeutet  gemäss  seinem  Herzen,  d.  i.  seinem 
Wunsche  gemäss.  y    wn  \b  ist  das  Sein  des  Herzens,   die  Richtung,   die  dies  nimmt, 

AAAAAA        1 

und  entspricht  unserem  „Wunsch".      Af\  ^  HO  •=>  ^        '  pi  wn'ib 'i  r  stm  „das  Sein 

meines   Herzens   befindet  sich  in  der  Richtung  des  Hörens" 7)    d.  i.    Ich  wünsche  zu  hören. 

Auch    andere   Körpertheile   werden    benutzt,    um  Abstracta  in   verbildlichender  Weise 

sprachlich    darzustellen.     Bei    der   Betrachtung   der   einzelnen  Gliedmassen   werden   wir   auf 


_fl  Sa  MJ  y  'wn  °ib'  richtig  die  Herzen  sind  „frech"  übersetzt,  und  gezeigt,  wie  im  Berliner  Bauern 


_D 


Ü. 


Pap.  (12.  Dyn.)  in  dem  Satze  v. -*  ^3!  J\  x/  v a> 0^1  _ 0  'k  pr,  °ib  k  'wn  „Dein  Arm  ist 

gewaltthätig,  Dein  Herz  'wn",  dies  'wn  kaum  etwas  anderes  als  „frech"  bedeuten  kann.  Brugschs  „sich 
kränken"   etc.  muss  modificiert  werden.     Wörterb.  Suppl.  S.  191. 

1)  Pap.  d'Orbiney  14,  2. 

2)  Pap.  Prisse  6,  1. 

3)  Horapollon  ed.  Leemans  I,  67. 

*)  J.  de  Rouge,  Inscriptions  hieroglyphiques  XXIV,  7. 

5)  Pap.  Prisse  5,  11. 

G)  Für  welche  inneren  Eigenschaften         ,  Q. ,  .  h-t  „der  Leib"  eintritt,  haben  wir  bei  derBehand- 

lung  dieses  Körpertheils  eingehender  zu  prüfen.  Auch  andere  werden  in  übertragener  Bedeutung  gebraucht. 
Bald  treten  sie  für  die  Thätigkeit  ein,  die  von  ihnen  ausgeht,  bald  ist  die  Stellung,  die  sie  am  Körper 
einnehmen,  das  Bestimmende.  So  ist  der  Kopf  das  Oberste,  Höchste,  Erste  und  wie  bei  uns  „das  Ober- 
haupt".  Schon  in  der  Pyramidenzeit  heisst  es:  „Es  ist  Wn'is  gli   ^   1  Q    1   v\  O  das  Haupt,  das  Oberhaupt 

der  Diener  des  Rc",  Wn'is  Pyramide  495.  Auf  das  Vorder-  und  Hintertheil  des  Löwen  (Anfang  und  Ende) 
wiesen  wir  schon  und  werden  auf  sie  zurückzukommen  haben. 

7)  Pap.  Anastasi  V,  21,2.     Hier  kaum  die  Conjunction  pi  wn  „denn". 


101 

jede  ihrer  Bedeutungen  und  auch  auf  die  übertragene  einzugehen  haben.  Als  Beispiel  sei 
hier  angeführt  ^^  ^^  *)  wn  dt  offenhändig  oder  mit  offener  Hand,  grossmüthig  und  frei- 
gebig,   ^3> — j — °  s a2)  pr  c  mit  herausgehendem  Arm,    tapfer  etc.      ^T  ®s o  nht   stark 

und  ^  Q  7i(p  friedlich  mit  j  7*r  das  Gesicht  gibt  «7tf  7tr  mit  starkem  Gesicht  d.  i.  trotzig 
und  htp  hr  mit  friedlichem  Gesicht,  d.  i.  friedfertig. 

Ueberall  kommt  es  dem  Aegypter  darauf  an,  das  Darzustellende  sich  möglichst  nahe 
zu  bringen  und  jedem  Theile  des  Ganzen,  das  er  ins  Auge  fasst,  volle  Gerechtigkeit  wider- 
fahren zu  lassen.  Wie  in  der  Kunst,  verfuhr  er  auch  in  der  Sprache.  Der  Ratb,  sich 
gegen  den  Vorgesetzten  bescheiden  zu  verhalten,  wird  z.  B.  in  folgender  Weise  ausgedrückt: 

®  1 1^  ^  m~i  ^L  **~~  %&  f1  ^  S^  §&■  1k  §i  2=^  S>  ^ ljim  c  ,,Jc  ljms  sik  m  u 

\bk  rf  „ senke  deine  Arme  (Hände),  beuge  deinen  Rücken,  führe  nicht  fort  dein  Herz 
(redend  g7\) ",  d.  i.  brause  nicht  auf  „gegen  ihn".     Dadurch  veranschaulicht  sich  freilich  das 

Gemeinte  weit  deutlicher  als  durch  unser:  Verhalte  dich  zurückhaltend,  neige  dich,  brause 
nicht  auf  gegen  ihn. 

Bei  der  Bildung  des  menschlichen  Körpers  in  der  Malerei  wie  in  der  Reliefdarstellung 
verstösst  der  Künstler  sogar  gegen  die  treue  Wiedergabe  des  Vorbildes,  um  jedem  Theile 
des  Leibes  volle  Gerechtigkeit  widerfahren  zu  lassen.  Das  Gesicht  @>,  das  für  sich  allein 
en  face  dargestellt  wird,  zeichnet  er  bei  der  Wiedergabe  der  ganzen  menschlichen  Gestalt 
stets  en  profil,  um  die  Form  der  Nase  unverkürzt  darzustellen.  Das  Auge  -^&-  setzt  er 
en  face  ins  Antlitz,  obwohl  er  es  anders  gesehen  haben  muss,  weil  es  nur  so  ganz  zu  über- 
blicken ist.     Die  Brust  muss  en  face  gebildet  werden     pl ,  damit  der  bei  der  Profilzeichnung 

verdeckte  eine  Arm  so  gut  sichtbar  bleibe  wie  der  andere.  Für  die  Beine  wird  der  Wieder- 
gabe en  profil  der  Vorzug  gegeben  J\ ,  weil  man  en  face  der  Form  beider  Füsse  nicht 
gerecht  werden  könnte. 

Das  nämliche  Verlangen  nach  Deutlichkeit  und  nach  Berücksichtigung  des  Theiles, 
von  dem  die  Handlung  ausgeht  oder  dem  sie  widerfährt,  zeigt  sich  überall.  Wir  lassen 
die  Thätigkeit,  von  der  wir  reden,  gewöhnlich  das  ganze  Individuum,  das  für  uns,  wie  schon 
sein  Name  anzeigt,  untheilbar  ist,  verrichten  oder  betreffen,  die  ägyptische  Sprache 
theilt  es  dagegen  und  lässt  nicht  die  ganze  Person,  sondern  den  Körpertheil,  der  die 
Handlung  zu  verrichten  oder  hinzunehmen  hat,  sie  ausführen  oder  auf  sich  nehmen. 
Wie  in   den   ältesten   Texten,    so  steht   es    damit    noch    später.     Für    den   Satz:    Es  gehört 

sich,    dass   du   dich   beugst   vor   deinem  Vorgesetzten,    wird  in  der   12.  Dyn.   gesagt:   ( 

*>-=>  1\      I  « — ö(q]  l  4)  'iri  hms  si  k  n  hrl  di  di  k  „es  gehört  sich,  dass  gebeugt  sei 

dein    Rücken    vor   deinem   Vorgesetzten".     In    einem    Berliner    Pap.    gleichfalls    aus    dem 


J)  wn  öffnen,  offen,  dt  die  Hand. 

2)  ^3?  pr  herausgehen,    treten   o  *    der   Arm.     B*  ^3!  ^j\  dr  pr  f  m  h-t  „seit 

seinem  Hervortreten  aus  dem  Leibe,  von  Geburt  an". 

3)  Pap.  Prisse  5,  11. 
*)  Pap.  Prisse  13.  9. 


102 


mittleren    Reiche    heisst   es: 


D    X 


li 


)  'w  tvpn  ni  'ihw'i  nf, 


„es  war  öffnend  zu  mir  meine  Seele  ihren  Mund",  d.  h.:  Es  redete  zu  mir  meine  Seele.    Im 
Pap.  Eb.  wird  fleissig   frische  Milch    zu   trinken    oder    eine    Milchkur    verordnet,    und    zwar 


mit    den    Worten:    rD 


QQ 


J\ 


IM 


/WWW 


*)  hiy  f  m  n  f  m  hsi 


„er    möge    sich    neigen    mit    seinem   Munde    auf  frische    Milch".      Wo    wir    sagen    würden: 
Ich    sehe    nur    schlecht,    ich    höre    un vollkommen    und    bin    zu    heiser,    um    zu    sprechen, 

.  .  -<2=~     ,£.     n  c— =^3  -fi-.    A     x 

heisst   es   im   sogenannten  Neuägyptischen  der  19.  Dyn.:  .1 


ö 


-€I3-  o 


cy     I 

/WVW\ 


i    w    J 


^ 


JOvfr^Vft    1^>^^>^T^\  ^^}   «Mein 

Auge  ist  schlecht  an  Gesicht,  mein  Ohr  ist  nicht  voll  (ohne  volles  .Hörvermögen),  meine 
Stimme  zu  heiser,    um  zu  reden".     Bezeichnend  ist  das    Beispiel   aus   der    nämlichen   Zeit: 

t^j  |  awwn  )  ßd  *ib  r  n  tn    „es  spreche  das  Herz  zu  eurem  Munde",  d.  i.  was  ihr 

sprecht,  soll  euch  aus  dem  Herzen  kommen,  soll  redlich  gemeint  sein.  Nicht  anders  in  der 
Ptolemäerzeit  und  römischen  Epoche.     Um  zum  Ausdruck  zu  bringen,  dass  man  sieht,  riecht, 

VV,    J5)    I  11 1 IH  Ml      n,WW\ 

w 

...en  sich  die  Ohren,    i 

thut  sich  auf  die  Nase;  es  athmet  die  Luftröhre  (Kehle)".  In  einem  anderen  Texte  aus  der 
Ptolemäerzeit6)  tritt  diese  Anschauungsweise  mehrfach  besonders  deutlich  zu  Tage.  Hier 
heisst  es  von  Ptoleraäus  Soter,  der  noch,  um  der  Form  zu  genügen,  ein  Satrap  Alexanders  II 
genannt  wird,  er  sei  gewesen: 

A     ö      I 


im 


hört   und    athmet,    heisst  es  zu  Dendera: 

^^ ~*  *&P  l  8        1        )    »es  verrichten  die   Augen  ihr  Werk,   es  öffnen  sich  die  Ohren, 
^ — ^>  1  A  \\  -B-  <£ 


ß  |cs>  .       *~     hnnw  m  gbd"  f  „stark  an  seinen  beiden  Armen' 

ic==üi<0\    txmt  *ib  „standhaften  Herzens  (Muthes)". 

Ol  mn  tbn  „mit  feststehenden  Sohlen". 

n  jS     im  rd'i  sif  „nicht  gebend  (wendend)  seinen  Rücken  (zur  Flucht)". 

^        (('  ^§V  i  *~    'ifn  lir  n  rgy  f  „  schlagend  (?)  das  Antlitz  seiner  Gegner". 
D  pr    „von  herausgehender  Hand  (kühn,  unerschrocken)". 


^ 


x)  Pap.  3024.  Jetzt  ediert  von  A.  Erman,  Gespräch  eines  Lebensmüden  mit  seiner  Seele.  Abhandl. 
d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1896,  Z.  56  (S.  40,  XIII,  Z.  55). 

2)  Pap.  Eb.  40,  2. 

3)  Pap.  Anastasi  IV,  13,  8. 

4)  Pap.  judiciaire  1,  8. 

5)  Im  Pronaos  des  Tempels  von  Dendera.  H.  Brugscb,  Thesaurus  I,  56.  Auch  im  Deutschen  wird 
ja  häufig  Auge  und  Ohr  für  Gehör  und  Blick  gebraucht.  Walter  von  der  Vogelweide  singt:  „Hütet  eure 
Ohren  —  oder  ihr  seid  Thoren".    Daneben  aber  auch  freilich:  „Hütet  eure  Blicke,  dass  sie  nichts  berücke". 

6)  Diadochenstele  zu  Kairo.     Zuerst  veröffentlicht  von  H.  Brugsch,  Zeitschr.  1871,  S.  1  fgd. 


103 


4- 


- a  n  hsflw  c  °  /"  „  Seine  Arme  sind  unabwehrbar". 


ju."^w«w«!^cr  _         «    n  m  2)r  m  ri  f    »nicht    Umkehr    dessen,    was    aus    seinem 

Munde  hervorgeht,  von  unab wendlich  zuverlässiger  Rede". 
"^      ü  *ib  f  shm  „Sein  Herz  (Muth)  war  gewaltig".1) 

<§>%  8  t 4"r    ^  f  n-m  m  nn   »Sein  Herz  war  süss  (froh)  wegen  dessen". 


^"^'Hk       ^  hr  spt  wid  icr    „an  der  Lippe  (am  Ufer)  des  grossen  Grünen"    d.  h.   des 
Meeres,  hier  des  mittelländischen. 

In  der  Sprachbildung  nehmen  die  Körpertheile  bei  den  Präpositionen  von  früh  an 
eine  für  die  gegenständliche  Auffassungsweise  der  Aegypter  besonders  bezeichnende  Stellung 
ein.  Es  gibt  einfache  und  zusammengesetzte.  Jene  sind  einsilbige  Redetheile  mit  präpo- 
sitionellem  Werth,  die  sich  zum  Theil  noch  als  Substantiva  nachweisen  lassen  und  darum 
auch  die  Possessivsuffixe  annehmen.  Unter  ihnen  sind  ursprünglich  Namen  von  Körpertheilen 
<=>  n   „Mund",    @  l  hr  „Gesicht"   und  ®  tp,  äi  ßi  „Kopf",    der  freilich  als    „auf"   schon 

früh  nicht  mehr  vorkommt.2)  Die  gebräuchlichsten  sind  ^\  m  in,  aus  (heraus),  gemäss  etc., 
-www  n  an,  zu,  für  etc.,  <=>  r  in  der  Richtung  hin,  zu  (nach  einem  Orte),  versus  und 
contra,   ^  I  hr  auf,  mit,  wegen,  hr  unter  etc.     Sie  verbinden  sich,    da  ihre  Bedeutung 

zu  einer  allgemeinen  abgeschwächt  worden  war,  mit  den  Namen  der  menschlichen  Glied- 
massen, die  ihre  Beziehung  näher  zu  bestimmen  dienen  und  die  überall  erstrebte  Anschaulich- 
keit fördern. 

m  bedeutet  z.  B.  in3)  und  wird  mit  [qI  l  si  „der  Rücken"- zu  (m  si)  „im  Rücken" 
oder  hinter,  nach,    *|\    m  „in"  mit  @  I  hr  oder  Q  hfl  „das  Angesicht"  wird  m  hr  oder 

m  hfl  hr  „im  Angesicht  d.  i.  angesichts  oder  gegenüber".  Dasselbe  ^j\  m  „in,  an"  mit 
J  n^  K^,  I ,C=a>  ^  (kopt.  q*£??  praeputium?)  wird  t\  1 "fe^  <|\  ß  ^  m  bih  oder 
( — u)  m  bih  „am  Phallus?"   vor,4)   das  als  Präposition  und,  wie  auch  viele  andere  als 


*)  Dass   z.  B.   der   Gatte  und   das  Weib   mit   dem  Wortzeichen  f==u)  und  C  Phallus  und  Vulva 
(t?  und  hmt)  geschrieben  werden,  gehört  zu  der  Verwendung  der  Körpertheile  in  der  Schrift. 

2)  In  der  Pyramidenzeit  finden  wir  @  für  sich  allein  noch  in  der  Bedeutung  „auf".     ©    ^"^  X 

/WWV\  ([     /\ 

<v\    MsS?  ^  tp  dnh  Dhwt'i  „auf  dem  Flügel  des  Dhwt'i  (des  Ibisgottes)"  —  Wn'is  Pyr.  491. 

3)  Mit    Suffix ,    wie    Renouf    zuerst    zeigte    ü    s*\     'im   und    wohl    tmo   gesprochen.     A.  Erman, 

Aegyi>tische  Grammatik,  Berlin  1804,  §  307.    Hier  das  Beste  zusammenfassend  über  die  Präpositionen. 
*)  Dies  hierogl.  m  bih  „vor"  erhielt  sich  im  Koptischen  JÜM^O  ,  doch  nur  noch  in  einer  Verbindung 

—  ^  i® 

MMÄkO-ITXOeiC  „vor  dem  Herrn".    (Steindorff,  Koptische  Grammatik,  §  358),  während  z.  B.     '    .    hr  didj 

„auf  dem  Kopfe"    auch  zu  allgemeinem  Gebrauch  in  der  Form    pi'Xtt,    oi*2£M   mit   Suffix   oi<2£U)   ins 
Koptische  überging. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  14 


104 

mit  dem  Vordertheil  des  Löwen  — £),    '  /^  wird  zu 

m  7^  „am  Anfang,  an  der  Spitze"  und  als  Adverb  „vorn"  und  „früher".    tit  mit         hr 

statt  in  bedeutet  gleichfalls   „früher"   und  wird   nur   adverbiell   gebraucht. d  c  der  Arm 

oder  auch  die  Hand1)  wird  mit    v\     zu  der  zusammengesetzten  Präposition    ¥^- a  m  d-t 

oder  in'  „in  der  Hand,  im  Besitz  von"  und  das  blosse  „von",  fortnehmen  von  jemand,  aus 
der  Hand  jemandes,  vor;  retten  vor  jemand,  aus  der  Hand  jemandes;  durch,  bewerk- 
stelligen durch  jemanden,  (mit  der  Hand  in  d-t,  oder  wie  es  auch  zu  lesen  erlaubt  ist,  rri) 
jemandes.  ®  I  hr,  der  dem  Beschauer  mit  dem  Antlitz  voll  zugewandte  menschliche  Kopf 
mit  Hals  und  Ohren,  den  wir  auch  schon  mit  der  Bedeutung  „Gesicht"  kennen  lernten,  ist 
auch  wegen  der  Stellung,  die  sein  Vorbild  am  obersten  Theile  des  Körpers  einnimmt,  für 
sich    allein    als    einfache   Präposition    „auf"    zu   übersetzen;    daneben    aber    auch    „zu  (auf)" 


*)  Ob  wir D  hier  mit  Ernian  '  oder  d-t  zu  lesen  haben,  ist  fraglich.     Dass  o  auch  als  Wort- 
zeichen '  zu  umschreiben  ist,  unterliegt  keinem  Zweifel,  da  es  in  späterer  Zeit  mit  XJ  wechselt.         . 
ist  mascul.,  da  sich  die  Dualfonn      .    VT  °wi  "  mehrfach  erhielt;  Pap.  Westcar.  8,  1,  10,  10  a.  a.  0.  bis 

in  späte  Zeit.     Statt  (  4b^  [  07)  £=>   „Reicht  mir  eure  Arme",  heisst  es  -|^  (,  W  ___J  ~~™ .     Aber 

0  wechselt  auch  mit  d-t.    In  Rechnungen  heisst  es  vom  Rest,  der  da  ist,   „verbleibt  *™~*  wnt 

o    I  c 

oder    V\  *~     in  seiner  Hand".    Beides  ist  m  d-t-f  zu  lesen  und  bedeutet  sicher  nicht 

Arm,  sondern  Hand.     Eine  Menge  von  Beispielen  steht  uns  zu  Gebote,   doch  scheint  uns  die  Anführung 
des  Satzes  im   Pap.  Prisse  V,  13  zu  genügen,   wo  Arme  und  Hände   gesondert  neben  einander  erwähnt 

werden  und  die  Hände  ~~. —    geschrieben   werden.     Wenn   man,    heisst   es   dort,    einem   Streitsüchtigen 
begegnet,  der  sich  eben  austobt,   soll  man  sich  gleich  demjenigen  verhalten,  «j\     ,,,,,,,  ö"v\  t-~& 


1  — °^ sb,    „der  sich  in  deinen  Armen  und  in  deinen  Händen  befindet",   d.  h.  wie  einer,  der  sich 

nicht  rühren  kann  oder  sich  ganz  still  verhält.  Dass  das  häufige  <=>  '  .  0  rmn-t,  rmn  der  Arm 
ist,  steht  längst  so  fest,  wie  dass  dies  Wort  „der  Träger"  bedeutet.  Die  Hand  ist  der  Greifer,  der  Nehmer 
und   Geber.     Es   sei  nur  noch   auf  ^S^  „ausstrecken  die  Hand"  und  das  parallele 

o  \\  Pap.  Prisse  7,  2  verwiesen,  wo  und 3  für  „Hand"  gebraucht  werden.     Sollen  wir  das 


i- —  <T"V ^b^^sk"" —  *^~  (hSl ^^^^'h'nncnvfstnsjHr-d'id'if'irifi 

Pap.  Westcar  8,  1  übersetzen:  „der  Königssohn  Hr-d'i  d'i  f  streckte  ihm  die  Arme"  oder   „die  Hände 

entgegen"?     Das  spätere  ^^V7  °  £  ^  ^.   dem  vielleicht  auch    WH  I  entspricht  und 

dK&  W  D  - ö  - 0  -3E^     §     D  I 


das  mit  -**jl,  wechselt,  bedeutet  gleichfalls  die  beiden  Hände,  und  Piehl  hat  wohl  Recht,  wenn  er  dies 

Wort  von  S^7  3  „geben"  herleitet  und  ihm  die  Bedeutung  „die  gebende"  zuerkennt;  Acten  des  Genfer 
internationalen  Orientalistencongresses,  1894,  Notes  de  lexicographie  egyptienne,  S.  129  fgd.  Leyden, 
Brill.  1896.  Für  die  Pluralform  ^^  e^3  in  der  Pyramide  des  Tt'i  386  ist  gewiss  der  Singularis  ^  { 
anzunehmen. 


105 

(etwas  legen),  „mit"  (zusammen  mit),  „für"  (zuträglich  für),  „auf  (in  verth eilendem  Sinn: 
auf  die  Person)  und  „wegen".  Es  gewann  also  ®\  hier  durch  Ausdehnung  seiner  Bedeutung 
starke  Abschwächung.  Wo  es  „auf"  in  localem  Sinne  auszudrücken  bestimmt  war,  begnügte 
man  sich  darum  oft  nicht  mit  dem  ^  I  hr  allein  und  verband  es  mit  ß\  di  di  oder  tv  der 
Kopf,  das  Obere".  So  wird  *  y  hr-didi  oder  tp  zur  zusammengesetzten  Präposition  mit 
der  Bedeutung  „auf  dem  Kopf",  die  den  localen  Begriff  „auf"  entschiedener  zur  Darstellung 
bringt  als  das  vieldeutige  @l.  J\  y  m  'ib  (oder  liti)  „zum  Herzen  gehörig,  im  Herzen" 
oder  J^^  ni  hr  'ib  (Jiti)  „im  Angesicht  des  Herzens",  ist  gegenüber  dem  Herzen  und 
bedeutet  „in  der  Mitte".  Merkwürdig  ist  das  alte  ®  t\  ,  das  in  der  Bedeutung  von  „vor" 
(vor  jemand  treten)  gebraucht  wird;  Pap.  Westcar  10,  1.  Hier  ist  @  wohl  als  auf,  das 
locale  J^  ((  j^  mit  Suffixen j  als  „Platz"  zu  fassen,  und  das  Ganze  „auf  den  Platz"  zu 
übersetzen.     In    unserem   Beispiele  ®  t^  <=>  ^  ;  j         *  rS    tp  »  Bdddt    „auf  den  Platz, 

vor  die  Rdddt" .    Die  Personalsuffixe  W*  '*',  ^^  k  fem.  z=>  f  (^),  k^_  f  fem.  1  (— — )  etc. 

treten  hinter  das  Wort,  das  durch  sie  in  das  Possessivverhältniss  gesetzt  wird,  und  zwar 
hinter    das    Determinativ   des    Substantivs    oder   des   Verbums,    an   das   man   sie  hangt.     Es 

bedeutet  dann  also  ^=^>  h-t  h  Dein  Leib,  ~     °  i  w.  Y  f  seine  Glieder,  *"^  C  ^  fl  fnd  s 

Cl     I  Q    1,1  www      £)  ' 

ihre  Nase.  Schon  im  Altägyptischen  werden  diese  Suffixa  häufiger  hinter  die  Namen  der 
Körpertheile  gesetzt,  um  das  Possessivverhältniss  auszudrücken,  als  hinter  jedes  andere 
Substantivum.  Im  Koptischen  sind  es  auch  noch  diese  Namen,  mit  denen  die  besitz- 
anzeigenden Suffixa  verbunden  werden.  Hier  bewahren  freilich  die  Namen  der  Gliedmassen 
ihre  Bedeutung  nur  noch  im  Allgemeinen,  da  sie,  wie  Wilhelm  von  Humboldt  treffend 
bemerkte,  eigentlich  nur  „Substrata  der  Persönlichkeit"  sind.  L.  Stern1)  nennt  sie  Hilfs- 
wörter. Die  häufigsten  sind  pco  hierogl.  "y*  n  der  Mund,  tot  hierogl.  ^^  d-t  die  Hand, 
p&r  hierogl.   j  rd  der  Fuss.2) 

Die  Bedeutung  dieser  mit  den  Namen  von  Körpertheilen  zusammengesetzten  Prä- 
positionen lässt  sich  auch  im  Koptischen  noch  mehrfach  nachweisen,  im  Altägyptischen 
liegt  sie,  wie  wir  zeigten,  klar  auf  der  Hand. 

Wie  die  zusammengesetzten  Präpositionen    mit    den    Suffixen    gebraucht  werden,    mag 

das  Beispiel  mit  Jj^  tp  m  si  am  „Rücken,  hinter,  hinterher"  zeigen:  (  %  *—      C5P  t^. 
Y*-=-   )   »er  war  im  Wandeln  an  seinem  Rücken,  er  schritt  hinter  ihm  her".    Nehmen 


y^Ji^   l 


2)  Ludwig  Stern,  Koptische  Grammatik,  Leipzig  1880,  §  531  ff.  Den  Ausdruck  „Substrata  der 
Persönlichkeit"  entnahm  Stern  den  in  der  Berliner  Bibliothek  aufbewahrten  koptischen  Studien  Wilhelm 
v.  Humboldts. 

2)  Ausser  ihnen  *SW  hierogl.  ®  d*  dt  oder  tp  der  Kopf,   Qjp&.  hierogl.  Q  I  hr  das  Gesicht,  £ht 

hierogl.  h-t  der  Leib,    OüT  hierogl.   (I    v\    v^    'ut   der  Rücken,    gTH  hierogl.  O  I  h'ti  das  Herz, 

•eOTCO,   TOTO)   der  Busen,  das  im  Hieroglyphischen  noch  nicht  nachgewiesen  wurde.     S.  G.  Steindorffs 
koptische  Grammatik,  Berlin  18<J4,  §  49  fgd.,  S.  34. 

3)  Pap.  dOrbiney  G.  4. 

14* 


106 


©    ® 


wir 


von 


hft  hr  „vor  dem  Angesicht",  so  finden  wir  es  früh  (mit  Suffixen)  in  der  Bedeutung 


„ gegen über" 


Im  Pap.  Westcar.1)  ist  zu  lesen: 


A/VWVV    /WWVi 


SMU 


@l 


1  cfcc; 


rdm  s'i  'Ist  Ijß-hrs    „es  stellte  sich  Isis    hin  ihr  gegenüber"    (Angesichts  der  anderen)    und 

®M   Nbt-ht  fos  „und  Nephthys  hinter  sie".2) 


DJ     o 

In  den  ältesten  Texten  kommt  der  Artikel    A^<  <£\    pi,  o  "\\     U  noch  nicht  vor,  — 

nach  der  Hyksoszeit  begegnen  wir  ihm  schon,  und  zwar  am  Anfang  des  neuen  Reichs 
„bei  Worten,  die  bestimmte  einzelne  Individuen  bezeichnen".3)  Im  sogenannten  von 
A.  Erman  zuerst  grammatisch  bearbeiteten  Neuägyptisch  erweitert  sein  Gebrauch  sich  nur 
wenig;  —  beiden  Sprachstufen  ist  es  aber  gemein,  dass  die  Namen  der  Körpertheile  nie 
mit  dem  Artikel  auftreten.  Ausnahmen  gibt  es  verschwindend  wenige  und  auch  sie  stehen 
nicht  fest.     Diese  Namen  sind  eben   als   determiniert   zu    fassen    und    nehmen   jederzeit   die 

possessiven  Suffixe  an.     Wenn  einmal   A^  j\   [[  ^<==>  15*)  P*9*  rd"    »nieine  Füsse" 

vorkommt,  so  ist  das  erstaunlich,  weil  man  eben  bei  den  Namen  der  Körpertheile  stets  das 

Suffixum    und   in    diesem    Falle   also  f  f  WT  r^  '•   »meine  Füsse"   zu  erwarten  hätte. 


Unzähligemal    kommt   vor:    [pJ^^^J  msdrt-i  „mein  Ohr",  ^ ^z^>  "ib-k   „dein  Herz", 

ß   1^  ß    N^.  didi-f  „sein  Kopf"   etc. 

Nach  dem  Gesagten  wird  man  es  nur  natürlich  und  angemessen  der  Vorstellungsweise 
der  Aegypter  finden,  dass  sie  es  bei  der  Conjugation  des  Verbs  oft  vorzogen  an  Stelle  des 
pronominalen  Subjects  einen  Körpertheil  zu  setzen  und  statt  ich  schlage  „meine  Hand 
schlägt",  statt  du  liebst  „dein  Herz  liebt"  zu  sagen.  Auch  beim  Object  gibt  man  sich 
oft  nicht  mit  dem  Pronomen  zufrieden  und  zieht  dem  „ich  sehe  dich",  „ich  sehe  dein 
Angesicht",  dem   „er  schlägt  ihn",   „er  schlägt  seinen  Rücken"   vor. 

Hier  gilt  es  auch  noch  der  von  Präpositionen  abgeleiteten  Adjectiva5)  zu  gedenken, 
die  häufig  ein  ihnen  folgendes  Substantiv  regieren.  Dies  nun  ist  sehr  oft  der  Name  eines 
Körpertheils.      Bleiben    wir    bei    den    beiden    gebräuchlichsten    präpositionellen    Adjectiven 


VNi  ^  ~  ~  f^.'  ^  1^  ^W"' im  un<i  H  w      *\T 


J 


'ir'i,  'ir  stehen 


!)  Pap.  Westcar  10,  7  und  8. 

2)  ^?  1K    (5)  hi  „hinter"  bedeutet  eigentlich  den  Hinterkopf  im  Gegensatz  zu  ®  I  hr  „das  Gesicht", 


der  Vordertheil  des  Hauptes. 

3)  A.  Erman,  Die  Sprache  des  Papyrus  Westcar,  Göttingen  1889,  §  106. 

4)  Papyrus  Abbot  6,  18  bei  A.   Erman,    Neuägyptische  Grammatik,  §  31,    Leipzig  1880.     Merk- 

"^  pi  'ib   „das  Herz"   mit  dem  Artikel;   die  Sprache 


würdig  und  von  Erman  bemerkt  ist  das 

des  Pap.  Westcar,  §  107;  Pap.  Westcar  9,  13,  12,  21. 

5)  _f|_  1\     u  'imi  von   Ibv     m,  ß  <=>  hJ}  .  HJft  'M  von  <=>  r  etc.    Die  Präpositionen 

<=z=>   werden  stets   zum   Zweck  ihrer  Kräftigung  verstärkt  und  zu  (.    ^j\     und  (. 
Suffixa  annehmen,  wie  Renouf  zuerst  nachwies. 


und 
,  sobald  sie  die 


107 


und  begnügen  uns  mit  einigen  Beispielen,  so  wird  doch  schon  zu  erkennen  sein,  welche 
interessanten  Bildungen  und  ein  wie  bedeutungsvolles  sprachliches  Element  sich  aus  der 
Vereinigung  dieser  Adjectiva  mit  Namen  von  Körpertheilen  ergibt. 

£)  ist,    wie  wir  wissen,    das  Vordertheil  des   Löwen   und   das  Vordere,    der   Anfang 

überhaupt.     Mit  (I  'CX     wird  es  (I  Vv    o  'imt  Tit  und  bedeutet  „das  am  vorderen  Theil" 

oft  auch  „das  an  der  Stirn  Befindliche,  das  Diadem".  Schon  in  den  Pyramidentexten  kommt 
es  in  dieser  Bedeutung  vor,  z.  B.  als  das  Diadem  des  Horus.     Mit  dem  Suffix  wird  es  zum 

blossen  Substantivuni   und  empfängt   auch    sein    eigenes   Determinativ.     —  \t\    es         ^^ 

U    JS*^     <=>    I 

determiniert   und   kann  nur 
mit  dem  Substantivum   -Diadem"  übersetzt  werden. 


Da 5)  auch  zeitlich  das  Vordere  bedeutet,  hat  - 


imt  h  t,  „das  zum  Anfang, 


zum  Früheren  Gehörende"    auch  zeitliche  Bedeutung  und  ist  mit  antea  zu  übersetzen.     Mit 


y  (    mV)  bedeutet 


<K  ^S  . 


i 


imt  tit  „gleich  dem  zum  Früheren  Gehörenden",   „wie  es 


früher  war"   und  kann  als  Adverb  gefasst  werden. 


G4 


Sinne, 


CS 

n_ 
r 


<&,   „das  was  im  Herzen  ist",  bedeutet  „das  Innerste"  auch  in  übertragenem 


es  oder  - 


QQ: 


'imt,  'imy  h-t,   „was  sich  im  Leibe  befindet" 


I   I  I  <=>    I 
oder  „die Eingeweide".      ^  „das  Hintertheil  des  Löwen"  bedeutet  „das  Hintere"  und 

'imt  phw'i  „was  hinten  ist,  der  Hintere"  oder  auch  „was  sich  am  Hinteren  befindet"   d.i.   „die 

Nachfolge".     -U  ,   (  —  *|\  'im  'irt'i  (ei&.T)  oder  mit'i,  „der  zu  den  Augen,  zum 

Bereich  der  Gesichtsthätigkeit  Gehörende",  d.  i.  der  Lootse,  Pilot,  Ausluger,  den  jeder  Nilreisende 

am  Vordertheile  des  Schiffes  mit  der  Stange  in  der  Hand  kennen  lernt.     [  <=>N^W,   (1   ^     -£W, 

N?  'ir,  'ir'i  ist  das  Zugehörige.     „Der  zur  Thür  gehörige",  d.  i.  der  Thürhüter  oder  Thor- 
Wächter  heisst  U    vx   NT  ^,  wie  in  dem  Satze :    ¥    V\   LL  !  3    «    §  §T <:::::>  ^    \\  W 


iiiiiiiii 


i2)      „0    dass    ich    doch    eingesetzt    würde    zum    Thorhüter!"      An    der    Spitze    des 
Schiffes  ist  der  vjY  ir  tit  sein  „Leiter",  an  der  Stirn,  wie  'imt  tit  „das  Diadem".     ( 

v"jy  'ir'i  rd",  „das  zu  den  Füssen  Gehörende",  das  ist  „der  Fussring",  der  besonders 

gern    von  Frauen    am  Knöchel    getragene  Reifen,    doch   auch    wie   auf  der  Grabschrift  des 
Amen-eni-heb3)  \\  sjf\  <=>  j^j[  'ir  rd"  „der  Genoss  seiner  Füsse,  der  Adjutant",  und  ausserdem 


')  Pap.  Eb.  41.  1.    Pap.  Eb.  104,  1  begegnet  er  uns  in  localer  Bedeutung  als  das  „vorn  Befindliche". 

befinden. 


'tut?   „Mandeln"  (am  Halse)  die  Rede,  die  sieb  vorn  —  J^V\ 


Hier  ist  von  den 

CS       CS 

2)  Papyrus  Harns  500,  10,  12. 

3)  G.  Ebers,   Thaten   und   Zeit   Tutmes  m.;   Zeitschr.  1873,   S.  3,   Z.  2.     S.  Zeitschr.  d.  deutschen 


108 


als  Collectivbegriff:    „das  Gefolge".     So  heisst  es  in  den  von  Spiegelberg  neu  gefundenen  und 

(1  <=>  ^  i  ^5  ^  ^  äjm*>3  «'«'  fc?/s£  «7»s?/  nß  wj  'in  n?"  st  „0  dass  ich  doch  wäre  ihre 
Negerin  (Negersklavin),  aus  denen,  die  zu  ihren  Füssen  gehören",  d.  i.  aus  ihrem  Gefolge. 
(0    dass   ich    doch   nur   eine  schwarze  Sklavin    aus  ihrem  Gefolge  wäre!)     t, o  y^  \\ 

'irt  cw'i  ist  das  zum  Arm  Gehörende   oder  das   Armband,2)   "mV      Y  'tri  hh  oder  " 


'tVS  hh-  s  „das  zu  ihrem  Halse  Gehörende"  oder  „ihr  Halsband".  Mit  diesen  Proben,  denen 
sich  eine  grosse  Zahl  von  anderen  beifügen  Hesse,  die  von  hr  auf,  3)  hr  unter  etc. 

abgeleitet  sind  und  zu  \\  hr'i  „befindlich  auf",  \\  hri  „befindlich  unter"  erweitert  werden, 
mag  es  an  dieser  Stelle  genug  sein.  Nur  das  hierhergehörende  @Jt  tfii  sei  noch  erwähnt, 
das   „am  Kopf  befindlich"    bedeutet  und  unter  den  Ordinalzahlen  regelmässig  statt    .    primus 

steht.  Mit  adjectivischem  Werth  folgt  es  dem  Nomen.  ^\  <=>  Jn  \\  mr  tp'i  ist  „der  erste 
oder  Hauptvorsteher". 

Um  den  Begriff  „alle",  „alle  Menschen"  auszudrücken,  gebraucht  man,  wenn  das 
verbum  finitum  „etwas  wahrnehmen",  und  zwar  mit  den  Sinnen,  bedeutet,  gewöhnlich  nicht 
nur  K37  nb    omnes    allein,    sondern    setzt  es  in  Verbindung  mit  dem  Organ,    von  dem  die 


Wahrnehmung    ausgeht.     Bringt    das  Verbum    die  Vorstellung    des  Sehens    zum    Ausdruck, 
so  wird  mit  "C7  nb  omnes  das  Auge  ^     ,    ir-t  oder  mi-t   verbunden,   bei   der  des  Hörens 


l 


mit    r  *£)  'nli  „das  Ohr",  bei  der  des  Riechens  mit  fnd  „die Nase". 

1  AAT/W  CJ 


^       I 


-<2>~ 


\rt  nb' 


oder 


<2 


'ir-t  nbw    „alle  Augen"  bedeutet  alle  (sehenden)  Menschen,  fndw  nbw  alle 


(riechenden)  Menschen    (athmen    den    frischen    Hauch)  etc.     Auf   der  Metternichstele    heisst 


es   z.  B.  vp* 

erblicken  den  Sonnengott  (If)1 


rj)  'ir-t  nbw  gmh  sn  Rc   „alle  (sehenden)  Menschen 


morgenländ.  Gesellschaft  1876,  Bd.  XXX,  S.  391  fgd.  G.  Ebers,  Das  Grab  und  die  Biographie  des 
Feldhauptmanns  Amen-em-heb.  Dazu  die  genauere  Reproduction  der  von  dem  Verfasser  entdeckten 
Inschrift. 

')  W.  Spiegelberg,  Aegyptiaca.     (Festschrift  für  Georg  Ebers.    Leipzig  1897),  zu  S.  117,  Z.  13. 

2)  Lepsius,   Aelteste  Texte  d.  Ts.  T.  42,   Colin.  2  und  3   über  dem   Bilde  eines  an  Arm  und  Fuss 

0  <=>  °   und   ()  "^ 


zu  befestigenden   Bandes 


„das  zu  den  Armen  und  Füssen  gehörende",  das 


Arm-  und  Fussknöchelband.     Jüngst  publiciert  in  G.  Steindorffs  Mentu  Hotep  Sarkophag. 

3)  ^  I  hr  und  hr  auf,  über  „und"   „unter,   Adverb,  unten",   stehen  einander  oft  gegensätzlich 


gegenüber.     Als  Substantiva  sind  die 


IL 


\ 


® 


I    I    I 


I  I  I 


I    hr'hv   und   hr'iw    „die   Bewohner 


der  Unter-  und  Oberwelt".     In  poetischen  Texten  werden  sie  wohl  um  des  Keimes  willen  gern  gebraucht. 

Der  M£  hr  U  (hr'i  ti)  ist  „der  auf  Erden  Weilende,  der  Hinterbliebene". 

•=>  Hin' 


109 


Auf  einer  Leydener1)  Stele  heisst  es:  Die  Welt  ist  in  Finsterniss  und  in  Nebel   I  X 
^s>\^^    I    I  vai^37  „nicht  schaut  ein  Auge  sein  zweites  (ein  Mensch  den  anderen), 

www  r    i 

das  Gesicht  jedermanns  ist  blind". 

Ebenso  wird  auch  &  l  hr  „das  Gesicht*   gebraucht.     In  einem  hieratischen  Papyrus  aus 

dem   mittleren  Reiche  (Berlin)2)   heisst  es:  X  ^jl  v\    'vgx.  ^s^  hr   htm    „die   Gesichter 

(statt  die  Menschen)  vergehen". 

Auch  auf  anderen  Gebieten  als  auf  denen  der  Schrift  und  Sprache  wendet  der  Geist 
der  Aegypter  sich  mit  Vorliebe  den  Gliedtnassen  des  menschlichen  Körpers  zu. 

Der  Mensch  ist  für  den  Menschen  überall  das  interessanteste  Object  der  Betrachtung. 
In  Aegypten  führte  die  frühe  und  aufmerksame  Beobachtung  seines  äusseren  und  inneren 
Wesens  wie  von  selbst  darauf  hin,  für  die  Beziehungen  der  Sterblichen  untereinander  und 
zur  Gottheit,  für  die  Erklärung  vieler  Erscheinungen  und  Kräfte  in  der  Natur  und  endlich 
für  die  Verdeutlichung  der  übersinnlichen  Ideen  (Fortdauer  der  Seele  nach  dem  Tode, 
Unvergäuglichkeit  des  Stoffs  im  ewigen  Kreislauf  des  Vergehens  und  Werdens  etc.),  denen 
wir  schon  in  den  ältesten  Schriften  Ausdruck  geben  sehen,  nach  Bezeichnungen  und  Bildern 
zu  suchen. 

Je  bestimmter  der  Mensch  als  Urbild  aller  Beseelten  erkannt  worden  war,  desto  natür- 
licher erscheint  es,  dass  bei  dieser,  wenn  der  Ausdruck  erlaubt  ist,  vergegenständlichenden 
und  illustrierenden  Thätigkeit  das  Meiste  dem  menschlichen  Organismus  und  seinen  Theilen 
entlehnt  wurde.  Diese  finden,  wie  wir  sehen  werden,  reichliche  Verwendung  bei  der 
Verbildlichung,  die  die  Aegypter  der  eigenen  Umgebungswelt  angedeihen  lassen,  und  bei 
der  Benennung  vieler  Vorstellungen,  die  sich  an  sie  knüpfen. 

Die  Namen  Aegyptens. 

Der  Name,  mit  dem  wir  das  Nilthal  heute  bezeichnen,3)  ist  griechisch.  Alle  Ver- 
suche, ihn  aus  dem  Aegyptischen  zu  erklären,  auch  unsere  eigenen,  sind  als  gescheitert  zu 
betrachten.4)     Auf  allgemeine  Annahme  scheint  uns  die  Erklärung  rechnen  zu  dürfen,    die 


l)  Leydener  Stele  V,  70.     Brugsch,  H.-d.  Wörterbuch  S.  1220  s.  v.  i 


SJJW. 


2)  Berlin,  hierat.  Pap.  3024.  A.  Erman,  Gespräch  eines  Lebensmüden  mit  seiner  Seele.  Abh.  d. 
Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1896,  S.  63. 

3)  AXyvTTtog.     Er  eignete  ursprünglich  dem  Strome.     Homer's  Od.  IV,  355.    XIV,  258. 

*)  Wir  erklärten  ihn  aus  ai  gab-t  das  gebogene  Küstenland,  ein  Name,  der  den  Phöniziern,  die 
ihn  dann  den  Griechen  zukommen  Hessen,  am  Deltaufer  bekannt  geworden  sein  könnte;  Ebers,  Aegypten 
und  die  Bücher  Moses,  S.  132  fgd.  H.  Brugsch  leitet  ihn  von  dem  heiligen  Namen  ab,  der  eigentlich 
nur  für  das  Gebiet  von  Memphis  und  für  den  kanobischen  Nilarm  vorkommt.  Es  ist  ht  h  Pth  (Hat  ha 
Ptah)   zu  lesen  und  Haus  der  Verehrung  des  Ptah  zu  übersetzen;    Brugsch,   Geographische  Inschriften, 

Bd.  I,   S.  83  und  236.     Wegen   der  Inversion   aus  Ehrfurcht   vor  dem   Gottesnamen  ist   I      X 

allerdings  nicht  Hat  Ptah  ka  sondern  Hat  l;a  Ptah  zu  lesen.  Merkwürdig  ist,  dass  genau  derselbe  Name 
auch  in  den  keilschriftlichen  Tafeln  von  Teil  el-Amarna  für  Memphis  vorkommt;  H.  Win  ekler,  Keil- 
schriftliche Bibliothek,  1896,  53,  37.  Ed.  Meyer,  Aegyptiaca,  S.  73.  Wiedemann,  2.  Buch  des  Herodot 
führt  den  Namen  Aegyptens  (wie  früher  v.  Gutschmid)  auf  das  griechische  yvy>  „der  Geier"  zurück. 


110 

Wecklein  gibt,  die  ihn  aber  auch  aus  dem  Griechischen  ableitet.1)  Für  den  Namen  des 
Stromes  NeiXog  fand  sich  bisher  weder  im  Altägyptischen,  noch  im  Griechischen  eine  wahr- 
scheinliche Erklärung.     Auf  den  Denkmälern  wird   der   Nil   X  %$%£    h'api   geschrieben, 

ALI     \\  www 

~w**  *itwr  oder  l         ™~^  *iwr, 

*■* ^    /WWW  <- ^    /WWW 

d.  i.  wie  das  koptische  eioop  oder  das  hebräische  ihO  (der  biblische  Name  für  den  Nil) 
der  Fluss  oder  Strom  im  Allgemeinen.  Woher  die  Griechen  ihr  NeiXog  nahmen,  ist  also  nicht 
mehr  sicher  zu  erkennen.2)  Wir  haben  hier  nur  zu  bemerken,  dass  auch  der  Fluss  anthropo- 
morph  gedacht  wurde.  Es  gab  Götter  mit  hängenden  Brüsten ,  die  den  südlichen  und 
nördlichen  Nil  darstellen;  man  setzte  den  Strom  Aegyptens  aber  auch  dem  Osiris  gleich,  — 
stellte  sich  ihn  in  Gestalt  eines  Mannes  vor,  dessen  Haupt  im  Süden  (die  vornehmste 
Himmelsrichtung)  ruhte,  und  dessen  Beine  sich  an  der  Stelle  auseinander  begaben,  an  denen 
der  Nil  sich  spaltet.  Der  Ort,  an  dem  dies  vor  sich  ging,  hiess  nach  Herodot  (II,  15) 
Ksoxacscogog  und  nach  Strabo3)  Keoxeoovoa.  Das  handschriftliche  Keoxdocogog  des  Herodot 
hielt  man  für  KeoxooiQig  und  war  also  um  so  berechtigter,  es  mit  „  Zerschneidung "  des 
Osiris  (Nil)  zu  übersetzen,  als  Herodot  zu  Kerkasoros  die  Bemerkung  fügt:  „xaß'  >jv  aiü^exai 
6  NsTlog  e'g  re  TLi]Xovoiov  qecdv  xal  ig  Kdvcoßov11 .  Der  pelusinische  und  kanobische  sind 
aber  die  am  meisten  nach  Osten  und  Westen  gelegenen  Nilarme.  —  Dennoch  erhob 
U.  Wilcken4)  gegen  diese  Deutung  des  Namens  einen  wohlberechtigten  Einwand,  indem  er 
auf  zwei  Ortschaften  Ksqxeoovxcov  öoog  und  Keoxevoioig  wies,  die  er  in  den  Fayyümer 
Papyri   als    zum  Verwaltungsbezirk    Arsinoe    gehörig    fand.     Er  schlägt  nun,    von    triftigen 

Gründen  gestützt,  vor,  diese  beiden  Namen  fl   %      grg  oder     \     ©  grg  „Wohnung  des 

Krokodilgottes  Suchos  (Sbk)"  und  (Keoxevoioig)  „Wohnung  des  Osiris"  zu  übersetzen  statt 
„Zerschneidung"  dieser  beiden  Götter.  Bei  Herodot  wie  bei  Strabo  will  er  Keoxevoioig 
geschrieben  sehen.  Nun  pflichten  wir  zwar  seinen  Gründen  bei  und  deuten  mit  ihm  den 
Namen  bei  Herodot  wie  bei  Strabo  „Wohnung  des  Osiris" ;  der  Hermeneut  des  Halikarnassiers 
muss  ihn  aber  —  vielleicht  in  Folge  einer  Volksetymologie  und  seiner  Kenntniss  der  Mythe  — 
mit  „Zerschneidung  des  Osiris"  erklärt  haben.  Nach  der  mythologischen  Vorstellung  nämlich 
befand  sich  das  Haupt  der  Osiris-Nilgestalt  im  Süden  und  ihre  Beine  (der  pelusinische  und 
kanobische  Nilarm),  die  sie  auseinanderspreizte,  reichten  bis  an  das  Mittelmeer.  Zwischen 
ihnen  muss  man  sich  das  Delta  denken.      Sie  trennten  sich  natürlich  bei  dem  Kegxdocooog 


1)  Wecklein,  Zu  den  Hiketiden  des  Aeschylos.     Sitzungsber.  der  k.  b.  Akad.  d.  Wiss.,  pbil.-hist.  Cl. 
1893,  Bd.  II,  Heft  3,   S.  393  fgd. 

2)  Dem  Namen  des  Nil  bei  Cl.  Ptolemäus  4,  5,  39,  47  Miyag  noxa^ög  entspricht  der  andere  'Aya&og 

f\    <S    t=t      A    §   ^"^  fL.      t     0     D     1fe=f 
daificov  und  beide  erhielten  sich  auf  den  Monumenten.     [,  ,    l,  /www  A  ;    'iwr'i,  X 

7i.jp  (h'p)  ivr  „der  grosse  Strom"  und  ~  I  JH  ivn  nfr  ,'Ayadvg  öai/icov,  das  gute  Wesen",  ein  Beiname 

des  Osiris,  auch  als  anthropomorphe  Erscheinungsform  des  Nilstroms.     Muss  der  griechische  Name  NsV.og 
erklärt  sein,  so  geschieht  es  wohl  am  besten  durch  Zusammenstellung  mit  dem  hebr.  ^n;}  „flumen".    In 

früher  Zeit  soll  der  Nil  auch  bei  den  Griechen  MeXag  geheissen  haben.     Trasyll.  bei  Plutarch  fluv.  16,  1. 
Jesaias  23,  3.     Nach  Steindorff  vielleicht  Verwechselung  mit  KHM€. 

3)  Strabo  17,  806. 

4)  Zeitschrift  1883.     Aegyptische  Eigennamen  in  griechischen  Texten  S.  162. 


111 

{KeQxevoiQig)  des  Herodot.  Den  Namen  „Wohnung  des  Osiris"  dankt  der  Ort  Kerkeusiris 
{grg  ws'ir)  sicher  einem  zu  ihm  gehörenden  Heiligthume  dieses  Gottes.1)  So  weit  der  Strom 
Aegyptens  reichte,  erstreckte  sich  das  Herrschaftsgebiet  des  Osiris.2)  Sein  Haupt  dachte 
man    sich,    wie    gesagt,    im    Süden,    der    auch    sonst    die    bevorzugte    Himmelsrichtung.    — 

Das    \J  yipt  ti   oder   Hörn  der  Welt   ist   die  äusserste  Südgrenze  Aegyptens.     Auf 

einer   Inschrift   aus    der   18.  Dyn.    (Amenophis'  III)    stehen    ihm    als    nördlichste    Grenzen 

|  r=i  slinnw  pt   die  Stützen   des   Himmel  entgegen.     Aegyptens  Grenzen  des  Südens, 

Vq  £_  '  ■■■  '  3  Y  Y  Y  Y 

Q(\  ipt  ti,  die  des  Nordens  bis  zu  den  f=^i 

shnniv  pt  oder  Stützen  des  Himmels.  Wir  halten  es  indes  kaum  für  wahrscheinlich,  dass 
man  bei  dem  „Hörn  der  Welt"   an  den  Hauptschmuck  des  Gottes  dachte. 

Auf   den    Denkmälern    heisst    Aegypten    gewöhnlich    f     I  ^j\         oder         _       Jcm-t 

(kopt.  rhm«,  ^hmi,  khau),  d.  i.  das  schwarze.  Diese  Bezeichnung  bezieht  sich  auf  den 
dunklen  Boden  des  Fruchtlands;  sie  wird  aber  auch,  wie  wir  sehen  werden,  mit  einem 
Körpertheile  in  Verbindung  gesetzt.  Das  erfahren  wir  durch  die  folgende  Mittheilung  des 
wohl  unterrichteten  Plutarch : 4)  "Ezi  ttjv  AXyvnxov  iv  toi?  judhara  /ueXXdyyEiov  ovoav,  cooneg 
tö  /xeXav  rov  öcpßaX/uov ,  yr\niav  xaXovot,  xal  xagölq  nageixa^ovot.  „Das  meisten theils 
schwarzerdige  Aegypten"  wäre  also  wie  das  Schwarze  im  Auge  %y]^i(i  genannt  und  mit  dem 
Herzen  verglichen  worden.  Diese  Notiz  beruht  auf  guten  Nachrichten ;  denn  kern  oder  kam 
bedeutet  auf  ägyptisch  von  der  frühesten  Zeit  an  bis  ins  Koptische  zugleich  „Aegypten" 
oder  „schwarz"   und   „schwarz  sein". 

Der  unterägyptische  Dialekt,  in  dem  Plutarch  reden  hörte,  aspirierte  zuweilen 
(Steindorff,  Kopt.  Gr.  §  23  u.  24)  das  k  und  machte  aus  dem  km  der  alten  Schriftsprache 
und  aus  dem  kemi  des  Demotischen,  das  im  Norden  des  Landes  vielleicht  schon  früh  „cAem" 
gesprochen  wurde,  ^qhau.  Plutarch  hat  darum  Recht,  wenn  er  sagt,  Aegypten  würde  wie 
das  Schwarze  im  Auge  %rjfj.ia  genannt.  Wie  so  oft,  bestätigen  auch  in  diesem  Falle  die 
Denkmäler  die  Mittheilung  des  Verfassers  der  Schrift  über  Isis  und  Osiris;5)  denn  wir  hören 

zu    Edfu    von    Aegypten    bemerken:    f     l        ^  <=>  A?\     ^    7^  km-t  dd  r 

yir-t   Ws'ir  dfd  s  pw  „Aegypten  (das  Schwarze),  das  benannt  ist  nach  dem  Auge  des  Osiris; 


/WWNA  U 


x)  lieber  die  Nilgötter  mit  den  hängenden  Brüsten,  über  den  nördlichen  und  südlichen  Nil  etc. 
kann  hier  nicht  eingehender  gehandelt  werden. 

2)  Osiris  ist  der  Strom  und  das  Wasser  überhaupt.  Plutarch,  Isis  und  Osiris  c.  33.  Hippolytos  V,  7, 
p.  142.    "Oatniv   di   Myovoiv    vdwg.     Schon    in   den   Pyramidentexten    (Ppy.  I,  518)    wird    Osiris    genannt 

v\  mtc  rnpw  „das  sich  erneuernde  Wasser".  Bei  der  Aufzählung  der  grossen  den  vier  Ele- 
menten vorstehenden  Götter:  B',  Sw,  Gb,  Ws'ir  (Edfu)  ist  der  letztere  (Osiris)  immer  das  Wasser.  R'  Feuer, 
Sw  Luft,  Gb  Erde,   Ws'ir  Wasser. 

3)  Lepsius,  Denkm.  III,  81,  c. 
*)  Plut.,  Is.  u.  Os.  c.  33. 

5)  Wir  weisen  hier  auch  schon  auf  Horapollon  Hieroglyphica  ed.  Leemans,  Amsterdam  1835,  I,  21 
hin,  wo  von  Aegypten  gesagt  wird,  es  sei  die  Mitte  der  Welt  wie  die  sogenannte  Pupille  die  des  Auges. 
y.uttä.-reo   iv  zw   >'"/  ilu'l.iuT,   i)   /.eyofdvt]   y.öorj. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wim;  XXI.  Bd.  I.  Abth.  15 


112 

denn  es  ist  seine  Pupille".     Wenn  von   dem   Gotte  Horus  gesagt  wird:1)    J  (I  ^r^s  vV" 
-   !    '         ""  7t;    IL, o  j>- — i  f\    ^  b\k  ntr  hr  'ir-t  'iib  km    „der   göttliche    Sperber   mit 

dem  linken  schwarzen  Auge",  bezieht  sich  dies  wohl  auf  die  Mythe  von  dem  Auge 
(oder  von  den  Augen),  das  Horus  von  seinem  feindlichen  Bruder  Set  ausgerissen  wurde, 
das  Dhwt'f  wiederfand  und  dem  Horus  zurückgab.  Das  geraubte,  wiedergefundene  und 
wieder  eingesetzte  Auge  der  Gottheit  ist,  wie  wir  sehen  werden,  das  tägliche  Licht  der  Sonne. 
Wenn  diese  der  Erde  das  Licht  entzieht,  wendet  der  in  Sperbergestalt  gedachte  Sonnengott 
das  geblendete  linke  Auge  der  Erde  zu,  und  es  erscheint,  wie  das  Beispiel  oben  lehrt,  schwarz. 
In  der  Ptolemäerzeit  (Edfu)  wird  von  der  Operation,  „die  Dhwti'  an  Horus  vornimmt,  bis  er 
zufriedengestellt  ist  mit  seinem  Auge",  eingehender  gesprochen.2)  Dieses  mythologischen  Vor- 
gangs, dessen  die  jüngeren  Texte  so  oft  und  verschiedenartig,  auch  im  Todtenbuche,  erwähnen, 

wird   schon    in    den    Pyramidentexten    gedacht.      Wir    hören   dort    =a®=  v\  )    ir-t'i 

Hr  hat  Jcm  t  „die  beiden  Augen  des  Horus,  das  weisse  und  schwarze"  erwähnen;  dabei  darf 
indes  weder  an  Sonne  und  Mond,  noch  an  das  Schwarze  im  Auge,  das  nach  Plutarch 
%r)[jda  genannt  wurde,  gedacht  werden,  sondern  eben  nur  an  das  tägliche  Licht  der  Sonne, 
das  hell  bei  Tage,  bei  Nacht  im  Dunkel  verschwindet.     Schon   in  der  Pyramidenzeit  ward 

Horus  auch   v\  ©  1  J  ^"^  )  Hr  lisbd  "ir-t'i  „der  blauäugige  Horus"  genannt,  —  ein 

Umstand,  der  uns  vielleicht  für  die  Herkunft  der  Aegypter  aus  Asien  angeführt  werden 
zu  dürfen  scheint. 

Plutarch  hörte  also  richtig,  der  Name  Aegyptens  %r]uia  oder    „das  schwarze",5)  stehe 
mit  dem  Schwarzen  im  Auge   oder   mit   der   Pupille    (wie  die  Denkmäler  lehren  des  Osiris 

oder  später  des  Amon)    in  Verbindung.       ^"^  ^T^    dfd    wird    übrigens    auch    als    pars  pro 


!)  Todtenb.  Leps.  109,  8. 

2)  t=^=='  v\    / <=>     shtp  Hr  m  'ir-t  f  „und  Hör  zufriedengestellt  ist  mit  seinem  Auge".    Dhwt'i 

macht  das  Auge  heil   Y\  A    >\  3    wdi  „heil,  zu  einem  heilen,  vollkommenen  Auge",  das  das    v\  A    £\     q^ 

„Wd?-tauge"  genannt  wird  und  von  dem  es  schon  in  den  Pyramidentexten  heisst,  es  sei  "T"  A  j  Ä 

II 

'tili  wdi  nn  bgi  s  nb  „lebend  heil,  gesund  und  nicht  irgendwie  schadhaft". 


3j  Pyr.  des  Wn'is  (Unas)  37. 

4)  Pyr.    des    Wn'is   Z.  370.     Wenn   Horus    krank    ist,    wird    er   auch  i^n\  ds(r)  'irt'i 

„rothäugig"  genannt.     Masperos  Uebersetzung  von   T  v\     <3>  v\    o  ^^  ""'  }f    „krank  vor  Wuth" 

ist  wahrscheinlich  zutreffend.     Das  fragliche  letzte  Zeichen  scheint  einen  Pantherkopf  darzustellen,  nicht 
den  des  Nilpferdes,  der  sonst  mit  O  ?  t  den  „kurzen  Zeitabschnitt,  die  Minute",  determiniert.    Vielleicht 

steht  es  für  <ss=>.  das  Krokodil  hinter    ^\    czf^ü   id. 


EL         ^ 

5)  Der  Name    f     I  V\  km-t  „das  schwarze"  für  Aegypten  hat  nichts  mit  einem  menschlichen 

Körpertheile  zu  thun.     Das  erste  Zeichen  in  dieser  Gruppe  f     I  stellt  die  Spitze  des  Krokodilschwanzes, 
vielleicht  auch  einen  Kohlenhaufen  oder  etwas  Gewobenes  dar,  und  repräsentiert  nur  den  Lautwerth  km. 


113 


toto  für  das  ganze  Auge  gebraucht,1)  und  da  zur  Zeit  unseres  Gewährsmannes  die  Aegypter 
beinahe  ausnahmslos  schwarzäugig  waren,  lag  es  nahe,  das  schwarzerdige  Aegypten  mit 
dem  Auge  seiner  Bewohner  zu  vergleichen.  Die  Pupille  erweckt  noch  entschiedener  die 
Vorstellung  des  Schwarzen  als  der  ganze  Augenstern,  und  nach  der  des  Osiris  Hessen  die 
Aegypter  selbst  darum  in  Folge  einer  mythologischen  Vorstellung,  wie  wir  oben  zeigten, 
ihr  Land  ktn-t  oder  das  schwarze  nennen. 

Weiter  berichtet  die  angeführte  Stelle  des  Plutarch  von  Aegypten:  xal  y.aQÖiq  tiüqei- 
ttdCovoi  „und  sie  vergleichen  es  mit  dem  Herzen".  Diese  Notiz,  die  schon  an  sich  wahr- 
scheinlich ist,2)  gewinnt  an  Halt  durch  die  parallele  Mittheilung  Horapollons, 3)  die  Aegypter 
hätten,  um  den  Namen  ihres  Landes  zu  schreiben,  ein  brennendes  Räuchergefäss  und  darüber 
ein  Herz  gezeichnet.  Dennoch  ist  uns  weder  ein  Name  Aegyptens  begegnet,  der  mit  dem 
Zeichen    des  Herzens  geschrieben   wird,    noch   hörten   wir   Aegypten    als   Herz    bezeichnen. 

ü  O  O 

Die  Gruppe,  deren  Horapollon4)  gedenkt,  müsste  v  oder  «  oder  C\  sein,5)  doch  kommt 
weder  sie  noch  eine  ähnliche  irgendwo  auf  den  Monumenten  vor.6)     Dass  Horapollon  aber 


>)  So  heisst  es  im  Pap.  magique  Harris  IV,  10  f\  ^^  M  j\  ^^  $    VN      )  %>  t\       ^  ^  w. 

/www  i 1     I  /wv\aa  _/j   i._.w   i  T   —21    -ijr^  ^c^ V     O    y 

*Imn  'imw'i  sw  m  dfd  f,  „0  Anion,  der  sich  verborgen  hält  in  seinem  Auge",  d.  h.  Amon,  dessen  Wesen 
in  der  Sonne,  seinem  Auge,  verborgen  ruht.     Im  Pap.  Eb.  wird  dagegen  die  Pupille       ^^ 


/www 

O  o     I 

yVSAAAA 


<lfd  n  'ir-t  „vorn  ganzen  Auge"    streng  unterschieden;   57,  2  und  a.  a.  0.     Der  Gott  des  Ortes 


c*=*^ 


sdnt  im  11.  unterägyptischen  Nomos  heisst 


1  oder    V\  1  Lepsius,  Denkm 


IV,  58b, 


„der  zweiäugige  Gott  Horus"  oder  der  „Gott  Horus  mit  beiden  Augen".    In  jenem  Namen  ist  'ir  mit  beiden 


Augen     _    ,  in  diesem  mit  zwei  Pupillen  °  °  determiniert. 

2)  Horapollon   1.  1.  I,  22.     Al'yvjirov    de    ygäyorteg ,    ^v/^iartjgiov    y.aiö/nerov    ^coyQacpovai ,    xai    ijidvo) 
y.aoöiav. 

3)  Man  denke  nur  an  die  sehr  grosse  Rolle,  die  das  Herz 
in  der  Vorstellung  der  Aegypter  und  besonders  auch  in  der 
Unsterblichkeitslehre  spielt.  Wir  erinnern  an  die  Kapitel  vom 
Herzen,  die  Wägung  des  Herzens,  die  Anbetung  des  Herzens 
des  Osiris  durch  die  vier  Lichtgeister,  die  die  nebenstehende 
Vignette  zur  Darstellung  bringt  etc.  etc. 

*)  Horapollon  1.  1.  I,  22. 

5)  Lauth  (Horapollon,  Sitzungsberichte  der  Münchener 
Akademie    der   Wissenschaften.     Philol.  -  philos.    Classe    1896, 

S.  88)  sieht  in  der   p,-     Das  ■Q  ist  aber  kein  Räuchergefäss.    Wir  würden  es,  wenn  es  nicht  mehrfach 


0 


vorkäme,  und  wenn  er  ihm  nicht  die  Lesung  t)  zuertheilte,  für  einen  Druckfehler  halten.     Dies  ti  beweist 
aber,  dass  er  Q  richtig  für  ein  Gebäck  halt.     Wie  er  dazu  kommt,  es  dennoch  für  ^s  das  Rauckgi 
zu  erklären,  dem  die  Lesung  bi  zukommt,  ist  unerfindlich. 

6)  In  Brugschs  Dictionnaire  geographi<iue  de  l'ancien  Egypte.     Leipzig  1880,  II,  S.  139,  finden  sich 
sämmtliche  Namen  Aegyptens  aufgeführt,  doch  auch  hier  kommt  keiner  vor,  der  mit  dem  bei  Horapollon 

zusammenzubringen  wäre.     fe.£ZZI<)  wechselt  nie  mit  (    fy    J  in  den  Ptolemäertexten,  die  wir  aufmerksam 

darnach  durchsuchten. 

15* 


114 

vielleicht  dennoch  an  einen  nicht  ungebräuchlichen  Namen  Aegyptens  denkt,  werden  wir 
unten  zeigen.  Jedenfalls  wäre  es  wunderbar,  wenn  die  Aegypter  nicht  wie  andere  selbst- 
bewusste  Völker,  ihr  Land  als  „Herz  der  Welt"  aufgefasst  hätten.  Plutarch  erklärt  die 
Vergleichung  Aegyptens  mit  dem  Herzen  damit,  dass  es  stets  warm  und  feucht  und  von 
den  südlichen  Theilen  der  bewohnten  Erde  eingeschlossen  und  umgrenzt  sei  wie  das  Herz 
von  der  linken  Seite  des  Menschen,  Horapollon  lässt  für  Aegypten  das  brennende  Räucher- 
gefäss  mit  dem  Herzen  darüber  eintreten,  weil  dies  Land  wie  das  Herz  eines  Eifersücbtigen 
immer  heiss  sei.  Beide  führen  also  die  Wahl  des  Herzens  für  Aegypten  auf  die  Temperatur 
dieses  Landes  zurück,  und  Lauth,  der  nie  um  Auskunft  verlegen  ist,  meint,  der  Name 
Aegyptens  und  der  Begriff  der  Wärme  hätten  leicht  zusammengebracht  werden  können, 
weil  das  koptische  khmc,  ^hm€  das  schwarze  (seil.  Land)  an  den  Klang  von  £moai 
febris  und  £mo  calefieri  erinnere.     Sehen  wir  aber  auch  von  den  lautlichen  Schwierigkeiten, 

die  diese  Zusammenstellung  bietet,  ab,   wo  bliebe  das  Herz?     Sein  Versuch  "O1  )  I   aqtd 

(ckw'i)  die  Mitte  und  £)  ti  zu  lesen,  dies  h  als  Variante  für  =s5s=  ti,  to  00  mundus  anzu- 
sehen  und   beide    zusammen    „Mitte  der  Welt"    zu  übersetzen,    krankt    aber  an  so   unüber- 

windlichen  Schwierigkeiten,   ja  ist  trotz  des  verführerischen  Sinnes,   den  Lauth  dem  ov     des 

Horapollon1)  unterlegt,  so  ganz  unmöglich,  dass  wir  uns  begnügen,  seiner  nur  vorübergehend 
zu  gedenken. 

Die  auf  der  Standarte  schwebende  Figur  aus  der  Vignette  zum  28.  Kapitel  des 
Todtenbuchs,2)  die  das  Herz  darzustellen  scheint,  das  von  den  Lungenflügeln  umfasst  wird, 

von  deren  Mitte  der  Larynx  ausgeht,    könnte  Plutarch  oder 
seinen  Gewährsmann  eher  zu  dem  Vergleiche  mit  dem  Herzen 
^y )  (  (       )  )  geführt  haben,    das  von  der  linken  Seite  des  Menschen  um- 

schlossen wird  wie  Aegypten  von  den  südlichen  Theilen  der 
bewohnten  Erde.  Jedenfalls  war  das  von  den  Respirations- 
organen umschlossene  Herz  den  Aegyptern  kein  fremder 
Begriff. 

Horapollons  brennendes  Rauch ergefäss  mit  dem  Herzen  darüber  wissen  wir  zwar  nicht 
zu  erklären;  eine  Vermuthung  aber,  auf  die  wir  gegenüber  dieser  Gruppe  verfielen,  wollen 
wir  nicht  unterdrücken.  Als  Horapollon  die  „Hieroglyphica*  frühestens  zur  Zeit  des 
Theodosius,  wahrscheinlich  zuerst  in  koptischer  Sprache  verfasste,  war  schon  die  volle 
Kenntniss  der  Hieroglyphenschrift  und  des  Altägyptischen  verloren  gegangen,  doch  gab  es 
noch  in  römischer  Zeit  für  Schüler  zusammengestellte  Listen  der  Hieroglyphenzeichen,  wie 
der  von  Flinders  Petrie  entdeckte  Zeichenpapyrus  von  Tanis3)  beweist.  Solche  Handschrift 
mit  etwas   ausführlicherer   Berücksichtigung   der   Bedeutung   der   einzelnen    Zeichen   scheint 


U 


W 


1)  Sobald  wir  sein  Q  zu  ^  verändern,  ist  es  schon  nichts  mehr  mit  der  Lesung  U  und  dem  *-■■■  '  tt 
mundus. 

2)  Renouf  gibt  sie  in  seinem  b.  0.  th.  d.  S.  68  und  auf  der  dazu  gehörenden  Plate  X  wieder. 

3)  Two  hieroglyphic  papyri  from  Tanis.     London  1889.     1.  The   sign   papyrus  (a  Sillabary).     By 
F.  Lt.  Griffith. 


115 

Horapollon1)  vorgelegen  zu  haben.  In  ihr  fand  er  die  Namen  Aegyptens,  deren  er  gedenkt, 
und  wenn  uns  unter  ihnen  auch  keiner  bekannt  ist,  der  mit  dem  Herzen  ^  geschrieben 
wurde,    so  gibt  es  doch  einen,    in  dem  uns  das    brennende  Räuchergefiiss    häufig   begegnet. 

Er   lautet    J   .  ()_,  ^~i       «'       ^5«Y«   Hc~^    »^as  Land    der  Moringa   aptera   oder 

des  Myrabolanum".*)    Wir  fanden  ihn  am  häufigsten  in  später  Zeit  ^  u  ^P^       und  ähnlich 

geschrieben,  und  hätte  Horapollon  ein  sehr  rund  und  undeutlich  geschriebenes  A  oder  ß 
(k  das  Knie?)   für  <ö"  das  Herz  gehalten,    wäre   er   berechtigt    gewesen,    von    einem  Namen 

Aegyptens  zu  reden,  der  mit  dem  Herzen  über  dem  Räuchergefässe  und  also   w    geschrieben 

wurde.  Doch  ist  diese  Vermuthung  viel  zu  gewagt,  um  auf  allgemeine  Billigung  Anspruch 
zu  erheben.  Sehr  möglich  will  es  uns  dagegen  erscheinen,  dass  Horapollon  bei  seinen  Namen 
Aegyptens  mit  Herz  und  Räuchergefäss  in  der  That  an  dies  bk,  d.  i.  an  den  einzigen 
dachte,  in  dem  das  Bild  eines  Räuchergefässes  verwandt  wird.  Einen  Irrthum,  wie  die 
Verwechselung  von  A  und  <0>,  bei  Horapollon  zu  finden,  kann  uns  nicht  überraschen;3) 
denn  sein  Werk  ist  voll  von  Missverständnissen.  So  gestattet  sein  Abschnitt  I,  21  die 
Gleichung:  das  Wassergefäss  =  dem  Herzen  =  Aegypten,  und  doch  ist  das  Wassergefäss, 
das  er  meint,  ö,  eine  der  drei  Vasen  in  der  Gruppe  ,  die  den  Ocean  bedeutet  und  die 

er  auch  richtig  erklärt  und  „Novv"  benennt.  Trotzdem  soll  dies  Wassergefäss  ö  (ylwooav 
e'yovoa)  mit  einer  Zunge  dargestellt  werden.  Unter  dieser  ykcöooa  könnte  er  vielleicht  den 
Hals  an  der  Spitze  von  <fy  meinen,4)  dann  aber  ist  es  nicht  mehr  das  ö,  von  dem  er 
richtig  sagt,  dass  drei  davon  —  nicht  mehr  oder  weniger  —  die  Bedeutung  „Ocean"  hätten. 
Will  es  nun  aber  auch  nicht  festzustellen  gelingen,  was  Horapollon  meint,  wenn  er 
einen  Namen  Aegyptens  mit  dem  Herzen  und  dem  Räuchergefäss  geschrieben  sein  lässt,  der 
Gedanke,  dies  Land  sei  das  Herz,    d.  i.   der  Mittelpunkt  der  Welt,    war    seinen  Bewohnern 


1)  Lauth  hält  Horapollon  a.  a.  0.  S.  61  für  den  Apollonides-Horapios,  dessen  Theophilus  (ad  Auto- 
lycuni  II,  6,  92  ed.  Wolff)  als  Verfasser  der  Schrift  Esixevovdi  erwähnt.  In  'üg-ämog  sieht  er  in  'Qg 
Horus  und  in  abiiog  recht  ansprechend  den  Beinamen  des  Horapollon  Nsd&og  (Hapios). 

2)  Das  Land  des  Bktbaumes.  Dieser  Baum  kommt  schon  in  der  Form  |l^^  0  in  den  Pyramiden- 
texten (Wn  is  566)  vor.  Früher  hielt  man  ihn,  da  ihm  ein  Oel  entnommen  wird,  für  den  Oliven-  oder 
Oelbaum ;  jetzt  aber  wird  Victor  Lorets  Bestimmung  allgemein  angenommen,  die  ihn  für  Moringa  aptera, 
ßu/.avog  Aiyvnxla  des  Theophrast,  ßälavog  fivgiyjixi]  des  Dioscorides  und  Myrabolanum,  glans  aegyptia  des 
Plinius  erklärt;  vgl.  Loret,  Flore  pharaonique.  Deuxieme  edition.  Paris  1887,  S.  86,  N.  145.  S.  auch  Lorets 
Aufsatz  Recueil  de  trav.  VII,  p.  106  und  Schack  von  Schackenburg,  Aegyptol.  Studien  III.  Index  zu 
den  Pyramidentexten  S.  17.  Er  hat  noch  Moringa  oleifera,  während  Loret  in  der  zweiten  Auflage  seiner 
Flore  pharaonique  der  Moringa  aptera,  die  Schweinfurth  in  einem  Grabe  von  Drah  abu  1  neggah  fand, 
den  Vorzug  ertheilt. 

s)  Die  hieratischen  Zeichen  für  A  und  <&  sind  kaum  zu  verwechseln,  eher  noch,   doch  auch  nicht 

leicht,   die  für  ^  und  () .     Man  müsste  dann  —  was  auch  schwer  angeht  —  eine  hieratisch  geschriebene 


Gruppe    Y         für  Aegypten  annehmen. 
© 


4)  Oder  ^  das  Determinativzeichen  für  Milch,   das  ja  etwas  wie  eine   Zunge   oben  zeigt,   oder  ^ 
den  Krug  hmn.  der  eine  Zunge  zum  Ausguss  hat;  beide  Hieroglyphen  kommen  aber  auch  nie  bei  vor. 


116 

gewiss  nicht  fremd.  Auch  nach  Horapollon  soll  es  in  Mitten  der  bewohnten  Welt  gelegen 
haben,  wie  im  Auge  die  Pupille.1)  Die  Denkmäler  geben  uns  noch  keinen  dies  klar 
bestätigenden  Satz  an  die  Hand,  die  Classiker  aber  stellen  ausser  Frage,  dass  diese  Ansicht 
in  der  That  einmal  herrschte.  Entscheidend  ist  die  Stelle  des  Stobaeus,  die  Carl  Josias 
Bunsen  anführt,2)  um  einen  Begriff  von  dem  Inhalt  der  hermetischen  Bücher  in  der  Hand 
des  Hierogrammaten  zu  geben.  Dies  Bruchstück3)  entspricht  Vorstellungen,  die  in  der 
Hauptsache  von  den  Denkmälern  bestätigt  werden.  Die  Erde  (der  Gegenhimmel  sollte  es 
heissen)  wird  in  ihm  mit  einem  liegenden,  die  Arme  gen  Himmel  ausstreckenden  Weibe 
verglichen,  dessen  Füsse  nach  dem  Sternbilde  des  Bären  gerichtet  sind.  Ihre  Abtheilungen 
werden  nach  den  Theilen  des  menschlichen  Körpers  angegeben,  und  Aegypten  bildet  natürlich 
das  Herz. 

Hier  verdient  denn  auch  noch  die  Stelle  aus  Horapollon4)  mitgetheilt  zu  werden, 
durch  die  wir  erfahren,  dass  die  Aegypter,  um  das  Herz  darzustellen,  auch  einen  Ibis 
gezeichnet  hätten;  denn  dies  Thier  gehöre  dem  Hermes  an,  dem  Gebieter  über  alle  gemüth- 
lichen  und  geistigen  Eigenschaften  (ndo^g  xaqdlag  xal  hoyiojuov  öeotiot^).  Das  ist  richtig, 
und  die  religiöse  Literatur  der  Aegypter  lehrt,  dass  der  ibisköpfige  Gott  Dhwti'  (Thoth)  in 
der  That  dem  Herzen  <ö>  *ib  gleichgesetzt  wird  und  dass  er  als  Wille,  Vernunft  und  die  das 
All  durchgeistigende  Kraft  aus  dem  unbeseelten  Urstoff  durch  sein  Wort,  das  dem  christ- 
lichen Xoyog  entspricht,    die  von  göttlichem  Geist  erfüllte  Welt  ordnete,   indem  er  zunächst 

die  Einzelerscheinungen   benannte.     Bei  dieser  Thätigkeit  wird  55^   Dhwti  (Hermes,  Thoth) 

dem  Herzen  ty  |  (Geist,  Vernunft,  Willen)  gleichgesetzt.  Möglicherweise  brachte  man  auch 
den  Ibisvogel  äusserlich  mit  dem  Herzen  zusammen,  weil  die  Ibismumien  in  der  That  einem 
menschlichen  oder  thierischen  Herzen  ähnlich  sehen. 

Lässt  sich  nun  auch  auf  den  Denkmälern  kein  Name  finden,  der  Aegypten  als  das 
Herz  bezeichnete,  so  wird  doch,  was  sich  an  geistigem  Leben  in  seinen  Grenzen  und  weit 
über  sie  hinaus  regt,  als  vom  Herzen  abhängig  gedacht.  Dass  dies  auch  benutzt  wurde, 
um  dem  Begriff  der  Mitte  Ausdruck  zu  geben,  ward  schon  beim  Hinweis  auf  die  zusammen- 
gesetzten Präpositionen  (S.  105)  bemerkt.  An  Localitäten,  deren  Namen  mit  3ib  oder  Tit'i 
zusammengesetzt  sind,  fehlt  es  nicht  in  Aegypten.     Am  bekanntesten  ist  wohl  die  Herzstadt 

ö  j=<_      h~t  t*  \r   tt>  »die  Stätte  des  Landes  im  Herzen ",  d.  h.  in  der  Mitte5)  'A-d-gißtjg, 

Athribis,  Atharrabis,  e^pH&i.  Nicht  das  Organ  „Herz",  sondern  ihre  Lage  §>  O  hr  \b  „in  der 
Mitte"  gab  dieser  Stadt  ursprünglich  den  Namen.  Der  10.  unterägyptische  Nomos,  zu  dem  sie 
gehörte,  war  der  von  <r  1 5^i  km  la  oder  vom  „schwarzen  Stiere",  obgleich  man  das 
Adjectivum  hm  schwarz  hinter  In  Stier  erwarten  sollte  und  dem  Stiere  noch  dazu  honoris 
causa  die  erste  Stelle  gebührte.  Wäre  —  was  aber  sonst  nirgends  nachzuweisen  ist  — 
Horapollon  im   Rechte   und   stände  fy  I    das  Herz  in  der  That  für  r     i  hm  t    „Aegypten", 


J)  Horapollon  1.  1.  I,  21. 

2)  Bunsen,  Aegyptens  Stelle  in  der  Weltgeschichte.     Hamburg  1845,  Bd.  I,  S.  25  fgd.  38  und  Anm. 

3)  Stobäus,  Ecl.  eth.  p.  992  sqq.  eth. 
*)  Horapollon  1.  1.  I,  36. 

5)  Nach  der  von  Brugsch,  Geographische  Inschriften  Bd.  III,  S.  17  citierten  Stelle  des  Etymologium 
magnum  wäre  der  ägyptische  Name  der  im  Delta  gelegenen  Stadt  auf  griechisch  y.agdia  oder  Herz  gewesen. 


117 

so  könnte  man  die  Gruppe  km  kl  „das  Herz  des  Stieres"  übersetzen,  und  der  griechische  Name 
„y.agdla"  wäre  erklärt;  doch  begegnete  uns  auch  nicht  eine  Variante,  die  sonst  f — i  und  <Q> 
gleichzusetzen  gestattete,  und  mancherlei  befiehlt  auch  sonst,  bei  der  alten  Uebersetzung  von 
km  h  „schwarzer  Stier"  zu  bleiben.  Der  Stier  hinter  km  könnte  vielleicht  auch  Determinativ 
sein.  Andere  Orte  mit  der  Bedeutung  Herzensplatz,  Herzberg  und  Mittelstadt  weiter  unten. 
Ein  anderer  Körpertheil  begegnet  uns  dagegen  sicher  als  Name  Aegyptens.  Es  ist 
das  Auge  und  zwar  diejenige  Form  (^^)  desselben,  die  wir  ivdi  umschreiben,  die  das 
Auge  der  Gottheit  darstellt  und  „Heilsauge"  zu  übersetzen  ist.  Für  sich  allein,  nur 
begleitet  von  dem  suffixen  femininen  <=>  t  und  dem  Determinativ,  das  es  als  geographischen 
Begriff  kennzeichnet  ©,  ist  es  als  ^^  einer  der  Namen  Aegyptens.     Es  wechselt  besonders 

in  späterer  Zeit  oft  mit  der  Gruppe  J      Q  ^Ü^,     ,   ^  ,   Zi  J  Q  ^^     ,  die  bk  zu  lesen  war. 

Dies  Bk  lernten  wir  bereits  oben  als  den  Namen  der  Moringa  aptera  und  des  Myrabolanum 
kennen,  von  dem  Bkbaurae  zeigten  wir,  dass  er  bereits  in  den  Pyramidentexten  vorkommt, 
und  das  bk  oder  Brköl,1)  das  man  aus  seinen  Früchten  gewann,  gehörte  früh  zu  den  neun 
heiligen  Oelen,  die  man  der  Gottheit  darbrachte a)  und  deren  man  sich  zum  Salben  der 
menschlichen  Haut  wie  der  Altäre,  der  Götzenbilder  und  Mumien  bediente.  Wo  bk,  bik 
mit  dem  Determinativ  für  flüssige  Substanzen  und  Oele  ö,  öi  ^f  vorkommt,  ist  es  das 
Myrabolanum  oder  Moringa  aptera-Oel,  das  auch  bei  der  Parfümbereitung  gebraucht  und  als 
Salböl  sehr  hoch  geschätzt  wurde.  Heute  noch  liefert  die  Moringa  aptera-Frucht  als  Ben- 
Nuss  für  die  Herstellung  von  Parfüms  ein  kostbares  Oel.  Die  Pflanze,  von  der  es  her- 
stammt, kommt  nach  Schweinfurth  häufig  in  der  östlich  von  Theben  gelegenen  Wüste  vor. 
Ausser  ihm  fand  auch  Petrie  Theile  dieser  Pflanze  in  den  Grüften,  und  einige  werden  auch 
im  ägyptischen  Museum  von  Florenz  conserviert. 3)  —  Da  die  Causativform  des  verbal 
gebrauchten  bk  auch  „salben"  bedeutet,  scheint  das  Bköl  das  Salböl  xax"  e£o%r\v  gewesen 
zu  sein.4) 

Aegypten  wird   also    das   Myrabolanenland    und    zu    gleicher    Zeit    das    Wdjtaugenland 

genannt.  Die  Gruppen,  die  darauf  führen  1  \\  ,  ^()^5>i  ^P?  ^  e^C-  wecnsem  m^ 
einander,  und  dass  sie  so  gut  Aegypten  als  „Myrabolanum-"  wie  als  „Horusaugenland" 
bezeichnen,  findet  die  vollste  Erklärung  durch  eine  Wahrnehmung,  die  wir  schon  hier  vorweg- 
nehmend mittheilen  möchten. 

Viele  Gebilde  der  Natur,  die  man  zu  officinellen  Zwecken  gebrauchte,  erhielten  nämlich 
neben  den  gewöhnlichen,    im  Munde   des  Volkes   üblichen  Bezeichnungen   auch   vornehmere 


!)  Im  Pap.  Eb.  25,  16,  64,  15  etc.      Jl^  "^\    ^^ö^       ^  »B,kbamnö1"- 

2)  Mariette  Abydos.  p.  47  e. 

3)  Victor  Loret,  Flore  pharaonique.     Deuxieme  edition.     Paris  1892,  p.  86  und  87. 

*)  Die  Denkmäler  erwähnen  rothes  und  grünes  Oel   dieser  Art   und  Loret  weist  darauf  hin,   dass 
Plinius  berichtet,  das  ägyptische  Myrabolanumöl  sei  roth,  das  arabische  grün. 

5)  ]\\  v — *>        rJ      Wvw,  _H_    \rCa  „Du  stelltest  gerade  mich  hoch  unter  Hunderttausend, 

<ww~  LQ\  §     i  ^ ,       ^=^  <§;  c  © 

als  du  deinen  Rücken  wandtest  dem  Aegyptenlande"  (^5^  ®).     Stele  von  Neapel.     Brugsch,  Thesaurus 
Bd.  IV,  S.  632,  Z.  8. 


118 

Namen,  die  sie  mit  der  Gottheit  in  Verbindung  setzten,  und  die  man  ihnen  wohl  beigab, 
um  ihren  Werth  in  den  Augen  der  Laienwelt  zu  erhöhen,  und  um  diese  zu  verhindern, 
in  den  Recepten  jedes  verordnete  Mittel  sogleich  zu  erkennen. 

Schon  lange  wussten  wir  durch  Plutarch,1)  dass  das  Eisen   „doreov  Tvcpcbvos11  und  das 
Magneteisen    „Knochen  des  Horus"    von  den  Aegyptern  genannt  wurde.     Das  altägyptische 

j  (  ^\   ^  oder     j h    <K\   \>  ~w^       '  '   Vi*  n  pt    „Gewächs   oder    harter   Stoff,    Metall   des 

Himmels",  dem  das  koptische  &enme  „Eisen"  entspricht,  bestätigt  diese  Notiz,  die  uns 
schon  hätte  zu  der  Erkenntniss  führen  können,  die  später  ein  magisch-medizinisch-bota- 
nischer Papyrus2)  zur  Gewissheit  in  uns  erhob.  Hier  wird  unumwunden  mitgetheilt,  dass 
die  heiligen  Schreiber  wegen  der  Neugier  (Ttegtegyia)  vieler  Leute  die  botanischen  und 
anderen  Mittel,  deren  sie  sich  bedienten,3)  mit  Vorstellungen  umschrieben,  die  mit  der 
Gottheit  zusammenhingen.*)  Diese  Uebersetzung  von  eidoila  in  einer  der  römischen  Kaiserzeit 
angehörenden  Handschrift  im  Sinne  der  Stoiker  als  „Vorstellung" 5)  wird  durch  das  Folgende 
bestätigt.  Die  Beispiele,  die  unser  Papyrus  anführt,  zeigen  nämlich,  dass  die  Geheimnamen, 
mit  denen  Aerzte  und  Magier  eine  ganze  Reihe  von  Gegenständen  aus  dem  Thier-,  dem 
Pflanzen-  und  Mineralreiche  versahen,  um  ihnen  ein  mystisches  Ansehen  zu  verleihen  etc., 
allerdings  Vorstellungen  zum  Ausdruck  brachten,  die  mit  der  Gottheit  zusammenhängen; 
denn  es  sind  Theile  von  heiligen  Thieren  von  Göttern  oder  auch  von  Menschen.  Die 
ersteren  nennen  wir  zuerst.  Statt  der  wahren  Namen  der  Heilmittel,  die  wir  links  anführen, 
werden  also  die  Geheimnamen  gebraucht,  die  wir  ihnen  rechts  zur  Seite  stellen. 

Heilmittel.  Geheimnanie  des  Mittels. 

ßöeXla  der  Saugblutigel.  xerpalr]  öcpecog  „Kopf  der  (heiligen)  Schlange". 

aljuateiTrjg6)   li&og  lapis   haematitis  „rother           aljua  öcpecos  „Blut  der  (heiligen)  Schlange". 
Glaskopf,  Blutstein". 

Qajuvog  Rhamnus  paliurus  Linn.   „die  weisse,  oorovv  l'ßscog   „Ibisknochen", 

rhamnus  lycioides,    die  schwarze  Art". 
Theophr.  hist.  plant.  IV,  4. 


J)  Plutarch,  Is.  u.  Os.  c.  62.  Ebendaselbst  heisst  es,  die  Hellenen  weihten  dem  Dionysos  den  Epheu 
(xiiTÖg),  der  bei  den  Aegyptern  Xsvöoigig  heissen  solle,  was,  wie  man  sagt,  <pvrov  'Oaigidog  „Pflanze  des 
Osiris"  bedeute.  Ob  nicht  Plutarch  „die  Eiche"  als  Pflanze  des  Osiris  nannte?  G.Ebers,  Sinnbildliches. 
Die  koptische  Kunst  und  ihre  Symbole.     Leipzig  1892,  S.  51. 

2)  C.  Leemans,  Papyri  Graeci  rnusei  antiquarii  publici  Lugduni-Batavi.  Lugduni-Batavorum 
(Leyden),  Brill  1885.  Tomus  II,  p.  38,  Pap.  V,  col.  12  und  13.  S.  auch  A.  Dieterich,  Papyrus  magica 
musei  Lugdunensis  Bat.  in  Fleckeisens  Jahrbücher  f.  klass.  Philologie  1887 — 88,  S.  747  fgd.  Wir  danken 
Dr.  Frhrn.  von  Oefele  den  Hinweis  auf  diese  nützliche  Arbeit. 

3)  rag  ßoxävag  xal  xa  aXXa,  olg  e%QÜ>vto. 
*)  slg  tfscöv  ei'Scola  ijiEygaipav. 

6)  Leemans  übersetzt  in  seiner  Ausgabe  des  Pap}rrus  „sirnulacra  deorum". 

G)  Verschrieben  für  ai/iariz^g.  S.  Ebers,  Pap.  Ebers.  Die  Maasse  und  die  Kapitel  über  die  Augen- 
krankheiten;  IX.  Bd.  der  Abhandlungen  der  phil.-hist.  Classe  der  k.  sächs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
S.  271,  bei  Sam.  Hirzel,  Leipzig  1889,  S.  139.  Das  Blut  aus  dem  mystischen  ägyptischen  Namen 
„ Schlangenblut "  kehrt  vielfach  wieder. 


119 


Heilmittel.  Geheimname  des  Mittels. 


XvXög  avrjdov1)   „Anissaft".  ddxQva'1)  xvvoxecpdXov  „Thränen  des  Hunds- 

kopfaffen*. 

AldiOTTiy.ij  TifoJ^r3)   „äthiopisches  Kraut".  'Acpödev^ia  xQOxodelXov*)   „Krokodilkoth". 

Das  letzte  Medicament  veranlasste  uns  zu  einem  bedenklichen  Achselzucken,  da  wir  es  in 

Gestalt  von       -s^  hs  msh    „Krokodilkoth"    als   eines    der   Mittel   zum    „Eröffnen   des 

Gesichtes"  in  einem  Recepte  gegen  Augenkrankheiten  unter  zum  Theil  auch  jetzt  noch 
anerkannten  Mitteln  im  Pap.  Ebers5)  fanden.  Nach  dieser  neuen  Wahrnehmung  ziehen 
wir  indess  jedes  Zeichen  der  Missachtung  zurück;  denn  wenn  wir  auch  nicht  zu  bestimmen 
vermögen,  was  mit  dem  Ai&tomy.i]  Jioä  gemeint  ist,  so  darf  man  doch  an  ein  den  Augen  wohl- 
thätiges  „äthiopisches  Kraut"  denken,  während  Gott  jeden  vor  Krokodilkoth  im  Auge  behüte. 

Die  bisher  angeführten  Geheininamen  beziehen  sich  sämtlich  auf  Theile  von  heiligen 
T liieren:  Kopf  der  heil.  Schlange,  Blut  der  heil.  Schlange,  Knochen  des  heil.  Ibisvogels, 
Thränen  des  Hundskopfaffen,  Koth  des  Krokodiles.  Es  kommt  dazu  Blut  und  Haar  des 
Hundskopfaffen,  Haar  des  Löwen,  Schwanz  des  Schweines,  Blut  der  Fuchsgans  oder  Ente 
(■/jjvalcüJii]};),  Samen  des  Stieres  etc.  Aber  es  werden  auch  Theile  von  Menschen,  wie 
Menschengalle,  Knochen  des  Arztes,  Blut  aus  der  Schulter  und  Fusssohle  (doch  wohl  des 
Menschen)  genannt.  Theile  von  Gottheiten  sind  z.  B.  Blut  der  Hestia,  Samen  des  Sonnen- 
gottes (fjliov),  Samen  des  Herakles,  des  Hephaistos,  Amon  und  Ares;  alle  aber  treten  für 
die  Namen  von  Medicamenten  aus  verschiedenen  Reichen  der  Natur  ein,  die  zum  Theil 
auch  in  unsere  Pharmakopoe  Aufnahme  fanden.  Sie  verwendet  noch  manches  aus  dem 
Alterthum  und  vom  Nil  stammende  Gut,  und  wenn  wir  das  Quecksilber  „Mercur"  nennen 
hören,  so  dürfen  wir  vermuthen,  dass  dieser  Göttername  für  ein  Mineral  aus  den  nämlichen 
Kreisen  kommt,  die  Schweinemilch  „Blut  des  Kronos"  (Saturn)  und  den  Klee  {tqi^vXXov) 
„Samen  des  Ares  (Mars)"   nannten. 

In  unserer  deutschen  Officin  erhielten  sich  noch  ähnliche  Namen  wie  Ochsenzunge, 
Frauenschuh,  Mauseohr,  Hahnenfuss,  Storchschnabel,  Wolfsmilch,  Teufelsbart,  Gänsefuss, 
Igelsamen,  Teufelsdreck,  Löwenzahn,  Odinskopf  etc.6) 

So  wurde  der  Baum  j  1*^.  <K\  An,  JM  Q  fofo  bk,  die  Moringa  aptera,  aus  der 
man  das  Moringaöl     1  (^^  <£\  bik  gewann,  mit  dem  Geheimnamen  ^f?  wdi-t,  d.  i.  das 

Heilsauge,   geehrt,   und  es  stand  dem  Kundigen  frei,     I  An  einfach,  wie  es  die  Schreibung 
erforderte,  bk,  bik  zu  lesen  oder  sich  durch  diese  Gruppe  an  den  Geheimnamen  erinnern  zu 


x)  Verbessert  aus  dwrj&ov. 

2)  Verbessert  aus  Sgäxva. 

3)  „ZZ0J7",  ionisch  statt  noä,  Kraut;  jiotjloyeo)  ich  sammle  Kräuter,  jäte. 
*)  Verbessert  aus  xogxoSeiXov. 

5)  Pap.  Eb.  57,  1.  Krokodilkoth  wird  dort  verordnet  zusammen  mit  hpr  msäm-t  „Stibiumoxyil?". 
<hrt  ,Zwiebel(?)",  hnti  „grüne  Bleierde",  siwr  „Bleivitriol",  hsmn  clsr  „rothes  Natron"  und  Honig,  die  in 
Eins  zu  verbinden  und  auf  die  Augen  zu  thun  sind. 

(i)  Dieterich  1.  1.  S.  781,  Anm.  5.  „Odinskopf"  bei  Wuttke,  Deutscher  Volksaberglaube,  S.  92. 
S.  a.  Berthelot,  Collection  des  alchimistes  grecs,  Paris  1887,  p.  11,  Anm.  6. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  16 


120 


lassen,  der  \\  I  \\  weh  zu  lesen  war  und  „das  Heilsauge"  ^P;  bedeutete.  Der  mit  dem 
Ause   geschriebene  Name  Aegyptens   ^^        wechselt  mit  f)       und    v7:^§>;^    und    konnte 

das  Wdj-t-Augen-  oder  das  Bk-  (Moringa  aptera)  Land  übersetzt  werden,  es  kam  nur  darauf 
an,  ob  man  dem  botauisehen  Namen  des  Bkbaumes  oder  seinem  Geheimnamen  den  Vorzug  gab. 

Wir  werden  sehen,  dass  alle  kostbaren  Erzeugnisse  der  Natur  als  Ausflüsse  aus  dem 
Auge  der  Gottheit  oder  schlechtweg  als  „Gottes-  (gewöhnlich  „Horus-)  Auge"  bezeichnet 
wurden,  und  der  Bkbaum  wie  das  edle  Bköl,  das  man  aus  ihm  gewann,  gehören  zu  den 
kostbaren,  „Horusaugen"  genannten  Naturproducten.  — ■  Aegypten  selbst  hatte  ein  noch 
besser  begründetes  Recht  auf  diesen  Namen  und  ist  als  das  Geschenk  der  Geschenke  der 
Gottheit,  als  das  Wrh-t-Auge  y.ax'  e£oyjp>  zu  betrachten.  Die  Denkmäler  und  besonders  die 
bilincuen,    und   zwar   schon   die   Tafel   von   Rosette,1)    setzten    es    ausser    Zweifel,    dass    die 

mit  ©,  dem  Stadtplane,  determinierten  Gruppen  f)      und  ^j^     ,   J  A  A  ^^     ,   ^  ^p>^     etc. 

Aegypten  bedeuten.  Es  konnte  mit  demselben  Rechte  Moringaland  und  das  Land  WH?-t-Auge 
genannt  werden,  wie  man  statt  Klee  „Samen  des  Ares"  sagen  durfte  oder  wie  wir  das 
gleiche  Mineral  je  nach  Belieben  Quecksilber  oder  Mercur  nennen. 

Unter  den  Städten  trug  die  vornehmste  Aegyptens  einen  ähnlichen  Beinamen;  denn 
sie  wurde  unter  anderen  auch  ^~@l  Stadt  des  Sonnengottauges  genannt.2)  Hier  bedeutet 
aber  das  Auge  nicht  das  WdM-Auge,  sondern  das  Sehorgan  des  Rc,  d.  i.  des  Sonnengottes, 
und  dies  ist  die  Göttin  Hathor.  Sie,  „sein  Auge",  sendet  bei  der  Zerstörung  des  Menschen- 
geschlechtes ihr  Vater  Rc  aus,  um  die  Sterblichen  zu  vernichten.  Theben  ist  ihre  Stadt 
und  noch  die  Griechen  hörten  ihr  Gebiet  IIa-&vQiTr]g ,3)  die  Hathorlandschaft,  nennen. 
Tempeldistricte  der  Isis,  auch  einer  in  Alexandria,  wurden  nach  der  Isis  Hathor  |^^© 

Augenstätte    oder   Stätte    des   Sonnengottauges    genannt.      Im  Wadi  Natrün,    westlich    vom 


Delta,  gab  es  ein  Heiligthum  J 


,  Stätte  des  Horusauges 


«    4 


) 


Auf  der  Tafel   von  Rosette  entspricht  dem  Ehrentitel  des  ptolemäischen  Königs 


hiero^l.  Z.  6  er.  Z.  39  ijiapvvavjos  Äiyvnxov.     Von   den  zahllosen  Beispielen  aus  späterer  Zeit  nur  noch 


diese: 


°°S 


X 


I 


:^Q(  "wOO*"  „Sorgend  für  Aegypten  wie  der  Gott  M'hy",  Mariette, 
Dendera  II,  58;  v.  Bergmann,  Rec.  de  trav.  VI,  S.  136,  Anm.  1.  Variante,  die  die  Lesung  des  Götter- 
namens  erklart.     Dhwti  =  ^  \  \  \^  nfky  =  ^  (|  [)  |  =  ^  £ 1)  J]|  nCky.     <=>^fa\ 

t    s~\ 

/ *£P~       „während  der  grosse  Fürst  in  Aegypten  war" ;  Diadochenstele,  Zeitschr.  f.  ägypt.  Spr.  1871, 

Iq    j  :   :ö    j  q  £)  o°a  ^ TP  ©  ^2,        „Eine   Mauer  von   Eisen,   der   Schutz  Aegyptens". 


S.  1,   Z.  2. 


www    n 

IIHIIMI     (3 


, Hüter   der   Thore  des  Landes  Aegypten". 


Zu  Esne  wird   vom  Herrscher   gesagt: 
Brugsch,  Wörterb.  Suppl.  S.  104. 

2)  Stadt  angesichts  (gegenüber)  dem  Auge  des  R',  d.  i.  der  Hathor.     Brugsch,  Dict.  geogr.,  I,  S.  445. 

3)  Ebers,  Aegypten  und  die  Bücher  Mose's,  Leipzig  1868,  S.  115  fgd. 

4)  Brugsch,  Reise  nach  der  grossen  Oase  el  Khargeh,  Leipzig  1878,  Taf.  XXIII,  Z.  2. 


121 

Das  Land  Aegypten  und  die  Osirisglieder. 

Die  Erde  heisst  •=^=,  §^s=f  ti.  »Auf  der  Erde"  oder  „auf  Erden"  wird  aber  nicht 
mit  der  einfachen  Präposition  (früh  ©  I  tp,  dann  ®  I  hr)  wiedergegeben,  sondern  mit  der 
anschaulicheren  zusammengesetzten.  Es  heisst  darum  nicht  allein  T  §Fü=f  hr  ti  »auf  Erden", 
sondern  ig]  I  ^f?  hr  si  h  »auf  dem  Rücken  der  Erde".  Alles,  was  auf  der  Erde  wächst, 
heisst:  <~>ö  ^^^  #  I  tg]  I  w^=i  rd  nb  hr  si  ti  »alles  Erwachsende  auf  dem  Rücken  der  Erde". 
Ebenso  wird  »auf  Erden"  ausgedrückt,  indem  man  sich  das  animalische  und  vegetabilische 
Leben  auf  dem  Kopfe  (auf  der  oberen  Seite  oder  auch  auf  dem  Rücken)  der  verpersönlichten 

Erde   vorgehend    denkt.       I  r     i  v\     •   c±  )    »du    vollbrachtest    110  Jahre    auf 

dem  Kopfe  (dem  oberen  Theil)  der  Erde,  d.  h.  auf  Erden".  Hierbei  wird  freilich  später 
nur  an  die  allgemeine  Bedeutung  der  zusammengesetzten  Präposition  .  .  hr  di  di  »auf" 
gedacht  worden  sein,  ursprünglich  hatte  man  aber  allerdings  den  Erdgott  <^\_  J Lj| , 
O  jL/f  gb%)  im  Sinne;  denn  sehr  häufig  steht  an  Stelle  von  f^si=f  ti  »die  Erde"  sein  Name 
gb,   und    eine   gewöhnliche  Variante   für    "  Ö  ^s^f   hr  Si  ti  ist       t?  ^g\.    J  Jn  oder  d  j 

hr  si  gb.     So  heisst  es:  ©  vs.   ©  \\    ffr  Yh  <====  V^     itf  q    \\\)  hi  In  nk  sn  ti  hr  si  gb 

9  jms     _&^.  ^  ^z*>  ^         1 1  i  i    i      JJ  I     w   w 

„es  grünen  für  dich  die  Kräuter  auf  dem  Rücken  des  Gottes  #&",  d.  i.  es  grünen  für  dich 
die  Kräuter  auf  der  Erde.  Wir  wählten  gerade  dies  Beispiel,  weil  das  sn  ti,  das  wir 
»Kräuter"  übersetzten,  uns  bezeichnend  erscheint;  denn  es  bedeutet  »Haar  der  Erde",  und 
natürlich  auch  des  Erdgottes  gb. 

Die  äussersten  Grenzen  auch  der  Erde  bezeichnet  das  Hintertheil  eines  lebenden  Wesens, 
und  zwar  des  Löwen      ^  phw'i,  das  hintere  Ende  und  das  Ende  überhaupt,  wie  das  Vorder- 

theil   desselben    Thieres   £)   li     »das  Vorderste",    den    Anfang4)    bedeutet.      Beide   werden 

allgemein    in    dem   ihnen    zukommenden  Sinne    gebraucht.     So    heisst    es    in  dem  Londoner 

Ö^py        /www       _^7    J\    K\        'www  ^\ 

y  (J   y>  _JS)  v^  'iw  rik  li-t  \w 

nh  phw  »du  bist  der  Anfang,  und  du  bist  das  Ende".5)     In  dem  schon  erwähnten  Schluss- 


1)  Papyrus  Anastasi  IV,  4,  4.     110  Jahre  zu  leben  wird  von  den  Aegyptern  als  besonders  erstrebens- 
werth  gepriesen. 

2)  Früher  Seb,  jetzt  richtiger  nach  Lepsius'  Vorgang,   Anm.  zu  Plutarchs  Is.  und  Os.  ed.  Parthey 

S.  190,  wo  der  seltenen  Schreibung  A     '  gedacht  wird,  hb  und  gb  gelesen.    Wohl  am  häufigsten  fanden  wir 

in  den  Dariusinschriften  auf  der  Oase  Charge  kb  (mit  £)  geschrieben.  Sicher  kommt  sein  Name 
auch  in  der  Form  gb  und  gbb  vor,  und  zwar  mit  Beziehung  auf  die  gb  Gans,  in  deren  Gestalt  er  neben 
dem  heiligen  Baum  seiner  Gemahlin  Nut  das  Ei  legte,  aus  dem  die  Sonne  hervortrat.  Beim  Legen  eines 
solchen  Ei's  kann  es  nicht  an  Gackern  gefehlt  haben,  —  weswegen  gb  denn  auch  »der  grosse  Gackerer" 
genannt  wird.  Plutarch,  Is.  und  Os.  12  nennt  ihn  Kronos  und  seine  Gemahlin  Nut  Rhea;  beide  aber 
sind  die  Eltern  des  Osiris,  der  Isis  etc. 

3)  Dümichen,  Tempelinschriften  78,  IG. 

4)  ^  .A  ph  mit  dem  Determinativ  der  schreitenden  Beine   bedeutet  »erreichen",   d.  h.  zu  dem 
Hintertheile  eines  Voranschreitenden  gelangen. 

5)  Uu  bist  das  Vordertheil  und  das  Hintertheil. 

16* 


122 


satze    litterarischer  Werke   wird    gesagt,    das  betreffende  sei  vollendet  lit-f  r  phwi-f'i    „von 
seinem  Anfang  bis  zu  seinem  Ende". 


_£)^ 


-SO 


und  _££ 


Oft   wechselt  ~^Wp    mit   ^   oder   ^ 


\>  gleichfalls   die 
das 


Geographisch  bedeutet      ^i  und  häufig  auch 

hinterste   Stelle,   das   äusserste  Ende 

Zeichen  C  aber  ist  ein  menschlicher  Körpertheil,  und  zwar  ursprünglich  das  weibliche 
Genital,  das  dann  als  Receptaculum  überhaupt  aufgefasst  wird1)  und  als  ein  mit  Wasser 
angefülltes  Becken  ^  und  W§  dargestellt  wurde.  Alle  drei  werden  für  die  ägyptischen 
Seen  (besonders  Tempelseen),  Teiche  etc.  gebraucht,  in  denen  nach  Rücktritt  der  Ueber- 
sehwemmung  das  Wasser  zurückbleibt.  Sie  bilden  den  dritten  der  drei  Theile  oder  Bezirke 
(mr,  wiv  und  phw'i),  in  die  jeder  Nomos  oder  Gau  Aegyptens  zerlegt  wird. 

Den  Osten  und  Westen  bezeichnen  die  beiden  Seiten,  die  linke  und  rechte,  des  mensch- 
lichen Körpers,2)  doch  haben  die  Hieroglyphen,  die  für  sie  gewählt  wurden  ¥  Ob  und  v 
\mn  oder  wnm  nichts  mit  Gliedmassen  zu  thun.  Für  den  allgemeinen  Begriff  „Seite"  tritt 
dagegen    der    Unterarm    /•= — ß   ein,    der    auch    das  Wort  J£=&  (,    v\  rwiit   „die  Seite" 

determiniert.  Die  gebräuchlichen  Hieroglyphen  ¥  und  ft  sind  auch  die  Zeichen  für  den 
Osten  und  Westen.  Für  die  südliche  Himmelsrichtung  und  zugleich  für  den  Süden  Aegyptens 
steht  *L*  km,   sowie  X,,    I,   ~s   rs.     All  diese  Zeichen  stellen  Pflanzen  dar  und  haben  mit 

Körpertheilen  so  wenig  zu  schaffen  wie  die  für  den  Norden  ">:^\  rnh.  Dennoch  tritt  für  das 
Südland  auch  das  Zeichen  ein,  das  wir  nach  dem  Gesagten  (S.  32  u.  33)  dafür  zu  erwarten 

tp  rs  „der  südliche  Theil,  das  Kopfstück  Aegyptens".3)   Von  seinen 


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ö®  1 
I  I 


14) 


haben,  nämlich       tp, 

I    *     I 

vornehmsten  Bewohnern  heisst  es  in  der  18.  Dyn.: 

fce'  liti  liC  nw  tp  rs  „die  Häuptlinge  (Häupter)  und  die  Fürsten  der  Wohnstätten  der  Süd- 
landschaft (des  Nilthals)".  Dies  tp  rs  bezieht  sich  wohl  auch  auf  das  im  Süden  gedachte 
Haupt  der  das  Land  Aegypten  vermenschlichenden  mythologischen  Person.  Diese  muss  wohl 
(wegen  der  Gleichungen  rechts  =  der  Westen,  links  =  der  Osten)  als  auf  dem  Bauch  liegend 


])  R.  Lepsius,  Zeitschr.  f.  ägypt.  Spr.  1865,  S.  61  fgd.  Hierzu  führt  er  Diodor  1,  80  auf:  „T6v 
Tiaziga  fiovov  al'ztov  eivat  zijg  ysvsoewg,  zfjv  de  (irjzeQa  ZQOCprjv  xai  %d>Qav  jtagixsadat  zw  ßgeyei" .  Dass  O 
die  "Vulva  darstellt,  ist  sicher;  als  merkwürdig  sei  aber  erwähnt,  dass  auf  dem  Bilde  der  buddhistischen 
Schönheitsgöttin  Lakshmi  diese  vor  der  Vulva  einen  Zierat  genau  in  der  Form  des  Zeichens  ^  trägt. 
(Paris,  Museum  Guimet.) 

Seite  des  Königs";  Pap.  Hood.  1,  14  und  a.  o.  a.  0. 

A/VW\A   © 


2)  z.  B. 


QU 


ff    «k.  =!       '    Nf   "^er  Wedelträger  zur  rechten  (wnm) 


n 

3)  Auch  der  District  an  der  Südgrenze  des  Landes,  zu  dem  Elephantine  (die  Insel)  und     I 

_  I 


I 


Storno  Syene  gehörten,   wird 
gefasst  werden. 

4)  Lepsius,  Denkm.  III,  55. 


tp  rs  das  Haupt  des  Südens  genannt.  kann  auch  als  „Anfang" 


123 

gedacht   werden.     Dafür   spricht   auch   die   oben   erwähnte  Vorstellung   von   den    auf  dem 
Rücken  des  Erdgottes  wachsenden  Pflanzen.1) 

Dass  man  sich  auch  den  Nil   anthropomorph  vorstellte,    ward   schon  erwähnt.     Seine 

Ufer  wurden  CS?  ~wv«  spt'i  mw  „die  beiden  Lippen  des  Wassers"  genannt.4)    So  sind 


1 


D        \\  /wwv\ 

/www  )   rmiv  spt  n  mw    „die    Fische    des    Ufers",    die    am   Ufer 

I    U     d    /WVW\     AA/W\A 

schwimmenden  Fische.  Eine  Seite  des  Stroms  heisst  ^^  '  ^w/vw^  )  rmn  n  mw  „der 
Arm  des  Wassers". 

Den  Phallus  des  Osiris  hatte  Isis  nicht  wie  die  anderen  Glieder  des  gemordeten 
Gemahls  wiederfinden  können.  Er  war  in  die  Wogen  des  Stroms  gefallen,  die  ihn  mit 
sich  fort  führten,  bis  Fische  ihn  verschlangen.5)  Die  anderen  vierzehn  Gliedmassen  des 
Osiris  hatte  Isis  gesammelt.  Wo  sie  einem  begegnet  war,  wurde  ein  Osirisgrab  errichtet. 
Was  den  Phallus  im  Nil  angeht,  so  wies  er  auf  die  befruchtende  Kraft  des  Stromes. 
Er  ergoss  in  den  Stoff  seinen  Samen  und  befähigte  ihn  zur  Geburt.  Der  nämliche  Vorgang 
wird  durch  mythologische  Stier-  und  Kuhgestalten  versinnbildlicht.  In  jedem  Götterkreise 
begegnet  uns  die  zeugende  männliche  Kraft,  das  weibliche  empfangende  Prinzip  oder  der 
Schauplatz  der  Zeugung  und  ihr  Product,  das  Kind,  das,  wenn  es  heranwächst,  zum  Gemahl 
seiner  Mutter  und  selbst  zum  Zeugenden  wird.  Mit  Recht  heisst  Amon  darum  Gemahl 
seiner  Mutter,  sein  eigener  Vater  und  eigener  Sohn.  So  vergegenwärtigt  sich  der  Aegypter 
den  Kreislauf  des  Werdens  und  Vergehens  im  kosmischen  Leben  und  zunächst  in  der  Natur 
seines  Landes. 

Welche  Rolle  der  Phallus  bei  diesen  Vorgängen  spielt,  wird  bei  der  Behandlung 
dieses  Gliedes,  Abtheilung  II,  gezeigt  werden. 

Bei  der  Trias  von  Theben  tritt  es  uns  am  deutlichsten  entgegen.  Der  Amon  dieser 
Stadt,  ursprünglich  vielleicht  sogar  namenseins  mit  dem  ithyphallen  Min  (oder  Hern),  ist 
der  Gatte  der  Mut  (die  Mutter),  und  diese  ist  die  Natur,  die  Materie,  die  Erde  und  in 
beschränkterer  Auffassungsweise  der  Boden  Aegyptens,  Hnsw  (Chunsu)  das  Prinzip  der 
Erneuerung  in  der  Natur  und  im  Menschenleben,  das  später  zum  Mann  und  Erzeuger 
heranwachsende  Kind.  Die  nämlichen  Vorstellungen  treten  uns  schon,  nur  weniger  scharf 
ausgeprägt  oder  mit  grösserer  Zurückhaltung  behandelt,  in  der  Osiris-Isis-Horus-Gruppe, 
wie  die  Pyramidentexte  sie  uns  in  ihren  jüngeren  Theilen  zeigen,  entgegen.  Sie  sind  so 
alt  wie  die  Einigung  beider  Theile  des  Landes  unter  einem  König,  doch  gelangen  sie  erst 
in  späterer  Zeit,  besonders  in  den  Ptolemäertempeln,  mit  rückhaltloser  Offenheit  zum  Ausdruck. 
Was  Plutarch    über    die  Isis-  und  Osirismythe  erfuhr,    wird    im  Einzelnen    von    den  Denk- 


*)  Nach  einer  anderen  Auffassung  liegt  der  Erdgott  gb  allerdings  auf  dem  Rücken.  Die  Himmels- 
göttin breitet  sich  über  ihn,  und  er  befruchtet  sie  von  unten.  §u,  der  Licht-  und  Luftgott  hebt  sie 
wieder  in  die  Höhe  und  stützt  den  Himmel  als  ägyptischer  Atlas.  S.  auch  die  Osirismumie  in  den  Osiris- 
zimmern,  aus  deren  Leib  (nicht  Rücken)  Pflanzen  entwachsen. 

2)  D~ö  '  C^i   Spt  *die  LiPPe"- 

3)  Berlin,  hierat.  Pap.  3024.     Bei  Emian,  Gespräch  eines  Lebensmüden  etc.,  XV,  Z.  6G — 67  (S.  42). 
*)  Pap.  Westcar  619. 

5)  Plut.,  Is.  und  Os.,  c.  18.  Die  Fische  Lepidotos,  Phagros  und  o^vQvyyog  waren  es,  die  ihn 
verzehrten. 


124 

malern  bestätigt,  so  auch  seine  Mittheilung  von  den  Grabmälern,  die  über  den  14  Theilen 
der  Leiche  des  Osiris,  die  Isis  bestattete,  errichtet  worden  waren.  Was  die  einzelnen  Glieder 
angeht,  scheint  allerdings  neben  der  Volkstradition,  an  die  Plutarch  sich  hielt,  eine  priester- 
liche hergegangen  zu  sein,  die  sogar  in  verschiedenen  Heiligthümern  des  Landes  von  ein- 
ander abwichen. 

Diese  Mausoleen,  deren  Inhalt  je  ein  Körpertheil  des  Osiris  bildete,  gaben  den  Nekro- 
polen  besondere  Bedeutung  und  veranlassten  viele  Wallfahrer,  sie  zu  besuchen.  Nicht  nur 
Todtenstädte,  sondern  ganze  Bezirke  schmückten  sich  mit  dem  Namen  des  in  ihrem  Boden 
ruhenden  Theiles  des  göttlichen  Leichnams. 

So  hören  wir  den  20.  oberägyptischen  Gau  j  ff  den  des  linken  Beines,  den  10.  ober- 
ägyptischen Nomos  y|  y\  ©  oder  yj  y]  ©  den  der  Fusssohle  oder  der  Fusssohlen  und  die 
Hauptstadt  des  19.  unterägyptischen  Buto  (Bovroo)   [  / lj\    ^^    'im    mit    dem    heiligen 


dd-t 

© 

j ,  das  dort  samt  dem  Phallus  bewahrt  wurde.     Auf  den  Ruhm,  gewissen  Hauptkörper- 


theilen  des  Osiris  zur  Ruhestätte   zu  dienen,    erhoben  sogar   verschiedene  Stätten  Anspruch. 
So  war  Athribis(S.  116) 


EL 


_  =        -Mittelstadt"  die  Herzstadt;  wir  hören  aber  auch,  dass 


auf  der  reinen  (heiligen)  Insel  <EE3  f  1  '«  tob  (das  Abaton  der  Alten),  bei  dem  Isis- 
eilande Philae  das  Herz  des  Osiris  aufbewahrt  wurde.  Dem  Heiligthume  von  Abydos 
gereichte  es  zur  besonderen  Ehre,  das  Grab  des  Hauptes  jenes  Gottes  sowie  das  seines 
Nackens  auf  seinem  Gebiet  zu  besitzen,  nach  dem  Wiener  Papyrus  29,  Z.  44  soll  der  heilige 

Kopf      vi  di  dl  sps  aber  auch  zu  pr  'ir?  (als  Reliquie)  angerufen  worden  sein,1)  und  auch 

eine  Stadt  im  oberägyptischen  Gau  Diospolites  parva  n'SW'S  wurde  (1  fl        „Stätte  des 

I        tia  [Ja  © 

Kopfes"    genannt. 

So  geht  denn  aus  dem  Studium  der  Denkmäler  hervor,  dass  mehr  als  14  Nekropolen 
oder  Tempel  behaupteten,  ein  Osirisgrab  zu  besitzen,  und  dass  an  mancher  Stelle  ein  Glied 
dieses  Gottes  als  echte  Reliquie  verehrt  wurde,  die  man  auch  an  anderen  für  eine  solche 
ausgab.  Welches  nach  der  in  der  Ptolemäerzeit  herrschenden  Meinung  die  14  Glieder  des 
Osiris  waren  und  wo  man  die  Gräber  zu  suchen  hatte,  geht  aus  einer  zum  Theil  zerstörten 
Liste  zu  Edfu  und  aus  einer  anderen  hervor,  die  sich  zu  Dendera  vollständig  erhielt. 
Letztere  fand  J.  Dümichen  auf  dem  Dache  jenes  der  Hathor  geweihten  Heiligthums  in  der 
Nähe  der  drei  nördlichen  Osiriszimmer. 

Diese    merkwürdige   Darstellung,    die   der    genannte    Gelehrte    zuerst   veröffentlichte,2) 


lehrt  uns  die  Form  der  Kästen  kennen,  in  denen  sie  lagen  fr=Tf ,  und  die  uns  von  anderen 
Denkmälern  her  schon  bekannt  war.3)     Alle  14  stehen  neben  einander  auf  einem  niedrigen 


!)  v.  Bergmann,  Zeitschr.  1880,  S.  88. 

2)  J.  Dümichen,  Geographische  Inschriften  altägyptischer  Denkmäler.    Leipzig  1885,  Abth.  III,  Taf.  I. 

3)  An   der  Type,   deren   wir  uns   bedienen,   bleibt   die  Hohlkehle   am   oberen  Theile   des  Kastens 
unberücksichtigt. 


125 

Tische  oder  Gestelle,  das  dem  oberen  Theile  eines  Pylon  oder  Tempelthores  gleichsieht. 
Die  Zahl  14  des  Plutarch  findet  durch  diese  Inschrift  ihre  Bestätigung.  Die  Hieroglyphen- 
zeile über  dem  Texte,  der  den  einzelnen  Körpertheilen   gewidmet  ist,  lehrt,  dass  der  Pharao 

(er  spricht  in  erster  Person)  sich  in  alle  vier  Himmelsrichtungen  begab    '  ||  7i        w  HS 

hr  hh  h'1  nw  'itf  wsir  „indem  er  aufsuchte  die  Glieder  des  Vaters  Osiris".  Vor  dem  stehenden 
und  eine  Libation  ausgiessenden  Könige  theilen  14  gegenüber  dem  sitzenden  Pharao 
beginnende  Verticalzeilen  mit,  dass  er  die  betreffenden  Reliquien  aus  dem  und  dem  Gau  im 
Heiligthum  der  goldenen  Hathor  von  Dendera,  das  mit  vielen  verschiedenen  Namen  genannt 
wird,1)  niedergelegt  oder  zu  ihm  hineingebracht  habe. 

Hierbei  handelt  es  sich  entweder  nur  um  eine  zeitweise  Ueberführung  der  Osirisglieder 
nach  Dendera,  wo  sie  der  Isis-Hathor,  zu  der  sich  ja  auch  der  Horus  von  Edfu  bisweilen 
begab,  um  sie  zu  besuchen,  vorgeführt  werden  sollten,  damit  sie  sich  an  der  Nähe  der 
Glieder  des  verstorbenen  Gatten  und  Bruders  erfreue,  oder  wir  haben  es  hier  nur  mit  Nach- 
bildungen der  heiligen  Körpertheile  zu  thun,  die  in  einem  der  Osiriszimmer  auf  dem  Dache 
oder  in  dem  Durchgange  Aufstellung  gefunden  hatten,  an  dessen  linker  Innenwand  die 
Inschrift  zu  sehen  ist.  Es  könnte  sich  auch  um  die  Auffrischung  der  Tradition  handeln, 
die  von  der  Einbalsamierung  der  Osirisglieder  zu  Dendera  berichtete.  Ihr  Vorhandensein 
wird  durch  den  Namen  des  Tempels:  „Stätte,  an  der  die  Götter  den  Osiris  einbalsamierten", 
bestätigt.  Vielleicht  wurden  eben  wegen  dieser  Tradition  die  alten  Gliederreliquien  gerade 
nach  Dendera  gebracht,  um  sie  dort,  nachdem  sie  Schaden  gelitten,  neu  zu  balsamieren. 
An  Laboratorien,  wo  die  dazu  nöthigen  Droguen  hergestellt  wurden,  fehlte  es  gerade  in 
diesem  Heiligthume  mitnichten.  Aus  einer  Inschrift  auf  dem  Dache  des  Hathortempels  geht 
hervor,    dass    die    Glieder    des   Osiris    am    Feste    des    Gottes  Ww   zu  Wasser   nach   Dendera 

gebracht    wurden:     A    |n  o        \\\      ~wwv   m  n^r  ¥     nt  ws  ir  hr  mw   „gebracht  wurden  die 


heiligen    Glieder    des    Osiris    zu    Wasser",    und    zwar    alle    „       Q.<c=>()/()7  m  di  di  r  tb-t" 
„vom  Kopfe  bis  zu  den  Sohlen". 

Der  Körpertheil,  der  nach  dieser  Liste  Dendera  selbst  —  doch  durch  kein  äusseres 
Merkmal  hervorgehoben  —  zukommt,  ist  das  Zeugungsglied  des  Osiris,  und  dieser  Umstand 
ist  zwar  an  sich  leicht  erklärlich,  muss  aber  dennoch  und  zwar,  wie  wir  sehen  werden,  in 
doppelter  Hinsicht  überraschen.  Zunächst  will  es  uns  wohl  natürlich  scheinen,  dass  der 
Phallus  gerade  bei  Isis-Hathor,  der  ägyptischen  Aphrodite,  der  Göttin  der  Sinnenlust,  der 
Liebe  und  des  Rausches  bestattet  war;  hiess  doch  auch  einer  der  vielen  Namen  Denderas: 
„Die  Stätte,  an  der  Hathor  nach  ihm  (dem  Gatten)  verlangt",  ein  anderer:  „Stätte  der 
königlichen  Gemahlin",  ein  dritter:  „Stätte  der  Isis  in  ihrer  Lust",  ein  vierter:  „Haus  der 
Zeugung  ihrer  Majestät",  ein  fünfter:  „Haus,  wo  Osiris  von  seiner  Gemahlin  getragen 
wird";  —  wie  aber  stimmt  der  Umstand,  dass  zu  Dendera  der  Phallus  des  Osiris  als  Reliquie 


■>'     -' 


fl  O    ]    '    „Einbalsamierungsstätte   des  Osiris" ;       |  (**<*}  „ Heiligthum  der  goldenen 

■U  I  ©  Uooo  CT^3 

(seil.   Göttin)';    v«-*  (  ti  rrt  „Land  des  weiblichen  Nilpferdes".     Aus   dem   vollständigen  Namen 

< — >  © 
■  ■  ■■  ■ '  ■  - ■  ' a 

<==>       tt  n  ti  rr-t  wurde  „Tentyris*  und  das  späte  „Dendera". 


126 

bewahrt  wurde  oder  doch  dorthin  gebracht  worden  war,  mit  der  bestimmten  Mittheilung 
Plutarchs,1)  das  aldöiov  des  Osiris  sei  ins  Wasser  geworfen  und  von  Fischen  verschluckt 
worden,  und  der  anderen,  die  sich  gleichfalls  zu  Dendera,  und  zwar  in  einer  Liste  der 
Nomen gottheiten  findet,  überein,  das  Geschlechtsglied  des  Osiris  gehöre  nach  Mendes? 

Den  Widerspruch,  in  dem  die  Nachricht  Plutarchs  mit  diesen  Angaben  steht,  suchte 
schon  der  zu  früh  verstorbene  v.  Bergmann2)  durch  die  Existenz  von  zwei  verschiedenen 
Versionen  in  Betreff  des  Osirisphallus  zu  erklären.  Der  Grieche  wäre  darnach  der  im 
Volksmunde  lebendigen  älteren  Mythe  gefolgt,  während  die  Dendera-Texte  die  in  allen 
Theilen  sorgfältig  ausgeführte  spätere  Redaction  der  nämlichen  Mythe  darstellen  würden. 
Doch  wir  zeigten  schon,  dass  die  Dendera-Texte  selbst  einander  widersprechen,  und  werden 
uns  darum  nach  einer  neuen  Erklärung  umzuschauen  haben.  Die  Untersuchung  wird  sich 
an  das  Glied  von  Dendera  knüpfen,  dem  wir  als  der  fünften  Osirisreliquie  in  unserer  Liste 
begegnen.  Folgen  wir  denn  der  Reihe  nach  den  dem  Inhalte  der  Kästen  gewidmeten 
Beischriften. 

1.  ^  tK   rd  ^ib  „das  linke  Bein".     Gehört  in  den  ersten  oberägyptischen  Nomos.3) 

2.  t\^  lim-t  „der  heilige  Leib".  Gehört  in  den  2.  o.-äg.  N.  Ä  1  "v\  ©  dbw, 
d.  i.  Edfu,  Apollinopolis  magna. 


n 


d.  i.  el-Kab. 


crt'i    „die   Kinnladen".     Gehören   in    den    3.    o.-äg.   N.    Eileithyiaspolis, 


4.  j[  ff    rd   wnm     „das    rechte    Bein".      Gehört    in    den    supplementären    o.-äg.    N. 
Nbyt,  Ombos,  d.  i.  Kom  Ombo  und  in  den  libyschen  Westgau  ihm  gegenüber. 

5.  _J_fl  \  l  ic==Si   mrVi  der  Phallus  (ohne  Hoden?)  gehört  in  den  6.  o.-äg.  N.  Tenty- 
rites,  d.  i.  Dendera,  und  also  in  den  Tempel,  in  dem  die  Liste  sich  findet. 

Das  nämliche  Glied  soll  nach  der  oben  erwähnten,    gleichfalls  in  Dendera  copierten4) 
Liste  der  Nomengötter   samt   dem  Rückgrat   zu  Mendes    aufgefunden  worden  sein.5)     Nach 

der  Edfu -Inschrift  gehört  der  Phallus  in  die  Stadt  ~yC  *^T  Nnrdf,  d.  i.  Herakleo- 
polis    magna    im    20.    o.-äg.    N.     Wo    das    Zeugungsglied    nach    Mendes    verwiesen    wird, 

schreibt  man  es  -|^  ^^  v\  /<==a,    wo    es   zu    Dendera    gehört,    _J_fl  n  (1  fe=Q ,  also  mti 

und  mcCi.  Wir  haben  es  also  sicher  mit  dem  gleichen  Worte  zu  thun.  Beide  bedeuten 
„das  Geschlechtsglied " ;  vielleicht  aber  ist  dieser  Begriff  zu  beschränken  und  unter  mti 
=  m&'i  nur  der  penis  ohne  die  Hoden  zu  verstehen.     Das  aidotov,    das  nach  Plutarch  ein 


J)  Plut.,  Is.  und  Os.  c.  18  und  36  und  zu  Diodor  I,  22. 

2)  Zeitschr.  1880,  S.  92. 

3)  Weiterhin  stets  abgekürzt  ob.-äg.,  wie  u.-äg.  für  „unterägyptisch" ;   N.  für  Nomos. 

4)  J.  Dümichen  1.  1.  III,  83;  A.  Mariette,  Dendera  IV  43. 


f=ih 


/j±      /         (1  m'/j  kmtiv  m  'ist  tn,    „der  Phallus,   aufgefunden 

an  diesem  Orte  (d.  i.  Mendes)".     Ueber  den  ithyphallen  Osiris,  den  stets  begattungsfähigen  Widder,  das 
dd  von  Mendes  sowie  über  diesen  Ort  als  Phallusstadt  s.  v.  Bergmann,  Zeitschr.  1880,  S.  89  fgd. 


127 

Wasser  von  den  Fischen  verschluckt  wurde,  mnss  die  Testikeln  jedenfalls  mitverstehen; 
denn  auf  sie  wird  in  der  Mythe  der  grösste  Nachdruck  gelegt,  und  nicht  der  ganze  Scham- 
theil,  sondern  sie  allein  wurden  beim  Kampfe  der  feindlichen  Götterbrüder  dem  Set  aus- 
gerissen. Im  Todtenbuch  heisst  es  ^rr*  « — °  ™w"  \v^  V  V  ^  AA/VWN  hü  ^  »es  nanm  weS 
Horus  die  Hoden  (hrww)  dem  Set".  Im  Pap.  Eb.  wurde  bei  der  Heilung  der  Verwundeten 
eine  Consultation  abgehalten,  und  zwar  nicht  über  den  verletzten  Phallus,  sondern  über  die 

po  ^/f  hriu'i  St,2)   d.  h.    „über   die  Hoden   des  Set".     Diese  wurden   getrennt  von 

dem  Phallus,  das  der  Erection  fähige  Glied,   gedacht,    das  auch  als  Hieroglyphe       für  sich 

allein  vorkommt.3)     Dass  das  Wort  tu    di   in  der  That  dies  Glied   allein    bedeutet,   scheint 

uns  auch  der  Satz  zu  beweisen,  den  wir  zu  Edfu  notierten:   -^V>  fi<*    <=>  ^  °°  m   Ut-f 

hr  lirw  f  „sein  Penis  und  seine  Hoden".  Zu  mdi  gehörten  diese  also  nicht  als  nothwendig 
mit  ihm  verbundener  Theil.  Dazu  illustriert  in  dem  nämlichen  Tempel  ein  Bild  die  Meinung 
unseres  tnd'i  oder  m  ti-t.  Es  stellt  den  hockenden  Sperber  mit  der  Krone  von  Ober- 
und  Unterägypten  auf  dem  Haupte  dar.     Von  seinem  Leibe  geht  ein  langer,  steifer  Phallus 

aus,  und  die  Inschrift,  die  diese  Figur  begleitet,  nennt  sie:         -|^  ß^Zj  {==&   hr  m  ti,   „der 

mit  dem  Schamglied  oder  der  Schamgliedträger".  Von  den  Hoden  ist  auf  diesem  Bilde 
keine  Spur  wahrnehmbar.  So  möchte  denn  der  Osiriskörpertheil  von  Dendera  wie  von 
Mendes  m    <Vi  oder  m    U   nicht   das   ganze   männliche  Glied,    sondern    nur   der  Penis  ohne 

Hoden    sein.     Für   jenes    wäre    ß    vi      (==&  hnw,     J  ^^  ^\    jj  ^=0   foh,        9  f=a   bh, 

mt4)  oder  auch  euphemistisch   I  ^=0)  nfr  „der  Gute",  vielleicht  auch  „der  Bildende,  das 

Instrument"  sowie      \\     f=U)  st'i,  sd'i,   „der  den  Samen  fort-,  ausschiessende",  der 

„Besamer",  eingetreten.     Bedenklich  macht  uns  nur  der  Umstand,  dass  im  Pap.  d'Orbiney5) 

Q     A/WW\    — 

der  jüngere  Bruder,  der  ja  vielfach  das  Schicksal  des  Osiris  theilt,  sich  den  X  ^  <*,  hnw 

abschneidet.  Das  ist  der  ganze  männliche  Geschlechtstheil  mit  dem  erectionsfähigen  Phallus, 
wie   schon    das  Determinativum    <L    beweist.      Aber   die   Selbstverstümmelung   dieses  jungen 


1)  Todtenb.  Lepsius  c.  17,  26. 

2)  Pap.  Ebers  2,  4. 

8)  Am  deutlichsten  auf  Philae,   wo   wir  es   wegen  der  Darstellung,   die  auf  Beschneidung  weist, 

besonders  scharf  ins  Auge  fassten. 

*)      ^\>      7~\  mt  frül1    "das  Gefässä"    (°der  Nerv  etc-)-     Wegen  des  (=Qi  bedeutete   also  (     ^ 
ursprünglich    den    Phallus.      In    der    Pyr.    des    Ppy  I,    198  =  Merenr'  373  =  Neferker    933    bedeutet 

mt  doch  wohl  eher  „Phallus"  als  (Maspero)  „semences".     Es  heisst  dort:  „0  Re,  geschwängert 


n 


ist  der  Leib  der  Nut  ffi  $^  ^  o  ^  ^  (j  ^ 


1    mit   dem   Phallus   (kaum  mit  den   „semences"), 


die  der  Glänzende  in  sie  hineinthat".     Nur,   wo  mt  mit      s°°c::=:tj&    oder    °°°°  '   determiniert  wird,   wäre 

„semences"  vorzuziehen. 

5)  Pap.  d'Orbiney  7,  9. 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  17 


128 


Mannes  ist  doch  nur  verwandt  mit  dem  Abhandenkommen  des  Schamgliedes  der  Osirisleiche. 
Jedenfalls  werden  die  Hoden  nirgends  unter  den  als  Reliquien  aufbewahrten  Gliedern  des 
Gatten  der  Isis  erwähnt.  Diese  können  also  von  den  Fischen  verschluckt  worden  sein, 
während  mehrere  Stätten  sich  rühmten,  das  Grab  des  Phallus  ohne  die  Testikeln  zu  besitzen. 
Wenden  wir  uns  nun  wieder  den  heiligen  capsae  zu. 

6.  tp  oder  di  (h  ntr  „das  göttliche  Haupt",  d.  i.  der  Kopf  des  Osiris.     Er  gehört, 

wie    auch    andere  Denkmäler    mittheilen,    in    den    8.  o.-äg.  N.  Thinites,    in   dem    dicht    bei 
dem  alten  Thinis  (This)  Abydos  mit  dem    berühmten  Heiligthum  des  Osiris  lag.     Dass  der 

Nacken    (ÄSv    X  ^    whbt)    zu  dem  Kopfe  gehörte,  geht,  wie  schon  erwähnt  ward,  aus  der 

Inschrift  auf  dem  Sarkophag  des  Pmhm'ist  hervor.     Der  Pharao  sagt  über  diesen  Körpertheil: 

A ü  — 


ö 


* 


.Ich    lege  es  nieder   in    dem  Balsamierungsge wölbe   im  Hause    des 

Gliedes".  Dies  (das  Haus  des  Gliedes)  ist  doch  wohl  Dendera  selbst,  zu  dem  das  Bal- 
samierungslokal1)  gehörte,  das  ihm  den  Namen:  „Stätte,  an  der  die  Götter  den  Osiris 
balsamierten",  eintrug.  Das  hier  gemeinte  Glied  muss  der  Phallus  sein,  der  der  Osiristheil 
von  Dendera  war. 

Die  vier  folgenden  Kästen  7,  8,  9  und  10  enthielten  die  inneren  Organe,  die  in  den 
sogenannten  Kanopen  aufbewahrt  wurden,  über  die  wir  an  einer  anderen  Stelle  eingehender 
handelten.2)     Diese  vier  Krüge  stellten  die  sogenannten  Horussöhne,  die  grossen  königlichen 

Hauptgötter    |  J  °  X  \\  $  !  ÜZü   oder  nach   der  älteren  Fassung   |       |    %  ]    rj  Jj   die  dem 

Osiris  zugehörenden  Hauptgötter  dar,  die  stets  mit  den  gleichen  nur  durch  Varianten  unter- 
schiedenen Namen  bezeichnet  werden.  Ihr  Leib  hat  (wenn  sie  als  Kanopen  auftreten)  bei 
allen  vieren  die  nämliche  einfache  Krugform.  Die  Deckel  stellen  ihre  Köpfe  dar  und  sind 
verschieden  gestaltet:  menschen-,  äffen-,  schakal-  und  sperberköpfig. 


Der  erste  (wir  geben  die  Schreibung  unseres  Textes  wieder)   [        ")  (    'imsfi  (Amset) 
ist  menschenköpfig,  der  zweite   AI  hcp  (Hapy)  affenköpfig,  der  dritte  q  ^      dwi  mt-f 

(Duamutf)    schakalköpfig,    der   vierte   $  J1    '      (sonst   ß  J  I  i  i  J)   )   ^  snwf  sPerber" 

köpfig.     Sie  sind  uralt;  denn  sie  begegnen  uns  schon  vielfach  in  den  Pyramidentexten,  und 
zwar   als  Begleiter    des  Verstorbenen    in  das  Gefilde  'iilw,   je   zu   zweien   an    der  Seite   des 

Horus,  als  dessen  Progenitur   U)  (  [  &  v\  ]   sie  bezeichnet  werden,  als  Steuerleute  der  Barke 

dieses  Gottes  etc.3)     In   das  Innere  der  sie  darstellenden  Krüge   legte   man  die  Eingeweide 


>)     ö 


möchten  wir  ks,  nicht  ss  lesen.    Wegen  des  Determ. 


übersetzten  wir  es  „Gewölbe" 


2)  G.  Ebers,  Der  geschnitzte  Holzsarg  des  Hatbastru  im  ägyptologischen  Apparat  der  Universität 
zu  Leipzig.  Aus  dem  IX.  Bande  der  Abhandl.  der  phil.-hist.  Cl.  der  k.  Gesellsch.  d.  Wissenschaften  zu 
Leipzig,  S.  203  fgd.     Auch  bei  S.  Hirzel,  Leipzig  1884. 

3)  Sie  treten  (z.  B.  Ppy  I,  261—62)  in  der  folgenden  Form  und  Folge  auf:  h'p,  dwt  mtf,  'imst, 
hbh  snwf.  Nach  einer  fleissigen  Abhandlung  E.  Chassinats  (Rec.  XIX,  p.  23  fgd.)  wären  sie  die  vsxveg 
des  Manethon  und  die  13.  heliopolitanische  Enneade. 


129 

des  Verstorbenen,  dessen  Schutz  die  Göttinnen  Isis,  Nephthys,  Neith  und  Selket  übernahmen, 
wohl  weil  ihnen  die  Ernährung  des  Dahingegangenen  zukam.  Ihre  Functionen  sind  ver- 
schiedenartig, doch  kommen  den  einzelnen  keineswegs  überall  dieselben  zu.  Bald  hören 
wir  sie  diese,  bald  jene  Thätigkeit  üben,  und  zwar  bleibt  sie  sogar  in  der  nämlichen  Zeit 
nicht  immer  die  gleiche.  In  guten  thebanischen  Texten  hat  Kbh-snwf  z.  B.  die  Knochen 
und  Glieder  zu  vereinen,  während  dies  anderwärts  dem  Dwi-mtf  zukommt.  Oft  bedient 
man  sich  der  Namen  der  Horussöhne,  um  die  Eingeweidetheile  zu  bezeichnen,  die  in  die 
nach  ihnen  benannten  Kanopeu  gelegt  wurden.  Auch  in  unseren  Inschriften  werden  neben 
den  Kästen  7 — 10  keine  Körpertheile  des  Osiris  genannt,  sondern  immer  nur  der  Name 
des  Horussohnes,  dessen  Fürsorge  das  gemeinte  innere  Organ  anvertraut  war.  Eine  genaue 
Bestimmung  dieser  inneren  Theile  des  Körpers  wird  bei  der  Verschiedenheit  der  Angaben 
vielleicht  nie  gelingen.  Mit  den  Theilen  des  menschlichen  Wesens,  die  als  unsterblich 
gedacht  wurden,  und  denen  die  Horussöhne  gleichfalls  Schutz  zu  leihen  hatten,  sind  wir 
besser  bekannt.1)  Halten  wir  uns  an  die  früheren,  leider  theils  stark  schwankenden,  theils 
unverständlichen  Annahmen,  so  ergiebt  sich  für  den  Inhalt  der  Reliquienkästen  7  —  10 
das  Folgende: 

r\   aa  — M — 

7.  enthielt  den  dem  Horussöhne  [        "Ji  [    'imst'i  (Amset)  angehörenden  Magen  samt 
den   „grossen  Eingeweiden "  „?"     Sie  kamen  aus   JtT»T  V\  si  s-htp,  der  Metropole 


des  11.  o.-äg.  N.  Hypselites. 

8.  enthielt  die  dem  &  1  Jip  —  kaum  Jip*  —  I  A.  (.  (  Jj  ]  1%py  angehörenden  kleinen 
Eingeweide(?),  die  aus  dem  12.  o.-äg.  N.,  dem  nördlichen  Antaeopolites  kamen. 

9.  enthielt  die  dem  *^^_   Dwi-mtf  (  *  <*\N     %   )  zugehörende  Lunge  samt  dem 

Herzen(??),  die  in  den  13.  o.-äg.  N.  Lykopolites  gehörten.  Wir  zeigten  schon  (S.  114  (36)), 
wie  eng  diese  beiden  Organe  in  der  Vorstellung  der  Aegypter  zusammengehörten  und 
gedachten  der  beiden  Stätten  des  Osirisherzens  Athribis  und  Abaton.  Jenes  lag,  wie  wir 
sehen  werden,  in  der  elften  capsa  mystica,  kann  also  hier  keinenfalls  gemeint  sein.  Vielleicht 
haben  wir  unter  dem  von  Dwi  mtf  beschützten  Organe  die  Lunge  zu  verstehen. 

10.  enthielt    die    dem    Horussöhne     y  II  (1   ]  I      l   libh  sriiwf  (  V  1 1 1    $     \cbh-snwf\ 

zukommende  Leber  und  Galle (?),  die  in  den  14.  o.-äg.  N.  Aphroditopolis  gehörten.2) 

11.  enthielt  "Ö1!  \b,  das  göttliche  Herz,3)  das  in  den  10.  u.-äg.  N.  Athribitis  gehörte 
(s.  S.  116  (38)).  Die  Stadt  dieses  Namens  war  nicht  nur  der  Ort  der  Mitte  (§■  'O)  des  Delta 
(Mittelstadt),  sondern  auch  die  Stadt  des  Herzens,    wie  auch  dieser  Kasten,  sein  Inhalt  und 

seine  Herkunft   beweisen.     Die  Inschrift  über  diesem  Relkpuienschreine   lautet:    71  Sa     j^. 

»)  G.  Ebers,  Holzsarg  des  Hatbastru  1.  1.  S.  37  (237). 

2)  Auf  die  inneren  Organe,  auch  auf  die  Körpertheile,  die  mit  den  Horussöhnen  in  Verbindung 
standen,  soll  im  zweiten  Theile  dieser  Abhandlung  näher  eingegangen  werden. 

3)  _rfr "  Ar  'ib  doch  wol  wegen  der  Inversion  honoris  causa  'ib  hr  oder  ntr  zu  lesen  und   „Herz 


des  Gottes  oder  das  heilige  Herz"  zu  übersetzen.     Schon  früh  steht    >\     oft  für     | . 


17 ' 


130 

^^^  *-^r-  s=7r3  <=>  5^5=f  mi_/s  w«  Ar  \"6  m  km  Ja  t-s  r  ti  rrt  „Ich  hebe  auf 


das  göttliche  Herz  in  km  fa  (d.  i.  im  10.  u.-äg.  N.  Athribites)  und  erhebe  es  zum  Tempel 
von  Ti  rrt,  d.  h.  Dendera".  Man  sieht,  dass  der  Pharao  sich  in  der  That  rühmt,  die 
Reliquie  des  Herzens  aus  dem  u.-äg.  Athribis  in  das  o.-äg.  Tentyris  gebracht  zu  haben. 

12.  enthielt  das  Glied  _J_n[jzin   in    hyk,    d.  i.    „den  Hals",   der    nach    dem   u.-äg.  N. 

Letopolites  gehört,  dessen  Standarte  ein  Fleischstück  *%,  oder  auch  einen  Rinderschenkel  C7V 


trägt.     Für  m  hyk  4^V  "  mtik  geschrieben,  fanden  wir  längst  die  Bedeutung  „Hals". 


as 


Es  ist  darum  nicht  nöthig,  Dümichens  Copie  in  __J_o []<=[]  m  (m(?))  hyt  zu  corrigieren  und  d 
A  in  o  zu  verwandeln;    ja  es  würde  dies    zu  einer  Unmöglichkeit   führen;    denn  ^VUi^n 
oder  —1—0  steht  für   —  v\  9.   'im  h-t1)    und    dies    bedeutet  das   im  Bauche  Ent- 

haltene, die  Eingeweide,  und  diese  lagen  ja  unter  dem  Namen  der  Kanopengötter  in  den 
Kästen  7  — 10.     Cf.  koptisch  mä».£t:   mä».3t  viscera. 

13.  enthält  D  „Q  ^ a)  pst  „das  Rückgrat,  die  Rücken  Wirbelsäule"  aus  dem  11.  u.-äg.  N. 
Busirites.     Der  Name   der  Stadt  Bousiris  (noTCipi)        "     H  S  ^37  ft       p(r)  ws'ir  nb  ddw, 

auf  dem  Sarkophag  des  Pi  nhm  ist  )    u  c^a  v\      ddw  bedeutet  „Haus  des  Osiris,  des  Herrn 

LS.  IA  — u  © 

der  Ddwsäule"   oder  der  Ddwsäulenstadt;  diese  Säule  aber   '  '   ist,    wie  v.  Bergmann   zeigte, 

auch  „die  stilisierte  Darstellung  der  spina  dorsalis".3)  Unsere  Inschrift  beweist  nun,  dass 
nicht  nur  Mendes,  wo,  wie  schon  erwähnt  ward,  neben  dem  Phallus  auch  das  Rückgrat 
des  Osiris   „gefunden"   worden  sein  soll,    als  Aufbewahrungsstelle   des    nämlichen    göttlichen 

Gliedes  angesehen  wurde,  und  beide  Orte  kommen  unter  dem  Namen  jj       vor.4)     Es  will  also 

scheinen,  als  wäre  in  Mendes  der  Phallus  samt  dem  Rückgrat  des  Osiris  gefunden  worden, 
wie  der  Pi  rthm  'ist- Sarkophag  hervorhebt,  während  die  Rückenwirbelsäule  des  Gottes  zu 
Busiris,  der  Osirisstadt  Ddw,   begraben  und  als  Reliquie  aufbewahrt  wurde. 


0 


Hierzu  muss   bemerkt  werden,    dass  trotz  des  ff       in  Busiris,    das  TT  niemals  als  ana- 
tomische  Bezeichnung    für    den    Rücken    vorkommt,    sondern    nur   als   Symbol   für  ihn   mit 


J)  Pap.  Anastasi  IV,  15.     Brugsch  übersetzt  Wörterb.  Suppl.  S.  567  J_ü  m'  h-t  mit  „Bauch",, 

doch   das  Beispiel,   das   er   aus  dem  Osiriszimmer  in  Dendera   anführt,   spricht   gegen   seine  Annahme. 

Nicht    „der  Bauch"    (m  h-t)   des    grossen   Gottes   soll    an    seinen  Platz    I  J    *^=^_  |    gethan   werden, 

sondern  „die  Eingeweide". 

2)  Sonst  besser  >&_    psd  oder  psrf  geschrieben.    Pap.  Ebers  44,  16  \^    1  psd. 

3)  Zeitschr.  1880,  S.  91.     Eine  Osirisstatuette  (Collection  Allemant  p.  26)  trägt  das  Ddsymbol  auf 

dem  Rücken. 

[— — ^j  g  &&  g 

*)  Mendes  in  erweiterter  Form  W  ife?  v — '  \  \  ?»(»')  ht  nb  ddt  mit  der  assyrischen  Umschrift 

LA  t^>  LA 

Bindidi.     Cf.  Steindorff,  Keilschriftliche  Wiedergabe  ägyptischer  Eigennamen;   Beiträge  zur  Assyriologie 

1890,  S.  604. 


131 

der  Bedeutung  des  Festen  und  dauernden  Beständigen.    Wohl  ist  das  j[  wegen  des  Begriffes, 

den  es  darstellt,  später  für  die  stilisierte  Form  des  Rückens  angesehen  worden,  es  ist  aber 
ursprünglich  die  eigenartige  ägyptische  perspectivische  Darstellung  einer  Säulenreihe  gewesen1) 
und  erst  später  für  einen  altarartigen  Pfeiler  mit  vier  Repositorien  an  der  Spitze  gehalten 
worden,  obgleich  man  seinem  Vorbilde  nirgends  begegnete.  Dennoch  hielt  man  an  dem 
ehrwürdigen  Symbol  fest,  dessen  Form  und  Bedeutung  keiner  Aenderung  unterworfen 
werden  durfte.  Was  unsere  13  beweist,  ist,  dass  Busiris  in  der  That  die  Stadt  des  Osiris- 
rückgrates  war. 

14.  enthält  i~^£^^^  »die  Hände  (oder  Arme)  samt  dem  Auge"(?)2)  Diese 
wunderlich  zusammengestellten  Reliquien  stammen  aus  dem  4.  u.-äg.  N.  Menela'ites  am  mittel- 
ländischen Meere,  zu  dem  nach  H.  Brugschs  scharfsinniger  Erklärung3)  auch  Kdvcoßog 
(Kanopus)  gehören  möchte. 

Aus  diesen  Untersuchungen,  die  uns  auch  zur  Vergleichung  der  Nomenlisten  von  Edfu 
und  ähnlicher  Documente  führten,  ging  sicher  für  uns  hervor,  dass  es  viel  mehr  Osirisgräber 
oder  als  Reliquien  verehrte  Körpertheile  des  Gottes  in  Aegypten  gab  als  vierzehn  oder  als 
irgend  ein  menschlicher  Körper  Glieder  besitzt.  Trotz  emsiger  Bemühungen  wollte  es  uns 
indes  nicht  festzustellen  gelingen,  welches  die  vierzehn  echten  Osirisgräber  waren  und 
welches  Glied  einem  jeden  ursprünglich  angehörte.  Wir  hätten  weit  mehr  hierher  gehörendes 
Material  heranziehen  können,  doch  genügt  die  von  uns  bevorzugte  Darstellung,  um  zu 
zeigen,  welche  Stätten  man  in  der  Ptolemäerzeit  und  zu  Dendera  für  die  echten  Gräber 
ansah.  Freilich  lassen  sich  selbst  in  diesem  Tempel,  wie  wir  bei  der  Betrachtung  der 
fünften  capsa  zeigten,  Divergenzen  gegenüber  der  Tradition  nachweisen.  In  meiner  Hand 
befindet  sich  eine  Reihe  von  Sätzen,  die  einzelnen  Körpertheilen  andere  als  die  hier  erwähnten 
Grab-  oder  Heimstätten  anweisen,  doch  verbietet  der  Raum  ein  näheres  Eingehen  auf  diese 
Abweichungen  von  den  Angaben,  die  wir  mittheilten  und  denen  doch  auch  der  König  folgte. 
Uebrigens  würden  sich  auch  ähnliche  Schwierigkeiten  ergeben,  wenn  man  heute  versuchen 
wollte,  die  Herkunft  und  Echtheit  hochgehaltener  Reliquien  in  anderen  Glaubenskreisen 
festzustellen. 

Der  Himmel  und  die  Körpertheile. 

1.    Die  Himmelsgöttin,  die  Augen  und  anderen  Körpertheile  der  Gottheit. 

Auch  am  Himmel  wurden  Körpertheile  benutzt,  um  siderische  Erscheinungen  und 
besonders  die  Entstehung,  die  Wirksamkeit  etc.  des  Lichtes  dem  Verständniss  näher  zu 
bringen.  Die  Mythenbildung  war  auf  diesem  Gebiet  besonders  thätig,  der  Körpertheil  aber, 
dem  sie  die  grösste  Aufmerksamkeit  zuwandte,  war  das  Auge,  und  zwar  das  ^^  icdi-t 
d.  i.  das  Heils-,  das  himmlische,  heile,  nicht  ausgerissene  Auge  (Steindorff)  des  Horus. 


x)  Diese  Erklärung  Flinders  Petries,  Medum,  London  1892,  S.  31  scheint  uns  zutreffend.     Für  einen 
Nilmesser,   wie  es  früher  geschah,    oder  für  ein  Repositorium  mit  Absätzen,   auf  die  die  Bildhauer  ihre 

Instrumente  legten,  dürfen  wir  das  TT  nicht  mehr  ansehen. 

2)  Dieser  seltsamen  Gruppe  wird  Abth.  II  eingehender  gedacht  werden.     Es  wäre  auch  eine  andere 
Uebersetzung  möglich. 

3)  H.  Brugsch,  Dictionnaire  geographique.     Leipzig  1879,  Bd.  I,  S.   1044  und  1002. 


132 

Mehr  als  ein  Gott  wird  bei  dem  ägyptischen  Henotheismus  besonders  der  späteren 
Zeit  als  der  älteste  der  Götter  genannt,  der  vor  jedem  anderen  Gotte  das  war,  der  als 
Demiurg  die  Götter  schuf,  die  Menschen  und  alle  Dinge,  die  er  zuerst  von  einander  unter- 
schied, indem  er  sie  mit  Namen  belegte.  Nachdem  er  bei  seiner  kosmischen  Thätigkeit 
so  weit  gelangt  war,  um  dem  Himmel  seine  feste  Stellung  über  der  Erde  zu  geben,  öffnet 
er  die  Augen  und  damit  schwindet  das  Dunkel,  das  „es  werde  Licht"  ist  vollendet,  und 
sein  Werk  wird  mit  Helligkeit  umstrahlt  und  erkennbar. 

Logischer  Weise  war  es  in  der  ältesten  Zeit  die  Himmelsgöttin  selbst,  an  der  die  die 
Welt  erleuchtenden  Lichter  als  Augen  gedacht  wurden.  Während  es  später  die  Sehorgane 
verschieden  benannter  Lichtgottheiten  sind,  denen  man  die  Kraft  zuschreibt,  die  Welt  zu 
erleuchten,    fiel    diese   Aufgabe    nach    dem   Zeugnis    der   Pyramidentexte    ursprünglich    der 

Himmelsgöttin    Nwt  zu,   die  sich  nach  einer  alten  Mythe   der   ganzen  Welt  und  sogar 

der    Götter    und    ihrer    Seelen    bemächtigte.     oc=^  ^ 1  )    V  ^"^   «k.  A  '  . 

p^  )    „du  erfüllst  alles  (jeden  Ort)  mit  deiner  Schönheit,   die  Erde  (liegt)  unter  dir, 

so  weit  sie  reicht". 

An  der  nämlichen  Stelle  heisst  es  weiter,  dass  Nwt  sich  seitdem  (in  Gestalt  des 
Weibes  jj)  über  die  Erde  breite  (oder  spanne)  und  sie  mit  ihren  Armen  umsch  Hesse. 
In  ausserordentlich  scharfsinniger  Weise  schälte  A.  Erman2)  die  alten  an  die  Göttin  Nwt 
gerichteten  Sprüche  aus  den  Pyramidentexten  heraus  und  sonderte  die  auf  Osiris  bezüglichen 
späteren  Sätze  von  diesem  organisch  zusammenhängenden  Texte,  der  uns  mit  den  Schicksalen 
der  Himmelsgöttin  von  ihrer  Geburt  an  bis  zu  ihrem  Triumph  als  Königin  der  Welt 
bekannt  macht.  In  den  ältesten  Texten  ist  es  also  die  Himmelsgöttin  Nwt,  in  deren 
Antlitz   man  sich   ursprünglich  Sonne  und  Mond  als  Augen   dachte;    heisst  es   doch    in  den 

Pyramidentexten:    <i3^  ^\    ^\3)   Nwt  pr  n  irn  m  dl  di  t    „0  (Göttin)  Nut,    es 

traten  die  beiden  Augen  hervor  aus  deinem  Haupte",  oder  fliessender:  „0  Nut,  aus  deren 
Haupte  die  beiden  Augen  hervortraten".  Es  sind  darunter  Sonne  und  Mond  zu  verstehen, 
doch  hat  man  diese  Himmelskörper  schon  früh  für  die  Augen  des  Sonnengottes  angesehen; 
denn  man  dachte  sich  seine  Seele  (nach  dem  Untergang)  als  Gestirn  an  den  Himmel  ver- 
setzt wie  die  der  verstorbenen  Menschen,  die  dort  in  der  Nacht  als  Sterne  glänzten. 

Die  späteren  Texte  halten  sich  dann  an  diese  Auffassung,  und  es  ist  stets  der  Sonnen- 
gott —  gleichviel,  welchen  Namen  er  trägt  — ,  an  dessen  Haupt  uns  die  Wd?-t-Augen  begegnen. 

Im  neuen  Reiche  und  besonders  in  Oberägypten  ist  es  Amon  Rc,  der  nicht  nur 
zu  Theben  als  Weltenschöpfer  und  als  höchster  Gott  verehrt  wird,  der  das  Wesen  und 
die  Thätigkeit  der  anderen  Unsterblichen  in  sich  vereint.  In  dem  jüngst  publicierten 
hieratischen    Papyrus  3055    des    Berliner   Museums,    der    aus    Theben    und    wohl    aus    der 


i)  Pyr.  d.  Ppy  I,  63. 

2)  A.  Erman,  Die  Sprüche  von  der  Himmelsgöttin,  in  Aegyptiaca,  Festschrift  für  Georg  Ebers. 
Leipzig  1897,  S.  IG  fgd.  Diese  höchst  werthvolle  Untersuchung  kam  uns  erst  kurz  vor  dem  Abschlüsse 
des  Mscr.  zu.  Ihr  Ergebnis  stimmt  mit  unserer  eigenen  Meinung,  dass  die  Wdj-t-Augen  zuerst  der  Himmels- 
göttin zugeschrieben  worden  sein  müssen,  voll  überein. 

3)  Pyr.  des  Ppy  I,  100  =  Mr  n  li'  88  =  Kfr  h  B'  95. 


133 

_f£§^,    HIHIHI       ^E>-  /      1J\    1k  fr     Q  p, 

20.  Dyn.  stammt,1)  heisst  es:  ^3^  ^r^s — >  äj^wa«  I    st\     1 

/www  ^ 0  -<S=~  -C2>-      V «  v       Wyf\. 


I     I     I    W   ^^ 

1*^1  fl\  "^  J  '  ^>J)  "a^S  du  auftnatest  deine  Augen,  um  mit  ihnen  zu  sehen,  da  wurde 
es    hell  für  alle  Welt".     Ganz   ähnlich   heisst  es  auch   zu  Edfu    später  vom  Sonnengotte:a) 

_^J^,     -<E>-  "TT    Q      /WWV"         .     .  .  /WW\A 

t™^  ^2=~    /)    m  „er  öffnet  seine  Augen   und   hell  macht  er  die  Welt"    \jf 

f=£=l  ,  „indem  er  sondert  die  Nacht  vom  Tage".    Die  Vorstellung  von  den  Licht  spendenden 

Augen  der  Gottheit  kommt  auch  sonst  in  der  religiösen  Litteratur  der  Aegypter  oft  zum 
Ausdruck.3)  Uebrigens  drängt  sie  sich  allerwärts  der  menschlichen  Einbildungskraft  so 
mächtig  auf,  dass  wir  sie  in  der  Mythologie  vieler  Völker  wiederfinden.  Auch  griechische 
Dichter  bezeichnen  Sonne  und  Mond  als  Augen  des  Himmels.  Wenn  Odin  eins  seiner  Augen 
darangibt,  um  aus  dem  Weisheitsbrunnen  zu  trinken  und  darum  einäugig  ist,  so  bedeutet 
dies,  dass  immer  nur  das  eine  Auge  der  Gottheit,  Sonne  oder  Mond  am  Himmel  sichtbar  ist. 
Wohl  begegnet  uns  diese  Anschauung  zuerst  in  Aegypten,  sie  liegt  aber  so  nahe,  dass 
spätere  Völker,  bei  denen  sie  sich  wiederfindet,  sie  keineswegs  von  dorther  entlehnt  zu 
haben  brauchen. 

S^  ^5  °^e  beiden  Wd?-t-Augen  sind  die  der  Gottheit  und  zwar  später  gewöhnlich 
die  des  Horus.  Die  Sonne  sollte  das  rechte,  der  Mond  das  linke  sein.  Die  Inschriften 
sprechen  es    mit   aller  Deutlichkeit    aus.     Auf  der    bekannten  Stele   von  Neapel4)   heisst  es 

von  der  Gottheit:   ^F^*^=^G  v\  (.  O^p2^— 0  \M  ö  ^  f  wnm  piv  '«7m,  'irt  iib 

pw  'iti  „sein  rechtes  Auge  ist  die  Sonne,  sein  linkes  Auge  ist  der  Mond".5)     Zu  Edfu  wird 

gesagt:     I      A      *x)  / spt  hr-Jc  m  'ir"-f  „ausgestattet  ist  dein  (des  Horus)  Antlitz  mit 

seinen  beiden  Augen*. 

Dass  Sonne  und  Mond  gewöhnlich  dem  Horus  als  Augen  zugeschrieben  wurden,  war 
auch  den  Griechen  bekannt;  denn  nach  Plutarch6)  hätten  die  Aegypter  am  letzten  Tage 
des  Monats  Epiphi,    wenn   Mond  und  Sonne  in   gerader  Linie    erschienen,   die   Geburt   der 


2)  Hieratische  Papyrus  aus  den  k.  Museen  zu  Berlin.  Herausgegeben  von  der  Generalverwaltung. 
Leipzig,  Hinrichs,  1896,  Taf.  XVI,  3—4. 

2)  Lepsius,  Die  Götter  der  4  Elemente,  in  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1856,  S.  192,  Anm.  2. 

3)  K.  Sethe,  der  sehr  glücklich  den  Beinamen  des  Amon  von  Theben  h  mwt-f  „Stier  (Gemahl) 
seiner  Mutter"  mit  den  Kutuq>ig,  K^cp,  Kviqcp  der  griechischen  Schriftsteller  zusammenbringt,  verweist  auf 
die  folgende  Stelle  in  den  praep.  evang.  des  Eusebius  I,  10,  49,  wo  von  dem  Demiurgen  Kvrjtp  gesagt 
wird:  og  ei  avaßlexpeie  cpcotog  to  näv  ejilriQov  ev  xfj  ziQcozoyövcp  %ü>Qq  avzov  ei  de  xafi/A.voete  oxozog  eyivezo; 
Berliner  philol.  Wochenschr.  1896,  Nr.  48,  S.  1529.  Diese  Stelle  schliesst  sich  allerdings  ganz  eng  an 
den  oben  citierten  Satz  aus  dem  Berliner  hieratischen  Pap.  3055.  An  beiden  Stellen  ist  von  Amon,  dem 
Stier  seiner  Mutter,  die  Rede  und  nach  beiden  wird  es  hell,  wenn  er  die  Augen  aufthut.  Nach  der 
griechischen  wird  es  auch  dunkel,  wenn  er  sie  schliesst. 

*)  Stele  von  Neapel,  Z.  4.     Brugsch,  Thesaurus  IV,  S.  632.     Der  Gott,  dessen  Augen  hier  gemeint 


sind,  ist  der  widderköpfige  XH    Harsaphes. 

5)  Die  Adjectiva  „rechte"  und  „linke"  sind  nicht  ausgeschrieben,   weil  die  Seite,   die  gemeint  ist, 
aus  der  Stellung,  in  der  sie  geschrieben  sind,  hervorgeht. 
ü)  Plutarch,  Is.  und  Os.  ed.  Parthey  c.  52. 


134 

Horusaugen  gefeiert;  denn  sie  hätten  nicht  nur  den  Mond,  sondern  auch  die  Sonne  für 
das  Auge  und  Licht  des  Horus  gehalten.  Sextus  Empiricus  ergänzt  das  Gesagte,  indem  er 
berichtet,  die  Aegypter  hätten  den  König  und  das  rechte  Auge  mit  der  Sonne,  die  Königin 
und  das  linke  Auge  mit  dem  Monde  verglichen.1)  Doch  diese  Nachrichten  der  Alten  sind 
nur  entbehrliche  Illustrationen  für  die  mythologischen  Vorstellungen  über  diese  Dinge,  von 
denen  die  Denkmäler  uns  eingehend  unterrichten. 

Der  Auffassung,  die  uns  in  den  Pyramidentexten  begegnet,  wurde  schon  gedacht 
(S.  132  (54)).  Manche  Ausführungen  der  Isis-  und  Osirismythe,  von  denen  Lepsius2)  noch  ver- 
muthete,  sie  dankten  griechischem  Einfluss  die  Entstehung,  weil  ihrer  auf  den  Inschriften 
der  Tempel,  die  ptolemäische  Könige  und  römische  Kaiser  erbauten,  am  ausführlichsten  und 
deutlichsten  gedacht  wird,  sind  schon  in  jener  frühen  Zeit  anerkanntes  Gut  der  Götter-  und 
Unsterblichkeitslehre  gewesen.  Sonne  und  Mond  waren  stets  „die  Augen  der  Gottheit". 
Zwar  erklärt  Plutarch3)  den  Namen  Osiris  aus  ög  und  igt  und  übersetzt  ihn  7ioXv6q>&alfio<; 
vieläugig,  die  Denkmäler  zeigen  aber  keinen  Gott  mit  mehr  als  zwei  Augen.  Wer  der 
Gott  mit  77  Augen  und  Ohren  ist,  dessen  der  magische  Pap.  Harris  gedenkt,4)  wissen  auch 
wir  nicht    zu    bestimmen.     Das  Horusauge  wird  oft  und  früh  erwähnt,    und   zwar  mit  den 


nämlichen  Eigenschaften,  die  wir  ihm  später  zuschreiben  sehen.  Das  Auge  des  Rc  I  'ir-t  Rc 
ist  „die  Sonne".  Da  die  Seele  des  Königs  Ppy  durch  die  Apotheose  eins  wird  mit  dem 
Sonnengotte,    macht    stark    I    I  ^  swlß\    der  Himmel    ihren   Lichtglanz,    (  ü  v\|[ 

(  ntyj  ]  ^    , ,    A    l.    I  *— -  'iswy  rf  Ppy,  pn  3ir  pt  'ir-t  Rc  *isfs)   „Diesen  Ppy  erhebt 

er  zum  Himmel;  denn  er  ist  ja  das  Auge  des  Rc".  Als  Sonne  geht  Ppy  mit  Rc  auf, 
wenn  dieser  sich  erhebt.6)  Die  Mythe  von  dem  Kampfe  der  feindlichen  Brüder,  deren 
wir  schon  gedachten,  und  nach  der  Horus  ein  Auge  und  Set  die  Hoden  einbüsste,  wird 
schon  samt  ihrer  astronomischen  Bedeutung  als  bekannt  vorausgesetzt.     So  heisst  es  in  der 

*CS\  «£\  /WWW    j-  n   A/WVW  /www.    .«\  v~^        _ 

Wn  ispyramide    ^  <;  C\  -<s>-  J  r=u)  ^^    ß     V\    ^     )  „Verloren  hat  Horus  sein 

Auge,  kastriert  ist  der  Stier  von  seinen  Hoden".  Dass  es  Heliopolis  ist,  in  dessen  klinischen 
Hallen  Horus  und  so  auch  der  verstorbene  König  sein  Auge  zurückempfängt,    wird  gleich- 


*)  Quam  ob  rem  regi  quidem  et  dextro  oculo  solem  assimilant,  reginae  autem  et  sinistro  oculo 
lunam.     Nach  Jablonsky,  Pantheon  Aegyptiorum  I,  p.  124. 

2)  R.  Lepsius,  Ueber  die  Götter  der  vier  Elemente  bei  den  Aegyptern.  Abhandl.  der  Berl.  Akad. 
d.  Wiss.,  1856.  F.  Diimmler  1857,  S.  222.  Was  den  Liebesgott  Ahi,  Sohn  der  Hathor,  angeht,  so  ist 
Lepsius  im  Rechte. 

3)  Plut.,  Is.  und  Os.,  cap.  10.     Ebenso  Diodor  I,  11. 

4)  Pap.  magique  Harris  ed.  Chabas,  VII,  6. 

5)  Pyr.  d.  Ppy  I,  447  =  Merenr  541  =  Neferker'  1121.     Schack  von  Schackenburg,  Zur  Grammatik 


der  Pyramidentexte,   S.  29,    Aegyptol.   Studien  I,    möchte    1\      vor        I        einfügen;    doch   hat   keine 

Variante  das  m. 


6) 


s  röwn    Q    8  'wwv'      rk      ö 


A^W\A 


J) 


/"#— •  j.  --vi        r~j        q    /wvw\  ra  <^> 

(  ösl  ]  5  O  \\  *-^  h'  n  Ppy  pn  hu'  B'  m  K  f  „es  erhebt  sich 

V- A    www  A.  f\  rrvV  — , 0 


dieser  Ppy  mit  dem  Sonnengotte  bei  seinem  Sicherheben".     Ppy  I,  Pyr.  641. 

7)  Wn'is-Pyr.  532  =  Tt'i  297.     Hier  hat  die  Variante  „Set"  statt  „Stier' 


135 


falls  schon  in  der  Pyramidenzeit  angenommen.     In  der  des  Meren R<x)  heisst  es:    *|\     jl  ^K 


w 


AA/WV\  £ü 


n 


o 


u\ 


o 


ö 


„  und    desgleichen ,    o    Horus ,    man 


reichte   dir   dein    Auge,    das   du    wiedererkanntest   in   der   Halle   des   Fürsten,    die   sich   in 


A 


Heliopolis   (inw)   befindet".     Das   ist   der   Osiris   von    Heliopolis,    der 
herrschende  in  Heliopolis  (oder  Esne)"  und  m  T   ffl 

Eine  der  Bezeichnungen   für  das  Auge   heisst  in  diesen  frühen  Texten 


1 


ö 


.der 


der   „Fürst  in  Heliopolis"   genannt  wird. 


nichten,   wenn  anders   wir  den   folgenden  Satz  richtig   verstehen: 


(l?kwA® 


/WVW\     -OI>- 


prt  m  dl  di-f  das  aus  seinem  Kopfe  Hervortretende,  wie  der  Franzose  von  Augen  „ä  fleur 
de  tete"  spricht. 

Der  verstorbene  König,  der  die  Sehkraft  zurückgewinnen  und  als  Auge  der  Gottheit 
zur  Erde  niederschauen  will,  thut  es  dem  Set  nach,  der  damals  noch  nicht  die  dem  Guten, 
Geordneten,  Lichten  entgegengesetzte,  böse,  verwirrende,  vernichtende  und  verdunkelnde 
Macht  der  späteren  Zeit  ist,  indem  er  dem  Horus  das  Auge  ausreisst  und  es  sich  selbst 
einsetzt.  Dadurch  gewinnt  er  dann  die  Fähigkeit,  mit  den  Horusaugen  Sonne  und  Mond 
niederzuschauen    und   seine  Feinde  (die  Geister   der  Finsterniss    oder    des  Dunkels)    zu   ver- 

2(M  °  ~ 

^  J      \ /l    AA/W\A         L—i 

~~^~  5^  ^    TOw  "es  re*sst   °^er  schneidet   aus    (sd)  dieser  Ppy  ihm  das 

Horusauge,  und  indem  Ppy  sein  Auge  (prt  m  di  di-f)  zu  sich  aufhebt,  veranlasst  dieser  Ppy, 
dass  er  (Ppy)  mit  seinen  beiden  vollständigen  Augen  sieht  und  dass  er  seine  Feinde  damit 
vernichtet".3) 

Diese   schwierige   That   scheint   indes   nicht   zur   Ausführung    gelangt   zu   sein;    denn 

Horus   gibt,   wie   wir   gleich    darauf   erfahren,    dem    Ppy   freiwillig   sein    Auge.     * J1     v\ 

a/ww\      Kr\$ 

AI      (  DSM  ]  »es  nahm  weg  Horus  sein  Auge  und  gab  es  diesem  Ppy." 

K^=a» —  V A    /www 

(WWW 

Nun  sind  die  Augen  des  Ppy  wie  die  des  Horus  die  hellsten  Himmelskörper  Sonne  und 
Mond,  die  man  sich  auch  als  aus  dem  Kopfe  der  Himmelsgöttin  Nwt  herausglänzend  denkt, 


® 


„die  Flammenglut  seines  Auges"  thätig.    Pyr.  des 


x)  Pyr.  des  MerenE'  124. 

2)  Pyr.  des  Ppy  I,  456  u.  457.     Durch  die  neuere  Erkenntniss  der  Bedeutung  von 

prt  m  (h  (h-f  ergibt  sich  die  Abweichung  unserer  Uebersetzung  von  der  Maspero'schen,   die  als  Ganzes 
zu  seinen  bewunderungswürdigsten  Leistungen  gehört. 

/WWA 

3)  Bei  diesem  Kampfe  ist     |  <= 

Wn  is  436. 

*)  Pyr.  des  Ppy  I,  457.     Aus  dem  Todtenbuche  erfahren  wir  mehrfach,  dass  es  das  Auge  der  Sonne 
,    ist,   das  die  Feinde   des   Osiris   verbrennt;    Todtenb.  Nav.  17,  44.     Statt  'ir-t  R'    „das  Auge  der  Sonne" 

hat  eine  andere  Relation  nsr  und  nsrt  mit  \h   und  fL  ,  d.  i.  „die  göttliche  Feuerzünglerin,  die  Flammen- 
göttin". 

Abh.  d.  I.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  18 


136 

wie  der  Ausruf  aus  jener  Zeit  beweist,  auf  den  wir  schon  oben  (S.  132  =  54)  hinwiesen: 
^    *)    „o  Nwt,  es  treten  die  beiden  Augen  hervor  aus  deinem  Haupte". 


Das  Auge  der  vergöttlichten  Seele  des  Königs  ist  in  der  Pyramidenzeit  das  des  Sonnen- 
gottes selbst;  wir  werden  aber  im  folgenden  Abschnitt  auf  eine  andere  Auffassung  der  Augen 
des  die  Welt  beleuchtenden  Lichtgottes  zu  weisen  haben,  nach  der  sie  nicht  Sonne  und 
Mond,  sondern  das  Licht  sind,  das  das  Tagesgestirn,  und  nur  dies,  auf  seiner  Bahn  nach 
rechts  und  links  (Süd  und  Nord)  ausstrahlt.  In  diesem  Anschauungskreise  werden,  wie  wir 
sehen  werden,  die  Augen  des  Osiris,  oder  wie  der  Licht  spendende  Gott  sonst  genannt  wird, 
anthropomorph  zu  den  Zwillingsgöttinnen  Isis  und  Nephthys,  die  auch  auf  der  Bahn  des 
Gottes  durch  die  Unterwelt  ihre  Pflicht  als  beleuchtende  Augen  erfüllen. 

Der  Verstorbene,  dessen  das  Todtenbuch  gedenkt,  kommt  der  Sehkraft  beraubt  in  die 
andere  Welt,  und  das  Vermögen  zu  schauen,  muss  ihm  daher  (wie  das  Gehör,  die  Sprache, 
der  Gebrauch  der  Glieder)  daselbst  zurückgegeben  werden.  Im  26.  Kapitel  des  Todtenbuches 
soll  der  Verstorbene  das  Herz  wieder  bekommen.  Hat  er  es  empfangen  und  ist  er  in  die 
Barke,  die  er  herbeiwünscht,  gestiegen,  will  er  den  Mund  zurückhaben,  um  zu  sprechen, 
die  Füsse,  um  zu  gehen,  die  Arme,  um  sich  gegen  seine  Widersacher  zu  wehren  etc.     Dann 

heisst  es:  afn    n  ^    Vi  i  i  ä      a  ll^ft        A     h  '    »möge  er 

(Gb,  der  Erdgott)  öffnen  meine  Augen,  die  blind  sind,  und  aufstellen  (dwn  =  kopt.  TtoOTH.) 
meine  Beine,  die  lahm  gelegt  sind". 

Schon  in  der  Grabkapelle  wurden  vor  der  Versenkung  der  Mumie  in  den  Bir  (Brunnen, 
Schacht)  der  Gruft  an  ihr  und  an  der  Statue  des  Verstorbenen  Ceremonien  vorgenommen, 
die  ihm  den  Mund  und  die  Augen  zu  öffnen  bestimmt  waren.3)  Jeder  Körpertheil  des 
Verstorbenen  wird  dann,  wie  wir  bei  der  Betrachtung  der  Quellen  in  der  zweiten  Abtheilung 
sehen  werden,  mit  einem  Gotte  assimiliert  oder  unter  den  Schutz  einer  besonderen  Gottheit 
gestellt.  Dies  geschieht  schon  in  den  ältesten  Texten,  und  die  Liste  der  Gliedmassen,  die 
zu  vergöttlichen  sind,  bevor  die  Apotheose  eintreten  kann,  findet  sich,  wie  bereits  in  den 
Pyramiden,  so  noch  —  natürlich  mit  einigen  Aenderungen  —  jeder  Zeit,  und  auch  noch 
spät  im   Todtenbuche.     Nachdem    sämtliche  Körpertheile    denen    eines   Gottes    gleichgestellt 

oder  einem  solchen  anvertraut  sind,  heisst  es  von  dem  Verstorbenen         '  (,   ^j\    ^^.    I) 

Y^  ^^fe^  V\       Jfl  4)   „kein  Glied  ist  an  ihm,  das  ohne  einen  (frei  von  einem)  Gotte  wäre". 

Dazu    hören    wir    noch    fügen   <=>  jjLJ  ^S\   ^^_^  1\    ^  Jfl  Kä-  ^^ >  |       ||  &)     »von 


*)  Pyr.  des  Ppy  I,  100.     Merenr'  88  =  Neferker*  95. 

2)  Todtenbuch  26.  Nach  dem  Naville'schen  thebanischen  Texte  mit  Benutzung  der  Varianten.  Auf 
dem  Holzsarg  des  Hatbastru  zu  Leipzig  heisst  es  auf  der  Vorderseite  C.  rechts,  Abth.  2,  Z.  4 — 5:  „Ich  öffne 
dir  deine  Augen,  damit  sie  nicht  blind  seien*.     Aehnlich  in  vielen  anderen  funerären  Texten. 

3)  Einzelnes  über  diese  Ceremonien,  das  Instrument  P- — »,  womit  die  symbolische  Oeffnung  des 
Mundes  und  der  Augen  vorzunehmen  war,  die  bei  dieser  Handlung  beschäftigten  Menschen,  die  Reden, 
die  sie  begleiteten,  etc.  bei  Ernesto  Schiaparelli,  Jl  libro  dei  funerali  degli  antichi  Egiziani.  Torino, 
E.  Löscher,  1882. 

4)  Turiner  Todtenbuch  ed.  Lepsius  42,  Z.  10. 

5)  Vatican.  Pap.  XXXVI  ed.  Marucchi,  Monumenta  papyracea  Aegyptia  bibliothecae  vaticanae. 


137 

seinem  Kopfe  an  bis  zu  seinen  Füssen".  Nach  dieser  Vergöttlichung  ist  der  Verstorbene 
dem  Sonnengotte  gleich  und  auch  sein  Lauf  derselbe  wie  der  des  himmlischen  Lichtspenders. 

Erst  hören  wir  also  von  jedem  Gliede,  welcher  Unsterbliche  ihm  sein  göttliches  Wesen 
leiht,  dann  aber  wird  uns  auch  von  der  in  Menschengestalt  gedachten  Gottheit  vorgeführt, 
welche  Aufgabe  zu  vollbringen  jedem  ihrer  Theile  oder  Glieder  im  Leben  des  Alls   zufällt. 

In  der  Auffassung  nun,  die  schon  früh  auf  die  pantheistische  Weltanschauung  weist 
und  die  unter  der  19.  Dyn.  am  entschiedensten  zum  Ausdrucke  kommt,  sind  die  Augen 
der  Gottheit  die  Licht  ausstrahlenden  Körper  Sonne  und  Mond,  ist  das  rechte  Auge  der 
Gottheit,  die  Sonne,  auch  die  Ausgangsstätte  der  Wärme.  Die  Nase  der  Gottheit  wird  als 
das  Nest  bezeichnet,  aus  dem  die  bewegte  Luft,  der  Wind,  hervorgeht  und  dem  die  Menschen 
die  Fähigkeit  Athem  zu  holen  verdanken. 

Am  deutlichsten  und  eingehendsten  schildert  eine  Inschrift  von  Edfu  die  Gestalt  des 
Hauptgottes  dieser  heiligen  Stätte,  den  man,  wenn  einen,  mit  dem  Collectivnamen  „ Gottheit" 


bezeichnen    darf.      Es    ist    der    C\  Ilr    (Horus)    Bhdt,    den    die    Griechen    ihrem 

Apollon  gleichstellten  und  der  sie  veranlasste  den  Hauptort  seiner  Verehrung  Apollinopolis 
zu  nennen.  In  den  Texten  aus  der  Ptolemäerzeit,  die  sein  wunderbar  wohlerhaltenes  Heilig'- 
thum  schmücken,  tritt  uns  die  henotheistische  Auffassung  besonders  kenntlich  entgegen; 
denn  der  Horus  von  Edfu  ist  nicht  nur  der  Localgott  von  Apollinopolis,  sondern  auch  ein 
Verehrungswesen,  das  die  Kräfte  und  Befugnisse  jeder  anderen  Gottheit  in  sich  zusammen- 
fasst,  ohne  doch  diesen  die  Eigenschaften  abzusprechen,  die  ihnen  sonst  zuerkannt  werden. 
Sorglos  lassen  seine  Anbeter  die  übrigen  Götter  neben  ihm  bestehen,  doch  räumen  sie  ihnen 
keinen  Einfluss  auf  den  Horus  ein,  der  ihnen  im  Grunde  doch  alles  verkörpert,  was  jenen 
im  Bewusstsein  anderer  und  auch  in  ihrem  eigenen  zukommt,  wenn  sie  sich  wegen  der 
ihnen  zugeschriebenen  besonderen  Kräfte  an  sie  wenden.  So  gibt  es  denn  kaum  eine 
Aeusserung  göttlicher  Macht,  keine  von  dem  Einflüsse  der  menschlichen  Thätigkeit  unab- 
hängige Erscheinung  im  All,  die  ihm  nicht  von  jenen  Texten  zugeschrieben  würde,  und 
dieser  Umstand  gibt  jener  Auffassung  vom  Wesen  der  Gottheit  ein  Ansehen,  das  doch 
auch  nicht  unzutreffend    „pantheistisch"   genannt  werden  dürfte. 

Das  heilige  Thier,  in  dessen  Gestalt  man  ihn  anbetete,  war  der  Sperber,  und  dieser 
Vogel  erschien  in  der  That  wohl  geeignet,  durch  seine  im  Verhältniss  zu  seiner  Grösse 
bedeutende  Kraft,  durch  den  Flug,  der  ihn  blitzschnell  zum  Himmel  aufschwingt,  durch 
das  tadellos  glatte,  bunte  Gefieder  und  durch  den  feurigen  Blick  des  Auges  das  Wesen 
dieses  Gottes  zu  versinnbildlichen. 

Ihn  selbst  stellte  man  sich  in  menschlicher  Gestalt  und  gewöhnlich  (nicht  immer) 
sperberköpfig  oder  —  gerade  in  Edfu,  wo  ein  Theil  des  Kampfes  der  feindlichen  Brüder 
ausgefochten  wurde  —  als  geflügelte  Sonnenscheibe  vor.  In  Gestalt  einer  solchen  se? 
hatte  er  den  Sieg  über  Set  und  seine  Genossen  erfochten.  Der  nämliche  Text,  der  seine 
Körpertheile  aufzählt,  stellt  auch  das  Verehrungswürdige  zusammen,  was  ausser  dem  Horus 
von  Edfu  der  Tempel  sonst  noch  umschloss.  Erst  die  Götter  und  Göttinnen,  die  hier  neben 
dem  Horus  angebetet  wurden,  dann  die  göttlichen  Körpertheile  seines  Vaters  in  der  capsa 
mystica,  d.  i.  die  Glieder  des  Osiris,  die  zu  Edfu,  wie  jene  anderen,  die  wir  oben  als  Reliquien 
von  Dendera  kennen  lernten,  aufbewahrt  wurden.  Diese  soll  freilich  der  König  in  den 
Tempel   der   Hathor   gebracht   haben,    während   es   von   den   Osirisgliedern   zu   Edfu   heisst: 

18* 


138 


A^  .»»^ ^^  / — - *f  ^  v  »die  du  in  deiner  Stadt  fandest".     Damit  wird  bestätigt,  dass  das 


Osirisglied  von  Edfu   t\^  ^  c^m-£  »der  heilige  Leib  des  Gottes",    schon  von  Alters   her  in 
Apollinopolis  magna  aufbewahrt  wurde.     Es  folgen  in  unserer  Inschrift  dann  als  weiter  der 

Verehrung    werthes:  \  t  t  '  'vwwv  *^e    runenden    (ltn   Friedhof  rastenden) 

heiligen  Mumien  von  Apollinopolis".2) 

Die  für  uns  interessanteste  Stelle  dieser  Inschrift  ist  diejenige,  die  angibt,  welche  Auf- 
gabe die  einzelnen  Körpertheile  des  Gottes  zu  erfüllen  haben,  der  das  gesammte  Leben  des 
Weltalls  personifizierte. 

Da   heisst  es   zuerst  von  den  Augen3)   T  T  ^^  ^*,  V  ^  ()  (J  JE*  A  =§  ?()   ©1 


„deine  beiden  Augen,4)  die  Wärme  verleihen,  dein  rechtes  und  linkes5)  Wd?-t- 

AA/W\A     l        I  '        ]     I  I 

Auge  (Sonne  und  Mond),  die  mit  Licht  umfangen  die  Finsternisse". 

Diese   Sätze   gedenken    der   wärmenden   und   erleuchtenden  Kraft  der  Himmelslichter. 


Es  folgen  die  Augenbrauen    1k     . smd,   die  als   besonderer  Körpertheil  betrachtet 


<0       A 


werden,  und  ihnen  die  schon  oben  erwähnte  Nase,  die  S»««»7^     XZH  ss  n  tnv'i6) 

ein  Nest  für  den  Wind  genannt  wird,  durch  den  die  Nasen  Athem  schöpfen.     Die  nächste 
Zeile   bezeichnet  die  Lippen  (      n  c^: '?)  als    ,__    ,  a  Q  die   .Thürflügel   des   Himmels".7) 

Die  Zunge    j!  ^\  \  '  whm  (eigentlich  der  Wiederholer),  wiederholt,  erneuert,  führt 

zu  neuem  Bestand  das  Lebende,    und  der  Gaumen,    der  auf  der  nämlichen  Zeile  erwähnt 
wird,  hat  abzuschätzen  die  Kichtigkeit  (Wahrheit). 

i  ^^  Vs.    — jf-^oASv    X  *=  ist   doch    wohl   besser   zu   übersetzen:    „deine 


Kiefer"   als  dein  Schnabel  mit  den  Zähnen.9)     Sie  werden  mit  dem  Götterkreise  des  Horus 


ff 


2)  Dümichen,  Altägyptische  Tempelinschriften,  I.  Weihinschriften  aus  dem  Horustempel  von  Edfu, 
Leipzig  1867,  Taf.  XXXIX,  Z.  12.  Dieselben  Inschriften  werden  mit  dem  ganzen  schriftlichen  Schmuck 
des  Edfutempels  nach  der  Copie  des  zu  früh  verstorbenen  Marquis  de  Rochemonteix  von  Maspero  und 
Chassinat  publiciert  in  den  Memoires  de  la  mission  archeologique  francaise  au  Caire. 

2)  1.  1.  T.  XXXIX,  Z.  13. 

3)  1.  1.  T.  XL,  Z.  1. 

eigentlich   Spiegel   im   Sinne  von    „ Spiegel  der  Erscheinungswelt"  mit  den  Augen 

determiniert,    'nh  hier  als  Ohr  zu  fassen,  geht  nicht  an. 

5)  Man  bemerke,  dass  die  beiden  "^^  Augen  in  verschiedener  Richtung  geschrieben  sind,  um 
das  rechte  und  linke,  Sonne  und  Mond,  zu  bezeichnen. 

6)  1.  1.  XL,  Z.  3. 

7)  1,  1.  XL,  Z.  4.  Diese  beiden  Sätze  beweisen,  dass  man  sich  den  Horus  von  Edfu  auch  in 
Menschengestalt  ohne  Sperberkopf  vorstellte,  weil  sonst  statt  „Nase"  und  „Lippen"  Schnabel  und 
Schnabelränder  stehen  müsste. 

8)  1.  1.  XL,  Z.  5.    Bei  Dümichen  ist  für  ^"^  —        |    zu  corrigieren  und  in  die  Lacune  ^  einzuführen. 

9)  1.  1.  XL,  Z.  6.  ^T^   w^rc^  gerade  an  dieser  Stelle   (Brugsch,  hierogl.-d.  Wörterb.  S.  1601) 

M I      I 


139 

\\   v\   v\     psd-t  ntr    verglichen,    der   Lichtglanz    %$£  p§    §p   schenkt.     Hierbei    wird 

doch  wohl  an  den  weissen  Glanz  der  Zähne  gedacht,  die  sich  aneinander  reihen  wie  die 
Mitglieder  des  Cyklus  der  glänzenden  Lichtgötter,  denen  der  Gott  von  Edfu  angehört. 
Was  der  Schnabel  mit  jener  himmlischen  Neunzahl  zu  thun  haben  sollte,  ist  uns  unerfindlich. 

Auf  die  anderen  hier  erwähnten  Körpertheile  einzugehen,  geht  nicht  an.  Die  Liste 
von  Edfu,  zu  der  sie  gehören,  wird  weiter  unten  noch  einmal  berücksichtigt  werden.  Hier 
galt  es  nur,  zu  zeigen,  dass  auch  die  Gottheit  es  sich  gefallen  lassen  musste,  in  ihre  Theile 
zerlegt  zu  werden.  Das  Bild,  das  diese  „ Zergliederung*  ergibt,  ist  darum  aber  kein  kleines. 
Im  Gegentheil!  Es  zeigt  eine  Göttergestalt  gross  und  dauerhaft  wie  das  Weltall,  deren 
Augen  mit  den  schön  erhobenen  Brauen,  die  von  Blindheit  nichts  wissen1)  —  d.  h.  die 
nie  auf  eine  Trübung  des  Organes,  das  sie  beschatten,  niederschauen  — ,  Licht  sind  und 
Wärme  spenden.  Aus  ihrer  Nase  braust  der  Sturm  hervor,  und  es  entweht  ihr  die  Luft, 
die  den  Erdenbewohnern  zu  athmen  gestattet.  Wenn  ihre  Lippen  sich  öffnen,  ist  es,  als 
würden  die  Thorflügel  des  Himmels  aufgethan.  Was  ihnen  entfliesst,2)  das  ernährt  die  Erde. 
Die  Zunge  dieser  Riesengestalt  lässt  das  Leben  neu  erstehen;  —  denn  das  Wort  der  Gott- 
heit {Xoyog)  ist  Befehl  und  besitzt  schöpferische,  belebende  Kraft.  Ihr  Gaumen,  der  kostet 
und  abschmeckt,  misst  durch  sein  Urtheil  ab,3)  was  wahr  und  richtig,4)  d.  h.  was  der 
Harmonie  entsprechend  ist  im  Weltall.  Zeigen  sich,  nachdem  sie  die  Lippen  geöffnet,  die 
Zähne  an  den  Kiefern  dieser  Gestalt,  so  erinnern  sie  durch  ihren  Glanz  und  vielleicht  auch 
durch  ihre  Kraft  an  den  Cyklus  der  neun  Götter,  der  sich  strahlend  hell  um  den  Gott  reiht. 

Die  Inschrift,  die  uns  beschäftigte,  würde  gestatten,  dies  gewiss  nicht  kleinliche  Bild 
weiter  auszumalen.  Wir  besitzen  auch  viele  andere  ähnliche  Schilderungen  der  Person 
einer  Gottheit.  Sie  machen  uns  mit  der  Vorstellung  bekannt,  die  sich  die  Aegypter  von 
den  Unsterblichen  bildeten.  Es  fehlt  dabei  nicht  an  Edelgestein  und  Metall,  sowie  an 
glänzenden  Farben.  Auf  die  höchst  phantastische  Beschreibung  der  Person  des  vergött- 
lichten  Nbsny  werden  wir  zurückzukommen  haben.     Auch  sie' enthält  eine  Aufzählung  der 


für  den  Schnabel  des  Vogels  gehalten,  und  es  kann  auch  diese  Bedeutung  haben,  doch  wechselt  es  mit 

.     ri  der  Mund,  und  welcher  Schnabel  wäre  wohl  mit  Zähnen  besetzt?     Unsere  Gruppe  mit  „ Schnabel" 

wiederzugeben,  würde  sich  nur  empfehlen,  wenn  die  Gestalt  des  Horus  hier  statt  ganz  menschlich  sperber- 
köpfig  gedacht  würde.  Nach  Abschluss  dieses  Mscr.  kam  uns  K.  Piehls  Abhandlung  „Texte  provenant 
du  grand  temple  d'Edfu"  aus  den  „Actes"  des  10.  internationalen  Orientalisten-Congresses  1896  (Leiden, 
Brill.  1896)  zu  Gesicht.  Er  übersetzt  „Son  bec  avec  les  dents"  und  denkt  dabei  an  den  sperberköpfigen 
Gott,  während  er  ihm  doch  Augenbrauen,  Nase  und  Lippen  zuerkennt.  Z.  12  hat  der  Gott  freilich  auch 
Flügel ;  diese  aber  doch  wohl  nur,  weil  er  ohne  das  sich  zum  Himmel  erheben  nicht  gedacht  werden  kann. 

l)  1.  1.  XL,  Z.  2.    ©  *$\    -^_.     m     ^fc-ä,'  »^e  nichts  wissen  von  Blindheit". 

lcfnc'i.     Im  kleineren  Berl.   medicin.  Papyrus  5,  1,  7  VN,    „°°°       kfjw.     Im 

Pap.  Eb.  50,  1  u.  2  *~  /  kff.  Die  Milch  der  Amme  *—  f°°'  1  lff-t  s,  die  sie  von  sich  gibt, 
die  ihr  entfliesst.     Weiter  unten  findet  sich  Näheres  über  die  Ausflüsse  der  Götter. 


3)^^— *Sw-*- 


mi'-t  „die  Wahrheit,  Gerechtigkeit,  das  Richtige,  Harmonische" 


140 

Körperfcheile  und  zeigt,  in  wie  schöpferischer  Weise  die  Einbildungskraft  der  Aegypter  die 
menschliche  Gestalt  bei  dem  Vergöttlichten  zu  verschönern,  farbiger,  kostbarer,  fester  zu 
gestalten  trachtete.1) 

Hier  wenden  wir  uns  zu  den  Augen  der  Gottheit  zurück,  die  eine  vornehme  Stelle 
in  den  mythologischen  Vorstellungen  der  Aegypter  einnehmen. 

Schon  in  den  ältesten  Texten  spielten  sie,  wie  wir  schon  zeigten,  eine  keineswegs 
unbedeutende  Rolle.  Später  werden  die  Ideen,  die  sich  an  sie  knüpfen,  weiter  entwickelt, 
in  der  Ptolemäerzeit  aber  beherrschen  sie  nicht  nur  die  mythologischen  Vorstellungen  der 
Aegypter,  sondern  dringen  auch  schon  in  Folge  des  Umstandes,  dass  zahllose  Naturproducte 
als  Augen  der  Gottheit,  gewöhnlich  als  „Horusauge"  bezeichnet  werden,  in  viele  Gebiete 
der  priesterlichen  Thätigkeit  und  sogar  in  das  Privatleben  ein. 

2.    Die  "^p;  wdi-t  oder  Heilsaugen. 


Auf  Rc  als  Sonnengott  und  Dhwti*  als  Mondgott  einzugehen,  ist  hier  nicht  der  Platz. 
Das  Wrh-t-Auge  (ursprünglich  das  der  Himmelsgöttin)  wird  früh  zu  dem  des  Rc,  aber  auch 
zu  dem  des  Osiris  und  Horus,  was  ja  bei  der  Vermengung  dieser  Gottheiten  und  wegen 
des  Umstandes,  dass  das  zum  Manne  heranwachsende  Horuskind  zu  Osiris  und  zu  Rc, 
d.  i.  zur  Sonne  in  der  Mittagshöhe  wird,  leicht  erklärlich.  Hier  zu  differenzieren  wäre 
vergebene  Mühe.     Bei  Horus  ist  das  wdi-t-  das  von  Set  unverletzte  Auge. 

Die  Mythen,  die  sich  auf  die  Augen  der  Gottheit  beziehen,  knüpfen  sich  gewöhnlich 
an  die  Person  des  Horus,  und  zwar  schon  in  der  Pyramidenzeit,  —  den  Namen  des  Wd?-t- 
Auges  konnten  wir  aber  in  den  Ȋltesten  Texten"  nicht  finden,  und  mancherlei,  was  man 
ihm  später  zuschreibt  und  von  ihm  aussagt,  ist  zweifellos  das  Product  späterer  Zeiten.  In 
ihnen  wird  das  Licht  spendende  Auge  der  Gottheit  das  *^^  Wdj-t-Auge  genannt,   und  es 

kann  Sonne  und  Mond,  je  nach   seiner  Stellung,   bedeuten.     Es  wird  ^\  J   v\  £"cp:  wdi-t 

geschrieben;  wdi  aber  bedeutet  heil  und  gesund  sein,  Heil  und  Gesundheit.  Mit  Unrecht 
wurde  es  indess  für  das  heilspendende  Auge  gefasst;  man  muss  es  vielmehr  als  das  heile, 
gesunde  im  Gegensatz  zu  dem  kranken  und  beschädigten  ansehen,  da  es  bedroht,*)  verletzt, 

AAAAAA      U 

ja  ausgerissen  worden  war  und  immer  noch  in  der  Periode  des  Entsetzens  csn  *pvj  nsn, 
d.  h.  in  der  der  Eklipse,  von  Verdunkelung  befallen  werden  konnte.  Diese  dachte  man 
sich  als      x    ^   d.  h.,    wie  Le  Page  Renouf3)  zeigte,    als   „hairy  nef,    das  sich  eine  Zeit 

/www 

lang  über  den  Himmelskörper  hinzieht  und  seine  Verfinsterung  bewirkt.  Dhwti',  der, 
ursprünglich  Mondgott,  dem  Mass  und  der  Ordnung,  der  Wissenschaft,   der  Kunst  —  auch 


J)  Ed.  Naville,  Un  chapiere  inedit  du  livre  des  morts;  Zeitschr.  1873,  S.  81  fgd.  Später  in 
photographischer  Publication  erschienen.  Aehnliche  Beschreibungen  von  einzelnen  Gottheiten  kommen 
mehrfach  auch  unter  den  Tempelinschriften  vor,  z.  B.  auf  denen  des  Heiligthums  in  der  Oase  el-Charge. 

2)  Set  fiel  das  Auge  des  Horus  als  schwarzer  Eber  an  und  wurde  von  seiner  Glut  verbrannt; 
Todtenbuch  112,  3—5.  Uebersetzt  und  interpretiert  von  E.  Lefebure,  Le  Mythe  Osirien,  Paris  1874,  I, 
S.  9  fgd. 

3)  Renouf,  B.  o.  th.  d.  S.  46  u.  47.    S.  auch  Maspero,  Proceedings  der  Soc.  of  bibl.  archeol.  XIV,  S.  314. 


141 

der  ärztlichen  —  vorsteht,  ist  es,  der  es  vom  Schleier  der  Dunkelheit  befreit.  Erst,  wenn 
er  dies  vollbrachte,  ist  —  hier  der  Mond  —  das    V\  |   <K\  &pi   wdi-t  oder  „heile  Auge", 

von  dem  dann  ausgesagt  wird,  es  sei  -r  |    I  ~       Ja  ^\   "^»  cnh  wdi  snb  nn  bgj-s  nb 

»lebend,  heil,  gesund  und  gar  kein  Schaden  daran".  Dhwti  ist  stets  derjenige,  welcher  das 
von  Set  geschädigte  Auge  heilt,  es  vor  seinen  Feinden  rettet1)  oder  in  den  rechten  Zustand 
zurückbringt.  Nach  einer  beliebten  Fassung  der  Mythe  soll  er  das  ausgerissene  Auge  des 
Horus  gefunden  und  es  ihm  wieder  eingesetzt  haben.2)  In  Edfu  wird  von  Dhwti  (hier 
mit  dem  Beinamen  3istn)    gesagt,    er  stelle   her  das  Horusauge  (*?^~)  für  seinen  Herrn,    er 

^____^  //vww\  \ 

befreie  das  Auge  "^^  von  Web,  er  befestige  das  Gottesauge  I  <=>  -<s>-  ntr  3ir-t\  an  seinen 
Platz  und  stelle  Horus  zufrieden  mit  seinem  Auge. 

Hier  bedeutet,  wie  Le  Page  Renouf3)  richtig  bemerkt,  ^^  wdi-t  das  „daily  light 
of  the  sun".  Das  Licht  spendende  Sehorgan  der  Gottheit  ist  aber,  wie  gesagt,  ebenso  oft 
das  des  Osiris  und  Horus  wie  des  Rc.  Horus  ist  es,  dem  am  Morgen  sein  Auge  wieder- 
gegeben wird,  um  die  Welt  am  Tage  zu  erhellen.4)  Das  Horusauge  als  Mond  wird  aber 
in  den  späteren  Texten  gleichfalls  ^^  genannt.  Dazu  gibt  man  ihm  auch  eine  ziemliche 
Anzahl  von  prunkenden  Nebennamen,  deren  Bedeutung  so  durchsichtig  ist,  dass  man  sie 
kaum  mystisch  nennen  darf.  Die  meisten  fanden  sich  in  den  Ptolemäertempeln  von  Edfu 
und  Dendera.5)     Natürlich    hiess   man   den   Mond  im  Gegensatz   zu  dem  rechten  Auge  der 

Gottheit  (die  Sonne)  "        ¥  o       Hr-t  3ibt  oder      7k  -cs>-  'ibt  mit  dem  Determinativum  -<2>-. 

Er  ist  auch  -<o>- v\  ,  'ir-t  Hr  „das  Horausauge"   xax''  e^ox^v,  doch  bleibt  darum  die 

Sonne  gleichfalls  ein  Horusauge  und  wird   mit   diesem   mythologischen   Namen    bezeichnet, 


wenn  sie  auch,    und   zwar  schon  in  den  Pyramidentexten  ebenfalls      i       ir-t  IC   „das  Auge 


des  Rc"  genannt  wird.  Dann  heisst  der  Mond :  cnh  ^  -o>-  'ihw-t  „das  glänzende  seil.  Auge, 
das  Glanzauge".  Auch  dieser  Name  kommt  der  Sonne,  dem  rechten  Auge  der  Gottheit 
mit  zu,    da   z.  B.    eine   Edfuer   Inschrift   Sonne    und   Mond   ^,  ©  -<2>-   ihw-t'i  „die  beiden 

glänzenden"  seil.  Augen  oder  „die  beiden  Glanzaugen"   nennt.     -¥-Q  „das  lebende"  seil. 

rettet  das  Horusauge  vor  seinen  Feinden";  Mariette,  Abydos  I,  T.  37. 

2)  Noch    eine    andere    Fassung    der   Mythe    lässt   Horus    selbst    das    ausgerissene    Auge    suchen. 
q    Q.  I    |\  \\  ~~™  §0  0\\  <s>- , 


Sl  0  0  V5r    »Ich  bin  Horus  und  gehe  aus,  indem  ich  meine  Augen  suche". 

Mariette,  Abydos  p.  39. 

3)  Le  Page  Renouf  1.  1.  p.  125. 

4)  (J    v^  \^.     ^  *~     T  ^"^1  '  ■••  '   .Horus  ist  es,  dem  sein  Auge  wiedergegeben  wird 
l  Ja  _ffi^ a*n    o    I  k  ©  { 

am  Morgen". 

5)  H.  Brugsch,  Wörterb.  Suppl.  S.  114. 


142 

Auge,  das  Lebensauge,  T\\  ntr-t  „das  göttliche  seil.  Auge",  mr-t  „ das  geliebte", 

H_1F  -<2>-  < >  -<E>- 

^^?  wr-t  „das  grosse"  seil.  Auge.1) 

Immer  nur  in  später  Zeit    und  besonders  zu  Dendera  und  Edfu  wird  der  Mond    aueb 


das 


I  *  I   I  \f  ^ ,     I  ^      .^gs- 1    Sbk-t-Auge    genannt.     Es    wird   damit    besonders   der 

zunehmende  Mond  gemeint,  und  der  Name  sbk  bedeutet  doch  wohl  im  Vergleich  mit  dem 
in  der  Schwangerschaft  sich  rundenden  Leibe  der  Frau   „das  geschwängerte"   (Causativform 

von   \7  ch  bk,     J   <<o^  äv  bik  „schwanger,  schwanger  sein,  —  das  schwanger  gemachte"),  — 

während  Brugsch  das  Sbk-Auge  das  „gesalbte"  übersetzt  und  sbk  auf  das  uns  schon  bekannte 

Moringaöl   J  Zlf)^,    ]   <<^^  ^^  5ft,  foft  und  das  mit  ihm  zusammenhängende    I  Jzi^fWj    sbk 

(Causat.)   „Moringaöl  gebraueben"   d.  i.  salben  zurückführt.     Wir  ziehen  unsere  Deutung  vor 

wegen    des    vom    Mond    gebrauchten    Satzes:    \7m)  ^__~ww*    ^gr    ^er    jVIond)    wurde 

geschwängert  am  Neumondsfeste"  und  wegen  ähnlicher  Sätze.     Als    I  J  sbkt  wird  das 

Mondauge  während  der  ganzen  Zeit  der  Zunahme  bis  zum  Stadium  des  Vollmondes  gebraucht, 

da   z.  B.   in   Dendera   von    ihm    ausgesagt   wird :   °<=>\   I  J  t o  o|    mh  sbkt  m  dt-s 

„voll  ist  die  (geschwängerte)  sbkt  an  ihrer  Gestalt".  Dass  man  sich  das  Sbkt-Auge  weiblich 
vorstellte,  beweist  das  femin.  Suffixum. 

Hierzu  muss  kurz  bemerkt  werden,  dass  die  Sonne  keineswegs  allein  für  das  Auge 
des  Himmelsgottes  Horus,  des  Sonnengottes  Rc  oder  später  des  Amon  Rc  angesehen  wurde; 
sie  wird  vielmehr  auch  als  Auge  des  Osiris  und  des  Tum  bezeichnet.  Dieser  (Tum)  ist 
allerdings  wie  Rc  und  Horus  Sonnengott  und  schon  nach  den  ältesten  Texten  älter  als  Rc. 
Da  das  Licht  nach  der  Anschauung  der  Aegypter  aus  dem  Dunkel  hervorging  wie  das 
Leben  aus  dem  Tode,  ist  Tum,  der  später  die  untergehende  Sonne  darstellt,  der  uranfängliche, 
der  vor  allen  anderen  Göttern  da  war.  Seine  Verehrung  als  Sonnengott  geht  der  des  Rc 
voraus.     Nachdem    er    das    Dunkel    der    Unterwelt    durchlaufen,    tritt    er    als    Horus    wieder 

am    östlichen    Horizonte    hervor.      In    der   Ppy-Pyramide    heisst    es:    (,  ~jy*  (  □'|i|  ] 
y     l    ^j\    V   ¥\    <=>  v\    l\|\ä=     Q      „es    ergreift    Ppy    die    Uräuskrone    dort    gleichwie 

(mr  =  mi)  Horus,  der  Sohn  des  Tum".2)  Der  dem  Tum  im  Regiment  nachfolgende 
Horus  wird  also  in  jener  frühen  Zeit  geradezu  der  Sohn  des  Tum  (statt  des  Osiris)  genannt. 
Nach  einer  anderen  Auffassung  erhält  Horus,  wenn  er  sich  als  Frühsonne  aus  dem  Wasser 
oder  aus  der  Lotosblume  erhebt,  von  Tum  das  Wdj-t-Auge.  Natürlich  überlässt  auch  Osiris, 
der  in  der  Unterwelt  herrscht,  am  Morgen  das  Auge  seinem  Sohne  Horus.  Von  ihm  geht 
es  bei  seinem  höheren  Stande  am  Himmel  auf  Rc  und  am  Abend  auf  Tum  über.  In  der 
Mittagszeit  herrscht  Sechmet  (Shmt),  die  löwenköpfig  dargestellte  Glut  der  Sonne,  die  darum 


x)  An  der  oben  angeführten  Stelle  werden  im  ganzen  14  dieser  Namen  mitgetheilt,    die  sämtlich 
den  hier  gegebenen  im  Charakter  entsprechen. 
2)  Pyram.  d.  Ppy  I,  162. 


143 


auch  am  Haupte  des  Rc  unter  dem  Namen  der  ^  J)n   nbt  wnwt   oder  Herrin    der 

£H        A/WW\  £2±    \(J  \ 


Stunde   als  Diadem    und   an    der  Spitze    der  Sonnenbarke    als   Streiterin   gegen   die  Feinde 

fcfä    I    11  qOS 


des  Rc  gedacht  wird.1)     Es  wird   von  ihr  gesagt:     „„  ^7y   T^      >ir"^  ^r  Shmt  piv,  „das 


Horusauge,  das  die  Göttin  Shmt  ist*.2) 

Die  Geschwister  Schu  und  Tefnut,  die  beiden  Löwen,  die  älter  sind  als  sogar  die 
Himmelsgöttin,  die  schon  vor  der  Geburt  im  Leibe  ihrer  Mutter  Tefnut  mächtig  gewesen 
sein  soll3)  und  die  eine  Tochter  des  Schu  genannt  wird,*)  werden  dann  auch  als  Kinder 
des  Rc  oder  Tum  bezeichnet.     Auf  der  Metternicbstele  werden  sie   „Augen  des  R'"  genannt; 

&   -<2>-  '  h   -<S>- 

denn   ihm   wird   gegen   seine   Vergiftung   als    Beschwörung   zugerufen:    ff  VQ .  ({ "%\  ffi  ^ Q^ 
|  |   I  2J)  1  5CX  )    „dein    rechtes   Auge   ist   Sw,    dein   linkes   Auge   ist   Tfnwt.     Es 

sind  die  Kinder  des  Rc".     Von    Schu   wird   ausgesagt:     Jj     y  |   ^^  °  "^Z>  wr  /wvw  l 

/WWNA 

J'jx^^oJf6)    »der  da   bringt  das  Wch-t-Auge   seinem   Vater  Rc".     Schu  (sw),    der   den 

Himmel  aufhebt  und  stützt,  ist  bis  spät  (Fenster  zu  Dendera  und  sonst)  die  Luft,  und  mit 
der  Uebergabe  des  Wd?-t-Auges  an  Rc  durch  Schu  scheint  in  der  That  gemeint  zu  sein, 
dass  Schu,  die  Luft,  die  schon  vor  dem  Sonnenaufgang  ihr  Licht  (ihr  Auge)  hat,  dies  beim 
Erscheinen  des  Rc  ihm  übergebe,  nachdem  er  die  Macht  seiner  Feinde  (die  Finsterniss  und 
die  Dünste  der  Morgenfrühe)  überwunden.7) 

Auch   Isis   und   Nephthys    werden    Augengöttinnen    ^_^  [u\lü\  mrii  oenannti 

doch  hat  man  sie  sich  nicht  als  Sonne  und  Mond,  sondern  in  einer  anderen  Auffassungsweise 
am  Haupte  ihres  brüderlichen  Geliebten  und  Gatten  Osiris  zu  denken.  Le  Page  Renouf 
ist  dem  Vorkommen  der  göttlichen  Zwillingsschwestern  als  Licht  spendende  Augen  sorgfältig 
nachgegangen.8)  Scheinen  uns  auch  einige  der  symmetrisch  gegenüberstehenden  Doppel- 
symbole, in  denen  er  Isis  und  Nephthys  erkennt,  diesen  Göttinnen  nicht  eigentlich  gleich- 
gestellt werden  zu  dürfen,  so  gehören  ihnen  doch  die  meisten  mit  voller  Sicherheit  an. 

Isis  und  Nephthys  kommen  unzählige  Male  an  der  Seite  ihres  brüderlichen  Gatten 
Osiris,    am  häufigsten  zu  Häupten  und  am   Fussende   seines  Todtenlagers   vor.     Schon    aus 


x)  Todtenb.  Leps.  cap.  15,  4  und  5. 

2)  Brugsch,  Calendrier  XI,  8,  c.     Die  zuerst  von  Erman  vorgeschlagene  Lesung  Shmt  wurde  jüngst 

von  Piehl  bestätigt,  der  zu  Edfu  (Rochemonteix  45)  den  Namen  der  Göttin  y   Shmt  geschrieben 

fand;  Schriften  des  10.  internationalen  Orientalisten-Congresses.    (Leyden,  Brill.)  1896,  S.  12G. 

3)  Pyr.  d.  Ppy  I,  62.     Mr  n  Rr  83. 
*)  Pyr.  d.  Ppy  I,  64.    Mr  n  Re  68. 

5)  Metternichstele  ed.  Golenischeff  Z.  149.  Auch  sonst  werden  Schu  und  Tefnut  mit  den  Wcb-t- Augen 
identificiert.     Mag.  Pap.  d.  British  Museums  N.  825,  1,  2. 

6)  Pap.  magique  Harris  ed.  F.  Chabas,  Chalon  sur  Saöne  1860,  I,  9. 

7)  V.  von  Strauss  und  Torney,  Die  altägyptischen  Götter  und  Göttersagen,  Heidelberg  1889,  S.  52. 
In  dem  aus  dem  Pap.  magique  Harris  angeführten  Satze  halten  wir  das  «««*«  für  das  Zeichen  der  dativen, 
nicht  für  das  der  genitiven  Beziehung. 

8)  Le  Page  Renouf,  zu  Cap.  37  und  125  seines  B.  0.  th.  d.  S.  85  und  225  fgd. 

Abh.  d.  I.  CT.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  19 


144 

dem    17.  Kapitel   des  Todtenbuchs  ist  bekannt,    dass  sie  die    c&  fe\  6\    oder    6\  v^- 

<=>  _S^  JÖ^  Jö*  _S^  \\ 

„Drti'- Vögel",    docb   wohl  Falken  sind,    die  im  37.  Kapitel  des  Tur.  Todtenbuchs  Z.   1  als 

§§^$$1I-0J]$  ^Pnl/n  rWlii  snii  mrii  »Zwillinge,  Schwestern,  göttliche  Augen* 

angerufen  werden. 

Aus  dem  17.  Kapitel  Z.  12  erfahren  wir  als  Erklärung  des  Umstandes,  warum  der  Gott  Min 
die  Doppelfeder  auf  dem  Haupte  trägt,1)  Isis  und  Nephthys  wären  ausgegangen  und  hätten 
sich  in  Gestalt  jener  beiden  Drti'-Vögel  (Falken)  auf  seinem  Kopfe  niedergelassen.2)  Diese  wären 
(in  Gestalt  der  Doppelfeder)    auf  seinem  Haupte  verblieben.     Es  könnten  aber  auch  (v-^°) 

statt   ihrer   sehr   grosse  Uräusschlangen   von  der  Stirn   ( — ^\  'im  lit\   seines  Vaters 

Tum  für  sie  eintreten   oder   auch   seine   beiden  Augen.     Daraus  ergibt  sich  die  Gleichung: 
Die  Doppelfeder  auf  dem  Kopfe  des  Min  []  =    n^  Ng^  Isis  und  Nephthys  in  Vogelgestalt 


die  beiden  Uräusschlangen  vom  Haupte  des  Tum  =  die  beiden  Augen  seil, 

ttheit,  und  gewöhnlich  des  Osiris.     Wird  Osiris  angerufen:3)    *v^\g^ 
"""   ,    was  Renouf  zutreffend   übersetzt:    „Thou  of  the  pair  of  eyes",    so  wird  er  als 

Gott  mit  dem  göttlichen  Augenpaare  bezeichnet,  weil  Isis  und  Nephthys  für  seine  Augen 
angesehen  werden.  In  dieser  Auffassung  (Augen  des  Osiris)  begegnen  uns  Isis  und  Nephthys 
in  verschiedener  Form  unzählige  Male  auf  Stelen,  Särgen  und  anderen  Denkmälern.  Sehr 
häufig  werden  sie  als  5n5  einander  gegenübergestellt.  Oft  steht  zwischen  beiden  Q,  der 
Ring,  der  den  Kreislauf  von  Sonne  und  Sternen  und  die  regelmässige  Wiederkehr  der 
Nilschwelle  bezeichnet.     Unter  ihnen  steht  auch  häufig  %$%£  das  Wasser  oder  SJ  oder  beide, 

O       'WWW  ' 

und  zwar  mit  der  Bedeutung  des  „Wassers  der  Erneuerung"  d.  i.,  wie  wir  schon  sahen, 
Osiris.     ^5p  'ZCOSX  ^fPT,  ^  a'so  von  gleicher  Bedeutung   wie   die  Darstellung  des  Osiris,   der 


A/WW\ 


zwischen  Isis  und  Nephthys  steht,  die  ihn  mit  den  ausgestreckten  Händen  umfangen.*)    Das 
Gleiche  gilt  von  Ä  ff  g|  und  anderen  von  Renouf  gleichfalls  mitgetheilten  Symbolen.5) 

Der  nämliche  Gelehrte,  der  Isis  und  Nephthys  zuerst  für  Dämmerungsgöttinnen  erklärte, 
zeigt  nun,  dass  sie  auch  das  Licht  darstellten,  das  von  der  Sonne  bei  ihrer  Fahrt  über  die 
Ober-  und  Unterwelt  nach  rechts  und  links,  bei  der  Tagesbahn  von  Ost  nach  West  nach  Süden 
und  Norden  hingestrahlt  wurde.  Dabei  wird  es  als  <ron  den  Augen  des  Sonnengottes  (hier 
Osiris)  ausgehend  gedacht,  und  diese  Augen  sind  Isis  und  Nephthys.     So  versteht  sich  auch 


leicht  der  Satz: 


n 


|H  <=>  *^     shä  nf  ti  m  ntrt'i-f  „er  erleuchtet  die  Erde 


[[  swti-f  m  (hdi-f  „seine  Doppelfeder  auf  seinem  Haupte" 


2)  Es  muss  bei  der  Uebersetzung    „Falken"    bleiben,   obgleich  auch  für  „Krähen"    einiges  spricht. 

3)  Renouf,  B.  o.  th.  d.  S.  225.    Variante  zu  Todtenb.  ed.  Naville  c.  125,  5,  Taf.  CXXXIII.    J^  k^_  . 

4)  Pap.  des  British  Mus.  Nr.  9901  und  Leyden  Nr.  11.    Renouf,  B.  o.  th.  d.  Taf.  XXXIII  links  unten. 

5)  Renouf  1.  1.  S.  226. 


145 

mit  seinen  beiden  Augengöttinnen",  d.  s.  Isis  und  Nephthys.  Beide  wirken  stets  zusammen 
und  sind  nicht  einzeln  wie  die  Augen  der  Himmelsgöttin  Nut  etc.  als  Sonne  und  Mond 
anzusehen.  Vergegenwärtigt  man  sich  die  Bahn  der  Sonne,  für  die  Osiris  hier  eintritt, 
von  Ost  nach  West,  so  ist  es  natürlich,  dass  ihr  rechtes  Auge  (Isis)  nach  Süden,  ihr  linkes 
(Nephthys)  nach  Norden   schaut,    und   man    wird   verstehen,    warum  Isis   bis    in  späte  Zeit 

<=>  ^ — fl^t0    »das  Auge  der  Südseite",   Nephthys  <=>  « — fluT    „das  Auge  der  Nordseite8 

genannt  wird.  Nach  der  Auffassung,  die  das  rechte  Auge  des  Himmels  oder  später  des  Licht- 
gottes die  Sonne,  das  linke  den  Mond  sein  lässt,  schliesst  sich  jenes,  wenn  dieses  sich  öffnet, 
nach  der  anderen  aber  müssen  beide  sich  zuthun,  sobald  der  Sonnengott  den  Oberweltlichen 

sein    Licht    entzieht,    —    wie    es    denn    auch    heisst: 


0  ^w               ^2>-  <g 

J|v 

i    w    i 

t  <=> 

Jg^>  chni  'irw'i  m  msr    „es  schliessen  sich   beide   Augen  am  Abend".1)     Diese   Auf- 

0        |        v  O  / 

fassung  von  Göttinnen  als  Augen  des  Sonnengottes  meinen  wir  auch  in  verwandter 
Anschauungsweise  in  der  phönizischen  Religion  wiedergefunden  zu  haben;  denn  die  Tanith 
wird  in  ihr  zwar  nicht  als  „Augen",  aber  doch  als  Angesicht  des  Ba'al  bezeichnet.2)  Von 
ihr,  die  der  sidonischen  Astarte  entspricht,  heisst  es  auf  Votivtafeln,  die  der  karthagischen 
Göttin  und  dem  Ba'al  zugleich  gewidmet  sind,  „der  Herrin  Tanith,  ^J)3?0  dem  Angesichte 
des  Bacal".  Dieser  Beiname  der  phönizischen  Göttin  leitet  sich  doch  wohl  von  der  nämlichen 
Grundanschauung  her,  die  in  gewissen  ägyptischen  Göttinnen  das  Auge  (Gesicht)  des 
Sonnengottes  erkannte. 

Es  sei  hier  zur  Verdeutlichung  des  Gesagten  noch  der  Edfuer  Darstellung 

des  Harmachis  (  V^?)  gedacht,  die  den  Gott  sitzend  und  mit  dem  neben- 
stehenden Januskopfe  zeigt,  über  dem  das  Auge  ^jp  schwebt.  Die  Beischrift 
lautet:  Q  Bs  °  ^b>=^|^=  m  %r  nw  ^r^  »m^  ^era  Antlitz  der  beiden  Falken",  d.  s.  die 

Falken  oder  Augengöttinnen  Isis  und  Nephthys.  Das  Ganze  besagt:  „Das  Auge  des  Har- 
machis, das  mit  dem  Gesicht  (auch  dem  Sehorgan)  der  Augengöttinnen  Isis  und  Nephthys 
nach  rechts  und   links,    Süden  oder  Norden   schauend,    die  Erde  erleuchtet".     Es  sei  noch 

bemerkt,    dass    auch    die    beiden    Zwillingsgöttinnen    Sonnenaugen    ^o  |    >\   :gp=    ivdi-t 

genannt  werden. 

Ursprünglich  wurden  also  Sonne  und  Mond  anschaulich  und  zutreffend  als  Augen  der 
Himmelsgöttin  Nwt  betrachtet.  Dann  schreibt  man  die  göttlichen  Augen  unter  dem  Namen 
der  Wdj-t-Augen  den  verschiedenen  Formen  der  Lichtgötter,  und  zwar  erstens  als  Sonne 
und  Mond  und  zweitens  —  vom  ersten  Beginne  des  neuen  Reichs  an,  als  der  Süd-  und 
Nordseite  der  Erde  Licht  spendende  Augen  —  dem  Sonnengotte,  und  nur  diesem,  zu.  Sie 
erhellen  seine  Bahn  durch  die  Ober-  und  Unterwelt.  Bei  der  Fahrt  durch  diese  gehören 
sie  unter  dem  Namen  der  Isis  und  Nephthys  dem  Osiris,  dem  Beherrscher  des  Jenseits,  bei 
der  Fahrt  durch  jene  der  an  den  Himmel  der  Oberwelt  versetzten  Seele  desselben  Osiris, 
d.  i.  dem  Rc  an,  der  „Seele  des  Osiris"  genannt  wird.  Daher  auch  die  Bezeichnung  der 
göttlichen  Zwillingsschwestern  als  „Augen  des  Osiris". 


l)  Brugsch,  Wörterb.  Suppl.  S.  280. 

2J  K.  Schlottmann,  Die  Inschrift  Eschmuna/ars,  Halle  18G8,  S.  142. 


19' 


146 

3.    Die  Ausflüsse  aus  den  Augen  und  aus  dem  Körper  der  Lichtgötter. 

Aus  den  Augen  nicht  nur  des  Horus,  sondern  auch  aus  denen  der  anderen  am  Ende 
des  vorigen  Abschnittes  genannten  Götter  fliesst  alles,  was  es  hienieden  an  edlen,  werth- 
vollen,  guten  und  an  besonders  nützlichen  Dingen  gibt.  Ihnen  sollen  sogar  die  Elemente 
entstammen  und  schon  in  den  alten  Pyramidentexten  wird  des  Lebenssaftes  gedacht,  der  von 
Osiris  ausfliesst.  Die  meisten  kostbaren  Naturproducte,  die  aus  ihnen  verfertigten  Gegen- 
stände, kurz  alles,  was  man,  um  dem  Geruchssinn  oder  Gaumen  zu  schmeicheln,  oder 
um  es  für  Heilungszwecke  zu  verwenden,  besass  (unter  den  Mineralien  besonders  Edel- 
steine und  medizinisch  Verwendbares),  wird  von  dem  Auge  der  Gottheit,  gewöhnlich  von 
dem  des  Horus  hergeleitet.  Ihm  dachte  man  sich  Substanzen  wie  Honig,  Weihrauch  und 
Myrrhen  entflossen,  aber  auch  die  wirksamsten  Medicaraente  und  Salben,  das  nützliche 
und  helle  Feuer  etc.  Endlich  aber  nannte  man  diese  vortrefflichen  Dinge  nicht  mehr  nur 
noch  correcter  Weise  „ Ergüsse  aus  den  Götteraugen",  sondern  nach  der  Stätte  ihrer  Herkunft 
schlechtweg  „Horusaugen". 

Diese  Erklärung  der  Provenienz  der  köstlichsten  Naturerzeugnisse  und  ihre  Benennung 
stammt   schon    aus   uralter   Zeit.     So  heisst  es  vielleicht   von    einer    mannartigen  Substanz 

AA/WV'  w^=         n^6  ^T  n)    n*       "es  k*°pft  ^as  Horusauge  auf  die  Zweige  des 

dnw-Baumes  oder  Strauches  (kaum  „Oelbaum")".     In  der  Pyramide  des  Nfrkjrc  wird  das  Oel 
bezeichnet  als   ^"^  Yj  <=z=>  V\  V\    )   „Oel,  das  hervorgeht  aus  dem  Auge  des  Horus". 

Duftende  Spezereien  werden  überhaupt  in  den  nämlichen  Inschriften  „ Horusauge"   genannt. 


In  derselben  Pyramide  heisst  es :  ^ ^  ^\^  <cz>  v\    <s>-  v\    c^.  v\    (,    I  s=5  ) 


„Ich  bringe  dir  das  Horusauge  (kostbare  Spezereien),  dass  es  sich  ausbreite  als  Duft",  oder: 
I     H      )   „Ich  bringe  dir  dar  das  Horusauge  (die  kostbare  Spezerei) 


O—-^- 


AAMM 


und  führe  es  dir  an  dein  Gesicht". 

Wir  werden  auch  sehen,  dass  schon  in  der  Pyramidenzeit  nicht  nur  Ausflüsse  aus  dem 
Horusauge,  sondern  auch  aus  anderen  Körpertheilen  verschiedener  Götter  als  köstliche  Gaben 
der  Himmlischen  angesehen  werden.     Auch  das  Feuer  kommt  schon  in  diesen  ältesten  Texten 


O    /WWVA 


w  ?  «     °      © 
MIN 


als  Horusauge   vor.     In   der  Tt'i- Pyramide   wird  z.  B.   gesagt:5)    f)  <=>  \\  q-^5^^^  .    „das 

V  o  o      I 

Feuer  seines  Auges"   solle  kreisen  zur  Seite  des  St. 

In  den  Schriften  aus  dem  neuen  Reiche  und  aus  der  Ptolemäerzeit  finden  sich  Beispiele 
für  das  Gesagte  in  grosser  Fülle. 

Sehr  bezeichnend  heisst  es  in  einer  Beschwörung  des  Papyr.  Ebers : 6)   0      T  <5 

!)  Pyr.  d.  Wn'is  201. 

2)  Pyr.  d.  Neferker'  483. 

3)  Oder  1.  1.  70.     „Nimm  den  Duft  des  Horusauges  zu  dir"  etc. 
*)  1.  1.  369. 

5)  Pyr.  d.  Tt'i  249,  Grundtext  von  Wn'is  436. 

6)  Pap.  Ebers  60,  17—19. 


147 


w 


V^  19)  v\     Ajj\    ,komm,   o  komm  Grünspansalbe,   komm   grüne,   komm 


.AC^I     I  I  I 
Ausfluss  aus  dem  Auge  des  Horus,    kommt  ihr  Ergüsse    aus   dem    Auge   des   Tum,    kommt 

ihr  Stoffe,  die  ihr  hervorgeht  aus  Osiris". 

Lehrreich  ist  das  Ritual  des  Amonscultus,  das  die  Formeln  enthält,  deren  sieh  der  Ober- 

und  Du  jour-Priester  bei  den  verschiedenen  vorgeschriebenen  Handlungen  bediente.    Einzelnes 

aus  diesen  Formeln  findet  sich  schon  in  den  Pyramidentexten.    Viel  auf  den  Cult  des  Amon,  der 

in  der  Pyramidenzeit  noch  nicht  bestand,  und  daneben  auch  auf  den  des  Osiriskreises,  des  Rc  und 

Ptah  Bezügliches  wurde  später  im  Heiligtume  Sety's  I  zu  Abydos  19.  Dyn.  benutzt  und  in  die 

Wände  des  Tempels  gegraben.     Es  ist  in  der  Mariette'schen  Publication  der  Inschriften  dieses 

Bauwerks    zu    finden.1)     Vollständiger    blieb   das  Ritualbuch    in    dem    hieratischen  Berliner 

Papyrus  3055   erhalten,  der  aus  der  zweiten  Hälfte  der  20.  Dyn.   zu  stammen  und   bis  in 

die  22.  benutzt  worden  zu  sein  scheint.2)     Schon  oben  wurde  seiner  gedacht.     Hier  verdient 

er   besonderer  Erwähnung,    weil  er   zur   vollen  Erkenntnis   der  Bedeutung   der  Götteraugen 

führte.     0.  v.  Lemm  war  der  erste,  der  ihn  benutzte.     In  seiner  werth vollen  Dissertation3) 

behandelte  er   besonders  die  Ueberschriften  der  Kapitel  und   bewies  schon  im  Anschluss  an 

das  erste,  dass  auch  das  Feuer  zu  den  Horusaugen  gezählt  wurde.     Nach  der  Ueberschrift : 

„  Anfang  der  Kapitel    von   den  göttlichen  Dingen  (Ceremonien),    die   verrichtet   werden   für 

den   Tempel   des   Amon    Rc,   Königs   der   Götter,   im  Verlauf  jeden   Tages   von   Seiten   des 

f    I  /VW™  Vyft  ..     n  -\\-  ^^  rö  „     ,  *~     d.  i.  des  „du  jour"   habenden  Oberpriesters",  folgt  das 


O      I 


Kapitel,  das  uns  mit  der  ersten  Beschäftigung  bekannt  macht,  die  dem  Diener  der  Gottheit  zu 


verrichten    oblag.     Die  Ueberschrift    lautet: 
erzeugen",4)    und  Zeile  2  fährt  dann  fort: 

5    @x         =£=„       ü 


"1^ 


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n§  1 1 


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[Oi  ^ 


Kapitel  vom  Feuer 

LH 


,komm,  komm  in 


Frieden,   du  glänzendes   Auge  des  Horus. 


Mögest  du   heil  sein   und  wachsen  in   Frieden. 


*) 


P' 


J)  Mariette,  Abydos,  description  des  fouilles  executees  sur  l'emplacement  de  cette  ville.  Paris  1869, 
Tome  I,  p.  34 — 38,  58 — 62.  Auch  im  Grabe  Sety's  I  in  Schiaparelli's  Libro  dei  funerali,  Turin  1881, 
begegnen  uns  verschiedene  Stellen. 

2)  Hieratische  Papyrus  aus  dem  k.  Museum  zu  Berlin.  Herausgegeben  von  der  Generalverwaltung. 
Erstes  und  zweites  Heft,  Pap.  3055.     Ritual  für  den  Cultus  des  Amon.    Leipzig,  Hinrichs  1896. 

3)  0.  v.  Lemm,  Das  Ritualbuch  des  Ammondienstes.     Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Cultusfonnen 

im  alten  Aegypten.     Leipzig,  Hinrichs  1882. 

*cs>"  »• 
q  sh  kann  auch  mit  „schlagen"  übersetzt  werden;  doch  tritt  dafür  auch  vr  „machen, 

bewerkstelligen,  hervorbringen"  ein,  und  es  drückt  keine  derbe  Handlung  aus  wie  das  Schlagen  des 
Funkens  aus  dem  Stein  oder  das  Prügeln,  sondern  steht  gewöhnlich  für  das  Spielen  eines  musikalischen 
Instrumentes  oder  für  den  Gebrauch  der  Ruder.  Wie  im  Deutschen  scheint  auch  im  Aegyptischen  der 
Begriff  des  Spielens  auf  die  Hin-  und  Herbewegung  zurückzugehen  (Spiel  der  Wellen,  des  Wassers,  der 
Geige  und  des  Claviers  neben  Lautenschlag  und  Trompetenblasen).  Das  sh  des  Feuers  kann  darum  auch 
sehr  wohl  auf  Feuer  bohren  deuten;  dies  aber  scheint,  wie  auch  von  Flinders  Petrie  entdeckte  Instrumente 
zeigen  (Flinders  Petrie,  Illahun,  Kahun  und  Gurob  1889—90,  Taf.  VII,  22—27),  die  gewöhnliche  Art  der 
Feuererzeugung  in  Aegypten  gewesen  zu  sein.  Uebersetzen  wir  sh  mit  „schlagen",  würden  wir  uns  den 
Priester  mit  Stein  und  Stahl  in  der  Hand  zu  denken  haben,  während  wir  es  vorziehen,  ihn  uns  Feuer 
bohrend  vorzustellen. 


148 

Leuchten   soll   es   wie    der  Gott  Rc    an    beiden   Horizonten   (im  Morgen-  und  Abendroth)' 
Dies  leuchtende  Horusauge  ist  natürlich  das  Feuer 


I  <=>  1 1    sti,  das  der  lustrierende  Priester 


du  jour  entzündete.  Mit  Sicherheit  geht  dies  durch  die  Stelle  des  bilinguen  Papyrus  Rhind 
hervor,  in  der  es  heisst:    1  ^K  |  2^3  m  |  t\     |  ■£•  Jj  <2>"  $ x)  „der  Wind,  das  Wieder- 

belebende (d.  i.  das  Wasser)  und  das  Horusauge".  Dies  muss  hier  unbedingt  „das  Feuer" 
bedeuten,  weil  es  neben  den  beiden  anderen  Elementen  Luft  und  Wasser  genannt  wird 
und  der  parallele  demotische  Text  bat:    der  Wind,   das  Wasser  und  das  Feuer.     Es  deckt 

sich  hier  also  whm  cnh  „das  Wiederbelebende"  mit  Wasser  und    ^_^  JH   „das  Auge  des  Horus" 

oder  Horusauge  mit  Feuer.  So  wird  denn  das  Element  des  Feuers  sicher  zu  den  Horus- 
augen  gezählt,  und  das  Gleiche  gilt  von  dem  des  Wassers. 

Aber  nicht  sie  allein,    auch  gewisse  Krüge,  in   denen    man   beim   Cultus  gebrauchtes 
Wasser  aufbewahrte,    wurden  Horusaugen   genannt.     Die  beiden   vornehmsten   der  Gefässe, 

die  im  Amonsritual  erwähnt  werden,  sind  der  rothe  Krug  ö    dsr  und  der  schwarze 

°    nn    I 

/www 

Krug    (  1k      I  a  ^Q   nmst.     Der   dsr   (rothe)  Krug   wird   nun   gewiss   zu   den  Horusaugen 

j-N 1  /www       n        ra  ^\  t    ^Q^. 

gezählt ;    denn  es   heisst    auf   der  Rückseite    unseres  Papyrus :    *~wv>  ™» J  _  «\    \\  Vs\  , 

)    „gespendet  wird    dir  das  Wasser,    welches   das  Horusauge   enthält".     Das   ist  der 


dsr-Krug,    wie   der   folgende  Satz    aus   dem  Grabe  Sety's  I   ausser  Zweifel   stellt:    /www /WWVA 

^ >«    A/WW\ 

Öö  '    „gespendet    wird    dir    das  Wasser,    das    die    beiden 


i 


<2=^  _Ä^  £U  <=L  \\ 


Horusaugen  enthalten,  die  dsr-Krüge".  Von  Lemm  fasst  dsrt'i  richtig  als  Apposition. 
Ein   „pw"   hinter  ihm  wäre  noch  feiner  gewesen. 

Zu  den  Horusaugen  gehört  natürlich  auch  der  Inhalt  fein  gearbeiteter  Krüge,  flüssige 
oder    halbflüssige,    dem  Gaumen    zusagende    oder  als  Heilmittel  verwendbare  Naturproducte 

und   besonders   auch   der  Honig.     Von   ihm    heisst  es:    ~ww,  w       f\  C\    /H  \]  \  I 

ff^  ö  I  *    ^0(J|4)  „dargereicht  wird  der  Honig,  das  süsse  Horusauge,  der  Aus- 

/www        \\  £^l  J l 

fluss  aus  dem  Auge  des  Rc".  Obgleich  der  Honig  dem  Auge  des  Rl  entfliesst,  wird  er 
Horusauge  genannt,  und  so  ergeht  es  vielen  anderen  Substanzen,  die  als  Ausfluss  der 
Gottheit  weder  mit  dem  Auge  noch  mit  der  Person  des  Horus  etwas  zu  thun  haben. 
Das  Wort  „Horusauge"  war  eben  die  stereotype  Bezeichnung  für  jedes  dem  Menschen 
angenehme  und  nützliche  Geschenk  der  Natur.  Recht  gut  würde  es  unserem  „Gottesgabe" 
entsprechen.      Freilich    wurden    auch   aus   Naturproducten    hergestellte   feine   Fabricate   von 


!)  H.  Brugsch,   Henry  Rhind's  Zwei  bilingue  Papyri,  hieratisch  und  demotisch.     Leipzig,  Hinrichs 
1865,  I,  Taf.  IX,  3—4. 

2)  Hierat.  Papyrus  aus  dem  k.  Museum  zu  Berlin,  Heft  2.     Pap.  3055  (Rückseite),  Taf.  XXVII,  Z.  5. 

3)  Schiaparelli,  Libro  dei  funeruli.    Tavole,  Tav.  LXVII.  col.  13;  Tav.  LXVIII,  col.  8.    Bei  v.  Lemin 
Taf.  57  und  58  statt  67  und  68. 

4)  Hierat.  Pap.  aus  dem  k.  Museum  zu  Berlin.     Pap.  3055,  VII,  3  und  4. 


149 

Menschenhand  „Horusaugen"  genannt.  Köstliche  Salben,  die  so  heissen,  kommen  nicht 
selten  vor.  Dass  der  Flachs,  der  ja  auch,  nachdem  man  ihn  zum  Verspinnen  zubereitete, 
ein  Naturproduct  bleibt,  zu  den  Horusaugen  zählte,  ist  weniger  auffallend,  als  dass  man 
auch  feine  aus  ihm  verfertigte  Gewebe   so   benannte.     In   der  Pyramide  des  Ppy  heisst  es 

z.B.  schon:  j^^lj^^l—fl^^G^Xfl^l^^^p 

^1 1^  T  !&>.  JL  q  ^  o  jp  — "1  D^1  1^  TX"'  "mbge  er  (Ppy)  schiffen 

in  ihr  (der  Barke)  mit  dieser  Binde  von  grünem  Zeug  und  von  rothem  Zeug,  gewoben  aus 
dem  Horusauge,  um  einzuwickeln  jenen  Finger  dort  des  Osiris"2)  (als  er  krank  war). 

Aus    dem   zubereiteten  Naturproducte    des    Flachses    verfertigte    feine  Gewebe    heissen 

v\   T  g ,   -<s>-  v\   T  t^p  etc.   ir-t  nt  Hr  hd-t  „weisses  Horusauge"  (wechselnd  mit 

Jö  1  [ /TN  nmh-t  hd-t),  was  mit  dem  Determinativzeichen  5  und     1 1     „weisse  feine  Leinwand" 

bedeutet. 

Nicht  nur  aus  den  Sehorganen,  sondern  auch  aus  einzelnen  Gliedmassen  der  Gottheit 
sollen  jene  werthvollen  Substanzen  stammen.  Wie  am  häufigsten  der  des  Horus  und  Rc, 
so  gibt  ihnen  auch  der  Körper  oder  ein  Körpertheil  des  Osiris,  des  Tum  und  anderer  Götter 
und  Göttinnen  den  Ursprung.  Sie  treten  mit  dem  gebenedeiten  Nass  zu  Tage,  das  den 
Unsterblichen  als  Thränen,  Blut  und  Schweiss,  ja  auch  als  Schleim  und  Speichel  entrinnt. 
Plutarch  muss  dergleichen  zu  Ohren  gekommen  sein,3)  da  er  mittheilt,  nicht  allein  den  Nil, 
sondern  alles  Feuchte  hätten  die  Aegypter  schechthin   „einen  Ausfluss  des  Osiris"   genannt. 

Dass  dem  Auge  der  Isis  das  Ueberschwemmungswasser  entrinnt,  ist  eine  mythologische 
Anschauung,  die  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhielt.  Im  Alterthum  sollte  eine  Thräne 
aus  dem  Auge  der  Isis  den  Nil  zum  Steigen  bringen,4)  und  heute  noch  wird  die  Nacht 
des  elften  Baüneh,  in  der  der  Nil  zu  steigen  beginnt,  „die  Nacht  des  Tropfens"  genannt. 
Den  Thränen,  die  den  beiden  göttlichen  Schwestern  Isis  und  Nephthys  entrinnen,  wird 
überhaupt  belebende  Kraft  zugeschrieben,  und  diese  beiden  Göttinnen  weinen  viel;  denn  sie 
sind  die  Klageweiber  an  der  Leiche  ihres  Bruders  und  Geliebten  Osiris.     Auf  dem  Wiener 

Sarkophag  des  |  I)  v\  Jn  VJr   Nsswtfnwtb)   zeigt  eine  Darstellung  vier  Schatten- 

genien, hinter  denen  Isis  und  Nephthys  stehen,  die  sich  entweder,  wie  von  Bergmann  meint, 
mit  Ruthen  die  Stirn  schlagen,  oder  sich  das  Haar  an  einer  Strähne  raufen.  Durch  die 
Thränen  dieser  Göttinnen  nun  und  die  ihnen  innewohnende  belebende  Kraft  erhalten  die 
Verstorbenen  den  Lauf  des  Blutes,  die  Fähigkeit,  Athem  zu  holen,  und  dadurch  das  Leben 
zurück.     So   verleihen  die  Thränen  der  Isis  (und  ihrer  Schwester  Nephthys)  nicht  nur  der 


J)  Pyr.  des  Ppy  I,  412—13  =  Pyr.  des  Merenr*  591. 

2)  Für  o  V\  ß  bei  Ppy  I  liest  A.  Erinan  richtig  %qQ.     Zeitschr.  f.  äg.  Spr.  etc.  1893,  S.  78. 

3)  Plutarch,  Isis  und  Osiris  ed.  Parthey  c.  36. 

I  o. 


4)  Im  Pap.  magique  Harris  ed.  Chabas  VII,  10  heisst  es  von  der  Isis:   <^>  ^^   ^  -^23- 


^^^    „ihre  Thräne  fiel  ins  Wasser". 

j\    /W\A/V\ 


6)  v.  Bergmann,  Der  Steinsarg  des  Nesschutafnut.     Recueil  VI,  p.  146. 


150 


Natur  Aegyptens  in  der  Zeit  des  kleinen  Nils  und  der  Dürre  neue  Lebenskraft,  sondern 
auch  den  regungslosen  Körpern  der  Verstorbenen.  Dies  geht  aus  dem  Texte  hervor,  der 
die  erwähnte  Sarkophaginschrift    begleitet;    denn   es    heisst  dort  Z.   7  fgd.    des  Textes:    Die 

beiden  Göttinnen  ziehen  ihre  Scheitellocken  (oder  schlagen  ihre  Schläfen)1)   Fü 


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§ 


1 


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,es  fällt  (ergiesst  sich)  das  Nass,    das    in  den  Augen  dieser  Göttinnen   ist,    in 


die  Körper2)  als  Blut  und  die  Unterweltlichen  athmen  dadurch."3) 

Das  häufige   l^f^1 -A  *|\    1  o  ppp  Pr  m  ¥'  n^r  »das,  was  aus  den  göttlichen  Gliedern 
hervorgeht",  kann  kaum  anders  als  „der  Schweiss  der  Gottheit"  aufgefasst  werden.     Schon  in 

der  Pyramidenzeit  heisst  es:   fl  1/ Q  ü  ^  ^  *^j  =  t\    Jp  [1  a>  |  ^\  4)  „komm,  Theil 

n  i  w  ' 
des  Rc,   komm,   Substanz,    komm  heraus   aus  dem  Schenkel   des  Horus"    oder:    l 


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^iss  pr  m  n  Hrb)   „Speichel,   hervorgehend  aus  dem  Munde  des  Horus", 
dem  parallel  gegenübersteht:    (    I  <=^> /°°®  !=^  lj\  I \sd  pr  m  ri  st6)   „Auswurf, 

Schleim,  komm  heraus  aus  dem  Munde  des  St",  der  damals  noch  nicht  der  böse  Set-Typhon 
der  späteren  Zeit  war.  Hierbei  möchten  wir  bemerken,  wie  weit  die  ägyptische  Religion 
von  dem  Dualismus  der  altpersischen  entfernt  war.  Denn  während  in  der  Zend-Avesta  die 
Gebilde  des  bösen  Princips  so  ausführlich  aufgezählt  werden  wie  die  des  guten,  wird  in 
Aegypten  nur  vorübergehend  und  später  Schädliches  genannt,  das  der  Gottheit  entstammt. 
Das  scheinbar  Uebele  wurde  ursprünglich  nur  als  Disharmonie  gedacht,  die  sich  im  har- 
monischen Weltganzen  in  Harmonie  aufzulösen  bestimmt  war.     Spezereien,  die  „Horusaugen" 

genannt   werden,    gehen   wie   aus  den   göttlichen  Gliedern    jtfppp   ^>  ntr  auch  aus  „dem 


Rücken  dieses  Horus" 


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pst  n  Hr  pn 7)  und  sogar  auch  aus  seinem  heiligen 


Herzen  hervor   ^^Si  j       ^   pr  m  'ib  ntr.8)     Die  nämliche  Inschrift  des  Tempels  von  Edfu 

macht  uns  mit  einer  Anzahl  von  Weihraucharten  bekannt,    die  im  Tempellaboratorium  zur 
Bereitung  von  Räucherungssubstanzen   für  den  Cultus   verwandt  werden  sollen,    die  Horus- 


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„Körper,  Glieder",    v.  Bergmann  1.  1.  S.  148,  Anm.  3,  nach  Naville. 


3)  Eigentlich 


"v™n  'im  sn  „durch  sie"  und  von  den  Göttinnen  gesagt.    Das  plurale  "^  lässt 

AAA/VSA 

sich  aber  doch  vielleicht  auf  den  Collectivbegriff  „Wasser"  oder  „Nass"    'wwvn   beziehen. 

/www 

*)  Pyr.  des  Wn  is  486. 

5)  u.  6)  Pyr.  des  Ppy  I,  125. 

7)  J.  Dümichen,   Geographische   Inschriften    altägyptischer   Denkmäler,   Abtheil.  IL     (Recueil   de 
monuments  egyptiens,  H.  Brugsch  et  J.  Dümichen,  partie  IV,  Taf.  LXXXVI,  Z.  10.) 

8)  1.  1.  Z.  10. 


151 

äugen   genannt   werden    und   von   denen   wir  erfahren,    welchem  Theile   des  Gottes   sie  den 

HS  )  hpr  m  ir-t  Wsir  „entsteht  aus  dem  Auo-e 
des  Osiris",    eine  andere  rothe  geht  hervor  aus   dem  ¥  'ir-t  yib%)  „linken  Auge",  eine 

dritte   ^^  ^=  ?CX  pr  m  'ir-t3)  JRC    „geht  hervor  aus  dem  Auge  des  Rc",    eine  vierte 

*•=*  T  <L     l    ®\{prm  fos   niv  li'  ntr*)    „tritt    heraus   aus    den   Knochen   des   göttlichen 

YÖqO  -<2>-  ,. 

Körpers",  eine  fünfte        I  q  m  Tid  ir-t5)   „aus  dem  Weissen  des  Auges",  d.  i.  aus  dem 

Augapfel   im   Gegensatz   zur   schwarzen   Pupille.     Eine   andere    dunkle   Art,    die    die   ganz 
schwarze  genannt  wird  ffil^ZZl  ^       rn-f  km  vht,  „deren  Name  sehr  schwarze  ist", 

*1^|     ü  (?/$  piv  'ir-t  St6)  ist  „eine  Pupillenausträufelung  des  Set". 


SlD     I  aCD 


Die  Summe  dieser  Anschauungen  wird  in  einem  von  S.  Birch  zuerst  behandelten 
Papyrus  des  British  Museum7)  am  besten  zusammengefasst. 

S.  2  des  Papyrus  heisst  es  Z.  1  fgde.:  „Wenn  Horus  weint,  so  entstehen  aus  dem 
Nass,  das  seinen  Augen  entfliesst,  Pflanzen,  die  angenehmen  Duft  spenden.  Wenn  Bj  b?8) 
Blut  aus  seiner  Nase  fallen  lässt,  so  erwachsen  daraus  Pflanzen,  die  sich  in  Cedern(?)  ver- 
wandeln, die  die  Flüssigkeit    1    ..     ö   Sf'i3)  hervorbringen.  —  Wenn  Schu  und  Tefnut  sehr 

weinen  und  das  Wasser  aus   ihren  Augen  fällt,   so  verwandelt  es  sich  in  Pflanzen,    die  das 
Weihrauchharz  spenden.     Z.  5.   Wenn   die  Sonne  zum   zweiten  male  weint  und  Flüssigkeit 


i)  1.  1.  Z.  2. 

2)  1.  1.  Z.  2. 

3)  1.  1.  Z.  3  und  7. 
*)  1.  1.  Z.  4  und  12. 
5)  1.  1.  Z.  5. 

,;)  1.  1.  13.     Seth,  Typhon. 

7)  Pap.   des  British  Museum  N.  825.     S.  Birch,    Revue   archeologique  18G3,   S.  119  fgd.     Sur   un 
Papyrus  magique. 

8)  Nach  S.  Birch  1. 1.  S.  123  Typhon.     Dies  ist  richtig.     Plutarch  nennt  den  Typhon  an  zwei  Stellen 
(Is.  und  Os.  c.  49  u.  62)  Beßcov  und  Hellanicus  beim  Athenaeus  15,  680a  tov  Baßvv,  S  iou  Tv<p<ov.    Pleyte 

fand  ihn  zuerst  im  Todtenbuche  als     1(1        (   /7|  B'ib'i  wieder;  Turiner  Todtenb.  93,  2.     Er  wird  auch 

1    (4^    1    ("^^  A"^  ^J  k}  genannt.     Im    Todtenbuch  125,  36   will   der  Verstorbene   von    ihm   befreit 

werden.  63,  2  ist  er  der  „ewige  Verschlinger"  mit  dem  Kopfe  des  Hundes  und  der  Haut  der  Menschen. 
Er  wird  auch  als  Erstgeborener  des  Osiris  bezeichnet. 

9)  S.  Birch  1.  1.  S.  123  hält  sf'i  entweder  für  Terpentin  oder  für  Cederöl,  das  xeöqiov,   das  für  die 

Balsamierung  benutzt   wurde.  5  ist  eins  der  9  heiligen  Oele,   die   oft  unter  den   Todtenopfern 

O 

genannt  werden.     Im  Pap.  Eb.  wird  es  als  Medicament  vorgeschlagen.     11,  14,  22,  23,  26,  49  etc.     Hier 

kann  sfi  kaum  etwas  anderes  als  Cedernöl  bedeuten.     Brugsch,  Wörterb.  Suppl.  S.  1047  erwähnt  sft  auch 

als  „heilige  Salbe".     Seine  anderen  Erklärungen  Schmalz  (arab.  Zibde,  zerlassene  Butter)  und  hebr.  ny£ 

kommen  hier  nicht  in  Betracht.  Ueber  den  gemeinten  Baum  handelten  wir  in  unserer  Schrift:  Pap.  Ebers, 
Die  Maasse  und  das  Kapitel  über  die  Augenkrankheiten.  Abhandlungen  der  Gesellsch.  d.  Wissensch.  zu 
Leipzig,  Bd.  XI,  S.  Hirzel  1889,  S.  240  oder  108  fgd. 

Abh.  d.  I.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  20 


152 

aus  ihrem  Auge  fallen  lässt,  so  verwandelt  sie  sich  in  Bienen,  die  arbeiten.  Sie  arbeiten 
Z.  6  in  den  Blumen  jeder  Gattung  und  bringen  statt  des  Wassers  Honig  und  Wachs  hervor. 
Z.  7.  Wenn  die  Sonne  schwach  wird,  lässt  sie  den  Schweiss  von  ihrem  Leibe  fallen,  und 
er  verwandelt  sich  in  eine  Flüssigkeit. 

S.  3  Z.  1  .  .  .  viel.  Er  blutet,  und  das  Blut  verwandelt  sich  in  Salz,  (die  Aerzte  aber) 
wählen  sie  als  Heilmittel,  die  der  Sonne  entstammen  und  die  sie  den  göttlichen  Gliedmassen 
zuschreiben  (geben).     Wenn  die  Sonne  schwach  ist  und  schwitzt,  so  fällt  Wasser  (Thau)  aus 

ihrem  Munde  auf  die  Erde  und  verwandelt  sich  in  Papyruspflanzen   t)\  vi  tivf'i    «xooTq. 

Wenn  Nephthys  sehr  schwach  ist,  fliesst  der  Schweiss  und  verwandelt  sich  in  die  |  y\  '  ()  t'isps 
oder  Aloepflanze. 

Diese  Producte  kommen  hervor  aus  Thränen  und  Angstsch weiss  der  anderen  Götter 
beim  Tode  des  Osiris.  Dies  geht  auch  aus  der  ersten  Seite  des  Papyrus  hervor,  die,  so 
weit  sie  lesbar  ist,  von  Göttern  spricht,  die  die  Hand  (trauernd)  auf  das  Haupt  legen,  von 
einer  Vernichtung  der  Erde,  die  auch  die  Gewässer  betrifft,  von  Klagen  und  Weinen  der 
gesamten  Creatur:  lebende  Menschen  und  Seelen  der  Verstorbenen,  (Götter)  und  Göttinnen, 
ja  sogar  Thiere.  Dieser  lebhaften  Klage  gedenkt  auch  Plutarch,1)  indem  er  die  Nachricht 
vom  Tode  des  Osiris  zuerst  zu  den  Panen  und  Satyrn  in  der  Gegend  von  Cbemmis  kommen 
lässt.  Diese  verbreiteten  die  herzerschütternde  Kunde,  und  es  sollte  deswegen  das  Volk 
plötzliche  Schrecken  und  Verwirrungen  {raQayag  xal  nxorioeig)   „panische"   nennen. 

Das  Schwachwerden  des  Sonnengottes  Rc  wiederholt  sich  jeden  Tag.  Wir  wissen 
schon,  dass  er  als  Kind  seine  Bahn  beginnt.  In  der  dritten  Stunde  wird  er  zum  Jüngling, 
am  Mittag  zum  bärtigen  Manne,  am  Abend  geht  er  als  müder  Greis  unter.  Dann  fällt 
Schweiss  von  seiner  Stirn.  Das  ist  der  in  Aegypten  so  reichliche  Nachtthau,  der  auch  der 
Horizontgöttin  Nephthys  zugeschrieben  wird. 

In  den  zwölf  Kreisen,  die  Verwandlungen  des  Tagesgestirns  von  Stunde  zu  Stunde 
darstellen,  wird  der  Sonnengott  bald  als  widderköpiiger  Chnum  (Hnm),  bald  als  Tum 
dargestellt,  wie  er  gebeugt  am  Stabe  einhergeht  und  ihm  der  Schweiss  in  vollen  runden 
Tropfen  von  der  Stirn  rinnt.  Jeder  Tag  bringt  eine  neue,  nach  dem  Tode  zu  frischem 
Leben  geborene  Sonne.  Amon  Rc  wird  in  die  Nekropole  von  Theben  getragen,  um  dort 
seinen  verstorbenen  Eltern  eine  Libation  darzubringen.*)  Sein  Vater  ist  Osiris  und  darum 
seine  Mutter  Isis. 

Osiris  ist  der  Gott  im  Todtenreiche,  die  Seele  des  Rc,  das  Licht  in  der  Nacht  etc. 
Aus  ihm  entsteht  das  Tageslicht  wie  das  Sprossen  und  Grünen  aus  den  im  Dunkel  ver- 
borgenen Keimen.  Wie  der  Gott,  der  an  jedem  Abend  stirbt  und  zum  Osiris  wird,  dann 
als  Kind  erscheint  und  heranwächst,  wissen  wir.  Als  Amon  waltet  er  auf  dem  Herrscher- 
throne  als  Spender  des  vollen  Tageslichtes,  um  am  Abend  Reich  und  Leben  zu  verlieren. 
So  hat  denn  der  Amon  eines  gewissen  Tages  so  viele  Ahnen  zu  beklagen,  als  Sonnen  vor 
ihm  untergingen  und  starben.  Die  Klage  der  Götter  hört  darum  so  wenig  auf  wie  der 
Begrüssungs-  und  Siegesjubel,  der  sich  an  jedem  Morgen  wiederholt. 


*)  Plutarch,  Is.  u.  Os.  ed.  Parthey  c.  14. 

2)  Maspero,   Memoire  sur  quelques  papyrus  du  Louvre,   Paris  1875,  p.  75.     Boulaq  Papyrus  III,  3, 
Z.  22  u.  23. 


153 

Auch  dem  alten,  kranken,  zahnlos  gewordenen  Sonnengotte  fliesst  Schleim  aus  dem 
Munde,  und  aus  ihm  entstehen  gleichfalls  werthvolle  Naturproducte.  In  der  Mythe  von 
der  klugen  Göttin  Isis,1)  die  dem  Rc  seinen  wahren  Namen  ablistet,  heisst  es  von  diesem,2) 
als  er  alt  geworden  sei,  habe  sein  Mund  getropft,  der  Speichel  sei  ihm  auf  die  Erde  geronnen 
und  was  er  ausgeiferte,  sei  zu  Boden  gefallen.  In  diesem  Falle  bildete  Isis  daraus  eine 
heilige  Schlange,  sonst  konnten  auch  aus  dem  göttlichen  Nass  allerlei  gute  Dinge  entstehen. 

Ganz  anders  ist  es  zu  fassen,  wenn  es  heisst,  die  Götter  kämen  aus  dem  Munde  des 
Sonnengottes,  die  Menschen  aus  seinen  Augen.     Schon  in  der  Pyramide  des  Ppy  I  heisst  es: 


i     0 

,du  trittst  heraus  an  den  Himmel  als  Horus  auf  der  Vulva?  des  Himmels  in  dieser  deiner 
Gestalt,  die  herauskommt  aus  dem  Munde  des  Rc";  zu  Edfu  aber,  wo  die  Priester  in  der 
Ptolemäerzeit  die  mythologischen  Vorstellungen  vielfach  ungezwungen  zur  Aussprache  bringen, 
sehen  wir  den  Horus  dieser  Stadt  in  Gestalt  eines  Kindes  mit  dem  Sonnendiscus  auf  dem 
Haupte  über  der  Lotusblume,    der  es   entstieg,    und   daneben   eine   Inschrift,    welche    lautet: 


-mmnr  ^s>-    .  ~  ~~w,  W  ■=£=>  q  f\|||  <==.  |       |   |   |  <~ -.  ^|||4v  .._ 

wwüS^^  J^^Y  -%  ^^k^  ^z=^*^      "er 

seine  Augen  und  macht  hell  die  Welt,  indem  er  die  Nacht  vom  Tage  sondert.  Es  kommen 
die  Götter  aus  seinem  Munde  hervor,  und  die  Menschen  aus  seinen  Augen."  In  der  Zeit 
zwischen    diesen    beiden  Inschriften    werden    auf   dem    Sarkophag   Sety's  I  (XIX.  Dyn.)    die 

Menschen  angeredet:  i  <=>  ^j\    (,  (,  s=>  '^    ^    M£;  dies  '^    .-,    n£  aber  wechselt 

mit  '^  ^^  TL    und  wir  übersetzen  darum:    „ihr  seid  die  Thränen  des  Glanzauges,  d.  h.  ihr 

kommt  aus  dem  Auge  der  Gottheit". 

Beim  zweiten  Weinen  der  Gottheit  sahen  wir  aus  der  Flüssigkeit,  die  der  Sonne,  dem 
rechten  Auge  der  Gottheit,  entfüesst,  nützliche  Thiere  (Bienen)  entstehen;  die  ersten  Thränen 
aber,  die  es  vergoss,  gaben  dem  Menschen  das  Leben.  Sie  werden  also  als  Kinder  des 
Schmerzes  der  Gottheit  angesehen.  Wie  Schopenhauer  den  Schmerz  in  das  Leben  unseres 
Geschlechtes  in  Folge  der  Schuld  kommen  lässt,  die  er  in  der  Zeugung  sieht,  so  erklären 
ihn  die  Aegypter,  indem  sie  das  eigene  Geschlecht  aus  den  Zeugen  des  Wehs,  d.  i.  aus 
den  Thränen  eines  Höheren,  der  Gottheit,  entstanden  denken. 

Was  die  Götter  anbetrifft,  so  gehen  sie,  wie  man  schon  in  der  Pyramidenzeit  annahm, 
aus  dem  Munde  des  Lichtgottes  hervor.  Dies  ist  leicht  verständlich;  denn  während  des 
gesamten  Lebens  des  ägyptischen  Volkes  wird  dem  Worte  schöpferische  Kraft  zugeschrieben. 
Indem  den  Dingen  ihr  Name  zuertheilt  wird,  treten  sie  in  die  Erscheinung.  Der  christliche 
16-/0?  ging,  wie  bereits  angedeutet  wurde,  aus  altägyptischen  Anschauungen  hervor. 

Dennoch  liegt  dem  Ausspruche,  es  kämen  die  Götter  aus  dem  Munde  des  Sonnengottes 
hervor,  auch  eine  einfachere,  mehr  materielle  Auffassung  zu  Grunde.     Das  beweisen  Sätze, 


J)  Rossi  und  Pleyte,   Tur.  Pap.  Tat'.  131,   Z.  12  fgd.     Das   Ganze  gut  übersetzt   von  E.  Lefebure, 
Zeitschr.  f.  äg.  Spr.  etc.  1883,  S.  27  fgd. 

2)  1.  1.  Taf.  132,  Z.  2—3. 

3)  Pyr.  des  Ppy  I,  75. 

*)  Eigene  Copie  und  R.  Lepsius,  Ueber  die  Götter  der  vier  Elemente  bei  den  Aegyptern;  Abhandl. 
d.  Beil.  Akad.  d.  Wissensch.  1856.  S.  191,  Anm.  1. 

20* 


154 


wie  der  aus   dem  Tempel  von  Philae   "%=s 


0 


7\ 


„er  (der  Sonnenball)  geht  hinein  in  ihren  Mund  und  beim  Morgenroth  tritt  er  hervor  aus 
ihrer  Vulva".  Wir  sehen  aber  auch  den  Scarabäus  seinen  mit  Fruchtkeimen  erfüllten  Ball 
(die  mit  Eiern  erfüllte  Mistkugel)  in  die  Vulva  der  Himmelsgöttin  wälzen,  in  deren  Leib 
sich  dieser  Same  ausbildet  und  endlich  aus  dem  Munde  der  Gottheit  als  Sonnenkind  zu 
Tage  tritt.  Diese  Auffassung  ist,  wie  wir  schon  zeigten,  uralt,  da  sie  bereits  in  der 
Pyramide  des  Ppy  I,  75  in  dem  oben  (S.  G7  =  154)  mitgetheilten  Satze  zum  Ausdrucke  gelangt; 
hier  aber  scheint  es  doch,  als  wäre  das  Hervorgehen  des  vergöttlichten  Königs  aus  dem 
Munde  des  Rc  gewissermassen  als  eine  Proclamation,  als  Bestätigung  durch  den  Mund  des 
Rc  zu   betrachten.     Dafür  spricht   auch    der  Satz   aus   dem  berühmten  Hymnus   an  Arnon2) 


(19.Dyn.):  ^    ^   o )ffi  J)  i  ^v      "  W  I  ^  i '        l      „es  gingen  die  Menschen 

hervor    aus    seinen    Augen    und   es    entstanden   die   Götter  auf  seinem  Munde",    (didi   „auf* 

ifi\  _     /www 

für  hr  didi).     Die  Himmelsgöttin  gebiert  Horus  neu,  und  als  junger  Gott,  als   v\  [j|f] 


\\% 


%^%^  „Horus  an  der  Spitze  der  Lichtgeister "  tritt  er  ins  Leben.     Jedenfalls  scheint 

schon  in  der  Pyramidenzeit  angenommen  zu  werden,  dass  der  Mund  oder  das  Wort  des  Rc 
dem  Verklärten  die  neue  Gestalt  und  Stellung  verlieh,  nachdem  sich  seine  Wiedergeburt  durch 
die  Himmelsgöttin  vollzogen  hatte.  Der  Same,  der  den  Verstorbenen  zur  Wiedergeburt 
führt,  geht  natürlich  von  der  männlichen  Gottheit  aus  und  konnte  schon  in  frühester  Zeit 
in  verschiedene  Göttinnen  geflösst  werden.  In  ihnen  bildet  er  sich  zu  der  göttlichen  Persön- 
lichkeit oder  zu  dem  Himmelskörper3)  heran,  als  der  er  bis  ans  Ende  der  Tage  als  Gott 
fortbestehen  soll.  Von  dem  verstorbenen  König  Wn  is  heisst  es  in  seiner  Pyramide,  er  gehe 
aus  den  Schenkeln  des  Neungötterkreises  hervor,  (die)  Shmt  aber  gehe  mit  ihm  schwanger 
und  der  Sothisstern  gebäre  ihn.4) 

In  der  Pyramide  Ppy's  I  wird  gar  dem  Rc  allein  die  Zeugung,  das  Empfangen  und 
Gebären  des  neuen  Gottes  zugeschrieben.  Fasst  man  Rc  in  dem  Sinne,  der  später  von  den 
Neuplatonikern  aufgenommen  und  ausgebildet  wurde,  so  ist  Ppy's  Seele  ein  Ausfluss  des 
Weltgeistes,   die  nach  dem  Tode  des  Leibes  zu   ihm  (hier  Rc)  zurückkehrt.     Dieser  nimmt 


x)  Benedite,    Le  teinple   de   Philae;    Mernoires   de  la  mission    archeologique   franeaise   du    Caire, 
Bd.  XIII,  p.  137. 

2)  Boulaq  Papyri  ed.  Mariette  II,  Taf.  6,  Z.  3. 

3)  Ueber  die  Sterne  am  Himmel,    die  als  Sitz  der  Seelen  von  Göttern  und  darum  auch  von  ver- 
göttlichten Menschen  angesehen  werden,  können  wir  hier  nicht  eingehender  handeln. 


Pyramide  des  Wn'is  Z.  389 


nN 


!(±iw^jiiiiiiiiv- 

Wn'is  hervor  aus  den  beiden  Schenkeln  der  Götterneunheif. 


fe,Ä> 


V  /w\ 


ffl 


„im  schwangeren  Leibe  getragen  wird  Wn'is  von  der  Göttin  Shmt" 


(IKÜEIwa 


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„es  gebiert  den  Wn'is  der  Stern  spcl",   d.  i.  der  Sothisstern, 


der  als  siderische  Erscheinungsform  der  Isis  bezeichnet  wird.     Vor  sb  fehlt  freilich  'in. 


155 

sie  auf  in  seine  Reinheit  und  gebiert  sie  gleichsam  neu,  indem  er  wiederum  einen  Theil 
seines  Wesens  von  sich  loslöst  und  ein  neues  Lebewesen  mit  ihm  erfüllt.     So  wird  die  Stelle 

Es  wird  ausgespritzt  (ejaculiert)  Ppy  von  Rc 
Es  wird  ausgetragen  (in  Schwangerschaft)  Ppy  von  Rc 
Es  wird  geboren  Ppy  von  Rc 
aufzufassen  sein.     Hier  muss  freilich  auch  darauf  hingewiesen  werden,   dass  in  dieser  alten 
Zeit   neben   den   männlichen  Gottheiten    weibliche    stehen,    von    denen    spätere  Tage   nichts 

mehr  wissen.  Dem  Rc  steht  eine  ^  Rc-t  zur  Seite,  der  zugerufen  wird:  w^^g=>D^> 
0  J.  i.  f]  -o>-2)  ,o  R'-t,  es  ist  dieser  dein  Sohn,  der  regungslose  Osiris".3)  Dann  wird  auf 
die  Ceremonie  vom  Oeffnen  des  Mundes  gewiesen,  die  uns  später  so  oft  und  bis  ins  Einzelne 

ausgebildet  begegnet  J^S;.  4  %^j,^3l[(  k^_  „geöffnet  wird  ihm  sein  Mund  von  seinem 
Sohne,  der  ihn  liebt"  und  §"ö~J' "      °<?^a    °       H  „getrennt  wurden  ihm  seine  Glieder 

i    w    i      O      I  ^  ^—-       /www 

(zu  denen  auch  die  Schenkel  gehörten,"  wie  die  Determinativa  zu  't  zeigen)  von  den  Göttern". 
Wenn  Rc-t  mit  der  Auseinanderlegung  der  Glieder  des  regungslosen  Osiris  in  Zusammenhang 
gebracht  wird,  obgleich  hier  die  Götter  diese  Handlung  verrichten,  steht  sie  an  Stelle  der 
Isis  (s.  unten  Anm.  3). 

Die  Auffassung  von  der  Wiedergeburt  des  Verstorbenen  und  von  seinem  Erstehen  als 
Gott  zu  einem  höheren  göttlichen  Leben  wird  von  den  frühesten  Texten  an  bis  zu  den 
spätesten  gemäss  der  gleichen  Grundanschauung  behandelt;  nur  wird  die  Form  dieser 
Wiedergeburten  in  verschiedener  Zeit,  an  verschiedenen  Stätten  und  nach  verschiedenen 
Lehren  in  äusserst  verschiedenartiger  Weise  verbildlicht.  Wir  lernten  schon  die  Versetzung 
der  Seele  als  Stern  an  den  Himmel  aus  der  allerfrühsten  Zeit  kennen;  doch  es  ist  auch 
zeitig,  sobald  sie  zum  Gebrauch  des  rechten  (magischen)  Wortes  gelangte,  ihr  Schicksal, 
zu  einem  grossen  Gotte  zu  werden,  und  zwar  nach  dem  Vorbilde  des  Osiris. 

Von    der    Wiedergeburt    heisst    es    schon    in    den    Pyramidentexten :    jij  o  V\    |  #= 

/^s»A  fnDA*)     BEm    Gott    des    Todtenreiches   wurde   geboren,    —   es   ist  WnV    oder: 

!)  Pyr.  des  Ppy  I,  575—76. 

2)  Pyr.  des  Wn'is  253. 

3)  iL  2.  ~    "  ($\  nn  ist  ruhen   und  erschöpft,    bewegungslos,    starr  sein.     In  Verbindung  mit 

Osiris  bezeichnet  es  die  regungslose  Ruhe  der  Mumie  mit  den  durch  Binden  zusammengehaltenen  Beinen. 
Wir  deuteten   schon   oben  auf  die  Mittheilung   des  Eudoxos   in  Plutarchs  Is.   und  Os.  c.  62,   dass   die 
Aegypter  von  Zeus  (Amon)  die  Mythe  erzählten  (pv&oXoyetv),  die  Schenkel  wären  ihm  zusammengewachsen, 
und  er  hätte  nicht  gehen  können,  bis  Isis  seine  Glieder  auseinander  geschnitten  und  getrennt  habe. 
*)  Pyr.  des  Wn'is  384. 


156 

^—(il^^-kZ^alkll^  *es  kommt  Wn^  und  ihr  seht 

wie  er  ein  grosser  Gott  geworden  ist".  Im  ersten  Satze  ist  er  wie  Osiris  zum  Beherrscher 
des  Todtenreiches  gewoi'den,  im  zweiten  wurde  er  nach  der  Apotheose  zum  Sonnengotte. 
um  wie  oder  als  dieser  in  der  Barke  den  Himmel  zu  hefahren.  Es  ist  durchaus  logisch, 
wenn  man  die  Seele  des  verstorbenen  (untergegangenen)  Rc  zum  Osiris,  der  auch  „die  Seele 
des  IT"  genannt  wird,  werden  und  auch  ans  ihm  den  jungen  Sonnengott  Horus  entstehen 
lässt.  Während  der  Fahrt  im  Sonnenschiffe  gebietet  Wnis  den  Matrosen;  denn  er  selbst 
ist  nun  ein  grosser  Gott.  Mit  Jubel  empfangen  ihn  die  anderen  Himmlischen;  denn  er  ist 
einer  von  ihnen  geworden,  und  er  ist  jedes  Gottes  voll. 

Auch  dieser  Anschauung  gegenüber  bewährt  sich  die  Neigung  des  ägyptischen  Volks- 
geistes, das  Einzelne  ins  Auge  zu  fassen.  Es  genügt  nicht,  zu  sagen,  der  Verstorbene  sei 
ein  Gott  mit  allen  Eigenschaften  eines  solchen  geworden;  es  werden  vielmehr,  wie  wir 
schon  bemerkten,  sämtliche  Theile  seines  Körpers  aufgezählt  und  in  Beziehung  zu  einem 
Gotte  gesetzt.  Ueber  die  Listen  der  Körpertheile  in  funerären  Texten  und  über  die  sich 
an  einzelne  knüpfenden  Mythen  wie  die  vom  Auge  des  Horus,  das  verpersönlicht  an  das 
andere  Ufer  des  Sees  von  H?  gelangt  und  von  Dhwfi  auf  seinem  Flügel  fortgetragen  wird 
(Pyr.  d.  Tt'i  185  fgd.),  denken  wir  in  Abth.  II  zu  handeln. 

4.    Die  Gestirne  und  die  Körpertheile. 

Der  Himmel  wird  anthropomorph  als  ein  Weib  dargestellt,  das  sich  in  langem  Gewände 
mit  Sternen  reich  geschmückt,  über  die  Erde  breitet  und  sich  mit  Händen  und  Füssen  aut 
sie  stützt. 

Auch  die  Unterwelt  besass  ihren  Himmel,  der  sie  im  entgegengesetzten  Sinne  über- 
wölbte wie  Nwt  die  obere  Welt.     Er  heisst     ^  3],    _L  _L    ®     nn-t   und   wurde    der 

„  Gegenhimmel "  benannt.  An  ihm  wie  an  dem  oberweltlichen  Himmelsgewölbe  fahren  die 
Gestirne  hin  und  her.     Nwt  Hess  sich  zu  dem  Erdgott  Gb  nieder,  der  ihr  dabei  ins  Antlitz 

V 

schaute,  und  aus  dieser  Umarmung  ging  Osiris  samt  seinen  Geschwistern  hervor.  Sw,  ein 
Lichtgott,  der  auch  die  Luft  darstellt,   hatte  das  dicht  verbundene  Paar  getrennt  und  hielt 

den  Himmel  mit  hochgehobenen  Armen  über  der  Erde  in  der  Schwebe   Mp\     Die  in  Sterne 


verwandelten  Seelen  schwingen  sich  durch  das  Reich  des  Sw  (die  Luft)  zu  Nwt  in  die 
Höhe,  und  sie  nimmt  sie  dort  auf  in  ihre  Arme  und  auch  in  die  nach  ihr  benannte  Barke, 
auf  der  sie  als  leuchtender  Gott  an  ihrem  Leibe  in  der  Richtung  hinfahren,  die  sie  ihnen 
anweist. 

Anderer  Auffassungen  als  dieser  anthropomorphen,  die  mit  den  Körpertheilen  in  Ver- 
bindung stehen,  können  wir,  so  bemerkenswerth  sie  auch  sind,  hier  nicht  gedenken. 
Derjenigen,  die  sich  auf  die  Licht  spendenden  Augen  verschiedener  Gottheiten  beziehen, 
wurde  schon  gedacht. 

Aber  auch  andere  Körpertheile  als  das  Sehorgan  begegnen  uns  bei  der  Betrachtung 
der  bildlichen  Wiedergabe  des  gestirnten  Himmels.     An  den  Decken  der  Gruft-  und  Tempel- 


x)  1.  1.  404—5. 


157 

räume  wurden  mit  Vorliebe  astronomische  Darstellungen  angebracht.  Die  wichtigsten  führte 
Lepsius  in  der  Einleitung  zu  seiner  Chronologie1)  zusammen  und  verglich  sie  mit  den 
Decanlisten  bei  Hephästion  von  Theben.1)  Dadurch  ergab  sich  die  Möglichkeit,  die  Namen 
der  36  Decane  nachzuweisen.  1856  brachte  dann  Dr.  Stobart  ein  Hyperides-Manuscript  in 
das  British  Museum,  auf  dessen  Rückseite  sich  das  Horoskop  einer  Person,  deren  Namen 
leider  verloren  ging,  befindet.  Da  es  mehrerer  Decane  gedachte,  trug  es,  nachdem  Goodwin 
es  in  die  Wissenschaft  eingeführt  hatte,3)  das  Seine  zur  Ergänzung  der  Lepsius'schen 
Arbeit  bei.  Für  unseren  Zweck  geht  sicher  aus  ihm  hervor,  dass  in  der  That  besonders 
wichtige  Sternbilder  anthropomorph  gefasst  wurden  und  dass  die  einzelnen  Sterne,  die  sie 
bildeten,  den  Namen  von  Körpertheilen  der  Gesamtfigur  trugen.  So  ist  der  Decan  Pe/uevaags 
des  Stobart'schen  Horoskops   gleich   dem  PojLißo/uaQe  des  Hephästion,    und  Goodwin   brachte 

{\       (Q)       ^rv  ^* 

beide    Namen    richtig    mit    dem    hieroglyphischen   '  v\   rnwhrw    oder  '  rmnhr 


zusammen,    was   der  Oberarm   bedeutet.     Dieser  gehörte  aber  dem  Sternbilde  ^  ^\   * ,  j_d  , 

'       l6]  IfcV  ü  n  \  SJ^>  d.  i.  dem  Orion,  an,  den  im  Grabe  Sety's  I,  ausser  dem  Orion 
selbst,    vier  Sterne  bilden,    die  als  Körpertheile  von    ihm    zu    betrachten  sind.     Sie    heissen: 
rmn  hrw  „der  Oberarm",  '  rmn  hr  „der  Unterarm",  '   „der  Vorder- 


arm oder  die  Hand",    wie    wir  oben   zeigten,   und  M]   I  J=fo  ^  msdr  „das  Ohr".     Auf  Aehn- 

liches  haben  wir  zurückzukommen. 

Das    Sternbild,    von    dessen    Namen    nur    j£ir"    im    Stobart'schen    Horoskop   erhalten 

blieb,   ist  der  Decan  -^ovrager  oder  x0VTaXQV  ^e*  Hephästion  und  entspricht  dem  Sternbilde 

■m-   'www  £)    ^  0 

£  =  rfl(Yp|C^=  Jmtt,   d.  i.    „die  Nase".     Es  kommt  im  Zeichen   des  Widders 

I  IAA  I    yc  /www     /■( 

und  der  Wage  vor.  Dies  Sternbild  hat  einen  oberen,  mittleren  und  unteren  Stern,  ander- 
wärts aber  auch  deren  vier.  Wenn  wir  bei  den  erwähnten  Deckenbildern  verweilen,  nehmen 
die  aus  den  Grüften  zweier  Ramses  aus  der  20.  Dyn.*)  unsere  Aufmerksamkeit  am  schärfsten 
in  Anspruch. 

Sie  scheinen  einzelne  Abschnitte  oder  Constellationen  des  gestirnten  Firmaments  zu 
zeigen.5)  Stark  ins  Auge  fällt  bei  ihnen  eine  mit  untergeschlagenen  Beinen  hockende 
Männergestalt,  die  (in  ungewöhnlicher  Darstellungsweise)  dem  Beschauer  das  volle  Gesicht 
und  den  Oberkörper  en  face  zukehrt.  So  sind  denn  beide  Augen,  beide  Ohren  und  Arme 
vollständig  zu  sehen,  und  über  diese  Figur  spannt  sich  ein  Netz  von  sieben  Strichen,  deren 


x)  Lepsius,  Chronologie  d.  Aegypter,  Berl.  1849,  S.  63  u.  69.  Gruft  Sety's  I,  Grabtempel  Ramses'  II 
(Kamesseum),  Grab  Ramses'  IV,  Sarkophag  aus  der  Zeit  Nectanebus'  I,  Rundbild  in  Dendera.  Die  Edfuer 
Darstellung  wurde  nicht  mit  verglichen.  Auf  seinen  Listen  S.  68  u.  69  hätten  je  3  und  3  den  Monaten 
zugewiesen  werden  sollen. 

2)  Salmasius,  De  annis  climactericis,  Leyden  1548,  p.  610  sq. 

3)  Goodwin,  Sur  un  horoscope  grec,  contenant  les  noms  de  plusieurs  Decans;  Chabas,  Melange* 
egyptologiques  II,  Paris  1862,  p.  294  fgd. 

*)  Lepsius,  Denkm.  III,  137  (Sety  I)  sowie  227—228  (20.  Dyn.). 

5)  Der  berühmte  Thierkreis  von  Dendera  stammt  aus  später  Zeit  und  beruht  auf  griechischen 
Anschauungen,  die  in  hellenistischer  Zeit  am  Nil  Aufnahme  fanden.  Unter  den  Hieroglyphen  für  die 
einzelnen  Zeichen  des  Thierkreises,  die  aus  älterer  Zeit  stammen,  finden  sich  keine  Namen  von  Körpertheilen. 


158 

mittlerer  ihr  genau  die  Mitte  des  Scheitels  kreuzt  und,  indem  er  durch  die  Länge  des 
Nasenbeins,  durch  Mund,  Bart  etc.  nach  unten  hin  fortläuft,  die  Figur  (den  „Himmelsmann") 
senkrecht  in  zwei  Theile  zerlegt.  Sterne,  die  von  diesen  Strichen  senkrecht  geschnitten 
werden,  stehen  zu  den  Körpertheilen  des  Himmelsmannes  in  Beziehung.  Ihr  Verhältnis 
zu  ihm  fand  verschiedene  Erklärungen,1)  bis  Schack  von  Schackenburg2)  jüngst  die  wahre 
Bedeutung  dieser  Figur,  des  erwähnten  Netzes  von  Strichen  und  der  Sternlisten,  die  sie 
begleiten,  neu  und,  wie  wir  glauben,  richtig  erfasste.  Auf  die  früheren  Erklärungen 
einzugehen,  ist  hier  nicht  der  Platz. 

Nach  dem  genannten  Gelehrten  hat  man  in  dem  die  Stundentafeln  begleitenden  Bilde 
ein  Instrument  zu  erkennen,  mit  dessen  Hilfe  man  den  Meridiandurchgang  eines  Sternes 
bestimmen  und  in  der  Nacht  die  Stunden  und  Viertelstunden  nicht  viel  ungenauer  wie  bei 
der  Sonnenuhr  direct  vom  Himmel  ablesen  konnte.  Die  Zeichnung,  die  er  von  diesem 
Instrumente  gibt,3)  wird  jedem  einleuchten,  der  die  Methode  der  ägyptischen  Perspective 
kennt,  die  L.  Borchardt  klarlegte.4) 

Die  zu  dem  Instrumente  gehörende  Figur  (der  Himmelsmann)  erleichterte  und  popu- 
larisierte gleichsam  die  Beobachtung,  die  mit  Hilfe  eines  Rahmens  vorgenommen  wurde, 
der  mit  sieben  straff  angezogenen  parallelen  Fäden  (die  oben  erwähnten  Linien)    bespannt 

war.     Die  Mittellinie,  die  die  Figur  vom  Scheitel  aus  senkrecht  durchkreuzte,  hiess  <czr> 
]  ;  ^  r  %i  'ib  „nach  der  Mitte  des  Herzens  hin",  d.  i.  die  die  Mitte  genau  bezeichnende 

oder  schlechtweg  die  mittlere. 

„Schon  in  der  Pyramidenzeit",  sagt  von  Schack,5)  „waren  die  Aegypter  im  Stande 
die  Mittagslinie  zu  finden.  Es  war  also  leicht,  die  lange  Kante  (des  Instruments)  dem 
Mittelpunkte  des  Himmelsäquators  zuzuwenden.  Wenn  der  Beobachter  dann  aus  seinen 
Stundentafeln  wusste,  welcher  Stern  um  die  gewünschte  Stunde  culrainierte,  dann  brauchte 
er  nur  den  Moment  abzuwarten,  wo  der  betreffende  Stern  zugleich  über  der  Mitte  der  Figur 

<rr>  ]  !   ^  und   hinter    dem    Mittelfaden    stand.     Verschob    er    dann    die    Figur 

allein  so,  dass  der  in  der  nachfolgenden  Stunde  culminierende  Stern  ebenfalls  von  dem 
Scheitel  der  Figur  aus  beobachtet  zugleich  am  inneren  Rande  des  Rahmens  sichtbar  wurde, 
so  entsprachen  die  Momente,    wo   die  Sterne    hinter   die   nachfolgenden   Fäden   traten,   den 


l)  F.  Champollion,  Lettres  ecr.  d'Egypte,  p.  239,  nannte  diese  Stundentafeln  tables  des  constel- 
lations  et  de  leurs  influences.  Er  glaubte,  der  menschliche  Körper  sei  in  sieben  Theile  zerlegt 
worden,  auf  die  die  Sterne  Einfluss  geübt  hätten.  Diese  Ansicht  wurde  aber  schon  von  Lepsius 
widerlegt;   Lepsius,   Chronologie  der  Aegypter,   S.  109.     In  den  12  Stunden  der  Nacht  muss  die  sechste 


J 


*    U  nfr  statt  Träger  des  Guten  oder  der  gute  Träger  „Träger  der  Laute"  übersetzt  werden. 

^^^  h      ^^\  n 

In   der   elften   Stunde  muss   es  statt  /wvwx  |_    — ■  www    i   heissen.     S.  auch  Lepsius,  Königsbuch  I,  1858 : 

^      1  <^     I 

Gensler,  Die  theb.  Tafeln  stündlicher  Sternenaufgänge,  Leipzig  1872;  H.  Brugsch,  Thesaurus  I,  S.  185  fgd. 

2)  Schack    von    Schackenburg,    Aegyptologische    Studien,    Heft  IL     Die    Sternabscissen    und    die 
somatischen  Eelationen,  Leipzig  1894. 

3)  Schack  von  Schackenburg  1.  1.  S.  63,  Abb.  1. 

4)  L.  Borchardt,   Die  Darstellung  innen   verzierter   Schalen   auf  ägypt.   Denkmälern.     Zeitschr.   f. 
ägypt.  Spr.  1893,  S.  1  fgd. 

5)  Schack  von  Schackenburg  1.  1.  S.  65. 


159 

vollen  Viertelstunden.  Da  die  Stunden  und  Viertelstunden  einer  Nacht  gleich  lang  waren, 
genügte  die  einmalige  Einstellung  der  Figur  jedenfalls  für  die  ganze  Nacht." 

Im  Text  der  Stundentafeln  sind  Beobachtungen  des  Durchganges  verschiedener  Sterne 
durch  einen   „dem  Meridian  nahe  liegenden  grössten  Kreis"   am  Himmel  verzeichnet. 

Die  Beziehungen  des  gemeinten  Sternes  zu   der  Figur,    die  die  Mittellinie    <cr>~ 

]  3   ^  r  cki  \h  in  zwei  Theile  zerschneidet,  wird  in  folgender  Form  angegeben.     Zu  ihrer 
Rechten  steht: 

ö  ff    w      hr  tihi  ivmrii  „am  rechten  Arme", 

@ 


. 


[  |   I  B?  i£)  ff    \\      hr  msdr  wnnii   „am  rechten  Ohre", 
ff    w      hr   ir-t  wnm'i  „am  rechten  Auge", 
und    zu    ihrer    Linken    ebenso     „am    linken"     (7K    j  'ib'ij  8      '       Tih'i    „Arme 

ffi   I  B*  *$  msßr  „Ohre",  'ir-t  „Auge". 

Eingehender  mitzutheilen,  wie  die  somatischen  Relationen  weiter  benutzt  wurden, 
wenn  man  annahm,  dass  Arm,  Ohr  und  Auge  von  der  Mittellinie  r  cki  iib  ebenso  weit 
entfernt  waren,  wie  der  erste,  zweite  und  dritte  vom  Mittelfaden,  und  wie  H.  v.  Schack 
die  kleineren  Dimensionen  der  Figur  auf  den  Sterntafeln  und  das  den  Körpertheilen  bei- 
gefügte „rechts"  und  „links"  erklärt,  würde  zu  blossen  Wiederholungen  des  Inhalts  der 
uns  vorliegenden  scharfsinnigen  Abhandlung  führen,  auf  die  wir  verweisen. 

Uns  muss  es  hier  genügen,  der  Körpertheile  zu  gedenken,  die  auch  auf  dem 
Gebiet  astronomischer  Beobachtung  Verwendung  fanden.  Es  kommen  in  den  erhaltenen 
Aufzeichnungen  eine  ganze  Reihe  vor.  Einzelne  sind  auch  bestimmbar,  doch  wäre  es 
vergebene  Mühe,    der  Gestalt   der  Figuren    nachzuforschen,    denen   man  sie  sich   angehörig 

dachte.    Indem  f )   I  ^         '  f]         K_      msty,  d.i.  „das  Schenkelgestirn"  wurde  schon  längst 

der  grosse  Bär  erkannt,   der  also  „der  Schenkel"   hiess.     Auf  ihn  richtet  z.  B.   der  König 

(zu  Edfu)  bei  der  Gründungsceremome  der  „Ausspannung  des  Strickes"   den  Blick.1) 


1    u    i       <vww  ©er* 

* *   Vi  hps  n  pt  mht    „der  Schenkel  des  nördlichen  Himmels"    ist  eine  andere 

Bezeichnung  für  den  Schenkelstern.     Er  scheint  den  des  Set  oder  besser  des  Setthieres     £0 

darzustellen,  da  von  dem  Msht-Gestirn  gesagt  wird,   es  sei  der  Schenkel  des  Setthieres  und 
befinde   sich   am    nördlichen   Firmament,    und   Plutarch2)    bemerkt,    die  Seele    des  Typhon 

gelange  als  ugy.Tog  (grosser  Bär)  an  den  Himmel.     Das  Bein    \\  j      ,    \\  <=>  *^,  wrt, 

das  zu  den  (  ©  1\     tk        '  „Sterne  des  nördl.  Himmels"   gehörte,  zählt  auch  Renouf 

zu  den  circumpolaren  Himmelskörpern.     „Unzerstörbar"    heissen   sie,    weil  das  Bein   sich  so 

1)  H.  Brugsch,  Zeitschr.  1870,  S.  154—56. 

2)  Plutarch,  Is.  u.  Os.  c.  21.     Brugsch,  Thesaurus  I,  s.  S.  123.     Hier  wird  bemerkt,  dass  die  beiden 
Schenkel  im  Grabe  Sety's  I  sich  auf  die  Vorderbeine  der  dort  dargestellten  Himmelskuh  beziehen. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wisa.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  21 


160 


nah  dem  Pole  befand  wie  der  Stierschenkel  und  darum  nie  unter  den  Horizont  trat.  Es 
scheint  als  Glied  der  Nwt  angesehen  worden  zu  sein.  Am  nördlichen  Himmel  muss  es 
gesucht   werden,   und   Renouf  hält  es   für  die  Kassiopeia.  *)     In  dem  grossen  Strome  (See) 

,    in  dem  es  erscheint,2)    erkennt  er  die  Milchstrasse.     Hier  ist  die  Stelle, 


\>     I 


wo  der  Verstorbene  zur  Reinigung  gelangt. 3)     Das  Stobart'sche  Horoskop  nennt  den  Decan 
Ovage,    bei  Hephästion  'Aqov.     Er  gehört    zu    den   Zwillingen,    und  Goodwin    verglich    ihn 

schon  richtig  mit  dem o  ivr,  d.  i.  das  Bein  von  Dendera. 


.Der  Riese" 


rillt  wurde  ein  anderes  hieher  gehörendes  Sternbild  genannt.     Es 


.sein 


kommt  von  ihm   vor     ^    ^^   tp  n  nlit   „das  Haupt  des  Riesen",   ^~         tp    „die  Spitze 

TOTO    W     £*  II 

der  Hand,  Fingerspitze",  A\    X    \  nhbt-f  „sein  (des  Riesen)  Hals",  T  J  §  Inbwt-f  „s 

Nacken", 

Schienbein"   (des  Riesen), 


bgst-f  „seine  Kehle"  (kaum  der  Halsschmuck),   t^  Q  ^    '   sdh-t  „das 

.mm i.  c-  . — »3  •<[  n      Q         * 

i),    mnd-t  „die  Brust",*)    v\    ffl  igb-f  „sein  Knie", 


1 


mnd-t  „die  Brust",*) 

j[  pd-f  „sein  Fuss",     I      z  sbh-f  „seine  Fusssohle".5)     Das  sind  lauter  Sterne, 

die  zu  der  Figur  auf  dem  Instrument  in  Beziehung  gebracht  werden  können.  Von  ihnen 
findet  sich  ausgesagt,  in  welcher  somatischen  Relation  (ein  Ausdruck  Genslers)  sie  in  der 
Nacht  eines  gewissen  Monatstages  zu  der  Mittellinie  r  lJf3  \b,  zum  linken  oder  rechten  Auge, 
zum  linken  oder  rechten  Ohre  etc.  der  Figur  stehen.  Hier  kommt  es,  wie  gesagt,  nur 
darauf  an,  zu  zeigen,  wie  vielfältig  die  Körpertheile  auch  auf  dem  Gebiet  der  Himmels- 
kunde benutzt  wurden,  um  zur  leichteren  Veranschaulichung  schwierigerer  Vorstellungen 
zu  führen. 

Ausser  denen  des  Menschen  werden,  wie  schon  der  Thierschenkel  lehrte,   auch  Glied- 
massen von  Thieren  gewählt,  um  die  Theile  eines  Sternbildes  zu  bezeichnen. 


Bei  dem  Sternbilde 


rr-t  das  weibliche  Nilpferd  oder  (Edfu)  J 
m  rrt  oder   9    I  q^j]  VN    hsi  miot   begegnen   uns  '11«««' 


rd"  n  rrt  „die  Füsse 


Em]         s\    n  if^    Ena  C\  aaaam 

der  Hippopotama",     s    j    I  pd-s  „ihr  Bein",  ^  s   I  hpd-s  „ihr  Schamtheil",  * — \% 


%4  ist 

!   1 

n 


ns-s 


J)  Renouf,  Th.  b.  o.  th.  d.  p.  138  und  39. 


\^>\m 


„dies  Bein  am  nördlichen  Himmel 


im  grossen  Strome",  d.  h.  in  der  Milchstrasse.     Statt  „stream*  wohl  besser  „See". 

3)  Pyr.  d.  Ppy  I,  411  =  Mr  n  R°  590:  „wenn  du  deine  Reinigung  mit  frischem  Wasser  auf  jenem 


Beine  des  Unzerstörbaren  erhalten  hast". 

4)  Wunderlicher  Weise   auch  mit  dem  Suffix 


1 


s,  einem  Nomen  fem.  gen.  im  Possessivverhältniss 


5)  Wenn  die  beiden  letzten  Gruppen  mit  ^^-^-,  dem  Determinativum  für  Hölzernes,  versehen 
werden,  so  bezieht  sich  das  vielleicht  auf  das  Postament,  worauf  man  sich  die  Figur  des  Riesen 
stehend  dachte. 


161 

J.I.I  Ml  1,      ^-  r ^j      n 

„ihre  Zunge",  I  mnä-t-s   „ihre   Brust"    (Euter  oder   Zitze).     Uebrigens  stellt  das 

weibliche  Nilpferd   die  Göttin   t  ^^,   l  ^  NT  i   ^  f^  jffl    'w*  dar,    und   es   ist   möglich,    dass 

man  in  den  Körpertheilen  ihres  Thieres  auch  die  der  anthropomorphen  Erscheinung  der 
Göttin  selbst,  die  übrigens  gewöhnlich  als  ein  in  menschlicher  Weise  aufrecht  stehendes 
trächtiges  Nilpferd  dargestellt  wird,  erblickte.  Beim  Löwen  kann  man  nur  an  die  Glied- 
massen des  Thieres  selbst  denken;  denn  von  ihm  j^Nf  (,  \  mi  \  wird  auch  sd-f  d.  i.  „sein 
Schwanz"   erwähnt. 

Die  Namen  der  Decane  bezogen  sich  zum  Theil  auf  kenntliche  oder  doch  von  der 
Phantasie  zu  umreissende  Bilder  auch  von  animalischen  Wesen,  deren  Gliedmassen,  wie 
wir  sahen,  manchmal  genannt  werden.1) 

Es  begegnet  uns  da  ~*^  l}t  „das  Vordertheil",  .  ^  phwl  „das  Hintertheil", 
^O  hr  'ib  „der  mittlere"   und  hr  oder  \\  hrw  „der  untere  Theil",  tp    „die 

Spitze  der  Hand"  oder  „die  Fingerspitzen",  ^i— ä  hr  (rmn)  oder  •■>-—&  hr  (min)  „der 
Ober-    und    Unterarm",    j  <=•  wrt    „das    Bein",  ^™   hr  hpt    „das    Geschlechtstheil",2) 

I  Bs   msdr   „das  Ohr".     Bei  dem  Sternbilde    <C\      ■    ^~>.     jpfl  d.  i.   „die  Gans  oder  der 

~°  \  Ks^.  %>    ^  n^  ^^    "^as   ^orn    (die   Haube   oder 

Krone)  des  Vogels",   *^H  tp  „sein  Kopf",  q  v\     ^  Q  ^  kftw-t-f  „sein  Hintertheil". 


» 


Die  Maasse  und  die  Körpertheile. 

Die  ägyptischen  Astronomen  knüpften  die  Zeiteintheilung  früh  an  die  Beobachtung 
der  regelmässigen  Bewegung  von  Sonne,  Mond  und  Sternen.  Schon  in  der  Pyramidenzeit 
verstand  man  die  Mittagslinie  zu  finden,  und  bereits  damals  war  die  Bestimmung  der  Zeit- 
eintheilung, die  bis  spät  gültig  blieb,  in  der  Hauptsache  festgestellt  worden.  Sie  entspricht 
der  unseren  ziemlich  genau.  Das  Siriusjahr  ist  freilich  etwas  Aegypten  allein  Angehöriges 
und    auch    nur   dort   verwendbar.     Schon   früh    war   es  als  dem   wahren   Sonnenjahre   dort 


1)  H.  Brugsch,  Thesaurus  inscriptionuni  aegyptiacarum,  Leipzig  1883,  Abth.  I.  Astronomische  und 
astrologische  Inschriften,  S.  154  fgd. 

2)  H.  Brugsch  1.  1.  S.  154  übersetzt  ^  *l  „Nabelgegend  des  Bauches".  Die  ~  ^  hpdw 
sind  aber  Pap.  Ebers  100,  8  sicher  Nieren,  ULJIOTIUJ  reu  ist  allerdings  kaum  der  k.  Nachfolger  von  hp'l. 
Pap.  Eb.  100,  7—8  heisst  es  aber  auch:   O  %  ^\     ll—I—^^^^     ^     I      '      ^^^^^QQ      ' 

q      'iw  ml"  sn  'n  hpdw  vf  'n  hpd  ky  'n  hpd   „es  sind  2  Gefässe  für  die  Nieren,   eins  für  die  eine. 

eins  für  die  andere  Niere".     Diesem  Satze  geht  ein  anderer  voran,   der  von  den  Gefässen  redet,   die  für 

die  Hoden  bestimmt  sind  und  den  Samen  geben  oder  leiten  ( .      _).     Ihm  folgt  sachgemäss  eins  von  den 

'^•fassen,  die  für  die  Nieren  da  sind  und  den  Urin  geben.   —   Was  unter  den  Nieren  liegt,  inuss  unter 
dem  Nabel  liegen  und  wird  die  Blase  oder  die  Geschlechtstheile  sein. 

21* 


162 

entsprechend  gefunden  worden,  das  Sonnenjahr  aber  hatte  360  Tage  -f  5  Schalt-  oder 
Epagomenentage.  Der  Fehler  von  1I±  Tag,  den  dieser  Ansatz  ergab,  blieb  durch  jenes 
controllierbar,  und  beide  Jahresformen  glichen  sich  nach  365  x  4,  d.  i.  nach  1460  Sonnen- 
jahren wieder  aus.  1460  Sirius-  oder  feste  Jahre  waren  gleich  1461  schwankenden  Sonnen- 
jahren, und  die  Zeit,  deren  es  zu  diesem  Ausgleiche  bedurfte,  hiess  eine  Sothisperiode.  Der 
Sirius  oder  Sothis  (Isis-Stern),  dessen  Bahn  der  rechten  Jahresbahn  der  Sonne  gleichkommt, 


hiess 


\    s     \       spd-t  oder  „der  Dreieckstern ". *)     Mit  den  Körpertheilen  hat  er  wenig  zu 
schaffen;   Varianten  bezeichnen  ihn  aber  auch  als  ^      f\      tp  n  spd-t  „den  Kopf  (die  Spitze) 


1 


des  Dreiecks"  und  in  später  Zeit  —  doch  gewiss  nur  wegen  des  Gleichklangs  — 

indem  sie  spt  „die  Lippe"   für  spd  „das  gleichschenkelige  Dreieck"   einführten. 

Der  Monat  wurde  zu  30  Tagen,  der  Tag  zu  24  Stunden  (12  des  Tages  und  12  der 
Nacht)  gerechnet.     Ausserdem  begegnen  uns  auch  Minuten  oder  kürzere  Theile  der  Stunde. 

Nur  die  Jahreszeiten  entsprechen  den  unseren  nicht,  da  man  das  Jahr  nicht  in 
vier  zu  drei,  sondern  in  drei  (die  sogenannten  Tetramenien)  zu  vier  Monaten  theilte. 

Unter  den  Namen,  mit  denen  die  verschiedenen  Zeitabschnitte  bezeichnet  werden, 
blieben  die  Körpertheile  fast  ganz  unberücksichtigt. 

Für  die  Stunde  (sonst  "^^  ^  *  wnwt)  kommt  allerdings  vereinzelt  die  Gruppe  \  ^  dtf-t 

vor.  Wenn  diese  trotz  des  fem.  t  dem  masc.  dtf  entspricht,  so  bezeichnet  sie  vielleicht  die 
kleinste  Einheit  der  Elle,  die  die  Fingerbreite  ist  und,  wie  unser  „Spanne  Zeit",  die  kleinste 
Einheit  überhaupt. 

Das  von  Brugsch   in  den  Supplementen    zu  seinem    h.-dem.  Wörterbuche  angeführte 

Beispiel:  w  Jn  i  <=>  ^  u  >/  i  |  rr>  ■  ■  ^  zu  übersetzen:  „die  grossen  Gestalten  seiner 
Majestät  des  Sonnengottes  an  den  12  Tagesstunden";  doch  ist  71  ^  dtf-t  hier  vielleicht  nicht 
als  Zeitmaass  „Stunde",  sondern  als  „Unterabtheilung"  in  allgemeinerem,  ursprünglich  räum- 
lichem Sinne  zu  fassen.     Uebrigens  bezeichnet  der  Finger   jj  auch  die  Zahl  10,000  kopt.  t$h». 

und  nach  Horapollon  II,  6  den  Magen:  'Avi^qcojiov  ozojuaxov  örjldi  ddxxvlog.  Lepsius  dachte 
dabei  doch  wohl  irrthümlich  an  das  koptische  TH&e  Sarg,   tco&i  receptaculum. 

Die  Gruppe  ^^  q  *t,  die  gewöhnlich  in  der  Bedeutung  von  „Augenblick"  vorkommt 

und  mit  dem  Kopfe  des  Nilpferdes  geschrieben  wird,  —  vielleicht,  weil  dies  Thier  den  Kopf 
immer  nur  auf  kurze  Zeit  aus  dem  Wasser  in  die  Luft  streckt,  —  ist  kein  eigentliches 
Zeitmaass,  sondern  nur  wie  unser  „Stunde"  in  „zu  glücklicher  Stunde"  und  wie  das  lateinische 
„hora"  in  dem  Horazischen  „numquam  te  crastina  fallet  hora",  die  allgemeine,  keineswegs 
scharf  begrenzte  Bezeichnung  für  einen  kurzen  Zeitraum.  Altbekannte  Sätze,2)  von  denen 
einen  der   bezeichnendsten  Lepsius  schon   in  seiner  Chronologie3)    benutzte,    scheinen   aller- 


O 


J)  Aus  der  späteren  Form         vx  *       st'i  entstand  das  griechische  Sothis. 

2)  Lepsius,   Denkrn.  IV,   11,  c.     Karnak,   Nördliches   Thor   der   Umwallung.     Auf  dem   Dache   tlcs 
Tempels  zu  Dendera.    Brugsch,  Wörterb.  Supplemente  etc.,  S.  839. 

3)  Die  Gruppe  für  die  Stunde  ist  beschädigt.    Wir  ergänzten  sie  (nicht  sicher)   . . .  „  und  meinten 

dann  (mit  Brugsch)  ^jjj  zu  erkennen.     Da  aber  zu  Dendera  und  sonst  tontet  (cyitOY)  die  gewöhnliche 


163 

dings  für  das  Gegentheil  zu  sprechen;  denn  sie  zählen  in  herabsteigender  Folge  die  Zeit- 
raaasse  auf,  und  zwar  so,  dass  den  grossen  Perioden  die  Jahre  j  j  ■  ,   die  Monate  ^=-n   und 

die  Tage  OOO  folgen.     Dann  kommen  in  einigen  die  Stunden  ^"Öi=j=i    O     wnwt*  und 

°  -www  O       *         I       I      I 

diesen  folgen  H~^  Jtf,  ^W   *|\  ^  fe<  und       ~  'ir-tf?  (oder  wr-£),  die  man  also  für  Secunden, 

Tertien  und  für  einen  noch  kleineren  Zeitabschnitt  ansehen  müsste.  Dennoch  scheinen  alle 
drei  keine  messbaren  Zeitabschnitte  zu  bedeuten.  Die  in  S.  162  =  84  Anm.  3  erwähnte 
Vermuthung,  wir  hätten  es  hier  mit  Tagesminuten  nach  der  Sexagesimaleintheilung  zu  thun, 
nach  der  der  Tag  60  Minuten,  die  Minute  60  Secunden,  die  Secunde  60  Tertien  hätte,  ist 
um  so  weniger  haltbar,  je  gewisser  die  Aegypter  Tag  und  Nacht  in  je  12  Stunden  eintheilten. 

t-j  it  würde  nach  Lepsius  eine  Tagesminute  von  24  unserer  Minuten,  und  H1F  *C\    „  hit  die 

60  x  kleinere  Tagessecunde  sein,  doch  müssen  wir  von  dieser  Bestimmung  absehen.    Jederzeit 

ist  ~v\       O  ^   vielmehr   nur   wie    das   ihm   fremde   kopt.  £OTe  hora,  tempus  opportunum 

ein  unbestimmter  kurzer  Zeitraum.    So  auch  in  \\       Q  ~  it  ktt  des  mittleren  Reiches,1) 

wo  es  „ein  kurzer  Augenblick",  der  so  gut  Minute  wie  Secunde  übersetzt  werden  kann, 
bedeutet.     Wenn  es  viel  später  im  Anfang  der  Ptolemäerzeit  auf  der  Diadochenstele  heisst: 

.*=>_  t ^^  O  ^        )   di  f  sn  m  it  tv-t,    „er  ergriff  sie   (die  Feinde  im  Westen 

/www  d 


Aegyptens)  in  einer  it",  so  bedeutet  das  nicht,  dass  er  sich  ihrer  im  sechzigsten  Theile  einer 
Stunde  oder  Minute  bemächtigt  habe,  sondern,  dass  dies  in  ganz  kurzer  Zeit,  „im  Nu", 
„in  einem  Augenblick"    geschehen  sei.     So   steht   es   überall,    wo   it   vorkommt;3)    als   fest 

bestimmbares  Zeitmaass  ist  es  uns  nirgends  begegnet,    und  das  Gleiche  gilt  von  <uP  <C\    ~ 


und   oQ. 

Das  Zeitmaass  ,-7—ä,  das  mit  dem  Vogelbeine  oder  auch  mit  dem  menschlichen  Unter- 
arme mit  gekrümmter  Hand  ^ fl  geschrieben  wird,  das  mit  X  ^--s>   wechselt  und  darum 

fjrh  gelesen  wird,  hat  gleichfalls  keine  genau  messbare  Bedeutung.  Es  ist  „Pause"  zu 
übersetzen  und  als  Imperativ  des  Verbs  '  «  w  grh  „ruhen,  ausruhen,  zu  Ende  bringen",  zu 
fassen.     Es  ruft  dem  Recitator   zu,    auf  kurze  Zeit  den  Vortrag   abzuschli essen,    Ruhe  ein- 


Bezeichnung für  die  Stunde  steht,  muss  dem  Tage  die  Stunde  folgen  und  Lepsius'  Vermuthung,  mit  dem 
Tage  habe  eine  Sexagesimaleintheilung  begonnen  und  statt  in  Stunden  sei  der  Tag  in  60  Tagesminuten 
eingetheilt  worden,  zurückgewiesen  werden. 

i)  Papyrus  Prisse  1,  4    j^  ^Ol^  ^L,  <=f^>  jj^  [  ^  ^     ,    s*  piu  IM  ch'ir  'ib    „es 

erfordert  nur  einen  kurzen  Augenblick,  um  dem  Verlangen  Zwang  anzuthun". 

2)  Zeitschr.  1871,  S.  3,  Z.  6. 

3)  V\   ^  it  kommt  auch  in  der  Bedeutung  von  Wuth,  Leidenschaft  etc.  vor.     >\   q  1 

it  nt  swtn  übersetzt  Renouf  „A  king?  wreth*.  Bei  Göttern  und  Menschen,  sagt  er,  ist  \\  q  „an  impulse 
which  canot  be  stopped,  but  carries  everything  before  it". 


164 

treten    zu   lassen.     Die   zeitliche  Dauer    des  grh   ist  so  wenig   genau    zu   begrenzen  wie  die 

unserer   „ Pause",    wenn  sie   keine   nähere  Bestimmung   begleitet.     ^~-s>  oder  „ fl  begegnen 

uns  oft  in  poetischen  oder  zur  Recitation  bestimmten  hieratischen  Texten  und  werden  viel- 
fach auch,  um  sie  augenfälliger  zu  machen,  wie  die  die  Stichen  in  Parallelismen  sondernden 
Punkte  roth  geschrieben.  Diese  Zeichen  fordern,  wie  gesagt,  den  Vortragenden  auf,  die 
Stimme  zu  senken  oder  inne  zu  halten,  und  sind  deswegen  eher  zu  den  recitatorischen 
Hilfsmitteln  als  zu  den  Zeitmaassen  zu  zählen. 

Mit  den  Flächen maassen  der  alten  Aegypter  steht  es  anders,  schon  weil  ihre  ganze 
Längenlehre  auf  der  Elle  beruht,  und  weil  diese  samt  ihrer  Eintheilung  gewissen  Glied- 
maassen  entspricht. 

Der  Körpertheil,  der  zu  jeder  Zeit  für  die  Elle  als  Zeichen  in  Gebrauch  war,  ist  der 
Unterarm  samt  der  Hand  mit  nach   unten    gekrümmten  Fingern  ^ — fl.     Zuweilen    wechselt 

dies  Zeichen   mit   dem  Unterarm   samt   Ellenbogen   in    natürlicher   Seitenansicht d   oder 

mit  dem  Vogelbeine  ,-r-Ä,  das  gekrümmt  ist  und  mit  dem  Oberbeine,  so  weit  es  zu  sehen 
ist,  einen  spitzen  Winkel  bildet. 

r= fl  gibt  die  Haltung  des  messenden  Armes  wieder,  ist  mhi  {mlii)  zu  lesen  und  erhielt 

sich  im  kopt.  M&.£1  cubitum,  brachium  und  M^ge  cubitum.  Das  Messinstrument  selbst 
wurde  <c=3  mi-t  geschrieben  und  ist  das  Bild  einer  Flöte.1) 

In  einer  vortrefflichen  akademischen  Abhandlung  versuchte  Richard  Lepsius2)  zuerst 
die  Grösse  und  Eintheilung  der  ägyptischen  Elle  festzustellen,  indem  er  seinen  Untersuchungen 
vierzehn  Exemplare  von  Ellen  aus  Holz  oder  feineren  Steinarten  zu  Grunde  legte,  die  ein 
glückliches  Ungefähr  erhielt.  Ihm  dankt  die  Wissenschaft  die  Kenntniss  dieser  Materie 
bis  ins  Einzelne,  —  und  wenn  auch  wir  nicht  mehr  an  seinem  Hauptresultate,  das  er 
scharfsinnig  zu  begründen  und,  als  er  angegriffen  worden  war,3)  mit  dem  beinahe  heftigen 
Eifer  der  festen  Ueberzeugung  zu  vertheidigen  wusste,  voll  festzuhalten  vermögen,  nöthigt 
uns  doch  die  Gerechtigkeit  anzuerkennen,  dass  jeder,  der  sich  mit  der  ägyptischen  Elle 
beschäftigt,  seinen  Vorarbeiten  das  Wichtigste  verdankt. 

Nach  Lepsius  hätten  die  Aegypter  zwei  Ellen  neben  einander  besessen,  eine  kleinere 
mh  Jet  (nds  oder  sr),    die    dem    Vorderarme    des   Menschen    entsprach,    und    eine 

.  ^ — ö  stn  mh,  die  um  1/G  grösser  war  und  die  königliche  hiess.     Jene  wurde 

/www 

im  gewöhnlichen  Leben  gebraucht,  diese  (die  königliche)  bei  den  Bauten  des  Pharao.  Beide 
wären  in  6  Palmen  oder  Handbreiten  oder  in  24  Fingerbreiten  eingetheilt  worden.  Die 
Eintheilung  der  grossen  Elle  hätte  gestattet,  auch  die  Maasse  der  kleinen  von  ihr  abzulesen. 


grossere 


J)  Nach  Horapollon  1.  1.  II,  117   stellt  das  Bild  einer  Flöte  das  Wahre,  Rechte,  Genaue  dar.     Er 

gibt  damit  richtig  die  symbolische  Bedeutung  von  / 1,  d.  i.  die  Querflöte  (avQiyt),  wieder.     Sie  eignete 

sich  für  die  Darstellung  des  Rechten  und  Regelmässigen  fidhara  rsiay/.i£vov  ixtslovoa  <pßöyyor.     Aus  der 
Querflöte  lilsst  sich  ja  wirklich  stets  genau  der  nämliche  Ton  erwecken. 

2)  R.  Lepsius,  Die  altägyptische  Elle  und  ihre  Eintheilung.  (Abhandlungen  der  k.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Berlin  1865.) 

3)  Wilh.  Dörpfeld,  Beiträge  zur  antiken  Metrologie.  Mittheilungen  des  deutschen  archäologischen 
Institutes  in  Athen,  Athen  1882,  S.  277  fgd.  und  1883,  S.  36  fgd.  Die  Entgegnungen  von  Lepsius  (in 
der  nämlichen  Zeitschrift  S.  227  fgd.)  „Die  ägyptischen  Längeninaasse"  von  Dörpfeld  beleuchtet.  Ferner 
in  Zeitschr.  1884,  S.  6  fgd.:  Ueber  die  6  palmige  grosse  Elle  von  sieben  Palmen  Länge  in  dem  „Mathe- 
matischen Handbuche  von  Eisenlohr". 


165 

Erst  unter  den  Ptolemäern  wurde  nur  noch  mit  Preisgabe  der  kleinen  die  grosse  Elle  benutzt 
und  von  den  Behörden  anerkannt.  Auch  der  Fuss,  der  früher  nicht  mit  auf  den  Ellen 
verzeichnet  worden  war,  wurde  nun  auf  den  Messinstrumenten  vermerkt. 

Auf  die  Polemik,  die  diese  Bestimmungen  hervorriefen,  näher  einzugehen,  ist  hier  nicht 
gestattet,1)  doch  heben  wir  hervor,  dass  Lepsius  zwar  die  grosse  Elle  ursprünglich  und 
seiner  Meinung  nach  naturgemäss  in  24  Finger  und  6  Handbreiten  eintheilen  lässt,  aber 
auch  die  Möglichkeit  zugibt,  sie  sei  schon  früh  auch  in  7  Palmen  und  28  Fingerbreiten 
(die  Palme  zu  4  Finger)  eingetheilt  worden. 

Auch  nach  den  Dörpfeld'schen  Darlegungen  bleibt  der  Begriff  einer  grossen  (königlichen) 
und  einer  kürzeren  (kleinen)  Elle  stehen;  diese  aber  lässt  sich  kaum  noch  als  selbständig 
für  sich  betrachten,  sondern  muss  für  eine  Unterabtheilung  der  grossen  Elle  angesehen 
werden.  Sie  ist  das  wie  im  Leben  des  Volkes  so  auch  bei  königlichen  Bauten  benutzte 
Messinstrument,  das  0,524  (genauer  0,52444)  Meter  lang  ist,  während  ihre  Unterabtheilung 
„die  kleine  Elle"  0,449  Meter  misst.  Statt  in  6  Handbreiten  zerfällt  die  allein  gebräuchliche 
grosse  Elle  in  7  Handbreiten  und,  da  jede  4  Fingerbreiten  enthält,  in  28  Dactylen.  Die 
kleine  Elle  misst  nur  6  Hand-  und  24  Fingerbreiten  und  ihre  Unterabtheilungen  entsprechen 
an  Länge  genau  denen  der  grossen  Elle,  deren  grösste  Unterabtheilung  sie  selbst  ist.  Beide 
verhalten  sich  zu  einander  wie  6:7. 

Zum  Beweis,  dass  die  gebräuchliche  Elle  schon  in  der  Hyksoszeit  wirklich  in  7  Palmen 
zerfiel,  muss  hier  die  Mittheilung  der  Thatsache  genügen,  dass  der  in  jener  Epoche  nieder- 
geschriebene mathematische  Papyrus  Rhind  (im  British  Museum)  nur  eine  Elle  kennt,  die 
in  7  Handbreiten  (^^"  H^y'  sp)  zerfällt;  denn  es  heisst  in  diesem  grossen  von  A.  Eisenlohr 

herausgegebenen    Handbuche    der    Mathematik:3)    (.    \\        n ,  na^!    'im'      »es    üa*    ^e    ^'e 

7  Handbreiten".  Die  Bemerkung  des  Herodot  (II,  149)  xov  de  nrjieog  i^anaXaloxov ,  die  uns 
anfänglich  fester  an  die  Lepsius'sche  Meinung  schloss,  wird  durch  Dörpfeld3)  ihres  Gewichtes 
beraubt.  Die  ersten  Bedenken,  die  auch  in  uns  gegen  die  Lepsius'sche  Eintheilung  erwachten, 
sind  aus  ihrer  grossen  Compliciertheit  erwachsen.  Auf  Flinders  Petrie's  und  F.  Griffith's 
(Proc.  bibl.  arch.  1892,  p.  403)  eingehende  metrologische  Arbeiten  kann  hier  nur  hin- 
gewiesen werden. 

Da  die  Elle  aus  7  Hand-  zu  je  4  Fingerbreiten  bestand,  enthielt  sie  28  Fingerbreiten. 

Die   kleinste   Einheit    ist   der   Finger    jl  =    j|     \    ,      ^"1  jl|   ^  &b   koVL    S-    TH&€-> 

u.-äg.  eHfe,  doch  wird  er  in  Halbe,  Drittel,  Viertel,  Sechszehntel  zerlegt.  Diese  Theile 
erhielten  indes  keinen  besonderen  Namen. 

■^3  die  Hand  ohne  Daumen,  ist  4  Finger,  nalaioxy]  (TzaMjuij)  und  entspricht  dem 
hieroglyphischen    ^^~  g  "^    sp   ujon   palmus.     Dabei    könnte   es   nach   dem    Pap.   Rhind 


J)  Die  Lepsius'schen  Uebersetzungen  der  auf  den  Ellen  verzeichneten  Gruppen  sind  grösstentheils 
zutreffend,  und  die  unsinnigen  Vorschläge  des  Herrn  Bodenbacher  (bei  Dörpfeld)  konnten  von  Lepsius 
nur  mit  einem  unwilligen  Achselzucken  zurückgewiesen  werden. 

2)  A.  Eisenlohr,  Ein  mathematisches  Handbuch  der  alten  Aegypter  (Pap.  Rhind  des  British  Museum), 
Leipzig  1877,  Bd.  I,  S.  142. 

3)  "W.  Dörpfeld  1.  1.  1883,  S.  44. 


166 

bleiben;    Brugscb,1)  Wörterb.  Suppl.  S.  1274  scblägt  aber  sebr  beredt  vor,  ■==r^,     b     l~p 
zu  umschreiben. 

■^EZa  (die  Hand  mit  dem  Daumen)   ist  5  Finger   und  doch  wohl   ^^   d-t   zu  lesen. 

&  im,  die  Faust  ist  6  Finger  oder  P/2  Handbreiten. 

2  Handbreiten  oder  8  Finger. 


^"5^*  si  kt,  nds  oder  sr  die  kleine  ausgespannte  Vogelkralle,  die  Lepsius  „erto  net's" 
(epTüi)  liest,2)  3  Handbreiten  oder  12  Finger. 

,-JL  Sit c?  (Lepsius,  Erto  äa).    Die  grosse  Spanne,  om&a/uij.    1\%  grosse  Elle.    3x/a  Palmen 

oder  14  Finger. 

\=J?   dsr  4  Hand-  oder  16  Fingerbreiten.     Entsprechend  dem  griechischen  Fusse.3) 

^ ~^   /WWW 

^—ä  rmn  das  Vogelbein.     | i  ^^  rmn  der  menschliche  Arm  (Oberarm)  oder  auch 

der  der  Wage  »sb^i  T  (  (  Ali  why  enthält  5  Palmen  oder  20  Finger. 

Das  Instrument  der  Elle  wurde  besonders  häufig  von  den  Architekten  benutzt.     Schon 
beim   Bau    der   Pyramiden    und    bei    anderen    auf   Befehl    des    Pharao    errichteten   Werken 

bediente   man  sich  der  grossen,   königlichen  Elle   (1  «■ — fl).     Wir  finden  sie  aber  auch 

\    I    /www  / 


:)  Eingehenderes  über   den  Lautwerth  von    ^-j,    ,   ^=^3,    "^ESd,  in  Abth.  II   unter 

<r^=^3  die  Hand. 

2)  Lepsius  1.  LS.  37  und  38,  sowie  Anm.  1  zu  S.  38  denkt  dabei  an  das  kopt.  epTü),  epTlOIl,  ~\, 

das  von  Tattam  und  anderen  nach  der  latein.  Vulgata  durch  palmus,  mensura  quatuor  digitoruni  statt 
durch  spithama  oder  dodrans  d.  h.  3/i  Fuss  wiedergegeben  wird.  Dies  wäre  in  der  That  das  Richtigere 
gewesen,  und  nach  Hultsch  Metrologie  p.  60  wurde  in  der  Vulgata  allerdings  palmus  oder  palma  für 
spithama  gebraucht.     Eine  dem  kopt.  epTUi  entsprechende  Gruppe,  die  auf  bezogen  werden  könnte. 

vermochten  wir  indes  nicht  zu  finden.  Die  Vogelklaue  heisst  T<nT  >\  a  .^JL,  ***>  unc^  ,  J1  ^  hiev 
kaum  das  blosse  Determinativum,  sondern  ist  auch  als  Wortzeichen  zu  lesen.  Es  hat  z.  B.  der  Völker- 
name      )|     V\     I    Lepsius,   Denkm.  III,  7G  und  77  doch  wohl  den  Lautwerth  hti.     Da  die  Sit  zu  den 

Bogenvölkern  gehörten,  waren  sie  vielleicht  „die  Spannenden",  und  ojitdafirj  die  Spanne,  ist  von  ant£a> 
=  ixteivw   abgeleitet.     In   dem   Worte  .      I|      ist       II      nur   Determinativ   mit  der  Bedeutung   des 

Spannens.  Während  des  Drucks  dieser  Arbeit  kommt  uns  noch  in  der  Zeitschrift  Sphinx,  Stockholm  1897. 
I,  Fase.  IV,  S.  256  und  257  die  Bestätigung  unserer  Lesung  von  zu.     Karl  Piehl   gibt  dort  in  der 

Notiz  „La  lecture  du  signe  /rj\_^ii  Varianten,  die  diese  Frage  entscheiden.     Piehl  fand  nämlich,  dass  ein 

Theil  der  Nekropole  von  Edfu  =====  dw  sh  an  einer  anderen  Stelle  (Piehl,  Inscriptions  hieroglyphiques. 

Ser.  II,  XXXIV,  9)  auch  ,^JL,  geschrieben  wird.     ^_ JL>  steht   hier  also  für  . .  sb,   und  damit  ist 

ED  e=>  \\  c  \\  x     I 

die  Gleichung,  die  wir  auf  anderen  Wegen  fanden  —  si  t  oder  si  t'i  als  richtig  erwiesen. 

3)  Im  Aegyptischen  ist  uns  der  Fuss  \  Q  rd  (kopt.  p^T")  nie  als  Maass  begegnet. 
[  i=r,  (.  ),  (  <=»  \,  V\  <z>  ^  J\  'itr,  'ir,  v  ist  der  oxoXvog.  Der  n  der  Isis  (Griffith 
Proc.  bibl.  arch.  1892,  p.  409)  ist  der  Schoenus  von  Philae. 


167 

mit  symbolischer  Bedeutung  in  der  Hand  des  Vertreters  der  Priesterordnung  der  Stolisten,1) 
denen  nicht  nur  die  Bekleidung  der  Götterbilder,  sondern  die  ganze  Jugenderziehung  (ra 
TiaidevTixa  Tiavta)  oblag.  Die  Elle  wird  hier  6  öixaioovvrjg  7ifj%vs,  die  Elle  der  Gerechtigkeit 
genannt.  Ihre  Eintheilung  wurde  nicht  nur  vom  Staate  überwacht,  sondern  stand  auch 
im  Schutze  der  Gottheit,  wie  die  Götternamen2)  beweisen,  die  sich  auf  den  meisten  Ellen 
verzeichnet  finden. 

So  sind  also  auch  die  Unterabtheilungen  der  Ellen  bestimmbar. 

Auf  die  Hohl-  und  Flächenmaasse  hier  einzugehen,  würde  zu  weit  führen,  zumal 
unter  ihnen  Körpertheile  nur  ganz  vereinzelt  vorkommen.  Als  sehr  häufig  angewandtes 
Hohlmaass  begegnet  uns  freilich  der  Mund  <=T:>  ri  (kopt.  po,  mascul.),  wie  im  Altägyptischen 

(Mund,  Thür,  Theil)  besonders  in  medicinischen  Schriften.  Wir  hielten  es3)  für  das  /xiy.QoxeQov 
jlwotqov  der  Kleopatra,  das  als  Theilmaass  der  provincialen  römischen  Kotyle  vorkam  und 
a/32  Hin,  0,141  Liter  (Hultsch,  Metr.  S.  640)  enthielt.*)  Auch  ^~  nn-t  die  horizontal  aus- 
gestreckten Arme,  die  gewöhnlich  die  Negation  bezeichnen,  treten  für  ein  bestimmtes  Maass 
ein,  und  zwar  für  das  Flächenmaass  der  Orgyie,  die  4  ägyptische  Ellen  (2,1  Meter)  ausmacht. 
Im  grossen  Pap.  Harris  wird  diese  Gruppe  als  Flächenmaass,  mit  dem  die  Grösse  der  Felder 
bestimmt  wurde,  häufig  verwandt. 5)     Die  anderen  Längenmaasse,  bei  deren  Darstellung  keine 

Körpertheile  benutzt  werden,  wie  das  etwa  dem  Schoenus  entsprechende  (,  o  v\  ^^  t=t  'itivr, 

das  mehrfach  auch  mit  den  Beinen  J\  und  \  determiniert  wird  (s.  oben  S.  166  =  88, 
Anm.  3),  gehören  nicht  hieher. 


Die  Hand  <=^  6)  d-t  und  <=^: 
der  Ochsenfütterung.  Der  Unterarm 
„das    Stück".      So: 

SS        V.V.  A>VWV\ 

als    „Zahl,    Anzahl"    kommt   es   vor. 


7)   bedeutet  als  Maass   eine   Hand   voll,   und  zwar  bei 
al  c  bedeutet  eher  „das  Paar"   (hi)  als  (Eisenlohr) 

,2000    Paar    von    Gespannen".      Auch 


\L\\^ 


oder   d-t  n  ipdw   ist    „eine 


1)  Clemens  Alexandrinus  ed.  Potter,  S.  757  und  758  (VI,  4),  wo  der  Aufzug  der  Priesterordnungen 
vorgeführt  wird. 

2)  So  auf  der  Turiner  Holzelle  des  'Imn  m  'ipt:  R',  Sw,  Tfnwt  (in  ungewöhnlicher  Schreibung, 
—  bestimmt  nicht  ka),  Gb,  Nwt,  Osiris,  Isis,  Set,  Nephthys,  Horus,  die  vier  Lichtgeister  (Horussöhne) 
mst  ('imst),  Hp'i,  Dw?  mwt-f,  Kbhsnwf,  sowie  Dhwt'i  etc. 

3)  G.  Ebers,  Pap.  Eb.  Die  Maasse  etc.,  Leipzig  1889,  S.  168  (36)  fgd.  Griffith  schöne  metrologische 
Arbeit  Proc.  bibl.  arch.  1892,  p.  426  zwingt  uns  zu  neuen,  noch  unvollendeten  Untersuchungen  über  das  n. 
Tannery's  Annahme,  Revue  archeol.  1881,  p.  163  fgd.  (0,06  Liter)  ist  zu  klein.  Eisenlohr,  Pp.  Rhind. 
bestimmt  das  n  des  mathem.  Papyr.  auch  auf  V32  Hin. 

*)  Es  kommt  auch  in  der  Bedeutung   von    „Theil"    vor,   und  Eisenlohr  übersetzt  es    (1.  1.  S.  260) 


=*=^ 


I 


t 


(1    „ Betrag  des  Futters  für 


„ Anzahl,  Menge,  Betrag".     S.  211,  Nr.  82,  3  - 

10  Gänse". 

5)  Eisenlohr  1.  1.  S.  9  und  119. 

fi)  Grosser  Pap.  Harris  21a,  9,  11,  13. 

7)  Eisenlohr  1.  1.  N.  84,  1,  wo  von  der  Fütterung  eines  Stalles  von  Ochsen      "h 

die  Rede  ist. 

8)  Pap.  Sallier  III,  3. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  I.  Abth.  22 


$3 


168 

Anzahl  (kaum  „Paar")  Gänse".     ~     "q  übersetzt  Eisenlohr:   „Stück,  Zahl,  Menge,  Gewicht". 
Letztere  Bedeutung   kommt  o  allerdings  wahrscheinlich   in  dem  Satze   zu:    [  (?  (  <=> 

o     f^rfflO  ^  (g^    J  n  I  I  D  <2  )    .es  ist  nun  die  Dosis  an  Gold  betragend  12  dbn": 

>l  I  /WWW     I     <^-^>  I       I       I 

wir  möchten  nämlich  das  hieratische  Vorbild  von   "  "^  gern  T~n  c±  umschreiben  (es  wechselt 

dies  ohnehin  oft  mit  ~ — °)  und  T~~j\  °  d'id'i-t  als   „das  Gegebene,  die  Dosis"   fassen. 

Dass  ®  I  <ii  di,  tp,  tp(if  „der  Kopf"  auch  bei  Messungen  und  Berechnungen  den  Anfang 
und  das  Oberste  bedeutet,  versteht  sich  von  selbst.     Das  Mittlere  wird  um  des  Lautwerthes 


von  f=iD  willen   mit   dem  Phallus  f=ih  mt   geschrieben.       t/     mt  oder  ] 


mit  oder 


I   mt'i  ist  .die  Mitte,  das  Mittlere".       ™  f  j  3  2)  psst  mtt  „der  Durch 

,  |  |  — k— ä  XI   I   Iq  o  II   I 


schnitt,  mittlere"   d.  i.  der  mittlere  Unterschied  (am  Antheil  bei  zu  verteilendem  Getreide). 
An   einer  anderen  Stelle  des  Pap.  Rhind3)    heisst   es  @i»wm       '"o'^öe  tp  n  \rt 


c± 


A^VW\ 


twmv  mt  „Anfang  vom  machen  (festzustellen)  den  Unterschied  mittleren".  Sonst  begegnete 
uns  für  die  Bezeichnung  der  Mitte  schon  das  Herz  ty  'ib  und  die  zwei  Finger  1  |,  die 
Determinativa  für  das  in  der  Mitte  Befindliche,  Richtige  und  auch  für  das  Gleichgewicht  sind. 
Als  Deutzeichen  stehen  sie  bei  c  1c  in  der  Gruppe  <=>  ] )  ;        r  ^?  '^  (S.  99  =  21) 

„nach  der  Mitte  des  Herzens  hin"   (bei,  nahe  dem  Herzen,  in  der  geraden  Mitte).     In  Ver- 
bindung mit  O  I  „das  Herz"  begegnet  uns    j  Vi   <~>'0'T  „angesichts  des  Herzens",  des  Mittel- 
em     ® 
punktes  des  menschlichen  Körpers  mit  der  Bedeutung   „die  Mitte"   und    *j\    =    „im  Angesicht 

des  Herzens"   als  mitten,  mitten  in,  in  der  Mitte.*)     Die  Fusssohle  oder  Sandale  ul       =  t > 

fbt   stellt    kein    Maass   dar,    doch    in    besonderer   Verbindung    die   Grundlinie   oder 
Diagonale  der  Pyramide.5) 


M 


')  Eisenlohr  1.  1.  S.  151,  N.  62,  Z.  4.     Pap.  Rhind  Taf.  XIX,  4. 

2)  Eisenlohr  1.  1.  N.  G4,  2,  S.   1G0. 

3)  Pap.  Rhind  Taf.  XIV.     Eisenlohr  1.  1.  Nr.  39,  S.  89. 

4)  Eisenlohr  1.  1.  S.  270  sucht  (s.  v.  ^  I)  für    .    auch  die  Bedeutung  von  „das  Ganze"  zu  erweisen, 

in   seinen  Beispielen   aber  lässt  sich,   wie  er  übrigens  selbst  zugibt,   an  der  präpositioneilen  Bedeutung 

von  @  I  festhalten. 

5)  Eisenlohr  1.  1.  S.  139,  Nr.  5G,  Z.  1  und  2  übersetzt  ^T^,  -A  (j|    *  wh  tbt  Basis  und  wörtlich 


.Suchen   der  Fusssohle".     Der  Vorschlag   diese   schwer  verständliche  Gruppe  mit  dem  sehr  alten 

-  -J  =      i—  -i  zusammenzubringen   und   etwa  Fläche,   hier   die   Basis,   zu   übersetzen  ist  kaum 


haltbar,  weil  whi  von  whi  „Säule"  abzuleiten  ist.     Cf.  Erman,   Pap.  Westcar  I,  S.  50.     Ob  bei  ich,   wie 
Steindorff  allerdings  nur  zaudernd  vorschlägt,  vielleicht  an  das  kopt.  cycoitj  „Entfernung"  zu  denken  ist? 


tbt   für  sich  allein  kommt  sonst  in  dieser  Handschrift  nicht  vor. 


169 

König,  Staat  und  Körpertheile. 

Dass  die  Maasse  (wie  bei  der  Elle)  vielfach  mit  Theilen  des  menschlichen  Körpers  in 
Zusammenhang  gebracht  werden,  ist  natürlich.  Es  kann  aber  auch  kaum  in  Erstaunen 
setzen,  dass  uns  solche  bei  der  Benennung  von  mancherlei  Erscheinungen  im  Leben  des 
Hofes  und  Staates  wieder  begegnen. 

Der  Pharao  ist  die  irdische  Erscheinungsform  des  Sonnengottes,    der  „Horus  auf  dem 

Weltenthron"  und  wird  s^  si  r   „Sohn  des  Rc"  oder  —  mit  einem  Körpertheile  —  *^,  =  j£^ 
"\N  iv ,  oder  W   »das  Fleisch,  Fleisch  und  Blut,  der  Erbe"  des  Sonnengottes  genannt. 

Von  königlichen  Prinzen  wird   oft  gesagt:    „der  Sohn"   «»«^iw.  n  lx-t  f  „aus  seinem 
Leibe",  was  so  viel  wie  unser  „leiblicher  Sohn"   bedeutet. 


Die   Königin    erhält   bisweilen  (XXV.  Dyn.)   den   Titel 


ntr  d-t    „die  göttliche 


/W/W/W     _--i         ^-^ 

Hand".1)     Die  Prinzen  werden  auch   «~w«     <=>  mw  ntr'i  „göttliches  Nass",  d.  i.  göttlicher 

/WWW  \\ 

Same,    Same,    hervorgegangen    aus   dem   gewaltigen   Stier  (der   siegreiche   Horus   nach    den 

o    -ö     l     /ww/w  ■»..■*-     r\  r\ 

Bilinguen),    genannt.     So    heisst   es   von   dem    Prinzen  H    m  w?s-t       6\ **-=» x~, 

«~    ~wwv    |  <=»  <=>  v\    ^^  * — o  )  stn  Si  n  h-t-f  mry-f  mw  ntr'i  pr  m  In  riht  „der  Königs- 

/www        i      W  J\       __LJ*\^ 

söhn  aus  seinem  Leibe,  der  von  ihm  geliebte,  der  göttliche  Same,  der  hervorging  aus  dem 
gewaltigen  Stiere  (siegreichen  Horus)". 

Bei  dem  Henotheismus  der  Aegypter,  der  an  verschiedenen  Cultusstätten  bei  dem 
Lokalgotte  die  Eigenschaften  und  Kräfte  der  anderen  Götter  vereint  zu  denken  gestattet, 
kommen  verschiedenen  Unsterblichen  die  höchsten  Titel  zu,  die  auch  Sterblichen  beigelegt 
werden  und  die    zum  Theil  Namen   von  Körpertheilen  tragen.     Wie  dem  Pharao  wird  den 

höchsten  solaren  Gottheiten  der  Titel  1  stn  „der  König"  gegeben.     Regelmässig  ist  z.  B. 

I    /www 

der  Amon  von  Theben  I  1  stn  ntr,  während  der  Pharao  wiederum,  wie  schon  bemerkt 

wurde,  als  Fleisch  oder  Erbe  des  Rc  bezeichnet  wird.    Auf  Philae  heisst  Osiris  -^^  in  n  üivi 

Ulli    1 

Haupt  der  fünf  Mitglieder  seines  Kreises:  Osiris,  Isis,  Horus,  Set,  Nephthys  und  der  nach 
ihnen  benannten  Epagomenen  oder  Zusatztage  des  Sonnenjahres  von  360  Tagen.  @  ®  hr  <7?  ch 
entspricht  ziemlich  genau  unserem  Oberhaupt,  es  kann  aber  auch  in  ähnlicher  Auffassung 
„von  höherem  Rang",  „von  einer  höheren  Classe  oder  Ordnung"  bedeuten.  Dann  steht 
ihm   gegensätzlich  Ä  hr  tp  „von  geringerem  Rang,  von  einer  unteren  Classe"   gegenüber.3) 

So  war  Amenhotep,  Sohn  des  Hapu,  zuerst  I  Ipi^  k.  Schreiber  unterer  Ordnung  und  dann 
,.'4p|„  k.  Schreiber  oberer  Ordnung  der  jugendlichen  Krieger,  die  den  jueMaxes  voran- 
gegangen zu  sein  scheinen,  zu  denen  die  ßaodixol  ncfideg  am  ptolemäischen  Hofe  heranwuchsen. 


*)  G.  Ebers,  Die  naophore  Statue  des  Harual.     Zeitschr.  d.  deutschen  morgenl.  Gesellsch.  XXVII, 
S.  143.     Linke  Seite,  Z.  4. 

2)  Lepsius,  Denkm.  III,  176,  G. 

3)  H.  Brugsch,  Zeitschr.  187G,  S.  96. 

22* 


170 


Wie   es   auf  Erden  einen    hr  di  di   oder  tp   in   verschiedenen    Rangclassen    gab    l^1© 

qj.'Ii  hr  (h  di  mnfyt'  Oberhaupt  der  Leibwache  etc. )  gab,  so  findet  sich  auch  unter  den 


Himmlischen  ein 


)  hr  di  di  ntr  nbw  ein  „Oberhaupt  sämtlicher  Götter".2)  — 


Unter  der  Hierarchie  wird  der  «  M4 ,   fi  ^S7   J      '  Mji     Inversion  von         ö    j 

ftl 


Itrhb  hr  di  di  oder 


^     §      \\3 


) 


„der  Vorlesepriester"  mit  "  hr  dl  di  gewöhnlich  zu  fi  a\    | 

/(r/iö  /in  rf?  di,  d.  i.  der  Obervorleser,  dessen  Stellung  der  Umstand  hob,  dass  die  Schriften, 
aus  denen  er  vorlas,  oft  magischen  Inhaltes  waren  und  man  ihn  darum  mit  magischer  Kraft 
ausgestattet  dachte. 

Auch  Göttern  kommt  die  Bezeichnung  hr  di  di   in   der  Bedeutung   von    „Haupt"    zu. 

Ht  hr-t  di  di  wist  „Hathor 


So  ist  Hathor  im  Grabe  des  Amen  m  heb  zu  Theben 

die  Hauptperson,  Hauptgöttin  von  Theben". 

®  I  di  di,  tp  „das  menschliche  Haupt"  lernten  wir  schon  als  früh  für  sich  allein  stehende 
Präposition  „auf"  kennen,  die  vielfach  auch  substantiviert  wird.  Die  di  diw  sind  dann  die 
auf   etwas    Befindlichen.      Auf   dem    schönen    von    Naville    ausgegrabenen    Ebenholzschrein 


(18.  Dyn.  Thutmosis  II)  heisst  es,  er  sei  gewesen  v\   *\f/    v\ 


"^    Je  in  ä&m?  n  di  di'  st' 

„aus  Ebenholz  der  auf  den  Bergen  Befindlichen"   d.  h.  der  Bergbewohner.     Wo  es  Würden 
bezeichnet,  entspricht  di  di  unserem  Haupt,  Oberhaupt,  Hauptperson  männlichen  und  weib- 


lichen Geschlechtes. 


^  stn  si  tp  ist  der  „Haupt-  (der  erste)  Königssohn", 


stn 


hmt  tpt   ist   die   „Haupt-,    königliche  Gemahlin,    die  Favoritin",       u  ||  hn  ntr  tp   ist    „das 
Haupt  der  Propheten,  der  Oberste,  Oberprophet",   *r  (  "TT*  w^r '    '    '  '  ty  ,*r*  Y  ^  »das  Haupt, 


\\ 


der    erste    seiner    Genossen".     Im    Pap.    Prisse   heisst    es   ®  I  ( 


, bist   du   das    Haupt   deiner   Stadt",    oder 


o  I 


tp  *im  n-t5) 


\r  tp  ivd6)    „wenn    ein    Oberhaupt, 


J)  Lepsius,  Denkm.  III,  81. 

2)  Hr  di  dj  „auf  bedeutet  wohl  eigentlich   „auf  dem  Kopfe'    und  ging  dem  kopt.  £i*2£  It  voran. 

Mit  Suff.  oi*2SU>  „auf.    Substantivisch:  das  über  dem  Haupte  Befindliche,  das  Ding,  das  sich  über,  auf  dem 
Haupte  befindet,   ist  die  Krone,   das  Diadem.     Dies  wird  als  göttliches  Wesen  betrachtet   „ 

hr-t  di  di-lc  'im'i  di  di-k   (Dümichen,  Histor.  Inschr.  I,  XVII,  G)   bedeutet    „deine  auf  dem 


I 


\\    ^: 

Kopf  Göttin  (dein  Diadem)  ist  zu  deinem  Haupte  gehörend",  d.  i.  dein  göttliches  Diadem  ist  an  deinem 
Haupte.  Am  Haupte  des  Sonnengottes  wird  das  Diadem  bestimmt  als  Göttin  gefasst.  Im  Sonnenhymnus 
(Todtenb.  c.  15)  wird  diese  nbt  ivmvt,  deren  wir  schon  gedachten,  „Herrin  der  Stunde"  genannt  und 
stellt  die  Uräussehlange  dar,  die  so  wenig  an  der  Doppel-  (Süd-  und  Nordkrone)  der  Gottheit  wie  an 
der  des  Pharao  fehlt. 

3)  Erman,  Pap.  Westcar  IV,  3  u.  a.  0. 

4)  Pap.  Anastasi  I,  1,  3. 

5)  Pap.  Prisse  13,  7. 

6)  1.  1.  18,  3. 


171 


Vorgesetzter  befiehlt",  (,         0-=-  <£\     I  ^—D  [g]  I  \>i'  fes  Si-knhrtp-k  -es  sei 

gebengt  dein  Rücken  vor  deinem  Vorgesetzten".1)     Auch  in  der  Bedeutung  von  Häuptling 
kommt  <@  tf?  <??  vor,  und  zwar  mit  verschiedenen  Determinativen,  gewöhnlich  mit  fj§.     Der- 


selbe  Mann    mit    dem    Stabe    ist    als   Wortzeichen    mit    der  Bedeutung    „Häuptling"    neben 
ivr,  sr  etc.  auch  tp   zu  lesen  wie  das  Haupt.     Dies  geht,    wie  mir  scheint,   schon  aus  dem 


Satze  hervor:  <^=- ^  ^V7  ^d-^  n$  i  ,WW>A  )  rfmj-yfc  «/"  £»5  tp  sn,  bei  dem  die  Assonanz 


für  TO  i  die  Lesung  tp  (tpw)  fordert,  und  der  sich  auch  mit  einem  Halbreime  übersetzen 
lässt:  „Er  schnitt  ab  die  Häupter  ihrer  Häupter  (Häuptlinge)".  Aehnlich  wird  auch  '  tp{if 
„der  Kopf,  die  Spitze"  gebraucht,  und  zwar  als3)  „die  Vorangegangenen,  Vorfahren  in 
ehrwürdigem  Sinne"  ^^^i.4)  So  in  ®  rf  ^L  i  W  i  "^  tp  '  hpr  hr  fit-f  „die  ehr- 
würdigen Häupter,  die  vor  ihm  waren".  Die  Lesung  cp  ist  kaum  berechtigt,  aoie  :  Ä^t^e 
geht  wol  auf  tp  zurück.     In  t  sah  man  fälschlich  den  weiblichen  Artikel. 

Das  Vordertheil  des  Löwen  9)  bedeutet,  wie  wir  schon  wissen,  das  Vordere  über- 
haupt,   den   Anfang   etc.     Es   wird   gebraucht,   um   den   an   Rang  Vordersten,    den  Fürsten 

C\     o 

zu   bezeichnen,   und   dann    mit    Complement   und    Determinativum  '=^7  Vfo   ]%    geschrieben. 

'  r  _ o  Sü.    •     ° 

Uebrigens  bedeutet  ~==^  W*  K  auch  andere  hochgestellte  Vorsteher  und  entspricht  oft 
unserem    „Präsident",   so   z.   B.   ist  j5j  ff  ^    „der  Präsident,  vornehme  Vorsteher 

/wvw\ 

der  Nekropole". 

Die  dem  König  nahe  stehenden  Beamten  führen  Titel,  die  sich  in  sehr  bezeichnender 
Weise  auf  Körpertheile  beziehen.  So  wird  ein  hoch  gestellter  Hofbeamter  des  Pharao  im 
Pap.  Hood,5)    der   die  lebenden  Wesen  nach  ihrer  Rangordnung  aufzählt,   und  sehr  häufig 

anderwärts   unter  den   dem  Pharao  nahe  stehenden   Grossen  der   ß-Z-r  \\   l  l  11  ~      ff 

k"*"™  4  Wi  t*y  hw~t  lir  wnmi  n  stn  „der  Träger  des  Wedels  zur  Rechten  (Seite) 

des  Königs"  genannt.  Es  sei  hier  bemerkt,  dass  die  rechte  Seite  und  Hand  (wie  unsere 
„rechte"  und  die  lateinische  „dextera")  auch  bei  den  Aegyptern  die  bevorzugte  war.  Sie 
gehörte  dem  Horus,  wie  die  linke  dem  Set.     So  heisst  es  in  einem  später  oft  zu  erwähnenden 


2J  1. 1.  13,  9.   Hier  das  oben  besprochene  hr  ch  dt.    Dazu  auch  (1  Q  X\ 


@ 


.ein  Beamter,  als  mein  Vorgesetzter,  als  über  mir  Stehender"  1.  1.  13,  11. 

2)  Inschr.  d.  Amen  m  heb  Z.  10.    G.  Ebers,  Zeitschr.  1873.     Zeitschr.  d.  Dn  morgenl.  Gesellsch.  1876. 

3)  H.  Brugsch,  Hierogl.-dem.  Wörterb.  S.  1539. 

4i   -Si|  ist  das  (als  Wortzeichen  sps  zu  lesende)  Determinativum  für  ehrwürdig. 

5)  Pap.  Hood,  den  der  jüngst  verstorbene  Wilbour  in  die  Wissenschaft  einführte,  stammt  wohl 
aus  der  Zeit  zwischen  der  21.  und  2G.  Dyn.  I,  12  beginnt  die  Aufzählung  der  lebenden  Wesen.  Götter 
und  Manen  (vixvss)  fangen  an,  dann  kommt  der  König  und  seine  Familie,  dann  die  Reihe  der  Hof- 
beamten, die  mit  dem  (<~<U        ^jün  tit  Gouverneur  anhebt. 


172 


vaticanischen    Papyrus: 


k 


8 


\\ 


A^t-^S. 


w 


)    „die 


rechte  (seil.  Seite)  dem  Horus,  die  linke  dem  Set".  Die  Guten  und  Bösen  werden  auch 
wie  die  biblischen  Schafe  und  Bocke  auf  die  rechte  und  linke  Seite  gestellt.  Im  Pap. 
Hood  (I,  14)  kommt  der  Wedelträger  zur  Rechten  des  Königs  zwar  erst  unter  den  Hof- 
beamten an  der  neunten  Stelle  vor,  er  konnte  aber  auch  andere  Würden  bekleiden,  die  der 
des  Wedelträgers  im  Pap.  Hood  vorangehen.     Als  Beispiel  weisen  wir  auf  den  Würdenträger 

^lll^ü mty3  (19-  Dyn°-2) 

Wie   dieser  Titel   sich   auf   die   rechte  Seite   des   königlichen  Körpers   bezieht,   so   ein 
anderer    auf    die  Augen  und  Ohren    des  Pharao.     Er    wird    gewöhnlich    mit  Bezug   auf  die 


beiden  Reichshälften  verwandt  und  heisst 


)  *irt"  n  stn  c«/;" 


u  Vit'i    „die    beiden    Augen    des    Königs    von    Oberägypten,    die    beiden    Ohren    des    Königs 


von  Unterägypten " ,    oder   mehr   ausgeführt 


1 


AA/W/W       |  £_ 

1      /WWW 


a 


oui 


©  )  'ir-t"  n  stn  m  n-t'  km  c«7i"  /'  m  spf  U  mh    „die   beiden   Augen    des   Königs 

in  den  Stätten  des  Südlandes,  seine  beiden  Ohren  in  den  Nomen  des  Nordlandes".  Diese 
Titel  entsprechen  dem  ocp^al/uibg  ßaotlecog  etc.  bei  den  Persern,  wo  sie  den  höchsten  Polizei- 
beamten und  Spähern  des  Herrschers  zuertheilt  wurden  und  nach  H.  Brugsch  (im  persischen 
Reiche)  noch  heute  fortbestehen  sollen.  In  Aegypten  waren  sie  natürlich  sehr  viel  älter. 
Die  beiden  oben  mitgetheilten  Beispiele  stammen  aus  der  18.  Dyn.  Der  Feldhauptmann 
Amen  m  heb  führt  den  Titel  der  „beiden  Augen  und  Ohren  des  Königs"  neben  anderen, 
die  ihn  als  einen  dem  Pharao  nahe  stehenden  Würdenträger  bezeichnen.  Auch  am  Nil 
wurden  diese  Beamten  bis  in  spätere  Zeiten  beibehalten,  und  unter  der  26.  Dyn.  finden  wir 
sogar  Hofdamen  und  weibliche  Sekretäre  der  Königin,  die  mit  diesem  Titel  geehrt  werden. 


So    hören    wir    im   Grabe    einer    Dame 


Sekretär  der  Königin 


* 


O 


,    die   auch    weiblicher   Schreiber   oder 


war,  die  Verstorbene 


:n\(z: 


„Augen    der  Königin    und  Ohren   der  Königin"   nennen.     In    ganz    analoger  Weise    ist    der 

_  j.   /www 

Titel       |     1    '       T'^1^7   ri  n  s^n  C,?-'  n  Üü'i    »der  Mund   des   Königs    von   Oberägypten, 

/www     T    /WWW       1      \Jn    vOC) 

die  beiden  Ohren  des  Königs  von  Unterägypten''  gebildet.  Er  ist  vielleicht  dem  des  Stn 
tvhmiv  d.  i.  des  Wiederholers  (seil,  die  Rede)  des  Königs,  des  Sprechers  oder  Herolds  gleich- 
zusetzen, der  Amtsgenossen  gehabt  haben  inuss,  da  im  Pap.  Hood5)  ein  erster  oder  Haupt- 

(®a  tp'i)  whmw  Sr.  Majestät  genannt  wird. 


J)  Pap.  Hood  I,  14. 

2)  Lepsius,  Denkm.  III,  240  fgd. 

3)  Grab  des  Amen  m  heb:  Zeitschr.  1873,  1  fgd.;   sowie  Zeitschr.  d.  Dn  morgenl.  Gesellsch.  187G: 
G.  Ebers,  Grab  des  Amen  m  heb,  S.  400  und  401,  Anm.  1. 

*)  Lepsius,  Denkm.  III,  76,  6. 
■')  Pap.  Hood  I,  14. 


173 

Einen  Titel  „die  Nase  des  Königs"   fanden  wir  nicht,  obgleich  fnd,  fnd,  fnt'i  und  hnt, 
hnt'i  etc.  als  hervorragendster  Theil  des  Gesichtes  (@  I  -www  *"=^  ^?  /«  n  A?d     die  Nasen- 

*  ^  >WW\A     CJ     \     \  * 

spitze")   benutzt  wird,    um  das  Vorderste    zu  bezeichnen.     Im  Hause   ist  rfTK  hnt,    fW] 

^~^  ^  Äwtf   „der  vorderste  Raum,   das  Vorgemach",    die   Mitglieder  des  Hofstaates   aber, 

die    sich    dort   aufzuhalten    haben,    sind    die    -iL  v\    rfTK  V&  i  '  \W   hnt    „die   zum   Vor- 

gemach  Gehörenden"  oder  „Kammerherren  des  Königs  und  der  Königin". 

Auch    des    Herzens    bedient    man    sich    bei    der    Bildung    von    Beamtentiteln.      Der 

-  -  vt\    =     |   'im  fit'i  ist  der    „zum  Herzen  oder   in    das  Herz   des    Königs  Gehörende,    der 

¥^.^  |  ^imi  liti  ist  „der  seinem  Herzen  Angenehme  oder  Freund". 
Der  *|\  ,=,  |  mh  h  t'i  ist  der  das  Herz  (des  Pharao)  Erfüllende  und  also  gleichfalls  Freund 
oder  Liebling.  Der  Feldhauptmann  Amen  m  heb  wird  in  seinem  Grabe1)  '^^"t  *ih  li  Vi 
d.  i.  „der  Stolz  (Glanz)  des  Herzens  des  Königs  von  Unterägypten"  genannt  und  zuvor  im 
Parallelismus  ||  T  -  ^^  "Ö1  pfy  Äctö  „die  Hälfte  des  Herzens  (Seele)  des  Königs  von  Ober- 
ägypten". Ferner  nennt  sich  dieser  hervorragende  Kriegsmann  wie  mancher  seiner  späteren 
Collegen2)  (  jj  'ir  rd"  „der  zu  den  Füssen  Gehörende,   der  Gefährte  der  Füsse 

des  Pharao",  d.  i.  der  Gefolgsmann  und  etwa  unser  Adjutant.  Der  Begriff  der  Unzer- 
trennlichkeit wird  durch  diesen  Titel  zum  Ausdruck  gebracht,  und  er  bezieht  sich  nicht 
nur  auf  den  Kriegsdienst,  sondern  auch  auf  den  im  Innern  des  Palastes.  Ja  ein  zu  den 
Füssen  Gehörender,  ein  Gefährte  der  Füsse  steht  wenigstens  in  späterer  Zeit  auch  im 
Dienste   der   Königin.      So   rühmt   sich   auf  dem    von    uns   veröffentlichten    Naophorus    des 

<uP>cp>X]   Hnvil3)  dieser  grosse   Herr,   dass   er  (  <=>  _c±  ^^  )  'ir  rd  stn-t"  „Gefährte 

der  Füsse  der  Königin"  gewesen  sei.  Hier  wird  also  unser  Titel  mit  „Kammerherr", 
„Haushofmeister"   oder  „Haremsvorsteher"   zu  übersetzen  sein.     Die  Königin,   der  Hrw?l  als 

solcher  diente,   war  die  durch  ihre  schöne  Statue  im  Museum  von  el-Gise  berühmte  l 

AAAAAA 

-co>-  'Imnirctis  aus  der  25.  Dyn.     Auch  er   wurde  ein  (  (j  v\    ^  'irni  litib)  genannt, 

d.  i.  ein  Liebling,   doch   nicht  nur  der  Königin,   sondern,    wie  er  ausdrücklich   hervorhebt, 

AA/WNA      r\ 


^^  n?  ivr  nds  „für  den  Grossen  und  für  den  Geringen".     Dass  er  auch 


J)  Inschrift  des  Amen  m  heb  1.  1.  Z.  1. 

2)  Ebenso   heisst  es  anderwärts,   z.  B.   von   einem   Offizier   aus   der   Zeit   Thutmosi.s  IV   (Brugsch, 


Zeitschr.  f.  ägypt.  Spr.  1896,  S.  100): 


0 


u 


3)  Zeitschr.  d.  Deutschen  morgenl.  Gesellsch.  1873,   S.  139  fgd.     Die  Lesung   dieses  Namens  steht 
noch  immer  nicht  fest  und  kann  sich  schon  wegen  des  H  kaum  mit  jp  (Lieblein,  Dictionnaire 

des  noms  hierogl.  N.  1235)  decken. 

4)  1.  1.  S.  139.     Vorderseite,  Z.  1. 
6)  1.  1.  S.  143.     Linke  Seite,  Z.  1. 


174 

für   die   Person    der    Königin    und    ihren    Schmuck    zu    sorgen    hatte,    geht    aus    dem   Titel 
al}  T  =^  si  nfr  tit  ntr  dwi    „der   erste    Hüter    der    Schönheit    der    Königin"    hervor. 

Als  j^  °  )  ntr  'ip-t  ntr  Jimt  „Vorsteher  des  Harems  der  göttlichen  Frau"   ist  er  mit 

den  Beamten  in  gleicher.  Stellung  an  den  muslimischen  Höfen    im  heutigen  Orient  zu  ver- 
gleichen,  doch    kann   er   wegen   seiner   hohen    priesterlichen   Stellung2)    kaum    ein    Eunuch 

gewesen  sein.     Zu  erwähnen   ist  hier   noch  einmal   der  Titel  der  Königin    1  ntr  d-t3) 

„die  göttliche  Hand".     Der  Mangelleidende   ist   es,    den   Hrw?l  zu  ihr  gelangen  lässt;    als 
Geberin  wird  ihr  also  recht  sinnig  der  Name  der   „göttlichen  Hand"    beigelegt. 

Auf  diejenigen  Beamten,    die  sich  mit  den  Körpertheilen  des  Pharao   zu   beschäftigen 


hatten,   wie  auf  den  jj^,  WT         mr  \r  hVy-t*)   „Vorsteher  der  Nägelbesorger"  (Manicure 

CS 

und  Pedicure)    und  auf  den    II   v,      hrpb)  *ir  sn    „Obersten  Haarmacher"    (Hoffriseur)    mag 

hier  nur  hingewiesen  werden. 

Zu  dem  Abschnitte  „die  Namen  Aegyptens"  möchten  wir  noch  auf  zwei  Stellen  hin- 
weisen, die  Aegypten  deutlich  als  „Auge",  und  zwar  als  „Auge  des  R'"  bezeichnen.  Sie 
finden  sich  auf  dem  Schrein  von  Saft  el-Henneh.6)  In  der  ersten  (Taf.  4,  Z.  3)  steht  statt 
„Aegypten"  "^?*~  \r-t  R\  in  der  zweiten  (Taf.  6,  Z.  6)  ^j2^  \r-t  B'  „das  Auge  des  R'". 
Hier  steht  es  im  Parallelismus  dem   a    \  f)  ^  Bk-Baum-  oder  Myrabolanumlande  gegenüber. 

Diesem  Abschnitte  sollte  ein  anderer  folgen,  der  sich  mit  der  Bedeutung  der  Körper- 
theile  auf  dem  Gebiet  der  Mythologie  beschäftigt;  wir  sahen  aber  von  ihm  ab,  weil  uns, 
wie  auch  schon  mehrfach  bei  dem  hier  Mitgetheilten,  die  Behandlung  der  einzelnen  Glied- 
maassen,  die  der  zweiten  Abtheilung  dieser  Betrachtung  überlassen  bleibt,  fortwährend  zur 
Berücksichtigung  mythologischer  Anschauungen  nöthigt. 


i)  1.  1.  S.  139  und  40,  Z.  1  und  2. 

2)  1.  1.  S.  145.    Rechte  Seite,  Z.  1. 

3)  1.  1.  S.  143.     Linke  Seite,  Z.  3  und  4. 

4)  Mariette,   Les  Mastaba  de  l'ancien  empire.     Publie   par   6.  Maspero,   Paris  1881 — 1SS4,   p.  284. 

5)  1.  1.  p.  446. 

{')  Naville,  Goshen  and  the  shrine  of  Saft  el-Henneh,  London  1887. 


Ende   der   ersten   Abtheilung. 


Etymologie 


des 


SINGHALESISCHEN 


von 


Wilhelm  Geiger. 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.Wias.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  23 


VORBEMERKUNGEN. 

Die  zahlreichen  im  Singhalesischen  vorkommenden  Doppelformen  würden  häufige  Verweisungen 
nötig  machen.  Ich  habe  dieselben,  um  Raum  zu  sparen,  möglichst  vermieden.  Man  beachte  folgendes: 
Ableitungen  mit  ä,  i  findet  man  unter  den  Stammwörtern  mit  a,  u,  also  äkilenatä  z.  B.  unter  äkülanarä, 
ipadenavä  unter  upadanavä.  Wo  Parallelformen,  wie  säkilla,  häkilla,  äkilla  vorkommen,  sind  dieselben 
unter  die  jüngere  Form  gestellt.  Man  findet  also  has  „Getreide"  unter  as,  isirenavä  „verschütten"  unter 
ihirenavä  u.  s.  w.  Ebenfalls  der  Kürze  wegen  habe  ich  eine  Reihe  von  Arbeiten,  welche  häufig  erwähnt 
werden  mussten,  unter  bestimmten  Sigeln  citiert.     Es  sind  dies  die  folgenden: 

1.  A.  mit  folgender  römischer  Ziffer  (Seitenzahl  der  „Introduction")  =  J.  d'ALwis,  Sidath  Sangarawa. 

Grammar  of  the  Singhalese  Language,  translated  .  .  .  1852. 

2.  A.  mit  folgender  Seitenzahl  =  J.  cIAlwis,  On  the  Origin  of  the  Sinhalese  Language  II,  JRAS.  C.  B. 

(Journal  of  the  Royal  Asiat.  Society,  Ceylon  Branch),  vol.  V,  No.  14,  1867—70,  S.  1  ff. 

3.  Ch.  mit  folgender  Seitenzahl  =  R.  C.  Childers,  Notes  on  the  Sinhalese  Language,  No.  2:   Proof  of 

the  Sanskritic  Origin  of  Sinhalese,  JRAS.  N.  S.  (Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society,  New  Series). 
vol.  V1I1,  1876—77,  S.  131  ff. 

4.  P.    G.    mit    folgender    Seitenzahl  =  Paul    Goldsciimidt,    Note    on    Ancient    Sinhalese    Inscriptions. 

JRAS.  C.  B.,  vol.  VI,  No.  20,  1879,  S.  1  ff.  Vgl.  von  demselben  Report  upon  Inscriptions  .  .  . 
IA.  (Indian  Antiquary),  vol.  VI,  1876,  S.  318  ff. 

5.  K.  mit  folgender  Seitenzahl  =  Ernst  Kuhn,  Ueber  den  ältesten  arischen  Bestandteil  des  singhalesischen 

Wortschatzes,  Sitzungsber.  d.  k.  Bayer.  Akad.  d.  Wiss.,  phil.-hist.  Cl.  1879,  IL,  S.  199  ff. 

6.  M.1  mit  folgender  Seitenzahl  =  E.  Müller,  Text  and  Translation  of  the  Inscription  of  Mahindo  III. 

at  Mihintale,  with  Glossary.  —  JRAS.  C.  B.,  vol.  VI,  No.  21,  1880. 

7.  M.2  mit  folgender   Seitenzahl  =  E.  Müller,   Notes  on  Ancient  Sinhalese  Inscriptions,  JRAS.  C.  B.. 

vol.  VIII,  No.  26,  1883,  S.  18  ff. 

8.  M.3  mit  folgender  Seitenzahl  =  E.  Müller,  Ancient  Inscriptions  in  Ceylon,  London  1883.     Ich  habe, 

wo  es  sich  um  Gleichungen  handelt,  die  von  E.  M.  herrühren,  mit  Vorliebe  das  seinem  Inschriften- 
werk beigegebene  Glossar  citiert.    Die  Inschriften  selbst  werden  mit  fortlaufender  Nummer  angeführt. 

9.  R.   mit  folgender  Seitenzahl  =  W.  Ranasinha,   The   Connection   of  the   Sinhalese   with   the  Modern 

Aryan  Vernaculars  of  India,  JRAS.  C.  B°,  vol.  VII,  No.  25,  1882,  S.  234  ff 

10.  A.  G.  mit  folgender  Seitenzahl  =  A.  Mendis  Gunasekara,   Comprehensive  Grammar  of  the  Sinhal 

Language,  Colombo  1891. 

11.  Cl.  =  B.  Clouoh,  Sinhalese-English  Dictionary,  2nd  ed.,  Colombo  1892. 

12.  Jay.  —  Hendrik  Jayatilaka,  A  Glossary  of  Sinhalese  Classical  Words.    Colombo  1895.     Das  Schriftchrn 

ist  eine  Zusammenstellung  des  in  den  einheimischen  Elu-Glossaren  enthaltenen  Materials,  vor 
allem  in  Nämävaliya  (cit.  bei  mir  Nv.  nach  der  Colomboer  Ausg.  von  1888),  sowie  Ruvanmala 
und  Piyummala  (Colombo  1892). 

23* 


178 

Wo  ich  eine  Etymologie  von  einem  der  genannten  Autoren  übernahm,  folgt  das  Citat  unmittelbar 
hinter  dem  ersten  verglichenen  Worte. 

Von  weiteren  Abkürzungen  bezieht  sich  Gr.  49  bezw.  50  mit  Seitenzahl  auf  die  Aufsätze  Griebson's, 
On  the  Phonology  of  the  Modern  Indo-Aryan  Vernaculars  ZDMG  (Zeitschr.  der  Deutschen  Morgenland. 
Gesellschaft)  49,  S.  393  ff.;  50,  S.  1  ff.).  —  H.  auf  Hoekni.e's,  Comparative  Grammar  of  the  Gaudian 
Languages.  —  B.  auf  Beames,  Comparative  Grammar  of  the  Modern  Aryan  Languages  of  India.  — 
Hern.  =  Hernacandra  (ed.  Pischel).  —  SS.  bed.  Sälalihinisandesa  (Ausg.  von  Macreadt);  RR.  =  Bdjara- 
tndkaraya  ed.  by  Saddhananda,  Colombo  1887;  GK.  =  Guttila  Kdvya  ed.  by  Batuvantudave,  Colombo  1886: 
UJ.  =  Ummaga  Jätaka  ed.   by  S.  de  Silva,    Colombo  1893;   KJ.  =  Kusa  Jätaka  ed.  by  A.  Gunasekara, 

Colombo  1897. 

Verarbeitet  habe  ich  vor  allem  das  in  den  Elu- Wörterbüchern  niedergelegte  und  von  Jayatilaka 
eornpilierte  Material,  dasselbe  wurde  aber,  wie  man  leicht  sieht,  erweitert  und  ergänzt  durch  den  bei 
Clough  gebotenen  Stoff,  sowie  hin  und  wieder  aus  der  Lektüre.  Absolute  Vollständigkeit  kann  bei  dem 
Umfange°  des  Gegenstandes  auf  den  ersten  Wurf,  den  ich  hiemit  wage,  unmöglich  erreicht  werden. 
Die  Vergleichungen  erstrecken  sich  vor  allem  auf  Sanskrit  (skr.)  und  Pali  (p.),  weiterhin  dann,  aber 
nicht  mit  gleicher  Consequenz,  auf  Prakrit  (pkr.),  und  gelegentlich  auf  die  modernen  indischen  Sprachen 
(M.  I.  Spr.)  °  wobei  ich  meist  je  ein  Beispiel  aus  den  östlichen  und  westlichen  Dialecten  heranzog. 
Immerhin  glaube  ich,  dass  auf  diese  Weise  ein  Ueberblick  über  die  historische  Entwickelung  sich  ergibt, 
und  dass  ich  dadurch  auch  in  den  Fällen,  wo  ich  frühere  Etymologien  übernehme,  über  meine  Vorgänger 
hinausgegangen  bin.  Auch  dürfte  auf  grund  des  von  mir  gebotenen  Materials  wohl  klar  werden,  dass 
das  Singhalesische  bei  der  Vergleichung  der  modernen  Sprachen  Indiens  weit  mehr  Berücksichtigung 
verdient,  als  es  bisher  gefunden  hat. 


A  A 

1.  a-,  an-  Vorsatzsilbe  =  im-,  in  der  Verkehrssprache  durch  no-  verdrängt.  —  skr.  p. 
a-  an-,  pkr.  a-  an-.  Vgl.  sgh.  aruva,  am  „hässlich"  =  skr.  a-rüpa;  anis  „unbe- 
ständig" =  skr.  a-nitya,  p.  anicca,  pkr.  anicca;  anis  „unentschlossen"  =  a  +  skr. 
niscaya,  p.  pkr.  nicchaya;  anitu  „Unglück-,  Sünde"  =  an  -+-  skr.  ista;  anaga 
„unschätzbar"  =  an  -f-  skr.  argha,  p.  pkr.  aggha;  —  abä,  abiya  N.  des  Nirväna 
=  skr.  p.  abhaya-;  amä  „Göttertrank,  Ambrosia;  Nirväna"  =  skr.  amrta,  p.  amot«. 
pkr.  amaa. 

_'.    ah  s.   1.  Kennzeichen,   Merkmal.  —  skr.  p.  pkr.   anka   K. 2.  Auge.    Vgl. 

akdahara  „Thränen"  =  Augenflut. skr.  aksa,  p.  akhha  (dag.  äsa  =  skr.  aksi), 

pkr.  aJchhi. 3.  der  als  Gewicht  verwendete  Same   eines  Baumes  (Terminalia 

bellerica),  dann  kleine  Quantität,  Teil,  alcak  „ein  wenig"  —  skr.  aJcsa  M.1  25 
(BR.  Bed.   12),   p.  äkJcha. 4.  Würfel  (beim  Spiel).  —  Wie  eben. 

3.  aleuna,   -nu  s.  Blitz.  —  p.  ahJchanä,   was  ein  skr.  *aksan.ä  (seil,  vidyuf)  voraussetzt. 

dkunu-handa   „Donner"  =  Blitzgeräusch.     Jay.  gibt  auch  die  Bed.  aJcsana. 

4.  akura   s.    pl.    -ru    1.  Buchstabe.    —    skr.    alisam    A.  33,    p.    pkr.    aJckhara.   -   — 

2.  Spross,  Zweig,  Schoss.  —  skr.  p.  aiikura. 

5.  akuva  s.  Schlüsselbein.  —  p.  akkhdka. 

6.  alcidanavä,   sah0,   hak0   v.    prfc.   äkuluvä    falten,    wickeln,    einrollen,    äkümavä 

prt.  ähulunä  „sich  zusammenrollen,  sich  schliessen".  —  skr.  ykut  +  sam  samkutaü. 

7.  akussa  s.  pl.  -su  Treibstachel  (für  Elefanten).  —  skr.  ankusa  M.3  142,  p.  pkr.  aithusa. 


179 

8.  alosa  s.  Schmähung,  Lästerung.  —  skr.  öikrosa  A.  33,  p.  alckbsa,  pkr.  vgl.  aJckosai. 

Vgl.  äksun. 

9.  akman  s.  das  Herzugehen,  das  Betreten.  —  skr.  äkranunm  M.3  142,  p.  pkr.  aMa- 

mowa.     Man  vgl.  sgh.  äkmenavä  „getreten,    betreten,   in  Besitz  genommen  werden". 

10.  aga  1.  adj.  der  erste,  höchste,  beste,  z.  B.  agas  (neben  agasas)  „ Erstlingsfrucht " ; 

s.  Ende.  Spitze,  Gipfel  (im  Comp.  ah),  ahnul  „Wipfel  und  Wurzel",  d.  h.  das 
ganze.    —    skr.    agra   A.  33,    p.    pkr.    agga    (aggasassa);    hi.    üge    „vor"    u.    s.    w. 

Gr.   50.   25. 2.   s.  Haus   (bei   Jay.).    —   p.   agga. 3.  Feuer  Nv.  22; 

KJ.  97.  —  skr.  agni,  p.  pkr.  aggi;  hi.  m.  u.  s.  w.  äg.  Sgh.  glna  -ni  neben  aga 
wie  p.  gini  K.  429  neben  aggi. 

11.  agana  (mit  n  RR.  52.  28,  S.  18)  adj.  wertvoll.  —  Zu  agaya;  p.  agghanahi. 

12.  agamas  (fehlt  CI.)  Herz.  —  Aus  aga  1.  +  mos  „das  beste  Fleisch"  =  skr.  agramämsa. 

13.  agaya,   age   s.  Preis,   Wert.  —  skr.   argha  A.  33,    p.   pkr.    aggha.    laß    „wertvoll" 

=  skr.  arghin. 

14.  agarä,  ahgarä  s.  Salbe.  —  skr.  anga  -f-  räga  A.  33. 

15.  agula    s.    Bolzen,    Riegel,      agid-damanava    oder    -lanavä    KJ.   487     „riegeln".    — 

skr.  argala  K.  431,  p.  aggala,  -la,  pkr.  aggala. 
10.    <7»r/<7    s.    1.  pl.  ah  Horu.    —    skr.  sn«/a   M.3  142,   K.  406,    p.  pkr.  sihga;    Li.  slnig, 
m.  sing  u.  s.  w.     Sgh.  auch  sign,  sihgu,  sungu  (pl.  sun  in  hil-nJu-sith  Pflanzenname 

=  Krebshörner,    Krebsscheren). 2.  Glied,    Körper.    —    skr.    p.   pkr.   aiiga. 

Sgh.  ahgapasanga  „die  sämtlichen  Glieder"  =  skr.  ahgapratyanga  Jay.,  p.  anga- 
paccahga. 

17.  ahgana,  -unu  s.  Hof,  Hofraum.  —  skr.  p.  angana,  pkr.  angana. 

18.  auguta   s.    Daumen.    —    skr.    ahgustlia,    p.    pkr.    anguUha-,    MISpr.    meist   anußthä, 

m.  ämgtJia  (Gr.  50.  27).     Vgl.   sgh.  angutu    „klein,   kurz",   ahgutu-mitiyä  „Zwerg". 

19.  dnguru  s.  Kohle.  —  skr.  p.  aiigära,  pkr.  ihgüla. 

20.  angula,  hahgulu  s.  Doppelboot.     Ueber  die  Bauart  dieser  Boote  s.  mein   „Ceylon, 

Tagebuchblätter  etc."  S.  104.  —  Ich  stelle  d.  W.  zu  skr.  Yghat  -\-  sam,  p.  sahghäta  in 
näväs0  „Floss"  Jät.  2.  20.  6.  Lüders,  Nachr.  d.  Göttinger  Gesellsch.  d.  W.  1897,  1. 
S.  32.  Vgl.  auch  dünisahghäta  „Floss"  ebenda.  Sgh.  aucb  sangala  in  der  Bed. 
„Paar",  wie  skr.  samghätiM. 

21.  ata    1.    s.  Streit,    Hader  (Jay.  =  lolähala).  —  Wohl  =  p.  atta    in    der   spec.    Bed. 

„Rechtsfall,  Rechtsstreit".  —  —  2.  num.  acht,  dahaata,  atarasa,  atalosa  18; 
asüra  80.  —  skr.  asta,  astädasa,  aslti;  p.  attha,  atthädasa  und  -rasa;  pkr.  attha, 
atthürasa,  asli.    hi.  üth,  athäraha-,  assi  u.  s.  w.    R.  239. 

22.  atuva  s.  Kornvorrat,    atum'ässa   „elevated  wicker  frame  for   keeping  paddy".  —  Zu 

skr.  atta(l'a),  p.  atta.  Die  Singhalesen  pflegen  den  Reis,  den  sie  aufbewahren,  zu  turm- 
förmigen  Haufen  aufzuschlichten.  —  Dem  skr.  attala  entspr.  sgh.  atalu  „Wachtturm". 

'!'■').    atuväva  s.  Glossar,  Commentar.  —  skr.  arihakathä,  p.  atthdkathä. 

24.  ada  adj.  halb.  —  skr.  ardha  A.  34,  p.  addha  und  addha,  pkr.  addha;  hi.  äd/tü, 
pj.  addha  u.  s.  w.  Auch  sgh.  ada  „fehlend,  mangelnd,  unvollständig"  stelle  ich 
hieher.  UJ.  22.  25  ist  in  der  That  ardhava  in  diesem  Sinn  gebraucht.  Von 
Compos.  vgl.  adateJasa   bei  Jay.    „zwölf"    (dreizehn  mangelnd)  ==  p.  addhatelasn  \2l\i. 


180 

25.  ana    s.    Befehl,    Auftrag,    Verkündigung.   —   skr.    ujhä,    p.    änä;    pkr.   ajjä   und 

änä  Hern.  2.  83.     Inschriftl.  anasaJc  156  A,  22  =  äjhäcakra  M.3  142. 

26.  anava  s.  Ocean,  Meer.  —  skr.  arnava  Jay.,  p.  annava. 

27.  «ia   s.    1.  Geld,   Reichtum;   Sinn,   Bedeutung.  —  skr.  artha  Jay.,   p.  pkr.  attha, 

(attha  Hem.  2.  33)      Vgl.  Nr.  21.   1. 2.  Westen,  Untergang.  —  skr.  asta, 

p.  pkr.  attha. 3.  Hand;  Rüssel  (des  Elefanten).  —  skr.  liasta  A.  21,  34,  44; 

p.  pkr.  hattha;  hi.  häth,  m.  hat  u.  s.  w.  In  Compos.  atpä  „Hand  und  Fuss", 
atvatu  „account"  Inschriftl.  121  A,  56  =  hasta  -\-  vastu  M.1  25.  atpasa  ein  best. 
Mass  (Raum  zwischen  den  Armen,  wenn  diese  horizontal  ausgestreckt  werden  bei 
angelegten  Ellbogen)  =  p.  hatthapüsa.  Dav.  atpasa-ge  „Abort"!  —  Zu  ata  „Hand" 
wird  von  K.  428,  wohl  mit  Recht  auch  atta  pl.  atu  „Zweig,  Ast"  gestellt:  atta 
(atu):  ata  —  potta  (potu):  pota.  —  —  4.  Ende.  —  skr.  p.  pkr.  anta. 

28.  atauru,    atavuru  s.  Königspalast;    Harem.  —   skr.  antahpura  Jay.,    p.  antepura, 

pkr.  anteura. 
atara,  -rehi,  -re;  atura  etc.  zwischen  s.  ätul. 

29.  atavüsi  s.  Schüler  —  skr.  anteväsln  M.3  142,  p.  anteväsl. 

30.  atuna  s.  pl.  -nu  Eingeweide.   —  skr.  antra  Jay.,  p.  anta. 

31.  aturanavä    v.    prt.    atulä    (neb.    äturuva)    ausbreiten,    ausstreuen,    hinbreiten. 

atarana  „Tuch  zum  Bedecken  des  Stuhles".  Intr.  ütirenavä  „sich  verbreiten".  — 
skr.  ystr-\-ä,  vgl.  M.3  143;  p.  attharati  (pp.  atthata),  pkr.  abs.  atthariTtna.  — 
—  atura  Bez.  des  Strickes,  den  die  Toddyzapfer  von  einem  Palmwipfel  zum  anderen 
ziehen,  venu.  =  ästära  „Anspannung",  p.  atthära,  kaum  =  antara. 

32.  atä  adv.  nahe,  in  der  Nähe.  —  skr.  anta  Bed.  16  bei  BR.;  skr.  p.  antiJca,  pkr.  antia. 

33.  ada  1.  adj.  feucht,  nass  (fehlt  bei  Cl.),  z.  B.  pähän-ada  „feucht,  triefend  von  Farbe" 

Ss.  24.  —  skr.  ärdra,  p.  pkr.  adda;  hi.  Zidü,  g.  ädum  u.  s.  w. 2.  adv.  heute. 

adata  „bis  heute",  adln  (Nbldg.)  „von  heute".  —  skr.  adya  K.  434,  p.  pkr.  ajja; 
hi.  äj  u.  s.  w.     B.  1.  237. 

34.  adas,  adahas  s.  Wunsch,  Wille,  Glaube,  adahanava,    prt.  ädahuvä  „glauben,  ver- 

trauen" ;  dav.  adahitta  „Glaube".  —  p.  ajjhüsaya  (=  skr.  äsaya  -f-  adhi  Jay.),  ajjhäscti. 

35.  adäranavä,  had°  v.  prt.  (h)ädäruvTi  vortragen,  recitieren.  —  skr.    ydhr  -\-  sam, 

samdhärayati  „behält  im  Gedächtnis",  p.  sandhäreti.  Vgl.  vadäranavä.  Das  ä  erklärt 
sich  aus  einer  Grdf.  adahar0  mit  Spaltung  der  Aspirata. 

36.  adinavä  v.  prt.  üddü  schleppen,  ziehen;  Ss.  56:  hervorholen.  —  skr.  Yaj  ajati, 

p.  ajati  „er  geht",  pkr.  ajia  (Hem.   1.  24).     Vgl.  padinavä. 

37.  adissi  adj.   unsichtbar;    unvorhergesehen,    unerwartet,    plötzlich,    s.  adissiy« 

(mit  unorg.  h:  had°)  „unvorhergesehenes,  plötzlich  eintretendes  Ereignis".  —  skr. 
adrsya;  p.  dissalca  -j-  a,  pkr.  vgl.  adittha.  Das  d  erhält  sich,  weil  die  Bed.  des  a 
priv.  gefühlt  wird.     Compositionsfuge ! 

38.  anda  adj.  blind,  dunkel.  —  skr.  p.  pkr.  andha  Jay. 

39.  ahduna  s.  Collyrium,  Augensalbe.  —  Auch  in  Compos.  wie  andun-dkiyü  „gefleckter 

Tiger".  Das  V.  andinavä  „salben"  findet  sich  Ss.  72,  sonst  heisst  es  „anziehen, 
(ein  Kleid)  anlegen"  (wohl  durch  die  vermittelnde  Bed.  „schmücken").  —  skr.  p. 
anjana  K.  417,  pkr.  anJana.     Vgl.  ändi. 


181 

40.  andunanavä,   hand°   v.    prt.    äiidinnü   bekannt   sein    mit  .  .  .,    kennen.      Caus. 

aiidunvanavä  „bekannt  machen  mit".  Intr.  ändinenavä  =  Grundw.  —  skr.  Yjhü 
-\-  sam;  p.  sahjänäti.     Vgl.  unter  dannavä. 

41.  aadura  s.  Dunkel,  Finsternis;  ähdiri  s.  „Dunkel";  adj.  „finster".    Inschriftl.  143.4, 

156  A.  15,  148  A.  13.  —  skr.  andliakära  M.3  143,  K.  429,  p.  andhalcära,  pkr. 
andhaära;  hi.  andlttrU,  ahdhiyärä  u.  s.  w.     B.  1.  299;  mald.  anditi. 

42.  an  1.  s.  Speise,  Nahrung.  —  skr.  p.  anna.  —  —  2.  pron.  pl.  anun  ein  anderer. 

anik,  aniJcaJc,  -JceJc  dass.  Inschriftl.  137,  42.  dav.  aniddä,  anikdä  „übermorgen", 
K.  434  (wtl.  am  anderen  Tage).  —  skr.  anya  M.3  143,  p.  ahha,  pkr.  anna;  alt-hi.  ani. 

43.  anu  1.  s.  Kinnbacke.  —  skr.  p.  Jianu,  pkr.  hanu.  —  —  2.  s.  wohl  bewässerter 

Landstrich.  —  p.  anupa  Abh.  187. 3.  Vorsatzsilbe  =  skr.  p.  anu,  pkr.  anu 

z.  B.  anu-dananavä  v.  „erlauben,  gewähren"  =  skr.  yjnä  -j-  anu,  p.  anu-jänäü, 
anuhhä  „Erlaubnis",  pkr.  vgl.  anunnäya  „ermächtigt",  anumeveni  „Befriedigung, 
Dank"  =  p.  anumodanü  Cl.  u.  a.  m.  Vgl.  nu  in  nurä  neben  anurä,  nuru  neben 
anuru.     S.  dort. 

44.  api,  äp  pron.  pers.  wir  acc.  apa,  g.  apa-cß,  d.  apa-ta.  —  Geht  auf  skr.  ätman  zurück 

und  entspr.  der  Pkr.-Form  appä  (neben  attä,  wie  auch  im  P.);  hi.  äp  u.  s.  w. 
(Gr.  50.  31).  Das  Pr.  d.  2.  pers.  pl.  topi  „ihr"  ist  Nbldg.  aus  dem  Sg.  tö  nach 
Analogie  von  api. 

45.  apis  s.  Zufriedenheit,  Wunschlosigkeit.  —  skr.  alpa  „klein,  gering"  =  p.  pkr. 

appa  +  skr.  p.  pkr.  icchä  Cl. 

46.  apullanavä  v.  prt.  äpidluvä  schlagen  gegen  etw.;  waschen  (geschieht  in  der  Weise, 

dass    die    feuchte  Wäsche    gegen   Steine    geschlagen    wird),     apullannä   „Wäscher". 

—  skr.  ysplial  -\-  ä,  äsphälayati  „anprallen  lassen  an,  schlagen,  patschen  auf", 
p.  apphäleti,  pkr.  apphälei.     Das  11  ist  aus  Iv  entstanden. 

47.  aha    s.    Wolke.      Vgl.    halaba    „Regengewölk"  =  schwarze    Wolke.    —    skr.    dbhra, 

p.  pkr.  abbha;  m.  g.  abh,  si.  abhu  (B.  2.  21). 

48.  abatura,  -ru  postp.  zwischen,  innerhalb.  —  skr.  abhyantara  P.  G.  16,   M.3  144, 

p.  pkr.  abbhantara;  hi.  bhttar,  m.  bhitar  u.  s.  w. 

49.  abavas  s.  freier  Raum,  offene  und  ebene  Fläche.  —  skr.  abhyavakäsa,  p.  abbhoküsa. 

50.  abi  Vorsatzsilbe  =  skr.   p.  abhi-,    pkr.  abhi-,    ahi-,    in  abimuva  „hingewendet"  =  skr. 

p.  abhimukha,  pkr.  abhimuva;  abibävlm,  -vum  „das  Unterwerfen,  Unterjochen" 
=  skr.  p.  abldbhavana,  pkr.  s.  abhibhavai  u.  a.  m. 

51.  aihba  s.  Mango  (Baum  und  Frucht).   —  skr.  ämra,  p.  pkr.  amba  (pkr.  auch  ambira 

nach  Hem.  2.  56);  hi.  am,  m.  anibä  u.  s.  w.  (B.   1.  342,  2.  21). 

52.  amba,  -bu  s.  1.  Mutter,  Weib,  Gattin.  —  skr.  p.  pkr.  ambä.   —   —   2.  Wasser. 

—  skr.  p.  pkr.  ambu. 

53.  ambavanavä  v.  prt.  ümbewä  treiben,  wegtreiben,  jagen.  —  Caus.  zu  skr.    yamb 

ambati  „gehen",  p.  ambati.     Vgl.  piya-ambanavä  „fliegen"  KJ.  552. 

54.  amburu  s.  Himmel.   —  skr.  p.  pkr.  anibara. 

55.  amatanavä   v.    prt.    ämatuvä    auf    etw.    warten;    auffordern,    einladen.   —   skr. 

ü-mantrayati,  p.  ämanteü;  pkr.  säur,  mantida  Hem.  4.  260. 


182 

56.    amadinavä,    harn0  v.  prt.   ämäddä  abwischen,    abfegen,   kehren.   —   skr.  Vmrj 

+  sam,  sammarjaü,  p.  sammajjati,  pkr.  -majjal. 
hl.    amu  adj.  roh,  ungekocht,  unreif.  —  skr.  p.  pkr.  ama. 

58.  amu,  hamu  adj.  vor  jera.,  in  jem.'s  Gegenwart  oder  Nähe  befindlich.  —   skr. 

p.  sammukha  Jay.,  pkr.  samnuüta. 

59.  amunu  s.  ein  bestimmtes  Mass  zum  Messen  des  Getreides.     Vgl.  CLOUGH  u.  d.  W. 

RR.  73.  11,  S.  28.  Inschrift!.  153.  14  ff.  —  p.  ammana  P.  G.  11,  M.3  144.  Was  aber 
CfliLDERS  (u.  d.  W.)  über  die  Ableitung  des  Wortes  von  einem  skr.  *ambana  sagt,  ist 
gewiss  unrichtig.  Vielmehr  ist  armana  zu  vergleichen,  das  im  Sabdakalpadruma  als 
Ausdruck  für  ein  bestimmtes  Hohlmass  (=  drona)  angeführt  wird. 

60.  aya  s.   1.  Taxe,  Einkommen,  Gewinn,    aya-laranavä  »Taxen  erheben,  eine  Schuld 

eintreiben",    aya-väya  „Einnahmen  und  Ausgaben*.  —  skr.  p.  äya. 2.  Person. 

gj  300.  —  skr.  ärya,  p.  ayya,  pkr.  ojja.  Die  Bedeutung  ist  im  Sgh.  abgeschwächt. 
UJ.   17.  22  wird  das  Wort  sogar  von  Tieren  gebraucht. 

61.  ayati,  ayiti  adj.  zugehörig,  angehörig.    Vgl.  ayiti-Mrayä  »Besitzer,  Eigentümer". 

—  skr.  p.  äyatta  M.3  144. 

62.  ayaäinavü  v.  prt.  ayadduvä  oder  ayäddä  beten,  flehen,  bitten,    s.  verb.  ayaduma, 

ayadhna.  —  skr.  Vyäc  +  ä  M.3  144,  p.  äyäcaü. 

63.  ayan  s.  Weg,  Strasse.  —  skr.  p.  ayana. 

64.  ayama  s.  Länge.  —  skr.  p.  äyäma  Jay.    Vgl.  p.  mjumcna  „in  length"  =  sgh.  ayamin. 

65.  ayal  s.  Aloe.  —  skr.  aguru  Jay.,  p.  ayahi  und  agaru,  pkr.  agaru  und  aguru, 

66.  ayin   s.    nicht   Zugehöriges.    —    p.  adlnna    „nicht   gegeben";    z.  B.    admnädätm 

=  sgh.  ayinädana  Nbldg. 

67.  ayu  adj.  vergangen,  verflossen.  —  skr.  p.  atlta  Jay.,  pkr.  ata. 

68.  ayuru   s.    Aehnlichkeit,    Art    und  Weise.     Comp,    -yura,    -yuru   s.    bes.    —    skr. 

p.  älcära  M.3  144,  pkr.  äära. 

69.  ara  pron.  jener.     A.  G.   164.  —  Ich  stelle  d.  W.  zu  St.  ära,   der  in  skr.  ärät,  an. 

p.  ärä  „ferne"   vorliegt. 

70.  arah  s.  Schutz,  Hut.    Inschriftl.  121   A,  32.    ardkgannavä  „beschützen;   bewohnen". 

—  äraksä  M.1  26,  p.  pkr.  ärakkhä. 

71.  araha,  üramba  postp.  beginnend  mit.  .,  sich  beziehend  auf.  .   —  skr.  ärabhya 

M.a  25,  p.  pkr.  timbUia.     Vgl.  auch  sgh.  aramha   „Anfang"  =  skr.  p.  äranibha. 

72.  arama  s.  Park,  Kloster.  —  skr.  p.  pkr.  äräma  Jay. 

73.  anonuva  s.  Gedanke,  Idee.  —  p.  ärammima  M.3  145  =  skr.  älambana. 

74.  ariqava,  har°  v.  prt.  ß)ärüvä  (Nbldg.),    pprs.  (h)aran,    pprt.  (h)a!a  wegnehmen, 

bei  Seite  lassen;  fortschicken,  entlassen;  erlauben;  (ein  Thor)  öffnen. 
nrrnavä  prt.  ürunti  „bei  Seite  gelassen  werden".  Absol.  (h)üra  oder  (h)ära-t  bed. 
„ausserdem,  überdies".  —  skr.  Yhr  haraü,  hrta  Ch.  147,  K.;  p.  haraü  hat«: 
pkr.  harai,  haa. 

75.  ariyana  s.   das  Bitten,   Anflehen.   —   skr.  p.  änal/aina  Jay.,  pkr.  ärähana.     Sgh. 

vgl.  ärayum,  äriyum,  ärwum. 


183 

7G.    ala  s.  Haus;  Verlangen,  Wunsch.  —  skr.  p.  älaya,  pkr.  älaa. 

77.  ^?o«  s.  Pfosten  (zum  Anbinden  der  Elefanten).   —  skr.  p.  cdäna,  pkr.  ülüit«. 

78.  alap  s.  Wort,    Rede,   Anrede.   —   skr.   p.   äläpa,    pkr.   äläva.     Setzt   eine  Grundf. 

*älappa  voraus.     Sgh.  auch  ülavum  „Anrede,  Aufforderung,  Einladung". 

79.  alaya  s.  Yam-Wurzel.  —  skr.  ähdca,  pkr.  alua;  ö.  hi.  älU  (H.  42). 

80.  alt  s.  Scorpion.  —  skr.  p.  äli. 

81.  diu,  eliya  s.  Tagesanbruch,  Helle,  Licht.  —  skr.  p.  älolca  Ch.  144,  K.  429. 

82.  alut   adj.    neu,    frisch.    —    Die   Gleichstellung    mit   anukta   M.3  145    halte    ich    für 

unrichtig.  Vielmehr  ist  als  Grdbed.  „unversehrt,  integer"  anzunehmen;  daher  alut- 
karanavä  „ausbessern,  wieder  herstellen",     a  priv.  -\-  lut  =  skr.  lupta,  p.  lutta. 

83.  alcv  s.  das  Einreiben,  Färben.  —  skr.  älepa  Jay.,  pkr.  äleva. 

84.  alla  s.  Handfläche.  —  Durch  Assim.   aus  atla  (=  at-tala)  entstanden,     skr.  hasta- 

-f-  to?a,  mald.  aitala,  väddä  alla. 

85.  allanavä  v.  prt.  öZZwrä  fassen,  ergreifen,  festhalten.  —  Ich  erkläre  d.  V.  durch 

Assim.  aus  at-lanavä  „Hand  anlegen". 
8b\    avata  adv.  rings,  rund  herum.  —  skr.  ävarta  M.3  145,  p.  ävatta. 

87.  avadan  s.  Gedanke,  Ueberlegung.  —  p.  ävajjana. 

88.  avan   s.    1.  Markt.      Auch   avunu,    z.  B.    inschriftl.  148  A,    20,    und    üvini.    —   skr. 

p.  äpana  M.a  28,  pkr.  ävana. 2.  das  Trinken,    avansala  „Trinkhaus,  Kneipe". 

—  skr.  p.  äpäna.  —  —  3.  Gefahr,  Unglück.  —  skr.  p.  äpanna  (zur  Bed.  vgl. 
äj)ad),  pkr.  ävanna.  Sgh.  avansat  „schwangere  Frau"  aus  p.  äpannasattä  (s.  Cl.) 
wtl.   „eine  Frau  in  (besonderen)  Umständen". 

89.  avanavä,    hav°    v.    prt.    (h)üvuvä    fluchen,    verfluchen.      Nom.    verb.    (h)ävlma; 

säv  „Fluch"  (bei  Jay.)  —  skr.  Vsap  sapati  R.  249,  säpa;  p.  sapati,  säpa; 
pkr.  sätv. 

90.  avara  adj.  hinten  befindlich,  westlich.  —  skr.  p.  apara  Jay.,  pkr.  avara. 

91.  avala,   avul   adj.   voll,    angefüllt;    in   Verwirrung.      Dazu    niramd    „ungetrübt" 

(nicht  verwirrt).  —  skr.  p.  äkida  Jay.,  pkr.  äula. 

92.  avas,  avä  s.  Haus,  Wohnung.  —  skr.  p.  pkr.  äväsa  Jay. 

93.  avahas  s.  das  Verlachen.  —  skr.  apaliasa.     Genau  entspricht  den  Lautgesetzen  vahas 

„das  Lachen;  Verlachen,  Verhöhnung",  wo  vielleicht  apaliasa  und  vihäsa  zusammen- 
geflossen sind. 

!'f.    avä   s.    1.  Hölle.  —  skr.  p.  apäya  M.3  145,   pkr.  avaa. 2.  Hochzeit,   Ver- 
heiratung. —  skr.  p.  äväha  Jay. 

95.  avi,  aviya  s.  Waffe.  —  skr.  äyudha  Jay.,  p.  äyudha,  äv°,  pkr.  äuha. 

96.  avuranavä    v.    prt.    avumvä   einschliessen,    bedecken,    äviriü    „Mauer".    —    skr. 

yvr  -\-  ä  Jay.,  p.  avunäti,  ävarana. 

97.  avurudda,    hav°   s.  pl.    -du   Jahr.    —   skr.  samvatsara  P.  G.  35,    K.  433,    p.    pkr. 

samvacchara.    Metathese. 

98.  avuva,  avva  s.  Sonnenschein,  Sonnenhitze.   —  skr.  ätapa  K.  429,  p.  ätäpa. 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  24 


184 

99.    as  s.    1.  Pferd,    aslian  N.  einer  Pflanze,   wtl.   „Pferdeohr'' ;   assal  „Pferdestall*   (vgl. 
2.  lial).  —  skr.  asva  A.  22,  Ch.  144  (sgh.  VSpr.  asvayä),  p.  assa,  pkr.  assa,  äsa. 

—  —  2.  Schulter,  Seite,  ekas  „auf  einer  Seite,  über  eine  Schulter".  —  skr. 
p.  pkr.  amsa.  —  —  3.  Seite,  Ecke.  —  skr.  asra,  p.  pkr.  assa.  —  —  4.  Teil, 
Hälfte;  Halbmond.  —  skr.  ainsa  Jay.,  p.  pkr.  amsa.  —  —  5.  Bär.  —  skr. 
rksa  Ch.  144,  K.  (vgl.  auch  sgh.  ralahä  s.  bes.),  p.  accha,  pkr.  riechet  und  r'ikhhu; 
hi.  rieh,  m.  vis. 

100.  as,   sas,   has   s.  Getreide,   Ernte,    asvan    „bepflanzt,    angebaut*   (Ss.  37  Attr.    zu 

Jceta);  haskara  „Ackersmann".  —  skr.  sasi/a  M.3  211,  p.  pkr.  sassa. 

101.  asan   adj.    nahe,    asal    „Nähe"    (mit   Wechsel    von    n    und    l).    —    skr.    p.    äsanna 

M.3   145. 

102.  asara  s.  1.  Pfad,  Weg.   —  skr.  p.  pkr.  sameara.  —  —  2.  ein  göttliches  Weib. 

—  skr.  a2)saras,  p.  pkr.  accharä;  hi.  acchar. 

103.  asal  s.  1.  Nähe,  s.  asan.   —   —  2.  Berg;  Baum.  —  skr.  p.  acala,  pkr.  aala. 

104.  äsi  s.  Strahl,  Lichtglanz.  —  skr.  arci,  arcis,  p.  pkr.  acci.     Ueber  asi  „Schwert" 

s.  unter  sipat. 

105.  asi,  fl.se  s.  Freundin,  Geliebte.  —  skr.  areitü  „die  Verehrte",  p.  accitä. 

106.  asiri   s.    Erstaunen,    Ueberrasch  ung,    Wunder.    —    skr.    äscartja   M.3  145, 

p.  acchariya  und  acchera,  pkr.  accheraa,  accharijja. 

107.  asun,  sasun,   hasun  s.  Meldung,   Botschaft,    asun-häri   „Bote".  —  skr.  säsaun 

M.3  206,  p.  säsana,  pkr.  säsana. 
asura,  ah°  s.  Handvoll  s.  unter  ahuranavä. 

108.  asttru  s.  Reiter.  —  skr.  asvavära,  pkr.  äsavära. 
asuritvanavci  v.  zusammenbringen  s.  unter  ahuranavä. 

109.  asna,  asuna  s.  Sitz.  —  skr.  p.  äsana  M.3  146,   pkr.  ü.srmfl. 

110.  ahanavä,   as°   v.  prt.   ähuvä,    «s°    hören,    horchen   auf..,    fragen.    —   Zu   skr. 

Ysru  -\-  fl?    Schwer  zu  erklären,    p.  vgl.  äsunäti,  -oft. 

111.  altara  s.  Speise.  —  skr.  p.  pkr.  ähära  Jay. 

112.  ahasa,  äsa  s.  Himmel.  —  skr.  üküsa  M.3  146,  K.  419,  p.  akäsa,  pkr.  ääsa. 

113.  ahivisa,  as°,  ästväs  s.  Schlange.  —  skr.  üslvisa  Jay.,   p.  äslvisa. 

114.  ahuranavä  v.  prt.  ähuruvä  zusammenstellen,  zusammenbringen;    dav.  a)  an- 

ordnen, b)  schliessen,  zuschliessen.  asurtivanavä  prt.  äsirewä  zusammen- 
kommen lassen,  vereinigen,  verbinden,  schliessen.  —  skr.  Ycar  +  sam,  p.  sancarati. 
Ich  möchte  aber  ahuranavä  wegen  seiner  trans.  Bed.  auf  ein  *sahcäreti,  asttra- 
vanetvä  auf  ein  *setncaräpeti  zurückführen.  Vgl.  dazu  häsirenavü  (s.  bes.)  in  intrans. 
Bed.  „sich  ergehen".  —  Etymol.  verwandt  ist  asura,  a/tura  „Faust,  Handvoll" 
(eigtl.  das  Sichschliessen  der  Hand)  =  skr.  sameara  (dag.  sameära  =  sgh.  asara). 
Im  P.  wird  sancarati  von  der  sich  sehliessenden  Vogelfalle  gebraucht.  Es  scheint 
jedoch,  als  ob  mit  dem  Deriv.  von  sameara  das  von  p.  accharä  „Augenblick" 
(s.  Childers  u.  d.  W.)  zusammengeflossen  wäre;  vgl.  sgh.  ahurusäne  „Moment  (Cl.  so 
short  a  time  as  the  snap  of  the  fingers)". 


185 

115.  ä    1.   s.  Leben,   Lebenszeit    Ss.   102.    digä   Ss.  90    „langes  Leben".    —   skr.  äyus 

(dJrghäyus),  p.  äyu  (dighäyu-ka),  pkr.  äu  (dJghäu). 2.  gekommen,  gegen- 
wärtig s.  unter  enavä. 

116.  ära  s.  Mine,  Edelsteingrube.  —  skr.  p.  äkara,  pkr.  ägara. 
äsa  s.  Himmel  s.  unter  ahasa. 

J  J 

117.  ik   s.    1.  Zuckerrohr   s.    unter   uk.  —  2.  Blick,    Anblick.  —  skr.  lksä;    p.    v»l. 

ikkhaü,  ikkhana,  pkr.  vgl.  padikkhai. 

118.  ililiya   s.    Topf,   Gefäss,    Kochgeschirr.  —   p.  ukkhali  „Topf  zum   Kochen   von 

Reis";  ?pkr.  okkhala  (Hern.  2.  90). 

119.  ilmana   s.   Schnelligkeit,   Eile,    ihnan-lcaranavä    „eilen",    ihnenavä   prt.    ihnunä 

„vergehen,  verschwinden".    ?ÄV(£  „vergangen,  dahingegangen,  verstorben",  inschriftl. 
121  A.,  19.    —   skr.   ykram  -j-  ati   M.1  27;   p.  atikkamati,   aükkamana;   pkr.  a£7c- 
Irtmmai.    ikut  =  skr.  aükrünta,  p.  aükkanta,  pkr.  aikkanta.    Vgl.  auch  akman. 
igantma  s.  das  Lernen  s.  unter  ugannavä. 

120.  n<//£   s-    Zeichen,    Gebärde,    uuji-karanavä    „Zeichen    machen".    —    skr.    ihgita; 

p.  vgl.  me?a,  pkr.  i/^r/ia.     Jay.  hat  auch  hingi  (unorgan.  h). 

121.  ihguru  s.  Ingwer.  —  skr.  srngavera  M.3  146,  p.  sihgivera. 

122.  ingul  s.  Mennig,  Zinnober.  —  skr.  IdhguJa,  p.  hinguli,  -gulaka. 

123.  itanavä    v.    fortbestehen;    sich    entschliessen,    beschliessen.    —    skr.  ]/W/m 

-f-  «f?/^',  p.  adlüttjiahati,  adläüliäti,  pkr.   pgl.  aJtitthia.     Jay.  hat  ifcm  =  adhisthäna. 

124.  i/i  s.  Wachs,  Wachskerze.  —  An   skr.  siliha,   p.  sittha  kann   wegen   des  £  nicht 

gedacht  werden.    Vielmehr  kommt  d.  W.  von  skr.  sista  in  madhusista.    Vgl.  M.3  146, 
BR.  u.  d.  W. 

125.  itu  adj.  erwünscht,  begehrt.  —  skr.  ista  Jay.,  p.  pkr.  ittha. 

126.  inimag a,   hin0  s.   pl.  (h)iniman    „Leiter".   —  Von    ini  =  skr.  sretß,   p.  pkr.   sent 

+  »<fl^<  „Weg".     Vgl.  nisini. 
itiri  adj.   übrig  bleibend.     Unrichtig  M.3  146.     S.  vielmehr  unter  uturanavä. 

127.  idi  s.  Werk,  Vollendung  in  idikaranavä  „formen,    bauen,    herstellen".  —  skr.  p. 

pkr.  siddhi. 

128.  idikatuvä,  hi°  s.  Nadel.  —  Von  idi,   entweder  =  skr.   ehidra  Cl.,   p.  pkr.  chiddti, 

oder  =  skr.  p.  süci  R.  16,  pkr.  sul  -\-  katuva,  also   „Lochdorn"   oder  „Nadeldorn". 
Vgl.  aber  liindu. 

129.  idimenavä    v.    prt.    idimunä    anschwellen.    —    skr.    ydhmä  -\-  ud,    Ch.    146, 

p.  uddhumäyati,  pkr.  uddhumäi  (Hern.  4.  8). 

130.  idenavä   v.  reifen.   —  skr.  Vrdh  rdhyate   „gedeiht"   Ch.   146,    p.  vjjhati,   oder   viel- 

leicht besser  zu  skr.  Ysidh  sidhyati,  p.  sijjhati,  pkr.  sijjhai;  urspr.   „fertig  werden". 

131.  idolu  s.  Schaukel  (bei  Jay.).  —  skr.  lündolu. 

132.  iitäniavä,   hiud0  v.  prt.    unna  sitzen.    Imn,   sun    „sitzend".    Caus.  (hjihdfuvanavä, 

prt.  (h)indewä  „setzen.  —  Bkr.Ysad  s&äaü  A.  27,  p.  sldati,  pkr.  slai;  skr.  p.  pkr.  sanna. 

24* 


186 

133.  in  du,    in  du  ru  =  skr.    indra,    p.    pkr.    inda ,    z.    B.    indugov    N.    eines   Insekts  = 

skr.  indragopaka;  ihdurudäli  „  Gaukler"  =  skr.  indra jäliha,  p.  indaj0,  pkr.  indaäll. 
Sgh.  auch  iduru  =  Indra  (in  der  Bed.   „Sinn"  =  skr.  indriya). 

134.  induvara  s.  blaue  Lotosblume.  —  skr.  p.  indivara  Jay.,  Cl. 

135.  ijnllenavä  v.  prt.  i/iillunä   in    die  Höhe  steigen  (von  kochendem  Wasser);   eitel, 

stolz  werden.  —  Intr.  zu  upulvanavä;  skr.  Vplu  -\-  ud  M.3  147;  p.  vgl.  pilara 
=  skr.  plava,  pihwati  neben  plavaü.  Weiterhin  leitet  sich  davon  m.  E.  sgh.  ilpenavä, 
prt.  ilpunä  „fliessen,  steigen,  stolz  werden"   ab;  Synkope  des  i  und  Metathese. 

136.  inibinavä,   simb0  v.  prt.  (s)imbä  riechen.    —   skr.    \  cumb  cumbati  A.  6,    K.  415, 

M.3  147;  p.  cumbati,  pkr.  cumhai. 

137.  imbul  s.  Wollbaum  (Bombax  heptaphyllum  Roxburghii).  —  skr.  salmalt  M.3  147, 

p.  simball,  -la,  pkr.  simbali;  hi.  semar,  -dl,  m.  semvri  (Gr.  43.  403). 

138.  ima,  hima,  sim  s.  Rand,  Grenze.  —  skr.  p.  pkr.  slmä  M.3  147. 

139.  iya,   hiya,    1,    Iya   s.  Pfeil,     hiyavura,   iyora    „ Köcher"    wtl.   Pfeilhülse.    Itana  N. 

einer  best.  Grasart  wtl.  Pfeilgras.  —  skr.  sita  , scharf,  gespitzt"  (sita  im  Skdr. 
=  „Pfeil")  M.3  147. 

140.  ira,    Jiira    s.    pl.    (h)iri   Linie,    Reihe,    Strich.    —    skr.    clra    „Streifen,    Strich" 

(BR.  Bed.  4),  p.  clra  „Fiber,  Faser". 

141.  iru,  Jiirit  s.  Sonne.  —  skr.  sürya  K.  428,  M.2  30,  p.  suriya,  pkr.  sujja  (Hem.  2.  64) 

und  süria  (Hem.  2.   107). 

142.  ivata   adv.   ferne,   abseits,    ivat-haranavä    „bei   Seite   setzen".   —   skr.  Yvrt  +  r"t'. 

vgl.  ativrüa  „weit  entfernt",   p.  aüvattaü,  *atwutta. 

143.  il  adj.   kalt  in  il-masa    „November"  =  kalter  Monat,     hlla   (sisila,  sihüa)    „ Kälte", 

hol  dass.,  cd  „kalt".  —  skr.  sisira  P.  Goldschmidt  in  Trübner's  Record  X.  22, 
M.3  147,  K.  411,  p.  pkr.  sisira. 

144.  ivasanavä   v.    prt.    ivasuvä   ertragen,   erdulden.    —    skr.  Yras  -\-  adlii   Ch.   146. 

p.  adJdväseti. 
isä  s.  1.  Bär  s.  as  5.   —   2.  Kopf  s.  iha. 

145.  isi,   isu,  isä  s.   1.  Neid,  Missgunst.  —  skr.  trsyä  Jay.,   p.  issä,   pkr.  tsä.  —  — 

2.  Wunsch,  Wille.  —  skr.  p.  pkr.  icchä  Jay. 

146.  isura   s.   Ruhm,   Ehre,   Reichtum,   Macht,    isuru    „Gebieter,   Herr"    Ss.   103.  — 

skr.  Istara,   aisvarya  A.  LIII;   p.  issara,   issariya  und  issera;   pkr.  tsara  und  iss*. 

147.  isba  s.  ein  best.  Längenmass  =  140  Ellen.  —  p.  usablia  M.3  147. 

148.  issä  s.  pl.  isi  kl.  Krabbe,  Garnele.  —  skr.  ihcälca. 

149.  iha,   isa,   Ms,   sis  s.  Kopf,    Haupt.   —  skr.  slrsa    A.  21,   p.  slsa,    pkr.  sissa  und 

sisa,  väddä  iya;  hi.  sls,  m.  slms,  sis  u.  s.  w.  B.  1.  354.  Dazu  wohl  ihata  adv. 
„oben  befindlich,  vorhergehend"  aus  iha  -\-  ata  =  anta  „Ende".  S.  unter  udu. 
Vgl.  auch  sgh.  ihala   „oberhalb"   (Ggs.  pahala). 

150.  ihi  postp.  mit,  in  Begleitung  von  .  .  siyan-ihi  Ss.  1.  —  skr.  p.  sahita,  pkr.  sahia. 

151.  ihinavä,  is°  v.  prt.  issä  ausgiessen,    ausschütten,    pass.  ihenavä,  is°;    dav.   leite 

ich  dilisenavä  (s.  unter  dida)  „leuchten"  ab,  wtl.  es  ergiesst  sich  Licht.  — 
skr.  Ysic  sihcati  Ch.  147,  p.  sincati,  pkr.  sihcai. 


187 

152.  iJtircnavä,  is°  v.  prt.  ihirunä,  is°  (zufällig)  verschüttet,  ausgegossen  werden. 

Unrichtig  M.3  147.  Das  V.  geht  zurück  auf  skr.  Vsr  -f-  ud,  caus.  utsärayatt,  p.  vgl. 
ussärana,  pkr.  ussärcL     Hieraus  zunächst  >::ulmravavä  (tr.),  dav.  Intr.  iki/renavä. 

153.  Hill ,  lihil,  lll  adj.  lose,  locker,  dünn.  —  skr.  sltltila  R.  250,  p.  sitktöa,  pkr.  sidhila 

Hern.   1.  215;    hi.  ni.  dhll  u.  s.  w. 

1,  %ya  s    Pfeil  u.  s.  w.  s.  unter  iya. 

154.  lye  adv.  gestern.  —  skr.  hyas  Ch.  140,  p.  lüyo,  hiyyo. 
tri  s.  weibliches  Schwein  s.  unter  ürä. 

U  Ü 

155.  uk,   iL-,   ugu,   ingu  s.  Zuckerrohr,    uh-puni  „Saft  des  Zuckerrohres".  —  skr.  iksu 

M.3  147,  p.  pkr.  ucchu  (Jaina-Pkr.  auch  ilcklm)-,  hi.  ükh,  Uch,  m.  üs  u.  s.  w. 

156.  ulcata   s.    1.    Missmut,    Unzufriedenheit,   Unwille,    ukatall  s.   dass.   (Bldg.    wie 

pkr.  isäluya).  —  skr.  utkanthä,  utkantliati,  p.  ul-hivthaü,  pkr.  uJckanthä.  —  — 
2.  Erhöhung,  Höhe.  —  skr.  utkrsta,  p.  ukhxttha. 

157.  ukanavä  v.   1.  ausschaufeln,  ausschöpfen;  2.  aufheben,  in  die  Höhe  heben. 

—  Das  V.  bietet  Schwierigkeiten.  Von  ylchan  -\-  ud  kann  es  nicht  unmittelbar 
abgeleitet  werden,  da  dies  ;!:uJcaninavä  ergäbe;  eher  von  ylhä  -\-  ud.  In  der  Bed.  2 
scheint  das  V.  für  *uJcahanavä  (bei  Jay.  das  Absol.  uJcahä)  zu  stehen.  Dies  wiese 
auf  skr.  Vl'rs  +  ud  hin  und  Hesse  im  P.  eine  Nebenf.  *ukhamsati  (zu  belegen  ist 
wenigstens  das  Caus.)  neben  Jcaddhaü  voraussetzen. 

158.  ukasa,   -aha   s.  Pfand.     Inschrift!.   121    A.  46,   B.  57  uhis-tibanavä  „verpfänden". 

—  Wird  M.3  147  zu  skr.  utkarsa  =  p.  ulikamsa  gestellt;  doch  vermag  ich  die 
Bedeutungen  nicht  zu  vereinigen. 

159.  ukunä  s.  Laus,   f.  ikinl.  —  Die   allgemein  (Ch.  143,  K.  426,  M.3  147)   aeeeptierte 

Ableitung  von  skr.  yuka,  p.  uka,  üM  ist  unhaltbar.  Sie  vermag  die  Herkunft 
des  n  nicht  zu  erklären.  Vielmehr  geht  das  Wort  auf  skr.  utluna  „Wanze"  oder 
„Haarlaus"  zurück.  S.  BR.  u.  d.  W.  Es  wird  wieder  die  Existenz  eines  bisher 
nur  bei  den  Lexicographen  belegten  Wortes  bestätigt!     Maid,  iikunu. 

160.  ulula  s.  Hüfte,   pulul-ukulu  .  .  .  purangana  Ss.  12.  — skr.  utJcata,  s.  GurupiijäkaumudT 

S.  105,  p.  ulchifika  (Childers:  sitting  on  the  hams)  M.3  147. 

161.  uhussä  s.   eine  Raubvogelart,  Geier,  Habicht.    KJ.  550.  —  skr.  utkrösa  K.  425, 

M.3  147,  p.  ükhtsa. 

162.  ugannarä  v.  prt.  ugattü  lernen,    iganlma  s.  verb.   „das  Lernen";  pprt.  ugat  „einer, 

der  gelernt  hat",  ugatä  „der  Gelehrte".  —  skr.  Ygfh  +  ud  (Ch.  146),  udgrahaya, 
p.  uggahana,  ugganhäü. 

163.  ugura  s.  Kehle,    ugunt-etaya  „Adamsapfel",  wtl.  Kehlbein;  uguru-danda  „Luftröhre", 

wtl.  Kehlstock.  —  Nach  K.  427  auf  skr.  Ygr  mit  am  „verschlingen"  zurück- 
zuführen.    Vgl.  sgh.  gvri  u.  d.  W. 

164.  ugula    s.   Falle,    Schlinge.  —  Verw.    mit  dem   folg.     Vgl.    skr.  ud-ghat  „öffnen", 

udghätahz   „Schlüssel".     Die  Falle  ist  also  das,  was  sich  öffnet  und  schliesst. 


188 

165.  ugulanavä    v.    prfc.    igillavä   ruifc   den  Wurzeln    ausreissen,    ausrotten.   —  skr. 

Yghat  -f  ud,  udgMtayaü,  p.  ugghäteü,  pkr.  ugghädei.  Die  Bedeutungsvermittelung 
gibt  das  Intr.  igilenavä,  prt.  igulunä  an  die  Hand,  wo  bei  Clough  nocli  die  Uebers. 
„sich  abschälen,  sich  ablösen  (wie  Rinde  vom  Baum)"  mitgeteilt  ist.  Grdbed. 
also   „loslösen". 

166.  udanu   adj.    hochbeinig,   langbeinig   (bei  Jay.).  —    Aus   ud(u)danu,   s.    d.    folg. 

und  dana  =  skr.  Ttrdhvajänu. 

167.  udu  adj.   hoch,    uda,   udin  adv.   prp.    „oben,    oberhalb,   über";    uclat   s.    „das  obere 

Ende",  adv.  „oben".  —  skr.  ürdhva,  -am  A  L1V,  22,  Ch,  p.  uddha,  nbbha,  -am; 
pkr.  uddha  neben  uddha,   ubbha  (Hern.  2,  59);    m.  ubhä  (Pischel,  Hern.  II,  S.  66). 

168.  nnu   adj.    heiss.    una   s.    „Fieber".    —    skr.    usna    K.  414,    p.    pkr.    unha;    in.    ün, 

g.  unhum.     Auch  /mm«  mit  unorgan.  Ä. 

169.  utuni   adj.   hervorragend,   ausgezeichnet,    uiumä  s.    „hervorragende  Person".  — 

skr.  p.  pkr.  uttuma  M.3  147. 

170.  utura  navä  v.   prt.   ?«^Zä   und   itiruvä  überfliessen,   übersprudeln,   ausströmen. 

iürenavä  prt.  itirunä  dass.,  dazu  iföro  „Ueberrest,  übrig  bleibend"  eigtl.  Ueberfluss, 
Ueberschuss.  —  skr.  \/tr  -f-  ud,  idtarati,  p.  uttaraä,  pkr.  uttarai.  Vgl.  skr.  uttarhi 
=  p.  itttari,  p.  adv.  idtarim. 

171.  utuni  adj.  nördlich.  —  skr.  p.  pkr.  idtara  M.3  148. 

172.  udalu,   udälla   s.   eine  Art  Haue.  —  skr.    p.  Icuddtda  R.  247;    si.  Jcödari  u.  s.  w. 

173.  «f?M  adj.  gerade,  aufrecht.  —  skr.  rju  A.  5,  p.  uju,  ujju,  pkr.  ?y)'wa. 

174.  ii du  na  s.  Ofen.  —  skr.  uddhmäna,  uddhäna;  p.  uddhana. 

175.  ud nranavä  v.  prt.  idiruvä  ausreissen,  ausrotten.  —  skr.  y  dhr  -f-  ?(f?,  uddltaraü, 

p.  uddharati. 

176.  ?td«Z   adj.    scheinend,    glänzend,    leuchtend;    schön,    gut,    trefflich.    —    skr. 

ujjvala,  p.  ujjala. 

177.  udesanavä   v.    aussprechen,    sagen,   erklären.  —  skr.  ]/(7«  -\-  ud;    p.  uddisaü, 

pkr.  uddisai.  Das  V.  geht  entweder  auf  den  Caus.  St.  zurück  oder  ist  Denom.  von 
uddesa.    Vgl.  sgh.  udesä  „wegen,  für,  um  .  .  .  willen"  mit  p.  pkr.  uddissa  Ch.  140. 

178.  uhduru  s.   Ratte.  —  skr.  p.  undura. 

179.  unu  s.  Mangel,     unu-nova  „ohne  Fehl,    ohne  Mangel"   Ss.   19;    unambara  s.   „nackt 

einhergehender  Asket"  (von  una  -\-  ambara  „Kleid").  —  skr.  p.  Tina  M.x  26,  mald. 
ona-  in  onaiihi  19  (=  skr.  ünavimkdi),   onatiris  29  u.  s.  w. 

180.  upadinavä  v.  prt.  upannä,  ipadunä  geboren  werden,  hervorgebracht  werden, 

entstehen.  —  Intr.  ipadenavä  dass.;  Caus.  upadavanavä,  prt.  ipädduvä  „hervor- 
bringen, verursachen".  —  upan  adj.  „geboren";  upata  s.  „Geburt,  Ursprung".  — 
skr.  ypad  -\-  ud,  utpadyate  A.  29,  Ch.  146,  tttpanna,  utpattl;  p.  uppajjaü,  uppanna, 
uppatti;  pkr.  uppajjai,  uppanna. 

181.  upuranavä  v.  ausreissen,  ausrotten,  mit  den  Wurzeln  entfernen.  —  Zu  dem 

gleichen  Verb,  gehört  als  Causativbildung  upulvanavä  „emporheben,  in  die  Höhe 
heben".  —  skr.  Vpat  -\-  ud-,  utpidayaü  M.3  148;  p.  uppühü ,  uppütan<di«.  Die 
Nebenf.  uputanam  KJ.  550  u.  a.  muss  auf  ein  *uppatt°  zurückgehen. 


189 

182.  upula,   ipula   s.   blaue   Lotosblume.    —   skr.   utyala,    p.   pkr.    uppida.     E.  Kuhn 

stellt  zu  skr.  utpala  das  sgh.  iprikt   „Schoss,  Trieb". 

183.  uniba  pron.   2.   pers.   pl.   ihr.   —   Geht   auf  skr.  yusma-   zurück.     Neben   p.   tumht 

dürfte  eine  Form  *yumhe  bestanden  haben  und  neben  dieser  (wie  im  pkr.  tubbhe 
neben  tumhe)  ein  *yumbhe  und  ein  *yubbhe  entstanden  sein.  Auf  erstere  Form 
geht  umba  zurück,  während  ich  von  der  letzteren  sgh.  oba  ableite.  Der  Bedeutuno- 
nach  werden  die  Doppelformen  in  der  Weise  differenziert,  das  umba  mehr  in 
familiärem,  oba  in  respektvollem  Sinne  gebraucht  wird. 

184.  umanlcaninavä,  umank.0  v.  (in  ein  Haus  vermittels  eines  in  die  Mauer  o-emachten 

Loches)  einbrechen.  —  Steht  für  umag-kanmavä  „graben";  umag  =  skr.  unmärga, 
p.  pkr.  ummagga. 

185.  umatu  adj.  rasend,  toll.   —  skr.  unmatta.  p.  pkr.  ummatta. 

186.  umä  s.  Woge,  Welle.  —  skr.  mini,  p.  ümi. 

187.  umuva  adj.  den  Blick  richtend  auf  .  .  .,  wartend,  erwartend.  —  skr.  unmukJia 

Jay.,  p.  uvnmukha.     Fehlt  bei  Cl. 

188.  uyana  s.  pl.  mjan  Garten,  Park.  —  skr.  udyäna  Jay.,  p.  uyyüna,  pkr.  ujjana. 

189.  uyana  vä  v.  prt.  vom  kochen  (der  Umgangssprache  angehörig),    uyana-ge  s.  „Küche". 

—  skr.  sudatc,  süda   „Koch",  süäana,  p.  suda,  sudana,  pkr.  süa. 

190.  uradä  s.  leibhaftiger  Sohn.  —  skr.  aurasa  -J-  jäta,  p.  orasa. 

191.  urä  s.  Schlange.  —  skr.  p.  uraga. 

192.  urirn,  hur0  s.  Blut.  —   Durch  Umstellung  aus  *ruläru  zu  erklären  =  skr.  rudhira 

(M.3  148),  p.  rudhira,  pkr.  ruhira.     Jay.  führt  auch  sgh.  rihiri  auf. 

193.  uru,  ora  s.  Schenkel.  —  skr.  p.  pkr.  üru.  —  Sgh.  Um,  ora  „Brust"  =  skr.  uras. 

194.  ula,  Inda,  sul  s.  pl.  ul  spitzer  Stock,  Pfahl,    ida-tiyanavä  v.  „pfählen",    ulhxtuvä 

„Schreibgriffel,  Stylus"   (s.  Jcatuvä).  —  skr.  slda,  p.  sola,  pkr.  sülä.    Vgl.  M.3  209. 

195.  ulara,  ol°  adj.  gross,  hoch,  erhaben.  —  skr.   udära  M.3  148,  p.  ulära. 

196.  ulela  s.   Woge,  Welle.  —  skr.  p.  uUöla. 

197.  ulängi  s.  Hirsch,  Gazelle  (Jay.  =  muvä).  —  Ich  stelle  d.  W.  zu  skr.  Ylahyh  -f-  ud, 

p.  ullafigMü. 

198.  uva   Praef.  =  skr.  p.   upa,    pkr.   uva.     urasara    „Hilfe,   Beistand"  =  skr.   p.   upacära, 

pkr.  uvaära;  uvatän  „Erwartung"  =  skr.  wpasthäna  Jay.,  p.  upatthäna;  uvama 
„Vergleichung,  Gleichnis*  =  skr.  p.  upamä,  pkr.  uvamä  M.3  148;  uvatamba  „Unter- 
stützung" =  skr.  upastamMa,  p.  upcrfthambha;  uvurana  „Mittel,  Vorräte,  Proviant" 
=  skr.  p.  upakarana  Jay. 

199.  uvasu    s.    Laienbruder,    Laienpriester,    f.    uväsi    „Laienschwester".    —    skr.    p. 

upäsaka  M.3  148,  upäsikä,  pkr.  uväsaa,  uväsiä. 

200.  us,   usa,   nlia  adj.  hoch,    erhaben,    usasun  s.   „Hochsitz,  Thron",    usa  s.   „Höhe". 

uhü-gahanavä  v.  „in  die  Höhe  heben".  —  skr.  ucca  M.3  148,  uccä,  uceäis,  p.  ucca, 
-am,  pkr.  uccä;  hi.  ümcä,  m.  umc  u.  s.  w.  (B.  2.  13;  Gr.  49.  411). 

201.  usaba  s.  Ochse,  Stier,    läfa-usab  inschr.  als  Titel  121  A.  1,   122.  2.  —  skr.  rsablm 

P.  G.  37,  p.  pkr.  usäbha. 


190 

202.  usä  s.  Anstrengung,  Uebung.  —  skr.  utsäha  Jay.,  p.  ussäha. 

203.  usun  adj.  ausgerottet,  vernichtet.  —  skr.  p.  pkr.  ucchinna  Jay. 

204.  usulanavä  v.   prt.   isuluvä  tragen,    unterhalten,    ertragen.  —  skr.  Ycal  -\-  ud\ 

caus.  p.  uccaleti. 

205.  usuvanavä,  osav0  v.  prt.  esewä  in  die  Höhe  heben,  emporheben.  —  Entspricht 

dem  p.  ussäpeti  Ch.  152  =  skr.  ucclirapayati,  caus.  zu  ysri  -J-  ud. 

206.  ulu  s.  Stern.  —  skr.  udu  M.3  148,  p.  ulu,  pkr.  udu. 
ii  Pronominalst,  s.  unter  ö. 

207.  ürä   s.    pl.    uro   Eber,   Wildschwein.    tri    „die   Bache".   —    skr.   sukara   Ch.   143, 

p.  sukara,  pkr.  siiara. 

E  E 

e  Pronominalst,  s.  unter  e. 

208.  eh,  eJca  nnm.  ein.    ekölaha  »elf.    Verwendet  als  unbest.  Art.    miniheJc  „ein  Mann", 

ösa&  „ein  Auge",  A.  G.  153  (in  älterer  Sprache  -ek  für  männl.,  -ak  für  weibl. 
lebende  Wesen,  -ck  für  unbelebtes).  —  In  zahlreichen  Znsammensetzungen:  ekat, 
ekas  „auf  einer  Seite"  {eka  -j-  ata,  4  -f-  as2),  dav.  ekatu-karanavä  (neben  ek-luimnavä) 
„vereinigen,  versammeln",  elcva  „vereinigt,  zusammen"  (venava).  eksat  (sat  =  skr. 
chaUra)  „Alleinherrschaft,  umfassende  Herrschaft".  —  Grdf.  *ekka  wie  im  Pkr. 
Vgl.  B.  2.  130  ff. 

209.  eta-  in  etakal  adv.  bis  dahin;   etakota    „dann,   darauf".  —  Entspricht  dem  p.  ettha 

neben  attha,  pkr.  ettha,  -am.  Vgl.  sgh.  etakin  adv.  „so  viel"  =  p.  ettakena, 
pkr.  ettia. 

210.  enavä    v.    prt.    ävä    kommen.    —    Der    Praes.    St.  =  skr.  Y'i  -\-  ä,    A.  27,    p.   eti, 

pkr.    ei;    pp.  ä  =  skr.    p.  ägata  Ch.   151.     Absol.    ätit   (älter   rtw«(Z  M.1  26)    wohl 

—  ägatya. 

211.  ensäl  s.  Coriandersamen.     Auch  e^i/M.   —  Aus  era  =  skr.  p.  elä -\- sal  „Reis". 

212.  ebenavä  v.    prt.  ebunä  einen   raschen,   verstohlenen  Blick   auf  etwas   werfen. 

—  Ich  stelle  d.  V.  zu  skr.  ybhä  -\-  ä  „aufleuchten",  p.  äbJiä.  Vgl.  sgh.  ebikan 
„raschen  Blick"  =  skr.  äbhä  -\-  iJcsaqa. 

213.  el,  sei,  liel  adj.  weiss.  —  skr.  sveta,  p.  seta,  pkr.  sea  -f-  -la. 
eliya  s.  Licht;  freier  Raum  s.  unter  alu, 

214.  eluva  s.  N.  der  altsinghalesischen  Sprache.    Auch  helu-basa.    Heia  alter  N.  der 

'  Insel  Ceylon.  —  p.  slhala  A.  XXXII,  K.  407. 

215.  eluvä  s.  Ziege,  Schaf.  —  skr.  edaka  Ch.  144,  p.  eläka,  pkr.  f.  elaä. 

216.  e    Pron.   St.    er,    f.    ü  sie,    n.  eya   es.    Fortb.    ckä,    ekl,    eka.    Cas.    obl.    eym,    äya, 

eym  u.  s.  w.  A.  G.  163,  166,  167.  In  Zusammensetzungen  wie  ekala  „damals", 
etcma  „dort",  ese  „auf  diese  Weise"  u.  v.  a.  —  skr.  p.  ay-am  u.  s.  w.,  hi.  1,  e, 
g.  e  u.  s.  w.  B.  2.  137.  A.  44  wird  ä  auf  skr.  sä  zurückgeführt.  Ich  halte  es 
jedoch  vielmehr  wie  n.  eya,  für  Nbldg.  aus  dem  Mascul.  e  ifiy-)  durch  *ayi,  *äyi. 
ö  s.  Brücke  in  edanda  s.  unter  heya. 


191 

0  Ö 

217.  olcahda   s.   grosses  Wasser,   Hochflut.    —    Aus   o  (ö)  =  skr.  p.  ogha,    pkr.  oha 

-f-  bandet  „Menge". 

218.  ota  s.  Lippe.  —  skr.  ostha  Jay.,  p.  ottha,  pkr.  ottha  und  uttha,  hi.  m.  ömth  u.  s.  w. 

(B.  2.  7). 

219.  ohinna  s.   pl.    okw«  Krone,   Turban.  —   skr.  vestana,   p.  vethana,    pkr.  vedhana 

M.3  202.    Grdf.  mit  -#Ä-.    S.  velanavä. 

220.  otuvä  s.  pl.  o^6  (wfrt)  Kamel.  —  skr.  ustra  A.  22,  p.  o$Äa. 

221.  ot,   hot   adj.    liegend,    ruhend    KJ.  331.    —   skr.   supta,    p.    pkr.   sutta;   hi.   stitü, 

g.  S2«£ö  u.  s.  w.    (Gr.  50.  29). 

222.  otap   s.    Scheu    vor   Sünde,    Scham.    —    p.   uttappa  =  skr.   *auttüpya   zu    uttäpa 

„Hitze".     M.3  149  verweist  auf  ottäpi  im  Mahäparinibbänasutta  7. 

223.  oda  s.  1.  Nektar.  —  skr.  ürj,  ürjä,  p.  ojä  (vgl.  ojavant  „süss,  wohlschmeckend"). 

2.    Stolz,    Kraft,    Stärke.     oja-bindinavä    v.     „jem.    schwächen"  =  seine   Kraft 
brechen.  —  —  skr.  ojas  M.3  149,  p.  oja. 
oba  pron.  2.  p.  pl.  ihr  s.  umba. 

224.  obina,   Jiobina  adj.   passend,   geeignet,   würdig,    obincwä,  hob0,  sob°  v.   „passen, 

sich  eignen".  —  skr.   ysubh,  sobhate,  sobhana,  p.  sobhana,  pkr.  sohana. 

225.  oya,  hoya,  soya,  so  s.  pl.  oyaval  Fluss,  Bach.  —  skr.  srotas  M.3  150,  K,  p.  sota, 

pkr.  soa.     Die  contrahierte  Form  finde  ich  in  öhanda  „Flussufer"   (aus  ö  +  Tcanda 
—  skr.  sJcandha,   Bd.  8  bei  BR)   und   in   öJcada  „Wassertümpel  nahe   dem  Meeres- 
ufer" (s.  Tcada). 
ora  s.  Schenkel;  Herz  s.  unter  uni. 

226.  oruva  s.  pl.  orn  Boot,   Canoe.  —  skr.  udupa  M.3  150,   K.  432,  p.  ulumpa,    mald. 

o<#  Chr. 

227.  olambu   adj.    hangend.  —  skr.  avalambita  Jay.,   pkr.  o-lamb-;    fehlt  bei  Ci.    Auch 

sgh.  elambenavä  „nahe  herankommen"   gehört  wohl  zu  Vlamb  -f-  «m. 
olaru  adj.  hoch  s.  unter  tdara. 

228.  ovanavä  v.  eingiessen,  füllen.  —  skr.  ]/sm,  sravati,  p.  savati.    o  Contr.  aus  sam-, 

-v-  Causativzeichen. 

229.  ovas-piyes  s.   Hofraum.    —  skr.   avakäsa   „freier  Raum",    p.   okäsa,   pkr.  avagäsa 

-\-  pradesa. 

230.  ovä  s.  Rat.  —  skr.  avaväda  M.3  150,  p.  oväda. 

231.  o f ?*  part.  ja.  —  Bei  Ch.  139  wird  das  Wort    zu  skr.  evam   gestellt,   was  mir  nicht 

glaublich   erscheint.     Vielleicht   ist  das  Wort  durch  *halm,  *havu,  *hovu  auf  skr. 
p.  sädhu,  pkr.  sähu  zurückzuführen. 
osavanavä  v.  emporheben  s.  usuvanarn. 

232.  osit  s.  Medicin.  —  skr.  ausadha  A.  6,  M.3  150,  p.  osadha,  pkr.  osah«. 

233.  ö  dem  Pron.  St.  (=  lat.  iste)  ü  er,  ö  sie,  oya  es;   Cas.  obl.  oyä  u.  s.  w.  A.  G.  163, 

166,  168.     Fortb.    ölai,    öJcl,    öka.     In    Zusammensetzungen   wie   otana    „dort".    — 
skr.  St.  ava  in  ved.  avos;  hi.  u,  ö  u.  s.  w.    B.  2.  318. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  IL  Abth.  25 


192 

Ä  1 

234.  äka  s.  Busen,  Schoss.  —  skr.  p.  pkr.  anka  M.3  150. 

235.  äkilla,   Itäli0,  seil:0  s.  Kette  (zum  Fesseln  von  Elefanten).  —  skr.  §rnkhdla,  p.  sah- 

khäla,  pkr.  sinMala;  hi.  slJcar,  in.  sämkhal  oder  säkhal  u.  s.  w.    (Gr.  50.  35). 

236.  äksun  s.   das  Fluchen,   Verdammen,   Schmähen.  —  skr.  älrokma,   p.  akkosana, 

pkr.  vgl.  akkosai. 

237.  ängilla  s.  pl.  -ili  Finger.  —  skr.  p.  angidi  M.3  150,  K.  427,  pkr.  angidi;  hi.  umgli, 

m.  anigidt  u.  s.  w. 

238.  äta    s.    Knochen,    Bein;    Kern,    Same    (einer    Frucht).    —     skr.    asthi    K.    428, 

p.  pkr.  atthi;  hi.  haddl,  liäd,  m.  häd.  B.  1.  317.  Sgh.  ätamidalu  „Mark" 
=  p.  atthiminjä. 

239.  ätä  s.   pl.  ättu  Elefant,   f.    ätini.    ät-pal  „Elefantenwärter"   u.  a.  m.  —  skr.  Msün 

Ch.  144,  p.  hatthin,  pkr.  Jtatthi:  hi.  häthl,  m.  haut  u.  s.  w.    B.  1.  313. 

240.  äti,  äta  v.   es  gibt,    es   ist.     Das  Wort,   in  dieser  Form  erstarrt,    wird  dann    auch 

adjeetivisch  gebraucht  für  vorhanden,  existierend,  genügend;  weiterhin 
besitzend  a.  E.  Comp.  z.  B.  rasa-bas-äti  „liebliche  Stimme  besitzend"  Ss.  3. 
Davon  abgeleitet  ättä  s.  pl.  ättö,  f.  ättl  „Eigentümer,  Eigentümerin".  Vgl.  ätta 
s.  „das  Sein,  Thatsache,  Wirklichkeit,  Wahrheit",  ädda  fragend  „ist?  ist  vor- 
handen? ist  genug?"  aus  üt  -\-  da;  steht  am  Ende  conditionaler  Vordersätze:  yamek 
ädda  „si  quis  est".  —  skr.  asti.  Die  Ueberleitung  zu  dem  im  Sgh.  beobachteten 
Gebrauche  in  Ableitungen,  wie  ästika  „gläubig",  astitva  „das  Sein";  p.  atthi, 
atthika,  atthitta  (dies  unmittelbar  =  sgh.  ätta);  pkr.  atthi.     Vgl.  näti. 

241.  ätul    adv.     innen,    drinnen,    innerhalb,      ätul-nuvara,     ättil-pwa     „Innenstadt, 

Citadelle".  Vgl.  atara,  -re,  -rein  „zwischen,  unter";  sowie  -tum  „bis"  (mama 
enaturu  „bis  ich  komme").  —  skr.  antar,  -rä  Ch.   140,  p.  pkr.  antarä,  -re,  -rem. 

242.  äda  adj.  gebeugt,   gekrümmt,   gebogen.  —  skr.  Vahc,  aheati,  aheita,  p.  aheati, 

pkr.  ancai. 

243.  ädili  s.  das  Händefalten.    KJ.  233.  —  skr.  p.  pkr.  anjali  M.3  150. 

244.  ädurä  s.  pl.  -rö  Lehrer.  —  skr.  äcärya  A.  LIII,  p.  äcäriya,  pkr.  äaria. 

245.  ända  s.  Bett.  —  skr.  sayyä,    p.  seyyä,  pkr.  sejjä;  hi.  sej,   m.  sej  u.  s.  w.    R.  247. 

Nicht  ohne  Bedenken. 

246.  ändi  adj.  bestrichen,   beschmiert,   bemalt,  angezogen.    KJ.  203,  368.  —  skr. 

p.  anjita.    Vgl.  anduna. 
ändiri  s.  adj.  Finsternis,  finster  s.  andura. 

247.  äna,    -ne   s.   Nagel,    Stift.  —  skr.   p.   äni.     Sollte    also    genauer    äna   geschrieben 

werden. 

248.  änavanavä  v.  rufen.  —  skr.  Yn~i  -f-  ä  caus.,  p.  änäpeti  „lässt  holen,  lässt  bringen", 

pkr.   änävei. 

249.  äp  adj.  wenig,  gering  (fehlt  bei  Cl.).  —  skr.  alpa,  p.  pkr.  appa. 

250.  änihid  1.  adj.  sauer.  —  skr.  amla,  p.  pkr.  ambila.  —  —  2.  s.  Name  eines  Baumes, 

Emblica  officinalis,  Myrobalanenbaum.  —  skr.  p.  ämalaka. 


193 

251.  äma  s.  pl.  am  Köder,  Lockspeise,    äminenavä  v.   „durch  eine  Lockspeise  gefangen 

werden".  —  skr.  ämisa,  p.  ämisa. 

252.  äma,  h°,  s°  adj.  all,  jeder,    ämakala  „immer,  allezeit".  —  skr.  p.  pkr.  sama. 

253.  ämatuma   s.   Einladung,    Aufforderung.  —  nom.   verb.    zu   skr.  ämantrayati , 

p.  ämanteti,  pkr.  ämantei.     Vgl.  skr.  ämantrana,  p.  pkr.  ämantana. 

254.  ämiyäva  s.  Krankheit  (des  Magens  und  Unterleibes),  Indigestion.  —  skr.  p.  ämaya 

„schlechte  Verdauung".     Vgl.  auch  skr.  äma  „Dysenterie". 

255.  ämbarälla  s.  N.  eines  Baumes,  Spondias  mangifera.  —  skr.  ämrätaka,  p.  ambätaha 

M.3  150. 

ärayiim,  äriyum,  -vam  s.  das  Bitten,  Wünschen  s.  unter  eiriyana. 

256.  äl,    häl    s.    Reis    (wie    er    auf   hügeligem    Terrain     wächst),      älvli   dass.;    älgoviyä 

„Reisbauer".  —  skr.  sali  M.3  151,  p.  pkr.  sali.  Jünger  sind  säl,  häl.  Sogar 
säl-äl-vtl 

ül,  heil  adj.  kalt  s.  unter  il. 

257.  eila  s.  Flusslauf,  Bach,  Canal.  —  skr.  p.  äli  „Linie,  Damm".     Vgl.  M.3   151. 

258.  älalima   s.    das  Durcheinandermengen,   Mischen;  Unruhe,  Verwirrung.    — 

Zu  skr.  Ylucl  oder  lul  -\-  ä;  p.  äloleti  und  älulati. 
älavum  s.  Anrede,  Einladung  s.  unter  alap. 

259.  äli,    äli    s.    Maler.    —    skr.    *äleMaka    M.;    vgl.    p.    älekha    „Bild",    pkr.    äleha; 

sgh.  alik. 

260.  älenavä  v.  prt.  älunä   anhängen,    haften;    lieben,    begehren.  —  skr.  Yli  -\-  ä 

ältyate,  ältna  (=  sgh.  äluna)  Ch.   148;  p.  alliyati,  allina,  pkr.  allwa. 

261.  ävitu   adj.   verwirrt,   wirr,   besessen.  —  skr.  "J/tis  +  ä,  ävista.     Vgl.  skr.  äveia, 

p.  ävesana.     S.  Jay.  u.  d.  W. 

262.  ävilenavä    v.    an    Rheumatismus    leiden,     ävililla,    -Itma    „scharfer,    stechender 

Schmerz".  —  skr.  Ypld  -\-  ä;  p.  vgl.  pllß,  fiileti. 

263.  ävät  s.  Schuld,  Sünde.  —  skr.  p.  äpatti  Jay. 

264.  ävama   s.   das  Abtreten,    das   Fortgehen,    das   Sterben,    die   Nachfolge;   spez. 

äcamen  oder  -mehi  „nach  oder  bei  dem  Abgange  von,  in  Succession  von,  auf,  nach" 
z.  B.  RR.  66.  17,  S.  24:  Kudasirinägaya  yana  rajun  ävamehi  rajava  .  .  .  Vyava- 
häratissa  „der  nach  König  K.  zur  Regierung  gekommene  Vy."  —  Ich  stelle  d.  W. 
zu  skr.  p.  apagama. 

265.  äsa  s.  pl.  äs  1.  Auge,    äsvaha  „böser  Blick"   wtl.  Augengift;  äsbäma  „Augenbraue". 

—  skr.  aksi  A.  LIII,  21,  44;  p.  acchi  (und  aWä),  pkr.  acchi;  hi.  ämJch,  ka.sm. 
ach  u.  s.  w.  (B.   1.  309).   —  —  2.  Thräne.  —  skr.  asm  GL,  p.  pkr.  assn. 

266.  äsatu,  ähätu  s.  N.  einer  best.  Art  Feigenbaum.  —  skr.  asvattha,  p.  assattlm. 
äsivüs  s.  Schlange  s.  ahivisa. 

267.  ähäla-masa,  asala-ni°  s.  Monatsname  Juni- Juli.  —  skr.  äsädha  A.  6,  p.  äsallm: 

si.  akhädu. 

268.  a  =  skr.  p.  ädi  M.1  7,  27,  pkr.  äi  und  so  weiter.    KJ.  499,  595. 

25* 


194 


K 


269.  k-  interrog.  Pron.-St.  =  skr.  p.  pkr.  k-   (hi.  ko  kaum,    m.  kom  u.  s.  w.    B.  2.  323). 

Sgh.  Jcavda,  kökäda  „wer?",  kimda  „was?",  kis  „alles,  etwas",  kisi  , etliche,  einige" 
vgl.  skr.  kimca,  kecit;  p.  kihci,  Jceci;  pkr.  kimci  u.  s.  w. 

270.  kakuluvä   s.  Krebs,   Krabbe.    kakulu-sun   s.   N.    einer  Pflanze    s.    unter  ahga.  — 

skr.  karkata  M.3  151,  K.  426,  p.  kakkataka. 

271.  kagaya  s.  Schwert.  —  skr.  khadga,  p.  pkr.  khagga;  hi.  khäg  „Hörn  des  Rhinoceros". 

Dagegen  stellt  sich  sgh.  kaduva  „Schwert"  zu  m.  khanda,  khämdä  u.  a.  m.  der 
MISpr.,  die  (nach  Gr.  50.  25,  36)  auf  skr.  Ykhand  zurückgehen  (khandaka 
„zerteilend"). 

272.  kata  s.   1.  Schlund,   Kehle,   Hals.   —   skr.  p.  pkr.  kantha.  —  —  2.  Brennholz. 

—  skr.  kästlia  M.1  27,  p.  pkr.  kattha,  hi.  u.  s.  w.  käth.  —  —  3.  Eiu  best.  Zeit- 
raum =  18  Augenblicke  (fehlt  bei  CL).  —  skr.  kästhä  Jay. 

273.  katinavä  v.  prt.  kättä  den  Faden  drehen,  spinnen.  —  skr.  Vkrt  kniatti,  kartana 

„das  Spinnen",  p.  kantati.     Grdf.  des  sgh.  V.  ist  *kaüaü. 

274.  katuva  s.   pl.  katu  Dorn,   Stachel,    katu-sämiüya  „Geissei"    wtl.   Dornpeitsche.   — 

skr.  p.  kantaka  M.1  27,  pkr.  kantaa;  hi.  in.  kämtä  u.  s.  w.    (B.  1,  297). 

275.  kada  s.  Stück,  Bruchstück;  Stück  Tuch,  Lappen;  Stengel,  Pfeil.  —  In  dem 

Wort  sind  skr.  kända  und  khanda  (A.  27,  Ch.  146)  zusammengeflossen,  p.  pkr.  kanda, 
khanda;  m.  u.  s.  w.  khämd  „Teil",  kadanavä  „zerbrechen",  prt.  käduvä  =  skr. 
khandayati,  p.  kliandeti,  pkr.  kJtandei.     Ueber  okada  s.  unter  oya. 

kaduva  s.  Schwert  s.  unter  kagaya. 

276.  kana    1.    s.   Ohr.     kanmid    „Wange"  =  skr.    karnamüla.    —    skr.    karna   A.  21,    p. 

pkr.  kanna;  hi.  m.  kän  u.  s.  w.  —  —  2.  adj.  blind,  einäugig,  kanä  s.  „ein 
Blinder";  kanakaranavä  „blenden".  —  skr.  p.  käna  „einäugig";  hi.  känä,  m.  känä 
u.  s.  w.    (B.  2.  13).  —  —  3.  s.  Augenblick  s.  unter  säna. 

277.  kata   s.    1.   Licht,   Glanz,   Anmut.    —   skr.  känti,    p.  pkr.  kanti.   —   —   2.  Frau. 

—  skr.  käntä,  p.  pkr.  kantä;  MISpr.  kämt. 

278.  katara   s.    schlechter,   wenig    begangener  Weg.    —   skr.  käntära  M.3  153,    p. 

pkr.  kantära. 

279.  katura  s.  pl.  -ru  Scheere.  —  skr.  kartarl. 

280.  katuruyati  s.  Spazierstock,  Stab.  —  p.  kattarayatthi. 

281.  kada   s.    pl.    kat   Last.     katUya,    katläUa    „gebogenes    Holzstück,    welches   über    die 

Schulter  gelegt  wird,    und  an  dessen  Enden  die  Lasten  festgebunden  sind,    Pingo". 

—  skr.  käca,  käja  (so  Räm.  2.  55.  17  ed.  Schlegel)  „der  an  den  beiden  Enden 
eines  Joches  herabhängende  Strick  mit  einem  Netz,  in  dem  die  Last  liegt"  (BR.), 
p.  käca,  käja,  pkr.  käa. 

282.  kadam  s.  Schlamm,  Schmutz.   —  skr.  kardama  Jay.,  p.  pkr.  kaddama;   hi.  kädö, 

kädä,  g.  kädav  u.  s.  w.    (B.  1.  334,  2.  26). 

283.  kaduru  s.  wilde  Dattelpalme,  Phoenix  silvestris.  —  skr.  kJ/arjUra,  -i  Jay.,  p.  khaj- 

jür%\  mald.  kaduru  „Dattel"   (Gray   17);  m.  kliajurl. 


195 

284.  Jcadö  s.  (auch  kadö-kimi,  kadö-päni  RR.  27.  3,  S.  9)  Glühwurm.  —  skr.  Jchadyota, 

khajyotis  M.3  152. 

285.  kanda  s.  Schulter;   Baumstamm,   Baumstrunk;   Menge,   Masse  (so  Jay.,  fehlt 

bei  CL).  —  skr.  skandha  K.  427,  p.  pkr.  Jchandha;  hi.  m.  khämdä,  si.  g.  khämdhö. 
(B.  2.  9).  ökaiida  „Ufer"  s.  unter  oya.  —  Kanda  ist  auch  das  Elu-Wort  für 
skr.  Skanda  N.  des  Kriegsgottes. 

286.  kandayura,    -avura,    -avuru    s.    Kriegslager;    Befestigung    ausserhalb    der 

Stadt,  Fort,  Vorwerk.  —  skr.  skandhävära  M.3  153;  p.  pkr.  khandhävära. 

287.  kaüdulu    s.    Thränen;    kanduläli    s.    „das    Weinen,    Jammern,    Heulen".    —    Bei 

K.  428  richtig  zu  skr.  yicrand,  krandati  „schreien,  jammern*  gestellt;  p.  kandati, 
pkr.  kandai. 

288.  kanavä  v.  prt.  kävä  essen.    —   skr.  Vkliäd,   khädaü  A.  27,   Ch.  146,   p.  khädati, 

pkr.  khäi,  3.  pl.  khanti;  hi.  khänä,  m.  khänein,  khävum  u.  s.  w.  B.  1.  202. 
mald.  ma  kam   „ich  esse",  ma  kerne   „ich  ass". 

289.  kanita  adj.  klein,  niedrig,  gering;   s.  der  kleine  Finger.   —  skr.  kanistha,  -ä, 

p.  kanittha,  -ä,  pkr.  kanittha,  -ä.     Jay.  schreibt  kanifu. 

290.  kaninavä  v.   prt.  kännä  graben.  —  skr.    \khan,  khanati,  p.  khanaii,  pkr.  khanai. 

291.  kanuva  s.  Pfeiler,  Pfosten.   —  Nach  K.  431  auf  ein  khänuka  zurückzuführen. 

292.  kapanavä  v.  prt.  käpuvä  schneiden,  hauen,  abschneiden.     Auch  kap  „Pfosten" 

(=  der  zurecht  gehauene)  dürfte  heranzuziehen  sein.  —  skr.  yklp  kalpati  A.  27, 
p.  kappett;  m.  ykäp.  Die  Bed.  „ernten"  hat  das  Verb,  häufig  in  der  sgh.  Uebers. 
des  NT.  z.  B.  un  vapuranne-vat  kapanne-vat  näta  Math.  6.  26  „sie  säen  nicht  und 
ernten"  nicht;  vgl.  griech.  xagjiog,  ahd.  herbist  u.  s.  w.    Brugmann,  Grdr.  P.  570. 

293.  kapaldara  s.   Bettler.  —   Das  Wort   bedeutet  „Lumpen träger"    von  kapdla  =  skr. 

Tcarpata,  p.  kappata,  pkr.  kappada;  m.  käpad,  ö.  hi.  käparä  „Lappen,  Lumpen" 
-f-  dam  (skr.  Ydhr).    Vgl.  skr.  karpatadliärin  „Bettler"  im  Skdr.  BR.  unter  karpata. 

294.  kapu   s.   Baumwollenbaum;    Baumwolle.   —  skr.   karpäsa   (die  Staude),    kärpäsu 

(die  Wolle)  M.3  152,  K.  433,  p.  pkr.  kappäsa;  hi.  kapäs,  m.  g.  käpüs  u.  s.  w. 
(B.   1.  318). 

295.  kapuru  s.  Campher.    Ss.  21.  —  skr.  karpüra,  p.  pkr.  kappura;   hi.  u.  s.  w.  kapTtr, 

m.  käpür.    (B.  1.  318). 

296.  kapuvä  s.  Barbier.  ■ —  skr.  kalpaka.     Die  nur  im  Skdr.  angegebene  Bed.  wird  durch 

p.  kappaka  und  durch  das  Sgh.  bestätigt.  In  der  Bed.  „Teufelspriester"  ist  kapuvä 
zu  skr.  kalpa  „Ritus,  Ceremonie"  zu  stellen,  also  „der,  welcher  Ceremonien  vollzieht". 
Vgl.  ftäpa. 

297.  kabara-goyä,   kabarä  s.   grosse   gesprenkelte  Eidechse  (Hydrosaurus  salvator). 

—  kabara  ist  =  skr.  karbura  R.  246  „bunt,  gesprenkelt"  {goyä  „Iguana"  s.  bes.), 
hi.  kabarä,  käbar,  g.  kübar,  m.  kabarä  (B.  1.  319)  oder  =  kambara  „bunt"  (im 
Skdr.),  (sgh.  kanihuru).  —  Ich  vergleiche  auch  sgh.  kabara  „scrophulöser  Haut- 
ausschlag, eine  Art  Krätze"  und  kabari  „eine  an  dieser  Krankheit  leidende  Frau" 
mit  skr.  karbura  bezw.  kambara.  Endlich  gehört  hieher  kabarauya  „Panter"  wtl- 
mit  buntem  Körper,  oder  =  kabar-rohgä  „scheckig". 


196 

298.  kabala  s.   1.  Schale  (einer  Schildkröte  oder  eines  anderen  Schalentieres).  —  Gehört 

zu  skr.  p.  kambu?  —  —  2.  Schädel.  —  skr.  kapäla  K.  426,  Jay.,  p.  kapäla, 
-alla,  pkr.  kaväla;  die  vermittelnde  Form  ist  Icambala.  —  —  3.  Scherben,  zer- 
fallene Reste  von  Thon  u.  s.  w.  Vgl.  kabalvenavä  „alt  werden,  zerfallen"  (spez. 
von  Töpfen).   —  skr.  kapäla,  kapälikä,  vgl.  d.  vor. 

299.  Icambala  s.  wollenes  Kleid.  —  skr.  p.  pkr.  Icambala  Jay.;  hi.  Jcambal  und  kammal, 

in.  käniblä  u.  s.  w. 

300.  kamburä  s.  Schmied.  —  skr.  Jcarmüra  M.1  27,  p.  kammära. 

301.  kam  s.  Lust,  Begierde,  Verlangen.  —  skr.  käma,  p.  pkr.  ebenso.     Vgl.  kämati. 

302.  kama   s.   pl.    Team   Werk,    That,   Geschäft.     Jcam-karuvä   s.    „Diener";    hxm-nüü, 

kamak-näü  adj.  „nutzlos,  zwecklos".  kann  s.  „einer  der  macht,  verrichtet,  thut". 
—  skr.  karman  M.3  152,  karmakärafkaj ,  karmin,  p.  kamma,  kammakäraka,  kammin, 
pkr.  kamma,  kammagara;  hi.  m.  u.  s.  w.  kam,  si.  kama.    B.  1.  345. 

303.  kamäva,  samä  s.  Verzeihung,  Vergebung,  Nachsicht,    kamävcnavä  v.  „verzeihen, 

vergeben".  —  skr.  ksamä  R.  246,  p.  Mama,  pkr.  chamä;  hi.  chimä,  g.  Mama, 
m.  vgl.  ykham.  B.  1.  310.  Der  Wörterreihe  mit  anl.  ch  entspricht  im  Sgh.  die 
Nebf.  samä  „Verzeihung,  Vergebung;  Erde". 

304.  kamisa  s.  Farbe  (spez.  wohl  bunte,  gemischte  Farbe).  —  skr.  kalmäsa  Cl.,  p.  kaw- 

mäsa;  pkr.  kammasa. 

305.  kara   s.    1.  Hand    (vgl.  karagänum  „Heirat",    wfcl.   Handergreifung,    wie   skr.   kara- 

grahana;  karasä  „Finger",  wtl.  Zweig  an  der  Hand  =  skr.  JcarasäMä;  karavat 
„Säge"  =  skr.  karapatra;  karabu  „Schmuck"  =  p.  karabhüsa);  Arm;  Elefanten- 
rüssel; Abgabe  u.  s.  w.  —  Das  skr.  p.  pkr.  kara  ist  mit  allen  seinen  Bedeutungeu, 
den  Lautverhältnissen  entsprechend  unverändert  in  das  Sgh.  übergegangen.  —  — 
2.  Gefängnis.  —  skr.  p.  kärä. 

306.  karanavä  v.  prt.  kalä  1.  machen,  thun.    kerenavä  intr.  prt.  keninä  „gethan  werden, 

geschehen".  —  skr.  ykr  karoü,  krta,  p.  karoü,  kata  und  kata,  pkr.  karei,  kau; 
hi.  karnä,  kiyä.  —  —  2.  säen.  Die  Bed.  fehlt  bei  Cl.  Ich  kann  sie  nachweisen 
in  dem  sgh.  Spriehw.  amu-kala  kenek  amu-geniyat,  vl-kala  kenek  vl-geniyat  „wer 
Amu  sät,  wird  Amu  ernten,  wer  Reis  sät,  wird  Reis  ernten"  (Atheta  Wakya 
Deepanya,  S.  4).  —  skr.  yhr  kirati.  Das  Praet.  kalä  kann  nicht  auffallen;  es 
steht  dem  skr.  ktrna  gegenüber,  wie  schon  p.  atthata  dem  skr.  ästirna  (sgh.  atulä). 

307.  karaya   s.    Rasiermesser,    Schermesser.    —   skr.   ksura,   p.   khura,    vgl.   churikä, 

pkr.  churiyä;  hi.  si.  vgl.  churi,  m.  surl,  or.  b.  churi.  Es  existiert  wieder  eine 
Nebf.  siriya  M.3  207  in  der  spez.  Bed.  „Dolch,  Messer",  welche  auf  chimkä  zurückgeht. 

308.  karuna  s.  pl.  -nn  Gegenstände,  Dinge,  Besitz,  Vermögen;  Ereignis,  Umstand, 

Ursache.  —  skr.  kärana  M.3  153,  Jay.,  p.  pkr.  ebenso;  westl.  MISpr.  kärav. 
östl.  käran  Gr.  50.  7. 

309.  karuvä  s.  Künstler.   —  skr.  p.  käraka  und  käruka. 

310.  kal   adj.    schön,    lieblich,     kälaniya   N.    des    bei   Colombo    mündenden    Flusses.  — 

skr.  ka/ya,  vgl.  kalyäna  (=  sgh.  kalana  Jay.);  p.  holla,  kalya,  kalläna,  kalyäna, 
pkr.  k(i//äna. 


197 

311.  kala  1.  s.  Zeit.    kalkaranavä,  kalyavanavä  „die  Zeit  verbringen",  kdlgiya  „alt*  =  wtl. 

zu  Zeit  gekommen.    kalakiriya  und  kaluriya  „Tod".  —  skr.  p.  pkr.  käla  M.3  153; 
m.   käl   u.   s.   w.     Vgl.    skr.   kälakriyä,    p.    kälakiriyä.    —  —   2.    Kleines   Mass 
Sechzehntel  des  Monddurchmessers.  —  skr.  p.  halä. 3.  Dreschtenne. 

—  skr.  p.  Mala.  —  —  4.  adj.  schwarz  s.  unter  kalu. 

312.  kalada  s.  Eichhörnchen.  —  p.  kalanda  =  skr.  kalandaka,  -taka. 

313.  halap,  -amba  s.  Menge,  Bündel.  —  skr.  p.  kaläpa  M.3  153,  pkr.  kaläva. 

314.  kalamba  s.  junger  Elefant.  —  skr.  kalablia,  p.  kalablia. 

315.  kavadiya   s.   kleine   Muschel,    Cowrie.    —    skr.  kaparda    R.  249,   pkr.  kavadda; 

hi.  kauft  u.  s.  w. 

316.  kavana  adj.  elend,  arm  (fehlt  bei  Cl.,  Jay.  =  dilihdä).  —  skr.  krpana,  p.  kapaya. 

317.  Tcavada,  -sa  s.  Panzer,  Rüstung.    KJ.  51,  92.  —  skr.  p.  kavaca,  pkr.  Jcavaa. 

318.  kavuluva  s.  Fenster.  —  skr.  kapäta,  kaväta  „Thürflügel"   M.3  153,  Jay.,  p.  kaväta, 

-taka  „Thüre,  Fenster";  pkr.  kaväda;  ö.  hi.  kevär  (H.  44). 

319.  kas  s.  1.  Peitsche.  —  skr.  kasä,  kasä,  p.  kasä. 2.  Krätze,  Hautkrankheit. 

—  Zu  skr.  Vkas  kasati  =  sgh.  kasanavä,  prt.  käsuvä  „kratzen,  reiben";  oder  zu 
skr.   p.   pkr.   kaccliü   aber   mit    abweichendem   Ausgange.   — ■  —   3.  Probierstein. 

—  skr.  kasa.  —  —  4.  Metallstück,  Bronzescheibe  (als  Gong  verwendet).  — 
skr.  kämsya,  p.  kamsa,  pkr.  käsa  und  kamsa.     Auch  kastala  —  p.  kamsatala. 

320.  kasa  s.  Bauer,  Landmann  (fehlt  bei  CL,  Jay.  =  goviyä).  —  skr.  karsaka,  p.  kassaka. 

321.  kasun  s.  Gold.  —  skr.  käncana,  p.  kahcana,  pkr.  kahcana. 

322.  kaha,  kasä  s.  Gelbwurz,  Safran,    kaliavan  N.  der  Rattenschlange.   —  skr.  kasäya 

M.1  27,  p.  kasäya,  -va,  pkr.  kasäa;  p.  käsäya  das  gelbe  Gewand  des  Bhikkhu. 

323.  kahinavä  v.  prt.  kässä  husten;  kässa  s.  „Husten".  —  skr.  Vkäs,  käsate,  käsa  K.  411, 

p.  käsa. 

lala  pprt.  gemacht,  gethan  =  krta  s.  unter  karanavä. 

324.  Jcalu   adj.    schwarz,    kalu-nayä    „schwarze   Cobra",   kalM-muvä    „Affe"    u.   s.   w.    — 

skr.  käla,  p.  käla,  pkr.  kälaa;  hi.  kälä,  m.  7iä?ö,  g.  7i:ä?ö  u.  s.  w.  B.  1.  243,  247. 
Vgl.  auch  kalaba  „schwarzes  Gewölk,  Regengewölk",  kalahasa  „Gans  mit  schwarzen 
Füssen,  Schwan"  =  skr.  kälahamsa,  kahdcahda  „Ebenholzbaum"  =  skr.  käla- 
skandha,  p.  kälakkhandha  (wtl.  Schwarzstamm),  kalakat  N.  des  ind.  Kuckuck  wtl. 
Schwarzhals. 

325.  kä  s.    1.   Körper.   —   skr.   p.  käya,   pkr.  käa.    —  —    2.   Krähe.    —    skr.  p.  käka, 

pkr.  käa. 

326.  Tcikaru,  kikura  s.  Diener.  —  skr.  p.  pkr.  Umkam. 
kikiU  s.  Henne  s.  kukulä. 

327.  klda  s.  Spiel,    kidiya   „Tänzerin".  —  Im  P.  steht  khiddä  neben  kllä  =  skr.  kridä, 

im  Pkr.  khcddä  neben  kldä.  Sgh.  kll/ina,  kllä,  kiüta  sind  LW.  a.  d.  P.;  keli 
„Spiel",  kelinavä  „spielen",  prt.  keliyä  (bei  Jay.  Jceli  u.  s.  w.)  gehören  zu  skr.  kc/i. 
khilt,  Mäyati,  kh°  (A.  27,  Ch.  147). 


198 

328.  kinu  (kinu)  s.  schwarz.    kinumas  N.  eines  Fisches  von  dunkler  Farbe  (Ophiocephalus 

striatus);  kinumaga  „ Feuer"  wtl.  dessen  Wegspur  schwarz  ist,  wie  skr.  krmavartman. 

—  skr.  krsna  Jay.,  p.  kanka,  pkr.  Tcasma,  kanna,  kanha.  Aequivalente  in  den 
MISpr.  s.°B.  1.  163. 

329.  kit  s.  Ruhm,  Ruf,  Ehre.  —  skr.  kirti  Jay.,   p.  pkr.  kitti. 
kitul  s.  N.  einer  Palmenart  s.  Mtul. 

330.  kiüdurä   s.  Bez.    best,  mythischer  Wesen,   halb  Mensch,    halb  Pferd.    Ss.  75.  — 

pkr.  Jcinnara  K.  417. 

331.  kipenavä  v.  prt.  kipunä  zürnen,  zornig  sein.    A.  G.  S.  339.  —  skr.  yhwp  kupyaü, 

p.  kuppati,  pkr.  kuppai. 

kibidenavä  v.  erwachen  s.  unter  kubudinavä. 

332.  kimbisinavä,  kimbihinavä  v.  prt.  kimbissä  niesen.  —   Aus  kimb(a,  -i)  -\-  isinavä 

„ausgiessen"  s.  Nr.   151.    kimb-  gehört  zu  p.  khipati  „er  niest",  pkr.  khivai. 

333.  kimbul  s.   rotbraune   Farbe.   —   skr.   kapila  (kabila)  Jay.,  p.  kapila,   pkr.   JcaviJa. 

334.  kimbulä  s.  Krokodil,  Alligator.  —  skr.  p.  kumbhila  K.  426. 

335.  kimi  s.  Würmer,  Insekten.  —  skr.  krmi,  p.  pkr.  kimi. 

336.  kiyanavä  v.   prt.   kivvä   sagen;    berichten,    erzählen.     Caus.    kiyavcmavä    „sagen 

lassen,  lesen,  vorlesen";   kiyädenavä  v.  prt.  kiyädunnä  „mitteilen,  benachrichtigen". 

—  kiyu  s.  „Sprache".  —  skr.  kathä  (=  sgh.  kiyu),  katliayati  Ch.  147,  K.;  p.  kathä, 
katheti,  kathäpeti  (schon  in  der  Bed.  „lernen");  pkr.  JcaJiä,  kahei,  hi.  Jcahnä  u.  s.  w. 
(B.   1.  267). 

337.  kiyä  s.  Buckel  (des  indischen  Ochsen).  —  skr.  kakuda,  p.  kakudha. 

338.  kira  s.  Papagei.  —  skr.  p.  klra  Jay. 

339.  kira,   kiri  s.  Milch;   auch   adj.  kiri  weiss,    kiriibbä  N.   einer   best.  Art  Süsswasser- 

schildkröte  (Emyda  ceylonensis) ;  kiripovanavä  v.  „säugen";  kirimav  s.  „Amme", 
wtl.  Milchmutter;  kiriväl  N.  einer  kriechenden  Pflanze,  formell  (und  sachlich?) 
=  skr.  ksiravallt;  kiranava  der  (mythische)  Milchocean  =  skr.  kstra  +  arnava  u.  a.  m. 

—  skr.  kstra  M.3  154,  K.  413,  p.  pkr.  Mira;  hi.  pj.  u.  s.  w.  Jchir. 

340.  kiri  s.  Elefant.  —  skr.  karin,  p.  karin,  pkr.  kari. 
kirilla,  -Uli  s.  Vogel  (weibl.)  s.  kuruttä. 

341.  kirivul  s.  Körper.  —  skr.  p.  pkr.  Jcälevara.    Metathese! 

342.  kirula  s.  Krone,  Diadem.  —  skr.  kirlta  A.  LIV,  6,  p.  kirita. 

343.  kili   (Jay.    kili)   s.    1.    kleines   Haus,    Hütte.    —    skr.    p.   kuü   K.  412.    —    — 

2.  Secretion,  unreiner  Ausfluss,  Menses  (auch  killa).  Vgl.  kUipäla  „kind 
of  small  hut  (päla)  connected  with  the  residence  of  families,  in  which  females  are 
forced  to  reside  during  the  flow  of  the  menses"   (Cl.)  —  skr.  kitta. 

344.  kilil    s.    Wipfeltrieb    der    Cocosnusspalme,    welcher    als    Gemüse   gegessen    wird.    — 

—  skr.  karlra  „Rohrschössling",  p.  kallra  mit  der  gleichen  Bed.  wie  im  Sgh. 
M.3  154. 

345.  kilutu   adj.    schmutzig,   abgenutzt,    verbraucht.    KJ.  613.  —  skr.  Yklls,  klisfa 

Cl.  Jay.,  p.  pkr.  kiUttha. 


199 

346.  kivi  s.    1.  Dichter,   Sänger;   Planet  Venus.    Tcividina  „Freitag".  —  skr.  p.  hm. 

—  —  2.  Affe  (von  der  schwarzen  Gattung).  —  skr.  p.  kapi. 
kis  1.  s.  Leib,  Bauch  s.  kus.  —  —  2.  Pron.  alles,  irgend  etwas  s.  Je-. 

347.  Tiisa  s.  Werk,  That,  Verrichtung.   —  skr.  hiya  M.1  9,  p.  pkr.  Idcca. 

348.  kisim,  kisum  s.  Blume.  —  skr.  p.  pkr.  Jcusuma  M.3  155.     Jay.  hat  kusum. 

349.  kisilla,   kihilla   s.   pl.   -ili  Achselgrube.  —  Deminutiv   zu   skr.  kakset,   p.  kaccha. 

Vgl.  käsa. 

350.  kisunu  adj.  all,  vollständig.  —  skr.  krtsna,  p.  Jmsina. 

351.  kihiri  s.  N.  eines  Baumes  (Acacia  catechu).  —  skr.  p.  khacüra  M.3  155,  pkr.  khaira. 

352.  H-praef.  eine  Zahl  oder  Meuge  bezeichnend,    Jet-pa  „etliche,  manche,  einige";  ki-denek 

„wie  viele  (Personen)"?  —  skr.  p.  kati,  kath-paya;  pkr.  kai,  kaivaa.  Childers  138 
vergleicht  skr.  kiyat,  p.  Jiiva. 

353.  klkaru  adj.  gehorsam,  willfährig;  kikaruvenavä  v.  „gehorchen",  klkaruvä  s.  „eine 

gehorsame  Person".  —  ki  (s.  kiyanavä)  =  skr.  p.  kathlta  -J-  kam  „einer  der  thut, 
was  ihm  aufgetragen  ist*. 

354.  kukuru  (fehlt  bei  Cl.)  s.  Hund,  junger  Hund.  —  skr.  kurkura,  hikkura,   p.  pkr. 

kukkum;  hi.  kukkä,  kükar  u.  s.  w.    (Gr.  50.  24,  H.  45). 

355.  kukus  s.  Verwirrung,    Zweifel,   Ungewissheit.    —   p.   kukkucca,    das  Childers, 

Pali  Dict.  zu  skr.  kaukrtya  „Reue"  stellt. 

356.  kulciclä   s.    Hahn;   fem.   klkllt    „Henne".    —   skr.   p.   kukkuta,   -tl  A.  22,    Ch.  143, 

pkr.  kukkuda. 

357.  kuda,  -du  s.  Staub;  kudä  adj.  „klein,  winzig";  kudäkama  s.  „Erniedrigung,  Schmach" 

(wtl.  das  Kleinmachen),  kudugänavä  v.  „zermahlen"  (wtl.  zu  Staub  reiben).  — 
skr.  ksudra  P.  G.  26,  p.  khudda,  pkr.  khudda.  Das  sgh.  hat  auch  kudu  „klein" 
(so  Jay.),  so  dass  also  beide  Formen  mit  d  (wie  p.)  und  d  (wie  pkr.)  vertreten 
sind.     Hiezu  gehört  kudappä  „Oheim",  d.  h.  kleiner  Vater  A.   11. 

358.  kuda  adj.   buckelig,   höckerig;   kudä  s.    „der  Höckerige".  —  skr.  kubja  Ch.  143, 

p.  pkr.  khujja;  hi.  kvjä,  b.  kuja  und  kunja  u.  s.  w.    (B.  1.  286,  Gr.  50.  26). 

359.  kuditu  s.  Heide,  Ungläubiger.  —  Vorsatzs.  ku  -f-  ditu  —  skr.  kudrsti,  p.  kuditthi 

„Ketzerei". 

360.  kubudinavä,  kibidenavä  v.  prt.  kibidunä  erwachen.    Caus.  kubuddanavä  (dd  aus  dv), 

prt.  kibidduvä  „aufwecken".  —  Das  gl.  wie  pubudinavä,  s.  dort,  mit  Dissimilation 
wie  in  p.  kipilla  „Ameise"  =  skr.  piplla  (E.  Kuhn,  Beitr.  S.  42). 

361.  kumba  s.   1.  Topf,    kumbalä,  kumbukaru  s.   „Töpfer".    Inschriftl.  kumbu  und  kumbal 

121  B,  27,  28.  —  skr.  kumbha,  kumbhaküra  M.3  155,  K.  422,  p.  ebenso,  pkr.  kumbha, 
leu/mbhagära  und  kttmhaüra,  hi.  pj.  kumliär,  m.  kumhär,  kumbhär,  b.  kumär  u.  s.  w. 
(B.  2.  126).  —   —  2.  Mast.  —  skr.  p.  küpa  K.  432,  pkr.  käva. 

362.  kumbura  s.  Reisfeld,  Paddyfeld.    Vgl.  kumburu-ket  RR.  60.  2  (S.  21).    Inschrift]. 

121  A,  18,  46.  —  Nach  P.  G.  2  =  skr.  p.  gabhlra,  gambhtra  „tief",  pkr.  gahira, 
also    „tief  gelegenes  Land"   mit  Verhärtung    des  Anlauts    wie   in  kurullä  (s.  dort). 
Im   Sgh.   ist   auch   die  Form   gämburu    »tief",   gämbura    „Tiefe"    erhalten,    welche 
lautlich  genau  dem  alten  gambhtra  entspricht. 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  26 


200 

363.  Tcumaruvä    s.    Knabe,    Kind.    —    skr.    p.    kumäraka    Cl.    Jay. ,    pkr.    humäraa; 

hi.  Jcumar. 

364.  Tiumuhu  s.  Arecapalme.  —  skr.  hramuka,  hrmuha  Jay.,  p.  Tcamuka.    Es  stört  jedoch 

das  bewahrte  intervocalische  7.'. 

365.  .huraya,  -re  s.  Huf.    Jcuragänavä  v.   „gehen"  spez.  von  Huftieren,  wtl.  Huf-schlagen 

(gän°  ==  gcüian0).  —  skr.  p.  Jchura. 

366.  Jcurä,    huru   s.    Zwerg,    überh.   jedes    im    Wachstum    zurückgebliebene   Wesen.    — 

Offenbar  zu  skr.  Jcharva. 

367.  l'uriru  adj.  hart,  grausam,  böse;  schlimm,  schädlich.  —  skr.  forwra,  p.  Icurüra, 

pkr.  Jcüra.     Das  Sgh.  knüpft  also  an  die  Päliform  an. 

368.  Tcurundu  s.  Zimmet;  eine  Art  Edelstein.  —  skr.  p.  lairuvinäu. 

369.  Icurullä  s.  Vogel.  —  Nach  P.  G.  3  und  K.  419  =  skr.  garuda,  p.  garula,  pkr.  garuda 

und  garula.     Mit  Verhärtung  des  Anlautes  wie  bei  Jmmburu. 

370.  Jeidüva  s.  Gefäss,  Krug,  Topf.  —  skr.  p.  Tcatäha. 

371.  hus,  Tiis  s.  Bauch,  Leib,  Mutterleib.  —  skr.  kuksi  A.  21,  P.  G.  36,  p.  pkr.  JmccM, 

hi.  kökh,  pj.  TcukUh,  g.  7t;wM,  m.  Jeus  (!).  B.  1.  218,  310.  Mit  diesem  hus,  las  zusammen- 
gesetzt sind  verschiedene  Ausdrücke  für  „Bettler"  oder  „Schmarotzer":  läslcam, 
Idsdas,  lüspitu,  Jmsdara,  Jcuslara. 

372.  hu  st  s.  Lässigkeit,  Trägheit.  —  skr.  huslda,  p.  hisita. 

373.  Int  hui    s.    Aufregung,    Verwirrung.    —    skr.    Mutuhdla,    p.    lutTihala,    leot0, 

pkr.  Jcuuhala. 

374.  Jculu    1.    s.    Gipfel,    Bergspitze.    —    skr.    p.   hüta,    pkr.    küda   A.  LIV.    —    Auch 

„Masse"  in  Jciduge  „Vorratshaus"  =  p.  Jcütägärn.  —  —  2.  s.  Eisenhammer  in 
yakula  und  kulugediya.  —  skr.  p.  JcTda,  pkr.  Jcüda.  —  —  3.  adj.  beissend,  scharf 
(von  Geschmack):  luhibadit  „scharfe  Substanzen  (Pfeffer  u.  s.  w.)";  kulutuna  „ein 
aus  drei  (tuna)  scharfen  Gewürzen  bestehendes  Medicament" ;  tihulu  dass.  (skr.  trilnfu): 
Jmluräna  (=  skr.  Jcatwvhint  Cl.)  „schwarze  Nieswurz",  hula  s.  „scharfer,  beissender 
Geschmack".  —  skr.  p.  Jeatu  A.  6,  pkr.  hulua.  —  —  4.  adj.  widerspenstig, 
ungehorsam,  unbändig.  —  skr.  Jcuta  „falsch,  hinterlistig",  p.  Jcüta.  Die  Be- 
deutungen werden  vermittelt  einerseits  durch  p.  hläassa  „böses,  unbändiges  Pferd", 
andrerseits  durch  sgh.  Jcuhides  „falsches  Zeugnis". 

375.  Jculuna  s.  Mitleid,  Erbarmen.  —  skr.  p.  pkr.  Jcarurß  Jay. 

376.  leediya,   kciidiya  s.   Topf,   Krug,   Trinkgefäss.   —  skr.  p.   fatndtää,   pkr.  l-undi. 

377.  Ixenera  s.  Elefantenweibchen.  —  skr.  p.  pkr.  Jcarenu.     Die  Metathese  findet  sich 

bereits  in  der  Päliform  lianeru,  welche  dem  sgh.  Wort  zu  gründe  liegt. 
IhCnehi  adv.  auf  der  Stelle,  sofort  s.  unter  säna. 

378.  leeta  s.  pl.  ket  Feld;  Haus,  Wohnung.    Ttetpalu  „Feldhüter,  Landmann".  —  skr.  hsetra 

A.  22,  P.  G.  8,  p.  pkr.  Idietta,  hi.  Met,  kltcdä,  m.  set  u.  s.  w.   (B.  1.  310). 

379.  lein  s.  Frieden,  Glück;  Fest.  —  skr.  Jcsema,  p.  pkr.  hhema. 

380.  kema,    Jcäma   s.    Reihe,    Reihenfolge,    hemen   „der  Reihe   nach".   —   skr.   hrama, 

-mena  Jay.,  p.  lama,  -mena,  pkr.  Jcama,  -mena. 


201 

381.  leeren,   Jcerehi   Casusaffixe,    a)   leeren   in   ablativischer,    b)   herein    in   dativischer   und 

locativischer  Bedeutung.     In  der  Habarane-Inschrift  noch  heriyahh  (61.  1).  Der 

Stamm   hängt   zweifellos  zusammen  mit  pkr.  hera(ha),   das  Hörnle  (JASB.  1.  124 
1872;    vgl.    ders.,    Comp.    Grammar    of    the    Gaudian    Languages    S.  233  ff.)    von 
skr.   hrta  (*harita,   hma),    Pischel    (IA.  2.  121,    210,    368)    von   häri/a   ableitet. 
So  auch  P.  G.  6.    Vgl.  m.  herä,  herl,  altg.  herö,  -1,  -um  (c.  obl.  kerä,  -e)  u.  s.  w. 
(Genetivaffix)  (B.  2.  281  ff.). 

heia  s.  Speichel  s.  heh. 

leeli  s.  Spiel  (Jay.  lieh)  s.  unter  hida. 

382.  hei  es   s.  Schmutz,   Unreinigkeit,   Sünde.   —  skr.   Mesa  M.3  156,    p.    pkr.  Idlesa. 

Jedes  ist  auch  die  Elu-Form  für  skr.  leailäsa,  p.  pkr.  Jceläsa. 
Teevili  s.  Weibchen  des  indischen  Kuckucks  s.  hovullä. 

383.  hevulä  s.  Fischer,    fem.   hevidi  „Fischerin".  —  skr.  haivarta,    p.  hevatta,   MägadhT 

kerntet  (Corp.  inscr.  S.  42);  hi.  leevat.  Vgl.  E.  Müller  IA.  8,  1879,  S.  223; 
M.a  20,  M.3  156. 

384.  hevenavä  v.  prt.  hevimä  schmerzen  z.  B.  vom  Auge,  in  das  ein  Sandkorn  geflogen. 

—  Aus  he  =  skr.  p.  hheda,  pkr.  khea  -{-  venavä. 

385.  hes  s.    Haar;   hehe,   he    „einzelnes   Haar",     hesmadana    „Kamm"    (wtl.    Haarglätter 

s.  p.  majjand).  —  skr.  hesa  A.  21,  p.  pkr.  hesa,  hi.  hes. 

386.  hesi  s.  Schlüssel,    hestiidu   „Schlüsselloch".  —  skr.  p.  huheihä,  M.3  156. 

387.  hehel,    hesel   s.    Banane    (Musa   sapientum),    Tcehel-gediya   N.    der   Frucht.    —    skr. 

p.  hada.ll  M.3  156,  pkr.  haalt  und  heia;  hi.  hehl,  m.  hele.  Die  Bed.  „Fahne, 
Trophäe"  hat  das  Wort,  wie  im  Skr.  und  P.,  so  auch  im  Sgh.  Das  s  in  hesel 
ist  durch  falsche  Analogie  entstanden. 

388.  heia   s.    1.    Speichel,    helar/ahanavä   v.    „ausspucken".     Auch   heia   geschrieben.    — 

skr.  hheta,  p.  hhela,  pkr.  hhela.  —  —  2.  a)  Aeusserstes,  Ende,  Saum;  helavara 
dass.    Vgl.  helapat  Ss.  97,  Co.  =  hoüpräptava.     b)  eine  hohe  Zahl  =  100  Lakhs. 

—  skr.  hoti  M.3  156,  p.  hott,  pkr.  hodi;  ö.  hi.  haror,  -or. 

hell,  hell  s.  Spiel  s.  unter  hida. 

389.  helilla,    -li   s.  Knie  (nach  Jay.    spez.   das  Beugen   des  Knies).    —   Ich    vergleiche 

skr.  hautilya  „Krümmung,  Beugung",  p.  hotilla. 

390.  helembi  s.  reicher  Mann.  —  skr.  hautumbiha.     Schon  p.   huhimba,   -imba  bedeutet 

nicht  nur  „Familie",  sondern  auch   „Reichtum";  pkr.  hudumba,  -amba. 

391.  he  s.  N.  eines  Baumes,  Pandanus  odoratissima.     Abarten  sind  väta-he  und  dunu-he. 

—  skr.  hetaha,  -hl,  p.  hetahJ. 

392.  hohun,  -hum  s.  Safran.  —  skr.  p.  pkr.  hunhmna  Jay. 

393.  hota   s.    1.    Schakal.    —    skr.    hrostr,    forostu,    p.    hottliu.    —    —    2.  Vorratshaus, 

Magazin.  —  skr.  hostha,  p.  hottha.    hotuva  „Fort"  ist  skr.  hosthaha. 

394.  hotanavä  v.  prt.  hetuvä  schlagen,  hauen;  dreschen,  (mit  dem  Beil)  zerkleinern. 

—  skr.   ylcutt,   hutfayaü,   im   Dhp.    „spalten,   zerteilen",   -hutta  EC.    „zerschlagend, 
zermalmend",  p.  hotteü  „haut,  bricht,  zermalmt". 

2G* 


202 

395.  kondol  s.  Ring,  Ohrring;  Schlange.  —  skr.  p.  pkr.  kandala,  -li. 

396.  kot  s.  Lanze,  Speer.  —  skr.  p.  pkr.  Ininta  M.3   156,  Jay.,  Ss.  30,  Co.     Auch  kota 

„spire  or  other  ornament,    at  the  top  of  a  house"   (Cl.)   ist  natürlich  nur  =  kunta, 
kot  P.  G.  34. 

397.  honda  s.  weisse  essbare  Wasserlilie  KJ.  124.  —  Mir  scheint  Jcohda  das  Aequivalent 

zu  skr.  p.  kumuda,  pkr.  kumua  zu  sein.  Der  Mond  wird  im  Elu  Jcohda-siya  genannt, 
wie  im  Skr.  kumudahandiiu   „Verwandter  der  Nymphäen". 

398.  konda  s.  Jasmin  (auch  väkonda).  —  skr.  p.  pkr.  Jcunda. 

399.  komadu    s.    Wassermelone.    —    skr.    kusmända,    -daka    eine    Kürbisart.      In    der 

Litteratur-Spr.  findet  sich  auch  die  Form  Jcomahdu. 

400.  komu  s.  (auch  Jcomupili,  komuvat)  Stoff,  Kleid  (aus  feinem  Gewebe).  —  skr.  ksauma, 

p. .  Idioma. 

401.  kora  adj.  lahm.    korä  „lahmer  Mann",  Jcera,  -t   „lahme  Frau".   —  skr.  khoda,  JcJiora 

Ch.  144,  p.  klionda. 

402.  Jcovullä   s.    indischer  Kuckuck,    fem.  kevilli   oder   -ili.    —    skr.  p.  kokila  K.  419, 

pkr.  koüa,  hi.  koil,  g.  koyil  u.  s.  w.    (ß.   1.  201). 

403.  kos    s.    1.    Scheide.    —    —    2.    Brotfrucht:    kos-gaha    der    Baum,    kos-gediya    die 

Frucht.  —  skr.  kosa,  p.  pkr.  kosa.  Skr.  Icosa  wird  nach  dem  Skdr.  vom  Innern 
der  Brotfrucht  und  ähnlicher  Früchte  gebraucht  (BR.  u.  d.  W.),  weiterhin  bezeichnete 
es   dann  die  ganze  Frucht. 

404.  kossa    s.    pl.    kolm   Büschel,    Bündel    (von    Zweigen    oder   Halmen),    Bürste.    — 

skr.  l'urca,  pkr.  kucca. 

405.  kö  s.  Wut,  Zorn.  —  skr.  p.  kopa,  pkr.  kova.     Auch  skr.  krodha,  p.  kodha,  pkr.  koha 

würde  sgh.  kö  ergeben.    Beide   Wörter  fallen  also  zusammen.    S.  auch  Jay. 

406.  käk  s.  Besorgnis,  Zweifel.  —  skr.  kanksä,  p.  kaiikliä. 

407.  käkira  s.  pl.  -ri  Gurke.  —  skr.  karkatl,  -fikä  M.3  157,  p.  kakkäri;  hi.  kakadi  u.  s.  w. 

(B.   1.   133).    Vgl.  auch  skr.  karkäru  N.  einer  Kürbisart. 

408.  kükuhi   adj.    rauh,    hart;    s.  Härte.   —   skr.   karkara   und   kakkl/afa,    p.   kakkhala. 

Vgi.  M.3  157. 

409.  küt  adj.  von  edler  Abkunft,  königlich,    kät-kat,  kät-kala,  kät-liya  „Königin".  — 

skr.  ksatriya  P.  G.  34,  M.2  26,  p.  khattiya,  pkr.  kattia;  hi.  pj.  chatri,  khatfi,  khetrl, 
si.  khitrl  u.  s.  w.    (B.  2.  88,  156). 

410.  käti  s.  die  Plejaden,   N.  einer  Mondstation.  —  skr.  krffikä,   p.  kattika,   pkr.  kattia. 

411.  kätta  s.  pl.  käti  gekrümmtes  Messer,  Hackmesser.  —  skr.  karttrl,  karttrikä. 

412.  kän  s.  Menge,  Masse,  Gruppe,  Bündel  (von  Früchten  oder  Blüten).  —  skr.  khani. 

khäni  „Mine",  zunächst  von  den  Stellen  im  Schwemmsand  gebraucht,  wo  man  die 
Edelsteine  in  grösserer  Zahl  beisammen  findet,  dann  übertragen  auf  alles,  was 
gruppenweise  vereinigt  ist. 

413.  käpa  adj.  passend,  geeignet,   spez.  das,  was  zur  Darbringung  an  einen  Gott  oder 

Dämon  sich  eignet,  dann  solche  Darbringung  selbst.  —  skr.  kalpya,   p.  Jcappiya- 

414.  käpavum  s.  das  Zittern,  Beben.  —  skr.  yJeamp,  kampate,  kampa,  p.  pkr.  Jcampa. 


20ö 

415.  Jcämati  adj.  willig,  einverstanden,  wünschend,    mama  meJca  Jcaranta  Jcämati  „ich 

wünsche  dies  zu  thun".  Jcämativenavä  .bereit  sein,  einverstanden,  Willens  sein"; 
JcämatiJcaranavä  „überreden".  Abgel.  Jcämätta  „Einverständnis,  Wille".  —  Aus 
Jcamäti  (so  noch  KJ.  356)  =  Jcam  -\-  äti  „den  Wunsch  hegend".    Vgl.  M.3  157. 

416.  Jcäl  s.   Licht,    Morgen,   Tagesanbruch.    —    skr.  Ttalya,   Jcälya,    p.  Jcalla    „Tages- 

anbruch", pkr.  Jcalla  „gestrig",  -am  „gestern";  hi.  JcalJi,  Jcal,  g.  m.  Jcäl  u.  s.  w. 
(B.  1.  350,  351).  Die  modernen  Worte  bedeuten  „morgen"  und  „gestern",  urspr. 
„bei  Tagesanbruch". 

417.  Jcälaya,  -le  s.  Dickicht,  Jungel.    Vgl.  Jcäia  „Menge".  —  skr.  Jcalila  „erfüllt  von  .  ., 

voll  von  .  .",  s.  n.   „dichter  Haufe,  Dickicht",  p.  Jcalila. 

418.  Jcäli  s.  unaufgeblühte  Blume,  Knospe.  —  skr.  Jcali  Cl.,  p.  Jcalilcä. 

419.  Jcäsa  s.    1.   Achselgrube.    Vgl.   Jcisilla,  Jcäsapata   „aufgegürtetes   Gewand".   —  skr. 

JcaJcsa,  -ä,  p.  Jcacclia,  -ä,  pkr.  JcaccJia,  JcaJcJcJia;  hi.  JcämJcJi,  g.  m.  JcäJcJi  u.  s.  w. 
(B.  2.  7).  —  —  2.  Dickicht,  Gestrüpp.  —  skr.  JcaJcsa  „Gesträuch,  Gestrüpp", 
p.  JcaccJia  „Gras,  Unkraut". 

420.  Jcäsba   (auch  Jcäsup,   Jcäsubu,   Jcäsumbu)   s.   Schildkröte.    —    skr.  Jcasyapa,  JcaccJiapa 

K.  419,  R.  247,  p.  JcaccJiapa,  pkr.  Jcäsava  (Hern.  1.  43);  hi.  JcacJiuä,  m.  Jcäsav  und 
Mmsav  (B.  1.  153,  273;  Gr.  50.  15). 

G 

421.  ganga  s.  pl.  gah  Fluss.    In  vielen  Eigennamen  wie  Jcalugahga  „schwarzer  Fluss"  u.  s.  w. 

—  skr.  p.  pkr.  gahgä  A.  LIV. 

422.  gada  s.   1.  Kinnbacken,  Wange;  2.  Beule.  —  skr.  p.  pkr.  ganda. 

423.  gadayä  N.  eines  best.  Fisches.  —  skr.  p.  gandaJca. 

424.  ganinavä   s.   prt.  gännä  zählen,    rechnen,    ganana    „das  Zählen,   Rechnen",    dav. 

gananJcaranavä  dass.  wie  ganinavä.  —  skr.  ~\fgan,  ganayati  Ch.  147,  p.  ganeti, 
pkr.  ganei. 

425.  gata  s.   1.  Körper,  Glied.  —  skr.  gätra  A.  46,  p.  pkr.  gatta.    Vgl.  m.  gät.  —  — 

2.  Litterarische  Composition,  Werk.  —  skr.  grantJia  Jay.,  p.  gantJia. 

426.  gadamba  s.  Musikant.  —  skr.  gandJiarva,  p.  gandJiabba,  pkr.  gandhavva.    Daneben 

sgh.  gandav  bei  Jay. 

427.  gadabu  s.  Esel   (fehlt   bei  CL).   —  skr.  gardabJia  Jay.,   p.  gadddbJia,   pkr.  gaddalia. 

gädumbu  „Esel"  ist  dazu  eine  Parallelform  mit  Cerebralisierung  wie  pkr.  gaddalia 
(Hern.  2.  37). 

428.  ganda  s.  Geruch,   Duft,  Gestank.    gandagaJianavä  v.    „stinken".  —  skr.   p.   pkr. 

gandlia  Jay.,  Cl. 

429.  gana  1.  adj.  dicht,  dick,  vgl.  ganaba  „dichtes  Gewölk".    2.  s.  Wolke;  ganaJcal  „Regen- 

zeit". —  skr.  p.  ghana  Jay.,  pkr.  gJiana.    Es  findet  sich  auch  die  Schreibung  gana. 

430.  gannavä  v.   prs.  3.   s.  gariiyi,    prt.  gattä,    absol.  gena  nehmen,   an  sich   nehmen, 

erhalten,  empfangen,  kaufen.    Caus.  ganvanavä  „empfangen  lassen",  iprt.  gännewä. 

—  skr.  VgrJi,  grhnätt,  p.  gantiäü,  pkr.  genJiai.    Vgl.  auch  B.  3.  42. 


204 

431.  gaba,  gäbet,  s.  Leib,  Mutterleib,  Inneres,    gäbadunu  „Empfängnis",  dägaba  (-goha, 

-gäba)  „ Reliquienschrein "  (s.  u.  d.  W.  da).  —  skr.  garbha  R.  243,  p.  pkr.  gabbha; 
m.  gäbh,  si.  gabhu  u.  s.  w.    (ß.  1.  319). 

432.  gama   s.    Dorf,     gämi    „Dorfbewohner",    gamdetuvä    „Dorfoberhaupt"    (s.    deta).    — 

skr.  gräma,  grämin  K.  411,  M.3  158,  p.  pkr.  gäma.  Vgl.  hi.  in.  gämv  u.  s.  w. 
Sgh.  gämldam  „Geschlechtsgenuss"  =  skr.  grämyadharma. 

433.  gara  s.  Haus.  —  S.  auch  ge.    p.  pkr.  ghara;  hi.  u.  s.  w.  s.  B.  2.  14.     Mit  diesem 

gara  hängen  die  verschiedenen  Namen  für  die  Rattenschlange  garandiyä,  garavil  u.  s.  w. 
zusammen,  weil  dieselbe  in  den  Häusern  sich  aufhält. 

434.  gala  s.    1.  Stein,    Fels,   Berg.  —  Die  Zusammenstellung   mit  skr.  p.  pkr.  gm  ist 

mir  nicht  sicher.  —  —   2.  Hals.  —  skr.  p.  pkr.  ebenso. 

435.  galanavä  v.  prt.  gäluvä  fliessen,   überfliessen.     Daraus   muss  sich  weiterhin  die 

Bed.  „loskommen,  frei  werden"  entwickelt  haben,  zu  welcher  ich  als  Caus.  das  v. 
galavanavä,  prt.  gälevvä  „los  machen,  befreien"  stelle.  Vgl.  auch  gälavenavä  „befreit 
werden".  —  skr.  ygal,  galati,  p.  galati,  pkr.  galai.  Hiezu  gehört  ferner  gilt 
=  skr.  galita  „fallend,  tröpfelnd"   s.  auch  bes. 

galinavä  v.  prt.  gällä  verschlingen  s.  unter  güinavä. 

436.  galvanavä  v.  prt.  gällevvä  (an  den  Körper)  reiben  oder  schmieren  UJ.  7.  8;  überh. 

etw.  wohin  thun,  legen.  —  skr.  yghat,  caus.  gJ/atayati  „zusammen  thun,  ver- 
binden", p.  ghateti,  ghatäpeti,  pkr.  ghadcl. 

437.  gava,   gä,   go   s.  Ochse,   Rind.    —   skr.  go,   p.  gava,   gäva  „Ochse",   gävl  „Kuh", 

pkr.   gävl.   „Kuh". 

438.  galio,  gasa  s.  pl.  gas  Baum.   —  skr.  p.  gaccha  K.  428. 
gahana  s.  Nase  s.  gona. 

439.  gaJt.anavä,  gas0,  v.  prt.  gähavä,  gas0  schlagen,  hauen,  peitschen.  —  skr.  Vghrs, 

gharsati  (zur  Bed.  vgl.  ghrsta  „aufgerieben,  wund",  udgharsana  „Prügel"  u.  a.), 
p.  ghamsati,  pkr.  ghasai;  m.   ~\fgbäs.    Vgl.  auch  gidiya. 

440.  gä  s.  Gesang.  —  Wohl  von  skr.  gäya,  möglicherweise  auch  zu  skr.  p.  gäthä,  pkr.  gahä. 

441.  gigiri   s.  Donner  (auch   vom  Geräusch   der  Glöckchen   an   den  Händen  und  Füssen 

der  Tänzer  und  Tänzerinnen  u.  a.),  guguranavä  v.  prt.  gigiruvä  „donnern,  tosen, 
brüllen".  —  skr.  ghurghura,  mald.  gugari  Chr. 

442.  gidu   s.    gierig.    —   skr.   grdhra,    p.   giddha    „gierig",    gijßia    „Geier".      MISpr.    s. 

B.  1.  160,  337. 

gln,  gina,  gini  s.  Feuer  s.  unter  aga. 

443.  gim  adj.  heiss;  gima,  guma  s.  „Hitze".   —  skr.  gnsma  K.  414,  Jay.,  p.  pkr.  g'anha; 

m.  gim. 

444.  giya  1.  adj.  dahin  gegangen,  vergangen,  verflossen.    Jcalgiya  „alt".  —  skr.  gata 

M.3  159,  P.  G.  32,  p.  gata,  pkr.  gaa.  —  —  2.  Lied,  Gesang;  zerlassene 
Butter  s.   unter  gl. 

girä,  glravä  s.  Papagei  s.  unter  lära. 

445.  giri  s.  Hals  (Jay.  =  bella).  —  skr.  p.  pkr.  gala.    Vgl.  ugura  und  2.  gala. 


205 

446.  girini  s.  Weib,  Frau,  Gattin.  —  (skr.  grhini),  p.  glmrani  Jay.,  pkr.  ghcuini. 

447.  (jllan  adj.  krank,  schwach,   matt.  —  skr.  gläna  M.3  159,   p.  giläna,  pkr.  gilüna. 

448.  gili   adj.    fallend,    tröpfelnd.     Dav.   gilihenavä  v.   prt.  gililmnä   „ abfallen,   nieder- 

fallen", wörtl.  fallend  hingeschüttet  werden  (s.  unter  isinavä)  Ss.  29.  —  skr.  Ygal; 
s.  galanavä. 

449.  gilinavä,  gal°  v.  prt.  gillä,  gallo,  verschlingen,  verschlucken.    Caus.  gillavanavä, 

galvanavä,  prt.  gillevvä,  gällevvä  „ verschlingen  lassen".  Pass.  gilenavä  „ verschlungen 
werden".  —  skr.  Ygr,  girati  Ch.  147,  p.  gllati,  pkr.  Apabhr.  pass.  gilijjai  (bei 
Hem.  4.  370). 

450.  </i®  s.  Nacken,  Hals.  —  skr.  grtvä  Jay.,  p.  pkr.  gtvä. 

451.  gl,  giija  s.  1.  Lied,  Gesang.    gtkiyanavä  „singen".  —  skr.  p.  gtta,  pkr.  gut. 

2.  Zerlassene  Butter  (überhaupt  alles,  was  sich  zur  Darbringung  eignet). 
gitel  (s.  tel)  dass.  —  skr.  ghrta  P.  G.  31,  p.  ghata,  pkr.  ghaa;  hi.  <//ä  u.  s.  w. 
(B.  1.  160). 

guguranavä  v.  donnern  s.  unter  gigiri. 

452.  gutiya,  gutu  s.  Hieb,  Streich.  —  skr.  ghrsti.     Zur  Bed.  vgl.  unter  galianavä. 

453.  gumic,  gomu  s.  lebende  Hecke,  Dickicht,  Buschwerk.  —  skr.  gulma,  p.  gumba. 

Vgl.  M.3  160. 

454.  guvan  s.  Himmel,  Firmament.  —  skr.  p.  gagana  M.3  159,  pkr.  gaana. 

455.  gulu  adj.  tief,  versteckt.  —  skr.  pkr.  gudha  Jay.,  p.  gülha. 

456.  gü  s.  Kot,  Mist,  Excremente.  —   skr.  p.  gTitha. 

457.  gediya  s.  Frucht;  Beule,  Pustel.  —  M.3  159  wird  das  Wort  zu  skr.  gatiJca  gestellt, 

was  ich  wegen  d  <  t  bezweifle.  Ich  leite  es  ab  von  skr.  p.  gendulca,  pkr.  gendua 
(so  nach  Hem.  1.  57),   in  der  allg.  Bed.   „Ball". 

458.  genayonava  v.  prt.  gemgiyä  hintragen,  hinbringen  und  genenavä  v.  prt.  gennuvä 

herbringen,  holen.  —  Von  gena,  absol.  zu  gannavä,  -\-  yanavä,  bezw.  enavä, 
also  nehmen  und  fortgehen,  bezw.  kommen,  gennuvä  ist  Neubildung  für  zu 
erwartendes  genävä. 

459.  geriyä  s.  Ochse,   Rind.    Inschr.  122.  25.    gerimas  „Rindfleisch".  —  Im  Maid,   gab 

mir  mein  Gewährsmann  gen  für  „Kuh",  gon-geri  für  „Ochse".  Das  Wort  gehört 
wohl  zusammen  mit  skr.  gaura;  durch  ein  *gaurika  ergäbe  dieses  (Zwischenstufe 
*gorika)  sgh.  geriyä.    Vgl.  K.  423;  Pischel,  BB.  3,  237;  P.  G.  33. 

460.  gevanavä  v.  prt.  gevvä  reiben,  aufreiben,  (durch  Reiben)  verderben;  (eine  Schuld) 

tilgen;  (Zeit)  verbringen.  —  Das  V.  scheint  aus  *Jcevanavä  erweicht  zu  sein 
=  p.  Jchejpeü  M.3  159  „er  verbringt  (Zeit)".  Für  die  voranstehenden  Bedeutungen 
ist  auf  skr.  Jcsäpayath  zurückzugreifen,  dessen  Derivate  mit  denen  der  Ylcäp  zusammen- 
geflossen zu  sein  scheinen.    Vgl.  p.  jhäpeti  bei-  Obilders. 

461.  ge,  geya  s.  Haus.  —  skr.  grha,  p.  pkr.  geha  K.  411.    Vgl.  gara. 

462.  ge  part.  Genetivaffix:  rajuge  pit  „der  Sohn  des  Königs"  u.  s.  w.  —  Man  möchte  das 

Affix  von  skr.  gata  ableiten.  Der  Ausgangspunkt  müsste  bei  der  Bed.  „irgendwo 
befindlich"  gesucht  werden.     Vgl.  z.  B.  ädityagatam  tejafy  =  -der  Glanz  der  Sonne 


206 

Bhagavadg  15.  12,  janä  sabbe  Ojadlpagatä  narä  =  alle  Bewohner  von  Ojadlpa 
Dlpav.  17.  36.  Ueber  das  mit  gt  etymologisch,  nicht  zusammenhängenderen,  Affix 
des  Abi.,  habe  ich  an  anderer  Stelle  zu  sprechen. 
go  s.  Rind,  Kuh,  Ochse  s.  unter  gava.  In  zahlreichen  Zusammensetzungen:  gorna 
„Kuhmist"  =  skr.  p.  gomaya;  gomu  „Kuhurin"  =  skr.  goniütra,  p.  gomutta;  gomuva 
„  Aussenraum,    kleine  Veranda"  =  skr.  gomukha;  govada   „Hürde"  =  skr.  govraja. 

463.  gona,  gahana  s.  Nase.  —  skr.  ghräna  Jay.,  p.  pkr.  ghäna. 

464.  gonä  s.  Rind,  Ochse.  —  p.  gona  K.  423,  Pischel,  BB.  3,  237. 

465.  got  s.    Familie,    Geschlecht,   Verwandtschaft;    Name.    — ■    skr.   gotra  Jay.,   p. 

pkr.  gotta;  hi.  göt  u.  s.  w.  (B.   1.  337). 

466.  gotanavä  v.  prt.  getuvä  knoten,  binden,  verknüpfen.  —  skr.  vgranth,  grathnäti, 

granthayaü,   granthita,    p.   ganthaü,    -eti,    pkr.    ganthai,    guttlia;    m.  giont   u.  s.  w. 
(B.  3.  59).    Vgl.  gätaya. 

467.  godura   s.    Beute,    Speise,    Nahrung.    —    skr.    p.   gocara   M.3  159,   Jay.,    CL, 

pkr.  goara. 

468.  goyama    s.    Korn,    Getreide,    Ernte.    —    skr.    p.   godhüma    „Weizen"    M.3  160 

pkr.  gohüma;  moderne  Formen  s.  B.  1.  267;  Gr.  49.  408,  50.  3. 

469.  goyä  s.  Landeidechse,  Iguana.  —  skr.  p.  godhä  M.3  160,  K.,  pkr.  gohi;  hi.  u.  s.  w. 

göh,  B.  1.  267,  2.  48. 

goyiyä  s.  Landmann  s.  goviyä. 

470.  gora   adj.    1.    schrecklich,   Furcht  erregend.    —  skr.  p.  pkr.  ghora  Jay.  —   — 

2.  weiss.  —  skr.  gaura,  p.  pkr.  gora;  hi.  u.  s.  w.  gorä,  B.  1.  157 — 158. 

471.  goviyä,  goyiyä  s.  pl.  govi,  goiji  Ackersmann,  Bauer;  f.  gevi  „Bauernfrau,  Bäuerin". 

—  skr.    p.  gopdka,   gopihä,    p.   vgl.  gova.     Dem   skr.   p.  gopa    entspricht   sgh.  goc, 
govvä  „Hirte". 

472.  gos  s.  Lärm,  Getöse.  —  skr.  ghosa,  Jay.,  p.  pkr.  ghosa. 

473.  gönä  s.  pl.  gönnu  Elkhirsch.  —  skr.  gokarna  K.  424,  p.  gokanna. 

414.  gätaya  s.  pl.  gäta  Knoten.  —  skr.  granthi  M.3  160,  p.  pkr.  gantlti.  Vgl.  gotanarä. 
Man  beachte  den  Wechsel  von  t  und  t  im  N.  und  V.,  und  ebenso  den  von  th 
und  th  in  p.  gantld  und  ganthaü. 

475.  gätaya  s.  junger,   noch   nicht  geschlechtsreifer  Mann.  —  Ich  möchte  d.  W. 

an   skr.  grhastha,    p.  gahattha   anschliessen.     Mit   Bedeutungswandel    bezeichnet   es 
den  noch  unverheirateten,  im  Hause  lebenden  Sohn. 

476.  gada  (in  yädapanuva),  gädalu  -ulu  ein  best.  Wurm  von  roter  Farbe.  —  skr.  ganda- 

päda,  p.  gandiippäda. 

477.  gädumbu  s.   1.  N.  eines  Baumes.  —  p.  gandamba.    gädumbu  „Esel"  s.  gadubu. 
gäiiiburu  adj.  tief;  schwierig  s.  unter  Jaimbura. 

478.  gärahum   s.    das  Verlachen,   Verhöhnen.    —    skr.  Ygarh,   garhati;    p.   garahati, 

garahä;  pkr.  garihai. 

479.  gäni  s:  Weib.  —  skr.  gehinl  M.a  31.    S.  auch  girini. 


207 

T 

480.  tika  adj.   wenig,   gering,    ülcdk    „ein   wenig".  —  Die  Vergleichung  mit  skr.   stoka 

steht  schon  M.3  161.  Sie  erklärt  sich  nnr,  wenn  wir  —  gegenüber  p.  thoJca,  thokaka, 
pkr.  thokka  —  Apabhr.  thokkadaa  (s.  Hern.  2.  125)  =  ö.  hi.  thokarä  (H.  61)  zum 
Vergleich  heranziehen  und  etwa  eine  Grdf.  *thokka  annehmen. 

481 .  tingini  s.  Augenlid.  —  Gehört  zu  skr.  Ysthag,  sthagayaü  „bedecken",  p.  thaketi,  thakana. 
täna  s.  Ort,  Platz  s.  unter  tan. 

482.  tämba  s.  pl.  tarn  Pfeiler,  Steinsäule.  —  skr.  stambha  M.3  161,  Jay.,  p.  thambha, 

pkr.  thambha  und  th°  (Hern.  2.  9);  bi.  thambh  u.  s.  w.  B.  1.  313. 

T 

483.  taku  s.  Zweifel,  Erwägung,  üeberlegung,  Reflexion,    takanavä  v.  schätzen, 

achten.  —  skr.  tarka  Cl.,  p.  pkr.  takka. 

484.  takul  s.  N.  einer  Nuss,    aus  welcher  ein  Parfüm  bereitet  wird.  —  p.  takkola  =  skr. 

kakkola  CHILDERS,  Pali  Dictionary  u.  d.  W. 

485.  tana  s.   1.  Gras,    tanagiravä  (s.  hier)   „Grashupfer";  tanarada  „Palmyrapalnie",  wtl. 

König  der  Gräser.  —  skr.  trna,  A.  G.  345,  p.  pkr.  tina;  m.  tan  u.  s.  w.  B.  1.  160. 

2.  Sehnsucht,  Verlangen  (auch  tana).  —  skr.  trsnü,  p.  pkr.  tanhä  Jay. 

486.  tata,  tatu,  täta  s.  Saite  (einer  Laute),    tatmadinavä  „die  Saiten  spielen  (streichen)" 

Ss.  44.  —  skr.  tanti,  tantu,  tantri  Cl.  (letzteres  =  täta),  p.  tanü,  tantu,  pkr.  tanti; 
bi.  m.  tarnt  u.  s.  w.    B.  2.  174. 

487.  tada  adj.  fest,  hart,    tadakaranavä  v :  „festbinden,  pressen".  —  skr.  stabdha  M.3  161, 

p.  thaddha,  pkr.  thaddha  (Hern.  2.  39). 

488.  tan,  täna  s.  Ort,  Platz,  Stelle.    Inschriftl.  täna  JRAS.  C.  B.  Nr.  25,  185.    kotana 

wo?",  kotanin  „woher?"  u.  s.  w.  tanväsi  adj.  „klug"  (väsi  =  skr.  väcin  „der  an  der 
rechten  Stelle,  bei  der  richtigen  Gelegenheit  spricht"),  tänü  tanü  „hier  und  dort, 
überall"  Ss.  82.  —  tanatura  „Rang,  Stellung"  (Jay.  =  sthänäntara).  —  skr.  sthäna 
M.3  161,  p.  thäna,  pkr.  thäna  und  thäna  (Hern.  4.   16);  si.  thänu  „Stall". 

489.  tana   s.    weibliche   Brust;    Cocosnuss    (weil    sie    Milch    enthält).    —    skr.    stana, 

p.  thana,  pkr.  thana;  m.  thanä  u.  s.  w.  B.  1.  313.    tananga  „Brustwarze"  ist,  wie 
ich    glaube,    durch  secundäre   Nasalierung    aus  tanaga  =  skr.   stanägra   entstanden. 
tnbanavä  v.  stellen,  setzen  s.  tiyanavä. 

490.  tafnba  1.  adj.  rot.    2.  s.  Kupfer.  —  skr.  tämra,  A.  G.  345,  p.  pkr.  tamba;  hi.  tämbä. 

tambasüu  „Hahn",  wtl.  Rotkamm  =  skr.  tämracüda,  p.  tambacüla. 

491.  tamburu,    -hara    s.    Lotosblume    KJ.  358.     bintambiiru    eine    Convolvulaceen-Art 

=  Landlotos  (s.  mein  „Ceylon"  S.  28).  —  skr.  pkr.  tämarasa  Jay.  Bei  Hern.  2.  56 
wird  aber  auch  das   „Des! "-Wort  tambira  =  tämra  angeführt. 

492.  tamalu  N.  eines  Baumes,  Xanthochymus  pictorius  Roxb.   —  skr.  p.  tamäla. 

493.  tamä  pron.  selbst,    er  selbst.    Dav.  tamunnänse  höfliche  Anrede.    Auch  die  Affixe 

tema   und    tumu  (nom.   si.   und   pl.)   gehören   hieher.    —    skr.  iHmai).     S.   auch   <tj>i. 
Im  P.  vgl.  ätiimü  neben  attä. 
Abh.  d.  I.  Cl.  cl.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  27 


208 

494.  tara,  tira,  tiru  adj.  stark,  fest,  unbeweglich.  —  skr.  sthira  Jay.,  p.  pkr.  thira; 

hi.  tJär  „Frost". 

495.  tarasa  s.  Hyäne.  —  skr.  taraksa,  -Jesu  Cl.,  p.  taracchu. 

496.  tarahalä  s.  Goldschmied.  —  Metathese  aus  talaliarä.     Dies  =  skr.  p.  tulädhäm. 

Vgl.  M.3  162. 

497.  tarn,  turu  s.  Stern.  —  skr.  tärä  K.  419,  p.  pkr.  tärä. 

498.  tal  s.  Palmyrapalme  (Borassus  flabelliformis).    talpata    „ein  auf  das  Blatt  einer  P. 

geschriebener  Brief*.  —  skr.  p.  pkr.  tala  (tälapatra,  -patta). 

499.  tala   s.    1.  Sesam.    —   skr.   p.   tila  Jay.   —  —    2.   Fläche,   Basis  etc.    —   skr.   p. 

pkr.  tala.  —  —  3.  Festland,  Ufer,  trockenes  Land,  Grund.  —  skr.  stliala. 
p.  pkr.  thala. 

500.  talan  s.  Balken.  —  skr.  tiäana,  vgl.  tulä,  p.  tulä  „Wage,  Balken". 

501.  talä  s.  N.  einer  Pflanze,  Basilienkraut.  —  skr.  tulasi. 

502.  tali,   taliya,   täliya   s.   Gefäss,   Schale,   Kessel,   Schüssel.   —  skr.  sthäla,   -ll, 

p.  thala,  -li,  pkr.  thäla.     Sollte  hieher  auch  tala  „Köcher"   gehören? 

503.  talväta  s.  Fächer,   nam.  wie  ihn  die  Priester  zu  tragen  pflegen.  —  skr.  tälavrnta, 

p.  talavanta,  pkr.  tälaventa,  -onta  (Hern.   1.  67). 

504.  tava  s.  Askese,  Busse,    tavanavä  v.  prt.  tävuvä  „erwärmen,  wieder  beleben",    tävenavä 

„heiss  werden,  (von  Kummer  etc.)  gequält  werden",  pasutäv  „Reue,  Gewissens- 
bisse", wtl.  Nachpein.  —  skr.  tapas  R.  249,  p.  tapa,  pkr.  tava.  pasutäv  =  skr. 
paseättäpa,  p.  paccliätäpa,  pkr.  pacchääpa. 

505.  tavura,  -ara  adj.  stark,  fest,  unbeweglich.  —  skr.  sthävara,  p.  thävara. 

506.  talanavä  v.   prt.   täluvä  schlagen,   peitschen,   geisseln.  —   skr.    ytad,   tääayati 

M.3  162,  p.  täleti,  pkr.  iäd-. 

507.  talä   (Cl.  -lä)   s.   Teich.    —   skr.   tadäga  A.  LIV,   M.3  162,   p.   taläJca,   pkr.  taläa; 

ö.  hi.  taräv. 

508.  tili  s.  stechende  Sonnenstrahlen,  Sonnenglut.  —  skr.  Ülcsna  „scharf,  stechend" 

Jay.,  p.  pkr.  tiJcJcha;  hi.  m.  u.  s.  w.  tlkhä,  B.  1.  300.  Dem  p.  tikhina  entspricht 
sgh.  ttyunu  adj.   „scharf,  stechend".     Pkr.  auch  tinha  (Hein.  2.  82). 

509.  tit  1.  adj.  bitter  (von  Geschmack).   —   skr.  tihta  Jay.,  p.  üttaka.  —  —  2.  s.  Sät- 

tigung. —  skr.  trpti,  p.  Ütti.  Pkr.  vgl.  tlppa  =  skr.  trpta  (Hem.  1.  128).  —  — 
3.  s.  heilige  Lehre,  Glaube,  Religion  s.  unter  totu. 

510.  Uta  s.  Flecken.    Vgl.  tit-polanga   „die  gefleckte  Viper,  Daboia  Russellii  (auch  tiJi-p.); 

ät-muvä  „der  gefleckte  Hirsch,  axis  maculatus";  üt-vafuvä  „die  gesprenkelte 
Schnepfe".  — ■  Vgl.  skr.  üttiri,  -ra  „das  gesprenkelte  Rebhuhn",  tittinJca,  p. 
pkr.  tlttlra  „Rebhuhn". 

511.  timbiri  s.  1.  N.  eines  Baumes  aus  der  Gattung  der  Ebenaceen,  Diospyros  embryopteris. 

—  p.  thnharu  M.3  162  (im  Skr.  tindu,  -duka).  —  —  2.  Dunkelheit  in  tinibiri-ye 
Bez.  der  Hütte,  wo  die  Frauen  bei  und  nach  der  Entbindung  untergebracht  werden. 

—  skr.  p.  pkr.  twära. 


209 

512.  tiyanavä,  Hb",  tab°  v.  prfc.  tibbä,  tibuvä  setzen,  stellen.     Intr.  tiyenavä,  tib°  prt. 

tibunä  „sein".  —  skr.  sthäpayati  K.  434,  419,  p.  thapeü,  pkr.  thavei;  hi.  thäpnä  u.  s.  w. 
B.  1.  230 — 231.  Das  Absol.  tabä,  üya  (Clough  u.  d.  W.)  wird  in  der  Weise  des 
p.  thapetvä  verwendet.     Vgl.  A.  Gunasekara,  Grammar  §  354,  Nr.  37  Schi. 

513.  tiyu,  tivu  s.  Preis,  Lob.   —  skr.  stuti  M.3  162,  p.  thuti,  pkr.  thui. 
tiyana  adj.  scharf,  stechend  s.  unter  ük. 

tira,  -ru  adj.  fest,  stark  s.  unter  tara. 

514.  tiraya   s.  Vorhang.    Jcadatira    „Schleier",    welchen    man   auf  das    Gesicht   der    von 

Dämonen  Besessenen  legt.  —  Das  Wort  darf  natürlich  nicht  unmittelbar  zu  skr. 
tiraskannl,  p.  tiroMrant  gestellt  werden.  Daraus  würde  *tiruna  geworden  sein; 
vgl.  pokuna  <  puskarinl.  Vielmehr  ist  aus  dem  adv.  p.  tiriyam  ein  adj.  gebildet 
worden  *üriya  „das  was  quer  vorliegt",  auf  welches  dann  tiraya  als  Substantiv 
zurückgeht. 

515.  tirisanä  s.  Tier  (im  allgem.).  —  skr.  tiryanc,  p.  tiraccha,  tiracchäna  M.3  162,  Cl., 

pkr.  tiria,  tiricchi  (Hern.  2.  143). 

516.  tirelu,   tiralu  s.  Widder.   —  Von  tira  s.  oben   -(-  eluvä,   also    „das  starke  Schaf. 
tis,  tisa,  tiha  num.  dreissig  s.  unter  tuna. 

517.  tuta,    -tu    s.    Freude,    Zufriedenheit,   Vergnügen.    —    skr.    tusti   M.3  162,    p. 

pkr.  tuttlii. 

518.  tuda   s.   Schnabel,   Schnauze,   Maul.  —  skr.  p.  pkr.  ticnda.     Nach  M.3   164   soll 

diesem  Wort  sgh.  tola  „Lippe"  entsprechen.  Sollte  aber  nicht  vielmehr  ö.  hi. 
thuthurä,  -nä  „Maul"   (H.  62)  zu  vergleichen  sein?    Grdf.  Hulmla. 

519.  tuna,  tuna,  tun  num.  drei,    telcsa  13;  tis,  tisa,  tiJia  30.    In  Zusammensetzungen  ti-, 

z.  B.  tipal  (formell  =  skr.  tripliala)  eine  aus  3  Bestandteilen  zusammengesetzte 
Arznei.  —  skr.  trayas,  acc.  trn,  g.  trayänäm,  tri-,  trayodasa,  trimsat;  p.  tayö, 
g.  tinnam,  ti-,  terasa  und  telasa,  timsa  und  timsati-,  pkr.  tinni,  teraha,  tisä;  — 
hi.  tin,  teraha,  tisa  u.  s.  w.  (R.  239). 

520.  tuna   1.  s.  Körper,  Gestalt.  —  skr.  p.  tanu,  pkr.  tanu. 2.  adj.  dünn,  fein, 

zart.  —  skr.  tanu,  p.  tanu,  tanidca,  p.  tanu. 

521.  tumba  s.  Blei.  —  skr.  trapu  M.3  163,  K.  431,   p.  tipu,  pkr.  taua. 

522.  titru    1.    s.  Stern    s.   taru.  —  —  2.    part.    bis   s.   ätid.  —  —  3.   s.   Trommel.  — 

skr.  türya  Jay.,  p.  turiya,  pkr.  türa.  —  —  4.  s.  Vogel.  —  Nach  meiner  Meinung 
=  skr.  tura;  vgl.  p.  turita,  pkr.  turia,  also  =  der  schnelle. 

523.  turulc-tel  s.  ein  wohlriechendes  Oel.  —  skr.  turuslca  „indischer  Weihrauch"  Cl., 

p.  turuJcJcha. 

524.  turunu,  -na  adj.  zart,  neu,  frisch;  s.  Jugend.  —  skr.  p.  pkr.  taruna  Jay. 

525.  tul  adj.   1.  ähnlich,  gleich.  —  skr.  p.  tulya  Cl.  —  —  2.  gross,  dick,  stark.  — 

skr.  sthüla,  p.  Uvula,  thulla,  pkr.  thidla;  m.  thör. 

526.  tuvaralä  s.    eine  Art  Weihrauch,    von  einer  Tabernaemontana-Art   gewonnen.  — 

skr.  p.  tagara  M.3  163;  skr.  auch  sthayara,  sthäyara. 

27* 


210 

527.  tusara  s.  Tau,  Nebel,  Reif.  —  skr.  tusära  CL,  p.  tusära. 

528.  tet  adj.  feucht,  nass,  teta  s.   „ Feuchtigkeit,  Nässe".  —  Interessant.    Das  Wort  geht 

auf  p.  tinta  zurück,  welches  zu  temeti  nach  der  Analogie  khanta:  khamati  gebildet  ist. 
Vgl.   tem. 

529.  teda  s.  Glanz,  Licht,  Herrlichkeit,  Würde.  —  skr.  tejas  M.3  163,  CL,  p.  teja, 

pkr.  tea. 

530.  tena,  -e  s.  Sohn.  —  skr.  p.  tanaya,  pkr.  tanaa. 

531.  tenum  (so  Jay.)  s.  Diebstahl.  —  skr.  stena,  stenayati,  p.  thena,  tlieneti,  pkr.  thena. 
tepala  s.  Wort,  Rede  s.  unter  dapanavä. 

532.  tem   s.    das    Befeuchten,    Benetzen,    temanavä    v.    prt.    temuvä    „feucht    machen, 

bewässern";  temenavä,  prt.  temunä  „feucht  werden".  —  skr.  y  stirn,  stiinyati,  stema, 
tema,  p.  temeti,  temana.    Ch.  147.    Vgl.  tet. 

533.  temum  s.  Lob,  Preis.  —  skr.  Stoma:   p.  thoma,  thometi,  thomana.    temiim  setzt  ein 

dem  p.  thometi  entsprechendes  Verb,  voraus. 

534.  tera  s.   1.  Priester,  der  die  höheren  Weihen  empfangen  hat.    f.  teri.  —  skr.  sthavira 

M.3  163,  p.  pkr.  thera,  -r%.  —  —  2.  Ufer  (eines  Flusses).  —  skr.  p.  pkr.  ttra 
M.3  163. 

535.  tela  s.  Oel.  —  skr.  taila,  p.  tela,  pkr.  tella. 

536.  tesu  adj.   die   anderen,   übrigen;   s.  der  Rest.  —  Scheint   durch  Dissimilation  aus 

sesu  (s.  dort)  entstanden  zu  sein. 

537.  to  s.  Wasser.  —  skr.  p.  pkr.  toya.    Sgh.  totani  „ Wasser bassin"  wäre  skr.  toyasthäiia. 

538.  tota  s.  Furt,  Fähre,  Landungsplatz.    In  vielen  Ortsnamen,  wie  Katugas-tota  u.  s.  w. 

totiyä  „Fährmann".  —  skr.  tirtha  M.3  163,  p.  pkr.  tittha. 

539.  totu   s.    Häretiker,    Sectierer,    Irrlehrer.    —    skr.    tlrthaka;    p.    vgl.    titthakara, 

pkr.  titthaara  M.3  163.    Vgl.  sgh.  tit  „Glaube". 

540.  tora  s.  Zwischenraum,   Abstand,    toravenavä  v.    „getrennt  sein".  —  skr.  p.  pkr. 

antara,   also  Nomen   zu   2.  turu.     Sgh.   toratura   s.   pl.   -ru  „Begebenheit,  Vorfall, 
Nachrichten"   ist  mit  p.  antarantarä  u.  s.  w.  zu  vergleichen. 
tola  s.  Lippe  s.  unter  tuda. 

541.  tosaya  s.  Freude,  Vergnügen,  Ergötzen,    toskaranavä  v.   „erfreuen,  ergötzen".— 

skr.  tosa,  p.  pkr.  tosa. 

542.  tolio  s.  Hülse  (des  Korns),  Spreu.  —  Dürfte  zu  skr.  tum  gehören. 

543.  tö~  pron.  d.    2.  pers.  S.  du    (jetzt  nur   zur  Anrede  von  Leuten  der  niedrigsten  Kaste 

gebraucht);  acc.  ag.  tu  (dav.  ta-gen,  ta-ta  u.  s.  w.).    PI.  topi,  tepi,  tep;  acc.  ag.  topa. 

—  tö  geht  auf  skr.  tava  (vgl.  mama  „ich"),  tä  auf  tvayä  zurüclc.  p.  tvam  und 
tuvam,  tava,  tayä;  pkr.  tarn  und  tamam,  taha  und  tuha,  tae.  hi.  tu  u.  s.  w.  B.  2.  309. 
Der  PI.  topi  ist  Analogiebildung  zu  api  „wir". 

544.  täh  s.  Buttermilch.  —  skr.  takra,  p.  pkr.  takka. 

545.  täta  s.   1.  Saite  s.  tata. 2.  Mühe,  Anstrengung,    nitätin  „mühelos,  leicht". 

—  Zu  skr.  Ytap,  *tapü\  vgl.  p.  pkr.  tatta. 


211 

546.  tätl  s.  Furcht,  Schrecken,  Zittern,    tütigannavä  „erschrecken,  sich  fürchten".  — 

skr.   ytras,  pp.  trasta  Jay.,  p.  tasati,  pkr.  tasai. 
täna  s.  pl.  tan  Platz,  Stelle  s.  unter  tan. 

547.  tänpatkaranavä   v.    begraben,    beerdigen.    —    tänpat  =  d.    vor.  -j-  pat  =  skr. 

präpta,  p.  patta  euphemistisch  „der  an  seinen  Platz,  an  seine  Stätte  gekommen 
oder  dort  niedergelegt  (KZ.  33.  576)  ist".    Vgl.  unser  „bestatten". 

1) 

548.  da  conj.  und  -da  -da  „sowohl  —  als  auch".  —  skr.  u.  s.  w.  ca  A.  LIV.     Fraglich 

ist  der  Ursprung  der  Interrogativpartikel  da. 

549.  daJcinavä  v.  prt.  dutuvä  sehen,  erblicken.    Caus.  dakvanavä  „zeigen".    Dav.  Absol. 

daJcvä,  (ähnlich  wie  ära,  tiyä  als  postpos.  „bis,  hin  zu"  verwendet).  —  p.  dakkhaü 
A.  28,  Ch.  147,  151,  pkr.  deMhai;  hi.  dehhnä  u.  s.  w.  diitu  ist  skr.  drsta,  p. 
pkr.  dittha. 

550.  daJcuna,  -ana,  -unu  adj.  recht  (dexter),  südlich.  —  skr.  daksina,  p.  pkr.  daJckhina. 

Moderne  Formen  s.  B.   1.  310,  2.  13. 

551.  daktinu,  däkuma  s.  Gabe,  Schenkung.  —  skr.  daksina,  p.  pkr.  dalikhinä. 

552.  danga  1.  s.  Wade.   —  skr.  p.  pkr.  jaiighä  M.3  164;  hi.  jämgh  u.  s.  w.  (B.  1.  296, 

Gr.  50.  35). 

553.  dada  1.  s.  Strafe,  Busse,  Geldbusse.  —  skr.  p.  pkr.  danda. 2.  adj.  zahm, 

gezähmt,  dadamivä  „zahmer  Büffel".  —  Nach  meiner  Ansicht  =  skr.  dagdha, 
p.  pkr.  daddha  „gebrannt".  Also  das  durch  ein  Brandmal  gekennzeichnete  Herdetier. 
Die  Singhalesen  pflegen  ihre  Rinder  an  der  Flanke  mit  Buchstaben  und  Zeichen 
zu  brennen. 

554.  data  s.   pl.  dat  Zahn.    —   skr.  dantan,  p.  pkr.  danta  A.  21,  K.;   hi.  dämt  u.  s.  w. 

dätta  „Zahn"   einer  Säge  geht  auf  einen  St.  danü  zurück. 

555.  dada  s.   1.  Flagge,  Fahne;  männliche  Geschlechtsteile.  —  skr.  dhvaja  A.  LIV, 

M.3  164,  p.  dhaja,  pkr.  dhaa  und  jhaa  (Hem.  2.  45). 2.  Vogel;  Brahmane; 

Zahn.  —  skr.  p.  dvija  M.3  164,   pkr.  dia.   —  —    3.  Hautausschlag,   Aussatz, 

eine  Art  Skorbut.  —  skr.  dadru,  dardru,  -ü,  p.  daddu  M.3  164. 4.  Thor, 

Narr.  —  Interessant.    Entspricht  dem  p.  dandha,  das  zu  skr.  tandra  gestellt  wird. 

556.  dadara,  dädurn  s.  Frosch.  —  skr.  dardura  M.3  169,  p.  pkr.  daddura;  hi.  dädur  u.  s.  w. 

557.  dan    1.   s.  Gabe,    Geschenk.    —   skr.  p.  däna  M.3  164,    pkr.  däna.    —  —    2.  das 

Nachdenken,  Nachsinnen  (fehlt  bei  CL),  Jay.  =  skr.  dhyäna,  p.  jhäna,  pkr. 
jhäna.  Elu  auch  dahan,  sowie  dahän  R.  244.  —  —  3.  Kern,  Korn;  Reis.  — 
skr.  dhänä,  dhänya;  p.  dhänä,  dhanha;   pkr.  dhanna.    Elu  auch  dahan. 

558.  dana  s.  1.  Knie.   —   skr.  jänu  M.3  164,  K.  411,   p.  jänu,  jannu,  pkr.  jänu.  —  — 

2.  Reichtum,    Besitz,  Vermögen.    —    skr.   p.   dhana  Jay.,    pkr.   dhana.  —  — 

3.  Menschen,  Leute.  —  skr.  p.  Jana  A.  LIV,  pkr.  Jana.  Vgl.  danana  „Geburt" 
=  skr.  janana  u.  d.  folg. 

559.  danavanavä   v.    prt.    dävä   hervorbringen,    gebären,    erzeugen.    —   skr.   yjan 

janayati,  p.  janeti,  pkr.  janei. 


212 

560.  danavuva  s.  Land,  Distrikt,  Bezirk.    —    skr.  p.  janapada  R.  242,  pkr.  janavaa. 

561.  danu  s.  Laut,  Ton,  Schall  (fehlt  bei  Cl.)  Jay.  =  skr.  dhvani,  p.  dhani. 

562.  dannavä    v.   prt.    dänagattä,    prs.    1.    s.    danimi    erkennen,    verstehen,    wissen. 

Caus.  danvanavä,  prt.  dännuvä  „ bekannt  machen",  dänagannavä  »ausfindig  machen, 
wissen",  däntma  „das  Wissen,  die  Wahrnehmung".  —  skr.  Yjhä  jänäti  A.  28, 
p.  jänäti,  caus.  jänäpeü,  pkr.  jänai,  jänävei;  hi.  jännä  u.  s.  w. 

563.  dapa   s.    1.    Stolz,    Uebermut.    —    skr.   darpa,    p.   pkr.    dappa.     Auch    die   Bed. 

„geschlechtliche  Vereinigung,  Beischlaf"  ist  hier  vielleicht  anzuschliessen.  Vgl.  skr. 
darpaJca  (=  sgh.  däpi)  N.  des  Liebesgottes.  Doch  liesse  sich  auch  p.  jappä  „Lust, 
Begierde"    vergleichen. 

564.  dapana,  däpunu  s.  Spiegel.  —  skr.  darpana   M.3  165,  p.  pkr.  dappana. 

565.  dapanavä  v.  prt.  däpuvä  den  Dämonen  opfern,   Zaubersprüche  hersagen.  — 

skr.  Vjalp  jalpaü,  p.  jappati,  pkr.  jampai;  hi.  japnä  u.  s.  w.  M.3  163  wird  mit  skr. 
jalp  sgh.  tepula  „Worte,   Gespräch"   verglichen.     S.    auch  M.3  170  u.  d.  W.   dapa. 

566.  damba   s.    N.    eines   fruchttragenden    Baumes.    —    skr.    p.  jambu   CK;    hi.  jämun, 

m.  jämb  (Gr.  50.  37).    Vgl.  dambadlva  =  jambiidvlpa. 

567.  dambu  s.  Schakal.   —  skr.  jambfika  M.3  165,  p.  jambuka. 

568.  dam   s.  Religion,   Lehre.    —   skr.    dharma   M.3  165,   Jay.,   p.   pkr.  dhamma.     Elu 

auch  daliam. 

569.  dama    s.    1.   Kette,    Fessel.    —    skr.    däman    M.3   165,   p.    pkr.  däma.    —    — 

2.  Bändigung,  Züchtigung,  damanavä,  prt.  dämiwä  „bändigen".  —  skr.  ydam 
damati;  skr.  p.  pkr.  dama. 

570.  dara    s.    1.  Alter,    Greisen  alter.    —    skr.  jarä  Jay.,    CL,    p.  pkr.  ebenso.    —    — 

2.  Schneide,  Schärfe,  Guss,  Flut.  —  skr.  p.  pkr.  dhärä  Jay.    Elu  auch  dahara. 

—  —  3.  Brennholz.  —  skr.  p.  pkr.  däru.  Vgl.  darasäya  =  *därucaitya 
„  Scheiterhaufen " . 

571.  daranavä   v.   prt.   däruvä   halten,    aushalten,    ertragen.    —   skr.   ydhr  dharatt. 

dhärayaü  Ch.  147,  p.  dhäreti,  pkr.  dharai,  dhärei. 

572.  daradi  s.  Schuld.  —  Ich  vergleiche  skr.  däridrya   „Armut,  Not";    p.  dalidda  und 

dalidda,  pkr.  daridda,  -riddi,  -riddiya  „arm",  däridda  „Armut".  Es  läge  nahe  an 
skr.  dhära  zu  denken,  doch  liesse  sich  dann  -di  nicht  erklären.    S.  auch  unter  dilihdu. 

573.  daru,  daruvä  s.  Kind.  —  skr.  p.  däralca  P.  G.  35,  M.3 165,  K.  421,  pkr.  däraga,  -a. 

Dem  skr.  f.  där'ikä  entspr.  sgh.  dänya  „Mädchen". 

574.  darunu  adj.  hart,  rauh,  schrecklich.  —  skr.  p.  pkr.  däruna. 

575.  dala  s.  1.  Blatt;  Teil,  Hälfte;  Menge,  Haufe.   —  skr.  p.  pkr.  dala.    (In  letzter 

Bed.  viell.  =  skr.  p.  jäla,  s.  unter  däla). 2.  Zahn,  Elfenbein  s.  dala.  —  — 

3.  Wasser.  —  skr.  p.  pkr.  jala;  si.  jaru.  —  —  4.  Flamme,  Feuer,  Licht, 
Glanz,  dalvanavä,  prt.  däluvä  „in  Brand  setzen,  anzünden",  dula,  dulu  „glänzend, 
hell".  —  skr.  jvälä,  Yjval  jvalati,  jvälayati,  A.  G.  339,  p.  jälä,  jalati,  jäleti  und 
jaläpeü,  pkr.  jälä,  jalai,  jälei;  pj.  jalnä  u.  s.  w.    B.  1.  244.    Vgl.  diüsenavä. 

576.  dalabu,  -ambu  s.  Mutterleib.  —  p.  jalabu   M.3  165. 


213 

577.  dalu,  -luva,  doli  s.  Sprössling,  Schoss,  Kaospe.    dalulanavä  „keimen,  sprossen, 

knospen".  —  skr.  p.  jälaka. 

578.  dava   1.   s.  Wald,  Wildnis.   —   skr.   p.   däva. 2.   s.   Brand,  Waldbrand. 

—  skr.  p.  pkr.  dava. 3.  adv.  schnell,  eilends.  —  skr.  p.  pkr.  java. 

579.  davanavä  v.  prt.  dävvä  brennen,  verbrennen.  —  Gehört  nicht  zu  skr.  Ydali  dahaü 

(vgl.  hiezu  sgh.  dahan  „Feuer"),  sondern  zu  p.  jkäpeti. 

580.  davasa,  -ha  s.  Tag.    In  Zusammensetzungen  -da,  z.  B.  anihdä  „der  übermorgige  Tag", 

irudä  „Sonntag",  sandudä  „Montag".  —  skr.  p.  divasa  A.  30,  44;  pkr.  divasa,  diaha. 

581.  das   1.   s.   Sklave,    düsi  „Sklavin".   —   skr.   p.   pkr.   däsa  P.  G.  39.    —    —   2.   adj. 

geschickt,  klug,  gewandt.  —  skr.  daksa  Jay.,  p.  pkr.  daWia.  Die  sgh.  Form 
setzt  *daccha  voraus. 

582.  dasa    1.   num.   zehn    s.   dahaya.    —   —   2.    s.   Gegend,    Seite.    —   skr.    disä   Jay., 

p.  pkr.  disä. 

583.  dasan  s.  1.  das  Sehen,  Anblick.  —  skr.  darsana,  p.  dassana,  pkr.  darisana. 

2.  Zahn.  Vgl.  dasanvarana  „Lippe"  =  Zahnhülle.  —  skr.  dasana,  p.  dasana, 
pkr.  dasana. 

584.  dasaruva  s.  Schulter.   —  Ich  glaube,   dass  das  Wort  aus  *dasamra  umgestellt  ist 

und  vergleiche  dieses  mit  skr.  dohsiJcJiara,   das  im  Skdr.  für  „Schulter"  sich  findet. 

585.  dalia  s.   1.  Lotosteich,   See.    —    skr.  draha,   p.  pkr.  daha;    ö.  hi.  doli.     Metathese 

aus  hrada.  —  —  2.  Saum,  Verbrämung  (eines  Kleides).  —  skr.  dasä,  p.  dasä. 
58G.    dahaya,  daha-,  dasa  num.  zehn,    daha-tuna  13  u.  s.  w.  —  skr.  dasa,  p.  pkr.  dasa; 
hi.  das  u.  s.  w.   B.  2.  133;  R.  239. 

587.  dahasa,   das,   däha   num.  tausend.   —   skr.  sahasra,   p.  pkr.  sahassa.     Das  Wort 

steht  für  *sahasa,  *hahasa  und  hat  sein  anl.  d  ohne  Zweifel  von  dahaya  „zehn" 
bezogen.    Ch.  134. 

588.  dala    1.   s.  Hauer,    Fangzahn,    Stosszahn,    Elfenbein,    daladä  „die  (in  Kandy 

aufbewahrte)  Zahnreliquie".  —  skr.  damsträ,  M.3  166,  p.  däthä,  pkr.  dädhä; 
hi.  dädh,  m.  dädh  u.  s.  w.  —  —  2.  Haarflechte  (wie  die  Asketen  sie  zu  tragen 
pflegen).  — ■  skr.  p.  jatä,  pkr.  jadä.  Vgl.  dalamadala  „kreisförmig  aufgesteckte 
Haarflechte"  =  skr.  jatämandala.    Sgh.   dnhäa  „Asket"   =  skr.  jatila  Jay.  —  — 

3.  adj.  grob,  dick,  derb.  —  skr.  drdha   A.  LIV,  5,  P.  G.  26,  p.  dalha,  pkr.  dadha. 

589.  da  1.  s.  Reliquie.  —  skr.  p.  dhätu  M.3  166,  pkr.  dhäu;  hi.  dhät  n.  s.  w.    B.  2.  174. 

Vgl.  dakusa  „Aufbewahrungsschrein  für  Reliquien"  =  skr.  dhätuhuJcsi ,  dägäba 
(-gaba,  -tjoba)  =  skr.  dhätu garbha.  —  —  2.  adj.  geboren,  Sohn.  Inschriftlich 
120   A,  15.  —  skr.  p.  jäta  M.3  166,   pkr.  jäa. 

590.  dign  adj.  lang,    dlga   „Länge".  —  skr.  dlrgha  M.3  166,  p.  dlgha,  pkr.  dtha,  dlggha. 

Vgl.  sgh.  dikdana  (fehlt  bei  Cl.)  „Kranich",  wtl.  Langbein  (s.  dana),  dlgä  „lang- 
lebig" =  skr.  dlrghäyus  u.  a.  m. 

591.  ditu  s.  Anblick;  Erkenntnis.  —  skr.  drsfi  Jay.,  p.  pkr.  ditthi. 

592.  dina   s.    1.  Sieg;    Ueberwinder    (N.   d.   Buddha),    diya    „Sieg",    dinanavä  v.   prt. 

dinuvä  „besiegen,  überwinden".  —  skr.  Yjl  jayati  Cb.  147,  p.  jinäü  (neben  jayaü, 
jeä),  pkr.  jwai.    skr.  p.  jina,  pkr.  jina,  skr.  u.  s.  w.  jaya.  — ■  —  2.  Tag  ts. 


214 

593.  dini   adj.   geboren,    erzeugt,     diniti  s.    „Gebärerin,   Mutter".   —   skr.  janita  Jay., 

janitn,  p.  janita,  pkr.  jania. 

594.  dimbul  s.   1.  N.  eines  Baumes,  von  den  Engländern   „roseapple"   genannt;   Eugenia 

Jambolana.  —  skr.  jambula  neben  jarnbu  (so  auch  p.  pkr.),  m.  jämb;  hi.  jäm  u.  s.  w. 

—  —  2.  Auch  eine  Art  Feigenbaum,  Ficus  gloraerata.  —  skr.  p.  udumbaro 
R.  247,  pkr.  uumbara.    Sgh.  auch  dumbul. 

595.  diya   s.  1.  Welt.    —    skr.  jagat   M.3   16G,   p.  jagatl,    pkr.  jaa.    —   —    2.  Wasser. 

diyakaranavä  »in  Wasser  auflösen,   schmelzen  tr.",    d.-venavä  „zu  Wasser  werden". 

—  Beachtenswert,  weil  es  auf  die  schon  im  P.  aus  skr.  udaka  verkürzte  Form  daka 
zurückgeht.  Vgl.  P.  G.  29,  M.3  166,  K.  430.  —  —  3.  Bogensehne.  Auch 
dunudiya.  —  skr.  jyä  K.  415,  p.  jyä  und  jiyä. 

596.  diyunu    adj.    doppelt,     d.-haranavä     „vermehren,    verbessern",    wtl.    verdoppeln. 

vädi-d.-h-  „verbessern",  wtl.  die  Zunahme  verdoppeln.  —  skr.  dviguna,  p.  digitna, 
pkr.  biyuna. 

597.  diyul,    duhul   s.    feines    Gewebe,    Seidenstoff.    —    skr.    p.   duküla,    pkr.    duula, 

dualla  (Hern.   1.  119). 

598.  diranavä  v.   prt.  diruvä  alt   werden,   schwach   werden,   zerfallen,   zergehen. 

dirini  „alte  Frau";  dünn  „alt"  s.  bes.  —  skr.  jarati,  jtryati,  p.  jirati  (jiyyaü,  jty°), 
pkr.  jirai. 

599.  diri  s.  Mut,  Stärke  (fehlt  bei  CL).  —  skr.  dhairya  Jay.;  p.  pkr.  vgl.  dhlra. 

600.  dilisenavä,   dilih0  v.  prt.  dilisunä,   -h-  leuchten,   scheinen,   hell  sein.   —  Von 

dili  (s.  data)  +  isenavä  „ausgegossen  werden,  sich  verbreiten",  dili  „glänzend, 
scheinend"   (=  skr.  jvalita)  Ss.  30,  66;  KJ.  182. 

601.  diva   s.    1.    Insel.    LaJcdiva    „Ceylon".    —   skr.    dvvpa    A.  LV,   M.3  167,    p.   dtpa, 

pkr.  diva.  —  —  2.  Zunge.  —  skr.  jihvä  A.  23,  M.3  167,  p.  jivhä,  pkr.  jihä; 
hi.  u.  s.  w.  jibli.  —  —  3.  diva-  in  Zusammensetzungen  wie  diväs  „mit  dem 
himmlischen  Auge  ausgestattet"   ist  skr.  divya,  p.  dibba,  pkr.  dlwa. 

602.  divayuru  s.  Sonne.  —  skr.  p.  divälcara. 

603.  divi  s.   1.  Leben.  —  skr.  p.  jtvita,  pkr.  jiva,  jia;  hi.  ji  u.  s.  w.  B.  1.  252,  2.  156. 

—  —   2.  Häher,  blauer  Holzhäher.  —  skr.  (Tälcl)divi. 

604.  diviyä  s.  Leopard,  Panter.  —  skr.  dvlpin  M.3  167,  K.  424,  p.  dlpi. 

605.  divu  s.  Lampe.  —  skr.  p.  dipa,  pkr.  diva. 

606.  disi  adj.  sichtbar,  hell,  licht,  strahlend,  herrlich.  —  skr.  drsya,  p.  dissaka.    Ss.  77 

ist  disi  (=  -i)  3.  s.  prs.  zu  einem  V.  disenavä  =  skr.  drsyate,  p.  dissati,  pkr.  dtsai. 

607.  diliudu    adj.    arm.    -hdä    s.    „armer    Mann".    —    Geht    auf   p.    dalidda,    dalidda 

(M.3  167),  pkr.  dalidda  zurück  =  skr.  daridra.  S.  auch  daradi.  Es  liegen  also 
im  Sgh.  Doppelformen  mit  l  und  r  neben  einander. 

608.  dl  s.   geronnene  Milch,   sauere  Milch.    —   skr.    dadJti  M.3  167,   Jay.,   p.  dadhi, 

pkr.  dahi,  dahia;  hi.  dalä  u.  s.  w.    B.   1.  267. 

609.  du-  Praef.  mit  der  Bed.  übel,  schlecht,  miss-  =  skr.  dus-,  duh-,  dar-  u.  s.  w.,  z.  B. 

dugiya    „arm,   dürftig"  =  skr.   durgata,   p.   duggata;    ditdana    „Bösewicht"  =  skr» 
durjana,  p.  dujjana,  pkr.  dujjana  u.  a.  m. 


215 

•610.    duka  s.   pl.  duk  Elend,   Leiden,  Unglück.  —  skr.  duhkha  P.  G.  44,   p.   duWia, 
pkr.  duha,  didekha. 

611.  dutu   1.  pp.   gesehen,   erblickt  s.   unter  dakinavä.  —  —  2.  Feind     Geo-ner.  

skr.  dusta  Jay.,  p.  pkr.  duttha. 

612.  dunu  adj.   alt,   abgenutzt.    OL:    dunuvat    „alte  Kleider,    Lumpen".   skr.   nrna 

p.  pkr.  jinna.    Also  richtig  dunuvat.    Oder  zu  Nr.  616? 

613.  dut   s.    Schelm,    Schurke.    —   skr.    dlmrta ,    p.    pkr.    dhutta;    hi.    (?/m#ä   u.  s.   w. 

(B.  1.  334). 

614.  dtidu  s.  Milch.  —  skr.  dugdha,  p.  pkr.  duddha;   hi.  m.  düdh  u.  s.  w.    (B.  1.  286, 

Gr.  50.  31). 

615.  duduru,    -lu    s.    schlechter,    ungangbarer    Weg,   Wildnis.    —    skr.    duscara, 

p.  *duccara. 

616.  dünn,  dun   1.  pp.  gegeben  s.  unter  denavä.  —  p.  dinna. 

617.  dunna  s.   pl.   dunu  Bogen.   —   skr.  dhanu,   -us  Jay.,    p.  dhanu,    pkr.  dhanu.    Vgl. 

dedunna  „Regenbogen"  (<  dev-d°),  das  sich  dem  skr.  devadruna  vergleicht. 
E.  Kuhn,  KZ.  30.  354,  Geiger,  Etym.  d.  BalücT  S.  16. 

618.  dumburu,  -tu  s.  Purpur,  schwarzrote  Farbe.  —  skr.  dhümra  M.3  167.    Zu  dem 

gleichen  Wort  gehört  m.  E.  auch  dumbul  „Rauch,  Russ". 

619.  dumbul  s.  alte  Person,  altersschwache  Person.  —  Durch  secundäre  Nasalierung 

aus  *dubid  entstanden  und  dieses  =  skr.  durbala,  p.  dubbdla,  pkr.  duwala.  —  S.  auch 
dimbid  und  das  vor. 

620.  dum  s.  1.  Rauch,  Dampf,   dumvan  „Purpur",  wtl.  Rauchfarbe,    dumyanavä  „rauchen". 

—  skr.  p.  pkr.  dhüma  K.  411;  hi.  dJiüäm.  Vgl.  dumJceheU  „Feuer,  Komet"  =  der 
Rauch  als  seine  Fahne  hat  (s.  Jcehel);  vgl.  skr.  p.  dhmnaJcetu.  —  —  2.  Baum.  — 
skr.  druma  OL,  p.  pkr.  duma. 

621.  dum  1.  s.  Kümmelsamen.  —  skr.  jlra,  jtraka  M.3  167,  Jay.   —   —  2.  adj.  fern, 

weit.  —  skr.  p.  pkr.  dura  M.3  167. 

622.  dula,  dulu  adj.  glänzend,  leuchtend  s.  data  und  dilisenavä. 

623.  duva  s.  Polarstern.   —  skr.  dhruva,  p.  dhuva. 

624.  duvan  s.  Hüfte  KJ.  28.  —  skr.  p.  jaghana  M.3  168,  pkr.  jaJiana. 

625.  duvanavä,    div°   v.   prt.  diwä  rennen,    eilen,    laufen.    —  Lässt  verschiedene 

Ableitung  zu.  Am  besten  wohl  mit  Ch.  147  von  Yjü  javati,  p.  javaü,  pkr.  javai. 
Vgl.  dävi  „Radspeiche"  d.  h.  die  hurtige  =  skr.  javin. 

duhid  s.  feines  Gewebe  s.  diytd. 

dululu  s.  Asket  s.  unter  2.  dala. 

626.  du,  duva  1.  s.  pl.  dülä,  düvaru  Tochter.  —  skr.  duhitr  A.  22,  44,  p.  nom.  diihitä, 

dhltä,  pkr.  duhiä,  dhlä,  dhüä;  hi.  dht,  dhlyä  u.  s.  w.  Am  nächsten  steht  die 
pkr.  Form  dhüä.  Vgl.  auch  Bartholomae,  ZDMG.  50,  S.  693.  —  —  2.  s.  Spiel, 
Würfelspiel.  —  skr.  dyüta,  p.  jYda,  pkr.  jüa;  hi.  jüä  u.  s.  w.  —  —  3.  s.  Bote 
in  radü  „Königsbote"  aus  *rad-dü.  —  skr.  p.  düta,  pkr.  düa. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  28 


216 

627.  de,  deka,  da  num.  zwei,  beide,    dolosa,  dolaha,  -sa  „  zwölf.    Häufig  de  vor  einem 

Nom.,  um  paarweise  Vorhandenes  zu  bezeichnen:  depo,  „die  beiden  Füsse",  deata 
oder  data  „die  beiden  Hände",  dctana  „die  beiden  Brüste",  dedivu  s.  „Schlange", 
wtl.  zweizüngig.  Vgl.  sgh.  auch  ba  („in  classic?"  A.  Gr.  144  Anm.),  bara  12, 
batis  32.  —  skr.  dvau,  dve,  p.  dre,  duve,  pkr.  do,  duve;  hi.  dö  u.  s.  w.,  g.  be. 
B.  2,  181;  R.  239. 

628.  ^e£»,  -ta  adj.  der  beste,   trefflichste,    gamdetu  „Dorfoberhaupt".   —  skr.  jyestha 

M.3  168,  CL,  p.  pkr.  jetiha. 

629.  deduba    s.    Süsswasserschlange.    —    skr.    dundubha    „Eidechsenart    ohne    Füsse"r 

p.  deddubha. 

630.  dena  s.  Canoe,  Boot  (fehlt  bei  Cl.).  —  skr.  drom  Jay.,  p.  doni.    Urspr.  „Trog,  Zuber". 

631.  dena  s.  Kuh,  weibliches  Tier  überh  ,  z.B.  dividena  „Tigerin".  —  skr.  dhenä,  -nu 

Ch.   144,  K.,  p.  dhenu,  pkr.  dhenu.  —  dena  „Mann,  Person"   s.  unter  dana. 

632.  denavä  v.   prt.   dunnä  geben,   schenken,   gewähren.   —  skr.    ydä  dadäti,   datta 

A.  27,  p.  dadäti  und  deti  (diese  Form  liegt  zu  gründe),  dinna  (=  sgh.  dun  Ch.  151), 
pkr.  dei,  dinna;  hi.  dena  u.  s.  w. 
deya,  de,  da  s.  Sache,  Ding  s.  däv. 

633.  clerana  s.  Erde  KJ.  56,  594.  —  skr.  p.   dhararii  M.3  168,  pkr.  -ni. 

634.  desa  s.  Gegend,  Land,  Richtung,  Seite.  —  skr.  deka,  p.  pkr.  desa. 

635.  desanavä  v.  lehren,  predigen.  —  skr.  V dis  desayati,  p.  deseti,  pkr.  (Zesa. 

636.  domnasa  s.  Betrübnis,  Melancholie.   —  skr.  daurmanasya,  p.  domanassa. 

637.  dora  s.    Thor,    Eingang.   —   skr.   p.    dvära  M.3  169,    K.  431,   pkr.   duvära.     Aus 

p.  dvärattlia  (skr.  dvärastha)  „Thürhüter"  ist  sgh.  doratuva  in  der  Bed.  „Thorweg, 
Portal"   geworden  UJ.   1.  9. 

638.  dovinavä,    dön°   v.    prt.    devvä   melken.    —   skr.  Yduh  doghdi   K.  418,    M.3  169, 

p.  dohati. 

639.  dovundiya   s.    Wasser,    in   welchem    Reis   gewaschen    wurde.    —    Von    dovun 

=  skr.  dhävana    „das  Waschen,    Abspülen",    p.  dhävana  und    dhovana  -\-  2.  diya. 

640.  dosa  s.  pl.  dos  Fehler,  Schuld;  Missgeschick.  —  skr.  dorn,  p.  pkr.  dosa. 

641.  dola  s.  Gelüste,  Begierde,  Verlangen.  —  skr.  dauliada,  dohada,  dohala  „Gelüste 

schwangerer  Frauen"  Childers,  JRAS.  N.  S.  VII,  36.    p.  dohala,  pkr.  dohala,  dohala. 

642.  dö  s.  Stern.  —  skr.  jyötis,  p.  jöti. 

643.  dähgum  s.  das  Hin-  und  Hergehen,  die  Bewegung.  —  skr.  ygam  jahgamyate-r 

p.  jahgamati,  jahgama. 

644.  dädi  adj.  hart,  rauh.  —  Wird  M.3  169  zu  skr.  canda  gestellt.    Vgl.  aber  sädal 

645.  däduru    s.    Riss,    Spalt,     diyadüduru    s.     „zerteilter   Wasserstrahl,    Brause".    — 

skr.  jarjara,  p.  vgl.  jajjarita  =  pkr.  jajjaria  M.3  169.  Vgl.  die  Bed.  „dumpfes 
Geräusch"  wie  von  fernem  Donner  =  skr.  jarjara  1  d  bei  BR.  —  Vgl.  auch 
dadara. 

646.  dan   adv.   jetzt,    nunmehr.    —    Geht   auf  die  verkürzte  Form   p.  däni,    pkr.  däni, 

dänim  zurück  =  skr.  idänvm,  p.  idäni.    Ch.  140,  P.  G.  44. 


217 

€47.    dämitu  adj.  barmherzig,  gütig.  —  skr.  dharmistha  Ol. 

648.  däla  s.  1.  Netz;  2.  Menge,  Masse.  —  skr.  p.  jäla  M.3  170,  K.  432;  hi.  jäl  u.  s.  w. 

B.  2.  7. 

649.  däli    s.    1.    Spross,    Knospe,    Keim   s.    unter   dalu. 2.  Bart   KJ.  629.    — 

skr.  damstrikä,  däthikä  M.3  170  (R.  243  doli). 

650.  däv,  da,  deya,  de  s.  Sache,  Gegenstand.  —  skr.  dravya  Jay.,  p.  dabba,  pkr.  davva. 

651.  dävt  s.  Löffel  (fehlt  bei  Ol.).  —  skr.  darvt,  -vilv,  p.  dabbl. 

652.  cZa  s.   1.  Art,  Klasse,  Gattung.  —  skr.  p.  jäü  OL,  pkr.  jäi.    däpala  „Muskatnuss" 

=  skr.  jäüphala.  —  —  2.  Jasmin.  —  skr.  p.  jäü  M.3  169,  OL  däsaman  wäre 
skr.  jati-sumanäs. 

N 

653.  w-  Negativpartikel  vor  Adj.  un-.    Der  Vokal  ist  durch  den  der  folgenden  Silbe  bedingt; 

vor«  lautet  er  meist  o.  nuduru  „unweit",  niqmlul  „nicht  breit,  schmal";  nokala  „nicht 
gethan",  nobä  „furchtlos",  nobö  „wenige".  Mit  Contraction:  riüjpan  (na  -f  utpanna) 
„ungeboren".    Vgl.  auch  nüti  =  nästi.  —  skr.  p.  pkr.  na. 

654.  nalcat,  nälcata  s.  Stern,  Sternbild.  —  skr.  nahsatra  M.3   170,  p.  pkr.  nakhhatta. 

655.  nahu  s.  Krokodil.  —  skr.  nalra,  p.  nalika. 

656.  nagal,  naguta  s.  Schwanz,  Schweif.  —  nagal  entspricht  dem  skr.  läiigula  K.  427, 

pkr.  langüla;  naguta  dagegen  dem  p.  nanguttha]   Ungenau  M.3   170. 

657.  naganavä  v.  prt.  näguvä  emporheben,  in  die  Höhe  heben;  aufrichten,  erbauen. 

Intr.  nägenavä,  prt.  nägunä  „hinaufsteigen,  sich  erheben".  —  skr.  yiahgh  lahghati, 
c.  Janghayati   „er  besteigt",  p.  lahghati,  lahgheti  (z.  B.  chattam),  pkr.  lahghai. 

658.  nagä,  nahgä  s.  jüngere  Schwester,  ein  Kosewort.  —  Ich  stelle  das  Wort  zu  skr. 

nagnä,  nagnikä,  von  Mädchen  gebraucht,  die  noch  nicht  die  Regeln  haben  (p.  nagga 
„nackt",  pkr.  nagga  n°);  hi.  nangä,  m.  nahgä,  naggä  u.  s.  w.   (B.  1.  300,  Gr.  50,  25). 

659.  naguta,  nagala  s.  Pflug.  —  skr.  Jähgala  A.  22,  p.  nahgala;  pkr.  nahgalu  und  1°; 

m.  nämgar,  b.  nämgal,  bih.  lämgal. 

660.  nata  adj.  vernichtet,  zerstört.  —  skr.  nasta  Ol.,  p.  pkr.  nattlia. 

661.  nada  s.  Schmutz,   Unreinigkeit,  Kot.  —  skr.  p.  landa. 

662.  nat  adj.  endlos,  unzählig,  unbegrenzt.  —  skr.  p.  ananta  M.3  170,  OL,  pkr.  ananta. 

663.  natu  s.  Erbe,  Hinterlassenschaft,    natuvä  s.  „der  Erbe".  —  M.3  170  wird  natuvä 

(sie!)  von  skr.  naptr  abgeleitet  (p.  nattä  „Enkel,  Abkömmling").  Allein  natuvä 
ist  erst  seeundär  von  dem  sächlichen  natu  abgeleitet,  welches  bei  jener  Etymologie 
unerklärt  bleibt,  natu  stammt  von  skr.  nyasta  (yas  -j-  ni)  „das,  was  niedergelegt 
ist",  pkr.  nattha. 

664.  nadan  s.  Freude,  Fröhlichkeit.   —  skr.  p.  nandana,  pkr.  -na. 

665.  nun  adv.  mannigfaltig,  verschieden.  —  skr.  p.  nänä-  Jay.,  pkr.  nänä-. 

666.  nama  s.  pl.  nam  Name.  —  nam  „mit  Namen"   Ss.  71,  namäti  (s.  äti)  dass.  Ss.  95. 

—  skr.  näuian  M.3  170,  p.  pkr.  näma;  MISpr.  näm  oder  nämv.  Auch  die  am  Ende 
von  Conditionalsätzen  stehende  Part,  nam  ist  =  näma. 

28* 


218 

667.  nama,  nava  num.  neun,    ariüva  90.  —  skr.  nava,  navati,  p.  nava,  navuti,  pkr.  nava, 

naui;  hi.  nau  und  nav,  navve,  m.  nav,  navad  u.  s.  w.    (R.  239.) 

668.  nayä,  nä  s.  Brillenschlange,  Naja  tripudians.  —  skr.  p.  pkr.  näga  K. 

669.  narü,  narayä  s.  Mann.  —  skr.  p.  pkr.  nara. 

670.  narada  s.  eisernes  Instrument,   Pflug,   Pfeil.   —   skr.  näräcä  Jay.,   p.  naräcär 

pkr.  naräa. 

671.  naraturu,  nir°  adj.  adv.  ununterbrochen;  stets,  immer.  —  skr.  p.  pkr.  nirantara 

M.3  170. 

672.  nala  1.  Wind.  —  skr.  p.  anila. 2.  Feuer.  —  skr.  p.  anala,  pkr.  anala. 

3.  Tänzerin  (auch  nali).  natu,  -uvä  „Schauspieler,  Tänzer",  nilj  „Tänzerin".  — 
skr.  natu,  -fi,  nätaka,  p.  nata,  nätaka,  -ki,  pkr.  nada. 

673.  nava  1.  adj.  neu  s.  unter  la;  2.  num.  neun  s.  unter  nama. 

674.  navatanavä  v.  prt.  nävättuvä  hemmen,  hindern,  aufhören  machen.    Caus.  navat- 

vanavä,  prt.  nävättevvä  dass.  Intr.  navaünavä.  prt.  nävatunä  „zögern,  aufhören".  — 
skr.  Yvrt  -j-  wi  Ch.  145,  nivartate,  -tayati;  p.  nivattaü,  -eti;  pkr.  nivattai;  hi.  nibadnä 
u.  s.  w.°   (B.  3.  60.) 

675.  navanavä  (neben  namanava)  v.  prt.  nüwä  biegen,  beugen,  falten.  —  skr.  ynam 

namaü,  p.  namati,  pkr.  namai  und  Mfl^ai;  hi.  ]/wam-  wev-,  m.  VZat;-  u.  s.  w.  B.  3.  57. 

676.  nahanavä,  nas°  v.  prt.  nähuvä,  näs°  zerstören,  vernichten,  zu  Grund  richten. 

Intr.  nasinavä,  nüsenavä,  prt.  näsunä  „zu  Grund  gehen,  umkommen,  sterben".  — 
skr.  ~Ynas  nasyati,  p.  nassaü,  pkr.  nassai. 

677.  nahaya,  nas,  nä  s.  Nase,     nüya  „Leitseil",  ein  durch  die  Nüstern  (nä)  der  Ochsen 

gezogener  Strick,  mittels  dessen  sie  gelenkt  werden.  —  skr.  p.  näsä,  näsikä  K.  427, 
pkr.  näsiyä;   hi.  näh  u.  s.  w. 

678.  naharaya  s.  Sehne,  Nerv,  Arterie.  —  skr.  vgl.  snäyu  M.3  171,  K.  428,  p.  nahäray 

pkr.  nhäru. 

679.  nalala  s.   Stirn,    nalalkela   „die  Schläfen",   wtl.  Stirnende.   —   skr.   laläta   K.  426r 

M.3  171,    p.  naläta  und  laläta,   pkr.  nidäla,   nad°  (Hern.   1.  47);    hi.  lilär  u.  s.  w. 

680.  nä  s.  1.  Ton,  Schall,  Laut.  —  skr.  p.  näda.  —  —  2.  Fürst,  Gebieter;  Elefant; 

Eisenholzbaum  (nä-gaha).  —  skr.  p.  pkr.  näya  M.3  171.  —  —  3.  Schlange 
s.  nayä. 

681.  nänavä    v.    prt.    nävvä    baden,    sich    waschen.     Caus.    nahavanavä,     prt.    nävvä 

„waschen,  baden".  —  p.  nahäyaü,  nahäpeti  (skr.  \/snä  snäti,  snäyati  Ch.  146); 
pkr.  nhäi;  hi.  nhänä  u.  s.  w.    B.   1.  317. 

682.  näliya  s.  Betelranke  KJ.  29  a.   —  p.  näyalatä;  skr.  vgl.  näyavalll. 

683.  ni-    Praef.   mit   neg.   Sinn  =  skr.   nis-,   nih-,    nir-,   p.   ni-,   pkr.   ni-;    z.   B.    nitätin 

„mühelos,  leicht"  (s.  2.  täta),  niduk  „leidlos"  =  skr.  nirdukkha,  p.  nidduMha,  u.  oft. 

684.  nik  s.  kl.  Gewicht  für  Goldschmiede.  —  skr.  niska,  p.  pkr.  n'ikkha. 

685.  niJcam  adj.  unbenutzt,  ungebraucht;   leer.  —  skr.  nishzrman,  p.  nikkhamma. 

686.  nikutu  s.  Tadel,  Vorwurf,  Schmähung.   —  skr.  Ykrs  -f-  nis,  p.  vgl.  nikkaddhati 

„  ausstossen ,  v  erstossen " . 


219 

687.  niJcut  adj.  fortgegangen,  dahingegangen;  tot.  —  skr.  niskränta,  p.  pkr.  nikkhanta. 

Vgl.  d.  folg. 

688.  nikmenavä  v.  prt.  nikmunä  fortgehen,  sich  entfernen.    Inschriftl.  niJcmä  145,  21. 

—  skr.  Yhram  +  nis  niskramati  Cl.,  p.  nikkhamati,  pkr.  vgl.  nikkhamana.    S.  d.  vor. 

689.  nigä   s.    Missachtung,   Verhöhnung,   Verspottung.    —    skr.   nigrälia   M.3  171, 

p.  pkr.  niggaha. 

nitätin  adv.  ohne  Mühe,  leicht  s.  unter  ni-. 

690.  nidan  s.  Bettler,  Armer;  Armut,  Not.  —  skr.  nirdhana,  p.  niddhana,  pkr.  niddhana. 

691.  nidara  adj.  nicht  alternd,  unvergänglich;   s.  Gott.  —  skr.  nirjara,  p.  nijjara. 

692.  nidi,  nidu  s.  Schlummer,  Schlaf,    nidägannavä  v.  „schlafen".  —  skr.  nidrä  A.  27 

p.  pkr.  niddä;  hi.  riimd,  m.  »Tai  u.  s.  w.    (B.  1.  182,  337). 

693.  nidu    s.   Mann    ohne   Kaste,   niedrig.    —    skr.   p.   ritca  Jay.     Vgl.   pkr.    nlcaam 

(Hern.  1.   154)   „unten". 

694.  nipan  s.  Geburt,  Ursprung,    nipadavanavä  v.  „hervorbringen",    niput  (fehlt  bei  Cl.) 

„ Geburt".  —  skr.  Ypad -\-  nis  nispadyate,  nispanna,  nispatti  CL,  Jay.;  p.  nippajjati, 
nipphanna,  nipphatti;  pkr.  nippajjai. 

695.  wim,  nima  s.  Radkranz.     Davon  abgel.  Umkreis,  Grenze,  Rand,  Aeusserstes. 

—  skr.  p.  nemi  K.  432;  hi.  nev  u.  s.  w.    (B.  1.  256). 

696.  nimi  adj.  beendet,  vollendet.  —  skr.  nirmita  (Ymä  +  nis)  M.3  172,  p.  nimmita, 

pkr.  nimmia. 

697.  nimit  s.  Grund,  Ursache.  —  skr.  p.  pkr.  nimitta  Jay. 

698.  nimenavä,    niv°    v.  prt.   nimunä,    -v-    kalt  werden;   erlöschen;   aufhören. 

nimavanavä  prt.  nimevvä  „auslöschen,  beendigen";  nimanavä,  niv°  prt.  nimuvä, 
nivvä  dass.  —  skr.  Yvä -\- nis  nirväti,  nirväna;  p.  nibbäti  und  nibbäyati,  nibbäna, 
pkr.  nivväi. 

699.  mmes  s.  Augenblinzeln,  Zwinkern.    Cl.  mwis.  —  skr.  nimesa. 

700.  wit/a,   »t  s.   1.  Nagel  (am  Finger).  —  skr.  p.  naklia  K.  427,   M.3  172,   pkr.  naha. 

niyakatuva    „Stück    Holz    zum    Reinigen    der    Fingernägel"  =  skr.    naJchahantaha. 

Childers,  JRAS.  N.  S.  VII,  S.  44. 2.  Verstand,  Geist,  Intellect.    niyavatä 

„ein  weiser  Mann".  —  Ich  stelle  das  Wort  zu  skr.  p.  naya. 

701.  niyahga,  -aga,  -ah  s.  trockene,  heisse  Jahreszeit,  Hitze,  Dürre,  Trockenheit. 

niyankaranavä  „ausdorren,  austrocknen";  niyansäya  „durch  Trockenheit  hervor- 
gerufene Hungersnot".  —  skr.  p.  nidägha. 

702.  niyamuvä  s.  Steuermann,  Schiffsmann.  —  skr.  p.  niyämdka  M.3  172. 

703.  niyara  s.  Damm,  wie  er  die  einzelnen  Reisfelder  von  einander  trennt.  —  Steht  für 

*nivara  von  skr.  Yvr  +  ni,  nivära,  p.  nivära.  Vgl.  unser  „Wehr".  Eine  contrahierte 
Form  ist  nera  „ein  durch  gefällte  Bäume  unzugänglich  gemachter  Weg,  Verhau". 

704.  niyäva,   -ya  s.  Art  und  Weise.     In  der  älteren  Litteratur  oft  a.  E.  von  Aussage- 

sätzen (wie  sonst  bava)  gebraucht  =  „die  Thatsache  dass  .  .,  dass  .  .,  wie  .  .", 
ÜJ.  7.  13,  RR.  52.  26,  S.  18.  —  skr.  nyäya.  Geht,  entgegen  dem  p.  näya, 
pkr.  näa,  auf  eine  Form  zurück,  in  der  ny  gespalten  wurde. 


220 

705.  niyut  adj.  bestimmt,  beordert  zu  etw.,  beschäftigt  mit  etw.  rtiyö  s.  „Bestimmung, 

Anweisung".  —  skr.  Vyaj  -\-  ni,  niyukta,  niyoga;  p.  niyutta,  niyoga\  pkr.  rimtta,  nioa. 

706.  nirata  adv.  immer,  stets,   ununterbrochen.  —  skr.  anta  -f-  nis. 

707.  niratu  adj.  leer.  —  skr.  nirartlia,  p.  nirattha,  -ka  „nutzlos".    Zur  Bed.  vgl.  nikam. 
niraturu  adv.  ständig  s.  naraturu. 

niravul  adj.  klar,  ungetrübt  s.  avala,  avul. 

708.  nirä  s.  Hölle.  —  skr.  p.  (naraka  oder)  niraya  M.3  172,  pkr.  naraa. 

709.  nirö  adj.  (fehlt  bei  Cl.)  gesund,  wohlbehalten.  —  skr.  p.  niröga. 

710.  nil   adj.    blau,   grün,    nißcäta    „Sapphir"    d.  i.   blauer   Stein;   nilme    „Regenwolke"; 

niltana    „Gras";    nilla     „Grünes";    nili    „Wolkendunkel".    —    skr.    p.    pkr.    riila; 
hi.  riilä  u.  s.  w.    nilkata  „Pfau"  =  skr.  nilakantha  u.  a.  m. 

711.  nivaüi,  nuvata  s.  Asket,  religiöser  Bettler.  —  Geht  unmittelbar  auf  die  P.-Form 

nigantha  =  skr.  mrgrantlia  (so  übers,  auch  Jay.)  zurück. 

712.  nivat  1.  adj.  arm,  dürftig,    nivatä  „ein  armer  Mann".  —  nis  -\-  vat  =  skr.  vastn 

(oder  =  vastra).  —    —    2.   Ursprung,    Geburt.    —   skr.    nirvrtti,   p.    nibbatti, 
pkr.  nivvatti. 

713.  nivi  s.   1.  Landmann,  Bauer.  —  Ich  halte  das  Wort  für  identisch  mit  skr.  nirvrta, 

p.  nibbuta,  pkr.  nivvua  „glücklieb,  zufrieden,  behaglich".     Den  Singhalesen  gilt  der 
Landbau  als  die  erwünschteste  und  beglückendste  Thätigkeit.  —  —  2.  Kleid  mit 
geziertem   Saume   (Jay.    neripata).    —    skr.    nivrta,  nivlta   „Mantel,  Ueberwurf*. 
nivenavä  v.  erlöschen  s.  unter  nimenavä. 

714.  nisaJca  adj.  sicher,  gewiss,  zweifellos.  —  skr.  nihsanka. 

715.  nisaga   s.    das   Aufgeben;    Natur,    natürlicher   Zustand.    —   skr.    nisarga, 

p.  nisagga,  nissagga. 

716.  nisadt,  nisädi  adv.  immer,  stets.  —  nisa  =  skr.  nitya  M.3  172,  p.  pkr.  nicca  -\-  di, 

häufig  zur  Bez.  des  Loc,  z.  B.  davase-di   „am  Tage". 

717.  nisan,  -al  adj.  nahe.  —  skr.  nisanna,  p.  nisinna,  pkr.  nisanna.    Also  in  einer  Bed., 

wie  sonst  äsanna  gebraucht  wird,  dessen  Derivat  asan  ebenfalls  vorkommt. 

718.  nisayuru  s.  Mond  (Nachtmacher).  —  skr.  nisakara  A.  LIII,  p.  nisäkara,  pkr.  nisäara. 

719.  nisara  s.  Schall,   Ton,   Laut.  —  skr.  nisvana,   p.  nissana.     Das  r  ist  wohl  durch 

Anlehnung  an  sara  =  skr.  svara  entstanden.    Vgl.  auch  BR.  u.  d.  W.  nisvara. 

720.  nisaru,  -ra  adj.  leer,  fruchtlos.  —  skr.  nihsära,  p.  nissära. 

721.  nisal  adj.   fest,    unbeweglich;    Stein,    Berg.   —  skr.    niscala   M.3  172,    Jay.,    p. 

pkr.  niccalo. 

722.  nisä  postpos.  nahe  bei  .  .  .;  für,  wegen,  um  .  .  .  willen,    metek  käranä  nisä  „aus 

so  vielen  Gründen"   UJ.  16,  24.  —  Geht  unmittelbar  auf  p.  nissäya  Ch.  140  zurück. 

723.  nisl  adj.  passend,  geeignet.  —  skr.  nisrita  P.  G.  39,  M.3  172,  p.  nissita. 

724.  nisini  s.  Leiter.  —  skr.  nihsrein,  p.  nissenl.    Vgl.  hiimaga. 

725.  nisulu  s.  N.  eines  Baumes,  Baringtonia  acutangula.  —  skr.  p.  pkr.  nicula  M.3  172,  Jay. 

726.  nises  adj.  alle,  vollständig  (fehlt  bei  Cl.).   —  skr.  nihsesa,  p.  nissesa.- 


221 

727.  nihunu-gä  s.  Wetzstein.  —  nihunu  ==  skr.  nisäna   „das  Schärfen";   p.  vgl.  nisiüt 

„geschärft",  sgh.  niyu  (bei  Jay.)  dass. 

728.  nl   s.    1.  Fluss.     Dav.   nlU  „Wasserhuhn",   wtl.   Flusskrähe,   nlpana   „Fisch",   wtl. 

Flusstier.   -   skr.  p.  nadl  M.3  172,    pkr.  not. 2.  Mine,    unterirdischer 

Aufbewahrungsplatz   für  Kostbarkeiten.   —   skr.  p.  nidhi,   pkr.  nihi. 

3.  N.  eines  Baumes  Ss.  34.  Co.  =  mpavrksatja  hevat  bahmwfksaya.  —  skr.  p.  ntpa, 
pkr.  ntva,  mma.  —  Vgl.  auch  unter  niya. 

729.  nu-  Vorsatzsilbe  =  skr.  p.  anu,  pkr.  anu.    S.  im  folg.    Vgl.  auch  nu  =  na  unter  n-. 

730.  nuJcam  s.  Ordnung,    Anordnung.  —  skr.  anukrama,    p.  anukJcama,   pkr.  anukk*. 

731.  nuga  s.  Indischer  Feigenbaum,  Baniane.  —  skr.  nyagrodha  M.3  173,  p.  nigrodha, 

pkr.  naggoha. 

732.  nupus   adj.   unschätzbar,    wertvoll  (bei  Jay.).  —  Wtl.    „das,    was   nicht   berührt 

werden  darf" ;  p.  plmssa  pfp.  zu  plmsati  =  skr.  sparsaü. 

733.  nuba,  numba  s.  Himmel,  Atmosphäre  KJ.  245.  —  skr.  nablms  M.3  173,  p.  nabha, 

pkr.  nahet  (Hem.   1.  32). 

734.  numut  Concessivpart.  wenngleich,  obschon,  trotzdem  dass,  zugegeben,    noyek 

boru  saksikaraijö  ä  numut,  eh  istavune  näta  „trotzdem  viele  falsche  Zeugen  auf- 
traten ..."  Math.  26.  60.  —  numu  —  skr.  p.  anumata,  pkr.  anumaya  -f-  -t  (=  -da), 
wie  in  heva-t  u.  a.  m. 

735.  nurä  s.  Liebe,  Zuneigung.  —  skr.  anuräga,  pkr.  annräa  M.3  173. 

736.  nuru  s.  Parabel,  Gleichniss.  —  skr.  p.  anurüpa,  pkr.  anurüva. 

737.  nuruva  s.  klingender  Schmuck,   Ringe,  von  Tänzern  an  Hand-  und  Fussgelenken 

getragen.  —  skr.  p.  nupura  M.3  173,  pkr.  nüura,  neura  (Pischel  zu  Hem.  1.  123); 
hi.  nepür.    Durch  Metathese  zu  erklären. 

738.  nuludu  s.   geraubtes,   gestohlenes   Gut   (bei  Jay.).   —  Ich   führe  das  Wort  auf 

skr.  anulabdha  (s.  BR.  u.  d.  W.  labh  -f  anu)  zurück. 
nuvata  s.  Asket  s.  nivatu. 

739.  nuvana  s.  Auge;  Einsicht,  Intelligenz.  —  skr.  p.  nayana,  pkr.  naana;  hi.  nain 

u.  s.  w.  B.  1.  140,  2.  17.  Bei  M.3  173  wird  nuvana  „Einsicht"  auf  jnäna 
zurückgeführt.  Gewiss  mit  Unrecht.  Zum  Bedeutungsübergang  ist  skr.  naxja  = 
sgh.  niya  zu  vergleichen. 

740.  nuvaru,  niyari  s.  Stadt.  —  skr.  p.  nagara  (dav.  nuvaru)  und  nagafi  (dav.  niyari) 

A.  LIV,  pkr.  naara,  r%\  MIDial.  nair,  ner. 

741.  nusara  s.  Erinnerung,  Gedenken.  —  skr.  Vsmr  +  anu,  p.  anussaraü,  pkr.  anusarai. 

742.  neta  s.    pl.   net  Auge,    netsilil   „Thräne",    wtl.   Augenwasser.   —  skr.   netra   A.  46, 

p.  pkr.  netta. 

nera  s.  Verhau  s.  unter  nvyara. 

743.  neranavä  v.  prt.  neruvä  bei  Seite  setzen,  aus  dem  Wege  schaffen;  beseitigen. 

—  Ich  führe  das  Wort  auf  skr.  ]/hr  +  nis  zurück;   p.  ntharati,  pkr.  niharai. 

744.  neranavä,  neriyanavä  v.  prt.  neruvä  fett  werden,  anschwellen.  —  Denom.  zu  nera, 

neriya  =  skr.  p.  puara,  pkr.  plvala,  plala.    Im  Dhp.  wird  Vriiv  neben  prv  aufgeführt. 


222 

745.  neraltc  s.  Cocosnusspalme.   —  skr.  närikela,  nalikera,  p.  nalikera  M.3  173,  Jay.; 

hi.  näriyal,  m.  näral.    Durch  Metathese  aus  *nakirela  entstanden. 

746.  nelun,  -um,  -umbu  s.  Lotosblume.  —  skr.  p.  nalina  M.3  173,  pkr.  nalirfi. 

74:7.    ne   adj.    1.  viele,   Ss.  38.    Vgl.  nedigin   „von  vielen  Seiten".  —  skr.  aneka,   naika 
M.3  173,  p.  aneka,  neka,  pkr.  anega,  anea.  —  —  2.  wissenswert,  lernenswert. 
—  skr.  jneya  CL,  p.  neyya,  pkr.  nea. 
no-  Negativpraef.  s.  unter  n-. 

748.  nügitinavä   v.    prt.   nägittä   aufstehen,    sich   erheben.   —   Aus  nüga,    Absol.   von 

naginavä  -\-  hitinavä. 

749.  näti,  näta  v.  es  ist  nicht,  es  gibt  nicht,    -näti  nicht  besitzend.  —  skr.  nästi, 

p.  natthi.    Vgl.  äti. 

750.  nädi,    nändä    (vgl.    nähdammä)    s.    Tante    (Vatersschwester);    Schwiegermutter 

(Mutter  der  Frau).  =  skr.  nandinl,   nänandr  „Schwägerin"    K.  422,   p.  nanandä. 

751.  näna  s.  Wissen,  Kenntnis.  —  skr.  jnäna  M.3  173,  Cl.,  p.  näna,  pkr.  nana. 

752.  naba  s.  Nabe  (am  Rad);  Nabel.  —  skr.  p.  nabhi  K.  432. 

753.  näburu  adj.  geneigt,  gebogen,  gekrümmt  KJ.  460.    n.-venavä  „sich  biegen".  — 

Durch  nämburu  aus  skr.  namra.    Vgl.  duniburu. 

754.  nämi    adj.   gekrümmt,    gebogen,    geneigt.   —   skr.  p.   namita,    pkr.   navia.    Vgl. 

navanavä. 

755.  näva  s.  pl.  näv  Schiff,  Fahrzeug,  Boot,    nävi  „Schiffsmann".  —  skr.  nau  A.  6; 

p.  pkr.  nävä.     Das  sgh.  Wort  geht  wohl  auf  eine  Form  *nävi  zurück. 

756.  nävata  adv.  wieder,   von  neuem,  noch  einmal.  —  Von  nava  „neu"   in  der  auch 

in  iliata,  pahata  vorliegenden  Zusammensetzung. 

757.  na  s.   1.  Nase  s.  unter  naJiaya.  —   —  2.  Verwandtschaft,   Sippe.   —  skr.  jhäti, 

p.  näti  K.  417. 

P 

758.  pa-,  pä-,  praep.  praef.  =  skr.  pra-,  p.  pkr.  pa-.    S.  im  folg. 

759.  pak  s.  1.  Vogel.  —  skr.  paksin,   p.  pakkhin,   pkr.  pakkhi.   —  —  2.  Teil,  Anteil. 

skr.  paksa  A.  30,  p.  pkr.  pakkha. 3.  Frucht,  reife  Frucht.  —  skr.  pakva, 

p.  pkr.  pakka;  hi.  m.  pakkä  u.  s.  w.  (B.  1.  324,  Gr.  49.  401). 

760.  pata  s.  Band  Ss.  38,  78,  Seide,  Seidenstoff  Ss.  8,  RR.  52.  35,  S.  18.  —  skr.  p. 

pkr.  patta.    Sgh.  pati,  -iya   „Band,  Gürtel"  ist  =  skr.  p.  pattikä. 

761.  patan  s.  Anfang,  Beginn;   als  postp.  von  .  .  an   (Gegs.  dakvä  „bis"   RR.  52.  35, 

S.  18).  patangannavä  „beginnen".  —  skr.  prasthäna  Ch.  140,  M.2  22,  p.  patthäna. 
Zur  Bed.   „von  .  .  an"  ist  p.  patthäya  zu  vergleichen. 

762.  patuna  s.  Hafen,  Seestadt,  Hafenplatz.  —  skr.  p.  pkr.  pattana. 

763.  pada  s.  Furz,   padinavä,  prt.  päddä  „farzen" ,  pada-arinavä  dass.  —  skr.  pardate  Dhp.; 

gr.  jiEQÖoi  TiEQÖojjiai;  ahd.  fersan.  —  si.  paranu. 

764.  pandara,  -uru,  pahdu  adj.  weisslich,  gelb.  —  skr.  pändara,  pändu,  p.  pandara, 

pandu. 


223 

765.  pahdura,  -u,  panara  s.  Gabe,  Geschenk  KJ.  189.  —  p.  pannäkära  M.8  28. 

766.  pana  s.  1.  Atem,  Hauch,  Leben,  Dasein,   p.-adinavä  »atmen";  p.-yanavä  »sterben, 

verscheiden".  —  skr.  präna  M.3  174,   p.  pkr.  pana. 2.  Schild  (auch  penn) 

(einer  Schlange).  —  skr.  p.  pkr.  phana.    —   —    3.  Liebe,    Zuneigung.    —   skr. 

pranaya,  p.  panaya,  pkr.  panaa. 4.  Hand  (auch  pena).  —  skr.  p.  pkr.  ptml. 

Ausserdem  entspricht  das  Wort  als  ts.  dem  skr.  pana. 

767.  panata  s.  Verordnung,  Bestimmung,  Gesetz.  —  skr.  prajhapü  Jay.,  p.  pahnatä 

und  pann0.    Oder  genauer  =  p.  pahhatta,  *pann°  (pp.).    Vgl.  püna. 
panara  s.  Gabe,  Geschenk  s.  pandura. 
panavanavä  v.  festsetzen,  bestimmen  s.  unter  penenavä. 

768.  panaha,  -sa  num.  fünfzig.  —  skr.  pancäsat,   p.  pahhäsa,  pannäsa,  pkr.  pannäsam, 

pannä;  hi.  pacäs,  m.  pannäs  u.  s.  w.  R.  239.  E.  Kuhn  (KZ.  33.  477)  hat  zuerst 
auf  die  merkwürdige  Uebereinstimmung  zwischen  Sgh.,  Pkr.,  P.,  Mar.  in  Bezug 
auf  den  Ausfall  des  c  gegenüber  den  anderen  Dialekten   hingewiesen. 

769.  pannvä  s.  Wurm,    Made,    Insekt  (im   allg.).  —  skr.  prändka    „lebendes  Wesen", 

p.  pänaka  Bed.  wie  im  Sgh. 

770.  pat   1.   s.    Blatt,    Laub;    Feder,    Flügel.    —  skr.  pattra    K.  428,   p.    pkr.  patta; 

hi.  pätä  und  patta,  m.  pät  u.  s.  w.  —  —  2.  pp.  angekommen,  irgendwohin 
gelangt,  irgendwo  befindlich.  —  skr.  präpta  M.3  174,  p.  pkr.  patta. 

771.  pata    s.    ein    best.    Mass    für    Korn    oder    Flüssigkeiten.    —   skr.  prastha   M.3  174, 

p.  pattha.    Anders  Rhys  Davids,  Ancient  coins  and  measures  of  Ceylon,  S.  20. 

772.  patanavä  v.  prt.  pätuvä  erwarten,  hoffen,  ersehnen,   piatun  „das  Bitten";  pätma 

„Erwartung,  Hoffnung".  —  skr.  arthay  -\-  pra,  prärthayati,  prärthanä  Jay.; 
p.  pattheti,  patthanä;  pkr.  patthana. 

773.  patara   s.    alles   sich   ausbreitende:    Flüssigkeit,  Wasser,   Staub;    dann   die   Aus- 

breitung selbst:  Grösse,  Menge;  das  Bekanntsein.  —  skr.  prastara,  p. pattha ra , 
pkr.  patthara;  hi.  m.  patthar  „Streu"   (B.   1.   148,  313). 

774.  paturuvanavä    v.    prt.   pättrewä    verbreiten,    ausbreiten;    bekannt    machen. 

Zum  Grdv.  *paturanavä  gehört  patala  „bekannt".     Intr.  pütirenavä,   prt.  pätwrunä 
„ ausgebreitet   werden,   sich   verbreiten".  —  skr.   ystir  -(-  pra  prastarati.    Vgl.  atu- 
ranavä,  p.  pattharati,  *  patthar  äpeti. 
IIb.   patriya  s.  (fehlt  bei  Cl.)  Vogel.  —  Aus  1.  pat  -\-  riya  =  skr.  pattraratha. 
patla  s.  Fusssohle  s.  unter  paMa. 

776.  padinavä   v.    prt.  päddä   ziehen,    rudern.    —    skr.  Yaj  +  Wa>    P-  P^jeti.     Vgl. 

adinavä. 

777.  padula  adj.  (fehlt  bei  Cl.)  hell  glänzend,   strahlend.  —  skr.  Vjval  -{-pra,  pra- 

jvalana;  p.  pajjalati,  pajjalita,  pkr.  Säur.  vgl.  pajjdlida  (Hern.  4.  265). 

778.  pan  s.  1.  Blatt,  Laub,   pansala  „Wohnung  buddhistischer  Mönche".   —  skr.  parna 

K.  428,  p.  panna;  hi.  panu  u.  s.  w.  pansala  ist  =  skr.  parnasälä,  p.  pannasälä. 

2.  Binse.  —  si.  pani  „kind  of  bulrush,  Typha  angustifolia". 

779.  pana,  pena  s.  Schaum.   —  skr.  pliena,  p.  phena. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  29 


224 

780.  pana,  puna  adv.  wieder,  von  neuem.  —  skr.  punar,  p.  pana,  puna,  -o,  pkr.  puna,  -o; 

g.  m.  pan;  hi.  phun,  plan,  pun. 

781.  panvä  s.  Schlange.  —  skr.  p.  pannaya. 

782.  paba   s.    Licht,    Schein,    Helligkeit.    —    skr.  prabhä   Cl.,   p.   pabhä,    pkr.  paliä. 

Vgl.  auch  j)äM  und  pahan. 

783.  pamana  s.  Quantität,    Mass;    adv.   viel,    genug   Ss.  2;  pamanah  „nur".  —  skr. 

pramäna;  p.  pkr.  pamäna.    Vgl.  M.2  30. 

784.  pamä  s.  1.  Liebe,  Zärtlichkeit;   Frau,  Mädchen,  Tänzerin.  —  skr.  pramada, 

-da,  p.  pamada,  -da.  —  —  2.  Nachlässigkeit,  Versäumnis.  —  skr.  pramäda 
M.3  175,  Cl.,  p.  pamäda,  pkr.  pamäa. 

785.  paya,  pä  1.  s.  Fuss.   payin  „zu  Fuss".    Auchj9M/a.  —  skr.  p.  pada  A.  21,  pkr.  paa; 

hi.pänw  u.  s.  w. 2.  Wasser,  Milch,   piya  in  piyayuru  s.  dort.  —  skr. payas, 

p.  ^a?/a,  pkr.  j>aa.  Auch  payas  „Milch"  =  skr.  päyasa  Jay.,  p.  päyasa,  pkr.  päasa. 
—  —  3.  Gefäss,  Schale.  —  skr.  pätra,  p.  patta;  vgl.  p.  pätt  =  skr.  pätrl.  — 
paya  als  Mass  s.  Rhys  Davids,  Anc.  coins  and  measures,  S.  20. 

786.  parana  1.  s.  Streich,  Schlag.  —  skr.  praharana,   p.  paharana.   —   —  2.  adj.  alt 

(auch  pürani).  —  skr.  p.  pkr.  puräna  Jay.  Vgl.  auch  pera.  —  —  3.  s.  Sklave, 
Unterthan,  Höriger  (Jay.  anun  ayiti  aya).  —  Aus  para  -\-  ana  „dem  Befehl 
eines  anderen  gehorchend". 

787.  paradinavä   v.   prt.  päradunä   besiegt  werden,    unterliegen,  päradenavä,    dass. 

paradavanavä,  prt.  päradevvä  „überwinden,  besiegen".  —  skr.  yji  -f-  parä paräjayati , 
paräjaya   „Niederlage";   p.  paräjeti,   -ayati,  paräjaya;    pkr.  paräia,   -jia   „besiegt". 

788.  paraputu  s.  N.  des  Kokila,  des  indischen  Kuckucks.  —  skr.  parapusta  „von  einem 

anderen    genährt",   p.  paraputtha,   pkr.  parauttha.     Heisst  im  Sgh.  auch   „Bettler". 

789.  parapura  s.  Rasse,  Linie,  Geschlecht,   parapuren  „von  dem  und  dem  Geschlechte". 

Inschriftl.  116  A,  5 — 6.  —  skr.  p.  parampara  Jay. 

790.  paraviya,  per0  s.  Taube.  —  skr.  päräpata,  pärävata  K.  425,  p.  päräpata,  pärevata, 

pkr.  pärävaa,  pärevaa  Hem.  1.  80. 

791.  pal   s.    Bodensatz,    Schmutz.    —   skr.  palala   Bed.  2  b,    BR.    Vgl.  pala  „Fleisch; 

Stroh"   (auch  sgh.)  neben  skr.  palala  und  pdläla. 

792.  pala    1.    s.  Frucht.    —   skr.  p.  pkr.  phala.    —  —   2.  Tuch,   Gewand;    Dach.   — 

skr.  pata  (Nbf.  patala),  p.  pata  (nur  „Gewand,  Tuch"),  patala,  pkr.  pada,  padala. 
Sgh.  auch  pala,  —  —  3.  imp.  geh  fort!  pack  dich!"  Auch  in  der  Wäddaspr. 
in  dem  von  mir  (s.  mein  „Ceylon",  S.  130)  nach  Marambe  angeführten  Zauberspruch. 
palä-yanavä,  prt.  palä-giyä  „entfliehen".  —  skr.  p.  paläyatt,  pkr.  paläyai. 

793.  palandanavä    v.    prt.    päländuvä    schmücken,    zieren,    ankleiden,    etwas    als 

Schmuck  irgendwo  anbringen,  palandinavä,  prt.  päländä  „etw.  als  Schmuck 
tragen,  sich  kleiden".   —  p.  pilandhati  (skr.    y  nah  -\-  pi)  Jay. 

794.  palal,  pulul  adj.  weit,  breit,  offen.  —  skr.  prthula,  p.  puthida. 

795.  palä  s.   Grünes,  Vegetabilien,    Kräuter.  —  skr.   paläsa,    p.  paläsa.    Vgl.   auch 

palas  N.  eines  Baumes,  Butea  frondosa  =  dass. 


225 

796.  paliha,  -sa  s.  Schild.  —  skr.  phalalta  „ Brett",  p.  plialalca  „Brett,  Schild".     Das  s 

in  palisa  ist  durch  falsche  Analogie  eingedrungen. 

797.  palna  s.  das  Beschützen,  Behüten,  Beschirmen.  —  skr.  p.  pälana,  pkr.  palana. 

798.  palla  s.  das  unten  Befindliche,  Grund,  Grundlage.  —  skr.  p.  pädatala  „Fuss- 

sohle"   (in  dieser  Bed.  sgh.  patla).    Vgl.  das  analoge  sgh.  atla,  alla  „Handfläche". 

799.  pava  s.  1.  Berg,   Fels,  Stein.  —  skr.  parvata  K.  430,  M.3  176,  Jay.,   p.  pabbata, 

pkr.  pavvaa.  —  —  2.  Sünde  (auch  pa).  —  skr.  päpa  A.  LV,  p.  päpa,  pkr.  päva: 
hi.  päp  u.  s.  w.    Vgl.  sgh.  pavitu  =  skr.  päpistha  M.3  176,  p.  päpittha,  pkr.  päv°. 

800.  pavatinavä  v.    prt.  pävatunä   sein,    bestehen,    dauern,    andauern,    herrschen. 

pävatenavä  dass.  —  skr.  yvrt  +  jpra  pravartate,  p.  pavattaü,  pkr.  pavattai.  Sgh. 
^>am£  „Neuigkeit,  Nachricht;  Fortdauer"  ist  =  skr.  pravrtü,  p.  pavattl. 

801.  pavan  s.  Wind.  —  skr.  p.  pavana,  pkr.  pavana. 

802.  pavara  adj.  vorzüglich,  der  beste.  —  skr.  pravara,  p.  pkr.  pavara. 

803.  pavaranavä  v.  prt.  pävaruvä  einladen  (spez.  den  Priester  für  die  Regenzeit);  über- 

geben; anvertrauen.  —  skr.  ]/ t>r  -f-  ^ra,  caus.  pravärayati,  p.  paväreti. 

804.  pavasa,  puvasa  s.  Durst;  Begierde.  —  skr.  p.  pipäsä  R.  249,  pkr.  Ap.  piäsa. 

805.  pavasanavä  v.   prt.  pävasuvä  sprechen,   sagen,    verkündigen,    pävasu  s.   „Mit- 

teilung". —  skr.  ykäs  -\-  pra,  caus. pralcäsayati,  p. pälcäseü,  \>kv.pagäsei.    V  gl.  piyasa. 

806.  paväla,   -lu  s.    rote  Koralle.    —    skr.  praväda   und  prabäla   K.  430,    p.  paväla, 

pkr.  paväla. 

807.  pavura,   pavra    s.    Befestigung,    Wall.    —    skr.   präJcära    M.3  176,    p.   pakära, 

pkr.  päära. 

808.  /;«s  s.  Staub,  Erde.  —  skr.  pämsu,  p.  pkr.  pamsu. 

809.  ^>as,  ^>asa   s.    1.    Schlinge,    Netz    (zum   Fangen    wilder   Tiere).    —    skr.  jpäsa,    p. 

pkr.  ^äsa;  hi.  m.  phäms  u.  s.  w.  (Gr.  50.  10). 2.  Berührung.  —  skr.  sparsa, 

p.  phassa,  pkr.  phäsa. 3.  Seite,  Nähe.  —  skr.  pärsva,  p.  passa,  pkr.  ^äsa. 

4.  Glaube;  Ursache,  Motiv.  —  skr.  pratyaya  M.3  176,  CL,  p.  pkr.  paccaya. 

810.  ^>as,  j9as«<   adv.   nach,   nachher,   passa  s.    „der  hintere  Teil,    After";  passen  „von 

hinten".  —  skr.  pascü,  pascät  A.  23,  Ch.  140,  p.  pkr.  pacchä;  hi.  päche  u.  s.  w. 
(Gr.  50.  25,  B.  2.  297).  Sgh.  pasutüv  „Reue"  =  skr.  pascättäpa,  p.  pacchütäpa, 
pkr.  paechääva.  pasubat  „Nachmittag,  Nachmittagsraahlzeit"  =  p.  pacchabhatta. 

pasa  num.  fünf  s.  palia  Nr.  823. 

811.  pasah  adj.  wahrnehmbar;  wahrgenommen;  evident.     Venu  mcn  pasak  „wie  der 

leibhaftige  Visnu"   Ss.   19.  —  skr.  pratyalcsa  M.3  176,  p.  pkr.  paccaklcha. 

812.  pasanga  s.  Schildkröte.  —  skr.  pahcäriya. 

813.  pasangul  s.  Ricinuspflanze.  —  skr.  pahcähgiila  Cl. 

814.  pasal  adj.   nahe.  —  Ich  vermute,    dass  das  Wort  für  *pasasal  steht  =  skr.  praty- 

äsanna,  (p.)  pkr.  paccäsanna.    Vgl.  asal. 

815.  pasasa    s.    1.    Preis,    Lob,    Ruhm;    2.    Freude,    Glück.    —    skr.   prasamsä,    p. 

pkr.  pasamsä.  In  der  2.  Bed.  ist  das  Wort  viel!.  =  skr.  pratyäsä,  p.  pkr.  paccäsü, 
das  lautgesetzlich  mit  jenem  zusammenfallen  muss. 

29* 


226 

816.  pasidu  adj.  berühmt,  bekannt.  —  skr.  prasiddha,  p.  pkr.  pasiddha. 

817.  pasiiidinavä  v.  abschneiden,   abhauen;   ausrotten;   beurteilen,  entscheiden. 

p.  p.  pasun.  —  skr.  Ychid  -f-  pra  prachinatti,  p.  pass.  pacchijjati,  pacchinna,  pkr. 
pacchindai.    Vgl.  sindinavä. 

818.  pasili   s.    religiöser    Eremit,    Asket.    —    Das    Wort   steht    m.    E.    für    *pas-sili 

=  p.  pancasllavat  (genau  =  *pancas!lin)   „ einer,  der  die  fünf  Gelübde  abgelegt  hat". 

819.  pasu  adv.  nachher  s.  pas.  pasutäv  „Reue"  und  pasubat  „Nachmittag"  s.  ebenda. 

820.  pasuturu   s.    (fehlt    bei    Cl.)    Antwort,    Erwiderung.    —    skr.   pratynttara    Jay., 

p.  paccuttara. 

821.  pasura,  pah0  s.  Boot,  Schiff,  Floss.  —  p.  paccarl  „Floss"  M.3  177. 

822.  pasos  s.  Morgen,  Tagesanbruch.    Inschriftl.  121  A,  9.  —  skr.  pratyüsa  M.3  177, 

p.  pkr.  paccüsa. 

823.  paha,  pasa  num.  fünf,   pahalaha,  pahalosa,  pas0  „fünfzehn",   panaha,  -sa  „fünfzig" 

s.  bes.  —  skr.  pahca,  pancädasa;  p.  pahca,  pahcadasa;  pkr.  pahca,  pannarasa 
(panarasa).    hi.  pamc,  pamdrah  u.  s.  w.  (R.  239). 

824.  paha   adv.   beiseite,   weg.    pahaharanavä   „wegtreiben,   beiseite   setzen,   Verstössen". 

—  Geht  auf  skr.  pärsvät  zurück.    Weiteres  s.  unter  3.  pas,  pasa. 

825.  pahatu  adj.  erfreut,  ergötzt.  —  skr.  prahrsta,  p.  pkr.  pahattlm. 

826.  pahana  s.  Stein.  —  skr.  päsäna  M.2  19;  p.  päsäna,  pkr.  pähüva. 

827.  pahadinavä   v.  prt.  pähädunä  erfreut  werden,    geklärt  werden.    —    Geht   auf 

skr.  prasädyate,  p.  *pasajjate  zurück.  Aus  pahadinavä  ist  dann  pahadanavä  „klar 
machen,  preisen"  und  pähüdenavä  „klar  werden;  glauben  an,  vertrauen  auf"  (der 
Bed.  nach  wie  p.  pasldati)  secundär  entwickelt. 

828.  pahan   1.  adj.  froh,   fröhlich.  —   skr.  prasanna  M.3  177,    p.  pkr.  pasanna.   —  — 

2.  s.  Licht;  Morgen,  Tagesanbruch;  Lampe.  —  Ich  leite  das  Wort  auf  ein 
skr.  prabhäna  zurück.    Vgl.  unter  paha  und  pähä. 

829.  pahaya,   paha,   päya,   pä    s.  Wohnung,    Palast,    Residenz.    —    skr.  präsäda, 

M.3  177  u.  s.  w.,  p.  päsäda,  pkr.  päsäa. 

830.  pahara  s.  Schlag,  Streich.  —  skr.  prahära  Jay.,  p.  pkr.  pahära. 

831.  paharas  adj.  rauh,  hart.  —  skr.  parusa,  p.  pkr.  pharusa.    Spaltung  der  Aspirata! 

832.  pahala,  päla  adj.  klar,  offenbar,  bekannt.  —  skr.  prakata,  p.  pükata,  pkr.  paada; 

MIDial.  pragat,  paryat,  praghat,  parghat  (Gr.  50.  3). 

833.  palanavä,   pälenavä    v.  prt.  pühuä,   -nä    brechen,    aufbrechen,    bersten.    — 

skr.  Ysphut  sphidati  (auch  sphatati  Dhp.  9.  44),  sphuta  „offen,  klar",  p.  phida, 
pkr.  phndai,  phuda;  auch  skr.  Yphal  phalati  (Ch.  147),  p.  phalati;  hi.  phutnä 
„bersten",  phatnä  „zerrissen  werden"  u.  s.  w.    13.   1.  308. 

834.  palali,  -aüga  s.  Stuhl,  Sitz.  —  skr.  paryahha  Jay.,  p.  pkr.  pallaüha;  ö.  hi.  pälakl. 

835.  palamu  adj.  der  erste,  frühere,  vergangen.  —  skr.  prathama  M.3  177,  p.  pathama, 

pkr.  padhama.  Vgl.  hi.  m.  pahüä  u.  a.  m.,  die  ß.  2.  142  auf  *prathara  zurück- 
geführt werden. 

836.  palaha,  -lä  s.  Trommel,  Pauke.  —  skr.  p.  pataha  Jay.,  pkr.  padaha. 


227 

837.  palu  s.  Knoten,  Gelenk.  —  skr.  p.  pkr.  pallava  M.3  176. 

838.  palol  adj.  braun,  rötlich.  —  skr.  p.  pätali,  pkr.  pädala.    Vgl.  auch  palol  N.  eines 

Baumes  =  skr.  pätali  M.3  176. 

839.  pä  s.  1.  Fuss  s.  1.  paya. 2.  Milch  s.  2.  paya. 3.  Sünde  s.  2.  pava. 

4.  Palast  s.  pahaya.  —  —  5.  Baum.  —  Contrahiert  aus  *payava  (vgl.  4.  pä) 
=  skr.  p.  pädapa,  pkr.  päava. 

päya  s.  Haus,  Palast  s.  pahaya. 

päla  adj.  klar,  offenbar  s.  pahala. 

840.  pita    s.    Rücken,    pita-äta    „Rückgrat",    wtl.    Rückenbein.      Beachtenswert    ist    der 

Bedeutungsübergang,  wie  er  in  pitat,  -ta  „draussen,  ausserhalb",  pitin  „von  draussen" 
vorliegt.  —  skr.  prdha  A.  21,  K.  427,  p.  pkr.  pittlm,  pittlit,  pkr.  auch  pu°;  hi. 
g.  pith,  m.  päth  u.  s.  w.    (B.   1.  162,   165,  315;   Gr.  50.  27). 

841.  piti  s.  Mehl,  Staub,   überhaupt  jede  pulverisierte  Substanz,    pitikaranavä  „mahlen". 

skr.  pista  K.  433,  p.  pkr.  pittlm. 

842.  pida    s.    pl.   pidu    kleine    Quantität,    Ball,    Klümpchen    KJ.  461.    —    skr.    p. 

pkr.  pinda;  ö.  hi.  per. 

843.  pina  s.  pl.  pin  Tugend,  Mildthätigkeit,  Barmherzigkeit,    pinäti  „tugendhaft". 

—  skr.  punya  P.  G.  41,  p.  punna,  pkr.  punna. 

844.  pinanavä   v.  prt.  pinunä   froh  sein,    sich   freuen.    Caus.  pinavanavä  prt.  pinewä 

„ergötzen".  —  skr.    ypri  prxnlte,  p.  plneti  (=  skr.  prinayaü). 

845.  pini    adj.    süss,    angenehm.    —    skr.  prarßta    (zunächst    „zubereitet"    von    Speise), 

p.  pantta,  pkr.  panla. 

846.  pinu,  punu  adj.  voll,  angefüllt.  —  skr.  pürna  A.  30,  p.  pkr.  punna. 

847.  pit  s.  Galle.  —  skr.  p.  pitta.    Vgl.  A.  G.  342. 

848.  pit,  put  s.  Sohn.   —  skr.  putra  A.  22,  44,  p.  pkr.  putta;  hi.  put  u.  s.  w. 

849.  pidv.ru  s.  Stroh,   dürres  Gras.    Vgl.  den  Namen   des  höchsten  Berges  auf  Ceylon 

Piduru-talä-gala.  —  Ich  führe  d.  W.  auf  skr.  p.  pkr.  pihjara  „rötlichgelb,  goldgelb" 
zurück. 

pipenavä  v.  aufblühen;  pipi  „aufgeblüht"   s.  unter  pup. 

850.  piya   1.  s.  Fuss,  Vers  s.  paya.   —   —    2.  s.  Vater.    —   skr.  pitr  A.  21,   M.3  178, 

K.  421,  p.  N.  pitä,  pkr.  piä;  si.  piu  u.  s.  w.  —  —  3.  s.  Gatte,  Herr.  —  skr. 
p.  pati,  pkr.  pai,  si.  pai  u.  s.  w.  —  —  4.  adj.  lieb,  angenehm.  —  skr.  priya 
Jay.,  p.  piya,  pkr.  pia. 

851.  piyan  s.  Deckel  (eines  Topfes) ;  Augenlid,  piyanavä,  TprLpivvä  „bedecken,  schliessen". 

—  skr.   ydhä  -^  pl,  pidhäna  M.8  178,  p.  pidhäna  und  pidahana. 

852.  piyayuru,  -vuru  s.  weibliche  Brust;  Wolke,  Regenwolke.  —  skr.  p. payodhara, 
pkr.  paohara. 

853.  piyavara   s.   Fusstapfe.   —   Ich   führe   d.  W.   auf  skr.  pada  -f-  älcära  zurück,   also 

„Form,  Gestalt  des  Fusses".    Vgl.  ayuru. 

854.  piyavi  s.  Natur,  natürliche  Gestalt  oder  Beschaffenheit.  —  skr.  pralrti  Jay., 

p.  pakaü,  pkr.  paai. 


228 

855.  piyasa  adj.  nahe.   —  skr.  prakäsa  „deutlich,  sichtbar"   Jay.,  p.  pakäsa,  pkr.  pagäsa. 

856.  piyu,  pivu,  pi  adj.  geschlossen,  zugedeckt.  —  skr.  p.  piläta. 

857.  piyuma  s.    Lotosblume,    piyumrä    „Rubin"    (von   der   Farbe   der   Lotosblume).    — 

skr.  padma  M.a  23;  p.  paduma,  pkr.  pauma. 

858.  piyes  s.  Platz,  Ort,  Distrikt.   —  skr.  pradesa  Jay.,  p.  padesa,  pkr.  paesa. 

859.  piyö  s.  Uebung,  Gebrauch,  Kunstgriff,  List,  Täuschung.  —  skr.  prayoga  Jay., 

p.  payoga,  pkr.  ^aoa. 

860.  ^r*    1-  aaJ-  voll,   angefüllt.   —  skr.  p.  pTirita,  pkr.  puria.    Vgl.  puranavä.   —  — 

2.  praef.  um,  ringsherum  (mitunter  den  Begriff  verstärkend)  =  skr.  p.  pkr.  pari-; 
z.  B.  pirikara  „Schmuck,  Zierde"  =  skr.  pariskära  M.3  178,  Jay.,  p.  parikkhära; 
pirikev  „Umgebung"  =  skr.  pariksepa,  p.  parikkhepa;  piribun  „vernichtet,  zerstört" 
=  skr.  p.  paribhinna;  piriyat  „Ende,  Ziel"  =  skr.  paryanta,  p.  pariyanta;  piriyam 
„schönes,  gut  ausgeführtes  Werk"  =  skr.  parikarman,  p.  parikamma;  piriyas  „das 
Suchen,  Forschen"  =  skr.  paryesana,  pkr.  pariesanä;  pirivena  „Wohnung  (von 
Priestern),  Kloster,  Klosterschule"  =  p.  parivena;  pinves  „Kreis,  Strahlenkranz" 
=  skr. parivesa  Jay.,  p.  parivesa;  piriväti  „Umwandlung,  Umgestaltung"  =  skr.  pari- 
vartita,  p.  parivattita.  — pirimadinavä  „reiben,  streichen"  (s.  madinava);  pirinivanavä 
„sterben"  =  skr.    yvä  -(-  pari-nis,  p.  parinibbäti. 

861.  pirita  s.  Schutz,  Beistand.   —  skr.  vgl.  pariträna;   p.  pkr.  parittä.  M.3  178. 

862.  piribada   s.   das  Kehren,   Reinigen.    —   p.  paribhanda;    -am   karoti    „said  of  the 

ground.  or  of  a  house,    means  to  make  it  smooth  and  neat  by  smearing  it  with  a 
Compound  of  loam  and  cowdung"   (Cbilüers,  Pali  Dictionary  u.  d.  W.). 

863.  pirimiyä   s.  Mann,    männliches   Individuum.  —  Nach  K.  420   mit  skr.  purusa, 

p.  pkr.  purisa  in  Zusammenhang  stehend.    Die  Bildung  ist  aber  schwer  zu  erklären. 
M.8  178  wird  auf  mald.  firimiha  „Ehemann"   verwiesen. 

864.  pirisa  s.  pl.  piris  Gefolge,   Begleitung.  —  skr.  parisad  M.3  178,   p.  pkr.  parisä. 

865.  pirihenavä  v.  aufhören,    dahinschwinden,  vernichtet  werden,   pirihun  „ver- 

nichtet, verloren".  —  skr.  yTm  +  pari  Ch.  140,  pass. parikiyate,  parihma,  p. pari- 
häyati,  -hina,  pkr.  parihma. 

866.  piruvata   (Jay.  jÄrivata)  Gewand,   bes.  geliehenes  Gewand.   —  p.  parivattaha  „robe 

lent  to  a  priest"   (Childers). 

867.  pil,  pul   s.    aufgeblühte   Blume.    —    skr.  p.   pkr.  pliidla;   si.  phulu  u.  s.  w.    Die 

Grundbed.   „aufgeblüht,   ausgebreitet"    führt  zur  Bed.   „Pfauenschweif".    Vgl.  7«V«6- 
„Pfau"    (der  Augen  im  Schweif  hat). 

868.  pilavä  s.  das  Junge  (eines  Tieres);   Made.  —  p.  pillahx. 

869.  pivitu  s.   Ankunft,    das   Eintreten.    • —   skr.  pravista  Jay.,   p.  pkr.  pamttha.    Vgl. 

pivisa  dass.  =  skr.  pravesa,  p.  pkr.  pavesa. 

870.  pisana  s.  das  Kochen,  pisanavä  v.  prt.  pissä,  pisuvä  „kochen" ;  püsavanavä,  prt. päsewä 

„kochen,  zur  Reife  bringen";  intr.  päsenavä,  prt.  päsunä  „reifen".  —  skr.  ypacpacaü 
A.  LIV,  27,  Ch.  149,  M.3  179,  K.,  p.  pacaü. 

871.  pisas  s.  Dämon,  böser  Geist.  —  skr.  pisäca,  p.  pisüca,  pkr.  pisäa.    Als  abgel.  Adj. 

dazu  erkläre  ich  sgh.  pissu  „wahnsinnig,  verrückt",  eigtl.   „von  Dämonen  besessen". 


229 

872.  pisinavä,  pih°  v.  prt.  pissä  abwischen,  abreiben,  reinigen.  —  skr.  Yuhcli  -\-  pra 

prohchati  M.3  179,  prohchana;  p.  punchaü,  piihchana,  pkr.  punchai.  (Vgl.  Pischel 
Hera.  II,  S.   142). 

873.  pihitanavä  v.  prt.  piJiitunä  feststehen,   begründet  sein;    helfen,   wirken  (von 

Arzneien).  Caus.  pihituvanavä,  prt.  pihitewä  »feststellen,  begründen".  —  skr.  Ysthä 
-f  pra,  p.  paütthati;  pkr.  vgl.  patthia  und  pattMa.    Näheres  s.  Mtinavä. 

874.  pihinanavä,  pin°  v.  prt.  pihimwä  schwimmen,   fliessen.  —  Das  V.  scheint  für 

*pihilanavä  zu  stehen  und  dies  =  *pivilanavä,  Metathese  aus  *püivanavä  zu  sein; 
skr.  Yplu  plavati,  p.  piluvaü. 

875.  pila   s.    1.   Thron    Ss.   49.    —    skr.   p.  pltha,   pkr.  pldha.    —    —    2.   Pein,    Not. 

Jcalä-pilä-novä  S=.  37,  Co.  =  Jcalaha  pldävak  novl.  pelenavä  „gequält  werden, 
betrübt  sein".  —  skr.  Ypld  pldayati,  pldü,  p.  plleü,  pllä,  pkr.  pldä  und  pilana; 
hi.  pednä,  pelnä  u.  s.  w.    (B.  1.  240). 

876.  pili  1.  Krystall  (auch  piUminu,  palmgu).  —  skr.  sphatiha,  p.  phalika,  pkr.  plialilia. 

—  —  2.  Kleider,  Stoff  (auch  pili).  —  skr.  p.  pati,  patiM  M.1  31,  K.  433. 
S.  2  pala. 

877.  pi\i-    praef.    gegen,    für  =  skr.   pratt-    A.  67,    p.   pati-,    pkr.   padi-;    hi.   para-, 

m.  pada-  u.  s.  w.  Vgl.  piliJcid  „schmutzig"  =  skr.  pratikTda,  aber  p.  patikhüla; 
p'dikev  „das  Bestreiten,  Streiten  gegen"  =  skr.  praühsepa,  p.  patiklchepa;  pilina 
„Versprechen,  Gelübde"  =  skr.  pratijnä,  p.  patihnä;  pilidagin  s.  „Hut,  Wacht, 
Aufsicht"  =  p.  paüjagr/ana;  piliUmba  „Bild,  Abbild"  =  skr.  pratibimba  Jay., 
p.  patibimba;  piümaya  „Bild"  =  skr.  pratimä,  p.  patimä,  pkr.  padimä;  piüyama 
„Heilung"  =  skr.  pratikarman,  p.  patiJcamma,  pkr.  vgl.  padiära;  piärü  „Aehnlichkeit, 
Gleichnis,  Bild"  =  skr. praürüpa,  p. paürüpa;  piliräv  „Widerhall,  Echo"  =skr.^ra&- 
rava,  p.  patirava;  pilivak  „Gegner,  Widersacher"  =  skr.  praüpdksa,  p.  patipaMJia; 
pilivcta  „Erlangung,  Erkenntnis,  Einsicht,  religiöse  Verrichtung"  =  skr.  pratipatti 
Jay.,  p.  patipatti;  pilivela  „Ordnung,  Reihenfolge"  =  p.  patipäU  A.  28,  Ch.  145, 
P.  G.  37;  pilisan  „Unsichtbarkeit,  das  Verschwinden,  der  Verlust"  =  skr.  prati- 
cchanna  Jay.,  p.  paücclianna.  —  piligannavä  „annehmen"  =  skr.  Yfft'h  +  prath 
Ch.  145,  p.  patiganhäü;  pilivisinavä,  prt.  püivissä  „forschen,  fragen"  =  skr.  ]/prch 
-4-  prati,  p.  patipuccliaü;  pilivut  „erforscht"  =  skr.  praüprsta. 

878.  piliban  s.  das  Wisseu.  —  skr.  pratibhäna  Jay.,  p.  patibhäna.   piliban,  -van,  piüuvan 

adj.   „möglich,  fähig,  im  stände"  =  skr.  *pratibhänin,  p.  patibhänin  Ch. 

879.  pilu,  pilä  s.  das  Junge  (eines  Tieres)  bei  Jay.  —  skr.  prathaka,  prtliaka,  p.  puthaka. 

880.  pl    adj.    1.    getrunken    bei   Jay.   —  skr.    p.  plta,    pkr.  pla.    —    —    2.    verhüllt 

s.  piyu. 

881.  pungul  s.  Mann,  Person,  Seele.  —  skr. pudgala  M.3  179,  p.  puggala,  pkr.  poggala 

Hem.   1.   116. 

882.  putu  s.  Ernährung,  Unterhalt  bei  Jay.  —  skr.  pusta,  p.  pidtlia. 

883.  putuva  s.  pl.  putu  Sitz,  Stuhl,  Bank.  —  skr.  prostha. 
punu  adj.  voll  s,  pinu. 

put  s.  Sohn  s.  pit 


230 

884.  puda  s.  Verehrung,  Darbringung,  Spende,   pudanavä  v.  „ darbringen,  spenden". 

—  skr.  püjä,  püjayati  A.  7,  p.  püjä,  püjeti,  pkr.  püä,  püei. 

885.  pup  s.  Blume,    pipenavä  v.  prt.  pipunä  „sich  öffnen,  aufblühen",   pipi  „aufgeblüht*.  — 

skv.puspa  (Jay.),  puspita,  p. puppha,  pupphita,  pkr. puppha,  pupphia;  hi. phup  u.  s.  w. 

886.  pupura  s.  Funke.  —  Zu  skr.  y  sphur  sphurati  „schnellen,  zucken,  funkeln".    Vermutlich 

zum  Intensivstamm  gehörig.    Für  ein  Denom.  davon  halte  ich  pupuranavä,  prt.  pupu- 
runä  „bersten,  platzen". 

887.  pubudinavä,  pibidenavä  v.  prt.  pibidunä  erwachen,   pubuduvanavä  „aufwecken". 

—  skr.    ybudh  +  Wa  prdbudhyate  Ch.  145,   P.  G.  41,  p.  pabujjhati.    Sgh.  pubudu 
„wach"  =  skr.  prabuddha.    Vgl.  hubudinavä. 

888.  pura   prp.   vor,    in   Gegenwart   von,    angesichts.    —    skr.  purä,   -ras,    p.  pure, 

pkr.  purä.    Vgl.  pera. 

889.  puranavä   v.  prt.  piruvä  füllen   Ss.  59.   piri   adj.    „voll,    angefüllt".    —   skr.  Ypr 

pürayati,  pürita,  p.  püreti,  pürita,  pkr.  pTirei,  püria. 
pul  s.  aufgeblühte  Blume   s.  pil. 

890.  pulingu  s.  Funke.  —  skr.  spliulihga,  p.  pkr.  pludihga. 

891.  puludu  s.  Begierde,  Leidenschaft.  —  skr.  pralubdha  Jay. 
pulul  adj.  breit,  weit  s.  _p«?a?. 

892.  pulussanavä  v.  prt.  pilissuvä  brennen,   an  das  Feuer  setzeD,   braten,   rösten. 

pulutu  „gebraten,  geröstet".  ' Intr.  pilissenavä  „braten,  geröstet  werden".  —  skr.  yplus 
(vgl.  M.3  180),  plusta;  pkr.  piluttha. 

893.  puva  adj.  früher,  vormalig,  alt.  —  skr.  pur va,  p.  pubba,  pkr.  puvva.    Vgl.  B.  2.  25. 

894.  puva,  pü  s.  eine  best.  Art  Kuchen.   —  skr.  püpa,  p.  pupa,  puva.    MIDial.  püp. 

895.  puvah  s.  Arekapalme.  —  skr.  p.  püga  M.3   180.    Woher  aber  -ak? 

896.  puvata   s.    Fortdauer,    Existenz;    Abstammung;    Nachricht,    Kunde.   —  skr. 

pravrtti  M.3  180,  Jay.;  p.  pavatti.    S.  Nr.  800. 

897.  puvatara    s.    Verbreitung,    Bekanntschaft.    —    Ich    führe    das    Wort    auf   ein 

skr.  *pravistära  zurück. 
puvas,  -sa  s.  Verlangen,  Begierde  s.  pavasa. 

898.  puvalu  adj.   hart,   fest,   stark;   keck,   stolz.  —  Nach  M.3  180,   Jay.,   Cl.  =  skr. 

praudha.    So   auch  Ss.  50  Comm.    Die  Form   erklärt  sich  aus  einem   p.  pa-vahati, 
*pavulha. 
puveni  s.  Haarflechte  s.  peveni. 

899.  pus  s.  Meltau,  Schimmel.  —  Ich  stelle  das  Wort  zu  skr.  pusya  =  p.  phussa  „Blüte, 

Schaum,  Feim". 

900.  pusriya  s.  eine  best.  Art  Wagen.  —  skr.  pusyaratha,  p.  phussaratha. 

901.  pulun  s.   Baumwolle.   —   Ich   stelle   das  Wort   zu   skr.   yspfad  sphutati    „platzen, 

bersten";  sphutana  „das  Platzen".    Vgl.  palanavä. 
puluvan,  pilivan  adj.  fähig,  im  stände  s.  unter  piliban. 

902.  pü   1.   Kuchen  s.  puva  Nr.  894.  —   —  2.  das  Worfeln,  Dreschen,   pülcaranavä 

„worfeln,  dreschen".  —  skr.  YpTi  punätl,  pTdi,  p.  punäti,  pida,  p.  puvai. 


231 

903.  pekaniya  s.  Nabel  KJ.  S.  174,  Z.  3.  —  skr.  preksamya,  pkr.  pecchanijja.    Das  W.  bez. 

zunächst  die  „sichtbare",  d.  h.  vom  Gewand  nicht  bedeckte  Partie  des  Oberkörpers, 
spez.  bei  den  Frauen,  zwischen  Brust  und  Bauch.  Im  Rodiyä-Dialekt  (Sitzungsber. 
d.  k.  bayer.  Akad.  d.  W.,  phil.-hist.  Gl.  1897,  S.  13,  Nr.  73)  bed.  pekinitta  den 
Rumpf  oberhalb  des  Nabels.     Die  Schreibung  mit  n  bei  Cl.  ist  unrichtig. 

904.  penenavä,  pän°  v.  prt.  penunä,  pän°  sich  zeigen,  erscheinen,  zum  Vorschein 

kommen.  Caus.  penvanavä,  prt.  pennuvä  „zeigen".  Ein  altes  Caus.  ist  panavanavä, 
prt.  pänevvä  „bestimmen,  festsetzen,  (Sitze)  errichten".  —  skr.  Yjhä  +  pra 
prajhäyati,  prajhäpayaü  (Ch.  139),  p.  pannayati,  pahhäpeti. 

905.  pet  s.  Reihe,  Linie.  —  skr.  pahkü  (M.3  180),  p.  panü. 

906.  penela  s.  Abzugsgraben,  Rinne,  Traufe.  —  skr.  pranäli  (-n-),  p.  panäli  (-n-). 

907.  penheli,  penella  s.  Feuerbrand,  Fackel.  —  Zusammengesetzt  aus  pen  (contr.  von 

pahari)  -\-  hella  „Spiess",  also  „Leuchtstock". 

908.  pem  s.  Liebe,  Zuneigung.  —  skr.  preman  (Jay.,  Cl.),  p.  pema,  pkr.  pemma. 

909.  pera  adv.  früher,  eher,  bevor;  östlich;  prp.  vor,  in  Gegenwart.  —  Mit  pürva, 

wie  M.3  180,  K.  434  geschieht,  vermag  ich  das  Wort  etymologisch  nicht  zu  ver- 
einigen. S.  puva.  Mir  scheint  vielmehr,  dass  pera  auf  p.  pure  (sgh.  pura  dagegen 
auf  pura)  zurückzuführen  ist. 

910.  peravi,    -viyä    s.    Priester,    Hauspriester.    —    skr.    p.   puroliita,    pkr.   purohia. 

peraviya  „Taube"   s.  par°. 

911.  perahara  s.  Festzug,  Procession.  —  skr.  p.  parihära  M.3  181. 

912.  perum  s.  Hoffnung,  Wunsch;  Absicht,  Streben.  —  p.  päramt,  -mitä  M.3  181,  Cl. 

913.  pela  s.  Linie,  Reihe;  Geschlecht,  Familie;  Text  (Ggs.  zu  Commentar).   pelak  EC. 

„etliche,  einige".  —  skr.  p.  pkr.  päü.    Im  Sgh.  auch  pill. 

914.  peli  s.  Kasten,   Kiste,   Koffer.  —  skr.  pedä  (vgl.  peta,  pett),   p.  pelß,   pkr.  pedä. 

915.  peveni,  puv°  s.  Haarflechte.  —  skr.  pravenl  (Jay.),  p.  paveni. 

916.  peherä   s.  Weber.    —    skr.  *pesaskära;   f.   -hart  BR.   u.  d.  W.,   p.  pesakära,  (auch 

LW.  im  Sgh.,  s.  Cl.  u.  d.  W.). 

917.  pelaliara    s.    Wunder,    Wunderzeichen.     —    skr.    prätihärya    „Gaukelei"    Jay., 

p. pätihäriya,  pätihera,  pätihtra,  pkr. pädihera.  Cl.  gibt  auch  die  Bed.  „Procession", 
s.  perahara. 

918.  pe   s.   Geist,  Gespenst;    die  Manen.   —  skr.  preta,  p.  peta,  pkr.  pea.    pH  „Baum" 

ist  wohl  Nbf.  zu  5.  pä. 

919.  poTiura  s.  Lotosblume;  Spitze  des  Elefantenrüssels.  —  skr.  puskara,  p.  pdkkhara, 

pkr.  pokkh0  und  pukkh0;  ö.  hi.  pölihar  u.  s.  w.  Vgl.  sgh.  pokuruni,  pökuna  „Teich" 
=  skr.  puskarin!  M.1  8,  p.  pokkharanl,  pkr.  pokkliarhm. 

920.  pota  s.  pl.  pot  Buch.  —  skr.  pustaka  M.1  8,  p.  pottlxaka,  pkr.  potthiä;  MISpr.  pöthä 

oder  pöihi. 

921.  pora  s.  Kampf,  Streit,   porakanavä  .kämpfen,  fechten,  raufen",   porakatuvä  „Sporn 

des  Hahnes",  wtl.  Kampfdorn.  —  skr.  prahära,  p.  pkr.  pahära.    Vgl.  Nr.  830. 

922.  porava  s.  Beil,  Axt.  —  skr.  parasu  M.3  181. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  30 


232 

923.  poravanavä   v.    prt.  perevvä  anlegen,    anziehen  (Kleider).   —   Geht  auf  skr.  Yvr 

-\-  prä  zurück  mit  Metathese  von  r  und  v.  Vgl.  p.  pärupati  Childees  u.  d.  W., 
M.3  181. 

924.  pol   s.  Cocosnuss.   polgaha    „Cocospalme".    —    Ich   möchte   das  Wort  auf  skr.  puta 

„trichterförmiger,  hohler  Raum",  p.  puta,  -ti  „Gefäss"  zurückführen.  Im  skr.  ist 
putodalca  die   „ Cocosnuss",  wtl.  die  Wasser  in  ihren  hohlen  (Früchten)  hat. 

925.  polahga  s.   giftige  Schlange,  Viper.  —  K.  425    wird   skr.   p.  patanga  „Vogel", 

p.  patanga  „fliegendes  Insekt,  Grashupfer"  verglichen.  Genau  genommen  geht 
pol0  auf  pat°  zurück.  Mit  Recht  sagt  Kuhn,  dass  das  Wort  ursprünglich  jedes  hin 
und  her  schiessende  Tier  bezeichne.  Zu  beachten  ist,  dass  die  in  Ceylon  kurzweg 
polanga  genannte  Viper  (üt-polanga)  sich  in  Sprüngen  vorwärts  bewegt. 
S.  auch  sgh.  polangätiyä  „Heuschrecke". 

926.  polambanavä    v.    verleiten,    verführen;     begehren,    verlangen,     pelambunia 

„Anlockung,  Liebe".  —  Formell  würde  die  Ableitung  von   ylabh  -\-  pra,  skr.  pra- 
lambhana  „Hintergehung,  Täuschung",  p.  palambheü  „täuscht"   am  nächsten  liegen. 
Die  Bed.  wiese  aber  auf  Ylubh  -\- pra,  p.  palobheü  (so  M.3  181)  hin.    Es  scheinen 
beide  Wurzeln  zusammengeflossen  zu  sein. 
povanavä  v.  einsaugen  lassen,  trinken  lassen  s.  unter  bonavä. 

927.  poson  s.  1.  Blume.  —  skr.  prasüna  M.3  181. 2.  N.  eines  Monats  (Juni — Juli). 

—  Contrahiert  aus  *puvasavan  =  skr.  pürmsrävana,  p.  sävana. 

928.  poho-  adj.  viel,   stark.  —  skr.  prablm,  -bhüta,   p.  pablm,  -blüda,   pkr.  pahn.    Mög- 

licherweise auch  =  boho  mit  Verhärtung  des  Anlautes.  In  polwdu  „Sonne",  wtl. 
mit  vielem  oder  starkem  Licht  (p.  -\-  die  =  skr.  dyuti,  p.  jiiti);  pohosat  „stark, 
fähig,  im  stände,  reich"  (p.  -f-  sat  =  skr.  sakti,  p.  satti);  pohonä  „fähig"  (p.  -j-  nä, 
skr.  naya). 

929.  poho-dina   s.    Tag   des    Mondwechsels,    buddhist.    Fasttag.    —   skr.    upavasatlia, 

p.  uposatha  (M.3  181),  pkr.  posaha.    Vgl.  pohoya,  pö  „Mondwechsel,  Mondsviertel". 

930.  pohoni  s.  Ernährung,  Unterhalt.   —  skr.  ypus,  caus.  posayati,  p.  posati,  posana. 

Sgh.  vgl.  auch  pusna  „das  Ernähren,  Unterhalten". 

931.  pola  s.  Geschwulst,  Beule.  —  skr.  sphota  M.3  181,  p.  phota;   hi.  u.  s.  w.  phodä. 

B.   1.  307. 

932.  polanavä  v.  prt.  peluvä  fächeln,    sieben;    sondern,    reinigen.    —   skr.   ysphut, 

spliotßyaü  „bewegt  rasch  hin  und  her".    Unrichtig  M.3  181. 

933.  polava,   polö    s.   Erde.    —    skr.  prthivl    P.  G.  41,    M.3   181,    p.  pathavt,  puthavl, 

pkr.  xmdhavl  und  puhavt. 

934.  pö  s.  das  Junge  (eines  Tieres).  —  skr.  pota,  potaka,  p.  potdka. 

935.  pähilenavä  v.  prt.  päJälunä  straucheln,  fallen;  behindert  sein.  —  skr.   yslchal 

-f-  pra,  praslihalati  M.3  181,  p.  pakkhalaü. 

936.  päti  s.  Beginn,   Anfang.   —   Zu  skr.  Ysthä  -\-  pra,  prasthiü.    S.  patcm.    Zur  Bed. 

„das  Verschwinden,  Verborgensein"  vgl.  pra-sthä  „fortgehen,  sich  entfernen*. 

937.  pätiyä  s.  Junges  (vom  Tier),    auch  Kind.  —  Ich  führe   das  Wort  auf  skr.  pastya 

zurück;  pätiyä  ist  das,   was  im  Stall   bezw.  Haus   gehalten  wird  (Cerebralisierung). 


233 

938.  päna  s.  1.  Weisheit,  Wissen.  —  skr.  prajnä  (Cl.),   p.  pannä,   pkr.  pannä.    —  — 

2.  Frage.  —  skr.  prasna  (CL),  p.  pahha,  pkr.  panha. 

pänenavä  v.  sich  zeigen,  erscheinen  s.  penenavä. 

939.  pädakunu  s.  eine  Art  ehrfurchtsvoller  Begrüssung,  wobei  man  den  Begrüssten 

umwandelt,  indem  man  ihm  die  rechte  Seite  zuwendet,  p.  karanavä  „jem.  in  dieser 
Art  begrüssen".  —  skr.  pradaksina,  p.  padaTckhinöL. 

940.  pädum   s.    1.  Wolke,    Regen.    —    skr.  parjanya,    p.  pajjunna.    —    —    2.    Osten, 

Sonnenaufgang.  —  Ich  stelle  das  Wort  zu  skr.  präcina,  p.  päcina. 

941.  pün    s.    Wasser,    Getränke.    Vgl.   päntota    „Furt,    Fähre",    wtl.    Wasserübergang; 

pünpavasa  „Durst".  —  skr.  p.  päntya  K.  430,  R.  247,  pkr.  pänia;  hi.  g.  m.  pärii; 
sonst  pänl.    (B.  2.   156.) 

942.  püminenavä  v.  prt.  päminunä  ankommen,  gelangen;  eintreffen,  sich  ereignen. 

pämini  „angekommen,  geschehen,  geworden".  Caus.  pamunuvanavä,  prt.  päminevvä 
„wohin  bringen".  —  Geht  ohne  Zweifel  auf  skr.  \äp  -\-  pra  präpnoü,  p.  päpunäti, 
pkr.  pävai  zurück  (M.a  22,  R.  250).  Mittelglied  ist  *pävin°.  In  den  MISpr.  ent- 
spricht die  V päv,  im  G.  aber  päm\    (Gr.  50.  17). 

943.  pärakum,  -un  s.  Stärke,  Macht.  —  skr.  parahrama  CL,  p.  parakkama. 

944.  päla  s.  Hütte.  —  skr.  palli  „kleines  Dorf,  Hütte". 

945.  püvidi  s.  (erste)  Priesterweihe.   —   skr.  pravrajyä  CL,   p.  pabbajjä,   pkr.  pavvajjä. 

946.  päsa,  pähä  s.  Korb.  —  Ist  ohne  Zweifel  von  dem  (etymologisch  dunklen)  p.  paccld 

abzuleiten . 

päsavanavä  v.  zur  Reife  bringen,   püsenavä  „reifen"  s.  pisana. 

947.  päsasum  s.  Lob,    Preis.  —  skr.  prasamsana  Jay.,  p.  pasamsana,   pkr.  pasamsana. 

Vgl.  pasasa. 

948.  pähä  s.  Farbe,   Licht,   Glanz.  —  skr.  prabhä   (so   z.  B.  Ss.  88  Comm.   übersetzt). 

Näheres  unter  paba  und  pahan. 
pähädenavä,  päd0  v.  klar  werden;  glauben  an,  vertrauen  aufs,  unter  pahadinavä. 

B 

949.  banyahara  s.    berauschendes   Getränke,    Arak.    —    Aus  banga  =  skr.  bhangä, 

p.  bhahya  -\-  ahara  —  skr.  ähära. 

950.  bata   adj.    versunken,    untergegangen;    batahira    „untergehende   Sonne".   —   skr. 

bhrasta,  P.  G.  34  (vgl.  bahinavä),  p.  pkr.  bhattha. 

951.  batu  s.  N.  einer  Pflanzengattung,   Nachtschatten.  —  Vgl.  skr.  bhantäkl,   während 

p.  bhandälci  auf  die  Nebf.  mit  d  zurückgeht. 

952.  bada    s.    Unterleib,    Bauch.    Vgl.    badayinna    (Bauchfeuer)    „Hunger",    badadaru 

„schwanger"  u.  a.  m.  —  skr.  bliända,  p.  pkr.  bhunda;  ö.  hi.  bhämd,  hämd  „Gefäss, 
Topf,  Kübel".  Wir  sprechen  umgekehrt  von  dem  „Bauch"  eines  Gefässes.  Die 
Bed.  „Topf"  auch  noch  in  sgh.  badahälayä  „Töpfer*.  Daneben  setzt  sgh.  baduva 
„Ware,  Handelsartikel*   das  p.  bhandikä,  pkr.  bhundia  mit  gleicher  Bed.  fort. 

haduva  s.  Ware  s.  das  vor. 

30* 


234 

953.  bana  s.  Pfeil.  —  skr.  p.  pkr.  bänar  Sgh.  banasun   „Bogen"  =  skr.  bänäsana. 

954.  baninavä  v.  prt.  binuka  (ältere  Spr.,  z.  B.  UJ.  10.  24)  sprechen,  reden,  predigen. 

bana  s.  „das  heilige  Wort  des  Buddha",  b.-hiyanavä  „predigen"  und  weiterhin 
„unverständlich  sprechen  (!)".  binu,  -numa,  -nima  „das  Reden,  Sprechen".  — 
skr.  Yblian  bhanati  M.3   183,  K.;  p.  bhanati,  bhäna,  pkr.  bhanai. 

955.  bat  s.    gekochter    Reis,    Reisspeise.  —  skr.   blidkta  K.  433,    p.   pkr.    bhatta; 

hi.  u.  s.  w.  bhät. 

956.  badakala   (Jay.)    adj.    glücklich,   schön,    gut.    —    Aus   bada  =  skr.    bhadra,   p. 

pkr.  bhadda  +  Tcala  =  skr.  Jcrta. 

957.  badinavä  v.  prt.  büddä  braten,  rösten.  —  skr.  ybhrajj  bhrajjati  M.3  183,  p.  bhajjati. 

958.  baduna  s.  Gefäss  KJ.  593.  —  skr.  p.  bhäjana  Jay.,  Cl. 

959.  baduru  adj.   gut,   schön,    trefflich.   —   Wird   meist  zu   bhadra  gestellt;    doch  ist 

dieses  eher  =  sgh.  bada  in  badaJcala  (s.  hier).  Ich  leite  das  Wort  von  skr.  bandhtira 
(BR.  Nachtr.)  =  ramya  ab.     Daher  auch  die  Nbf.  bahduru. 

960.  bandinavä  v.   prt.  bündä  binden,    bada  „gebunden".  —  skr.  p.    ybandh  bandhati, 

baddha  A.  28,  Ch.   147,  pkr.  bandhai,  baddha. 

961.  bapa  s.  Thräne.  —  skr.  bäspa,  p.  bappa,  pkr.  bappha;  hi.  u.  s.  w.  bämph  „Dampf" 

(Gr.  50.  31). 

962.  bamba  s.  Brahmane;  der  beste,  trefflichste.  —  skr.  brahman,  brähmana  M.3  183, 

p.  brahma,  brähmana,  pkr.  bambha,  bambhana. 

963.  bambaya  s.  ein  best.  Mass,  Klafter.  —  skr.  vyäma  M.3  183,  p.  byäma.    Sgh.  auch 

väma,  das  auf  p.  vyäma  (neben  by°)  zurückgeht. 

964.  bambarä  s.  Biene,  Wespe.  —  skr.  bhramara  M.3  183,   K.  426,   p.  pkr.  bhamara; 

ö.  hi.  bhaumrä. 

965.  bambarn,    -buru    s.    Purpurfarbe,    braune    Farbe.    —    skr.    babhru,    p.    bahbu 

(„Ichneumon"). 

966.  bamburu-kes   s.    Locke.    —    Wtl.    das   geringelte   Haar.    skr.    bhramaraka  „Locke, 

Kreisel".    Vgl.  d.  folg. 

967.  bamana  s.   Drehung,  Windung,   Kreis,    bamanavä   v.    „sich    im   Kreis  bewegen, 

sich  ringeln".  —  skr.  ybhram  bhramati,  bhramana,  p.  bhamati,  pkr.  bhamai. 

968.  baya,  -bä  s.  Furcht.  —  skr.  p.  pkr.  bhaya. 

969.  bara    s.    1.    Last,    Gewicht;    adj.    schwer,    gewichtig.    —   skr.    p.    pkr.    bhara. 

Sgh.  baramas  (Jay.  =  mörä)  „Haifisch"  ist  wohl  =  „der  schwere,  grosse  Fisch". 

2.  num.  zwölf.  —  p.  pkr.  bärasa  (=  skr.  dvädasa);  hi.  bäraha,  m.  bärä  u.  s.  w. 
R.  239. 

970.  barana   s.    Schlange.    —    Zu   skr.    Yblmr  bhurati    „zucken,    zappeln,    schnellen"^ 

vgl.  bhurana,  bhuramju. 

971.  bal  (bei  Jay.)  jung,  Kind;  dumm,  einfältig,  Thor.   —  skr.  p.  pkr.  bäla. 

972.  bala   s.    1.   Kraft,    Stärke,    Macht,    Heeresmacht.  —  skr.    bala  u.  s.  w.  —  — 

2.  Loch,  Höhle,  Grube.  —  skr.  p.  pkr.  bila  Jay. 


235 

973.  balanavä  v.  prt.  bäluvä  schauen,   sehen,   blicken.  —  Mit  skr.  avalökay-,   wozu 

das  V.  M.3  183  gestellt  wird,  vermag  ich  es  nicht  zu  vereinigen.  Es  wird  viel- 
mehr auf  die  skr.  Vbhal  (vgl.  ni-bhal  „wahrnehmen")  zurückgehen;  pkr.  blialai 
»erinnert  sich"   (Pischel,  Hern.  II,  S.  140). 

974.  balasa  s.  Angel  (zum  Fischen).  —  skr.  balisa,  badisa  (BR.  v°),  p.  balisa,  pkr.  bad° 

und  bal°.    Sgh.  auch  biliya  M.3  184. 

975.  bald  s.  Kranich.  —  skr.  p.  baläkä  M.3  183. 

976.  ballä  s.  pl.  ballö  Hund.    Die  Zusammenstellung  mit  skr.  Ybhas  „bellen",  bhasaka,  -na 

„Hund"  (ein  bhasala  M.3  183  kenne  ich  nicht)  ist  mir  zweifelhaft.  Ich  erkläre 
ballä  aus  *baluvä,  *balvä  und  leite  dies  ab  von  skr.  bhalluka,  das  nicht  nur  „Bär", 
sondern  auch  „Hund"  bedeutet.  Das  Sgh.  hat  auch  die  Grdf.  balu  „Hund"  erhalten. 
Davon  balumäkkä  „Floh",  wtl.  Hundefliege  (s.  mäkkä).  Sollte  aber  bussä  „Hund" 
des  Rodiyä-Dial.  von  Ybhas  herkommen? 

977.  bava    s.    das    Sein;    Zustand,    Existenz,    Thatsache.      Oft    zum    Ausdruck    von 

Declarativsätzen :  hulanga  tada  bava  däka  „wie  er  sah,  dass  der  Wind  heftig  war" 
Math.  14.  30.  —  skr.  p.  pkr.  bhava. 

978.  basa  s.  Sprache.   —  skr.  bhäsä  M.3  183,  p.  pkr.  bhäsä. 

979.  bahala  adj.  viel,  reichlich,  dick,  massig.  —  skr.  p.  pkr.  bahula. 

980.  bahinavä,  bas°  v.  prt.  bässä  hinabsteigen,  irgendwo  landen  (RR.  2.  6.  2);  (von 

der  Sonne)  untergehen.  —  skr.  Ybhrams  bhramsate  P.  6.  34,  M.a  26;  p.  bhassati, 
pkr.  bhamsai. 

981.  bala  (so  Jay.)  Krieger,  Soldat.  —  skr.  p.  bhata  (Jay.),  pkr.  bhada. 

982.  balalä  s.  pl.  balallu  Katze.  —  skr.  bidäla,  -ra  A.  22,  p.  biläla,  -ra;  hi.  bilär  u.  s.  w. 
balu  s.  Hund;  balumälckä  „Floh"  s.  unter  ballä. 

983.  bä  s.  1.  Furcht.  —  s.  baya.  —  —  2.  Arm.  —  skr.  p.  pkr.  bähu  R.  243,  hi.  u.  s.  w. 

bämh;  z.  B.  Pärakumbä  n.  pr.  =  Paräkramabähu. 3.  Anteil,  Loos,  Glück. 

—  skr.  p.  pkr.  bhäga  M.3  184. 

984.  bik    1.   Bettel;    2.   buddhistischer  Bettelmönch.  —   skr.   bhiksä,    bhiksu   A.  30,    p. 

pkr.  bhikkhä,  bhikkhu;  m.  bhlk  „Bettel"  u.  s.  w. 

985.  binya,   bihgu  s.  grosse  schwarze  Biene,  Wespe.  —  skr.  bhrnga,  p.  pkr.  bhihga  in 

bhmgaräja  Pflanzenname. 

binu,  -numa,  -nima  s.  das  Reden,  Sprechen  s.  baninavä. 

986.  bita,   bitu   s.  Mauer,   Wand.    —   skr.   bhikti,   p.   pkr.   bhitti  Jay.;    hi.   bhit,   bhimt, 

m.  bhint,  bhtmt  u.  s.  w. 

987.  bihda  s.  Tropfen.  —  skr.  p.  pkr.  bindu  R.  247;  hi.  m.  bund  u.  s.  w. 

988.  bihdinavä  v.  prt.  bindä,  intr.   brechen;    bindenavä,  prt.  bindunä   „zerbrechen,  sich 

spalten";  bihduvanavä  trans.  „brechen".  —  skr.  Ybhid  bhinatti,  Ch.  147,  p.  bldndati, 
pkr.  bhindai. 

989.  bimbu  s.  Scheibe  (der  Sonne  oder  des  Mondes).  —  skr.  p.  pkr.  bimba  Cl.    Sgh.  bim- 

buru   „Bild,  Abbild"   geht  auf  bimharüpa  zurück. 


236 

990.  bima,   bin-,   bim-   s.   Grund,   Boden,    Erde.    Mn-taihbum,   bim-liya   Pflanzen- 

namen  u.  a.  m.   —  skr.  p.  pkr.  bhümi  A.  44. 

991.  biri    1.    s.    Gattin,   Weib    (bäri   bei    A.  22).    —   skr.    bhäryä   Jay.,    p.    bliariyä, 

pkr.  bhäriä.  —  —  2.  adj.  furchtbar,  schrecklich  (auch  bim).  —  skr.  p. 
pkr.  bliiru. 

992.  bilihdä  s.   pl.   -dö  Knabe  KJ.  618.   —  Scheint  dem  skr.   bälendu  zu   entsprechen 

mit  übertragener  Bed. 

biliya  s.  Angel  s.  unter  balasa. 

993.  billa  s.   pl.  Uli  Tribut;   Darbringüng,   Spende  (an  Dämonen  u.  s.  w.).  —  skr. 

p.  pkr.  bau.    Vgl.  biliputu  „Krähe"  =  skr.  balipusta,  p.  baliputtha. 

994.  bisi,  bihi  s.  Matte,   Strohbund  (zum  Reinigen  der  Füsse);   Sitz  (eines  Asketen). 

—  skr.  brsl,  p.  bhisl. 

995.  bisev,    -sov,    -so   s.   Königin    (die   erste   Gemahlin    des  Königs).   —   skr.   abhiseka 

P.  G.  36,  K.  422,  p.  abhiseka,  pkr.  abhisea. 

996.  bihi  adv.   draussen,    ausserhalb,    bihidora   „Aussenthor,  Vorthüre".  —  skr.  bahis 

Jay.,  p.  bald,  bahim,  pkr.  bahim,  bähimmi.    Vgl.  bähära. 

997.  bihini  (bei  Jay.),    buhun  s.  (ältere)  Schwester.  —  skr.    p.   bhagini,    pkr.   bahint; 

hi.  bahnt,  bahin,  m.  balün  u.  s.  w. 

998.  bihiri  adj.   taub,    bihirä  „ein  Tauber".    —  skr.  p.  badhira  R.  247,    K.  414,    pkr. 

bahira;  hi.  bahirä  u.  s.  w. 

999.  but  s.  das  Essen,  das  Speisen  (Jay.).  —  skr.  bhuMi  Jay.,  p.  bhutti. 

1000.  budinavä   v.    essen,    speisen;    dazu   bidi   „das  Essen"    (von   Priestern   gesagt).   — 

skr.    ybhuj  bhuhjate,  pkr.  bhunjai. 

1001.  budu  s.  N.  des  Buddha.  —  skr.  p.  pkr.  buddha. 

1002.  bun  1.  s.  Wurzel  (eines  Baumes)  bei  Jay.  —  skr.  budhna,  p.  bunda,  pkr.  bundha 

Hem.   1.  26.     Das  sgh.  W.    geht   auf   eine  Grdf.    ohne  Metathese   zurück.  —  — 

2.  adj.  a)  gegessen.  —  Zu  ybhuj)  setzt  ein  pp.  *bhugna  voraus. b)  geöffnet, 

erschlossen  (von  Blüten).  —  skr.  bhinna  von  Ybhid  =  sgh.  biüdinavä.  —  — 
c)  gebrochen.  —  skr.  bhagna  von  Ybhahj  bhanaldi  M.3  184;  im  p.  pkr.  wird 
bhagna  zu  bhagga  assimiliert,  also  abweichend  vom  Sgh.  —  —  d)  gekrümmt, 
gebogen.  —  Zu  skr.  ybhuj  bhiijaü,  bhugna. 

1003.  bubula  s.  Pustel,  Beule.  —  skr.  budbuda,  p.  bubbula. 

1004.  burul  adj.   lose,   locker,   undicht;    schwach,   gebrechlich,   alt.   —   Steht  für 

*vurul  =  skr.  p.  pkr.  virala. 

1005.  bulat  s.  Betel pfeff er.  —  Metathese  für  *tafod  (vgl.  Rodiyä-Dial.  tabala,  Sitzungsber. 

d.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  1897,  S.  17,  Nr.  126)  =  skr.  tämblda,  p.  tambüla, 
pkr.  tambola.     Die  Zusammenstellung  der  Wörter  schon  M.3  184. 

1006.  buhu,  boho,  bö  adj.  viel,  zahlreich.  —  skr.  p.  pkr.  bahu  M.3  185. 
buhun  s.  ältere  Schwester  s.  bihini. 

1007.  buhuman  s.    Liebe,  Verehrung,    Hochachtung.   —   skr.    p.  bahumäna  CL, 

pkr.  bahumäna. 


237 

1008.  buhuru  s.  Loch,  Höhlung,  Grube.  —  Für  *vuhuru  =  skr.  p.  pkr.  vivara. 

1009.  bü  s.  Dämon,  Gespenst.  —  skr.  p.  bliüta,  pkr.  bhüa. 

1010.  betta  s.  pl.  beti  Mist,  Dung  KJ.  S.  178,  Z.  17.  —  Vielleicht  für  *vetta  =  skr.  visthä. 

1011.  bendivala,  -duv-  s.  eine  Art  Speer  (auch  Rasiruiesser  der  buddhist.  Priester).  — 

skr.  bhindipäla  (auch  mit  nd  geschrieben),  p.  bhindiväla,  pkr.  bhindivala. 

1012.  beut   s.  Dämon,   böser  Geist.  —  skr.   p.   pkr.   bhtma.     Die  Bed.   „Dämon"   findet 

sich  auch  im  Päli. 

1013.  beraya  s.  Trommel,  Tom-Tom.  —  skr.  p.  bheri  M.3  185. 

1014.  bela  N.  eines  Baumes,  Aegle  Marmelos,   dessen  Frücbte  in  der  Medicin  verwendet 

werden.  —  skr.  bilva,  p.  Ulla. 

1015.  beheda  s.  Medicin,  Heilmittel.  —  skr.  bhaisajya  M.3  185,  p.  bhesajja. 

1016.  be  s.  Teil,  Scheidung,  Spaltung.  —  skr.  p.  bheda  M.3  185,  pkr.  bhea.    Ich  leite 

darauf  auch  begab,  „ Lügenhaftigkeit "  zurück,  wtl.  „Spaltkehle.  Spaltmund"  (zur 
vulg.  Bed.  „Mund"  s.  Sitzungsber.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  1897,  S.  13,  Nr.  68). 
Vgl.   „Doppelzüngigkeit". 

1017.  bodun  s.  Essen.  —  skr.  p.  bhojana  M.3  185,  Jay.,  pkr.  bhoana. 

1018.  bonavä    v.    prt.    blvä    trinken.    —    Erweichung    des    Anlautes    und   Contraction. 

skr.  ypä  pibaü,  p.  pivati,  pkr.  pivai,  piai.  Man  vgl.  auch  sgh.  povanavä, 
prt.  pevvä   „trinken  lassen,  tränken,  einsaugen  lassen". 

1019.  boruva  s.  Falschheit,  Lüge.  —  Nach  P.  Goldschmidt  (IA.  6,  325  Note)  =  skr. 

p.  aparädha,  pkr.  avaraha.  Also  für  *voruva.  Sgh.  varada  „Fehler,  Irrtum"  (auch 
värädda,  pl.  -di)  kann  keine  historische  Entwickelung  aus  aparädha  sein,  da  inter- 
vokalisches  dh  sich  nicht  erhält.  Es  ist  wohl  Neubildung,  wobei  das  d  durch 
Anlehnung  an  das  Verb,  varadinavä  (s.  dort)  sich  erklärt.  M.3  198  wird  värädda 
zu  skr.  viruddha  gestellt. 

boho,  bö  adj.  viel  s.  buhu. 

1020.  bö  s.  Einsicht,  Erkenntnis,  Erleuchtung,    bögaha,  böduma  „der  heilige  Feigen- 

baum*. —  skr.  p.  bodJu  Jay.,  pkr.  bolii. 

1021.  bägin   part.   gemäss,    nach,   entsprechend,   je.  —  Schon  von  Childers,  JRAS. 

N.  S.  8.  140,  zu  skr.  p.  bhägena  gestellt.  Es  stört  jedoch  die  Bewahrung  des  g. 
Ich  vermute  daher  eher  eine  Grdf.  *bhagga  (p.  bhägiya). 

1022.  bätiya   s.    Liebe,  Verehrung,    Cultus.    KJ.  328,  350;    Cl.   nur  bätiyen  (Ss.  105 

bätin).  —  skr.  bhakti  M.3  185  (auch  Ss.  7,  Comm.),  p.  pkr.  bhatä. 

1023.  bäma   s.   Augenbraue.   —  p.   bhama,    bhamaka   K.  413.     Mit   blirü,    wie   R.  243 

geschieht,  darf  das  Wort  natürlich  nicht  unmittelbar  verglichen  werden. 

1024.  bäri  adj.  unmöglich.  —  Ich  leite  das  Wort  von  skr.  apärya  ab.    Vgl.  tadvaJctum  na 

päryate  „es  ist  unmöglich,  dies  zu  thun".    Im  P.  wäre  ein  *apäriya  voraus  zu  setzen. 

1025.  bürini  s.  schwangere  Frau.   —  skr.  bhärint   „die  Tragende". 

1026.  bäla  s.  Lohn,  Mietslohn.    Jay.  bäla.  —  skr.  bhäta,  bhäti. 

1027.  bävin  part.  wegen,   infolge  von  .  .  .    Dient  zum  Ausdruck  causaler  Vordersätze. 

KJ.  272  u.  s.  w.  —  skr.  bhävena  Childers,  JRAS.  N.  S.  8,  140. 


238 

1028.  bäliä,  bä  adj.  unmöglich,  z.  B.  mata  meJca  haranta  bä  „ich  kann  dies  nicht  thun". 

—  Vielleicht  =  skr.  p.  bädhita,  pkr.  bähia  etwa  in  der  Bed.  „beseitigt,  auf- 
gehoben, ausgeschlossen". 

1029.  bühära  adv.  draussen,  ausserhalb,  beiseite,  weg.  —  p.  bähiram,  -re,  pkr.  bähira. 

1030.  ba  s.  Bruder.  —  skr.  bhrätr  A.  30,  M.3  185,  p.  N.  bhätä,  bhätika,  pkr.  N.  bhää; 

ö.  hi.  bliai  (H.  45)  u.  s.  w. 

1031.  bänä  s.   Neffe,   der   Schwester  Sohn;   Schwiegersohn.  —  skr.   bhägineya 

Khts  Davids,  JRAS.  N.  S.  7.  366,  p.  bhäginejja.    Auch  sgh.  bühänä. 

M 

1032.  makanavä    v.    prt.   mälcuvä   austilgen,    ausrotten,    zerstören.   —  skr.   ymraJcs 

mräksati  „reiben",  doch  schon  Rv.  8.  50.  10  mraksaJcrtvan  „zerstörend";  p.  makkheti 
(z.  B.  padam  „eine  Fussspur  auslöschen"),  pkr.  makkhai.  Sgh.  mäht  „Entstellung, 
Verläumdung"  =  skr.  mraksa,  p.  malikha  „Heuchelei".  Nach  M.3  191  s.  v.  mäkuvä 
ginge  sgh.  mirikanavä  „pressen,  drücken"  (mit  Spaltung  von  mr)  auf  die  nämliche 
ymraks  zurück. 

1033.  malcul  s.    1.   Spinne;    Affe.  —  skr.  markata  K.  426,   p.  makkata,   pkr.  makkada 

(PlSCHEL,  Hern.  2,   13).  —  —  2.  Thon,  Pfeifenthon.  —  skr.  malikula. 

1034.  maga,  man  s.  Weg,   Pfad,    magi   „Wanderer".  —  skr.   märga  M.3  186,   p.   pkr. 

magga;  hi.  mämg,  m.  mag  u.  s.  w. 

1035.  magurä  s.  ein  best.  Flussfisch.  —  skr.  madgura  Jay.,  p.  maggura. 

1036.  magula    s.    pl.    magid   glückliche   Gelegenheit;    Fest,    Hochzeit.    —   skr.    p. 

pkr.  mangala  M.3  186. 

1037.  mata  adj.    geglättet,    poliert,   glänzend,   blank.   —  skr.   mrsta  (Ymrj),   Jay., 

p.  mattha,  matta,  pkr.  mattha  (Hern.  1.  128).    Vgl.  madinavä. 

1038.  mada  s.  1.  Schleim,  Schaum,  Rahm;  Schlamm.  —  skr.  p.  manda  Cl.    Hieher 

gehört  auch  madabima  „Sumpf",  das  nicht  mit  Childers,  JRAS.  N.  S.  7.  44,  zu 
skr.  mrttikä  gestellt  werden  darf.  —  2.  Schmuck,  Zier.  —  skr.  manda  Bed.  4 
bei  BR.,  p.  mandana  Cl. 

1039.  madinavä  v.  prt.  mäddä  pressen,  reiben;  ausdrücken,  (Reis  von  seiner  Hülse) 

säubern,  madavanavä  v.  „das  Feld  für  die  Aussaat  vorbereiten,  indem  man  Büffel 
darauf  treibt,  die  den  Boden  zerstampfen".  —  skr.  ymrd  mardati  M.3  191 
u.  d.  W.  mädä,  p.  maddati,  pkr.  maddai  Hern.  2.  36,  4.  126. 

1040.  madulla  s.  pl.  madulu  Ring,  Kreis,  kreisförmige  Halle.  —  skr.  p.  pkr.  mandala 

M.3  186.  Auch  sgh.  mädilla  „Ring,  Scheibe"  und  mädillä  „Schlange"  (=  die 
geringelte;  vgl.  skr.  mandalin  dass.  BR.  Bed.  2). 

1041.  maduva  s.  Hütte,  Behausung.  —  skr.  p.  mandapa  M.3  186,  pkr.  mandava. 

1042.  mat  1.  adj.  toll,   trunken.  —  skr.  p.  pkr.  matta.  —  —  2.  s.  Kopf,   Haupt.  — 

skr.  masta  neben  mastaJea,  p.  matthaka,  pkr.  matthaa;  hi.  m.  mäthä  u.  s.  w. 

1043.  matu  adv.    1.  künftig  KJ.  103;   früher,   bisher;   oben  Ss.  56;   matupita  „Ober- 

seite". —  Geht  auf  masta,  -ha  (P.  G.  44)  zurück.  Vgl.  das  vor.  2  und  p.  mattkake 
bei  Childers.  —  —  2.  nur.  —  skr.  -mätra,  p.  -matta.    Unrichtig  M.3  186. 


239 

1044.  maturus.  Zauberspruch.    Dav.  maturanavä,  prt.  mätunwä  „ Zaubersprüche  murmeln, 

beschwören".  —  skr.  mantra  Cl.,  p.  pkr.  manta.  Das  sgh.  W.  führt  auf  eine 
Grdf.  zurück,  wo  tr  zu  tur  gespalten  wurde.    Vgl.  yaturu. 

1045.  mada  1.  s.  Kern  (einer  Frucht).  —  skr.  majjan  „Mark"  A.  7,  M.3 186.    Vgl.  midulu. 

—  —  2.  s.  spirituoses  Getränke,  Arak.   —  skr.  madya,  p.  pkr.  majja. 

3.  adj.  klein,  gering,  schwach.  —  skr.  p.  pkr.  manda.  Sgh.  madak  „ein 
wenig",  madakalak  Ss.  38,  44   „kurze  Zeit". 

1046.  madata  s.  eine  Art  kleiner  roter  Beeren,    mandaüya  N.  eines  Baumes  mit  rotem 

Holze,  madata-van  „rote  Farbe".  —  skr.  mahjistha  „hellrot",  -isthä  „indischer 
Krapp"  Jay.,  p.  pkr.  manjitthä. 

1047.  madara    s.    1.    N.    eines  Baumes,    Erythrina   Indica.  —  skr.   p.   mandärava,   pkr. 

mandäla.   —  —   2.  N.   des  Berges  Meru   (auch  maduru).   —   skr.   p.   mandära. 

1048.  madinavä  v.   prt.  mäddä  reiben,    wischen,    wetzen,    schärfen,    amadinavä 

(harn0),  prt.  ämäddä  „abwischen,  fegen,  reinigen".  —  skr.  Ymrj  marjati  Ch.  147, 
p.  majjati,  pkr.  majjai.    amad0  =  mrj  -f-  sam,  p.  sammajjaü. 

1049.  maduru   s.    1.  =  2.  madara.   —  —   2.   Muskito.   —   Ich   leite   das  W.    von   skr. 

mandra  ab;  es  bedeutet  das   „summende"   Insekt. 

1050.  mados  s.  Kasten,  Koffer,  Kiste  Ss.  56.  —  skr.  manjusä,  p.  manjüsä. 

1051.  man  s.  1.  Herz,  Sinn,  Gemüt.  —  skr.  manas,  p.  mana,  pkr.  mana. 2.  Stolz. 

—  skr.  p.  mana  Cl.,  pkr.  mana. 

1052.  manav,  manvä  s.  Mensch.  —  skr.  p.  mänava. 

1053.  manä  adj.  schön,  anmutig,  lieblich.  —  skr.  manaäpa,  p.  manäpa. 

1054.  maninavä  v.  prt.  männä  messen,  ausmessen.  —  skr.  Ymä,  p.  minäti. 

1055.  manumaraTca  s.   Enkel.    Altsgh.  Wort.    Inschriftlich  5.  1,  10.  2,   61.  5.  —  Von 

Goldschmidt  IA.  6,  325  zu  skr.  manorama  gestellt,  also  Metathese  aus  *manurama-ka. 
Zur  Bed.  vgl.  skr.  nandim.  Die  moderne  Form  ist  munuhirä  (durch  *munum- 
bura),  M.a  25. 

1056.  mayil  s.  Oheim,    der   Mutter  Bruder;    Schwiegervater.  —  skr.   p.   mätula  Jay., 

pkr.  mäidaga. 

1057.  maranavä  v.   prt.   märuvä  töten,    märenavä,   prt.  märunä    „sterben",    mala    „tot" 

s.  bes.  —  skr.  ymr,  caus.  märayati,  p.  märeti  „er  tötet",  pkr.  märei  A.  5,  27, 
Ch.  147.    Vgl.  mlyanavä. 

1058.  marä  s.  Smaragd;  adj.  grün.  —  skr.  marahata,  pkr.  Ap.  maragaa. 

1059.  maru  s.  Wind.  —  skr.  marut,  märuta,  p.  maru,  märuta,  pkr.  maru,  märua. 

1060.  maruvä  s.  der  Tod  (personif.).  —  skr.  p.  märaka. 

1061.  mal  s.   1.  Becher,  Trinkbecher.   —  skr.  malla  BR.  Bed.  Id.  —  —  2.  Wilder. 

Barbar.  —  Das  Wort  soll  den  bedeuten,  der  von  Bogen  oder  Schlinge  (mala) 
lebt.  Im  Väddä-Dial.  wurde  mir  maläliya  für  „Bogen*  angegeben.  Vgl.  maladara 
„Bogenschütze,  Wilder".  Das  Wort  ist  schwer  zu  erklären.  Vgl.  die  Volksnamen 
Malla,  Malaya  in  Skr.  Sicher  aber  scheint  mir,  dass  der  Name  der  Maldiven  mit 
unserem  mal  zusammenhängt,  also  „Barbareninseln".  Vgl.  Clough  u.  d.  W. 
Abk  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  31 


240 

1062.  mala  s.   1.  Ausscheidung,  wie  Urin,  Menstrualblut  u.  s.  w.  —  skr.  p.  pkr.  mala 

„ Schmutz"   A.  G.  S.  342. 2.  Blume.    —   skr.  p.  pkr.  mala  K.  428.    Vgl. 

malvaru  „ Kranzbinder "  =  skr.  mäläkära  M.3  187. 

1063.  malakidü  (fehlt  bei  Cl.)  Väddä-Frau.  —  Merkwürdiges  Wort;  malak  =  p.  milakkha 

Jay.  aus  skr.  mleccha  -\-  du  „ Tochter". 

1064.  mali   s.  .1.  Frau   während   der  Regeln.  —  Gehört   zu    1.   mala.   —   —    2.  eine 

best.  Art  Gans.   —  skr.  p.  mallika. 

1065.  mav,    mä   s.  Mutter.  —  skr.  mätr  K.  421,   R.  248,   Jay.,   p.  N.  mätä,   pkr.  mää; 

si.  mäu  u.  s.  w. 

1066.  mavanavä  v.  prt.  mävvä  machen,  bilden,  schaffen.  —  skr.  Ymä,  caus.  mäpayaü, 

Ch.  150,  p.  mäpeti. 

1067.  mavul  s.   Krone,    Diadem.   —   skr.   p.   makuta,   pkr.   mauda.    In    den   mod.  Dial. 

maur  Gr.  49,  419.    Vgl.  muhula. 

1068.  mas  s.    1.   Fisch.    —    skr.   matsya   M.2  19,    p.   pkr.    maccha;    hi.    mäch,    m.    mäs, 

assam.  mäc  (Gr.  50.  4,  26).    —  —   2.  Fleisch.  —  skr.  mämsa  K.  417,   p.  pkr. 

mamsa;  vgl.  Gr.  50.  39. 3.  Monat.  —  skr.  p.  pkr.  mäsa  M.3  187. 

4.  Bart.  —  skr.  smasru,  p.  massu;  pkr.  mam.su,  massü;  hi.  niüch,  b.  mömch  u.  s.  w. 

1069.  masu  s.   eine   best,   kleine  Münze.    Inschriftl.   145,  7.  —  skr.  mäsaka,    p.  mäsaka. 

Vgl.   Rhys  Davids,  Anc.  coins  and  measures  of  Ceylon  S.  23,  Anm. 

1070.  masuru,   mes°   s.   Eifersucht,   Neid.  —  skr.   mätsarya  M.3  187,    p.   macchariya, 

macchera;  pkr.  macchara. 

1071.  maha    1.   adj.  gross  (auch  ma)  =  skr.  p.  pkr.  malm-.     In  zahlreichen  Zusammen- 

setzungen,   z.   B.    mahagu    „ wertvoll"  =  skr.    mahärgha,   p.    mahaggha   M.3  187; 
maharu  dass.  =  skr.  mahärha  Jay.,  p.  mahäraha;  mahidi  „reich"  =  skr.  maharddhi 

M.3  188. 2.  s.  Fisch;  Monat  =  1.  und  3.  mas. 3.  Licht,  Glanz. 

—  skr.  mahas.  —  —  4.  Opfer,  Darbringung.  —  skr.  maklia. 

1072.  mahana  s.  buddhistischer  Priester,  Mönch,  Asket;  fem.  meheni  „Nonne".  — 

skr.  sramana,  -nl,  p.  pkr.  samana,  -nl.    Metathese  aus  *liamana  M.3  187,  K.  420. 

1073.  mahal  s.  Wohnung,  Behausung,  Palast.  —  Ich  leite  d.  W.  von  skr.  mahälaya 

(maliä  -\-  ä.)  ab.     Im  Zusammenhange   damit   steht   auch   sgh.  mäligäva  „Palast" 
(mä°  contr.  aus  maha0). 

1074.  mahalu  adj.   alt,   bejahrt.  —  skr.   p.   mahalla,   -aka.    Sgh.  meheli,   mühüli   „altes 

Weib"  =  skr.  p.  mahalUkä.    Wird  bes.  von  der  eigenen  Frau  gesagt.    Vgl.  „Alte", 
balücT  zäl. 

1075.  mala  adj.  tot.  —  skr.  mrta  R.  248,  p.  mala,  pkr.  maa:  hi.  muä,  m.  mele  u.  s.  w. 

Sgh.  malasirura  „Leichnam"   (bei  Jay.)  wäre  skr.  mrtasanra. 

1076.  maluva  s.  Hof  (am  Hause)  RR.  52.  53.  S.  18.  —  p.  malaka. 

1077.  mä  1.  adj.  gross,  contr.  aus  1.  maha;  z.  B.  mävata  „Hauptstrasse"  s.  4.  vat. 

2.  Täuschung,   Blendwerk,   Betrug,   Gaukelei  (auch  mä).   —  skr.  p.  mäyä, 
pkr.  mää. 

1078.  mägam  s.  Frau,   Weib.  —  skr.  matnjräma  „der  Complex  der  Mütter"  =  die  Weiber 

(vgl.  unser   „Frauenzimmer"),  p.  mätugäma. 


241 

1079.  mävat  s.  Eule.  —  Richtig  bei  Cl.  erklärt  als  die  „grossgesichtige"  aus  mä  +  3.  vat 

=  skr.  vaktra. 

1080.  mita    s.    Faust;    Handvoll.    —    skr.    musti    K.  427,    M.3  188;    p.    pkr.    mutthi; 

ö.  hi.  müth  u.  s.  w. 

1081.  mitiya  s.  Hammer;  Bündel  (zusammen  gebundene  Dinge).  —  Zum  vor.    Vgl.  zur 

ersten   Bed.    skr.   musti    K.  438,    p.    mutthi    „ Handgriff  (eines  Instruments)",   zur 
zweiten  mita  „ Handvoll". 

1082.  mitiyä  s.  Zwerg.  —  Ich  leite  das  W.   von  mita  ab.    Es  bed.   urspr.   „Fäustling", 

vgl.  unser   „Däumling". 

1083.  midi,  midiya  s.  Frau  mit  kahl  geschorenem  Kopfe,  Sklavin.  —  skr.  munditä,  pp.  von 

munday-  „kahlscheren",  munda  „kahlköpfig",  p.  munda,  mundika,  mundei,  pkr.  mundai. 

1084.  mina,  mäna  s.  pl.  mini  Juwel,  Edelstein,  Kleinod.    Die  Bed.  Knospe,  Knospen- 

hülle ist  erhalten   im  Comp,  minimutu  „aufgeblüht",    wtl.   aus   der  Knospenhülle 
befreit.  —  skr.  p.  pkr.  mani  K.  430. 

1085.  mit  s.  Freund.  —  skr.  mitra  Jay.,  p.  pkr.  mitta. 

1086.  midi  s.  Rebe.  —  skr.  mrdhviJcä,  p.  muddiJcä. 

1087.  miduhi  s.  Mark  (in  den  Knochen).  —  Gehört  zu  p.  minja;  si.  mina.    Vgl.  dag.  mada. 

1088.  min   s.    1.    Mass.    —   skr.    p.    mäna.   —   —   2.    Fisch.    —   skr.   mina   Cl.   —    — 

3.  Wissen,  Weisheit.  —  In  dieser  Bed.  stelle  ich  d.  W.  zu  dem  Verb.  p.  munäti, 
pkr.  munai  „er  weiss,  kennt". 

1089.  minis,    minisä,    -hä   s.    pl.    -issu   Mann,    Mensch.    Auch   mint    „Leichnam".   — 

skr.  manusya  A.  21,  44,  p.  manussa,  pkr.  manussa. 
miya  s.  Erde  s.  mihi. 

1090.  miyanavä  v.  prt.  mala  sterben.  —  skr.   ymr  mriyatc,  p.  mlyati,  miyyati. 
miyu,  mivu  s.  Büffel  s.  ml. 

1091.  miyuru   1.   s.   Pfau.   —   skr.  p.  mayüra,   pkr.  maüra.   —  —   2.  adj.   süss,   ange- 

nehm; s.  Süssholz.  —  skr.  p.  madhura  K.  419,  pkr.  mahnra. 

1092.  miringu  s.  Luftspiegelung,  Fata  Morgana.   —  skr.  p.  vgl.  maficikä  M.3  189. 

Vgl.  mära. 

1093.  miris  s.  Pfeffer.  —  skr.  p.  marica  M.3  189,  K.  428. 

1094.  mila   s.    Preis,   Wert,   Geld.    —    skr.    p.    miäya   M.3  189,   pkr.    vgl.    molla   (aus 

maulya).     Dagegen  ist  mTda  im  sgb.  vud. 

1095.  milina  adj.  schmutzig,  schwarz.  —  skr.  p.  malina,  pkr.  malina. 

1096.  milis  s.  Barbar,  Wilder.   —  skr.  r.deccha,  pkr.  miliccha.    Geht  auf  die  Form  mit 

cch  zurück,  maldk  auf  die  mit  hhh;  s.  Nr.   1063. 

1097.  misa  adj.  falsch,  irrig.  —  skr.  mithyä,  p.  pkr.  micchä  Jay.    Vgl.  misaditu  „Ketzer" 

=  skr.  mithyädrsti  M.3  189. 

1098.  mihi,  ml,   miya  s.  Erde.  —  skr.  p.  pkr.  mahl  M.3  189. 

1099.  mihihgu   s.    1.    eine   best.   Art  Trommel,   Pauke.  —  skr.   mrdahga   M.3  189,    p. 

vgl.   muühga,    pkr.    muihgu   Hern.  1.  46.    Ss.  21,   Comm.   —  —   2.  Baumname, 
Bassia  longifolia.   —  skr.  madhuka.    Sgh.  auch  ml-gaha  M.a  21. 

31* 


242 

1100.  m%  s.    1.  Erde   s.   mihi.  —  —  2.  Honig  (auch  mihi).  —  skr.  p.  madhu  M.3  189, 

K.  419,  pkr.  malm.  —  —  3.  Ratte.  —  skr.  müsika  M.3  189,  K.  424,  p.  müsika, 
pkr.  musia  und  müsaa.  —  —  4.  Büffel  (auch  miyu,  mivu).  —  skr.  mahisa 
K.  423,  M.3  189,  p.  pkr.  mahisa;  si.  mihi,  g.  bhtms. 

1101.  muh  1.  s.  Dämon,  Geist.   —  Ich  leite  das  W.  von  p.  pkr.  mukha  (Nbf.  zu  mutta 

aus  mukta)  ab;  es  bezeichnet  den  aus  den  Schranken  des  Leibes  befreiten.  —  — 
2.  adj.  stumm.  —  Zweifellos  =  skr.  müha.  Das  erhaltene  Je  weist  auf  eine 
Grundform  *muJcka  hin.    p.  müga. 

1102.  muguru   s.   Keule,    Hammer.    —    skr.    mudgara  K.  433,   M.3  189,    p.   muggara, 

pkr.  moggara;  b.  mugur. 

1103.  muh,   muhgu  s.   eine  Art  Erbse,    Phaseolus   mungo.    —   skr.   mudga  M.3  189,   p. 

pkr.  mugga:  hi.  mTimg,  m.  müg,  si.  muhu  u.  s.  w.    Gr.  50.  25. 

1104.  mudu  adj.  kahl,  kahlköpfig.  —  skr.  p.  pkr.  inunda.    Vgl.  midi. 

1105.  mut  1.  s.  Befreiung,  Erlösung  (Jay.).  —  skr.  muktt  M.3  189,  p.  pkr.  mutti.  —  — 

2.  adv.  ausgenommen,  abgesehen  von  ...  —  skr.  muktvä. 

1106.  mutu  s.  Perle.  —  skr.  muktä  A.  46,  p.  pkr.  muttä. 

1107.  mudanavä    v.    prt.    miduvä    lösen,    erlösen,    befreien,     midenavä    »erlöst,    frei 

werden".   —  skr.  Ymuc  muheati  A.  LIV,  P.  G.   16,  p.  muheati,  pkr.  mucai. 

1108.  muduna  s.  Kopf,  Haupt;  Spitze,  Gipfel.  —  skr.  mürdhem  M.3  189,  p.  muddhan, 

pkr.  muddha.    Inschrifth  mimdan  vgl.  M.a  29. 

1109.  muduva,   mudda  s.  pl.  mudu  Ring,    muduvaru  »Goldschmied",   wtl.  Ringmacher. 

—  skr.  mudrä,  -ikä,  p.  muddä,  -ikä,  pkr.  muddä.    muduvaru  wäre  skr.  '''madräkära. 

munuburuvä  s.  Enkel  s.   unter  manumaraka. 

1110.  mul,    mula    s.    Wurzel,    Anfang,    Ursprung,    Grund,    Ursache.    —    skr.    p. 

pkr.  mTda  K.  428.  Vgl.  mil.  Mit  dem  W.  hängt  wohl  auch  midu,  -lu  »ganz, 
vollständig",  midulla  »Gesamtheit"  zusammen.  S.  M.3  190.  Die  Bedeutungsver- 
mittelungen geben  Ausdrücke  wie  mulusun  »bis  zur  Wurzel,  vollständig  zerstört". 

1111.  muva  s.  1.  Hirsch.  —  skr.  mrga  M.3  190,  p.  miga,  pkr.  mia.    Vgl.  sgh.  muvatana 

»Fata  morgana"  =  skr.  mrgatrsnä  Cl.,  p.  migatanhikä.  —  —  2.  Mund.  —  skr. 
p.  mukha  A.  LIV,  pkr.  nrnha. 

1112.  muvata  s.   Schärfe,   Schneide   (eines  Schwertes  u.  s.  w.).  —  Ich   zerlege  d.   W. 

in  muva  -j-  ata  =  skr.  mukha  (»Schneide"  z.  B.  Böhtlingk,  Ind.  Spr.  5258) 
-f-  anta. 

1113.  muvan   s.   Baum   (im    allg.).   —   Aus    1.   muva  -\-  an  =  skr.   mrga  -\-  anna,   also 

»Wildfutter". 

1114.  muvara  s.  Haifisch.  —  skr.  p.  mäkara  Jay.,  pkr.  maara. 

1115.  musa  s.   1.  Irrtum,  Täuschung.  —  skr.  misa,   pkr.  misa.   —   —    2.  das  Dahin- 

schwinden,  Bewusstlosigkeit,  Ohnmacht.  —   skr.   mürchä,   p.  pkr.   mucchä. 

1116.  musä  s.  Schmelztiegel.  —  skr.  mTisä,  p.  mäsä. 

1117.  musu,  muhu  s.  gemischt,   gemengt,    m.-karanavä   »mischen".   —  skr.  misra,   p. 

pkr.  missa. 


243 

1118.  muhuda,  müda  s.  Ocean.    m.-van  „dunkelblaue  Farbe". —  Metathese  aus  *humudu 

=  skr.  samudra  M.3  190,  K.  413,  p.  pkr.  samudda. 

1119.  muhuna  s.  Angesicht,  Antlitz.  —  Dass  m.  zu  skr.  mukha  gehört  (vgl.  K.  426, 

M.3  190),  ist  allgemein  angenommen.  Die  Erklärung  gibt  die  Nbf.  muhul  (bei 
Jay.),  welche  sich  zu  pkr.  muhidla  stellt.    Vgl.  Gr.  49.  398. 

1120.  muhula,   -lu  s.   Haar,   Locke,    bes.    das    auf  dem  Scheitel   aufgebundene   Haar- 

geflecht; Diadem.  —  skr.  muJcuta,  Nbf.  zu  makuta,  das  in  mavul,  s.  dort, 
vertreten  ist. 

1121.  mulu    1.    adj.    thöricht,    dumm    (bei  Jay.).    —   skr.    mädha   (Ymuh),    p.   mulha, 

pkr.  mädha. 

1122.  mü    1.    pron.    er,    sie,    es.   —    skr.    Pron.   St.    amu,    p.    amuka,   pkr.    amu.    —    — 

2.  s.  Urin.  —  skr.  mütra,  p.  pkr.  mutta.  mü  hat  jedoch  ein  *müta  zur  Voraus- 
setzung. 

1123.  met  s.  Freundschaft,  Zuneigung.  —  skr.  maitri  M.3  190,  p.  pkr.  mettl. 

1124.  men  adv.  wie,  gleichsam,  z.  B.  kadöpäniyan  men  „gleich  Glühwürmern"  RR.  27.  4, 

S.  9.  —  Ich  leite  d.  W.  vom  instr.  skr.  p.  samena  „auf  gleiche  Weise"   ab. 

1125.  mera  s.   berauschendes  Getränke,   Arak,   Wein.  —   skr.   malreya,   p.  meraya. 
112Ö.    mela  s.  Zusammenkunft,  Versammlung.  —  skr.  p.  melä. 

1127.  meli  adj.  reich.  —  Vgl.  pkr.  midi,  mülilla. 
meleJc  adj.  zart,   fein  s.  unter  molok. 

1128.  mevun  s.  Paar,  Paarung,  Begattung,    mevundam  „Begattung".  —  skr.  maithuna 

M.3  189,  p.  methuna  (vgl.  methuno  dhammo),  pkr.  mehunaa. 

1129.  mevul  s.  Gürtel.   —  skr.  mekhala,  p.  mekhalä,  pkr.  mehalä. 
mesuru  s.  Eifersucht  s.  masuru. 

1130.  mehe,  me  s.  1.  das  Essen,    mehe- (nie-) vadanavä  v.  „essen".  —  skr.  medha  „Kraft- 

brühe", p.  medha  „Opfer".  —  —  2.  Arbeit,  Werk,  Verrichtung,  mehe- 
(me-)  Jcaranavä  „arbeiten".  m.-Jcaruvä  „Diener,  Arbeiter".  —  Vielleicht  Metathese 
aus  *heme,  *hama  =  skr.  srama  (sramam  kr),  p.  sama.    Zweifelhaft. 

1131.  me  s.  1.  =  d.  vor.    —   —    2.  Wolke,    mekala  „Regenzeit".  —  skr.  p.   megha  Gl., 

pkr.  meha;  ö.  hi.  meh,  memli  u.  s.  w. 

1132.  mok  s.    1.  Befreiung,   Erlösung.  —  skr.  moksa,  p.  pkr.  mokkha.  —  —  2.  her- 

vorragend, der  beste.  —  skr.  maukhya,  p.  mokkha. 

1133.  mora   s.    Lärm,    Geschrei.    —    Steht   für   *muvara    wie    dora   für    *duvara;    skr. 

p.  mukJiara  „geschwätzig",  skr.  mukharayaü  „er  schwatzt,  lärmt",  pkr.  muhala 
„erhallend". 

1134.  molok,   melek  adj.   zart,  fein,   weich.   —   Metathese  aus  *komol  =  skr.   p.   pkr. 

Jcomala  M.3  191. 

1135.  mohol,  mal  s.  Keule,  Stössel.  —  skr.  p.  musala  M.3  191,  pkr.  musala. 

1136.  mö  s.  Unwissenheit,  Irrtum,  Verblendung.  —  skr.  p.  pkr.  moJm  Jay. 
möl  s.  Keule  s.  mohol. 

mä  s.  Blendwerk,  Gaukelei  s.  mä. 


244 

1137.  mäkkä  s.  Fliege  in  balumäkkä  „Floh"  (s.  unter  ballä).  —  skr.  maksikä,  p.  makkhikä; 

pkr.  makJchiä',  hi.  mäklii  und  mämkhl.    Vgl.  mässä. 

1138.  mägum  s.  verb.  das  Sehen,  Betrachten,  Wahrnehmen.  —  Hat  ein  V.  *maganavä 

zur  Voraussetzung.  Dieses  vgl.  ich  mit  skr.  märgayati  „ersucht",  p.  maggeti,  -ati 
„spürt  auf",  pkr.  maggai;  hi.  Ymämg,  m.  Ymüg  u.  s.  w.  Gr.  50.  22.  Analoger 
Bedeutungswechsel  zw.  skr.  vindati  „findet"  und  Balücl  gindag  „sehen".  Abhandl. 
d.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.,  I.  OL,  XIX.,  1.,  S.   18. 

1139.  mäti   s.    Lehm,    Thon.    mätikaru  „Töpfer".  —  skr.  mrttikä  M.3  191,   p.   mattikä, 

pkr.  mattiä;  hi.  mäti,  m.  mäti  u.  s.  w. 

1140.  mäda  s.  Widder.  —  skr.  medhra  mendha  Cl.,  p.  menda. 

1141.  mädiyä  s.  Frosch.  —  skr.  p.  manduka  M.3  191,  K.  413,  pkr.  mandukka. 

1142.  mädilla  s.  Ring,  Kreis;  mädillä  „Schiauge"   s.  madulla. 
mäna  s.  Juwel  s.  mina. 

1143.  mäti  s.  Ratgeber,  Minister.  —  Darf  kaum  (vgl.  M.3  191,  Jay.)  auf  skr.  amätya 

zurückgeführt  werden.  Dies  ist  p.  pkr.  amacca,  würde  also  im  Sgh.  eher  eine 
Form  mit  s  voraussetzen.    Vielmehr  ist  mäti  =  skr.  mantfm,  p.  mantin,  pkr.  manu. 

1144.  mäda   s.    Mitte,    Centrum.    Inschriftlich    auch   mända.    müdi,    mädum   adj.    „der 

mittlere".  —  skr.  madhya,  -ama  M.1  8,  3  191;  p.  pkr.  majjha,  -ima;  hi.  mämjh 
und  mäjh,  m.  mäj  u.  s.  w.  Gr.  50.  27.  Vgl.  den  Monatsnamen  mädindina 
(M.2  18)  =  skr.  madhyamdina  „Mittag",  mädumyama  „Mitternacht"  =  skr. 
madhyamo  yämah. 

1145.  mädira  s.  1.  Haus,   Tempel.  —  skr.  p.  pkr.  mandira  Jay.  Cl.  —  —  2.  Katze. 

—  skr.  märjära,  p.  pkr.  majjära;  MISpr.  östl.  mamjärä,  westl.  -rä  oder  -rä. 

1146.  mänava,    -vi   adj.    schön,    gut.     Häufig   zum   Ausdruck   einer  Bitte,    z.  B.   duna- 

mänavi  „gib!"  Ss.  102,  kalamänavi  „mache!"  KJ.  650.  —  Wird  P.  G.  45,  M.3  191 
zu  p.  manäpa  gestellt;  vgl.  sgh.  manä. 

1147.  mära  s.    1.   Licht,    Sonnenstrahl.   —   skr.   p.   marlci:    dag.   miringa  (s.  dort)  = 

skr.  marlcika?  —  —  2.  Grenze,  Zaun.  —  skr.  maryädä,  p.  mariyädä. 

1148.  mala  s.  Mattigkeit,  Schwäche,    mäli  adj.  „matt,  schlaff",    mälavenavä  v.  „welken". 

—  Gehört  wohl  zu  skr.  ymlä  „welken,  schlaff  werden",  mläta;  p.  miläyaü,  miläta, 
pkr.  miläna  „welk". 

1149.  mäsidä    s.    mineralische    schwarze    Substanz,    als    Medicin    verwendet.    —    skr. 

p.  masi  „Beinschwarz"  -j-  da  =  skr.  dravya. 

1150.  mässa   s.    pl.    mähi   auf   Pfosten    ruhende   kleine   Plattform,   Wächterhütte    (in 

Reisfeldern).  —  skr.  rnahca  „Gerüst,  Plattform"  (überh.  alles,  was  auf  Pfosten 
ruht),  mahcamandapa  „Wachhaus",  p.  mahca  „Bett". 

1151.  mässä   s.   pl.    mässö   Fliege.    —   skr.    maksikä  K.  426,    pkr.    macchiä;    hi.   mächt, 

mämcht,  m.  mäsi  Gr.  50.  26.  In  mässä  und  mäkkä  (s.  hier)  liegen  Doppel- 
formen vor,   wie  im  Prakrit. 

mä  s.  Mutter  s.  mav. 


245 

Y 

1152.  ya  s.  Eisen.    Gew.  yakada,  d.  i.   „Eisenstück".  —  skr.  ayas  Jay.,  p.  aya. 

1153.  */«&,  y«7.'ä  s.  Dämon,    f.  yakini.  —  skr.  yaksa,  yaksint  A.  22,  p.  yakkha,  yakkhinl, 

pkr.  jakkha. 

1154.  yakulu  s.   Eisenhammer,   Schmiedehammer.  —  Aus  ya  -f-  7a<7«  =  skr.   7«tte. 

1155.  yata,   -fi    1.  adv.  unten,   unterhalb.    Dav.   yatat  adj.    „niedrig,    demütig,   servil". 

—  skr.  adhastät;  durch  *ayatfjiä,  also  nicht  unmittelbar  von  p.  hetthä  (Ch.  140, 
A.  23)  abzuleiten,  sondern  vielmehr  eine  parallele  Entwickelung  repräsentierend. 
Vgl.  auch  p.  aho-thita,  pkr.  ahe.  —  —  2.  s.  Stab,  Stock;  ein  best.  Mass 
(=  7  Ellen).  —  skr.  yasti  Jay.,  p.  yatthi,  pkr.  jattJii.    Auch  sgh.  yätiya. 

1156.  yaturu   s.    1.    Maschine,    Schloss.    —   skr.    yantra   Jay.,    p.   yanta,    pkr.  janta. 

Wegen  -tur-  aus  -tr-  s.  maturu.  —  —  2.  Weg,  Pfad.  —  skr.  p.  yäträ, 
pkr.  jattü. 

1157.  yadinavä  v.  prt.  yäddä  bitten,  anflehen,  um  Almosen  angehen,    yadi  „Bettler*. 

—  skr.  Vyäc  yäcate,  p.  yücati,  pkr.  jäai. 

1158.  yanavä   v.   prt.   giyä   gehen,    caus.   yavanavä,    prt.   yävvä    „senden,    schicken".   — 

skr.    Vyä  yäti  A.  27,   p.  yäti,   pkr.  jäi.     Das  prt.  giyä  =  skr.   p.  gata,   pkr.  gwa. 

1159.  yaptma  s.  der  Lebensunterhalt,  das  Leben,  yapena  dass.    In  älterer  Spr.  yäpenavä 

„leben,  existieren";  Rodiyä-Dial.  noch  ebenso,  Sitzungsber.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wiss., 
I.  Cl.,  1897,  S.  21.  —  Ich  stelle  das  W.  zu  p.  yäpana,  yäpeti  =  skr.  yäpana 
yäpayaü.  Die  Grdf.  muss  jedoch  *yappana  gelautet  haben.  Sgh.  yavanavä  halte 
ich  für  Neubildung.    Vgl.  das  vor. 

1160.  yam    1.    s.   südliche  Himmelsgegend.   —   skr.  p.  yama   (der   über   die   südl.  H. 

herrscht),  p.  jama.  Sgh.  vgl.  yamayä  N.  des  Totenrichters.  —  2.  Part,  mit 
relativischer  Bed.,  z.  B.  yam-sH  .  .  .,  e-men  .  .  .  „auf  welche  Weise  .  .  .,  so  .  .  . 
RR.  64.  1.  S.  22.  —  Zu  Pron.  St.  skr.  ya,  und  zwar  wahrscheinlich  auf  Loc. 
yasmin,  p.  yasmim,  yamhi  (pkr.  jammi)  zurückgehend.  Vgl.  yam-kisi  „etliche, 
einige",  eine  Bed.,  die  auch  yam  allein  annimmt. 

1161.  yala  1.   s.  Bez.   einer  der  Ernten    bei    den  Singhaleseu   und   zwar   der   geringeren 

Nachernte  im  Monat  September.  2.  adv.  wieder,  noch,  weiterhin.  —  Ist 
auf  skr.  p.  akäla  zurückzuführen.  Es  bez.  zunächst  alles,  was  „ausser  der  Zeit" 
anfällt,  dann  überh.  alles  Aussergewöhnliche,  was  zum  Gewöhnlichen  „noch  weiter" 
hinzu  kommt.  Das  Adv.  yala  kommt  von  akälam.  —  —  3.  Part,  mal,  sat-yalak 
„hundertmal"  GK.  22.  —  Identisch  mit  kaJa,  das,  zunächst  nur  hinter  VokalenT 
als  -yala  erscheinen  musste. 

1162.  yav  Part,  bis,   so  lange  als.    yavdiv  „lebenslang*.  —  skr.  yävat,  p.  yäva,  yävam, 

pkr.  ja  (jäjivam). 

1163.  yaha,   yasa   1.  adj.  schön,   gut;    2.  s.  Rnhm,   Ehre.  —  skr.  yasas  adj.   und  s., 

p.  yasa,  pkr.  jasa.    Sgh.  yahapat  „schön,  gut"  =  y.  -j-  pat  =  skr.  präpta. 

1164.  yahana  s.  Bett,   Liegerstätte.  —  Metathese  für  hayana  =  skr.  sayana  M.3  192, 

p.  sayana,  sena,  pkr.  sayana. 


246 

1165.  yi  Part,    a)    am  E.    einer   direkten  Rede,    b)   oft   auch    zum  Abschluss    eines  Satzes 

hinter  dem  Prädicatsnomen  gebraucht.  —  Bei  M.3  192  werden  beide  Partikeln 
getrennt  und  a)  zu  skr.  iti  (p.  iti,  ti,  pkr.  ti,  tti),  b)  zu  skr.  asti  gestellt. 
Letzteres  ist  lautlich  unmöglich.  In  beiden  Verwendungen  ist  yi  =  iti  (Ch.  139), 
und  der  sgh.  Satz  ü  horayi  „er  ist  ein  Dieb"   wäre  im  P.  so  coro  iti. 

1166.  yu  (fehlt  bei  Clough)  s.  Zeitraum  von   zwei  Monaten.  —  skr.  p.  yuga  „Paar8, 

pkr.  jua;  ö.  hi.  jü  (H.  42).    Sgh.  lies  yu. 

1167.  yunu  1.  s.  schlimme  Beschaffenheit,  Schlechtigkeit.  —  skr.  p.  aguna. 

2.  adj.  ähnlich,  gleich.  —  skr.  p.  pkr.  guna  am  Ende  von  Comp,  „die  Qualität 
von  dem  und  dem  besitzend",  zunächst  hinter  Vokalen. 

1168.  yuta  s.  Menge.  —  skr.  p.  yutlia,  pkr.  *jutthaa;  ö.  hi.  jathä  (H.  45). 

1169.  yutu  adj.  passend,  geeignet,  geschickt.  —  skr.  yukta  A.  31,  p.  yutta,  pkr.  Jutta. 

1170.  yuda  s.  Streit,  Kampf.  —  skr.  p.  yuddha  Cl.,  pkr.  juddha. 

1171.  yuru   a.    E.    von    Comp,    gleich,    ähnlich.    —    skr.    äkära,    s.    unter   ayuru.     Ich 

möchte  annehmen,  dass  yuru  auf  ein  *akära  mit  Vokalkürzung  vor  der  Tonstelle 
zurückgeht.    Vgl.  Gr.  49.  397. 

1172.  yuvala  s.  Paar.  —  skr.  p.  yugala  Jay.,  Cl.,  pkr.  juala.    Sgh.  yuvalapat  Bez.  einer 

Ebenholzart,  Bauhinia  variegata,  wäre  skr.  *yugalapattra;  vgl.  yugapattra. 

1173.  yusa  s.  Suppe,  Brühe.  —  skr.  yüsa,  p.  yiisa. 

1174.  yela  s.   ein  und  ein  halb,   z.  B.  yelasiyayak  —  150.  —  Wird  schon  M.3  193   zu 

p.  diyaddha  gestellt.    Schwierig. 

1175.  yehen  adv.  gut,  schön  KJ.  622.  —  Instr.  zu  yaha. 

1176.  yota  s.  Seil,  Leine,  Strick.  —  skr.  yoktra,  p.  yotta. 

1177.  yodanavä  v.    prt.   yeduvä  verbinden,    vereinigen,    yedenavä,   prt.  yedunä    „ver- 

bunden sein;  passen,  sich  ziemen".  —  skr.  yyuj,  caus.  yojayaü  Ch.  147,  p.  yojeti. 

1178.  yoduna  s.  pl.  yodun  ein  Längenmass,  Meile.  —  skr.  p.  yojana,  pkr.  joana. 

1179.  yon  s.    1.  Vulva.  —   skr.   p.   yoni   M.3  193,    pkr.  joni.    —  —    2.  Arabien.    Vgl. 

yonindi  „Dattelpalme",  yonä  „Moorman,  arabischer  Händler  auf  Ceylon".  — 
skr.  yavana,  p.  yavana,  yona.    Vgl.  Childers,  Pali  Dictionary  u.  d.  W. 

1180.  yona  s.  junges  Weib.   —  Zu  skr.  yuvan,  p.  yuväna,  pkr.  juväna  gehörig. 

1181.  yovun  s.  Jugend.  —  skr.  yauvana,  p.  yobbana,  pkr.  jovvana. 

1182.  yö  s.  1.  Krieger,  Soldat.  —  skr.  p.  yodha,  pkr.  joha.    Sgh.  yöbala  dass.  =  y.  -\-  bala. 

—  —  2.  Verbindung;  Uebung,  Meditation,  Askese.  —  skr.  p.  yoga,  pkr.  joa. 
yätiya  s.  Stock,  Stab  s.  unter  yata. 

R 

1183.  rah  s.  Schutz,  Hut.    ralänavä  „beschützen,  behüten".   —  skr.  yraks  raJcsati,  raksä 

Ch.  147,  p.  ralckhati,  rakkhä,  pkr.  ralJihai. 

1184.  ralciis,   -ussä  s.  böser  Geist,   Dämon.  —  skr.  raksasa  A.  46,   p.  pkr.  rakkhasa. 

1185.  ranga  s.  Aehnlichkeit,   Gleichheit.  —  skr.   p.  ranga;   die  Bed.   „ Aehnlichkeit" 

hat  sich  aus  der  Bed.   „Farbe",   die  im  Sgh.  noch  vorliegt,  entwickelt.    Vgl.  van. 


247 

1186.  rata  s.  Gegend,  Land,  Distrikt.  —  skr.  rästra  P.  G.  35,  p.  pkr.  rattha. 

1187.  rana,   ran  s.    1.  Gold.  —  skr.  hiranya  K.  431,   p.  hirahha,   pkr.   hiramna.  —  — 

2.  Wald.  —  skr.  arawja,  p.  aranha,  pkr.  aranna.  Hem.  1.  66  gestattet  auch 
ranna,  das  aber  nach  Pischel  (Hem.  II,  S.  23)  nur  in  Versen  am  Platze  ist,  wie 
auch  in  Päliversen  öfters  ranna  herzustellen  sei.  Sgh.  ranis  „  Jäger,  Wäddä"  (nur 
bei  Jay.)  leite  ich  auf  ein  *aranyesa  zurück. 

1188.  rat  1.  adj.  rot.     ratäs,  ratnuvan  „Büffel",  wtl.  Rotauge;   ratran  „Gold",  eigentlich 

Rotgold.  —  —  2.  s.  Blut;  Feuer.  —  skr.  raUa  R.  248,  p.  pkr.  ratta; 
MISpr.  rata. 

1189.  rada   s.    1.    König,    raddaru    „Prinz";   radü   a)    „Bote"    (rad  +  3.    du   s.    dort); 

b)  „Frau  aus  der  Kriegerkaste"  (rad  -f-  1.  du).  —  skr.  räjan  A.  LIV,  6,  p.  N.  räjä, 

pkr.  rää. 2.  Linie.  —  skr.  p.  räji  Jay.    Sgh.  auch  roda. 3.  Strick, 

Seil.  —  skr.  p.  pkr.  rajju.  Sgh.  auch  rodu.  —  —  4.  Staub.  —  skr.  rajas, 
p.  raja. 

1190.  radavä  s.  Wäscher,    radavl  „Wäscherin".  —  skr.  p.  rajaka  Ch.  143. 

1191.  randanavä   v.    prt.    ränduvä    färben.    —    skr.  Yraj,    caus.   rahjayati,    p.   ranjeti, 

pkr.  ranjei. 

ran  s.   1.  Gold;    2.  Wald  s.  rana. 

1192.  ramba  s.  Banane.   —  skr.  p.  pkr.  rambhä. 

1193.  ram  adj.  lieblich,  erfreulich,  angenehm.  —  skr.  ramya,  p.  pkr.  ramma. 
ras  s.  Strahl,  Lichtstrahl  s.  ras. 

1194.  rasan,  rasan-dam  s.  Gürtel.  —  skr.  rasanä,  p.  rasanä. 

1195.  raha,  rä  s.  Süssigkeit,  Geschmack;  berauschendes  Getränke.  —  Zur  letzten 

Bed.  wird  M.3 193  skr.  surä  verglichen.  Ich  halte  diese  Etymologie  für  unmöglich; 
vielmehr  ist  raha  in  beiden  Bedeutungen  =  skr.  p.  pkr.  rasa. 

1196.  raliat  1.   adj.  ehrwürdig;    2.   s.   ein   buddhistischer  Heiliger.  —  skr.  arhant, 

p.  N.  arahä,  -harn,   pkr.  arihä. 

1197.  rä  s.  1.  berauschendes  Getränke  s.  raha. 2.  Liebe,  Zuneigung,  Leiden- 

schaft. —  skr.  p.  räga,  pkr.   räa.  —  —  3.  Geschrei,   Lärm.  —  skr.   p.  pkr. 
rava.    Sgh.  auch  räv.  —   —  4.  Geist,  Dämon,  Gespenst.  —  skr.  p.  pkr.  rähu. 
Vgl.  Rodiyä-Dial.   bakurä  „Gott",    Sitzungsber.   d.   bayer.  Akad.   d.  Wiss.,   I.  Ol., 
1897,  S.  7,  Nr.  1. 
rik  s.  Baum  s.  nik. 

1198.  rita  s.  lange  Stange,  zum  Rudern  verwendet,  Steuerruder.  —  skr.  aritra,  p.  aritta. 

Beachte  die  Cerebralisierung! 

1199.  riti  s.  N.   eines  Baumes;    ritu  Krähe.  —  skr.   arista,    p.  arittha.    Vgl.  riügala  s. 

N.  eines  isolierten  Felsens  zwischen  Anurädhapura  und  Polonnaruwa,  der  arittha- 
pabbata  des  Mv.    Vgl.  Wickremasinghe,  JRAS.  C.  Br.  XI,  Nr.  39,  S.  10—16. 

1200.  rit  s.  Leere,  adj.  leer.  —  skr.  rikta,   p.  ritta. 

1201.  ridi  s.  Silber.   —  skr.  p.  rajata  A.  21. 
ridenavä  v.  Schmerz  empfinden  s.  rudä. 

Abk  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  32 


248 

1202.  riddanavä  v.  prt.  ridduvä  verletzen,  zerstören.  —  skr.  Yradh,  caus.  randhayaä, 

p.  randheti. 

1203.  riya  s.   1.  Wagen,    riyaJcaru  » Wagner":   riyaduru  » Wagenlenker "   (s.   ädura).   — 

skr.  p.  ratha  K.  419,  pkr.  raha.  riyahga  »Rad;  Anas  casaca"  ist  skr.  rathänga. 
—  —  2.  Liebeslust,  Liebesgenuss.  —  skr.  p.  rati,  pkr.  rai. 

1204.  riyana  s.  Elle.  —  skr.  aratni  M.3 194,  p.  ratana,  pkr.  aratti;  m.  remtä  (Gr.  43.  415). 

1205.  rivi  s.  Sonne.  —  skr.  p.  pkr.  ravi  M.3  194. 

1206.  risi    adj.    wünschend;    s.    Wunsch,    Verlangen,    russanavä,    prt.   rissuvä    »sich 

freuen,    Gefallen   finden".    —    skr.  Yruc   A.  30,    M.3  194,    ruci,    p.    ruccati,   ruci, 
pkr.  ruccai. 
rihiri  s.  Blut  (bei  Jay.)  s.  uriru. 

1207.  ruh,  rih  s.  Baum.   —  skr.  vrhsa  A.  5,  p.  pkr.  ruhhha. 

1208.  ruh  s.  Qual,  Sorge,  Krankheit.   —  skr.  Vruj,  rühsa,  p.  ruhhha. 

1209.  ruti   s.  Wunsch,   Gefallen.   —   Ist   zu   skr.  Yruc   zu   stellen   und    hat   ein   Nom. 

*ruJcti  zur  Voraussetzung. 

1210.  rudä(va)  s.  Krankheit,  Schmerz,    ridenavä,  prt.  ridimä  »Schmerz  empfinden". — 

skr.  Yruj  rujati,  rujä  A.  7,  Ch.  149;  p.  rujaü,  rujä. 

1211.  rudu  adj.  gross,  schrecklich,  grausam  GK.  6,  KJ.  551.  —  skr.  rudra,  raudra, 

p.  pkr.  rudda. 

1212.  ruva,  rü  s.  Gestalt,  Schönheit.  —  skr.  p.  rapa  Jay.,  pkr.  rüva. 

1213.  ruvana  s.  pl.  ruvan  Juwel,  Edelstein.  —  skr.  ratna  M.3  194,  K.  431,  p.  ratana, 

pkr.  raana.  Sgh.  ruvanära  „Ocean"  =  skr.  ratnäkara,  wörtlich  Fundgrube  für 
Juwelen. 

1214.  rusi  s.   ein  Weiser.  —  skr.  rsi  M.3  194,   p.  isi,   pkr.  risi.    Ist  das  W.  nicht  Ent- 

lehnung, so  stünde  es  dem  Pkr.  näher  als  dem  P.;  ich  möchte  aber  glauben,  dass 
es  lediglich  das  Skr.-Wort  ist  mit  der  bei  den  Singhalesen  gebräuchlichen  Aus- 
sprache des  r. 

1215.  rusiru  adj. 'lieblich,  schön,  angenehm.  —  skr.  p.  rucira,  pkr.  ruira. 
russanavä  v.  sich  erfreuen  s.  risi. 

1216.  renavä  v.  prt.  rivvä  oder  runnä  cacare  (vulgäres  Wort).  —  skr.  yri,  riyati  »laufen 

lassen".  Interessant,  weil  auch  die  entsprechenden  iran.  Wörter  (aw.  avl  dim  irita 
vd.  5.  1,  mp.  rltan,  np.  rtdan  u.  s.  w.  Hörn,  Neup.  Etymologie  S.  142)  cacare 
heissen,  was  offenbar  von  Haus  aus  die  vulgäre  Bed.  war. 

1217.  redda  s.   pl.  redi  Gewand,    Kleid.   —   Wohl   zu   skr.  Yraj   »färben",   p.   ranjeti. 

Etwa  aus  ranjita. 

1218.  rehe-mas,   rt-mas  s.  N.   eines  Fisches,  Cyprinus   denticulatus.  —  skr.  p.   rohita. 

Vgl.  auch  sgh.  rohisa  »ein  Fisch"  =  skr.  rohisa. 
roda  s.  Reihe  s.  2.  rada. 
rodu  s.  Strick,  Seil  s.  3.  rada. 

1219.  ron  s.  Staub,  Blütenstaub.  —  skr.  p.  renn. 


249 

1220.  ros,  rosa  s.  Zorn,  Wut  KJ.  218.  —  skr.  rosa  Jay.,  p.  pkr.  rosa. 

1221.  rö  s.  Krankheit.   —   skr.  p.  pkr.  roga  Jay. 

1222.  räiigum  s.  das  Tanzen.  —  Gehört  zu  skr.  rahga  in  der  Bed.  „Schaubühne".    Für 

skr.  rahgana  wird  auch  bei  BR.  die  Bed.   „das  Tanzen"  angenommen. 

1223.  räli,  rala  s.  Woge,  Welle.  —  Wird  M.3  194   mit  skr.  lahart   verglichen,    wäre 

also  durch  Metathese  zu  erklären.     Die  Grundbedeutung  scheint  aber  „gekrümmt" 
(so    noch    sgh.    räli)    zu    sein.     Vgl.  ralla   „Falte",    vielleicht   auch    rävula  „Bart" 
(=  der  wogende,  wallende)  aus  *räluva.    Vielleicht  ist  die  ganze  Wortgruppe  zu 
skr.  arala,  p.  alära   „gekrümmt"   zu  stellen. 
räv  s.  Lärm,  Geschrei  s.  3.  rä. 

1224.  ras  s.  1.  Menge,  Schaar,  Gesamtheit.  —  skr.  räsi  M.3  194,  p.  pkr.  räsi. 

2.  Strahl,  Lichtstrahl.  —  skr.  rasmi  K.  429,  p.  rasmi,  ramsi,  pkr.  rassi; 
hi.  m.  rassl  u.  s.  w. 

1225.  ra,  räya  s.  Nacht.  —  skr.  rätrt  K.  433,  M.3  194,  p.  ratti.    Grdf.  ist  *räti;   vgl. 

pkr.  rät  neben  ratti. 

L 

1226.  la  1.  adj.  neu,  frisch,  jung  in  zahlreichen  Zusammensetzungen  s.  unter  lä.  —  — 

2.  s.  Herz,  Gemüt,  laäti  „barmherzig"  (der  ein  Herz  hat),  latavenavä  „betrübt, 
bekümmert  sein,  klagen"  (vgl.  unter  tava).  —  skr.  hrd,  hrdaya,  pkr.  hiaa,  p.  hada, 
neben  dem  eine  cerebralisierte  Form  *hala  (vgl.  E.  Kühn,  Beitr.  z.  Pali-Gr.  S.  38) 
anzunehmen  ist,  auf  welche  (durch  *ala)  das  sgh.  la  zurückgeht. 

1227.  Iah  s.    1.   Name   von  Ceylon.    —    skr.   p.   Lanka.    LaJcdiva  =  Lanlcädvvpa.  —    — 

2.  Zeichen,  Merkmal;  Ziel.  —  skr.  lahsa,  p.  pkr.  lahhha. 

1228.  lalcara  s.  Schmuck,  Verzierung,    lahala  adj.   „geschmückt,  geziert,  prächtig". — 

skr.  alamhära,   aJarnhrta  Jay.;  p.  alahhära,  alanhata,  pkr.  alamhära,  alamhia. 

1229.  lahuna  s.  Zeichen,  Merkmal.  —  skr.  lahsana  Jay.,  p.  pkr.  lahhhana. 

1230.  laginavä   v.    prt.    läggä   ruhen,    bleiben,    verweilen,    wohnen.    —    skr.    ~Vlag, 

lagati  Ch.  147;  p.  lagati,  daneben  aber  laggaü  Grdf.  des  sgh.  V.;  pkr.  laggai. 

1231.  langa  adj.  nahe  bei,  verbunden  mit  ...  —  skr.  lagna  A.  23,  Childers,  JRAS.  N. 

S.  7.  44;  p.  pkr.  lagga;  MISpr.  m.  läglm,  g.  lagl,  w.  hi.  lägt  u.  s.  w.  Hörnle, 
Comp.  Grammar  of  the  Gaudian  Languages  S.  222. 

1232.  lata  s.  N.    einer  Schlingpflanze.  —  p.  latthi,   latthikä,   vgl.   auch  madhulatthikä; 

pkr.  latthi  =  jatthi. 

1233.  ladu   s.   N.    eines    best.   Gebäckes   aus  Jackfrucht,   Cocosnuss   und   Syrup.  —  skr. 

pkr.  laddu;  MISpr.  laddü  oder  lädü  Gr.  49.  413. 

1234.  latu  s.  Lack,    latuvan  „Lackfarbe,  Hellrot".  —  Nicht  =  skr.  lähsä  (Jay.),  sondern 

=  alahtaha,  p.  alattaha,  lattaha,  pkr.  alattaya. 

1235.  lada  1.  adj.   erlangt;   beendigt,    geschehen.  —  skr.  labdha  Ch.  147,  M.3  195, 

p.  pkr.  laddha. 2.  adj.  jung,  zart.  —  Wohl  =  la-da  =  skr.  navaja  s.  lä. 

—  —  3.  s.  Scham,  Scheu,  Achtung.  —  skr.  p.  pkr.  lajjä  Jay.  —  — 
4.  geröstetes  Korn  in  lada-pasmal.  —  skr.  läja  R.  245,  p.  läja. 

32* 


250 

1236.  lanavä  v.  prt.  lavä  setzen,  stellen,   legen.    Urspr.  bed.  das  V.  wohl   „ nehmen", 

so  z.  B.  noch  allanavä  =  at-l.  „in  die  Hand  nehmen"  s.  skr.  \lä,  läti,  p.  läti 
M.3  195,  pkr.  lei  Hern.  4.  238;  g.  m.  Vit. 

1237.  labanavä  v.  prt.  läbuvä  erlangen,   bekommen,    lada,  lat  pp.   „erlangt  u.  s.  w." 

s.  bes.  —  skr.  Ylabh,  labhate,  labdha  Ch.  147,  P.  G.  35,  M.2  19;  p.  labhati, 
pkr.   lahai. 

1238.  labba  s.  pl.  labu  Kürbis,  Flaschengurke.  —  skr.  p.  aläbu,  labu,  pkr.  aläa,  lau. 

1239.  lavana  (Jay.  lavan)  s.  Lippe.  —  skr.  p.  lapana  „Mund",  pkr.  lavana. 

1240.  las  adj.  langsam,  träge.  —  skr.  p.  alasa  Cl. 

1241.  lasa  s.  Geschenk  (Jay.).  —  skr.  p.  lahca. 

1242.  lä  1.  adj.,  verkürzt  la,   neu,  jung,   frisch.  —  Ich  stelle  lä  zu  skr.  p.  natu,    pkr. 

nava;  ava  ist  contrahiert  wie  in  rä  aus  rava,  hat  aus  *havat.  In  vielen  Zusammen- 
setzungen z.  B.  lä-dalu  „junger  Spross"  neben  navadala  der  Litt.  Spr.,  lä-pala 
„junge  Frucht".  Meist  verkürzt:  la-daru  „Kind"  =  skr.  *navadäraka,  la-hiru 
„aufgehende  Sonne"  (wtl.  junge  S.),  la-vala  „junge  Betelpflanzung"  u.  ä.  m. 
Vgl.  Festschr.  f.  A.  Weber,  S.  106.  —  —  2.  Siegellack.  —  skr.  läksä.  Das 
sgh.  W.  geht  auf  die  P.-Form  lakhä  (M.3  195)  zurück. 

1243.  UJcJcä  s.  junge  Laus.  —  skr.  Itksä.    Weit  verbreitet.    Die  iran.  Aequivalente  s.  bei 

Horn,  Np.  Etym.  S.  137,  Nr.  618  rish. 

1244.  liya  s.   1.  Liane,  Schlingpflanze;  poet.  für  Frau  Ss.  2,  15  etc.  —  skr.  p.  lata, 

pkr.  laä.  —  —  2.  Haus,  Wohnhaus.  —  skr.  laya  „Rast,  Ruhe";  bei  layana 
ist  auch  im  Skr.  die  Bed.   „Ruhestätte,  Haus"   belegt. 

1245.  liyanavä  v.  prt.  livvä  schreiben,    liyannä  „Schreiber".  —  skr.  ylikh,  likhati  A.  28, 

Ch.  147;  p.  likhati,  pkr.  lihai. 

1246.  lihiniyä  s.  Bez.  einer  Vogelart,   indische  Schwalbe.   —  Zu  skr.  Ylas,  lasatt  „sich 

hin  und  her  schwingen",  läsana,  läsin. 

1247.  lunu  s.  Salz.  —  skr.  lavana  K.  430,  p.  pkr.  lona;  hi.  nön,  nun;  lön,  lün. 

1248.  luhu  adj.  leicht;  klein;  s.  Eile,  Schnelligkeit.  —  skr.  laghu  K.  414,  M.3  196; 

p.  pkr.  lahu. 

1249.  lüna  s.  Zwiebel.   —  skr.  lasuna  K.  412,  428. 

1250.  lela  adj.  beweglich,    unstät.    lelavanavä,    prt.    lelevvä    „hin    und    her   bewegen, 

schütteln".  —  skr.  Ylul,  caus.  lolayati;  skr.  p.  pkr.  lola. 
lev  s.  Welt  s.  lova. 

1251.  lern  s.  1.  Art  und  Weise.    Bildet  Adverbien.    A.  Gunasekara,  Sinh.  Gr.  S.  300—1; 

vgl.  Ss.  102.  Dient  zum  Ausdruck  finaler  Verhältnisse:  balana-lesa  „um  zu  sehen" 
Ss.  11.  lesin  „wie,  gleichwie"  Ss.  89.  —  Vermutlich  zu  p.  lesa  „Kunstgriff"  (die 
Bed.  „Kniff,  Täuschung"  gibt  auch  Jay.  noch  für  sgh.  lesa  an);  vgl.  auch  pkr.  lesä 
„Gedanke". 2.  ein  wenig,  ein  bischen  (so  Jay.).  —  skr.  lesa,  p.  pkr.  lesa. 

1252.  le  s.    1.  Linie.  —  skr.   p.  lehM  Jay.,   pkr.  lehä. 2.  Blut  KJ.  554.  —  skr. 

p.  lohita  M.3  196,  K.  428,  pkr.  lohia;  bih.  lehn;  hi.  löhTuu. 

1253.  lot  s.  N.  eines  Baumes,  Symplocos  racemosa.  —  skr.  loähra  M.3  196,  p.  lodda. 


251 

1254.  loba  s.  Verlangen,  Begierde.  —  skr.  p.  pkr.  loblia  Jay. 

1255.  lom  s.  Haar.  —  skr.  loman  Jay.,  p.  loma. 

1256.  lova,  lö  s.  Welt.  —  skr.  p.  loha  M.3  196,  pkr.  loga,  loa. 

1257.  lovinavä   v.    prt.    lewä    (mit   der   Zunge)   lecken.    —    skr.  Ylih,   lihati   M.3  196, 

p.  lehatt. 

1258.  loho,    lö   s.  Erz,   Metall,    lövaru    „Kupferschmied".   —  skr.  p.   pkr.   loha  K.  431 

(nicht  =  lohita,  das  zu  le  wurde,  s.  dort). 

V 

1259.  vah  adj.   krumm,    gebogen.  —  skr.  vahra  R.  246,   p.  vahha,  vanha,   pkr.  vahha; 

hi.  banhä  u.  s.  w.    Vgl.  sgh.  vahanga  als  Tiername  (Loris-Affe)  =  skr.  vahränga. 

1260.  vah   s.    Bast,    Splint    in   vahniya   N.    einer   Pflanze,    aus    deren   Fasern   Bogen- 

sehnen gefertigt  werden.  —  skr.  valha,  valhala  (vgl.  sgh.  vahulu  als  Baumname), 
p.  vahhala. 

1261.  vahu-gaduva  s.   die  Nieren.   —  skr.  vrhha,   p.  vahha  (vgl.  Childers,   Pali  Dict. 

u.  d.  W.)  -\-  gaduva  „Blase". 

1262.  vag  s.  Tiger.  —  skr.  vyäghra  M.3  196,  K.  424,  p.  vyaggha,  pkr.  vaggha,  hi.  bägh, 

m.  vä^/i  u.  s.  w.    Gr.  50.  25. 

1263.  vaga  s.  Art,  Gattung,  Klasse.  —  skr.  varga  Jay.,  p.  pkr.  vagga. 

1264.  vagaranavä    v.    prt.    vagulä    und    (Nbldg.)    väguruvä    ausgiessen,    ausstreuen. 

vägirenavä,  prt.  vägurunä  „abtropfen,  (in  Tropfen)  ausfliessen".  —  skr.  Yghr, 
gharati  -\-  ava. 

1265.  vangi  adj.  verkrümmt,  krumm,  gebogen.  —  skr.  vyangita  „verkrüppelt". 

1266.  vata  1.   s.  Kreis,  Umhegung;  Gürtel;   Anordnung;   adj.  rund,   kreisförmig; 

adv.  rund  herum,  vatalanavä  „einkreisen,  umhegen",  vataäs  „Moschustier",  wtl. 
Rundauge.  —  skr.  wtta,  pp.  v.  ~\fvrt\  p.  pkr.  vatta.  Vgl.  sgh.  vatinavä  v. 
würdig  sein,  wert  sein,  verdienen  =  skr.  Yvrt,  vartate  A.  30,  p.  vattati 
(s.  Childers,  u.  d.  W.),  pkr.  vattai.  —  —  2.  s.  Regen.  —  skr.  vrsta,  pp. 
v.   yvrs,  p.  vatta. 

1267.  vatuvä  s.  Schnepfe  (auch  von  anderen  Vögeln,  z.  B.  dem  Sandpfeifer,  gebraucht). 

—  skr.  vartihä,  -ahä   „Wachtel"  M.3  197,  p.  vattahä. 

1268.  vada  s.  das  Abschneiden,  Abhauen;  Rumpf  (von  dem  der  Kopf  abgehauen  ist). 

—  skr.  Vvrdli,  vardhayati  „abschneiden". 

1269.  vadinavä  v.  prt.  vädiyä  wachsen,   zunehmen;   fortschreiten,   gehen   (respect- 

voller  Ausdr).  —  skr.  Yvrdh,  vardhate  Ch.  149,  P.  G.  30,  p.  vaddhati,  pkr. 
vaddhai;  ö.  hi.  Ybarh.  Vgl.  die  hieher  gehörige  Part,  vadä  „mehr"  bei  einer 
Comparation.    A.  G.  S.  142.    väda  s.  bes. 

1270.  vaduvä  s.  Zimmermann.  —  skr.  vardhaha,  -hi,  p.  vaddhahi  K.  422,  pkr.  vaddhaia; 

hi.  barhal,  m.  vadhal  u.  s.  w.  (B.   1.  334). 

1271.  vana  s.   1.  Wunde,   Schwäre.  —  skr.  vrana,   p.  pkr.  vana.  —  —    2.  Farbe.  — 

skr.  varna  M.3  197,  p.  pkr.  vanm. 


252 

1272.  vananavä   v.    pr.   vänuvä  sagen,    erzählen;    preisen,   verherrlichen.    —   skr. 

vamayati,  p.  vanneti,  pkr.  vannijjai.  Merkwürdig  ist  die  Bed.  „ ausbreiten",  vgl. 
Mbh.  12.  9817  varnitam  Coram.  =  vistäritam,  BR.  u.  d.  W. 

1273.  vat  1.  s.  Kleid,  Gewand.  —  skr.  vastra  A.  46,  p.  pkr.  vattha.  —  —  2.  s.  Sache; 

Geld,  Reichtum;   Geschichte,   Erzählung.  —  skr.  vastu  M.3  179,   p.  vatthu. 

3.  s.  Antlitz,  Gesicht.  —  skr.  vaktra  A.  21,  46,  p.  vatta. 4.  s.  Weg, 

Strasse.     Auch   mävala  =  grosser    (mä-  =  skr.   malm-)    Weg,    Hochstrasse.    — 

skr.  vartman,  p.  vatuma,  pkr.  vattä. 5.  Part,  vat  —  vat  entweder  —  oder 

=  skr.  p.  pkr.  vä  —  vä  mit  dem  a.  E.  von  Part,  häufigen  -t. 

1274.  vatala  adj.  verbreitet,  ausgebreitet;  gross;  erfüllt  von  etw.  —  skr.  Ystr  -\-  vi 

M.3  197,  p.  pp.  vitthata. 

1275.  vatura  s.  Flut,  Hochwasser  (vgl.  gahvatura  „Ueberschwemmung"),  dann  Wasser 

schlechthin.  —  In  enger  Bez.  zum  vor.  stehend;  skr.  vistara  („Ausbreitung" 
seil,  von  Wasser),  p.  pkr.  vitthara.  Die  Etymologie  rührt  von  B.  Gunasekara 
her,  der  sie  mir  gelegentlich  eines  Gespräches  mitteilte.  Vgl.  auch  vitara  und 
vätirenavä. 

1276.  vatta  s.   pl.  vatu  Wohnung,   Anwesen,   Besitztum,   Grundstück,   Garten.  — 

—  skr.  västu,  p.  vatthu. 

1277.  vada   s.    1.  Sünde,   Schuld,  Vergehen.  —  skr.  varjya   „was  zu  vermeiden   ist", 

p.  vajja.  —  —  2.  Hürde,  Stall,  z.  B.  govada  „Kuhstall".  —  skr.  vraja, 
p.    vaja.    —    —    3.    Bestrafung,    Folter,    vadakaranavä    „foltern",    vadakaruvä 

„Henker".  —  skr.  vadhyä,  p.  pkr.  vajjhä. 4.  Lederriemen.  —  skr.  vardhra, 

p.  vgl.  vaddha-maya. 

1278.  vadana  s.  Wort,  Rede  KJ.  37.  —  skr.  p.  vacana  A.  LIV,  pkr.  vaana. 

1279.  vadanavä    v.    prt.    väduvä    gebären,    hervorbringen.    —    skr.   V)'aw  -)-  vi, 

p.  vijäyati. 

1280.  vadäranavä  v.  prt.  vadälä,  vädäruvä  sagen,  sprechen,  erklären.  —  skr.  Vdhr 

-j-  ava,  avadhärayati  P.  G.  27,  p.  avadhäreti.    Vgl.  auch  adäranavä. 

1281.  vadinavä   v.    prt.    vädunä   hineingehen,    eintreten,    betreten.    —   skr.   yvraj, 

vrajati,  p.  vajath,  pkr.  vaai. 

1282.  vadura,   -ru,  viduru  s.  Diamant.  —  skr.  vajra  Cl.,  p.  vajira  (E.  Kuhn,   Beitr. 

z.  Pali-Gr.  50),  pkr.  vaira. 

1283.  vanda   adj.    steril,    unfruchtbar,    vandt    pl.   -iyö    „eine   unfruchtbare   Frau".  — 

skr.  vandhya,  p.  pkr.  vahjha;  hi.  bänijh,  m.  vämjh  u.  s.  w.  (Gr.  50.  36). 

1284.  vahdinavä  v.  prt.  vündä  ehrfurchtsvoll  begrüssen,  verehren.  —  skr.  Yvand, 

vandate  Ch.  147,  p.  vandati,  pkr.  vandai. 

1285.  vahdurä  s.  Affe.    fem.  vähduri.  —  skr.  p.  vänara  A.  44,  Ch.  143,  K.  417. 

1286.  van  adj.  a.  E.  v.  Comp,   gleich,    ähnlich  GK.  56,   Ss.  94,  99.   —  =  skr.  varna; 

s.  sgh.  vana. 

1287.  vap   s.    das    Säen,    die   Saat.    Vgl.    den    Monatsnamen    vap    (September — October) 

=  Saatzeit  A.  19,  P.  G.  38.  —  skr.  vapra,  p.  vappa.  vapuranavä  „säen"  trenne 
ich  in  vap  -\-  puranavä. 


253 

1288.  vam  1.  adj.  link.  —  skr.  p.  pkr.  väma.    Vgl.   sgh.  vami  „Frau"   zu  skr.  väma  in 

der  Bed.   „schön",  f.  vämä  „Frau". 2.  Rüstung,  Panzer.  —  skr.  varman, 

p.  pkr.  vamma. 

1289.  vaman  s.  Schmach,   Schande.  —  skr.  avamäna  Cl.  und  apamäna  (beides  müsste 

zusammenfallen),  p.  avamäna,  pkr.  avamäna. 

1290.  vamt   s.    Ameisenhaufen.   —    s.   valmika   M.3  198,    p.  vammlka,   pkr.   vammia 

(Hern.  1.  101). 

1291.  vaya  s.    1.  Leben,   Lebenszeit,   Alter  (auch  viya).  —  skr.  vayas,   p.  vaya,   pkr. 

vaa.  —  —  2.  Vernichtung,  Untergang.  —  skr.  p.  vadha,  pkr.  vaha. 

1292.  vayanavä  v.  pr.  väyuvä  (ein  Musikinstrument)  spielen.  —  skr.  Yvad,  caus.  väda- 

yati,  p.  vädeti,  pkr.  mei. 

1293.  vayaba,  -aniba  s.  Nord-Westen.  —  skr.  vayavl. 

1294.  vayam  s.  Anstrengung,  Uebung.  —  skr.  vyäyäma  Jay.,  p.  väyäma. 

1295.  vara  s.  Zeit.    mra&  „einmal*.  —  skr.  p.  pkr.  vära.    In  den  übrigen  Bed.  ist  vara  Ts. 

1296.  varana,  -run  s.  Elefant  KJ.  589.  —  skr.  p.  värana. 

1297.  varada   s.    1.   Kronprinz,   Mitregent.    —   M.3  198    zu   skr.   yuvaräjan   gestellt. 

Allein  lautlich  würde  eher  uparäjan  (Jay.),  p.  N.  uparäjä  entsprechen.  —  — 
2.  Sünde,  Schuld,  Vergehen  s.  boruva. 

1298.  varadinavä   v.    prt.   väradunä    irren,    fehlen,    sich    versündigen,    väradenavä 

dass.  —  skr.   yrädh  +  apa  Ch.   145,  p.  aparajjhaü,  pkr.  avarajjhai. 

1299.  varalu  1.  adj.  gebogen,  gekrümmt;  2.  Dieb,  Räuber.  —  D.  W.  ist  umgestellt 

aus  *valaru  und  dieses  ist  =  skr.  vathara,  vatara,  wofür  sich  bei  Lexicographen 
u.  a.  auch  die  Bed.  vakra,  bezw.  caura  angegeben  finden.    S.  BR.  u.  d.  W. 

1300.  varä  s.  Eber.  —  skr.  p.  pkr.  varäha  M.3  198. 

1301.  val   1.    s.  Wald,    Dickicht;    2.  Affix   zur  Bez.    des  Plural.  —  skr.  p.  vana,    pkr. 

cana;  maled.  vali.  Dass  auch  das  PI. -Zeichen  val  mit  skr.  vana  zusammengehört, 
wurde  zuerst  von  d'ALWis  51  erkannt,  dann  von  Childers,  JRAS.  N.  S.  7,  S.  41  ff. 
eingehend  begründet.  Sehr  häufig  ist  val  „Wald"  am  Anf.  von  Compos.  in  der 
Bed.  „wild",  wie  in  valürä  „Wildschwein",  valkehel  „wilde  Banane"  u.  s.  w.; 
valsara  „Wilder,  Wäddä"   z.  B.  entspr.  skr.  vanacara. 

1302.  vala  s.   Haar;    bes.  Schwanzhaar,    vgl.   valaga  „Schweifspitze".  —  skr.   vära,   väla 

(väläyra),  p.  pkr.  cäla. 

1303.  valahdanavä  v.  prt.  valanduvä  geniessen,  essen  (spez.  von  Priestern  gesagt).  — 

Geht  auf  p.  valahjeü  zurück  M.3  199  „gebrauchen"  (vgl.  die  Stellen  bei  Childers). 
Sgh.  valanda  „Zeichen,  Merkmal"  entspricht  p.  valanja  mit  gleicher  Bed.  in 
pada-valahja   „Fussspur*. 

1304.  valahä  s.  Bär.  f.  välahinni.   —  Aus  val  =  skr.  vana  -j-  aha  (s.  3.  as  =  skr.  rksa) 

Ch.  144. 

1305.  valä  s.   1.  Armband  (auch  valalla,  pl.  valalu).  —  skr.  p.  valaya  M.a  23,  pkr.  valaa. 

2.  Wolke.  —  skr.  p.  valähaka.    Sgh.  valäkida  „Wolke"  ist  =  Wolkenberg, 

s.   1.  kidu,  und  valädala   „Blitzstrahl"  =  Wolkenflamme,  s.  4.  data. 


254 

1306.  valnä  s.  Schakal.  —  Bezeichnet  den  Seh.  als  den  Gebieter  (2.  na)  des  Dschungels  (val). 

1307.  vavanavä  v.   prt.  vävavä  pflanzen,   roden,   das  Feld   bestellen.  —  skr.   yva/p, 

vapati,  p.  vapati,  pkr.  vavai;  hi.   ybö  (H.  55). 

1308.  vas  s.   1.  Wohnung,  Haus.  —  skr.  p.  pkr.  väsa.  —  —  2.  Regen.    Auch  Regen- 

zeit, z.  B.  vas-vasanavä  „die  R.  (nach  Sitte  der  Bhikkhus)  irgendwo  verbringen". 
—  skr.  varsa  Cl.,  p.  vassa,  pkr.  varisa,  väsa.  —  —  3.  Jahr.  —  Entweder  wie 
eben,  oder  =  skr.  vatsa  =  Nbf.  zu  vatsara;  s.  vasara.  —  —  4.  Rohr,  Bambus; 
Flöte  (vaskaru  „ Flötenbläser ").  —  skr.  vamsa  M.3  199,  K.  417,  p.  pkr.  vamsa; 
hi.  u.  s.  w.  bäms. 

1309.  vasa  s.  1.  Wort,  Rede.  —  skr.  väc  M.3  199,  p.  väcä,  pkr.  vää. 2.  Geschlecht, 

Rasse;  Nachkommenschaft.  —  In  dem  W.  sind  skr.  vamsa  „Geschlecht" 
und  apatya  =  p.  apacca,  pkr.  avacca,  wie  dies  lautgesetzlich  geschehen  musste, 
zusammengeflossen. 

1310.  vasat  s.  Frühling.  —  skr.  p.  pkr.  vasanta. 

1311.  vasana  s.  1.  Kleid,  Gewand,  Hülle;  Haus,  Wohnung.  —  skr.  p.  vasana.  —  — 

2.  Ende,    Schluss.  —  skr.  avasäna  Jay.,    p.  avasäna,   os°,   pkr.  avasäna.  —   — 

3.  Sünde,  Fehltritt,  Vergehen.  —  skr.  p.  vyasana  Jay.,  pkr.  vasana. 

1312.  vasanavä  v.  prt.  väsuvä   1.  wohnen,   verweilen.  —  skr.   yvas,  vasati,    p.  vasati, 

pkr.  vasai.  —  —  2.  kleiden,  anziehen.  —  skr.  Yvas,  vaste. 

1313.  vasam  (fehlt  bei  Cl.),  visamba  adj.  uneben;  schlimm,  böse.  —  skr.  visama  Jay., 

p.  pkr.  visama. 

1314.  vasara  s.  Jahr.  —  skr.  vatsara,  p.  pkr.  vacelmra. 

1315.  vasal  adj.  gross.  —  skr.  visäla,  p.  pkr.  visäla. 

1316.  vasinavä,  vah°  v.  prt.  vässä  regnen.  —  skr.  yvrs,  varsati,  p.  vassati,  pkr.  varisai. 

1317.  vasu,  vassä  s.  Kalb.    fem.  vässi.  —  skr.  vatsa(ha)  K.  423,  p.  vacchaka,  pkr.  vaccha; 

MISpr.  meist  bacchä,  aber  m.  vas-,  si.  vaclii,  g.  vach  (Gr.  50.  26). 

1318.  vasmara  s.  Krankheit,   Epilepsie.   —  skr.  p.  apasmära.     Sieht  wie  eine  künst- 

liche Bildung  aus. 

1319.  vasuru  s.  Kot,  Excremente.  —  Metathese  aus  varusu  =  skr.  varcas;  s.  väsi. 

1320.  vaha,  vasa,  visa  s.  Gift.  —  skr.  msa,  p.  pkr.  visa;  si.  vihu. 

1321.  vahan  s.  Sandale,   Schuh.  —  Auf  p.  upahanä  M.3  199   zurückgehend;    skr.  vgl. 

upänah. 

1322.  vahana   s.   Floss.  —  Wohl  =  skr.   p.   vähana  Beförderungsmittel   im    allg.,    auch 

„Schiff",  pkr.  vahana.    Nbf.  ist,  wie  ich  glaube,  vahala  in  gleicher  Bed. 

1323.  vahara  s.  1.  Hilfe,  Beistand  (fehlt  bei  CL).  —  skr.  p.  upalcära  Jay.,  pkr.  ucagära. 

Nbf.  scheint  valial  in  gl.  Bed.  zu  sein. 2.  Sitte,  Brauch.  —  skr.  vyavahära, 

Jay.  vavahära. 

1324.  vahalä.  s.    Sklave,     vahalkama    „Sklavenarbeit".    —    Ich    vgl.    skr.    vrsala    Mann 

niedrigster  Kaste  (unter  dem  Südra),  p.  vasala.    Ueber  valial,  -la  s.  auch  die  vor., 
sowie  vahun. 

vahas  s.  das  Lachen,  Gelächter  s.  avalias. 


255 

1325.  vahun  s.  Decke,  Hülle,  Augenlid.  —  Lässt  mehrfache  Erklärung  zu.     Es  kann 

=  p.  vyavadhäna  sein,  oder  wahrscheinlicher  =  apidhäna  (durch  *avahan)  wie 
piyan  =  pidhäna.    vahala  „Decke,  Dach"  ist  wohl  Nebenform. 

1326.  vala  s.   1.   Loch,   Grube,    valalanavä  „begraben".  —  skr.   äväta,  avata,   p.  äväta 

A.  LIV,  M.3  199. 2.  Tiger  (fehlt  bei  OL).  —  skr.  vijäla,  p.  väla  (välamiga). 

Hieher  gehört  auch  sgh.  välaga  (mit  ungenauer  Schreibung)  „Tiger",  d.  h.  erstes, 
vornehmstes  (aga)  der  Jagdtiere. 

1327.  vä  s.  Wind.  —  skr.  p.  väta,  pkr.  väa. 

1328.  vikunanavä   v.   prt.  vikkä  verkaufen.     Pass.   vikinenavä,   prt.   vikinunä    „verkauft 

werden".  —  skr.  ykri  -f-  vi,  vikrinite,  p.  vikkinäti,  pkr.  viMcei,  vikinai  (nach 
Hern.  4.  52,  doch  s.  Pischel,  z.  d.  St.). 

1329.  viJcev  (Jay.)   s.   Zerstreutheit,   Gleichgiltigkeit.    —    skr.   viksepa   M.3  199, 

p.  vikkhepa,  pkr.  vikkheva. 

1330.  vikmaya,  vikuma  s.  Tapferkeit,  Stärke.  —  skr.  vikrama  Jay.,  p.  pkr.  vikkama. 

1331.  vigaha  s.  Streit,  Kampf.  —  skr.  vigraha,  p.  viggaha. 

1332.  vita  s.  Zeit,  Gelegenheit.    Am  E.  von  tempor.  Sätzen:  guvana  van-vita  „zur  Zeit, 

wo  (=  wann)  sie  am  Himmel  erscheint"  Ss.  6.  —  vitak  =  „-mal"  Ss.  91.  1. 
vitin-vita  „von  Zeit  zu  Zeit,  allezeit"  Ss.  52.  —  Ich  stelle  d.  W.  zu  ai.  (ved.) 
vistä,  visthä,  visu.  Vgl.  trivisti  „dreimal"  Rv.  4.  6.  4.  Allmählich  hat  dann  vita 
alle  die  Bed.  von  kala  angenommen. 

1333.  viti  s.  Lohn,  Sold  (Jay.).  —  skr.  visti  „Frohnarbeit". 

1334.  vitara  s.  Ausdehnung,  Breite,  Weite.  —  skr.  vistära  (während  vatura  vielleicht 

unmittelbar  auf  vistara  zurückgeht)  P.  G.   11,  M.3  200,  p.  pkr.  vitthära. 

1335.  vidavanavä  v.   zerstören,   vernichten.  —  Das  V.   steht   RR.  49.  2,   S.  16   und 

entspricht  dem  pkr.  vijjhävei  (p.  vijjhäyati,  *vijjliäpeti),  zu  skr.  yksi  -f-  vi. 

1336.  vidinavä    v.    prt.    viddä    schiessen,    treffen,    durchbohren.    —    skr.  Vvyadh, 

vidhyati  A.  22,  Ch.  147,  p.  vijjhati. 

1337.  vidini  s.  Fächer.  —  skr.  vljana,  p.  vijani,  pkr.  vlana. 

1338.  vidu,  viduliya  s.    1.  Blitz.  —  skr.  vidynt,  vidyullatä  M.3  200,   K.  429,   p.  vijju, 

vijjullatä,  pkr.  vijju,  vijjidiä;  hi.  bijlt,  b.  bijuli  (Gr.  49.  406).  —  —  2.  Wissen, 
Wissenschaft.  —  skr.  vidyä  Jay.,  p.  pkr.  vijjä. 

viduru  s.  Diamant  s.  vadura. 

1339.  vindinavä  v.   prt.   vindä  fühlen,    empfinden.  —  skr.  Yvid,  vindati,   p.  vindati. 

1340.  vinä  s.  Führer,  Leiter,  N.  des  Buddha  Nv.  4.  —  skr.  p.  v'mäyaka. 

1341.  vinisa  s.  Sicherheit,  Gewissheit,  Zweifellosigkeit.  —  skr.  viniscaya  M.3  200, 

p.  vinicchaya. 

1342.  vip  s.  Brahmane.  —  skr.  vipra  CL,  p.  pkr.  vippa. 

1343.  vipilisara  s.  Reue  KJ.  S.  184,  Z.   10.   —  skr.  vipratisära,  p.  vippatisära. 

1344.  viman  s.  Palast.  —  skr.  p.  vimäna  CL,  pkr.  vimäna. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  IL  Abth.  33 


256 

1345.  viya   s.  Krankheit,    Leiden.  —  skr.   p.   vyädhi,   pkr.   vähi.     In  der  Bed.   „Joch" 

wird  M.3  200  skr.  yuga  verglichen;  es  wäre  dann  Umstellung  aus  *yuva  (*vuya) 
anzunehmen. 

1346.  viyat   1.    adj.    gelehrt,    unterrichtet,    viyatä   s.    „der  Gelehrte".   —   skr.    vyäkta 

Jay.,  p.  vyatta.  —  —  2.  Spanne  (als  Mass).  —  skr.  vitasti. 

1347.  viyan  s.   Ausbreitung;    Schutzdach,    Schirm.   —  skr.   p.  vitäna   M.3  200, 

pkr.  viäna. 

1348.  viyanavä  v.  prt.  vivvä  weben,    viyannä  „Weber";  viyamana  „Gewebe".  —  skr.  yvä, 

vayati,  p.  vlyati,  viyyati  „wird  gewoben". 

1349.  viyaru   s.   Veränderung;    Zorn,   Wut;    Verrücktheit.    —   skr.   p.   viMra  Jay., 

pkr.  viära. 

1350.  viyalu  adj.  alt,  gebrechlich;  ausgetrocknet,  dürr,    viyali  „alter,  gebrechlicher 

Mann".  Verb,  denom.  viyalanavä,  prt.  viyaluvä  „austrocknen".  —  skr.  vikala; 
vgl.  -U  „eine  Frau,  die  keine  Regeln  mehr  hat",  p.  vikala,  pkr.  vigala. 

1351.  viyavul  adj.   verwirrt,   bestürzt,    v.-karanavä   „in  Verwirrung  bringen".  —  skr. 

p.  vyäkula. 

1352.  viyu  s.  das  Reden,  Gerede.  —  skr.  p.  väda,  pkr.  väa. 

1353.  viyö  s.   Trennung,    Scheidung.  —   skr.   p.   viyoga  Jay.,   pkr.   vioa.    Sgh.  viyutu 

„getrennt"  =  skr.  viyukta,  p.  viyutta. 

1354.  viridu   adj.    feindselig;    s.   Feindseligkeit.    —   skr.  Yrudh  -\-  vi,   viruddlm  CL, 

p.  pkr.  ebenso. 

1355.  virtyanavä  v.  schmelzen,  zergehen,  zerfliessen.  —  skr.  \r%,  li  -\-  vi,  viliyate. 

Vgl.  sgh.  vilin  „flüssig"  =  skr.  p.  viltna,  pkr.  villna. 

1356.  virü  adj.  entstellt,  hässlich  (Jay.).  —  skr.  p.  virüpa.    Cl.  hat  viruva  „Verrückt- 

heit, Wahnsinn",  von  der  Grdbed.  „verändert"  ausgehend;  s.  den  gleichen  Bed.- 
Wandel  bei  viyaru. 

1357.  vil  s.  Teich.  —  skr.  bila,  vila  M.3  200  „Loch,  Grube",  p.  pkr.  vila. 

1358.  vilavun  s.   Salbe  RR.  52.  33,  S.  18.  —  skr.  p.   vilepana  M.3  200,  pkr.  vilevana. 

1359.  vilas  s.  Ausgelassenheit,  Spiel,  Scherz.  —  skr.  p.  pkr.  viläsa. 

1360.  vili  s.  1.  Falte,  Runzel;  Strich,  Linie.  —  skr.  p.  pkr.  valt  Cl.    Vgl.  sgh.  vili- 

muva  „(weissgesichtiger)  Affe",  wtl.  Runzelgesicht  =  skr.  valimukha  Jay.  —  — 
2.  Scham,  Bescheidenheit  s.  vili.  —  —  3.  Bogen.  —  Auf  skr.  vatin  „mit 
einer  Schnur  oder  Sehne  versehen"   zurückzuführen,    skr.  vata,  vatt   „Schnur". 

1361.  vivana  adj.   entfärbt,   von  schmutziger  Farbe  (fehlt  bei  Cl.).  —  skr.  vivarna, 

p.  pkr.  vivanna. 

1362.  vivas  adj.   klar,   deutlich,   offenbar.  —  skr.  v'ikäsa    „heller  Schein"   Cl.,   p.  vgl. 

vikäsin  „erleuchtend". 

1363.  vivä  s.  Hochzeit  KJ.   185.  —  skr.  p.  pkr.  viväha. 
visa  s.  Gift  s.  vaha. 

1364.  visakumi  adj.  gelehrt,   einsichtig,   weise.  —  skr.  vicaJcsana  Cl.,   p.  vicalckhana, 

pkr.  viaMkhana. 


257 

1365.  visahäanavä  v.  prt.  visanduvä  (eine  Frage  erläuternd)  beantworten,  erklären.  — 

p.  vissajjati,  -eti,  z.  B.  Mv.  3.  32:  dhammäsane  nislditvä  vissajjesi  tameva  so;  vgl. 
Dpv.  6.  29. 

1366.  visamba    1.   s.  Vertrauen.   —  skr.  visrambha,    p.   pkr.  vissambha.   —  —   2.    adj. 

schlecht,  böse  s.  vasam. 

1367.  visara  s.  Untersuchung,    Erwägung  (die  Bed.  fehlt  bei  Cl.).  —  skr.   p.  vicära 

Jay.,  pkr.  viära. 

1368.  visä  s.    1.   Strasse,  Weg.   —  skr.   visikhä,    p.  visikhä.    Cl.  hat  visi.   —  —  2.  N. 

eines  Naksatra  =  skr.  visakhä,  p.  visakhä,  pkr.  visähä. 

1369.  visi  1.  num.  zwanzig  s.  vissa.  —  —  2.  s.  Wort,  Rede  (auch  -1)  KJ.  621.  —  Auf 

p.  vacl  zurückgehend,  aber  vas  (s.  dort)  =  väcä. 

1370.  visikis  s.  Zweifel.  —  skr.  vicikitsä  Jay.,  p.  vicikicchä. 

1371.  visit,  visituru  adj.  bunt,  mannigfaltig.  —  skr.  vicitra  M.3  201,  p.  vicitta,  vicitra, 

pkr.  vicitta. 

1372.  visin  (älter  in  Inschr.  vasin  P.  G.  36)  postp.  durch,  mit  Hilfe  von  .  .  .    dena-visin 

„ dadurch,  dass  er  gibt"   Ss.  89.  —  skr.  vasena  A.  52,  Ch.  140,  p.  vasena. 

1373.  visirenavä  v.  prt.  visirunä  sich  verbreiten,  ausgebreitet  werden.  —  skr.  Ysr 

-f-  vi,  visarati.    Sgh.  visiri  »ausgebreitet"  geht  auf  ein  *visarita  zurück,  visula  dass. 
(besser  -la)  dagegen  auf  visrta,  p.  visata. 

1374.  visudu  s.  Reinheit,  Lauterkeit.  —  skr.  visuddhi  Cl.,  p.  pkr.  visuddhi. 

1375.  vissa,  visi  num.  zwanzig.  —  skr.  vimsati,  Tp.vtsati  und  vlsam,  pkr.  vlsam;  hi.  blsa, 

m.  vlsa  u.  s.  w.  R.  239.     Ueber  vissa:  visi  s.  Childers  JRAS.  N.  S.  8,  S.  133. 

1376.  vihidi    adj.    ausgebreitet,    geöffnet,    erschlossen,     vihidenavä,    prt.    vihidunä 

„sich  verbreiten  etc."    Caus.  vihiduvanavä  „(ein  Pferd)  rennen  lassen,   reiten".  — 
skr.  Ysyand  -f-  vi,  visyandita,  p.  vissandati. 

1377.  vili  s.  Scham,  Bescheidenheit.  —  skr.  vrtdä  M.3  201.    Vgl.  auch  vili. 

1378.  Vi,  s.  Reis  (auf  dem  Felde).  —  skr.  vrVii  M.3  201,  K.  428,  p.  vlhi. 

1379.  vurunu-tel  s.  Saft  (des  Fleisches).  —  p.  villna-tela.    Abhidh.  873  ==  vasä.    Vgl. 

viriyanavä. 

1380.  vuvan  s.  Antlitz,  Angesicht  (fehlt  bei  CL).  —  skr.  p.  vadana,  pkr.  vaana. 

1381.  vuhutu  adj.  fortgeschickt,   weggesendet.  —  Mit  visista  (M.3  201)  vermag  ich, 

der  ganz  abweichenden  Bed.  wegen,  das  W.  nicht  zu  vereinigen.     Es  ist  vielmehr 
m.  E.  =  skr.  visrsta;  p.  vissattlia. 

1382.  vena  s.  Laute,    venakaru  „Lautenspieler".  —  skr.  p.  pkr.  vinä. 

1383.  venahda    s.    Händler,    Kaufmann.    —    skr.    p.   vänija;    pkr.    vänia.     Gleichen 

Ursprunges  ist  velahda  M.3  202. 

1384.  veta    1.  Postp.   nahe,    nahe   bei.    vetata   „hin  zu".  —  Ich  stelle   das  W.    zu   skr. 

upänta,  -tika;  p.  upanta,  -tiha,  upanti.  —  —  2.  eine  Art  Rohr,  Rohrstock.  — 
skr.  vetra  Jay.,  p.  vetta. 

1385.  veda  s.  Arzt  Ss.  89.  —  skr.  vaidya  M.3  201,  K.  422,  p.  pkr.  vejja. 

1386.  ven,  venu  s.  N.  d.  Vishnu.  —  skr.  visnu,  pkr.  vinhu. 

33* 


258 

1387.  venavä  v.  prt.  vunä,  pp.  vü  werden,  sein.  —  skr.  ybliü,  bhavaü,  bhüta;  p.  bliavaü, 

bhüta,  hoti;  pkr.  bliavai,  bhüa,  hol. 

1388.  vera  s.  1.  Stärke,  Kraft.  —  skr.  vtrya  Jay.,  p.  vtriya,  pkr.  vlria. 2.  Hass, 

Feindschaft.  —  skr.  vaira  Jay.,  p.  pkr.  vera. 

1389.  veralu  s.  N.  eines  Edelsteines;  Katzenauge.  —  skr.  vaidürya  M.3  202,  p.  veluriya. 

Metathese  wie  in  pkr.  verulia  (neben  vedujja  nach  Hem.  2.   133). 

1390.  vel  s.  Küste,  Gestade.  —  skr.  p.  velä. 

1391.  vevulanavä  v.  prt.  vevuluvä  zittern,  beben.  —  Zu  skr.  Vvep-,  skr.  p.  vgl.  vepana, 

vepatha,  vepa;  pkr.  vevai,  vevira. 

1392.  ves  s.  1.  Kaufmann.  —  skr.  vaisya,  p.  vessa. 2.  Hure  in  vesahgana,  vesambu. 

—  skr.  vesyä,   p.  vesi  und  vesiyä,   pkr.  vesä.  —  —  3.  Gewand,   Tracht;   Ver- 
kleidung, Maskerade,    vesmüna  „Maske,  Larve".  —  skr.  vesa,  p.  pkr.  vesa. 

1393.  vesesin  adv.  besonders,  ausserordentlich.  —  skr.  visesena  M.3  202,  p.  visesena, 

pkr.   vgl.  visesao. 

1394.  vehe,  ve  s.  Strasse,  Weg.  —  skr.  p.  vithi  M.3  202,  Jay.,  pkr.  vlhiä. 

1395.  vehera  s.  buddhistischer  Tempel.  —  p.  pkr.  vihära. 

1396.  vehesa  s.  Ermüdung,   Betrübnis,   Sorge,   Kummer,    vehesanavä    „ermüden, 

betrüben".  —  skr.  vihimsä,  p.  vihesa. 
velanda  s.  Kaufmann  s.  venanda. 

1397.  velanavä  v.   prt.  veluvä  drehen,   zusammendrehen,   flechten,    velu  „gedrehter 

Strick,  Ball".  —  skr.  Vvest,   vestayati  Ch.  147,  p.  vetheti,   pkr.  vedhei;   g.   yvlt, 
si.  Yverh,  bg.   yber  u.  s.  w.  Gr.  50.  6. 

1398.  velap  s.    Busch,   Strauch,   Baum    (mit   den   Aesten).    —    skr.    p.    vitapa.     Durch 

*velamba,  *velaba? 

1399.  velamba,  -emba  s.  Stute.  —  skr.  vadabä,  -vä  Ch.  144,  M.3  202,  p.  vaJavä. 

1400.  ve  s.  1.  Strasse  s.  vehe.  —  —  2.  Heilige  Schrift,  Veda.  —  skr.  p.  veda  Jay., 

pkr.  vea.  —  —  3.  Schnelligkeit,  Vogelflug.  —  skr.  p.  vega,  pkr.  vea.   —  — 
4.  Rohr,  Rotang  (ve-väla).  —  skr.  p.  vetasa,  pkr.  veasa. 

votu  s.  Kamel  s.  otuvä. 

votunu  s.  Diadem  s.  otunna. 

1401.  vorädi   adj.    glänzend,    leuchtend   KJ.  59,  202.    —    skr.  Yräj  -j-  vi,   viräjita, 

p.  ebenso,  pkr.  viräia.    Vgl.  Jay.  u.  d.  W.    Fehlt  bei  Cl. 

1402.  väta  s.  Umhegung  jeder  Art,   Zaun,   Hecke.  —  p.  pkr.  vattt  (=  skr.  vartt)  in 

der  Bed.   „Saum,  Rand" ;  vgl.  cakassa  nemivatti  =  Radkranz. 

1403.  vätiya  s.  Docht.  —  skr.  vartikä,  p.  vattikä. 

1404.  vätenavä  v.  prt.  vätunä  fallen,  umfallen,  herunterfallen.  —  Mit  ypat  (M.3  203) 

hat   d.  V.    nichts   zu    thun.     Es   ist   Pass.-Bldg.    zu   yvrt,   vartate   Ch.   148;    vgl. 
vatinavä.    Es  bed.  zunächst  „aus  seiner  Lage  kommen". 

1405.  väda    s.    Nutzen,   Vorteil;    Geschäft,    Werk,    Arbeit.     vädaTcaruvä    „Arbeiter, 

Diener".    S.  auch  vadinavä.  —  skr.  vrddhi,  p.  vaddhi,  pkr.  vuddhi.    Hieher  gehört 


259 

ferner  vädi  »gross,  mehr;  Fülle,  Menge"  =  skr.  vardhita,  p.  vaddhita,  pkr.  vaddhia, 
vädun  »Wachstum"  =  vardhana  u.  s.  w.  väda  vor  Verben,  z.  B.  vädahitinavä 
»anwesend  sein",  von  hochgestellten  Personen  gesagt,  ist  das  Absol.  zu  vadinavä. 

1406.  vät  s.  Aehnlichkeit;  Gleichnis,  Redefigur.  —  skr.  vrtti,  p.  vutti,  pkr.  vitti. 

1407.  vätirenavä  v.  prt.  väturunä  sich  ausstrecken,  sich  ausbreiten;  überfliessen, 

überströmen  (s.  vatura  »Wasser").  —  Hat  ein  *vaturanavä  zur  Voraussetzung; 
skr.  Vstr  -\-  vi,  caus.  vistärayati,  p.  vitthäreti,  pkr.  vitthärei. 

1408.  väddä,   vädi  s.   pl.    väddö  N.   des   bek.  Volksstammes.  —  Die  Ableitung  von   skr. 

p.  vyädha,  pkr.  vaha  »Jäger"  ist  allgemein  angenommen,  bietet  aber  dieselben 
lautlichen  Schwierigkeiten,  wie  die  Abi.  von  varada  (s.  unter  varadinavä)  aus 
aparädha.  Genau  entsprechen  würde  skr.  varjita,  p.  vajjita,  pkr.  vajjia  „ausge- 
schlossen, isoliert". 

1409.  vähdi  s.  Lobpreiser,  Lobsänger.  —  skr.  vandin,  p.  vandi. 
väma  s.  ein  best.  Mass  s.  bambaya. 

1410.  väya    s.    Ausgabe;    aya-väya    » Einnahmen    und    Ausgaben".    —   skr.    vyaya   Jay., 

p.  vyaya,  vaya. 

1411.  väl  s.    1.  Liane,    Schlingpflanze.  —  skr.   p.   valli  M.3  203,   K.  428,  pkr.  valll, 

velli;  hi.  bei  u.  s.  w.  —  —  2.  Strich,  Linie  s.  vili. 

1412.  väli  s.  Sand.    Vgl.   den   Flussnamen  Mahä-väli-gangä.  —  skr.   p.   välukä  M.3  203, 

K.  430,  pkr.  väluä;  hi.  m.  bälu,  s.  väfi  u.  s.  w. 

1413.  väva,  vä  s.  (künstlicher)  See,  Teich,  Tank.  —  skr.  p.  väjpi  A.  22. 

1414.  väsan  s.  Sorge,  Kummer,  Leid.  —  skr.  p.  vyasana  Jay.,  pkr.  vasana. 

1415.  väsi,   väh,i  s.  Kot,   Excremente.  —  skr.   varcas,  p.   vacca.     Dem  entgegen   muss 

vasuru  (Metath.  aus  *varusu)  auf  eine  Grdf.  zurückgehen,  in  der  rc  gespalten 
wurde,  wie  rs  in  pkr.  varisa. 

1416.  vähäp  s.  Rind,  Stier  (fehlt  bei  Cl.).  —  skr.  vrsabha,  p.  vasabha,  pkr.  vasaha. 

1417.  väya,  vä  s.  Axt.  —  skr.  väsi  K.  419,   p.  väsi  (vgl.   die  bei  Childers,   u.  d.  W. 

citierte  Stelle  aus  den  Jät.). 

S 

1418.  sah  s.   1.  Kreis,  Scheibe,  Rad.  —  skr.  calcra  A.  6,  Cl.,  K.,  p.  pkr.  cakka;  hi.  cäJc, 

m.  coik  u.  s.  w.  B.  2.  23.  Vgl.  sgh.  sahviti  , Weltbeherrscher"  =  skr.  calcravartin, 
p.  cakkavattin,  pkr.  cakkavatti;  sowie  sakvala  »Welt"  =  skr.  cakraväta,  p.  cakkaväla. 

—  —   2.  Zahl,  Menge,    asak  „unzählig".  —  skr.  sankhyä,  p.  pkr.  sankhä. 

3.  Auge.  —  skr.  caksus  R.  247,  p.  pkr.  caMhu;  sgh.  asak  „blind".  —  —  4.  N.  d. 
Gottes  Indra.  —  skr.  sakra,  p.  pkr.  sakka. 

1419.  sakap  s.  Gedanke,   Absicht,  Wille   (so   Jay.;   bei  Cl.   adj.    „sorrowful,   beautiful 

u.  s.  w.").  —  skr.  samkalpa,  p.  pkr.  sankappa. 

1420.  sakara   s.   Zurüstung,   Zubereitung.  —  skr.   samskära  Jay.,   p.   sankhära,   pkr. 

sakkära  (Hern.   1.  28). 

1421.  sakavi  s.  Barde,  Sänger.  —  skr.  cäkrika  „öffentlicher  Ausrufer",  p.  cakkika  „Barde". 


260 

1422.  sakas  adj.  gut,  trefflich,  schön.  —  skr.  satkrtya,  p.  sakkacca. 

1423.  sahu  s.  die  Sanskritsprache.  —  skr.  samskrta  M.3  204,  p.  sakkata,  -ta,  pkr.  sakkaa. 

1424.  sakulu  adj.  zahlreich,  vielbesucht.  —  skr.  p.  pkr.  sahkula. 

1425.  sakulu,  sakulu  adj.  hart,  fest,  massiv.  —  Ich  möchte  das  W.  an  skr.  p.  sakkata, 

pkr.  sankada  »enge*  anscbliessen.  Die  Bedeutungen  Hessen  sich  etwa  durch  den 
Begriff  „ dicht,  eng  geschlossen"   vermitteln. 

1426.  sakev  s.  Abkürzung,  kurze  Darstellung,    säkevin  „in  Kürze".  —  skr.  samksepa, 

p.  sankhepa. 

1427.  sakmana  s.  das  Gehen,  das  Spazierengehen.  —  skr.  cahkrama  M.3  204,  -mana; 

p.  cahkama,  -mana;  pkr.  vgl.  cakkamai. 

1428.  sakvä  N.  eines  Vogels,    „ruddy  goose".  —  skr.  cakraväka  M.3  204,  p.  cakkaväka, 

pkr.  cakkaväa. 

1429.  saga  s.  1.  Abschnitt,  Capitel.  —  skr.  sarga  Jay.,  p.  pkr.  sagga. 2.  Himmel, 

Paradies,  sagaväsi  „Gott"  =  Himmelsbewohner.  —  skr.  svarga  M.3  204,  p. 
pkr.  sagga. 

1430.  sahga  s.  Menge,  Versammlung.  —  skr.  p.  pkr.  sahgha  M.3  204. 

1431.  sangam  s.  Streit,   Kampf,   Schlacht.  —  skr.  samgräma  Jay.,  p.  pkr.  sahgäma. 

1432.  sangala,    -gul   s.    Paar,     sangdlasivura    „doppelte   Robe",    wie   sie   die   geweihten 

Priester  tragen.  —  skr.  p.  sanghäta  M.3  204  (sanghäti  eines  der  Mönchsgewänder). 
Vgl.  ahgula. 

1433.  satahan  s.  Zeichen,  Form,  Figur.  —  skr.  samsthäna  M.3  204,  p.  pkr.  santhäna. 

1434.  sata  s.    1.   Sonnenschirm.    —    skr.   cliattra   M.3  204,    p.   pkr.    chatta.    Vgl.   auch 

satte.  —  —  2.  Wesen,  Tier,  Geschöpf  (auch  sata).  —  skr.  sattva  M.3  204, 
K.  420.  p.  pkr.  satta.  —  —  3.  Waffe,  Instrument.  —  skr.  sastra  Cl.,  p. 
pkr.  sattha.  —  —  4.  Lehrbuch,  Wissenschaft.  —  skr.  sästra  Jay.,  p.  pkr. 
sattha.    3.  und  4.  sgh.  auch  sät. 

1435.  satan  s.  Ausbreitung,  Ausdehnung  (bei  Jay.).  —  skr.  p.  santäna. 
sati  s.  Ende,  Vernichtung;  s.  unter  set. 

1436.  satu   1.   adj.   besitzend.    —  skr.   p.   santaka  Jay.,   pkr.  santia.    —  —    2.  s.  Pilz, 

Schwamm:  s.  hatta. 

1437.  satutu  adj.  erfreut,  ergötzt,    satos  „Freude".  —  skr.  samtusta,  samtosa  M.3  204, 

Jay.,  p.  santuttha,  santosa,  pkr.  ebenso. 

1438.  satdala  s.  N.  eines  Baumes,  Alstonia  scholaris.   —  Wtl.   „sieben  Blätter  (dala  ts.) 

tragend"  seil,  an  einem  Zweige.  Im  Skr.  heisst  der  Baum  saptacchadra;  vgl.  auch 
p.  sattapanna,  sgh.  satpat. 

1439.  satvä  s.  Kaufmann.  —  skr.  särthaväha,  p.  pkr.  satthaväha. 

1440.  sada  s.  Schall,  Laut,  Wort.  —  skr.  sabda  Cl.,  p.  pkr.  sadda;  hi.  m.  säd  u.  s.  w. 

1441.  sadana  s.  Wasser.  —  skr.  syandana  (Bed.  „Wasser"  bei  Lexicographen),  p.  sandana, 

pkr.  sandana. 

1442.  sadam,    sadaham   s.    die    heilige   Lehre,    Religion.    —    skr.  saddharma  Jay., 

p.  pkr.  saddhamma. 


261 

1443.  sadalla   s.    Terrasse    (vor   dem    Hause),    Piazza.    —    skr.    candrasälä    (vgl.   Jay. 

u.  d.  W.  sahdala). 

1444.  sadas,   sadäs  s.    das   Auge   in    den   Pfauensch weiffedern.  —  Wtl.   Mondauge   aus 

sada  =  sanda,  s.  hahda  -\-  as,  äs,  s.  äsa.  Im  Skr.  hat  candra,  candrikä,  im  Sgh. 
sahda  die  gl.  Bed. 

sadum  s.  Schmuck  s.  unter  sädenavä. 

1445.  sadul,  sädul  s.  Panter.  —  skr.  särdüla,  p.  pkr.  saddüla. 

1446.  sanda  1.  s.  Mond  s.  hahda.  —  —  2.  s.  Abend  s.  sähde.  —   —  3.  s.  Gelenk.  — 

skr.  p.  pkr.  sandhi  Jay.  —  —  4.  s.  Wunsch.  —  skr.  p.  pkr.  chanda.  —  — 
5.  adv.  postpos.  während,  zur  Zeit  wo  .  .  .,  z.  B.  un-sahda  „während  er  sass" 
Ss.  19.  —  Nbf.  zu  sana  (vgl.  M.3  205);  inschriftl.  sändä  121  A.  12. 

1447.  sahdahas  s.  Schwert,  Säbel.  —  skr.  candrahäsa. 

1448.  san  s.    1.   das  Verbergen,  Verstecken.  —  skr.  p.  channa,   pkr.  channa.    Hieher 

gehört    auch   sanpiyes    „  Schamteile ",    was    ein   channapradesa   voraussetzt.    —    — 

2.  Zeichen,  Signal.  —  skr.  samjnä  M.3  205,  p.  sannä,  pkr.  sannä;  ö.  hi.  sän. 

3.  Ton,  Laut,  Gesang.  —  skr.  svana. 

sana  s.  Augenblick  s.  unter  säna. 

1449.  sanada  s.  Rüstung,  Ausrüstung.  —  skr.  ynah  -\-  sam  „ umgürten",  p.  sannayhaü; 

skr.  p.  pkr.  sannaddha. 

1450.  sanalia,  sanahas,  sanä  s.  Oel;  Zuneigung,  Liebe.  —  skr.  sneha  Jay.,  p.  sineha, 

pkr.  sineha.  Vgl.  auch  sgh.  sinidu  „ölig,  fett;  anhänglich"  =  skr.  snigdha  M.3  207, 
p.  siniddha,  pkr.  siniddha. 

1451.  sanituhan  s.  Gedanke,  Erwägung,  Schlussfolgerung.  —  p.  sannitthäna. 

1452.  sanhun  adj.  ruhig,  still.  —  skr.  ysad  -\-  sam-ni,  sainnisanna,  p.  sannisinna  (mit 

ders.  Bed.  wie  im  Sgh.). 

1453.  sapat,   säpat  s.   Glück,   Wohlergehen,   Wohlstand.   —   skr.   p.  pkr.   sampatti 

M.3  210. 

1454.  sapayanavä  s.  verschaffen,  erwerben.  —  skr.  ypad  -j-  sam,  caus.  sampädayati 

Ch.  145,  p.  sampädeti,  pkr.  sampäei. 

1455.  sapayö,  sapiyö  s.  Vereinigung,  Verbindung.  —  skr.  samprayoga,  p.  sampayoga. 

1456.  sapä,  -u  s.  Biene.  —  skr.  satpada  Jay.,  p.  chappada,  pkr.  chappaa. 

1457.  sapu  s.  1.  Glück,  Wohlergehen  (auch  säpa).  —  skr.  sampad  Jay.,  p.  sampadä, 

pkr.  sampaä.  —  —  2.  N.  eines  Baumes,  Michelia  champaka.  —  skr.  p.  campaka 
M.3  205,  pkr.  campaga.  —  —  3.  Schlange  s.  hapu. 

1458.  sambara  s.  Menge.  —  skr.  p.  pkr.  sambhära. 

1459.  sam  adj.  schwarz  in  samvan  „ schwarze  Farbe*.  —  skr.  syäma,  p.  pkr.  säma. 

1460.  samagi  adj.  vereinigt,  verbunden,    s.-karanavä  „verbinden,  versöhnen",    samaga, 

-gin,  postp.  „zusammen  mit  ..."  —  skr.  samagra  (vgl.  M.3  205  u.  d.  W.  samanga, 
unrichtig  Ch.  145),  p.  pkr.  samagga.    Die  Bed.  vermittelt  p.  sämaggt,  „Eintracht". 

1461.  samat  adj.  1.  fähig,  im  Stande,  geschickt.  —  skr.  samartha  Cl.,  p.  pkr.  samattha. 

—   —  2.  ganz,  vollständig.  —  skr.  samasta  Cl.,  p.  pkr.  samattha. 


262 

1462.  saman  s.  Jasmin.  —  skr.  p.  sumanä. 

1463.  samavat   s.    tiefste   Versenkung,    Meditation.    —   skr.    p.    samäpatti   M.3  205. 

1464.  samas  s.  Abkürzung,  Verkürzung.  —  skr.  p.  samäsa  M.3  205. 

1465.  samä   s.    1.  Verzeihung,  Vergebung   s.    unter    Jcamä.    —    —   2.   Zeit.    —   skr. 

p.  samaya,  pkr.  samaa. 

1466.  samäm    s.   Versammlung,    Zusammenkunft,    Zusammentreffen.    —    skr.    p. 

pkr.  samägama  M.3  205,  Jay. 

1467.  samu   s.    Zustimmung,    Erlaubnis    KJ.  378,   398.    —    skr.  Yman  -J-  sam,    skr. 

p.  sammata,  pkr.  sammaa. 

1468.  samusu  s.  vermischt,  vermengt.  —  skr.  sammisra  Jay.,  p.  pkr.  sammissa. 

1469.  saya,  sä  s.  Austrocknung,  Dürre,  Hunger.  —  skr.  ksaya,  p.  khaya,  pkr.  khaa. 

D.  W.  setzt  eine  Grdf.  mit  ch°  voraus.  Die  urspr.  Bed.  liegt  noch  in  sayarogaya 
„ Schwindsucht"   zu  Tage. 

1470.  sayuru  s.  Meer,  Ocean.  —  skr.  p.  sägara  M.3  206,  pkr.  säara, 

1471.  sara  s.   1.   Ton,   Note   (in   der  Musik).   —   skr.   svara  Jay.,   p.   pkr.   sara.   —  — 

2.  Teich,  See.  —  skr.  saras,  p.  pkr.  sara.  —  —  3.  Pfeil.  —  skr.  sara, 
p.  pkr.  sara.  —  —  4.  Substanz  u.  s.  w.  —  skr.  p.  pkr.  sära. 

1472.  saraga  s.  Hirsch.  —  skr.  p.  pkr.  särahga  „ gefleckt".    Gemeint  ist  die  auf  Ceylon 

vorkommende  Art  Axis  maculata.    Vgl.  harahga. 

1473.  sara  s.  Herbst,  Jahr.  —  skr.  sarad  M.3  206,  p.  sarada,  pkr.  saraa. 

1474.  sari  s.   Aehnlichkeit,    Gleichheit,    s.-karanavä    m vergleichen".    —   skr.    sadrsa 

M.3  206.  Interessant,  weil  zu  pkr.  sarisa  stimmend!  Die  Bed.  „  zusammen  mit  ..." 
(wie  pkr.  sarisa)  findet  sich  in  sari-lanavä  „ zusammentreffen,  begegnen".  Vgl. 
auch  suruJcu. 

1475.  saru  s.  Griff,  Gefäss  (eines  Schwertes).  —  skr.  tsaru,  p.  *charn. 

1476.  sarup  s.  übereinstimmend,  passend,  geeignet.  —  p.  säruppa. 

1477.  sal,  sala,  sei,  sela,  heia  s.  Berg,   Felsen.  —  skr.  silä,  saila  K.  430,  R.  244, 

p.  pkr.  silä,  sela.    Vgl.  weiterhin  hal. 

sal,  sala  s.  irdenes  Gefäss  s.  unter  häliya. 

1478.  sala  s.  Spiess,  Stachel  (des  Stachelschweines).  —  skr.  salya,  p.  pkr.  salla. 

1479.  salakanavä  v.  prt.  sälakuvä  sehen,  erblicken,  betrachten,    salakuna,  -nu,  hal° 

„ Kennzeichen,  Merkmal".  —  skr.  Ylaks  -j-  sam,  samlaksayati  Ch.  146,  p.  sallak- 
kheti,  sallakkhana. 

1480.  salanpat  s.  Fächer.  —  Würde  ein  skr.  *calanapattra  (etwa  =  Schwenkblatt)  zur 

Voraussetzung  haben.    Weiteres  s.  unter  halanavä. 

1481.  salaya  s.  Diener.    Inschriftlich  121  B,  22,  M.3  S.  206.  —  Ich  leite  d.  W.  ab  von 

skr.  p.  ceta,  pkr.  ceda. 

1482.  salala,   -lu  adj.   frisch,   zart,  jung,    salalu   (Cl.   -elu)    „ junger   Mann",    saleli 

„ junges  Mädchen".  —  Vermutlich  zu  skr.  cattda  „artig,  fein",  wird  durch  sobhana 
erklärt. 


263 

1483.  sav  1.  adj.   all  s.  Jiav.  —   —  2.  Schüler,   Laie.  —  skr.  srävaka  Jay.,   p.  sävaJca, 

pkr.  sävaga. 

1484.  sava,   sä  s.  Leichnam.  —  skr.  sava,  p.  chava. 

1485.  sasa  s.  Wahrheit,    sasvadan  „ Asket"  =  der  die  Wahrheit   spricht.  —  skr.  satya 

M.3  206,  p.  pkr.  sacca;  hi.  sac,  m.  säe  u.  s.  w.  (B.   1.  337). 

1486.  sasak  s.  Mond.  —  skr.  kasänka,  p.  sasahka. 

1487.  sasaga  s.  Vereinigung,  Verbindung.  —  skr.  samsarga  Jay.,   p.  pkr.  samsagga. 

1488.  sasara  s.  Welt,  weltliche  Existenz.  —  skr.  p.  pkr.  samsära  Cl. 

1489.  sasal   s.    das    Schwanken,   die    Bewegung;    Auge   (als   das   bewegliche),    sasala 

„Donner"  =  das  Schwanken,  Rollen,    sasaladala  „Ficus  religiosa"  =  mit  zitternden 
Blättern.  —  skr.  p.  pkr.  cancala  Jay.;  hi.  m.  cameal  u.  s.  w.  (B.  2.  24). 

1490.  saha  s.  Freund.  —  skr.  p.  pkr.  sahäya  oder  =  skr.  p.  sakhi,  pkr.  sahi. 

1491.  sahayuru  s.  Mango.  —  skr.  p.  sahakära  Cl.,  pkr.  sahaära. 

1492.  sala  s.  Betrug,  Täuschung,  List.  —  skr.  p.  pkr.  chala.    Lies  sala. 

1493.  salä  s.  Menge,  Masse.  —  skr.  chatä  M.3  206,  pkr.  chadä. 

1494.  sä   s.    1.    Hunger   s.   saya.   —   —    2.  Zweig,   Ast.    sämuvä    »Affe",    das    auf  den 

Bäumen  lebende  Tier.  —  skr.  säkhä  M.3  206,  säkhämrga  CL,  p.  säkhä,  pkr.  säJiä. 

—  —  3.  Abend.   —  skr.  p.  säya. 

1495.  sihal  s.  Lehm,   Schmutz.  —  Interessant,    weil  zu  p.  pkr.  ciTikhalla  sich  stellend, 

gegen  skr.  cikhalla;  ö.  hi.  ciliar,  ktear. 

1496.  siku  adj.  trocken,  dürr.  —  skr.  suska  M.3  207,  p.  sukkha,  pkr.  sukka. 
singu  s.  Hörn  s.  anga. 

1497.  sitiyama   s.    Zeichnung,   Gemälde,   Bild,    siüyam-karanavä    »zeichnen,   malen"; 

sitiyara  „ Maler".   —  skr.  citrakarman,  citrakära  M.3  207,  p.  cittakära,  pkr.  citta- 
gära,  -ära. 

1498.  situmini  s.  fabelhafter  Edelstein,  der  die  Erfüllung  aller  Wünsche  gewährt  Ss.  99. 

—  skr.  pkr.  cintämani  Jay. 

1499.  sidat  s.  Lehrsatz,  Doctrin.  —  skr.  siddhänta  Cl. 

1500.  sidu    1.    s.    Fluss,    Ocean.    —   skr.    p.    pkr.    sindhu.     Sgh.    auch   sindu.    —    — 

2.  s.  Reinheit,  Heiligkeit  s.  hudu.  —  —  3.  s.  Loch,  Höhlung.  —  skr.  chidra, 
p.  pkr.  chidda.  —    —  4.  adj.  vollendet,  vollkommen.  —  skr.  p.  pkr.  siddha  Jay. 

1501.  siduhat  s.  weisser  Senf;  Name  des  Buddha.  —  skr.  siddhürtha  Cl.,  p.  siddhattha. 

1502.  sihdinavä  v.  prt.  sindä  abhauen,    abschneiden.    Neu  ist  die  Bed.   „auspressen" 

(z.  B.  Oel),  in  welcher  d.  V.  auch  lähdinavä  lautet.  —  skr.  \cliid,  chinatti  A.  27, 
Ch.  147,  p.  chindati,  pkr.  chindai;  si.  chinanu  u.  s.  w. 

1503.  sin   adj.   sitzend,    ruhend;    s.   Ruhe,    Schlaf.    —    Geht    unmittelbar  auf  skr.    p. 

pkr.  sanna  zurück.    Vgl    indinavä. 
sinidu  adj.  ölig,  anhänglich  u.  s.  w.  s.  unter  sanaha. 

1504.  sipa  s.  Kunst,   Handwerk  KJ.   159.    sipi  „Künstler".  —  skr.  silpa,  silpin,  silpika 

Jay.;  p.  si/ppa,  sippin,  sippiha;  pkr.  sippa,  sippia. 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  34 


264 

1505.  sipat  s.    Degenklinge.    —    skr.    asi  -\-  patra  Cl.     Vgl.   Ss.  30,    wo   d.  W.    durch 

khadgapatra  wiedergegeben  ist.     Maceeady,  Glossar  u.  d.  W. 

1506.  siya  1.  adj.  mein,  dein,  sein,  eigen;  s.  pl.  siyan  „Angehöriger,  Verwandter".  — 

skr.  svaka,  p.  saka,  pkr.  saa.  —  —  2.  s.  Dach.  —  skr.  p.  chada.  Jay.  hat  auch 
siyana  =  chadana.    Vgl.  hivanavä. 

1507.  siya,  siyaya  num.  hundert;  eksiyaya  100,  desiyaya  200,  tunsiyaya  300  u.  s.  w.  — 

skr.  sota,  p.  sata,  pkr.  saa;  hi.  sai,  saic,  m.  sem  u.  s.  w.  B.  2.  137,  R.  239. 

1508.  siyalu  adj.  all.    siyalla  s.   „ Gesamtheit".  —  skr.  p.  sakala  M.3  207,  K.,  pkr.  saala. 

Apabhr.  Pr.  sagalu,  dav.  hi.  sagrä,  m.  saglß  u.  s.  w.  Gr.  50.  2. 

1509.  siyaha,  siyä  adv.  immer,  fortwährend.  —  skr.  p.  satatam  CL,  pkr.  saaam. 

1510.  siyum,    siyun,    siliin,    sin   adj.    dünn,    fein,    zart;    scharf,    schneidend.    — 

skr.  sTiksma  M.3  207,  p.  sukhuma,  pkr.  suhuma. 

1511.  siyuru,  sivru  s.  N.  eines  Vogels,  Perdrix  rufa.  —  skr.  p.  cahora  K.  419. 

1512.  siri  s.   1.  Glück,  Heil  u.  s.  w.  —  skr.  srl,  p.  pkr.  sirl.  —  —  2.  Heuschrecke 

s.  unter  sira.  —  —  3.  Pflug.  —  skr.  p.  slra.  —  —  4.  Aehnlichkeit.  — 
skr.  p.  carita  „ Verfahren,  Art",  pkr.  caria. 

1513.  sirit  s.  Sitte,  Brauch,  Verhalten.  —  skr.  caritra  M.3  207,  p.  cäritta. 
siriyä  s.  Dolch,  Messer  s.  unter  Jcaraya. 

1514.  siriru,  siruru  s.  Körper,  Leib.  —  skr.  sarira  M.3  208,  p.  pkr.  safira. 

1515.  siru   s.  Heimchen,   Grille;    N.    eines   die   Bäume   schädigenden  Insekts.  —  skr. 

p.  cirl,  clrikä.    Vgl.  auch  sgh.  siri  „Heuschrecke"   bei  Clough. 

1516.  sil  s.  moralisches  Verhalten.  —  skr.  slla  M.3  208,  p.  pkr.  sila. 

1517.  silimuva  s.  Biene.  —  skr.  siltmukJm  Cl. 

1518.  silil  s.  Wasser.  —  skr.  p.  pkr.  salila. 

1519.  silutu  adj.  anhängend,  anhaftend,  glatt,  poliert.    Ss.  86:  silitn.  —  skr.  slista 

Jay.,  p.  silittha. 

1520.  silev,  silö  s.  Vers,  Lied.  —  skr.  sloha  Jay.,  p.  siloka,  pkr.  siloa. 

1521.  siv,  sivu  num.  vier.    Aeltere  Form  für  hatara  (s.  dort),    spez.   am  An  f.   v.  Comp. 

gebraucht,  z.  B.  sivbä  „vierarmig",  N.  des  Vishnu.  Vor  Voc.  sivr-,  sivur-, 
z.  B.  sivräs  , viereckig,  vierseitig";  vgl.  4.  as.  Contr.  sü-  in  süvisi  24  GK.  21, 
RR.  54.  6,   S.  19.  —  skr.  catur-  (caturasra),  p.  catu-,  catur-;   pkr.  cau-,  caur-. 

1522.  sivi   s.    Sänfte,    Palankin   in   sivige   Bez.    des   Tragsitzes   auf  dem  [Elefanten.  — 

skr.  sä,  p.  sivihä,  pkr.  siviä. 

1523.  siviya  s.    1.  N.   einer   best.  Art  Pfeffer,   Piper  cavya.  —  skr.  cavt,   cavya  CI.  — 

2.  Haut,  Fell  s.  häva. 

1524.  sivumäli  adj.  zart,  sanft,  aumutig.  —  skr.  suhumära  M.3  208,  so  auch  Ss.  27  Co., 

p.  sukumära,  sukhumüla,  pkr.  suumüra. 

1525.  sivur u,   sivra   s.   das   gelbe  Gewand    der    buddhistischen  Priester.  —  skr.  p.  pkr. 

clvara  M.3  208. 


265 

1526.  sisi  s.  Mond,    sisipiya  „Lotosblume"  =  dem  Monde  befreundet.  —  skr.  sasin  M.3  208, 

p.  sasin. 
sisila,  sihila  s.  Kälte  s.  unter  il-masa. 

1527.  sisi(  s.  Schüler.  —  skr.  sisya  Jay.,  p.  sissa,  pkr.  slsa. 

1528.  siha,   si  s.  Löwe.    Sigiri  der  „Löwenberg",    Blakesley,   JRAS.  N.  S.  8,  S.  53  ff., 

Rots  Davids,  ebenda  7,  S.  191  ff.,  skr.  simha,  p.  pkr.  siha  (vgl.  Pischel, 
Hern.  2.   13-14). 

1529.  sihiya  s.  Erinnerung,  Gedenken,    sihi-haranavä  „sich  erinnern"  Ss.  14,  58,  95.  — 

skr.  smrti  M.3  208,  p.  saü  (v.  sarati  und  sumarati,  pkr.  sarai  und  sumarai). 

1530.  silu  s.  Spitze,  Oberstes,  Kopf;  Krone,  Diadem;  Kamm  (des  Pfauen);  Flamme. 

—  M.3  208,  Cl.  fälschlich  zu  skr.  sikhä  gestellt.  Es'  ist  vielmehr  =  skr.  cüdä, 
p.  culü.  Vgl.  sihimini  »ein  im  Haar  getragenes  Juwel"  =  skr.  cüdämani,  p.  cid0, 
sowie  tambasilu  »Hahn"  u.  d.  W.  taniba. 

1531.  st  s.   1.  Löwe  s.  siha.  —  —  2.  das  Pflügen.  —  skr.  p.  vgl.  sitä  „Furche".  —  — 

3.  das  Lachen.  —  skr.  smita,  p.  Sita. 

1532.  suJcu    s.    Zoll,    Taxe,    Abgabe.     —    skr.    sulka    (M.3   208    u.    d.    W.    sunka), 

p.  suiika.  Sgh.  suhgam  „Zoll"  ist  wohl  suk  -f-  9am  —  gräma  in  der  Bed. 
„Menge,  Sammlung". 

1533.  sutiga  adj.  klein,  dünn,  fein.  —  skr.  slaksna  M.3  208,  p.  pkr.  sanha. 

1534.  suta  s.  Faden;  Regel,  Vorschrift.  —  skr.  sTdra  M.3  208,  p.  pkr.  sutta. 

1535.  sutu  s.  Schaltier,  Auster.   —  skr.  sukti,  p.  pkr.  sutti. 

1536.  sudat  s.  Frauengemach,  Harem.  —  skr.  suddhänta,  p.  suddhanta. 

1537.  sudana  s.  ein  braver,  tugendhafter  Mensch.  —  skr.  p.  sujana,   wohl  eher  als 

skr.  p.  sajjana  (Jay.),  pkr.  sajjana. 

1538.  sudasun  adj.    1.   schön  (anzusehen).  —  —  2.   einer  guten  Glaubenslehre  folgend, 

fromm  GK.  32  b.  —  skr.  sudarsana,  p.  sudassana,  pkr.  sudamsana. 

1539.  sudusu  adj.  geschickt,'  passend.  —  skr.  sudahsa  M.3  208.     Hat  eine  Grdf.   mit 

cch  zur  Voraussetzung. 

1540.  sun   s.    1.    adj.    abgehauen.  —  skr.    p.    pkr.    chinna  M.3  208.    Vgl.    sgh.   sunbun 

„wertloses  Zeug,  Gerumpel*  =  chinna-bhinna.  —  —  2.  s.  Vernichtung,  Unter- 
gang. —  Entweder  =  d.  vor.,  oder  auf  skr.  slrna  zurückgehend. 

1541.  suba  adj.  glücklich:  s.  Glück,  Wohlergehen.  —  skr.  subha,  p.  subha,  pkr.  suha. 

Vgl.  sgh.  sobana,  hobana  „angenehm,  lieblich,  schön"  =  skr.  sobhana  u.  s.  w. 
S.  unter  obina. 

1542.  sumu  1.  adj.  schön,  hübsch,  elegant.  —  skr.  sumuJcha  Cl.  —   —  2.  s.  Menge, 

Haufe.  —  skr.  p.  pkr.  samuha  Jay. 

1543.  sumuga  s.  Dose,  Kästchen.  —  skr.  samudga  Cl.,  p.  pkr.  samugga. 

1544.  suru    1.   s.   Held,   Krieger.    —   skr.    süra  M.3  209,   p.   pkr.  süra.    —  —    2.  adj. 

geschickt  s.  huru. 3.  adj.  schön,  anmutig.  —  skr.  p.  suräpa,  pkr.  suriiva; 

si.  suru  „(a  boy)  that  is  tall  for  his  age  or  has  grown  quickly"   (Stack). 

34* 


266 

1545.  sul,  sulu  adj.  klein,    sidangilla  „der  kleine  Finger".   —  skr.  ksidla,  p.  culla,  cula, 

cüla.    Hieher   gehört   auch   pkr.    culla   in    cullatäa,    cullapiu   kleiner  Vater,    d.   i. 
„ Schwiegervater"  =  skr.  ksullatäta,  p.  cullapitar. 

1546.  suva  s.  1.  Freude,  Glück,  Wohlergehen,  Gesundheit,    s.-karanavä  „ heilen".  — 

skr.  p.  sukha  M.3  209,  pkr.  suha.  —  —  2.  Papagei.  —  suka  Cl.,  p.  suka,  suva, 
pkr.  sua;  MIDial.  suä. 

1547.  suvahda  s.  Duft,  Wohlgeruch,   N.  einer  auf  Ceylon  heimischen   wohlriechenden 

Pflanze.  —  skr.  p.  sugandha  M.3  209,  pkr.  suandha;  ö.  hi.  sömdhä  (H.  54). 

1548.  suvan   s.    1.    Gold,    suvankaru,   suvaru    „ Goldarbeiter".    —    skr.   suvarna,    p.    pkr. 

suvanna.  —  —  2.  N.  des  Vogels  Garuda.  —  skr.  suparna,  p.  supanna. 

1549.  suvaru  s.  Koch.   —  skr.  p.  süpakära. 

1550.  suvasa  s.  Natron,  Alkali.   —  skr.  suvarcaka  Cl. 

1551.  susuma,    susma    s.    Atem,     susumlanavä    „seufzen,    stöhnen".    —    skr.    susma, 

pkr.  sumha. 

1552.  susüra,  susiri  s.  Höhlung,  Loch;   ausgehöhltes  Instrument,  Flöte;   Elefanten- 

rüssel. —  skr.  susira  CL,  p.  susira. 

suhunu  s.  Eidechse  s.  luinä. 

1553.  suhuru,  sohovurä,  sohoyuru  s.  Bruder.   —  skr.  sahodara,  pkr.  sahoara. 

1554.  suhul  s.  Schwiegermutter.  —  skr.  svasrü  K.,  p.  scjssm;  hi.  .sös,  m.  säs«  u.  s.  w. 

B.  1.  358. 

1555.  sü  s.  Suppe,  Brühe.  —  skr.  p.  süpa  Jay. 

1556.  südeta  s.  Küchenmeister,  Küchenchef.  —  sü  =  skr.  p.  süda,  pkr.  süa  +  ^eto, 

also   „Oberster  der  Köche". 

1557.  seta,  setu  adj.  trefflich,  edel,  vornehm.  —  skr.  srestha  Jay.,  p.  pkr.  settha. 

1558.  set  s.   Ruhe,   Seelenruhe,    Gelassenheit.  —  skr.   sänti  M.3  209,    p.  pkr.   santL 

Sgh.  sati  „Ende,  Vernichtung". 

1559.  sen   s.    1.    Heer.   —  skr.    p.    send  Jay.,   pkr.   send.    —   —    2.  Adler,    Falke.   — 

skr.  syena,  p.  sena. 

1560.  senavä  v.  lachen.  —  skr.    ysmi,  smayate. 

1561.  sebalä  s.  Krieger,  Soldat.  —  Aus  *senbalä  =  se«ä  -J-  bhata. 

1562.  sem,    sema    s.    Schleim.    —    skr.    slesma    M.3  209,    p.    sileswna    und    semha, 

pkr.  simbha. 

1563.  semara,  semera  s.  Yak,  Bos  gruniens;  Yakschweif  (als  Fliegenwedel  verwendet). 

—  skr.  p.  pkr.  cämara  Jay. 

se£,  seZa  s.  Felsen,  Berg  s.  sal. 

1564.  sevana  s.    1.  Schutz,   Schatten  s.   unter  hivanavä.  —  —  2.  Wassereimer.  — 

skr.  secana,  pkr.  seana. 

1565.  seveZ  s.  N.  einer  Wasserpflanze,  Vallisneria  (Blyxa)  octandra.   —    —   skr.  saiväla 

Jay.,  p.  seväla. 

1566.  sesa,  sesu  adj.  übrig,  übrig  bleibend.  —  skr.  sesa  M.3  210,  p.  pkr.  sesa. 


267 

1567.  se    1.    s.   Ursache;    Brücke   s.    1.   und    2.    heya.   —  —   2.    s.    weisse   Farbe. 

In  Corapos.  oft  sc-  z.  B.  sejxd,  hepat  „Gans,  Schwan"  =  weissgefiedert,  semwi 
„Krystall"  =  weisser  Edelstein;  se-  in  sesata  „weisser  Schirm"  als  Zeichen  könig- 
licher  Würde.    —    skr.    sveta   Jay.    (vgl.    svetapatra) ,    p.    seta,    pkr.    sea.    —    — 

3.  s.  Schatten;  Abbild;  Aehnlichkeit,  Art  und  Weise.  —  se,  -seyin  bildet 
Adverbien,  z.  B.  suvase  „glücklich"  (unrichtig  M.3  209),  bohöseyin  „vielfältig", 
est  „so,  auf  diese  Weise".  —  skr.  p.  chäyä  Ch.  138,  pkr.  chää;  hi.  chäm  u.  s.  w. 

4.  adj.  geschickt,  gewandt.   —  skr.  p.  cheJca  Cl.,  pkr.  chea. 

1568.  souda  s.  Gift,  Schlangengift.  —  skr.  Jcsveda. 

1569.  sohduru    adj.    anmutig,    angenehm;    s.    Weib.    —   skr.    p.   pkr.    sundara    oder 

vielleicht  genauer  =  skr.  saundarya  R.  244.  Wie  verhält  sich  dazu  hohda,  s° 
„angenehm,  schön,  gut"? 

1570.  som  s.  Milde,  Sanftmut.  —  skr.  saumya  Jay.,  p.  somma,  pkr.  soma. 

1571.  somnasa  s.  Freude,  Ergötzen.  —  skr.  saumanasya  CL,  Jay.,  p.  somanassa. 

1572.  sommäru  s.  Gerber.  —  Aus  :!:somvaru  =  skr.  carmaküra  K.  422,  p.  cammakära; 

hi.  u.  s.  w.   camär. 

sohona,  son  s.  Leichenstätte  s.  hon. 

1573.  so   s.    1.  Geschwulst,   Schwellung,   Beule.    —   skr.   sopha  Cl.,   p.   sopha.   —  — 

2.  Schmerz,  Kummer,  Leid  (sova  bei  Jay.).  —  skr.  soka  CL,  p.  soha,  pkr.  soa, 
soga.  —  —  3.  Ohr.  —  skr.  srotas.    Ueber  soya,  so  „Strom"  s.  oya. 

sälculu  adj.  hart,  fest  s.  sahulu. 

säta,  häta  num.  sechzig  s.  unter  haya. 

1574.  säda    1.    adj.    heftig,    ungestüm,    rauh,    hart,    grausam,    sädapahara    „Strom- 

schnelle". —  skr.  p.  pkr.  canda  M.3  210.  —  —  2.  s.  das  Hinaufsteigen.  — 
hi.  cadhnä  „sich  erheben,  hinaufsteigen",  cadhäv  „das  Hinaufsteigen"  =  m.  cadäv, 
si.  cadhanu  (B.  2.  43,  53,  64).  Hern.  4.  162  (vgl.  Pischel,  z.  d.  St.)  wird 
pkr.  paccaddai  als  Subst.  für  gacchati  gegeben. 

1575.  sädol  s.  Angehöriger  der  verachtetsten  Kaste.  —  skr.  p.  pkr.  candäla  Cl. 

1576.  säna,  sana  s.  Augenblick;   Fest,    sänagos   „Festjubel".    —   skr.  Jcsana  M.3  210, 

p.  pkr.  hliana.  Geht  auf  eine  Nbf.  mit  ch  zurück,  wie  p.  chana  in  der  Bed.  „Fest", 
während  die  Grdf.  mit  Jch  in  sgh.  hana  (bei  Jay.),  Icenehi  „sofort,  alsbald" 
(p.  tasntim  Tchane)  vorliegt.  Doppelformen  auch  in  hi.  Tchan  und  chan,  m.  Mian 
u.  s.  w.  B.  2.  7.    Vgl.  auch  5.  sahda. 

sät,  säta  s.   1.  Waffe,  2.  Kenntnis,  Wissenschaft  s.  sata. 

1577.  sätapenavä  v.  prt.  sätapunä  rauhen,  schlafen.  — ■  skr.  \trp  -\-  sam,  samtarpayaä 

P.  G.,  K.  417,  p.  santappeti. 

1578.  südenavä   v.    prt.    sädunä   ausstatten,    schmücken.    —   skr.    sajjayaü    „setzt   in 

Bereitschaft",  p.  sajjeti  „rüstet,  schmückt  (z.  B.  nagaram)" ,  pkr.  sajjel.  Vgl. 
sgh.  sackm  „Schmuck"   =  skr.  p.  sajjana. 

1579.  sädäha  s.  Glaube,    sädä-len  „mit  gläubigem  Herzen"  Ss.  49;  Co.  =  sraddhäcittayen. 

—  skr.  sraddhä  OL,  p.  pkr.  saddhä. 


268 

1580.  sähde,  sakda  s.  Abend.  —  skr.  sandhyä,  p.  pkr.  sahjhä;  hi.  m.  sämjh,  pj.  samjh  u.  s.  w. 

B.  1.  328. 

säpa,  säpata  s.  Glück  u.  s.  w.  s.  sapa  und  sapat. 

1581.  säpat  s.  Annäherung,  das  Herankommen.  —  skr.  sampräptt,  das  formell  schon 

auf  der  Pälistufe  mit  sampatti  zusammenfällt. 
sämi  s.  Herr,  Gebieter  s.  liimi. 

1582.  sämitiya  s.  Peitsche,  Geissei.    —   Ich    erkläre    das  W.    aus   sam  (ham)   „Leder, 

Riemen"  -+-  mitiya  „Bündel,  Handgriff". 

1583.  sära  adj.  gehend,  sich  bewegend;  schnell,  flink,    säraya  „Schnelligkeit,  Flink- 

heit", särayatiya  „Spazierstock",  särisara  „das  Gehen,  Bewegung".  —  skr.  cärin, 
caräcara,  p.  cärin,  caräcara,  pkr.  carai,  cära  u.  s.  w. 

1584.  säv  s.  Bogen.  —  skr.  p.  cäpa,  pkr.  cäva.    Sgh.  liyasäv  N.  des  Liebesgottes  Nv.  12 

wäre  =  skr.  Hatäcäpa. 

1585.  sävulä  s.  Hahn.  —  skr.  p.  capala   „flink".     Gemeint   ist   zunächst  der  sehr  scheue 

und  flüchtige  Waldhahn  (Gallus  Lafayetti). 

1586.  sähälln  adj.  leicht  (levis  und  facilis).  —  Metathese  aus  *säläha  ==  p.  sallaghuka. 
säla-lihiniyä  N.  eines  Vogels  s.  häla-l°. 

1587.  sa  s.   1.  N.  der  Familie,  aus  welcher  der  Buddha  hervorging.  —  skr.  säkya,  p.  säkiya 

neben  sakya  und  sakka.  —  —  2.  Scheiterhaufen,  Holzstoss  (zum  Verbrennen 
der  Leichen);  buddhistisches  Heiligtum,  Reliquienschrein.  Davon  Sügiri 
N.  des  Mihintale-Berges.  —  skr.  citi,  citä,  cittkä,  caitya  M.3  211,  p.  citä,  citakä, 
ceüya  (Cetiyagiri),  pkr.  ciä,  ceia. 

H 

1588.  hak,  salc  s.  Muschel.  —  skr.  saiikha,  p.  pkr.  sanJcha  K.  430. 

1589.  hakuru,   sak°   s.   Zucker,    hakurä   ein   Mann   von    der    „Jaggery" -Kaste.    —   skr. 

sarkarä  Jay.,  p.  sakkharä,  pkr.  sakkarä;  MISpr.  sakkar,  m.  säkhar. 

1590.  hagisvanavä   v.    prt.   hagisvuvä   die   beiden   streitenden   Parteien    vor  Gericht   sich 

gegenüber  stellen,  confrontieren;  dann  überführen.  —  Ich  leite  das  V.  vom 
Caus.  der  skr.  Ygam  -j-  sam,  samgacchati  ab.    Im  P.  hiesse  dasselbe  *sahgacchäpeti. 

1591.  hana-gala,  san°  s.  Mahlstein.  —  skr.  säna,  p.  säna. 

1592.  hata,  sata  num.  sieben,    dahahata,  hatalosa  17,  hättava,  sättäva  70.  —  skr.  sapta, 

saptadasa,  saptati;  p.  satta,  sattadasa  und  sattarasa,  sattati  und  -ri;  pkr.  satta, 
sattarasa,  sattati.  hi.  sät,  sattarah,  sattar;  m.  sät,  saträ,  sattar  u.  s.  w.  R.  239, 
B.  1.  278,  2.  133  ff. 

1593.  hatara,    satara,    här    num.   vier,     dahahatara,    sudusa  14,   hataliha,    sa°  40. 

Vgl.  siv,  sivu.  —  skr.  catväras,  caturdasa,  catvärimsat;  p.  cattäro  (caturo,  worauf 
sgh.  hära  zurückgeht),  catuddasa  (coddasa  und  cuddasa),  cattärlsam  und  catta- 
llsam  (tältsam);  pkr.  cattari  und  cauro,  cauddasa  und  caudasa  (coddasa),  cattä- 
Itsam  und  cäältsani  (cattä).  hi.  cär,  caudaha,  cälis;  m.  cär,  caudä,  cälxs  u.  s.  w. 
R.  239,  B.  2.  132  ff. 


269 

1594.  Jiatta  s.   pl.  hatu  (satu)  Pilz,   Schwamm.  —  skr.   cliattra,  chattrikä,  so   benannt 

wegen  seiner  Schirmgestalt.  Vgl.  Megh.  11:  Jcartum  yacca  prabhavati  mahlm 
ucchillndhrätapaträm  .  .  . 

1595.  hadanavä,  sa d°  v.  prt.  häduvä,  s°  machen,  vollenden;  erbauen,  errichten.  — 

Kann  nicht  mit  Ch.  152,  M.3  211  zu  skr.  Y  sädh,  sädhayati,  p.  sädheti,  pkr.  sähei 
gestellt  werden,  da  intervoc.  dh  nicht  erhalten  bleibt.  Vielmehr  gehört  das  V. 
zu  skr.  Ysrj,  srjati;  Grdbed.  „hervorbringen".  Im  P.  wäre  wohl  ein  *sajjati 
vorauszusetzen.  Vgl.  übrigens  Ss.  5,  wo  susädu  im  Co.  mit  susarjitakalävü  wieder- 
gegeben wird.    S.  auch  Nr.  1578. 

1596.  hahda,  sanda  s.  Mond.  —  skr.  candra  A.  22,  p.  pkr.  canda;   hi.  cämd  u.  s.  w. 

(B.  1.  297,  337,  Gr.  50.  37). 

1597.  handun,   sa°  s.  Sandelholz.  —  skr.  p.   candana  Cl.,   pkr.   candatia;   hi.  u.  s.  w. 

candan,  b.  sandal. 

1598.  handiya  s.  pl.  handi  Gelenk,  Knoten,  Verbindung,    h.-haranavä  , verbinden".  — 

skr.  p.  pkr.  sandhi  M.s  211. 

1599.  hapan,   sapan  adj.   überlegen,    erfolgreich;    reich,    vermöglich;    klug, 

geschickt,  weise,  hapanä  „der  Weise".  —  skr.  p.  pkr.  sampanna.  Es  ist 
jedoch  sehr  möglich,  dass  damit  zugleich  p.  sappahna  (=  skr.  sa  -\-  prajnä) 
zusammengeflossen  ist. 

1600.  liapanavä,   sap°  v.   zerkauen,   zermalmen,    hapa   alles  zerkleinerte,    zermalmte 

„Abfälle,  Ueberreste".  —  P.  G.  3  zu  skr.  carv,  mar.  St.  cäv-  gestellt.  Lautlich 
nicht  ohne  Bedenken. 

1601.  hapu,   sapu,    sapä,   sap   s.    Schlange.    —    skr.    sarpa  Cl.    Jay. ,   p.    pkr.   sappa; 

hi.  sämp,  m.  säp  u.  s.  w.  (B.  1.  319,  Gr.  50.  31).  Sgh.  häpinna  „weibliche  Cobra" 
=  p.  sappint  K.  425. 

1602.  hapus  s.  Jay.  gibt  das  W.  durch  lom  heiin  sittma  wieder;  das  wäre  =  skr.  puldka 

lomaharsa.  Daher  leite  ich  hapus  auf  skr.  samsparsa,  p.  samphassa,  pkr.  sam- 
phäsa  zurück. 

1603.  hama,  sama  s.  pl.  ham,  s°  Haut,  Leder.  —  skr.  carman  K.  427,   M.3  211,  p. 

pkr.  camma;  hi.  u.  s.  w.  cäm  B.   1.  345.    Vgl.  sommäru. 

1604.  hamananavä   v.   prt.   hämanuvä   gleichstellen,    vergleichen.    —    Denom.    von 

hamana  =  skr.  p.  samäna,  pkr.  samäna. 

1605.  hami  s.  Palast  (fehlt  bei  Cl.).  —  skr.  harmya,  p.  hammiya. 

1606.  hamuva  adv.  vor,  in  Gegenwart,  angesichts.    Auch  hamu,  amu.  —  skr.  sam- 

muJcham  M.3  211,  p.  sammukham,  pkr.  sammuham. 

1607.  hambavenavä  v.  prt.  hambavunä  zusammentreffen,  begegnen;  sich  vorfinden, 

vorkommen.  —  skr.  Ybhü  -\-  sam,   sambhavati,   p.  sambhavati,   pkr.  sambhavai. 

1608.  haya,  saya  uum.  sechs,    daliasaya,  solosa  16,  häta,  säta  60.  —  skr.  sas,  sodasa, 

sasti;  p.  cha,  solasa,  satthi  und  -im;  pkr.  cha  (chal-),  solasa  und  sola,  sattln  und  -im. 
hi.  cha,  solah,  säth;  m.  sahä,  sola,  säth  u.  s.  w.  R.  239,  B.  2.   133  ff. 

1609.  harahä,  Sarah  s.  Ochse,  Bulle.  —  Metathese  aus  *sakar  =  skr.  sakvara,  sakkara 

M.»  29. 


270 

1610.  harahga  s.  Name  eines  Vogels  (eine  Kuckucksart).  —  skr.  p.  särahga.    Vgl.  saraga. 

1611.  haramba    s.    das    Fechten.    —    skr.    samrambha    (alles    ungestüme    Gebahren), 

p.  särambha  „zornige  Rede,  Streif. 

1612.  harahanavä,  saras0  v.  prt.  härahuvä,  säras0  schmücken,  zieren.  —  Dürfte  zu 

skr.  Yrac  -+-  sam,  -racati  gehören,  obwohl  dieses  Compos.  im  Skr.  und  P.  nicht 
belegt  ist. 

1613.  hal,  sal  s.  1.  N.  eines  Baumes,  Vateria  acuminata.  —  skr.  säla  Jay.,  p.  pkr.  sola. 

2.  Halle,  bes.  Verkaufshalle,  dah.  dann  Markt.  —  skr.  sola  Jay.,  p.  pkr.  sälä. 

1614.  haladu  s.  Gelbwurz.  —  skr.  haridrä,  p.  pkr.  haliddä;  hi.  haldt,  m.  haladdä  u.  s.  w. 

Gr.  49.  401. 

1615.  halanavä,  sal0  v.  prt.  häluvä,  s°  bewegen,  schütteln,  schwingen;  ins  Wanken 

bringen,  umwerfen.  Intr.  hälenavä,  säl°,  prt.  hälunä,  s°  „wanken,  zittern, 
umfallen".  —  skr.  Vccd,  cdlati,  cälayati  Ch.  146;  p.  cdlati,  cäleti;  pkr.  calai,  cälei. 
hi.  calänä  u.  s.  w.  B.  3.  34,  78.  Vgl.  sgh.  salapat  (synon.  saladala)  N.  der  Ficus 
religiosa  (mit  beweglichen  Blättern)  =  skr.  calapattra. 

1616.  hav,   sav   adj.    all,    ganz.   —  skr.   sarva  M.3  206,    p.  sabba,    pkr.  savva;    hi.   sab, 

m.  sabu  u.  s.  w. 

1617.  havuru   s.    Damm,    Erdwall    (als    Befestigung).    —    skr.   samvara   („Damm"    bei 

Hern.  965),  p.  pkr.  ebenso,  Bed.   „Einschliessung,  Zügelung". 

1618.  has  s.   1.  Gans,  Flamingo,  Schwan.  —  skr.  p.  pkr.  hanisa  K.,  Jay.;  hi.  u.  s.  w. 

hans,  häms  (Gr.  50.  39).  —  —  2.  Gelächter,  Freude,  Vergnügen.  —  skr. 
p.  pkr.  häsa  M.3  211.  —  —   3.  Korn,  Getreide  s.  as. 

1619.  haluva,  sal0  s.  Tuch,  Shawl.  —  skr.  sota,  sätaka,  pkr.  sätaka. 

1620.  hä   part.    cop.    und,    auch,    mit.    häkaranavä    .verbinden,    vereinigen".    —   skr.  p. 

pkr.  saha  A.  31. 

1621.  hat  adv.  rings,   ringsumher.    Auch  hätpasa  und  Ss.  20  hätpasin.   —   Das  W.  ist 

m.  E.  im  Sgh.  contrahiert  aus  Viavat  =  skr.  sarvatra,  p.  sabbattJia,  pkr.  savvattha 
„auf   allen    Seiten",    hätpasa,    -sin   ist    dann    verstärkende    Zusammensetzung    mit 

3.  pasa  „Seite". 

1622.  hävä,  hä,  sävä,  sä  s.  pl.  hävö  Hase,    häkan  N.  einer  Pflanze  (wtl.  Hasenohr)  u.  a. 

—  skr.  sasa  K.  424,  p.  pkr.  sasa. 

1623.  hih  s.  Unterricht,  Studium.  —  skr.  sihsä,  p.  sikkhä. 

1624.  hih-mtyä  s.  pl.  -yö  Moschusratte.   —  hik  (=  skr.  cikha)  +  ml(yä). 

1625.  higu,  s°,  hihgu  adj.  schnell,  flink;  s.  Eile,  Schnelligkeit.  —  skr.  sighra  Ch, 

p.  slgha,  pkr.  siggha. 

1626.  hitänö,   s°   ein   sehr   reicher   Mann,    hüu-    in    hituduva    „Tochter    eines   solchen 

Mannes".  —  skr.  sresthin  Ch,  p.  setthin,  pkr.  setthi.    -änö  ist  „honorific"  A.  G.  S.  175. 

1627.  hitinavä,  sit°  v.   prt.  hitiyä,  s°  stehen,  stehen   bleiben,    hitavanavä,  hitiw0,  s° 

„stellen,  zum  Stehen  bringen,  feststellen,  einpflanzen".  —  skr.  ysthä,  üsthati, 
p.  titthati,  pkr.  citthai.  Mit  letztgenannter  Form  stimmt  die  sgh.  überein,  zuerst 
richtig  erklärt  P.  G.  25,  K.  434  Anm. 


271 

1628.  lata,  s°  s.  Geist,  Sinn,    hitanavä,  s°  prt.  hituvä,  s°  „denken".  —  skr.  citta  Ch.  147, 

cintayati,  p.  citta,  cinteti,  pkr.  citta,  cintei. 

1629.  hitul,  hitul  s.  N.  einer  Paluienart,  Sumpfdattelpalme.  —  skr.  p.  hintäla. 

1630.  hihdu  s.  (fehlt   bei  Cl.)  Stachel  (des  Stachelschweines).  —  skr.  p.   snci,   pkr.  süi. 

Vgl.  unter  idiJcatuva. 

1631.  himi,  himiyä,  s°  s.  Herr  KJ.  671;  Eigentümer;  Gemahl  KJ.  151.  —  skr.  svämin 

A.  30,  P.  G.  34,  p.  sämin,  pkr.  sämi;  hi.  säim  u.  s.  w.  B.  1.  257. 

1632.  hiriyal,  s°  s.  Auripigment.  —  skr.  p.  haritäla,  pkr.  hariäla  und  haliära  Hern.  2.  121. 

Cl.  u.  d.  W.  s°. 

1633.  hivanavä  v.  prt.  hiviwä  bedecken,  beschirmen,  beschatten,    hevana,  s°  „Schutz, 

Schirm,   Schatten",    vgl.  2.  siya.  —  skr.  V cJiad,   chadayati,    chadana;   p.  chädeti, 
chadana,  pkr.  chäana. 

1634.  hivalü,    s°   s.    pl.   hivallu   Schakal.    —   skr.    srgala   A.  5,    p.   sigäla,    pkr.   .siäfa; 

b.  siä?  u.  s.  w. 

1635.  Ins,  sis  adj.  leer.  —  skr.  p.  tuccha;    im  Pkr.   findet  sich  auch  cuccha  und  chuccha 

(Hern.   1.  204),  womit  die  sgb.  Form  übereinstimmt,  M.3  208. 

1636.  htnaya,  s°  Traum.   —   skr.   svapna   R.  248;   p.   soppa,   soppana    „Schlaf",   supina 

„Traum",  pkr.  sivina.    Die  Entwickelung  des  sgh.  Wortes  ist  *suvina,  *sivina,  sina. 

1637.  hunu,  s°  s.  Kalk,  Cement.  —  skr.  carna  Jay.,  p.  pkr.  cunna. 

1638.  hudn,  s°  adj.  rein,  heilig;  weiss.  —  skr.  suddha  Cl.,  p.  pkr.  saddha. 

1639.  hun,  s°  adj.  leer,    sunata  „arm",  wtl.  leerhändig;  s.  Leere.  —  skr.  simya,  p.  suhna, 

pkr.  sunna,  sunna;  hi.  sün,  m.  sunä  u.  s.  w.  Gr.  50.  28. 

1640.  huya,  hü  s.  Faden.  —  Der  Herkunft  nach  identisch  mit  suta,  aber  auf  eine  Grdf. 

*süta  (neben  p.  sutta  aus  sütra)  zurückgehend. 

1641.  huru,    s°   adj.    geschickt,    gewandt,     surata   (huru-ata)    „die    rechte    (d.    h.    die 

geschickte)  Hand".  —  Durch  *haura  aus  skr.  p.  catura,  pkr.  caura. 

1642.  hünä,   s°,   suhunä  s.  Eidechse.  —  skr.  sisunäga,   p.  susu  -\-  näga   „Schlänglein". 

1643.  hürä   s.   Schwager    (das  W.    wurde   mir   von    Mudaliyar   S.    de   Silva    als   in    den 

Dörfern  des  Innern  gebräuchlich  mitgeteilt).  —  skr.  svasurya,  p.  *sasuriya. 

1644.  heta,  s°  adv.  morgen.  —  Aus  he  =  skr.  svas,  p.  se,  suve,  pkr.  suve  (Hem.  2.  114) 

+  adv.  Suff,  ta  Ch.  140,  K.  434. 

1645.  heda,  seda  adv.  schnell,  plötzlich,    hat-se  dass.  —  skr.  sadyas,  p.  sajju,  sajjukam. 

Vgl.   sgh.  hadissiya  „plötzlich  eintretendes  Ereignis"   (oder  =  skr.  sädhvasa,   pkr. 
sajjhasa  „Panik"). 

1646.  henavä,   s°   v.    fallen,    herabträufeln,    herabstürzen.    —   skr.  \  cyu,    cyavaü, 

p.  cavati,  pkr.  cavai,  absol.  caiTina.    Dav.  hena  „Blitzstrahl",  d.  i.  der  herabstürzende. 

1647.  heba,  hep,  hop  s.  mit  Wasser  gefüllte  Höhlung,   kleiner  Teich.  —  skr.  svabhra, 

p.  sobbJia. 

1648.  hem  ?.  Gold.  —  skr.  p.  pkr.  hema  M.3  213. 

1649.  hemin,  s°  adv.  sanft,  leise,  ruhig.  —  skr.  Jcsema  (-ena),  p.  pkr.  Miema.    Grdf.  ch°. 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  35 


272 

1650.  heya,  he  s.   1.  Grund,   Ursache,    heyin   „ wegen,  um  .  .  .  willen".  —  skr.  p.  Jntti 

M.3  212,  pkr.  heu.  —  —  2.  Brücke;  Damm  (in  einem  Reisfeld,  wo  die  Dämme 
zugleich  zum  Uebergang  dienen).  Auch  se  und  e  in  e-danda  „a  log  of  wood 
placed  across  a  stream  as  bridge"  Cl.  u.  d.  W.,  J.  Ferguson  „ Ceylon  in  1893" 
S.  472.  —  skr.  p.  setu  Cl. 

1651.  heia  s.  Decke,  Teppich.  —  skr.  p.  cela. 

1652.  hevat  part.  oder.  —  skr.  p.  athavä,   pkr.  ahavä  -\-  (dem   oft   a.  E.   von  Adv.   und 

Part,  erscheinenden)  -t.    heva  finde  ich  RR.  64.  7,  S.  22. 

1653.  helanavä  v.  prt.  helunä  werfen,    wegwerfen,    fallen  lassen,   ausschütten.  — 

skr.  Ychard,  chardati,  p.  chaddati,  pkr.  chaddai  und  chamdai;  hi.  chänidnü  »aus- 
speien"   (B.  3.  52). 

1654.  hofa,  s°  s.  Schnabel  (eines  Vogels).  — ■  skr.  cahcu,  pkr.  cancü;   hi.  m.  cömc,  aber 

b.  or.  in  merkwürdiger  Uebereinstimmung  mit  dem  Sgh.  cöint.    Gr.  49.  404. 

1655.  hohdaya,    sonda   s.   Rüssel    (eines   Elefanten).    —   skr.    hin  da,    p.   pkr.   sondä: 

ö.  hi.  sTimr. 

1656.  horä,  s"  s.  pl.  horu,  s°  Dieb,  Räuber,    hera  „Diebin",    horakama  „Diebstahl".  — 

skr.  caura  A.  6,  Ch.   144,  K.  422,  p.  pkr.  cora;  hi.  cor  u.  s.  w. 

1657.  hovinavä,  hön°  schlafen,  ruhen,    caus.  hovanavä  „zur  Ruhe  bringen,  einschläfern" 

(wozu  wohl  hovilla  „Palankin,  Schaukel",  eigentl.  Wiege,  gehört),  ot,  hat  „ruhend, 
schlafend"  s.  bes.  —  skr.  ysvap,  svapiti,  p.  supati,  pkr.  suvai,  sovai  und  suyal; 
hi.  sönä  u.  s.  w.  (B.   1.   199,  3.  36). 

1658.  hö  N.   eines  Baumes,   Jonesia  asoca.    Auch  hö-palu.  —  skr.   asoJca  Jay.,  p.   asolca, 

pkr.  asoa. 

1659.  hon,   sohona,   söna   s.    Leichenstätte,    Grab.   —   skr.    smasäna  Cl. ,    p.   susäna 

M.3  211,  pkr.  masäna  und  suscwa  (Hern.  2.  86). 

1660.  häha,  s°  s.  Zweifel,  Sorge.  —  skr.  sanhä  M.3  210,  p.  pkr.  sahhä. 

1661.  hälci,  s°  adj.  möglich,  fähig,  geschickt.  —  skr.  .iakya,  p.  pkr.  saMa. 
häta,  s°  nura.  sechzig  s.  unter  haya. 

1662.  hätiya,  s°  s.  Art  und  Weise,  Charakter,  Natur.  —  skr.  srsü  (Bed.  1  b  bei  BR.), 

pkr.  sitthi. 

1663.  häbava,  s°  Wahrheit,  Wirklichkeit,    säbavin,  häbavata,   hähäta    „in  Wahrheit, 

wirklich".  —  skr.  sadhhäva,  p.  pkr.  sabbhäva. 

1664.  häliya,  s°,  sal  s.  irdenes  Gefäss,  Wassertopf.  —  p.  cäti  M.3  213. 

1665.  häva,   süvaya   s.    Haut,    abgestreifte   Schlangenhaut.    —    skr.   chavl  Cl.,    p. 

pkr.  chavi. 

1666.  häsirenavä  v.  prt.  häsurunä  sich   bewegen,   gehen,   wandeln;   handeln,  sich 

verhalten.   —  skr.    ycar  -\-  sam,  skr.  p.  sahcarati,  sahcära. 

1667.  häla,    s°  in    hälalihiniyä,   s°  s.    N.    eines   Vogels,    Gracula   religiosa   (Maina).    — 

skr.  särikä,  p.  sälikä. 


273 


Nachtrag-. 

Ich  habe  der  vorstehenden  Wörterliste  nur  wenig  beizufügen.  Um  Raum  zu  sparen, 
habe  ich  mich  so  kurz  wie  möglich  gefasst.  Die  Nachweise  im  einzelnen  wird  der  Abschnitt 
über  die  Lautverhältnisse  des  Singhalesischen  in  meiner  Bearbeitung  dieser  Sprache  für 
BüHLER's  Indischen  Grundriss  bringen. 

Zu  ya-kada  ist  Donald  Ferguson's  engl.  Uebersetzung  von  E.  Kuhn's  bekannter 
Abhandlung  im  IA.  zu  nennen,  wo  in  den  Bemerkungen  das  Wort  richtig  erklärt  wird. 
Ebenda  finden  sich,  wie  ich  als  Nachtrag  zu  meinem  Aufsatze  (Sitzungsber.  d.  b.  Akad. 
d.  Wiss.,  I.  Cl.,  1897,  S.  3  ff.)  beifüge,  einige  Bemerkungen  über  den  Rodiyä-Dialekt. 
Uebereinstimmend  mit  mir  sind  von  D.  Ferguson  erklärt  die  Rodiyä- Wörter  Nr.  73,  97,  1 12, 
197,  209,  221.  Richtig  ist  auch  bei  kalu-väli  die  Zusammenstellung  mit  sgh.  villi  „creeper". 
Ich  selbst  möchte  nachtragen,  dass  das  Rod.-Wort  keradiya  „Kopf"  (Nr.  64)  =  sgh.  karatiya 
„Nacken"  ist.  Die  Bed.  „Kopf  findet  sich  bei  A.  Gunasekära,  Kusa-Jätaka,  glossary. 
Die  Schreibung  des  Rod.-Wortes  ist  nach  dem  Sgh.  zu  ändern. 

Von  sgh.  Gleichungen  trage  ich  nach  1668  kotasa  s.  „Stück"  =  p.  kotthäsa; 
1669  muvarada  s.  „ Blütensaft"  KJ.  201  =  skr.  p.  makaranda;  1670  sumbula  s.  „Krone, 
Kranz,  Diadem"  =  p.  cumbata(ka).  Vgl.  mal-sumbula  KJ.  S.  182.  32  =  (mala)  cumbataka 
Jät.  5.  292,  13. 


Griechische  Originalstatuen 

in  Venedig. 


Von 


Adolf  Furtwängler. 


(Mit  7  Tafeln  und  mehreren  Textbildern.) 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wias.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  36 


Die  in  diesen  Denkschriften  von  mir  begonnenen  Studien  über  die 
Statuenkopieen  im  Altertum  (Abhandl.  I.  Cl.,  20.  Bd.,  3.  Abth.,  S.  527  ff.), 
deren  Fortsetzung  demnächst  folgen  soll,  haben  zur  Vorbedingung,  dass  inner- 
halb der  uns  erhaltenen  Statuenmenge  diejenigen  ausgesondert  werden,  welche 
vor  die  mit  dem  Anfang  des  ersten  Jahrhunderts  vor  Chr.  beginnende  grosse 
Kopistenthätigkeit  gehören  und  der  schöpferischen  Periode  griechischer  Kunst 
zuzuweisen,  mithin  als  griechische  Originalstatuen  zu  bezeichnen  sind. 

In  den  Sammlungen  auf  griechischem  Boden  entgehen  diese  Werke  nicht 
leicht  der  Beachtung,  ja  das  hier  im  Allgemeinen  herrschende  günstige  Vor- 
urteil führt  leicht  dazu,  dass  Statuen,  die  nur  Kopieen  der  eigentlichen 
römischen  Kopistenzeit  sind,  wie  z.  B.  die  Aphrodite  von  Epidauros  in  Athen, 
für  Originalwerke  gehalten  werden.  Anders  in  den  italischen  Sammlungen, 
wo  man  gewohnt  ist,  nur  spätere  Kopieen  zu  finden;  hier  können  griechische 
Originale  sich  leichter  der  Beachtung  entziehen.  In  Venedig  freilich,  sollte 
man  meinen,  müsste  der  Betrachter  auf  das  Vorkommen  griechischer  Figuren 
eher  vorbereitet  sein;  gleichwohl  befindet  sich  eben  hier  im  Museo  archeologico 
des  Dogenpalastes  eine  bisher  als  solche  nicht  beachtete  Serie  unterlebens- 
grosser  weiblicher  Marmorstatuen,  die  aus  den  Zeiten  höchster  Blüte  originaler 
griechischer  Kunst,  aus  dem  fünften  und  vierten  Jahrhundert  v.  Chr.  stammen. 

I. 

Wir  betrachten  zuerst  eine  Statue  der  A  t  h  e  n  a  (Taf.  VII,  2) !),  die  in  mehr- 
facher Hinsicht  eine  Sonderstellung  einnimmt  gegenüber  der  eng  geschlossenen 
Serie  der  übrigen.  Ueber  ihre  Herkunft  ist  nur  bekannt,  dass  sie  bis  zum 
Jahre  1811  im  Hofe  des  Dogenpalastes  stand  und  dann  in  das  Museum  ver- 
setzt ward.  Sie  besteht  aus  pentalischem  Marmor.  In  diesen  beiden  Punkten, 
Herkunft  und  Material,  unterscheidet  sie  sich  von  der  folgenden  Serie.  Sie 
ist  gut  3/4  lebensgross  (jetzige  Höhe   1,48).     Die  Statue   ist  ein  sehr  lebendig 


')  Dütschke,   ant.  Bildw.   in  Oberitalien,   Bd.  V,  Nr.  73.     Valentinelli,   manni   scolpiti  del  Museo 
della  Marciana  no.  9,  tav.  1.     Clarac,  mus.  de  sculpt.  460,  854. 

36* 


278 


und  frisch  gearbeitetes  attisches  Original  aus  dem  späteren  fünften  Jahrhundert. 
Leider  ist  nur  der  Torso  erhalten.  Der  Kopf  war  besonders  angesetzt  und 
mit  dem  Halse  in  den  Torso  eingelassen;  der  moderne  Ergänzer  hat  auf  einen 
neuen  Hals  einen  schlechten  antiken  Athenakopf  römischer  Arbeit  aufgesetzt. 
Von  den  Armen  ist  nur  das  oberste  Stück  des  rechten  Oberarms  antik; 
modern  ist  auch  die  runde  profilierte  Basis  mitsamt  den  Füssen.1) 

In  den  Zacken  der  Aegis  sind  noch  Eisenstifte  erhalten,  welche  die  aus 
Metall  einst  besonders  angesetzten  Schlangen  zu  halten  bestimmt  waren.  Von 
weiteren  metallischen  Zugaben  zeugen  zwei  Löcher  mit  Eisenstiften  in  der 
Gegend  des  von  den  Steilfalten  des  Peplos  bedeckten  linken  Knies;  ferner  ein 

Bohrloch  weiter  oben  in  den  Falten  unter  der  linken 
Hüfte.  Vermutlich  waren  der  Schild  oder  die  Schlange 
der  Göttin  an  ihrer  linken  Seite  aus  Metall  ange- 
bracht. Diese  Technik  ist  den  römischen  Kopieen 
fremd;  ein  Kopist  würde  die  Aegisschlangen  im 
Marmor  gebildet  haben.  Dagegen  ist  dies  Ansetzen 
metallischer  Zuthaten  an  den  Marmorarbeiten  der 
classischen  Zeit  das  regelmässige  Verfahren.2) 

Die  Statue  trägt  die  Gewandung  der  Athena 
Parthenos,  mit  dem  Unterschiede,  dass  der  lange 
Ueberschlag  des  Peplos  im  Rücken  heraufgenommen 
und  mit  den  Enden  auf  die  Schultern  über  die  Aegis 
gelegt  ist,3)  eine  Tracht,  die  bei  jungen  Mädchen 
in  der  phidiasischen  Epoche  (man  denke  an  den 
Parthenonfries,  die  Koren  des  Erechtheions,  die  Köre 
des  eleusinischen  Reliefs)  gar  häufig,  bei  Athena 
aber  ungewöhnlich  ist,  indem  sie  zu  der  Aegis  nicht 
recht  passt. 

Die  nächsten  Verwandten  der  Statue  sind  zwei 

schon    lange    bekannte    ebenfalls    unterlebensgrosse 

Athenafiguren  von  der  Akropolis  zu  Athen4)  (die  eine  beistehend).     Sie  stehen 

der    unserigen    so    nahe,    dass    man   vermuten    darf,    auch  sie   werde    von  der 


Akropolis  zu  Athen. 


*)  Die  Angabe  der  Ergänzungen  ist  bei  Dütschke  wie  immer  ungenau;  die  moderne  Basis  bildet 
er  sogar  ab  als  antik! 

2)  Vgl.  das  Intermezzi  S.  18  f.  über  die  Technik  des  Torso  Medici  Bemerkte. 

3)  An  beiden  Seiten  sind  grosse  Stücke  des  Randes  dieses  hinteren  Ueberschlags  ergänzt. 

*)  Friederichs-Wolters,  Gipsabgüsse  Nr.  473.  475.  Th.  Schreiber,  Athena  Parthenos  (Abhandl.  d. 
sächs.  Ges.  d.  Wiss.,  Bd.  VIII)  S.  35,  A;  37,  B.  —  Schon  Conze,  Arch.  Ztg.  1873,  S.  83,  9  bemerkte  von 
der  Venezianer  Statue,  „ gleicht  attischen  Arbeiten"  und  dachte  dabei  wohl  an  jene  Torse  der  Akropolis. 


279 


Akropolis  stammen.  Alle  sind  freie  Abwandlungen  der  Athena  Parthenos 
des  Phidias  (gehören  also  in  die  Ueber  Statuenkopieen  I,  S.  529,  Nr.  2  bezeichnete 
Rubrik  von  abhängigen  „Originalen")  und  stammen  aus  den  letzten  Dezennien 
des  fünften  Jahrhunderts.  Die  Venezianerin  hat  das  Standbein  vertauscht, 
womit  zusammenhängt,  dass  der  Peplos  an  der  linken,  nicht  wie  bei  der 
Parthenos  an  der  rechten  Seite  offen  ist.  Das  Spielbein  ist  hier  wie  an 
jenen  Torsen  schon  im  Schritt  zurückgezogen,  nicht  wie  bei  der  Parthenos 
nur  zur  Seite  gestellt.  Die  Aegis  ist  ganz  schmal,  das  Gewand  schon  ziem- 
lich dünn  und  feinfaltig;  es  legt  sich  wie  feucht  um  den  Unterschenkel  des 
Spielbeins  und  bildet  von  dessen  Knie  herab  keine  schwere  Steilfalte  mehr. 
Zu  den  Falten  um  Brust  und  Leib  bietet 
die  —  freilich  nur  flüchtig  ausgeführte  — 
Iris  im  Parthenonfries,  die  den  gleichen 
gegürteten  Peplos  trägt,  einen  passenden 
Vergleich.  Stilistisch  ist  die  Statue  dem 
Friese  sehr  nahe,  näher  als  jenen  beiden 
Torsen,  welche  die  effektvolle  tiefe  Bohrung 
der  Falten  zeigen,  die  unserer  Athena  ebenso 
wie  dem  Friese  noch  fremd  ist.  Der  Iris 
und  der  Venezianer  Athena  sehr  ähnlich  ist 
aber  ein  anderer  Torso  der  Akropolis,  der 
Oberkörper  einer  wieder  unterlebensgrossen 
weiblichen  Figur,  die  den  Mantel  zu  dem 
gegürteten  Peplos  trug  (s.  beistehend).  Wir 
dürfen  sonach  vermuten,  dass  die  Athena 
der  Periode  des  Parthenonfrieses  angehört 
und  etwas  älter  ist  als  jene  Athenatorsen 
der  Akropolis,  die  der  Zeit  des  peloponne- 
sischen  Krieges  zuzuweisen  sein  werden. 

Das  bedeutendste  erhaltene  Werk  von  der  Art  wie  jene  kleinen  Statuen 
ist  aber  der  prachtvolle  grosse  Demetertorso  von  parischem  Marmor  im 
Museum  zu  Eleusis,  der  in  Bewegung  und  Gewandbehandlung  mit  den  ge- 
nannten Athenafiguren  übereinstimmt;  nur  die  gewundene  Faltenlinie  zwischen 
den  Brüsten  deutet  auf  etwas  ältere  Tradition;  das  Werk  wird  in  die  Zeit 
der  Parthenongiebel  gehören  (s.  umstehend).1) 


Akropolis  zu  Athen. 


*)  Vgl.  Ueber  Statuenkopien  I,  S.  541,  Anm.  1. 


280 


Mit  den  Kopien  der  Parthenos  verglichen,  überraschen  alle  diese  Statue 
durch  den  viel  reicheren  und  reizvolleren  Fall  des  Gewandes,  besonders  an 
dem  Ueberschlag.  Die  herbe  Einfalt  des  gewaltigen  Vorbildes  wich  sofort 
dem  Drange  nach  gefälligerer  Form. 

Der  rein  attische  Charakter  der  Venezianer  Statue  erhellt  aus  jedem  Ver- 
gleiche; interessant  ist  es,  die  ebenfalls  unterlebensgrosse  Athena  aus  Leptis  im 
Museum  zu  Konstantinopel  (Joubin,  catal.  des  sculpt.  1893,  Nr.  20;  s.  umstehend) 
zu  vergleichen,  die  ungefähr  derselben  Zeit  angehören  muss.    Auch  diese  hat  das 

Parthenosgewand  und  linkes 
Standbein,  undihr  Kopf  gleicht 
ganz  attischen  Typen;  aber 
welcher  Unterschied  in  der 
Gewandbehandlung!  Um  den 
Unterkörper  hat  der  Peplos 
hier  eine  an  attischen  Werken 
ganz  unerhörte  unruhige  Be- 
wegung nach  der  Hüfte  des 
Standbeins  zu  bekommen,  und 
der  Oberkörper  mit  den  leeren 
breiten  Faltengängen  findet 
nicht  an  attischen,  wohl  aber 
an  kleinasiatischen  Werken 
wie  den  Nereiden  von  Xanthos 
die  nächste  Parallele.  Die 
Statue  von  Leptis  wird  wie 
diese  von  einem  ionischen 
Künstler  herrühren  (vgl.  Arch. 
Ztg.  1882,  S.  360  ff.,  Meister- 
werke S.  221).  Da  wir  aus 
dem  Künstlerkreise,  der  das 
Nereiden -Denkmal  und  das 
Heroon  von  Trysa  schuf,  sonst 
keine  ruhig  stehenden  Rundfiguren  besitzen,  so  ist  die  Statue  von  Leptis 
mit  ihrem  Kontraste  gegen  die  attischen  Werke  und  gegen  deren  massvolle 
schlichte  Anmut  besonders  wertvoll. 

Eine  diesen  attischen  Statuen  sehr  verwandte  Schöpfung,  die  aber  von 
einem  namhaften  Künstler  herrühren  muss,  ist  uns  noch  in  mehreren  Kopieen 


Museum  in  Eleusis. 


281 

der  römischen  Zeit  erhalten.1)  Sie  schliesst  sich  in  der  Gewandung  näher  an 
die  einfache  monumentale  Strenge  der  Parthenos  an,  obwohl  sie  stilistisch  auf 
derselben  fortgeschrittenen  Stufe  steht  wie  jene  attischen  Torse;2)  allein  der 
Kopf  zeigt,  dass  wir  einen  selbständigen  und  bedeutenderen  Meister  vor  uns 
haben,  der  sich  mehr  an  den  Schöpfer  der  Pallas  Velletri  als  an  den  der 
Parthenos  anschloss.  Die  verlorenen  Köpfe  der  attischen  Torse  werden  dagegen 
wohl  den  runden  attischen  Helm  gehabt  und  der  Athena  von  Leptis  ähnlich 
gewesen  sein. 

IL 

Die  übrigen  griechischen  Original -Statuen  des 
Museums  des  Dogenpalastes  haben  das  gemeinsam, 
dass  sie  alle  aus  der  1586  der  Republik  vermachten 
Sammlung  Grimani  stammen,  ferner,  dass  sie  alle  aus 
parischem  Marmor  bestehen,  unterlebensgross  sind  und 
vollbekleidete  weibliche  Gestalten  darstellen.  Auch 
die  Art  der  Erhaltung  und  Verwitterung  ist  bei  allen 
sehr  ähnlich.  Eine  der  Statuen  ist  durch  Kalathos 
und  Schleier  sicher  als  Demeter  gekennzeichnet;  auf 
einer  anderen  sitzt  ein  zwar  nicht  zugehöriger,  aber 
offenbar  von  derselben  Stelle  stammender  Kopf  mit 
Schleier,  der  ebenfalls  sicher  als  Demeter  bezeichnet 
werden  kann  wegen  seiner  Aehnlichkeit  mit  der 
knidischen  Statue;  bei  den  anderen  Statuen  ist  die 
Deutung  auf  Köre  oder  Demeter  teils  direkt  ange- 
zeigt, teils  wenigstens  nahe  liegend.  Alle  stammen 
dem  Stile  nach  aus  der  zweiten  Hälfte  des  fünften 
oder  der  ersten  des  vierten  Jahrhunderts.  Aus  diesen 
Umständen  glaube  ich  schliessen  zu  dürfen,  dass  diese 
Statuen  an  einem  und  demselben  Orte  gefunden  wurden, 
der  ein  Heiligtum  der  Demeter  und  der  Köre  war. 
in  Attika  gewesen  sein,  da  hier  in  der  Periode,  welcher  die  Statuen  angehören, 
für  dergleichen  Arbeiten  nur  der  heimische  pentelische  Marmor  verwendet 
worden  ist;  auch  der  Peloponnes  ist  ziemlich  ausgeschlossen,  da  dessen  Heilig- 
tümer nach  allem,  was  wir  wissen,  in  jener  Zeit  Votivstatuen  von  Marmor  in 


Aus  Leptis,  in  Konstantinopel. 

Dieser  Ort   kann   nicht 


')  Vgl.  Ueber  Statuenkopieen  I,  Taf.  4  und  S.  555  ff. 
2)  Vgl.  a,  a.  0.  556  f. 


282 

grösserer  Zahl  nicht  besessen  haben.  Dagegen  spricht  die  grösste  Wahrschein- 
lichkeit dafür,  dass  es  ein  Ort  auf  den  griechischen  Inseln,  oder  vielleicht  auch 
an  der  kleinasiatischen  Küste  war.  Vermutlich  lagen  die  Statuen  in  dem  Heilig- 
tum, wie  dies  heutzutage  noch  auf  Cypern  an  vielen  Stellen  der  Fall  ist, 
sichtbar  und  kaum  etwas  verschüttet  auf  dem  Trümmerfelde,  so  dass  sie  die 
leichte  Beute  eines  venezianischen  Seglers  werden  konnten,  der  sie  dem  kunst- 
liebenden und  sammeleifrigen  Patriarchen  von  Aquileja  brachte.  Dieser  Hess 
die  Statuen  nach  der  Weise  der  Zeit  ergänzen;  wo  die  Füsse  und  Plinthen 
beschädigt  waren,  wurden  sie  mit  zierlich  profilierten  runden  Basen  ergänzt; 
wo  die  Köpfe  fehlten,  wurden,  wenn  nicht  irgend  ein  antiker  Kopf  passender 
Grösse  vorhanden  war,  neue  Köpfe  erfunden.  Glücklicherweise  war  aber  die 
Erhaltung  der  Statuen  im  Ganzen  eine  sehr  gute,  und  so  haben  einige  selbst 
ihre  Köpfe  bewahrt.  Bei  den  meisten  ist  antike  Verwitterung  von  oben  her 
deutlich,  die  zeigt,  dass  die  Statuen  einst  im  Freien  standen. 

Sie  gehören  in  eine  Klasse  unterlebensgrosser  Votivstatuen  griechischer 
Heiligtümer,  von  der  wir  noch  mancherlei  Proben  besitzen,  wenn  auch  nirgends 
eine  so  gut  erhaltene  und  stilistisch  interessante  Serie  wie  die  venezianische. 
Schon  bei  der  Besprechung  der  Athena  haben  wir  auf  mehrere  solche  ver- 
wandte Votivstatuen  Bezug  genommen  und  werden  noch  weiter  Gelegenheit 
dazu  haben.  Die  ganze  Klasse  sollte  indess  einmal  als  solche  behandelt 
werden. 

Wir  beginnen  die  genauere  Betrachtung  mit  einem  besonders  sorgfältig 
gearbeiteten  und  wohl  erhaltenen  Stück  (Dütschke  V,  Nr.  210),  von  dem  wir 
auf  Taf.  I,  II  eine  Vorder-  sowie  eine  Seitenansicht  der  ganzen  Figur  wie  des 
Kopfes  allein  wiedergeben.  Die  Statue  ist  etwas  mehr  als  halblebensgross 
(H.  1,07).  Ergänzt  sind  nur  die  beiden  aus  dem  Gewände  herauskommenden 
Unterarme,  der  linke  mitsamt  dem  Füllhorne.  Beide  Unterarme  waren 
ursprünglich  besonders  angesetzt  gewesen.  Modern  ergänzt  ist  sonst  nur 
noch  die  Nasenspitze  und  ein  Stück  der  rechten  Schulter.  Der  Kopf  ist  zwar 
gebrochen,  aber  zugehörig,  wie  die  Bruchkanten  beweisen.  Am  Oberkopfe 
ist  ein  Stück  antik  besonders  angesetzt,  nicht,  wie  man  gemeint  hat,  ergänzt. 
Dergleichen  Stückungen  kommen  an  griechischen  Originalen  bekanntlich  häufig 
vor.  Die  Statue  ist  auch  am  Rücken  ausgeführt,  wenn  auch  weniger  sorg- 
fältig als  vorne.  Die  Plinthe  mit  den  Füssen,  die  dicke  Sandalen  tragen,  ist 
antik  und  war  zum  Einlassen  in  ein  Postament  bestimmt.  Die  technische 
Ausführung  ist  von  ausserordentlicher  Sorgfalt  und  Sauberkeit;  die  tiefen 
Faltenkanäle  sind  eminent  scharf  und  fein  mit  Hilfe  des  Bohrers  ausgearbeitet. 
Metallne  Ohrringe  und  ein  metallnes  Diadem  schmückten  einst  den  Kopf,  wie 


283 

die  Bohrlöcher  in  den  Ohrläppchen  und  im  Haare  an  den  Enden  der  für  das 
Diadem  bestimmten  Rille  beweisen. 

Schon  Thiersch  (Reisen  in  Italien  I,  230)  nannte  diese  Statue  ein  „vor- 
treffliches Werk"  und  fühlte  sich  an  die  Frauenbilder  des  Parthenon  erinnert. 
Doch  hielt  er,  wie  später  noch  Valentinelli  (Nr.  146),  den  Kopf  für  fremd;  auch 
Valentinelli  erinnerte  aber  an  den  Parthenonfries  und  nannte  die  Statue  ein 
„antichissimo  greco  lavoro".  Conze  (Arch.  Zeitg.  1873,  S.  86,  146)  verglich 
ebenfalls  den  Parthenonfries,  und  zwar  die  Figur  der  Priesterin,  sowie  das 
eleusinische  Relief  und  die  sog.  Sappho  Albani;  er  nannte  die  Statue  eine 
„etwas  handwerksmässige  Wiederholung  einer  altattischen,  d.  h.  der  Zeit  des 
Phidias  etwa  entstammenden  Gewandfigur" ;  der  Kopf  erinnere  aber  an  den 
Doryphoros.  Er  wie  auch  Heydemann  (Mitteil,  aus  Oberital.  S.  14,  146) 
erkannten  die  Zugehörigkeit  des  Kopfes. 

Die  Statue  muss  geradezu  als  die  best  erhaltene  und  best  ausgeführte 
originale  Einzelstatue  der  phidiasischen  Epoche  bezeichnet  werden,  die  uns 
überhaupt  erhalten  ist.  Dies  ergiebt  sich  aus  der  genaueren  Betrachtung  und 
dem  Vergleiche  mit  den  uns  sonst  erhaltenen  Denkmälern. 

Die  Grundzüge  der  Gestalt  sind  uns  wohlbekannte  typische,  d.  h.  solche, 
die  längere  Zeit  hindurch  von  verschiedenen  Künstlern  benutzt  worden  sind. 
Besonders  beliebt  waren  sie  aber  in  der  phidiasischen  Periode.  Diese  typischen 
Züge  bestehen  darin,  dass  die  Gestalt  auf  dem  linken  Beine  ruhend  steht  und 
den  rechten  Fuss  zur  Seite  setzt  und  etwas  nachzieht;  dass  die  beiden  Ober- 
arme, am  Körper  anliegend,  gesenkt  sind;  dass  der  Kopf  etwas  nach  der  Seite 
des  Standbeines  gewendet  ist;  dass  die  Frau  den  ionischen  Linnen-Chiton  mit 
geknöpften  Oberärmeln  trägt  und  dass  sie  den  schweren  Wollenmantel  so 
darüber  geworfen  hat,  dass  er  auf  der  linken  Schulter  aufliegt  und  mit  dem 
anderen  Ende  um  die  rechte  Hüfte  herumgeht,  einen  dreieckigen  Ueberfall 
bildet  und  von  dem  linken  Arm  angedrückt  wird;  sowie  endlich,  dass  der 
Gegensatz  des  Linnen-  und  Wollenstoffes  sehr  deutlich  ausgeprägt  erscheint. 
Die  geschilderten  typischen  Züge  finden  wir  zunächst  an  einem  datierbaren 
Werke,  einem  nach  der  Beobachtung  von  Sauer  (Festschrift  für  Overbeck 
S.  73)  von  den  Metopen  des  Parthenon  stammenden  Torso  des  Akropolis- 
Museums.  Ein  Unterschied  gegen  unsere  Statue  besteht  nur  darin,  dass  der 
Chiton  am  Torso  ohne  Ueberschlag  gebildet  ist.  Vergleicht  man  beide  Werke 
nach  ihrer  künstlerischen  Ausführung,  so  ist  die  Venetianer  Statue  dem 
Metopentorso  bedeutend  vorzuziehen;  denn  letzterer  ist  eine  ziemlich  flüchtige 
dekorative  Arbeit;  die  Mantelfalten  sind  ganz  oberflächlich  und  gleichförmig 
gegenüber  den  ebenso  fein  beobachteten  wie  fein  ausgeführten  entsprechenden 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiaa.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  37 


284 

Teilen  der  Statue.  Den  Linnenchiton  an  beiden  Stücken  kann  man  nicht  ohne 
Weiteres  vergleichen;  denn  es  sind  hier  zwei  verschiedene  Methoden  der  Dar- 
stellung zur  Anwendung  gekommen,  die,  soviel  ich  sehe,  im  fünften  Jahr- 
hundert beide  neben  einander  und  zwar  innerhalb  derselben  Kunstrichtung 
auftreten.1)  Die  eine  Art  sucht  den  Linnenston0  durch  knittrige,  kantige, 
rauhe,  unregelmässig  gewellte  Faltenrücken  zu  bezeichnen;  sie  hat  eine  male- 
rische Tendenz  und  ist  speziell  für  Ausführung  in  Marmor  bestimmt.  Wir 
finden  diese  Art  an  den  Parthenonmetopen ;  ausser  an  jenem  Torso  besonders 
an  der  einen  mit  dem  Frauenraube  (Brunn-Bruckmann,  Denkm.  193).  Ihre 
höchste  Ausbildung  und  Verfeinerung  findet  sie  an  den  Figuren  der  Parthenon- 
giebel.  Die  andere  Art  geht  vom  älteren  Stile  aus;  sie  liebt  regelmässigere 
glatte  Faltenrücken,  die  bald  bandartig  breit,  bald  schmal  und  rund  sind. 
Als  charakteristische  Beispiele  des  eben  erst  aus  den  Fesseln  des  strengen 
sich  befreienden  Stiles  nenne  ich  die  Grabstele  in  Rom,  Heibig,  Führer  586; 
Brunn-Bruckmann,  Denkm.  417,  und  die  Köre  eines  Votivreliefs  von  Eleusis, 
Athen.  Mitt.  1895,  Taf.  5.  Eine  Fortsetzung  dieser  Weise  bietet  der  Parthenon- 
fries in  der  Figur  der  sog.  Peitho  (Artemis),  deren  Chiton  von  der  Manier 
der  Metopen  wie  der  Giebel  sehr  absticht.  In  diese  Reihe  gehört  auch  die 
Venezianer  Statue.  Indem  der  Stoff  hier  etwas  schwer  erscheint  und  die 
äusserst  zierlich  und  fein  gearbeiteten  Faltenenden  des  Ueberschlags  sowie 
namentlich  auch  das  herabhängende  Aermelende  des  rechten  Armes  fast  noch 
etwas  Strenges  haben,  wird  man  die  Statue  lieber  vor  als  nach  dem  Friese 
datieren.  Jedenfalls  ist  sie  älter  als  jene  am  Parthenongiebel  zuerst  begegnende 
Entwicklungsstufe,  welche  den  Chiton  ganz  dünn  und  durchsichtig  bildet,  eine 
Weise,  die  in  der  attischen  Kunst  der  Zeit  des  peloponnesischen  Krieges 
durchaus  herrscht,  wobei  dann  der  vom  Chiton  bedeckte  Oberkörper  zuweilen 
fast  wie  nackt  wirkt.2)  In  dieser  nachparthenonischen  Periode  verschwindet 
auch  die  besondere  Charakterisierung  des  Linnenstoffes  durch  die  parallelen 
gewellten  Linien,  die  ihn  als  Plisse  bezeichnen,  gänzlich,  indem  der  Stoff  eben 
nur    ganz    dünn    erscheint.     Schon    an    den  Thauschwestern    kündet    sich    dies 


1)  Zur  Geschichte  des  Linnenchitons  im  fünften  Jahrhundert  vgl.  Amelung  in  Jährt»,  d.  Ver.  d. 
Altertumsfr.  im  Rheinl.,  Heft  101,  S.  160  ff.;  die  Sache  ist  indess  komplizierter  als  Amelung  annimmt; 
neben  viel  Richtigem  ist  in  seinen  Ausführungen  auch  manches  Unzutreffende;  der  Gegenstand  verdient 
eingehende  gesonderte  Behandlung. 

2)  Eine  solche  Figur  —  die  Peitho  links  —  befindet  sich  auch  auf  dem  Friese  des  Athena-Nike- 
tempels:  sie  allein  ist  ein  vollgiltiger  Beweis  für  die  Datierung  des  Tempels  in  die  Zeit  des  pelopon- 
nesischen Krieges,  die  man  neuerdings  wieder  meint  in  Zweifel  ziehen  zu  können;  doch  darüber  vgl. 
Sitzungsberichte  1898,  Zu  den  Tempeln  der  Akropolis,  III.  Die  gesetzmässige  Entwickelung  der  Chiton- 
bildung liegt  in  den  Denkmälern  überaus  klar  vor,  vgl.  zuletzt  Amelung  in  den  Jahrb.  d.  Ver.  d.  Alter- 
tumsfr. im  Rheinl.,  Heft  101,  S.  160  ff. 


285 

an,  während  an  anderen  Giebelfiguren,  wie  an  der  Kekropstochter,  Westgiebel  C 
und  dem  im  Chiton  so  überaus  ähnlichen  Torso  Medici  (vgl.  Intermezzi  S.  19) 
jene  Plissefältchen  immer  noch  recht  deutlich  sind,  die  Erechtheion,  Nikefries 
und  Nemesisbasis  nicht  mehr  kennen. 

Eine  Statuette  aus  Pompeji,  leider  ohne  Kopf  erhalten,  ist  eine  römische 
Kopie  nach  einer  der  Venezianer  sehr  ähnlichen  Statue  (Arndt- Amelung, 
Einzelverkauf  Nr.  497).  Indem  der  Chiton  keinen  Ueberfall  hat,  ist  die  Figur 
indess  jenem  Metopentorso  noch  ähnlicher;  die  Behandlung  des  Chitons  steht 
aber  unserer  Statue  näher  als  jenem  Torso. 

Die  oben  genannten  typischen  Grundzüge  finden  wir  aber  vor  allem  in 
einer  in  mehreren  Kopieen  erhaltenen  Statue  wieder,  deren  vollständigstes 
Exemplar  die  sog.  Sappho  Albani  ist.1)  Und  hier  hat  der  Chiton  auch  den 
Ueberschlag,  wodurch  die  Aehnlichkeit  mit  der  Venezianerin  noch  grösser 
wird.  Abweichend  ist  nur,  dass  der  rechte  Arm  gesenkt  ist  und  dass  der 
Kopf  eine  Haube  trägt.  Der  Ueberschlag  des  ionischen  Chitons,  der  in  der 
Gegend  der  Taille  endet,2)  ist  eine  Trachteigentümlichkeit  der  älteren  Zeit,  die 
im  strengen  Stile  des  fünften  Jahrhunderts  sehr  gewöhnlich,  im  freien  schon 
seltener  ist  und  sich  später  allmälig  verliert.  Die  strengrotfigurigen  Vasenbilder 
liefern  zahlreiche  Beispiele.  In  der  älteren  Zeit  ist  mit  diesem  Ueberschlag 
gewöhnlich  eine  tiefe  Gürtung  verbunden  mit  einem  weit  über  die  Hüften 
herab  auf  die  Oberschenkel  fallenden  Kolpos;  vgl.  für  Ueberfall  und  tiefe 
Gürtung  z.  B.  die  Vasen,  Wiener  Vorlegeblätter,  Serie  8,  3.  6  (Brygos).  A,  2.  4 
(Hieron).  Die  tiefe  Gürtung  zeigt  auch  die  schon  angeführte  Köre  des  Reliefs, 
Athen.  Mitteil.  1895,  Taf.  5  und  das  Mädchen  der  Stele,  Heibig,  Führer  586. 
Diese  tiefe  Gürtung  ist  nun  auch  an  unserer  Venezianer  Statue  in  der  Profil- 
ansicht deutlich;  sie  ist  ein  neues  Anzeichen  für  ihr  relatives  Alter;  die 
Albanische  Statue  scheint  sie  nicht  mehr  zu  haben,  ebensowenig  wie  die  noch 
zu  besprechende  Statuette  aus  dem  Piräus  (Athen,  Kabbadias  Nr.  176),  die 
auch  noch  den  Ueberfall  hat.  Vergleichen  wir  die  Stilisierung  der  Falten  der 
Albanischen  Statue  und  besonders  der  vortrefflichen  Replik  von  Cherchel  mit 
unserer  Venezianerin,  so  macht  auch  da  die  letztere  einen  etwas  älteren  Ein- 
druck; jedenfalls  ist  die  Behandlung  eine  recht  verschiedene;    die  Albani'sche 


1)  Heibig,  Führer  835.  Brunn  - Bruckruarm ,  Denkm.  255.  Vgl.  Meisterwerke  S.  100,  5.  Arndt- 
Amelung,  Einzelverk.,  Text  zu  Nr.  497.  Amelung  in  Jahrb.  d.  Ver.  d.  Altertumsfr.,  101,  S.  162.  Sichere 
Repliken  sind:  der  Torso  von  Cherchel,  Gauckler,  Musee  de  Ch.  pl.  16,  1;  p.  144,  und  der  zu  Athena 
ergänzte  Torso  des  Capitols,  Arndt-Amelung,  Einzelverk.  449. 

2)  Er  darf  nicht  mit  Gürtung  verwechselt  werden.  Die  Statue  Albani  und  der  Tors  Cherchel  geben 
den  Ueberschlag  deutlich,  der  Kopist  des  Capitolinischen  Torso  hat  die  Tracht  schon  misverstanden  und 
hat  an  eine  Gürtung  gedacht. 

37* 


286 

Statue  zeigt  einen  sehr  dünnen  Linnenstoff,  der  in  eine  Unzahl  welliger,  feiner, 
schmaler  Falten  mit  rundlichem  Rücken  bricht,  die  auch  da  durchgeführt 
sind,  wo  das  Gewand  am  Körper  anliegt.  Ebenso  wie  die  oben  charakterisierte, 
an  Parthenonmetopen  und  -Giebeln  hervortretende  Art  der  Ausführung  des 
Linnenchitons  für  Marmor  gedacht  ist,  ebenso  scheint  die  hier  vorliegende 
mehr  für  Bronze  geeignet.  Die  nächste  Analogie,  die  ich  kenne,  bietet  die 
Amazone  des  Mattei'schen  Typus,  die  Springerin;  die  Aehnlichkeit  der  Stoff- 
behandlung hier  und  an  der  Albanischen  „Sappho"  tritt  bei  genauerer 
Betrachtung  und  Vergleichung  immer  deutlich  hervor;  sie  beweist  einen 
näheren  Zusammenhang  beider  Werke;  bei  der  Springerin  führen  viele  Gründe 
auf  Phidias  (vgl.  Meisterwerke  S.  297),1)  und  bei  der  „Sappho"  ist  das  Gleiche 
der  Fall,  namentlich  durch  den  Kopftypus;2)  beide  Werke  waren  gewiss 
ursprünglich  Bronzestatuen. 

Zur  Venezianerin  zurückkehrend,  vergleichen  wir  noch  ihren  Mantel,  der 
am  Rande  die  sog.  Salkante  zeigt,  die  an  Originalen  des  fünften  Jahrhunderts 
nicht  zu  fehlen  pflegt.  Dem  prachtvollen,  tiefen,  lebendigen  und  wahren 
Faltenwurfe  dieses  Mantels  gegenüber  erscheint  der  der  „Sappho"  zunächst 
leblos  und  flach,  was  zwar  im  wesentlichen  an  den  Kopisten  liegen  wird;  das 
Original  scheint  aber  doch  den  Mantel  von  dünnerem  Stoffe  und  mit  flacheren 
gleichmässigeren  Falten  gebildet  zu  haben,  als  die  Venezianische  Marmorfigur. 
Ein  Streben  nach  schlichter  Ruhe  zeigt  sich  auch  in  dem  über  die  linke 
Schulter  fallenden  Mantelende  der  „Sappho",  das  ganz  gerade  herabhängt; 
an  der  Venezianerin  ist  es  rund  geschwungen  und  weicht  der  linken 
Brust  aus. 

Trotz  der  nahen  typischen  Verwandtschaft  der  beiden  verglichenen  Statuen 
ist  doch  klar,  dass  keine  von  der  anderen  direkt  abhängt.  Beide  müssen  aus 
gemeinsamer  älterer  Quelle  schöpfen,  und  zwar  hat  die  Venezianerin,  wie  wir 
bemerkten,  etwas  altertümlichere  Züge  als  die  „Sappho".  Wie  die  Vorstufe 
des  Typus  im  strengen  Stile  der  Zeit  um  460  ausgesehen  hat,  lehrt  die  schöne 
Bronzestatuette  in  Wien,  die  v.  Schneider  im  Jahrb.  d.  österr.  Kunstsamml.  XII, 
Taf.  3,  S.  72  ff.  veröffentlicht  hat.  Die  Bronze  stimmt  allerdings  nicht  ganz 
mit  unserem  Typus,  indem  sie  rechtes  Standbein  und  entsprechende  Kopf- 
wendung zeigt. 


1)  Das  Spiel,  das  Botho  Graf  im  Jahrbuch  d.  Inst.  1897,  S.  81  ff.  mit  den  Amazonenstatuen  treibt, 
mag  ihm  den  Beifall  gewisser  Dilettanten  in  Berlin  eintragen;  allein  es  bleibt  ein  Spiel. 

2)  Vgl.  Meisterw.  S.  100,  Anm.  5,  wo  ich  Richtung  des  Phidias,  aber  nicht  den  Meister  selbst 
vermutete.  Der  Kopf  scheint  mir  doch  für  letzteres  zu  sprechen.  Ueber  die  Benutzung  eines  pelopon- 
nesischen  Vorbildes  vgl.  unten. 


287 

Indess  giebt  es  noch  andere  Kopieen,  welche  beweisen,  dass  unser  Typus 
in  phidiasischer  Zeit  mannigfache  Verwendung  zu  Einzelstatuen  fand.  So  ein 
Torso  aus  Herculaneum  in  Neapel,1)  welcher  der  Venezianerin  namentlich  in 
der  Behandlung  der  Chitonfalten  und  des  Ueberschlages  viel  ähnlicher  zu  sein 
scheint  als  die  sog.  Sappho.  Ferner  ein  ähnlicher,  aber  wieder  etwas  ver- 
schiedener Torso  des  Louvre,  catal.  sorara.  Nr.  2290,  an  welchem  der  rechte 
Oberarm  etwas  gehoben  war. 

Etwas  mehr  verschieden,  bei  Beibehaltung  all  der  typischen  Grundzüge, 
ist  eine  andere  Statue  in  Neapel,  die  als  „Giunone"  ergänzt  ist  (Clarac  420  A, 
727  B;  Photogr.  Sommer  1522); 2)  bei  ihr  ist  unmittelbar  unter  dem  Ueber- 
schlag  die  Gürtung  des  Chitons  angegeben;  auch  hier  ist  der  rechte  Oberarm 
ein  wenig  gehoben. 

Die  Originale  der  letztgenannten  Statuen  sind  keineswegs  als  abhängig 
von  dem  der  „Sappho"  Albani  zu  denken,  ja,  es  ist  recht  wahrscheinlich,  dass 
sie  älter  waren  als  letztere. 

Ferner  ist  es  durchaus  nicht  nötig,  dass  diese  künstlerisch  zu  einem 
Typus  gehörigen  Statuen  auch  gegenständlich  dasselbe  bedeuteten.  Das  be- 
rühmte grosse  Relief  aus  Eleusis  lehrt  zwar,  dass  unser  Typus  in  phidiasischer 
Zeit  für  Demeter  oder  Köre  verwendet  wurde,3)  aber  nicht,  dass  er  diesen 
Göttinnen  allein  charakteristisch  war.  Es  ist  voreilig,  die  Figuren,  wie  es 
jetzt  zu  geschehen  pflegt,  alle  Köre  zu  nennen;  besser  wäre  wenigstens  Demeter, 
da  die  entsprechende  Figur  des  eleusinischen  Reliefs  viel  wahrscheinlicher 
diese  als  jene  darstellt  (vgl.  Text  zur  Schulausgabe  der  Brunn-Bruckmann'schen 
Denkmäler  Nr.  23).  In  der  That  ist  Demeter  wohl  der  passendste  Name  für 
die  Albani'sche  Statue.  Der  Venezianerin  aber  wird  man  in  die  beiden  vor- 
gestreckten Hände  weitaus  am  wahrscheinlichsten  je  eine  Fackel  ergänzen. 
Auch  die  von  Schneider  publizierte  Wiener  Bronze  hat  dieselbe  Armhaltung, 
die,  worauf  derselbe  Gelehrte  aufmerksam  macht,  mit  den  erhaltenen  Fackeln 
an  der  unserem  Typus  angehörigen  Gestalt  eines  Votivreliefs  aus  dem  Piräus4) 
wiederkehrt.  Hier  ist  die  Göttin,  die  allein  dargestellt  war,  indem  vor  ihr 
nur  die  Adoranten  standen,  gewiss  Demeter.  So  wird  die  venezianische  Figur 
also  wahrscheinlich  Demeter  mit  den  Fackeln  dargestellt  haben. 


J)  Clarac  506  A,  1026  A.     Amelung  hat  (Text  zu  Einzelverk.  Nr.  497)  richtig  bemerkt,    dass  die 
Figur  nicht  Replik  der  Albani'schen  ist;  mit  Unrecht  aber  nennt  er  sie  eine  „ungeschickte  Abwandlung". 

2)  Auch  angeführt  bei  Amelung  a.  a.  0. 

3)  Die  entsprechende  Gestalt  des  Reliefs  hat  allerdings  rechtes  Standbein  und  der  Chiton  ist  ohne 
Ueberschlag;  doch  liegt  augenscheinlich  derselbe  Grundtypus  vor. 

*)  Le  Bas,  mon.  fig.  45.     Schneider  a.  a.  O.  S.  75,  Fig.  5. 


288 

Es  sei  hier  noch  auf  ein,  wie  es  scheint,  unpubliziertes  Relief  in  Eleusis 
aufmerksam  gemacht  (von  dem  mir  eine  Photographie  Sam  Wide's  vorliegt), 
das  wohl  auch  Demeter  darstellt;  sie  hält,  wie  es  scheint,  eine  Schale  über 
einen  klein  gebildeten  Jüngling;  die  Haltung  und  Gewandung  sind  ähnlich 
wie  an  unserem  Typus.  Interessant  ist  das  Motiv  des  Herabrutschens  des 
Chitons,  indem  das  Relief  älter  zu  sein  scheint  als  die  sonstigen  Beispiele; 
gewiss  ist  es  nicht  jünger  als  der  Parthenonfries,  wo  jenes  Motiv  an  der 
Artemis  versucht  ist. 

Dass  unser  Typus  indess  auch  für  Athena  verwendet  worden  ist,  hat 
v.  Schneider  (a.  a.  0.  S.  74  f.)  mit  Recht  aus  zwei  attischen  Urkundenreliefs 
geschlossen.  Noch  genauer  als  diese  stimmt  aber  mit  unserem  Typus  eine 
flüchtig  gearbeitete  Athenastatuette  des  Akropolis-Museums  (Nr.  2803)  überein, 
die  ausser  Chiton  und  Mantelwurf  auch  das  linke  Standbein  hat  wie  jener. 
Die  Linke  hält  ein  Füllhorn,  unten  ringelt  sich  die  Schlange  empor.  Es 
scheint  offenbar  eine  grosse  Statue  nachgebildet.  Vor  allem  ist  aber  hier 
natürlich  der  Athena  Giustiniani  und  ihrer  Repliken  zu  gedenken;  denn  sie 
wiederholt  alle  die  uns  wohl  bekannten  Grundzüge  des  Typus;  nur  hat  der 
Mantel  nicht  den  dreieckigen  herabhängenden,  sondern  einen  schmäleren  Ueber- 
fall;  der  Linnenchiton  zeigt  den  Ueberfall,  nur  hängt  derselbe  auffallend  tief 
herab.  Auch  die  stilistische  Behandlung  des  Linnenstoffes  schliesst  sich  an 
die  Weise  der  Stilstufe  der  Venezianerin  an;  nur  sind  die  Falten  gar  nüchtern 
und  einförmig  geraten. 

Für  das  Problem,  das  diese  Statue  uns  aufgiebt,  weiss  ich  keine  andere 
Lösung,  als  die  von  mir  in  den  Meister w.  S.  593  f.  versuchte,  die  sich  mir 
seitdem  nur  immer  mehr  bestätigt  hat.1)  Die  Grundzüge  dieser  Figur  sind, 
wie  uns  die  soeben  angestellte  Untersuchung  von  neuem  gelehrt  hat,  etwa 
um  die  Mitte  des  fünften  Jahrhunderts  geschaffen  und  dann  viel  benützt  worden. 
Dem  Ansätze  in  diese  Epoche  widerspricht  der  Kopf,  und  bestätigend  treten 
äussere  Details  hinzu.  Der  Kopf  findet  seine  allernächste  Parallele  in  dem 
Apollo  des  Typus  des  sog.  Vatikanischen  Adonis,  was  ganz  in  die  Augen 
fallend  ist,  wenn  man  Abgüsse  des  Gesichtes  beider  Typen  neben  einander 
stellt;  und  auch  die  ganze  Figur  ist  jenem  Apollo  zunächst  verwandt;  denn 
auch    bei    diesem   folgen  Stellung    und  Körperbau    einem    vielbenützten  Typus 


*)  Begründeten  Widerspruch  haben  erhoben:  Arndt,  Einzelverk.  Nr.  226,  der  die  Statue  in  das 
dritte  Viertel  des  fünften  Jahrhunderts  datiert  und  damit  gewiss  richtig  die  Zeit  bezeichnet,  in  welcher 
Stellung  und  Gewandung  der  Statue  ihre  typische  Gestaltung  empfangen  haben;  Amelung,  ebenda  zu 
Nr.  497,  will  statt  jenes  Datums  „die  Wende  des  fünften  zum  vierten  Jahrhundert"  setzen,  ohne  zu  ver- 
suchen, sie  in  eine  der  um  diese  Zeit  bestehenden  Kunstrichtungen  einzugliedern. 


289 

des  fünften  Jahrhunderts,  der  mit  unserem  weiblichen  im  Wesentlichen  überein- 
stimmt; aber  auch  hier  ist  der  lockige,  weiche  Kopf  ein  sicherer  Beweis  der 
Zugehörigkeit  in's  vierte  Jahrhundert,  in  die  praxitelische  Epoche.  Der 
Künstler  praxitelischer  Epoche,  der  in  dieser  Weise  auf  der  Basis  alter  Typen 
arbeitet,  kann  aber  kaum  ein  anderer  sein  als  Euphranor,  der  die  festen 
Traditionen  der  alten  sikyonischen  Schule  fortsetzte  (vgl.  meine  Ausführungen 
in  Samml.  Somzee,  S.   53  f.). 

Es  wird  nun  in  diesem  Zusammenhange  wahrscheinlich,  dass  der  weib- 
liche Typus,  mit  dem  wir  uns  hier  beschäftigt  haben,  obwohl  er  im  Kreise  des 
Phidias  viel  benutzt  wurde,  doch  nicht  hier,  sondern  im  Peloponnes  entstanden  ist. 
Die  Uebereinstimmung  seiner  Grundzüge  mit  dem  älteren  argivischen  Kanon 
muss  sogar  geradezu  zu  dieser  Annahme  führen.  Dass  Phidias  selbst  an 
Hagelaidas  Typen  anknüpfte,  lässt  sich  ja  auch  sonst  noch  erkennen  (vgl. 
Meister w.  S.  78  ff.). 

Wir  haben  den  Kopf  der  Venezianischen  Statue  bisher  genauer  zu  be- 
trachten unterlassen.  Und  doch  zieht  er  schon  durch  die  ausserordentliche 
Sorgfalt  der  Ausführung  die  Aufmerksamkeit  auf  sich.  In  allen  Formen  die 
grösste  Schärfe  und  Genauigkeit  der  Zeichnung  und  Modellierung,  besonders 
deutlich  an  dem  feinen  Ohr  und  den  Wellenlinien  des  Haares.  Es  scheint 
sich  ein  Künstler  zu  verrathen,  der  mehr  in  Bronze  als  in  Marmor  zu  arbeiten 
gewohnt  war.  Um  den  Unterschied  auch  gegen  die  besten  attischen  Marmor- 
arbeiten phidiasischer  Zeit  zu  erkennen,  vergleiche  man  die  Köpfe  vom  Par- 
thenonfries oder  das  Fragment  der  Nemesis  von  Rhamnus  und  die  Reste  ihrer 
Basis,  oder  die  oben  S.  279  abgebildete  Figur  der  Akropolis  oder  den  Kopf 
der  trefflichen  kleinen  Aphrodite  in  Berlin *)  oder  endlich  den  Kopf  der  gleich 
näher  zu  besprechenden  Statuette  vom  Piräus  (S.  291):  überall  eine  viel  weniger 
subtile,  flotte,  freie  Marmorarbeit.  Aber  auch  sonst  ist  der  Vergleich  interes- 
sant: der  Kopf  ist  von  den  attischen  Werken  auch  in  Formen  und  Ausdruck 
recht  verschieden.  Und  um  das,  wodurch  er  abweicht,  nähert  er  sich  den 
peloponnesischen  Typen.  Dies  feste,  starre  Gefüge  des  Ganzen,  die  ruhigen 
Flächen  der  Wangen  und  die  Art,  wie  Nase  und  Mund  über  dieselben  heraus- 
springen, dieser  Nasenflügelansatz  und  die  Winkel  des  breiten  geschlossenen 
Mundes  und  der  ganze  trocken  ernste  Ausdruck  scheinen  acht  peloponnesischer 
Art;  man  vergleiche  etwa  den  vermutlichen  Hagelaidastypus ,  Meisterwerke 
S.  405,  Fig.  62    und  dann  den  Doryphoros. 

Wenn  wir    uns    nun    erinnern,    was    wir    über    den  Ursprung   des  ganzen 


')  Ueber  Statuenkopien  I,  S.  6  (530).   Jahrb.  d.  Ver.  d.  Altertumsfr.  im  Rheinl.,  Heft  101,  Taf.  6,  2. 


290 


Typus  unserer  Figur  gefunden  haben,  so  werden  wir  zu  der  Vermutung 
gedrängt,  dass  sie  das  Werk  eines  Künstlers  peloponnesischer  und  zwar  wohl 
sikyonischer  Schule  der  Zeit  um  440  ist,  welcher,  sonst  mehr  in  Bronze  als 
in  Marmor  zu  arbeiten  gewöhnt,  diese  Statue,  wie  wir  vermuteten,  auf  einer 
der  Inseln  oder  an  der  asiatischen  Küste  gefertigt  hat.  So  wäre  die  Figur 
geeignet,  eine  empfindliche  Lücke  in  unserer  Kenntnis  der  Kunst  des  fünften 
Jahrhunderts    auszufüllen,    indem    sie    uns    eine  Probe    der   weiblichen,   ruhig 

stehenden  Gewandfigur  peloponnesischer  Schule 
gäbe,  die  um  oder  bald  nach  der  Mitte  des  Jahr- 
hunderts zu  datieren  ist.  Die  sog.  Sappho,  die 
vermutliche  Demeter  Albani  aber  stellt  die  attische 
phidiasische  Gestaltung  desselben  Grundmotivs  dar. 

III. 

Wegen  der  im  Wesentlichen  gleichen  Tracht 
lasse  ich  zunächst  eine  Figur  folgen,  welche  etwas 
jüngeren  Stiles  ist.  Die  beistehend  abgebildete, 
0,81  hohe  Statuette  1)  von  parischem  Marmor,  aus 
der  Sammlung  Grimani,  wie  die  vorige,  hatte  einen 
besonders  eingelassenen  Kopf,  der  verloren  und 
durch  eine  moderne  Arbeit,  nach  welcher  die 
Statue  „Marciana"  getauft  ward,  ersetzt  ist.  Er- 
gänzt sind  ferner  noch  der  rechte  Vorderarm, 
die  linke  Hand ,  die  i  Füsse  und  die  profilierte 
runde  Plinthe.2)  Die  Verwitterung  zeigt,  dass  die 
Figur  lange  aufrecht  im  Freien  gestanden  hat, 
ein  Umstand,  der  auch  an  anderen  Figuren  der 
Serie,  wenn  auch  nicht  immer  so  deutlich  zu 
bemerken  ist.  Die  Grundzüge  sind  dieselben  wie 
bei  der  eben  besprochenen  Statue;  nur  ist  der  linke 
Unterarm  gesenkt,  ist  der  rechte  Fuss  energischer 
im  Schritt  zurückgezogen  und  zeigt  der  Mantel  einen  länger  herabhängenden 
Ueberfall.     Ferner   ist  die  Differenz  des  Chiton-  und  Mantelstoffes   hier  schon 


Venedig. 


J)  Dütschke  V,  Nr.  234.  Clarac  pl.  943,  2423.  Valentinelli,  inarini  scolp.  Nr.  170.  Ein  Urteil  über 
sie  fällt  nur  Dütschke;  bei  seiner  bekannten  Weise  ist  es  freilieb  ein  verkehrtes:  er  nennt  die  Figur 
T  Kopistenarbeit ". 

2)  Dütschke,  der  nicht  einmal  erkennt,  dass  der  Kopf  modern  ist,  hat  auch  hier  den  modernen 
Ursprung  der  Basis  nicht  bemerkt. 


291 


eine  sehr   viel  geringere.     Die    parallelen  Plissefalten    des  Leinenstoffes  fehlen 

schon;    das  Linnen   ist  sehr  dünn  und  schmiegt  sich   dem  Körper    wie  feucht 

an,   so  dass  sogar    die  Vertiefung  des  Nabels   deutlich   sichtbar  wird    und  der 

Leib  fast  wie  unbekleidet  wirkt.     Es  ist  dies,    wie  schon  oben  erinnert  ward, 

die  in  der  nachparthenonischen  Zeit  der  phidiasischen  Schule,   in  der  Epoche 

des  peloponnesischen  Krieges  übliche  Manier.     Der  Chiton  hat  indes  noch  den 

kurzen  Ueberschlag   über  der  Brust   wie   an  jener   älteren  Figur.     Dass  auch 

diese  Statue    noch    in's    fünfte  Jahrhundert 

gehört,  ist  unzweifelhaft;  sie  steht  auf  der 

Stilstufe,    welcher    das    Original    der    Hera 

Barberini  angehörte,    mit  welcher  sie  auch 

Gewandung  und  Stellung  gemein  hat.    Nur 

klebt    der    Künstler    unserer    Venezianerin 

noch  mehr  an  dem  alten  Schema,   das  die 

vorige   Figur   repräsentierte,    während    der 

Künstler  der  Hera  in  genialer  "Weise,  unter 

Beibehaltung  der  Grundzüge  der  Gewandung 

und  Stellung,  durch  feine  Veränderungen  im 

Einzelnen  —  vor  Allem  Hess  er  den  kleinlich 

wirkenden  Ueberschlag   weg  —  ein    völlig 

Neues  geschaffen  hat.    "Wir  haben  hier  ein 

höchst    interessantes    Beispiel    davon,     wie 

sich  ein  im  Original  erhaltenes  "Werk  eines 

Künstlers   zweiten   zu  einer  durch  Kopieen 

bekannten   Schöpfung    eines    gleichzeitigen 

Künstlers    ersten    Ranges    verhält.      Indem 

wir  die  Folie  näher  kennen  lernen,  auf  der 

sich  das  verlorene  Meisterwerk  einst  erhob, 

lernen  wir  dessen  Verdienste  besser  begreifen. 

Wir  besitzen  noch  ein  zweites  Original,  auch  eine  unterlebensgrosse 
Marmorstatuette,  von  einem  Künstler  zweiten  Ranges  derselben  Zeit,  eine 
Figur,  die  unserer  Venezianischen  ausserordentlich  verwandt  ist  (s.  beistehend).1) 
Ein  wesentlicher  Unterschied  dieser  Figur  aus  dem  Piräus  besteht  nur  darin, 
dass  sie  nicht  die  Schrittstellung  mit  linkem  Standbein  wie  die  Venezianerin 
und  jene  Hera,    sondern  den  ruhigen  entlasteten  Stand  zeigt,    der   im  phidia- 


Vom  Piräus,  Museum  in  Athen. 


])  Aus  dem  Piräus,  jetzt  in  Athen,  efh.  fiova.,  Kabbadias  Nr.  176.     Vgl.  Athen.  Mitt.  1889,  Taf.  4 
(Conze).     Friederichs-Wolters,  Gipsabg.  Nr.  1209.     Arndt,  Einzelverkauf  Nr.  613— 0 16. 

Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  (1.  Wiss.  XXI.  Bd.  IL  Abth.  38 


292 

sischen  Kreise  immer  beliebt  blieb.  Ueberaus  ähnlich  ist  der  Chiton  behandelt, 
der  auch  hier  den  Ueberfall  hat;  auch  hier  liegt  er  am  Leibe  wie  feucht  an, 
auch  hier  bildet  der  untere  Rand  des  Ueberschlags  eine  ganz  gerade  harte 
Linie,  ja,  die  Formen  sind  hier  fast  noch  nüchterner  und  trockener  als  dort. 
Der  wohl  erhaltene  Kopf  kann  uns  den  Verlust  an  der  Venezianer  Figur 
etwas .  ersetzen.  Doch  ist  anzunehmen ,  dass  letztere  auch  im  Kopfe  mehr 
Schärfe,  Sorgfalt  und  Genauigkeit  der  Arbeit  als  jene  zeigte,  wie  dies  bei 
ihrem  Gewände  thatsächlich  der  Fall  ist. 

Als  unzweifelhaftes  attisches  Werk  ist  die  Statuette  vom  Piräus  auch  für 
Beurteilung  unserer  Venezianerin  wichtig,  die  hiernach  ebenfalls  von  einem 
attischen  oder  in  Attika  gebildeten  Künstler  herrühren  kann.  Beide  Figuren 
gehören  der  Zeit  des  peloponnesischen  Krieges  an,  wie  wir  an  der  Art  der 
Behandlung  des  Chitons  erkannt  haben.  Mit  Unrecht  haben  früher  Einige 
die  Piräusfigur  teils  in  ältere,  teils  in  jüngere  Zeit  gesetzt.  Sehr  richtig  hat 
dagegen  Kabbadias  die  stilistische  Verwandtschaft  mit  der  Votivstatuette  eines 
Jünglings  aus  Rhamnus,  'Ecprjju.  ayyy.  1891,  Taf.  6,  hervorgehoben;  diese  aber, 
die  nur  viel  besser  als  die  Piräusfigur  gearbeitet  ist,  gleicht  ihrerseits  den 
Reliefs  der  Nemesisbasis  des  Agorakritos  so  überaus  (vgl.  besonders  Jahrb. 
d.  Inst.  1894,  Taf.  2),  dass  man  vor  den  Originalen  überzeugt  wird,  dass  sie 
von  derselben  Hand  wie  jene  Reliefs  stammt. 

Was  die  Bedeutung  der  Piräusfigur  betrifft,  so  ist  die  Vermutung  von 
Schneider  (Jahrb.  d.  österr.  Kunstsamml.  XII,  S.  75,  Anm.  6),  sie  habe  in  jeder 
Hand  eine  Fackel  getragen,  gewiss  recht  möglich;  danach  wäre  sie  Köre, 
Demeter  oder,  mit  Milchhöfer  (Karten  von  Attika  I,  62),  Artemis  zu  nennen. 
Der  Venezianerin  möchten  wir  in  die  Rechte  eine  Fackel,  in  die  gesenkte 
Linke  Aehren  geben  und  sie  Demeter  nennen. 

IV. 

Wir  betrachten  nun  vier  weitere  Statuen  der  venezianischen  Serie,  die 
ein  und  dasselbe  Motiv  variieren.  Sie  tragen  alle  den  dorischen  Peplos  mit 
tiefem  Kolpos  und  Ueberfall.  Das  Standbein  ist  das  rechte.  Den  zugehörigen 
antiken  Kopf  hat  leider  nur  eine  derselben  bewahrt. 

Wir  beginnen  mit  dem  im  Stile  ältesten  Exemplare  Taf.  IV,  l,1)  dessen  Kopf 
abscheulich  ergänzt  ist.  Der  fehlende  Kopf  war  auch  hier  besonders  gearbeitet 
und   mit  dem  Halse    in  den  Torso   eingelassen   gewesen.     Modern   sind  ferner 


')  Dütschke  V,  Nr.  80.    Valentinelli  16.    Höhe  ohne  Kopf  0,96,  mit  Kopf  1,12.    Parischer  Marmor, 
Samml.  Grimani. 


293 

der  rechte  Arm  von  der  Mitte  des  Unterarmes,  der  linke  Unterarm  nebst 
dem  Füllhorn,  die  Füsse  zusammen  mit  der  wieder  profilierten  runden  Basis, 
sowie  die  Gewandenden  über  den  Füssen.  Modern  überarbeitet  sind  die  Falten 
um  den  linken  Unterschenkel.  Die  Figur  trägt  ausser  dem  Peplos  einen  auf 
der  rechten  Schulter  aufliegenden  schmalen  Mantel. 

Schon  Conze  (Arch.  Ztg.  Bd.  30,  S.  83,  16)  erkannte  die  Arbeit  der  Statue 
als  „griechisch",  meinte  aber,  sie  sei  „in  Griechenland  in  späterer  Zeit  nach 
älteren  Vorbildern  gearbeitet"  und  dachte  an  spätgriechische  Grabmäler  mit 
Rundfiguren.1)  Heute  ist  eine  solche  Ansicht  nicht  mehr  möglich;  wir  kennen 
spätgriechische  Grabstatuen  genug  und  mehr  noch  Reliefs  mit  statuarisch 
gedachten  Figuren;  aber  diese  Werke  haben  eben  einen  total  verschiedenen  Stil. 
Die  Figur  ist  ein  Original  der  Zeit  zwischen  450  und  440  v.  Chr. 

Ihr  Standmotiv  ist  zum  Unterschiede  von  den  folgenden  analogen  Gestalten 
noch  das  ältere,  wo  der  entlastete  Fuss  noch  mit  voller  Sohle  neben  das 
Standbein  gesetzt  ist.  Die  hässlichen  weichlichen  Falten  um  das  linke  Unter- 
bein werden,  wie  bemerkt,  nur  der  modernen  Ueberarbeitung  verdankt  —  man 
sieht  daneben  am  Rande  noch  Reste  der  verwitterten  antiken  Oberfläche,  — 
ursprünglich  muss  diese  Parthie  ähnlich  wie  an  der  Athena  Lemnia  ausge- 
sehen haben.  Der  Wollestoff  des  dorischen  Peplos  ist  hier  noch  wie  an  der 
Lemnia  und  Parthenos  und  allen  älteren  Werken  als  ein  dicker  und  schwerer 
charakterisiert.  Ueber  dem  Standbein  fallen  die  Falten  in  der  üblichen  Weise 
ganz  gerade  herab;  die  Kanäle  sind  tief  gebohrt,  stehen  jedoch  noch  nicht 
eng  neben  einander,  sondern  sind  durch  breite  wulstige  Faltenrücken  getrennt, 
auf  denen  nur  ganz  wenige  und  flache  Eintiefungen  zu  bemerken  sind. 

Die  ebenfalls  noch  etwas  wulstigen  und  schweren  Falten  des  Ueberfalls 
und  des  Bauschs  darunter  sind  mittelst  tiefer  Bohrgänge  in  eigentümlicher 
Weise  gewunden  und  geben  dem  Oberkörper  einen  reichen  malerischen  Reiz. 
Diese  stark  gewundenen  wulstigen  Faltenzüge  sind  eine  historisch  bestimmt 
zu  umgrenzende  Erscheinung.  Ihre  Entstehung  fällt  in  die  Zeit  um  465 — 460, 
und  zwar  gehört  sie,  allem  Anscheine  nach,  dem  ionischen  Kunstkreise  an. 
Wir  begegnen  jenen  Falten  an  dem  Mantel  der  Penelopestatue  (vgl.  besonders 
das  vortreffliche  Exemplar  Chiaramonti),  an  der  Chlamys  des  Ludovisischen 
Hermes  (vgl.  Meisterwerke  S.  86),    an  dem  Mantel  der  Philis  von  Thasos,    an 


l)  Die  aus  Samml.  Grimani  stammende  weibliche  Grabstatuette  mit  Inschrift  in  Venedig,  Dütschke 
Nr.  105,  die  Conze  vorschwebte,  benutzt  das  Motiv  des  Herculanischen  Mädchens,  das  in  römischer  Zeit 
>o  beliebt  war,  und  gehört  in  das  2. — 3.  Jahrhundert  nach  Chr.;  mit  unseren  Statuen  hat  sie  nicht  das 
Geringste  gemein. 

38* 


294 

dem  einer  sitzenden  Göttin  eines  vortrefflichen  kleinen,  in  die  Zeit  um  460 
bis  450  zu  datierenden  Reliefs  von  Ikaria  (American  Journal  of  archaeol.  V, 
pl.  13),  dann  vor  allem  mehrfach  an  den  Skulpturen  des  Zeustempels  von 
Olympia  (vgl.  Olympia  Bd.  III,  Taf.  9,  1;  14,  1.  3;  15,  1;  30;  32),  wo  diese 
Faltengebung  wesentlich  mit  zu  den  ionischen  Formelementen  jener  Skulpturen 
zu  rechnen  ist  (vgl.  in  Archäol.  Studien,  Festschr.  für  Brunn  1893,  S.  83). 
In  all  den  genannten  Fällen  sind  die  Faltenwindungen  noch  etwas  schwer 
und  wulstig.  Die  weitere  Entwicklung,  die  durch  tiefere  Bohrgänge  und  hier- 
durch leichteres  Aussehen  sich  charakterisiert,  zeigen  dann  die  Parthenon- 
metopen  (vgl.  Michaelis  Süd  2.  8.  28),  der  Theseionfries  und  dann  der  Par- 
thenonfries (vgl.  besonders  die  Mäntel  der  sitzenden  Gottheiten,  Poseidon, 
Apoll,  Artemis);  an  letzterem  ist  das  Schwere  und  Wulstige  schon  ganz 
geschwunden,  doch  die  eigentümlichen  Windungen  sind  beibehalten.  Es  ist 
nun  sehr  interessant,  zu  sehen,  dass  in  der  weiteren  Entwicklung  des  attischen 
Stiles  diese  Art  der  Faltengebung  ganz  verschwindet.  Schon  an  den  Parthenon- 
giebeln findet  man  nur  noch  Reste  derselben,  wie  an  der  Rückseite  des  sog. 
Ilissos  oder  etwa  an  dem  Torso  der  Iris.  Die  Korai  und  die  Friesfiguren  des 
Erechtheions,  der  Fries  des  Niketempels,  die  Eurydike  des  Orpheus-Reliefs, 
die  Hegeso,  von  Kopieen  die  sog.  Demeter  der  Uffizien  (Arndt,  Einzelverk. 
Nr.  91),  die  „Hera"  in  Berlin  Nr.  178,  die  Statue  Cepparelli  (Meisterwerke 
S.  102)  u.  a.  zeigen  keine  Spur  mehr  von  jenem   „gewundenen"  Faltenstil. 

Für  unsere  Venezianerin  erhellt  aus  diesen  Thatsachen,  dass  sie  der  Epoche 
vor  den  Parthenongiebeln  angehört;  am  nächsten  kommt  sie  in  jener  Falten- 
behandlung den  Metopen  des  Parthenon,  deren  Zeit,  also  den  40er  Jahren 
des  fünften  Jahrhunderts  sie  demnach  zuzuschreiben  ist.  Indes  ist  zu  bemerken, 
dass  an  allen  den  oben  angeführten  Beispielen  die  gewundenen  Falten  nicht 
an  dem  gerade  herabhängenden  Peplosüberschlag,  sondern  nur  da  erscheinen, 
wo  das  Wollegewand  zusammengeschoben  ist.  An  den  olympischen  Skulpturen 
besteht  sogar  ein  scharfer  Gegensatz  zwischen  dem  streng  und  gerade  herab- 
fallenden Peplosüberschlag  (vgl.  Olympia  III,  Taf.  10,  2;  40;  43)  und  den 
gewundenen  Falten  der  zusammengeschobenen  Mäntel.  Aber  auch  im  ganz 
freien  Stile  an  Theseion-  und  Parthenonfries  erscheinen  letztere  nicht  am 
Peplosüberschlag.  Gleichwohl  steht  unsere  Venezianerin  nicht  ganz  vereinzelt; 
verwandt  ist  der  Peplosüberschlag  an  der  sog.  Prokne  der  Akropolis,  einer 
wohl  nur  wenig  jüngeren,  aber  sehr  geringen  handwerklichen  Arbeit,  die 
moderne  Kritiklosigkeit  hat  zu  einem  Originale  des  Alkamenes  stempeln  wollen 
(vgl.  Statuenkopieen  I,  S.  15  f.);  die  Falten  sind  freilich  hier  sehr  viel  weniger 
reich,   ja    ärmlich    und  grob    gegenüber    unserer  Statue,    allein    man    erkennt, 


295 

dass  dem  Verfertigef  ein  analoges  Werk  vorschwebte.1)  Auch  die  sog.  Demeter 
des  capitolinischen  Museums  (Heibig,  Führer  503),  eine  römische  Kopie,  zeigt, 
obwohl  der  Kopist  das  Charakteristische  der  Falten  abgeschwächt  zu  haben 
scheint,  doch  deutlich,  dass  ihr  Original  unserer  Venezianerin  nahe  verwandt, 
wenn  auch  etwas  jünger  war.  Die  Originale  der  sonst  so  analogen  oben 
genannten  Berliner  und  Florentiner  „Hera"-  oder  „Demeter "-Statuen  waren 
dagegen  noch  jünger;  sie  zeigen  keine  Spur  mehr  von  jenem  gewundenen 
Faltenstil,  für  dessen  Verwendung  am  Peplosüberfall  die  Venezianerin  das 
früheste  und  schönste  erhaltene  Beispiel  ist. 

An  ihr  begegnen  wir  zuerst  einem  Schema  der  ruhig  stehenden  Peplos- 
figur,  das  dann  späterhin,  wie  zahlreiche  erhaltene  Werke,  die  genannten 
Hera-Demeter-Statuen,  die  Korai  vom  Erechtheion,  die  Göttinnen  des  Nike- 
tempelfrieses u.  a.  zeigen,  ausserordentlich  beliebt  ward  und  das  durch  die 
bogenförmige  runde  Linie  des  Bausches  unter  dem  Ueberfall,  sowie  durch  die 
auf  der  Hüfte  des  Standbeins  aufruhenden  Falten  des  Ueberfalles  charakterisiert 
wird.  Dieses  Schema  verdrängte  völlig  den  bekannten  älteren  Typus,  dessen 
peloponnesische  Herkunft  mir  ausser  Zweifel  zu  sein  scheint,  der  aber  in  der 
ganzen  ersten  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts  überall  zur  Herrschaft  gelangt 
war.  Es  ist  jener  Typus,  der  an  den  olympischen  Skulpturen  in  so  scharfem 
unversöhntem  Gegensatze  steht  zu  den  weichen,  malerischen,  gewundenen 
Falten,  deren  wir  oben  erwähnten  (vgl.  Arch.  Studien,  Festschr.  für  Brunn, 
S.  83  f.).  Es  ist  der  Typus,  der,  wenn  auch  ursprünglich  peloponnesisch, 
doch  in  den  ionischen  und  attischen  Kunstkreis  tief  eingedrungen  ist,  dem 
auch  die  sog.  Hestia  Giustiniani,  wenn  auch  in  origineller  Weise  folgt  und 
der  auch  noch  in  der  früher  phidiasischen  Zeit,  der  Epoche  der  Lemnia, 
lebendig  war.  Dafür  ist  die  vermutliche  Demeter  beweisend,  die  früher  nur 
in  einer  umgearbeiteten  Berliner,  jetzt  in  einer  ungleich  treueren  Kopie  von 
Cherchel  bekannt  geworden  ist  (vgl.  57.  Berliner  Winckelmannsprogr.  1897). 
Sie  zeigt  in  den  einfachen,  grossen  Faltenzügen  des  Ueberfalls  und  dem  hori- 
zontalen unteren  Abschluss  von  Ueberfall  und  Bausch,  woran  sich  in  stumpfem 
Winkel  die  symmetrischen  Seitenfalten  schliessen,  noch  volle  Abhängigkeit  von 
jenem  alten  peloponnesischen  Typus,  obwohl  die  Figur,  wie  im  Uebrigen  deutlich 
ist,  der  Athena  Lemnia  ungefähr  gleichzeitig  oder  nur  wenig  älter  sein  muss. 
Was  ich  früher  schon  vermutete  (Meisterwerke  S.  116),  dass  sie  kalamideischem 
Kreise  angehöre,    darf  jetzt  nach  Bekanntwerden  der   so    viel  treueren  Kopie 


')  Den  stilistischen  Charakter  der  Figur  im  Gegensatze  zu  den  Werken  vom  Ende  des  fünften  Jahr 


hunderts  hat  Pallat  im  Jahrb.  d.  Inst.  1894,  S.  21   richtig  bestimmt. 


296 

von  Cherchel  mit  mehr  Zuversicht  wiederholt  werden.  Sie  ist  eine  Fort- 
setzung des  Stiles  der  „Hestia"  Giustiniani  aus  der  früher  phidiasischen  Periode.1) 
Vermutlich  war  indes  Phidias  selbst  in  dieser  seiner  früheren  Zeit,  wie  in  der 
männlichen  Gestalt,  so  auch  in  der  weiblichen  noch  nicht  frei  von  dem  Einfluss 
der  älteren  peloponnesischen  Typen.  Wo  das  neue  Schema  herkam,  dem  wir 
in  der  venezianischen  Figur  zuerst  begegnen,  ist  ungewiss.  Da  die  letztere, 
wie  wir  sahen,  wahrscheinlich  von  den  Inseln  oder  Kleinasien  stammt,  darf 
darin  wohl  ein  Wink  für  Beantwortung  jener  Frage  gesehen  werden. 

Der  neue  Typus  ward  von  der  phidiasischen  Kunst  und  ihrer  Nachfolge  lange 
festgehalten.  Doch  die  gewundenen  Falten,  die  wir  an  unserer  Figur  mit  ihm 
verknüpft  sehen,  haben  sich  in  Athen  nicht  ganz  eingebürgert,  wenigstens  an 
jener  Stelle,  dem  Peplosüberfalle,  nicht.  Auch  sonst  aber  drang  die  weitere 
Entwicklung  der  attischen  Kunst  auf  Beseitigung  jener  eigentümlichen  rund- 
lichen Faltengänge,  die  ihr  zu  wenig  präzis,  zu  weich  und  kraus  erscheinen 
mussten;  denn  Schärfe  und  Klarheit  waren  allezeit  acht  attische  Ziele,  und 
mehr  als  einmal  beobachten  wir  es  in  der  Culturgeschichte,  wie  die  über- 
quellende saftige  Weichheit  ionischer  Elemente  in  Attika  zwar  aufgenommen, 
aber  umgemodelt,  gespitzt  und  geschärft  wird. 

Die  drei  anderen  hier  zu  betrachtenden  Statuen  Venedigs  sind  gleich 
recht  charakteristische  Vertreter  jener  späteren,  in  die  Jahrzehnte  nach  dem 
Parthenon,  die  Zeit  des  peloponnesischen  Krieges  gehörigen  Entwicklung 
des  Typus. 

Taf.  III2)  hat  den  Vorzug,  dass  der  zugehörige  Kopf  mit  der  Statue 
erhalten  ist,  ja,  der  Kopf  ist  sogar  ungebrochen  und  war  nie  vom  Körper  getrennt; 
es  war  ungenaue  Beobachtung,  wenn  Valentinelli  angab,  der  Kopf  sei  „ristauro" 
und  wenn  Conze  und  Dütschke  sagen,  er  sei  aufgesetzt.  Es  sind  nur  das 
Haar  über  der  Stirnmitte  sowie  die  Mitte  des  Diademes  und  ein  Stück  des 
Oberkopfes,  ferner  Kinn  und  Nasenspitze  ergänzt.  Am  Körper  sind  der  rechte 
Arm  und  der  linke  Unterarm  mit  dem  Füllhorn  sowie  der  vorstehende  Teil 
des  linken  Fusses  und  die  runde  profilierte  Basis  modern. 

Von  angesetztem  einstigem  Metallschmuck  zeugen  mehrere  Bohrlöcher; 
an  der  linken  Seite  des  Diadems  befindet  sich  eines,  an  der  rechten  zwei,   in 


1)  Auf  Grund  der  im  Gewände  umgearbeiteten  und  modernisierten  Berliner  Kopie  glaubte  ich  die 
Statue  früher  (a.  a.  0.)  fälschlich  jünger  als  die  Parthenos"  setzen  zu  müssen. 

2)  Höhe  1,02.    Parischer  Marmor.    Aus   Samml.   Grimani.    Dütschke  V,   Nr.  219.    Valentinelli  155. 
Conze,  Archäol.  Ztg.,  Bd.  30,  S.  87,  155.    Valentinelli  erkannte  ein  „antico  greco  originale  di  buon  lavoro". 


297 

denen  eine  metallne  Verkleidung  des  Diadems  befestigt  war.  Die  Ohren  waren 
mit  Gehängen  geschmückt. 

Die  Enden  des  langen  Peplosüberschlags  im  Rücken  sind  auf  die  beiden 
Schultern  gelegt  wie  bei  der  Athena  Taf.  VII,  2.  Die  Haare  sind  hinten  aufge- 
nommen ähnlich  wie  an  der  Demeter  des  grossen  eleusinischen  Reliefs  und 
wie  an  Demeterköpfen  von  Münzen,  doch  lösen  sich  im  Nacken  zwei  kurze 
gedrehte  Locken  los,  die  bis  zum  Gewände  herabfallen.  Die  Ausführung  der 
Statue  ist  etwas  flüchtig;  diese  steht  daher  an  künstlerischem  Werte  weit  unter 
den  bisher  betrachteten.  An  dem  Saum  des  Ueberschlags  fallen  die  sichtbar 
gelassenen  Bohrlöcher  nicht  angenehm  auf.  Der  Kopf  ist  verglichen  mit 
Taf.  I.  II  viel  flüchtiger;  er  zeigt  eben  die  gewöhnliche  flotte  Art  der  Marmor- 
arbeiten, während  jener  die  Schärfe  alter  Bronze  werke  erstrebt. 

Im  Typus  ist  der  Kopf  indes  jenem  unverkennbar  ähnlich;  selbst  die 
Art,  wie  der  Kopf  getragen  wird,  seine  Haltung  ist  wie  an  jener  Statue. 
Offenbar  ist  dieselbe  Göttin,  Demeter,  dargestellt,  wozu  der  schwere  volle 
Körperbau  unserer  Statue  auch  sehr  gut  passt.  Vermutlich  war  ihr  Künstler 
von  dem  in  dem  Heiligtume  schon  vorher  aufgestellten  Typus  der  Göttin,  wie 
ihn  Taf.  I.  II  zeigt,  abhängig. 

Dem  Kopfe  fehlt  indes  ganz  das  Präcise  und  die  scharfe  Begrenzung  der 
Flächen,  wie  sie  jene  ältere  Statue  Taf.  I.  II  zeigt,  die  wir  mit  peloponnesischer 
Kunstrichtung  zusammenbrachten.  Der  Kopf  erinnert  eher  etwa  an  die  der 
Reliefs  von  Phigalia  oder  der  Nemesisbasis  des  Agorakritos.  Jedenfalls  findet 
er  an  anderen  Werken  der  Zeit  des  peloponnesischen  Krieges  die  nächsten 
Parallelen. 

Unter  verwandten  Köpfen  möchte  ich  hier  einen  hervorheben,  der  wenig 
bekannt  ist,  aber  durch  künstlerischen  Wert  alle  anderen  weit  übertrifft. 
Es  ist  ein  herrlicher,  etwas  unterlebensgrosser  Kopf  von  parischem  Marmor 
aus  Tarent  im  Museum  des  Ortes,1)  eine  der  feinsten  griechischen  Original- 
skulpturen, die  wir  besitzen.  Die  Gesamtanlage  des  Kopfes,  das  eher  breite 
als  längliche  Gesicht,  die  niedere  Stirn,  das  hohe  Kinn,  das  einfach  zurück- 
gestrichene, hinten  aufgenommene  Haar,  die  zur  Anfügung  des  Schmuckes 
durchbohrten  Ohren,  selbst  die  aufrechte  stolze  Haltung  des  Kopfes,  der  mit 
gross  offenen  Augen  ein  klein  wenig  nach  seiner  Linken  blickt,  all  dies  ent- 
spricht   durchaus    unserem  Venezianer    Typus.      Konnten    wir    letzteren    schon 


J)  Von  mir  erwähnt  in  Berl.  Philol.  Wochenschr.  1888,  Sp.  1452.  Durch  freundliche  Vermittlung 
von  Winnefeld  habe  ich  vor  Jahren  Photographieen  desselben  erhalten,  die  ich  umstehend  wiedergeben 
lasse.  —  Die  Nase  ist  fast  intakt  erhalten.  An  der  linken,  in  der  Abbildung  nicht  sichtbaren  Kopf- 
seite zwei  grössere  Bohrlöcher  für  Metallschmuck.     Am  Hinterkopf  war  ein  Stück  angesetzt. 


298 

• 
Demeter   nennen,    so    können    wir   dies   bei    dem  Tarentiner  Kopfe    mit    noch 

grösserer  Zuversicht,  da  eben  dieser  Typus,  nur  in  etwas  jüngerer  Stilisierung 
und  mit  Hinzufügung  eines  kleinen  durchsichtigen  Schleiers  am  Hinterkopfe 
auf  schönen  Goldmünzen  des  vierten  Jahrhunderts  in  Tarent  vorkommt 
(A.  J.  Evans,  the  horsemen  of  Tarentum  p.  66;  pl.  5,  1.  2;  Dressel  in  Beschr. 
d.  ant.  Münzen  in  Berlin  III,  S.  224;  Taf.  10,  147  ff.)  und  in  Metapont  durch 
Beischrift  und  Aehrenkranz  als  Demeter  bezeichnet  wird  (vgl.  Evans  a.  a.  0.  p.  68). 
Die  Grundzüge  des  Tarentiner  Marmorkopfes,  die  mit  dem  Venezianer 
übereinstimmen,    gehören  durchaus    noch    der  Formgebung   des    fünften  Jahr- 


Tarent. 


hunderts  an;  allein  die  ausserordentlich  zarte  Ausführung  der  Parthie  unter 
den  Augen  sowie  die  entzückend  feine  und  unübertreffliche  Modellierung  um 
die  Mundwinkel  lassen  vermuten,  dass  der  Künstler,  der  den  ihm  überlieferten 
Typus  zu  Grunde  legte,  doch  schon  mit  einer  gewissen  erst  im  vierten  Jahr- 
hundert sich  ausbildenden  Zartheit  der  Marmorarbeit  vertraut  war. 

Ueber  den  Körper  der  Venezianer  Statue  ist  wenig  zu  bemerken.  Er 
zeigt  bereits,  im  Gegensatze  zu  der  vorigen  Figur,  das  entwickelte  Schreit- 
motiv; der  Peplosstoff  ist  sehr  viel  dünner  gebildet  als  dort;  von  dem  linken 
Knie  fällt   keine  Steilfalte    herab,    das  Gewand  schmiegt  sich  eng    wie  feucht 


299. 

an  das  Bein.  Die  Faltenkanäle  über  dem  Standbein  sind  sehr  tief,  die  Falten- 
rücken ganz  schmal.  Diese  Anordnung  und  insbesondere  die  grosse  gespannte 
Fläche  zwischen  den  Steilfalten  und  dem  linken  Fusse  ist  ganz  wie  an  anderen 
"Werken  der  Zeit  des  peloponnesischen  Krieges  (vgl.  die  Athena  Taf.  VII,  2  und 
von  Kopieen  die  sog.  Ceres  der  vatikanischen  Rotunde,  die  vermutliche  Nemesis 
des  Agorakritos  und  den  Apoll  Barberini  sowie  die  „Hera"  in  Berlin  Nr.  178). 
Von  dem  „gewundenen"  Faltenstil  ist  natürlich  keine  Spur  mehr  zu  bemerken. 
Auch  am  Leibe  liegt  der  dünne  Stoff  wie  feucht  an  und  lässt  selbst  die  Stelle 
des  Nabels  etwas  erkennen.  Die  wenigen  Falten,  die  der  Ueberschlag  hier 
auf  dem  Leibe  bildet,  stimmen  im  Wesentlichen  überein  mit  den  Hauptzügen 
der  entsprechenden  Falten  der  capitolinischen  „Demeter";  allein,  während  der 
Stoff  dort  noch  in  eine  grosse  Fülle  von  Zwischenfalten  bricht,  liegt  er  hier 
zwischen  den  Hauptzügen  nur  feucht  am  Leibe  an. 

Die  dritte  der  zu  besprechenden  Statuen,  Taf.  VI,  2  ist  als  Hygieia  ergänzt. 
Die  beiden  Arme  sind  mitsamt  dem  anstossenden  Teil  des  Peplosüberfalls  am 
Rücken  modern;  die  abscheulichen  dicken  zu  kurzen  Arme  mit  den  Arm- 
bändern und  der  Schlange  beeinträchtigen  die  Wirkung  des  schönen  Torso's 
sehr.  Der  Kopf  ist  zwar  antik,  aber  fremd.  Der  einstige  Kopf  war  besonders 
gearbeitet  und  in  den  Torso  eingelassen  wie  bei  den  meisten  anderen  Figuren 
dieser  Serie.  Der  aufgesetzte  Kopf  ist  indes  auch  griechische  Arbeit;  er  ist 
von  pentelischem  Marmor,  während  der  Torso  wie  an  den  anderen  zugehörigen 
Statuen  parisch  ist,  und  zeigt  alle  Kennzeichen  attischer  Werke  des  vierten 
Jahrhunderts;  er  wird  von  einem  Grabdenkmale  stammen.  Ergänzt  ist  end- 
lich auch  die  profilierte  Basis;  die  Füsse  mit  den  Sandalen  sind  antik,  aber 
modern  überarbeitet.1) 

Diese  Statue  ist  besser  und  sorgfältiger  gearbeitet  als  die  vorige;  nur 
Neben-  und  Rückseite  sind  hier  vernachlässigt;  sie  gehört  in  dieselbe  Zeit  wie 
jene  und  ihr  einstiger  Kopf  ist  ähnlich  zu  denken  wie  der  dort  erhaltene. 
Auch  sie  ist  wahrscheinlich  Demeter  zu  nennen. 

Motiv  und  Gewandung  stimmen  mit  der  vorigen  Figur  durchaus  überein, 
mit  dem  Unterschiede,  dass  die  Ueberschlagsenden  hier  nicht  von  hinten  auf 
die   Schultern    heraufgenommen    sind,    sowie    ferner,    dass   Kolpos    und  Ueber- 


:)  Die  Beschreibung  bei  Dütschke  V,  Nr.  310  ist  wie  gewöhnlich  voll  von  Fehlern;  so  erkannte  er 
nicht,  dass  die  ganzen  Arme  modern  sind  und  hielt  auch  hier  die  moderne  Plinthe  für  antik.  Abg.  Chirac 
pl.  554,  1179.  Vgl.  Valentinelli  Nr.  246.  Conze,  Arch.  Ztg.  Bd.  30,  S.  88,  246,  der  hier  „ vortreffliche 
attische  Routine"  erkennt.  Die  Höhe  der  Figur  beträgt  1,27.  Der  Tors  parisch,  der  fremde  Kopf 
pentelisch.     Aus  Samml.  Grimani. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  3!) 


300 

schlag  hier  weniger  tief  herabfallen  als  dort.  Die  Faltenkanäle  über  dem 
Standbein  sind  auch  hier  sehr  tief  und  die  Faltenrücken  ganz  schmal.  Die 
grosse  gespannte  Fläche  zwischen  den  Steilfalten  und  dem  zurückgesetzten 
linken  Beine  erscheint  auch  hier.  Die  Falten  über  der  Brust  haben  schmale 
kantige  Rücken  und  sind  äusserst  scharf  gearbeitet,  etwas  härter  und  schärfer 
als  wir  dies  von  den  gleichzeitigen  attischen  Arbeiten  gewohnt  sind.  An  den 
Brüsten  und  darunter  liegt  das  Gewand  auch  hier  wie  feucht  an.  Auch  diese 
Statue  gehört  in  die  Epoche  des  peloponnesischen  Krieges. 

Ungleich  interessanter  ist  die  vierte  dieser  gleichartigen  Statuen,  Taf.  IV,  2, 
obwohl  sie  den  antiken,  einst  besonders  in  den  Torso  eingelassenen  Kopf  ver- 
loren hat,  der  jetzt  durch  einen  modernen  ersetzt  ist.  Es  ist  auch  der  grössere 
Teil  beider  Arme  ergänzt,  sowie  der  Rand  des  Mantels  unter  dem  linken 
Arme  und  der  vorstehende  nackte  Teil  des  rechten  Fusses;  der  linke  Fuss 
sowie  die  einfache  zum  Einlassen  in  eine  Basis  bestimmte  Plinthe  sind  antik. 
Auf  den  Schultern  sieht  man  da,  wo  die  beiden  Peplosenden  zusammentreffen, 
kleine  Bohrlöcher  für  Metallknöpfe.  Die  Rückseite  ist  an  dieser  Figur  ganz 
sorgfältig  und  scharf  ausgearbeitet.1) 

Die  Arbeit  derselben  ist  aber  überhaupt  eine  vortreffliche,  weshalb  die 
Statue  auch  schon  von  Früheren  beachtet  worden  ist.  Der  feine  künstlerische 
Sinn  von  Thiersch  bewährt  sich  auch  hier,  wenn  er  (Reisen  in  Italien  I,  230) 
von  der  Figur  sagt,  „von  ganz  vorzüglicher  Arbeit,  den  besten  der  älteren 
griechischen  Kunst  gleich",  und  ferner:  „auch  hier  ist  griechisches  Original, 
grossartig  gedacht  und  ausgeführt,  nicht  zu  verkennen".  In  diesen  Worten 
lebt  ein  warmes  achtes  Empfinden,  das  im  Grunde  auch  immer  das  Rechte 
trifft.  Trocken  klingt  hiegegen,  wenn  Conze  von  der  Figur  bemerkt  (Arch.  Ztg. 
Bd.  30,  S.  86,  139):  „als  Beispiel  manierirter  griechischer  Gewandbehandlung 
verdient  sie  geformt  zu  werden;  Thiersch  überschätzte  sie".  Aber  einen  Tief- 
stand unserer  Wissenschaft  markiert  auch  hier  wieder  Dütschke,  der  in  der 
Figur  zwar  einen  „Originaltypus  guter  Zeit"  erkennt,  der  aber  von  einem 
„Kopisten  entstellt"  sei.  Das  von  seinem  3.  bis  5.,  erst  1882  erschienenen 
Bande  „mit  Unterstützung  der  Centraldirektion  des  K.  D.  archäologischen 
Institutes"  herausgegebene  Werk  Dütschke's  ist  ja  leider  überhaupt  von 
Ungereimtheit,  Geschmack-  und  Urteilslosigkeit  und  vor  allem  von  gröbsten 
Seh  fehlem  ganz  angefüllt. 


J)  Höhe   1,10.    Parischer  Marmor.    Samml.   Grimani.    Dütschke  V,   Nr.  207.    Valentinelli   Nr.  143. 
Clarac  pl.  640,  1450. 


301 

Die  Figur  teilt  alle  die  Eigenschaften,  welche  die  vorher  betrachteten 
zwei  Statuen  in  die  Epoche  des  peloponnesischen  Krieges  verweisen.  Sie 
bringt  aber  etwas  Neues  hinzu;  ein  feuriges  Leben,  ein  neuer  Schwung  ist 
hier  in  das  Gewand  gefahren,  so  dass  jene  anderen  beiden  Statuen  schlicht 
und  einförmig  daneben  erscheinen.  Es  ist  wie  ein  neues  Aufleben  jener 
bewegten  malerischen  Weise  der  älteren  Zeit,  die  wir  in  der  ersten  Figur 
Taf.  IV,  1  kennen  gelernt  haben.  Freilich  von  jener  derben  wulstigen  Manier 
gewundener  Falten,  die  noch  auf  unmittelbare  Naturbeobachtung  zurückgehen, 
finden  wir  hier  nichts  mehr;  dagegen  kühn  geschwungene  Flattermotive,  die 
mehr  erregter  künstlerischer  Phantasie  als  der  Wirklichkeit  entstammen. 

Wir  meinen  damit  natürlich  insbesondere  die  krausen  Falten  am  Kolpos 
und  unteren  Ende  des  Ueberschlags.  Man  vergleiche,  wie  viel  einfacher  und 
ruhiger  selbst  ein  stilistisch  unserer  Figur  ganz  besonders  nahe  stehendes 
Werk,  das  Orpheusrelief,  die  entsprechenden  Falten  an  der  Eurydike  bildet. 
Charakteristisch  ist  ferner  die  Art,  wie  die  Brüste  behandelt  sind;  sie  wirken 
fast  wie  nackt;  insbesondere  ist  zu  bemerken,  dass  von  der  rechten  Brust  gar 
keine  Falte  herabhängt,  indem  das  Gewand  sich  ganz  dem  runden  Umriss  der 
Basis  der  Brust  anschliesst;  das  Gewand  ist  hier  über  der  Hüfte  des  Stand- 
beins nicht  fallend,  sondern  sich  stauend  gedacht,  so  dass  es  sich  vollständig 
an  die  Brust  anschmiegt.  An  der  Statue  ist  ferner  auch  das  kleine  Stück 
Unterleib,  das  unter  dem  Kolpos  sichtbar  wird,  sowie  die  Stelle  der  Bein- 
trennung nicht  wie  an  den  letzt  betrachteten  Figuren  und  nicht  wie  an  der 
Eurydike  oder  den  in  Kopieen  erhaltenen  „Demeter-"  oder  „Hera- "Statuen 
dieses  Typus  von  den  geraden  Steilfalten  verdeckt,  sondern  das  dünne  Gewand 
schmiegt  sich  an  jenen  Stellen  an  und  fällt  erst  weiter  unten  in  Steilfalten 
herab.  Endlich  ist  das  Gewand  um  das  Spielbein  völlig  anders  behandelt  als 
an  den  bisher  betrachteten  Statuen  und  allen  mit  ihnen  verglichenen.  An 
diesen  zeigt  das  an  den  Schenkel  wie  feucht  sich  anschmiegende  Gewand 
immer  einige  wenige  gerade  Falten.  Es  ist  dies  die  ganz  feststehende  Manier 
der  attischen  Peplosstatuen  von  der  Parthenos  an.  Auch  die  Korai  am 
Erechtheion  und  die  Göttinnen  des  Niketempelfrieses  behalten  dies  Schema  bei. 
Im  Gegensatze  dazu  sehen  wir  hier  runde  geschwungene  Faltenzüge  sich  um 
den  Schenkel  schmiegen.  Die  nächste  Parallele  hiezu  bietet  jene  Aphrodite- 
statue, die  ich  vermutungsweise  auf  Alkamenes  zurückgeführt  habe.  An  dieser 
ist  freilich  das  ganze  herkömmliche  Schema  der  Peplosfigur  aufgegeben;  sie 
hat  keine  Steilfalten  über  dem  Standbein  mehr,  an  das  sich  runde  Falten 
schmiegen  —  nur  zwischen  den  Beinen  fallen  noch  wenige  senkrechte  Falten 
herab,  —  sie  hat  keinen  Kolpos  und  keinen  Ueberschlag,    das  ganze  Gewand 

39* 


302 

prägt  den  Körper  der  Göttin  aus.  Dass  die  krausen  bewegten  Falten  wohl 
nur  deshalb  hier  fehlen,  weil  keine  Gelegenheit  zu  ihrer  Anbringung  da  war, 
lassen  die  im  Stile  jener  Aphrodite  nahe  verwandten,  uns  in  Kopieen  neu- 
attischer Künstler  erhaltenen  Relieffiguren  von  Tänzerinnen  vermuten,1)  an 
welchen  dieselben  bewegten  Faltensäume  in  Menge  erscheinen,  die  wir  am 
Ueberschlag  unserer  Statue  bemerkten. 

Von  diesem  eigenartigen  Stile  haben  auch  die  Reliefs  der  Balustrade  des 
Athena  Niketempels  etwas;  man  vergleiche  namentlich  die  lebhaft  vor  der 
sich  bäumenden  Kuh  vorschreitende  Nike;  doch  tritt  jene  Manier  hier  viel 
gemässigter  und  gleichsam  gereinigter  auf. 

Ungleich  näher,  und  am  nächsten  von  allen  mir  bekannten  Denkmälern 
stehen  unserer  Figur  aber  die  Friesreliefs  von  Phigalia.  Hier  findet  sich 
namentlich  ein  überaus  charakteristischer  Zug  unserer  Statue  wieder,  den  wir 
überall  anderwärts  vergeblich  suchen,  wir  meinen  jene  Bildung  der  Brust, 
von  der  keine  Falte  herabfällt,  sondern  die  völlig  rund  wie  nackt  gebildet 
ist,  indem  das  Gewand  unten  dem  runden  Umrisse  folgt.  Die  Amazonen  des 
Frieses  von  Phigalia  bieten  mehrfache  Beispiele  (vgl.  Brunn-Bruckmann,  Denkm. 
Nr.  87),  die  unserer  Figur  überraschend  gleich  sind,2)  während  die  anderen 
stilverwandten  Denkmäler  der  gleichen  Epoche,  die  Nikebalustrade,  der  Nike- 
tempelfries, das  Erechtheion,  die  rhamnusische  Nemesisbasis,  Orpheus-  und 
Medea-Relief,  die  vermutliche  Aphrodite  des  Alkamenes,  jene  Tänzerinnen- 
Reliefs,  die  Skulpturen  des  Nereiden-Denkmals  und  die  von  Gjölbaschi,  die 
Nike  des  Paionios  u.  s.  f.  jene  Bildung  niemals  zeigen.  Es  kommt  dazu, 
dass  die  Phigaliareliefs  auch  in  den  krausen  Faltensäumen  ganz  den  gleichen 
Geschmack  bekunden  wie  unsere  Statue,  und  dass  die  Art  der  Arbeit  mit  den 
sehr  scharfen  Faltenrücken  hier  und  dort  völlig  gleichartig  ist.  Bei  diesem 
Stande  der  Thatsachen  werden  wir  zu  der  Vermutung  gedrängt,  dass  die 
venezianische  Statue  auf  denselben  Meister  oder  dasselbe  Atelier  zurückgehe 
wie  die  Reliefs  von  Phigalia.  Der  Künstler  jener  Aphrodite  (in  dem  wir 
Alkamenes    vermuten)    muss    jenem    mindestens    sehr    nahe    gestanden    haben. 

Wir  haben  schliesslich  noch  darauf  hinzuweisen,  dass  das  zierlich  anmutige 


i)  Winter  im  50.  Berliner  Winckehnannsprogr. ,  Taf.  I — III;  vgl.  Meisterwerke  S.  31,  Anm.  5. 
Die  Meinung  der  Berliner  Gelehrten  Winter  und  Kekule  von  Stradonitz,  wonach  diese  Reliefs  sowie  die 
Aphrodite  um  oder  gar  vor  die  Mitte  des  fünften  Jahrhunderts  (in  die  Zeit  der  Olympiaskulpturen!)  zu 
datieren  seien,  hat  keinen  Anspruch,  im  Ernste  diskutiert  zu  werden;  sie  wird  immer  nur  bemerkenswert 
bleiben  als  Zeugnis  für  eine^seltsame  Unbekanntschaft  mit  den  sichersten  Thatsachen  der  alten  Kunst- 
geschichte. 

2)  Auch  ein  Torso  von  Epidauros,  Kabbadias  155,  steht  recht  nahe.  Timotheos  scheint  überhaupt 
zunächst  den  Stil  des  Alkamenes  fortgesetzt  zu  haben. 


303 

Motiv  unserer  Statue,  indem  ein  leichter  Mantel  am  Rücken  mit  derjenigen 
Hand  emporgezogen  wird,  die  sich  auf  der  Seite  des  Spielbeines  befindet, 
während  die  andere  gesenkt  ist,  vollkommen  dem  Motive  jener  Aphrodite 
entspricht. 

Und  dies  entzückend  anmutige  Motiv  der  Venezianerin  und  jener  Aphrodite 
sowie  ihr  Gewandstil  haben  Sensation  gemacht  in  Athen  zur  Zeit  des  pelo- 
ponnesischen  Krieges.  Einen  begeisterten  Verehrer  desselben  lernen  wir  in 
Meidias,  dem  Maler  der  Londoner  Leukippiden-  und  der  Karlsruher  Paris- 
urteils-Hydria *)  kennen,  und  manche  seiner  Genossen  folgten  ihm  darin.  Hier 
sehen  wir  jenes  durchsichtige  Gewand  ähnlich  wie  bei  der  Aphrodite,  hier  die 
runden  Faltenlinien  um  das  Spielbein,  hier  das  zierliche  Emporziehen  des 
kleinen  Mantels  und  die  anmutige  Neigung  des  Kopfes,  hier  auch  —  in  der 
Hera  des  Parisurteils  —  das  stattliche  Auftreten  der  Göttin  im  Peplos  ganz 
wie  an  der  Venezianer  Figur.  Das  zu  Grunde  liegende  Motiv  ist  so  durchaus 
plastischer  Natur,  dass  ich  vermute,  in  diesem  Falle  hat  nicht  die  Malerei, 
sondern  wirklich  die  Plastik,  und  gewiss  vor  allen  eben  der  Künstler  jener 
Aphrodite  die  Vorbilder  geliefert. 

V. 

Mit  dem  Glänze  des  attischen  Reiches  war  auch  jene  glänzende  rauschende 
Formenschönheit  dahin,  welche  die  Gewandfiguren  zu  Ende  des  fünften  Jahr- 
hunderts kennzeichnet.  Es  folgt  auf  die  kühne,  über  die  Natur  hinausgehende 
und  schon  zur  Manier  ausartende  Weise  eine  Ernüchterung,  ein  Rückkehren 
zu  einfacherer  schlichterer  "Weise  und  zu  neuer  Beobachtung  der  Natur. 

Die  folgenden  Figuren  führen  uns  in  diese  Uebergangszeit.  —  Zunächst 
Taf.  VII,  3,2)  eine  kleine  schlichte  Figur,  deren  Kopf  zwar  antik,  aber  leider  nicht 
zugehörig  ist.  Der  Kopf  ist  indes  sehr  interessant;  denn  er  gehört  offenbar, 
indem  auch  er  originalgriechische  Arbeit  und  von  parischem  Marmor  ist,  zu 
demselben  Funde  wie  die  übrigen  Statuen,  nur  stammt  er  von  einer  anderen 
Figur  als  die,  auf  die  man  ihn  gesetzt.  Er  kann  aber  kaum  anders  als  auf 
Demeter  gedeutet  werden  und  bietet  damit  eine  Bestätigung  für  die  Deutung 
der  ganzen  Serie.  Der  Kopf  zeigt  einen  Schleier  und  einfach  gescheiteltes, 
leicht  gewelltes  Haar,  also  ganz  wie  die  Demeter  von  Knidos;  nur  fällt  das 
Haar   hier  aufgelöst  an  den  Seiten   herab.     Die   milden  weichen  Züge  weisen 


x)  Dass  beide  Vasen  von  demselben  Künstler  herrühren,  bemerkt  mit  Recht  Milchhöfer,  Jahrb.  d. 
Inst.  1894,  S.  64. 

2)  Dütschke  V,  Nr.  181.   Valentinelli  Nr.  117.  —  Höhe  0,74.    Parischer  Marmor.    Aus  Samml.  Grimani. 


304 

den  Kopf  ins  vierte  Jahrhundert.  Leider  sind  die  Nase  und  das  Kinn  ergänzt 
und  der  Mund  ist  etwas  überarbeitet.1) 

Am  Körper  ist  der  rechte  Unterarm  mit  dem  Gewandzipfel  neu,  doch 
muss  die  Rechte  den  Mantel  gehalten  haben;  der  Mantel  liegt  auf  beiden 
Schultern  auf  und  muss  über  den  Kopf  gezogen  gewesen  sein.  Der  linke 
Unterarm  war  erhoben  und  stützte  entweder  die  lange  Fackel  oder  wahr- 
scheinlicher das  Scepter  auf.  Die  beiden  Füsse  mit  dem  Gewände  darüber 
und  die  profilierte  Basis  sind  modern. 

Die  Tracht  ist  noch  dieselbe  wie  bei  der  vorigen  Serie  der  Peplosfiguren, 
allein  die  Stilisierung  des  Gewandes  ist  schon  anders;  sie  zeigt  weder  jene 
gewundenen  wulstigen  Falten  von  Taf.  IV,  1,  noch  jene  effektvolle  Schärfe  von 
Taf.  VI,  2,  noch  endlich  die  krausen  Säume  und  runden  Linien  von  Taf.  IV,  2. 
Auch  ist  das  Gewand  durchaus  nicht  feucht  und  durchsichtig  gebildet.  Weder 
an  der  Brust  noch  am  Spielbein  kleben  die  Falten  an;  es  fehlt  auch  die 
grosse  gespannte  Fläche  zwischen  den  Steilfalten  und  dem  Spielbein,  und  vom 
linken  Knie  fällt  wieder  eine  schwere  Falte  gerade  herab.  Die  Steilfalten 
über  dem  Standbein  endlich  fallen  nicht  wie  bei  allen  vorangegangenen  Figuren 
in  ungebrochenen  vertikalen  Linien  herab,  sondern  die  Faltenkanäle  zeigen 
Unterbrechungen.  Alle  diese  Unterschiede  aber  zeugen  von  erneutem  Studium 
der  Natur  und  von  energischer  Abkehr  von  den  Wegen,  welche  die  Kunst 
am  Ende  des  fünften  Jahrhunderts  verfolgt.  Man  strebt  von  neuem  nach 
einfacher  Schlichtheit  und  Wahrheit  —  die  notwendige  Ernüchterung  auf  den 
Schönheitsrausch,  aus  dem  der  Stil  von  Taf.  IV,  2  entsprungen  war. 

Diese  Umkehr  brachte  es  mit  sich,  dass  nun  einzelne  ältere  Formen,  die 
lange  aufgegeben  waren,  wieder  erscheinen  —  wie  die  Steilfalte  vom  Knie 
des  Spielbeins  — ,  weil  sie  der  Natur  entsprachen.  Allein  das  Ganze  ist  doch 
von  den  älteren  Werken  sehr  verschieden;  insbesondere  folgenreich  und  für 
die  ganze  Wirkung  wichtig  war  es,  dass  man  begann,  die  parallelen  Vertikalen 
der  Standbeinfalten  in  natürlicherer  Weise  zu  unterbrechen. 

Wahrscheinlich  gab  es  in  Eleusis  eine  Demeterstatue  dieses  Typus;  denn  das 
eleusinische  Votivrelief  des  Louvre  (Overbeck,  Atlas  d.  Kunstmyth.,  Taf.  14,  2), 
das  aus  dem  vierten  Jahrhundert  stammt,  zeigt  neben  der  in  einem  bekannten 
Motive  praxitelischer  Kunst  dargestellten  Köre  die  Demeter  im  Typus  unserer 
Figur.  —  Eine  grobe  römische  Nachbildung  des  Typus  scheint  in  einer  unter- 
lebensgrossen  Statue  im  Museo  Torlonia  zu  Rom  (Taf.  89,  Nr.  362)  erhalten; 
die  Schleierenden  auf  der  Schulter  stimmen  ganz  überein;  der  Kopf  ist  modern. 


x)  Nach  Dütschke  ist  es  ein  „angesetzter  Porträtkopf ! 


305 


Ein  bedeutenderes  Werk  und  zugleich  das  schönste  der  ganzen  hier 
besprochenen  Serie  ist  Taf.  V.1)  Die  Statuette  ist  vorzüglich  erhalten;  denn 
nur  die  beiden  Unterarme  und  ein  Stück  des  rechten  Knies  mit  dem  grösseren 
oberen  Teil  der  Steilfalte  sind  ergänzt.  Etwas  überarbeitet  scheinen  die  flachen 
Falten  des  Ueberschlages  über  dem  Unterleib.  Alles  andere  ist  antik;  nament- 
lich ist  der  Kopf  ungebrochen  und  selbst  die  Nase  unverletzt. 

Dass  hier  Demeter  dargestellt  ist,  kann  keinem  Zweifel  unterliegen.  Der 
Kalathos  auf  dem  Kopfe  und  der  darüber  gezogene  Schleier  charakterisieren 
in  der  Epoche,  welcher  die  Statue  angehört,  die  Göttin  hinlänglich.  Es  kommt 
hinzu,  dass  ein  Votivrelief  des  vierten  Jahrhunderts  aus  Eleusis  (Athen.  Mit- 
teil. 1895,  Taf.  6)  Demeter  in  demselben  Typus  darstellt,  nur  mit  vertauschten 
Seiten,  weil  dies  in  die  Relief  komposition  besser  passte.  Leider  sind  auch  an 
dem  Relief  die  Unterarme  abge- 
schlagen; da  dort  Köre  die  langen 
Fackeln  trägt,  so  wird  Demeter  das 
Scepter  aufgestützt  haben,  das  wir 
auch  in  die  Rechte  unserer  Statuette 
zu  ergänzen  haben,  während  die 
Linke  wohl  Aehren  trug. 

Wie  auf  dem  zu  der  vorigen 
Statue  herangezogenen  eleusinischen 
Votivrelief  des  Louvre,  so  ist  auch 
auf  dem  eben  genannten  Köre  in 
dem  bekannten  praxitelischen  Motiv 
gebildet.  Man  hat  vermutet,  dass 
das  letztere  Relief  eine  Kultgruppe, 
Demeter  Köre  Triptolemos,  genau 
wiedergebe  (Rubensohn  in  Arch. 
Anz.  1896,  S.  100  f.);  wahrschein- 
licher ist,  dass  nur  im  vierten  Jahr- 
hundert beliebte  Typen  zusammengestellt  sind.  Dass  auch  dieser  Demeter- 
typus zu  den  bekannteren  gehörte,  bezeugt  eine  genaue  Replik  unserer 
Statuette,  ein  Torso,  der  früher  im  Turm  der  Winde  war  und  jetzt  im  Central- 
museum  zu  Athen  aufbewahrt  wird  (beistehend  nach  der  Photographie  des 
Athen.  Inst.,   Nat.  Mus.   13);    leider  ist  die  Fundstelle  nicht  genauer  bekannt; 


Athen. 


1)  Höhe  0,77.  Parischer  Marmor.  Aus  Samml.  Grimani.  Dütschke  V,  Nr.  203.  Valentinelli  Nr.  139. 
Abg.  Clarac  pl.  774,  1930.  Conze,  Arch.  Ztg.  Bd.  30,  S.  86,  139  bezieht  sich  nicht  auf  diese  Figur,  die 
er  gar  nicht  erwähnt,  sondern  auf  Dütschke  Nr.  207,  Valentinelli  Nr.  143. 


306 

vielleicht  entstammt  er  dem  städtischen  Eleusinion.  Der  Torso  weicht  nur 
in  Nebendingen  von  unserer  Statuette  ab;  er  ist  von  gewandter,  aber  viel 
weniger  frischer  und  originaler  Arbeit,  als  die  Venezianer  Figur.  Ein  weiteres 
Zeugnis  dafür,  dass  der  Typus  in  Athen  heimisch  war,  bietet  sein  zweimaliges 
Vorkommen  an  den  römischer  Zeit  angehörigen  Reliefs  im  Theater  zu  Athen 
(Mon.  d.  Inst.  IX,  16),  wo  ein  Füllhorn  in  den  gesenkten  Arm  gegeben  ist; 
Matz  (Annali  1870,  103)  dachte  an  Eirene,  für  welche  ein  Demetertypus  ja 
sehr  passen  würde;  die  Venezianer  Statue  und  der  Athener  Torso  können 
kaum  ein  Füllhorn  gehalten  haben. 

Auch  hier  haben  wir  nun  wieder  den  alten  Peplostypus;  allein,  wie  bei 
der  vorigen  Figur,  nur  noch  entschiedener  bekundet  sich  auch  hier  die  Umkehr, 
die  Wendung  zu  einem  neuen  Stile  des  Gewandes,  zu  einem  Stile,  der  Wahrheit 
und  einfache  Natur  auf  seine  Fahne  schrieb.  Wie  schlicht  sind  der  Kolpos  und 
der  Ueberfall  behandelt,  und  besonders  merkwürdig  sind  die  Steilfalten  an  der 
Standbeinseite  mit  den  breiten,  runden,  wulstigen  Faltenrücken  und  ihren 
flachen  Vertiefungen,  die  eben  so  sehr  sich  der  Natur  nähern,  wie  sie  von 
jener  nur  auf  den  Effekt  bedachten  Weise,  die  gegen  Ende  des  fünften  Jahr- 
hunderts herrschte,  verschieden  sind.  Auch  die  Steilfalte  vom  Knie  des  Spiel- 
beins finden  wir  wieder,  eben  weil  sie  natürlich  ist. 

Wie  diese  Stilisierung  der  Peplosfigur  sich  weiter  gestaltete,  wie  sie  im 
Kreise  der  grossen  Meister  Praxiteles  und  Skopas  aussah,  das  kann  uns  ein 
vorzüglicher  Torso  lehren,  der  aus  Halikarnass  in  den  Louvre  kam  und 
gewiss  der  Zeit  und  dem  Kunstkreise  des  Mausoleums  entstammt  (Bulletin  de 
corr.  hell.  1893,  pl.  16;  catal.  sommaire  du  Louvre  Nr.  2838  mit  Abbild.; 
er  ist  von  parischem  Marmor).  Hier  sind  die  Standbeinfalten  schon  viel  mehr 
unterbrochen,  ähnlich  wie  an  unserer  Taf.  VII,  1 ;  die  Falten  des  Ueberschlags 
erinnern  in  den  Linien  an  unsere  Taf.  III,  allein  die  Stilisierung  ist  eine 
völlig  andere.  Auch  eine  Kleinigkeit  sei  nicht  übersehen:  unsere  Demeter 
hat  weiche  Schuhe  mit  dicken  Sohlen,  und  dieselben  trägt  auch  der  hali- 
karnassische  Tors. 

Allein,  was  die  Demeter  von  den  gewöhnlichen  Peplosfiguren  trennt  und 
ihr  den  besonderen  Reiz  verleiht,  das  ist  der  Schleier,  den  sie  so  malerisch 
um  Kopf  und  Schultern  und  über  die  Brust  geschlungen  hat.  In  ihm  zeigt 
sich  eine  zweite  Eigenschaft  der  neuen  Richtung,  der  sie  angehört;  indem 
man  Natur  und  Wahrheit  an  Stelle  der  Convention  zu  setzen  sucht,  öffnen 
sich  die  Augen  für  eine  Fülle  reizvoller  Züge,  die  das  Leben  bietet,  die  man 
aber  bisher  nicht  beachtet  hatte:  die  Götter  werden  natürlicher,  menschlicher, 
und  mannigfaltiger,  gefälliger  in  ihren  Motiven. 


307 

Der  Schleier  unserer  Demeter,  der  vom  Kopfe  herab  quer  über  die  Brust 
geschlungen  ist  und  vom  linken  Arme  gehalten  wird,  hat  auch  seine  Weiter- 
entwicklung gefunden.  Es  sind  römische  Kopieen,  die  uns  dies  lehren;  aber 
hinter  ihnen  steht  eine  gross- 
artige Schöpfung  eines  der 
grossen  Meister,  eine  Demeter 
von  so  rein  praxitelischem  Stile, 
dass  wir  sie  nur  Praxiteles 
selbst  zuschreiben  dürfen.  Mit 
dem  ungebrochenen  Kopfe  er- 
halten ist  die  Statue  des  Louvre, 
catal.  somm.  Nr.  2283,  die  leider 
sehr  ungünstig  aufgestellt  ist, 
weshalb  ich  hier  nur  eine 
alte  ungenügende  Aufnahme 
wiedergeben  kann  (siehe  bei- 
stehend); sie  befand  sich  vor- 
dem im  Palazzo  Altemps  (Clarac 
pl.  978  B,  2524  F),  von  wo  sie 
zu  Campana  kam  (d'Escamps 
pl.  60;  Reinach,  repert.  II, 
240,  9,  wo  aber  die  Identität 
mit  der  Statue  Altemps  und  der 
des  Louvre  nicht  erkannt  ist). 
Der  alte  Typus  der  Peplosfigur 
ist  hier  ganz  aufgegeben,  und 
aus  dem  schmalen  Schleier  ist 
ein  breiter  geworden,  der  den 
ganzen  Körper  quer  durch- 
schneidet, und  eine  Fülle  der 
dem  entwickelten  praxiteli- 
schen  Stile  eigenen  vielge- 
brochenen Falten  umspielt  das 
Ganze.    Der  Kopf  wendet  sich 

nach  der  Seite  des  Spielbeins  leise  bewegt  hinaus  und  gleicht  in  den  Formen 
des  Gesichtes  *)  wie   in  der  Bildung '  des  Haares   so    auffallend  der   knidischen 


Louvre  in  Paris. 


*)  An  dem  Nase  und  Lippen  leider  ergänzt  sind. 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth. 


40 


308 

Aphrodite,  dass  ein  Zweifel  an  der  Urheberschaft  der  Erfindung  kaum  möglich 
ist.  Die  Statue  ist  eine  trockene  Arbeit  des  zweiten  Jahrhunderts  nach  Chr. 
mit  profilierter  Basis,  aber  trotz  der  harten  steifen  Wiedergabe  der  Falten  eine 
treue  Kopie.  Das  Diadem  ist  eine  in  jener  Zeit  beliebte  Kopistenzuthat.  Eine 
Statue  der  Villa  Pamfili  (Clarac  pl.  438  D,  774  E;  Matz-Duhn  1417)  scheint 
eine  Replik  zu  sein,  aber  mit  falsch  ergänztem  rechtem  Arm  und  ohne  Kopf. 
Ferner  hat  eine  der  Vestalinnen,  deren  Statue  in  ihrem  Hause  am  Forum 
gefunden  wurde,  diesen  herrlichen  Demetertypus  kopieren  und  ihm  nur  ihren 
Porträtkopf  aufsetzen  lassen.1)  Das  schöne  Motiv  ist  aber  auch  sonst  wohl 
schon  seit  praxitelischer  Zeit  weiter  benutzt  und  variiert  worden.2) 

Doch  kehren  wir  zu  unserer  köstlichen  Venezianer  Figur  zurück,  die, 
wie  wir  sahen,  eine  etwas  ältere  Vorstufe  zu  jener  aus  den  römischen  Kopieen 
erschlossenen  praxitelischen  Schöpfung  ist.  Wir  haben  ihren  Kopf  noch  nicht 
näher  betrachtet,  obwohl  er  das  Schönste  an  der  Figur  ist  und  eben  jene 
relative  Ansetzung  vollauf  bestätigt;  auch  dieser  Kopftypus  ist  älter  als  die 
praxitelischen  Typen  und  wir  empfinden  in  ihm  noch  einen  deutlichen  Nach- 
klang jener  grossen  Züge  der  Kunst  des  fünften  Jahrhunderts.  Der  Kopf  ist 
verwandt  dem  des  Barberinischen  Apollo  in  München,  eine  Statue,  die  durch 
ihren  ganzen  Typus  und  insbesondere  ihre  Gewandbehandlung  der  Schule  des 
Phidias  gegen  Ende  des  fünften  Jahrhunderts  zugewiesen  wird  (vgl.  Meisterw. 
S.  119),  eine  Ansetzung,  welche  die  im  Voranstehenden  gegebenen  Gewand- 
studien nur  noch  mehr  zu  bestätigen  geeignet  sind.3)  Dass  indes  etwas  von 
jenen  grossen  Zügen  weit  in  das  vierte  Jahrhundert  hinein  reicht,  beweist 
der  Kopf  der  Pamphile  des  bekannten  grossen  Grabmals  am  Dipylon.  —  Trotz 
der  Verwandtschaft  mit  älteren  Typen  zeigt  unser  Demeterkopf  aber  doch  auch 
schon  genug  von  der  neuen  Weise  des  vierten  Jahrhunderts,  so  in  dem  äusserst 
flott  und  leicht,  mit  wenigen  effektvollen  Meisselhieben,  ähnlich  wie  an  der 
Pamphile,  gearbeiteten  lockeren  Haare,  und  in  der  zarten  Behandlung  der 
Parthien  um  das  untere  Augenlid  und  um  die  Mundwinkel  herum. 

Die  beiden  Statuen  Taf.  VII,  3  und  V  können  wir  nicht  verlassen,  ohne 
noch  einen  wesentlichen  Gewinn  zu  verzeichnen,  den  uns  ihr  Studium  ver- 
schafft hat.  Indem  wir  die  Entwicklung  der  Peplosfigur  im  Anfang  des 
vierten  Jahrhunderts  kennen  gelernt  haben,  steht  nun  mit  einem  male  eine 
berühmte,    uns    in  Kopieen    erhaltene  Statue    eben    dieser   Epoche,    die  Eirene 


1)  Photographieen  dieser  Statue  sind  im  Handel.  ' 

2)  Vgl.  Clarac,  ed.  Reinach  p.  140,  5.   170,  1.   201,  7.   20G,  7.   292,  5.   293,  7.  450,  1. 

3)  Die  Ansieht   von  Flasch   in  Arndt-Amelung,   Einzelverk.   zu  Nr.  836.  837,  die  Statue   gehe   auf 
Skopas  zurück,  muss  ich  für  unmöglich  halten. 


309 

des  Kephisodotos  nicht  mehr  vereinzelt,  sondern  durchaus  verständlich  inner- 
halb eines  Kreises  verwandter  Erscheinungen  da.  Wir  brauchen  nicht  mehr, 
wie  ich  früher  that  (Meister w.  S.  514),  ein  vereinzeltes  Zurückgreifen  auf  ältere 
Formen  zu  einem  bestimmten  Zwecke  anzunehmen,  wir  erkennen,  dass  die 
Abkehr  von  der  Weise  der  Epoche  des  peloponnesischen  Krieges,  die  Rück- 
kehr zu  denjenigen  älteren  Elementen,  die  der  Natur  entsprachen,  das  erneute 
treue  Beobachten  schlichter  Wirklichkeit  unter  Beibehaltung  der  Grundzüge 
der  älteren  Typen,  kurz,  die  ganze  Eigenheit  der  Eirene  eben  die  Epoche 
charakterisiert,  welcher  sie  angehört,  die  Zeit  um  370  v.  Chr.  Ausser  den 
von  uns  besprochenen  giebt  es  noch  eine  Reihe  ihr  nahestehender  und  der 
gleichen  Zeit  zuzuschreibender  Werke;  besonders  sei  auf  den  der  Eirene  nächst 
verwandten  Torso  von  Keos  (Arndt-Amelung,  Einzelverk.  Nr.  893)  hingewiesen.1) 
Diejenigen  aber,  die  vermeinten,  von  dem  so  deutlich  sprechenden  Kopfe 
absehend,  auf  Grund  des  Gewandes  die  Eirene  in  das  fünfte  Jahrhundert 
rücken  zu  müssen,  haben  von  der  wirklichen  Entwicklung  der  Peplosfigur  in  jener 
Epoche,  wie  wir  sie  zu  verfolgen  versucht  haben,  keine  zutreffende  Vorstellung. 

VI. 

Kurz  können  wir  uns  fassen  über  die  zwei  letzten  Figuren  dieser  Serie, 
Taf.  VI,  1.  3.  Die  eine,  Taf.VI,  l,2)  zeigt  ein  in  der  Kunst  des  vierten  Jahrhunderts 
bekanntes  und  besonders  für  Köre  verwendetes  Motiv.  Der  dünne  Mantel, 
der  fast  die  ganze  Figur  umhüllt,  schmiegt  sich  an  die  Formen  des  Körpers 
an;  er  wird  von  dem  linken  Arme  angedrückt,  wo  nun  ein  kleiner  Bausch 
entsteht.  Der  Mantelrand  ist  ganz  einfach  in  gerader  Linie  vom  rechten 
Ellenbogen  nach  der  linken  Schulter  hinübergezogen.  Unter  dem  Mantel 
erkennt  man  auf  der  Brust  den  ionischen  Chiton,  der  unten  über  den  Füssen 
kaum  ein  wenig  sichtbar  wird.  Die  beiden  Unterarme  sind  ergänzt,  ebenso 
wie  der  rechte  Fuss  und  die  profilierte  Basis.  Der  Kopf  war  besonders 
gearbeitet  und  eingesetzt;  er  ist  verloren;  der  Hals  ist  neu  und  man  hat 
einen  fremden  Kopf  aufgesetzt,3)  der  indes  auch  von  griechischer  Arbeit  ist; 
nur    ist    er   sehr    verdorben,   Nase    und  Kinn    sind    neu   und    die  Augensterne 


J)  Vgl.  auch  die  Gruppe  in  Athen  ebenda  Nr.  707;  ferner  die  Peloponnesos  des  Urkundenreliefs 
von  362  v.  Chr.,  Friederiehs- Wolters  Gipsabg.  1162. 

2)  Höhe  1,11.  Parischer  Marmor.  Aus  Samml.  Grimani.  Auch  an  dieser  wie  an  den  anderen  Figuren 
der  Serie  ist  durch  die  Verwitterung  von  oben  her  deutlich,  dass  sie  einst  im  Freien  stand.  Dütschke  V,  108. 
Valentinelli   Nr.  44. 

3)  Valentinelli  erkannte,  dass  der  Kopf  fremd  sei;  Conze,  Arch.  Ztg.  Bd.  30,  S.  84,  44  wollte  eine 
stilistische  Verschiedenheit  des  Kopfes  nicht  zugeben. 

40* 


310 

scheinen  auch  erst  nachträglich  eingearbeitet.  Hinter  den  Ohren  fallen  Draht- 
locken herab;  es  ist  ein  Kopf  hellenistischer  Zeit  von  einer  an  die  praxi- 
telische  sich  anschliessenden  Richtung,  verwandt  den  von  Amelung  im  Bull, 
comun.   1897,  p.   117   behandelten  Typen. 

In  die  Rechte  der  Figur  haben  wir  nach  den  erhaltenen  Analogieen  eine 
grosse  Fackel  zu  ergänzen.  Das  Motiv  der  Statue  gehörte  zu  den  im  vierten 
Jahrhundert  besonders  beliebten,  und  wir  kennen  zahlreiche  Varianten  desselben. 
Die  ungebrochene  gerade  Linie  des  oberen  Mantelabschlusses,  wie  wir  sie  hier 
sehen,  ist  die  einfachste  Erscheinungsform  des  Motivs,  die  dem  Anfange  des 
vierten  Jahrhunderts  angehört;1)  dem  fünften  Jahrhundert  ist  es  noch  gänzlich 
fremd.2)  Entsprungen  ist  das  Motiv  eben  der  oben  charakterisierten  neuen 
Richtung,  welche  einfache  Wahrheit  erstrebt  und  das  Gewand  zum  klaren 
Ausdrucke  des  Körpers  machen  will.  Nachher  kam  die  Neigung,  den  zufälligen 
Reizen  der  Wirklichkeit  eifrig  nachgehend,  eine  Fülle  vielgebrochener  kleiner 
Falten  anzubringen.  Da  konnte  jener  obere  Abschluss  nicht  mehr  befriedigen 
und  ward  nun  in  der  mannigfaltigsten  Weise  umgestaltet.  An  diesen  effekt- 
vollen Bildungen  war,  wie  die  Musenbasis  von  Mantinea  beweist,  Praxiteles, 
und  zwar  gewiss  in  erster  Linie,  beteiligt.3)  Auch  in  diesen  reicheren  Formen 
ward  das  Motiv  besonders  gern  für  Köre  verwendet. 

Die  Venezianer  Statue  dürfen  wir  der  ersten  Hälfte  des  vierten  Jahr- 
hunderts zuschreiben  und  sie  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  Köre  nennen. 

Die  Statue  Taf.  VI,  3,4)  von  deren  Zugehörigkeit  zu  dieser  Serie  ich  mich 
erst  nach  wiederholter  Untersuchung  überzeugte,  weicht  von  den  anderen  im 
Motive  sehr  ab  und  zeigt  eine  mir  sonst  durch  keine  Wiederholungen  bekannte 
Gewandanordnung.     Leider    ist    auch    ihr    Kopf   verloren;    er    war    besonders 


*)  Vgl.  die  Statue  aus  Karystos  in  Athen,  Amdt-Amelung,  Einzelverk.  Nr.  716  (Le  Bas,  rnon.  fig.  26; 
Lepsius,  Marmorstudien  Nr.  140,  B;  Heydemann  Nr.  206);  sie  stimmt  mit  der  Venezianerin  ziemlich  genau 
überein;  die  Arme  waren  ebenso  bewegt.  Vgl.  ferner  die  Köre  des  eleusinischen  Reliefs  bei  0 verbeck, 
Atlas  d.  Kunstmythol.,  Taf.  14,  4.  Der  linke  Arm  ist  gesenkt  bei  der  Statuette,  ebenda,  Taf.  14,  24,  die 
wegen  der  in  der  R.  erhaltenen  Fackel  wichtig  ist.  Des  Fundortes  wegen  hervorzuheben  ist  auch  die 
Statuette  aus  dem  Demeterheiligtum  von  Knidos,  ebenda,  Taf.  15,  28.  Andere  ähnliche  Figuren  führt 
Klein,  Praxiteles  S.  364,  Anm.  2  auf. 

2)  Amelung,  Basis  des  Praxiteles  S.  54  irrt,  wenn  er  es  in  das  fünfte  Jahrhundert  zurückführen 
will;  die  dort  genannte  Vase  hat  mit  dein  Motiv  gar  nichts  zu  thun,  die  Figur  der  Gruppe  Barberini, 
Meisterwerke  S.  397,  ist  römische  Zuthat  und  der  Torso  von  Klaudos  gehört  in  spätere,  wohl  römische 
Zeit  (vgl.  Berl.  Philol.  Wochenschr.  1896,  S.  243). 

3)  Vgl.  die  Ausführungen  von  Schneider,  Jahrb.  d.  österr.  Kunstsamml.  1894,  S.  135  ff.  und  Amelung, 
Basis  des  Praxiteles  S.  51  ff.  Klein,  Praxiteles  S.  362  ff.  führt  allerlei  Material  an,  doch  ist  es,  wie  immer 
in  diesem  Buche,  ungenügend  gesichtet,  weshalb  keine  Förderung  erzielt  wird  (vgl.  Berl.  Philol.  Wochen- 
schrift 1898,  S.  303  ff'.). 

4)  Höhe  1,01.    Parischer  Marmor.    Aus   Samml.   Grimani.    Dütschke  V,  215.    Valentinelli  Nr.  151. 


311 

'gearbeitet  und  eingelassen;  der  ihr  jetzt  aufgesetzte  römische  Porträtkopf  ist 
antik,  aber  fremd,  nur  der  Hals  ist  modern.  Ferner  sind  der  rechte  Arm, 
die  linke  Hand  mit  dem  Gewandzipfel,  sowie  die  profilirte  Basis  neu.  Im 
Nacken  hinten  sieht  man  lange  herabfallendes  loses  Haar,  das  nach  oben  hin 
schmäler  wird,  wo  es  wahrscheinlich  zusammengehalten  war;  jetzt  ist  das 
Ende  oben  überarbeitet.  Das  Haar  ist  auffallend  streng  mit  parallelen  Linien 
gebildet.  Die  linke  Hand  wird  ursprünglich  etwas  anderes  als  das  Gewand 
gehalten  haben;  unterhalb  des  jetzt  Ergänzten  befindet  sich  die  Bruchstelle 
einer  kleinen  Marmorstütze  am  Gewände. 

Die  tiefe  Gürtung  des  Gewandes  und  die  Falten  auf  der  Brust,  die  Art, 
wie  das  Spielbein  heraustritt,  und  die  gespannte  Fläche  zwischen  diesem  und 
den  Steilfalten  des  Standbeins  lassen  noch  die  Tradition  vom  Ende  des  fünften 
Jahrhunderts  erkennen;  allein  die  Behandlung  der  Steilfalten  und  namentlich 
der  schmale  Mantel  lassen  keinen  Zweifel,  dass  die  Figur  jünger  ist.  Auch 
sie  wird  in  die  erste  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  zu  setzen  sein,  und  von 
einem  Künstler  herrühren,  der,  von  neuer  und  alter  Richtung  beeinflusst,  die 
verschiedenen  Elemente  beider  deutlich  erkennen  lässt.  Eine  interessante 
Parallele  zur  Stilisierung  der  Mantelfalten  bietet  ein  Fragment  der  Tempel- 
sculpturen  von  Epidauros  (Kabbadias  Nr.  146).  Der  Künstler  unserer  Statue 
hat  sehr  sorgfältig,  aber  etwas  trocken  und  hart  gearbeitet.  Besonders  auf- 
fällig sind  die  fast  altertümlich  behandelten  Haare  hinten.  Der  Künstler  war 
vermutlich  ein  alter  Mann,  der  noch  spät  sich  etwas  von  den  Modernen 
aneignete.  In  Athen  ist  das  trocken  und  ledern,  aber  nach  der  Weise  der 
phidiasischen  Schule,  nach  394  gearbeitete  Denkmal  des  Dexileos  ein  gutes 
Beispiel  der  Sculptur  eines  Alten. 

Dies  ist  die  Serie  der  den  äusseren  Kennzeichen  nach  zu  einem  Funde 
gehörigen  griechischen  Statuen  des  Dogenpalastes,  die,  wie  wir  schon  zu 
Anfang  bemerkten,  aus  einem  Demeter-  und  Kore-Heiligtum  stammen  müssen, 
wo  sie  als  Votive  einst  im  Freien  aufgestellt  waren.  Wir  haben  sie  Original- 
statuen genannt,  weil  sie  der  Periode  der  produktiven  griechischen  Kunst 
angehören  und  weil  sie  nicht  ältere  berühmte  Werke  als  solche  kopieren. 
Allein,  sie  sind  als  Werke  von  Künstlern  zweiten  Ranges,  denen  die  uns 
erhaltenen  „Originale"  ja  meist  anzugehören  pflegen,  nur  Originale  in  bedingtem 
Sinne;  sie  sind  mehr  oder  weniger  abhängig  von  den  grossen  Hauptschöpfungen 
ihrer  Epoche,  die  sie  mehr  oder  weniger  frei  variieren.  Die  Demeter  Taf.  V 
schliesst  sich  offenbar  ziemlich  genau  an  ein  bedeutendes  Werk  ihrer  Zeit  an. 
Die  Statuen  gehören  also  in  die  in  meiner  Abhandlung  über  Statuenkopieen  I, 


312 

S.  5  (529)  ff.    unter    1  —  3    angeführten    Rubriken,    welche    dem    eigentlichen 
Kopieren  verwandte  Erscheinungen  aus  der  älteren  Zeit  enthalten. 

Wir  haben  gesehen,  dass  der  Fundort  nicht  in  Attika,  sondern  nur  auf 
den  Inseln  oder  an  der  Küste  Kleinasiens  gesucht  werden  darf.  Da  ist  es 
denn  sehr  interessant,  aber  zu  unserem  bisherigen  Wissen  durchaus  passend, 
dass  die  Kunst  an  diesem  Orte  während  der  zweiten  Hälfte  des  fünften  und 
der  ersten  des  vierten  Jahrhunderts  mit  der  attischen  aufs  engste  zusammen- 
hing, ohne  doch  mit  ihr  identisch  zu  sein;  ja,  bei  den  älteren  Stücken  glaubten 
wir  sichere  Spuren  peloponnesischen  (sikyonischen)  Einflusses  zu  erkennen. 

VII. 

Ich  schliesse  mit  der  Besprechung  einer  nicht  zu  jener  Serie  gehörigen, 
aber  ebenfalls  in  Venedig  befindlichen,  ebenfalls  unterlebensgrossen  griechischen 
Gewandstatue.  Sie  scheint  eine  Atelier-  oder  Schul -Replik  einer  Artemis- 
figur  zu  sein,    die  auch   in  römischer  Zeit  geschätzt  und   kopiert  worden  ist. 

Es  ist  die  Taf.  VII,  1  abgebildete,  aus  der  Sammlung  Morosini  stammende, 
etwa  1/s  lebensgrosse  Statue  von  parischem  Marmor  im  Museo  civico  Correr 
zu  Venedig.  Ohne  Zweifel  kam  sie  aus  dem  griechischen  Osten.  Die  prächtige 
Frische  der  Arbeit  lässt  keinen  Zweifel  daran  zu,  dass  sie  ein  „Original"  des 
vierten  Jahrhunderts  ist.  Sie  ist  glücklicherweise  ganz  unberührt  erhalten; 
selbst  der  Kalksinter  sitzt  noch  auf  dem  Marmor.  Die  Unterarme  sind  abge- 
brochen; der  linke  hing  herab  und  war  mit  einer  Stütze  mit  dem  Torso 
verbunden;  er  hielt  gewiss  den  Bogen,  der  rechte  war  erhoben  und  langte 
zum  Köcher,  um  einen  Pfeil  zu  holen.  Der  Kopf  war  mittelst  eines  Bronze- 
dübels aufgesetzt,  und  zwar  befindet  sich  die  erhaltene  Schnittfuge  mitten 
im  Halse.  Diese  Ansetzung,  die  von  der  gewöhnlichen  Sitte,  den  Kopf  mit 
dem  Halse  einzulassen,  abweicht,  gehört  allem  Anschein  nach  nicht  etwa 
späterer  Restauration  an,  sondern  ist  ursprünglich.  Ebenso  war  der  Deckel 
des  Köchers,  der  jetzt  fehlt,  aufgesetzt.  Der  freie  Hals  zeigt,  dass  das  Haar 
hinten  aufgenommen  war. 

Die  Figur  eignet  sich  vortrefflich  als  Abschluss  dieser  Studie  über  Gewand- 
figuren; denn  sie  giebt  ein  schönes  Beispiel  der  entwickelten  praxitelischen 
Gewandbildung,  und  ein  besonders  lehrreiches,  da  die  Grundlage  ein  alter 
phidiasischer  Typus,  der  der  Parthenos  ist. 

Es  ist  Artemis  dargestellt,  begleitet  von  einem  Jagdhunde,  der  neben 
ihrem  rechten  Fusse  sitzt  (nur  Hinterkörper  und  Vordertatzen  sind  erhalten); 


313 

sie  trägt  den  ionischen  Linnenchiton,  der  nur  an  den  Aermeln  zu  Tage  tritt, 
und  den  dorischen  Peplos,  der  über  dem  langen  Ueberschlag  gegürtet  ist. 
Das  Köcherband  schneidet  quer  über  die  Brust,  bringt  jedoch  nicht  viele 
Falten  hervor,  indem  der  Gürtel  unmittelbar  unter  den  Brüsten  sitzt  und  die 
Faltung  des  Gewandes  bestimmt.  Der  Gegensatz  des  wollenen  Peplos  und 
des  Linnenchitons  ist  da  wo  beide  aneinander  stossen  sehr  deutlich  hervor- 
gehoben, indem  der  Peplos  gerade  hier  in  einige  schwere  massige  Falten 
bricht.  Der  Kopf  war  ein  wenig  nach  ihrer  Rechten  gewendet,  nach  der  Seite 
des  Standbeines;  der  linke  Fuss  ist  wie  bei  der  Parthenos  nicht  im  Schritt 
zurückgezogen,  sondern  nur  zur  Seite  gesetzt. 

In  der  That  ist  die  Gesamtanlage  vollständig  von  der  Parthenos  ent- 
lehnt; allein  die  Ausbildung  des  Gewandes  ist  eine  durchaus  andere,  und 
zwar,  wie  die  Musenbasis  von  Mantinea  beweist,  eine  rein  praxitelische.  Die 
hohe  Gürtung,  den  ionischen  Chiton  unter  dem  dorischen  Peplos  und  die 
Falten,  die  letzterer  auf  der  Brust  bildet,  finden  wir  ganz  ebenso  an  jener 
Basis  (vgl.  besonders  die  Muse,  die  den  Arm  einstützt,  dann  auch  die  mit  der 
Mandoline).  Auch  der  untere  Teil  des  Gewands  von  den  Knieen  abwärts  ist 
an  jener  den  Arm  einstützenden  Muse  sehr  ähnlich,  nur  ist  an  unserer  Figur 
das  Stauen  und  Bauschen,  das  die  grossen  geraden  Faltenzüge  unterbricht  und 
den  neuen  Stil  so  recht  charakterisiert,  noch  entschiedener  durchgeführt  als  dort. 
Natürlich  fällt  auch  hier  vom  linken  Knie  die  Steilfalte  herab,  die  wir  schon 
in  dem  Uebergangsstil  zu  Anfang  des  vierten  Jahrhunderts  wieder  aufge- 
nommen sahen.  Für  die  besonders  reich,  in  einer  Fülle  lebendiger  kleiner 
Falten  durchgeführte  mittlere  Parthie  unserer  Figur  bieten  die  mit  Mänteln 
bekleideten  Musen  jener  Basis  keine  Analogie.  Dafür  sind  uns  in  Kopieen 
analoge  Werke  erhalten;  vor  Allem  zu  nennen  ist  die  Athena  von  Woburn 
Abbey,  die  ich  Ueber  Statuenkopieen  I,  Taf.  VII,  S.  46  (570)  veröffentlicht  habe; 
der  Gewandüberfall  unterhalb  der  hohen  Gürtung  ist  hier  besonders  ähnlich. 
Weniger  ähnlich,  wie  es  scheint  in  hellenistischem  Sinne  übertrieben,  ist  der 
Athenatorso  aus  Ephesos,  den  Amelung,  Basis  d.  Praxiteles,  S.  23  behandelt 
hat;  zu  vergleichen  ist  auch  ein  unterlebensgrosser  Apollotorso  im  hoch- 
gegürteten Gewände  in  Athen,  der  eine  massige  Originalarbeit  des  vierten 
Jahrhunderts  ist  (Arndt -Amelung,  Einzelverk.  Nr.  708).  Zwar  ungegürtet, 
aber  doch  ausserordentlich  verwandt  ist  indes  vor  allen  jene  in  vielen  Kopieen, 
am  vollständigsten  in  einer  Dresdener  erhaltene  Artemis,  die  durch  ihren 
Kopftypus  und  dessen  unmittelbare  Aehnlichkeit  mit  der  Knidierin  als  sicher 
praxitelisch  erwiesen  wird  (Meisterwerke  S.  554;  Samml.  Somzee,  zu  Nr.  32). 
Der  Gewandstil    ist,    soweit    die    meist   groben  Kopieen   ihn    erkennen    lassen, 


314 

derselbe  wie  an  unserer  Figur,  und  die  Anordnung  des  Ueberfalls,  Stellung 
und  Haltung  sind  überaus  ähnlich,  und  doch  ist  durch  leicht^  Wanderungen 
eine    ganz    neue    und    ungleich    originellere    bedeutendere    8      Jpfung    daraus 

geworden.  Der  alte  Parthenostypus,  der  dort  noch 
als  Grundlage  genommen  ward,  ist  hier  ganz  auf- 
gegeben; die  Gürtung  fällt  weg  und  das  frei  fallende 
Gewand  entwickelt  seinen  vollen  Reiz;  auch  kommt 
nun  das  Köcherband  erst  recht  als  künstlerisches 
Motiv  zur  Geltung;  das  Standbein  ist  vertauscht  und 
der  Kopf  wendet  sich  entsprechend  nach  links;  die 
Bewegung  der  Arme,  die  beibehalten  ist,  wird  nun 
lebhafter  und  giebt  anmutigere  flüssigere  Linien. 

Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  der  Dresdener  Artemis- 
typus, den  wir  Praxiteles  selbst  zuschreiben  dürfen, 
ist  ein  Fortschritt,  eine  selbständige  neue  That,  die 
jenen  anderen  Typus  als  einen  älteren  zur  Voraus- 
setzung hat.  Allein  dieser  zeigt  in  der  Gestalt  der 
Venezianer  Figur  eine  mindestens  ebenso  weit  im 
neuen  Sinne  praxitelischer  Kunst  entwickelte  Gewand- 
behandlung. 

Hier  wird  eine  Thatsache  wichtig,  die  wir  bis- 
her  noch   nicht  erwähnt   haben:  mehrere  römische 
Kopieen  (s.  beistehend) *)  lehren,  dass  es  eine  nicht 
unberühmte,    etwas    unterlebensgrosse    (aber    doch 
unserer   Venezianerin    an    Grösse    wesentlich    über- 
legene) Statue  gegeben  haben  muss,  die  ganz  der  unsrigen  glich,  nur  im  Stile 
ein  wenig    älter   war,    so  wie    wir   es   für   ein  jener    praxitelischen  Schöpfung 
vorausgehendes,    dem    Anfang    des    vierten    Jahrhunderts    angehöriges    Werk 


Vatican. 


J)  Die  obenstehend  abgebildete  Figur  ist  die  Artemis  des  Braccio  Nuovo  irn  Vatican,  Heibig, 
Führer  Nr.  20;  Meisterwerke  S.  88,  5,  wo  das  Original  in  den  Anfang  des  vierten  Jahrhunderts  gesetzt 
ist;  auffallenderweise  will  Amelung,  Basis  des  Praxiteles  S.  22  die  Beziehung  zum  Parthenostypus  leugnen. 
Unmöglich  scheint  mir  die  Annahme  von  Studniczka,  Berl.  Philol.  Wochenschr.  1895,  Sp.  724,  dev  Kopf 
sei  zugehörig  und  das  Ganze  die  Kopie  einer  phidiasischen  Artemis.    Allerdings  bestätigt  nii*  sen 

auf  meine  Anfrage  freundlichst,   dass  „die  Zugehörigkeit   des  Kopfes  nicht  bestimmt  in  B  cstellt 

werden  könne";  noch  weniger  aber  kann  sie  etwa  bestimmt  behauptet  werden;  zwischen  Kopf  und  Rumpf 
ist  eine  grössere  Zone  modern  in  Gips  ergänzt.  Die  stilistische  Differenz  entscheidet  gegen  die  Zuge- 
hörigkeit. —  Die  Isis  aus  Beirut  in  Berlin  stimmt  im  Gewand  genau  mit  der  vatikanischen  Statue,  nicht 
mit  unserer  Venezianer;  an  ihr  ist  der  r.  Oberarm  erhalten  (der  am  vatikanischen  Exemplar  modern  ist); 
er  ist  gesenkt. —  Eine  dritte  Wiederholung  habe  ich  in  Turin  notiert;  der  Kopf  fehlt  auch  hier;  er  war 
zum  Einsetzen  (Dütschke  IV,  Nr.  69). 


315 

voraussetzen  müssen.1)  Hier  ist  das  Vorbild  der  Parthenos  noch  etwas  deut- 
licher bewa  *•■•  noch  sitzt  die  Gürtung  tiefer;  der  ionische  Chiton  fehlt;  der 
Gegensatz   d  3wands   über   dem  Stand-   und  Spielbein   zeigt   noch    deutlich 

den  Nachklang  der  Schule  des  Phidias,  wenn  auch  die  neuen  nach  der  Natur 
studierten  kleinen  Faltenbrechungen  hier  wie  am  Ueberschlag  schon  ihren 
Einzug  gehalten  haben. 

Wir  stehen  vor  einem  sehr  interessanten  Falle:  die  römischen  Kopieen 
bewahren  uns  ein  namhaftes  Original;  das  erhaltene  „Original werk"  aber 
—  die  Venezianer  Figur  —  giebt  eine  etliche  Dezennien  später  als  jenes 
erschlossene  wirkliche  Original  von  einem  in  dem  mittlerweile  voll  ausge- 
bildeten praxitelischen  Gewandstil  geübten  Künstler  zweiten  Ranges  gemachte 
freie  Nachbildung  desselben. 

Die  Venezianer  Statuen,  deren  Betrachtung  wir  hiermit  beschliessen,  sind 
alle  keine  Meisterwerke;  sie  sind  alle  keine  neuen  grossen  Schöpfungen,  sondern 
stehen  innerhalb  fester  Traditionen,  die  von  leitenden  Meistern  ausgingen. 
Allein,  sie  haben  den  unschätzbaren  Vorzug,  wenn  nicht  „Originale"  im  vollsten 
Sinne  zu  sein,  doch  noch  so  heissen  zu  dürfen,  weil  sie  mitten  inne  stehen  im 
frischen  klar  dahinrollenden  Strome  der  grossen  schöpferischen  Periode  der 
griechischen  Kunst,  weitab  von  den  stehenden  faulen  Gewässern  der,  uns  Armen 
freilich,  nicht  minder  unschätzbaren  römischen  Kopieen. 


-A.nhang\ 

Ueber  ein  griechisches  Votivrelief  in  Venedig. 

Aus  derselben  Sammlung  Grimani,  der  die  Mehrzahl  der  oben  behandelten  Statuen 
entstammt,  kam  auch  das  köstliche  Votivrelief  in  den  Dogen palast,  das  ich  im  Artikel 
Herakles  in  Roscher's  Lexikon  d.  Myth.  I,  Sp.  2156,  Z.  40  ff.  besprochen  habe  (die  Haupt- 
figur ebenda,  Sp.  2157,  in  Abbildung;  in  Abgüssen  verbreitet;  gute  Photographieen  im  Handel). 
Die  Untersuchung  des  Originals  ergab  mir  einige  interessante  Resultate. 

Das  Relief  war  mir  immer  besonders  merkwürdig,  ja  unerklärlich  gewesen  durch  die 
r  "1'^-'<-ch  behandelten  Baumstämme  und  die  detaillierte  Ausführung  der  Architektur,  die 
zu  nen  Stile  phidiasischer  Epoche,    den  die  Figuren    tragen,   so    gar    nicht   stimmen 

wollte.     Bei  genauer  Betrachtung  zeigte  sich  mir  nun,  dass  das  Relief  einer  starken  Ueber- 


x)  Studniczka  a.  a.  0.  vergleicht  die  Artemis  der  Reliefs  Coli.  Barracco  Taf.  50  und  Arch.  Anz.  1894, 
S.  26;  diese  zeigen  den  Typus  in  noch  etwas  älterer,  der  Parthenos  noch  mehr  ähnlicher  Fassung;  sie 
sind  nicht  auf  das  in  den  Kopieen  erhaltene  Werk  zurückzuführen. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  41 


316 

arbeituug  in  der  Renaissancezeit  zum  Opfer  gefallen  ist,  die  nur  glücklicherweise  vor  den 
menschlichen  Figuren  ehrfürchtig  Halt  machte  und  ihre  herrlichen  Köpfe  unberührt  liess. 
Die  ursprüngliche  Oberfläche  ist  ganz  verwittert.  Von  den  Bäumen  ist  das  Unterteil  unter 
und  neben  dem  Stier  mit  der  alten  Oberfläche  erhalten,  die  oberen  Teile  aber  sind  völlig 
umgearbeitet;  es  ist  der  Reliefgrund  hier  tiefer  ausgehauen  worden  und  die  Bäume  wurden 
mit  Riefelung  versehen;  die  Stämme  waren  ursprünglich  glatt  und  gewiss  bemalt.  Ebenso 
wurde  der  ganze  Tempel  überarbeitet:  die  sämtlichen  Quaderfugen  sind  modern  und  an  den 
Säulen  ist  es  die  ganze  Kannelierung.  Rekonstruiert  man  den  alten  Zustand,  so  verliert 
das  Relief  alles  Seltsame  und  reiht  sich  an  bekannte  Erscheinungen  an.  —  Der  Marmor 
ist  pentelisch  und  das  Relief,  wie  ich  schon  a.  a.  0.  bemerkte,  gewiss  attischen  Ursprungs. 
Ich  erwähne  schliesslich,  dass  meine  a.  a.  0.  begründete  Deutung  der  Hauptfigur  als  Herakles 
mit  dem  Löwenfell  am  Originale  ganz  zweifellos  ist;  es  ist  schwer  zu  verstehen,  wie  Conze, 
Arch.  Ztg.  Bd.  30,  S.  88,  200  das  Löwenfell  für  Chlamys  und  Petasos,  Dütschke  V,  264 
für  Chlamys  und  Hut  mit  emporstehenden  Spitzen  und  Wolters,  Gipsabg.  1134  für  Gewand 
und  Mütze  (äXcojiemg)  ansehen  konnten,  nachdem  schon  der  treffliche  Valentinelli  (Nr.  200) 
das  Löwenfell  erkannt  hatte;  derselbe  hat  auch  schon  wenigstens  am  Tempel  die  Ueber- 
arbeitung  bemerkt,  die  den  Späteren  entging. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  auf  ein  anderes  Beispiel  einer  modernen  Ueberar beitun g  hin- 
gewiesen, welche  bisher  der  Erklärung  fruchtlose  Mühe  gemacht:  auf  dem  zuletzt  von 
Heydeinann,  Mitteil,  aus  d.  Antikens.  in  Oberital.,  S.  7  behandelten  Relief  des  Giardino 
Giusti  zu  Verona  (O.  Jahn,  Bilderchroniken  Taf.  2,  6)  ist  nicht  nur  der  Kopf  der  sitzenden 
Frau  ganz  überarbeitet,  sondern  auch  die  seltsame,  teils  als  Maske,  teils  als  Gorgoneion 
erklärte  Fratze  in  der  Mitte  verdankt  nur  moderner  Ueberarbeitung  ihr  Dasein;  ursprünglich 
war  hier  nur  ein  Schild  dargestellt,  der  sich  auf  den  Heros  bezieht;  das  Relief  ist  hellenistisch 
und  gehört  ins  zweite  Jahrhundert  vor,  nicht  wie  Heydemann  angiebt,  nach  Chr. 


Verzeichnis  der  Tafeln. 


Tafel     I. 
„       IL 

■     HI. 
,      IV, 

.       V. 

.    vi, 


VII, 


Statue  im  Museo  archeologico  des  Dogenpala; 
Seitenansicht  und  Kopf  derselben  Statue 
Statue  ebenda;  Seitenansicht  ihres  Kopfes 

1.  Statue  ebenda 

2.  Statue  ebenda 

Statue  ebenda;  Seitenansicht  ihres  Kopfes 

1.  Statue  ebenda 

2.  Statue  ebenda 

3.  Statue  ebenda 

1.  Torso  des  Museo  Civico  zu  Venedig 

2.  Athenastatue  des  Dogenpalastes 

3.  Statue  des  Dogenpalastes 


tes  zu  Venedig- 


Seite 
282 
282 
296 
292 
300 
305 
309 
299 
310 
312 
277 
303 


D.  I.  CL.   D.   K.   BAYR.   AK.   D.  WISS.   XXI,  2. 


TAF.   I. 


LICHTDRUCK    DER    VERLAGSANSTALT    F.    BRUCKMANN    A.-G..    MÜNCHEN 


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Der 


Textus  ornatior  der  Sukasaptati. 


Kritisch    herausgegeben 


von 


Richard  Schmidt. 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  42 


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42* 


320 

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321 
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ijm  <?i  fti  d  *j<  «i^^f  ^<fi  Pi  «Tl  *rr  i f^t%^w  ^  ^T^r  i  -^  ^  ^:  j^jmf^i^^i 

uft  fT^TfRRRRfr*RR  i  <rRrn*ft  it^tt:  *wv i^Ht  irRRtiRR^ff  R^-R-Rtwt 
^<r  i  cm:  trtIr^r  i  f t^tt  wf  r^r  *rrö  **r  TT^PdyreR  i  w  ^strr  r*r 
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^srfHtf  ff  ^  i  q*f^i<i:  tt^N  ^r:  %^  ^:  itit:  i  io 

tr:  *wt*r  ^?  t  rtt  *R:  *r:  h 
fö  ^  i  ^rr^^  *r  T%i7TR%^fTf<?  i 

^cT   TR    *T*rR<T   trfrfgif "Rt   SR  I  ^TRüN«!   TR  »RT^  I  TJT^   ^SR  tflRR  TfTipRl?:  I 

^7f  T  I  sn^RTTt  WTTT^T  T^RRT  f  T^*R  I  15 

t^RTTlTt  f WTWTjrrRT   ^^Rt  TT1*:  II 

rRt  f  T^ft  STZRRTci;  I  ^Tf  $rRTTrTR3I<H*t H  df  :WT^ «Tl  *l  l**rfWTR  I  fTR^r:  TfSfiJX:  3ifg- 
^RT   ^rT^RRTT^"  I  rT^-RT"    TTR^RRRS  I  *T*Ri?^rT    441*1  Hl  MW   ?^T   SRC  I  <RT 

ff  *r?t:  ^  *R^Rrft  tr  Trtt^rr  TrT?f  i  ttV  3[TTR  *tr?tRct:  qfwRWRirR;  i  <fr 

^RTTrRft  I  cTWT   *RcT:    TTTO    ^^if  ^"RR:  I  <RT   fT^rft    RT^TcT  I  rft  ^  TTf^ft    20 

trt  i  3r  ^tw  *jh«u  thtt  i  cwäldT^n*  WRtt  i  crfrT|-d  i  «tr  «i  wrcrwrj  »rt^rt^tct;  i 

rT^WT  tTRsIR:   ^Wrfwft:   T|T!RWRR«rf^cRR  I  WT^T^T    f*R    TRt^R^  -TU^m 

w^  y-d^'^ii  t\ftr  ^ft*H*n%  "R^w  R^^r^fi^;  i  ctt  ^ «* *?i Ml Rt^RRv^^TTttRt  ^irm- 

^RfjRTTRTT:  ^RTWI^T  ^«*f^r«^^  R^TVRRT'f  f^xg  ^T^TR  WT^nif  TTTRt^Tri:  I 

^r  jRter^rr^TCR^R'Rfwr  rirt^  i  2b 

^i  ^i  ■sRg:  in^R^fit  ?t^  f^^s:  w«R^R5:  i 

TT^rr  i  ^^r^R  Rft  ^  wt  ^RR^t  ifz*{  i 

fR>   ^T   ^^l^<U!l^   *Rp*Tt>   ^^RTtZ^fRXi^^  I  T?T  T   rrf   ^^TTXCgTT^RT:    5nR^^  I     30 
TR  T  ^R5ÖRf%TT^M^^Mf^7f   Tj^^nf TTT(^RJffT  f^    *TRi^7R  ^T^T^T^RTf^^T- 
»T^R^Rft^T  'R:i#l'J!TTi   g^^pfRt   T35TT  I  <RI    rT^   ^R4#R^^   f  ^  I  ¥^^- 

T^rt  TR^fit  R^N^-sjch\  ^pti#?jäi:  i  cT^rr  tri  v#rrfwt  ^WT^(gTF«rr  1  rrfW^r 

^läl^d«*M<^^    Rtf^T'    m{\&\  Rt%WT  TT^  f^Wü;  I  rRT^Rcft:    ^T  ^it   sr:    wq: 
TH^T^^T  ^TRT^ftTR>fT^T>srg^T>RT^  ^^  TrfXrJUlfH  I  «T^WT  ?T  R^T^fT:   ^  R^^    35 
R^IciT    d^cfl«*lflii^^e(ird8fT.  I 


322 

cTct:   TrrararwTwrrsRmR  i  u!d*<uu*i«ti*if^a$iH^ii    j%t  inj:   ^nt  qjf^ftf?r  afterr 

5  fwn?*j**Miejdl«rf  ^<*nj i f\^**Tt <vrrft^Trn  ^Sr  i ^jttow  <Rd*<f»rfNr  **-\\*i\  *rr|rö 

'hHn  i  *r^^fr  *r^hJtfl  ^trRn^cnwrf  wr^m:  i  rn*wt:  ^TnraHnT^rcrPT^ij  qraRrahrörä- 

IT^:^t  <*xH+il3i4  3[T<lU|=Md<l^«1MPd8?H*;  I  TTrRpt  <(\ «i « < «1 1  =1  (H^Nr  f?[TO^TO^- 
^^ft TT  ^  I  ^PST   f^H*   ^ft£<T   STO^n   *<*V*j$  I 

io  <r^  wr^  ^  *ft^rg  fsfr  ^srzTHwt^T:  11 

ilff^^w^rf^cf  *raf  ^srftfmsjxnRpsra;  i  rnT^rTäd*rti<fi:  ^rnj?cj«n«TOf :  im:  i  ^4^1  * 
fsr^wröwn^wirp^P^  tr^-d d «i -u ^TtM*Tl J?l  *rf^rf?T  i  rnft  s^rre^wrerfir  «d«*N 
***rcft  i  fT^T*ff  3«Mjk+h*i^*him^  i ^wf^VT^  f%w<*nii^T:  1 7T^r»r^rrtr  ^ft?f  fw- 
srra'fr  st^*rn!r  ^^tct i  cttt:  3*irrcnT*T*nf wrc  *nnfr  4»4ifd^shi*4 1  <ra:  «h<hh<h:  «m^lti 

wtK  i  «fff  w*nf?niRT  WT^rpfifc^  i  ^w^hrr  twprr  f^fwr  i  rnfr  wtewR^r 
^ff  ^  i  whn??r  ^t  *pn:  ^  ö^nt^  TTfr^ffifaT:  i 

20  ^*r  tT  f^re^  *pkrwt^t  cnftf^rerer  tjtmt^ h <*  fiiTci *i  i  ct^pw  <h-T>«sO  s*rre<rt 

^r^RTc^rftr i  «TcTC^rprarft  ^rrfarr:  i  cT^;«r ^wr*i«dMi«<f\  *H~l«sCt  ö-^rnrPTTi;  i  w *Tcä<sft3i 
f*tm*l  wrtwtTT  *rf^pzrt%  i  ir^fa  ^rt  f  •'nTrin^ra  wtM^Jipsr  Hfötzrfir  i  <ra:  vtt- 

25  ^s^fr:  ir^nr^TTT^  wrrp'ft  sfä  \  rrff  ^  ^*S!ir<cii  sttt^t:  i  <t*tt  <*^qi"fiir  i  <t<t:  ^yfö: 

wnrert  i  ir^rrf%f%wr  f^i^  ^wr  *n2rrf»mf*m  f^r^nfni:  i  t<^  jj^i^inrifRrrf^ 
f^rrfa  i  fTrT^r^T  ^rrft^^rr  ^n^  "^r:  i  »fr  inünrr^r  i  w  ^T^T^TTnrr^nft"  crff  ^ 
30  JT*iW«ifa$jMWT#  »f^w^r  i  t^frcrf*r^;vTl%  i  <Tffr  4^<iji*i»i^  wt  ^rnfr^"2rt'if^5|y:  i 
ri^ra^  ^ffrft  iftr  f^TT^s?  \  km  itwTfR^rn:  i  ffö  ?r  ^ptv%  jnrrfx?  tr#  ^rtl^- 
Ufy^r^ai  xrt  wnft  ^  ^Hn^rTtlr  i 


323 
^^TRi^n^^,aTfrT  i ^T^sirr*n^T!T^rT^N^*rp**N  *HNT«K«g  wrw  *«Kdi  ftv^m 

*nrr»ft7?  ff  fäfro  tto:  sr^i  Mfd'dl  s^ftfa 

xrrr^  fH^dK  j&  ^fiWfaSfct«  10 

wr^T^Tfag  wrt  1  tttt^t  *ti  ™ K<fl «i fa fd*s i « *tö  ^f  irfa  ^WTfö  1  ^rfa>rre  jr^rN 

^^rj  srfgrsrrfa  1  TTcraft  t^tf  *r5r^rra  i  rTrr^ft^f^<T*HnT<sr  f^rfftm^  <uu«dt  t%T-   15 
arrctiTW  <^ii«dT  srrö  ^^Tufr  s^wHrrfa  frr^nrrrf^  trf%^%TrfT!i  ^$  ^t|  ^frf^ 

fr^wi  rnr^r^r   cTTt^rif  f^rwr^  1  w^rr  "^irfw^r  Trfwnii'   ^sft  f%*rei   isrnrerr^ 
fr*<!ifafii»  «H *i«d*uf< «iki^%  wrwr  *rreTf\<*^ i^Kd 1 m «Ajd^rmft  ^T*r%rrcrrf*T- 

^n^  xrf^iäjr  f-KM*-«M*iinHd:  1  25 

f^s(r«ft  «TTii^i^  ^ft  htw  ^y«n«id  1 
^*<ie»,i<rc)chKf^<i41^5i«u^  ^ersRT  '»rr«iR*nfHd^^<fdödNi  d4«=ii<{1  rjf^rr??r:^-?^!fr 

^fff^^^^nf^^f^R>Vf^Vft    *TBTf<«Hrd**^fa    ^TTTWtct  I  rTfft  t^^Tf^TTT    ITfTT-    30 

rf^^r  ^^4t  *rrfa  ^^M*{^dm«i««i«(  i  Trra«:  irruft  ^*N  'iO'*iM  Vmi  *«if^d:  i 
nf\^Ttn:  ^m^nre  i  35 

f^^T   ^T^R^JT   ^^:    ärfttfr   T^f   ^T^ll 


324 

*rrf%  ^r^RRfr  ^f^frf^  ^t*rt*t  ^i« 

sä 


N  OS.  ©**■  <?s  ^* 

^tfw  in  arf^Tzrfwr  ^f»K  *n^  ^^i 
tt^t  ff  i  ^^r^  ^ft  wf  irs^r  ^t  *pt:  i 

Trft^T   ih1<Ht  i  rnfr  s*ff  *rd^ wt^km k<*  *tm.m*h  i  rT^«r  <r?rr  TrfTTsTr^rprrf^;  i 
f%m  iro^re  i  t  u^r  *TTTrT*roH'RTrwr^rr   **^  i  ^rf^nifar    <rf  ^ussetruujdcn^  < 

fTTi ^r  w«r  Trr^r^^i  ^rmf* i tth:  ^rrwtT^^Rft  f^ir'tT  «THiunPf  ^^  «f^jd^Ti: i irf : 

^rtffja«HVHHJlt    ^fW%^*llJHlf<dcJI«ll  «1J|<*1,öRTTf%W    ff^    ^WT^T^    ^f^%^TTf^JW 

^H^*l«1«d<^=IHirM  I  f^i    ^rfTTWfT^T    TTWrf^rTT    ^RTI  I  fl^TW    d*i«J<^  I  cT^T    TT^Trf^fft 
35    ^tH^r«!FS*iI'l<?1    -f%  I  rTrft    ^T^T    ^TV^T    f^f^fT^    Trft    W[^    t;T3nlTT!r^T^^T^rr^ 


325 

^■T^^rsrftüTTw  wfr  ^rrwfö^T  ^fwf^Wt  wnnft  ^fff?  T^r^T^^  i  d^c=iT  fwcr  *tt^<j:  I 
^f7Tf*rrr*Trr%f'^rsT^fcro:  i  w  sr^T  ^-Rrefr  ^tt^t  i 

^w  ^  i  *j^ftrr%rrrft'rt  ^ttt  WTW^rt  ^:  i 

qf^WT  ^:  Wtwf  *nNrrwr"Rcfr  ^:  11  5 

^frrf^nm^rrefr  ^  ^T%<ft  im  ^t^tt  i 

TTT^ft   -S^TT^  I  10 

^  ftm^rmf^rf  ^r  ^nfrf%  1  f^rs?  ?fr^  **Tn*n  •%*  ^*rrcTe^r^n<irf«T  1  <Tf  rrf^rftra  *raü?r 

^^Wcf  7T^tT7^:  ürT:  !  rieft  ^TV^T^T  f^Tfl^  f^firPT  fsTWHT  ^HH?T  I  fq^TT  ¥*TR*T<!;  I     15 

^reffi  tirfwNw  »nnresfä  1  *fr  wrrft  <nrrö  wnrfw «ft  -wer  1  rrr^rR  «rfw$K4iä*r 

*T<f-=T   TT^ITfTHTfTf^fH  I  ^fTR?qf^    f^TKf%    TTTT^h^IT:  I  frff   W*fQ   f^nfT:   %W[WT^f  I 

^srm^Ti  *r^nH  utlr  ^jnrr  wrf*re  1  rr^rw  *r^*rffa:  ^t  *ftf»fwnn;<r  1  ^T  w«ftero- 
^rr^^T  xn^fr  ^frsrr  w  wt^n??  1  T^t^^T^i  *r^nN:  f^^r:  wt^  irft^w  ^T^^fsrfijRW 
einer  wT^iT  ^rf^?^^  1  TirTRcft  f^rcrpgfä rmT^^rr^f  <xf^r  "«ft  st  ^^wmi^ii  t  iffT^T^.  1  25 

=ir^^rRrRi  "ffwtwwrrlT  i  virt^r:  wf^ur^iTfq  ^t  t>f«m'MdmfnT  i 
T&n  ^t>jtv:  i  vfr  qwt  v^  ^twt  v^ft  *nf*njrrwr:  i 

Abb.  d.  I.  CT.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abtb.  43 


326 

10  wrf^re:  i  fwrwrftTjfr  >rö:  wrf^i  ctüftt^^r;  i 

farpfTg:  ^t  *rfw:  *n?j*r  w  wVfarm:  n 

^ifcf  ^arfa:  ^%ht  *fiff?T  T^ft  ii 

15  rn*Tt  i  fwrf^TTrerra  irnnfircrf  iwpnflF  irf?T  tt-rtJ^  i  fim  wnrfa  i  vnrntftra 
^WRfrf^r  T^T^Tf^r  i  *T*rr  *r  ^rf^rfrosp^Rr:  ^RrspjnsRtor:  i  *rsrrfq  »nrerr:  wur- 
wrfa  fspjfRr:  *ftf top«:  i  ^t  w^^^^^rfTPfFi  *ftofro>?  tott  aRRrahrpiRnRRpTr  ^f^r  i 
<Tf^TO%f^f^*rf%*r^  f*pn^f*Rrf*nWppir  j  ^  -«{Yf^rt^-i  i  <i  «i  i  fa^fmt  ^  ^rr^r^N" 
*pf*Rrf?r$:*rt  ^err  f*PtwfP?^r  f*r«RjrPTGRtT  f*P*f?PTPff*rfw«n  *rf%RPwr  trrf- 

20  crrtt  iwRcft  TOTRR^r^tt  *pwt  wpfpsspipipirr  *pjRrfRfa  irriNt  ttRt  *rprr*r  i  ^ret 
irniRTO  i  ftig4^  •i^TRranfnsfH  ^tto  vif:  i  TTT*r*n^rf%  i  v^fr  i 

tttwz^t^  *rnrr  ^fm^r^ra  jppr^rfrsRi  i 
inRRift  f^TI :  Ttwfa  «f  :^raf?RR£P3T  n 

TP5fj=T7pIRT"P>   S^WlftRS^r^  i 
25    TOT  ^  I  fror  mt  PiS  W  TT^IT^nfr^  I 

wpsriNt  *r  ^<fen  ^tpjrst  wft?n  Tfir:  n 

TJTTRJ  f*T   WtW%g   ^WTtg<^piTOT   IRRRfp£RT  I 

tot  ^  i  ^PN-  jftfrr^Tsf  ^  fnr^  $torrr*.  i 

^Tfö^ff  totowt  wt  ^Tf^T  ^f^n^  ii 

TTfftf  7?f  ^ftWW  W^TT  I^T^r  ^R^  f5R^TTTUWf%  I  cTcft  -FmWSPm;  I  ^  ^^  üTfxi  *[fRTRTff 


327 

fwwt*r:  f*r^r  ^«rcff  *rei  t^  *t  ^  tri  ^*;  11 
^T^rr  ifxr  ^i*n  M**y>  *fr  f  w*fä  wfä  i 

*m%(«f  *r^*nR>  f»i<j|^fi  i  ff ?T^r«rr  ^Rrsrarofr^R  re*ft^  ^wrf^rrcrni i  rr^TWt^i  *r^-    5 

■^ITTfT^  WT^  I  W^^TrTT  ^^TRnCt  irPJTRrft  xT  |  \$  JOTRffr  ^fwfa  R*RT 
Tfff cl^  I  X.^    ^T5%    ?[rnf%  I  TTTT^TT    RT#t    wNfj    T    ^TcT^r:  I  ^(3rf»T>*T*I    iT^^T^ft 

^•iN*8^rr  f*£«!iM*Hi  TTf^ff^f  fR^rRnrensnrRT  *rr?f^fif5fi*rr?rmfa  *r  *pi  *r»Tfw  i 
7Tri«d^ii  t^Tf ^r^TWTF^Rrfwr^r  Trft^sT  ^R*prnr  i  ^f^  i  *^rtifa  wrecft  ^ttt- 

^r^^rfMfamrrartrc  f  ftr^raftr  i  tr  jfr*rraisR*i»Fr^  ?rf ^  ^^ftacTRTTTn^fwra  i 
fTcft  fSrarfiRT«*  i  ^  i  cj  tpt:  i^rere^n  -i  gH  chf^rr^^w^TWt^r  fsrerer:  <*  <  4!wi*ii  «  m  *i  i  «fl  ^i 
irnrnfw  i  wt^rrf  %rfftr  ^f^TR  f ^rrrr%  fa4i*g«*rrf*r  ^  i  ^wrfö  di^^d^iT%wt 

rrsftf^re;  i  ^rjt  *n*f  *rnrr  u*sRt  ^^rfsprraT  i  20 

toM"  f^rar  ^  wftrf  ^rt:  *<nrrwr:  11 

*rr  ~%jf$  1  <r^«i*qHi<*tre^"r   ^Y^Tjr^wrf^^jrTf^fa  d^*ffc<* qf  rTT«['«M<?i ^ i«i  1  *?ii r* \ - 

fa c«n t\ < Rf«! *1  ^ f^'?rf%rT^^tY^%^TRfT'^xr'ftl fTR^Tf V  ^mMV^d^K^H  I («I Rf^JT^*R-     25 

ITfTT  f%RW  I  rTT^  cT^n:  «f*TOM*lHI<t|  H^:  HJ^^R^f  R^ll^^WT  iftft  W^r[ 
^«HcH^-IHM  R^^T^Rf  1  ^%^  IT^fTT^r  imT^WT  ^f  ^Ni^  ITTWm«  I  fTTT^  ^I^d^l<^;  I 

infRR  ?*  ^Jn?<iY»r  ^^TTfl!Rff  i  ^■R^mT^mfti  ^m  r%  ^-r%  ^iWT^n:t^^rf%  i  ^^hr  30 
*i  ttr^t  ^tr%  ^  f^ftrm  f^fafa  ^$i  TffT^TT^rf^T  i  w  ^rfl^iW  R'cnjnftr  *  ^wswi 

'S*  N»  N*  -J  N»   CS. 

3Tg|ScM«fR     TC^ihl  I  T^T>^tWt^TrMM«*lflr^R     %tT^T     ?T     tf<^c»,4j»rM  ld<h     ^     W^I    35 

«ft^«NfHOM*i|c(*nTTW   R^fT^rTflC  I 

43* 


328 

rrr5r*R*fRRTft rwraftö  *rt  t^firtTT  TtRTRTff  *?f%  i  #^t  ^rR»fR?rRTwr  *Rarr 
t^rr  *rrfnsRR  ^trtr:  i  ^sr^t  tr^rtt^  r^ri^w  *m  w^mr.  i&m  ^tr^tr:  i 
5    trt^rtr  ^r:  ^xr^  ^f^^Rr  i  iimf  fNNfrf*RRTT  *rr^R  ^rfimTi:  i 

wä  ^  i  ^nT^r^rf^  ^r^crt  *R^r  *trtr  f  ^"^m 

TTTÜRTT^rRT   fT^T  t^rrwIw  f^m  i 
^^:*RTyfwöRRri  rRfrfrtrö  *tt*r 
in$*frT^*RRT?R5n?RsrR*rr  ^rr:  ii 

10  ^TrF^   Rd*tP^TS   ^RR*ITTRR   *RR: 

^ftftjR^^fwRRwr  TRt  R^t  fT^rr  i 
^rö:  *f  ^#tfHTW|%RVRT:  ^r: 
^tt^^rrir^r  ttir*  Ig:  rjrt:  ii 

15  Trfw  3rRRRj*T^R%r  t$  JWRan^RfRWR  RfftRRta;  i  <t^Nt  ^rtt  tr<t- 

*TRT  I  crä   ^RTT^^T   ^T   RTR^R  I  rT^«J   WR.    ^fa^rnTTO  I  W    rRfftiTR*  I  ^I^fWRSg 
rTc^Rf  ?TRf   ^fTf ftW  I  ^rRTTT  Rf *T  ^TR   f^T^^f^T   TTRcH   HilR^T   HRR3;  I  IWRfTT 

*tt*  R>rm»rfH*Rf%  t*r  w  RTnpRT^R  i  t<5tw  tri  *Rfcr*$R^f^  '  ^^  f/ft 

tthjt  i  t$  "Tf^sfi'  xrrfxnft  ri^t^it  ^n  towt^t  uajf  ^itrtr  i  <t^t  iRRrft 

20  wt^WR^  wn'T^Rr'RrR:  i  xrrfr?TTr  wt  Trft^rr  R*rR/f^R  *R r  ir<rrwr,  i 

fTRrTT  TTR^iT  *R  jt^TWTR^  I  cTcT:   ST^T    ^R    ^RTRT  I  RT*Rf^    <*t^  I  *TTO5rf«rB  I 

rm:  TRTRarr  *ra*RTTRT  ^r rjt:  i  rnf^rr  ^t  -tbrpjrc*;  i  TT^rRjRt  ^rcfa  i  *Rfrrt 

*RrTT    *RnrRWPprrf^rnffarT*ftfi  I  RtfTR    *R<?R>rf^R    ^TT? cRRRf  TR  I  T?t    ^TT 
*T*TRR    ^RT     ^TR    ^TrRTi  I  WR     ^^f*RT^    Rf  R    ^rTT<f ^    £WT    *fO**«frf*  I 

25  cift^  wqi  *rrwRftrR  i  htttr^r  f%^^  i  ^jurtr^r  ä^wRiRiTnFT  ^tr 
srW  irwr  %Tif  cT^xRRR^rrä  r^^r^jr,  i  ^f^rr  w^  ^rr  i  wr  wm 
■gwrf^RT  i  *Rtr$   ^r#ür   f^Wn  i  »r^^^^r^mt   wm   »t^ti.  i  tttt:   "^wt   ^rRw^R  i 

^n^f^r?rr  i  t^  ^fi^wtt  ^^str^tt:  ii 

TRHt  WITTf^^ft  I  ¥T  ^TJTTRinJ  TT^  THHT  I  cRt   ^^^rTtR^RTUfrfWfRR: I  fT^UT^TJT 
TR-R  TT^RTTf^fR^^T^:  ITR^rT  I  fTTTt  itTT^fflRfTT^RT'fr  ^rf^tlRRTT^Tf  RT^TR^  I 

xrt  *rr  ^rtftinRfft  i  fT<r:  ^ff^^R^RrrTr^tff^jurf  t^Tfa^rf  »TT^rTT^TR^f  Trr^^fT 

f7Tl>%  I  Sff^  ^TTJTlTTf^Rt   ^TTT^^Tffi'R  «^  t^ifRft  örff  "g^T  ^  ^dti|R  TT^Tt  "faf*R  1 

35    ^T^TTR^t    rTf^rTft^rrf^T  I  fT^Rf    fRT  fRT  ^RTTJT^W^^t  I  TR:   ^«r^^R'RY^  W- 

IfTf^^^f  *H|T*<t.  I  rRT   ^R   XT^f    ^TfT^t    ^ft^JT^R^R   TTRt^'T   ^ftü^TR^T^RWT^ftV- 

^;^%RTT^WTR  ^ft 7TTR  ^n^R  TTR^RT^T^^T  ^ftff  f*rf*faft?r  I T^  TT^fRTt  ^RRrT  I 


329 

^rr  *nti  ctotp?  ^TrT^rr  i  rrrrt  ^"STTf^nfr  wm  jrfrT^jrTcrcfr  i  rm:  jncr  fwr^riif  <r^rr 
*pt  f«r#i  ^rr?r<t  i  *rm  w  w^tt  ^tw^r;  i  ^aft^firffrT  *rä  3>c?vtt  wftr  %tt^t-   5 

^ftf*T^  fWTf^cT   ^ftTRnT  I  cTrft    ^l«ll«|inri«n    jf    fT^nfTm^TRcft    rT^[rT    jrfrTJW    WT- 

wfrsra  1  ^r^rf*T^rr:Tfr  ^rr^rf^m  <t^t  ^rarerer  fr<r:  innra:  i  i;r«m^  ^fV^nft  s^psnsnra 
ttot  'Ttt^T  1  ^srcm;:  *r*frr:  *rrrr  ^t^t  *rn^mw*i:  1 

TRT   *T   ^f^rTT   ÜT   WcT   7TT   f Tft rfl  II 

rT<£^  ^  ^^  T^T  ff   ^TUrT^B  15 

Tfir  f^^r  ^wrf^pfr  wt  *nrrar  1  ?nrrfaff  <r  rrerftrorT  iRrtwrctr  1  «rR?ni  *n^n^;- 

<*dM§    f%^^TfT  I  rTrT:    IT^PWTO    JTTTT     rWRrf    ^TcT^rft   ^PT^flf^   TT   ^tt^r^rzn^t    rTc^TT- 

? ^r^fTTfWR^T   *nrnrrf^rn   ^rra   ^»t  ^rfr^n    <r1%^frafMfirT^   *r*rrf^  1  tt^t    rtr 

f%W^f%JrTT    rTOT   ^   fSRPrfTTOtTOfacT:  I  rT^firvff   TRTTfrT  I  rT^Tf%^   Sf^T^fft^R^   f^R- 

jTrn^nsTfr;   rrm  1  im^T'STT^rrciipn^^   wr^rrff  1  WRrfr   f^Rsfcrfr   *mwf*T  vt  20 

fTf  TTt    "in^T^tci;  I  rrmrTT    TTf%T^W^»f rT  I  cTcT:    ^^WffT^"^  I  ^pfit    $ft?    ^TTfT^f^  I  *TT   TT 

t^tt  *rfwre  sfiff^^u"  ^rerfwr^rrjrra'  1  ^  Jrwwr^rrcnjf  *t^  ^nrfrflt  *r^f 
vRirf  fwre  trtt  ssrhR   eMfa«ff  «TFrnftfw  1  rrf cni^  f^^f ^  ^ft«t  t^t  f Trf^r 
^jth  ■*  ir^m  1  crrfr  ?rf  *i  •<«**< f^;t  in^^r  1  ^fr  tt  tt^  ^t^f^r^  wf  ^"^f%rer  1  cr^T^rtwl" 
»ftwfr  ^rnrTrf^T^T^T^i  *ft  ^^^  1  wntr  Tif t^t^ttv  ^"srrf^fTT  ^^(^t  ^tt^t  T^f^^T^r  25 
crf  ^nnfm^  1  TTff  -jwr^^wf^v  ^  ^#  imwf%  %TT^r^ff  Tr^^rfwr^fiT^rT^w^f^:  • 

xfn  ir^mr  ^rsrr  11  ^  11 
w^Hr  imTWr^  fc(  ^  *i  <* ^xf f^fT^mtT'p^  ^f^w  tttt^  i  ^t  -sf*T^^  i  ^rrfq  ^nft^T^^Tr- 

^n%f^?f  wrerzi  *ttr;  i  iItt  fT^frf^  xm-ft  *nfr^:  itw^rw  i  »r^^rrf^vT^  ^nn:i  1  30 
fid^jO^xrfTfrTv^f  |?wr  ^R^^rrf^^rr^^f^f  Tn:f%fTi^i:  ^1  fT^T^rTr^r  trfrf^- 

^jT^d Hd Ixr^fR^Jl  1^*4 |^?t    f^^m  I  XTt    ^T^r    ^^f:    TOT    ^^     M<*Kiy     ^mT^T^W 
Tf^T     TTfTTf^T     t^^T^T     ^MUJ^OO     ^f^T  fRi^T  VT :     F^JT^Winfr^     tff<5|rMd«im^<<IAU^ft    35 
^^NTdöd  I  ^W     rT^T^ft     rTT?lfh7^WrTT%^r    TRin^rl.  I  ^^    Wf*TW    ^<T%  I  TR   *T*lfa 


330 

7TT?f^ftirwr*r*=s*T  3RTerre*rn:  f^n^fd^ir^-d  JMJj^ld^^rwra  rHrrarrT  *m^i< 
^^prr'fta  <rei  ^r^  re^H «*h i  =t jw^tchjz  f^pren;^  ^i^^iiw  ^rrt^rre  4wk*h 
xrf^eR^TZT   <nrr  %^rr  -^  ^n^ftrn  i  t^  ^fr^f^m^ft^TT  irfwrr^n  ^Kfoimi^t,  . 

STZrfafNl"  f%f*rf^RT  I  TTJ  TTföf^  rTTRWT^  ^fte^T  t%^tT^T%  ^TJg^r5rfl!r*rra*rrf^i 
rT^J  rmf<F  ^ifr^TTT^ci:  |  ffaT  ^ft  !  1lfT|Trprf  *Tfr*TTf  ^?7T  *R<ft  I  fTrft  S^IT:   IT^T^^i 

trra^^f^  ^wN  *rf7rorw  irarrcr^ui 
^arfwre   Tffa  *rrj  3t^tTT  i  ^w  Tftrrö  i  ^^»nfir^  ^  ^  ^fft  ffa  ftr^r:  ift^H: 

wrä   ^rmTif  ^ri?rr^T  «t#   'ffijrrtwt't   3Rr^Tf%  i  *mfv  ^^rtrft  ttt^to^w^t  tt# 
2b  ^fTr  ^^rf^r  ^rr^#  irewfa  i  Trcn^t^  ^f^i  t^  uf7Tf%^  i  ~^ifa  ^m  ^TTWfT 

^^Tfefi^-xT^cficfiiX^TT^ lTTxrf?Trf%rrf^rfM( h  y  4 a  i ^^:  ^f^^m  f^^^f^i^  *  *T(*rfavrr- 
^fttjsf^T  f^m^RmT'ft'?!  ^rfTTfsrT'j1^!^  ^t^T  irftnmT  ^Tfxrrnrrft  i  ^n  d*iiJid*irdf^ 


331 

^rrtTTrvt^^:    *fh§?fP^TT h ^  k i ^  w*rr  rphtt^-^ f^^MR Tt^mTurf^  Tri    <r^fwrafqrri 

HK*4^nyf?T  *rw<fr  f^rw  ^tftcf  *m  ^FtfTTrwM il *J «H rt^rt:  ira^erf*  Ti^T'f^wmT^r 
*T(*r*rR^q:  qrf^snr:  3repr^T<ra  T^rfa^rre  firETjJwenTwr^T  *r^^f^>jwr^TTT- 

^rfxrqYfaifa:  qfw^  ^wT^Tafarrf^vr^  *T^fqrrp»it*n^nw3rRt  ^-RwfaSlm'^ 

HTH^jmT^f^TtfTT  i  rrff  qw^  f^^trf?;?rrmTir*T  3v5r*rr*r  i  f^wrarfa  qwr^rs  ^?- 

^rwf^nr?m*T*Tct i  erat  sihrfMre^rro^  fsrgftfft^feN n*ir  "Q^t  fH«u»iK3STT*rppar  3-rt 
ufgrf^^T'Tfq^  *ra  *jftwr  qfT*ftfö<fr  ^f^fT*rr*ftTTwfa*T*r:  i  rrat  «n^fa  JFftm  20 

^rnft  tT**fr  ^frf^^fTT  1  w  qT^fr   sf^Tajfövrc  fw^rftTTi  1  Herr  ^ft  *T3rfö*r*r- 
ccjrn^rrT^:  1  25 

^^T^I   ■q^  TT5TT  ^T^T^T  ^f^?f  ^^Ti:il 
^Tfafrpii    rT^T   f^T^   ^i^   XR^nTTf^^c^  II 

t&  f^m  ^rfir  tt^t  ^rfer  *rrfrTW-  ^tw^^r  ^^t^  i  ^rr^fq  ^rri^r  ^i5[^  ^  ^-r-  35 
^ft^qr^i  f*Twrcq^rgrT^f  ^qT^f^rg  ^^^  ^*rrfq  1  rrff  iwT^f?r  H^^affq  t^^rrT^  *rm  1 


332 

*T  7T<T\r«1<fl*|chVy«*V|ioh<*tfö  cRVJ « i\ *  rlTTT  I  rT^T3)tST  IWPrarfa  TTfTT^f^jpjTJrTTfeM  K^  |  - 
^TTftwfTW^m^T'n    d^fM«n*1«nf^M?TrT1 1  ^t    <T<TT   T   rrfW^^ft   ^fl^W   ITfTTTB^rfTT  ! 

ct^tt  irnr:  w:  wt  3r*rr^rFf  iren?  i  tt^t  ^*rcT«rnraT  f^m^r  |  f^Rfr  ^m^nin^  i 
*r^t*T\ r^ci i^^rTm  »re^^r  **wt:  im  ^urrf^T  ^rrf^r  ^»f^MdiR  i  cT^fr^rfcf  ^r*rr  ^t^t 

«prflr:  ^arfsm^  *rrrfwr  J^rfi^sTfiT  ttt^t^Yci:  i  wfäm^rro  ^m  *r<srf^*p3rer  wf¥r 

cT#^T^fTtfT:  I  TTff  TOTRf?T  fNhrT^Tfaw  ITTlWTirHT^ffiT*rr*n5rt  ^rTfi[T^T^r*a^cj- 
^TIRrT^ffaiT^  II 

Xfa  ffft^rr  wm  ii  3  ii 

10  xr:  inn^ft  ^trTra^Tnr*ftwt  xnfrnrara  sptts-  i  ^t  ifa  wir^H'nftcT<^rraw*n^rT*ra'T 
w\$  find  0  3*1  f*r*  ^rf^  rT^T^T^t7T?f?r  iTHT^ffhFTr^tft  i  ^rrfq  *&  ^ir^rrwr  *rr?TTCT 

3TT*?  fW^TjrW^V?%f7T  l  cTrT:  ^t  tf^T  cTrlrä  W  TT^HR  I  ^T^TT^  T»TC;  *Tt*nr*?Tf*ret 
WTW1^   52RT(^rT.  I  cT^TT   3TOT  I  T   sfifg^ft  TTT^f  t  ^^^KTTTTf^rTU  4 1  tf  *=(  I  r^  |  f^T  ^TTHt 

fwri^r^'^m'fwiftfT^rft  i  rRRT^rr:  fvwt  wi  *f  ?rWr  tt^t^W^  3T^3rf%fprr^sirm|nre:  i 

15    ^T   ^it^^ft    cTT   ^WT^  I  rT^    *M<**!i|R    TPPT   ^TZ^«!««!^  I  rT^    *ftT>^t    *TT*T   t^^T^ff 

*rt  f^srwre  3?*nrrerf7T  i  *r  *fT*nnft  tt#  ^f  ifircrt  ^t  i  ¥  *ftt>^t  ^jrfaf^rr^fawt 
^ftr  t?t  «Tf  xf^%^=t<^  i  rra:  ftraT  tttjj^tit  f*r*  «hkaiörtw  i  *r  *frf*n^t  *n*hrr  *rf 
ct^t^wtw  Trenrn  i  <t^jt  f^%^tli^rr^^  rrsrr  <*i*i*n  *r  ^ftf^t  wtrrf%r  i  ^r^riwari 
*cwt^Ttirrr  fT^T^TTrrT^r  ^w^srfaipfr  *r  arf^r^wr^ra  i^arn^rcn  fhrr  w^rr  ftw- 

20    T!TTl%  I  fTWffT^rT  I  ^T*ft    »rffMd^in.  I  ^    *TrTT*TT*nirPS    ftra^H    ^f^TZrfTT  I  ^*TTT    *TT- 

Tt^mtTT  *r^*fr  ^rrttXtt  i  ^^  <t  ^r  ^RT*rt>S[Mfai8fiT  i  *r  fl**i<*n«MHtrr^rfiT  i 

rim  ^Tf^  i  ^för^i!  T  WRT  ^T  ^f?rö  ^  ^to^tt:  I 

*r  ^  f^TTJfT  Trf^  vt  cT^  f%f?r:  ^r^jt:« 

witstt^t  Tresor  f^fT:  ^TrT^^rr  twt:  I 
rT%  t^rv^  ^nt%  ^fiT^rr:  ^TTT^rr  ^?nrr:  11 


25 


xü  <r?n  WT^^rTwirf^;  i  ^ftf^;^  t  rT^T^rf%  ch4-M«K,s(4lfi:  i  ^^^fTTT^m^^w  ^r  ^fTtlr- 

XJ^f    ^^t^^Pf    TTSR^mfTT  I  "SPT    ITf^    yj^t    ^ft^mt>^T:    3<f%W    ^T    fT^T^WTrT^r^:  I  tlt 
^TTT^^   f^TfT^rTf   ITT^   ^ft^    it>   f«1rKl+H**araT   fW^fTrT%fTT;T»T:  I 


tt^tt  ^t«tv:  i  ^tT^tt:  ^^t%:  T^rnn:  ftm^Tjr  n-emr.  i 

30  ^*r*n  Trg§:  'inrn:  ^T^t ^Tvnv«rT:  11 

^?tf^^?!mf^ff ^  ifq  xrt  ct^tt  frrwr  ^frcr:  i  ^rar^  ^tt  tt  ^ftrrw<ft  fa 

xfr^iTR:  i  TTrfT  'ftf^;:  wn^  ^rwtirw   rmtv^ir  ^j^(  f^TT^Trrri  i  *nrr  'rapftiTT^ 

^^rj^rrttf^rRT'T,  i  ^^  wff  ^^r^t  ^ftf%^;:  i^^tt^tt^<t:  i  wtt  ^fr  ftir^w«i«ri- 


10 


333 
WTfTT  I  f^f^WfT^T    T'ftT'fa    I^t?J^    ^TfH^T:    «K^T    VWt    3TT^*ftfe  I  cT^-pmft    'frf^t 

f%rf^  i  ^wr^rftr  *rf^;  cr^T^ff  ^tvchtt  fwfwrfa  i  *r^taT  wrcn  *r^ta:  tf*z:  i  t 

«rm-ffTf :  i  ^i  w  srrijfTT  i  ci*n  wrrr«nTitTt  ^  ^  »rö^r  trft*[ftci:  i  ttt  ffT  *fr- 

*rm  *r  fan^t  t%w<T^r:  i  riff  wnrfir  w^w  jrfTwr^rft  £#rif  ttt  ^rn^Vff  i  %fr«TTihr 
fw^refrr^ci;  i  rra:  wrwt  t^^fTT^rft  wr  ^t  t  f^rtr^re«j^tft  i  <m:  tjst  ^* 

T"f^  ^<T*?f  3i^T    II  8  II  15 

S*  ^  IS»       S»    \»     N  "s.  \» 

hi«*imi  ohi*i«*rH^rr  trt  ^rraOTn^pTO^q^Ä^taroTOT^TT  *rftat:  ot^ti^trt^- 

<T  T  f fTfffT^ft^fk:    TT^tT^<ftf7T   ^^rf^rrf^TT   *rf?T   :?H^^rf?T   TT^^T^^THf^rT^T- 

f?rf^M^dmT^^%  i  dd^iiiiiKifiiT i f^t*rf7T  TT^fHT^f^reFrf^^^t i ^fTnft sr1^^^^-^^- 

TWr^ff^    ^fTTTf^T^T^I^t^    ^THT^rfH    ^^rT:  I  »T?qfrT^RTti^T^   ^TTTfr    S^PHT:    TTtTIW    30 

^T^ftnT:   f^^r^Tjr  ^  ^^ft^Tf«i  m  «i  d  d  =t  ^  :-r^%t  ^tri  %rrftr  xnjwr  ^g  iwf^^iTt   35 
^f^  h  <c|  i^\^T5?rf^^^^rr:  ^STf^^Tuni^:  ir^rzVgr rmf^rrfTrsr^T  ~*ww.  ^twt^;wt«i*<i^:  i 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  44 


20 


25 


334 

?f  *fr*mTP?n?rfferT  i  wt  $"fa  *nr«fY  f%^#t  s^sr^  i  tihicm:  *rf  *^r*r:  ^ftrf%7T^rr- 

5  $jFtt  V^   TTZIV    rT^rf^^TT   TT^T  f*T^   %^T   jt   ^ffi   ^T  II 

TfrfM^n T^r^f  ?cf  ^mtrwT^t  i  vftT^"fr  rfxr  rfTT^ttt^grft^Ttf^  ^  i  rra:  ^pt- 
fasm  *re  sfa  ^rrerT^MJi*^  i  h^  ^  f«t^i*u  wrer  ^ufq^T^ im  ^Trf^cj;  i  tt^t 

f^TJ     rHW=?rT:  I  frff     cTc^iTTW    *PTTfa    ^TfT^^I  I  rTJftW    cT    cTOT    TTCTTWt    tfV    MIMrfl 
10    TT^m  I  W    ^f^fiT  I  f^rT^T    f^PrTTT  ^  1  W^T    ^^^3H    34ÜMM4g|l<T3Pt  i  d^<m    *rrfa 
3TTfTrT   *W?fot  I  färf*rf*T   *^RT   M^tmif^Wü  I 

^5ETTTTjrf*T^  anssr   ^fW  tnsW^MT  II 

15   «m^+nr^fffTT  i  x*  t^Tf ^r  ^rrfft%  i  ^nPf  tt*ft  f*r«nr:  i  ^r  *ttst^  it^|h  JTcefrerarr 

^mfTTSrfTT  I  cf^T^fi^     rT^Wt^     «pftFCfa     cIT^nT^T   T^    XmmVim    WtWmWUrl  |  ^T- 

20  w\wi  ^  f%n*  ^w  *rrö  t^  ^  srRTfir  ^j<ft  *nnzr:  ii 

rf^T  ^w^  i        3ftTn^t  *n^TTt  vi:  rn*  ifl"^  ^rr^  i 

25  ^f%t  ^"K  f^TTwt^l  i  trt:  iraTf :  i  ^t:   ^nftft  i  T^  ^ntRun^i^fr^f  ^tt  i 
rr^T'fl^^^  if  ^fwrfir  i 

Tfw  trwt  ^i^n  ii  m  ii 


335 

«T^fff^   ^*f   Sfa  Traft  ^TFTSimTH^T^  I  J&    <*l«pKff7T:   ^TT«ö<*öl    TCR*T^  I  TTT-     5 
7T^R.IfT^   T   JIW#fflW    f^n^T«^  I  SfiTWferTT*   *TOftl|rf7f  ^^T^t<U  rri   f^T   M*i«lf% 

*i*id^?c  i  ^racppf  ^fZÄRi<«u^ir«t«*^ds<iri»!*i(^rre»TTW  ^^renrar  i  ^-emcfrTRft  *rar  t%- 

%WTf?T  I  T*T  >?3<H<£M"ff  gig *ST5frfT3iT    M «* ^M pH bM l f*T  I  T^rf^ff^  ^TORfin^  ITTW^^rat  I 

cRT^T^RT^-^nTT^r^r  ^  wf  irfw  irart^rar:  i  ^^rr  imt  -srnr:  ^"RRrö  ir?T?^rr^r^rTir^t 
TT^Rq^*nrref7rew  rnwr  *r#t#^  *Rrerai.  i  tts^:  *rarajre?£*ra?r  *frtf srarar^Nrarcrc;- 

7=[<=nft  TT  T»nf  i  ^rar^r  M  ^rrwrt  tttt>:  i  ^nra^r  trrararare  <*n*i  i  ct^t  *ft  iwri"^  i 

"ftnr*?rerfTTr^  1  rT^T^rm«RraTff <srarrff brtwtow:  Tf  «rz**%^  1  sjTprö  Jrw<rarTTr  rafr 
TTT^Tftwnmr^  yasrrar:  *rara  «rofir  w\  *w:  ******** *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  * 

TJZrff   ^   T    rfan  I  febSdNiTWfötlT    rnTT^Ttlt   ^f^^ft    fTT^fTUfTrC  |  TT^rTT    Wd^  ^chl^TT-     25 

^hnr"wre  i  rrff  w?jt  fwrfafttlr  im^r:  i  ^i^nriT^TrTffn^TT?TT%  *T^?rrr  *n^^TT>fw  i 

<*jl<^*^    ^T^WT2T^ITlrf    <*n^<fel^  I  trtJl^l«   ^t%Tf^   fIr5r^Tm^UTT'5T  TTUff  ir^Tüft^^nT  I 
f^T^ST   ^^TRTf ttfr?Tf f^ra^T   fsr^VfärT   M^tBll  I  ^rT^T^RTTc^frtffTr%f^TfTT   ^TT   TTO  I     30 
■^T   TT^T:   Wt^tlT  ?T^T  ^^Rtg^^TiT^lTr^RIT^RWf^rm^TiT^tlT  I 

■^■^^ri  wiwt^  fw'cfä  t%^^:  ii 
<rff  c^r  rTf^T^rTT^ff^i  »TRii  xrft^f ttü  i  ^wt^nftf  i  ht  ^r^  ctt  wt  mTT^^TW»m<i^wT 

rT^fr  I  rTcT:  Hld^fWfTr  ¥T  ^TTt^T  »T^t^T  *Hjtft  1  Wt  t^JT  ?ni^«*^^  | j| *{ «* KünT^^T^Tf^     35 
•T   TT   t^R^  I  fTrfT     fTffT^     trf^t     ^  I pH «Tt^mrftTT     ^ftri     ^"nfT^rft  I  TTTWIT^T    »T^r^fT 

44* 


336 

^n^rrc^q-  *jcn*r  3rrfftt2rr*ftwTT^ta:irrrft  f^wnrJft  *rr  *nfTT?r^*ii£  i  rr^r^Tjr  «i  i  -d  rM  fa: 

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5   ^f?r  TT^T^f ^iTcrfr^fR^t  $*fr  ^"TTRwrarw^rww  rrm;  i  rrerr  ^  jrf?rffirtr  irrwf^T  i 

f%^««RTrf^in^iT^^wT^r^^t%:  Trnhcwn^  i  ^MRdH^iTrer  ir^T^ft^M^mdfär  i  ttw 

^fTT   *T#t   3TOT    II  $  II 

15  wn^fta:  i  ^r^%  i  fr  *fa^  ^fFr^hr  *nrr*RnrT  w  »rf^wfTT  i  ifarep|Tn^r  ^stuft 
^rrfq  wft  TrwT^i  i  ^ftgt  *rra  ^twi  i  tt?  ^prwt  f^ar:  i  ^r  sm^  jf^nfr:  i  rm: 

^^Tt^r^^rr^rTTTf^f^lt^^'Tf  T^^^i  TT^TtTfiT^RiTT  I  ff  fW*RTörPEft*TOT*rT3T  WT- 
^TT^SrH^f^W  H^TTT^T^^fT^   rl^^frTf^f^  «üfW^R^  fTT  ^^sfföcTTTN   ^fflT- 

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W^<ff   ^"RT    rP*   ^Wfö  I  ^ffawf^f   XTT^fi^l^Tft   f^Hrf*   H<l«ff    *T^ft   *ft*T^^: 

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^r^rft  ^^m:  ^^  ^R-R^rarrTTjTHTn^tfi:  1  ffift  «j^rt  %wr  ^  ^t^t^t  ^t  i  f{^  »TRf^n- 
^arfaipmjfr^nf^^TN    ^K^^Tt^rTTT3^  t^t^t^tt^tji <^i d d <  1  *i*\ £\ f*NwTft<npf - 

35    Wr^^f^Tn«1«^rc|J|f%rfrTT^%rTT^rrMKHmd«*IT^T      fTWWfW     ^T  I  rT^T     ^TT^T^^ft     ^fr 


337 
*fft  •  *  *jff'«rrm*if\  i  rra:  trceftafTr:  *r^f£*ff  f5rwr*rw<ftaTär?T  vprsfrmcT^rrosr'jr'fr 

{[f^TSraTJTt  ^Thrfif  I  fTfft    q^Ed^l    ^f^'fTtTRTJI *( M <U <Tc*T  ^  ^  3TTft  "ff^Wfa   Hq^felfa  I      5 

^ft*f  rnrr^rto^rro^ra  i  ^rfa^iTNNrreT  i  ^fiwni  srnrapt  11  10 

*^Q^Tt   TftHT^^   XTftTT'RT   ^T  I  rreiT   ^T  WtTCt  TsTT^^T  WflJT^R  I  fP?T  OTWfiraT 

^fmr^^ffV  1  *rr  ^Tt^rTrt  ^^^xrf^rrcTT  1  tri  riTrf^trf  fa^re  ^  *rf t^^t:   rr^jT  *rff *frr- 

^mf^T    ^T^^  I  rT^Tsft    TOT    THfTTO^TW^TTflJT  I  ^P5   W   TTf Wfj    TT^C^RRt    ^fT^ff^ 
$? »T^rf^rTTTTSRTT:    rT«|M"<fc l^ «WfWfrR^TTJ   *R^fa«ITf*T    fsTü'RW^UrTTJT^ifn'    <T^tf%tV^TfTr- 

rrRfTT   TT^TTf^rT   ^3^^tW^TT^TT^XT^»T^t%Rf^^^ft^^^fm^T^T^n€tfi:  I  Wt  "^T^-     25 

f ^f^frfir  TWTxzr  rr^fci  irsT^i  f^mir  wiH«<^d\  f^^wf^^n^Rn^  11 

*;are*ft  ^»^t  ii  «=  n  30 

T<mi*«i^w«*K*a    ^^rr    ttt^^    rHrp$rt<«mi*iSH    ir^if%Tfr^RT   f^^TVT   ^^rr 

jftfrT   ^TT^   ^TH«<Mdl  I  ^t^TTTt   %?**  I  ^^'-    ^^T^rr^t    'Jl^^Zt  TW^I^^H    TWf^VT- 


10 


338 

ttT^tct:  i^r  #^r  win^nprfrsRTri  i  ?T?rer^PTr*nrft3T*!r  f^^t^Wf^rrsn  *ran  *rapwf>?rr- 

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*w#ffrsrn3pr:  *fifr  ^"R  7rerT3i^re<t  1  ^tot  t\wi  rTTret%rrT'n?raT  ^rr^TTTO^rwr 

7nnn^fC  1  ^ft  ^m^sr^  ^f^r^TWrr^fYwfgcr  f^Trar^fr^  ^rf^rwr%  f%swRT:TTT- 

TfiT   T«Rft   **T    II  Q.  II 

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*rrf%w  irfrTf^^-  t^wt^t  tt^jtt^  ^t  ^r^T^i^T^m  1  ti^^t  g  ^^nt>  -jt^^  ^t  i^iüm- 
30  gn^ncT^TW  ^rrTTfriffr  w^  ^tth  ^i^jtwt^ci;  i  ör^mTTf^i  citf^n^T  w  "T%wr- 
^cr^#^  Tw^r^r  y^v  wrnfn  *rK*f  whf^TTT  1  d^iir^yjMi^i^t^r  ^^  ^T^f  srr- 
^ci:  1  ?tt^t  ^^?t:  f^rfafTT  ^4h<^i:  i  ^7^  i^ft  sfa  *mi?  1  ■Ni  ^f^r  *rtf^Ri  1  «r^r: 
JTt    f^Nrat    ^f^^   q^Ulf   f^üTfl"  1  ^^tvtt^t   f%^^P^T   Trfrf^rf?T   Tfft^ft  1  T 


339 

rrff  *rrf^i^T  ^rTP*rerrawrr* TTTWTfH'ff^wfw  rrsn  f^mf  *rm  i  tttt:  *t?teT  ^rr^re  i  ^ 
<w*rrfTt  *<rr^fwrf*T  i  ^t  rnfr^Trr^irt  %^7rp5RTT  ^  ^t  iNiTT^wfirfwfa  i  <tprt 
«r^n^fifarerfinnft'  s^TTRar  wm-ft  ^Rwrefo^gR  w^ft(  TTfTTWR^f*R^f :  ^  5 
*re:  *j*jwfa  1  rm:  ircw  *r*t-r  Trara:  i  ^rüf  ifq  wt^  frt  ^rf?rafwr^T>^-flf*  1 

*T^WTR7TH^I-äR:  TT^T^TZtR^»praTt3>fTR  ^T  I  cT^»T  JT^RTRT  TOTSRnflPTOT- 
TTf 3rrafTTO^r^Tf?T  ^  I  TW   T^ft^t    ^^fT  I  TJcTRcTT  ihäTT^^^TR  uftf^fiT  I  W^     10 

Tiürat^^  *rrfcprr  ^^r^jnuft  s*m;  i  *r  ^ft^^^^wf'f  <t  ^RraTwfr*prR  i  rTRrn 

TJ5TTO  TNM  =|  <*V TCTSRftff rf  JT^raT5rfT*RRI*r  rj  T^ft   f^RfT  *T^F?WTf:  IRlfr  ^f%RT- 
WTfWrR"R  I  TflrTT    ^:%T    ^^W^^Tfl^STO^^t^T^TW^flff:    IRf^TTraft<l  I  ^iW^- 

*R*r-fa%TJ  *r^f?r  *re  <r^  ^hfswSr  ^  *pn*^fr  ct^^  i  ^f*r  wXw\t  ?^pi  i  wr  ^t-   15 
wr\rrf%T  1  *r^t?rararff  <r  ^  ^frsrf*r  ^t  jnif  w  wr*m*(  tr^to  1  rfff  ?fR^RTf?r  mf 

^*R¥   tö   Tfw:    3T#    rR   f^R   ^"R^f^rR;  H 

^r-rtstttr   cs3  ip^r  1  ^   rR  f^nra  *rr^tiRTR  1  cR^#crppi  xfi^r  irr?ft  sr?  1   20 
uff  **w  iw^ft.whwnimfw***  ^^^wäf^fiRÄ 

TfTf^fl^  I  ^Tf^VT^T  *TT«HK«s*<ft  f*T5Rf^T*rRcR<ft  II 

Tf^T   ^»ft  3RT    II  SO  II 

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inniir  1  #r<*«£u3i*ira§ff  ^r  1  m  ^  cw^ry^;  1  tr:  wt  tt^t  ^t^N^tt  i  wttt«*  25 

^TPJRT^Rf    *T#RT*ft    TT(^fT¥^nf^^TWIT«J  M 1 4  <    ^^R    ^T  I  ^T    ^    TJW\*l    HSR^  I 

nn^rf<s(H^^^«i«ri<it'iirris(ir=i^ifwrT»n')«rtj'?ii^T^rra^r    rrtT^mw  vfäwa  1  tt^t   %\fK 
f^rfTWTw  wtii  ^fr  ^^f  1  ?N  ^  »?f^  ^»m  1  ^t  ^^r  sfv  ^x^  wm  t^tq 

^TTRT:   3TRR^TTRt  I  ^STO  ^  ¥WR   ^fTnT:f^rTWWnf   *J'^I  <3  \    Tf^T^rm  I  rrff   ^   f^rä 

f^f^^f  f^rnciR  1  fT^ri  wfwrT  T&  fdyif*<  1  *r  ^^rxsrw  tw  TT"?r^ffT  1  *nfeRni%^r 


340 

*rfwf?r  cT^T'ff  *m  ^rr^i  ^pH  grnreVfa  i  ^r^r  iwt:  RfT*T  <n«n«n<ri<<  *ftR^?f 
cr^r  ^rröf^np^  wrt  ^rf^;  ^fiTW?prrerirr^f*m  ^R^T^f^rTf^MiT^r^frTr  Rft- 
TffarerfTT  rr^T^f  tpst  RTcp*wpqRTrrra'¥  s^frrera  i  ct^t  ^T^nft  ^narr:  ut^pjpht  wr- 

^ttT  ^nwff  t  i  «srirr^rrf^RTcj^T  ^wtt  srom  ^w<t  i 

V(^^i7!f   »TTfEIrT   f^SpST   T^fT   S^TOTfi;  I  ^TP^  ^  *TT^f%  W   rPfT^fpJTf   IT^PCTP*  I  aTptWft 

io  ^rnro'R'r  ^fw^rf?T  i  ^öett^t^t  wt  ^r*pJrrJiP3P33;  i  ^tt:  ^t#  "«prf%  rpft  wtt:  ^rre^rRT: 

WTP>T  I  ^#  ^fW^:  I  T  ^^TflTf  fW*Tf%rFRcP^  ^fr^RT^n^^  I  ^fTT  ^Tft<ft  Sfa 
^TT  *T^H^Pftö  *PT  TP*PR^p3  ^T  I  TT^T  *P^ft  ifTT^^  sppf  I  ^^^fiT^^rra^N^W^^- 
*P^«rK+Nl^njpiraT    ^i^Tf%    TTfV^    fäPTPff  ^  RT*rpJTrnpJTTRf^T  I  *t    T^Tt    f^nifsPTO 

15  p>^  tt  ^imT-^TTTTfT^T^T,frT'T'3rr  ■qfwr^nfa  i  wfa  ,3pfnfw3"r*pJrf?T  ^^r  *p|»t:  i 
rtiH  ^rrfirernra:  i  tptct  it^t^rps^  ^m  ^<*p^m  ^n^fjrarp^rrer  t*p*  ^^wt<i  i 
^rrft^TTPff'Pjrf  *pfp?rr  i^rwr*r*p:wrf  vwt  ^t^trw  f^pwroft  fwr  *rtp*ittw  w*t- 

20  ¥    «T^T   ^fpfffT   f^3T   TW^T^lfr   *TSfT  II 

rrff    £R"P?T    W^rt    rö    *TT  üin:  I  "KTQi    wftP?  I  fT^fiWPrRr    Wt    ^fWWfTT  I  T<J^Hr 

^Sfarp^ft  ^pjrr  n  w  11 

25    HfWlpRr    *TP?PTr^P^  I  ^ffa?^    ^^^Tf^TWrfTnFS    5P|Yff  I  TTcP^T^T^    Tntft    3jgnft 

s^phw  w€t?i:  i  fHrr  w^rfR  ^f%wf%  i  fT^;^  cT|rn^nnf  ^rrt  ^^wph^wt  ^T^r^^^fft 

^f^^^TR^TTIrrpirT^:  I  ^T^W^r  ^T^  I  ^H<**}<*  Tr^f^T  I  fWTP¥ff  WMpjJW  TT  ^^ 
Xft    rTTT^VT^    ^rfer*C  I  TTTTPf  rTT   ^^^m^fTafTJTf   ^HT:   *PJTT*rM*t£  l«f^rt  ^TWf?!  I  fl^T   ^ff?T 

ct^  T^rrt^^rfwrf^^TfwrT^rft'  RfX^Pff"p>f  i  ^*P5  i  r^^t  ^r^TjmfTri:  i  ^csrtT^rq  ^r^t^ 
30  ^PfTrtwr^f^t^^  WTT^r^Rf^^f^TfiT^r^^Tf^^^TjpJT^^  i  "nf%  "?rf^p^i^rr¥  fjrf^crw 

^TfT^rr  i  fT^T^fpff^r  ^tf^:  T7f?pfTir  -m^j  wf<f  ^r^tp)t  i  Rf  "pfTTTtR^^  ^f^rfg^r»r% 
•jnwTr^nrf^^t  infTT^^  i  rr^r^rrfn:  *r#r  ^fq  «rtf^^r  ^^^pspjTRTTjT^r  ^sRrr^n- 
■faipwnJR:  imT'sfN^pifT  ^itt^ttw  "ff^fwpfTwt  Jm  <\ *i  <  Oütt^t^  i  fPsrrfTnrcr  vfKwt- 

35  SrPisT  -TirTIlT^r  T&  %W^ft  5T^P?ff  ^ri:  R^T^T^  I  ^7TW3  ^i:  W^  WK  I  «T^Nt  T^^i 
^fTJTW  RiUn'^rr  ^^tr^Ttf^Tr^l^Tf^WPfTT^IT  rTT^  ^fw^fW^PTPJTWT^  Rftf^^ftfTT 


341 
Zierat  -j*fr  ^tw  w^  jrj  irRnfa i xti  frä^-R?^  f^^p^T^T^r:  tt^t  iforrerrertliO^ 

cht:   *ft  5x^^ i f^^ftTTf^ft^^T  *m  iwrf^tfre:  *ptr5rr*mi  crfH^rw  ftr^(€rf?T(^# 

tlM^^T   ^"rTcT  WT*ft   WT^T  ^T  II 
TTcfr  *H1[TOT  f^f^TW^    «ÜTifta.  I  ^^T^T^WT^TT"^   *RTf5rf?T  f*mm  tfrRTlif 

tN1  ^w*t<i  i  w^TT^rr^wn:  %*raft  wtw"^:  i  to  »trtt  ^f7rsr*rner*rr  i  *r  tj  xjf^rc^- 
^f*T^^Twr^^^f<f*Tf%<T*H:  *w^T^T£^w^^^^*rm^xf^f^nfiTr-   10 

f^*nT>  i  *  rj  <T^rr:  *it1t:  ^t  rr#  *r*7f  f%rTTtlr  i  ^^rmNi^i  ^raTtrrcft  f ^rrr:  tft^rrafT 
^sr«NT^W*ft  ^anf^^Tf^:  ä3?TT>rgcT^ift  ^^rrftpFftwiNw^r  *ctto  *rä  wr^ 
RS|Md:  Trsrft  ^  wrezTfir  i  t^  tot  »r^twt^rreTr  ^t  sr^totj^  i  ^tIt  *rf?r  ^tstt   15 

TOT  ^tfTOT   ^T^rRTTOJWTT  f^TOtwtWTT    *nTrT^TT    TOT  T   «R^Tt>^fiT  T>TOT- 

^iftaw<sRrp<rrf^TO  1  *rffä  ^^^tjwr^T>TOT*rn<*T^  ^^r  utlrf^  ^r^?f?r  1  tt^-t 

^Txrg  1  ^rwr  sh:t  TOtar»JW«n*T  ^ttwtt*  wtt  i 

*re*mT  wrr  ^FtairnraiTTf  to^t  wtj  11  20 

Tarfavro  m  arfTOTTTsrwro  wtoh  1  tht:  f^raT%*rr  *  fTrqtlr^TW^T  >jxg^T^T^  1  xrt 
^fRTOsnsrro  tItstIt  1  ^TTta*f  w^rfir  Tj*rr  *rf<^wfx?  ^ro  ^7*rwrfö*n;wf'TTTO3nr- 
tIhttottottsto  to*t:  qwTOTO^rr<at>fvtTOTV  ^^^^T^T^TO^^nro^ftTO- 
wr^tifw  ^xns^  tTfwif^yH^T^rr^^frT  1  ^?r  T^rriprasTin^fa'^rrfa  w%^- 
T^ntlfcTjrfgiT'jTf^w:  wTO*TXTjrf3sT!TT;^ftsflT«f)*T  t*rf*fcsrf?r  1  tot  *tt>  w[  rf  t>tot-  25 
qcHi«fld  t  ^  xrft^xrear^  ^f^rrw^fTwr^Twt^^  1  ^r^ffTTin^wftr  Trerr*rrerTTOTlT  1 

^miTT5TI«1*l*<R«J-d^T^T'     ^T^Wrnwfirf^     Trf7Tf^*rf»m     f^rn^tn^mTrl^T'fr    WTTtlf  I 

ct^t  ^f^rrrft^T  ^"?rRfftiTfTT>TF<fr  Hfi?t>^f:  1  rr^^-Rr^Rr^  5^^    ^T^^Tf^;% 

mi\l\rtl    f^T^n:    MI^IrtJH^Ü    TTTWT^tlfrrcrfTT  TX^T^TOT  I  T\W.  Wt  mFTfWVf^P^TT-    30 

TTf^^Tf^m^r^T^^TTTfr^fT  ^rniT^^n   i^fjr^TTTf^^Ttn^^TT^fYnr^  t>vr*r  ^t^it- 

SIHr^*nf^dH<j«1l  ^Umtlre^l^T  trgTWT^n^f^IfTT  «ft  ^TlfT^T^ I  ^^^TT^T^  Wf^ 
Hf^f^Wr^TTT^^TTt    ^T    TTtlT    IT^TWT    WTrnf^  I  fTW^^T    JWWtTfrf    Wt    ^T»Pm  I  fT^T 

d<i4i<L4i   ^^^rtifrirtfirHd^iyir^  1  ^T'm»T^n  ^Tf^^ft  ^^sfi^Ttv^Tf^^rr  ^^t^rr^Tf 
^efi>T? *i<i f^ rtj tsrt $  1  pci i*mT^^rr^"  ferrTTTJrarmizN  trr^xf^^it%  1  fx?farRf  ^^rr^rf  f^R^r  ^iT3T^r-   35 
?hj  ^irwr  »r^Txr^T  ^irTwr^iftr  1  TwwmT?n  <t^«t  ??'TTfxicTJTTr^T(i:i'?Tf^  ir^rwTtlr  t^t^ 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  45 


342 

K^^fTCf^^^TTTTCwfta:  i  ^  tr  rrer  ^rcnf*m?  fwrci^  i  rm:  *r  ^rrr^ft  ^mw  i 

t^fTT  ^raT*rt  i  wü^R^nrf^fir  ttIN  ^nv^r  i  uf?rf^m#:  wri :  tt^  *frw*mTwfrnfit 
■jT^rtH^^nrrrrqfTT  frr  ^m  tr  Jif*T**ra:  i  ^cg«frr*P3rä  Jwf^rurpTOT  ir^fwr^nff^^T 

*rf  *rr<?fta*rRW  *rff  titHrr^  i  ^wsfRR^rrf^TTwf^R  f%fv  *rt*to"r  i  *rn?Tr  rsr 

io  *rerR  ct^  TTf^T^n«™^!  ^vt  ^TO7h«rflrciwr  *n  ttt|r  tr^iwuhr  ^tr^rti 

ttortr**:  f^f*nsn<RfTf^n?ffit  tf^RRX  Rf^RW  rt^t  <r#  -qf^f^r  ^rtI!  #^ts 

^ffR^R^R    f^RR-R    UT^Rf^  |  R*rRTftf1*RfaRTRR     <R>    7RT    RTTTfo  I  T^T 

•Rfwf^'f  r^vtri cTct:  tr^f4#^R?fRf^q-R  xft^T i fwmn 4\{\<^\ v^v «1  ^ «i *ft:  ^frrr- 

tTTf^^rrfTWl"    ^^RiRTRi'fcR^RT^R^RTJ    H$ 4^ ^  <WTVT*pfr5I^r*j 0  * fM    ■ff^rt^    ^T  I 

15    ^T^WTf   TffRfW   ^TJ   xn?TTR  T  Rf^rRtST  I  W^BTTR^TRsPTt  SR  WFSWrft   fW  I 

7RT    <RT   ^Tffnpn^TTft^TfafTT   TRT(^^T   R^^H  ^Tfft   &:    f^T    f^R*ftf   ^«ff 

«ncsrRtR  sprrcPt  ^tw  tr  *r$r*rr  ^  «jw^tr  WJRTf*RiR  f*RRT  trr^ftwR  i 
^R'Rr^T^if^fV^wtaTRw  *rrf?r  i  ^Tt  ^rtrt  i  rrff  <^J^Hif*rfrT  i  Rf^R^r  *m 
SN^ftTrrfc*  *i ^  i *R<?rw\rRr  ttr^  t*tw  tr  SHS*?^  •  *pNf   Tgfarift   ^tvsiIwr 

20    f^^T^fTI  I  cTT    ITR    3rTfTWf  R^R;  I  ^^V?RTrfVr3Rif  :*f  tfRRRiTT<rR    ^rfxT    JRffR^iTt 

RRffc^Rft^f%RRR^>**rR^*RT^;*R  TTf^^sroRWR^nv?^  i  xwrsn  *jaft^- 

TtTtffa  ^I^RT  TTTWT  ^"GR^RfTT:  I  rTm^RTT^TTR  ^HfR^  I  WTR  RRf^WtR:  ^TT- 
VTO*ft  TC^tft  *RrTT  ^f^^TfT:  I  <t*frR*T;ER  I  fwfiTfTT  ^T^^TT^n^^nr^T^fTaf^f^T  I  TTcft 
^T^^t   ^ftfföfft  if%RirT^T  I  rRT:   ^rTrTf^n^rm^T^TT^^fTf   «HH*fl f^ffa   rT^TT  t%W 

30    f^TOTT:  I  TJrn^rTT    ^^TtfXlfTT^T    ITfM^^nWTR^m  I  ^^tW    ^rf?T    TT^^f    ^TTTjft'    f*rf%m 
^fTnTTT^rrT^rrTft:  I  Tfftf^TT^Tft^^   ^^1^  I  fTrft   CTTt    ^T^WT^J  1-1*1 1 *3Tnjg^ sfW  I  ^^ 

35    ?JTNft5RTS^   ^TTtTf%T^  I  ^(äT^RT^f^  I  ^^   IRiTT^  ^  ^?^Ot:    ■fffM^^   f^fi-rt^  M^l- 


343 

^qfv«ifa<q  H^rieiK i  ^rf*r^TRT  rt  fT^rr  ^mf7mf7re%T  tt% t^t  ^nrra  crrf^cRrRt i  <rt«t 
^iRRrrftwr  ^rfq  ^xn^m^n^T  im  «mI  *7ttti  i  t^RR  wr*fr  sumwi  ^rr^rtrrici;  i 

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T^RR^   ^?f?RITT    rTfTTM+WRjfa:  I  cT^«T  *TT  ^TRRR^Rfl'    rTf  TTRcRRfR^  I  ^W   ^frr^cft- 
TRRT^R?  I  ^f   ^R?RIWT*3iT    ^^TT:  I  *T   ^   ^RTHT^^T   *r*3m<TT  I  TRfif%5*nTO   *R   WKTWJ     10 

jwrwwnft  i  rT^f?T^^Mr<Hs:  "5^^d*ji^l  srnforaflf  ^trt^t  tNtwt  m*R€ef^*njTt- 
^■r;  i  *rr  ^  'RTt  f^nrrf  Rf^wr  i  *n  ^  ^^nftTTf^^  RRRjfir  i  t^'htrrtrj 

IfM^T    t^Tf    *RTRRCRf  I  TW^fW^    fTO    ffaTPffirä'    TR^  I  cTtTI     *ldshd:   7IT 
*TTWRl.M*<<*lä«(IRRRT  f^^f^Rfft  I  rTff  W^fRl  TlfH  ^ft^RRCff  rT  ^W^RJ-RRT  WRirffT  I 

rT^T^^f^fräf^RT    ffWT   ^RT^T*   ^^TF^t%  I  fTRn*RTOTWRf  ?T(SNfRfi    trcrt^    rRf 

^rtrhstOt  i  *t   <rfwTR2r  *rt:   ipn&w  ^r^ft^wsRj?^Tf%^^mT^pn^im^TT  fwoTQ 

<KH^r$U!MRRTCRrT    TTRCRT  I  7Tf4<fiMRII     'RRh   T  ^TTRf    ^TRRfiW    JTRTTT3R*;  I  Xf* 

^n  ^Txrfa^i-^wr^trU  *iN<«ttv  *Rnft  f«i*H  ji <*TRRiRwrc<5räT  «TRf?*RWr  <rt  ^rtt-   20 

■RRTftRf:   *R?   Sf?    f  rT^TfWf  rTT  ^fwfitT  I  ef«f:    *R   ^RTTTRIRIT   ^^T    <N«**TR^Nt- 

*rtrrX  1  ^w  ^rrasfi^^Rn^rrt^  «Pt^  *&*%  •  ^R^nanr:  ^Tfrji^iw  irarRre  1  wt^t'Rrjtüt 
*%w  ciN^fTT  1  *r:  ^jRTirw^« ifaMTsr m 0 <|-d ii*  ^rwfr^srfTT  «r^rrf  ^#^r  s^nftnt  1 

J^TTfXT   ^^TRrt    JI^Hd  I  TW^Rt   V^:   ^f^T^tri;  I  ¥   rT^ftTT  ^J^'-   ^^  W-^^  ^PCRT  I     25 

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^^TJTT^    ^ra  I  TFrRfrTT     rR    Wttf TfU^nirT^f     ^Rf«l<fll?f    ^TrTT^'RTftRrW   ^   ^TTf % 

^ff^rf  MfX^i^i  Tn^rr  Rnrra^fRRnRri:  i  rn^rr  crr^n^'RrfwT^T^fT  i  dd^s^T  *fi«<4i-   30 

•^Tf^T^T   :?RT:    JTTRf^cl.  I  d^Mlf^ldlPH  ^T^TfTJT  HT^TrfriT   wN^T5TTR{^if%rfTWra^r  T^n- 

Tr^yrärH^RnfffTW^t  «iiiH4VT^nt  «RiPd  ^  1  <Rr?sn  ^tt^^t  ^rfti  %ri^^Rn:  1  ü^n 

TTRfW    ^^rfTT    ^"RTfTT    rTRRn   TRiT   ^^Tf^RTt   TT^T^RffTr  TRTRrrRir  I  cT^TRR>   t  ^^    35 

45* 


344 

^%frfäfftr  ^tit<tt<t  i  ttot  «ransnrraf  *r^rfx?  trarä^arftlt?  ^Tft^^^  «ft  v^f%^HT- 
^tttIt  f^rsr^r  ^M^rnfTTT  ^firfTT  wrcT^rar  cffirenireT^TH  i  ^  Trerpfrrfövn^  Tröwt 

5    Vft  I  ^"Tf  WT*TT TT^fa   «TT  ^TtTT  *^*Tf*T  WpifmT*r^  '  T^f^VT^  STT   cm5rn:^T^T<T  | 

%■*  *r*f  *r?r:wt1f rT^T^ftf ^Hf^TRf^^T^n^TTlT^f%rfTf Ttftwrrta^nrfTf^npit'i  h  •<- 
^rTTTfTTf^TnffTf  rWTTr^^^rr^r^n'  *rr  ^rr*4^m<^d   *ftipT*Tf ^ftorf  ^nrft^ir  i  x&  wraY 

^T^^TT^mfife  I  ^  rj  *Jfnf*T'§T  I^^^jf^rnTT^Wö^  TTTHT  ift  t^UI  H  mO^tI'T 
10  TRTt  ^WTTTlT  tf*  iraif  cTf  TT^tcT  I  *TT  ^  ^Tf  ^^TT>  TT^T  ^Tf  rNf*Tf?T  rf  f^TT- 
T^tlT  *T^T  I  ^W  *T  rTTf  ^T'  f^f^mfapTT'  cTTrT^T^T^t^^T*^-p33=5CT^t  sfa  xn> 
^ÜTT>f%Vf^FT>^^rfq^t%flf^ tH  Pd  «^^fa  *fNr  *T^rf%  ?T*TT^T  ^TfTt>  <TT^I^TTfTOT- 
t^rmtfrT   f^f^T^mf»Tf T^T  I  ^T  ^  rrearRUJ M Ü ^l^^n^l^f^r^^  I  T^tTRcTT  ^*<^^$dl- 

•^m^ur  i^  crorer^eftt  ■anR^Tfrorar^ra  fäin^ijTTrftt  *nT*rrefTmr3rf*re  i  tt^*t- 

15  ^»TrlT^TTJt  TTT^ffrT  I  WTtTT  ^TTf WTUft  it  t%f^^:  I  q<Sdf?rfat  TPST^  f^T^rRT^i:  I 
W^f^T  T^?^  f^^f^ftWtTT  ^TWf%  I  TTtf  W^T^T  TT^T^fW  *ft^mf%  I  ^t^T^W 
f^TT^rT   *TTT^  I  X<QM1   W&IWK&*\   f^f^TT^   *TOT*T  II 

Tt>r  ^^tt^sit  ^srr  ii  =13  ii 
^^n;ftr  tt^t  ^r^rewrfr  ^mT^rrr  i  *T(Wr^rerTTTn*nrr*iT<T:  i  ?r^wr  *rrftr  *rerö  far^  i 

20    TJrr^Ri^TTWTT^T^  rl^Tt^  rT^T  >TT>^TlT  ^^^7:  J^^IT   *TT<T  ifa  TräfT^T  rT^T  *T#Tfq 

rf^T'srTRt^Rr^  ^TT^T  TT^^T^%3rfWRI  cT|rn^^^^fr^«JiH  IT^IIjfT^^rrTI^IPfTTt^TW 
TTXrRT^fttftT  ^ff^fg^TH  If^TWt  ^TTTt^TcC.  I  clfli'f  ^NfftreWT  I  rT^TI  trfa:  %^  tj^t^tRt^ 
*T^T  I  *TT  ^Xftff^^rr  WT  ^%f  T>^"?ftwm^^  ^#T^#TT!TT  ^|  f%^^T>  |  rT^TT  ^ft- 
25  ft^^^rr^TrT  I  ^  ^TTTJpTTfTT  ^ftWT  f^^föST  ^^n^T^  ^RT^Wt^T^T^VT'TtnTT^T  ^«M*Nd  I 
^f?r  1^  f^T^T^T  ^^TTftf^fmTr^^frf  ITtlT  ^T^T  f^rT'ftffT  ^T  I  W  ^^H  ^Tf  TTfirT'tTt 
T>Tlfof?reTf*T  I  rlff    J|^|*i:  |  ^T    ??-mT^T^    T>^TfT(^T»TTIrT:     ^T    Sf?    1*\TWmW[X  I  ^^ 

^r%%cf  f^^^T^:  i  ^  f^r^^f TfV^^t  ^^T>^¥t^^iTTlr^rr  trT^rarlT  i  -^*iujT<iRT  »rf^T 

f^r^T^^T:     T^fTWm^TTT^Tf^fTTt^t^I^TT%  I  ^TWrö^%^TWm*fta3m     rT^T'ff     rT^fq 

30  f%c$^»pfr*TTm:  i  jfin  ^ttot't  ^^T^Tf^^r^^^m^m^T^  f^5»r^^  ^rt^t^ttIt  ^f^fffTr 

?T*i   ^TXJR^rT  I  *rf^   flf   ^T   f5T«fhTf%    rT^t   TT:^HT\t^T   ^   %^TftT   ^   T>'TTlTTZrrf*T  I  ^| 
f^Wfq   f^t^^f^Tf%  I  cT^fq   ^^nt^T  I  ^(JIT^ST  *ft  iWt^?fT^<T  I  T^  VWf^  *Tf  f^^ft^TlT  I 

f^r^T  TrwTf^^rftmT  #fT^ff  rr-RT#^TrT  i  ^T»rrfq  jn^#  ¥^^t  ^tt^^t^t^^%  *mf 

35    ^ftWT^^   f^TWtlT>WT^TTt   ^T^  I  *TT*ff HTTt^T   ^W   f^5rt*r  I  TTff    «^   *T^T^Tf%Tn- 


345 
W\    rT^   ^"TC^PST  TT^faT   TcPü^Tfl'P}  VP-P?TfPffiT;  I  rffi:   *TT   ^nTT^rTT^nn^fT^  I  *PJTPftw*T*rT- 

^^rrtr  i  flreft  sfä  f^r:  wptpc:   *rftwm:  i  ^*m  *  *rrfro<m  ^mifTrtftr  *rf  f^rwT^r 
*np?Tt  i  *rfä>ft  »m  vpu^tp^p}  ^fanwrf^re  i  <rff  TTarf^fprorrfa  ?roT«TPTr?FCPi-  5 
frTTsrfrT  1  ^  'fair  *ptf%  tpjtp?  fw^wraro  wg^r  jtp^t^p;  t^rä  TOwnrnjpgSRpjFfa^sTT  11 

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^TOTnftwg^i  1  ^f^T^^^^r  *fapj7ftaRWPsr^rfire  cTTrwrtrfrröwr  *rf^«rfiT  1  cnfr 
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tTORTO   ftpfifTPJR^tcP/t   T^PT  I  t  TT  fT^^KT:    *?fC<ft   RWTälT   VTORT  I  ^W  *T  *P^fi: 

f^nrw  tttpt^  1  ff^:imr«3fi!irp*rä  wns«r  *pft  *prrenT«jwn;  1  wprt  sr  <Ti^rr- 
f^raRrawrer  ^*n^Tw^T*mfTrf%pari;  1  *r  <j  ?N  tot  aragtfhaVrr'niPCwra^ftwrjTigfhT 

f?pfa  «rwfts^parrfVpf  ^  TOnrarr  *nrafa  f^m  f*nrar  fwrni  1  rm^^TOwfTOit  15 
s^tpptot?^  5|f  irniFfTPrpp^rt  1  ct^-t  *kt*ppr«jwr;  1  cnra  ^r^r  *pI  sf*?  ^ppptlpfT 
1w*mtlnT?ft^;  Sftwri^pjrf^pf  ^w.  *Rrrcrrtlrra  ?r?qfTci:  *nf  ctctpsp^  1  «n^r  ^r^if^-pt 
^  ^^  1  ^:  ^f^rrafTfir  ^nnrns:  1  ^pn^pfp^T  s£  ^pr^PTTffa  *p*t«P!TflRT  *rr*n- 
WTfft^rsrf  jjjinHin*.*h  thsr-rpr:  1  *p?f3":  #*  ti  *rfW*PP*i:  1  ^arfwre  tNt  Tft^^ 
^<prpfr  fawra  ^r  1  f*r* *rpJwp*P|*rPiPTRj  irsre^t  ^fr;*n;T>T  1  ^r  h  *p^^t  tps^rttt-   20 

*RR  «T  JTT^TT  ^P^pjpflVRT  ?*T31T  $P\tfiZ5RTT*fxT  *T  tjf^f^ftTlT  I  *rT"faRTT  TT  *ff  ifl 
^W  ^"PCTTO  t"^  I  ^PfT^rPTPr  ^PT  TR  f^?T  I  cTfPtTrTftffr  WWt  ^t^T  ^*R  I 
T^   IRffaMHl    rP5I   ^Tf^T^Pf TJT   fJTfcT^f^n^  I  ^f^fTf%?JTTr^Tt^¥  I  ^n?t   JTf^f^Tr- 

^tt^t^^^^  1  ^^H^^rrw^T^Tr^i^    ^tn%  wTtfp£rwTt*r  1  w  jt^^t   f^ninprn^^"  1 
^1^  ^T-grw  j^f  f?rerftr  cT^Nr  fire  1  t^^TiRTF^ifTr  ^ttpt.  i  «rat  ^  f^iKTT:  t:  vrtft   25 
^n^T  Tp^^JT^rt  im:  1  ^^i«n*<d^i  ^nrr  ^tt^i  ^n^rrf?*  rT^rrm^  Trrcf^^H:  1  xrxTft  tstt 
¥f  ifrr  ^sr  ^^t^  "fa^:  1  fTfri^^-ii^^rrP^  fT^rt^^iT%  Tni^rq^r^  1  ^rpprr^n: 
tü^vH  <<=i  ifinf  favrof?r  rn^rn  ^  iTzrw  ^  üjr^^fiT^'P^fsrT  1  wm  wppji  tt«*^«*^- 

^jf^rT  !  ^fTT   t^f^cg   ^pt    tf?   ^X   ^I^T   ^T^f5?f   ^T  I  TT   ^^TJTT^TT^   ^T  ^T^T  WT^cT^- 

t*Tf7T  <t^i  ^?rpT^^rr€tfi:  1  cri  ^tw  pfttf  f  efi^«TTTzn?t  nwtfH  1  <nr%:  ^f%VTfM>r^T-  30 
OTf^fHWPyrsrfTO  1  ttt^tt'p^v^  1  TPnnft  wTfwft^r:  ^?T^n:  <^mrrRcfr  f^^^TTTW^T: 

^fT^^H^HchK^^  I  cTff  W  ^TTWT  I  fT^^  ^I^O^T  flT^^TT  I  fT^PTP^^  ^TTf^W- 
fi^VT^  WI  ^Pf  iP>  f^"p£  ff  Tp«^*d«lni:  I  4l«^*ft  ifa  WP^rT^fPTT  fWrTTPT:  I  fT^^ 
^:^   ^   TT"Pf  <f  TT  I  -Vi   ^V^WT^rf   Trftrt   "TT^ft  cPTPi;  I  fTfT   TPf   TpTTf^   ^IHTf  TTF^P\  I 

TfH  ^w^"  ^t^t  11  im  11 


35 


346 

Tprrft  ^pfwnrRTO  V<\ fa t f% rtf  rprjft^TjTrt  i ^rrftr  j<i4ftg  srrw^tm  f^firwT^i  ^fNr- 

WT^IrT  rTT?4H  <*)!<:   rTTTfa  «fmfwfrT  I  cT<fr  HMM«rKfl^Rd*U^"?J<J  «JWtfrT  rfm^^RT^  | 
^T   ^mT^  I  *TT!T   ^Tür^TJWrTcfifTT  I  ^Tf^üT^T^T    ^£f%    ^T^nft^t    Wt   Wr^  I  ¥    c%3fa 

©s.  Cs>  Cs.  ©s.        ©s.  N* 

^^TT  I  T^    ^^t^Tfrf*f^TT^«7frT^7r5n    <f*3    t^T    TT^flWt    TTfaf^TSTRm  I  IT^Tf    rTO 

fa^Trf^wrf  fsr  ^^  «tot  ^fräff^f  *fl^nrrereTf«f«^n'  i  t?%  t1%tt  w  ^T'reri  i 
^rtw  ^  «rrffirrr:  m«r*rre?«3  w«?^  -7^f%  «re  vfznuv  i  rN  rP3rrf*ref^  ^fmrtfr  i 

10    «J    rf  f^«rTR^tT^WT«7«rT    «tItT    ÜWT    rT^T3T.|frT   ^T   ^fgiT    35WTftT    TTTTTHTfö  I  d+41l<*l«*- 
f^fT^rjrfKf^TT    fWTWT«T  -tTl  *4  Td  *!  I  t^ft     •T^RT^ft     -J^ft    Wt^Wlt^     WTtwtfrT  I  XjÜ 

mr-q  f^wfTTTrff^  ff^rrTT^nfr^f^'rrmwt:  ^«n:  irnrfife  i  rm:  TK*JK+<*rrcrT"m;  i  w 

«T-R«j«Tfft    SX«T«r!^:    ^T"^   Vföfä:    TiWfW&tftZ^t    TOT*rlNfacT    WTf^rft   S£:  I  T?t 

^rnftri;  i  fwra«RHTT«ft  *n*ffr  s^Tf%  «jwrfa  *rrrnf*T  i  ^  w^wrrrerr^anfa  «tt«jt- 

20     .^mj^T:  «JT«ff^  I  ^?^  fT^frftrTTrTt  t%"rtV:  3TT^f  fT  I  rieft  ST»T*rT^:  f^«fl  I «H  f*U  *W »TTWt r^  |  W*U 
t%^T    «71T   -fäi   TW   fV2TrT  I  ^   fwfafrT   ^   ^T^rf%  I  rT^T^ff   «?   f^«rTT«Tft!f^f^^rf    rff   f%fT^ 

xn:rft  *irnrr«T.  i  "N'rTT'TnirTff  rr:  ^r  rr»i3T>*T*Rm^rT;  i  ^*5Erf^rf^;«T  ^r^r  t^r  ^-Tsrr^irrar^ 

TT^iTT^f^  TTT^rTrl  I  f^«rTT»TfTfRf  ^T!?c^tZ?7ITf^rMirfn^f^frT-»^!rf'TWT!rT  TT^T^raT^WrTT- 
25    in^^  I  TT^xrf^    Tjf^HT    ^IW¥":  I  «?    ^»T    ^%«T    ^^^T^pTBTifT^fT^^T^    m^T   T"^T   JT$: 

^TrT    ^3^^  I  "^^rT^    f^'T    TT^^rrgT    f^T^  I  *rf^   T   5TR^     rT^T«ff   ■Jnrnjt^nSTT- 

<f7T  Tt^lft  ^TSTT    II  <*§  II 

30    ^^  f4«ll«rlT   Wd^RTfTH^MrforRTO  frTf^Tff«IrT^TTWT^g^  I  fT^T5fi^  ^T^TOT^fft 
¥¥^  TT^^I^iraW^  f^sJWTf^rir  I  TpTr^  I  UWR^rrfa  I  XT-^^iT  f^^fHTf%  I  T^STVT^R^: 

Mm^ufl  rö  *r^rn  ^r»HTfw^ftTT:  i  rr^wr  Trwr  ^rrfT^  i  ^^t  i «jfrt  rr^T^f  tR^^; 
^tR  ^¥^^T¥TTrf^«rnft  «r^tTT  i  xr^f^v  Trrr^^fr  w  i  t^  ^<*<^«itr^ftw^«^  fwr: 
wtwrTrn  ^^^  i  ^r:  ^^f  ^^HfafafrT  f^^n  ,5f^'m^f «m:  I  t^i  rT^T^Tf^ffrfr 
35  ^  TT«TT^IT€trT;  I  »T^m^T^^ft  if *~*t  t^-Tf^rTTr^  I  TfÜ  f^nr^T  «*M«<^rFt  VXjtV^TSt 
t^TTT    ;5Rni  I  ¥    ^    ^«J^nft    ft^T     f^RI^T^^ft^^^:  I  «TT^rT^T    *H«lRl«MI     rT^T^ff    -Ni 


^ 


347 
fTrHJ^^RRHrra-^fiT:     ^xq^T^m^rr^T     TOTTO^TfWTt    ^    f^TRT    f^fafTT     rT^T^f    *T 

flrTJTn^rv  vif  ^?f^^  ^  f^^l 
•st*iT(  tttwnt  ^  *TfH*nw  "ff«* l^| *J<U 

^r  TpmiTTfrfi:  i  ci^rtff  Tf^wf^  ^w^R^i»r^:wrf|^Tm^VT  JT^t^T  ^ffTjfh^T  wNt-   5 
^m^^dm  in!renrnm;irri  förre  ^rr^rf^  sRTfa^f  ^  ^ft5fNr*rrf*n  f#  rjisrrfa  ^^wt 

fT#  *Wr?   TT^T^fWTRVrfTT  I  Tfh   tfVHW^^lJT-Rrfftnj:   n^mrf^TT^t^  I  fäi  TT  |  rFTT- 

irrer^  i  fT^r^r^T  f^rfteT:  ^*Tf  T*nrr*ren^  f*na  i  ^*n t*t  ^*tt<jtr  ^rrfwir  wR*rf%  i 
cTff  TT^hTT^T:   imJTf^n^T:   tttot^tr^ttrI"  *t:  ^ur:   TTfH^rx^  TTcr<f*TT*fT  sf%  jt^wt-   15 

f?T^Tf^fffT:  q^T^r^t  wr  1  f^  w^r^  TTi^rgfr  ^rm^f^rerr  1  ^mi  f*nj  *T^rr  ^t 
^i^^rsir^r^f^TT  ^w^^fösfnftq^Tfä^^^NmifWT  *Tfrfif  fj^f  *mj^  i  vira^^-fatf rt 

TT*m    faWTWTC    TT^R^T     cT^TT:     TJWR    ^WTrTT"?*niR  <Ji*H    ^Tjftö    t%T  I  ^Mf  ^ 
*T#Rfafd<!l <*«j1  cc^ d«* I Hl <*«1 1 5f%7T^TW^T:    Tn^Tt^nx^^^  |  TT^T    ITfTTWffTf^^T^^T^ri:  I     25 

T^r  ^"H^ifr  ^fi^T  II  ^^>  II 

5^r:  tWRfrt  3T^T^T^  t^«1  ^  «*^^fTTRIinH^  ifW  ^TT^I^t  STWT^TcU  tfö  ^^TTWT^    30 

^r^rf^n:^  iT^TT^t^^nwrtT^t>  »refa  ^tt^t  ^Tf\^r«r^rr?i:  i  f^?  H^-dM^i^r^w 
^  -5RTT  «h<nu!<«*i^:  "gr^^r:  i  <f^  f  f^^  i  w  ^ \ <^?fr  ^^n  *wiit  ^  1 1  t  ^rft 


348 

^  I  ITTf   ^   *ft   Sft  I  ^^ifa    3WRR  I  ^RTT    ^TV^^f^rTT    fW^Tf^fif    W*Fn    sHTT^ 

5     W^TT    ^Th^TT^T^    *R  I  <T^«^4JtK    T^t^nf*T  I  ?m:    WTT    Trf ^    3Rf%rmTfrRrft  i 

«jT^nj  *R5rT:    ^^T^ftft cT^:  I  ^TTWT   ^<T^n    ^Tft   *rfT*rP*nprfWRTfa^TnTcHrrar  wr- 

ihit^t  *nRf  i  rTfw^T^r  ¥t  swvnn,  i  rw?  *rerrif  ^wt^tit  warf*  i  ^rr:  otwtvtct;  i  are^r 

10    ^fT   TtTn^TT^TW^^T    <T% ^   ^"PTO^  I  ^rTT^T   H.d*gi:   irfTTW   ^TTVlfW  ^f^ZTR  I  TTTW" 

^^^^rr^^f^rf%ri^T^TTf^^'l i  *rf^  tt^rvt:  *r  wr  sr  *raR^*r  tr^tt:  ^Ok*u- 
fw  ^rr^mtR  ^t^er  tr:  tr:  rV  ^rf^m  i  T^rfa^re  f^R  r^trt  r^^crrsttr 
^TTiwt  ^rfvf^cT^f«TJTftf^ir^ziTT^rrt  2pNrR*pnrcrcxi«rf5F*R  *tr  Rwr^f^^ 
ji^wt^  i  cTff  totr^t  iTfTT^T^fT^fWfftTn: Wrr  TT*r^t%  %tt^t  *rrv*T  11 

15  ^sreT^sfi-  ^irt  II  °F  II 

^srjrjr^r  ^T^taRf5^  R^nra^ifa  *rktr3kmji*rto  "^  ^fw  ^r  i  *ft  stjrt^r,  i 
tH1«sO  ott^  TR*t  i  w^rtN  i  ^fm^ff  ^ft  ^tr  ^tr:  i  <r  fwt^w^t  "TRtt:  i  <rer 

20  TC*f  t  tttsttr  ^t  xif^rfr   T^R^rerRf^r^rff *rtt  i  ^RfwRfiT  ^rrir  TräfMIiNi- 

RTR^^RTfRI  ^Ht^TR'RRT  *Tf>?fR^TTRfT3iTr  %ftf^^T  IRifZrR^RRfVWfZf - 
fef^fiZfar^T^r  *RTZRirT  ^T  flRT^RUTT  ^  Ri^RT-R^RRTta^ft  (TtRrTTRTgRTtSiT- 

t^'i^Mcjfif^Tt'  ^rt^mf^trft  iTRfwrT*^  ^Tt*RR  ^R^z^TT^zRRTjRfiRf^R  t^;- 

25  ^rr^t^T^t  ^rre^  JT^trenT^N^.  i  *n  rf  ffs^<fR>farRfi<T  ^^^rtr^r^r'r^rm 
^^rwrtr^r^rrr^  <T^m^^*fm^TrR,fcrR  f^mft^TTrf^nn^  *nf^ft  i 

^^Vfrwt  i^:  tj-j^nfiT  »r^pr  ^ff^r  «nan^  f ^T^g  ^rf^n:  i 
■^f^aw^ftTT  RfTT^rft  ^nr:  RTr^d-sji^Ri^rT  ff  w^^:  11 

^fTfTfr  i  wt  w^t^TtH^TR:  ^hrr^rw:  i  ffff  wm  ^T^^wn^iJM^r^  i  »r^ft  ^t 
w*n   ^Rf^r:  i  ^   ^TrRfw^f^rRfTfiT  i  *r«ftöt   ?TTw^^^fr    ^Tm^TRf^  i  h^ttt™  w 

35  wnrrrf^rr^wrt  wrt  qrf%<raTt  ^^Nrff  i  ^<fr  ^h"   rr^^T|rw^^ff tttw^tt^t  i  w 


10 


15 


349 
fwr«miJi(*i  <Ri  Tr^TTf^wrT  i *nr*r  Trcm^rer^t^  i  it  i *t^Nt  ttthm^^jt  *nrrre 

VR^TTm^i:  I  *Tf?T<TT  »ITSft  «TT  TTT^T^  I  rT^"RT*n7?9  ^T^lTT^T^tV  TricTTTWt  I  TTTT^T- 
fTT  tVf?T»fT^r  I  rfrf^^t^rT^:^f  TTc^rrf^ft^Il  ^^t>VT^T  5RTT  *WTfl  I  ^(SrfilVTO   cW^T 

imrif  ^?'Ht'  cTf  ^^TTt^r:^TTTt>^iTUTt^nrr  iit^^ctj  rT^^rTJrRrrrei  tt#  wr*m 

VWT^  *T^«HceU  T£W  *Tf^T  f*RTOt  ^tT:  I  fTrft  TTTT  OTTOTW  I^TcRT  V^^HT^fTTWT^i;  I 
TT^T  ^1  *nTRrTT  *TWR^.  I  ^I^TWfa  W^ftT3nrmf»TOT'T  rtff  rT^T^Tfö^  W^^f^ST^T^ 

tr#tlr  rrtlnTi  ^nFPffa;  i  rT%fir  i  vwi  f^nft  i  TTtln^rfa^R  ^i^f  T^r^rrfa  i  c^ 
*rf  ^rsrrspt  «rw^caj^Txrföircr  i  <t^t  v*?^t  -s^ft  i  n^rt  wctt>  i  ciw^rasr  TT^nffhinfrn; 

qwrqTwr  sfi  i  ff^r  wt  s«ft  crm^r^  i  wr  ito^ititctittt  i  ^  TtTrö  qr<«tna^  i 
tt^t  -m  ^t\  iffaf  fit  inpT^Tft  ff^r  wr^r  ^sfro  i  t^t  ^iwrwTtf¥i 
fit  Trppr*nTr(;  i  ct^«t  wt  ^srrafeii  if^Twrarii  ?t%t  ^i^xzrr:  m^TtV^cT  wit: 

TTfinWcn:  I  rTcPr    «fr    cT^T^TCT^ftf'hTm  I  THR^T   IT   Wt   ^T^I  I  I^resW   TU   T.^  |  rT^«T 

frpt  i^ttjt  i  ^r  ^Tri^f^^Tt^fT^r  ftrfat%  crcRrar  m  y  «ft  »?wt  ti^nT^T^wfJTVT^r 

cT^I  t^PTI^TT^WtiVW  ^trft^rfWTTf  J*T  UnTTT:  JrrfsRTC.  I  <T^1  T^RRTTXrfTRfP- 
f^RTI-RTOT    VTWT1     WoOlTO  I  fsfilcT^fflitlT    IT    Tlfl    HTltS    TT^  |  7[W.    m    ^t\rt 

^ft^T^r^pHT  Hien^T*j*t  i  ifam^fT^TyRrft^fti^ii^  ^r^r  tttwtt^  i  ^st^tü:  iütt^ 

^T^t^  «TTf%^T  cfcctHUTHlTr  i^TfrT  I  rmf^^T^W  Hl ^ »1  M\ ^ttf  ^^1^ fff  ^nn^;  |  cq?T^ 
^RTmtVtli^W   ^TTsf^TrT.  1 1^5    WT   ^T^l   ^t^   ^^<TT   TJfT^W%   «n^^^^^T^  |  TT^T   T^ff  I 

it%  i  fnrf^T^i:   ifmT^  i  *n  ^:*i  ti^ff  i  ^q^^  itr^Tif^rft  s*^  i  ^t  f^i^rr  25 
itr-?ni.  wraTT  tt^t  iNf^n*  ^w^  ?rt(?rf^n^  t>riTf^^rr^i:  1  rTcrefr  ^T^fq  i%i 

t^RT^ftW^IITtl^Tfn^  I  rrff  1W  NÄd  l^jfij  «<  Iji^W^jft^^:  WTfJT  %f^Vf^f W 
5TRT^    rT^Tlf   ^ITI   ^ITTT  II 

^tlT   Tr^rflinfT   ^fi^T    II  ^0.  II  30 

JTCT'T  THTT^rfT  TTSrRltVTT  T^T^  Tf(9«J*irsi  <:  I  *ft  if^  «*lf5?fHT^  ^IRWfwt  tlWT^fFr 
^-H < l «H RT^HT^iR. I TfH  dl*J«HIIT  T1T:^:ifT(T^T|TrrnTTmt  IWT^WT  1^:  ^^T^:  TTTf  I 
TRT^TTfWTi    HT1 1 1^    *l*ddfaffcT:    f^^TT:  I  ?T^    tr^T    ^Tt>Wfft  I  «H    ^rf^TT- 

t>riT  i  ^-rf^TTTiiN  ii  *rf^TTör»Tön%  i  »tw^t:  qf^TT^tirr:  i  crff  ^T^^rtf  JWRf?r 

df^^^ll    ^T   ^WxrrnHT^T<l  I  1RT#   tW^TT^TT    TTT1<Trl  I  d^Tl<    ITSniTci:  I  rTrT:    ^:     35 

Tc*rti  TT^^ri  i  ^«hTTTirmf^t^r  ?tt  ^^Ti^^^  i  ^ii  ^-?^TT^wrttf  i  wi  f^rfq 
^^  TT^r '  ^n?*prt  <*<e"^'T  i  ifft  ^  *nrt>^ffT  mt^rffir  i^Tf^nrörr^sm. i 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  46 


20 


350 

^TOSfiTT::    ^^rnT^rrTT^rTT  rf  ^#Tf7mfV^  f^TT^  I  <T^T  rt  ^TTf Tft\   W  I  ^   ^ft  WflT   T  I 

^nm^^rr^  i  ^rrrw^  ^n*r  f%«n*r*n*m  m"t  £*w «w«rrwi  i  ^rr^r^ifHd^<*^ft  >*T«pir- 

i;f?T  fw^rt  ^rerr  11  ^o  n 

*    *    *    *    *    -^    x^j^^   f^rf^f^^tf^rf  TJJT^e    TJTW*l  |  TTcT:    *T    TOTT^tct  I  f^fWt    TT*T 

10  %snr:  ^wr^trt  *hi*!*j  wt  ^^  i  Tr^ff  ^ftR^ff %^rr  xn^fnrR^rro  cttrtt^ i 
sRWtf  w  rr^rr:  f?n;flr  Tre*rrcrq*nwT*r  i  it^t  rri  ^nr^^rmfa*^  ^  ^^nvr^pf  ^ 

1?  fT^TI  I  rT^ftft   ^TrT:  W^sT^T   ^T^T^T^fi:  I  rffff  ^TTR3l  ^ü^   ^£l«1«IK  1  ^W£ft 

15  rrair  ^Tf?mf^T*rR<j  tt^t?t%  i  ?rff  mTTTfa  %^t*rriNT*rwt  H^fH  i  <ra:  wnnft  ^ttt- 
t>5fn^fr;wu  ^jre  i  »r^Tft  ^rr^T^Tct  i  <t<t:  *rr  "»n«  w*?^  i  ^^t  -rsrT'K  fsK**:  i  <t^t  rf 
frepj  t>vriTn^r^r  t^r?raf  wTf^re  %5pre;  i  ^  ^»r  T^n^F***  \  UrnTT  ^  ^  ^wt- 

fwr#  I  rra:  #^t  sftr  <T§*rr^rö^VT*ft  ^ni tthstt  ^rftret  i  rrcft  stft  tt^^  urfacT:  i 
20  HfT>  TT^rrfvircTT^r  irs*re^tlffT  i  *fit  ^Pft  s%f?r  i  ^r%r  v <h h  «i  i ^rsäft  <3ntt\w  TrwTtvirrT: 

Tr^T(i  i  TTJ^rf^rftr  ^\^  i  fT^T^ft  t^w^f  TTWTtviift  ^*n^  i  ^  rr^r  wtw^^i  ^?w^tt: 
**n*nrr  ^t%  i  ^"rttttt^t  tttt^  ^wtt  wq*  ^wi^h^  ^r^;  ^^tlr  i  tttt^pw- 

25  H5^  ^TfTt>  ^IrT  T^  ^i^f  %fTt%  ^^T^?t  3T«nfä  I  ^ft  TWt  WT^TRT^flTSrf^rT^  ^t%5f 
TT'Rfn^^rCl^lT^T^Wt^r   IT^TftTfT^TlIrTff   imT^t>  tff^WTT^   ^f^Rrf%  %tT^T  ^TTtf  II 

Tt>f   ^^"RlTHT   3TOT    II  R«l  II 

rT^   ^•RTT   TT^fT^rTT   ^T^  ^TT^  I  *ft  i^^^^  I  ft>  f tSRfa  ^:   ^t^  irftlrr^ffT  ^t\ 

TT^T    ^^iT^t>    ^TVRI  I  ^^TTT^f^^riW^'T    ^'RT^    %tT^T    ^Tff  I  rT<T:    IRTT^TT    f  f%^RT- 

30    fTn'Ä  ^TTf^TimTTT^T^I^T  sfa  W^  ^Tl T^T^TtZ^rr  TTT  T^fTI  «T?  ^TjftfTT^T  tt^tj^:  I 

tt^i  *trit  f  f^r^rr  i  ^t  ^?ttt  tt?  ^^f%  ^ttt  ^rtH^Tt  ^tTt>^frtH  i  trt  ^^if%  ^ttt- 

^TjrfTnR)^  t*T-RT^T^  «T5T^  I  U.chf^fs^%  ^HT^^^TT^t%ft  HH:  firtftr  ITTf^^ri:  I  fT^T^T' 
3[TT\  >mT  TrT^'RI^tjTTfTT:  ^Tlf^fTTW^  TTHnSTTtf  cITRC  I  fT^tV^t^TT'flT  ¥T  ^TTt^Ri 
■JT^it  ^T  I  rT^f^rt  ^T^TTfq  ^M^TcgWtlTtlT  ^TTTTTTR^  I  ^r^^^Treff  <^M ^ ^  ^R^rTT- 
35  ^TWr^  lITff^  T  ^T^t%  I  ^ftW^f^f^TfT^M  ^f^7TFTt%  I  fT^nTf#?TTnT^  ^i^ni  ^fTWT  5MT- 
fTWRT   ^lf?TWT«If  1  I  TTcTT    ^T"    sTfffiT  I  TrcTT^tlT    rmtlr    ^wt^^t^  ^  «n?r^r^  I  ^TTf^rfW 


351 

*t<tt  ^  ^rfarTT^nrafai:  trf^nNn  i ^t  ^  ^^TTTfTfv  *n3T  %<!:<* il%d^«^M«^TT^fT: 
w  ww*rfa  *t^*i<*int\  i  tttt:  wra  :sjifiT^TT*Tit  ^wre  förn£  ^r^  itt^ct  i  fi^tTrrifa 
*i<?:  öRtir:  xtf^f  <fo:  i  rrff  iwratiT  T^rfTTT^Tci  i  fraPrtriN  T^fitxft  f^rrftfr:  i  ir*rr^cft 
faf^rrsarfq  tt^ict?*:  ^"t  snrrei^r  ^rwt^i*  rj  »Rprcrr^  spjrrfTTTii  TTrtTTrRT  5 
f^rre  <Tf  röft  t"*tvttt  tw  tt  trit  ^^rn:  i  d  0  < <y fTT^rTTssrrensrifrrrf <w<{  i  <t<t: 
TT^rnrfa^TTTTT  ttt%^j  ^i^rTrf^^wti^^T^;  i  cr^^n^f TTOTT^T*rfa^T3R*mTwfä*r 
^^tr^T^cu^rfrw  ansnnr  tr^ffr^^^rrt^:  i  ttwTw  T»rärrrf«n  Tnrersar- 

«rre  T^iwrri:  i  ^rf  tht  ^t  tt^t~  j^hmi<t  i  t^P^t  vttwtt:  **rroTrra  i  <t^t  tfsrarf   10 
<»MJid^f?hff  t^nfNr  rrf  TTT^fif  rnrri:  i  dd«ji*tif  '^«jHWT^inc^  i  rrff  JOTrefr  ^rfTw 

xf*  ^rrf^nft  ^fi^n  ii  ^  ii 

Tmf$*\  n  «h«^TjTq^ri? wre  ^frr^T  Tretet  *itsrt^it1t  tt  i  ^rat  ^g^nm;  tttt.  i  ^f*r  vwt- 

t^^trTT;  cfiT?  ^^fa  f  tT^TTT^  I  <TcT:  PT#  <T  5RT^  I  «R^rrfaRTOT  rTCT  T^ti-M  -d  <*<^TTf<  I     15 

^NdlfH  irtr^T  ^ftifT^  Tt^  Tt>  wfTpnrfijraf  *re:  i  tt^t  wr  VT^ft: i rr*ftf?fTTTlrcn- 

fMY  ITTfTT:  f%T"RT  I  TTcT:  ^^Tf^^^T^TT^  T^ft  TTTTnTt  TTTT^  I  VRfhsT  Tf  TT^T- 
tlT^  |  TT^T  TfTTf^Tf f ^^TT  VT^TT^^T3Tf  ^^R^fqrll^^T  W  '% J|  I «d*i WTrTT*mfT*T«ra 
^TlrffiT   ^^tTT^rrf^fT   TTSnj^WTTfTrf^   T^tflT  ^T  f  ^ft:  I  TT   $fa    (T^TSrf^fW^W^^if-     20 

fddH«^it^  ^rf «*H H( ^ T^ftTwfaT^T^mcTTTTt^T^Twr  TTf^f^^  cr^rnTcrr- 

t^^TTfTT^nTfn^^ft^i^T^rrniT^'^r^rT^lfTffr  «ff  ^<TTT%T  »TT  *5Rlf  «rTTTTJ^fTI  rTT 
TJ  WTTITf^TT  ?*T**rr^^fT^niTTf^  <  fa  «M  *^Pfif5nra*rercffa  «I  **  «ft  <  «1  H  JJ^TTTT  «nre- 

^ffr^i^??  qrf^fg<Trii  fT^ftT^^  ^T^7fr^^frf^^t>^t^t>ff  frm^n  rrf^^nt  f^r^^t 

?T7T^ffT  I  rT^T  rT^TTfTWTffl^T  innflJT^rsn  iufTT^rtfl-d^i:  I  ^  f%^M  TrTTR:i  WT^cfT  *JWt    25 

*rnrsT  tt  ^  H^rrt  t>5r^T^^n^Tt^«i \a\^\ y z^ i  jm^nfr  ^^T%rT:TWTTf^  fff^TTTf^^TT- 

?TTrT^TTT  T  ^1  *HT^TTTlT  TT^TTT^Rm^  ifq  I  rfd^^H^W:  "RTri:  ^R#.  WT^TrTT  rf^TT: 
ürTTrTT^TRR^Tf^TT^TT^T:  I  TT  ^  TTTTt  ^ffTT^rTT^TW  ^lj  Uf%rsn^  I  ^TJRTT^T^ 
^M^J  Tft ffräT^TRTCTT^r  T^fl-:  I  ^^*<^d^T^fWr  TT^tlf rrf^rfT^m^ft^TT  TWTtT I     30 

fTrr:  ^^^rrfrnra^t^TTfw^T^wrTT^rr  ^  ^titt'  rT^Tfr  ^tIHt  f^rre  ^fff^nri:i 
t  f?r  rr^ifT  wrr^T^T^r^^  i  f ^T-Rrfrr^fwr^Tjrr  f^^RTTgt^tr  ***t*i  Trfw^  m- 
f^TTf^  i  citt:  it^T  v^Tfsrg  ^rrwfn:  i  rr<r:  tt  ^^^rxrftT^  twt^^  f^tn^  w  irtlT  ^# 

Tn^TfrT  1  TTT  f^T^rrPTf    fTTt^fT  XT^^TTTT^^t  ^:^^T  ^t^T^%  I  ^   WT^t   ^W^U   ift^- 

fa e* i <=m <$ fad <*< i^-O   ^rr?m  i  thtt  if  ^w^^cnf  Trtrwricrm^Tf^cTT:  i  tw»tt  ^t^-  35 

r<KI«4K0Ct  TTTT^TTTT^rtll  fT^Tf  T^TWT  ^^rft  ^tlTTT  Wlüif  tlrft^^HT:^^^^- 

f^rr   ^^inr^mifa  1  tt>  T^rr  ^rrrf  irannfä  1  ^jt   ^t?  wtt^^t  t^<t  ^w:xi- 

46* 


352 

TTTfTT>  I  T^fa^TTTTTSFTTTTS  |  T^T  TTT^T^TTTTSf^T   ^ITf TTT^TTTTf  ^ft   tTTTTTT 

jTTTTTiTTTTTtTT  twit  i  wswi  tTTTTTTTf  *tt  t  $h*h  t*r*TTT*rfwfT  i  s;<gfavTT 

TT   TfT^iTt:    ^f^üTTTT  I  Tff   TTOTTTT   TTTTfa   TfTTTTTTTfT   T^T   TTöTTTfrfT  II 

^fr  TTTfrsrfTTPJrr  11  r$  ii 
5  ipf^TfT^  w  fTtrr^TTTTTinT  tti  tttt  ^Tjrfg%TT  i  tt  ^t^ttt  Tf^finTT  Tfr- 

f^TTTfa  TT^TTTTfTT*rTT$ff  I  TTf  WRlS^rq TT*TT!TT  I  TT^TTTTTTT  T?tf ITT 1  Tf^cTT- 

t^tt  ttt  tttti^t^^ttttt  frn?rf%r^:  ?rwr  ttr  i  tttttttttsttt  ^^  tttottt- 
tt  tt*t!tt  i  T^nwTt  twttttji^  tti  nft  tt^tt  i  tt  t  TTTTTtlT^TfTTt  I  *ft  TT 

T^TTTVT*  TTTT  T^TT^T  TWTTT  ^TtTTTTT  T?t  T^TT  ^TTT^fTTJTT  T  Ti^rTOTTffT 
10  ^TJPrfTT  I  T^fi^T  TT  TTTTTf  TT  T^T^TTTTTTfT  I  T^T  d *t| I ^ < Hl J|d ^T^TTT^fT^Tri;  I 
fTrPJT  ^TTTTTTTf^TT  TTT;  ^TTtT^ST  T^WNl^^^TTri;  I  Tf^TTTT  rT^T:  T^UUl- 
^TTT  I  *  T  T^WT  twt  T^TTfTTTiTTT(T  TTT^TWTTTT  TTTTOTTTTT  I  TTT  ST^JTT 
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^rtr^T  t  i  rrff  srt  tw  wr  TflrTTTTT^TT  i  ^fr  fTTnfT*T'.mM*»T  ttt  i  Tff  TTTTfr 

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TTTTT  TTfWJraiTTT  I  T^T  TTTfifrTT  ^f^TJTTlTTWTci;  I  Tt  iW^  I  T^TTTTT^TTT  TTT- 
TTÜT^f^VTTfiTTTT  I  TT  TH  TTTTiTTTTfaT   ^TTfaTTtTTTTT^WTfTTTIT^ItTT  T  TTTW 

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TTTT?fff  I  ^    W    T/f  ^1    TTTtV    TTTO    T^rrf%  I  FTTT    *T^TT*TTTTTTTTT    fa^  1 WTT3T 

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25    *T(TWTcSTV   ^#   T^TTTT    if%ITTTl-T^   T^HT? 7TT I  fT^T    tTTTTTT  ^T^TWTT  TWT 

»IT^^fTT  I  TrfTT^frrt>tf  TT    TWT^fit    TTTTTTT*t  I  ^^TT^TTT    ^THT    TTTTTTT^^  |  7\^- 

TS^TTTTTT    TTTiTTT    ^(^TTT    TTftFTTTT  I  "ffTTTfr    W^ifTfT    TTTTTTT    TTtTlITTTtT 

T^T   ^TT^ft  H 

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30  TT:  JT:  ^T^TT  ^ITf  T^Ttl[tTTT  I  TT  ^ITT^Trll^tT  TtJ^^TTTTTTT^^TTT  ITT^TT  Tf^ 
T^T  TTT  ^TTT I  TT:  JTTTTan  Tg:  ^WT^t  TTTT^TWftT  WT^tTTTTTT  I  »T<«1M<lfTVTT 
^TTT  TTTW1TT*TT  Tf"^  I  T^I  T^fl^TiT  I  TT  TTTTTTTTT^RfTTiT  I  T^^^ft  t»TTT 
TT'ffarftfT  l  TT^T  TTTTTT^TTTT  TTWTTgftr  I  TT%T  T^IT:  fxTTffTfTTt^TTWTTT  TT5WT- 
TTTT  T>VTTRTTf^TT  I  TTT    T^TTTTTTT  ^TT  I  TTT^t"   ¥T^Tfx?   ^TT   ^TTT  I  Tf  flTTT^T 

35   Tf  ^Mti^ttw  ^fi^^rr  ttt  tt^^^?i:  i  tttt^t:  ^M  f«i*s^  i^fTTrrf^TT  Ttw 

TTTTTfa  I  ^fT   ITTT^Tt   ^TTTWT  TT  fT^TTTTTT%  I  TT:   T*?T  TTTTTTTT^tJ  I  ^TffK- 


353 

*r«fr^w  *fr  wr  «wf^roT^  t&  wrerfrT  *r  ^  *ranrwT  i  w  ^ff *ff*nzrf?r  *fr  s*fN 

^m^n^I    *rfrc^T    *TfTd[fisPf<JMcU  rTfT:    ^T    UV    S^W    ^T^f^f    *TR^r*f    Wf?T    7TRW 
TT^fTT    dNr=ti=ITZ   f^ff  rWf%  I  cTfjl^ff   WRffTI  *TT   rT^T  ^TTO  TTT^ST^ I  <TrT.   WR<ft 

cT^rarnreT^cu ^  ^njnrw*nif i *t  ^ttz  rrrirfaf^F  irftwro  ^<jfi*«*ft^  f%*ft*r  ^rrefr 
fiff  ffa  irarn;i!T  srhran'T  erfror  ^  ttit^t  #f|  *rr  *Rrf*<^«*m1f?i;i 

^^  ^T»raT  ^TTTr^rf^r%  *r*ftarT  1  fw  3  5t*mw*TRTrrwl"  ^rarr^R  *rfrrRT?ra  1 

*Tf^d^KlfT^J  *T^f%  ^^TfTT  ^T I  fTf^^ffll^j  ^fh^^T  ljtarfwre  ^Tft  f^fT:  *jfrcreiT- 
?T«rtrrri:iT2T  «WHÜHdShlt  WfWnTTTffTOT:  ^TO^fa  ^TT  ^fSTnf^'fTT!TT  WrTTJTf  I  TT^ff 

Tfa   ^ITf^Wfft   ^fi^T    II  RM  II  25 

^r  ^^cji^Tn^  i  rTfrrNr  ^rrfr^Tt^r  iwt^^t  vv:  ^^  warn  i  fwr^T^TTfHVT^  i»tt 
wr<a«ti4{m^«4(i  i  *r  v«ii^«i*jf^w   <uji«d<*ifirf%r?Tf!:  i  rr^r  vf*t  v^wiTw^mr^m^  i 

rT?    HäSMI     ^WT"SMt#    t^i    ^5T^T^r%fH   T   ^FTW^nTflT^   ^T  I  rT^^    'fti    I^T    f^^^W- 
f^«d«fd    ^  I  TT^T    ^-d^j    l^T^JM«*4cjH    5Hjfl[f^f^m^T^   ^r^^    *fti    ^H^iTT  I  THT:     30 

*r  TTTrrsfr  igf^'T   cT^i^^rRW  ^n:Vmnfi%T  ^w^rr^f'T  ^r^^t  ^rafürTf^  ^"wri 
ttHt  f^rt  T?rf7i  ^t i ii*  w^ifxw.  i ^j^t^^t  ^Pjßnfrr  "?r jn :  wtt:  *wiiufoi  i  inri^wr-   35 


354 

^ximw  i  ^sr  *r%«iiJM<*i*jRrrö  ^  i  *R(?pprT:  WJrrerRf  *r%f^  rr^r  *jf^^H;  i  ^<rrrf% 
5    ^f^n^ftfw  i  d^=i^^^rr  r^r?rr  Twrowri7^  i  tt^^r^?  *jfWr  irrfUf  *rnre  ctt- 

T^TTR^Tt  ^rt^rr  TrR"R  1  ^w  ^  rT%rRWR*r<T  1  tt^r  f^'sfr^ir  ^wt  wff rtrt<i  1 

10     cR^    f^R^T^T^  I  cTRcR    WT^    f*PWTTOn(*l  \*j     ft^nTTCHTfiRNT    3RF?Rf    ^Wt 
IRT^fif    *WTFT  I  <*^|<i     «rff^RTT    ^*T    Tfa  I  ^:    ^RT*ft     cT^TRT^faff VW  1  «*^    Wft<R- 

r^rt^  i  ^w  ^rw<t  i  xr^Tt^ff ^  wn<{  i  w  t  MOwRnrt  ^rtt  f%cRT^  i 

*T^ta*l » y  =f « H  W^fit   TOf*RirfWPT  fäVcrercn  I  TT  et  TT5WW^   %d+j^«lfw  ^T  I  erff   JRT- 
TR    *WR   anWnpTRtlr   T^RTT^TTRTR   vSf^T  ^Rtfr^R^R^  I  TT^T   1WRT    R^fT- 

TRrjTf^RnR  *r  ^r  uRTRsrä  ^fiftR  i  cr^T  f^nr«*  fr^R*rf^R  ^'g;  *r^  i  *^r»: 
jr^r  ^t  faTRnfre  i  ^rrsTcrr  tt  ?t  wt  ^tlTTT^Rf^  ?r  tr^  ttr<tttt  f^ft 

20    fwT^ftR   f^f^TRRf*flTTW  TT^  WTf  *T   IR"sJR  I  rR^TOTRV  ^U£  M«McirfH^fra  W^I  ^5^ 

Xl7[  vViTrfi  ^rt  ii  ^^  ii 
30  ^twm  «^  h  <  i  fa  *i ?q^ft^  i  "fftTTFr^T  ^T  sf*  ^«äNrrwK  i  *r  ^  f  w  ^?tr  v^  mj- 

T^rf^Wte rTTR  I  rTfT    TC^rf^HT#    ^ptTTTWcl  I  TTP^f^^T    ^#ÜT  ^^T  ^ff f^TT^^  I 
WtWrn  TT^RZT  ^JT?Tf%^:  I  *T  tf^^TT:   fTg^T^^^^   rf^%  ^T  TT^:  irfri  TTT^:  I  ■nWTR 

35    i^TTRR^T    Tf^^RT^^TRT(JnTfTlf?T  1  WR rft    fwn^T^    TTZ^nft  T  tf%    rTf^T^R:  I 

xn^n^TTRnni  i  ttttt  »r^R^t  ^f%M^r  ^fttrrw  ^nj  i  ^rt  T^f^rTir^^ir^^  fWr 


355 

T^r  *rrf*rapft  wr  II  ^o  II 

rra:  iwrwt  h5hi*hm  f^Hnft  ^rfa  ^t^t  fawnar  j^rnr^R  ^t  i  irreren  vp:  ^: 
^ir«d«*i4«f\   irrerer  *r#rt  ftwrorpiä'  ^^w^TfH^w'Rt^ft^nra;  i  mf^r  ^ft- 
fwR  srpfrrftr  %Tf^r^ff  ^rrftereT^hTT**:  i  ct^«t  cr^Tn^r  f^^T^WT^rr  ct*n  wrean   10 
to:  wm«i^  i  ■qsref^wrfw  ^tw^t  ^nftT^fr  iw  Ttfwjrenro:  1 7Tr*r?v#srTfwt 
irrf^iTt^  i  *  3  ^"fr^n  jrfrrf^r  ^r*n^ff  *ra^<RT  ^rf^sPf  ^ra^^t  f^rfarmT^r:  i  *r 

rR  rPftW:  ^ROT5TT*m  1  *T  rj  TfWrapT  ^TT*?RTO  ^?rr^rr«T*fcrr*rra  I  fft  ^TPrfa  otst- 
^?TO  ff^cT:  I  rTRrTT  ^^fasfiT  ^TfflWr:  ITT^T^RW  f^^TPT   cT^rR^TTTTtTTf^^f  RTT-     15 

^rf^re:  *nmnr*i  i  wt  ^rcfi?  ^sRpffcMt  f  f*prcft?fcft  i  ?t^«t  irraT^rfinft  mmffor 

f*K,«itf*i'4nf»rarrfv*?:  1 7m:  ^nfsrraT^ft  ^r  cri  wTTrm^tftri:  i  rmwrefrr  ii«PrvRrfTOT*N 
^^ra"  RT*fR^^rT  i  rra:  JWRcft  mrvn  f^rrTfwnjnjTT  Trf*n^T$Trrer*t  i  rra:  jtrt- 
frrai  *mii  ^w^rwrinft^Tt  i  to  irT^^ra:?^  Trf^T^ft^R/jrrer^  i  wrefcr  *rr  tt-   20 

^rrerer^;  1  tt^t  ^nnf'rf'rä  ^rft  f^rn^TR^-r^rt;  1  ^  *t  ^rrafniRir  ^^fw  1  r^«r 
*rr  fT^*nsRT*rrRrft  ^tt^iwr^ci;  1  t^^t:  ^iT^T^TT^fT^TW  Rrre  *m  xrrwr- 

f*WR  f^T^T^^T^f^  ^n <j<*ii ji fi< yj 1 4>if*r^-Ri  in^T^TnT:  irrmirfUfT^  'twr  ^wt^w¥Tr- 
»rrwrf^^f  ^rf^rrfr:^  ^ttt  rrf^^iff  ttt  ^ff iT^Nn:^  1  ^^  w  fT%Tf7re(i  1  itttt^  rT|rn^ 
^Tf^T^rr  wraT^i  ^^^1 1  ^r  v^nrm^nfn  f^TTfrrr:  ^jtw^^ff  fft  ^ff^m^Tf  f%^:wwr- 
fqrfr  if%ifiNTwhn  ^n^r^^5^T^  JTwfarPsrr:  1 71^  tt^t  fr^rf^rT^Tr?1%VT^frw^r  30 

f^r^nrT^rt  v^rfff  ^r^^?r  ^t  1  Trwrnr  rr^nnf f^ri  ^rr  rr^n  ^^rr^T'Rni  irh- 
ffm^:f%rm^iw  -enfwpsTTTnrfT  ^fwtTntw^T^  f%VT^  ^xr^hm  vR^ffi  irrwreiri;  1 

^rrv^i  11  35 

^TrfWTpft   3TSIT    II  ^  II 


356 

Tnr«rf%  %tt^  i  «Tl  h  fafaFrfH^wfa'ra  f^fihnfafft   <T|rrnrif^f%f^Rrr  mrnjarr  to: 
W^rrt  fif^rarr  i  ffrfhjf^cn;f^ftT  ^Tfs^rrrä-R^:   *^t  ftnr:  i  rra  t^rIt  *w  w^\- 

T{JTW\^  I  rrff   TT^rr^ffT  ^Tlfq   f^^TO  I  TR  W[  WWm^f\WW^(rl  I  rffi:   TT^TRcft   f^TTn^n-TT- 
cnSJäRTR    1    ^^^TTTT^Tt^T^rf^t^^  I  «T^J     TTf^PCfa     tT^Tffam  I  rTrnjrrJT?nfiTmT*T     W- 

tV'd<*u  ^renrtfT^Pf  Tiwr^r^nt  ^r  w*n  wrn^irn  ^^r^ff  ^trprT^i  rrff  »re^^Tfari 
rij^nNrfa  ^^iItt^t  f%t  Tri  t  tfa  ^rfafft   crm   rTrirrraTfii*ft  m^ra  ^  i  ^xrsnf^rt 

Cs  J 

trfrRRrt:   ^   ^iichtfmf^m  i  rr^nr^^^^TVTri:  i  t&  *ttt#  *m  wt^tt  f%f^TT  *w 
wnnrfw  i  ri^«r  rrf  *rrf^rrnrR,  i  ^wrf^rsr^trt^wr  rrf  *rarflTrerT  i  rrff  iwrefrT  fr*n- 

20  ^f^frRfwft   3TOT    ll^dll 

»nsTTTct. i  m^i-h^j  t:twr^^  »rirfr^;^  *tht  ^rr^rr  i  tt^  <li<i^rr  Tru^KuronT- 

rT^r^t  f^iw  fT^rre  tr^T  ^Tf^fT^<ft  i  rr^  jtw^^tot:  ^r^n:  rt^t^^ht^  n^«*<i- 

30  ^rf^;  i  trm  wgK*iw^w<^*i*}3 d^^i^rr  TT5f^^  ^rr^t  t^ifw  f-i^^t^^Tum- 

^rr^"m  jftfTWP^ra^n  ^^if^;  i  tt^  <m«*1^:  «fter*r|n::  wirft  ^<^n^  i  ^m  i  tt^tt 

rr^^  *ns^rf  ^ni Tm  ^r  i  ^  +<<{lijirniT!rr^i2ifd*!ifa«n  i  wf  f^^rr  ^tt^t  ^rr^T  ?m 
¥f^vr^tj^?T^7rrf  ^  i  rrff  *m  ^:  ^rg^r  f^^m  t^^^funf^'NT  *nNrftr  ^ryic^^^r- 


357 
W[  ^TT^t^Tt   H^«1HT!Tf^^  ?TT  >ft8T»JrMT^f*T<T  STRflfe  I  Tffi:   *TT   JrafT^^TgT   ^T«WN<JT% 

^t  jNrtt*j^t;t1t  tot  ^^s^rfa  ?pt:  irfftfir  t>^trt  cri  whs  *nsft^r?  ^ Tfirerro  i   5 
TOT^fr  uflrw  ^zf  ^z^n  <tt^it1t  1  rrff  vpottw^qt  *rrer*ft*T^frz^  1  rnrato 

JTT^nj  *hwrgZ*n**rfiN  tWTO  *T*TR<TT  f^ünrnT^TT  I  crff  f^WcT:  T*t  T>VTcT3I*T;  I  ^üf^fxT 
WJT  *TTft  ^tTT^  rT^n:  fSTW^T^T:  ^T^TT^^TlTi'  ^Tf T^  I  ^fw  XTTT  f^5ffT^rzbTT- 
'il«*«MI  ^7T  I  fTff  WRT*?T  fT^T'Pf fT^  <nf^  W^  efiJJTTT^m^W^^TT  I  cTcf:  WP^fa 
W?^T^nfT#  (Tt^TT^TT  <TT  TTf^TTTTTlT  1\Wt^  T>^Tf«4 d fa  £T*£  ^TtTT^  tJU^  |     10 

*ft  w>*tw  1  ^F*w^  wrtIt  1  rm:  m  *ni^t^TT  jt^t:  TjwT3"nTT  *iTf ttwt  ^r^^mT 

^*P*  I  rT^«J  ^T^T^^fT  ^TWTf^rJT5rr^^f7T  *T"^*T^TT*T*nj1j;  I  <T^T  *ni€t^fT  *mT%  I  rff^ 
TTRTtlT^:  KWH:  TtT%TT*\7g^  ^^rRt^T^  I  rTff  TF^T^f  ^»TOf^tf  I  *<T?fr  tö 
tlfi^xf:  I  T^T^T  TO  *3m*rö  ttlT  ^TT'fT^  I  ^TrT  TXcf  H^TT:  ^Tfft  S*mf*Tff  ci:  I  rTTW^ 
TCTOTC'Rnf^Tcft  ^TTSTt  ^ff f^TTTct  I  *I^T  ^  TT%  fMr^TTOTO  I  JTÜ^TT  TT^iT^fT^T     15 

im  ^nnj^ssPTTT;  i  t-^  Trerramifr  ^n^t^rr  *rat  ^^vt1^i«tvt^  i  ^«t  t>u^r  TT^K^ffTt 
-*j*rr  "KWBin.  i  <rff  wT^rn^^tn^f^H  ^ft^raf%  %TT^T*ftaTf ■jtt^tt  *re  ii 

Ttlr  f%pft  ^*rr  11 30  11 


20 


25 


rTff  Tf»TP*cft  ^  3T^hRTttlT  ^T  I  ^T  ^Tt^cTJ  t^  TtlTWrW^iT  ^ST^ft  f^TT^T'TT'nr^  I 
rTSn  WtTf^VTT'nT^'WTf^  %tT^T^TTI  <TcT:  TTOT^rfT  ^TTlj^fTTr^^l^tlT^^tTr^?T^^tlTI 
rTrra^rrtHfffTt    far* Jl ^^TT^^^pfST**; I ^^Vtf   lOTHrfTTI ^T#?^R^   ^ÜTrtWR 

•NK*U<rt^r  wtww:i^t  3  t$*nr^*r  xnr  ^<fta  f^t>TTf  <r:  i  *r  g  t^^^  TTT^TIcT^ 
IjW^TTrm^^^T.ltT^T  WTt^T  ^TtrfTTrTT^TffTfwr'T  ^"^ft  t>VfT:i"rr^:  wt^  t>5g- 

^r»r:iTT5n  iTWTf^Tri  i  ^ftw  ^^r  ^^tlr  ^ratrr^r  s^Nji 

^rfwT^r  rt  ^Kfad+H^ifTirr^  ^trtIt  i ^rf fr^^tr  Trm^^w?^RTT^#t  tt^t  tctht^ 

?&WKl<l\  fTTT:  mrrerTT  t>^T<-md4^^^IT"nT  fT^f^^T^  f^f'W  ^TSTfTTIfT^T  ^: 
'^fit    it>    TT^n:    ^ffT^^    5RT^  I  iwrtIt    ^  I  rT^T    cT^ft    TTWT'T    ^fgr^XTcT  1 1^ 

fVsrtlTT^rrf^  i  ^ri  f^^rftr  ^Prmtl&^mff  tt  wr^r  ^R7T^r^f%fRTt>^r5WT^i^ntlT  i  «rff 
»rt>Tzm:   m\v*i   ^rfq  itt *tM<*\ <*<f»TVT^rrTlT  i  tt^^  ^TWt  stz^ct;  i  ^TfT^fw  i  rTrft 

S*ft   ^nn^  1  ^   TpT^    ^TVTTTff W*    T>^-?T^ZTf^fW^    WT'ftff  I  TJ«*^|rM^TT^ft   ^^Wt 

ifiT  ^nn  i5?rt^  Ht>^tlr  i  ■^'^r^rn::  ir^r^d  ^T^rr^^:  1  TriHfwv^tlRfta^ft  wt^- 

TT^^T  5!ir«Tt«*<«lll^  WWr^iT^T  ^f^f^  ^;  fT^T^fT'  f  ^  TTrT,  I  ^rTT^fT^^Tt^  qf<^*(T- 
H^^oMi     WTf*T  I  7T^     ^T>^T>!T^t     f^ITT^TcT.  I  »TW^^t1^^^     1W     ^TTf%»N7fTWT^-    35 

fr  1  fT^r  TTwrrrwreT^  ^r  su^m  i  w^^  fT^^^^r  inf^r  ^irt^wT^rT^  ?Tir7nwT: 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wi9s.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  47 


30 


10 


358 

Twpnrrsrnreci;  i  jt^^w  wfctäinmT   <T^Tt%^t>wtenr»r^  i  <i*nm<fH<i;  i  ^*n^?ft 
*rfetff^mYfa  fTf^w;  i  ^t  ssnftfl;  i  ^rv?^  JTffaf  ^;  i  wwfa  ircrt*ra  ^nftfxr  *ft:  mwt- 

TT^Tf^  II 

TfÜ   T^rf^^T^i^T    II  ^  II 

Tpr:  wrarät  *T3wrre<T  1  *fr  swr*r i ^^rr  *«n<<j  -^r  ngni  v$% T*fTrmT  <reFfrTt 
1  Twrcr  ^  ^t*t  *T*fmTT  f^rcfw^rf  *r^r>lf^  w^rnreTirrar  i  ^rer  ^  t  w^  ^fTwr 

fWI*l  I  «t«^  ifH^R^ftxrftT^^rRT^TWr    t*N    ^ff    *T^fa    ^Tjnn^faffT    t^^fTJT^    *MT$  I 

iN  *rfwr  tlrfrf^rff rj  tf  Tnwrratara^r  ^ifterr  ^r^wf^w^T^^nTT  i  wr^f  T^ift 
20  tfTHi  «^tto  ^infrmwreT^i^fa  *frwr:  ^Tfirr:  *f%  i  *RTRfannf*i<*if*roTO  *r^t?Tr- 

uhtoit  *?TT%*rfaviA«tTOrf?Ttirsr  fwnjnfq  *r  rr^rn:fwT^^  f%t^^rf?r  i  TTff^r^rr  fTfrTTT- 
^rttprra  ys:  '^t  &*w<t  i  iwRfir  f^nn'ni  i  rr<r:  ^rfirf^m  *rr  i  ^  ^vfm  t^Ht 

25    Jlto^TST  f^WcTt^f?T   WT  ^T  *T*Trf TT  f^n^T^T^Tc^  |  ^T^Tf  ^füT^T  ^fTT»R1 1  TTcft  ^t%- 

7T^  w?n^ffai*n*nfi7  ^rrf^;   rr^T^^  fw^rw  <*Om^!«*h^  ^rr^Tjf  ttstt  T^^f  ^f 
30  f^f^xsT  t?w  »nniTf^  i  frff  iwnrfa  ^tttt't^  tf^r  %tt^t  ^tv^i  ii 

^trr  ^rrf^^c^ran  ii  ^  ii 

Y^:  IWT^fT  TW^'^^in^t^l^T  5T2WVT^ I  ^T5I "dl "cfl -HTf^'fTTüf^VT  TO^  IT^iZ^tlr  ^T 
TT^T    ^TfT^fllfTrT:    WR?ft    ^TTTJT  THT^^I  I  ^fiT   »n^nft  I  ^i^TT^Tt>WPflfa:  I  *T|rrT- 

^^WT^^g  »ttr:  i  rnr:  ^ft  ^t?Rn?fi  fan:^  i  ^r  ^fiT^t*^;  i  f^T^^  ttti  i  fT"^  ^^Tf^>ü: 


359 

^f^ft  *rr   d<i«n*n^n^ft  *rm:  *RT<T*RR^sm  i  ^^4<i   vrrrwTff *irt  ^rf?R^  i 
girrte  jt^  ^thtw  «tper  i  T<*Jfö>rre  <"  ^t  ^r#trR"R  i  tt^t  *rr  ^TT^t  tt^t  ^rf^^r 
qR^Ifwren  ^  f^wf^T  r^\rtr  ^rTfTfw  ^r  i  ct^«t^^  t  r^rcrst^Rittw  *t 
rh*<«r  ^r i ^i^^sRRR^Trf^TrRieT^rR^rR  tw^  ^^RTft^R^i  HrRf^wR-  5 
f«ifa-d   RRHR^rf^SlM** ji ic^  1  trj^t  igcfarcfcf  ttrt   TfaHRfr  f^R*rR  1  <r^«r  rriiiRT- 

■TRRRTWt^TW  ^TRcTT  WR  rTRfTT  cTTS^JTRHTft^RT:  fTO^JTRR  3?j^rr:  ^f^IrR^T 
VcRRT  ^R^lfW^iRf  RTJ^^IR  UFTT  *r3#lRRcr  ^TW^'WT^rRf^  1  ?rtf vre  jpr^- 
^UTO^r    MMCRJ  cTTTt    S*ft    1R^*R*^|  7RT:    *TT    *TRR~t    ^nftffff    ^TR*     rft^Vre 

*r#Rrr  *R?rfcR^rere  ^mf^rrTJTrt  1  rre  *rct  twRJRTTfR^ci;  1  wft  TRRfwre   10 

*RI*RR  I  *RT  *rRrft|pW  tj^rfTT  TTtw^T"^  rTRrTT  RSRf*R  STTSR*  ^HPTORt  |  crff 
JRTVR  ^TWTtfT  »Rcft  I  *TT  TTRJ^R^  fWrTt  TTlüft^^TT  I  IRTVrft  frfSRTTreä  IRrlT 
TH:    *i|UMH|i*rl  I  TTcT:  JRR  ¥T  *pfi  VJRf  I  rTrft  R^öffY   SR  I  ^    <RIT:  VRWT  VgeTR  I 

^arr  RRrr?qirrwrRR*TRj  1  ^rrfq  ^iti  rTch  1  re*  cr  Tjfr  vre*  1  ^^^rsiTg^  «ttrjtr 
VRfife  1  iswii  ^R^tf  *R^rfr  ^:*<R^R3~re*{  1  <ä  %%  TreTVRrft  sf%  1  sftv>  ^i<h  hipu    15 
^  1  h  -M^Vf^r^r  1  cT^T^ff  »r^rer  *tr>  SRrnj  f  *t^ttrr^  1  tt^t  fv^tr  vt^rt^it- 

XTRR:  I  RW*fiTT>  rö  *?R  T^  I  cT^ft  5*rrRR^1^  I  *  *  *  fTSTRfgWR:  1R  ^c^T- 
*JM<d«p<l,?n#     tTj:^y^Hd^:*!RTVftfwreT:    VTO    *T^TWre<T    <T^3RTR    *ft  I  ^R^I- 

fadudivt  rö  *rvrttrhr  str^itt^t  v^^Rmrwr:  ^"R  ^TR  %rR I  VW 

HH   Vf   V  *R<*Rjft    Vff Tlft    VRTRR  VRVT d  «*  U'RWT  I  ^t   $t   ^rerRV*T*fRn?cH  •)  «iTT-     20 

fadcMsKi^rrerr^m  v  f%5rf*T  i  rrff  TRR<ftR  ^rfvtRR^f%rT*nT*jTn:  vffaftf**  vfc, 

wr^nft  fT|rrRfRnSi^T^i  ^Rf^wr  R^^f^j^n^;  1  ^  ?Tf ttrti  i  ^Tfr^n  v^v^  1  cr: 
m\*s\\:  *R*rr:   tt^^^t^^ i  jRt  ^"  ^raRrCr  ^rr^TfcT  ^r  1  ^i^rRi?j^"t  ttt:  ^wr^n^ 

TT^^^rf   VTRT^rr^if|^f    ^RT^I    <TTfTT?iRTr^ri:  I  W^IT  ^  ^T^t^RfR:    *R^TR    W^WI    30 
^ft&   ^TXTf^R^i:  |  -QW[   W:   ^'«ft   ^T   JRTT^TRf    ft^T   ^tVf%IrT^:  I  ^(f   *R(^   ^TTRT 

wi#  iRRfTf^r  i  *rf^;  ^^tr  v#r:  f^ft  i5«n:  iR-n;f*RR2R  ^^Tf  ¥^wrTf  fwrf ^ 
»rwt:  ^imisstfl^rfa  i  T^t  f^Rr^t  f^^-?!  f  f^ftw  ^rg^T!f  Tr»t  it^trp^r^t^r::  i 
tr:  ^t  v#r  ^ff^t  ?t»r  *r^*tr  wmlT<t  R^if^d<*lH«i  TRT^ft^f^fn  i  wt  ft  tr 

^RRf^RRT^If'RftTfTTr^TI^iTW     RVT"?I     3R*«rRW     f^     in^Rf^  I  ffff:     ^i^TR"r^^rt    35 
^SR^TR-R    ^RT^I    \RRVr    TR    <U|l«rt<*lf^^    TTTt^xfR  I  ^T    <J  ^it^t^   TT^|  |  cT^ 
^RRrftf?T   tWT  I  rRT    ^f    RTT?fR»fR    ?^TX!T:    ^%^T   R^f>T  I  ¥T   ^T   ^RT^t   ^T   TT^Tjr 

47* 


360 

*w  wir^rr  f ^nf^^rfwf^^^f  *T*r*rr  ^*tt  ^ppiT  ^tTTr^rrtN  ^  xr^mrfTni^  irfw^w 

TrarrwunzJ  f%f^^Twr^  xn^rr^fa  ^ft  Tr^«m  i  f*R  3i7;t  i  rra:  ^fpft  Trarefa^irn: 
5   «rr^i^rRfTr  rrff  <?rq  i  qftcjTfwrcrei:  i  irrere  *rRrf%i<Tcfr  ^T^fr  f^rri  f^^t^rr- 

20  tjjt  wrc^m,  ^T*t  i  ^f jtbrt  *w  inrrcrm;  i  <t^r  ¥  ?n*rfa  wrefaiN  infM^ci;  I 
rnfr  TT^ref rwmrtf^rri:  i  rTrrer^f^j^   «*hnc«imi^c^  i  fT^wr^fr^ifro n i fa ?i^fwr 

^rrer^NFft^TCira^rftfrTi  f*raf*rfifM*tfifl<t  i  ^rnrfa  *j%^  f^nreT^wm  i  <rff  wt^r 

25  ^rrT^Tnf^  vRT^nf^rö  t  ^^RrfFr  ^i  i  <t^t  örtt  ^:  xf rWt  ^rr^s  i  rT^fif  v^rt^tt 

^T^VfTTf^t^tTcr:  i  trefft  ffT  ^rnnreT^T  ^^n^<ft  Tr^rfrT  i  w  f^frrwT^T^   afrxn^VfTT  i 
rT^r  *rr  »^t^^rfH^rrrr^rT  i  t^t  ^T^fr  *rf3f  ^rTn^T^Frft  wT^RJTft^ft  wcfft  T^^rr  «nnft 

30    ^T  1  TpT^i  jf^W  'FNT  T^TMT:  ^f'TVT'f  JT^jn^iTT^TI  I  tRT»?  *r^  ^tt^  i  ^^■fazmT- 

fff ^  ^ff^fmfr  f^xr^f  t^flr^r  fT^^^Hm^^RrTr;  i  TT*ft  ift  rT^f*n5x=R^T^frgmTTf%¥f7T  i 

35    ^fc«mt   i^Ftf?T  I  cr^T^ft    JT^rT^t    ^TTITT    fT^TT    ^    ^«TT^  I  fffi:    ^fpft  ^TTxrflRTXTrT^  1  TTT- 


361 

ft^^r  irnrcirreprRpini^  i  ^f  *rrrfjpiT*pfiT  i  icq  ^  *m  ^r:  i  *^ranf  rf^Shr  ^nfa 
wm^ra;  i  ^fw   ^ftrn^T   ^f*m*j:  i  rrf   ^'RnraT^rraTf :    *m*?r   v^f   ct#  tih^k i 

Tfa  ^rrf^np^T  ii  38  ii 

faf^  mft^TJft^T^r rrf  inszY^rrtfrc  i  wt  &  *mRrft  s^wt  tt  ^m^rre:  i  |  ^Trefrrcnrg-t 
$iOh<$  TOrr^vrr  fwrro  f^förrT  f*r*rö  ch^i^cTtct  *mm  i  T^n^T^r  Trererrf 
Tmw w*rmfz  erf  irm  i  cTct:  *n  ^w^fmrf  mr^fcf  ^  i  ^srero^föv:  ^rrftrerm:  i  rrifw 
^w^rratr^i?  $fq  «t  qrg*r  ^fararer^r^ im $•  i $f%*ftfTnr:  i  tt^t  *t  ^rf^rrT^wre  ir^rra 
^r  i  '^^TTf%1>rc^*nfornfrratf^T  \u^fT<rr  vvrfct  i  <t^t  rrw*tTTfVT?f?pn  *ro  ttwt   15 

*rf^TT«RiT*rra3 to  1  Traft*  3^mtr&*rarT*fT^irn*rrrr  fösjmwfTräre^:  wtTOwftrr.  w*u- 

*TrnTR  I  ffff  IWRfrT  ^TRST  TW  *^rft  I  UrrfW^TT  <TTT  f^HTTTT^Ttt  I  *T  ^  t%^T- 
Tfa^TTWrfTT    T    rTfrTt    ^rf^rfefrft  I  rffi:    ^Wt    S*TP?cf  I  ^n^filfr^T    TWTWfrf  I  HrTTTTTOT-     20 

TT^rnTTT^rj;  i  <3^rpflf  ^^ff:  ^rnrfT:  ^ff  1  trf  ^tf^irf^^^T^  itcB^tt't  ^  w4^  i  ^t-   25 
ftrTR^ft  ^wr  ^wt^r:  ^m  rn^rw  1  tt^t  Tfnn^ft  »jpst  TT^TT^rf^JTPTrB  rf|rTT^^rr- 

fT^!rr?T  TTT^rf rf  I  TT^tT  f^Wtq^I  ^rf^m5T-RTrf  |  ^TT^T^tt^:  ^TF rtpT^ftTrft  ^^TTT  |  IfXTTTJr 
^t^^KMVt^  ^frM   ffT   Wfl^TTTr^trt  I  TU  VWfi  T^fT  I  ^T^WT^rfr  «f  H^fTr^  I  rf^T-     30 

^r^  xrf%^r  ^^^  t^t^#  i  rt^r  TTrj^  ^^^frH  f^vrc  M<*di<^^rfrre^ i  rf^^^rrTT- 

f^TfTTfrft   TTnrr^mrr^tri;  I  W  Wi:   ^Tf%  1  rf   Tm   ^W^  r^^  I  r{^T   ^CT  ff  Wff f^f^T^T     35 


362 

w^i  <*<!i^fa<*H*iMf*Pzrci:i*;f7T  rff  *Rftf*^nft^hr  ^mrfm^^i?rff  IWr^fftfT^^X?^- 

xf*  TT^f^fcff^rr  11  34  » 
*nfTPft§w*i  fr^rre  *ft  sfa  *Tff^rTf%*r:   tpptto  ^^fhmfirf^i:  i  ^Wt  ifa  fMT- 

10    TJWPf  inf^rT:  I  fT^T  H<fTt  "N^nJmTWT^  *T  HW'If  ^3?rfT  *J5T*ft  3TfiT*rrf%TT*TCmfa  M  £<  <TT 

*Rt  Trr%%    *Tf t^^t:  i  tt^t  *r  w^^Prowrf  ^mw^  i  <r^r*fr   $r«T^.O*wif*re  i  »tot 
^rfr  tf%  t^VfTM^  t*ra  *r*n  ^ht  ^TRT^nrm:  ^rrf^r  ^nwi  tt  i  ^ri  ^hniwre 

15    ^tTTWt^  I  ^T^TW   ^TTTTT^H   srff  f^T*TT^  I  <T<ft   *rff  *ffi  TT^TV*f  ^T^^^t   ^  I  TT^T 

¥T  TrffTrfäf^  wirfäsrHTiro  *rern  i ff rew  ^tw^t^  ^*ti«ii<^ i *rR?*n?rfw  vn^n 

20  T"^t  TCf^rapqrcrr  ii  &  ii 

stt&rvn<i  i  ^  ^fsnnfor  *NffNNrfTirf*n5rt  ^nf  *rR7f%  *rf^;  tt^t  ^tnftfwreriTOf- 
f%rafv*n  htvrt  i  rra:  mrnrcnn^:  1 ?  ^^  ^»nftwwmt^rrf^cT:  i  H-*«m  ■jwt 
£Rpfr^  i  ^^r^t  tw  'Pn:^  i  tt^  ^rf^RWf^r:  ü^^t:  i  <r^r  ^i ^ct  ^wfl'  i  *rr 
25  TTT^fTH^f^rWT'raT  i Hg:  iffi  %-^^flöi^  ^^t  Ji^«r*ii  Hf5f  ^n^rf^f^f^  dO^^i 
wtt^t  ^f  umi  T^w^m^gr^  i  «T^rr^f^^rf%ff  Ht  *n*%  i  ^  rrwttfj  HtM<d^^f^r 
jT^rr^T^^f^T  i  fT^raft  <\ ^ i ^fT^rnrfa *i U\ M^rr  fT^T^fv<*^^K^  H-^drw  f^id«(K i 
rTrfr  ^ftrwt^pn  J^m^MT  cWT^rm  ^f%wt  i  <r?Ti(?r  rf^w  wmf  f^rtw  hwtr  ^r?n 

30  -«rospsTO^Wri:  i  cm^ifr^'snf^ vf^^T^f^^^;^ *i » «i  :hh^^t «<  «^ w  «i  d  i   Mhr  ^^twt- 

^fTrnT  I  ^f^Trft   ^    dOi^fTT'ff    cf   ^T^VqWTT  I  rrff    TTW^    TmT^fTT    H^ft  I  fTf^^W^ 
W[   f«*44-d<.f[^rrt^  I  <TrT:    TTHT^tft   f?P?raWfa   TP^rT  I  rTrTW^T^Wt   fl[Wt   jfa  f%^Tr^  I 

ht  ^  wrt  ^^r  ^xrxrfH  TnfTTtVqci:  i  tt^t  fTr^fTT^  *t*tt*tw  ^f^rff  xr^in^fi:  i  H^sn: 
^f%vn%  f^rft^i:  wf*«  ^^^  i  tttt:  ht  ^farnn^^  i^  f^i  wr^ft^  i  £4hhhm*i3^ 

35    WWW.  I  TlrT^T^ST   wft    ff    ^^rf^rT^^Tf^    f^^T    ^Wtf?T    ^^^^T   ^^^  I  fT^T    ^^ 


363 

f Tff^fpRfi^J «11dl  <JT^T  ^fiT^fflrj  inT^f%  *rf^    <T^T   *T*TOf^cT^  II 

Xf*  ¥Hf^3T^^T   II  ^©  II  5 

fTTT:  *pr :  TWRffl"  ^«iJHifwpr  f^Rifir^:   tjtrt  xrfw^fir  ^r  f*pa  i  crff^rr  f^nr^i  *ft 

rT^TTrä    ^3T^    ^   ^    STZpTt^Tci;  I  TRU^T    *TOT    T^fiTTt  ff    «KIH-IWT  I  *T    cT   f^ft^T 

f^rä  xraiihft<t  i  fT^n  *T^-nnftf?T  ^■RTV^m:  i  *t  ^  T"c^reT<Tf*n;rrr  i  tt^t  w^wf^n 

'IH^K^T'Nt    fiTSJ^rfWt    ^T'ST^rT^Tm  I  *T    cTR3T    *T^J<**g    fT^T   f*Tf^5j  I  *T^5TT«nft   ^ 

*nr5rr*nr  i 

*ra  ^ara;  i  ?f^w  *rcf?rfiT^  ^rw^tt^t  ^ni^fhfu  i 

Traf^ipm^  ^t»t  w  sn^HR^rreT:  ii  15 

T^rerrft  *rf  Twtf?r  *rwr  «T^rr  fwmnf?H]i  *Rrrf*r%  1  a*r  wr  f^rr^'frfR^^mT'rr- 
faHfad/M'Rai  f^rVsfr  fsrwfa  1  *;f?T  ^^r^it^vrRrrw  m m  m  -m nfö  \  cf^nftTProf^ntcror  <rf 

WW5^   «TW  I  ftff   IWTWfiT   ^HTT^^T  I  cf^T    rnnf^V  ?Tt%^m^  rpJIT  f^^TTTT^fiTfT  I  rffi: 

ir»rPfrft  f^TT  ^resr  ^pfnsrrfa  ^ir^nsr  t  nftf^ftfir  ^r  1  rr^T^ff  7t^ti*rt*t  to:   20 
*ren?ff  itHt  iftTHr  1  *nn  iwprfa  i  ^RftfHn  rrm  ^rrfTft  1  *rer  im  ttwt?*^  *p*- 

\»  Äs»  ö  v»    v  \»    N 

fTfr  1  <vsj«*k*jj  ^n'im  TrnrRit  wt  tf%  1  ^nfn*r^  *-mf*reff  1  ^nsri  w^twrvrcre- 

f*Rtt  I  rpf    *PRT    Wtft    T^«*K^ir«d«**1|^J|T^T  I  <rff     TS^TTCt    ^["WT^ni^r  I  <T^T    *j 

tjv  rr^rr  ^^^Tf^r  T^rarrft  i^^fr^t^irTfR^^T^f^^i^^r^rf^fffi^f^i^Pr^'RT  >*^r*wr-  25 

W   ^ftrt    rT^fTT^^T^frf^ rtJ *l  <*  1  (t  I  ^favnsi  f^f^mT^^T   trft^T'T  f^VT^I   f^TTTT^  I 

Tarefw^^T  ii  ^c  ii 

rT^WT    f%XRTf^T3ft    tw^T    ^ffrTf^refTT  I  rTWfT<TWt    f^T^T^^^Wtfi:  1  rT%rn^T^fTff 

^^Hsi^wr^  *i«ww^  i  ^  ^  t^n^rff tt:  %fn^Tt  ^^t  H^fri  ^ffV^rfTT  i  cm%  ^rr-   35 


364 

wr:  %rTT4«K<^un^  rtttt  ^Tf%f%*r:  i  CTröäcT:  %rTT*sr*ft  ff^wf^T  *TTrcsfta:  i  erat 
twTfxr  wm  wxjt  irrtet i ti^t  %cn*nc  ^snRcraT*Tj*r^ri!Tsra  ira  ^r  Trft<r:  w<faTf%i 

rlff   TWP*f7T  JTOWurri^ra  I  TT^T  %rTT^T  Wf:    WT*WRT  ^TT«1*sl  Tl^ä  «TT  ^mR-TSra^  I 

rffi:   TWT^fft   f%^TT3Tf7WTf%TfIT   ^m^TOrT  I  *T^T    ^T^r^r^ffcT    rTrfT   "WTlTT^ci;  I  cTfT:    *n*t 

5     ^xg^t^ri:  I  ^W    TOTRrfcT  I  %cTT*?W%^   t^TTWtrt;  I  *jf^   f TR^TITJT^t    *T§^TftTO?rf% 

10  ^^nr^rnft^r^^T  ii  so.  ii 

■R*TT^<ft  ihrt*  i  iripiwrnT  |»TtfrT  i  Tra:  ^^r  *wre  i  ^w  ^wrara?wnfi!r  I  tttt^TT- 
*nfwrc*fr  i  cht  ^fz^rTRrr  w^tt:  i  *t  <j  ^nn^rfa   ^^r^Tfwf f%  i  <t^t   rT3*raTf*PT: 

i5  ^  ifxr  ^^rr*rfnTT«fiH  f*ri  f^rnrernn«:  i  ^r  *mx  \  *i  i  <*  «giTOPPHihr  ir*ft^  i  <5ro^ 
w^r  wr^t  *rfr^:  i  ^  *ff  sf«?  ^^fan:  ir^n:  i  t^?*n;wr^"rc'f7ra  *NNfR  *m^rfa 
t?t:  *rnj  ^^rft  tt  i  crfif  ^rnf  T>VTfTO?FT3Rm^ra*T.  i  ?^rr  ^  ^^r  ^TfT^rmT- 
¥t%^T  wra^  i  -R^ff flf  ^t  »pTlnHt  v^  «mufirora  ^mf  ?t  ^tt  ^wtor?  ft^^ra  i 
Tran  ^i  ^  ^rof^  ^  xrf??c*mTlFT:  i  ^  ^  w*  Tw^vi  xif<e(,^uj  tt  *R*nflRt  *ttt 

20  ^^  i  irfTff^'t  trt  f^ra^rrf  cht  *rf*rf^%  ^r^T^^n:  w^rrra  *r  tt  *<r?w*  ^f?r 
TT^nftR^  i  *rt  jpsttw  ^  cr^T^m  i  rrf^^^tT^T^:  uj^«**^  ^»rt:  ^n^rrw:  i  *  <j  inT^t 

25  fT^Tn:^  I  R^TrRrrf^TJnRlTT^cr  I  *T^t  ^TJWVTri:  I  ^  WPffa  I  f^f  ^T  RZT^R^rrf^TWtXlf?: 
^T^<TT  RfTfW    fTT^TcTT   Tlpfi:   1^1^  I  ^  ^TlwY  ^fTTTW  ^^I^«**i-H  <*l  l^lfo  I  fT^  »TTf^T 

*mTW?T  I  ^f  ^  ^Wf^^T  TpTRTffr  w?k  i  ^^:  tr^TTsft  *w*rrö  tt  ^ftg  ^^^  i 
^WT%IW^T   ^TT<Jn^^^TTfR^fl:i  TTefT  f^T^T^^:   1  Wöjt>T<«HTTWr^  I  ^^m^TrT  T>VT^I 

*n<nn  R^ffT  rn^n  Rtlrt^^^Tfjpfr  ^i^nsrf  R^rtlr  ^i  i  tt  f^r  RcrT^ft  wT^f  ^  r^t 


365 
cT^TT   ^T«IV:  I  ^f%*Nl   *Wl    cTO   l^f^f   ^firTt   *PJT^  | 

Tfw  ^wrftifc^^T  11  80  11 

Tpn   lWR<ft   TT5RTT  JTT^nfa  I  ^t   ^ZWVn^  I  ft%  ^ft^q^O^l^^^sKUJgfTWT*;^- 
"^lf%  *rf^  TT^T  *TR  »T^ftlrT^T  TPfRfft  H|TWPrmirpft7XTfW  *t  S"fa  ITTOl^.  I  f^f^T 

t^it  ^irwf^TTTT  fh?n  1  ?nsr  w^rfV  %ffa5rep^Tt  1  *rr  ^  ^T^^nirnTT^^T  1  rrwaltÄ   10 

^grararn^rnNr  *[f*T,enrr*Tai  *T^R<rö  xrf^r^w  1  *rr  t^sfr^srep^ft  f%*mwra"  *jf  ^unt^rre  1 
ct^-t  TT^T^sT^i^r^TTrfrsrr  w*  wtFtqrfmrQ  irreres  1  <T^nfm%  *nre  ^rw^  *rr  *ra>- 
ttw^  1  ^nNro  inr  *r^r?fr  h^t  H^nrfirfinT  *preT3rTTrert{  1  c|  Vm  d t  ^*anpnsrr-   15 
*i*r^rr  irren:  irwrrT^  fwN  ^tw  1  <rfif  wr^rm  fa^TT*r  w*f<T  1  *  *  *  1  wr^rffr  f^rr- 
T^rcjfa  <Tf tt?t  ^  ^^t  1  <re:  iwnnft  ^*  irra  fJK*j^  itffercj  ire^  i  tt^-t  ^rsfit  ^^  1 

*TT    Wnrffi    ^W  I  ^TnrfVd d  1  <<**?T*f«M fa M*1 1 <H «fi    ^rftt    Sl*l«ft*U^V:    Trf*PT    *H«0 

^W^faT^TTf^xrragsrd  T^fag  t^t  TffnjfNr  *rar%wr3r*T:  vft^t  vprfwre^?T- 
^xgT^^mrr^ it  T  5?  ffraif^  *rf  *ftf  *3i<rr  s^rgrcreT^  1  f^ura?  *r^T£r*i  s> cr^wt  20 
wrirra  %T^rrf*n^^'?mT^T^  tf^snähr^Tr^^r^nrf  f^*rr*n^TT  *re<$in*i«!m<fr*r*rfl;  1 
*rr  ^^t  ^r*  -m*im  *rnfnrre  1  ^  ^T^^ft  rp*  ^THjrf ^  ^i^^?nn?rr?!rra  1  cTcTt 
iwwf^d^<*i<ji  ^f^t^^rnrr  *r*n  ^^Tf^f^rr^wt^TT^rm^'R^;  ^TTrrsrccR^rf'erflT 

d<«i^<^df  wi  v^Nir  %^T^r  ft^fT  ^Rirm:  ^1%  *rct  ^^f^  ^  <*<m^  1 

*jrT  ^sjo":  1  ^in^Frf  xrf^TTjFf  ^  ^rr^^  Tft  ff  ^:  1  30 

TTtumr^w^  50^11  Rf^rrraR:  11 

xr:  xt^t:  ^titr  ^-d<i  ^n^r^Riwtm  i  rTrft  ^^wf^nwTF  t^i:   ^WN^düiw 

«•  >•  *  ~  ^»a  >» 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  48 


366 

imWrT    ^FfftftfSr^JT^  WT^ft^   ^    rT^T  ^TTcT  »R<fhl 

^fTT   W^Tft^^^T    II  8^  II 

*rre^fai  fa#n*  ^Tf^rf^rr^:  i  cm:  ^t  *t%  jth  <  «ngl TT^^^rrefw^H <+ 1  <«  in^t  i  ^röt 

cTfW^I"   fWT'Tt   ^f:  I  T^i^   ^fiTT^T   T<*rfWPT   f^rfta^T   f^^TT^T  TfÜ  I  cRftfeftTft   *pf^T 

fa*n^:  i  rnfrf *ft*f w  ^rrr^r  ^fw  ^r^^rr  irnHft  ^T^nft  ^Ti^Ft^n^^^f^^i^cft  i 
io  rr^T  f%w;"P?fT  ^nirfa  i  **  xrr«rf^re  *ft?pR^jr***TT-r :  i  *T^toT  irrw^f^rn  ^ir  *rr  **Nt- 
^cnfö^TT^T^^ww^re^fa^ft  i  ^^w^ftf^rr^;:  ^*n^fq  ^  fö^rwra  i  x?$ 
^  jt-rtjt  j^r^^fT^rT  tt^t  *tt5?  *r^rf%  i  w?  *r  mwi  ^rfwrr:  i  rfr  iranfr  vr&i  w 
snni  <j:  i  ir^T^Tf^T  ^  i  w?n  jr^HT^nftff  tt^t  f*ns? rren  i  ct^j  ^strct  *rt^w;  i  "W^t- 

15  ^rf%^T<jfr  *4h<«ii^  ^f^rram  i  m^m  *n?rt^  «nftei'crra  fnw<n  Ttwt  frfifrrafr 
f^pRTTi  w^r^nf^  »ftf^rfi   ^ra^^rt^  ^r^^rr^T  wsn^™TOTrf%^jTf|rfws'räix!r 

25  ^f?T  ^^Tftir^r^T  II  8^  II 

(Tri:  IWP*crt  TTZ^mftlT^Tf^f^TT^TT^^^RIT  f^«1  «|cfi«^TTf^T%rT't  *PrT*TT5RT*T  I  rTrT^TT  ^J^T 
iWTtcl  I  ^  TfTTWNT'm^^tt  ^TT^m^  ^  *inj*Frrt  ^HT^f^  fT^T  ^TöTTn^  I  rTrPr 
Tt7^^T^ftrT»T3TT^tfinfR<ft    T^ft^W    ^T    iT2R^ci:  |  "^W    3T»n^f7T  I  ^^rT^T^f^T    ^TT*  I  TT-^ 

^nft  smrsR  i  rrf^if^f  ^ft  wt^raf:  ^r^t  vsftr  fa*rf^m:  i  <t^t  TtTT^ft^Rnwr:  ^rrgwrTt 
f^mf^rn:  i  x^ri  tw*  *ft#  ^fw^^:  ^mT^m^"R,  i  rr^r^t^'nm^'T  irf^%^  i  ^t  w 

35  ^■mi^'nf?  ^  i^M  f^vrr tt^t  i  rn^rn  ^^iTtfra:  ü?TT^rrrT:i^T  ^  ü^^^ft  ^rf^^i 


367 

s*c^  °  \j  es 

vvk  ^RT^rnr^Tcrar  f^rw  ^rf*raf^7if*qrpff 3;  i  et  ^3?  ^n^  i  f wt^tt  ^ffiufT  irf^Fr- 
*ftci;  i  ^^rT^t^^Jn^rrftrrr^i^  i  rr^*r  fMrfsRTTr^nii  ^rart  t>*Tre  i  *rr*nTT*rRTTftrertlT 
«rron  ihrRT^Rt  ^wr^nftirT^T  TTf^fttf  Tf^rT^frf^f^  f^wirT^r  *«nf^ro  ?r»T5?n:- 

rT^T  ^t  ^hutt  ^T^mj^T  trr^:  ira^r  irra^PH^^j  ^Htw  wTcraTf^RT^:  ^wt- 

N  V*  CS.  \»  \»   Cs, 

^r^^TTÜT  ^fft  I  JmT^ft  *TT  ^Ul%  *rf^  TT^pft^cR^T  TTÜT^r  3T9RTT:  ^*TO^<j  IpET 
^fTOra    H^T^^ZTfl  I  TT^T     rT^HT^WITT    t^nfNf    TtWtaT    *#    Tn^WT*T*rf*TtlTTT     10 

¥f^:  xjtrtTSfftsrfwre  *rr*rwnfif  ^<rof  irräT^w^fU  rra  ^Wr^u  ^t^tctotwt  tjtc- 

^UlrOrTT    T>f^fmtlT^T    ^TtlT    ^Tpftf^    f^TT^mföf  T7^    W^TWT    t^T^T^T^TTT:  I  ^rT^TT 

WPrfTT  I  TT^Rt'rT^  ^T^  *T  t^TTT^tlT  ^T I  TOTRnfT  f«H  \{*i  l4^^RT^TRTftT  fT^rTt 
*T  «*H*ll*TT^r  I  cT^T  cT^tTWTS  TWTW3TT  VZl  'TOT  ^rr^TT^TTRT  fWKK  I  %ft  rf^Tsff  W[- 
t%%T  TO  TfrraT%^TTt  *Of«l  ^T  I Tjt  3RHT:  fwfT  J^TT^m^^T:  ftR^n!'  qrTTmdirtM- 

^t^t^t^  «t^|t*t  fw*psr  Trf^ni:  i  20 

^iwt  s*nj:  i  «r^lH  fwrfN  ^tttiH  g  *t?süt*i;  i 

^WTTf%n?T   ^H^   fqrTTJTT   ^tlre^  II 
frff  3WRT7T    eFR^fTTf  U^rTt   1J§   WT^Hfr*   *lf^    rT^TSPET  || 

Tf*  f^Wlfijp^i^l    II  8$  II 

Tprrfq  i^M«*iir  f^T^fr^^rt^t  faqfjmf^fT*regwftr?rTOT  Tnn^ffT  ^«*4j^^irr^T  25 

nr^T  ^g  ^TT'^t?T  ^  »T^fft  fi^T  t>vT^rrri  i  xfH  ^t  iwr^ffr  «frt>^;^f^  ^n- 
^wzrg  ^T^rf^rfTT  «*n^nTf^i^  1  fTd^Tm^f^^n  t%t*r:  1  ^^5tä^  tt^t^tIt  i  ^^rre  fir 
^ftt^^TWT  wrww:  1  <=TO  in»r^rrfV^:  1  ^r  g  -^ftirajT^^TtlTTi  ^[TT^ftTT^^  1  ^  w 
«D*  ml  4M  f^rr^i  M^^vt^t^  v^rf^n  ^ftif^!iTTft<Tttf^i:  ^fwf%t^  ^^^r  Trfwsi  30 

rr%  ^*«u^  ^f  m^r^^  i  rrfttrHra  fävrr*n  ^T^r'n^nttwT'  ttttt  t>vt^  xn^rtlfe  i  35 

r!«<I^MI'4^Mdü}«<M^T^     ^^TT^w^Tr^^^TTtffT^  I  ^f    ^TliW^^Tt>tlnT    ?[TT^ff1    TWT 

48* 


368 

erat  s^mTtu  ^rfcfa  ^fcra  ^r  ^r^rf^rw^f  5^^i 

*TcM  ^  |  tj  oh  *j  1  ^TTng^TJra^T^T^TJTT  WSTmi  I  SfitifcnrnUSR:  *T   <r  <TT^«fWrr3rf%*nrsTci;  | 
25    ^H  mVTH  J^f^nn??   sTSfWfQT  I  W^-WT^T^^Tf  rTT^t  S^Tf  *;  I  rrff   JT^tö  f^T?  ^PTO- 

30    Hft:  IWTWWtrTT^:  WtMJHHIÜ   TTf^UmTn^ci;  I  fTrT^T^TfT  ^wt  f^wt  «jin^k  1  Tfw^^tr 
wm  vs:  ^3Rt  >jTsr^^r^  1  ^  imT^fTT  1  ^^^f^TTn^iK:  1  ^nr  ^rr^ft  ^rf^R  1  *r  g 

35  ^rtwr^  trir^  1  <r<rt  5^  «*H«i^  ^ijrfTT  ^t  i  ^^<r*  f^^m^  f^^r'ff  v^w.  1  rnfTf^fn- 


369 
f^<ftr<H  KITTET  fT^ftT  ^Ä^TO^f!"  ^TTCriifl'  f%ir*T*T I  <T^"Ml*1*ft  ^^i^ff Tjff  ^IRfTT^rf 

f^Tf^rTfTT^rri  ^^^^TJTfij^  Wf^RT^T^fd  ^ *\  H  "I  ^^^f^^^r^'mf'Tfjre^r^r 

*frwr«w^  1  ^rrfq  *rf^rrfa^rrErofr?rfa ^h«t  *P$nfSRpfiihT  rm«prern;  1  <r<rs  *t;<tt- 

wf^frRTTtiT^ffi:  1  iWRnft"  cnrgT^  f*r*nt  ^^TWTt^  *t  *rr*nf7T  ^fmT^re;  1  ?t^«t  t^t  ^s: 
■^r  ^rr^^r^sif^  1  f^rcjT*ro  f^r^T*^*nmTf»T*rr"fafT!r  1  irmf%  ^t^t^^  ^frrnn^r   10 
^T^t^tt^ <* n cj^rerö  irwr  Tf^rnreKn ^  i df^^r  ^rmTrfr  *r*n*ft*r  AtTtaH^ro  iwr 
^npraTfa^u  *ni  twt  irniRfarR*rft :   hjtrtw  1  *r^r  «ft^jj^rniftTTjrö  ?rof  ^f^ 

«FYtRT^^VT^  I  ^SWVTW  I  ^^T  t^^mT'f  ^frg TRRITWnmTUfl  H  ** JM ^  I  VW  Hf$  rPSTT  XTfTT-     15 
fTrTt    SWt    TT^rr    lirRTf^RTT^^T  I  rTff    WRffT    *m  WT?  ^   ^f^^T^   ^Tf^fi^RTt%   •$f% 

xfn  ^w^wTfrsn^^rr  11  8m  11  20 

^raffa*  *rf^  ^TTZ^ftr  rT^T  *TTWrTf  TTff  I  <T^T   ÜHTRÜ  WHT  I  ff^Wt  ^raWrlt  ^nsnrffT 
^T  I  fT|TTT*f    *HM«h^T    Wt^m  I  rPf WT    ^^t   ^«W*!^  I  ^W^TT^    ^"^    <*fad«imT 

xrWhi^  ^rrff:  1  ^  ^fif ihr  ^rfTTsftr  f^  1  TT^fHff <t  Onr^r  ^rr  ^f^nft  ^^m^- 

H^HI    ^ET^fT:    ^ft^lW    W€t^fr    ^TflrT^T^f   ^T   f-f^d-üj     rT^TST^T^    ITTtf  üft^  I '«ITff 
T    ^1  I  7HT    «RTT    fiUM«UÄ^    ^R^Vff     "«ifl^fxT^T    f^^TWTf%  I  M^^ft    ^tWRRTWT^ 

tf^  t  ^^'fliidi^iMRtrnr  i  ^  ^nm:  *rfw«u«i  ^*^*<'*  ^ra^ft  ^rRn^r:  i  t?ör^t   35 


370 

^chuäi  mfRfft  f^TT^TRTr^nr  *r:  *räwrf*r  t  *tr$  rifw^Tt  amrrfiT  •»rew^  ^nr: 

\»        Ä  ^»  \*  s» 

•R^^ftf^T    ^T  I  "^^    &^  I  rT^T    cT^TT    «Tfl^raTT    *[|    SW^rRfT    RRVT:    ^TtVcTT:  I  *R*W 

^<Tft  *rahT  *r*trr  i  wm^i  wrfa:  **TWTfa:  *m  Trf^rnr^Tft  snrrcrTf^rrsm;  i  r%- 
fw  f^nzrawterfwRni  tj^tw  wm:  *rt^  WR^Rnf*  wwrern^nj**:  i  tt^t^ 

*r   SR   ^n^T^:   *n rwritot:  i  TR   ir*rr:  Tjf  v% fä<«r:  inrrfa:   *r*Rrrf^:  *^rft 

TTR3TTT    ^RTRIRITT^T    Wt   R*T    *R    ^Tf?    RrT    TTR.    R%fW    f*RTT%    ^^1^- 

^r^srfa'fcrre  utotor.  i  sr  <j  fx?<n;t>T^*!*R3r   crf  ^rfaff  chtr  i  *ft  ifa  wtit:  itwt- 

^t^TfaTf  cR"R  I  ^Hl^cr  ^f  SR  *lfN  R^fW*RRf  TR:  I  d^l^rfl  ff  *R  SR  gfR*T- 

10  ^rr^r^Tr:  ^re  *rt*p^wwri  t*üt*i  i  rT^T'fRjrr'R  föfwrR  »TRTiRiTTT:  Tr^H^m^ 
rwwt:  *Rf  i  inroTRV  f^sj-RTfit  *R  sr  ä»re  *d=M:  i  tt^t  r^T^r  *r  if^r  fire: 
■Rt^:  i  tf|f^5^  ^tvtt^tt^  tlreR  i  trtto^w  rt^ryjw  "R%r5sr  *wr  i  xfa  n*i 

15  Tf*   ^IZ^TttTp^TOT    II  8§  II 

jr:  iWRrft  R^nNRro?  fgnrftre:  *$r  tN^  ^t  i  rrfl^Trg:  ^^t  *tr£  1 ^R  f*RT- 
*R^Rf?R  *JTrfr*ft5f  *rf^  f«r«rRRfNTiftajT^ir  t^R^^^fiTW  iRsreR  wnii 
fi^r  ^wttfrrR^rfwfR^ifT^roTRs  WRrfhf^RRr:  ^t?f*re  Rirrc*nR**d«iRj 
7Ktii*rr^r  wr  i  <r:  ^t  ^T%  ^t  i  ?ftf  ^ttjttrvr  ^n*  ^rrt:  iRR«fr  *rt- 

20  <^ftct  |  rP^I  Weift  Wt^it  ^ff  "R  ^T  I  «T^fWR  ?*RRT  ^R  I  cTORM^MUtl  t^TORR! 
fPRIT   %%   SIR   ^WT   WRf^R   ^TWRr   ^  I  r^ftt^itTfa   cT4 14«^  M<^*<1^  41*17*   f^^R 

WWrR^xnf^^r^ i  tt^t  -Himi^iT  *±{\&\  w*unw<{  1 3*ftrf*T  ^»?R:  ^wwr^m  I  fTWfTfT  5^r- 

25  frff  ^"R^tg  IRT^fft  I  f ^f^T^  rT^T'ff  f^rft  ^  ^rfffö  ^T  I  TR:  ITHT^fft  f^TTTTTOfa 
T  (T^tTT  ^W?rf7r  ^1  I  fTrrereT  V2:  ^***sl^T«t  ^TR^T?n^  -JWT^fft^  I  |  IRfmfTT  f ^RT- 
^T^T  5^T^mT1^p?mt^r  RTHTTT^^Tt^WT^rl  I  ^^>fm^t  ^rfxrff  |  TTrft  «ft  rT^TT  ^t 
XTTfT!T«rf  ^%T   ^Tf  ^TTTT¥  I  rff  ^  f^rt^iT^    ^ITITR   ^T  I  WTäi^ftj  WtRfT   »TRT^m:  I 

35  t^WT%  I  iT^  ^^T^ra  W^T^  I  ^TT^t  i^  ¥^Rft^  TR  I  TR^T  ^  ^W  f^  I  T<["RT 
^cffW^<<*}d^li:  I  TR^f  ^  3TWT   T  WT'R  f^HR  Ri^IR  «T^rf^T  I  rTrft   ^§T  f ^TRT^RT- 


371 
^ffaTR;  I  rTft    WRtll    *TO^TT^T   f^VPT^TTrtf    T(f%    WT^Tf%    rt^RT*    ^TWfarlfWT- 

Tf^T  ^Tr^wrft^T^^n  ii  8^  ii 

^TRTt  TTOW^tll  "^    <l<ft   tf^T|f  I  *T  *fiTf  *R  ^ft<lf*ITll   'WW^^;  '  ^  ^  H^Tfö^-    5 

föwrwrfw i ^w  ft>  imr^fTTi f^fr^jt  ^tt-f  i*n;«;irHi  firö^TFT  ^rfrjrajirpsr 
^tITtt:  nt:  tr:  *röfta<i  i  rm  ^^mf^^hun^  f^>*rfq  £^*rra^iT>VT*rre  vt  ^nf^rRTi:  i 
(HT^ff^T  ^m^m  ümT\w  OnTTTfi;  i  <i^wt  sre^rrä  fö^rre  f^^F^g^rR^rrc 

rTff%ÜT?m^Wr^    cH3    Vf^W^T    ^T*T^c|  I  rT^WT    Vf^R^n^T^Tt^rRTTWr^  |  *T   ^T- 

wirr  ^i^T^  i  w^taf  *W  wf  frfw  ^^Tf%^:  i  ci^R  t>9I*t  ^T*rnrsrF«ir:  t^Ffr?   10 
irarfTt  fT#  irre^<t  i  ^ft^w^-R^TTs^  f%7T:  i  ^?^wr^^TTi(2nvmTiff  s«tvt<i.  i  <rff  ^if  t- 

^T^TUr:  I  tT^T«Tl*(-H*(Trf  TT^Tn^l^WT^^'t  f^fTT^f^^rf  ^  föVT*I  *ft*R  f^  x?^T- 

r^^f Wte^  i  ti^rttift  <tw  *nf  iftawr^TT^rrwre  ^tt  i  <t^;«t  *[f -rf^f^ 

>TR«W   TR^W   3[Tft  «fNr*WT*fVTRl   ^f   Wcff   f*T5RfT«TT\W  RTRR  I  rT^.cn^RT 
TT^tTO   JffiT^f   WRrRR.  I  f;f^T    cT^rareT    *TRT*XR*rf*sR«^p!    ^J^^THT^    TT^TcT^  I  7[^mä     15 
«FT   f ^m   TWffa:    «*NNTR    W^O^Ol^T   ^T  I  rl^T    cRTffRflRT    *TTf ^T   ^IT^rT  I  «Weif   V 
OTirfTJPifi:    *RT*R:    *    »^^«^^    ^fttTT    *R^R  I  rf«T%    VR3TRT:    r|^fT«1«J|^>«l  I  TR 

*iwr  TTOinw:  i  ?nfr  >r«TVT^;^fr  i  *rt  *R«fr*Rw  wrnvgfä  i  rRtt^^^:^:  ir^;: 
xrr^T^fl  i  rft-  ir^rft  «pff  fw^rRt  ttw3R*rt<tr  i  *r  <j  vf^fi^r^^m^rM  -4  «mw ^ijr 

Tfft<i      -U^MF^M^  1  TRT    ^     rRVRI!RT«^n^tT  I  TR.fU1 F M (*R  WP^f^fRiTft    20 
»RrfT  I  rlfTR^   TTHT^tTI  I  rl^-RRWTTJT:   f^WTTT-H^T^ffl  I  rPri:   IRRrfr  RTr^rfrlf^Tnfa 

«t$tk  -ii«*i«wi*i^ i  if^vft  T**J^i  rif -h <f if%rr«ft<?R7iniT^ri>  i  rirfRTwr  ttwr  ^rfw- 
^Pifij  ^Tf^i^fa  wMt*iF*MFjri^t  q^n:^ci^^  ^  r*r^r  ^tr^irrrj  i  ru^m 

*f  FT    Hi t\M FT    *R<ST     $N    TJfT.fT'^mtiöj    ^ftWT    JWM  FR    T^T<'i,IF~.aTrR*R:  I  rlfrlt 

fsrer^i  w  ^fq  t  Jiw^iTf ?n  f%^^^T«rr^T^<ffqtli¥f^«rRr^5^'T^t%Tli  ^tt«$  «fTirn-  25 

^F>f«tH  I  ^  f^itd^rftFFF^  HT^t  I  t>f^i:  f  ^Tq(imTrfTf|  I  TJ^f^H^^^^  ^  ' 
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'i'WTf^cTrimtlT   Wt  ^T^TT>^ti:  I  cl^    Ff«^IT«1 1*,«*«^^  i^T^WT^TliTTirT^rRröltt  I  rT^fcrf 
>«frff    g>Wf     rl*^    ^TTT^nTRT  I  rlff    IRTRlll     «3«F%flT? ifl'TTT^n^'i    HW<Tf<H    ^rf^    «T«^nff 

^rtwv«t  wr^n^T  *WII 

^^re^wTtrirw^T  ii  äc  ii 

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rl^T^ff  ¥TV?I  ^TTf%cm:  I  flri:   JPTRniT  TT(*i<4M  I  F«^FK:  ^   «WJT^   ^^«InI'';  I  ^TT^«t^ 


372 

TTg-dM^  i  <r:  -^t  s*c$<i  i  ^^rhiN  innw^r  i  ^rnwRTf*sr  *rt  ^«£$N0  tw  trt 
x\m  mrrf%  i  rr^r  ^rttt  *t?rmtt  i  <tt%*5tr  *n*RTT^T*rrcr5Rn  fwrwwr  wrtIt  i 

^1  f^Rf Tf^niN  ^rr^reRmT:  sfiRwr:  r*w  *tw^t  i  *r  wrtr  rrttr  ^t  vt^t- 

5    ^jRR^T    tlT^RT  I  T^T    *tlT    TT«r:    «JRTTTT^    ^rfaRR^J  M*K^£?t  I  TT^RFTTjrTOR^lft 

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10  ip;:*T*RrRrr  i  *r<fr*ft  *nfT  ^R-rcn  sttjtr^tw  ^fr^sTR  i  <t^t  trt  tri  *r?  f^RRTCT- 

'OTt^  TJTTTm  M<j**  I  rffNT  *^*TT*t  R*TT  *TTOT  *n*If  TT  I  RWcTfTffTT  I  rR^T^TT    rTfTTRRT- 
tf^rT    7T#  I  cTffr    W^TR  I  tTRT>T<T    «WTtU *(\*\*i*\?A*i *J  cff^tf  TT *T  I  ^    f^IRR   T   WRRT 

st%  iNfavRiN  Jitn^iif*  i  twr  ^Tf ■rt^  w^rtt:  i  T<*rfwre  f^Rrf  ^rt?  vm&<\  I 

TTrft  STTlPjft  TmHTlÄT^  I  f^TT  i*Wf?s|RTT  I  TR^TT  5R3rf  STT^R  TRT>V:  *RT  «TT*  T>^R  I 

i5  «t«rtt  ^^«^tr^f^R:  i  <rff  »r-ttt  s"R  tr  «tttt  twr  «ttst  4«m4t  ^rf^  f^rrNr 
•T'mf-R'pRr  fwre  trtr  ^^rnrag^j  i  t^ra^T  w^r  wrttt  HRtzrfrr  «rttt 
^  *rer:  ^nffarr^rRTSR  i  to  *rf«j  *t>j  *r  *rf*RrfTT  ^rjn^T^T^fRT^R  ^rfr  nfTO?  i 
tptttt  »rct>wf  **otr*tostt  t^t  *rfwt>üf:  «rr  rr^r  v&\  «t^rtt  ^Nrut  i  ttttt 

«Tt^K  T^t^  *tap*  f^MMdl^TPiR^RTO  I  TT*TR  f^TR  I  TWT  ^  TT#  JflT^T  «T*R- 
20  f^RTfTTTR  I  TT^R^  TWrefTT  I  ^f%V  ^»T§  ^  ^T^^TT:  ^S^TRnranff^  I  fTfT:  ^WRTTT 
f%rTTTfrt>Tn  rTf^TCf^T^T^rf  1TR<T(T  I  fTr^^tf  ShrrTTWK  I  cHTt  TTf^TT*^  ^4^*1«!  "^ 
^TITT^T^  I  ^^fit  5WcT^  |  <T^fTWt  ^f?^Tft  m^ft  ^^flT^T  *jftWT  fWT^T  WWrfH- 
^T^WT^  -H-RtTTT  I  *T  ^  Wrft  ^^JTJ^^W^  I  ^  «i*1"g"I*J%  ^TtlTf^  I  ^  ^  ^T^n  ^T- 
tlT^T  I  ^TJ^T^mwt^  ^^RT^fTT^Tf^?rR:  I  Tld  ^  I  <Ü  ^ZT^JTRn^^tlr  fT^T'TT'  *T^T*T5R  TR 
25  T^f%  1 ,3RT^%  TpT^rraf^R  ^Tf  T  I  TRTf  ^  »T^  ^JTf  ^  3RtTI  I  W[  ^  TT^RTTT  «T^T 
R^^K^J    ^r^T^UTTci:  I  rT^JT^^^RTin^    TT^IT    TT^JRI^T    fT^TgHRT#    ITRtR  I  7Td«sl«3l 

I T^iTRWTwr^T5Rwr^T  ^r#5ft><fT:  f%TT:  *mfrR*rr^T8reT:  i  rrf^i^m^  ^r  ?w>  iu- 
30   %tt^t  RVr^r  fwrf^r tr:  II 

T^^fit^^^T^^i^T    II  80.  II 

tr:  iwr^fft  wrT^^TR*  f%#^:  irfffi  tt^tr^t^^tt  i  ^t  ^rvT^  i  ^t>  ^t^f^üw^ttt- 

f%t*^rä  ^Wttlr^  ^rf?[  cT^T'ftflT^Tt  R^lt^RT^ I TWRfft  W^T^  :!^W: I  fT^<J  MM««IÜ^-H<- 
RfW^RTTrt  wftRIrT^-Rt  ^|j:   ITT^R  I  ^TR'fcR'RT  ^TWRTTT^Tir^  H^kHI^T^T  ^Rt  I 

35   fTO  irf<^«Ji«*<t  f^VTTRT  W[^w.  I  <T^  ^tw^tV:  v?:  i  <m  ^T^rar-arr  TfTT  ^-r^ii  i 

rRJ  WRT  ^fT^"  I  TT^T^^VT:   IT^TTcRT^:    J^TWran'^^Ttt ?R"R  I  ^TT  ^  ^T^^f^T^T  *Wt 


373 

T7T^T<5   f^^fTT  TTcPSlT:   iftfTnrai^fWTt^  I  <T#  ff  %f ^TT^T  H^TT^mTT^'?nf*T  I  TPTT*nTT 
f^TR  *TWT   ^RTR  I  TTR   cre  TJWrf^ff  ^TTf  TTf*T  I  fxT^Tf»TVr^f?T   ^TfTJTH   ^^   ^T^lT^r:  I     5 

^^rr#  f^ffcft  sR^rt  sfw  i  *raT  ^  ^rftfa  rT^hrr^fl"  w^fa  jcm%*^  1  tt^t  ^rr*if tt  ^35:  i 

^T^fftt  i  t  sR^rrfa  f^r*fr  sw  ^^rr  *#an  i 

rnftw^i  HT^  *jRf^rTfwr*rf^  f^wfta-  10 

*rraT7^irinrnsr   tjancreffä;  i  *  ^w  ^r^^^r^^^r   *ttti tt:  i  wT^rö^rra^^rrfa  i  rnft 

cT^nTT^tW  I  <J*   »T^raTfT:  I  *T^T   *T*T   VW    ^fKynf^S   TT^T'ff    cT^  Wtff  cT  SRfwrf*  I  rfrft 

OT^i*i*Br«<!r:  i  tt^  f^w  ^*i:  i  t^^  *t^^tt  wsfH  i  ttctt^ft  ^5T^  *ro  *r  ^r*pr  f*wf   20 
ü rT^gf%  1  cT^t  *maRrrtft^  1  w:  wotJ  ^^t^f  xrft^TT  *remfwrf*r  1  ^f^fa  -^ 
ctw^R  t^rrrrf»!  1  TTrrf^rf^^   *r^ta*rf%   ^ütt   *rrw  ^  irewrf*?  1  tt^t  *t  wT5Tir^!i: 

*rrf^<swTf*rs  i  rnrn^^t^  f^<ft^  ^^#  *rerfr  ^^r^nfir  i  ?T^T'r^T^ivT^#r  i  ^reftr  i 
%^^  i  Tj^fi^  w^t  f^fft^ft   i^  w^r:  i  xnfTJTT^T^T^ci:  i  rr^T'ft  -Rf?rf^^^nfxT   t^?^  ^1 

Tff\    WSIr+VÜT    II  MO  II 

j^t:  iwTwt  ^f^ijr  -jr^qfH  ^r  i  rnft   ^^^^r^ftr  i  ^t%  Tnn^fH  ^F^f^:  irufw:  xrr- 

f^^T^T«*1M^eh|<  |  W\jt     ^fwf^t^     TT^TJTfW     »T^rft     ^t^-     fT^T'ff     'l«*I*» ^3^1^  1 
cTfWip?T    TnfRfft    "^    ^TF^jftWT'ä    ^WfrT  I  dd*d<Tf^^Tf%r^:    tffT^   f^PCT    TT'SPR    TTHT-     35 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XXI.  Bd.  IL  Abth.  49 


374 

ttt^t  tt^rtt  i^i i  ?rat  *tw  ^tfwRTTvftrr  Tränst  iT^rnsw^irrf^^t  i  rT^ri  Jim^i 

shit^;  f^fTnrrererrcRTj  t^  «n<HMnn  t^t  Tmtf  t  ^TrRj:  i  «r^rr:  ^rxir  *nf^T  ^inf^m^i 
^cRft  tt*tr:  i  T^m  f^wfTTJTTijRTtrTtrT  fwt  t>§^  wrfa  ^rewrormf%  i  wrtrrnnT 

10  TT^mwr^  c*€r tt  ^fterr  TTTT^^rrf^fft^rf^^  •  ^T  TiwT^jir  f*K«*ii*rre  f*rt?n- 

(Tf^f:  I  rTlTre^-    WRT>    cT*Prro^  |  %^T   WT^T    Xf^r^f^TTW:  I  <m:   ^^t^T    WR7TT 

fwrT^rr^fil^iTH^ri:  i  t^t^rtt^;  i  rra:  ^win^t^ft  ift  *n*T^Tct  i  Tnnrra  rf^T'ff 
*rf%re:  xrrt^N  gS  trfrirrrcT  ttt^tt:  wttj  wrw  ?n*M"H?u^ro  T^nfNf  t>^$  TTTPsfr 

15  *rff  i  »RcTTwrfgTJrra^T  ^rtwr  "Prera  i  H*R?TlHT*r  WTnrarrorrfH:  u^rrorif  rnr  iRrot  i 

rTTf  ^^T^^iTt   TT^RnTT^VT  I  cHt  TTWT  T^rft^T  ^RTR  *T  WrfT  ^  ^t*T   irrfTTf?^  I 

^fr  «nramiH  t>tfarf*rffar  Twtera  f^n^rrvwf^:  i  tt^t  *twt  ttwr  sifa-sro^  i  ^r 

20  cht  ttrt^  i  T^*nmt>?w'TT  *r*frTwm^T^  i  <^  ^r^mr*? q\*\}$*\ ctfr^mif  fwr- 
t^t^tt  -r^tt^t^t^*^  f^rarraroT  ^ff  f^w^  i  <t^t  *rf^  ^rrwfTT  i  *rf  tt 
^tNt:  trnft  ^Tftfir  i  cttt:  *rfa*  ^n^  i  r«*3$d«siif*H  i  rr^-PTTTjfTT^Tjfrero:  i  ttttt- 

^    cf^T^ff  WWW  II 

T^^WTin^^T    «  W  II 

so  Tpr:  iwr^rfY  ^^ift  TTcrf^Tü^  i  rr^  « i  cj  iy «fi^  i  ^f^  ^rT^TTfTwt^  ^ifl'#f%^T%  iprwI 

^Erf^  fT^T^T^V?^  |  TTrT:  TWR73IT  W:  ^^fft  ^TW^«pfl^Til?Fr  Tm"RrfHT^TR^ri:  I  ^RnN 
ITTT^ftT  I  f^in^^TTfHVT't  ^RTT^  I  rf^  f^TT^Ht  TTWT  I  cT^T  ^^RTTt  ^RT^^TT^i:  I 
TT^T  ^ffTift  ^fi^f fir?n   ^riH^'n^  I  WW  T"tT  W*   ^fi^f  ^ftR  I  TrfT    ^T^T  ^i^TRiwm 

35  w^n^^T^  ^fr^n ^  i 

^■nOTTT^wt  ^  tt  wrr  t  wtt  wtt  ii 


375 

vfy  *R£*?ft  trf<*n«m  ^^rf^rfs^f^Rw  fsrwr^;  i  tRWT*rf»R^T  f^rr^r  ^rrererf  *n?- 
f*R  *PfrRrRTi i  rrff  inrref?T  w*rm  ^r  r^tt:*t  i  irt? ir  *r5j  ^wtn^^chO^i  i  <t^t  5 

WRcft    tTTTTWr-^    ITR<?<T  I  T    rrfTRi    TOTSTOTO  I  rTRcTT     rRf^TOR    ITR^R  I  rRJ 

jwr  iwRrft  TR/n^rrRWTwreT  ^^^^fti^fft  1  *ft  SR  crur^  wro  adn^Ept  w^^  1 
^rtr  iraTTW  f^r^Rrrc^  Rf  ar  *R<frrrfTrra'  trth  jn;fwrf*T  1  ^rron  R,<ft*fr  10 

^txft  ^*1lJ|^f7T  7rR$*T^TRf*r    JRTT    f^ffcf    R*T5?T  H^RntfirarfWRT    rRJ   TJI£r<Rf^ 

^^«iiiji^^HR^RRsr^  <R  HR:  ^r^t  i  uft  <  rf?t  i  rreRTRiTjRswRfT*fa  ^rttc^PN' 
«jfRrr  wr^rRt  rttr  1  ^*nfta«r  wrtr  %*rf^  rT^Rm«RT  11 

i;r  f^tf^njt^r^r  11  m*  11 

TR:   ITHRrft   *HR   US   inflf  <T  I  ^Rt   *OTR*  I  ^R    cRTT    arra*rP&T    T**fRTORiT1TOt*r    ^T-     15 
«T^fR   *R31T   ^f^    fT^T   *Rrö   »R3TT  I  fTrT:   IWRrft    rTfrTRt   f%WRN    *TJRf   ^H.  I  *Pt 

srjnfR^  i  *g$  xnrRfir  i  njfm:  wpotrI'  *r£WRj  i  <t^t  ^tt^t  «r^st  f  str  i  *  ^  «tt^J 

WR  I  5TT5T   ^TT:   fsfif^rfTT   U^RRRT  ^3%  I  rf^T   ^TTWt  *T  ^R  I  cf^T    «R>ST   *T9R*jfw- 
fH^rW^nRTtjnir    twOWcT^T^    f^^RTT^R;  I  cR    ^    TOrft    *T    fSjf^TaRfra  I  <?    TO  I  WR: 

rrt?  ^R5RR?t  *r:  **^T*nrRf%uf?r  i  *rö  «n^ff  i  »n^wr^r^r  i  ^FfalhRRTR-  20 
tf^frgftft  3QTvi<*?m:  irrent  irtr  i  tr^^^tt  jrwt  *nfRf<r  ^  1*ixk  1  ^nff  ^Tct:  i 

31TIT  I  fT^T'ff    ^TTT^TT    ^RFR-R    TTT^^T^fi:  I  ^fT:    T^TRcft    W*X*    ITfTnTT^Tim^TTfTRTf^rt 
TWT^fTT  I  ^TT    fttwf^^t    TRW?    TRlfT**  HI^««»niPt^     slHöK^^nf^rS  I  ^fX    ^TtSt    trf-     30 

^f?T   NR^IUr+vm    II  M^  II  35 

49* 


376 

trftfTTt^rr^  ^fr^^r^ftr  ^;  rT^-pfto^m*^  ^*(*i*i*<*N*TjrT^Tw  *ptt^  iw^  i  «rrer 

öfi\ff^V  ^BT*f  fW^lJT^T^IfllTlT^  *rT^T<J  HTPTJT'fa  WMdllfatfcfr  f^TT  f*TT*T55r- 

^§frrpran*wnspprprT~  fi^mirTfi  wretlr  ^mftreff  i<r^RT>T*f  rrrfir  *rör  *  snytft 

10     sfftST    f*II^rPffa<t  I  TT^T    W[ift    ^WR  I  WT5T    TOTr^TO^ir    f  WRT^    »rf    *<HMf%  I 

^^rfwm  i  fT^T  ^rrät  ^it^itt  i  tsrfaw  3r  srp*Tf  i  ct^t  srt^;  gp^:  i  *T^terrcprw  *ttü? 
15  ^frff  i  ^  *re?ft  t%i^TT>^T  ^  ^rcRf%  cr^-Rfarrapft  jm«^  *jw  tr;  i  t^  sr^^n^r 

t>y  ^f^  *RcfT   tffT    cf^Tff  JI*R*T^T^II 

Tfh  ^rnTWTSP^T  im  8  ii 
yn  iT*rpnfr  t^t*p^t*twwr*  ^*fr^  wht$  ^t  s^^  i  ft>  froFKhra^rapr:  irra- 

20    TO*RT    ^    TJTWRrj    WRTt%    fT^T    -5Entf  I  fTcT:    THTT^ffT    ^TTf  ■P?T\  I  <T|TTT^r*n^^TtlTfW 

ij#  ^Tlrar^z^TTF^  i  crf^RTTf«^  «t  ^t^^t  ^ttIt^t  qrJT^T^^Tjrr  w^t^  ^n«n^  ^t fr  i 

frf^TirTTfWm^f     3T^T^T^iftf7T     W  I  HTTP? 51  ej  I  <f^ HTf^fr^^Wff^rRi  K«U «I I Jl ^^TT 

Tfrl^VT^TT   ^T*TT   ^iflJt^iT    lUTTT^T^t  ^T^fff^fWlfrf^^    fT^T5P|T^  I  fT^T^M^ir  t>W- 

25    ^^ft    iW^TcT^  I  TTlTflT^   ^^T^^r^T   ^rt   tftt   ^T   If^m  I  ^f^  ^  T  ^Tf  t   TT^T   TTf^f^TT- 

wt^-m  TTt^t>TRrattf'^t  ^  ff^iT^riT^  i  *  g  fT^T  fPR'fe^T  Tf^TlT*fr^*rt*rre  ^TT- 
^rtci:  i  <r^^  tjtt  tO^t:  ^s  3T^«fflT'm^;tlrfTr^rRjT:  i  tt^  ^^^^hWüt  ttw^it^t 
^wt"^  ^tf^T^t^^'T  *iwr  Tfnfwr  rrm^T^T^T^  i  tttt^t^  vrflw  irw^  i  5r»t  itt- 

30    W'R^rRTTm'T  f^WTflrT^T^  T>^»1+J^HTt  I  fT^TW^r^itf  ^TT  I  f^P?^   ^^fiWT^  I  ^%  inF 

xfii  ^  ^t  vcm^  i  rrff  ^^rr^^TTf  aw  <nr  ^r  trt  ^rm  wr^ffT  i  w  ?^Ri^f%^ 

t>  I  fTfT^    TTHTft    ^^TrTtlT(irf^^n^TgR:    WT^TtT    TfWQ  I  <TrT    ^f?T     üfTt>^^T    TfafWT 

T>iB^^\ä5frTTqiT!^T'R'71T    ^K   ^TTfT^^TW   Tll^t  I  cTcT:    ^fpTT  ^rft   T>^mT^T  f%^T*TfVW 

35     rn^:f^t>^T^'PW^VT   ^WTT  I  cT^T    fTfW^T^^SRTnT^TlTflpJn    ^T^TfTT    tlT^W:  I  TT^   ,T^T_ 

Tmwn:  xrnftlfg  i  *^Rn|T  ^^^fH^fH^n;^  tpMit^t  f%rwnro^  i  rrff  inrRtlT  »r^sif^ 

f^T^Tf^^VT^  I  t>W*p4w  ?TtT:   TTt  f«5  ^T^^^  I  *TT  rltl^Tt  ^TTWTf^  ^T^T^Tfl  I  rT^T 


377 
mn    ^TWfTT    cT-RrTT    TTfwfq    T<fa*ff    ^WnSTOct  I  rT^T^ff   f^cft^RTt   fff^Tt   jSfiTfa'in^ 

frr?n  rt  f^Tsrjj^H  ^r#f7T  xn^^ft^rr^ i ^rrerN"  jftm  ^t^itut  m<jh«$u*j  ifMiw^i-   5 

^fW  ^W^WT^TW^T    II  MM  II 

Tpr:  inn^wt  ^fa  ^r  *wgri  i  cm:  *ft  sfa  ^*n^  i  ff^  fxrcnraras^rcrrerfw^iir  wr- 
tt*t  ^rrr  i  «ncwr:  trft^JTOT:  firtH'^Mch:  i  tt^t  tt^t  ^fiTPrmwr  i  ^mt^hr  ufTtww 

Tri  wirfaTCtro:  fM*w<sMw  T^t%  3R*farrarensff«r7r  trnirij^rf?T  ^r  i  ^tf Tiff  Trftsrw 

f«*H<!M^1'  ww^t  i  ^rf  im  *rrowr  xrarorrcl'  if^r  i  <t^t  firesr^^   crsRT^ct  i  «* 
^t  ^rm  i  rnfr  ?if urravTfsr  i  ^fi^rf^"^^  f*p*wr^fr  *rn*rain  i  ?nrat  s^rrf^ftrrt  20 

spniTT^nir:  *wf^r  front*  1  rf|f^  «rcurwrcnr  1  t^t^  ^rraftr  *mf :t%^t  m^^"R:  1 

^^TfxT    rnfmcRTt   ^i^T   ^rftxznfTT  I  XX^f^\IW^ft:   ¥"^^^Tt^tJ^ft   iWT^fT  I  cT^^   Wt  WT- 

^^ruT^g  im^rfTT  1  Tfn  ^"Rr  ^t  frnFä^^  wtw^^^ti^ci:  1  TTwr^t  ^msiTTt^fi  1  ^t  25 

gWTf^^T^T    ^fiftm  I  fT^Rf  5RT^   TTWT  I  *lf$    vWm^lri   fTTTf  f^T^t  f^VT^ft% 
f^d«IK  I  T^T   T   ^T"W5?Tf   TH^ftWT??T^fff    TH^tS^ftf^fmT^^TSRTt    T^fi^Zl   ^t^ITf^- 

MfiK«mi^r  «rnraf  ^rt  Tnn^«t  i  <w-  ^»w^^^:  i  rr^T  ^nrr^;  ^nr^fr  if^r  i  f  JTTnrfTT  i 
*t^  5rojmT  f^t^T  trtt^t  w^nif^ftf^n^  ^r^wrirr^T  wt  iTzj^T^i^n^Tf  ^^r^ 


378 

TTWTfTT  ?T  fri^rww^TOw^n'nTff^  ^»TT^^piTwrtr?iTTn^  i  <Tff  iwTTfw  TpfrevT  <jff"3f^; 

Tft*5>Ttf?T  »RSJW^T''   «l+H+liflf^  II 

5  xfz  ^zwrci^m  ii  m$  ii 

Mi^H  i  T"fa  ag-ri  uhu^^J  trt  wr  i  ^r  swrt^  i  mn*rfir  ¥  ^#  fir^gr^T^t 

10    öRTr^TTf?Tf%?ft^rf^T^^ M-ä ^^ft^^rT^T    ^%^T    ^Tri    JTR<? TT  I  TT^TT    ^    TTWW0    m^  I 

^nrafts  i  <r<ft  «fr  ^n^  ^:  i  ^t  fwäf^^i  frm  ^  ^rfr^t  sft  <rff  ^wt^^hihI 

iftr  i  T^T^f  wR^Tf  *r^fwrf*r  tw^  i  rrff  wrefa  ^re^to  H^nft  i  tt^t  f^jrn; 

15  fwre  ^f%^fTwrfa<nrr*rr<jrr*w;  i  jt^t  fä^Twrc  ir^^  ^  ^t  «j  *t  fT^Tn^^T^ri:  i 

wtw^t  ^nRTifft  sfm  i  *7*nR  ^rtsn  *rr*r  *tt*t^  fw«i*rrarä  f^mf^t  ^ftwwnr 

20  <rff  ^^t  »rf^vTri^n  wf^*fu*rre^ffaT  i  ?i^i  ^*rre  ^w :  i  ^  *refwTT*r*jf%rf  f%§ff  i 
xiT^t  3  ^rRTt^'«^1^  *rfarwrfa  TT^rn?fn;f*Tarf*rsrRi  TT*rf*rrt  ^gwiftrarrt  i  ct^t 

"T>rtw  t^iTf%  nf%  fi^T  ^ng  *r^cft  11 

^f?r  ^rawrep^njn  11  m^  ii 

^;  rTrr%  f^nrf*r^T  v*c§  i  rT^Tw^rq^rr^fr  i  ir^^T^:  fw^Tt  *Tf?wrrf  vir  ^r  ■gvzffrq:  I 
öRilt^^rRratq^  i  iictHidt  «Pf  t^  f^hr^f  i  ^r  g  ^f^^rri  vft  v^tt:  i  x&  wm 

-qrm*t  ^Tqf^rT^iffT'm  i  rTrT%  w^t  ^t^r^T  ^F  i^^ff^<?nwf^  xifr^Tt^^#  "R>rri!rr: 


379 
^TO^T^  I  ff^T     ^^r^dl     JWRrft    rltlR-n^TO    'TR    ^^t    ^VT^TTR    TJT;    ?T    R%^ 

*TRVRT    *R  I  <T^T    *T    ^RRTZ^T^TSTR^TR    *R*TRftecRTT.  I  ^rRTTiT    fcterR  ^   ^T- 

ttr"R  Tjt*raTf^f»r:  i  <t^«t  ww  ^f*rerc  ^T*rrf^RR*RTW3T  f^w  ^f^fnm 
^f^^rf  ^Twre  ^rai^ci;  i  ct^t^Pt'  w*rft   ch<ji  t*R*tt  %t  itrre  rr^nrr  ^r  ^^rtt:   5 
^  m^^rr  i  xf*  f^Tfrw^T^rf^^f  Tmfw:  i  crff  iwrr  t^^Rv  ^3  rit^ 
xjtt^tr  ^  <t^t  *rtt?i  *rö  rr^ff  n 

ipr:  iw^  mr^  ^  ^t  wtvt?i:  i  v*f^fi-^Tn*rRt^R  ^<j*ftftR  ^  tt^r^  *t- 
viiRj<R;irm:  WRrft  ^  v^f^"<|Tn«tf*iTrpfK  i  f^fr  ^rt^t  t^^i^rtott  tto  10 

^cT:  I  7T^RTT*TT^faWT<JR>   fit  TJ^TT*Rf?ft  I  r^fTT^T  ^rf^timVf^  ffT^  I  **R  *R 

^njfrt  ^f  *rtr:  i  ^ra  vr  ?[*fr:  *?WRRt%cT  R\mai=t:  i  fr^y  utw  ^rr:  i  t<t- 

fwrerrä    VT    <R>    ^ttVR^TRWtq    ^TRrRnfr  I  rT^»T    *ITiRftT*TRjf^R    rR    Tm 
^t>W   ^^T5TfTT  I  TT^mtn<HT^T^^^    «WRT  I  VWt    <R   WRcT    ^^RT^RR:  I  cT^R?     15 
^T^f^    *|^    f^TJTTrrre;  I  rTc^JT«m  [HW    jf^fHM  \*\  fWRTT,  I  cR    ^^Rf^T    *^T    fS^- 

^t^TR   ^TrT^nfr  I  TT^T   ^H^fT^  TT^R  R3RT^  I  f^   VR>RT*T  ffa*RT   ^*R   xrft- 

^wrvnf*RT^T>  *t^wt^tt  ^trtri^  i  TRT  i  ^:  *rn^  i  ^|f%:  i  trrr^  .xt^w- 

Wg?    ^raW^:    *nTRT%    fmW.  I  rf    ^fwr    *rVt    ira^rqT^RTSnR  I  cT^T    cT^R    20 
*R*   SR  ^4^S<J   ^TftefrTäRT:  I  rT^«T   ^Wf^RSR^^RT^T^T  Rcft  ftRJ*P^7;  TTR^R^  I 

7T#  ^  *rkt  <thr i  tht:  jrrwr  ^wr  TR^^n;:  *wt  sr  ^R^T^frg^rrat^Tr^ 
^^t¥:  wrrä  t%vT2naT^:  ^(^mTTr^rmT^  i  tt^t  rT^vrRwrerfr  cT^TTwr^  it^ttt 

M  5TRTtlT  W  I  fTrT:  ^«+41 M^^  I  ^t  ift  ^RT^  I  W^*T  TWT^fTT  I  fT^Pf  >if?f^f^^T- 
T^  I  T  «TTW^T^Ttln^rW  ^mTf^T  I  ^  H  f^T^T^tZT  ^IWft  TT.fT  fflf  rT^^Tt^nTl' 
^^f^T^    HrtJ<|*{RT^^f?T  I  ^"rä    TTW^T^rmW    TT^TR    ^TTW^XTci:  I  ^    ^TJRTT^T^    WT-    30 

rnsm;  i  TRn  ^t>w  fT^w^ltzT  f%*rer*rf%  i  rTriT^wr  fxr^^^tz  <  i  *\  <mafr^mTfr  irtw 
f^gTTWrf  \H*n3d<*<*Tj  t^t  t^TT"n3i  sr^f  ct^?t:  ttt^it^  i  h^trw  *t  g  ^^f^RTT- 
TT^^r^  i  y?t  ¥  h  5FtzTT^T?rHRT:  ^Rt  *rr  t^r^tIt  t  wt%  i  i^fi  w^  *n^r:  I  ?T^T  tt^tt 

nU^  ^f^;  gn^ft^  tt^t  ^f^TRtTrr^TRT  11  35 

^^"R^f^RT    II  Md  II 


380 
^^Nf^TWt^ir    ^T^^fit^f^^T    T>«m<*«^t>flrPT    f^J|(*4Mffw   IT^SRrfa  I  rT^^T^Tr^- 

tt^t  i  ff%  *re^ftft^  ^f%tr4  *rf?iT>«reifT  *rt\  <t^t  *rrtf  i  tt  gr^f%r?fr  wrttitt- 

^■rt  i  ^^t   ifa   «*n «ns IT  i  <Jnp^R^rrfäraT%  irr  v^Tnfiwft  vttvt:  i  c-rourrarer 

öfi^rr  wü^fhrrTv^T  i  xr^r  <j  thst  ^ttxth:    TtWr    fa<=i<<HMi^Tft  t^fTRncT^TTrn: 

5   j^tt:  i  cr^T^ff  rrRTj^>fHjy<:  i  T^rri  fäf«R*Rt  ^p^tt;:  i  *rä  <üwt  wr:  i  "^^^^ 

^  cHTWTf»7T*rf'ff  I  cfTäfalR  Wrf^rnt%  I  cTrft  THTTtf  rP^tf  *T  *TP*TT:  f*?iTWT*m  I  ^cJWT- 
imi*fi  TW  ^fiT  *TTT  rTTt>  TfTTTWTi;  I  Tt>  f*nr«T  ^TPÜf  TT  I  ^TTW  1[^f  ^TJTT  flW 
3i<TTt  TSTT^Wta;  I  ^  TTTfäT^T?!  *n?T<nr<t  I  T.??  TT^Tfrff^  Tf^HRn^iTTT  t>WT- 
f^TTT^njTTTT  I  W**T    TT^   ^   t>^TTTWR   ^   UTO^U  fTrT%    TTVTTTff  rTrgWTTT     S1^- 

io  farf^j:  i  rTrr:  Tf^P^r?n  *Rnft%rf  t^rt^;  -q^fTT  ^n  ^  i£H  ^nrfffinrli^  irafanr- 
f^wT^Tww^T^.  i  Tt^%TTTTTT^nTTJr  t^ttt^tci;  i  rrfwim"  wr^  *rcnft:  i  ^rit- 

TTT^  TffMdSi*P3r  JfTrnt  fWTTf^WTfT  I  rrff  OTPffiT  %^fTOT^  fHNf*nN'  t>^rrf?I 
^T  T^T^TH  I  TT  f*T*TTt  f  ^TTKT'PT  TPTPrapt  I  cT^T  ^K  ^TW  ^T  I  *röt  ^TTC  I  dd^MT 
^cjC«    TTTraWRfTTt    5Wr^TfT  I  rfcft   f^T^Tlirre    ^RF*p«T^rT*r    ^fJTT    Sf*T    irWR^  I 

15  7T^«T  <TTt^^TTWT^T^ST#^PnTcfiT!^JTTWTTT  W^^T:  I  rn^TTTT^cl.  I  TT  TTTT  TW^lf- 
TlTTfTf  ^TT^TTlfwf^^Txt^  T^tlT  I  T^*?T  t>fT*T  f  ^Tf^^TzrfT^T^tlT  ^T  I  *Tt\  ^g^T/T 
T^TTT  TW  ^T^lfT  fT^T'fTTf  T^rT:  ^TOTf^TWT^  <*  0  fr  I  TT  SORt^  I  ^TtT^T^fT' 
TnfTJRTft  ^  fHfiTfa  ^^Tt%  I  ^TT^faefT  T^  farTftwrtT  I  rmwfasrTTTTTTfti"  rt  f%fT?I 
f^r?t*TT«TTTTT  I  fTTfxj    fTWTt^ri:  I  fTrT:    TT   S"P>   T  fsKTTTTüPft^.  I  fft^    ^cffcfPTOiWTT- 

20  tf^T  TT  cm^T^Töftct;  |  rffi:  TTTTW  TT  f %  T  f^TRT^tfTT  7P3T  ^PITTTT^  ^rH?  Wfa 
m  fUT  ^IT^^fTtTWr  I  rT  ^  rffN  JTPiT^Tct  |  rTrT^WTT  ^Tf  ^WTCFTn^^räTH  T^jfafN 
^T^rrtT  T^MT  f%  I  T^TTVT^I  ^TTlfT  HT^l^fiMiJS^  fT^T:  I  TT  ^  fT^(?^^S^  ^fT^T 
^^  ^TT'^T^TT  f^t  ^^  TnrTTm^TT^Tmt^rrre  TTT^[^WTf%  I  TfH  rTTfTVT^ 
l<prfTTT(ST    TWlf*    «Tf^i^r    f%    TTT^^f^lT  ^  Tf^W^f^^^^T    irgtWt    T^    TT^T- 

25    TTT  I  TTWT    ^    TfWfT    ^tRTI;  I  ffff    JITT^fTT    ^TT^T^    ^5^T^fT    ?rf^     rff#    ^TTeftT^T 

^rrnrvRT  t^  ii 

TfH  ^ffS^i^T    II  $0  II 

ipr:   -RTT^rfT  tnr^  ^li?^;^  -s^r  ^tt^  i  TVTWTW^^nTfwrijf  irrwt  nf^ 

TT^T  ^rm  T^fft  I  TT  TVT^Ti^  ^fTf T^T  ^TfT^Pr[  I  ^^t  SfÜ  ^fw  W  I  %&(  "M<Hr+ IT^T 
TVT^TTT  sTTWT  t>^TtlT  IT  H  ^:  |  rf rT  TJ^if^IW^TT  TT##TW^:  Tf  ^^TT^^T^ 
IpR^T^ST  t«R?IT?ll«T^  T=i5prf   Tffi   ^^T^   ^f?I¥^  I  ^   Tf   Sf*    STT^T  ^-Y?Ttr^T- 

t^T^cT  i  t  ?T  ^T">jrt>fT^wTf^rwr^  «i<h  iT^rf^'rrTjT^f Q*i  i  <^t^  i  rrwr^  irrT^fW  i  t  jj  tvt;: 
^ttt^  xrft^^1^  ^;^r  w3n«i<H<*frERffi;  i  ^t  ittt^tt  f^^TT^f^rf^  ^  t>f ^  i  *t\: 

tT^TTrT  SfiTt  ^tlT  ^  "RTT^tTT  I  rHTT  ^^^^t  it^T  I  ^IT^T^I  TTTT^fTT  I  T^T^^^WT- 
^^T^^tfTJ^Tjrr^rf^f^^  VT^rTT  ffT  fT^^^iT%^  ^^^T  ^WTXTT^fTfT  VT^TT^T^TTT- 
cfiT-J^i;  |  TBffr   T^^:   f^tTtlT   xt^TT^   ^Wf%  I  rT"^  ^  T  Tt>f   XT^T^äftf^im^^THT:    xrf^- 

f^cfiT:  i  TT^cf  ^^:tr^TTjrf  tttjtt  f^frfTT  vt^^t:   Tt%  i  ^^tt^ttt^ttt^tt,  i  Hr^^ffT 


30 


35 


381 

*^r>  f^;  wrfrt  3TRre*rjrT^Rj  ^^^rtw  ^ttt:  ^ttt  rsrtt  <t  Rcrrfw  ^*n*m" 
rr^t:  i  r\ii  twtwm^rr*  ^t%f  *r(  srr^rrfa  *if^  rT^r  ^t^rt  ii 

T^r^f^R^n  ii  §=i  ii 
Tpr:  JWTCrfT  w£  ttt^<tct  ■sp*w;  i  ^^rst   w*rR5T*rrecfta;  i  wh^^t?^  «r^wtot  ^sf 

*TT^T$   ^tl[    rT^R/RfiTTcT   *f^rft  I  rT^T   ITORTTTT   THR35  I  *J^1"   Tt>   Wt   TRrRft"  I  3^   *R>     5 
UnT^RTOct  |  rT|rn^    ^TTf  T^T    »T^T^  I  TWRTrTT'    TRSRf^^^R:  I  ^W    JRTRRf  I  ^Rcft^   TRT 

^rri  i  <R*  ^pB^rnn  rrtt^t  rrrjrt  *r  ^  *r?^t  ^tr  ^Nrc  i  T^^f^rf^  «fteR*- 
frrf^rTf :  thjrrt:  i  SNTO^BffTWRhrRr  *t  rs*tot%  i  ct^t^t"  ^fNtor  ttt^tcTct  i  tt^t  ^ftü 

^RfRJTT    TTt^TWRCVrfr    «ft  I  TT   ^    «t   TTWaWWrRW:  I  TTWT   ^   ^RrTO    »TZT^nf^rRC.  I 

«raeSN  ^wr  ^nenfm"  ^w  i  <rff  i?*rreRr  *i^rwf<T  ^tt^t*  i  ^r  TnirrwraRt  *rT*n»RRRift  i   10 
(T^r  wr^rft  rcttr^rc  ^wr?K  i  ^rtr^pr*u  *tt  sw$t<t  i  w^rijri  twrttit  i  <t^t 

rTT^renCt  ifiTtf  cRT^  I  "TRTT  *rm^fa<mf^<TTRf%  I  ^<ft  TTtJT^T  ^T^RRST  tö  Vif: 
TTtt^^TRIrf^r  ^RJ  RRRRfRJT  T"^npfr  ^T^RRT  RRJ"R^tlT  *R?R<Rr:  I  rT^RfRRJTf - 
fffrTl«^«^   ^   if^f   WZm$  I  ^rT   TRT   *TRT   ^^   TJTRRRTR  I  <Tr*R3Rjf%Rr    SüRfT^RJ  I 

i?t  Rmfn  w  Rt^m  i  ^i  ^r^r  ^n ttrt  ct^"rri!t^rtrr*t*t  ^ttt^  i  ,        15 

*jff  *fe*t  ^fTTf^^TRf  *ret  fahrst  *fR*fN*t  SR*   T5:  I 
HWi^t  st  ^fa^  ff  TT^rffr  TOmsrera:  ^RfRf^:  II 

TT5TT  TRRS    *HRirR?    ^R^TfTRf    ^T^Tf TT  I  Hrft    ^[T^<t  |  ^ft*Rt    rö    HRR*TTR;tR;T%  I 
TIcR^-RRT^:  I  WEn^TTf^T!ff  *RRT7;:  ^  TRTO  Trf^T^RRfRfi:   ^TRTRf^:  I  ^fT^T^RTfa  SRRJ- 
rRn^T^T:  I  rT^   ^TTt>«TRf   RfaftWTRSfiT^:  I  fa%    cRJT  »TRJ^RT  ^  ^rf^RfTRSTRT:  I  TRTTgrTTT    20 
STSRlftcrra:  I  »jmx^   ^Rf   *T^tö    ^TRT    ^^RftTRf    ?T^RJ    ^TRf  I  *TRJ   Rff  ^    ^RJifi    XRTRT- 

fijiT  srj  i  *TR^t  *RRr:  ^T<Tt  *rrrt  ^t  fn^^fT^^rT^cr  »r^^  i  *rtt  ^t^ttrt  TT^n^^^tf  i 

c^J  ^TRI^Rfi^  JT^T#^f  Rf  RfRi(?I  rT  ^T'mT'q  «Tc^  I  rTff  TT^n^Rf  TRnf  ^Tr^Rft^ 
^   5n^fRf   TTff  Rf^tf   RRT^Rft^^H 

^ffT   tl^if^fi^rT    II  ^  II  25 

Tl^fxT  RriTT^RT^  Rf^^^f^^RrVT'RWn'g  WT^TTn^  ^fTRCtlr  IWT^rfT  I  rT^T  'J^t  VQ- 
RT^V  I  fR(  |^lRRf (^^TJTRRRCRrra  ^T^TTt  ^  ^TT^fRi  rT^T  ^TTTf  I  rT^T  IWT^Wt  ^TT^  I 
^nRTT  ^  ^^TÜT  Rr#t^T^TR:f^^^^^^  I  ^-RCET  *RTTRftlT  ~Wm  ^S:  "^t  ^IT^t  I 
IWTTRf   T[«lT^RI^RRRfRT Wt   T"RTT  TT^   TRRRil  I  rT^T  ^RIRC^f ^iTTt  flf^  T^fft   W^<1 1 

tt^i  rTf^fr  t^f^T  i  *  ^  t^rTtr:  imr^  ^^t^  Tfi<fT^*Rro^RR;'Rft  ^t^t^rt  ^f^f ^  so 

TT5R{^  I  ffaTRf^ftf  ^^N^T  W^^  1  "^TjfTRf  I  TT^^rflrft^Rf^RRfWr^TRr  >?T  I  TT^TT  7T#  T 
Rfi^TRf  H«J^?Rf  I  T^  V^fTftRT:  #^?55Z^t  SrfT^  ^TTrTRimW:  I  fT<ft  OTTÄft  TTSTT^ 
RfTTTT^Rt  I  t^T  <^ai4T#T  ^5R<TRT»Rf?f^fT:  I  TTrRH  RfnTT  ^T  ^RH^IT  I  TTfR^  ^RiTWt^  W\^- 
Rft^  RfRRfRff  ^TrRa:  I  '«Tf^  rTf^^ST  *tT*TT  ¥»TRIrf  ^^T^f  ^T^TT^T^^t^iTt  ^T^75^- 
WTRC^iT  ^R^RTR^T  I  fT^T^T^RfTf^^^TTST^n'fr  RfWR^ftSRf^T^TT^I  rRTTR^lT  I  rTRIR^^rRf  35 
Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wh,.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  50 


382 

wU*j*n«fta  jtort  M<r*i^xrfr:  Trw^^n  ^fam  ^rui4ii!w  1*5*1  *rtn  113*4,4*1- 
f^ftvfimtfci  vm  w^TiR  ^Tfe't  ^^:  TTWTR<rt  s^tttIt  ^^rfwRT  ?r#  ^tcrr^;: 
wt3T*rf*T3jMT  ^f^  ^  ^nn*ur:  vnsrRifcrraTO  1  ^  tt"^t  *r  *T*j*RR7TTRfv"g  1 
rTsrr  RVTrns  *Rwf?r  miwm  ^st^txjt  *wcr%\%w*fftvfä:  1  <t^t  rT^Tt^TT^^^mft^; 
5  *rw  rT^r  TjwnrcfTRrra;^  rvtc  fwTRRi^*j  ^rt^^T^n^^PRrnf  wtwt- 
*tr  1  ^isrfavro  *J^R^^  wm  W^^  ^trttt  <TRrrr  ?tf*rRf7;<TRTT*rr*n?r  *r^fr^ft 
^f^ft^R:  ^RxnRirt  ^^t  V%wm  firr^tr  ^rtrtrtX  1  rr#R^r  wRfrT  1  <r*rr"Rv 

rrf^R^ij   ^m$$l   4    TRTT W^R^I  ^cRrfW3F3"    TRTRfTT    TWR^T?rif    fTOTWTR    TT- 
R^rT  I  fT^RtarlTTTT^rf    rRf^RJT   "^^R^f;  I  rR:   ^Sfit   ^TT5If  TT  I  rT^T^ff   ^rcptTfäV^  I 

10  fcrr^j^fr  TTfTm^rt  *rrrirT?u tt^ts^rt  f%£tlr  »Rrnfl^  jr^rrfacRR  1  t>^Tlrft^t 

*RT>T  I  WS^  ^^  I  IRRnft  ^TWT   fa*RT^lT  ^<€R*rrä   WRfTm^T  ^tf^  UTf? üft<^  I 

ct^«t  fTTtf^f  1*rap*r  ¥*?r*r<rr  Tf  g^R:  1 «rer^  fä*ffir  Tr^wrfT^fiT^f  *rfw  m- 

15  ^t^rtt^r  *rf^;  "?r^T  Tr^ftf^«r  3^  11 

^tlr  f^fs^^T  11  §3  11 

TR:  IRR<TT  ^WRrT  ^RT*T   ^SBT   STJR^ri;  I  ^  *Rfaf*R  ^^ITfWTWRTO  *lf^  f  (^f% 
cI^Tf^^TT  ^ÜTf^rTR  I  WRWT  TOSTfTfrRf  ^^t  Sf*t  TJTQ  I  ^PR^T  ^R  I  ^Tf^f^TTTf^ 

ttr  *rt1rr  T^^Tw.  i  *  vrr^^rr^t^m^tXw  JT^irfäiR  ^RfsnRt  w^R  i  <r  £fT^R- 

20    JTTf^rRTWR:   ^RR^^TöRR   ^*?R^"PfTfT  I  trff   IRRTIt   SfTfT  I  rT^T  *  ^RSjrnR.TTCT- 

f*reN  föshretlr  ^ict^t  wrttt  f^rrä  ^t^t^t^itt^t  wiw.  ^htthcrj^'t  ra^Rj 
|f%  fSrcFrnra<^r  i  *t  <t  ^fjfFT  wR1w  *raiRT*rr^  jttt>^;  i  *nr  *nhrjra:  ^wr- 

cTtft    ^TZWf    ^T^TT    IWttV^^^TVT^^TlTTUnT^TT^  I  f^    t>¥TTW    ^*TT(ifte   ^  ^fTW  | 

25  ^^fTRcu^nfr  mrft  yxmt.  i  ^^  ^TT»fr  wttt:  i  ^%^^r  ^RTfT'.  ^wrft  f t^tt^wt^rt  ^rtt 
t^T  ^t^^t^ttt  i  wr? Trt>  ^^Tt%  ^r^  ^f^fr^:  i  tttt:  ^^^pr^fV^  i  ^rö  ^rfrsra  t^^r 

q^^T^«fT  I  TT-T    ^It\    t^ft^m:     «T^Rf   t^T   STWRm*rf<   ^R^TTtT   TTTf^   R^^TTT^f%Rrf?T 

30     ^TTHt^^ünflr    rT^T    *T*ref^rR;il 

l^tll  ^WITfS^i^T   II  $8  II 


*  *  ::c  TTt%^t  ^*T ^5T  "f^R^Rf  I  ^;-R"ST  TPft  ^TTWT^  RT^j:  WT^rT:  I  ^T  T^T^^T^'t 


3S3 

rT^^^fft^rT^rr^r^Tfw^f^:  i  tt^t  *pI  ^^t  f*t*im  f^äTOT^f  w*w.  i  ^i  jrsn^qfr  Trefft 

W^  f^m:  nt  qm  *wr  i  ^  s^ff^  ?toto:  jwrt  ^  f  t  ^t  qltfwTTjr  jjföqm 
qif^;  i  q^r?*:  i  *ft  ^ivn^  i  »rwrrf  nT^nrrwt  st  ^rarr^re:  i  *rq7n*q"  ^rwrireftr  v^t 

WTT^nftR^  I  ^   q"    ^ST   VWrli   tftwt   Sgi%   ^   »T*rf**J    ^ITxnf^rTT:  I  ^p*tal^qT   in*     10 
3[TtT   f^«T>    *T^Wt    ^f^T^f    f%^f^WTf?T|  f^r^fsrT   ^   fqW    *TT^  I  *rf^   TT   ^fTO^firT 
rT^T    *fm^  I  rTf^fTT    **?T    q^    f*m*H    qtfq^qlf^  |  ^rft<^*<^T^^fft^    f^*T:  |   *  *  * 

*  *  xf*  ^nwi :  i  qiwrfr  rö  erff  f%  ^rm-rä  Trrqft  f  qrft^fa  ^rra  <f?r  3qi  ^fjTfTqi 
q^ftf^7;5?f*f"RiT  «ft  rif  qrfrreft;  i  fT^»r  tt^  t%wt  err^nf  "nffa;  i  jt^t^:  qifgf  wrTt  ^q  rrf 

f^TfxTT:   ^HftT   JfiTZt  jf^TTP*  I  TTTt  ^W  3TTT    frort*  I  ^W    rTUrrf^r^Tf   ^   *«T^- 

^terptf'TrrjT^Tirrf^  ^i **rr^q-*  i  ^m^TT^r  t\qi^*^^*i^rwr  j^f T*rcnv^*  i 

T^ömPs^^t  II  $*=  II  20 

ITJTMW     rTrq^t    TT^T<1  I  ^T   ^   ^q^TT    ^5ffff    XTf?T    rr|rn^?n^Vncl,  I  rT^*T    fTfWIT^ 

f\aiT^  ■'^r  i^  f^rf ^^:  i  TjcT^Nr  flig  ^n^f^  ^ü^r^  i  t1^  tt#  f^^  ^t^t  f%TTr*t  i  25 

^^  I  ^W    TWT^rfa  I  fT^T    ^Wt    ^TT^T^I     <TOTfcT^fft  I  7T^     ^fit    ^T^    *r*lT$  I  ^Tff^ 

^^nf^  1  «tw^^t:  tjwr^^rrfa   <t%^t  ff tt^  i  ü^  ^  ^rf  ^t^t^j  i  rr^^qT^^-n^  1   30 

rTWT^Ff   Wm   HWTT  I  rT^TKTVnirT^  I  «^«T^T  TTO^f  *TW  Tfhmf  ^^^qT^^rftr  I  ^  ^TTT 

^■^mfwrsrr:  ttttt^t  f-nid^T^  1  t^t  ^q^t^^farNftT;  t^t  q^^Tq^^t  fq-fT^^f- 
qfrzT'n^r^Tqii  1  TnT^^^^q-un^^HT^fJT  ^\i(\   qrtt  t  vwfz  w  1  ^ft*ft  ^rTff^rf^ 

50* 


384 

T^WT^T^fTT^m    II  §0.  II 

JT:  JW^nft  THTfo rT^fft  iffifW^  I  *pfiT  HUTR  TfT  I  ff^  <T#^  VrN^fW  ^%^T  *TtlT- 
5  ^^rrapft  StTRJ*niTS*T3m  rT^T^ft*TZcT  *Rfft  I  <TrT:  IWTCrTT  TTt^T^  I  cr|rrNr  TR^TTJ  *RT- 
f^rfTT  I  rT^T  rT^RIT^  |^T^?n  I  rT^T  rT  föf^f  WfWrTJ^:  ^  ^ffa  IfRT^  I  T^TOT^T- 
^TT  3>T*ra*TT  fT^^*5l<Tn^Tt  ^STR  I  cfrT:  ^:  *R*^  fT^  VWI  f^^T^il  cRTTT%^% 
fW^^GT^T;  f^fto  rTWT  I  rf^«T  ^rmt^T^TTT^^T^  ^W  ^Tt  Tl^f^fT?tlR^IT?WrörT- 

io  ^^rtTnr^wr^^rqT  jwwt  sf^r  i  wttt1tt>  *fm*nT  ire*nif??H*ni'  ^Tf^^f^n^mT^ir  ffcrr- 
*ni*ra  ^T^f^vT'WTr^^ftr  wrri  *r3>*n?ftwr*rm;  i  mw<TT  ^^rr  tt^r*t  wwT^r^ff tt*r- 
tw^ft^T^T  ^th:  ^^t^^  i  rT^«r  *rr?[TfMT7n^  ^r^^rt^Wwrf^vff  *wik  1  tt^-t 

^^ITT^f^TT^I   JJ^Tf^rt   ^TTTfi?   3PP3T   äfften   RVTO   ^f^f   *W   *TOT^TO£f*mTW 
15    f^TTT^T  T^WT.    ^f^ViTT^fTrWffT  fWR*T*rä   IT^m^T^  W  tftlT  I  rT^«T  *R*J  ¥Tg3  ^rTT- 

^rrSfa  ^ttY^%^  ^t*t5Nt  f^*r  fa^^mf^rm^^TWT^t^tfTwta^iiN  *ttt 

^g-^^^T  ^TT^^T  *rerfTf?T  RTfg7mf?T:   ^nfjT^T^njTSTt   *R"RTfa   ^^  *T?*rr^rTrJT^?<2t 

vrrer  tR^gT^r  ff«ff  jnrf  ^  rtjtt^t  t>?Ht^  ir^fw  mwr  iftfTT^f  *r:^t^tt^t 

^^JT   ^    ^TfWrTT:    TIWT:   ^T^TT   ^   ^fx^rT   -ftpC:  II 

^  ¥^f?rw5rT  11  ^0  11 

WTTiTf^i  wtt  RnfNr  »t  fsmt^T^TT:  f^-rewfarf tt^t  t>-rrtlT  ^1 1  rTcfr  TT^''WTTFr 

fäfi  ^  fTt\R  *n#n:  T  ^Tft^  ^  ttwt:  1 
35  ^STO*1 '  0  sä  vjyrrCfsft^Ji:  11 

i;t1t  ^m^'  ■s3^t^FT>:  ^»ttft  11 
11  ^w  11 


385 


Verzeichniss  der  handschriftlichen  Lesarten.*) 


Seite  319  (3),  Z  1  B  ^pW^ffHITt**:  statt  ^ft°.  K  om  ^ft°,  H  add  ^fftjsTjft  WqfH. 
Z  4  HRB  tT^T^rfr.  Z  5  B  T^;  H  om  TT.  Z.  7  H  «*mnzrT: .  Z  13  RB  ^firffcT  ^. 
R  f«KrKV.  H  f^TWt  Z  14  RB  TSnüT.  B  H^H^PH^T0.  Z  15  R  f%^.  Z  17  H  om  cPT. 
Z  18  H  TjZftTftPT^Wt     Z  19  HRB  *n*PüT°.     Z  25  K  ^T. 

Seite  320  (4),  Z  1  HKRB  *nfw*fi°.  Z  2  KRB  ^*nfvo  ^TT  ^rftfcf  j  K  XB^T^Tf^I^0 
„an  other  reading«;  RB  ^W°.  Z  3  H  f^JTTf^ ;  B  *T^5T$*rfafrT ;  °Wrf%P*.  Z  4  H  ^TPW. 
Z  5  B  °*RT^T*r?PTT0.  Z  6  KRB  <HI^<T>^R;^irft  5  KR  °tTT^lT,  B  0^T^W-  Z  7  B  3TCT  W. 
Z  8  K  °^npft  Z  9  HB  «TZtfTTCITftpft  Z  10  B  om  «T.  Z  14  B  ^T^fH".  Z  17  RB  ^TTW. 
Z  19  RB  fa^Ri.  Z  21  B  °T1T%$.  Z  22  H  0tf^<£,  KRB  «»fff^W;  K  «WUcT,  RB  °*5?m. 
Z  24  KRB  TrfTnTWt0;    B  ^R#;   KRB  f%ffrT  ^.     Z  25  K  ^Tfrr^rT  frtT.     Z  26  H  °3w:. 

z  27  krb  owTf7rcr*r;  k  ^sroireT  *rm  ^tp4t;  h  ^n*f  wt^?t>.    z  29  r  ^RrN^Ttrfa; 

B  tT^T^rt.     Z  30  RB  ^TITT-     Z  31    B   Wfrf  *^T0.     Z  35  B  »JT'TcTfTTT'UTf.     Z  36  K  f*r?mo. 

Seite  321  (5),  Z  1  RB  f^Hnn^0;  B  °WRWt0.  Z  2  ^RT^IiW  bis  T?f?;f^rT  (Z  9) 
steht  in  allen  Mss  hinter  rfr  W*  ^f^WT  (Z  20).  H  ^f^TTTTT^T ;  KRB  »W^TTPfirTT0. 
Z  3  K  f?f%^W:;  HKRB  0*TP^.  Z  4  RB  cTp3>$<4|f*r°;  HKRB  faf%*mt  statt  fT^rft; 
HRB  f^TTfrW0,  K  f*n7T*J°-  Z  7  K  <T  Ufrf  ^Rfa;  RB  «<-ft;  *T^Trftjp<jp^.  Z  8  RB 
^iN,  H  ^V^;  B  IWcfYftr;  RB  cft<ft|dT;  B  °*TT3RT.  Z  11  B  »WPf.  Z  13  R  ^TcTrf; 
KRB  <M<P?.  Z  14  KRB  ^fr^ST^R.  Z  16  RB  f^T^mT^rt  f  rSTTUTT  Z  17  KRB  cTTflT- 
Z  19  H  °^rTT.  Z  20  B  ^Rf^fT^fl";  H  rfr  trfguff  ^?W^.  Z  22  R  "'^f^rrfT^f^fr:  -  Z  23  B 
^TtTWT.    Z  24  B  TrfTTfe^.     Z  25  RB  W,    B  om  W*T,  K  °^PRTT^-     Z  26  H  om  ^T^:°; 

krb  wm:;  rb  ir^f^t;  krb  f^w^fi.    z  29  rb  ^%t    z  30  krb  Tpr°;  »t^tt.    z  31 

HKRB  om   rT^T  ^;   B  °*Nf3rT°;  *TT^rTrf^.     Z  33   RB    cT^nrftf.     Z  34   H  ^fP37.     Z  35 

b  xrftrrerfcr;  rb  fwrvr:. 

Seite  322  (6),  Z  3  H  «HW^tTsnjrm,  K  »^T^ft^fW^^rm.  Z  4  R  0*f?TSreo  Z  5 
RB  °4|lH«ldWf;    R  HIlfK«*0.    Z  6  B  °^Bf°.    Z  8  KRB  »^l^0.     Z  11  KRB  om  3kT:. 


*)  Wegen  der  Bezeichnung  der  Handschriften  ist  das  Nachwort  zu  vergleichen. 


386 

Z  12  KRB  *R<fNNr:  *T^T°;  B  fTT*^^1"*^ ;  °*ffa«T0.  R  *nTOW,  B  *fjifaT;  K  auch 
noch  *T<TOci\  Z  13  KR  °(&ti^:.  HRB  f^TTVTt.  Z  14  RB  TOJTRSr;  0*nTfWT*T;  B 
^Tn^TT^I.  Z  15  HRB  f^psrrvpc-  Z  16  RB  WTcTT0;  B  °«lräT^Sr.  Z  20  HRB  fwraTTO; 
H  °ffrftrS,  RB  ^TTWlftf^S.  Z  22  KRB  mf^ct  Z  23  RB  0rtn^Tra.  Z  24  B  ^  lf.  Z  25 
B  ^T^nft;  RB  ^f%.  Z  26  R  *fmift,  B  ^ftWÄlfr;  fTTT^lW^0.  Z  27  RB  lTTf%0;  B  ITOfrTO. 
Z  20  KR  ^5.  Z  30  B  °f%^TT%;  KRB  om  ?T;  B  *RT.  Z  31  B  3iTTt:  RB  cf*nwrc^ 
Z  32  RB  ^HRTTTtTT.     Z  33  R  ^WTrT0. 

Seite  323  (7),  Z  2  H  irft;  HKR  °Tjrf?TCr*ät<>;  H  wf^TtVSTrt,  KRB  <3*HlfV*ra: ;  *p|- 
^nT^HTfö.  z  3  R  »^ftTT^T;  B  °xrPSTT.  Z  7  RB  °TT^I1  "^r^0-  Z  8  B  qv^.  Z  11  B 
cT^T^RW^;   ^cT^.      Z  12   K  om  TTf^T ;    KRB  om  ^;    RB  ft^Tipfr0.      Z  14   B  «T^IT:;   HRB 

o^^mwr^rfa.    z  15  b  sHifwrf*T;  RB  »^^nfm^».    z  ig  b  ad«i  ^rfat  f%r^T^  hinter 

?[W;    om  re"p5T  «f0;    R  J^TW;    K  SZ^t.     Z  17  B  om  ^pf.     Z  18  H  tff^^^WTTTTTt0 ;    RB  °Wt. 

z  19  b  xfT^nn^.    z  20  b  ^tt.    z  21  h  cttW%.    z  22  r  ^t^n^fwsNre^T0;  b 

^■fr^n^^^^^^^^0-  Z  23  RB  °SWTT°.  Z  25  H  »HTf^rT:.  Z  26  B  ^.  Z  28 
B  »W^f^T;  K  f^VT*n^f^^f^rTT  neben  obiger  Lesart;  R  WIWl0.  Z  30  H  *TTWf^T°;  B 
JTWf^TT^W0.  Z  3t  RB  om  ^TRiT  bis  TOTOT^;  HRB  om  ^TRcTT;  RBK  Trftwfa.  Z  33 
RB  hinter  *TfRm  TOftfT  bis  dNdl  ^WT^iT;    RBK  °^rfTf^»TTe,  lI  W^Nr    Z  35  RB  trffsfm:. 

Seite  324  (8),  Z  3  HRB  "tnSTTJT0.  Z  4  B  *T*Tn*T  "^f°.  Z  7  RB  ^THT^;  Tf^.  Z  8 
RB  fTT^TrTT.  Z  9  RB  WT°;  B  WR^T;  "^IPTTWT0.  Z  10  RB  ^RTT^T^.  Z  11  B 
rl^T.     Z  14  II  ■JT^ff^.     Z  17  B  XTf^cr^fT0.      Z  19   HK  flT^rW;   RB  ^R  WNff  ff-     Z  21 

k  ^af^fi;  hrb  ^rt  z  23  h  ftrerw;  b  TRjn*rrsnr.  z  24  k  o^iwto°,  r  0^^ptt*t°;  b 
o^fUTffT^0;  h  om  rrerr;  rb  TT^^m^rr.  Z  25  B  sfitfj.  Z  26  RB  °*T^P.  Z  28  H  ^WT- 
ftw;  b  °^2*rr:;  rb  tt^jt0.  °cftf^cf.  z  29  rb  Tr^fr^iW0 ;  wr^*rftr.  z  30  k  vwm- 
^TM^f,  b  ti^xrr^T^;  rb  ^tt^fiif?j,  k  ^frwvrf^;  rb  ^rrw^reff-   z  31  rb  ^TTWsff. 

Z  34  B  tiffT^cTT;    RB  TT^T 

Seite  325  (9),  ZI   KRB  Uf*W.     Z  2  B  ^fr=?T^T.     Z  3  B  °*m%1hmo-     Z  4  H  *T^T°. 

z  13  b  ^sNfaxrr^0;  HR  ^rrf^°,  b  w^°.  z  14  hkrb  fsrsprr;  H  ^tvj^^^tt^t,  b  ^tt^^. 
z  15  rb  om  3kt:;  rb  f«i*Nim,  h  ö^rm.    z  ig  krb  fsrcfTranr.    z  17  b  <jmfR;  b  ^rreft. 

H  *fräl  Z  18  H  om  «HJ  STTf^rf;  RB  W<Tfmij.  K  W  rTnrf^RT ;  H  °*J^TfTT«J0.  Z  19 
B  m^T^^;    HRB  °WI.     Z  20   H  *Tf^fta*T°;    RB  °^T^;   B   rf55HJrT*fr° ;    u  ^T^,  RB 

*<msr;  r  *ntws.    z  21  b  fwtsna;  hk  °*T^fr%,  r  °^>fri,  b  °wri;  krb  rrnfj?; 

°^farft  Z  22  RB  TpTRTarä.  Z  24  B  TTftsR.  Z  25  R  ^f^f^^,  B  ^M^TcL  Z  26 
RB  om  rtfrTf^0  bis  ^TrT^UL  Z  27  H  ^<JtZFL  Z  30  B  fW3[^T.  Z  31  RB  J*TT^;  KRB 
fa'RJrö   ^TffTT    (K   hat   auch    die   Lesart   des    Textes!).      Z  34    K   immer  ^rNfr0.      Z  35  R 

vw[*{,  b  *pm.- 

Seite  326  (10),  ZlBi^  VVSW.;  RB  *T:  ^TTf0.  Z  2  RB  *RT:  st.  ^UTT:.  Z  3  B 
frf^ranft.     Z  4  B  "^*ft  ^T  ^W[°.     Z  6  RB  °T^W:.     Z  7    HRB   f^psfT  T.     Z  8    R  W^, 


387 
B  üTTit    Z  9  H  *PräT;   B  3cK<dl.    Z  10  KRB  °^TTft^,  H  °*rrWT;   B  fipTP^.    Z  12  B 

*nj%ur.  z  13  k*t^t;  b  ^fffrr;  k  Troft.  ziöb  wrefTT.  z  17  °*?«r§pfto°;  11  *rt*t 
*arra*n*rarf%;  rb  °iT^fTf^r.    z  is  rb  ^wf^r°.   z  19  rb  f^^uwr.   z  20  k  rrnfr??0; 

H  o^VTOT;  B  °^ft^.  Z  21  RB  °*rq^?faslPRT!fto;  K  tn^T^f%.  z  22  hkrb  tjw. 
Z  23  B  »^fxTTjft.  Z  24  RB  T^Tf^°.  Z  25  H  fal^Tjj  TJW  TJWf;  °-?fr^;  Rß  f%TOt 
Z  26  KRB  ^üNt  Z  27  B  T?^c3  <*nfirTOT ;  R  °Wc^^f<T^T.  Z  30  KRB  5fiTf*T*fr;  H  trf%cf: . 
Z  31   HKRB  TTT**;    B  °^TfT!T>,    H  %(TflT,    K  *m   ^    Wl^li,    II    om    TTT*T.      Z  33  KR  cT^f- 

f*n*f  irr,  b  ^fire^n. 

Seite  327  (11),   Z  2  B  f^TS^0;   KR  f*Tt     Z  3    B   om    jfr.     Z  5  B  ^F^^T0;    H  f%- 

W**;  k  ^Ttt^Tcrf;  b  cr^rafai.  z  7  k  *rt^;  H  °^ttt:.  rb  ^ttc;  *re%i;  ^fa. 
z  s  b  f?rgf7T;  °rrwäTrreft;  ot%TtfT°.  z  10  k  ^fwTftr°,  R^f%^^frji°.  b  Trfxiiwxifiir0; 
jj^rnrfa;  rb  fw^tf0.    z  11  b  °^^nrr  fassrerr;  r  *t^w,  BJn^ra^rrrr;  om*T; 

K  TT^t^R0.  Z  12  HRB  03TVT°.  Z  13  H  ^H,  RB  ^t*TT;  HRB  05J\TT°;  RB  °3i^Nhfr; 
KRB   rTWT     Z  14   H  o^TTO^!  B  °TO^T;    HK  faW^TjNf0,   R  fö^^TFPZJilffäi0,   B  f^- 

fhtä^Nrcpta0.    z  iö  alle  mss.   °7F*0;  B^;  ^rr^frfaf  TOTf^fö: ;  H  #<j^.    z  ig 

KRB  fwf%;  RB  rTf^T.  Z  17  B  f^wifTT^T: ;  RB  H^fT^T^TT^0.  Z  18  RB  "TT^rTOf- 
%rT^fr.  Z  19  H  wR^<l^ffT:,  K  ^Tf^TT^I^T,  RB  ^f%TTfa;  Bf%T^lf<T;  RB  »sfmTO. 
Z  22  RB  TtfpflT.     Z  23  KRB  ^^°.     Z  25  KRB  e^T°;  °f^7IlT;    B  »(STTfa^iT0.     Z  26  KRB 

»^wTfwcrr;  r  o^ft^nifr^0,  b  °^fr^rr^fNfio ;  krb  °^f^T;  f%*?nTwr-    z  27  krb  f^fir:. 

Z  28  KRB  f^PSTTO;  RB  ^fft.  Z  29  B  rffi;  °^§.  Z  30  RB  TWTCfft;  B  f^T;  K  ^TCnPT- 
f^fftir;  RB  ^^fTTf^rft^o.  Z  31  B  fMfcft;  RB  om  T.  Z  32  B  om  ^;  ^ft^fö;  t^WT- 
^PfTf^T-  Z  33  B  f^ftfspTTfa: .  Z  34  B  °V5T^T%;  KRB  om  «T;  K  °ÜT^^T.  Z  35  B  tr^ft^- 
«n^T°,  RB  ^WTOTTTSfiT0;   f*Wff. 

Seite  328  (12),  Z  2  RB  luT:.  Z  3  RB  °f^Tff^rro;  B  ^^^T.  Z  4  RB  *TTfTiir. 
Z  5  RB  7T*T:.  Z  6  B  add  ^far$rrt»T  hinter  W  ^.  Z  7  RB  °XT^f%ff.  Z  9  B  ^WrfTfW0. 
Z  10  K  °*Tf^T  f^TWTlT0.  Z  11  KRB  °TJW.  Z  13  K  ^TTvNwf^tTT,  RB  TT^Ni0;  HRB 
°*frf%rT°;  RB  frj;  HK  f^R?:;  B  add  ^P*  ^W.  Z  14  B  JT^^T ;  II  ^ITfH0;  R  ^T*ff, 
B  ^T^TT.  Z  15  RB  °T^T^WrT;  H  ^Tfa°.  Z  16  RB  om  rT^;  °^TfT^.  Z  17  RB  HTWTOct. 
Z  18  K  °*J^tfW,  R  °*if%   B  **lf$.     Z  19  H  ^T^cTT  st.  xrfwt;  RB  ^TT^T  ^^T^.     Z  21 

rb  *T*jfpn°;  b  °xi*rnr^.    z  22  rb  °^ttt<t  ^^7T.    z  25  rb  wIt^;  k  ^rifrfairäi0. 

Z  26  II  ^TH.  Z  27  II  ^fTT  *^r:  fwHi: ,  KRB  Wflt  fWT^:;  HKRB  om  >^TT^. 
Z  28  KRB  TT*m.  Z  30  RB  »TT*.  Z  31  RB  ^^tT^T^TT0.  Z  32  HRB  c*f>*rT0;  B  °*T^3i:; 
II  »•gm^T^TTt,  RB  °?»?T5nTrTr;   fTTTt^i:0.     Z  33  KR  »tlftjWTf^VIT,   B  »xrft^^f^^T. 

z  34  b  «iTnrt;  hkrb  f^nw.    z  30  hrb  *rf^  mf^pzn*;  rb  förrfT^fö;  b  ^wt;  °w\m. 

Z  36   K  °»n^r^fT.     Z  37   HRB  0Sfirpfi0,  K  0^i^0;    KRB  t^H^ft^. 

Seite  329  (13),  Z  1  K  °^V^  und  °^V^;  RB  6^f;  RB  **WT  Z  2  HKRB  ^^ff. 
Z  3   K  auch   <\H\4 \f%    fT^    r^ff0;    H  fT^TrT^r^TfT ;    RB  JÜTT0.      Z  4   HRB  ^TrT^I*l,  K  corri- 


388 

girt;  RB  add  ^TTtT^Tf^fff  hinter  rTfft;    JW.     Z  5   H  t^Tt^nf^   ^f?T  f%f^3J   ^TT°,  RB  f^^if 

W[°;  b  ^"rä;  h  35  <j  ^TT^f^r.  z  6  b  *nsnfVf%r*ft;  °^TWT^tf7T.  z  7  k  0*mrf  TT^T0,  B 
°*mprf  t  ^t0;  rb  °^-?rt.  z  8  h  om  *wi.  z  9  r  »irsm,  b  o3Jcrif.  z  10  rb  °f^j- 
^sfröw;  h  »wYförsm;  °iw<\snsr.    zu  h  ift^0;  rb  om  t.  z  12  b  °*nrere:.   z  16 

H  ^föf^rf;  B  TOT^WHI.  Z  17  K  ^^5  RB  «TWttWTORft  [ß  °f?T].  Z  18  RB 
WSTTf^RTT.  Z  19  B  WRWt  Z  20  H  »^T^iTfT,  RB  f3fi*jTTC?nft.  Z  21  H  °f?T^<ffT,  RB 
"•RRcfrr.     Z  22  H  ^f^CT;   RB  ^TCT°.     Z  23  B  ^rft;    H  cTW  WW,  RB  WT^  *nTT.     Z  24 

K  wrwt;  rb  *rewf^;t;  om  ^t  tt;  h  <t^t  *ffffr.   z  25  krb  *\-q\m;  rb  ^ttt^^t; 

K  ^ff^TT,  RB  ^fT^lf.  Z  26  KRB  °fWT^°.  Z  27  RB  H^TT.  Z  28  B  WR^T;  fa^V; 
H  add  STt  Sf*T  hinter  £fa?r$;  om  ^RTf<?;  RB  Wt  WXfo.  Z  29  KRB  °^5^^TT^rf.  Z  30 
H  ^T^TTT.  Z  31  KRB  «i<«1l*IT.  Z  32  RB  ^fw^°.  Z  33  H  °*T<H:,  KRB  °nfKT°;  K 
°§W.;    RB  rT^WTrö.    Z  34  H  °<TR<ri°,  KRB  °^R^R7|T0.    Z  35  H  ^cTCT;   B  W^fKft; 

b,  oq^TT^^r:,  b  owp*t:;  b  irwspfta;  »v^T^^T^^fr. 

Seite  330  (14),  Z  1  RB  TT^^^f^,  K  °^^R;  KRB  r| **| |*J.  Z  2  RB  *T^*repft°; 
HK  SffiTVT,  RB  7JTW.  Z  3  B  cT^nf*l^t  Wt^T;  °ipft.  Z  4  B  TT tTfilVT^ ;  KRB  <WR*T0. 
Z  5  RB  IWRfft;   B  'ff.    Z  6  H  °Vt-    Z  7   B  ^T^STO-     Z  8  B  »^fW^T;   RB  •»rnr^^. 

z  9  krb  i#tTrä°;  b  °*rHrrt;  h  *rrf.    z  io  b  innt    z  n  h  jrpNnrensrrof ,  k  °*ni- 

^RrarRRrensiWI,   RB  JTP?  ^^WUT^0    [B  *na?T0].     Z  12  H  om  ^T?.     Z  13  K  fWRf;   B 

*rf?rvrr^fT  ipff;  h  tojtj^rjci;.    z  15  b  *rnrr;  wr;  k  °fNn;,  rb  <rro£ter<t.    z  16 

RB  cT3°.      Z  17   B  W:^;    K  S4lMlr(T.     Z  18   B   <TOTf*jff?r;   IffTf,    H  7Tr5T?rreTOi.     Z  19 

b  OfTTT^sreT0;  rb  cRsnu^:^;  h  ftf^iü^r0;  b  °*TRrft.    z  20  b  om  *nft;  rb  »^pr. 

Z  21    HRB   xu^^f^T^T^0;    B   SliTSTW.      Z  22  B  T^f^^T;   jrörfffiTO;   K  *ft^rö.     Z  23 

k  «rfarw:,  b  Tftjrw;  h  fiwr:  st.  f^uR;  rb  ira^r.    z  24  h  wiw.;  r  »irfafcT,  b  °^t- 

fafif.     Z  25  B  ^Tfa.     Z  26  R  °^T^^fxT0,    B  •*TTOfa°;   HRB    »JT^taTO.     Z  27  RB  3TT- 

jrraft;  ^rt.    z  28  rb  f*ra*r;  b  TR;  rb  7T7*rnrs[T?RVr;  °^fann.    z  29  b  °wmrw; 

HKRB  om  ^rf^.  Z  30  RB  %rf;  B  TW  *W*RT:;  HK  5«M;  H  Wn^TCTTt  Z  31  H 
TO^i:.  Z  32  B  °f^f%^°.  Z  34  RB  *rf7Tf%rf7TT° ;  H  WfTf^.  Z  37  R  tiefte,  B  UffTRT. 
Seite  331  (15),  Z  1  B  ^Pt;  RB  T^tW  -HlfiT  »Rrft  [ß  *RT1t].  Z  2  H  *ÜT*rf%; 
KRB  add  *rf^  hinter  TJTTTfa;  RB  °^TW.  Z  3  RB  °^TrRrWW;  B  °?JTT^.  Z  4  B 
T?ftrra*r.  z  5  krb  ^f^nift;  H  om  ^T;  ^3Rr;  RB  TR;  «imTf%Rh".  Z  6  B  °T?ftfft°; 
°^°;  rb  °uft^r:#;  h  ^trst0;  rb  om  3*tr;  ttr>t°.    z  7  krb  om  wir;  <RTrrch°; 

B  ofqfTTrri.  Z  8  R  TRP5!T<>;  H  01>^T;  B  »f^ITftrT;  H  ^W mf^ffT ;  R  "f*rf^t,  B  0f^ffrT; 
R  f^JT^T^T'ra^TfVsfi0?  B  f%^:t^TTfV5fi0.  Z  9  KRB  °*fp^T1J^T*rro.  Z  10  H  TT^TF^T0, 
KRB  <T^JTlf^T;  RB  °^*T3T.  Z  11  B  ^cT°;  KRB  trcto^t;  B  H^^T^;  RB  rT^T'ft^f  BWTO. 
Z  12  R  f^?^!T0,  B  ■fVWT0.  Z  13  B  ^KT^fiT^.  Z  14  B  0Tnrfa°;  ^ftTPlT0.  Z  15  KRB 
f^rftfrn'fr;  B  °#^If;  cTrI|lWt0;  K  om  ^*n;  ^T^Tt  ^TT^i^  ^^Tft  „another  reading"; 
RB  ^^fi^TT  ^^?ZT^.  Z  16  HKR  Wt^fiT,  B  3TCft^<ft;  HB  ^pft^^;  H  ^RTPWnBT0, 
RB  °*RPn!ro?t.     Z  17  K  t^T^;   RB  f^TT0;   ^Tf%t.     Z  18  B  «anf«Rt;    H  f^TTT°.     Z  19 


389 
B  TRR$T?°;   °TOaft°;   RB  om  TR.     Z  20  B  UR^;    KRB  33?  H^;   RB  om  <TO;    H  S*T- 

*r$;  kr  *TR*fc«r  *ff,  b  weifet  ^rf(.    z  21  h  ^wr»,  krb  srnshR^ri;;  h  ^t^t 

£T2RT^R.,  K  3T^ff,  B  ^RTt.     Z  22  RB  *nsrfasfi*T°.     Z  23  HKRB  cTRifr.     Z  24  H  om  *R- 

wtr;  krb  »sjiTTiN.    z  26  b  rnft;  k  *ftR?*;  b  ^rr^rr.    z  27  rb  ^ft  ttwt.    z  28 

B  WfflT^«.  Z  29  R  <T^3,  B  <T^T;  H  oR$$?T  ^RTTR,  K  °R$$*nfrT%,  RB  ^1R- 
RVf^WrfW.      Z  33   RB    cWT^tetT.      Z  34   H    °T$.     Z  35    HRB    ^toTC;    Z  36   KRB 

f*mwr°;  rb  mrÄ;  JWR<ft;  b  *r<?itr. 

Seite  332  (16),  Z  1  H  om  ^5^^,  KRB  Ri*RZStfrfCTrZ^0  [RB  °^tz^°];  °WRTWT°. 
Z  2  B  »TrfwfTRTT'TTf^RT;  KRB  TTt  Ttf*  THTt  ^HT.  Z  3  H  OTRTOT°,  B%RR>. 
Z  4  RB  f%TPf ;  KRB  °WÖ1  *R<*;;  H  SRTR  3iTR.  Z  5  H  «WPflTWt.  Z  6  B  *TR^T; 
H  om  Hf^T.  Z  7  RB  ITORcft;  H  °4M4fcl3;  KRB  °mW[W>.  Z  8  B  ^f*Rptö.  Z  9  RB 
■^ffhST-  ZU  H  fwfTfJ0-  Z  12  H  wiederholt  3R  hinter  ^rnf;  RB  om  "^(1%  und  ^f*Tfcft. 
Z  14  RB  °*RWR°;  B  °rSr°.  Z  15  H  °^TR.  Z  16  RB  **hrä;  H  om  f  Z  17  RB 
?TT*n^hföi:;   H  <R°,  B  RrTT  W^W,  ^R^.   Z  19  RB  °^ffcTT;   H  ff*Tp!R*r^?TT  t^mT- 

wrt;  rb  ^jwrsRT  ff^n;  k  ff*n.  z  20  b  trafa0;  k  °%r;  b  jtrtwr.  z  21  krb 
■firewr.    z  22  rb  ^rt.    z  25  rb  ^rr^rr:.    z  26  b  wtot°;  °*jirw  *rtR°.    z  28  rb 

^fröY,  H  ^<*^7Wl;  K  neben  ^tfl  auch  ^ft^tlfiRR ;  KRB  RcTT*0;  R  o^TTqcTT,  ß  RTr^RT 
Z  32  RB  üdtfY.     Z  33  B  ^IR:;   ^fiwl-;   H  om  ^fal%  bis  ^flftRfRR.     Z  34  B  <*TS. 

z  35  b  wcfr^r;  irap^;  xrt°;  RB  *rwra°. 

Seite  333  (17),    ZI    H   om  ^TTTR;   K  f^T^jT^:,   R  I^T^rT:.   B  f^TT;   RB  JTT- 

wfife;  h  rT^rfwtfw;  rb  om  *rrct  z  2  b  °*rrfrf ;  k  °^3T.  b  frapNfa«jsr.  z  3  h 
^rsHn*nHiflr,  b  *M*HHiiflr;  h  ?nv;  b  t^rtwtr.    z  4  krb  xrfg«frf*T;  b  ^wt; 

K  xrfT°;   HKRB   T$.      Z  5    H  3R>;   KRB   °*t^nt;    B    «RR^.      Z  6    H  3TRW  3*fTTR. 

z  7  h  trm^^r;  rb  xTfT*rf^T.  z  s  krb  ^rtr0;  tr  5rao;  rb  *RfT0;  b  ^f*Rt°;  H 
•mrR[  wr.    z  9  hkrb  *  Rrr^t,  b  *  Rf^RT^;  rb  wRift.    z  10  r  o^ra\  b 

<R3R;   K  Rf^RT",   B  om  fo«fl|c|cft;   KRB  ^;   on  ^.      Z  11   HK   M<<*dlfsr,   R  #5RTT°, 

b  <M<di°;  krb  rTiNrnw.    z  12  rb  om  ^.    z  13  krb  °**Rvrct;  b  WRrft  TRTtf°. 

Z  14  B   **Rf%.     Z  16   B    «Wftu;    K   HTWR0,    B  WR°.     Z  17   B   fw£.      Z  18  B   JTT*RR; 

k  «*grn;^ftfT0 ;  R*RJ;  h  °I^R.  z  19  b  ^^r^^i;  hrb  «ttr^r.  z  20  r  *rrtt- 
rnwmf^0,  b  «*<i*idi9hmTf^0;  h  om  *r.  z  22  k  r*j°;  R  °^j*R^RTRT^r°,  b  *hj- 
»RTRTR^rR^rRrT0;  rb  *?!t*RRr^;  k  «R^nrft0.    z  23  h  om  ^t?»;  hkrb  srtr0. 

Z  24  KRB  °TR;  RB  ^^IR^fttfirtTr^f^T.  Z  25  B  ?rR*nff ;  K  ^TWT°.  Z  26  B  °*R- 
?q^T;  ^RRfTr.  Z  27  HKRB  add  ^7  hinter  <R:;  RB  *Tff*Pf;  H  TT^T  *nR^ETRf«T:. 
Z  28  KRB  *T  R:^TR.  Z  29  HKR  «»l»T*Rl,  B  »TT^m;  f^fTT;  R  TTHf^TT0,  B  H^pk0; 
^dlPdH^m0.  Z  31  B  Tjft^fH  Z  32  K  °Wf,  K  «T^T  ^^f^S,  R  4M^f*K,  B  ^If#ri:. 
Z  33  KRB  om  rTrft;  KR  °»RiT^,  K  auch  ^ffarpffa;;  B  TTT^T  ^»T*ffa.  Z  34  RB  in^:. 
Z  35  H  xrrt^fiR:  ^f^xir^  tr;  K  ^tffiR:  (auch  ^^rrffiR:),  RB  ^T^tlpT:  gf^^T^TJT; 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wias.  XXI.  Bd.  11.  Abth.  51 


390 

H  0f^TT°;  RB  »IT^R;  HKRB  Tfr^.  Z  36  H  0,«reRrr:;  RB  o^nfTTCHT  Z  37  H  * 
TTö^°,  RB   rTRIHfT^RiTfT^  5    RB  ITT^ta;. 

Seite  334  (18),  Z  1  HK  »TR^f^T.  H  om  T^TT^rT:;  V{Z°;  KRB  om  *T£ ;  R  tff%rno. 
Z  2  H  om  3TCTR;  K  °^ffH;  RB  TrfT3fh«recT\  Z  3  H  om  *T*»TT*fi,  RB  ^fr^TT^0.  Z  4  RB 
^ff?f.  Z  6  KRB  om#,  B  <TrnM*T?T.  Z  8  R  0^TrTT°?  B  ^ffcT0.  Z  9  RB  ^snfTTWfä. 
Z  11  K  °*TPffi,  RB  »HTf^fT.  Z  13  RB  WW.  Z  15  RB  S^flf.  Z  16  H  W^TS;  K  W- 
5RIV;  H  om  TTWTöI.  Z  17  H  TP?r*Wcft  ^lfa<*l°;  KR  rTcfr  *TWT*m,  B  «TcTt  JTTrrTOrt. 
Z  18  K  WS^.  Z  19  H  ^p**tfrtr;  K  stellt  W  und  ^ftüTT  bis  HTO  um.  Z  21  B 
•VWtft.  Z  22  KRB  ^jf^^fxT.  Z  25  B  TRT;  KRB  TTMrtJI^^0.  Z  26  H  Wrf%.  Z  28 
HKRB  TTWT;  Bfl^;  JTfWfa.  Z  29  HKRB  ^(T^n^rTt;  fTfarTT  fW]  H  *PJ.  Z  32 
RB  °*T"R^fi;.      Z  33   RB   °TTT^T^^;    B   ^3^zrfa;   HKRB   ^^fiT°    so    (fast)    immer!    R  Wl- 

fw^fr,  b  Trfwr. 

Seite  335  (19),  Z  2  RB  °^TRT;  *TOcfh  B  fawK  Z  3  KRB  °^1%0;  °*jf^rr,  H 
°?^'5Eno-  z  4  HKRB  om  f^f.  Z  5  B  om  f^f;  »f^Tffrf.  Z  6  KRB  °*T?fT°;  KR  °^i^, 
B  °^i^T 5    H  3n^T°,  K  JTT^Z0.     Z  7   H  «rfTSRnt,  K  fr<<£H«l<{  (auch  f*TfT*RT<t)   RB  f*T- 

Tfr^nrcT:;  B  °£f?f  *1t£N^.    Z  8  h  *nnzri;,  RB  Srpzrci;;  h  ^rä*r;  RB  °^rarro;  °|Tfif0; 

KRB  ^mTtTRTfW  W%°.  Z  11  RB  °^rT^;  H  ^T°,  B  ^t^°;  ira^TSTTfiT;  K  ^?W». 
Z  12  RB  °^T¥^I*<^^;  HKRB  add  %iqTf*T  bis  Ip|p3rfwrf*T  hinter  TTR:.  Z  13  K 
TTTJT^fi0,  RB  »TT!fli0;  H  °^W^I.  Z  14  RB  ^TT°;  B  f^T  Wft^fTT;  RB  ifN^0;  H  "W- 
fWTfpffa,  KRB  f%^  f*TT°.  Z  16  RB  *T  st.  ff.  Z  17  K  om  Sfa.  Z  18  H  °tn^W^¥0, 
RB  0trft^!Tf^f^W^TWT*T,öRT,^;  KRB  *TW^m  ^PTRlfHTfa-  Z  19  KRB  «TP^ct; 
^I^^tVT^rTT.  Z  20  KR  »fl^t^5^0,  B  0^^^Z^5^R^0;  K  °*H;¥pfiT;f?r,  R  *T<VfaftfrT, 
B  0^ftf%ftf?T;   ^ffUpf0;    KRB   »xiTf^TniKT^T^.     Z  21    KRB   Tf^TPT0;   R   ^j^fiT.      Z  22 

r  ^urr^r:.    z  23  k  nnfas°,  rb  inifw^f^0;  °f%fhr:JTM'ftrpT,  k  «»f*rfiNrPT.    z  24 

KRB  °*njW;  HB  ^WT,  K  ^g^Pt-  Z  25  KRB  Trf?pf1f;  B  rT^tfl;  °*T^TR0.  Z  28  B 
»TTTTRS0;  K  fTrJT0-  Z  29  KRB  »TZf^T^fT.  Z  30  K  *Pren:;  B  °rHt*rff  cT°.  Z  32  B  <T^j:; 
^TSWt     Z  34  HK  »WTfafTO'nTf,  RB  TTfW^TftnT;   R  ^TclnTT,  B  ^luTT.     Z  35  RB  om  rPH; 

h  om  Tpncni;  krb  o-^nf^.  z  37  krb  t^naT^rrft;  b  **^7nt;  k  trf^rfrTT^,  r  tto- 
f^TT^,  b  Tf^nft^r;  k  rnsT. 

Seite  336  (20),    Z  1    B  Wtf^H;    KRB   »JUTT^T0.      Z  2    RB   0^^C,   B  ^rTWC^nfö0. 

z  3  rb  tr<ft*rf  *nipftwro;  h  »f^wrT'fa-  z  4  rb  *tri.  z  5  hk  *T^rcrn°,  rb  tt^t- 
^fT^f^ft0;  b  °wt    z  6  b  f^^rr^^0;  k  ^Trt  ^rö;  rb  ^i%^°.    z  7  b  f^rcp^^ir. 

Z  8  HKRB  <TrfPff°.     Z  9  KRB  °*PT^?T°;   H  TnNNpnirnt;   RB  ^P5Tf%?T°.     Z  10  H  Pf^TT- 

in^:,  RB  fwsrrcpr;  krb  äirfTPr^rpftci;.    z  n  rb  °*TPi<Tf*rRT.    z  12  h  "Tf^rrarri;; 

KRB  om  TTff  bis  «R^Tt^r*.  Z  17.  Z  13  H  Tt^ft  Z  17  KRB  °f5NNrflT^;  B  fWPPTT0.  Z  18 
RB  fT^fwfSTfW^.  Z  19  B  f^Pqsnj0;  *Tf  T3PT:.  Z  20  H  o^frP^TfafaTT0 ;  KRB  «»rrfTO. 
Z  21  H  om  f^TT;   KRB  «PWNifsiraf0.     Z  22   HR  *vrt\   HRB  °^PJP=RrR0;   RB  om  *J^f; 


391 

KRB  °trf^TrT°.  Z  23  B  °^TW'  K  "TP'™0--  H  **^>  KRB  ?R^;  B  5^.  Z  25  B 
Tfi^TZrfTT;   ^fr^%.     Z  26  K  »JRRT;    B  f%RY5R5   KR  °^ff°;    H  om  ^;   KRB  om  R5JTT- 

*R<ft.    z  27  b  «Rift;  h  ^jt  ^;  rb  fwr.    z  28  krb  f%R?rR:.    z  29  b  *t|  jyc, 

RB  MMHHfi^0.  Z  30  K  SR^Rt,  R  <SR^Rt,  B  äR^ift  st.  3RfTt  ^TRt.  Z  31  H 
rT#cTR°,  K  cT#rTWR°,  RB  <T%<T#<TR0;  B  °^T;  ^7RR*TTrftR;  HK  TO^:.  Z  32  K 
^R*i.  RB  ^Rd<Ti;  H  %MUI«°;  RB  «^iTTW:;  HKRB  om  ^T.  Z  33  B  °*RrPTRT°;  H  TT- 
ifTf^i^wf0;  KRB  0*t4*^RjfRT0.  Z  34  B  J^cRrfR0;  H  °HfT*T,  RB  °trfT*R.  Z  35 
HKRB  3RT  [om  HJ  JiT^Tfa^R^TT  [B  R^]  fW^ftTTCr  [B  0*TTT]  3mWRTTT°.  Z  36 
RB  ^f^ft;    «R^RR..     Z  37   HRB   rrf^R0;   KRB  om  ^rff^ft 

Seite  337  (21),  Z  1  RB  ^rfwf^Rj  H  TR^fiR0,  K  Wn|f*R0,  RB  JTRf^TTxnrfTR0. 
Z  2  HKRB  om  *Tffpft  Z  3  HKRB  Ripff;  H  JTRR^.  Z  4  H  *TfR*TT  R<JT»J0,  K 
TtHTT  "RT^0,  RB  JRR  ft^°;  RB  TT^rT  Z  5  KRB  ^R^°  ^°;  HR  ^f^t^;  K 
o^m^f   *PCRJ,   RB   °*R«tJrMTRJ-      Z  6    K    M *! I ^1 M RTRfar*R"RJ,   RB    M^l^iRR    [R   °f^T] 

trr^rrj;  h  om  *zyft;  krb  w*n;  »r^rtR.  z  7  krb  o^f^x;  k  o^^-TWT;  h  om 

7RTR.  Z  8  KRB  RTTJTS.  Z  9  K  TRT;  H  ^ftarfT;  KRB  ffoR;  RB  TRR°.  Z  10  K  ^&#<«T- 
<S*HI^.  RB  -gt^3i"Pfo*R£^.  H  ^t^^T^R^Rf^;  HKRB  om  T**0-  Z  12  K  °xrft^TT°; 
KRB  RITTT0;  H  "R^H,  KRB  °^^;  RB  «M*KM<ft   Z  13  KRB  TRR*R>°;  H^TR^STR, 

K(RB?)  *rr*R£3r^.  z  14  b  iRRr;  h  ^frjR:  ^arffuft,  k  ^rftr^iwr,  RB  TfrjRfwr;  b 
^^trwrtsr;  ^^°;  krb  tnrR5R°.    z  15  RB  oW^^o;  H  ^*rR*mwK    z  17  b 

TfTR.    Z  18  RB  ^  RTW.     Z  19  H  °^TRTfi!T.    Z  20  HKRB  «RR*R^°;   RT?fi^RW.    Z  21 

h  °in^rn;,  k  »ttr-r;,  R  o*f*nrnrRiTt,  b  »f^rfwRRfR;;  »rt^ttr.    z  22  rb  ^pirn:; 

H  3RR$,  RB  JRf<R;  K  *T^R*T°,  HRB  *T^R*R°.  Z  23  B  ^TTt.  Z  24  KRB  RVT- 
*RRT;  om  *T.  Z  25  KRB  «RRT^R..  Z  26  KRB  rRR.  Z  27  RB  *RRRR^;  °*^Rft. 
Z  28   K   auch  7RR;   RB    rRT^R0.     Z  29   RB  R^f .     Z  31    K  WTT^TTO  f^R^T,   RB 

^Tin^n^  R^n#t  [b  w*n*r°];  rb  °«rRrr°.    z  32  b  rir°;  b  tt^w^M.    z  33  h 

R*RT,  RB  TRRtT0;  R^T^RT.  Z  34  KRB  f*RRR°.  Z  35  KRB  TTP«rR^RWSR0 ; 
H  0fJRiKwT0,   K  "TpifiRWT0,   RB  R^3. 

Seite  338  (22),  Z  1  H  °**TS*T°,  KRB  •»JS+H")*^.  Z  2  K  RRT^Rf*? cR*f f\ d *M  °, 
RB  °Jpff^T°.  Z  3  B  fTCR>.  Z  4  HK  «RJTR,  RB  °*RRrT^°;  RB  Rif^R0;  B  RrgfsfcRfr0; 
KRB  0TT^R^iW0.  Z  5  K  auch  ^*RRRR.  Z  6  B  WR^RRT;  HRB  °V^RTfl!T: ,  K  tR- 
TTTfan.  Z  7  B  WTFJWT0;  H  om  TR,  K  liest  auch  °3PCRTra°.  Z  8  K  °lrf%R>  rö; 
B  5jf«HM4i0;  KB  °U1R,  R  °JTff^.  Z  9  K  R^  T^RTP^tefRJR,  RB  ^rRT«TR>^>- 
7R?R.  Z  10  HK  ^R,  R  ^TR,  B  WR;  RB  °^fWt.  Z  11  K  corrigirt  W^;  RB  TRT- 
RfTPrT0;  d^d<<«*f ;  B  ^Rf7T°.  Z  12  KRB  4<MH<=|;  RB  om  ^Sff^Wt^.  Z  13  B  J(#; 
KRB  °VIWi.  Z  14  HKRB  TT^^;  R  ^TORr*0,  B  ^T^^n^rT0;  fTr^",  om  S*ft;  HRB  ff^T- 
f^°;  ^%R,  K  t^R.  Z  15  B  °(*R^°;  K  0sR°;  RB  °^RRT.  Z  16  H  om  TT;  B 
°FrRRT°.    H    °*d*1iyi0.      Z  17    HKRB   »fRtk0.      Z   18    K   ^^R^,    RB   TR?T^.      Z  19    RB 

51* 


392 

•TORRfiW;  B  °fW^*RT;  RB  <KKi*lT:-  Z  20  HK  ^Trf^RT,  RB  °"ft?m.  Z  21  HKRB 
^Wrrrj;   B  f^TTT.     Z  23  RB  «^nft^R  f*RäTRrrf*rf*H{f«M0.      Z  24  RB  ^TFT°;   HRB 

fiRrf^TRc.   z  25  k  °?n^Ti:;  hrb  w.;  b  tptr;*^.  z  26  b  Tr^wsrT^r;  ^ftnm.  z  27 

HRB   UfTTFR0;   B    d*JM«*$fa.      Z  28    HB  ^TfZ°.      Z  29    B   irraRRT;   HRB    ^41*11;   RB 

irrt;  h  tr:.    z  30  k  «snpsrRr:,  b  o^rf^T^:;  h  sn-RRftwr,  kb  3RRnfta;  kr  f%wt°, 

B  RjRft0.  Z  31  B  *R^T  Z  32  H  *RRn:,  RB  *TRRr:;  *RJRT.  Z  33  B  *T*fPr^.  Z  34 
B   °^iTt;    K   ^^T^T^rf^IRm0,    R    WTRI,    B   ^J^TTO  f%RR.      Z  36    HKRB   WVRRTT; 

°trtrr.    z  37  kr  rjttrrtt,  b  f^RTRTRR. 

Seite  339  (23),  Z  3  B  RTfä;  ^TRTS.  Z  4  RB  °*TTfTt  *rf^nT^Ttrfwr-R*  [B  °^TOT0]; 
B  0^cRfK  Z  5  B  m^Wffi;  RB  WTT°-  Z  6  RB  *RWffi.  Z  7  RB  °tffWT°;  HK  tJR^nft. 
Z  8  RB  [auch  K]  TPJpST0.  Z  9  HKRB  ^T^STRCTf^fiTO0 ;  RB  ^T^^f  TfMT;  K  VWi,  am 
Rande  «1|T.  Z  10  KRB  ^"RRÜ0;  RB  °^imf0;  H  TTTt^f^T;  KRB  °VJRR7R(  IR^RJ. 
Z  12  HRB  Tfiv,  K  ilf*'..  Z  13  R  °TOTfiireMfc,  B  °*h*TfW*Ri:;  ^RRiTFirtT;0,  H 
oTjf^pjo.  zj4k  cörrigirt  ^fT,  f^iWT,  RB  fW^..  Z  15  K  °x|H«f1V%^  RB  °^^ftw%g; 
KRB  omtf^;  B  ^PJRJTO.  Z  17  KRB  ^n^TP*.-  Z  18  KRB  fUfU.  Z  19  H  *fpTcRR*TJr. 
Z  20   B  7TrR?T#0.      Z  21    H   °^^TRf;    B    ^ddUMl0;   RB   °^T^.      Z  24   H   °*RCt"R{.      Z  26 

rb  ^TM*K^fft;  b  *R^raR?iRfrro.    z  27  k  »trrt0,  RB  *RRTRnrö;  b  »^Tr^fVfa;  R 

o^TJTT0,  B  ^RWR.    Z  28  B  RJ*r*P^zm.     Z  29  H  °*T^lfw*rRT,  B  »RRpfa;   H  ^RTOT- 

^fran  ^"rrnRRr^:,  krb  <ri  wr<RT*rr^cj;.    z  30  b  ^w;  krb  ^trrjtrj0.    z  31  kr 

^f%Tift  *TT ;  B  ^TJTR^T;  KR  cP^Tm<fö,  B  <T^RrfRT;  HKRB  xitt^nf^^t.  Z  32  RB  •WT- 
*RTOf°.  Z  33  B  f%fft°;  HKRB  °Wmi  ^TTRf^;  B  *RR?t;  KRB  ^T  f*T  ^fTfa.  Z  34  RB 
jTR*R{tjT;   *P£RT°.     Z  35  HKRB  ^RT   ^T;   KRB  WRC;   RB  JT^rf. 

Seite  340  (24),    Z  2    H   ^ITTORRRJ;    KRB   ^RfRITfa0;   KR   0f*rfW°;   B    °WW°;   R 

^fr^if^,  b  trn;ift^<ft.  z  3  h  o^TTfr^RT0,  krb  ^rRWTrfmTRftf'R0;  hkrb  »irrem, 
z  4  b  srrefartft ;  R  °^rrf%,  b  °^rrcft;  h  °*r^rrfawR;0,  krb  frfchK«n<3;  b  «"ä^trfa. 

Z5H1  *TT*TOR{.  Z  6  R  T3TR,  B  rRfK  Z  7  RB  °*RiRT;  H  PI  rTTT.  Z  10  KRB  »^TTO; 
RB  °ÜT3T^ci;;  ^Rf.  Z  11  HKRB  ^Rm^Rff  [B  °^7R] ;  KRB  om  SRC.  Z  12  RB  °W$TQ 
*Rf;  R  ^TRnFRT,  B  TRJfi;  f^^^T.  Z  13  HKRB  »^R^m^sirRpf  ^TR4^;  RB  VT*0;  KRB 
fffW.  Z  14  H  JVf^T,  RB  JRf,  K  fT^ftTRC  f^RP^RTSfttRJrRf,  RB  ^Trftfö;  TlWRf0, 
K  TRWRR.  Z  15  B  °44I4|UH,  H  0*Rf*2n: ;  HRB  TR^R3R?T,  K  XR?3n«nf*T;  ^IR-RT 
t^^T  ^Rrffi,  RB  ilJrmi  f^T^RTm.  Z  16  KRB  ^rW?tR4lt.  Z  18  HRB  ^^T,  K  cörri- 
girt; B  TRj;£Rfot;  ^RRT  ^TTt^rR°.  Z  19  B  ^^f.  Z  21  RB  3RTT:;  B  ^Rlf.  Z  24  H 
fwrft0;  KRB  otRRRT0.  Z  25  K  *RR?t.  Z  26  B  ^RTW.  Z  27  KRB  °JH^RRT°.  Z  28 
H  om  T^RT;  RB  °TRfm°.  Z  29  KRB  °^flfi;  B  TT^T^Rf.  Z  30  KRB  «RJ^RGT;  B 
rRR*Rrf°.  Z  32  B  f^TTC^1^^-  Z  33  K  HTW;  B  0WRT>f^i;  RB  °^°:  ^#^TR#R°. 
Z  34  B  °RfÜWRIR;    RB   JRffrR;    KRB   °*jft3f<T°.      Z  35    RB   XWK>;   TKK-      Z  36    KRB 


393 

Seite  341  (25),  Z  1  HEB  °*J%.     Z2EB  *NNTT0;  fW*^T     Z  4  H  fa^%,  RB  f^^TT; 
H  ^§f%^rTOT°.      Z  5   B  *rtH*Rrffa;   KRB   *ThTR\     Z  7  K  fwtat,   RB  WfTYvft.     Z  8  B 

Y<ri0.  z  9  b  °TT**rr°;  h  ^rf*r^?rr;  *rr.  z  10  h  om  uitt;  hkrb  °^vt°;  rb  °f*rf%rT:°; 
H  °<Nrr;  krb  n^°;   om  *rn;;  hr  »m^>,  rb  «Tr^^nr^Ew^^fipi^iZT^0.    z  12 

HKRB  °*TO%.  Z  14  RB  VW[f%;  KRB  WT*i:.  Z  15  RB  i||V|4lft;  KR  TT^rf;  K  om  T. 
Z  16  H  ^rf^förf,  K  ^Rf^firT;  Wr^WV^TT.  Z  17  B  °»farrä^o.  Z  18  RB  ^Nü°.  Z  21 
RB  TT^TfTT;    KRB  XTT*T.      Z  22   KRB   IR^tft;    0^f*P*rHn°.      Z  23   KRB   0f%fVfTj?T0.      Z  24 

hkrb  °sran;  krb  °*jt^to;  rb  tttt;  b  °THTf%njro.  z  25  krb  °^ft^i;  k  f^ni^Tf^tir.; 
rb  fä1^  t^TT^rfww:;  kb  f^nf^rffr;  krb  *TRTf^cnj°.  z  26  krb  TfTfw^rcifT ; 
^t^fn^T^TWfT^rt^t^TJTüfr^if  ^?rfa  [b  °irn!ft^%].   z  27  h  °ipfr  ot^;  k  ^t.    z  28 

KR  *T*nHl*U«W*°.  B  *mv>M|fcHiw°;   RB  »rTT^fW^-     Z  29   H  om  ^ft^T,  RB  °^*T- 

f^.  z  30  b  ^^T<^°;  h  *rr  *mr°,  krb  *rr  ^mrftTTvftnj0  [b  °vt^0];  0*m™°-  Z  31 
k  «wnrenro0;  *rrernnrarr,  h  «tiMriii;  rb  o*nrsfiTTft^fT  *n*rwr*rre*TOT  *re°;  k 

^t^inpR.  Z  32  KRB  °^T^T:.  Z  33  RB  0*T^[f ;  K  jrfTT  UffT.  Z  34  H  ITfTir^'^fT^T0, 
K  ■RftfTxrfTTcT^rr0.  Z  35  KRB  f^üTTT;  fö*Rrf%;  RB  WW^Sfa.  Z  36  KRB  ^H*J°;  RB 
°wr*rf%;  ^T^.     Z  37  H  ^T  WfTT. 

Seite  342  (26),  Z  1  KRB  ^NTRITTOTO;  H  fW^jft^TT0,  K  f^TWt^Ri0,  RB  f«1^V<*dT- 
-£HV>.      Z  2    RB   ^T;   KRB    add   T   hinter  rTO;    K   ^T.      Z  3   KRB   *TRKTfl!T;    HKRB   ^i'ft- 

f«t<*i(*nf^°;  b  °wr°;  rb  ^r.    z  4  b  ifterfa;  rb  »^f^rf*.    z  5  b  oift*r^rf7T;  krb 

HHÜÜRb!    VTV^rft    [B  VT^fff],    H   °f^T  ^C<Ü.      Z  7    B  ^Tt*TSTcT:;    TPjfTJraWrt0.      Z  8 

rb  o*rr?rrcft^;  ^t^vptt.    z  9  rb  ^rfw^r^T0;  hk  o^wt^r^Tf^0;  krb  wrfwm;  *rr- 

^t  T.     Z  10  KRB  xrftf'ra;   HR  rf  f^TiPT;   RB  Ufm.     ZU   H  om  ifä;   RB  fW^C,   KRB 

irfTfa^-    z  12  rb  w^<r,  h  om  fwrerV»  bis  f*n?TTfa;  RB  f%^Tfar.     Z  13  HRB 

0^<i«H.  Z  14  HRB  °*T<K  Z  15  B  ^RPSTTf ;  KR  fWrf*,  B  f  WTf*T  rTTSTT;  H  WT°, 
RB  ^ThiTT0.  Z  17  RB  WSTUf,  t^p-<*+<f*T;  *R*rrf^nN;  H  °iP|f7T.  Z  18  RB  *fj--  Z  20 
H  fWPTOf?T,  RB  f«I?RrRf?T;  3Tfa.  Z  21  K  f*rfäi<SP*0,  RB  fqf%fi*rfäifT0;  uffWTR*0; 
KRB  T7TTVT;  HKRB  apft^lt^.  Z  22  KRB  ^TV^T;  R  cTf^TCT'Hrr0-  Z  23  H  0TT*rPnF3T0, 
K  «^RtlT^0,  RB  »SRTW0.     Z  24  RB  *Tl^.     Z  25  RB  *rmTf%%.     Z  26  RB  WITOT;   W*PT- 

fiHMHfit   [b  °*nft]  ftrcft  Tf  **Rt;   k  f^^f?mt;   hrb  *^faftimRT.    z  27  krb 

^*fS;  RB  cTOTf-  Z  28  RB  ^TJPBW.  Z  29  RB  ^F5°;  *J%^*T.  Z  30  H  ^ftxrfTT-rr, 
KRB  »TTfr^TT  TTcffTH^d;    H  f^Tfafg^,  KRB  f*rf%f%  ^fTcHJ0;    B   °TI«*K*|7Tnnct:     Z  31 

b  Tfir?*ro;  k  »mHurr0.  z  32  h  i«n^;  krb  °»t^t^.  z  33  rb  °^rrrfar;;  b  ^ff- 
f^-rwfo;  rb  °fö»Ni;  0fM*nrf^rre°.    z  34  R'{0f^*jt°,  b  °f<^^°;  rb  °*<ferf; 

R  0^ZTW^^°,  B  »^tlT0;  RB  °föiftnfprei0.  Z  35  B  ^HTT^T^-  Z  36  KRB  *TR^T^°.  Z  37 
HRB   etHüfarefTT.     Z  38  KR  TmTf^T,    B  TT^T^t. 

Seite  343  (27),   Z  1    K  ^itfrt.      Z  2    K  ^fm°.      Z  3   K   °^^T:   ^;   KRB  WJHHT; 

b  trRr#^;  TTH^n^0.    z  6  hk  'snrfat^T  [k  °f*r]   «ii*im*<ifMo,   b  ^wfwrwt;  hrb 


394 

°f^T't;   RB  ^reT^H     Z  7  B  TPJTf^fTäW ;    rT^Nfrt;   HRB   d«3l*lfaffrf.     Z  10   B  #ft- 

fwm^rr;  rb  *n^<fsfitaTJro^0.  zu  b  *n«NiiN?  krb  irer^0;  hrb  f*rcrra*rftwr. 
z  u  k  ^jT^rf%.    z  15  b  Tft^ifaT;  °wfftf^.    z  16  h  fwvwt;  B  <TrTWT;  rb  *j*i- 

f^T5r°.  Z  17  RB  rT^t^°;  B  T[*TOPT,  K  XrwWR.  Z  18  HKRB  «ftufrofö ;  RB  TTf^nT^T; 
H  qpftCTP,  RB  ^nwTsnj0;  KRB  om  f%VT*T  Z  20  B  ^TT^fTT0;  ^fa;  RB  °TTcSTO.  Z  21 
KR   0f*TTft^n*re?rP2fYrl\    B  °%4l«4JM|i>föt.      Z  22    RB   UfTTT^.      Z  23    K  TPRffTT,   RB 

^rrerft;  h  o'hitK  z  24  b  -^j^nTT0;  rb  fwr^rr0.  z  26  b  sfl*^i°.  z  27  b  <Trfr 
f^nrra0;  ^f^rf?WT°.  z  29  b  %wrai?;  rb  wti<ro;  b  ^nrr^rrrr^T°;  wpti.  z  30 
b  rm^r^wr  tr^^Tw°.  z  31  b  °*rfteff  frft;  rb  °^(f^  *.  z  32  rb  wt°;  b 
5Wr^°;  r  wrfwrrfr,  b  3ifwr;  k  om  <ft.  z  33  b  ^ncwr;  h  ufa^.  z  34  rb 
f^nrerr.    z  35  rb  jrrwtTjp;  ir*^nf%-    z  36  rb  ^RR^urefir  «rnfr.    z  37  r  «uH*ftT*r- 

Seite  344  (28),  Z  1  B  °f%^T^^^i^.  Z  2  B  °TT^t?^  W[;  ^WK]  f^Wf%  ^fif.  Z  4 
HRB  ^  st.  ^;  K  om  ^.  Z  5  K  tp^fa.  Z  6  RB  ?N  *;  K  °*ffaiHfäf°,  RB  0^ft^R»»jfW0. 
Z  7   H  °^iRi;    RB  °*TWT?T0.    Z  8  RB  om  ^TT;    KRB  WlttK'^fT.    Z9H  JW^,    RB  *T*T$wf; 


s»  Cs       ©* 


o^ft^Tft.     Z  10  RB  fc^TR;    B^^Ti;   R  fTfWWTT^T,  B  rTf^TTT^T-     Z  11   B  rT^Tf^0. 

z  12  r  ^rrfTTfa;  hk  <t^;  r  crfwfr«mTo,  b  rrf^ft^^rR^nifffiT.  zis  b  tptt;  h 
^nm^rwr,  rb  =y^<*«iwt;  h  ^rrarrait,  krb  «rrarrarT*  f?T3frHJT*r  wh&r°.  z  16  hkrb 
^nrn^r;  krb  °*rr*mwf%.  z  17  rb  T^pfiT;  h  om  f^r.  z  19  krb  om  *nsr;  b  *tt  ^. 
z  20  rb  fTwrfa;  ^*rr?m.    z  21  rb  T^raf^rcrr;  ftf*rcp*r;  b  ^frrra ;  r  w^°,  b  *r?r- 

WtfT.     Z  22  B  °^rY*raW.     Z  23  B  rTXftft^fWT;   RB  Sfif^Tf^  ^T*;   HRB  ^TfTT^0.     Z  24 

rb  Onrrcrfa;  <m  z  25  k  T[^wwtrf?t;  b  *mt°.  z  26  krb  xnhrfcrT0.  z  27  k  f^nfi- 
föwrfr,  rb  f^Pif^rrfa;  crihiwm:;  *tprt^.  z  28  krb  xrf^rf^.  z  29  rb  °*<fmjrr- 
*nf^7io.   z  30  h  °^twr:,  b  °^fmT*rm:;  krb  rnr  jrps°.    z  31  k  ^f%n^f%,  rb  ^ftwt 

Z  33  K  om  jfr{.  Z  34  K  fTm^tifta;.  Z  35  H  ^TT^Tct;  K  °fWT°,  RB  0f^rrfrT°.  Z  36 
RB  ^TfT^Pcr, 

Seite  345  (29),  Z  2  KRB  ^ft     Z  3   KRB  VT*nT°.     Z  4  B  °WT^t;   K   V[fW.     Z  5  B 

tt^tt^;  R  °wrofTTTr°,  b  °^rnrf7nrT°.    z  6  rb  trarnir;  kr  fövr^ranrrer,  b  o^tbito; 

HKB  *Tf^;  B  *NY<pft;  H  f*TW  ^3T  HTITW,  R  W3m°,  B  ^H^nT0.  Z  8  RB  f%5 
f^;  KRB  om  ^T^.  Z  9  RB  ^^TW^f^;  °cfi^Tjn^wOrg ;  B  °WRfW°.  Z  10  H 
fTTO^^;  KRB  4THri4H'fol!r<t;  H  om  ^f,  KRB  om  *TT  ^;  B  <T<T;  HK  ^TT*T.  ZUR 
TT^T^:,  Bü^ra:;  RB  f^tjurm.    Z  12  B  °lTTOf*ro;  HK  ^'IH«°;  "^T^t;  B  fT^^rrf^0. 

z  13  rb  °?**m*rrernsr;  krb  «fi^Rn*;  a*ra°.    z  14  B  TJÖra^rrwRPj;  rb  3if^tafNi:; 

K  °^TrrrfW°.     Z  15  B  WTTf^-     Z  16  RB  WtV°.     Z  17  RB  °*nh^f;   THrf^:   KRB  ^f^T; 

b  ^n%.    z  18  h  o^ttr,  rb  o,snt^-    z  19  krb  °5rr^TT.    z  20  k  °?rRn^^  »rm^, 

RB  °fTRTT^^.  Z  21  B  ^P^gfTT  ^f?T  ^^Z^irn:0.  Z  22  RB  ffä;  R  °XTttTt,  B  <TcTr^- 
fWt  t^i;   RB  W%.     Z  23  HRB  0^tare;    R  »Tf^fWVTTr|7<^Tqg,  B  *T(*TfW**TTrfTta^J- 


395 
z  24  b  wrerisrrfa;  fire**0.    z  25  r  tnxro  ^;  rb  o^n^f%;  b  fr^rn.    z  26 

KKRB  om  HW,  RB  ^H.  Z  27  RB  ^nf^TRift.  Z  28  HRB  0TTf%<T.  Z  29  RB  T*Hf?T; 
H  «TTTTPr      Z  30  B   ^rft°.      Z  31  B    0^T^^rf^fT:;    HK  ^Wpjft.      Z  32  K  0^T^0,   RB 

^rn^;,  kr  iriraT,  b  w;  h  ftr^rm:,  b  fixwnroRrnft^r.  z  33  k  ^nprt  und 
^I*fY,  r  ^^rt,  b  wprt  z  34  b  trnrörr;  mir*;  krb  »^ftrt;  b  cm  3*.  z  35 
b  ^:^T¥fw°. 

Seite  346  (30),    Z  1    RB   o^Ni^WcC ;    H  ^ftfö,    KRB   °^*tfä.      Z  2   H  Wfft%;    B 

f^TW*rt°;  rb  «•f^rrm'mTiTrT^ft:;  **nrre.    z  3  h  om  irarn;:;  k  *ft*rf%Tzrra,  rb  ^fm°; 

B  Wra;  «TTW^ft^Rnt.  Z  5  RB  om  ffa;  K  <T?^if*rT°,  RB  cTr^ft.  Z  6  B  <^TRT^Nr; 
H  0£fWcpj.  Z  8  KRB  add  <T^T  hinter  "^tif ,  B  »TWTT.  Z  9  RB  £#;  K  ^TfaffTT,  B  *TT- 
f^fcT:.      Z  10    H   om   «   ^,   K  I  ?[;   KRB   fspfTTWft^T0 ;    om  ^ffi;    HK    <TOTHf?T;   K   3. 

z  ii  h  »wspcrrsrT;  krb «nftaiYra.   z  12  b  »HTfwf.   z  13  h *n*frnfr,  rb  inwrä3i<ft; 

K  ST^T^n*!.  Z  14  KRB  °T*nTP>;  B  ^fa^R;  RB  °^tv.  Z  15  H  »l^T^TT».  Z  16  B 
°W!T.  Z  17  HRB  °fTWt;  KRB  JTTWR*0.  Z  18  H  WPjfwfa.  Z  19  R  Wt°,  B  W*°; 
RB  °T^T-      Z  20  K  T^^fT0;    R   TH^ScT,    B  "ff^VTT:.      Z  21   H  fl,    RB  *T  f^i   ^T*T.      Z  22 

h  ^nrnj°;  b  »t^cR^it.  z  23  rb  °fwrcn;  b  ^tt.  z  24  krb  ^zf^fi0;  h  om  sm; 
b  °?Knf%f^f<T0;  h  »wrnir,  rb  °^iwn!n;.    z  25  krb  ^r^rf^:;  h  ^rw,  k  m&- 

**PJWT°,  RB  xn^^J^p^T0.  Z  26  RB  ?TOYwftWrtT0.  Z  31  B  ShrarpcUP» ;  HRB 
TTT^Wt;  KRB  °^T.  Z  32  KBB  WfWT;  RB  TJ^C,  B  ^IT^f^.  Z  33  K  TJrTfift^.  Z  34 
H  Wt^RTTT;  WSn;   °*Tf*R;,  K  °*Rf*R;.     Z  36  K  ^TVTT^T;   RB  JTRf^T.     Z  37  H  fT- 

^nr^rreT0,  k  f^*ra[*i*nw«*i*Pfo,  rb  f^ra[*r  iro  ^rrelw. 

Seite  347  (31),  Z  1  KRB  iJ«*fTO°;  HKRB  fa^TO.  Z  2  RB  °^<T.  Z  3  HKRB  VRT. 
Z  5  RB  f^T:  KRB  SH^^  om  IR*^;  *RST*ft^ft  [B  °SnfY0];  RB  TTfüft;  KRB  5fRT- 
^■RRTOT.  Z  6  HKRB  om  ^T.  Z  7  HKRB  om  «T.  Z  8  KRB  »^f^RTnfNf;  RIRRfltr0. 
Z  9   KRB  *TOTT  *Wlf;    RB    °*R,3Tra.      Z  10    R   °TTfT^|^°,    B   *»f<«*h^$«5« ;    KRB 

jt^r^t0.   z  ii  rb  *pnn*T°.   z  12  b  °*n^t°;  wtf0;  °*ift;  rb  cr^twrt    z  13 

K  *7Hi  JrRfi?,  R  ^TfTO,  B  *Tf"rö.  Z  14  H  ITR^I  R  ^TRW.  Z  15  B  JRrffTT;  HRB 
fW,  K  tf%  in  fa  verbessert.  Z  17  RB  »W^TTT.  Z  18  KRB  om  ^faffcn;  H  ^V^JT. 
Z  19  B  «J*jf^T;  TT^fT^0;  H  °Ttöfe,  RB  »R^iZTZfaftH.  Z  20  RB  <TTf%rTT^<rF.  Z  21 
RB   »WRWPRTfa0;     B    °XR^tö;     HKRB    rT7*p?rrt0-      Z  22    H   °f%R°,   KRB   °f^TT°.      Z  23 

krb  sR-ra*Nr°;   hkr  »iniRri;  h  jratf  *Tf  rfif.    z  24  b  frornsro.    z  25  rb  "t^r^c. 

Z  26  HRB  fTTRT0;  B  «TTPIpf ;  RB  IWRrft  Z  27  RB  irf^Tc^;  °^TrT*if.  Z  31  KRB  *W[. 
Z  32  RB  *HI«flpT;  H  °^TT#.  Z  33  KRB  om  ^R^;  H  *RT!rc.  Z  34  HKRB  om  *R; 
KRB  •*PI;  R  fatifa0-  Z  35  B  0^RR3IT0;  RB  rfW,  R  *Rfm°,  HB  *nj#P*°.  Z  36 
KRB  °^^^T;   B  JnfRrft;    HKRB  om  ^JT*t 

Seite  348  (32),  Z  1   K  TfcGtfaTT0;   RB   WTc*T<*^ Tdü *i I  «[WRR^R? WT.   Wgft  »R<ft 


396 

■fa^rnr,  rb  °fa>*Tcj.  z  2  h  »wnu0;  b  f^rf%rf^^ft*r^ft^ ;  k  •^ftifa,  r  °*fam;  vi- 
fwT,  b  ^fafwr.  z  3  b  iwn^ft;  hkrb  *rrraT;  krb  ^rc^raxraw0.  z  4  rb  wf^srr; 

Jrf^ff0.    Z  5  RB  »flT^cJrft.     Z  7  B  TrftwTHTfnR0,   K  nfTW*^*0.    Z  8  KRB  0STZm  wfä  \ 

rb  f^r^r^;  b  ip1%.  z  9  krb  wf^rot  [k  °P*t];  h  "^rf^rwt ;  b  f%^nft;  hkrb 
Tfte*rffmi.  z  io  rb  ^<n;*rr.  zu  b  »^^fä;  k  om  f^nfa;  rb  »jrrcr.  z  12  rb  wr- 
^mYfa;  hk  Tt^h  rb  °^T<wi^<dl.  z  13  b  *rat.  z  u  b  inn^nft;  irfimr^f^rrft0 ; 
wrefa;  h  irrere,  zig  h  ^fa.  z  18  k  °^;fW;  <t^  st.  rr^;  rb  fwr^RTT^TT: 
[b  °tt^:];  h  Tr*npr:.  z  20  h  f^r  st-  ^rra.  z  22  k  °<rftawTf^rero,  rb  °7TTtawT- 
f^r^°.    z  23  b  °^t;  ^rf«nrfipizV,  ^nr^rt°;  h  Jnrrfa0,  rb  *^nfV0.    z  25  b  ^rra- 

f^T°;  K  m*i;  B  *TW"ff*T°;  RB  °^fT.  Z  26  R  <T?^T,  B  JWV°;  HRB  °WW[^,  K  corri- 
girt;  RB  ^TTf^spf.     Z  27   H  ^f?T;   B  ^Tf^fi:.     Z  30  K  fMfa::    H  %^T.     Z31   Kl  STHT; 

rb  ^mT'pft:.  z  32  r  w^t  wtttt0,  b  w?rr  »TRra^F.  z  33  k  *re7rr*rfa  *T^°,  RB 
h«mhPt  <j.    z  34  h  »^rwrf^W0;  hkrb  *rrarta°.    z  35  b  f^rft.    z  36  hkrb 

Seite  349  (33),    Z  1    K   °^t  OTftf,    RB   °*nftff ;    *?*Tfft.     Z  2    RB   °HT*[  W*ri;    B 

Ti*mo;  h  *rr  ^  ^t;  *rra°,  r  jrnn^^ftät,  b  *TT*pzrf%*fr.  z  4  r  f*rf**r*ft*r,  b  f^r- 
f^Fwtf^r;  hk  rTfrensr^nftcT!;:0,  rb  °^ft<T°;  h  »^rrf^fta0,  krb  ssTfinffa0;  b  oi^%°; 
k  rr  st.  ?mt^r.    z  5  k  tn^rr^n ;  rb  twpfr  ^^rff  <tt  wroflrwrTran'  [b  owrrro] 

f^^rTÜI    [B  f^iTT!T]^Tr   *RTT°;    R  TO^,    B  WT*T*T     Z  6  RB  VR*rr*T  f^PTOf^nrerffT ; 

k  "N^w  v^t:,  rb  f^;§  >^rit:;  hk  *Tö[^rflf  \ptjt:°,  rb  *r^Nnft  vsw.°;  k  *wt- 

T[rn  ^TTrT?  ...Lücke...  fttf0.     Z  7   K  ^T^tt^cST0.     Z  8  RK  lesen  nach  ^TTfT^ffl  Folgendes: 

er  t^r^mcf   [k  cffw°]  ^f^nfT^^^rrrfTw^  —  ^?^  £^:  ^t^^^%   cr^xrfcrf^f^rt 

^SIT  (?)   ^^   ^"RTfTT   "■  l  B   liest:   ^TTf "RTri;  I  TT^f^T    WTTf  I  ^^T <ft    XTfTr^^^f^T- 

^f%  %W  ^^Tf<T  ^W^  fTrRHT^cl't  fTrft  IpföfafftfTTOT  ^*  ^^^  rT^TR  I  Z  13  H  <T^«J 
bis  'RfW0  hinter  1(41^^^.  Z  16  H  om  n4^"Wff|-fTT^TJi:.  Z  17  H  ^fTTTTf^fTT;  RB  <T^T 
^T;  B  ^TT^rft.  Z  18  B  3fon«njW°;  H  ^^^■PR^TI',  RB  o^ch^iyy^r.  Z  19  H  om  rT^i; 
KRB  "fl^Wf^fTTrT: ;  K  »trfTt.  RB  °VfH.  Z  20  RB  TUT*  T(f^.  Z  21  B  ^f^cTP^'^rr0 ;  K 
°^f%fflf2ffa%°,  B  0^f%cfrfT^fT^0;  RB  »rT^Rm^;  ^XW^m.  Z22  K^TTflJI^;  B  rTrTf^- 
^ft^^  ^rr^^T0.  Z  23  KRB  *M<lrt*Jlfw>;  RB  f+*^ä«l.  Z  24  R  ^Trnf%,  B  ^TfTf%. 
Z  25  H  ^f^^T^0,  RB  ^ifterR0.  Z  26  H  om  T&',  B  TT^T  ^^T^t  Z  27  H  ?RfW§, 
KRB  #^t^^  ^W5rf»rft(?T0.     Z  28  KRB  °f^TrJ;   ^"Wt;   R  "favfa0,   B  f%Vf^%%.     Z  29 


397 

h  f^^rnj;  rb  *r^f?T.  z  31  h  xrehr^;  KRB  "^reTtff^f^Tjrrfwt.  z  32  h  °frrf- 
<tt*pt.  rb  °|Tn^iiR.  z  33  rb  TT^^ör«;  b  ^f^r  ^Tf7mf?r.  z  34  rb  *r*m;  krb  vf^x- 
?rwr%;  rb  ^rn^-fa;  z  35  krb  »^rr^.  z  36  k  w$x°?  b  ^4<^*iwto.  z  37  krb 
ttrt^t;  rb  «rcRfär;  k  ^t°?  r  ^t°;  R  °3Tn*To. 

Seite  350  (34),  Z  1  RB  fl+H^Tl-nmT ;  KRB  ^T°;  B  °*nfV^£.  Z  2  H  cHTt;  JTT- 
3fiT*2mT0,  KRB  TTOW^nn0 ;  HRB  TTTTr^,  K  TJ<T?qt.  Z  3  H  ^TtJ^^T^r;  RB  *JTW.  Z  4 
K  ^nT^TRfST0,  RB  ^WT^fST0;  H  '^^i;  KRB  0W3°;  K  W^NK  Z  6  B  om 
%c^.      Z  7    H  f^^TffT,   RB  'Hnpft      ZOK  TT^?TW^,    RB  *npän^T;    B    °^rff.      Z  10   R 

^ftjT7^%grr,  B  ^fijr^^^rr.    zu  h  ^z  st.  *r»K¥;  krb  *nfft;  h  ^^tfcT,  r  sr^t^- 

^3fiT,  B  °^^fW;  KRBfftR  TATORT?  RB  cTTT^T^T.  Z  12  KRB  ÜHHCt*rn>;  TTST.  Z  13 
KRB  ^TTxq^T.     Z  14  K  ^föf^T,   RB  Wf*ra  t:;   H   TTtt*ffi,   K  TTTTf^T  H   (so!).     Z  15  H 

iNr;  b  mn^nft.    z  ig  rb  °f^Tn°;  r  wst^t,  b  srjt;  h  om  i    z  17  rb  farraft;  b  tfr. 

Z  18  KRB  TTcftuft;  B  °^RfT^:  W*T»Rrr.  f%^T.  Z  10  RB  nwÜ;  KRB  WRt  Z  20 
B  °^fWT:  H  °WRTf^,  KRB  °-3mf^.  Z  21  RB  IHIRTrt;  H  iftag*",  K  iffanjWRifT0, 
RB  trRlTJ^rngT.  Z  22  HKRB  ^'äpTT  st.  f^fT^f;  K  0^TT1-  Z  23  B  OTTCnirr;  KRB 
cT% <£^°:  ^pftfTT.  TJ  TJrTfwt0.  Z  25  H  If^t  ^T^Tf^T;  K  ^JTf^ffi,  R  ^T^tat,  B  ^T- 
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B  TWRrft  Z  28  HRB  ff^T^N.  Z  20  KRB  ffsp*0.  Z  30  B  ^rTfTUr;  RB  ITPftcT,  B  SR; 
RB  ^wf^TO0-  Z  31  RB  ff%RT;  HKRB  om  Wt  Z  33  RB  3T<^;  KRB  cf^^TT:;  KR 
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Seite  351  (35),  Z  1  B  0*T"P«n^^rrf*T ;  RB  t^RT^f^.  Z  2  K  Wtf^T  st.  ^ffi,  RB 
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B  ^r^I0;  KR  f^HT,  B  f^cf  st.  f^rT^fi-  Z  4  B  IWRrft;  H  °^VTH.  Z  5  RB  f^f^m^I^f^ 
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Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  IL  Abth.  52 


398 

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Seite  352   (36),    Z  1    H  °TTT*fif,    K  ^T^ürfTT^Tf^WT^    TT    ffa    VfH°,    RB   °TrP?ft- 

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Seite  353  (37),  Z  2  BB  %*T  st.  R^R ;  1WTHI^°;  H  R^<j:.  Z  3  KRB  °^Tfwt; 
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RB   RfflR0- 

Seite  354  (38),  Z  1  K  *R"R;  H  <>t*rRWTO,  B  °f?RWR.  Z  2  HRB  TT^Tf ;  B  fTrRT- 
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399 
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Z  14  KRB  "fW^^nR^W^.  Z  15  K  «Trwf^rT^,  RB  *fN*^fa°;  B  J[ST:.  K  16  B 
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Seite  355  (39),    Z  1    KRB  ^%^;   H  *P*TW,   RB  TTSJrfSRT,   H  TT^t   fW*T  ^t°, 
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Seite  356  (40),  Z  1   RB  *Nifqcno.    Z  2   HRB  TTTT^fa.    Z  3  B  «"Tf^ft;    HKRB  qrf%- 
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H  *prr*TT*R,  KRB  «r:4|c|||«|M^;  K  ^ft^Rt  Z  14  K  irfTT0 ;  RB  cTrJRflpft ;  H  ^3HTOfacT, 
KRB  ^rrafiTfT.  Z  16  B  »T^^^T^^rT,  R  °3VrT.  Z  17  H  *FR  SITOT^R,  K  *reRT^R, 
R  *m   W[^frl.  B  *rö5!T!rfiT.     Z  18  RB  o^t^^T.     Z  19  KRB  ^TfTCl;    K  %^,  RB  om  *rf^; 

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52* 


400 

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KRB  »TfPTOc*;.     Z  36  B  JT^ITTTWT0 ;    HKRB  f^TTJ^n  ^T^^r. 

Seite  357  (41),  Z  1  KRB  ^^T^.  Z  2  R  TORroW0,  B  ^^HRftf  WPTRrr.  Z  3  H 
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R  f^rTT°,  B  fwf°;  K  °^fz°.  Z  10  RB  T^pt^T.  Z  12  K  ^RTC^T;  H  om  TJWTfT; 
Z  13  RB  JOTPffW..  Z  14  K  fö^JT,  RB  fä^T;  R  Tprf^J,  B  TJrf^T^;  RB  *^RT^; 
KRB  °f^f^fT;  am  rPt;  RB  "PTOWT.  Z  15  RB  0*mZTrT°;  K  WT.  Z  16  RB  «RHiftW0; 
KRB  ^T^t^fT^T.  Z  17  B  TTWT  WrV^;  HRB  °3R^fST.  Z  20  RB  °^Tft;  KRB  *TT- 
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XTr^^f^rwfwfw^rrii,  r  T^T^farffi^fii0,  b  T^HJfirrTcntfw0;  krb  "fawr.    z  25  h 

fSH^^T,   RB  flTT^^t.      Z  26   RB  **TOT^3";    R   °#^fT,   B    °^^1.      Z  27    HRB    rRtT° 

st.  fTmT0;  krb  tjüt^t  *rf*r°;  k  o*r*niramt;  imT^RK^-    z  29  b  ätTHJ^;  K  ^fare^. 

Z  30  KRB  °*OTfaff7i.  Z  32  H  om  ^Trl,  KRB  TJrlW.  Z  33  K  i^^t^,  B  ^f^T;  RB 
of^vT^f^T0.  Z  34  RB  W*!^^;  B  W^TT0;  H  TTft^TT^fltfirä,  KRB  °^t^.  Z  35 
HKRB  om  ^nf^.     Z  36  B  %^cTf°;    H  Wif<l  3fifTWt"<*I0,   B  SRfTWfir   T^°. 

Seite  358  (42),  Z  1  B  TOTfrl^.  Z  2  K  °*T^T^Tcl\  Z  3  R  ff%°,  B  ff%°;  R  ^^Tr^T. 
B  ^PTO^T;  KRB  TTWT^.  Z  4  HKR  *TP>.  B  H  st.  *pT3\  Z  5  RB  Tf^TT^rft;  B  TcH?Z0. 
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f^S,  B  rffwf^E.  Z  16  B  WR^fT^T:;  ^fTIT^rTir0.  Z  18  RB  °5rf^T^T;  H  f^RfTJPmTf, 
RB  om  W*TT^\  Z  19  RB  *nTR*Tf^T5f°;  R  TJ^Tct.  z  20  B  ^WT°;  RB  JpfniT0-  Z  21 
Hf^fi,    0f*rP*RJT*rP^°;    K  '^^^5°;    B  0^?\*TZ*lf(T;   RB  W^T^iTftrrf^t;    H  om 

trfr.    z  22  rb  TTirfwnj;  kb  om  *rar<tfi;  bis  rr^n;  z  23.    z  24  r  ^n°.  b  ^^fr°; 

KRB  ftTHTfw;  om  H^fffT-  Z  25  B  *pT*HT;  RB  ^f^TOlT.  Z  26  K  ^e&^Hl;  »f^TJiTUT; 
RB  x?3fpHT*n;  KRB  om  <T.  Z  27  RB  ifH0;  *PT^fPTT°;  H  om  ^TJJ.  Z  28  KRB  °f%T^°. 
Z  29  KRB  *nf^\  Z  30  B  3WT^Tfr.  Z  32  H  ^T  iURT^.  RB  ^^7^.  Z  33  B  TT*^. 
Z  34  KRB  WTOTf  <T;   B  fw^^.     Z  35  RB  °f*TTcT  ^^tTTT^ÜT0    [B  ^^tT°J. 

Seite  359  (43),  Z  1  KRB  fT^^TT.  Z  2  RB  °3TTTW;  KRB  ^TPCPnff^IT.  Z  3  KRB 
°W[TQT,  H  om  ^TT.  Z  4  RB  *fWfa;  RB  rT^>H;  HKRB  om  T;  f^W  ^c^fK  Z  5  B 
cff^«r??f7T;  k  °TftfW^°;  KRB  »TfTO^;;  K  0«ftfl0.  Z  7  RB  »^TTSTT^n^r;  K  »fWTTn. 
Z  8  R  setzt  Jpt°  bis  r^wN  hinter  °<tTOct  Z  10.  Z  9  H  °JPr^\  Z  10  KRB  °T<tT^?i:. 
ZU  RB  ^T^rfr^T^.     Z  12  RB  TTOT^nfT;    H  om  cTf^^T^;    HKRB  TWrTX;;   K  IWT^rft  ^TT; 


401 
B  °^TTT^;   RB  ^»TT-      Z  13  H  ^TTW*!^cl\    KRB  °W^;    H   ^   *TT.     Z  14  KRB  Wftn 

^^^mT^rg^.    z  ir,  b  ^^fr.    zigb  f^^rerr0;  rb  *rnnf ;  «^niTw.    z  17  b  5?frfrT- 

f^fTT^;  H  f%nramJ,  RB  f^^T^T.  Z  18  KRB  °VT7{ TT^TPi ;  H  TT^t^^H0,  RB  rTf  :^nff- 
*^f«M0.  K  0Wf^Trrr:^°;  H  °3TTOfT.  Z  19  K  ^WT°,  RB  *T^T<T° :  %rTrri:  KRB  ^TW-  Z  20 
alle  MSS  om  ^T;  H  °^WT;  «^fflcT0.  Z  21  B  WT^T^fTT^RHfJT ;  HKRß  oni  *rf^.  Z  24 
B  *TCITf%.  Z  25  KRB  ¥*TRft°;  RB  TO^PTSPCÜf,  H  rTcnjR:°;  om  Tr^ftr.  Z  26  B  f%- 
^T?0-     Z  27  HKRB  Trf^rT*rät     Z  28  RB  mfaft.     Z  29  HKRB  T*:;    H  Sf*T  st.  S^r;   KRB 

ftrfwrT^n.  z  so  b  wrRrrarf  fff^f;  k  ?rrf*raro,  b  «TTfirawrr^ct.  z  31  b  w?^ra:; 
*fanc?rer:;  vm.    z  32  h  ipt  st.  w&c,  rb  ^<?t;  b  inrrrT^r^;  h  f^ff^.    z  35  b 

f^VRT.     Z  3G  RB   TOR°;   H  TUffti^.     Z  37  B  f%WT. 

Seite  360  (44),  Z  1  B  *R5VT;  HKRB  TOT0.  Z  3  HKRB  Tflff;  B  *TfJTT>;  ^  »*T- 
-^X^',  HRB  TTOTTtlT.  Z  4  KRB  f^f^TTTT^;  B  *T*TT  ^«TcT;  RB  ^T^t;  JT^fifZ0.  Z  5 
B  »ferneren;  R  *TWrTT.  Z  6  B  rrff0;  RB  «^T^Tf.  Z  7  K  ctWff*TCrwr,  RB  7rawf*TCP?r ; 
KRB   om   ^^rf^n:^;    RB   TlfT^-^rftfHffcr0.      Z  8    HKRB   ^fft   IRTV:;    ^f^Uft   Ü;     om   tt. 

z  9  krb  utlnrnN;  ttt  #.  z  10  krb  tht  ^ftarr;  rb  t^ttto.  z  n  krb  »^T^iTf^. 
z  13  k  ^t^t^rtt*.  z  u  krb  «Tgiff^^piRT^psr  [k  of^f^^]f^^^f^?r*TT^T^T;  b  rTf^r-m; 
rb  °wm^.    z  15  krb  *Rrr^n°;  rb  ^nn%.    z  ig  krb  tt^t»;  h  «irf^rtlT0;  b  *tt- 

^TT«nT<fcrTT.  Z  17  HRB  fT^T«T,  K  cT«[Trj;  H  f^^ftäTTrf,  KRB  fWTTOTff;  rTTRT*fFET; 
HKRB  VTfa  T'Wt.  Z  19  B  VTH^T^Ff.  z  20  KRB  om  WTOT**.  cT^-T  ¥;  rmf^T.  Z  2  t 
K  TTfaf^fJ,  RB  ITf7Tf%^;  KRB  om  7mt  TW3".;  B  rTcT^T^0 ;  rT^RW^T^fT0.  Z  22  RB 
°^cRT^T?f0.      Z  24   HRB   fWT°.     Z  25    KRB   T   VHT°   T;    H   T?rT^fT.      Z  26    KR   ^TcTraR- 

f*7PT°,  b  «RTraprfr^j0 ;  h  nttf*r°-  z  28  b  wnnratä;  ^wrr^fcT;  rb  irwfcT;  ^fm^o 
z  29  rb  *rr%*rerrfwt    z  31  b  ^rn^^rr-    z  32  h  tpctth0;  hkrb  *trtt.    z  33  b 

f^ft;  RB  TT^ft-  Z  34  KB  om  ^;  H  TST^T;  if^ft^T,  RB  cTfWt^7\  Z  35  B  rffi 
fff .     Z  36  RB  *TffWT0. 

Seite  361  (45),  Z  1  B  rTrTWrCTTf'r,  KRB  ^U  TW  %f?T;  H  $^f7T  ^;  T?P.  Z  3 
KRB  °3iffrT  W,  B  *(^T.  Z  4  KRB  *RT^.  Z  5  B  ^WTfV;  RB  W*;  K  lTTf?Tf?tf^. 
B  TTfM^tf^  B  ITfTTf^TTcT,  Z  8  H  TJ^W:  T^TT°;  B  TrTTTt^tTTt  ^3;  RB  *T^rf*WTT. 
Z  9  H   T^TT0-      Z  10   B   "TPR;    H  T^TT0;    RB  Wt°;    B  facT^T.      Z  12    HKRB  ^TTT0; 

rb  f%f^f?TTm;  w^ifm.  hk  *Ntct;  h  vrsw.;  smrztn,  rb  Tnre  m.    z  13  b  <t:.    zu 

K  -WW^T   XPTjfT   ifxT.    RB   ^TT   T^ffa;    KR    »ff^fft^TrT: ,    B  o^f^RfWTrT: ;    H   ^f^TT°; 

rb  ttüW  ^t.    z  15  k  sffirff^TTT^rTin^rfTTr0,  rb  srfaff^TTfTOtHJT^t0  [r  °f^wr°?]; 

KRB  Tt«g-5ftrn;  RB  TTTflfT;  B  fT^T  W^TT0.  Z  16  HRB  add  cpripT  hinter  ^T^f?T.  Z  17 
K  ft  W,  R  «f  "^.  Z  18  RH  °?n^T^ffi:.  Z  19  RB  ^T^^rTT;  H^fTT.  Z  21  B  ^WTffcnrei. 
7.  22  KRB  »imaTr;  K  Hf^^ffT;  RB  »(irf^VT^r;  B  fTT^T;  IIB  '«if^airtlT.  Z  23  HK  °TT- 
imt.  Z  24  HK  "*7pn°  verbessert,  RB  T^TT^0  5  KRB  *n*RTO;  RB  1Tf%f^fTtT^°. 
Z  25  H   T^T^T°;     KRB    •trf^räcf.     Z  26    K   ^^rft;     RB   XJ-^J   W^7*   T^°    iB  V^^}'   K 


402 

°f*T*nrfa°;  h  ttsto^0.    z  27  hrb  <.<«ii<«ft:  r  *jwr,  b  *pffT;  h  TT^npr0.    z  28  rb 

TT^fffT;   H  TTW^;   RB   ^Rtfa.     Z  2!J  RB   °T^"^;    B  fT^^T^:  5   RB  ^TP*Wr°.     Z  30  H 

o^iT5Tt^fffHwr  i?t,  krb  ^rf???Pf  [rb  ^fiHV]  £wr  j%j.    z  31  h  °f^^°.    z  32  r 

^If^W;  Brfff^T:;  RB  om  ^TJ.  Z  33  R  WTW;  B  jrf7n?T;  ^Tf?TWf7T'f;  RB  TpRIT- 
^I*Tf7lirT;  rT^^^T  ^T°.  Z  34  KRB  7TP«ff;  RB  f^TT^T^tfl.  Z  35  H  »TJäP^fr  T^H°; 
B  Tj:  st.  Tpn;  K  ^ff^T  corrigirt  in  °^IW;  R  ^fff^T3TT,  B  ^fff%afwr.  Z  36  H  T^TT0: 
RB  TTfT^T0;    B  *RRT^7f,    HR  ^«rRT°;    HRB  »^ift^fa. 

Seite  362  (46),    ZI    RB   *TCT;    H   »f^fiN,   RB  °^N;    B    rfff  TWT^f^T^^ST0 ;    RB 

•TOffcmrrt-    z  4  rb  Tmr^tTT;  ^rsraro0;  h  °*rf?iw,  rb  *r^Tcrfirf?ra.    z  5  krb  °^- 

7TTH:;    K  rT^TTT^TTTT^.     Z  6   H  om  T<T-     Z  8  B  f^räTOTUfiT.     Z  9   KR  ^jft^ft0,    B  ^nfrfa0. 

z  io  b  °*rr§ra;  krb  irf?wf^T*rer*p?^^n  ^ftarr0.  zu  k  °TT^ftci\  rb  °^r€ta;; 
h  °*njfr<r,  hkrb  arffä.    z  12  rb  °3Tf^..    z  13  b  *mr*rerr;  *r*fta  st.  mf^c,  rb  ^it- 

Wre.  Z  15  RB  °*T?W,  B  ^ff^(ft.  Z  16  HK  om  WW,  RB  ^gTOTm^;  B  WR^cJ\ 
Z  18  RB  ^ftrmWPff,    HK  0^iT*fifa^TOT0;    R   ^t:f^^J.    B   ^TTf0.     Z  19   HKRB  TO- 

■siffT.    z  21  b  jwrefa;  %T^;;  ^rnrjfr-    z  22  rb  TsreT^;  b  ^wtfx?°;  rb  ^;  ^t.    z  23 

KRB  »t^rnf^rT:.  Z  24  H  OTTjTTnT0.  Z  25  B  °T{T*m.  Z  26  K  WTTT^T;  B  om  t; 
HKR  ^T^T°,   B  *rf*JV-     Z  27   B  ^TORT0.     Z  28  B  TmT  ^Rrft;   HKRB  *frffi.     Z  29  RB 

°fwf%rr°;    b  o3i*rreraTin?^.    z  30  rb   rTrn^^PST0;    h  ofäire^wr:°;    °*ht^tot°. 

Z  31   RB   JWntfft      Z  33    KB   TüfTO^;    RB   ^TRHI^.      Z  35    K   om  tf ;    RB   *R  ^T°; 

b  wirffr;  hk  j^wrr. 

Seite  363  (47),  Z  1  B  *Tf^f°;  WfV*TrftaT^TtW  ^fKpFfrft;  RB  om  ^fa.  Z  2  HK 
RB  TTWTTWf^T^T;    om  f*Pf^fwrf*T.     Z  3  RB  Wt°;    HKR  ^ITfT;    KRB  °^TJT^°.     Z6 

k  *jw*r°;  h  trf^f?r.  krb  xrfwsrffT.    z  7  b  ^ft;  k  *frfa  *rf^,  rb  WRfa;  n  *rr- 

^TrT.  Z  8  K  om  cT^,  RB  frrf<T;  K  THI0;  RB  0*TT*T.  Z  9  KRB  ^TKdOI.  Z  10  K  W- 
^T^^«mfH°,  RB  sJTTT^TTT^Tf^vn^.  Z  1 1  RB  »^iNiT^'jrfwr.  Z  14  R  ^HT^W;  B  TTTT^W; 
RB  0cftf%re.  Z  15  B  TT(5°;  KRB  °3m*T;  H  WT,  K  *?t-  Z  16  K  °^iTT;  KRB  °VfÜ.  Z  17 
HK  °^I^,  RB  0%3Hn^\  Z  18  B  ftp^J0-  Z  19  B  TWT^Wt;  R  «TOT^T  bis  IWTCrft  hinter 
jfHM  (Z  21);  RB  °*nwrft-  Z  20  B  f^T  3T^;  KRB  om  «T.  Z  21  B  WP*<ft;  om  cT^T: 
K  ^mTft-    Z  22  B  W^T^T^T.    Z  23  KRB  ^VT.    Z  24  RB  ST^tfr;   HKRB  rt  ^.    Z  25 

krb  °*fr  f^frc;  b  °*rnrr*re.    z  26  krb  irftwi;  rb  «r^firaiihrRtf^w0;  k  föf^<T*n°. 

Z  27  K  add  ^Tf^*  hinter  TTTTfa.  Z  29  HKRB  *T*TqTf?m;  RB  IT^TWT0.  Z  30  H  ^Tt^- 
farj;  R  <T^T«TfrTST,  B  fT^T^fTf^T.  Z  32  B  *TT^IT,  K  °XTT^n;  RB  ^TTWT0;  »TTflJPTT0; 
HRB  °^taT*T.     Z  34  HKRB  ^^fa  [K  corrigirt!]. 

Seite  364  (48),  Z  2  RB  *T^W,  JTW-  Z  3  K  om  ^7;  B  %rTRT  ^R^apr:; 
KRB  *TW8Tf.  Z  4  KRB  °TTfa*rrf%  OTTOTO7T,  H  üfi|4<l  WT0.  Z  5  B  Tnfr^ff^;  HRB 
f^TT%^tfi:.  Z  6  H  ftqfJ^TWfTT;  B  ^^TPffK  Z  7  K  rT^iT:  rl^W^iT:  ^TT°;  KRB  f%T^T°. 
Z  8   H  ^T^Tf^^:;    B  IWRfft     ZU   K  om  ifä;    HRB  TTWT^TT0.     Z  12   Hom^,    RB  ^t: 


403 
k  tfr%,  rb  ffTuft;  h  intfwr:;  keb  rr^T^ft  tttt:.    z  13  k  ttot,  rb  ttr;  b 

WpTTfT;    RB   Wj;    B  °TO!TT.      Z  14   H   •TOT;    KRB  om   ^ffTT;   RB   *TOT   TTTOrifWffT; 

b  t^tttttt:.    z  15  b  tt;  tttt°;  rb  °*two;  h  ^trt,  k  <a*Hd<a.    z  ig  rb 

^^•.  Z  17  RB  TT;  TTTT;  B  T<TTfTT°.  Z  18  HRB  TTT:  TTT°;  K  TTTT  f.  Z  20 
KRB  Tf\T;  om  T£T.  Z  21  RB  TTTTTT;  TTTT0.  Z  22  B  TTTTTt;  RB  T«^T;  B^fTfTT^- 
TT^.  Z  23  H  TTTT^Tff ;  B  TTTTTT;  *TraTTT.  Z  24  K  om  TTSTTT;  HKRB  »i^; 
B  TTTTTT;  RB  »TTTTTT-  Z  25  B  ^f  TOTTcft;  K  TTOT<\  Z  2G  KRB  ^T;  K  wieder- 
holt ¥T<T  hinter  TtTTT-  Z  27  KRB  WUT;  H  °fTJTT.  Z  28  B  TWTOT;  K  T^TIT.  Z  29 
H  •fWT^T»;  WTtW,  KRB  ^TftfaWTrf^0 ;  RB  »fSTfwt  TTfT°;  H  TT^T;  RB  TTTTT. 
Z  30  B  »Ttt^T,0;  0TTT^fT°;  ^TT.  Z  31  RB  Ti^TfT^wr0;  TTTTTTTSfiTTTT0 ;  B  fTTTT:. 
Z  32  RB  THTTT0,  HK  ^^T°;  RB  TT  TTTTTTTTiTT,  K  TT  TT3TTTT0;  HKRB  TTTTTT.  Z  33 
KRB  °TiT;    B  TT^TTTT.     Z  34  B  T*!^;    RB  TTTtTcTT^0-     Z  35  B  TTfiTT^STTT;    RB 

fr;  h  om  tttt;  mhi^it0:  b  srnroT^Tf.    z  37  b  th. 

Seite  365  (49),  Z  1  HK  °TTTT;  H  °ITfs5TT0,  RB  "Tp^T0.  Z  2  R  TTWTT0,  B  T^TOT0; 
RB  FTTWT ;  K  TTWT:,  RB  TTcTT:.  Z  3  KRB  TTOJ  TtTT:.  Z  6  B  TTRrTT.  Z  8  R  °*j^f?;0 
Z  9  K  TTtf ;  HKRB  om  TTTT;  B  TTTTT-  Z  11  HKRB  TTTT;  HRB  TT  T^TT,  K  TT 
TTTTT.  Z  12  B  T(TTTW;  RB  T<ftTTT.  Z  14  B  TT%T.  Z  15  RB  »TW  TTTT^TT.  Z  16 
B  TTTTTT.  Z  17  B  ^«iqST.  Z  18  R  om  TT  bis  Ende  der  Erzählung:  B  TTTTTT  TW: 
KB  ^TTTTT^T^TTTTTT0;  TTifTTTt  st.  TTT7\  Z  19  B  TTWTTJ?!0;  H  °TTT,  KB  °TTT; 
KRB  3fZT%TTT<3T.     Z  20  KB  °TTTT°;    H  TTTT  TT   TTTiT°.     Z  21   B  TTTTTT;    H  T^ftT- 

tttttt;  kb  oTTrrfTo;  b  °fTTWT°.    z  22  hkb  *tttttc*t;  b  0fXft;  k  ttt^°;  h  om 

TTT.  Z  28  KB  TTTTT° ;  °T«^l*l«^  TTTTT0.  Z  24  KB  om  f?T.  Z  25  B  TTf^TTT:;  H 
Tt>TT0;  B  °SRTTTfT;  H  om  T?TJ  om  TT-  Z  2G  HKB  ^TT^TTTTTT ;  H  TTTTT  T; 
B  TTT:  HK  °TöTt°.  Z  27  KB  TT  AT  ^TtStTTT;  B  TTf^ft  Z  28  H  om  «TT;  HKB 
T<*<<^.  Z  29  HK  TT  TT,  B  TT  TT;  KB  °TTT.  Z  30  HKB  T^Tjf:.  Z  31  B  TOJTTOtö 
TTT;  HB  »frf^TTciTT  ^tT,  K  °WT:  ^TT.  Z  32  H  <Trft  T^°;  KB  T^Ti0;  H  T  TTTJTTT; 
K  om  T;  H  om  TTT;  B  TTT.  Z  33  H  TFTTT  ^?°.  Z  34  B  ^TTTT;0;  fTTörä0;  H  °xrf- 
TTTTT  TTtTTT0,  KB  "TITTT  TTfin^rfllTT  TTcJT°.     Z  35  B  TTTTT,  H  TITTT;  B  TTTT. 

Seite  366  (50),    Z  1    H    om   TT:   bis  TTTTTT;    KB   om   Tfif  bis  TTrTT.      Z  4   RB   t*T- 

Tfrr:;  b  TTi;  rb  °ttttt.    Zok?  T^rrf^,  br  fT^RTT^T;  r  »tttTNit0,  b  °?T^Txrf- 

TTT ;  RB  T^T  TTTlt  Z  G  RB  om  TT:;  "TTTTTT0;  K  T^TTTTTT0  TT«ftT,  auch  (mit  R) 
TTTTTOffa;;  B  TTtTTT^TT^  Z  7  H  T^WT;  B  TTTTTT  TlfTTTTTTT;  TfT^i^rT0;  K  ^TT%% 
ITT^RTT0.  RB  ^TT^^  UI'sHHl0.  Z  8  HRB  ^fTT  st.  ^fiTTT:  H  TT^iTTT.  Z  9  H  TW  ^ft:. 
Z  10  B  WTfTTT;  RB  T^TTT  TT;  B  om  TT-  Z  1 1  RB  om  *IT!T;  B  T  f^TTTTtT.  Z  12 
H  TS^THT.  Z  13  KRB  om  fTTT^t;  If  TT^T°.  Z  14  H  »TTTTt^  ^Tt:.  Z  15  H  ^^TTT. 
Z  16  RB  om  T^<*<TtW;  B  TTIRT0;  RB  °3nUTTTrTT^rfi  ^|  fW^T0;  auch  K  hat  diese 
Lesart  neben  der  des  Textes.     Z  17   B  ?^T.     Z  18   RB  %T    K   T^;    °t"Tt;   T>^^TTT,   RB 


404 

f^rWTfö.  Z  19  KRB  °^^TÜ°;  B  0farf% TrRRTCRhrenTT ;  KRB  »^TT'srfJTtrT  ^T:°;  RB  oin 
rTff  WT^tcT.  Z  20  B  "'Wt  "Ht  HTf*T¥;  R  om  ff^T^  bis  ^Wt  SW$\<i  nächste  Erzählung. 
Z  21  B  <T^T*T;  KB  WWt0;  B  l^TTRT.  Z  22  H  i:  st.  t^Hr,  B  W^n.  Z  23  H  om 
W^TtTt  WfaWT0.  Z  24  KB  om  *lfT.  Z  26  HK  VW,  WRTrft  *Ni  ^^fft  ^Wt  TSWTfa^ 
^fa°.     Z  27  KRB  ^rRf.     Z  28  H  ^RT3W,   B  ^fr#:   ^W.     Z  29  KR  ^W,    B  ^TTfa. 

z  30  b  irf?rgcjf^°;   H  Ihm.     z  31  h  ^rtfhRf:;   b  fwf^rn:;   om  tfeu  bis  ^wrft;  H 

omT*t:.  Z  33  K  om  TT;  RB  °1fR°;  H  °WW.  Z  34  B  RrfWRf^T;  KRB  fWR°.  Z  35 
H  om  *m;   RB  iftft  f^^V. 

Seite  367  (51),  Z  1  RB  ^W^T-  Z  2  KRB  3>g*TT7>;  RB  TTRTBT^rT.  Z  3  HKRB 
FRrRf°.  Z  4  H  f^rRnmTTCfl^f ^l".  K  f^cIHrT^qf^i^T,  RB  ^fcffrorTf^ ^TT.  Z  5  RB 
[rWcft]   W^;    ^faTT^T^.      ZGB   "fftlT^;     H   *ft«RT°,    RB   ^jf^f^T,    K   °^R<T^fK 

z  7  b  4H^:;  h  TTT^fi^T^Tci: ;   RB  fwirrf^tfr.    z  8  k  f%*n*Rft,  b  »Trefft;  RB  ^fpsTT- 

rTfWT.  Z  9  H  °*T^m,  K  °*l*f?j,  RB  °V$ti.  Z  1 1  K  trftflre cft°,  RB  tTf^RRT^Tcft0  j  K 
^^WtcT^T,  RB  ^fTCnRJT ;  B  XfTWt^t^T0.  Z  12  B  0f^7T  c^WRffrf;  KRB  ^Tf^ftfrt. 
H  *rtf**;  KRB  °ft&fRTT.  Z  13  K  ^5ä*ftfrT  <R^fcT,  R  »wftfff,  B  *T*n^fcl;  H  ^frf 
st.  ^Slrftfrf;  HK  om  ^frT;  B  ^TTJTt.  Z  14  KRB  *rf^t^ftf^f?T;  RB  ^f^fT^ft;  K  W^R 
TT^Tf^T;  RB  ^f°-  Z  15  HK  Sfifzf^rf  ^T°,  RB  TpTWfire^.  Z  16  B  TOTRCfft;  JRTRffrT; 
RB  ftf^TT0.  Z  17  B  Wf^JRJ^T.  Z  18  H  om  VKW;  ^r^T  »RTcft  "ST^RRf:0.  Z  19  K  7? 
c[  ^  fTOTO^TRTTf,  RB  H^rTt  ^fh^TT^^0.  Z  20  R  fö^Nr,  B  f^^^T-  Z  21  B  ihffH^H. 
Z  22  B  ^:^T?V.  Z  23  B  TT^T^RTT.  Z  24  R  ^rtf^Tc^T.  Z  25  RB  RRRrö^TT0;  B  °fT- 
*RJ¥f%7n^JT.  Z  26  B  m^RT;  RB  WP2T;  B  *RRT*TWraRft,  II  c3RH;  RB  ^  ^. 
Z  27  KRB  fTWT.  Z  28  RB  ^TfT^frSWT^rFt  ^;  HRB  7T7RIWRT0;  B  IWRffft.  Z  29  KRB 
oJTTT^ci;.  Z  30  RB  ^ftwWRT  *PT.  Z  31  K  °*mfa,  H  %^wf;  RB  «wff.  Z  33  B  ^R3i- 
V^IT;    K  IT   IT-        Z  34   H  °^rTT°;   RRNt;   B  STfaviT. 

Seite  368  (52),  Z  1  HRB  Wre*RTT;  B  7t*^.  Z  2  H  ^cfTfhRf0;  KRB  °tT7ft°;  R 
OfT^UTrR0;  B  "tieft rRWP=5T°;  alle  MSS  °^t-  Z  3  RB  °^RTf5nnf^R;*RT0,  H  °JTf^RT°. 
Z  4  KRB  »W^tY».    Z  5  HK  0RRrRTT;  KB  •^mfaVTT ;   alle  MSS  °t>WT;  HKRB  °*R^ft°. 

z  6  rb  o^t^utt:  ;   hk  ^fr  ^^ritt,  rb  ^  %wffr ;  r  ^^n^f%fwr5T,   b  sn-rrf^Rrnjan. 

Z  7    KRB    °^TfT^t   IT^^Tfjft^TTirr;    °tlftT!TrTT   H^ffT   *RRTTRT.      Z  8    H    om   ^TTrlT;     K 

ofwR°;  rb  °^rrr;to;  krb  o*r?tt°.  ziob  °^trrt°;  rb  ttrf  ti^rt.  krb  wt- 
^^nrnfta  [k  °^t]  s^ttrit:.     z  11  krb  °UR^*ir"RjTCRJ;   hkrb  irrem  wir:0;  k 

*R^T^T^,  RB  ^^T^*T^T^tr(.  Z  12  K  "f^f^.  Z  14  B  °^Rf°;  HKRB  RTSTOZretff. 
Z  15  B  «WsTTcT;  WTWTTT.  Z  16  KRB  °*TWP^;  °^Rrffft  rTT^^rg.  Z  17  RB  fT^«T 
^TncI^fTRf^^rT    [B  °W\^]   WT^H   WRt;    HK  om   ^.      Z  19    H   °^r<tfe0,    KRB   °^Tt7T°. 

z  20  rb  wn^rr:;   k  »^ttTut0.    z  21  k  °jm^^5rn?RJrf;  rb  «'TTsi^TJi^iT^tiTTt^TT;  ^t 

st.  ¥;  ^VTrC-  Z  22  KR  JTT'f,  B  ^T^f.  Z  23  RB  ^T^WfiTTJRTCft ;  B  ^R°;  HK  rTT- 
^rn   tT^fft'    S^ftrTT    [K   ^^^7TT]   ^    ^^°,    RB   H^Cfärri   ^TRf^    [B  ^TRf].      Z  24   RB 


405 
T.wft;  *hrR^ir    z  25  rb  mm  st.  f*R*i;   11  ^nrer«rf*nsr.    z  26  b  »mf^mfi ;  rb 

«HjWI^PWI.     Z  27   RB  JTORrft;   W*Rft°,   HK  T^TTf^-Rn».     Z  28  H  ^"tfcftfa.     Z  30 

h  »TnrfTnm^rre.    z  31  rb  *rn?ra#ta;  krb  *rti^.    z  32  b  ^jr.    z  33  rb  *r^Rt; 

KRf^RT,  BfW^J  Wim*:    Z  34  KR  «^tr^ffR,    B  °*f^R7J;  K  W^r  ausgestrichen; 

*n<ai*f%  m.    z  35  hkrb  om  m«r..    z  36  b  ^fT^fa;  om  sr. 

Seite  369   (53),    Z  1    RB   *R>°;    ^<5R*R<5rf.      Z  2    B   °f*Rfre<>;    KEB   o^^f^j. 
^Tm°.      Z  3    alle   MSS    °fwf%cT°;    KRB   ^rJT0;     HRB    »f^STR»;     RB    °T?^T°.      Z  4  H 

mmix:  krb  w^rn0;  rb  •Trft* <r°;  »i#.  z  5  b  «r^ft«;  h  miuqiT0-  z  6  h 
*Rfara°.  z  7  b  *rrw^^;  h  °*rrarn^fa;.  z  8  b  wmrn;  krb  mmm0;  b  °<trr.  z  9  rb 
°*rtrY<i;  b  wrr.  z  10  b  o^tr^;  ^T^rwt;  k  mffrn  (so!),  rb  ^r-t^rr 
*tt  wk:    z  11  k  wr^t;   hkrb  ^«ra^w.    z  12  kb  sr-rstrt:;   b  v%i.    z  13 

H  om   VTWTJ    om    R^RR*?RT ;    K  add    U"RVT*NReR:    «JIRt   öf<R"RT^   ^Vff.   ^TFRT   W- 

fv%m.  z  15  h  wtew;  r  •tTwnmrpsr0,  b  °?TWnrRP8io.  z  16  b  *rt;  ^rRRT; 
^t^t.  z  17  r  *fwR*§n°,  b  *f*rvT*rerrW;  rb  *r*5r^t;  irrj^rt.  z  18  b 
^r^t^tr.    z  21  b  T*n*JT0;  R  T^rarf^.  b  ^mf;  rb  tjt  st.  t-    z  22  b  ^rhrj  rb 

jf%?TR3iT.    Z  23  R  »R«RT  ?nm,   B  *R*Rf*7IRR3rR.    Z  25  RB  m^Wt  m  ^1^1^; 

b  snfhRT:;  rb  «trwrr.    z  26  rb  uff^iR;  *rrv  st.  m;   b  ^f?v*R.    z  27  rb 

JTTärr:.  Z  28  HKRB  trfzf^R;  H  T  TTff  T-  RB  ITTff.  Z  29  K  ^f^WfWT  Z  30  RB  om 
tT^rä;     K    cT^T^T?     Z  31   RB   *TfTRrR-R.      Z  32  K   TR^TR^R*^:^: ,    RB   TRR^^T 

f^o;   hk  Trcf^JTO,  rb  trzRR*Rr;   k  *fw  trft?*rRf.    z  33  rb  °*rirR*rR;  b  »rt- 

fTT-      Z  34   RB   ^f^HTT.    RB    om    »rfw^Tf ;   ^^faff^^T   «T^pfann.      Z  35    H    °ff^   *T 

<R*fto*Rn°;   h  *n\fpiR.   k  *mfta*rR°,  rb  *m*te;  b  *rcrfwm:.    z  36  alle  mss 

0f^5refi;  B  TTSi^rRf;  RB  ^^^T° ;  KRB  °^TffrT^  TR.  Z  37  KRB  om  *R<ft ; 
RRR>R<Tt. 

Seite  370  (54),  Z  1   B  °*R;   KRB  W[**\    B  WR^T0;    K  °«rprrf?T,  RB  °*TsrflT.     Z  3 

krb  mm  mim0;   rb  *Rwrf^3J;   kr  R^frfwr,   b  R*frf*RiT.     z  4  b  utor^sjtr ; 

°^TTT^-     Z  5   HKRB   *f§f*f%fW;    K   »Jsftff,   RB  Hfaf*.     Z6Hfl!  TET*sTRT:   *RfT- 

*r*tro;  k  ^  jrtt:  *ttt°;  rb  om  mwim,  Kji;  H  torr»:,  krb  ti^t^r^:.  z  7  rb 
rtt:;  kr  fawrfw,  b  fwrR^rrfw.  z  8  rb  uwr^r;;  r  o«r*nRcRT*t,  b  °wtot- 
TfT^rR;  h  ¥t  SR  mmm  *rt:  uwt  mifm°.    Z  9  krb  R*ftf*RiT;  B  m^\m.    Z  10  B  mmm; 

RB  *RT*RfT°.  Z  11  RB  f^STRT0;  H  om  R*T  bis  *R*  SR  (Z  13).  Z  12  KRB  TTTR^JR!; 
K  R^ftRfiR.  Z  13  RB  ^JTürRrT:.  Z  16  H  f^RT^0,  B  f*R*T°.  Z  18  RB  »ftTöT0;  K 
fT^TOTfriT  TRTCfft,  H  °HTRre.  R  7T^=WTf«rfT«r  B  fl^ir^TRRjT;  RB  IWTTm.  Z  20  R 
TT^fH.   B  ^Tff?T.      Z  22   KRB  ^ftf^^.      Z  24   B   *T<sft«**n?fYf%;  ^Tf^aTcC.      Z  25   KRB 

iwr^m;  b  [tht:]  twt^r.    z  27  b  -^i^Md^t^r;   k  »vpmt^r;  rb  ^Ttff.    z  28  rb 

*R^n°.      Z  29   RB   <ir<s(^,    B    ^Tf^nt^T.      Z  30    RB   ^T^^RT;     HKRB   ^WT0;   B 
«Wf^r;   RB  T^t°  st-  ~mT*9°;    H  om   5f.      Z  81    HKRB    fT^T   *.      Z  33    B   *im«d0.     Z  36 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  bd.  11.  Abth.  53 


406 

h  *Ri?rrf%,  k  wnw°,  eb  ^i^b^t";  h  *r«nzrr  ^^wr^,  k  *r«nzrr  ^«tstt^.  r 

\*  \»  '  \»  st 

Seite  371  (55),    Z  1    HK   °ftr^TV°,    B    0f*Pnvrf;0.      Z  5    KRB   WT*N*lf%:     H   tfä^T, 

k  tfsnpf,  rb  ir&;  b  •föt^s0.    z  7  b  ^rrlr:.    z  9  rb  rf^t^r0;  ^rf%^^f tw^ ; 

K  °*TTT^c{.     Z  10   H  «TtfTsff;    RB  »VTTFf:.      Z  11   HRB  T  JH^T^cT,,    K  T  durchgestrichen. 

z  12  b  ^trwT*HPT;  h  °^^t,  k  °^c|^cjo;    om  xnrrct;.    z  13  k  iftm0;    hrb  °wrt: 

KRB   ^TfT°.      Z  14    B   W(5T;    K    cT^TO,    RB    rRTT^T  st.  TT^T^TO.      Z  15    HK   °f^W^^° ; 

rb  °*nspr*re*pf;  hk  °^t;  krb  ^^^wre;  hkrb  Trerra.    z  16  rb  *tw.   h  °*rfrr: 

HRB  cTHnf?T0.  Z  17  RB  TH^flJT^i:.  Z  18  RB  *re<ffa°;  HRB  TO^:.  Z  19  R  »TTRTrfT. 
B  "fl-Rrri;    H   °^Tf^?r.     Z  20  RB  0*rraT^m ;   °*PlfT*fTs.     Z  22  RB  ^ffwfw^^-     Z  23  RB 

3*n?sr;   hrb  ^rtnrnf.    z  24  k  f^crere:,  rb  f%fT*rcr;  h  om  w^;  rb  T*rr^rcrret°. 

Z  25  H  om  $fq  fr.  Z  26  KRB  f^WrTfW  OTTO*  ^TOTOi;  •OTTfT«*-  Z  27  KRB  OTl  OT^°. 
Z  28  RB  «frOTJf^^.  Z  29  HK  «T^TO,  RB  l^fl^;  R  lt#T:,  B  IT#*-  Z  30  B 
*pT^PFT^Tf^f%RT: ;  H  om  cT^«T  bis  ^RfVf^T.  Z  32  RB  ad.l  r^TO  rT#  ^"PTOTOT* 
hinter  ^"PT°.     Z  35  RB  OT|OTT^TWW°.      Z  3G   B  *R$. 

Seite  372  (56),    Z  1    H  *TT**RTf*ir.      Z  2   RB  fiTOT^aiT.      Z  3    R  ^TVR,    B  ^IV% 

z  4  h  ?nmwr;  rb  vtpztt0.    z  5  hk  o^tfwvfT^i  ^^,  r  ^f*j  ^g?t,  b  *f*r  ^^^ 

Z  6  RB  ^TJWT"Hl  imftfH  ■RT^tfTT.  Z  7  HRB  TTO.  Z  9  RB  ^r^rfWf;  HKRB  om  WT 
K  fSrjYfTO0,  RB  f^hfhzj0.  Z  12  RB  »OTTOOTmrTf^ff«*;  KRB  WRtf^T  Z  13  B  TnftW 
KRB  ■ffT^fr^TT'RT;    H  ^TTTf^rT:.     Z  14  K  f^OTJ;    RB  f^rTT  ^^Tf?«R^t;   «TTO^.      Z  lü  RB 

*tottt.    z  17  hkrb  °*rrc3m;  rb  $*rnfar°;  uf^ro.    z  18  k  wt;  b  väft.    z  22  k 

^OTTT^.     Z  23  B  *TTP2r°;   RB  0^TTT  TO°;    H  om  H;   RB  W^^TT.     Z  24  KRB  ^rPEfTSraT- 

wfr;  rb  oOTrrf^cf;  b  ttt^^t0.  z  25  k  OT^rr*raf*rfiT.  z  20  r  tto^  ^t.  z  28  b 
°*r*rrenhTsnjn° ;  rb  fOT^GT0.  z  29  hrb  ci  ttot;  rb  »^uottt0;  otttcto.  z  31  B 
^C%^rf*rer°.   z  32  k  TTO*refir  otjH,  b  *TT*nft  twrvr^  *Tfff  Tr?rrrlTTOo;  11  fwr- 

VTO^:;  K  ^TOWWT0.  Z  33  H  om  TT^T^.  Z  34  KRB  sTTT^ffT;  rT^T;  H  *RT^;  WT^t 
Z  35  B  Hft^röfaift.  Z  36  HK  OT  «TöJTOTft;  RB  OTTO  st.  OTIffft  Z  37  H  WTW>; 
B  »rFfHf^T'T. 

Seite  373  (57),    Z  2   B  ITRiTT:.      Z  3   RB  W.      Z  4   B   ^ftf  T[^rf?T.      Z  5    H  ^TO 

^f^vr^fTr.  z  7  b  ^h^fa;  ^tstzttot0.  z  8  hkrb  ^roOTs.  z  12  b  fwrfa;  rb 
*rftTN*TOT:.    z  14  r  ^ffr;  b  TOfror.    z  15  h  otto°;  rb  oWTO*Tf^*Tf^Tf?TTTOnr. 

auch   HK  »fTffWR.      Z  16   HKRB  »TOrTT;    K  OTTtaft  rTTflft      Z  17   KRB  »iäfTOTTO.      Z  18 

hrb  otv.    z  19  b  »tt^Nt.    z  20  h  nf^f%;  hkrb  om  t.    z  21  rb  ü^tbtto  [r 

Wfa?  'WTO?];  OTJBnrö;  H  om  OTS^i.  Z  24  RB  ^t-  Z  25  RB  0OTTTf^<ST0.  Z  26  HK 
tl[rfta.     Z  27    KRB  TJTfWT^0 ;    RB  TTf?TTOW  ^N<*.     Z  28   H  om  W-     Z  29   HKRB   rffN; 

k  ot^tttj  b  sfifrfö  ^r.  z  30  b  ir^:ftnft;  rb  om  *rf^.  z  33  b  qf%;  krb  ^^^flrTfH: 


407 

TTsrfrr:;  k  xn^H^r^T^nfT^0,  eb  Trf^^nvT^m1^0.  z  34  h  om  vwtft,  krb  om  vwft 
*Tt\.    z  35  RB  *raf^:.    z  36  B  irenrnöt:. 

Seite  374  (58),  Z  1  R  ^T*T.  Z  2  B  *r§.  Z  3  RB  SRfgjH»;  H  rüffa,  KRB  rTsfrTT; 
H  rT^qRcr^TTWrä^^T,  KRB  <T^üTR<nwreo  [ß  cTf^T^^T0].  Z  4  R  »^TT^ftT^0,  B 
°f^TT^frr:^0-      Z  5   KRB    0^tfqrT3|frT0;    RB    «^TWförf.      Z  6  B    rT#^;   TJTrTTT^TT'rr      Z  7 

rb  om  f^firTnrama'T,  K  ^f?nrr«irarro;  r  ^Tn^rmwrcr:,  b  wTrm^rrTr:  st,  ^T^RT^nr:. 

Z  8   HRB  °^T;   K   fWT   *IT   f^V^TC.     Z  9    B   fWTCfiTSfft0 ;    o^fi"^^^.     Z  12   HKRB 

^rr^r^;  rb  <nr.    z  13  rb  vi;  xrfttm^  tt^t:;  k  wr$.    z  u  krb  wr^rrnff, 

H  T&*nTT^0.  Z  15  B  «TTT^R.  Z  16  RB  »TT^T^'m^^IT,  HK  °*^lf;  RB  JTTWT.  Z  17 
KRB  WITZ  TITT^TT;  KR  TT^Tnfwt,  B  tf^ rnfWTO ;  KRB  om  ^;  K  TTTf?f^^,  rp, 
Ufa0,  Z  18  RB  srfaftRfi;-  Z  19  H  f^T^rffT,  R  f^ffH,  B  t>Rf&T,  K  f^T^fffT.  Z  20 
KRB  »5?^fT;    B  *^«T;    K   »^fTJT».      Z  21    K  TT^T0,    RB  T%^T°;    HK  T^fi  st.  T&,    B  TT«[T- 

*ftö;  r  »irrarm:,  b  »ur^T^ri;  hk  wm  w[,  rb  *tt  *tt.  z  22  B  *rf^nfhrr*r;  H  <t^it- 
^TWh^ufr^T^r,  r  fT^"rern«iHwto,  b  r^TswtefcTjft0.  z  23  krb  *rewhrc^;  om  *;f*T 

WT.  Z  24  B  °*rrfwt  Z  25  RB  ^tWpfteri.  Z  27  B  ^^W-  Z  30  B  ^ft  Z  31 
R  Tnn^^«ftFT°;  B  iPTPHTtlmT0.  Z  32  B  ^^TT°-  Z  34  RB  rTf^ET*:  3frt>^°.  Z  36 
RB  ^T*T*T     Z  37  RB  °^WT. 

Seite  375  (59),  Z  1  RB  TTfWTOrfaäf^T:  **T  ^  W^l]  11  °^f^:  *W.  Z  2  RB  ^P?TT- 
*lfHO«l<*-  Z  3  RB  TT  f*TT*n*ftc1\  Z  4  B  fTT^n  WITT,  et  T^Trf.  Z  5  B  °3T<t<srr 
Z  8  H   TTTTCT,   RB   tf^^T.     Z  9    HRB    °xftf^«T ;   KRB   «xq^^c^.     z  10   RB   H^  W^TTTO: 

urb  <rn*<n.  z  ii  hrb  h^ht  ^(5°.  z  12  riKRB  *^r«rr*i^To  [b  °^^f%^rr];  k 
«F*tot°,  rb  *?f%  sErrwT0.    z  13  h  ^nftwpfr:   om  %^;;  rb  *^nft?er  arnnflr.    z  15 

KRB   innfa.      Z  18   HRB   T^°.      Z  19   B   t^rft.      Z  20  H   TE*T?ifqPRT  ?ftfh'.;    KRB   H^T; 

rb  *nj^nwn°;   H  of?if%fmrT*Tf%.    z  21  h  °f^nirwTf*mo,  k  oxn^frwrt*T.    z  22  b 

TTrT^iqT.  Z  23  RB  1  SV*i ]  H  om  W3T,  K  Hfa^TRT,  B  *frWre-nTT*T.  Z  24  RB  *ftfT- 
^T^TtlT.  Z  25  K  <TOT.  Z  26  RB  °WSf ;  KRB  om  fT^:  K  rT^PrTtT*rt  *T%;  H  om  ^WTt. 
Z  27  K  'JJITW:  KR  fM«1^«(^l<{^:.  B  fxr^^l^;.  Z  28  KRB  ^IWfTT;  KR  ^nWTHTT; 
KRB  cTTT:  WT^Sn:  [H  WWWT]  TWTff  TrfiT  HT^TTO^UtIw^  [K  0T?f7WTt>rT]  f^TOTC;  II 
TWTff  ^TTff^^Trf?WTf^(T.  Z  29  HKRB  H$tH°;  KRB  om  T;  B  ö^tr^T.  Z  30  R  ^ft- 
fT?gprrf3*pft.   B  ft^Rl^firenft:    RB  ^    «fite.    K  WtV\;    RB   J^f^lf^.      z  32   B   Tp£\?l;   H 

Seite  376  (60),  Z  1  RB  ^T:  imT9Rff  [ß  0<TT]  ^fit  SsR^.  Z  2  RB  <T^T^fa*J»; 
H    »TOT.    K    0*T^J-^    so!      Z  5    HKRB    c^^r?i(ll;     K   °^TVT.      Z  6   KR    om    <T^T;    B  fUJ- 

wr°,  h  »ii  »jinf:;  hkru  f«r«rf*r^rrrto.   z  7  b  ir»n^rT>;  rT^T^ffT^%.  z  8  b  ^Tf^fi^T0. 

Z  9  II  ft  st.  rT^T;  RB  ^RTZ^°.  Z  10  K  *WP<T;  H  fT^n^T^HTf^t^rT^ro^  RB  o^^,T. 
1ÜTTT0.  Z  11  RB  Ftfa;  KRB  om  ^.  Z  12  RB  *fT<3mTf5r?lfa ;  HK  °W?rf%;  K  ^TRTt; 
HK   om    rT^.      Z  13  B   H^^rf^T;     H    ^^t?T0,    R   JT^farfWnif,    B  7T^^9nii.      Z  15   HK  om 

53* 


408 

^;    ß   ^ftaf^;    R   *^PR.      Z   16    B   Wf%rT;    K   °W^%5T;    B   ^TT^T.      Z  19  RB 

°^iTTnwfa.  z  21  hk  rT^r«r;  h  ^rtt^^t0;  b  •*m^;  rb  t^T;  b  *p;7fr*ftfr:.  z  22 
h  °^*rg;  hkrb  om  f;  h  ^w^fta^0,  k  ^rm^fta^0;  b  tt^t.  z  23  b  ^n°;  krb 
o^fViffVrcT;  rb  o^TTf^^nf%^fr° ;  k  °jnnr*nrarR7&0,  rb  »innTsrraptijp.  z  26  krb 
TTf^nnffr  w;  irftwif*.    z  27  rb  °*[CK;  h  Tf^Jrcft*nft*rnär.    z  28  rb  TTf^fwrer:; 

rT^T^T^T.     Z  29  KB  TTf^fWT ;    H   rT^T°;   RB   T^T^;    H  ^7T^;   B  HcH^it     Z  30  B 

ofxr*rcR  f^R°;  K  fa^iN0;  rb  °^^.    z  31  h  wr;  krb  *jfterfa.    z  33  k  tt^- 

fTT^T.     Z  35  B  ^TT^K-     Z  36  B  IWRcft.     Z  37  KB  om  fö. 

Seite  377  (61),  Z  1  K  3RTT^;   B  3HJT  IWRrft .;   RB  »t^TOT*!.     Z  2  B  iffanff;  RB 

^z°.    z  7  rb  *mre  st.  ^?*nrm\    z  8  r  xj^rnrwrr.    z  9  b  TmrefTT;  r  wr^tf%, 

B  WT'ftaft  ZU  H  om  f!TT;  B  WP?<ft;  R  'SmrnjTT.  Z  12  RB  ^fof0;  H  «TtR  nf^TOtr. 
Z  14  HB  W^TcT9;    B  f^If^W.     Z  15   H  IT^T^0,    RB   Tp3T*fte^   Wfa    [ß  UH^l]   f^Z- 

fxrwfi0,  k  ^«^1^  *TTwraVfazf*R°;  b  rrfwrc;.  z  16  b  ^fff^T:0;  frrrcr  ^m^frr. 
z  17  rb  rwnjRfarcr0.    z  18  b  *Tf.    z  19  h  mpn:.    Z  20  b  *re<*rrf;  H  fT^rf^;- 

ftrft.  Z  21  alle  MSS  ^W^HJf:  [ß  °*f:];  H  ^Tf^fa-  Z  22  B  rfff^.  Z  23  B  TTTfaiTt- 
Z  24  RB  OTTfwn  R  °T^i;  H  *T  Wfg^T0.  Z  26  HRB  3*?T<tamTOT;  B  r*JTT*T^fi 
Z  27  K  om  rT^T^ffrrfa.     Z  2S  KR  °*rf?NT,   B  °^ftf;   K   •^Prf'pflf0;   RB  *tefa°.     Z  29  RB 

ott^tt:^0  [b  °^N:];  krb  irft  st.  *rft<rt;  ^twpt;  h  ^§3n*rrem^f^rr^T°;  rb  °f*r- 

^T^T^t0;   H   °t^T  VfÜ0.     Z  30  K   om   Hfti.     Z  31    B   °xn;Trm^0;   RB  t%#TWt.     Z  32   B 

wt  m*nrprf^$°;  rb  mfü  st.  anrfa.  z  33  hrb  rrf^rn;T.  z  35  krb  ^i*tjtt- 
*hm;  b  Trfr*rrerjcraT.    z  36  H  TRfrrnrfwt0;  k  om  wft    z  37  hkrb  om  twt; 

RB    <Tl[ft 

Seite  378  (62),  Z  2  B  *^WTf%.  Z  3  B  <Tf%  WR<ft  Z  4  K  Trftwtf^T.  Z  6  K 
OTTTfl%,  RB  "NlT"W^;  °f%^FT°;  B  OTT^RT^T^-  Z  7  K  fafaft;  W-  B  WT^. 
Z  8  K  ^ftlJT  fwf<<T,  R  fwffä;  B  fwftrf;  RB  TJTTOfa.  Z  9  B  JWRrft.  Z  10 
KRB  °^TftWrT^T;  B  TTW^T^.  Z  11  B  ^THrft.  Z  12  H  °*TRiTTfa<j;  RB  ^T0;  B 
*Tf^t.  Z14  H  om  ^TT^tcJ  ^rft,  RB  rTR^cJ.  Z  15  KRB  ^fr^f%TrRT°;  ITRifö;  RB 
»flT^T^ft.  Z  16  H  om  ^Tf^ft0;  RB  ^rft°.  Z  17  H  ^TT^T  ffaTfa.  Z  18  B  *TT*RT. 
Z  20  B  ^TfW<T^f^<T  Z  21  K  ifWTfa  TT^°  *lfwr*fta0 ;  B  TT^ÜTrH:0;  KRB  **- 
fWrTTPT,  K  corrigiert  *rarWTR.  Z  22  R  o^T^^TPRT^.  Z  23  RB  °f#?|;  KRB  fwft"fa. 
Z  27   B  ^3Trj:.     Z  28  HRB  ^T°;   KRB  TW    rf^T   rT^Tf^VTf    cf^T   ITfaft.      Z  29   H  ^^WT- 

*hra°,  R*n^^TO^Tprrofhrr°,  B^«r^rre«Tc^^"<^To;  K^^rr».  z  30  rb  ^w  tt  ^n^<r ; 
b  f^rr*rp?T5R°.    z  31  rb  tt^t  ^  ^t  t  xf*-    z  32  b  ^-rt^i0;  k  fa^fNr;  hkrb 

Wqf^ff*T^^T(jrf^T;    RB   TTffa°.     Z  33   KRB   Jrnrf<fe<T;    RB    ct^.     Z  34   H  *irW;    RB 

TrTTTT^n%(3rrcT^;wr5rf%fT  »Tf^^T^0.    z  35  B  wn^. 

Seite  379  (63),  Z  1  RB  f%t^.     Z  2  KRB  IT*R^;    om  W-     Z  3  RB  ^MTZ'RT0;    KRB 

^^TUi^rT^T^;  rb  ^rrrre*?™.    z  4  rb  rT^T^;    hr  whjt,  b  tt^tiit;   hkeb  ^nnnjw; 


409 

B  ^farTTTOT.  Z  5  KRB  3R^  clTT;  cRH  st.  rT^TT;  RB  ^'RTT.  Z  6  H  °^^T^m  K  °^^|i; 
KRB  «»^-R:  fT^T  *fW.     Z  7  H  (f^.     Z  10  H  °^f?7nnrr^fta;.      Z  11   B  0^ftnfr     Z  12 

b  »»rr^T^T0-  zi3  h  ^  Oniro:  st.  ^f  *r?rre:;  rb  vi;  b  f^ifa:  st.  ^ren*:-:  k  om 
^  bis  *rcrw.    z  u  b  «wrhffä;   r  °*rf^rf^.    z  17  b  irrtet;  twt.    z  20  b 

°WP;  HR  ^T^^T^  f%.  B  ^mr^TT^:  f%;  K  om  TT.  Z  21  H  0^f^T\lüT^nT: ,  B 
^f^   ^Tft°.     Z  22  KRB  om   Wffi;    B  TJWV>;   *fNiW.      Z  23   B    «H^mmf.      Z  24    KB 

^rret^r;  k  ^rrig;   b  T^n^;.    z  25  b  rr^TTw°.    z  26  b  f^nra»;  k  °f%f^r tt0 ;  rb 

°*TWRrTl%T;  B  JWRfft  Z  28  RB  THrrofa;  HRB  •*&T?rT<l-  Z  29  R  ^fTfT^;  B  °*rfa<ft 
Z  30  B  Vpft0;   ^TP?;    RB  ^rfsrflRit.     Z  32   K  om  *PW;   H  WS  st.  rTfi;.     Z  33   H  ^TcftfcT, 

b  f^nrcrrft;  *rr«nrr:.    z  34  rb  ^t^t^t»;  b  °wf%*TT^n*rPET    z  35  h  °T"Nrwr^T- 

Seite  380  (64),    Z  1    RB  f^*ft^.     Z  2    B   5R^ft°.     Z  4   RB  «TOTn;   fwft3[7*TrTT: . 

z  5  h  ^wttrt;  rb  *rare:  st.  *raT:;  t^^s^t-    z  6  krb  om  ^;  b  rrewrfatfa, 

H  »frTftr;  KRB  fWTf^T;  TTTT^T  rnf^T  *T°;  °W[^  [B  0U^7T].  Z  8  KRB  0^ft^;  R 
3nfW,  B  ^TTTTTfri;  RB  ^fWTjri0.  Z  9  KRB  f^m°;  B  W5^.  Z  10  RB  0rHT*rt; 
B  SRTsftWWT;  RB  fwr^TJ^fö,  K  t^^T^T0;  B  ^Wl;  3T^ftTf%°.  ZU  RB  rf  f^^^T, 
K  corrigirt.      Z  12   B   f^TTT^ff^T;   WR<ft.      Z  13   HKRB  *TRR^.      Z  14   RB   THCT- 

^«ifTft:  wr°.    z  15  rb  cmfi<?*rrarRo;  h  <re  ^  rm0,  rb  cr*nnnffa?t.    z  ie  b  ^t^T- 

TTfff^T0.  Z  17  KRB  ^t  ^rpflf.  Z  18  B  ^JTT^^T;  RB  r^f^T^T0-  Z  20  KR  °*TT- 
f%TW,  B  °*rf%rar.  Z  23  H  ^  H  STOHt;  RB  °^H;  H  »T^fm»;  RB  ^«I^fl0;  R 
0Wtfa  fm°.  Z24  KRB  *RnhTc{.  Z  28  B  JWRfW.  Z  29  RB  ^HfR^T;  KRB  om  Sfo. 
Z  30  B  om  ^TWT;    HK  rfrt:  ^ff^TW°,  RB  riW.  iNf^R0;    B  *W%.     Z  31   RB  Wlf^TOrr:.     Z  32 

h  wr*r*rr^n*m  f%°,  rb  xT^n^mT^^rr^römf^TUT:.    z  35  rb  tr^n^n^r0;  h  *rf%r- 

f^T^.  Z  36  RB  om  f4f%;  KRB  °^4t^T:  tf^T^T:;  B  ^xjf^öRT:.  Z  37  RB  VRrT:: 
H  ^TdlÜdlMT*0. 

Seite  381  (65),  Z  1  H  f^t;  RB  rTOHra.  Z  4  KRB  W*^0.  Z  5  B  *T^f?T :  KRB  ^^?- 
fTf?T ;  B  ^TFHT*^.  Z  6  B  IHTTWfft.  Z  7  KB  *töf  °,  R  ^pTHTT.  Z  8  B  o^UrTOHTTO ; 
RB  Hijdd;  K  om  *fH"TO  bis  rT^T.  Z  10  B  ITTUm^^nj^-  Z  12  B  rTRPreift;  K  TT^T*, 
KRB  0WPrf*3T.  HK  TTVT^r.  Z  13  B  XTfTtrT^fT^t.  Z  14  K  °ff  ^RTfi*^ :  RB  Ffl^TI. 
Z  IS    RB    fT^TMi4MI*HVT^.     Z  IG   KRB  HKfd^lf^  *T2T.      Z  17    KRB  SÜ  st.  ^.     z  18 

krb  Tnsrr  ^rnifTT  Tpr^r»;  rb  Trnsrrä.   z  19  kr  h.hm  i<nif^° ;  r  xrfr^Tsn0.  b  Trft*rrerT°. 

Z  20  KRB  ^TTfft0;    H  TfrrrSWTTt.      Z  21   B  TJPrftcT  m\W.:   RB  Wf°;    B  om  *Tf?T;   f^ff^. 

z  22  b  Trfxrsn^i.  z  23  b  ^  ^nrfrT0;  rb  o^i*n^^[;  °*ftr*i<i;.  z  24  krb  fMra.  z  26 
b  f^nrmij;  hk  om  to.    z  27  hrb  htt^t.   z  28  rb  srrsreT.   z  30  k  tfhno;  rb  °w°; 

alle  MSS  °f«HMl.  Z  31  B  ^(ff^f^fiT.  Z  34  RB  Wt&H  Tf^fT;  B  fT^TT  ^T^IT0;  lv 
JT^liWr0,   HRB    M<A*rfl°.     Z  35  B  ^^'ft^TT;   RB  »^TtTT^. 

Seite  382  (66),  Z  1  B  ^KT^t^tt.  Z  2  RB  ^f*^t;  B  TrerrfxTfTt.  Z  3  RB  0(5WT; 
ffN^4<rdd<lff^re    [B   ^fT5fJ?TT0].      Z  5    B    H«jim<JI0.      Z  6    H    ^IT'«|c1T   $#;    B   ^rTT   st. 


410 

rTRrTT;  RB  *RRrT°.  Z  7  RB  flTT^ff;  B  TRRrft  Z  8  RB  ?T WRiRT ;  HRB  fWt*T°. 
Z  10  B  WTRrRR;  R*TRfta.  Z  1 1  H  *?<R  st.  t^RT.  Z  12  RB  RJRT^f;  R  *JR?R, 
B  *JRlRt.      Z  13    RB    "R^RR,.     Z  14   B  ^RTRr^WnTrar .     Z  17    B   WR     Z  18  KRB 

rT^TfH^TTT^t^rri ;  b  "RRft.    z  19  r  *R<ft  tr,  b  wr  tr;   kr  >RT^fnsR*r°. 

B  VRT^fPSR».  Z  20  B  TR-Rfft;  II  ^TfT-  Z  22  B  ^  R^RT0;  K  *T  ^;  RB  HWgjR: ; 
B  ^1°.  Z  23  K  °Vf£^  m  fT^?T:0;  H  °^fZ^T*T^^si;  RB  <T^rTf*JjR.  Z  24  KRB  <R: ; 
RB  ^R;  B  «^TRfR.  Z  25  II  *RrT:  TT^Tcft;  B  ^SR^T  Z  2G  RB  *rRR>Rf.  Z  27 
B  »R3[T?RT.  Z  28  K  *T  Hf^i  B  ^;  RB  RfNrR:;  B  tT^f.  Z  29  HK  *TP|  ^TRi: 
K  om  TimW.  bis  Ende;  H  *jf^  »RcSJ^ft? ifRT^RTTjnlR^Wr ;  R  *Tf^  *R>,  B  ^  TRT- 
*R>;  RB  om  TSR;  Wtf^fRT^RT*;.  Z  30  B  R^T!TTSfR ;  R  ^T^RRJrT,  B  STrV^RJrT. 
Z  31  R  om  TfÜ;  B  add  Tr*RR*rZ*rRST?RfB^T  ^TTRJ  ^S*[R3i*n  Wf^RTff ^'--  Z  33 
B  *rtf;   ^*3Rft.      Z  34  RB  f^R  st.  f^TRft;    o.n   K;    BIT  ^*Rt     Z  35   H  ^R?RT- 

Trf^ct:,  k  w  st.  wRsfrr;  B  *cfrjjf*ra°,  B  w?rf*rf*raro. 

Seite  383  (67),  Z  1  RB  ^3RR  *R>:  B  om  R^RT^R;  R  TrVr:.  B  TRfRT:.  Z  2 
H  6^PC^T;  KRB  om  ^ \  RRTT  *T:.  Z  4  KD  il  ^f^1;  R3RT*ff;  R  TT?RT,  B 
TRTCTT.      Z  5    KRB   WT  TRi;    RB  fifiNrerrarR.      Z  G    RB  Wt°;    B    Rif*rf40;    H  om 

tnj*p?r,  kk  tj-*jjref.  z  9  h  »RrfRf ;  k  »r  wRRftr.  z  10  hrb  *r%;  rb  s^f- 
*I^r.    z  u  h  *R<rf  ^Tft;   krb  fsR<f°;  b  R^R^rrfw.    z  12  h  t*r  <rt  rb 

fl^'f;     HKRB    haben    hinter    f*mW.     noch    Folgendes:    TR?R*T     [H   °*ft]    R*T^4w^f*rT 

[k  °^rrl  *rfwrfr  [b  *f^<fr]  ^mwf%wrf^^^^f^^fwwr^Twf%^rqTTg»fr5T'T«rf%fi- 

f^f^T^T^  [H  WT]  ZT*nf*R(f5R5TT55re  JT^R5TRf*«R.T  [H  °*tfT>Rfr]  Tf*°-  Z  1  3  H  VTRt 
iif,    K  W^ft   ^.      Z  14  H  ^RpfR  *WR*!T0;    K  ^RRT    rRcfT0;    B  rfp^nrRTri:;    H  *R<TT- 

jnrqr'ct  z  15  rb  ^rrefarrePf;  krb  *rrar*8r°;  37^%-  z  16  b  ttr.  z  17  b  f^m; 
rb  rR  st.  cR3T;  h  °*tor3rti  sr.    z  19  krb  hr^tt:;  b  tr;   hrb  °tft  srj;  11 

om   «T.     Z  22  K  lTH#f°.      Z  23   R  ffrq^ft,    B   cRRt;    HRB  f*RRT;   KRB  om  TTR.     Z  24 

rb  srwnwrwf:  htw*:;  krb  irr:;  R  ^Rff'ft.    Z  26  B  ^rrwft^-    Z  28  krb  *n> 

ün^T.  Z  29  B  TTRRf.  Z  30  RB  rT^^T;  H  ^TTWT0;  RB  rRRT^K  Z  31  K  rT#R^, 
RB  «RET.      Z  32  K  om    rfSRt0   bis  W*tfH-      Z  33   B  Rpfl^TR.      Z  34   RB  *l^:    B  1RT- 

^rifw0.    z  35  b  *PR«rf?reR;  gw^0.    z  3G  krb  httüt^t;  kr  jrIrK  b  snRt°: 

K  R7R(^0,   RB  R7RR?T0.      Z  37   RB  ^rTff^TR. 

Seite  384   (68),    Z   1    B   ^TRfTTrfWRf<0 5     KRB   R^3rpft#t0;    KRB   JRR&rTTfTr 

[k  irrr].    z  4  h  °^ritw;  krb  -»rri  ^t^tw^t  wrwraif  °.    z  5  k  tr^^tt^. 

Z  6  H  Tf^T  ^  f^if^^f^TT»;  B  ^3Wt^T;  K  ^^T^R:0-  Z  7  H  °WRJ  RB  °^.  Z  8  B 
^ft;  °^rrr°;  KRB  ^5^ ;  B  flRfä^XTft*TRfT?R,  KR  »»Tff^n0.  Z  9  RB  °§Xff^T,  K 
°iRT^T  ^^T;  H  f^RRlf?RTR.  Z  11  B  "VTI^^jf^;  H  «aRRl.  Z  12  B  0R*fito; 
RB  °T?ttTr^T;  K  °cTT^T-  Z  14  KRB  WR^IT;  H  TT^RTt0;  B  ^rT°;  H  °^nfTTf^5fi  W, 
KRB  °f^^;   RB  JT3*RfT°.      Z  17   KRB  lltf ^NftfOTTf^RiS0 5    RB  f^R«T.     Z  18  K   *RRR}- 


411 

»rrarfa,  rb  *gäjwref*T;  krb  ^sto^tt^t.  z  19  krb  o^g^JT^T^n;  b  fM%rT°;  krb 
*rä°;  rb  *n*rnrero.    z  20  h  om  w[°  vfK°]  b  °«TrT°;  krb  °^^}°;  11  om  ircpn;.    z  21 

KRB  °*P3RT.  Z  22  RB  WT.  Z  23  H  WT^T0.  Z  24  B  *j^<T*ft° ;  ^5Tlft0;  ^f^^TTT0; 
H  •OTJWffTO.  Z  25  B  *J  st.  *T.  Z  2G  H  om  ^HT  bis  °^;  RB  "-Md^ä;  B  HZ;  R  ^finT*", 
B  TnftlT*.      Z  27    H   ^WT   ^f^rTT:   ^T^T   H   fW"   *Tf%<t.      Z  28    HK   iftW;    B   TrWtfTT. 

N»  N*  SJ        *  S# 

Z  29  RB  S^nfK  Z  30  H  JTffatlT.  Z  32  KRB  W*^TR;  B  f%TETW;  KRB  °f^fTT%-  Z  36 
B  °*ffa   5fa:    K  f^T^T?:,    Rß  fW*nj^4:.     Z  37   B  *RTT?TP.     Z  38  B  om  ^ft^- 


Verzeichniss   der   Verse. 


^"rlsrgTwr^r  ^ 
^tlr^rnnTT  *ftrrr 

©v  ©> 

^P55TrT    cTTCHRf^rT   ^ 


326 

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324  1 

:s)5 

3(50 

:44)s 

325 

[»)e 

320  1 

;4)25 

320  1 

,4)23 

341 

^25)i9 

327  1 

;ii)2o 

365  1 

;49)30 

324  1 

;8)is 

320 

[4)lJ 

324  ( 

[8)» 

335 

,19)32 

320  ( 

.4)33 

321 

,5)28 

334  ( 

;i8)i9 

329  1 

;i3)ia 

321   1 

5)ia 

330 

;  14)20 

368 

(52)i2 

348 

[32)2, 

^FFt^"   TfrtlT^T't   ^  326 

^tRI:  ^vt:  MTrn  332 

TrffaTfa  f<JW  326 

öfiT^  llfH  334 

"fäi   f*Tfö   »TT^TW  341 

sStfWRT   ^t  ^  324 

^fit   rö:   ^%^T   WT^T  326 

«fftsTr  tw<fr  323 

wvrrari  *nf%  338 

ftrcr  ^?rrfr  327 

j^föfäNmifaf  325 

^tT^xt^:  ftnC^W^t  357 


5rr*mT*fr  f t° 

321 

(5)l5 

*l«l«*ft    ifa 

322 

(6)18 

TJ^TT    *ftf*(^«il 

371 

(55),, 

wijrijrrfa'm^ro 

340 

(24)- 

10)28 
16)20 
32)S7 


10) 


IS 


18)4 

25)6 

8)21 

10)7 

7)36 

22)3Ü 

11)! 

9)4 

41)25 


^f^ft  ^frrfJTT 


363  (47)u 


412 


v^ft  v*ft  y*wt  -mwr 

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327  | 

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323  ( 

7k, 

325  ( 

9)3a 

323  ( 

.7)4 

320  ( 

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359  ( 

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324  ( 

8)i 

323  | 

7)27 

319  1 

[3)u 

319  I 

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319  < 

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340  | 

24)i9 

319  | 

3)20 

321 

[5)io 

322  | 

^6)33 

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321  | 

»26 

331 

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365  | 

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381 

;65)i6 

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,51)n 

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323 

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339 

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328  ( 

.12)! 

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353  ( 

;37)i2 

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4)i4 

326  { 

70)10 

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373  | 

;57)10 

319  ( 

:3)i 

328  1 

,12)6 

320  1 

;4)28 

347  ( 

;3i)3 

326  | 

70)25 

322  1 

,6)1 

332  ! 

76)a* 

328 

72)io 

413 


Nachwort. 

Die  vorliegende  erste  Ausgabe  des  textus  ornatior  der  Sukasaptati  ist  leider  keine  ab- 
schliessende. Als  ich  im  Winter  1887  die  damals  einzig  zu  Gebote  stehende  Handschrift  B 
für  meine  Doctorarbeit  abschrieb  und  sehr  bald  bemerken  musste,  dass  sie  niemals  die  Grund- 
lage einer  soliden  Ausgabe  abgeben  könnte,  indem  sie  von  Fehlern  und  Auslassungen  wim- 
melt, da  ahnte  ich  nicht,  dass  fast  zehn  Jahre  vergehen  sollten,  ehe  ich  in  den  Besitz 
besseren  Materiales  kommen  würde.  Ich  verdanke  dasselbe  der  Liebenswürdigkeit  von 
E.  Hultzsch,  dessen  Bemühungen  es  gegen  das  Ende  von  1896  gelang,  durch  einheimische 
Gelehrte  Copien  resp.  Kompilationen  erträglich  guter  Handschriften  zu  erhalten.  Vorher 
schon  besorgte  mir  der  unvergessliche  Rein  hold  Rost  ein  Manuscript  aus  Tanjore,  welches 
ich  mit  R  bezeichnet  habe;  dies  konnte  mir  aber  leider  auch  nichts  Neues  bieten.  Ja,  und 
alle  vier  Handschriften  zusammen,  auf  denen  ich  das  Gebäude  des  Textes  aufgebaut  habe, 
sind  noch  weit  davon  entfernt,  die  Bezeichnung  „gut"  zu  verdienen:  da  sie  alle  auf  ein 
und  dieselbe,  mir  unbekannte,  Quelle  zurückgehen,  die  nicht  sonderlich  lauter  geflossen  sein 
kann,  so  zeigen  sie  vor  allem  sämmtlich  dieselbe  grosse  Lücke,  indem  Erzählung  65  bis  68 
(Anfang)  ganz  fehlt;  dann  aber  giebt  es  noch  ungezählte  Stellen,  die  bei  dem  dermaligen 
Stande  der  Materialfrage  als  hoffnungslos  aufgegeben  worden  sind,  da  ich  mich  nicht  ent- 
schliessen  konnte,  mit  fragwürdigen  Conjecturen  aufzuwarten. 

Also  ich  kann  dem  Leser  keinen  abschliessenden  Text  bieten  —  nun,  vielleicht  giebt 
gerade  dieser  Umstand  den  Anstoss  zu  um  so  eifrigerem,  neuem  Suchen  nach  tadellosen 
Handschriften,  die  ja  zweifellos  vorhanden  sind.  Einstweilen  mag  der  Text,  so  gut  oder 
so  schlecht  ich  ihn  zu  liefern  vermag,  den  Fachgenossen  und  besonders  den  Märchenkundigen 
recht  sein.  Er  enthält  ja  so  viel  Neues  und  Wichtiges,  ist  auch  in  allen  Hauptsachen  so 
deutlich,  dass  man  immerhin  leicht  darüber  hinweg  kommen  wird,  wenn  hier  und  da  ein 
Stück  undurchdringlichen  Urwaldes  in  Gestalt  eines  endlosen,  nicht  zu  entwirrenden  Bahuvrihi- 
Corapositums  auftaucht  oder  der  andhaküpa  einer  kleinen  Lücke  aufklafft.  Wirklich  bedauer- 
lich ist  ja  nur  das  Fehlen  der  genannten  drei  Erzählungen;  und  so  hoffe  ich  denn,  dass  die 
Mühe,  die  mir  vorliegende  Arbeit  in  überreichem  Masse  verursacht  hat,  nicht  ganz  um- 
sonst gewesen  ist! 

Abh.  d.  I.  CL  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  54 


414 

Die  vier  Handschriften,  die  ich  zur  Herstellung  meines  Textes  benutzt  habe,  sind,  nach 
ihrem  Werthe  geordnet,  folgende: 

H,  eine  sehr  sorgfältig  angefertigte  und  deutlich  in  Devanägari  geschriebene  Copie  eines 
Manuscriptes  „which  is  in  Narur  near  Kurur1)  and  which  is  written  in  Madhvas 
letter.  The  book  is  contained  2500  grandhas.  As  I  do  not  know  the  letter  of 
Madhvas,  I  paid  2  Rs  to  the  reader  per  mensem  and  myself  copied.  Within  three 
months  the  copy  has  been  finished.  .  .  The  original  contains  100  Palmyra  leaves 
and  it  seems  also  written  100  years  ago".  (Aus  einem  Briefe  des  Abschreibers, 
Pandit  V.  Sriniväsa  Sästri2)  in  Namakal,  an  E.  Hultzsch.)  Diese  Copie  umfasst 
238  Quartseiten  mit  ungefähr  13  Zeilen.  Am  Schlüsse  heisst  es:  This  copy  has 
been  taken  from  the  original,  which  is  written  in  the  Nägari  of  the  Mädhva  Brah- 
mins,  and  which  is  in  the  possession  of  Räghavändhächärya  of  Narür  in  Coimbatore 
district,  by  Pandit  V.  Sriniväsa  Sastri,  Namakal,  Salem  district,  in  December  1896. 
Diese  in  meinem  Besitze  befindliche  Handschrift  hat  mir  bei  der  Aufhellung 
vieler  dunkler  Stellen  treffliche  Dienste  geleistet;  und  wenn  sie  nicht  überall  aus- 
gereicht hat,  so  ist  das  gewiss  nicht  die  Schuld  des  Abschreibers,  der  vielmehr  er- 
sichtlich keine  Mühe  gescheut  hat,  um  eine  sorgfältige  Arbeit  liefern  zu  können: 
hat  er  doch  eingestandenermassen  die  weiter  unten  beschriebene  Handschrift  in  Tan- 
jore  benutzt,  um  gelegentlich  eine  Lücke  auszufüllen.  Auf  alle  Fälle  aber  ist  er 
für  seine  —  übrigens  ganz  uneigennützige  —  Arbeit  herzlichen  Dankes  werth,  den 
ich  ihm  hiermit  öffentlich  abstatte. 

K,  eine  ebenso  sorgfältig  und  mit  fast  noch  grösserem  Fleisse  verfertigte,  in  Grrantha- 
Charakteren  geschriebene  Compilation  dreier  Handschriften,  darunter  auch  der  in 
Tanjore  befindlichen  (Burnell'schen?).  Der  Compilator,  T.  S.  Kuppusvami  Sastri, 
Tanjore,  schreibt  darüber  an  Hultzsch:  „The  present  one  is  the  result  of  three 
manuscripts,  all  of  which  are  written  in  Nagiri.  These  manuscripts  I  got  bit  by 
bit  and  I  copied  them  then  and  there.  Hence  the  stories  in  my  transcript  in  one 
or  two  places,  are  not  in  one  continuation.  But  they  could  easily  be  seen  by  a 
reference  to  the  contents  at  the  beginning  of  the  book.  As  there  is  an  Omission 
of  two3)  of  the  stories,  wich  none  of  three  manuscripts  supply  and  wich  I  hoped 
to  introduce,  but  in  vain,  from  a  fourth  copy  which  I  thought  I  would  get,  there 
was  a  long  delay  in  sending  it.  This  fourth  copy,  I  hear,  is  in  Dharasatnam  near 
Kumbhakonum  and  I  could  not  get  it  with  all  my  efforts  for  a  long  time.  Still  I 
have  not  entirely  given  off  my  hopes  of  getting  it  by  some  possible  means.  I  bave 
strictly  followed  the  Originals  in  my  transcript."  —  Diese  Handschrift,  die  sich  eben- 
falls in  meinem  Besitze  befindet,  enthält  schon  weniger  gute  Lesarten  als  H,  wenn 
ich  sie  auch  mit  Vortheil    habe   benutzen  können,   namentlich  so  lange  ich  H   noch 


1)  Coimbatore  district. 

2)  Hultzsch,  Reports  on  Sanskrit  Manuscripts  in  Southern  India,  No.  II,  p.  3. 

3)  Es  sind  deren  drei. 


415 

nicht  besass.  Sie  nähert  sich  eben  schon  sehr  den  beiden  am  wenigsten  brauch- 
baren Manuscripten  R  und  B,  deren  Lesarten  oft  als  Glosse  mit  „another  readin»  is* 
oder  „ another  book  reads"  von  Kuppusvami  am  Rande  aufgeführt  werden.  Schade, 
dass  dieser  Gelehrte  nicht  bessere  Quellen  hat  benutzen  können:  dann  wäre  Gewiss 
die  halbe  Arbeit  schon  gethan  gewesen!  Immerhin  bin  ich  genanntem  Herrn  für 
seine  mühevolle  Compilation  zum  grössten  Danke  verpflichtet. 

R,  ein  ziemlich  altes  DevanSgari-Manuscript  von  165  Blättern,  die  Seite  zu  10  Zeilen, 
welches  mir  R.  Rost  aus  Tanjore  verschafft  hat. 

B,  eine  oft  etwas  gedankenlos  angefertigte  Abschrift  von  R,  dessen  Fehler  sie  getreu- 
lich wiedergiebt.  Dazu  kommen  dann  noch  gewisse  Absonderlichkeiten,  die  ich  in 
meiner  Doctorarbeit  (Vier  Erzählungen  aus  der  Cukasaptati,  Kiel  1890)  auf  Seite  4 
gekennzeichnet  habe.  Beiden  Handschriften  gemeinsam  ist  es,  dass  sie  an  allen 
Stellen,  wo  man  Hilfe  gebrauchen  könnte,  versagen.  Ich  glaube  unter  diesen  Um- 
ständen recht  gethan  zu  haben,  wenn  ich  in  meinen  Text,  den  ich  nach  R  und  B 
„fertig"  gestellt  hatte,  sämmtliche  gute  Lesarten  von  H  eingetragen  habe.  So  bin 
ich  auch  zu  der  üeberzeugung  gekommen,  dass  das  Fehlen  des  Augmentes,  welches 
in  R  und  B  so  häufig  sich  findet,  am  Ende  kein  peccatum  ab  origine,  sondern  nur 
Abschreibersünde  ist:  die  beiden  besseren  Handschriften  machen  sich  wenigstens  dieses 
Versehens  gar  nicht  oder  doch  nur  ganz  selten  schuldig.  Auch  die  vielen  fehler- 
haften Formen,  die  in  RB  zahlreich  erscheinen,  sind  in  HK  verbessert:  ob  von  den 
gelehrten  Abschreibern  nachträglich? 

So  möge  denn  der  textus  ornatior  der  Sukasaptati,  sozusagen  das  Schmerzenskind 
meiner  Müsse,  den  rauhen  Weg  gehen  auf  der  Suche  nach  verständnissvollen  Herzen,  die 
zugleich  liebevoll  Mängel  und  Gebrechen  schonend  zu  verdecken  wissen :  in  der  nahezu 
druckfertigen  deutschen  Uebersetzung,  die  ich  .  bald  veröffentlichen  zu  können  hoffe,  soll 
versucht  werden,  noch  manchen  Schaden  zu  heilen,  den  ich  jetzt,  trotz  erneuter  Anstreng- 
ungen, habe  aufgeben  müssen.  Herrn  Dr.  E.  Hultzsch  aber,  der  mir  durch  seine  liebens- 
würdigen Bemühungen  neues  Material  verschafft,  und  der  K.  Bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften  in  München,  die  mein  Buch  zu  veröffentlichen  sich  bereit  ge- 
funden hat,  sei  auch  an  dieser  Stelle  mein  ergebenster  Dank  ausgesprochen. 

Eisleben,  November  1898. 

R.  Schmidt. 


416 


Verbesserungen. 

Seite  325  (9)24  lies  ^ft^T  st.  Wf<0- 

„      338  (22)35    B     °^^:  st.  »^t^T".- 

„      381   (6o)19    „     °WT  st.  °^T. 
Ausserdem  ist  ^f  undf  nicht  immer  deutlich  zu  erkennuen. 


Die 

Lebensbeschreibung  von  Padma  Sambhava 

dem  Begründer  des  Lamaismus  747  n.  Ohr. 


I.  Teil: 

Die  Vorgeschichte, 

enthaltend  die  Herkunft  und  Familie  des  Buddha  Qäkyamuni. 


Aus  dem  Tibetischen  übersetzt 


von 


Emil  Schlagintweit. 


Mit  einer  Textbeilage. 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  IL  Abth.  55 


Von  Gauhati  am  Brahmaputra  in  Assam  hatte  mein  Bruder  Hermann  zwischen  dem 
5.  und  23-  Januar  1856  einen  Vorstoss  nordwärts  in  den  von  Bhutan  wie  Lhassa  unab- 
hängigen Lama-Staat  Tawang  ausgeführt;  er  durfte  über  den  grossen  Marktplatz  Udalguri 
bis  Narigun  vordringen  und  von  den  dortigen  Lamas  in  den  kleinen,  unansehnlichen  Kloster- 
Gebäulichkeiten  erwarb  er  die  Handschrift,  die  der  vorliegenden  Abhandlung  zugrunde  liegt.1) 
Dieselbe  führt  den  Titel: 

„Ausführlich  begründete  Erzählung  der  Wiedergeburten  des  Lehrers  aus  Udyäna, 
Padma  Sambhava."  Tibetisch:  Urgyan  Guru  Padma  0byung  gnas  kyis  skyes  rabs 
rnam  thar  zhes  bya  ba. 

Die  Uebergabe  erfolgte  in  sauber  gestrichenen  Brettern;  auch  war  das  Exemplar  von 
den  Klosterberren  mit  Sorgfalt  behandelt  worden,  wie  Blatt  171  beweist,  das  mit  grobem 
Faden  zusammengenäht  wurde,  als  es  durch  den  Gebrauch  in  drei  Teile  auseinandergefallen 
war.  Die  Handschrift  bricht  jedoch  im  51.  Kapitel  ab;  der  Schluss  fehlt.  Gross  sind  die 
Beschädigungen  der  inneren  Blätter.  Die  Sammlungen  aus  Ober-Assam  waren  nach  Calcutta 
während  der  Regenzeit  zu  Schiff  hinabgeführt  und  nass  geworden;  das  Wasser  hatte  die 
Reisstärke  des  Papieres  aufgeweicht,  so  dass  die  Blätter  zusammenklebten.  Geöffnet  konnten 
die  Kisten  erst  in  Europa  werden.  Trotz  Anwendung  der  äussersten  Vorsicht  beim  Trocknen 
und  Wenden  gingen  viele  Blätter  in  Stücke  und  konnten  nur  theilweise  copirt  werden.*) 
Die  Handschrift  bestand  aus  182  Blättern  48  cm  lang,  9  cm  hoch  mit  5  Zeilen  auf  jeder 
Seite;  die  Schrift  ist  gross  und  sorgfältig. 

Durch  Stichproben,  die  Herr  Professor  Ivanovsky  in  Petersburg  gütigst  am  Holzdruck 
No.  434  a  der  Bibliothek  des  Asiatischen  Museums  der  kaiserlich  russischen  Akademie  dort- 
selbst  vorgenommen  hatte,  wurde  festgestellt,  dass  dieser  Holzdruck  mit  der  Handschrift, 
die  meinem  Bruder  übergeben  wurde,  im  Allgemeinen  sich  deckt,  jedoch  auch  wichtige 
Aenderungen  zeigt.  Seine  Excellenz  der  wirkliche  Staatsrat  Herr  Karl  Saleman  übernahm 
es  gütigst,  die  Verabfolgung  dieses  Holzdruckes  herbeizuführen  und  durch  die  bereitwillige 
Vermittlung  der  königlich  bayerischen  Gesandtschaft  zu  St.  Petersburg  erhielt  ich 


*)  Reisen  in  Indien  und  Hochasien,  Bd.  2  S.  122.  Ueber  Udalguri,  wo  der  Dolmetscher  mitge- 
nommen wurde,  siehe  A  Statistical  Account  of  Assam,  1879  Vol.  1,  p.  143.  Diesen  wie  alle  sonstigen 
im  Folgenden  angezogenen  Gazetteers,  indische  Drucke  und  Karten  verdanke  ich  dem  Government  of 
India  und  den  verschiedenen  Provinzialverwaltungen.  Für  die  fortlaufende  Versorgung  mit  diesen  wich- 
tigen Nachschlagewerken  spreche  ich  hier  wiederholt  meinen  ergebensten  Dank  aus. 

2)  Das  Original  bildet  No.  102  der  an  die  Bcdleiana  in  Oxford  übergegangenen  Sammlung  tibe- 
tischer "Werke. 

55* 


420 

den  Holzdruck  zur  Benützung  hieher  gesandt.  Für  das  allseits  gefundene  Entgegenkommen 
wiederhole  ich  hier  meinen  verbindlichsten  Dank. 

Das  Petersburger  Exemplar  ist  ein  Pekinger  Holzdruck  mit  sehr  grosser  Schrift  von 
463  Blättern,  59  zu  16,5  cm  mit  6  Zeilen  auf  der  Seite. 

Der  Text  ist  in  beiden  Ausgaben  in  neunsilbigen  Versen  geschrieben;  sieben  Vers- 
zeilen bilden  eine  Strophe.  Sprachlich  kennzeichnet  die  Handschrift  ein  Hinneigen  zu  Aus- 
drücken und  Formen  der  Volkssprache;  der  Holzdruck  gebraucht  dafür  durchgängig  die 
Formen  der  Büchersprache.  In  der  Handschrift  ist  der  Gebrauch  der  Genetiv-Endung,  wo 
der  Instrumental  gemeint  ist  und  im  Holzdruck  auch  verwendet  wird,  fast  die  Regel;  es 
entspricht  diess  der  Volksaussprache.  Jäschke3)  bemerkt  hiezu:  „Der  Instrumental  ist  in 
der  Aussprache  vom  Genetiv  kaum  zu  unterscheiden  und  es  gibt  wenige  oder  wohl  kaum 
einen  Lama,  der  nicht  zu  dem  Fehler  neigt,  beim  Abschreiben  beide  Casus  zu  verwechseln." 
Sodann  nähert  sich  in  der  Handschrift  die  Schreibweise  der  Volkssprache  im  Gebrauch  der 
Präfixe  der  überschriebenen  und  der  Schlussbuchstaben.  Schluss-s  fehlt  häufig,  ander- 
seits ist  es  wieder  zugesetzt,  wo  es  sonst  fehlt  und  endlich  wird  es  überschrieben  durch  r 
ersetzt.  Der  Gebrauch  der  Präfixe  ist  sehr  stark  abweichend  von  der  Schriftsprache;  man 
findet  sie  vorgeschlagen,  wo  sie  sonst  fehlen,  oder  weggelassen  wo  sonst  gebraucht.  Ein- 
zelne Besonderheiten  sind  an  der  treffenden  Stelle  vermerkt.  —  Das  Schlusszeichen  am 
Verse  besteht  in  beiden  Exemplaren  nicht  aus  einem  senkrechten  Strich,  sondern  aus  2 
Nullen  mit  einem  Strich  dazwischen,  eine  Eigenheit  der  Padma  Sambhava  Werke  und  der 
Anrufungs-Formeln  dieses  Heiligen.*) 

Inaltlich  zeigt  der  Holzdruck  dieselbe  Neigung  zur  Gleichmässigkeit  wie  in  der  Sprache: 
in  Orts-  wie  Personennamen  ist  weniger  Zuverlässigkeit,  kennzeichnende  Zusätze  sind  ge- 
ändert.    Sodann  bringt  der  Holzdruck  mythologische  Kapitel,  die  in  der  Handschrift  fehlen. 

Eine  andere  Ausgabe  unseres  Werkes  unter  demselben  Titel  befindet  sich  im  Besitze 
des  Herrn  Prof.  Dr.  Albert  Grünwedel,  Directorial-Assistent  am  k.  Museum  für  Völker- 
kunde in  Berlin;  sie  ist  vom  genannten  Herrn  als  eine  schöne  Copie  von  einem  aus  Calcutta 
stammenden  Holzdrucke  hergestellt.  Prof.  Grünwedel  hat  daraus  7  Kapitel  veröffentlicht, 
darunter  6  in  Text  und  Uebersetzung5):  Für  die  vorliegende  Arbeit  konnte  ich  auch  den 
Text  des  9.  Kapitels  mit  der  in  liebenswürdigster  Weise  übersandten  Copie  vergleichen. 
Hienach  stellt  sich  der  Calcutta-Holzdruck  als  eine  Umarbeitung  des  grossen  Hauptwerkes  dar; 
dar;  der  Text  ist  in  Prosa  in  fliessender  Sprache  geschrieben  und  hat  den  Zweck  der  Unter- 


3)  H.  A.  Jäschke,  Tibetan  Grammar  §  15. 

4)  Csoma  Grammar,  Tafeln.  —  Die  tibetischen  Schriftsteller  nehmen  es  mit  diesem  Zeichen  peinlich 
genau.  So  findet  es  sich  in  dem  von  Dr.  Berthold  Laufer  in  den  Memoires  de  la  Societe  Fimio-Ougrienne 
Vol.  XI  kürzlich  herausgegebenem  Auszuge  aus  den  Hunderttausend  Nägas  nur  einmal,  weil  darin  nur 
einmal  die  Formel  hüm  vorkommt,  die  symbolische  Anrufungsformel  von  Padma  Sambhava.  (L.  A.  Waddell, 
The  Site  of  Buddhas  Death,  JASB.  1892  I  42  fine.)  Dieser  Heilige  gilt  als  Meister  in  der  Zauberkunst 
und  durch  seine  Anrufung  soll  Hilfe  zur  wirksamen  Beschwörung  gesichert  werden.  —  Bei  der  Wieder- 
gabe des  Textes  habe  ich  das  Padma-Komma  durch  einen  einfachen  Strich  ersetzt. 

5)  1.  Siehe:  Bastian  Festschrift  (Berlin  1896)  S.  459.  2.  Veröffentlichungen  aus  dem  k.  Museum 
für  Völkerkunde  Bd.  V  (Berlin  1897)  S.  105.  3.  T'oung  Pao,  (1896)  S.  526.  Die  mitgeteilten  Kapitel 
sind  No.  12.  13.  18.  19,  41.  43.  44  seiner  Ausgabe  und  es  entsprechen  ihre  Titel  den  Kapiteln  13.  16.  22.  23 
der  grossen  Ausgabe  bezw.  42. 44. 45  der  Handschrift,  45. 47. 48  des  Holzdruckes,  der  in  No.  39 — 41  drei  Mandä- 
rava  Kapitel  mehr  hat,    neuerdings   besprochen  von  Prof.  Grünwedel  in  ZDMG.   Bd.  52  (1898)   S.  447. 


421 

Weisung  in  der  Buddha-Lehre  in  der  Form,  welche  ihm  die  tibetischen  Lamas  gaben.6) 
Vieles  ist  ausgelassen,  dogmatische  Ausführungen  dagegen  sind  hinzugesetzt.  Eigennamen 
sind  geändert,  ebenso  Ortsnamen.  Der  geschichtliche  Inhalt  des  Hauptwerkes  kommt  in 
der  Prosa-Umarbeitung  nicht  zur  Geltung,  für  die  Lehrzwecke  hielt  man  ihn  ersichtlich 
entbehrlich;  die  Angaben  sind  gekürzt,  so  dass  der  Sinn  kaum  erkennbar  ist.7)  —  In  der 
vorliegenden  Arbeit  sind  die  Abweichungen  im  9.  Kapitel  hervorgehoben,  soweit  sie  sich 
belangreich  zeigten;  eine  Beihilfe  zur  Erklärung  des  Hauptwerkes  ist  in  der  späteren  Prosa- 
Ueberarbeitung  nicht  gegeben. 

Nach  Waddell8)  besitzt  in  Sikkim  jedes  Kloster  eine  und  selbst  mehrere  Biographien 
von  Padma  Sambhava.  Jäschke  traf  sie  auch  bei  den  Lamas  im  westlichen  Tibet  und 
bringt  viele  Beweisstellen  aus  einem  solchen  Thang  yig;  sie  sind  nach  einem  Briefe  des 
verdienten  Herausgebers  des  Dictionnaire  Tibetain-Latin-Francais,  des  apostolischen  Missio- 
närs Herrn  A.  Desgodins,  auch  in  den  chinesischen  Bibliotheken  anzutreffen,  aber  er 
setzt  in  diese  Ausgaben  geringes  Vertrauen  und  schreibt  mir,  dass  man  „zu  ihrem  Studium 
Exemplare  aus  Lhasa  oder  Tasilhunpo  zu  Rat  ziehen  müsse".9) 

Ueber  die  Büchergattung,  welcher  diese  Heiligen-Legenden  angehören,  ist  Folgendes 
zu  bemerken:  Nam  thar,  genauer  rNam-par  thar-pa  =  vimoksa,  ist  im  Tibetischen  in 
der  Bedeutung  von  Lebensbeschreibung  gebraucht;  das  Wort  skyes-rabs  im  Titel  ist  gleich 
jätaka  und  wird  im  Sinne  von  Reihenfolge  der  Geburten  verwendet.  Neben  Nam  thar  giebt 
es  noch  andere  Arten  von  Legenden -Sammlungen,  als  Thang  yig,  klares  Schriftstück; 
bKa  thang,  klare  Rede;  0Khrungs  rabs  =  jäti,  Reihenfolge  der  Daseinsformen,  gSung 
thor  bu,  einzelne  Aussprüche.  Derartige  Lebensbeschreibungen  incarnirter  geistlicher  Würden- 
träger haben  im  ganzen  Gebiete  des  Lamaismus  einen  grossen  Leserkreis  und  mehren  sich 
fortgesetzt;  jeder  solcher  Lama  hält  sich  einen  Tagebuchschreiber  und  nach  seinem  Tode 
wird  daraus  seine  Biographie  hergestellt,  in  Holz  geschnitten  und  ausgeboten,  wesshalb  man 
Biographien  der  verstorbenen  Lamas  der  grossen  Klöster  in  Holzdruck  auf  jedem  Markte 
erstehen  kann.10)  Ich  besitze  Ausgaben  aller  Arten  dieser  Legendenbücher,  Avadänas, 
darunter    einen  Sung  thor11)    im   stattlichen  Umfange  von   375  Blättern.     Der  Inhalt    ent- 


6)  Von  der  Ausgabe  in  der  Leptscha-Sprache,  die  nach  dem  tibetischen  Original  gearbeitet  ist, 
bringt  Grünwedel  die  Bemerkung  von  Mainwairing  hei,  „sie  enthalte  den  alten  Leptscha-Glauben  an 
einen  einzigen  unsichtbaren  Gott  in  der  von  den  Lamas  umgearbeiteten  Form". 

7)  So  ist  in  dem  von  Grünwedel  im  T'oung  Pao  mitgeteilten  41.  Kapitel  der  Sinn  der  wichtigen 
Jahreszahl  ,200  und  darüber  waren  vergangen41  nicht  zu  finden  gewesen  —  so  dass  die  Uebersetzung 
dafür  28  setzt  — ,  weil  die  Zwischenglieder  unterdrückt  wurden. 

8)  Lamaism  in  Sikkim  hy  Dr.  L.  A.  Waddell  M.  B.  p.  241— 392  in  H.  H.  Risley:  The  Gazetteer 
of  Sikkim.  Edited  by  the  Bengal  Secretariat  (Calcutta  1894)  S.  293.  Der  Verfasser  —  Arzt  und  Dozent 
am  Medical  College  in  Calcutta  —  lebte  in  Darjiling  Jahre  lang  im  Verkehr  mit  Lamas  der  verschie- 
denen Schulen,  unterwarf  ihre  Angaben  der  notwendigen  sorgfaltigen  Prüfung  und  eignete  sich  eine 
genaue  Kenntniss  der  tibetischen  Sprache  und  Litteratur  an.  Seine  umfangreichen  Arbeiten  wurden  zu- 
erst in  diesem  Gazetteer  niedergelegt  und  erschienen  später  wesentlich  erweitert  als  besonderes  Werk 
unter  dem  Titel:  »The  Buddhism  of  Tibet  or  Lamaism1'  (London  1895). 

9)  Schreiben  aus  Hongkong  vom  26.  April  1898. 

10)  S.  C.  Das,  Buddhist  Text  Society,  Vol.  1,  wiederabgedruckt  in  „The  Academy"  No.  1114  (1893). 
n)  Erworben  durch  meinen  Bruder  Robert   im   Sommerdorfe  Milam   an  der  Grenze    von  Kumaon 
gegen  Gnari-khorsum.     Gedruckt  in  Tasilhunpo,     Die  Blätter  haben  80  cm  Länge  bei   10  cm  Höhe. 


422 

spricht  nicht  dem  Umfang;  die  Biographien  der  Würdenträger,  die  in  den  letzten  Jahr- 
hunderten wirkten,  mehren  unsere  Kenntniss  von  den  Anschauungen  der  einzelnen  Schulen, 
die  geschichtliche  Ausbeute  ist  aber  sehr  gering. 

Anders  verhält  es  sich  mit  der  Biographie  unseres  Heiligen.  Padma  Sambhava  kam 
nach  Tibet  747  n.  Chr.1*)  auf  Einladung  von  König  Khri  srong  Ide  btsan  und  wurde  der 
Begründer  des  heutigen  Lamaismus;  er  wird  in  Tibet  verehrt  als  „zweiter  Lehrer",  als 
„Löwe  des  Qäkya-Lebrers,  der  von  Cäkyamuni  nach  Tibet  abgeordnet  worden  sei,  weil 
dieser  selbst  nicht  habe  dorthin  kommen  können.  Er  gilt  wie  Buddha  als  selbsterstanden; 
in  die  Welt  tritt  er  in  Erscheinung  sitzend  auf  dem  Blüthenstengel  der  Wasserrose,  als  diese 
sich  öffnet.  Wie  die  Lebensbeschreibungen  Cäkyamunis  in  der  Vorgeschichte  sein  Geschlecht 
hinaufrücken  bis  zur  Erschaffung  der  Welt,  so  setzt  die  Biographie  unseres  Heiligen  der 
Erzählung  seiner  Verwandlungen  auf  Erden  Geschichten  vor,  die  ihn  als  einen  Insassen  der 
Götterwelt  und  als  einen  Abkömmling  von  dort  her  beglaubigen  sollen.  In  seinen  Ver- 
wandlungen (sprul  pai  skye  ba)  verrichtet  der  Heilige  auf  Erden  seine  Thaten,  in  denen  er 
als  grosser  Bhiksu  Fürsten  und  Völkern  Ratgeber  wird  und  sie  zu  den  „zwei  Lehren"  seiner 
Schule,  den  Mantras  und  Tantras  bekehrt.  Es  werden  die  Fürsten  und  ihre  Gattinnen  ge- 
nannt, mit  denen  er  in  diesen  Verwandlungen  verkehrt,  die  Begebenheiten  aufgezählt,  deren 
Zeuge  er  wurde.  Das  Werk  gestaltet  sich  hiedurch  zu  einer  Geschichte  des  Buddhismus 
am  Ausgange  seines  Bekenntnisses  im  nördlichen  Indien,  wie  wir  sie  bis  jetzt  nur  in 
Täranätha  besitzen;  die  Angaben  decken  sich  teilweise  damit,  sind  aber  vielfach  ganz  neu. 
In  einigen  Kapiteln  sind  die  Ereignisse  ordentlich  aneinander  gereiht,  es  finden  sich  dort 
auch  wertvolle  Zeitangaben,  die  sich  bei  Prüfung  als  richtig  ergeben;  aber  sonst  ist  die 
Darstellung  sprungweise  und  wird  unterbrochen  durch  lange  Abschnitte  mit  mystisch- 
dogmatischen Auseinandersetzungen;  diese  bedürfen  eine  um  so  genauere  Sichtung,  als  darin 
auch  Hauptfiguren  der  vorbuddhistischen  Bonlehre  genannt  werden,  deren  Anhängern  der  Ein- 
tritt in  die  neue  Religion  durch  die  „zwei  Lehren"    unseres  Heiligen  erleichtert  werden  sollte. 

Im  Folgenden  ist  aus  dem  umfangreichen  Werke  die  Vorgeschichte  mitgeteilt,  die 
neun  Kapitel  umfasst  und  mit  der  Geburt  des  Gründers  der  Buddha-Lehre  abschliesst.  Der 
hervorragendste  Kenner  der  Biographien  des  Buddha  Cäkyamuni,  Woodville  Rockhill, 
der  hiezu  selbst  höchst  wertvolle  Beiträge  aus  dem  Tibetischen  giebt,  spricht  sich  dahin 
aus13),  dass  die  Lebensbeschreibungen  des  Buddha  für  die  Zeit  herab  bis  zum  Besuch  in 
Kapilavastu  in  allen  Sprachen  übereinstimmen.  Eine  merkwürdige  Abweichung  hievon 
bringt  diese  Heiligenlegende.  Die  Herabsteigung  von  Cvetaketu  aus  dem  Tusita-Himmel 
auf  Erden  erfolgt  als  „Sohn  des  Königs  Cüda  aus  glücklichem  Geschlecht". 
Cäkyamuni  trägt  den  Namen  C,  vetaketu  als  Bodhisattva  im  Himmel  Tusita  und  demgetnäss 
handelt  es  sich  in  unserem  Texte  in  dieser  Herabsteigung  auf  Erden  um  den  Gründer  der 
Lehre,  den  Buddha  Cäkyamuni. 

Für  die  Uebersetzung  der  Kapitel  8  und  9,  die  sich  auf  die  Lebensgeschichte  des 
Buddha  beziehen,  konnten  Handschrift  und  Holzdruck  benützt  werden;  für  die  ersten  sieben 
Kapitel    bin    ich    auf   den  Holzdruck  angewiesen,    die  Handschrift    ist    hier    unleserlich    und 


12)  Nach  tibetischer  Zeitrechnung;  die  chinesichen  Annalen  ergeben  762-   —   Zum  Folgenden  ver- 
gleiche Waddel     Lamaism  p.  380;  Gazetteer  p.  263  und  Kap.  11  unseres  Textes. 

13)  Woodville  Rockhill,  the  Life  of  the  Buddha  (London  1889)  Einleitung  S.  VII. 


423 

und  lückenhaft  geworden.  Ich  gebe  zunächst  eine  Uebersicht  über  den  Inhalt  dieser 
Kapitel,  in  denen  die  buddhistische  Kosmogonie  und  Mythologie  solche  Aenderungen  er- 
fahren, wie  sie  den  Anforderungen  an  die  Legende  des  Hauptheiligen  der  nördlichen 
Buddhisten  entsprechend  erschienen. 

Das  erste  Kapitel  handelt  von  der  Lehre  im  Glückseligkeitslande  des  Westens;  das 
zweite  vom  Buddha  Amitabha,  0Od  dpag  med,  dem  Regenten  über  dieses  Pai*adies  und  seinen 
Verwandlungen.  Der  Hauptsitz  des  Kultus  dieses  Gottes  ist  China,  er  ist  aber  auch  in 
Tibet  als  Stellvertreter  Cäkyamunis  hoch  verehrt.14)  Das  dritte  Kapitel  nennt  sich  „die 
unzähligen  Wohlthaten  an  die  Menschen  im  Reiche  der  Welt",  bringt  aber  auf  acht  Blät- 
tern nichts  als  Namen  von  Buddhas,  mit  denen  im  Verein  unser  Heiliger  die  zwei  Lehren  der 
Sütras  und  Mantras  in  den  verschiedenen  Welten  lehrt.  Die  Namen  sind  sämmtlich  mytho- 
logisch, der  Inhalt  eine  stete  Wiederholung  der  Welt  des  Buddha  und  unseres  Guru,  in 
denen  diese  die  zwei  Lehren  als  Leuchte  lehren.  Das  vierte  Kapitel  führt  den  Titel  „Die 
Darbringung  der  Verehrung  an  die  Geburtsreihen  der  fünf  Geschlechter  und  die  völlig 
erleuchtenden  Söhne  aus  dem  im  Lama  Vajradhära  (rDorje  0chang)  aufgerichteten 
Körper."  Das  Kapitel  umfasst  zwei  Blätter  und  erzählt,  dass  Vajradhära  nach  dem  Er- 
scheinen von  33000  Buddhas  in  der  Welt  Abhirati  (mngon  par  dga  ba)  fünfmal  Vor- 
geburt angenommen  habe.  Diese  Geburten  erfolgten  je  in  einer  königlichen  (rgyal  rigs) 
Familie,  einer  solchen  aus  dem  Volke  (dmangs  rigs),  einer  Brahmanen-Familie  (bramzei  rigs), 
der  Gupata-Familie  (rigs  te  gu  pa  ta15)  und  einmal  in  einer  adeligen  Familie  (rjeu  rigs). 
Die  Geschlechter  der  fünf  Mütter  werden  ebenfalls  genannt,  ebenso  die  Namen  der  fünf 
Kinder  (khyeu).  Drei  Namen  lauten  Beschützer  der  Tugend  (dge  skyob),  der  Thaten 
von  sich  ausgehen  Lassende  (las  0byin),  der  Herrlichkeit  von  sich  ausstrahlen  Lassende 
(dpal  0byin);  zwei  Namen  sind  in  verdorbenem  Sanskrit  gegeben  und  lauten  Tramitra, 
Tambura.  —  Die  Erzählung  verfolgt  keinen  anderen  Zweck,  als  dieser  Vajra-Gottheit  des 
späteren  Mysticismus  gleiches  Vorleben  anzudichten,  wie  es  die  kanonischen  Schriften  und 
in  diesem   Buche  das  Kapitel  der  Prophezeiungen  dem  Buddha  zuschreiben. 

Das  folgende  fünfte  Kapitel  hat  den  Titel:  „Die  Darlegung  der  Enstehungsreihe  von 
Rütra  im  Bekehrungslande."  Aus  dem  Text  ergiebt  sich,  dass  es  sich  um  die  Darreichung 
des  kräftigen  rütra  mantra  ma-rütra  (mantra)  handelt,  dessen  Aussprache  die  Herrschaft 
über  alle  Haufen  von  Räksasas  (srin  po)  giebt.  Ebenfalls  von  Rütra  handelt  das  folgende 
sechste  Kapitel.  Der  Titel  lautet:  „Die  Rütra -Bezwingung  durch  Pferd  und  Schwein" 
Nach  dem  Text  ist  zu  den  beiden  Tiernamen  gdon  Gesicht  zu  ergänzen  und  der  Sinn  ist, 
dass  Heilige  unter  dieser  Erscheinung  durch  die  Sprache  dieser  Tiere  wunderbare  Wirkung 
im  Lande  der  Asuras  (Lha  ma  yin)  erzielen.  —  Diese  beiden  Kapitel  füllen  16  Blatt  und 
ermüden  durch  die   Wiederholungen   wie  ihren  Mangel  an  anziehendem  Inhalt. 

Das  siebente  Kapitel  hat  den  Titel:  Das  Kapitel  der  Weihe  und  Prophezeiung  an 
1002  Buddhas  durch  den  Heiligen  „dem  die  Vajra- Eigenschaft  zukommt".  Der  Titel 
„Heilige"  ist  durch  mal  „byor  pa  ausgedrückt,  wofür  die  doppelsprachigen  Wörterbücher 
yogin    haben;    sein   Name   lautet   Nus    ldan    rdorje:    nus   ldan  =  Fähigkeit  besitzen,    Cakra 


w)  Siehe  die  Auszüge  über  die  wunderbare  Welt  dieses  Gottes  aus  dem  Mani  Kambum  in  meinem 
Buddhism  in  Tibet  p.  84. 

15)  Das  Versmass  gestattet  nicbt  gupta  zu  lesen. 


424 

rdo  rje-Vajra.  Sprecher  im  Text  ist  dieser  Heilige;  der  Angesprochene  wird  Yul  Okhor 
srung  genannt,  womit  Dristarästra  wiedergegeben  wird.  Diesem  Könige  werden  im  Text 
die  Beinamen  gegeben  Okhor  los  sgyur  bai  rgyal  po,  der  das  Rad  drehende  Monarch  = 
Cakravartin  räja,  dann  rgyal  po  chen  po,  Gross-König  =  Mahäräja  und  chos  kyi  rgyal  po, 
Gesetzes-König  =  Dharma-räja.  In  der  Mahävyutpatti  ist  der  Name  zweimal  aufgeführt 
und  zwar  im  Kapitel  der  Götter  auf  der  Welt  der  Menschen  und  dann  wieder  unter  den 
Yaksa-Fürsten.  —  Die  erste  Prophezeibung  wird  Dristarästra  vom  Himmel  herab.  In  seinem 
Lusthaine  hatte  er  sich  mit  seinen  zwei  Gattinnen  im  Bade  vergnügt.  Als  sie  sich  wieder 
angezogen  hatten,  zeigte  sich  ihnen  auf  wunderbare  Weise  unser  Autor  Padma  Sambhava 
auf  einem  Lotusstengel  sitzend  und  vom  Himmel  herab  ertönte  es  von  den  Söhnen,  herr- 
lich am  Körper,  von  einer  Hautfarbe  wie  man  sie  nicht  schöner  denken  kann,  werde  sein 
der  eine  Held  der  Lehre"  (chos  kyi  sems  dpa)  und  der  Sohn  der  Anupamä  (dpe  medma) 
„der  Verstand  der  Lehre."  Es  folgen  nun  Schilderungen  der  Freude  hierüber  unter 
Göttern  und  Menschen,  Dristarästra  aber  begibt  sich  zu  Nus  ldan  —  der  im  Text  auch 
ohne  den  Zusatz  Vajra  (rdo  rje)  genannt  wird  —  in  die  Einsamkeit  und  erhält  hier 
die  Ansage  der  auf  Erden  erscheinenden  Buddhas.  Von  dem  Jüngling,  der  den  Namen 
„ganz  reiner  Verstand"  führt,  ist  prophezeit,  dass  er  als  Buddha  den  Kreislauf  vernichten 
werde.  Nach  ihm  erscheint  als  Jüngling  der  „Völlig  gereinigte  Siegreiche"  (rNam  dag 
rgyal  ba)  und  dieser  ist  prophezeit  als  Buddha  Kanakamuni  (gser  thub);  nach  ihm  erscheint 
als  Jüngling  der  mächtige  Cänti  (dbang  po  zhiba)  und  ist  prophezeit  als  Buddha  Käcyapa 
(0Od  srung);  nach  ihm  erscheint  der  Jüngling  Siddhärtha  (Don  ni  grub  pa)  und  ist  prophe- 
zeit als  Buddha  Qäkyamuni  (Cäkya  Thubpa);  nach  ihm  erscheint  als  Jüngling  „Gürtel- 
träger" (sKa  rags  can,  Kacchabandha)  und  ist  prophezeit  als  Buddha  Maitreya  (Byamspa); 
nach  ihm  erscheint  als  Jüngling  „der  vorzüglichste  Verstand"  (mChog  gi  blo  gros)  und 
ist  prophezeit  als  Buddha  Simha  (Seng  ge).  Als  Letzter  (thachung)  ist  prophezeit  als 
Buddha  „Wohlgefallen"  (Mos  pa,  Abhimukta).16)  Sodann  wird  gesagt,  dass  diese  Buddhas 
1000  ältere  Brüder  (phu  bo)  hatten.  Soweit  stimmt  der  Vortrag  mit  der  Annahme  in  den 
Schriften  der  nördlichen  Buddhisten,  dass  ausser  den  genannten  Buddhas  während  des 
Bhadra  Kaipas  noch  1000  Buddhas  gewirkt  haben17).  Nun  folgt  aber  eine  Zulage  von 
zwei  Buddhas;  zu  solcher  werden  die  beiden  Söhne  Dristarastras  gemacht  und  diese  nennen 
als  ihren  Lehrer  (stonpa)  den  Vajrapäni  (lag  na  rdorje)18). 

Irgend  welcher  Wert  kommt  dieser  Erzählung  nicht  zu;  die  mystische  Schule  gefällt 
sich  in  den  Zuthaten  von  Phantastereien. 

Auf  dieses  Kapitel  der  Prophezeihungen  folgt  nun  im  achten  Kapitel  die  Erzählung 
von  Gautama  und  im  neunten  Kapitel  die  Herabsteigung  des  Budhisattva  Cvetaketu  aus  dem 
Tusita-Himmel  auf  Erden.  Diese  beiden  Kapitel  sind  in  Uebersetzung  wie  im  Text19)  ge- 
geben; vom  achten  Kapitel  ist  die  belanglose  Einleitung  weggelassen. 


16)  Es  ist  dies  die  herkömmliche  Reihe;  siehe  Koppen,  die  Religion  des  Buddha  Vol.  I  S.  815  ff. 

17)  Siehe  Koppen  a.  a.  O.;  Waddell  p.  123  mit  Amitabhas  Himmel,  S.  83  mit  Dristarästra. 

18)  Siehe  über  diesen  Schutzherrn  gegen  die  bösen  Geister  meinen  Buddhism  in  Tibet  p.  114. 

19)  Für  die  Umschrift  des  Tibetischen  ist  dasselbe  Alphabet  aufgestellt  geblieben  wie  früher;  es  lautet: 


k 

kh 

g  ()') 

ng 

ts 

ths 

dz 

V 

c 

ch 

j 

ny 

zh 

z 

0 

y 

t 

th 

d 

n 

r 

1. 

s 

s 

P 

ph 

b 

m 

h 

A 

425 

Achtes  Kapitel.  Fol.  39  b. 

In  der  Stadt,  genannt  Samantäbhäsa20),  hatte  der  König  Brahmadatta  (Thsangs  sbyin) 
790  148  Kinder,  Enkel  und  Enkelskinder.  Den  Menschen  wurde  durch  den  Gesetzeslehrer 
Käcyapa  („Od  srung)  die  richtige  Lebensart,  Beschauung  und  Kenntnisse  gelehrt.  Die  mit 
Körpern  ausgestatteten  Wesen  wurden  bekehrt.  Der  Lehrer,21)  erfahren  in  den  Mitteln, 
kam  zu  bewirken,  dass  man  handle  nach  dem  Elemente  (des  Seins22),  und  lehrte,  um 
auch  König  Karnika  (rNa  ba  can)  zu  unterweisen,  das  unvergleichliche  Fahrzeug  von  den 
Geheirn-Tantras. 

Sodann  am  Ende  des  Dväpara  (rtsod  ldan)  Zeitalters  gebrauchte  er  in  der  Zeit  für 
das  Handeln  nach  dem  Elemente  die  Kenntniss  der  Mittel  und  nahm  auf  der  Erde  als  Sohn 
des  Königs  Karnika  unter  dem  Namen  Gautama  Geburt  an.  Der  Vater  hatte  ihn  zum 
König  ausersehen,  er  aber  wurde  Geistlicher  unter  dem  Namen  Risi  „Schmutzfarbe'', 
mdog  nag  (Malina).23) 

Die  Dirne  Bhadrä  aus  der  Gegend  Potala24)  und  der  Buhle  Mrinala  (Padma  rtsa  lag) 
wurden  im  Bekehrnngslande  gesehen,25)  wie  sie  sich  dem  Empfindungsvermögen  des  Lebens 
hingaben.  In  der  Umgegend  von  Potala  befand  sich  eine  Laube,  darin  wohnte  Gautama. 
In  der  Zeit,  dass  Bhadrä  und  Mrinala  der  Wollust  fröhnten,  hatten  sie  darin  ihre  Kleider 
und  ihren  Schmuck  abgelegt.  Ein  anderer  Mann  Karmapäni  legte  einen  Schmuck  von  Fol.  40a. 
500  an  und  sagte  zu  Bhadrä,  sie  solle  zu  ihm  herkommen  und  ihm  sich  hingeben  und 
dachte  dabei,  man  werde  den  Mrinala  lügenhafterweise  zugelassen  sich  denken,  während 
ich  mich  mit  ihr  vergnüge.  Die  weibliche  Dienerschaft  der  Bhadrä  hinterbrachte  es  aber 
dem    Mrinala.      Bhadrä    bat   um    Verzeihung,    er    aber    zog    das    Schwert    und    tödtete    sie. 


20)  Kun  .tu  snang,  Glanz  ringsum;  diese  Uebertragung  bringt,  die  Mahävyutpatti  im  Kapitel 
„Allerlei  Worte'. 

21)  Bei  Schiefner,  Eine  tibetische  Lebensbeschreibung  yäkyamunis,  Memoires  de  l'Academie  des 
sciences  de  St.  Petersbourg  Vol.  VI  S.  233  und  Separatabdruck  S.  2  lehrt  Käcyapa  nicht  die  Menschen, 
sondern  giebt  dem  künftigen  Buddha  Cäkyaniuni  Unterweisung  als  „unserem  Lehrer".  Unser  Text  hat 
nur  Lehrer  (guvu)  wohl  des  Versmasses  wegen;  denn  das  Folgende  passt  nicht  auf  Padma  Sambhava, 
der  sonst  in  dieser  Legende  wie  im  Volke  als  Guru,  Lehrer,  angesprochen  wird,  sondern  nur  auf  die 
Vorgeschichte  des  Buddha. 

2'2)  Durch  die  Kürze  des  Ausdrucks  eine  schwierig  zu  deutende  Stelle. 

23)  Die  Bezeichnung  drang  srong  =  riri  im  Holzdruck  ist  auffallend,  die  Handschrift  ist  hier  defect 
und  hat  weiter  unten  treffender  mkhan  po,  Lehrer. 

-*)  Potala  heisst  hier  yul,  bewohnte  Gegend,  Land,  im  Gegensatz  zu  menschenleerer  Einöde. 
Sonst  ist  Potala  als  ein  Seehafen  an  der  Indusmündung  gemeint;  Mahävyutpatti,  die  im  S.  christ- 
lichen Jahrhundert  erstellt  wurde,  führt  gru  0dzin  =  Potala  jedoch  unter  den  Gebirgen  auf  und  nichts 
nötigt,  ein  Land  von  anderem  Charakter  unserer  Erzählung  zu  unterlegen,  im  Gegenteil,  dieser  Cha- 
rakter stimmt  zur  Bezeichnung  der  Landschaft  als  dem  Bekehrungslande  (gdul  bai  zhing).  Auch  bei 
Schiefner  1.  c.  ist  Potala  ein  Land. 

25)  gdul  byai  zhing  du  g/.igs  nas.  Diese  Redensart  ist  den  Padma  Sambhava -Legenden  eigen- 
tümlich (s.  Jäschke  sv.  zhing)  und  kehrt  in  unserem  Texte  mehrfach  dann  wieder,  wenn  Jemand  „in  der 
zur  Bekehrung  geeigneten  Entwicklungsstufe"  gesehen  wird.  Diese  übertragene  Bedeutung  hier  anzu- 
wenden, ist  nicht  möglich  und  war  demgemäss  im  gewöhnlichen  Sinn  der  Worte  zu  übersetzen.  —  Die 
Geschichte  von  Gautama  in  unserem  Text  ist  auch  im  Auszug  behandelt  bei  W.  Rockhill,  Life  of 
the  Buddha  p.  9,  im  Gyalrab,  meine  Könige  von  Tibet  (München  1866  S.  30)  und  bei  Schiefner, 
Lebensbeschreibung  1.  c. 

Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  56 


426 

Darauf  schrieen  die  Mädchen:  „er  hat  unsere  Herrin  getödtet. "  Sie  erhoben  ein  lautes 
Geschrei,26)  dass  Alle  es  hörten,  und  eilten  davon. 

Der  Buhle  Mrinala  wurde  darüber  erschrocken  und  in  seiner  Angst27)  warf  er  das 
blutige  Schwert  dem  Risi  Gautama  hin. 

Der  Wortführer  rief  viele  Leute  herbei  und  nahm  vor  der  Versammlung  Platz.28) 
Die  Versammlung  der  Männer  fand  in  ihrem  Gewissen  ein  Unrecht;  sie  betrachtete  das 
bluttriefende  Schwert  und  sagte:  Dieser  Geistliche  in  der  Lehre  des  Buddha  hat  mit  der 
Dirne  Bhadrä  Unzucht  getrieben;  steht  es  einem  Bhiksu  zu,  dass  er  tödte?  So  riefen  sie. 
Der  Risi  (Schmutzfarbe)  sagte:  Gautama  hat  keine  Schuld;  aber  obwohl  er  zur  Ruhe  riet 
Fol.  41 a.  und  die  Wahrheit  sagte,  nützte  es  nichts;  man  band  (Gautama)  fest  und  führte  ihn  vor  den 
König;  dieser  Hess  ihn  fesseln  und  verordnete,  dass  er  zur  Strafe  gepfählt  werde.  Der 
Lehrer29)  Schmutzfarbe  kam  des  Weges  und  sah  dies;  und  näher  gekommen  sprach  er: 
0  weh,  was  hat  dieser  Sohn  verbrochen.  Gautama  antwortete:  „0  Lehrer,  höre  die  Wahr- 
heit! wenn  Gautama  die  Bhadrä  nicht  getödtet  hat,  so  möge  am  Lehrer  die  schwarze 
Farbe  zur  goldenen  werden."  Weil  der  Unschuldige  die  Wahrheit  gesprochen,  so  ver- 
wandelt sich  am  Lehrer  die  schwarze  Farbe  in  eine  goldene  und  er  wird  berühmt  als  Risi 
Goldfarbe  =  Kanakavarna.  Die  Obersten  unter  den  Göttern  und  Menschen  geraten  darüber 
in  grosse  Verwunderung. 

Hierauf  erging  sich  der  Lehrer  in  grossartigen  Verwandlungen;  stiess  man  an  seinen 
Körper,  so  hatte  man  das  Gefühl  von  Feuer- Fluss.30)  Weil  im  Jammerthale  die  Sinne 
stehen  wie  früher,  so  kam  ihm  auch  die  Lust  am  Beischlaf.  Dieser  Erinnerung  nachgebend 
Fol.  41 b.  handelte  er  gleich  den  Heiligen,31)  mischte  zwei  Tropfen  Samen  mit  Blut  und  als  diese 
zur  Erde  fielen,  wurden  sie  zu  zwei  Eiern.  Die  Strahlen  der  Sonne  brachten  sie  zur  Reife 
und  als  sie  aufgegangen  waren,  entstanden  zwei  Knäblein,  die  sich  im  Zuckerrohr-Haine 
niederliesseu.32) 

Hierauf  rief  der  Wortführer  Viele  herbei  (und  sagte):  Gautama  hat  (Bhadrä)  doch 
getödtet  und  vom  Giebel  herabgeworfen.  Der  König  frug,  wie  es  sich  damit  verhalte  und 
ob  sie  durch  Gautama  getödtet  worden  sei.     Darauf  antwortet  Risi  Karnakavarna :    Es  bleibt 


2G)  Man  kann  auch  übersetzen  „sie  erhoben  das  Geschrei  kuco",  wobei  diesen  Silben  eine  be- 
stimmte technische  Bedeutung  unterliegen  würde  im  Sinne  des  Erhebens  des  Gerüchtes  (s.  u.).  Die 
Sanskrit-Aequivalente  für  kuco  giebt  C.  Das  mit  kolähala,  hrasvana  (sie). 

27l  ma  bzod,  wörtlich  Ungeduld. 

28)  Die  Bezeichnung  Wortführer  (smra  ba  can)  kehrt  auch  fol.  41  b  wieder.  Die  ganze  Erzählung 
ist  ein  lehrreicher  Beitrag  für  die  Rechtszustände  im  alten  Indien ;  das  Volk  wirkt  bei  der  Rechtfindung 
mit.  Die  Dienerschaft  hat  die  öffentliche  Anklage  (das  Geschrei,  Gerüfte,  kuco,  erhoben;  das  Volk  sitzt 
unter  einem  Sprecher  (Obmann)  zu  Gericht  und  findet  die  Schuld ;  der  König  spricht  die  Strafe  aus  und 
lässt  sie  vollstrecken. 

29)  mkhan  po  =  upädhyäya  und  nicht  drang  song,  risi. 

30)  rlung  Wind,  dann  einer  der  Flüsse  im  menschlichen  Körper,  die  sich  u.  a.  bei  rheumatischen 
Schmerzen,  bei  Nervenleiden  u.  s.  w.  bemerkbar  machen. 

31)  jo  bo  =  ärya,  eine  Bezeichnung  besonders  heiliger  Personen.  Der  Vers  hat  11  Silben;  im  Holz- 
drucke ist  er  auf  9  gebracht,  indem  statt  jo  bo  zhin  steht  bzhin  „so." 

32)  In  der  Darstellung  bei  .Schiefner  stirbt  Gautama  an  der  Hitze  der  Sonnenstrahlen,  während 
die  zwei  Knaben  davor  durch  das  Rohrdickicht  geschützt  wurden.  Schiefner  1.  c.  S.  233  (3),  wo  die  Le- 
gende über  die  Iksvaku-Kinder  fortgesetzt  wird. 


427 

die  Wahrheit,  nicht  hat  Gautama  die  Bhadrä  getödtet,  wohl  aber  wird  es  der  arglistige 
Mrinäla  gewesen  sein.  Nachdem  er  solches  gesprochen,  erhob  er  sich  zum  Zeichen  der 
Wahrhaftigkeit  seiner  Rede  in  den  Himmel  zur  Götterschaar,  zum  König  und  seinem  Volke 
aber  sprach  (dieser)  Gott:  Wenn  Ihr  diesen  Unschuldigen  getödtet  hättet,  was  wäre  dann? 
Man  würde  nicht  nach  der  Hoffnung  handeln  können,  ganz  vollkommen  zu  werden;  der 
König  würde  nicht  den  Geistlichen  und  der  Religion  sich  zuwenden,  den  Wesen  würde 
kein  Glück  erstehen.  Die  Stadt  „Kuca-Markt"  (Kucanisadhyä)  würde  zerstört  werden;  im 
Heere  würde  Empörung  auftreten,  dazu  Seuchen  und  Hungersnot.  Sodann  würde  vielfach 
Raub  und  Betrug  sein;  es  würde  in  dieser  Zeit  Aufruhr  und  Missethat  sein.  Wo  solche  Fol.  42  a. 
Lebensweise  zur  Gewohnheit  wird,  da  ist  der  Würgengel,33)  die  Frommen  wie  die  bösen 
Laien  werden  Verächter  des  Gesetzes;  Unschuldige  erleiden  Todesstrafe;  das  Gesetz  stürzt 
zusammen,  das  Elend  macht  verwirrt  über  die  Arten  der  Ursachen  und  Wirkungen.3*) 
Desshalb:  wer  Sünde  that  oder  sich  mit  einem  Verbrechen  behaftet,  legt  den  Samen  zu 
eigenen  schlechten  Thaten.35)  Welche  Früchte  der  Werke36)  gethan  sind,  solche  entstehen 
auf  dieser  Erde.  Was  vom  Ohr  aufgenommen  und  verstanden  ist,  prägt  sich  der  Vor- 
stellung ein.  Hat  Jemand  mit  seiner  Stärke  Unrecht  verübt,  so  wird  er  dafür  vom  Stärkeren 
besiegt  und  die  Kraft  seines  Körpers  gebrochen.  Der  Mächtige  sticht  aus  den  Glanz  der 
zwei  Augen,  lähmt  Glieder,  Fuss  und  Kopf,  um  zu  zeigen  die  verschiedenen  Arten  von 
Ursache  und  Wirkung.  Es  giebt  viele  Wege  der  Furcht  vor  Drohung  und  Schrecken,  der 
richtige  aber  ist  das  Erfassen  des  Gesetzes  vom  Sinne  der  guten  Thaten  statt  der  schlechten 
Thaten  des  Körpers.  Wo  nicht  ist  aus  menschlicher  Rücksicht  auf  die  Dinge  die  Seite 
der  Lüge,  da  ist  die  Führung  entsprechend  dem  Gesetz  durch  den  König,  den  Geister-  Fol.  42b. 
Fürsten.37)  Verschiedene  (Ursachen)  bewirken  Glauben  und  Glauben  wieder  macht  gläubig. 
Um  die  Boshaften,  die  bösen  Betrüger  zu  besiegen,  legt  der  umsichtige  Held  scharfe  hieb- 
und  stichfeste  Rüstung  an;  wenn  er  die  That  des  Erschütterns  am  Opferplatze  verrichtet, 
sitzen  im  Umkreise38)  auch  andere  Trachten.  Wenn  Regen  fällt,  ist  das  Jahr  für  das 
Reich  ein  glückliches,  für  Jedermann  ist  Wohlsein,  Menschen-,  Vieh- Krankheit  und  An- 
deres hört  auf.  Wie  viel  mehr  aber,  sage,  ist  notwendig,  auf  dass  die  Lehre  der  Religion 
erscheine? 

Nachdem  er  so  gesprochen,  vereinigte  sich  der  Sprecher  mit  allen  Göttern  vor  dem 
Antlitze  des  grossen  Königs39)  und  sprach:  „Gautarna,  Du  Held,  Du,  dem  die  goldene 
Farbe  eigen  ist  und  das  Zeichen  von  100  Tugendverdiensten;  der  Du  schön  bist  unter  den 
Laien  und  dem  Auge  Dich  überaus  lieblich  darstellst,  der  Du  10  000  Millionen  Götter 
überaus  froh  stimmst;  der  Du  die  Menschen,  die  Dich  schauen,  den  Körper  der  Freude 
finden  läset;  der  Du  in   10  Millionen  100  139  Kaipas  Cakravartin  wirst,  zeige  den  Menschen  Fol.  43». 


S3)  chos  rgyal,  Gesetzeskönig  im  S'r.ne  von  Yama,  als  Ordner  der  Wiedergeburten;  siehe  mein 
Buddhism  in  Tibet  p.  93.     Waddel  1.  c-  p.  530. 

34)  Der  Text  bat  hier  nur  rgyu;  aber  sogleich  weiter  unten  vollständiger  rgyu  0bras  rnam  pa. 

M)  mi  dge  ba.  Mahävyutp.  zählt  deren  in  Kapitel  84  zehn,  und  zwar  verrichtet  man  3  mit  dem 
Körper,  4  mit  Reden,  3  mit  dem  Gemüt  (Vorstellungsvermögen). 

36)  rnam  smin  =  vipäka. 

87)  ojig  rten  skyong  =  lokapäla. 

38)  sa  gzhi  =  bhümi;  cha  lug  für  cha  lugs  =  nepathya;  nye  okhor  =  parisamanta. 

39)  rgyal  po  chen  po;  weiter  unten  heisst  er  König  der  vier  Dinge. 

56* 


428 

auf  der  Erde,  wohin  das  Schwert  gekommen  ist?  Auf  diese  Ansprache  hin  warf  der  grosse 
König  der  vier  Dinge40)  das  bluttriefende  Schwert  in  den  Himmelsraum.  Weil  er  die  Bhadrä 
nicht  getödtet  hatte;,  so  komme  es  nach  oben;  dem  Wunschgebet  entsprechend  wird  das 
hinaufgeworfene  Schwert  oben  bleiben,  oben  in  Mrinäla  fahren  und  wird  ihn  tödten.  Oben 
traf  diesen  und  seine  Buhle  beim  Beischlaf  ein  Strahl  und  (der  grosse  König)  sprach : 
Während  33  Gautamas  wird  die  Lehre  vom  Dreikorb  aufrecht  erhalten  werden;  von  den 
Menschen  erfasst  wird  die  Lehre  nach  der  Buddhalosigkeit  gross  und  eben  dieser  König 
wird  im  Gesetze  erfahren  werden. 

Aus  der  vom  Guru  von  Udyäna  Padma  Sambhava  ausführlich  dargestellten  Geschichte 
ist  dies  das  achte  Kapitel,  das  darlegt  die  Geschichte  der  zwei  Lehren. 


So  weit  der  Text.  Hervorzuheben  sind  hieraus  der  Personenname:  Schmutzfarbe  und 
der  Städtename  Kuca-Markt. 

Schmutzfarbe  ist  im  Text  mit  mdog  nag  gegeben;  dieselbe  Form  hat  Rockhill. 
Schiefner  bringt  die  Textworte  nicht,  gibt  aber  den  Namen  indisch  als  Krisnavariia  mit 
einem  Fragezeichen.  Rockhill  setzt  mdog  nag  auch  gleich  Krisnavarna;  der  tibetische 
Amarakosa  übersetzt  aber  mit  mdog  nag  Sanskrit  malina.  Malina  hat  die  Bedeutung 
schmutzig  und  wird  als  Farbname  Sachen  von  unbestimmt  dunkler  Farbe  beigelegt  (Pet. 
Wort.).  Der  Name  deutet  demnach  auf  einen  Nicktarier,  einen  dunkelfarbigen  dienenden 
Dusyu,  und  als  solcher  stand  er  ausserhalb  der  indischen  Gesellschaftsklassen.  Der  Träger 
des  Namens  wird  Lehrer,  mkhan  po  =  upädhyäya  betitelt,  im  weiteren  Verlauf  der  Er- 
zählung dann  zum  Seher,  drang  srong  =  risi  gestempelt  und  sein  Name  in  Goldfarbe  = 
Kanakavarna  umgewandelt.  Unter  diesem  Namen  wird  ihm  die  Kraft  magischer  Verkörpe- 
rung eigen  und  er  erhält  sein  besonderes  Avadäna  oder  Legendenbuch.  —  Es  ist  zu  be- 
achten, dass  auch  Cäkyamuni  „helle  Farbe"  annimmt,  als  er  Buddha  wird  und  in  Nirväna 
eingeht,  und  dass  noch  bei  den  heutigen  Indiern  den  Kasten  von  „weizenfarbener  Haut- 
farbe"  die  höchste  sociale  Stellung  zuerkannt  wird.41) 

Als  Land,  in  welchem  der  Vorgang  mit  Malina  stattfindet,  nennt  unser  Text  Potala, 
das  die  tibetischen  Quellen  als  eine  Gebirgslandschaft  bezeichnen  (siehe  oben  Anm.);  die 
Stadt,  die  dem  Untergange  geweiht  sein  würde,  nennt  unser  Text  die  Stadt  (grong  khyer) 
Kuca-Markt  =  kucanisadyä,  tibetisch  kuca  thongs  0dus.  Für  thongs  0dus  haben  die  Wörter- 
bücher ausser  nisadyä  noch  hatti  Markt,  pottana  Stadt;  ich  entschied  mich  für  nisadyä 
und  war  hiefür  auch  der  Anklang   an    den  Volksnamen  Nisäda  bestimmend.42)     Durch  die 


40)  sde  bzhi  =  caturvarga;  diese  vier  Dinge  sind:  das  Gute,  Angenehme,  Nützliche  und  die  Er- 
lösung.    P.  W.  s.  voce. 

41)  Schiefner  I.e.  S.  61,  Rockhill  I.e.  135;  des  Sehers  Körper  wurde  „resplendent".  H.  H. 
Risley:  The  Tribes  and  Castes  of  Bengal  (Calc.  1891)  Vol.  I,  p.  XXXII.  cf.  H.  Oldenberg,  Buddha  S.  116. 

42)  Den  Namen  Nisäda  führt  Visnu  Puräna  auf  den  Räja  Vena  (Ben  im  Munde  der  heutigen  Indier) 
zurück,  der  den  Bewohnern  der  Ebene  zurief:  Setz  Dich  nieder  (nisida).  S.  Dowson.  Classical  Dictio- 
nary  s.  v.  Vena.  Dasyus  waren  die  ersten  Bekenner  der  Buddha-Religion ;  siehe  die  Erläuterung  zu  den 
Bildern  in  Ajanta:  Khandes  District,  Bombay  Gazetteer  Vol.  12,  p.  486  (nach  Fergusson). 


429 

Zusammensetzung  mit  kuca  passt  der  Name  zu  den  sonstigen  Namen  mit  ku9a:  kucinagara, 
kucinära43),  dann  zu  Kucathu,  das  in  unserem  Text,  42.  Kapitel,  als  Hauptstadt  von  Kotala 
genannt  wird,  zu  koca  can  ldan,  einem  dvipa,  das  Fol.  181 b  aufgeführt  ist  und  an  kuca- 
dvipa44)  anklingt.  —  Der  Name  mag  davon  genommen  sein,  dass  das  echte  Kuca-Gras, 
Poa  cynosuroides  Hetz,  im  Norden  von  Hindustan  nicht  mehr  vorkommt;  im  Bhabar  wie  in 
den  äusseren  Thälern  des  Himälaya  wird  es  ersetzt  durch  Saccharum  spontaneum  Lin.,  dessen 
sich  hier  die  Brahmanen  bedienen.*5) 

In  den  Biographien  Cäkyamunis  werden  die  Orte  mit  Kuca  als  im  Lande  der  Mallas 
liegend  bezeichnet.  Die  Malla  sind  ein  Himälaya- Volk;  ihr  Name  bedeutet  im  Sanskrit 
wie  in  der  tibetischen  Uebersetzung  gyad  einen  Ringer,  und  der  Name  soll  ihnen  davon 
gegeben  sein,  dass  ihr  Urahn  einem  Ringkampf  zusah,  als  ihm  die  Nachricht  von  der  Ge- 
burt eines  Sohnes  zukam.  Nach  den  Annalen  in  den  Archiven  von  Nepal  und  Kumaon 
gaben  Mallas  in  altgeschichtlicher  Zeit  Nepal  die  Könige.*6)  Nach  den  Schenkungsurkunden 
waren  die  Mallas  Buddhisten  und  hatten  in  Magadha  Cäka-Kolonien  zu  Nachbaren;  ihre 
heutigen  Nachfolger  in  der  Herrschaft  von  Kumaon  und  Garhwal  sind  Anhänger  des 
Sivaismus,  dem  der  spätere  Buddhismus  in  Indien  durch  seine  Mischung  mit  der  Tantra- 
Lehre  den  Weg  ebnete.  —  Schon  Hiuen  Thsang  schildert  die  Gestalten  der  Nepalesen  als 
hässlich  und  unedel;  die  Gesichtsmasken  meiner  Brüder  bestätigen  dieses  Urteil  vollständig 
und  nach  den  neuesten  ethnologischen  Forschungen  über  die  Kasten  und  Völker  Indiens 
„ bilden  die  Völker  längs  der  Nordgrenze  von  Bengalen  eine  Gruppe  für  sich,  die  kaum 
als  indisch  anzusprechen  ist  und  sich  durch  einen  mongoloiden  Gesichtsausdruck  kenn- 
zeichnet."*7) 


43)  So  giebt  Rockhill  1.  c.  p.  133  ff.  gron  khyer  rta  can  (kuca)  wieder;  es  wird  ein  armseliges 
Dorf  im  Lande  der  Mallas  genannt,  ib.  136.  137. 

44)  Vgl.  Arch.  Survey  Vol.  12.J  129,  wo  aus  den  Puränas  ausgezogen  ist,  dass  Cäkadvipa  einen 
Teil  von  Kueadvipa  bildete. 

45)  Gazetteer  NW.  Pr.  Vol.  X:  Himalayan  Districts,  Allahabad  1884  Vol.  I:  Economic  Plants,  by 
Winterboom  p.  807.  Cäkyamuni  sass  auf  einem  Kissen  aus  Kucagras,  als  er  unter  dem  Bodhi-Baume 
zur  höchsten  Erkenntniss  gelangte,  und  nach  den  Heiligenlegenden  legt  man  solche  Grasmatten  als  Ruhe- 
lager für  hohe  Priester.  In  Basti  betten  sich  noch  heute  Volksklassen  auf  Matten  aus  Kucagras;  das- 
selbe findet  auch  noch  im  heutigen  lamaischen  Gottesdienste  Verwendung.  Siehe  Rockhill  1.  c.  p.  162. 
JASB.  1892,  p.34;  NW.  Prov.  Gazetteer  Vol.  VI.  645. 

*6)  Vgl.Rockhill  sv.  Malla;  Himalayan  Gazetteer  Vol.  II  by  E.  T.  Atkinson  ,  Index  sv.  Malla  und 
Saka.  Ihr  Sturz  kann  zusammenhängen  mit  der  Erzählung  bei  Täranätha,  ed.  Schiefner  S.  26,  dass 
unter  Acoka  der  Sohn  des  Königs  Nemita  für  seine  Siege  „über  Nepal  und  andere  Bergvölker"  be- 
lohnt wird. 

47)  Siehe  die  ausgezeichnete  Arbeit  von  H.  H.  Risley,  Ind.  Civ.  Serv. :  The  Tribes  and  Castes  of 
Bengal  (Calcutta  1891)  2  Volumes,  Bd.  1  S.  XXXI  ff.  und  über  die  Gesichtsmasken  meiner  Brüder  aus 
Nepal,  Globus  Bd.  54  S.  273  ff.  Ueber  die  Sprache  der  Himälaya- Völker  siehe  E.  Kuhn,  Herkunft  und 
Sprache  der  transgangetischen  Völker  (München   1883). 


430 

Neuntes  Kapitel. 

Sodann  verkündete  der  Allwissende,  Allsehende,  Alles  in  Erinnerung  Behaltende48)  das 
allervollkommenste  Vajra-Vehikel  der  Tantras  und  Mantras.49)  Der  Brahmane  „  Lehrer  der 
Knaben"50)  war  gestorben.  Für  den  ehrwürdigen  Lehrer  Cvetaketu51)  kamen  die  vier  grossen 
mächtigen  Ströme  herab.  In  seiner  Macht  als  geistlicher  Berater52)  gab  er  für  den  Nir- 
mänakäya  die  acht'  äusseren  Dinge;  mächtig  der  sPoti-Bände53),  die  sich  richten  nach 
den  Religionsvorschriften,  gab  er  die  acht  inneren  Dinge  zum  Sambhogakäya;  mächtig  der 
Fertigkeit  in  den  Wissenschaften,  als  Herr  der  Schutzgötter  gab  er  zum  Dharmakäya  die  acht 
geheimen  Dinge.  Völlig  mächtig  der  vorzüglichsten  grossen  Symbole54)  gab  er  zum  Vajra 
die  zehn  eng  verbundenen  Dinge  der  Macht.  Vajradhära,  der  Obere,  der  in  sich  vereinigt 
die  fünf  Körper,  gab  zu  den  völlig  Gesammelten  die  früher  gewesene  beruhigende  all- 
gemeine Schule.55)  Nachdem  diese  (Kräfte),  die  zur  Vollkommenheit  in  der  Macht  nötig 
sind,  gegeben  waren,  reichte  er  dar  die  zehn  allgemeinen  Mächte;  um  den  Amrita  zu  er- 
halten, gewährte  er  zur  Vollkommenheit  die  Macht  des  Lebens;  um  den  Sinn  zu  erkennen, 
Fol.  44 a.  gewährte  er  die  Macht  für  den  Verstand;  um  des  Vorratshauses  des  Himmelsjuwels  willen 
gewährte  er  Gewinn.56)  Um  den  Weg  abzuschneiden,  der  zu  den  Thaten  der  Begierde 
führt,  gab  er  die  Macht  der  Beschauung,  welche  abschneidet  den  Weg  der  Thaten.  Um 
zu  gewinnen  die  Beschauung,  gab  er  auch  die  Macht  des  Lebens;  um  zu  erlangen  das 
Herabsteigen  in  Selbstentstehung  gewährte  er  die  Verwandlung.  Damit  sich  finde  das  Ent- 
stehen vom  Erschöpftsein,  gewährte  er  Leidenschaft;  damit  sich  finde  der  richtige  Sinn  des 
Gedankens,  gewährte  er  das  Gebet;  um  zu  finden  das  Thuen  des  Körpers,  der  Rede  und 
des  Gemütes,  gewährte  er  Weisheit;  um  des  Elementes  des  Gesetzes,  dieser  fleckenlosen, 
ununterschiedenen  reinen  Wahrheit  willen  gab  er  die  zehn  Kräfte,  welche  über  das  Gesetz 


*8)  Diese  Eigenschaften  werden  in  den  heiligen  Büchern  dem  Buddha  beigelegt. 

49)  Der  Vajra-Lehre  wird  in  der  Legende  oft  gedacht;  der  Vajra-Körper  wird  als  unsterblich  be- 
zeichnet, Fol.  152  a. 

50)  Khyeu  blama  (uttaradäraka?);  Brahmane  bram  ze.  Ein  Brahmane  tritt  im  Texte  oft  han- 
delnd auf. 

51)  Tog  dkar;  Name  von  Gäkyamuni  als  Bodhisattva  im  Himmel  dGa  ldan  =  Tusita  vor  seiner 
Geburt  auf  Erden. 

52)  dge  bai  bses  snyen  =  Kalyänamitra  =  Tugendfreund ;  geistlicher  Berater  ist  nach  Wassiljew 
„der  Lehrer,  der  immer  höher  sitzt  als  der  Schüler".  Tär.  p.  322.  Einem  zur  Wiedergeburt  als  Weib 
Bestimmten  verspricht  Avaloticvara.  dass  er  bis  zur  Erreichung  der  Bodhi  sein  „ Tugendfreund "  bleiben 
werde.     Ibid.  p.  107. 

53)  Für  Nirmäna-,  sambhoga-,  dharma-käya  stehen  die  eingeführten  tibetischen  Bezeichnungen. 
Welche  acht  Dinge  hier  und  welche  zehn  unten  gemeint  sind,  dafür  steht  keine  Erklärung  zur  Ver- 
fügung.    sPoti  ist  sonst  ebenfalls  nirgends   genannt ;    der  Holzdruck  hat  poti  =  Buch  in  losen  Blättern. 

54)  Die  allgemeine  Bedeutung  von  phyag  rgya  ist  Symbol:  in  der  Zusammensetzung  mit  chen  po 
ist  es  als  mahämüdrä  für  eine  siddhi  gebraucht;  s.  Täranätha  ed.  Schiefner  s.  v.  und  Jäschke  s.  v. 
dBu  ma  wird  zur  Bezeichnung  der  Madhyamika-Lehre  gebraucht. 

55)  ojam-pa,  mild,  spyi  =  allgemein;  mit  dem  Zusatz  ti  als  spyi  ti  Bezeichnung  der  Schule  des 
Padma  Sambhava,  unseres  Autors,  was  hier  wie  im  Folgenden  passen  würde. 

56)  ratna  namkha;  etwa  für  dyumani,  Sonne,  das  sonst  übersetzt  ist  namkhai  norbu.  Mit  rnyed  pa 
Gewinn  ist  in  den  Wörterbüchern  ratna  wiedergegeben,  also  in  der  vorliegenden  Fassung  ein  Wortspiel. 


431 

gebieten,  und  insbesondere  noch  die  folgenden  fünfundzwanzig  Kräfte57):  fünf  Kräfte  des 
Körpers  verlieh  er  dem  Kopf,  fünf  der  Stimme  überwies  er  als  Sitz  dem  Hals,  fünf  des 
Gemütes  als  Sitz  dem  Herz,  die  fünf  Fertigkeiten  als  Sitz  dem  Nabel,  die  fünf  Kräfte  der 
Arbeit  überwies  er  allen  Gliedern.  Mit  Lobliedern  pries  er  die  Abzeichen58)  der  Götter,  mit 
Cymbeln  und  Lobgesängen  brachte  er  Werke  des  Lautes  dar. 

Sodann  erschien  Cvetaketu   im  Lande    der  Menschen59);    den  Göttern    und   ihrem  Ge-  Fol.  44 b. 
folge  wird  Maitreya   das  Gesetz    lehren.     Demgemäss    nahm  Cvetaketu    von   seinem    Haupte 
die  Kopfkrone  ab,  reichte  sie  dar,    setzte  sie  Maitreya  auf's  Haupt  und  sprach:     „Du  wirst 
nach  mir  Buddha  werden."      Nach    dieser  Prophezeihung  wurde  sein  Haupt  gesalbt60)    und 
Lobpreisung  dargebracht,  er  aber  ging  hin  als  Sohn  von 

Cuddhodana,  König  der  Kapila.  Darauf  sah  der  vorzüglichste,  Alles  in  Erinnerung 
behaltende  Lehrer,61)  dass  das  Land  der  Menschen  noch  zu  den  drei  Yogas  zu 
bekehren  sei.  Dieses  Fahrzeug  der  Früchte,  der  Geheimsprüche  und  des  Yajra 
heisst  das  Wissen  der  Göttersöhne,  das  Siegeszeichen  der  Spitze.  Als  die  vier 
grossen  Ströme  der  Macht  herabgekommen  waren,  pries  ihn  die  Schaar  der  Götter 
als   den  Vorzüglichsten  des  Landes  der  Mitte62)  und  er  ging  hin  als  Sohn  von 

König  Cüda  aus  glücklichem  Geschlechte63). 

Auf  der  Westseite  von  dem  Lande,  in  dem  er  erschienen  war,  lag  das  Land  Udyäna. 
Einundzwanzig  Länder  und  Provinzen  gehören  dazu.  In  der  Mitte  war  der  Todtenacker,64) 
auf  ihm  sammelten  sich  die  schwarzen  Wolken  von  Urgyan.  Im  Norden  von  Urgyan  war 
das  Kloster  Kämarüpa65)    aus  Materialien   von    verschiedenen   Kostbarkeiten   hergestellt.     In 


57)  Die  zehn  vacitä  oder  übernatürlichen  Kräfte  eines  Bodhisattva  sind  aufgezählt  Vyutp.  No.  23 
und  daraus  übergegangen  in  P.  W.  sub  voce ;  seine  fünfundzwanzig  Kräfte  habe  ich  sonst  nirgends  ver- 
zeichnet gefunden. 

5S)  rgya  =  mudrä. 

59)  miyi  yul.  Unser  Text  bringt  an  Zusammenstellungen  mit  Mensch:  Land  der  Menschen;  Herr 
der  Menschen;  Menschenleib,  Menschengeschlecht,  Menschenjahr. 

60)  Ueber  Salbung  (dbang  skur  ba)  siehe  die  trefflichen  Ausführungen  von  Jäschke  zu  seiner 
Uebersetzung  der  Briefe  des  Johannes,  Magdeburg  (sine  anno)  S.  17. 

61)  Diese  Stelle  stand  in  ausführlicher  Fassung  bereits  am  Eingang  dieses  Kapitels. 

62)  dbus,  Mitte,  im  Sinne  von  Land  der  Mitte,  von  Madhyadeca  als  Buddhaland. 

c:!l  Die  Stelle  in  kleinerer  Schrift  ist  eine  Einschiebung,  um  den  herkömmlichen  Namen  des  Vaters 
von  Cvetaketu  (=  Cäkyamuni)  als  Cuddodhana  bringen  zu  können.  Prof.  Grünwedel's  überarbeitete 
Textbehandlung  hat  auch  rigs,  nennt  Cuda  König  von  Urgyan  und  Cvetaketu  seinen  Sohn.  (Näheres 
siehe  unten).  Der  Holzdruck  hat  stets  ris  bzang  (schöne  Gestalt);  die  Handschrift  hat  stets  rigs  bzang, 
was  schönes,  wie  günstiges,  glückliches  Geschlecht  bedeutet. 

6i)  Zeitweise  galt  der  Besuch  von  Todtenäckern  durch  Bhiksus  für  unpassend  (s.  Rockhill  1.  c. 
p.  29  Note  2);  aber  Cäkyamuni  gab  sich  auf  dem  Citavana  Todtenfeld  von  Räjagriha  den  Büssungen 
hin,  und  in  der  Legenden-Litteratur  sind  die  Todtenacker  die  Wohnplätze  der  Heiligen.  So  ist  es  auch 
in  unserem  Text  gehalten  und  hiebei  wirkte  noch  die  Absicht  mit,  den  Bon-Anhängern  die  Furcht  vor 
den  Leichenäckern  zu  benehmen. 

65)  Sonst  gebraucht  für  den  Namen  des  Ostlandes  von  Bengalen;  hier  wird  es  ausdrücklich  gtsug 
lag  khang  =  vihära,  Kloster,  genannt.  Der  Name  ist  hier  in  Sanskrit  gegeben,  anderwärts  wird  er  ins 
Tibetische  in  der  Form  übersetzt  rtsa  mchog  grong.  In  dieser  Form  gilt  er  den  Sikkim  Lamas  als  der 
Ort,  wo  Buddha  (( akyamuni  starb,  und  sie  verlegen  ihn  gegenüber  Gauhati  an  das  Nordufer  des  Brahma- 
putraflusses.    Waddell  besuchte  den  Ort  unter  Führung   eines  kundigen  Lamas    und  gibt  Bericht  über 


432 

der  Form  rund,  war  die  Farbe  von  Indigo;  im  Maasse  hatte  dieses  Gotteshaus  (Iha  khang) 
die  ausgebreiteten  Arme  von  Brahma.  Auf  den  vier  Seiten  waren  sechzehn  Thore;  man 
konnte  sie  alle  zu  gleicher  Zeit  öffnen.  Dieses  von  Däkinis  regierte,  selbstentstandene  Kloster 
nennt  man  auch  das  Kloster  Ucala,  auch  Kloster  der  Weissagung,  auch  das  Kloster  Ghan- 
dhola. 66)  Der  König,  der  dieses  Kloster  nach  den  Wünschen  seiner  Gebieter  —  der  Dä- 
kinis —  hergestellt  hatte,  hiess  Cüda  aus  glücklichem  Geschlecht,  seine  Gattin  hiess  Arkä.67) 
Diesen  wurde  zu  gleicher  Zeit  als  Söhne  ein  Zwillingspaar  geboren.  Der  König  gab  diesen 
Beiden  zu  gleicher  Zeit  Gattinnen  und  verordnete  dabei:  Auf  den  Thron  erhebe  ich  den- 
jenigen ihrer  Söhne,  der  zuerst  geboren  sein  wird.  Die  beiden  Gattinnen  hatten  aber  an 
ein  und   demselben  Tage    empfangen   und  König  Cüda    aus  glücklichem  Geschlecht  sprach 

Fol.  45>>.  nunmehr:  „Weil  die  beiden  Prinzen  zu  gleicher  Zeit  geboren  sind,  wie  halte  ich  es  nun 
mit  meiner  Rede,  dass  den  Thron  begründe,  wer  als  der  Erste  gekommen  ist?  Ich  selbst 
werde  den  beiden  Frauen  beischlafen,  erst  zur  Rechten,  dann  zur  Linken."  Der  Haar- 
schopfträger68) war  bei  Frau  Gunamä  (gewesen);  bei  ihrer  Schwägerin  hatte  er  einen  seine 
Ruhe  störenden  Traum:  aus  ihrem  Körper  sei  ein  grosser  weisser  Mann  herausgekommen; 
der  ganze  Wald  wuchs  war  abgeschnitten,  der  leere  Boden  aber  weiss  gestrichen,  so  dass  alles 
weiss  war.  Er  träumte  dann,  bei  der  ersten  Frau  sei  aus  dem  Körper  ein  schwarzer  Mann 
herausgekommen;  auf  dem  Kopfe  trug  er  die  heiligen  Zwischenräume  der  Stüpa- Verzie- 
rungen.69) Er  träumte  (weiter):  Als  dieser  zur  Königswürde  gekommen  war,  zeigten  sich 
als  Lichtstrahl  fünf  Farben,  die  in  den  Zwischenräumen  der  Verzierungen  erlöschten.  Am 
Morgen  nach  dem  Traum  sagte  er:  „Mein  Zeichen  ist  ein  sehr  günstiges"  und  Hess  einen 
Traumdeuter  kommen.  Auf  Befragen  gab  dieser  folgende  Antwort:  Die  weisse  Farbe  am 
Manne  ist  ein  Zeichen,  dass  er  nach  seiner  Geburt  in  magischer  Erscheinung  als  Königs- 
sohn zum  Heile  der  Menschen  wirken  werde;  das  Fällen  der  Bäume  ist  ein  Zeichen  seiner 
Bezwingung  der  bösen  Geister;  die  weisse  Erde  ein  Zeichen,  dass  seine  Lehre  sich  weit  ver- 

Fol.  46a.  breiten  werde.  Von  dem  schwarzen  Mann,  der  aus  dem  Leibe  der  ersten  Frau  heraus- 
gekommen, ist  dagegen  zu  prophezeihen,  dass  er  der  Sohn  sein  werde,  welcher  den  Thron 
besteigt. 


den  Kreis  von  Legenden,  mit  welchen  die  Gläubigen  Ort  und  Umgebung  ausgestattet  haben.  Steinchen 
und  Staub  von  dort  werden  im  ganzen  Geltungsgebiet  des  Lamaismus  in  Amulette  eingeschlossen.  Siehe 
Waddell,  The  Tsam  chho  düng  of  the  Lamas  and  their  erroneous  Identification  of  the  site  of  Buddha' s 
Death  (JASB  1892  P.  I  p.  33  ff.).  Sollte  die  ganze  Legende  auf  das  von  der  Erde  verschwundene  Kloster 
Kämarüpa  zurückzuführen  sein?  Holzdruck  wie  Grünwedel's  Text  haben  nicht  Kämarüpa,  die  Com- 
pilatoren  der  Texte  für  die  Holzdrucke  wussten  ersichtlich  Kämarüpa  nicht  zu  deuten,  sondern  ersetzten 
es  durch  Heruka  und  machten  daraus  „ Kloster  der  Heruka".  Die  Herukas  sind  Schreckgottheiten,  aber  im 
Besitz  übernatürlicher  Fähigkeiten,  die  sie  nach  der  hömmlichen  Legende  zu  C/äkyamunis  Vorteil  bezeigen. 
Siehe  ein  Beispiel  bei  Schiefner,  l.  c.  S.  45  S.  23. 

66)  Ich  schreibe  die  Namen  wie  im  Text;  eine  nähere  Erklärung  ist  nicht  zu  geben.  Der  Holz-! 
druck  schreibt  Utala  (?  uttäla),  Grünwedel's  Text  Tala;  nach  P.  W.  wechseln  die  Formen  uca' 
und  uta. 

67)  mchod  Oos  ma  „würdiges  Opfer",  im  AK  mit  arka,  die  Sonne,  wiedergegeben. 

68)  Thor  gtsug  can,  weiter  unten  Thor  cog  can,  Haarschopfträger  =  Cikhandin,  von  Cüda  gebraucht. 
Nur  Gunamä  ist  als  Schwiegertochter  mit  Namen  genannt. 

69)  gseb  =  samdhi  nach  Vyutp.,  wo  es  wie  vivara  zur  Bezeichnung  von  Scheitel  (ucni.sa)  und  Kopf 
(murdhan)  verwandt  ist.     Die  Verzierungen  sind  Sonne  und  Mond. 


433 

Als  in  der  Jahreszeit,  der  Frühlingsmonat  gekommen  war,  da  am  Morgen  von  Pusya70) 
wurde  jeder  Knabe  geboren  und  zeigte  sich  übereinstimmend  mit  dem  Gesagten.  Weil  das 
günstige  Zeichen  sich  zeigte,  sprach  der  Haarschopfträger:  Das  günstige  Zeichen  ist  das 
Zeichen  meines  Sohnes,  sein  mutiges  Auftreten  ist  das  Zeichen  meines  Sohnes;  mein 
Sohn  erhält  vom  König  den  Thron.  Hierauf  versammelte  der  König  seine  Minister,  gab 
für  die  beiden  Prinzen  ein  grosses  Geburtsfest  und  liess  den  Kindern  durch  einen  zeichen- 
kundigen Brahmanen  die  Zeichen  stellen.  „Der  Sohn  mit  dem  mutigen  Auftreten  hat 
das  Zeichen  des  Haarschopfträgers:  dem  Sohne  mit  dem  Haarschopf  ist  das  Zeichen  eines 
Cäntaruksi"71). 

Die  Minister  frugen  hierauf,  wer  König  werde  und  der  König  sagte:  Meine  Lieben, 
zum  König  macht  man  den  Vorzüglichsten  und  zeigte  den  mit  dem  Schopf  Versehenen 
auf  dem  Throne.  Dieser  ergriff  als  Cäntaraksi  Besitz  vom  Reich  bis  an  die  Grenzen.  So- 
dann (sprach  der  König):  Der  Regierung  des  Cänta  mache  ich  mich  nicht  theilhaftig;  wenn  Fol.  46 b. 
ich  auch  in  Jeglichem  Dir  gleich  bin,  so  werde  ich,  was  Du  als  König  anordnest,  gehorsam 
ausführen.  Würdigeres  als  Solches  ist  nicht  zu  denken.  Wer  der  Regierung  schaden  will, 
soll  gehen;  sonst  strafe  ihn  und  verbanne  ihn  ausser  Landes. 

Sodann  (begab  er  sich)  nach  Vajräsana  in  Indien  auf  den  grossen  Leichenacker  Cosa 
dvipa. 72)  Derselbe  hatte  den  Umfang  einer  Meile.  In  seiner  Mitte  befand  sich  ein  selbst- 
entstandener Caitya,  weit  und  hoch  mit  Radkreis-Sonnendach  aus  Stoff  mit  kostbaren  Edel- 
steinen und  Silber  ausgestattet;  seine  Glocken  und  Schellen  hatten  gitterartige  Verzierungen, 
geschmückt  war  er  mit  dem  Sonne-  und  Mondzierat.  Unten  am  Stüpa  standen  acht  selbst- 
entstandene Figuren.  Im  Noi-dosten  davon  lag  der  Teich  „  Finsternissfläche t ;  darin  wurden 
den  Seeungeheuern  menschliche  Wesen  vorgesetzt;  die  einzelnen  Ecken  waren  mit  einer 
Menge  von  Steinfiguren  eingesäumt.  Im  Südwesten  stand  der  Göttertempel  der  Welt.  Im 
Hain  Xetota73)  waren  oben  lauter  schwarze  Enten,  in  der  Mitte  schwarze  Giftschlangen. 
Der  Gott  der  Welt  genannt  „der  Freude  bereitende  Jüngling*  (?  Nandikumära)  hatte  das 
Gesicht    eines   Löwen;    in    den  vier  Händen  hielt  er  ein  Schwert,    ein  Menschenhaupt,   eine 


70)  Surecaniatibhadra  (s.  meine  Berechnung  der  Lehre  S.  12)  giebt  ebenfalls  den  Frühling  als 
Geburtszeit  des  Buddha  an.  —  rab  rtsal  =  vikränta,  Mut  habend. 

71)  Der  Text  hat  stets  canta  und  bringt  die  Formen  Cantarnksi,  Cäntaraksi,  (,'anta  und  Fol.  47 b 
am  Schiusa  Cantaraksita.  Der  Hol/druck  schreibt  stets  cäntaraksi.  Ich  gebe  die  Schreibart  wie  sie  sich 
darbietet.  Cantarnksi  hätte  die  Bedeutung  „rauh  in  der  Ruhe,"  was  zum  muthvollen  Auftreten  passt. 
Cäntaraksi  geht  auf  einen,  den  die  Ruhe  nicht  verlässt.  Die  Prosabearbeitung  giebt  den  Namen  in 
der  Forin  Raksana  Tara,  welche  den  neuen  Schülern  im  Sinne  verständlicher  und  Ehrfurcht  ge- 
bietender ist. 

72)  Alle  Ausgaben  schreiben  gleichmässig  so  sa  gling  =  cosa  dvipa,  Insel  des  Schlangendämon.-. 
Cosa  (V).  Die  Beschreibung  des  Leichenackers  fehlt  in  der  Prosabearbeitung  unseres  Textes  im  Besitze 
von  Prof.  Grünwedel;  an  den  Eingang  schliesst  sich  sofort  der  Schluss  des  Kapitels  an,  und  ist  der 
Hergang  so  dargestellt,  als  wenn  Cäntaraksi  (-ta)  sich  niedergelassen  hätte.  An  sich  bietet  die  Beschrei- 
trang  des  Todtenacker>  kein  Interesse;  aber  die  Todtenäcker  nehmen  im  Text  eine  hervorragende  Stelle 
Hin.  die  Beschreibung  der  Vorgänge  darauf  ist  sehr  eingehend  und  gehört  wenigstens  einmal  vollständig 
mitgeteilt. 

73)  Der  Holzdruck  hat  hier  wohl  richtig!  jodha,  welcher  Hain  in  der  Lebensge3chiehte 
(,'äkyamunis  ein  bedeutender  Lehrsitz  ist.  Siehe  Rockhill,  Index  s.  v.  Das  folgende  ngur  bya.  wört- 
lich Entenvogel,  ist  eine  neue  Verbindung,  thang  yod  pa  vollständig  vorhanden  sein,  hier  im  Sinn 
von  laut 

Abb.  d.  [.Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  57 


434 

Keule,  und  an  einem  Baumwipfel  einen  Leichnam;  eine  Kette  von  Todtenschädeln  hatte 
er  um  den  ganzen  Leib  als  Schmuck  angelegt  und  über  den  Leib  den  Priestermantel  aus 
schwarzer,  grüner  und  bunter  Seide  angezogen.  Seine  Gefolge  bildeten  100  000  Mätrikä- 
Tödter, 74)  sein  Reittier  war  ein  Elephant,  kräftig  an  Fleisch  und  Blut.  Eine  ungezählte 
Menge  von  Däkinis  umgab  den  Gott.  Einige  auf  einem  Löwen  als  Reittier  trugen  das 
Haar  aufgelöst;  einige  hielten  in  der  Hand  eine  Siegesstandarte,  auf  welche  Todtenschädel 
aufgesetzt  waren;  einige  zwitscherten  wie  eine  Schaar  junger  Vögel,  etliche  erhoben  die 
Löwen-Siegesstandarte75)  zum  Himmel;  einige  hatten  zehn  Gesichter  an  einem  Körper  und 
assen  Gedärme  und  Herzen;  etliche  zerrieben  die  mit  dem  Schwert  zerfleischten  schwarzen 
Frauen  zu  Pulver  und  Hessen  aus  dem  Mundinnern  einen  Schackal76)  hervorgehen;  einige 
spalteten  ihren  menschliehen  Leib,    machten   ihn   himmelgleich   an  Grösse    und    Hessen    von 

Fol.  47 b.  oben  als  Regen  Hagel  herabfallen;  etliche  hielten  in  den  Händen  die  Tigerstandarte.  Einige 
konnten  das  Obere  und  Untere  ihres  Körpers  verbinden,  einige  konnten  die  eigenen  Glieder 
abhauen  und  über  die  acht  Himmelsgegenden  zerstreuen. 

Solcher  Art  verrichteten  sie  allerhand  Gauckelwerk;  es  gab  davon  unzähliges  und  un- 
aussprechliches. Dort  gab  es  Viele,  ähnlich  einem  Menschen,  aber  mindern  Gesicht77)  eines 
Entenvogels,  eines  Grunzschweins,  einer  Giftschlange,  eines  Schackals,  eines  schwarzfleckigen 
Wolfes  und  Anderer.  Es  gab  unzählige  frische  und  verweste  menschliche  Leichname,  Fleisch, 
Knochen  und  Blut  einem  See  gleich,  frische  und  alte  Menschenschädel.  Von  den  Raub- 
tieren sättigten  sich  einige  an  den  Leichnamen,  andere  am  Fleisch;  etliche  stürzen  darauf 
zu,  andere  heulen;  einige  hacken  die  Augen  aus,  andere  beissen  in  die  Füsse,  nagen  die 
Knochen  ab,  essen  das  Fleisch  und  werfen  mit  den  Eingeweiden.  Gross  wurde  der  Schrecken. 
Die  Waldbienen  dort  auf  dem  Todtenacker  kamen  zu  Cäntaraksita ;  dieser  spannte  den  Bogen 

Pol.  48 a.  roit  der  Gurgelsehne78)  und  der  Pfeil  blieb  im  Baume  stecken.  Als  die  Männchen  sich 
verkrochen  und  die  Weibchen  (dem  Frass)  entsagt  hatten,  sammelten  sich  die  Däkinis  in 
Haufen  und  Hessen  sich  nieder  bei  den  hundertundneunzig  Plätzen,  welche  schützen  in  der 
Beschauung79). 

Sodann  nahm  sich  (der  Allwissende)  vor  das  in  Wolken  gehüllte  Reich80)  zu  bekehren. 
Aus  den  angesammelten  (Teilen)  verschwand  sein  Körper81)  dem  Regenbogen  gleich. 


74J  ma  mo,  eine  Sorte  sehr  befürchteter  weiblicher  Dämonen.  Reittier  bzhon;  die  Handschrift 
hat  hier  und  im  Folgenden  stets  gzhon,  der  Holzdruck  bzhon. 

75)  Simhadhvaja;   Name  eines  Buddha,   wie  nach  Vyutp.  fol.  88a  Name   eines  Gandharva-Fürsten. 

76)  Khyi  spyang  „ Hundswolf " ;  weiter  unten  lce  spyang  „  Zungen wolf."  Mit  dem  Schackal  ist  manche 
abergläubische  Vorstellung  verbunden.  Unsere  Erzählung  bezieht  sich  auf  das  Land  westlich  von  Vajrä- 
sana  (in  Gya,  Bihar.)  und  zur  Erklärung  dient  die  Vorstellung  dortselbst  im  heutigen  Distrikt  Basti, 
wornach  eine  Schackalspecies  unterschieden  wird,  murdakhor  =  inurdärkhor  genannt,  die  sich  nur  von 
den  Leichen  von  Mohamedanern  nährt!  NW.  Pr.  Gazetteer,  Vol.  VI:  Gaz.  of  Basti  by  H.  C.  Conybeare. 
B.  C.  S.  (Allahabad  1881)  p.  576. 

77)  Kha  dog,  Farbe;  es  wird  damit  aber  auch  mukha,  Gesicht  wiedergegeben. 

78)  Der  Text  hat  odinai  gzhu;  odma  könnte  stehen  für  ogs  ma  und  og  ma  ist  gleichbedeutend 
mit  lkog  ma  Luftröhre,  Gurgel. 

79)  Die  beiden  Texte  stimmen  überein;  aber  auch  das  grosse  Lexikon  von  Das,  von  welchem  jetzt 
die  ersten  drei  Buchstaben  gedruckt  sind,  giebt  s.  v.  skyong  keine  passende  Erklärung. 

80)  spring  ldan  =  meghavant. 

81)  thsogs  nas  phung  po,  eine  sonst  nicht  vorkommende  Verbindung. 


435 

Aus  der  von  Padma  Sambhava,  dem  Lehrer  von  Udyäna  ausführlich  begründeten  Ge- 
schichte ist  dies  das  neunte  Kapitel,  das  handelt  von  der  Geburt  als  Sohn  des  Königs  Cüda 
aus  glücklichem  Geschlecht82). 


Im  mitgeteilten  Kapitel  wird  wie  sonst  Cuddhodana,  König  der  Kapila,  als  derjenige 
genannt,  als  dessen  Sohn  Cvetaketu  auf  der  Erde  erscheint;  aber  sofort,  schon  in  der  näch- 
sten Strophe  heisst  es,  er  sei  hingegangen  als  Sohn  des  Königs  Cüda  aus  glücklichem  Ge- 
schlecht. Das  ganze,  ziemlich  lange  Kapitel  beschäftigt  sich  in  Uebereinstimmung  mit  der 
Inhaltsangabe  ausschliesslich  mit  Cüda,  den  Umständen  der  Geburt  wie  den  Anlagen  und 
Thaten  seiner  beiden  Söhne;  Cuddhodana  wird  in  keiner  Zeile  mehr  erwähnt.  Die  sechste 
Strophe  erscheint  eingeschoben,  um  der  kanonischen  Form  der  Erzählung  gerecht  zu 
werden;  Cvetaketu  müsste  sonst  zweimal  auf  die  Welt  der  Menschen  herabgestiegen  sein. 
Es  ging  nicht  an,  die  vier  Silben  gtsud  phud  rigs  bzang,  d.  i.  Cüda  aus  glücklichem  Ge- 
schlecht, einfach  durch  die  vier  Silben  zas  gtsang  ser  skya,  d.  i.  Cuddhodana,  der  Kapila 
zu  ersetzen  und  Cüda  verschwinden  zu  lassen;  die  Erzählung  hätte  nicht  dazu  gepasst.  Die 
Schlusssilben  der  ersten  Strophe  sind  in  die  eingeschobene  Strophe  aufgenommen ;  der  Inhalt 
der  Einschaltung  ist  eine  Wiederholung  des  Einganges  des  Kapitels  und  unterbricht  die  Er- 
zählung. —  Die  Kürze,  mit  welcher  hier  unser  Text  die  an  Wundern  reiche  Geburt  des 
Gründers  der  Religion  behandelt,  wie  sie  sonst  vorgetragen  wird,  findet  sein  Gegenstück  in 
dem  anderwärts  ebenfalls  breit  behandelten  Nachweis  der  Abstammung  der  Cäkyas  von  lksvaku 
(siehe  Anm.  32). 

Cüda  ist  im  Text  tibetisch  gegeben  und  lautet  gTsug  phud.  Der  Name  kommt 
viermal  vor  und  stets  mit  dem  Zusatz  rigs  bzang:  aus  glücklichem  Geschlecht.  Der  Amara- 
kosa behandelt  im  zweiten  Buch,  fünftes  Kapitel83)  die  Haartrachten  und  die  tibetische 
Version  des  Wörterbuches  giebt  Cüda  wieder  mit  gtsug  phud.  In  den  tibetischen  Wörter- 
büchern fehlt  diese  Verbindung;  sie  ist  sohin  keine  Form  der  Umgangssprache  und  auch 
in  Büchern  selten.  Rock hi  11  bringt  gtsug  pud  ras  geig,  Cülekasataka  (?)  als  Name  einer 
Tirthika-Gruppe  in  Räjagriha  während  der  lezten  Zeit  der  Wirksamkeit  des  Buddha  dort84); 
mir  ist  die  Form  gtsug  phud  can  bekannt  aus  dem  Amarakosa,  wo  damit  eikhävala,  der 
Pfau,  wiedergegeben  wird  und  aus  einem  tibetischen  Holzdruck,85)  wo  gtsug  phud  can  als 
Name  eines  Nägadämons  steht. 

In  der  Sanskrit-Litteratur  kennen  wir  Cüda  als  männlichen  Eigennamen  nur  aus  einer 
einzigen  Stelle  im  Catapatha-Brährnana,  und  es  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  dass  ihm 


82)  Im  Holzdruck  fehlt  rgyalpo,  König;  die  Prosabearbeitung  (Text  Grünwedel)  ändert  hier  sras, 
Sohn,  in  thsa  bo.  Enkel  von  Cüda!  —  Das  nächste  kurze  zehnte  Kapitel  nennt  sich  die  Bekehrung  des 
Wolken-Königreiches  zu  den  zwei  Lehren  und  bietet  nichts  zur  Sache  Dienliches. 

8S)  In  der  Ausgabe  von  Loiseleur-Deslongchamps  T.  I,  p.  123,  Z.  4. 

84)  Rockhill  1.  c.  p.  109,  Note  2.  Mein  Exemplar  des  tibetischen  Amarakosa  ist  eine  Abschrift 
der  Petersburger  Handschrift. 

85)  gNam  sa  sngan  brgyad  bzhugs  so:  Enthaltend  die  acht  Vorstellungen  von  Himmel  und  Erde, 
fol.  5a.  Dieser  Holzdruck  von  19  Blättern  wurde  —  wie  unser  Text  —  in  Tawang  erworben;  er  ist  an 
der  Längsseite  geheftet  und  hat  einen  zierlichen  Einband  aus  geblümten  englischen  Calico.  Inhaltlich 
ist  das   Werk  ein  Buch  der  Bon-Littt-rutur. 

57* 


436 

dort  der  Geschlechtsname  Bhägavitti  zukommt,  oder  eines  Mannes,  der  in  den  Besitz  eines 
glücklichen  Looses  gelangt  ist,  welcher  Zuname  sich  enge  an  den  in  unserem  Texte 
anschliesst.  Diese  Stelle  lautet86):  Nachdem  Madhuka  Paingya  eben  diesen  (Rührtrank) 
dem  Cüda  Bhägavitti,  seinem  Schüler,  mitgetheilt  hatte,  sprach  er:  „Wenn  man  diesen  auch 
auf  einen  dürren  Sumpf  gösse,  würden  Zweige  sich  bilden  und  Blätter  sprossen."  Nachdem 
Cüda  Bhägavitti  eben  diesen  dem  Jänaki  Ayahsthüna,  seinem  Schüler,  mitgetheilt  hatte, 
sprach  er:    „Wenn  man  diesen"   u.  s.  w. 

Cüda  bedeutet  im  Sanskrit  den  Büschel  von  Haaren  auf  dem  Scheitel  des  Kopfes,  der 
bei  der  Tonsur  eines  Kindes  stehen  bleibt;  er  trägt  noch  heute  diesen  Namen  in  der  Form 
coti.  Die  Bezeichnung  als  cotikat,  d.  i.  also  einer,  der  die  coti  sich  abschneiden  Hess,  ist  im 
Panjab  ein  Schimpfwort,  das  gegen  diejenigen  Hindus  gebraucht  wird,  die  zum  Islam  über- 
getreten sind.87)  Die  Tonsur  ist  bei  den  Südras,  was  die  Umgürtung  des  heiligen  Strickes 
bei  den  zweimal  Geborenen  ist88).  Die  Bhiksus  begaben  sich  der  coti;  auch  der  Stifter  des 
Buddhismus  erlitt  den  Haarschnitt  nach  seiner  Flucht  aus  dem  Hause  und  an  der  Stelle 
errichtete  man  den  Cüdamani-stüpa.89)  In  unserem  Texte  ist  König  Cüda  auch  mit  dem 
Namen  Haarschopfträger  (thor  gtsug  can,  thor  cog  can  =  Cikhandin)  bezeichnet;  hierin 
drückt  sich  aus,  dass  das  Tragen  des  Haarschopfes  als  eine  auszeichnende  Tracht  der  nicht 
geistlichen  höheren  Stände  galt  im  Gegensatze  zu  den  Bhiksus. 

Ueber  das  Land  in  welchem  Cvetaketu  als  Sohn  von  Cüda  auf  Erden  erschien,  heisst 
es  in  unserem  Texte:  auf  seiner  Westseite  lag  das  Land  Udyäna,  im  Norden  sammelten 
sich  die  schwarzen  Wolken  von  Udyäna.  Der  Name  Udyäna  ist  im  Text  stets  mit  Urgyan 
wiedergegeben.  Urgyan  wird  überall  gleich  Udyäna,  der  Garten  oder  Ausgang,  gesetzt, 
aber  seine  Lage  wird  noch  verschieden  bestimmt.  Csoma  erhielt  von  seinen  Pandits  die 
Angabe,  Urgyan  sei  ein  Land  im  nordwestlichen  Indien  und  glaubte  es  in  Ujjain  im  heu- 
tigen Staate  Gwalior  gefunden  zu  haben.  Jäschke's  Lamas  verlegen  es  in  das  nordwest- 
liche Indien.  L.  A.  Waddell  nimmt  dieses  westlich  gelegene  Land  für  Ghazni,  Chr.  Lassen 
wie  E.  T.  Atkinson  erklären  es  für  Swat,  dessen  Hauptstadt  damals  Dariel  war  im  heute 
unbedeutenden  Hochthale  nördlich  vom  jetzigen  Swat,  das  zum  rechten  Indusufer  einmündet 
und  von  Yasin  nach  Süden  herabzieht90);  aus  diesem  Theil  von  Udyäna  soll  unser  Ver- 
fasser stammen. 

Unser  Text  sagt  im  folgenden  elften  Kapitel:  Es  sind  neun  grosse  Länder  in  Indien 
gewesen:  In  der  Mitte  lag  Vajräsana,  wo  Thubpa  (=  Qäkyamuni)  sich  niedergelassen  hatte. 
Vajräsana  (rdo  rje  gdan)  wird  in  der  Lebensbeschreibung  Cäkyamunis  nirgends  genannt, 
ist  aber  Name  eines  Klosters  bei  Buddha  Gaya  (Gya),  das  bei  den  nördlichen  Buddhisten 
hoch  geehrt  wird;    in  der  Zeit  der  Uebertragung   ihrer  Lehre   nach  Tibet  war  das  Kloster 


0(i)  Ich  citire  nach  Brihadäranyakopanishad,  herausgegeben  von  Böhtlingk  (Petersburg  1889)  S.  94. 

S7)  D.  Ch.  J.  Ibbetson,  The  Census  of  the  Panjab  (Calcutta)  1883  p.  240. 

8S)  Bull or am  Mullick  BA,  The  Hindu  Family  in  Bengal  (Calc.  1882)  p.  71.  Dieser  Haarbüschel 
hat  bei  Erwachsenen  eine  Länge  bis  zu  7—8  cm:    Bombay  Gazetteer  Vol.  21.  S.  185. 

891  A.rch.  Survey  Vol.  12.  226  u.  18.  27;  zu  dem  Funde  von  Führer  in  Nihliva  an  der  Banganp;i 
in  Nepal  stimmt  die  Bestimmung  der  Lage  dieses  stüpa,  die  ihm  dort  A.  C.  L.  Carlleyle  giebt, 
kaum  mehr. 

90)  Waddell,  Sikkim  Gazetteer  p.  244;  Lassen,  Incl.  Alterthumskunde  Vol.  I.  424.  III.  886  (504); 
Atkinson.  Himalaja  Gazetteer  Vol.  II  p.  431;  Drew:  Jammu  &  Kashmir,  London  1875.   (5.  458. 


437 

der  grösste  Wallfahrtsort.91)  Um  Vajräsana  werden  folgende  gling  =  dvipa,  Insel,  Reiche 
gruppirt:  im  Osten  Bhangala  (Bengalen),  im  Süden  Bheta,  im  Westen  Udyäna  (Urgyan), 
im  Norden  Kache  (Kasmir),  im  Südosten  Zahor,  im  Südwesten  Khang  bu  (Häuschen),  im 
West-Nord  Zangs  gling  (Kupferland,  Guge),  im  Nord-Ost  Kämarüpa  (Assam).  Den  wich- 
tigeren unter  diesen  Reichen  widmet  unser  Text  eigene  Kapitel  und  zwar: 

Kapitel  38.  39  und  40 n)  vom  Königreiche  Zahor; 

Kapitel  42.  Die  Bekehrung  des  Königs  Acoka; 

Kapitel  43.  Die  Begründung  der  Lehre  in  den  Ländern  Bheta  und  Singala; 

Kapitel  44.  Der  Thronraub  in  Bhangala; 

Kapitel  45.  Die  Bekehrung  des  Reiches  Udyäna. 

Sodann  ist  im  zwölften  Kapitel  „Reihenfolge  der  Länder  von  Urgyan"  gesagt:  Urgyan 
(Udyäna)  umfasst  zwei  Drittel  von  Jambudvipa;  es  hat  einundzwanzig  dvipas  (siehe  auch 
Text  nach  Note  63),  achtzig  Millionen  Orte,  sechsundneunzig  grosse  Städte,  seine  Hauptstadt 
ist  mDzes  ldan  =  Cärumati  (?),  die  Schönheit  Besitzende.  In  seinem  Osten  befindet  sich 
das  Land  Jambumäla,  im  Süden  das  Land  Parvata,  im  Norden  Nägasiddhi;  im  Westen 
Kaka  (d.  i.  Käka,  Krähe)  —  Sambhala,  im  Südosten  das  Land  des  Risi,  Feuergott,  im 
Südwesten  das  Land  der  Räksasas,  im  Nordwesten  das  des  Windgottes,  im  Nordosten  das 
Hindernissland.  Die  Aufstellung  ist  zwar  schablonenhaft,  wenn  man  damit  die  Vertei- 
lungen vergleicht,  wie  sie  in  den  tibetischen  heiligen  Büchern  nach  Weltgegenden  sich 
eingebürgert  haben93);  allein  wichtig  ist,  dass  Udyäna  als  indisches  Land  behandelt  wh'd. 
Ebenso  ist  von  grossem  Belang,  dass  Urgyan  nicht  als  Grenzland  im  Westen  gegen  die 
Tazig  (die  Tajik  jenseits  der  Suleiman-Kette)  gilt,  sondern  dass  man  als  solche  Sambhala 
und  andere  Länder  nennt,  wie  in  unserem  Werke  die  Aufzählungen  der  Länder  im  zweiund- 
fünfzigsten und  siebenundneunzigsten  Kapitel  ergeben.94) 

Wir  haben  demnach  Urgyan  in  Indien  und  westlich  von  Vajräsana  in  Magadha,  öst- 
lich von  Sambhala  zu  suchen.  Swat  kann  es  nicht  sein,  weil  der  Buddhaglaube  dort  schon 
bekannt  war,  dasselbe  also  nicht  mehr  bekehrt  zu  werden  brauchte;  anderseits  muss  sich 
aber  Udyäna  daran  angliedern  lassen,  denn  die  Reiseberichte  der  chinesischen  Pilger  lauten 
zu  bestimmt,95)  und  es  darf  die  Lage  mit  der  sonstigen  Topographie  Indiens  nicht  in  Wider- 
spruch stehen,  denn  sonst  müssten  zwei  Udyänas  angenommen  werden,  wozu  jedoch  jede 
Berechtigung  fehlt. 


91)  Siehe  L.  A.  Waddell,  Site  of  Buddhas  Death  JA  SB.  1892.    Part  I,  p.  33. 

92)  Im  Holzdruck  ist  jedes  Kapitel  um  drei  Ziffern  höher,  fcrägi  also  die  Namen  41  h\.  weil  dort 
drei  Kapitel   über  Mandärava  eingeschaltet  sind. 

93)  Statt  besonderer  Ausführungen  verweise  ich  auf  den  Abschnitt  Godlings  and  Angels  bei  Wad- 
dell,  Lamaism  p.  3fi6  ff. 

94)  Ueber  diese  Länder  wird  im  zweiten  Teile  der  Abhandlung  ttber  unseren  Heiligen  gesprochen 
werden. 

95)  Zur  Zeit  von  Hiuen  Thsang  bestand  im  westlichen  Himalaja,  wo  heute  nur  ganz  winzige 
Reiche  noch  bestehen,  ein  bedeutender  Staat.  Lyall  in  Kulu  Gazetteer  (Lahor  1884)  p.  12.  Die  alten 
Kinnäras  werden  in  den  heutigen  Kanets  vermutet  (Hiin.  Gaz.  Vol.  2.  p.  286)  und  diese  sitzen  nur  im 
Panjab-Himälaya.     Siehe  Ebbetson.  Censua  Report  s.  v. 


438 

Für  die  Bestimmung  der  Lage  von  Udyäna  werden  jetzt  ausreichende  Grundlagen  ge- 
geben sein.  Wassiljew  liefert  aus  der  Geschichte  der  vierundachtzig  Zauberer96)  fol- 
genden Beitrag.  Udyäna  zählte  an  500000  Städte  und  zerfiel  in  die  zwei  Theile  Sambhala 
und  Lankäpuri.  Von  Sambhala  spricht  unser  Text  (12.  und  21.  Kapitel)  als  West-  oder 
Nordland  und  Gaur  Das  Bysack97)  bringt  aus  tibetischen  Quellen  bei,  es  sei  eine  weite 
Ebene  gewesen,  umgeben  von  einem  Walle  von  Schneebergen,  gut  bewässert  durch  viele 
grosse  Ströme.  Unser  Text  legt  (fol.  385)  Lankäpuri  in's  Räksasa-Land  östlich,  nahe  von 
Urgyan.  Wassiljew  bringt  aus  der  genannten  Quelle  die  Angabe:  Udyäna  im  Land 
Malapuri,  darin  der  Bezirk  Karavira  mit  der  Wüste  Savara  und  der  Tala-Höhle.  Die 
Sanskrit- Wörterbücher  geben  nur  Auskunft  über  Karavira  und  erklären  es  als  eine  Stadt 
an  der  Drisadvati,  die  sich  in  die  Saraswati  ergiesst.  Diesen  beiden  Flussnamen  entsprechen 
heute  Ghaggar  und  Chittang  Nadi;  sie  vereinigen  sich  unterhalb  Sirsa.  Westlich  schliesst 
sich  das  Fünfstromland  an  und  auf  dieses  passt  die  Beschreibung  von  Sambhala  als  einem 
Lande  bewässert  von  vielen  grossen  Strömen.  Savara  ist  in  der  Litteratur  unbekannt  als 
Name  der  Rajputana-Wüste,  ist  dagegen  der  Name  eines  in  Indien  einst  weit  verbreiteten 
Volksstammes,  der  nach  den  Volkszählungen  von  1871  und  1881  nur  mehr  in  Central- 
Indien  und  von  da  hinüber  bis  zur  Küste  von  Bengalen  nachgewiesen  wird,  aber  einst  eine 
westliche  Abteilung  enthielt,  die  westlich  hinüber  bis  zum  Chambalflusse  wohnte  und  in 
verwandten  Stämmen  dort  noch  heute  anzutreffen  ist.98)  Westlich  der  Chambal  erheben 
sich  die  Aravalliberge  und  daran  stösst  die  Rajputana-Sandwüste.  Die  geographischen  Ver- 
hältnisse des  Fünfstromlandes  decken  sich  sohin  mit  Sambhala;  aber  da  das  Fünfstromland 
im  Altertum  mit  anderen  Namen  belegt  ist,  so  können  wir  für  Udyäna  nur  einen  Theil 
in  Anspruch  nehmen  und  diess  ist  der  nördliche  Theil,  der  die  äussersten  Himälaya- 
Thäler  und  das  Vorland  einschliesst.  Die  Himälayaberge  sind  bei  klarem  Wetter  in  der 
Ebene  schon  aus  weiter  Ferne  zu  sehen,99)  der  Wall  von  Schneebergen  muss  desswegen 
nicht  in  unmittelbarer  Nähe  von  Udyäna  gesucht  werden.  Sodann  ist  zu  beachten  die 
Sprache  der  Savara,  welche  sich  anlehnt  an  jene  der  Cakas,  und  die  Angaben  über  die 
Cakas  als  ein  Grenvolk  der  Arier  im  Norden.  Es  ergiebt  sich  hienach  für  Udyäna  das 
Land  im  oberen  Panjab  unterm  Himälaya  mit  den  Grenzländern  Kasmir  und  den 
tibetischen  Provinzen,  besonders  Zhang  zhung  =  Guge  im  Norden,  Kumaon  und  Nepal 
im  Osten,  Panjab  im  Süden  und  dem  Indus  mit  seinen  rechtsseitigen  Gebirgsthälern  im 
Westen.  —  Mit  dieser  Bestimmung  der  Lage  von  Udyäna  steht  auch  der  Ausdruck  in 
unserem  Texte  in  Einklang:  im  Norden  des  Todtenackers  sammeln  sich  die  schwarzen 
Wolken  von  Udyäna;  es  ist  hierin  der  meteorologische  Vorgang  angedeutet,  dass  in  den 
nördlichen    Teilen   des    westlichen    Indiens    schon   in    der   kühlen   Jahreszeit   trübe    schwere 


9G)  Mitgetheilt  an  A.  Schief ner  und  abgedruckt  zu  dessen  Uebersetzung  von  Täranätha  Vol.  2, 
p.  324—5. 

97)  Journal  As.  Soc.  Bengal  1800,  Vol.  59,  Part  I,  p.  70.  Zu  diesen  hohen  Zahlen  vergl.  oben 
S.  437  die  Beschreibung  von  Urgyan. 

98)  Vgl.  A.  Cunningham,  Arch.  Surv.  Vol.  IX.  XIII  und  bes.  XVII  p.  113.  dann  Risley,  Tribes 
of  Bengal  s.  v. ,  wo  alle  Nachrichten  über  diesen  einst  bedeutenden  Volksstamm  verarbeitet  sind.  Der- 
selbe zählte  1881  siebenundachtzigtausend  Köpfe  und  ist  vereinzelt  noch  in  vielen  Distrikten  angetroffen 
worden.     Guge  ist  die  Landschaft  nordwestlich  von  Kumaon. 

")  Gazetteer  of  the  Ambala  District  1883—4,  (Lahor)  p.  2. 


439 

Wolken  bisweilen  eine  Woche  lang  andauern  und  in  den  Himälaya- Alpen  starke  Sommer- 
regen niedergehen.100) 

Für  das  Südland  oder  König  Cüdas  Reich  ist  kein  Name  angegeben.101)  Buddha 
selbst  hat  bei  seinem  Auftreten  als  Lehrer  in  Räjagriha  (heute  Rajgir  südlich  von  Patna) 
ausgesagt,  er  stamme  her  „nahe  dem  Himälaya  aus  einer  reich  gesegneten  fruchtbaren 
Landschaft  Kocala  genannt.102)  Unser  Text  erwähnt  nirgends  Kocala;  da  aber  im  Norden 
des  Reiches  sich  die  schwarzen  Wolken  Udyänas  sammeln  und  dieses  im  oberen  Panjab 
unterm  Himälaya  zu  suchen  ist,  so  wird  hienach  wie  nach  dem  Selbstzeugniss  des  Buddha 
Cäkyamuni  auch  das  Königreich  Cüdas  in  das  Vorland  des  Gebirges  einschliesslich  des  süd- 
lichen Nepals  zu  legen  sein.  Hieher  als  der  Geburtsstätte  des  Stifters  des  Buddha  führen 
auch  die  neuen  Entdeckungen  von  Dr.  Führer.  Nach  seinen  Ausgrabungen  stand  die 
Wiege  des  Buddha  im  Quellgebiete  der  Bangangä,  und  der  Fluss,  in  den  diese  sich  ergiesst, 
führt  noch  heute  den  bezeichnenden  Namen  Budhi  (sie)  Rapti. 103) 

In  Nepal  regierten  die  Mallas,  die  Buddha  nach  den  Lebensbeschreibungen  über  ihn 
mit  Vorliebe  aufsuchte;  zeitweise  gaben  dort  die  Herrscher  auch  Nägas,  die  sich  dem 
Buddha  ebenfalls  jederzeit  gefällig  zeigten.  Nägas  waren  in  alter  Zeit  auch  in  Gorakhpur 
herrschend  und  traten  den  Ariern  feindlich  gegenüber.  Es  ist  jedenfalls  als  ein  späterer 
Text  anzusehen,  wenu  in  der  Biographie  Cäkyamunis  gesagt  wird,  die  Nägas  hätten  die 
schwer  verständlichen  Verse  nicht  begriffen,  die  er  noch  als  Cvetaketu  aus  dem  Himmel 
Tusita  herab  verkündete. 104) 

In  der  Zeit  als  der  Buddha  sich  in  Varanäsi  (Benares)  aufhielt,  müssen  die  Arier 
dort  herrschend  gewesen  sein;  ihre  Civilisation  breitete  sich  in  Indien  vom  Triumph  des 
Buddha  als  Lehrer  bis  zum  Niedergang  seiner  Lehre  in  Indien  aus  und  in  dieser  Zeit  werden 
die  Namen  indisirt  (Cüda  zu  Cuddha  geworden),  die  Legenden  geändert  und  mit  Wundern 
ausgestattet  worden  sein. 


100)  ygi  Hermann  von  Schlagintweit:  Klimatologische  Bilder  aus  Indien  und  Hochasien,  Aus- 
land 1865,  No.  32  u.  43. 

ioi)  "\yjr  naben  ohne  Zweifel  noch  weitere  Aufschlüsse  aus  den  Bücherschätzen  zu  erwarten,  welche 
S.  C.  Das  in  tibetischen  Klöstern  1879—82  zu  sehen  bekam;  mitgebracht  wurden  207  Holzdrucke  und 
Handschriften,  verzeichnet  in:  Catalogue  by  Lama  Phun  thsog  Wang  dan.    (Calc.  1886). 

IW)  W.  Rockhill,   Life   of  the  Buddha   p.  27.     Vgl.  H.  Oldenberg,   Buddha  3.  Aufl.   S.  114  ff. 

103)  TJeber  die  Entdeckungen  von  Führer  folge  ich  einer  Besprechung  seines  Fundes  vom  leider 
zu  früh  verstorbenen  Hofrat  Prof.  Dr.  G.  Bühler  in  der  Sitzung  der  Wiener  Akademie  vom  7.  Januar 
1897  und  der  Arbeit  von  Waddell:  A.  Tibetan  Guidebook  to  the  lost  Sites  of  the  Buddha's  Birth  and 
Death,  JASB.  Vol.  65  (1896),  Part  I,  p.  275.  Hofrat  Bühler  schliesst  die  Anzeige  mit  den  Worten: 
„Für  die  Geschichte  der  (,'äkya  ist  es  von  Bedeutung,  dass  sie,  wie  Dr.  Führers  Entdeckung  zeigt, 
wirklich  zu  den  Wald-Räjputen  im  Himälaya  gehörten.  Diess  stimmt  mit  ihrer  Legende."  —  An  Karten 
konnte  ich  benutzen:  Map  of  Nepal,  October  1892,  16  miles  to  1  inch.  nur  zum  Dienstgebrauch  be- 
stimmt, mir  jedochl  gütigst  überlassen;  District  of  Basti,  8  Miles  =  1  inch;  District  of  Gorakhpur,  gleicher 
Massstab.  Nihliva,  deren  Nähe  Dr.  Führer  später  Lumbini  aufdeckte,  ist  auf  der  Nepalkarte  nicht  ein- 
getragen, wohl  aber  die  Nachbarstadt  Bhagwänpur. 

lu*)  W.  Rockhill,  Life  of  the  Buddha  p.  46. 


440 


Orts-  und  Namens-Verzeichniss. 

(Die  Zahlen  in  Klammern  sind  die  Seiten  des  Separatabzuges.) 


Amitabha,  Gott  423  (7). 

Anupamä  (dPe  med),  Prinzessin  424  (8). 

Arkä,  Gattin  von  König  Curla  432  (16). 

Brahmadatta  (Thsangs  sbyin),  König  425  (9). 

Cakra  vajra  ('?),  ein  Heiliger  423  (7). 

Cantaraksi,  Königssohn  433  (17). 

Cärumati  (?)  mdzes  ldan,  Hauptstadt  von  Udyäna 

437  (21). 
Cosa  dvipa  gling  (?)  so,  ein  Leichenacker  433  (17). 
Coti,  Haarschopf  436  (20). 
Cüda  aus  glücklichem  Geschlecht,  König  422  (6), 

431  (15),  435  (19  ff.). 
Cüda  Bhägavitti,   Schüler   von  Madhuka  Paingya 

435  (19). 
Cuddhodana,  König  des  Kapila  431  (15),  435  (19). 
Qvetaketu,  Buddha,  (Togdkar)  430  (14  ff.),  435  (19). 

Dristarästra  (yul  Okhor  srung),  König  424  (8). 
Gautama,  ein  buddhistischer  Bhiksu  425  (9  ff.). 
Guge,    Landschaft    in    Tibet    436   (20),    438   (27), 

Anm.  98. 
Gunama    (mchod    oosma)>    Schwiegertochter    von 

König  Cüda  432  (16). 

Heruka,  Schreckgottheiten  432  (16),  Anm.  65. 

Iksvaku-Kinder  426  (10),  Anm.  32. 

Kämarüpa,  Kloster  431  (15). 
Kanakavarna,  ein  Lehrer  (ri.si)  436  (10). 
Karavira,  Bezirk  438  (221. 
Karnika  (rna  ba  can),  König  425  (9). 
bka  thang,  Lebensbeschreibungen  421  (5). 
okhrungs  rabs,  Lebensbeschreibung  421  (5). 
Kocala,  Land  439  (23). 
Kuca-Markt,  Stadt  428  (12). 
Kuco,  Geschrei  426  (10),  Anm.  26. 
Kupferland  =  Guge  436  (20). 

Lebensbeschreibungen  incarnirter  Lamas    421  (5). 
Lehren,    die  zwei  des  Padma  Sambhava    422  (6). 

428  (12). 
Lehrer  der  Knaben,  ein  Brahmane  430  (14). 
Leichenäcker  431  (15),  433  (17). 


Mahävyutpatti,  Lexikon  425  (9).  Anm.  24. 

Maitreya,  Gott  431  (15). 

Malina  (mdog  nag),    Risi  425  (9),  428  (12). 

Malla,  Volk  429  (13),' 439  (23). 

Mrinala  (Padmai  rtsa  lag)  425  (9). 

Näga,  Volk  439  (23). 

rNam  thar,  Lebensbeschreibung  421  (5), 

Nepal,  Land  439  (23). 

Nihliva,  Geburtsstätte  des  Buddha  439  (23). 

Nus  ldan  rdo  rje,  ein  Heiliger  423  (7). 

Padma  Sambhava,  Heiliger  422  (6). 
Potala,  Land  425  (9),  428  (12). 
(s)Poti,  ein  Religionsbuch  430  (14). 

Räksasa,  Land,  437  (21  ff.). 

Rütra,  zwei  Mantra-Kapitel  423  (7). 

Sambhala,  Land  437  (21  ff.). 

Samantäbhäsa  (kun  tu  snang),   Stadt  425  (9). 

Savara,  Volk  428  (22). 

Schackal  434  (18). 

Schmutzfarbe,  Lehrer,  s.  Malina. 

gSung  thor,  Lebensbeschreibung  421  (5). 

Swat,  Land     436  (20  ff.). 

Tawang,  Lama-Staat  419  (3),  435  (19), 

Tazig  =  Tajig,  die  Länder  jenseits  der  Suleiman- 

Kette  43  (21). 
Thang  yig,  Lebensbeschreibung  421   (5). 
gTsug  phud  =  Cüda,  König  435  (19). 
Tugendfreund  430  (14),  Anm.  52. 

Udyäna  (Urgyan)  Land  436  (20). 

Vajradhära  (rdo  rje  ochang),  eine  Gottheit  423  (7). 

430  (14). 
Vajra-Lehre  430  (14). 
Vajrapäni,  eine  Gottheit  424  (8). 
Vajräsana,    Kloster   in  Bihar    434  (18),    Anm.  76, 

436  (20). 

Wortführer  (smra  ba  can)  426  (10). 
Yul  Okhor  srung  s.  Dristarästra. 


441 


Text -Beilage. 


Urgyan  guru  Fadma  0byung  gnas  kyis  |    skyes  rabs  rnam  thar  rgyas  par  bkodpa. 

De  nas  grong  khyer  kun  tu  snang  zhes  par  |  rgyal  po  Thsangs  byin  thsa  yang  f0i.  39b. 
thsa  ni  |  bdun  0bum  dgu  khri  brgya  dang  bzhi  bcu  brgyad  |  mi  rnams  la  ni  chos  bston 
Ood  srung  gis  |  thsul  khrims  slab  pa  ting  0dzin  slab  pa  dang  |  ses  rab  bslab  pa  gsum 
gyis  lus  can  btul  |  guru  thabs  ses  byings  sbyar  bya  ba  byon  |  rgyal  po  rna  ba  can  ni 
yan  cbad  du  |  gsang  sngags  bla  med  rdo  rje  thegs  pa  gsungs  |  de  nas  rtsod  ldan  dus 
kyi  tba  ma  la  |  thabs  ses  dbyings  sbyor  thse  yi  dus  byas  nas  |  nyi  Oog  rgyal  po  rna 
ba  can  gyi  bu  |  gautama  zhes  byar  skye  bar  blangs  |  yab  ni  rgyal  por  zhu  ba  byas 
nas  su  |  drang  srong  indog  nag  ces  byar  rab  tu  byung  |  yul  gru  0dzin  gyi  smad 
0thsong  bzang  mo  dang  |  skyes  bu  gyon  can  padmai  rtsa  lag  gnyis  |  gdul  byai  zhing 
du  gzigs  nas  srog  blos  btan  |  gru  0dzin  nye  Okhor  lo  mai  spyil  pho  byas  |  nang  du 
gautama  gnas  pa  la  |  de  thse  gru  0dzin  smad  Othsong  bzang  mo  dang  |  skyes  bu 
gyon  can  padmai  rtsa  lag  gnyis  |  dga  mgur  spyodphyir  gos  dang  rgyan  thogs  chad  |  Fol.  40 a. 
mi  gzhan  zhig  gis  Karmapani  |  Inga  brgya  thogs  nas  smad  Othsong  bzang  mo  la  [ 
dga  mgur  spyad  kyi  thsur  sog  smras  pa  dang  |  bsam  te  padmai  rtsa  lag  brdzun  btan 
nas  |  nga  dang  lhan  cig  rtse  bar  gyur  pa  la  |  de  nas  bzang  moi  bu  mo  mngag  gzhug 
mas  |  skyes  bu  padmai  rtsa  lag  la  bzlas  te  |  bzang  mos  bzod  par  gsol  kyang  gri 
phyun  bsad  |  de  nas  bu  mo  jo  mo  bsad  do  zhes  |  kucoi  sgra  bton  kun  gyis  thos  nas 
brgyugs  j  gyon  can  padmai  rtsa  lag  skrag  nas  su  |  de  thser  ma  bzod  ral  gri  khrag  Fol.  40 b. 
can  ni  |  drang  srong  gautamai  mdun  du  bor  |  smra  ba  can  skye  bos  thsogs  mdun 
zhugs  |  de  nas  skye  boi  thsogs  kyis  yid  ma  Oos  |  ral  gri  khrag  can  mthong  nas  smras 
pa-ni  |  sangs  rgyas  bstan  la  rab  tu  byung  ba  0dis  |  bzang  mo  dang  lhan  cig  dga0 
mgyur  spyad  j  dge  0dun  bstan  pa  ci  0dra  bsad  do  bsgrags  |  drang  srong  gautamas  ma 
nyes  pai  |  bden  thsig  zhi  bar  smras  kyang  ma  phan  te  |  dam  du  bcings  nas  rgyal  poi 
phyag  tu  phul  |  chad  pa  spyad  cings  bsad  sing  la  skyon  |  mkhan  po  mdog  nag  gnas  su  Fol.  41 a. 
Ogro  ba  yis  |  lam  nas  mthong  ste  mdun  phyin  nas  su  |  smras  pa  kyi  hu  bu  0dis  ci  zbig 
byas  |  goui  mras  pa  mkhan  po  bden  pa  gson  |  goutamai  bzang  mo  ma  bsad  na  |  mkhan 
pos  sku  mdog  nag  po  gser  du  0gyur  |  ces  pa  ma  nyes  bden  pa  brjod  pa  yis  |  mkhan 
pos  lpags  pa  nag  po  gser  du  0gyur  |  drang  srong  gser  mdog  can  zhes  yongs  su  grags  | 
lha  mii  khyu  mchog  ngo  mthsar  can  du  0gyur  |  de  nas  mkhan  pos  rdzu  0phrul  rgya  eher 
sprul  |  Ins  la  phog  nas  nie  rlung  drag  poi  reg  |  bsdug  bsngal  gnas  sngon  yul  spyod  pa 
yis  |  „khrig  pai  Odod  chags  rjes  su  dran  pa  tsam  |  jo  bo  zhin  de  ltar  rjes  su  „dran  byas 
pas  |  khu  bas  thig  pa  gnyis  dang  khrag  „dres  pa  |  sa  la  lhung  bas  sgo  nga  gnyis  su  gyur  | 
nyi  mai  zer  gyi  smiu  cing  brdol  ba  las  |  khyeu  gnyis  byung  bu  ram  sing  thsal  bzhugs  |  Fol.  41 b. 
de  nas  smra  ba  can  ni  mang  po  bos  |  goutama  bsad  sing  rtse  nas  phab  |  rgyal  po  ji 
ltar  yin  zhes  dris  pa  la  |  gautama  de  nyi.l  m  bar  gyur  |  drang  srong  gser  mdog  bden 
Abh.  d.  I.  CI.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  II.  Abth.  58 


442 

pa  brjod  pa  ni  |  gautamai  bzang  mo  ma  bsad  na  |  las  min  yyo  can  padmai  rtsa  lag 
0gyur  |  ces  pai  bden  brjod  1ha  thsogs  mkha  la  byon  |  rgyal  po  dmangs  kyi  thsogs  la 
lhas  smras  pa  |  nyes  med  de  dag  bsad  pa  ji  lta  bu  |  re  ba  yongs  su  rdzogs  par  mi  byed 
pai  |  rgyal  po  chos  la  mi  gnas  cbos  min  phyogs  |  sems  can  rnams  la  bde  ba  mi  byung 
zhing  |      grong  khyer  ku   sai   thsongs  0dus  0jigs  par  0gyur  |      gyul  0khrugs  yam  nad  mu 

Fol.  42  a.  ge  byung  bar  0gyur  |  de  nas  0iag  Ochom  yyo  byed  mang  por  0gyur  |  thse  0dir  logs  par 
byas  dang  nyes  par  byas  [  rtag  sing  spyad  nas  byas  na  chos  rgyal  yin  |  chos  dang  mi 
ldan  skye  bo  ngan  pa  bskur  chos  ldan  |  mi  ldan  nyes  med  chad  pai  bcad  pa  na  |  khrirns 
„jig  nyon  mongs  rgyu  yi  rnam  par  0khrng  |  de  bas  nyes  byas  nag  can  gang  yin  pa  | 
rang  gi  mi  dgei  sa  bon  btab  pa  yin  |  rnam  smin  0di  byas  pas  na  0di  byung  yin  j  go  don 
rna  bar  Ion  pa  sems  la  bzhog  |  stobs  mthu  nyes  par  byas  pa  zhig  byai  phyir  |  drag 
pos  thsar  bcad  lus  kyi  stobs  nyams  bzhugs  ]  dbang  pos  drangs  ma  mig  gnyis  0byid  pa 
dang  |  yan  lag  dangs  ma  mgo  bo  0breg  pa  dang  |  rgyu  0bras  rnam  pa  tha  dad  bstan 
pai  phyir  |     rdangs    skrag  0jigs   lam    mang  po  gang   yang  rung  |     mi    dgei   lus   sems  dge 

Fol.  42  b.  bai  khrirns  kyi  0dzin  |  dngos  po  ngo  bsrungs  phra  moi  phyogs  min  pas  |  0jig  rten 
skyong  ba  rgyal  pos  khrirns  bzhin  drangs  |  tha  dad  pa  rnams  dad  par  bgyi  ba  dang  | 
dad  pa  rnams  ni  slar  gyis  dad  par  bgyi  |  mi  bsrun  yjo  can  ngan  pa  odul  bai  phyir  j 
dpa  brtag  go  cha  sra  zhing  mthsan  rno  ba  |  sa  gzhi  rab  tu  yyo  bai  las  byed  na  |  cha 
lug  gzhan  kyang  nye  Okhor  Okhod  par  0gyur  |  char  chu  dus  babs  rgyal  khams  lo  legs 
cing  |  mi  rnams  kun  la  bde  legs  byung  ba  dang  |  mi  nad  phyug  nad  la  sogs  chad  pa 
dang  ]  chos  kyi  bstan  pa  byung  bar  smos  ci  dgos  |  de  skad  1ha  rnams  kun  gyi  smras 
pa  dang  |  rgyal  po  chen  po  bzhin  mdun  lhag  nas  |  gautama  dpa  bo  khyod  la  ni 
gser  gyi  mdog  dang  bsod  nams  brgya  yi  mthsan  |  lta  pa  sdug  cing  mig  tu  mngon  mdzes 
pa  |      1ha  stong  bye    ba    rab    tu   dga    bar    byed  |      skye    bos    mthong  na  dga    bai  lus  thub 

Fol.  43 a.  cing  |  bskal  pa  dag  ni  bye  ba  brgya  stong  phrag  |  rgyai  so  rtsa  dgur  Okhor  los  bsgyur 
rgyal  0gyur  |  fsa  steng  mi  rnams  ral  gri  gar  song  ltos  |  ces  pai  thsig  smras  rgyal  chen 
sde  bzhi  yis  |  ral  gri  khrag  can  nam  kha  dbyings  la  bor  |  bzang  mo  bsod  mi  su  yi 
steng  du  sog  |  smon  pa  bor  bai  ral  gri  thog  du  0gyur  |  padmai  rtsa  lag  steng  0bab 
shi  bar  0gyur  |  thog  zer  bu  mo  Ogrogs  spyod  gnyis  la  phog  |  gautama  sum  cu  sum  du  | 
sku  gsum  ston  pa  kuntu  0chang  zhes  par  |  skye  bo  blangs  te  chos  stongs  chen  por  0gyur  | 
rgyal  po  de  nyid  khrirns  la  mkhas  par  0gyur  |  Urgyan  guru  Padma  „byung  gnas  kyis  j 
skyes  rabs  rnam  thar  rgyas  par  bkod  pa  las  |  bstan  pa  gnyis  ldan  byung  thsul  bstan  pai 
leu  ste  brgyad  pao  || 

Fol.  43 b.  De  nas  kun  mkhyen  kun  gzigs  kun  tu  0chang  |     gsang  sngags  bla  med  rdo  rje  theg 

pa  bstan  |  bram  ze  khyeu  bla  ma  thse  Ophos  pa  |  dam  pa  tog  dkar  zhes  bya  ba  ston 
pa  la  |  dbang  gi  chu  bo  chen  po  bzhi  phab  ste  |  yongs  su  0dzin  pa  dge  bai  bses  snyen 
dbang  |  phyi  chas  brgyad  sprul  pai  sku  ru  bskur  pa  |  chos  bka  gtad  pa  spo  ti  gleg 
bam  dbang  |  nang  gi  chas  brgyad  longs  spyod  rdzogs  skur  bskur  |  rig  pai  rtal  dbang 
yid  dam  lhai  dbang  |  gsang  bai  chas  brgyad  chos  kyi  sku  ru  bskur  |  yongs  rdzogs 
phyag  rgya  chen  po  mchog  gi  dbang  |  dbang  gi  chas  bcu  mi  0gyur  rdo  rjer  bskur  | 
sku  lngai  bdag  nyid  bla  ma  rdo  rje  0chang  |  yongs  0gril  lta  ba  spyi  0jam  sngon  byung 
bskur  |  de  dag  dgos  dbang  rdzogs  par  bskur  byas  nas  |  de  nas  spyi  dbang  bcu  bskur 
ba  ni  |  bdnd  rtsi  thob  phyir  thse  dbang  rdzogs  par  bskur  |  sems  ses  phyir  na  sems  la 
dbang  bar  bskur  |     ratna  nam  kha  mdzod  phyir  brnyed  par  bskur  |     bag  chags  dang  bcas 


443 

las  kyi  lam  gcad  phyir  |  las  lam  chad  pa  tiug  „dzin  dbang  bskur  ro  |  bsam  gtan  brnyed  p0i.  44  a. 
phyir  skye  bai  dbang  yang  bskur  |  lhun  0grub  0jug  pa  thob  phyir  rdzu  0phrul  bskur  | 
zad  pa  skyed  mched  thob  phyir  mos  par  bskur  |  bsam  pai  don  thob  bya  phyir  smon  lam 
bskur  |  lus  ngag  yid  kyi  las  thob  ye  ses  bskur  |  chos  dbyings  yang  dag  mtha  mnyam 
dri  med  phyir  |  chos  la  dbang  bai  dbang  dang  bcu  bskur  ro  |  khyad  par  dbang  ni  nyi 
su  rtsa  Inga  bskur  |  skui  dbang  Inga  spyi  bos  gtsug  tu  bskur  |  gsung  gi  dbang  Inga 
mgrin  pai  gnas  su  bskur  |  thugs  kyi  dbang  Inga  snying  khai  gnas  su  bskur  |  yon  tan 
dbang  Inga  lte  bai  gnas  su  bskur  |  0phrin  las  dbang  Inga  yan  lag  kun  la  bskur  |  1ha 
rgya  stod  gis  bstod  cing  bskur  ste  sngags  |  sil  bsnyan  sgra  dang  glu  dbyangs  sgra  las 
bskur  |  de  nas  tog  dkar  mi  yi  yul  du  byon  |  1ha  Okhor  rnams  la  byams  pas  chos  Fol.  44 b. 
ston  gyur  |  de  phyir  tog  dkar  rang  gis  dbu  nas  su  |  thod  dang  cod  pari  byams  pas 
dbul  bzhag  |  khyod  ni  nga  yi  Oog  tu  sangs  rgyas  0gyur  |  ces  pai  lung  bstan  dbang 
bskur  zengs  bstod  nas  | 

ser  skyai  rgyal  po  zas  gtsang  sras  su  gsegs  |  de  nas  bla  med  ston  pa  kun  tu 
0chang  |  mi  yul  yoga  gsum  gyi  0dul  bar  gzigs  j  0bras  bu  gsang  sngags  rdo  rje  theg  pa 
0di  |  1ha  bu  ye  ses  tog  gi  rgyal  mthsan  zhes  |  dbang  gi  chu  bo  chen  po  bzhi  phab 
nas  |     1ha  mangs  dbus  kyi  khyu  mchog  mnga  gsol  te  | 

rgyal  po  gtsug  phud  rigs  bzang  sras  su  gsegs  |  de  yi  gsegs  yul  nub  phyogs 
urgyan  yul  |  yul  gling  nyi  su  rtsa  geig  yod  pai  dbus  |  urgyan  sprin  nag  0dus  pai  dur 
khrod  byang  j  kämarüpai  gtsug  lag  kliang  zhes  pa  |  rgyu  ni  rin  chen  sna  thsogs  las  Fol.  45 a. 
grub  pa  |  dbyibs  ni  zlum  po  mdog  ni  mthing  ste  |  Ihu  khang  thsad  ni  thsangs  pai 
Odom  gang  pa  |  phyogs  bzhi  dag  la  sgo  ni  bcu  drug  pa  |  0byed  gcod  thams  cad  dus 
geig  byed  pa  yod  j  mkha  Ogroi  bdag  byed  rang  0byung  gstug  lag  khang  |  ucalayi 
gtsug  lag  khang  kyang  zer  |  lung  du  bstan  pai  gtsug  lag  khang  kyang  zer  |  ghandhola 
yi  gtsug  lag  khang  kyang  zer  |  de  yi  bdag  po  Odod  pa  0di  bzhin  byed  |  rgyal  po  gtsug 
phud  rigs  bzang  zhes  bya  te  |  btsun  mo  mchod  Oos  ma  zhes  bya  ba  la  |  rgyal  bu 
mthse  mo  gnyis  ni  dus  geig  skyes  |  rgyal  po  gnyis  la  dus  geig  khab  bzhes  nas  |  sras 
gang  snga  bar  rgyal  sar  Odon  no  gsungs  |  chung  ma  gnyis  ni  nyi  ma  geig  la  blangs  | 
rgyal  po  gtsug  phud  rigs  bzang  zhal  na  re  |  rgyal  bu  gnyis  ni  dus  geig  skyes  pas  na  j  Fol.  45>. 
skad  ni  gang  snga  geig  la  rgyal  sa  bkod  |  nga  yis  yyas  ^yon  dag  la  nyol  cig  gsungs  | 
thor  gtsug  can  gyis  btsun  mo  gunamä  |  snyid  du  log  pai  za  zii  rmi  lam  na  |  lus 
nas  mi  chen  dkar  po  geig  thon  nas  |  rtsi  sing  nags  tsal  thams  cad  gcad  pai  sul  |  sa 
dkar  byug  te  rnam  par  dkar  bas  rmis  |  geig  la  mo  yi  lus  nas  mi  nag  thon  |  mgo  bo 
nyi  zlai  gseb  thsangs  pa  rmis  |  rgyal  po  nyid  la  thug  nas  Ood  zer  na  |  kha  dog  Inga 
byung  nyi  zlai  gseb  sod  rmis  |  nang  par  rmi  ltas  nga  bzang  nga  bzang  zer  |  rmi  ltas 
mkhan  po  bos  nas  dris  pa  yis  |  mi  dkar  de  ni  Ogro  bai  don  byed  pai  |  rgyal  bu  sprul 
pai  sku  geig  „khrungs  pai  brtags  |  rtsi  sing  bcad  pa  gdug  pa  0dul  bai  brtags  |  sa  dkar 
bstan  pa  rgyas  pai  rtags  yin  zer  |  geig  gis  lus  nas  mi  nag  thon  pa  ni  |  rgyal  sa  0dzin  pai  Fol.  46a. 
sras  Oongs  lung  bstan  no  |  lo  dus  dpyid  zlar  bai  rgyal  gyi  ny  di  nyin  |  bu  re  skyes  te  skad 
kyang  snyam  po  ston  |  ltas  bzang  byung  pas  thor  cog  can  na  re  |  ltas  bzang  nga  yi 
bu  yi  ltas  yin  zer  |  rab  rtsal  nga  yi  bu  yi  ltas  yin  zer  |  rgyal  pos  rgyal  sa  nga  yi  bus 
thob  zer  |  de  nas  rgyal  pos  rgyal  srid  mi  rnams  bsdus  |  rgyal  bu  gnyis  la  btsas  ston 
chen  po  byas  |  bram  ze  mthsan  mkhan  bu  yi  mthsan  rtags  pas  |  rab  btsal  bu  la  thor 
cog  can  du  rtags  |      thor  gstug  bu  la  cäntarüksi  rtags  |      blon    po   rnams    kyi  rgyal  po 


444 

sus  byed  dris  |      bzhin  bzang  che  ba  geig  gi  rgyal  po  bgyis  |      zer  bas  thor  cog   can  de 

Fol.  46b.  rgyal  sar  ston  |  cäntaraksi  thar  mthams  0dzin  du  beug  |  de  nas  9äntai  rgyal  srid  ma 
thob  pas  |  gang  kyang  kho  dang  nga  nyid  ninyatn  pa  la  |  rgyal  po  khos  byed  nga  yi 
0bangs  byed  pa  |  0di  lta  bu  ni  Oos  pa  ma  yin  snyarn  |  rgyal  srid  nyid  la  gnod  pa  ci 
0gro  byas  |  chad  pa  gcad  nas  mtha  la  spyags  par  0gyur  |  de  nas  rgv  gar  rdo  rje 
gdan  gyi  nub  |  dur  khrod  chen  po  so  so  gling  bya  bar  |  mtha  bs'-  .  du  ni  dpag  thsad 
geig  yod  pa  |  de  nyid  dbus  na  rang  0byung  mchod  rten  na  |  rgya  che  dpang  mtho  Okhor 
lo  gdug  dang  bcas  |  rgya  ni  rin  chen  dngul  las  byas  pa  yis  |  dril  bu  yjer  khai  dra  ba 
dra  phyed  spras  |  nyi  ma  dang  ni  zla  bai  brgyan  pa  la  |  de  Oog  ri  mo  brgyad  ni  rang 
byon  pa  |  de  yi  byang  sar  raun  thang  zhes  byai  mthso  |  nang  na  chu  srin  la  sogs 
srog  chags  gzugs  ]      mtha   ma   sna    thsogs  0dus   pai   brag   ris  bskor  |      de   yi  lho  nub  0jig 

Fol.  47a.  rten  1ha  rten  ni  |  sing  nags  netota  zhes  bya  ba  la  |  steng  na  ngur  bya  nag  pos  thangs 
yod  pa  |  rked  la  dug  sbrul  nag  pos  thsangs  yod  pa  |  0jig  rten  1ha  ni  dga  byed  gzhon 
nu  zhes  |  gdong  pa  seng  ge  lag  bzhi  ral  gri  dang  |  mi  mgo  gtun  sing  rtse  la  mi  ro 
bkal  |  thod  pai  phreng  bai  lus  kun  rgyan  byas  nas  |  lus  la  dar  nag  sngo  khrai  ber 
chen  gsol  |  gsod  byed  ma  mo  0bul  gyi  bskor  nas  ni  |  glang  po  che  gzhon  sa  dang 
khrag  la  dbang  |  de  la  mkha  Ogro  ma  thsogs  dpag  med  bskor  |  la  la  seng  ger  gzhon 
nas  skra  grol  ma  |  lag  na  thod  pa  dgu  rtsegs  rgyal  mthsan  0phyar  |  la  la  bya  thsogs 
gzhon  nas  ca  co  Odon  |  la  la  seng  gei  rgyal  mthsan  mkha  la  „phyar  |  la  la  lus  geig 
dong  beu  rgyu  snying  zla  |  la  la  bu  med  nag  mo  ral  nyil  ma  |  kha  yi  nang  nas  khyi 
spang  0bung    bar    byed  |      la  la  mi  lus  bsog  pa  nam  kha   mnyams  |      gnam    leags  thog  gi 

Fol.  47 b.  char  pa  babs  par  byed  |  lag  pa  dag  na  stag  gi  rgyal  mthsan  thogs  |  la  la  rang  gi  lus 
kyi  stod  smad  0brel  |  la  la  rang  lus  yan  lag  bcad  sas  su  |  phyogs  bzhi  mthsams  brgyad 
dag  la  gtor  bar  yod  |  de  ltar  rdzu  0phrul  sna  thsogs  ston  byed  cing  |  dpag  tu  med  pa 
brjod  kyi  mi  lang  pa  |  de  na  ngur  bya  ngur  phag  dug  sbrul  dang  |  lee  spang  kha  dog 
mi  „dra  mang  po  dang  |  spang  ki  kälaka  la  sogs  pa  dang  |  mi  ro  gsar  rnying  dpag  tu 
med  pa  dang  |  sa  dang  rus  pa  khrag  gi  rgya  inthogs  dang  |  mi  mgo  skam  po  rlon  pa 
rnyin  pa  dang  |  gcan  zan  la  la  ro  0grang  la  la  za  |  la  la  rgyug  cing  la  la  ngu  ba 
dang  |      la  la  mig  0byin   la  la  rkang  pa  0cha  |      rus  pa  mur  dang   sa  za  rgyu  ma  0phen 

Fol.  48a.  rab  tu  „jigs  sing  kyi  bung  dur  khrod  der  |  cäntaraksita  yi  phrin  nas  su  |  Od  mai  gzhu 
byas  sing  la  mda  thogs  nas  |  pho  rnams  bsad  cing  mo  rnams  spyang  pa  las  |  mkha 
Ogro  ma  yi  thsogs  kyi  yongs  su  bskor  |  ting  „dzin  skyongs  zhing  brgya  dang  dgu  beu 
bzhugs  |  de  nas  sprin  ldan  rgyal  khams  „dul  bar  dgongs  |  thsogs  nas  phung  po  lhag 
med  „ja  ltar  yal  |  Urgyan  guru  Padma  „byung  gnas  kyis  |  skyes  rabs  rnam  thar  rgyas 
par  bkod  pa  las  |  rgyal  po  gtsug  phud  rigs  bzang  gi  sras  su  „khruogs  pai  leu  ste 
dgu  pao  |! 


Die 


rhetorischen   Kunstausdrüeke 


m 


Notkers  Werken. 


Von 

Johann  Kelle. 


(Fortsetzung  der  Abhandlung    Die  philosophischen  Kunstausdrücke  in  Notkers  Werken 

in  Band  XVIII  Abth.  I  v.  J.  1886.) 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.Wiaa.  XXI.  Bd.  III.  Abth. 


59 


mcht  bloss  die  grossen,  sondern  auch  die  kleinen  Denkmäler  der 
ahd.  Periode  sind  bereits,  zum  Theil  mehrfach,  kritisch  und  exegetisch  be- 
handelt worden.  Der  Wortvorrath  der  grösseren  Denkmäler  wurde  in  mehr 
oder  minder  ausführlichen  Glossaren  selbständig  verzeichnet.  Nur  bei  den 
zahlreichen  Werken  Notkers  des  Deutschen  sind  wir  noch  immer  auf 
Abdrücke  meist  ungenauer  Ueberlieferungen  angewiesen.  Der  Wortvorrath 
derselben  hat  abgesehen  von  dem  des  Wiener  Psalmen- Codex J)  noch  keine 
Bearbeitung  gefunden,  denn  als  solche  kann  nicht  gelten,  was  Graff  in  seinem 
ahd.  Sprachschatze  aus  den  einzelnen  Werken  Notkers  angeführt  hat.2)  Und 
doch  erfordert  gerade  der  Notkersche  Wortvorrath  eine  eingehende  Behand- 
lung. So  schöpferisch  wie  er  hat  gleichzeitig  kein  anderer  Schriftsteller  in 
die  Entwickelung  der  deutschen  Sprache  eingegriffen.  Nicht  bloss  erstaunlich 
gross  ist  der  Wortreichthum,  über  den  er  verfügte,  sondern  auch  eigenartiger 
als  der  irgend  eines  Schriftstellers  der  ahd.  Periode.  Er  hat  die  deutsche 
Sprache  zu  wissenschaftlichen  Erörterungen  verwendet,  zu  denen  bis  dahin 
nur  die  lateinische  gebraucht  worden  war.  Was  Notkers  Sprache  hiebei  noch 
besonders  charakterisirt,  sind  die  deutschen  Kunstausdrücke.  Die  philo- 
sophischen habe  ich  1886  in  Band  XVIII,  Abth.  I  dieser  Abhandlungen  dar- 
gestellt, im  Nachfolgenden  will  ich  die  ebenso  wichtigen  rhetorischen  erörtern. 


1)  R.  Heinzel,  Wortschatz  und  Sprachformen  der  Wiener  Notker- Handschrift.  I..  IL,  III. 
Sitzungsberichte  der  phil. -historischen  Classe  der  kaia.  Akad.  der  Wissensch.  in  Wien.    1880,  1881,  1882. 

2)  Graff  hat  überdies  die  Schriften  Notkers  in  einer  Weise  citirt,  als  wenn  er  den  Versuch, 
eine  citirte  Stelle  aufzuschlagen,  nach  Möglichkeit  hatte  erschweren  wollen.  Alle  Stellen  aus  Marcianus 
Capella,  ein  Buch  von  136  enggedruckten  Seiten,  sind  mit  Mcp,  alle  aus  Boethius  (in  der  Grafischen 
Ausgabe  289  Seiten)  mit  Bo  5  citirt.  Auf  die  Abhandlungen  xaztp/oolai  und  xegi  egfiTjvsiag,  die  in  der 
Grafischen  Ausgabe  132  Quart-Seiten  füllen,  ist  mit  Org.  verwiesen. 


5!>' 


448 

Schon  bei  der  Erklärung  der  Schrift  ,De  consolatione  philosophiae'  des 
Boethius,  mit  der  Notker  seinen,  wie  er  sagt,  beinahe  unbekannten  Versuch 
begann,  lateinisch  Geschriebenes  ins  Deutsche  zu  übersetzen,1)  hat  er  in  Buch  II, 
Cap.  3  aus  den  "Worten:  ,Ista  sunt  quidem  speciosa  oblitaque  melle  rheto- 
ricae  et  musicae  dulcedinis'  Veranlassung  genommen,  Wesen  und  Stoff  der 
Rhetorik,  sowie  die  ,status  legales  et  rationales'  zu  erläutern.  Der  Inhalt  des 
eingeschobenen  Excurses  findet  sich  weder  in  dem  Kommentare,  noch  in  den 
Scholien,  die  Notker  bei  seiner  Erklärung  des  Boethius  benutzt  hat  (s.  J.  Kelle, 
Die  Grundlage,  auf  der  Notkers  Erklärung  von  Boethius  ,De  consolatione  philo- 
sophiae' beruht,  Sitzungsberichte  der  philos.-philol.  und  histor.  Classe  der  k.  bayer. 
Akademie  der  Wissenschaften,  1896,  S.  350).  Er  ist  von  Notker  selbständig 
verfasst,  und  zwar  mit  Benutzung  von  ,Ciceronis  Rhetoricae  libri  duo',  auf  die 
Notker  De  consol.  59b  19' 20  2)  auch  verweist.  Solch  gelegentliche  Erörterung  ein- 
zelner Aufstellungen  der  Rhetorik  erschien  aber  dem  gewissenhaften  Lehrer 
zur  Ausbildung  seiner  Schüler  nicht  hinreichend.  Er  entschloss  sich  deshalb  ein 
vollständiges  Lehrbuch  der  Rhetorik  zu  verfassen.  Die  Sprache  desselben  ist 
lateinisch.3)  Die  Kunstausdrücke  aber  sind  zum  Zwecke  des  Unterrichtes  mit 
wenigen  Ausnahmen  auch  deutsch  angeführt. 

In  dem  Kataloge  der  St.  Galler  Bibliothek  vom  Jahre  1461  4)  ist  die 
Rhetorica  Notkers  nicht  verzeichnet.  Es  war  also,  wie  angenommen  werden 
darf,  damals  kein  Exemplar  derselben  in  der  Klosterbibliothek,  wo  früher 
sicher  Original  und  Abschriften  der  Rhetorik  bewahrt  wurden.  Sie  sind  gleich 
anderen  Werken  Notkers,  vielleicht  zunächst  leihweise,  in  andere  mit  St.  Gallen 
im  Fraternitätsverhältnisse  stehende  Klöster  gekommen,  wo  sie  dann  wieder 
abgeschrieben  und  excerpirt  wurden.  Und  von  solchen  neuerlichen  Abschriften 
sind  drei  auf  unsere  Tage  gekommen.  Keine  derselben  enthält  aber  den 
Text  des  Notkerschen  Lehrbuches  in  seiner  ursprünglichen  Anordnung  und 
Fassung.  Während  ferner  in  dem  aus  Benediktbeuern  stammenden  Codex 
lat.  4621    der    königl.  Bibliothek   zu  München   der   Notkerschen  Rhetorik   ein 


J)  Ausus  sum  facere  rem  pene  inusdtatam,  ut  Mine  scripta  in  nostram  conatus  sim  uertere. 
Notkers  Brief  an  Bischof  Hugo  IL  von  Sitten.     J.  Grimm,  Kleinere  Schriften.    Band  5,    S.  191. 

2)  Die  Citate  aus  den  Werken  Notkers  beziehen  sich  immer  auf  den  Text  bei  H.  Hattemer, 
Denkmahle   des  Mittelalters.     St.  Gallen  1844—1849.     Band  3. 

s)  Non  solum  haec,  sed  et  novam  rhetoricam  et  computum  novum  et  alia  quaedam  öpus- 
cula  latine  conscripsi.  Notkers  Brief  an  Bischof  Hugo  von  Sitten.  J.  Grimm,  Kleinere  Schriften. 
Band  5,    S.  191. 

4)  Im  St.  Galler  Codex  1399;  s.  Weidmann,  Geschichte  der  Bibliothek  von  St.  Gallen. 
184Ü.     S.  421. 


449 

Dialogus  de  dialectica  et  rhetorica  vorausgeht,  der  meist  wörtlich  aus  Alcuin, 
De  rhetorica  et  de  virtutibus  und  De  dialectica1)  ausgezogen  ist,  wurde  in 
dem  aus  St.  Gallen  stammenden  Codex  C  121/462  der  Züricher  Wasserkirch- 
bibliothek der  eigentliche  Anfang  derselben,  sowie  einzelnes  im  Contexte  weg- 
gelassen. Am  nächsten,  scheint  es,  steht  dem  Original,  was  Umfang  und 
Fassung  anbelangt,  der  Text  in  dem  aus  Cues  stammenden  Codex  10662  der 
königl.  Bibliothek  zu  Brüssel.  Doch  erhebt  er  selbst  nicht  den  Anspruch  auf 
Vollständigkeit,  denn  an  der  Spitze  steht:  Excerptum  rhetoricae  Notkeri 
magistri.  Namentlich  fehlt  in  demselben  die  Darstellung  der  Schlüsse.  Es 
heist  darüber  wie  in  der  Münchener  Handschrift  —  in  der  Züricher  fehlt 
die  Stelle  —  S.  563  a:u  nur  ratiocinatio  i.  eines  dinges  irräteni  föne  andermo; 
quod  non  sit  scriptum  de  eo  quod  scriptum  est.2) 

Alles  aber,  was  die  drei  Handschriften  von  Notkers  Rhetorik  aus- 
weisen, ist  mit  Ausnahme  des  Schlusses,  der  S.  576  —  585  zum  Theil  wörtlich 
aus  des  Marcianus  Capeila  Satirae  Lib.  V,  §  508,  509,  512,  513,  514,  519, 
520.  526,  528,  540,  543  entnommen  ist,  auf  Grundlage  der  Rhetoricae 
libri  duo  Ciceronis  bearbeitet.  S.  oben  S.  448.  Auch  Q.  Fabii  Laurentii 
Victorini  Explanationum  M.  T.  Ciceronis  libri  duo  sind  an  einigen  Stellen 
zu  Rathe  gezogen  worden. 

Ciceronis  rhetorica  kommen  im  Breviarium  librorum  de  coenobio 
St.  Galli,  welches  die  zum  allgemeinen  Gebrauch  der  Brüder  bestimmten 
Bücher  verzeichnet,3)  nicht  vor.  Auch  des  Victorinus  Kommentar  zur  Rhe- 
torik des  Cicero  war  bis  ins  zehnte  Jahrhundert  hinein  —  so  weit  reicht  das 
Verzeichnis  —  in  der  allgemeinen  Bibliothek  des  Klosters  nicht  vorhanden. 
In  den  privaten  der  Aebte  Grimald  und  Hartmot  fehlten  sie  gleichfalls.4) 

Notker  hatte  die  beiden  Bücher  von  dem  Abte  von  Reichenau  zum 
Pfände  erhalten,  als  er  diesem  auf  seine  Bitte  die  dem  Bischof  Hugo  von 
Sitten  gehörigen  Philippica  Ciceronis  und  des  Boethius  Kommentar  zu  den 
Topiken  des  Cicero  lieh.5)     Ob   die  Bücher   des  Bischofes  Hugo    in  St.  Gallen 


')    Albini  Opera.     Cura  et  studio  Frobenii  1777.    tom.  II,  vol.  1,  pars  IV,  pag.  313,  334. 

2I  s.  Joh.  Kelle,  Die  St.  Galler  deutschen  Schriften  und  Notker  Labeo.  Abhandlungen  der 
k.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  I.  (1.  XVIII.  Bd.  I.  Abth.  1888. 

3)  Im  St.  Galler  Codex  728  und  267;  vergl.  Weidmann,  Geschichte  der  Bibliothek  von 
.St.  Gallen,    1846.    S.  366  ff. 

*)  Im  St.  Galler  Codex  267;  vergl.  Ratperti  Casus  s.  Galli,  cap.  9;  Pertz,  Script,  tom.  II, 
pag.  70,  72;    vergl.  Weidmann,  a.a.O.  8.396. 

5)  Libros  vestros  i.  Philippica  et  Commentum  in  Topica  Ciceronis  petiit  a  me  abbas  de  Augia 
pignore  dato,  quod  maioris  praetii  est.  Plnris  namque  est  rhetorii  a  Ciceronis  et  Victorini  nobile  com- 
mentum, quae  pro  eis  retineo,  schrieb  Notker  an  Bi-ohof  Hugo  von  Sitten;  s.  .1.  Grimm,  Kleinere 
Schriften,    Band  5,   s.   191. 


450 

copirt  wurden,  lässt  sich  nicht  feststellen.  Wahrscheinlich  aber  ist,  dass  sie 
Notker  nach  Sitten  zurückgeschickt  hat.  Im  Katalog  vom  Jahre  1461  kommt 
nämlich  keine  Eintragung  vor,  die  auf  Ciceros  Rhetorik  und  den  Kommentar 
des  Victorinus  gedeutet  werden  könnte. 


Die  Brüsseler  und  Münchener  Ueberlieferung  der  Notkerschen  Rhe- 
torik beginnt  S.  560  mit  einer  kurzen  Einleitung,  die  im  Anschluss  an 
Victorinus  von  der  natürlichen  und  künstlichen  Beredtsamkeit  handelt  und 
56 la26 — 562 a36  aus  dem  ersten  Buche  von  Ciceros  Rhetorik  die  Capitel  24 
und  25  wörtlich  anreiht,  Sie  erklärt  dann  in  dem  ersten  Capitel  De  materia 
artis  rhetoricae  nach  Cicero,  Rhet.  Lib.  I,  cap.  5  materia  als  taz  man  haben 
scal  ze  werche,  ut  causa  est  quam  exigit  rhetorica  sine  qua  ipsa  nihil  operis 
habet.1)  Res  et  negotia  de  quibus  fiunt  controversiae  causae  dicuntur  (Cicero, 
Rhet.  I,  6).  —  Causa  (Streitpunkt)  wird  übersetzt  mit  machunga  des  strites 
562  b,!,  strit  562 bI?.  Die  Veranlassung  zum  Process  ist  aber  dreifach:  1.  iu- 
dicialis  (gerichtlich;  Cicero,  Rhet.  1,5)  —  tiu  dinchlicha  562  b2",  quae  con- 
siderat,  quid  aequum,  quid  iniquum,  quid  iustum,  quid  iniustum ;  stritet  man 
umbe  reht  unde  uinbe  unreht.  De  consol.  55 b '.  2.  deliberativa  (berathend ; 
Cicero,  Rhet.  I,  5)  —  tiu  sprächlicha  562 a27,  De  consol.  55 b23,  quae  deliberat 
—  pimeinit  vel  gechiusit  vel  ahtöt,  tüot  deliberationem  —  einunga,  bemeineda. 
De  consol.  55 b21  — ,  quid  faciendum  vel  non  faciendum  sit,  3.  demonstrativa 
(beweisend;  Cicero,  Rhet,  I,  5)  —  thiu  zeigönta,  chiesenta  563 a2;  De  consol. 
55 b15,  quis  dignus  sit  imperio,  vel  episcopatu  et  versatur  tota  in  laudando 
vel  vituperando.  Jede  von  diesen  drei  Arten  theilt  sich  wieder  in  status 
legales  und  status  rationales  563  a8.  Legalis  (das  Gesetz  betreffend)  heisst  der 
Streitpunkt,  welcher  aus  dem  Wortlaut  des  Gesetzes  entsteht,  wenn  diesen 
Verschiedene  verschieden  erklären;  vergl.  569 a29.  Wenn  man  darüber  streitet, 
wio  redolih  taz  si,  daz  man  tüot  aide  ratet,  föne  dero  ratione  —  föne  dero 
redo  —  heisst  der  Streitpunkt  rationalis  563 a13;  De  consol.  55 b32. 

Der  status  legalis  (cf.  567  b26;  568  a31;  569  a29;  De  consol.  56  a5;  Cicero, 
Rhet.  I,  12;  II,  51)  ist  fünffach:  1.  Scriptum  et  sententia  [voluntas]  —  scrift 
unde  willo  563 a17.  2.  ambiguae  leges  (cf.  568bn;  De  consol.  56 a  2I).  3.  con- 
trariae  leges  (cf.  568 b'24;  De  consol.  56 a17.  4.  definitio  —  rehtsaga  waz 
ez    si    563  a2j;     notmarchunga,     gnötmezunga     De    consol.    56 a27.       5.    ratio- 


l)   Waz  ist  iro  (rhetoricae)  materia  äne  der  strit;   so  der  strit  errinnet,  so  habet   si  werh.     De 
consol.  55''  ?. 


451 

cinatio  —  eines  tinges  irräteni  föne  andermo  563* 8*;  cf.  568 a3';  festenunga 
De  consol.  56 b  7. 

Der  status  vel  constitutiones  rationales  gibt  es  vier ;  Cicero,  Rhet.  I,  8.  9 ; 
Victorinus  pag.   180    seq.:    1.  Coniectura   —   rätisca  563 b5;    De  consol.   56 b  1T. 

2.  definitio  vel  finis  —  des  namin  forderunga  vel  scafunga  vel  endunga  563  b  l0; 
gnotmezunga  572 b22.  3.  qualitas.  4.  translatio  —  wehsei  563b19;  misse- 
sezzeda  De  consol.  56 b33.  Qualitas  (Cicero,  Rhet.  I,  11)  theilt  sich  in  iuri- 
diciale  —  strit  umbe  diz  tietreht  563 b26;  cf.  569 a24  und  negociale  —  strit 
umbe  daz  kewoneheite  563 b27;  cf.  566 aH;    De  consol.  57  a31. 

Theile  des  iuridiciale  (Cicero,  Rhet.  I,  11)  sind  a)  assumptuosum  (un- 
vollständig) —  daz  antseidiga,  quod  assumit  defensionem  —  antsegida  563 b32; 
b)  absolutum  (vollständig)  —  par  563 b2y;  De  consol.  57  b7,  quod  non  assumit 
defensionem   —  antseida  566b16;    De  consol.  57  bS. 

Theile  des  assumptivum  (Cicero,  Rhet.  I,  11)  sind:  1.  concessio  (Zuge- 
ständnis)  —   kejiht  564 al;    De  consol.  57 a73.     2.    remotio   (Zurückschiebung) 

—  abenemunga  564" 2;  cf.  566b19;    De  consol.  57b27.     3.  relatio  (Abwälzung) 

—  widerwerfunga  564 a5;  widerechereda  De  consol.  57 b23.  4.  comparatio 
(Vergleichung). 

De  concessione  fit  (Cicero,  Rhet.  I,  11):  1.  purgatio  (Reinigung)  — 
unsculdigunga  564aI0,  567 bl;  antseida  De  consol.  58 a6.  2.  deprecatio  (Ab- 
bitte) —   gnädönfleha  564a";    cf.   567a22;    vleha    De  consol.  58a6. 

Purgatio  (Cicero,  Rhet.  I,  11)  umfasst:  1.  imprudentia  (unbewusster 
Fehler)  —  unwizzentheit  564a'3;  cf.  567 b3;  De  consol.  58 a23.  2.  casus  (Zu- 
fall)    —    ungewändiu    geseiht    564 aH,    567 bu;     keskiht     De    consol.    58 a13. 

3.  necessitas  (Notwendigkeit)   —  not  564a  u,  567 b23;  De  consol.  58aIs. 

Sodann  erörtert  das  Lehrbuch,  wie  sich  status  et  constitutiones  (Streit- 
punkte und  Feststellungen;  Cicero,  Rhet.  I,  8.  10;  Victorinus,  pag.  179,   185) 

—  stata  unde  gestellida  564al516,  strit  564 h2i  zu  einander  verhalten,  deren 
jeder  sich  theilt  in:  1.  intentio  (Ansinnen)  —  anavang  tes  strites  De  consol. 
58 b7.  2.  depulsio  (Abwehr)  —  weri  des  unrehtes  564 a22;  mälizze  564 a21; 
De  consol.  58 b!*.  3.  ratio  (Folgerung)  —  antseida  564 a26.  4.  infirmatio 
(Entkräftung)  —  luzeda  564  a3°;  De  consol.  581'20.  5.  firmamentum  (Bekräf- 
tigung)  —   festinunga  564 a38. 

Status  et  constellatio,  heisst  es  De  consol.  58 b2,  die  gleichbedeutend 
sind,  haben  ihren  Namen  davon,  taz  tie  stritenten  sih  stellent  gagen  ein 
anderen.  Intentio  unde  depulsio,  diu  machont  ten  statum.  Causae  omnesque 
partes  earum,    constitutiones   et  status  et  earum  partes    (s.  oben)    quaestiones 


452 

(Untersuchung)  —  strit  564 b  2i)  dicuntui\  Et  hae  sunt  quae  civiles  dicuntur, 
quia  inter  cives  agitantur;  sunt  enim  cives  purchliute;  civiles  —  purcliche 
strite   569"  n. 

Den  Schluss  der  erhaltenen  Ueberlieferungen  der  Notkerschen  Rhetorik 
bildet  die  Erörterung  der  Theile  der  Rhetorik  (Cicero,  Rhet.  I,  7 ;  Victorinus 
pag.  177  seq.): 

1.  Inventio  (excogitatio  rerum  uerarum  aut  verisiniilium  quae  causam 
probabilem  reddunt;  probabilis  heisst  lobesam,  cloublich   573 b32. 

2.  dispositio  (rerum  inventarum  et  sententiarum  in  ordinem  distributa) 
ist  übersetzt  mit  scafunga  unde  ordenunga  des  kechöses  575 a6. 

3.  memoria  (firma  animi  rerum  et  verborum  ad  inventionem  perceptio) 
ist  verdeutscht  mit  kehugida  des  tu  gedähtost  ze  sprechenne  575 a26. 

4.  elocutio  (idoneorum  verborum  ad  inventionem  accommodatio)  heisst 
rehtkespräche ,  rehtgechose,  dero  sculdigon  worto  legida  ze  dinen  kedän 
chin  57 5  b18. 

Was  dann  576  a4  über  die  duplex  ratio  elocutionis  gesagt  wird,  ist  aus 
des  Marcianus  Capella  Satirae  Lib.  V,  §  508,  509,  512,  526,  528,  entnommen. 

Als  vitia  elocutionis  579 a17  quae  cavenda  sunt  in  singulis  et  compositis 
dictionibus  et  quae  non  sunt  idonea  ad  inventionem  werden  aufgezählt: 
barbara  —  endirskiu  aide  fremediu  579 a27;  corrupta  —  sämerartiu  5791'4: 
inpropria  —  tiu  unsculdigen  579  b  :2;  antiquata  —  firniu  vel  firworfeniu  579,)22; 
turpia  —  unchiusciu  580 an;  differentia  —  ungehaftiu  580a13;  longe  repetita 
—  ze  verro  genomeniu  580a  ,9;  insolenter  prolata  —  wider  gewoneheite  580a23. 

5.  Das  Capitel  de  vitiis  coniunctorum  verborum  5801' 3,  das  aus  Capella 
§  513,  514  compilirt  ist,  enthält  keine  Verdeutschungen.1)  Die  Capitel  de 
bonis  et  vitiosis  clausulis  581,  582,  die  gleichfalls  keine  deutschen  Kunst- 
ausdrücke enthalten,  sind  aus  Capella,  Satirae  Lib.  V,  §  519  —  522  entnommen. 

6.  Pronuntiatio  (ex  rerum  et  verborum  dignitate  vocis  et  corporis 
moderatio)  ist  verdeutscht:  tiu  gerertida,  kebärda,  kehaba,  kewurftigi,  kezämi, 
sitisämi,  zuhtigi  dero  stimma  ioh  tis  lichamin  näh  tero  geriste  dero  worto 
unde  dero  dingo  583 b27;  pronuntiare  heisst  ferrenän  sagen  584 a6;  gestus: 
antpära,  tätwurchunga,  anterunga,  werbida  584ili0;  moderatio:  scafunga, 
mezunga,  metenscaft  584 a  u.  Was  über  pronuntiatio  gesagt  ist,  beruht  auf 
Capella,  Satirae  Lib.  V,  §  540,  543. 2) 


x)  Es  ist  aber  581 :1  -<■  2S  litterae  in  odiuin  repetitae  mit  unlustsanio  geaberter  püehstab  glossirt. 

2)  In  diesem  Abschnitt  finden  sich  auch  die  deutschen  Ausdrücke :  anterärin  (ystrionibüs),  prieken 

machöndo  (ora  torquendo),  spileliche  gebärda   (ridiculos  motus)   mezhaftigi  (moderatio),   aiiaseurago  (in- 


Index. 


453 


abenemunga    Seite  451. 
anavang  des  strites    451. 
anterunga   452. 
antpara    452. 
antsegida    451. 
antseida    451. 
antseidig    451. 
bemeineda   450. 
chiesenta    450. 
dinchlicha   450. 
einunga   450. 
endirskiu    452. 
endunga    451. 
ferworf'eniu    452. 
festinunga    451. 
firniu    452. 
vleha    451. 
forderunga    451. 
fremediu    452. 
gebärda   452. 
gechöse    452. 
gehaba    452. 
gehugeda    452. 
gejiht   451. 
gerertida    452. 


geseiht    451. 

gespräche    452. 

gestelleda   451. 

gewurftigi    452. 

gezämi    452. 

gloublich   452. 

gnädönvleha   451. 

gnötmezunga    450. 

irräteni    450. 

lobesam   452. 

luzeda    451. 

machunga  des  strites  450. 

mälizze    451. 

metenscaft  452. 

mezunga    452. 

missesezzeda    451. 

not    451. 

nötmachunga    450. 

ordenunga  des  kechoses  452. 

par    451. 

purcliche  strite    452. 

rätisca    450. 

rebtkechöse    452. 

rehtsaga   450. 

rehtsprächa    452. 


sämerartiu   452. 
scrift    450. 
scafunga    452. 
sitisämi    452. 
sprachlich    450. 
stata    451. 
strit    451. 
tätwurchunga    452. 
tietreht    451. 
unchiusciu    452. 
ungehaftiu    452. 
ungewändiu  geseiht   451. 
unsculdigen    452. 
unsculdigunga    451. 
unwizzentheit    451. 
wehsei    451. 
werbida    452. 
weri   451. 

widerechereda    451. 
widerwerfunga    451. 
willo    450. 
zeigönta    450. 
zuhtigi    452. 


tentione),  nf  unde  niderganden  din  bräwön  nist  ze  vinstrine,  noh  ze  witsehönne  (nee  nimiuni  gravioribus 
superciliis  premendi  aut  petentibus  frontem  nudandi  sunt  oculi),  hantego  sciltit  (amare  vituperat),  noh 
ze  ltso  ne  rüore  sih  (nee  molliter  agitanti  sunt  gestus)  noh  wiblicho  ne  wanchöe  mitten  sitön  (nee 
iimliebriter  deducenda  sunt  latera),  noh  ne  halswerföe  ze  ungezemero  wis  (nee  iaetanda  deformiter  cervix) 
unzuhte  (illecebras)  die  er  teta  ziero  ni  doch  komelicho  (quibus  etsi  venuste  tarnen  non  uidebatur  uti 
viriliter),  ze  uerro  hina  gerachter  ann  stritendo  (rnanus  in  contentionibus  fusa  gorrectius),  unde  aber 
widei-e  gezuhter  sagendo  (in  sermocinatione  vel  narratione  contraeta). 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wia8.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  60 


454 


II. 


absolutum    Seite  451. 
ambiguae  leges   450. 
antiquata    452. 
assumptivum    451. 
barbara    452. 
casus    451. 
causa    450. 
comparatio    451. 
concessio    451. 
coniectura    451. 
constitutio   451. 
contrariae  leges    450. 
corrupta    452. 
definitio    450. 
deliberatio    450. 
deliberativa    450. 
demonstrativa    450. 
deprecatio    451. 


depulsio    451. 
differentia    452. 
dispositio    452. 
elocutio    452. 
finis    451. 
firmamentum    451. 
imprudentia    451. 
infirmatio    451. 
inpropria    452. 
intentio   451. 
inventio    452. 
iudicialis    450. 
iuridiciale  451. 
legalis    450. 
materia   450. 
memoria   452. 
necessitas    451. 
negociale    451. 


probabilis    452. 
pronuntiatio    452. 
purgatio   45 1 . 
quaestio    451. 
qualitas    451. 
ratio    451. 
ratiocinatio    450. 
rationalis    450. 
relatio    451. 
remotio    451. 
scriptum   450. 
sententia    450. 
status  451. 
translatio    451. 
turpia    452. 
voluntas   450. 


Philologische  Studien 


zu 


CLEMENS   ALEXANDRINUS. 


Von 


W.  Christ. 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  IN.  Abth.  61 


Wie  jeder  Philologe,  so  hatte  auch  ich  schon  hundert  Male  Stellen  des  Clemens 
Alexandrinus  nachgeschlagen,  auch  einzelne  Kapitel  bei  Gelegenheit  litterarischer  und 
historischer  Untersuchungen  durchgelesen;  aber  zu  einer  zusammenhängenden  Lektüre  war 
ich  bis  zum  vorvorigen  Sommer  noch  nicht  gekommen.1)  Dazu  wurde  ich  erst  durch  die 
ausgezeichneten  Untersuchungen  von  Ant.  Elter  über  die  Geschichte  und  den  Ursprung  der 
griechischen  Gnomologien2)  angeregt,  da  ich  bei  dem  Studium  derselben  bald  erkannte,  dass  ein 
sicheres  Urteil  über  die  schwierigen,  dort  angeregten  Fragen  nur  auf  Grund  einer  genauen 
Kenntnis  des  ganzen  Clemens  und  seiner  eigentümlichen  Arbeitsweise  möglich  sei.  Ich  habe 
daher  die  grössere  Müsse,  die  mir  nach  Vollendung  der  dritten  Auflage  meiner  Griechischen 
Litteraturgeschichte  geboten  war,  und  insbesondere  die  Ruhe  des  Landaufenthaltes  in  dem 
schönen  Traunthal  dazu  benützt,  die  Werke  des  Clemens  Alexandrinus  im  Zusammenhang 
zu  lesen  und  dabei  auch  anderen  als  gerade  den  von  Elter  angeregten  Fragen  nachzugehen. 
Eine  Frucht   dieser  Müsse    biete    ich    in    den   nachstehenden  Untersuchungen    über  Dichter- 


\-v 


citate  und  chronologische  Angaben  bei  Clemens  Alexandrinus.  Zur  allgemeinen  Orientierung 
schicke  ich  denselben  einen  einleitenden  Abriss  über  die  Stellung  des  Clemens  zu  Wissen 
und  Bildung  voraus.  Ich  hatte  denselben  niedergeschrieben,  ehe  das  Buch  von  Eug.  de 
Faye,  Clement  d'Alexandrie,  etude  sur  les  rapports  du  Christianisme  et  de  la  philosophie 
grecque  au  IIe  siecle,  in  Bibliotheque  de  l'ecole  des  hautes  etudes,  vol.  XII,  Paris  1898  in 
meine  Hände  kam.  Manches  namentlich  über  die  Stellung  der  ersten  christlichen  Theologen 
zur  griechischen  Philosophie  ist  in  dem  trefflichen  Buche  ausführlicher  und  von  einem 
höheren  Standpunkte  aus  beleuchtet;  ich  glaubte  aber  doch  meinen  Abriss  nicht  unter- 
drücken zu  sollen.  Der  billig  urteilende  Leser  wird  finden,  dass  meine  Darstellung  aller- 
dings mehr  von  dem  engeren  Gesichtspunkte  des  Philologen  ausgeht,  dass  sie  aber  doch 
auch  manche,  für  die  kritische  Beurteilung  des  Clemens  wichtige  Seiten  berührt,  die  dort 
ausser  Betracht  geblieben  sind. 


!)  Diese  Zeilen  sind  geschrieben  und  der  philosophisch-philologischen  Classe  der  k.  b.  Akademie 
vorgelegt  im  Februar  1899;  gemeint  ist  also  oben  die  Müsse  der  Sommerferien  des  Jahres  1898. 

2)  Ant.  Elter,  De  gnomologiorum  graeeorum  historia  atque  origine,  de  Justini  monarchia,  de 
Aristobulo  Judaeo,  9  Programme  der  Universität  Bonn  1893 — 1894/5  in  fortlaufender  Paginierung; 
Corollarium  Eusebianum,  ebenda  1894/5;  De  gnom.  graec.  historia  atque  origine  commentationis  ab 
Eltero  conscriptae  ramenta,  ebenda  1897. 

61* 


458 


I. 
Die  Stellung  des  Clemens  zu  Wissen  und  Bildung. 

Die  dicken  Bände  des  Clemens  durchzulesen  und  Einzelnes  dann  nochmals  wieder 
und  wieder  zu  lesen,  kostete  mich  (was  soll  ich  es  leugnen?)  Ueberwindung.  Ich  bekenne 
mich  zwar  auch  im  Allgemeinen  zu  dem  Grundsatz  philologischer  Wissenschaft,  dass  es 
Sache  des  Forschers  sei,  alles,  was  in  einer  Sprache  geschrieben  ist,  der  Untersuchung 
wert  zu  halten.  Aber  ich  fühle  mich  daneben  doch  zu  sehr  als  Mensch,  als  dass  ich  mich 
durch  einen  solchen  abstrakten  Satz  leiten  Hesse  und  in  einseitiger  Verfolgung  wissen- 
schaftlicher Grundsätze  das  Schöne  und  das  Oede  in  der  Litteratur  mit  gleicher  Liebe 
in  die  Arme  schlösse.  Ich  erwärme  mich  nun  einmal  nur  an  der  Lektüre  derjenigen 
Schriftsteller,  die  entweder  durch  die  Tiefe  ihrer  Gedanken  mich  geistig  zu  erheben  oder 
durch  die  Schönheit  ihrer  Darstellung  mich  ästhetisch  zu  erfreuen  vermögen.  Dahin  gehören 
für  mich  die  Kirchenväter  nicht,  und  auch  nicht  Clemens  von  Alexandrien. 

Clemens  hat  zwar  viele  achtbare  Seiten  und  manche,  die  ihn  von  dem  grossen  Chor  der 
patristischen  Schriftsteller  auszeichnen.  Als  Schriftsteller  hat  er  das  grosse  Verdienst,  zuerst 
unter  den  Christen  seine  Feder  in  den  Dienst  einer  grossen  litterarischen  Aufgabe  gestellt  und 
seine  Sätze  mit  umfassender  Gelehrsamkeit  durchgeführt  zu  haben.  Als  Mensch  gewinnt  er 
unsere  Sympathie  durch  den  Ernst  der  sittlichen  Ueberzeugung  und  die  Duldsamkeit  gegen 
Andersdenkende.  Er  ist  tiefinnerlich  von  der  Hoheit  der  christlichen  Lehre  durchdrungen  und 
stellt  in  schwunghafter,  von  warmer  Ueberzeugung  getragener  Sprache  die  Sittsamkeit  und 
Menschenliebe  der  Anhänger  Christi  den  Entartungen  des  heidnischen  Kultes,  dem  Egoismus  der 
herrschenden  Klassen  und  den  sinnlichen  Verirrungen  des  absterbenden  Griechentums  entgegen. 
Die  unerschütterliche  Standhaftigkeit  der  christlichen  Bekenner  hebt  er  gegenüber  der  matt- 
herzigen und  wankelmütigen  Haltung  der  griechischen  Philosophen  an  der  schönen  Stelle 
Strom.  VI,  p.  827  ed.  Pott.1)  mit  beredten  Worten  hervor:  rijv  juev  cpilooocpiav  ri]v  cEXXi]- 
vixrjv  eäv  6  zv%cbv  äQ%ow  x(x>Xvor\,  o'ixerai  Tiaga^gi^jua,  ri-jv  de  fj/ueregav  didaoxaXiav  exxoxe 
ovv  xal  rfj  tzqojti]  /XErayyeXua  xojXvovoiv  6/jlov  ßaodeig  xai  tvqcivvoi  xal  ol  xazä  juegog 
äg%ovreg  xal  rjyefxövEg  jusiä  rcöv  juio&ocpÖQOJv  änavxuiv,  ngog  de  xal  rcöv  ane'iQtov  av&Qdj7ia>v,%) 
xaraoTQaTevojLiEvoi  re  tjjucöv  xal  oorj  övva/uig  exxonxew  7ieiQd)/,ievoi,  i)  de  xal  juäXXov  äv&el. 
Und  schöner  können  kaum  die  Wurzeln  echter  Sittlichkeit  dargethan  werden  als  an  der 
Stelle  Strom.  IV  22,  p.  625,  wonach  der  Gnostiker  oder  der  zur  wahren  Erkenntnis 
gekommene  Christ  in  seinem  Handeln  nicht  durch  die  egoistischen  Motive  der  Furcht  vor 
Höllenstrafen  oder  der  Hoffnung  auf  Belohnung  im  Jenseits,  sondern  einzig  durch  die  Liebe 
sich  leiten  lässt,  wenn  wir  auch  statt  des  mystischen  Ausdrucks  <V  äyäjii]v  lieber  den 
gemeinverständlichen   Kantischen  Imperativ  des  Pflichtgebotes  lesen  würden. 

Dabei  ist  Clemens  trotz  aller  Hingabe  an  die  Sache  der  Christen  kein  Zelot  und  ins- 
besondere kein  Verächter  der  griechisch-heidnischen  Bildung.  Es  fehlte  schon  damals  nicht 
an  Leuten,    welche  sich    mit   der  schlichten  Einfachheit  der   evangelischen  Lehre   begnügen 


x)  Ich  werde  durchweg  nach  den  Seiten  der  Ausgabe  Potters  citieren,  da  die  Seiten  Sylburgs  zu 
gross  sind,  als  dass  sich  ihre  Angabe  zum  Nachschlagen  eignete. 

2)  Ich  habe  nach  äv&gcöjicov  ein  Komma  gesetzt,  um  anzudeuten,  dass  äxsigwv  av&Q<äna>v  mit  fiexä 
rcöv  /Mo&orpÖQcov   zu  verbinden  ist  und   nicht  etwa  als  Gen.  part.   zum  Folgenden  gezogen  werden  darf. 


459 

wollten  und  gestützt  auf  Stellen  der  Bibel  und  insbesondere  des  Apostels  Paulus  in  den 
Briefen  an  die  Korinther  und  Kolosser,1)  die  heidnische  Philosophie  und  Bildung  als  unnütz 
und  als  Teufelswerk  verwarfen.2)  Clemens  aber  war  in  den  gelehrten  Schulen  Alexandrias 
zu  tief  in  die  verschiedenen  Gebiete  des  allgemeinen  Wissens  (zä  iyxvxXia  /ua^juara)  ein- 
geführt worden,  und  hatte  insbesondere  den  Philosophen  Plato  zu  sehr  lieb  gewonnen,  als 
dass  er  in  den  Chorus  jener  Bildungsfeinde  eingestimmt  hätte.  Er  deutet,  und  dieses  mit 
gutem  Recht,  die  angezogenen  Stellen  des  Apostels  Paulus  so,  dass  neben  der  Lehre  der 
Evangelien  auch  noch  für  allgemeine  Bildung  und  wahre  Philosophie  Platz  bleibt.3) 
Namentlich  tritt  er  gleich  im  Eingang  seiner  Stromateis  I  2,  p.  327  als  ein  begeisterter 
und  geschickter  Anwalt  der  Philosophie  auf,  indem  er  sie  als  ein  Werk  göttlicher  Vor- 
sehung (ßeiag  egyov  ngovoiag)  und  als  eine  den  Griechen  verliehene  Gabe  Gottes  (&eiav 
öcogeäv  "EXXyjoi  dedopevqv)  bezeichnet.  Seine  alte  Verehrung  für  Plato  aber  bezeugt  er 
ungescheut  in  dem  Protreptikos  c.  6  p.  59,  wo  er  die  Untersuchung  über  das  Wesen  Gottes 
mit  den  Worten  beginnt:  ziva  dt]  Xdßco  ovvegyöv  zfjg  £i]Z}']oecog;  ov  ydg  navzdjiaoiv  äjizyvcb- 
va/xev  oe,  ei  ßovXst,  zov  UXdzcova'  jzfj  dt]  ovv  e^iyvevzeov  zov  dsov,  cb  ÜXdzcov;  unter  allen 
Umständen  aber  verlangt  er,  dass  man  sich  nicht  auf  das  Ruhebett  des  blossen  Glaubens 
lege,  sondern  mit  Anstrengung  seiner  ganzen  geistigen  Kraft  nach  der  Wahrheit  und  den 
Gründen  der  Wahrheit  suche.  So  sagt  er  nachdrucksvoll  Strom.  V  1,  p.  650  ztjv  nioziv 
zoiwv  ovx  ägyfjv  xal  /iiövrjv,  äXXä  ovv  t,r]zt]oei  deiv  ngocpaivEiv  cpajUEV. 

Selbst  auf  den  Inhalt  seiner  Sittenlehre  hatte  seine  Hinneigung  zur  griechischen 
Philosophie  Einfluss;  von  Weltflucht,  Klosterleben  und  Cölibat  ist  bei  ihm  noch  keine  Rede; 
umgekehrt  verteidigt  er  gegenüber  der  gesellschaftsfeindlichen  Lehre  der  Gnostiker  in  langen 
Ausführungen  (Paed.  II,  Strom.  II  und  III)  das  eheliche  Zusammenleben  und  die  Pflicht  des 
Einzelnen,  durch  Kindererzeugung  für  die  Erhaltung  des  Geschlechtes  zu  sorgen.  Ja,  in 
Sätzen  wie  Paed.  II  10,  p.  227  zfjv  cpvoiv  ygt)  didäoxaXov  ijiiygacpojUEVovg  zag  oocpäg  zov 
xaigov  ETiizt-joelv  naibaymyiag  und  xazd  cpvoiv  &  äv  ywgoU]  6  ßiog  äjzag  xgazovoi  zcov  em- 
övutoiv  ävwdev,  jui]  xzeivovoi  ze  Ix  Jigovoiag  dxixrjg  cpvöf.ievov  zcov  ävdgcoTicov  yevog  xaxo- 
ztyvoig  f.it]yavaTg  möchte  man  geradezu  das  Grunddogma  der  Stoiker  ,naturae  convenienter 
vivere'  wieder  erkennen,    für  welches  im  übrigen  die  christliche,    das  Fleisch    bekämpfende, 


*)  Paul,  ad  Cor.  I  1,  20:  ujioXcö  zrjv  oocplav  z&v  aoq>S>v  xal  ztjv  ovvsoiv  zcöv  avvercöv  äßsz>]oa>.  jiov 
zoiwv  ygaftfiazevg,  nov  ov^rjzrjg  zov  aicövog  zovxoi';  ovyl  i/j,wgavev  6  &sdg  zijv  oocpiav  zov  xöofxov  zovzov; 
ad  Col.  2,  8:  ßXijtexz,  fi7]  zig  vuä;  sozai  6  avX.aywywv  Sid  zrjg  cpüoaocpiag  xal  xevtjq  djidztjg  xazä  zr/v  nagä- 
Sootv  zöiv  dvdqöiTioiv,  xazd  zd  ozocyeTa  zov  x6oy.ov  zovzov,  xal  ov  xazd  Xgiozov.  Diese  Stellen  sind  von 
Clemens  selbst  Strom.  V  1,  p.  647  und  V  8,  j>.  771  angeführt. 

2)  Wie  die  angezogenen  Stellen  von  Zeloten  benützt  wurden,  um  die  Beschäftigung  mit  griechischer 
Philosophie  zu  bekämpfen,  zeigt  unter  andern  die  Stelle  Strom.  I  1,  p.  326:  ov  XeAtjfts  öe  (xs  xal  zd 
&QvJLov(ieva  xgög  zivojv  rpocpobe&v,  yqrjvai  Xsyovzwv  jzsgl  zd  dvayxaiozaza  xal  avveyovza  zr\v  nioziv  xaza- 
yivtoßat,  zd  de  l£<»#«v  xal  ztegizza  vTiegßuiveiv,  fidztjv  jjfiäg  zgißovza  xal  xazeyovza  jzsgl  zolg  ovöev  ovfißaXlo- 
fievoig  TTgdg  zd  ztXog'  oi  <%  xal  ngdg  xaxov  dv  zr/v  (ptXoooqpiav  siodedvxevai  zov  ßtov  vo/j.i'Qovoiv  ejil  kvfirj  z&v 
uri) oo').-io>v  .too?  zivog  evgezov  xovijgov.  Aus  Strom.  I  5,  p.  352  ersehen  wir,  dass  jene  Eiferer  auch  in  der 
Stelle  des  Buches  der  Weisheit  1,  7  fiij  jigoosye  tpavXj]  yvvaixi'  fielt  ydg  djioozd'Qsi,  and  xsiXewv  yvvaixdg 
rtogvqg  die  verführerische  Hure  auf  die  griechische  Bildung  (z>)v  'EXXtjvixijv  jiacösc'av)  deuteten.  Vergl. 
Norden,  Die  antike  Kunstprosa,  S.  674. 

3)  Gut  ist  fliese  Stellung  des  Clemens  neuerlich  gezeichnet  von  Eug.  de  Faye,  Les  Stromates  de 
Clement  d'Alexandrie,  in  Revue  de  l'histoire  des  religions,  t.  XVIII  (a.  1897),  p.  307 — 20,  und  in  seinem 
oben  genannten  Werk,  Clement  d'Alexandrie,  Paris  1898. 


460 

nicht  lenkende  Lehre  so  wenig  Verständnis  zeigte.  Manche  dieser  Anklänge  an  die  Lehren 
der  alten  Philosophen  werden  freilich  darauf  zurückzuführen  sein,  dass  Clemens  in  den 
betreffenden  Partien  starke  Anleihen  aus  Büchern  griechischer  Philosophen,  namentlich  in 
dem  2.  und  3.  Buch  des  Paidagogos  aus  den  löyoi  des  Stoikers  Musonius  gemacht  hat.1) 
Aber  mögen  auch  die  Gedanken  in  jenen  Abschnitten  des  Clemens  nicht  originell  und  nicht 
in  dem  Garten  seines  Geistes  gewachsen  sein,  zur  Ehre  gereicht  es  ihm  immerhin,  dass  er 
für  die  Sitten  griechischen  Anstandes  und  die  schönen  Aussprüche  griechischer  Philosophen 
einen  offenen  Blick  und  einen  empfänglichen  Sinn  hatte. 

Diese  Unbefangenheit  des  Urteils  und  diese  Hochschätzung  der  griechischen  Bildung 
nehmen  uns  für  Clemens  ein,  aber  (und  damit  kommen  wir  zur  Kehrseite  des  Bildes)  ihr 
volles  Recht  lässt  Clemens  doch  der  Philosophie  und  der  Forschung  nicht  zu  teil  werden; 
er  fordert  wohl  auf  zum  Suchen  nach  Wahrheit,  indem  er  p.  650  mit  dem  Evangelisten 
Matthäus  7,  7  ausruft:  fjjzet  xal  evgijoeig  und  von  sich  aus  noch  hinzufügt  p.  327:  ein 
süsser  Gewinn  ist  wie  dem  Jäger  das  erjagte  Wild,  so  dem  Forscher  das  Wahre,  was  er 
gesucht  und  mit  Mühe  errungen  hat.  Aber  er  erlaubt  nicht,  dem  mit  ehrlichem  Streben 
Gefundenen  nun  auch  unbedingt  zu  folgen;  er  knüpft  das  Folgen  an  die  Voraussetzung, 
dass  das  Gefundene  mit  den  geltenden  Glaubenssätzen  in  Einklang  stehe.  Er  merkt  nicht, 
dass  er  damit  der  Forschung  und  der  gepriesenen  Freude  an  dem  Finden  der  Wahrheit  die 
Wurzel  abgräbt.  Er  hat  aus  der  alten  Philosophie  einen  schönen  Satz  herübergenomrnen, 
aber  zugleich  als  neuen  Wissensquell  den  Glauben  an  eine  offenbarte  Wahrheit  eingeführt, 
der  mit  jenem  alten  Satz  nur  zu  leicht  in  Widerstreit  kommen  konnte.  Er  ergeht  sich 
wohl  in  weitläufiger  Rede  über  die  Unterschiede  von  Glauben  und  Erkennen,  mang  und 
yvcöoig,  und  verschweigt  auch  nicht,  dass  die  Griechen  von  dem  Glauben  als  einer  neuen 
Quelle  des  Wissens  nichts  wissen  wollten, "*)  aber  mit  dem  beliebten  Umsichwerfen  von  Bibel- 
stellen war  in  dieser  Sache  nichts  gethan;  ernstlich  ist  Clemens  der  Frage,  ob  denn  über- 
haupt zwei  Wege  der  Erkenntnis  nebeneinander  hergehen  können,  nirgends  nähergetreten; 
er  hat  nicht  einmal  den  Versuch  gemacht,  das  Gebiet  des  Wissens  und  Glaubens  von  ein- 
ander abzugrenzen  und  so  vielleicht  für  beide  Raum  zu  schaffen.  Indes  das  sind  Klippen, 
an  denen  schärfere  Denker  Schiffbruch  gelitten  haben,  über  die  von  der  verschwommenen 
Unklarheit  unseres  Clemens  keine  Aufhellung  zu  erwarten  war. 

Damit  hängt  nun  aber  auch  die  Anschauung  zusammen,  welche  sich  Clemens  über 
das  Verhältnis  der  heidnischen  Weisheit  zur  christlichen  Lehre  gebildet  hatte.  Dieselbe 
durchzieht  wie  ein  roter  Faden  alle  seine  Schriften,  so  dass  besondere  Citate  überflüssig  sind. 
In  der  Darlegung  jener  Anschauung  aber  müssen  wir  etwas  weiter  ausgreifen. 

Schon  Eupolemus,  der  alte  jüdische  Historiker  des  zweiten  Jahrhunderts  v.  Chr.3) 
hatte  hervorgehoben,  dass  in  dem  Gebrauch  der  Schrift  die  Juden  Lehrmeister  der  Griechen 


*)  Dieses  ist  überzeugend  nachgewiesen  von  C.  Merk,  Clemens  Alexandrinus  in  seiner  Abhängigkeit 
von  der  griechischen  Philosophie,  Leipzig  1879,  und  besonders  von  P.  Wendland,  Quaestiones  Musonianae, 
Diss.,  Berlin  1886.  Vergl.  auch  Eug.  de  Faye,  Clement  d'Alexandrie,  p.  77,  der  aber  nur  allzusehr  sich 
bemüht,  die  Dürftigkeit  der  christlichen  Tugendlehre  und  die  unpassende  Ausdehnung  der  Anstandslehre 
in  den  zwei  Büchern  des  Paidagogos  zu  entschuldigen,  statt  sie  aus  der  Abhängigkeit  des  Clemens  von 
seinen  griechischen,  andere  Richtpunkte  verfolgenden  Quellen  zu  erklären. 

2)  Strom.  II  2 ,  p.  432:  jtiorig  Sk  fjv  diaßcVJ.ovoi  xevijr  xai  ßdgßaQot'  vo/u£ovTes  "EXltjvsg,  JiQÖhjrptg 
fxovoids  iau,   Osoa^ßslag  ovyxaT.d&eoi;. 

3)  Dieses  Datum  hat  festgestellt  Gutschmid  kl.  Sehr.  II  194. 


461 

gewesen  seien,  da  von  den  Juden  die  Phönizier  und  von  diesen  die  Griechen  die  Schrift 
erhalten  hätten.1)  Sodann  hatten  aufmerksame  Leser  schon  frühzeitig,  lange  vor  Clemens, 
beobachtet,  dass  viele  Aussprüche  griechischer  Dichter  und  Philosophen  über  Gott  und 
göttliche  Dinge  an  Stellen  der  Bibel  anklingen,  nur  dass,  was  in  der  Bibel  klar  ausge- 
sprochen vorliege,  dort  mehr  in  dämmernder  Umhüllung  angedeutet  sei.  Anfangs  begnügte 
man  sich,  solche  Uebereinstimmungen  einfach  anzumerken,  und  hob  höchstens  nur  noch  die 
zeitliche  Priorität  des  biblischen  Ausspruchs  vor  dem  griechischen  hervor.  So  findet  Philo 
Quis  rerum  divinarum  heres  sit  I  43,  in  den  Worten  der  Genesis  15,  10  xd  xfirjfiaxa  e&i]xev 
dvxingöocojia  äXXrjXoig  bereits  den  heraklitischen  Satz  von  der  Spaltung  des  Eins  in  Gegen- 
sätze ausgesprochen,  und  bemerkt  dazu,  dass  also  dasjenige,  was  von  den  Griechen  als  eine 
neue  Erfindung  des  Heraklit  gepriesen  werde,  bereits  früher  von  Moses  gesagt  worden  sei.2) 
In  ähnlicher  Weise  macht  Philo,  De  incorruptilitate  mundi  c.  4  p.  490  M,  zu  den  Versen 
des  Hesiod  theog.  116 

ijtoi  juev  jzgcoxioza  Xdog  yevex\  avxäg  eneixa 
TaV  evgvoxegvog,  ndvxcov  ebog  äocpalkg  del 

die  Bemerkung:  /xangoTg  de  xgovoig  ngoxegov  6  xcbv  'Iovbaicov  vojuodexqg  Mcovofjg  yevi]xbv 
y.al  ucp&agxov  ecprj  xbv  xoojuov  ev  iegaig  ßißXoig,  und  sucht  in  der  Schrift  Quod  omnis  probus 
über  c.  8,  p.  454  M  die  Quelle  des  Ausspruchs  des  Stoikers  Zeno  ovx  oijucbfexai  6  cpavXog 
edv  ävxiXeyr]  xcp  ojiovbaicp;  in  der  Bibel  Genes.  28,  2  eoixe  de  6  Zijvcov  ägvoaotiai  xbv  X6yovy 
cooTieg  and  xfjg  mjyrjg,  xi]g  'Iovbalcov  vofxodeoiag. 

Bei  diesem  Nachweis  der  Uebereinstimmung  und  der  zeitlichen  Priorität  bleibt  Philo 
im  Wesentlichen  stehen.  Ebenso  äussern  sich  die  christlichen  Apologeten  Tatian  und  Justin 
nur  in  ganz  unbestimmter  Weise  über  derartige  Uebereinstimmungen.  So  sagt  Tatian  ad 
Graecos  c.  40:  TtoXJfj  yäg  oi  y.ax'1  avxovg  (sc.  "EXJrjvag)  oocpioxal  nexg^juevoi  negiegyia  xä 
ooa  TiaQä  xcbv  xaxä  Mcooea  xal  xcbv  öjuoiojg  avxijj  cpdooocpovvxcov  eyvcooav,  nagaxagdxxeiv 
eneigdftijoav ,  .-rgcöxov  fiev  Iva  xi  Xeyeiv  i'btov  vo/xio&cboiv ,  bevxegov  de  oncog  xä  ooa  jui] 
ovvieoav,  bid  xivog  emjiXdoxov  grjxogoXoyiag  nagaxaXvnxovxeg,  cbg  /A,vdo).oyiav  xr\v  äXrj&etav 
ziagaßgaßevocooiv ,  und  ähnlich  Justin  apol.  c.  44:  woxe  xal  ÜXdxcov  elncbv  (de  rep.  Xr 
p.  617  E)  'ahia  eXoixevov ,  ftebg  b"  ävaixiog'  Tiagd  Mcooecog  xov  7igocpr]xov  ?Mßcov  eine' 
Tigeoßvxegog  ydg  Mojorjg  xal  Jidvxmv  xcbv  ev  "EXXi]oiv  ovyygacpecov,  y.al  ndvxa,  ooa  negl 
äduvaoiag  xpv%rjs  i)  xtjucogicbv  xcbv    juexd  -&dvaxov  y  decogiag    ovgavlcov  r)  xcbv    öfxoicov    boy- 


J)  Clemens  ström.  I  23,  p.  413:  EvxöXepog  6k  iv  zu  negl  x&v  iv  zfj  'Iovdaia  ßaoiXecov  zov  Mcovaij  <pr)ol 
^o,7,zov  oorpov  ysveoßat  xal  yga/iuazcxfjv  ngwzov  zoig  'Iovöaioig  nagadovvat ,  xal  nagä  'Iovöaiwv  Qoivixag 
nagaXaßstv,  "EXXip'ag  de  jzaga.  <Poivi'xojv. 

2J  Philo  II,  p.  503  M:  ov  zovz'  i'oziv  8  (paoiv'EXXijveg  zov  (liyav  xal  dot'dtfiov  nag'  avzoig  "HgäxXuzov, 
xf'/ i'u.atoy  r/jg  avzov  jigoazrjoä/isvov  (ptXoooyiag,  ai'xetv  ä>g  icp'  evgeoei  xaivi] ;  naXaiov  yäg  evgepa  Mcovoewg 
toxi  zö  ix  zov  avzov  zä  ivavzia  z/A.t]fiäzwv  Xöyov  änozeXeioüai.  In  ähnlicher  Weise  sind  Stellen  des  Plato 
mit  Bibelstellen  von  Philo  zusammengestellt,  De  profugis  c.  12  p.  555  und  c.  15  p.  558.  In  dem  Leben 
Moses  II  4  hebt  Philo  wohl  hervor,  dass  die  Gesetze  Moses,  darin  von  denen  anderer  Gesetzgeber  ver- 
schieden, auch  bei  anderen  Völkern  Aufnahme  und  Nachahmung  gefunden  haben,  führt  aber  dann  zum 
Beweise  dafür  nur  die  siebentägige  Woche  in  Verbindung  mit  dem  sonntägigen  Ruhetag  und  die  strengen 
Fasten-  und  Abstinenzgebote  an,  noch  nicht  die  Uebereinstimmung  von  Sätzen  des  Moses  mit  solchen 
griechischer  Philosophen.  —  Ganz  ohne  Nebengedanken  stellt  mit  Bezug  auf  den  Stil  Stellen  des  Homer 
mit  solchen  des  Gesetzgebers  der  .luden  zusammen  der  Verfasser  des  Buches  nsgi  Syjovs  c.  (J,  den  man 
wohl  mit  dem  meisten  Recht  in  die  Zeit  des  Philo  setzt. 


462 

judrcov  xal  cpiX6oo<poi  xal  Tioirjxal  ecpaoav,  Tiagä  xwv  ngocprjx&v  rag  ätpogfxäg  Xaßovxeg  xal 
vorjoai  dedvviyvxai  xal  efrjyiqoavxo'  ö&ev  Tiagä  Tiäot  OTzegjuaxa  ähf&Eiag  doxel  elvai,  e^sXsy- 
yovxai  de  jui]  äxgißcog  vorjoavxeg,  oxav  ivavxia  avxol  eavxoig  Xeyaioiv.1) 

Dabei  blieben  aber  im  weiteren  Verlauf  die  jüdischen  und  christlichen  Gelehrten  nicht 
stehen;  sie  warfen  auch  die  Frage  auf,  woher  denn  diese  Uebereinstirnrnung  komme.  Die 
verschiedenen  Antworten  auf  diese  Frage  finden  sich  fast  alle  bei  Clemens  in  den  ver- 
schiedenen Teilen  seiner  Werke  zerstreut,  etwas,  was  mit  dem  Bildungsgang  und  der  Geistes- 
richtung unseres  Kirchenlehrers  zusammenhängt.  Denn  als  wissbegieriger  und  mehr 
empfangender  als  selbstscbaffender  Gelehrter  hatte  er,  wie  er  uns  selbst  Strom.  I  1,  p.  312 
erzählt,  verschiedene  Lehrer  an  den  verschiedensten  Orten,  im  ionischen  Kleinasien,  in  Unter- 
italien, Assyrien,  Palästina,  Aegypten  gehört,2)  und  gab  nun  als  Eklektiker  in  seinen  ver- 
schiedenen Büchern  bald  diesen,  bald  jenen  Erklärungsgrund  an,  wie  ihn  gerade  seine 
Lehrer  zu  den  einzelnen  Sätzen  vorgebracht  hatten.  Hier  aber  wird  es  zweckmässiger  sein, 
in  das  bunte  Vielerlei  Ordnung  zu  bringen  und  die  verschiedenen  Erklärungsgründe  so  nach 
einander  aufzuzählen,  wie  sie  allmählich  entstanden  und  nach  dem  Wesen  der  Sache  auf 
einander  gefolgt  sein  müssen. 

Die  einfachste  Erklärung  war  die,  auf  die  Gleichheit  der  menschlichen  Natur  und  des 
menschlichen  Geistes  zurückzugehen  und  daraus  zu  folgern,  dass  mehrere  Weisen  an  ver- 
schiedenen Orten  dieselbe  allgemeine  Weisheit  finden  und  verkünden  konnten,  ohne  dass 
deshalb  der  eine  von  dem  andern  dieselbe  gelernt  zu  haben  brauchte.  Clemens  spricht 
diesen  Gedanken  Strom.  II  19,  p.  482  aus,  indem  er  über  einen  zu  den  Gesetzen  Moses 
passenden  Ausspruch  Piatos  bemerkt:  UXäxoiv  (Theaet.  p.  176  A)  de  6  (pdooo<pog  evdai- 
juovtag  xelog  xi&ejuevog  6/uola)oiv  $etp  <pi]oiv  avxrjv  elvai  xaxa  xö  dvvaxov,  ehe  xal  ovvdga/u,ü)v 
jicog  xiu  doyjuaxi  xov  vö/uov 3)  —  al  yäg  [xeyälai  cpvaeig  xal  yvfxval  nadcbv  evoxo%ovoi  Jia)g  Tiegl 
xi]v  äXrjdeiav,  &g  cprjoiv  6  IIv&ayoQeiog  (frilayv  xä  Mcovoea)g  eiqyov/Lievog*)  —  ehe  xal  naga' 
xivmv  xöxe  Xoyioov  ävadida%deig,  äxe  fxad-rjoeayg  äel  öixpcbv.  Aber,  wie  man  sieht,  erwähnt 
Clemens  diese  Erklärungsweise    nur  so  ganz    nebenbei.     Sie    war   eben    für    den  Geschmack 


1)  Herrn  Dr.  W.  Bannier,  Hilfsarbeiter  an  dem  Thesaurus  linguae  latinae,  verdanke  ich  die 
freundliche  Mitteilung,  dass  auch  später  noch  unter  den  lateinischen  Kirchenvätern  Ambrosius,  De  Abraham 
p.  453  C  ed.  Migne  =  Schenkl  CSEL  XXXII  1,2,  p.  561  die  Verse  des  Euripides 

vvjxcpEVjxäxwv  (j.ev  xwv  i/ncöv  naxrjQ  i/uoi 
likqifivav  etjei,  xovx  ifiov  xgiveiv  tdds 

und  De  bono  mortis  p.  549  D  ed.  Migne  =  Schenkl  ibid.  p.  720  die  Stelle  des  Plato  im  Symposion  p.  203  B 
vom  Garten  des  Zeus  {y.fjnog  Aiög)  aus  der  Bibel  geflossen  (translatum)  sein  lässt.  —  Wie  auch  die  Griechen 
später  noch  in  heidnischen  Aussprüchen  Samenkörner  christlicher  Lehre  zu  finden  sich  bestrebten,  ersieht 
man  aus  der  im  5.  Jahrhundert  entstandenen  Schrift  Xgtjopoi  rwv  illr)vixwv  -deäJv,  worüber  meine 
Gr.  Lit.3  §  700. 

2)  Vgl.  Reinkens,  De  demente  presbytero  Alexandrino  p.  8  f. 

3)  Dieser  Gedanke  liegt  auch  in  den  Worten  des  Clemens  protrept.  p.  21:  f/v  6f.  ng  Zfiqwzos  ägzala 
ngog  ovgavov  äv&gcbnois  xoivwvia,  die  an  die  Lehi-en  der  Stoa  von  dem  consensus  communis  hominum 
anklingen. 

4)  Die  Stelle  steht  bei  Philo  vit.  Mos.  I  5,  p.  605  ed.  Paris. :  jtoV.ä  yag  al  fieyäkai  cpvoeis  xcuvoxo- 
fiovoi  x&v  sig  e7iiotrijA.i)v,  hat  aber,  wie  derartige  Missverständnisse  oft  bei  Clemens  vorkommen,  mit  der 
hier  behandelten  Sache  nichts  zu  thun.  Es  ist  nämlich  dort  von  dem  Unterricht  des  Moses  die  Rede, 
zu  dem  Philo  auch  Griechen  um  hohes  Honorar  herangezogen  werden  lässt,  und  es  ist  dann  noch  hin- 
zugefügt, dass  Moses  als  geniale  Natur  auch  noch  viel  neues  aus  sich  hervorgebracht  habe. 


463 

jener  Zeit  zu  einfach.  Ueberdies  waren  die  Juden  und  Christen  zu  sehr  von  dem  Gedanken 
einer  bevorzugten  Stellung  in  dem  Reiche  Gottes  eingenommen,  als  dass  sie  sich  gerne  in 
irgend  einer  Sache  auf  gleichen  Fuss  mit  den  andern  Nichtausgewählten  gestellt  hätten. 

Bei  dieser  Voreingenommenheit  mussten  sie  von  selbst  auf  den  Gedanken  kommen, 
dass  die  griechischen  Weisen  nicht  aus  sich  zu  solchen  übereinstimmenden  Lehren  gekommen 
seien,  sondern  dieselben  auf  irgendwelche  Weise  aus  dem  wahren  Quell  der  Weisheit,  der 
biblischen  Offenbarung,  geschöpft  hätten.  Noch  ganz  unbestimmt  äussert  sich  in  diesem 
Sinne  Clemens  Strom.  V  14,  p.  510:  UXdxaiv  ovx  ot<5'  onoog  ex  xdv  'Eßoai'xwv  ygacpwv 
eucpaivoiv.  Auch  noch  nicht  recht  greifbar  sind  die  Andeutungen  von  einer  göttlichen 
Beeinflussung  {Ininvoia)  der  griechischen  Weisen,  wie  wir  sie  wiederholt  im  Protreptikos 
lesen,  so  p.  61:  UXdxoiva,  noXXovg  de  xal  aXXovg  Jiagaoxfjoai  ajiovöaoov,  xov  eva  ovzojg 
juovov  fieöv  ävacp&eyyofievovg  fieöv  xax"1  in'uivoiav  avxov,  ei'  nov  xvjg  äXij&eiag  ejitögä^aivro, 
p.  59:  /udXioxa  de  xoTg  negl  Xoyovg  evdiaxgißovoiv  eveoxaxxai  xig  änoggoia  deixrj'  ov  dij  '/(doiv 
y.al  äxovxeg  jukv  6/.ioloyovoiv  eva  xe  elvat  deov,  ävcole&Qov  xal  äyevvrjxov  xovxov,  äva)  nov 
Tieol  xä  väna  xov  ovgavov  iv  xfj  Idlq  xal  olxeiq  Tiegiomf]  bvxwg  övxa  äei,  p.  62 :  än6%grj 
xal  xdde  eis  imyvojoiv  fieov  imnvoiq  fieov  Jigög  avxwv  juev  ävayeyga/ujueva.  Aber  eine 
Inspiration  nahmen  die  Juden  und  Christen  auch  bei  ihren  Weisen,  den  Propheten  und 
Aposteln,  an,  so  dass  bei  dieser  Theorie  das  Abhängigkeitsverhältnis  der  Griechen  von  der 
offenbarten  biblischen  Weisheit  nicht  in  erwünschter  Weise  zur  Geltung  kam.  Schon  mehr 
trat  dieses  in  der  Lehre  derjenigen  hervor,  die  da  annahmen,  dass  von  dem  göttlichen 
Urquell  der  Wahrheit  ein  reicher  und  reiner  Strom  durch  die  getreuen  Boten  Gottes  zu 
den  Juden  und  Christen,  ein  kleiner  und  trüber  durch  die  abgefallenen  Engel  und  die  mit 
denselben  verkehrenden  Weiber  zu  den  Griechen  und  Heiden  geleitet  worden  sei.1)  Aber 
diese  Annahme  war  doch  zu  phantastisch,  als  dass  sie  vielen  Anklang  hätte  finden  können; 
auch  erklärte  sie  nur  unvollkommen  die  Aehnlichkeit  des  Wortlauts,  nicht  bloss  des  Sinnes, 
welche  man  zwischen  Aussprüchen  griechischer  Weisen  und  Stellen  der  Bibel  des  alten  und 
neuen  Testamentes,  wie  z.  B.  zwischen  vagfirjxocpogoi  fiev  noXXol  ßdx%oi  de  xe  navgoi  (Plat. 
Phaed.  p.  69  C)  und  noXXoi  etat  xXrjxol  öXiyot  de  ixXexxoi  (Matth.  XX  16),  gefunden  hatte.2) 

Diejenigen  also,  die  einerseits  eine  selbständige  Auffindung  der  Wahrheit  durch 
griechische  Weisen  abwiesen,  anderseits  aber  doch  mit  den  angeführten  Vermittlungs- 
versuchen sich  nicht  befreunden  konnten,  wagten  die  Annahme  einer  direkten  Beeinflussung 
der  Griechen  durch  die  heiligen  Schriften  der  Juden,  zunächst  in  Bezug  auf  die  Gesetz- 
gebung Moses.  Denn  die  Uebereinstimmungen  griechischer  Satzungen  mit  Gesetzen  des 
alten  Bundes  erregten  zuerst  und  zumeist  die  Aufmerksamkeit  der  griechisch -jüdischen 
Gelehrten,  wie  man  dieses  aus  Philo  sieht,  der  in  seinem  Leben  Moses  diesen  Punkt  allein 
hervorhebt,3)    und   wie  dieses  auch   in    den  Nachrichten    über   den   brieflichen  Verkehr   des 


1)  Strom.  V  1,  p.  650:  xageozrjoaftev  S'  iv  zqj  7igä>za>  ozgojfiaxei  xXenzag  Xeyea&ai  roiig  zü>v  'EXXtjvwv 
<ptXoo6<povg  Tiaga  Mmvaecog  xal  z&v  jrgorprjxwv  xd  xvgtmzaza  xwv  öoy/xdzwv  ovx  evyagioxcog  elXrjcpözag '  olg 
örj  xdxeXva  Tigoo&qooftev,  öS?  ol  äyyeXoi  ixsTvoi  ol  xov  ävo>  xXfjgov  elX>t]%6xeg,  xaxoXioOr)oavxeg  elg  fjdovag  HgeTnov 
xd  aTidggtjza  xaig  yvvait-lv  öaa  xe  elg  yvwotv  avzwv  äcptxzo ,  xgvnzövxmv  xwv  dXX.wv  dyyeX.wv ,  fiäXXov  äe 
xrjgovvxwv  elg  xtjv  xov  xvgiov  jtagovoiav. 

2)  Strom.  I  19,  p.  372. 

3)  Philo  vit.  Mos.  114,  p.  137  M:  exetvo  üavfiaoiwxegov,  w?  eoixe,  xo  fit]  jaövov  'lovbaiovg  dX.Xd  xal 
xovg  aXXovg  oyeddv  änavxag  xal  fidhoxa  olg  dgexfjg  TiXelwv  X.öyog,  ngog  zrjv  djtodo/i]v  avzwv  (seil.  zwv  vöpwv) 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  62 


464 

ägyptischen  Königs  Ptolemäus  Philometor  mit  dem  jüdischen  Peripatetiker  Aristobulos  aus- 
gesprochen ist.1)  Denn  wenn  ich  auch  gerne  zugebe,  dass  dem  Aristobulos  später  falsche 
Schriften  untergeschoben  wurden  und  dass  derselbe  namentlich  nicht  mehr  als  Verfasser 
der  falschen  Verse  des  Aeschylus  und  der  anderen  Dramatiker  gelten  kann,2)  so  wird  doch 
der  Ueberlieferung  von  Zwiegesprächen  des  jüdischen  Peripatetikers  mit  dem  ägyptischen 
König  über  die  Gesetze  Moses  etwas  Wahres  zugrunde  gelegen  sein.  Die  Uebereinstimmung 
aber  der  Gesetze  Moses  mit  Lehren  griechischer  Philosophen  erklärten  sich  nun  einige  so, 
dass  sie  den  Moses  und  die  ältesten  Weisen  Griechenlands  zu  einander  in  das  Verhältnis 
von  Lehrern  und  Schülern  setzten.  Philo  Hess  noch  ganz  harmlos  den  Moses  in  seiner 
Jugend  von  griechischen  Lehrern  unterrichtet  werden  (vit.  Mos.  I  5).  Dagegen  nahm  der 
jüdische  Historiker  Artapanos  bei  Eusebius  praep.  ev.  IX  27  umgekehrt  an,  dass  Moses,  von 
den  Griechen  Movoalog  genannt,  der  Lehrer  (statt  der  Schüler)  des  Orpheus  gewesen  sei.3) 
An  die  Stelle  dieser  windigen,  mit  den  Worten  (Mojvorjg  =  Movoalog)  spielenden  Hypothese 
trat  zur  Zeit  der  christlichen  Apologeten  die  ernstere,  von  Ps.  Justin  oder  dem  Verfasser 
der  Mahnrede  an  die  Hellenen  vertretene  Annahme,  dass  die  ältesten  Dichter  und  Philosophen 
Griechenlands  nach  Aegypten  gekommen  und  dort,  wo  sich  die  Erinnerung  an  die  Lehren 
und  Schriften  des  Moses  erhalten  habe,  gewissermassen  Schüler  der  Juden  geworden  seien.4) 
Deshalb  hebt  Ps.  Justin  mit  Nachdruck  hervor,  dass  alle  jene  Männer,  Homer  (s.  c.  28), 
Pythagoras  (c.  19),  Plato  (c.  20,  22,  24)  in  Aegypten  gewesen  seien.  Clemens  erwähnt 
zwar  Strom.  115,  p.  355  die  Reise  Piatos  nach  Aegypten,  im  übrigen  aber  macht  er  von 
diesem  Erklärungsgrund  keinen  Gebrauch. 


y.al  iißijv  wotojodac '  yegag  ydg  xovxo  eXa^ov  igaigexov,  o  /i,i]8evl  ngdoeoxiv  exegw  x.  x.  X.  Vorschriften  der 
Gesetze  Moses  suchte  auch  besonders  der  jüdische  Verfasser  der  Phokylidea  in  sein  gefälschtes  Lehr- 
gedicht einzuschmuggeln. 

*)  Clemens  ström.  V  14,  p.  706:  'AgioxoßovXw  8k  xw  y.axa  Tlxols^aXov  yeyovdxt  xov  4>tXd8eX(pov  (<PiXo- 
/urjxoga  corr.  Dind.),  ov  fie/uvi]xai  6  ovvxag~df.ievog  x>]v  xwv  Maxxaßaixwv  imxo/iqv,  ßißXia  jiejzdvrjxai  ixavd, 
8t1  wv  djio8etxvvoi  xijv  jzeguiaxijxixijv  q>iXoooq>[av  ex  xs  xov  y.axa  Mwvoea  vöfiov  y.al  xwv  äXXwv  ygxijodcu 
jigocprjxwv.  Strom.  I  22,  p.  410:  AgtoxdßovXog  8k  iv  xw  ngwxw  xwv  ngog  xov  <PiXofO)ioga  xaxa  Xeg~iv  ygdqpei' 
xaxrjxoXov&rjxe  8k  y.al  6  ÜXdtwv  xfj  xa&'  rjfxäg  vo/nodeoia  xal  cpavegdg  ioxt  negiegyaodfievog  exaoxa  xwv  iv 
avxfj  Xsyo/xsvwv.     Dieses  wiederholt  dann  wörtlich  Eusebius  praep.  ev.  XITI  12. 

2)  Ich  hebe  dieses  ausdrücklich  hervor,  weil  leider  durch  meine  Unachtsamkeit  in  die  neueste  oder 
dritte  Auflage  meiner  griechischen  Literaturgeschichte  S.  497  aus  den  früheren  Auflagen  ein  falscher 
Satz  über  Aristobulos  als  Autor  untergeschobener  Verse  gekommen  ist.  Ich  möchte  nicht  bei  dem 
scharfsinnigen  Verfasser  der  Abhandlung  De  Aristobulo  Judaeo  in  den  Ruf  kommen,  zu  den  Leuten  zu 
gehören,  qui  iudicium  quam  superstitionem  abicere  malunt,  und  die  er  p.  197  mit  den  beissenden  Worten 
abweist:  Aristobulum  illum  esse  sive  Eusebianum  sive  veterem  Peripateticum  credant  qui  vulgaria 
dediscere  nesciunt. 

3)  Auch  von  Clemens  ström.  I  21,  p.  397  wird  Orpheus  ein  Schüler  des  Musaios  genannt,  aber  wohl, 
wie  Potter  urteilt,  nur  in  Folge  eines  Fehlers  der  handschriftlichen  Ueberlieferung. 

4)  Justin  coh.  ad  Graec.  20:  JJXäxwv  8k  djxo8eg~djuevog  fiev  d>?  e'oixe  xljv  Jiegl  evog  xal  (xdvov  deov 
Mwoewg  xal  xwv  äXXwv  ngocpqxwv  8c8aoxaXiav,  >}v  iv  AiyvTtiw  ysvdfievog  eyvw.  Derselbe  c.  22  mit  einer 
infamen  Insinuation:  xavxa  xolvvv  iv  Alyvnxw  /j.adwv  6  IJXdxwv  xal  oqd8ga  dgeo&elg  xoXg  jiegl  svos  fisov 
eigrjftivoig,  xov  fiev  övd/uaxog  Mwoiwg  8id  xö  i'va  xal  /idvov  8i8doxetv  deov  fivij/wvevoat  Trag'  'Adi]vaioig  ovx 
doqpaXkg  fjyelxo,  8e8twg  xov  'Ageiov  jidyov,  xo  de  «aA<3?  elgrjtievov  vji'  avxov  ob%  d>g  nag1  exeivov  fiaOwv,  äXX' 
<ws  eavxov  ixxtfte/A.evog  8ög~av  ev  xw  iojiov8aofievw  avxov  Xöyw  Tifiaiw.  Vgl.  c.  25.  Die  gleiche  Insinuation 
macht  Clemens  protr.  6,  p.  61  dem  Xenophon:  Sevoqpwv  8k  6  Ad-yvaTog  diaggrjdijv  av  xal  avxog  negl  xfjg 
dlrjQelag  iyeygdqiei  xi  /xagxvgwv  wg  Swxgdxrjg,  ei  fx.})  xö  2wxgdxovg  i8e8iei  qmgiiaxov. 


465 

Man  war  inzwischen  in  der  Kühnheit  der  Fiktion  weiter  gegangen  und  hatte  auf 
diesem  Weg  einen  scheinbar  einfacheren  Erklärungsgrund  aufgefunden.  Man  knüpfte  an 
die  alte  Ueberlieferung  von  der  Uebersetzung  der  Bibel  durch  die  Siebzig  unter  Ptolemäus 
Philadelphus  an;1)  da  aber  diese  höchstens  nur  dem  Arat  und  Kleanthes  zuo-äno-lich  o-ewesen 
sein  konnte,  so  nahm  man  frischweg  noch  eine  ältere  Uebersetzung  aus  der  Zeit  vor  Plato 
an  und  hatte  obendrein  die  Unverschämtheit,  den  Aristobul  als  Zeugen  jener  älteren  Bibel- 
übersetzung anzuführen.2)  Dass  von  einer  solchen  älteren  Uebersetzung  der  Bibel  die 
Geschichte  nichts  wusste,  kümmerte  diese  Leute  nicht;  ebenso  wenig  wie  sie  sich  scheuten, 
Aussprüche  der  Alten  aus  Stellen  des  neuen  Testamentes  herzuleiten,  wiewohl  doch  dieses 
zur  Zeit  jener  noch  gar  nicht  geboren  war.3)  In  dem  mit  dem  Mäntelchen  der  Wissen- 
schaft umkleideten  religiösen  Wahn  setzte  man  sich  eben  leichthin  über  Geschichte  und 
Logik  hinweg.  Clemens  nun  zwar  hat  gewiss  nicht  jenen  Unsinn  erfunden  und  auch  nicht 
den  falschen  Brief  des  Aristobul  an  den  König  Ptolemäus  Philometor  ausgedacht.  Aber 
damit,  dass  er  einer  so  plumpen  Fälschung  Glauben  schenkte  und  sich  den  Konsecpuenzen 
derselben  bedingungslos  ergab,*)  hat  er  sich  selber  das  Urteil  totaler  Kritiklosigkeit  gesprochen. 
Das  muss  einmal  klipp  und  klar  ausgesprochen  werden. 

Aber  wo  möglich  noch  mehr  bringt  sich  Clemens  in  Misskredit  durch  die  verworrene 
Lehre  von  den  Symbolen,  deren  mystischer  Begründung  er  den  grösseren  Teil  des  5.  Buches 


J)  Die  älteste  Nachricht  hierüber  steht  bei  Philo  vit.  MosisIIG:  6  <5>)  xoiovxog  (sc.  nroXe/xaZog  6 
<I>t/.üöe/.</og)  £fjXöv  xal  no&ov  Xaßtbv  xfjg  vo/.wöeoiag  fjftwv,  eig'EXXüda  yXwxzuv  xrjv  XaXdal'yJ'jv  fxe&agiiö^eadaL 
dtevoeixo  x.  r.  '/..  Ausführlicher  berichtet  Josephus  ant.  XII  2  und  nach  ihm  Eusebius  praep.  ev.  VIII  2 
und  chron.  ad  Ol.  124. 

2)  Cleni.  ström.  I  22,  p.  411:  'AgioxößovXog  de  ev  xai  ngwxqy  twv  Jigög  xov  <Pt?.ofA,r/xoga  xaxä  Xeg~iv 
ygäcpeC  .  .  .  6i)]oiii'/yeuxac  de  tiqo  Ar]fit]xgiov  v<p'  exegwv  jiqo  xfjg  'AXe^ävdgov  xal  Ilegomv  emxgazfjoecog  xä  xe 
xaxä  zfjv  £g~  Alyvjixov  etgaywyyv  zwv  'Eßgaimv  zwv  rj/nszegcov  noXizwv  xal  f)  zwv  yeyovözwv  ajzävzwv  avxoXg 
emq>üveia  xal  xgäxtjoig  xfjg  x<>>Qa?  *<«  rfs  öXt]g  vofxo&eaiag  i.-i£g~>jyr]oig,  wäre  evdrjXov  elvai  xov  Jigoeigij/xevov 
<j  döaocpov  eiXtjrpevai  noXXd  —  yeyove  yäg  (pdofta&rjg  —  xadwg  xal  üv&ayögag  noXXä  xwv  Tiag'  rj/xtv  /.lezeveyxag 
dg  x)]v  eavzov  doyfiaxojioitav  xaze/wgioev.  Daraus  Eusebius  praep.  ev.  XII  2.  Dazu  vergleiche  Clem. 
ström.  I  15,  p.  358  nach  Josephus  c.  Ap.  I  22 :  KXeagzog  <5'  6  neginaxrjzixog  eldevai  cprjoi  xiva  'IovdaXov,  og 
'AgtazozeX.ei  ovveyevezo.  In  die  Klasse  der  untergeschobenen  Schriften  jenes  Zeitalters  der  Fälschungen 
gehören  ausser  Ps.  Aristobul  und  Ps.  Hekatäus  auch  die  Phokylidea  und  Sibyllina,  und  aus  einem 
anderen  Gebiet  die  Anacreontea. 

3)  Clem.  ström.  V  14,  p.  702:  äXXä  xäv  zw  dexäxo)  xwv  Nöfxwv  ävzixgvg  xo  äxooxoXixäv  deixvvaiv 
ixeTvo  'ovx  l'axiv  rjpXv  r)  TiäXrj  Tigog  ai/xa  xal  oägy.a'  (Ephes.  VI  12),  p.  705:  6  yäg  owxfjg  äyanäv  jiagayyeiXag 
xov  deov  xal  xov  xXrjoiov,  iv  xavxaig,  <pr]ol,  xaTg  dvolv  evzoXaXg  oXov  xov  vöfiov  xal  zovg  ngo(pf]zag  xgifiaa&ac 
i  Matth.  XXII  37,  39).    zavza  ßgvX.ovoiv  oi  Szw'ixol  xä  döyfiaza. 

*)  Wie  leichtfertig  man  bei  der  Fälschung  verfuhr  und  mit  der  Autorität  des  Aristobul  um  sich 
warf,  dafür  bietet  ein  hübsches  Beispiel  die  Vergleichung  von  Clemens  ström.  V  14,  p.  713:  xal  fifjv  xal 
K'i././.i'/.iaxog  6  7ioit]xrjg   ygdi/ei 

eßdo/iäxr)  <5'  t}oX  xai  oi  xexvxovxo  anavxa 

und  Aristobul  bei  Euseb.  praep.  ev.  XIII  12,  16:  Aivov  de  cpt)oiv  oLhcog 

ißdofidxij  d'  i/oX  xexeXeofieva  nävxa  zezvxzai. 

Alle  an  beiden  Stellen  für  das  ehrwürdige  Alter  der  Siebenzahl  angeführten  Dichterstellen  sind  gefälscht, 
wie  wir  dieses  für  Homer  aus  dem  erhaltenen  Homer  nachweisen  können.  Der  Fälscher  des  Eusebius 
hat  seine  Erfindungen  dem  Aristobul  untergeschoben,  Clemens  noch  nicht;  dafür  aber  hat  dieser  aus 
dem  Aivog  seiner  Vorlage,  der  den  Kennern  und  Aristarcheern  Verdacht  erregt  hätte,  den  bekannten 
Dichter  KaXXifia/og  gemacht:  eine  Lüge  täppischer  wie  die  andere! 

62* 


466 

der  Stroinateis  widmet,  und  die  damit  zusammenhängende,  geradezu  kindische  Ausdeutung 
einzelner  Stellen  der  Alten.     Dafür  nur  einige  Belege. 

Ephorus  und  andere  Historiker,  so  lesen  wir  bei  Clemens  ström.  I  21,  p.  404,  hatten 
75  Völker  und  Sprachen  des  Erdkreises  angenommen.  Schon  diese  Nachricht  ist  verdächtig, 
insofern  sie  durch  kein  anderes  Zeugnis  bestätigt  wird;  aber  ganz  absurd  ist  es,  dass  dieses 
die  griechischen  Historiker  aus  der  Ueberlieferung  des  Moses,  Gen.  46,  27,  dass  im  Ganzen 
75  Seelen  von  Jakob  nach  Aegypten  gekommen  seien,  herausgelesen  haben  sollen:  ejiüxov- 
oavxsg  xfjg  cpoivfjg  Maivoecog  Xeyovorjg'  fjoav  de  Tiüoai  ai  yjv%al  e£  'Iaxtbß  tievxe  xai  ißöo- 
jurjxovxa  al  sig  Al'yvjixov  xaxel&ovoai.  Geradezu  abenteuerlich  aber  ist  es,  wenn  nach 
Clemens  ström.  V  14,  p.  708  Homer  bei  der  Erzählung  von  der  langen  Trennung  der 
Tethys  und  des  Okeanos  und  nun  gerade  bei  den  Versen  II.  XIV  206 

ijdi]   yäg   drjQÖv  %qövov  äXXtjXoov  aJiEyovxai 
evvfjg  xal  (piloxijxog 

die  Absicht  gehabt  haben  soll,  eine  Paraphrase  der  biblischen  Erzählung  von  der  Trennung 
des  Wassers  von  der  Erde  und  von  dem  Auftauchen  des  Trocknen  zu  liefern.1)  Die  Kirchen- 
väter haben  in  der  allegorischen  Deutung  Grosses  geleistet;  aber  solch  einen  Blödsinn  wird 
man  doch  nicht  leicht  wo  anders  finden. 

Nun  muss  ich  aber  auch  noch  auf  eine  Seite  der  Schriftstellern  des  Clemens  zurück- 
kommen, die  ich  oben  in  einem  vielleicht  zu  günstigen  Lichte  erscheinen  Hess.  Es  ist 
wahr,  dass  Clemens  über  die  kurzen  Verteidigungsreden  der  Apologeten  hinausgegangen  ist 
und  sich  höhere  Ziele  in  seinen  Schriften  gesteckt  hat.  Auch  mache  ich  es  ihm  nicht  zum 
Vorwurf,  dass  er  von  den  Tüfteleien  und  dem  inhaltsleeren  Phrasengedrechsel  der  Sophisten 
und  Attikisten  nichts  wissen  will,  diese  vielmehr  gelegentlich  einmal  derb  als  xaxodaijuovag 
oo<pioxdg  abweist.2)  Und  wenn  er  mit  Energie  betont,  dass  die  Redezierereien  nur  zu  leicht 
die  Menschen  von  der  Wahrheit  abziehen,  und  dass  die  wahre  Philosophie  sich  nicht  an 
das  Ohr,  sondern  den  Geist  der  Hörenden  zu  wenden  habe,  so  ist  dieses  ganz  in  Ordnung. 
Nur  sollte  er  nicht  so  weit  gehen,  damit  auch  die  Fehler  gegen  die  Sprach  rieh  tigkeit 
entschuldigen    zu  wollen.3)     Thatsächlich  freilich    hatte  er   allen  Grund,    sich   wegen   seiner 


!)  Ich  führe  für  die  unglaubliche  Verkehrtheit  die  Worte  des  Clemens  selbst  an:  ov^l  xdl  "Ofirjgog 
jragaq>gä£mv  zov  %wgiajxov  zov  vdatos  dnb  zfjg  yfjg  xal  zr)v  anoxäXvxpiv  ztjv  efMpavfj  zfjg  $T)gäg  ijii  ze  zfjg 
Trj&vog  xal  zov  'Qxeavov  Xeyei; 

2)  Die  Stelle  ström.  I  3,  p.  328,  wichtig  für  die  Stilrichtung  des  Clemens  und  die  Opposition  gegen 
die  Attikisten,  zu  der  sich  bekanntlich  auch  Lukian  in  seinem  'Pijzogwv  didäoxaXog  bekennt,  verdient 
ganz  hergestellt  zu  werden:  ol  de  zivsg  aq>äg  avzovg  ejiaigovzeg  öiaßoZag  zolg  Xöyoig  eg~evgcoxeiv  ßiä£ovrat, 
Qijzrjoeig  igtozixäg  exjtogl^ovzeg,  Xeigidiwv  ftrjgäxogeg,  Qr\Xoizal  zeyvvdgimv ,  egidavzeeg  xai  IfiavzeXixzeeg  .  .  . 
zavzrj  yovv  enaigöfxevoi  zfj  zeyyy  oi  xaxodaißoveg  ooquazal  zfj  ocpwv  avzwv  azw/iwXXöfievoc  zeg&gela,  äfi(jl  zr)v 
öiäxgioiv  zwv  övo/närwv  xal  ztjv  Jioiav  zwv  XJ^ewv  ovvfisoiv  zs  xal  jteguiXoxijv  zov  xävza  xovovfievoi  ßlov, 
zgvyovwv  ajiotpaivovzai  X.aXtozegot '  xvrjdovzeg  xal  yagyaXtQovzeg  ovx  dvägixwg,  efiol  doxetv,  zag  dxoag  zwv 
xvioao&ai  yXiyofxevwv,  noza/xog  dzeyywv  grj/näzwv,  vov  de  ozaXay/nög,  dfieXei  xal  xaddjieg  zwv  naXaiwv  vno- 
dtjfidzcov  zä  fiev  aXXa  avzoig  da&evec  xal  diaggeT,  fiövrj  de  fj  yXwaaa  vjioXeljiezai.  Der  Ausdruck  oi  xaxo- 
äai/xoveg  ooquoxai  ist  eine  noch  nicht  bemerkte  Reminiscenz  an  Dio  or.  XI,  p.  153  M:  ol  de  ziveg  em%eigi)- 
oovoiv  e^eley^eiv,  jidXiaza  de  olfiai  zovg  xaxodal/xovag  aoyiozäg,  wo  der  neueste  Herausgeber  v.  Arnim  die 
letzten  Worte  /udXioza  .  .  .  ooyiozag  ohne  Weiteres  als  interpoliert  einschliesst. 

3)  Strom.  II  1,  p.  429:  ecpafiev  de  noXXdxig  tjärj  fxr/ze  fteiieXezTjxevai  {.irjze  fti)v  emzTjdevetv  e).Xr)vi£eiv ' 
ixavbv  yag  zovzo  dnodrjfxaywyetv  zfjg  älrj&elag  zovg  TioXXovg'  zö  de  zw  ö'vzc  (ptXooocprjfxa  ovx  elg  ztjv  yXwooav , 
uXX'  elg  ztjv  yvwfirjv  6vr\aei  zovg  ejzatovzag. 


467 

Verstösse  gegen  den  Hellenismus  oder  die  sprachliche  Korrektheit  zu  entschuldigen.  Denn 
in  diesem  Punkt  steht  er  den  ersten  Apologeten,  wie  Justin  und  Athenagoras,  entschieden 
nach;  seine  Sprache  wimmelt  von  grammatischen  Fehlern,  namentlich  entbehrt  er  der 
feineren  Unterscheidungsgabe  im  Gebrauch  der  Negationen  ov  und  //>;,  wie  der  Pronomina 
dg  und  öoxig  und  der  verschiedenen  Formen  der  hypothetischen  Sätze.  Eine  Doktor- 
dissertation fände  hier  einen  Stoff  fruchtbarer  Ausbeute. 

Aber  grösser  sind  die  Mängel  des  Clemens  im  Stil  und  in  der  Disposition  der  Rede. 
Der  Paidagogos  geht  noch  an,  da  hier  sich  Clemens  enger  an  seine  Vorbilder  unter  den 
griechischen  Philosophen  anschliesst;  aber  in  seinem  grössten  Werk,  den  Stromateis  oder 
rvoioxiKwv  vjto/uvr)/uuTcov  axQCOfxaTEig,  hat  er  von  der  Nachlässigkeit,  welche  die  Litteratur- 
gattung  der  vjiojuvrjjuara  erlaubte,1)  einen  geradezu  unerhörten  Gebrauch  gemacht.  In  ein- 
förmigster Weise  schliessen  die  einzelnen  Bücher  damit  ab,  dass  es  heisst,  nun  ist  das  Buch 
voll,  jetzt  wird  geschlossen;2)  zum  Verdrusse  des  denkenden  Lesers  reisst  jeden  Augenblick 
der  Faden  der  Diskussion  ab  und  wird  ein  mit  dem  Gegenstand  nur  ganz  locker  zusammen- 
hängender Excurs  aus  irgend  einem  Kompendium  in  aller  Breite  eingeschoben.  Diese 
Mängel  bleiben  auch,  wenn  man  mit  Eug.  de  Faye  annimmt,  der  Autor  sei,  vom  Tode 
ereilt,  nicht  mehr  zum  Abschluss  und  zur  Ausfeilung  des  Werkes  gekommen;  nicht  bloss 
die  Feile  und  die  Abrundung  fehlen,  die  ganze  Anlage  ist  planlos  und  verworren. 

So  vermag  Clemens  weder  durch  die  Klarheit  und  Schärfe  der  Beweisführung,  noch 
durch  die  Schönheit  der  Form  eine  besondere  Anziehungskraft  auszuüben.  Aber  gleichwohl 
hat  er  für  den  Historiker  und  Philologen  eine  ganz  ausserordentliche  Bedeutung  durch  die 
Fülle  von  Nachrichten  und  Citaten.  Er  stand  eben  den  gelehrten  Studien  der  alexan- 
drinischen  Grammatiker  noch  nahe  und  überlieferte  uns  vieles  aus  erster  Hand,  was  dann 
erst  durch  ihn  zu  Euseb,  Theodoret  und  anderen  gekommen  ist.  Indem  er  die  gute 
Gewohnheit  hatte,  den  theoretischen  Erörterungen  einen  Ueberblick  der  früheren  Auf- 
fassungen (lazoQia)  vorauszuschicken,3)  hat  er  zur  Geschichte  der  alten  Philosophie,  zur 
Chronologie,  Archäologie,  selbst  zur  Grammatik  eine  Menge  wertvoller  Notizen  beigesteuert. 
Auch  eine  grosse  Anzahl  von  Versen  altgriechischer  Dichter  sind  uns  durch  ihn  erhalten, 
so  dass  wir  von  nicht  wenigen  Autoren  und  Schriften  nur  durch  ihn  Kenntnis  haben. 
Clemens  reicht  in  diesen  Beziehungen  an  seinen  Zeitgenossen  Athenäus  heran,  mit  dem  er 
die  Stärke  des  Gedächtnisses,  den  Umfang  der  Belesenheit,  die  Mannigfaltigkeit  des  Interesses 
teilt;    aber  noch  mehr  wie    bei   jenem  gilt  es  bei    ihm,    nach  seinen  Quellen  und  Gewährs- 


')  Wir  haben  für  diese  Litteraturgattung  kein  adäquates  Wort,  da  auch  der  Name  Memoiren  nicht 
ganz  zutrifft.  Ueber  die  nachlässige  Freiheit  der  Gattung  spricht  sich  Clemens  selbst  im  Eingang  der 
Stromateis  p.  322  aus:  rjör]  de  ov  ygaq >)  e?g  erziSet^tv  xezexvaafievrj  yde  f/  zzgay/taxeta,  akkä  /xot  vjzo/ivr'jfiaxa 
dg  yfjgag  &t]oavg('Qezai,  ktj&rjg  (päofiaxov,  ei'dcoXov  dxexvwg  xal  oxiaygac/  ta  xiov  evagywv  xal  ifiyjv%(Ov  execvmv, 
wv  xaxr\'£,iwdr)v  ijzaxovoai  Xöycov  x.  z.  X.  Reinkens,  De  demente  presbytero  Alexandrino,  Vratisl.  1851 
entschuldigt  viel  zu  sehr  die  Fehler  seines  Lieblingsschriftstellers;  die  Dunkelheiten  stammen  hier  nicht 
von  dem  Unvermögen  der  Erklärer,  sondern  von  der  Unklarheit  des  Autors  her.  Richtiger  erfasst  den 
Charakter  der  Hypomnemata  unseres  Clemens  Eug.  de  Faye,  Clement  d'Alexandrie  p.  89:  l'une  des  regles 
de  ce  genre  etait  de  ne  s'astreindre  ä  aucun  plan;  on  laissait  sa  plume  courir  au  gre  de  sa  fantaisie; 
on  melait  tous  ses  sujets;  on  revenait  sur  les  rnemes  points  souvent  qu'on  le  voulait. 

2)  So  am  Ende  des  zweiten  Buches:  7iegiyeygäq>&0)  xal  6  Sevzegog  r\fiiv  iv&dde  argcofiazevg  dia  zo 
Hrjxög   ze  xal  7z)S]$og  zö>v  xEcpaXaiwv. 

3)  Siehe  Strom.  II  3,  p.  502;  III  3,  p.  516;  IV  20,  p.  621. 


468 

männern  zu  fragen,    da  er  ungleich    kritikloser  wie  jener   ist    und    als  Christ    innerlich  den 
alten   Autoren  und  Dicktern  fremder  gegenübersteht. 

Tritt  man  aber  an  die  Quellenfrage  des  Clemens  heran,  so  erkennt  man  bald,  dass 
dieselbe  nach  den  verschiedenen  Gebieten  getrennt  zu  behandeln  ist.  Die  Einquellentheorie 
hat  ohnehin  bei  den  alten  Autoreu  Banquerott  gemacht,  weil  man  die  geistige  Potenz  der 
späteren  Schriftsteller  des  Altertums  zu  gering  anschlug.  Clemens  vollends  ist  bei  viel  zu 
vielen  Leuten  in  die  Schule  gegangen,1)  und  hatte  in  seinem  Hang  zur  Vielwisserei  viel 
zu  viele  Bücher  gelesen,  als  dass  bei  ihm  von  einer  Quelle  oder  auch  nur  von  einer 
Richtung  von  Quellen  die  Rede  sein  könnte.  Man  wird  also  gesonderte  Untersuchungen 
über  seine  Quellen  in  der  Philosophie,  der  Chronistik,  der  Archäologie,  der  jüdischen  Alter- 
tumskunde, der  griechischen  Literaturgeschichte  anstellen  müssen.  Ich  habe  mir  hier  in 
diesem  ersten  Teile  meiner  Untersuchung  vorgenommen,  seinen  Dichtercitaten  nachzugehen 
und  im  Einzelnen  zu  prüfen,  woher  er  dieselben  genommen  hat.  Dabei  werden  wir  aber, 
um  für  die  Detailfragen  den  richtigen  Boden  zu  gewinnen,  von  einer  allgemeinen  Betrachtung 
der  Stellung  des  Clemens  zur  Poesie  ausgehen  müssen. 


II. 
Dichtercitate  bei  Clemens  Alexandrinus. 

Clemens  liebte  es,  ähnlich  wie  Plutarch,  seine  Rede  mit  Citaten  auszuschmücken,  teils 
mit  solchen  aus  den  Psalmen  und  Propheten,  teils  mit  solchen  aus  den  griechischen  Dichtern. 
Er  hatte  offenbar  Sinn  für  Poesie,  wenn  auch  die  zwei  Gedichte,  die  in  den  Handschriften 
und  Ausgaben  seinem  Paidagogos  angehängt  sind,  nicht  von  ihm  selbst  herrühren ;  er  suchte 
hohe  Gedanken  und  weise  Aussprüche  nicht  minder  bei  den  Dichtern  als  bei  den  Philosophen. 
Schon  Ps.  Justin  hatte  für  einen  ähnlichen  Zweck  die  Dichter  wie  Philosophen  benützt  und 
sogar  die  Dichter  den  Philosophen  vorangestellt.2)  Und  gleich  in  seiner  ersten  Schrift, 
Protrept.  c.  7,  p.  62,  lässt  Clemens  die  Dichter  neben  den  Philosophen  und  vor  ihnen  auf- 
marschieren: aco  de  fjjulv,  ov  yag  avragy.el  juövov  ij  qnXoao<pia  a)JA  xal  avxrj  i)  noirjxixrj. 
So  fehlen  denn  nirgends  bei  Clemens  die  Dichterverse  teils  als  Schmuck  der  Rede,  teils  als 
Zeugnisse  der  von  Gott  in  die  Brust  der  Menschen  gesenkten  Wahrheit.  Aber  bei  näherem 
Zusehen  stellt  sich  doch  ein  auffälliger  Unterschied  der  einzelnen  Teile  in  Bezug  auf  die  Zahl 
der  Dichterstellen  heraus.  Während  in  einzelnen  Kapiteln,  wie  Protrept.  7,  Strom.  V  14 
und  VI  2,  ein  Dichtercitat  das  andere  schlägt,  spinnt  sich  in  andern  die  nackte  Prosa  ohne 
poetischen  Schmuck  ganze  Seiten  hindurch  fort.     Nur  zum  kleinsten  Teil  erklärt  sich  dieses 


*)  Er  zählt  dieselben,  aber  leider  ohne  Namen  zu  nennen,  an  der  oben  schon  citierten  Stelle 
Strom.  I  1,  p.  322  auf.  Besonders  viel,  bekennt  er,  einem  geborenen  Hebräer  zu  verdanken,  den  er  in 
Aegypten  kennen  gelernt  habe.  Auf  ihn  gehen  wohl  die  ausführlichen  Abschnitte  über  die  Auslegung 
der  zehn  Gebote  (ström.  VI  16)  und  die  Beschreibung  des  Tempels  zu  Jerusalem  und  des  hohenpriester- 
lichen Gewandes  (ström.  V  6)  zurück.  In  der  ganzen  Frage  muss  man  sich  gegenwärtig  halten,  dass  wir 
mit  Clemens  schon  im  Zeitalter  des  Nachschreibens  und  der  Kollegienhefte  stehen. 

2)  Justin,  coh.  ad  Graecos  1 :  oi  jiüq'  v/,iTv  vofiiaßevteg  sivai  aoqcoi,  ov  nou]tal  fiövov  aX).a  xal  ol  qpiköooqpoi. 
Die  Voranstellung  der  Dichter  ist  wohl  daraus  zu  erklären,  dass  Justin  von  den  Florilegien  ausging,  in 
denen  die  Dichter  voranstunden,  zum  Teil  allein  ausgezogen  waren. 


46  9 

aus  der  Verschiedenheit  des  Inhaltes  und  des  Tones;  zum  grösseren  Teil  ist  der  Grund  in 
der  Verschiedenheit  der  Vorlage  zu  suchen.  Wo  die  Dichtercitate  so  massenhaft  neben- 
einander stehen,  da  hat  sie  nicht  erst  Clemens  mühsam  zusammengesucht,  sondern  bereits 
in  seiner  Vorlage  zusammengestellt  vorgefunden,  mag  diese  nun,  wie  Elter  annimmt,  in 
einem  allgemeinen  Florilegium,1)  oder,  wohin  ich  mich  mehr  neige,  in  den  einschlägigen, 
bereits  mit  Dichtercitaten  versehenen  Specialabhandlungen  zu  suchen  sein. 

Aber  wenn  es  nun  auch  grosse  Wahrscheinlichkeit  hat,  dass  Clemens  viele  Dichter- 
citate aus  seinen  Quellen  einfach  herübergenommen  hat,  so  hüte  man  sich  doch  in  dieser 
Annahme  zu  weit  zu  gehen  und  den  Clemens  allzu  unselbständig  sich  vorzustellen.  Für 
viele  Citate  brauchte  Clemens  nicht  erst  in  einem  Florilegium  nachzuschlagen,  stand  ihm 
vielmehr  bei  seinem  glücklichen  Gedächtnis  aus  seiner  eigenen  Lektüre  und  aus  der  Unter- 
haltungssprache der  Gebildeten  ein  reicher  Schatz  von  Versen  zur  Verfügung.  Homer  und 
Hesiod  hatte  er  auf  den  Schulbänken  gelesen,  und  Verse  aus  diesen  Dichtern  waren  ihm 
jederzeit  zur  Hand.  Später,  als  er  zu  den  philosophischen  Studien  Neigung  gefasst  hatte, 
wandte  er,  dem  Geschmack  seiner  Zeit  folgend,  den  philosophischen  Dichtern  Parmenides, 
Empedokles,  Kleanthes  seine  besondere  Aufmerksamkeit  zu,  so  dass  ihm  auch  aus  diesen 
Dichtem  schöne  und  charakteristische  Verse  im  Gedächtnis  hafteten.2)  Die  sibyllinischen 
Verse  gehörten  ohnehin  zu  seinem  speciellen  Rüstzeug,  so  dass  er  bei  diesen  sicher  nicht 
auf  das  Zwischenglied  einer  anthologischen  Auswahl  angewiesen  war.  Auch  aus  den  grossen 
Tragikern  und  Lyrikern  führt  er  gelegentlich  Verse  an,  wie  p.  646  rd  jui]dh>  dxpeXovvxa 
/ilj  ^övei  /uaTt]v  aus  Aeschyl.  Prom.  44,  p.  154  ägerä  yag  inaivso/ueva  devögov  tag  äeferai 
aus  Pind.  Nem.  VIII  40,  p.  427  und  438  vö/uog  6  ttüvtcov  ßaoikevg,  d-varibv  je  xal  ä&avärcov 
aus  Pind.  fr.  169,  p.  733  t6  jliev  JidgeQyov  egyov  ä)g  fjyov^iEvoi,  xb  <5'  egyov  cbg  Tidgegyov 
ty..-Tovov/itevoi  aus  Agathon  fr.  11,  nicht  gewiss  nachdem  er  zuvor  in  einem  Florilegium 
herumgeblättert  hatte,  aber  auch  schwerlich  weil  ihm  Pindar  und  gar  Agathon  aus  eigener 
Lektüre  bekannt  waren,  sondern  weil  jene  Verse  in  aller  Mund  circulierten,  halbwegs  sprich- 
wörtlich geworden  waren3)  und  deshalb  allerdings  auch  frühzeitig  in  die  Florilegien  Auf- 
nahme fanden.  In  den  Werken  der  Prosa  war  Clemens,  von  Plato  abgesehen,  weniger  zu 
Haus,  so  dass  in  dieser  Beziehung  Dindorf  in  seiner  Ausgabe  praf.  p.  XXIII  viel  zu  günstig 


!)  Wichtig  für  diese  Annahme  ist  die  Stelle  Strom.  I  1,  p.  325,  wo  der  Ausdruck  %gr^axop.a&ia  selbst, 
wenn  auch  in  einem  etwas  abweichenden  Sinne  gebraucht  ist:  äg/xö^ei  öe  xal  äUcog  xfj  xwv  vnofxvr\(x6.xmv 
v.TOzvjzcboei  xo  ykayvgov  xfjg  öecogiag'  avxtxa  xal  7)  xfjg  xQ1at0/la^la^  negiovola  olov  ijdvafid  xi  iaxcv  naga- 
xn.xÄsy/tivov  ädlr^iov  ßgtoiiaxi,  ov  xnv/  ijxuovtog,  ögek~iv  de  dya&rjv  (pdoxifitav  lafißdvovTog .  Vergleiche  auch 
den  Gebrauch  der  hieher  gehörigen  Wörter  änocpdeyyeo&ai  und  ijzup&eyyeo&ai  bei  Clem.  ström.  III  3,  p.  520: 
if/äaxoftev  dk  xtjv  dvayorjoiiav  vcpogwfievovg  "EMrjvag  JtoXXa  dg  xrjv  yevsaiv  xiöv  naiSwv  äjrocpdeyg~ao&ai, 
ström.  VI  14,  p.  797:  xal  fioi  doxw  .  .  .  emcpdeyyeo&ai  xoig  xaxd  ntglaxaoiv  av^ißaivovaiv,  worauf  Verse  des 
Euripides  folgen. 

2)  Von  der  Beliebtheit  jener  philosophischen  Dichter  zeugt  Philo  de  Providentia  II  48:  Age  interim 
ponamus  inter  nos  Universum  ingenitum  ac  sempiternum  iuxta  illud  quod  suggerit  sermo  celeberrimorum 
philosophantium,  sicut  conscribunt  Parmenides  Empedocles  Zeno  Cleanthes  aliique  divi  homines  ac  velut 
verus  quidam  proprieque  sacer  coetus.  Von  der  Beliebtheit  des  Empedokles  ist  der  Hauptzeuge 
Lucretius  I  716  ff.,  wozu  F.  Marx,  Der  Dichter  Lucretius,  Neue  Jahrb.  II  542. 

3)  Dafür  spricht,  dass  die  genannten  Verse  sich  fast  alle  auch  sonst  citiert  finden,  so  häufig  Pindar 
fr.  124  und  169,  Agathon  fr.  11  auch  bei  Athenäus  V,  p.  185  A,  Aeschyl.  Prom.  44  auch  bei  Stobäus 
flor.  VIII  6.  Nur  die  Verse  aus  Pind.  Nem.  VIII  40  finden  sich,  vielleicht  zufällig,  sonst  nicht  citiert, 
sehen  aber  ganz  wie  eine  gut  anbringbare  Sentena  aus. 


470 

über  ihn  urteilt.  Von  den  Rednern  und  selbst  von  Detnosthenes  kannte  er  kaum  mehr  als 
einige  geflügelte  Worte,  und  selbst  da,  wo  er  den  Geschichtsschreiber  Herodot  anführt,  um 
die  Herkunft  der  griechischen  Buchstaben  aus  Phönizien  zu  erweisen  (p.  362),  oder  um  den 
Thaies  für  einen  Phönizier  auszugeben  (p.  352),  oder  um  die  Auflösung  der  Herrschaft  der 
Magier  durch  Darius  (p.  395)  zu  bezeugen,  stehen  die  Citate  in  einem  Zusammenhang,  der 
den  Gedanken,  Clemens  habe  diese  Angaben  direkt  aus  dem  Vater  der  Geschichte  geschöpft, 
als  äusserst  unwahrscheinlich  erscheinen  lässt.  Es  steht  diese  geringe  Kenntnis  von  Werken 
der  griechischen  Prosa  in  Zusammenhang  mit  der  Studienrichtung  der  alexandrinischen 
Grammatiker,  die  seit  Alters  die  Prosaiker  hintansetzten  und  vorzüglich  den  Dichtern  ihre 
Aufmerksamkeit  zuwandten.  Aber  auch  in  den  Dichtern  war  Clemens  gewiss  nicht  so 
belesen,  dass  er  so  alte  und  seltene  Autoren,  wie  Kratinos,  Pherekrates,  Eubulos,  Iophon,1) 
Bakchylides  im  Kopf  oder  auch  nur  in  seiner  Bibliothek  hatte,  und  wenn  ihm  von  den 
alexandrinischen  Dichtern  auch  der  Schuldichter  Arat  aus  eigener  Lektüre  bekannt  war,  so 
hatten  sich  doch  schwerlich  seine  Studien  auch  auf  Euphorion  und  Phanokles,  oder  auch 
nur  auf  Kallimachos  erstreckt.  Das  also  sind  die  allgemeinen  Grenzen,  von  denen  wir  in 
den  nachfolgenden  Kapiteln  ausgehen  werden. 

Strom.  VI  2  über  Plagiate. 

Kein  Kapitel  des  Clemens  enthält  so  viele  und  auserlesene  Schätze  der  alten  Litteratur 
als  das  zweite  Kapitel  des  sechsten  Buches  der  Stromateis.2)  Clemens  bezeichnet  es  selbst 
im  Eingang  als  einen  Nachtrag  zu  dem  fünften  Buch,  in  welchem  er  den  Beweis  zu  führen 
unternommen  hatte,  dass  die  Griechen  ihre  beste  Weisheit  aus  den  Büchern  des  alten 
Testamentes  gestohlen  hätten.  Dieser  Beweis  soll  nämlich  nachträglich  noch  unterstützt 
werden  durch  den  Nachweis,  dass  die  griechischen  Autoren  sich  selbst  gegenseitig  zu 
bestehlen  keinen  Anstand  nahmen.  Der  Nachweis  ist  mit  auserlesener  Gelehrsamkeit  und 
in  guter  Ordnung  geliefert.  Zuerst  wird  dargethan,  wie  von  den  Dichtern  einer  den  andern 
ausgeschrieben  oder  kopiert  hat  (§§  5  — 15); 3)  dann  wird  nach  einer  neuen  Einleitung 
gezeigt,  wie  auch  die  Philosophen,  Historiker  und  Redner  von  dieser  Neigung  zum  Dieb- 
stahl oder  Plagiat  nicht  frei  zu  sprechen  sind  (§§  16 — 24).  Bis  zu  §  24  waren  nur  einzelne 
Verse  oder  Sätze  zum  Beweis  herangezogen  worden;  am  Schluss  §§  25 — 27  wird  zur  Krönung 
des  Gebäudes  noch  nachgewiesen,  dass  auch  ganze  Abschnitte  und  Bücher  die  griechischen 
Schriftsteller  sich  einander  abgestohlen  haben.  Auch  im  Einzelnen  folgt  Clemens  in  diesem 
Kapitel    einer  guten  Disposition;    er   geht   von    den    ältesten  Dichtern    aus,    als  welche    ihm 


1)  Der  p.  329  citierte  Iophon  ist  gewiss  der  bekannte  Sohn  des  Sophokles;  wenn  er  hier  als 
Komödiendichter  aufgeführt  ist,  so  kam  dieses  nur  daher,  dass  sich  Clemens  oder  sein  Vorgänger  durch 
den  Titel  des  Stückes  avl<adoi  o&ivqoi  irre  führen  liess.  Die  Sache  ist  schon  richtig  erkannt  von  Nauck 
in  seinen  Trag,  graec.  fragm. 

2)  Ueber  die  in  diesem  Kapitel  angeführten  Verse  gibt  nähere  Nachweise  Elter,  De  gnom.  graec.  hist. 
commentationis  ramenta,  Bonnae  1897,  p.  17 — 36,  indem  er  von  seinem  Urflorilegium  auch  hier,  wo  es 
sehr  wenig  am  Platze  war,  Spuren  sucht. 

3)  Ich  citiere  der  Genauigkeit  halber,  da  nicht  bloss  die  Sylburgischen,  sondern  auch  die  Potterschen 
Seiten  zu  umfangreich  sind,  nach  Paragraphen,  muss  aber  dabei  bemerken,  dass  die  Einteilung  in  Paragraphe 
und  Kapitel  die  möglichst  ungeschickte  ist,  da  sie  an  Hunderten  von  Stellen  Zusammengehöriges  zerreisst 
oder  Ungleichartiges  zusammenführt. 


471 

Orpheus  und  Musaios  galten,  und  hält  sich  auch  im  weiteren  Verlauf  wesentlich  an  die 
chronologische  Folge.  Freilich  ganz  streng  ist  die  geplante  Ordnung  nicht  durchgeführt. 
Der  erste  Teil  sollte  den  Dichtern  gewidmet  sein,  aber  schon  §  8  sind  zu  den  parallelen 
Versen  des  Solon  und  Theognis 

x'ihxei  yäg  y.ogog  vßgiv,  oxav  tioXvq  öXßog  Uix^xai, 

XlKXEl    TOI    XOQOg     ÜßoiV,     OXO.V    KÜKCÖ    ÖXßog    EJXrjXCU 

ähnliche  Stellen  aus  den  Prosaikern  Thukydides  und  Philistos  herangezogen.  Und  mit 
ähnlicher  Inkonsequenz  verspricht  der  Verfasser  §  10  zu  den  Parallelversen  gleichzeitiger 
Dichter,  wie  Sophokles  und  Euripides,  überzugehen,  aber  schon  §  8  waren  aus  denselben 
Dichtern  Sophokles  und  Euripides  die  zwei  Verse 

xaxov  yäg  dvdgög  dwg'  övrjoiv  ovx  k'/ji  (Eur.  Med.  618), 
iy&gcov  <5'  äöcoga  dwga  y.ovx  övijoijua  (Soph.  Ai.  665) 

zusammengestellt.  Aber  von  solch  kleinen  Unebenheiten  abgesehen,  ist  die  Ordnung  gut, 
jedenfalls  weit  besser,  als  man  sie  sonst  bei  Clemens  anzutreffen  pflegt. 

Geradezu  erstaunlich  aber  ist  die  in  den  angeführten  Beispielen  zutage  tretende 
Gelehrsamkeit  und  Feinheit  des  Urteils.  Das  sind  keine  auf  der  Strasse  aufgelesene  Stellen; 
da  werden  Verse  citiert,  die  in  keiner  Anthologie  stehen,  und  Autoren  herangezogen,  die 
ganz  ausserhalb  des  Bereiches  der  gewöhnlichen  Schullektüre  liegen,  wie  die  Epiker  Stasinos, 
Eumelos,  Eugammon,  die  Dramatiker  Kratinos,  Poseidippos,  Moschion,  Theodektes,  die 
Elegiker  Solon  und  Phanokles,  die  Redner  Antiphon,  Andokides,  Hyperides,  die  Sophisten 
Hippias  und  Thrasymachos,  ferner  Pherekydes  von  Syrus,  Kritias  von  Athen,  der  Arzt 
Hippokrates,  der  Philosoph  Epikur.  Da  kann  also  gar  keine  Rede  davon  sein,  dass  Clemens 
aus  seiner  eigenen  armseligen  Lektüre  die  Beispiele  gesammelt  habe,  und  kann  man  sich 
nur  über  die  Stirne  wundern,  mit  der  ein  Schriftsteller  in  einem  Kapitel  zxsgl  xXojifjg  sich 
so  mit  fremden  Federn  zu  schmücken  wagen  konnte.1) 

Auch  in  Bezug  auf  Genauigkeit  im  Citieren  unterscheidet  sich  unser  Kapitel  auf  das 
vorteilhafteste  von  der  Nachlässigkeit  in  den  übrigen  Kapiteln  der  Stromata.  Fast  überall 
wird  genau  das  Buch  angegeben,  in  dem  die  Stelle  steht,  also  nicht  SocpoxXijg  sondern 
2ocpox).fjg  ev  reo  Ui]XeI,  nicht  Evguiidqg  sondern  Evguiidrjg  iv  reo  Oivojuäcp,  und  an  den 
wenigen  Stellen,  wo  die  nähere  Angabe  fehlt,  ist  dieselbe  wohl  nur  durch  die  Schuld  der 
Abschreiber  ausgefallen.  An  einer  Stelle  haben  wir  dafür  einen  urkundlichen  Beweis; 
p.  746  nämlich  heisst  es  in  unserem  Text  kurzweg  2ip,eovlbr\g  eIjiev,  aber  bei  Eusebius 
praep.  ev.  X  3,  18  an  einer  Stelle,  die  aus  der  gleichen  Quelle  geflossen  ist,  lesen  wir 
Ziixeoviörjg  iv  reo  Ev8Excireo.%)     Irrtümer  sind  allerdings  nicht  ganz  vermieden,   aber  bei  der 


x)  Zutreffend  und  witzig  sagte  hiervon  Ruhnken,  Hist.  crit.  oratorum  p.  LH:  vetustissimus  grammaticus 
libro  de  scriptorum  furtis,  quem  Clemens  Alexandrinus,  nihil  similem  furti  actionem  veritus,  compilavit. 
2)  Gleich  im  Eingang  des  Kapitels  p.  737  Ttaguozijoavzeg  de  xrjv  efi<paatv  xfjg  'EkXr)vixrjg  diaroiag  ix 
xfjg  dia  rüv  ygacfwv  sie  rj/uäg  dedo^ievrjg  äkr/ßeiag  ziegiavyao&eToav,  xa#'  o  ai]fxaivöjxevov  dir/xeiv  sig  avxovg 
xi)V  x/.oxrjv  xfjg  älrjdeiag  sy.de/_6/ugvoi,  et  /x!]  exa/dkg  eLieiv,  ä^edel^a/xev.  epege  fiägxvgag  xfjg  xXonfjg  avxovg 
y.aty  eavtwv  7taqaaxr\au>u.ev  xoitg  "EM.r\vag  haben  wir  in  Folge  der  falschen  Interpunktion  nach  äjisdei^a/uev 
einen  vollständig  unverständlichen  Satz;  bei  Eusebius  praep.  ev.  X  2,  wo  ein  blosses  Komma  nach  änedei- 
gaftev  steht,  ist  alles  in  bester  Ordnung.  —  Gleich  danach  oliyoig  de  xwv  xa&<afiih)f.ievmv  xai  nagä  xotg 
"E/ltjaiv  evdoxtfiojv  ävdgmv  yotjoä/uevog  fiagzvgtoig  steht  bei  beiden  xa&6)/tdt)/tet>cov,  wird  aber  trotzdem 
zu  bessern  sein  xa&(0tuoXoyt)[ievcov. 

Abb..  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  63 


472 

Masse  von  Citaten  ist  es  verzeihlich,  wenn  einmal  p.  747  Sevcxpcöv  Key  er  öjuoioog  ydo  juot 
cpaivojuai  7is7iou]y.Evai,  cog  ei  xig  jzaxsQa  djioxxEivag  xä>v  jraldcov  avxov  (pEioaixo  Xenophon 
statt  Herodot  I  155  als  Autor  angegeben  wird. 

Aber  nicht  bloss  reiche  Belesenheit  und  grammatische  Exaktheit  haben  wir  an  dem 
Urheber  unserer  Zusammenstellung  zu  rühmen;  auch  Geschmack  und  feines  Urteil  ist  ihm 
eigen.  Ich  hebe  ein  Beispiel  heraus,  das  auf  einen  Autor  unserer  Schullektüre  Bezug  hat. 
In  der  Kranzrede  des  Demosthenes  lesen  wir  §  208:  jud  robg  MagaScövi  JiQoxivövvEvoavxag 
xai  xovg  ev  nXa.Taio.Tg  TxaQaxafajUEVovg  xal  xovg  ev  2aXafxXvi  vavjuayjjoavrag  xwv  TiQoyövojv. 
Was  hat  hier  das  Präverbium  tiqo  in  JiQoxivdvvEvoavxag  zu  bedeuten?  Eine  Beachtung 
der  zeitlichen  Folge  der  Schlachten  bei  Marathon,  Salamis,  Platää  kann  schon  auf  das 
Richtige  führen;  aber  die  Sache  wird  erst  vollständig  klar  durch  Vergleichung  der  Original- 
stelle Thukyd.  I  73:  cpa/uev  yäg  Maoadxovi  xe  /uövoi  jiQoxivdvvsvoai  xco  ßaoßdga>  xal  oxe 
xb  voxeqov  7]X§ev,  oi>x  Ixavol  övxsg  xaxä  yfjv  dfivvEoßai,  Eoßdvxsg  ig  xäg  vavg  Tiavörj/xEi  ev 
ZaXafüvi  £vvvav[Aa%r}oai,  wo  durch  das  nachfolgende  voxeqov  die  zeitliche  Bedeutung  des 
tiqo  in  jiQoxLvövvEvoai  gesichert  wird.  Unser  Autor  p.  748  hat  das  Verdienst,  die  Stelle 
des  Demosthenes  als  eine  Nachahmung  des  Thukydides  bezeichnet  und  den  Demosthenes 
aus  Thukydides  erklärt  zu  haben;  bei  keinem  unserer  neueren  Herausgeber  finde  ich  in 
gleicher  Weise  die  Stelle  des  Thukydides  zur  Erklärung  des  Demosthenes  verwertet;  umge- 
kehrt kann  bei  diesen  die  Vergleichung  des  Epigramms  des  Simonides 

cE)<.Xrjva)v  TigojuayovvxEg  'A&ijvaToi  Mapaficövi 
%QvoocpoQOJv  Mijdcov  ioxoQEoav  dvvajuiv 

leicht    die  Vorstellung    erwecken,    als    stünde    auch    bei    Demosthenes    das  Präverbium   tiqo 

für    V71EQ. 

Das  also  ist  evident:  unser  Kapitel  stammt  nicht  aus  dem  Studierzimmer  des  Clemens, 
sondern  geht  auf  einen  belesenen  und  feinsinnigen  Grammatiker  der  alten  Schule  zurück, 
aber  einen  solchen,  der  seine  Studien  nicht  mehr  wie  die  Gelehrten  der  alten  alexandrinischen 
Schule  auf  die  Dichter  beschränkt,  sondern  auch  schon  nach  Art  der  pergamenischen  und 
römischen  Gelehrten  auf  die  Prosaiker,  Historiker  und  Redner  ausgedehnt  hatte.  Dass  wir 
nicht  bei  einem  unbestimmten  'einen'  stehen  bleiben  müssen,  sondern  auch  einen  bestimmten 
Namen  angeben  können,  das  verdanken  wir  dem  Kirchenvater  Eusebius  praep.  ev.  X  2 — 3. 
Derselbe  gibt  dort  zuerst  eine  kurze  Inhaltsgabe  unseres  Kapitels;  dann  geht  er  zur 
Bekräftigung  des  von  Clemens  gefällten  Urteils  auf  einen  Abschnitt  aus  des  Neuplatonikers 
Prophyrios  Buch  (PiX6?.oyog  äxQÖaotg  über  (X  3,  1  —  23).  Derselbe  handelt  von  einem 
Gastmahl,  das  zur  Feier  des  Geburtstages  Piatos  der  bekannte  Grammatiker  Longinus,  der 
angebliche  Verfasser  des  Buches  tieqi  vxpovg,1)   gegeben   hatte.     Im  Tischgespräch    kommen 


!)  Das  Buch  jieqI  vxpovg,  das  sich  hauptsächlich  durch  seine  auserwählten  Citate  aus  seltenen 
Autoren  der  klassischen  Zeit  und  seine  feinen  Bemerkungen  in  Sachen  der  ästhetischen  Kritik  auszeichnet, 
wird  bekanntlich  dem  Longin  zugeschrieben  und  berührt  sich  in  beiden  Punkten  mit  unserem  Abschnitt 
der  fpdöloyog  dy.göaacg  des  Porphyrios,  eines  Schülers  des  Longin,  wobei  noch  besonders  zu  beachten  ist, 
dass  auch  das  Hauptwerk  des  Longin  den  Titel  <t>iX6\oyot.  6/ni?uai  führte,  Porphyrios  also  in  jenem  Abschnitt 
vornehmlich  aus  dem  Werke  seines  Lehrers  geschöpft  zu  haben  scheint.  Diese  Verwandtschaft  der  beiden 
Traktate  und  die  Erwähnung  des  Rhetors  Cäcilius  in  dem  Buch  tisqI  vipovg  und  in  dem  Abschnitt  des 
Porphyrios  bei  Euseb.  pr.  ev.  X  3,  13  machen  es  begreiflich,  dass  schon  früh  ein  Grammatiker  oder  Rhetor 


473 

die  Festgenossen  auf  die  Plagiate  zu  sprechen,  zuerst  des  Ephoros  und  Theopompos,  dann 
des  Menander,  Hypereides  und  anderer.  Unter  den  Belegen  finden  wir  einige,  die  wir  auch 
bei  Clemens  lesen,  wie  Eus.  X  3,  18  =  Clera.  VI  2,  13.  Zum  Schluss  X  3,  23  gibt  Porphyrien 
die  Quellen  an,  aus  denen  er  und  seine  Tischgenossen  ihre  Weisheit  geschöpft  hatten,  indem 
er  einleitend,  wie  es  scheint  mit  einem  Seitenhieb  auf  Clemens,  bemerkt:  äXV  Iva  jutj  xal 
avxög  y.lo7ir\q  älXovg  ahußfievog  xlinx^g  äXä>,  xovg  TiQay/naxevoajuEvovg  xd  Tiegl  xovxoiv  jurjvvoco. 
Unter  den  Vorgängern  nennt  er  zuerst  mehrere,  welche  speciell  von  den  Plagiaten  einzelner 
Schriftsteller  gehandelt  hatten,  wie  Lysimachos1)  und  Alkaios2)  von  Plagiaten  des  Ephoros, 
Pollio  von  Plagiaten  des  Ktesias,  Herodot  und  Theopomp.  Dann  erwähnt  er  die  Haupt- 
rüstkammer, aus  der  man  sich  über  derartige  Dinge  unterrichten  könne,  das  Buch  des 
Aretades  tieqI  ovveju7xxa)oe(og.  Da  nun  Clemens  in  dem  besagten  Kapitel  von  Ephoros  und 
Ktesias  gar  nicht,  von  Theopomp  und  Herodot  nur  ganz  wenig  spricht,  so  muss  er  seine 
meisten  Beispiele  dem  Buche  des  Aretades  entnommen  haben. 

So  weit  liegt  die  Sache  klar;  aber,  fragen  wir  weiter,  hat  Clemens  das  Buch  des 
Aretades  bloss  benützt,  oder  es  geradezu  kopiert?  Das  Letztere  jedenfalls  nicht,  dagegen 
spricht  schon  ein  äusserer  Umstand.  Bei  Eusebius  finden  sich  mehrere  Dichterstellen  und 
zwar  aus  alten  und  seltenen  Dichtern,  wie  Antimachos,  Kratinos,  Theodektes,  die  bei  Clemens 
nicht  stehen.  Da  diese  Eusebius  zweifellos  aus  seiner  Dichterquelle,  d.  i.  eben  aus  jenem 
Aretades  entnommen  hat,  so  hat  Clemens  seine  Vorlage  jedenfalls  nicht  vollständig  abge- 
schrieben, sondern  nur  ausgezogen  und  dabei  je  nach  Bedünken  einzelne  Stellen  ausgelassen. 
Ein  anderer  Beweisgrund  hängt  von  der  Frage  ab,  wann  jener  Aretades  gelebt  habe. 
Leider  lässt  sich  dieselbe  nach  den  wenigen  uns  erhaltenen  Fragmenten3)  nicht  mit  voller 
Bestimmtheit  beantworten.  Aber  da  in  dem  Scholion  des  cod.  A  zu  Homer  II.  24,  110,  das 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auf  Didymos  zurückgeht  und  von  Ludwich,  Aristarchs  Homer- 
kritik 151  und  497  ohne  Bedenken  unter  die  Fragmente  des  Didymos  aufgenommen  worden 
ist,  Aretades  neben  Apollodor,  Neoteles  und  Dionysios  Thrax  als  Gewährsmann  für  die 
Lesart  TiQoxiunxoi  angeführt  wird,  so  muss  derselbe  vor  dem  Grammatiker  Didymos  oder 
vor  dem  Kaiser  Augustus  gelebt  haben.4)    Nun  kommen  aber  in  unserem  Clemens  ström.  VI  2 


den  Longin  als  Verfasser  des  Buches  Jiegl  vipovs,  das  vordem  anonym  gelaufen  zu  sein  scheint,  vermutete. 
So  weit  kann  ich  gehen,  aber  nicht  weiter,  wie  neuerdings  Fr.  Marx  gegangen  ist,  der  in  der  gelehrten, 
an  feinen  Beobachtungen  reichen,  aber  doch  in  der  Hauptsache  nicht  überzeugenden  Abhandlung,  Die  Zeit 
der  Schrift  vom  Erhabenen,  Wiener  Studien  XX  (1898)  1G9 — 204,  die  gegen  die  Autorschaft  des  Longin 
vorgebrachten  Gründe  zu  entkräftigen  sucht.  Tch  bleibe  auch  diesem  Versuche  gegenüber  bei  meinem 
Urteil  in  der  Gesch.  d.  griech.  Lit.3  758,  dass  der  triviale  Charakter  der  echten  Schriften  des  Longin  und 
die  seichten  Titel  seiner  verlorenen  Schriften,  wie  ei  q>iX6ooq>og  "O/xqgog,  keine  Zusammenstellung  mit  dem 
vorzüglichen  Buch  vom  Erhabenen  zulassen,  und  dass  von  einem  Rhetor  des  dritten  Jahrhundex-ts  keine 
Polemik  gegen  den  mehr  als  zwei  Jahrhunderte  ältei-en  Cäcilius  erwartet  wird. 

*)  Dieser  Lysimachos  ist  wohl  identisch  mit  dem  Grammatiker  Lysimachos,  der  unter  Augustus 
einen  Mythencyclus  verfasste;  vgl.  C.  Müller  FHG  III  334. 

2)  Dieser  Alkaios,  der  in  Spottversen  über  die  Plagiate  des  Ephoros  schrieb,  ist  offenbar  identisch 
mit  dem  Epigrammatiker  Alkaios  unter  dem  König  Philippus  III. 

3)  Gesammelt  von  Müller  FHG  IV  316,  hinzuzufügen  ist  noch  Alciphron  III  56. 

4)  Dieser  Ansicht  sind  auch  Susemihl,  Griech.  Lit.  der  Alexandrinerzeit  I  168,  und  Schwartz  bei 
Wissowa  unter  Aretades.  Wenn  ihn  Susemihl  zu  den  unmittelbaren  Schülern  des  Aristarch  rechnen 
möchte,  so  vermisse  ich  dafür  die  Beweise;  eher  spricht  der  Umstand,  dass  Ai-etades  in  seinen  Parallelen 
stark  auch  die  Historiker  und  Redner  berücksichtigte,  für  die  nächste  Zeit  vor  Didymus,  wo  wieder  das 

63* 


474 

Dinge  vor,  die  jedenfalls  auf  spätere  Zeit,  die  erste  oder  zweite  Hälfte  des  zweiten  Jahr- 
hunderts n.  Chr.  hinweisen.  Vier  Mal  werden  p.  738  und  751  Verse  des  Orpheus  und 
Musaios  als  Vorbilder  für  Verse  des  Homer  angeführt.1)  Das  kann  unmöglich  ein  alter 
Grammatiker,  den  der  Aristarcheer  Didymos  des  Citierens  wert  hielt,  gesagt  haben,  ganz 
zu  geschweigen,  dass  es  sehr  zweifelhaft  ist,  ob  überhaupt  damals  schon  die  citierten  Verse 
der  alten  thrakischen  Dichter  existierten.2)  Anstoss  erregt  es  auch,  dass  Clemens  p.  745 
die  anakreontischen  Verse 

"Egcoxa  ydg  xbv  äßgöv 

jue2.ojuai  ßgvovra  jukgaig 

jioXvav&eßoig  dsiöeiv' 

öde  y.al  ßecöv  dvvdoxrjg, 

ode  xal  ßgoxovg  öafxd^et 

das  Vorbild  für  Verse  des  Euripides  sein  lässt.  Denn  jene  Verslein  haben  doch  ganz  das 
Ansehen,  als  rührten  sie  nicht  von  dem  echten  Anakreon  her,  sondern  gehörten  zu  den 
nach  dem  Muster  desselben  gedichteten  Tändeleien,  die  man  der  römischen  Kaiserzeit  zuzu- 
weisen pflegt.  Indes  wage  ich  hier  nicht  mit  voller  Zuversicht  zu  urteilen,  da  jene  Verslein 
auch  nicht  in  der  auf  uns  gekommenen  Sammlung  von  Anakreontea  vorkommen,  also 
immerhin  einer  älteren  Zeit  angehören  können.3)  Uebrigens  mag  man  über  diese  Ana- 
kreontea urteilen  wie  man  will,  schon  die  gefälschten  Verse  des  Orpheus  und  Musaios 
genügen  zum  Beweis,  dass  nicht  das  ganze  Kapitel  Strom.  VI  2  einfach  aus  dem  Buche  des 
Aretades  ausgeschrieben  ist.  Da  nun  auch  die  Annahme  von  zwei  Grammatikern  Aretades, 
einem  älteren  vor  Didymos  lebenden  und  einem  jüngeren  aus  dem  zweiten  Jahrhundert  n.  Chr., 
in  der  Luft  schweben  würde,  zumal  Eusebius  an  der  angegebenen  Stelle  durch  keinen 
Zusatz  seinen  Aretades  von  einem  andern  unterscheidet,  so  bleibt  nur  übrig,  anzunehmen, 
dass  Clemens,  entweder  er  selbst  oder  sein  unmittelbarer  Vorgänger,  die  Materialien  des 
Aretades  nicht  einfach  abgeschrieben,  sondern  in  der  Art  verarbeitet  hat,  dass  er  einiges 
wegliess,  anderes  zusetzte.  Zu  den  Zusätzen  gehörten  dann  die  beanstandeten  Stellen  p.  738 
'Ogcpecog    xoivvv    noirjoavxog  .  .  .  fj    (5'  ä7zoA.rjy£i,    p.  751 4)    evgoig    (51  dv  ...  Jiaqd    Movoaiov 


Studium  der  attischen  Redner  aufgelebt  war.  Nichts  beweist  für  das  Alter  des  Aretades  die  Ueberein- 
stimmung  des  Scholion  zu  Aristoph.  Nub.  1419  mit  Clem.  p.  141,  6 — 142,  23  Dind.  =  748  Pott.,  da  jenes 
Scholion  nicht  in  den  alten  Codd.  RV  steht,  sondern  erst  von  Musurus  eingeschmuggelt  wurde. 

J)  Ausserdem  wird  Orpheus  p.  751  als  Vorbild  für  Hesiod  und  p.  752  für  Heraklit  angenommen. 
Wenn  es  aber  p.  751  heisst:  Evyä/ii/tcov  6  Kvq^volo?  ix  Movoaiov  to  meqi  Qeottqcotwv  ßißXiov  oXoxXrjgov 
s^rjveyxev,  so  ist  dabei  schwerlich  an  den  alten  thrakischen  Sänger  Musäus  zu  denken. 

2)  Dagegen  lässt  auch  Justin  coh.  ad  Graec.  c.  17  den  Eingang  der  Ilias  nach  dem  Muster  des 
untergeschobenen  Verses  des  Orpheus 

Mrjviv  äeide  ■dea.  Arj/utjzsQO?  äykaoxagjiov 
gedichtet  sein. 

3)  Bergk  PLG3  Anacr.  fr.  62  rechnet  unsere  Verse  zu  den  Nachdichtungen  und  fügt  denselben  noch 
andere  an,  welche  auch  nicht  in  der  Sammlung  der  Anacreontea  des  cod.  Palatinus  vorkommen,  aber 
doch  gleichfalls  verdächtig  sind.  Die  Verse  des  Euripides  zu  kennen,  die  nach  denselben  gedichtet  sein 
sollen,  setzt  keine  grosse  Belesenheit  voraus;  dieselben  stunden  auch  in  den  Anthologien  und  so  auch 
in  Stobäus  flor.  63,  25,  freilich  dort  als  Verse  des  Sophokles. 

4)  Die  Stelle  p.  751  §  26  erregt  auch  sonst  Anstoss,  weil  mit  ihr  der  Verfasser  aus  der  oben 
skizzierten  Disposition  herausfällt.     Denn  nachdem  er  bereits  mit  §  25  zu  den  Fällen,   in  denen  Schrift- 


475 

Xaßmv  xov  noii]xov  xaxa  Xi^iv  und  vielleicht  auch  p.  745  'Avaxgeovxog  de  .  .  .  eg^erai. 
Die  Frage,  ob  Clemens  selbst  oder  sein  nächster  Vorgänger  die  Umformung  vorgenommen 
hat,  habe  ich  offen  gelassen;  der  andere  war  aber  sicher  nicht  Aristobul,  an  den  Cobet, 
Observationes  in  Piatonis  comici  relliquias  p.  72  zur  Zeit,  als  die  Fälschungen  jenes  Peri- 
patetikers  noch  nicht  geklärt  waren,  dachte,  an  den  aber  heutzutage  niemand,  der  Elter 
gelesen  hat,  denken  wird.1) 

Ich  bespreche  noch  in  einem  Exkurs  die  Stellen  Clem.  ström.  VI  2,  p.  740  und  747 
über  das  Verhältnis  des  Sophokles  zu  Euripides  und  Herodot.  Bei  gleichzeitigen  Dichtern 
war  schwer  zu  ermitteln,  wer  der  gebende  und  wer  der  empfangende  Teil  sei.  Clemens 
hat  daher  mit  lobenswerter  Vorsicht  Strom.  VI  2,  10  sich  darauf  beschränkt,  die  parallelen 
Verse  von  Euripides  und  Sophokles  einfach  neben  einander  zu  stellen,  ohne  einen  Entscheid 
zu  wagen,  wer  von  beiden  den  andern  nachgeahmt  habe.  Ganz  in  diesem  Sinne  mahnt 
auch  Eusebius  praep.  ev.  X  3,  14  in  solchen  Fällen  zur  Vorsicht,  wenn  man  nicht  zuvor 
auf  anderem  Wege  das  chronologische  Verhältnis  der  verglichenen  Stücke  zu  einander  fest- 
gestellt habe.  Ganz  im  Gegensatz  zu  dieser  behutsamen  Zurückhaltung  hat  aber  Clemens 
nicht  bloss  p.  747  schlankweg  behauptet,  Sophokles  habe  mit  den  Versen  der  Antigone  911  f. 

^ii]TQÖg  t'  iv  Al'dov  xal  naxgog  xexevxoxcov, 
ovx  £öt'  äösl(pög  boxig  äv  ßläoxoi  jzoxe 

den  Anstoss  zu  der  bekannten  Erzählung  des  Herodot  III  119  gegeben,  sondern  auch  p.  740 
geradezu  ausgesprochen,  Sophokles  habe  mit  dem  Vers  des  Aias  665 

i%&QÖ)v  <5'  ädcoga  dcöga  xovx  ovtjoijua 

den  Vers  der  euripideischen  Medea  618 

xaxov  yäg  ävdgög  öwq''  övqoiv  ovx  e%ei 

nachgeahmt.  Hat  nun  hier  der  Autor  wirklich  die  nötige  chronologische  Voruntersuchung 
angestellt  und  etwa  aus  den  Didaskalien  die  Gewissheit  sich  verschafft,  dass  der  Aias  des 
Sophokles  erst  nach  der  im  Jahre  431  aufgeführten  Medea  gedichtet  worden  sei?  Wenn 
man  bloss  den  Clemens  in  Betracht  zieht,  so  sollte  man  es  glauben ;  aber  Zweifel  erregen 
die  vielen  anderweitigen  Momente,  welche  die  landläufige  Meinung  stützen,  dass  der  Aias 
als  älteste  der  uns  erhaltenen  Tragödien  des  Sophokles  nicht  bloss  vor  der  Medea,  sondern 
auch  vor  der  im  samischen  Krieg  um  442  aufgeführten  Antigone  gedichtet  sei.4)  Ihnen 
darf   man    um  so  grösseres  Gewicht   beilegen,    als  sich  der  Verfasser  unseres  Kapitels   doch 


steller  sich   ganze  Bücher   abstahlen,   übergegangen   war,   kehrt   er  in  §26   wieder  zu   den  Fällen   des 
Plagiates  einzelner  Versstellen  zurück. 

x)  Schon  Scheck,  De  fontibus  Clementis  p.  37  hat  dieses  richtig  erkannt.  Indes  gebührt  dem 
grossen  Niederländer  das  Verdienst,  auf  die  Uebereinstimmung  von  Clemens  p.  141,6 — 142,2  Dind.  Jigog 
xovxoig  Qeoxöjatiov  x.  r.  X.  mit  dem  jüngeren  Schol.  Aristoph.  Nub.  1409  aufmerksam  gemacht  zu  haben. 
Ob  derselbe  auch  mit  Recht  an  jener  Stelle  eine  Verwechselung  des  Philosophen  Plato  mit  dem  Komiker 
Plato  angenommen  habe,  ist  zweifelhaft,  da  auch  der  Philosoph  Plato,  wie  Cobet  aus  dem  Commentar 
von  Potter  hätte  ersehen  können,  in  den  Gesetzen  I,  p.  646  einen  ähnlichen  Ausspruch  gethan  hat. 

2)  Zusammengestellt   sind   die  Gründe   in   meiner  Griech.  Litteraturgeschichte,   3.  Auflage,   S.  239. 
Besonders  schwer  wiegt  der  Umstand,  dass  der  Chor  des  Aias  noch  aus  12,  noch  nicht  aus  15  Choreuten 
bestand.     Aber  ich  tadle  mich  selbst,  dass  ich  die  für  die  umgekehrte  Meinung  sprechende  Stelle  unsere 
Clemens  gar  nicht  angeführt  habe. 


476 

auch  noch  in  anderen  chronologischen  Annahmen  starke  Blossen  gegeben  hat.  So  setzt 
er  p.  747  den  Panegyricus  des  Isokrates  vor  die  Rede  des  Andokides  über  den  Frieden, 
was  sicher  falsch  ist,  p.  748  den  Aegineticus  des  Isokrates  vor  eine  der  Mündelreden  (ev  xöig 
'Ogcpaviaolg)  des  Lysias,  was  mindestens  zweifelhaft  ist,  und  lässt  p.  751  dem  Euripides 
durch  die  Lehre  des  Plato  von  der  Weibergemeinschaft  die  Anregung  zu  dem  Vers  y.oivbv 
yäg  shai  %Qfjv  yvvaixelov  Mxog  gegeben  sein,  was  gegen  alle  Geschichte  verstösst. 

Strom.  V  14  und  Protr.  6  f.  über  Götter  und  Göttliches. 

Nächst  dem  Kapitel  Strom.  VI  2  enthalten  die  meisten  Dichtercitate  die  Abschnitte 
Strom.  V  14  und  Protr.  6  f.  Dieselben  stehen  indes  nur  in  Bezug  auf  die  Häufigkeit  der 
Dichtercitate  dem  Kapitel  Strom.  VI  2  näher,  im  übrigen  unterscheiden  sie  sich  von  ihm 
stark  in  Anlage  und  Gehalt.     Das  wird  eine  kurze  Analyse  derselben  zeigen. 

Das  Ziel  des  Kapitels  Strom.  V  14  ist  gleich  im  Eingang  desselben  ausgesprochen: 
es  soll  darin  bewiesen  werden,  dass  die  Hellenen  ihre  Weisheit  aus  den  jüdischen  Schriften, 
aus  der  von  ihnen  als  barbarisch  verschrieenen  Philosophie  der  Hebräer  gestohlen  haben.1) 
Das  wird  in  zwei  sehr  ungleichartigen  und  mangelhaft  zusammengefügten  Teilen  durch- 
geführt. In  dem  ersten  (§§  89  — 108)  werden  Sätze  der  alten  Philosophen,  insbesondere  des 
Plato,  auf  Stellen  des  alten  Testamentes  zurückgeführt,  indem  dabei  den  Griechen  der  Vor- 
wurf gemacht  wird,  wohl  von  Bibelstellen  ausgegangen  zu  sein,  dieselben  aber  nicht  richtig 
aufgefasst  zu  haben.  Dichterstellen  sind  in  diesem  ersten  Teil  nur  zweimal,  und  da  nur 
nebenbei,  §  100  für  die  Schöpfung  des  Menschen  aus  Thon,  und  §  107  für  die  Heiligkeit 
der  Siebenzahl  angeführt.  Im  zweiten  Teil  (§§  109  — 140),  der  indessen  nicht  durch  eine 
besondere  Einleitung  von  dem  ersten  geschieden  ist,  kommen  fast  nur  Dichter  zu  Wort. 
Aber  der  Nachweis  des  Diebstahls  (xloii))),  den  sich  der  Autor  im  Eingang  des  Kapitels 
als  Aufgabe  gestellt  hatte,  wird  in  diesem  zweiten  Teil  fast  nirgends  erbracht;2)  es  werden 
wohl  Verse  griechischer  Dichter  angeführt,  die  zeigen,  dass  auch  diese,  abweichend  von  der 
Meinung  der  Menge,  über  religiöse  Dinge,  dass  es  nur  einen  Gott  gebe,  dass  dieser  nicht 
geboren,  sondern  von  Ewigkeit  sei,  dass  Gott  die  Bösen,  wenn  auch  nicht  gleich,  so  doch 
sicher  mit  der  Zeit  bestrafe,  erhabene  und  wahre  Gedanken  ausgesprochen  haben,  aber 
Stellen  der  Bibel,  welche  diese  kopiert  oder  missverstanden  haben  sollen,  sind  nur  ganz 
selten  angemerkt.  Man  gewinnt  dadurch  den  Eindruck,  dass  der  ganze  zweite  Teil  unseres 
Kapitels  ursprünglich  einem  anderen  Zwecke  diente  und  nur  Verse  der  Dichter  über  religiöse 
Dinge  (rd  tieqI  dscov  7ioi?]iaig  £iQi]jueva)  enthalten  wollte.3)  Zum  Verwundern  lesen  wir 
denn  auch  am  Schlüsse  §  140:  dedEtyjuevov  toivvv  oacpcog,  cbg  oljuai,  ojzcog  xXejixag  siQrjo&ai 
TiQÖg  xov  xvoiov  xovg  "EXXip>ag  efaxovoxEov,  ixcov  jzaoalsijicü  xä  xcüv  cpiXooöcpiüv  doy/uaxa, 
als  ob  der  erste  Teil  gar  nicht  vorausgegangen  und  von  den  Lehrsätzen  der  Philosophen 
noch  gar  nichts  gesagt  sei. 


')  Strom.  V  14,  1:  ro  5'  !£?;?  ouiodorsov  xai  xijv  ex  xij;  ßagßägov  (/iXooocpiag'EXXijvixJ/i'  xXotiijv  oacpsoxegov 
rjdrj   Jiagaaxaxeov. 

~)  Nur  ausnahmsweise  ist  §  120,  125,  126,  131  auf  parallele  Stellen  der  Bibel  hingewiesen. 

3)  Am  Schlüsse  des  Kapitels  §  141  ist  auch  geradezu  die  These  des  Anfangs  ignoriert  und  heisst 
es  ganz  allgemein:  rjdrj  fikv  ovv  öfjlov  fj/xiv  ix  iwv  7igoEigrn.dv<ov,  we  ai'diog  »}  xov  deov  svxotta  xvyydvei 
xal  eis  jidvzag  «f  «£/'?£  ävüg%ov  l'ai]  dxgyvöjs  fj   <pvoix>]   dixaiooövi]  x.  x.  X. 


477 

Das  alles  führe  ich  an,  nicht  etwa,  um  den  ersten  Teil  als  unecht  oder  als  späteren 
Zusatz  zu  erweisen,  sondern  teils  um  an  einem  konkreten  Beispiel  das  Ungeschick  des 
Clemens  in  der  Anordnung  der  Gedanken  darzuthun,1)  teils  um  aus  dem  Nachweis  des 
mangelnden  Zusammenhangs  der  beiden  Teile  die  Vermutung  zu  begründen,  dass  die  Ver- 
schiedenheit der  im  zweiten  Teil  des  Kapitels  benutzten  Quelle  es  war,  welche  den  Autor 
aus  der  Bahn  warf  und  seiner  Beweisführung  eine  andere  Richtung  gab.  Ehe  ich  aber 
auf  den  letzteren  Punkt  näher  eingehe,  rauss  ich  zuvor  noch  einen  verwandten  Abschnitt 
der  clementinischen  Werke  in  die  Besprechung  ziehen. 

Die  vielen  Dichtercitate  über  göttliche  Dinge  teilt  der  zweite  Teil  des  Kapitels 
Strom.  V  14  mit  dem  Abschnitt  des  Protrepticus  c.  6  f.  Es  wird  dort  in  guter  Disposition 
und  in  sorgfältiger  Ausführung,  wodurch  sich  überhaupt  der  Protrepticus  von  den  leicht 
hingeworfenen  Stromateis  vorteilhaft  unterscheidet,  das  wahre  Wesen  Gottes  als  allmächtigen 
und  allweisen  Vaters,  im  Gegensatz  zu  den  verkehrten  Vorstellungen  der  Götzenanbeter 
dargethan,  und  dabei  von  dem  Satze  ausgegangen,  dass  durch  göttliche  Eingabe  den  Weisen 
und  Gebildeten  aller  Orten  eine  Ahnung  des  wahren  Gottes  eingepflanzt  sei.  Zuerst  also 
werden  hierfür  die  Philosophen,  die  Sokratiker  Plato,  Antisthenes,  Xenophon  und  der  Stoiker 
Kleanthes  als  Zeugen  aufgerufen.  Dann  wird  im  7.  Kapitel  zu  den  Dichtern  übergegangen, 
und  zwar  so,  dass  zuerst  die  positiven  Aussprüche  des  Arat,  Hesiod,  Sophokles,  Euripides, 
Orpheus  angeführt  werden,  dann  die  Spottverse,  mit  denen  Menander,  Euripides  und  andere 
die  falschen  Meinungen  der  Menschen  bekämpften  und  lächerlich  machten.  Das  alles  liest 
sich  ohne  Anstoss,  da  der  Verfasser  wohl  auch  einmal  p.  60  Plato  und  Moses  vergleicht, 
aber  im  übrigen  den  Gedanken  ferne  hält,  als  hätten  die  griechischen  Dichter  Stellen  der 
Bibel  ausgeplündert.2) 


')  Auch   sonst   vermisst   man   in   unserem   Kapitel    häufig    Zusammenhang   und   folgerichtige   Ent- 
wicklung.    Ich   will   nicht  reden   von   dem   salto   mortale,   womit   der  Verfasser   von   dem  Einsang  der 

o  '  Do 

Phänomena  des  Arat  und  den  Versen 

avzog  ydg  zäde  orjfj.az'1  iv  oigavcS  iozr'/gtg~ev 
äozga   dtaxgtvag 

zu  der  Hoplopoiie  des  Homer  II.  XVIII  483  übergeht 

iv  fikv  yatav  e'zevg",  iv  <5'  ovgavöv,  iv  de  ddlaooav, 
iv  de  za  zeigtet  nävza,  zd  z'  ovgavog  iozeyävwzai, 

um  in  der  Schilderung  Homers  ein  Abbild  der  mosaischen  Schöpfungsgeschichte  zu  erblicken.  Anstoss 
erregt  es  besonders,  dass  die  Verse  des  Kleanthes,  Euripides  und  Sophokles  über  eldwlolazgla  in  §  1 1 1 
losgerissen  sind  von  denen  des  Philemon  über  den  gleichen  Gegenstand  §  128,  und  ebenso,  dass  die 
pantheistischen  Verse  des  Euripides  und  Aeschylus  §  114,  des  Arat  §  101,  des  Pindar  §  129  nicht  zusammen- 
stehen. An  einer  Stelle  §  127  kann  mit  leichter  Aenderung  geholfen  werden.  Wenn  man  nämlich  dort 
für  das  xoiavza  in  zotavza  xal  6  Ilägiog  'Ag/JXo/og  JJyei 

w  Zev   {ttuzfq  Zev)   obv  /j,'ev  ovgavov  xgäzog, 

ov  <5'  e'gy'  i.-r'  äv&gojjzwv  ogäg 
"/.scogyu  xndifiioza 

eine  Rückbeziehung  vermisst,  so  kann  man  diese  einfach  dadurch  herstellen,  dass  man  den  Vers  des  Orpheus 

avzog  <V  e;  äyndoXo  xaxöv  t)vrjzotot  q)vzevei 

von  dem  vorausgehenden  Absatz   losreisst  und  als  Anfang  eines  neuen  Absatzes  vor  xoiavza  x.  z.  X.  setzt. 

2)  So  lesen  wir  Protr.  p.  61  bloss:  'Avzio&evqg  ftev  yag  ov  Kvvixbv  dr)  zovzo  ivevörjoFv,  Zmxgäzovg  de 

äze  yvwgiftog  öeov  ovdevi  ioixevai  (prjoiv,  dagegen  Strom.  V  14,  p.  714:  6  l'mxgazixög  'Avzio{Hvrjg  7iaga<pgdCwr 


478 

Die  Zahl  der  Dichterstellen  in  dem  zergliederten  Abschnitt  des  Protrepticus  ist  viel 
kleiner  als  in  dem  entsprechenden  der  Stromateis,  aber  auf  die  gleiche  Quelle  weist  die 
Uebereinstimmung  in  zahlreichen  Fällen  hin.  So  kehren  wieder  Aussprüche  und  Verse:  des 
Hesiod  avxög  yäg  x.  x.  X.  Protr.  p.  62  und  Strom,  p.  716,  des  Euripides  ögäg  x.  x.  X. 
Protr.  p.  63  (in  Prosa  aufgelöst)  und  Strom,  p.  717,  des  Ps.  Sophokles  elg  xalg  äX)]&eiaioiv  x.  x.  X. 
Protr.  p.  63  und  Strom,  p.  717,  des  Arat  ocpg'  ^uneda  x.  x.  X.  Protr.  p.  61  und  Strom,  p.  709 
(vollständiger),  des  Kleanthes  xäya&bv  x.  x.  X.  Protr.  p.  61  f.  und  Strom,  p.  715  f.  (mit  einer 
kleinen  Lücke),  des  Orpheus  (p§£yg~ojucu  x.  x.  X.  Protr.  p.  43  (mit  einem  Ueberschuss  von 
4  einleitenden  Versen)  und  Strom,  p.  73  (ohne  die  4  einleitenden  Verse,  sonst  vollständiger), 
der  Sibylle  xig  yäg  oägk~  x.  x,  X.  und  ovxog  löov  x.  x.  X.  Protr.  p.  61  und  66  und  Strom,  p.  714 
und  718,  ferner  des  Demokrit  Protr.  p.  69  und  Strom,  p.  709,  des  Plato  Protr.  p.  59  und 
Strom,  p.  710,  des  Antisthenes  Protr.  p.  61  und  Strom,  p.  716,  des  Xenophon  Protr.  p.  61 
und  Strom,  p.  714.  Dazu  kommen  noch  die  Fälle,  wo  bald  der  Protrepticus,  bald  die 
Stromateis  dieselben  Verse  bieten  wie  die  mit  beiden  nahe  verwandte,  aus  derselben  Quelle 
schöpfende  Schrift  des  Ps.  Justin  de  monarchia,1)  wie  wenn  die  Verse 

■&eov  de  Jioiov  ems  juoi  vor\xkov\ 

xbv  Ttävft''  ögwvxa  xavxöv  ovyy  ögojjuevov 

sich  bei  Clemens  Protr.  p.  59  und  Justin  de  mon.  p.  104  D  finden,  nur  dass  Clemens  sie 
als  Verse  des  Euripides,  Justin  als  solche  des  Philemon  citiert,  oder  wenn  die  Verse  des 
Menander  ovdeig  fi'  ägeoxei  x.  x.  X.  und  ei  yäg  k'Xxei  x.  x.  X.  bei  Clemens  Protr.  p.  65  und 
Justin  de  mon.  p.  106  f.  (vollständiger)  stehen,  ferner  die  Verse  Eur.  Ion  jzcög  ovv  dixaiov  x.  x.  X. 
bei  Clemens  Protr.  p.  65  und  Justin  de  mon.  p.  103  (vollständiger),  Eur.  Orest.  og 
fxeooixcpäXovg  x.  x.  X.  bei  Clemens  Protr.  p.  65  und  Justin  de  mon.  p.  107  D  (vollständiger), 
die  Verse  des  Menander  el  xig  ös  ftvoiav  bei  Clemens  Strom,  p.  720  und  Justin  de  mon. 
p.  106  (als  Verse  des  Philemon,  vollständiger),  des  Diphilos  olei  ob  xovg  flavovxag  x.  x.  X.  bei 
Clemens  p.  721  und  Justin  de  mon.  p.  105  (als  Verse  teils  des  Philemon  teils  des  Euripides,2) 
mit  starken  Varianten),  des  Sophokles  eoxai  yäg  x.  x.  X.  bei  Clemens  p.  722  (als  Verse  der 
Tragödie  ohne  Dichternamen)  und  Justin  de  mon.  p.  105  E  (mit  falschem  Zusatz),  des 
Aischylos  %d)git,E  ■&vr\x(bv  x.  x,  X.  bei  Clemens  p.  727  und  Justin  de  mon.  p.  104  (mit 
kleinen  Varianten). 


xrjv  nQOcprjxixrjv  ixstvrjv  cpwvrjv  'xivi  fxe  w/ioicöoaxs;  Xiysi  xvgtog' ,  dsov  ovdsvl  ioixe.vai  (prjoi.  Desgleichen 
wird  Strom,  p.  714  der  Ausspruch  des  Xenophon  aus  Versen  der  Sibylle  hergeleitet,  einfach  hingestellt 
ohne  Parallele  in  Protr.  p.  61  und  ebenso  bei  Stobäus  ecl.  II  1,  10.  Auch  aus  der  Vergleichung  von 
Protr.  p.  61  nollovg  8s  xal  alkovg  x.  x.  X.  und  Strom,  p.  730  ersieht  man,  wie  erst  in  den  Stromateis  der 
Nebengedanke  ex  xfjg  ßagßägov  Sgum^isvot  <pi\ooo<piag  eingelegt  ist.  Zu  beachten  ist  dabei,  dass  auch  bei 
Justin  de  mon.  p.  106  die  Verse  des  Menander  si'xig  de  ftvolav  x.  x.  ?..,  welchen  bei  Clemens  p.  720  Stellen 
der  Bibel  zur  Seite  gestellt  werden,  einfach  ohne  Hinweis  auf  Bibelstellen  angeführt  sind. 

x)  Bezeichnend  für  das  Wechselverhältnis  der  drei  Schriften  ist  es,  dass  die  untergeschobenen  Verse 
des  Sophokles  scg  xaig  ah]deiaiaiv  x.  x.  1.  sich  in  allen  drei  Schriften  Justin  de  mon.  p.  104  C,  Clemens 
Protr.  p.  63  und  Strom,  p.  717  finden,  und  dass  bei  Justin  de  mon.  p.  107  und  Clemens  Protr.  p.  65  die 
Verse  Eur.  Ion  und  Eur.  Orest.  in  gleicher  Ordnung  auf  einander  folgen. 

2)  Im  Clemens  ist  nach  Vers  11  ou  xovvofia  cpoßsgov  ovS'  äv  örofiäoaifi'  iyd>  ausgefallen  xal  EvgiTildrjg, 
geblieben  aber  die  dazu  gehörende  Bemerkung,  die  bei  Justin  lautet  äcp&ovov  ßiov  öiöodoi  xgog  pijxog t 
von  Clemens  aber,  wie  Elter  p.  189  richtig  erkannte,  in  einen  schlechten  Vers  gebracht  ist:  og  xolg 
äftaoxävovot  jtgog  /ufjxog  ßiov  dldcooi. 


479 

Wie  hat  man  sich  nun  das  Vorkommen  der  gleichen  Citate,  zum  Teil  in  der  gleichen 
Abfolge1)  an  den  drei  Stellen,  oder  wenn  wir  vorläufig  Justin  de  mon.  ausser  Betracht 
lassen,  an  den  zwei  Stellen  des  Clemens  zu  erklären?  Sollte  der  Autor  sich  selbst  aus^e- 
schrieben  haben,  so  könnte  er,  da  der  Protrepticus  vor  den  Stromateis  geschrieben  ist,  nur 
in  dem  letzteren  Werk  das  erstere  benützt  haben.  Aber  das  erstere  bot  dazu  zu  wenig 
Stoff,  da  in  dem  Kapitel  der  Stromateis  viel  mehr  Stellen  von  Dichtern  und  Prosaikern 
citiert  sind2)  als  in  dem  Protrepticus,  so  dass  Clemens  jedenfalls  inzwischen  eine  bedeutende 
Nachlese  gehalten  haben  müsste.  Aber  dass  überhaupt  Clemens  Stellen  selbst  aus  eigener 
Lektüre  gesammelt  habe,  entbehrt  jeder  Wahrscheinlichkeit.  Ich  gebrauche  hier  dasselbe 
Argument  wie  im  vorausgehenden  Kapitel:  Die  Citate  setzen  eine  viel  zu  grosse  Belesenheit 
und  Gelehrsamkeit  voraus.  Geben  wir  auch  zu,  dass  Clemens  aus  eigener  Lektüre  die  Verse 
nicht  blos  des  Homer,  Hesiod  und  Arat,  sondern  auch  des  Euripides,  Menander  und  selbst 
des  Pindar  gesammelt  habe,  so  geht  doch  jedenfalls  die  Lektüre  des  Bakchylides,  Epicharmos, 
Melanippides,  Xenophanes  über  den  Gesichtskreis  des  Clemens  hinaus.  Da  müssen  wir  also 
schon  fremde  Sammlungen  zu  Hilfe  nehmen. 

Wir  können  aber  auch  noch  an  einer  Stelle  bestimmt  nachweisen,  dass  Clemens  nicht 
die  Originale  selbst  einsah,  sondern  die  besprochene  Stelle  nur  in  der  Form  kannte,  wie  er 
sie  bei  seinem  Gewährsmann  citiert  vorfand.  Wir  lesen  nämlich  Strom.  V  14,  p.  714  und 
fast  gleichlautend  Protr.  p.  61:  xd  <5'  ojuoia  xal  Zevocpcöv  6  'A&ijvatog  xaxä  Xe£iv  kiyec 
6  yovv  ndvta  oelcov  xal  äxgelu(£a)v  cbg  juev  jueyag  xig  xal  dvvaxög,  (paveoog,  öjioiog  cV  ioxlv 
/Liogqpijv,  ä(pav)']g,  ovöe  jui)v  6  7iaf.icpay]g  doxäjv  elvai  fjfaog  ovo'1  ovxog  k'oixev  öqüv  avxov 
inageneiv,  uXV  fjv  xig  ävaidcög  avxov  &£ao)]xai,  x))v  öipiv  äcpaigelxai.  Im  Original  aber, 
Xen.  Meiuor.  IV  3,  14  heisst  es:  ivvosi  tV  oxi  6  Jiäoi  cpaveqog  öoxcöv  ehai,  JjXiog  ovx  ejilxqejiel 
xo?g  uvOodOTioig  iavxbv  äxgißcog  ogäv,  äXl"1  idv  xig  avxov  dvaidäjg  ey%eiQfj  fieäo&ai,  xrjv  Siptv 
äcpaiozixai.  Es  steht  also  nur  der  zweite  Satz  oude  —  äcpaiotixai  bei  Xenophon,  von  dem 
ersten  6  yovv  —  äqpavTqg  keine  Spur,  obwohl  Clemens  versichert,  dass  er  denselben  gleichfalls 
wörtlich  aus  Xenophon  citiere.  Ein  solcher  Irrtum  wäre  einfach  auch  bei  einem  Clemens 
undenkbar,  wenn  er  die  Stelle  des  Xenophon  selbst  eingesehen  hätte. 

Also  das  steht  fest,  auch  in  unseren  zwei  Kapiteln,  Strom.  V  14  und  Protrept.  6  f., 
hat  Clemens  nicht  selbst  die  Mühe  des  Sammeins  auf  sich  genommen,  sondern  aus  einer 
Vorlage  das  Material  geschöpft.  Diese  Vorlage  darf  man  nun  aber  nicht  etwa  in  der  Schrift 
des  Justin  de  monarchia  suchen.  Denn  abgesehen  von  den  starken  Varianten,  in  denen 
man  durchaus   nicht   immer    dem  Justin    den  Vorzug    geben    darf,3)    fehlen    bei  Justin   alle 


li  In  gleicher  Ordnung  folgen  aufeinander  in  Protr.  p.  61  und  Strom,  p.  714  Plato,  Antisthenes, 
Xenophon,  Sibylle.  Euripides  und  Sophokles  folgen  aufeinander  Protr.  p.  03  und  Strom,  p.  717,  nur  in 
umgekehrter  Folge.  Ausserdem  folgen  sich,  wie  Elter  De  gnom.  graec.  hist.  p.  129  gut  bemerkt,  die 
Beispiele  im  Clem.  protr.  7,  §§  75  f.  in  der  gleichen  Ordnung  wie  bei  Justin  de  mon.  c.  5. 

2)  Dasselbe  Argument  würde  entgegenstehen,  wenn  man  unter  Missachtung  der  Abfassungszeit  den 
Clemens  im  Protrepticus  die  Materialien  von  Strom.  V  14  benützen  Hesse.  Denn  wenn  auch  im  Protrep- 
ticus weniger  Verse  citiert  sind,  so  finden  sich  doch  darunter  solche,  wie  des  Menander  fjXie  y..  r.  ?..  p.  59 
und  des  Euripides  Ale.  760  yj.woa  p.  05,  die  nicht  in  Strom.  V  14  und  auch  nicht  bei  Justin  de  mon. 
vorkommen. 

3)  Insbesondere  scheint  es  mir  bedenklich  da,  wo  Clemens  den  Menander  oder  Diphilos  oder  Euripides 
als  Autor  angibt,  Justin  regt  I  ^einen  Philemon,  überall  dem  Justin  zu  folgen.  Wahrscheinlicher 
scheint  es   mir,    dass    in  dem  Exemplar    des  Justin  der  Autorname  ausgefallen  war,    und  Justin    alsdann 

Abb.  d.  I.C1.  d.  k.  Ak.  d.Wi-s.  XXI.  Bd.  III.  Abtb.  04 


480 

Prosastellen  und  von  Dichterstellen  gerade  die  seltensten.  Es  mag  wohl  Justin  de  inon. 
der  Vorlage  näher  stehen ;  denn  er  begeht  noch  nicht  die  Thorheit,  Bibelstellen  als  Vorbilder 
der  Verse  griechischer  Dichter  anzunehmen,  welche  Thorheit  wir  in  Clemens  Protrepticus 
erst  in  den  Anfängen,  in  den  Stromateis  V  14  in  voller  Blüte  sehen;  aber  die  Vorlage  selbst 
war  Justin  nicht,  ebensowenig  wie  Theophilos,  der  in  der  Schrift  gegen  Autolykos  gleich- 
falls viele  der  Verse  citiert,  aus  dem  schon  oben  angedeuteten  Grund,  dass  viele  Stellen  bei 
Clemens  vollständiger  und  reiner  überliefert  sind.  Wir  werden  also  zu  einer  gemeinsamen, 
uns  nicht  mehr  erhaltenen  Vorlage  unsere  Zuflucht  nehmen  müssen. 

Wie  aber  war  diese  Vorlage   beschaffen  und  welches  war  ihre   ursprüngliche  Anlagt? 
In  Beantwortung  dieser  Frage    geht  Elter,    der  uns    hier  erst  die  Wege   gewiesen    hat,    auf 
ein  Florilegium    des    Stoikers  Chrysippus    von    berühmten  Aussprüchen    griechischer  Dichter 
über    göttliche  Dinge    zurück.     Dass    das    zugrunde    liegende   Florilegium    ursprünglich    nur 
Dichterverse  umfasste,  erkennt  man  noch  daran,  dass  die  Schrift  des  Ps.  Justin  de  monarchia 
nur  Verse    enthält,    und    dass    auch    der   Apologet  Theophilus   aus   seinem  Florilegium    nur 
Verse  anführt.1)     Aber  dem  Clemens  lag  bereits  an  den   zwei  Stellen    im   Protrepticus  und 
in  den  Stromateis    eine    durch  Stellen    aus  Philosophen    erweiterte  Form   vor.     Dass   ferner 
der  Verfasser    des    ursprünglichen    Florilegiums    ein    heidnischer    Grammatiker    war,    macht 
schon    der    grosse  Umfang    der    ausgezogenen  Schriften    und  Dichter  wahrscheinlich.     Denn 
kaum    gab  es  einen  Juden  oder  Christen,    der    ausser   seinen    heiligen  Schriften    auch    noch 
Dichter  wie  Melanippides  oder  Epicharmus  zu  lesen  die  Müsse  hatte.     Auch  eine  Stelle  des 
Clemens  lässt  sich  noch  für  diese  Annahme  geltend  machen.     Wenn  wir  nämlich  im  Protr. 
p.  59  lesen  ödsv  ovx  äjietxöxcog  6  ArjjuoxQtxog  xcov  koyioiv  ävOgconcov  öÄlyovg  (pt]oiv  ävaxei- 
lavxag   xäg    x£?QaS    ivxavßa,    ov    vvv   tjega    xaÄeojuev    oi  "EXlr\ve.g,    nävxa    Aia   /nv&elo&ai,    so 
müssen  uns  die  Worte  oi  'EÄfajveg  als  überflüssig  auffallen;    es  genügte  vollständig  der  ein- 
fache Satz  ov  vvv  yeoa  xaleofxev.     Ich    vermute  daher,    dass  wirklich   ursprünglich    nur    ov 
vvv  r)eoa  xalsofiEv  im  Texte  stund,  und  dass  ol  "Ekbjveg  von  dem  christlichen  Ueberarbeiter 
zugesetzt  wurde,  da  dieser  sonst  unter  der  ersten  Person  seine  christlichen  Glaubensgenossen 
verstand.    Von  jenem  jüdischen  oder  christlichen  Interpolator  nun  rühren  auch  die  gefälschten 
Verse  her,   die  aus  der  gemeinsamen  Vorlage  in  die  drei  Ableger  gekommen  sind,  und  über 
die  wir  in  dem  nächsten  Kapitel  noch  näher  handeln  werden. 

Unsicherer  steht  es  mit  dem  stoischen  Ursprung  und  der  Autorschaft  des  Chrysippus. 
Wir  haben  allerdings  ein  Zeugnis  für  das  frühe  Vorkommen  poetischer  Florilegien  in  der 
Stoa  an  der  Stelle  des  Sextus  Empiricus  adv.  mathern.  I  271,  p.  660,  18  ed.  Bekk:  xb  <V  oxi 
ov%väg  diöwoiv  i)  noirjrmrj  äcpog^äg  jzgög  evöaifxoviav,  dfjkov  ix  xov  xr\v  övxcog  xqaxiox^v 
xal  r/donoiov  cpdooocpiav  äjiö  xrjg  Jiagä  xoTg  7ioii]xaig  yva)juoXoyiag  xqv  aQX^lv  eQQi£(öo&ai 
xal  diä  xovxo  xovg  <pt%oo6(povg,  ei'  jioxe  jiagaivextxcög  xi  liyoiev,  xalg  noiijxtxaTg  cpcovaTg 
(üOJzeQsl  oq)Qayi£eoßcu  xö  vti  avxwv  keyöjiievov,  und  p.  661,22:  xai  jlu)v  ov  xavxa  fiövov  xoig 
TiowjxaTg  defiöbg  eiQfjoßai  (paivsxcu  älXa  xai  xa  Jisoi  ßeööv  x.  x.  1.     Danach  gab  es  allerdings 


aufs  Gerathewohl  den  als  Verfasser  der  Monosticha  in  den  Schulen  zumeist  genannten  Philemon  einsetzte. 
Dass  auch  in  Justin  de  mon.  3  eher  EvQinibr\q,  was  Clemens  p.  59  wirklich  hat,  erwartet  wird,  bezeichnet 
selbst  Elter  p.  152  als  proclivis  suspicio. 

')  Diels,  der  im  Rh.  M.  30  (1871)  172  ff.  die  von  Theophilus  aus  seinem  Florilegium  citierten  Verse 
zusammenstellt,  bemerkt  S.  181  vorsichtig:  ob  dieses  Urflorilegium  ausser  den  poetischen  Stellen  noch 
prosaische  Excei-pte  enthalte,  lässt  sich  nicht  nachweisen. 


481 

schon  in  alter  Zeit  Zusammenstellungen  von  Dichterstellen  jzegl  ftecöv,  und  waren  es  vor- 
züglich die  Stoiker,  die  ihre  Vortrüge  und  Diatriben  mit  derartigen  Versen  zu  schmücken 
liebten.  Dass  unter  den  Stoikern  namentlich  Chrysippus  häufig  Dichterverse  in  seine  Dar- 
stellung einflocht,  hat  Elter  diss.  I,  p.  16  ff.  mit  umfassender  Gelehrsamkeit  nachgewiesen; 
ob  aber  gerade  ihn  Sextus  Empiricus  im  Auge  hatte,  machen  doch  dessen  eigene  Worte 
zweifelhaft  p.  664,  6  jzotyuxoig  xe  /uagxvgioig  %gwvxai.  ov%  oi  yvt]oiojg  (pdooocpovvxeg  (tovtcov 
ydg  6  Xoyog  avxdgxyg  eoxl  ngdg  Jiei&do)  dXX'  oi  xbv  ttoXvv  xal  äyogaiov  cpevaxlt,ovxeg  oyrkov. 
Denn  damit  scheint  er  anzudeuten,  dass  nicht  so  sehr  das  litterarische  Haupt  der  Stoiker, 
Chrysippus,  als  die  untergeordneten  Popularschriftsteller  unter  den  Stoikern  mit  Dichter- 
versen ihrer  Darstellung  Reiz  und  Anziehungskraft  zu  verleihen  pflegten. 

Aber  wenn  selbst  auch  Chrysippus  den  Ton  für  jene  Richtung  angab,  so  war  er  sicher 
nicht  der  einzige  Stoiker,  der  dieses  that,  und  dürfte  es  gerade  in  der  Frage  nach  den  Quellen 
des  Clemens  angemessen  sein,  auf  einen  Gelehrten  hinzuweisen,  den  in  gleicher  Weise  die 
Grammatiker  und  stoischen  Philosophen  zu  den  Ihrigen  zählten,  und  der  ein  berühmtes, 
24  Bücher  umfassendes  Buch  negl  fteöiv  geschrieben  hatte,  ich  meine  den  Athener  Apollodor.1) 
Dass  derselbe  auch  Dichterstellen  heranzuziehen  nicht  verschmähte,  ersieht  man  aus  dem 
grössten  der  erhaltenen  Fragmente  Nr.  10.  Dass  sodann  unser  Clemens  ihn  benützte,  und 
nicht  bloss  in  chronologischen  Fragen,  wovon  später  mehr,  sondern  auch  in  Dingen,  welche 
mit  dem  Kultus  und  dem  Götterglauben  zusammenhängen,  davon  zeugen  ausdrückliche  Citate. 
So  lesen  wir  Protr.  2,  p.  12  bezüglich  der  Etymologie  des  Wortes  fxvoxi)gia:  ei  de  xal  and 
Mvovvxog  xivog  'Axxtxov,  ov  ev  xvvrjyiq  diacp&agfjvai  AjioXXodojgog  Xeyei,  ov  cp&dvog  vjucöv 
dedog~do&ai  xd  /uvoxtjgia  ejxixv/ußico  xi/xf],  und  Protr.  2,  p.  25  bezüglich  der  Eselsopfer  bei 
den  Skythen:  2xv9ai  de  xovg  övovg  legevovxeg  /xrj  jiaveo&cov ,  (bg  AjioX?i6dcog6g  cpr\oi 
xal  Ka/Mfiayog, 

<Po7ßog  'Yjieoßooeoioiv  övoov  ejiixekXexai  (corr.   emxegjzexai)  igolg, 

6  auxög  de  äXXa%ov 

xeo.-xovoiv  Xtixagal  <froZßov  dvoocpayiai. 

Es  ist  aber  das  letztere  Citat  offenbar  so  zu  deuten,  dass  Clemens  nicht  den  Apollodor 
und  Kallimachus  einsah,  sondern  aus  Apollodor  auch  die  Verse  des  Kallimachus,  die  dort 
als  Belege  angeführt  waren,  kennen  lernte.  Vielleicht  ging  auch  an  einer  dritten  Stelle, 
Strom.  V  8,  p.  674  'AjzoXXodojoog  d'  6  KegxvgaTog  xovg  oxiyovg  xovode  (es  gehen  vier  Verse 
des  Empedokles  voraus)  vnb  Bgäy%ov  ävacpon'r]di]vai  zov  judvxeojg  Xeyei  MiXrjoiovg  xa&ai- 
govxog  djxo  Xoiuov  x.  x.  X.  das  Citat  ursprünglich  auf  Apollodors  Bücher  Tiegl  &ecöv  zurück 
und  ist  der  Beiname  6  KegxvgaTog  aus  6  Adijvaiog  verderbt,2)  für  welche  Vermutung  ich 
überdies  anführe,  dass  besonders  auch  hier  im  weiteren  Verlauf  Verse  des  Kallimachus  zum 
Belege  angeführt  werden.  Ueberdies  schmecken  die  Etymologien  'Ioiv  de  rr/v  xal  'Ioj  cpaoiv 
diä  xd  Uvai  avxrjv  did  Tidoijg  x>~jg  yfjg  7iXava>fievrjv  Strom.  121,  p.  382,  und  xä>v  doxegmv 
zag    xir/joeig    en.it) eojjuevoi    e&avfiaodv    xe    xal    efe&eiaoav    fteohg    ex    xov    &elv    övo/udoavxeg 


J)  Die  Fragmente  des  Buches  bei  Müller  FHG  I,    p.  428  ff.,    n.  1—44;    dazu  Münzel,    De  Apollodori 
aegl  Of.wv  libris,  und  Ed.  Schwartz  bei  WisBOwa  I  2873. 

2)  Diese  meine  Vermutung  stützt  sich  wesentlich  auf  den  Inhalt  des  Citates.     Es  gab  nämlich  auch 
einen  Grammatiker  Apollodor  aus  Kyrene,  den  Athenäus  XI,  p.  487b  citiert. 

64* 


482 

Protr.  2,  p.  22  ganz  nach  apollodorischem  Aberwitz.  Dem  Inhalt  nach  dürfte  auch  der 
ganze  Abschnitt  Protr.  c.  2 — -4  mit  seinem  gelehrten  mythologischen  und  archäologischen 
Detail,1)  sowie  das  Kapitel  über  die  Opfer  Strom.  VII  6  mit  den  Citaten  aus  Pherekrates, 
dem  Komiker  Plato  und  anderen  abseits  von  der  Heerstrasse  liegenden  Dichtern  und  Philo- 
sophen, und  der  Schluss  von  Strom.  I  14,  p.  163  f.  mit  den  gelehrten  Erörterungen  über 
die  alten  Götterstelen  auf  das  gelehrte  und  inhaltreiche  Werk  des  Apollodor  über  die  Götter 
zurückgehen.  An  der  ersten  Stelle  deutet  Clemens  selbst  an,  dass  er  aus  einer  heidnischen, 
von  den  Heiden  aber  selbst  nicht  mehr  gekannten  Quelle  seine  Weisheit  geschöpft  habe: 
jzö&ev  naQayeygajixat  xavxa  \_ooi  xo^iL,£odai\  xä  v<p'  rjfxwv  TzagandEjueva:  ovöe  xovg  oovg 
yvoiQit,eiv  k'oixag  ovyygacpelg,  ovg  iycb  juaQxvgag  im  xi]v  ämoxiav  xakco  (Protr.  p.  33). 
Diese  Quelle  aber  wird  wohl  das  gelehrte  Werk  des  Apollodor  tisqI  fiecöv  gewesen  sein, 
wenn  auch  in  jüngerer,  mit  andern  Zusätzen  bereicherten  Ueberarbeitung.2)  Indes  konnte 
dieses  Werk,  um  zu  dem  Ausgangspunkt  unserer  Untersuchung  zurückzukehren,  gerade  für 
die  Kapitel  Protr.  7  und  Strom.  V  14  nur  geringe  Ausbeute  liefern;  hierfür  musste  ein  eigent- 
liches, nicht  vom  gelehrten,  sondern  poetischen  Standpunkte  ausgehendes  Florilegium  von 
Dichterstellen  über  göttliche  Dinge  ungleich  reicheres  Material  bieten.  Lassen  wir  also  ganz 
die  Frage  nach  dem  Autor,  so  war  ein  Florilegium  über  göttliche  Dinge  in  einer  von  Juden- 
Christen  stark  interpolierten  Gestalt,  für  Clemens  in  den  bezeichneten  Kapiteln  Strom.  V  14 
und  Protr.  6  die  hauptsächlichste  Quelle.  Dass  er  dasselbe  sonst  nirgends  benutzt  habe, 
wird  man  von  vornherein  nicht  für  wahrscheinlich  halten;  aber  schwer  ist  es  im  Einzeln 
zu  bestimmen,  wo  er  jenes  Florilegium  ausgeschrieben,  wo  er  eine  andere  griechische  Quelle 
benützt,  wo  er  zu  einer  Bibelstelle  aus  griechischen  Dichtern  eine  Parallele  angemerkt  habe. 
Wie  ich  das  Letztere  meine,  will  ich  schliesslich  noch  an  ein  paar  Beispielen  erläutern. 

Paedag.  III  12,  p.  303  citiert  Clemens  bei  Empfehlung  des  den  Frauen  gegenüber  zu 
wahrenden  Anstandes  Verse  des  alexandrinischen  Tragikers  Apollonides.  Er  selbst  nennt 
den  Namen  des  Dichters  nicht,  gewiss  weil  er  ihm  gänzlich  unbekannt  war;  er  sagt  nur 
unbestimmt:  ndvv  yovv  vxav/aaoia)g  fj  xgaycodia 

cpev  tpev  yvvaixeg  {cprjoiv)  ws  ev  äv&Qamoig  äga 
ov  yqvoog,  ov  xvqavvig,   ov  nlovxov  %hidiq 
xooovxov  el%E  diacpogovg  xäg  i)doväg, 
d>g  ävöoög  softlov  xal  yvvaiy.bg  svoeßovg 
yvcojui]   dixaia  xal  cpoovovoa  xävdixa. 

Der  Name  des  Dichters  und  dieselben  fünf  Verse  stehen  im  Florilegium  des  Stobäus  67,  3. 
Aber  gewiss  hat  sie  nicht  erst  Stobäus  gesammelt,  sondern  dieselben  nur  aus  einer  älteren 
Anthologie    herüber  genommen;    aber  aus    einer  solchen  Anthologie   wird  sie  auch  Clemens 


')  Insbesondere  konnte  das,  was  Clemens  protr.  2,  p.  25  über  die  Geldliebe  des  Asklepios  mit  Citaten 
aus  Pindar  und  Euripides  anführt,  recht  wohl  in  dem  Abschnitt  des  Apollodor  stehen,  auf  den  sich  der 
Scholiast  zu  Eur.  Ale.  1  bezieht:  'ÄTiolködwQog  de  qirjai  xEQavvco&fjvai  tov  'Aoxkrjmov  htl  t<3  tov  'IxjtöIvtov 
dvantfjaat,  'A/t£h]aayögas  de  ort  D-avxov,  üavvaoig  ort  Tvvdäoecov  x.  z.  I.  Auch  die  frostigen,  auf  mytho- 
logische Dinge  bezüglichen  Citate  bei  Clemens  protr.  2,  p.  30  f.  gehen  wohl  alle  auf  das  gelehrte  Werk 
des  Apollodor  zurück.  Denn  dass  Clemens  den  damals  halb  vergessenen  Panyasis  noch  selbst  durch- 
gearbeitet habe,  hat  gar  keine  Wahrscheinlichkeit. 

2)  Darauf  weist  die  Bezugnahme  auf  den  Kyklographen  Dionysius  p.  42  und  den  Römer  Varro  p.  41. 


483 


zum  Schmuck  seiner  Abhandlung  genommen  haben,  wenn  er  sie  nicht,  was  gleich  möglich 
ist,  bereits  in  der  philosophischen  Diatribe  vorfand,  die  er  in  dem  Buche  über  Erziehuno- 
als  Grundlage  benützte.1) 

Strom.  V  6,  p.  667:  tieqI  rovxcov  ol/uai  xal  fj  Tgayojdia  (pvaioloyovad  (prjoiv 

äxdtuas  te  xQOvog  Jiegl  y1  äsvdco 
QevjiiaTi  TiXtjQi-jt;  <poaa  tihtcov 
avtös  eavjov,   didvjuoi  r'  ägxzoi 
roig  (bxvnlavois  nxEQvyaiv  QiJiaTg 
TOV   'ArkävTElOV    XtjQOVOl    JiöXov. 

Die  Verse  sind,  wie  wir  aus  dem  Scholion  zu  Aristophanes  Vögel  179  erfahren,  aus 
dem  Peirithoos  des  Euripides  genommen,  und  folgten,  wie  Sinn  und  Metrum  wahrscheinlich 
machen,  wenn  auch  nicht  unmittelbar,  so  doch  in  kleinem  Zwischenraum  auf  die  Strom.  V  14 
aus  derselben  Tragödie  angeführten  Anapäste 

ok  röv  avTcxpvr],  zov  ev  aidegico 
QVjLlßq)   JldvTCOV   cpvaiv   Ef,i7iXe^av&\ 
bv  tieqI  fikv  (pcög,  tieqi  <5'  ogcpvaia 
vvt;  aloX6%Q(oq,   äxQnog  t'  äorgcov 

0%Xog    £VÖeXe%Ö)S    äjU(piXOQ£V£l. 

Sie  sollten  zur  Erläuterung  der  im  Tempel  zu  Jerusalem  zur  Rechten  und  Linken  der 
heiligen  Lade  aufgestellten  sechsflügeligen  Cherubim  dienen,  da  nach  einigen  mit  diesen 
Cherubim  symbolisch  die  beiden  Bären,  der  grosse  und  kleine  Bär,  zur  Seite  des  Himmels- 
poles  bezeichnet  waren.  In  einem  Florilegium  finden  sich  die  Verse  nicht;  man  wüsste  auch 
nicht  zu  sagen,  unter  welchem  Rubrum  sie  dort  hätten  Platz  haben  sollen;  sie  sind  in  dieser 
Beziehung  doch  sehr  verschieden  von  den  aus  demselben  Drama  Strom.  V  14  angeführten 
Versen,  die  direkt  zur  Verherrlichung  Gottes  dienten;  sie  werden  daher  wohl  direkt  aus 
Euripides  entweder  von  Clemens  oder  seinem  jüdischen  Lehrmeister4)  zur  Deutung  der  beiden 
Cherubim  des  heiligen  Tempels  herangezogen  worden  sein.  Ist  dem  aber  so,  so  wird  man 
auch  sonst  nicht  so  rasch  zu  dem  Florilegium  greifen,  sondern  etwas  mehr  der  Belesenheit 
des  Clemens  und  seiner  Lehrer  zutrauen.  Das  wird  man  aber  namentlich  da  thun  müssen, 
wo  Verse  zur  Erläuterung  von  wesentlich  christlichen  Begriffen  herangezogen  sind,  wie  der 
maus  Strom.  V  1,  p.  650  f.  und  der  äydni]  Strom.  V  2,  p.  652. 3) 


J)  Der  Ursprung  der  Citate  aus  einem  Florilegium  ist  ferner  nachgewiesen  von  Elter  De  gnom. 
gr.  hist.  p.  85  f.  für  Clem.  ström.  II  15,  p.  4G2;  p.  92  f.  für  Clem.  ström.  IV  7,  p.  585;  p.  95  f.  für  Clem. 
ström.  IV  1—5;  p.  106  für  Clem.  ström.  II  15,  p.  465;  p.  107  f.  für  Clem.  ström.  I  8,  p.  339;  p.  123  ff.  für 
Clem.  protr.  5  und  7. 

2)  Dass  es  eher  der  hebräische  Lehrer  war,  schliesse  ich  daraus,  dass  Clemens  selbst  die  Deutung 
der  Cherubim  auf  die  beiden  Bären  weniger  billigt  als  [Sjisq  /kV.Iov)  die  auf  die  beiden  Halbkugeln. 
Ueber  die  Lehrer  des  Clemens  im  Allgemeinen  habe  ich  bereits  oben  S.  14  gesprochen. 

3)  Auf  christliche  Sammlungen  weist  speciell  die  letzte  Stelle  Strom.  V  2,  p.  652  hin:  negl  fiev  ovv 
nlnxscog  txava  iiaoxvoia  tü>v  xao'  "E'/././jat  ygatp&v  nagaTe&eifte&a,  (os  de  firj  sni  /o'/xiniov  irage^ioi/ucv,  y.ai  xegl 
xijs  s)^tiöoq  xai  tijg  äydxrjg  TiXeToxa  cfd.oTifxov/uevoi  ovrayuyetv,  ujiÖ/qi]  /tiöva  xavia  eijtetv  x.  x.  I. 


484 

Die  gefälschten  Verse. 


» 


Die  gefälschten  Verse  des  Aeschylus,  Sophokles,  Orpheus,  von  denen  die  Mehrzahl  in 
den  besprochenen  Kapiteln  des  Clemens  ström.  V  14  und  protr.  7  steht,  gelten,  seitdem  zu 
Anfang  dieses  Jahrhunderts  der  grosse  niederländische  Philologe  Valckenaer  die  Sonde 
angelegt  hat,  als  entlarvt;1)  nur  bei  einigen  wenigen  schwankt  noch  das  Urteil  über  ihre 
Unechtheit.  Aber  auf  der  anderen  Seite  kann  auch  die  Hypothese  Valckenaers,  dass  der 
jüdische  Peripatetiker  Aristobul,  der  um  170  v.  Chr.  mit  dem  König  Ptolemäus  Philometor 
in  Verkehr  stund,  Vater  jener  Verse  sei,  nicht  mehr  aufrecht  erhalten  werden.  Namentlich 
hat  Elter  in  der  fünften  seiner  Dissertationen  De  gnomologiorum  graecorum  historia  atcpie 
origine,  De  Iustini  monarchia  et  Aristobulo  Iudaeo,  Bonn  1894,  dadurch,  dass  er  auf  dem 
Wege,  den  schon  Lobeck,  Aglaophanus  I  497  beschritten  hatte,  die  verschiedenen  Formen, 
in  denen  das  grosse  orphische  Gedicht  von  der  Bekehrung,  durch  Justin  de  mon.  2  und  coh. 
ad  Graecos  15,  Clemens  protr.  p.  63  und  ström.  V,  p.  692,  723,  725,  Aristobul  bei  Eusebius 
praep.  ev.  XIII  12,  5  uns  überliefert  ist,  neben  einander  stellte,  siegreich  erwiesen,  dass  die 
Recension  des  Aristobul  die  jüngste  von  allen  ist,  dass  also  jener  Aristobul  nicht  vor, 
sondern  nach  Justin  und  Clemens  gelebt  haben  muss,a)  oder  mit  anderen  Worten,  dass  man 
dem  alten  Peripatetiker  Aristobul  erst  in  der  Zeit  nach  Justin  und  Clemens  Schriften  unter- 
schob, in  denen  jene  gefälschten  Verse  vorkamen,  offenbar  in  der  Absicht,  denselben  auf 
solche  Weise  den  Schein  höheren  Alters  zu  geben.  Also  der  Peripatetiker  Aristobul  als 
Urheber  jener  gefälschten  Verse  muss  aufgegeben  werden. 

Aber  wenn  nun  Elter  die  Behauptung  aufstellt,  dass  Justin  de  monarchia  der  wahre 
Verfasser  jener  gefälschten  Verse  sei,3)  so  kann  ich  dieser  neuen  Meinung  ebenso  wenig 
beistimmen.  Dagegen  spricht  schon  der  Umstand,  dass  die  zwei  einleitenden  Verse  des 
orphischen  Gedichtes 

(pfisy^o/Liai  olg  d'Efxig  toxi,  ■&VQag  (5'  em&eo&e  ßißrjloi 
Tidvieg  öfiwg,  ob  d'  äxovs,  cpneo(poQov  exyovs  Mrjvrjg 

bei  Justin  de  mon.  fehlen.  Elter  p.  157  hilft  sich  über  diesen  Einwand  durch  die  Annahme 
hinweg,  dass  bloss  durch  die  Schuld  der  Abschreiber  jene  Verse  bei  Justin  de  mon.  ausge- 
fallen seien.  Aber  das  ist  eine  ganz  willkürliche  Ausflucht,  die  durch  kein  inneres  oder 
äusseres  Anzeichen  unterstützt  wird.  Gegen  Elters  ganze  Hypothese  spricht  aber,  abgesehen 
von  den  anderen  falschen  Versen,    die  nur  im  Clemens,    nicht  auch   in  Justin  de  mon.  vor- 


1)  Nach  Valckenaer,  De  Aristobulo  Iudaeo  1806  (abgedruckt  im  Anhang  von  Dindorfs  Ausgabe  des 
Eusebius,  Oxonii  1843)  hat  besonders  Böckh,  De  graecae  tragoediae  principibus  1808,  cap.  XII,  p.  146  ff. 
die  Unechtheit  und  das  hellenistische  Gepräge  der  Verse  im  Einzeln  erwiesen.  Die  neuere  Litteratur 
ist  zusammengestellt  von  Schürer,  Gesch.  d.  jüd.  Volkes  III3  456  f. 

2)  Schon  Lobeck,  Aglaoph.  I  448:  Aristobul  um  illum,  quem  Eusebius  introduxit,  hominem  sive 
Iudaeum  sive  Christianum,  Clementis  certe  temporibus  posteriorem. 

3)  Elter,  De  gnom.  graec.  hist.  diss.  VI,  p.  197:  id  enim  iamiam  demonstratum  esse  opinor  ipsum 
monarchiae  auctorem  .  .  .  priora  haec  exempla  non  ita  ut  nunc  leguntur  falsa  aut  addidamentis 
mutationibusque  deformata  Clementis  more  modoque  ex  diversis  turbidisque  fontibus  conquisivisse  et 
desci'ipsisse,  sed  ipsum  illud  rptlavO-güuiov  rj  /uäM.op  (pilo&sov  eoyov  peregisse  et  impia  sane  magis  quam 
pia  fraude  aequaliter  omnia  ad  singula  apologiarum  capita  confecisse  et  accommodavisse,  ipsum  esse  non 
falsum  sed  falsarimn  falsariorumque  principem  antiquissimum.  Aebnlich  p.  203:  nam  Orphicos  versus 
idem  composuit  qui  cetera  confecit,  scilicet  ipse  monarchiae  auctor. 


485 

kommen,  entscheidend  schon  der  stilistische  Charakter  der  Schrift  über  die  Alleinherrschaft 
Gottes.  Der  Verfasser  derselben  führt  zwar  meist  nur  Stellen  anderer  an,  aber  da,  wo  er 
selbst  zu  Wort  kommt,  im  Anfang  und  am  Schluss  zeigt  er  sich  als  einen  so  ungelenken, 
linkischen  Schreiber,  dass  man  ihm  ganz  unmöglich  die  Dichtung  jener  falschen  Verse 
zumuten  kann.  Denn  wenn  diese  auch  nicht  einen  besonderen  dichterischen  Genius  ver- 
raten, so  stehen  sie  doch  an  Fülle  und  Rundung  des  Ausdrucks  haushoch  über  der  stümjoer- 
haften  Ungeschicklichkeit  jener  Eingangs-  und  Schlusssätze.1) 

Es  hat  also  vielmehr  der  Pseudonyme  Verfasser  der  unter  Justins  Namen  umlaufenden 
Schrift  tzeqI  juovaQ/tag,  die  Elter  p.  203  vor  Theophilus  um  180  n.  Chr.  verfasst  sein  lässt, 
die  falschen  Verse  bereits  vorgefunden  und  sie  zur  Bekehrung  der  hartnäckigen  Anhänger 
der  griechischen  Philosophie  und  der  heidnischen  Weltanschauung  angewendet.2)  Können 
wir  nun  vielleicht  das  Vorkommen  derselben  über  die  Zeit  jenes  Ps.  Justin  hinaus  verfolgen? 
Darauf  hat  bereits  Böckh,  De  graecae  tragoediae  principibus  p.  147  eine  meines  Erachtens 
vollständig  richtige  Antwort  gegeben,  indem  er  die  Stelle  des  Clemens  ström.  V  14,  p.  707 
heranzog:  6  juev  ^oqioxXrjg,  &g  cprjoiv  ExaxaTog  6  xdg  loxogiag  ovvxa^djutvog  ev  xco  xax'1 
"Aßgafxov  xal  xovg  Alyvnxiovg,  ävxixgvg  im  xfjg  oxrjvfjg  ixßoä 

eig  xalg  äh]~&£iaioiv,  elg  iorlv  fisog  x.  r.  X. 

Die  angeführten  Verse,  die  sich  auch  bei  Justin  coh.  18,  de  mon.  2  und  Cyrill  c.  Jul.  I, 
p.  32  finden,  gelten  jetzt  nach  dem  übereinstimmenden  Urteil  aller  Kritiker  für  unecht. 
Clemens,  der  sonst  ohne  Umschweif  seine  Stellen  citiert,  gibt  hier  die  Quelle  an,  aus  der 
er  die  Verse  geschöpft  hat.  Sieht  das  nicht  aus,  als  ob  er  gewusst  habe,  dass  die  Verse 
in  den  gewöhnlichen  Ausgaben  des  Sophokles  nicht  stunden,  und  das  Citat  deshalb  eine 
Angabe  des  Buches,  aus  dem  es  genommen,  erheischte?  Es  gibt  aber  Clemens  als  seine 
Quelle  nicht  den  Justin  oder  das  Buch  de  monarchia  an,  sondern  den  Hekatäus  und  dessen 
Buch  über  Abraham.  In  diesem  also  stunden  die  falschen  Verse  des  Sophokles,  und  es 
fragt  sich  also  nur,  ob  wir  von  diesem  Buch  und  seinem  Verfasser,  und  insbesondere  von 
der  Zeit,  in  der  er  lebte,  etwas  näheres  wissen.  Nun  lesen  wir  bei  Josephus  ant.  I  7,  2: 
'ExaxaTog  de  xal  xov  fivi]odfjvai  (sc.  'Aßoadjuov)  nXeov  xi  m7ioir\XE'  ßißliov  ydg  tceqI  avxov 
ovvxag~d/uevog  xaxeXuiEv.  Daraus  scheint  sich  wenigstens  so  viel  mit  Sicherheit  zu  ergeben, 
dass    das    Buch    des    Hekatäus    über    Abraham,    aus    dem    Clemens    die    falschen  Verse    des 


J)  Dieses  hatte  wohl  auch  Valckenaer  im  Auge,  wenn  er  De  Aristobulo  Iudaeo  c.  2  von  Justin  sagt: 
quem  vel  unicum  edolare  versuin  potuisse  tolerabilem  haud  equidem  existimo.  Und  doch  ist  der  echte 
Justin,  der  Verfasser  der  Apologie,  ganz  ungleich  formgewandter  als  der  Pseudonyme  Verfasser  der  Schrift 
nfol  iioraoyias.  —  Um  die  Belesenheit  des  Falsariua  nicht  zu  unterschätzen,  bemerke  ich,  dass  der 
Erdichter  der  dem  Aeschylus  untergeschobenen  Verse  bei  Justin  de  mon.  c.  2  =  Clemens  ström.  V  14, 
p.  728  die  echten  Werke  des  Aeschylus  kannte,  denn  die  Worte  cog  txvq  cpatvexai  änXaxog  og/nfj  erinnern 
an  Prom.  371  d^/.äxov  ßi).eoi  jivqxcvÖov  faA)?*,  yooyov  ö'fifia  Seanoxov  an  Sept.  737  yogyov  <5'  S(lf^  ey<x>v  jiqoo- 
laxaxai,  roeftei  ö'  ö'gt]  xal  yala  xal  ne'/.<»r>iog  xvdög   dalüaarjs  an  Prom.  432   oxevei  ßv&ög. 

2)  Die  Abhandlung  war  bereits  niedergeschrieben,  als  ich  die  neue,  dritte  Auflage  von  Schürers 
Geschichte  des  jüdischen  Volkes  zu  Gesicht  bekam.  Wie  ich  zu  meiner  Freude  sah,  hat  auch  er  III  454 
die  Hypothese  Elters,  dass  der  Autor  des  Buches  de  monarchia  der  eigentliche  Fälscher  sei,  bekämpft 
und  ein  anonymes  Buch  als  gemeinsame  Quelle  des  Clemens  und  Ps.  Justin  angenommen.  Im  übrigen 
aber  scheint  er  mir  den  Wert  von  Eiters  Abhandlungen  zu  gering  anzuschlagen,  und  wundere  ich  mich, 
dass  er  sich  auch  nicht  durch  Elter  von  der  Unechtheit  der  dem  Aristobul  von  Eusebius  beigelegten 
Werke  überzeugen  Hess. 


486 

Sophokles  genommen  zu  haben  bekennt,  vor  Josephus  oder  vor  die  Zeit  des  Kaisers  Domitian 
zu  setzen  ist.  Dagegen  kämpft  nun  aber  Elter  in  der  neunten  Abhandlung  De  gnomol. 
graec.  historia  p.  247  ff.  an,  indem  er  den  Hekatäus  des  Josephus  von  dem  Hekatäus  des 
Clemens  trennt  und  den  letzteren  nach  Ps.  Justin  de  monarchia  gelebt  haben  lässt.  In  dem 
einen  Punkt,  dass  Josephus  unter  seinem  Hekatäus  den  alten  Hekatäus  von  Abdera,  der  unter 
dem  ersten  Ptolemäus  ein  berühmtes  Buch  über  Aegypten  schrieb,  verstanden  hat,  stimme  ich 
Elter  vollständig  bei;  nicht  minder  auch  darin,  dass  dasjenige,  was  Josephus  aus  Hekatäus 
über  die  Juden  berichtet,  ursprünglich  in  jenen  Alyvnxiaxd  gestanden  hat  und  erst  später 
in  das  neue  dem  Hekatäus  untergeschobene  Werk  gekommen  ist.1)  Mit  glänzendem  Scharf- 
sinn hat  ferner  Elter  durchschaut,  dass  die  Verse,  welche  Clemens  p.  723  aus  Orpheus  citiert, 

el  /ui]  juovvoyevijg   ng  änoggcbt  cpvXov  avatftev 
XaXöaioiV  l'dgig  yäg  erjv  äoxgoio  Tzogetyg 
xal  ocpalgr/g  xivi]^  ä/u<pl  yftöva  mg  TisgvxsllEi 
xvxXoxsgsg  ev  Toco  TS  xaxä  ocpexegov  xvwdaxa' 

7T.V£l\uaU    (5'  l)VlO'lEl  jteqi    t1  IjEQa    xal    71EQI    %£Vf.ia 

eine  Interpolation  des  Hekatäus  sind  und  in  dem  Buche  über  Abraham  neben  den  falschen 
Versen  des  Sophokles  stunden.  Bis  dahin  also  schliesse  ich  mich  den  scharfsinnigen  Unter- 
suchungen Elters  vollständig  an,  aber  nicht  mehr  weiter.  Die  Uebereinstimmung  von 
Clemens  'ExaxaXog  ev  xqJ  xax"  Aßgajuov  und  Josephus  Exaxaiov  ßißXiov  txeqI  Aßgdjuov  ist 
zu  gross,  als  dass  ich  mit  Elter  an  zwei  verschiedene  Bücher  zu  denken  mir  erlaubte. 
Sodann  folgt  daraus,  dass  Justin  de  mon.  die  Palinodie  des  Orpheus  in  reiner,  Hekatäus  in 
interpolierter  Gestalt  bot,  durchaus  noch  nicht,  dass  der  erstere  vor  dem  letzteren  gelebt 
haben  muss.  Gar  oft  bietet  ein  späterer  Zeuge  einen  reineren,  ungefälschten  Text.  Elter 
selbst  gesteht  das  für  einen  anderen  Fall  p.  172  zu:  singulare  theosophi  pretium  enituit, 
qui  etsi  aetate  Aristobulo  longe  est  inferior,  in  gravissimis  lectionibus  fere  omnibus  auctorem 
sequitur  illo  antiquiorem.  Wir  bleiben  also  bei  dem  einfachen  Schlüsse  stehen,  dass  falsche 
Verse  schon  vor  Justin  in  dem  bereits  dem  Josephus  vorliegenden  Buche  des  Ps.  Hekatäus 
über  Abraham  stunden. 

Noch  eine  Stufe  hinaufzusteigen  könnte  sich  leicht  einer  verleiten  lassen  durch  das 
alte  Scholion  zu  Sophokles  Oed.  Col.  10:  ßsßrjXog  xonog  ioxlv  6  äxdftagxog  xal  ßaxbg  näoi, 
y.al  ßsßi]Xog  ävrjo  6  juiagog'  EvgiTiidrjg  IIga)XEOilda) 

ov  ydg  ■&Ejuig  ßsßrjXov  änxso&ai  döjuayv 

xal 

UEiöai  fvvExöioi,  ftvoag  <3'  em& softe  ßeßijXoi. 

Denn  der  zweite  der  angeführten  Verse,  der  indes  auch  von  Stobäus  als  Werk  des 
Pythagoras  angeführt  wird,2)  klingt  so  an  den  ersten  Vers  der  orphischen  Palinodie 

<pft£yg~0fj,ai  olg  ftsjuig  eox'w,  ftvqag  d'  enift softe  ßeßtjXoi 

J)  An  der  Echtheit  der  Schrift  des  Hekatäus  über  die  Juden  zweifelte  schon  Herennius  Philo  bei 
Origenes  contra  Celsura  I  15.  Schürer,  Gesch.  d.  jüd.  Volkes  III  464  zieht  sich  auf  den  Standpunkt  zurück, 
dass  dem  gefälschten  Buch  echte  Stücke  des  Hekatäus  zugrunde  lagen,  darunter  auch  die  gefälschten  Verse. 

2)  Ausser  in  den  sophokleischen  Scholien  findet  sich  der  Vers  delaco  ovvexoToi,  iivna;  <V  bttöeods 
ßeßi]Xoi  angeführt  von  Stobäus  flor.  5,  72  und  41,  9  als  pythagorisch,  und  der  Halbvers  äeiaco  ovvetoToi 
von  Plutarch  quaest.  symp.  II  3,  p.  63G  D  als  orphisch. 


487 

an,  dass  es  scheinen  kann,  das  orphische  Gedicht  sei  bereits  dem  Didymos  in  der  Zeit  des 
Augustus  bekannt  gewesen.  Aber  einmal  ist  es  doch  nicht  so  ganz  ausgemacht,  dass  jenes 
Scholion  von  Didymos  herrührt.  Denn  wenn  auch  der  Grundstock  der  alten  Sophokles- 
scholien  auf  Didymos  zurückgeht,  so  haben  dieselben  doch  im  Laufe  der  Zeit  so  viele 
Zusätze  erhalten,  dass  man  nicht  alles,  was  in  denselben  steht,  nun  sofort  auch  für  didymeisch 
ausgeben  darf.  Sodann  aber  scheint  überhaupt  jener  Vers  altes  Gut  zu  sein  und  halbwegs 
sprichwörtliche  Geltung  gehabt  zu  haben,  denn  derselbe  liegt  bereits,  wie  Lobeck,  Aglao- 
phamus  I  450  erkannte,  der  umschreibenden  Stelle  des  Plato  im  Gastmahl  p.  218  B  zugrund: 
dib  Jidvreg  dxovaeo&e  .  .  .  oi  de  olxexai  xal  ei  xig  äXXog  eoxl  ßeß\]X6g  xe  aal  ayqoixog,  nvXag 
Tidvv  jueydXag  xoTg  d>olv  ejtifteod'e,  weshalb  es  mir  wahrscheinlicher  zu  sein  scheint,  dass 
der  Autor  des  orphischen  Gedichtes,  der  leicht  noch  100  Jahre  älter  als  der  Ps.  Hekatäus 
des  Josephus  sein  kann,  den  Vers  nicht  selbst  gedichtet,  sondern  aus  dem  sprichwörtlichen 
Gebrauch  entlehnt  und  ein  wenig  umgemodelt,  in  sein  eigenes  Gedicht  eingelegt  hat. 

Wie  nun  aber  sind  die  falschen  Verse  eingeschmuggelt  worden?  Zur  Beantwortung 
dieser  Frage  gehen  wir  am  besten  von  den  kleineren  Fälschungen  aus,  da  bei  diesen  sich 
leichter  eine  Vermutung  über  ihren  Ursprung  aufstellen  lässt.  Bei  diesen  fehlen  nämlich  nicht 
die  Anzeichen,  die  uns  auf  den  gewöhnlichsten  Weg  der  Fälschung,  die  Interpolation,  hinweisen. 
So  hat  uns  Stobäus  ecl.  I  3,  15  aus  dem  Phrixos  des  Euripides  fünf  untadelige  Verse  überliefert.1) 

öorig  de  fivrjxcöv  ol'exai  rov^  ^juegav 
xaxöv  xl  TTgdoocov  xovg  fieovg  XeXrj&evai, 
doxel  novrjod  xal  doxöiv  dXioxexai, 
bxav  o%oXr]v  äyovaa  xvyydvri  Alxrj' 
xi/ucogiav  exioev  a>v  r)Qg~ev  xaxcöv. 

Die  vier  ersten  Verse,  die  recht  wohl  schon  unter  Domitian  in  einem  Florilegium  stehen 
konnten,  kehren  wieder  bei  Justin  de  mon.  3  und  Clemens  ström.  V  14,  p.  722;  aber  bei 
beiden  folgen  statt  des  einfachen  fünften  Verses  folgende  fünf  neue  Verse: 

6gä&\  booi  vo/j.i'Qex''  ovx  elvai  fteöv, 

dig  eg~afxagxdvovxeg  ovx  evyvco/uovcog.'1) 

eoxiv  yäg,  eoxiV   el  de  xi  Jigdaoei  xaXcog  (xaxcog  codd.),3) 

xaxbg  necpvxdig,  xbv  iqovov  xeodaivexo)' 

XQOvco  ydo  ovxog  vaxeoov  dcaoei  öixrjv. 

Diese  neuen  Verse  weisen  schon  durch  das  &eöv  statt  des  euripideischen  deovg  auf 
einen  Juden  oder  Christen  hin.  Ausserdem  klingen  sie  mit  dem  emphatischen  eoxiv  ydo 
eoxiv  an  die  ähnliche  Verdoppelung  eoxat  ydo  eoxai  der  falschen  Verse  des  Sophokles  (Just, 
de  mon.  3,  Clem.  p.  722)  an.  Mit  Recht  hat  sie  daher  Valckenaer  einem  Fälscher  zuge- 
schrieben, der  durch  Interpolation  den  ursprünglichen  Text  erweitert  habe. 

Wie  in  dem  betrachteten  Fragment  des  Euripides  den  echten  Versen  falsche  und  neu- 
erdichtete angehängt  sind,  so  ist  bei  Justin  de  mon.  4  (hier  nicht  auch  bei  Clemens  p.  720) 


J)  Dass  diese  Verse  schon  seit  Alters  bei  Vorträgen  jieqI  deöiv  angeführt  zu  werden  pflegten,  zeigt 
Sextus  Empiricus  adv.  math.  p.  661. 

2)  Dieser  läppische  zweite  Vers  ist  bloss  bei  Justin  hinzugefügt,  er  fehlt  noch  bei  Clemens. 

3)  Die  Verbesserung  xaXtög  ist  schon  vorgeschlagen  bei  Valckenaer,  De  Aristob.  c.  1. 

Abb..  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  65 


488 

der  Text  (des  Philemon  nach  Justin,  des  Menander  nach  Clemens)  durch  zwischengeschobene 
Verse  erweitert.1)     Bei  Clemens  nämlich  lesen  wir  nur: 

de?  ydg  xbv  ävbga  %q)]Oi,/liov  TiEcpvxEvai 
jurj  jzaQ'&Evovg  (p§Eigovxa  xal  jxoiyy<x>nevov, 
xXejzxovxü  xal  ocpdxxovxa  %Qi]  fidxcov  %a.Qiv, 
jurjöh  ßeXovrjg  eraju/u'  im&v/Lifjg2)  ITdjucpde. 

Bei  Justin   aber  sind   zwischen  %6.qlv  und  fxrjbk  ßsXovrjg  die  vier  Verse  eingeschoben: 

xäXXoxgia  ßXsnovxa  xäm'&vjuovvxa 

fjxoi  yvvaixbg  tioXvxeXovq  i)   öcb/naxog 

fj  xxijoecog  Tiaiöog  xs  7iaibioxr\g  #',  äjiXcbg 

i'juicov,  ßocbv,  xb  ovvoXov  ?)  xxrjvmv.  xi  bi]\ 

Verse,  die  schweren  metrischen  Anstoss  erregen  und  schon  durch  das  oben  bezeichnete 
Verhältnis  der  Ueberlieferung  sich  als  fremden  Zusatz  verraten,  durch  den  Inhalt  aber  und 
den  Anklang  an  die  zehn  Gebote  auf  einen  jüdischen  oder  christlichen  Fälscher  hinweisen. 
Besonders  wichtig  für  unsere  Annahme  der  Fälschung  durch  zugesetzte  Verse  ist  die 
verschiedene  Stellung  der  gefälschten  Verse  in  unseren  zwei  Hauptquellen,  Clemens  und  Justin. 
Bei  Clemens  nämlich  p.  721  lesen  wir  zuerst  die  vier  Verse 

ol'ei   ob  xovg  ftavovxag,  cb  Nixrjgaxe, 
xgvcpijg  äjidorjg  [XExaXaßövxag  ev  ßico, 
TiECpEvyevai  xb  &eIov  <bg  XEXrjdoxag' 
k'oxiv  Aixrjg  ocpftaXfiog  og  xä  ndv&'1  bgä, 

die    zwar    nicht  einwandfrei  sind,    aber    doch  durch    den  Eigennamen  c5  NixiqQaxE    vor  dem 
Verdacht  vollständiger  Erdichtung  geschützt  sind.     Dann  folgen  die  zwei  Verse 

xal  ydg  xa{P  Aibrjv  ovo  xgißovg  vojui^ojuev, 
juiav  öixaicov,  hsgav  ö'  äosßcöv  slvcu  oqov, 

die  schon  wegen  der  Verstösse  gegen  das  Metrum  nicht  von  einem  alten  Dichter  herrühren 
können.  Dieselben  zwei  Verse  finden  wir  nun  auch  bei  Justin  de  mon.  3,  aber  nicht  in 
unserem  Fragment,  sondern  mitten  unter  falschen  Versen  des  Sophokles.  Dass  sie  dorthin 
nicht  gehören,  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  da  sie  sich  dort  durchaus  nicht  in  den  Zusammen- 
hang einfügen  lassen.  Aber  dass  sie  dorthin  verschlagen  wurden ,  lässt  sich  leicht  nur 
durch  die  Annahme  erklären,  dass  sie  ursprünglich  in  der  gemeinsamen  Urvorlage  von  ihrem 
Autor,  dem  Fälscher,  am  Rande  beigeschrieben  waren  und  dann  in  den  verschiedenen 
Ablegern  der  Originalquelle  an  verschiedenen  Stellen  dem  Texte  einverleibt  wurden.  Wahr- 
scheinlich waren  sie  ursprünglich  weder  zu  der  einen  noch  zu  der  anderen  Stelle  geschrieben 
sondern  zu  den  Versen  Clemens  p.  721,  Justin  de  mon.  c.  3 


J)  Meineke  und  Kock  haben  in  ihrer  Sammlung  der  Fragmente  griechischer  Komiker  die  Verse 
schlankweg  verurteilt  und  nicht  einmal  des  Abdrucks  wert  erachtet.  Böckh,  Graec.  trag,  princip.  p.  157 
urteilt  vorsichtiger:  non  dubito  quin  nonnulla  vere  Menandri  sint;  alia  ab  interpolatore  mutata  aut 
adiecta  videntur. 

2)  Die  Handschrift  des  Clemens  hat  im&v/j.rjoys,  was  grammatisch  richtig  ist,  aber  gegen  das  Metrum 
verstösst;  emftvfifjs  steht  bei  Justin;  nach  der  Grammatik  erwartet  man  emM/isi. 


489 

fxtjökv  7iAavr]&f]S'  k'oxi  xäv  Aidov  xiotg 

fjvjzeg  jzoujaec  $eög  6  ndvxwv  deoTtoxrjg, 

ov  xovvo/ua  cpoßeqov  ovd"  av  övojudoai/.i''  iyd), 

die  selbst  wieder  die  Interpolation  eines  Fälschers  zu  den  vorausgehenden  echten  Versen, 
sei  es  nun  des  Philernon  oder  des  Diphilns,  waren. 

Diese  Fälschungen  sind  also  auf  dem  Wege  der  Interpolation  alter  und  echter  Texte 
entstanden  in  ähnlicher  Weise  wie  nach  den  meisterhaften  Nachweisen  Elters  p.  158  ff. 
die  Palinodie  des  Orpheus,  die  selbst  schon  eine  Fälschung  war,  durch  Zusätze  neuer,  zum 
Teil  auf  Ps.  Aristobul  und  Ps.  Hekatäus  zurückgehender  Verse  interpoliert  wurde.  Vielleicht 
ist  so  auch  das  lange  gefälschte  Stück  des  Aeschylus  Xcogife  dvr\xwv  xov  fieov  x.  x.  X.  bei 
Just,  de  mon.  2,  Clem.  p.  727  f.  entstanden.  Voraus  schickt  nämlich  Justin  die  einleitenden 
Worte:  Jigäixog  /uev  ydg  Aioyvkog,  xrjv  xcöv  xa&  avxöv  löyoiv  ovvxaijiv  ix&eig,  xai  xv\v  mgl 
fieov  xov  juovov  eg~t]veyxe  (pcovtjv.  Denn  diese  Worte  sind  entweder  eine  reine  Phrase  und 
bedeuten  gar  nichts,1)  oder  sie  weisen  auf  eine  vorausgehende  Zusammenstellung  von  Aus- 
sprüchen des  Aeschylus  zurück,  zu  denen  der  Fälscher  nun  noch  seine  monotheistische 
Interpolation  fügte. 

Mit  wie  wenig  Witz  aber  der  Fälscher  oder  die  Fälscher  bei  ihren  Neudichtungen 
verfuhren,  dafür  will  ich  doch  auch  noch  einige  Beispiele  anführen.  Das  eine  steht  bei 
Clemens  ström.  V  14,  p.  718:  fjdrj  de  xai  "Ojurjoog  cpaivexai  naxsga  xai  vlöv  did  xovxcov,  d>s 
exvye  juavxeiag  evoxöyov,  Xeycor 

ei  jLiev  di]   ovxig  oe  ßid^exat  olov  iovxa, 

vovoov  <5'  ovjiajg  faxt  Aiög  jueydXov  aleaoßai  (Od.  IX  410  f.). 

ov  yäg  KvxXomeg  Aiög  alyiöyov  dXeyovoiv  (Od.  IX  275). 

xal  Tioö  xovxov  'Ogcpevg  xaxä  xov  Jigoxeijuevov  (pegöfxevog  el'gi]xsv 

vle  Aiög  /ueydXoio  jidxeg  Aiög  alytöyoto. 

Zuerst  also  klügelte  man  einen  Widerspruch  der  Verse  Od.  IX  411  und  Od.  IX  275 
heraus,2)  dann  löste  man  ihn  durch  die  Annahme,  dass  der  Zevg  jusyag  verschieden  sei  von 
dem  Zsvg  axyioyog;  schliesslich  setzte  man  der  Afterweisheit  die  Krone  auf,  indem  man 
einen  Vers  des  Orpheus  fingierte,  der  den  Zevg  /ueyag  zum  Grossvater  des  Zevg  aiyioyog 
machte.  Wo  möglich  noch  unverschämter  verfuhr  der  Fälscher  bei  Clemens  ström.  V  14,  p.  713. 
Dort  finden  wir  zum  Beweise,  dass  die  Siebenzahl  schon  den  alten  heidnischen  Dichtern 
heilig  war,  den  Vers 

ißdojudxt]  <5'  ))oT  Xmojuev  göov  eg~  Ayegovxog 

als  homerisch  citiert.  Ein  solcher  Vers  findet  sich  aber  in  unserem  Homer  nicht;  er  stand 
aber  auch  gewiss  nicht  in  dem  Homer,  den  Clemens  und  seine  Zeitgenossen  in  den  Händen 
hatten.     Der  Fälscher  fand  wie  wir  in  seinem  Homer  die  zwei  Verse 

eßöo/udxt]  d'  ixojueo&a  AdjLiov  alnv  tixoUe&qov  (Od.  X  81) 
und 

avxäg  enel  noxajuoio  Xijiev  (>6ov  'üxeavoio  (Od.  XII  1). 

*)  Unmöglich  ist  die  Deutung  auf  einen  Prolog,  die  der  Herausgeber  Otto  billigt:  adnotante 
Marano  Iustinus  prologum  aliquem  indicaie  videtur. 

2)  Natürlich  nämlich  war  am  Scbluss  des  zweiten  Verses  ein  Punkt,  nicht  ein  Komma  oder  Halb- 
punkt zu  setzen,  wie  in  den  Ausgaben  geschieht. 

65* 


490 

Die  genügten  ihm,  um  aus  den  zweien  einen  neuen  dritten  Vers  zu  schmieden  und  den- 
selben dann  dem  Homer  unterzuschieben. 

In  der  Annahme  gefälschter  Verse  geht  man  am  sichersten,  wenn  sich  die  verdächtigen 
Verse  zugleich  bei  Clemens  und  Justin  finden,  ganz  besonders,  wenn  bei  Justin  in  dem 
ersten  Teile  des  Buches  de  monarchia,  der  eben  nur  unechte  Verse  enthält.1)  Mehr  zurück- 
halten muss  man  mit  dem  verwerfenden  Urteil,  wenn  ein  Anstoss  erregender  Vers  nur  bei 
Clemens  steht,  nicht  auch  bei  Justin,  besonders  wenn  bei  Clemens  in  anderen  Teilen  als 
den  mit  Fälschungen  angefüllten  Kapiteln  Protr.  7  und  Strom.  V  14. 2)  Aber  es  stehen 
doch  sicher  unechte  Verse  auch  in  anderen  Partien  der  clementinischen  Werke.  Denn  als 
unecht  haben  alle  Verse  des  Orpheus  und  der  Sibylle  zu  gelten;  solche  finden  sich  aber 
nicht  bloss  in  den  bezeichneten  Kapiteln;  es  stehen  auch  sibyllinische  Verse  im  Protr.  2, 
p.  23;  4,  p.  44,  54;  8,  p.  66;  Paedag.  II  10,  p.  229;  III  3,  p.  261;  Strom.  I  21,  p.  384; 
III  3,  p.  517,  und  ebenso  orphische  Verse  in  Protr.  2,  p.  15  und  17  f.;  Strom.  V  8,  p.  672  f.; 
V  12,  p.  693;  VI  2,  p.  738,  746,  751.  Dem  Orpheus  und  der  Sibylle  wurden  indes  schon 
früh  Verse  angedichtet,  so  dass  ein  Vorkommen  von  solchen  weniger  als  Anzeichen  weiter- 
gehender Fälschung  gelten  darf.  Nun  findet  sich  aber  auch  von  Pythagoras,  der  wahr- 
scheinlich gar  nichts  geschrieben  hat  und  von  dem  die  ältere  Zeit  nur  prosaische  Schriften 
kannte,  ein  Vers,  also  sicher  ein  falscher,  in  Paed.  I  10,  p.  154. 3)  Es  ist  daher  von  vorn- 
herein nicht  ausgeschlossen,  dass  auch  die  Strom.  IV  26,  p.  640  angeführten  Verse  Pindars 
(fr.  97  Bö.,  132  Be.) 

ipvyal  (5'  äosßöjv  imovgdvioi 

ya'ia  xccoTCÖvrai  iv  älyzoi  cpovioig, 

vjiÖ  £,evyXcu<z  äcpvxTwv  xaxcöv, 

evoeßwv  (5'  EJiovQavioi  vdoioai 

fxoXnaig  judxaga  jueyav  äeidova'  iv  vfxvoig 

von  einem  Juden  oder  Christen  erdichtet  sind.  An  ihre  Echtheit  zu  glauben  hindert  mich 
ausser  der  ganz  unpindarischen  Anschauung  von  vnovqdvioi  und  ijiovgdvtoi  ywyal  namentlich 
der  gänzliche  Mangel  eines  erkennbaren  Versmasses.     Aber  gerade  dieser  Mangel  passt  gut 


2)  Kleine  Varianten  dürfen  den  Verdacht  der  Unechtheit  nicht  mindern;  denn  diese  finden  sich  bei 
echten  wie  unechten  Versen  und  gehen  darauf  zurück,  dass  schon  in  dem  Archetypus  eine  Variante  ange- 
merkt war.  Denn  so  erklärt  es  sich,  dass  von  den  gleichen  Versen  bei  Clemens  p.  64  der  einleitende 
Vermerk  steht:  Mevavdoos  .  .  .  iv  'Hviö^co  iv  'Yjioßohfiaiw,  bei  Justin  de  mon.  5:  Mevavdoog  iv  'Hvioxq- 
Auf  eine  ähnliche  var.  lect.  führt  das  corrupte  Mevavdgog  iv  Ai<pil<o  bei  Justin  de  mon.  5,  p.  105  A 
gegenüber  dem  einfachen  AlcptXog  bei  Clemens  p.  728. 

2)  Elter  De  gnom.  graec.  bist.  p.  96  erklärt  sich  gegen  die  Annahme  weiterer  Fälschungen. 

3)  Verse  des  Pythagoras  führt  auch  an  Justin  de  mon.  2,  p.  105  C.  Vielleicht  ist  auch  Strom.  V  9, 
p.  681  aus  den  Worten  des  Pythagoras  alla  zo  fiev  cpäa&ai,  zo  de  xey.QVfxfi.ivov  slvat  ngos  zovg  jtolÄovg 
alvlziezai  ein  Vers  zu  machen : 

älXa  zö  fisv  (pdo&cu  xo  de   (xal)  xexovfifievov  elvai. 

Auffällig  ist  der  in  demselben  Kapitel  p.  682  vorkommende  Ausdruck  al  'Iädeg  fiovoai,  womit  ein  Buch 
des  Heraklit  gemeint  ist.  Hatte  man  vielleicht  auch  von  diesem  Sprüche  in  Verse  gebracht?  Aber  den 
dann  folgenden,  auch  p.  586  angeführten  Spruch  des  Heraklit  atoevvzai  ev  ävzl  nävzav  ol  cigiazoi  xXeog 
aivaov  wüsste  ich  nicht  in  Verse  zu  bringen.  —  Umgekehrt  wurden  Sprüche  der  sieben  Weisen  Griechen- 
lands dem  altägyptischen  Weisen  Amenotes  beigelegt  in  den  unlängst  von  Ulr.  Wilcken,  Aegyptiaca  zu 
Ehren  Ebers  p.  142  ff.,  aus  einem  Ostrakon  veröffentlichten  'Afxevwzov  vjzo&ijxcu. 


491 

zu  einem  Fälscher  der  römischen  Zeit,  nach  deren  Auffassung  den  chorischen  Lyrikern,  um 
mit  Cicero  Orat.  55  zu  reden,  cantu  remoto  nuda  paene  remanet  oratio.  Beachtenswert  ist 
noch,  dass  an  unserer  Stelle  p.  640  den  Versen  des  Pindar  solche  des  Epicharm  vorausgehen, 
und  dass  in  ganz  gleicher  Weise  p.  708  Verse  des  Epicharm  und  Pindar  aufeinander  folgen. 
Dort,  in  dem  guten  Kapitel  Strom.  VI  2  ist  an  der  Echtheit  der  pindarischen  Verse  nicht 
zu  zweifeln ;  hat  aber  vielleicht  diese  alte  Verbindung  der  beiden  pythagorisch  angehauchten 
Dichter  einen  Fälscher  veranlasst,  auch  an  unserer  Stelle  den  überlieferten  Versen  des  Epicharm 
aus  eigener  Fabrik  Verse  des  Pindar  zuzufügen? 

Also  auch  in  anderen  Teilen  der  Werke  des  Clemens  finden  sich  falsche  Verse,  ohne 
dass  durch  ihr  Vorkommen  bei  Justin  ein  weiterer  Verdachtgrund  hinzukäme.  Aber  hier 
ist,  wie  gesagt,  grössere  Vorsicht  geboten.  Denn  viele  Verse,  von  denen  sich  sonst  keine 
Spur  findet,  hat  Clemens  aus  seinen  jetzt  verloren  gegangenen  Quellen  genommen,  so 
namentlich  in  dem  Paidagogos  aus  einem  unbekannten  Buche  Jieol  xQvcpfjg,1)  in  den  Ab- 
schnitten über  Philosophen  aus  der  (pdooö<pcov  dvayoacprj  des  Hippobotos,2)  in  den  chrono- 
logischen Partien  aus  Apollodor. 3)  Insbesondere  möchte  ich  mich  zum  Schluss  noch  der 
mit  Unrecht  angezweifelten  Verse  des  Terpander  annehmen;  sie  stehen  Strom.  VI  11,  p.  784: 
7]  xoivvv  äg/Liovla  xov  ßagßdgov  yaArrjQiov  (seil,  xov  Aaßld)  xb  oe/uvöv  itu(paivovoa  xov  juekovg, 
doyaioxdxrj  xvyydvovoa,  vn6ÖEiyf.ia  TeoTidvöga)  /udfaoxa  yivexai  ttqoq  ägjuoviav  xi]v  Acoqiov 
vfivovvn  xov  Aia  ojöe  tkoq 

Zev,  ndvxojv  ägya,  Jidvxcov 
äyrjxooQ,  Zev,  aot  tiejutioj 
xavxav  {xäv)  vjuvcov  äoydv. 

Es  hängen  nämlich  diese  Worte  eng  zusammen  mit  dem  vorausgehenden  Satze:  ttqoo^xsi 
de  ev  fidXa  xb  ivagjuoviov  yevos  xf]  ÖojqioxI  dojuovlq  xal  xf]  rpgvyioxl  xb  ötdxovov,  cog  cpr)oiv 
'Agioxög'evog.  Denn  der  Gedankengang  ist  der:  da  die  dorische  Tonart  der  Griechen  sich 
in  der  Sphäre  des  Harmonischen  und  Erhabenen  bewegt,  David  aber,  der  von  den  hoch- 
mütigen Griechen  als  Barbar  verschrieene  Sänger,  in  seinen  Psalmen  das  Erhabene  zum 
Ausdruck  bringt,  so  ist  die  ältere  Musik  des  David  das  Vorbild  für  den  jüngeren,  in 
dorischer  Tonart  den  Zeus  besingenden  Terpander  gewesen.  Da  sich  nun  Clemens  für  den 
ersten  Satz,  über  den  Charakter  der  dorischen  Tonart,  auf  Aristoxenos  bezieht,  so  ist  aus 
demselben  auch  der  zweite  von  der  dorischen  Tonart  des  terpandrischen  Nomos  auf  Zeus 
genommen.  Die  Stelle  über  Terpander  und  der  Anfang  seines  Preisliedes  auf  Zeus  fliesst 
also  aus  einer  der  allerzuverlässigsten  Quellen  des  Altertums. 


J)  Auf  die  Benützung  eines  solchen  Buches  oder  eines  aus  demselben  selbst  wieder  ausgezogenen 
Lexikons  weisen  namentlich  die  Verse  hin,  welche  Clemens  mit  anderen  Kompilatoren  gemeinsam  hat. 
So  stehen  die  Verse  des  Iambographen  Simonides  über  Salben  bei  Clemens  paed.  II  8,  p.  207  und 
Athenäus  XV,  p.  690,  die  der  Thesmophoriazusen  des  Aristophanes  über  Prauenschmuck  bei  Clemens 
paed.  II  12,  p.  245  und  Pollux  VII  95. 

2)  Dass  Hippobotos  eine  Quelle  des  Clemens  über  Philosophengeschichte  war,  erhellt  aus  der  Ver- 
gleichung  von  Clemens  ström.  I  14,  p.  350  qiaal  de  "EXXrjvsg  fiträ.  ye  'Ogtpea  xal  Aivov  xal  xobg  jtaXaiotü 
«ws  .-raoä  oepiot  7ioir\iaq  etil  ooepin  TiQwxovg  &avfiaodfjvat  rovg  knxa.  xovg  ixixkrjdtvxag  aorpovg,  mit  Diogenes 
Laert.  I  1.  42  'h.-xdßoxog  8'  tv  xf]  xwv  cpü.ooö'/  ojv  dvaygacpfj'  'Ogrpea  Aivov  SöXoiva  Xi'/.wva  üeQiavSQOv  x.  r.  /.. 

3)  Daraus  Stellen  der  kleinen  Ilias  p.  381  und  des  Pindar  p.  383. 


492 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch,  um  zugleich  die  Teile  der  Untersuchung  zusammen  zu 
fassen,  kurz  darzustellen  versuchen,  wie  ich  mir  den  Ursprung  und  die  Entwicklung  der  hier 
behandelten  Fälschungslitteratur  vorstelle. 

Schon  in  der  Alexandrinerzeit,  noch  mehr  aber  in  den  ersten  Jahrhunderten  der 
römischen  Kaiserzeit  gab  es  Juden  und  Judenfreunde,  welche  mit  der  Kenntnis  der  biblischen 
Schriften  die  der  griechischen  Autoren,  namentlich  der  griechischen  Dichter  und  Philosophen 
verbanden.  Ihnen  konnte  die  Uebereinstimmung  vieler  Sätze  der  Bibel  mit  Aussprüchen 
des  Plato,  Hesiod,  Pindar,  Euripides  nicht  entgehen;  sie  merkten  die  übereinstimmenden 
Stellen  an,  sie  fügten  auch  Stellen  hinzu,  die  wie  die  oben  S.  483  angeführten  kosmogonischen 
Verse  des  euripideischen  Peirithoos  zur  symbolischen  Deutung  jüdischer  Gebräuche  sich 
verwenden  Hessen.  Bald  ging  man  weiter,  man  suchte  nach  mehr  Zeichen  der  Ueber- 
einstimmung. Dazu  diente  zunächst  die  allegorische  Deutung  von  Dichterstellen,  vermittelst 
der  man  in  den  unschuldigsten  Versen  geheimnisvolle  Beziehungen  zur  jüdischen  und  bald 
auch  zur  christlichen  Lehre  fand.  Welchen  Unsinn  man  auf  diesem  Wege  zutage  förderte, 
davon  habe  ich  oben  S.  466  einige  Proben  gegeben.  Aber  mit  dem  blossen  Mittel  der 
Allegorie  begnügte  man  sich  nicht;  man  ging  auch  zur  Fälschung  über,  indem  man  in 
schöne  Stellen  griechischer  Dichter  Verse  einlegte,  durch  die  dieselben  noch  mehr  den 
Anschein  der  Uebereinstimmung  mit  den  erhabenen  Sätzen  des  jüdisch-christlichen  Mono- 
theismus erlangten.  Ein  Fälscher  derart  war  Ps.  Hekatäus,  der  zur  Zeit  des  Josephus  nicht 
bloss  aus  den  Werken  des  alten  Hekatäus  von  Abdera  ein  neues  Buch  über  Abraham 
fabrizierte,  sondern  auch  in  dasselbe  selbsterdichtete  Verse  einlegte,  nach  denen  bereits  die 
grossen  Dichter  der  Griechen,  wie  Sophokles  und  Aeschylus  dem  Glauben  an  einen  Gott 
gehuldigt  zu  haben  schienen.  Die  Begabteren  unter  den  Fälschern  erdichteten  auf  solche 
Weise  ganze  Werke,  wie  der  Dichter  der  Phokylidea  und  die  Verfasser  der  sibyllinischen 
Bücher.  Die  Anderen  begnügten  sich  damit,  nur  einzelne  neue  Verse  in  alte  Stellen  ein- 
zulegen oder  mit  anderen  Worten  echte  Stellen  der  Alten  zu  interpolieren.  Zur  Inter- 
polation schienen  sich  ihnen  vorzüglich  die  Gedichte  des  Orpheus  zu  eignen,  die  selbst  schon 
gefälscht  waren  und  so  leicht  noch  neue  Fälschungen  vertrugen.  Ausserdem  zeigten  sich 
zur  Interpolation  die  Anthologien  brauchbarer  als  die  weniger  gelesenen  Originaltexte. 
An  die  Stelle  der  von  griechischen  Grammatikern  zusammengestellten  Florilegien  schöner 
Aussprüche  über  Götter  und  göttliche  Dinge  traten  auf  solche  Weise  neue  interpolierte 
Florilegien  zum  Gebrauch  für  Juden  und  Christen.  Bis  dahin  hatte  den  vergleichenden 
Studien  und  den  Interpolationsversuchen  jüdischer  Gelehrten  noch  keine  polemische  Tendenz 
zugrunde  gelegen.  Nun  kam  aber  seit  Philo  mit  der  wachsenden  Macht  der  christlich- 
jüdischen Ideen  die  neue  Wahnvorstellung  auf,  dass  die  griechischen  Philosophen  und  Dichter 
die  schönsten  und  erhabensten  ihrer  Ideen  nicht  aus  sich  selbst  hervorgebracht,  sondern 
aus  den  Schriften  der  Juden  entlehnt  hätten.  Zuerst  stellte  man  fest,  dass  Aussprüche,  die 
dem  Heraklit  und  Moses  oder  dem  Zeno  und  Moses  gemeinsam  waren,  von  dem  jüdischen 
Weisen  als  dem  älteren  ausgegangen  sein  müssten.  Dann  suchte  man  die  Priorität  der 
jüdischen  Weisheit  auch  an  anderen  Stellen  zu  erweisen,  und  dazu  eigneten  sich  keine 
besser  als  jene  interpolierten,  deren  Ursprung  man  in  jener  Zeit  der  Unkritik  nicht  weiter 
nachging,  die  man  vielmehr  ohne  jedes  Besehen  als  echt  und  unverfälscht  hinnahm.  Die 
Annahme,  dass  griechische  Autoren  ihre  schönsten  Gedanken  anderswoher  genommen  und 
in  trügerischer  Absicht  ihre  Quelle  verschwiegen  hätten,   schien  aber  eine  besondere  Stütze 


493 

durch  die  Plagiate  zu  erhalten,  durch  die  griechische  Dichter  einander  selbst  bestohlen 
hatten.  Daher  zog  man  auch  diese  in  die  Besprechung  herein,  nicht  aber  so,  dass  man 
nun  selbst  mit  mühsamem  Fleisse  Beispiele  derartiger  litterarischer  Diebstähle  sammelte, 
sondern  indem  man  auf  viel  bequemere  Weise  derartige  Sammlungen  älterer  griechischer 
Grammatiker  ausplünderte  und  höchstens  nur  noch  mit  dem  Humbug  einiger  neuer  orphischer 
Verse  bereicherte.  Den  Satz,  dass  die  Weisheit  der  Hebräer  älter  als  die  der  Griechen  sei 
und  dass  die  griechischen  Autoren  ihre  schönsten  Sätze  den  Juden  abgestohlen  hätten,  haben 
die  christlichen  Apologeten  von  den  jüdischen  Fälschern  herübergenommen  und  ohne  jede 
weitere  Prüfung  als  eine  Ecksäule  ihrer  Lehre  sich  zu  eigen  gemacht.  Es  vermischte  sich 
so  die  jüdische  und  christliche  Fälscherlitteratur,  so  dass  es  von  vielen  neuen  Fälschungen 
zweifelhaft  ist,  ob  sie  von  jüdischen  oder  christlichen  Gelehrten  herrühren.  Zu  den  ärgsten 
Fälschungen  dieser  Art  gehörte  die  Erdichtung  eines  Briefes  des  jüdischen  Peripatetikers 
Aristobul,  durch  den  bewiesen  werden  sollte,  dass  die  jüdischen  Schriften  durch  eine  alte 
Uebersetzung  schon  den  griechischen  Tragikern  und  den  griechischen  Philosophen  Pythagoras 
und  Plato  bekannt  gewesen  seien.  Clemens  steht  unter  dem  Einfluss  seines  jüdischen  Haupt- 
lehrers mitten  in  dieser  Trugweisheit  drin,  so  dass  wir  durch  ihn  zumeist  über  die  Irr-  und 
Schleichwege  jener  Klasse  von  Betrügern  und  Betrogenen  unterrichtet  werden.  Er  selbst 
scheint  eine  zu  reine  Seele  gewesen  zu  sein,  als  dass  ihm  eine  offene  Fälschung  oder  auch 
nur  eine  pia  fraus  zugetraut  werden  dürfte;  aber  die  Betrügereien  Anderer  zu  durchschauen, 
dazu  fehlte  ihm  die  Geistesschärfe,  mangelte  ihm  vielleicht  auch  der  Mut  rücksichtsloser 
Wahrheitsliebe. 

In  jenen  Fälscherfabrikaten  und  den  ihnen  zugrund  liegenden  Florilegien  über  gött- 
liche Dinge  nebst  dem  Buche  über  Plagiate  haben  wir  zugleich  auch  die  Hauptquellen  der 
Dichtercitate  bei  Clemens  Alexandrinus  zu  erblicken.  Sie  waren  aber  nicht  die  einzigen; 
abgesehen  von  der  grossen  Belesenheit  unseres  Autors  und  seinem  ausgedehnten  Verkehr 
mit  gebildeten  und  gelehrten  Männern,  hat  er  auch  viele  Dichtercitate  aus  den  Büchern 
gelehrter  Grammatiker,  die  er  in  den  einzelnen  Partien  seiner  Werke  in  ausgiebigster  Weise 
benützte,  mit  herübergenommen.  Aus  der  Benützung  gleicher  Quellen  ist  die  Ueberein- 
stimmung  abzuleiten,  welche  sich  einesteils  in  den  gefälschten  Versen  über  Gott  und  gött- 
liche Dinge  zwischen  Clemens  und  Justin,  andernteils  in  den  profanen  Versen  zwischen 
Clemens  und  Athenaeus  Pollux  und  Sextus  Empiricus  nachweisen  lässt. 


494 


III. 
Chronologisches  bei  Clemens  Alexandrinus. 

Jedem  Homeriker  und  Philologen  bekannt  ist  der  gelehrte  Abschnitt  des  Clemens 
Alexandrinus  ström.  I  21,  p.  388  Pott,  über  die  verschiedenen  Ansätze  der  Lebenszeit  Homers. 
Von  diesem  bin  ich  in  diesem  dritten  Teil  meiner  philologischen  Studien  zu  Clemens 
Alexandrinus  ausgegangen,  ward  aber,  wie  es  bei  echten  Untersuchungen  zu  geschehen 
pflegt,  von  einer  Welle  zur  anderen  getragen,  von  Homer  zu  Terpander,  von  Terpander  zu 
den  Orphikern,  von  der  Literaturgeschichte  zur  Chronistik,  von  den  chronistischen  Angaben 
des  Clemens  zu  den  Anfängen  der  Weltgeschichte,  so  dass  schliesslich  Homer  und  selbst 
Clemens  vor  allgemeinen  Fragen  der  griechischen  Chronologie  in  den  Hintergrund  traten. 
Dass  ich  bei  den  schwierigen  Problemen,  die  der  Forschung  in  diesem  dunklen  Gebiet 
gestellt  sind,  überall  mit  mir  ins  Reine  gekommen  sei,  kann  ich  nicht  behaupten;  aber  in 
ein  paar  Punkten  glaube  ich  doch  einen  neuen  Weg  zur  Auffindung  des  Richtigen  gefunden 
zu  haben;  andere  werden  von  da  weiter  kommen.  Ich  bin  ein  öipijLiaftijs  auf  diesem  Feld 
der  Wissenschaft;  ich  bitte  daher  gleich  im  Anfang  die  eingesessenen  Forscher  auf  dem  Gebiet 
der  Geschichte  und  Chronologie  um  Nachsicht,  wenn  ich  das  eine  und  andere  sollte  über- 
sehen haben  und  wenn  ich  in  Dingen,  worin  sie  sich  selbst  schon  längst  ein  feststehendes 
Urteil  gebildet  haben,  mich  noch  mit  tastender  Unsicherheit  bewege.1) 

Strom.  I  21. 

Die  chronologischen  Angaben  des  Clemens  finden  sich  fast  alle  in  dem  Kapitel  Strom.  121. 
Dem  Kirchenvater  ist  es  in  demselben  nicht  um  die  Chronologie  an  sich  zu  thun;  er  will 
nur,  wie  er  gleich  im  Anfang  des  Kapitels  bekennt  und  schon  Strom.  I  14,  p.  351  ange- 
deutet hatte,  an  der  Hand  der  Chronologie  nachweisen,  dass  die  Philosophie  der  Juden  die 
älteste  von  allen  sei.2)  Daher  stellt  er  zuerst  (§§  101 — 108)  die  Zeit  des  Moses  fest  und 
sucht  dadurch,  dass  er  denselben  auf  Grund  der  Zeugnisse  griechischer  Schriftsteller  gleich- 
zeitig mit  Inachus,  dem  Ahnherrn  der  Griechen,  setzt,  den  historischen  Beweis  zu  liefern, 
dass  Moses  lange  vor  den  ältesten  Dichtern  und  Weisen  der  Griechen,  Orpheus,  Homer, 
Hesiod,  Lykurg,  Solon,  Pherekydes,  Pythagoras  gelebt  habe  (§  107),  ja  an  Alter  selbst  den 
Helden  der  griechischen  Mythe,  Herakles,  Iason,  Kastor  und  Pollux,  Prometheus  und  selbst 
den    aus  Menschen   in    den  Olymp    versetzten  Göttern    der  Griechen,    wie  Dionysos,   Apollo, 


J)  Dem  Titel  nach  berührt  sich  diese  meine  Untersuchung  mit  der  Dissertation  von  Hozakowski, 
De  chronographia  Clementis  Alexandrini,  Münster  1896,  aber  nur  dem  Titel  nach;  inhaltlich  befasst  sich 
jene  Dissertation  fast  ausschliesslich  mit  der  theologischen  Streitfrage  über  das  Geburtsjahr  Christi. 

2)  Vorangegangen  war  dem  Clemens  der  von  ihm  selbst  angeführte  Tatian  ad  Graec.  31 :  vvv  de 
jigoor/xeiv  (ioi  vo/xit^co  Tiagaazfjaai  irgsaßviegav  zrjv  i/fzeregav  cpikoaocpiav  töjv  nag'  "E).h]oiv  ^ixrjöevfiaroyv' 
Sqoi  8k  fjtuv  v.eloovrai  Mmarjg  Hat  "OftijQog. 


495 

Demeter1)  vorangehe  (§§  105—7).  Anhangsweise  (§  108)  ist  dann  auch  noch  die  Priorität 
der  Sibylle  vor  Orpheus  behauptet  und  mit  windiger  Gelehrsamkeit  begründet. 

In  einem  zweiten  Teil  (§§  109 — 131)  behandelt  Clemens  das  zeitliche  Verhältnis  der 
griechischen  Weisen  und  Dichter,  von  Homer  angefangen,  zu  den  hebräischen,  und  zwar  wird 
auch  hier  gezeigt,  dass  die  griechische  Litteratur  verhältnismässig  jung  ist,  dass  insbesondere 
Homer  später  lebte  als  die  ältesten  Propheten,  nach  der  verlässigsten  Berechnung  der 
Lebenszeit  Homers  sogar  später  als  der  Prophet  Elissäus  (§  117),  ferner  dass  die  Philosophen 
Pythagoras  und  Thaies  nach  den  jüngsten  Propheten,  Angäus  und  Zacharias  (§  129),  lan^e 
nach  dem  weisen  Salomo  der  Juden  (§  130)  lebten,  des  weiteren,  dass  die  dem  Orpheus 
und  Musäus  zugeschriebenen  Werke  nach  dem  Urteil  der  kompetentesten  Kritiker  gar  nicht 
von  Orpheus  oder  Musäus,  sondern  von  Onomakritus  und  pythagoräischen  Fälschern  her- 
rühren und  demnach  der  jungen  Zeit  der  Pisistratiden  zuzuweisen  sind  (§  131),  endlich 
dass  auch  die  für  alt  gehaltenen  griechischen  Dichter  Terpander,  Lesches,  Eumelus  der 
Zeit  nach  Gründung  der  olympischen  Spiele,  also  einer  verhältnismässig  jungen  Zeit  angehören. 
Das  alles  ist  aber  von  Clemens  durchaus  nicht  in  geordneter  Beweisführung  und  mit  festem 
Blick  auf  ein  vorgesetztes  Ziel  dargethan.  Es  wird  nicht  wie  in  dem  zuvor  skizzierten 
ersten  Teil  ein  bestimmter  Beweissatz  vorangestellt,  sondern  es  heisst  im  Anfang  §  109  nur: 
nachdem  wir  einmal  hier  stehen,  verlohnt  es  sich  auch  die  Zeiten  der  anderen  Propheten 
zu  erforschen.  Es  wird  sodann  die  lange  Aufzählung  der  jüdischen  Propheten,  nachdem 
dieselbe  bis  Elissäus  gekommen,  plötzlich  durch  das  Kapitel  (§  117)  über  die  Zeit  des  Homer 
unterbrochen,  offenbar  weil  Homer  von  Clemens  in  eben  jene  Zeit  gesetzt  wurde,  aber  ohne 
dass  dieser  Grund  auch  ausdrücklich  angegeben  sei.  Noch  weniger  ist  §  131  der  Excurs 
über  die  Orphika  und  die  Zeit  des  Terpander  mit  der  Hauptfrage  in  Verbindung  gebracht,4) 
ist  vielmehr  zum  Schluss  nur  der  flache  Satz  hingestellt:  xal  xavxa  fxkv  Jigo/jx^rj/usv  eitieTv, 
öxi  judhoxa  iv  xoig  ndvv  TiaXaioXg  xovg  xov  xvxXov  non]xdg  xe&saoiv.  Endlich  sind  die 
geschichtlichen  Ereignisse  über  die  in  Betracht  kommende  Zeit  hinaus  verfolgt,  so  dass  am 
Ende  §  128  auch  noch  ein  Verzeichnis  der  Könige  Persiens  und  des  Ptolemäerreiches 
gegeben  wird.  Aber  alle  diese  Nachlässigkeiten  dürfen  nicht  sehr  auffallen  bei  Clemens, 
der  nun  einmal  bei  der  Zuchtlosigkeit  seines  Geistes  nur  zu  leicht  den  Faden  fallen  lässt 
und  den  Zielpunkt  der  Untersuchung  aus  dem  Auge  verliert.  Ausserdem  merkt  man,  dass 
in  diesem  zweiten  Teil  des  Kapitels  den  Clemens  der  gute  Führer  Tatian,  dem  er  sich  im 
ersten  eng  angeschlossen  hatte,  allmählich  verlässt. 

Auch  an  den  zweiten  Teil  ist  ein  ganz  locker  zusammenhängender  Anhang  (§§  132 — 136) 3) 
angeschlossen,   worin  als  Parallele   zur  Aufzählung   der  jüdischen   Propheten  ein  Verzeichnis 


J)  Den  uns  auffälligen  Gedanken,  dass  der  jüdische  Moses  auch  älter  sei  als  die  griechischen  Götter, 
spricht  auch  Theophilus  ad  Autol.  III  23  aus:  xai  xov  Aid?  xov  Kgtjxcöv  ßaodsvoavxog  .  .  .  deixvvxai  nooäyovxa 
xä  zioäy\xaxa  xov  fleiov  vofiov  xov  diu  Motoews  rj/xTv  öedoftevov. 

2)  Darin  ist  sorgfältiger  Tatian,  der  §  41  den  Zusammenhang  wenigstens  andeutet:  'Ooyevs  de  xaxa 
xov  avxöv  yoövov  'HgayJ.ei  yiyovev,  aV.ä  xa  eis  avxov  ejiKpegöfievä  cpaoiv  vxö  'Ovofiaxglxov  xov  'Aßrjvaiov 
avvxsxay&at  yevofjiivov  xaxa  xijv  IltioioxoaxiÖcov  ägyi/v  xeoi  xr\v  jievxijxooxrjv  öXviiJxidoa. 

3)  Die  Verkehrtheit  der  üblichen  Paragraphenabteilung  tritt  hier  besonders  grell  hervor.  Denn 
mitten  in  §  136  beginnt  mit  ävoiön  oSv  <Lto  Mcovosco;  nicht  etwa  bloss  ein  neuer  Satz,  sondern  ein  ganz 
neuer  Abschnitt.  In  ähnlicher  Verkehrtheit  sind  §§  138—9  die  drei  Berechnungen  so  auf  zwei  Paragraphe 
verteilt,   dass  die  dritte  Berechnung  mitten  im  zweiten  Paragraphen  beginnt.     Man   hat  mit  Recht,   um 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  66 


496 

der  griechischen  Wahrsager  (%Qt]OjuoMyoi)  gegeben  ist.  Mit  dem  Grundgedanken,  von  dem 
Clemens  im  Eingang  des  Kapitels  ausgegangen  war,  ist  dieser  dürre,  aber  aus  gelehrter 
Quelle  gezogene  Katalog  in  gar  keinen  Zusammenhang  gebracht. 

Der  dritte  Teil  unseres  Kapitels  (§§  136 — 141)  enthält  einen  gedrängten  Abriss  erst 
der  griechischen  und  dann  der  römischen  Chronik  nach  Hauptepochen.  In  der  griechischen, 
die  sorgfältiger  und  eingehender  als  die  jüdische  behandelt  ist,  zählt  Clemens  zuerst,  nach- 
dem er  einen  Ueberblick  über  die  mythische  Zeit  von  Inachus  bis  zur  Gründung  der 
Olympiaden  vorausgeschickt,  die  von  Eratosthenes  für  die  historische  Zeit  von  Trojas  Fall 
bis  Alexander  aufgestellten  Hauptepochen  auf  (§  138  =  p.  112,  1  — 13  Diud.);  daran  schliesst 
er,  nach  zwei  verschiedenen  Quellen,  eine  Fortsetzung,  welche  bis  zu  seiner  Zeit  oder  bis 
zum  Tode  des  Kaisers  Commodus  reicht.  Die  jüdische  Chronologie  ist  von  Adam  bis  herab 
auf  die  Zerstörung  Jerusalems  durch  Vespasian  geführt;  eingelegt  ist  eine  Controverse  über 
die  verschiedenen  Gefangenschaften  der  Juden.  In  den  beiden  chronologischen  Abrissen  der 
griechischen  und  jüdischen  Geschichte  ist  auf  den  dem  ganzen  Kapitel  vorangestellten  Satz 
von  der  Priorität  der  jüdischen  Weisheit  nicht  Bezug  genommen;  man  kann  nur  sagen, 
dass  aus  den  Zahlen  selbst  sich  für  jeden  die  Erkenntnis  des  höheren  Alters  der  jüdischen 
Geschichte  ergeben  musste. 

Auf  den  summarischen  Ueberblick  folgt  dann  auch  hier  noch  ein  mit  dem  behandelten 
Gegenstand  gleichfalls  nur  locker  zusammenhängender  Excurs  (§§  142 — 143)  über  den 
mystischen  Zusammenhang  der  75  Sprachen  und  Völker  des  Erdballs  mit  den  75  Leuten, 
welche  von  Jakob  nach  Aegypten  geschickt  worden  waren. 

In  dem  vierten  und  letzten  Teil  des  Kapitels  (§§  144 — 147)  werden  dann  noch  einige 
weitere  chronologische  Punkte  erörtert,  die  zwar  gleichfalls  mit  dem  vorangeschickten  Beweis- 
satz nur  wenig  zusammenhängen,  aber  doch  für  die  Zeitrechnung  von  hoher  Wichtigkeit 
sind.  Zuerst  gibt  der  Verfasser  als  Ergänzung  zu  den  vorausgehenden  Reihen  persischer 
und  makedonischer  Könige  (§  128)  ein  Verzeichnis  der  römischen  Kaiser  bis  Commodus,  und 
zwar  in  doppelter  Reihe,  von  denen  die  erste  mit  Augustus,  die  zweite  mit  Julius  Cäsar 
beginnt  (§  144). 1)  Sodann  bespricht  er  die  Frage  nach  dem  Jahr  und  Tag  der  Geburt 
und  Taufe  unseres  Herrn  (§§  145 — 146).  Endlich  stellt  er  zum  Schluss  die  verschiedenen 
Berechnungen  der  Zeit  von  Moses  bis  Vespasian  und  zur  Gegenwart  zusammen. 

Wie  man  sieht,  ist  es  ein  reiches  Material  chronologischer  Angaben,  das  von  Clemens 
in  unserem  Kapitel  Strom.  I  21  geboten  wird.  Der  grössere  Teil  bezieht  sich  auf  die 
jüdische  Geschichte;  diesen  lasse  ich  ganz  beiseite,  da  ich  mich  bei  meinen  geringen  Kennt- 
nissen des  Hebräischen  der  dort  sich  ergebenden  Aufgabe  nicht  gewachsen  fühle.  Bei  den 
Angaben  griechischer  Zeitverhältnisse  handelt  es  sich  in  erster  Linie  um  die  Frage,  woher 
dieselben  genommen  sind.  Im  Eingang  p.  378  Pott,  bekennt  Clemens  selbst  die  Rede  des 
Apologeten  Tatian  an  die  Hellenen  und  ausserdem  das  erste  Buch  der  Exegetika  des 
Gnostikers  Cassianus    als  Hauptquellen    benützt    zu    haben.     Daneben  citiert  er  im  weiteren 


keine  Verwirrung  zu  stiften,  eine  gewisse  Scheu,  an  der  überlieferten  Einteilung  in  Kapitel  und  Paragraphe 
etwas  zu  ändern.     Aber  in  so  krassen  Fällen  wird  doch  der  neue  Herausgeber  bessern  müssen. 

*)  Ein  ähnliches  Verzeichnis  der  römischen  Kaiser  gibt  Theophilus  ad  Autol.  III  27  mit  der  ein- 
leitenden Quellenangabe:  XgvoeQwg  6  vofieyxlarwo,  äneXevdsQog  yevöfievog  M.  Avgt]Xiov  Ovr'jQov,  8s  outo 
xiiasmg  'Po')/x)jg  iie%Qt  TsXsvzrjg  roxi  iötov  näxQOivog  avtoxQÜTOQog  Ovrjgov  oacpcög  Tzävza  äviygay>ev  xai  za 
ovö/zaza  xai  rovg  yqövovg. 


497 

Verlaufe  des  Kapitels  eine  Menge  griechischer  Gelehrten  der  alexandrinischen  und  alt- 
griechischen Periode.  Ob  dieselben  von  ihm  selbst  eingesehen  oder  nur  aus  den  Citaten 
anderer  herübergeuommen  sind,  und  ob  sich  noch  das  Eigentum  der  verschiedenen  Gewährs- 
männer bestimmen  und  ausscheiden  lässt,  über  diese  Fragen  wollen  wir  in  den  folgenden 
Abschnitten  Aufschluss  zu  gewinnen  suchen. 

T  a  t  i  a  n. 

Clemens  ström.  I  21  sagt  gleich  im  Eingang  des  Kapitels,  es  sei  über  die  Zeit  des 
Moses  und  die  daraus  sich  ergebende  Thatsache,  dass  die  Weisheit  der  Hebräer  älter  als  die 
der  Griechen  sei,  bereits  genau  von  Tatian  in  der  Rede  an  die  Hellenen  und  von  Cassianus 
in  dem  ersten  Buch  seiner  Exegetika  gehandelt  worden.1)  Es  citiert  dann  Clemens  noch 
ausdrücklich  den  Tatian  als  seine  Quelle  in  dem  ersten  Teil  des  Kapitels  p.  379,  indem  er 
versichert,  den  Tatian  wörtlich  wiederzugeben:  xovxcov  de  xeooagdxovxa  jiiev  yevealg  vecbxega 
xd  Axxixd  xd  anb  Kexgoiiog  xov  dicpvovg  drj  xal  avxö%dovog,  cog  cp-qoi  xaxa  Xeg'iv  6  Tanavög. 
Das  'wörtlich'  darf  man  nun  allerdings  nicht  genau  nehmen,  indem  nur  etwas  ähnliches, 
durchaus  nicht  das  ganz  gleiche  bei  Tatian  c.  39  steht.  Aber  im  wesentlichen  hält  sich 
doch  Clemens  in  dem  betreffenden  Abschnitt  an  Tatian.  Da  uns  dessen  Rede  an  die 
Hellenen  bekanntlich  noch  erhalten  ist,  so  können  wir  noch  die  Uebereinstimmung  an 
folgenden  Stellen  konstatieren. 

1.  Clemens  §  102,  p.  84,  4—18  Dind.2)  =  Tatian  c.  38  bezüglich  der  Gleichzeitigkeit 
des  ägyptischen  Königs  Amosis,  des  Inachus  und  des  Moses  auf  Grund  der  Zeugnisse  des 
griechischen  Grammatikers  Apion    und    des    ägyptischen  Historikers  Ptolemäus    aus  Mendes. 


Tatian. 

Aiyvjixicov  de  eloiv  dxgißeTg  igövcov  dva- 
ygacpai,  xal  xcöv  xax'  avxovg  ygaiif.idxcov 
igiojvevg  ioxi  üxoXejuaiog,  ov%  6  ßaoiXevg, 
legevg  de  Mevdr/xog.  ovxog  xdg  xcöv  ßaoiXecov 
nodg~eig  exxi&e/nevog  xax'  "Ajucootv  Alyi'mxov 
ßaoilea  yeyovevai  'Iovdaioig  cprjol  xi]v  e£ 
Alyvjixov  nogeiav  elg  äneg  ij&eXov  %cogia 
Mojoecog  7Jyov/.ievov.  XJyei  de  ovxcog'  '6  de 
'Aficooig  eyevexo  xax'  "Iva%ov  ßaoilea!  /.cexd 
de  xovxov  Anicov  6  ygafitxaxixög  dvi]g  doxi- 
jucöxaxog  ev  xi]  xexdgxt]  xcöv  Alyvjixiaxcov 
(nevxe  de  eioiv  avxcö  ygacpal)  ixoXXd  juev  xal 
ä/J.a,  (prjol  de  (xal)  öxi'xaxeoxayte  xijv  Avagiav 
"Aficoaig  xaxa  xdv  AgyeTov  yevojuevog  "Ivayov, 


Cl 


e  m  e  n  s. 


An'icov  xo'wvv  6  ygajuf.iaxtxög  6  jiXeioxo- 
vixr\g  emxXt]&e.lg  ev  xfj  xexdgxrj  xcov  Alyvnxia- 
xcöv  loxogicöv,  xaixot  cpiXa7te%dr]ju6vcog  Jigög 
'Eßgaiovg  diaxeifievog,  äxe  Aiyvnxiog  xö  yevog, 
ä>g  xal  xaxa  'Iovdalcov  ovvxd^aodai  ßißXuov, 
A/ucooiog  xov  Aiyvnxicov  ßaoiXecog  jue/uvr]- 
fxevog  xal  xcov  xax"1  avxbv  ngdg~ecov  fidgxvga 
jzagaxi&exai  IIxoXejuaTov  xov  Mevdt)oiov,  xal 
xd  xfjg  Xetjecog  avxov  code  e%ev  'xaxeoxaxpe 
de  xqv  A&vgiav  (fort.  Avagiav)  'Ajiicooig  xaxa 
xov  ''AgyeTov  yevö/xevog  "Iva%ov,  cog  ev  xoig 
Xgövoig  äveygaxpev  6  Mevdqoiog  IJxoXe/uaTog! 
6  de  TTxoXe/ualog  ovxog  legebg  juev  rjv,  xdg 
de  xcöv  Aiyvnxicov  ßaoiXecov  ngdfeig  ev  xgiolv 


1)  Auf  andere  nicht  erhaltene  Schriften  des  Tatian  bezieht  sich  Clemens  ström.  III  12,  p.  547,  550 
und  552,  ecl.  prophet.  p.  999,  überall  in  polemischem  Sinn. 

2)  Nach  Dindorfschen  Seiten  und  Zeilen  werde  ich  auch  im  Folgenden  citieren,  da  die  Potterschen 
Seiten  zu  gross  sind. 

6G* 


498 

cbg  iv  xölg  Xgovoig  äveygay.>EV  6  Mevdr/oios 
UxoXEjualog.  6  dk  an"1  "Iväyov  %gövog  ä%Qi 
xfjg  'IXlov  aXd)0£0)g  äno7iXr]QoT  yevedg  el'xooi. 
xal  xä  xfjg  änoöei^eojg  xovxov  e%ei  xbv  xqojtov. 


olaig  ixflejuEvog  ßißXoig  xaxä  "Afiwoiv  <pi]oiv 
Alyimxov  ßaoiXea  Matvoeojg  fjyovfxkvov  yeyo- 
vevai'lovöaioig  xfjv  iS  Alyimxov  Tiogsiav,  i£  obv 
ovvGmxai  xaxä"Iva%ov  fjx/.iaxevat  xbv  Mojvoeq. 


Dazu  vergleiche  Ps.  Justin  coh.  ad  Graec.  9,  Africanus  bei  Eusebius  pr.  ev.  X  10, *) 
Eusebius  selbst  praef.  chron.  p.  4,  Cod.  Fuldensis  des  Tertullian  apol.  19,  Theophilus  ad 
Autol.  III  20;  s.  Gutschmid  Kl.  Sehr.  II  198,  Wachsrauth,  Einleit.  S.  155,  Anm.  2. 

Von  dem,  was  Clemens  mehr  hat  als  Tatian,  wird  die  feindliche  Bemerkung  über  den 
Judenfeind  Apion  von  Clemens  selbst  herrühren,  muss  aber  die  Angabe,  dass  die  ägyptische 
Geschichte  des  Ptolemäns  3  Bücher  umfasst  habe,  auf  eine  andere  Quelle  zurückgehen,  sei 
es  dass  Cassianus  genauer  von  der  Sache  gehandelt  hatte,  sei  es  dass,  was  weniger  glaub- 
würdig ist,  Clemens  die  Werke,  auf  die  jene  Berechnung  sich  stützte,  oder  das  Buch,  in 
dem  zuerst  jene  Kombination  vorgetragen  worden  war,  noch  zur  Hand  hatte.  Von  geringerer 
Bedeutung  ist,  dass  Clemens  die  Notiz  des  Tatian,  dass  das  Werk  des  Apion  5  Bücher  gehabt 
habe,  wegliess.     Uebrigens  werden  wir  auf  die  ganze  Sache  unten  nochmals  zurückkommen. 

2.  Clemens  §  102  f.,  p.  85,  2—87,  2  Dind.  und  §  104,  p.  87,  17—9  und  §  106, 
p.  88,  20 — 3  =  Tatian  c.  39  über  die  älteste  Geschichte  der  Griechen  bis  auf  die  Einnahme 
Trojas  im  18.  Jahre  der  Regierung  des  Agamemnon.2)  Die  Uebereinstimmung  ist  nur 
eine  ganz  beiläufige;  genauer  stimmen  nur  die  Partien  Clemens  p.  85,  7  eig  dk  —  9  xal  jiqoocö, 
p.  85,  15  f)v  dk  —  17  xaxaxXvojuog,  p.  86,  4  xaxä  xe  <&6oßavxa  —  10  xxioig,  86,  11  fj  xe  ex 
<Poivixt]g  —  87,  3  Movoalog  mit  Tatian  p.  40,  5 — 6  und  11 — 26,  und  Clemens  p.  87,  4  und 
87,  17—9  mit  Tatian  p.  39,  23  f.  und  42,  1—3  überein: 


Tatian. 
ei  xaxa'Ivayov  TC£q)i]V£v  6  Mojofjg  ysyovajg, 

JTQEößvXEQOg     £0X1     X(ÜV    UXiaxÖJV     EXEOl     XEXQÜ- 

xooioig. 


xaxä  juev  yäg  ^ogojvka  xbv  fXEx"1  "Ivayov 
juvrjtuov£VETai  Jiao'1  Adijvaioig  "Qyvyog,  £99' 
ov  xaxaxXvo/ubg  6  Tigäjxog.  xaxä  dk  &6q- 
ßavxa  'AxxaTog,  äcp'  ov  xal  Axxaia  fj  'Axxixij. 
xaxä  dk  Tgiöziav  HQOjui]$£vg  xal  'Emlurj,&£vg 
xal  'AxXag  xal  6  dupvfjg  KixQoip  xal  f]  'Idb. 
xaxä    dk  Kooxamov  fj    im  ^as&ovxog   ixjiv- 


Clemens. 

eis  dk  xbv  %gövov  xwv  TqojI'xöjv  änb 
'Iväyov  yEVEal  jukv  d'xooiv  ij  juiä  TiXsiovg 
diagid [xovvxai,  extj  dk  d>g  £7iog  eIjieiv  xexqü- 
xooia  xal  tcqöoco. 

fjv  dk  xaxä  xi]v  'EXXäda  xaxä  jukv  &0Q0)v£a 
xbv  fxexä  "Ivayov  6  im  'üyvyov  xaxaxXvojubg 
[xal  fj  iv  Zixvüvi  ßaodda,  tiqojxov  /iikv 
AlyiaXiaig,  dxa  Evgojjiog,  slxa  TEXyJvog,  xal 
fj  Kqijxbg  iv  Koijxtj.  AxovoiXaog  yäg'PogayvEa 
iiQcbxov  äv&gojjiov  yEvsodai  XiyEi'  o$ev  xal 
6   xfjg   0oga>vidog    noiijxtjg    Eivai    avxbv    ecpi] 


*)  Die  Gleichstellung  des  ältesten  Königs  der  Griechen  mit  Moses  war  der  Ausgangspunkt  für  alle 
christlichen  Chronographen.  Doch  weicht  Africanus  insofern  von  den  Anderen  ab,  als  er,  indem  er  sich 
lieber  an  die  alten  attischen  Chronographen  Hellanik  und  Philochorus  anschloss,  an  die  Stelle  des  argivischen 
Inachus  den  ersten  mythischen  König  Attikas,  Ogygus  setzte,  worüber  Geizer,  Africanus  I  119  und  137  f. 

2)  Der  ganze  Abschnitt  hat,  um  dieses  nebenbei  zu  bemerken,  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  parischen 
Marmorchronik. 


499 


gojoig  xal  fj  im  AevxaXlojvog  ijzojLißgia.  xaxd 
de  HdeveXaov  fj  xe  Afxcpixxvovog  ßaoiXeia  xal 
fj  elg  üeXoTiovvtjoov  Aavaov  Tiagovoia  xal  fj 
vtiÖ  Aagddvov  xfjg  Aagdaviag  xxioig  fj  xe 
ix  <L>oivixyg  xfjg  Evgd)Tirjg  elg  xfjv  Kgfjxrjv 
dvaxojuidfj.  xaxd  de  Avyxea  xfjg  Kögrjg  fj 
dgTiay!j  xal  fj  xov  iv  'EXevoTvi  xe/nevovg  xadl- 
ägvoig  xal  fj  TginxoXefxov  yeojgyia  xal  fj 
Käöjuov  eig  Ofjßag  Tiagovoia  Mivojög  re  fj 
ßaoileia.  xaxä  de  ügoixov  6  EvjlwXlTxov  Tigdg 
Adijvaiovg  TioXejuog'  xaxd  de  Axgioiov  fj 
JJeloJiog  and  <&gvyiag  dcdßaoig  xal  (fj)  "Iojvog 
elg  rag  Aßfjvag  äcpig~ig  xal  6  devxegog  Kexgoyj 
aX  xe  üegaeojg  xal  Aiovvoov  7igdg~etg  xal  'Og- 
<pea>g  jua&ijxijg  MovoaTog.  xaxä  de  xfjv  Aya- 
jiieinvovog  ßaoiXeiav  edXco  xö  "IXuov. 


jiaxega  dvtjxöjv  dv&gojTiojv1)  .  .  .].  xaxä  de 
<E>6gßavxa  AxxaTog,  ä(p'  ov  Axxaia  fj  Axxixrj. 
xaxd  de  Tgionav  Ilgojuijdevg  xal  "AxXag  xal 
Em/urj&evg  xal  6  dicpvrjg  Kexgoyj  xal  'Ia>. 
xaxd  de  Kgoxomov  fj  im  <&aeftovxog  ixnvgojoig 
xal  fj  im  AevxaXiaivog  irny/ußgia.  xaxd  de 
ZdeveXov  fj  xe  Ajuipixxvojvog  ßaoiXeia  xal  fj 
elg  IJeXojiövvrjoov  Aavaov  Tiagovoia  xal  fj 
-und  Aagddvov  xfjg  Aagdaviag  xxioig,  [ov 
jxgcoxov,  cprjolv  "Ojuijgog,  xexexo  vecpeXijyegexa 
Zevg],  fj  xe  ix  <Poivlxr]g  {xfjg  Evga'mijg)2)  elg 
Kgfjxijv  ävaxof.udfj.  xaxd  de  Avyxea  xfjg 
Kogijg  fj  ägjiayfj  xal  fj  xov  iv  'EXevoivi  xejue- 
vovg  xadidgvoig,  TgmxoXejLiov  xe  yeoogyia  xal 
fj  Kddfxov  elg  Ofjßag  Tiagovoia,  Mivojog  xe 
ßaoiXeia.  xaxd  de  HgoTxov  6  Ev/höXtiov  Tigög 
A&ijvaiovg  JioXejuog.  xaxd  de  Axgioiov  TleXo- 
jiog  and  <&gvylag  didßaoig  xal  "Iovog  elg 
'A&fjvag  dcpig~ig  xal  6  devxegog  Kexgoyj,  al'  xe 
Lfegoeiog  xal  Aiovvoov  ngdijeig,  'Og<pevg  xe 
xal  MovoaTog.  xaxd  de  xo  dxxoDxaidexaxov 
exog  xfjg  Ayafxe^ivovog  ßaoiXeiag  "IXiov  edXoj. 

Das  Mehl-  ist  auch  hier  wieder  auf  Seiten  des  Clemens.  Manches,  wie  den  gelehrten 
Zierrat  ov  ngönov,  cpijolv  "O/xijgog,  xexexo  vecpeXrjyegexa  Zevg,  vielleicht  auch  den  Hinweis 
auf  Plato  p.  86,  22  ivxevfiev  6  UXdxajv  iv  Ti/uaico  nagaxoXovdijoag  AxovoiXdco  ygdq>ei'  xal 
noxe  .  .  .  xaxaxX.vojuov  mag  er  aus  Eigenem  hinzugethan  haben;  aber  das  Meiste,  wie  das 
Verhältnis  der  ältesten  Geschichte  der  griechischen  Stämme  zu  einander  p.  85,  2 — 7,  das 
höhere  Alter  des  assyrischen  Reiches  nach  den  Angaben  des  Ktesias  p.  85,  10 — 15,  die 
Hereinziehung  der  Könige  Sikyons  und  des  Ahnherrn  Kretas  p.  85,  17  —  9,  der  Hinweis  auf 
Akusilaos  p.  85,  19 — 21,  die  nähere  Bestimmung  von  Trojas  Fall  nach  Monat  und  Tag 
p.  87,  5 — 88,  16,  alles  dieses  ist  aus  einer  anderen  vollständigeren  Quelle  entnommen,  viel- 
leicht auch  aus  mehreren  andern,  worüber  gleich  nachher. 

3.  Clemens  §  117,  p.  95,  26—97,  3  Dind.  =  Tatian  c.  31,  p.  31,  16—32,  15  Schw. 
über  die  Lebenszeit  Homers  nach  den  Annahmen  der  massgebendsten  Grammatiker. 


Tatian. 

Ilegl  ydg  xfjg  'Oufjgov  noifjoeayg,  yevovg 
xe  avxov  xal  ygövov  xa&  ov  ijxiiaoev  ngo- 
ijgevvtjoav    ngeoßvxaxoi    /uev  ßeayevrjg    xe    6 


Clemens. 

And  de  xcöv  Tgoj'ixcöv  im  xfjv  'Oixfjgov 
yeveoiv  xaxd  fiev  <[>iX6yogov  exaxbv  öydoij- 
xovxa  exrj  yivexai  voxegov  xfjg  'Iojvixfjg  dnoi- 


1)  Dieser   Zusatz  und   das   Nachfolgende    sind   aus   anderer  Quelle   genommen,   vielleicht  aus  der 
Chronik  des  Dionysius,  welche  die  gemeinsame  Quelle  des  Tatian  und  Clemens  war. 

2)  xfjg  EvQ&mjs  ist  ein  notwendiger  Zusatz,  der  sich  aus  Tatian  ergibt. 


500 


'Pqyivos  xazd  Ka/xßvorjv  yeyovcbg  xal  2zrjoi[U- 
ßgozog  6  Qdoiog  xal  Avzijuayog  6  KoXo- 
cpcbviog,  'Hgööozög  ze  6  AXuxagvaooevg  xal 
Aiovvoiog  6  'OXvvdiog ,  juerä  de  exeivovg 
'Ecpogog  6  Kv/uaTog  xal  <I>iXö%ogog  6  'A&rj- 
vaiog,  MeyaxXeibrjg  ze  xal  Xa/uaiXecov  oi 
Ueginazrjzixoi'  eneixa  ygajujuazixol  Zrjvööo- 
rog  'Agiozocpdvrjg  KaXXiozgazog  Kgdzijg  'Ega- 
xoodevrjg  'Agiozagyog  'AnoXXiödcogog. 

zovzcov  de  ol  juev  negl  Kgdzrjza  ngö  zfjg 
'HgaxXieidcöv  xa&ööov  cpaolv  avzöv  rjxjuaxevai, 
juezd  rct  Tgco'ixd  evdozegco  zcöv  oydorjxovza 
ezcöv  oi  de  negl'Egazoodevrj  juezd  exazoozöv 
ezog  zfjg  'IXiov  äXcboecog'  ol  de  negl  Agi- 
ozagxov  xazd  zrjv  'Icovixfjv  anoixiav,  fj  eozi 
juezd  exazov  zeooagdxovza  ezrj  zcöv  'IXuaxcöv. 
(piXöyogog  de  juezd  zfjv  'Icovixfjv  anoixiav, 
enl  ägxovzog'A&fjvrjoiv  Agyinnov,  zcöv'lXia- 
xcöv  vozegov  ezeoiv  exazov  oydorjxovza'  ol  de 
negl  'AnoXXööcogov  juezd  zfjv  'Icovixfjv  anoi- 
xiav ezeoiv  exazov,  o  yevoiz"1  av  vozegov  zcöv 
'IXiaxcöv  ezeoiv  diaxooiotg  zeooagdxovza.  ziveg 
de  (öXiyov)  ngö  zcöv  öXvjunidöcov  ecpaoav 
avzöv  yeyovevai,  zovzeozi  juezd  zfjv  'IXiov 
äXcooiv  ezeoiv  zezgaxooioig.  ezegoi  de  xdzco 
röv  ygövov  vnfjyayov,  ovv  'AgyiXöycg  yeyo- 
vevai zöv  "O/urjgov  einövzeg'  6  de  'Agyi?Myog 
fjx/uaoe  negl  öXv/unidda  zgizrjv  xal  elxoozfjv, 
xazd  EvyijV  zbv  Avdöv,  vozegov  zcöv  'IXiaxcöv 
ezeoi   nevzaxooioig. 


xiag.  'Agiozagyog  de  ev  zoXg  AgyiXoyeioig 
vnojuvijjuaoi  xazd  zfjv  'Icovixfjv  anoixiav  cptjol 
cpegeo&ai  avzöv,  i\  iyevezo  /uezd  exazov  zeo- 
oegdxovra  ezrj  zcöv  Tgco'ixcöv.  'AnoXJ^ödcogog 
de  juezd  ezrj  exazov  zfjg  'Icovixfjg  dnoixiag 
'AyijoiXäov  zov  Aogvooaiov  Aaxedai}j.oviatv 
ßao&evoavzog,  cooze  emßaXeiv  avzcö  Avxovg- 
yov  zöv  vojuofJezrjv  e'zi  veov  övza.  EvxJv ijievrjg 
de  ev  zotg  XgovixoXg  ovvaxjjidoavza  'Hoiööco 
enl  Axdozov  ev  Xico  yeveo&at  negl  zö  öia- 
xooioozöv  ezog  vozegov  zfjg  'IXiov  äXcboecog. 
zavzrjg  de  eozi  zfjg  dög~rjg  xal  'Agyef-iayog  ev 
EvßoTxcöv  zgizco  [cbg  elvai  avzöv  ze  xal  zöv 
'Hoiodov  xal  'EXiooaiov  zov  ngocpfjzov  veco- 
zegovg].  x'dv  eneo&ai  zig  ßovXrjdfj  zcö  yga/u- 
juazixcö  Kgdzrjzi  xal  Xeyi]  negl  zrjv  'HgaxXei- 
dcöv  xätJodov  "Ojurjgov  yeyovevai  juezd  ezi] 
öydotjxovza  zfjg  'IXiov  ä),cboecog,  [evgeflfjoezat 
ndXiv  JEoXojucövog  /uezayeveozegog ,  £99'  ob  fj 
MeveXdov  elg  <Poivix)jv  äcpi^ig,  cbg  ngoeigijzai] . 
'Egazoo&h'rjg  de  juezd  zö  exazoozbv  ezog  zfjg 
'IXiov  äXcboecog  zfjv  'Ofxfjgov  fjXixiav  cpeget. 
xal  jurjv  Oeönojunog  juev  ev  zfj  zeooagaxoozfj 
zgizrj  zcöv  <I>ilinnixcöv  juezd  ezrj  nevzaxöoia 
zcöv  enl  'IXio)  ozgazevodvzcov  yeyovevai  zöv 
"O/urjgov  lozogei.  Evcpogicov  de  ev  zcö  negl 
'AXevadcov  xazd  Tvyrjv  avzöv  zidrjoi  yeyovevai, 
ög  ßaoiXeveiv  ijgk~azo  dnö  zfjg  öxzcoxaidexd- 
zrjg  öXvjunidäog,  öv  xai  cprfm  ngcözov  cbvo- 
jido&ai  zvgavvov.  Hcooißiog  de  6  Adxcov  ev 
ygövcov  dvaygacpfj  xazd  zö  öydoov  ezog  zfjg 
XagiXXov  zov  UoX^vdexzov  ßaoiXecog  "Ojajgov 
cpegei.  ßaoiXevei  juev  ovv  XdgiXXog  ezrj  e£rj- 
xovza  zeooaga,  jue&'t  öv  vlög  Nixavdgog  ez)] 
zgidxovza  evvea.  zovzov  xazd  zö  zgiaxoozöv 
zezagzov  ezog  zeßfjvai  cprjoi  zfjv  ngcbzrjv  öXvju- 
nidda,  cbg  elvai  evevfjxovxd  nov  ezcöv  ngö 
zfjg  zcöv  'OXvjunicov  fieoecog  "Ojurjgov. 


Clemens  hat  hier  die  Einleitung  Tatians  über  die  Gelehrten ,  die  über  das  Leben 
Homers  handelten  (Tatian  p.  31,  16  —  32,  1),  ganz  weggelassen,  offenbar  weil  er  für  diese 
gelehrte  Vorbemerkung,  die  für  uns  Literarhistoriker  von  grösster  Wichtigkeit  ist,  kein 
Interesse  hatte.  Ebenso  liess  er  aus  mangelndem  Interesse  andere  Kleinigkeiten  weg,  wie 
über    den    zur  Zeit  Homers    in  Athen    herrschenden  Archonten.     Ohne    ersichtlichen   Grund 


501 

wich  er  in  der  Aufzählung  der  verschiedenen  Meinungen  von  der  Ordnung  Tatians  ab,  der 
in  verständiger  Weise  diejenigen  voranstellte,  welche  dem  Homer  das  grösste  Alter  gaben, 
und  dann  successive  diejenigen  folgen  Hess,  welche  ihn  in  eine  jüngere  Zeit  setzten.  Im 
übrigen  ist  auch  hier  Clemens  weit  vollständiger  und  genauer  als  Tatian,  so  dass  keine 
Rede  davon  sein  kann,  dass  Clemens  einfach  den  Tatian  ausgeschrieben  habe.  Auch  lässt 
das  unbestimmte  nvkg  und  ezegoi  bei  Tatian  p.  32,  10  und  12  erkennen,  dass  derselbe  seine 
Vorlage  nicht  voll  ausschrieb,  sondern  sie  nur  mit  Auslassungen  und  Umschreibungen 
wiedergab.  Auf  der  anderen  Zeit  zeigt  die  grosse  Uebereinstimmung  des  Clemens  und 
Tatian  in  den  Hauptangaben  und  insbesondere  in  dem  gleichen  Ansatz  der  Einnahme 
Trojas  auf  80  Jahre  vor  der  Rückkehr  der  Herakliden  (Clem.  p.  96,  13  =  Tatian  p.  32,  3), 
140  Jahre  vor  der  jonischen  Auswanderung  (Clem.  p.  96,  2  =  Tatian  p.  32,  5),  ca.  400  Jahre 
vor  der  Gründung  der  Olympiaden  (Tatian  p.  32,  11,  vgl.  Clem.  p.  97,  2),  dass  beide  dem 
gleichen  Gewährsmann  folgten,  von  dessen  Angaben  nur  der  eine  dieses,  der  andere  jenes 
wegliess.  Dass  dieser  gemeinsame  Gewährsmann  ein  Chronograph  war,  lässt  sich  daraus 
entnehmen,  dass  dieselbe  Notiz,  nur  noch  weit  mehr  abgekürzt,  sich  auch  im  Chronikon 
des  Eusebius  zum  Jahre  915  Abraham  findet.  Für  eine  Chronik  als  Quelle  spricht  auch 
der  römische  Historiker  Velleius,  der  I  5  und  7  mitten  unter  chronistischen  Aufzeichnungen 
über  Städtegründungen  auch   Angaben  über  die  Zeit  Homers  und  Hesiods  bringt. 

4.  Clemens  §  131,  p.  105,  29  —  106,  7  Dind.  =  Tatian  c.  41,  p.  42,  4—12  Schw. 
über  die  Zeit  des  Orpheus,  seines  Schülers  Musaios,1)  des  Amphion,  Demodokos  und  Phemios, 
sowie  des  eigentlichen  Verfassers  der  dem  Orpheus  beigelegten  Schriften,  des  Onomakritos. 
Die  Uebereinstimmung  ist,  von  einer  Textverderbnis  des  Clemens  abgesehen,  fast  vollständig; 
nur  schliesst  Tatian  noch  eine  kurze  Zeitnotiz  über  Thamyris  und  Philammon  an,  die  auf- 
zunehmen Clemens  für  überflüssig  hielt.  Beachtenswerter  ist,  dass  Clemens  an  die  kurze 
Bemerkung  über  den  Fälscher  orphischer  Gedichte,  Onomakritos,  eine  lange  und  gelehrte 
Erörterung  über  die  untergeschobenen  Werke  des  Musaios  und  Orpheus  und  deren  wahre 
Verfasser  knüpft,  p.  106,  7 — 107,  1.  Ob  dieser  Excurs  sich  schon  in  der  gemeinsamen 
Vorlage  fand  und  bloss  von  Tatian  als  nebensächlich  beiseite  gelassen  wurde,  oder  ob 
Clemens  denselben  aus  einer  anderen  Quelle,  vielleicht  derselben,  aus  der  Suidas  unter  'Ogcpevg 
schöpfte,  zur  Ergänzung  des  kurzen  Artikels  seiner  Chronik  hinzugefügt  hat,  lässt  sich 
schwer  entscheiden. 

Der  nachfolgende  Absatz  des  Clemens  p.  107,  1 — 17  über  die  Lebenszeit  des  Terpander, 
Archilochos,  Kallinos,  Eumelos,  von  dem  Tatian,  abgesehen  von  der  gelegentlichen  Bemerkung 
über  Archilochos  p.  32,  13  f.,  nichts  hat,  hing,  wenn  er  auch  schliesslich  aus  derselben 
Quelle  wie  der  über  Orpheus  hervorging,  schwerlich  mit  jenem  ursprünglich  zusammen, 
wesshalb  ich  ihn  hier  ausser  Betracht  lassen  kann. 

5.  Clemens  §  114,  p.  94,3—6  Dind.  =  Tatian  c.  37,  p.  38,  16-39,  6  Schw.  über  die 
Ankunft  des  Königs  Menelaus  in  Phönizien  zur  Zeit,  als  dort  Hiram  (XeiQajLiog  Tatian, 
Ei'oajuog  Clemens  und  Josephus,  'ligcofiog  Theophilus  ad  Autol.)  herrschte,  welcher  dem 
Salomo  seine  Tochter  zur  Frau  gegeben  und  zum  Tempelbau  kostbares  Material  beige- 
steuert hatte. 


*)  Der  Text   des  Clemens  p.  106,  3  Dind.  'Ogqpsvg  re  6   ovfinltvoag  'HgaxleX,   Movoaiov   fiaür/nfe  ist 
verderbt,  es  muss  nach  Tatian  heissen  entweder  Movoaiov  diöäoxa/.og  oder  Movoalog  de  'OQ'pimg  fia&qzrjg. 


502 


Clemens. 

El'gajuog  xi]v  eavxov  fivyaxega  HoXo/uwvi 
didwoi  xa&'  ovg  %g6vovg  juexd  xr\v  Tgoiag 
äkwoiv  MeveXdw  elg  Aiyvjixov  ä(pik~ig,  &g 
cprjoi  Mevavdgog  6  negya^iip'dg  xal  Adlxog 
ev  xoXg  <Poiviy.iy.oTg. 


Tatian. 

Mexd  de  xovg  XaXdaiovg  xd  (Poivixwv 
ovxwg  e%ei'  yeyövaoi  nag''  avxoig  ävdgeg  xgelg, 
Qeödoxog  cYtpixgdxi]g  Mw%og'  xovxwv  xäg 
ßlßXovg  elgEXXrjvida  xaxexafev  cpwvr]v  Aaixog 
6  xal  xovg  ßiovg  xwv  cpiXooocpwv  ot'  dxgißeg 
Tigay fiaxEVodfxevog'  ev  dl]  xalg  xwv  ngoeigr]- 
fievcov  loxogiaig  drjXovxai,  xaxd  xiva  xwv  ßaoi- 
Xewv  Evgu>7ii]g  dgjiayrj  yeyovev  MeveXdov 
xs  elg  xi]v  <Poivixi]V  äcpi^ig  xal  xd  Jiegl  Xei- 
gajuov,  boxig  JEolof.iä)vi  xw  'Iovdalwv  ßaoiXeT 
Tigög  ydjuov  dovg  xi]v  eavxov  fivyaxega  xal 
g~vXwv  navxodanwv  vXrjv  elg  xr\v  xov  vaov 
xaxaoxevrjv  edwgijoaxo.  xal  Mevavdgog  de  6 
Ilegyajui]vdg  Jiegl  xwv  avxwv  xrjv  ävayga<pijv 
ejxoirjoaxo.  xov  de  Xeigd/uov  6  %gövog  rjörj 
nov  xoTg  'IhaxoTg  eyyi£ei~  2oXo;j,wv  de  6 
xaxd  Xelgajuov  jioXv  xaxwxegög  eoxi  xfjg 
Mwoewg  fj?ayJag. 

Clemens  enthält  hier  nichts,  was  nicht  auch  bei  Tatian  stünde,  so  dass  er  keine  weitere 
Quelle  eingesehen  zu  haben  scheint.  Die  Sache  hängt  mit  synchronistischen  Bestrebungen 
zusammen,  wie  sie  seit  der  Alexandrinerzeit  in  der  griechischen  Litteratur  spuckten. 
Ausgegangen  ist  man  von  der  Nachricht  des  Homer  Od.  IV  83,  dass  Menelaus  bei  seiner 
Heimreise  auch  nach  Phönizien  gekommen  sei.  Dass  auch  in  der  durch  Menander  (um 
100  v.  Chr.)1)  und  Laetus  bekannter  gewordenen  phönizischen  Chronik  etwas  stand,  das 
auf  die  Begegnung  des  Königs  Hiram  mit  einem  griechischen  Fürsten  hindeutete,  ist 
unbekannt  und  unwahrscheinlich.  Die  Annahme  aber,  dass  Menelaus  gerade  zur  Zeit  des 
Hiram  in  Phönizien  landete,  konnte  nur  einer  aufbringen,  der  von  der  jüdischen  Geschichte 
sehr  wenig  Kenntnis  hatte.  Denn  die  heiligen  Schriften  der  Juden  beweisen  offenkundig, 
dass  Salomo,  der  Zeitgenosse  und  Freund  des  Hiram,  mehr  als  100  Jahre  nach  1183,  auf 
welches  Jahr  Eratosthenes  die  Einnahme  von  Ilion  setzte,  gelebt  haben  muss.  Ein  solcher 
grober  Schnitzer  war  seit  Alexander  Polyhistor  und  Josephus,  welche  eine  genauere  Kenntnis 
der  jüdischen  Geschichte  und  Zeitrechnung  unter  den  Griechen  verbreitet  hatten,  einfach 
nicht  mehr  möglich. a) 


*)  Wachsmuth,  Einleitung  in  das  Studium  der  alten  Geschichte  S.  404;  Gutschmid,  Kl.  Sehr.  IV 
478  f.     Den  Menander  benützte  ausser  Josephus  auch  Theophilus  ad  Autol.  III  22  und  23. 

2)  Wir  haben  noch  eine  andere  Gleichstellung  eines  Namens  der  Odyssee  mit  einem  fremden  König, 
indem  schon  Manetho  bei  Euseb.  chron.  I  146  den  König  Thuoris  der  19.  Dynastie  der  ägyptischen  Königs- 
liste mit  dem  Aegypter  Polybos  der  Odyssee  IV  126  identificiert.  Aber  hier  stimmen  genau  die  ägyp- 
tischen Zeiten  mit  den  griechischen  des  Eratosthenes.  Hingegen  ist  ungenau  in  den  Scholien  zu  Od.  XIV  278 
Odysseus  unter  der  Maske  eines  Kreters  unter  Sethos,  den  Begründer  der  19.  Dynastie,  gesetzt,  wiewohl 
dieser  selbst  schier  200  Jahre  vor  Trojas  Fall  lebte. 


503 


Cle 


mens. 


'Ev  de  xcp  do)dexdxco  exet  xfjg  Zedexiov 
ßaoiXeiag  Naßov%odov6ooc>  ngb  xfjg  üegocov 
fjye/uoviag  exeoiv  eßdo/uijxovxa  im  <Poivixag 
xal  'Iovdaiovg  ioxgdxevoev,  cog  cprjoi  Bf\gcoo- 
aog  iv  Talg  XaXdaixaTg  loxogiaig.  'loßag  de 
jxegl  'Aoovgicov  ygdcpcov  6/uoXoyeT  xfjv  toxo- 
giav jtagd  Brjgcoooov  elXrjcpevai,  /uagxvgcov 
dXrj&eiav  xdvdgi. 


6.  Clemens  §  122,  p.  99,  9—13  Dind.  =  Tatian  c.  36,  p.  38,  4—15  Schw.  über  die 
Zeit  des  Königs  Nabuchodonosor,  70  Jahre  vor  der  Herrschaft  der  Perser,  auf  Grund  der 
Zeugnisse  des  Berosus  und  Juba. 

Tatian. 

Br/gcoobg  dvi]o  BaßvXcbviog,  tegevg  xov 
nag'  avxoXg  BijXov,  xar1  'AXeg~avdgov  yeyovcbg, 
'Avxiöyco  xcp  /uex'  avxbv  xgixco  xi]v  XaXdaicov 
toxogiav  iv  xgiol  ßißXioig  xaxaxdljag  xal  xd 
negl  xcov  ßaoiXecov  ixfiejiievog,  dcprjyelxai  xivog 
avxcov  övofxa  Naßovyodovooog  xov  oxgaxev- 
oavxog  im  (Poivixag  xal  'Iovdaiovg,  äxiva  dtd 
xcov  xatV  fj/uäg  Jigocptjxcöv  löjusv  xexrjgvy/ueva, 
yeyovöxa  /uev  noXv  xfjg  Mcooecog  fjXixiag  xaxcö- 
xega,  jxgb  de  xfjg  üegocov  fiyefxoviag  exeoiv 
eßdo/iujxovxa.  Bt]gcoobg  de  ioxiv  dv>]g  doxi- 
jucöxaxog'  xal  xovxov  xexi.nqgiov  'loßag  Jiegl 
'Aoovgicov  ygdcpcov  nagd  B>]gcooov  cpyoi  juejua- 
drjxevai  xr\v  toxogiav  eiol  de  avxcp  ßißXoi 
jxegl  Aoovgicov  dvo. 

Auch  hier  hat  Clemens  nichts  Neues  ausser  dem  läppischen  Zusatz  zu  Juba:  /uagxvgcov 
aXijdeiav  xdvägi.  Also  auch  hier  berechtigt  uns  nichts,  anzunehmen,  dass  Clemens  ausser 
dem  Tatian  auch  noch  den  Berosus  oder  auch  nur  den  Juba  eingesehen  habe.1) 

7.  Clemens  ström.  I  16,  79,  p.  67,  8 — 13  Dind.  über  die  Lebenszeit  des  Lykurg  150 
(corr.  100)  vor  dem  Beginn  der  Olympiaden,  und  des  Gesetzgebers  Drako  Ol.  39,  ferner 
Clemens  ström.  I  14,  65,  p.  53,  23—54,  14  und  ström.  I  21,  129,  p.  105,  5—9  über  die 
Lebenszeit  des  Thaies  Ol.  50,  des  Pythagoras  Ol.  62,  des  Solon  Ol.  46  =  Tatian  c.  41, 
p.  42,  20—43,  7  Schw.  Die  dem  Tatian  entsprechenden  Stellen  des  Clemens  stehen  nur 
zum  kleineren  Teil  in  dem  Kapitel  I  21,  in  welchem  Clemens  den  Tatian  benützt  zu  haben 
bekennt,  aber  sie  stimmen  in  den  Angaben,  vielfach  auch  in  dem  Wortlaut  so  sehr  mit 
einander  überein,  dass  man  den  Tatian  auch  hier  zur  Quelle  des  Clemens  machen  könnte, 
wenn  es  nicht  näher  läge,  die  Uebereinstimmung  aus  der  Benützung  der  gleichen  Vorlage, 
das  ist  des  Apollodor,  zu  erklären.  Nur  in  einer  Zahlangabe  weicht  Clemens  ab,  indem 
wir  bei  ihm  lesen  p.  67,  10  Dind.:  Avxovgyog  de  juexd  noXXd  xfjg  'IXiov  äXcöoecog  yeyovdjg 
exi],  ngb  xcov  oXv/umddcov  exeoiv  exaxbv  nevxfjxovxa  vo/uo&exeT  Aaxedaijuovioig,  bei  Tatian  aber 
c.  41,  p.  42,  22:  Avxovgyog  de  noXv  juexd  xrjv 'IXiov  yevvi]&elg  äXcooiv,  Jigb  xcov  'OXv/umddcov 
exeoiv  exaxbv  vojuodexei  Aaxedaijuovioig.  Allein  da  die  Lesart  exaxbv  des  Tatian  auch  durch 
den    aus  Tatian    geflossenen  Ausschnitt    bei  Eusebius   pr.  ev.  X  11    bekräftigt   wird    und    da 


J)  Den  Juba  citiert  Clemens  sonst  nirgends,  auch  weiss  ich  kein  Anzeichen,  das  auf  eine  Benützung 
desselben  durch  Clemens  schliessen  Hesse.  Den  Berosus  citiert  Clemens  noch  Protrept.  p.  57  Pott.: 
IUjoo>ooog  ev  roh//  Xai.öa't'y.öiv.  aber  den  ganzen  dortigen  Abschnitt  über  die  Götterbildsäulen  hat  Clemens 
aus  einem  anderen  Autor  abgeschrieben,  wahrscheinlich  aus  dem  gelehrten  Werk  des  Apollodor  negi  Oewv. 

Abb..  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  67 


504 

auch  die  übrigen,  von  Busolt,  Griech.  Gesch.  P  573  zusammengestellten  Zeugnisse  für  den 
Ansatz  der  Lebenszeit  Lykurgs  auf  100  (nicht  150)  vor  Ol.  1  sprechen,  so  darf  man  nicht 
mit  Potter  annehmen,  dass  die  Zahl  100  aus  150  abgerundet  sei  —  das  wäre  auch  eine 
sonderbare  Abrundung,  bei  der  gleich  ein  Drittel  unter  den  Tisch  fiele  —  sondern  muss 
das  jzevxijxovza  bei  Clemens  als  falschen  Zusatz  einstreichen.  Es  ist  aber  auch  leicht 
begreiflich,  wie  derselbe  in  den  Text  gekommen  ist;  jzsvzijxovza  wurde  abgekürzt  mit  v 
geschrieben,  mit  v  begann  aber  auch  das  folgende  Wort  vo/uodezei,  es  ist  also  das  falsche 
mvzr\xovza  durch  nachlässige  Doppelung  des  v  in  den  Text  gekommen. 

Aus  der  Zusammenstellung  der  zusammen  gehörigen  Stellen  des  Clemens  und  Tatian 
wird  man  ersehen  haben,  dass  Clemens  wohl  den  Tatian  als  Hauptvorlage  benützt  hat,  dass 
er  daneben  aber  auch  auf  die  Quelle  des  Tatian  zurückging  und  aus  derselben  manches 
entnahm,  was  Tatian  übergangen  hatte. 

C  a  s  s  i  a  n. 

Clemens  ström.  I  21,  §  101  leitet  seine  Darlegung  von  dem  höheren  Alter  der  jüdischen 
Weisheit  mit  der  Quellenangabe  ein,  dass  über  den  Gegenstand  genau  schon  ausser  von 
Tatian,  von  Cassian  in  dem  ersten  Buch  seiner  Exegetika  gehandelt  worden  sei  {ei'grjzai  öe 
xal  Kaooiavco  iv  zop  tzqcozco  zä)v  'Eirjyrjzixcöv).  Dass  dieser  Mann  mit  dem  vollen  Namen 
Julius  Cassianus  hiess  und  zu  der  Sekte  der  Gnostiker  oder  Doketen  gehörte,  erfahren  wir  aus 
einer  anderen  Stelle  des  Clemens  ström.  111  13,  wo  er  6  zfjg  doxijoeoog  EG~dQ%a>v  genannt  und  als 
Verfasser  eines  asketischen  Buches  tzsqi  iyxgazeiag  rj  evvovyjag  angeführt  wird.  Ueber  seine 
Lebenszeit  ist  uns  nirgends  etwas  überliefert;  nur  aus  den  drei  Momenten,  dass  er  Gnostiker 
war,  dass  er  von  Clemens  citiert  wird,  dass  er  sich  selbst  an  der  angegebenen  Stelle  des 
Clemens  auf  eine  Schrift  des  bekannten  Grammatikers  Apion  bezieht,  lässt  sich  im  allge- 
meinen entnehmen,  dass  er  im  2.  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  lebte.  Daraus,  dass 
weder  Tatian  noch  auch  Theophilus  ad  Autol.  III  23  da,  wo  er  von  seinen  Gewährsmännern 
in  der  jüdischen  Chronologie  spricht,  seiner  Erwähnung  thun,  möchte  ich  keinen  sicheren 
Schluss  ziehen,  da  Tatian  ohnehin  seine  Quellen  nicht  zu  nennen  liebt  und  Theophilus 
lieber  mit  alten  Namen  zu  prunken  als  seine  direkt  benützten  Vorlagen  anzuführen  pflegt. 
Vielleicht  gelingt  es  uns,  unten  noch  ein  genaueres  Anzeichen  der  Lebenszeit  unseres 
Cassian  zu  ermitteln. 

Citiert  ist  also  ausdrücklich  Cassian  von  Clemens  im  Eingang  des  von  der  jüdisch- 
griechischen Chronologie  handelnden  Kapitels;  ausserdem  ist  durch  glückliche  Conjectur  von 
Gutschmid  Kl.  Sehr.  II  192  sein  Name  hergestellt  §  141,  p.  114,  26  Dind.,  wo  der  über- 
lieferte Text  äuib  de  zov  %qovov  xovxov  (seil.  IIzolE/uaiov  <Pvoxcovog)  ä%qi  zwv  ev  eP(öf.u) 
vjidzaiv  Talov  Aojueztavov  Kaoiavov  sprachlich  und  sachlich,  die  alte  Conjectur  Sylburgs 
vTcdzoov  Kaioagog  Ao/xEziavov  xal  2aßivov  zwar  nicht  sprachlich,  aber  sachlich  unmöglich 
ist,  Gutschmid  aber  mit  seiner  scharfsinnigen  und  paläographisch  leichten  Verbesserung 
vjidzaiv  Tvaiov  Aofxeziov  {xal  'Aaiviov  vtio)  Kaooiavov  oder  {xal  r.  'Aoiviov)  Kaooiavcö  alles 
auf  das  Beste  in  Ordnung  gebracht  hat.  Gehen  wir  nun  auf  die  Frage  über,  worin  Clemens 
den  Cassian  als  Quelle  benützt  zu  haben  scheint. 

Von  den  7  Punkten,  in  denen  Clemens  mit  Tatian  übereinstimmt,  sind  der  5.,  6.,  7. 
so  beschaffen,  dass  Clemens  niemanden  weiter  eingesehen  zu  haben  braucht;  in  dem  2.,  3., 


505 

4.  Punkt  reichte  Tatian  nicht  aus,  führen  aber  die  eigenen  Andeutungen  des  Clemens  dahin, 
dass  er  einen  anderen  Gewährsmann  als  Cassian  zugezogen  hat.  Es  bleibt  also  der  1.  Punkt 
über  die  Gleichzeitigkeit  des  Amosis-Moses-Inachus,  in  dem  Clemens  noch  eine  andere  Quelle 
benützt  haben  muss  und  diese  schon  deshalb  zunächst  in  Cassian  zu  suchen  ist,  weil 
unmittelbar  zuvor  Tatian  und  Cassian  als  Quellen  im  allgemeinen  genannt  sind.  Ich  habe 
schon  oben  S.  44  als  das  Mehr,  welches  Clemens  von  Cassian  entlehnte,  die  Dreizahl  der 
Bücher  des  Ptolemaios  Mendesios  bezeichnet.  Ausserdem  ist  zu  beachten,  dass  Tatian  die 
Worte  6  de  "Aptooig  eyevexo  xaxy  "Iva%ov  ßaodea  in  der  ägyptischen  Geschichte  des  Ptolemäus 
selbst  gefunden  haben  will,  während  Clemens  nach  dem  Berichte  des  Cassian,  wie  es  scheint, 
die  Sache  so  darstellt,  als  ob  zunächst  die  Gleichstellung  des  Amosis  und  Inachus  Apion  aus 
Ptolemäus  genommen,  und  er  sodann  oder  ein  anderer  aus  der  weiteren  Angabe  des  Ptolemäus, 
dass  Moses  unter  Amosis  gelebt,  den  Schluss  gezogen  habe,  es  sei  Inachus  auch  mit  Moses 
gleichzeitig  gewesen.  Worauf  sich  die  Gleichung  Inachus-Amosis,  mochte  sie  nun  von 
Ptolemäus  oder  einem  früheren  ausgehen,  stützte,  wissen  wir  freilich  nicht,  aber  es  konnten 
immerhin  die  griechischen  Antiquare  Alexandrias,  auch  ohne  den  Moses  hereinzuziehen,  aus 
dem  Datum  der  Einnahme  Trojas  und  der  Zahl  der  vor  jener  Einnahme  in  den  Annalen  von 
Attika  und  Argos  aufgezählten  Könige  herausrechnen,  dass  die  ältesten  Könige  Griechenlands 
ungefähr  zur  Zeit  der  18.  ägyptischen  Dynastie  und  des  ersten  Königs  derselben,  Amosis 
(ca.  1720)  gelebt  haben.  Sicher  setzt  die  uns  von  Africanus  bei  Eusebius  pr.  ev.  X  101) 
überlieferte  Angabe  des  Periegeten  Polemon  (um  177  v.  Chr.)  in  dem  1.  Buch  der  hellenischen 
Geschichte  {ev  xf\  tiqcox)]  xcüv  'EXhjvixcov  loxogicöv),  dass  zur  Zeit  des  Apis,  des  Sohnes  des 
Phoronens,  ein  Teil  des  ägyptischen  Heeres  aus  Aegypten  vertrieben  und  sich  in  Palästina 
niedergelassen  habe,  voraus,  dass  man  schon  im  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  die  griechische  Geschichte 
mit  der  ägyptischen  in  Vergleich  brachte  und  nur  den  Anfang  der  griechischen  Geschichte 
oder  den  ersten  König  von  Argos,  Inachus,  noch  etwas  weiter  hinauf,  in  die  17.  Dynastie 
Aegyptens  oder  ungefähr  1770  v.  Chr.  setzte. 

Aber  diesen  Punkt  weiter  zu  verfolgen,  würde  über  Cassian  hinaus  führen.  Für  diesen 
ist  eine  andere  Nachricht  von  Bedeutung,  auf  die  zuerst  Gutschmid  Kl.  Sehr.  II  203  mit 
Nachdruck  hingewiesen  hat.  Sie  steht  in  der  Vorrede  zur  Chronik  des  Eusebius  p.  4: 
Mcovoea  yevog  'Eßoaiov,  jzgocprjxcov  ändvxcov  ngcoxov,  ä/A<pl  xov  ocoxfjgog  fj/u&v,  Myco  de  xov 
Xgtoxov,  äjiicpi  xe  xfjg  xeov  e&vcov  6i  avxov  deoyvcooiag  %gi]o/.iobg  xal  Xöyia  fteTa  ygonpfj 
jragadedcoxöxa,  xolg  ygovoig  äx/iäoai  xaxä  "Ivayov  elgrpxaoiv  ävdgeg  ev  Tiaiöevoei  yvcbgi/xot, 
K/j'/utjg  'AcpQiy.avög  Taxiavbg  xov  xa^  fjjuäg  Xoyov ,  xeov  xe  ex  negixo/ufjg  'Icoo^jinog  xal 
'Iovoxog ,  iöicog  exaoxog  xrjv  anöbeig~iv  ex  JiaXcuäg  imooxcov  loxogiag.  Demnach  war  die 
Gleichung  Moses-Inachus  von  drei  christlichen  Schriftstellern,  Clemens,  Africanus,  Tatianus, 
und  von  zwei  jüdischen,  Josephus  und  Justus  aus  Tiberias,  dem  Rivalen  des  Josephus,  auf- 
gestellt worden.  Die  christlichen  Zeugen  kennen  wir  und  haben  dieselben  bereits  in  dem 
vorausgehenden  Kapitel  besprochen.  Dass  Eusebius  nicht  auch  unseren  Cassian  nennt,  darf 
uns  nicht  befremden;  man  lese  nur  seine  Nachricht  über  ihn  in  der  Kirchengeschichte  VI  13, 
und  man  wird  leicht  erkennen,  dass  er  denselben  nur  aus  Clemens,  nicht  auch  aus  direkter 


J)  Ungenauer  ist  dieselbe  Angabe  überliefert  von  Ps.  Justin  coh.  ad  Graec.  9.  Beide,  Ps.  Justin 
und  Africanus,  haben  offenbar  aus  der  gleichen  Quelle,  wahrscheinlich  aus  dem  Buch  des  Alexander 
Polyhistor  über  die  Juden  geschöpft. 

G7* 


506 

Benützung  kannte.1)  Derselbe  scheint  eben  damals  schon  ganz  verschollen  gewesen  zusein; 
wahrscheinlich  hatte  ihn  der  bedeutendere  Africanus  vollends  in  den  Hintergrund  gedrängt. 
Ausdrücklich  sagt  Hieronymus,  De  viris  illustribus  c.  37,  dass  er  das  von  Clemens  citierte 
Büchlein  des  Cassianus  nicht  mehr  habe  finden  können:  Cassiani  cuiusdam  chronographias, 
quod  opusculum  invenire  non  potui. 

Von  dem  Zeugnis  der  beiden  jüdischen  Gewährsmänner  können  wir  das  eine  über 
Josephus  kontrolieren.  Josephus  kennt  wohl  die  Identifikation  der  Hyksos  mit  den  Juden, 
aber  von  der  Gleichung  Moses-Inachus  finden  wir  bei  ihm  keine  Spur.  Also  muss  diese 
bei  dem  zweiten  jüdischen  Gewährsmann,  das  ist  bei  Justus  aus  Tiberias  gestanden  haben. 
Diesen  zwingenden  Schluss  hat  Gutschmid  aus  der  Stelle  des  Eusebius  gezogen.  Nicht  mit 
gleicher  Sicherheit  lässt  sich  aus  ihr  entnehmen,  dass  nun  auch  aus  Justus  Cassian  die 
Kenntnis  von  dem  gleichen  Lebensalter  des  Moses  und  Inachus  geschöpft  habe.  Vielmehr 
muss  die  Möglichkeit  offen  gehalten  werden,  dass  Cassian  ebenso  wie  Tatian  diese  Angabe 
bereits  bei  dem  Grammatiker  Apion  gefunden  habe.  Aber  die  Wahrscheinlichkeit  spricht 
doch  dafür,  dass  Cassian  wie  Tatian  und  indirekt  dann  auch  Clemens  auf  den  ihnen  näher 
liegenden  Juden  Justus  aus  Tiberias  zurückgehen  und  aus  diesem  erst  den  Apion  kannten. 
Und  noch  wahrscheinlicher  ist  es,  dass  der  Hinweis  auf  die  'EXlqvixal  loxoqiai  des  Polemon, 
den  Ps.  Justin  coh.  ad  Graec.  c.  9  und  Africanus  bei  Euseb.  pr.  ev.  X  10  in  der  Besprechung 
der  Sache  anführen,  aus  Justus  stammt,  der  selbst  wieder  aus  der  trüben  Quelle  des  Alexander 
Polyhistor  geschöpft  haben  wird.  Trübe  nenne  ich  diese  Quelle,  weil  die  citierten  'EXXyvixal 
loroQiai  nicht  zu  den  originalen  Werken  des  berühmten  Periegeten  gehörten,  sondern  erst 
später  aus  seinen  ersten  Werken  zusammengestellt  wurden,  wie  ich  in  meiner  Geschichte 
der  Griech.  Litt.3  S.  601  vermutet  habe. 

Die  Exegetika  des  Cassian,  welche  an  die  Exegeseis  des  Philon  erinnern,  werden  sich 
wenig  mit  griechischer  Geschichte  befasst,  vielleicht  nur  jene  Gleichung  Inachus-Moses  ent- 
halten haben,  so  dass  es  nicht  zu  verwundern  ist,  wenn  aus  denselben  Clemens  zur  Ver- 
vollständigung der  übrigen  aus  Tatian  geschöpften  Angaben  nichts  entnehmen  konnte. 
Aber  benützt  hat  nun  einmal  Clemens  den  Cassian,  und  warum  sollte  er  ihn  dann  nur  bei 
jener  Gelegenheit  eingesehen  haben  und  nicht  auch  in  anderen  Fällen,  wo  der  Natur  der 
Sache  nach  die  Exegetika  des  Cassian  reichlicheren  Stoff  bieten  mussten?  Wenden  wir  uns 
in  der  Verfolgung  dieses  Gedankens  zunächst  zu  der  Stelle,  in  der  ausdrücklich  nach  der 
evidenten  Conjectur  Gutschmids  (s.  S.  50)  Cassian  als  Zeuge  angeführt  ist,  ström.  I  21,  §  141. 
In  dieser  Stelle  ist  aber  gewiss  nicht  der  einzelne  Satz  cän6  de  rov  %q6vov  xovrov  ä%oi  rcov 
ev  cPd)/urj  imdicov  rvaiov  Aojuetiov  {xal  'Aoivlov  imö)  Kaooiavov  ovva&Qoi^erai  exrj  exaxbv 
eXxooC  aus  Cassian  genommen,  sondern  geht  der  ganze,  mit  jenem  Satz  eng  zusammen- 
hängende §  141  auf  Cassian  zurück.  Aber  die  Sache  liegt  nicht  so  einfach  und  erfordert 
ein  genaueres  Eingehen  auf  jene  Nachricht  und  ihren  Zusammenhang  mit  den  voraus- 
gehenden Sätzen. 

Nachdem  also  Clemens  in  §  140  eine  Zeitberechnung  von  Adam  bis  zu  seiner  Zeit  oder 
bis  zum  Tode  des  Commodus,  nach  den  Hauptepochen,  Adam  (1.  Jahr),  Sintflut  (2148  Jahre), 


x)  Die  Stelle  des  Eusebius  hist.  eccl.  VI  13  lautet:  /^tvi]/iovevei  (sc.  Clemens)  rov  jcqos  "Ellrivag 
Tatiavov  Xöyov,  xal  Kaooiavov  ojg  xal  avrov  ygovoyoacpiav  nejiotijfiivov.  Dass  Cassianus  eine  Chronographie 
geschrieben  habe,  lässt  sich  daraus  nicht  schliessen;  die  legt  ihm  Eusebius  nur  nach  dem  Inhalt  der 
von  Clemens  aus  den  Exegetika  citierten  Stelle  bei. 


507 

Abraham  (1250  Jahre),  Besitznahme  Palästinas  (616  Jahre),  Samuel  (463  Jahre),  Könige 
Judas  bis  Gefangenschaft  (572  Jahre),  persische  Könige  (235  Jahre),  makedonische  Könige 
mit  Inbegriff  der  Ptolemäer  bis  zum  Tode  des  Antonius  (312  Jahre),  römische  Herrschaft 
bis  zur  Zerstörung  Jerusalems  und  des  weiteren  bis  zum  Tode  des  Commodus  (193  n.  Chr.) 
gegeben  hatte,1)  gibt  er  in  §  141  einige  Nachträge,  in  denen  er  die  abweichenden  Berech- 
nungen erstens  des  jüdischen  Historikers  Demetrius  (um  220  v.  Chr.),  dann  des  jüdischen 
Epikers  Philon,  und  schliesslich  des  jüdischen  Historikers  Eupolemus  (um  160  v.  Chr.) 
zusammenstellt.  In  dem  letzten  Absatz  also  lesen  wir:  exi  de  xal  Eimole/uog  iv  xf]  öjuota 
jtQayjuaretu  xd  Jidvxa  exrj  cprjolv  äjtö  'Aöäju  [xe%Qi  xov  tzejujixov  k'xovg  Ayj^xqiov  ßaodeiag 
ITxo/.Eluaiov  xö  dcodexaxov  ßaodevovxog  Alyvnxov  ovvdyeodai  ext]  eoju§'.  äcp"1  ov  de  yqovov 
igijyaye  Mcovofjg  xovg  'lovdaiovg  ig  Alyvnxov  im  xi]v  ngoeiQ}]/u.evi]v  ngo&eojuiav  ovvdyeo&ai 
yiha  (dto'/iXia  cod.)  nevxaadoia  oydorjxovxa.  and  de  xov  %qovov  xovxov  u%qi  twv  iv  'Pcbuii 
vndxcov  Fvaiov  Aojuexiov  (xal  Aoiviov  vjio)  Kaootavov  ovva&Qoi£exai  hr}  exaxöv  el'xooi. 
Eupolemus  gibt  also  zunächst  die  Jahre  an  von  Adam  oder  der  Erschaffung  der  Welt  bis 
auf  seine  Zeit  oder  das  Jahr  159  v.  Chr.  Dieses  Jahr  nämlich  ist  gemeint  mit  dem  5.  Jahr 
des  syrischen  Königs  Demetrius  I.  und  dem  12.  Jahr  des  ägyptischen  Königs  Ptolemäus 
Euergetes  II.,  wie  Freudenthal,  Hellenistische  Studien  II  212  und  Gutschmid,  Kl.  Sehr.  II  191 
festgestellt  haben.  Von  Adam  also  bis  auf  159  v.  Chr.  rechnete  Eupolemus  5149  Jahre; 
sodann  gibt  derselbe  die  Zeit  an  von  dem  Auszug  der  Juden  unter  Moses  bis  zu  dem  gleichen 
Termin  oder  bis  159  v.  Chr.  Nach  der  handschriftlichen  Ueberlieferung  umfasste  diese 
2580  Jahre.  Da  dieses  offenkundig  falsch  ist,  so  hat  man  dafür  längst  durch  die  paläographisch 
leicht  zu  rechtfertigende  Aenderung  ovvdyeo&ai  dio%iha  in  ovvdyeo&ai  jilia  1580  hergestellt. 
Von  da,  d.  i.  159  v.  Chr.,  heisst  es  weiter,  bis  auf  die  Consuln  Gn.  Domitius  und  C.  Asiuius 
oder  40  v.  Chr.  sind  von  Cassian  120  Jahre  zusammengerechnet  worden.  Das  Jahr  40  war 
keines  der  berühmten  Epochenjahre  und  kommt  daher  weder  bei  Theophilus  ad  Autol.  III  28 
vor  noch  bei  Clemens  in  der  grossen  Zusammenrechnung  ström.  I  21,  §  140;  aber  es  war 
doch  für  gewisse  Kreise  ein  bedeutsames  Jahr;  in  ihm  trat  nämlich  nach  Josephus 
arch.  XIV  14,  5  der  König  Herodes  seine  Regierung  an,  und  auf  es  oder  vielmehr  den  in 
demselben  geborenen  Sohne  des  Consuls  Asinius  hat  Vergil  seine  berühmte  4.  EkWe 
gedichtet,  wie  uns  neuerdings  so  lichtvoll  Marx,  Virgils  4.  Ekloge,  in  Neue  Jahrb.  für  d. 
klass.  Alt.  I  105  ff.  auseinander  gesetzt  hat.  Aber  wie  kam  Cassian  dazu,  dieses  Jahr  ent- 
gegen der  Gewohnheit  aller  Andern  als  Epochenjahr  zu  rechnen  und  nach  ihm  die  Zeit  zu 
berechnen?  Lag  es  für  einen  Schriftsteller  des  2.  Jahrhunderts  n.  Chr.  nicht  viel  näher 
bis  auf  Augustus  oder  bis  auf  die  Zerstörung  Jerusalems  herabzugehen?  Ich  habe  lange 
darüber  hin  und  her  gedacht;  endlich  bin  ich  zu  einer  Lösung  gekommen  und  hoffentlich 
einer  sicheren.  Schon  Gutschmid,  Kl.  Sehr.  II  189  und  Schürer,  Geschichte  des  jüdischen 
Volkes  III3  372  haben  von  anderen  Erwägungen  aus  die  Vermutung  ausgesprochen,  der 
§  141  unseres  Kapitels  ström.  I  21   mit  seinen  gelehrten  Auszügen  aus  den  alten  Historikern 


J)  Das  macht  zusammen  bis  zum  Tode  des  Antonius  oder  bis  Augustus  5596,  bis  zur  Geburt 
Christi  5626,  bis  zum  Tode  des  Commodus  (198  n.  Chr.)  5818  Jahre.  In  ähnlicher  Weise  rechnet  Theo- 
philus ad  Autol.  24  S.  von  Adam  bis  Sintflut  2242.  von  Sintflut  bis  Abraham  1036,  von  Abraham  bis 
zum  Tode  Moses  660.  von  Moses  bis  David  498,  vom  Tode  Davids  bis  zur  Gefangenschaft  518,  von 
ns  bis  zum  Tode  des  Kaisers  Aurelius  Verus  741.  im  Ganzen  von  Adam  bis  zum  Tode  des  Kaisers 
Verus  5695  Jahre. 


508 

Demetrius  und  Eupolemus  gehe  auf  das  Buch  des  Alexander  Polyhistor  zurück.  Für  diesen 
passte  es  auch  in  einem  Buch  über  die  Juden  bis  auf  das  wichtigste  Ereignis  seiner  Zeit, 
die  Thronbesteigung  des  jüdischen  Königs  Herodes,  herabzugehen.  Aber  warum  führt 
Clemens  nicht  den  Polyhistor  als  Gewährsmann  für  diesen  Calcul  an,  sondern  den  Cassian? 
Ich  denke  die  Antwort  ergibt  sich,  wenn  einmal  die  Vorfragen  erledigt  sind,  von  selbst: 
Clemens  kannte  den  Passus  des  Polyhistor  über  die  ältere  Zeitrechnung  der  Juden  nicht 
aus  Polyhistor  selbst,  sondern  aus  Cassian;  er  hätte  eigentlich  sagen  sollen:  djib  de  yguvov 
xovxov  ä%Qi  Tcöv  ev  cPd)juj]  imdxcov  Tva'iov  AofiExlov  xal  r.  'Aoiviov  vnb  AZsg~drÖQov  llolvi- 
oroQog,  (hg  Tiagä  Kaooiavov  jiaQe'drjcpa,  ovva&Qoi£ezai  etrj   ixaxbv  eixooi. 

Schwerlich  aber  beschränkte  sich  die  Benützung  des  Cassian  durch  Clemens  auf  die  zwei 
besprochenen  Stellen  §  101  und  §  141.  Da  Cassian  sein  Werk  'Egijyrjxixd  betitelte,  so  kann 
leicht  die  chronologische  Exegese  der  Stelle  des  Daniel  IX  26 — 27  in  §§  125 — 6  auf  ihn 
zurückgehen,  und  noch  mehr  der  Schluss  des  Kapitels  §§  146  —  7.  Denn  auch  hier  wird 
eine  Deutung  des  Daniel  gegeben,  zugleich  aber  auch  auf  die  Anhänger  des  Basileides 
Bezug  genommen,  etwas  was  besonders  auf  Cassian,  der  ja  ein  Gnostiker  war,  passt. 
Ist  diese  Vermutung  richtig,  dann  gewinnen  wir  auch  aus  §  147,  p.  119,  14  "änö  öe  Aaßld 
Ecog  Oveojiaoiavov  Öevxeqov  hovg  .  .  .  eirj  ot,' ,  cbg  elvai  änb  Mcovoecog  im  xb  öexaxov  exog 
Avxcovivov  ndvxa  k'rrj  jaoiXy"  ein  Anzeichen  der  Lebenszeit  Cassians.  Denn  die  Angabe, 
die  offenbar  das  Jahr  bezeichnet,  in  dem  der  Autor  schrieb,  führt  auf  das  Jahr  148  n.  Chr., 
dem  10.  Jahr  der  Regierung  des  Kaisers  Antoninus  Pius.  Auf  diese  Zeit,  vor  150  n.  Chr., 
passt  aber  auch  die  Auslegung  der  Stelle  des  Daniel,  wie  in  scharfsinniger  Beweisführung 
Schlatter,  der  Chronograph  aus  dem  zehnten  Jahre  Antonins  (Gebhardt-Harnack,  Texte  und 
Untersuchungen  XIII  7)  erwiesen  hat.1) 

Diese  Ermittelung  der  Zeit  des  Cassian  bestimmt  mich  schliesslich,  ihm  auch  noch 
Anteil  an  der  Stelle  p.  110,  24 — 30  Dind.  =  401  Pott,  zuzuschreiben:  ävco&ev  ovv  utto 
Mcovoecog  ovvaydyojjuev  x)]v  xa&'  "Elli]vag  iqovoyqarplav  djib  xfjg  Mcovoecog  ysveoecog  int 
ri]v  ef  AlyvjiTOV  tcov  'Iovdatcov  efodov  ezrj  bydorjxovra,  xal  rd  fJ-E%Ql  rtfs  xsXevxfjg  avxov 
äXXa  xEooaqdxovxa,  ylvsxai  t)  e'g~odog  xaxd  "Iva^ov  tiqo  xfjg  2ai&iaxrjg  7iEQiödov  e^eX&ovxog 
arf  Alyvnxov  MojvoECog  exeoi  jiqoxeqov  xQiaxooioig  xEooagdxovxa  e .  Bestimmend  ist  mir 
dabei  der  letzte  Satz.  Hier  nämlich  ist,  wie  mein  lieber  Freund  Unger,  Chronologie  des 
Manetho  S.  47  f.  scharfsinnig  nachgewiesen  hat,  von  der  Hundsstern-  oder  Sothisperiode, 
d.  i.  einem  Cyclus  von  1461  ägyptischen,  1460  julianischen  Jahren  ausgegangen.  Denn 
wenn  auch  eine  Kleinigkeit,  der  bestimmte  Artikel  xfjg  vor  Scodiaxfjg  jieqioöov  ohne  eine 
zugesetzte  Ordinalzahl  oder  eine  andere  nähere  Bestimmung  Anstoss  erregt,  so  ist  dieser 
Anstoss  doch  nicht  gross  genug,  namentlich  bei  einem  nachlässigen  und  ungenauen  Schrift- 
steller wie  Clemens,  um  an  der  Richtigkeit  der  Combination  zu  zweifeln.  Nun  lief  die 
hier  in  Betracht  kommende  Sothisperiode  von  1321  v.  Chr.  bis  139  n.  Chr.  Von  dem 
Bestehen  eines  solchen  grossen  Jahres,  annus  canicularis,  werden  gewiss  vordem  nur  sehr 
wenige  Römer  und  Griechen  Kenntnis  gehabt  haben;  aber  bei  dem  Ablauf  eines  solchen 
und  dem  Beginn  eines  neuen  Umlaufes  im  Jahr  139  n.  Chr.  wird  begreiflich  viel  von  dieser 
eigentümlichen,  mit  wundervollen  Mähren  umkleideten  Zeitrechnung  die  Rede  gewesen  sein. 


l)  Unter  dem  Text  wenigstens  muss  ich  noch  darauf  hinweisen,  dass  auch  der  Kavwv  ßaodstmv 
des  Astronomen  Ptolemäus  bis  auf  Antoninus  Pius  reicht.  In  welchem  Zusammenhang  das  steht,  habe 
ich  nicht  weiter  verfolgt. 


509 

So  niusste  von  ihr  auch  Cassian,  der  im  Jahre  148  n.  Chr.  seine  Exegetika  schrieb,  Kenntnis 
erhalten  haben,  und  erklärt  es  sich  leicht,  dass  er  von  derselben  bei  der  Berechnung  eines 
Kardinalpunktes,  des  Auszugs  der  Juden  aus  Aegypten  Gebrauch  machte.  Dass  es  am 
Schlüsse  des  Paragraphen  heisst  cos  cpi^oiv  QgdovXXos,  darf  uns  an  der  Richtigkeit  der  vor- 
geschlagenen Kombination  nicht  irre  machen.  Denn  einerseits  ist  es  nicht  ausgemacht, 
dass  alle  Angaben  unseres  Paragraphen  von  einem  und  demselben  Autor  herrühren,  spricht 
vielmehr  der  Umstand,  dass  bald  nach  Menschenaltern  (p.  111,  4  Dind.),  bald  nach  Jahren 
(p.  111,  7  ff.)  gerechnet  ist,  gegen  die  Einheit  des  Verfassers.  Anderseits  scheint  der  Name 
QgdovXXos  selbst  verderbt  zu  sein,  da  wir  sonst  nichts  von  einem  chronologischen  Hand- 
buch des  Thrasyllos  wissen.     Doch  darüber  weiter  unten! 

Dionysius  von  Halikarnass. 

Dionysius  wird  von  Clemens  zwei  Mal  als  Gewährsmann  genannt,  p.  85,  1:  na)Mixega 
de  xcov  'EXXrjvixcov  xd  AgyoXixd,  xd  and  'Ivdyov  Xeyco,  cos  Aiovvoios  6  'AXixagvaooevs  iv 
xoTs  Xgdvois  diddoxet,  und  p.  107,  7:  Edv&os  de  6  Avdös  negl  xrjv  oxxcoxaidexdxrjv  öXvju- 
Titdda.,  cog  de  Aiovvoios  negl  xrjv  nevxexaidexdxr\v,  Odoov  ixxio&ai  (seil,  cpegei),  cos  elvai 
oi\ucpaves  xbv  'AgyiXoyov  uexd  (fort,  xaxd)  xyjv  eixooxi]v  ijdt]  yvcogt£eodai  öXv/umada.  Das 
Buch  Xgövoi,  ein  kurzes  Compendium  der  Chronologie,  wird  von  Dionysius  selbst  in  der 
Römischen  Archäologie  I  74  gelegentlich  des  Gründungsdatnms  Roms  erwähnt:  ort  de  eloiv 
ol  xavöves  vyiels  ois  Egaxoodevqs  xeygrjxai,  xal  neos  äv  Tis  dnevdvvoi  xovs  'Pcojuaicov  XQVvovs 
xgog  xoeg  'Elhjnxovs,  iv  exegeo  dedr']Xcoxai  tuoi  Xöyco.  Dasselbe  fusste,  wie  schon  die  ange- 
führte Stelle  zeigt,  auf  dem  System  des  Eratosthenes  und  scheint  nur  eine  handliche 
Ueberarbeitung  der  Chronik  des  Apollodor  gewesen  zu  sein,  um  die  Römer  mit  den 
Grundzügen  dieser  griechischen  Wissenschaft  bekannt  zu  machen.  Die  Uebereinstimmung 
mit  Apollodor,  der  ja  gleichfalls  auf  dem  System  des  Eratosthenes  fusste,  wird  in  einem 
einzelnen  Fall  ausdrücklich  angemerkt  von  Syncellus  p.  275  C:  ol  ßaoiXeis  Hovxicov  dexa 
xaxd  xovxovg  ijgg~av  rovs  %govovs  diagxeoavxes  exi]  Ott]',  negl  cov  'AjioXXödcogos  xal  Aiovvoios 
loxogovoiv.  Ensebius  hat  das  Buch  nicht  benützt,  nennt  es  wenigstens  ebenso  wenig  wie 
die  Chronik  des  Apollodor  an  der  Stelle  Chron.  I,  p.  363  Seh.,  wo  er  seine  Quellen  aufzählt. 
Das  hängt  wohl  damit  zusammen,  dass  derselbe  einem  anderen  chronologischen  System,  dem 
der  Syrer  Kastor  und  Thallos,  folgte.  Clemens  hingegen  kennt  das  Buch,  wie  die  beiden 
Citate  zeigen,  und  scheint  dasselbe  direkt  eingesehen  zu  haben. 

Von  den  beiden  Stellen  lehrt  die  zweite,  dass  Dionysius  die  Gründung  von  Thasus 
auf  Ol.  15  angesetzt  hatte.  Die  damit  verbundene  Erwähnung  des  lydischen  Logographen 
Xanthus  und  des  Dichters  Archilochus  wird  wohl  so  zu  erklären  sein,  dass  auch  diese  beiden 
Angaben  aus  Dionysius  stammen.  Mit  noch  grösserer  Bestimmtheit  wird  man  behaupten 
dürfen,  dass  an  der  ersten  Stelle  das  Eigentum  des  Dionysius  sich  nicht  auf  den  angeführten 
ersten  Satz  beschränkte,  sondern  auch  auf  die  folgenden  Sätze  sich  erstreckte.  Zunächst 
gehören   folgende  Sätze  zusammen: 

TiaXairega  (fort.  naXaixaxa)  dk  x&v  'EXXrjvixcov  xd  'AgyoXixd,  xd  dno  'Ivdyov  Xeyco,  cos 
Aiovvoios  6  'AXixagvaooebs  iv  xotg  Xqovois  öiddoxei.  xovxcov  de  xeooagdxovxa  (corrige  enxd) l) 


')  Das  überlieferte  reaoaßdxovra  ist  unter  allen  Umständen  verderbt;  zeooaQot,  was  Hervet  im  engen 
Anschluss  an  die  Ueberlieferung  herstellte,  ist  sachlich  unhaltbar;  sachlich  richtig  ist  allein  die  Aenderung 


510 

juev  yevedig  veojxega  xä  'Axxixä  xä  anb  Kexoonog  xov  dicpvovg  di]  xal  avxoyßovog,  &g  (pr/oiv 
xaxä  Xsfiv  6  Tartaros'1)  evvea  de  xä  'Agxadixä  xä  anb  TleXaoyov'  Xeyexai  de  xal  ovxog 
avxöyßiov  xovxoiv  de  aXXaw  (aXXa  nevxr\xovxa  Clem.,  äXXaiv  Euseb.  praep.  ev.  X  12)a) 
dvoiv  veanega  xä  ^>diooxixä  xä  anb  AevxaXiaivog.  eig  de  xbv  yoövov  xcöv  Tqojixöjv  anb 
Tväyov  yeveal  juev  el'xooiv  i]  jutä  nXelovg3)  diagt&juovvxai,  ihr}  de  obg  enog  elnelv  xexgaxoaia 
xal  ngooa).*)  In  diesen  Sätzen  ist  das  zeitliche  Verhältnis  der  griechischen  Stammessagen 
zu  einander  ausgesprochen,  wonach  die  argivische  Königsreihe  die  älteste  war,  die  attische, 
mit  Cecrops  beginnend,  um  7  Menschenalter  jünger  war,  die  arkadische  mit  Pelasgus  um  9, 
die  phthiotische  mit  Deukalion  um  11.  Diese  Ansätze  waren  offenbar  gegen  ältere  Chronisten 
gerichtet,  insbesondere  gegen  Hellanikus  und  Philochorus,  welche  von  der  attischen  Geschichte 
ausgegangen  waren  und  demnach  die  Sintflut  unter  den  attischen  Heros  Ogygus  und  den 
attischen  Stammhalter  Cecrops,  den  sie  gegenüber  dem  jüngeren  mehr  historischen  Cecrops 
Kexgona  di<pvfj  xal  avxoyftova  nannten,  in  den  Anfang  gesetzt  hatten.  Vermutlich  war 
Apollodor  der  Urheber  dieses  jüngeren  Systems,  welches  von  der  argivischen  Königsreihe 
als  der  älteren  ausging  und  demnach  die  attischen  Daten  in  die  argivische,  mit  Inachus 
und  Phoroneus  beginnende  Chronik  einreihte.5)  Dionysius  ist  dann  auch  hier  ähnlich  wie 
in  anderen  Dingen  in  die  Fusstapfen  des  Apollodor  getreten. 

Für  das  hohe  Alter  unseres  Abschnittes  und  damit  auch  für  die  Herkunft  von  Dionysius 
mache  ich  auch  noch  ein  äusseres  Kennzeichen,  die  Berechnung  nach  Lebensaltern  (yeveal) 
statt  nach  Jahren  (exi))  geltend.  Bekanntlich  sind  in  der  Chronik  des  Eusebius  alle  Ereig- 
nisse, auch  die  mythischen,  nach  Jahren  datiert.6)  Diese  Datierungsweise,  wie  sie  praktisch 
für  die    historische  Zeit    war,    erregt    nur    unser  Lachen,    wenn    wir    sie    auf  die    mythische 


von  fi  in  £".  Denn  unter  den  siebenten  argivischen  König  Triopas  setzt  der  Chronograph  p.  86,  6  den 
attischen  König  Cecrops.  Die  Besserung  von  rsacagdtovra  in  sjizä  hat  übrigens  schon  Pessl,  Das  chrono- 
logische System  Manethos  S.  51,  und  schon  vor  ihm  Unger,  Chronologie  des  Manetho  S.  167  vorgeschlagen. 
Die  Angabe  des  Kastor  bei  Eusebius  chron.  I  173  'trecentis  prope  annis  post  Argivorum  principatum 
Cecrops'  steht  damit  nicht  in  unvereinbarem  Widerspruch,  wenn  man  die  älteren  Könige  von  Argos  im 
Durchschnitt  etwas  länger  als  je  33  Jahre  regieren  lässt. 

1)  Ueber  die  Ungenauigkeit  dieses  Citates  siehe  oben  S.  43. 

2)  Die  Verbesserung  älkaiv  kommt  der  Ueberlieferung  des  Clemens  sehr  nahe,  wenn  man  annimmt, 
dass  in  dem  Archetypus  jievzrjxovxa  mit  dem  Buchstaben  v  geschrieben  war. 

3)  Es  divergierte  allerdings  die  Zahl  der  argivischen  Könige  oder  Menschengeschlechter,  je  nach- 
dem man  auf  Akrisius  direkt  als  15.  König  den  Eurystheus  folgen  Hess,  wie  Eusebius  chron.  I  179  thut, 
oder  zwischen  beide  den  Sthenelus  und  Perseus  einschob,  wie  Tatian  c.  39  und  Clemens  p.  382  P  thun ; 
s.  Geizer,  Julius  Africanus  I  21.  Aber  es  ergaben  sich  dann  nicht  20  oder  21,  sondern  18  oder  20  Könige. 
Es  scheint  also  hier  Clemens  im  Zählen  einen  Irrtum  begangen  zu  haben. 

4)  Der  letzte  Satz  elg  öe  .  .  .  xqöoco  hängt  nicht  gleich  eng  wie  die  vorausgehenden  mit  dem  Ein- 
gangssatz jiaXahaza  de  .  .  .  oltzo  'Ivä^ov  zusammen,  wird  aber  doch  auch  von  derselben  Quelle  herrühren, 
da  er  mit  der  Abmessung  der  Zeit  von  Inachus  bis  zu  den  Troika  an  das  anb  'huyov  des  Eingangs- 
satzes anknüpft. 

5)  Apollodor  wird  sich  dabei  auf  alte  Autoritäten,  den  Logographen  Akusilaus  und  den  Philosophen 
Plato  bezogen  haben,  welche  für  das  höhere  Alter  der  argivischen  Königsreihe  auch  von  Clemens  p.  380 
Pott,  angeführt  werden. 

6)  Vereinzelt  findet  sich  diese  Datierung  mythologischer  Dinge  nach  Jahren  schon  bei  Theophilus 
und  unserem  Clemens.  Sogar  schon  in  der  parischen  Marmorchronik  (3  Jahrh.  v.  Chr.)  begegnen  der- 
artige Albernheiten,  wie  wenn  der  Raub  der  Helena  auf  1217,  Deukalion  auf  1528  v.  Chr.  angesetzt  ist. 
Ja  schon  Herodot  II  145  hatte  die  Kühnheit,  die  Zeit  des  Dionysus,  Herakles  und  Pan  festsetzen  zu  wollen. 


511 

Vorzeit  ausgedehnt  sehen,  wie  wenn  es  da  heisst,  der  Weinstock  sei  von  dem  Gotte  Dionysos 
im  Jahre  508  Abrahams  erfunden  worden,  oder  Gott  Zeus  habe  mit  Io  im  28.  Regierungs- 
jahre des  attischen  Königs  Kekrops  das  Beilager  gehalten,  oder  der  Gott  Dionysos  sei  im 
Jahre  627  Abrahams  geboren  worden,  habe  689  den  Zug  gegen  Indien  unternommen  und 
sei  718  im  Kampfe  gefallen.1)  Von  diesen  Albernheiten  hielt  sich  die  ältere  Chronistik 
noch  fern;  sie  datierte  allerdings  auch  schon  die  mythischen  Fabeln,  aber  doch  noch  nicht 
nach  Jahren,  sondern  nur  nach  Menschenaltern.2)  So  sind  nun  auch  in  unserem  Abschnitt 
die  Abstände  der  Stammessagen  von  einander  oder  die  Anfänge  der  mythischen  Geschichte 
der  Argiver,  Athener,  Arkadier,  Phthioten  nach  Menschenaltern  bestimmt.  Das  gleiche 
Verfahren  beobachtete  aber  auch  Dionysius  in  der  römischen  Archäologie.  So  lesen  wir  I  11: 
"EkXrjvag  .  .  .  TioXlaig  yevecäg  tiqöteqov  xov  nokefxov  xov  Tqohxov  juexavaoxdvxag  und  xovxov 
(seil.  Avxdovog)  vlög  Oivcoxgog  ejixaxaidexa  yevecüg  ngöxegov  xwv  im  Tqo'hxv  oxgarevodvxojv, 
I  17:  exxy  d'  voxegov  yeveä  IIeXoji6vvr]oov  exXinövxeg,  I  22:  xb  /usv  örj  2ixeXixbv  yevog  ovxcog 
ifüiTzev  'IxaXlav,  d>g  fxev  'EXldvtxog  6  Aeoßiög  (prjoi,  xgai]  yeveä  tiqotsqov  xwv  Tqojixcöv, 
und  ähnlich  I  9,  26,  45,  73,  II  2,  III  10  etc.  Ein  bindender  Beweis  dafür,  dass  Dionysius 
der  Autor  unseres  Abschnittes  sei,  ist  dieses  freilich  noch  nicht,  da  in  der  mythischen  Zeit 
die  älteren  Autoren  insgesammt  und  auch  noch  Diodor  (z.  B.  II  28,  III  1),  vereinzelt  selbst 
noch  christliche  Apologeten,  wie  Tatian  or.  ad  Graec.  p.  39,  19;  40,  2;  42,  28  ed.  Schw. 
nach  Menschenaltern  rechneten.  Aber  die  Angabe  des  Clemens,  dass  er  die  Nachricht  über 
das  höhere  Alter  der  argivischen  Geschichte  aus  Dionysius  geschöpft  habe,  erhält  doch 
dadurch  eine  neue,  nicht  verächtliche  Stütze.  Indes  ein  Umstand  macht  Schwierigkeit. 
Dionysius  arch.  I  11  und  I  17  gibt  nämlich  den  Pelasgus  nicht  für  einen  Autochthonen, 
sondern  für  den  Sohn  des  Zeus  und  der  Niobe  aus3)  und  lässt  ihn  im  vierten  Menschen- 
alter (Inachus,  Phoroneus,  Niobe,  Pelasgus),  nicht  wie  Clemens  im  neunten  leben.  Vielleicht 
indes  kann  hier  mit  einer  Konjektur  nachgeholfen  werden.  Bei  der  Unsicherheit  der  ehedem 
mit  Buchstaben  ausgedrückten  Zahlangaben  dürfte  es  nämlich  nicht  zu  kühn  sein,  das  über- 
lieferte evvea  de  xä  Agxadixa  des  Clemens  in  xeooagot  de  xä  'Aqx.  zu  ändern  und  damit  zugleich 
den  Deukalion  in  eine  ältere,  zur  allgemeinen  Ueberlieferung  besser  passende  Zeit  hinaufzurücken. 
Hat  aber  Clemens  den  Passus  p.  84, 19—85,  7  aus  der  Chronik  des  Dionysius  genommen, 
so  wird  auch  der  folgende,  zunächst  aus  Tatian  genommene  und  von  uns  deshalb  schon 
oben  S.  44  ausgehobene  Abschnitt  p.  85,  7  ff.  ed.  Dind.  auf  die  gleiche  Quelle  zurückgehen. 
Auch  hier  sind  die  mythologischen  Ereignisse  nicht  nach  Jahren  angegeben,  und  wenn  auch 
nicht  nach  Menschenaltern,  so  doch,  was  auf  das  Gleiche  hinauskommt,  nach  Königen,  so 
dass  bei  jedem  einzelnen  Könige  von  Argos  angemerkt  ist,  was  unter  demselben  in  anderen 
Teilen  Griechenlands  vorkam.4)     Ich  sage,    dass  dieses  auf  dasselbe   hinauslaufe,   weil  dabei 

')  Natürlich  hingen  alle  diese  Angaben  mit  der  Theorie  des  Euhemerus  zusammen,  dass  die 
.erriec-hischen  Götter  in  den  Olymp  versetzte  Heroen  seien.  Diese  Theorie  passte  den  Kirchenvätern  vor- 
trefflich in  ihren  Kram,  so  dass  die  Schriften  des  Euhemerus  und  seiner  Anhänger  Palaiphatus  und 
Philochorus  von  neuem  auflebten  und  so  oft  bei  Eusebius  in  den  Randbemerkungen  aufgeführt  werden. 

2)  Auch  die  Juden  rechneten  in  der  ersten,  nicht  minder  mythischen  Zeit  ihrer  Geschichte  nach 
yevtai,  wie  Eusebius  chron.  I  99  ff.  zeigt.     Nach  ysveai  rechnet  auch  der  Evangelist  Matthäus  I  17. 

3)  Die  doppelte  Ueberlieferung  findet  sich  bei  Apollodor  bibl.  III  8,  1 :  üslaayov  ov  'AxovalXaog  fisv 
Aiög  leyet  xal  Niößtjg  ttaftduteg   vjie&tfiev  (II  1.  1)  'Holofiog  di  avzöyßova. 

A)  Auf  demselben  Prinzip  beruht  es.  wenn  Africanus  die  mythischen  Namen  der  Griechen  Prometheus, 
Deukalion,  Kadmus.  Orpheus  gleichzeitig  mit  israelitischen  Richtern  setzt;  denn  er  hat  hier  nur  in  seiner 
Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abtb.  68 


512 

auf  jeden  König,  in  allerdings  sehr  primitiver  Weise,  ein  Menschenalter  gerechnet  ist,  wie 
man  z.  B.  von  Inachus  bis  Agamemnon  20  Könige  von  Argos  zählte  und  demnach  auch 
die  Zeit  von  Inachus  bis  zu  den  Troika  auf  20  ysvsal  veranschlagte  (Clem.  ström,  p.  379) l). 
Für  ein  hohes  Alter  unseres  Abschnittes  spricht  auch  der  niedere  Ansatz  der  Zeit  von 
Inachus  bis  zur  Einnahme  Trojas  auf  nur  400  Jahre,  da  später  durch  den  Einfluss  der 
Christen  ein  grösserer  Zeitabstand  angenommen  wurde,  wie  ich  weiter  unten  ausführen 
werde  und  schon  Gutschmid  KI.  Sehr.  II  193  ff.  dargethan  hat. 

Sonst  wüsste  ich  nichts  mit  Bestimmtheit  auf  die  Chronik  des  Dionysius  zurückzuführen. 
Die  kurzen  Angaben  über  die  Urgeschichte  Roms  p.  111,  22 — 24  Dind.  stimmen  nicht  zu 
den  Zeitmassen,  die  Dionysius  selbst  in  der  Römischen  Archäologie  I  65  f.  gibt.  Die  Notiz 
über  die  Wahrsagerin  Carmentis  und  das  von  Euander  gegründete  Heiligtum  Luperkion 
p.  90,  23  stimmt  nur  teilweise  zu  Dionysius  arch.  I  32  und  hatte  jedenfalls  in  der  kurzen 
Chronik  keinen  Platz.  Beachtenswert  aber  ist,  dass  Clemens  p.  112,  14  Dind.  änb  xi\s 
jigcoxrjg  blvfxmäbog  evioi  cpaotv  im  cP<jbfir}s  xxioiv  ovvdyeoßai  Uxr\  eixooi  xeooeqol  der  Catonischen 
Gründungsära  folgt,  derselben,  die  auch  Dionysius  arch.  I  74  aufgestellt  und  begründet  hat. 
Beachtenswert  ist  dieses  namentlich  deshalb,  weil  der  Chronograph  Kastor,  dem  sonst  mit  Vor- 
liebe die  Kirchenväter  sich  anschliessen,  die  Gründung  Roms  um  mehrere  Jahre  früher  (s.  fr.  19) 
angesetzt  hatte.  Mit  Clemens  geht  in  diesem  Punkt  zusammen  Theophilus  ad  Autol.  III  27, 2) 
und  merkwürdiger  Weise  auch  Eusebius,  der  Roms  Gründung  a.  1264  Abr.  setzt,  wiewohl  er 
sonst  dem  Kastor  zu  folgen  pflegt.  Gehen  vielleicht  hier  Theophilus,  Clemens  und  Eusebius 
auf  den  freigelassenen  Chrysenor  zurück,  dessen  Abriss  der  römischen  Geschichte  Theophilus 
ad  Autol.  III  27  als  seine  Quelle  preist?     Siehe  oben  S.  42. 

Apollodor. 

Apollodor,  der  Chronograph  xax'  ig~oyjp>,  der  144  v.  Chr.  in  jambischen  Trimetern  ein 
vielgerühmtes  Kompendium  der  Geschichte  unter  dem  Titel  Xgovixd  in  4  Büchern  geschrieben 
hatte,  ist  öfters  von  Clemens  mit  Namen  citiert  und  gewiss  noch  viel  öfter  von  ihm  still- 
schweigend benützt  und  ausgeschrieben  worden.  Citiert  ist  er  ausdrücklich  in  unserem 
Kapitel  ström.  I  21  p.  88,  4  Dind:  jzqoxeqeiv  äga  Mcovofjg  äjiodsixvvxai  xfjg  jliev  Aiovvoov 
äTiofiecöoECüg  Extj  £g~ax6oia  XEOoaga,  si'  ys  xfjg  ÜEQOECog  ßaoüiEiag  xcp  xqiaxooxcö  Öevxeqw  exei 
ix&sovxai,  a>g  cpvjoiv  'AjioklööcoQog  iv  xolg  XgovixoTg,  p.  88,  11:  anb  bs  xfjg  'HQaxXiovg  iv 
"Agysi  ßaoilEiag  im  xfjv  'HoaxlEOvg  avxov  xal  'Aoxlrjmov  äjio-&£COOiv  extj  ovvdysxai  xgidxovxa 


israelitisch-griechischen  Parallelgeschichte  statt  der  griechischen  Könige  die  gleichzeitig  gedachten  Richter 
der  Israeliten  gesetzt;  s.  Geizer,  Africanus  I  119. 

J)  So  schlägt  auch  Diodor  die  Regierungszeit  seiner  30  (Bibl.  II  23)  assyrischen  Könige  auf  30  yeveai 
(Bibl.  II  28)  an.  Dieselbe  Anschauung  liegt  zugrund,  wenn  Clemens  p.  89,  3  Dind.  sagt:  JJQo/Mj&evg  <S.; 
xaza  Tgiojiav  eßöö/irj  yeveä  /uezä  Mcovaea,  und  p.  88,  22:  Tgiöjiag  de  ovy/govec"Iat8c  ißSöfirj  yeveq  axb'Ivuyov  .  .  . 
y.aza  Avyxea  yivszai  ivdexäzi]  vozegov  Mcovoecog  yeveä,  denn  Triopas  war  der  7.  und  Lynkeus  der  11.  König 
von  Argos.  Danach  verbessere  ich  p.  111,  4  djio  de  zfjg  Mcovoecog  azgazr^ylag  xal  'Ivä%ov  im  xov  Aevxa- 
kiwvog  xazaxlva/.wv,  zt]v  öevxegav  Xeyu>  e7ZO/nßg(av,  xal  em  zov  <Paedovzog  efijigtjopöv,  ä  örj  ovjAßairei  xaza 
Kgözconov ,  yeveai  reaoagdxovza  ägi&iuovvzai  das  offenbar  verderbte  xeoaagäxovza  nicht  in  zeaaageg,  wie 
Hervet  und  Müller  vorschlugen  und  Geizer,  Julius  Africanus  I2  21,  Anm.  5  künstlich  verteidigt,  sondern 
in  öxzcö,  was  eine  sehr  leichte  Aenderung  ist,  wenn  man  die  Zahlen  durch  //  und  rf  ausgedrückt  sein  lässt. 

2)  Die  Stelle  lautet:  ixzcofxevijg  xrjg  'P(ö/Liijg  vtio  'Pcofivkov,  zov  naidog  iozogovfievov  "Ageoog  xal  'D.iag, 
6lvj.i3ica.di  f  zf/  jzgö  i    xal  C   xakavd&v  Matwv. 


513 

bxxoi  y.arä  xbv  %govoygäcpov  'AtioIXööcoqov,  p.  96,  3  'AjioXXodcogos  de  (seil.  "Olujoov  yegso&ai 
<pi]oi)  jueto.  exr)  ixaxbv  t>)?  'Icovtxrji;  anoixiag  'Ayijodäov  xov  Aogvooaiov  Aaxedaifxovicov 
ßaoiXevovxog ,  ojoxe  ImßaXeiv  avxio  Avxovgyov  xbv  vojuo&exijv  hi  veov  övxa,  ausserdem 
ström.  I  14,  p.  53,  11:  ATioXdoöcogog  Se  (seil.  Eevocpdv^v  xbv  KoXcxpowiov)  xaxä  xrjv  xeooa- 
gaxooxrjv  öX-v/ujxiäda  yevöjuevov  Jiagaxexaxevcu  ä%gt  xcöv  Aagdov  xe  xal  Kvgov  ygoveov. 
Beachten  wir  ferner,  dass  Tatian  in  dem  oben  S.  45  f.  ausgehobenen,  wesentlich  mit  Clemens 
stimmenden  Abschnitt  über  Homer  unter  denjenigen,  welche  über  Homers  Leben  geschrieben 
haben,  auch  den  Apollodor  nennt  und  dies  an  letzter  Stelle,  so  wird  man  mit  Zuversicht 
jenen  ganzen  Abschnitt  über  Homer  auf  Apollodor  zurückführen  dürfen,  ebenso  dann  die 
andern  auf  die  griechische  Literaturgeschichte  bezüglichen  Data,  also  über  Terpander 
p.  107,  1  ff.,  Lesches  und  Arktinos  p.  107,  5,  Kallinos  p.  107,  ll,1)  Eumelos  p.  107,  13, 
Orpheus  und  Onomakritos  p.  105,  29  ff. 

Wie  ferner  an  den  drei  Stellen  über  die  Zeit  des  Homer,  des  Orpheus  und  des 
Terpander  die  verschiedenen  Meinungen  der  Gelehrten  und  zwar,  mit  Ausschluss  der  jüngeren,2) 
nur  der  älteren  vor  Apollodor  lebenden  Gelehrten  Hellanikus,  Philochorus,  Theopomp, 
Phanias,  Eratosthenes,  Aristarch,  Sosibius,  Euphorion,  Epigenes,  Krates  zusammengestellt 
sind,  ebenso  ist  auch  §  139  bezüglich  der  Kontroverse  über  die  Zeit  der  Einnahme  Trojas 
verfahren,  indem  auch  hier  nur  ältere  Autoren,  und  zum  Teil  dieselben  wie  bei  Homer 
und  Terpander,  nämlich  Phanias  und  Eratosthenes,  angeführt  werden.  Man  kann  daraus 
mit  gutem  Recht  schliessen,  dass  auch  hier  Reste  apollodorischer  Gelehrsamkeit  erhalten 
sind.  Nicht  mit  gleicher  Zuversicht  möchte  ich  mich  bezüglich  des  §  104  aussprechen,  wo 
unter  Berufung  auf  Hellanikos  und  ältere  Atthidenschreiber  die  Frage  erörtert  wird,  unter 
welchem  attischen  König,  ob  unter  Demophon  oder  Menestheus,  und  in  welchem  Jahr, 
Monat,  Tag  die  Stadt  eingenommen  wurde.  Die  Berufung  auf  so  alte  Zeugnisse,  wie  das 
kvklische  Epos  /.uxgd  'IXiäg,  spricht  allerdings  für  hohes  Alter  der  Stelle;  aber  auf  der 
anderen  Seite  ist  doch  der  Gedanke,  Monat  und  Tag  der  Einnahme  Trojas  bestimmen  zu 
wollen,  so  absurd,  dass  ich  ihn  nicht  leicht  dem  soliden  Apollodor  zuschreiben  möchte. 

Aber  kehren  wir  zu  den  Stellen  zurück,  an  denen  Apollodor  ausdrücklich  genannt 
und  mit  einem  ganz  bestimmten  chronologischen  Datum  in  Verbindung  gebracht  wird! 
Da  erregen  nun  sofort  die  zwei  Hauptstellen  p.  88,  4  und  11  Dind.  unser  äusserstes  Befremden. 
Ereignisse  vor  Trojas  Fall  erwartet  man  nicht  bei  Apollodor,  dessen  Xgovixd  nach  dem 
Zeugnis    des  Ps.  Skymnus3)    mit   der  Einnahme  Trojas    begannen.     Es  Hesse  sich    zwar  der 


*)  Dass  die  Quelle  der  Nachricht  alt  ist,  jedenfalls  vor  Strabo  zu  suchen  ist,  zeigt  die  Ueber- 
einstimmung  von  Clemens  KaXllvog  dk  jxgeaßvxegog  ov  fiay.gäj'  xwv  yag  Mayri)xcov  6  fiev  'Agyü.oyog  axoloi- 
).ÖTO)v,  6  de  svtjfieQovvzcov  pe/ivrjrai  mit  Strabo  XIV  p.  647  Kal'/.Xvog  fiev  ovv  ws  evtvxovvtcdv  e'ti  xwv  May- 
n'/Tov  /tifivtjrai  xal  y.axoQÜovvztov  sv  reo  Jigög  zoiig  'Ecpeolovg  no)Jfi.q>,  'AQ^iXo^og  de  ydrj  cpaivexai  yveogt^cov 
xrjv  ysvouevrjv  avxotg  ovfi<pogdv. 

2)  Nur  ev  xagöbc»  ist  der  nach  Apollodor  lebende  Dionysius  angeführt  p.  398  Pott.,  der  obendrein, 
wie  wir  sahen,  den  Apollodor  ausschrieb.  Auf  der  anderen  Seite  lege  ich  Nachdruck  darauf,  dass  im 
Abschnitt  über  die  Zeit  des  Homer  die  Ansicht  des  Dionysius  Skytobrachion  nicht  erwähnt  ist,  der  doch 
kein  geringerer  als  Diodor  VII,  fr.  1,  2  beistimmte. 

3)  Skymnus  V.  22,  freilich  ohne  ausdrückliche  Nennung  des  Namens  Apollodor: 

OVPexd^i  ■';:    l'ntoYy.i'i^   a'/.toaEOig 

yoovoygarpiav  aioiyovaav  äygt  xov  vvv  ßiov. 
Die  Nachricht  wird   unterstützt  durch  Diodor,    der   nicht   bloss  selbst   in   seiner  Geschichte  die  Zeit  der 
mythischen  Könige    von  Argos   und  Athen   unberücksichtigt   lässt   und    aus   der   Zeit   vor  Troja   nur   die 

68* 


514 

Einwand  hören,  dass  Apollodor  zwar  nach  dem  Vorgang  des  Eratosthenes  die  Einnahme 
Trojas  als  das  erste  datierbare  Faktum  der  griechischen  Geschichte  angesehen  habe  und 
von  ihm  in  seinem  chronologischen  Geschichtskompendium  ausgegangen  sei,  dass  er  aber 
doch  einleitungsweise  auch  der  griechischen  Vorgeschichte  gedacht  habe.  Aber  wenn  wir 
auch  diese  Hypothese  nicht  von  vornherein  als  unvereinbar  mit  dem  klaren  Wortlaut  des 
Ps.  Skymnus  abweisen,  so  bleibt  doch  der  Anstoss  unserer  beiden  Stellen  bestehen.  Denn 
in  denselben  werden  mythische  Ereignisse  vor  dem  Fall  Trojas  nicht  bloss  erwähnt,  sondern 
auch  datiert.  Und  welche  Ereignisse!  Die  Erhebung  des  Herakles,  Asklepios  und  gar  auch 
des  Dionysos  in  den  Götterolymp!  Einen  solchen  Wahnsinn  soll  Apollodor,  der  grosse 
Gelehrte  und  Schüler  des  Aristarch,  begangen  haben? 

Aber  wie  sich  aus  der  Klemme  ziehen?  Bekanntlich  hat  Gutschmid  zwei  Apollodore 
angenommen,  den  alten  berühmten  Athener,  der  seine  Chronik  in  Versen  schrieb,  und  einen 
jüngeren  bei  den  christlichen  Schriftstellern  vorkommenden  Chronographen  Apollodor,  der 
sein  Kompendium  in  Prosa  geschrieben  haben  soll,  und  hat  kräftig,  wie  er  zu  sprechen 
liebte,  die  Vermengung  beider  als  eine  totale  Verkehrtheit  bezeichnet.1)  Aber  Clemens  hat 
sicher  an  keine  Verschiedenheit  gedacht.  Denn  der  Apollodor,  den  er  an  der  dritten  Stelle 
p.  388  Pott.  =  96,  3  Dind.  erwähnt,  war  sicher  der  athenische,  wird  aber  von  jenem  andern 
durch  kein  Beiwort  unterschieden.  Daher  trete  ich  lieber  der  Ansicht  jener  bei,  welche 
die  Chronik  des  alten  Apollodor,  ähnlich  wie  dessen  Buch  jieqi  fiecöv,  in  der  Kaiserzeit 
erweitert  und  in  ein  anderes  Gefüge  gebracht  sein  lassen.  Wir  leben  eben  bei  Clemens  in 
der  Zeit  der  Fälschungen,  in  der  man  teils  alten  Autoren  ganz  neue  Werke  unterschob, 
teils,  und  dieses  öfter,  die  alten  Schriften  derselben  ummodelte  und  durch  Interpolationen 
bis  zur  Unkenntlichkeit  veränderte.  Uebrigens  macht  es  keinen  grossen  Unterschied,  ob 
wir  neben  dem  alten  Apollodor  noch  einen  jüngeren  Apollodor,  oder  neben  der  alten 
metrischen  Chronik  des  Apollodor  noch  eine  jüngere  Umarbeitung  in  Prosa  annehmen. 
Wichtiger  ist  die  Frage,  zu  welcher  Zeit  jene  Umarbeitung  stattgefunden  habe.  Ed.  Schwartz 
im  Artikel  Apollodoros  bei  Wissowa  I  3862  sucht  nachzuweisen,  dass  dieselbe  noch  vor 
Alexander  Polyhistor  um  100  v.  Chr.  erfolgt  sei.  Für  unsere  Clemensstellen  trifft  diese 
Datierung  nicht  zu.  Noch  Dionysius  in  der  Zeit  des  Augustus  rechnete,  wie  wir  oben 
sahen,  für  die  Zeit  vor  Trojas  Fall  nach  Menschenaltern;  an  den  beiden  Stellen  des  Clemens 
aber  wird  schon  nach  Jahren  gerechnet.  Das  ist  entscheidend;  man  wird  auch  noch 
hinzufügen  können,  dass  solche  Albernheiten,  wie  dass  Dionysos  im  32.  Jahr  des  Königs 
Perseus  unter  die  Götter  versetzt  worden  sei,  vor  der  Vergötterung  der  römischen  Kaiser 
und  vor  den  seit  jener  Zeit  in  Schwung  gekommenen  Aufschneidereien  der  Grammatiker 
und  Mythographen  undenkbar  waren. 


Thaten  des  Herakles  und  Theseus  erzählt,  sondern  auch  ausdrücklich  I  5  in  dieser  Beschränkung  dem 
Apollodor  zu  folgen  bekennt:  t&v  de  %qöv<ov  tovtcov  Jisgieikrj/Aftevcov  iv  xavzi]  tfj  ngay/xatsla  xovg  fiiv  rrgö 
zcdv  Tqwixöjv  ov  dioQt£6fteda  ßeßaicog  diä  xo  firjöiv  jiaoäjirjyfia  jiagetlrjcpevai  Jisgi  tovtcov  ^iiorev6f/.£vov,  u.-tö 
ös  tiov  Toco'ixcov  axokovftws  'AuoXIo&cÖqco  rtw  'A&rjvaicp  Tid'Sfj.Bv  öyöorjxovT  en]  ngog  Ttjv  xci&odov  xcov  'Hga- 
xXeidcov,  wonach  man  erwarten  muss,  dass  Apollodor  Ereignisse  vor  Trojas  Fall  gar  nicht  erwähnt,  oder 
doch  wenigstens  nicht  mit  bestimmten  Zeitangaben  ausgestattet  habe. 

l)  Kl.  Sehr.  I  160:  Apollodorus  chronographus  cum  cognomine  Atheniensi  perperam  confusus. 
Ebenso  III  527.  Citate  aus  dem  Chronographen  Apollodor  finden  sich  nicht  bloss  bei  Clemens,  sondern 
auch  bei  Müller  FHG  I  438  ff.,  bei  Eusebius  und  Synkellus  fr.  67,  70,  71. 


515 

Vielleicht  werden  uns  die  beiden  folgenden  Kapitel  noch  etwas  weiter  führen;  vor- 
läufig sei  nur  noch  bemerkt,  dass  uns  die  Gleichstellung  des  32.  Regierungsjahres  des  Perseus 
mit  dem  Jahre  604  nach  Moses  auf  einen  sehr  hohen  Ansatz  der  Lebenszeit  des  Moses  und 
der  ihm  gleichgestellten  Könige  Amosis  und  Inachus  führt.  Denn  nach  Perseus  zählte  die 
argivische  Chronik  noch  5  Könige  bis  zur  Einnahme  Trojas,  Sthenelaus,  Eurystheus,  Atreus, 
Thyestes,  Agamemnon.  Nehmen  wir  für  diese  das  Durchschnittsalter  von  331/3  Jahren  an, 
und  beachten  noch,  dass  Troja  im  18.  Regierungsjahr  des  Agamemnon  gefallen  sein  soll, 
so  kommen  wir  für  Moses  =  Inachus  auf  eine  Zeit  von  604  -+-  151  =  755  Jahren  vor 
Troja  oder  1938  v.  Chr. 

Kastor  und  Thallus. 

Die  griechische  Chronologie  war  von  Apollodor  auf  Grundlage  der  Forschungen  des 
Eratosthenes  zu  einem  gewissen  Abschluss  gebracht  worden.  Keine  grosse  Umgestaltuno- 
brachte  das  Bekanntwerden  der  römischen  Annalen.  Denn  die  römischen  Konsuln  Hessen 
sich  ebenso  leicht  in  das  Gerüste  der  griechischen  Zeitrechnung  einfügen,  wie  ehedem  die 
Zeitangaben  der  verschiedenen  Stämme  Griechenlands  nach  Königen,  Archonten,  Ephoren 
unter  ein  Dach  gebracht  worden  waren.  Die  jüdische  Chronik  trat,  wiewohl  sie  für  die 
ältere  Zeit  viel  bessere  Anhaltspunkte  als  die  griechische  bot,  doch  erst  verhältnismässig 
spät,  nämlich  erst,  als  das  Judentum  durch  das  daraus  erwachsene  Christentum  zur  allge- 
meineren Bedeutung  gelangt  war,  in  den  Kreis  der  chronologischen  Studien  der  Griechen  ein. 
Schon  zuvor  war  der  Horizont  der  Griechen  erweitert  und  die  Perspektive  auf  eine  ältere 
Zeit  eröffnet  worden,  durch  die  Hereinziehung  der  assyrischen  Annalen.  Die  Nachrichten 
des  Ktesias  (um  400  v.  Chr.)  über  die  alten  Dynasten  Mesopotamiens  waren  bei  den  zeit- 
genössischen Griechen,  die  in  ihrer  Blütezeit,  berauscht  von  dem  Glänze  ihrer  eigenen 
Schöpfungen,  nur  ein  sehr  geringes  Interesse  für  jede  Belehrung  aus  der  Fremde  zeigten, 
auf  keinen  fruchtbaren  Boden  gefallen.  Erst  zur  Zeit  des  Pompeius,  als  die  griechisch- 
römischen und  orientalischen  Staaten  zu  einem  grossen  Weltreich  zusammen  zu  wachsen 
begannen,  hat  der  Rhodier  Kastor  in  seiner  Chronik  die  assyrischen  Daten  mit  den  griechischen 
zusammengestellt,  und  den  Grund  zu  einer  allgemeinen  Geschichte,  vorerst  in  der  Form 
synchronistischer  Zeittabellen  gelegt.  Der  neubetretene  Weg  ward  nicht  gleich  weiter  verfolgt. 
Der  griechische  Rhetor  Dionysius  von  Halikamass  in  der  Zeit  des  Kaisers  Augustus  hat 
des  Kastors  Weltchronik  einfach  zur  Seite  geschoben  und  ist  wieder  zu  den  engen  Grenzen 
der  verlässigen  Chronik  des  Apollodor  zurückgekehrt.  Auch  Diodor  nennt  in  dem  Abschnitt 
von  den  assyrischen  Königen  II  1  —  28  den  Kastor  nicht,  sondern  bezeichnet  ausdrück- 
lich und  wiederholt  II  2,  5,  20,  21  den  Knidier  Ktesias  als  seine  Quelle.1)  Aber  bald 
nachher  hat  Thallus,  der  wahrscheinlich  mit  dem  reichen  Freigelassenen  des  Kaisers  Tiberius 
eine  Person  war,2)    durch   sein   handliches  Kompendium    der  Weltgeschichte   in   3  Büchern, 


!)  Diodor  weicht  auch  sachlich  von  Kastor  ab :  er  nimmt  30  assyrische  Könige  an  II  23,  28,  Kastor 
hingegen  nach  Eusebius  36.  Ferner  lässt  Diodor  II  28  die  Assyrer  1300  (1360  nach  II  21),  Kastor  bei 
Eusebius  I  55:  1280  Jahre  lang  regieren.     Für  Kastor  als  Quelle  Wachsmuth  Einl.  102  und  141. 

2)  Joseph,  arch.  XVIII  6,  4:  ßdXXog  Sa^aoevg  yhog,  Kaiaagog  de  äjieJ.ev&egos,  wo  aber  nur  von  einem 
grossen  Darlehen  des  Thallos,  nicht  auch  von  einer  schriftstellerischen  Thätigkeit  desselben  gesprochen  ist. 
Leider  ist  die  Stelle   bei  Eusebius  chron.  I  265  Seh.,   die   genauere  Aufklärung   verspricht,  'Thali  tribus 


516 

das  auch  auf  die  mythische  Vorzeit  und  die  jüdische  Geschichte  einging,1)  dem  System 
des  Kastor  zur  allgemeinen  Geltung  verholfen.  Dasselbe  wird  schon  von  Theophilus  ad 
Autol.  III  29  und  Ps.  Justin  coh.  ad  Graec.  9  gerühmt  und  von  Eusebius  chron.  I  265 
ausdrücklich  unter  den  benützten  Quellen  genannt.  Vielleicht  hat  schon  vor  den  christ- 
lichen Schriftstellern  Velleius,  der  im  übrigen  in  dem  einleitenden  Abschnitt  seiner  Historien 
über  die  alten  Koloniengründungen  dem  Apollodor  folgt,2)  in  der  synchronistischen  Neben- 
einanderstellung der  assyrischen,  griechischen  und  makedonischen  Geschichte  I  6  den 
Thallus  benützt.3) 

Doch  kehren  wir  zu  Clemens  zurück,  so  muss  vor  allem  konstatiert  werden,  dass  der- 
selbe nach  dem  überlieferten  Text  nirgends  des  Thallus  Erwähnung  thut.  Das  ist  bei  dem 
grossen  Ansehen,  dessen  sich  Thallus  bei  den  christlichen  Schriftstellern  erfreute,  auffällig. 
Notdürftig  wird  es  dadurch  erklärt,  dass  unserem  Clemens  die  syrische  Geschichte  ferne 
lag  und  dass  es  ihm  wesentlich  nur  um  das  zeitliche  Verhältnis  der  jüdischen  Geschichte 
zur  griechischen  zu  thun  war.  Nach  dieser  Seite  stand  ihm  sogar  die  assyrische  Chronologie 
im  Wege,  da  wohl  die  verlässigen  Nachrichten  der  Griechen  nicht  so  hoch  hinaufreichten 
wie  die  jüdischen,  aber  die  ältesten  Könige  der  Assyrer  sicher  älter  als  Moses  waren. 

Aber  wenn  es  auch  nicht  in  dem  Plane  des  Clemens  lag,  auf  die  Chroniken  des 
Kastor  und  Thallus  besonders  einzugehen,  so  fragt  es  sich  nun  doch,  ob  sich  bei  ihm  keine 
Anzeichen  einer  Kenntnis  jener  Chronisten  finden.  Darauf  gibt  die  nächste  bejahende 
Antwort  die  Stelle  ström.  I  21,  p.  379  Pott.  =  85,  10  Dind.:  ei  de  xd  'Aoovqlcov  Jiolldlg 
exeol  jiQsoßvxEpa  xcöv  rElh]vix(bv  d^'  <bv  Krrjoiag  Mysi,  <pavi]OExai  x(j)  öevxeqo)  xal  texga- 
y.oax(p  k'xei  xfjg  Aoovqiojv  ägxfjg,  xfjg  de  B)]Xovyov  xov  oyöoov  SvvaoxEiag  xt[i  Öevxeqco  xal 
xQiaxooxw  y  Mcovosoog  xaxd  "A/xcdoiv  xov  Alyvnxiov  xal  xaxä  "Ivayov  xbv  Agyeiov  e£  Alyvjixov 


libris,  in  quibus  ab  Ilio  capto  usque  ad  CLXVII  (CCXVII  corr.  Gutscbmid)  olympiadem  collegit'  schwer 
verderbt.    Vgl.  Müller  FHG  III  517,  Wachsniuth  Einleit.  S.  147,  Geizer  Julius  Africanus  II  96. 

J)  Die  Fragmente  bei  Müller  FHG  III  517 — 9  und  die  Beziehungen  des  Thallus  zu  Kastor  beweisen, 
dass  die  Angabe  des  Eusebius,  Thallus  habe  mit  der  Einnahme  Ilions  angefangen,  falsch  ist.  Von  Eusebius 
selbst  praep.  ev.  X  10,  8  oder  vielmehr  von  dem  dort  ausgeschriebenen  Africanus  wird  der  syrische 
Grundzug  der  Historien  des  Thallus  angedeutet:  ol  zä  JSvgia  tazogovvzsg  Käazcog  xal  OäkXog  xal  Atödcogo; 
'Aleg~avdg6g  zs  6  nol.viazu>g. 

2)  Nachgewiesen  ist  dieses  von  Sauppe  in  seiner  berühmten  Abhandlung  über  Velleius  (=  Ausgew. 
Sehr.  S.  48).  Dafür  spricht  unter  anderem  auch  dieses,  dass  Velleius  I  7  (vgl.  I  5)  ganz  im  Einklang  mit 
der  Lehre  des  Aristarch,  des  Lehrers  des  Apollodor  (vgl.  meine  Gesch.  d.  griech.  Litt.3  S.  89),  den  Hesiod 
einige  Menschenalter  jünger  als  Homer  sein  lässt. 

3)  Velleius  I  6:  Insequenti  tempore  imperium  Asiaticum  ab  Assyriis,  qui  id  obtinuerant  annis  mille 
septuaginta,  translatum  est  ad  Medos  abhinc  annos  ferme  octingentos  septuaginta.  Quippe  Sardana- 
pulum  eorum  regem  mollitiis  fluentem  et  nimium  felicem  malo  suo  tertio  et  tricesimo  loco  ab  Nino  et 
Semiramide,  qui  Babylona  condiderant,  natum,  ita  ut  semper  successor  regni  paterni  foret  filius,  Arbaces 
(Pharnaces  cod.,  em.  Fabricius,  an  einen  Fehler  des  Velleius  selbst  denkt  Fr.  Scholl,  Rh.  M.  53,  516) 
Medus  imperio  vitaque  privavit.  Eusebius,  der  ausgesprochener  Massen  dem  Thallus  folgt,  hat  andere 
Zahlen:  XXXUI  statt  XXXIII  und  MCCLXXX  statt  MLXX.  Sind  daher  die  Zahlen  bei  Velleius  nicht 
verderbt,  so  kann  kaum  Thallus  seine  Quelle  sein.  Doch  auch  Orosius  II  3  hat:  Babylon  post  annos  MCLX 
(corr.  MLXX)  et  propemodum  quatuor  postquam  condita  erat,  a  Medis  et  Arbaco,  rege  eorum,  praefecto 
autem  suo,  spoliata  rebus  et  regno  atque  ipso  rege  privata  est,  wiewohl  auch  er  den  Thallus  ausschrieb.  — 
Auch  bei  Tacitus  finden  sich  Stellen,  die  auf  eine  synchronistische  Chronik  zurückzugehen  scheinen,  so 
ann.  VI  28:  Ptolemaeus  qui  ex  Macedonibus  tertius  regnavit  (cf.  ann.  III  61)  und  hist.  IV  83:  Ptolemaeo 
regi  qui  Macedonum  primus  Aegypti  opes  firmavit. 


517 

y.ivijoig.  Der  Autor  beruft  sich  zwar  auf  den  alten  Ktesias,  aber  das  ist  nur  gelehrter 
Zierrat,  der  sich  höchstens  nur  darauf  beziehen  kann,  dass  bereits  bei  Ktesias  Beluchus  als 
der  8.  König  Assyriens  angeführt  war.  Alles  weitere,  namentlich  die  Gleichstellung  des 
Moses-Inachus  mit  dem  32.  Regierungsjahr  des  Beluchus  stammt  aus  jungen  chronologischen 
Tabellen,  die  nicht  vor  Apion,  dem  Erfinder  der  Gleichung  Moses-Inachus,  gesetzt  werden 
können.  Die  Datierung  nach  Jahren  assyrischer  Könige  weist  auf  Kastor  oder  Thällus, 
aber  nur  letzterer  kann  in  Betracht  kommen,  weil  die  Gleichung  Moses-Inachus  erst  um 
100  Jahre  nach  Kastor  aufkam. 

Einen  anderen  Fingerzeig  zur  Erkenntnis  des  Verhältnisses  von  Clemens  zu  Thallus 
enthält  die  nachfolgende  Stelle  p.  85,  17  Dind.:  xaiä  /uh  (Pogtovea  xbv  /uerä  "Ivayov  6 
im  ""Qyvyov  xaraxXvo/xbg  xal  fj  iv  Hixvcövi  ßaoiXsia,  tiqcotov  fikv  AiyiaXecog,  elxa 
EvocoTiog,  elra  Tekilvog.  Die  durchschossen  gedruckten  Worte  finden  sich  noch  nicht 
bei  Tatian,  den  hier  Clemens  ausschreibt,  sie  sind  also  erst  nachträglich  von  Clemens  in 
den  alten  Text  eingeschoben  worden.  Die  Fremdartigkeit  derselben  zeigt  sich  auch  darin, 
dass  hier  1  argivischen  Könige  nicht  1  sondern  gleich  3  Könige  Sikyons  gleichgesetzt 
werden.  Es  spielen  aber  die  Könige  Sikyons  bei  Tatian  und  dessen  Gewährsmann,  Dionysius, 
noch  keine  Rolle,  sie  sind  in  der  Chronologie  zur  Bedeutung  erst  gelangt  durch  Kastor 
und  Thallus.  Wie  wir  nämlich  aus  Kastor  selbst,  dessen  hieher  gehörende  Stellen  von 
Eusebius  chron.  I  173  und  177  angeführt  sind,  erfahren,  stellte  Kastor  die  sikyonischen 
Könige  vor  die  argivischen.  Clemens  nun  glaubte  bei  der  Bedeutung,  die  dadurch  die 
sikyonischen  Könige  erlangt  hatten,  dieselben  nicht  mehr  einfach  ignorieren  zu  können  und 
setzte  daher  dieselben  in  das  alte,  von  Dionysius  herrührende  synchronistische  Verzeichnis 
der  argivischen  Könige  ein,  gab  ihnen  aber,  da  er  an  der  Ueberlieferung  des  Akusilaus, 
dass  Phoroneus  der  erste  Mensch  gewesen  sei,  festhielt,  eine  Stelle  nicht  vor,  sondern 
neben  Phoroneus.1) 

Es  lässt  sich  aber  auch  noch  erraten,  wie  Kastor  dazu  kam,  die  sikyonischen  Könige 
vor  die  argivischen  zu  setzen.  Mit  den  20  argivischen  Königen  vor  Trojas  Fall  konnte  er, 
da  die  Einnahme  Trojas  durch  die  Autorität  des  Eratosthenes  auf  407  vor  dem  Beginn  der 
Olympiaden  oder  1184/3  v.  Chr.  festgesetzt  war,  nicht  leicht  über  1850  v.  Chr.  hinauf- 
kommen. Nun  führten  ihn  aber  die  assyrischen  Königsreihen,  wie  wir  aus  dem  Kanon  des 
Eusebius  sehen,  auf  2015  +  42  =  2057  v.  Chr.;2)  um  nun  zugleich  die  Anfänge  der 
griechischen  Geschichte  den  Anfängen  der  assyrischen  gleichzustellen,  musste  er  sich  nach 
einer  ahuenreicheren  griechischen  Dynastie  umsehen;  die  fand  er  in  den  26  Königen  der 
sikyonischen  Chronik.  Er  liess  daher  die  ersten  Könige  Sikyons,  Aigialeus,  Europs,  Teichin, 
Apis,  Thelxion,  Aigydros  vor  Inachus  leben  und  setzte  das  erste  Regierungsjahr  des  Ninus 


J)  Nichts  weiss  ich  zu  sagen  über  die  Quelle,  wonach  Ioannes  Malalas  IV,  p.  146  ed.  Migne  die 
Herrschaft  der  Sikyonier  nach  dem  argivischen  König  Triopas  setzt.  Es  liegen  wohl  hier  verschiedene 
Versuche  vor,  die  Königslisten  der  Sikyonier  in  die  argivisch-attische  Chronik  einzureihen. 

2)  Eusebius  setzt  nämlich,  vermutlich  nach  Africanus,  das  1.  Jahr  Abrahams  dem  1.  Jahr  der 
Thebäischen  Dynastie  Aegyptens  und  dem  43.  Regierungsjahr  des  assyrischen  Königs  Ninus  gleich,  woraus 
sich  für  den  Beginn  der  Regierung  des  Ninus,  da  die  Geburt  Christi  in  das  Jahr  2015  Abrahams  fiel,  das 
Jahr  2015  -+-  42  =  2057  ergab.  Die  ungerade  Zahl  43  gegenüber  den  glatten  Zahlen  1  Abraham  =  1  der 
Thebäischen  Dynastie,  lässt  mit  Bestimmtheit  erraten,  dass  Africanus  bereits  eine  feste,  von  Aegypten 
unabhängige  Zeitbestimmung  für  den  Anfang  der  assyrischen  Herrschaft  vorfand;  das  war  aber  klärlich 
keine  andere  als  die  des  Kastor  und  Thallus. 


518 

und  des  Aigialeus  auf  1280  vor  Ol.  1  oder  2057  v.  Chr.  Das  ist  alles  nur  Combination, 
aber  die  Combination  beruht  auf  so  sicheren  Prämissen,  dass  ich  sie  ganz  apodiktisch  hinstelle. 
Clemens  nun  hat  zwar  die  Tradition  des  Akusilaus  und  Plato  (im  Timäus  p.  22  A),  dass 
Phoroneus  der  erste  Mensch  sei,  nicht  verlassen,  aber  doch,  um  die  weitverbreiteten  Sätze 
des  Thallus  nicht  rundweg  zu  ignorieren,  an  geeigneter  Stelle  angemerkt,  dass  die  ersten 
Könige  Sikyons  gleichzeitig  mit  dem  ersten  Menschen,  Phoroneus,  gewesen  seien.1) 

Noch  in  einem  dritten  Punkt  zeigt  sich  bei  Clemens  der  Einfluss  des  Kastor  und  Thallus. 
Es  folgt  bei  Eusebius  chron.  I,  p.  173  und  177  unmittelbar  nach  dem  Absatz  des  Kastor 
über  die  sikyonischen  und  argivischen  Könige  ein  Verzeichnis  jener  Könige  mit  Angabe 
ihrer  Regierungsjahre.  Ob  dieses  Verzeichnis  auch  von  Kastor  herrühre,  ist  nicht  ganz 
sicher,  zumal  wir  p.  183  am  Schlüsse  eines  ähnlichen  Absatzes  über  die  Könige  Athens 
lesen:  haec  Castor;  nos  vero  regum  catalogum  singillatim  exponemus.  Aber  sicher  gab 
schon  Kastor  die  Gesamtzahl  der  Jahre  der  einzelnen  griechischen  Königsgeschlechter  an, 
und  verzeichnete  sicher  in  der  assyrischen  Geschichte  auch  schon  die  Regierungsdauer  der 
einzelnen  Könige.  Wir  sehen  dieses  aus  Eusebius  chron.  I  55  und  dürfen  vermuten,  dass 
schon  in  den  einheimischen  Königslisten  der  Assyrier  die  Jahre  angegeben  waren.  Standen 
aber  bei  den  assyrischen  Königen  die  Jahre  ihrer  Regierungsdauer,  so  lag  es  für  den,  der 
synchronistische  Tafeln  der  griechischen  und  assyrischen  Könige  herstellen  wollte,  ausser- 
ordentlich nahe,  auch  den  neben  die  assyrischen  Könige  gesetzten  sikyonischen,  argivischen, 
athenischen  Königen  eine  entsprechende  Regierungszeit  beizulegen.  In  einer  Zeit,  wo  man 
die  strengen  Gesetze  der  Kritik  verliess  und  der  Dürftigkeit  der  Ueberlieferung  mit  der 
Phantasie  neuer  Combinationen  nachzuhelfen  sich  erlaubte,  hielt  dieses  nicht  schwer.  Man 
suchte  Anfang  und  Ende  der  einzelnen  Dynastien  nach  irgend  welchen  Indicien  festzustellen 
und  verteilte  dann  auf  das  Gerathewohl,  höchstens  mit  einigen  schlauen  Nebenrücksichten, 
die  Jahre  der  Zwischenzeit  auf  die  in  den  alten  Listen  verzeichneten  Könige.  Das  war 
allerdings  ein  kolossaler  Humbug,  aber  das  war  die  Methode  jener  Halborientalen  Kastor 
und  Thallus.  Denn  es  wird  doch  niemand  glauben,  dass  schon  in  den  alten  Chroniken 
von  Sikyon,  Argos,  Athen  angegeben  war,  wie  lange  die  mythischen  Könige  Inachus,  Apis, 
Cecrops,  Pandion  etc.  regiert  hatten.  Auf  solche  Weise  nun  trat  auch  für  die  mythische 
Vorzeit  an  die  Stelle  der  alten,  soliden  Zeitangabe  nach  ysveai  die  unsinnige  Angabe  nach 
Jahren.  Zunächst  geschah  dieses  bei  den  Königen;  dann  erkühnte  man  sich  auch  die 
Ereignisse,  welche  nach  der  älteren  Ueberlieferung,  wie  z.  B.  noch  bei  Dionysius,  den 
einzelnen  Königen  zur  Seite  gesetzt  waren,  wie  die  Sintflut  unter  Deukalion,  die  Ankunft 
des  Kadmus  in  Theben,  die  Gründung  des  Heiligtums  in  Eleusis,  die  Thaten  des  Perseus 
und  Dionysus  auf  bestimmte  Jahre  festzusetzen  und  dabei ,  .  wenn  zu  einem  König  oder 
einer  Zeitepoche  mehrere  Ereignisse  angemerkt  waren,  dieselben  auf  verschiedene  Jahre  zu 
verteilen.2)  Diesen  Unsinn,  der  uns  ausgebildet  in  Eusebius  vorliegt,  darf  man  nach  dem 
Gesagten  auf  das  System  des  Kastor  und  Thallus  zurückführen.  Nun  finden  sich  bei  Clemens 
neben  den  alten  Angaben  nach  Lebensaltern  auch  schon  Beispiele  jener  jüngeren  Ansätze 
nach  Jahren,  wie  wenn  Trojas  Fall  in  das  18.  Regierungsjahr  des  Agamemnon  (p.  381  Pott.) 


1)  in  ähnlicher  Weise  hat  Apollodor  bibl.  II 1, 1  den  ersten  Sikyonierkönig  Aigialeus  in  die  argivische 
Königsliste  eingeschmuggelt,  indem  er  den  Phoroneus  und  Aigialeus  zu  Söhnen  des  Inachus  machte. 

2)  Ueber  einen  Fall  der  letzteren  Art  s.  Geizer,  Africanus  II  95. 


519 

und  die  Vergötterung  des  Dionysius  in  das  32.  Regierungsjahr  des  Perseus  gesetzt  ist 
(p.  382  Pott.).  Darin  also  erblicke  ich  Anzeichen  eines  Einflusses,  wenn  nicht  einer  direkten 
Benützung  des  syrischen  Chronographen  Thallus. 

Schliesslich  will  ich  nun  doch  auch  noch  eine  Conjectur  wagen  und  die  Zeit  des 
Thallus  näher  zu  bestimmen  suchen.  Die  einzelnen  Zusammenrechnungen  bei  Clemens  gehen 
auf  verschiedene  Zeiten  herab;  es  drängt  sich  von  selbst  der  Gedanke  auf,  in  jenen  End- 
terminen Anzeichen  der  Lebenszeit  der  Urheber  jener  Gesamtberechnungen  zu  finden.  Die 
Angaben  bis  auf  den  Tod  des  Kaisers  Commodus  (p.  112,  24;  113,  13;  114,  1  und  6;  117,  7; 
119,  17  Dind.)  gehen  natürlich  auf  Clemens  selbst  zurück;  die  Angaben  bis  auf  den  ägyp- 
tischen König  Ptolemäus  IV  und  das  5.  Jahr  des  syrischen  Königs  Demetrius  (p.  114,  14 
und  114,  20)  rühren  nach  den  Andeutungen  des  Clemens  selbst  von  den  alten  jüdischen 
Historikern  Demetrius  und  Eupoleinus  her;  die  Angaben  bis  zum  Consulat  des  Domitius 
und  Asinius  oder  40  v.  Chr.  (p.  114,  26),  und  die  weitere  bis  zum  10.  Jahr  des  Antoninus 
oder  148  n.  Chr.  (p.  119,  15)  haben  wir  oben  S.  53  auf  Alexander  Polyhistor  und  Cassian 
gedeutet.  Die  Berechnung  bis  Augustus  oder  bis  zum  Tode  der  Kleopatra  und  des  Antonius 
(p.  112,  19;  113,  25;  104,  7)  geht  auf  einen  Kardinalzeitpunkt  herab  und  braucht  deshalb 
nicht  auf  einen  bestimmten  Autor  bezogen  zu  werden,  sie  kann  aber  recht  wohl  die  des 
Dionysius  von  Halikarnass  sein.  Es  bleiben  noch  zwei  Berechnungen  übrig,  eine  bis  auf 
den  Kaiser  Claudius  (im  xrjv  fjyefxoviav  Feg^avixov  KXavöiov  Katoagog  p.  113,  12)  und 
eine  bis  zu  den  Wettspielen  des  Domitian  (im  xov  äycöva  ov  e&rjxe  Ao/uixiavög  iv  cPd>jU]]) 
oder  86  n.  Chr.1)  Eine  der  beiden  wird  vermutlich  von  dem  gefeiertsten  der  heidnischen 
Chronographen  der  Kaiserzeit,  von  unserem  Thallus  herrühren.  War  Thallus  identisch  mit 
dem  Freigelassenen  des  Kaisers  Tiberius  und  hat  an  der  Stelle  des  Eusebius  chron.  I  265 
Gutschmid  das  verderbte  cusque  ad  CLXVII'  mit  Recht  in  cusque  ad  CCXVII'  gebessert,2) 
so  war  es  die  Zeitrechnung  bis  auf  den  Kaiser  Claudius,  die  wir  auf  Thallus  zurückzuführen 
wagen  dürfen. 

Daran  sei  nun  eine  Frage  geknüpft:  bei  Clemens  ström.  I  21,  p.  401  lesen  wir:  änb 
de  xov  xaxaxXvo/.iov  im  xov  "ldrjg  ijujzorjojudv  xal  xr\v  evgeaiv  xov  oiöijgov  xa\  'Idalovg 
AaxxvXovg  k'xrj  ißdojurjxovxa  xgca,  ä>g  (prjoiv  ©gdovXXog.  Von  einem  Chronographen  Thrasyllos 
weiss  weder  die  griechische  noch  die  lateinische  Litteratur  etwas.  Ist  nicht  vielleicht 
QodovXXog  aus  QdXXog  verderbt?  Der  Humbug  mythologischer  Zahlenangaben,  wie  dass 
von  der  Ueberschwemmung  bis  zu  den  Idäischen  Daktylen  73,  von  dem  Brand  des  Ida  und 
der  damit  verbundenen  Erfindung  des  Eisens3)  bis  zum  Raub  des  Ganymed  65  Jahre  waren, 
passt  sicherlich  auf  den  syrischen  Schwindler  Thallos  besser  als  auf  den  Mathematiker  und 
Philologen  Thrasyllos.  Zur  Annahme  aber  eines  anderen  obskuren  Thrasyllos,  der  nach 
Diogenes  Laertius  X  7,  9  über  Demokrit  geschrieben  hatte,  seine  Zuflucht  zu  nehmen,  wie 
C.  Müller  FHG  III  504  thut,  ist  ein  reiner  Verlegenheitsausweg.     Darf  man  aber  an  unserer 


x)  Von  Domitian  neu  eingesetzt  und  deshalb  nach  ihm  benannt  ist  der  agon  Capitolinus,  der  jedes 
5.  Jahr  wiederkehrte  und  zum  erstenmal  im  Jahre  86  begangen  wurde  nach  Sueton,  Domit.  4  und 
Censorinus  18. 

2)  Siehe  oben  S.  5152. 

3)  Vgl.  Lucrez  V  1241  tf.  und  V663,  wo  von  dem  Ursprung  des  Eisens  aus  den  Bränden  der 
Waldberge  und  von  den  feurigen,  vom  Ida  wahrnehmbaren  Lichtbündeln  die  Rede  ist,  etwas  was  zwar 
die  Lehre  des  Epikur  darstellt,  aber  auf  ältere  kosmogonische  Darstellungen  zurückgeht. 

Abb..  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  69 


520 

Stelle  OäUog  für  OgdovUog  herstellen,  so  ist  sicher  der  ganze  Abschnitt  p.  111,  5  Dind. 
cxtiö  de  zov  xaxaxXvojxov  bis  111,  29  TQidy.ovxa  öxrco  auf  Thallus  zurückzuführen.  Denn 
dieser  ganze  Abschnitt  hängt  trotz  des  neuen  Paragraphen  der  Ausgabe  von  Dindorf  p.  111,  10 
auf  das  engste  zusammen  und  rührt  von  einem  Autor  her.  Auch  passt  dazu  ganz  gut, 
dass  am  Schluss  von  der  Einnahme  Trojas  auf  die  römische  Vorgeschichte  Aeneas,  Ascanius, 
Lavinium  übergegangen  wird.  Denn  auch  Thallus  Vorgänger  Kastor  hatte  nach  Eusebius 
chron.  1295  den  Aeneas  und  die  Latiner  in  die  griechische  Chronologie  eingeführt.1) 

Grundlagen  der  vorhistorischen  Zeitangaben. 

Dass  Clemens  in  dem  chronologischen  Kapitel  ström.  I  21  verschiedenen  Gewährs- 
männern folgte,  ersieht  man  schon  aus  den  grossen  Abweichungen  in  den  Zeitangaben, 
namentlich  in  denjenigen,  welche  sich  auf  die  vorhistorische  oder  mythische  Zeit  beziehen. 
Grosse  Bedeutung  wird  man  denselben  nicht  beilegen,  da  sie  ja  alle  auf  trügerischem  Grunde 
ruhen,  so  dass  viele  es  nicht  der  Mühe  wert  halten  werden,  sich  mit  der  Aufdeckung  und 
Erklärung  derartiger  Differenzen  viel  abzugeben.  Aber  wenn  ans  denselben  auch  kein 
Gewinn  für  die  wissenschaftliche  Zeitmessung  und  zur  zeitlichen  Fixierung  der  Ereignisse 
der  alten  Geschichte  Griechenlands  gewonnen  werden  kann,  so  haben  sie  doch  für  die 
Geschichte  der  griechischen  Chronologie,  meinetwegen  auch  für  die  Geschichte  der  mensch- 
lichen Verirrungen  eine  nicht  zu  unterschätzende  Bedeutung.  Ich  habe  mich  daher  viel 
und  lange  mit  der  Entwirrung  dieser  Knoten  abgegeben,  glaube  aber  auch  schliesslich  einen 
Faden  gefunden  zu  haben,  der  uns  aus  diesem  Labyrinth  hinauszuführen  verspricht.  Zum 
Verständniss  der  Sache  wird  es  aber  nötig  sein,  etwas  weiter  auszuholen. 

Bei  den  Griechen  begannen  die  chronologisch  fixierbaren  Daten  eigentlich  erst  mit 
der  Gründung  der  Olympiaden  oder  776  v.  Chr.  Von  da  an  rückwärts  wird  der  Boden 
umsomehr  unsicher,  als  auch  die  Schrift,  durch  die  sich  die  Daten  doch  ungleich  sicherer 
als  durch  das  blosse  Gedächtnis  der  Menschen  fixieren  Hessen,  vor  den  Olympiaden  schwerlich 
bei  den  Griechen  in  Gebrauch  war.2)  Gleichwohl  erlaubten  die  Ueberlieferungen  der  alten 
Geschlechter  und  die  Listen  der  alten  Könige,  namentlich  der  von  Athen,  Lakedämon  und 
Argos  noch  etwas  über  den  Beginn  der  Olympiaden  hinauszugehen,  zunächst  bis  zu  Lykurg, 
dann  bis  zur  Kolonisation  Ioniens  ('Icoviag  xxioig),  des  weitern  bis  zur  Zurückkunft  der 
Herakliden  {'Hgayleidcbv  y.äfiodog),  und  schliesslich  bis  zu  einem  Ereignis,  das  selbst  schon 
nur    halbhistorisch    war,    zur  Einnahme    von  Troja  (Tgoiag  äXoooig).     So  weit    zurück    ging 


!)  Nicht  erlaubt  ist  es,  auch  den  vorausgehenden  Abschnitt  p.  110,  24  Dind.  ävco&ev  bis  111,  5  ysvsai 
dem  Thallus  zuzuweisen,  da  die  Anführung  des  Thrasyllos  oder  Thallos  p.  111,  7  dafür  spricht,  dass  erst 
hier  das  Eigentum  des  Thallus  beginnt  und  zuvor  eine  andere  Quelle  ausgeschrieben  ist. 

2)  Es  haben  daher  die  Juden  und  christlichen  Apologeten  zur  Stütze  ihrer  Lehre  von  der  Priorität 
der  jüdischen  Weisheit  immer  einen  grossen  Wert  darauf  gelegt,  dass  die  Griechen  später  als  die  Juden 
und  Aegypter  die  Schrift  zu  gebrauchen  begannen ;  nur  haben  sie  sich  dabei  verkehrter  Weise  an  die 
Person  des  mythischen  Kadmus  gehalten;  s.  Tatian  ad  Graec.  c.  39:  Kädpos  yäg  6  za  ozoiyiXa  xoig  jxgo- 
eigrj/.ievotg  jzagadovg  iiezix  nollag  ysveas  zfjg  Boicoziag  kniß»].  Clemens  ström.  I  21,  p.  382  Pott.:  Kad/xog  fisv 
6  Ss/xilrig  izaziig  ejzI  Avyxscog  elg  Qr/ßag  sg%exai  xal  rä>v  'ElXipnxwv  svgexijg  yivszai.  Eupolemos  bei  Clem. 
ström.  I  23,  p.  413:  EvJiö?.£f,iog  öi  iv  zw  jzegl  zwv  iv  zfj  'Iovdcu'a  ßaoüJcov  zov  Mcovarjv  cprjoi  xgcöxov  aocpov 
yevEO&at  xai  yoafifmza  jzqöjzov  zoXg  'Iovdai'oig  jzagaSovvat,  xal  jzaga  '[ovdaicov  <Potriy.ag  naga/.aßslv,  "EXlrjvag 
de  Ttaga  <Potvix(ov. 


521 

der  grosse  Begründer  der  griechischen  Chronologie  Eratosthenes,  indem  er  die  Einnahme 
Trojas  auf  407  vor  Ol.  1  oder  1183  v.  Chr.  festsetzte.1)  Die  letzten  der  genannten  Daten 
waren  schon  schwankend  und  unsicher,  da  sie  sich  gewiss  nicht  mehr  auf  bestimmte,  in 
Jahreszahlen  ausgeprägte  Ueberlieferungen,  sondern  nur  auf  unbestimmte  Angaben  von 
Geschlechtern  und  Königsreihen  stützten.  Auch  fehlte  es  in  der  Pestsetzung  jener  Epochen 
nicht  ganz  an  Schwankungen,  wie  uns  z.  B.  bezüglich  des  verschiedenen  Ansatzes  von 
Trojas  Fall  der  Abschnitt  des  Clemens  ström.  I  21,  139,  p.  403  Pott,  zeigt;  aber  die 
Schwankungen  waren  doch  nicht  bedeutend,  so  dass  die  Autorität  des  grossen  Eratosthenes 
bald  überall  durchdrang  und  seine  Ansätze  der  Einnahme  Trojas  auf  1183  v.  Chr.,  der 
Rückkehr  der  Herakliden  auf  1103,  der  jonischen  Wanderung  nach  Kleinasien  auf  1044  als 
feststehende  historische  Daten   galten. 

Höher  als  bei  den  Griechen  gingen  bei  andern  Völkern  die  sicher  fixierbaren  Daten 
hinauf.  Die  Chronologie  der  Assyrer  und  Aegypter  lasse  ich  beiseite,  teils  weil  ich  mich 
in  diesen  zu  wenig  auskenne,  teils  weil  dieselben  bei  Clemens  nur  wenig  ins  Spiel  kommen. 
Wer  die  Chronik  des  Africanus  und  Eusebius  erläutern  will,  der  wird  nicht  umhin  können, 
auch  die  Assyrer  und  Aegypter  hereinzuziehen;  hingegen  wird  die  Untersuchung  über 
Clemens  keinen  wesentlichen  Eintrag  erleiden,  wenn  man  von  der  Geschichte  jener  Völker 
absieht.  Aber  auch  die  Geschichte  der  Juden  ging  weiter  als  die  der  Griechen  hinauf; 
darin  hatten  die  alexandrinischen  Juden  und  christlichen  Apologeten  recht,  so  sehr  sie  auch 
dieses  höhere  Alter  zum  Anspruch  grösseren  Wissens  und  tieferer  Weisheit  missbrauchten. 
Dass  die  Juden  mit  den  fixierbaren  Daten  weiter  hinaufzugehen  vermochten,  das  verdankten 
sie  den  Zeitangaben  ihrer  heiligen  Schriften.  Zwar  sind  auch  diese  für  die  ältesten  Zeiten 
unzuverlässig  und  zum  grossen  Teil  nur  in  Menschenaltern  ausgesprochen,  aber  von  Abraham 
an,  sicher  von  Moses  und  dem  Auszug  aus  Aegypten  (Exodus)  an  verdienen  sie  volles  Ver- 
trauen, wenn  auch  die  runde  Zahl  40  für  die  Regierungsjahre  des  Salomo  einiges  Miss- 
trauen erwecken  kann.  An  Divergenzen  zwischen  dem  hebräischen  Text  und  dem  griechischen 
Text  der  Septuaginta  sowie  an  Anzeichen  kleiner  Lücken  in  den  Angaben  fehlt  es  freilich 
nicht  ganz,  aber  diese  verrücken  nicht  die  Hauptlinien.  Mit  grösserer  Sicherheit  als  man 
bei  den  Griechen  auf  Trojas  Fall  oder  1183  v.  Chr.  hinaufging,  konnte  man  bei  den  Juden 
auf  den  Exodus  oder  ungefähr  1600  v.  Chr.  hinaufgehen.  Also  ein  Mehr  von  400  Jahren 
hatte  immerhin  die  jüdische  Chronologie  vor  der  griechischen  voraus. 

Besonnene  Forscher  der  Griechen,  wie  Eratosthenes  und  Apollodor,  blieben  in  der 
griechischen  Geschichte  bei  dem  Falle  Trojas  als  äusserstem  datierbaren  Punkt  stehen. 
Als  aber  Syrer  und  Juden  in  den  Kreis  der  griechischen  Schriftsteller  eindrangen  und  mit 
der  Erweiterung  des  römischen  Reiches  und  des  geistigen  Horizontes  auch  die  Neigung  zur 
Vergleichung  griechischer  Geschichte  und  Litteratur  mit  fremdländischer  wuchs,  da  schaute 
man  sich  nach  Wegen  um,  auf  denen  man  auch  die  griechische  Geschichte  in  ein  höheres 
Alter  zurückverfolgen  könne.  Gut  wollte  das  nicht  gehen,  da  eben  sichere  Zeugnisse  fehlten 
und  insbesondere  keine  Angaben  nach  Jahren  für  die  Zeit  vor  dem  troischen  Krieg  vorlagen. 


l)  Darüber  enthält  den  Hauptaufschluss  Clemens  ström.  I  21,  138,  p.  402  Pott.  Nur  einige  wenige 
wagten  sich  schon  in  der  guten  alten  Zeit  noch  weiter  vor.  wenn  auch  nur  in  unbestimmter  Zeitangabe, 
wie  wenn  Pindar  P.  IV  10  den  Argonautenzug  17  yevsai  vor  Gründung  von  Kyrene  oder  1  ysvsä  vor 
Trojas  Fall  um  1200  v.  Chr.  setzt,  worüber  die  Prolegomena  meiner  grossen  Pindarausgabe  p.  CXXI 
handeln.     Hi>  auf  Cecrops  oder  1315  v.  Chr.  geht  die  parische  Marmortafel  hinauf. 

69* 


522 

Machte  man  gleichwohl  den  Versuch,  so  waren  widerstreitende  Meinungen  nicht  zu  ver- 
meiden.1) Ueber  einiges  zwar  einigte  man  sich,  wie  dass  Herakles  und  die  Argonauten  ein 
Menschenalter,  Amphion  und  Kadmus  zwei  vor  den  Troika  anzusetzen  seien;  aber  je  weiter 
es  hinaufging,  desto  mehr  drohten  die  Ansätze  auseinander  zu  gehen.  Am  meisten  Zwiespalt 
gab  es  beim  Anfang  der  griechischen  Geschichte  oder  bei  Inachus,  wofür  man  auch  Moses 
sagen  kann,  da  man  beide,  wie  wir  oben  sahen,  gleichzeitig  setzte.  Da  die  meisten  Zeug- 
nisse auf  Moses  lauten,  so  stelle  ich  ihn  und  die  verschiedenen  Ansätze  seiner  Zeit  voran, 
indem  ich  der  Uebersichtlichkeit  willen  die  alten  Ansätze  in  Jahre  v.  Chr.  umrechne. 
Moses  also  wird  gesetzt: 

1739  v.  Chr.  von  Eupolemus  bei  Clemens  ström.  I  21,  p.  404  Pott.;  s.  Gutschmid 
Kl.  Sehr.  IL  192. 

1736  v.  Chr.  von  Manetho;  s.   Gutschmid  Kl.  Sehr.  II   194. 

1796   v.  Chr.  von   Africanus;  s.  Gutschmid  Kl.  Sehr.  II   194. 

1678  v.  Chr.  von  Josephus  nach  den   Berechnungen  Gutschmids  Kl.  Sehr.  II  193. 

1685  v.  Chi-,  von  Josephus   nach  der   Angabe  des  Clemens  ström.  I  21,  p.  409  Pott. 

1666  v.  Chr.  nach  Cassian  bei  Clemens  ström.  I  21,  p.  401  Pott. 

1600  v.  Chr.  nach  den  Einzelangaben  der  Bibel,  s.  Gutschmid  Kl.  Sehr.  II   193. 

1583  v.   Chr.  nach  Tatian  ad  Graec.  39  und  Clemens  ström.  I  21,  p.  379  Pott. 

1550  v.  Chr.  nach   Eusebius  in  der  Chronik. 

ca.  1850  v.  Chr.  oder  20  yeveal  vor  den  Troika,  von  Clemens  ström.  I  21,  p.  379  Pott. 
2083—2183  v.  Chr.   oder  900—1000   vor  den  Troika,    von  Theophilus   ad  Autol.  III 
21   und  29. 2) 

Wie  sind  nun  diese  und  ähnliche  Differenzen  zu  erklären?  Denn  irgend  ein  Grund 
muss  doch  für  jede  Angabe  gesucht  werden  müssen,  ganz  ins  Blaue  hinein  wird  niemand 
seine  Angabe  gemacht  haben. 


')  Vergl.  Eusebius  chron.  I  174:  magna  discordia  est  inter  vetei-es,  qui  ionicae  historiae  concinna- 
bant  chron ographias.  Die  Verschiedenheit  der  alten  Ansätze  ist  auch  der  Grund,  dass  man  nachträglich, 
um  die  Unterschiede  wieder  auszugleichen,  zwei  Cecrops  und  zwei  Sintfluten  annahm. 

2)  Ich  füge  in  den  Noten  dazu  die  Divergenzen  bezüglich  der  Zeit  des  Cecrops: 

1581  v.  Chr.  im  Marmor  Parium 

1556  v.  Chr.  nach  Eusebius  in  der  Chronik 

1855  (nach  Verbesserung  1555)  bei  Clemens  ström.  I  21,  p.  402  P.  an  einer  schwer  verderbten  Stelle, 
die  aber  richtig  emendiert,  nur  eine  kleine  Abweichung  ergibt.  Es  heisst  nämlich  im  Text:  etat  ök  o? 
a.TÖ  KixQonog  fisv  im'  'A?J^av8gov  xov  Maxedöva  avväyovoiv  ihr)  yjlia  öxxaxöoia  ei'xoot  6xxd>,  ano  öe  Arj/xo- 
rpoiviog  xüua  öiaxöoia  jievztjxovxa,  xai  am)  Tgoiag  aXwoea>g  im  xrjv  'Hoaxleidä>v  xä&odov  ext]  exazov  el'xooiv 
1}  exaxöv  oydotjxovxa.  Nach  der  scharfsinnigen  Vermutung  Gutschmids  aber  ist  der  Text  durch  Umstellung 
von  Zahlen  verderbt  und  ist  zu  schreiben:  and  Kexgonog  fisv  im  'Aleg'avdgov  töv  MaxeSöva  ovvdyovoir  ext) 
yikia  diaxöoia  nevxrjxovxa,  oltzo  de  Arj/no<pwvtog  öxxaxöoia  xeooagäxovxa  öxxw,  xai  ano  Tgoiag  tV.dboemg  sjil 
xrjv  'Hgoxleidojv  xd&odov  hrj  sxaxov  ei'xoot  rj  [ixaxov]  oydorjxovxa.  Wenn  die  Differenz  bei  Cecrops  so  viel 
kleiner  als  bei  Inachus  ist,  so  hat  dieses  in  drei  Umständen  seinen  Grund:  erstens,  dass  das  Zeitalter 
des  Cecrops  schon  von  den  alten  Atthidenschreibern  und  dem  Verfasser  der  Marmorchronik  festgelegt 
worden  war,  zweitens  dass  durch  die  Annahme  von  zwei  Cecrops  eine  ältere  grössere  Differenz  ausge- 
glichen wurde,  drittens  dass  in  Berechnung  der  Zeit  des  Cecrops  noch  nicht  wie  bei  Inachus  und  Danaus 
ausländische  synchronistische  Daten  herangezogen  wurden. 


523 

Bei  der  höchsten  Angabe,  der  des  Theophilus  ad  Autol.  III  21  slvai  xbv  Mcoofjv  xal 
rovg  avv  avTco  ivaxoolovg  i)  xal  yiX'iovg  berechtigt  schon  die  Form  der  Angabe  zur  Ver- 
mutung, dass  der  fromme  Mann  mit  runden  Zahlen  um  sich  geworfen  hat;  mit  ihr  brauchen 
wir  uns  also  nicht  weiter  abzugeben. 

Die  Zahlen  des  Josephus  sind  aus  der  Bibel,  durch  Zusammenrechnung  der  einzelnen 
Posten,  genommen;  sie  gelten  nur  für  Moses  und  haben,  da  Josephus  die  Gleichung  Moses- 
Inachus  nicht  kannte  oder  doch  desavouierte,  mit  der  griechischen  Geschichte  nichts  zu 
thun.1)  Ebenso  ist  von  der  Bibel  ausgegangen  und  stimmt  so  genau  wie  man  nur  bei 
Zeitangaben  der  alten  Zeit  erwarten  darf,  mit  Josephus  der  Ansatz  des  Chronologen  (Cassian) 
bei  Clemens  ström.  I  21,  p.  401  Pott.  Denn  der  Satz  yivezai  t)  egodog  xaxa  "Ivayov  tzqö  xrjg 
—co&iaxfjg  Tieoiödov  ifeXßövxog  an1  'AlyvJixov  Mcovoeojg  exeoi  tiqoxeqov  xgiaxooiotg  xsooagä- 
xovra  e    führt,  wie  wir  oben  S.  54  dargelegt  haben,  auf  1321  -\-  345  =  1666  v.  Chr. 

Damit  haben  wir  von  den  11  Angaben  5  erledigt.  Wie  steht  es  nun  mit  den  übrigen 
6  Angaben,  welche  Voraussetzungen  liegen  ihnen  zugrund?  Um  darauf  zu  antworten, 
müssen  wir  auf  die  Mittel  eingehen,  welche  die  Chronologen  der  römischen  Kaiserzeit  zur 
Erweiterung  ihrer  alten  Tabellen  anwendeten. 

Ich  beginne  mit  dem  neuen,  erst  in  der  römischen  Kaiserzeit  angewandten  Mittel; 
das  lag  in  der  durch  Apion  erkannten  und  durch  Justus  von  Tiberias  weiter  verbreiteten 
Gleichzeitigkeit  des  argivischen  Königs  Inachus,  des  jüdischen  Führers  Moses  und  des 
ägyptischen  Königs  Amosis.  Teilte  man  diesen  Standpunkt,  so  war,  wenn  die  Zeit  eines 
dieser  Drei  gefunden  war,  auch  die  der  beiden  andern  mitgefunden.  Die  Zeit  des  Inachus 
lag  im  Dunkeln;  von  ihr  wird  man  also  so  leicht  nicht  ausgegangen  sein.  Besser  lag  die 
Sache  für  Moses  sowohl  wie  für  Amosis;  man  konnte  den  Amosis  nach  ägyptischen  Tabellen, 
und  man  konnte  den  Moses  nach  jüdischen  Quellen  bestimmen.  Im  ersteren  Fall  kam  man 
auf  1721 — 1697,  in  welchen  Jahren  nach  dem  Kanon  des  Eusebius  Amosis  regierte,  genauer 
auf  1754/3,  in  welches  Jahr  nach  den  Berechnungen  Ungers,  Chronologie  des  Manetho 
S.  166,  der  Auszug  der  Juden  hätte  gesetzt  werden  sollen.  Im  zweiten  Fall  kam  man 
auf  beiläufig  1600,  zu  welcher  Zeit  die  Juden  nach  den  Zeitangaben  ihrer  heiligen  Bücher 
ausgezogen  waren.  Die  bibelfesten  Christen,  Tatian,  Clemens,  Eusebius,  gingen  von  Moses 
und  dem  alten  Testament  aus  und  setzten  demnach  auch  den  Inachus  oder  den  Anfang  der 
griechischen  Geschichte  (1600—1183)  417,  oder  mit  Abrundung  (1583—1183)  400  Jahre 
vor  Trojas  Fall.  Africanus  hatte  grösseren  Respekt  vor  dem  Alter  der  ägyptischen  Königs- 
listen; er  ging  daher  im  Anschluss  an  die  alten  Geschichtsschreiber  Manetho  und  Eupolemus 
von  Amosis  aus,  musste  sich  dann  aber  starke,  von  Eusebius  mit  Recht  getadelte  Inter- 
polationen in  den  jüdischen  Zeitangaben  erlauben. 

Damit  erledigen  sich  weiter  von  den  Angaben  der  Zeit  Moses  die  drei  ersten  und  die 
achte  und  neunte,  welche  letzteren  mit  den  Angaben  4. — 7.  zusammengehen. 

Das  andere  Hilfsmittel  der  griechischen  Chronologen  war  ein  althergebrachtes,  die 
Berechnung  der  Zeit  aus  den  Menschenaltern  der  eigenen  Geschichte;  neu  war  nur  der 
Glaube   an   die  Verlässigkeit    der   alten  Königslisten    und    die  Umsetzung   der  Menschenalter 


!)  Josephus  hat  sich  überhaupt  um  die  griechische  Geschichte,  namentlich  die  ältere  sehr  wenig 
gekümmert;  sonst  hätte  er  nicht  in  der  Streitschrift  gegen  Apion  I  16  sagen  können,  die  Argiver  hielten 
den  Danaus  für  den  ältesten  ihres  Volkes:  y.aizoi  xovxov  unyaiöxaxov  'ÄQystoi  voixi^ovaiv.  Denn  dass  hier 
aij/raornm;  eigentlicher  Superlativ  ist.  bemerkt  richtig  Gn\  cl  mid,  Kl.  Sehr.  IV  400. 


524 

in  Jahre  nach  dem  Massstab  von  3  Menschenaltern  oder  3  aufeinander  folgenden  Königen 
auf  100  Jahre.  Eine  Mittelstufe  dieses  Verfahrens  war  die  Nebeneinandersetzung  von 
Menschenaltern  und  Jahren,  wie  wir  dieses  bei  Clemens  ström.  I  21,  p.  379  Pott,  finden: 
elg  de  röv  %qovov  tü)v  Tqcoixcöv  and  *Ivd%ov  yeveal  fxev  el'xooiv  f]  juiä  nXsiovg  öiagidjuovvTai, 
frrj  de  (bs  enog  elneTv  rergaxooia  xal  ngöooj,  und  bei  Diodor  II  28:  i)  jiiev  ovv  fjyefiovta 
xöiv  'Aoovgimv  and  Nivov  dtajueivaoa  rgidxovxa  tuev  yevedg,  err]  de  nleioi  rmv  yiXicov  xal 
Tgiaxooloov.     Bestimmte   man  nun  die  Jahreszahl  nach  Menschenaltern  und    zwar  nach  dem 

Durchschnittssatz    von    1   yeved  =  — - —  hrj,    so    erhielt    man    für    die   Zeit   des   Inachus,   je 

o 

nachdem  man  21  oder  nach  der  gewöhnlichen  Ueberlieferung  20  Könige  bis  Agamemnon 
annahm,  700  oder  6662/3  Jahre  vor  Troja  oder  1883  oder  1850  Jahre  v.  Chr.  Die  zweite 
dieser  Jahreszahlen  hat  Eusebius  fast  ganz  genau  wiedergegeben,  wenn  er  von  Inachus  bis 
Troja  675  Jahre  rechnet;    dieselbe    haben  auch  wir  oben  unter  Nr.  10  angenommen,  indem 

wir  Moses-Inachus  20  X  — ö —  Jahre  vor  Trojas  Fall  oder  1850  v.  Chr.  leben  Hessen. 

o 

Diese  in  Jahre  umgesetzte  Zeitberechnung  nach  Menschenaltern  lässt  sich  auch  noch 
in  einigen  anderen  Zeitansätzen  der  altgriechischen  Geschichte  bei  christlichen  Schriftstellern 
wiederfinden,  wenn  man  nur  keine  strikte  Genauigkeit  in  den  überlieferten  Zahlangaben 
fordert.  Die  Grundlage  oder  der  Ansatz  1  yeved  zu  331/3  Jahren  war  ja  selbst  so  ungenau 
—  denn  wie  oft  wird  es  vorgekommen  sein,  dass  eine  Regierung  gerade  33x/3  Jahre 
dauerte?  —  dass  sich  die  Chronologen  förmlich  eingeladen  fühlten,  in  ihren  Tabellen  teils 
runde  Zahlen  zu  gebrauchen,  teils,  um  das  Schematische  zu  vertuschen,  dem  einen  König 
mehr,  dem  andern  weniger  als  33  Jahre  zuzuteilen.  Geht  man  also  von  der  Forderung 
einer  genauen  Entsprechung  ab  und  begnügt  sich  mit  einer  ungefähren  Uebereinstimmung, 
so  lassen  sich  vielleicht  noch  zwei  andere  Ansätze  aus  der  Berechnung  nach  Menschen- 
altern ableiten. 

Theophilus  ad  Autol.  III  21  lässt  den  Danaus  313  Jahre  nach  dem  Exodus  der  Juden 
nach  Argos  kommen.  Danaus  war  der  10.  argivische  König;  es  gingen  ihm  also  9  Könige 
voraus;  das  macht  nach  der  üblichen  Durchschnittsrechnung  300  Jahre.  Es  ist  also  möglich, 
dass  der  Ansatz  des  Theophilus  auf  einer  Berechnung  nach  Menschenaltern  beruht.  Wenn 
ich  mich  unbestimmt  ausdrücke,  so  hat  das  seinen  Grund  darin,  dass  einesteils  Eusebius  in 
dem  Kanon  zu  544  Abr.  und  Josephus  gegen  Apion  I  16  und  26  den  Danaus  erheblich 
jünger,  nämlich  der  erstere  384  nach  Inachus,  der  letztere  393  nach  Moses  setzen,  und 
dass  andernteils  nach  Josephus  c.  Ap.  I  26  Manetho  die  Zeit  des  Danaus  unabhängig  von 
seiner  Stellung  in  der  argivischen  Königsliste,  direkt  durch  Annahme  eines  weiteren  Syn- 
chronismus bestimmt  zu  haben  scheint.  Es  verglich  nämlich  Manetho  nach  Josephus  die 
griechische  Mythe  von  dem  Streit  des  Danaus  und  seiner  50  Töchter  mit  Aigyptos  und 
seinen  50  Söhnen  mit  der  ägyptischen  Ueberlieferung  von  dem  Streit  zweier  Könige  Zeftojv- 
AXyvnxog  und  "Egfxaiog-Aavadg, x)  so  dass,  zumal  sich  noch  bei  Eusebius  Spuren  dieser  syn- 
chronistischen Annahme  finden,  auch  Theophilus  die  Zeit  des  Danaus  nicht  nach  Menschen- 
altern,  sondern  nach  jenem  Synchronismus  berechnet  zu  haben  scheint. 

Clemens  ström.  I  21,  p.  381  Pott,  lässt  den  Moses  604  Jahre  vor  dem  32.  Regierungs- 
jahr des  Perseus  leben,   setzt  also  den  Beginn  der  Regierung  des  Perseus  572    nach  Moses- 


J)  Vgl.  Gutschinid,  Kl.  Sehr.  IV  457  f. 


525 

Inachus.  Das  sieht  schon  an  und  für  sich  ganz  so  aus,  als  ob  Clemens  ein  Verzeichnis 
der  altgriechischen  Könige  mit  Angabe  ihrer  Regieruugszeit  nach  Weise  der  Tabellen  des 
Thallus  vor  sich  gehabt  habe.  Aber  auch  in  der  That  kommt  die  Berechnung  der  Zeit 
des  Perseus  nach  Menschenaltern  ziemlich  auf  den  Ansatz  des  Clemens  hinaus.  Denn  Perseus 
war  der  15.  argivische  König,  so  dass  er  nach  der  gewöhnlichen  Durchschnittsrechnung 
an  500  Jahre  nach  Moses-Inachus  lebte.  Das  ist  etwas  weniger  als  in  der  obigen  Stelle 
Clemens  annimmt;  aber  der  Unterschied  gleicht  sich  aus,  wenn  wir  annehmen,  dass  die 
Chronologen  die  Regierungsjahre  der  älteren  Könige  höher  als  die  der  späteren  anschlugen. 
In  der  That  aber  liess  auch  Kastor  bei  Eusebius  chron.  I  177  die  ersten  9  argivischen 
Könige  bis  Sthenelus  382  statt  300  Jahre,  die  ersten  14  bis  Akrisius  544  statt  466  Jahre 
herrschen.  Jedenfalls  führen  die  Ansätze  des  Danaus  und  Perseus  bei  Theophilus  und 
Clemens  auf  einen  weit  grösseren  Zwischenraum  zwischen  Moses-Inachus  und  Trojas  Fall 
als  wir  ihn  bei  Tatian  fanden.  Demselben  System  gehören  aber  nun  fast  alle  Zeitangaben 
vor  Trojas  Fall  bei  Eusebius  an,  wie  wenn  derselbe  Niobe  (unter  Phoroneus)  226  Abr. 
=  1789  v.  Chr.,  Atlas  (unter  Phorbas)  431  Abr.  =  1584  v.  Chr.,  die  Sintflut  unter 
Deukalion  477  Abr.  =  1538  v.  Chr.,  Io  (unter  Triopas)  498  Abr.  =  1517  v.  Chr.,  Kadmus 
(unter  Lynkeus)  587  Abr.  =  1428  v.  Chr.  setzt.  Es  hat  sich  also  neben  der  durch  ägyp- 
tische und  jüdische  Synchronismen  beeinflussten  Zeitrechnung  eine  national -griechische 
erhalten,  die  sich  wesentlich  an  diejenigen  Anhaltspunkte  hielt,  welche  in  den  alten  Königs- 
listen der  Argiver  und  Athener  und  in  den  seit  Alters  zu  den  einzelnen  Königen  als 
gleichzeitig  angemerkten  mythologischen  Daten  geboten  waren.  Vertreten  war  diese 
Richtung  durch  Ps.  Apollodor,  der  eben  noch  nicht  unter  dem  Einfluss  der  neuen,  durch 
Apion  und  Justus  von  Tiberias  verbreiteten  Theorie  griechisch-jüdisch-ägyptischer  Syn- 
chron istik  stund. 

Fassen  wir  zum  Schluss  noch  die  Hauptresultate  der  vielverzweigten  Untersuchung 
zusammen,  so  hat  sich  für  die  Quellen  der  chronologischen  Angaben  des  Clemens  und  die 
Methode  der  alten  Chronologie  überhaupt  Folgendes  ergeben.  Clemens  benützte  in  der 
Chronologie  zunächst  seine  christlichen  Vorgänger,  den  Tatian,  dessen  einschlägiges  Buch 
uns  noch  zur  Kontrolle  erhalten  ist,  und  den  Cassian,  der  in  seinen  Exegetika  bei  der 
Erklärung  von  Bibelstellen  auch  chronologische  Fragen  erörtert  hatte.  Mit  dem  Apologeten 
Theophilus  stimmt  vielfach  Clemens  überein,  aber,  wie  es  scheint,  nur  in  Folge  der 
Benützung  der  gleichen  Quellen,  namentlich  des  Justus  von  Tiberias  und  des  Chryseros, 
ohne  dass  eine  direkte  Entlehnung  stattgefunden  hätte.  Die  grossen  christlichen  Chrono- 
graphen Julius  Africanus  und  Eusebius  lebten  erst  nach  Clemens,  so  dass  sie  nicht  als 
Quellen  des  Clemens  in  Betracht  kommen  können,  sondern  umgekehrt  Clemens  dem  Eusebius 
als  Quelle  diente.  Von  den  heidnischen  Autoren  hat  sich  Clemens  nicht  die  Mühe  genommen 
die  grossen  historischen  Werke  zu  lesen,  auch  den  Begründer  der  Chronologie  Eratosthenes 
hat  er  nur  durch  andere  kennen  gelernt.  Von  den  chronologischen  Kompendien  hat  er 
nach  seinem  eigenen  Zeugnis  die  Xoövot  des  Dionysius  von  Halikarnass  zur  Hand  gehabt. 
so  dass  sich  aus  ihm  noch  mehrere  Abschnitte  jenes  Büchleins  rekonstruieren  lassen.  Auf 
Apollodor  bezieht  er  sich  mehrmals,  doch  hatte  er  nicht  mehr  den  echten  Apollodor  in 
Versen  vor  sich,  sondern  eine  prosaische  Ueberarbeitung,  die  durch  zahlreiche  Interpolationen 
den  ursprünglichen  Charakter  des  Buches  stark  alteriert  hatte.  Für  die  orientalische 
Geschichte   und  die  synchronistische  Chronik  scheint   er  den  Hauptgewährsmann    der  christ- 


526 

liehen  Chronographen,  den  Syrer  Thallus  benützt  zu  haben,  dessen  Name  ich  durch 
Conjectur  in  den  Text  des  Clemens  zurückzuführen  suchte.  An  der  Hand  unseres  Clemens 
und  durch  Analyse  seiner  Quellen  sind  wir  noch  imstande,  die  allmähliche  Entwicklung 
der  alten  Chronologie  zu  erforschen  und  die  Wege  zu  verfolgen,  durch  die  auch  die 
Fabeln  der  Heroen-  und  Götterzeit  in  die  Geschichte  hereingezogen  und  chronologisch 
zuerst  nach  Menschenaltern,  dann  auch  nach  Jahren  und  selbst  nach  Tagen,  mirabile  dictu, 
fixiert  wurden. 


Inhalt. 


Seite 
Einleitung 457 

I.  Die  Stellung  des  Clemens  zu  Wissen  und  Bildung 458—468 

II.  Dichtercitate  bei  Clemens  Alexandrinus 468 — 493 

III.  Chronologisches  bei  Clemens  Alexandrinus 494 — 526 


527 


Verzeichnis 

der   behandelten   Stellen   und   Sachen. 


Aeschylus  Prom.  44  S.  469;  untergeschobene  Verse 
S.  485,  489. 

Africanus,  Ansatz  des  Moses  S.  523. 

Alexander  Polyhistor  S.  508. 

Alkaios,  Dichter  und  Grammatiker  S.  473. 

Amenotes,  ägyptischer  Dichter  S.  490. 

Anakreontea  S.  474. 

Andokides  S.  476. 

Antisthenes  S.  477. 

Apion  S.  497,  523. 

Apollodor  negi  fcwv  S.  481  f.;  Chronik  S.  503,  509, 
510,  512  ff. 

Aretades  S.  473  f. 

Aristobul,  jüdischer  Peripatetiker  S.  464,  475. 

Aristoxenus  S.  491. 

Artapanos  S.  464. 

Bibelübersetzung  unter  Ptolemäus  Philadelphus 
S.  465;  ältere  zur  Zeit  der  Persika  S.  465. 

Cassian,  Quelle  des  Clemens  S.  504  ff. 

Chrestomathien  S.  468,  469. 

Chronologisches  bei  Clemens  Alexandrinus  S.  494  ff. 

Chryseros,  Annalist  S.  496. 

Chrysippus,  ob  Verfasser  eines  Florilegiums  S.  480  f. 

Clemens  Alexandrinus,  Stellung  zu  Wissen  und 
Bildung  S.  458  ff. ;  Lehrer  S.  468 ;  symbolische  Er- 
klärungsweise S.  465  f.;  Bekämpfung  der  Sophi- 
stik  S.  466;  verwandt  mit  Athenäus  S.  467; 
Dichtercitate  bei  Clemens  S.  468  ff. ;  Aussprüche 
über  Götter  S.  476  ff. ;  gefälschte  Verse  S.  484  ff. ; 
schöpft  aus  Tatian  S.  497  ff.;  protr.  p.  6  f.: 
S.  476  ff.;  protr.  p.  59:  S.  480;  ström.  I  21: 
S.  494  ff.;  V  14:  S.  476  f.;  VI  2:  S.  470  ff. 

Danaus,  dem  ägyptischen  Hermaios  gleichgesetzt 
S.  524. 

Demosthene8  de  cor.  208:  S.  472. 

Didymus,  Scholien  zu  Sophokles  S.  487. 

Dio  Chrysostomus  or.  XI:  S.  466. 

Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abtb. 


Diodor,  ob  Kastor  Quelle  S.  515. 

Dionysius  Halic.  Xgövoi  S.  509  ff. 

Ephorus,  von  den  75  Sprachen  der  Erde  S.  466. 

Eratosthenes,  Vater  der  Chronologie  S.  496,  521. 

Euhemerus  S.  511. 

Eupolemus,  jüdischer  Historiker  S.  460,  507. 

Euripides,  Verhältnis  zu  Plato  S.  476:  Med.  618 
S.  471;  Phrixus  S.  487. 

Gefälschte  Verse  bei  Clemens  S.  484  ff. 

Hekatäus,  gefälschte  Schriften  S.  485  f.,  492. 

Heraklit  und  die  Bibel  S.  461;  untergeschobene 
Sprüche  S.  4903. 

Herodot,  citiert  von  Clemens  S.  470. 

Hippobotos,  Quelle  des  Clemens  S.  491. 

Hiram,  König  von  Phönizien  S.  501  f. 

Homer,  wann  gelebt  S.  499  f.;  mit  ägyptischer  Ge- 
schichte in  Verbindung  gesetzt  S.  502 ;  IL  1 4, 206 : 
S.  466;  Od.  11,  410:  S.  489;  gefälschte  Verse 
S.  489. 

Inachus,  Zeitgenosse  des  Moses  S.  497  f.,  505,  522. 

Jophon,  als  Komiker  irrtümlich  citiert  S.  470. 

Josephus,  Zeitrechnung  S.  523. 

Isokrates  S.  476. 

Juba,  ob  von  Clemens  benützt  S.  503. 

Jüdische  Zeitrechnung  S.  521. 

Justin,  über  das  Verhältnis  griechischer  Weisheit 
zur  jüdischen  S.  461;  de  mon.  S.  478  f.,  484  f. 

Justus  aus  Tiberias  S.  505  f. 

Kastor,  Chronograph  S.  515  ff. 

Kekrops  Zeit  S.  522. 

Ktesias,  Historiker  S.  515. 

Linus  mit  Kallimachus  verwechselt  S.  465. 

Longin  de  subl.  S.  461,  472. 

Lysimachus,  Grammatiker  S.  473. 

Lykurg,  Lebenszeit  S.  503  f. 

Manetho  S.  522,  524. 

Menelaus  in  Phönizien  S.  501  f. 

70 


528 


Moses,  Verhältnis  zu  den  Griechen  S.  461  ff. ;  Zeit 

des  Moses  S.  494,  497  f.,  505  f.,  522  f.;  Moses  von 

Griechen  unterrichtet  S.  464;  Moses  mit  Musaios 

identificiert  S.  464. 
Musaeus,  untergeschobene  Verse  S.  474. 
Musonius,  Quelle  des  Clemens  S.  460. 
Orpheus,  untergeschobene  Verse  S.  474,  484  f.,  486, 

489;   Lebenszeit  S.  501. 
Philo  findet  in  Aussprüchen  der  Bibel  den  Quell 

griechischer  Weisheit  S.  461,  462. 
Philosophische  Dichter  S.  469. 
Pindar  N.  VIII  40 :  S.  469 ;    untergeschobene  Verse 

S.  490;  Plagiate  S.  470,  472  f. 
Plato  in  Aegypten  S.  464;  Verhältnis  zu  Euripides 

S.  476;    Theaet.  176  A:    S.  462;    Phaed.  69  C: 

S.  463;  Symp.  218  B:  S.  487. 
Polernons  Historien  S.  505,  606. 
Porphyrios  S.  472  f. 
Ptolemaios,  Verfasser   einer   ägyptischen    Chronik 

S.  497  f. 


Pythagoras  in  Aegypten  S.  464  f.;  untergeschobene 
Verse  S.  490. 

Schrift,  Zeit  ihrer  Erfindung  S.  460  f.,  520. 

Sikyons  Könige  S.  517. 

Sophokles,  Verhältnis  zu  Euripides  und  Herodot 
S.  475;  Ant.  911  f.:  S.  475;  Ai.  665:  S.  475; 
untergeschobene  Verse  S.  485. 

Sothis-Periode  S.  508. 

Synchronistische  Kombinationen  S.  502,    505,   524. 

Tacitus  benützte  eine  Chronik  S.  516. 

Tatian  über  das  Verhältnis  der  griechischen  Weis- 
heit zur  jüdischen  S.  461;  Quelle  des  Clemens 
S.  497  ff. 

Terpander  fr.  1:  S.  491.  I 

Thallus,  Chronograph  S.  515  ff.;  Lebenszeit  S.  519. 

Theophilus  ad  Autol.  S.  480,  525. 

Thrasyllus,  ob  Chronograph  S.  499,  519  f. 

Trojas  Einnahme,  Anfang  der  Zeitrechnung  S.  520  f. 

Velleius  benützte  den  Thallus  S.  516. 


Ungedruckte  und  ungenügend  veröffentlichte 


Texte  der  Notitiae  episcopatuum, 


ein   Beitrag" 

zur  byzantinischen  Kirchen-  und  Verwaltungsgeschichte 


von 


Heinrich  Geizer. 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k  Ak.  d.  Wisa.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  71 


I.    Der  vollständige  Text  der  Ekthesis  des  hl.  Epiphanios. 

Im  Herbst  1899  besuchte  ich  die  Bibliotheken  von  Konstantinopel  (Metochion  des 
hl.  Grabes),  Halki  (theologische  Schule  =  Hagia  Triada  und  Handelsschule  =  Panagia), 
Smyrna  (evangelische  Schule)  und  Athen  (Nationalbibliothek)  hauptsächlich  zu  dem  Zwecke, 
die  dortigen  Handschriften  von  Notitiae  episcopatuum  zu  kollationieren  und  unveröffentlichte 
Texte  zu  kopieren. 

Bekanntlich  sind  die  Notitiaetexte  zum  grossen  Teile  jung,  die  des  Orients  noch  viel 
jünger,  als  die  des  Occidentes.  Während  hier  Handschriften  des  X.  und  XL  Jahrhunderts 
nicht  gerade  Seltenheiten  sind,  die  Mehrzahl  aber  dem  XV.  und  XVI.  Jahrhundert  angehört, 
haben  wir  dort  verschwindend  wenige  ältere  Handschriften;  auch  die  aus  dem  XVI.  Jahr- 
hundert sind  nicht  sehr  zahlreich;  die  meisten  gehören  dem  XVII.  und  XVIII.  Jahrhundert 
an.  Dennoch  dürfen  diese  späten  Machwerke  nicht  als  wertlos  bei  Seite  gelegt  werden. 
Man  muss  bedenken,  dass  eben  die  Epoche  von  1450 — 1750  den  Tiefstand  des  byzantinischen 
Griechentums  bezeichnet.  Während  der  Westen  durch  die  Buchdruckerkunst  mächtige 
Fortschritte  auf  wissenschaftlichem  Gebiete  machte,  blieben  im  Osten  vielfach  die  alten 
Zustände  massgebend.  Der  Wissensdurst  nach  Gedrucktem  beschränkte  sich  in  der  Regel 
auf  Erbauungsliteratur  und  Kirchenbücher,  wofür  den  Bedarf  hauptsächlich  Venedig  deckte. 
Daneben  haben  sich,  wie  in  der  alten  Zeit,  wo  die  edle  Buchdruckerkunst  noch  nicht 
erfunden  war,  die  Kleriker  und  Gelehrten  mit  Handschriften  beholfen.  Namentlich  für  die 
Handhabung  der  geistlichen  Civilgerichtsbarkeit  bediente  man  sich  nach,  wie  vor,  der  hand- 
schriftlich überlieferten  kanonistischen  Lehrbücher.  Während  der  Westen,  vorab  Frankreich, 
die  alten  Handschriften  des  Orients  massenhaft  zusammenkaufte,  und  so  eine  immer  grössere 
Handschriftenarmut  im  Osten  herstellte,  hat  dieser  selbst  den  Rest  seiner  ihm  gebliebenen 
Schätze  durch  fleissigen  Gebrauch  ruiniert.  Gelehrte  und  eifrige  Prälaten,  wie  Dositheos 
und  Chrysanthos  von  Jerusalem,  Hessen  daher  vielfach  alte,  in  üblen  Zustande  befindliche 
Handschriften  kopieren.  So  haben  wir  im  Metochion  des  hl.  Grabes  und  sonst  eine  beträcht- 
liche Anzahl  von  Handschriften,  die  als  ganz  jung  auf  den  ersten  Blick  wenig  Wert  zu 
besitzen  scheinen,  sich  aber  bei  näherer  Betrachtung  als  Kopien  hochalter  Manuskripte 
erweisen,  und  so  von  wesentlicher  Bedeutung  für  die   Wissenschaft  sind. 

Ein  sprechender  Beweis  dafür  ist  der  hochwichtige  Codex  Nr.  522  (ol.  473)  des 
Metochions    des    hl.    Grabes    von    Jerusalem    zu    Konstantinopel.      Er    ist    unter    Patriarch 

71* 


532 

Nektarios  von  Jerusalem  (1661 — 1669),  genauer  1663,  von  dem  jerusalemitischen  Hiero- 
monachen  Germanos  geschrieben  worden.  Er  besteht  aus  216  unpaginierten  Blättern1)  und 
hat  folgenden  Inhalt 

1.  fol.  1  ""KmoToXr]  Icodvvov  legoooXv/iixov  ngoc  xbv  ßaoiXea  xcovoxavxivov  xbv  naga- 
ßdxtjv  (!) : 

2.  fol.  17  aQ%r]  ovv  -&cb  äyico'  negl  xi]C  xd^scoc  xcbv  xe  ätjtcojudxcov  xal  öcpcpixicov ;  dazu 
allerlei,  teils  erbauliche,  teils  thörichte  Anhänge.  Ein  noXo^govio/xog  ist  wichtig,  weil  er 
uns  über  die  Abfassungszeit  Aufschluss  gewährt:  noXv%gcoviov  nottjoai  xo  6  -&ebc  xbv  fiaxa- 
gicbxaxov  xal  navaytcbxaxov  fjfxcbv  av&evxrjv  xal  deonöxrjv  nga  fjficbv  xal  ngidgyjjv  xfjc  äyiac 
nSXeoc  lh]ju  xal  ndoi]C  naXaioxivrjC,  ovgiac,  ägaßiac  negav  xov  logödvov,  xavd  xf\c  yaXiXaiac 
xal  äyiac  oicbv,  xvgiov  vexxdgiov  eig  noXXd  hxxrj  (!)  diaxigiosi  6  &ebc  xö  ev&eov  vxpoc  xfjc 
deo7igoßXi']xov  avxov  ägxisgcooivrjc : 

3.  fol.  103:  ägyr\  ovv  #ö>  äyico'  ovyygafi/ua  ysvöjuevov  nagä  velXov  juova%ov  xov  öo£a 
naxgov  xaxd  x&evoiv  xov  evyeveoxdxov  grjybc  oixeXiac  goyegiov  Jiegl  xcbv  nsvxe  ngiagyixcbv 
■dgovcov.  Der  Text  hat  mehrfach  Stücke,  welche  in  der  von  Leo  Allatius  nach  dem  Manuskript 
von  Joannina  gefertigten  Ausgabe  fehlen. 

4.  fol.  129v:  xov  xgio/uaxaguoxdxov  Xißegiov  ndnna  QdbfxrjC  smoxoXrj  ngoc  xbv  fieo- 
cpdeoxaxov  äftaväoiov  äg%ienioxonov  äXe^avögeiac  öxi  xeXeiov  ävov  aveXaßev  6  debc  Xoyoc  und 
fol.  130T  xov  iv  äyioic  ngoc  fj/,icbv  ä&avaoiov  ndnna  äXe^avdgeiac  ävxiygacpov  b  e'ygayjev 
Xißsglü)  ndnna  gd)jui]C  öxi  xeXeiov  ävov  ävÜMßev   6  $c  Xöyoc  vneg  xfjc  ij^iExigac  ogiac. 

5.  fol.   132r:   IJhgov  ävxto%£iac  ngoc  xbv  ßevexiac. 

6.  fol.  133r:  ägtfi  xb  xaxxixbv  xfjg  ivogiac  xcbv  fjigonöXeoov  xal  imoxoncbv  xfjc  äyiac 
nöXeajc  'IsgovoaXf/ju. 

7.  fol.  139:   Täijig  ysvojUEvrj  inl  xfjg  tpfjcpov  xcbv  äg%i£gecov. 

8.  fol.  146 :  Kanoneserklärungen  und  frommes  Gerede. 

9.  fol.  152:  zdg'ic  xcbv  vnoxeijusvcov  jugonöXecov  xco  änooxoXixw  xal  ngiagyixco  dgovco 
xfjc  deocpvXdxxov  xal  ßaoiX/]dog  xcovoxavxivovnöXecoc.  avxt]  fj  xd^ic  ix  ovvobixfjc  diaoxexpecoc 
xb  äxgißkc  EiXfjcpei,  xa&cbc  ofj/uegov  ev  xco  legqJ  yagxocpvXaxicp  ävayeyganxai  (=  Not.  II  Parti). ) 

10.  fol.  165T:  'Emcpaviov  äg%i£nioxonov  xvngov  sxdeoic  ngcoxoxXvjoi&v  ngiagycbv  xe 
xal  figonoXecov  (=  Nort.  VII   Parth.) 

11.  fol.  176v:  xd^ic  ngoxadsögiac  xcbv  6oiojxdxo)v  ngiagycbv  (=  Not.  I   Parth.) 


:)  Die  Arbeit  in  den  orientalischen  Handschriftensammlungen  wird  dadurch  sehr  erschwert,  dass 
nicht  einmal  die  primitivsten  Erleichterungen  dem  Leser  gewährt  werden.  Wie  soll  man  künftige  Be- 
nutzer bei  Miscellenhandschriften  darauf  hinweisen,  wo  die  einzelnen  Traktate  zu  finden  sind,  wenn 
nicht  einmal  die  Blätter  einzeln  durchnumeriert  sind?  Papadopulos  Kerameus  hat  einen  Katalog  der 
Handschriften  der  evangelischen  Schule  in  Smyrna  und  einen  (unvollständigen)  des  Metochions  vom 
hl.  Grabe  angefertigt,  die  Sakkelions  den  der  Athener  Nationalbibliothek.  Die  Verfasser  geben  gewissen- 
haft an,  wie  viel  Blätter  jeder  Codex  enthält;  die  Handschriften  selbst  durchzunumerieren  und  sie  so 
der  Benutzung  zugänglich  zu  machen,  ist  ihnen  nicht  eingefallen.  Ein  früherer  Bibliothekar  hat  das 
für  den  alten  Bestand  der  Athener  Bibliothek  allerdings  und  zwar  höchst  sorgfältig  besorgt;  die  massen- 
haft aus  den  thessalischen  Klöstern  neu  hinzugekommenen  Bücher  sind  jetzt  nach  20  Jahren  noch  sämt- 
lich unpaginiert! 


533 

fol.  183r:  unten  findet  sich  die  wichtige  Notiz:  xavxac  xdc  xgeic  ix&eae.tc.   6c  evgov 
ovxoc  eotjuicooa,  ex  nalaiov  dvxiygdcpov  xal  ndvv  moxoixdxov.  xeXoc  xal  xw  #<y  d6£a. 

12.  fol.  183T:    Anhang  über  die  Massregeln  Leos  des  Isauriers. 

13.  fol.  184r:   Not.  I  v.  520—1064  Parth. 

14.  fol.  194r:  Excerpte  aus  Constantinus  Porphyrog.  de  Caerimon. 

15.  fol.  195v:  Verzeichnis  der  Patriarchen  von  Antiochieu. 

16.  fol.  197r:   ixxXt]oiaoxixbv  dvxioyeiac  xaxxixbv  ovv  &co. 
Subscription  in  geistlicher  Schnörkelschrift: 

1663 
•4-    regjiiavöc  lego/uövayoc  eic  xä  legooöXvjua. 

17.  fol.  202r:  Verzeichnisse  der  Patriarchen  von  Rom,  Alexandrien  und  Jerusalem. 

18.  fol.  204r:   Hierokles'  ovvexdrj/uoc. 

19.  fol.  215v:   Das  Verzeichnis  der  grössten  Flüsse  und  Gebirge, 
fol.  216r:  mit  sehr  roher  Hand: 

X 

ev  xiü  /uixgio  jU7]vv/unxi 
6  fjaxagicoxaxoc  xal  navayitbxaxog  rj/ucov  avßevxrjc  xai  deonoxric  xvgrj  xal  jzgidgyj]C  xfjc  äyiac 
7i6?.£OC  IkrjfA.  xal  7idor]C  7xaXaioxr'jVf]C  xvgioc  xvgioc  ygvoavdoc  löcov  oov  xr\v  ayicoovvrjv  d^iav 
ovoav  Tigbc  xb  Tioi/uaiveiv    xrjv    äyioyxdxrjv    fj.i]xg6jioXiv  jixoXejuatöoc    xal    ngoooxd^eiv  (!)    fjfxäg 
fiijvvoai  avxrjv  xal  ..   (ein   unleserliches   Wort  ixvfiaoßfjvai?) 

Unter  den  vielen  wertvollen  Stücken  dieser  Sammelhandschrift  verdienen  die  Nummern 
9 — 11  eine  besondere  Beachtung,  weil  der  Schreiber  Germanos  ausdrücklich  anmerkt  (was 
auch  aus  ihrem  Inhalt  erhellt),  dass  sie  aus  einem  hochalten  und  zuverlässigen  Codex  abge- 
schrieben seien. 

Hier  ist  vor  allem  die  zehnte  Nummer  zu  beachten  fol.  165 v  —  176r:  'Emcpaviov 
agyiETiioxonov  KvTigov  ex&eoig  7iga)xoxh]oiä>v  naxgiagycöv  xal  fx^xgoJiöXeoiv  (1.  jur/xgojioXuxöJv). 

Dieses  hochwichtige  Aktenstück,  bekanntlich  die  älteste  aller  vorhandenen  Notitiae 
episcopatuum  des  Patriarchats  Konstantinopel  ist  bisher  nur  aus  einer  Handschrift  bekannt, 
dem  berühmten  Codex  der  Leipziger  Katsbibliothek  Kep.  I  n.  17  (X.  oder  Anf.  des  XL  S. 
fol.  264),  welcher  das  Werk  des  Kaisers  Konstantinos  Porphyrogennetos  über  die  Ceri- 
raonien  des  byzantinischen  Hofes  bietet.  Derselbe  enthält  unsere  Notitia  fol.  260v — fol.  262v. 
Leider  ist  die  Handschrift  unvollständig.  Da  im  Beginn  der  Eparchie  Lydien  nach  xbv 
avgt/uov7c6Äea)o  ein  Blatt  ausgerissen  ist,  fehlt  der  Rest  dieser  Provinz,  ebenso  die  drei 
bithynischen  Provinzen,  Pamphylien,  Armenia  II,  Helenopontos,  Armenia  I,  Kappodokia  II, 
Paphlagonien,  Honorias,  Pontos  Polemoniakos,  Galatia  II,  Lykien,  Karien,  Phrygia  Pacca- 
tiana,  die  Metropolis  und  die  zwei  ersten  Suffragane  von  Phrygia  Salutaris.  Diese  sehr 
empfindliche  Lücke  wird  durch  unsere  Handschrift  ergänzt,  sodass  wir  nun  zum  ersten 
Male  den  vollständigen  Text  dieser  historisch  so  wertvollen  Urkunde  besitzen.  Ich  lasse 
nun  zunächst  den  Text  nach  den  beiden  Handschriften  folgen.  A  ist  die  Leipziger,  B  die 
Jerusalemer  Handschrift. 


534 


'Enicpaviov    ägyisnioxonov   Kvngov    Ex&Eoig    ngaxoxXrjoiwv    nargiagyöjv    te 

xai  jur]TQ07io?urä)v. 

'O  naigidgyi]g  cPa')jU7]s  2 

6  nargidgyj]g  KoovozavTivovjioXECog  3 

6  naxgidgyj]g  'AX^favdgEiag  4 

6  naxgidgyt]g  'Aviioysiag  5 

6  najgidgyj]g  'IsgoooXv fMüv  6 

KXfjoig  jufjrgojioXircöv  7 


a    Enagyiag  Kannaöoxiag 
ß     'Enagyiag  'Aoiag 
y     'Enagyiag  Evgtibnrjg 
'Enagyiag  FaXariag 
'Enagyiag  'EXJ^rjonövxov 
Enagyiag  Avdiag 
'Enagyiag  Bi&vrlag 
Enagyiag  rfjg  avxfjg 
#    'Enagyiag  rfjg  aiizfjg 
i     'Enagyiag  IJafJKpvXiag 
ta    Enagyiag  Agiisviag  ß 
iß   'Enagyiag  EXEVonövTov 
i.y    'Enagyiag  'Agiuviag  a 
tö   Enagyiag   Kannaöoxiag  ß 
iE    Enagyiag  EfacpXayoviag 
ig    'Enagyiag  'Ovoygiddog 
it,    'Enagyiag  JIovxov 
trj   Enagyiag  EaXaxiag  ß 
t&  Enagyiag  Avxiag 
x     'Enagyiag  Kagiag 
xa  Enagyiag   <Pgvyiag 


6  Kaioagsiag 

6  Ecpeoov 

6  'HgaxXsiag 

6  'Ayxvgag 

6  Kvt.ix.ov 

6  2dgÖECov 

6  Nixoin]d£iag 

6  Nixaiag 

6  XaXxrjöcbvog 

6  2idi]g 

6  ZeßaoTEiag 

6  'Ajuaoiag 

6  MeXvtVjvfjg 

ö  Tvdvcov 

6  rayygcov 

6  KXavdiovnuXsojg 

6  NsoxaioagEiag 

6    IIlOlVOVVTÜiV 

6  Mvgcov 

6  ^ZravgovnoXsaig 

6  Aaodixiag 


xß  'Enagyiag  <Pgvyiag  ZaXovxagiag      6  2vvdö(OV 

xy  'Enagyiag  Avxaoviag 

xd  Enagyiag   Eüoiöiag 

xe  'Enagyiag  IlafKpvXiag 

xg  'Enagyiag  Kannaöoxiag  ß 

xt,  'Enagyiag  Aa£ixfjg 

xi]  Enagyiag    €)gäx}]g 


6  xov  'Ixoriov 

6  'Avxtoysiag 

6  riigyqg 

6  Mü)xi]oov 

6  xov   <frdotöog 

6  (PtXmnovnöXiEOjg 


8 
9 

10 
11 
12 
13 
14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 


1  exüeotjc  A  1  fiQOTiölecov  B  2  für  die  Patriarchen  hat  B  Nummern  a  ß  y  ö  e  8  A  hat  a  nach 
6  Kaia.  10  B  +  xai  agxumoxönwv  airoxstpälmv  11  yalarlac  OgaS  A  12  efoonövTOV  AB  14  ßvdrjriac  B 
16  zaXxidmroc  A  xalxidüvoc  B  18  ß  «<  B  18  aeßaarlac  B  20  pehttvijc  A  /iE?.szivrjc  B  21  ß  <<  B 
21  Tvavwv  A  22  nacplaywviac  A  natKpkaywviaC  B  23  ovogiädoc  A  cbrogiäöoc  B  24  vsoxaioagiac  B 
25  ß  «=^  B  25  moivovv  A  Miatvovvxcov  B  jiiotvovvrog  die  Ausgg.  27  xagvac  A  B  ravgov-iökeajc  A  28  <Pg. 
xajiJiaziavr\c  B  30    elxoovlov  A    Ixövtov   B         31    jiiaijdiac    AB  32    jisgyt]C   i)xi    (=  ijrot)    avXaiov    B 

33   ß  <<  B       34  Xabixfjc  B 


535 


x&  'Enagyiag  Evgconijg 

6   TgaiavovnoXsojg 

36 

X     Enagyiag  vr/ocov  KvxXddcov 

6  'Poöov 

37 

Xa  Enagyiag  äIjui/uovtov 

6  'AögiavovnöXEOog 

38 

Xß  'Enagyiag  rfjg  avxfjg 

6  MagxiavovnoXECog 

39 

Xy  'Enagyiag   <Pgvyias    Kanaxiavfjg 

6  'IsganoXscog 

40 

liegt  xöiv  avToycEtpaXcov 

ägyiEmoxonoov 

41 

a     Enagyiag  Mvolag 

6  'Oövoov 

42 

ß     'Enagyiag  2xvdiag 

6  Tofifjg 

43 

y     Enagyiag  Evgojnrjg 

6  Bi^vtjg 

44 

d     Enagyiag  üarpXayoviag 

6  IIo/inifiovnöXECog 

45 

e      Enagyiag  'Aoiag 

6  £/uvgv}]g 

46 

g     Enagyiag  'Ioavgiag 

6  AEOVTonöXscüg 

47 

f     Enagyiag  'Poöonijg 

6  Magayviag 

48 

i]     Enagyiag  Bi&vviag 

6  'Anajuiag 

49 

■&     Enagyiag  'Poöonrjg 

6  Ma^ifuavovnoXEOig 

50 

i     Enagyiag  EaXaiiag  ß 

6  tcov  rsgjuiwv 

51 

1a    'Enagyiag  Evgd)m]g 

6  'AgxadiovnoXswg 

52 

iß    'Enagyiag   Qgdxrjg 

6  BEgajvfjg 

53 

ly    'Enagyiag  vrjoov  Aioßov 

6  31avXijvrjg 

54 

id    Enagyiag  'EXXijonövTOV 

6  Ilagiov 

55 

iE    Enagyiag   Kagiag 

6  MiXr\xov 

56 

ig    'Enagyiag   Ogdxrjg 

6  NixonöXEOig 

57 

i£    'Enagyiag  N)joov 

6  Tlgoixovrjoov 

58 

irj    'Enagyiag  Podonrjg 

6  'AyyidXov 

59 

i&    'Enagyiag  Evga'>mjg 

6  Zi]Xvßgiag 

60 

x     Enagyiag  vrjoov  Aioßov 

6  Msdvjurqg 

61 

xa  'Enagyiag  Bi&vviag 

6  Kiov 

62 

xß  'Enagyiag  EvgdJni'jg 

6  'Angcov 

63 

y.y  Enagyiag  'Podon^g 

6  Kv  uxpdXoJv 

64 

xd  'Enagyiag  Zi]yiag 

6  Xsgoüjvog 

65 

xe  'Enagyiag  xfjg  avrrjg 

6  Boonogov 

66 

xg  Enagyiag  t/)s   amfjg 

6  Ntxöi/'EOjg 

67 

x£  'Enagyiag  'Ioavgiag 

6  KoTgädaJv 

68 

xy]  'Enagyiag  'EXEvonovxov 

ö  Evyaixojv 

69 

xi)  'Enagyiag   rtjoojv  KvxXädan1 

6  Kagnd&ov 

70 

36  ff.  in  B  haben  die  Städte  (nicht  die  Provinzen)  die  Plätze  gewechselt :  6  oödov,  6  ävdgtavov 
tiö/.scüC  6  inaiavov7iö).£ü)C  37  öooöov  A  38  k(ir)(xovzov  A  Aifir/ijovjov  B  40  xajiatiavrjc]  naxta  B 
42  wdvoov  A  45  xa(p"/.ayo)viaC  A  xaftrp/.aycovtac  B  ^co/xjii'ov.-tölswc  A  jzofj.ztov7iöhc  B  48  QwdonrjC  A 
nodwutjc  B  48  fiaooriac  B  50  QO)b6ni)c  A  51  ß  «=i  B  53  ßtQmvtjc  B  54  fiizvX  A  (der  Platz  der 
Columne  reichte  nicht  weiter)  fU]zvXtfvf]C  B  55  iha.-tovtov  A  B  f  5  xageiov  B  56  xagvac  A  /LieXr/rov  A 
58  ^goixovioov  A  ngoxovr)oov  B  59  goibönr\C  A  ayiakov  A  60  avXvßgiaC  A  61  fir/övfivrjC  B  64  xv- 
ipä/.0)v  B         64    ocodojiTjC  A         66    rijg  avxijs]   ^>//JaC  A  68    vozgäöov   B  69    eu-yaüwv    A     sviyahcvv  B 

70  vi/octi  A 


536 


X  Enagyiag  'Podöjrrjg 

)m  Enagyiag  EvgojJirjg 

Xß  Enagyiag  Al/uifiovTov 

Xy  Enagyiag  'Agjueviag   ß 

Xd  Enagyiag  'Aßaoyiag 


IJsgl  inioxonoov  insyojuevojv 
Enagyia   Kannaboxiag  a, 
MrjXQOTioXig  Kaioageiag 
syst  vn   amrjv   nöXeig   ijjoi   inioxondg 
s,  oiov 

tov  tcöv  BaoiXixcöv  fieg/ucöv 

tov  Nvorjg 

tov   GeodooiovnöXsojg  'Ag/xertag 

tov  KajuovXtavwv 

tov  Kixioov 

Enagyia  Aoiag, 
MrjTQonoXig  'Ecpeaov 
k'yei  TioXeig   vn    avxr)v   tjtoi   inioxondg 
Xg,  oiov 

TOV    'YtIEJZCÜV 

tov  TgdXdEOJV 

tov  Mayvrjoiag  Maidvögov 

tov  'EXaiag 

tov  AdgajuvTiov 

tov  'Aooov 

tov  Eagydgojv 

tov  MaaravQOiv 

tov  KaXörjg 

tov  BgiovXcov 

tov  nmdvrjg 

tov  Mvgivrjg 

tov   <Pa>xiag 

röv  AvgrjXiovnoXecog 


76 

77 


78 
79 
80 
81 
82 

83 


84 
85 
86 
87 
88 
89 
90 
91 
92 
93 
94 
95 
96 
97 


6  Al'vov  71 

6  Agit,y]7idgoiv  72 

6  Meoi]/ußgiag  73 

6  'HgaxXeiovnöXeojg  74 

6  2eßaoT07i6Xecog  75 


TOV 
TOV 
TOV 
TOV 
TOV 
TOV 
TOV 
TOV 
TOV 
TOV 
TOV 
TOV 
TOV 


Nvoorjg 

Maoxaxcojuecov 

MrjTgoJioXiTcbv 

Baghcov 

Mayvrjatag  xai  AvrjXiov 

'AvivdtCDV 

IJegyd^ov 

ngu'jXrjg 

AgxadiovjioXeayg 

Aveag  avXfjg 

Aiög  legov 

Avyd£a)v 

Zicbv 


tov  KoXocpü)vijg 

tov  Asßeöov 

tov  Tiov 

tov  'Egv&go~)v 

tov  'ExXv^ofxevivmv 

tov  AvTavdgov 

tov   0eodooiov7i6Xea)g  üegnegivrjg 

tov  Kvjurjg 

tov  UaXaiovjiöXEOjg 

'Enagyia  Evgojnrjg   Ogdxtjg' 
Mr] TgöjtoXig  eHg axXeiag 
eyei  vti1  avTYjv  nöXeig   7]toi   inioxondg 
e,  oiov 

tov  tov  riaviov 

tov  KaXXunöXeojg 


98 
99 
100 
101 
102 
103 
104 
105 
106 
107 
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109 
110 
111 
112 
113 
114 
115 
116 
117 
118 
119 

120 


121 
122 


71   QwSojtrjC  B     72  dgidrjjzdgcov  A     73  ^irjixovzov  A  aifir]pi6vzov  B      74  ß  «=ü  B  rjgaxXeovn.  B      77  jzsgi 
<<  B  ijrsQx.  B  iizag  A   stets,    B  bald  ejiugyia,   bald  enagxiag     77  a]  6  xixioov  A     77  xeooaglac  A     77  ijzoi] 

<7'o 

xaza  A  owiox,  A  smoxojieTa  B.  Es  ist  sizioxonag  zu  lesen,  was  B  abwechselnd  mit  imoxo.-rtTa  in  den 
folgenden  Eporchien  hat.  78.  81.  82  zov]  x&v  A  und  öfter  78  Vge/tahv  B  80  'Agfisviag  -<  B  82  xrjx,]- 
oov  A  xioxVoov  B  83  imoxojzeTa  B  85  zgakhov  A  86  fiedrSgov  A  87  iMac  A  88  dzgaßvzeiov  B 
89  aooov  B  90  yagßdgcov  B  91  /naoravgov  A  92  xakot]g  A  xakwtjc  B  94  nr)zzdvrjC  A  95  fivggiv>)C  B 
99  fiaoXaxwfiVg  B         1(10  ^zgoTiöksmc  B         103.   102  B    avtjvdzcov  A  B  105  ngo^c  A  107  avkr,c  A 

B  hat  folgende  Ordnung:  108.  107.  110.  109.  112.  111.  114.  113.  116.  115  110  al6v  B  111  xokocpcoxfjcB 
*  in  r  corr.  115  ixXv£opevbcov  B  117  ff.  B  hat  zov  xvfitjc  zov  dtodooiovjzvXewc  f ' c ' ' "  f  zov  naZatov- 
jiöZscoC  f  "«"■(■       122  KaZutöZeooc  A 


537 


xöv  XeoQOvrjoov 
xöv  KvXag 
xöv  'Paideoxov 

Enagyla  EaXaxlag  [&gaxi]g] ■ 
2Ii]xgÖ7ioXig  Ayxvgag 
eyei  TiöXeig  vti    avx?)v   rjxoi   ijiioxojiäg 
£,  olov 

xöv  Taßlag 

xöv  'HXioviioXeüig 

xöv  Aonovrjg 

xöv  B}]oivov7i6Xeoig 

xöv  Mvritov 


xöv  Klvijg 

xöv  AvaoxaoiovjzöXecog 

Enagyla  EXX.rjoTiövxov 
Mt]xoÖ7ioXig  Kv^ixov 
syst  jroXeig   vti1  avxrjv   rjxoi   Inioxonäg 
iß,  olov 

xöv  regjuijg 

xöv  Ü7]juav}]vov 

xöv  "Dxrjg 

xöv  JSaoaßdgeoog 

xöv  Adgiavov  ßrjgcöv 

xöv  Aajuyidxov 

xöv  Aßvdov 

xöv  Aagdävov 

xöv  ,IXlov 

xöv  Tgcoudog 

xöv  Uicovcag 

xöv  MeXuxovjzöXEoyg 

Eti agyia  Avdiag' 
MtjxgojioXig  2'ägdsojv 
e'yet  vii1  avxi]v  TtöX.etg   ijxoi   enioxonäg 
y.g,  olov 

xöv   <PiXade?i(plag 


123 
124 
125 
126 


127 
128 
129 
130 
131 
132 
133 
134 


135 
136 
137 
138 
139 
140 
141 
142 
143 
144 
145 
146 
147 


148 


xöv  TgiTzöXscog  149 

xöv   Ovaxslgcov  150 

xöv  ZzxxCbv  151 

xöv  AvgrjXiov7i6Xecog  152 

xöv  TgmoXecog  153 

xöv  Eögdrjg  154 

xöv  TgäXXrjg  155 

xöv  ZaXoiv  156 

xöv  ZiXdvdov  157 

xöv  Maiovlag  158 

xöv  AnöXXcovog  legov  159 

xöv  'Ygxavidog  160 

xöv  Movoxlvrjg  161 

xöv  Axgaoov  162 

xöv  AnoXXüividöog  163 

xöv  AxxaXt'iag  164 

xöv  Bayrjg  165 

xöv  BXdvdov  166 

xöv  MeooxvjuöXov  167 

xöv  'Iegoxatoageiag  168 

xöv  AaXdrjg  169 

xöv  Kegaoioiv  170 

xöv  Zcgaxovixelag  171 

xöv  EaßdXojv  172 

xöv  ZaxxdXoiv  173 

xöv  Eg/uovxa7ii]?,slag  174 

Enagyla   Bidvviag-  175 
Mt]xgÖ7ioXig  Nixo/uijöelag 

eyei  vii1  avxrjv  TiöXeig  {rjxoi  irnoxonäg) 

rj,  olov 

xöv  FFgovoijg  rjxoi   OeoviroXecog  176 

xöv  BaoiXivovjiöXeojg  177 

xöv  ngaivhov  178 

xöv  AnoXXojviddog  1 79 

xöv  AaoxvXiov  180 


123  zsowvtjoov  A  124  ■=:  B  126  öodsoxov  B  126  dgdxrjC  AB  C  ]  iß  B  x6v  yegß^c,  röv  nr^iavrivov ,  xov  ä>xt]C, 
xov  oaoaßdguojc,  xov  dvdgtdvov&rigwv,  xöv  Xafltpdxov,  xov  aßvdov,  xov  oagddvov,  xöv  tjXIov,  xov  ftsXixovJid/lewC, 
xöv  movtac.  Die  Suffragane  von  Ankyra  fehlen.  130  ßi)gvvov7tö\ea)C  A  134  xvt,vxov  B  £<?'  kavxr)v  B  olov 
~=C  B  dann  fährt  er  fort:  6  jioifir/vivov,  6  wxtjC,  6  ßdgewc,  6  dSgiavov  dygcöv,  6  Xapxpäxov,  6  aßvdov,  xöv 
daoddvov,  6  i'diov,  xöv  xgoidöog,  6  mcoviae,  xöv  ftehxovjxöXgojg,  6  xov  dyiov  xoqvtiXiov  143  YjXlov  A  144  xgod- 
Soc  A  147  rjxoi  Li.  «=;  B  148  rpdadikcpt  A  darauf  folgt  ein  undeutlicher  Buchstabe,  an  dem  herumkorrigiert 
worden  ist  und  ein  Loch  im  Pergament.  $iXad£Xq>tv  steht  nicht  da.  150  övaxrjgwv  A  B  151  oexwv  A 
of.TK«)'  B  152  avgdiovjtdkecoc  A  B  A  schliesst  mit  ainihov7tö).ewc  fol.  261 v;  fol.  262r  beginnt  mit  xöv 
vaxwXeiac.  Ein  Blatt  ist  ausgerissen.  164  dxakeiacB  174  igii.  B  175  fjx.  in.  -==;  B  177  ßaodeiov- 
nöXsoyc  B       180  itaoxvXlov  B 


Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth. 


72 


538 


xbv  EdXXov  181 

xbv  Neoy.aiaageiag  182 

xbv  KojXaolag  ijxoi  A6(poiv  183 

'Enagyia  xrjg  avxrjg'  184 
Mrj xgonoXig   Ni xatag 
e%ei  vii1  avxrjv  JioXsig   ijxoi   EJiioxojiäg 
xgsig  olov 

xbv  Modgivrjg  ijxoi  MeXixov  185 

xbv  Aivcbrjg  186 

xbv  roQdooegßcov  187 

'Ejiagyia  xrjg  avxrjg'  188 
MrjxgonoXig  KaXyrjdovog. 


'Enagyia  Ho 

\fXCpV 

Xiag' 

189 

MijxgÖTioXig  2iöijg 

e%ei  vii1  avxrjv  jioXstg 

ijxoi 

emoxonäg 

ig,  olov 

xbv  SsXyijg 

190 

xbv  'Aojxevdov 

191 

xbv  (Ex)xevrjg 

192 

xbv  'Ogv/uvrjg 

193 

xbv  Kdocov 

194 

xbv  2e/uv£cov 

195 

xbv  KagaXioiv 

196 

xbv  xov  Kagaxiolov 

197 

{XOV    2vEÖQ0iV 

198 

xbv  MvXojjU7]g  ijxoi'IovoxiviavovjioXeaog)  199 

xbv   Ouajudvdgojv 

200 

xbv  AaXiodvdov 

201 

xbv  "loßcov 

202 

xbv  Avgßrjg 

203 

xbv  KoXvßgdoaov 

204 

xbv  Mavavycov 

205 

Enagyia  Agjuevlag  B' 
MrjxgonoXig   2sßaoxiag 
eyei  vti1  avxijv   noXeig  ijxoi    imoxoTidg 
e,  olov 

xbv  JSeßaoxovTzoXecog 


206 


207 


xbv  NixoJtöXECog 

xbv  ZaxxdXoiv 

xbv  KoXcovEiag 

xbv  Brjgioorjg 

Enagyia  EXevojiovxoV 
MrjxgÖTioXig  'Ajuaoiag 
eyei  vti1  avxijv  noXsig  ijxoi  {imoxoTidg) 
g,  (olov) 

xbv  Ajuivoov 
xbv  2ivd)7iYjg 

xbv  'IßÖQOJV 

xbv  "Avbgdnoiv 

xbv  ZaXiyoiv  ijxoi  AsovxoTioXeojg 

xbv  ZrjXaiv 

'Enagyia  Ag/ueviag' 
MrjxgonoXig  MeXixrjvfjg 
eyei  vti1  avxijv  {noXeig  ijxoi)  intoxondg 
e  ,  olov 

xbv  'Agxrjg 
xbv  Kovxovoov 
xbv  Agaßiooov 
xbv  Agiagddrjg 
xbv  Kojudvcov 

'Enagyia  Kannaöoxiag  B' 
MrjxgonoXig  Tvdvcov 
eyei  vn1  avxrjv  noXeig  ijxoi  smoxondg  y, 
olov 

xbv  Kvßioxgwv 

xbv   (PavoxivovnoXeojg 

xbv  2aoifxoiv 

'Enagyia  IlacpXayoviag' 
MijxgonoXig  rayygöiv 
eyei  ßjt'  avxijv  noXeig  ijxoi  emoxonag  d, 
olov 

xbv  'A/ndoxgidog 
xbv  'IovvovnöXeaig 
xbv  Aadvßgcov 
xbv  Zwgcöv 


208 
209 
210 
211 

212 


213 
214 
215 
216 
217 
218 

219 


220 
221 
222 
223 
224 

225 


226 
227 

228 

229 


230 
231 
232 
233 


188  ßrjXQonoXswc  B  189  prjTQoaöXewc  B  192  revtjc  H  198.  199  «=ü  B;  allein  die  Summe  i?  zeigt, 
dass  sie  hieher  gehören  204  xolvdgäoaov  B  212  figojiöhcoC  a/iaoiac  z%ei  vqj'  iavzrjv  nöXic  £  ijxoi  od/ia- 
oiac  6  apivoov  6  oiv<Ö7xr]C  6  ißÖQWv  u.  s.  f.  217  t,aki(av  B  219  /ueXextvfjg  e^fa  vrp  lavxijv  imoxonäs  ?  olov 
(lE).exivfj  6  aQxrjg  6  xovxovaov  6  ägaßiaaov  u.  s.  f.  229  Jiafitplaycoviac  B  wie  stets ;  ich  halte  die  Schreibart 
von  A  fest 


539 


'Ejiagyla  'Ovcogiddog' 
MrjrgöfioXig  KXavdtovjioXecog 
(syei  vii1  avTTjv  TtöXeig  ijroi  emoxojiäg  e, 
olov 

röv  'HgaxXelag  Uovrov 

röv  ügovoiddog 

röv  Tiov 

röv  Koareiag 

röv  AdgiavovjiöXsojg) 

'Enagyla  Uovrov  üoXe/icoviaxov 

{Mrjr oojioXig  Nsoxaioagelag) 
l'yei  vii1  avr>]v  nöXetg  ijroc  inioxonag  b, 
olov 

röv  TgajieCovvrojv 

röv  Kegaoovvrcov 

röv  tov  IloXe/ucoviov 

röv  Kojudvcov 

'Enagyia  TaXariag  B' 
Mi] roÖTioXig  II  i oivovvrcov 
e'yei  vtC  avrt]v  noXeig  fjroi  emoxojiäg  £, 
olov 

röv  tov  'Afioogiov 

röv  KXavaov 

röv  Evdog~idöog 

röv  üqravioov 

röv  Tgwxvddwv 

röv  reo/xoxoXwvEiag 

röv  FlaXiag 

'Enagyia  Avxlag' 
MfjTQonoXig  Mvqojv 
k'yei  vri1  avrijv  noXeig    fjroi   imoxojidg 
Xg,  olov 

röv  Maoravgoiv 
röv  TeXju7]oov 
röv  'HXufivgcüv 
röv  Agdg~r]g 
röv  'Anoi?.X(ov 


234 


235 
236 
237 
238 
239 

v-    240 


241 
242 
243 
244 

245 


246 
247 
248 
249 
250 
251 
252 

253 


254 
255 
256 
257 

258 


TOV 

röv 
röv 
röv 
röv 
röv 

TOV 

röv 

TOV 

röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 
röv 

TOV 

röv 
röv 
röv 
röv 

röv 


'AjiodaXeiag  259 

'Ogvxavdcöv  260 

TdrXoov  261 

Aqvecov  262 

2idvju.a)v  263 

ZijvcovovjioXecog  264 

'OXvßjiov  265 

TXcov  266 

KoQvddXoov  267 

Kdvov  268 

Axgaooov  269 

Edv&ov  27 '0 
Boßov  (jjroi)  SocpiavoviioXecog    271 

Magxtavfjg  272 

Oivovvdcov  273 

XüjfiaTog  274 

<PeXX(ov  275 

'AvTKpeXXov  276 

^>aot]Xeiddog  211 

'PodianöXecog  278 

AxaXiooov  279 

Aeßi]oov  280 

Axavdgcöv  281 

UaXaioiröiv  282 
Evöoxiddog  ijToi'IovonvovjiöXscog  283 

Ko/uvcov  284 

üardgcov  285 

BaXßovgcov  286 

Nijoo)v  287 

Kvavicov  288 

M^Xü)vito~)v  289 


'Enagyla  Kaglag'  290 

MtjrgoTioXig  2,rav govnoXeaig 

syst  vri1  amrjv  JioXeig   fjroi   imoxonäg 

xrj ,  olov 

röv  Kißvgag  291 

röv  2i£cov  292 


234  Von  K).av8iov7t6).Fxog  ist  der  Schreiber  auf  Neoxataagei'ag  abgeirrt  und  giebt  die  Suffragane  von 
Pontos  Pol.,  die  von  Honorias  fehlen  sämtlich  240  giebt  B  nach  244  und  macht  dann  das  Zeichen 
einer  Lücke  fttjxg.  Neox.  -^C  13  242  xaiaagovvnov  B  250  xgcorjläSwv  B  251  yeg/.ioxoXcovaxäc  B.  Der 
Schreiber  hatte  eine  Vorlage  etwa  des  X.  Jahrhunderts,  deren  Compendien  er  verlas  261  xäxcov  B 
262  ägvtwv  B  264  ^voßovizöXeoiC  B  265  oXvfißov  271  r'ßoi  -=d  B  274  röv]  tov  B  276  avxo- 
q  ü.'/.ov  B       277    rpaodetädoc  B       288   xiavewv  B       289  fj.r)).a>vixu>v  B 

72* 


540 


tÖv  'HgaxÄeiag  2.aXßdxiov 

rbv  AnoXXwviddog 

rbv  'HgaxXeiag  Aaxvfioiv 

rbv  Taßöv 

rbv  Adgßcov 

rbv  AvTio%£iag  Maidvögov 

rbv  Tajidoofov 

rbv  Agnaocov 

rbv  NeanöXecog 

rbv  'Og&cooiddog 

rbv  Avojrerdgrijg 

rbv  Aaßdvöcov 

rbv  2rgarovixdag 

rbv  'AXxdvdcov 

rbv  MvXdocov 

rbv  Msi^ov 

rbv  'Iaooov 

rbv  rov   BagßvXiov 

rbv  AXixagvaoov 

rbv  'YXagifxoov 

rbv  Kviöov 

rbv  Meraßcöv 

rbv  Mvvdov 

rbv  tov  'Iegov 

rbv  Iuvdgdjuojv 

rbv  Kegd/uojv 


293 
294 
295 
296 
297 
298 
299 
300 
301 
302 
303 
304 
305 
306 
307 
308 
309 
310 
311 
312 
313 
314 
315 
316 
317 
318 


"Enagi'ia    <Pgvyiag  KajiTiariavfjg'  319 
MrjrgoTioXig  Aaoöixsiag 

e'xst,  vti1  amrjv  {noXeig  i\roi)  ümaxondg 

i£ ,  olov 

rbv   TißsgiovnöXecog  320 

rbv  'ACdvov  321 

rbv  'Ayxvgag  Zvvaov  322 

rbv  IJeXacov  323 

rbv  lAjimag  324 

rbv   Kdöcüv  325 

rbv  'Ixgioiv  326 


rbv  'HXovfav  327 

rbv  TgavovjiöX^ecog  328 

rbv  Seßaareiag  329 

rbv  Ev/LisvEiag  330 

rbv   Tijuevov  §rjgä>v  331 

rbv  'Aya&ovxcojuecov  332 

rbv  AXiojv  333 

rbv  TgmbXecog  334 

rbv  'Arravdoov  335 

rbv  SißXiog  336 
'Enagxia    <Pgvyiag  2a.Xovxagia.g-    337 
MijrgoTioXig  2vvddmv 

e'xet  vii*  avrrjv   nöXieig   ijroi   Inioxondg 

xd,  olov 

rbv  Korvaeiov  338 

rbv  AogvXaiov  339 

rbv  NaxoiXeiag  340 

rbv  rov  Aoxijulov  341 

rbv  Mrjöaiov  342 

rbv  "Ixjjov  343 

rbv  Ugofxv)]oov  344 

rbv  Mrjgov  345 

rbv  2ißivdov  346 

rbv  JJoXvßojrov  347 

rbv   (frvreiag  348 

rbv  'IegajiöXecog  349 

rbv  Evxagniag  350 

rbv  Avootdöog  351 

rbv  AvyovorojiöXeojg  352 

rbv  BgoCov  353 

rbv  "Orgov  354 

rbv  Avxdovog  355 

rbv  Srexrogiov  356 

rbv  Kivvaßogiov  357 

rbv  K6vi]g  Aiifxi]rgo7i6).i]g  358 

rbv  2!xogöaomag  359 

rbv  NixovjioXecog  360 

rbv  AvgoxXöJv  361 


296  xaxotv  B  299  zanaoimv  B  303  ävco  zezÜQzrjg  B  306  'AXxdvöcov  Fehler  für  'AXivSmv  312  vXa- 
Qi'jlAcav  B  315  fdvdov  B  319  /urjzQonölecoC  B  v<p'  iavztjv  B  jzöXsig  rjzoi  «<  B  324  aomac  B  332  dya- 
&ov  xöfismv  B  333  sonst  'AXlvcov  337  for']  cjt'  B  340  mit  zw  vay.wXiac  setzt  fol.  262r  A  wieder  ein 
vaxoXeiac  B  341  öoxtjfiiov  A  342  nrjdialov  A  344  jiQopvrjoov  A  345  ^^ov  A  346  aißijvöov  A  347  jzoXvßco- 
rov  B  348  cpvriac  A  354  eorgot;  A  355  Aw^dcuj'oc  A  356  ozexzagtov  A  357  Mjvvaßcogcov  A  xivaßoglov  B 
358    tov    fjovtjacöv    (=   ko^o«»')    örjfMjZQOJz  B       361   avQorjXcov  B 


541 


Ett ag%ia  Avxaoviag' 
MrjXQOJioXig  tov  'Txoviov 
e%ei  vji'  avTi-jV   TtöXstg    ijroi    imoxoTidg 
id,  olov 

rov  Avotqcov 

tov   Ovaoddcov 

tov  A/jßXddwv 

tov   Ov/uavddcov 

tov  Mto&icov 

tov  Aagdvdcov 

rov  Baghcov 

tov  Asgßtjg 

tov  Zavdigoiv 

tov  Kavov 

tov  BrjQivov?iolioyiavä)v 

tov  EaXßdvov 

TOV    AvOTQOiV 
TOV    ÜEQTCÖV 

'Enag^io.  üiooidtag' 
MrjTQÖTioliq  AvTto/Eiag 
h'ytL  wr'  avrijv   jiöXeig    fjzot   imaxojidg 
irj,  olov 

TOV    TOV     0lXojU1]XlOV 

rov  JZayaXaoov 

TOV    Zait.OV7l6lECOg 

tov  Ajia/niag  Ttjg  Krjvoov 
rov  'Paiov 
tov  BdoEcog 

TOV   AÖQiaV0V7l6/.E0)g 
TOV    AtjUEVOJV 
TOV    NEO.Jl6lEÜ)g 

tov  Aaodiy.iag  Trjg  xexavjLievi]g 
tov  JZeXei'y.iag 
tov  JZidijgüg 


362 


363 
364 
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382 
383 
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385 
386 
387 
388 
389 


tov  Adudcor 

tov  Z(oCi]X(ov 

tov   Ti^ißgiddog 

tov   Tvjudvöov 

tov  'IovonviavovjioXeojg 

tov  Mr]TQ07r6le(og 

TOV    UdllTlOiV 

'EjtcxQxla  Tfjg  üajucpvXiag- 
MijTQOJioXig  ÜEQ-yi-jg 
Exei  vji'  avT>)v   noXeig   ijrot   emoxojidg 
u] ,  olov 

tov  ArTaXiag 
tov  Evdofiddog 

TOV     TeXjlU]OOV 

tov  £ivdov 

rov  Mag~ijuiavov7zöXscog 

tov  Aayivoiv 

tov  IlaXaiovTToXECüg 

tov  Kgrj/Livov 

tov  KovögovX^cov 

tov  IIeXitivijooov 

tov  Agi]oaoov 

tov  UovyXäiv 

tov  Adgiavfjg 

tov  Aixi]xavavgüiv 

tov  Savdidcöv 

tov  Bagd)]g 

tov  2.vXmov 

tov  IlEgßaivcov 

Enag%ia   Kannaboxlag' 
3Ii]TgöjtoXig  Ma)xr}oov 
e'xei  vn'  avTijv  nöXEig  fJToi  emoxojidg  ö, 
olov 

tov  Na£iav£ov 


390 
391 
392 
393 
394 
395 
396 

397 


398 
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400 
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413 
414 
415 
416 


417 


362  X.vxacoviac  A  tov  «<:  B  elxmvlov  A  olov  ^C  A  304  ovaodvdmv  B  365  dßXddwv  B  366  voov- 
fiavddmv  A  oovfiaväöcov  B  367  fitjoOtwv  B  369  ßooärov  B  370  zwischen  tov  Aigßtjg  und  rov  SaväzQwv 
schiebt  in  B  der  Rubrikator  tov  TioodXoiv  ein  373  ßijgvvoi'jioXioipiavwv  A  ßrjQivovnxpidvmv  B  374  tov 
ya/.ßavov  tjxot  tvooy.idboc  B  375  rov  Xi)oToo>v  A  zdv  gotvwv  r/rot  nvqycav  B  377  nr\aoi]biac  A  JtrjoidcaC  B 
"?]  i&  B  Die  Zahl  19  kommt  durch  die  in  A  und  B  vorgenommene  Teilung  von  ZeXevxeia  r)  otdrjQü  zu 
Stande  olov  <;  A  378  tov  ^C  A  379  äyakaaov  B  380  o<o£ox.  B  381  xiwoov  B  387  xav/uevrjC  A 
388  oeXevxei'ac  B  389  oiörjoäc  A  392  TTj/ußg.  A  393  Tvpavdov  B  397  Tfjg  «<  B  Ilegy^g]  r)ti  e%ei 
bnonojcdg  irj  oiov  B  olov  «d  A  398  araUac  A  äraXeiaC  B  400  teXfirjoov  A  403  Xayrjvmv  A  loylvmv  B 
405  y.otiivov  B  406  KodßovXoov  B  407  neXxsv^aov  B  408  dgrjoaoov  A  B  Fehler  für  'Agiaooov  410  si>6gi- 
avfjch  411  dixrjxdvavQOV  Ä  413  ßaoaeTc  A  ßagdtjC  B  Fehler  für  Bdgßr/c  416  Mojxtjooc  B  yToi—ö  -<  B 
olov  -<C  A       417  va£iatov  B 


542 


xbv  KoXojvsiag 
xbv  IJagvaooov 
xbv  Acodgcov 

Enagyia  Aat,ixr\g' 
Mi] xgojioXig   0doidog 
l'ysi  vii1  avxrjv  jioXeig  ijxoi  ijiioxoJidg  ö, 
olov 

xbv  'PodojiöXecog 
xbv  xfjg  Zarjoivcöv 
xbv  IIexqwv 
xbv  xrjg  Ziyaveoov 

'Ejiagyia   Ogqxrjg' 

MfjXgOJloXig     (plXlJlJlOVJloXeWg 

e%£i  vji1  avxrjv  JioXeig  ijxoi  ijiioxoJidg  y, 
olov 

xbv  AioxXi]xtavovjiöXea>g 

xbv  ^eßaoxovjioXeayg 

xbv  AiooTToXeoog 

"Enagyia  EvgdiJirjg' 
MijxgojioXig  Tgaiavov 
e'yst  vji1  avxrjv  JioXeig  ijxoi  Inioxojtdg  ß, 
olov 

xbv  Efijgov 

xbv  AvaoxaoiovjioXecog 

Ett agyia  vi] oojv  Kv xXddcov' 
MrjXQÖnoXig  Poöov 
eyei  ist1  avxrjv   JioXeig   ijxoi    enioxonäg 
iß,  olov 

xbv  Zdfxov 

xbv  Xiov 

xbv  Kcoov 

xbv  Nag~iag 

xbv   Orjgag 


418 
419 
420 

421 


422 
423 
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431 
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433 


434 
435 
436 
437 

438 


xbv  ndgov  439 

xbv  Aegov  440 

xbv  "Avdgov  441 

xbv  Trjvov  442 

xbv  MrjXov  443 

xbv  Elioovvrjg  444 

Ejiagyia  Aljuijuövxov'  445 
MrjxgoJioXig  Aögiavov 
eysi  vji1  avxrjv  JioXeig  "ijxoi  ijiioxoJidg  e, 
olov 

xbv  Meorjjußgtag  446 

xbv  £a)£oji6Xe(og  447 

xbv  nXovxivoimoXecog  448 

xbv  AvaoxaoiovnoXecog  449 

xbv  TCcotdojv  450 

'Ejiagyia  xfjg  avxfjg'  451 
MrjxgonoXig  Magxiavov 
e'yei  vji1  avxrjv  JiöXeig  ijxoi  ijiioxoJidg  e, 
olov 

xbv  PoöooxoXov  452 

xbv   Tgajuagioxcov  453 

xbv  Nößcov  454 

xbv  Zsxsdeojicov  455 

xbv  Zxagiag  456 

"Enagyia    0gvylag  Kannaxidvrjg'     457 
MrjxgonoXig  'IeganoXeojg 

eysi  vji'  avxijv  nöXEig  ijxoi  ijiioxoJidg  e, 

{olov) 

xbv  MeXovnöXrjg  458 

xbv  AiovvoiovnoXeojg  459 

xbv  AvaaxaoiovnöXeojg  460 

xbv  Axxovdcov  461 

xbv  Moovvcov  462 


418  xcoXwvsiaC  A  419  Jiaovaoov  B  420  doägcov  B  421  cpaoidoc  A  d]  s  B  olov  -*C  A  422  oiodon.  A 
423  oavoiräv  B  425  ^rjyavewv  A  t,iyavalu>v  B  426  tpikhacmv  jtoXscoc  B  y]  ß  B  olov  «d  A  429  -<;  B 
430  olov  -<:  A  431  jirjgov  B  433  gcödov  A  olov  -<;  A  435.  434  B  436  höov  A  440  Xegov  A  B 
440  439  B  442  ztvov  A  444  jiijoolvrjc  B  445  i/Mj/itovjiöXecoc  A  Aifitj/tov  B  (corr.  aus  Al/njfiöviov) 
ävdgiavov  B  olov  -<I  A  446  fieo?]ßgt'ac  B  447  ow^ovjtoXewc  B  448  jtXmxiv.  B  450  T^midwv  A  451  rrjs 
avxfjg]  vtjowv  xvxXäSwv  A  B   der  Fehler   gehört  also  der  gemeinsamen  Vorlage  an   olov  <<   A      452  ga>- 

5 

booxoJ.ov  A     453  rga/iagioxov  B     454  voßwv  B     457  KajuiaTidvrjc]  KaTiTcaöoxiac  A  olov  -eC  A  B     458  [asXovtc  B 

460  -^  A      462  «<  B  Meovvwv  die  Ausgg. 


543 

Die  Ueberschrift  nennt  als  Verfasser  der  Notitia  den  -deojzeoiog  'Enupäviog.  Darin 
hat  bereits  Reiske  den  hl.  Epiphanios  erkannt.  Da  die  Notitia  die  kirchlichen  Zustände 
vor  der  Ikonoklastenzeit  darstellt,  dachte  ich  an  Epiphanios  von  Konstantia,  den  Zeit- 
genossen des  VI.  ökumenischen  Konzils  (680).  Allein  mit  vollem  Rechte  hat  de  Boor 
geltend  gemacht,  dass  aus  der  Art,  wie  der  Kaiser  ihn  erwähnt:  ex  tü>v  tov  §Eoneoiov 
'ETiicpaviov  tov  äQyiemaxojiov  Kvttqov  ovyygcKpfjs  (de  cerim.  791,  7)  ganz  deutlich  hervor- 
gehe, gemeint  sei  der  hl.  Epiphanios,  der  Verfasser  des  Ketzerbuches.  Wie  die  griechische 
Kirche  ihre  Liturgien  dem  „Gottesbruder"  Jakobos,  den  hl.  Basileios,  Chrysostomos,  Gre- 
gorios  u.  s.  f.  zuschrieb,  und  wie  die  lateinische  mit  ebenso  grosser  Naivetät  ihren  Kirchen- 
gesang von  dem  hl.  Ambrosius  und  Gregor  dem  Grossen  herleitete,  so  wurden  glorreiche, 
altheilige  Namen  auch  zu  bedeutend  profaneren  Zwecken  verwandt.  Die  Sitz-  und  Kissen- 
ordnung der  armenischen  Grossen  vor  dem  Könige,  welche  im  Lande  der  Haykh  mit  ebenso 
viel  Pedanterie  erörtert  wurde,  als  das  Droit  du  tabouret  beim  Roi-Soleil,  wird  auf  die 
hl.  Patriarchen  Nerses  und  Sahak  zurückgeführt.  Genau  so  gehen  die  Anweisungen,  in 
welcher  Rangordnung  die  oströmischen  Prälaten  an  der  kaiserlichen  Tafel  zu  sitzen  haben, 
auf  den  hl.  Epiphanios  zurück.  Kaiser  Konstantin  drückt  sich  darüber  mit  der  wünschens- 
wertesten Deutlichkeit  aus.  „Es  müssen  diejenigen,  welchen  diese  Obsorge  und  dieser  Dienst 
anvertraut  ist,  sowohl  bezüglich  der  kaiserlichen  Gastmähler  als  bezüglich  der  Spenden 
gemäs  der  Vorschrift  des  Dienstbuches  als  nach  einer  Richtschnur,  oder  eigentlich  richtiger 
gemäs  dem  Allerhöchsten  Befehl  unweigerlich  handeln...  Jetzt  aber,  da  wir  betreffs  der 
offiziellen  Einladungen  und  der  Vorsitzordnung  der  Patriarchen1)  und  Metropoliten,  der 
autokephalen  Erzbischöfe  und  der  (den  Metropoliten)  unterstellten  Bischöfe  die  passende 
Spezialverordnung  veröffentlichen  wollen,  beschlossen  wir  darüber  ein  spezielles  Schriftstück 
zu  verfassen...  Indem  wir  daher2)  nach  der  Rangordnung  jeder  Eparchie  die  Metropolen 
aufzählen,  haben  wir  jedem  Metropoliten  an  der  passenden  Stelle  die  Kathedren  zugeteilt, 
und  dann  haben  wir  ebenso  die  Sitze  der  autokephalen  Erzbischöfe,  welche  die  zweite  Rang- 
ordnung nach  den  Metropoliten  bilden,  aufgezählt;  nach  diesen  haben  wir  die  jeder  Eparchie 
und  Metropolis  untergebenen  Städte  und  Bistümer3)  bekannt  gegeben,  indem  wir  uns  dabei 
nicht  allein  auf  unsere  Hoftafelordnungen  (xaiv  xad"1  fj/uäg  xhjTCOQoloyicov)  stützten,  sondern 
auch  vieles  der  Schrift  des  hochheiligen  Epiphanios,  Erzbischofs  von  Kypros,  entnahmen, 
damit  ihr,  die  ihr  mit  diesem  Tafeldienst4)  betraut  seid,  in  dieser  Materie  keinen  Fehltritt 
begeht,  und  damit  ihr  auch  beim  Heeresdienst  ausser  der  Residenz,  wenn  der  ökumenische 
Patriarch  nicht  gegenwärtig  ist,  und  an  jedem  andren  Orte,  diesem  Schriftstück  die  Kenntnis 
der  Kathedren  (ordnung)  entnehmend,  bei  den  erhabenen  Einladungen  zu  den  allerhöchsten 
Herrschaften  als  fehlerfreie  und  tadellose  Introducteure  fungieret."5) 


')  xü>v  ts  ETiaijyiwv  xal  (irjzßojioXizwv  790,15  ist  Schreibfehler  für  twv  ze  jigiagyäiv  xal  firjz.Qojio?uzü>v. 

2)  790,21  ist  zu  lesen:  Aw  xaiF  stouvv  ixäartjg  ETiaqyJag  zag  fj.rjzQOJi6ltig  iy.dky.evoi,  zq>  kxäazm 
firjzoorrii/.ir)/   änin'i^nvzi    7o'.tm   zag  xaOedgag    8ieozoiyjjaai.iEV. 

3)  791,4  ftera  <5i  zovzoi-g  zf/  Fxäozt]  sTiaoyJa  xal  /u/tootto/.ei  vjiozEzayfiEvovg  Tio/.sig  xal  Iniaxonv  c 
idrj/.cooäfuv.  Diese  Formel  kehrt  regelmässig  wieder  bei  der  Aufzählung  der  einzelnen  Eparchien,  wo 
aber  Reiske  das  Compendium  L-itoxo  unrichtig  in  i.-rioxäjwrg  auflöst;  die  Handschrift  von  Jerusalem 
weist  auch  hier  den  richtigen   Weg,  indem  sie  mehrfach  plene  imoxojtäg  schreibt. 

4)  iv  zf/  Toiavzi]  öiaxovia  zwv  ägzoxXtvwv  791,  9  Verderbnis  für  azQtxhv&v  =  a  triclinio  Reiske  /.u 
Const.  Porphyr.  II  824. 

5)  Const.  Porphyr,  de  caer.  aul.  byz.  I  790,1—791,15. 


544 

Dass  der  hl.  Epiphanios  zum  mythischen  Urheber  einer  so  unbedeutenden  Sache,  wie 
der  Kaiserlichen  Tafelordnung  gemacht  wurde,  ist  durchaus  kein  Mangel  an  Achtung  gegen- 
über diesem  hoch  gefeierten  Sanctus,  dem  noch  Konstantins  Vater,  Leon  der  Philosoph,  durch 
kaiserliches  Edikt  einen  jährlichen  Festtag  angewiesen  hatte,  sondern  man  behandelte  diese 
Gegenstände  mit  derselben  gravitätischen  Ernsthaftigkeit,  wie  die  Reichs-  und  Kreistage 
des  H.  R.  Reichs  Deutscher  Nation  die  Rangstreitigkeiten  zwischen  den  weltlichen  Fürsten 
und  den  geforsteten  Prälaten.  Kaiser  Leon  der  Philosoph  und  Nikolaos  Mystikos,  der 
ökumenische  Patriarch,  fanden  es  nicht  unter  ihrer  Würde,  eine  neue  Rangordnung  der 
Prälaten  aufzustellen,  als  in  Folge  der  Inkorporation  der  ehemaligen  Präfektur  Illyrikum  in 
die  neurömisehe  Diözese  die  alte,  durch  unsere  Epiphaniosnotitia  dargestellte  Ordnung  sich 
als  unbrauchbar  erwiesen  hatte.  „Wir  müssen  die  Städte,  welche  durch  die  Würde  des 
Hoheupriestertums  geschmückt  sind,  und  deren  heilige  Hirten  durch  Handauflegung  des 
Patriarchen  geweiht  werden,  hier  einschreiben,  damit  sie  wie  in  einer  kleinen  Oekumene1) 
zusammengefasst  und  jedem,  der  es  wünscht,  mühelos  kenntlich  erscheinen.  Denn  es  ist 
würdig,  dass  der  dem  unblutigen  Amt  zukommende  Rang  durch  feste  Bestimmung  geordnet 
wird.  Dadurch  soll  auch  der  gesamten  Laienwelt  jener  gebührende  Machtfülle  und  Ehren- 
rang wohlsichtbar  und  leichterkenntlich  werden.  Mit  den  Prälaturen  des  Ostens  werden  auch 
die  des  Westens  hier  eingetragen.  Von  Alters  her  bis  heute  waren  nämlich  diese  letzteren 
nicht  mit  den  erstem  zusammengeordnet.  Wann  nun  der  Moment  gemeinsamer  Tagung  kam, 
wurden  die  mit  der  Obhut  (des  Westens)  betrauten  Kirchenfürsten  von  den  ranggleichen  (Ost- 
ländern) gestosseu,  und  sie  stiessen,  wehe  der  Schmach!,  wieder  entgegen,  mit  dem  gleichen 
Masse  der  Faust  bezahlend.  Aber  unser  christusliebender,  allerfrömmster  Kaiser  führte  mit 
uns  den  Vorsitz  in  dem  ehrwürdigen  Gotteshaus  der  hl.  Irene,  da  wir  die  Totenmesse  für  die 
hochseligen  Patriarchen  verrichteten;  anwesend  waren  auch  die  gottseligen  Metropoliten. 
Mit  diesen  haben  wir  das  Ehrenrecht  jedes  Thrones  beraten  und  ihnen  den  passenden  Platz 
zugewiesen,  wie  auch  die  vorliegende  Ordnung  erweist,  die  auf  unsere  Ermahnungsrede  hin 
sorgfältig-  aufgeschrieben  ward.  Denn  es  schien  uns  unter  aller  Würde,  dass  die  Diener 
am  Altare  um  den  Ehrenvorrang  streiten,  und  dass  sie  aus  Gier  nach  Ehre,  welche  viel- 
mehr Unehre,  ja  geradezu  Schmach  ist,  das  ehrwürdige  Hohepriestertum  (auch)  in  Zukunft 
schänden.  Nur  nach  der  himmlischen  Glorie  müssen  wir  streben,  welche  unverwelklich  ist 
und  immerdar  blüht  und  ihre  Liebhaber  mit  reinstem  Glänze  schmückt  und  ehrt."2) 

Die  alte,  von  dieser  Neuordnung  des  makedonischen  Zeitalters  noch  gänzlich  unberührte 
Kirchenordnung  stellt  uns  nun  diese  Ekthesis  des  hl.  Epiphanios  dar.  Bereits  im  Jahre  1886, 
als  nur  der  Leipziger  Text  bekannt  war,  habe  ich  geschrieben:  „Ohne  Zweifel  würde 
(d.  h.  wenn  die  Notitia  vollständig  wäre)  Amastris  als  Suffragan  von  Gangra,  Amorion  und 
Klaneos  als  solche  von  Pessinus  und  Selge  als  einer  von  Side  erscheinen.  Gewiss  würde 
auch  Kotyaeion,  wie  noch  auf  dem  VII.  Konzil  als  Suffragan  von  Synnada  auftreten,  was 
in    keiner    der    erhaltenen    Notitien    mehr    der    Fall    ist".3)     Man  vergleiche    nun   in   dieser 


:)  Die  ßQax?ia  olxovfiävr}  ist  das  'Pcopaicov  xgäzog  im  Gegensatz  zum  gesamten  Erdkreis  oder 
wenigstens  der  gesammten  Christenheit. 

2)  Parthey  Hieroclis  synecd.  et  not.  gr.  epp.  S.  322. 

3)  Jahrb.  f.  prot.  Theol.  1886  S.  362.  Bezüglich  Kotyaeion  liegt  ein  Irrtum  vor,  wie  bereits  de  Boor 
mit  Recht  bemerkt  hat.  Die  Stadt  findet  sich  allerdings  in  korrupter  Form  sowohl  in  Not.  VIII  als 
Not.  IX. 


545 

Notitia  vv.  190,  230,  246,  247,  und  man  wird  sehen,    dass   sich   diese  Mutmassungen  jetzt 
durchweg  durch  Wiederauffindung  des  vollständigen  Textes  bestätigen. 

Was  nun  die  Zeitbestimmung  betrifft,  so  kann  natürlich  bei  dem  Pseudepigraphon 
der  Name  des  Epiphanios  nicht  weiter  verwandt  werden;  indessen  dass  die  Notitia  vor  die 
Zeit  der  Bilderstürmer  fällt,  welche  in  der  Diözesanordnung  Konstantinopels  eingreifende 
Veränderungen  vornahmen,  ist  völlig  sicher.  Man  kann  höchstens  fragen,  ob  sie  dem  VI. 
oder  dem  VII.  Jahrhundert  zuzuweisen  sei.  Eine  genauere  Bestimmung  zu  geben,  ist  nicht 
ganz  leicbt,  da  die  kirchlichen  Zustände  seit  Justinian  in  dieser  ganzen  Epoche  ziemlich 
dieselben  geblieben  und  die  unbedeutenden  Veränderungen  in  der  Ueberlieferung  nicht  ver- 
merkt sind.  Einen  gewissen  Anhalt  giebt  der  Name  der  karischen  Metropolis.  Diese  heisst 
noch  im  VI.  Jahrhundert  Aphrodisias;  auf  dem  V.  ökumenischen  Konzil  von  553  unter- 
zeichnet Severianus  misericordia  dei  episcopus  sanctae  ecclesiae  civitatis  Aphrodisiadis 
Carensium  provinciae. l)  Dagegen  im  VII.  Jahrhundert  ist  dieser,  wie  zahlreiche  andere, 
durch  ihren  ausgeprägt  götzendienerischen  Charakter  das  Aergernis  frommer  Ohren  erregende 
Name4)  durch  einen  spezifisch  christlichen  ersetzt  worden.  Auf  dem  VI.  ökumenischen 
Konzil  zeichnet  Geodojgog  eXeco  &eov  Inioxonog  zfjg  SjolvqovjioXitwv  jurjTQOJioXscog  zfjg 
Kagcöv  ETiagylag3)  und  ebenso  auf  dem  Quinisextum  692:  JEioivviog  sXdyioTog  inioxojtog  zfjg 
^ravoojTo/.iTcöv  jurjrgoTioXEcog  zfjg  Kagcöv  EJzaQyjag.*)  Auch  unsere  Notitia  bietet  v.  27: 
'ETiagyJag  Kaoiag'  6  ZxavQOV7i6XEüog.i)  Demnach  wird  man  die  Abfassung  dieser  Notitia 
in  das  VII.  Jahrhundert,  in  die  Epoche  der  Herakleiosdynastie  verlegen  können.  Im  Ein- 
zelnen zeigt  sich  nun  abgesehen  von  der  erwünschten  Ergänzung  der  grossen  Lücke,  dass 
der  Codex  von  Jerusalem  auch  sonst  trotz  seiner  Jugend  wesentlich  zur  Textemendation 
beiträgt,  da  der  Lipsiensis  von  einem  unwissenden  und  ungeschickten  Schreiber  angefertigt 
ist.  Man  darf  nicht  vergessen,  dass  auch  der  Codex  von  Jerusalem  Copie  einer  recht  alten 
und  guten  Handschrift  ist.  Das  verbürgen  einige  Lesefehler  Der  Hieromonach  Germanos 
war  der  Schrift  des  X.  und  XI.  Jahrhunderts  wenig  kundig;  er  verliest  x  in  rj,  ei  in  or, 
was  durch  den  Ductus  seiner  Vorlage  ganz  leicht  erklärlich  wird.  Bei  dem  Alter  dieser 
Quelle  habe  ich  auch  nicht  gezögert,  bisweilen  ihre  Lesung  als  die  augenscheinlich  richtigere 
in  den  Text  zu  nehmen.  Reiske  hat  in  seiner  Ausgabe  ziemlich  genau  den  Codex  abge- 
druckt; Bekker  hat  die  gröbsten  Itacismen  getilgt,  welche  dann  Parthey  bei  seiner  an- 
dächtigen Verehrung  aller  handschriftlichen  Ueberlieferung  wieder  in  den  Text  setzte. 
Indessen  eine  Reihe  solcher  selbstverständlicher  Besserungen  werden  auch  durch  den  Codex 
von  Jerusalem  verbürgt.  Ich  habe  daher  nicht  angestanden  ihm  mehrfach  zu  folgen.  In 
dem  Verzeichnis  der  Suffragane  der  einzelnen  Metropolen  ist  die  Formel  regelmässig:  "Ejiagyja 


J)  Mansi  IX  390. 

2)  Theupolis  für  Prusa,  Theotokiana  für  das  bithynische,  Sozusa  für  das  libysche  Apollonias, 
Christupolis  für  Dios  Hieron  u.  s.  f.  Wenigstens  in  einem  Fall  wissen  wir  den  bestimmten  Anlass  für  die 
Umtaufe.  Als  das  furchtbare  Erdbeben  unter  Justinian  Gottes  Zorn  so  deutlich  über  die  leichtfertige 
Stadt  der  Antiochener  enthüllt  hatte,  gab  ihr  der  fromme  Kaiser  den  Namen  Theupolis. 

3)  Mansi  XI  692. 
*)  Mansi  XI  989. 

5)  Dass  der  Lipsiensis  6  xavQovxö).E<ao  liest,  ist  nichts  als  ein  Schreibfehler,  und  man  darf  nicht 
etwa  an  eine  archaische  Wiederauffrischung  eines  der  alten  Komennamen  denken,  aus  denen  Aphrodisias 
synoekisiert  ward.     Steph.  Byz.  s.  v.  Xgvaaooig '   Tavoono).Zzai  fxiv  ovvsfxayovv  xai  JlkagaasTg. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  HI.  Abth.  73 


546 

xfjg  öeivog'  ixr\To6noXig  xfjg  öeivog  e%ei  vn"1  avrrjv  noXeig  yroi  imoy.OTiäg .  . ,  oTov.  Dieses  olov 
hat  der  Lipsiensis  vor  der  Lücke  regelmässig ;  nach  der  Lücke  lässt  er  es  ebenso  konsequent 
weg.  Natürlich  bin  ich  der  durchweg  gleichmässigen  Formulierung  der  Jerusalemerhand- 
schrift  gefolgt. 

Was  nun  speziell  das  bisher  nicht  vorhandene  Textstück  betrifft,  so  ist  ein  Vergleich 
mit  den  beiden  Notitien  VIII  und  IX  von  Wichtigkeit.  Dieselben  repräsentieren  die  provi- 
sorische Ordnung,  welche  unter  dem  Patriarchen  Nikephoros  (806  —  815)  in  Geltung  kam, 
welche  aber  bei  der  Aufzählung  der  Suffraganbistüiner  ein  sehr  altes  Verzeichnis  (alter- 
tümlicher als  Not.  I)  zu  Grunde  legt.  Die  beiden  Notitien  sind  nur  verschiedene  Hand- 
schriften eines  identischen  Textes  und  können  daher  trotz  ihrer  schlechten  Ueberlieferung 
am  ehesten  zum  Vergleich  herangezogen  werden. 

Starke  Abweichungen  zeigt  vor  allem  die  Provinz  Nikomedien.  Nicht  weniger  als 
fünf  Bistümer  fehlen  bei  Epiphanios  vollständig:  Helenupolis,  Kaisareia  und  Adrianon,  Daph- 
nusia  und  Eriste.  Nun  sind  aber  die  drei  ersten  bereits  seit  dem  IV.  Jahrhundert  nach- 
weisbar ;  offenbar  liegen  hier  lediglich  Schreiberversehen  vor.  Dagegen  Daphnusia  und 
Eriste  sind  erst  spät  nachweisbar;  sie  fehlen  auch  in  Not.  VIII  und  IX,  und  finden  sich 
zuerst  in  der  dem  Georgios  Kyprios  vorgehefteten  Beschreibung  der  Diözese  Konstantinopel, 
welche  unter  den  amorischen  Kaisern  abgeschlossen  ist.  Diese  und  alle  spätem  kennen  nur 
ein  Doppelbistum :  6  rdX?Mv  fjtoi  Aöqpoov,  dagegen  unsere  Notitia  hat  zwei  getrennte  Bis- 
tümer tov  rdllov,  was  in  Nott.  VIII,  IX  fehlt  und  röv  Koolaotag  ijroi  A6(poiv^  wofür 
Not.  VIII  210  und  IX  119  6  rdllov  ijzoi  Koöoaiag  bieten.1)  Demnach  ist  auch  an  unserer 
Stelle  KCÜAACIAC  aus  KAAOCIAC  verschrieben.2)  Im  Leben  des  bis  unter  Herakleios 
blühenden  Theodoros  Sikaiotes3)  kommt  noch  ein  separater  Bischof  von  Kadosia  vor;  dagegen 
beim  VI.  ökumenischen  Konzil  680  unterschreibt:  recogyiog  eXeqp  &eov  emoy.OTiog  rfjg 
Kaöooecov  nolecog*)  während  ihn  das  offizielle  Protokoll  in  den  Präsenzlisten5)  als  Fecogyiov 
ernoxonov  rälov  aufführt.  Die  beiden  Bistümer  sind  also  zwischen  den  Regierungszeiten 
des  Herakleios  und  seines  Urenkels  Konstantinos  Pogonatos  uniert  worden,  ein  Fingerzeig, 
dass  unsere  Notitia  zum  mindesten  älter,  als  das  Konzil  von  680  ist. 

Nikaia  hat,  wie  Notitia  VIII,  IX,  nur  drei  Suffragane,  später  sechs.  In  der  Provinz 
Side  figuriert,  wie  in  den  beiden  anderen  Notitien,  Selge  noch  als  erster  Suffragan.  Bei- 
läufig scheint  es  bei  der  Beförderung  der  einzelnen  Kirchen  in  ihrem  Ehrenrange  nach 
einer  observanzmässigen  Ordnung  und  keineswegs  ganz  willkürlich  hergegangen  zu  sein. 
Das  vornehmste  Bistum  in  der  Diözese  ist  der  Protothronos;  man  weiss,  welche  Bedeutung 
Kaisareia  unter  den  Metropoliten  von  Konstantinopel,  Tyros  unter  denen  von  Antiochien 
und  Kastoria  unter  denen  von  Achrida  als  Protothronoi  hatten.  Es  ist  nun  bemerkenswert, 
dass  eine  ganze  Reihe  der  nach  650  erhobenen  Autokephalen  vorher  tiqwto&oovoi  waren, 
so  Selge  von  Pamphylia  I,  Trapezus  von  Pontos  Polemoniakos,  Amastris  von  Paphlagonien, 
Kotyaeion  von  Phrygia  Salutaris.  Wurde  der  Protothronos  autokephal,  so  rückte  das  zweite 
Bistum  in  seinen   Rang.     Dies  ist  z.  B.  gerade  der  Fall  mit  Amastris.     Zur  Zeit  des  Konzils 


1)  Kodoaiag  statt  des  üblichen  Aooiag  liest  auch  in  IX  der  Monac.  510. 

2)  Ueber  die  Lage  der  drei  Städte  vgl.  Ramsay,  Asia  minor  S.  182  und  247. 

3)  Le  Quien  oriens  Christ.  I  631,  632. 

4)  Mansi  XI  678  und  648;  ebenso  auf  dem  Quinisextum  XI  996. 

5)  Z.  B.  actio  XVII  Mansi  a.  a.  O.  616  und  actio  XVIII  628. 


547 

von  Chalkedon  war  Pompeiupolis  Protothronos  von  Paphlagonien;  im  VI.  Jahrhundert  gewann 
es  Autokephalenrang  und  damit  Amastris  den  Protothronat.  Im  VIII.  Jahrhundert  wird 
Amastris  autokephal  und  unter  Konstantinos  Porphyrogennetos  Metropolis.  So  können  wir 
bei  dieser  Stadt  das  Durchlaufen  von  vier  Rangstufen  verfolgen.  Es  lässt  sich  wahrschein- 
lich machen,  dass  die  meisten  anderen  Erzbistümer  von  der  Stufe  des  Protothronos  zur 
Autokephalie  erhoben  wurden;  in  Asien  war  Snryrna  Protothronos,  in  Karien  Milet.  in 
Pamphylia  II.  Attaleia;  die  beiden  ersten  Städte  waren  lange  autokephal;  Attaleia  wurde 
1084  Metropolis,  um  1050  war  es  noch  Bistum;  wahrscheinlich  iu  der  Zwischenzeit  hat  es 
die  Rangerhöhung  zum  Erzbistum  durchgemacht. *)  Ebenso  war  Araorion  Protothronos  von 
Galatia  IL,  so  noch  in  unserer  Notitia  und  in  Nott.  VIII,  IX;  unter  der  isaurischen  Dynastie 
wurde  die  ketzerfreundliche  Stadt  autokephal  und  durch  die  amorischen  Kaiser  Metropolis. 
Wahrscheinlich  waren  auch  die  bithynischen  Erzbistümer  Apameia  und  Kios  ursprünglich 
TiQcoroOoovoi  von  Nikomedeia  und  Nikaia. 

Syedra  und  Mylome,  wie  die  Summe  16  zeigt  (es  sind  nur  14  Bistümer),  fehlen  durch 
ein  Versehen  des  Schreibers;  Not.  VIII  und  IX  bieten  sie.  Durch  eine  Nachlässigkeit  des 
Schreibers  fehlen  auch  sämtliche  fünf  Suffragane  von  Klaudiupolis;  indessen  ihre  Ergänzung 
ist  absolut  sicher,  da  sämtliche  Städte  aus  Konzilsakten  des  IV.,  V.  und  VI.  Jahrhunderts 
nachweisbar  sind.     Auch  stehen  sie  in  Nott.  VIII  und  IX. 

In  der  Provinz  Lykaonien  ist  die  Korruptel  von  373  tov  BrjQivovjioXioxpiavcbv  inte- 
ressant. Das  richtige  bieten  Nott.  VIII  461  und  IX  371  6  BrjQtvovjiöÄsaos  ijxoi  Wißr\X(jov. 
Not.  I  408  hat  nur  den  offiziellen  Namen  6  BrjQivovjiolecog.  Die  Konzilsunterschriften  des 
VII.,  VIII.  und  IX.  Jahrhunderts  belegen  beide  Namen  für  das  Bistum2);  indessen  allmählich 
scheint  die  Erinnerung  an  Zenons  böse  Schwiegermutter  doch  den  spätem  Jahrhunderten 
abhanden  gekommen  zu  sein;  denn  die  drei  Rezensionen  von  Leons  Hypotyposis  schreiben 
durchweg  nur  den  alten  autochthonen  Namen  6  Wtßijlcov.  Daraus  erhellt  auch,  dass 
Nott.  VIII  und  IX  keineswegs  nur  „eine  Abschrift  der  alten  Notitia  des  Epiphanius"  sind, 
wie  de  Boor  meint.3)  Die  e'y.deoig  des  hl.  Epiphanios  ist,  wie  die  anderen  xh]rcoQoX6yia, 
dem  kaiserlichen  Archiv  entnommen;  dagegen  Nott.  VIII  und  IX  entstammen,  wie  die 
Notiz  IX  1  zeigt :  i)  reinig  xwv  ju^tqotioXutöjv  xa&wg  iv  reo  %a.QTocpvXax£ko  avaykyQanxai,  xal 
oooi  ETiioxoTioc  l'Tio  jU7]TQ07io?Jrag  (so  der  Monac.  510  fol.  36 lv)  dem  Patriarchalarchiv. 
Natürlich  gehen  beide  Fassungen  auf  eine  Urquelle  zurück,  die  in  justinianischer  oder 
nachjustinianeischer  Zeit  wohl  durch  Synodalakt  definitiv  festgestellte  Rangordnung  der 
konstantinopolitanischen  Prälaten.  Aber  die  richtige  Lesart  von  VIII  und  IX  gegenüber 
dem  verkehrten  B^otrov.-rofaoxpiavcöv  des  Epiphaniostextes  erweist  deutlich,  dass  sie  keine 
Abschrift  desselben  sind. 

Zum  Schlüsse  möge  mir  eine  Vermutung  über  den  Anlass  zur  Abfassung  dieses  Schrift- 
stückes wenigstens  gestattet  sein.  In  der  Zeit  des  Kaisers  Herakleios  (610 — 641)  und  des 
ökumenischen  Patriarchen  Sergios  (610 — 638)  herrschte  eine  ungewöhnlich  rege  Thätigkeit 


*)  Ganz  sicher  ist  das  freilich  nicht,  Nazianzos  ist  noch  1050  einfaches  Bistum,  wird  aber  von 
Romanos  Diogenes  (1067 — 1071)  zur  Metropolis  erhoben.  Es  ist  möglich,  dass  man  in  dieser  Zeit  bis- 
weilen die  Zwischenstufe  übersprang;  wenigstens  schürft  eine  Synodalverhandlung  unter  Alexios  Komnenos 
wieder  genauere  Berücksichtigung  des  Herkommens  ein. 

2)  Le  Quien  1.  c.  I  1083. 

3)  Zeitschrift  für  Kirchengeschichte  XII,  1891    S.  309. 

73* 


548 

auf  kirchenrechtlichem  Gebiete.  Zeugnis  legen  die  fünf  Edikte  des  Kaisers  an  Sergios  ab, 
welche  sich  sämtlich  mit  dem  diesem  untergebenen  Klerus  befassen.1)  Ferner  sind  in  der 
damaligen  Zeit  die  Kataloge  der  fünf  Patriarchate  abgeschlossen  worden;  der  altrömische 
endet  mit  Bonifatius  IV.  (615 — 618)  oder  mit  Honorius  (625 — 638),  der  alexandrinische  mit 
Kyros  (631—642)  und  Petros  (642—651),  der  antiochenische  mit  Anastasios  II.  (599—610), 
der  hierosolymitanische  mit  dem  hl.  Sophronios  (633 — 644).  Man  wende  auch  nicht  ein, 
dass  durch  die  Eroberungen  der  Araber  der  Verkehr  mit  den  drei  östlichen  Patriarchaten 
den  Byzantinern  abgeschnitten  worden  sei ;  im  VII.  Jahrhundert  erscheinen  diese  Patriarchen 
auf  den  Konzilien  und  leben  häufig  als  Staatspensionäre  in  der  Reichshauptstadt.  Auch 
späterhin  ist  der  Verkehr  zwar  öfter  ein  gehemmter,  aber  niemals  ein  völlig  unterbrochener. 
Theophanes  führt  auch  in  seiner  Reichschronik  gelegentlich  die  spätem  Patriarchen  von 
Antiochien  auf.  Endlich  Alt-Rom  gehörte  bis  Mitte  des  VIII.  Jahrhunderts  zum  Reiche, 
und  auch  später  blieb  man  mit  ihm  in  innigen  Beziehungen.  Der  Grund,  warum  die 
Patriarchenregister  mit  der  Herakleioszeit  abbrechen,  kann  nur  der  sein,  dass  damals  diese 
fünf  Kataloge  abgeschlossen  wurden.  Fortgesetzt  wurde  dann  nur  noch  je  nach  der  Zeit 
des  einzelnen  Schreibers  das  Verzeichnis  der  ökumenischen  Patriarchen.  Auch  im  liturgischen 
Kirchengesang  führte  Sergios  mehrere  Neuerungen  ein,  wie  die  Ostercbronik  zu  den  Jahren 
615  und  624  anmerkt.2)  Ich  habe  früher  der  damaligen  byzantinischen  Stadtgeistlichkeit 
auch  die  Erfindung  der  byzantinischen  Weltära  zugeschrieben.3)  Indessen  nach  F.  Rühl*) 
habe  ich  damit  diese  Kleriker  erheblich  überschätzt.  Obgleich  meine  nähere  Beschäftigung 
mit  der  oströmischen  Priesterschaft  mich  immer  weniger  zu  einem  geringschätzigen  Urteil 
über  den  geistigen  Horizont  dieser  Männer  veranlasst,  will  ich  doch  auf  diesen  Umstand 
kein  Gewicht  legen.  Das  bisherige  genügt,  um  zu  beweisen,  dass  unter  Herakleios  aut 
kirchenrechtlichem  Gebiete  eine  äusserst  rege  Thätigkeit  herrschte.  Nun  beachte  man  fol- 
gende Thatsachen :  Das  älteste  Taktikon  von  Antiochien  soll  von  dem  Patriarchen  Anastasios  I. 
(f  599)  verfasst  sein ;  der  älteste  Katalog  des  orthodoxen  Patriarchats  von  Alexandria  fällt 
vor  die  Eroberung  der  Stadt  durch  die  Perser.5)  Nur  von  Jerusalem  besitzen  wir  keine 
alten  Urkunden.  Der  Grund  ist  ein  naheliegender.  614  bei  der  furchtbaren  Verwüstung 
der  Stadt  durch  Sahrbaräz  ist  in  dem  grossen  Stadtbrand  auch  das  Patriarchalarchiv 
vollständig  zu  Grunde  gegangen,  und  so  mussten  die  spätem  Patriarchen  ihre  Bistümerlisten 
aus  Konstantinopel  beziehen.  Es  liegt  nun  sehr  nahe  anzunehmen,  dass  das  konstantino- 
politanische  Verzeichnis,  wie  es  uns  am  echtesten  in  der  Ekthesis  des  hl.  Epiphanios  und 
mit  spätem  Zusätzen  versehen,  in  Nott.  VIII  und  IX  vorliegt,  wie  die  übrigen  Taktika 
ebenfalls  der  Herakleioszeit  seinen  Ursprung  verdankt,  da  dasselbe,  wie  wir  schon  gesehen, 
jedenfalls  um  die  Mitte  des  VII.  Jahrhunderts  vorhanden  ist.  Vielleicht  kann  dann  auch 
die  Umtaufe  der  Stadt  Aphrodisias  in  Stauropolis  bald  nach  629  gelegt  werden.  Man  weiss, 
wie  gross  die  Erregung  und  Niedergeschlagenheit  der  gesamten  Christenheit  war,  als  „das 
lebenspendende  Holz,  das  ehrwürdige  Kreuz"  in  Gefangenschaft  zu  den  Heiden  abgeführt 
wurde.     Seine    Rückkehr    feierte    der    ganze  Osten   mit  Jubel,    und    das    Fest   der  Kreuzes- 


l)  Zachariae,  ius  Graeco-Romanum  III,  S.  33 — 48. 
z)  Chron.  P.  705,  18  ff.  und  714,  9  ff. 

3)  Africanus  II,  S.  180. 

4)  F.  Rühl,   Chronologie  des  Mittelalters  und  der  Neuzeit  S.  195. 

5)  Byz.  Z.  II,  S.  34. 


549 

erhöhung  hat  diesem  Tage  bis  heute  ein  ewiges  Gedächtnis  geschaffen.  Ist  es  nicht  ganz 
im  Geiste  dieser  religiös  sehr  erregten  Zeit  —  Herakleios'  Kriege  werden  durchweh  als 
Kreuzzüge  aufgefasst,  —  wenn  auch  die  karische  Metropole  ihren  durch  die  heidnische 
Göttin  entweihten  Namen  mit  dem  des  heiligen  Kreuzes  vertauschte,  wie  jener  Maler  unter 
Justin  IL  das  Mosaikbild  der  Göttin  Aphrodite  durch  das  der  Gnadenmutter  ersetzte? 
Natürlich  muss  das  immerhin  nur  eine  Vermutung  bleiben;  aber  ich  glaube,  sie  entspricht 
wenigstens  der  damaligen  Zeitstimmung. 


II.    Die  Notitia  episcopatuum  aus  der  Zeit  Kaisers  Leon  des  Philosophen. 

In  der  Verwaltungsgeschichte  des  oströmischen  Reichs  macht  die  Regierung  Kaiser 
Leon  des  Philosophen  (886 — 911)  Epoche.  Bekannt  ist  seine  grossartige  gesetzgeberische 
Thätigkeit.  Den  civil-militärischen  Verwaltungsorganismus,  die  Themenordnung,  hat  er  auf 
neuer  Grundlage  festgestellt,  und  diese  neue  Themenverfassung  ist  es,  welche  uns  sein  Sohn 
Konstantinos  Porphyrogennetos  (912 — 959)  in  seinen  weitläufigen  und  gelehrten  Werken 
bekannt  gegeben  hat.  Genau  so  hat  auch  Leon  gemeinsam  mit  dem  damaligen  ökumenischen 
Patriarchen  Nikolaos  Mystikos  (901 — 907)  auch  den  Schematismus  der  geistlichen  Hierarchie 
neu  geordnet.  Aus  dem  oben1)  in  Uebersetzung  mitgeteilten  Schriftstücke  erhellt,  welche 
Unzuträglichkeiten  die  etwas  turbulente  Einreihung  der  altrömischen  Prälaten  in  den  Verband 
von  Neurom  herbeigeführt  hatte.  Leon  und  Nikolaos  haben  darum  eine  neue  Metropoliten- 
und  Autokephalenliste  verfasst,  in  welcher  den  abendländischen  Prälaten  ein  definitiver  Rang 
neben  ihren  morgenländischen  Kollegen  zugewiesen  wurde.  Ich  habe  aber  in  meiner  schon 
erwähnten  Arbeit2)  gezeigt,  dass  die  als  Beilage  fast  aller  Kanonessammlungen  in  unzähligen 
Handschriften  überlieferte :  f]  yeyovvla  öiaxvjioooig  (vnoxvTieooig)  jiagd  xov  ßaodecog  Aeovxog 
xov  ocxpov,  öjicog  eyovoi  xdg~ecog  oi  ftoovoi  x&v  exy.Xrjoiwv  x&v  vjioxcijuevcov  xw  jiaxQidQ^rj 
KüivaxavxivovTioXeong  vielmehr  der  Zeit  des  Komnenen  Alexios  (1081  — 1118)  angehört;  eine 
zweite  Klasse  von  Handschriften  repräsentiert  gar  erst  die  kirchlichen  Zustände,  wie  sie 
unter  seinem  Enkel  Manuel  (1143 — 1180)  Platz  gegriffen  hatten. 

Mit  Recht  macht  de  Boor  geltend, 3)  dass  die  von  Kaiser  und  Patriarch  eingeführte 
Neuordnung,  wie  der  Wortlaut  ihres  Erlasses  angiebt,  sich  nur  auf  die  Metropolen  und  Erz- 
bistümer beziehe.  Zahlreiche  Handschriften  enthalten  deshalb  bloss  diese;  das  ist  das  eigent- 
liche Corpus  von  Leons  diaxvji(ooig.  Als  Grund,  warum  man  nicht  gleich  das  Verzeichnis 
der  einzelnen  Metropolen  mit  ihren  Suffraganen  anfügte,  macht  de  Boor  geltend*) :  „Offenbar 
wollte  man  mit  der  Beseitigung  der  schreiendsten  Uebelstände  nicht  warten,  bis  das  um- 
fassende Reorganisationswerk  vollendet  war  und  beseitigte  daher  einstweilen  die  hässlichen 
Rangstreitigkeiten  unter  denjenigen  Geistlichen,  deren  häufiges  Zusammentreten  zu  den 
Sitzungen  der  immer  mehr  zu  einer  stehenden  Institution  werdenden  „heiligen  Synode45) 
zu  stets  erneuten  Reibungen  Anlass  gab."     Thatsächlich   hat  die  Diatyposis  nicht    bloss  die 


»)  S.  544. 

*)  Jahrbücher  f.  prot.  Theologie  1886,  S.  529  ff. 

8)  Zeitschrift  für  Kirchengeschichte  1891,  S.  317. 

*)  a.  a.  0.  S.  318. 

5)  Sie  war  es  schon  seit  vielen  Jahrhunderten. 


550 

schreiendsten,  sondern  alle  Uebelstände  mit  einem  Schlage  beseitigt.  Mit  der  Festsetzung 
des  Rangplatzes  der  Metropolis  war  für  ihre  sämtlichen  Suffragane  auch  deren  Rang  gegeben; 
in  der  einzelnen  Eparchie  stand  der  Rang  der  Bistümer  durch  die  Spezialordnung  der  ein- 
zelnen Suffragansitze  völlig  fest  und  bei  Synoden  rangierten  auch  die  Bischöfe  gemäss  dem 
Rang  ihres  Metropoliten.  Die  Suffragane  von  Klaudiupolis  sassen  z.  B.  hinter  denen  von 
Thessalonike,  die  von  Mokissos  hinter  denen  von  Athen  u.  s.  f.  Die  Neuordnung  der  Bis- 
tümer ist  also  weiter  nichts,  als  eine  von  selbst  sich  ergebende  Ausführungsbestimmung  des 
Dekrets  von  Kaiser  und  Patriarch.  Richtig  ist  aber,  dass  die  eigentliche  Diatyposis  und 
die  Neuordnung  der  Bistümer  als  zwei  getrennte  (aber  sich  unmittelbar  folgende)  Akte  zu 
betrachten  sind  und  natürlich  ist  auch  diese  Neuordnung  der  Bistümer  durch  einen  zweiten 
Synodalakt  festgesetzt  worden. 

Diese  Erweiterung  der  ursprünglichen  Diatyposis  zu  einer  vollständigen  Notitia 
ecclesiastica  imperii  Romani  ist  uns  nun  in  mehreren,  zeitlich  verschiedenen  Epochen  ange- 
hörenden Bearbeitungen  erhalten.  Ich  habe  in  Georgius  Cyprius  v.  1111 — 1774  die  Nea 
xaxxixd  veröffentlicht,  welche  die  kirchlichen  Zustände  unter  Konstantinos  Porphyrogennetos 
darstellen.  Indessen  ist  es  mir  gelungen,  eine  noch  ältere  Notitia  aufzufinden,  welche  ich 
wiederum  dem  so  überaus  wichtigen  Codex  522  der  Bibliothek  des  hl.  Grabes  entnehme, 
wo  sich  dieselbe  fol.  152 — 165  befindet. 


Tottis  xmv  vtioxei{xev(üv  firjxgo- 
TiöXecov  t«  dnooxoXixco  xal  naxgi- 
ag%ixq5  ftgövqy  xfjg  ■&so<pvXdxxov 
xal  ßaaiXiöog  Koivoxavxivovnö- 
kecog' 

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oxsipecog  xö  äxgi ßkg  ElXfjcp ei, xw&cbg 
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xEico  dvaysygajixai' 

AI  MijxgojioXsig 

a  fj  Kaiodgsia 

ß  fj  "Eipsoog 

y  fj  'HgdxXeia 

d  fj  "Ayxvga 

e  fj  Kv^ixog 

g  al  2ägÖEig 

f  fj  Nixoiu/jd£ia 

ij  fj  Nixaia 

d  fj   KaX%i]dd)v 

i  fj   2idij 

la  fj  SeßdoxEia 


l 


3 
4 

5 

6 

7 

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9 

10 

11 

12 

13 

14 


iß   fj  Ajudosia 

15 

ty    fj  HixsXua 

16 

td    xä   Tvava 

17 

iE    fj  rdyyga 

18 

ig    fj    QeooaXovixrj 

19 

iL,    fj  KXavöiovnoXig 

20 

iyj    fj  NsoxaiodgEia 

21 

i&    fj  IJiooivovg 

22 

x     xd  Mvga 

23 

xa  fj  SxavgovTioXig  fjxoi  Kagia 

24 

xß  fj  Aaodixsia 

25 

xy  xd  2vvaba 

26 

xd  xö  'Ixoviov 

27 

xe   fj  'AvxiöxEia 

28 

xg  fj  Hegyij  ijxoi  2vXaiov 

29 

xC  fj  Kogiv&og 

30 

xrj  al  'A&fjvai 

31 

x&  fj  Maixrjoog 

32 

X     fj  2,EXEvxEia 

33 

Xa   fj  KaXaßgia 

34 

Xß  al  Ildxgai 

35 

1  ßaatlrjdoc       2  xaQzorpvlaxiw        4  y.aiaagla       6  ^ganha        9  oäßdtC        10  viy.o/irjdia        12  xalyrjdwv 
14  oe.ßdoria        15  dftdaia        16  otxelMa        19  fieooakovixaia        21  veoxatoägta        22  moaivovs        29  ai'Xsov 

32    [tCOK7]OOC 


551 


Xy  fj   TgajieCovg 

Xd  fj  Adgiooa 

Xe  fj  Navjzaxxog 

Xg  fj-  0i?a7ijiov7ioXig 

XC  fj   ToaiavovJioXig 

Xrj  fj  'Podog 

X&   fj     <Pl?d7l7lOV 

Xi    fj  Adgiavov:ioXig 
jua  fj  'IegdjioXtg 
/uß  xö  Avggdyiov 
juy  fj  2!fxvgva 
jiid  fj  Kaxdvtj 
fis   xd  'Ajliojqiov 
jug  fj  Kdfiayog 
fit,  xö  Koxvdeiov 
jLitj  fj  Ayia  JEevrjgiva 
ff&  fj  MnvXfjvtj 
v      ai  Neai  Ildxgai 
va   xd  Evya'Cza 

Td£ig   xcöv    dgyiEnioxonäiv   ai   xcp 
xfjg  ßaoiXidog  figovco  vjiöxEivxat. 

a  fj  Bit,vtj 

ß  fj  UoiiJivjiovzioXig 

y  fj  AeovxöjxoXig 

6  fj  Magu>veia 

s  f/  And/xeia 

g  xd  regjuia 

£  fj  AgxadiovitoXig 

ij  xd  ITdgtov  . 

§  fj  MiXrjxog 

i  fj  Ugoxovrjoog 

ta  fj  2,rjXvßgia 

iß  fj  Mfjdvjuva 

ty  rö  'Povoiov 

id  xd  KvtjJsXa 

ts  fj  'Vdgorg 

ig  fj  Nlxrj 

i£  fj  NednoXig 

iij  fj  —fXyrj 

i$  fj  Xegoojv 


36 
37 
38 
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40 
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67 

68 

69 

70 

71 

72 

73 

74 


x     fj  Meafjvrj  75 

xa  fj  rageXXa  7(3 

xß  fj  Bgvoig  77 

xy  fj  Asgxovg  78 

xd  ai  2eggai  79 

xe    fj  Kagaßi^vrj  80 

xg  fj  'AjLiaoxgig  81 

x£  fj  Afjjuvog  82 

x)j  fj  Asvxdg  83 

x-d  fj  NaxwXsia  84 

X      fj  Jliodeia  85 

Xa   f/  KoXcovEia  86 

Xß  ai  Xcövat  87 

Xy   ai  Qvjßai  88 

Xd   fj  ZanijgiovTioXig  89 

Xe    fj  Ilijdax&öij  90 

Xg   fj  rsgjuij  91 

Xt,    fj  Boojiogog  92 

Xrj   fj   Koxgaöia  93 

Xd-  ö  Potvarv  94 

/u    fj  Kdgnadog  95 

fxa  fj  Alvog  96 

juß  y  Msorj/ißgia  97 

fxy  xö  PvCaiov  98 

juö  fj  roxdia  99 

jue  fj  Zovydia  100 

/.ig  ai   (DovXXoi  101 

fx'Q  fj  ^eßaoxöjioXtg  102 

/.{?;  'fj   Al'yiva  103 

n !)  fj  Ksgxvga  104 

"Oooi  Exdoxtj  jurjxgojioXsi  vno-  105 
XEivxai  figovoi 

f   Tfj  Kaioagsla  Kannadoxiag  A     106 

a     6  Nvoijg  107 

ß     6  xibv  BaaiXixärv  'dsg/ucöv  108 

y      6  Jaojuivögov  109 

d     6  KajLiovXiaväJv  HO 

E  6  Kioxiorjg  Hl 
g     6    GeodooiovjiöXEOjg  'Agjusvlag         112 

C     6  Evalomjg  113 


45  ivgäxiov     50  Kazvüeior     55  röi]  zwv     bl  xofijiiovjio/.ic     03  tiüqciov     70  idgovc     74  yeoowv     79  r, 
81   uäoxoic       82  ai'iooc       84  vay.ö/.eia      93  xozQwdla      96  ui'voc      100  aoydla      101  oi  tpovÄXot      103  aiysia 


552 


?;  6  JEEvrjoiddog 

d  6  Agagaftsiag  i]zot  Kdoi]g 

i  6  AlnoXicov 

ia  6  AgayEvrjg  ijzoi  Mdvdcov 

iß  6  JZoßsoov 

ty  6  zov  Ay'iov  Üqoxotiiov 

id  6  T£a/udvda>v 

IE  6    HlQl%ä 

f   Tfj  'Ecpeoco  zrjg  Aoiag  B 


a 

o    iJiEJimv 

ß 

6  TgäXXscov 

Y 

6  Mayv7]oiag 

ö 

6  EXalag 

e 

6  Azoa/Livzlov 

g 

6  Aooov 

l_ 

6  raoydgcov 

V 

6  Maozavgcov 

■& 

6  KaXöi]g 

i 

6  BqiovXwv 

ia 

6  üizzdfivrjg 

iß    o  Mvqivrjg 

ly    6  AvQ7]?uovjiöXECog 

id    6  Nvoorjg 

iE    6  Maoxaxm/UTjg 

ig    6  MrjzgojzöXsaig 

tf    (5  Baghaiv 

ii]    6  Avivdrcov 

i&   6  ÜEgydjuov 

x     6  Ava'uov 

xa  6  Ugtoivrjg 

xß  6  AQxadiovjioXsoog 

xy  6  Nsag  avXrjg 

xö  6  Atög  ieqov 

xe   6  Avyd^oDv 

xg   6  2.i(bv 

xt,  6  KoXocpcßvrjg 

XY]    O     1E0V 

xd  6  Asßsdov 
X     6  'Egvdgdg 
Xa  6  Azzdvögov 


114 
115 
116 
117 
118 
119 
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121 

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149 
150 
151 
152 
153 


Xß  6  &EodoOlOV7l6X£COg  ijlOlIl£Q7Z£QlV1]g\54: 

Xy    6  Köfirjg  155 

Xd  6  IlaXaiovjiöXEwg  156 


f  Tf]  'HgaxXEia  Evg 

d)7ir]g  T 

157 

a     6   ©EodcDQovnoXscog 

158 

ß     6  cPcudsoTov 

159 

y     6  Elaviov 

160 

d     6  Xsgoovijoov 

161 

e     6  KaXXiTiöXEwg 

162 

g     6  XaoiovjioXsojg 

163 

£     6  XaXxiöog 

164 

1]     6  Aaiviov 

165 

&    6  Maövxov 

166 

i     6  üafKpvXov 

167 

ia    6  Mrjdsiag 

168 

iß    6  Ai'Qixog 

169 

ly    6  2egyh£r}s 

170 

td    6  Metqcov 

171 

ie     6  T£ovgovXXov 

172 

f  Tfj  Ayxvgq  zrjg  EaXaziag  A 

173 

a     6   Taßiag 

174 

ß     6  cH?uov7i6X£a>g  ijzoi 

BaodEwg 

175 

y     6  Aonovrjg 

176 

6     6  2zavgov 

177 

e     o  Mei'Qov 

178 

g     6  Kivrjg 

179 

f     6  AvaozaoiovjioXsajg 

180 

11     o  KaXovuvng 

181 

f  Tf]  Kv'Qixcp  zfjg  rEXXr]OJiovzov  E    182 

a     o  Uoi/uavtvov  183 

ß     6  "Qxrjg  184 

6  BaQEOig  185 

6  Adgiavov   di]Q(bv  186 

6  Aa/j,xpdxov  187 

6  Aßvöov  188 

f     6  Aagödvov  189 

);     o  TXiov  190 

■&    6  Tgcodöog  191 


1 
ö 

£ 

g 


127  ätQU/uvisiov     131  xaXmrjC      134  /(vqqi'/i'ijC      135  avQihovit.      142  üvecov      151  Xevidov      153  ardv- 
öqov      154  negirrjC      159  gedeozov      160  navdov       172  t£ovqovM.ov      174  zaßstac      176  ouiüvrjC      190  fjliov 


553 


i      6  Tlioviag 

192 

1a    o  MeXirovnöXecog 

193 

iß   6  xov  Ayiov  KogvrjXiov 

194 

f   Tfj  ZdgÖEcov  xfjg  Avöiag  £ 

195 

a     6   0da6ek(peiag 

196 

ß     6   TginöXECog 

197 

y     6   OvaxEigcov 

198 

6     6  Zexcöv 

199 

e     6  AvQt]Xiov7i6Xe(og 

200 

g     6  rögöov 

201 

C     6  TgdXXwv 

202 

r]     6  HdXoiv 

203 

&     6  XiXardov 

204 

i      6  Maioviag 

205 

ta    6  AnöXXoivog  hgov 

206 

iß    6   Ovgxaviöog 

207 

ly     6  Movoxivrjg 

208 

id    6  Axagaoov 

209 

te    6  AnoXXwviddog 

210 

ig    6  'AxxaXsiag 

211 

iC    6  Bdrjg 

212 

ii]    6  BXdvdsiov 

213 

iß    6  2axdX(ov 

214 

x     6  raßäXcov 

215 

xa  6  'Eg/.ioy.a7T}]?i.eiag 

210 

•f   Tfj  Xiy.ofirjdeta  xfjg  Bi&vviag  Z 

217 

a     6  IJgovorjg  ijxoi   Oeov7i6Xea>g 

218 

ß     6  Ugaivixov 

219 

y      6  'EXevovTioX.eojg 

220 

6     ö  BaodivovjiöXEüjg 

221 

e     6  AaoxvXUov 

222 

g     6  AjioXXwviddog 

223 

C     6  Nsoxaioagsiag 

224 

i]     6  EdXlov  fjxoi  A6(po)v 

225 

#     6  Aacpvovoiag 

226 

i      6  Agioxqg 

227 

j   Tfj  Nixaiq  xfjg  Bi&vviag  H 

228 

a     6  Modgivfjg    ijxoi  MsXfjg 

229 

ß 

l 
d 


E 

g 


6  Aiv6t]g  230 

6  rogdoosgßcov  231 

6  Novfugixwv  232 

6  Tasiov  233 

6  Ma^ijuiavwv  234 

f   Tfj  XaXxr\bövi  xfjg  Bi&vviag   0    235 
ftgövog  6  ovjU7iagax£tf.i£vog  ovx  k'oxiv. 
f   Tfj  Zlbrj  IIaju(pvXiag  I 

a     6  Aojievöov 

ß     6  Koxaivijg 


235 

237 
238 
239 
240 
241 
242 
243 
244 
245 


y  6  'Exaivov 

ö  6  'Ogvjuvt]g 

£  6  Kdocov 

g  6  Zejliveoov 

C  6  KagaXXicov 

i]  6  Kagaxijoiov 

0  6  ZvvEÖgcov 

i  6  MvXcüvr/g  ijxoi  Tovoxiviavovji6X£(og  246 

la  6   Ov/xdvdcov  247 

iß  6  AaXiadvöov  248 

ly  6  Avgßrjg  249 

id  6  "Ioßcov  250 

iE  6  KoXvßgaoov  251 

ig  6  Mvdooiv  252 

f    Tfj  ZsßaoxEiq    xfjg  Ag/usviag  IA   253 

a  6  ^EßaoxovjioXscog  254 

ß  6  NixoJioXsiüg  255 

y  6  ZaxdXaiv  256 

ö  6  Bi]gioorjg  257 

f  Tfj  AjuaoEiq  cEXevojiovxov  IB  258 

a  6  Ajuioov  259 

ß  ö  2ivd)7ir]g  260 

y  6  Tßwgcov  ijxoi  UijxoXiooijg  261 

ö  6  'Avdgdjtoov  262 

e  6  ZaXiypv  ijxoi  AEOvxojioXEOig       263 

-j-   Tfj  Zvgaxovoi]  xfjg  ZixsXiag  IT  264 

a  6   Tavgojusviov  265 


195  iö  aäoSeov         196   <piXadel<ptac  200    avQthovTiöXscoC         207  ovgy.avtdoc         216   f.Qiioxa^oleiac 

221  ßaoivovnöXscoc  229  ixodgovrjc  233  rsov  235  ::  tfj  xa).y_rj8wvt  '■:  f  tfj  ialxrjb<x>vi  ifjc  ßv&rjviac 
238  xothnjc  239  kxkvov  246  (iv).dvrjC  248  öahaävdgov  249  IvßqtjC  251  noXvßQvaov  252  Fehler 
für  itavavcov       259  äftrjoov        261   nrjfiolioatjC       262  ädgäjiojv 

Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  74 


554 


266 
267 
268 
269 
270 
271 
272 
273 
274 
275 
276 
277 


ß  6  Meoivrjs 

y  6  Axgdyavxog 

d  6  Kgoviov 

e  6  Advßaiov 

g  6  xov   Aqetkxvov 

£  6  xfjg  IlaroQjiiov 

rj  6  xwv    Osg/ucöv 

§  6  xov  KEcpaXovdiov 

i  6  AXiorjg 

la  6   Tvvdagiov 

Tß  6  MeXetrjs 

iy  6  Amdgag 

f   Tfj   Tvdvcov  Kannadoxiag  IA 

a     6  Kvßloxgcov 

ß     6   <Pavoxivov7i6A.£(og 

y      6  Haoiiiav 

f  Tfj  räyyga  xfjg  TlafxcpXay oviag  IE  282 
a     6  'IovvovTcoXecog  283 

ß     6  Aadvßgcov  284 

y     6  Zojg&v  285 

f   Tf)    GeoaaXovixrj    OsooaXiag  2?     286 
a     6  Kixgovg  287 


278 
279 
280 
281 


L 

7 
ö 

6  B£goirjg  288 
6  Agovyovßixiag  289 
6  xöjv  Zsgßicov                               290 

£ 

o  Kaooavdgsiag                                291 

Tfj 

KXavdiovjioXEi'Ovcogiddog  IZ292 

a 

I 
7 
6 

£ 

6  'HgaxXäag  IIovxov  293 
6  Tlgovoiädog  294 
6  Tlov  295 
6  Kgaxiag  29b 
6  AdgiavovjiölEoog                          297 

t  Tfj 

NsoxatoagEia  Hövxov  IIoXe- 

/uayviaxov  IH                      298 

a 

d  KEgaoovvxcov                                 299 

l 

7 

6  xov  TIoXe/ucoviov  300 
d  Koj/udvcov                                       301 

y. 

6_ 

£ 

g_ 


L 

ö_ 

£ 

g 


f   Tfj  IIioivovvxi  xfjg  raXaxiag  10 

a     6  r£g/uoxoX(ovdag 
ß     6  üixavioov 

6  Xvvobioiv 

6  xov  Ayiov  Ayamqxov 

6  Aoixivov 

6  'Ogxioxov 

6  SjiaXdag 

f   Tfj  Mvgmv  xfjg  Avxiag  K 

a     6  Maoxavgoov 
ß     6  Agd^rjg 

6  TliöaXelag 

6  'Ogvxavöov 

6  üvöifxoiv 

6  Sxdfxvcov  fjxoi  xfjg  Aylag 
t,      6  Ayagaoov 
7]     6  AyioöovXov 
$     6   Edvdov 
i      6   KmvEcöv 
ta    6  Magxiavfjg 
iß    6  TXcov 
iy     6  Kavdißoov 
id    o    Ohudvöcov 
iE    6  Mdxgrjg 
ig    6    (PiXijxoiv 
iL,    6   <£>oivixü)v 
ii]    6  JJgcütvf]g 
i&    6  BagßvXaiv 
x     6  Tlaxdgaiv 
xa  6   Köjußojv 
xß  o  Xco/uaxog 
xy    6    0eXXov 
xd  6   KogvddXXcov 
xe   6  Aogvmg 
xg   6  Ilivvdgcov 
x£  6  Tsgyaoov 
xr\   6  Evdoxiddog 
x$  6  Nrjaov 
X     6  IlaXioix&v 


302 

303 
304 
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339 

340 


278   zvivm         279    mßUnm,  280   yaonavovxöXecoC  286    &eoaXovUn  VeoaliaC         290    ßeqß^v 

291  Der  Schreiber  hat  aus  Versehen  Neokaisareia  als   17.   und  Klaudiupolis  als   18.  Provinz  aufgeführt. 

292  SvoQiddoc         299  xeooQOvvtav         300  nokeporiov         305  6qvx.  315  ovdfroav         318  aycoöovlco 


555 


Xa   6  MrjlrjTÖbv 

341 

Xß   6  Axavöatv 

342 

Xy    6  Aeßiooov 

343 

f   Tfj  jur]TQ07i6Xsi  Kagiag  KA 

344 

a     6   Kißvgag 

345 

ß     6  'HgaxXdag  ZaXßdxov 

346 

y     6  AnoXXojviddog 

347 

d     6  'HgaxXdag  Aaxvjucov 

348 

e     6  Taßcöv 

349 

g     6  Adgßwv 

350 

£     6  Avxioxdag  xijg  Maidrögov 

351 

t]     6  TaTtdooojv 

352 

&    6  Agndooiv 

353 

i     6  XeajiöXecog 

354 

ia   6  'Ogßojoiddog 

355 

iß   6  AvaxExdgxrjg 

356 

ty    6  AXaßdvdoiv 

357 

id    6  XxgaxovixEiag 

358 

le   6  AXivdcov 

359 

ig   6  MvXdaaoiv 

360 

<C   6  MYjCov  ijxoi  Ajua^tövog 

361 

it]    6  'Idooov 

362 

iß  6  BagßvXiov 

363 

x     6  AXixagvaoov 

364 

xa  6  Aagvjucov 

365 

xß  6  Kviöov 

366 

xy  6  Mcodov 

367 

xd  6  xov  'Iegov 

368 

xe  6  Kivögdjucov 

369 

xg  6  Kegdfxaw 

370 

f   Tfj  Aaodixsia   <$gvyiag  Kanna- 

371 

riavfjg  KB 

a     6  T'gajtsCovjioXecog 

372 

ß     6  Axjuoovlag 

373 

y      6  £eßaoT£iag 

374 

ö     6  Xaigoiojioov 

375 

e      6  Anlag 

376 

g     6  UeXzcöv 

377 

t      6  Evfieveiag 

378 

rj     o  ZovßXaiov 

379 

#     6  TIr]/uavovßr]gcbv 

380 

i      6  TgavovjioXeayg 

381 

ia    6  Axxavaoqv 

382 

iß    6  Aovvdov 

383 

ty    6  Krjdioov 

384 

id    6  'Qgdxcov 

385 

te    6  cQglvo)v 

386 

ig    6  'EXov£rjg 

387 

it,     6  2vvaov 

388 

ir)    6   OaipiovTioXecog 

389 

iß    6  AwxXeiag 

390 

x     6  Agioxdag 

391 

xa  6   Oivu>xd>jurjg 

392 

xß  6  TovoTiviavovnoXeajg 

393 

f   Tfj  xcov  2vvddü)v   <Pgvyiag 

394 

ZaXovxagiag  KT 

a     6  AogvXaiov 

395 

ß     6  M^öatov 

396 

y      6  'Yyjov 

397 

d      6  Axgoirov 

398 

£     6   IJgofitjoov 

399 

g      6  Mrjgov 

400 

C     6  Sißivdov 

401 

7]     6   (fivzeiag 

402 

#     6  TegajioXewg 

403 

i      6  Kvnagniag 

404 

ia    6  Avoidöog 

405 

iß    6  AvyovoxoTioXsaig 

406 

ty    6  Bgv^ov 

407 

id    6  Txgov 

408 

ie     6  Avxdovog 

409 

ig    6  2x£xxa)giov 

410 

iC    6  Togdogvviag 

411 

it]    6  Kaßogxiov 

412 

r&    6  Aa<pvovdiov 

413 

x     6  KXrjgojv 

414 

f   T<p  Txovico  Avxaoviag  KA 

415 

a     6  Avotqojv 

416 

344  rrjc  (tooTiöXeoiC  xagei'ac  darüber  xaglac  geschrieben  346  aalßäiov  349  za/xa>v  351  tfjc 
fiaiävdgov  ist  aus  Versehen  zu  352  geschrieben  354  6  veanohc  355  ogdo&ooiüdoc  358  ozQaxwvixataC 
361  äfiäfovoc  362  äaaov  370  xegäßoiv  372  TQa7iei^iovn6).ewC  375  yEQoxöxoiv  393  lovoziavovnölEwc 
401    atf/tvdov         411  yoodoorjviac         413  dacpvoöiov 

74* 


556 


ß_    6 

Baoddoov 

417 

y     6 

'AjußMdcov 

418 

ö     6 

Mavvddcov 

419 

£       6 

Wißiloiv 

420 

S      o 

Svvdxooiv 

421 

L  6 

Kävrjs 

422 

rj     6 

Evdoxiddog 

423 

0     6 

üvgycov 

424 

l       o 

Aagdvöcov 

425 

in    6 

'MlOTQCOV 

426 

'iß    6 

TloodXcov 

427 

ly    6 

Tißaooddcov 

428 

iö    6 

Bagdxcov 

429 

IE     6 

TIeqtcdv 

430 

Tfj  >A 

VTio%£iq  xfjg  Tlioidiag  KE 

431 

a     6 

2ayaXaoov 

432 

ß     6 

2<x>l'o7i6XE(og 

433 

y     6 

"Ajiafxdag  xfjg  Kißoixov 

434 

6     6 

Tvga'iov 

435 

£      6 

BdgECog 

436 

g     6 

AvdgiavovjioXECog 

437 

£     6 

Aijuivcov 

438 

Yj      6 

AaoötxEiag  xfjg  XExavfXEvrjg 

439 

Ä    6 

£sX£vx£iag  xfjg  oidrjoäg 

440 

i     6 

Additiv 

441 

ia    6 

ZaQ^fjXoov 

442 

Tß    6 

Tijuaßgiddog 

443 

ty    6 

Tvjuavdov 

444 

iö    6 

Kovdv>]g 

445 

IE     6 

MaXov  fjxot  AadrjXiag 

446 

ig    6 

2,iviavbov 

447 

iC    6 

Tixvaoov 

448 

irj    6 

MrjXQOJioXECog 

449 

i&   6 

Tldjuieov 

450 

x     ö 

IlaQXMOV 

451 

xa  6 

xov  Bivöaiov 

452 

f    Tfj   ÜEQyr]   xfjg  üajucpvXiag  KC 

453 

a     6 

AxxaXdag 

454 

~ß     6 

Mdvdoiv 

455 

y 

6  Evdoxiadog 

456 

b 

6  TeXjuyjoov 

457 

£ 

6  'IoevÖov 

458 

g 

6  MatjijuiavovnoXEtog 

459 

C 

6  Aayivoiv 

460 

n 

6  TlaXaiovTiöXEOig 

461 

& 

6  Kqi]juvü)v 

462 

i 

6  KoQvddXXoiv 

463 

ia 

6    TIeXxIV^OOV 

464 

Tl 

6  AöixrjxavavQOiv 

465 

iy 

6  'Agiaoov 

466 

iö 

6  TlovyXcov 

467 

IE 

6  AÖQiavfjg 

468 

ig 

6  Savdidov 

469 

ll 

6  Bagfjg 

470 

irj 

6  ITEgßaivcov 

471 

f   Tfj 

Kogiv&co   xfjg   ÜEXonowr]-      472 

oov  KZ 

a 

6  xov  Aa/uaXä 

473 

ß 

6  'Agyovg 

474 

7 

6  MovEjußaoiag 

475 

ö 

6  K£<paXr]viag 

476 

E 

6  Zaxvv&ov 

477 

g 

6  Zi]/uaiväg 

478 

l 

6  Matvrjg 

479 

f  Ta 

ig  A&fjvaig  xfjg  'EXXddog 

KH  480 

a 

6  Evginov 

481 

i 

6  AiavXsiag 

482 

7 

6  KogcovEiag 

483 

ö 

6  'Avdgov 

484 

£ 

6  'Qgsiov 

485 

g 

6    2.XVQOV 

486 

l 

6  Kagvoxov 

487 

V 

6  IIoq&/uov 

488 

0 

6  AvXcövog 

489 

i 

6  Zvoag 

490 

Tu 

!  Mcoxiocö  Kannadoxiag 

KG    491 

a 

6  JVav^iav^ov 

492 

ß 

6  KoXoovEiag 

493 

418  aßläöwv  420  ipißlklwv  426  rjXioxQwv  432  ayakaaov  439  kaodixt'aC  440  oelevxiac  442  CagßrjXoyv 
413  Tij/xavgiäöoc  447  ovviavdov  451  6  ^C  452  ßivöeov  467  novXywv  472  xoqivüov  ±11  £avxvv&ov 
am  Rand  ^avxvv&ov     478  £t]/j.evac     480  rfj  a&tjvwv     484  ävrgov     485  wqqeiov     487  xaglozov     493  xokwviac 


557 


y 

e 

o 

IJagvaoov 

494 

b 

6 

Aojdgan' 

495 

t  Tü 

y 

— 

eXevxelq  xfjg  TlajLupvXiag 

A  496 

a 

c 

o 

KeXevxeqeoös 

497 

ß 

0 

Av£tud)vr]g 

498 

7 

c 

o 

TnvovjiöÄECog 

499 

6 

c 

o 

Adjucov 

500 

£ 

c 

o 

Avxio%dag 

501 

s 

r 

0 

—Ehvovvxog 

502 

*- 

<= 

e 
0 

'HXiovoEßaoxfjg 

503 

V 

6 

ZrjvojioÄECog 

504 

& 

o 

AaXiadvdoiv 

505 

i 

6 

Aioxaioagsiag 

506 

ia 

o 

"OXßag 

507 

I 

6 

KXavöiovjiÖAECog 

508 

<r 

0 

J\  EÜXÖ/.EOOg 

509 

id 

o 

AaXioavöov 

510 

IE 

o 

<Pdad£/.cp£tag 

511 

IS 

c 

o 

'Aögaoov 

512 

ll 

e 

0 

Mskcorjg 

513 

1 

e 

o 

Eiorjvovjio?.E(og 

514 

ll) 

c 

o 

r£Oluaviy.ovjT6X.£(og 

515 

x 

c 
0 

Ao/j.£ziov7z6X>.£a)g 

516 

xa 

r 

0 

XvßfjXoov 

517 

x~ß 

o 

Koödxcov 

518 

t 

Tcp  'Pt]yico  KaXaßgiag  AA 

519 

a 

0 

Bißcbvrjg 

520 

ß 

o 

Tavgiavfjg 

521 

Y 

c 

o 

Aoxgidog 

522 

ö 

c 

0 

'Povoiavov 

523 

E 

e 

0 

2x.vXax.iov 

524 

s 

e 

<> 

Tgonaiov 

525 

l 

o 

A/LiavtEiag 

526 

n 

c 

0 

KgoTOJvyg 

527 

& 

r 

o 

KojvoTavTtn; 

528 

i 

e 

o 

Nixorigcov 

529 

ia 

e 

o 

Bioovridvüiv 

530 

Tß 

o 

XEoxdoxgov 

531 

f    Talg   JTdxgaig  xfjg  TIeXotiovi)-  532 
oov  AB 

a     6  AaxEÖaifxoviag  533 

ß     6   M£&covt]g  534 

y     6  Kogcbvrjg  535 

6      6  BoXaifijg  536 

f  Tfj  TgajiEtovvri  xfjg  AaCixfjg  Ar  537 

a  6  XEgiävoov 

ß  6  Xajudxi^ovg 

y  6  Xa%£ov 

6  6   IlaijiEg 

£  6  KEga^iEcog 

g  6  Asglov 

'Q  6  BiQävoov 

Tfj  Aagioatj  xfjg  EXXdöog  AA 

6  Arjjii7]xgiddog 
6    0agodXov 
6    0a.vuax.ov 


6    ZtjXOVVIOV 

6  E'QEgov 

6  Aoidogixiov 

o   lgixxrjg 

6  "Eyrivov 
$     6  KoXvögov 
i      6  2xayä>v 


538 
539 
540 
541 
542 
543 
544 

545 
546 
547 
548 
549 
550 
551 
552 
553 
554 
555 


f    Tfj   Xavndxxw  NixonoXsüig  AE  556 


a 

l 

L 
6 


6  Bovvöixt,rjg 


6  AyxsXqiov 

6  'Poycöv 
e      6  'Iüiavvivojv 
g      6    (Payxixfjg 
t,      6  AvögiavovjtoXEOjg 
r\     6  Bo&gojxov 

f   Tfj   <PiX'ai7iov7iöX£i  xfjg   ©gd- 
xrjg  A? 
a     6  Aya&ovtxEiag 
ß     6  AvovxixQrjg 


557 
558 
559 
560 
561 
562 
563 
564 

565 

566 

567 


494  yiagoavov  49G  ae'/.Evy.ia  497  y.E/.eviFjjwc  502  oeXtjvovvioC  505  öaXcdvdcov  506  Sixaiaagsiac 
511  cpü.uhe'/.tpiac  518  xoiddcov  527  y.ooxovi]C  534  fxadcövTjc  535  qwvijC  544  £ävcov  545  In  der 
Provinz  Larissa  hat  der  Rubrikator  vergessen  die  Artikel  beizufügen        550  Qeqov        565  cpihnnovnolinac 


558 


568 
569 
570 
571 
572 
573 
574 
575 


y  6  Zxovxagiov 

ö  6  Asvxrjg 

s  6  BXetixov 

g  6  Agajxixt,y]g 

f  ö  'la>avvvit,üiv 

rj  6   Koovozavxiag 

&  6  BsXixiag 

i  6  Bovxovßaiv 

f   Tfj  TgaXavovnSXEt  TodÖTitjg  AZ  576 

a  6  Aidv [xoxsixov 

ß  6  Mdxgijg 

y  6  MovotvonoXecos 

d  6  'AvaoraoiovnoXecog 

e  6  Tlogcov 

g  6  Eavdiag 

£  6  Üeqi'&ecoqiov 

j   Tfj  'Pödcp  xwv  KvxXddatv   vr) 
ooov  AH 

a  6  2dfiov 

ß  6  Xiov 

y  6  xfjg  Kü) 

d  6  Nagiag 

e  6   Orjgag 

g  6  TIdgov 

£  6  Aeqov 

r)  6  Trjvov 

'■&  6  MrjXov 

i  6  Uiovvy\g 

f  Tfj  xcöv  (friXiTMOiv MaxEÖoviag  AO  595 


577 
578 
579 
580 
581 
582 
583 

584 

585 
586 
587 
588 
589 
590 
591 
592 
593 
594 


6  TIoXvoxvXov 

6  BsXixsiag 

6  XqiaxovTiöXEOig 

6  JEjuoXaivcov 

6  KaioagoTioXECog 

6  AXExxgvojioXscog 

f  Tfj  'AvÖQiavovnoXei  Aljui- 

jjidvxog  M 
a     6  Z<x>t,07i6X£ü)g 
ß     6  'Aya-&ov7i6Xea)g 


596 
597 
598 
599 
600 
601 

602 

603 

604 


y  6  AEßsXxov 

d  6   Tganoßit,vr\g 

e  ö  Kagdßov 

g  6   BovxeXXov 

£  d   Ugoßdxov 

rj  6  2xojteXov 

■&  6  BgvoEüog 

i  6  BovXyagocpvyov 

1a  6  TCco'idcov 

f   Tfj  'IeganöXei   <Pgvylag  Kanna- 
xiavfjg  MA 

6  MexsXXovjioXecog 

6  'Arrovdoov 

6  Moavvwv 

6   <P6ßcov 

6  'Ayxvgag 

6  2vvaov 

6  TißEgiovjioXECog 

6  Kadobv 

6  'A£avä>v 


a 

l 

7 
d 

£ 

C_ 

rj_ 


f  Ted  Avgga%'ua  MB 
a     6  xöiv  2x£(pavidxa>v 
ß      6   Xovvaßiag 
y      6   Kgocöv 
d     6  'EXiooov 

f   Tfj  ZfxvQvrj  xfjg  Aoiag  MF 

a  6  <&<x>xiag 

ß  6  Mayvrjoiag 

y  6  KXatojUEveov 

d  6  AgiayykXov 

f  Tfj  Kaxdvjj  xfjg  ZixsXiag  MA 
ßgovog  VTioxEifXEVog  ovx  k'oxtv 

f   Ttö  'Aju-cogicp  xfjg   $Qvyiag  ME 
a     6    <PdojurjXiov 
ß     6  xov  Aoxijuiov 
y      6  KXavEOV 
d     6  IloXvßcüxov 
e     6  üiooiag 


605 
606 
607 
608 
609 
610 
611 
612 
613 

614 

615 
616 

617 
618 
619 
620 
621 
622 
623 

624 

625 
626 

627 

628 

629 
630 
631 
632 
633 

634 

635 

636 
637 
638 
639 
640 


577  didvfiorolxov      587  xw      595  statt  roig   QäCnnois      601   xfj  ävÖQivovJi6lea>C  ai^^vzoe      606  zQa- 
zoßiCvt]C       616  ärovdwv       627  ßgoäv       629  /uvgvrj       635  a^ogioi 


559 


f   Tfj   Katudyco  M~ 

641 

a 

6  Ke?>.££r]vfjg 

642 

I 

6  'Agaßgdy.cov 

643 

y 

ö  BagQavioarjg 

644 

ö 

6  MeXov 

645 

e 

6  MeXov  steqoq 

646 

? 

6  'PüiiiavovjioXeajg 

647 

c 

6  tov   Ti]Xiov 

648 

J7 

6  Bagt,avioai]g  fjroi   &aXovdoi]g 

649 

t  Td 

>  KoTvaeico  jfjg   <$>gvyiag  MZ 

650 

a 

6  ^izogfjg 

651 

l 

6  Kcovfjg 

652 

y 

6  räiovy.wuecag 

653 

f   Tf)  Ayia  üsm]  glvi]  rfjg  Kala-  654 
ßgiag    MH 

a     6   Ergvdreov  655 

ß     6  'Ay.Eoarrlag  656 


y     6  KaXXinoXEcog  657 

ö     6  xöiv  'AeiovXcov  658 

f   Tf/  MiTvXrjvr}  Aioßov  xfjg  vrj-       659 
o  o  v    M  & 

a     6  'Egiooov  660 

ß     6  ÜTQoyyvXrig  661 

y     6   Teveöov  662 

ö     6  Bsgßivov  663 

£      6  IlEQTiEQivrjg  664 

f    Talg  Niaig  IJargaig  xfjg  cEXXd-     665 
bog    N 

a     6  Magfiagir^dvcov  666 

f  Toig  Ev%a'iToig  'EXevotiovtov  NA  667 

a     6  ra£dXa)v  668 

ß     6  KovrCtayg&v  669 

y     6  2ißixxov  670 

ö     6  Bagtavfjg  671 


Betrachten  wir  nun  unsere  rdg~tg  näher.  Zunächst  bemerkt  das  Präscript,  dass  dieselbe 
in  Folge  synodaler  Untersuchung  festgestellt  worden  sei,  und  dass  ihre  Niederschrift  im 
Patriarchalarchiv  aufbewahrt  werde.  Die  Synode  ist  diejenige,  welche  nach  Erlass  der 
öiaTVTicootg  nun  deren  neugeschaffene  Ordnung  auf  sämtliche  Suffraganbistümer  ausdehnte. 
Was  die  Metropolen  betrifft,  so  sind  sämtliche  schon  in  der  vorleoninischen  Zeit  als  Metro- 
polen nachweisbar1)  mit  Ausnahme  von  Eucha'ita.  Dessen  Inhaber,  Theodoros  Santabarenos, 
der  Freund  des  Photios,  wird  bei  Leons  Regierungsantritt  ausdrücklich  als  ug^iEnloxonog 
bezeichnet.  Als  dessen  Nachfolger  bezeichnet  Le  Quien  einen  gewissen  Symeon,  welcher  an 
einen  Inclusus  Johannes  einen  Brief  schreibt  mit  folgender  Adresse:  tov  öoiov  naTgbg  fj/xcöv 
—  riifibv  u)]igo7ioX'nov  Evyiujcov  ejiiotoXJ]  Jigog  'Ioidvvrjv  j,iovaybv  xal  syxXEiozov.  Indessen 
die  Zeit  diese<  Symeon  ist  völlig  unbekannt,  und  dass  er  Photios'  Zeit  angehöre  und  Nach- 
folger des  Santabarenos  gewesen  sei,  ist  nur  eine  ganz  unsichere  Vermutung  Le  Qiüens. 
Santabarenos'  Vorgänger,  der  zweimal  den  Thron  inne  hatte,  war  Euphemianos,  ein  eifriger 
Ignatianer,  wie  sein  Nachfolger  ebenso  entschieden  auf  der  gegnerischen  Seite  stand. 
Photios'  Sturz  886  brachte  einen  vollständigen  Umschwung  hervor,  und  da  der  neue  öku- 
menische Patriarch,  der  kränkliche  und  junge  Prinz  Stephanos,  offenbar  ein  ziemlich  un- 
bedeutendes Kirchenlicht  war,  kam  die  geistliche  Regierungsgewalt  in  die  Hände  des 
bewährten  Igmitianers  und  Romfreundes  Stylianos  Mappa,  des  Metropoliten  von  Neokaisareia. 
Natürlich  nahm  Santabarenos'  Stelle    irgend    ein  hervorragender  Ignatianer  ein,    und   es    ist 


650  y.otvasiw         654  evgtvt)         658  uiavlcov  Nach  660  hat  die  H8 :  teXoc  xal 


641    f)   y.üiiayoC 
io  &cö  döt-a. 

')  Jahrbücher  für  prot.  Theologie,  1886,  S.  535  ff. 
2)  Le  Quien  O.  C.   1.  546. 


560 

wohl  möglich,  dass  diesem  zu  Liebe  der  Archiepiskopat  zur  Metropolis  erhöht  wurde.  Uuter 
Konstantinos  Porpbyrogennetos  ist  Euchai'ta  thatsächlich  Metropolis;  indessen,  dass  die  Er- 
höhung der  Kathedra  erst  unter  ihm  erfolgt  sei,  ist  wenig  wahrscheinlich,  da  die  Nea  Taxxixd 
sich  betreffs  dieses  Ereignisses  schlecht  unterrichtet  zeigen  und  Euchaita  zu  den  suffragan- 
losen  Metropolen  zählen,  während  dasselbe  vier  Suffragane  besass.  Ich  nehme  deshalb  au, 
dass  Kaiser  Leon  und  zwar  vor  dem  Erlass  der  Diatyposis  den  Rang  von  Euchai'ta  erhöht 
hat.  Ist  das  richtig,  so  entspricht  die  Reihenfolge  und  Zahl  der  Metropolen  genau  der  zu 
Leons  Zeiten  gültigen  und  wir  dürfen  demnach  die  in  unserer  Notitia  überlieferte  Metropo- 
liten- und  Autokephalenreihe  als  die  durch  die  Diatyposis  festgestellte  wirklich  ansehen. 
Wenn  wir  nun  unsere  Liste  mit  der  wenig  Jüngern  der  Nea  Taxxixd  vergleichen,  so  zeigt 
sich  eine  wichtige  Divergenz  in  der  Autokephalenreihe;  in  unserer  Liste  fehlen  Kios  und 
Apros.  Es  unterliegt  gar  keinem  Zweifel,  dass  einfach  ein  Schreiberversehen  vorliegt.  Fügen 
wir  daher  diese  beiden  Städte  in  die  Liste  ein,  so  erhalten  wir  51  Autokephalen ;  die  vea 
xaxxixd    haben   nur   50.     Indessen  es  fehlt  sowohl  im  Coislinianus  209,    als   im  Atheniensis 

1374  *) 

//.■&     fj  Zeßaoxovnohg. 

Natürlich  ist  das  ein  alter  Schreibfehler;    denn  Sebastupolis    in  Abasgia   verzeichnet   bereits 

der  hl.  Epiphanios  unter  den  Erzbistümern.     Dann  aber   haben  wir   genau   51  Metropoliten 

und  51  Autokephalen.     Es  ist  sehr  wohl  möglich,  dass  dieser  Summe  irgend  ein  mystisches 

Zahlengeheimnis  zu  Grunde  liegt,  wie  den   22  Werken  Gottes,  den  318  Vätern  von  Nikaea 

und  den   151  Bischöfen   des   Patriarchats  Antiochien.   'Freilich    ist    es    mir    nicht    gelungen, 

diesen  geheimen  Sinn  zu  ergründen. 

Im  Folgenden  vergleiche  ich  die  ßistümerliste  mit  den  parallelen  Ueberlieferungen,  vor 
allem  mit  dem  zeitlich  am  nächsten  stehenden  Verzeichnisse  der  Nea  Taxxixd. 

Am  auffälligsten  ist  die  Abweichung  bei  der  xadedga  ngojxö&govog  Kaisareia.  Die 
alten  Verzeichnisse  kennen  fünf  Bistümer:  1.  Basilika  Therma,  2.  Nysa,  3.  Theodosiopolis, 
4.  Kamuliana,  5.  Kiskisos.  Dazu  fügt  die  Ikonoklastenliste  Triphylion.  Die  spätem  lassen 
dieses  und  ebenso  Theodosiopolis  aus  und  fügen  dafür  noch  hinzu :  Euai'sa,  Severias,  Aratheia 
und  Aipolia.  Alle  diese  Bistümer  mit  Ausnahme  von  Triphylion  kehren  in  unserer  Notitia 
wieder;  sie  fügt  dann  noch  hinzu  Dasmendron,  Aragene,  Sobeson ,  Hagios  Prokopios, 
Tzamanda  und  Sh'icha. 

y  6  Aaojuevdgov,  zu  lesen  ist  Aaojuevdov.  Strabo  XII  540  C:  öqiov  <5'  eoxi  xov 
IJovxov  xai  xfjg  Kannadoxiag  ögeivfj  xig  nagdlh-jlog  xcö  Tavgw,  xijv  dgxrjv  e'xovoa  and  xwv 
ionegiojv  äxgojv  xfjg  Xajujuavt]vfjg,  £>'  fjg  idgvxai  ygovgiov  dnöxo[xov  Aaopevda.  Vgl. 
auch  Ramsay,  Asia  minor  S.  290:  „Dasmenda  is  exactly  the  sort  of  form  that  might  be 
modied  by  later  pronunciation  into  Tsamandos".  Indessen  Ramsay  selbst  sagt,  dass  die  topo- 
graphische Fixierung  von  Dasmenda  durch  Strabo  eine  Identifikation  der  beiden  Städte 
verbiete.     Dass  dies  richtig  sei.  beweist  unsere  Notitia,  welche  beide  nebeneinander  aufführt. 

d  6  'Agagadeiag  ijxoi  Kdoi^g.  Natürlich  ist  'Agiagadelag  zu  lesen,  vgl.  Steph.  s.  v. 
'Agiagäßeia-  TiöXig  nlrjoiov  Kannadoxiag  and  Agtagädov ,  Kannadoxiag  ßaodevoavxog, 
yajußgov   Avxiö%ov.      Der    zweite    Name    kommt    bei     Konstantinos    Porphyrogennetos    vor, 


])  Er  gehört  allerdings  erst  dem  XVII.  Jahrundert  an,   ist  aber  aus  einer  vom  Coislinianus  unab- 
hängigen Vorlage  abgeschrieben. 


561 

-welcher  erwähnt,  dass  unter  Leon  vom  Kappadozischen  zum  Thema  Charsianon  geschlagen 
wurden :  f\  xovQfxa  Kaofjg  ig  oXoxXyjqov  xal  i)  xonoxrjQ^ola  Nvootjs  fxexd  rfjs  Kaioagslag  de 
admin.  50  S.  226,  1.  Da  Ramsay  Ariarathia  mit  Tzamandos  identifiziert,  will  er  in  Arathia 
(Ararathia)  Arasaxa  sehen,  a.  a.  0.  S.  306 ;  Ariarathia  gehört  nämlich  sonst  zu  Melitene ; 
indessen  damals  lag  diese  Eparchie  in  partibus,  sodass  eine  Zuteilung  seines  westlichsten 
Suffragans  zu  Kaisareia  wohl  denkbar  ist. 

ta  ö  'ÄQayevyg  ijxoi  Mdvdcov.  Der  erste  Name  ist  wahrscheinlich  aus  'Eßdytjva  i) 
Zeßdyyva  Ptol.  V  6,  15  verschrieben,  vgl.  Ramsay  a.  a.  0.  S.  305,  wo  er  es  mit  Evagina 
der  Tabula  Peutingeriana  (heute  Suwagen)  identifiziert.  Ueber  den  zweiten  Namen  vermag 
ich  nichts  beizubringen. 

iß  6  Zoßeoov,  wahrscheinlich  identisch  mit  Symposion,  xb  de  Zvfxnöotov  r\v  eQtiuia 
Jigög  xd  /usqi]  xfjg  Avxavöov  naQaxeifxevov .  Constantin  de  admin.  50  S.  227,  8.  Unter  Leon 
wird  es  zur  KXeioovQa  erhoben  und  Ismael  als  Kleisurarch  hineingesetzt.  Allein  durch 
einen  Angriff  der  Araber  von  Melitene  wird  es  aufs  neue  zerstört.  Indessen  einer  der 
tüchtigsten  dortigen  Grenzführer,  der  Armenier  Melias,  der  später  Patricius  und  durch  Kaiser 
Konstantin  erster  Stratege  des  neugeschaffenen  Themas  Lykandos  wurde,  bringt  Symposion 
wieder  in  seine  Gewalt  und  macht  es  zum  Mittelpunkt  einer  Turma.  exQaxrjoe  de  xal  xb 
2v /AJiöoiov ,  noirjoag  avxb  xovqixo.qi6.xov.    Constantin  1.  c.  228,  12. 

ly  6  xov  'Ayiov  TlQoxoniov.  Der  sonst  unbekannte  Ort  ist  nach  dem  im  kappa- 
dozischen Kaisareia  verehrten  Prokopios  benannt.     AASS  Juli  T.  II  d.  8  S.  577. 

ib  6  T^aLiävöoiv.  Einer  der  wichtigsten  Plätze  des  neugeschaffenen  Themas  Lykandos. 
Diese  ganze  Region  bildete  einen  Teil  des  zwischen  dem  Kaiserreiche  und  dem  Chalifat  sieb 
hinziehenden  Oedlandstreifen  :  eQrjfxog  yaQ  fjv  (f)  Avxavöbg)  xb  TiQÖxeQov  xal  äoixtjxog  xäxetvi] 
xal  f]  xalovLievi]  T^ajuavdbg  xal  xä  ov/unaQaxeiLieva  jueQt]  xcbv  'AQjueviojv.  Constant.  de  themat. 
I  S.  32,  17  ff.  Noch  unter  Leon  erhält  der  Distrikt  eine  starke  armenische  Besiedelung  und 
wird  zur  Kleisura  erhoben  eben  durch  Melias:  xb  nakaibv  xoloxqov  xi]v  Avxavöov  exQaxrjoe, 
xal  exxioev  avxb  xal  d)xi'Qonoir]oe,  xal  exeloe  exa&eo&i],  xal  d)vo/udo&rj  naQa  Aeovxog  xov 
(pdoxQioxov  ßaodeojg  xXeioovQa.  xal  juexd  xovxo  öiejieQaoev  dxcb  Avxavöov  elg  xb  ÖQog  xfjg 
TCaiiavöov,  xdxeioe  xb  vvv  bv  xdaxQov  exxioe'  xal  (hoavxmg  xdxelvo  xXetoovQa  exaXeixo. 
Const.  de  admin.  50  S.  228,  7  ff.  vgl.  Ramsay  a.  a.  O.  S.  291  ff. 

Die  Stadt  blühte  mächtig  empor.  Unter  Basileios  Bulgaroktonos  wird  die  wichtige 
Stadt  von  Bardas  Skieros  nach  einem  Siege  über  Bardas  Phokas  genommen.  Dabei  schildert 
Skylitzes  ihre  Bedeutung:  nöXig  ök  f\  TCa/uavÖög  h  dnoxQijjuvq)  nexQa  xeifxevrj,  noXvdv&Qcn- 
Tiog  xal  nXovxq)  JieQißQV&iqg.  tjvxiva  naQ"1  exövxoiv  Xaßcbv  xwv  evxonaov  nXovxov  ovveXeg~ev 
ovx  öXiyov.    Cedren.  II  423,  20  ff. 

Syrisch-monophysitische  Bischöfe  der  Stadt  erwähnt  Michael  der  Syrer  in  seiner  Chronik. 

1.  Unter  Johann  VI.  (954 — 950):  Jacques  metropolitain  de  Simnadou.  wo  die  arabische 
Uebersetzung  eine  verkehrte  Lesart  hat  und 

2.  unter  Johann  VII.  (965 — 985):  Basile  metropolitain  de  Simnadou.1) 

Die  Landschaft  war  vorzugsweise  von  Armeniern  bevölkert.  Darum  gab  Konstantin  Dukas 
dem  mediatisierten  König  Gagik  von  Kars  Camndav  als  Lehen:  ev  thagavorn  Tuläz  tayr 
nma  z  Cammdav.     „Und  der  Kaiser  Tukiz  gab  ihm  Camendav."    Mattheos  Urhaci  II  S.  181. 


')  J.  B.  Chabot.  in  Revue  de  l'orient  chretien  1899,  S.  508  und  510. 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  ,1.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  75 


562 

Jerusalem  1869.  In  den  Kriegen  der  Seldschuken  mit  Romanos  Diogenes  zieht  sich  der  in 
Melitene  kommandierende  General  nach  Tzamandos  zurück.  övvi]&goiof.i£vr]v  k'%a>v  xrjv 
oxgaxiäv  iv  reo  xov  T'Qapavxov  ö%vga')[iaxi.  Michael  Attal.  121,22.  Seit  dem  Zusammen- 
bruch der  griechischen  Herrschaft  fiel  sie  in  die  Gewalt  der  Danischmende,  welchen  sie  der 
Sultan  von  Ikonion  1168  entriss.  %  nmin  ami  ear  Hlic  Aslan  zKesaria  ev  zCamndav 
yordvocn  Danismanay.  »In  demselben  Jahr  gewann  Hlic  Aslan  (Kilidsch  Arslan)  Kesaria 
und  Camndaw  von  den  Söhnen  Danisman's."  Michael  Syrus  Ausg.  v.  Jerus.  S.  458.  Auch 
bei  Barhebräus  wird  die  Stadt  als  OyiVum  Simndü  mehrfach  erwähnt,  vgl.  197,  312  u.  s.  f. 

ie  ö  2igi%ä  über  Siricha  (Sirica  —  Zägiya —  Zigi%ag —  2igä%ag)  vgl.  Ramsay  a.a.O. 
S.  218  und  312.  Es  ist  identisch  mit  der  osßao/uia  naxgiagxixr\  juovi],  fj  EmxExXrj  fXEvrj  rov 
Zvgi%ä,  welche  der  Metropolis  Melitene  unterstellt  ist.  Miklosich  und  Müller,  Acta  patriar- 
chatus  I,  46,  S.  84.  In  der  Zeit  der  Verödung  Melitene's  war  Siricha  Kaisareia  unterstellt 
und  jetzt  zum  Klosterbistum  erhoben  worden. 

Wie  taucht  diese  ephemere  Fülle  von  Bistümern  im  östlichen  Kappadozien  auf,  die 
ebenso  plötzlich  wieder  verschwindet?  Denn  die  spätem  Redaktionen,  bereits  die  unter 
Konstantinos  Porph3rrogennetors,  kennen  diese  Bistümer  nicht  mehr.  Es  handelt  sich  um 
eine  Kolonisation  im  grossen  Stile.  Leon  wollte  das  Oedland  wieder  bevölkern.  Die  Aus- 
führung dieses  Planes  wurde  einer  für  die  kolonisatorischen,  wie  die  militärischen  Aufgaben 
der  Grenzverteidigung  geradezu  geschaffenen  und  genial  veranlagten  Persönlichkeit,  dem 
Armenier  Melias,  übergeben.  Er  gründet  die  Klisuren  Lykandos,  Tzamandos,  Symposion 
und  wird  später  für  seine  Verdienste  von  des  Kaisers  Sohn  mit  Patriciat  und  Strategie 
belohnt.  Ueber  die  Art  der  Kolonisation  spricht  sich  Konstantin  (de  Them.  I,  S.  33,10)  in 
wahrhaft  klassischer  Weise  aus:  ,o  yovv  7igo?.£x&slg  MsMag  ix  xovxov  xov  jzoXejuov  diaoco- 
•&Eig  xal  Tigbg  xi]v  xäiv  Agjusvia)v  x(^Qav  ändgag,  zvcpiri-jg  d)v  xal  ngbg  Xyoxovgyiav  ßagßagi- 
xr\v  imxrjöeiog,  ovjujuoglav  xivä  xcöv  Ag/usvlojv  ävaXE^dfXEvog,  xal  xavxrjol  xfjg  TioXEOjg  xt]v 
äxgav  xaxoxvgcooag  d>g  tjdvvaxo,  xal  xaxä  fiixgbv  Jigo'ioov  öXrjv  d>g  eItieXv  xr\v  noXiv  xov 
jixw/uaxog  fjyeigs,  xal  ngoßalvovoa  im  xö  ngoa&EV  näoa  fj  xdyga  juEoxrj  ysyovs  xwv  'Agfieviatv, 
xovgoxgöqpog  ovoa  äya§rj  xe  xal  mnoßoxog  xal  Jiavxotaiv  ßooxrjjuäxojv  Eig  xgoyijv  imxrjdeiog. 
diö  xal  fis/ua  xaxa)vofxäo&ij  xal  sig  oxgaxrjyiöa  n£gidog~ov  ävt'jx'dij  onovörj  xovxovt  xov  MeXiov 
xov  xgaxaiocpgovog."  So  wird  hier  in  der  ehemals  menschenleeren  Wüste  grossartige  Weid- 
wirtschaft eingerichtet  und  einträgliche  Viehzucht  betrieben.  Skylitzes  ist  achtzig  Jahre 
später  des  Lobes  voll  über  den  grossen  Reichtum  der  Stadt  Tzamandos.  Dies  ist  übrigens 
nur  eine  Episode  aus  der  sehr  ausgedehnten  Besiedelung  der  Ostmarken  durch  tapfere, 
armenische  Grenzer.  Barhebräus  chron.  Syr.  S.  200  meldet  unter  Nikephoros  (963 — 969): 
Hisce  temporibus  quum  Romani  Arabibus  praevalerent,  et  diripiendo  omnia  usque  ad 
Armeniam  maiorem  pervenissent,  Armenorum  illi  qui  metu,  ne  ab  Arabibus  propterea  quod 
Christiani  essent,  vexarentur,  aufugerant,  in  fines  Romanorum  se  contulerunt.  Romani 
dederunt  illis  Sebastiam  in  Cappadocia,  unde  cum  numerus  eorum  valde  auctus  esset, 
miserunt  qui  arcibus  ab  Arabibus  captis  praesidio  essent.  In  Omnibus  expedi- 
tionibus  hi  quoque  Armeni  pedites  cum  Romanis  exierunt,  prospere  plerumque  pugnantes. 
In  der  vorzugsweise  armenischen  Nationalität  dieser  Kolonisten  sehe  ich  auch  den  Grund 
des  baldigen  Eingehens  dieser  kappadozischen  Bistümer.  Als  Nikephoros  Melitene  mit  Syrern 
bevölkerte,  dauerte  es  nur  kurze  Zeit,  bis  die  üblichen  Unterhaltungen  über  die  Bedeutung 
der  Beschlüsse  von  Chalkedon  begannen.     Ebenso  war  es  auch  im  Thema  Lykandos.     Eine 


563 

der  ersten  Obsorgen  des  allerf'röm  nisten,  christusliebeuden  Kaisers  Leon  war,  in  diese  neue 
Provinz  , gottliebende "  Bischöfe  zu  senden,  und  so  entstanden  Kathedralen  zu  Dasmenda, 
Symposion,  Tzamandos  u.  s.  f.  Die  armenischen  und  syrischen  Chroniken  klagen  bitter  über 
die  Quälereien  der  orthodoxen  Bischöfe  ihren  Glaubensgenossen  gegenüber.  Allein  es  muss 
auch  hinzugefügt  werden,  dass  die  Monophysiten,  vorab  die  sehr  eigenwilligen  und  gewalt- 
thätigen  armenischen  Fürsten  durchaus  nicht  mit  christlicher  Ergebenheit  die  Misshandlun"-en 
der  griechischen  Glaubensinquisitoren  hinnahmen.  Einen  besonders  eifrigen  Prälaten,  den  Metro- 
politen Markos  von  Kaisareia,  Hess  König  Gagik  1066  in  einen  Sack  stecken  und  auf  greu- 
liche Weise  zu  Tode  prügeln,  und  doch  war  dieser  armenische  Fürst  mit  Ehren,  Geschenken 
und  Lehen  vom  byzantinischen  Kaiser  überschüttet  worden.  Das  Thema  Lykandos  hat  eine 
vorzugsweise  armenische  Bevölkerung.  An  der  Spitze  steht  ein  Volksgenosse,  6  xQarai6<pQ(ov 
Melia;.  Jedenfalls  hat  er,  als  Kaiser  Konstantin  Lykandos  zum  Thema  erhob  und  ihm  die 
Leitung  übertrug,  dafür  gesorgt,  dass  die  von  des  Kaisers  Vater  eingerichtete,  für  die 
armenische  Bevölkerung  völlig  überflüssige  Staatshierarchie  wieder  geräuschlos  verschwand. 
So  erklärt  es  sich,  dass  in  den  Nea  TaxTixd  neben  den  alten  Bistümern  Nysa,  Basilika 
Therma,  Kamuliana  und  Kiskisos  nur  Euaisa,  Severias,  Aratheia  und  Aipolia  aufgezählt 
werden.  Die  anderen  wurden  stillschweigend  aufgehoben;  es  handelt  sich  um  eine  ver- 
krachte Gründung,  wie  solche  in  der  Kirchengeschichte  nicht  selten  vorkommen.1)  Ganz 
fehlt  Theodosiopolis-Karin  (Erzerüm).  Später  begegnet  uns  dasselbe  als  antiochenische 
Metropolis.     Damals  war  Kälikalä  arabisch.*) 

Viel  kürzer  kann  ich  mich  bezüglich  der  Suffraganverzeichnisse  der  meisten  übrigen 
Metropolen  fassen.  Ein  Vergleich  mit  den  Nea  Taxzixä  zeigt,  dass  beide  Listen  einen 
vielfach  identischen  Bistümerbestand  wiedergeben.  So  stimmen  die  Suffragane  von  Ephesos, 
Herakleia,  Ankyra,  Kyzikos  völlig  überein.  Kleinigkeiten,  wie  Umstellungen  einzelner  Städte 
und  Abweichungen  in  den  Namensformen  erwähne  ich  hier  nicht.  Von  Sardes  übergeht 
unser  Verzeichnis  Mesotymolon,  Hierokaisareia,  Dalde  und  Stratonikeia;  ersteres  fehlt  auch 
in  den  Nea  Taktika.  Da  aber  Epiphanios  alle  vier  hat,  so  ist  gar  kein  Zweifel,  dass  in 
beiden  Handschriften  nur  Schreibernachlässigkeiten  vorliegen.  Ebenso  fehlen  in  Nikomedeia 
6  'Adgavov;  und  6  Kaioageiag  nur  durch  Ausfall  einer  Zeile.  Umgekehrt  haben  die  Nea 
Taktika  das  Bistum  Koloneia  in  der  Provinz  Armenia  II  nicht;  da  es  schon  Epiphanios 
hat,  ist  hier  eine  Auslassung  des  Schreibers  zu  konstatieren.  Sonst  ist  alles  in  Ordnung 
bis  auf  die  13.  Provinz  Melitene,  welche  durch  Syrakus  ersetzt  ist.  Melitene  war  seit  dem 
Beginn  des  VIII.  Jahrhundert  im  Besitz  der  Araber,  und  seitdem  als  Malatia  die  wohl- 
gehütete Grenzfeste  Mesopotamiens.     Zwar  hatte  751   Konstantin   Kopronymos  den  wichtigen 

*)  Man  denke  an  die  deutschen  Bistümer  Buraburg  und  Erfurt,  das  Erzbistum  Piacenza  in  Italien, 
Lichfield  in  England,  Laybach  in  Oesterreich  u.  s.  f. 

2)  Der  Armenisierung  von  Lykandos,  Tzamandos  folgte  die  von  Kilikien  auf  dem  Fusse.  In  den 
Tagen  des  Katholikus  Chacik  (971—990)  wurden  in  Kilikien  zahlreiche  armenische  Bistümer  Tarsos, 
Lulua  u.  s.  f.  gegründet.  Stephanos  Asolik  III,  31.  Daraus  erklärt  sich  die  Gründung  des  rubenidischen 
Königtums  ganz  ungezwungen,  waren  doch  die  Anherren  dieser  Dynasten  Lehensträger  der  in  Tzamandos 
residierenden,  mediatisierten  Armenierkönige.  So  verdankt  das  armenische  Volk  seine  Palingenesie  in 
Kilikien  in  erster  Linie  der  Kolonisationsthätigkeit  der  energischen  römischen  Regierung  unter  den 
makedonischen  Kaisern.  Was  unter  Leon  und  Konstantin  ein  Melias,  ein  Orestes  und  zahlreiche  andere 
arme,  aber  tapfere  armenische  Prinzen  zu  Stande  brachten,  war  ein  Werk,  welchem  eine  geschichtliche 
Dauer  von  600  Jahren  bestimmt  war. 

75* 


564 

Platz  genommen,  aber  nicht  zu  behaupten  vermocht.  Die  Stadt  blieb  arabisch  bis  927. 
Die  diadoxtf  der  Bischöfe  in  der  Eparchie  Armenia  I  hörte  vollkommen  auf.  Es  ist  sehr 
bemerkenswert,  dass  von  den  Suffraganen  Melitenes  nach  dem  Quinisextum  (693)  keiner 
mehr  nachweisbar  ist.  Das  Land  war  teils  völlig  verödet,  teils  von  Monophysiten 1)  und 
Anhängern  des  Islam  bevölkert.  Bereits  die  um  780  abgefasste  Notitia  der  Ikonoklasten 
kennt  die  Eparchie  nicht  mehr;  sie  war  offenbar  aus  den  Verzeichnissen  ausgemerzt.2)  So 
ist  denn  durch  die  Synode  Syrakus  mit  seinen  Suffraganen  an  die  Stelle  von  Melitene  ein- 
gewiesen worden,  während  im  Metropolitenverzeichnisse  Melitene  noch  figuriert. 

v.  20.     la  'Enag^iag  'Ag/ueviag  a     6  MeXiT^vrjg. 
Die  Spätem,  welche  in  solchen  Dingen  leidlich  exakt  sind,  hätten  geschrieben: 

ta  'Enagyiag  üixeliag  6  Zvgaxovorjg,  xal  xbv  rönov  ijiexcov  rov  Mehryvijg. 

Die  armen  Sizilianer  waren  freilich  auch  sämtlich  in  partibus.  868  war  Malta,  878 
Syrakus,  901  Rhegion  und  902  das  letzte  Bollwerk  der  Griechen  auf  Sizilien,  Tauromenion 
den  Fatimiden  erlegen.  Die  Prälaten  des  Eilands  lebten  als  Titulare  und  Pensionäre 
des  Kaisers  in  der  Hauptstadt;  ihr  Oberhaupt  genoss  den  hohen  Ehrenrang  des  Metropoliten 
von  Melitene  und  war  nun  ngcöxog  xcbv  dvrixcbv,  da  sogar  das  glänzende  Thessalonike  zwei 
Plätze  tiefer  sass.  Offenbar  hat  man  die  Kirchenfürsten  der  von  Ostrom  so  hartnäckig 
verteidigten  und  nur  unter  tiefem  Schmerze  aufgegebenen  Insel  in  ähnlicher  Weise  ent- 
schädigt, wie  693  die  flüchtigen  Bischöfe  von  Kypros,  die  man  in  die  Eparchie  Kyzikos 
einwies. 

Sehr  bemerkenswert  ist,  dass  das  einst  so  hochangesehene  Thessalonike,  die  vornehmste 
der  westlichen  Metropolen,  erst  den  16.  Platz  einnimmt,  was  weder  der  frühern,  noch  auch 
der  spätem  Bedeutung  der  Stadt  entspricht.  Es  hängt  dies  mit  der  Slawisierung  der  Halb- 
insel zusammen.  Die  Notitia  der  Ikonoklasten  zählt  nicht  weniger  als  19  Suffragane  auf; 
jetzt  hat  sie  nur  fünf;  nur  einer  (d  Kixgovg)  ist  aus  der  alten  Liste  übernommen;  zwei 
haben  antike  Namen  (6  Begoirjg  und  6  Kaooavdgsiag);  die  beiden  letzten  (6  Agovyovßixetag 
und  d  Zegßiaw)  sind  Neugründungen  auf  dem  eben  erst  den  Slawen  abgerungenen  Gebiet. 
Thessalonike,  das  gerade  damals  den  Sarazenen  erlag  (904),  war  eben  bedeutend  von  der 
Höhe  seines  alten  Glanzes  herabgestiegen. 

Unter  den  folgenden  Eparchien  sind  die  beiden  letzten  Bistümer  von  Laodikeia 
bemerkenswert.     Die  Nea  Taxxtxd  v.  1494  bieten 

xa     6  Oivox(6/M]g  ijtot  'Iov- 
xß     oziviavoimolecog. 3) 


Unsere  Notitia  hat: 


xa    6   Olvoxcojurjg 

xß    6  'Iovoriviavovjiokecog 


1)  Die  Reihenfolge  der  syrischen  Bischöfe  von  Melitene  ist  sehr  vollständig:  Daniel  Bischof  und 
Thomas  Metropolit  unter  Patriarch  Dionysius  I.  (818 — 845),  Elias  Bischof  unter  Dionysius  II.  (897 — 909), 
Johann  Bischof  unter  Johann  IV.  (910 — 922),  Gregorius  Bischof  unter  Basilius  (923 — 935),  Johann  Metro- 
polit unter  Johann  V.  (936—953),  Elias  Metropolit  unter  Johann  VI.  (954—956),  Ezechiel  Metropolit 
unter  Dionysius  III.  (957—961),  Ignatius  Metropolit  unter  Johann  VII.  (965—985). 

2)  Vgl.  de  Boor,  Zeitschrift  für  Kirchengeschichte,  1894,  S.  576. 

3)  Ich  bemerke  übrigens,  dass  der  die  N£a  Taxnxä  gleichfalls  enthaltende  Codex  Athen.  1374  (XVII  S.) 
beide  Bistümer  getrennt  aufführt,  sodass  vielleicht  im  Coislinianus  i/toi  nichts  als  ein  Versehen  ist. 


565 

Also  zur  Zeit  der  Synode  waren  beide  Bistümer  noch  getrennt;  später,  unter  Alexander 
oder  Konstantin  wurde  die  Union  vollzogen;  aber  in  den  Nea  Taxuxd  ist  noch  in  der  Zahl 
ein  Rest  der  alten  Ordnung  erhalten.  Die  folgenden  Eparchien  sind  mit  den  Nea  Taktika 
identisch;  auch  die  neueingereihten  Westmetropolen  Korinth  und  Athen  mit  ihren  zum  Teil 
ganz  modernen  Bistümern.  Unsere  Notitia  ist  für  dieselben  das  älteste  Zeugnis.  Bei 
Seleukeia  fehlt  6  Zßidrjg,  der  letzte  Bischof,  wohl  nur  durch  eine  Nachlässigkeit  des 
Schreibers.  Mit  den  Eparchien  Larissa,  Naupaktos,  Philippupolis  und  ebenso  später  Dyr- 
rachion  befinden  wir  uns  auf  grossenteils  slavischem  Boden ;  die  neu  errichteten  Bistümer 
mit  ihren  barbarischen  Namen  sind  Belege  für  das  siegreiche  Vordringen  des  Romäertums 
gegenüber  diesen  Stämmen.  Die  Eparchie  Rhodos  endet  noch  in  alter  Weise  mit  Pisyna; 
die  drei  in  den  Nea  Taktika  erscheinenden  Bistümer:  Nisyra,  Ikaria  und  Astypaläa  sind 
demnach  nach  unserer  Synode  im  ersten  Viertel  des  X.  Jahrhunderts  gegründet  worden. 

Während  in  allen  Eparchien  unsere  Handschrift  entweder  eine  ältere  oder  dieselbe 
Ordnung  mit  den  Nea  Taktika  zeigt,  ändert  sich  das  vollständig  bei  der  46.  Eparchie, 
Kam  ach. 


Codex  522   der   Bibliothek   des 
Metochion  v.  630  ff. 
f    Tf)    Kauäycp    M-t 
a     6  KeXe^rjvfjg 

ß       6    'AgaßgUHCOV 

y      6  Bag'Qavioorjg 
6  MeXov 
6  MeXov  k'regog 
6  'PcojuavovjioXeojg 


Nea  Taxzixd  v.  1748  ff. 

M?  Tfj   Kajuä%cp  'Agfxeviag 

a  6  KeXiT^ivfjg 

ß  6  Agaßgäxwv 

y  6  Bag^avloorjg 

ö  6  MeXov 

e  6  MeXov  srsgog 


6  tov  Trjklov 


d 
e 
£ 
l 
t]     6  Bag^aviooqg  fjroi    QaXovdorjg 

Die  Annahme  ist  ausgeschlossen,  dass  etwa  die  Bistümerliste  der  Nea  Taktika  unvoll- 
ständig sei;  zwar  hat  der  Codex  Athen.  Nr.  1374,  welcher  den  Bischof  des  ersten  Melos 
übergeht : 

6     6  MeXov  ETsgog 

e      6  'PcouavovjiöXecog 

g      6   TovtiXiov. 

Aber  das  beweist  nur,  dass  auch  diese  junge  Handschrift  der  Nea  Taktika  hier  inter- 
poliert ist.  Dasselbe  gilt  von  der  Metochionhandschrift  von  Leons  Notitia,  die  ja  überhaupt 
erst  dem  XVII.  Jahrhundert  angehört.  Denn  die  aus  der  Regierung  des  Kaisers  Johannes 
Tzimiskes  stammende,  wertvolle  Motitia  des  Codex  Nr.  1374  Athen  kennt  für  Kamachos 
genau  dieselben  Suffragane,  wie  der  Coislinianus  der  Nea  Taktika.  Ich  zweifle  demnach  nicht, 
dass  in  dieser  Eparchie  der  Codex  nachträglich  überarbeitet  worden  ist,  wovon  sich  sonst  keine 
Spuren  finden.  Die  Gründung  der  Eparchie  Kamachos  ist  Leons  eigenstes  Werk.  Wie  er  das 
Thema  Lykandos  durch  den  Armenier  Melias  kolonisierte,  so  hat  er  durch  den  kleinen 
Fürsten  von  Tekes,  Manuel  und  seine  vier  Söhne,  welche  in  Ostrom  zu  den  höchsten  Ehren 
gelangten,   das   Thema   Mesopotamien    organisiert:    rö  i)i    &6/ua  trjs  MFaoTTOTa/uag  ov  jzoXr- 


566 

Xgöviöv  ioziv,  ovde  fieya  xi  r\v  xal  Jiegtßörjxov,  äXXä  xXeioovgd  xig  avdivvfxog  xal  äxaxovo- 
juaoxog.  im  de  xcöv  fifxegä>v  Aeovxog  xov  aoidifxov  xal  oocpaixdxov  ev  ßaodevoi  ngooecpvye 
naygaxovxag  exelvog  6  Agtueviog  xal  Uovxglxag  xal  Tavxovxag  ol  äöeXcpol  avxov,  xal 
jiageda>xav  xä  exeToe  xaoxeXXia,  xal  enXaxvvd-i]  6  xojiog  xal  eyevexo  elg  övo/xa  oxgaxyyldog. 
Constant.  de  themat.  I,  30,  21  ff.  Karaachos,  bisher  eine  Turma  des  Thema  Koloneia  und 
Keltzene,  eine  des  Thema  Chaldia,  wurden  zu  dem  neuen  Thema  geschlagen,  dessen  Umfang 
dem  der  geistlichen  Eparchie  Kamachos  entspricht.  Wenn  wir  die  einzelnen  Bischofsitze 
örtlich  fixieren  könnten,  hätten  wir  höchst  wahrscheinlich  den  Umfang  des  Themas  Meso- 
potamia  unter  Leon  und  im  Beginn  von  Konstantins  Regierung  ebenfalls  bestimmt.  Kamachos 
und  Keltzene  sind  bekannt.  Arauraka  liegt  auf  der  Strasse  von  Satala  nach  Melitene, 
Ramsay,  Asia  Minor  S.  275.  Barzanissa,  welches  auch  <Pag£äviooa  geschrieben  wird,  kann 
vielleicht  mit  dem  vom  hl.  Basileios  erwähnten  Wallfahrtsort  Phargamus  kombiniert  werden, 
den  Ramsay  (a.  a.  ü.  S.  314)  in  Klein- Armenien  sucht.  Die  beiden  Melon  sind  mir  unbe- 
kannt. Für  die  drei  letzten  Eparchien  giebt  der  Redaktor  der  Notitia  die  richtigen  Suffra- 
gane;  denn  die  vier  Bischöfe,  welche  er  Euchai'ta  unterstellt,  gehören  wirklich  zu  dieser 
Metropolis  und  nicht  zu  Neai  Patrai,  wie  Ramsay  meint1).  Das  Richtige  hat  bereits 
de  Boor  gesehen.  Die  vier  Namen  lauten  allerdings  sehr  barbarisch :  Gazala,  Kutziagros, 
Sibiktos  und  Basiane.  Allein  Gazala  hat  bereits  Ramsay2)  mit  Gazeion  kombiniert  und  für 
den  letzten  Namen  hat  Codex  Athen.  1371  richtig  Kagiavrjg  =  Kägiooa,  dessen  Lage  zur 
Metropolis  Euchai'ta  wohl  passt;  vgl.  Ramsay  a.  a.  0.  S.  248,  259.  So  ist  also  Euchai'ta 
eine  richtige  Metropolis  mit  ihr  unterstellten  Bistümern.     Die  übliche  Fassung: 

xolg  Ev%atxoig  'EXevotiovxov 
■&gövog  vjioxeljuevog  ovx  k'oxi 
ist  ein  uralter  Fehler,  der  zuerst  in  den  Nea  Taktika  auftritt. 

Ich  glaube  in  dem  Bisherigen  bewiesen  zu  haben,  dass  unsere  Handschrift  nach  Aus- 
scheidung der  oben  erwähnten  Interpolation  die  echte  Notitia  ist,  welche  nach  der 
Proklamierung  von  Leons  Diatyposis  von  der  Synode  hergestellt  wurde.  Damit  ist  auch 
ihre  Entstehungszeit  in  ziemlich  enge  Grenzen  gewiesen.  Leon  der  Philosoph  und  Nikolaos 
Mystikos  haben  gemeinsam  nur  901 — 907  regiert;  in  diese  Epoche  müssen  also  der  Erlass 
der  Diatyposis  und  die  Abhaltung  der  Synode  fallen,  deren  Ergebnis  unsere  Provinzial- 
ordnung  gewesen  ist. 

Unserer  Notitia  stehen  zeitlich  am  nächsten  die  Nea  Taxzixd,  welche  ich  Georg.  Cypr. 
v.  1111 — 1774  herausgegeben  habe.  Eine  etwas  jüngere  Bearbeitung  liegt  im  Codex 
Athen.  1374  (S.  XVII)  vor.  Ich  kann  mich  über  diese  Notitia  ganz  kurz  fassen,  da  vieles 
in  Betracht  kommende  bei  der  Notitia  des  Kaisers  Leon  bereits  erörtert  worden  ist.  Die 
Metropolitenreihe  hat  hinter  Eviaixa  zum  Schluss  noch  die  beiden  Städte  Amastris  und 
Chonae,  welche  in  der  Zwischenzeit  zwischen  dem  Erlass  von  Leons  Diatyposis  und  der 
Konzeption  der  Nea   Taxxixd  errichtet  worden  sind,  vgl.  v.  1163  ff. 

va  xä  Eviaixa 
vß  f]  "Ajuaoxgig 
vy      al  X(7)vai 

*)  Wenn  er  Asia  Minor  S.  324  schreibt:    these  four  bishoprics  belong  to  the  Peloponnesus,    so   ist 
das  eine  momentane  Verwechslung  von  Patrae  und  Neae  Patrae. 
2)  a.  a.  0.  S.  323. 


56  7 

Dagegen    hat    die    Beschreibung    der    Metropolen    mit    ihren    Suffraganbistümern    folgenden 
Schluss,  dem  man  die  Eilfertigkeit  des  nachträglichen  Zusatzes  ansieht: 

NA      ToTg  Evyaixoig  'FAevotcovxov 

&Qovog  VTioxeijuevog  ovx  eoxi. 
NB     Tfj  'A/LiäoTQidi  xov  Uövxov. 
NT     Tcöv  Aofxooodxoiv. 

NA     AI  Xöbvai. 

Die  Erwähnung  von  Asmosata  zwischen  Amastris  und  Chonae  fehlt  im  Metropolen- 
verzeichnisse; die  Richtigkeit  dieser  Angabe  wird  aber  bestätigt  durch  die  um  ein  halbes 
Jahrhundert  jüngere  Notitia  des  Codex  Athen.  1372,  welche  an  beiden  Stellen  das  später 
wieder  verschwundene  (weil  wieder  arabisch  gewordene)  Asmosata  bietet.  Offenbar  gehört 
die  Errichtung  dieser  Metropolis  derselben  Zeit  an,  wo  auch  das  ephemere  Thema  xov 
Aojuoodxov  errichtet  wurde;  Constantin.  de  admin.  50,  S.  226,  41).  Allein  aus  Konstantins 
Bericht  geht  nicht  mit  Sicherheit  hervor,  ob  diese  Einrichtung  noch  unter  Leon  stattfand, 
oder  erst  unter  seinem  Sohne.  Das  letztere  ist  wahrscheinlich.  Mit  Sicherheit  können  wir 
nur  sagen,  dass  die  Errichtung  des  Themas  und  der  Metropolis  nach  899  fällt;  denn  die 
auf  dieses  Datum  gestellte  Akribologia  des  Philotheos2)  kennt  die  Themata  XoCävov  und 
Aop.oa6.xov  noch  nicht.  Auch  die  Erwähnung  der  Metropolis  Chonae  hilft  uns  nicht  weiter; 
Konstantin  scheint  derselben  zu  gedenken  (de  Them.  I,  S.  24, 9) ;  aber  bezüglich  seines 
Werkes  über  die  Themata  können  wir  lediglich  sagen,  dass  es  nach  934  geschrieben  worden 
ist.  Auf  denselben  Zeitpunkt  für  die  Abfassung  der  Nea  Taktika  führt  uns  eine  andere 
Betrachtung. 

Melitene  hat  aufs  neue  seinen  Rang  als  Metropolis  erhalten,  und  seine  Suffragane 
treten  wieder  an  die  Stelle  von  den  syrakusanischen.  Damit  fällt  die  Abfassung  der  Notitia 
frühestens  in  927,  wo  die  Römer  siegreich  in  Melitene  einzogen,  oder  nach  934,  wo  sie 
die  Stadt  eroberten  und  zerstörten.  Mit  der  Neubesiedelung  des  entvölkerten  Landes  hatte 
es  freilich  noch  seine  guten  Wege;  von  den  alten  Städtenamen  sind  neben  der  Hauptstadt 
nur  Kukusos  und  Arke  fernerhin  nachweisbar;  Arabissos'  Bedeutung  war  auf  das  benach- 
barte Albostan  übergegangen4),  und  dort  wird  auch  der  Bischof  residiert  haben,  wie  heute 
der  Metropolit  des  verödeten  Ephesos  in  Manissa.  Man  kann  demnach  annehmen,  dass  die 
Nea  Taktika  etwas  vor  940  abgefasst  worden  sind. 


l)  Der  Name  findet  sich  ausser  bei  Georg.  Cypr.  v.  1473  t&v  'Aatioadron-  nur  noch  Codex  Athen.  1372 
fol.  482v  6  zov  'Aautoodrov  und  fol.  488v  6  äö/xcuv.  Der  Redaktor  der  Georg  den  Kyprier  enthaltenden 
Sammelschrift,  der  Armenier  Basileios,  hatte  keine  Ahnung,  dass  er  dieselbe  Stadt  schon  v.  950  als 
Aoaafiovoäzotv  mit  dem  alten,  klassischen  Namen  aufgeführt  hatte.  Offenbar  kannten  diese  Menschen 
nur  das  armenische  ASmuiat,  das  sie,  so  gut  sie  es  eben  vermochten,  gräcisierten.  Ganz  ähnlich  ge- 
braucht auch  Konstantinos  Porphyregennetos  für  das  klassische  'Av£m]vi/  das  armenische  Xav£U  de  admin. 
226,5  und  227,5  =  Hancith.  Die  Stadt  Arsamosata-Asmusat  muss  übrigens  recht  blühend  gewesen  sein. 
Michael  Syrus  zählt  im  IX.  und  X.  Jahrhundert  fünf  Bischöfe  von  Arsamosata  auf. 

'2)  Krumbacher,  Byz.  L.-G.  S.  255  setzt  dieselbe  in  900,  allein  das  Datum  September  des  Welt- 
jahres 6408  und  III.  Indiktion  führen  auf  899.  Rambaud,  1'  empire  grec  au  X  siecle  S.  176  setzt  das 
Werk  in  916;  er  rechnet  also  nach  der  Aera  des  Annianos,  wie  Theophanes;  indessen  das  verbietet  die 
beigeschriebene  dritte  Indiktion. 

s)  Rambaud  a.  a.  O.,  S.  165. 

4)  vgl.  Ramsay.  Asia  minor  S.  227;  St.  Martin.   Mimoires  sur  1' Armenie  I,  S.  192. 


568 


III.    Eine  Notitia  aus  der  Zeit  des  Kaisers  Johannes  Tzimiskes  (969—976). 

Unter  den  Handschriften  der  Nationalbibliothek  zu  Athen  habe  ich  noch  eine  Be- 
arbeitung der  Notitia  Leons  des  Weisen  gefunden,  welche  jünger,  als  die  Nea  Taktika  und 
älter,  als  die  längst  gedruckte  Revision  von  Leons  Ordnung  durch  Alexios  Komnenos  ist. 
Es  ist  das  Codex  Nr.  1372  der  Nationalbibliothek  in  Athen1)  Grossfolio  488  Bl. 
prachtvolle  Schrift.  Auf  Bl.  1  findet  sich  in  schlechter,  zum  Theil  schwer  lesbarer  Schrift 
eine  Zuschrift  ngöc  xov  xvQidgyrjv  xfjg  nagovorjc  legäc  ßlßXov  jugonoXlxrjv  TganeCovvxoc 
xvgiov  Acogö&eov  mit  der  Unterschrift : 

äjurjv  <C  qyjq("  Noe/J, : 
f  6  xcöv  eiXi]xgiveoxdxa)v  xaxd  nva 
avxfjc  vicov  iXd%ioxoc 

oovjue?urr]C  .  . . . 2)  6  xgane^ovvxioc 

Auf  der  Rückseite  hat  der  frühere  Bibliothekar  die  Bemerkung  eingetragen :  edtogrjd)] 
xfj  e-&vixfj  ßißXiodijxi]  nagd  xov  xvgiov  Xg.  F.  *PaXXJ]  xf]  8°  ixaiov  1857'  änb  xov  XElQ°- 
ygdcpov  de  xovxov  jigofjXfiev  y\  exöooig  xov  ^Evvxdy jxaxog  xcöv  &eicov  xal  legwv  xavövcov 
vnb  xöiv  aeipLvv]ax(av  F.  A.  'PdXXrj  xal  M.   UoxXrj. 

Darauf  folgt  das  ßißXiov  xov  vojuoxavovov  bis  Bl.  474r ;  hier  steht  die  Subscriptio : 
bandvr\  xal  ev%f]  xov  Jiaviegojxdxov  juov  av&evxov  xal  öeotiÖxov  /urjxgojioXixov  xgajie£ovvxog 
xal  vjiegxifxov  xvgiov  da>go&eov  elXrjcpe  xeg/.ia  xö  Jiagöv  vofioxdvovov  xaxd  xö  qxpo&  ocoxrjgior 
exoc,  iovviov  xa  did  %£igöc  i/uov  xXrj7iavxovc  fjXia  xov  vixoXdov  xavxiXoyXrj  xgam£,ovvxiov. 

f.  475 r   folgt  ein  Anhang: 

xpfjcpog  ixcöv  xov  xoojuov  dxgißr/g 
ferner  die  üblichen  Verzeichnisse  der  Patriarchen  von  Konstantinopel,  Alexandrien,  Antiochien, 
Jerusalem  und  Rom. 

f.  479v    Verzeichnis  der  Kaiser  von  Konstantin  bis  Michael  Paläologos. 

f.  480v    Die  Hohepriester  in  Israel  u.  s.  f. 

f.  48  lv    Die  Römischen  Kaiser  von  Cäsar  bis  Diokletian. 

Endlich  f.  482r— 488v  unsere  Notitia. 

Für  die  griechische  Arbeitsweise  ist  es  charakteristisch,  dass  die  hochverdienten 
Kanonisten  Rhallis  und  Potlis  zwar  den  Nomokanon  dieses  Codex  ihrer  Ausgabe  zu  Grunde 
legten,  aber  obgleich  sie  im  Zvvxayjua  auch  die  Notitiae  epp.  herausgaben,  lieber  dafür 
Goars  elende  Drucke  wiederabdruckten,  statt  die  im  eignen  Besitz  befindliche  hochwichtige 
und  unbekannte  Notitia  zu  veröffentlichen. 

Dieser  erst  1779  angefertigte  Codex  enthält  eine  sehr  alte  und  interessante  Notitia. 
Auch  hier  hat  der  Schreiber  Nikolaos  Kantilogli  ohne  Frage  eine  viel  ältere  Vorlage,  sei 
es  der  Metropolis  Trapezunt,  sei  es  des  Panagiaklosters  von  Sumela  kopiert. 


*)    Ungenügende   Beschreibung   bei    I.    xal   A.  Zaxxnkimv   xaräkoyog    x&v   xeiQoyQäyaiv    TV?    i&vtxfjg 
ßißXto&r)xris  xrjg  'Ekkädog.    Athen.  1892,  S.  249. 

2)  Den  Namen  vermochte  ich  nicht  zu  entziffern. 


569 


Um  die  Zeit  dieser  Notitia  zu  bestimmen,  genügt  die  Anführung  des  Metropolen-  und 
Autokephalenverzeichnisses.  Ich  habe  deshalb  vom  Abdruck  der  ganzen  Notitia  abgesehen, 
um  nicht  unnötigerweise  nahezu  identische  oder  vielfach  verwandte  Texte  stets  aufs  neue 
vorzuführen. 


Td£ig  xcov  naxgiagyicöv 

'0    KojVOXaVXlVOVnÖXsOJg 

cO  'AXetgavdgeiag 
cO  'Avxioysiag 
cO  'hgoooXvincov 
cO  cPu>/uijg 

Tdg~ig  xcov  vnoxEtjuevcov  /xrjxgonoXecov  xco  änooxoXixcp  xal 
naxgiagyixco   ftgövcp   rfjg   ■&socpvXdxxov   xal    ßaaiXiöog  Kcov- 

oxavxivovnöXeog' 

IJqo  de  xovxov  xeivxai  al  ovo  dgyiemoxonai' 

'O  BovX^yagiag 

'O  Kvngov 

'Enagyiag  Kannaboxiag 
'Enagyiag  'Aoiag 
Enagyiag  Evgcbnrjg 
'Enagyiag  EaXaxiag 
'Enagyiag  EXXi]onovxov 
Enagyiag  Avdiag 
'Enagyiag  Bifivviag 
"Enaoyiag  zfjg  avTfjg 
Enagyiag  rfjg  airtfjg 
Enaoyiag  üa/KpvXiag 
Enaoyiag  "Ag/ueviag 
'Enagyiag  EXevonövxov 
'Enagyiag  'Agfxeviag 
'Enagyiag  Kannaboxiag 
'Enagyiag  IlacpXayoviag 
'Enaoyiag   OexxaXJag 
'Enagyiag  'OvcoQlddog 


AI  fxr^xgonoXeig. 

a  6  Kaioageiag 

ß  6  Erpioov 

y  6  'HgaxXeiag 

b  6  'Ayxvgag 

e  6  Kv^ixov 

g  6  Zdgbecov 

C  ö  Nixofxrjöeiag 

7]  6  Nixaiag 

"&  6  XaXxi]dovog 

i  6  2Üdi]g 

la  6  ^eßaoxsiag 

iß  6  'Afiaosiag 

ty  6  MeXix^vfjg 

tö  6  Tvdvaiv 

te  6  Eayygön' 

ig  6   &£ooaXovixt]g 

i£  6  KXavdiovnöXiEüjg 


'Enagyiag  Efövxov  nfoXejuayviaxov  irj    6  Neoxaioageiag 

'Enaoyiag  EaXaxiag  i$    6  Lliaoivovvxcov 

'Enaoyiag  Avxia;  x      6  Mvgcov 

'Enaoyiag  Kaoiag  xa   n  2xaVQOV7l6Xecog  ijxoi  Kagiag 

'Enaoyiag  <Pnryiag    Tlaxaxiavfjg  xß  6  Aaobixeiag 

'Enagyiag  'l'oryia;   2.aXorxagiag  xy    6  2wäd(OV 


1 
2 
3 

4 
5 
6 

7 


8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 

21 

22 

23 

24 

25 

26 

27 

28 

29 

30 

31 

32 

33 

34 


1  natßiaQxetäv       22  Der  Schreiber  hat  aus  Versehen  i.-zag/jac  oeßaazeiac  irjc  äg/uviac   geschrieben 
24  Der  Schreiber  hat  ägfteviac  nachträglich  hinzugesetzt. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wisa.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  76 


570 


'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
Enagyiag 
Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 
'Enagyiag 

Täfig  xöjv  dgytsnioxoncöv    ai 

xeivxa 

'Enagyiag  Evgojni-jg 
'Enagyiag  ElatpXayovlag 
'Enagyiag  'loavglag 
'Enagyiag  lPodoni]g 
'Enagyiag  Bidvvlag 


Avxaovlag 

TLiooidlag 

naju<pv?aag 

neXonovviqoov 

EXXdöog 

Kannadoxlag 

2!e?i£vxelag 

KaXaßglag 

IleXonovvrjoov 

Aa'Qixr\g 

EXXdöog 

NmonoXewg 

Ogdxrjg 

Pod6ni]g 

vvjocov  Kvx.X6.bwv 

Poöonrjg 

AljUl/lOVXOV 

(pgvylag  Ilaxaxiavfjg 

JEixeXlag 

TaXaxlag 

'Agfievlag 

(pgvylag 

KaXaßglag 

Aeoßov  xfjg  vr\oov 

EXXädog 


xb  6  xov  'Ixovlov 

xe    6  'AvTioyelag 

xg    6  üegyrjg  ijxoi  ZvXalov 

xt,   6  Koglv&ov 

xr\  6  'Adi]vcöv 

xd  6  Ma>xtoov 

X     6  2/A,vgvr}g  ijxoi  2eXevxelag 

Xa   6  xov  'Pqylov 

Xß   6  Etaxgcöv 

Xy    6   TganeCovvrog 

Xd   6  Aagloorjg 

Xe    6  NavnäxTOV 

Xg   6   <PiXinnovn6Xea)g 

XC   6  TgaiavovnöX.sojg 

Xi]  6  'Pööov 

X&  6   (friXlnnov 

fx    6  'AdgiavovnoXeoig 

/ua  6  'IeganoXeoog 

jxß  6  Avggaylov 

fxy  6  Kaxdvrjg 

/liö  6  xov  'A/uoglov 

fie  6  Ka/xdyov 

jug  6  Koxvatov 

juC  6  xfjg  Aylag  2eßrjglvag 

jurj  6  MirvX/jvrjg 

juft  6  Nsodv  IJaxgööv 

v      6  Evya'ixoiv 

va    6  'Afxdorgidog 

vß  6  tov  'Ao/bLü)odtov 

vy   6  Xojvwv 

vö   6  cYdgovg 

ve    6  KeXxL,i]vov  ijxoi  Kogx^evcov 

vg    6  xov   Tagcöv 

xqp  avxo)    xfjg   ßaoiXldog   vnö- 
i  fipovco' 


a 

6  Bit,vr\g 

ß 

6  IIofin}]iovn6Xeo)g 

y 

6  AsovxonöXiEOjg 

ö 

6  Magoivelag 

£ 

6  'Ana/uelag 

35 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 
43 
44 
45 
46 
47 
48 
49 
50 
51 
52 
53 
54 
55 
56 
57 
58 
59 
60 
61 
62 
63 
64 
65 
66 
67 

68 

69 
70 
71 
72 
73 


41    cefovxiac         42   ijiagxiac  y.alaßytac  zov  Q-qyiov  Xa  6  xalaßglac  53    Der   Name    der   Eparchie 

fehlt      61    Die  neuen  Eparchien  sind  sämtlich  namenlos         65   IÖqovc       66   xiXxl.ivov        66  xoqtCsvöv  (!) 
67  6  ToviaQov         70  jio^noiojiölscoC  (!) 


571 


'Enagyjag  Podönrjg 

g      6  Ma^ifxiavovnoXeoig 

74 

'Enagyjag  FaXaxiag 

C     6  tcöv  Eegjuiwv 

75 

'Enagyiag  Evgoonrjg 

i]     6  'Agy.adiovnökeayg 

76 

'Enagyiag  cEXXi]onovxov 

#     6  xov  Ilagiov 

77 

'Enagyjag   Kagiag 

i      6  MiXtjxov 

78 

'Enagyiag  Nrjoov 

ta    6  Ugoixovvrjoov 

79 

'Enagyiag  Evgd>ni]g 

iß    6  2i]Xv/ußgtag 

80 

'Enagyiag  vijoov  Aeaßov 

ly     6  Me&v/xvrig 

81 

'Enagyiag  Bt&vvlag 

iö    6   Kiov 

82 

'Enagyiag  Evgconrjg 

iE     6  'Angaiv 

83 

'Enagyiag 

ig    6  xov  'Povoiov 

84 

'Enagyiag  Podonqg 

i£    6  KijuyäXaiv 

85 

'Enagyjag 

ii]    6  eYögovg 

80 

'Enagyiag 

i$    6  Nlxrjg 

87 

'Enagyiag 

x     6  NeanöXeajg 

88 

'Enagyiag 

xa  6  2eXyr}g 

89 

'Enagyiag  Zixyiag 

xß  6  Xegocövog 

90 

'Enagyjag  Evgd)nt]g 

xy   6  Meoivrjg 

91 

'Enagyiag 

xd  6  FagteXXoiv 

92 

'Enagyjag 

xe   6  Bgvoeayg 

93 

'Enagyjag 

xg  6  Aigxov 

94 

'Enagyjag 

xC  6  Zeggcbv 

95 

'Enagyjag 

xij   6   Kagaßi^vyg 

96 

'Enagyjag 

x$  6  Ajjjtivov 

97 

'Enagyjag 

X      6  Aevxädog 

98 

'Enagyjag 

Xa    6    Orjßcöv 

99 

'Enagyjag  Avxaoviag 

Xß  6  Mio&iov 

100 

'Enagyjag 

Xy    5  KoXioveiag 

101 

'Enagyjag  'Agfxeviag 

Xd   6  IIi]bay$6r\g 

102 

'Enagyjag 

Xe    6  Ködgo)v 

103 

'Enagyjag 

Xg;  6  2a)xi]giovn6X.Ea>g 

104 

'Enagyjag 

XC   6  Koxgaöiag 

105 

'Enagyjag 

Xi]  6  rEg/irjg 

106 

'Enagyjag   Zixyiag 

X&  6  Boonoga)v 

107 

'R-ragyJag  Poöonrjg 

ju    6  Al'vov 

108 

'Enagyjag 

/ua  6  'Po'ivov 

109 

'Enagyjag  vijooiv  KvxXAöüiv 

juß  6  Kagnä&ov 

110 

'Enagyjag 

f.iy  6  £ovydiag 

111 

'Enagyjag  Ai/iujuövxov 

fid  6   Msaij/ußgiag 

112 

'Enagyjag 

fit  o   Ioxßiag 

113 

'Enagyjag 

ii  g  6   'PovXXcov 

114 

77  .-raoeiov         78  /.irjUrov  79  itQvxovirfoov  80  avXifißgiag  8G  idgoiic.     Von  hier  an  fehlen 

grossenteils  die  Namen  der  Eparchien  in  der  Handschrift         99  {hj/iäv.  (!)         112  ijfiift. 

76* 


572 

'Enagyiag  p.'Q   6  Alyivcov  115 

'Enagiiag  fxrj  6  Kegxvgwv  116 

'Enagyiag  p-d  6   ^»agadXaov  117 

'Enagyjag  v      6  Maxgdyoiv  ijioi  Ztxyiag  118 

'Ejxagyiag  va    6  T'Qi/j.evov  ijxoi  KogxXyvrjg  xal  119 

KeXx^vjvrjg 

Dieser  Text  liefert  zu  seiner  nähern  chronologischen  Bestimmung  folgende  Anhalts- 
punkte : 

1)  Melitene  und  seine  Suffragane  gehören  wieder  zum  griechischen  Reiche;  das  führt 
uns  in  eine  spätere  Zeit  als  934. 

2)  Sehr  auffällig  ist,  dass  die  beiden  autokephalen  Erzbischöfe  von  Bulgarien  und 
Kypros  hier  als  dem  ökumenischen  Stuhle  unterstellt  erscheinen.  927  bei  der  Vermählung 
der  Prinzessin  Maria,  der  Tochter  des  Kaisers  Christophoros,  mit  dem  bulgarischen  Caren 
Peter  war  der  bulgarische  Patriarchat  ausdrücklich  als  autonom  anerkannt  worden : x) 
Aajutavög  iv  AoiqooxoXco  tfj  vvv  Agi)oxq  (l.  Agioxgq),  Iq?  ov  xal  y  BovXyagia  xexiju))xai 
avToxecpalog'  ovxog  Jiaxgidgpjg  ävi]yogev&i]  nagä  rfjg  ßaoiXaxfjg  ovyxXiqxov  xeX&voei  xov 
ßaoiXsajg  cPa)jnavov  xov  Aaxamqvov'  voxe.gov  de  xa&yjgedy)  nagä  xov  'Icodvvov  xov  Tfefiioxt].2) 
Die  Absetzung  des  Damianos  trat  ein,  nachdem  Johannes  Tzimiskes  972  Drster  (Silistria) 
den  Russen  entrissen  hatte.  Dristra  blieb  ein  mit  besonderen  Privilegien  ausgestattetes 
autokephales  Erzbistum ;  offenbar  hoffte  die  griechische  Regierung  damit  die  geistliche  Herr- 
schaft über  die  Bulgaren  zu  erringen ;  ganz  ähnlich  hatte  einst  Kaiser  Maurikios  auf 
römischem  Boden  einen  Katholikos  der  Armenier  eingesetzt.  Allein  die  unter  Persien 
stehenden  Armenier  wählten  ihren  Gegenpatriarchen.  So  tnuss  man  sich  auch  die  bulgarischen 
Verhältnisse  denken.  Unter  dem  autonomen  bulgarischen  Erzbischof  zu  Dristra  standen  nur 
die  dem  Reiche  einverleibten  Donaubulgaren ;  Makedonien  und  der  Westen  blieben  unabhängig 
und  hatten  ihren  eigenen  Patriarchen,  der  erst  in  Vodena  und  Prespa3)  und  dann  in  Ochrida 
residierte.  9G5  war  endlich  auch  Kypros  zurückgewonnen.  Es  ist  charakteristisch  für  das 
kirchenpolitische  Regierungsprinzip  der  Oströmer,  dass  sie  damals  nicht  davor  znrückscheuten, 
auch  diese  uralte  autokephale  Kirche  unter  den  ökumenischen  Patriarchat  zu  beugen.  In- 
dessen das  waren  nur  ephemere  Velle'itäten.  Schon  unter  Basileios  IL,  der  möglichst  die 
alte  Ordnung  wiederherstellte,  hat  Kypros  zweifellos  seine  Autokephalie  zurückerhalten.  Die 
Schicksale  von  Dristra  sind  dunkel;  im  XL  Jahrhundert  wird  es  als  einfache  Metropolis 
Konstantinopel  unterworfen;  indessen  damals  gehörte  Ochrida  zum  Reich.  Es  lag  also  kein 
Grund  mehr  vor,  ein  autonomes  Konkurrenzerzbistum  zu  fördern.  Diese  Ausnahmsstellung 
von  Kypros  und  Bulgarien  weist  deutlich   auf  Tzimiskes  Zeit  hin. 

3)  Unter  den  Metropoliten  figuriert  hinter  Chonae  Hydrus : 

vy     6  Xeovcöv 
vd    ö  'Yöoovg 


117   (paQod?J.a>v  119  xoqi£iv)]C.     Htlzt,ivT]C. 

1)  Jirecek,  Geschichte  der  Bulgaren,  S.  172. 

2)  Le  Quien,  0.  Chr.  II,  290. 

3)  Nach  dem  Katalog;  nach  Kaiser  Basileios  II.    erst  in  Triaditza,    dann  in  Wodena  und  Miglena, 
hierauf  in  Achrida,  B.  Z.  II,  S.  44. 


573 

Hydrunt    erhielt    Metropolitanrecht    durch    den    Patriarchen   Polyeuktos    auf   Anweisung   des 
Kaisers  Nikephoros  hin,  also  zwischen  963  und  968.  *) 

4)  In  968  fällt  die  Eroberung  von  Antiochien  durch  die  Griechen,  nachdem  die  Stadt 
328  Jahre  in  den  Händen  der  Ungläubigen  gewesen  war.  Dieses  glänzende  Ereignis  hat 
seine  Spuren,  wie  ich  glaube,  in  unserer  Notitia  hinterlassen.  Die  30.  Metropolis  wird 
nämlich  folgen dermassen  bezeichnet: 

'EjiaQxiag  ZeXevxeiag  X    6  Zfxvgvr-jg  ijzoi  ZeXevxeiag 
und  in  der  Beschreibung  der  Bistümer: 

"Enagyiag  2eX£vxeiag  X    6  2/uvgvrjg 
a     6  Mayvijotag  xfjg  ävrjXiov 
ß     6   (Pcoxelag 
y      6  xov  'Ag-/ayye,Xov 

In  Leons  Ordnung  und  den  Nea  Taktika  war  die  30.  Metropolis  Seleukeia  mit  seinen 
23  (22)  Suffraganen,  das  in  unserer  Notitia  in  etwas  formloser  Weise  durch  die  43.  Metro- 
polis Smyrna  ersetzt  wird.     Woher  diese  Veränderung? 

Dies  erklären  uns  die  Aussagen  der  Griechen  auf  der  sg.  VIII.  ökumenischen  Synode  879. 
Als  die  päpstlichen  Legaten  ihre  Rechte  auf  Bulgarien  geltend  machten  und  die  Herstellung 
der  alten  Patriarchalgrenzen  beantragten,  antwortet  Prokopios,  der  Protothronos  von  Kai- 
sareia 2) :    iXm£o/UEV  etg  xovg    olxxig/uobg  xov  dsov  xal  eis  rfjv  evoeßeiav  xcöv  ßaodeoiv  f/jucbv 

xöiv  äyicov oxi  6  deög  aTroxaxaoxijoai   e%£i   xfj   ßaoiXeia   avxov  xu  ag%aTa  ogia  xal  7idoi]g 

xijg  vq '  f}A£q>  xr)v  fjvioyjav.  xal  eneiöäv  xovxo  yevrjxat,  xoxs  xadcog  av  xö  xgdxog  avxov 
ßovXi]df],  diaoxeXET  zag  ivogiag  xcöv  äg%iegaxixcdv  •&g6va>v  tooxe  /urjxexi  egidag 
iv  avxolg  ävatpveoftai.  Das  ist  nicht  etwa,  wie  man  meinen  könnte,  eine  höhnische 
Vertröstung  ad  calendas  Graecas  für  die  päpstlichen  Legaten,  sondern  von  den  Griechen 
durchaus  ernsthaft  gemeint.  Genau,  wie  mit  dem  Papste,  waren  die  isaurischen  Kaiser  auch 
mit  dem  antiochenischen  Patriarchen  verfahren ;  sie  hatten  die  Diözese  Isaurien  von  seinem 
Sprengel  losgerissen  und  zu  Konstantinopel  geschlagen,  getreu  ihrem  Grundsatze,  dass  kein 
auswärtiger  geistlicher  Oberer  in  das  römische  Reich  hineinzuregieren  habe.  Jetzt  hatten 
sich  die  Verhältnisse  geändert.  Seit  968  gehörte  der  antiochenische  Stuhl  wieder  zum 
Reich;  ganz  natürlich,  dass  man  gemäs  den  von  Prokopios  von  Kaisareia  proklamierten 
Grundsätzen  auch  „die  Grenzen  der  oberpriesterlichen  Throne"  neu  ordnete.  Isaurien  kam 
wieder  unter  Antiochien  und  blieb  es  von  da  an.  In  den  aus  dem  XI.  Jahrhundert  stam- 
menden Notitien  von  Antiochien  erscheint  auch  Seleukeia  wieder  als  SufFragan.  Noch  heute 
figuriert  dieser  Sitz  in  der  Liste  von  Antiochien,  allerdings  mit  Tarsos  uniert. 3)  In  den 
Li>ten  des  XI.  Jahrhunderts  erscheint  freilich  Seleukeia  wieder,  aber  gewöhnlich  ohne 
Suffragane.  Unterdessen  war  Antiochien  erst  an  die  Seldschuken,  dann  an  die  Kreuzfahrer 
verloren  gegangen.  Der  orthodoxe  Patriarch  von  Antiochien  verzehrte  sein  Gnadenbrot  in 
der  Reichshauptstadt;  damals   wird  man  zur  Erhöhung  des  Glanzes  des  ökumenischen  Stuhls 


')  Jahrbücher  für  prot.  Theologie  1886,  S.  537. 

2)  llsmsi  XVII,  488. 

3)  6   Tagaov  xal  'Abävotv,    vTikgziaog  xal  l'g~agyog  jzgojzr/g   xal  Sevzegag  Kiuxiag    xal    zbv  zonov  sxiycov 
ZeXevxelag  zi'/g  'Iaavglag.    Tu  h>  zgijoet  ovvzayftäziov.     Konstantinopel  1896,  S.  10. 


574 

wieder  einen  Metropoliten  von  Seleukeia  i.  p.  aufgeführt  haben,  wie  man  auch  die  längst 
unter  normannische  Botmässigkeit  geratenen  Metropoliten  von  Sicilien  und  Unteritalien 
weiterführte. 

Wir  können  demgemäs  die  Konzeption   unserer  Notitia   in    die  Regierung   des   Kaisers 
Johannes  Tzimiskes  (969 — 976)  verlegen. 

Dieser  Epoche  oder  der  seiner  unmittelbaren   Vorgänger    gehören  demnach  wohl  auch 
die  ausser  dem  schon  besprochenen  Hydrus  neu  errichteten  Metropolen  und  Autokephalien  an : 

Metropolen  : 
vö    6  'Ydgovg 

ve    6  KeIt^ivov  f'jTOi  Koqt'Qevwv 
vg    6  rov  Tagcöv 

Autokephalien: 
jurj    6  Keqkvq(dv 
ju&   6   (pagoäXmv 
v       6  Margd%ü)v  r\roi  Ziy.%iag 
va     6   T'Qi/j,evov  ijroi  Kogx^ivfjg  xal  KEXr'Civijg. 

Hier  begegnen  uns  ganz  ephemere  Schöpfungen.  So  die  Metropolis  Tarön.  Ueber 
deren  Entstehung  ist  Konstantinos  Porphyrogennetos'  Bericht  tieqI  rtjg  %dbgag  rov  Tagwv 
(de  admin.  43,  S.  182  ff.)  heranzuziehen.  Nach  vielerlei  Verhandlungen  mit  den  dortigen 
Fürsten  schon  unter  Leon  und  Romanos,  dann  unter  Konstantin  selbst,  wobei  dieselben 
möglichst  viel  Revenuen,  Domänen  und  Titel  von  der  oströmischen  Regierung  herauszu- 
schlagen versuchten,  wurde  Tarön  mediatisiert,  d.  h.  zur  Strategie  gemacht,  aber  wie  es 
scheint,  von  den  einheimischen  Prinzen  verwaltet,  die  sich  gegenseitig  aufs  bitterste  be- 
fehdeten. Tornikios  vermachte  testamentarisch  sein  Fürstentum  (rrjv  yd>gav  rov  'AjioydvE/u 
ijioi  rö  fAsgog  rov  nargimov  TogviyJov  a.  a.  0.  S.  190,  22)  dem  römischen  Kaiser,  der  es 
nun  in  unmittelbare  Verwaltung  nahm.  Allein  er  verständigte  sich  bald  mit  den  durch 
dieses  Testament  benachteiligten  Vettern  des  Tornikios  und  gab  ihnen  das  Land  zurück, 
dafür  im  Tausch  Olnutes  empfangend:  xal  öeöcokev  avroig  fisv  rl]v  %d>gav  rov  'Ajioyävsju 
rov  i^adslcpov  avröjv,  avrbg  de  äv£Ä.dßsro  ro  'Oh'ovrrjv  fXErä  ndoi]g  rfjg  Jisgiftcögov  avrov 
a.  a.  0.  S.  191,  8.  Tarön  kam  wieder  an  sein  angestammtes  Fürstenhaus.  Die  zur  Zeit  der 
Strategie  Tarön  eingerichtete  Metropolis  Tarön  verschwand  wieder  von  der  Bildfläche,  wie 
Asmosata.  Tzimenu  ist  offenbar  identisch  mit  T^ovfxivd  Tzumina,  welches  als  Justianupolis 
an  die  Stelle  von  Bazanis-Leontopolis  getreten  war  (s.  unten).  Procop.  de  aedif.  256,  22. 
Sein  Name  Justinianopolis  war  wieder  vergessen.  Sonderbar  ist  die  Union  von  Kortzene 
und  Keltzene  mit  diesem  Erzbistum,  da  nach  der  Notitia  gleichzeitig  die  Metropolis  Keltzene- 
Kortzene  bestand.  Es  handelt  sich  offenbar  um  eine  ephemere  Schöpfung  ohne  Bestand. 
Aus  dieser  Zeit  besitzen  wir  auch  eine  Redaktion  von  Leons  Diatyposis  z.  B.  im 
Monacensis  380  fol.  528  unter  dem  Titel :  rdftg  rcov  fa]rgo7i6XE(ov  y.a&cog  iv  rtö  %agro<pvlay.£icp 
dvayEygajixai.      Die   Liste  endigt: 

/jirj      i)  cAyia  Zsvrjgiva  vß      y  "Ajuaorgig 

jliv1     f]  Mirvhp'i]  vy      al  Xcövai 

v        al  Necu  Tldrgai  vb      i)  'Ydgodg 

va      rd  Ev%dira  ve      ■))  Kekeaivrj. 


575 

Darauf  folgt  die  xd£ig  xcöv  äQ%iemoxo:x(bv ,  welche  einfach  die  Namenreihe  von  Leons 
Ordnung  und  den  Nea  Taktika  wiedergiebt,  während  Cod.  Athen.  1872  ganz  richtig  die 
unterdessen  zu  Metropolen  erhobenen  Städte  Amastris  und  Chonai  weglässt.  Zum  Schlüsse 
bietet  sie : 

u§  fj  ZeßaoxövjioXn; 

v  fj  Al'yiva 

va  fj   Kegxvqa 

vß  xd    (Pägna^M 

vy  xd   Tafxäxaqia. 

Darauf  folgen :  Kai  öooi  ev  hxdoxi]  {,irjXQ07i6Xei  imoxeivxai  figovot,  beginnend  mit  den 
Suffraganen  von  Kaisareia  und  endigend  mit  denen  von  Euchai'ta.  Hinter  6  Baoiavfjg  bietet 
er :  xelog  xcöv  iujxqotxoXscov  xal  xcöv  uQ^ieixioxoncov  xal  xcov  imoxojxcöv.  Dieser  dritte  Teil 
ist  also  einfach  Leons  Ordnung  ohne  irgendwelche  Berücksichtigung  der  in  der  Folgezeit 
eingetretenen  Veränderungen. 

Einer  wenig  Jüngern  Epoche  entstammt  die  Notitia,  welche  in  sehr  zahlreichen,  zum 
Teil  mit  Jüngern  Zusätzen  vermehrten  Handschriften  erhalten  und  am  bequemsten  in  Not.  III 
bei  Parthey  (S.  101  — 131)  zugänglich  ist.  Das  Metropolenverzeichnis  endigt  mit  Keltzene 
und  Koloneia. 

T(p  KehCi-jvrjs  ovv  t(p  Kogx'Qtjvf]  xal  Taowv 
(es  folgen  die  Suffragane  von  Keltzene) 

T(p  KoXaiveiag  figövog  imoxeijuevos  ovx  soxi. 

Die  zahlreichen  bis  in  die  Zeit  des  Alexios  Komnenos  noch  errichteten  Metropolen, 
welche  zum  Teil  gleichfalls  Suffragane  hatten  (Theben,  Hydrus,  Kiew)  werden  nicht  ferner 
eingereiht.  Nur  ein  aus  älterer  Quelle  herübergenommener,  für  die  Alexioszeit  gar  nicht 
mehr  zutreffender  Anhang  beschäftigt  sich  mit  den  von  Rom  und  Antiochien  losgelösten 
Eparchien ;  endlich  findet  sich  in  gewissen  Handschriftenklassen  ein  im  XIII.  Jahrhundert 
angefertigter  Zusatz  über  Kussland.  Wenn  wir  von  diesen  Zusätzen  absehen,  haben  wir  als 
Grundtext  eine  mit  Koloneia  abbrechende  Eparchienbeschreibung,  welche  kurze  Zeit  nach 
der  Notitia  des  Codex  Athen.  1372  muss  abgeschlossen  worden  sein.  Um  einen  lediglich 
approximativen  Ansatz  zu  geben,  setze  ich  sie  gegen  980. 


IV.    Die  Erweiterung  der  östlichen  Eparchien  des  Romäerreiches. 

Die  allmählichen  Veränderungen,  welche  die  kirchlichen  Eparchien  des  Ostens  durch- 
machten, geben  uns  ein  anschauliches  Bild  von  dem  siegreichen  Vordringen  der  Oströmer 
unter  Romanos  Lekapenos,  Nikephoros  Phokas,  Johannes  Tzimiskes  und  Basileios  II.  Bul- 
garoktonos.  Der  Errichtung  der  Themata  Lykandos,  Mesopotamia,  Chozanos,  Asmosata  u.  s.  f. 
entspricht  die  veränderte  Circutnscription  der  Eparchien  Trapezus,  Kamachos,  Melitene  und 
Keltzene.     Dies  muss  im  Einzelnen  dargelegt  werden. 

Wir  betrachten  zuerst  die  Diözese  von  Trapezunt. 


576 


1. 

Trapezunt. 

Codex  des  Metochion  des  h.  Grabes 
522  =  Nova  Tact.  v.  1641  ff. 

Co 

dex  Athen.  1372 

Jung 

ere  Fassung 

Tfj  TgajiE^ovvxi  ri]g 

'0 

TgaTiE^ovvrog 

Aa^ixfjg 

a     6  Xegidvcov 

a 

6  Xajuar^ovv 

a 

c 

o 

Xsgidvcov 

ß     6  Xa/ndr£ovg 

l 

6  Xsgidvojv 

l 

0 

Xafxov^ovg 

y     6  XaXlov 

y 

ö  XaXgov 

7 

e 

o 

XaXaiov 

6     6  üaiTiEQ 

d 

6  ITaiTiEg 

6 

e 

o 

üälTlEQ 

e      6  Ksgajuecog 

£ 

6  KeQCLfJiiüw 

£ 

c 

o 

KEgajUEdiv 

g     6  Asgiov 

g 

6  Aegsiov 

g 

e 

0 

Asgiov 

£     6  BiQdvoiv 

l 

6  Bi^dvcav 

l 

0 

BiQdvwv 

V 

6  MavavdlEiog 

V 

c 

o 

Zaxdßov 

# 

6  Zagivdxcov 

& 

o 

rov  Xaßr£l£ov 

t 

6  Avbdxov 

i 

c 

o 

rov  XavrUg^ 

ia 

6  Meoovvfj 

ia 

0 

rov  'OXvovrrj 

iß 

6  Xa%mov 

1 

c 

o 

rov    <Paoiavfjg 

ty 

6  ^axdjuov 

ty 

c 

0 

rb  ZEgfidr^ov 

tö 

6  rb  Xaßr'Qirt,iv 

id 

c 

0 

'Avddxoov 

IE 

6  rb  XavzisgC 
6  rb  'OXvovzqv 
ö   <&aoiavrjg 
6  rb  Zsgfxdvr^ov 

IE 

c 

0 

Zagivdxcov 

ig 

V. 
ZU 

1.  zu  ß:   Xa,uovCÖQ,  Xa/uovCov; , 

Xaᄜov&,  Xa/^idrCovQ. 
y :  Xay&atov,  Xayatov. 

ZU 

■>] :  2axäft 

ov,  Haxdßmv. 

zu 

#:    6   i 

'OV 

%avz£iz£r],     6  zoyaß- 

zt,Lzt,ov. 

zu 

i:    6   iö   xavneC ,    6  zo%avzieg£, 

6  ToyavriEQOvg. 

ia: 

6    zoovkvötov  ,     6    zovXvovzov, 

6    ZOV 

ovlvovzov. 

tyi 

£sQ(iavz£ov.       id:  ävddxzcov. 

te: 

£agi/idxwv. 

Trapezus  hat  ein  kirchlieh  sehr  bewegtes  Leben  geführt.  Einst  war  die  Metropolis 
Phasis  der  Landschaft  Lazike  mit  ihren  vier  Bistümern  zum  Patriarchat  Koustantinopel 
gezählt  worden;  Trapezus  war  damals  Suffragan  von  Neokaisareia,  später  autokephal.  Die 
Landschaft  Phasis  (Eger),  welche  früher  in  nahem  Vasallenverhältnis  zu  Ostrom  gestanden, 
und  in  dessen  Burgen  römische  Soldaten  die  Grenze  gegen  Persien  gehütet  hatten,  war  seit 
dem  Arabereinbruch  unabhängig  geworden.  Nun  führte  Trapezus  den  Titel  einer  Metropolis 
von  Lazike;  sein  Sprengel  entsprach  dem  Thema  Chaldia.  Leider  sind  zahlreiche  Namen 
nicht  näher  zu   bestimmen.1) 

J)  „Hiezu  kommen  noch  ungefähr  ein  Dutzend  unbekannter,  zum  Teil  barbarisch  klingender  Namen, 
welche  in  der  Kirchengeschichte  des  Orients  als  eben  so  viele  Sitze  von  trapezuntischen  Suffragan- 
bischöfen  aufgezählt  werden  . . .  Keine  Landkarte,  kein  Geograph  weiss  von  diesen  Ortschaften  zu  er- 
zählen oder  ihre  Lage  zu  bestimmen."     Fallmerayer,  Geschichte  des  Kaisertums  Trapezunt,  S.  301. 


577 

Von  dem  alten,  bereits  leoninischen  Bestand  sind  drei  Ortschaften  auch  sonst  bezeugt: 

1.  6  Xeotdvwv:  einer  der  chaldischen  Waldkantone.  Ueber  die  Lage  Fallinerayer 
in  Abhandlung  der  K.  Bayer.  Akademie  d.  W.,  hist.  Klasse,  1844,  IV.  2,  S.  86.  üeol  de 
xov  avxbv  /ufjva  xov,  gaity  k'xovg  ixoxgaxsvoag  6  dovl;  XaXöiag,  'Icodvvrjg  6  Kaßaaixrjg,  dnrjX'&E 
xal  imaae  xrjv  Xegiävav  xal  rjx/uaXwxevoev  avxtqv.  Michael  Panaretos,  oxeqI  xcöv  xfjg  Tgorne- 
Covvxog  ßaadecov  18   bei  Fallmerayer  a.  a.  0.,  S.  26. 

2.  üaiTieQ,  auch  Uä'imQT,  IlatjieQxe,  IlamsQxiov  Theophan.  Const.  404,  7  =  Cedren.  II, 
302,  8;  Michael  Panaretos  13,  28,  29.  BaißsQÖcov  Procop.  de  aedif.  253,  15.  Armenisch 
Baberd,  heute  Baiburt.  St.  Martin  memoires  I,  S.  70.  Alishan,  der  Führer  durch  Gross- 
Armenien  (arm.)  68. 

3.  6  BtCävcov  (6  'Iovoxiviavbg)  Ieqov  recogyla)  xqp  /udgxvoi  iv  Bi£avo7g  edeljuaxo. 
Procop.  de  aedif.  254,  3. 

Justinian  hat  drei  Meilen  davon  in  Tzumina  die  Stadt  Justinianupolis  gegründet 
(Procop.  de  aedif.  256),  wohin  auch  der  Bischofsitz  verlegt  ward.  Demnach  ist  die  Stadt 
identisch  mit  Justinians  Bazanis.  Novell.  31  xoiyagovv  xsooagag  elvcu  TiEJionqxajXEv  Ag/usvtag, 
xijv  juev  ivboxdxr\v  rjg  f]  juqxQOTiofag  xfj  xfjg  Evosßovg  fjfxcöv  TiQoorjyoQiag  xexoojutjxai,  jiqoxeqov 
Ba^avlg  (v.  1.  Be£avlg)  ijxoi  AeovxojioXig  xaXovjusvt],  rjvjieo  xal  dvdvnaxeiq  xexifxfjxafxev. 
Nach  Justinian  ist  Justinianupolis  identisch  mit  Leontopolis- Bazanis;  indessen  die  genauere 
Angabe  des  Prokop  trifft  zweifellos  das  richtige.  Die  Rechte  der  jioXig  Leontopolis-Bazanis 
giengen  auf  Tzumina-Justinianupolis  über;  sie  wurde  eine  der  sieben  civitates  von  Armenia  I, 
während  Bazanis  zur  x(b}ir\  herabsank.  Die  Lage  hat  Tomaschek  bestimmt  (bei  Pauly- 
Wissowa  u.  d.  W.  Bizana),  indem  er  darunter  den  Vorort  des  armenischen  Distrikts  Derdzan 
(Derxene)  erkennt,  der  noch  heute  Vdzan1)  heisst.  Die  drei  Nachbardistrikte  haben  also 
jeder  seinen  Bischofsitz:  1.  Derdzan: Bizana;  2.  Ekeieac:Keltzene  (wozu  später  noch  Tileion 
und  Lykopotamia  kamen)  und  3.  Darauali:  Kamach.  Daraus  erklärt  es  sich  auch,  dass 
zeitweise  (680)  die  Bistümer  von  1  und  2  uniert  waren.  QeodcoQog  iXiqj  &eov  iitloxonog 
xfjg  'IovoxtviavovjioXixcöv  JcbXeojg  ijyovv  xov  xXt/uaxog  'ExxXev^ivfjg.  Mansi  XI,  635.  Späterhin 
hiess  Bizana  einfach  „die  Bischofstadt".  'Ioxeov  bxi  iv  xqp  fis/uaxi  AeqC^vfjg  Jilrjoiov  xov 
%ojqiov  xd  Samxiov  xal  xov  itäoiov  xov  övof.ia£ojuevov  'Enioxojieiov  eoxi  nr\yr]  u<pßav  ava- 
bibovoa.  Constaut.  Porphyr,  de  adinin.  53  S.  269,  15.  Irrig  setzt  übrigens  Tomaschek  die 
Gründung  des  Bistums  erst  in  1018;  das  Bistum  als  Suffragan  von  Trapezunt  ist  mehr  als 
200  Jahre  älter. 

Die  Vielnamigkeit  dieser  Orte  einerseits  und  die  Namensähnlichkeit  ganz  verschiedener 
Orte  hat  mehrfach  Verwirrung  angerichtet. 

Mattheos  Urhayeci  I  65,  S.  111  Jerusalem  erzählt,  dass  Kaiser  Konstantin  Monomachos, 
nachdem  er  das  Königtum  von  Ani  eingezogen  hatte,  den  mediatisierten  König  Gagik  mit 
den  Städten  Kalon-pelat  und  Bizu2)  entschädigt  habe.  Kedrenos  (II  559,6)  hat:  Kaxixiog.. 
ixdyioxQog  xijutjüelg  xal  "/ayqia  noXvnQÖooba  xaxd  xe  Kannabox'iav  xal  xov  Xaqoiavbv  xal 
xov  Avxavbov  (Atxavboöv)  eiXrjcpcbg.  Das  beweist,  dass  Bizu  nichts  mit  Bizana-Vdzan  zu 
thun   hat,    das   im  Thema  Mesopotamia   liegt.     Sehr   ansprechend    ist   Ramsays  Vermutung, 


*)  Der  Ort  ist  auch  eingetragen  auf  der  Karte  Armeniens  von  P.  Alishan.    Venedig  1849. 
2)  Eigentlich  Pizu.  westliche  Orthographie. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  77 


578 

dass  dieses  Bizu  die  xojjui]  Biöavij  sei  =  Leontopolis  Isauriae,  heute  Siristat.  Asia  Minor 
S.  370.  Dadurch  kommen  natürlich  seine  Kombinationen  mit  Bizana  Prokops  in  Wegfall. 
Zu  den  sieben  leoninischen  Suffraganen  Trapezunts  kommen  nun  noch  eine  ganze  Reihe 
in  der  Folgezeit  errichteter  Bistümer,  sodass  in  der  Notitia  aus  Tzimiskes'  Zeit  sich  die 
Bistümer  auf  18  belaufen;  später  sind  es  nur  noch  15.  Indessen  eines  6  Xakaiov  ist  nur 
ein  Doppelgänger,  da  es  bereits  unter  dem  alten  Bestand  figuriert.  Nur  in  der  Tzimiskes- 
Liste  finden  sich  dagegen  die  beiden  Bistümer  6  Mavavdhcog  und  6  Meoovvfj. 

4.  Mananali  ist  eine  der  Provinzen  von  Hoch-Armenien.  Moses  Chor,  zählt  es 
zwischen  Ekeleac  (Akilisene)  und  Derdzan  (Aeg£r]vrj)  auf.  Aristakes  Lastiverci  (S.  50  Aus- 
gabe von  Vendig  1844)  erzählt,  dass  die  Einwohner  des  Gaues  vor  den  eindringenden 
Seldschuken  nach  der  Festung  Smbataberd  flohen.  Diese  wird  auch  der  Sitz  des  Bischofs 
gewesen  sein. 

5.  Meoovvfj  ist  unbekannt.  Thomas  Arcruni  S.  251  Ausgabe  von  Patkanian  erwähnt 
einen  Ort  Mecnunikh,  wofür  Incicean,  storagruthiun  S.  212  die  handschriftliche  Nebenform 
Mecunikh  anführt.  Er  behauptet  auch  (freilig  irrig),  dass  es  ein  Bischofsitz  gewesen.  In- 
dessen diese  Stadt  kann  nicht  Suffragan  von  Trapezunt  gewesen  sein,  da  sie  in  Waspura- 
kan  liegt. 

6.  6  xov  'OXvovxrj.  Diese  Burg  mit  der  umliegenden  Landschaft  empfieng  Kaiser 
Konstantin  Porphyrogennetos  im  Tausch  von  den  taronitischen  Prinzen  für  den  römischen 
Teil  von  Tarön  ;  avxög  de  äveläßero  xb  Ovh'ovnqv  juexä  ndorjg  xfjg  7iegi%tögov  avxov  de 
admin.  43  S.  191,7,  vielleicht  Olty  in  Transkaukasien,  im  Gebiete  von  Kars  (?). 

7.  6  xov  <Paoiavfjg:  elg  xonov  xöv  Xeyo/uevov  <Pa.ota.vfjg  Constant.  de  admin.  199,  15. 
Der  Kaiser  erzählt,  wie  die  Saracenen  die  dortigen  Kirchen  in  Burgen  verwandelten,  bis 
unter  Leon  dem  Philosophen  der  Patricius  und  Strategos  des  Thema  Armeniakon  Lalakon 
mit  den  Strategen  von  Koloneia,  Mesopotamien  und  Chaldia  die  Burgen  brach  und  die 
Kirchen  befreite,  Irjiodjuevog  xal  Tiäoav  xr-jv  <Paoiav}]v  xip  xoxe  xaigrß  vjio  xcöv  JZagaxrjvcöv 
xgaxovfxevtjv  a.  a.  0.  199,  10.  Auch  die  nachfolgenden  Kriegszüge  unter  Leon  und  Romanos 
brachten  die  Landschaft  nicht  definitiv  in  die  Gewalt  der  Römer.  Dagegen  kennt  es  die 
Notitia  unter  Tzimiskes.  Nach  950  wird  also  das  Bistum  entstanden  sein.  Bei  den 
Armeniern  erscheint  es  als  Basen,  eine  der  Landschaften  der  Provinz  Ayrarat.  Die  übrigen 
Bistümer  werden  zu  den  zahlreichen  Schlössern  der  Provinz  Taykh  gehören.  Freilich  die 
von  den  Armeniern  überlieferten  Namen    klingen    in   keiner  Weise  an   die  griechischen  an. 

8.  6  xov  Seg judvx^ov :  oxi  6  xglxog  ädeXcpog  xov  'Anooeßaxä  xal  xov  'AnoXeocpover 
6  'AjiooeXjuyg  exgdrei  xo  xdoxgov  xov  T£egfiax£ov  fiiexä  xal  xcöv  loigioiv  avxov  xal  avxög 
vjiexdyr]  xcö  xcöv  'Pcofxalaiv  ßaodel.  Constantin  de  admin.  44  S.  194,  7  ff.  Die  Erwähnung 
neben  Xfadx,  "Ag£eg,  'AkxCixe  und  Mavxt,ixiegx  macht  eine  Lage  im  Süden  wahrscheinlich. 
Dann  ist  es  wohl  identisch  mit  gavarn  koseceal  Dzermandsor,  or  e  masn  erJcrin  Mokac. 
„Der  Gau  genannt  Dzermandzor,  welcher  ein  Teil  des  Landes  Mogkh  (Moxoene)  ist." 
Thomas  Arcruni  S.  279  Patkanian.  Wenn  dies  richtig  ist,  hat  das  Kastron  Tzermatzu 
nichts  mit  dem  trapezuntischen  Bistum  zu  schaffen. 

9.  6  Zagivdxojv:  Mattheos  Urhayeci  II  145,  S.  300  Ausgabe  von  Jerusalem  erzählt, 
dass  Alusian,  der  Herr  von  Antiochien,  der  Generalissimus  von  Malik-Schahs  Bruder  Tutusch 
(Ddusch)    mit    einem    gewaltigen    Heere    gegen    eine   Burg   zog    im    Lande    der    Armenier, 


579 

welche  Zorinak  heisst.  Der  Zug  steht  in  keinem  Zusammenhang  mit  den  sonstigen 
Massregeln  Tutuschs ;  eä  kann  sich  daher  wohl  um  eine  Expedition  nach  dem  Norden 
Armeniens  handeln. 

Wir  wenden  uns  nun  zur  Betrachtung  der  Eparchie  Melitene. 

2.     Melitene. 


Notitia  desEpiphanios 
codd.  Athen.  1372. 1379  u.s.f. 

Nova  Taktikav.  1375 ff. 

Codex  Athen.  1374 

Coö 

lex  Athen.  1371 

Tcö  MeAirr]vrjs 

Tfj  Mekirrjvjj  Trjg 

Tfj  MeXiTivfi  rys 

Tfj 

Mekirijvfj  xfjg 

Ag/usv  ia  g 

Aq  fiEviag 

Aq[ae  v  ia  g 

Ag/LiEviag 

a    6  'Agy.qg 

et    5  'Agy.rjg 

a    6  Kovxovoov 

a 

6   TagdvTCOv 

ß    6  Kovhovoov 

ß    6  Kovxovoov 

ß    o  AgaßXi]ooov 

ß 

6  'Agxrjg 

y    6  Agaßiaoov 

y    6  Agaßioov 

xal  y  6  Mavcöv 

7 

6  'Agaßiaov 

d    6  Agtagd&rjg 

[(5]  xal  Avncöv 

ö 

6   Zegßfjg 

e    6  Kso/navcör 

e 

6   Koxooov 

g 
g 
V 

6  Agcü/xdvi]g 
6  Agagaftsiag 
6  *IßrjQO)v 
6  Ko/udvojv 

Erst  seit  934  wurde  die  verödete  Landschaft  allmählich  wieder  bevölkert.  Die  Nea 
Taktika  kennen  aber  nur  die  drei  Suffragane  Arke,  Kukusos  und  Arabissos1).  Arke  hat 
sich  bis  heute  als  Arga  gehalten.  Ritter,  Erdkunde  X  848.  Auch  Kukusos  hat  die  ganze 
mittlere  Zeit  durch  armenisch  als  Kokison  oder  Keoksiw,  heute  Göksun  seinen  Namen  bewahrt. 
Der  Bischof  von  Arabissos,  das  auch  bis  heute  als  Jarpus  weiterlebt,  hat  wohl  seinen  Wohn- 
sitz in  dem  benachbarten,  zu  grosser  Bedeutung  emporkommenden  Albistan  (Al-Bostan) 
aufgeschlagen2).     Auch  das  Bistum  Komaua  lebt  in  den  Notitien  fort. 

Seine  grossartige  neue  Blüte  verdankt  das  Gebiet  von  Melitene  der  durch  Kaiser 
Nikephoros  seit  965  ins  Werk  gesetzten  Kolonisation  und  Neubevölkerung  des  Landes  durch 
zahlreiche  Syrer.  Die  Regierung  versprach  feierlich,  die  Monophysiten  nicht  zu  quälen, 
hielt  ihre  Zusage  aber  schlecht.  Barhebräus,  hist.  eccl.  412.  Aber  die  Stadt  hob  sich. 
Sie  soll  im  XL  Jahrhundert  56  christliche  Kirchen  und  60000  wehrhafte  Männer  in  ihrem 
Gebiete  gezählt  haben.  Ritter,  Erdkunde  X  S.  860.  In  dieser  Zeit  des  Glanzes  wurde  auch 
die  Zahl  der  Bistümer  vermehrt.  Codex  Athen.  1371  zählt  vier  neue  auf:  6  Tagavtcov, 
o  ZsQßfjg,  6  Agoj/bidvrjg  und  6  'Ißijgcov.  Tdgavm  ist  Taranda  der  Armenier,  )riia4  Türandä 
der  Syrer,  heute  Derende.  Ritter,  Erdkunde  X  845.  o  'IßrjQOiv  ist  wohl  eine  georgische 
Kolonie.  Wie  Armenier  und  Syrer,  wird  die  oströmische  Regierung  auch  ihre  iberischen 
Veteranen  mit  Landbesitz  ausgestattet  haben,  zumal  dieselben  streng  orthodox  waren,  und 
wie  sie  einmal  drastisch  äussern,  zwischen  armenischen  Kirchen  und  muhammedanischen 
Moscheen  keinen  Unterschied  machen.  Die  anderen  Bistümer  vermag  ich  nicht  zu  identi- 
fizieren.    Die  Monophysiten  hatten  sieben  Bistümer   um    Melitene:    Läkabin,  'Arkä,  Klisürä 


x)  'O  'Agaßiaov  xal  Avtiwv.    Ich  vermag  den  Zusatz  nicht  zu  erklären. 


2)  Vgl.  S.  563  ff. 
77* 


580 

(Romanopolis),  Gübüs,  Semhä,  Klüdiä  (Klaudiupolis  Ptolem.  V  7,  7;  Klaudias,  Ritter  a.a.O. 
S.  831)  und  Gargar.  Barhebr.,  hist.  eccles.  II  460.  Die  Buntheit  der  Bevölkerung  bewirkte 
eine  oft  schwer  zu  enträtselnde  Polyonymie  der  Ortschaften. 

Wir  kommen  zu  den  beiden  armenischen  Metropolen  Kamachos  und  Keltzene. 
Barhebräus *)  hat  in  wahrhaft  klassischer  Weise  geschildert,  wie  die  Armenier  die  Grenz- 
distrikte  des  Ostens  zum  Nutzen  des  Reiches  besetzen.  Die  Eparchie  Kamachos  entspricht 
dem  neuerrichteten  Thema  Mesopotamia. 

3.    Kamachos. 


ova  Tactica  v.  1748  ff.  und 
Codex  Athen.  1372 

Codex  Athen.  1379  und  1374 

Codex  Athen.  1371  und 
Codex  522  Metoch.  des  h.  Gr. 

MZ    Tfj   Kaju.ä%q)   Aq- 

M?     Tfj  Ka/.iä%cp  xrjg 

MH   Tfj  Kaju,a%(p  xfjg 

jUEviag 

Ag/nsviag 

AojUEvlag 

a     6  KsXix^ivfjg 

a 

6  KeXx^ivrjg 

a 

6  KeÄe£r)vfjg 

ß     6  Aoaßodxoov 

ß 

6  AoaßQaxcov 

ß 

6  Agaßgöxcov 

y     6  BaQ^avioöi'is'1) 

7 

6  Bao^aviooyg 

7 

6  Bag^aviooi^g 

d     6  MeXov 

d 

5  MeXov 

6 

6  MeXov 

£        6    MeXoV    EXEQOg 

e 

6  MeXov  SxEQog 

£ 

6    MsXoV    EXEQOg 

<Z 

6  Pco fxavovnoXEwg 

5 

6  'Pu>jua7>ov7iöX£Cog 

f 

6  xov   TiXeiov 

n 

6  xov   Tdiov 

6  Bag^avioarfg  fjxoi 

OaXovdorjg 

Im  Verlauf  des  X.  Jahrhunderts  kommen  zu  den  Suffraganen  von  Kamachos  zwei 
neue  Bischofsitze  hinzu : 

6  'Pcojuavov7i6?i£a>g    und    6  xov  TiXeiov. 

Was  das  erstere  betrifft,  so  beachte  man  die  Verbindung:  xb  ds  Xav^lx  xal  f\  'Pco- 
juavÖJioXig  xXiEioovga  xcöv  MEXix-qviaxwv  v7ifJQ%ov.  Constantin.  de  admin.  226,  5  und  Bai-- 
hebräus,  hist.  eccl.  412  „Bewohner  zu  sammeln  für  Melitini,  Hanzit,  Klisürä".  Ich  nehme 
demnach  an,  dass  diese  xXeioovqo.  xax''  e^o^v  der  Syrer,  zugleich  seit  alter  Zeit  ein  Bischof- 
sitz3), mit  Romanopolis  identisch  sei*). 

6  xov  TiXeiov  wohl  identisch  mit  Thil,  Thiln  avan,  Schloss  Thil,  die  hochgefeierte 
Begräbnissstätte  der  armenischen  Katholici  aus  dem  Hause  Gregors  des  Erleuchters.  Der 
Ort  war  Kirchengut.  Faustus,  Byz.  III,  14  und  gehört  zu  Ekeleac,  was  zu  der  in  Daranaü 
gelegenen  Metropolis  Kamachos  gut  stimmt. 

Dazu  kommt  nun  Keltzene,  welches,  ursprünglich  ein  Suffraganbistum  von  Kamachos, 
nun  gleichfalls  zur  Metropolis  erhoben  wird.  Denn  Keltzene,  wie  es  uns  Konstantinos 
Porphyrogennetos   schildert,    war    eine   sehr   bedeutende  Stadt,    Sitz   eines  Turmarchen   und 


J)  S.  oben  S.  562.  2)  Cod.  Ath.  1372   ^aQ^avtaorjg. 

3)  Ob   freilich   diese   Stadt  =  Palu   sei,    wage   ich   nicht  mehr   so   bestimmt  zu  behaupten,    wie 
Georg.  Cypr.  S.  176  ff. 

*)  Von  818-985  zählt  Michael  Syrus  8  Bischöfe  von  Klisürä  auf. 


581 

besass  glänzende  ngodoxsia,  worin  die  armenischen  Prinzen  zu  residieren  pflegten x).  Keltzene 
ist  die  byzantinische,  wie  Akilisene  die  klassische  Gräcisierung  des  armenischen  Ekeleac. 
Es  ist  offenbar  identisch  mit  der  antiken  Komopolis  Erez,  "Eg)]£  —  Erizay,  späterhin  Erznkay, 
heute  Ersingian,  welches  noch  immer  seine  Bedeutung  behauptet.  Keltzene  war  ursprüng- 
lich, wie  Codex  Athen.  1372  zeigt,  zur  Metropolis  ohne  Suffragane  erhoben  und  mit  dem  alten 
Bistum  Kortzene  {Xog^iavrjvrj,  'Og^iaviviq,  Gürzän,  Chordzean,  Georg.  Cypr.  S.  181  ff.)  uniert 
worden;  nach  der  schon  oben  besprochenen  Aufhebung  der  Metropolis  Tarön2)  hat  es  auch 
diesen  Titel  übernommen,  und  der  Kirchenfürst  heisst  nun  ö  KekrCrjvfjg  ovv  xfj  KogrCevfj 
xal  Tagcov.  In  der  Folgezeit  steigt  Keltzene  zu  hohem  Glänze  empor,  welcher  den  seiner 
einstigen  Mutterkirche  Kamachos  verdunkelt.     Es  hat  acht,  später  sogar  21   Suffragane. 

4.    Keltzene. 


Codex  Athen.  1372 


Codex  Athen.  1371 


Codex  Athen.  1379 
und  1374 


Codex  Paris.  1363,  1388, 

M  o  n  a  c.  243,  Halki  (Handelsschule)  5 1 , 

Athen.  1430  u.  s.  f. 


fl7]TQOJl61eiS 

ve   6  KeXx^ivov  rjxoi 
Kogx^Evcov 

vg  6  xov  Tagcov 

va  6  TL~ilievov  ijxoi 
KogxCivfjg  xal 
KelxL,ivfjg 


vt,    Tfj  KeXr^ivfj 
xfjg  Ag/iEviag 

■&gövog    vnoxEi- 
fxevog   OVX   £0X1 


vö  Ted KElxÜ,r]vrjg 

ovv  xfj  Kogx^rjvfj 

y.al   Tagcov 

a  6  To/uovg 
ß  6  Xax^oxovv 
y   6  Avxonoxafxiag 
d  6  Kogx^Evfjg 
e   6  MaoxgaßdxC 
g  6  Xovix 
f  6  Tondg%ov 
t]  6  A/ußgfjg 


Tcö  KElxi^ivf/g  ovv  xf]  Kog- 
x'Qev]]  xal  Tagcov 

a  6   To/uovg 

ß  6  Xax^xovv 

y  6  Avxonoxa/uiag 

d  6  Kogx'Qsvfjg 

£  6  MaoxgaßdxC 

g  6  Xovix 

£  6   Tondgiov 

t]  6  Aiißgfjg 

•&  6   Tovxagcov 

i  xb  Magju£vxix£ov£g 

ta  xö  Mavx'QiEgxE 

iß  6  "Ayiog  Nixokaog 

ty  xb  Evä,  f/  Osoxoxog 

id  xöAgxCtoiv,  ö'Ayiog Ni.y.ölaog 

iE  xo  Agx'Qixh  rjxot  AgxEgdßov 

ig  xö  'A/uovxiov 

i£  xö   ÜEgxh' 

ir\  6  "Ayiog  rscögyiog 

i&  xö  'Ooxclv 

x  '0  "Ayiog  'EhooaTog 

xa  xö  ZEÖgdx,  r\  &£oxoxog 


•)  Constant.  de  admin.  43,  S.  186, 17;  24. 
2)  Vgl.  S.  574. 


582 

Es  unterliegt  nun  keinem  Zweifel,  dass  die  acht  in  einer  Anzahl  Notitiae  allein  auf- 
gezählten Bistümer  in  einer  früheren  Epoche  errichtet  worden  sind,  als  die  13  zum  Schluss 
aufgeführten.  Diese  letzteren  sind,  wie  wir  sehen  werden,  beträchtlich  nach  1016  ein- 
gerichtet worden ;  also  gehören  die  acht  ersten  vor  diese  Epoche.  Unter  ihnen  figuriert 
Mus,  welches  unter  Johannes  Tzimiskes  noch  nicht  zum  oströmischen  Reiche  gehörte. 
(Mattheos  Urhayeci  I  15.)  Demnach  wird  die  Einrichtung  dieser  ersten  Serie  orthodoxer 
Bistümer  auf  armenischem  Boden  der  ersten  Hälfte  von  Basileios'  IL  -Regierung  angehören. 
Man  könnte  als  Epoche  an  den  Tod  des  Kuropalaten  Davith  denken  449  der  arm.  Aera  = 
1000  Stephanos  Aeoük  III  43 ;  allein  dessen  Reich  Taikh  gehört  in  der  Hauptsache  zum 
Sprengel  von  Trapezunt  und  nicht  zu  dem  von  Keltzene.  Freilich  muss  es  sich  zeitweise 
weit  nach  Süden  erstreckt  haben,  da  auch  Manazkert  unter  seinen  Besitzungen  erwähnt  wird. 

Die  Bistümer  der  ersten  Schicht,  soweit  sie  sich  identifizieren  lassen,  liegen  im  Westen 
von  Hocharmenien,  in  Armenia  IV  und  Turuberan. 

1.  6  Tojuovg  für  6  xov  Movg  =   Musch. 

2.  6  Xax^oxovv  oder  Xax^xovv  ist  deutlich  Chaci  tun,  das  Haus  des  Kreuzes,  wie 
Chaci  wankhn,  das  Kreuzkloster  in  der  Provinz  Ayrarat.  Wartan  Wardapet  bei  St.  Martin 
memoires  II  419.  Das  Kreuzkloster  in  Waspurakan  ist  die  Grabstätte  der  Arcrunier. 
Mattheos  Urh.  I  39.  Ein  hochberühmtes  Kreuzkloster  und  Bistum  ist  auf  der  Insel  Al- 
thamar;1)  andere  finden  sich  in  Mogkh  und  Turuberan.  Wartan  a.  a.  0.  S.  429.  Möglicher- 
weise ist  Althamar  oder  eines  der  letzteren  mit  unserem   Bistum  identisch. 

In  diese  Region  gehört  auch  das  Bistum. 

3.  6  Xovir  der  erste  Gau  von  Turuberan  Choyth  griechisch  Xoftaixai,  vgl.  Georg. 
Cypr.  S.  168  ff.  Die  Choyth.  die  Nachbarn  der  Sanasun  (Sasun),  sitzen  im  Antitaurus  süd- 
westlich vom  Wansee ;  damals  muss  also  die  Taronitis  grossenteils  römisch  gewesen  sein. 
Muralt  meldet,  dass  989  die  armenischen  Fürsten  Bagrat,  Gregor  und  Romanus  sich  unter- 
worfen hätten,  aber  nur  auf  die  zweifelhafte  Autorität  Cameeans  hin ;  ich  finde  weder  bei 
Stephanos  Asolik,  noch  bei  Mattheos  von  Edessa  oder  Samuel  von  Ani  dieses  Faktum  erwähnt. 

Im  Norden  um  Keltzene  suche  ich  folgende  Bistümer: 

4.  6  Avy.o7iorafx'iag.  Das  Bistum  hat  seinen  Namen  vom  Flusse  Gayl,  Avxog, 
welcher  bei  Erez  (Keltzene)  sich  in  den  Euphrat  ergiesst.  Da  nun  in  demselben  Gau  noch 
der  Suffragan  von  Kamachos  Thil,  Tileion  liegt,  so  ist  es  auffallend,  hier  noch  ein  drittes 
Bistum  zu  finden ;  indessen  der  Name  lässt  kaum  eine  andere  Lage  ansetzen. 

5.  6  KoQi£evfjg.  Die  alte  Armenia  IV  steht  also  zeitweise  unter  drei  Metropolen. 
Romanopolis  gehört  zu  Kamachos ;  Asmosata  ist  selbst  Metropolis,  und  der  gebirgige  Nord- 
osten wird  als  besonderes  Bistum  Kortzene  unter  Keltzene  gestellt. 

Die  zweite  Bistümerreihe,  soweit  sie  sich  identifizieren  lässt,  ist  vollständig  in  den 
Provinzen  Turuberan   und   Waspurakan  gelegen.     In  erstere  gehören : 

1.  6  Tovxagcöv  =  6  xov  Tclqojv.  Das  Bistum,  einst  Autokephalie,  dann  als  Titular- 
bistum  mit  Keltzene  vereinigt,  lebte  jetzt  nach  der  definitiven  Besitzergreifung  des  Landes 
wieder  auf. 

2.  tö  MavxÜ,iegxe  ohne  Frage  identisch  mit  xb  xdoxgor  xov  Mavx'QiKkox  Constant. 
Porphyr,  de  admin.  44  S.  193,  6;  21;   194,  13  u.  s.  f.  Cedren.  II  590,  19  ff.    Es  ist  Manazkert 


l)  Anhang  zu  Thomas  Arcruni  bei  Brosset,  Collection  d'  historicus  Armeniens  1,  S.  260. 


583 

oder  Manckert  oder  Mandzkert  im  Distrikt  Harkh.  Incicean  storagruthiun  S.  116  ff.  Davith 
der  Kuropalat  von  Taykh  hatte  die  Stadt  den  Muhammedanern  entrissen  und  in  dem  nach- 
folgenden Kriege  behauptet.  Stephanos  Asoh  III  38  ff.  Nach  seinem  Tode  1000  fiel  die 
Stadt  an  Ostrom. 

3.  xb  Agx^iy.e  ijxoi  'Any.sodßov.  Arcke  in  Bznunikh,  Incicean  a.a.O.,  S.  122  ff. 
bei  Konstantin  Porphyrogenn.  de  admin.  44  S.  194,  3  und  196,  13  xb  xäoxgov  xb  AXx&xe. 
Damals  waren  die  mubammedanischen  Herrscher  von  Arcke,  Chlath  und  Arces  dem  Kaiser 
tribulär.  Die  Stadt  liegt  am  Meer  von  Bznunikh  (Wansee).  Aristakes  Lastiwerci,  Venedic 
1844,  S.  71.  Die  Geographie  des  sog.  Moses  von  Choren  behauptet,  wie  es  scheint,  irrig, 
dass  die  Stadt  auf  einer  Insel  liege.  „Bznunikh  hat  in  seinem  gleichnamigen  Meere  drei 
Inseln:  Ardzke,  Cipani  und  Tokhean".  Soukry  S.  31.  Die  übrigen  Bistümer,  soweit  sie 
identifizierbar  sind,  liegen  sämtlich  in  Waspurakan. 

4.  xb  AgxCeoiv,  6  "Ayiog  Nixokaog.  Aröes  Incicean  a.  a.  0.  S.  126.  Constantin 
Porphyr.  44  S.  191,14;  192,9;  193,23  u.  s.  f.  Barhebräus  lässt  die  Römer  993  Klät, 
Manäzgerd  und  Argis  besetzen.  Chron.  Syr.  S.  208.  Johannes  Katholikos  bezeichnet  Arces 
als  den  Bischofsitz  von  Aliowit,  eines  Distrikts  von  Turuberan,  zu  welcher  Provinz  Incicean 
a.  a.  O.  S.  126  die  Stadt  auch  rechnet,  obgleich  er  auch  bemerkt,  dass  Moses  in  der  Geo- 
graphie einen  besonderen  Gau  Waspurakans  erwähnt  Arcisahowit  (S.  32  Soukry) ;  dieser 
weist  also  Arces  Waspurakan  zu. 

5.  tö  'Afjiovxiov.  Amiuk  ein  Kastell  Waspurakans  Incicean  a.  a.  O.  S.  224  ff.  gegen- 
über der  Insel  Limn.  St.  Martin,  memoires  I  S.  137.  Wardan  Wardapet  S.  124,  Venedig 
hat,  wie  der  Grieche,  die  Form  Amnk. 

6.  xb  TLeqk'iv.  Berkri  eine  der  bekanntesten  Städte  Waspurakans,  im  Distrikt 
Arberani,  Incicean  a.  a.  0.  S.  193  ff.,  heute  Barkiry,  östlich  von  Arces  rö  IIeqxqL  Const. 
Porphyr,  de  admin.  44  S.  191,21;  192,9;  193,22  u.  s.  f.  Mattheos  Urhayeci  I  49  S.  86. 
Jerusalem  meldet,  dass  erst  im  Jahre  1037  durch  einen  Handstreich  des  armenischen 
Fürsten  Gandzi  die  Stadt  den  Persern  entrissen  ward.  Allerdings  kam  er  dabei  um. 
Aber  sein  Sohn  Tacat  behauptete  sich  in  der  Stadt. 

7.  xb  'Ooxclv.  Ostan  im  Distrikt  der  Rstunier.  Die  Stadt  wird  häufig  bei  Thomas 
Arcruni  als  Ostan  Rstuneac,  Wostan  der  Kstunikh  erwähnt.  Sie  war  die  Residenz  der 
Könige  von  Waspurakan.  König  Gagik  ummauerte  die  Citadelle  der  Stadt  und  restaurierte 
glanzvoll  die  Kirche  der  Gottesgebärerin.  Thomas  Arcruni  S.  252  Patkanian.  Ebenso 
heisst  sie  „Schloss  Wostan"  (avan  Ostan),  Thomas  Arcruni  S.  291.  Noch  Senekherim  der 
letzte  König  von  Waspurakan  residiert  daselbst,  Mattheos  Urh.  I  38.  Michael  Syrus  erwähnt 
unter  Johann  V  (936 — 953)  drei  syrische  Bischöfe  von  Wastan :  Johannes,  Timotheus  und 
Johannes.  Revue  de  1' Orient  ehret.  1899  S.  507;  vgl.  Jncicean  S.  167  ff.  Die  Stadt,  noch 
heute  Wastan,  liegt  am  Südufer  des  Wansees,  eine  Tagereise  von  Wan  entfernt.  Bezüglich 
der  von  Gagik  erbauten  Akropolis:  »Das  Kastell  Vastan  zeigt  sich  auf  einem  Kegel  in 
dominierender  Höhe  über  dem  See."      Ritter,  Erdkunde  X  293. 

Die  übrigen  Suffragane,  meist  Klosterbistümer,  vermag  ich  nicht  zu  bestimmen.  Auf- 
fällig ist,  dass  mehrere  Klöster  des  hl.  Nikolaos  darunter  figurieren,  der,  soviel  ich  sehe,  in 
Armenien  gar  keiner  Verehrung  genoss.  Wenigstens  hat  Wardan  in  seinem  langen  Kloster- 
register kein  einziges  dieses  Heiligen  erwähnt.  Sollte  etwa  der  Grieche  Nikolaos  hier  irgend 
einen  nationalen  Sanctus  verdrängen  ? 


584 

Was  die  Zeit  betrifft,  so  ergiebt  sich  die  von  selbst  aus  den  an  letzter  Stelle  aufge- 
führten Bischofsitzen.  Die  Residenz  der  Arcrunier  konnte  ein  griechischer  Bischofsitz  erst 
dann  werden,  als  Senacherim  „der  Fürst  von  Obermedien,  welches  sie  heute  Asprakania 
nennen"  sein  Reich  an  die  Griechen  abgetreten  hatte.  Das  geschah  1016.  Cedrenus  II 
464,  10  ff.  Möglich  bleibt  immerhin,  dass  diese  Hierarchie  bedeutend  später  eingerichtet 
ward.  Dies  ist  um  so  wahrscheinlicher,  wenn  wir  bedenken,  dass  Basileios  IL  Bulgaroktonos 
anderen  Konfessionen  und  Nationalitäten  gegenüber  die  grösste  Toleranz  bewies.  Er  liess  den 
Bulgaren  ihre  autonome  Kirche  und  ihre  national-politischen  Institute;  ebenso  schützte  er 
die  Armenier  und  Syrer  gegen  den  Bekehrungseifer  seiner  orthodoxen  Prälaten.  Als  er  im 
Jahre  1000  nach  Sebasteia  kam,  gestattete  er  den  dortigen  Armeniern  Glaubensfreiheit  und 
den  Gebrauch  der  Glocken.  Stephanos  Asol.  III  43.  Erst  unter  seinen  Nachfolgern  be- 
gann die  Gräcisierung  von  Staat  und  Kirche  in  Bulgarien  und  die  Disputationen  mit  den 
Monophysiten  und  die  Verhaftungen  ihrer  Prälaten.  Es  kommt  hinzu,  dass  die  Einrichtung 
eines  Bistums  in  Berkri  vor  1058  nicht  denkbar  ist.  So  wird  man  wohl  die  Errichtung 
dieser  zweiten  Serie  von  Suffraganbistümern  Keltzenes  der  Regierung  des  Paphlagoniers 
Michael  (1034—1041)  oder  des  Konstantin  Monomachos  (1042 — 1054)  zuschreiben.  Mit 
der  Katastrophe  von  1071  hat  natürlich  dieser  gesamte  orthodoxe  Episkopat  am  Wansee 
sein  definitives  Ende  erreicht. 

In  ähnlicher  Weise  könnte  ein  Vergleich  der  verschiedenen  Suffraganenreihen  in  den 
Metropolen  Thessalonike,  Larissa,  Dyrrachion  das  allmähliche  Vordringen  des  Hellenentums 
gegenüber  den  Slaven  auf  der  Balkanhalbinsel  illustrieren.  Indessen  kann  ich  dies  hier 
übergehen ,  da  ich  den  Gegenstand  Zeitschrift  für  prot.  Theol.  1886,  S.  552  ff.  bereits 
kurz  erörtert  habe. 


V.    Die  Bistümerbeschreibungen  aus  der  Zeit  des  Komnenen  Manuel. 

Die  Vulgata  von  Leons  Diatyposis  endigt  mit  den  Metropolen  Lakedaimon  (1082), 
Paronaxia  (1083)  und  Attaleia  (1084).  Damals,  also  unter  Alexios  Komnenos,  fand  diese 
Revision  statt.  Eine  Reihe  Handschriften  fügen  aber  noch  Miletos,  Selymbria  und  Apros 
bei.     Diese  erscheinen  als  Metropolen  erst  unter  Manuel  dem  Komnenen  *). 

Wir  haben  nun  in  dem  Codex  Athen.  1371  (XII.  oder  Anfang  des  XIII.  Jahrhunderts) 
fol.  389 — 391v  eine  sehr  interessante  Eparchienbeschreibung,  die  einzige,  soviel  mir  bis  jetzt 
bekannt  ist,  welche  jünger  als  die  oben  erwähnte  mit  Koloneia  endende  ist.  (Parthey  Not.  III.) 
Ich  gebe  auch  hier  nicht  die  ganze  Liste,  weil  die  Beschreibung  der  49  ersten  Eparchien 
von  keinem  Interesse  ist.  Es  ist  der  übliche  längst  bekannte  Bestand.  Kaisareia  und  der 
Anfang  von  Ephesos  fehlen.  Sehr  wertvoll  ist  aber  der  Schluss  der  Notitia,  die  Metropolen 
von  S.  Severina  an  mit  ihren  Suffraganen,  weil  die  Niederschrift  nicht  viel  jünger,  als  das 
ursprüngliche  Original  ist,  also  den  kirchlichen  Zustand  des  XII.  Jahrhunderts  leidlich 
getreu  repäsentiert. 


x)  Jahrbücher  für  prot.  Theologie  1886,  S.  547. 


585 


Die   Notitia    des    Codex    Athen.   1371. 


N    Tfj   'Ayiq   Zeßrjgivij   xfjg  Kala-        1 
ßglag 

a     6  Bgvdxwv  2 

ß     6  ' Axsgevxiag  3 

y     6  KaXXiovjzöXeajg  4 

d     6  Ae.iovXcov  5 

e      6  TlaXaioxdoxgov  6 

NA    Tfj  MixvXfjvtj  Asaßov  7 

a     6  Tsgiooov  8 

ß     6  2xgoyyvXov  9 

y     6  Teveöov  10 

d     6  Begßivtjg  1 1 

e     6  IJEJTEQtv^g  12 

g     6  Tegäg  13 

NB  Talg  Neaig  Tldxgaig  xfjg'EXXddog  14 
a     6  Magtiagix£cöv 
ß     6  BeXäg 
y      6  'Ayiag 

Nr    Toig  Ev%atxoig  'EXevotiövxov 
a     6  ra£äXa>v 
ß     6  Kovx£idgcov 


y      6  Xißixxov 
ö     6  Kagiavfjg 

NA    Tfj  Afidoxgiöi   TIövxov 
dgovog  ov%  vnöxsixai 

NE    Talg  Xcovatg   <Pgvylag 
dgovog  vnoxeifievog  ovx  toxi 

N?    Tfj  'Ydgovvxi  xfjg  'lxaXiag 
dgovog  vnoxeijuevog  ovx  eoxtv 

NZ    Tfj  KeXx^rjvfj  xfjg  Ag/bieviag 

dgovog  vjioxeijuevog  ovx  eoxi 

NH    Tfj  KoXüiveia  Uövxov  IJoXe- 

/uojvtaxov 

dgovog  ov%  imöxeixai 

NO    Tfj   Orjßcöv  Botojxiag 

a     6  KavdXmv 

ß     6   Zagaxößojv 


15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 

23 
24 
25 
26 
27 


28 
29 
30 


y     6  Kaioxogiov  31 

<5      ö   Tgiyioiv  32 

s     6  UXaxdvon>  33 

S    Tfj  Zeggcöv  xfjg  EvgcÜJiijg  34 

dgovog  ov%  VTiöxeixai 

SA    Tfj    IJo^tiijiovtiöXel  TlatpXa-       35 
yoviag 

dgovog  vnoxd/xevog  ovx  eoxiv 

SB    Tfj  fxeydXjj  'Pcooia  36 

a     6  TleXoygddcov  37 

ß     6  Nevoygddcov  33 

y      6  l'Cegviyößcov  39 

<5     6  UoXoxCixcov  40 

s      6  xov  KXadijuolgov  41 

g     6  IlegiodXdßov  42 

C     6  xov  ZovoddXt  43 

rj     6  xov  'Po(ox6)ßov  44 

d     tö  Kdveße  45 

1      xb  2/noXioxov  46 

1a    fj  rdXix^a  47 

SJT    Tfj  AXaviq  48 

dgovog  vjioxsijuevog  ovx  egt 
SA    Tfj  Ai'vco  'Podönijg  49 

dgovog  ov%  vnöxeixai 
SE    Tfj   TißegiovnöXei  Bidvviag      50 
dgovog  VJtoxsljbievog  ovx  e'oxt 
S~     Tfj    Ev%aviq    TIövxov    IloXe-        51 
jucoviaxov 
dgovog  ov%  vnöxeixai 
SZ    Tfj  Kegaoovvxi  TIövxov,  52 

änoonaodeiorj    Neoxatoageiag    Uövxov 
dgovog  ov%  vnöxeixai 

III    Tfj  Naxo)Xeiq  $gvylag  SaXov-     53 
xagiag 
dgovog  ov%   vjiöxvixai 

SO    Tfj  regjuaveiq  Maxedoviag        54 
i'hiövog  ov%  vnöxeixai 


5  drovXwv         25  Idoovvxi         26  y.t).x'Qivr\         27  nolefioviy.ov         28  ßvcoxiac 
Kopisten  verlesen  für  Bladifioigov       44  goßov       52  jtövxw       53  äxeoXeia 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth. 


34  oeqü>v        41    V 


78 


586 


O    Tfj  Madvxcov  Xeqqovijoov,         55 

äjioonaodEtotj  'HgaxXsiag  xfjg  Evgojntjg, 

dgOVOg     0V%    VJlÖxElXCll 

OA    Tcö  BaoiXsiop   <I>gvyiag  Kajia-    56 
rivfjg 
dgövog  ovy  vnöxEixai 
OB    Tfj  'Ajiajueiq  Bidvviag  57 

dgövog  VTioxEifiEvog  ovx  eoxi 

Or    Tfj  Agtoxgq  PodooxöXov        58 

xfjg  Aifxifxovxov 
(dgövog  vnoy.EifiEvog  ovx  eoti) 
OA    Tfj  Na£iav£cöv  Kannaboxlag,     59 
äjiooTiaodEiorj    Moixijoäv,    dgövog    ovy 
vnöxEixai 

OE    Tfj    Ksgxvgq    xrjg    <&aiaxiag       60 
vtjoov  'Aögiavixov  TcsXäyovg 
&gövog  {ovy  vjiöxeixw) 

Or    Tfj   'Aßvdqy   EXXtjOJiövxov  61 

änoonaodEiotj  Kv^ixov,  'dgövog  vjioxel- 

jUEVOg    ovx    £0X1 

OZ    Tfj   Mtjdv  [xvtj    vtjoov    Asoßov      62 
■dgövog  vjxoxELiiEvog  ovx  eoxiv 


OH    Tfj  XgioriavovnöXsi  TIeXo-       63 
novvfjoov 
dgövog  irnoxstfiEvog  ovx  eoti 

,0(9    Tfj  xov  'Povoiov    Ogäxtjg  64 

dgövog  VTioxsl/UEvog  ovx  eoti 

77    Tfj  Aaxsdaijuovlq,  65 

aTxooTxaodEioi]    TlaxgcJöv    ■dgövog    ovy 
vnöxEixai 

TLA    Tfj  nagova^iq,  66 

änoojxaodEioij  'Pööov,  dgövog  ovy  vno- 
xEixai 

HB    Tfj  'AxxaXsiq,  67 

ajxoojxaodEioi]    ZvXaiov ,    •dgövog    ovy 

VTlÖXElXCll 

TJr    Tfj    Msot] /bißgiq    Al/ni/uövxov        68 
dgövog  imoxsijuEvog  ovx  eoxiv 
TIA    Tfj  MiXtjxw  Kagiag  69 

dgövog  vnoxEiiiEvog  ovx  eoxiv 
HE    Tfj  HtjXvßgiq  Evgojntjg  70 

■dgövog  vnoxEijAEvog  ovx  eoxiv 
77?     Tfj  'Ajtgcov  xfjg   Ogqxtjg  71 

dgövog  VTzoxEi/usvog  ovx  eoxiv 


Vergleichsweise  füge  ich  noch  den  Text  zweier  weiterer  Verzeichnisse  der  Metropolen 
hinzu,  welche  nach  Koloneia  errichtet  worden  sind.  Sie  bilden  beide  den  Anhang  der 
Provinzialbeschreibung,  wie  sie  in  der  dritten  Notitia  von  Parthey  vorliegt.  Die  nahezu 
identischen  Texte  befinden  sich  im : 

Codex  Athen.  1379  (XVII  S.)  fol.  346r  =  A  und  im 
Codex  Athen.   1374  (XVII  S.)  fol.  389v  =  B 


AI    knioxoTial    ijxoi 

jbLtjxgonö 

Xsig 

1 

vrj 

ai  2sggai 

7 

al'xiv  sg 

dgövovg     vnoxEifxit 

•ovg 

vd 

tj   Ho/jTxtj'iovTioXig 

8 

ovx  Uyovoiv, 

avxaf 

I 

t)  'Pcooia 

9 

vy 

ai  Xwvai 

2 

Sa 

f)  'AXavia 

10 

vd 

tj  'Ydgovg 

3 

£ß 

tj  Alvog 

11 

VE 

tj    KsXsOtjVtj 

4 

h 

tj   TißsgiovTToXig 

12 

vg 

tj  KoXcovEia 

5 

ss 

fj  'Ayata 

13 

v£ 

ai  Ofjßai 

6 

£e 

tj  Ksgaoovg 

14 

55  fjQaxlsia  Tfj  ttjc       61  xv'Qtxw       65  tu  —  aTtooTiaa&sToa        67  azakla        6i>  fü'kyza  70  cvqwtzov. 

1   o'ücvec  A    slai  de  xai    steqoi  /XQojioi.irac  ovc  ygäfpei    f)  diazvjicoaic  sie  fiQoojro?.cfiov  B  2  —  5    -<   B 

logisch,  da  die  vorangehende  Provinznilbeschreibung  III  699  mit  Kolwvsia  aufhört  5  xcokwveia  A 
6  &rjßai  B        7   OEgai   B        8  nofiitiovJiöXf.oiC  A        14  xegaoöc  A  xegaooovc  B 


587 


fr 

fj   Kay.oiXEia 

« 

fj  reg/uarta 

1»? 

xä  Mddvra 

ie 

fj  'Ajiäjusia 

0 

xd  BaoiXeia 

oa 

6  MeXevixog 

oß 

f/  Na£iav£6g 

oy 

xd  K&Qxvga 

Vd 

y  "Aßvdog 

15 

oe 

fj  Mfj'&vjuva 

24 

16 

og 

fj  XotoxiavovnoXi; 

25 

17 

°A 

xb  'Povoiov 

26 

18 

oij 

fj  Aaxsöaijuovia 

27 

19 

00 

fj  Na£ia 

28 

20 

71 

fj  AxxdXeia 

29 

21 

7ia 

fj  MiXrjxog 

30 

22 

nß 

fj  ZrjXvßgia 

31 

23 

ny 

fj  "Ajiqoos 

32 

Was  die  Abfassungszeit  dieser  Notitia  betrifft,  so  kann  dieselbe  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit zwischen  1170  und  1179  angesetzt  werden;  denn  1170  erscheint  Apros  noch  als  Erz- 
bistum. Derselbe  Prälat  'Poj/uavög  "Angco  wird  aber  1179  als  hgonaxog  /uijTQOJioUzrjg 
erwähnt.  Also  er  selbst  ist  der  erste  Metropolit  dieser  Stadt1).  Unsere  Notitia  ist  o-enauer 
als  die  übrigen  Rezensionen;  denn  sie  zählt  auch  Mesembria  als  Metropolis  auf,  welches 
die  anderen  übergehen,  obschon  die  Stadt  bereits  vor  1143  zur  Metropolis  erhoben  war2). 
Interessant  ist  nun  das  Verzeichnis  der  Suffragane.  Wir  finden  eine  Reihe  neuer  Bistümer, 
welche  in  der  Zeit  zwischen  980  und  1170  gegründet  worden  sind.  So  hat  Mitylene  noch 
einen  sechsten  Suffragan  6  'fcoäg.  Neae  Patrae,  das  sonst  immer  seinen  einen  Bischof  von 
Marmaritzana  aufführt,  hat  hier  noch  zwei:  6  Belag  und  6  Ayiag. 

Besonders  wichtig  und  gänzlich  neu  sind  die  Suffragane  von  Theben,  die  ich  freilich 
nur  teilweise  zu  identifizieren  vermag. 

6  KavdXojv.  Die  Notitia  aus  türkischer  Zeit  führt  unter  den  Suffraganen  von 
6  Evqijiov  ijxoi  Evßoiag  auf  xov  Avlcbvog  xal  xcöv  KavaXicuv. 

6  Zagaxößcov  =  Saratow;  vgl.  Zara(Tzara)  Dorf  am  Helikon  Leake,  northernGreeceII,106. 

6  Kaioxooiov  wohl  6  Kdoxgov  zu  schreiben.  Es  wird  der  Bischof  von  Kastri 
(Delphi)  sein. 

o  TIXaxdvo)v  ist  der  Bischof  von  Platää,  dessen  Stelle  das  Dorf  Platäni  einnimmt. 
Leake  a.  a.  O.  II  333.  Mittelgriechenland  und  der  Peloponnes  waren  durch  die  Seiden- 
industrie, deren  Mittelpunkte  Theben  und  Korinth  waren,  mächtig  emporgekommen.  Wir 
kennen  keine  Bischöfe  von  Platää  mehr  seit  dem  Slaveneinbruch.  Offenbar  hat  der  Be- 
völkerungszuwachs zur  Wiederherstellung  des  alten  Bistums  geführt.  Auch  Athen  besitzt 
jetzt  statt  zehn  zwölf  Suffragane,  und  unter  diesen  6  Meydgoyv.  dessen  uraltes,  längst  ein- 
gegangenes Bistum  also  bei  zunehmender  Bevölkerung  gleichfalls  resuscitiert  ward. 

Das  wertvollste  Stück  unserer  Notitia  ist  aber  das  Verzeichnis  der  elf  Suffragane  von 
Gross-Russland3). 

Bei  der  Spärlichkeit  und  geringen  Zuverlässigkeit  der  einheimischen  Angaben  über  die 
ältesten    kirchlichen  Zustände    Russlands   sind    die    griechischen    Angaben    in    hohem    Grade 


15    vixolieia    B  19    ßaoD.ea    A     10    ßaaiXsiov    B  20    f)  dgvoza    B  24    fic&vfiva  A    fiidv/j.va   B 

29  axäha   B  32  au.-rgoC  A 

')  Jahrbücher  für  prot.  Theologie,  1886,  S.  546. 

2)  a.a.O.  8.  r,47. 

8)   vgl.  meine  Ausführungen  :    Beiträge  zur  russischen  Kirchengeschichte  aus   griechischen  Quellen. 
Zeitschrift  für  Kirchengeschichte  XIII,  S.  246  ff. 

78* 


588 

geeignet,  die  dortigen  kirchlichen  Zustände  aufzuhellen.  Die  älteste  bisher  bekannte  Notitia 
von  Russland  führt  bereits  das  erst  1261  gestiftete  Bistum  Sarai'  mit  auf,  kann  also  erst 
dem  XIII.  Jahrhundert  entstammen.  Unsere  Notitia  dagegen  gehört  sicher  dem  XII.  Jahr- 
hundert an  und  zwar  der  Regierung  Manuels,  da  sie  die  kirchlichen  Neuerungen  Isaak 
Angelos'  (1185 — 1195)  noch  nicht  kennt.  Nach  unserer  Notitia  ist  der  Bestand  der 
russischen  Bistümer  um  1170  folgender: 

Bielgorod,  Nowgorod,  Czernigow,  Polozk,  Wladimir,  Perejaslawl,  Suzdal,  Rostow, 
Kiew1),  Smoleiisk,  Halicz.  Es  sind  das  gerade  diejenigen  grossrussischen  Bistümer,  welche 
auch  nach  den  einheimischen  Quellen  vor  1200  nachweisbar  sind.  Merkwürdigerweise  fehlt 
6  "Ayiog  recogyiog — Jurjew.  Die  Namen  der  dortigen  Bischöfe  aus  dem  XI.  und  XII.  Jahr- 
hundert beruhen  meist  auf  der  etwas  zweifelhaften  Autorität  der  Nikon'schen  Chronik. 
Dagegen  seit  1147  verschwindet  das  Bistum  gänzlich  aus  den  russischen  Annalen2).  Zur 
Zeit  der  Abfassung  unserer  Notitia  bestand  es  nicht  mehr.  Umgekehrt  wird  berichtet,  dass 
erst  1214  Suzdal  von  Rostow  abgetrennt  worden  sei3);  das  kann  nicht  richtig  sein,  da 
unsere  fast  ein  halbes  Jahrhundert  ältere  Notitia  ein  besonderes  Bistum  Suzdal  kennt. 
Besonders  auffällig  ist,  dass  für  Kleinrussland  neben  der  Metropolis  nur  Halicz,  Wladimir 
und  Smolerisk  erwähnt  werden.  Es  fehlen  also  die  angeblich  hochalten  Bistümer  Chelm 
und  Turow.  Indessen  von  Chelm  wird  nur  für  das  Jahr  1071  ein  Bischof  Johann  erwähnt 
und  zwar  nur  von  der  Nikon'schen  Chronik,  welche  für  alles,  was  sie  aus  der  Epoche  vor 
dem  XIV.  Jahrhundert  berichtet,  das  grösste  Misstrauen  verdient.  Dann  wird  erst  wieder 
1331  ein  Bischof  in  dieser  Stadt  genannt.  Wir  können  daher  mit  ziemlicher  Sicherheit 
das  Fehlen  von  Chelm  in  unserer  Notitia  nicht  für  ein  zufälliges  halten;  das  Bistum  ist 
erst  im  XIII.  Jahrhundert  errichtet  worden. 

Viel  reicher  fliesst  die  Ueberlieferung  über  die  ältesten  Bischöfe  von  Turow.  Wir 
wissen  aus  dem  XI.  und  XII.  Jahrhundert  die  Namen  von  vier  unmittelbar  aufeinander 
folgenden  Prälaten  von  Turow :  Simeon,  Ignatius,  Joachim  und  Georg.  Aber  wer  berichtet 
über  sie?  Das  Menologium  des  hl.  Dimitrij  erzählt  zum  2.  Mai,  dass  am  Fest  der  Heiligen 
Boris  und  Gljeb  ein  uralter  Mann  durch  die  Berührung  der  heiligen  Gebeine  geheilt  ward; 
dieser  Mann  war  bei  sämtlichen  vier  Bischöfen  von  Turow  Koch  gewesen.  Der  Gewährs- 
mann dieser  etwas  massiven  Legende  ist  der  hl.  Dimitrij;  er  verfasste  sein  Legendenbuch 
von  1684  an.  1695  ward  es  gedruckt4).  Demnach  kann  man  den  Wert  dieser  Nachricht 
abmessen.  Ein  angeblicher  Bischof  Kyrill  I.  von  Turow  beruht  wieder  nur  auf  der  bedenk- 
lichen Autorität  der  Nikon'schen  Chronik  und  was  Ambrosij  in  seiner  Geschichte  der 
russischen  Hierarchie  von  ihm  erzählt,  bezieht  sich  auf  Kyrill  II.5).  Ebenso  erfunden  ist 
sein  Nachfolger  Johann.  Das  Kiewsche  Paterikon  berichtet  im  Leben  des  hl.  Niphon,  dass 
Bischof  Joachim  von  Turow  sich  1147  der  Wahl  des  Metropoliten  Kliment  wiedersetzt 
habe.  Als  Verfasser  dieser  Legendensammlung  gelten  der  hl.  Simon,  Bischof  von  Wladimir 
und    Suzdal    und    der    hl.  Polykarp,    Mönch    des    Höhlenklosters    von    Kiew,    Männer    des 


1)  tö  Kdvsßs  ist  gänzlich  rätselhaft,  wenn  es  nicht  Verschreibung  für  die  Metropolis  (Kvsßov  oder 
Kveße)  ist. 

2)  Strahl,  Geschichte  der  russischen  Kirche,  S.  154. 
s)  a.  a.  0.  I  205  und  228. 

4)  Strahl,  Beyträge  zur  russischen  Kirchengeschichte,  S.  364. 

5)  Strahl,  Geschichte  der  russischen  Kirche,  S.  112. 


589 

XIII.  Jahrhunderts.  Natürlich  rührt  das  Werk  in  seiner  jetzigen  Gestalt  aus  erheblich 
späterer  Zeit  her.  Eine  greifbarere  Gestalt  ist  Kyrill  von  Turow,  einer  der  gefeiertsten 
Kanzelredner  Russlands,  der  angeblich  1182  starb.  Indessen  Kyrill  stammte  aus  Turow 
und  lebte  dort  als  Stylit.  Dass  er  Bischof  von  Turow  gewesen,  berichten  nur  das  Synaxar 
und  die  Chroniken,  und  ihre  Angaben  stehen  mit  offenkundigen  Thatsachen  der  Geschichte 
im  Widerspruch.  Noch  wird  seines  angeblichen  Nachfolgers  Laurentij  gedacht.  Dann  hört 
die  Reihenfolge  der  Turower  Bischöfe  bis  1390  auf.  Wir  können  demnach  mit  Zuversicht 
diese  sämtlichen  Turower  Bischöfe  der  Urzeit  als  Erfindung  der  Späteren  streichen.  Im 
XII.  Jahrhundert  gab  es  kein  Bistum  Turow,  so  wenig  als  ein  Bistum  Chelm,  zwei  negative, 
aber  nicht  unwichtige  geschichtliche  Resultate,  welche  wir  unserer  Notitia  verdanken. 

Diese  Bistümer  und  ebenso  Luck  kennt  dagegen  die  griechische  Notitia  über  Russ- 
land des  XIII.  Jahrhunderts.  Diese  spätere  Notitia  steht  mit  der  unserigen  in  gar  keinem 
Zusammenhang.  Auch  die  gräcisierten  Namensformen  der  russischen  Städte  sind  in  beiden 
Rezensionen  ganz  verschiedene.     Man  vergleiche 

Notitia  von    1170  Notitia  von   1265 

6  Nevoygdöcov  xö  Meya  Noßoyogöiov 

6  T^egviyößaiv  xo  T^Egvi^oßr] 

6  xov  BXadi/AoiQov  tj  BXavöi/uoigr] 

xo  2 [aoXioxov  to  2/j.oXevoxov 

Bjelgorod  heisst  in  der  spätem  Notitia  xö  Aoiigöxaoxgov  xo  Meya  jxXrjoiov  xov  Kveßov 
zum  Unterschied  von  rö  Aangöxaoxgov  eis  to  oxo/,uov  xov  'EXiooov  noxafxov  (=  Akkerman) 
6  ITeXoygddoiv  ist  wohl  fehlerhaft,  und  in  der  Vorlage  wird  MneXoy gddwv  gestanden  haben. 

Unsere  Notitia  bietet  also  die  älteste  Gesamtübersicht  über  den  Bestand  der  russischen  Kirche. 

Die  politisch  so  elende  Regierung  des  Kaisers  Isaak  Angelos  (1186 — 1196)  ist  kirch- 
lich nicht  ohne  Bedeutung.  Unter  ihm  erschien  eine  revidierte  Ausgabe  von  Leons  Diaty- 
posis:  xdfig  Jigoxatiedglag  /nrjxgojxöXecov  xal  dg%i£moxo7iü~)v  xelovvxoov  vjio  xov  äjiooxoXixbv 
■&q6vov  xavxrjg  xfjg  fteocpvXMxxov  ßaoiXidog  Ji6Xe<x>g,  xa&cos  iv  xoig  xd>dig~i  xoig  iv  reo  %o.qto- 
(pvXaxeiü)  avayoäcpovxa.1.  Da  ich  dieselbe  nach  zwei  Pariserhandschriften  im  Index  lectionum 
1891/92  von  Jena  herausgegeben  und  ausführlich  besprochen  habe,  genügt  hier,  wenn  ich 
die  neuen  Metropolen  und  Erzbistümer  hersetze.     Sie  hat  folgende  Ordnung : 

7ia  6  Meorjjußoiag  nr\    6  'YjxaiJicov 

Tlß  6  "Atiqov 

Tiy  6  2rjXvfißQiag 

7x6  6  MiXi']xov 

Tis  6  Tagdixiov 

jig  6   ^ÜMÖeXcpeiag 

ni,  6  Nrjoov 

In  der  Liste  der  Erzbischöfe  folgt  auf  Tamatarcha  (d  Zrjyjag) 

XC     6  AidvfJ,orei%ov 
A»7     6  AoJiadiov 
X-&    6  MeXaylvcov 

Aus  einer  Randnotiz  der  Notitia  III  Parth.  ist  bekannt,  dass  Argos  1189  Metropolis  wurde. 


Jl& 

6  üvgyiov 

q_ 

6  AgxadiovjioXeüjg 

qa 

o  'Agyovg 

qß 

6  ügovorjg 

QY 

6  A%vgäovg 

590 

VI.    Die  kirchliche  Verfassung  unter  den   Kaisern   von   Nikäa   und  unter 

Michael  Paläologos. 

Die  durch  Kaiser  Isaak  Angelos  revidierte  Liste  der  Metropolen  und  Erzbistümer  galt 
auch  in  den  Zeiten  der  Verwirrung,  als  der  legitime  Kaiser  und  der  orthodoxe  Patriarch 
ihre  Residenz  nach  Nikäa  verlegt  hatten. 

Dies  beweist  die  Entscheidung  des  Patriarchen  Arsenios  vom  März  6764  XIV.  Ind. 
(=  1256),  wo  unter  andern  folgende  ovvedgidCovTeg  aufgezählt  werden:1) 

xov    0dadekcpeiag   voxegxi/uov    xal   xbv   xönov   Ini'iovxog  2vQQaxovoi]g  'Iwavvixlov, 

xov  IIovxoriQay.Xel.aq  xal  xbv  xönov  E7iE%ovxog  KXavdiovnoXecog   Qeoöojqov, 

xov  Mojxtjoov  rsojgyiov, 

xov  cP6bov  xal  vnegxijuov    OeobovXov, 

xov   2fivQVt]q  xal  vjzeqxijuov    0eoÖ(6qov, 

XOV    MlXr)xOV    NlXYjfpOQOV, 

xov  MeXayivüiv  'Iajdvvov, 

xov  IJgovorjs  xsl  vjieqxi/uov  NixoXdov, 

xov  "Ayyqdovg  Aeovxog, 

xov  'Avxio'ieiaq  Mi%aijX, 

xov  KvxpeXaiv  Kcüvoxavxlvov, 

xov  rageXXrjg  Kcovoxavxivov, 

xov  Kiov  Aaviö, 

xov  Aonablov  'Avxtoxov  xal 

xov  IJeQyd/uov  rsoagyiov. 

Dieses  Verzeichnis  ist  in  mehrfacher  Hinsicht  sehr  lehrreich,  namentlich  durch  die 
hohe  Stellung,  welche  Philadelphia  und  Pontoherakleia  einnehmen.  In  Isaaks  Liste  ist 
Herakleia  noch  einfaches  Bistum,  Protothronos  der  Provinz  Honorias.  Allein  durch  den 
Seldschukeneinbruch  war  die  Metropolis  dieser  Eparchie  Klaudiupolis  vollständig  zu  Grunde 
gegangen  und  Herakleia  an  ihren  Platz  als  17.  Metropolis  getreten;  vgl.  Not.  XI.  20 
i&  6  TTovxorjQaxXeiag:  avxr\  imoxom]  7jv  xov  KXavdiovnoXewg ,  xal  diä  xb  vnb  e&vwv 
ixeiv)]v  xaxaoxsdrjvai  ixifirj&r}  avxi]  dvx"1  ixEivr/g  elg  jurjXQÖTioXiv  xal  sig  dqovov  if,  vvv  dk 
i&  yeyovev.  Diese  Erhöhung  von  Herakleia  ist  schon  geraume  Zeit  früher  eingetreten. 
Manuel  Komnenos  verteidigt  Klaudiupolis  noch  mit  grosser  Bravour  gegen  die  Seldschuken 
(Nicetas  Chon.  S.  257,  21  ff.),  und  Metropoliten  (in  partibus?)  werden  bis  Ende  des  XII.  Jahr- 
hunderts wenigstens  erwähnt2).  Dann  scheint  die  Stadt  den  Türken  zur  Beute  gefallen  zu 
sein.  Als  Theodoros  Laskaris  dem  Komnenen  David  Paphlagonien  entreisst,  werden  Herakleia, 
Amastris  xal  fj  näoa  jieqi^  %d>ga  xal  xd  jioXiyria  erwähnt3).  Von  Klaudiupolis  keine  Spur 
mehr.     In    zwei  Entscheidungen    des    Patriarchen  Manual  von   12504)    erscheinen    ebenfalls: 


x)  F.  Miklosich  und  F.  Müller,  Acta  patriarchatus  Cptani  I,  S.  119.  Ich  zitiere  sie  im  Folgenden 
einfach  als  Acta  I  und  II. 

2)  Le  Quien,  0.  C.  I,  572. 

3)  Georg.  Acrop.   11  S.  20,  5  ff. 

4)  Rhallis  und  Potlis  avvz.  aar.  V,  S.  114  ff.  Le  Quien  setzt  die  Synode  1220  unter  Manuel  I. 
Sarantenos;  allein  es  ist  Manuel  II.  der  Philosoph  (1244—1255);  denn  S.  118  wird  neben  der  VIII.  In- 
diction  das  Weltjahr  6758  beigeschrieben. 


591 

xov   (PdadekqpFiag  y.al  xov  xönov  E7ie%ovtos  xov  2vgaxovot]g   'Pcoxä  und 

xov  JJovxo^gaxXdag  xal  xov  totiov  E7ie%ovxog  xov  KXavdiovjiöleajg  Nixrjcpogov. 

Herakleia  ist  also  in  der  ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  einfach  in  den  Rang 
und  die  Rechte  des  Metropoliten  von  Klaudiupolis  eingetreten. 

Von  Philadelphia  bemerken  die  Notitien  bei  Anlass  der  Rangerhöhung  durch  Andronikos 
Komnenos  'xal  ötacpögcog  xijU7]&eioa  ngoxegov  ,  das  geht  erstens  auf  die  Erhebung  zur 
Metropolis  durch  lsaak  Angelos.  Damals  war  es  aber  noch  die  86.  Metropolis.  In  der 
Zeit  der  'ovyyvoig  erlangt  die  wichtige  und  loyale  Stadt  ungleich  höhere  Ehren.  Sie 
erhält  den  xonog  von  Syrakus.  Was  heisst  das?  Weder  die  Metropolenliste  des  Alexios 
Komnenos,  noch  die  des  lsaak  Angelos  kennen  eine  Metropolis  Syrakus.  Hier  haben  den 
damaligen  Archivdirektoren  des  Patriarchats  ihre  antiquarischen  Studien  einen  Streich 
gespielt,  wie  ähnlich  nachher  bei  Erwähnung  der  Rangerhöhung  der  ehemaligen  Protothronoi 
Euripos  und  Kybista.  Man  hatte  Philadelpheia  den  dreizehnten  xojtog  zugewiesen,  den  in 
der  alten  Leonliste  Syrakus  statt  des  verödeten  Melitene  zugewiesen  erhalten  hatte.  Längst 
hatte  aber  Melitene  seinen  Platz  zurückerhalten,  war  jedoch  damals  gleichfalls  verloren. 
Zwar  im  folgenden  Jahrhundert  ist  es  wiederhergestellt,  und  sein  Oberhirte  thront  friedlich 
neben  dem  seinen  Platz  einnehmenden  Prälaten  von  Philadelphia,  doch  so,  dass  dieser 
allemal  über  ihm  sitzt1).  Melitene  war  eine  arme  Pfründe,  „der  allerheiligste  Metropolit 
von  Melitene,  Hochehrwürden,  der  im  hl.  Geiste  geliebte  Mitbruder  und  Mitdiener  unserer 
Mittelmässigkeit,  Kyr  Theodosios,  war  für  seinen  Lebensunterhalt  übel  daran,  da  seine 
Kirche  vor  undenklichen  Zeiten  in  die  Gewalt  der  Barbaren  geraten  war  und  noch  von 
ihnen  beherrscht  und  umdrängt  wird2)."  Deshalb  erhielt  er  xaxä  Xoyov  imdöoeojg  die  hoch- 
heilige Metropolis  Keltzene  mit  dem  Sitze  in  dem  ehrwürdigen,  unter  Anrufung  der  hoch- 
heiligen Erau  und  Gottesmutter  gegründeten  Kloster  Ki  und  ausserdem  die  Administration 
von  Neokaisareia  und  Koloneia3).  Allein  diese  pompösen  Erlasse  scheinen  ihn  vor  Bettel- 
armut nicht  bewahrt  zu  haben ;  endlich  erbarmte  man  sich  des  Märtyrers,  und  1329 
kumulierte  er  mit  seinen  vielen  Würden  noch  die  Prohedrie  von  Aenos.  Erst  jetzt  hatte 
er  die  Sicherheit,  nicht  im  Glänze  des  Metropoliteuranges  Hungers  sterben  zu  müssen. 
Immerhin  bestand  also  eine  Metropolis  Melitene,  und  so  war  es  klug,  wenn  man  den 
mächtigen  Prälaten  von  Philadelphia  zwar  an  den  diesem  Missionsbischof  rechtlich  zukom- 
menden Platz  wies,  seinen  xönog  aber  archaisierend  nicht  den  Stuhl  von  Melitene,  sondern 
von  Syrakus  nannte. 

Mit  Achyraus  enden  die  vjisQTiftoi  und  mit  Antiocheia  beginnen  die  Autokephaloi. 
Das  stimmt  genau  mit  der  Isaakliste  der  Parisini  396  und  560,  welche  als  letzte  Metropolen 
qß  6  ügovorjg  und  qy  6  'Ayvgaovg  aufzählen.  Antiocheia  wird  gar  nicht  erwähnt  und 
Melagina  erscheint  als  Erzbistum.  Wahrscheinlich  hat  Theodoros  Laskaris  oder  Johannes 
Vatatzes  diese  Promotionen  vorgenommen.  Jedenfalls  war  die  Würde  von  Melagina  nur  von 
sehr  kurzer  Dauer,  da  die  Stadt  (Karadschahissar)  früh  türkisch  wurde. 

Ferner  erscheint  Pergamos  als  Erzbistum;  ohne  Zweifel  hat  die  politische  Bedeutung 
dieser  Hauptstadt  des  Thema  Neokastra  ihre  kirchliche  Beförderung  veranlasst.  Bald  darauf 
trat  eine  neue  Veränderung  ein,  welche  uns  die  Notitia  X  Partheys  repräsentiert.     Indessen 

»)  Acta  I  43  und  44,  S.  80.  2)  Acta  I,  S.  82.  3)  Acta  I,  S.  83  ff. 


592 


der  Codex  Lipsiensis  (XV  s.),  welchen  Parthey  abdruckte,  ist  unvollständig ;  eine  viel  bessere 
Rezension  enthält  der  Genavensis  Helvet.  XXIII  (s.  XIV— XV)  fol.  153r  ff.1)  Daselbst 
lautet  die  Liste,  soweit  sie  die  durch  Alexios  revidierte  Diatyposis  fortsetzt: 


na  fj  SrjXvßgia  83 

nß  i)  AgxadiovnoXig  84 

ny  fj  Meorjjußgta  85 

jiö  fj  MiXrjxog  86 

Tis  xd  regdixia  87 

iig  xd  "YjiaiJia  88 

nt,  fj   <PiXad£k<p£ia  89 

jii]  xö  'Agyog  90 

n~&  fj  TvQaia  91 

q  xö  üvgyiov  92 

Mexä    xd    Ksgxvga    rjoav   xekevxcüai  93 

xgeig  avxai' 

qa  i)  ZeßaoxÖTioXig  94 


qß    fj  Evgmog  95 

qy    xd    Kvßioxa    r/xot    xd    'HgaxXiovg'  96 
k'v&a  xal  nagaygacpi),  oxi  fiexexe'drj  djiö 
xov    tivai    imoxojirjv    xov    Tvdvaiv    eis 
dg%i£7iioxomjv    im    Kcovoxavx'ivov    xov 
ayiwxdxov  xal  olxov/xevixov  Jiaxgidgyov 

qd    fj  iv  xco  Maidvdgca  'Avxi6%eia  97 

qs     fj  'Ayygdovg  98 

qg    xö  AtdvfxoxEiyog  99 

qt,     fj  ürjycbv  xal  Uagiov  100 

qij     fj  Mov£jußaoiag  rjxoi   Taivdgov  101 

qd    fj  ÜEgya/Liog  102 

g       fj  Ilgovoa  103 


Auch  die  Liste  der  Erzbistümer  ist  bedeutend    besser,    als  die  gedruckte;    ich  lasse  sie 


daher  hier  folgen : 

AI  dgiizTUöxonal  de  elolv  avxai' 

104 

x     fj  Aijjuvog 

124 

a 

fj  Bi^vij 

105 

xa  fj  Asvxdg 

125 

l 

fj  A£ovxov7iohg 

106 

xß  fj  Miofcia 

126 

7 

fj   Magd)V£ta 

107 

xy  fj  2,üixrjgiovnoXig 

127 

ö 

fj  'AndjUEia 

108 

xb  fj   IIi]dax&d)v 

128 

£ 

xö  Uagiov 

109 

x£    fj  r£.gfii] 

129 

g 

fj  ügoixovtjoog 

110 

xg  fj  BooTiogog 

130 

C 

fj  Kiog 

111 

x£  fj  Koxgaöia 

131 

V 

xd  KvxpeXXa 

112 

xrj  ai  PoTvoi 

132 

& 

fj    NlXTj 

113 

xü  fj  Kdgjrafiog 

133 

t 

fj  'Idgvg  (hifxfj'&ij) 

114 

X     fj  Tox&ia 

134 

ia 

fj  NEanoXig 

115 

Xa  fj  2,ovyöaia 

135 

i 

fj  Zigyrj 

116 

Xß  xd  'HgaxXiog 

136 

iy 

fj  X£gad)v 

117 

Xy   ai  <PovXXmi 

137 

id 

fj  Mearjvrj 

118 

Xd  fj  Ai'yiva 

138 

IE 

fj  rag£X?M 

119 

Xe   fj  Ay/JaXog 

139 

ig 

fj  Bgvoig 

120 

Xg  xd   0dgoaXa 

140 

ll 

fj  Akgxog 

121 

Xt,   fj  Zijxyia 

141 

17] 

fj  Kagaßi'Qvrj 

122 

Xrj  ai  Ködgai 

142 

£& 

ai  Higgai  (ixififj'&r]) 

123 

Xi&  ai  Sfjßai 

143 

*)  Ich  verdanke  die  Kollation  der  Gefälligkeit  von  Dr.  A.  Burckhardt-Basel. 

95  evgiTiJioc        98  am   Rande:   ygöupe  ä%oQÜovc         114   Die   Bemerkung  ist  am    Rande  beigefügt 
123  Die  Bemerkung  am  Rande         134  Darüber  geschrieben  /;  höüqoc. 


593 

/i    xo  Aidvfiöxeiyov  144  "Ev  xtoi  x&v  ävxtygdtpwv   evgrjvzai  xal    149 

jua  xö  'Pv^aiov  145  exegai  ovo  ägyiemaxoTiai' 

fxß  fj  Aojiovrj  146                      xö  xe  Aonddcov  Xa  150 

juy  fj  BijgtrovnoXtg  147                       xal   fj    Koögog      Xß  151 

ud  rä  MsXdyyeia  148                      xal  fj  Avt&vij  6/xov  Jß  152 

Vergleichen  wir  diese  neue  Liste  mit  der  des  Kaisers  Isaak,  so  fehlt  die  Metropolis 
Nesos,  d.  h.  Prokonnesos  (vgl.  Not.  I,  58).  Diese  Metropolis  ist  nämlich  bald  wieder  zum 
Erzbistum  degradiert  worden  und  erscheint  als  solches  z.  B.  Acta  I,  S.  4  im  Jahre  1315. 
Apros  hat  in  dieser  Liste  die  69.  Stelle,  wo  in  Not.  II  fj  Andfieia  stand.  Diese  bithynische 
Metropolis  ist  gleichfalls  zum  Erzbistum  degradiert  worden  und  erscheint  daher  v.  108  in 
der  Autokephalenliste. 

Not.  X  hat  v.  93  ff.  einen  abweichenden  Text  vom  Genavensis.  Sie  numeriert  nämlich 
Sebastopolis,  Euripos  und  Kybista  als  51.,  52.  und  53.  Metropole.  Dies  ist  kein  einfacher 
Fehler,  sondern  Herübernahme  ans  der  Vorlage,  einer  spätem  Redaktion  der  mit  Kerkyra 
endigenden  Liste  der  Nea  Taktika.  Dort  aber  figurieren  diese  drei  Städte  nicht  unter  den 
Metropolen,  sondern  unter  den  Erzbistümern. 

Die  Autokephalenliste  hat  nämlich  gerade  diese  Nummern,  so  dass  die  drei  sich  un- 
gezwungen anschliessen,  vgl.  Georg.  Cypr.  1212  ff. 

fxg     fj  rox&la  v     fj  Ksgxvga 

/u,£     fj  Sovydia  va   fj  2eßaox6no)ug 

fix]     al  <&ovXXoi  vß   fj  EvgiTiog 

[tu    fj  Al'yiva  vy    xa  Kvßioxa   ijxoi  xä  'HgaxXeovg 

Sebastopolis  und  Euripos  wurden  in  der  zweiten  Hälfte  des  X.  oder  in  der  ersten  des 
XI.  Jahrhunderts  zum  erzbischöflichen  Range  erhoben.  Der  ökumenische  Patriarch  Kon- 
stantinos, welcher  Kybistra  diese  Würde  erteilte,  kann  nur  Konstantinos  III.  Leichudes 
1059 — 1063  gewesen  sein,  weil  im  XII.  Jahrhundert  (Patriarch  Konstantinos  IV.  Chliarenos 
1154 — 1156)  die  Stadt  diesen  Ehrenrang  nicht  mehr  besass.  Bei  der  Revision  der  Metro- 
politen- und  Erzbistümerliste  unter  Alexios  Komnenos  nämlich  wurden  diese  drei  Städte 
wieder  zu  einfachen  Bistümern  degradiert,  wie  solche  Wandlungen  zu  gegebener  Zeit  auch 
mit  Rhyzaion,  Pergamon,  Pyrgion,  Prokonnesos  u.  s.  f.  vorgenommen  wurden. 

Allein  bereits  die  Ordnung  des  Isaak  Angelos  hatte,  wie  Rhyzaion,  so  auch  Herakleus 
und  Sebastopolis  wieder  mit  erzbischöflichem  Range  ausgestattet.  Euripos  dagegen  fehlt  in 
dieser  Liste.  Die  Neuordnung  unter  Michael  Paläologus  hat  nun  offenbar  mit  Rücksicht 
darauf,  dass  diese  drei  Städte  (wie  auch  Rhyzaion),  schon  in  frühern  Zeiten  einmal  einen 
höhern  Rang  genossen  hatten,  sie  sämtlich  zu  Metropolen  erhoben.  Was  die  Zeit  betrifft, 
so  können  wir  die  Ordnung  der  Genferhandschrift  mit  Sicherheit  der  Zeit  des  Michael 
Paläologos  (1261 — 1282)  zuweisen.  1256  unter  Patriarch  Arsenios,  wie  wir  gesehen  haben, 
gilt  noch  die  Ordnung  des  Kaisers  Isaak.  Dagegen  die  Ekthesis  des  Kaisers  Andronikos  IL 
kennt  überall  die  Zahlen   des   Genavensis,  vgl.: 

XI   21.    o  IToovorjg'  y.al  avxtj  q    frgövos  ovaa  eis  x  .Tooeßißuodij. 
103.    6  Aoyovg'  xal  avxög  nr\   o>v  oe  yeyovev. 
105.    6  rirnylov  8g  q  (op  @s  ysyovtv. 
107.    6   Evq'uioV  (baavxog  xal  attbg  qß  Sn>  gl}  yeyovev. 
Abb.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  79 


594 


Demnach  können  wir  mit  Sicherheit  auch  bessern : 

22.  6  IJip/ö)V  xal  avrai   q£  &gövog  ovoai  dg  xa  7ZQOijxd)]oav  und 

23.  6  üegyä/iov  xal  avxi]  doovog  q&  ovoa  slg  xß  Jigoeßißdo&r]. 

Damit  ist  die  Zeit  für  diese  Liste  ganz  sicher  nach  1256  und  vor  Andronikos' 
Ekthesis  festgelegt. 

Unter  den  einzelnen  Städten  kann  die  Erhebung  von  Monembasia  einigermassen 
wenigstens  durch  Vermutung  bestimmt  werden.  Die  Stadt  wurde  12G3  wieder  römisch  und 
blühte  dann  mächtig  empor  als  Handelsemporium  des  Peloponneses,  wie  die  Chrysobullen 
des  Kaisers  Andronikos  erweisen.  Der  dortige  Metropolit  war  einer  der  reichsten  Prälaten 
des  Reichs.  Als  die  Metropoliten  und  Erzbischöfe  desselben  1324  zur  Unterstützung  der 
grossen  Kirche  einer  Taxe  unterworfen  wurden1),  veranschlagte  man  Monembasia  auf 
800  Hyperpern,  während  sonst  die  bestsituierten  Metropolen,  wie  Herakleia,  Kyzikos  und 
Thessalonike,  nicht  mehr  als  200  Hyperpern  erlegen  konnten.  Es  lässt  sich  demnach  ver- 
muten, dass  Monembasia  vielleicht  1263  oder  wenigstens  bald  nachher  zur  Metropolis  er- 
hoben ward.  Man  wird  also  die  Veröffentlichung  dieser  revidierten  Liste  annäherungsweise 
der  Zeit  zwischen  1260  und  1270  zuschreiben  können.  Endlich  ist  noch  der  damaligen 
Bearbeitung  der  Erzbischofsliste  und  ihres  Verhältnisses  zu  derjenigen  des  Isaakkatalogs  zu 
gedenken.  Ein  Vergleich  beider  Listen  erweist  sofort,  dass  die  zweite  auf  Grund  der  ersten 
ausgearbeitet  ist.  Leider  hat  den  Redaktor  aber  sein  gelehrter  Eifer  verleitet,  ein  Exemplar 
von  Leons  Diatyposis  aus  dem  X.  Jahrhundert  zum  Vergleich  beizuziehen,  und  dadurch 
seinen  Katalog  mehrfach  zu  verunstalten.  So  schiebt  er  an  zehnter  Stelle  Hydrus  und  an 
19.  Serrae  ein  nach  Leons  Diatyposis;  indessen  ein  gelehrter  Diortbot  hat  am  Rande  ange- 
merkt, dass  diese  Erzbistümer  längst  zu  höhern  Ehren  befördert  seien.  Der  Bearbeiter  des 
Lipsiensis  schiebt  sogar  noch  Amastris  und  Koloneia  ein ;  beide  Handschriften  haben  endlich 
auch  Theben,  das  längst  Metropolis  war.  Schneiden  wir  diese  Auswüchse  einer  übel  ange- 
brachten Gelehrsamkeit  weg,  so  stimmen  beide  bis  zu  Kotradia.  Da  folgt  in  der  Isaaksliste 
ein  mir  rätselhaftes  Bistum  TgcoTva,  welches  im  Genavensis  fehlt ;  dafür  hat  dieser  als  Nr.  38 
al  Kodgai*).  Im  folgenden  ist  die  Redaktion  des  Genavensis  sehr  nachlässig.  Die  Isaaks- 
liste hat  xa  6  HovyöacpvXXov.  Denn  fjvco^oav  ainfj  (rfj  2ovy8aiq)  xal  6  Kacpäg  xal  al 
<Z>ovXXai.  Not.  XI  97  Note  Parthey.  Dagegen  unsere  Notitia  erwähnt  sie  als  getrennt; 
ebenso  zählt  die  Isaaksliste  Kybista-Herakleus  mit  Recht  unter  den  Erzbistümern  auf;  unser 
Verfasser  vergisst,  nachdem  ihr  Avancement  zur  Metropolis  gemeldet,  sie  unter  den  Erz- 
bistümern zu  streichen.  Dasselbe  ist  mit  Rhyzaion  der  Fall.  Melagina  kennt  schon  die 
Isaaksliste  als  Erzbistum,  dagegen  nur  der  Genavensis  erwähnt  Aspone  und  Verinupolis, 
deren  Glanz  jedenfalls  nur  ein  ephemerer  war.  Das  Ganze  macht  mehr  den  Eindruck  einer 
fleissigen  Privatarbeit,  als  eines  offiziellen  Erlasses 3).  Das  zeigt  auch  die  Schlussnotiz, 
wonach  der  Redaktor  noch  andere  Codices  zuzog,    aus    denen   er   die  Erzbistümer  Lopadion, 


>)  Acta  I,  S.  127. 

2)  Vielleicht  sind  diese  Bistümer  identisch  vgl.  Index  lect.  Jenens.  1891/92,  S.  5  Note. 

3)  Damit  ist  natürlich  nicht  gesagt,  dass  die  Liste  nicht  offiziellen  Ursprungs  sei.  Genauere 
Lektüre  der  Patriarchalakte  z.  B.  der  Streit  zwischen  Ephesos  und  Pyrgion  zeigt  eine  geradezu  gross- 
artige Unwissenheit  der  Patriarchatskanzlei  in  allen  diesen  für  den  höheren  griechischen  Klerus  so 
wichtigen  Fragen. 


595 

Kodros  und  Ditzine  herausfand.  Lopadion  war  Erzbistum  schon  unter  den  Angelern;  Kodros 
ist  nur  Nebenform  für  Kodrai  und  Aix^m]  aus  Ba'Qivv]  verschrieben.  Es  ist  das  alte  Pityus, 
welches  sonst  Soterinpolis  genannt  wird  und  als  Erzbistum  wohlbekannt  ist.  Damals  scheint 
es  den  alten  Namen  in  barbarisierter  Form  wieder  aufgenommen  zu  haben.  Darauf  weist 
das  Pizonda  der  Seekarten  und  die  nun  üblich  werdende  Namensform  Bix^ivi].  Andronikos 
erhob  diese  Stadt  sogar  zur  Metropolis,  und  es  ist  erheiternd  anzusehen,  wie  1347  der 
Metropolit  von  Alania  berichtet,  dass  seit  unvordenklichen  Zeiten  die  Metropolen  Alania 
und  Soteropolis  durch  Chrysobull  und  Synodalbeschluss  vereinigt  seien  „aber  vor  kurzem, 
ich  weiss  nicht  wie,  wurde  für  diese  Kirche  von  Soteropolis  ein  rechtmässiger  Oberpriester 
von  unserem  Vorgänger  im  Patriarchat  erwählt  und  geweiht1)."  Dabei  sitzt  dieser  angeb- 
lich unbekannte  Metropolit  von  Soteriopolis  unter  dem  Decknamen  von  Bitzine  ruhig  in  der 
Patriarchalsynode.  Man  sieht,  es  ist  ein  ähnliches  Doppelspiel,  wie  es  der  Patriarch  gegen- 
über den  unter  sich  rivalisierenden  Stühlen  Kiew,  Halicz  und  Lithauen  anzuwenden  beliebte. 
Mit  der  Berufung  des  Metropoliten  Hyakiuthos  von  Bitzine  1359  auf  den  nengegründeten 
Stuhl  von  Ungroblacbia  scheint  diese  Metropolis  definitiv  aus  der  Geschichte  zu  verschwinden. 
Die  Errichtung  der  drei  Metropolen  Sebastopolis,  Euripos  und  Kybistra  sieht  aus  wie 
ein  Programm  der  neuen  Regierung  des  unter  Michael  Paläologos  glorreich  hergestellten 
Reiches.  Man  nahm  die  Beziehungen  zu  den  Kaukasusvölkern  wieder  auf;  Beweis  dafür  die 
Errichtung  der  Metropolen  Kaukasion  und  Bitzine.  Euripos  sollte  darthnn,  dass  man  auch 
die  Venetianer  zurückzudrängen  hoffte,  indem  man  mitten  in  ihrem  Hausbesitz  die  euböische 
Metropole  wie  ein  Kriegsmanifest  errichtete.  Endlich  Kybistra  besagte,  dass  man  auch  im 
Osten  mit  den  Seldschuken  fertig  zu  werden  sich  erkühnte.  Indessen  bald  genug  erwies 
es  sich,  dass  zur  Verwirklichung  so  hochfliegender  Pläne  es  dem  Reiche  an  Kraft  gebrach. 
Andronikos  (1282 — 1328)  übernahm  von  seinem  Vater  ein  gealtertes  und  nach  innen  durch 
den  kirchlichen  Parteihader  geschwächtes  Reich.     Es  galt  zu  retten,  was  zu  retten  war. 


VII.    Die  Ekthesis  des  Andronikos  Paläologos. 

a)    Die   Aenderungen    der   Liste. 

Unter  diesem  Gesichtspunkte  ist  die  neue  Kirchenordnung  des  Kaisers  Andronikos  zu 
verstehen.  Noch  immer  galt  nominell  die  Diatyposis  des  Kaisers  Leon,  welche  dem 
mächtigen  Umfang  des  glanzvollen  Reichs  um  900  entsprach.  Komnenen  und  Angeli  hatten 
an  der  alten  Kirchenordnung  herumgeflickt,  sie  revidiert  und  ergänzt,  allein  an  der  Grund- 
lage nicht  gerüttelt.  Jetzt  war  das  vollkommen  anders  geworden.  Der  grösste  Teil  von 
Asien  war  verloren,  und  auch  in  Europa  waren  durch  die  Slawen  und  Lateiner  so  grosse 
Gebietsteile  besetzt  worden,  dass  das  Kaisertum  der  Paläologen  nicht  mehr  als  eine  Gross- 
macht, sondern  als  ein  bescheidener  Staat  zweiten  Ranges  gelten  konnte.  Aber  zu  einer 
Preisgabe  der  alten  Herrschergedanken  konnte  man  sich  nicht  bequemen ;  man  hielt  die 
alten  stolzen  Titel  fest,  obschon  die  Inhaber  vielfach  armselige  Missionsbischöfe  i.  p.  ge- 
worden waren.  Immerhin  machte  man  einige  Konzessionen  an  die  Gegenwart.  Die 
bedeutenden  Städte  des  Reiches,  wie  Thessalonike,  Adrianupolis,    Monembasia,    Philadelphia, 


l)  Acta  I,  S.  259. 


79* 


596 

Prusa,  Pergamon  u.  s.  f.  erhielten  eine  ihrem  Range  entsprechende  Stellung,  und  manche 
altberühmte  Metropolis  oder  richtiger  Ruine  musste  einige  Plätze  heruntersteigen.  Charak- 
teristisch für  den  griechischen  Hochmut  ist  aber,  dass  das  hochbedeutsame  Kiew  ebenfalls 
in  seinem  Range  herabgesetzt  wurde,  während  es  natürlich  verdient  hätte,  womöglich 
Protothronos  zu  werden;  offenbar  ahnten  die  Griechen  auch  nicht  von  ferne,  wie  bald  ihr 
Klerus  auf  russische  Almosen  angewiesen  sein  werde. 


•s* 


b)    Der   Text. 

Diese  Neuordnung  des  Andronikos  ist  nun  in  unzähligen  Handschriften  der  Nomo- 
kanones  erhalten.  Indessen  gewisse  in  allen  oder  fast  allen  Abschriften  wiederkehrende 
Fehler  zeigen,  dass  sie  auf  ein  gemeinsames  Urexemplar  zurückgehen. 

Parthey  hat  bereits  in  seiner  Ausgabe  der  Notitien  zwei  Rezensionen  abgedruckt, 
welche  sich  dadurch  unterscheiden,  dass  die  eine  die  Metropoliten  und  die  andere  die 
Metropolen  aufzählt. 

Die  eine  Version  zählt  auf: 

6  Kaioageiag 
6  'Ecpeoov 

6  'Hgaxkeiag   u.  s.  f. 
die  andere: 

fj  Kaiodgeia 

i)  "Efpeoog 

fj  'HgdxXeia   u.  s.  f. 

Leider  hat  Parthey  den  Text  nach  Goar  gegeben  und  dieser  zwei  besonders  schlechte 
Handschriften  herangezogen ;  Parthey  hätte  übrigens  allein  aus  dem  gedruckten  Material 
einen  erheblich  bessern  Text  herstellen  können ;  indessen  diesen  versteckt  er  meist  in  die 
Varianten.  Es  fragt  sich,  welche  Version  die  ursprüngliche  ist.  Aus  der  Form  der  An- 
merkungen zu  den  einzelnen  Titeln ,  wie  sie  in  der  ersten  Version  vorliegt :  xal  avTij 
ta  ovoa  dgovog  eig  id  vjießißäodr]  —  avxrj  emaxonr]  fjv  xxX.  geht  mit  Evidenz  hervor,  dass 
die  zweite  Form,  welche  die  Metropolen  aufzählt,  die  ursprüngliche  ist.  Auch  Leons 
Diatyposis  zählt  stets  die  Städte  auf  und  speziell  die  uns  im  Genavensis  vorliegende  Liste, 
welche  Andronikos  für  seine  Revision  benutzte,  hat  diese  Form.  Die  Handschriften  enthalten 
nun  wie  gewöhnlich  nicht  die  echte  und  ursprüngliche  Form  der  Ekthesis,  sondern  sie 
schieben  nach  der  Weise  dieser  Listen,  die  zum  praktischen  Gebrauch  dienen,  etwaige  Ver- 
änderungen der  Gegenwart  gleich  in  den  Text  ein.  Es  zeigt  sich  das  an  der  Konfusion  in 
den  Zahlen;  die  Ordnungszahl  der  einzelnen  Nummern  stimmt  fast  nie  mit  der  Textzahl; 
freilich  ist  in  den  Handschriften  die  Verwirrung  bei  weitem  nicht  so  gross,  als  bei  Parthey. 
Im  Ganzen  sind  aber  die  den  veränderten  Text  (6  Kaioagetag  u.  s.  f.)  bietenden  Handschriften 
besser,  als  die  andere  Klasse.  Einen  kritischen  Text  beider  Rezensionen  spare  ich  für 
meine  Ausgabe  der  Notitiae  episcopatuum  auf.  Hier  gebe  ich  nur  den  Text  nach  zwei 
besonders  reinen  und  guten  Handschriften,  diese  sind : 

1.  Der  Parisinus  1356,  ein  Nomokanon  des  XIV.  Jahrhunderts,  334  Bl.,  er  enthält 
fol.  287r— 288r   den  ersten  Teil  von  Not.  X,    fol.  288r— 290v    die  Ekthesis  des  Andronikos 


\ 


597 

und  fol.  290v — 294v    den    zweiten  Teil  von   Not.  X    mit    dem    wichtigen  Anhang    über   die 
Errichtung  der  Metropole  von  Halicz. 

2.    Parisinus    1389    des    XVI.  Jahrh.,    394  Bl.,    der    das    Handbuch    des    Konstantinos 
Harmenopulos  nebst  vielen  Briefen  über  die  Concilien  enthält: 
fol.  176r—  177T  die  Ekthesis  des  Andronikos, 
fol.  177T—  180r  die  Notit.  X, 
fol.  181v  die  Aemter  der  grossen  Kirche, 
fol.  182 — 188r  einen  Katalog  der  Patriarchen. 

Dem  Text  ist  Paris.  1356  (A)  zu  Grunde  gelegt;  daneben  habe  ich  die  Abweichungen 
von  Paris.  1389  (B)  angemerkt. 

f   CH  ex&eoig  avx?]  xcov  vxtoxeijuevcov  ]xi]XQ07i6Xecov  reo  anooxoXixiT)  xal  1 

TtaxQiaQyixcö  &qovco  xr)g  fteocpvXdxxov  xal  ßaoiXidog  KaJvoxavxivovjioXeojg' 
i£~Exedr]  ejiI  xfjg  ßaoiXeiag  xov  äoidl/nov  ßaoiXecog  xvqov  'AvÖqovixov  JJa- 
XaioXöyov  xov  yeQovxog.   f 

a     6  KaioaQeiag  2 

ß     6  'Ecpeoov  3 

y     6  'ÜQaxXeiag  4 

d     6  'AyxvQag  5 

e     6  Kv'Qixov  6 

g     6  SaQÖecov  7 

C     ö  Nixojuqdeiag  g 

■)]     6  Nixaiag  9 

d-    6  XaXxrjdovog  10 

i      6   <PiXaöeXcpeiag'    avxrj  enioxojir]    xov  ZaQÖecov  ovoa    xal    diacpÖQOJg   xi/xrj&eToa  11 

TiQOxeoov,  voxeoov  TiQoeßißdo&t]  tioqü.  xov  äoiöijuov  xal  evoeßovg  ßaoiXhog  XVQOV 

Avdoovixov  xov   UaXaioXöyov  eig  Dqovov   i. 

ta    6   QeooaXovixr\g'  öjuoicog  xal  avxi]   ftQovog  ig  ovoa  eig  ta  jiaoä  xov  eiQrjjiievov  12 

ßaoiXeojg  üqovov  nQoeßißdo&t]. 

iß    6  AÖQiavovnolecog-    woavxcog   xal   avxt]    §Qovog   ju   ovoa  eig    iß  -&qovov  jiqo-  13 

eßtßdodrj. 

ty    6  Zidijg,    i    öpoitog  xal   avxi]    d-Qovog  ovoa  dg   ly   Oqovov  vTteßißdoih].  14 

id    6  Zeßaoxeiag'  xal  avxi]   Ooovog  ovoa  ta  eig  id   i'Tteßtßdo&i].  15 

iE     6  A/iaoeiag'    öjuoiwg  xal  avxi]  iß  ovoa  eig  te  xarr/ythj.  1(3 

ig    6  MeXixi]rf]g'    ojoavzcog  xal  avxi]  ty  ovoa  eig  ig  vneßißdodi].  17 

iC    6  TvdvaiV    ouoiojg  xal  avxi/  id  ovoa   doovog  eig  it,  xaxfjydr].  18 

it]    6  rayyQcov'    xat  avxi]  te  ovoa  eig  it]   xari'/yOi].  19 

f&    6  IIovxoi] oaxXeiag'    avxrj   intoxorrij   t)v  xov   Klavoiov7i6Xeo)g,    xal   öid    xö    vno  20 

e&vcov    exeiv)]r   xaxaoyjD^vtu,    htiti'jihi    arrtj    ydoiv    exeiv^g    eig    jur/xo6jio?uv    xal 

Doörov  tS,   vvv   de  iß   yeyortv. 


1    -<  B       11    xal  vozsqov  B       12  oroa  ig  B  nach  xgoeßtßäoOrj '   vvv  de  xov  xoitov  ijiiyei  xov  'Ayy.vgag  B 
14  dpövoc  i  oroa  B        18  tuhtj  und  so  stets  B   &q6vo(  *=i  B        20  vno  -ü  B    s/s  fitjxQÖJioXiv  Ogövog  i::  1! 


598 


x  6  Iloovorjg'    xal  aini]  q   &Qovog  ovoa  elg  x  Jiooeßißdodx].  21 

xa  6  ürjycöv'  y.al  avxr]  flgovog  q  ovoa,  elg  y.a  JiQor)yßr].  22 

y.ß  6  üegya/iov'  xal  avxr]  dqövog  |#  ovoa  elg  xß  Jiyoeßißdoßij.  23 

xy  6  Neoxaioaoeiag'  6/ioioog  xal  avxi]  dgövog  ir\  ovoa  eis  xy  imeßißdodx].  24 

xd  6  IJioivovvxog'  xal  avxi]  ftoövog  ovoa  c&  elg  xö  vjießißdoßx].  25 

xe  ö  Mvqojv  xal  avxi]  x  ovoa  elg  xe  xaxfjy&vj.  2(5 

xg  6  2xavgov7iöXea>g'  xal  avxr)  xa  ovoa  xg  yeyove.  27 

x'Q  6  Aaodixeiag'  xal  avxi]  xß  ovoa  xQ  yeyovev.  28 

xr\  6  2vvddojV  xal  avxi]  xy  ovoa  eig  xrj  xaxi'jydi].  2!' 

x-&  6  'Ixoviov  xal  avxo  ftgovog  xd  ov  eig  xd  xaxeßißdodtj.  30 

X  6  BeQQoiag'  xal  avxi]  enioxoni]  ovoa  xfjg  dyiioxdxijg  /xijxooTiöXeaig  öeooaXovixijg        31 

elg  X  Ogovov  ngoijyßij. 

Xa  6  üioidlag'  avxi]  dgövog  ovoa  xe  elg  Xa  xaxfjX&ev.  32 

Xß  6  J-vXaioi>'  xal  avxo   dgövog  xg  ov  elg  Xß  xaxijXdev.  33 

Xy  6  Kogivd  ov  xal  avxrj  x'Q  ovoa  elg  Xy  xarfjXdev.  34 

Xid  6  Move/xßaoiag'    avxi]   emoxojiij    ovoa  xov  IJaXaicbv  IJaxgcbv   elg   [iiyi ■gönoXiv       35 

Tigoeßißdo&r]  * 

(dgxiojg   de    ly   dgövog  eoxiv.) 

Xe  6  'AdijvöiV    ojoavTOJg  xal  avri]  dgövog  ovoa  xi]  elg  Xe  vjießißdodi].  36 

Xg  6   Moixijoov'   xal  avxr]    dgövog  ovoa   xd  elg  Xg  xaxijydr].  37 

X'Q  6   Kgi']xi]g'  xal  avri]  X  ovoa  elg  XQ  vneßißdodr].  38 

Xt]  6  KaXaßgiag'  xal  avxy]  dgövog  ovoa  Xa  elg  Xrj  vneßtßdodij.  39 

Xd  6  HaXaimv  UaxgCov  xal  avxi]  Xß  ovoa  elg  1$  xaxi'jydi].  40 

fi  6   TgajieQovvxog'    xal  avxi]  Xy  ovoa  elg  ti  xaxi'jydi].  41 

f,ia  6  Aagloorjg'  xal  avxi]  dgövog  Xd  ovoa  elg  /xa  xaxfjXdev.  42 

/xß  6  Navjidxxov  xal  avxi]  Ae  ovoa  /xß  yeyovev.  43 

/xy  6    Q^iXaTinovnoXeoig'  xal  avxi]  Xg  ovoa  /xy  iyevexo.  44 

jud  6  Tga'tavovjiöXeaig'  xal  avxi]  XQ  ovoa  /xö  yeyovev.  45 

/xe  6  cP6öov  xal  avxi]  Xrj  ovoa  elg  /xe  xaxrjydrj.  4l> 

/ig  6  Zeggöxv  xal  avxr]  vi]   ovoa  dgövog  elg  /xg  Tigoeßißdodij.  47 

/iQ  6   0tXiJi7injv'  xal  avxi]  Xd  ovoa  elg  /xQ  xaxrjydrj.  48 

/xi]  6  XgioxovjzöXeaig'  xal  avxi]   enioxoni]  ovoa  xov  0i?ünna)v,  hi/iijdij  elg  dgyi-        49 

enioxom'jv,   elxa  elg  /xrj   dgövov  ngoeßißdodi]. 

/xd  6  'IeganöXeojg'  xal  avxr]  /ia  ovoa  elg  /xd   vneßißdodt].  50 

v  6  Avggayiov  xal  avxo  /xß  ov  elg  v  vneßißdodr].  51 

va  6  2/x v g v r/  g "  xal  avxi]  /xy  ovoa  elg  va  xaxi'jydi].  52 

vß  6  MixvXtjvrjg'  xal  avxr]  /id  ovoa  elg  vß  xaxrjydrj.  53 

vy  6  'looavvivcov    xal    avxä    emoxoTti]    ovxa   xijg   /ojxgoTTÖXeoog  Navndxxov  elg  vy        -")4 

ß'Qovov  7iQoeßißdovxrjoav. 


21  eIxooxov  A        22  <;  {)q6voc  B    ivvEvrjxooToC  A        25  mairovc  A        29  xrj  yeyovev  B        30  ov  xd  B 
32  )m  yeyovev  B  35  dgriwg — eoriv  am  Rande  A.     B  hat  nach  jrgoeßißda&r]'    agriuig  de  ty  eoziv'  fierä   rö 

yevvrj&fjvat  xr/v  ex&eotv  ravtrjv  szooeßißdnOi]  6  Moveflßaoiag  xal  erüxdi]  fieia  tov   'Adoiavovxökeoig  xal  ftgovog 
yeyovev  ty  36    Ogövoc  «=i  B  38  Jigoeßiß.  A  39    \a  ovoa  B    dgövoc  «=ü  B  40  v.xeßißäoftt]  B 

42  öqövoc  -<;  B    avröc — wv  B         47  &qövoc  -=C  B         50  xal  ~=C  B         54  xfjg  /ujtq.   *=ü  B 


599 

vd    6  Aidv jMorsiyov   xal  avrd  ägyiEmoxoJii]    ov   ziälai   jiork  Eig   vd    dgövov   jioo-  55 

sßißdo&rj. 

ve     6  Aaxsdaifxoviag'    xal  avri]  orj   ovoa  slg  ve  Tigosßißdoßt].  56 

vg    6  MeXevixov.  57 

vt,     6  Kardvijg'  xal  avri]  jud  ovoa  sig  vt,  xanjx&ij.  58 

vrj     6  A/uojgiov  xal  avrd  jus  öv  vrj  ycyovsv.  59 

ve     6  Kajud^ov  xai  avri)  jug  ovoa  v&  ysyovsv.  60 

£       6  Korvasiov  xal  avrd  juC  ov  ysyovsv  f.  61 

£ct     6  rfjg  'Ayiag  Zsßijgiavfjg'  xal  avri)  jurj   ovoa  £a  ysyovsv.  62 

£ß    6  Neojv  üargärv  avral  v  ovoai  £ß  ysyovaoiv.  63 

£y     6  "Atiqoj'  xal  avrög  g~&  idv  Jigorjx&t]  slg  g~y.  64 

g~d     6  A/udorgidgg'  xal  ami]  vß  ovoa  slg  |$  xarr]%&)].  65 

£e     6  Xojvwv  xal  avral  vy  ovoai  Eig  |e  xarrjy&rjoav.  66 

£~g    6  'Ydgovvrog'  xal  avrrj  vd  ovoa  Eig  £g  xarr'jyßij.  67 

£C    6  KsXrtrjvrjg'  xal  avri]   ve  ovoa  sig  ££  xarrjyßrj.  68 

g~t]     6  KoXwvsiag'  xal  avri)  vg  ovoa  Eig  k~Y]  xarrjyßij.  69 

£e     6   Ovjßöbv  xal  avxai  v£  ovoai  g~&  ysyovaoiv.  70 

o      6  IIofX7H]'(ovji6X£0)g    xal  aihij  vi)   ovoa  Eig  o  xarijyftr]  dgovov.  71 

oa    6  'Pajoiag'  avrrj  |  ovoa  ysyovsv  oa.  72 

oß    6  AXaviag'  xal  avrrj  g~a  ovoa  oß  ysyovsv  73 
fjvwßrj  rfj  AXavia  xal  r)  agyisiiioxoni]  ZarrijgiovjioXsaig  diu  ygvooßovXXov 
rov  äoidijuov   ßaotX.EOjg   xvgov  AXsfiov  rov  Kofxvrjvov  xal   jigäg~EO)g    ovvodixfjg- 
vvv  Öe  di£%a)giodrj   avrrjg  fj  ZoitrjgiovjioXig  xal  ysyovsv  iv  rqp  xaigut  rfjg  ovyyv- 
OEO)g  firjrgönoXug  xal  avrrj,  ovoa  xaiT  iavrrjv. 

oy    6  Al'vov  xal  avrrj  iß  ovoa  oy  ysyovsv.  74 

od    ö   0agodXa)V  xal  avrd  agyisriioxoTiij  övra  Eig  od  ngosßißdodrjoav.  75 

oe     6   TißEgtovjzöXsojg'  xal  avrrj  £y  ovoa  oe  ysyovsv.  76 

og    6  EvyaivuiV  xal  avrd  g~d  övra  og  yEyovaoiv.  77 

o£    6  Ksgaoovvrog'  xal  avri]  fe  ovoa  o£  ysyovsv.  78 

oi]    6  NaxioX.siag'  xal  avri]  £g  ovoa  ot]  ysyovsv.  79 

od    6  I'sg/Liiojv  xal  avrd  g~'Q  övra  od   ysyovaoiv.  80 

n      6  MaÖvrarV   xal  avrd   |>y   övra  ti  ysyovaoiv.  81 

na    6   FaXir'C.ijg-    avrrj   irnoxoni]    ig"    ägyjjg  ovoa   rfjg  MsydXrjg  'Poioiag  iriju>'j&r]   sig  82 
jUjjrgojioXtr    Tiagd    rov    äoidijuov    ßaotXsojg    xvgov  Avdgovixov  UaXaio)>.6yov  rov 
ysgovrog  im  rov  uyiandrov   7iargidg%ov   xvgiov  Adaraoiov  iv  srsi  tga)ia  rfjg  y 
iTuvsfirjosojg. 

Tiß   ö  'Ana/teiag'  xal  avrrj  agyisnioxoni]  e£  ägyfjg  ovoa  iri/Lu'j&r/  Eig  jurjrgöjioXuv.  83 


55   didvfioior/ov  A    3idvftoza>xov  B  vd]  ud  A  56   ve]  /xe  A  57    nach   fie).evlxov   eine    Zeile 

leer  A         '>'.)  ä/nogi'ov  AB         G2  aev?jQiärt]C  B         63  ysyovsv  A         64  ov  B        67  Iöqovvxoc  AB   jievzrjxooToc 
leraQtoC    A  69    f^rjxoaröc    i'varoc   A  72    eßdoiajxoozöc    xqwtoc    A  73    Kßdourjxoaiöc    ÖevtsgoC   A 

fjva>1hi—&avx4)v     <<:    B  74    ißd.    rghoC    wo    A    avztj    hat,    hat    B    gew.    avtr\  11    svyahoiv    B 

80  ysgfiiov  AB         82  y.al  avx'a    i$agyr)c  A  <  B       82  jiaga  rov  <=;  B    xvqiov]  xvgov  B  _goj  ivdexdzco  AB 
83  cuiafilac  li    i£aQ%TJC  -^C  B 


600 


ny    6  Air ßddoiV    rd  Airßada  ivögia  övra  rfjg  MeydXtjg  cPa>oiag  fxtjrgbnoXig  yeyö-        84 
vaoi  tzolqü  rov  avrov  ßaoileaig  im   rov    ayiatxdxov   nargidgyov    xvgov   'Iwdvvov 
rov  IXvxewg. 

7td   6  Kavxaoiov.  85 

7ie    6   Bvbivrjg'    avrrj   imoxojrfj   ovoa   rfjg   uyiondrijg   dgyjemoxoTzfjg  BovXyagiag  elg        86 

/UrjTQOTlO/JV    JTgOTjydlj. 

rrg    6  Forßiag'   xal  avrrj   bgyiemoxonlj   ovoa  /mjrgbjioXig   yeyovev.  87 

jrC   o  BaoiXaiov  xal  avrb  figovog  bv  o  vneßißdoßrj  eig  nt,.  88 

jirj    6  Na^iav'Qov'  xal  avrrj   oß  ovoa  eig  nvj  vireßißdo&ij.  89 

7T&  6  KegxvgaiV  oy  övra  jift  yeybvaoiv.  90 

q      6  'Aßvöov  od  ovoa  q  yeyovev.  91 

qa    6  Mrj  $ v  f.i  v  rj  g '  92 

qß    6  XgiortavovjibXeojg'   og  ovoa  qß  yeyovev.  93 

qy    6  'Pwoiov  o'Q  ov  qy  yeyovev.  94 

qd    6  IJagora^lag'  avrai  Tigorjoav  ßgövog  oß,  vvv  öe    qd  yeyovaoiv.  95 

qe     6  'ArraXeiag'  n  ovoa  qe  yeyovev.  96 

qg    6  Zixy'iag'  avrrj  ovoa  dgyjemoxomj  fnjrgönoXig  yeyovev.  97 

qt,    6  BoojiogoV  xal  avrlj   ägyiernoxonrj   ovoa  Tigoeßißdo&rj.  98 

qij    6  Bir'Qivijg'  99 

qd    6  2ovydaiag'  änb  dgy^ienioy.oiiYjg  /irjrgöjio/jg  yeyovev.  100 

g      6  Meor] /ußgtag'  ny   &gbvog  ovoa  g  yeyovev.  101 

ga    6  AgxadiovjToXeaig'  nß  ovoa  yeyovev  ga.  1(1:2 

gß    6  ZrjXv ßgiag'  xal  avrlj  na  ovoa  gß  yeyovev.  103 

gy    6  MiXrjrov  xal  avrrj  nb  ovoa  gy  yeyovev.  104 

gb    6   ragöixov  xal  avrlj  ne  ovoa  gd  yeyovev.  105 

ge    6  'Agyovg'  xal  avrb  tdj   bv  ge  yeyovev.  106 

gg    6  Agiorgag'    xal  avrrj  oa  ovoa  xarijyßrj  eig  gg.  107 

gl,    6  Uvgyiov   q   bv  g£  yeyovev.  108 

grj    6  2. eßaorovTioXeoog'  xal  avrrj  jigoijv   dgbvog  va  xareßtßdo&rj  eig  grj.                     109 

g&   6  EvgiTiov  avrrj  vß  ovoa  gd  yeyovev.  HO 

gi     b  Kvßiorcov  xal  avrd  bjuokog  vy  övra  gi  yeyovev.  111 

gia  b  'Avrioyeiag  112 

giß  b  'Ayvgdovg  113 

"Yoregov  im  rov  avrov  ßaoiXeaig  irijuijür]  eig  firjrgbjioXiv  114 

fj  Bgvoig' 

olfiai  bri   ebbdij   avrfj  xal  rönog   vxjirjXbregog. 

xal  rb  rdvog,  agyiernoxoTirj  ngöregov  rtjLuj&ev,  elra  yeyove  firjrgbnoXig.  115 

xal  fj  Xegocbv  dgrioig  jiirjrgbjioXig  ioriv.  116 


84  rXvxv  AB  86   iirjzgoTtohc  ykyovev  B  89    vn.  de  nr\  B  95    i)  <-iagova$(a  ^.goovoai  od   q& 

yeyöraot  B  96    evsvtjxoozoC  Jihuzzoc  A  97   avzi)   -=C   B    agy.   ovoa  B  99  Btz£iji'i]C  B  100   6  ooy- 

öatac  B   /m]t.  yey.  d?rö  äo.    B  101    Fy.aiooioc  A    aTjbj/ißgiac    B    aber    vom    Rubrikator    o>j    in    iie    korr. 

103  exarooii]  ösvzega  A  105  yagöixi'ov  B  106  ey.azooxov  niixnzov  A  106  u.  107  haben  in  B  den 

Platz  gewechselt,  es  ist  aber  am  Rande  korrigiert       109  jrgoijv  -=i  B  nach  va  oroa  B       110  xal  avzij  B 
111    xvßiozov  AB    yeyovaoiv  B  115  Ufiij&sv]  ov  B  eiza]i"jzic  B 


601 

"Enuij&ijoav  Tiaoa  xov  avxov  ßaoUEOig  eis  dgyiEmoxondg'  \\~] 

1)  Mrjdeia.-  emoxonrj  ovoa  jigöxsgov  xov  'HgaxXiovg.  Hg 

i)   Eavüeia'  ETiioxoni]  ovoa  xal  avxi]  xov   TgaiavovTtöXsojg.  119 

y.al  i)  zigä/ua'  xal  avxi]  xijg  ivoglag  ovoa  xov    <&dtjzjza)v.  120 

Ilagä  de  xov    äoiöliiov  ßaodioig  xvgov   Avdgovixov  xov  JJaXaioXöyov  xov  veov  121 

ixif.u]&i]oav  ei;   umgonoleig' 

al  Ziyvav  ethoxottIj   ovoa  xov  Zeggwv.  122 

xal  fj  Xiog'  inioxom)  ovoa  xov  'Pööov.  123 

Mexd  ös  xrjv  xeIevxijv  xov  avxov  ßaodkog  xvqov  Avdgovixov  xov  üaXaioXoyov  124 

ev  x(5  xatgcp    xfjg   ovyyvoeojg   JigoEßißäofrrjoav    Eig  jui-jxgojioXaxcöv    äno    äg- 

"/lETllOXOJTtOV  " 

6  BiCvyg  125 

6  Magojvsiag  12ß 

6  ragsXhjg  12" 

6  Mrjöeiag  128 

6  Agdiiag  129 

6  Zav&Eiag  13q 

Ajio  6e  etiioxötkov  Exi/x)]di]oav  juyxgoJiolhat'  131 

o  Teveöov  \  32 

6  'Paidsoxov  133 

6  KaXXiovjioXsojg  134 

6  ügoßdvöovg  135 

6  ZxotieXov  13ß 

6  3Idxoi]g  137 

6  ITEgi&£a>giov  133 

6  AvxixCrjg  I39 

AgyiEJiioxojioi  dk  iyevovxo  dnb  EJiioxÖTioiV  140 

6  'E^ajuiXiov  141 

6  T^ovgovXörjg  142 

xal  ev  t/7   BXayUi.  I43 

6  Aofiivixov  I44 

Für  die  guten  und  alten  Handschriften  ist  es  charakteristisch,  dass  die  Autokephalen- 

liste  (Parthey  XI,  121—149)  meistens  fehlt.  Offenbar  hat  Kaiser  Andronikos  nur  eine 
Neuordnung  der  Metropolenliste  vorgenommen.  Die  selten  sich  vorfindenden  Autokephalen- 
verzeichnisse  sind  teils  fehlerhaft,  teils  jung;  unsere  Handschriften  bieten  aber  114  —  144 
wertvolle  Zusätze  aus  späterer  Zeit. 

Die    wenigen    ganz   echten    Listen1)    haben    als    81.  Metropolis    Galitza   (Halicz).  Auf 


117  ai  agxiemaxonai  B  121  y.vnov  -=C  B  xov  -=C  B  /utjxgöjioXiv  B  122  zov]  zwv  B  124  L-11- 
oxö.-to)v  B  127  yaoe/.Tjc  B    A  t  am  Rande  132  xr\c  MuvXrjvrjC  134   xfj?  figaxXeiac  A  fügt  am 

Rande  hinzu  136  xijs  &dgiavov3i6Xs(ac  138  tijs  ZQai'avovjiöXsaig  139  rijc  cpdmTiovitöXeioc  142  zfjc  rjga- 
xXetaC  ovtoc     144  xfjc  Xaglaorjc  ovioc. 

l)  Ausser  der  oben  abgedruckten  namentlich  der  von  Rhallis  benutzte  vo/uixög  xojöc^  xov  ev  naxagia 
tfj  'i.rfci  Fegaolfun)  'AgyoXidog.  Leider  konnte  ich  diesen  wertvollen,  von  Rhallis  ungenügend  kollationierten 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XX F.  Bd.  IIL  Abth.  80 


602 

Andringen  des  hl.  Theognost,  des  Metropoliten  von  Kiew  (1328 — 1353)  wurde  Halicz  später 
wieder  zum  Bistum  degradiert,  Kiew  unterworfen1)  und  aus  der  Liste  der  Metropolen  ge- 
strichen. Alle  spätem  Listen  haben  daher  die  Reihenfolge:  Madyta — Apameia  —  Lithauen  — 
Kaukasos  u.  s.  f. ;  aber  in  den  folgenden  Nummern  herrscht  meist  eine  üble  Konfusion, 
Beweis,  dass  sie  aus  dem  echten  Exemplar  des  Patriarchats  abgeschrieben  worden  sind,  in 
welchem  Nummer  82  gestrichen  ward,  die  spätem  nun  nicht  mehr  stimmenden  Nummern 
jedoch  unkorrigiert  blieben.  Der  Redaktor,  welcher  die  Liste  für  den  Kaiser  zurecht  machte, 
war  Kyr  Menas,  wie  uns  ein  Aktenstück  des  Patriarchats  meldet,  das  uns  gleichzeitig  mit- 
teilt, dass  der  Codex  archetypus  der  Ekthesis  in  den  Nomokanon  des  Klosters  rov  TlavrE- 
nonrov  eingezeichnet  wurde.  Acta  I,  CI  S.  230  v.  J.  1342 :  öjuolcog  raig  jut]rgoji6Xeoi  avrijv 
(rö  IJvgyiov)  ovi>rjglvx/ni]oe  xal  6  iv  juaxaglq  rfj  hjfei  yevojuevog  doidijiwg  xal  juaxaga)jg 
ßaoiXevg,  6  Tigönamiog  rov  xgariorov  xal  dyiov  juov  avroxgdrogog,  iv  rfj  ixreßeioi]  Tigoo- 
rayfj  ri]vixavra  rfj  avrov  dnagiß juijoei  xai  rd^ei  rcöv  dyiandrcov  ixxXrjaiäJv  Jiagd  rov  xvgov 
Mt]vä,  ijng  dl]  dnaglßjuqoig  iyxareorgcorai  reo  iv  rfj  oeßaojuiq  juovfj  rov  IlavrEJiÖTirov 
evgeßevn  vojuoxavovi. 

c)     Die   Zeit    der   Konzeption. 

Ueber  die  Zeit,  wann  diese  Neuordnung  des  Andronikos  Platz  gegriffen,  ist  es  nicht 
ganz  leicht  sich  zu  entscheiden.  Wir  haben  zwar  vier  Angaben,  welche  aber  alle  irgendwie 
verschrieben  und  nicht  ganz  richtig  zu  sein  scheinen. 

1.  Der  Marcianus  CI.  III,  Cod.  V,  fol.  261r  hat  zu  der  Ueberschrift :  f]  yevofievt] 
k'x&eoig  rcöv  irnoxeijuevojv  rfj  ßaoi?udi  Kajvoravrivovjiö?^£i  fxr\rgo7i6Xt(ov  im  rfj  ßaoiXeia  rov 
doidijuov  ßaoiliayg  xvgov  'Avdgovlxov  rov  öevxegov  rcöv  üakaioloytov  von  zweiter  Hand  den 
Zusatz:  iv  erst  ,geo£.  6860  =  1351/2  ist  natürlich  sinnlos;  allein  es  ist  wohl  ,gco£  zu  lesen, 
da  die  Verwechslung  der  Zahlzeichen  £  und  £  sehr  häufig  vorkommt.  Das  ergäbe  als  Jahr 
der  Ekthesis  1298/9. 

Damit  stimmen  nun  die  anderen  Angaben  nicht. 

2.  Die  Ekthesis  setzt  die  Erhebung  von  Halicz  in  6811  =  1302/3;  allein  die  bei- 
geschriebene Indiktionszahl  III  passt  auf  1304/5.  Die  eine,  wie  die  andere  Angabe  führt 
auf  eine  spätere  Zeit  als  1298/9. 

3.  Die  Errichtung  der  Metropolis  Lithauen  setzen  zahlreiche  Handschriften  der 
Ekthesis  in  6800  (=  1291/2);  dies  würde  stimmen;  allein  gerade  dieses  Jahr  ist  sicher 
falsch ;  denn  damals  war  Athanasios  Patriarch,  während  Lithauen  von  Johannes  befördert 
worden  ist.  Nun  liest  zwar  der  Paris.  1361  gleichfalls  ^co;  aber  co  steht  auf  einer  Rasur. 
Daraus  erhellt,  dass  wir  es  mit  einem  alten  Fehler  zu  thun  haben.  In  der  That  fand  ich 
in  zwei  Handschriften  eine  abweichende  Lesart. 

Im  Parisinus  1362  (XV  S.)  lautet  der  Text: 

Tiß    f]  Airßcöv  rö  avrb  xai  Airßada  Xeyovrai,    ivögia   övra  rfjg  MsydXyg  'Pcoolag'   /uij- 


Codex  in  Athen  nicht  wieder  auffinden.     Man  sprach  mir   gegenüber  die  Vermutung  aus,   dass  er  sich 
wohl  im  Besitz  der  Familie  Rhallis  noch  befinden  werde. 

0  Das  Nähere  Zeitschrift  für  Kirchengeschichte  XIII,  S.  257  ff. 


603 

rgönoXig  yeyövaoi  xal  eis  nß  rerijurjvrai  d-gövov  nagd  rov  ßaodeojg  xvgov  Avdgovlxov  inl 
rov  dyiojrdrov  nargidgyov  'Iwdvvov  rov  rXvxeoog  iv  erst  jgair]. 

Ferner  im  Atheniensis  1437  (XVI  S.)  lesen  wir : 

na  i]  Aaßöjv,  rö  avrö  xal  Airßaöa  Xeyerat,  ivögia  övra  rrjg  Meyähjs  'Pojoiag'  /uyrgo- 
noXig  yeyovaoiv,  xal  eis  nß  rerijui]vrai  &govov  nagd  rov  avrov  ßaoiXeojg  xvgov  Avdgovlxov 
inl  rov  dyiojrdrov  nargidgyov  xvqov  'Iojdvvov  rov  rXvxecog  iv  erei  tga>L. 

Das  Jahr  der  Erhebung  Lithauens  ist  demnach  entweder  1299/1300  oder  1301/2. 
Damals  war  aber  nicht  Johannes  XIII.  Glykys  (1315 — 1320),  sondern  Johannes  XII. 
(1294 — 1303)  Patriarch.  Offenbar  liegt  hier  eine  Verwechslung  dieses  letztern  mit  seinem 
berühmtem  Nachfolger  vor.  Wiederum  haben  wir  ein  Ereignis,  welches  später  liegt,  als 
die  angebliche  Veröffentlichung  der  Ekthesis. 

4.  Erklärt  das  Chrysobull  des  Kaisers  Andronikos  I.  für  Monembasia1),  dass  diese 
Metropolis  schon  früher  einen  höhern  Rang  erlangt  habe:  S.  336:  xal  ro'ivvv  <p&dvei  f.iev 
jjdi]  ngoregov  ngo&eonioaoa  xal  ßa&juov  riva  rcöv  vifn-jXoregcov  eyeiv  ravrr/v  rrjv  äyicordrrjv 
jurjrgonoXiv  xal  ronov  riva  ixxXrjoiag  irigag  xal  rdlgiv  ngoeoßeojuevrjg  xal  cbomgel  nageX- 
dovorjg.  Nun  wünscht  der  Metropolit  Bestätigung  durch  ein  kaiserliches  Chrysobull  und 
deshalb  beschliesst  der  Kaiser  demgemäs  S.  337:  xal  roivvv  rov  nagovra  ygvoößovXXov  Xoyov 
avrijg  anoXvei,  dC  ov  xal  ßovXerat  avv  rJew,  xal  evdoxel  xal  &eoni^ei,  rov  re  cbg  ei'grjrai  vvv 
ngo'ioraiievov  dgyieganxcög  rrjg  roiavr)]g  äyiojrdrrjg  jurjrgonöXeajg  Moveixßaoiag  xal  rovg 
xa&eg~fjg  rov  avzfjg  diadeg~ojuevovg  figövov,  inanoXaveiv  rrjg  dvrjxovorjg  rqJ  rov  2idrjg  irgovq) 
riLirjg  iv  änaoi  xrX.  Was  die  Datierung  betrifft,  so  schliesst  das  Chrysobull  mit  den 
Worten  S.  340:  dnoXv&elg  xarä  iifjva  lovviov  rrjg  iviora/uevrjg  sxrrjg2)  Ivötxriöjvog  rov  i^a- 
xioyiXioorov  öxraxooioorov  k'rovg ;    allein    ursprünglich    stand    eine    andere    Zahl,    wie 

folgende  wichtige  Anmerkung  von  Rhallis  bezeugt  S.  340  N.  2  /uerd  rrjv  Xeg~iv  öxraxooioorov 
vndgyei  xevöv  iv  rw  ygvooßovXXuo,  i^aXeKf&eio^g  mfiavärg  rrjg  Xifeaig  ngdnov  orj/usioorsov 
Sk  on  i)  k'xrrj  tvdixriajv  ovjuninrei  ngög  rö  ^wa  krog. 

Nun  erscheint  Monembasia  in  der  Ekthesis  als  34.  Thron  ;  es  ist  augenscheinlich,  dass 
die  Ehrenverleihung,  wonach  der  Metropolis  der  ronog  von  Side  zukommt,  jünger,  als  die 
Veröffentlichung  derselben  sein  muss.  Die  Zusätze  und  Randnotizen  in  der  Notitia  heben 
das  auch  ausdrücklich  hervor.  Was  heisst  ronog  von  Side?  Auch  das  erklären  die  Notitien 
verschieden;  die  einen  erklären  dies  als  den  13.  Platz,  welchen  Side  thatsächlich  unter 
Andronikos  inne  hatte,  andere  als  den  10.  Platz,  welcher  Side  in  Leons  Diatyposis  zukommt. 
Es  ist  klar,  dass  weder  die  Zahlen  <sio  (1291/2)  noch  ,5x0a  (1292/3)  richtig  sein  können. 
Denn  das  Chrysobull  berichtet  von  einem  Ereignis,  welches  nach  1298/9  fallen  muss. 
Offenbar  ist  zu  ergänzen  ixxatdexdrov,  also  ,gaiig  =  6816  (1307/8),  welches  Jahr  der 
sechsten  Indiktion   entspricht. 

Wenn  dies  richtig  ist,  so  haben  wir  nicht  mehr  den  Text  des  1298/9  konzipierten 
Originals  der  Ekthesis  vor  uns,  sondern  eine  etwas  jüngere  Redaktion.  Die  Sache  ist  sehr 
einfach.  Wenige  Jahre  nach  der  Feststellung  der  neuen  Metropolenliste  wurden  Lithauen 
und  Halicz  unter  die  Kirchenfürsten  eingereiht.     Ganz  natürlich,  dass  an  dem  Authenticum 


0   Ediert   nach    dem   in    der   Athener  Nationalbibliothek  befindlichen   Exemplar   von   Rhallis    und 
Potlis  avvt.  y.av.  V,  S.  331  S. 

2)  Phrantzes  399,  3  liest:  im  hovg  ,?a>,  ivdiy.uwvog  C,  letzteres  sicher  Schreibfehler. 

80* 


604 

des  Klosters  xov  Uavenömov  die  nötigen  Veränderungen  vorgenommen  wurden.    Aus  dieser 
vermehrten  und  verbesserten  Ausgabe  der  Ekthesis  sind  dann  unsere  Kopien  geflossen. 

Doch  diesem  Ansatz  scheint  sich  ein  Aktenstück  entgegenzustellen  vom  November 
6827  =  1318  II.  Ind.1)  Danach  hat  Kaiser  Andronikos  erst  in  diesem  Jahre  Apros  den 
rojtog  von  Euchaita  verliehen.  Allein  die  Ekthesis  kennt  Apros  bereits  als  63.  Metropolis 
zwischen  Neae  Patrae  und  Amastris.  Das  ist  der  alte  Platz  von  Euchaita.  Hier  hat  eine 
junge  und  schlechte  Rezension  ausnahmsweise  etwas  richtiges  bewahrt.    Parthey  N.  XII,  64. 

£y    fj  "Atiqoq  va  y.al  hi/A,rj&r]  elg  £y. 

Alle  Handschriften  haben  für  va  £#,  das  in  Not.  X  und  dem  Genavensis  die  Nummer 
von  Apros  ist.     Aber  ursprünglich  stand  : 

£}'    rd  Evyaixa  va  aal  hijuijdr]  eig  £y. 

Zwar  haben  fast  sämtliche  Handschriften  als  76.  Metropole  Euchaita;  alleiu,  wie  der 
Paris.  1356  (und  die  alten  Notitien)  erweisen,  ist  dies  nur  ein  Schreibfehler  für  Evyavia. 
1318  wurde  Euchaita  als  ngosoßso^ievi]  ixxh^oia  durch  Apros  ersetzt;  unsere  Handschriften 
berücksichtigen  sämtlich  diese  nachträgliche  Berichtigung,  was  zu  dem  über  Halicz  und 
Lithauen  bemerkten  stimmt. 

d)    Zusammensetzung   der   Liste. 

Wenn  wir  nun  ohne  Berücksichtigung  dieses  nachträglichen  Zusatzes  die  echte  Liste 
v.  1 — 113  betrachten,  so  zeigt  sich  ganz  deutlich,  wie  dieselbe  zu  Stande  gekommen  ist. 
Die  vom  Kaiser  eingesetzte  Synodalkommission,  bezw.  deren  Redaktor  Menas  nahm  ein 
Exemplar  der  damals  giltigen  Metropolenordnung  vor,  d.  h.  einen  Katalog  in  der  Art  des 
Genavensis,  und  nun  wurden  die  einzelnen  Sitze  bestimmt. 

Die  neun  ersten  Metropolen  wurden  intakt  gelassen ;  daraufhin  wurden  den  Ver- 
hältnissen des  Reiches  entsprechend:  10.  Philadelpheia,  11.  Thessalonike  und  12.  Adrianupolis 
eingeschoben.  Demgemäs  erhielten  Side  bis  Gangra  statt  der  Plätze  10 — 15  die  von  13 — 18. 
Die  19.  Metropolis  war  Klaudiupolis.  Allein  längst  durch  die  Türken  vernichtet,  war  die- 
selbe durch  ihren  Protothronos  Herakleia  ersetzt  worden.  Andronikos  hat  lediglich  die 
bisherigen  Verhältnisse  bestätigt;  nur  rückte  sie,  weil  zwei  tiefer  stehende  Metropolen 
(Philadelpheia  und  Adrianupolis)  einen  höhern  Rang,  als  Pontoherakleia  einnahmen,  nun 
vom  17.  auf  den  19.  rönog.  Nach  Pontoherakleia  werden  20.  Prusa,  21.  Pegai  und 
22.  Pergamon  eingeschoben,  entsprechend  der  Bedeutung,  welche  diese  bithynisch-mysischen 
Städte  im  damaligen  Reiche  besassen.  Dadurch  rückten  die  alten  Metropolen  Neokaisareia 
bis  Ikonion  von  der  18.  bis  24.  in  die  23.  bis  29.  Stelle.  Daran  reiht  sich  Berröa,  das  bereits 
von  Michael  Paläologus  zur  Metropolis  scheint  erhoben  worden  zu  sein,  vgl.  Le  Quien 
0.  C.  II,  72,  jetzt  aber  einen  der  Bedeutung  der  Stadt  entsprechenden  hohen  Rang  bekam. 
Es  folgen  nach  der  alten  Ordnung,  aber  entsprechend  heruntergesetzt,  Pisidien,  Syläon  und 
Korinth.  Hinter  diesem  wurde  als  34.  Metropolis  Monembasia  eingeordnet,  das  bald  noch 
ganz    anderer    Ehren    teilhaftig    ward.     Nun    wurden    wiederum    die    alten   Metropolen    von 


J)  Acta.  S.  80. 


605 

Athen  (28)  bis  Rhodos  (38)  auf  die  Plätze  35  bis  45  gewiesen.  Darauf  wird  4G.  Serrae 
(ehemals  58)  eingeschoben.  Es  folgt  47.  Philippi  (ehemals  39)  und  auf  den  folgenden  Platz, 
der  durch  die  Promotion  von  Adrianupolis  frei  ist,  befördert  der  Kaiser  Christupolis.  Ferner 
werden  nach  der  alten  Ordnung  aufgezählt  49.  Hierapolis  (ehemals  4L),  50.  Dyrracbion 
(ehemals  42.),  51.  Smyrna  (ehemals  43.) ;  dann  wird  52.  Mitylene  (ehemals  49.)  eingerückt. 
Auf  dieses  folgt  53.  Joannina,  welches  Andronikos  selbst  um  das  Jahr  1285  oder  wenig 
später  zur  Metropolis  erhoben  hatte1).  Gleichfalls  Neuerungen  sind  54.  Didymoteichos, 
55.  Lakedaimonia  (früher  78.),  56.  Melenikos.  Nun  erst  kommen  die  alten  Metropolen  von 
57.  Katane  (früher  44.)  bis  73.  Aenos  (fr.  62.);  die  Zahl  dieser  Gruppe  ist  um  zwei  ge- 
mindert, weil  Mitylene  und  Serrae  bereits  versorgt  sind. 

Als  74.  wird  das  zur  Metropolis  erhobene  Erzbistum  Pharsala  eingeschoben.  Es  folgen 
75.  Tiberiupolis  bis  80.  Madyta,  die  alten  Metropolen  63. — 68.  Apros  (früher  69.)  hat  den 
Platz  von  Euchaita  erhalten.  Dafür  sind  hier  Galitza,  Apameia,  Litbada,  Kaukasion,  Bydine 
und  Gotthia  eingerückt,  sodass  Basilaion  (früher  70)  den  87.  Platz  erhält.  Sehr  auffällig 
ist,  dass  eine  so  angesehene  und  bedeutende  Metropolis,  wie  Dristra,  an  dieser  Stelle  voll- 
ständig gestrichen  ist  und  sich  erst  tief  unten  mit  dem  106.  Platze  begnügen  niuss.  Viel- 
leicht ist  die  Ursache,  weil  es  damals  in  der  Gewalt  der  Bulgaren  war.  Es  folgen  88 — 93 
nach  der  alten  Ordnung  Nazianz  bis  Rhosion  (früher  72 — 77).  Lakedaemon  (früher  78) 
hat  bereits  den  55.  Platz  erhalten.  Wiederum  nach  der  alten  Liste  erscheinen  nun  Paronaxia 
und  Attaleia,  darauf  werden  Zikchia,  Bosporos,  Bitzine  und  Sugdaia  eingeschoben.  Der  Rest 
ist  mit  den  übrigen  Nummern  der  alten  Liste  identisch,  nur  dass,  wie  eben  bemerkt,  Dristra 
in  die  Reihe  dieser  letzten  Metropolen  eingeschoben  ist. 

Die  Ekthesis  des  Kaisers  Andronikos  ist  die  letzte  ernsthafte  Reform  der  orthodoxen 
Kirchenordnung.     Sie  zeichnet  sich  durch  übertriebenen  Konservatismus  aus. 

Allerdings  hat  sie  in  Asien  eine  Reihe  bedeutender  Städte  unter  die  vornehmsten 
Metropolen  aufgenommen,  so  Philadelphia,  Prusa,  Pegae,  Pergamos;  ungleich  stärker  wurde 
aber  Europa  bedacht,  wohin  sich  das  Schwergewicht  des  Reiches  immer  mehr  konzentrierte; 
dies  zeigen  Thessalonike,  Adrianopel,  Monembasia,  Berröa,  Serrae,  Melenikos  u.  s.  f.  Der 
Ausdehnung  des  Christentums  im  slawischen  Norden  wird  die  Kirche  durch  Errichtung  der 
Metropolen  Halicz  und  Lithauen  gerecht.  Vor  allem  aber  zeugen  für  eine  relative  Blüte 
des  orthodoxen  Glaubens  in  den  Kaukasuslandschaften  und  der  Krim  die  zahlreichen  Metro- 
polen, welche  zu  dem  bereits  bestehenden  Alania  hinzukommen,  nämlich  :  Kaukasia,  Gotthia, 
Zekchia2),  Bosporos,  Bitzine  und  Sugdaia.  Wenn  der  Kaiser  in  dieser  Weise  den  that- 
sächlichen  Verhältnissen  Rechnung  trug,  so  hat  er  andererseits  durch  Konservierung  einer 
Reihe  ganz  verödeter  oder  dem  Ruin  naher  Metropolen,  wie  Ankyra,  Sardes,  Side,  Sebasteia, 
Melitene,  Tyana,  Gangra,  Pessinus,  Myra,  Stauropolis  und  die  Metropolen  Phrygiens  seiner 
Liste  den  Charakter  einer  Sammlung  von  Antiquitäten  verliehen.  Man  muss  die  Akten  des 
Patriarchats  nachlesen,  um  die  jammervolle  Stellung  dieser  ehemals  so  glänzenden  Metro- 
polen zu  erfahren.  Ein  Kloster  oder  ein  paar  Dörfer  sind  oft  der  einzige  Ueberrest  einer 
Eparchie,  deren  Metropolis  einst  über  zahlreiche  wohlbevölkerte  Bischofstädte  geboten  hatte. 


')   Acta  I,  470.    Act  212  vom  J.   1365   seit  der   Erhebung   von  Joannina   y.oövcov  6'  i$  exstvov  iiry/ji 
vrr  7t(ioco/r)x6za>v  iyyvg  nov  zü>v  dydeqxovxa. 
2)  Mit  dem  Matracha  liniert   ward. 


606 

Hier  hätte  die  kaiserliche  Revision  eine  viel  radikaler  einschneidende  Thätigkeit  entfalten 
müssen.  Im  Gebiet  der  Mentesche,  Tekke  und  Karaman,  wo  die  Christen  und  namentlich 
der  Klerus  den  unglaublichsten  Bedrückungen  „der  ungläubigen  Perser"  unterlagen,  hätten 
ein  paar  bescheidene  Missionsbischöfe  genügt.  Allein  diese  asiatischen  Metropolen  wurden 
nicht  etwa,  wie  die  italienischen  (Hydrus — S.  Severina)  nur  des  Staates  wegen  mitgeführt, 
sondern  thatsächlich  besetzt.  Natürlich  reist  dieses  Metropolitenproletariat  unaufhörlich 
bettelnd  nach  der  gottbehüteten  Hauptstadt,  wo  man  selbst  sich  bereits  ziemlich  ärmlich 
durchschlagen  musste. 


VIII.    Die  Veränderungen  des  XIV.  Jahrhunderts. 

a)    Die   sog.   Ekthesis   Andronikos'  III. 

Die  Folgezeit  war  verständiger,  und  die  schreiendsten  Dissonanzen  zwischen  geistlicher 
Prätension  und  Wirklichkeit  wurden  beseitigt.  Durch  Synodalbeschluss1)  wurde  die  Metro- 
polis Sardes  1369  als  aufgehoben  angesehen,  diese  glänzende  Stadt,  welche  durch  Gottes 
Zulassung  so  zugerichtet  wurde,  wg  [xrjdk  o%fjfj.a  yovv  noXecog  änoaoj^iv  xal  /uixqov  xiva 
^agaxxfJQa,  ävxl  jiagaöeloov  xgvcpfjg  ä<paviojuov  xal  änwXelag  jiediov  yeyevi]juevrjv.  Darum 
erheben  sie  zur  Metropolis  der  lydischen  Bistümer  xt]v  ayioixaxr\v  ^iXaöeXcpEiag  ju}]xqÖ7xoXuv, 
noXXä  cpiXov  fievrjv  $£<[>  xal  dia  xovxo  xal  jue^gi  xeXovg  ävdXooxov  xrjQovfievrjv  xal  jU7]dert 
tiox"1  av  xä)v  i&vcöv  av%eva  xXlvai  jiQOoxexay juevijv.  Ihrem  Hirten  wird  die  gesamte  Diöcese 
(ivogia)  von  Sardes  überantwortet,  er  erhält  xönog  und  -dgovog  von  Sardes  auf  immerdar  (eig 
xöv  ig~rjg  anavxa  %q6vov).  Somit  erlangte  Philadelphia  den  VI.  Platz;  ganz  ähnlich  wurde 
Thessalonike  mit  dem  vierten  an  Stelle  des  verödeten  Ankyra  ausgestattet.  Den  hohen  Rang 
von  Thessalonike  erweisen  schon  die  Patriarchalakten  des  XIV.  Jahrhunderts.  In  den 
Protokollen  werden  die  Sitze  der  anwesenden  Kirchenfürsten  nicht  immer  ganz  genau,  aber 
in  der  Regel  doch  nach  der  Rangordnung  der  Ekthesis  aufgezählt,  und  da  erscheint  Thessa- 
lonike nach  Ephesos  und  Herakleia  vor  Kyzikos  und  den  bithynischen  Metropolen,  ja  häufig 
geradezu  an  erster  Stelle,  wie  eine  Notitia  besagt,  xov  xönov  etie^cov  xov  Katoagelag.  Eine 
ähnliche  hervorragende  Stellung  nimmt  gemäs  seinem  durch  Andronikos  verliehenen  hohen 
Rang  in  den  Sitzungsprotokollen  auch  Monembasia  ein. 

Von  grosser  Wichtigkeit  für  die  Kenntnisse  der  Zustände  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XIV.  Jahrhunderts  ist  nun  eine  Metropolenliste,  welche  dem  Exemplar  entnommen  ist,  in 
welches  Kaiser  Andronikos  oder  sein  Redaktor  die  vorgenommenen  Veränderungen  eintrug. 
Sie  enthält  nämlich  die  Nummern  und  Namen  der  Zeit  vor  Andronikos,  und  dabei  wird 
notiert,  bei  welchem  Sitze  neue  Metropolen  eingeschoben  oder  wo  „verlöschte"  Sitze  durch 
andere  ersetzt  worden  sind.  Die  Liste  ist  aber  nicht  etwa  das  echte  Exemplar  des  Andronikos, 
sondern  es  finden  sich  Zusätze  aus  späterer  Zeit,  so  Brysis,  welches  1323  zur  Metropolis 
erhoben  wurde.  Indessen  muss  die  Liste  älter  als  1359  sein,  da  der  damals  errichtete  Thron 
von  Ungrovlachia  noch  fehlt.  Dem  widerstreitet  nichf,  dass  Philadelpheia  bereits  an  Stelle 
von  Sardes  getreten  ist.     1369  wurde  diese  Aenderung  für  ewige  Zeiten  festgelegt,  während 


')  Acta  I,  S.  509. 


607 

Philadelpheia  schon  früher  den  Sardesrang  genossen  hatte1).  Sonst  wird  der  höhere  Sitz 
nur  auf  Zeit,  wahrscheinlich  für  die  Lebenszeit  des  geehrten  Prälaten  verliehen.  So  erhält 
z.  B.  Monembasia  den  xonog  von  Side;  aber  später  erscheint  wieder  ein  Metropolit  von  Side. 
Auch  Kaisareia,  Ankyra  und  Amasia  sind  nicht  untergegangen,  obschon  man  ihre  Sitze  an 
Trapezunt,  Thessalonike  und  den  zweiten  Metropoliten  von  Ungrovlachia  verlieh.  Diese 
Verleihungen  sind  zeitweise  zu  denken,  und  wenn  die  Zustände  nur  einigermassen  sich 
besserten,  stellte  man  die  alte  Metropolis  wieder  her.  Bei  Sardes  war  man  aber  1369  zur 
Einsicht  gekommen,  dass  dies  für  alle  Zeiten  unmöglich  sei. 
Von  dieser  Liste  kenne  ich  zwei  Handschriften : 

1.  Marcianus  Ol.  III,  cod.  V,  fol.  171rff.  =  A. 

2.  Codex  des  Metochion  von  Jerusalem  zu  KP  Nr.  46  (ol.  529)  fol.  195v— 196r  =  B. 


"Exd  eaig    xov    svoeßovg    ßaoiXicog 
xvgov    Avögovixov ,     xgixov    xcov 

IIa  XatoXöycov. 
Tdg~ig  ngoxaftedgiag  [xi]xgon6Xecov 
xeXovvxcov    vtio    xov    dnooxoXixov 
figovov  xfjg  fteocpvXdxxov  xal  ßaoi- 
Xidog  KcovoxavxivovnoXecog. 
a     6  Kaioageiag 
ß     6  'Ecpeoov 
y     6  'HgaxXeiag 
d     6  Ayyvgag' 

iv  avxip  y.ai  6   OeooaXovixrjg 
s      6  Kv^ixov 
g     6  2!dgdecov' 

iv  avxcö  xal  6   (PiXaöeXcpeiag 
C     6  Nixofxi]öeiag 
7]     6  Niy.aiag 
i)     6  XaXy.rjdovog 
i     6  £iöt]g' 

iv  avxcö  xal  6  'A&rjvcöv, 
öjuoiojg  xal  6  Move/ußaoiag 
ta    6  Zeßaoxeiag 
iß    6  A/uaoetag' 

iv  avxcö  xal  6  AdgiavovnoXewg 
ty    6  MeXnrjvfjg 


1 


3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 


ib    6  Tvdvaw 

iv  avxcö  xal  6  Beggoiag 
iE      6  Eayygcov 
ig     6   &£ooaXovixrjg' 

jLieretE'&y  ivdixaxog'  elxa  xal  sig 

XEtagxov  dgovov  juexä  xovAyyvgac, 
i£     6  KXavdiovnöXecog' 

iv  avxcö  6  üovxorjgaxXEiag, 

6  Ilgovotjg 

6  Ili-jycov  xal 

6  ÜEgyd/uov 
ii]     6  Neoxaioageiag 
i&    6  üiooivovg 
x      6  Mvgcov 

6  2xavgov7i6Xea)g  rjxoi  Kagiag 


6  Aaodixeiag 
6  Zvvdöcov 


xa 

xß 

xy  6 

xd  6  'Ixoviov 

xe  6  Avxioyslag  jjxoi  IJioiölag 

xg  6  HvXaiov 

xt,  6  Kogiv&ov 

xi]  6  A&i]vmv 

xO  6  Mcoxrjoov 

X  6  ZeXevxEiag' 

iv  avxcö  xal  6  xfjg  Kgr]xi]g 


21 

22 
23 
24 
25 

26 
27 
28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 
43 
44 


l)  z.  B.  Acta  I,  S.  270  aus  dem  Jahre  1347.  Sardes  wird  zum  letzten  Male  1343  erwähnt. 
Acta  I,  S.  237. 

1   -<;  B  2  ravxrjc  tijc  B  6  äyxvgac  A  18  u/iaoi'aC  B  19  hat  B  am  Rande  dvögtavov- 

jiölecoc  B         20  fteXiuvijC  AB  21  xiävcav  A   (rva)vo>v  B  (fast  verlöscht)  25  fterezißt)  eis  ä  öqövov  B 

28  irj  6  .igovatjC  A  29  30  (i?  o  7ir\yG>v  xal  6  ntgyäfxov  A  32  mooivovc  B  41  o  zgcoädcov  B  43  44  6 
asXevxsiaC  iJtoi  xQ>)xrjC  B 


608 


Xa 

6   KaXaßglag 

45 

£a     6   <PagodXcov 

84 

Xß 

6  IlaXaicöv  Jlazgcöv 

46 

iß     6   TißegiovjioXECog 

85 

Xy 

6   TgajisCovvzog 

47 

g~y      6  Evycuvcov 

86 

X6 

6  Aagiooijg 

48 

g~d     6  Ksgaoovvzog 

87 

Xe 

6  Navjidxzov 

49 

!-e     6  NaxcoXslag 

88 

Xg 

6     0l?UJlJlOV7z6X£COg 

50 

ig     6  rsg/uiov 

89 

X 

6   Tgai'avoimoXscog 

51 

££     6  Mabvzcov 

90 

Xr\ 

6  rP6öov 

52 

£i]     6  Ajia[iEiag' 

91 

iv  avzcp  xal  6  ^sggcov 

53 

iv  avzcp  xal  6  Aizßcov 

92 

X§ 

6  0iXiJiJicüv " 

54 

xal  6  Kavxaoiov 

93 

iv  avzcp  xal  6  XgiozovjioXscog 

55 

£#    6  Bvdlvijg 

94 

}X 

ZEooagaxoozög    ovx    kort,      öiozi 

56 

o      6  JToT&iag 

95 

f\V  JZQOTEQOV  6  AdgiavovjioXscog 

oa     6  BarnXaiov 

96 

jua 

6  'IeganöXECog 

57 

oß    6  Na'Qiav£,ov 

97 

ßß 

6  Avggayiov 

58 

oy     6  Keqxvqcov 

98 

m 

6  JEfivQvrjg' 

59 

od    6  Aßvdcov 

99 

iv  avzcp  xal  6  MiTvX^vrjg 

00 

oe     6  Mrj&v[Avi]g 

100 

xal  6  'Icoavrivcov 

61 

og    6  XgioziavovjiöXECog 

101 

jud 

6  Kazdvijg' 

62 

ot    6  'Pcooiov 

102 

iv  avzcp  xal  6  Aiöv /uoroi%ov 

63 

oi]    6  llagovatjiag 

103 

xal  6  AaxEdaijLioviag 

04 

oft    6  'AzzaXsiag 

104 

jue 

6  Ajucogiov 

65 

n      6  2?]Xvßg(ag'  /nererif&tj 

105 

MG 

6  Kajiid/ov 

66 

na   6  Zrjxyiag 

100 

JLlC 

6  Kozvasiov 

67 

Ttß    6  Biz'Qivrjg' 

107 

iv  avzcp  xal  6  MeXev'ixov 

68 

iv  avzcp  xal  6  Xiov 

108 

xal  6  SrjXvßgiag 

69 

Jiy    6  XEgocovog 

109 

firj 

6  rfjg  Aytag  HsßiqQiwjg 

70 

nd   6  Boojiögov 

110 

[*& 

6  Necov  Ilazgcov 

71 

jte    6  Mso)]jußgiag 

111 

V 

6  Evyai'zcov 

72 

mg    6  AgxaöiovjioXEcog 

112 

iv  avzcp  xal  6  "Ajiqo) 

73 

nt,    6  Zovyöaiag 

113 

va 

6  AjLidoTQtdog 

74 

jirj  6  MiXtjTov 

114 

Vß 

6  Xcovcov 

75 

7T&  6  ragdixiov 

115 

vy 

6  'Iögovg 

76 

q     6  Agyovg 

116 

vd 

6  KeXx£rjvrjg 

77 

qa  6  Agiozgag 

117 

VE 

6  KoXcoveiag 

78 

qß  6  üvgyiov 

118 

vg 

6  Qi]ßö)r 

79 

qy   6  ZEßaazoirnoX^ECog 

119 

VJL 

6  IJouTiifiovTtoXECog 

80 

qö  6  Teveöov 

120 

v& 

6  AXaviag 

81 

qs   6  Kvßiarov 

121 

g 

6  At'vcov 

82 

qg  6  AvxioyEiag 

122 

iv  avzcp  xal  6  BgvoECog 

83 

qt,   6  Bt'Qvi]g 

123 

45  xalavQi'ac  A        71  aevt]gcv?]C  B        86  evxaucov  A        91  äjiauiac  AB        94  ßvötfvqC  B        104  Ata- 
Ulac    AB  10G     'Qvy.yJaC    AB  107    ßa'Qi)y))C    A  114    fitjUrov    A  117    SiargaC   A    ögtorgov    B 

123   ßvCwjC  A 


609 

W.  °  MaQmveiag  124  o7  6  ÜEgidecoglov  131 

q&  6  -avMag  125         •       og  6  KaUtovnöXecos  132 

°__  o  Mrjdeing  126  pt  d  Tmdfioroü  133 

ga  6  ragsUt]?  127  gq  6  cE^a,udiov  134 

o/?  d  Aruivov  128  £#  o  ZcüCotto^cü?  135 

gy^  6  ^corrjgovnöXecog  129  o«    6  Auljfyg  136 

od  d  Mdxgtjg  130 

Die  Taxis  zerfällt  in  zwei  scharf  geschiedene  Hälften,  v.  1—91  haben  wir  die  alte 
Ordnung  aus  der  Zeit  vor  Andronikos,  wo  jedesmal  den  einzelnen  alten  Sitzen  die  Namen 
der  neuen,  an  ihre  Stelle  erhobenen  hinzugefügt  sind.  Von  94  an  ist  es  die  Liste  des 
Andronikos  mit  Zusätzen  im  Text  und  am  Schluss.  Ausdrücklich  schreibt  der  Marcianus 
die  Fassung  dem  Jüngern  Andronikos  (1328-1341)  zu,  was  jedenfalls  von  der  jetzigen 
Fassung  nicht  gelten  kann,  da  sie  eine  Reihe  Promotionen  als  geschehen  voraussetzt,  die 
erst  in  der  Zeit  der  ovyXvoig  eingetreten  sind1).  Es  verlohnt  sich  deshalb  den  spätem  An- 
hang zur  Ekthesis  des  Andronikos  II.  mit  dieser  angeblichen  Ekthesis  des  dritten  Andronikos 
zu  vergleichen.  Bereits  Andronikos  der  ältere  hat  nach  der  ersten  Quelle  Brysis,  Ganos 
und  Cherson  zu  Metropolen  erhoben.  Brysis  ist  nach  den  Akten  1323 a)  Metropolis  ge- 
worden; nach  der  Liste  des  Andronikos  III.  ist  es  hinter  Aenos  eingereiht,  das  in  der 
Ekthesis  den  73.  Platz  behauptet,  üeber  Ganos  sind  wir  schlecht  unterrichtet,  da  in  den 
letzten  Jahren  des  altern  Andronikos  dieses  Bistum  nach  dem  damals  herrschenden  Pluralis- 
mussystem dem  Metropoliten  von  Pegä  in  Commende  gegeben  war.  Als  Metropolis  erscheint 
Ganos  erst  1342  in  den  Akten3).  Auch  bei  Andronikos  III.  fehlt  diese  Stadt.  Cherson 
erscheint  in  den  Akten  (I  184)  zum  ersten  Male  1338  als  Metropolis4).  Bei  Andronikos  III. 
hat  Cherson  den  Platz  nach  Bitzine  und  Chios,  was  nach  der  Ekthesis  den  100.  Sitz  ergäbe. 

Unter  Andronikos  III.  werden  Zichnä  und  Chios  zu  Metropolen  erhoben.  Zichnä  fehlt 
in  dessen  Liste;  in  den  Akten  erscheint  es  1343  5)  als  Metropolis;  Chios  erhält  in  der  Liste 
den  Platz  nach  Bitzine,  also  den  99.  nach  der  Ekthesis  Andronikos'  II. 

In  der  Zeit  der  ovy%voig  (1341  —  1355)  sollen  nun  nicht  weniger  als  14  Erzbistümer 
und  Bistümer  zu  Metropolen  erhoben  worden  sein. 

Folgende  Aktenprotokolle  kommen  hiefür  in  Betracht: 

1.  Act.  I  227.  1342.  ro3  Mr]dvjuvi]g,  reo  Xiov,  töj  rdvov,  xy  ....,  reo  'E^a/xdiov,  %Q 
AiTa£rjg.  Hexamilion  erscheiut  1338  (Acta  I  178)  noch  als  Bistum  und  kann  1342  höchstens 
Erzbistum  sein;  daraus  folgt,  dass  Lititza  damals  noch  nicht  Metropolis  war. 

128  ktfivov  AB  134  i^afit]h'ov_  A  Nach  136  hängt  B  noch  an:  slai_de  xal  agziemaxonai,  al'  zivec 
hiinjürjoav  xal  neosßißda§t]aav  eic  hqojiÖXeiC:  (baavzmc  xal  emaxonal  sie  jiqojiöXeiC  xal  elc  agiienicxonäc . 
Darauf  folgt  unter  dem  Titel  al  aoxismoxosiai:  die  Liste  des  Kaisers  Alexios  a  rj  ßi^vr)—X§  za  ixixgaia  = 
Not.  II,  83—122. 

1)  Wahrscheinlich  ist  aber  zgimv  nur  ein  Versehen  für  öevzsgov.  Es  handelt  sich  um  eine  Revision 
von  Andronikos'  Ekthesis,  die  so  gut  nach  ihm  benannt  werden  konnte,  wie  die  Revisionen  des  Alexios 
Komnenos  und  des  Isaak  Angelos  immer  noch  Leons  Diatyposis  hiessen. 

2)  Acta  I,  S.  96. 

3)  Acta  I,   S.  230  und  1343   S.  237. 

*)  6  rajceivös  fitjZQOxoh'rtjg  Xegoüvo?  xal  imigzifioq  'Iegs/Jtag. 
5)  Acta  I,  S.  237. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd:  III.  Abth.  81 


610 

2.  Act.  I  230.  1342.  xov  Mrj&vjuvtjg,  xov  Xiov,  xov  Bdgvr/g,  xov  rdvov,  xov  Agdjuag, 
xov   Teveöov,  xov  Kcö ;  hier  sind  höchst  wahrscheinlich  alle  ausser  Kos  Metropoliten. 

3.  Act.  I  237.  1343.  xov  "Ajiqco,  xov  Bdgvi]g,  xov  rdvov,  xov  BixCtvrjg,  xov  Ziyj'wv, 
xov  Xiov,  xov   Teveöov,  xov  KaXXtovnoXeatg  wahrscheinlich  alle  Metropoliten. 

4.  Act.  I  242.   1345.  xov  'Poooiov,  xov  Mrjöetag,  xov   Teveöov. 

5.  Act.  I  260.   1347.  xov  Ai'vov  xal  xov  rageXXtjg. 

6.  Act.  I  261.   1347.  xov  Ai'vov,  xov  TageXXrjg  xal  xov  KaXXiovjioXeojg. 

7.  Act.  I  270.    1347.  xov  Tox&iag,  xov  Bi£vrjg,  xov  KaXXiovnoXeoig  xal  xov  FageXXtjg. 

8.  Act.  I  284.   1348  erscheint   Bizye  als  Metropole  (legd)xaxe  juyxgojzoXixa  Bt£vrjg). 

9.  Act.  I  335.   1354  wird  erwähnt  6  legojxaxog  jui]xgojtoXixi]g  Mdxgi]g,  vjiegxi/uog. 

10.  Act.  I  338.  1354.  xov  Maövxoiv,  xov  KaXXtovjxoXeojg,  xov  Teveöov,  xov  rageXXyg 
xal  xov  cEga/uiXiov.     Alle  ausser  dem   letzten  sind  Metropoliten. 

11.  Act.  I  362.  1356.  xov  Bi£vi]g,  xov  Ke)a'Qi]vi]g ,  xov  Myöelag,  xov  'Pojoiov ,  xov 
Zovyöaiag ,  xov  TageXXrjg  xal  xov  Atxßcöv  die  anwesenden  Synodalen  sind  sämtlich 
Metropoliten. 

Wahrscheinlich  fand  dieser  grosse  geistliche  Pairsschub  gleich  in  den  ersten  Jahren 
nach  Andronikos'  III.  Tod  statt.  Der  intellektuelle  Urheber  der  ovy%voig,  Johannes  Kanta- 
kuzenos,  belohnte  durch  Metropolitenkronen  gesinuungstüchtige  Anhänger  unter  den  Metro- 
politen oder  überzeugte  Omphalopsychiten. 

Die  Metropolen  Rhädestos1),  Skopelos  und  Probatos  kommen  übrigens  in  den  Akten 
nicht  vor.  Peritheorion  erscheint  erst  1368  (Acta  I  501)  als  Metropolis.  Dagegen  wird 
in  einem  Actum  des  Jahres  1365  (Acta  I  471)  Maroneia  wieder  als  Erzbistum  erwähnt: 
xolg  aQXtemoxonoig  reo  Magooveiag,  xq)  Aij/uvov  xal  tw  Aegxov.  Ebenso  ist  Tzuruloe  1364/5 
(I,  S.  454)  wieder  Bistum;  auch  Domenikos  wird  1371  (I,  588)  unter  den  Suffraganen  von 
Larissa  aufgezählt. 

Ich  glaube,  dass  solche  Widersprüche  einen  thatsächlichen  Hintergrund  haben.  Wie 
die  Metropolis  Pyrgion  abwechselnd  in  ihren  Privilegien  bestätigt  und  dann  wieder  zum 
Suffraganbistum  von  Ephesos  degradiert  ward,  so  hat  auch  offenbar  die  spätere  Zeit  eine 
Reihe  Massregeln  der  „Verwirrungszeit"  wieder  rückgängig  gemacht  und  eine  Anzahl 
Metropoliten  und  Erzbischöfe  wieder  in  ihre  ehemalige  bescheidenere  Stellung  zurückversetzt. 

b)    Die   Gründung   der   rumänischen   Metropolen. 

Einen  hochwichtigen  Gewinn  hat  die  alternde  Kirche  von  Konstantinopel  noch  in  der 
zweiten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  gemacht,  indem  es  ihr  gelang,  eine  hierarchische 
Ordnung  nördlich  von  der  Donau  beim  Volke  der  Rumänen  einzurichten.  Es  geschah  dies 
auf  Antrag  des  „durchlauchtigsten  Woi'ewoden  und  Herrn  von  ganz  Ungrovlachia,  des  im 
hl.  Geiste  aufrichtigsten  Sohnes  unserer  Mittelmässigkeit,  Kyr  Alexandras* 2).  Der  Metro- 
polit von  Bitzine  war  dadurch,  dass  Patriarch  und  Synode  1347  seine  Metropolis  unter 
ihrem    griechischen  Namen    Soteropolis    mit    Alania    vereinigt    hatten,    existenzlos    geworden 

1)  In  der  Folgezeit  ist  es  wieder  Bistum,  ebenso  Kalliupolis. 

2)  Acta  I,  383.  Es  ist  der  Wo'i'ewode  Alexander  Bassaraba  1342 — 1365.  E.  von  Hurmuzaki,  Frag- 
mente zur  Geschichte  der  Rumänen  I,  S.  192.  lieber  die  kirchlichen  Verhältnisse  spricht  Hurmuzaki 
bisweilen  mit  grotesker  Verständnisslosigkeit,  vgl.  S.  258. 


611 

und  auf  Wanderschaft  gegangen.  Offenbar  als  geistlicher  Almosensammler  hatte  er  sich 
daher  zu  dem  frommen  Woi'ewoden  von  Ungrovlachia  begeben1).  Auf  dessen  Wunsch  ward 
nun  der  bisherige  Metropolit  von  Bitzine,  Kyr  Hyakinthos,  zum  Metropoliten  der  Kirche 
von  ganz  Ungrovlachia  ernannt.  Nach  seinem  Tode  sollte  die  Metropolis  von  der  Patri- 
archatskirche verliehen  werden,  also  ganz  wie  in  Russland.  Indessen  für  das  grosse  und 
stark  bevölkerte  Land  (xov  e'&vovg  exeivov  xov  xönov  noXXov  xvyxdvovxog  xal  äneigov  oxedöv) 
genügte  ein  Oberpriester  nicht,  und  so  wurde  die  Diözese  geteilt  und  in  Kyr  Anthimos  ein 
zweiter  Metropolit  mit  dem  Titel:  fi)]xgojiolixr]g  /uegovg  OvyyQoßla%Lag  bestellt2).  Er  erhält 
den  xönog  des  verödeten  Melitene,  während  Ungrovlachia  den  von  Nikomedeia  erhält3). 
Sie  werden  unterschieden,  indem  der  erste:  kgcoxaxog  juqxgojioMxrjg  OvyygoßXaxiag,  vjieg- 
Tijitog  aal  e^agxog  ndor\g  Ovyygiag  xal  IIXayip'(bvi)  und  der  zweite:  /wi]xgo7ioXixi]g  Ovyygo- 
ßXa%iag  xfjg  xaxä  xov  JZeßegfjvov5)  oder  genauer  xov  juegovg  OvyxgoßXaxiag  xfjg  xaxä  xov 
ZeßegXvov6)  heisst.  Wann  die  Metropolis  Mauroblachia  oder  Rosoblachia  (=  Moldau) 
errichtet  wurde,  ist  in  den  Akten  nicht  erwähnt.  Zuerst  wird  1393  6  xaneivbg  fxrjxgo- 
7io/Jxi]g  Mavgoßlayiag  eIegetuiag  genannt7). 

c)    Die  neue  Ekthesis  aus  der  Kanzlei   des  Patriarchen  Neilos. 

Die  oströmische  Geistlichkeit  wurde  immer  unwissender  und  konfuser.  Beweis  ist  die 
Anweisung  der  ex&eoig  vea,  wie  an  den  Papst,  die  Patriarchen,  den  serbischen  Kral  u.  s.  f. 
zu  schreiben  sei,  welche  die  Patriarchatskanzlei  unter  Neilos  (1380 — 1388)  am  1.  September 
des  Weltjahres  6895  (=  1386/7)  X.  Ind.  erlassen  hat.  In  derselben  wird  auch  bestimmt, 
welche  Prälaten  das  Prädikat  c,dg~agyoi  neu  vTzegxijuoi'  und  welche  nur  die  Ehrung  'vnegx^uoi 
zu  empfangen  haben.  Da  dieses  Schriftstück  relativ  am  besten,  wenn  auch  ganz  ungenügend, 
vom  Rhallis  und  Potlis8)  veröffentlicht  ist,  sehe  ich  hier  davon  ab,  darauf  näher  einzugehen, 
und  bemerke  nur,  dass  auch  hier  der  Verfasser  in  leichtsinniger  griechischer  Weise  nicht 
die  damals  gültige  Metropolitenordnung,  sondern  ein  ganz  altes  Aktenstück  zu  Grunde  legt, 
welches  spätestens  dem  XIII.  Jahrhundert  angehört,  und  welches  das  längst  zu  einer  höhern 
Stelle  vorgerückte  Adrianopel  noch  immer  am  40.  Platz  aufführt. 

Etwas  besser  ist  der  Anhang  über  die  zu  Metropolen  beförderten  Erzbischöfe  und 
Bischöfe9).  Er  gedenkt  freilich  sehr  alter  Metropolen,  so  Keltzene's,  das  schon  im  X.  Jahr- 
hundert Metropolis  geworden  ist.  Der  Redaktor  hat  offenbar  aus  der  Notitia  des  Alexios 
Komnenos  die  damaligen  Erzbistümer  und  Bistümer  ausgezogen ,  welche  zu  seiner  Zeit 
Metropolitanrang  erhalten  hatten.     Natürlich  ist  das  Verzeichnis  unvollständig. 


2)  Acta  1,  S.  383  öio  xal  tiqö  zivog  tjdr/  xaigov  itQOotxalkoaxo  Trl^aiä^ovxa  avtw  xov  ieoodiTaxov  ptjxQO- 
noUxtjv  ßix^t'vTjg,  vninxifiov.  Das  nlrjOiäCovra  hat  wohl  Hurmuzaki  veranlasst,  in  Kyr  Hyakinthos  einen 
Metropoliten  von  Wiilin  (Bdvn.  Bidyne)  zu  erkennen. 

2)  Acta  1,  S.  535. 

3)  Acta  II,  43,   1382. 
*)  Acta  II,  494. 

5)  Acta  II,  311  abgekürzt  heisst  er  gewöhnlich  nur  6  ZeßEgirov. 

6)  Acta  II,  519. 

7)  Acta  II,  170. 

-  8)  avvx.  y.av.  V,  S.  497  ff. 
9)  a.  a.  0.,   S.  501  ff. 

81* 


612 

Zum  Schlüsse  geht  er  auf  die  nordischen  Verhältnisse  ein,  und  erwähnt  auch  die 
beiden  rumänischen  Metropolen;  der  ersten  giebt  er,  wie  die  Akten,  den  tönog  von  Niko- 
medien,  der  zweiten  nicht  den  von  Melitene,  sondern  den  von  Amasia.  Offenbar  hatten 
diese  Einweisungen  meist  nur  für  den  einzelnen,  zur  ovvodog  höijfxovoa  gerade  anwesenden 
Hierarchen  Geltung.  Bei  den  rassischen  Metropolen  übergeht  er  Lithauen  wohl  absichtlich, 
da  zur  Zeit  der  Abfassung  die  dortigen  Verhältnisse  sehr  prekär  waren,  und  man  eben  1380 
den  Kyprianos  zum  Metropoliten  der  vereinigten  Diözesen  Kleinrussland  und  Lithauen 
gemacht  hatte1). 


d)    Die  Erzbistümer  nach   Andronikos'   Liste. 

Die  Erzbistümer  werden,  wie  schon  erwähnt,  in  den  bessern  Handschriften  von 
Andronikos'  Ekthesis  weggelassen ;  das  in  Goars  Handschrift  gegebene  Verzeichnis  (Not.  XI, 
121  — 145)  ist  eine  Kopie  der  Liste  des  XII.  Jahrhunderts  und  hat  mit  Andronikos'  Ordnung 
nichts  zu  thuna).  Dagegen  habe  ich  in  zwei  Athenerhandschriften  Verzeichnisse  von  Erz- 
bistümern gefunden,  welche  thatsächlich  dem  XIV.  Jahrhundert  zu  entstammen  scheinen. 
Fehlerhaft  ist  freilich,  dass  das  1323  zur  Metropolis  erhobene  Brysis  noch  irrtümlich  unter 
die  Erzbistümer  gerechnet  wird. 

Die  Verzeichnisse  finden  sich  in : 

1.  Codex  Athen.   1378  (XVII.  S.)  Nomokanon  =  A    und 

2.  Codex  Athen.   1466  (Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts)  desselben  Inhalts  =  B. 


AI  a.QiiE7iioxoTia.i 

1 

tö 

fj  Kagaßi'Qvrj 

a 

fj  AsovxojioXtg 

2 

l£ 

fj  Aevxdg 

i 

fj  MaQOiveia 

3 

IS 

fj  Mio&da 

7 

xä  regfxia 

4 

i£_ 

ai  Kovdoai 

d 

fj  'AgxadioimoXis 

5 

ITj 

fj  ZxavQovjioXig 

e 

XO    II&QIOV 

6 

1$ 

fj  IIida%f}6ij 

s 

f]  YlQoixövr\oog 

7 

X 

fj  reojuij 

l 

■fj  Kiog 

8 

y.a 

fj   Köxgadig 

n 

xä  KvyxxXXa 

9 

xß 

fj    'EQOi'lVrj 

& 

fj  Nlxrj 

10 

xy 

fj  Kdgjia&og 

i. 

fj  NednoXug 

11 

xb 

fj  Al'yiva 

ia 

fj  ^elyr] 

12 

X£ 

fj  Uoiyoiviavfj 

7ß 

fj  Meofjvrj 

13 

xg 

fj    'E)MOO(I)V 

ty 

fj   Bovotg 

14 

15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 


!)  Acta  II,  S.  17. 

2)  Wertvoll  sind  nur  das  Stück  XI,   111—120  und  der  Schluss  146—149. 

2  XeotÖMolic  B         3  iAa.Q<avt,a  B         7  jiqoixoviooc  B         9  xmpaka  B  12  oegyi]  B        14  ßgiovtjC  B 

15  xagaßv'Qvrj  B  17   [Möwa  B  19  ggojiohc   B  22  xörgadoc  A  23  SQtoivr)  B  25  tyiva  B 

26—27  -<  B 


613 

Beide  kennen  noch  nicht  die  von  Manuel  Paläologos  (1391  — 1425)  zur  Autokephalen- 
würde  beförderten  Erzbistümer  Imbros  und  Thasos. 

Der    von     Goar     benutzte    Codex    von    Andronikos'    Ekthesis    hat    noch     den    Zusatz 
(Not.  XI,   146  squ) 

xe    r]  'AyyiaXog  Exijui]&r]  scg  fnjXQOJioXiV 

'Eujurj&rjoav  Jiagä    xov    ev    ßaaUEvaiv    äoidijuov    xvgov    Mavovi)X  xov  UaXacoXöyov 
eis  ägyiErnoxonäg  xal 

))  "IjLißgog  xal 
rj    ©dooog. 

Das  wird  wohl  die  letzte  konstitutive  Massregel  gewesen  sein,  welche  ein  oströmischer 
Kaiser  in  Kirchensachen  vornahm;  denn  damals  lag  das  Reich  in  den  letzten  Zügen. 


XI.    Eine  Notitia  der  Türkenzeit. 

Den  alten  Grundsatz  der  Nicäner:  'xd  agyala  xoaxEixoj  hat  keine  Kirche  mit  grösserer 
Zähigkeit  festgehalten,  als  die  orthodoxe  anatolische.  Eine  Folge  davon  ist,  dass  die  Ueber- 
sichten  der  Kirchensitze,  die  ursprünglich  zu  praktischen  Zwecken  dienten,  immer  mehr 
historische  Antiquitäten  wurden.  Bereits  Leons  durch  Alexios  Komnenos  revidierte  Kirchen- 
ordnuhg  stellt  wenigstens  bezüglich  der  Bischofsitze  vielfach  den  Zustand  des  X.  oder 
höchstens  der  ersten  Hälfte  des  XI.  Jahrhunderts  dar.  Seit  dem  Seldschukeneinbruch  waren 
zahlreiche  Bischofsitze  verödet  und  die  Metropoliten  lebten  als  Flüchtlinge  in  der  Hauptstadt. 
Andronikos  hat  zwei  Jahrhunderte  später  gar  keine  Bistümerliste  mehr  aufgestellt;  die 
Kirchensitze  waren  meist  durch  die  Türken  zerstört  oder  in  die  Gewalt  der  Lateiner  geraten. 
Aber  auch  die  Liste  der  Metropolen  war  vielfach  eine  Raritätenkammer  geworden  und 
wurde  es  durch  die  traurigen  Ereignisse  des  XIV.  Jahrhunderts  immer  mehr.  Die  erhaltenen 
Patriarchalakten  führen  über  dieses  Elend  eine  nur  zu  beredte  Sprache. 

Anders  wurde  es  mit  der  Türkenherrschaft.  Zwar  das  Griechentum  Kleinasiens,  wenn 
man  von  der  Westküste  und  den  Inseln  absah,  war  und  blieb  Ruine;  dagegen  auf  der 
Balkanhalbinsel  waren  die  verhassten  Lateiner  verjagt  worden;  der  Uebermut  der  mächtig 
vordringenden  Slawen  war  gebrochen;  das  Bulgarenreich  mit  seinem  autonomen  Patriarchat 
Trnovo  war  nach  1393  in  geistlicher  Beziehung  den  Griechen  überantwortet  worden; 
Ochrida  war  längst  in  ihrer  Gewalt,  wenn  auch  kirchlich  autonom,  und  nur  der  Patriarchat 
der  Serben  Pec  behauptete  noch  seine  nationale  Autonomie.  Im  Beginn  gestattete  auch  die 
türkische  Regierung  der  Kirche  eine  gewisse  Selbständigkeit,  sodass  die  durch  die  Unionsversuche 
der  Lateiner  erbitterten  Orthodoxen  die  Türkenherrschaft  als  eine  relative  Verbesserung 
der  bisherigen  unerträglichen  Zustände  betrachteten,  wie  ganz  ähnlich  Syrer  und  Aegypter 
sich  einst  über  die  Herrschaft  der  Chalifen  und  die  Toleranz  der  Muslime  merkwürdigen 
Illusionen  hingegeben  hatten. 

Aus  dieser  Zeit  stammt  nun  eine  bisher  unveröffentlichte  Notitia,  welche  man  als  eine 
den  Zeitverhältnissen  entsprechende  Revision  der  Ordnung  des  Andronikos  bezeichnen  kann. 
Es  war  längst  üblich,  den  Handschriften  des  Nomokanon  Leons  Diatyposis  und  Andronikos' 
Ekthesis  als  Anhang  beizufügen ;  indessen  diese  Schriftstücke  hatten  mehr  historischen  als 
praktischen   Wert.      In  Jüngern  zahlreichen  Handschriften    findet   sich    dafür  unsere  Notitia, 


614 

für  die  charakteristisch  ist,  dass  den  11.  Platz  Trnovo  einnimmt.  Allerdings  hatte  der 
ökumenische  Patriarchat  schon  1393  Trnovo  in  Verwaltung  genommen.  Indessen  unsere 
Notitia  wird  schwerlich  in  der  letzten  Zeit  des  sinkenden  Byzanz  entstanden  sein.  Erst 
Manuel  Paläologos  hatte  das  Bistum  Imbros  zum  Erzbistum  erhoben.  Dass  man  für  weitere 
geistliche  Anordnungen  in  dieser  Epoche  noch  viel  Zeit  und  Müsse  fand,  ist  unwahrscheinlich, 
und  doch  erscheint  Imbros  in  der  Notitia  als  70.  Metropolis.  Diese  repräsentiert  also 
spätere  kirchliche  Zustände,  als  die  unter  Manuel  Paläologos  waren.  Ferner  fehlt  Russland, 
und  in  einem  Anhang  wird  dessen  Autonomie  ausdrücklich  betont.  Diese  trat  aber  erst 
1453  nach  der  Einnahme  von  Konstantinopel  ein.  Den  Schluss  bilden  die  Metropolen  von 
Ungrovlachia  und  Moldovlachia.  Die  dritte  von  Severin  ist  verschwunden  und  doch  existierte 
dieselbe  noch  1401  und  später.  Wann  sie  verschwand,  ist  ungewiss,  wahrscheinlich  in  der 
ersten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts.  Im  Beginn  der  Türkenherrschaft  war  durch  das  feind- 
liche Verhältnis  des  Padischah  zu  den  Donaufürsten  auch  der  geistliche  Zusammenhang 
zwischen  dem  ökumenischen  Patriarchat   und    den  Metropolen   Rumäniens   unterbrochen.     In 

V 

einem,  wie  es  scheint,  echten,  von  Safarik  veröffentlichten  Briefe1)  teilt  Johann  Stephan 
von  Gottes  Gnaden  Fürst  und  Herr  des  Moldovlachischen  Landes  „dem  hochheiligen  Erz- 
bischofe  der  I.  Justiniana,  dem  Herrscher  der  ganzen  serbischen,  bulgarischen  und  moldo- 
vlachischen Lande"  mit,  dass  der  Metropolit  Visarion  gestorben  sei,  und  dass  sie  wegen  der 
Entfernung  und  der  Bedrängung  durch  die  Muselmanen  nicht  einen  anderen  zur  Cheirotonie 
holen  könnten ;  darum  bittet  der  Fürst  den  Erzbischof  ihm  einen  Metropoliten  zu  senden 
April  6964  IV.  Ind.  (=  1457).  Oktober  6965  V.  Ind.  (=  1457)  antwortet  Dorothej  von 
Gottes  Gnaden  Erzbischof  von  Justiniana  I,  der  Bulgaren,  Serben  und  der  nördlichen 
Gaue  u.  s.  f.,  er  sei  selbst  in  Bedrängnis.  Zwischen  Klerus  und  Volk  der  Bulgaren  sei 
Zwiespalt  ausgebrochen.  Als  nämlich  der  Sultan  Mohammed  II.  aus  dem  Arnautenland 
heimgekehrt  sei,  habe  er  den  Metropoliten  gezwungen,  mit  nach  Konstantinopel  zu  kommen. 
Deshalb  überträgt  er  die  Cheirotonie  auf  die  Landesbischöfe  und  „unsern  Bruder  den  Metro- 
politen von  Ugrovlachia,  Kyr  Makarios,  weil  er  auch  zu  unserer  Eparchie  gehört".  Dass 
Fürst  Johann  Stephan  sich  seinen  Metropoliten  in  Ochrida  holen  wollte,  erklärt  sich  aus 
den  Umständen.  Wie  kommt  aber  Dorothej  dazu,  zu  behaupten,  Ungrovlachia  und  Moldo- 
vlachia gehörten  zu  seiner  Eparchie ,  Metropolen,  welche  Konstantinopel  gegründet  und 
welche  urkundlich  Mitglieder  der  ivdyfiovoa  ovvoöog  waren !  Die  Erzbischöfe  von  Ochrida 
waren  stets  antiquarische  Forscher.  Noch  unter  Jeremias  I.  (1523 — 1537)  machte  Erz- 
bischof Prochoros  gemäs  dem  Chrysobull  des  Basileios  IL  Bulgaroktonos  Anspruch  auf  das 
längst  zu  Thessalonike  gehörige  Bistum  Servia.  Wenn  Dorothej  in  ähnlicher  Weise  be- 
hauptet, die  Donaufürstentümer  gehörten  zu  seinem  Sprengel,  so  wird  er  zweifellos  irre- 
geleitet durch  die  alten  Kataloge,  welche  als  letztes  Bistum  seines  Sprengeis  xy  r;  Bläyoiv*) 
aufzählen.  Er  hat  die  Pinduswalachen  mit  denen  der  Donauniederung  verwechselt.  Diese 
Prätension  kann  nun  nicht,  wie  Golubinskij3)  meint,  bis  ins  XVII.  Jahrhundert  gedauert 
haben.  Das  Gegenteil  beweist  unsere  Notitia,  deren  älteste  Handschrift  bereits  dem  XV.  Jahr- 
hundert angehört.  Aus  alle  dem  lässt  sich  mit  ziemlicher  Sicherheit  annehmen,  dass  unsere 
Notitia  in  der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  abgefasst  wurde. 


*)  Glasnik  VII,  S.  177. 

2)  Byz.  Z.  I.  S.  257. 

3)  Geschichte  der  bulgarischen,  serbischen  und  rumänischen  Kirche,  S.  383  ff.  (russ.) 


615 

Ihr  Titel  ist :  rä£ig  ngoxadedgiag  tö>v  öokotoltcov  nazQiaQXüJv  xal  ai  fxrjTQOJiöXeig  xal 
ai  aQ%iemoy.07T.ai,  ai  onoTai  Evgloxovzat  xrjv  orj/uegov  xal  eTvat  vnoxeijuevai  xfj  ßaodiöi  KU. 
Der  Hauptnachdruck  liegt  auf  rrjv  otj/usgov.  Es  ist  ein  Verzeichnis  der  jetzt  noch  vor- 
handenen Metropolen  und  Erzbistümer.  Unter  Zugrundelegung  von  Andronikos'  Liste  werden 
ohne  Umstände  alle  eingegangenen  Metropolen  gestrichen  und  nur  die  wirklich  bestehenden 
anerkannt.  Neben  den  griechischen  Metropolen  erscheinen  auch  die  bulgarischen  Trnovo 
mit  3  Suffraganen,  Sofia1),  Drster  und  Prilep,  ferner  der  Metropolit  von  Ungrovlachia  mit  2 
und  der  von  Moldovlachia  mit  2  Suffraganen. 

Die  Liste  zeigt  an  erster  Stelle  die  Namen  der  5  Patriarchen ;  charakteristisch  für 
diese  Spätgriechen  ist,  dass  sie  auch  jetzt  nicht  den  Namen  des  römischen  Papstes  aus  ihren 
offiziellen  Listen  entfernten. 

Die  neun  ersten  Metropolen  hatten  ihren  festen  Sitz,  nur  dass  gemäs  dem  Synodal- 
beschluss  von  1369  Sardes  durch  Philadelphia  ersetzt  war.  Demgemäs  nahm  Thessalonike 
den  10.  Platz  ein  und  darauf  folgte  als  11.  der  alte  bulgarische  Patriarchalsitz  Trnovo  und 
auf  diesen  Adrianopel.  Side  und  Sebasteia  sind  gestrichen;  es  folgt  (das  bis  heute  bestehende) 
Amasia.  Wiederum  werden  vier  verödete  Metropolen  des  Andronikos  getilgt  (Melitene  — 
Tyana  —  Gangra  —  Pontoherakleia).  Von  den  neu  erhobenen  behauptet  nur  Prusa  seinen 
Rang.  Zwischen  ihm  und  Neokaisareia  sind  Pegae  und  Pergamon  getilgt.  Gleichfalls 
fehlen  Pessinus,  Myra,  Stauropolis,  Laodikeia,  Synnada ;  nur  Ikonion,  Beröa,  Pisidien  bleiben. 
Auch  Sylaion  ist  gestrichen.  Dann  kommen  Korinthos,  Monembasia  und  Athen,  Mokisos, 
Kalabria  und  ebenso  Kreta,  dieses  als  venetianisch,  sind  getilgt.  Von  22. — -34.  ist  An- 
dronikos' Liste  beibehalten,  nur  ist  Hierapolis  entfernt  und  merkwürdigerweise  Dyrrachion. 
Dieses  gehörte  im  XVII.  Jahrhundert  nachweislich  zu  Ochrida.  Auch  Traianopolis  fehlt, 
dessen  Metropolitanrechte  auf  Maroneia  übertragen  waren.  Letzteres  aber  nahm  in  der 
Reihenfolge  der  Metropolen  erst  den  57.  Platz  ein.  Noch  radikaler  verfährt  die  Liste  im 
nachfolgenden  Stücke.  Zwischen  Meleuikos  bis  Methymna  zählt  dieselbe,  diese  Throne  ein- 
gerechnet, nur  7  Metropolen.  23  sind  gestrichen,  2  tiefer  gesetzt  (Varna  —  Gotthia), 
Russland  hat  sich  freigemacht  und  Kerkyra  ist  venetianisch.  Warum  jedoch  Pharsala  fehlt, 
weiss  ich  nicht.  Nach  Christianupolis  fehlt  Rhusion.  Mit  Paronaxia,  Lakedämonia, 
Mesembria  und  Selybria  endet  die  alte  Liste  der  Komnenenzeit.  Aus  den  von  den  Angelern 
erhobenen  Metropolen  ist  nur  Argos  und  aus  der  ersten  Paläologenzeit  Euripos  am  Platze 
geblieben.  Die  Ordnung  der  Städte  50  —  72  ist  ganz  neu.  Sie  enthält  die  bulgarischen 
Metropolen,  die  Beförderungen  des  XIV.  Jahrhunderts,  so  Medeia,  Anchialos,  Maroneia, 
Peritheorion,  Zichnä,  Drama,  Ganos,  Chios,  Lemnos,  dazu  einige  herabgesetzte,  wie  Varna, 
Roizaion,  Gotthia.  Neu  sind  Karabizye,  Nikopolis,  Lazia,  Kaphas,  Ischanion  und  Imbros. 
Den  Schluss  bilden  die  beiden  rumänischen  Metropolen. 

Das  Verzeichnis  ist  erheblich  bescheidener  als  Andronikos'  Ekthesis;  dafür  ist  es  aber 
wertvoll,  weil  es  den  wirklichen,  thatsächlichen  Bestand  der  damaligen  Kirche  uns  vor 
Augen  führt  und  keine  ehrwürdigen  Ruinen.  Auch  das  Verzeichnis  der  Erzbistümer  hat 
nur  acht  Nummern.  Seit  der  Zeit  der  makedonischen  Kaiser  ist  es  üblich  geworden, 
Metropolen  ohne  Suffragane    zu    errichten.      Dadurch    wurden    die  Autokephaloi    überflüssig. 


')  Der  Name  an  Stelle  von  Sredec,  Triaditza  kommt  zuerst  in  einer  Urkunde  Joannes  Sisman  III. 
(1365-1393)  vor.     .lirecek,  Gesch.  der  Bulgaren.  S.  599. 


616 

Sie  werden  thatsächlich  immer  mehr  reduziert,  und  heute  ist  diese  Spezies  geistlicher 
Dignitäre  ganz  eingegangen.  Seitdem  nämlich  die  beiden  letzten  Erzbischöfe,  der  von 
Karpathos  und  der  von  Lititza,  Metropoliten  geworden,  existiert  diese  Klasse  in  der  ana- 
tolischen  Kirche  nicht  mehr. 

Unsere  Notitia  zählt  acht  Erzbistümer;  alle  Handschriften  stimmen  in  den  sieben 
ersten  überein,  das  achte  ist  teils  Phanarion,  teils  Ezova.  Nur  die  Handschrift  1382  der 
Nationalbibliothek:  von  Athen  zählt  ausserdem  noch  Kassandreia,  Samos,  Andros,  Zia,  Melos, 
Santorini  und  Siphnos  auf.  Das  ist  ein  Zusatz  des  XVII.  Jahrhunderts.  Denn  Samos  ist 
von  Kyrillos  Lukaris  (1623 — 1630)    und   Siphnos  1646    zu    diesem  Range    erhoben  worden. 

Auf  das  Erzbistümerverzeichnis  folgt  in  den  meisten  Handschriften  —  die  Ordnung 
weicht  manchmal  etwas  ab  —  ein  langes  Wehegeschrei  über  den  traurigen  Verfall  und  die 
Verödung  der  Kirche  durch  die  Türken. 

Als  vierter  Abschnitt  wird  dann,  jedoch  nur   in  den  Handschriften  der   ßaxxrjoia  xcov 
aQyiEQEOJv,    ein  Verzeichnis    der    Bistümer    aufgeführt,    welche    Metropolitenrang    empfangen 
haben.     Auch  dies    ist  eine  zeitgemässe  Umarbeitung  eines  altern  Textes.     Es  ist  ein  Stück 
jener  unter  Neilos  publizierten  Kanzleiordnung.     Diese  nämlich  giebt  ebenfalls  ein  Verzeichnis 
der  zu  Metropolen  beförderten  Erzbistümer  und  Bistümer.     Parthey  IV,  44 — 77  hat  es  aus 
Goar  abgedruckt.     Da  die  viel   Jüngern   Handschriften  der    zweiten  Klasse  JNO    (s.  unten) 
einen  mehrfach  bessern  Text  bieten,  will  ich  hier  wenigstens  die  Varianten  anführen. 
Parthey  IV,  50 :    6  Bgvoecos]    6  Ayvodovs 
nach  52 :    6  Fävov  xal  Xcogag 
6  roxdiag 

57.  anb  xov  NixojU7]dsias' 

6  ügovoTjg 
anb  xov  'HoaxÄeiag 
6  Maövrcov  xxl. 

58.  6  BsQQoiag  xal  6  'Ieqio- 
oov  (dies  ist  falsch) 

60.  anb  xov  Koqiv&oV 

6  Move/ußaaiag  xal 

6  "Agyovg. 
6  de  Move/ußaoiag  xzX. 

äno  rov  'A&rjvwv' 

6  Evqitiov 

64.  6  Airixt,r]s 

65.  ö  AiijuoTsixov  {8ifxcoxrj%ov   K     dvjuozolyov  N     8idvi.iore'iyiov  0) 
nach   70.  anb  tov  Mixvh']vy]z' 

6   Tevedov. 
Darauf  bieten  K  O  : 

anb  de  iniox6na>v  k'yivav  ägyienioxonoi  ovxoi' 
6  'E^ajAi)dov 

6   T^ovQovXoriQ  xov  'HoaxXeiag 
6  Aofxevixov  xov  Aagioot]g. 
N  hat  nach  Tenedos:  Parthey  IV,  71—75,  was  in  JO  fehlt. 


617 

74   hat  er:  6  de  'Poooiag  jut]XQ07ioXlx)jg  Xeyexai  Kveßov  xal  Tidorjg  'Pawiag. 

und   fährt  fort :    6  de  'AXavtag  xal  fjn-jXQOJioXixrjg  yqäcpexai  2xavQOV7i6Xeojg  (ggovTioXeayc 

Schreibfehler  für  OQOvnoXeoig) '  e%ei  de  vvv  xbv  xönov  xov  Seßaaxeiag. 

OLQ^iemaxonoi  de  eyevovxo  ovxoi  and  emoxojicov. 

Die  Umarbeitung  in  den  Handschriften  der  ßaxxrjQia   lässt  die  fünf  ersten  Metropolen 

weg    und    beginnt    mit    Korinth.     Auch    Athen    und    Mokisos    fehlen    (letzteres  mit  Recht). 

Ebenso  fehlen  Philippopolis  und   Kamachos.     Die  Liste  schliesst  mit  Serrae. 

Darauf  kommt  der  Anhang  über  die  rumänischen  und  russischen  Metropolen.     Hieran 

fügt    der    Verfasser    das    wichtige    Verzeichnis    der    russischen    Bistümer,    wie    sie   unter   die 

Metropolen  Kiew  und  Halicz  verteilt  sind,  und  das  ich  bisher  nur  aus  dem  Codex  Parisinus 

1356    gekannt    habe1).      Der    Text   ist    eine    verkürzende    Bearbeitung   des    im    Paris.    1356 

gebotenen.     Es  fehlt  die  Notiz*  über  die  Erhebung  von  Halicz  zur  Metropolis  durch  Kaiser 

Andronikos  und  Patriarch  Athanasios.     Die  einzige  Abweichung  von   der  alten  Vorlage  ist, 

dass  Suzdal  und  Rostow  als  ein  Bistum  erscheinen;    indessen    eine    solche  Union  fand  nicht 

statt  und  e  „   .         ,a 

o  aovoaAiQoxopi] 

ist  wohl  ein  Schreibfehler  und  zu  setzen : 

6  HovdaXt    f]  cPo{o)xoßrj. 

Die  nachfolgende  Gelehrsamkeit  über  die  autokephalen  Erzbischöfe  hat  der  Verfasser 
aus  Balsamon.  Das  Verzeichnis  der  Suffragane  von  Ochrida  ist  dasselbe,  welches  ich 
Byz.  Zeitschrift  I,  256  ff.  herausgegeben    und    II,  S.  40  ff.  und  59  ff.  näher    erläutert    habe. 

Zum  Schluss  giebt  der  Verfasser  aus  der  Notitia  des  Basileios  die  bekannte  Angabe 
über  die  von  Rom  losgelösten  Stühle. 

Wieder  ein  Hauptabschnitt  ist  der  fünfte  Tieql  noloi  xcöv  jutjXQonoXixcöv  e%ovv  xr\v 
or][xeQOv  ejuoxoTtäg.  Hier  scheiden  sich  die  Handschriften  in  zwei  Gruppen  je  nach  der 
Stellung,  welche  Monembasia  in  der  Reihenfolge  der  Metropolen  einnimmt.  Die  erste 
Gruppe  nämlich  behandelt  Monembasia  gleich  nach  Korinth,  während  die  zweite  es  hier 
weglässt  und  erst  zwischen  Serrae  und  Joannina  einschiebt.  Diese  Liste  erweist,  welch  wohl- 
geordnete Kirchenverfassung  namentlich  das  heutige  Königreich  Griechenland  und  die 
anliegenden   Provinzen  besassen.     Wir  haben: 


Thessalonike 

mit 

10 

Bist 

ümern 

Korinth 

* 

5 

n 

Monembasia 

n 

8 

V 

Athen 

p 

6 

n 

Patrae 

i 

2 

„ 

Larissa 

n 

10 

* 

Naupaktos 

n 

4 

« 

Joannina 

n 

4 

» 

Lakedämonia 

j» 

3 

» 

Euripos 

« 

5 

n 

Diese    vortreffliche    kirchliche   Organisation    hat    erst    die    Bureaukratie    der  ^EXev&eqa 
'EXXäg  zu  Grunde  gerichtet. 


!)  vgl.  Zeitschrift  für  Kirchengeschichte  XIIT,  S.  252  ff. 
Ahh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  TIT.  Abth.  82 


618 

Ein  sechster  und  letzter  Abschnitt  beschäftigt  sich  mit  einem  von  den  orthodoxen 
Prälaten  sehr  ernsthaft  behandelten  Gegenstande,  nämlich  mit  der  Frage,  welchen  Metro- 
politen das  Prädikat  {megxijuog  xal  eg~ag%og  zukäme,  und  welche  nur  vjiegxiuog  zu  titulieren 
seien.  Auch  dieses  Kapitel  entstammt  der  Kanzlei  des  Patriarchen  Neilos,  welche  darüber 
Vorschriften  erliess.  Indessen  dieselben,  wie  sie  jetzt  am  bequemsten  bei  Parthey  Not.  IV, 
1 — 40  vorliegen,  entsprechen  (übrigens  auch  nur  notdürftig)  den  kirchlichen  Zuständen  des 
XIV.,  ganz  und  gar  nicht  aber  denen  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts.  Während  nun 
die  zweite  Handschriftenklasse,  dieselbe,  welche  Monembasia  am  falschen  Platze  bietet, 
dieses  für  die  Türkenzeit  gänzlich  unpassende  Verzeichnis  wiederholt,  bietet  die  erste  Klasse 
ein  neues,  revidiertes  Verzeichnis,  welches  ich  allein  zum  Abdruck  gebracht  habe. 

Bei  der  Herstellung  des  Textes  habe  ich  mich  folgender  Handschriften   bedient : 

A.    Handschriften    der   ersten    Klasse. 

Hier  sind  an  erster  Stelle  die  Handschriften  der  Baxxrjgia  xcöv  äg%iegea)v  zu  nennen1), 
lieber  die  Entstehung  dieses  Werkes  giebt  die  Vorrede,  wie  sie  z.  B.  im  Codex  der  theo- 
logischen Schule  zu  Halki  78  und  im  Codex  Atheniensis  1373  vorliegt,  ausführlich  Aus- 
kunft. Es  ist  ein  Brief  an  den  ökumenischen  Patriarchen  Parthenios  II.  (1644 — 1645)  mit 
der  Unterschrift :  xaneivog  dovXos  xfjg  ofjg  jiavayiöxi]xog  'Idxwßog  iegouovayog  xal  dgyi- 
/jiavdgixrjg  'Iwavvivoov.  Nun  schreibt  der  demütige  Jakobos  auch  an  sämtliche  Oberpriester 
ein  Circular,  dass  das  in  Rede  stehende  Buch,  der  Stab  der  Oberhirten  (»/  nagovoa  ßlßXog, 
fj  övojuaCojuev)]  ßaxxiqgia  xcöv  ägyjegeayv)  erst  jetzt  in  diesen  letzten  Zeiten  zusammengestellt 
worden  sei.  Sein  Hauptzweck  ist  eine  praktische,  wohldurchdachte  Anordnung  oxi  vä  xrjv 
ovvxdfcouev  xal  vä  xv\v  ßdXXaiuev  eig  xäfiv  xal  elgjubv  xov  Qrjxovuevov  oxojiov.  Das  wird 
nun  näher  dahin  erläutert,  dass  er  das  Werk  des  Matthäos  Blastares  nachahme,  d.  h.  die 
alphabetische  Reihenfolge  beobachte.  Nun  folgt  eine  echte  Reklame  für  das  neue  Werk : 
Blastares  hat  alles  in  verwirrter  Ordnung  gegeben,  er  dagegen  bringt  alles  genau  alpha- 
betisch. (Das  ist  natürlich  gar  nicht  wahr;  vielmehr  seine  Anordnung  bedeutend  schlechter, 
als  die  des  Blastares.)     Er  unterschreibt  sich  dann   wieder 

'Iäxaißog  legojuovayog  ägyiuavdgm]g  xal  enixgonog  'lcoavvivwv,  dovXog  Xgiaxov  xal 
v/Mv  röig  äyiwraroig  äg%LEgevoi  naoööv  töjv  inagyicöv. 

Es  folgen  noch  zwei  auf  den  Inhalt  bezügliche  Einleitungen,  und  dann  z.  B.  im  Codex 
von  Halki  fol.  40r  die  wichtige  Unterschrift: 

eygäcpr}  juev  xal  avvTSTaxzai  öiä  x£lQ^S  i/uov  §Xa%ioxov  'Iaxcoßov  legojuoväxov,  äg'/t- 
aavögirov  xal  inagönov  "Iwavvlvoiv  ev  rcp  vacö  xov  iv  äyiotg  naxgbg  fjficbv  'A&avaoiov  xov 
aeydXov  ev  hei  ajib  Xgioxov    a%jue. 

Das  Jahr  stimmt  zu  der  Regierungszeit  des  Patriarchen  Parthenios.  Dieser  Archi- 
mandrit  und  Administrator  von  Joannina  Jakobos,  ist  also  der  Verfasser  dieses,  wie  die 
zahlreichen  Abschriften  und  Bearbeitungen  zeigen,  bei  den  damaligen  Oberhirten  recht 
beliebten  kanonistischen   Handbuches. 


!)     K.    E.    Zachariae    von    Lingenthal,     Geschichte    des    griechisch-römischen    Rechts,    3    1892, 
S.  48,  49. 


619 

Ich  habe  folgende  verglichen : 

1.  Codex  des  Metochion  vom  hl.  Grabe  von  Jerusalem  zu  KP  Nr.  30  (alt  57), 
1681  geschrieben,  zuerst  zwei  weisse  Blätter,  dann  468  paginierte  Blätter,  in  zwei  Kolumnen, 
sehr  schön  geschrieben. 

Auf  Bl.  1  ist  angegeben,  dass  dasselbe  eine  Widmung  des  Patriarchen  Chrysanthos 
(1707  — 1733)  sei:  'O  eIegoao?.i\ti(ov  Xgvoavdoc  tm  navayico  xdcpco'  iyjroj  de  xo  dvdftsjua 
6  xomo  Jiozk  ix  trjc  ÖEOTioTEiac  avxov  dcpaigfjocov.  Hierauf  folgt  der  nivat;  ovv  #cö  xov 
nagbvxoc  vojuijuov.  Ueber  Schreiber  und  Zeit  giebt  die  Schlussnotiz  fol.  468v  Auskunft: 
1(7}  .-ragöv  ßißXiov  xb  XsybjUEVov  ßaxxi]gia  xcbv  agyiegecov  iygdcpr]  bC  i/uov  xov  xaneivov  xal 
iXaytoxov  xal  djLiagxojXov  nagdEviov  Isgo/uovayov  (!)  tov  ßv^avxoc,  biä  ovvbgofxfjc  xal  igbbov 
tov  bouoxdxov  iv  fiovayolc  xal  ngcoxoovyyiXov  xfjc  äyicoxdxrjc  fxgoTcokeaiC  vixofiijbsiac  xvgiov 
nana  xvgavMp-ov  ev  exsi  oojxtjgtco    ayna  Ivb.   y  ev  fifjvl  dngiXXuco:  — 

Dieser  Codex  giebt: 

a)  fol.464r:  xd^ic  ngojxoxa&Ebgsiac  xcbv  boicoxdxcov  ngtagycbv  xal  al  /ugonöXsic  xal 
ol{\)  agyisrnoxonal,  al  bndlai  svgioxovxai  xi)v  otffjteoov.  xal  elvai  vjtoxei/uEvai  xfj  ßaoiMbi 
Ko)voxavxivovn6Xetoc :   — 

b)  fol.  464r — 464v:  orjjuelcooai  Öxi  xtvkc  dnb  inioxbncov  iysvbvxav  jugonoXixat,  (jüngere 
Fassung)  mit  interessanten  Anhängen. 

c)  al  dgyisnioxonal  KU. 

d)  fol.  464v — 465r:  nsgl  noXoi  xcbv  jugonoXuxcov  Eyovoi  xrjv  orj/xegov  imoxondc. 

e)  fol.  465r — 465v:  Das  Klaggeschrei  über  die  Verödung  der  Kirche. 

f)  nsgl  tcüv  /ugonoXixcbv  noToi  Xiyovvxai  vnsgxijuoi  xal  e^agyoi,  xal  xcoToi  vjiegxijuoi 
[xövov  (jüngere  Fassung)  =  A. 

2.  Codex  der  Nationalbibliothek  von  Athen  Nr.  1373  Papierhandschrift,  447  Bl., 
1703  geschrieben.  Ist  ebenfalls  eine  ßaxxrjgia  xcbv  agyiegscov.  Die  Handschrift  ist  in 
Lesbos  geschrieben  von  dem  Hieromonachen  Neophytos  und  dem  dortigen  Metropoliten 
Kyr  Daniel  gewidmet,  wie  die  Zuschrift  fol.  33r  zeigt  und  die  Angabe  fol.  44T  iygdipajXEv 
xoiovxoixgbjtoiC  cbg  bgäxai  fierä  noXXfjc  xfjc  im/usXEtac,  xal  dvEbEiy&i]  xal  icpavsgcb&i]  ivb- 
noiov  ndvxojv  fj/uärv,  iXoyiodfXEÖa  vd  ygdyjojjusv,  xal  sie  nolovc  ygbvovc  xal  xlc  b  ygdxpac, 
xal  ovvxd£ac  xrjvbs  xi]v  ßißXov,  iygdcpr]/xEV  xal  ovvxexa  fol.  45r:  xxai  'bid  ysigbc  l-i0^  r°v 
xajiEivov  IXayloTov  vEoepvTov  legouovdyov  b  inl  Xsoßov  xal  iygdcpr]  ev  tco  vacb  Trjc  vnsgsv- 
Xoyrj/UEvrjC  ivbeb^ov  bsonolvr^c  fj/uebv  dxov  xal  detnagdEvov  /uaglac,  Trjc  dylac  ot&v  sie  Tr)v 
Moßov  iv  etei  anb  yv,    cixpy  ev  /urjvl  vos/.ißgiov  xy  ev  Ivbixxicbvi  ta. 

Damit  stimmt  die  Schlussnotiz  nicht  überein  fol.  147v  xeXoc  xfjc  nagovarje  ßaxxrjgiac 
xal  xtb  &ü)  bb£a :   xaxd  xcö  p\p  k'xei  iv  [itivl  vosjußgiov  xy  Ivb.  iß. 

In  der  ersten  Angabe  ist  die  Indiktionszahl  falsch,  in  der  zweiten  die  Jahrzahl. 
November  1703  entspricht  der  XII.  Ind.  Der  Codex  ist  nahe  verwandt  mit  A  und  enthält 
genau,  wie  dieser : 

a)  fol.  442r — 443v  die  rd£{?  der  Türkenzeit:  Verzeichnis  der  Metropolen  —  die  zu 
Metropolen  beförderten  Bistümer  —  die  Anhänge  —  die  Erzbistümer  —  die  Metropolen 
mit  S.uffraganen   und  das  Wehgeschrei. 

b)  443v  Ueber  die  Titulatur  ynigTi/itoc  xal  l'^agyoc. 

82* 


620 

Mit  fol.  443v  folgen  dann  die  öqxpixta  der  grossen  Kirche *)  =  D. 

3.  Codex  der  theologischen  Schule  von  Halki  Nr.  78,  Papierhandschrift,  Gross- 
quart, 321  Blätter.  1716  geschrieben  wie  die  Schlussunterschrift  erweist,  fol.  316v:  iygdtptj 
fj  nagovoa  ßaxxrjgia  did  yeigbc  e/xov  jue&odiov  legoinovdyov  xanovxa,  ävexpiov  xov  Tidna 
fiE&odiov  iv  xco  vaco  xfjg  navaylac  xgiddoc  im  hoc  p.xpiq  xa  jufjva  lovvtov.  Es  scheint,  dass 
der  Tempel  der  hl.  Dreifaltigkeit  das  Kloster  auf  Halki  selbst  ist;  denn  fol.  32 lr  kommt 
ein  Verzeichnis  von  Opfergeschenken  für  Seelenmessen  von  Seiten  der  bulgarischen  ndgoixoi 
des  Klosters.     Für  uns  in  Betracht  kommen: 

a)  fol.  31  lr  xdg~w  Jigcoxoxaßsöglac  ngiagywv  xxl. 
Die  Anordnung  ganz  wie  in   1.  a — c. 

b)  fol.  312r  negl  xov  noToi  /.igojioXTxai  eyovv  xijv  mj/uegov  emoxojidc.  Dazu  als  An- 
hang das  Klaggeschrei. 

c)  fol.  313r — fol.  313v  negl  xcov  jugojioXixcov  noioi  Xeyovxai  vnegxijuoi  xal  e^agyoi  xal 
Tidioi  v7iegrijuoi  juövov. 

Es  folgen  zd  xcov  dgxiegecov  öqxpixia  und  Anleitungen  zum  offiziellen  Briefstil  nach 
den  bekannten  Mustern  aus  Neilos'   Kanzlei  =  F. 

4.  Codex  der  Nationalbibliothek  in  Athen  Nr.  1411,  XVII.  Jahrh.  Papier- 
handschrift 337  Bl.,  paginiert  bis  Seite  yxy\  der  Rest  ist  unpaginiert.  Sie  enthält  ebenfalls 
einen  Nomokanon  in   Vulgärgriechisch. 

a)  S.  (pq-ft  giebt  der  Schreiber  die  xdgig  der  Türkenzeit :  Metropolen ,  Erzbistümer 
und  das  Wehgeschrei. 

b)  negl  Jirjei  xcov  jugojioXixcov  eyovv  xfjv  orjfxegov  emoxonec. 

c)  S.  yg    Die  imegxi/uoi  xal  e^agyoi  in  der  neuen  Fassung. 

d)  S.  XV    T®  zü>v  dgyiegecov  bcpcplxta. 

e)  S.  yiy    Der  geistliche  Briefsteller  mit  den  üblichen  spätem   Anhängen. 

Die  Handschrift  ist  trotz  ihrer  etwas  verwilderten  Orthographie  recht  wertvoll ;  sie 
allein  z.  B.  enthält  die  wichtigen  Angaben  über  die  Ehren,  welche  Kitros  und  Damala  als 
Tigcorodgovoi  von  Thessalonike  und  Korinth  zukommen  =  B. 

5.  Codex  der  Nationalbibliothek  von  Athen  Nr.  1466  auf  türkischem  Papier, 
282  Bl.,  XVII.  Jahrh.  Die  Handschrift  ist  keineswegs,  wie  Sakkelion  meint,  der  Nomo- 
kanon des  Blastares,  sondern  die  übliche  Mischung  aus  Blastares  und  anderen  aus  beträcht- 
lich jüngerer  Zeit. 

Der  Titel  ist  ■&t]oavgöc  xexgfxfievoc  xal  nr\yr\  eocpgayiofxevrj. 
Er  enthält: 

a)  fol.  226T:  xd^ic  ngoxaftedgiac  xcöv  dyicoxdxcov  Jigiagycov  xov  doidi/wv  ßaoiXecoc  xvg 
dvdgovixov  xov  devxegov  xcöv  TraXaioloycov  diaxvjicootc   ojzcoc    vd    eyovv    xd£~ic    ngoxadedgiac. 

1.  ol  figovoi  xcov  jugojtokeoov 

2.  al  agyiernoxonai 

b)  fol.  227v:  Das  Wehgeschrei  über  die  Verödung  der  Kirchen. 


J)  Die  Prologe  und  das  Inhalts  Verzeichnis  der  Handschrift  sind  von  Mompherratos  im  Deltion  der 
hist.  und  eth.  Hetärie  III,  S.  127  ff.  veröffentlicht.  Vgl.  Sakkelion  S.  244  und  Zacharias  von  Ling'enthal, 
a.  a.  0.  S.  49. 


621 

c)  fol.  228r :  fj  yeyovvTa  biaxvjicooic  nagä  xov  ßaoiXecoc  x.  Aeovxoc  xxX.  Es  ist  aber 
vielmehr  Not.  X  endigend :  nd  i)  gv^aXa,  q  to  Jivgyiov  qa  r\  oeßaoxovnoXic  qß  r\  evgmnoc 
qy  xd  xvßexa. 

d)  fol.  229r:  f\  yevo/uevi]  exdeoic  xcov  irnoxeifievcov  xfj  ßaaiXibi  KU  /ugojiöXecov  xvgiov 
urbgovixov  xov  bevxegov  xcov  7ia?Miol6ycov  rjyovv  nolaic  ngonoXeic  exi/trjoev  xal  Tiolac 
exaxeßaoev.     Leider  habe  ich  diese  vulgärgriechische  Fassung  der  Ekthesis  nicht  verglichen. 

e)  fol.  232r:  Jiegl  noioi  xcöv  ngonoXixöw  e%ovv  xf]v  ovjuegov  emoxoiidc. 

f)  fol.  233r:  Tisgi  noToi  xcov  jugoTioXixcdr  elyov  ernoxondc  xal  Tiöoac  6  xa&evac. 

g)  fol.  235r:    Jiegl    tioioi    xcov    jugonoXixwv    Xeyovxai    vjiegxijuoi    xal    eg~agyoi    xal    jzchoi 

fXOVOV     C'TlEQXlflOt. 

Die  alte  Redaktion  des  XIV.  Jahrhunderts, 
h)   fol.  236v :  xä  xcov  exxXi]oic7)v  bcpcpixia. 
i)    fol.  238v :  negl  ti&q  ygdcpcooiv  oi  ägycegefg. 

k)  fol.  260r  —  282r:  xov  äyiov  emcpaviov  ägyiemoxonov  xvjrgov  loxogiai  Ix  cpvoto- 
Xoyixcöv  Jiegl  t,cbcov. 

Sakkelion  weist  die  Handschrift  dem  beginnenden  XVIII.  Jahrhundert  zu;  sie  scheint 
etwas  älter  zu  sein. 

fol.  243r   ist    ein    Formular    eines    nvev,uaxixbg   Tiaxfjg    an    den    Priesteramtskandidaten 
ausgestellt  iv  exet    ay£ft  öxxcoßgico  b ;   eine  andere  Formel  fol.  246r  iv  exet  oglco    ayjß. 
fol.  2521':   Ein  bia^vyiov  des  Metropoliten  von  Chalkedon: 
iv  e'xei    a%^  jurjvl  voe/xßgico 
f  6  xaneivbc  /ugonoXlxTjC 

yaXxi^bovoc  yaßgifjX  =  C. 

6.  Codex  der  theologischen  Schule  von  Halki  Nr.  80,  XV.  Jahrh.,  Papier- 
handschrift, 297  beschriebene  unpaginierte  Blätter,  vorn  und  hinten  sind  einige  unbeschriebene 
Blätter  eingebunden. 

Auf  dem  Rückdeckel  ist  ein  Blatt  eingeklebt:  diä  xfjc  jcagovorjc  xvgtagyixfjc  fj/jicov 
a7iodeii;ecoC  yivexai  dfjXov,  öxi  xr/v  ivogiav  xfjc  xatF  y/uac  JicoXixelac  ooj^ovnoXecoc  ebcbxapLev 
xal  avftic  xoi'C  ei'Xaßeoxdxovc  dgyijuavbgixac  xvg  ngoxomov  xal  xvg  biovvotov  im  xo  evXoyeiv 
y.al  äyid£eiv  xovc  ygioxiavovc  xal  XeixovgyeTv  iv  xaic  legale  ixxXrjoiaic  diä  ygovov  eva  6X6- 
xXrjgov  dnb  xfjc  oijfiegov  xal  elc  evbeig~iv  oco'QovayadonoXecoc  jugoTioXixrjc  jacoXe  avyovoxov 
Tigchxr}. 

Nach  8  leeren  Blättern  folgt:  Maxßaiov  xov  vo/uoßexov  6  onoXoc  rjxov  legofxovaybc  (!) 
xal  noXXco  oocpcbxaxoc,  xb  imxX^rjv  ßXaoxdgtjg. 

Dann  folgt  der  mva^  bis  fol.  22T  und  darauf  mit  jüngerer  Hand:  f  ex  xcov  xov 
iamxei/j.  ägyijuavbglxov  t,avaxecoc  xov  xvngiov  :  — 

fol.  23r  folgt  unter  derselben  Ueberschrift  der  ins  Vulgärgriechische  umgesetzte  Text 
des  Blastares. 

Für  uns  in  Betracht  kommen : 

fol.  270v :  xdg'tc  Tigoxa&eögiac  xcov  6oicoxdxa)v  ngiagycov  xal  ai  jugonöX.etc  xal  al 
dgyiejzioxojiai,  c'mov  evgioxovxai  xrjv  orj/xegov  xal  elvai  vnoxeifievai  xfj  ßaodidt  Kcovoxar- 
xivovtxöXei. 

fol.  27  lr :   ßdßai  tfjc  ^agaytngijoecoc'  dvdyrcooov  xxX.  (das  Wehegeschrei). 


G22 

fol.  272v  :  tieqI  Tioioi  xcöv  fj,gojto?axc7)v  e%ovv  xr\v  mjfisgov  imoxondc. 

fol.   274v:     negl    xcöv    jugojroXuxcöv    txoXoi    Xiyovxai    vjiegnjuoi    xal    e^agyoi,     noTot    6k 

V7ZEQTIJUOI    jUOVOV. 

fol.  276y :  xd  xcöv  ägxieQeojv  öcpcpixia. 

fol.  278r:  jieqi  jzcüC  ygdcpcooiv  ol  agyisgEiC  xcö  xoivcT)  deonöxi]. 

fol.  297  enthält  eine  überklebte  schwer  lesbare  Notiz,  wonach  der  Mönch  Joakim  die 
Handschrift  für   7.00  Aspern  von  dem  Iguraen  des  kyprischen  Klosters  Kykku   1655  kaufte. 

Die  Handschrift  gewährt  einen  der  besten  Texte ;  allerdings  fehlen  einige  Stücke, 
welche  die  Bakteriatexte  bieten.  =  E. 

7.  Codex  der  theologischen  Schule  von  Halki  Nr.  70.  206  unpaginierte  Blätter, 
XVI.  Jahrh.     Im   Innendeckel  steht: 

f  xb  nagöv  vöjiirjjuov  vndgy^Ei  xdfxov  oiXß{iox)gov  dgyiegecoc.  xal  ooxi]C  xö  äjzoijsvcooei 
ävev  -&eÄrjjuax6c  juov,  eoxco  dovyyo'ygExoc  xal  dq)cogi]ojuevoc.  6  nr\g  juov  fjJirjgyev  ix  ycögac 
xcöv  yaivcöv,  ijyovv  xö  ix  ycövaic  v^avfxa '  f]  de  [xrjg  [xov  ix  ycögac  xcöv  onagxcöv l)  xi]C  txtjo- 
atdiac  dvxioyEiac   1659  cpEvgovgico  —  Uli:  — 

f  Ixoviov  ji(t]ooiälac  d)vxioy£iac,  ovöt]C,  juvgcov  xal  axaXslac  oiXßEoxgoc"1) : 

fol.  lr  folgt  der  niva^  und  fol.  17r:  jxegl  xgtxov  xov  slvai  sie  ndvxac  ovjujiaftrjv,  xal 
vä  jurjÖEV  moxevoi  Xoyovc  xivöc  ycoglc  vä  i^exd^ei.  jiiax&aiov  xov  vo(juo)dExov,  de  fjv  hgo- 
uovayoc  xal  Tidvv  ovcpcöxaxoc  xö  inixXi]  ßXaoxdgi]C.  Es  ist  natürlich  eine  spätere  Sammlung: 
denn  unter  den  Excerpten  finden  sich:  /uax§aiov  und  ägfXEvonovlov. 

Für  uns  kommt  in  Betracht: 

a)  fol  178:  xdtjic  ngoxa&Edgiac  xcöv  ooicoxdxcov  Jigiagycöv  xal  jugonoXsic  xal  dgyi- 
Enioxonal  ojiov  svgioxovxai  xr\v  orjjUEgov  xal  sivai  unoxEijuevai  xfj  ßaoiXidi  xcöv  tioXecov  xfjc 
KcovoxaoxivovnöXECOC. 

b)  fol.  179r:  ßaßal  xfjc  TiagaycogrjOECOc  xxX.  (das  Wehgeschrei). 

c)  fol.  179v :  i)  yeyovvla  diaxvjicooic  nagd  xov  ßaoiXsoJC  Xeovxoc  toxi  ooepov. 

d)  fol.  181r:  i)  yevofXEV)]  ex&eoic  xcöv  vjxoxeijlievcov  xfj  ßaoiXidi  xcovoxavxivovjxoXEt 
jugonoXecov  xvgov  dvdgovixov. 

e)  fol.  184r:  TiEgl  noToi  /ugojioXTxai  k'yovv  xy\v  or/juEgov  imoxojidc. 

f)  fol.  185v :  iysvovxo  de  xal  voxsgov  der  russisch-walachische  Anhang  endigend  mit 
xov  iXiooov  Jioxajuov. 

g)  fol.  186v — 188r:  Die  öcpcpixia,  hierauf  kommen  einige  leere  Seiten  und  dann 
189v— 190v  einige  Formulare. 

Das  dritte  fol.  190v  endigt:  ijzsdcö&r]  avxcö  rj  nagovoa  /liov  Uyygacpoc  djiödsiiic :  ir 
etei  fegia:  jurjvl  ö  dsTva  Ivdixxicövi  6  deiva  =   1523. 

fol.  191 r  beginnt  ein  Bussspiegel,  der  206v  mitten  im  Satze  abbricht,  da  einige  Blätter 
weggerissen  sind.  Die  Innenseite  des  Rückdeckels  enthält  Stilübungen  eines  bischöflichen 
Sekretärs  =  Gr. 


x)  Isbarda,  das  alte  Bägis. 

2)  Patriarch  Ioannikios  hatte  1651  mit  der  Metropolis  Pisidien   Myra,  Side  und  Ikonion  vereinigt. 
Wahrscheinlich  war  Silvestros  der  erste  Inhaber.     Gedeon,  naxQiaQ%ixo\  jzivaxeg,  S.  578. 


G23 

8.  Codex  der  Nationalbibliothek  von  Athen  Nr.  1423,  193  Bl.,  XVII.  Jahrh. 
rfor  vojuixov  nXovaiartaxov  ndvv. 

a)  fol.  180r:  xdt-ic  Jigoxa&eögtac  xcbv  äyicoxdxcov  Jigiagycbv.  xal  al  /.igonoXeic  xal  al 
agyienioxoTial  al  ÖTioTai  evgioxovxai  xl]v  oij/aegov,  xal  ehai  vjioxeijuevai  xfj  ßaodidi  xwv 
TiöXecov  KU. 

Die  Metropolen  und  die  Erzbistümer.     (Dieses  Stück  habe  ich  nicht  verglichen.) 

b)  fol.  180v:  fjoav  de  xal  aXXai  (das  Wehegeschrei). 

c)  fol.  181v:  jioToi  xcbv  /ugojioXixcbv  e'yovv  xrjv  orjfxegov  enioxoTidc. 

d)  fol.  183r:  Tiegl  xcbv  fxgonoXixcbv  tioXoi  Xeyovxai  ÖTiegxijuoi  xal  e^agyoi,  tioXoi  öe 
vjiegxijuot  juövov  =   H. 

9.  Codex  Panorraitanns  I  F  15  der  Nationalbibliothek  zu  Palermo  (cf.  Mar- 
tini I,  72).  Eine  Vergleichung  der  in  Betracht  kommenden  Stücke  verdanke  ich  der 
Gefälligkeit  von  Dr.  W.  Reichardt  in  Jena. 

a)  fol.  170r:  xd^ic  Tigcoxoxa&edgeiac  xcbv  äyia)xdxa)v  Tigiagycbv  xal  /ugoTioXeic  xal  dgye- 
TiioxonaXc  önov  evgioxovxai  xr\v  o/jjuegov  xal  elvai  vTioxeijuevat  xfj  ßaoiXeldi  xcbv  noXecov 
xcovaxavxivovTioXecoc. 

b)  fol.  J70v:  fjoav  de  xal  aXXai  (das  Wehegeschrei,  aber  stark  verkürzt). 

c)  fol.  170Y — - 1 7 1 v  :  Tiegl  xov  tio'ioi  xcbv  jugoTioXixcbv  e'yovv  xt]v  oijjuegov  enioxonaXc. 

d)  fol.  171v — 172r:  Tiegl  xcbv  ngonoXixcbv  jioü]  Xeyovxai  vjiegxi/uoi  xal  etjagyoi  xal 
tio'ioi  Xeyovxai  vjiegxijuoi  fxövov.     Die  jüngere  Fassung. 

Es  folgen,  wie  üblich,  die  Officia  und  der  geistliche  Briefsteller. 

Die  Handschrift  ist  von  einem  sehr  unwissenden  Menschen  geschrieben,  er  macht 
ganz  auffallende  Fehler  juaxagiovjiöXecog  (für  KagiovTiöXecoc),  xavaviov  (für  KavaXiov)  und 
6  bgvxöxt]C  für  6  Agiorgag,  sodass  man  beinahe  sich  fragt,  ob  das  ein  Grieche  geschrieben 
habe.  Indessen  dies  ist  der  Fall.  Bemerkenswert  sind  im  Gegensatz  zu  allen  mir  sonst 
bekannten  Handschriften  die  Vulgärformen  der  Namen,  wie  Mexr\Xr\vi] ,  xd  'Idvviva,  Haga- 
racia,  'Podooxov,  Neoxiooagia,  xo  Aofxexvyov.  Aus  Aidvfwxeiyoc  ist  difiibxeiyov,  bvpiöxeiyov, 
öofi-exvyov  u.  s.  f.  geworden.  So  erklärt  sich  das  moderne  Demotika  ganz  ungezwungen  aus 
diesen  volkstümlichen  Umformungen  des  Namens,  und  man  braucht  nicht  mit  Jirecek  das 
Bulgarische  zu  Hilfe  zu  nehmen  =   P. 

10.  Codex  der  Nationalbibliothek  von  Athen  Nr.  1382.  1654  geschrieben, 
Handschrift  auf  türkischem  Papier  von  278  Blättern.  vojuijlwv  exXeXey juevov  eig  ne'Qr\v 
(fgdoiv,  eines  der  üblichen  spätem,  aus  Blastares,  Harmenopulos  u.  s.  f.  zusammengeschrie- 
benen  Machwerke. 

a)  fol.  255r :  xd^ic  Jigoxafteögiac  xcbv  Tigiagycbv  xal  al  /ugonöXeic  xal  al  agyienioxonal 
cd  vjioxaooö/uevai  xfj  KU. 

b)  fol.  256r  das  Wehegeschrei  ganz  kurz. 

c)  fol.  256r:  Tiegl  tioXoi  xcbv  figoTioXixcbv  e'yovv  xrjv  or'j/iiegov  emoxondc  xal  al  emoxonal 
xfjc  äyicoxdxrjc  ägyiemoxojifjc  dygetdcbv. 

d)  fol.  258r :  Tiegl  xcbv   fugonoXixcbv  tioXoi  Xeyovxai  vnegxifioi  xal  h^agyoi. 

e)  fol.  259r :  xd  xcbv  iegeoiv  öcpcpixia. 

f)  fol.  262r:   Der  jüngere  geistliche  Briefsteller  mit  den  Anhängen. 


624 

fol.  278T  die  Subscription :  iygd(prj  zö  jzagöv  voutjuov  diä  %eigoc  xä/uov  afxagzooXov 
xal  ävafiov  öovXov  zov  &v  Iwaxel/n  hgoÖiaxovov  xal  ix  yiov  iv  xfj  ^coodo/co  mqyfj  zfjc 
imegayiac  juov  ftxov  zfjc  iv  zw  FaXazä  iv  ezei  oqico  a%vd  oenzs/ußgia)  a.  zovzo  de  oi  ivzvy- 
%dvovzEC  jzagogwvzec,  ä  iyä)  i£  äjisigiac  enzaixa,  i/uol  ev%i]o&E  diä  zöv  xv  diä  zov  Xoyov  zov. 
Evpio&E  vneg  äXXfjXiCov. 

6  bidxovoc  icoaxeiju,. 

Die  Handschrift  ist  wegen  ihres  mehrfach  eigenartigen   Textes  nicht  unwichtig  =  R. 

Damit  ist  die  erste  Klasse  der  von  mir  beschriebenen  Handschriften  vollendet,  und  wir 
wenden  uns  zur  zweiten. 

B.    Handschriften    der    zweiten    Klasse. 

11.  Codex  der  Nationalbibliothek  zu  Athen  Nr.  1378.  Handschrift  auf  türkischem 
Papier,  267  Blätter  und  drei  Ostertafeln,  XVII.  Jahrh.:  vo/.ioc  ixxXrjoiaozixoc  xal  jioXuzixöc 
zov  önoiov  6  7iivak~  iozlv  oozcog  xazä  zdtjrjv. 

a)  fol.  14 lr:  zä£ic  Tigcozoxadedgiac  zcöv  Jigiagycov. 

b)  fol.  141v — 142r:  fj  yevojuevij  ex&eoic  zcov  vjioxeijuevcov  fxgojioXecov  xal  ägyiernoxoncov 
zfj  ßaoiXidi  KU  im  zfjg  ßaoiXeiac  avögovixov   öevzegov  zcov  jza?MioX6ycov. 

c)  fol.  142v:  Jiegl  tzoioi  zcöv  jugonoXizcov  e%ovv  zfjv  ofjjuegov  imoxonäc. 

d)  fol.  142T:  Tiegl  zcöv  ägiisrnoxoTiaiv  xal  imoxoncov  onov  izifitörjoav  xazä  diacpögovc 
xaigovc  xal  eyijvav  jugonoXlzai  xal  änb  imoxojicov  ägyiEnioxonoi.  Die  Fassung  des  XIV.  Jahr- 
hundei'ts. 

e)  fol.  144r:  nsgl  tioToi  zäöv  /ugojioXizcöv  Xeyovzai  vjiegzijuoi  xal  i^agyoi  xal  noioi 
fiovov  vnegzi/uoi.     Fassung  von  Neilos'  Kanzlei. 

f)  fol.  146y — 149v  folgt  der  geistliche  Briefsteller  und  dann  eine  neue  juristische 
Sammlung:   ovvzojuoc  ixXoyfj  vojucov  JioXizixäöv  xal  ßaodixcöv.  =  J. 

12.  Codex  der  Nationalbibliothek  von  Athen  Nr.  1388.  171  Bl.,  XVII.  Jahrh. 
wieder  ein  sogenannter  Nomokanon  des  Blastares. 

a)  fol.  201r:  zdftc  ngoxa&eögiac  zcöv  öoicozdzcov  7igiag%cöv  xal  al  jugojzoXeiC  xal  agyi- 
emoxojzal,  otiov  evgioxovzai  zrjv  ofjfxegov  xal  elvai  vjzoxeijuevai  zfj  ßaoiXidi  KU. 

zov  äoidijuov  ßaoiXecoc  xvgov  avögovixov  zov  öevzegov  zcöv  naXaioXöycov  Öiozvttwoic 
ticöc  vä  eyovv  xäfiv  Tigoxafleögiac.     Der  Text  giebt  die  Notitia  der  Türkenzeit. 

b)  fol.  20  lv:  ßaßal  zfjc  Tzagaycogf/oecoc  xzX.,  eine  besonders  ausführliche  Redaktion  des 
Wehegeschreies. 

Die  übrigen  Stücke  fehlen  hier  =  K. 

13.  Codex  der  Bibliothek  der  evangelischen  Schule  zu  Smyrna  Nr.  B — 51, 
1519  geschrieben.  Papierhandschrift,  342  Bl.,  öcogov  äyiag  (£>cozeivfjg  (der  Kathedralkirche 
von  Smyrna).  Auf  der  Rückseite  des  ersten  unpaginierten  Blattes :  xal  zöde  Jtgöc  zoTc 
äXXotc  xzfj/iia  ävaviov  iegofioväyov  ix  oavzogtjvrjC     Nomokanon. 

fol.  2r:  ijvvozai  avzfj  fj  ß'ißXoc  juezd  noXXov  fxoyßov  ivzav&a  iv  zfj  evayaozäzij  (!) 
juovfj  zfj  äyiov  ivööfov  judgzvgoc  yeo)gyiov  zov  zgonaiocpögov  cpegcov  öe  zfjv  ijzcovv/ulai' 
fieXivizt^ac : 

a)   fol.  308v:  Leons  Diatyposis. 


625 

b)  fol.  310r:  Ekthesis  des  Andronikos. 

c)  fol.  313T:  Jiegl  xov  noioi  ix  xovc  jugonoXixac  eyovv  xr)v  oij/uegov  ernoxoridc. 

d)  fol.  314v:  Jiegl  xwv  ägyiemoxÖTiwv  xal  imoxönwv  otiov  ixi/urj&ijoav  xaxd  biacpogoc  (!) 
xaigovc  xal  iyevovxo  fxgonoXTxai  xal  negl  xwv  imoxoTioov  ojiov  eyivav  ägyiemoxonoi. 
Fassung  des  XIV.  Jahrhunderts. 

e)  fol.  316r:  Jiegl  xwv  jugoiioXtxwv  noioi  Xeyovxai  vnegxifxoi  xal  e£agyoi. 

f)  fol.  317r:  Jiegl  jiwc  ygdcpwoiv  oi  jugojxoXüxai  tu)  xoivw  beoxiöxrj. 

Es  folgen  noch  verschiedene  Formulare  und  von  fol.  340r  an  ein  chronologischer 
Abriss.     Dann  die  Unterschrift  faxt,  =  1519  =  L. 

14.  Codex  der  theologischen  Schule  von  Halki  Nr.  73,  XVI.  Jahrhundert, 
unpaginiert.  Es  ist  der  vo/iioxdvwv  des  Malaxos,  also  eine  Kopie  des  Codex  Athen.  1399 
^voluoxdv(üv   tbiöygacpog   Mavov>]X   xov   MaXa^ov* .     Die    Vorrede    stimmt    wörtlich    überein. 

1  Bl.:  xal  xööe  Zdfxov  rgrjyogiov  (um   1840)  mit  seinem  Stempel. 

Das  erste  beschriebene  Blatt  enthält  die  Vorrede  (=  Athen.  1399  fol.  2r) :  rjvvoxat 
avxrj  f]  ßlß?.o$  juExä  noXXov  /.iby&ov  ivxav&a  iv  xfj  JiegKprjjuw1)  ayiwxdxi]  jugojiöXei  &7]ßwv 
xrjc  EJixajivXov  fjrig  ioxlv  6  vaöc  xov  avxov  ivbö^ov  anooxoXov  xal  jxgwxo/udgxvgoc  im  xw 
xa?MC  xal  fteagioxwc  xavxi]v  ägyiegaxevovxoc,  xov  naviegwxdxov  xal  t&£oxijurjxov%)  ugo- 
TioXixov  vTieQxifxov  xal  i^dgyov  ndo)]C  ßoiwxiac  xal  xov  xojiov  ineywv  xov  oibrjc,  xvgov 
iwdoacp,  ov  oi  yevvr)xogec  evyeveoxaxoi,  deotpiXelc,  iXerjfxovec  xal  legete  xijuioi  xal  evXaßeoxaxoi, 
/uaxQ)]C  xovxwv  xö  imxXiov.  xal  ?/  jiqic  avxwv  1)  deocpvXaxxoc  vfjooc  'Qaxiv&ov  nag1  i/uov 
xov  evxeXovg  xal  iXayioxov  bovXov  avxov  juavovr)X  voxagiov  xov  /AaXa^ov  xov  ex  vavnXoiov 
xrjc  7ie),.07iovr]oov . 

iv  exei  feoa  Ivd.  e  and  xxloecoc  xöo/nov,  änb  de  xov  xv  fjfxwv  iv  yv  xrjc  xaxd  odgxa 
yevvr]oewc  avxov  pcpk'ß  avy.  iß3). 

Leider  habe  ich  nicht  den  Codex  Athen.  1399,  sondern  nur  den  von  Halki  verglichen; 
indessen  die  Excerpte  aus  ersterem  zeigen  eine  so  genaue  Uebereinstimmung  mit  dem  Texte 
des  andern,  dass  der  Schade  nicht  gross  sein  kann. 

a)  vo    negl  noioi  ix  xovc  jugonoXixac  eyovv  xr)v  orj/uegov  inioxondc. 

b)  vob  negl  xwv  figonoXuxwv  noioi  Xeyovxai  vnegxifioi  xal  e^agyoi,  noioi  be  vnegxtjuoi 
fiövov.       Alte  Redaktion. 

Es  folgt  der  geistliche  Briefsteller  u.  s.  f.  =  M. 

Codex  Ath.  1399  hat  fol.  470  Not.  X  fol.  473r  die  Ekthesis  des  Andronikos  fol.  479v 
die  gegenwärtigen  Metropolen  mit  ihren  Suffraganen  fol.  485r  die  vnegxifxoi  xal  efagyoi 
und  von  487v  an  den  geistlichen  Briefsteller,  fol.  484r  giebt  er  den  Anhang  über  die  von 
Alt-Rom  losgerissenen  Metropolen  und  fol.  485v  die  Suffragane  von  Kiew. 

15.  Codex  der  Nationalbibliothek  von  Athen  Nr.  1420.  XVII.  Jahrhundert. 
198  unpaginierte  Blätter.     Nomokanon. 

a)  xe  xvt,\  xät-ic  ngoxa&ebgiac  xwv  öoiwxdxojv  ngiagyiov  und  i)  yeyovvia  biaxvnwoic 
Tjagä  xov  ßaaiXewc  Xeovxoc  xov  oo<pov  xtX.   =   Not.  X. 

b)  xe    zf :   .-reo«  noioi  ex  xovc  fxgonoXlxac  eyovv  entoxondc  xi)v  oij/Aegov. 


1)  TWQKpijllO)    -=ü    M 

2)  deor.oofirJTOv   M. 

3)  fiagriov  e  M. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wis.s.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  83 


626 

c)  xe  r|a :  tieqI  xcbv  dqiiEmoxönoiv  xal  ejiioxÖticüv  ojiov  hi/iii&rjoav  xaxd  öiacpÖQOvg 
y.aiQovs  xal  iysvovxo  juqojioXuxüi  xal  jzeqI  xcbv  ejiioxojicov,  önov  syivav  ag^iemaxonoi. 

Redaktion  des  XIV.  Jahrhunderts,    angehängt   ist  nach    6  xeveöov   das  Stück  über  die 
rumänischen,  russischen  und  die  alanische  Metropole. 
Nur  diese  Stücke  habe  ich  verglichen. 

d)  xe    x£~ß:  E£ao%oi  xal  vtieqxijuoi. 

e)  xe  x£y :  tieoI  ncbc  yodcpovoiv  oi  jugojzoXTxai  xcb  xoivcb  dsonoxr]  xcb  otxovjusvixcb 
TioiaQyr]   =  N. 

16.  Codex  der  Nationalbibliothek  von  Athen  Nr.  1387.  1744  geschrieben, 
221  Blätter.     Nomokanon. 

a)  fol.  115r — 115v:  xdgic  nQCOxoxad-EÖQiac  xcbv  7iQiaQ%ä>v. 

fj  yEvofiEVYj  k'xßsoic  xcbv  vnoxEifXEvayv  f.iQ07iök£a>v :  xal  äQ%i£JiioxÖ7ioov  xfj  ßaoiXldi  KU 
im  xfjc  ßaoiXdac  ävÖQOvixov   Öevxeqov  xcbv  naXEoXoycov. 

Es  ist  nur  ein  Verzeichnis  der  Namen  ohne  die  üblichen  Bemerkungen  über  den 
veränderten  Rang;  wertvoll  ist  das  Verzeichnis  der  Erzbistümer  von  a  i)  XeovxotioXic  — 
xg   fj  iXaoocßv.    vgl.  S.  612. 

b)  fol.  11 5V :  noToi  xcbv  /uqojioXuxcov  e%ovv  xi]v  orjfXEQOv  Emoxojidc. 

c)  fol.  116v:  tieqI  xcbv  äg^iErnoxoTicov  xal  ejiioxojicov  ojiov  ixiui]&t]oav  xaxd  diacpoQOVC 
xaigovc  xal  k'yivav  jugojioXTxai  xal  anb  ejiioxojicov  aQyjEJiioxojiot. 

d)  fol.  117r:  jieqI  Jioioi  xcbv  juqojioXixcov  Xiyovxai  vtieqxi/lioi  xal  E^ag^ot  xal  Jioioi 
juövov  vjtEQxifjLoi.      Die  Fassung  des  XLV.  Jahrhunderts. 

e)  fol.  1 17v :  Die  öcpcpixia. 

f)  fol.  119v — 121v  der  geistliche  Briefsteller  in  der  Jüngern  Fassung  =  0. 

17.  Codex  der  Nationalbibliothek  von  Athen  Nr.  1414.  XVII.  Jahrhundert. 
Handschrift  aus  türkischem  Papier  von  303  unpaginierten  Blättern  enthält  den  sog.  Nomo- 
kanon des  Blastares. 

a)  xe   ony :  Die  Taxis  der  Türkenzeit. 

b)  Das  Wehegeschrei. 

c)  xe    07id :  tieqI  jioioi  xcbv  juqojioXixcov  £%ovv  xr\v  oiJjueqov  ijiioxojidc. 

d)  xe  ojie:  tieqI  xcbv  /hqojioXixcöv  jioXoi  Xsyovxai  vjieqxijuoi  xal  sfag^oi,  noloi  ök 
vjieqxijuoi  /uövov.      Die  jüngere  Fassung;  nur  dieses  Stück  habe  ich  verglichen. 

e)  xe   ong :  xä  xcbv  &q%ieqecov  öcpcpixia. 

f)  xe  ojiI,:  jieqI  jicoc  yqdcpcooiv  oi  uqiieqeTc  xcb  xoivcb  Öeojioxtj  xcb  otxovjusvixcb 
7iQiao%r)  mit  den  Jüngern  Anhängen.  =  Q. 

Zahlreiche  andere  Handschriften  enthalten  noch  diese  Jüngern  Notitien,  namentlich 
in  der  Athener  Nationalbibliothek,  wohin  seit  1878  aus  den  thessalischen  Klöstern  und 
Bischofsitzen  eine  Menge  neuer  und  nicht  unwichtiger  Handschriften  zusammengebracht 
sind.  Da  der  gänzlich  ungenügende  Katalog  der  Handschriften  von  Sakkelion  über  ihren 
Inhalt  meist  so  gut,  wie  gar  keine  Auskunft  giebt,  so  habe  ich,  unterstützt  durch  die 
freundliche  Gefälligkeit  des  Bibliothekars,  Herrn  Kampuroglu,  des  bekannten  Historikers, 
die  sämtlichen  Nomokanones  der  Bibliothek  auf  Notitien  durchgesehen.  Ausser  den  oben 
beschriebenen  Handschriften  enthalten  noch  xaxxixd  Nr.  1383.  1389.  1396.  1400.  1404. 
1406.   1408.   1411.  1413.   1436.    1437.   1450.   1456.    1467.   1475.     Von  einer  vollständigen 


627 

Vergleichung  habe  ich  abgesehen,  da  die  Texte  absolut  identisch  sind.  Zu  erwähnen  ist  etwa 
cod.  Athen.  1413  (XVII  S.)  wegen  der  eigentümlichen  (nur  noch  in  Codex  H  vorkommenden) 
griechischen  Form  des  Namens  der  Stadt  Lovec  : 

6   Tovgvößov  xfjg  Bovlyagiag  eyei  xavxa  * 
xov   T£egßevov  xal 
xov  Aoßix£iov. 
Sodann  hat  er  in  Lazike  (mit  Athen.  1423  übereinstimmend) : 
6  Tgane^ovvtog  xfjg  Aa^ixfjg  e%ei  [xiav 
xov  XaXdiag. 
Chaldia,   das  abwechselnd   Metropolis  und  Erzbistum  war,    wurde  1660   Suffragan  von 
Trapezunt,  doch  nur  für  kurze  Zeit. 

Ferner  haben  die  Handschriften  1436  (1613  geschrieben),  1437  (XVI.  Jahrh.)  und 
1467  (1659  geschr.)  zwischen  Athen  und  Paträ  eine  in  allen  andern  Handschriften  fehlende 
Provinz  Kreta  eingeschoben: 

6  xijg  njoov  Kgtjxrjg  e^et  xavxag' 
xov  roQxvvrjg 
xov  Kveoooov 
xov  'Agxadlag 

XOV    XeQQOVYjOOV 

xov  Avlojioxdfxov 

xov  'Aygiov 

xov  Ad/un)]g 

xov  Kvdcoviag 

xov  'Isoäg 

xov  Uhgag 

xov  Sixeiag 

XOV     KlOOUjUOV. 

Ich  habe  den  Text  nach  cod.  Ath.  1437  als  dem  ältesten  gegeben,  1436  ist  nahezu 
identisch,  1467  schreibt  6  yogxvvic,  6  xvcoooov  u.  s.  f.,  was  gegen  den  Sprachgebrauch 
dieser  Notitia  \>t. 

Uebersicht    der    Handschriften: 

I.   Classe. 

1.  Codex  des  Metochion  des  hl.  Grabes  Nr.  30  =   A 

2.  Codex  Athen.  1373  =  D 

3.  Codex  der  theol.  Schule  von  Halki  78  =  F 

4.  Codex  Athen.   1411  =  B 

5.  Codex  Athen.   1466  =  C 

6.  Codex  der  theol.  Schule  von  Halki  80  =  E 

7.  Codex  der  theol.  Schule  von  Halki  70  =  G 

8.  Codex  Athen.   1423  =  H 

9.  Codex  Panormit.  I  F  15  =   P 
10.  Codex  Athen.   1382  =   R 


83 


* 


628 


IL    C  lasse. 

11.  Codex  Athen.   1378 

12.  Codex  Athen.   1388 

13.  Codex  der  Bibliothek  der  evangel.  Schule  zu  Sruyrna  B- 

14.  Codex  der  theolog.  Schule  zu  Halki  73 

15.  Codex  Athen.   1420 

16.  Codex  Athen.   1387 

17.  Codex  Athen.   1414 


-51   = 


J 

K 

L 

M 

N 

0 

Q 


Tdg~ig  7iQoxa-&£ÖQiag  zä)v  6oia>- 
Taxcov  TzargiaQxcöv  xal  al  jlujtqo- 
jroXsig  xal  al  agyiEnioxonai,  al 
onoXai  Evqiaxovxai  rrjv  ofjjuEgov 
y.al  etvat  vjioxeijusvai  zfj  ßaoiXidt 
KoivoravxLvovJioXsi. 

a     6  cPd)fxrjg 

ß     6  KcovoTavTtvovjioXeayg 

y      6  AXEtjavöosiag 

d     6  'AvTioxeiag 

e      6  Alltag  ijroi  'IeqoooXv  fxoyv 

AI    MtjXQOTToXEig 

a  'H  Kaioägeia 

ß  fj  "Ecpsoog 

y  fj  'Hgäxkeia 

d  fj  'Ayyvga 

e  fj    Kv£ixog 

g  f]    'PilaÖEXcpia 

£  fj  NixofjLijÖEia 

ij  fj  Nixaia 


2 
3 
4 
5 
6 

7 
8 
9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 


#     fj   XaÄxijöd)v 

l      fj    OsooaXovixrj 

ia    fj   Tovgvoßog 

iß    fj  'AvdgiavovnoXig 

ly    fj  AjudoEta 

id    fj  Ilgovoa 

iE    fj  NsoxaioägEia 

ig    fj  'Ixoviov 

it,     fj  Bsgooia 

uj     fj  üioiöia 

i&    fj  KoQivdog 

x      fj  Movef-ißaoia 

xa    al  Adfjvai 

xß    al  UaXaial  üaToai 

xy    fj   TganE^ovg 

xö    fj  Adgioaa 

xe    fj  Navjiaxzog 

xg    fj    &iXi7i7iov7ioh g 

xt,     fj  cP6öog 

xrj    al  ÜEQqai 


16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 


1  jiga>xoxavxedgeiaC  A  ngoxa&edgeiac  C  dyimxäxmv  CP  ■<  R  xal  al  —  KU ^C  C  al  vor  /iiijxg.  «cC  GP 
al  vor  O.QX-  «==:  BGKP  dgxsmoxojiaTc  P  al  dgx-]  ol  dgx-  (!)  A  al  dgx-  al  vjioxaooöfievai  rfj  Ä77  R  al  önolai] 
ojiov  EGKP  ztjv  vor  otjfi.  -=C  DF  xojvoxavxivovjiöX.emc  A  xcöv  nöXecav  xfjg  xwvoxavxivovJiöXswc  GP  (doch 
■^C  xfjg)  xcö  nQiagxixw  d-gövm  xijc  KU  D  Nach  1  haben  CK  xov  doiSi/uov  ßaodemg  xvg  {xvgov  K)  dvdgovixov 
xov  devxsgov  xä>v  naXaioXöycov  diaxvjicooiC,  ojicog  {jiiög  K)  va  s'xovv  xa"k~iv  jigoxa&sdgiac  (.-rgoxa&sdgetac  C) 
2  Die  Zahlen  der  Patriarchen  fehlen  AF  6   xal  6  legoao)..  A   6  leg.,   6  o.-rotoc  Xsysxai  alXlaC  F  6  Isgco- 

owXvjMav  ooxig  sXeyezo  aiMac  B  6  IsgoooXiijiwv  R  statt  7  hat  B:  al  jigonwXtjC  xov  aCdifiov  ßaodXsoc  xvgov 
avdgovrjxov  xov_8svxsgov  xov  naXeoXöywv  öiaxujjioorjg  ojioC  va  s'xovv  xd^tjC  xal  Jigoxa&edgis  fj  ftgövrj  xov 
itgonöXsmv   s   figo  nöXrjC.  8  xaioodgeia  ADG         10  i'gaxXrjaC  D        11  ayytjga  B  äyxvga  EG         13  tpda- 

SsXyla  alle  ausser  CE  R  hat  6  xogvößov  an  7.  Stelle  16  x^xtjdöva  D  17  üsooaXovixic  B  fj  deooa- 
XovixrjC  R  18  tö  xögvoßov  B  6  xogvößov  ABEFLM  6  xovgvößov  G  fj  xogvößov  P  19  ddgiav.  E  aus 
dvdg.  korr.    CR  22   vsoxaioodgsia  AFR  23    xö  Ixöviov  D    fj  xovlov  GP    ö  Ixoviov  R    6  ixoviäv  B 

2  t  ßsgoXa  C  25  mjoidia  FG  mooibia  D  27  /xoveßaoia  B  28  ol  d&ijvai  E  (Thorheit  des  Rubrikators; 
ähnliche  Stümpereien  erwähne  ich  nicht  mehr)  29  f\  naXaid  ndxga  D  30  rgans^ovvxa  D         31  /.«- 

giaa  BP         35  doegag  P    6  -=C. 


629 


x&    fj    <&ilmnov 

36 

vd 

6  Aglartjg 

60 

X       >i  XgiozoimoXig  fjzoi 

KdßaXa 

37 

ve 

6  UgoiXdßov 

61 

Xa    fj  H/JLvqva 

38 

vg 

6  Kagaßi^mjg 

62 

Xß    fj  MirvXfjvtj 

39 

vC 

6  Magcoveiag 

63 

Xy    zd  'Icodvvtva 

40 

V)j 

6  Ilegi&eajgiov 

64 

}.Ö      ZO    Aldv/HOTEl%OV 

41 

vft 

6  Zvyyibv 

65 

Xe    6  MeXivixog 

42 

1 

6  Agdfxag 

66 

lg    ai  Neai  Ildzgai 

43 

£a 

6  NixonöXsojg  fjroi  Nevgoxöjiov 

67 

X£    al  Ofjßai 

44 

W 

6  rdvov 

68 

Xrj    fj  Aivog 

45 

fr 

6  'Poi^alov 

69 

Xfl    fj  Kegaoovvza 

46 

W 

6  Aa^iag 

70 

ju     fj  Bidvvrj 

47 

Ss 

6  roT&lag 

71 

jua   fj  Me&Vjuva 

48 

fe 

ö  Kacpäg 

72 

jiiß   fj  XgioziavovnoXig 

49 

K 

6  Xiov 

73 

fiy    fj  Aaxedcu/uovia 

50 

%Yj 

6  Afjfxvov 

74 

uö    fj  üagova^ia 

51 

& 

6  'Ioyaviov 

75 

jxg   fj  Meatj/ußoia 

52 

o 

6  "Ijußgov 

76 

fit,   fj  2rjXvßgia 

53 

oa 

6   OvyxgoßXayiag    ijzot    Mnovy- 

77 

ld]   6  "Agyovg  xal  NavnX^oiov 

54 

daviag  xal 

jud  6  Evq'itiov 

* 

55 

öß 

6  MovvzoßXayiag 

78 

v      6  2ocpiag 

56 

AI  ägyiETiioxonal  K cor oz avx ivov- 

79 

va    6  Mrjdeiag 

57 

JidXecog 

vß    6  AyyiaXov 

58 

a 

fj  ITgotxovijoog 

80 

vy    6  Bdgvyg 

59 

ß 

fj  Kdgnadog 

81 

36  fj  cpinov  B         37  Jjxoi]  ijyovv  AL    »;_F   xaßakac  BER    fj  y.aßdXa  AL    fj  xaßäXXa  P   6  xaßaXiac  G 
38  aixvQvrj  B   ^L   C  39  ).ß  xä  Iwävviva  K    Xy  fj  fiexrjXfjvtj  Xö  xa  iävviva  P  40  imvivva  A  41   dtdv- 

uöxr/ov  C  didv[i6xv%ov  K  örjdvjiöxvzov  R  brjiJLÖxsi%ov  G  8ouixi%ov  P  42  6]  fj  R  /ueXsvtxoc  K  44  43  B 
43    fj  via  Ttäxga  D  44   &f)ßrj  B    &ijßä  D  «<  P  46    xegaoovvxoC  ABDFGKLPR  47    xo  ßiSvvc  D 

>)  ßtjdivt)  G  fj  ßiövvr]  PR  50  Xaxeöat/uova  A  Xay.e8aiiA.6via  EP  51  nagava^ia  DP  53  Gleichgiltige 
Itacismen  wie  ovhßgla,  orjXitxßgla,  ovXrjßgia,  orjX^ßQta  u.  s.  f.  übergehe  ich.  /)  orjXvßgia  DEFK  <  G 
54  xo  ägyoc  xal  vavTtXoiov  AD  (vavjiXiov)  F  6  vdoyoc  B  r)  ägyoc  xal  vavjtXoiov  K  fj  ägyovc  xal  vavjiX.  R 
n  i'ioyoC  vavnXiov  C  xo  ägyoc  P  tcü  ägyoc  el'xov  emoxonrj  xfjc  xogvvßov  xal  eyevexo  figöjioXiC  im  xfjc  ßaoiXeiac 
xov  siosßsoxäxov  ßaoiXeoC  xvg.  loaxiov  xov  ayyeXov  iv  i'xrj  ,gcpq£.  B  xo  ägyoc  iyevsxo  firjxgojtoXic  snl  xfjc 
ßaaiXelaC  xov  evosßaoxäxov  (!)  ßaoiXJcoC  xvgov  loaaxtov  xov  äyyi/.ov  iv  i'zei  ,?<pf,Q.  P  55  evgmnov  EFGR 
i)  evgtnnov  KB  >/  tvginoc  D  f)  svguatac  C  i]  ivgönrj  P  56  fj  oor/ia  CDK  57  fj  /ifjöeia  CDK  und  so 
stets  58  uy/iuXXov  G    nach  6  luideiac  va  ö  ooiQonoXtoyC  vß  6  äy%iäXov  PR  59  o  ßaglvrjC  A    fj  ßagva  D 

>'l  ßügvTj  BCK  60  ögioxij  K    dgvoxa  C    o  ögvoxgrjs  R    6  SgvxoxijC  P  61   ^  ngotXaßoc  CK   ngdäßov  P 

62  f)  y.agaßi'Qvvtj  K    xagaßv^cotjC  P  63  64  -=i  R  64  xegt&sodcogiov  P  65  fj  'Qvivwv  K   fj  t,vyxywv  CR 

'/  -'"/.'"■  D  66  >/  dgäjia  CDK  67  ^Voi]  rjyovv  A  f  d  j'txojro'Aecoc  £et  d  vevgoxönov  G  fj  vixönoXiC  xal 
vtvgöxoxoC  D     )/   yiyorco/.i;   tjxot   vevgoxÖJiov  K    ijfc.  vevg.   <   CR    6  vtxöjiov/.oc   rjzoi    vsvgoxöjiov  B  69  xo 

guatov  D    */   goi'Qaiov  K  70  d  X.al^iac  rjxoi  äXaviaC  E  -=ü   R  71    d  ßvxßlaC  A    ^  ßix&ia  K    d  ßn&taC  B 

d  ßixdtiui:  (1  \ '  72  d  xayäc  CKP    xstfeXXuc  G    y  xaqpä  K  73  ?J  Crj^iov  K  74  Xvfxva>v  P  75  d 

<Vy//oi'   B   «<   ACDFGKPR  77   ovygoßX.ayJaC  P     finoydaviac  R     jyro«  MnovydavlaC  *<  ACGP  78  d 

y.oXboß/.a-/_iac  tjxoi  ii.-royöaviac  G  d  (J.oXSoßXa%laC  AFP  »5  ovyxgoßXayJa  i/xoi  fiiiovyadavta  K  »;  ovyxgoßXaxia 
xal  >'t  jioXdoßXaxta  D  78  <;  R  79  Dies  Verzeichnis  haben  unmittelbar  hinter  dem  Metropolenkatalog 
CEGK  7d  A7/  -=d  CEGK  1'         80  d  ngoixövi)ooc  und  so  stets  E    ngoixöviooc  F    jrgixövijaoC  P 


630 

y     fj  Al'yiva  82 

d     tj  ümymviavfj  83 

e      6  'EXaoomvag  84 

l     fj  Km  85 

C     fj  Aevxddog  86 

1]     xal  xov   (Pavagiov  87 

CH  ev  xfj  Ümymviavfj  dg%i£7iioxo7irj  ovx  fjxov,  dXXd  Tigmxoiianäg  ijv  vjioxaooojuEvog  xm       88 
KmvoxavxivovnöXEmg  jiaxgidgyrj  xal  xa&eCöjuevos  iv  xm  oiavQOJii]ysicp  Ilmymviavijg, 
ev    u>    ioxl    ßaoiXixt]    juovrj    Eig    övo/ua    xi/ucojuevov    xrjg    xotjurjoEmg    xrjg    vnEgaylag 
deoxoxov. 

Baßal  rfjg  7iaga%mgi]0£mg'  ävdyvmoov  öXov  xal  jusyäXmg  dgrjvfjOEig.  89 

rHoav  Öe  xal  äXXai  jurjxgojioXeig  xal  dg%i£Jiioxo7iai,  mg  cpaivExai  ysygajUfiEVOV  elg  xtjv  90 
öiaxvjrmoiv  xov  ßaoiXemg  xvgov  Aeovxog  xov  oocpov,  xal  imoxojiai,  xal  elg  xr)v 
xov  ßaodsmg  xvqov  Avdgovixov  xov  Sevxsqov  xmv  IIa?MioX6ymv,  ö  onoTog  ßaoiXsvg 
äXXag  juev  fxrjxgonoXEig  dveßißaosv  xal  Exljurjosv  äjiö  /utxgovg  ftgovovg  dg  jusyaXv- 
xsQovg,  xal  äXXag  jusyäXag  ixaxeßaoEV  dg  ftgovovg  juixgoxEgovg,  Uymv  i^ovoiav 
mg  ßaoiXsvg'  anb  xdg  onoiag  noXXal  igrjf.im&ijoav  xal  xsXsimg  ijcpaviodrjoav  äiro  91 
xmv  xgaxovvxmv  fjjuäg. 

xal    ovxe    /.njxgojzoXixrjg    svgioxExai    Eig    xdg    jui]xgo7i6?,£ig ,    ovxe    dgxiEJiLoxoiiog    elg    xdg       92 
dg%iEnioxo7idg,  ovxe  hnioxonog  dg  xdg  Inioxondg,  ovxe  Isgsvg  Eig  sxxXrjoiav,  ovxe 
xaXoytjgog  slg  [xovaoxrjgiov  r)  elg  /uovvdgtov  rj  slg  xsXXiov,    ovxe  äXXog   %gioxtavög 
xoojuixög  Eig  xdoxgov  rj  Eig  imgav,  bC  oig  xgifxaoiv  oids  6  frsog,  oxi  dv£^£g£vvijxa 
zd  xgifiaxa  avxov  xal  dvEg'iyviaoxoi  al  ödol  avxov' 

Hevxijxovia  xal  juia  jurjxgojioXeig  dvai   igrj/xmjUEvat   xal   dg%i£moxo7ial   ösxa   xal   öxxm       93 


82   al'fiva  P  83   nwywCavf)  A  84   6  eX.aawvac  E    fj  iXaooövoc  G    6  eXaoowv  F    fj  eXaoowva  BD 

fj  eXaoawvac  K         85  -<  P  86   £  rov  Xevxddoc  E    xal  fj  X.  P         87   <<  P         87   >?  xal  xrjg  etyßwv  K 

rj  xal  rfjc  eßwv  fjyovv  rfjc  et,oßdv  E  rj  xal  fj  xrjg  eCrjßwv  fjyovv  rfjg  e'Qwßag  G  rj  fj  et,rjßwv  ■&  fj  odjioC  C 
79 — 87  Eine  gänzlich  abweichende  Liste  hat  R:  al  äQxiemoxojzai'  fj  jiqoixövijöooc'  fj  xägTcadoC  fj  al'yiva' 
6  xaoavdgeiaC  6  (pavavaßlov(l)'  6  od/uov'  6  ävdgov '  6  vzClac'  6  jzcayoiviavfjc  fol.  256r  o  iXaaawvoC  6  xü>' 
6  ksvxdSoc'    6  jxfjlov    6  oavroQivrjC    6  oicpvov.     Es  ist  die  Liste  des  XVII.  Jahrhunderts.  88    Dieses 

Scholion  haben  nur  ADF  noyw'Cavrj  A  fjzov]  f)v  F  iv  za>  ggojirjytaxä)  fiovaazT/gtco  zfjc  n.  D  7ia>ywTavfjc  A 
fiov.  ßaa.  F  zi/A.ä>/.uvoc  A  89  Diesen  ganzen  Exkurs  haben  ADF  am  Schluss  vor  den  vjisgzifioi  xal 
£q~aQ%oi  89    «=C    AD  FR     yalvovzai  EGPKR     ysyga/u/nirai    R     xvgov  ~=C   CP     xal  ernoxonal    -<C    PKK 

ösvzsgov  «=C  ADF  sie — ßaodsmc  -^C  R  nalaioXöyov  ADF  zov  dsvzegov  naXaioX6y<ov  EG  nach  Jialaio- 
löycov  f  zov  äva)§ev  BK  jialaioXöywv  zwv  xdzw&sv  CG  ßaodsvc]  ^C  EG  TiaXaioXöyoC  BKPH  naXaio- 
XöyoC  d>C  (paivstai  C  fieyaXvzegovc]  vxfrjXozegovC  ADF  fieyaXozegovc  BKC  jisydXovC  H  xal  äXXag — ßaoiXsvC 
•zC  PF  xal  aXXag — fiaxgorigovg  -=C  C  ixazevaoev  GPK  s^cov — ßaodevg  •<  EPH  R  hat  nach  'Avdgovixov : 
al  SjioTai  egijfX(i>drjoav  vno  zwv  xgazovvzmv  f/fiäg  öi   ole  xgl/xaoiv  xzX.  91    äno  zaC  ojzolaC  figoJiöXsiC  xal 

dgyjsnioxojzdc  H  jioXXal]  jzoXXd  F  noXXaTc  G  egw/^iödtjoav  A  zsXelmg  <  AUF  dcpavfjo&ioav  B  cbiö  zwv 
xgazovvzwv  fjuäc]'  Eine  ängstliche  Seele  hat  in  B  diese  Worte  überklebt.  Andere  Librarii  sind  mutiger: 
djzo  z.  x.  f).  fjyovv  zwv  zovgxwv  H    vjzo  zwv  doeßwv  xal  xgaz.  fjfiäc  C    dno\  vjzo  EG  92  xai  ovre  f.ujzgo- 

(loXizrjC  ovze  dgxismoxoJidc  (!)  ovze  legevg  ovze  xXrjgtxöc  ovre  XQLaxiavoC  ^l  £?c  xgtjiaoiv  xzX.  P  ovre  entoxonoc 
eig  rdc  emoxonaC  ovre  legevg  ovre  öidxwv  ovre  xaXöytjgoe  ovre  äXXoC  ygiaziavoC.  (5«'  olc  xzX.  K  elg  zf/v  exxXij- 
olav  F  elg  exx).ijoiac  A  /uovaozfjgi  F  fj  elg  fiov.  —  xeXXlov  «=:  F  elg  xeXXlov  —  elg  x^gav  <Z  G  xoo- 
jitxdc  -=^  CH     xQtOTiavoC  S£'c  raC  XÜQaC  C     tfeof]  xo  C     ö  vor  &eoc  <:  EF     dveg~ixvlaorwv  B  93  jrevrfj- 

xovra  xal  enzd  (nevfjvra  fxla  R)   (iijrgoJiöXeiC   elvai    IgrjjxwfievaiC  xal  agyeniöxonal    irj    xal  inioxonai  vorj    PR 


631 

xal  enioxonal  vor),    eig  de  xr)v  öiaxvnojoiv  tov  gi)&evTog  ßaoiXecog  xvgov  AeovTog 
rof  oocpov  eJvai  jurjTgonoXeig  evvevrjvra' 

eig  de  t>)v  tov  etgrjjuevov  ävcodev  ßaoiXecog  xvgov  Avdgovixov  tov  devTegov  t&v  TlaXaio-        94 
Xöycov  elvai  giß  xal  dgyientoxonal  xe. 

xal  ovyl   jLiövov   avTai  al  /nrjTgonoXeig    xal    ai    dgyientoxonal  xal    al    enioxonal  xal  tol        95 
juovaorijgia  xal   al   ixxXrjoiat   r)cpaviodr)oav    d/tii]    xal    tcov    tqicöv   naTgiagy&v  al 
enagyiat,   tov  AX^avdgeiag,   tov    AvTioyeiag   xal  tov  'leQoooXi.vjJ.cov   xal  ovderav 
dgyiegeav  evgt')oeig  eig  amdg,  ovTe  äXXov  ygioTtavbv  legco/iieroi'  f)  Xa'ixov. 

d/ni)  eig  rovg  ■&govovg  avTeov  tcov  naTgiagycov  jiioXig  vd  evgi)g  legco/iievovg  xal  juovayovg       9G 
xal    xoofxixovg    öXiyovg'    ort    TeXeicog    ex    ßd&gcov  yrjg  al   exxXjjoiai  Tfjg  enagyiag 
avTeov  r)cpavio&r)oav,  xal  6  Xaög  tov  Xqiotov  rjyovv  ol  ygioTiavol  eg~oXodgev&r)oav. 

2,1) jueiojoai  ort  Ttveg  anb  enioxoncov  eyevövTav  /ui)TgonoXiTat  97 

"Hyovv  anb  tcov  tov  Kogiv&ov  enioxoncov  eyevovTo   jur)TgonoXÜTai  ovo'  98 

to  'Agyog  xal  Navn?Miov  99 

xal  6  Movefxßaoiag  100 

6  ondlog  xal  efagyog  XJyeTai  ndor)g  üeX.onoviqoov   eyei  xal  tov  tojiov  tov  2ld))g. 

Anb  tov  üaXaic'w  üaTgcov  101 

r)  Aaxedai/xovia 
Anb  tov  NavnäxTOV  102 

6  'Icoavvivcov 
Anb  tov   TgaiavovnöXecog'  103 

6  Aidv [xoTeiyov 

6  Edv&rjg  xal  104 

6  üegiftecogiov  105 

'Anb  tov  'Pödov  106 

6  Xiov  xal 

6  Kco  dgyienioxonog.  107 

Anb  tov   (Pdinncov  108 

f)  XgiOTOvno/ug  i'/Toi 

f)  Kdßa/M. 
'Anb  tov  AvdgiavovnoX.ecog  109 

6  2coCon6X^ecog. 
Anb  tov  Zeggcov  110 

6  Zvyvcov 
'EyevovTo  de  xal   voTegov    iv    tjj    OvyxgoßXayia    ovo    fir)TgonoXCiTai,    xal    6   fiev  eig  eyei      111 
tov  TÖnov  tov  Nixoju>)öeiag  xal  ej-agyog  XeyeTai  ndor)g   Ovyxgiag  xal  ÜXayi)vcov. 


Sil  xtvx.  pir)av  B  nEvqvxa  (xla  E  xvq  D  nach  vor) :  xaöoc  tpaivovzat  sie  xae  öiatvjxwostc  x&v  ävw&ev  ßaoi- 
üs'ayy'  xal  lös  avxäc  ojtov  xäc  lygärpa/isv  (eygayjä/xrjv  G)  damit  beendigen  C  und  G  diesen  Abschnitt 
!)4  xijv  <cZ  ADF  aveodev  slgrj/iirov  BH  x.  d.  x.  .-rot/..  ■<  EH  xov  xa/.aiokdyov  A  sivat]  r)oav  H  giß]  sxazov 
bsxa  K  95 — 9G  hat  nur  K  97  Diese  Stücke  haben  nur  ADF  ztvsc  ■==;  DF  98  xov  Koglvßov  zü>v 
Ltioxo.-xwv  A    xä>v  etc.  ■<.  D  99   vavji/.t'ov  D  100  f\  fiovsfißaoi'a  D  101  xov]  xcöv  D  103    <5«5t>- 

fioxoiyog  F    didvfioxsiyoj  A  104  igavöiag  AF  107  xeo  D  108  rjxoi]  Ijyovv  F     tjxoi — ävögiav.  -<  A 

109    aöotav.    F  111    Dies  Stück  hat  auch  G     voxeoov  iyivovxo   ADF      ovyxgoßj.ayja  xal  [A.o).6oßXa-/ia  ol 

dvo  fi.  ADF     vixo/xijöei'ac  oüodsoiv  G      ododeov  A     oäodscog  D 


632 

6  de  exegog   XJyexai  fj,t]xgojioXlxrjg  juegovg   ObyxgoßXayjag  xfjg   xaxä  xbv  Zeßriglvov   xal      1  12 

xbv  xoTiov  eney^cov  xov  'A/uaoeiag. 

eyevexo  de  xal  fxY]xgonoXixr]g  Bidvvrjg.  113 

xal  ev  xfj  MavgoßXayia  exegog.  114 

xal  ev  xfj  PaXixt,r\,  fjxig  fjv  juegog  xfjg  Mixgäg  Pcooiag.  11") 

c0  de  Pcooiag  [xyxgojioXixrjg  ygdcpexai  Kveßov  xal   Jiäoqg  'Pcooiag,  vnoxeivxai    de   avxfj      1 1  •  > 
xal  enioxonal  avxai' 

Tb  Meya  Noßoygddi  117 

f]  T£egvi%6ßi]  118 

6  2ovdaXigoxoß)]  119 

6  MeyaXoß?MÖrj/u7]Qrj  120 

6  PlegßXaoßt]  Povoioxco  121 

xb  'Aongöxaoxgov  xb  Meya  122 

nXrjoiov  xov  Kveßov  123 

6  "Ayiog  Pecbgyiog  elg  xbv  ePcdotv  noxa/uöv  124 

fj  IJoXoxioxa  125 

fj  cPaCdv7]  126 

fj   Ticpegij  xal  127 

xb  2agar\v  128 

Tf]   de  PaXixt,rj,  /uegog  ovorj  xfjg  Mtxgäg  'Pcooiag,  enioxonal  vnoxeivxai  avxaf  129 

fj  BXadi/noigij  130 

fj  liege füoXrj  131 

fj  Aovx^eoxa  132 

fj   Tovgoßf]  133 

fj  XoX/mj  134 

xb  'Aong6xaox.gov  xb  elg  xb  oxojuiov  xov  'EXiooov  noxapiov.  13.) 

AI  de  juf]  vnoxeijuevai  naxgiäg%ij  xiv'c  136 

PI  xtjg  BovXyagiag   eoxlv   exxXrjoia,    fj  önoia  Xeyexai  'A%gidcöv    fjv  exifxijoev   6  ßaodebg      137 
'Iovoxiviavbg  6  jueyag,  cbg  ex  xfjg  veagäg  avxov  yvcbgifiöv  eoxi. 

6  'Pcooiag  jurjxgonoXixrjs  138 

6  xfjg  KvngoV  139 

xavxrjv  de  f)  xgixvj  ovvodog  xal  fj  g  xexi/ufjxaoiv. 

fj  xcöv  Pßrjgoov  fjv  eximjoev  diäyvcooig  xfjg  iv  'Avxio%eia  ovvodov,  vnoxeifxevtjv  ngcötjv  avxfj.      140 

xovxcov  yag  ol  ägyiegeig  vnb  xcöv  idicov  enioxöncov  %eigoxovovvxat.  141 


112    6  de  exegog  Xeyexai  fujxgoji.  fxoXdoßXaxiaC  xfjg  xaxa  AF     xov  oeßegfjvov  A     xmv  oeßegtjvüv  F     xmv 
oeßegivcov  G     6  de  exegoc  XJyexai  /a..  jioXdoßXaxiaC  xal  xaxa  xütv  oeßtjgfjvcov  D  113  <  ADF  115  f-ia- 

ßgoxla  A     exegoi  dvo  ADF         116  vnöxeixai  D     de  <=i  G        117   <=C  D     6  ßoygäcprj  A        118  x£egvix<ößr)  G 
x£egvix6ßi  D  119  oovdaXijgozößtjc  F  119  120   ■=:   G        120  fieyaXoßXadijfifjgrjC  A       121  jiegßXdoßijC  A 

fj  neXaßrj  Qwovotoxco    G  124   gcöoov    F  125   noXxioxa    ADF  126   fj  •<  ADF      gat,ävrj    ADF 

gi£ävt]  G  127    6  xicpegrj  F    6  xicpeget    AD  128  oagäij    D  129    fj  de  yaXtx£tj  ovaa    F     ovotjC  AD 

avxai]  de  G     vnoxeivxai  de  xal  avxrj  enioxonal  avxai  AD    vnoxeivxai  xai  aixij  imaxonal  dvo  F       130  <  ADF 
131    132    t)  neQfiiiXiXoxUaxa   ADF  133    f]    xov   gößri    ADF  134   tj  oxöXm  ADF  135   xb  nach 

aojio.  -=C  ADF    hier  hört  G  auf         137    axgeidwv  A     eoxal  ADF  139  xal  6  xijc  x.  agzientoxonog  xavxac 

fj  y  xal  fj   g  ovvodoc  xexi/x.   D  140  iv  ävzioxeiaC(l)  A     aixij]  avxrjv  DF 


633 


'Ynöxeivxai  de  xal  xä)  ftgovco  xfjg 

BovXyagiag     fjxoi     xcö     'AxQidcöv 

emotional  avxaf 

CH  Kaoxogia 
xä  2x6ma 

xb  BeX.eßovod>jv 
»/   Tgcoadix^a 
fj  Meleoocpa 
xä  MiyXaiva 
fj  IIe?.aycovla 
xä  Ugiodiava 
fj  2xQov/j.ix£a 
f)  "Ovioog 
fj  riaßivix^a. 
fj  Bavx£6ßa 
cä  BeXdygada 
fj  Bidvvi] 
xö  Aifuierj 
xb  JZxgifxog 
xb  cPäoog 
fj  AeäßoXug 
fj  2&lavix£a 
xb  rgeßevov 
xä  Käviva 
ai  Aeßgai  xal 
fj  BXa%ä>v. 

Etat  de  xal  ol  u7ioo7iaod evxeg  ex  xfjg 
'Pojjuai'y.rjg  dioixr'joecog,vvv  de  vjioxeivxai 
xcö    ftgovco    xfjg    KcovoxavxtvovjiöXecog 


142 


143 
144 
145 
146 
147 
148 
149 
150 
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158 
159 
160 
161 
162 
163 
164 
165 
166 


jurjXQOTTolTxai    xal    ol    vii1  avxovg    eni- 
axojioi. 

6   OeooaXovlxtjg  167 

6  Kogt'v&ov  168 

6  NtxoTTÖleayg  169 

6  Adrjvcov  xal  170 

6  IJaxocor  171 

Tlegl    Tioioi    xiöv    juijxgojioXixajr  172 

e'xovv  xfjv  oi]fxeoov  emoxonäg. 

cO  'HgaxXeiag  xfjg  EvgojTTijg  e/ei  173 
xavxag' 

xov  'Paibeoxov  174 

xov  Ilaviov  175 

xov  KaXXiovnoXeojg  176 

xov  üegioxäoeojg  xal  Mvgiocpvxov  177 

xov  Mexgcov  xal  178 

xov  'Ativgcov  179 

'O  Nixo/uijdeiag  xfjg  Bidvviag  e%ei  180 
xavxrjv 

xov  AnoXXcDviädog  181 

'0    &eooaXovtxt]g    xfjg    OexxaXiag  182 
e%ei  xavxag' 

xov  Kixgovg  183 
6    Kixgovg    ojg    ngcoxodgovog    e%et 
e^ovoiav  xov  cpogeiv  JioXvoxavgiov  xal 
ßaoxä^ei  xal  elg  xov  judvdvov  Jioxafxovg. 

xov  Kaoavögelag  184 

xov  Zegßioiv  185 

xov  Ka/j.jiaviag  fjxoi  Käoxgov  186 


142  üyo£idö>v  A    xoiv  dygeidöjv  F  148  fiiyXeva  D  150  xgioöava  F    xgiodtjva  D  152  6'vcaoc  D 

154   ßax£6ßa   DF  155   ßelaygdöov   A    -<    D  156   ßvblvi  A     ßiöivrj  F  <  D  157   xoXvfineij  AF 

158  orgt/u  D  159  gaoöc  F  160  deaßöhg  F  165  ßläymv  DF  166  ol  <==  D  nach  In.  -\-  avxai  A 
167  6  deooa/.ovixT]  A     fj  bxeooalovixrj  DF  168  fj  xoglv&ov  F     fj  xögiv&oc  D  169    fj  vixonö).ewC  F     fj 

vixo.io/.ic  D  170  fj  ä&fjva  D  171  *}  ndxga  D  172  Dies  Stück  bieten  sämtliche  Handschriften; 

aber  ER  und  die  zweite  Klasse  nach  der  Klage  über  die  Verödung,  G  nach  der  Andronikosnotitia.  negi 
xov  .t.  FHLP  -legi  *£.  N  ix  xovc  figojioMxaC  B  e%ovv  BFJNOP  k'/ovai  die  anderen  imaxonec  B 
ixioxoTiatc  P  nach  exioxo.ids  -\-  R  xal  ai  ijiioxonal  xfje  dyicaxdxrjC  dgxcsnioxojtfjc  äxgeiddjv  174  godoaxov  P 
176  xahov.-x.  AP     xa/./.onö/.eojc  L     xahonovloc  D     xaXiovnolixov  R  177    Jiegioidoewv   A     xov  fivg.  xal 

.-legtox.  CD  178  uvxg(»v  J  177  E  -\-  xov  T£egov)dov  R  -\-  xov  T^tjgovlov  179  B  -\-  xal  xov  x£ov).wrjC 
180  181  «=:  LM  180  E  hat  vor  jeder  neuen  Metropolis  die  Ueberschrift :  xov  vixo/xrjdeiac :  xov  deooa- 
J.ovixTjC   u.  s.  f.  180    xavxrjv]   jiia    EH      jiövtjv  J      fifjav  B     iilav  P  181   >/(«=:  E)    onoZa   Xsyexai  anol- 

/.Oiviäöa  EGP  Xonia  Xiyexe  xo/.ovidda  B  xrjv  dxoXwvidda  R  182  xrj;  dtx.  •<  B  daxxaXelaC  P  xavxac  •<  M 
183  xvxgovc  DJ      o  xixgovc  —  xoxafiov;    hat   nur   B  184    xaoavdgeiag\    xavoavdgiac    E     xafiavSg.  G     to0 

dovgyaßtxtaC  L  185   184    CHOPR   röv  oegßloir  xov  xaraavdgeiac  B  186  xaoxgiov  DLMO  xaoxgo/or  I' 

xa'/.nuaviaC  J     »/rot  *äoTg.  <:  ABCDEGHR 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  8i 


634 


xov  IJfrgag 

xov  'EqxovXicov  rjxoi  AodaiiEQEwg 

xov  'Ieqlooov  xal  Aylov  "Ogovg 

xov  Aixfjg  xal  'Pevzivrjg 

xov  Uo\Eavivr\g  xal  Bagdagicorcov 

xov  IIXaxajuöJvog  xal  Avxooxojuiov 

'O  Togvoßov  xrjg  BovXyagiag  £%£i 
xavxag' 

xov  TCegßevov 
xov  Aocpx'Qov  xal 
xov  IIg£oXdßa)v 

'0  AvÖQiavovnökeajg  Al/nifxovxov 

£%£i  juia' 

xov  Aya&ovjioÄsojg 

'O    Koqiv&ov     xrjg    JlEXonovrjoov 
£%£(■  xavxag' 

xov  AafxaXo~)v  xal  ÜEÖiädog 
6  Aa/ialbg  jrgeoxo&govog  (pogEi  noXv- 
oxavgiov  xal  ßaoxä^Ei  xal  dg  xov 
/udvdvov  TTOxajxovg,  cbg  6  Kixgovg.  ovjl 
äXXoi  imoxoJiot  E'/ovv  xr)v  xooavxr\v 
[rd|n']   afiav. 

xov  K£cpaXa)viag 

xov  Zaxvvdov 


187 
188 
185 
190 
191 
192 

193 

194 
195 
196 

197 

198 
199 

200 


201 
202 


xov  Zrjuaiväg  xal  Tagoov  203 

xov  TIoXiVCpEyyovg  204 

'0  Move/ußaoiag  xrjg  IIeXotiovijoov  205 
£%£i  xavxag' 

xov  Kvd)]Qiag  206 

xov  3l£&d>vi]g  207 

xov  Kood)VT]g  208 

xod  "EXovg  209 

xov  Maivrjs  210 

xov  Avdgovorjg  211 

xov  Zevvcov  fjxoi  KaXajudxag  212 

xov  'Psovxog  213 

'O    Ad,rjvo~)v    xrjg    'EXXädog     £%£i  214 
xavxag' 

xov  AtavXuag  215 

xov  TaXavxiov  210 

xov  "Avdgovg  217 

xov  2.XVQOV  218 

xov  JEoXarvog  xal  219 

xov  Msdivix^rjg.  220 

cO  üaXaicöv   üaxgcdv    xrjg    IIeXo-  221 
jiovyjoov  £%£i  xavxag' 

xov  "QXh'Tjg  xal  222 

xov  K£Qvix£iig  223 


188   sgx.  rjroi  <  BCEGMPR     nach  yzot  -4-  zov  A     kgxovliov  D    sgxovllwv  M    igxovXmv  J    ägda- 
pageas  BCEGHLP      äg/uadägscoc   A  189  <  DFKN      isgioov    AR     xegiooov   P  192    190    191    F 

190  hzivfjc  F  givztvrjC  G  191  <  E  xal  ßagS.  <C  JN  ßagd.  rjzoi  zovgxmv  MO  xoleavfjc  M  Ttohavrjc  C 
ßagötcognwv  BGHLM     ßagdi]mgtzü>v  R     ßagdmgizmv  C  193—196    <  FJLMNO  193    rj  zogvößov  P 

zfjc  BovXy.  ■=;;  ADGJ  zavzac]  fxlav  EG  ßsßsofiiva  xal  avza  zwv  zogvößov  6  zogvößov  zfjc  xzX.  B 
194    t£eßevov  D  195    196    xal  zov  BH     xal  ällovc  C     xal  rov  odsivijg  P    ■=:    EG  195   koßiz'Qiov  H 

).o(pzov  R  196  Tigeokäßac  DR  197  Adrianopel  haben  hier  BCDEGHPR  die  anderen  nach  Philippi 
juiav  DF     zr]v  Ttagovaav  L      zavzac   N    ■<    K  200    zov  dajiaXov  D      xal  ned.  ■<  JMNOP     6  dafiaXoc — 

a^iav  hat  nur  B  201  zfjc  x.  E  zfjc  xeqaX.rjviaC  LMR  zfjc  xeyaXivEiac  P  zr/C  xetpaXivlaC  xal  Qaxlv&ov  AN 
zoiic  xE<palovi]ac  B  202    zfjc   'Qax.   CDEP     6   'Qax.  J  203    Crj/uevuC  A      'Qr^dvac  L      tij/xeväc    DFHK 

Crj/xevalc  E      QrjfiatvaiC  G      Qifievov  P      6  zfjc  £t)/.i.  C      zagaoov  B  204  -=:  P     xal  zov  ABCHO     .xo/.i- 

cpiyyoc  B  noXvcpiyxovc  GR  205  Die  Provinz  Monembasia  haben  erst  hinter  Serrae  JLMNO  fiovi- 
ßaoiac  O  zavz.  k'xei  O  206  xvftaglac  BC  xv&ovgiac  G  xt&agiac  P  xidigwv  F  xrj&vgoiv  J  xißr'jgac  LO 
xidngwv  D  207    208   <C  DJLNO         208   roü  «oe?;c   P         211    Dies  Bistum  haben  nur  E  und  R     ä(5- 

govoijC  E  212  £svyvöjv  DG     >yrot  *aA.  «<  L  213  xal  zov  giovzoc  ABGHOP     xal  zäc  zov  g.  D     xal 

zov  giovzoc  xal  Tigaozov    F      Nach  giovzoc   -\-  zov  dvdgovorjC  J  215    zov  öiavleiac  GLMR      SavXiaC  O 

x.   b.  xal  zalavziov  CGHR  217   ävdgov  BGHJLMPR     uvSgöc  C  218  oxvgovC  A  219  oölovog   B 

xal  <Z.  JNO  220    f.uvbiviz'Qi-jC    ADFLMR       /uvtdi'zijC  C       fiavidiz^tjC  P       roü  ,«.    xal    zov  xogwveiaC    R 

221    xalaiwv    <£  P     t/]C  jzsXo.-zovfjoov    <ü  JBO  222    w/.atvrjC  EHLM     ü.svrjC  B     ^oi    ■<   .1  223    rov 

zegviz'Ziic  AHR  hier  fügt  an:  zov  /.udwvijC  zov  xogüvtjc  J 


635 


'O     <&i1l7ijiü)v     zfjg     Maxsdoviag  245 
E'/El   jUlCf 

zov  'Elev&EQOJtokemg  246 

'O  Zsggcbv   zfjg  Maxsdoviag   e'xet  247 
fxia' 

zov  'E^ijßcöv  248 

'OMizvlr)vr\g  zfjg  Aioßov  e'xei  /uia'  249 

zov  'Egioov  250 

'0  'Icoavvlvcov   'd%£i  zavzag'  251 

zov  Belag  252 

zov  Bo&govxov  ko\\  rivxEOiv  253 

zov  AgvvovnökEwg  xal  254 

zov  Xifxägrjg.  255 

cO  Aaxedaiiuoviag  zfjg  üekojiovrj-  256 
oov  k'xei  zavzag' 

zov  AfxvxXcöv  257 

zov  KagvovnoXeojg  xal  258 

zov  Bgeozevrjg  259 

'O    Evginov    zfjg    Evßoiag     e'xei  260 
zavzag' 

zov  'ügscbv  261 

zov  Kagvozov  262 

roi)  I7ogi)juov  263 


224  r/)?   <<   BEL  MO      ovSeftia  syst  G     rat'raC  <.  J  225  x<£a>  DHP     xavrjc  B  225  226    toü 

yaldiac  H  227  /.agt'oqc  D  228   L  hat  folgende  Liste:  zov  qiagoälov'  zov  davfiaxov'  zov  £t]Tovvi'ov' 

zov  l^egov'  zov  Xoidogixiov '  zov  ozayöjv'  zov  gaoairrjC  zov  yagStxiov'  zov  yagitevcov  xal  zov  TzegiozegäC 
229  ln£a  AJ  Xu£äc  GO  zaX?uz£a  B  231  ^zovijwv  B  232  üatxaxov  B  234  Xocdogxiov  F  Xtjdog- 
y.votv  B  235  yagdaxvojv  B  236  gadvoßtöi'ov  A     gadoßt£i'ov  CEMO     gadoßv£iov  JR     roü  gavSo^iov  P 

xai   <   3  237  oxiädov  EFHM.TPR  238    zfjc  Nix.  J      d  vavji.  xal  ägzijC   D  239    ßovöivz^C  E 

ßodivz^tjC  GM      gobivz'Qr)C  L      ßevdiz£tjC  J  241    r<wv  dysXwv  B      dysXeov  H      dyeoXdyov   P  242    räf 

pij'üjv  P     ywycü»'  R  243  /*«a]  /«'ai'  PR      zavzijv  ADG      zayrac  B      <  JH     t^  nagovoav  LM     fiövov  0 

243    B  hat  die  Reihenfolge:    Rhodos,  Serrae,   Philippi,  Mitylene,  Joannina  244  Xd&oc  (rot)  Tod  eXsv- 

■&egoxö).eo)C :  Tov  XigvrfC  A  zov  XJgvrjc  fiövov  J  245  246  «ü  F  B  schiebt  Serrae  zwischen  Rhodos  und 
Philippi  ein  <PiXi'jtjio)v]  oegcöv  P  fiiav  BP  zavzr/v  ADG  zavrac  N  «<  JH  z!jv  jiagovoav  LM  246  eXev- 
ztgo.-i.  P     eXevdegoxorXoc  B      fA«yi?foo.To'/.«(uc]  roö  noX.vozvXov  L  246    247  -=CL  MN  246—249    <  C 

247  248  <=;A  247—250  ■<  R  247  ,uiav  DF  zrjv  nagovoav  LM  jrapoCöay  N  -<  J  249  250  •<  JLM 
249  filav  DPF  250  toü  '£0(ooi']  zov  eCrjßwv  A  isgtoov  BP  251  Hier  haben  Monembasia  JLMNO 
d  <=i  G     tavvjyywv  P      twavvi'vov  xegy.vgwv  D      raC  Ttagovoac  N  252  /?sAaC  AJK      ßsXX.dc  G      ßalac  P 

253  ßodgüvzov  A  ßogdvzov  P  ßodgevzov  O  ßovOgevzov  J  ßd&gov  C  ylvxeoiv  {yXr\xaiu>v  etc.)  BEGHLMN 
y'/.ixloiv  C       d  xat  ö/.uxeW   JO  254    ^ptvov.ToAewc    CGMPR        dgrjvojiöXecoc    F       dvdgiavovizdXewC    J 

255  yifidggrjc  O      ytifidggrjC  AR      yet/idoac  D      ytjfidgovc  B      fiägtjC  P  257    /ivdxXcov   d   in   et    korr.    B 

firjXojv  P  258  xagiov.-iö/.ecoc  und  xagtoxö/.ea>c  die  Hndss.  fiaxagiovJzdXecoC  P  toC  giovzoc  L  259  /?££- 
ozi'vrjC  A     ßtgozivtjC  C     Ttö»-  ßgaozevcov  LR     evgt)o&evt)C  J     ergioDifijC  B  260  r^c  EvßolaC   <   JHMNO 

evoiac  AF     evßiac  C     evoeßiaC  B     Xvßi'aC  P         262  xnglaov  C         263  xonfi/tovC  P    no&fiov  B.T 

84* 


'O 

TganeCovvzog     zfjg     Aa£t 
e%ei  zavzag' 

xfjg 

224 

zov  Kdviv  y.al 

225 

zov  ''Ocpeayg 

226 

'O 

Aagiootjg    zfjg   'EXlädog 
zavzag 

k'xsi 

227 

zov  <di]jiii]zgtädog 

228 

zov  Aiz'Qä  xal  'Aygä(pa)v 

229 

zov   <Pavagiov 

230 

zov  Zrjzovviov 

231 

zov   Oavjuaxov 

232 

zov  Zzay&v 

233 

xov  Aoibogixiov 

234 

zov  ragdixiov 

235 

zov  'Padoßiodlov  xal 

236 

zov  2xia&ovg. 

237 

'0  Navnaxzov   Niy.ojiö?.EO)g 

s'XEi 

238 

zavzag' 

zov  Bordlx£t]g 

239 

zov  'Aezov 

240 

zov  'A^eXoSov  xal 

241 

zov  'Pi]ywv 

242 

'0 

'Pödov    zcöv  KvxXddoDv   vr\ 
E'/El   /uia' 

OOJV 

243 

zov  A£gv)]g 

244 

636 

xov  AvXcovog  xal  264 

xov  KavaXicov.  265 

e0  OvyxgoßXayiag  e%ei  to-vxag'  266 

xov  'Pijuvixov  xal  267 

rov  Mjio&ov.  268 

c0  MoXöoßXayiag  rjxoi   Mjioydavtag  e%ei  tavrae'  269 

xov  cPavÖEovxt,ov  xal  270 

rov  Pcojuävov.  271 

IJeqI  xcöv  jurjxgojioXixcov,   Tioloi   Xeyovxai   vjiegxijLioi   xal   e^agyoi,   jioToi   de     272 

VJlEgXljUOl    jUOVOV. 

'0  Kaioagsiag   Kajuiadoxiag   vjiEgxijuog  xcöv   vjisgxi/xcüv   xal   £g~ag%og   näorjg   AvaxoXrjg     273 

'O  'Ecpeoov  vnegxi/uog  xal  E^agyog  näorig  'Aoiag  274 
'O  'HgaxXeiag   ngoedgog   xcöv   vnegxi/ucov   xal   e^agyog   näoijg   Qgäxijg    xal   Maxeöoviag     275 

'O  'Ayyvgag  efagyog  näorjg  PaXaxiag  276 

'O  Kv^ixov  elgagyog  navxbg  'EXXijonövxov  277 

cO   (friXadeXcpiag  näorjg  Avöiag  278 

rO  Nixojurjösiag  näoijg  Bi&vvlag  279 

eO  Nixaiag  öjuoicog  280 

'O  XaXxijdövog  o/uoicog  281 

cO  ©eooaXovixrjg  näorjg   OexxaXiag'  eyet  de  vvv  xal  xbv  xönov  rov   Kaioageiag  282 

'O  Togvoßov  näorjg  BovXyagiag  283 

'O  'AvdgiavovnöXecog  Aljuijuovxov  284 

cO  Neoxaioageiag  TLövxov  UoXe^coviaxov  285 

cO  Koviov  Tidorjg  Avxaoviag  286 

rO  Kogiv&ov  Jiäorjg  HeXonovijoov  287 

rO  Movs/ußaoiag  6/uoicog  288 

'0  ,A'&r]vcöv  Jiäorjg  'EXXäöog  289 

cO  TlaXaicöv  üaxgcov  Jiäorjg  Ayalag  290 

eO  Tgane^ovvxog  näorjg  Aa£ixfjg'  eyei  de  vvv  xbv  xönov  xov  Kaioageiag  291 

rO  Aagloorjg  devxegag   OexxaXiag  xal  Jiäor/g  EXdäöog  292 

'O  Navjiäxxov  näorjg  AlxcoXdag  293 


265  rov]  zS>v  BP  (in  zov  korr.)  CDHLR  xavaMov  A  xavaviov  P  zcöv  xävatv  M  L  hat:  ö  svguzoc 
fjxov  emoxoTir]  z&v  ä&rjviöv  xal  szifirjdij  sie  fxgönoliv,  xal  edödtjoav  ngoC  avzor  ai  nagovoat  imoxonai'  xov 
wgaiwv  xzl.  R  hat  dann  ai  dgiienioxonal  xov  y.axagiwzäzov  äg%tejiiox6jiov  ä%getdü>v  266 — 271  <i  BE 
GHPR  und  alle  Handschriften  der  IL  Klasse  266  6  «=:  D  (Versehen  des  Rubrikators)  267  gifivi'/xov  A 
269  rjrot  finoyd.  <Z  F  272  Diese  Fassung  haben  ABDEFHMPQ  272  noir]  P  xal  noioc  l.  P  273  xaio- 
oageiaC  A  276  äyxvgac  EM     uyyi)gac  B     vjiigtifioc  xal  e£.  A  277  Jiäotjc  P  280  o/xoicoc  jtäoijC 

ßv&7jviaC  P     6  vixaiac  xal  xakxijdövoc  öfioiwC  H  281   6/iotcog]  cboavzwC  D       6/xoicoC  —  Oeoaa).ovixT]g    -=i   P 

282  e%Bi  —  Katoagsiac  <^  ABDEFLQ     v/.tl  &e  yal  T°v  zöjzov  rov  dyyvgac  P        283  rovgvößov  P       284  ädg.  DQ 
jiavzoc   aiji.    D       aifiixövzov    P       Nach   'Avdgiav.    6  d/uaosiac   ei§sivov    tiövzov    Q  285   veoxatooagiac    A 

vfoxaioagiac  BDFHQ      rsoxioaglac  P  286  ixoviov  ADEFHQ      xovt'/ov  B       Avxaoviag]  kaoSvxeiaC  P 

288  /uorsßaotaC  B      oixoiwc]  xäorjc  ne).ojzov>)oov  P  291    xaioagiac  H      s'xet—Kaioagsiag  «<  ABDFPQ 

293  xal  ägzrjC  -\-  D     ezeb'/ac  B 


637 

'O  'Pr/unnovnölecog  7idoi]g   ©gdxrjg  294 

'O  TgaiavovTioXecog  6  onolog  XeyEiai  Magooveiag  7idoi]g  'Podonrjg  295 

'O  Podov  xcöv  KvxXddaiv  vr\ooiv  296 

e0  MixvXrjvrjg  Jidorjg  Aeoßov  297 

'O  Zeggcöv  7Tdoi]s  Maxeöoviag  298 

'0  <PiMnjia)v  öjuoiojg  299 

c0  0rjßü)v  Jidorjg  Boieoziag  300 

'O  Aaxedaiuoviag  Jidorjg  nelonoviqoov  301 

eO  Evg'uiov  Tidoiqg  Evßolag  302 

'O  OvyxgoßXayiag,  vjiegxijuog  xal  k'g~agxog  Jidorjg   Ovyxgtag  xal  HXayrjvCbv  303 

'O  MoXdoßlayiag,  vjiegxi/uog  xal  Eg~ag%og  xal  xöv  xönov  ejie'/cov  xov  'A/uaosiag  304 
"Eg~a)  and  xovxovg  xovg  ävoi&ev  ojiov  e'xovv  rag  ifag^iag,  ol  dh  iniXomoi  [xrjxgojioXüxai     305 
vTXEQXifjLOi  juovov  ygdcpovxai,  ä/uij  ovyl  xal  k'^agyoi.   — 


X.     Das   Verzeichnis   der   noch  vorhandenen   und   der   eingegangenen   Metropolen 

mit  ihren  Bistümern. 

In  zwei  Handschriften  von  Athen  habe  ich  endlich  eine  kleine  Notitia  gefunden,  deren 
Verfasser  in  seiner  Art  ganz  ernsthafte  historische  Studien  getrieben  hat.  Er  hat  eine 
Notitia  der  alten  Zeit  vorgenommen  und  die  gegenwärtigen  kirchlichen  Zustände  zum  Ver- 
gleich ihr  gegenübergestellt.  Der  Verfasser  gehört  zu  den  geistig  Armen  und  begeht 
mehrfache  Versehen ;  aber  das  Schriftstück  ist  darum  nicht  wertlos.  Es  ist  etwas  jünger, 
als  die  Notitia  der  Türkenzeit  und  wird  wohl  dem  XVII.  Jahrhundert  angehören.  Der 
Verfasser  zählt  die  einzelnen  Metropolen  auf  und  giebt  an,  wie  viele  Suffragane  sie  früher 
hatten  und  jetzt  besitzen.  Richtig  behandelt  er  Kaisareia  und  Ephesos,  bei  Herakleia  sagt 
er,  es  habe  fünf  Suffragane;  die  Türkennotitia  zählt  sechs  auf;  also  waren  zu  seiner  Zeit 
Metra  und  Athyra  bereits  uniert.  Ebenso  erwähnt  er  einen  Suffragan  von  Nikomedeia,  das 
Apollonias  der  Türkennotitia,  welches  heute  eingegangen  ist.  Verkehrt  ist  seine  Bemerkung 
über  Sardes;  er  hätte  hier  die  Formel  anwenden  sollen  xal  igt] fxd}&rjoav  i)  [xrjxgojioXig  xal 
ai  ijiioxojiai.  Bei  Side  und  Sebasteia,  ebenso  bei  Melitene,  Tyana  und  Gangra  begeht  er 
denselben  Fehler,  wie  bei  Sardes.  Bei  Thessalonike  zählt  er  für  die  alte  Zeit  fünf  Bistümer, 
das  stimmt  mit  den  Nea  Taktika;  er  hatte  also  eine  derartige  Vorlage  in  Händen,  denn  später 
sind  es  erheblich  mehr.  Für  seine  Zeit  giebt  er  fünf  Suffragane,  wie  heute,  an,  während  die 
Notitia  aus  der  Türkenzeit  neun  aufzählt.  Klaudiupolis  erwähnt  er  wieder  nicht  als  unterge- 
gangen; dagegen  bemerkt  er  dies  richtig  von  Pessinus,  Myra,  Stauropolis,  Laodikeia,  Synada 
und  Sylaion.  Bei  Korinth  giebt  er  übereinstimmend  mit  dem  Tatbestand  sieben  für  die  Vorzeit 
an ;  ebensoviel  sollen  es  jetzt  sein ;  allein  in  der  Gegenwart  sind  es  nicht  sieben,   sondern  fünf; 


294  dgüxtjC  SgayoßaetaC  D  295    <  ABDP      6  tq.  rjyovv   uao.   Q  296    <:    Q     naowv  x.  v.   D 

iwv  vvv  x.  v.  P  297  hat  nur  D  299  .-räatjC  /.laxe-doviac  HQ     nur  /uaxsdcovi'ac  D  302  hat  nur  Q 

303  und  304  bieten   nur  AD  und  F  303  xlayi&v  D  305   ?f«o  —i£aQ%tas  <z  ADF      di  <=;    H 

i.Ti/.ot.ioi]    '/.oixoi   ADFH     ovyJ\  6/1    D      £'£«  ü.tö  zovtov;  zovg  /iQoxoUzaC    oi  Si   eitlXoutoi   fiövov  vnlgxifiot 
ygäcpovxa.1   t^. 


638 

es  sei  denn,  dass  er  die  unierten  Bistümer  Damala  und  Pedias,  Zemaina  und  Tarsos  gesondert 
zählt.  Athen  giebt  er  nur  fünf  Bistümer,  während  die  Notitia  sechs  hat;  indessen  Andros 
wurde  im  XVII.  Jahrhundert  zum  Erzbistum  erhoben.  Demnach  wird  unser  Schriftstück 
dieser  Epoche  angehören.  Bei  Rhegion  erwähnt  er  verständigerweise  gar  nichts  über  den 
gegenwärtigen  Zustand. 

Trapezus  hat  noch  seine  zwei  Suffragane,  Kanin  und  Ophis;  sie  sind  also  noch  nicht 
durch  Chaldia  ersetzt.  Ganz  falsch  ist,  dass  Larissa  noch  16  Suffragane  habe;  es  sind 
bloss  zehn,  und  auch  Naupaktos  hat  weder  in  der  alten  Zeit,  noch  in  der  Gegenwart  zehn 
Bistümer  besessen.     Früher  waren  es  neun,  damals  vier. 

Für  Smyrna  kennt  er  keinen  Suffragan,  weil  das  moderne  Bistum  Moschonesia  damals 
noch  nicht  von  Mitylene  abgetrennt  war.  Bei  Katane  und  Amorion  vergisst  er  deren 
Untergang  anzumerken,  während  S.  Severina  korrekt  behandelt  ist.  Bei  den  Metropolen 
51 — 55  vergisst  er  hinzuzusetzen,  dass  sie  untergegangen  sind.  Dagegen  sind  die  beiden 
wichtigen  Metropolen  Serrae  und  Monembasia  recht  oberflächlich  behandelt. 

Ein  Anhang  nur  in  A  über  die  von  Rom  und  Antiochien  losgerissenen  Eparchien 
giebt  dem  Verfasser  Gelegenheit,  auch  den  Untergang  sämtlicher  Suffragane  des  isaurischen 
Selenkeia  zu  erwähnen. 

Ich  habe  diesen  Text  in  folgenden  Handschriften  gefunden : 

1.  Codex  der  Nationalbibliothek  von  Athen  Nr.  1422,  XVII.  Jahrh.,  ein  im 
Beginn  und  Schluss  unvollständiger  Nomokanon.  Der  Verfasser  giebt  xEcp.  vjud  die  xdg~ig 
ngoxadsdoiag  der  fünf  Patriarchen,  xEcp.  vjue  will  er  die  Diatyposis  Leons  geben ;  allein 
wozu  längst  gedrucktes  noch  einmal  abschreiben  ?  ida>  der  xo  yod<pa)  ficövov  de  xä  ylgh- 
yxojuev  sie  xö  ozanaoio/uEvouv  d  reo  evqojuev  fjoxEoa  iygavxrj  ^eixi]  xEcpaXioi.  XEcp.  vfxg  giebt 
er  wiederum  den  Titel  von  Andronikos'  Ekthesis,  bemerkt  aber:  'Ac  zd)  yiQsipojjuEv  xal 
avxd)  eis  xo  oxanivoi  öiöxi  did  xfjv  doyqxd  xov  xönov  öev  iyoavxoi  ideo. 

Hierauf  folgt  unser  Stück  xs<p.  vju,£,  darauf  die  deptpixia  xEcp.  vjufi  und  der  Briefsteller 
von  XEcp.  vo  an  =  A. 

2.  Codex  der  Nationalbibliothek  von  Athen  Nr.  1466.  Die  Beschreibung  siehe 
oben  S.  620.  Unser  Stück  bietet  er  von  fol.  232r  an.  Dieser  Text  ist  etwas  schlechter 
als  der  der  anderen  Handschrift;  doch  hat  auch  er  an  mehreren  Stellen  allein  die  wahre 
Lesart  bewahrt  =  B. 

IIeqI  tioToi  xwv  firjxgonoXixwv  £i%av    inioxondg   xal   nöoag   6  xa§ivag,    xal  1 

noioov  jurjXQonoXixwv  igt] jLLcbftrjoav  xal  noXoi  e%ovv  xd  vvv. 

a  'O  Kaioagsiag  Kannaöoxiag  ElyjEV  inioxondg  t]  xal  xijv  oiJjueqov  ovds/biiav  syst.  2 

ß  cO  'Eepioov  xfjg  'Aoiag  ei/ev  inioxondg  Xg  xal  xfjv  ofjjusgov  ovdsjulav  syst.  3 

y  '0  'HgaxXsiag  xfjg  Evgd)ni]g  e!%ev  inioxondg  it,   xal  xi]v  ofjjusgov  k'%ei  £.  4 

6  '0  Ayxvgag  xfjg  ralaxiag  el%ev  Inioxondg  rj  xal  xf]v  ofjjUEgov  ovds/uiav  e%ei.  5 

e  cO  Kvt,'ixov  xfjg  'EXh]onövxov  eI%ev  Inioxondg  id  xal  xfjv  oij/nsgov  ovÖE/uiav  £%ei.  (i 

g  eO  SdgÖEOiv  xfjg  Avd'iag  sI%ev  inioxondg  xg  xal  xfjv  ofjfiEoov  ovdsjuiav  e'xei.  7 


1    noioi  AB  1    si'yav  AB  1    6  y.d&e  sie  B  1    y.al  noiwv —  la  vvv   •<.    B         1    sQifiö&rjoav  A 

4  i'ysi  s]   ravxaC  s%ei  A  7  sl'y.oot  t'|>;   A 


639 

£     r0  JSixo/xtjdeiag  xrjg  Bi&vviag  eiyev  emoxondg  tß  xal  rijv  otj/biegov  de  /aiav  jliövov  eyei.  8 

t]     r0  Nixaiag  rfjg  Bi&vviag  eiyev  emoxondg    g   y.al    rijv    otjfiegov   ovöejuiav   e%ei   ovöe  9 

enagyia'  jxövov  eöo&tj  ngög  avrov  fj  dgyiemoxonrj  rfjg  Kiov  y.al  fjvcooav  avrfjv 

eig  avrfjv  rijv  fxtjrgonoXiv. 

&     r0  XaXxijöovog  rfjg  Bi&vviag  emoxondg  ovx  eiyev.  10 

i      '0  £iöt]g  rfjg  Ua/uipvXiag  eiyev  emoxondg  ig  xal  xv\v  ofj/negov  ovöe/uiav  eyei.  1 1 

la    rO  2eßaoreiag  rfjg  Ag/xeviag  eiyev  emoxondg  e  xal  rrjv  ofjfxegov  ovöefxiav  eyei.  1 2 

tß    rO  Ajuaoeiag  'EXevonovrov  eiyev  emoxondg  g  y.al  rfjv  ofjfiegov  ovöe/uiav  eyei.  13 

ty    eO  MeXirrjvfjg  öevregag  Ag/xeviag  eiyev  emoxondg  e  y.al  rfjv  ofjfiegov  ovöe/itiav  eyei.  14 

tö    'O  Tvdvoov  Kannaöoxiag  eiyev  emoxondg  y  y.al  ri/v  ofjjuegov  ovöe/uiav  eyei.  15 

iE    'O  rdyygcov  rfjg  JTaiKpXayoviag  eiyev  emoxondg  y  xal  rfjv  ofjfxegov  ovöe/uiav  eyei.  16 

ig    cO  OeooaXovixijg  rfjg   QerraXiag  eyei  rag  e  emoxondg  avrov.  17 

it.    '0  KXavöiovnöXecog  'Ovwgidöog  eiyev  emoxondg  e  xal  rfjv  ofjjuegov  ovöejuiav  eyei.  18 

ir\    'O  Xeoxaioageiag  TLövrov  IIo?.ejU(oviaxov    eiyev  emoxondg    i    xal    rfjv    ofjfiegov    ov-  19 

dejulav  eyei. 

i$   'O  Uioivovg  (!)  öevregag  ralariag  eiyev  emoxondg  £  xal  egijfidodiijoav  fj  /uijrgdnoXig  20 

xal  ai  emoxonai. 

x     rO  Mvgoiv  rfjg  Avx'iag    eiyev    emoxondg    Xg    xal    egijfxojöij    xal   firjrgönoXig    xal    ai  21 

emoxonai. 

xa  '0  UravgovTiöX.eojg  Kagiag  eiyev  emoxondg  xrj  xal  egij fiayftijoav  ovv  rfj  jU7jrgon6?>.ei.  22 

y.ß  'O  Aaoöixeiag  <Pgvyiag  Kannanavfjg  eiyev  emoxonovg  xa  xal  egtjjuoj'&rjoav  xal  ri]v  23 

ofjjuegov  ovöejuiav  eyei. 

xy  eO  Zvvdöwv  (frgvyiag  2aXovragiag  eiyev  emoxondg  x  xal  egtjjuaj'&rjoav  xal  fj  juijrgo-  24 

noXig  xal  ai  emoxonai. 

xd  cO  'Ixoviov  Avxaoviag  eiyev  emoxondg  te  xal  rfjv  ofjjuegov  ovöe/uiav  eyei.  25 

xe  eO  Avrioyeiag  IJioiöiag  eiyev  emoxondg  xa  xal  rijv  ofj/uegov  ovöejuiav  eyei.  26 

xg  'O  ZvXaiov  rjrot  rov  üegytjg  devregag  IIaju<pvXiag  eiyev  emoxondg  ttj  xal  egrjjuü'j&ij  27 

xal  fj  fxrjrgonoXtg  jue  ralg  emoxonaig. 

xt,  '0  Kogivdov  rfjg  IleXonovfjoov  eiyev  emoxondg  f  xal  eyei  avrdg.  28 

xrj  'O  Adijväiv  rfjg  'EXXdöog  eiyev  emoxondg  i  xal  rfjv  ofjjuegov  nevre  fiovov  eyei.  29 

xd  '0  MoDxiaov  Kannaöoxiag   eiyev   emoxondg   e   xal   eg)jiuo}&}j  xal   fj   uijrgönoXig  xal  30 

ai  emoxonai. 

X     'O  rfjg  vf/oov  Kgfjrtjg  eyei  emoxondg  iß  xal  elvai  aurar  31 

'O  rogrvvrjg  32 

rov  Kvoioov  33 

rov  Aoxaöiag  34 


8    9    10    BtdaviaC  A  8   xai  zt)v  a.  ovdsfiiav  B  9    etysv  — 10  Bi&vviag    <    B  10    ovx]  dev   B 

12  -<   B  13  auaaiac  A        13  if);  A  14  —  15  «<I   B  14  /.leXtvtjC  A  15  xidvcov  A        15  yäygwv  B 

15    .-tacf/..    B  17    rag  ävotßev  dexa  Imaxonuc,  ojtov  b/Qaxpafisv    B  18    övcodügioC    A        wvwßiädoc    B 

19  veoxeooagiac  A      19  xo/.euovixov  A  20  xal  rijv  a.  ovöefitav  eyei  B  21   flVQCO  A      21   TQidvra  t'ii/   A 

y.i]  y.al  xr\v  afjii.  ovdefiiav  i'yei  B  22   «=C   B  23  y.al  nanmmavijC  B       23  xa]  xt !  B  24  xal  zr/v  a. 

ovöeixiav  i%ei  B         26  etxoat  fiia  A         27  ov'/.uiov — Tiegytjg  -=i  A       27  xal  tijv  o.  ovöefitav  i'yji  B         26  f] 
i.izü  A  28    xal  zrjv  a.  ovöefiiav  f-'yei    B  29    xal  t'yei  zaiC  t*'/;'  ofifieoov   A  30    xal  Ttjv  o.   ovSe/iiar 

iyft  B  31   tß  xal  i'yti  zaiC  A  ■<   xal  etvai  —  xtaaäiiov 


640 

rov  Xsggov/joov  35 

rov  AvXonora/uov  36 

rov  'Aygiov  37 

rov  Aaoiootjg  38 

rov  Kvöwviag  39 

rov  eIegäg  40 

rov  Ilhoag  41 

rov  Sirsiag  42 

rov  Ktoodjuov  43 

Äa    rO  'Prjyiov  rfjg  KaXaßgiag  slysv  imoxondg  ly.  44 

Xß    '0  IJaXaiöJv  üargcöv  rfjg  UsXonovfjoov    slysv    imoxondg    g    xal    rrjv    oij/usoov    syst  45 

rag  ß  juovov. 

Xy    cO  Toans'Qovvrog  rfjg  Aa£ixfjg  slysv  imoxondg  iE  xal  rrjv  orj/usgov  syst  ovo.  46 

?i.d    eO  Aagioorjg  rfjg  'EXXddog  slysv  imoxondg  bsxa  £g~rj  xal  sysi  ralg  rijv  ofjjusgov.  47 

Xe     '0  Navndxrov  NixonoXscog  slysv  imoxondg  i  xal  rijv  oij/isgov  svreg.  48 

Xg    '0   <friXinnovn6Xsa)g  rfjg   Ogdxijg  eI%ev  imoxondg  i.  49 

X'Q    'O  TgaiavovnoXsoig  'Podonrjg  slysv  Emoxonag  rj.  50 

Xij    cO  'Pödov  rwv  KvxXddoov  vfjooov   el%ev    imoxondg   ie   rijv  ofjfisgov    6e    sysi   /uovijv  51 

rrjv  nagovoav  rov  Asgvtjg. 

X.-&   'O   (PiXinnoiv  Maxsöoviag  slysv  Emoxonag   'Q  xal  rrjv  ofjjusgov  syst  juia.  52 

jli     '0  'AvdgiavovnoXecog  Alju.iju6vrov  slysv  Emoxonag  ta  rrjv  oij/nsgov  syst  juovov  juiav.  53 

fxa  '0  'IsganoXswg   <%>gvytag  Kannariavfjg  slysv  Emoxonag  ivvia  xal   igrj juoj&tj  xal  (fj)  54 

jurjrgönoXig  xal  ai  imoxonalg. 

fxß  'O  Avggayiov  slysv  Emoxonag  iE  xal  rrjv  orj/usgov  ovdsjuiav  syst.  55 

juy  'O  JZjuvgvrjg  rfjg  'Aoiag  slysv  imoxondg  f  xal  rrjv  ofjjusgov  ovdsjuiav  syst.  56 

jud  cO  Kardvrjg  ZixsXiag'  ftgovog  vnoxsijuEvog  ovx  soriv.  57 

jlie   cO  'A/uogiov    <I?gvyiag  slysv  Emoxonag  s  xal  rrjv  ofjjusgov  ovdsjuiav  syst.  58 

jug  '0  Katudyov  'Agfisvlag  slysv  emoxonag  rj  xal   igijiudo&ij  xal   rj   /xrjrgonoXig   xal   ai  59 

imoxonai. 

ju£  'O  Korvaiov  rfjg   <&gvyiag  slysv  imoxondg  y  xal  rrjv  ofjjuEoov  ovrs  jurjrgönoXig  slvai  60 

ovrs  imoxonalg. 

jurj  '0  rfjg  äy'iag  Zsvrjgivrjg  KaXaßgiag  slysv  imoxondg  e  xal  rijv  oijjusgov  ovrs  jurjrgo-  61 

noXig  ovrs  imoxonalg  slvai. 

/xd  'O  MirvXfjvrjg  rfjg  Asoßov  slysv  imoxondg  s  xal  rijv  ofjfxsgov  ovdsjuiav  syst.  62 

v      'O  Nsoov  üargcöv  rfjg  rEXXdöog  slysv  rov  Magj.iagir'Qdvüiv.  63 


35  yEQOovioaov  B         39  xidwviäc  B  43  xaaaä/tov  44  xal  äßgiac  B     ty   xal  zijv  oqfiegov  ovbs- 

fiiav  hyst  B         45  k'yei  ovo  B         46  xal — 8vo  -<C  A         47  e'g~rj  xal  zijv  ofjLieoov  B  48  xal — svzeg  «=ü  B 

51   -=d  B  52  '0   QilLiijiwv  Maxsdoviag]    6  J.axsdaifiovtaC   B  52    xal — fiia  -^L   B  53    uÖQiav.   B 

53  rrjv — fiiav  ^L  B  54  xajiaxiävrjC  A  54  rj   -<C  A  54  ai]  i)   A  54  xal  rijv  o.  ovöefiiav  i'r\ei  B 

55  digayjov  A     dvdgayjov  B     xal — t/m  -=C  A  56    o/xrjQvtjC  A  56    xal  *=C  A  57    nach  ZixtUag 

-\-  B:   xal  rrjv  aij/^sgov         58  e]  l'|  B     xal — syst  -=i  A  59  //?  -<C  A;   daher  sind  in  A  alle  folgenden 

Zahlen  falsch  59  nach  rj :    xal  zrjv  orjfxeQov  ovös/iiav  B  60   xozvaivov  A         60  xal  zi/v  a.  ovÖe/iiav 

syst  B        61  aevxQtvrjC  A     asvrjQiavfjC  B     xalavgiac  A        61  xal  zijv  o.  ovdeficav  £%ei  B        62  (xtjztjJ.t'vijC  A 
urjzvkivijC  B  62  xal — t'%£t  ■<  63  eläftoc  AB  63  eiyev  emoxcmijv  idav  B 


641 

va   '0  Ev%ahüJv  'EXevovjxovxov  e1%ev  imoxonag  ö  xal  xi)v  oi]/lieqov  ovöefilav  £%ei.  64 

vß    Tov  'A/uäoxQiöog  ovöelg  vnoxEixai  -ftgövog.  65 

vy    e0  'Idgovvxog  ei%ev  fiiav  irciaxonrjv  xal  xi]v  oiJ/ueqov  ovx  ly/i  avvf\v.  66 

vd   'O  KEXx^rjvfjg  ovv  xfj  KogxUEvf]  xal  xoj  Tagcöv  ei%ev  irnoxonäg  xß  xal  xrjv  o/jjueqov       67 

OVÖEjUiaV    £££«. 

ve    r0  KoXaiVEiag  eI'/ev  /.ilav  ejiioxo7iy\v.  68 

jc   'O  2eqqö>v  eI%e  ß  EJiioxoTiäg.  69 

)C   'O  MovEfxßaoiag  rjxov  imoxoTiog  xov  Kogiv&ov.  70 

Ovxoi  eIoiv  ol  äjzoOjxaoflsvTEg  ix  xfjg  'PüOfiaixtjg  dioixrjOEOig'    vvv  dk  xsXovvxat  vixd  xov       71 
ßgövov  KcovoxavxivovjiöXiEOjg,  fxi]XQ07xoXXxai  xal  ol  vtt'  avx&v  imoxoTioi. 

'O  GsooaXovixrjg  72 

'O  2vQaxovai]g  73 

'O  Koqiv&ov  74 

'O  xov  'Pyyiov  75 

'O  'A-&VJV&V  76 

'O  Ilaxocbv  77 

T(p  £vgaxovoi]g  2ixsXiag  xal  äXXsg  ty.  78 

Kai  änb  xfjg  ävaxoXuxijg  dioixijoEOig  79 

6  JEsXEvxEiag  HafKpvXiag  jus  xä  80 
xy  ETiioxonwv  xal  öÄes  EOijjuojdyoav  xal  xrjv  atj/.iegov  ovdefiiav  s%el 


65    <Z.    B  66  in.  fitav  B         67  aijv  A     xagz£ivrj  B         67  zagoj  A     zagcö  B  63  mit  ve  hat  A 

wieder   die  richtigen   Zahlen  68   in.  /m'uv  B  69   in.   ß  B     Hier   endigt   B  71    vn']  o<V    A 

78  orgaxovaic  A        ö?./.€C  A. 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth. 


Die 


vorgesehiehtliehen  Denkmäler 


von  Malta. 


Von 


Albert  Mayr. 


(Mit  12  Tafeln  und  7  Plänen.) 


Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  86 


Die  gegenwärtige  Abhandlung  verdankt,  wie  zwei  andere  kleinere  Arbeiten,  die  ich 
in  früheren  Jahren  veröffentlichte,1)  ihre  Entstehung  den  Vorarbeiten  zu  einer  „  Geschichte 
der  Inseln  Malta  und  Gozo  im  Altertum".  Diese  historische  Untersuchung,  zu  der  mir 
seiner  Zeit  Herr  Professor  Dr.  Eugen  Oberhummer  die  erste  Anregung  gegeben  hat,  ist 
bis  jetzt  nicht  zur  Vollendung  gekommen;  dagegen  war  es  mir  möglich,  gelegentlich  einer 
Studienreise,  die  ich  im  Besitze  eines  bayerischen  archäologischen  Reisestipendiums  unter- 
nahm, einige  Monate  (vom  Oktober  1897  bis  zum  Januar  1898)  auf  Malta  und  Gozo  zu 
verweilen  und  mich  eingehend  mit  den  dortigen  Altertümern  zu  beschäftigen.  Die  wichtigste 
Gattung  derselben,  welche  die  vorgeschichtlichen  Denkmäler  in  sich  begreift,  soll  hier  zur 
zusammenfassenden  Darstellung  gelangen. 

Die  prähistorischen  Ueberreste  auf  diesen  Inseln  bestehen  zum  grössten  Teil  aus  den  Ruinen 
von  Bauten,  neben  denen  nur  in  geringer  Zahl  sich  Bildwerke  aus  Stein  oder  Thon,  sowie 
Thongefässe  erhalten  haben.  Diese  Bauwerke  sind  in  sehr  roher  Weise  aus  grossen  wenig 
bearbeiteten  Steinen  ohne  Verwendung  von  Kalkmörtel  errichtet;  die  meisten  haben  einen 
ziemlich  unregelmässigen  Grundriss  und  sind  durch  eine  Verbindung  von  mehreren  runden 
oder  ovalen,  offenen  Räumen  gebildet.  Das  Volk  nennt  sie  in  der  Regel  Türme  (torri); 
Riesen  sollen  diese  Steinniassen  aufgetürmt  haben;  sonst  weiss  die  Sage  wenig  davon  zu 
erzählen. 

Man  war  bereits  im  17.  Jahrhundert  auf  diese  megalithischen  Ruinen  aufmerksam 
geworden,  und  Abela  gibt  in  seiner  Descrittione  di  Malta  (1647)2)  darüber  vereinzelte  Notizen. 
Genauere  Angaben  finden  sich  bei  Houel  in  dessen  Voyage  pittoresque  des  isles  de  Sicile, 
de  Lipari  et  de  Malte  IV  (1787),  73  ff.;  wir  verdanken  ihm  manche  schätzbare  Aufschlüsse 
über  inzwischen  zerstörte  Bauwerke.  Die  erste  dieser  Ruinen,  deren  Ausgrabung  (im 
Jahre  1827)  begonnen  wurde,  war  die  sogenannte  Gigantia  auf  Gozo.  Sie  war  auch  die 
einzige,  die  bald  nach  der  Ausgrabung  in  genauer  und  zuverlässiger  Weise  (von  A.  de 
La  Marmora)  beschrieben  wurde.  Auf  Malta  wurden  in  den  Jahren  1839  und  1840  die 
Ruinenstätten   von  Hagar-Kim3)   und  Mnaidra    blossgelegt;    aber  nur  über  die   erstere  Aus- 


!)  Die  antiken  Münzen  der  Inseln  Malta,  Gozo  und  Pantelleria.  München  1895  (Dissertation).  — 
Zur  Geschichte  der  älteren  christlichen  Kirche  von  Malta  im  Historischen  Jahrbuch  Bd.  XVII  (1896), 
S.  475—496. 

2)  Im  folgenden  zitiere  ich  nach  der  von  Ciantar  besorgten  und  mit  Zusätzen  versehenen  Aus- 
gabe, welche  den  Titel  führt:   Malta  illustrata.     Malta  1772.     2  voll. 

3)  Was  die  Schreibung  der  maltesischen  Ortsnamen  betrifft,  so  steht  im  folgenden  g  =  dsch, 
6  =  tsch,  s  =  seh. 

86* 


646 

grabung  besitzen  wir  einen  übrigens  völlig  ungenügenden  Bericht.  Erst  in  den  letzten 
Jahrzehnten  wurden  die  Nachforschungen  im  Auftrage  der  englischen  Verwaltung  unter 
Leitung  von  A.  A.  Caruana  wieder  aufgenommen:  leider  wurden  die  Grabungen  in  den 
Ruinen  von  Borg-Nadur  an  der  Südostküste  von  Malta  unterbrochen  und  teilweise  wieder 
zugeschüttet,  ohne  dass  auch  nur  ein  kurzer  Bericht  darüber  der  Oeffentlichkeit  zugänglich 
gemacht  worden  wäre;  auch  die  Reste  auf  dem  Corradinohügel  bei  Valetta  wurden  nicht  voll- 
ständig ausgegraben;  die  erneute  Untersuchung  von  Hagar-Kim  hatte  wenigstens  die  Publika- 
tion von  genauen  Plänen  mit  kurzer  Erklärung  derselben  zur  Folge.  So  gibt  es  von  der 
Mehrzahl  dieser  Denkmäler  keine  genügende  Beschreibung,  sondern  nur  mehr  oder  weniger 
summarische  Notizen,  die  oft  ziemlich  schwer  zugänglich  sind.  A.  A.  Caruana  geht  in  seinem 
Report  on  the  Phoenician  and  Roman  antiquities  of  Malta  (1882)  S.  6 — 26,  ebenso  wie  vor 
ihm  Vassallo,  Dei  monumenti  antichi  di  Malta  (2.  Aufl.  1876)  S.  9 — 33,  auf  Einzelheiten 
nicht  näher  ein  und  beabsichtigt  überhaupt  keine  erschöpfende  Beschreibung.1)  Der  diesen 
Denkmälern  gewidmete  Abschnitt  in  Perrots  Histoire  de  l'art  dans  l'antiquite  III,  292 — 
307,  der  sich  zum  grossen  Teil  auf  Caruana  stützt,  leidet  gleichfalls  unter  der  Mangel- 
haftigkeit des  zu  Gebote  stehenden  Materials.  Ein  sicheres  Urteil  über  die  geschichtliche 
Stellung  dieser  Monumente  war  bisher  unter  diesen  Umständen  kaum  möglich. 

Ich  habe  bei  meiner  Anwesenheit  auf  Malta  mich  bestrebt,  die  Ueberreste  der  ältesten 
Kultur  der  Insel  in  möglichst  vollständiger  Weise  zu  sammeln.  Die  in  den  bisherigen  Be- 
richten bereits  erwähnten  Ruinen  habe  ich  noch  einmal  eingehend  untersucht,  einige  noch 
nicht  bekannte  neu  aufgefunden  und  soweit  es  mir  nötig  schien,  Photographien  und  Grund- 
risse angefertigt.  Wenn  die  Ausbeute  an  einzelnen  Fundgegenständen,  welche  mit  diesen 
Bauwerken  in  Beziehung  zu  setzen  sind,  eine  sehr  spärliche  gewesen  ist,  so  trägt  die 
geringe  Aufmerksamkeit,  die  man  Altertumsfunden  auf  Malta  von  jeher  hat  angedeihen 
lassen,  die  Schuld  daran. 

Ueberhaupt  muss  die  hier  versuchte  Darstellung  der  ältesten  Denkmäler  von  Malta 
viele  unausfüllbare  Lücken  lassen.  Einmal  fehlt  es  fast  ganz  an  zuverlässigen  und  ein- 
gehenden Fundberichten.  Dann  wurde  für  die  Erhaltung  der  ausgegrabenen  Ruinen  in 
einer  ganz  ungenügenden  Weise  gesorgt.  Das  Herabfallen  der  Mauersteine,  die  Verschüt- 
tung des  Bodens  in  den  Innenräumen,  die  (teilweise  absichtliche)  Zerstörung  der  inneren 
Einrichtung  hat  es  oft  ganz  unmöglich  gemacht,  den  ursprünglichen  Zustand,  wie  er  sich 
bei  der  Ausgrabung  fand,  noch  zu  erkennen.  Manche  Einzelfunde  wurden  allerdings  in  die 
Lokalmuseen  verbracht,  doch  sind  sie  dort  infolge  Mangels  an  Aufzeichnungen  nicht  mehr 
alle  herauszufinden. 


!)  Das  gleiche  gilt  von  dem  neuesten  Buch  Caruanas,  Framinento  critico  della  storia  Fenicio- 
Cartaginese,  Greco-Romana  e  Bisantina  ecc.  delle  isole  di  Malta  (Malta  1899),  wo  S.  145 — 160  über  die 
megalithischen  Monumente  von  Malta  gehandelt  wird. 


647 


I.  Besehreibung  der  Denkmäler. 


Heiligtümer. 

Durch  ihre  Grössenverhältnisse  und  durch  die  Eigentümlichkeit  ihres  Grundrisses  fällt 
besonders  eine  Art  von  Gebäuden  auf,  welche  ohne  Zweifel  Heiligtümer  gewesen  sind.  Man 
hat  bisher  in  denselben  phönikische  Tempel  erkennen  wollen.  Sie  enthalten  durchweg 
offene  Räume,  die  von  mehr  oder  minder  hohen  Mauern  umgeben  sind.  In  ihrer  einfachen 
Form  haben  sie  eine  äussere  Umfassungsmauer,  welche  ungefähr  einen  Halbkreis  oder  viel- 
mehr eine  Halbellipse  beschreibt.  Die  Frontmauer  bildet  zu  diesem  Halbkreis  den  Durch- 
messer. Die  Linie  derselben  verläuft  aber  nicht  gerade,  sondern  ist  halbmondförmig  ge- 
bogen. In  der  Höhe  dieses  Bogens,  der  sich  nach  auswärts  öffnet,  befindet  sich  der  Ein- 
gang. Das  Innere  wird  von  zwei  ovalen  Räumen  eingenommen,  die  hintereinander  liegen. 
Der  Durchgang,  der  beide  verbindet,  liegt  in  derselben  Linie  mit  dem  Eingang,  und  genau 
diesem  gegenüber  ist  der  hintere  Raum  durch  eine  halbkreisförmige  oder  polygonale  Nische 
erweitert,  welche  ein  besonders  wichtiger  Platz  im  Gebäude  gewesen  zu  sein  scheint.  Dies 
ist  die  Grundform  dieser  Gebäude.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  findet  sie  sich  aber  nicht 
rein  wieder,  sondern  hat  durch  Hinzufiigung  von  Nischen  und  Nebenräumen,  sowie  durch 
Umbauten  bisweilen  sehr  bedeutende  Veränderungen  erfahren. 


o 


Die  Gigantia 


6 


Dasjenige  Tempelgebäude,  das  zuerst  genauer  bekannt  geworden  ist,  das  aber  auch 
infolge  der  Einfachheit,  die  sein  Grundriss,  seine  Einrichtung  und  seine  Bauart  zeigen,  vor 
den  andern  genannt  zu  werden  verdient,  ist  die  Gigantia  (auch  torre  dei  Giganti,  von  den 
Maltesern  torri-tal-Giganti  genannt)  auf  Gozo.  Diese  Ruine  liegt  im  nordöstlichen  Teile 
der  Insel  auf  dem  Hügelplateau  von  Casal  Sghara  (oder  Casal  Caccia),  und  zwar  nicht  weit 
vom  Südostrande  desselben,  wo  es  ziemlich  steil  zum  tiefen  Thal  von  Ramla  abfällt.  Sie 
wird  zuerst  von  Ciantar1)  erwähnt;  Houel2)  gibt  eine  ziemlich  eingehende  Beschreibung 
von  den  zu  seiner  Zeit  sichtbaren  Ruinen.  Im  Jahre  1827  wurde  begonnen,  die  Stätte  aus- 
zugraben;3) im  Jahre  1834  besuchte  Alberto  de  La  Marmora  die  Gigantia  und  veröffent- 
lichte zwei  Jahre  darauf  eine  zuverlässige  und  erschöpfende  Beschreibung  mit  guten  Plänen 


J)  Malta  illustrata  lib.  I,  not.  10,  §  5. 

2)  a.  a.  0.  IV,  78  ff.  und  pl.  CCL,  CCL1. 

3)  Die  erste  Beschreibung  des  ausgegrabenen  Gebäudes  rührt  von  Mazzara  her  (Temple  aiitc- 
diluvien  des  Geants,  Paris  1827);  dann  veröffentlichte  W.  H.  Smyth  in  Archaeologia  XXII  (1829)  drei 
Ansichten  (pl.  XXVI.  XXVII.  XXVIII)  mit  kurzer  begleitender  Notiz  (S.  294  f.). 


648 

und  Abbildungen.1)  Dieselbe  liegt  aucb  der  folgenden  Darstellung  zu  Grunde,  welche  sich 
ausserdem  auf  erneute  Untersuchung  der  noch  erhaltenen  Ueberreste  stützt.  Unser  Plan 
gibt  den  von  La  Marmora  veröffentlichten  wieder,  der  vorn  Malteser  Busuttil  aufgenommen 
ist  (s.  Plan  I). 

Die  Gigantia  besteht  aus  zwei  Tempelgebäuden,  welche  die  vorher  beschriebene  ein- 
fache Form  haben.  Sie  sind  neben  einander  gestellt,  so  dass  ihre  Frontmauern  ungefähr 
in  fortlaufender  Linie  liegen;  die  Umfassungsmauer  ist  beiden  gemeinsam  und  umzieht  sie 
in  grossem  Bogen.  Die  Front  der  Gebäude,  die  unter  sich  nicht  in  Verbindung  stehen,  ist 
nach  Osten  gerichtet. 

Das  südliche  Gebäude  erscheint  infolge  seiner  Grösse  und  seiner  reicheren  Ein- 
richtung als  das  Hauptgebäude.  Vor  dem  Eingang  liegt  eine  Schwelle  von  länglicher 
Gestalt  (a),2)  gebildet  durch  eine  Steinplatte,  die,  soweit  dies  noch  erkennbar  ist,  eine 
Breite  von  2  —  2,40  m  und  eine  Länge  von  4  m  hatte,  jetzt  aber  in  mehrere  Stücke  aus- 
einandergebrochen ist.  Der  Eingang  selbst  (s.  Taf.  I,  1)  ist  ein  2  m  breiter  Korridor,  dessen 
Seiten  wände  aus  je  vier  breiten  aufgestellten  Steinplatten  bestehen.  Vor  diesen3)  standen 
und  stehen  zum  Teil  noch  auf  jeder  Seite  zwei  andere  niedrigere  Platten  (d,  d),  über 
welchen  früher  allem  Anschein  nach  horizontale  Platten  lagen,  die  einen  Teil  des  Eingangs 
überdeckten.  Nach  innen  zu  erweiterte  sich  der  Korridor,  indem  die  letzten  Steine  (e,  e) 
hinter  die  anderen  auf  jeder  Seite  zurücktreten.  Am  Fuss  der  vertikal  gestellten  Steine 
liegen  am  inneren  Ende  des  Eingangs  einige  würfelförmige  Blöcke  (c,  c),  die  ungefähr  einen 
halben  Meter  hoch  sind. 

Wir  betreten  den  ovalen  Vorderraum  A  des  Gebäudes,  der  16  m  lang  ist  und  in 
der  Mitte  eine  Breite  von  etwa  6  m  besitzt.  Die  nördliche  Apsis  (s.  Taf.  II,  l)4)  ist  durch 
eine  Schranke  aus  niedrigen  regelmässig  geformten  Blöcken  abgetrennt.  Diese  lässt  in  der 
Mitte  eine  Eingangsöffnung  frei,  welche  durch  eine  ganz  niedrige  Schwelle  (g)  aus  kleinen 
flachen  Steinen  eingenommen  wird.  Diese  Schwelle  springt  halbkreisförmig  vor  die  Schranke 
vor;  sie  soll  nach  La  Marmora  einen  erhöhten  Rand  gehabt  haben;  doch  habe  ich  von 
einem  solchen  nichts  mehr  wahrgenommen.  Die  Blöcke  (f,  f),  welche  rechts  und  links  von 
dieser  Schwelle  die  Schranke  bilden,5)  tragen  auf  den  dem  Eintretenden  zugewandten  Seiten 
eine  einfache  Spiralenverzierung.  Dieselbe  ist  in  sehr  flachem  Relief  in  zwei  übereinander 
befindlichen  Reihen    angebracht,   gegenwärtig  jedoch   infolge  der  Verwitterung   so   zerstört, 


J)  Nouvelles  annales  publiees  par  la  section  fi*ancaise  de  l'institut  archeologique  I  (1836),  1 — 33: 
dazu  Monuments  inedits  I,  pl.  I  und  II  (danach  unser  Plan).  Auf  Beobachtungen,  die  an  Ort  und  Stelle 
(im  Jahre  1839)  gemacht  sind,  beruht  auch  die  kurze  Beschreibung  von  A.  F.  Didot  in  D'Avezacs  lies 
de  lAfrique.  Malte  et  le  Goze  S.  54—56  mit  pl.  26 — -34.  Ausserdem  handeln  noch  über  die  Gigantia, 
ohne  aber  der  Beschreibung  La  Marmoras  etwas  wesentlich  Neues  hinzuzufügen,  Badger,  Description 
of  Malta  and  Gozo  (6.  Aufl.  1879)  S.  309 — 316;  Gailhabaud,  Denkmäler  der  Baukunst,  herausgegeben 
von  Lohde,  I  (1852),  2.  Abteilung;  A.  L.  Adams,  Notes  of  a  naturalist  in  the  Nile  valley  and  Malta  (1870) 
S.  247 — -248;  Waring,  Stone  monuments  (London  1870)  plate  II;  Fergusson,  Rüde  stone  monuments 
(1872)  S.  415— 418;   Caruana,  Report  S.  7— 9;   Perrot,  Histoire  de  l'art  III,  297—300. 

2)  Die  Buchstaben  beziehen  sich  auf  unsern  Plan. 

3)  Die  drei  ersten  auf  jeder  Seite  sind  2,60  m  hoch,  die  innersten  Steine  (e  e)  haben  eine  Höhe 
von  3  und  4  m. 

*)  Taf.  II,  1  zeigt  den  heutigen  Zustand  dieser  Apsis. 
6)  Der  eine  ist  1,35  m  lang  und  0,50  m  hoch. 


649 


Fig.  1. 


Fig.  2. 


dass  ich  mich  darauf  beschränke,  hier  die  Zeichnung  von  La  Marmora,  Monuments  inedits 
a.  a.  0.  pl.  I,  fig.  h,  wiederzugeben  (Fig.  1).  Das  westliche  Ende  der  Schranke  wird  durch 
einen  tischähnlichen  Aufbau  (h)  gebildet,  der  noch  0,70  m  hoch  ist:  er  besteht  aus  einer 
grossen  dicken  Platte,  die  auf  zwei  kleinen  flachen  Blöcken  ruht;  über  dieser  lag  ursprüng- 
lich noch  eine  zweite.  Man  erkennt  letzteres  deutlich 
daran,  dass  die  obere  Fläche  von  h  nicht  wie  bei  den 
Blöcken  f,  f  eben  gearbeitet  ist,  und  dass  die  Ornamente, 
welche  die  vorderen  Seiten  von  h  bedecken,  nach  oben 
zu  nicht  vollendet  sind.  Diese  Ornamente  sind  in  etwas 
stärkerem  Relief  wie  die  eben  erwähnten  ausgeführt, 
aber  ebenfalls   nur  mehr   sehr   schlecht  erhalten.     Auf 

der  einen  Seite  (h2)  gewahrt  man  zwei  Spiralwindungen  übereinander,  zwischen  denen  in 
horizontaler  Stellung  zwei  konische  Gegenstände  skulpiert  sind  (Fig.  2,  nach  La  Marmora, 
Monuments  inedits  pl.  I,  fig.  m);  auf  der  andern  Seite  (h3)  beabsichtigte  der  Steinmetz 
offenbar  zuerst  zwei  solcher  Windungen  nebeneinander  mit  einem  gleichen  konischen  Gegen- 
stand dazwischen  anzubringen;  doch  ist  hier  die  eine  Windung  wegen  des 
mangelnden  Raumes  nur  zum  kleinsten  Teile  zur  Ausführung  gekommen 
(s.  Taf.  I,  2  rechts).  Der  Raum,  den  man  über  die  Schwelle  g  betritt, 
scheint  einst  der  wichtigste  des  ganzen  Gebäudes  gewesen  zu  sein.  Er 
zeigte  bei  der  Ausgrabung  seine  ursprüngliche  Einrichtung  noch  wohl- 
erhalten, hat  aber  seitdem  eine  arge  Zerstörung  erlitten.  Von  den  nied- 
rigen stufenartigen  Steinen  (i,  i),  die  hinter  der  Schwelle  sich  befanden  und 
zwischen  sich  einen  etwas  vertieften  Raum  liessen,  bemerkt  man  heutzutage 
nichts  mehr.  Die  Tiefe  der  Apsis  ist  noch  mit  wohlgeebneten  Steinplatten 
belegt,  welche  sich  nur  0,12 — 0,14  m  über  die  Höhe  der  Schwelle  erheben.  Der  Hintergrund, 
der  gegenwärtig  grösstenteils  mit  Schutt  erfüllt  ist,  wird  in  der  Mitte  von  einer  2,20  m 
breiten  Steinplatte  eingenommen,  die  wieder  um  0,12  m  höher  als  der  umgebende  Platten- 
belag ist.  Der  mittlere  Teil  derselben  ist  ein  wenig  über  die  andere  Oberfläche,  die  eine 
leichte  Abarbeitung  erfahren  hat,  erhöht,  und  diese  erhöhte  Fläche,  welche,  soweit  sichtbar, 
rechtwinklige  Form  hat  und  etwa  1  m  breit  ist,  bezeichnet  offenbar  die  Stelle  des  tabernakel- 
artigen Gehäuses,  welches  bei  der  Ausgrabung  hier  vorgefunden  wurde,  jetzt  aber  vollständig 
verschwunden  ist.  Dieses  bestand  aus  zwei  regelmässig  bearbeiteten  vertikal- 
gestellten Steinplatten  (k,  k),  über  die  eine  dritte  als  Deckplatte  horizontal 
gelegt  war;  eine  vierte  diente  als  Rückwand.  La  Marmora  glaubt,  dass 
in  diesem  Gehäuse  ursprünglich  der  konische  Stein,  der  ebenso  wie  zwei 
Köpfe  aus  Kalkstein  (s.  u.)  bei  der  Ausgrabung  am  Fusse  desselben  gefunden 
wurde,  seinen  Standort  gehabt  habe.  Dieser  Gegenstand  (s.  Fig.  3,  nach 
La  Marmora,  Monuments  inedits  pl.  I,  fig.  o)  war  nach  La  Marmoras 
Beschreibung  aus  gewöhnlichem  Kalkstein,  wie  die  übrigen  Steine  des  Ge- 
bäudes, hatte  eine  elliptische  Basis  mit  einem  grössten  Durchmesser  von  0,40  m  und  eine 
Höhe  von  1  m.1)    Durch  seine  weisse  Farbe  und  gute  Erhaltung  zeichnete  er  sich  vor  allen 


Fig.  3. 


J)  Die  Beschreibung  La  Marmoras  passt  auf  den  konischen  Stein,  der  heute  im  Mittelraum  von  A 
entzweigebrochen  liegt  (s.  Taf.  11,1);  nur  hat  dieser  ursprünglich  eine  Höhe  von  1,30  m  gehabt. 


650 

anderen  Steinen  aus,  und  La  Marmora  folgert  daher,  dass  er  früher  an  einem  geschützten  Ort 
gewesen  sein  müsse.  Zu  beiden  Seiten  dieses  Gehäuses  befanden  sich  dasselbe  überragend 
zwei  pfeilerartige  Steine  (1,  1)  und  bildeten  mit  diesem  zwei  Nischen.  Rechts  und  links  von 
dieser  Gruppe  stand,  gleichfalls  auf  einem  durch  Platten  erhöhten  Grunde,  je  ein  anderer 
vertikaler  Stein  isoliert;  der  eine  von  diesen  (m),  der  2,20  m  hoch  war,  war  in  Dreiviertels- 
höhe von  einer  grossen  rautenförmigen  Oeffnung  durchbohrt  (La  Marmora,  Monuments 
inedits  pl.  I,  fig.  6).  Gegenwärtig  sieht  man  im  Hintergrund  der  Apsis  nur  noch  zwei 
Steinplatten  aufrecht  stehen,  die  oben  abgebrochen  und  stark  verwittert  sind. 

Innerhalb  der  ganzen  südlichen  Apsis  von  A  ist  gegenwärtig  alles,  teilweise  V\%  m 
tief,  verschüttet,  so  dass  man  von  der  Einrichtung,  die  La  Marmora  hier  sah,  nichts  mehr 
wahrnehmen  kann.  Dieser  hatte  an  dem  auf  unserm  Plan  mit  n  bezeichneten  Platze  mehrere 
bearbeitete  Steine  und  eine  massive  Konstruktion  bemerkt,  welche  zusammen  Teile  eines 
Altars  gebildet  zu  haben  schienen.  Die  erhaltenen  Reste  dieses  Aufbaues,  der  auffallend 
stark  zerstört  war,  deuteten  darauf  hin,  dass  er  quadratische  Form  hatte.  Unmittelbar 
dahinter  befand  sich  eine  kreisförmige,  nicht  besonders  tiefe  Aushöhlung  (o),  deren  Rand 
sich  etwa  einen  halben  Fuss  über  den  Boden  erhob  und  die  La  Marmora  für  ein  Wasser- 
becken ansah. 

Der  Durchgang  in  den  Hinterraum  B  (s.  Taf.  I,  2)  hat  wieder  die  Gestalt  eines  Kor- 
ridors. Rechts  und  links  von  diesem  treten  auf  der  Seite  von  A  hohe  pfeilerartige  Steine 
aus  der  Wand  in  den  Vorderraum  vor  (kv  kj).  Der  Boden  des  Ganges  ist  gegen  A  um 
eine  Stufe  erhöht  und  mit  Platten  belegt;  die  Seiten  bilden  2,40  m  hohe,  vertikalgestellte 
Platten,  hinter  denen  nach  B  zu  rechts  und  links  zwei  höhere  Pfeiler  (p,  p)  vorspringen. 
Die  Basis  der  letzteren  wird  durch  davorliegende  niedrige  Blöcke  (q,  q)  gestützt. 

Der  mittlere  Teil  des  Hinterraums  B1)  ist  ebenfalls  mit  Platten  gepflastert.  Die 
nördliche  Apsis,  die  gegenwärtig  fast  ganz  mit  Schutt  bedeckt  ist,  war  auch  hier  durch 
eine  niedrige  Brüstung  abgetrennt,  die  aus  regelmässig  geformten  Blöcken1)  bestand  und 
jetzt  fast  ganz  verschwunden  ist.  Innerhalb  der  Brüstung  und  zwar  unmittelbar  an  ihrem 
östlichen  Ende  sieht  man  auf  dem  Durchschnitt  bei  La  Marmora,  Monuments  inedits  pl.  I,  fig.  1, 
eine  aufrechtgestellte  freistehende  Platte,  welche  in  ihrem  oberen  Teile  von  einer  runden 
Oeffnung  durchbohrt  war.  Nicht  weit  von  dieser  Stelle  findet  sich  wieder  ein  kreisrunder 
Wasserbehälter  (s)  in  dem  Boden  ausgehöhlt,  der  1  m  im  Durchmesser  hat;  in  der  Nähe 
liegt   auch    eine    regelmässig  bearbeitete   1,35  m  lange    und   0,60    m    breite  Steinplatte   (w) 

am  Boden,  die  auf  der  einen  längeren  Schmalseite 
Fig.  4.  in  schwachem  Relief  und   in  ganz  flüchtigen  Um- 

rissen das  Bild  eines  Tieres  zeigt,  welches  ich  mit 
La  Marmora  für  einen  Fisch  halte  (Fig.  4,  nach 
La  Marmora,  Monuments  inedits  pl.  I,  fig.  g).  Die 
breite  obere  Fläche  dieser  Platte  ist  eben  gearbeitet 
und  hat  einen  5  mm  hohen  Rand.  In  den  unter- 
sten Wandsteinen  auf  der  linken  Seite  dieser  Apsis  waren  nach  der  Beschreibung  von 
La  Marmora    kleine    „Backöfen"    (t,  t)    angebracht,    die    noch   Spuren    von    Feuer   zeigten. 


*)  Dieser  ist  etwa  24  m  lang  und  7 — 7,5  m  breit. 

2)  Diene  dürften  durchschnittlich  V2-  Meter  hoch  gewesen  sein. 


651 

Soviel  aus  den  Abbildungen  bei  La  Marmora  hervorgebt,  war  hier  in  dem  Stein  eine  kleine 
Nische  ausgeschnitten,  in  deren  Hintergrund  sich  eine  Oeffnung  befand;  diese  war  dann  noch 
im  Innern  des  Steins  zu  einer  runden  Höhlung  erweitert.  Vor  diesen  „ Backöfen"  sah 
La  Marmora  aufgestellte  rechtwinklige  Steinplatten  (u),  die  nach  seiner  Abbilduno-  (Monu- 
ments inedits  pl.  I,  fig.  3)  nicht  über  1  m  hoch  waren.  Er  hält  dafür,  dass  sie  einmal 
Tischplatten  trugen.  Im  Hintergrunde  der  Apsis  sprangen  rechts  und  links  zwei  niedrio-e, 
aus  kleinem  Material  bestehende  Mauern  vor,  wie  um  diesen  Teil  der  Apsis  abzuschliessen. 
La  Marmora,  der  sie  auf  seinem  hier  wiedergegebenen  Plan1)  angibt,  spricht  sich  darüber 
nicht  weiter  aus. 

Von  der  südlichen  Apsis  von  B  ist  die  eigentümliche  Einrichtung  im  Hintergründe, 
die  sich  bei  der  Ausgrabung  vorfand,  jetzt  zum  grösseren  Teile  zerstört.  Man  sieht  hier 
nebeneinander  noch  zwei  ungefähr  1  m  hohe  Tische,  deren  Platten,  soweit  sie  nicht  ge- 
brochen sind,  auf  kleinen  Pfeilern  oder  einem  Mauerwerk  von  kleinen  Quadern  ruhen.  Sie 
werden  auf  beiden  Seiten  von  vertikal  gestellten  2 — 21/j  m  hohen  Platten  (x,  x)  überragt 
und  gestützt.  Der  dritte  Tisch  rechts,  der  sich  noch  auf  dem  Plan  von  La  Marmora  an- 
gegeben findet,  ist  heute  verschwunden.  Im  Grunde  dieser  Tischplatten  unmittelbar  vor  der 
Wand  befand  sich  ein  merkwürdiger  Aufbau,  der  von  La  Marmora,  Monuments  inedits 
pl.  I,  fig.  3,  freilich  zum  Teil  nur  nach  der  Erinnerung  und  nicht  in  detaillierter  Zeich- 
nung, dargestellt  ist.  Derselbe  setzte  sich  zusammen  aus  kleinen  bearbeiteten  Steinplatten, 
die  so  angeordnet  waren,  dass  sie  eine  Anzahl  quadratischer  Oeffnungen  bildeten,  die  neben- 
einander und  in  mehreren  Reihen  übereinander  lagen.  Man  sieht  noch  am  hinteren  Ende 
der  Tischplatten  einige  kleine  quaderförmige  Steine,  die  vielleicht  die  Fundamente  dieses 
Aufbaus  gebildet  haben. 

Gegenüber  dem  Eingang  öffnet  sich  auf  den  Hinterraum  eine  halbkreisförmige 
Nische  C,  welche  durch  ihre  Grösse  und  die  Erhöhung  ihres  Bodens  einen  bedeutenden 
Eindruck  macht.  Von  ihren  Wänden  springen  rechts  und  links  zwei  2,50 — 3,00  m  hohe 
pfeilerartige  Steine  (z,  z)  nach  B  vor;  dazwischen  liegt,  gleichfalls  nach  B  vorspringend,  die 
0,60  m  hohe  Stufe  (y,  y;  sichtbar  auf  Taf.  I,  2),  über  welche  man  von  B  in  den  erhöhten 
Raum  C  gelangt.  Schon  La  Marmora  fand  es  auffällig,  dass  dieser  anscheinend  wich- 
tige Raum  bei  der  Ausgrabung  vollständig  leer  befunden  wurde.  Der  vordere  Teil  war, 
soviel  man  noch  sieht,  mit  Steinplatten  bedeckt;  weiter  hinten,  wo  der  Boden  gegenwärtig 
nicht  mehr  sichtbar  ist,  zeigen  der  Plan  und  der  Durchschnitt  bei  La  Marmora  eine 
niedrige  Bank  oder  Stufe,  der  wohl  auch  die  0,30  m  hohe  und  1,10  m  lange  Steinplatte, 
welche  gegenwärtig  ungefähr  in  der  Mitte  des  Hintergrundes  liegt,  angehört  hat. 

Der  Eingang  in  das  nördliche  Gebäude,  welches  im  ganzen  das  treue  Abbild  des 
südlichen  ist,  ist  in  derselben  Weise  wie  bei  jenem  orientiert  und  angelegt,  nur  ist  hier  der 
Korridor  etwas  kürzer.  Die  beiden  ersten  Paare  von  Platten,  welche  die  Seitenwände  bilden, 
haben  eine  Höhe  von  1,90  m;  die  nach  dem  Vorderraum  D  vorspringenden  Pfeiler  (bj,  bj 
sind  erheblich  höher.  D2)  ist  jetzt  ganz  mit  Schutt  und  Steinen  angefüllt  oder  mit  Gras 
überwachsen.  Es  hat  sich  übrigens,  nach  dem  Schweigen  von  La  Marmora  zu  schliessen, 
auch  bei  der  Ausgrabung  hier  nichts   von   innerer  Einrichtung   vorgefunden.     Eigentümlich 


x)  S.  auch  Monuments  inedits  pl.  I,  fig.  3. 
2)  D  ist  etwa  17  m  lang  und  6  m  breit. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  87 


652 

ist  die  Anlage  des  Durchgangs  in  den  Hinterraum  E.  Wie  im  südlichen  Gebäude  treten 
auch  hier  rechts  und  links  vor  demselben  hohe  Pfeiler  (cv  Cj)  in  den  Vorderraum  vor,  dann 
folgt  beiderseits  gegen  den  Durchgang  zu  eine  liegende  Platte  (dx,  dj),  welche  eine  kleine 
Nische  bildet;  den  Raum  zwischen  dieser  und  dem  Durchgang  endlich  füllt  auf  beiden  Seiten 
eine  breite  aufrecht  gestellte  Platte  (er  ej  aus.  Von  dem  Durchgang  selbst,  der  sich  gegen 
E  in  gewöhnlicher  Weise  erweitert,  ist  nur  noch  die  linke  Seite  erhalten.  Sie  ist  zum  Teil 
durch  eine  Mauer  aus  kleinen  Steinen  und  Erde,1)  zum  Teil  aus  aufrechtgestellten  Stein- 
platten (fr  gj)  von  2 — 2,30  m  Höhe  gebildet.  Im  Hinterraum  E2)  ist  gegenwärtig  alles 
mit  Steinen  und  Geröll  bedeckt.  La  Marmora  merkt  innerhalb  der  rechten  Apsis,  die 
durch  eine  Art  Schranke  abgeschieden  war,  eine  Stelle  (ij)  an,  wo  sich  unter  einem  Haufen 
von  Erde  und  Asche  auch  Knochen  und  Reste  von  grobem  Geschirr  fanden.  Die  dem  Ein- 
gang gegenüberliegende  halbkreisförmige  Nische  F  war  in  ihrer  ganzen  Breite  von 
einem  etwa  1,40  m  hohen  Tisch  eingenommen,  dessen  Platte  aus  mehreren  Teilen  bestand 
und  vorn  auf  vertikal  gestellten  Steinen,  hinten  auf  einer  kleinen  Mauer  aufruhte.  Gegen- 
wärtig ist  nur  noch  die  rechte  Hälfte  von  diesem  Tisch  erhalten. 

Es  ist  schon  oben  gelegentlich  darauf  hingewiesen  worden,  dass  die  Niveauverhält- 
nisse in  der  Gigantia  nicht  überall  die  gleichen  sind.  Beim  südlichen  Gebäude  erhöhte 
sich,  wie  dies  deutlich  von  La  Marmora,  Monuments  inedits  pl.  I,  Fig.  1,  veranschaulicht 
ist,  der  Boden  vom  Eingang  aus  bis  zur  gegenüberliegenden  Apsis  C,  welche  unter  allen 
Räumen  am  höchsten  liegt.  Diese  Steigung  entspricht  den  natürlichen  Terrainverhältnissen, 
indem  die  Hügelterrasse,  auf  der  die  Gigantia  steht,  nach  Westen  ansteigt.  Innerhalb  der  ein- 
zelnen Räume  A  und  B  scheint  die  Höhe  die  gleiche  gewesen  zu  sein;  der  Boden  der  rechten 
Apsis  von  A  erscheint  nur  infolge  des  Plattenbelags  teilweise  etwas  erhöht.  Es  besteht, 
soweit  sich  dies  nach  dem  gegenwärtigen  Erhaltungszustand  des  südlichen  Gebäudes  beur- 
teilen lässt,  kein  genügender  Anhaltspunkt,  um,  wie  das  geschehen  ist  (Perrot  a.  a.  0.  III, 
298),  von  einer  beabsichtigten  Ueberhöhung  der  Apsiden  zu  reden.  Ueber  die  Niveauver- 
hältnisse beim  nördlichen  Gebäude  lässt  sich  jetzt  nichts  mehr  sagen. 

Die  Wände  der  betrachteten  Räume,  zu  denen  wie  zum  ganzen  Gebäude  der  an  Ort 
und  Stelle  vorkommende  Kalkstein  das  Material  geliefert  hat,  stehen  im  ganzen  noch  3 — 4  m 
hoch;  an  der  Südseite  von  C  ist  die  Mauer  noch  bis  zu  einer  Höhe  von  G1^  m  erhalten. 
Der  unterste  Teil  derselben  ist  gebildet  durch  stehende  Platten  von  1 — 1,50  m  Höhe  oder 
durch  längliche  Blöcke  von  1 — 2  m  Länge  und  0,50 — 0,70  m  Höhe.  Nach  oben  zu  wird 
das  Material,  das  hier  meist  aus  länglichen  Blöcken  besteht,  kleiner.  Die  Zwischenräume 
zwischen  den  völlig  unbearbeiteten  und  unregelmässigen  Steinen  sind  durch  kleine  Stein- 
brocken in  ziemlich  sorgfältiger  Weise  ausgefüllt.  Von  Anwendung  eines  Bindemittels 
bemerkt  man  nichts.  Nur  die  Steine,  welche  die  Eingänge  und  Durchgänge  sowie  die 
innere  Einrichtung  bilden,  haben  wenigstens  auf  ihren  sichtbaren  Seiten  mehr  oder  minder 
rechtwinklige  Form  und  eine  leidlich  geebnete  Oberfläche  erhalten.  Ornamentierung  trifft 
man  wenig  und  nur  im  südlichen  Gebäude.  Es  war  davon  schon  im  vorausgehenden  die 
Rede.  Hier  ist  noch  eine  für  die  vorgeschichtlichen  Bauten  von  Malta  sehr  charakteristische 
Verzierung  zu  erwähnen,  die  wir  das  Punktornament  nennen  wollen.    Man  hat  nämlich  die 


1)  Auf  dein  Plan  von  La  Marmora  nicht  angegeben. 

2)  E  ist  12'/2  m  lang  und  etwa  4'/2  m  breit. 


653 

Ansichtsflächen  mancher  Steine  mit  einer  Unzahl  von  nebeneinander  gesetzten  ganz  kleinen 
Vertiefungen  bedeckt,  ohne  Zweifel  in  der  Absicht,  damit  eine  ornamentale  Wirkung  zu  er- 
zielen. Auf  den  Steinen  der  Gigantia  sind  diese  Vertiefungen  meist  eingebohrt,  wohl  gerundet, 
1/2 — 1  cm  tief,  1  —  l1/^  cm  weit  und  3 — 5  cm  von  einander  entfernt.  Deutlich  tritt  das 
Bestreben  hervor,  dieselben  in  gerade  Linien  zu  ordnen.  Es  sind  besonders  die  Steine  an 
den  Eingängen  und  den  Durchgängen,  welche  dieses  primitive  Ornament  an  ihren  verti- 
kalen Seiten  tragen.  So  findet  es  sich  auf  den  niedrigen  Blöcken  c,  c  und  q,  an  den  Stufen 
r  und  y  (s.  Taf.  I,  2);  es  bedeckt  auch  den  Grund  der  Reliefornamente  von  h. 

Der  Verschluss  der  Eingänge  und  Durchgänge  geschah  teilweise  durch  horizontale 
Balken,  welche  in  runde  Löcher  gesteckt  wurden,  die  man  an  den  Thürseiten  einander 
gegenüber  angebracht  hatte.  So  befinden  sich  am  inneren  Ende  des  Haupteingangs  in  das 
südliche  Gebäude  auf  jeder  Seite  (in  b,  b)  übereinander  4  Löcher  von  0,12 — 0,20  m  Durch- 
messer. Spuren  von  ähnlichem  Verschluss  finden  sich  auch  beim  Eingang  in  das  nördliche 
Gebäude  (in  av  at  und  br  bx)  und  beim  Durchgang  von  D  nach  E  (in  gr  hj). 

Auch  die  ringförmigen  Aushöhlungen,  denen  man  hier  und  da  begegnet,  dienten, 
teilweise  wenigstens,  dazu,  eine  Absperrung  der  Räume  zu  ermöglichen.  Diese  Aushöhlungen 
sind  auf  den  vorgeschichtlichen  Bauwerken  von  Malta  ziemlich  häufig.  Man  hat  nämlich  auf 
einem  Stein,  entweder  nebeneinander  oder  übereinander,  in  einer  Entfernung  von  ungefähr 
5 — 15  cm  runde  kleine  Löcher  angebracht  und  diese  dann  durch  einen  im  Innern  des  Steins 
geführten  gebogenen  Kanal  miteinander  verbunden.  Diese  Löcher  sind  teils  auf  der  breiten 
Ansichtsfläche  des  Steins  oder  in  derselben  Höhe  zu  beiden  Seiten  einer  vertikalen  Kante 
angebracht.1)  In  letzterem  Falle  ist  der  kleine  Kanal  hinter  der  Kante  herumgeführt. 
Solche  ringförmige  Aushöhlungen  werden  noch  heute  von  den  Bauern  auf  Malta  allent- 
halben in  dem  weichen  Stein  der  Strassenmauern  und  der  Häuser  angebracht.  Sie  schlingen 
einen  Strick  durch  und  binden  daran  das  Vieh  fest.  Auch  im  Altertum  kann  der  Zweck 
dieser  Aushöhlungen  kein  anderer  gewesen  sein,  als  irgend  ein  Band  durchzuziehen.  Be- 
finden sich  dieselben  nun  einander  genau  gegenüber  an  Thür-  oder  Fensteröffnungen,  so 
liegt  es  sehr  nahe  anzunehmen,  dass  sie  zum  Durchschlingen  einer  quer  über  die  Oeffnung 
gespannten  Schnur  gedient  haben,  mochte  man  nun  damit  einfach  eine  Absperrung  des  Zu- 
gangs beabsichtigen  oder  etwa  eine  Art  Vorhang  daran  befestigen.  Letzteren  Zweck  hatten 
offenbar  die  Aushöhlungen,  die  rechts  und  links  an  der  Oeffnung  des  tabernakelartigen 
Gehäuses  und  zwar  an  deren  oberem  Teil  angebracht  waren  (La  Marmora  a.  a.  0.  S.  31). 
Schwieriger  sind  diese  Aushöhlungen  zu  erklären,  wenn  sie  vereinzelt  vorkommen,  was 
gleichfalls  an  einigen  aufrechtgestellten  Steinen  in  der  Gigantia  der  Fall  ist;  doch  können 
sie  auch  dann  nur  dazu  gedient  haben,  um  etwas  anzubinden  oder  anzuhängen. 

Ebensowenig  lässt  sich  für  die  Löcher,  die  im  Plattenbelag  des  Fussbodens  angebracht 
sind,  eine  befriedigende  Deutung  finden.  Sie  haben  einen  oberen  Durchmesser  von  0,20 
bis  0,30  m  und  finden  sich  nur  im  südlichen  Gebäude,  und  zwar  am  Eingang  in  A,  im 
Durchgang  von  A  nach  B  und  oben  auf  der  Stufe  y.  Gegenwärtig  sind  die  meisten  dieser 
Löcher,  welche  auf  dem  Plan  angegeben  sind,2)  nicht  mehr  sichtbar  oder  wenigstens  mit 
Erde  ausgefüllt;    nur  eines  auf  der  Stufe  y  (s.  Taf.  I,  2)  lässt  sich  noch  bis  auf  eine  Tiefe 


x)  Beispiele  solcher  Aushöhlungen  sind  auf  Taf.  III,  1  sichtbar. 
2)  Sie  sind  auf  unserm  Plan  mit  o  bezeichnet. 

87 ' 


654 

von  0,50  in  durch  die  Steinplatte  hindurch  verfolgen.  Es  läuft  nach  unten  konisch  zu  und 
hat  offenbar  zum  Einstecken  eines  spitzen  Gegenstandes  gedient. 

Das  nördliche  und  südliche  Gebäude  der  Gigantia  sind  sicher  zur  selben  Zeit  entstanden. 
Das  lehrt  die  Gleichartigkeit  und  die  Einheitlichkeit  ihrer  Anlage,  sowie  der  Umstand,  dass 
sie  eine  gemeinsame  Umfassungsmauer  haben.  Diese  letztere  umzieht  in  einem  grossen 
Bogen  die  beiden  Gebäude  auf  ihrer  Süd-,  West-  und  Nordseite.  Jedoch  ist  ihre  Rundung 
keine  ununterbrochene,  indem  sie  ungefähr  in  der  Mitte  zwischen  den  halbkreisförmigen 
Räumen  C  und  F  einen  einspringenden  Winkel  bildet.  So  hat  im  Prinzip  doch  jedes  der 
beiden  Gebäude  seine  besondere  Umfassungsmauer,  die  nur  auf  der  Seite,  wo  die  beiden 
Gebäude  aneinanderstossen,  unterdrückt  ist.  Diese  Umfassungsmauer  zeigt  in  allen  Teilen 
genau  die  gleiche  Konstruktion.  Im  untersten  Teil  der  Mauer  wechselt  nämlich  immer  eine 
vertikalgestellte  Platte,  welche  ihre  breite  Seite  nach  aussen  kehrt,  mit  einer  andern  ab, 
die  zu  der  ersteren  im  rechten  Winkel  steht  und  mit  dem  einen  Ende  etwas  über  dieselbe 
nach  Aussen  vorspringt.1)  Die  Steine  haben  ausserordentliche  Dimensionen.  Die,  welche  mit 
der  Breitseite  die  Aussenfacade  bilden,  sind  2 — -5  m  breit;  der  grösste  von  mir  beobachtete 
Stein  ist  5,70  m  breit  und  3,80  m  hoch.  Die  oberen  Teile  der  Mauer  bestehen  aus  läng- 
lichen Blöcken  oder  dicken  Platten,  die  bis  2,50  m  lang  sind.  Stellenweise  erreicht  die 
Umfassungsmauer  noch  eine  Höhe  von  6  m. 

Auf  der  Ostseite  hat  jedes  der  beiden  Gebäude  seine  besondere  Frontmauer,  welche 
wie  bei  all  diesen  Tempeln  die  Gestalt  eines  nach  auswärts  geöffneten  flachen  Bogens  hat, 
in  dessen  Mitte  der  Eingang  sich  befindet.2)  Diese  beiden  Frontmauern  sind  aber  hier  so 
eng  miteinander  verbunden,  dass  man  fast  von  einer  gemeinsamen  Frontmauer  des  nörd- 
lichen und  südlichen  Gebäudes  reden  kann.  Der  unterste  Teil  derselben  besteht  aus  auf- 
recht gestellten  2 — 3  m  breiten,  l1^ — 2  m  hohen  Platten,  die  ihre  Breitseite  nach  aussen 
kehren.  Vor  deren  Fuss  waren,  um  ihr  Fundament  zu  sichern,  andere  dicke  Platten  gelegt. 
Ueber  die  vertikal  gestellten  Platten  sind  kunstlos  grosse  längliche  Blöcke  geschichtet,  welche 
wie  alle  Steine  der  Front-  und  Umfassungsmauer  unbearbeitet  sind.  An  der  Südostecke  des 
südlichen  Gebäudes,  die  durch  einen  über  3  m  hohen  pfeilerartigen  Stein  gestützt  wird, 
erreicht  die  Frontmauer  noch  eine  Höhe  von  7,50  m  (s.  Taf.  I,  1). 

Der  Zwischenraum  zwischen  den  äusseren  Mauern  und  den  Wänden  der  Innenräume 
ist  durch  eine  Masse  aus  Erde  und  kleinen  Steinen  ausgefüllt. 

Vor  der  Front  der  Gigantia  erstreckt  sich  das  ebene  Plateau  noch  40  m  weit  gegen 
Osten,  dann  fällt  das  Land  steil  5 — 6  m  tief  zu  einer  niedrigeren  Terrasse  ab.  La  Marmora 
(a.  a.  O.  S.  4  u.  5)  bemerkt,  dass  vor  der  Gigantia  sich  noch  Reste  einer  Mauer  befanden, 
und  zwar  schien  ihm  dieselbe  einen  Bogen  zu  beschreiben,  dessen  Sehne  die  Front  der 
Gigantia  bildete.  In  dem  Mittelpunkt  dieses  Bogens  waren  zwei  grosse  vertikale  Steine 
nebeneinander  gestellt,  über  die  ein  dritter  nach  Art  eines  Architravs  gelegt  war.  Von 
diesen  Resten  ist  jetzt  nichts  mehr  zu  bemerken;  dagegen  ist  heute  noch  ein  etwa  10  m 
langer  Mauerrest  vorhanden,  der  die  bogenförmige  Front  des  südlichen  Gebäudes  nach  Süden  zu 
fortsetzte  (s.  Taf.  I,  1  links).    Man  bemerkt  noch  drei  pfeilerartig  gestellte  Platten,  die  quer  zur 


J)  S.  die  Ansicht  von  der  Nordseite  der  Umfassungsmauer  bei  La  Marmora,  Monuments  inedits 
pl.  I,  fig.  5. 

2)  Dieser  Bogen  ist  beim  südlichen  Gebäude  auf  dem  Plan  nicht  recht  zum  Ausdruck  gekommen. 


655 


Längenerstreckung  dieses  Mauerzugs  in  Abständen  von  21/2 — S1^  m  stehen.  Zwischen  der 
Südostecke  der  Gigantia  und  dem  zunächst  befindlichen  dieser  Pfeiler  bildet  noch  eine  der 
Länge  nach  gestellte  Platte  die  Wand.  Wir  bemerken  also  in  diesem  Stück  eine  ähn- 
liche Abwechslung  in  der  Stellung  der  Steine,  wie  in  der  Umfassungsmauer.  Der  Platz 
vor  der  Gigantia  hatte  offenbar  eine  besondere  Bedeutung,  und  man  wird  nicht  fehl  gehen, 
wenn  man  in  demselben  einen  Vorhof  zu  dem  eigentlichen  Gebäude  erkennt.  Dafür  spricht 
auch  das  Vorhandensein  einer  antiken  Stützmauer,  welche  ich  vor  der  Ruine  unter  dem 
Abfall  des  Plateaus  fand.  Diese  Mauer,  welche  auf  der  nächst  niederen  Terrasse  aufruht, 
ist,  von  einer  kurzen  Unterbrechung  abgesehen,  noch  auf  eine  Länge  von  24  m  unmittelbar 
vor  der  steilen  Wand  des  abfallenden  Hügels  sichtbar.  Sie  ist  teilweise  noch  bis  zur  Höhe 
von  3,50  m  erhalten  und  nach  oben  zu  jetzt  durch  modernes  Mauerwerk  fortgesetzt.  Das 
Material  bilden  unbearbeitete  Blöcke,  die  in  roher  Weise  geschichtet  sind,  so  dass  das 
Mauerwerk  etwa  denselben  Charakter  hat,  wie  ihn  die  Frontmauer  der  Gigantia  im  oberen 
Teil  zeigt.1) 

tal-K  aghan. 

Im  östlichen  Teil  von  Gozo  findet  sich  noch  ein  Rest  von  einem  solchen  Tempel- 
gebäude, und  zwar  in  der  breiten  Ebene,  welche  von  der  Bucht  von  Mgar  landein- 
wärts bis  nach  Rabato  zieht.  Hier  bemerkt  man  etwa  700  m  nordwestlich  vom  Dorfe 
Ghain-sielem  eine  plateauartige  Bodenanschwellung,  die  sich  in  einer  Länge  von  500  Schritten 
und  in  einer  Breite  von  etwa  100  Schritten  in  der  Richtung  von  NWW.  nach  SOO. 
erstreckt.  Sie  erhebt  sich  nur  2 — 4  m  und  ist  nur  im  Norden,  wo  der  Felsen,  aus  dem  sie 
besteht,  schroff  abbricht,  scharf  begrenzt.  Im  östlichen 
Teil  dieser  Anhöhe  finden  sich  nahe  dem  Grundstück  tal- 
Kaghan  Ueberreste,  welche  Caruana  im  Archaeological 
Journal  vol.  LIII  (1896),  S.  141  erwähnt,  ohne  weiter 
darauf  einzugehen  (s.  meine  Skizze  Fig.  5).  Es  ist  hier 
noch  eine  antike  Mauerecke  (a)  erhalten,  von  der  aus  ein 
Mauerzug  (ab)  in  der  Richtung  nach  NNO.  sich  noch 
auf  eine  Länge  von  14  m  verfolgen  lässt.  Die  moderne 
Feldmauer,  welche  nach  Norden  zu  die  Fortsetzung  bildet, 
zeigt  gleichfalls  noch  auf  einer  weiteren  Strecke  von  10  m 
(bc)  antikes  Material.  Ein  anderer,  teilweise  unter- 
brochener und  schlecht  erhaltener  Mauerzug  (ad),  der 
noch  auf  eine  Länge  von  12  m  erkenntlich  ist,  läuft  von 
der  genannten  Ecke  aus  nach  Westen  und  beschreibt  einen 

sehr    flachen    nach    Süden    offenen    Bogen.     Die    Mauern        ° 'S f" 

bestehen    aus    unbearbeiteten    Blöcken    oder   Platten;    von 

einer  Stelle  abgesehen  ist  nur  die  unterste  Lage  erhalten.     Die  grössten  Steine  sind  die  beiden 

vertikalen  Platten,  welche  die  Ecke  bilden;  sie  sind  etwa  2  in  breit  und  3  m  hoch.    Die  Gestalt 


Fi-   5. 


')  Der  kreisförmige  Raum,  der  auf  dem  Plan  von  Houel  im  Norden  der  Gigantia  angegeben  ist, 
ist,  wie  auch  Fergusson  a.  a.  O.  S.  416  annimmt,  als  ein  Teil  des  nördlichen  Gebäudes  zu  betrachten, 
dessen  Grundriss  zu  Houels  Zeit  nicht  erkennbar  war. 


656 

dieser  Ecke  und  der  flache  Bogen  der  gegen  Westen  ziehenden  Mauer  erinnern  stark  an  die 
Front  der  noch  erhaltenen  Tempelgebäude,  und  ich  zweifle  nicht  daran,  dass  wir  in  dieser 
Ruine  Teile  von  der  Vorderseite  und  der  Umfassungsmauer  einer  solchen  Anlage  zu  er- 
blicken haben.  Innerhalb  der  antiken  Mauern  und  der  modernen  Steinschichtungen,  welche 
dieselben  fortsetzen,  befindet  sich  ein  Acker,  der  etwa  70  Schritte  lang  und  36  Schritte 
breit  ist.  Seine  Oberfläche  liegt  heutzutage  auffallend  hoch,  und  es  ist  sehr  wohl  möglich, 
dass  in  demselben  noch  bedeutende  Reste  des  einst  hier  gestandenen  Gebäudes  begraben  liegen. 

Die  grössten  Ruinen  von  Heiligtümern  haben  sich  auf  Malta  erhalten.  Sie  finden  sich 
unmittelbar  an  der  steilen  Südküste  auf  einem  Hügel,  der  etwa  l\%  Stunde  südwestlich  von 
dem  Dorfe  Krendi  liegt.  Es  ist  ein  länglicher,  oben  abgeplatteter  Höhenrücken,  der  die 
Küste  entlang  von  Westen  nach  Osten  sich  erstreckt.  Im  Norden  geht  er  allmählich  in  die 
Hochebene  über,  im  Westen  und  Osten  begrenzen  ihn  tief  eingerissene  Felsschluchten,  im 
Süden  fällt  er  teils  in  starker  Böschung,  teils  ganz  jäh  zum  Meere  ab  und  zeigt  hier  in 
den  stark  geneigten  Kalksteinschichten,  den  wild  übereinander  liegenden  Gesteinstrümmern 
und  dem  schroffen  Absturz  der  Felsen  die  deutlichen  Merkmale  des  Bruches,  der  hier  zur 
Versenkung  ausgedehnter  Landstrecken  geführt  hat.  Während  im  Norden  an  den  Hügel 
sehr  fruchtbare  Ländereien  anstossen,  ist  die  obere  Fläche  desselben  und  besonders  der 
gegen  das  Meer  zu  gewendete  Abhang  eine  wahre  Steinwüste.  Ueberall  liegt  hier  der 
nackte  Fels  zu  Tage,  der  Boden  ist  mit  Steinblöcken  übersät,  zwischen  denen  spärliche 
Heidekräuter  und  Meerzwiebel  die  dürftige  Vegetation  bilden.  Die  Gegend  macht  den  Ein- 
druck grosser  Einsamkeit  und  Oede.  Auch  der  schmale  Strand  unter  dem  Steilabfall  der 
Felsen  ist  unzugänglich  und  gewährt  nur  Fischerbooten  hier  und  da  einen  Anlegeplatz. 
Unbegrenzt  ist  die  Aussicht  auf  das  afrikanische  Meer.  Aber  fast  nie  gewahrt  man  ein 
Schiff  an  dieser  Küste,  und  der  Blick  ruht  nur  auf  dem  kleinen  unbewohnten  Felseneiland 
Filfla,  das  in  geringer  Entfernung  von  der  Küste  als  letzter  Rest  des  hier  untergegangenen 
Landes  aus  dem  Meere  aufragt.  Auf  einer  kleinen  Terrasse  des  Abhangs  liegt  über  den 
ins  Meer  abstürzenden  Felsen  die  kleinere  dieser  Ruinen,  Mnaidra  genannt,  an  einem 
Orte,  wo  zwischen  den  Felshängen  nur  der  Blick  auf  das  Meer  offen  ist.  Kaum  1  Kilo- 
meter nördlich  in  beherrschender  Lage  auf  der  Höhe  des  Hügels  und  nahe  an  der  Grenze  des 
fruchtbaren  Kulturlandes  befinden  sich  die  viel  ausgedehnteren  und  auch  bekannteren  Gebäu- 
lichkeiten  von  Hagar-Kim. 

Mnaidra. 

Die  Mnaidraruine  ist  erst  nach  der  Aufdeckung  von  Hagar-Kim  im  Jahre  1840  aus- 
gegraben worden.  Sie  hat  bisher,  meist  im  Zusammenhang  mit  den  Altertümern  von  Hagar- 
Kim,  nur  flüchtige  Erwähnung  gefunden.1)  Nur  Fergusson  gibt  (a.  a.  0.  S.  418 — 421)  etwas 
genauere  Notizen  und   in  sehr  kleinem  Massstab  den  Grundriss;    auch  sind  einige  der  inter- 


l)  Lenormant,  Monuments  pheniciens  in  Revue  generale  de  l'architecture  et  des  travaux 
publics  II  (1841),  S.  497  ff.  mit  Tafel  XXI  (die  Abbildungen  sind  sehr  ungenügend);  H.  Brunn,  Rovine 
di  Crendi  suü"  isola  di  Malta  im  Bulletino  dell' lnstituto,  1858,  S.  74—76;  Vassallo  a.  a.  0.  S.  30—32; 
Caruana,  Report  S.  14 — 17  (die  hier  gegebenen  Photographien  sind  nur  schlechte  Reproduktionen  von 
Fergussons  Abbildungen). 


657 

essantesten  Partieen  des  Gebäudes  durch  Abbildungen  bekannt  geworden;  doch  fehlte  es 
bisher  an  einer,  aucb  nur  einigermassen  genügenden  Beschreibung.  Mein  Plan  beruht  auf 
einer  neuen  Aufnahme  (s.  Plan  II). 

Das  Ganze  besteht  aus  zwei  vollständig  von  einander  getrennten  Gebäuden,  die  eng 
aneinander  gebaut  und  in  ähnlicher  Weise,  nach  Osten  und  Südosten,  orientiert  sind.  Jedes 
von  diesen  hat  seine  besondere  Umfassungsmauer.  Wie  das  Ganze,  so  zeigen  auch  die  ein- 
zelnen Teile  in  Grundriss  und  Anlage  die  grösste  Aebnlichkeit  mit  der  Gigantia. 

Das  südliche  Gebäude  ist  auch  hier  das  wichtigste.  Seine  Front  ist  genau  nach  Osten 
gerichtet.  Der  wohlerhaltene  Korridor,  durch  den  man  dasselbe  betritt,  ist  mit  Platten  ge- 
pflastert und  erweitert  sich  nach  innen.  Von  den  vertikal  gestellten  Platten,  welche  die 
Wände  dieses  Ganges  bilden,  erreichen  die  drei  vorderen  Paare  eine  Höhe  von  etwa  2  m.  Auf 
den  mittleren  Steinen  (bv  bj  und  cv  cx)  liegt  noch  die  3  m  lange,  1,10 — 1,20  m  breite  Platte, 
welche  den  Eingang  überdeckt.  Die  innersten  Steine  (iv  dt),  gewaltige  4  m  und  3,40  m 
hohe  Pfeiler,  springen  etwas  in  den  anstossenden  Innenraum  vor  und  stützen  zugleich  die 
Steine,  welche  die  schwere  Deckplatte  tragen.  Am  Fuss  dieser  Pfeiler  liegen  einige  würfel- 
förmige Blöcke  (ej,  e^,  wie  sie  uns  an  solcher  Stelle  schon   in  der  Gigantia  begegnet  sind. 

Der  ovale  Vorderraum  E  (s.  Taf.  II,  2)1)  hat  eine  Länge  von  14  m  bei  einer  grössten 
Breite  von  etwa  7  m.  Den  Fussboden  bildet  der  natürliche  Fels;  die  Wände,  die  teilweise 
noch  bis  4,30  m  hoch  sind,  bestehen  im  unteren  Teil  aus  vertikalgestellten  Platten  von 
etwa  2  m  Höhe  und  1 — 1,50  m  Breite,  hinter  welchen  man  stellenweise  eine  etwa  *\%  m 
dicke  Mauer  aus  Erde  und  kleinen  Steinen  beobachtet.  Auf  den  vertikalen  Platten  ruhen 
horizontale  Lagen  von  grossen  länglichen  Blöcken.  Der  Raum  E  zeigt,  abgesehen  von  den 
Stellen,  wo  sich  der  Zugang  in  andere  Räume  öffnet,  sehr  wenig  Einrichtung.  In  der  Tiefe 
der  linken  Apsis  liegt,  eine  Art  Podium  bildend,  eine  2  m  lange  und  0,35  m  hohe  Stein- 
platte (fj).  Links  davon  ist  in  der  Wand  eine  viereckige  Nische,  die  ursprünglich  durch 
einen  tischähnlichen  Aufbau  ausgefüllt  war.  Zwei  1,60  m  hohe  Pfeiler  (gt,  gx)  trugen  eine 
fast  3  m  lange,  jetzt  entzwei  gebrochene  Platte,  welche  die  ganze  Nische  überdeckte  und 
von  der  Seite  her  durch  zwei  höhere  Steine  (hj,  ix)  überragt  und  gestützt  wurde. 

Von  der  nördlichen  Apsis  von  E  führen  zwei  Stufen  (k^kj,  die  rechts  und  links  von 
niedrigen  Steinblöcken  eingefasst  sind,  zu  einer  rechteckigen  0,60  m  weiten  und  1,05  m 
hohen  Oeffnung,  welche  in  einen  der  Wandsteine  (LJ  von  E  geschnitten  ist.  Durch  diese 
gelangt  man  in  ein  Nebengemach  F,  welches  zwischen  der  nördlichen  Apsis  von  E  und 
der  Umfassungsmauer  des  ganzen  Gebäudes  liegt.  Abgesehen  von  diesem  Eingang  steht  F 
noch  durch  eine  zweite  fensterartige  Oeffnung,2)  welche  in  der  Höhe  von  1  m  über  dem 
Boden  von  E  durch  einen  andern  Wandstein  (oj  gebrochen  ist,  mit  E  in  Verbindung. 
Auch  diese  ist  von  rechteckiger  Gestalt,  hat  aber  nur  eine  Breite  von  0,40  m  und  eine  Höhe 
von  0,30  m  und  ist  auf  der  Seite  von  F  etwas  weiter  ausgearbeitet,  offenbar  damit  hier  ein 
zum  Verschluss  dienender  Stein  eingeschoben  werden  konnte.  Der  Boden  von  F  liegt  0,70  m 
über  dem  von  E.     Die  eigentümliche  Einrichtung  des  Raumes  (s.  Taf.  III,  1)  ist  noch  wohl 


')  Tafel  11,2  gibt  eine  Ansicht  der   nördlichen  Apsis  von  E;    eine    andere  Aufnahme  der  gleichen 
Partie  ist  bei  Perrot,  Histoire  de  l'art  III,  hg.  219,  falschlich  als  ,salle  de  Hagiar  Kim'  bezeichnet. 
2)  Beide  Oefihungen  erkennbar  auf  Tafel  II,  2  rechts. 


658 


Fig.  6. 


erhalten.1)  Es  ist  nämlich  der  südliche  Winkel  desselben  G  durch  eine  kleine  Mauer  ab- 
gesondert, deren  mittlerer  Teil  von  einer  vertikalen  Platte  (n,)  gebildet  wird,  die  zwischen 
zwei  pfeilerartigen  Steinen  (mv  nij)  steht.  Ueber  diese  Steine  ist  ein  anderer  horizontal 
gelegt  und  der  ganze  Raum  G  durch  Platten  und  Blöcke  in  ziemlich  roher  Weise  über- 
deckt.   In  die  aufrechtgestellte  Platte  (nx)  ist  eine  grosse  fensterartige  Oeffnung  von  0,43  m 

Weite  und  0,64  m  Höhe  ausgeschnitten,  und  durch  diese  sieht  man 
im  Innern  von  G  ein  tabernakelartiges  Gehäuse  von  derselben  Art, 
wie  wir  ein  solches  bei  Beschreibung  der  Gigantia  kennen  gelernt 
haben  (s.  meine  Skizze  Fig.  6).  Es  steht  auf  einer  Platte  (c2),  die 
auf  den  Boden  gelegt  ist,  hat  ungefähr  eine  Höhe  von  1  m  und  ist 
gegen  das  Fenster  zu  offen.  Auch  der  nordwestliche  Winkel  von 
F  weist  eine  eigentümliche  Einrichtung  auf.  Dieser  enge  und 
schmale  Raum  ist  in  einer  Höhe  von  0,80  m  überdeckt  von  zwei 
horizontalen  Platten,  die  auf  kleinen  pfeilerartigen  Steinen  ruhen 
und  eine  Art  Tisch  (px)  darstellen.  Gleichfalls  0,80  m  über  diesen 
Platten  ist  eine  andere  horizontale  Platte  angebracht,  die  dem  nach  oben  zu  sich  verengenden 
Raum  entsprechend  kleiner  ist. 

Ein  zweiter  Nebenraum  H  befindet  sich  an  der  Westseite  von  E.  Der  Eingang 
(s.  Taf.  III,  2  links)2)  ist  von  derselben  Art.  wie  der  eben  beschriebene  in  G.  Die  fensterartige 
Oeffnung,  welche  in  eine  Platte  (qx)  der  Wand  von  E  gebrochen  ist,  ist  1,08  m  hoch  und 
0,62  m  weit.  Rechts  und  links  von  diesem  Eingang  springen  zwei  nahezu  3  m  hohe  auf- 
rechtgestellte Steinplatten  (sv  Sj)  etwas  nach  E  vor.  Dadurch,  dass  zwei  andere  Platten 
(tj,  h2)  so  vor  diese  gestellt  sind,  dass  sie  mit  denselben  einen  rechten  Winkel  bilden  und 
zugleich  gegeneinander  vortreten,  ist  vor  dem  Eingang  ein  kleiner  Vorhof  gebildet.  Der 
Raum  H  selbst  besteht  aus  einem  sehr  kleinen  viereckigen  Platz,  auf  den  sich  drei  durch 
aufrechtgestellte  Platten  gebildete  Nischen  öffnen.  Die  dem  Eingang  gegenüber  befindliche 
westliche  Nische  wird  durch  eine  horizontale  Platte,  die  auf  einem  runden  Fusse  (u1)  aufruht, 

ausgefüllt.  Letzterer  hat  eine  Höhe  von  1  m;  sein  Durchmesser 
ist  in  der  Mitte  am  geringsten,  nach  oben  wie  nach  unten  nimmt 
seine  Dicke  gleichmässig  zu  (s.  meine  Skizze  Fig.  7).  Rechts  und 
links  wird  die  Tischplatte  von  zwei  höheren  vertikal  gestellten  Platten 
(Vj,  Vj)  gestützt.  Zwischen  diesen  war  der  Hintergrund  ursprünglich 
durch  eine  aufrechtgestellte  Platte  geschlossen,  welche  jetzt  nach 
vorn  auf  die  Tischplatte  gefallen  ist.  In  der  südlichen  Nische  be- 
findet sich  ebenfalls  ein  Tisch,  dessen  Platte  hier  auf  0,87  m  hohen 
Pfeilern  liegt.  Auch  dieser  Tisch  wird  zu  beiden  Seiten  von  höheren 
Pfeilern  (wv  w:)  überragt  und  gehalten,  welche  hier  0,66  m  über  der 
ersten  noch  eine  zweite  horizontale  Platte  tragen.  Eine  ganz  ähnliche 
Einrichtung  muss  die  nördliche  Nische  von  H  gehabt  haben,  wo  gegenwärtig  zwischen  den 
2,30  m  hohen  Steinplatten,  welche  die  Seiten  derselben  bilden  (xv  xx),  nur  der  Plattenbelag 


Fi-.  7. 


J)  Tafel  III,  1  gibt  eine  Innenansicht  des  südlichen  Teiles  von  F ;  man  sieht  rechts  den  Eingang  in 
F  (Innenseite),  links  die  Fensteröffnung,  die  von  F  nach  G  führt. 
2)  S.  auch  Fergusson  a.  a.  O.  Fig.  181. 


659 

des  Fussbodens  sichtbar  ist.  Es  liegt  nämlich  vor  dieser  Nische  gegenwärtig  ein  0,90  m 
hoher  Tischfuss  von  runder  Gestalt.  Er  gleicht  genau  einem  anderen  Fuss  (m),  der  noch  im 
Nordbau  der  Mnaidra  an  seiner  ursprünglichen  Stelle  steht,  und  hat  sich  wohl  von  Anfang 
an  in  dem  nicht  gerade  bequem  zugänglichen  Raum  H  befunden.  Wenn  dem  so  ist,  dann 
lässt  sich  für  ihn  kaum  ein  anderer  Standort  denken,  wie  die  jetzt  leere  nördliche  Nische, 
wo  er  wohl  ebenfalls  als  Stütze  einer  Tischplatte  gedient  hat.  Nun  aber  bemerkt  man  an 
den  beiden  Seitenwänden  (xt,  xx)  der  Nische  in  einer  Höhe  von  1,90  m  horizontale  Ein- 
arbeitungen von  geringer  Tiefe,  die  nach  dem  Vorkommen  ähnlicher  Fälle  zu  schliessen, 
die  Enden  einer  in  dieser  Höhe  angebrachten  horizontalen  Platte  aufnehmen  sollten.  Es 
befanden  sich  also  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  hier  zwei  horizontale  Platten  über- 
einander, und  entsprach  somit  die  Einrichtung  der  nördlichen  Nische  genau  der  der  südlichen. 

Der  Durchgang1)  aus  dem  Vorderraum  in  den  Hinterraum  J  wird,  wie  in  der 
Gigantia,  durch  aufrecht  gestellte,  2  m  hohe  Platten  (e2,  e2)  gebildet.  Er  erweitert  sich 
nach  J  zu  und  ist  durch  grosse  Steinplatten  überdeckt;  auf  der  Seite  des  Vorderraums  ist 
rechts  und  links  vom  Eingang  eine  Nische,  deren  Boden  mit  einer  0,60  m  hohen,  regel- 
mässig bearbeiteten  Steinplatte  (f2,  f2)  bedeckt  ist.2)  Eine  ähnliche  Anordnung  haben  wir 
schon  im  nördlichen  Gebäude  der  Gigantia  beobachtet. 

Der  Hinterraum,  der  auf  dem  Plan,  soweit  er  nicht  durch  den  Rezess  H  eingenommen 
wird,  mit  J  bezeichnet  ist,  enthält  im  mittleren  Teile  gegenüber  dem  Durchgang  eine 
Nische  K  (s.  Taf.  IV,  1).  Dieselbe  ist  nicht,  wie  die  entsprechenden  Nischen  in  der  Gigantia 
halbkreisförmig,  sondern  hat  eine  unregelmässig  viereckige  Gestalt.  Die  gegenwärtig  ge- 
brochene Tischplatte,  welche  den  ganzen  Raum  der  Nische  ausfüllte,  hatte  eine  Länge  von 
3  m  und  eine  Breite  von  1,25  m.  Sie  ruhte  auf  2  niedrigen  Pfeilern  (yvy1).  Die  Pfeiler 
(zn  zj,  welche  zu  beiden  Seiten  des  Tisches  stehen  und  zugleich  die  Nische  begrenzen,  sind 
3  in  und  3,50  m  hoch.  Auf  dem  rechten  Pfeiler  sind  übereinander  6  runde  Vertiefungen, 
auf  dem  linken  eine  flüchtig  eingegraben.  Diese  Löcher  sind  2 — 5  cm  tief  und  haben  an 
ihrem  oberen  Rande  einen  Durchmesser  von  5  — 10  cm. 

Der  nördliche  Teil  des  Hinterraumes  J  hat  ungefähr  die  Gestalt  einer  Apsis.  Er  ist 
gegenwärtig  stark  zerstört  und  zum  Teil  hoch  mit  Schutt  erfüllt.  Die  Wand  wird,  soweit 
sie  noch  erhalten  ist,  aus  aufrecht  gestellten  Platten,  über  die  Blöcke  geschichtet  sind, 
gebildet.  Der  Boden  dieser  Apsis  ist  gegenüber  dem  übrigen  Raum  von  J  um  ungefähr 
0,30  m  erhöht.  Man  glaubt  unter  dem  Schutt  noch  die  Reste  einer  Stufe  wahrzunehmen, 
welche  die  Apsis  nach  Süden  zu  begrenzte.  Ebenso  bemerkt  man  gegenüber  einige  niedrige 
Steinblöcke  (i2),  welche  zwischen  dem  mittleren  und  dem  südlichen  Teil  des  Hinterraumes 
einmal  eine  Art  Schranke  gebildet  haben.  Hier  ist  bis  zu  den  Wänden  von  H  hin  alles 
zerstört. 

Alle  Räume  des  südlichen  Gebäudes  waren  von  einer  einheitlich  konstruierten  Um- 
fassungsmauer umzogen.  Die  vertikalgestellten  Platten,  aus  denen  sie  besteht,  kehren  in 
derselben  Weise,  wie  dies  bei  der  Umfassungsmauer  der  Gigantia  der  Fall  ist,  abwechselnd 
eine  ihrer  breiten  (x)  und  eine  ihrer  schmalen  Seiten  (y)  nach  aussen.  Auch  haben  sie 
eine  ganz  bedeutende  Grösse;    auf  der  Südseite  (s.  Taf.  IV,  2)    ist  eine  Platte  4,40  in  lang, 


!)  Ansicht  auf  Tafel  III,  2  rechts. 

2)  Diese  Platte  gleicht  etwa  einer  Bank;  s.  Tafel  111,2. 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  S8 


660 

2,20  m  hoch;  ein  Stein  der  Nordseite  ist  3,80  m  hocb.  Auf  diesen  Platten  liegen  längliche 
Blöcke,  so  dass  an  der  Südseite  die  Mauer  noch  eine  Höhe  von  4  ni  erreicht.  Im  west- 
lichen Teile  ist  die  Mauer  stark  zerstört;  die  der  Länge  nach  gestellten  Steine  sind  hier  umge- 
fallen; nur  einige  der  pfeilerartigen  Platten  (y),  die  quer  zu  jenen  gestellt  waren,  sind  stehen 
geblieben  und  bezeichnen  unter  dem  grossen  Trümmerhaufen  noch  den  Zug  der  Umfassungs- 
mauer. An  einer  Stelle  der  Nordseite  hat  man,  wie  es  scheint,  die  Mauer  schon  im  Altertum 
unterbrochen  und  hier,  allerdings  in  sehr  primitiver  Weise,  einen  besonderen  Raum  einge- 
richtet. Man  betrat  denselben,  soviel  man  aus  dem  zerstörten  Zustand  dieser  Partie  ersehen 
kann,  vom  Norden  her,  wo  zwei  grosse  aufgestellte  Steinplatten  (b2,  b2),  über  die  eine  dritte 
als  Deckplatte  gelegt  ist,  vielleicht  den  Eingang  bezeichnen.  Dass  dieser  Raum  eine  gewisse 
Bedeutung  hatte,  scheint  auch  daraus  hervorzugehen,  dass  er  dureh  zwei  in  der  nördlichen 
Wand  von  E  angebrachte  Oeffnungen  mit  diesem  Gemach  in  Verbindung  stand.  Es  ist 
nämlich  zwischen  den  länglichen  Blöcken  im  oberen  Teil  der  Wand  eine  Oeffnung  von 
0,40  m  Weite  freigelassen  und  eine  zweite  durch  eine  (d2)  der  aufrechtstehenden  Platten 
dieser  Wand  geschnitten.  Letztere  Oeffnung  ist  ungefähr  0,20  m  weit,  von  viereckiger 
Gestalt  und  auf  der  Seite  von  E  zum  Einschieben  eines  Verschlusssteins  stark  erweitert; 
sie    ist  mit    der    vorher  erwähnten    in    der  östlichen  Wand  von  E   (in  Oj)    zu  vergleichen.1) 

Die  Frontmauer  (s.  Taf.  V,  1)  zeigt  gleichfalls  grosse  Aehnlichkeit  mit  den  entsprechen- 
den Teilen  der  Gigantia.  Nur  ist  bei  der  Mnaidra  der  offene  Bogen,  den  sie  beschreibt,  noch 
schärfer  zum  Ausdruck  gebracht.  Sie  besteht  auf  jeder  Seite  des  Eingangs  aus  drei  vertikal 
gestellten  Platten  von  etwa  2 — 3  m  Höhe,  2  m  Breite  und  1  m  Dicke,  vor  denen,  um  ihr 
Fundament  zu  sichern,  grosse  und  dicke  Platten  gelegt  sind.  Ueber  die  vertikal  gestellten 
Platten  sind  längliche  Blöcke  geschichtet. 

Das  nördliche  Gebäude  liegt  etwa  2}\% — 3  m  höher  als  das  südliche.  Seine  Front, 
welche  nach  Südosten  gerichtet  war,  ist  gegenwärtig  vollständig  zerstört.  Auffallenderweise 
hatte  dies  Gebäude,  das  sonst  eine  sehr  regelmässige  Anlage  zeigt,  keinen  Eingang,  wie 
wir  ihn  sonst  gewöhnlich  finden.  An  der  Stelle,  wo  man  denselben  erwartet,  ist  nämlich 
die  Wand  des  Vorderraums  durch  eine  aufrechtgestellte  Steinplatte  (o)  geschlossen.  Diese 
ist  jetzt  im  obern  Teil  abgebrochen,  aber  wie  man  noch  deutlich  genug  bemerkt,  war  darin 
eine  viereckige  Oeffnung  von  1,25  m  Weite  und  1,58  m  Höhe  ausgeschnitten.  Einige  auf- 
gerichtete Steinplatten,  die  zum  Teil  umgefallen  sind  (p,  p,  q,  q),  bildeten  vor  dieser  Oeffnung 
auf  der  Aussenseite,  wo  der  Boden  etwas  tiefer  liegt,  sowie  auf  der  inneren  Seite  derselben 
einen  kurzen  Gang.  Ohne  Zweifel  war  hier  der  Eingang  in  das  Gebäude,2)  wenn  auch  der 
im  Südwesten  anstossende  Teil  der  Mauer  eine  Anordnung  zeigt,  die  stark  an  einen  Eingang 
erinnert.  Hier  ist  nämlich  die  Wand  des  Vorderraums,  auf  eine  Länge  von  1,80  m  unter- 
brochen; in  der  Lücke  liegen  Steinplatten,  welche  eine  Art  Schwelle  darstellen  und  zur 
Seite  befindet  sich  ein  pfeilerartiger  Stein  (s),  der  bei  seiner  Stellung  einmal  eine  Thürseite 
gebildet  haben  könnte.  Doch  ist  gegenwärtig  dieser  Teil  des  Gebäudes  so  zerstört,  dass  man 
die  ursprüngliche  Anordnung  nicht  mehr  erkennen  kann. 


J)  Auch  die  kleinen  Oeffnungen  in  der  nördlichen  Wand  von  E  sind  auf  Tafel  II,  2  links  sichtbar. 

2)  Unmittelbar  nordöstlich  von  diesem  Eingang  befindet  sich  auf  der  Aussenseite  des  Gebäudes  ein 
kleiner  viereckiger  Raum,  der  durch  aufrechtgestellte  Steine  (r)  begrenzt  wird  und  mit  Platten  gepflastert 
ist.     Er  stellt  eine  Nische  dar,  die  von  aussen  zugänglich  war. 


661 

Der  Vorderraum  A  hat  eine  grösste  Länge  von  16,50  m  und  eine  Breite  von  ungefähr 
7,50  rn;  der  Hinterraum  B  ist  ungefähr  13,70  m  lang  und  etwa  6  m  breit.  Die  Wände 
bestehen  aus  hart  aneinander  gestellten  Steinplatten,  die  wenig  über  1  m  hoch  und  meist 
0,70 — 0.90  m  breit  sind.  Auf  ihnen  ruhen  zwei  Lagen  von  länglichen  Blöcken,  deren  Höhe 
0,30 — 0,40  m  beträgt.  Nur  an  einer  einzigen  Stelle  ist  noch  ein  Stein  einer  dritten  Lage 
erhalten.  Unmittelbar  hinter  diesen  Wänden  läuft  auch  hier,  den  aufrechtgestellten  Platten 
eine  Stütze  bietend,  eine  aus  kleinen  Steinen  und  Erde  bestehende  Mauer,  die  etwa  1  m  dick  ist. 

Der  Durchgang  vom  Vorderraum  in  den  Hinterraum  B  hat  dieselbe  Form  wie  im 
südlichen  Gebäude.  Er  ist  mit  Steinplatten  gepflastert.  Die  horizontale  Platte,  welche,  wie 
noch  aus  deutlichen  Spuren  erkenntlich,  den  Gang  in  einer  Höhe  von  2  m  überdeckte,  ist 
verschwunden.  Innere  Einrichtung  ist  in  den  beiden  Räumen  nicht  zu  bemerken,  war  auch 
schwerlich  jemals  vorhanden.  Nur  die  beiden  Nischen  C  und  D  haben  eine  solche  be- 
wahrt. In  der  ersteren,  die  sechseckige  Gestalt  hat,  stand  wieder  zwischen  zwei  2,50  m 
hohen  Pfeilern  (g,  g)  ein  Tisch,  dessen  (jetzt  gebrochene)  Platte  auf  zwei  vertikalgestellten 
Steinen  (f,  f)  aufruhte.  Hier  ist  auch  der  hintere  Teil  dieser  Nische,  der  von  der  Tischplatte 
freigelassen  war,  von  einer  grossen  horizontalen  Platte  überdeckt,  welche  auf  der  Hinter- 
wand der  Nische  aufliegt  und  etwas  in  dieselbe  vorragt.  Vor  der  Nische  bemerkt  man 
zwischen  zwei  niedrigen  Blöcken  (h.  h)  eine  Art  Schwelle  (s.  Taf.  V,  2).1) 

Die  andere  Nische  D  ist  an  der  Südwestseite  des  Hinterraums  angelegt.  Sie  ist  zu- 
gänglich durch  eine  fensterartige,  0,60  m  weite  und  0,90  m  hohe  Oeffnung,  welche  in  eine 
der  Wand  von  B  eingefügte  Platte  (k)  ausgeschnitten  ist.a)  Der  hintere  Teil  dieses  Raumes 
ist  ausgefüllt  durch  einen  Tisch,  der  zwischen  höheren  pfeilerartigen  Steinen  (n,  n)  steht. 
Der  runde  Fuss  des  Tisches  (m)  ist  etwa  1  m  hoch,  wird  nach  oben  zu  bedeutend  dicker 
und  ist  hier  auf  allen  Seiten  in  gebogener  Linie  ausgeschweift.  Im  Hintergrund  des  Tisches 
steht  auf  demselben  eine  Steinplatte,  welche  hier  eine  Art  Rückwand  bildet. 

Der  Fussboden  hatte  im  ganzen  nördlichen  Gebäude  die  gleiche  Höhe  und  war  aus 
einer  Aufschüttung  von  Erde  und  kleinen  Steinen  gebildet. 

Eine  besondere  Umfassungsmauer,3)  die  aus  unregelmässigen  Blöcken  geschichtet 
ist  und  in  ihrer  Höhe  etwa  den  Wänden  der  Innenräume  gleichkommt,  umzieht  in  einem 
Bogen  auch  das  nördliche  Gebäude  und  endigt,  in  ihrem  westlichen  Teile  zerstört,  da  wo 
das  südliche  Gebäude  anschliesst.  Der  Zwischenraum  zwischen  dieser  Mauer  und  den  Mauern 
der  Innenräume  wird  ebenso  wie  im  südlichen  Gebäude  durch  eine  Füllmasse  von  kleinen 
Steinen  eingenommen. 

Die  Bauart  zeigt  in  den  verschiedenen  Teilen  der  Mnaidraruine  wesentliche  Unter- 
schiede. Verwendet  ist  der  Kalkstein,  der  den  Abhang  des  Hügels  bildet,  von  dem  zum  Bau 
härtere  und  weichere  Arten  genommen  wurden.     Weich  und  leicht  verwitternd,   wie  dieser 


1)  Tafel  V,  2  gibt  die  Ansicht  von  C  und  der  rechten  Apsis  von  B.  In  der  Apsis  bemei-kt  man  in 
einem  der  Wandsteine  eine  eigentümliche  künstliche  Aushöhlung,  die  ich  mir  nicht  zu  erklären  vermag. 

2)  Dieses  Fenster  ist  bei  Per  rot  Fig.  220  abgebildet,  aber  unrichtigerweise  dem  Tempel  von 
Hagar-Kim  zugeschrieben.  Der  Raum  D  steht  gegenwärtig  auch  durch  eine  0,80  m  weite  Oeffnung  mit 
A  in  Verbindung.  Die  Grösse  dieser  Oeffnung  entspricht  der  Grösse  der  Platten,  welche  die  Wand 
von  A  bilden,  und  es  scheint,  dass  diese  Lücke  erst  später  durch  Herausnahme  eines  solchen  Wand- 
steins entstanden  ist. 

3)  Ihre  Peripherie  ist  auf  dem  Plan  durch  eine  Kurvenlinie  angedeutet. 

88* 


662 

Stein  ist,  lässt  er  keine  feine  Bearbeitung  zu.  Er  bricht  in  leicht  lösbaren  Lagen,  die  bis 
1  m  dick  sind,  und  so  besteht  fast  das  ganze  Baumaterial  aus  Steinplatten,  die  entweder 
vertikal  auf  einer  ihrer  schmalen  Seiten  aufgestellt  oder  auf  eine  ihrer  breiten  Seiten  hori- 
zontal gelegt  sind.  Als  Bindemittel  findet  sich  nur  in  den  oberen  Lagen  des  nördlichen 
Gebäudes  ein  weisslicher  Lehm  verwendet. 

Den  rohesten,  freilich  auch  den  imponiei'endsten  Eindruck  unter  allen  Teilen  des  Bau- 
werks machen  Umfassungsmauer  und  Frontmauer  des  südlichen  Gebäudes.  Die  gewaltigen 
Platten  sind  verwendet  worden  in  derselben  Gestalt,  wie  man  sie  aus  der  Felsschicht  losge- 
brochen hat,  ohne  dass  irgendwelche  Abarbeitungen  vorgenommen  wurden.  Auch  die  Um- 
fassungsmauer des  nördlichen  Gebäudes  besteht  aus  ganz  unbearbeiteten  Steinen,  doch  verrät 
sich  hier  in  der  Auswahl  des  kleineren  Materials  und  in  der  Schichtung  grössere  Sorgfalt. 
Auch  die  aus  kleinen  Steinen  nnd  Erde  bestehende  Mauer,  welche  hinter  den  vertikalen 
Platten  der  inneren  Wände  sich  befindet,  ist  im  nördlichen  Gebäude  sorgfältiger  konstruiert 
wie  an  den  wenigen  Stellen,  wo  sie  im  südlichen  vorkommt.  Was  die  vertikalen  Platten 
der  Wände  in  den  Innenräumen  anlangt,  so  sind  diese  in  J  völlig  unbearbeitet;  ein  Gleiches 
gilt  von  den  darüber  geschichteten  Blöcken.  Die  Platten  in  E,  ebenso  wie  die  von  H,  haben 
annähernd  rechtwinklige  Gestalt;  aber  sie  sind  bei  ziemlich  grossen  Dimensionen  sehr  flüchtig 
bearbeitet.  In  E  sind  die  Platten  noch  dazu  von  ungleicher  Höhe,  so  dass  die  Grundlage 
für  die  horizontalen  Lagen,  die  darauf  ruhen,  erst  durch  ausgleichende  Blöcke  geschaffen 
werden  musste.  Auch  die  Blöcke,  welche  diese  Lagen  bilden,  sind  sehr  grob  bearbeitet  und 
gefügt,  die  Lücken  öfter  durch  kleine  Steine  ausgestopft  (s.  Taf.  II,  2).  Weit  besser  sind  die 
Innenwände  des  nördlichen  Gebäudes  konstruiert.  Hier  ist  kleineres  Material  verwendet;  die 
vertikalen  Platten  sind  in  der  Regel  gleich  hoch,  eng  aneinander  gefügt,  von  ziemlich  regel- 
mässiger, rechtwinkliger  Gestalt  und  an  Ansichtsfläche  und  Kanten  nicht  ohne  Sorgfalt  be- 
arbeitet. Die  horizontalen  Lagen,  die  sich  darauf  befinden,  bestehen  ans  quaderförmigen, 
wohlgefügten  Blöcken.  Es  ist  bemerkenswert,  dass  bei  den  Wänden  von  E  und  von  B  die 
horizontalen  Lagen  etwas  übereinander  gegen  das  Innere  zu  vorkragen.  Am  auffallendsten 
ist  das  bei  der  rechten  Apsis  von  E  (s.  Taf.  II,  2),  wo  auch  die  vertikalen  Platten  der  Wand 
etwas  gegen  das  Innere  zu  geneigt  sind.1) 

Die  Ornamentierung  ist  hier  ärmlicher  wie  in  der  Gigantia;  sie  beschränkt  sich 
auf  das  Punktornament,  mit  dem  nur  das  südliche  Gebäude  bedacht  ist.  Die  kleinen  Löcher  sind 
bald  sorgfältiger  und  tiefer,  wie  mit  einem  Bohrer  ausgehöhlt,  bald  flüchtiger  eingearbeitet 
und  dann  weiter  und  weniger  tief.  Bisweilen  merkt  man  das  Bestreben,  sie  in  Reihen  zu 
ordnen;  meist  sind  sie  ganz  regellos  nebeneinander  angebracht.  Auch  hier  sind  es  wieder 
die  Steine  an  den  Eingängen,  welche  durch  dieses  Ornament  ausgezeichnet  sind.  So  findet 
es  sich  an  den  würfelförmigen  Blöcken  (er  e,)  des  Eingangs  in  E,  an  den  Steinen  rechts 
und  links  vom  Durchgang  aus  E  in  J  (auf  f2,  f2,  g2,  h2)  und  ganz  besonders  an  denjenigen, 
welche   den  Zugang   zum  Nebenraum  H  bilden,2)    in    der  Regel   an    den   dem  Eintretenden 


J)  Es  beträgt  hier  an  einer  Stelle,  wo  die  Wand  eine  Höhe  von  4,30  in  erreicht,  das  Vorspringen 
der  obersten  Lage  über  den  Fuss  der  Wand  0,80  m,  wovon  0,20  in  auf  das  Vorneigen  der  vertikalen 
Platten,  0,60  m  auf  der  Ueberkragen  der  4  horizontalen  Lagen  kommen.  —  Die  Steine,  welche  die  innei'e 
Einrichtung  ausmachen  und  bei  den  Tischen,  Eingängen  und  Durchgängen  verwendet  sind,  haben  meist 
mehr  oder  weniger  regelmässige  Form. 

2)  Auf  ti,  h2,  q1(  r(,  rt  und  der  oberhalb  der  Eingangsöffnung  liegenden  horizontalen  Platte;  s.  Tafel  111,2. 


663 

zugekehrten  Seiten.  Unmittelbar  über  der  fensterartigen  Oeffnung,  durch  welche  man  H 
betritt,  sind  unter  der  Menge  der  kleinen  Löcher  zwei  grössere  angebracht,  die  von  konischer 
Form  sind  und  4  cm  tief  in  den  Stein  eindringen.  Im  Innern  von  H  endlich  trägt  die 
Tischplatte  der  südlichen  Nische  auf  ihrer  Vorderseite  sowie  auf  ihrer  oberen  Fläche  diese 
Ornamentierung. 

Es  sind  hier  noch  die  Spuren  zu  berücksichtigen,  welche  sich  vom  Verschluss  der  ein- 
zelnen Räume  erhalten  haben.  Löcher  zum  Anbringen  eines  hölzernen  Querbalkens  finden  sich 
an  den  Seiten  des  Eingangs  vom  südlichen  Gebäude.  Aehnliche  Löcher  trifft  man  auch  in  der 
einen  Seite  des  Durchgangs  von  E  nach  J;  hier  fehlen  aber  die  entsprechenden  auf  der  andern 
Seite.  Zahlreich  sind  auch  hier  die  oben  (S.  653)  beschriebenen  ringförmigen  Aushöhlungen. 
Sie  finden  sich  ebenfalls  meist  zu  beiden  Seiten  eines  Eingangs  in  gleicher  Höhe  und  an 
genau  einander  entsprechenden  Stellen.  Auch  hier  erklären  sich  diese  Aushöhlungen  wohl 
am  einfachsten,  wenn  man  annimmt,  dass  man  durch  sie  eine  Schnur  gezogen  und  diese 
quer  über  den  Eingang  gespannt  habe.  Sie  finden  sich  an  den  einander  zugekehrten  Seiten 
des  Durchgangs  von  E  nach  J,  von  A  nach  B,  weiter  an  den  Seiten  der  Fensteröffnungen  von 
q,  und  lj.  Bei  letzterer,  die  auf  der  Seite  von  F  noch  durch  eine  falzartige  Ausarbeitung 
erweitert  ist,  sind  auch  an  dieser  zu  beiden  Seiten  ringförmige  Aushöhlungen  angebracht, 
die  einander  entsprechen,  und  zwar  sowohl  im  oberen  wie  im  unteren  Teile1)  (s.  Taf.  III,  1). 

Das  ganze  Bauwerk  ist,  wie  es  heute  dasteht,  nicht  auf  einmal  nach  einem  einheit- 
lichen Plan  angelegt  worden.  Das  lehren  Bauart  und  Grundriss  mit  hinreichender  Sicherheit. 
Das  südliche  Gebäude  ist,  Avie  das  wichtigere,  so  auch  das  ältere.  Der  Grundriss  der  Gigantia 
sowie  der  des  nördlichen  Gebäudes  der  Mnaidra  legen  den  Gedanken  nahe,  dass  auch  das 
südliche  ursprünglich  aus  zwei  hintereinander  befindlichen  ovalen  Räumen  mit  einer  durch 
einen  grossen  Tisch  ausgefüllten  Nische  im  Hintergrund  bestand.  Nachdem  der  nördliche 
Teil  von  J,  wie  man  noch  deutlich  sieht,  urspünglich  die  Gestalt  einer  Apsis  hatte,  ist  an- 
zunehmen, dass  dieser  nördlichen  einmal  auch  eine  südliche  Apsis  entsprach  und  so  den 
ovalen  Hinterraum  vervollständigte.  Hier  scheint  also  später  einmal  ein  Umbau  stattge- 
funden zu  haben.  J  und  K,  welche  auch  unter  allen  Innenteilen  von  Mnaidra  die  roheste 
Bauart  zeigen,  sind  offenbar  die  Ueberreste  des  ursprünglichen  Hinterraumes.  H  und  E 
verraten  durchweg  jüngeren  Charakter  wie  J  und  K.  Beide  sind  in  ihrem  Grundriss  eng 
miteinander  verbunden;  sie  zeigen  beide  die  gleiche  Ornamentierung  und  unterscheiden  sich 
von  J  durch  ihr  regelmässiger  gestaltetes  und  leidlich  bearbeitetes  Material.  Beide  sind  ebenso 
wie  die  anderen  Teile  von  Mnaidra  weit  besser  erhalten  als  der  Raum  J,  welchen  man,  wie 
es  scheint,  schon  frühe  hat  in  Verfall  geraten  lassen.  Danach  ist  anzunehmen,  dass  H 
und  E  (in  seiner  gegenwärtigen  Gestalt)  nicht  nur  später  als  J,  sondern  auch  gleichzeitig 
miteinander  eingerichtet  worden  sind.  Man  hat  offenbar,  wie  schon  Fergusson  vermutet  hat, 
die  linke  Apsis  des  ursprünglichen  Hinterraumes  beseitigt,  um  für  H  Platz  zu  bekommen; 
zugleich  hat  man  aber  auch  den  alten  Vorderraum  erneuert  und  vielleicht  etwas  erweitert. 
Der  ältesten  Bauperiode  gehört  wohl  auch  die  Umfassungsmauer  an,  deren  Steine  in 
rohester  Weise  nebeneinandergestellt  oder  geschichtet  sind.  Dagegen  ist  das  nördliche  Ge- 
bäude der  jüngste  Bestandteil  der  Mnaidra.  Es  stellt  sich  deutlich  als  ein  Anbau  dar.  Seine 
Bauart  bedeutet  durchweg  einen  erheblichen  Fortschritt  gegenüber  der,  welche  noch  in  den 


!)  Der  Falz  deutet  darauf  hin,  dass  die  Oeffnung  bisweilen  durch  eine  Platte  verschlossen  war. 


664 

jüngeren  Teilen  des  südlichen  Gebäudes  zur  Anwendung  gekommen  ist.  Seine  Einfachheit 
und  das  Fehlen  jeglicher  Verzierung  spricht  dafür,  dass  es  geringere  Bedeutung  hatte. 
Fergusson  freilich  sieht  in  der  tieferen  Lage  des  südlichen  Gebäudes  einen  Beweis  für 
dessen  spätere  Entstehung.  Er  glaubt,  dass  man  für  die  erste  Anlage  eines  Gebäudes  an 
dieser  Stelle  kaum  einen  Platz  ausgesucht  haben  würde,  der  von  einem  höheren  Terrain 
beherrscht  gewesen  wäre.  Dieser  Einwurf  ist  nicht  stichhaltig.  Denn  bei  der  starken  Neigung 
des  Abhangs  würde  es  schwer  gefallen  sein,  einen  Ort  zu  finden,  der  nicht  tiefer  als  das 
unmittelbar  anstossende  Terrain  lag. 

Was  sich  in  der  nächsten  Umgebung  der  Mnaidraruine  an  antiken  Ueberresten  findet, 
ist  von  geringer  Bedeutung.  An  der  Südseite  des  südlichen  Gebäudes  ist,  wohl  nachträglich, 
eine  kleine  halbkreisförmige  Einfriedigung  (sichtbar  auf  Taf.  IV,  2)  angebaut  worden,  deren 
Durchmesser  eine  Länge  von  4,60  m  hat.  Sie  wird  durch  wohlbearbeitete,  aufrecht  gestellte 
Platten  gebildet,  die  nicht  über  0,90  m  hoch  sind. 

Von  der  Südostecke  des  südlichen  Gebäudes  erstrecken  sich,  anscheinend  den  Bogen 
der  Frontmauer  in  südlicher  Richtung  fortsetzend,  Fundamente,  die  aus  niedrigen  bear- 
beiteten Blöcken  bestehen.  Sie  sind  jetzt  nicht  mehr  gut  sichtbar;  doch  spricht  auch  das 
Vorhandensein  des  pfeilerartigen  Steins  y2  dafür,  dass  die  Frontmauer  auf  dieser  Seite  in 
irgend  einer  Weise  verlängert  war.  Es  scheint  hier  eine  ähnliche  Anlage  gewesen  zu  sein, 
wie  sie  an  der  Südostecke  der  Gigantia  noch  erhalten  ist  (s.  o.  S.  654). 

Auch  nahe  der  Ostseite  des  nördlichen  Gebäudes  finden  sich  schwache  Reste  von  rohem 
Mauerwerk.  Erhalten  ist  hier  noch  eine  kleine  Kammer  von  unregelmässig  viereckiger 
Gestalt,  die  1,50  m  lang  und  1  m  breit  ist.  Ihre  Wände  werden  gebildet  durch  aufrecht- 
gestellte  oder  übereinandergelegte  Steine;  sie  ist  gegen  das  nördliche  Gebäude  zu  offen  und 
in  einer  Höhe  von  ungefähr  1  m  mit  einer  grossen  Platte  überdeckt. 

Hagar-Kim. 

Die  Ruinen  von  Hagar-Kim,  deren  höchste  Steine  von  Mnaidra  aus  sichtbar  sind, 
sind  schon  seit  langer  Zeit  bekannt.  *)  Houel  gibt  von  den  zu  seiner  Zeit  sichtbaren  Ueber- 
resten des  Hauptgebäudes,  welches  damals  nach  seiner  Angabe  den  Namen  ,Tadarnadur- 
Isrira'  führte,  eine  Abbildung  (pl.  CCLX)  und  eine  kurze  Beschreibung.  Auch  La  Marmora 
besuchte  dieselben  im  Jahre  1834  und  fügte  seiner  Abhandlung  über  die  Gigantia  eine 
kurze  Notiz  über  die  Altertümer  von  Hagar-Kim  bei  (Nouvelles  annales  a.  a.  0.  S.  32 — 33). 
Erst  im  Jahre  1839  wurde  auf  Veranlassung  des  englischen  Gouvernements  der  grösste 
Teil  der  Gebäude,  die  jetzt  sichtbar  sind,  ausgegraben.  Der  Leiter  der  Ausgrabungen, 
J.  G.  Vance,  veröffentlichte  im  29.  Bande  der  Archaeologia  einen  ziemlich  unklaren  Plan 
(von  Foulis),  16  schlecht  gelungene  Ansichten  von  verschiedenen  Teilen  der  Ruine  (pl.  XXIII 
— XXVIII)  mit  einem  wertlosen  Text  (S.  227 — 240),  welcher  gerade  das  Wichtigste,  wie 
eine  eingehende  Beschreibung  der  Gebäude  und  der  Einzelfunde  sowie  die  genaue  Angabe  des 
Fundorts  mancher  von  den  letzteren  vermissen  lässt.  Zweck  und  Ursprung  des  Bauwerks 
sind  seitdem  oft  erörtert  worden.2)    Im  Jahre  1885  wurden  unter  Leitung  von  A.  A.  Caruana 


*)  Erwähnt  von  Abela  II.  1  §  8. 

2)  Lenormant  in  Revue  generale  de  l'architecture  a.  a.  0.;  H.  Barth  in  Gerhards  Archäolog.  Zeitung 
1848,  346  ff.  u.  362  ff.;    dazu  H.  Barth,  Wanderungen  durch  die  Küstenländer  des  Mittelmeeres  I,  210, 


665 

weitere  Ausgrabungen  unternommen,  welche  wenige  neue  Resultate  zu  Tage  förderten.  Doch 
wurden  im  Zusammenhang  mit  diesen  Arbeiten  durch  F.  Vassallo  zuverlässige  Pläne  ange- 
fertigt und  dieselben  nebst  einer  kurzen  Erläuterung  von  A.  A.  Caruana  veröffentlicht.1) 
Unsere  Pläne  beruhen  auf  denen  Vassallos. 

Die  Anlage  von  Hagar-Kim  ist  sehr  ausgedehnt;  sie  besteht  aus  einem  Hauptgebäude 
mit  einigen  Nebengebäuden,  die  in  geringer  Entfernung  von  jenem  sich  befinden.  Das 
Hauptgebäude  (s.  Plan  III)  enthält  eine  grössere  Zahl  von  meist  ovalen  offenen  Räumen, 
die  von  einer  gemeinsamen  Umfassungsmauer  umzogen  sind;  es  ist  gegenwärtig  an  mehreren 
Stellen  zugänglich. 

Der  Haupteingang  ist  im  Süden;  er  hat  die  gewöhnliche  Form  eines  Korridors, 
der  hier  von  drei  Paaren  aufrechtgestellter  Platten  von  2 — 2,50  m  Höhe  gebildet  und  mit 
Platten  gepflastert  ist.  Man  gelangt  zunächst  in  einen  ovalen  Raum  A  von  14,30  m  Länge 
und  5,50  m  Breite  (in  der  Mitte).  Die  Wände  aus  vertikalgestellten  Steinplatten  mit  darüber- 
geschichteten  Blöcken  sind  noch  durchschnittlich  1,80  m  hoch.  Die  beiden  Apsiden,  in 
denen  nichts  mehr  von  Einrichtung  erhalten  ist,2)  sind  durch  hohe  Schranken  vom  Mittel- 
raum getrennt.  Diese  Schranken  bestehen  aus  aufgerichteten  Platten  von  verschiedener 
Gestalt  und  Grösse,3)  welche  einander  auf  beiden  Seiten  in  umgekehrter  Reihenfolge  entsprechen. 
Es  folgt  hier  wie  dort  auf  eine  der  Länge  nach  gestellte  Platte  (c,  c,  beide  gegen  2,50  m 
lang)  eine  quer  zu  dieser  stehende  (e,  e)  und  dann  abermals  eine  der  Länge  nach  gestellte 
(d,  d),  welch  letztere  von  einer  viereckigen  0,80 — 0,90  m  weiten  und  1,20  m  hohen  Oeff- 
nung  durchbrochen  ist.4)  Diese  Oeffnungen  bilden  den  einzigen  Zugang  zu  den  Apsiden; 
sie  befinden  sich  in  einer  Höhe  von  0,50  m  über  dem  Fussboden;  vor  einer  derselben  liegt 
noch  ein  Stein,  der  als  Stufe  dient.  Noch  andere  niedrige  Blöcke  von  rechtwinkliger  Form 
liegen  am  Fusse  der  aufrechtgestellten  Platten,  um  deren  Fundament  zu  sichern. 

Sehr  gut  war  bei  der  Ausgrabung  die  Einrichtung  des  mittleren  Teils  von  A  erhalten, 
der  zu  den  bevorzugtesten  Teilen  des  Gebäudes  gehört  zu  haben  scheint.  Der  Boden  ist 
ganz  mit  Steinplatten  belegt.  Vor  dem  Durchgang  in  den  anstossenden  Raum  B  treffen 
wir  dieselbe  Anordnung  der  Steine,  die  uns  auch  in  den  beiden  Gebäuden  der  Mnaidra 
begegnet  ist;  der  liegende  Stein  f  zeigt  noch  an  seinen  sichtbaren  vertikalen  Seiten  das 
Punktornament.  Dagegen  ist  die  Einrichtung  bei  der  Nordwestecke  des  Mittelraums  nicht 
mehr  erhalten,  lässt  sich  aber  aus  den  von  Vance  gegebenen  Abbildungen  auf  pl.  XXVII 
und  XXVIII  noch  einigermassen  erkennen  (s.  unsere  Abbildung  Fig.  8  auf  Grund  von  Vance 
pl.  XXVII  u.  Perrot  a.  a.  O.  fig.  228).    Danach  stand  vor  dem  aus  der  Wand  vorspringenden 


Anm.  4;  Archaeological  Journal  IX,  299.  Die  in  den  Verhandlungen  des  internationalen  prähistorischen 
Kongresses  vom  Jahre  1868  veröffentlichten  Abbildungen  sind  wiedergegeben  von  Waring,  Stone  monu- 
ments  pl.  I  u.  II.  Weiter  s.  Adams,  Nile  valley  and  Malta  S.  240 — 247  mit  Planskizze  und  Ansichten; 
C.  Vassallo,  Monumenti  antichi  S.  18 — 30;  Caruana,  Report  S.  9  —  14  (die  Abbildungen  zum  Teil 
ungenügende  Reproduktionen  früherer  Aufnahmen);  Perrot  III,  300—306  (mit  Abbildungen  nach  Caruanas 
Report). 

')  A.  A.  Caruana,  Recent  further  excavations  of  the  megalithic  antiquities  of  Hagar-Kim.    Malta 
1886,  mit  7  Plänen,  Ansichten,  Durchschnitten. 

2)  Tn  der  östlichen  Apsis  verzeichnet  der  Plan  von  Vassallo  einige  aufrechtgestellte  Platten. 

3)  Die  Höhe  schwankt  zwischen  V/2— 21ß  m. 

4)  Die  westliche  Schranke  abgebildet  bei  Waring  pl.  I,  fig.  2. 


666 

hohen  Stein  h  eine  breite  Platte  (i)  und  vor  dieser  ein  Altar  (k),  der  aus  einem  Stein  nicht  ohne 
Sorgfalt  gearbeitet  ist.1)  Derselbe  befindet  sich  jetzt  im  Museum  der  öffentlichen  Bibliothek 
von  Valetta.  Er  ist  von  viereckiger  Gestalt,  0,71  m  hoch  und  0,45  m  breit.  Zu  beiden  Seiten 
einer  jeden   von    den   vertikalen   Kanten   sind    ein   Paar  viereckiger    kleiner  Pfeiler   heraus- 

geineisselt,  welche  die  nach  allen  Seiten 


Fig.  8. 


i  i    M 


)      iT'ilU    II 


etwas  vorspringende  obere  Platte  tragen. 
Auf  jeder  der  vier  Seiten  ist  zwischen 
den  Pfeilern  in  vertieftem  Felde  eine 
sehr  einfache  Darstellung  in  Relief  an- 
gebracht. Es  ist  ein  Baum-  oder  Pflanzen- 
stamm abgebildet,  der  aus  einer  vier- 
eckigen Kiste  herauszuwachsen  scheint; 
rechts  und  links  von  diesem  Stamm 
sind  in  sehr  flüchtiger  Weise  Blätter 
oder  Zweige  angedeutet.  Die  obere 
Platte  hat  noch  einen  0,10  m  hohen 
runden  Aufsatz,  der  oben  flach  ist  und 
0,37  m  im  Durchmesser  hat.  Zwischen 
diesem  Altar  und  der  Schranke,  welche 
die  westliche  Apsis  absondert,  befand 
sich,  gegen  den  Haupteingang  zu  ge- 
wendet, gleichfalls  ein  altarähnlicher 
Aufbau.2)  Ueber  einem  viereckigen  nie- 
deren Steinblock  lag  eine  rechteckige 
Platte,  etwa  in  halber  Höhe  des  vorher  beschriebenen  Altars.  Darauf  stand,  den  Hinter- 
grund abschliessend,  eine  breite  Steinplatte,  beiderseits  aufrechtgehalten  durch  zwei  andere 
Platten,  die  quer  zu  jener  gestellt  waren.  Diese,  welche  jetzt  gleichfalls  in  der  Bibliothek 
zu  Valetta  aufbewahrt  ist,3)  ist  regelmässig  bearbeitet  und  hat  oben  einen  erhöhten  Rand; 
unter  diesem  befindet  sich  ein  Relief,  welches  zwei  Spiralen  und  in  ihrer  Mitte  einen  kegel- 
förmigen Gegenstand  mit  abwärts  gekehrter  Spitze  darstellt.  Die  Steine  dieses  Aufbaus, 
die  horizontale  Platte  ausgenommen,  trugen  auf  ihrer  Vorderseite  das  Punktornament;  das- 
selbe begegnet  auch  an  dem  vorher  beschriebenen  Altar  und  zwar  auf  allen  vier  Seiten, 
soweit  sie  nicht  von  der  Reliefverzierung  eingenommen  sind.  Am  Fusse  des  Altars  fanden  sich 
fünf  kleine  Figuren,  in  der  westlichen  Apsis  von  A  vier  weitere  (s.  u.).  Wenn  Vance  (a.  a.  O. 
S.  229)  bemerkt,  dass  viele  Bruchstücke  von  Thongefässen  im  südlichen  Teile  des  Haupt- 
gebäudes gefunden  wurden,  so  hat  man  hier  jedenfalls  zunächst  an  A  zu  denken. 

Der  Durchgang  von  A  nach  B  bietet  keine  Besonderheiten.    Eine  Deckplatte,  die  über 
den  2  m  hohen  Steinen  (m,  m)  gelegen  haben  könnte,  ist  nicht  mehr  vorhanden. 


J)  Abgebildet    bei    Perrot    fig.  228    nach    Caruanas    Report;    auch    bei    Adams    pl.  VII;    Waring 
pl.  II,  fig.  11. 

2)  Ungefähr  an  der  auf  dem  Plan  mit  1  bezeichneten  Stelle. 

3)  Abgebildet  bei  Perrot  fig.  227  (nach  Caruana);  Adams  pl.  VII;  Waring  pl.  II,  fig.  8. 


667 

Der  langgestreckte  Raum  B  enthält  in  seiner  gegenwärtigen  Gestalt  im  östlichen 
Teile  eine  Apsis,  während  sich  die  westliche  Hälfte  als  ein  unregelmässig  begrenzter  Hof 
darstellt,  auf  den  sich  Nischen  und  andere  Räume  öffnen.  B  ist  nicht  nur  von  A  aus 
zugänglich,  sondern  es  befindet  sich  auch  gerade  gegenüber  dem  Durchgang  von  A  nach  B 
ein  weiterer  Eingang,  der  von  aussen  nach  B  führt.  Dieser  ist  in  der  gewöhnlichen  Weise 
angelegt  und  erweitert  sich  auf  seiner  inneren  Seite.1) 

Die  Apsis  im  östlichen  Teile  von  B  (Taf.  VI,  1) 2),  welche  durch  vorspringende  Pfeiler 
der  beiden  Eingänge,  die  nach  B  führen,  begrenzt  ist,  hat  eine  Tiefe  von  etwa  G  m  und 
eine  grösste  Weite  von  5^2  m.  Ihre  Wand  ist  2,40  m  hoch  und  besteht  aus  18  vertikalen 
Platten,  über  denen  sich  noch  zwei  Lagen  länglicher  Blöcke  befinden.  Innerhalb  dieser 
Apsis  war  ein  länglich-runder  Platz  abgegrenzt  durch  eine  Einfriedigung  aus  aufrecht- 
gestellten dünnen  Platten,  die  zum  grossen  Teil  jetzt  umgefallen  sind.  Sie  sind  etwa  0,60 
— 1,00  m  hoch,  ungefähr  ebenso  breit  und  ziemlich  gut  bearbeitet.  Der  Raum  inner- 
halb dieses  Plattenrings  liegt  um  etwa  0,30  m  tiefer  als  der  übrige  Boden.  Auf  der 
Westseite  ist  ein  Eingang  offengelassen;  hier  liegt  eine  Steinplatte  (n),  die  als  Schwelle 
diente. 3) 

Im  Hintergrunde  der  Apsis  ist  eine  Platte,  welche  hier  die  Wand  bildet,  in  einer 
Höhe  von  0,40  m  von  einem  künstlich  ausgearbeiteten  Loch  (o)  durchbohrt.  Dieses  geht 
in  schräger  Linie  durch  den  Stein  und  hat  länglich-runde  Gestalt  bei  einem  grössten  Durch- 
messer von  0,50  m  und  einem  kleinsten  von  0,35  m.  Es  stellt  eine  Verbindung  zwischen 
diesem  Raum  und  einer  anderen  Anlage  auf  der  Aussenseite  des  Gebäudes  her,  welche  wir 
gleich  jetzt  beschreiben  wollen,  da  sie  wohl  in  Verbindung  mit  der  eben  betrachteten  Apsis 
angelegt  worden  ist.  Man  hat  nämlich  hier  die  östliche  Umfassungsmauer  des  Gebäudes  auf 
eine  kurze  Strecke  unterbrochen  und  in  der  Lücke  zwei  nach  aussen  offene  Nischen 
hergestellt.  Die  kleinere  von  diesen,  M,  lehnt  sich  unmittelbar  an  die  Wand  der  Apsis  von 
B,  hier  mündet  das  in  jener  Wand  angebrachte  Loch.  Wichtiger  aber  war  ohne  Zweifel 
die  andere  Nische  L,  welche  die  Gestalt  eines  verlängerten  Halbkreises  hat  und  nach  aussen 
zu  sich  erweitert.  Die  halbkreisförmige  Mauer  im  Hintergrund  ist  moderne  Restauration, 
soll  aber,  wie  Caruana4)  bemerkt,  auf  antiken  Fundamenten  ruhen.  Im  vorderen  Teil 
werden  die  Wände  der  Nische  durch  aufrechtgestellte  Steinplatten  (vr  vj  gebildet,  die  gegen 
M  zu  eine  enge  Lücke  lassen.  Diese  war  zwar  wohl  nicht  zum  Durchgang  bestimmt,  muss 
aber  doch  eine  gewisse  Bedeutung  gehabt  haben,  weil  einer  der  Steine  zu  ihren  Seiten 
das  Punktornament  hat.  Im  vorderen  Teil  ist  die  Nische  gepflastert,  im  hinteren  steht  frei 
auf  erhöhtem  Grunde  ein  2  m  hoher,  wenig  bearbeiteter  Steinpfeiler  (s,),  der  an  den  Kanten 
leicht  zugerundet  ist.     Unmittelbar  davor  steht,    von  Caruana,    wie  es  scheint,    an  der  rich- 


J)  Unklar  ist  die  Bedeutung  der  1,35  m  hohen  pfeilerartigen  Steine  p  und  q;  p  ist  wohl  später  hin- 
zugefügt, da  es  einige  der  im  Wandstein  r  angebrachten  Löcher  verdeckt. 

2)  Abgebildet  auch  bei  Waring  pl.  I,  fig.  3. 

3)  Die  Reste  dieses  Ringes  s.  auf  Taf.  VI,  1.  Die  ursprüngliche  Gestalt  des  Zugangs  in  denselben  ist 
nicht  ganz  sicher;  nach  der  Abbildung  von  Vance  auf  pl.  XXIV  scheinen  in  der  Nähe  der  Schwelle  n, 
etwa  zu  beiden  Seiten  derselben,  dünne  pfeilerartige  Steine  gestanden  zu  haben. 

4)  Megalithic  antiquities  of  Hagar-Kim  S.  7.  Auch  Vance  fand  bei  der  Ausgrabung  hier  einen 
halbkreisförmigen  Raum  vor. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  89 


668 

tigen  Stelle  restituiert,1)  ein  0,82  m  hoher  Stein  (t,),  der,  von  unten  nach  oben  sich  ver- 
breiternd, hier  mit  einer  tischartigen,  geebneten  Fläche  abschliesst  und  Aehnlichkeit  mit 
einem  Altare  hat.     Seine  Vorderseite  ist  mit  dem  Punktornament  bedeckt.4) 

Wir  kehren  wieder  zu  den  Räumlichkeiten  im  Innern  des  Gebäudes  zurück. 

Im  westlichen  Teil  von  B  befinden  sich  3  Nischen,  und  zwar  zwei,  a  und  ß,  an  der 
Südseite,  eine  y  an  der  Nordseite.  Sie  haben  teils  polygonale,  teils  viereckige  Form;  jede 
war  eingenommen  von  einer  mächtigen  horizontalen  Platte,  welche  auf  zwei  hohen  vertikal- 
gestellten Steinen  von  ungefähr  1,60 — 2  m  Höhe  auflag.  Durch  diesen  tischartigen  Aufbau, 
der  rechts  und  links  von  höheren  Pfeilern  gestützt  war,  war  die  Nische  vollständig  überdeckt.3) 

Caruana  bemerkt,  dass  zwei  monolithe  Tische  (s,  s)  von  ziemlich  roher  Arbeit,  die  sich 
gegenwärtig  rechts  und  links  vom  Eingang  in  den  anstossenden  Raum  C  befinden  (s.  Taf.  VII,  1), 
ursprünglich  in  den  Nischen  y  und  ß  gestanden  hätten.  Indes  weisen  bereits  der  Plan  und 
die  Abbildung  bei  Vance  (pl.  XXIV)  den  Tischen  ihre  Stelle  zu  beiden  Seiten  jenes  Ein- 
gangs an.  Der  eine  Tisch4)  ist  1  m  hoch;  seine  Basis  und  sein  oberer  Teil  haben  die 
Gestalt  einer  länglichen  Platte;  der  Fuss,  der  sich  nach  oben  und  nach  unten  etwas  ver- 
breitert, bildet  in  seinem  Horizontaldurchschnitt  ein  längliches  Viereck.  Die  obere  Platte 
hat  einen  erhöhten  Rand.  Der  andere  Tisch,  der  jetzt  umgefallen  ist,  hat  dieselbe  Form; 
nur  ist  sein  Fuss  von  zwei  übereinander  befindlichen  Löchern  von  länglichrunder  Gestalt 
durchbohrt.  Am  Westende  von  B  liegt  endlich  gegenwärtig  noch  ein  dritter  Tisch,  der  nur 
0,72  m  hoch  und  auch  aus  einem  Stein  gearbeitet  ist.  Er  hat  einen  runden  Fuss,  der 
auf  einer  niedrigen  runden  Basis  aufsteht.  Die  obere  Platte,  die  nicht  mehr  ganz  erhalten 
ist,  ist  gleichfalls  etwas  konkav  und  hatte  einen  Durchmesser  von  ungefähr  0,45  m. 

Ueber  drei  Schwellensteine,  von  denen  der  mittlere  etwas  höher  ist  als  die  anderen, 
gelangt  man  von  B  in  den  kleinen  Raum  C,  der  von  aufrechtgestellten  Platten  in  unregel- 
mässiger Weise  begrenzt  ist.  An  den  Seiten  des  Durchgangs  stehen  Steinplatten,  von  denen 
die  vordersten  (t,  t)  dem  Eintretenden  eine  mit  dem  Punktornament  geschmückte  Seite 
zukehren.  Im  Innern  bemerkt  man  zwei  Nischen.  Die  links  am  Eingang  befindliche  6 
ist  durch  einen  Tisch  ausgefüllt,  der  auf  zwei  0,85  m  hohen  Steinplatten  ruht  und  zu  beiden 
Seiten  von  höheren  Steinen  gestützt  wird.  Eine  ähnliche  Einrichtung  bestand  wohl  auch 
in  der  gegenüberliegenden  Nische  e,  wo  die  von  der  Wand  vorspringenden  Steinplatten  auf 
gleiche  Höhe  abgearbeitet  und  so  zur  Aufnahme  einer  horizontalen  Platte  hergerichtet 
worden  sind.  Mit  dieser  Nische  stand  vielleicht  die  nur  durch  eine  aufrechtgestellte  Platte 
getrennte  Nische  rj  auf  der  Aussenseite  des  Gebäudes  in  Beziehung.  Sie  ist  jetzt  teilweise 
zerstört;  gegenwärtig  liegt  eine  grosse  Steinplatte  darin,  die  auf  einer  ihrer  breiten  Seiten 
das  Punktornament  trägt.  Von  C  aus  betritt  man  den  Nebenraum  D,  der  von  1,50  —  2  m 
hohen  Platten  eingeschlossen  ist  und  0,10  m  über  dem  Boden  von  C  liegt.  Auch  hier  steht 
ein  Tisch  (u),  der  aus  einem  Stein  gearbeitet  ist,  mit  0,60  m  hohem  Fuss  und  einer  läng- 


1)  Vgl.  die  Abbildung  bei  Vance  pl.  XXVII. 

2)  Das  gegenwärtige  Aussehen  von  L  zeigt  Taf.  VI,  2;  rechts  ist  durch  die  erwähnte  Lücke  zwischen 
den  Steinen  vu  vt  das  Loch  o  in  der  Wand  sichtbar,  der  oberste  Teil  von  Sj  ist  jetzt  abgebrochen  und 
lehnt  vor  tt. 

3)  S.  Nische  y  auf  Taf.  VII,  1  links;  die  horizontalen  Platten  sind  jetzt  alle  entzwei  gebrochen. 

4)  Abgebildet  bei  Perrot  fig.  229  (nach  Caruana)  und  Waring  pl.  IL 


669 

liehen,  nicht  ganz  erhaltenen  Platte,  die  1  m  lang  und  0,60  m  breit  ist.  Neben  diesem 
Tisch,  der  bei  der  Ausgrabung  starke  Feuerspuren  gezeigt  haben  soll,  sieht  man  auf 
der  Abbildung  bei  Vance  (pl.  XXV)  noch  einen  etwas  höheren  Tisch  stehen,  der  ver- 
schwunden ist  und  mit  dem  oben  erwähnten,  der  gegenwärtig  am  Westende  von  B 
sich  befindet,  Aehnlichkeit  gehabt  hat.  Am  Boden  von  C  und  D,  aber  nicht  mehr  an  der 
ursprünglichen  Stelle,  liegen  ein  Paar  kleine  Platten,  die  mit  dem  Punktornament  verziert 
sind.  Ausserdem  fand  Vance  (a.  a.  0.  S.  238)  in  C  eine  Anzahl  halbkugeliger  Steine  von 
12^2  cm  Durchmesser  sowie  einen  ovalen  Gegenstand,  gleichfalls  aus  Stein,  von  der 
doppelten  Grösse  eines  Hühnereis.  Mit  diesen  halbkugeligen  Steinen  sind  offenbar  23  Gegen- 
stände aus  gewöhnlichem  Kalkstein  identisch,  die  aus  Hagar-Kim  in  das  Museum  der  Bibliothek 
von  Valetta  gelangt  sind.  Sie  sind  7 — 8  cm  hoch,  haben  teils  die  Gestalt  einer  Halbkugel, 
teils  sind  sie  auch  oben  zuckerhutförmig  zugespitzt;  ihre  untere  konkave  Fläche  misst 
12  — 13  cm  im  Durchmesser.1) 

Der  Nebenraum  E,  der  nur  1,60  m  lang  und  1,20  m  breit  ist,  steht  mit  C  durch 
eine  fensterartige  Oeffnung  in  Verbindung.  Diese  ist  aber  nicht  wie  in  anderen  Fällen  in 
eine  Steinplatte  ausgeschnitten,  sondern  dadurch  hergestellt,  dass  man  den  0,60  m  weiten 
Zwischenraum  zwischen  zwei  1,35  m  hohen  Pfeilern  (v,  v)  unten  durch  eine  auf  dem  Boden 
aufgestellte,  0,85  m  hohe  Platte  (w)  geschlossen  und  ausserdem  über  diese  Pfeiler  einen 
andern  hohen  Stein  gelegt  hat.  Die  untere  Platte  ist  derart  zwischen  die  daneben  befind- 
lichen Steine  verkeilt,  dass  man  annehmen  muss,  dieser  Raum  sei  nicht  dazu  dagewesen, 
betreten  zu  werden.  Im  Hintergrunde  desselben  befand  sich  ein  tabernakelartiges  Gehäuse. 
Es  war  in  ähnlicher,  nur  roherer  Weise  angelegt,  wie  die  in  der  Mnaidra  und  in  der  Gigantia. 
Die  Hinterwand  war  nicht  durch  eine  besondere  Steinplatte,  sondern  durch  die  Wand  von  E 
gebildet.  Eine  der  die  Seitenwände  des  Gehäuses  bildenden,  0,85  m  hohen  Platten  (x,  x) 
trägt  auf  ihrer  Vorderseite  das  Punktornament. a) 

Aus  dem  westlichen  Teile  von  B  führen  5  Stufen  (y,  y)  zu  einem  um  0,70  m  höher 
liegenden  Raum  F,  dessen  Boden  ohne  Zweifel  künstlich  aufgeschüttet  worden  ist.  Der 
Eingang  ist  wie  gewöhnlich  gepflastert  und  erweitert  sich  nach  innen.  Er  war,  wie  es 
scheint,  ursprünglich  überdeckt;  einer  der  innersten  Steine  (Cj)  an  seinen  Seiten  zeigt  die 
Punktverzierung.  Der  Grundriss  von  F  ist  der  gewöhnliche  ovale;  doch  ist  hier  die  öst- 
liche Apsis  nicht  zur  Ausführung  gekommen.  Auf  dieser  Seite  lehnt  sich  F  an  die  Mauer 
der  westlichen  Apsis  von  A  an,  die  hier  für  eine  kurze  Strecke  auch  die  Wand  von  F 
bildet.  An  den  anderen  Seiten  besteht  die  Wand  von  F  aus  aufgerichteten  Platten  von 
1,30 — 2  m  Höhe  und  1 — 2  m  Breite.  Gegenüber  dem  Eingang  befindet  sich  eine  polygonale 
Nische  £•  die  auf  allen  Seiten,  auch  auf  der  Vorderseite,  durch  aufgestellte  Steinplatten 
geschlossen  ist.  In  die  mittlere  von  den  Platten,  welche  die  Vorderseite  bildeten,3)  war  eine 
grosse  fensterähnliche  Oeffnung  geschnitten,  durch  welche  die  Nische  zugänglich  war.     Der 


*)  Ich  habe   auch  im   südlichen  Gebäude   der  Mnaidra  (in  J)    einen   solchen  Gegenstand  gefunden. 

2)  Auf  dem  Plan  von  Vassallo  sind  die  Steine,  welche  dieses  Gehäuse  bilden,  sowie  andere  Teile 
von  E  als  ,recent  excavations  and  restorations'  angezeichnet;  es  besteht  also  nicht  absolute  Gewissheit, 
immerhin  aber  hohe  Wahrscheinlichkeit,  dass  die  gegenwärtige  Anordnung  in  diesem  Raum  die  ursprüng- 
liche ist. 

3)  Diese  Platte  ist  jetzt  gebrochen,  war  aber  bei  der  Ausgrabung  noch  erhalten  (s.  pl.  XXVI 
bei  Vance). 

89* 


670 

Boden  der  Nische  liegt  gegenwärtig  0,20 — 0,30  m  tiefer  als  der  von  F ;  über  ihre  ursprüng- 
liche Einrichtung  lässt  sich  nichts  mehr  sagen. 

Innerhalb  der  rechten  Apsis  von  F  Hegt  gegenwärtig  ein  zylindrischer  Pfeiler 
aus  gewöhnlichem  Kalkstein  (z)  von  1,45  m  Länge  und  0,40 — 0,50  m  Durchmesser,  der  in 
sehr  roher  Weise  an  den  Seiten  zugerundet  und  an  seiner  oberen  und  unteren  Fläche  eben 
gearbeitet  ist.  Er  hat  mit  dem  Pfeiler  Sj  in  Nische  L  grosse  Aehnlichkeit.  Caruana1) 
bemerkt  mit  Berufung  auf  den  Plan  von  Foulis,  dass  dieser  Stein  bis  zum  Jahre  1848  an 
der  auf  unserm  Plan  mit  zx  bezeichneten  Stelle  gestanden  habe;  doch  ist  auf  dem  Plan 
von  Foulis,  wie  er  in  Archaeologia  XXIX,  pl.  XXIII  wiedergegeben  ist,  nichts  davon  zu 
sehen.2)  In  diesem  Raum  (oder  in  der  westlichen  Apsis  von  A?)  ist  auch  der  Platz  zu 
suchen,  wo  La  Marmora3)  einen  kegelförmig  bearbeiteten,  1,40  m  hohen  Steinpfeiler  mit 
kreisrunder  Basis  sah,  der  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  dem  in  der  Gigantia  gefundenen  hatte. 

Alle  bisher  betrachteten  Räume  stehen  miteinander  in  enger  Verbindung;  es  sind  noch 
drei  (G,  H,  J)  im  westlichen  Teile  des  Gebäudes  übrig,  welche  gegen  jene  abgeschlossen 
und  nur  von  aussen  zugänglich  waren.  Wir  betrachten  zuerst  den  nördlichsten  von  diesen, 
J.  Dieser  hat  regelmässige  ovale  Form.  Die  vertikalen  Platten,  welche  seine  Wände 
bilden,  sind  etwa  1,20 — 1,50m  hoch  und  nicht  über  Im  breit;  über  zweien  von  ihnen  liegt 
noch  ein  horizontaler  Stein.  Auf  der  Nordseite  springen  zwei  grosse  aufrechtgestellte  Stein- 
platten (ir  ij  nach  aussen  vor  und  begrenzen  die  Seiten  des  Eingangs.  Der  Boden  des- 
selben hat  einen  Belag  von  Steinplatten;  am  äusseren  Ende  befindet  sich  ein  stufenähnlicher 
Stein  kr  dessen  Oberfläche  ebenso  wie  der  ganze  Eingang  und  der  Raum  J  0,65  m  über 
dem  aussen  anstossenden  Felsboden  liegt.  Eine  niedrigere  Stufe,  welche  eine  Vermittlung 
zwischen  diesem  und  dem  so  bedeutend  höher  gelegenen  Boden  des  Eingangs  darstellen 
würde,  fehlt  gegenwärtig;  auch  war  der  Raum  für  eine  solche  ziemlich  beschränkt,  da  der 
Plan  von  Vassallo  vor  kx  im  Felsboden  ein  künstlich  angebrachtes  Loch  verzeichnet,  das 
jetzt  unter  dem  Schutt  nicht  mehr  sichtbar  ist.  Immerhin  kann  man  nicht  daran  zweifeln, 
dass  man  an  dieser  Stelle  den  Raum  J  betreten  habe,  da  auf  den  anderen  Seiten  kein  Zu- 
gang bestand.  Die  Stufe,  die  wir  hier  vermissen,  ist  noch  vorhanden  (lj)  vor  der  nach 
aussen  offenen  Nische  K,  die  gleichfalls  das  Niveau  von  J  hat  und  mit  Platten  gepflastert 
ist.  Auf  der  Innenseite  des  Eingangs  in  J  liegen  einige  umgefallene  Steine  (h,),  die  ur- 
sprünglich zu  beiden  Seiten  desselben  aufgestellt  waren.*)  Gerade  gegenüber  liegt  eine 
Schwelle  (114);  rechts  und  links  davon  sieht  man  dieselben  liegenden  und  aufrechtgestellten 
Steine,  wie  man  sie  in  der  gleichen  Anordnung  in  diesen  Gebäuden  immer  da  findet,  wo 
sich  der  Durchgang  in  einen  hinteren  Raum  öffnet.5)  Die  vertikalgestellten  Steine  tragen  hier 
das  Punktornament  und  zwar  auf  denjenigen  Seiten,  welche  dem  von  Norden  her  die  Schwelle 
(nij)  Betretenden  zugekehrt  sind.  Die  Wand  von  J  war  hier  nicht  geschlossen.  Die  Ab- 
sonderung dieses  Raumes  gegen  H   war  vielmehr  an  dieser  Stelle  durch  Wandsteine  (er  rt) 


')  Megalithic  antiquities  of  Hagar-Kim  S.  5. 

2)  Dagegen  ist  der  Pfeiler  an  dieser  Stelle  angemerkt  auf  dem  Plan  bei  Fergusson  S.  423. 

3)  Nouvelles  annales  a.  a.  O.  S.  32  und  Monuments  inedits  I,  pl.  II.  fig.  10. 

4)  Die  Abbildung  bei  Vance  pl.  XXVII  zeigt  diese  Steine  noch  aufrechtstehend. 

:')  So   im   nördlichen   Gebäude  der  Gigantia,   im  nördlichen    und    südlichen  Gebäude   von  Mnaidra, 
in  Raum  A  von  Hagar-Kim. 


671 

von  H  bewirkt,  die  jetzt  umgefallen  sind,  deren  ursprünglicher  Platz  aber  mit  Sicherheit 
nachzuweisen  ist.  Im  ganzen  Bereich  von  J  will  man  bei  der  Ausgrabung  starke  Brand- 
spuren wahrgenommen  haben;  überhaupt  sei  damals  im  nördlichen  Teil  des  Hauptgebäudes 
sehr  viel  Kohle  und  Asche  gefunden  worden. 

Die  Räume  G  und  H  gleichen  sich  an  Gestalt  wie  an  Bauart,  wie  sie  auch  für  eine 
kurze  Strecke  die  Wand  gemeinsam  haben.  Die  aufrechtgestellten  Platten  ihrer  Wände 
fallen  durch  ihre  Grösse  auf;  sie  sind  2 — 2,50  m  hoch,  1 — 2  m  breit;  auf  zwei  oder  drei 
Steine,  die  mit  ihrer  Breitseite  die  Wandfläche  bilden,  folgt  immer  einer  (ej,  der  quer  zu 
diesen  gestellt  ist  und  in  das  Innere  der  Räume  vorspringt.  Im  obersten  Teile  sind  die  Steine 
öfters  künstlich  abgearbeitet;  über  einem  derselben  liegt  noch  ein  länglicher  Block;  und  eine 
Anzahl  ähnlicher  Blöcke,  die  gegenwärtig  auf  dem  Boden  von  H  und  G  liegen,  haben  augen- 
scheinlich über  den  vertikalen  Platten  der  Wände  früher  ein  oder  zwei  horizontale  Lagen 
gebildet.  Beide  Räume  waren  ursprünglich  wohl  nur  von  Westen,  also  von  aussen  her 
zugänglich.  Zwar  sind  sie  auf  dieser  Seite  stark  zerstört;  doch  sind  noch  bei  beiden 
die  Eingangsschwellen,  bei  G  auch  noch  eine  Thürseite  erhalten.  Nicht  so  ganz  deutlich 
ist  der  Abschluss  der  Räume  gegen  die  Mitte  des  Gebäudes  (gegen  B)  zu.  Gegenwärtig 
sind  beide  hier  offen.  Indes  bei  G  war  der  grösste  Teil  der  Oeffnung  geschlossen  durch 
eine  jetzt  zu  Boden  gefallene  grosse  Platte  (fj,  die  mit  Sicherheit  restituiert  werden  kann. 
Die  engen  Lücken  rechts  und  links  von  dieser  Platte  werden  durch  kleine  pfeilerartige  Steine 
von  0,40  und  0,70  m  Höhe  ausgefüllt,  über  denen  sich  vielleicht  rohes  Mauerwerk  befand. 
Jedenfalls  wTar  hier  kein  Eingang.  Es  liegt  nun  nahe  anzunehmen,  dass  der  Raum  H, 
welcher  im  Zusammenhang  mit  G  und  in  völlig  gleichartiger  Weise  angelegt  war,  gleich- 
falls nur  von  aussen  zugänglich  und  von  B  durch  eine  Mauer  abgesondert  war.  An  der 
Grenze  von  H  und  B  liegen  ein  Paar  längliche  Blöcke,  welche  eine  Art  Schwelle  oder  Stufe 
dai'stellen  — ■  H  liegt  nämlich  ebenso  wie  J  um  0,30  m  höher  als  B  — ,  aber  auch  als  Funda- 
mente für  vertikale  Steine,  die  hier  eine  Scheidewand  gegen  B  zu  bildeten,  angesehen  werden 
können.  Ich  neige  zu  dieser  letzteren  Auffassung;  es  liegen  hier  verschiedene  grosse  Steine, 
welche  sehr  gut  zur  Herstellung  einer  solchen  Wand  gedient  haben  mochten.  Mit  Sicher- 
heit freilich  lässt  sich  die  ursprüngliche  Gestalt  dieser  Stelle  nicht  mehr  erkennen.  Hier 
liegen  auch  gegenwärtig  die  Stücke  eines  sehr  roh  zugehauenen  zylindrischen  Steines,  der 
im  ganzen  etwa  0,45  m  in  der  Höhe  und  ebensoviel  im  Durchmesser  hatte.  Er  war  voll- 
ständig ausgehöhlt,  sodass  nur  eine  0,10 — 0,15  m  dicke  Wandung  blieb. 

Abgesehen  von  einem  Teil  der  Nordseite  war  das  ganze  Gebäude  von  einer  Um- 
fassungsmauer umzogen,  die  noch  in  bedeutenden  Resten  vorhanden  ist.  Sie  war  aus 
vertikal  gestellten  Platten  gebildet.  Der  Raum  zwischen  diesen  und  den  Wänden  der  Innen- 
räume war  ohne  Zweifel  ursprünglich  ganz  mit  Erde  und  kleinen  Steinen  ausgefüllt.  Bei 
der  Aufdeckung  des  Gebäudes  sind  ungeschickter  Weise  auch  diese  Zwischenräume  zum  Teil 
ausgegraben  worden,  später  hat  man  sie  wieder  eingefüllt.  Die  Front  ist  nach  Südosten 
gerichtet  und  fast  genau  in  derselben  Weise  angelegt  wie  beim  südlichen  Gebäude  von 
Mnaidra.  Sie  beschreibt  ebenfalls  einen  nach  aussen  geöffneten  Bogen,  in  dessen  Mitte  sich 
der  Haupteingang  befindet.  Rechts  und  links  von  diesem  bilden  je  drei  breite  aufrecht- 
gestellte Platten  von  etwa  2  m  Höhe  die  Facade  (s.  Taf.  VII,  2),  vor  denen,  um  ihr  Fundament 
zu  festigen,  andere  dicke  Platten  auf  den  Boden  gelegt  sind.  Ein  beträchtlicher  Teil  der 
Umfassungsmauer  auf   der  Ostseite  besteht  aus    einer  einzigen  aufgestellten  Steinplatte  (w,), 


672 

die  6,40  m  breit,  2,80  m  hoch  und  0,60  m  dick  ist.  Es  dürfte  dies  der  grösste  Stein  sein, 
der  bei  den  noch  erhaltenen  vorgeschichtlichen  Bauten  von  Malta  zur  Anwendung  gekommen 
ist.  Auf  der  Nord-  und  Südseite  zeigt  die  Ringmauer  eine  ganz  gleichartige  Anlage. 
Mächtige  Steinplatten  von  2}\% — 4}\%  m  Höhe,  die  auf  der  dem  Seewind  ausgesetzten  Süd- 
seite arg  verwittert  sind  (s.  Taf.  VII,  2  links),  sind  in  etwas  schräger  Stellung  gegen  die  Füll- 
masse gelehnt,  während  sich  ihre  Basis  auf  der  Aussenseite  gegen  liegende  Blöcke  oder, 
wie  es  stellenweise  der  Fall  zu  sein  scheint,  gegen  einen  niedrigen  Wall  aus  Felsstücken 
stützt.  Die  meisten  dieser  Platten  kehren  eine  ihrer  breiten  Seiten  nach  aussen;  andere 
(a2,  b2,  b2)  sind  keilförmig  zwischen  diese  gestellt  und  springen  etwas  nach  aussen  vor.  Der 
höchste  von  diesen  keilförmigen  Steinen  (a2),  der  charakteristische  Stein  von  Hagar-Kim, 
der  schon  von  ferne  dem  Ankommenden  ins  Auge  fällt,  ist  5,20  m  hoch  (s.  Taf.  VII,  2  rechts 
im  Hintergrund).  Ueber  den  vertikal  gestellten  Platten  der  Frontmauer,  die  oben  gleich- 
massig  abgearbeitet  sind,  waren  sieber  einmal  noch  andere  Steine  geschichtet.  Es  liegen 
gegenwärtig  auf  dem  Platze  davor  (s.  Taf.  VII,  2)  mehrere  in  rechtwinkliger  Form  bearbeitete 
grosse  Steine,  darunter  eine  Platte  von  2,85  m  Länge  und  2,70  m  Breite,  sowie  balken-  und 
pfeilerartige  Steine  bis  2,50  m  Länge,  von  denen  einige  allem  Anschein  nach  von  oben  herab- 
gefallen sind.  Auch  der  hohe  Aufbau  der  Frontmauer  bei  der  Mnaidra  und  Gigantia  macht  es 
wahrscheinlich,  dass  einmal  bei  Hagar-Kim  etwas  ähnliches  der  Fall  war,  zumal  der  Mauerkern 
hinter  der  Facade  sehr  dick  ist.  Auch  bei  einigen  der  sonst  unbearbeiteten  Steine  der  Ostmauer 
ist  der  oberste  Teil  abgearbeitet,  um  für  eine  obere  Lage  die  Grundlage  zu  schaffen.  Einer 
dieser  oberen  Steine  ist  noch  an  Ort  und  Stelle.  Auf  der  ganzen  Westseite  ist  die  Um- 
fassungsmauer gegenwärtig  nicht  mehr  erhalten.  Man  sieht  nur  noch  die  Fundamentblöcke, 
welche  sich  in  einem  Bogen  vom  Eingang  in  G  bis  nach  K  ziehen  und  augenscheinlich 
dazu  bestimmt  waren,  die  Basis  der  verschwundenen  vertikalgestellten  Platten  zu  stützen.1) 
Um  das  Hauptgebäude,  das  wir  soeben  beschrieben  haben,  liegen  drei  andere  kleinere 
Gebäude  (s.  Plan  IV),  die  sämtlich  stark  zerstört  sind.2)  Vor  der  Front  des  Hauptgebäudes 
befindet  sich  eine  Gruppe  runder  Einfriedigungen  N,  in  denen  bei  der  Ausgrabung  eine 
grosse  Menge  von  Tierknochen  und  Bruchstücken  von  Thongefässen  gefunden  wurde.  Die 
dünnen  Mauern,  welche  sie  einschliessen,  bestehen  aus  kleinen  Steinblöcken  mit  Erde,  bis- 
weilen auch  aus  aufgestellten  Platten;  sie  sind  nur  0,50 — 1  m  hoch  und  wohl  niemals  viel 
höher  gewesen.  Einige  dieser  Einfriedigungen  sind  gegen  einander  wie  gegen  aussen  voll- 
ständig abgeschlossen  und  konnten  nur  betreten  werden,  indem  man  die  niedrige  Mauer 
überstieg.  Der  wichtigste  Raum  in  dieser  armseligen  Anlage  ist  /u,  zu  dem  man  von  aussen 
durch  einen  5,80  m  langen  Gang  gelangt.  Auf  der  rechten  Seite  dieses  Korridors,  dessen 
Wände  aus  aufrechtgestellten  Steinplatten  gebildet  sind,  führt  ein  enger,  schmaler  Zugang 
in  ein  halbkreisförmiges,  kleines  Gemach  v.  Im  Grunde  von  fi  sind  im  Massiv  der  Wand  in 
einer  Höhe  von  etwa  0,80  m  über  dem  Boden  nebeneinander  zwei  Bänke  oder  Nischen  (t  u.  #) 
angebracht,  die  durch  eine  aufgestellte  Platte,  welche  eine  Art  Scheidewand  darstellt,  von 
einander  getrennt  sind.    Diese  Platte  ist  in  halber  Höhe  von  einem  runden  Loch  durchbohrt, 


!)  Die  Steine  c2  auf  der  Aussenseite  von  J  und  H  begrenzen  keinen  besonderen  Raum.  Sie  hatten 
wohl  nur  den  Zweck,  der  Füllmasse,  die  hier  ursprünglich  zwischen  den  Wänden  von  H  und  J  und  der 
äusseren  Mauer  aufgeschüttet  war,  einen  Halt  zu  geben. 

2)  Plan  IV  ist  nach  Caruana,  Megalithic  antiquities  pl.  I  angefertigt. 


673 

dem  auf  der  gegenüberliegenden  Seite  der  rechten  Nische  (i)  zwei  andere  entsprechen.  Welchen 
praktischen  Zweck  diese  Löcher  gehabt  haben  sollen,  ist  nicht  recht  einzusehen.  Die  Gebäu- 
lichkeiten  von  N  sind  auf  der  Westseite  noch  durch  eine  dicke,  in  etwas  gekrümmter  Linie 
verlaufende  Mauer  (f2,  i2)  abgeschlossen,  die  noch  bis  zu  2  m  Höhe  erhalten  ist.  Sie  ist 
wallartig  aus  kleinen  und  grossen  Blöcken  geschichtet  und  hat  wohl  erst  später  auf  der 
dem  Hauptgebäude  zugewendeten  Seite  eine  Art  Verkleidung  aus  vertikal  gestellten,  ziemlich 
regelmässigen  Platten  erhalten.  Hier  waren,  wie  es  scheint,  gebildet  durch  aus  der  Wand 
vorspringende  Steine,  einige  Nischen  angebaut,  die  jetzt  stark  zerstört  sind. 

Eine  andere  Ruine  W,  jetzt  mehr  als  zur  Hälfte  zerstört,  liegt  30  m  nördlich  vom 
Hauptgebäude  (s.  Taf.  VIII,  1).  Sie  hatte,  wie  man  noch  deutlich  genug  erkennen  kann,  die 
typische  Form  der  maltesischen  Tempel.  Von  den  zwei  ovalen  Räumen,  die  hintereinander 
lagen,  hat  sich  nur  die  linke  Hälfte  einigermassen  erhalten.  Danach  hatte  der  vordere  Raum 
eine  Länge  von  etwa  14  m  und  eine  grösste  Breite  von  6  m,  der  Hinterraum  war  etwas 
kleiner.  Die  Wände  bestehen  in  allen  Innenräumen,  soweit  sie  nicht  zerstört  sind,  aus 
vertikalgestellten  Platten,  die  durchschnittlich  1,60  m  hoch  sind.  Der  Eingangskorridor, 
dessen  teilweise  noch  erhaltene  Wände  aus  2 — 3  m  hohen  Steinplatten  bestehen,  ist  nach 
Süden  gegen  das  Hauptgebäude  zu  gerichtet,  gepflastert  und  mit  erhöhter  Schwelle  ver- 
sehen.1) Der  Durchgang  in  den  Hinterraum  hatte  augenscheinlich  die  gewöhnliche  Form; 
die  Steine  o2  und  p2  tragen  auf  den  dem  Eintretenden  zugekehrten  Seiten  das  Punktorna- 
ment. Gegenüber  dem  Eingang  trifft  man  auch  hier  eine  polygonale  Nische  x,  die  nicht  mehr 
ganz  erhalten  ist.  An  der  linken  Seitenwand  derselben  steht  hier  noch  ein  0,75  m  hoher 
wohlbearbeiteter  Pfeiler  (q2),  der  sehr  wohl  das  eine  Ende  einer  horizontalen  Tischplatte 
getragen  haben  könnte.  So  wird  also  auch  hier  eine  ähnliche  Einrichtung  bestanden  haben, 
wie  sie  in  den  entsprechenden  Nischen  der  Mnaidra  und  der  Gigantia  noch  erhalten  ist. 
Eine  Eigentümlichkeit  dieses  Gebäudes  bestand  darin,  dass  links  von  dieser  Nische  eine 
runde  Kammer  l  angebaut  war,  die  man  vom  Hinterraum  aus  betrat.  Die  Front  des  Ge- 
bäudes verlief  auch  hier  in  einer  flachen  Bogenlinie.  Von  den  vertikalen  Platten  der  Front- 
mauer stehen  nur  noch  zwei;  von  der  Umfassungsmauer,  welche  das  ganze  Gebäude  in  einem 
Bogen  umzog,  sind  nur  noch  in  der  linken  Hälfte  die  Fundamente2)  an  Ort  und  Stelle. 
Unter  den  Ruinen  liegen  eine  in  roher  Weise  zugerundete,  grosse,  massive  Kugel  aus  Stein 
und  Bruchstücke  eines  ausgehöhlten  zylindrischen  Gegenstandes,  wie  ein  solcher  auch  im 
Hauptgebäude  (s.  o.  S.  671)  vorgefunden  wurde.  Die  Frontmauer  von  W  war  nach  Süd- 
westen hin  verlängert,  wie  die  schon  bei  der  ersten  Ausgrabung  hier  vorgefundenen  Funda- 
mente beweisen. 

Von  einer  anderen  Ruine  Y,  nördlich  vom  Hauptgebäude,  sieht  man  gegenwärtig 
nichts  weiter  als  wenige  regellos  durcheinanderliegende  Steine. 

Caruana3)  berichtet  nun,  dass  er  bei  seinen  Ausgrabungen  Mauerzüge  vorgefunden 
habe,  welche  noch  eine  Höhe  von  etwa  5  engl.  Fuss  gehabt  und  das  Hauptgebäude  mit  den 
Nebengebäuden  N,  W,  Y  verbunden  hätten.    Diese  Mauern  hätten  zwei  Höfe  begrenzt,  von 


')  Der  Plan  bei  Vance  zeigt  diesen  Eingang,  ebenso  wie  die  vordere  linke  Apsis  von  W  noch  ganz 
erhalten. 

2J  Die  Mauerfundarnente  bei  diesem  Gebäude,  soweit  sie  noch  vorhanden  oder  aus  dem  Grundriss  bei 
Vance  ersichtlich  sind,  sind  auf  unserm  Plan  durch  punktierte  Linien  angegeben. 

3)  Megalithic  antiquities  of  Hagar-Kim  S.  2  und  4. 


674 

denen  er  den  einen  den  inneren  Hof,  den  anderen  den  Vorhof  nennt.  Leider  sind  diese 
antiken  Fundamente  jetzt  grösstenteils  verschwunden  unter  der  modernen  Restauration,  die 
Caruana  vornehmen  Hess,  und  es  ist  somit  eine  Prüfung  der  von  Caruana  mitgeteilten  Aus- 
grabungsresultate unmöglich.  Diese  aber  ergeben  erhebliche  Schwierigkeiten.  Nach  Caruana 
bestand  der  Innenhof  aus  dem  freien  Platze1)  zwischen  N  und  dem  Hauptgebäude;  er  soll 
durch  zwei  Mauerzüge  (f2  g2  und  d2  e2)  geschlossen  und  vom  Hauptgebäude  aus  zugänglich  ge- 
wesen sein.  Es  ist  nun  immerhin  wahrscheinlich,  dass  vor  der  Front  des  Hauptgebäudes  sich 
ein  Hof  befunden  habe,  wie  wir  auch  vor  der  Mnaidraruine  und  vor  der  Gigantia  Spuren 
eines  solchen  angetroffen  haben.  Aber  dass  auf  dieser  Seite  nicht  ein  Eingang  in  das  Ge- 
bäude gewesen  sein  soll,  das  ist  nicht  wohl  anzunehmen.  Man  hätte  gewiss  sonst  nicht 
hier  der  Aussenseite  des  Hauptgebäudes  eine  Form  gegeben,  wie  sie  sonst  nur  der  Frontseite 
eigentümlich  ist,  und  man  hätte  wohl  nicht  gerade  auf  diesen  Teil  der  Aussenmauer  besondere 
Sorgfalt  verwendet,  wenn  hier  nur  ein  geschlossener,  verhältnismässig  kleiner  Hof  angestossen 
wäre.  Ein  älterer  Plan  (Adams  a.  a.  0.  pl.  V)  verzeichnet  an  Stelle  der  Fundamente  d2  e2 
flachgelegte  Steine,  also  eine  Art  Pflaster,  an  der  Westecke  des  Innenhofes  gibt  Caruana 
selbst  einen  Ausgang  an,  durch  den,  die  Aussenseite  des  Hauptgebäudes  entlang,  man  nach 
G  und  H  gelangen  konnte,  und  so  scheint  es  mir  naheliegend,  dass  der  Platz  vor  der  Front 
des  Hauptgebäudes  wohl  in  irgendeiner  Weise  begrenzt,  aber  keineswegs  geschlossen  gewesen 
ist,  ja  dass  er  geradezu  als  Vorhof  für  das  Hauptgebäude  gedient  hat,  welches  hier,  wenn 
auch  nicht  seinen  einzigen,  so  doch  seinen  wichtigsten  Eingang  gehabt  hat. 

Andere  Mauerfundamente  liefen  nach  Caruana  vom  Hauptgebäude  nach  Y  (u2  t2),  von 
Y  nach  W  (r2  s2),  von  W  nach  N  (n2  m2  und  12  h2)  und  begrenzten  den  Aussenhof,  der  seinen 
Eingang  (zwischen  12  und  m2)  im  Nordosten  gehabt  haben  soll.  Einige  dieser  Mauerspuren 
(r2  s2,  u2 12)  sind  bereits  auf  dem  Plan  bei  Vance  angegeben  und  zum  Teil  noch  erkennbar; 
allerdings  merkt  Vance  auch  zwischen  dem  Hauptgebäude  und  W  Mauerfundamente  (n2  k2) 
an,  die  jetzt  nicht  mehr  erhalten  sind. 

Was  die  Bauart  betrifft,  so  bestehen  wie  in  Mnaidra  so  auch  in  Hagar-Kim  die 
Wände  fast  alle  aus  aufgerichteten  Steinplatten,  die  an  ihrer  Basis  oft  durch  liegende  Blöcke 
gestützt  sind.  Darüber  befanden  sich  da  und  dort  einige  Lagen  aus  geschichteten  Blöcken.  Das 
Material  wurde  auch  hier  der  nächsten  Umgebung  entnommen,  wo  der  Kalkfelsen  in  Schichten 
von  0,20 — 1  m  Dicke  lagert.  Man  brach  den  Stein  in  der  Weise,  dass  man  die  Felsplatte 
im  Umfang  des  gewünschten  Bausteins  mit  kleinen  Gräben  umschrieb,  von  denen  heute  in 
der  Nähe  der  Ruinen  noch  manche  Spuren  sichtbar  sind.  Die  Tiefe  dieser  Gräben  entsprach 
der  Dicke  der  Felsschicht,  und  man  brauchte  dann  die  Platte  nur  emporzuheben,  was  bei 
dem  losen  Zusammenhang  der  oberen  und  unteren  Schichten  dieses  Kalksteins  keine  Schwierig- 
keiten machte.  Die  so  gewonnenen  Platten  boten  in  der  Regel  schon  eine  ziemlich  ebene 
Aussenseite,  und  man  hat  sie  vielfach  ohne  weitere  Bearbeitung  in  die  Mauer  eingestellt. 
In  der  Mehrzahl  der  Fälle  aber  wurde  der  Stein  bearbeitet,  und  zwar  weist  der  Grad  der 
Bearbeitung  in  den  verschiedenen  Teilen  des  Gebäudes  erhebliche  Unterschiede  auf.  Weitaus 
den  rohesten  Eindruck  macht  die  von  uns  mit  N  bezeichnete  Gebäudegruppe  im  Südosten 
des  Hauptgebäudes.    Hier  bestehen  die  Mauern  fast  ganz  aus  unbearbeitetem,  ziemlich  kleinen, 


J)  Man  fand  hier  Asche  und  gebrannte  Erde. 


675 

ohne   alle  Sorgfalt   geschichteten  Material,    während   in   den   nördlichen  Nebengebäuden   die 
Steine    leidlich    behauen    sind.     Vom    Hauptgebäude   hat   man    die   gewaltigen    Platten    der 
Umfassungsmauer  rauh  gelassen,  wogegen  die  rechteckigen  Platten  der  Frontmauer  und  des 
Haupteinganges  eine  gewisse  Sorgfalt  in  der  Bearbeitung  nicht  verkennen  lassen.     Was  die 
Innenräume    anlangt,    so    fehlt    bei    den   Wänden    von    A    den    Steinen    jegliche 
Bearbeitung;    sehr  mangelhaft    ist  dieselbe   auch    im  ganzen   nordwestlichen  Teil      Fig.  9. 
des   Gebäudes,    ganz    besonders    bei   den    grossen    Steinen   von   H   und   G.     Auf 
die  Wände    von  F    hat    man    mehr  Sorgfalt   verwendet;    am   meisten  Fortschritt 
unter  allen  Teilen  von  Hagar-Kim,  ja  unter  allen  vorgeschichtlichen  Bauten  von 
Malta,  zeigt  die  Apsis  im  östlichen  Teil  von  B,  deren  Anlage  viele  Beziehungen 
zum    nördlichen  Gebäude    von  Mnaidra   aufweist.     Bearbeitung  und  Füo-uns  der 
immer  noch  ziemlich  grossen  Steine  sind  gut  (s.  Taf.  VI,  1);  wir  treffen  hier  die 
Anfänge  eines  regelmässigen  Quaderbaus.     Bei  den  zwei  horizontalen  Lagen,  die 
über  den  vertikalen  Platten  sich  befinden,  beobachtet  man  dieselbe  Ueberkragung, 
von  der  wir  schon  in  Mnaidra  Beispiele  angetroffen  haben  und  die  sich  in  Hagar- 
Kim  auch  in  dem  rohen  Mauerwerk  der  westlichen  Apsis  von  A  findet.     Bei  den 
Lagen  der  Apsis  von  B1)  bemerkt  man  ebenso  wie  an  einer  Stelle  von  F  (über  Platte  dj, 
dass  die  Kanten  der  überkragenden  Steine,  wenn  auch  in  sehr  flüchtiger  Weise,  abgeschrägt 
worden  sind   (s.  Fig.  9).     Bei  den   überkragenden  Lagen   von  B  und  F  lässt  sich  auch  die 
Anwendung    eines  Bindemittels    konstatieren,    das    aus  Lehm    bestand.     Sonst   ist,   von  Erde 
abgesehen,  ein  solches  nirgends  in  Hagar-Kim  bemerkbar.    Den  Fussboden  bildete,  soweit  sich 
das   noch  erkennen  lässt,    ein    Estrich  von  festgestampfter    lehmiger    Erde,    die    mit   kleinen 
Steinen  gemischt  war. 

Es  finden  sich  im  Hauptgebäude  von  Hagar-Kim  dieselben  nicht  immer  mit  Sicherheit 
erklärbaren  Aushöhlungen  und  Löcher  in  den  Steinen  wie  in  Mnaidra  und  Gigantia. 
Löcher,  die  für  einen  zum  Verschluss  dienenden  Querbalken  bestimmt  waren,  sind  an  beiden 
Seiten  des  Haupteingangs  angebracht.  Ringförmige  Aushöhlungen,  zum  Durchschlingen  einer 
über  den  Eingang  gespannten  Schnur  geeignet,  befinden  sich  einander  gegenüber  zu  den 
Seiten  der  Fensteröffnungen,  welche  in  die  Apsiden  von  A2)  und  in  die  Nische  f  führen, 
sowie  an  den  Wänden  der  Eingänge  in  C,  J  und  F.  Eigentümlich  ist  die  Anordnung  der 
Aushöhlungen  auf  einer  stehenden  Platte  (r)  in  der  Wand  des  nordwestlichen  Eingangs  in  B. 
In  mittlerer  Höhe  derselben  sieht  man  ein  rundes  Loch  von  0,10  m  Weite  und  0,10  m 
Tiefe,  ausserdem  darüber  und  darunter  zwei  der  vorher  erwähnten  ringförmigen  Aushöh- 
lungen;3) auf  der  gegenüberbefindlichen  Platte  (r2)  entspricht  aber  nur  eine  einzige  solche 
Aushöhlung  im  unteren  Teile  des  Steins.  Seltsamerweise  finden  sich  diese  ringförmigen 
Aushöhlungen  auch  an  stufen-  oder  schwellenartigen  Steinen  auf  dem  Niveau  des  Fuss- 
bodens;  ich  kann  hier  keine  Erklärung  bieten;  immerhin  ist  bemerkenswert,  dass  auch  diese 


1)  Die  zwei  Lagen  von  zusammen  1  m  Höhe  kragen  um  20 — 30  cm  ins  Innere  vor  (Fig.  9  gibt  einen 
Durchschnitt  durch  die  Wand). 

2)  Die  Fensteröffnung  vor  der  westlichen  Apsis  ist  nach  aussen  zu  falzartig  erweitert. 

3)  Auf  der   erhaltenen  Seite  des  Eingangs   in  G  finden  sich  im  entsprechenden  Stein  die  gleichen 
Einarbeitungen. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  90 


676 

nur  an  Eingängen  begegnen.1)  Die  ringförmigen  Aushöhlungen,  die  sich  in  einer  Höhe 
von  0,70  m  über  dem  Boden  an  verschiedenen  Stellen  der  Wände  von  H  und  G  finden, 
können  nur  den  Zweck  gehabt  haben,  dort  etwas  anzubinden. 

Wie  in  der  Gigantia  waren  an  manchen  Orten  in  Platten,  die  auf  den  Boden  gelegt 
sind,  tiefe  nach  unten  in  konischer  Form  sich  verengende  Löcher  angebracht,  so  auf  der 
Aussenseite  des  Gebäudes  eines  vor  dem  Eingang  in  J,  zwei  vor  rj,  eines  südlich  von  Nische  L, 
dann  im  Innern  von  G  (in  gt,  gt)  und  A  (in  dem  liegenden  Stein  neben  a).  Die  noch 
sichtbaren  Löcher  haben  einen  oberen  Durchmesser  von  0,25 — 0,30  m;  wie  in  der  Gigantia 
haben  sie  wohl  auch  hier  zum  Einstecken  eines  spitzigen  Gegenstandes  gedient. 

Es  ist  klar,  dass  ein  Gebäude  von  so  kompliziertem  Grundriss  und  so  verschiedener 
Bauart  in  seinen  einzelnen  Teilen  eine  längere  Baugeschichte  hat.  Schon  wiederholt 
ist  die  Ansicht  geäussert  worden,  dass  ursprünglich  auch  B  eine  westliche  Apsis  und  somit 
ebenso  wie  A  ovale  Gestalt  hatte,  sowie  dass  diese  beiden  Räume  den  ältesten  Bestandteil 
von  Hagar-Kim  gebildet  hätten.*)  Ohne  Zweifel  ist  das  richtig.  Die  Wände  von  A  zeigen 
auch  gegenwärtig  noch  eine  sehr  primitive  Bauweise,  und  die  Analogie  der  übrigen  Tempel 
führt  dazu,  dass  auch  der  von  Hagar-Kim  anfänglich  aus  zwei  hintereinander  liegenden 
ovalen  Räumen  mit  einer  Frontmauer  und  einer  Umfassungsmauer  bestand.  Die  Frontmauer 
der  ersten  Anlage  war  offenbar,  wie  auch  jetzt  noch,  im  Südosten;  das  Stück  der  Umfassungs- 
mauer, das  jetzt  die  Ost-  und  Nordostseite  des  Hauptgebäudes  umzieht,  hat  sich  wohl  von 
dem  ältesten  Bau  her  noch  erhalten.  Wo  jetzt  von  Nordwesten  her  ein  Eingang  nach  B 
führt,  war  die  Mauer' wahrscheinlich  geschlossen;  hier  befand  sich  wohl  eine  Nische  mit 
einem  tischähnlichen  Aufbau,  wie  wir  ihn  sonst  an  dieser  Stelle  angetroffen  haben.  Es 
scheint,  dass  man  schon  frühzeitig  die  Wand  hier  durchbrochen  hat,  vielleicht  um  eine 
Verbindung  mit  den  nördlich  vom  Hauptgebäude  entstandenen  Anlagen  zu  schaffen.  Zu  den 
älteren  Bestandteilen  des  Hauptgebäudes  gehört  ferner  J.  Die  Bauart  ist  ziemlich  roh; 
J  ist  augenscheinlich  älter  als  E,  C,  D,  y,  da  diese  Räumlichkeiten  an  J  angebaut  und  in 
ihrem  Grundriss  von  J  abhängig  sind.  Auf  der  an  H  anstossenden  Seite  von  J  bemerkt 
man  eine  Schwelle  und,  wie  schon  oben  gesagt,  eine  Anordnung  der  Steine,  die  man  sonst 
immer  nur  beim  Durchgang  aus  einem  vorderen  Gemach  in  ein  hinteres  findet.  Es  drängt 
sich  also  die  Annahme  auf,  als  wenn  J  ursprünglich  der  vordere  Raum  eines  aus  zwei 
ovalen  Räumen  bestehenden  tempelartigen  Gebäudes  gewesen  wäre,  von  dem  der  hintere  Teil 
später  beseitigt  wurde.  Das  wird  durch  den  Umstand  bestätigt,  dass  auf  der  Seite  von  H 
die  Wand  von  J  nicht  vollständig  geschlossen  ist  und  ein  Abschluss  hier  nur  durch  die 
Wandsteine  von  H  hergestellt  war,  und  weiterhin  dadurch,  dass  H  denselben  erhöhten  Boden 
hat  wie  J.  Es  war  also  an  der  Stelle  von  J  und  H  neben  dem  ältesten  ein  zweites  Gebäude 
errichtet  worden,  das  sich  zu  jenem  etwa  so  verhielt  wie  das  nördliche  Gebäude  der  Gigantia 
oder  Mnaidra  zum  südlichen.  Die  Orientierung  desselben  nach  Norden  erscheint  nicht  weiter 
auffällig,  wenn  wir  annehmen,  dass  zur  Zeit  der  Erbauung  der  ursprüngliche  Tempel  schon 
seinen  zweiten  nordwestlichen  Eingang  gehabt  habe.  In  einer  dritten  Periode  der  Bau- 
tätigkeit in  Hagar-Kim  hat  man  den  hinteren  Teil  dieses  Nebengebäudes  weggerissen  und 


x)  So  am  Eingang  in    K   und   auf   der  Innenseite   der  Fensteröffnung,   die  in   die   östliche  Apsis 
von  A  führt. 

2)  S.  Perrot  a.  a.  O.  S.  302. 


677 

zwei  andere  ovale  Räume  G  und  H  eingerichtet.  Sie  zeigen  allerdings  sehr  rohe  Bauweise, 
doch  wird  man  das  damit  erklären  müssen,  dass  sie  nur  eine  untergeordnete  Bedeutung 
hatten.  Wohl  um  dieselbe  Zeit  wurde  auch  der  erste  Tempel  auf  dieser  Seite  erweitert. 
Die  linke  Apsis  von  B  wurde  zu  einem  von  mehreren  Nischen  umgebenen  Vorplatz  umge- 
wandelt, von  dem  aus  andere  Räume  (C  und  F)  betreten  werden  konnten,  die  neu  zum  Teil 
auf  der  Stelle  der  früheren  Umfassungsmauer  errichtet  wurden.  Diese  selbst  wurde  jetzt 
weiter  hinausgeschoben,  um  auch  die  neu  hinzugefügten  Räume  zu  umschliessen.  Wenn  nun 
auch  einige  von  diesen  neuen  Gemächern,  wie  D,  E  und  F,  erhebliche  Wichtigkeit  besessen 
haben,  so  scheint  doch  der  Hauptsitz  des  Kultus  immer  in  A  geblieben  zu  sein,  wie  die 
dort  gemachten  Funde  beweisen.  Auch  hat  in  der  letzten  Periode  von  Hagar-Kim 
die  noch  übriggebliebene  Apsis  von  B  erhöhte  Bedeutung  gewonnen.  Sie  ist  in  ihrer  gegen- 
wärtigen Gestalt  bei  ihrer  sorgfältigen  Anlage  offenbar  das  Resultat  eines  sehr  späten  Umbaus, 
und  mit  diesem  ist  jedenfalls  auch  die  Einrichtung  der  Nischen  L  und  M  in  Zusammenhang 
gestanden.  Was  soll  nun  noch  der  kleine  Gebäudekomplex  N  südöstlich  vom  Hauptgebäude? 
Er  ist  diesem  völlig  abgewandt  und  steht  damit  in  keiner  Verbindung,  er  zeigt  von  allen 
Teilen  von  Hagar-Kim  die  primitivste  Anlage.  Die  Kleinheit  des  Materials  und  der  Räume 
steht  in  scharfem  Gegensatz  zu  dem  Hauptgebäude  von  Hagar-Kim.  Allem  Anschein  nach 
haben  die  Baulichkeiten  von  N  einem  anderen  Zweck  gedient  als  die  übrigen  Teile  von 
Hagar-Kim,  und  wir  werden  wohl  nicht  fehlgehen,  wenn  wir  sie  für  Reste  von  Wohnstätten 
halten.  Wir  werden  auf  Anlagen  ähnlichen  Charakters  weiter  unten  noch  ausführlicher  zu 
sprechen  kommen. 

Gewiss  ist  die  Baugeschichte  von  Hagar-Kim  in  manchen  Dingen  unsicher;  in 
keinem  Fall  aber  wird  man  leugnen  können,  dass  die  Gestalt,  in  der  gegenwärtig  das 
Gebäude  vor  uns  steht,  das  Ergebnis  vieler,  vielleicht  auf  mehrere  Jahrhunderte  sich  ver- 
teilender Umbauten  ist. 

Tn  der  nächsten  Umgebung  von  Hagar-Kim  sollen  sich  einige  Reste  gefunden 
haben,  welche  auf  Anlagen  ähnlicher  Art  hinweisen.1)  Auf  dem  Abhang,  der  gegen  die 
See  zu  sich  erstreckt,  fielen  mir  einige  isolierte  unbearbeitete  Steine  auf,  die  künstlich  in 
Form  von  niedrigen  Pfeilern  aufgestellt  sind.2)  Grössere  Bauten  können  an  diesem  steilen 
Abhang  nicht  gewesen  sein.  Im  Norden  von  Hagar-Kim  landeinwärts  an  und  bei  der  jetzt 
verlassenen  Stätte  des  ehemaligen  Dorfes  Hai  Kebir  erwähnt  Abela  (I,  8  §  40 — 43)  manche 
Ruinen.  Ob  einige  davon  ähnlichen  Charakter  hatten  wie  die  von  Mnaidra  und  Hagar-Kim, 
lässt  sich  aus  seinen  Aeusserungen  nicht  entnehmen.  Caruana,  der  den  phönikischen  Ursprung 
von  Hagar-Kim  und  Mnaidra  für  erwiesen  annimmt,  glaubt,  dass  hier  einmal  die  alte  phöni- 
kische  Hauptstadt  der  Insel  gewesen  sei  und  dass  Hagar-Kim  und  Mnaidra  Teile  derselben 
gebildet  hätten.  Insbesondere  schien  ihm  der  Name  Hai  Kebir  „das  grosse  Dorf"  darauf 
hinzuweisen,  dass  an  dieser  Stelle  einmal  eine  grosse  Ansiedlung  gewesen  sei.  Er  bemerkt 
auch,3)  dass  der  Distrikt  von  Hai  Kebir  sehr  reich  an  n megalithischen "  Ruinen  sei,  die  zum 
grössten  Teil  noch  nicht  ausgegraben  seien.  Ueber  die  Beschaffenheit  dieser  letzteren  macht 
er  aber  keine  genaueren  Angaben,    und   so  muss   es  vorläufig  dahingestellt  bleiben,    ob  mit 


1)  8.  Vance  a.  a.  0.  S.  228;  Adams  a.  a,  0.  S.  241. 

2)  Solche  Ueberreste  erwähnt  auch  Lenormant  in  Revue  generale  de  l'architecture  a.  a.  0. 

3)  Megalithic  antiquities  of  Hagar-Kirn  8.  3. 

90* 


678 

den  Bauwerken  von  Hagar-Kim  einmal  eine  grössere  Ansiedlung  in  Verbindung  stand. 
Wahrscheinlich  ist  das  immerhin.  Bei  der  Mnaidraruine  liegt  allerdings  die  Annahme  nahe, 
als  ob  man  für  dieses  Gebäude  absichtlich  eine  öde  und  einsame  Lage  gesucht  hätte. 

Auf  dem  Hügel  von  Hagar-Kim  befindet  sich  oberhalb  von  Mnaidra  eine  fast 
ganz  horizontale  und  ebene  Felsplatte,  welche  eine  gegen  die  Seite  des  Meeres  zu 
vorspringende  Terrasse  des  Hügels  bildet.  In  dieser  sind  nahe  beieinander  6  Zisternen 
ausgehöhlt,  die  unter  dem  Namen  Biar  Blat  schon  von  Abela  (I,  8  §  41)  erwähnt  werden. 
Sie  haben  teils  kreisförmige  teils  ovale  und  wannenförmige  Gestalt  und  erweitern  sich  von 
ihrem  oberen  Rande  aus  stark  nach  unten.  In  ihrem  oberen  Teil  haben  sie  einen  grössten 
Durchmesser  von  1,20 — 3,30  m,  ihre  Tiefe,  jetzt  nicht  mehr  erkennbar,  mag  ursprünglich 
2 — 3  m  betragen  haben.  In  zwei  Fällen  sind  zwei  nahe  beieinander  liegende  Zisternen 
miteinander  in  Verbindung  gesetzt  worden,  indem  man  durch  den  trennenden  Fels  eine 
grosse  bogenförmige  Oeffnung  gebrochen  hat.  Die  Wände  dieser  Zisternen  sind  in  ganz 
grober  Weise  mit  einem  dicken  spitzen  Werkzeug  bearbeitet  worden.  Die  ursprüngliche 
Bedeckung  ist  noch  bei  einer  kreisrunden  Zisterne  erhalten  und  besteht  hier  in  einer  unregel- 
mässigen Platte,  in  welche  ein  rundes  Schöpfloch  gebrochen  ist.  Rinnen,  die  man  in  sehr 
nachlässiger  Weise  in  den  Felsboden  eingefurcht  hatte,  leiteten  das  Wasser  den  Zisternen  zu. 
Sie  nehmen,  teilweise  wenigstens,  ihren  Ausgang  von  meist  ziemlich  kleinen  Vertiefungen, 
die  bald  hier  bald  dort  im  Felsboden  angebracht  sind.  Bemerkenswert  ist  noch  ein  kleines 
quadratisches  Bassin  von  1,40  m  Seitenlänge  und  0,20  m  Tiefe:  die  eine  Seiten  wand  des- 
selben ist  von  einer  kleinen  Oeffnung  durchbohrt,  durch  welche  sich  der  Inhalt  des  Bassins 
in  ein  davor  befindliches,  kleineres  rundes  Becken  ergiessen  konnte.  Heutzutage  ist  im  Umkreis 
von  1 — 2  Kilometer  von  diesen  Zisternen  kein  Haus,  alles  vielmehr  öde  und  steinige  Gegend; 
im  Altertum  wird  es  kaum  anders  gewesen  sein.  Trotzdem  wird  man  wohl  anzunehmen 
haben,  dass  bei  diesen  Zisternen  sich  auch  einmal  Wohnstätten  befunden  haben,  welche  bei 
der  rohen  und  primitiven  Anlage  der  ersteren  in  einer  sehr  frühen  Zeit  entstanden  sein 
mussten.  Vielleicht  war  hier  eine  Ansiedlung,  die  gleichzeitig  war  mit  den  benachbarten 
Bauten  von  Hagar-Kim  und  Mnaidra. 


•e1 


It-torri-tal-Mramma. 

Die  bisher  beschriebenen  Heiligtümer  sind  durch  eine  Menge  ähnlicher  Züge  in  Grundriss 
und  Bauart  eng  miteinander  verbunden.  Wir  haben  noch  eine  Anlage  zu  betrachten,  die 
einen  wesentlich  verschiedenen  Charakter  zeigt,  aber  doch  demselben  Zwecke  wie  jene  gedient 
zu  haben  scheint. 

Es  ist  das  eine  Ruine  auf  der  Insel  Gozo,  welche  den  Namen  It-torri-tal-Mramma 
führt.  Sie  war  bisher  nicht  bekannt.  Ich  bin  durch  Herrn  P.  Emmanuele  Magri  aus  Malta 
darauf  aufmerksam  gemacht  worden. 

Die  Ueberreste  bestehen  aus  einer  Gruppe  von  rundlichen  Einfriedigungen  und  befinden 
sich  auf  dem  Sghara-tal-Mramma  genannten  Plateau,  600  —  700  Schritte  südöstlich  von  dem 

v 

oberhalb  des  Dorfes  Sannat  gelegenen  Palazzo  ta-Cenc.  Diese  Höhe,  welche  östlich  von 
Sannat  zwischen  der  Südküste  und  der  den  mittleren  Teil  der  Insel  einnehmenden  Ebene 
sich  erstreckt,  ist  kahl  und  steinig.  In  ihrer  Oede  und  Einsamkeit,  ihrer  Rauheit  und 
Unfruchtbarkeit  erinnert  sie  an  die  Umgebung  von  Hagar-Kim.  Nach  Norden  zu  (gegen 
das  Dorf  Seukia)  fällt    ebenso  wie  nach  dem  Meere  das  Plateau  schroff  ab,   und  es  scheint 


679 

in  früher  Zeit  einmal  als  Zufluchtsstätte  gedient  zu  haben.  Längs  dem  Nordrand  zieht  sich 
eine  lange  Reihe  von  grossen  unbearbeiteten  Blöcken  hin,  die  umgefallen  sind  und  früher 
einmal,  wie  es  scheint,  eine  Art  Verteidigungsmauer  gebildet  haben.  Ich  hatte  nicht  Ge- 
legenheit, diese  Ueberreste  genauer  zu  untersuchen.  Auch  mehrere  Spuren  von  Wagen- 
geleisen, die  mir  in  dieser  Gegend  auffielen,  dürften  in  sehr  frühe  Zeit  zurückweisen. 

Die  Ruine  (s.  Plan  V),  die  hier  näher  betrachtet  werden  soll,  ist  niemals  ausgegraben 
oder  vom  Schutt  gereinigt  worden;  die  antiken  Mauerzüge  sind  unter  den  modernen  Stein- 
wällen oder  Feldmauern  nicht  immer  mit  Sicherheit  erkennbar.  Deutlich  ist  die  Beeren- 
zung  bei  dem  ovalen  Raum  A,  der  im  Norden  durch  eine  apsisähnliche  Nische  erweitert  ist, 
dann  bei  der  Apsis  B,  bei  C,  und  teilweise  auch  bei  G.  Hier  stehen  die  antiken  Wand- 
steine noch  zum  grossen  Teil  aufrecht;  auch  da  wo  dieselben  fehlen  (wie  auf  den  Strecken 
a — b,  c — d,  e — f,  o — p)  ist  der  ursprüngliche  Verlauf  der  Mauer  noch  leicht  zu  erkennen. 
Teilweise  sind  unter  den  modernen  Steinschichtungen  die  antiken  Fundamente  noch  erkennbar. 
Die  länglich-runden  Einfriedigungen  D  und  E  sind  gegenwärtig  allerdings  ganz  von  Feld- 
mauern eingefasst,  aber  die  Fundamente  von  diesen  scheinen  grösstenteils  antik  zu  sein. 
Verschiedene  Blöcke  oder  Platten  stehen  noch  aufrecht;  auch  hätte  man  Feldmauern  kaum 
in  solchen  Kurvenlinien  geführt,  wenn  nicht  ihre  Linie  durch  früher  vorhandene  Mauerzüge 
bestimmt  gewesen  wäre.  Die  Umfassung  von  F  im  Norden  und  gegen  A  und  B  zu  bildet 
ein  niedriger  Wall  aus  Feldsteinen,  die  in  moderner  Zeit  ohne  Sorgfalt  aufgeschichtet  worden 
sind.  Aber  auf  der  Aussenseite  desselben  (auf  der  Strecke  i — k)  sind  die  antiken  Steine 
noch  wohl  erkennbar,  und  auch  sonst  sieht  man  da  und  dort  aus  der  Masse  der  kleineren 
Steine  grössere  Blöcke  aufragen,  die  antik  zu  sein  scheinen. 

Wenn  nun  auch  bei  dem  gegenwärtigen  Zustande  der  ursprüngliche  Grundriss  nicht 
mit  voller  Sicherheit  in  allen  Teilen  eruiert  werden  kann,  so  lässt  sich  doch  folgendes  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  behaupten:  Die  Anlage  bestand  aus  einem  grossen  Hof  (F),  von 
dem  aus  die  meisten  anderen  Räume  zugänglich  waren.1)  Drei  davon  lagen  auf  der  Süd- 
seite von  F.  Auf  der  Nordwestseite  dieses  Hofes  befanden  sich  zwei  ovale  Räume  (A  u.  B) 
hintereinander,  von  denen  bei  dem  vorderen  die  östliche  Apsis  grösstenteils  unterdrückt  ist, 
während  der  hintere  gegenüber  vom  Eingang  durch  eine  halbkreisförmige  Nische  erweitert 
war.  Man  betrat  diese  Räume  von  F  aus  über  den  Vorplatz  G,  dessen  Begrenzung  nicht 
mehr  recht  erkennbar  ist. 

Die  Mauern  erheben  sich  nirgends  über  die  unterste  Lage.  Die  Steine  sind  nicht 
besonders  gross  und  unbearbeitet.  In  A  ist  die  Innenwand  durch  aufgestellte  Blöcke  und 
Platten  von  kaum  ^2  m  Höhe  gebildet.  Diese  Mauer  hat  noch  eine  besondere  äussere  Fat^ade 
aus  niedrigen  Blöcken,  sodass  ihre  gesamte  Dicke  0,70  —  0,80  m  beträgt.  Aehnlich  war  auch 
die  Mauer  zwischen  D  und  E  einerseits  und  F  andrerseits  (g  —  h)  konstruiert.  In  B  und 
teilweise  auch  in  C  sind  die  Steine,  welche  hier  bis  1,20  m  hoch  und  bis  2  m  breit  sind, 
in  bekannter  Weise  so  gestellt,  dass  sie  abwechselnd  mit  einer  ihrer  schmalen  und  einer 
ihrer  breiten  Seiten  die  Wand  bilden.  In  diesem  Gebäude  treffen  wir  die  auffallende  Er- 
scheinung, dass  ein  Wandstein  (in  C)  alle  andern  hoch  überragt,  ohne  dass  ein  praktischer 
Zweck  ersichtlich   wäre. 


l)  Unklar  i-r  die  Art  des  Zugangs  in  C. 


680 

It-torri-tal-Mranima  unterscheidet  sich  von  den  vorher  geschilderten  Tempelruinen  durch 
den  unregelmässigen  Grundriss,  durch  die  ungleich  grössere  Roheit  der  Bauart  und  die 
geringen  Dimensionen  der  verwendeten  Materialien.  Doch  ist  es  äusserst  wahrscheinlich, 
dass  diese  Anlage  der  gleichen  Gattung  zugehört.  Der  westliche  Teil,  der  Hauptteil  der 
ganzen  Ruine,  spiegelt  deutlich  die  Grundform  der  ältesten  Heiligtümer  von  Malta  wieder: 
Zwei  ovale  Räume  liegen  hintereinander,  von  denen  der  vordere  allerdings  nicht  in  ganz 
regelmässiger  Weise  zur  Ausführung  gekommen  ist.  Beide  scheinen  durch  einen  Korridor 
verbunden  gewesen  zu  sein.  Der  hintere  Raum  ist  gegenüber  vom  Eingang  in  charakteri- 
stischer Weise  durch  eine  Apsis  erweitert.  Der  Umstand,  dass  wir  uns  alle  Räume  allem 
Anschein  nach  als  offene  Einfriedigungen  zu  denken  haben,  und  das  Vorhandensein  des 
grossen  Hofes  F  sprechen  gleichfalls  dafür,  dass  It-torri-tal-Mramma  ein  Heiligtum  und  nicht 
etwa  eine  gewöhnliche  Wohnstätte  gewesen  ist.  Die  Einfriedigungen  C,  D,  E  mögen  Neben- 
gebäude oder  Nebenräume  gewesen  sein,  wie  wir  sie  bei  den  andern  Heiligtümern  von  Malta 
auch  angetroffen  haben. 

Wenn  nun  It-torri-tal-Mramma  wohl  der  gleichen  Gattung  zugehört,  wie  Gigantia, 
Mnaidra  und  Hagar-Kim,  so  lehrt  doch  die  ganze  Anlage  dieses  Gebäudes,  dass  es  älter  ist. 
Der  typische  Grundriss  des  Heiligtums  ist  noch  nicht  ganz  ausgebildet;  die  Bauweise  ist 
äusserst  primitiv;  die  schlechte  Erhaltung  und  der  Umstand,  dass  man  fast  keinerlei  Ein- 
richtung im  Innern  vorgefunden,  zeigt  an,  dass  man  es  früh  hat  in  Verfall  geraten  lassen. 
Wir  dürfen  es  wohl  als  Vorstufe  zu  den  Bauten  einer  entwickelteren  Periode  betrachten. 
Dass  auch  die  Gigantia  und  die  Gebäude  von  Mnaidra  und  Hagar-Kim  untereinander  und 
in  allen  ihren  Teilen  nicht  gleichzeitig  sind,  darauf  ist  im  Vorausgehenden  wiederholt  hin- 
gewiesen worden.  Am  frühesten  unter  diesen  sind  die  ältesten  Teile  von  Mnaidra  und  vom 
Hauptgebäude  von  Hagar-Kim,  ihnen  zunächst  steht  wohl  der  einheitliche  Rohbau  der  Gigantia, 
deren  innere  Einrichtung  zum  Teil  späteren  Ursprungs  sein  dürfte.  Einer  etwas  späteren 
Zeit,  für  welche  ausgiebige  Anwendung  des  Punktornaments  bezeichnend  ist,  verdanken 
Mnaidra  und  Hagar-Kim  die  Gestalt,  in  der  wir  sie  heute  erblicken.  Zu  den  jüngsten  An- 
lagen gehören,  wie  schon  gesagt,  das  nördliche  Gebäude  von  Mnaidra  und  die  östliche 
Hälfte  von  Raum  B  im  Hauptgebäude  von  Hagar-Kim.  Die  Reihe  der  betrachteten  Heilig- 
tümer stellt  also  eine  ziemlich  lange  Entwicklung  dar. 

Bevor  wir  der  schwierigen  Frage  nach  der  Bedeutung  der  einzelnen  Räume  und  Ein- 
richtungen in  diesen  Tempeln  näher  treten,  möge  noch  in  einigen  Worten  die  bei  aller 
Einfachheit  so  eigenartige  Architektur  derselben  charakterisiert  werden.  Diese  beruht 
einmal  auf  der  Beschaffenheit  des  verfügbaren  Materials,  andrerseits  auf  der  Vorliebe  des 
maltesischen  Baumeisters  für  die  Bogenlinie,  insbesondere  für  Räume  von  ovalem  Grundriss. 
Der  Boden  lieferte  hauptsächlich  Kalksteinplatten  in  verschiedener  Dicke.  Man  konnte  nun 
einen  solchen  ovalen  Raum  auf  die  einfachste  Weise  einschliessen,  indem  man  die  vertikal- 
gestellten Platten  so  nebeneinander  stellte,  dass  sie  mit  einer  ihrer  breiten  Seiten  die  Wand 
bildeten.  Aber  einer  solchen  Mauer  fehlte  es  naturgemäss  an  Festigkeit.  Man  hat  deswegen 
häufig,  schon  in  den  ältesten  Bauten  (z.  B.  in  It-torri-tal-Mramma),  zwischen  diese  Platten 
andere  keilförmiggestellte,  bisweilen  in  regelmässiger  Abwechslung,  eingeschoben.  Diese 
Steinsetzung  ist  charakteristisch  für  die  ältesten  Bauten  von  Malta.  Um  noch  grössere  Stärke 
zu  erzielen,    gab   man   oft  den  Mauern  eine  doppelte  innere  und  äussere  Facade  mit  einem 


681 

aus  Füllmasse  bestehenden  Kern,  gegen  den  sich  nun  die  Platten  der  inneren  und  äusseren 
Wand  lehnten.  Die  Stelle  einer  äusseren  Facade  wird,  wenn  es  sich  um  zwei  oder  mehrere 
Innenräume  handelt,  in  der  Regel  von  der  gemeinsamen  Umfassungsmauer  vertreten.  Da 
sich  nun  die  vertikalen  Platten  der  Innen-  und  Anssenwand  gegen  den  bisweilen  sehr  dicken 
Mauerkern  stützten,  so  war  es  möglich,  die  Wände  durch  Schichtung  von  Blöcken  trotz 
der  rohen  Konstruktion  zu  bedeutender  Höhe  zu  führen,  wie  dies  besonders  bei  der  Gigantia 
geschehen  ist.  Die  vertikalen  Platten  der  Aussenwände,  deren  Fuss  oft  durch  horizontal- 
gelegte Platten  oder  Blöcke  gefestigt  ist,  üben  mit  den  über  ihnen  ruhenden  Blöcken  einen 
mehr  oder  minder  bedeutenden  Druck  auf  den  Mauerkern.  Dieser  wird  aufgehoben  durch 
den  Zusammenschluss  der  kreisförmig  gestellten  Platten  und  der  oberen  Lagen,  welche  die 
Wände  der  Innenräume  bilden.  Wenn  diese  Lagen  einige  Male  überkragen,  so  wird  dadurch 
eben  auch  ein  Gegendruck  nach  aussen  gegen  die  Füllmasse  und  die  Steine  der  äusseren  Wand 
geübt.  Wir  sehen  also  hier  die  deutlichen  Anfänge  einer  Bauweise,  die  auf  anderen  Inseln 
des  Mittelmeers  eine  so  bedeutende  Entwicklung  erfuhr.  Aber  während  man  in  Sardinien  und 
auf  den  Balearen  dazu  fortschritt,  mehr  oder  minder  grosse  Räume  mittels  Ueberkragung  zu 
überwölben,  so  sind  unsere  maltesischen  Heiligtümer  immer  unbedeckte  Räume  geblieben, 
die  den  Charakter  von  Höfen  und  Einfriedigungen  nie  verleugnen  konnten.  Fergusson  (Rüde 
Stone  Monuments  S.  421 — 424),  der  übrigens  diese  Gebäude,  soweit  sie  ihm  bekannt  waren, 
für  Grabbauten  hielt,  sucht  nachzuweisen,  dass  sie  durch  ein  grosses  auf  der  Umfassungs- 
mauer ruhendes  Gewölbe  überdeckt  waren,  welches  wie  bei  den  griechischen  Kuppelgräbern 
durch  Ueberkragung  hergestellt  gewesen  sei,  so  dass  diese  Bauten  ursprünglich  das  Aussehen 
von  gewaltigen  Kegeln  gehabt  haben  würden.  Mit  Recht  weist  Caruana1)  diese  abenteuer- 
liche Idee  zurück  und  fragt,  wie  denn  nach  dem  Einsturz  eines  so  massiven  Daches  die 
innere  Einrichtung  noch  stellenweise  so  gut  sich  habe  erhalten  können,  als  sie  sich  wirklich 
bei  der  Ausgrabung  vorgefunden  habe.2)  Auch  die  einzelnen  Apsiden,  wo  sich  wirklich 
Ueberkragung  findet,  sind  nicht  in  dieser  Weise  überdeckt  gewesen.  Bald  steht  die  grobe 
Bauart,  bald  die  Schwäche  der  Mauer,  überall  die  Schwierigkeit  des  Abschlusses  gegen  die 
offene  Seite  der  Apsis  einer  solchen  Annahme  im  Wege.  Es  ist  dadurch  nicht  ausge- 
schlossen, dass  einzelne  Räume  gelegentlich  eine  leichtere  zeltartige  Bedachung  erhielten. 
Man  hat  in  den  konischen  Vertiefungen,  die  sich  in  Gigantia  und  Hagar-Kim  öfter  im 
Plattenbelag  des  Fussbodens  finden,  die  Standorte  von  Zeltmasten  sehen  wollen  und  glaubte, 
dass  die  ringförmigen  Aushöhlungen,  die  man  in  Hagar-Kim  zuweilen  auf  dem  Niveau  des 
Fussbodens  trifft,  dazu  gedient  hätten,  die  Enden  von  Zeltschnüren  anzubinden.  Das  sind 
Annahmen,    die  sich  schwer  widerlegen,   noch  weniger  aber  beweisen  lassen.     Eine  Ueber- 


x)  Megalithic  antiquities  of  Hagar-Kim  S.  6;  er  gibt  aber  eine  Ueberdeckung  einzelner  Apsiden 
durch  ein  falsches  Gewölbe  zu. 

2)  Aber  auch  andere  Erwägungen  sprechen  gegen  die  Annahme  eines  steinernen  Daches.  Bei 
den  primitiveren  Anlagen  wie  bei  denen  von  It-torri-tal-Mramma  können  die  Mauern  schon  ihrer  geringen 
Dicke  wegen  nie  eine  erhebliche  Höhe  gehabt  haben;  bei  diesen  Räumen  gab  es  sicherlich  niemals 
irgendwelche  Bedachung.  Aber  auch  bei  den  sorgfältiger  angelegten  Gebäuden  begegnet  nichts,  was  auf 
eine  Bedachung  im  Sinne  Fergussons  schliessen  Hesse.  So  sieht  man  nichts  von  Stützpfeilern  und  Stütz- 
mauern, deren  Anbringung  doch  kaum  zu  umgehen  gewesen  wäre.  In  der  Gigantia,  wo  die  Mauern  noch 
am  höchsten  stehen,  trifft  man  keine  Spur  von  Ueberkragung;  in  Mnaidra  und  Hagar-Kim  sind  die  Um- 
fassungsmauern zu  unregelmässig  angelegt,  in  Hagar-Kim  auch  zu  oft  unterbrochen,  um  als  Grundlage 
für  ein  solches  Dach  dienen  zu  können. 


682 

deckung  (durch  Steinplatten)  findet  sich,  von  wenigen  Nischen  abgesehen,  nur  bei  den  Ein- 
gängen und  Durchgängen.  Diese  haben  meist  die  Gestalt  eines  Korridors,  der  sich  in 
der  Gigantia,  in  Mnaidra  und  Hagar-Kim  nach  innen  erweitert,  indem  die  Platten,  welche 
die  Wände  bilden,  auf  jeder  Seite  hintereinander  zurücktreten.  Die  letzte  Platte  auf  jeder 
Seite,  welche  etwas  in  das  angrenzende  Gemach  vorspringt,  ist  in  der  Regel  grösser  als  die 
andern.  Dieser  Umstand  dürfte,  teilweise  wenigstens,  darin  seine  Begründung  finden,  dass 
diese  Steine  den  Zweck  hatten,  die  zwischen  ihnen  befindlichen  Platten,  auf  denen  die  Be- 
deckung ruhte,  von  der  Seite  her  zu  stützen.  Ein  ähnliches  findet  sich  bei  den  vielen  tisch- 
ähnlichen Aufbauten.  Da  steht  auf  jeder  Seite  der  horizontalen  Platte,  diese  in  der 
Regel  hoch  überragend,  ein  hoher  Pfeiler,  der  nur  den  Zweck  gehabt  haben  kann,  ein  seit- 
liches Ausweichen  der  Platte  zu  verhindern.1)  Die  korridorartigen  Eingänge  fanden  aber 
nur  bei  grösseren  Räumen  Anwendung.  Bei  kleineren  Räumen  und  Nischen,  die  augen- 
scheinlich nicht  allgemein  zugänglich  waren,  bestanden  die  Zugänge  aus  fensterähnlichen 
Oeffnungen,  die  meist  in  eine  grosse  aufrechtgestellte  Platte  der  Wand  ausgeschnitten  waren. 

Der  Vorliebe  für  grosse  Materialien  begegnet  man  in  allen  diesen  Bauten,  be- 
sonders in  denen  der  späteren  Periode.  Damit  geht  das  Bestreben  Hand  in  Hand,  aus  einem 
einzigen  Stein  womöglich  gleich  etwas  Ganzes  herzustellen.  Davon  zeugen  die  erwähnten 
Fensteröffnungen,  die  monolithen  Tische,  manche  Platten,  von  denen  eine  einzige  gelegentlich 
für  eine  längere  Strecke  die  Wand  oder  die  Bedeckung  einer  Nische  bildet.  Eine  Bear- 
beitung der  Steine  war  in  den  älteren  Bauten  überhaupt  nicht  beabsichtigt,  auch  in  den 
jüngeren  wurden  immer  noch  einzelne  Teile  wie  die  Umfassungsmauer  aus  unbearbeiteten 
Steinen  aufgeführt.  Ueberhaupt  war  die  Grösse  des  Materials  und  die  Weichheit  der  Ge- 
steinsart einer  besseren  Bearbeitung  im  Wege,  und  so  kommt  es,  dass  auch  die  späteren 
und  sorgfältiger  angelegten  Gebäude  den  Eindruck  einer  grossen  Roheit  machen,  wenn  auch 
die  Dimensionen  der  verwendeten  Steine  imponieren. 

Es  ist  gegenwärtig  nicht  möglich,  zu  einer  befriedigenden  Erklärung  des  Zweckes 
dieser  Gebäude  im  einzelnen  zu  gelangen,  da  es  an  Objekten  zur  Vergleichung  fehlt.  Freilich 
darüber  kann  kein  Zweifel  sein,  dass  es  Heiligtümer  waren;  es  ist  nicht  denkbar,  zu 
welchem  anderen  Zwecke  diese  offenen,  unbedeckten  und  leicht  zugänglichen  Einfriedigungen 
und  Höfe  gedient  haben  sollen.  Die  Hauptbestandteile  des  Heiligtums  sind,  wie  schon 
eingangs  dargelegt,  zwei  hintereinander  liegende  ovale  Zimmer  und  eine  Nische  im  Hinter- 
grunde des  zweiten  gegenüber  dem  Eingang.  Die  Eingänge  und  Durchgänge  haben 
immer  grosse  Wichtigkeit  besessen.  So  gehören  sie  zu  den  wenigen  Stellen,  die,  wenn  auch 
nicht  durchweg,  eine  Bedeckung  erhielten.  Die  Steine  zu  ihren  Seiten  und  die  Schwellen 
sind  in  den  späteren  Bauten  oft  ornamentiert.  Die  kleinen  Nischen,  die  immer  in  dem 
vorderen  Räume  rechts  und  links  vom  Durchgang  in  den  hinteren  sich  befinden  und  mit 
einem  rektangulären,  einer  Bank  vergleichbaren  Block  ausgefüllt  sind,2)  haben  sicher  irgend 
eine  Rolle  im  Kult  gespielt,  da  sich  sonst  kein  praktischer  Zweck  für  sie  denken  lässt. 
Ueberhaupt  scheint  es,  dass  man  auf  den  Weg,  der  zum  Heiligtume  führte,  grosse  Sorgfalt 
verwendet  hat.  Die  Nische  im  Hintergrund,  die  den  Eingängen  und  Durchgängen 
unmittelbar  gegenüberliegt,  muss  anfangs  der  vornehmste  Raum  im  ganzen  Gebäude  gewesen 


!)  S.  z.  B.  Taf.  V,  2. 

2)  S.  z.  B.  Plan  von  Mnaidra  f2,  f2  und  Taf.  III,  2. 


683 

sein.  Sie  findet  sich  schon  im  Grundriss  der  älteren  Bauten  wie  in  It-torri-tal-Mramma. 
Ihre  zentrale  Lage  und  ihre  Einrichtung  sprechen  für  ihre  Bedeutung.  Wo  letztere 
noch  erkennbar  ist,  bestand  sie  in  einem  grossen  tischartigen  Aufbau  zwischen  zwei 
hohen  Pfeilern.  In  Mnaidra  sind  einmal  diese  Pfeiler  mit  eingegrabenen  runden  Vertiefungen 
versehen,  was  auch  dafür  spricht,  dass  ihnen  eine  besondere  Wichtigkeit  zukam.  Am  nächsten 
liegt  die  Annahme,  dass  die  Tischplatten  als  Altäre  gedient  haben.  Aber  hiefür  sind  diese 
Tische  zu  gross.  Auch  befindet  sich  die  Platte  im  nördlichen  Gebäude  der  Mnaidra  in  einer 
Höhe,  welche  für  eine  derartige  Bestimmung  ungeeignet  erscheint.  Der  Ort  selber,  den 
diese  Tische  einnehmen,  würde  bei  seiner  bedeutsamen  Lage  mehr  für  das  Heiligtum  selbst 
als  für  einen  Altar  passen.  Sollten  vielleicht  diese  Tische  mit  den  hohen  Pfeilern  zu  ihren 
Seiten  selbst  Gegenstand  der  Verehrung  gewesen  sein,1)  während  die  ovalen  Höfe  davor 
Raum  für  die  Kulthandlungen  boten?  Man  hat  übrigens  diese  zentrale  Nische  im  südlichen 
Gebäude  der  Gigantia  leer  befunden,  in  Hagar-Kini  ist  sie  beim  Umbau  verschwunden,  im 
südlichen  Gebäude  der  Mnaidra  ist  dieser  Platz  später  vernachlässigt  worden.  Statt  dieser 
Nischen  und  neben  denselben  sind  es  später  die  Nebengemächer  und  Rezesse,  zum  Teil 
auch  die  Apsiden  der  ovalen  Räume,  die  augenscheinlich  die  wichtigsten  Stätten  im  Gebäude 
sind.  Die  Rezesse2)  sind  in  Mnaidra  und  Hagar-Kim  an  die  schon  früher  vorhandenen 
ovalen  Räume  angebaut  worden,  welche  zu  jenen  nun  die  Stelle  von  Vorhöfen  vertreten. 
Auch  in  diesen  Rezessen  sind  es  wieder  solche  Tische,  nur  von  geringerer  Grösse,  welche 
die  wesentliche  Einrichtung  bilden.  Diese  Tische  können  gleichfalls  nicht  als  Altäre  auf- 
gefasst  werden.  Denn  die  Räume,  in  denen  sie  sich  befinden,  eng  und  nicht  gerade  bequem 
zugänglich,  hätten  für  eine  Opferhandlung  den  denkbar  ungünstigsten  Raum  gewährt.  Diese 
kleineren  Tische  werden  nicht  anders  erklärt  werden  können,  wie  die  grossen  der  Nischen 
im  Hintergrunde. 

Ausser  diesen  Tischen  kam  den  tabernakelartigen  Gehäusen  eine  besondere 
Heiligkeit  zu.  Ein  solches  fand  sich  in  der  Gigantia  auf  einer  erhöhten  Estrade  (in  der 
rechten  Apsis  von  A);  man  sieht  sie  noch  in  den  jüngeren  Teilen  von  Hagar-Kim  (E)  und 
Mnaidra  (G)  in  kleinen  abgeschlossenen  Räumen,  die  augenscheinlich  von  niemand  betreten 
werden  sollten.  In  jedem  dieser  Gebäude  befand  sich  also  nur  ein  solches  Gehäuse.  Es 
kann  kaum  einen  andern  Zweck  gehabt  haben,  als  besonders  heilige  Gegenstände,  etwa 
Symbole  der  Gottheit,  aufzubewahren. 

Ob  in  dem  Gehäuse  der  Gigantia  der  nahe  demselben  gefundene  konische  Stein  (s.  o.  S.  649) 
seinen  Platz  hatte,  bleibt  zweifelhaft;  wie  dem  auch  sei,  das  ist  sicher,  dass  konische  und 
pfeilerartige  Steine  auf  Malta  im  Kult  eine  grosse  Rolle  gespielt  haben  und  als  Symbole 
der  Gottheit  verehrt  worden  sind.  Einen  ähnlichen  konischen  Stein  wie  in  der  Gigantia 
sah,  wie  oben  (S.  670)  bemerkt,  La  Marmora  auch  in  den  Ruinen  von  Hagar-Kim;  zwei 
kleine  von  derselben  Gestalt  mit  konkaver  Basis,  etwa  20  cm  hoch,  die  jetzt  im  Museum  von 
Valetta  sind,  stammen  gleichfalls  daher.     Ein  pfeilerartiger  durchbohrter  Stein,  der,  allein- 


1)  Bei  der  zentralen  Nische  C  im  nördlichen  Gebäude  der  Mnaidra  hat  es  allerdings  fast  den  An- 
schein, als  ob  der  tischähnliche  Aufbau  keine  selbständige  Bedeutung  gehabt  hätte  und  als  ob  hier  die 
horizontale  Platte  nur  dje  Bestimmung  gehabt  hätte,  die  Nische  zu  überdecken.  Es  Hesse  sich  dann 
denken,  dass  hier  und  vielleicht  auch  in  anderen  ähnlich  überdeckten  Nischen  (wie  z.  B.  a,  ß,  y  im  Haupt- 
gebäude von  Hagar-Kim)  Kultgegeustärtde  ihren  Standort  gehabt  hätten. 

2)  F,  H  und  D  auf  Plan  II.  C  und  D  auf  Plan  III. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  91 


684 

stehend,  sich  durch  keinen  praktischen  Zweck  erklären  lässt,  fällt  im  südlichen  Teil  der 
Gigantia  (Plan  I,  m;  s.  oben  S.  650)  auf.1)  Gewiss  hatte  der  zylindrische  Pfeiler  Sj,  der  frei 
in  der  Nische  L  auf  der  Ostseite  des  Hauptgebäudes  von  Hagar-Kiin  steht,  eine  religiöse 
Bedeutung;  denn  davor  stand  ein  mit  dem  Punktornament  bedeckter  Stein  (t,),  der  allem  An- 
schein nach  einen  Altar  vorstellte.  Ebenso  ist  wohl  der  ähnliche  Pfeiler  z  zu  erklären,  der 
in  dem  künstlich  erhöhten  Zimmer  F  gegenwärtig  auf  dem  Boden  liegt.  Auch  die  grosse 
Steinkugel,  die  in  einem  Nebengebäude  von  Hagar-Kim  liegt  (s.  o.  S.  673),  lässt  sich  wohl 
als  Kultsymbol  auffassen;  die  kleinen  halbkugeligen,  konischen  und  ovalen  Steine,  die  sich 
in  Hagar-Kim  gefunden  haben  (s.  o.  S.  669),  dürften  dagegen  eher  Nachbildungen  solcher 
grösserer  Kultsymbole,  also  Votivgaben  gewesen  sein.a) 

Zuletzt  scheint  man  dazu  fortgeschritten  zu  sein,  auch  die  Gottheit  bildlich  darzu- 
stellen. Darauf  lassen  die  Kalksteinköpfe  der  Gigantia  (s.  u.)  schliessen,  während  man  in  den 
kleinen  Idolen,  die  in  Hagar-Kim  gefunden  worden  sind,  wohl  Votivgegenstände  zu  sehen  hat. 

Dass  die  kleinen  Vertiefungen,  mit  denen  die  Oberfläche  so  vieler  Steine  in  diesen 
Heiligtümern  bedeckt  ist,  eine  religiöse  Bedeutung  gehabt  haben,  ist  wohl  nicht  anzunehmen. 
Montelius  (Orient  und  Europa  S.  28)  vergleicht  sie  mit  den  kleinen  schalenförmigen  Gruben, 
die  man  auf  den  Steinen  der  Dolmen  in  den  verschiedensten  Ländern  bald  in  grösserer  bald 
in  kleinerer  Zahl  antrifft  und  denen  offenbar  eine  solche  Bedeutung  zukam.  Es  hat  sich 
indessen  hier  auf  Malta  bei  diesen  kleinen  Löchern  sicher  nur  um  eine  einfache  Verzierung 
gehandelt.  Anders  verhält  es  sich  mit  den  grösseren  Vertiefungen,  die  in  der  Zahl  von  6 
und  1  auf  den  Pfeilern  xv  zx  im  südlichen  Gebäude  von  Mnaidra  eingegraben  sind  (s.  o. 
S.  659  und  Taf.  IV,  1).  Diese  werden  wohl  mit  dem  Kult  in  irgend  einer  Beziehung  ge- 
standen haben. 

Den  gottesdienstlichen  Verrichtungen  dienten  Altäre,  wie  jener  skulpierte,  der  in  Raum 
A  von  Hagar-Kim  gefunden  worden  ist.  Auch  die  monolithen  Tische  in  diesem  Tempel,  und 
verschiedene  der  würfelförmigen  Blöcke,  die  hier  und  dort  begegnen,  haben  sicher  eine  solche 
Bedeutung  gehabt.3)  Ebenso  hatte  wohl  der  kleine  Wasserbehälter  in  der  Gigantia  auf 
Opferhandlungen  Bezug.  Im  übrigen  scheint  der  Kult,  der  in  diesen  Gebäuden  geübt  wurde, 
ein  ziemlich  komplizierter  gewesen  zu  sein,  besonders  in  späterer  Zeit.  Darauf  lässt  die 
grosse  Zahl  von  Haupt-  und  Nebenräumen  schliessen,  die  in  so  mannigfacher  Weise  gegen- 
einander abgeschlossen  oder  miteinander  in  Verbindung  gesetzt  waren.  In  letzterer  Hinsicht 
sind  die  kleinen  Ausschnitte  und  Löcher,  welche  die  Wand  zwischen  zwei  Räumen  durch- 
bohren (s.  o.  S.  657,  660,  667),  sehr  merkwürdig.  Unter  den  Räumen  von  nebensächlicher 
Bedeutung  haben  manche  gewiss  auch  zur  Beherbergung  der  Opfertiere  gedient,  so  besonders 
G  und  H   in  Hagar-Kim,    wo   an   den  Wandsteinen   eine   grössere  Zahl   ringförmiger  Aus- 


:)  So  scheinen  auch  die  isolierten  durchbohrten  Steinpfeiler,  die  sich  ziemlich  häutig  in  Zypern 
finden,  religiöse  Bedeutung  gehabt  zu  haben  (Deschamps,  Les  Menhirs  perces  de  File  de  Chypre  in 
L' Anthropologie  VII  (1896),  S.  46  ff.). 

2)  In  die  Reihe  dieser  Gegenstände  gehören  wohl  auch  ein  kleiner  konischer  Gegenstand  und  drei 
miteinander  zu  einem  Ganzen  verbundene  kleine  Kugeln  (aus  Stein?),  die  bei  d'Avezac,  Isles  de  FAfrique 
pl.  27,  fig.  8  u.  9  unter  den  in  der  Gigantia  gefundenen  Gegenständen  abgebildet  sind. 

3)  Wahrscheinlich  hat  auch  die  in  der  Gigantia  gefundene  Platte  mit  dem  Relief  eines  Fisches 
(*.  o.  S.  G50),  welche  auf  ihrer  oberen  Fläche  ebenso  wie  die  Tische  s,  s  von  Hagar-Kim  einen  erhöhten 
Rand  zeigt,  zu  einem  Altare  gehört. 


685 

höhlungen  angebracht  ist,  die  wohl  zum  Anbinden  von  Tieren  gedient  haben.  Es  sind  auch 
in  der  Gigantia  und  in  Hagar-Kim  zahlreiche  Knochenreste  gefunden  worden,  die  meist 
kleinen  Tieren  wie  Schafen,  Ziegen  angehört  zu  haben  scheinen. 

Bemerkenswert  ist  schliesslich,  dass  bei  der  Gigantia  und  in  Mnaidra  zwei,  bei  Ha^ar- 
Kim,  wie  es  scheint,  sogar  drei  solcher  Heiligtümer  nebeneinander  angelegt  waren,  von 
denen  aber  immer  eines  als  das  wichtigste  erscheint. 

Ich  möchte  hier  eine  Bemerkung  über  die  auf  Malta  und  Gozo  vorkommenden  iso- 
lierten aufgerichteten  Steine  anreihen.  Denn  zum  Teil  wenigstens  wird  man  diesen 
Denkmälern  gleichfalls  eine  sakrale  Bedeutung  zuschreiben  dürfen,  nachdem  auch  in  den 
eben  beschriebenen  Heiligtümern  aufrechtgestellte  Steinpfeiler  Gegenstände  der  Verehrung 
waren.  Andrerseits  wäre  es  auch  denkbar,  dass  sie  die  Stelle  von  Gräbern  bezeichnet  haben. 
Freilich  können  diese  Steine  nicht  mit  vollständiger  Gewissheit  als  isoliert  bezeichnet  werden, 
da  sich  nicht  mehr  feststellen  lässt,  ob  nicht  früher  einmal  neben  und  in  Zusammenhang 
mit  ihnen  andere  Anlagen  existierten,  die  seither  verschwunden  sind.  Wir  haben  oben 
(S.  677)  solche  Steine  erwähnt,  welche  auf  dem  Abhang  des  Hügels  von  Hagar-Kim  be- 
gegnen. Adams  (S.  248  f.)  berichtet,  dass  man  längs  der  östlichen  Küste  von  Malta  isolierte 
aufrechtstehende  Blöcke  beobachte.  Im  besonderen  erwähnt  er  in  der  Nähe  der  Höhle  Ghar 
Hasan  an  der  Südküste  einen  aufgerichteten  Monolithen,  der  gegenwärtig  wenigstens  isoliert 
dasteht.  Caruana  spricht  von  anderen  in  der  Ebene  von  Sgharet-Medewiet  bei  Marsa- 
Scirocco  und  im  Thal  von  San  Dimitri  auf  Gozo.  Das  bedeutendste  noch  erhaltene  Denkmal 
dieser  Art  dürfte  der  Hagra-Wiekfa  genannte  Stein  sein,  der  nicht  weit  vom  Dorfe  Kala 
am  östlichen  Abhang  des  Plateaus  von  Nadur  (Gozo)  in  einem  Felde  steht  (Taf.  IX,  1).  Er 
ist  zuerst  erwähnt  und  abgebildet  von  Caruana,  Archaeological  Journal  1896,  June,  S.  142. 
Der  Stein  ist  völlig  unbearbeitet  und  hat  die  Gestalt  eines  nach  oben  sich  etwas  ver- 
jüngenden Pfeilers;  seine  Höhe  beträgt  etwa  3,30  m;  an  seinem  Fusse  hat  er  einen  Um- 
fang von  etwa  b1^  m. 

Befestigungen,  Wohnstätten  und  Bauwerke  zweifelhafter  Bestimmung. 

Türm  e. 

Da  wo  sich  die  Hochebene  im  Osten  von  Malta  allmählich  zur  Bucht  von  Marsa-Scirocco 
hinabsenkt,  begegnen  stark  zerstörte  Reste  von  runden  Türmen.     Der  am  besten  erhaltene 
liegt  beinahe  1400  m  südlich  von  der  Ortschaft  Gudia  und  führt  den  Namen   it-torri-ta- 
Gauhar  (s.  Taf.  IX,  2).    Abela  (I,  8  §  50)  und  Houel  (IV,  93)  erwähnen 
diese  Ruine,   beschränken  sich  aber  auf  wenige  Notizen.     Dieselbe  ist 
von  kreisrunder  Gestalt  und  hat  einen  Durchmesser  von  etwa  14,50  m; 
an  der   am  wenigsten   zerstörten  Nordseite   ist   sie  noch  7,20  m  hoch. 
Die    Rundung   lässt   sich    auf   eine   Strecke   von    etwa    Dreiviertel   der 
ganzen  Peripherie  (ab  auf  der  Planskizze  Fig.  10)  mit  voller  Deutlich- 
keit verfolgen;  nur  die  Südwestseite  liegt  gegenwärtig  vollständig  unter 
dem    Schutt    begraben.     Die    Aussenmauern    bestehen    aus    länglichen 
Blöcken,   die  ohne  Bindemittel   in  ziemlich   unregelmässiger  Weise  ge- 
schichtet sind  und  bald  eine  ihrer  langen  Seiten  oder,  indem  sie  keilförmig  gelegt  sind,  ihr 
schmales  Ende  nach  aussen  kehren.     Im   unteren  Teil  des  Gebäudes  lassen   sich  horizontale 

91* 


686 

Lagen  unterscheiden;  hier  sind  die  Steine  an  der  Ansichtsfläche  und  zum  Teil  auch  an  den 
Kanten  bearbeitet  und  haben  in  der  Mehrzahl  ungefähr  rechteckige  Form.  Von  der  7.  Lage 
ab,  nach  der  die  Wand  ringsherum  um  0,10  m  zurückspringt,  werden  die  Steine  kleiner, 
ihre  Form  wird  unregelmässiger,  die  Lagen  gehen  ineinander  über.  Die  Fügung  ist  überall 
eine  schlechte,  zwischen  den  Blöcken  zeigen  sich  bisweilen  nicht  unbedeutende  Lücken.  Die 
Dicke  der  Aussenmauer  lässt  sich  gegenwärtig  nicht  mehr  bestimmen.  Nach  Houel  betrug 
sie  3  Fuss  6  Zoll  (=  1,12  m).  Das  Innere  des  Turmes  ist  gegenwärtig  ein  wüster  Trümmer- 
haufen, der  von  den  dichten  Zweigen  einer  Karrube,  die  dort  Wurzel  geschlagen  hat,  be- 
schattet wird.  Nur  im  südlichen  Teile  bemerkt  man  in  einer  Höhe  von  2,20  m  über  dem 
Fuss  des  Turmes  eine  3,50  m  lange  und  1  m  hohe  Mauer  (cd)  aus  unregelmässigen  Blöcken, 
die  radial  zu  der  hier  nicht  mehr  erhaltenen  Aussenmauer  verläuft.  Von  einem  Eingang 
lässt  sich  in  den  erhaltenen  Partieen  des  Gebäudes  nichts  mehr  wahrnehmen.  Dagegen 
findet  sich  ein  solcher  noch  in  einer  andern  Turmruine  erhalten,  die  von  den  Landleuten 
Torriet  genannt  wird  und  etwa  1200  m  südöstlich  vom  Dorfe  Zurrico  auf  der  linken  Seite 
der  von  diesem  Dorfe  nach  der  Landspitze  Benhisa  führenden  Strasse  liegt.  Das  kreis- 
förmige Gebäude  hat  einen  Durchmesser  von  12,20  m.  Die  Aussenmauer  steht  auf  der 
Nord-  und  Ostseite  noch  ungefähr  2  m  hoch;  nur  auf  einer  Strecke  im  Südwesten  ist  sie 
nicht  mehr  sichtbar.  Das  Innere  ist  auch  hier  grösstenteils  mit  Schutt  erfüllt.  Die  recht- 
winklige Thüröffnung  im  Norden,  die  mit  einem  länglichen  Steinblock  überdeckt  ist, 
ist  0,85  m  weit  und  1,40  m  hoch.  Man  kommt  durch  dieselbe  heutzutage  in  einen  kleinen 
länglichen  Raum,  der  als  Feldhaus  dient.  Decke  und  grösstenteils  auch  Wände  sind  hier 
modern;  nur  ein  kleiner  Teil  der  letzteren  ist  sicher  antik,  was  aber  doch  darauf  schliessen 
lässt,    dass  das  Innere  des  Turmes   in    einzelne  Gemächer   abgeteilt   war.     Die  Bauart  zeigt 

V 

grosse  Aehnlichkeit  mit  torri-ta-Gauhar,  ist  aber  etwas  un regelmässiger.  Von  ähnlicher 
Bauart  und  Grösse  war  auch  der  jetzt  fast  ganz  zerstörte  Turm  von  Baccari  unmittelbar 
an  der  Strasse,  die  von  Zurrico  nach  Benhisa  führt,  und  zwar  2  Kilometer  südöstlich  von 
ersterem  Orte  gelegen.  Auch  hier  ist  noch  der  grössere  Teil  der  Aussenmauer  sichtbar,  die 
einen  Kreis  von  ungefähr  13  m  Durchmesser  beschreibt.  Diese  hat  im  Westen  noch  eine 
Höhe  von  2,40  m;  sonst  sind  nur  mehr  die  Steine  der  untersten  Lage  sichtbar;  einer  von 
diesen  auf  der  Südseite  zeigt  Einarbeitungen,  die  auf  einen  Eingang  schliessen  lassen.  Im 
Inneren,  das  grösstenteils  zerstört  und  verschüttet  ist,  gewahrt  man  schwache  Spuren  von 
Mauerzügen. 

In  der  Umgebung  von  „Torriet"  finden  sich  zwischen  den  Feldern  viele  ungemein 
grosse  Steinwälle  aufgeschichtet,  die  sich  in  dieser  Gegend  kaum  anders  erklären  lassen,  als 
durch  die  Annahme,  dass  hier  einmal  bedeutende  Ruinen  bestanden  haben.  Vielleicht,  dass 
unter  ihnen  noch  Reste  von  ähnlichen  Anlagen,  wie  die  eben  beschriebenen  Türme  es  sind, 
begraben  liegen.  Auch  in  der  Pluralform  des  Namens  , Torriet'  könnte  man  eine  Hindeutung 
darauf  sehen.  Nachdem  andere  Bauwerke,  mit  denen  diese  Türme  in  Beziehung  gesetzt 
werden  könnten,  (gegenwärtig  wenigstens)  fehlen,  wird  man  diese  wohl  am  ehesten  als  Zu- 
fluchtsstätten oder  befestigte  Wohnplätze  erklären.  Ihre  rohe  und  unregelmässige  Bauart 
weist  in  sehr  frühe  Zeit  und  zeigt  Verwandtschaft  mit  den  im  folgenden  zu  besprechenden 
Mauern  von  Borg-en-Nadur,  die  mit  den  vorher  beschriebenen  Heiligtümern  ohne  Zweifel 
gleichzeitig  sind. 


687 


Borg-en-Nadur. 

Als  Befestigungsanlage  hat  man  wohl  auch  den  grössten  Teil  der  Ruinen  von  Borg- 
en-Nadur  an  dem  Meerbusen  von  Marsa-Scirocco  zu  betrachten.  Sie  liegen  auf  dem  lang- 
gestreckten Höhenzug,  der  zwischen  den  engen  Thälern  Wied-Dalam  und  Wied-ta-Hassartan 
bis  an  die  Cala  San  Giorgio  genannte  Einbuchtung  sich  erstreckt.  Der  letzte  Ausläufer 
dieses  Höhenrückens  tritt  fast  bis  an  das  Meer  heran  und  endigt  bei  einem  kleinen,  jetzt 
verlassenen  Fort,  das  nach  der  ehemaligen  Kirche  S.  Giorgio  benannt  ist.  Er  bildet  hier 
ein  wenig  geneigtes  Plateau  von  20 — 30  m  Höhe,  welches  steil  im  Osten  und  Westen  in 
die  genannten  Thäler,  im  Süden  zum  Meere  abfallt,  während  es  im  Norden  mit  dem  übrigen 
Teil  der  Anhöhe  zusammenhängt. 

Man  hielt  diese  Ruinen  vielfach  für  Reste  des  von  Ptolemaeus  auf  Malta  erwähnten 
Heraklestempels;  doch  ist  es  nicht  sicher,  ob  die  schon  im  16.  Jahrhundert1)  erwähnten 
Ruinen  des  Heraklestempels  bei  Marsa-Scirocco  mit  denen  von  Borg-en-Nadur  identisch  sind. 
Dagegen  beziehen  sich  auf  letztere  einige  Notizen  bei  Abela  (I,  1  §  60)  und  Houel  (IV,  93). 
Die  im  Jahre  1881  begonnenen  Ausgrabungen  wurden  bald  wieder  eingestellt,  ohne  dass 
hierüber  etwas  veröffentlicht  worden  wäre.2) 

Der  bedeutendste  Teil  dieser  Ruinen  (Fig.  11)  liegt  auf  der  Höhe  des  Plateaus  wenig 
über  200  m  von  der  Küste  entfernt.  Man  bemerkt  hier  eine  von  SO.  nach  NW.  verlaufende 
Mauer  (a  b),  welche  in  ihrem  nörd- 
lichen Teile  stark  nach  Westen  um-  ™1S-  11- 
gebogen  ist.  Sie  ist  von  einer 
kurzen  Unterbrechung  abgesehen 
noch  auf  eine  Länge  von  etwa 
58  m  zu  verfolgen,  ihre  Facade, 
die  gegenwärtig  allein  sichtbar  ist, 
wendet  sich  nach  Norden  und  Osten. 
Von  dem  südlichen  Endpunkt  (b) 
dieser  Mauer  zweigt  eine  zweite 
(bc)  nach  Osten  ab,  welche  man 
noch  auf  eine  Länge  von  18  m  s 
erkennen  kann;  sie  zieht  nur  an- 
fangs auf  eine  kurze  Strecke  in 
gerader  Richtung  und  beschreibt 
dann  gleichfalls  einen  nach  Norden 
geschlossenen  Kreisbogen,  dessen  Abschluss  nicht  deutlich  ist.  Diese  Mauern,  die  durch  die 
letzten  Ausgrabungen  nur  in  sehr  unvollkommener  Weise  vom  Schutte  gereinigt  worden 
sind,  sind  in  den  am  besten  erhaltenen  Teilen  noch  31/:* — 4^2  m  hoch.  Ihre  Dicke  scheint, 
soweit  sich  das  noch  bemerken  lässt,  etwa  l1^  m  zu  betragen.    Sie  bestehen  ganz  aus  Stein- 


anlike  Mauer 
'  moderne  Feldmiuer 
rd  Sihullfraae. 


')  Von  Quintinus  Haeduus,  Descriptio  in3ulae  Melitae  col.  2.  in  Graevius,  Thesaurus  antiqui- 
tatum  Siciliae  vol.  XV  und  Fazellus,  De  rebus  Siculis,  prioria  decadis  lib.  1,  cap.  1. 

2)  Ueber  die  Altertümer  von  Borg-fii-Nadur  s.  noch  Vassallo,  Monumenti  antichi  S.  9  ff.  und 
Caruana,  Report  ^.  17  ff. 


688 

blocken,  die  völlig  unbearbeitet  und  ohne  Bindemittel  in  sehr  roher  Weise  geschichtet  sind. 
Die  grössten  Steine  sind  2,20  m  lang  und  0,70  m  dick.  Die  meisten  sind  der  Lauge  nach 
gelegt;  mit  diesen  wechseln  bisweilen  andere  ab,  welche  quer  durch  die  Dicke  der  Mauer 
gehen  und  so  der  Schichtung  Halt  und  Festigkeit  geben.  Einen  ähnlichen  Zweck  erfüllen 
in  der  Facade  der  Mauer  einige  pfeilerartig  aufgestellte  hohe  Steine,  welche  durch  mehrere 
Lagen  durchgreifen.1) 

Im  Innern  der  beiden  bogenförmigen  Mauerabschnitte  ist  jetzt  alles  eine  ordnungslose 
Steinmasse,  in  der  man,  wie  es  scheint,  ohne  Erfolg  nachgegraben  hat.  In  einiger  Ent- 
fernung hinter  diesen  Mauern  lassen  sich  andere  von  sehr  roher  Konstruktion  wahrnehmen 
(kl  u.  ef),  welche  zu  diesen  Bögen  ungefähr  wie  Sehnen  verlaufen.  Was  die  bogen- 
artigen  Mauerzüge  für  einen  Zweck  gehabt  haben,  ist  nicht  ganz  klar.  Am  nächsten  liegt 
es.  sie  für  Teile  von  Türmen  zu  halten,  wenn  auch  ihre  Rundung  keine  vollständige  ge- 
wesen zu  sein  scheint.2) 

Von  der  Steinmasse,  welche  gegenwärtig  das  Ende  des  nordwestlichen  Mauerbogens 
(bei  a)  bedeckt,  zieht  ein  gewaltiger  Steinwall  (g,  g,  g)  in  etwas  gekrümmter  Linie  bis  zum 
westlichen  Rand  des  Plateaus.  Er  zeigt  moderne  Schichtung,  aber  seine  Grösse,  die  weit 
über  die  einer  gewöhnlichen  Feldmauer  hinausgeht,  legt  den  Gedanken  nahe,  dass  er  viel- 
leicht über  alten  Ruinen  errichtet  sei.  Unter  seinen  Fundamenten  gewahrt  man  Blöcke,  die 
antik  zu  sein  scheinen.  Auch  der  hohe  Steinwall  hi  scheint  über  antiken  Mauerresten 
errichtet  zu  sein;  es  ist  nämlich  am  Fuss  der  modernen  Facade  noch  auf  eine  allerdings 
sehr  kurze  Strecke  deutlich  antikes  Mauerwerk  sichtbar. 

Durch  diese  Mauern  und  Wälle,  welch  letztere,  wie  es  scheint,  andere  alte  Mauern 
verbergen,  wird  das  Plateau  von  Borg-en-Nadur  auf  der  Nordseite  abgesperrt,  nur  eine 
kurze  Strecke  östlich  von  f  ist  gegenwärtig  völlig  offen.  Alle  übrigen  Seiten  des  Plateaus 
waren  infolge  des  schroffen  Absturzes  der  Ränder  nur  schwer  zugänglich.  So  hat  es  den 
Anschein,  als  wenn  diese  ausgedehnten  Mauerzüge  mit  den  turmartigen  Anlagen  Teile  einer 
Befestigung  gewesen  wären,  welche  das  Plateau  auf  der  einzigen  von  der  Natur  nicht  ge- 
schützten Seite  verteidigen  sollte. 

Innerhalb  dieser  Mauern  befanden  sich  auf  dem  Plateau  verschiedene  Gebäulichkeiten. 
Ein  Teil  wurde  bei  den  Ausgrabungen  des  Jahres  1881  hinter  der  Mauer  ab  blossgelegt, 
aber  seitdem  wieder  zugeschüttet.  Man  fand  hier  neben  einigen  unregelmässig  verlaufenden 
Mauerzügen  oder  Steinsetzungen  zwei  kleine  Einfriedigungen  von  ovaler  Gestalt  (A  u.  B), 
die  etwa  8  und  10  m  lang  waren.3)  Nach  den  wenigen  Spuren,  die  noch  sichtbar  sind,  zu 
urteilen,  bestanden  sie  aus  ziemlich  kleinen  unbearbeiteten  Blöcken;  wahrscheinlich  gehörten 
sie  teilweise  ursprünglich  Hütten  oder  primitiven  Wohnstätten  an.    Man  sammelte  hier  auch 


1)  S.  Taf.  X,  1,  welche  eine  Ansicht  von  der  (restaurierten)  Facade  der  Mauer  ab  gibt. 

2)  Houel  gibt  folgende  Beschreibung:  (l'edifice)  presente  deux  portions  circulaires  de  douze  ;i 
quatorze  toises  de  diarnetre,  eloignees  l'une  de  l'autre  d'un  de  leur  diarnetre,  et  unies  ensemble  par  un 
mur  en  retour  d'equerre,  dont  un  des  cötes  fait  tangente  et  s'alonge  de  huit  ä  dix  toises  sur  Fun  des 
deux  cercles,  et  l'autre  cöte  fait  rayon  ä  l'autre  portion  du  cercle. 

3)  Sie  sind  verzeichnet  auf  einer  Planskizze,  angefertigt  von  dem  damaligen  Superintendent  of 
Public  Works  E.  L.  Galizia,  die  ich  bei  einem  Photographen  in  Valetta  vorfand,  und  die  zum  Teil  meiner 
Skizze  Fig.  11  zu  Grunde  liegt. 


689 

eine  Anzahl  kleiner  Steinpfeiler  von  zylindrischer  Form,  die  ganz  roh  bearbeitet  sind,    eine 
Länge  von  0,50 — 0,60  m  und  einen  Durchmesser  von  0,20  m  haben. 

Wichtiger  scheinen  die  Anlagen  gewesen  zu  sein,  von  denen  sich  noch  etwa  100  Schritte 
südöstlich  von  b,  gegen  den  Südrand  des  Plateaus  zu,  wenige  Reste  finden,  die  zuerst  von 
Vassallo  (S.  10)  erwähnt  werden.  Hier  bemerkt  man  in  der  Richtung  von  Norden  nach 
Süden  aneinander  angebaut  drei  kleine  Räume  von  sehr  schlechter  Erhaltung  und  unsicherer 
Begrenzung.  Der  nördlichste,  etwa  8  m  lang  und  2  m  breit,  ist  von  länglicher  Gestalt 
und  erstreckt  sich  von  Nordwesten  nach  Südosten.  Die  Wände  bestehen  aus  l1/» — 2  m 
hohen  aufrechtgestellten  Platten,  die  völlig  unbearbeitet  sind.  Die  meisten  von  diesen 
Platten  bilden  mit  einer  ihrer  breiten  Seiten  die  Wand;  dazwischen  sind,  wie  wir  es  bei 
den  Tempeln  zu  beobachten  Gelegenheit  hatten,  andere  eingeschoben,  die  quer  zu  jenen 
gestellt  sind.  Eine  von  den  ersteren  ist  in  ihrem  obersten  Teile  von  einem  runden  Loch 
von  12  — 13  cm  Weite  durchhohrt,  das  künstlich  zu  sein  scheint.  Der  Raum,  der  unmittelbar 
südlich  an  diese  Einfriedigung  anstösst,  ist  noch  kleiner,  von  länglich  viereckigem  Grundriss; 
die  Wände  sind  wieder  durch  aufrechtgestellte,  zum  Teil  bearbeitete  Steinplatten  gebildet. 
L'eberdeckt  ist  derselbe  in  einer  Höhe  von  2  m  über  dem  Boden  durch  eine  einzige  Stein- 
platte, die  4,90  m  lang,  1,50  m  breit,  0,60  m  dick  ist.  In  der  Wand  der  westlichen  Lang- 
seite befindet  sich  eine  1,10  m  weite,  1,50  m  hohe  thürartige  Oeffnung;  doch  ist  es  nicht 
unmöglich,  dass  dieselbe  ursprünglich  geschlossen  war.  Die  östliche  Wand  ist  gegenwärtig 
ganz  modern.1)  Das  Ganze  dient  jetzt  zu  einem  höchst  bescheidenen  Zufluchtsort  für  Hirten 
oder  Schafe.  Südlich  daran  anstossend  scheinen  einige  aufrechtgestellte,  unbearbeitete  Steine, 
von  denen  einer  3,85  m  hoch  ist,  einen  dritten,  kleinen,  viereckigen  Raum  einzuschliessen. 
Man  könnte  annehmen,  dass  diese  kleinen  Ruinen  ursprünglich  einen  Teil  eines  grösseren 
Gebäudes  gebildet  haben,  das  vielleicht  in  dem  westlich  angrenzenden  etwas  erhöhten  Feld 
noch  begraben  liegt.  Ueberhaupt  hat  es  den  Anschein,  als  wenn  systematische  Ausgrabungen 
auf  dieser  Stätte  noch  erhebliche  Ueberreste  zu  Tage  fördern  könnten.  Ueber  die  Be- 
deutung der  zuletzt  erwähnten  sehr  primitiven  Gebäulichkeiten  wage  ich  mich  nicht  zu 
äussern;  ihre  Anlage  zeigt  viele  Uebereinstimmung  mit  der  Steinsetzung,  die  wir  bei  den 
Tempelgebäuden  beobachteten,  und  beweist,  dass  die  Reste  auf  dem  Plateau  von  Borg-en- 
Nadur  derselben  Epoche  angehören  wie  die  bisher  beschriebenen  vorgeschichtlichen  Bauten 
von  Malta. 

Die  maltesischen  Archaeologen  (Vassallo  und  Caruana  a.  a.  O.),  deren  Ansicht  Perrot 
(III,  306)  hier  übernommen  hat,  erblicken  in  der  gesamten  Anlage  von  Borg-en-Nadur  ein 
Heiligtum,  vergleichbar  mit  dem  von  Mnaidra  und  Hagar-Kim.  Wenn  Caruana  sagt,  dass 
von  diesem  Tempel  noch  eine  grosse  Apsis  erhalten  sei,  die  60  (engl.)  Fuss  weit  sei,  so 
meint  er  offenbar  einen  der  erwähnten  bogenförmigen  Mauerteile.  Mir  ist  es  nach  dem 
ganzen  Befund  das  wahrscheinlichste,  dass  dieses  Plateau  ein  befestigter  Platz  gewesen 
ist,  innerhalb  dessen  verschiedene  Gebäulichkeiten,  wohl  Wohnstätten,  gewesen  sind.  Viel- 
leicht befand  sich  unter  diesen  auch  ein  Heiligtum;  doch  lässt  sich  darüber  keine  Klarheit 
gewinnen. 


!)  Sichtbar   mit  der    grossen   Deckplatte    und  den    südlich  davon   befindlichen   antiken  Steinen  auf 
der  Photographie  bei  Caruana,  Report,  zu  S.  1-. 


690 

Indem  man  nun  die  megalithischen  Bauten  auf  Malta  überhaupt  den  Phoenikern  zuschrieb, 
hat  man  die  Ruinen  von  Borg-en-Nadur  mit  dem  von  Ptolemaeus  (Geogr.  IV  c.  3  p.  272  ed.  Wilb.) 
erwähnten  (aber  ohne  Zweifel  schon  in  früherer  Zeit  vorhandenen)  Tempel  des  Herakles 
identifiziert,  welcher  nach  der  Gradangabe  bei  Ptolemaeus  im  südlichen  Teil  von  Malta  gelegen 
haben  muss.  Indessen  kann  die  Annahme,  dass  der  spätere  Heraklestempel  sich  an  der  Stätte  von 
Borg-en-Nadur  befunden  habe,  nicht  bewiesen  werden.  Man  hat  zu  diesem  Zwecke  geltend 
gemacht,  dass  Ciantar  in  seinen  Anmerkungen  zu  Abela  II  not.  2  §  10  berichtet:  es  hätten 
sich  an  der  Stelle,  wo  der  von  Ptolemaeus  genannte  Tempel  sich  befand,  ein  Fussboden  aus 
Steinplatten,  ein  Estrich  aus  Sand,  Kalk,  gestossenen  Ziegelbröckchen  und  Thonscherben, 
sowie  Säulenreste  gefunden.  Nun  gibt  aber  Ciantar  keine  weitere  Andeutung,  wo  er  selbst 
den  Heraklestempel  annimmt,  Abela  aber,  an  dessen  Erwähnung  dieses  Tempels  sich  Ciantars 
Notiz  anschliesst,  erklärt  an  anderem  Orte  (I  not.  1  §  60  u.  I  not.  8  §  61)  ausdrücklich, 
dass  er  diesen  Tempel  nicht  in  Borg-en-Nadur,  sondern  an  einer  anderen  Stelle  der  Bucht 
von  Marsa-Scirocco  suche.  Es  sagt  zwar  auch  Caruana  (Antiquities  of  Hagar-Kim  S.  10), 
dass  bei  den  Ausgrabungen  des  Jahres  1881  in  Borg-en-Nadur  sich  rautenförmige  Ziegel 
und  Säulenteile  gefunden  hätten,  die  auf  ein  Tempelgebäude  späterer  Zeit  schliessen  Hessen, 
aber  diese  Funde  werden  wohl  von  einem  antiken  Gebäude  aus  historischer  Zeit,  das  man 
in  einiger  Entfernung  nördlich  von  Borg-en-Nadur  aufgedeckt  hat,  herrühren.  Ein  hin- 
reichender Beweis  für  die  Lage  des  Heraklestempels  an  dieser  Stelle  würde  die  Angabe  sein, 
dass  die  beiden  auf  Malta  gefundenen  Marmorpfeiler  mit  der  bilinguen  (phoenikisch-griechi- 
schen)  Weihinschrift  an  Melkart-Herakles  aus  den  Ruinen  von  Borg-en-Nadur  stammen. 
Diese  Notiz  findet  sich  bei  Caruana  (Report  S.  34)  und  ist  auch  in  das  Buch  von 
Perrot  (III,  306)  und  das  Corpus  Inscriptionum  Setniticarum  I  n.  122  u.  122  bis  übergegangen. 
Sie  ist  aber  unbegründet;  denn  in  der  ersten  Erwähnung  dieser  Inschriften  in  den  Lettere 
memorabili  von  Bulifon  (IV  S.  129  f.  vom  18.  Dezember  1694)  ist  gar  nicht  angegeben, 
an  welchem  Orte  auf  Malta  dieselben  gefunden  worden  sind. 

Bevor  ich  diese  Ruinen  verlasse,  kann  ich  eine  Bemerkung  über  die  von  Perrot  III, 
fig.  46  abgebildete  Mauer  nicht  unterdrücken.  Perrot  bezeichnet  sie  (S.  110)  als  eine  Mauer 
des  Tempels  von  Borg-en-Nadur  und  will  sie  als  Probe  eines  phoenikischen  Mauerwerks 
rohester  Konstruktion  angesehen  wissen.  Ich  fand  die  von  Perrot  abgebildete  Partie  wirk- 
lich auf  der  Innenseite  des  Mauerzuges  ab  (bei  i,  Fig.  11)  wieder;  die  Schichtung  ist  aber  hier 
durchaus  modern,  wenn  auch  die  Materialien,  wie  die  zwei  grössten  Steine,  zum  Teil  antik 
sein  mögen.  Die  kleine  Thüröffnung,  welche  auf  der  Abbildung  bei  Perrot  zu  sehen  ist, 
führt  gegenwärtig  in  ein  kleines  Feldhaus,  welches  an  der  Stelle  der  antiken  Mauer  hier 
errichtet  ist. 

Wie  die  Mauern  von  Borg-en-Nadur  allem  Anschein  nach  bestimmt  waren,  Wohn- 
stätten zu  umschliessen  und  zu  schützen,  so  haben  sich  die  Reste  von  dorfartigen  Ansied- 
lungen  auch  an  manchen  anderen  Orten  auf  Malta  und  Gozo  vorgefunden. 

Wohnstätten  auf  dem  Corradinohügel. 

Hieher  gehören  vor  allem  die  Ruinen  auf  dem  Corradinohügel  (Cordin)  südlich  gegen- 
über von  der  Stadt  Valetta.  Dieser  Hügel  ist  ein  Ausläufer  der  Hochebene,  welche  die 
ganze   östliche  Hälfte    von  Malta  bildet,    und   springt   in  den    südöstlichen  Teil  des   grossen 


691 

Hafens  von  Valetta  vor.  Oben  ist  er  plateauförmig.  In  der  Umgebung  der  Ruinen  ist 
seine  Oberfläche,  soweit  sie  nicht  von  modernen  Befestigungen  und  Militärbauten  eingenommen 
wird,  ein  unfruchtbares,  steiniges  Land,  das  jedenfalls  auch  in  früherer  Zeit  nicht  kulti- 
vierbar war. 

Diese  Ueberreste  werden  bereits  erwähnt  von  Vassallo,  Monumenti  antichi  (S.  32),  und 
von  Leith  Adams  (a.  a.  0.  S.  248).  Zwei  von  den  Gebäudegruppen,  die  hier  gestanden 
haben,  wurden  im  Jahre  1892  von  A.  A.  Caruana  teilweise  ausgegraben,  der  in  Archaeo- 
logical  Journal  vol.  LIII  (1896)  S.  26  ff.  einen  Bericht  mit  Planskizzen  (von  F.  Vassallo) 
veröffentlichte.  Ich  habe  die  Ruinen  an  Ort  und  Stelle  nochmal  genau  untersucht  und  gebe 
die  von  Caruana  publizierten  Pläne  auf  Grund  der  in  der  Bibliothek  von  Valetta  deponierten 
sehr  zuverlässigen  Originale  in  grösserem  Massstab  mit  wenigen  Ergänzungen  wieder. 

Die  wichtigere  östliche  Gruppe  (Plan  VI)  liegt  auf  dem  Plateau  des  Hügels  nicht 
weit  von  seinem  Nordende,  wo  er  über  der  Landspitze  von  Ras  Hanzir  steil  zum  Meere 
abfällt.  Sie  besteht  aus  einer  Anzahl  von  grösseren  und  kleineren,  länglich-runden  Ein- 
friedigungen, wobei  ein  einheitlicher  Grundriss  nicht  zu  erkennen  ist.  Die  Betrachtung 
wird  dadurch  erschwert,  dass  manche  Teile  dieser  Ruinen  sich  in  stark  zerstörtem  Zustande 
vorfanden,  andere  mangelhaft  ausgegraben  wurden,  wieder  andere  seit  der  Ausgrabung  weiter 
verfallen  sind.  Immerhin  sondern  sich  vier  Räume  im  westlichen  Teil  der  Gruppe  deutlich 
von  den  übrigen  ab.  Sie  liegen  in  einer  von  Nordwest  nach  Südost  sich  erstreckenden  Reihe 
hintereinander  und  stehen  sämtlich  miteinander  in  Verbindung.  Der  äusserste  im  Nord- 
westen (A)  war,  wie  es  scheint,  auf  dieser  Seite  von  Anfang  an  offen,  ohne  dass  man  Spuren 
eines  besonders  angelegten  Eingangs  wahrnimmt.  Er  macht  den  Eindruck  eines  Vorhofes. 
Die  Wand  besteht  stellenweise  aus  auffallend  niedrigen  Steinen  und  war  hier  offenbar  mehr 
dazu  bestimmt,  ihn  zu  begrenzen  als  abzuschliessen.  Ein  Thorweg,  dessen  Seiten  aus  auf- 
rechtgestellten, 1,10 — 1,50  m  hohen  Platten  bestehen  (s.  Taf.  VIII,  2  links),  führt  in  das  an- 
stossende  Gemach  B.  In  den  vordersten  Platten  (a  u.  b),  von  denen  eine  jetzt  umgefallen 
ist,  waren  in  der  Höhe  von  1,10  m  Löcher  angebracht,  die  zum  Durchstecken  eines  hölzernen 
Querbalkens  gedient  haben.  Der  Raum  B  hat  ziemlich  unregelmässige  Gestalt.  Die  west- 
liche Hälfte  war  durch  einen  von  der  Wand  aus  vortretenden  Stein,  der  jetzt  zu  Boden 
liegt,  in  zwei  nischenartige  Teile  geschieden;  die  östliche  Hälfte  hat  ungefähr  das  Ansehen 
einer  Apsis.  Vor  den  nur  mehr  teilweise  sichtbaren  Steinen,  welche  den  hinteren  Teil  dieser 
Apsis  begrenzten,  läuft  eine  niedrigere  Mauer  aus  kleinem  Material  (c — d),  über  die  sich  eine 
1,50  m  hohe  Steinplatte  (e)  erhebt,  die  in  ihrem  oberen  freistehenden  Teil  durchbohrt  ist. 
Der  Zweck  dieser  niedrigeren  Mauer,  durch  welche  die  Ausdehnung  dieser  Apsis  bedeutend 
beschränkt  wird,  ist  nicht  klar;  vielleicht  sollte  sie  eine  Art  Bank  vorstellen.  Im  vorderen 
Teil  der.  Apsis  sind  zwei  Vertiefungen  in  den  Felsboden  eingearbeitet.  Die  eine  (a)  von 
kreisrunder  Gestalt,  ohne  Zweifel  ein  Wasserbehälter,  hat  einen  Durchmesser  von  1  m;  ihre 
Tiefe  lässt  sich  nicht  mehr  erkennen;  die  andere  viereckige  (ß)  ist  nur  mehr  zum  kleinsten 
Teile  sichtbar.1)  Der  Eingang  in  den  nächsten  Raum  C  ist  jetzt  zerstört,  doch  standen, 
wie  es  scheint,  auch  zu  dessen  Seiten  früher  vertikale  Steinplatten.  Gegenüber  von  diesem 
Eingang  öffnet  sich  der  Durchgang  nach  dem  Raum  D,  der  um  20 — 30  cm  höher  liegt  und 
über    eine    zum  Teil    aus    natürlichem  Fels   gearbeitete  Schwelle  (f)    betreten    werden   kann. 


!)  Ansicht  dieser  östlichen  Apsis  von  B  auf  Taf.  VIII.  2. 
Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  92 


692 

Eigentümlicher  Weise  befindet  sich  unmittelbar  hinter  dieser  Schwelle  eine  0,35  m  hohe 
Schranke  (g),  aus  dem  natürlichen  Fels  gehauen,  welche  von  der  Ostseite  des  Durchgangs 
vorspringt  und  diesen  zum  grössten  Teil  versperrt,  so  dass  nur  eine  schmale  Lücke  von 
0,65  m  Weite  bleibt.  Da  die  Mauern  von  D  nur  noch  in  wenigen  Resten  erhalten  sind, 
so  ist  die  Begrenzung  dieses  Raumes  sehr  unsicher.  Auf  der  Ostseite  von  B,  C,  D  und 
stellenweise  auch  auf  der  Westseite  bemerkt  man  Reste  einer  äusseren  Mauer,  welche  diese 
Räume  umzogen  zu  haben  scheint.  Zwischen  dieser  und  den  Innenwänden  war  Füllmasse 
aus  Erde  und  kleinen  Steinen  aufgeschüttet.  Die  Wände  bestehen  in  dem  bisher  betrachteten 
Teil  der  Ruine  alle  aus  aufrechtgestellten  Steinplatten,  die  in  der  Regel  0,70 — 1,20  m  hoch 
und  bis  1,80  m  breit  sind.  Sie  sind  fast  ganz  unbearbeitet;  hie  und  da  bemerkt  man  den 
Rest  einer  höheren  Lage;  meistens  aber  sind  die  Mauern  nicht  viel  über  einen  Meter  hoch. 
Der  pfeilerartige  2  m  hohe  Stein  p  in  der  Mauer  von  C  überragt  weit  die  übrigen.  Der 
Boden  wird  hier  wie  in  der  ganzen  Gebäudegruppe  durch  den  natürlichen  Fels  gebildet; 
er  steigt  nach  Süden  etwas  an. 

Wesentlich  anderen  Charakter  zeigt  die  östliche  Hälfte  der  Ruine.  Die  verhältnis- 
mässig grossen  Räume  F  und  G,  bei  denen  die  starke  Unebenheit  des  Felsbodens  auffällt, 
dürften  Höfe  gewesen  sein,  auf  welche  sich  die  kleineren  Einfriedigungen  E,  H,  K,  J  öffnen; 
alle  haben  ziemlich  unregelmässigen,  mehr  oder  minder  in  Bogenlinie  verlaufenden  Grundriss.1) 
An  der  Südseite  von  K  führen  zwei  Stufen  zwischen  pfeilerartig  aufgestellten  Steinen 
(m  u.  n)  in  einen  nicht  ausgegrabenen  Teil  der  Ruine,  wo  man  noch  Steine  von  bogen- 
förmigen Mauerzügen  aus  der  Erde  aufragen  sieht.  Nur  durch  ein  0,40  m  weites  Pförtchen 
steht  J  mit  G  in  Verbindung.  Vielleicht  vermittelte  ein  solches  auch  (neben  o)  den  Zu- 
gang in  M;  doch  ist  dies  nicht  ganz  sicher.  Fraglich  ist  auch,  wo  ein  Eingang  nach  F 
und  G  führte.  Doch  können  hier  augenscheinlich  nur  zwei  Stellen  in  Betracht  kommen. 
Entweder  betrat  man  diese  Räume  von  aussen  durch  E,  dessen  Ostseite,  wie  es  scheint,  nicht 
durch  eine  Mauer,  sondern  durch  den  natürlichen  Felsen,  der  hier  eine  0,50  m  hohe  Stufe 
bildet,  begrenzt  war,2)  oder  man  konnte  von  D  aus  nach  G  gelangen.  Der  kleine  Raum 
N  ist  nach  allen  Seiten  hin  vollständig  geschlossen.  Das  gleichfalls  sehr  kleine  rundliche 
Gemach  L  konnte  von  Süden  her  durch  einen  engen  Gang  über  zwei  Schwellen  (1, 1)  be- 
treten werden.  Auf  dieser  Seite  haben  sich  die  Gebäulichkeiten,  wie  schon  bemerkt,  noch 
weiter  erstreckt,  ebenso  auch  auf  der  Ostseite,  wo  der  moderne  Festungsgraben  anstösst. 

Die  Mauern  der  zuletzt  beschriebenen  Räume  unterscheiden  sich  von  denen  in  A,  B, 
C  und  D  durch  ihr  kleineres  Material;  sie  bestehen  aus  aufrecht  gestellten  kleinen  Platten, 
häufiger  noch  aus  geschichteten  kleinen  Blöcken  und  Feldsteinen,  zwischen  denen  oft  in 
gewissen  Abständen  grössere  pfeilerartige  Steine  eingefügt  sind,  um  der  Mauer  einen  Halt 
zu  geben.    Stets  sind  auch  hier  die  Steine  unbearbeitet;  nirgends  ist  ein  anderes  Bindemittel 


J)  Nach  Caruana  (Archaeological  Journal  a.  a.  O.  S.  30)  bestand  auch  die  östliche  Hälfte  dieser 
Ruine  ursprünglich  aus  einer  Reihe  von  hintereinander  liegenden  ovalen  Räumen,  deren  mutmassliche 
Begrenzungsmauern  auf  der  Planskizze  bei  Caruana  (a.  a.  0.  S.  29)  durch  Schraffierung  angedeutet  sind. 
Die  wirklich  ausgegrabenen  Mauerzüge  bieten  aber  für  eine  solche  Annahme  keinerlei  Anhaltspunkt  dar. 

2)  Sonst  ist  die  Nord-  und  Westseite  von  E  vollständig  durch  eine  niedrige  Mauer  geschlossen. 
die  Annahme  Caruanas  (Archaeological  Journal  a.  a.  O.  S.  30),  dass  hier  zwischen  i  und  h  ein  Eingang 
gewesen  sei,  daher  nicht  richtig. 


693 

als  Erde  bemerkbar.  Die  Mauern  sind  selten  über  1  m  hoch.  Ist  die  Bauart  in  der  ganzen 
Ruine  eine  ziemlich  rohe,  so  hat  man  doch  auf  die  westliche  Hälfte  (A,  B,  C,  D)  bedeutend 
mehr  Sorgfalt  verwendet,  wie  auf  den  übrigen  Teil.  In  jener  haben  die  Räume  regel- 
mässigere  Form;  sie  sind  grösser  und  aus  grösserem  Material  gebaut  und  repräsentieren 
allem  Anschein  nach  die  wichtigste  Anlage  in  dieser  ganzen  Gruppe. 

Ich  will  hier  in  Kürze  auch  die  zweite  auf  dem  Corradinohügel  ausgegrabene  Gebäude- 
gruppe (s.  Plan  VII)  beschreiben,  die  viel  kleiner  und  noch  schlechter  erhalten  ist  als  die 
erste.  Sie  befindet  sich  etwa  160  Schritte  westlich  von  jener  auf  einer  niedrigeren  Terrasse 
des  Hügels  und  besteht  aus  mehreren  kleinen,  aneinander  angebauten  Einfriedigungen.  Mau 
bemerkt  drei  Eingänge.  Einer  im  Nordwesten  führt  in  zwei  kleine  Gemächer  A  und  B,  aus 
denen  man  durch  einen  kurzen  Gang  in  einen  etwas  grösseren  länglichen  Raum  C  kommt.  Auf 
der  Südostseite  ist  dieser,  gegenwärtig  wenigstens,  nicht  vollständig  geschlossen;  hier  stösst  eine 
unregelmässig  begrenzte  Plattform  D  an,  die  ein  wenig  höher  liegt.  Der  Boden  derselben 
besteht  teils  aus  der  natürlichen  Felsplatte,  zum  Teil  ist  er  erst  künstlich  durch  Pflasterung 
mit  Feldsteinen  (e,  e)  auf  die  Höhe  der  letzteren  gebracht  worden.  Zu  diesem  Platz  führt 
von  aussen  ein  kleines  Pförtchen  auf  der  Westseite  über  die  Schwelle  b.  Neben  D  befinden 
sich  drei  länglich-runde  Räumlichkeiten  E,  F,  G,  von  denen  E  und  F  wenigstens  um  0,30 
— 0,50  m  tiefer  liegen.  Nur  F  ist  —  zum  mindesten  teilweise  —  gegen  D  durch  eine 
Mauer  aus  niedrigen  Blöcken  geschieden;  von  diesem  Raum  ist  noch  eine  Apsis  aus  kleinen 
aufgestellten  Platten  erhalten;  bei  E  ist  die  Grenze  gegenwärtig  nur  durch  den  Niveau- 
unterschied bezeichnet.  Letzterer  Raum  hat  übrigens  einen  besonderen  Eingang  von  aussen 
her,  der  durch  eine  Schwelle  (c)  zwischen  niedrigen  aufgestellten  Platten  gebildet  wird.  Die 
ganze  Anlage  hatte,  wenn  man  von  A  und  B  absieht,  annähernd  ovale  Gestalt  und  war 
wie  es  scheint  von  einer  Umfassungsmauer  umzogen,  von  der  man  auf  der  Südseite  noch 
Reste  bemerkt.  Es  hat  allerdings  den  Anschein,  als  wenn  nicht  die  ganze  Ruinenstätte 
ausgegraben  worden  wäre. 

Bei  diesen  letzteren  Gebäuderesten  bestehen  die  Wände  aus  nebeneinandergesetzten 
unbearbeiteten  Blöcken  oder  aufgestellten  Platten,  die  im  allgemeinen  ziemlich  klein  und 
nicht  über  einen  Meter  hoch  sind.  Man  bemerkt  keine  Spur  einer  höheren  Lage.  Ueber- 
haupt  zeigt  diese  Gruppe  eine  noch  viel  primitivere  Anlage  als  die  vorher  beschriebene  auf 
der  Höhe  des  Hügels. 

Es  finden  sich  auf  dieser  Seite  des  Corradinohügels  noch  andere  nicht  ausgegrabene 
Reste  von  Gebäuden  ähnlichen  Charakters;1)  doch  war  es  mir  nicht  möglich,  mich  genauer 
damit  zu  beschäftigen.  Indes  scheint  es  zweifellos,  dass  sich  hier  einmal  eine  ziemlich 
bedeutende  Ansiedlung  befand. 

Gebäudereste  bei  der  Gigantia. 

Houel  (IV,  78  u.  79,  pl.  CCXLIX  u.  CCLI)  beschreibt  einen  Mauerring,  der  nach 
seiner  Angabe  150  Toisen  westlich  von  der  Gigantia  auf  Gozo  lag.2)  Dieser  war  voll- 
ständig kreisrund    und    hatte  22  Toisen   im  Durchmesser.     Die  Mauer   bestand   aus   grossen 


')  Carnana,  Archaeological  Journal  a.  a.  0.  8.  ~±<    zählt  hier  im  ganzen  .">  megalithische  Anlagen. 
2)  Aach  abgebildet  von  Smyth  in  Archaeologia  XXII   pl.   XXVII;  vgl.  auch  pl.  XXVI. 

92* 


694 

unbearbeiteten  Steinen,  die  abwechselnd  eine  breite  und  eine  schmale  Seite  nach  aussen 
kehrten.  Der  Eingang,  der  eine  Weite  von  7 — 8  Fuss  hatte,  lag  auf  der  Ostseite;  die 
Seiten  desselben  waren  durch  zwei  IS  Fuss  hohe  Platten  gebildet.  Im  Innern  sah  man 
Spuren  von  Mauern,  in  denen  Houel  die  Reste  von  Häusern  erblickte.  Ich  habe  diese  Ruine 
nicht  gefunden;    einige    alte  Mauerreste    aus  unbearbeiteten  Blöcken   oder  Platten,    die   man 

V 

gegenwärtig  etwa  135  m  westlich  von  der  Gigantia  gegen  Casal  Sghara  zu  sieht,  können 
nach  der  von  Houel  angegebenen  Entfernung  kaum  von  diesem  Gebäude  herrühren. 

Was  dieser  Mauerring  für  einen  Zweck  hatte,  lässt  sich  auf  Grund  der  Notizen  Houels 
schwer  sagen,  da  dieser  nur  unausgegrabene  Mauern  sah  und  seine  Angaben  somit  auf  voll- 
ständige Zuverlässigkeit  keinen  Anspruch  machen  können.  Fergusson  vermutet,  dass  er 
wie  die  oben  beschriebenen  Tempelgebäude  dazu  bestimmt  war,  ovale  Räume  einzuschliessen. 
Es  wäre  auch  sehr  wohl  denkbar,  dass  sich  innerhalb  desselben  Wohnplätze  oder  Hütten 
befanden. 

Den  Unterbau  für  eine  Hütte  oder  Wohnstätte  erkenne  ich  in  einem  kleinen  Mauer- 
rest, den  ich  300 — 400  Schritte  westlich  von  der  Gigantia  bemerkte.  Er  hat  die  Gestalt 
eines  Bogens,  dessen  Sehne  5,50  m  und  dessen  Höhe  2  m  misst.  Es  ist  nur  mehr  die 
unterste  Lage  erhalten.  Die  unbearbeiteten  Blöcke  sind  nicht  über  einen  Meter  hoch  und 
bilden  eine  innere  und  eine  äussere  Facade,  während  der  Kern  der  etwa  l1/»  m  dicken 
Mauer  aus  Erde  und  kleinen  Steinen  besteht. 

Gebäudereste  bei  tal-Kaghan. 

Ebenso  wie  in  der  Umgebung  der  Gigantia,  so  trifft  man  auch  bei  der  oben  S.  655 
beschriebenen  Tempelruine  im  Grundstück  tal-Kaghan  Ruinen,  die  ich  als  Reste  von  An- 
siedlungen  ansprechen  möchte.  Zunächst  gilt  dies  von  einer  Anlage,  die  sich  auf  derselben 
niedrigen  Anhöhe  befindet,  auf  welcher  die  genannte  Tempelruine  liegt.  Der  höchste  west- 
liche Teil  dieser  Anhöhe,  der  sich  übrigens  nicht  mehr  als  4  m  erhebt,  bildet  ein  rundliches, 
im  Norden  und  Nordwesten  schroff  abfallendes  Plateau  von  etwa  50  m  Länge  und  30  m 
Breite.  Längs  dem  Südrand  und  dem  Nordrand  desselben  bemerkt  man  auf  der  Höhe  Reste 
von  antiken  Mauerzügen,  hier  von  13  m,  dort  von  17  m  Länge,  welche  ursprünglich  das 
ganze  Plateau  umzogen  zu  haben  scheinen.  Es  sind  nur  ganz  einfache  Steinsetzungen,  be- 
stehend aus  völlig  unbearbeiteten,  vertikalgestellten  Steinen  von  1 — l1^  m  Höhe  und  1 — 2  m 
Breite,  die  ziemlich  lose  nebeneinander  gestellt  sind  und  niemals  als  Grundlage  einer  höheren 
Mauer  gedient  haben  können.  Caruana,  der  diese  Ueberreste  im  Archaeological  Journal, 
June  1896,  S.  140 — 141  (mit  Planskizze  pl.  I  fig.  1)  bekannt  gemacht  hat,  gibt  auf  der 
Südseite  einen  Eingang  an,  von  dem  ich  keine  Spur  fand,  wenn  ein  solcher  auch  im  Süden 
oder  Südosten  gelegen  haben  muss,  da  nur  auf  diesen  Seiten  das  Plateau  zugänglich  ist. 
In  dem  Ganzen  sieht  Caruana  ein  Heiligtum  von  der  Art  der  Gigantia,  doch  ist  für  eine 
solche  Annahme  kein  Grund  vorhanden.  Innerhalb  der  erwähnten  Mauerzüge  ist  gegenwärtig 
nichts  mehr  erhalten;  ich  halte  für  das  wahrscheinlichste,  dass  unter  dem  Schutz  derselben 
einmal  Wohnstätten  errichtet  waren. 

40 — 50  m  südlich  von  diesen  Mauerresten  bemerkt  man  an  der  Abdachung  der  An- 
höhe im  Grundstück  ta-Mrezbiet  eine  kleine  Einfriedigung,  die  einen  regelmässigen  Kreis 
von   10  m  Durchmesser  darstellt.     Sie   war  ebenfalls  gebildet  durch   vertikal  gestellte  unbe- 


695 

arbeitete  Platten  oder  Blöcke  von  1  — 1,50  m  Höhe,  die  gegenwärtig  zum  grössten  Teil 
umgefallen  oder  aus  ihrer  ursprünglichen  Lage  verrückt  sind.  Dagegen  sind  die  flachen 
Fundamentsteine,  die  den  vertikalen  als  Basis  oder  Stütze  dienten,  noch  zum  grösseren  Teile 
an  ihrer  alten  Stelle  und  ermöglichen  es,  den  einfachen  Grundriss  dieses  kleinen  Gebäudes 
festzustellen.  Wenn  Caruana  in  seiner  im  Archaeological  Journal  a.  a.  0.  S.  141  f.  ge- 
gebenen Notiz  sagt,  dass  dasselbe  ovale  Gestalt  gehabt  hätte,  und  es  auch  auf  der  bei- 
gefügten Planskizze  (pl.  I  flg.  2)  so  darstellt,  so  befindet  er  sich  im  Irrtum. 

Die  im  Vorstehenden  als  Reste  von  Wohnstätten  erklärten  Ruinen  sind  zum  Teil  (von 
Caruana)  gleichfalls  als  Heiligtümer  betrachtet  worden,  so  besonders  die  auf  dem  Corradino- 
hügel  und  die  zuletzt  erwähnte  vom  Grundstück  tal-Kaghan.  Am  ehesten  liesse  sich  das 
noch  von  den  eng  miteinander  verbundenen  Räumen  A,  B,  C,  D  in  der  östlichen  Gebäude- 
gruppe auf  dem  Corradinohügel  annehmen,  die  zusammen  eine  Anlage  darstellen,  welche  für 
eine  gewöhnliche  Wohnstätte  in  einer  so  frühen  Zeit  fast  zu  bedeutend  erscheint.  Indes 
warum  sollte  man  hierin  nicht  auch  eine  hervorragendere  Wohnstätte  sehen  und  warum 
sollten  gewisse  architektonische  Eigentümlichkeiten,  die  wir  in  den  Heiligtümern  anzutreffen 
gewohnt  sind,  nicht  auch  in  Wohngebäuden  wiederkehren?  Alle  übrigen  kleinen  Einfrie- 
digungen auf  dem  Corradinohügel  aber,  sowie  die  der  Gebäudegruppe  N  vor  dem  Tempel 
in  Hagar-Kim,  die  so  regellos  nebeneinander  liegen  und  im  einzelnen  selbst  wieder  ziemlich 
unregelmässige  Gestalt  besitzen,  ferner  die  kleinen  runden  Steinsetzungen  innerhalb  der  Be- 
festigung von  Borg-en-Nadur,  in  der  Umgebung  der  Gigantia  und  in  ta-Mrezbiet,  alle  meist 
sorglos  und  aus  ziemlich  kleinem  Material  gebaut,  können  nichts  anderes  sein  als  der  Unterbau 
von  Häusern  oder  Hütten.  Diese  hatten  auf  Malta  also  entweder  kreisrunden  oder  ovalen 
oder  besonders  unregelmässig  länglichen,  immer  aber  in  Kurvenlinien  verlaufenden  Grundriss. 
Was  erhalten  ist,  können  nur  die  Fundamente  oder  der  Unterbau  sein.  Der  obere  Teil 
wird  aus  Erde  oder  Lehm,  die  Bedachung,  die  bei  der  Enge  der  meisten  Räume  keine 
Schwierigkeiten  bieten  konnte,  vielleicht  wie  bei  den  ähnlichen  in  Südostspanien  von  Siret 
ausgegrabenen  Hütten  aus  zusammengebundenem,  mit  Erde  oder  Lehm  überdeckten  Reisig 
bestanden  haben.  Der  Zugang  muss  in  den  nicht  seltenen  Fällen,  in  denen  die  Fundamente 
auf  allen  Seiten  geschlossen  sind,  über  ein  paar  Stufen  erfolgt  sein.  Bisweilen  ist  eine 
zusammengehörige  Gruppe  von  Hütten  oder  Wohnräumen  von  einer  gemeinsamen  Mauer 
umzogen. 

Schliesslich  zähle  ich  noch  einige  kleinere  Baureste  unbestimmten  Charakters  auf,  die 
mir  nur  aus  der  Erwähnung  bei  Schriftstellern,  besonders  bei  Abela  oder  Caruana,  bekannt  sind. 
Grosse  Deckplatten,  die  auf  mehreren  aufrechtgestellten  Steinen  ruhten,  sah  Abela  auf  Malta 
nahe  der  Bucht  von  Marsa-Scala  an  einem  Misakfa  genannten  Orte,1)  sowie  auf  der  Insel 

V 

Gozo  bei  dem  Dorfe  Seukia.2)  Diese  Dinge  erinnern  an  die  mit  grossen  Platten  über- 
deckten Nischen  und  Kammern,  die  sich  in  und  bei  den  Tempeln  gefunden  haben;  auch  der 


J)  Abela  1, 8  §  58 :  vedesi  qui vi  una  gran  pietra  sollevata  da  terra  ed  allogata  sopra  altre  non  men  grandi, 
in  tal  modo,  che  sembra  quasi  un  tetto,  che  cuopra  detto  luogo ;  ove  giacer  possano  piu  persone  comodamente. 

2)  a.  a.  0.  I,  10  S  5:  si  vede  una  grande  srnisurata  pietra,  i  cui  lati  avanzano  ed  eccedono  la  misura  di 
<piindici  piedi;  la  quäle  posa  sopra  quattro  altri  sassi,  alti  da  terra,  quanto  appena  vi  puo  stare  di  sotto 
in  piedi  un  uomo;  si  scorge  altresi  una  pietra  in  forma  di  palls  grandezza  di  mezza  botte. 


696 

Umstand,  dass  man  bei  den  Steinen  von  Seukia  eine  grosse  Steinkugel  gefunden  hat,  könnte 
darauf  hindeuten,  dass  hier  ein  Heiligtum  gewesen  sei  (s.  o.  S.  684).  Andererseits  könnte 
man  bei  diesen  Resten,  ebenso  wie  bei  der  vor  der  Front  der  Mnaidra  gefundenen  Stein- 
kammer (s.  o.  S.  664),  auch  an  dolmenartige  Grabbauten  denken;  doch  lässt  sich  diese  Frage 
nicht  mehr  entscheiden.  —  In  diesem  Zusammenhang  ist  auch  ein  anderes  Denkmal  auf 
Gozo  im  Grundstück  ta-Ghain-Seiba  beim  Dorf'e  Sghara  nordwestlich  von  der  Gigantia  zu 
erwähnen,  das  Caruana  (Archaeological  Journal  1896,  S.  142  pl.  II  fig.  2)  unter  dem  Namen 
Hagra-ta-Sansun  beschreibt  und  abbildet.  Es  ist  eine  unbearbeitete  Steinplatte  von  6,10  m 
Länge,  4,30  m  Breite,  2,10  m  Dicke,  die  mit  ihrem  einen  Ende  am  Boden  aufruht  und  nahe 
ihrem  andern  Ende  durch  grosse  Steine  gestützt  ist,  so  dass  sie  in  ihrer  schiefen  Lage  an 
die  sogenannten  Halbdolmen,  wie  sie  zum  Beispiel  in  Nordafrika  vorkommen,  erinnert. 
Caruana  nimmt  an,  ich  weiss  nicht  mit  welchem  Rechte,  dass  der  Stein  einmal  gleich  den 
o.  S.  685  erwähnten  aufrecht  gestanden  habe.  —  Von  einer  grösseren  Anlage,  die  offenbar  auch 
zu  den  hier  behandelten  Denkmälern  gehört,  spricht  Petit-Radel  in  seinen  Recherches  sur 
les  monuments  cyclopeens  S.  300  ff.  Unter  den  Modellen  kyklopischer  Mauern  in  der 
Bibliothek  Mazarin  von  Paris,  welche  von  Petit-Radel  herrühren,  ist  nämlich  auch  die 
Darstellung  einer  Mauer,  welche  sich  l1/^  Kilometer  nordöstlich  vom  Dorfe  Musta  auf 
Malta  in  einer  Ebene,  die  den  Namen  ,Ebene  der  Giganten'  führte,  befand.  Diese  Mauer, 
welche  eine  Höhe  von  3  m  und  eine  Breite  von  15  m  hatte,  bildete  die  Facade  der  höheren 
von  zwei  Umfassungsmauern,  die  ohne  Anwendung  von  Kalkmörtel  aus  kleineren  unregel- 
mässigen Steinen  geschichtet  waren.  Die  Umfassungsmauern  hatten,  wie  Petit-Radel  bemerkt, 
rechtwinkligen  Grundriss.  —  Ungewöhnlich  grosse  aufgerichtete  Steine  kamen  nach  Abela  in 
der  (mir  nicht  weiter  bekannten)  Gegend  el  Eyun1)  auf  Gozo  und  auf  der  Landzunge 
Marnisi2)  auf  Malta  an  der  Bucht  von  Marsa-Scirocco  nicht  weit  von  Borg-en-Nadur  vor. 
—  Ohne  nähere  Einzelheiten  anzugeben,  erwähnt  endlich  noch  Caruana  das  Thal  von  San 
Dimitri  (Archaeolog.  Journal  a.  a.  0.  S.  142)  im  Nordwesten  von  Gozo,  die  Gegend  der 
Salinabucht  und  die  von  Uardia  bei  der  Paulsbucht  an  der  Nordküste  von  Malta  (Antiquities 
of  Hagar-Kim  S.  8)  als  Fundstätten  solcher  megalithischer  Baureste.3)  Wenn  ich  auch 
diese  letzten  Angaben  nicht  kontrolieren  kann,  so  gab  es  doch  ohne  Zweifel  ursprünglich 
eine  äusserst  grosse  Zahl  von  solchen  Bauwerken  auf  diesen  Inseln.  Houel  sagt  in  seiner 
Reisebeschreibung  (IV,  80),  die  Inseln  seien  voll  von  Gebäuden  dieser  Art;  er  habe  überall, 
wo  er  war,  davon  Reste  gesehen. 

Was   endlich  die    örtliche  Verteilung   von  all  den  bisher  besprochenen  Bauwerken 
anlangt,  so  kommen  sie  auf  Malta  fast  überall  vor,  abgesehen  von  dem  unfruchtbaren  Hügel- 


*)  Abela  I,  10  §  5:  ove  si  trovano  smisurati  pezzi  di  pietre  dirizzate  in  su;  alcune  delle  quali  sono 
ili  due  canne  di  lunghezza,  con  qualche  parte  di  muro  composto,  e  fabbricato  di  grossissimi  sassi  allogati 
e  posti  1'  uno  sovra  1'  altro  senza  mescolamento  di  calce.  o  d'  altra  materia. 

2)  a.a.O.  I,  1  §  59:  nel  luogo  chiamato  el-Ghar  si  veggono  alcune  pietre  di  smisurata  grandezza  solle- 
vate:  vestigj  d'  antiche  fabbricbe  di  Giganti,  simili  a  quei  macigni,  che  si  trovano  nella  contrada  di  casal 
Eubir,  e  nell'  isola  del  Gozo,  nella  contrada  appellata  Sceukia. —  Adams  a.  a.  0.  S.  248  bemerkt,  dass 
man  da  und  dort  in  der  Gegend  um  Marsa-Scirocco  die  Spuren  von  früher  ausgedehnten  Anlagen  von 
der  Art  von  Hagar-Kim  und  Mnaidra  wahrnehmen  könne. 

3)  Eine  Zusammenstellung  von  Fundstatten  noch  nicht  erforschter  megalithischer  Altertümer  auf 
Malta  gibt  Caruana,  Framinento  oritico  della  storia  di  Malta  S.  156. 


697 

land  des  Westens,  auf  Gozo  besonders  in  der  Ebene,  welche  den  Mittelpunkt  dieser  Insel 
bildet,  und  auf  unmittelbar  südlich  und  nördlich  an  sie  anstossenden  Hochflächen.  Mit  den 
Heiligtümern  scheinen  zum  Teil  kleinere  Ansiedlungen  verbunden  gewesen  zu  sein,  so  mit 
dem  von  tal-Kaghan,  mit  der  Gigantia  und  wohl  auch  mit  Hagar-Kim.  Es  könnte  auffallen, 
dass  nicht  selten  diese  Anlagen  sich  in  ganz  rauhen  und  sterilen  Oertlichkeiten,  allerdings 
nicht  sehr  weit  vom  fruchtbaren  Kulturlande  befinden;  wichtiger  für  die  Beurteilung  der 
frühesten  Kultur  von  Malta  ist  es,  dass  gerade  die  bedeutendsten  Niederlassungen,  die  vom 
Corradinohügel  und  von  Borg-en-Nadur,  in  nächster  Nähe  des  Meeres,  an  den  Haupthäfen  von 
Malta,  der  Marsa  grande  und  der  Marsa-Scirocco,  liegen. 

Künstliche  Aushöhlungen  im  Felsen. 

Als  Wohnstätten  haben  in  der  Periode,  die  uns  hier  beschäftigt,  ohne  Zweifel  auch 
viele  der  natürlichen  Grotten  gedient,  die  sich  auf  Malta  so  häufig  finden.  Nachgrabungen 
in  der  grossen  Höhle  Ghar-Dalam,  die  nahe  bei  den  Ruinen  von  Borg-en-Nadur  an  der 
Nordseite  des  Wied-Dalam  liegt,  haben  ausser  den  Resten  diluvialer  Fauna  auch  zahlreiche 
Bruchstücke  von  Thongefässen  ergeben,  die  zum  Teil  wenigstens  mit  den  eben  beschriebenen 
Bauwerken  offenbar  gleichzeitig  sind.1)  Ebenso  lässt  sich  von  vornherein  annehmen,  dass 
man  schon  in  frühen  Zeiten  im  weichen  Kalkstein,  aus  dem  die  Inseln  der  Maltagruppe 
bestehen,  künstliche  Grotten  als  Wohnungen  für  Lebende  oder  Tote  angelegt  hat.  Bei 
einigen  der  vielen  Ausarbeitungen  im  Felsen,  die  man  auf  Malta  antrifft,  lässt  sich  wenig- 
stens vermuten,  dass  sie  der  in  Rede  stehenden  Epoche  angehören. 

Unmittelbar  unter  dem  Plateau  des  Hügels  von  el-Alia,  der  3—4  Kilometer  nord- 
westlich von  Hagar-Kim  liegt,  ist  neben  der  Kirche  S.  Lorenzo  eine  im  achtzehnten  Jahr- 
hundert entdeckte  (Ciantar  I,  8  §  40)  geräumige  Grotte  in  dem  Felsen  ausgehauen.  Man 
betritt  sie  vom  östlichen  Abhang  des  Hügels  aus  durch  einen  4,60  m  langen,  1,40  m 
breiten  und  etwa  3,00  m  hohen  Gang  (aa)  (s.  Fig.  12).  Der 
Grundriss    des   Innenraums,    welch    letzterer    eine    Höhe    von    etwa  Fig.  12. 

2  m  hat,  zeigt  eine  unregelmässige  Rundung  von  10 — 11  m  Durch- 
messer. Die  Decke  wird  von  vier  gewaltigen  Säulen  aus  natür- 
lichem Fels  (b,  b,  b,  b)2)  getragen,  welche  man  bei  der  Aus- 
höhlung des  Raumes  stehen  gelassen  hat.  Sie  ist  in  flacher 
Wölbung  ausgehauen,  doch  ist  dies  in  ganz  roher  Weise  ge- 
schehen, wie  man  sich  auch  nicht  die  geringste  Mühe  gegeben 
hat,  die  grossen  Unebenheiten  der  Wände  abzuarbeiten ;  auch 
können  die  Säulen  nur  annähernd  rund  genannt  werden.  Zwischen 
den  letzteren  ist  in  der  Decke  eine  rechtwinklige  Oeffnung  von 
etwa  2  m  Länge  und  0,80  m  Breite  angebracht,  welche  gegen 
das    eine  Ende    zu    noch    etwas    erweitert   ist.     Dadurch    steht  die 

Grotte  mit  dem  Plateau,  das  die  Oberfläche  des  Hügels  bildet,  in  Verbindung.  Diese  Oeff- 
nung,  die,   wenn  sie  antik   ist,   als  Rauchloch  oder  Fenster  gedient  haben  könnte,    gibt  der 


M  8.  unten. 

-i  Sie  haben  5 — <>  ru  Umfang. 


698 

Annahme  Raum,  dass  wir  es  hier  mit  einer  Wohnung  zu  thun  haben.  Die  Roheit  und 
primitive  Einfachheit  der  Anlage  haben  mich  veranlasst,  diese  hier  anzuführen.  Abela 
(I,  8  §  40)  erwähnt  bei  der  genannten  Kirche  S.  Lorenzo  grosse  Steine  (pietre  grandi)  und 
Spuren  eines  grossen  antiken  Gebäudes;  auch  im  benachbarten  Thale  von  Gorghenti  sollen 
sich  ähnliche  Ueberreste  gefunden  haben  (a.  a.  0.  §  36):  doch  habe  ich  darüber  nichts 
mehr  in  Erfahrung  bringen  können.  Eine  andere  Grotte,  die  nach  der  Beschreibung 
Ciantars  (I,  4  §  30)  zu  schliessen,  der  eben  beschriebenen  ähnlich  gewesen  sein  muss,  fand 
sich  zwischen  Zebbug  und  Siggewi  auf  Malta;  eine  dritte  auf  Gozo,  erwähnt  Houel  (IV,  86): 
ein  enger  Gang  von  25  Fuss  Länge  führte  in  einen  Saal  von  30  Fuss  Durchmesser;  in  der 
Mitte  desselben  stand  ein  Pfeiler,  welcher  die  Decke  hielt;  im  Grunde  öffneten  sich  zwei 
weitere  Gänge,  die  Houel  aber  nicht  verfolgen  konnte. 

Andere  künstliche  Aushöhlungen  im  Felsen  müssen  hier  noch  berührt  werden,  da  sie 
in  nächster  Nähe  der  megalithischen  Ruinen  von  Borg-en-Nadur  sich  befinden  und  vielleicht 
mit  diesen  in  irgend  einer  Beziehung  stehen.  Unter  dem  Südabfall  des  Plateaus  von  Borg- 
en-Nadur  springt  nämlich  eine  flache,  ganz  niedrige  Felsplatte  wie  eine  Landzunge  zwischen 
zwei  kleinen  Einbuchtungen  auf  eine  kurze  Strecke  ins  Meer  vor.  Auf  dieser  Felsplatte 
bemerkt  man  eine  grosse  Anzahl  von  runden  Vertiefungen  oder  Schachten,  die  sich  glocken- 
förmig nach  unten  erweitern.  Ihre  Zahl,  die  sich  jetzt  nicht  mehr  angeben  lässt,  wurde 
von  Adams1)  auf  70 — 80  geschätzt.  Der  Durchmesser  der  kreisrunden  Oeffnung  schwankt 
etwa  zwischen  0,40  und  0,60  m.  Die  Tiefe  konnte  ich  bei  keiner  dieser  Aushöhlungen 
mehr  vollständig  ermitteln,  da  sie  alle  mehr  oder  minder  mit  Schutt  gefüllt  sind.  Dieselbe 
scheint  indes  nicht  viel  über  1,20  m  zu  betragen,  und  es  beläuft  sich  in  einer  solchen  Tiefe 
der  horizontale  Durchmesser  des  Schachtes  auf  etwa  2  m.  Diese  Aushöhlungen  sind  so 
nahe  beieinander  angelegt,  dass  in  der  eben  genannten  Tiefe  die  trennende  Felsmasse 
zwischen  den  einzelnen  nur  0,20 — 0,30  m  dick  ist.a)  An  demselben  Orte  sieht  man  alte 
Wagengeleise,  die  zum  Teil  über  die  Vertiefungen  hingehen.  Sie  ziehen  quer  über  den 
Küstenvorsprung  und  verlieren  sich  nach  beiden  Seiten  hin  im  seichten  Wasser  der  erwähnten 
Einbuchtungen.  Früher  war  die  Fortsetzung  dieser  Geleise  auch  jenseits  der  einen  dieser 
Buchten  noch  sichtbar.3)  Ohne  Zweifel  ist  hier,  nachdem  diese  Schachte  und  Geleise 
bereits  bestanden,  das  Meer  bedeutend  in  das  Land  eingedrungen,  was  freilich  noch  keinen 
Scbluss  auf  das  Alter  derselben  gestattet.  Runde  Oeffnungen  von  ähnlichen  Aushöhlungen 
(6  an  der  Zahl)  gewahrt  man  unmittelbar  unter  dem  Westrand  des  Plateaus  von  Borg- 
en-Nadur  auf  einer  niedrigeren  Terrasse  des  Abhangs  im  Felsboden.  Nur  zwei  davon  sind 
zugänglich.  Die  eine  erweitert  sich  zu  einem  gewöhnlichen  glockenförmigen  Schacht  von 
1,70  m  Tiefe,  dessen  horizontale  Grundfläche  einen  Durchmesser  von  2,30  m  hat.  Die  andere 
Aushöhlung  (s.  Fig.  13)  hat  im  allgemeinen  dieselbe  Form,  ist  aber  in  ihrem  unteren  Teile  durch 
eine  0,10  m  dicke  und  1  m  hohe  im  Felsen  ausgesparte  Zwischenwand  in  zwei  gleich  grosse 
Hälften  geteilt,  welche  sich  als  längliche  wannenförmige  Behälter  darstellen.     Auf  der  einen 


J)  Nile  valley  and  Malta  S.  249. 

2)  Von  einem  Bewurf  oder  Ueberzug  der  Wände  konnte  ich  nichts  ■wahrnehmen;  dagegen  sagt 
Abela  I,  1  §  60,  der  diese  Vertiefungen  zuerst  erwähnt,  dass  sie  mit  Erdpech  (bitume)  überzogen  gewesen 
seien;  Vassallo  (Dei  monumenti  antichi  di  Malta  S.  11)  wollte  Feuerspuren  an  denselben  bemerkt  haben. 

3)  Adams  a.  a.  O.  S.  249. 


699 

Seite  der  Scheidewand  bemerkt  man  einen  Vorsprung  zum  Aufsetzen,  auf  der  anderen  eine 
Einarbeitung  zum  Einsetzen   des  Fusses,  wodurch  das  Herabsteigen  erleichtert  wurde.1) 

Einfache  glockenförmige  Aushöhlungen  haben  auf  Malta  in  alter  und  neuer  Zeit  als 
Zisternen  gedient;  dass  aber  die  beschriebenen  Vertiefungen  auf  der  Felsplatte  am  Meere 
einen  solchen  Zweck  gehabt  haben  sollen ,  das  ist  ganz  unwahrscheinlich ,  und  sicher  war 
das  nicht  der  Fall  bei  der  zuletzt  erwähnten 

(Fig.   13).     Man    wird   bei  diesen  Aushöhl-  FiS-  13- 

ungen  wohl  an  Vorratsräume  (Silos)  oder 
vielleicht  eher  an  Gräber  denken  müssen.2) 
So  begegnen  glockenförmige  Schachte, 
welche  mit  denen  auf  Malta  verglichen 
werden  können,  auf  der  Insel  Pianosa,  wo 
sie  neben  Grotten  gefunden  werden,  die  in 
vorgeschichtlicher  Zeit  als  Gräber  gedient 
haben;  auch  hier  treten  sie  in  Gruppen  auf.3) 

Die  Gräber  der  vorgeschichtlichen  Bevölkerung  von  Malta  sind  bis  jetzt  noch  nicht 
mit  Sicherheit  nachgewiesen.  Die  Mehrzahl  der  Gräber,  welche  Caruana  in  seinem  Buche 
„Ancient  pagan  tombs  and  Christian  cemeteries  of  Malta"  anführt,  gehört  ohne  Zweifel 
dem  punischen,  römischen  oder  christlichen  Altertum  an.4) 


_3     ,____ 

to 

\ 

Grundriss 

Durchschnitt  über  ab 

0             1 

Bildwerke. 

Es  ist  schon  bei  Beschreibung  der  Tempel  von  der  einfachen  Ornamentierung  die  Rede 
gewesen,  welche  auf  besonders  bevorzugten  Steinen  der  Gebäude  angebracht  wurde.  In  der 
Regel  bestand  diese  zwar  nur  aus  dem  von  mir  so  genannten  Punktornament,  nur  in  wenigen 
Fällen  begegneten  Spiralen  und  konische  Gegenstände  in  flachem  Relief,  vereinzelt  war  die 
Darstellung    eines  Pflanzenornaments    und    eines  Tieres    in  primitivem  Relief.     Diesen  deko- 


1)  Die  runde  Eingangsöffnung  hat  nur  einen  Durchmesser  von  0,45  m.  Die  eine  Hälfte  der  Aus- 
höhlung ist  jetzt  um  0,30  m  tiefer  als  die  andere;  doch  scheint  die  Tieferlegung  derselben  erst  nach- 
träglich erfolgt  zu  sein,  da  sie  im  untersten  Teile  rohere  Arbeit  zeigt.  Vielleicht  sind  auch  die  Ein- 
arbeitungen, die  man  auf  der  Höhe  der  Scheidewand  sieht,  spätere  Hinzufügung.  Diese  ist  nämlich  in 
der  Mitte  von  einer  6  cm  tiefen  Rinne  durchschnitten;  ferner  ist  nahe  dem  rechten  und  dem  linken  Ende 
der  Zwischenwand  oben  auf  derselben  je  eine  rechteckige  Vertiefung  von  2  cm  Breite,  5  cm  Länge  und 
wenigstens  9 — 10  cm  Tiefe  angebracht. 

2)  Auf  dem  Mtarfahügel  bei  Citta  Vecchia  und  beim  Kastell  von  Rabato  auf  Gozo  haben  sich  ähn- 
liche glockenförmige  Aushöhlungen  gefunden,  die  in  grösserer  Zahl  nebeneinander  lagen,  aber  vielfach 
miteinander  in  Verbindung  gesetzt  waren.  Manche  von  ihnen  sind  auch  als  Gräber  benützt  worden; 
indes  deutet  hier  schon  die  Oertlichkeit  darauf  hin,  dass  sie  einer  späteren  Zeit  angehören;  s.  Caruana, 
Ancient  pagan  tombs  and  Christian  cemeteries  of  Malta  pl.  XV  u.  XVI. 

3)  Chierici,  Gl'  Iberici  in  grotte  artificiali,  in  fondi  di  capanne  e  in  caverne  im  Bulletino  di  Palet- 
nologia  Italiana  VIII  (1882)  S.  12  tav.  I  fig.  E.  —  Halbkugelförmige  und  glockenförmige  Gräber  mit 
Eingangsöffnung  in  der  Deckenwölbung  finden  sich  z.  B.  auch  auf  Cypern;  s.  Ohnefalsch-Richter,  Kypros 
Taf.  CCLXX  u.  CCLXXII. 

4)  Am  ehesten  könnte  man  noch  seiner  Anlage  nach  das  wiederholt  (auch  bei  Perrot,  Histoire  de 
l'art  III  fig.  1G2  u.  163)  abgebildete  Schachtgrab  von  Tall-Hor  auf  Malta  in  die  vorgeschichtliche 
Epoche  verweisen,  bei  welchem  die  Kleinheit  und  der  fast  kreisrunde  Grundriss  der  Kammer  gegen  die 
Annahme  phönikischen  Ursprungs  sprechen. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  93 


700 

rativen  Versuchen  reihen  sich  einige  Bildwerke  aus  Stein  und  Terrakotta  an,  welche  teils 
in  den  Tempeln  gefunden  wurden,  teils  aus  anderen  Rücksichten  der  ältesten  Kultur  von 
Malta  zuzuschreiben  sind. 

Am  bekanntesten  waren  bisher  sieben  kleine  Statuetten  von  0,17 — 0,22  m  Höhe 
aus  Kalkstein  von  Malta  (s.  Taf.  X,  2),  welche  in  Raum  A  von  Hagar-Kim  (s.  o.  S.  666) 
gefunden  wurden.1)  Vier  von  diesen  Figuren  sind  nackt,  sie  befinden  sich  in  kauernder 
Stellung  über  einer  ganz  niedrigen,  ovalen  Basis.  Die  Hände  ruhen,  soweit  sie  angedeutet 
sind,  auf  den  Oberschenkeln  oder  sind  in  den  Schooss  gelegt.  Zwei  sind  sitzend  dargestellt. 
Von  diesen  scheint  die  eine2)  mit  einem  langen  Gewand  bekleidet,  das  von  der  Brust  bis 
zu  den  Füssen  reicht;  die  Arme  sind  gegen  die  Mitte  des  Leibes  hin  gerichtet.  Auch  die 
andere  sitzende  Figur3)  trägt  ein  langes  Gewand,  unter  dem  die  untere  Hälfte  des  Körpers 
vollständig  verschwindet.  Deutlich  ist  hier  auch  ein  tief  auf  die  Brust  herabfallendes  Hals- 
band sichtbar.  Stehend  dagegen  war  wohl  die  grösste  unter  diesen  sieben  Statuetten4) 
gedacht,  deren  Beine  abgebrochen  sind.  Ob  die  Streifen  und  Striche,  welche  um  die  Mitte 
des  Leibes  sich  ziehen,  Kleidung  andeuten,  lässt  sich  nur  vermuten.  Bei  vier  Stücken  sind 
die  Köpfe,  wie  man  deutlich  sieht,  abgebrochen;  bei  zweien5)  bemerkt  man  an  der  Stelle, 
wo  der  Hals  an  den  Körper  ansetzt,  eine  konkave  Vertiefung  und  dabei  einige  kleine  Löcher, 
die  offenbar  zum  Einsetzen  und  Befestigen  eines  besonders  gearbeiteten  Kopfes  dienten.  Die 
Roheit  der  Arbeit  ist  ganz  ausserordentlich  und  zeigt  sich  besonders  in  der  Bildung  der 
Extremitäten.  Nur  in  ein  paar  Fällen  sind  die  Finger  oder  Zehen  angedeutet,  sonst  endigen 
Arme  und  Beine  in  spitzzulaufende  formlose  Stummel.  Auffallend  ist  das  Bestreben,  gewisse 
Teile  des  Körpers,  besonders  Waden  und  Oberschenkel,  ungewöhnlich  dick  darzustellen. 
Auch  die  Brust  ist  bei  allen  sehr  entwickelt,  aber  das  Geschlecht  bei  der  Mehrzahl  nicht 
erkennbar.  Weiblich  sind  ohne  Zweifel  die  sitzenden  Figuren ,  wie  die  lange  Gewandung 
und  der  Halsschmuck  andeuten.  Bei  den  anderen  ist  dies  wahrscheinlich.  Ausser  diesen 
Steinfiguren  haben  sich  in  demselben  Räume  noch  zwei  Terrakottastatuetten  gefunden.6) 
Die  eine  (Tafel  XI,  1),  bei  der  der  Oberkörper  vollständig  abgebrochen  ist,  entsprach  an 
Gestalt  und  ungefähr  auch  an  Grösse  (noch  7  cm  hoch)  den  nackten  kauernden  Stein- 
figuren. Die  Hände  sind  an  die  Oberschenkel  angelegt.  Die  andere  Statuette  (Tafel  XI,  2), 
noch  13  cm  hoch,  stellt  eine  nackte,  stehende  weibliche  Figur  dar.  Kopf  und  Füsse  sind 
abgebrochen.  Von  den  Armen,  bei  denen  nicht  einmal  die  Hände  angedeutet  sind,  ist  der 
linke  unterhalb  der  sehr  voll  gebildeten  Brüste  quer  über  den  Leib  gelegt,  der  andere  gegen 
den  Oberschenkel  zu  abwärts  gesenkt.  Auch  diese  Figuren  sind  von  sehr  roher  Arbeit;  der 
Thon  ist  auf  der  Aussenseite  geglättet  und  glänzend;  er  zeigt  hier  rötliche  Farbe. 


1)  Sie  sind  erwähnt  bei  Vance  a.  a.  0.  S.  231  u.  234;  Vassallo,  Monumenti  antichi  S.  22;  Caruana, 
Report  S.  10,  30  f.  (mit  Abbildung;  danach  Taf.  X,  2);  Perrot  III,  305  (und  Fig.  230  u.  231  nach  Caruana); 
Caruana,  Antiquities  of  Hagar-Kim  S.  5  f. 

2)  Taf.  X,  2;  letzte  Figur  der  unteren  Reihe. 

3)  Taf.  X,  2;  dritte  Figur  der  unteren  Reihe. 

4)  Taf.  X,  2;  mittlere  Figur  der  oberen  Reihe. 

5)  Taf.  X,  2;  erste  Figur  der  oberen  Reihe  und  zweite  Figur  der  unteren  Reihe. 

6)  Erwähnt  von  Vance  (a.  a.  O.  S.  234)  und  Caruana  (Antiquities  of  Hagar-Kim  S.  5),  aber  noch 
nicht  abgebildet.     Alle  diese  neun  Figuren  befinden  sich  gegenwärtig  im  Museum  von  Valetta. 


701 

Bei  der  Ausgrabung  der  Gigantia  wurden  zwei  Köpfe  (Tafel  XI,  3)  entdeckt,  welche  am 
Fuss  der  Aedicula  neben  dem  konischen  Stein  lagen.1)  Sie  sind  17  und  18  cm  hoch  und 
aus  dem  Stein  der  Insel  gefertigt.  Die  Arbeit  ist  eine  sehr  grobe;  so  ist  der  Mund  bei 
dem  grösseren  Kopf  gar  nicht,  bei  dem  kleineren  nur  oberflächlich  durch  einen  horizontalen 
Strich  angedeutet.  Auch  diese  Köpfe  zeigen  ungemein  volle  Formen ,  insbesondere  beim 
grösseren  ist  das  Gesicht  von  unförmlicher  Dicke.  Das  Haar  fällt  in  ungegliederter  Masse 
zu  beiden  Seiten  des  Kopfes  bis  unter  die  Stelle  der  (nicht  sichtbaren)  Ohren  herab;  nur 
beim  grösseren  Kopf  sind  die  Locken  durch  eingravierte ,  vom  Scheitel  nach  unten  sich 
schlängelnde  Linien  angegeben.  Diese  Köpfe  waren  selbständig,  nicht  als  Teile  einer  Statue 
gearbeitet.  Der  Hals  ist  bei  beiden  unten  durch  eine  (beim  grösseren  Kopf  sehr  unebene) 
Fläche  abgeschlossen,  auf  welcher  der  Kopf  aufrecht  steht. 

Ausser  diesen  Köpfen  soll  noch,  wie  Caruana  (Report  S.  8)  bemerkt,  eine  grosse 
Büste,  die,  so  viel  ich  bemerken  konnte,  aus  gewöhnlichem  Kalkstein  besteht,  in  der 
Gigantia  gefunden  worden  sein  (Tafel  XI,  4).  Sie  hat  eine  Höhe  von  0,52  m.  Das  Gesicht, 
das  in  der  Gegend  der  Backenknochen  ungewöhnlich  voll  und  breit  gebildet  ist,  läuft  gegen 
das  Kinn  fast  spitz  zu.  Nase  und  Mund,  welch  letzterer  ursprünglich,  wie  es  scheint, 
nur  ganz  schwach  angedeutet  war,  sind  jetzt  abgestossen;  die  Augen,  von  mandelförmiger 
Gestalt,  sind  stark  in  die  Länge  gezogen;  in  dicker  Masse  fällt  das  Haar  auf  Nacken  und 
Schultern.  Darüber  liegt  eine  eigentümliche  Kopfbedeckung,  die  sich  schleierartig  rückwärts 
bis  zum  Nacken  hinunter  erstreckt.  Die  Ränder  derselben  sind  nach  aufwärts  gebogen, 
wie  bei  der  ganz  ähnlichen  Bedeckung  eines  übrigens  ziemlich  jungen  Kalksteinkopfes  aus 
Cypern  (Perrot,  Histoire  de  l'art  III  fig.  369).  Ausserdem  trägt  die  Figur  ein  Halsband, 
dessen  Glieder  ungefähr  rautenförmige  Gestalt  haben.  Am  Oberkörper  sind  noch  die  Brüste 
wiedergegeben,  eine  Andeutung  der  Arme  fehlt. 

Endlich  möchte  ich  noch  wegen  der  ausserordentlichen  Roheit  der  Arbeit  an  dieser 
Stelle  ein  Relief  (Tafel  XI,  5)  erwähnen,  das  ich  in  einem  Winkel  des  Museums  von  Valetta 
auffand.  Es  ist  eine  0,84  m  lange  und  bis  0,38  m  breite  Platte  aus  Kalkstein,  wie  es 
scheint  Stein  von  Malta,  auf  der  eine  stehende  Figur  dargestellt  ist.  Ganz  flüchtig  sind 
die  Beine  und  der  Unterleib  angedeutet.  Zu  beiden  Seiten  des  Oberkörpers  scheinen  ver- 
hältnismässig bedeutende  Erhöhungen  die  Brüste  (oder  die  vorgestreckten  Arme?)  zu  mar- 
kieren. Besonders  grob  und  eckig  ist  die  Bildung  des  Kopfes.  Die  Begrenzung  der  Stein- 
platte nimmt  auf  die  Körperformen  Rücksicht.  Ueberhaupt  scheint  das  Ganze,  wenn  auch 
als  Relief  ausgeführt,  doch  wie  eine  Statue  verwendet  und  aufgestellt  worden  zu  sein.  In 
der  That  steht  auch  die  Platte  auf  ihrem  unteren  Ende  frei  aufrecht.3) 

Diese  Ueberreste  der  ältesten  Skulptur  von  Malta  haben  einen  höchst  eigentümlichen 
Charakter.  Am  auffallendsten  ist  das  Bestreben ,  den  Körperformen  eine  unmässige  Fülle 
und  Dicke  zu  geben,    wie  es  sich  besonders   bei  den  Steinfiguren  von  Hagar-Kim,    bei  der 


*)  In  sehr  ungenügender  Weise  abgebildet  bei  La  Marmora  pl.  I  p'  p";  unsere  Photographie  (Taf.  XI,  3) 
nach  einer  neuen  Aufnahme  der  gleich  der  Büste  Taf.  XI,  4  in  der  öffentlichen  Bibliothek  von  Citta 
Vittoria  (Rabato)  auf  Gozo  aufbewahrten  Originale. 

2)  Der  Vollständigkeit  halber  erwähne  ich  noch  eine  kleine  Steinplatte  mit  einer  eingravierten, 
mir  unverständlichen  Zeichnung,  die  gleichfalls  in  der  Gigantia  am  Fuss  der  Aedicula  gefunden  wurde 
(La  Marmora  in  Monuments  inedits  a.  a.  0.  pl.  1  fig.  i;  d'Avezac,  lies  d'Afrique  pl.  27  fig.  2). 

93* 


702 

kauernden  Thonfigur  aus  demselben  Tempel  und  bei  den  beiden  Köpfen  aus  der  Gigantia 
offenbart.  Eine  entsprechende  Erscheinung  bieten  bekanntlich  einige  Erzeugnisse  der  ägii- 
ischen  Inselkunst.  So  zeigt  sich  diese  Dicke  der  Oberschenkel  und  Gesässteile  bei  zwei 
Marmorfigürchen,  die  in  der  Umgebung  von  Sparta  gefunden  wurden  und  welche  gleichfalls 
hockend  oder  sitzend  gedacht  sind.1)  Ebenso  lässt  sich  bei  einem  in  Delphi  gefundenen 
Idol  ähnliches  beobachten.2)  Nun  aber  erkennt  man  auch  in  der  stehenden  Thonfigur  von 
Hagar-Kim  (Taf.  XI,  2)  eine  gewisse  Uebereinstimmung  mit  dem  gewöhnlichen  Typus  der 
ägäischen  Inselidole,  und  weitere  Berührungspunkte  zu  den  Statuetten  von  Hagar-Kim  ver- 
raten die  Marmorfiguren  aus  der  Nekropole  von  Hagios  Onuphrios  bei  Phästos  auf  Kreta, 
welch  letztere  gleichfalls  der  durch  die  Inselfiguren  vertretenen  Kultur  angehört  und  durch 
ihre  Beziehungen  zu  Aegypten  (12.  Dynastie)  und  zu  theräischen  Funden  eine  annähernde 
chronologische  Bestimmung  erhält.3)  Bei  den  Statuetten  von  Phästos  sind  auch  die  Beine 
bisweilen  nur  durch  spitzzulaufende  Stummel  angedeutet;  bei  einer  derselben4)  scheinen 
Rillen,  die  quer  über  den  Bauch  gezogen  sind,  eine  ähnliche  Bedeutung  zu  haben,  wie 
die  horizontalen  Linien  und  Streifen,  die  über  den  Leib  der  grössten  (stehenden)  Kalkstein- 
statuette von  Hagar-Kim  laufen.  Wie  bei  den  Statuetten  von  Malta,  so  war  auch  bei  den 
kretischen  Inselfiguren  der  Kopf  bisweilen  gesondert  gearbeitet;  am  Halse  der  letzteren 
bemerkt  man  dann  gleichfalls  die  eingebohrten  Löcher,  die  zur  Befestigung  des  Kopfes 
dienten.5)  Ohne  Zweifel  hat  Malta  in  einem  bescheidenen  Masse  die  Einwirkungen  der 
älteren  ägäischen  Kultur  erfahren;  die  Reliefspiralen  in  der  Gigantia  und  in  Hagar-Kim 
sind  offenbar  auch  darauf  zurückzuführen. 

Es  ist  für  die  Frage,  die  uns  am  Schlüsse  dieser  Abhandlung  noch  beschäftigen  wird, 
nicht  ganz  ohne  Interesse,  dass  in  jenen  Skulpturen  neben  den  östlichen  Kultureinflüssen 
auch  Aehnlichkeiten  mit  libyschen  Bildwerken  sich  finden.  Nahe  Verwandtschaft  mit  den 
Statuetten  von  Hagar-Kim  verraten  nämlich  auch  einige  von  Flinders  Petrie  in  Oberägypten 
gefundene  „steatopygische"  Figuren,  die  aus  Thon  oder  Nilschlamm  gebildet  sind.  Zwei  von 
diesen  sind  stehend  dargestellt;  andere  kauern,  wie  zwei  der  Figuren  von  Hagar-Kim,  mit 
auswärts  nach  rechts  gebogenen  Unterschenkeln  auf  dem  Boden  und  haben  ausserordentlich 
dicke  Oberschenkel  und  starke  weibliche  Brüste.6)  Sie  stammen  aus  den  Funden  von  Ballas 
und  Naqada,  welche  eine  nichtägyptische  und  mit  der  älteren  ägäischen  verwandte  Kultur 
zeigen.  Es  scheint,  dass  man  diese  Funde  auf  eine  ältere  Bevölkerung  libyschen  Stammes 
zurückführen  muss,  welche  den  historisch  bekannten  Aegyptern  in  der  Besetzung  des  Landes 
vorausging  und  sich  neben  ihnen  einige  Zeit  forterhielt. 7)  An  die  lybischen  Skulpturen 
im  westlichen  Nordafrika  erinnert  das  an  letzter  Stelle  beschriebene  Kalksteinrelief  aus 
dem    Museum    von    Valetta,    dessen    Herkunft    aus    Malta    freilich    nicht    ganz    unbedingt 


x)  Mitteilungen  des  d.  arch.  Instituts  in  Athen  XVI,  52  Fig.  1,  2. 

2)  a.  a.  0.  VI,  361. 

3)  A.  J.  Evans,    Cretan  pictographs  and  prae-phoenician  script.     With  an  account   of  a  sepulcral 
deposit  at  Hagios  Onuphrios  1895  fig.  124 — 132. 

4)  Evans  a.  a.  0.  Fig.  129. 

5)  Evans  a.  a.  0.  Fig.  131,  132,  133  (letztere  Figur  an  einem  anderen  Orte  auf  Kreta  gefunden). 

6)  Flinders  Petrie,  Naqada  and  Ballas  S.  13,  34,  PI.  VI. 

7)  S.  hierüber  Hörnes,  Urgeschichte  der  bildenden  Kunst  in  Europa  S.  191 — 195,  wo  auch  von  der 
Verbreitung  der  „steatopygischen"  Figuren  gehandelt  ist. 


703 

feststeht.     In  demselben    zeigt   sich    eine  Darstellungsart,    wie   sie   auf  libyschen  Stelen  und 
Felszeichnungen  zum  Ausdruck  kommt.1) 

Thongefässe. 

Es  ist  sehr  zu  bedauern,  dass  über  die  zahlreichen  in  den  vorgeschichtlichen  Heilig- 
tümern Maltas  gefundenen  Reste  von  Thongefässen  nichts  näheres  bekannt  geworden  ist. 
Bei  den  ersten  Ausgrabungen  in  Hagar-Kim  wurden  solche  im  südlichen  Teil  des  Haupt- 
gebäudes in  grosser  Zahl  gefunden  (Archaeologia  XXIX,  229).  C.  T.  Newton  erzählt  in 
den  Travels  and  discoveries  in  the  Levant  I  p.  6  ff.,  dass  er  bei  seiner  Anwesenheit  auf  Malta 
im  Jahre  1852  zwei  Wagenladungen  (two  cartloads)  von  Gefässüberresten  aus  Hagar-Kim 
und  Mnaidra  ins  Museum  von  Malta  habe  schaffen  lassen,  und  macht  dann  über  die  Be- 
schaffenheit dieser  Töpferware  folgende  Bemerkungen :  »The  pottery  I  found  to  be  of  several 
kinds;  black  wäre  of  a  heavy,  brittle  kind,  made  of  black  earth,  and  ornamented  with  rüde 
rows  of  notches  or  indented  triangulär  marks;  finer  black  wäre,  less  brittle  and  more  po- 
lished;  coarse  red  wäre,  and  coarse  and  fine  drab  wäre.  Some  of  the  finer  black  and  drab 
wäre  had  incised  patterns  of  the  rudest  kind.  All  the  varieties  seem  to  have  been  baked 
in  the  fire,  and  have  a  polished  surface.  I  sent  some  specimens  to  the  British  Museum. 
Pottery  somewhat  similar  in  character  has  been  found  in  the  island  of  Jersey."  Caruana 
(Megalithic  antiquities  of  Hagar-Kim  S.  4)  berichtet  endlich,  dass  im  östlichen  Gebäude- 
komplex N  von  Hagar-Kim  Bruchstücke  von  Vasen  von  verschiedenen  Formen,  teils  mit 
eingravierten,  teils  mit  reliefartig  angebrachten  Verzierungen  gefunden  wurden  (vases  of 
many  different  forms,  some  worked  with  the  chisel  and  some  ornamented  in  relief).  Auch 
in  der  Gigantia  wurden  Funde  von  Thongefässen  gemacht.  La  Marmora  (Temple  de  Gozo 
S.  24)  erwähnt  insbesondere  die  Bruchstücke  eines  ziemlich  grossen  Gefässes,  das  auf  seiner 
Aussenseite  eine  Verzierung  in  Relief  hatte,  die  er  mit  Fischschuppen  vergleicht.  Im  allge- 
meinen sind,  so  viel  aus  den  spärlichen  Bemerkungen  hierüber  hervorgeht,  die  Thongefässe, 
die  aus  den  megalithischen  Bauten  Maltas  stammen,  von  ziemlich  roher  Arbeit  gewesen; 
auch  waren  die  darauf  angebrachten  Verzierungen  von  sehr  einfacher  Art.  Die  kleinen 
Scherben,  die  man  noch  zahlreich  in  den  Mauern  von  Hagar-Kim  und  besonders  von  Borg-en- 
Nadur  herumliegen  sieht,  zeigen  einen  sehr  unreinen  Thon  und  müssen  sehr  dickwandigen 
Gefässen  von  grober  Arbeit  angehört  haben.  Im  Museum  von  Valetta  fand  ich  kein  Gefäss, 
das  mit  Sicherheit  auf  eine  der  megalithischen  Ruinen  von  Malta  zurückgeführt  werden 
konnte;  bei  den  im  folgenden  erwähnten  Gefässen  weisen  die  primitive  Art  der  Herstellung 
und  der  Ornamentik  oder  auch  ihre  eigentümliche  Form  sie  in  eine  Zeit  zurück,  welche  der 
Periode  der  megalithischen  Denkmäler  nicht  fernstehen  dürfte. 

Es  befinden  sich  im  Museum  zwei  Gefässe  von  sehr  grobem  Thon,  mit  der  Hand 
gearbeitet.  Die  Aussenseite  ist  wohl  geglättet  und  hat,  wie  es  scheint,  einen  Ueberzug  von 
einem  anderen  feineren  Thon  erhalten.  Die  Verzierungen  bestehen  aus  Ritzlinien  und  Kerb- 
schnitten. Das  eine  Gefäss  (s.  Tafel  XII,  1),  eine  8  cm  hohe  Schüssel,  ist  nur  mehr  zum  Teil 
erbalten;  es  ist  im  unteren  Teil  zngerundet  und  steht  auf  einem  Kranz.  Die  Dekoration 
der  Aussenseite  bilden,    wie    dies   auch  auf  einigen    der   von  Newton  beschriebenen  Gefässe 


x)  Vgl.  die   Abbildungen  bei  Tissot,    Geographie  comparee   de  la  province   romaine   d'Afrique  I, 
491—494;  Musee  d' Alger  pl.  VI. 


704 

der  Fall  ist,  einfache  Kerbschnitte,  während  der  Raum  durch  gleichfalls  eingeritzte  Bogenlinien 
eine  Art  Gliederung  erfahren  hat.  Das  andere  Gefäss  (Tafel  XII,  2)  ist  ein  15  cm  hoher 
Topf  mit  abgeplatteter  Basis.  Die  Striche,  durch  welche  die  Aussenseite  verziert  ist,  bilden 
acht  Streifen,  welche  in  ungleichen  Abständen  nebeneinander  sich  befinden  und  vom  Rand  des 
Gefässes  nach  unten  in  vertikaler  Richtung  sich  erstrecken.  Diese  Streifen  sind  nicht  alle 
gleich.  Bei  den  einen  ist  durch  zwei  parallele  vertikale  Linien  eine  Art  Stamm  angedeutet, 
von  dem  in  ganz  unregelmässiger  Weise  verschiedene  schiefe,  zum  Theil  sich  kreuzende  Striche 
ausgehen.  Bei  den  andern  ist  eine  einfache  Zeichnung  dreimal  in  der  Richtung  von  oben 
nach  unten  wiederholt;  diese  besteht  aus  vier  bis  fünf  Strichen,  die  von  einem  Punkte  aus- 
gehen und  nach  aufwärts  divergieren.  Es  scheint  hier  dem  unbeholfenen  Zeichner  irgend 
ein  pflanzliches  Motiv  vorgeschwebt  zu  haben.  Eine  ähnliche  Technik,  wie  diese  beiden 
Gefässe,  verrät  ein  Stück  vom  Rand  einer  Schale  (in  dem  Museum  von  Valetta).  Dieses 
hat  einen  oben  spitz  zulaufenden  henkelartigen  Ansatz,  der  sich  frei  aus  dem  Rand  erhebt 
und  auf  der  Rückseite  eine  kleine  Stütze  hat,  die  in  derselben  Weise  sich  nach  oben  ver- 
jüngt und  mit  eingeritzten  Linien  verziert  ist.  Dieser  Ansatz  erinnert  stark  an  eine  Henkel- 
form, wie  sie  auf  sikulischen  Gefässen  der  ersten  und  besonders  der  zweiten  Periode  ge- 
bräuchlich ist. 

In  diese  Reihe  gehören  auch  die  Bruchstücke  von  grobem,  schlecht  gebrannten  Geschirr, 
die  Issel1)  in  der  oben  erwähnten  Höhle  Ghar-Dalam  ausgrub  und  die  ihn  an  italienische 
Funde  des  Bronzealters  erinnerten.  Er  bildet  insbesondere  ein  Fragment  von  einem  grossen, 
bauchigen  Gefäss  ab,2)  das  in  seinem  oberen  Teil  eine  aus  eingeritzten  Linien  bestehende 
Verzierung  hatte.  Es  war  hier  zwischen  zwei  Bandstreifen ,  die  beide  durch  parallele,  um 
das  Gefäss  herumlaufende  Linien  gebildet  waren,  eine  Art  Zickzackornament  angebracht. 

Auf  all  diesen  Gefässen  spricht  sich  ebenso  wie  auf  den  Reliefs  mancher  Steine  von 
der  Gigantia  und  von  Hagar-Kim  eine  Kunstübung  aus,  wie  sie  in  mehr  oder  minder  ähn- 
licher Weise  auch  in  anderen  Ländern  eine  in  den  Anfängen  begriffene  Civilisation  charak- 
terisiert. Dagegen  deutet  eine  andere  im  Museum  von  Valetta  befindliche  Vase  (s.  Tafel  XII,  3) 
auf  Einflüsse,  die  von  Osten  gekommen  sind.  Auch  diese  ist,  wie  es  scheint,  mit  der  Hand 
gemacht;  der  Thon  ist  sehr  grob;  auf  der  Aussenseite  zeigt  er  rote  Farbe  und  eine  geglättete, 
etwas  glänzende  Oberfläche.  Wie  das  auf  den  ältesten  kyprischen  Vasen  und  bei  denen 
von  Hissarlik  häufig  ist,  sind  hier  drei  besondere  Gefässe  zu  einem  Ganzen  vereinigt.  Diese 
sind  in  ihrem  unteren,  kugelförmigen  Teile  durch  runde,  kurze  Ansätze  miteinander  ver- 
bunden, während  der  obere  cylindrische  Teil  in  zwei  Fällen  oben  geschlossen  ist  und  hier 
in  konischer  Form  zuläuft.  Das  dritte  Gefäss  ist  oben  offen;  nur  hier  konnte  Flüssigkeit 
eingegossen  werden;  an  dem  Bauch  desselben  Gefässes  ist  auch  die  für  alle  drei  Gefässe 
gemeinsame  Ausgussröhre  angebracht.  Vom  oberen  Teil  der  drei  Gefässe  gehen  gleichfalls 
drei  runde,  stangenförmige  Ansätze  aus,  die  sich  zu  einer  einzigen  Spitze  vereinigen.  Die 
grösste  Höhe  des  Ganzen  ist  24  cm. 


J)  Note  sur  une  caverne  ä  ossements  de  l'ile  de  Malte  in  Materiaux  pour  l'histoire  positive  et  phi- 
losophique  de  l'homme  II  (1865 — 66),  244.  Auch  J.  H.  Cooke,  The  Har-Dalam  Cavem,  Malta,  and  its  fossi- 
liferous  Contents  in  Proceedings  of  the  Royal  Society  of  London  LIV,  278  (dazu  Bulletino  di  Paletnologia 
Ital.  XXI,  42  ff.)  erwähnt  unverzierte,  grobe  Thonware,  die  sich  in  der  Höhle  in  einer  Tiefe  von  0,60  bis 
0,90  m  fand,  wahrend  die  oberen  Schichten  Scherben  von  anscheinend  punischer  Herkunft  ergaben. 

2)  a.  a.  O.  Fig.  60. 


705 

In  denselben  Zusammenhang  dürfte  noch  ein  anderes,  0,20  m  hohes  Gefäss  mit  drei 
Mündungen  gehören.  Die  Hauptmündung  mit  kurzem,  weitem  Hals  befindet  sich  in  der 
Mitte;  rechts  und  links  davon  sind  zwei  andere  kurze  Ausgussröhren.  Zwischen  denselben 
war  auf  jeder  Seite  ein  henkelartiger  Ansatz  angebracht,  an  dem  ein  gleichfalls  aus  Thon 
bestehender  beweglicher  Ring  hing  (s.  Tafel  XII,  4).1) 

Im  Anschluss  an  diese  Fundstücke,  welche  wir  der  ältesten  Kultur  von  Malta  zu- 
schreiben, sei  noch  bemerkt,  dass  im  Gegensatz  zu  Pantelleria  Stein  Werkzeuge  sich  auf 
dieser  Insel  bis  jetzt  nicht  gefunden  haben.  Keine  der  Notizen,2)  welche  sich  auf  das  ver- 
einzelte Vorkommen  von  solchen  Gegenständen  auf  Malta  beziehen,  bringt  hiefiir  einen 
sicheren  Beweis. 


II.  Geschichtliche  Stellung  der  beschriebenen  Denkmäler. 

Man  hat  die  im  vorausgehenden  behandelten  Altertümer,  soweit  sie  bekannt  waren, 
bisher  fast  allgemein  den  frühesten  Bewohnern  Maltas,  die  uns  durch  die  Ueberlieferung 
bezeugt  sind,  nämlich  den  Phönikern  zugeschrieben.  An  diese  dachte  schon  Houel  (IV,  80); 
im  einzelnen  versuchte  La  Marmora  bei  seiner  Beschreibung  der  Gigantia  den  Nachweis  zu 
führen,  dass  dieses  Gebäude  ein  phönikischer  Tempel  sei.  Für  phönikisch  gelten  die  oben  be- 
schriebenen Heiligtümer  und  die  mit  ihnen  in  Beziehung  stehenden  Gegenstände  auch  den  malte- 
sischen Lokalforschern  Bres  (Malta  antica  S.  130  ff.),  Vassallo  und  Caruana,  und  so  haben  die- 
selben auch  in  Perrots  Histoire  de  l'art  III,  292 — 307  unter  den  phönikischen  Denkmälern 
ihre  Stelle  gefunden.  Wenn  nun  auch  andererseits  der  phönikische  Ursprung  dieser  Denkmäler 
gelegentlich  in  Abrede  gestellt  worden  ist,3)  so  erachte  ich  es  doch,  nachdem  das  in  Betracht 
kommende  Material  im  vorausgehenden  Kapitel  eine  genaue  Prüfung  und  auch  eine  Ver- 
mehrung erfahren  hat,  für  angezeigt,  auf  diese  Frage  hier  eingehender  zurückzukommen. 

Um  den  phönikischen  Ursprung  dieser  Heiligtümer  —  denn  um  diese  handelt  es  sich 
vor  allem  —  zu  beweisen,  wurden  in  erster  Linie  die  Kulteinrichtungen  geltend  gemacht. 

Bei  den  phönikischen  Heiligtümern,  wie  bei  denen  von  Malta,  sagt  Perrot  (a.  a.  O. 
S.  307),  findet  sich  dieselbe  Gewohnheit  des  Kults  unter  freiem  Himmel,  finden  sich  die- 
selben isolierten  Pfeiler  und  an  bevorzugter  Stelle  dasselbe  Gottheitssymbol,  der  konische 
Stein.    Das   ist  richtig,    aber   für   die   gegenwärtige  Frage   nicht   beweiskräftig.     Der   Kult 


1)  Man  kann  das  Gefäss  mit  dem  bei  Schliemann,  Ilios,  Fig.  1177  abgebildeten  vergleichen.  — 
Die  beiden  von  uns  zuletzt  beschriebenen  Gefässe  sind  als  auf  Malta  gefunden  kurz  erwähnt  und  ab- 
gebildet bei  Caruana,  Ancient  pottery  from  the  ancient  pagan  tombs  and  Christian  cemeteries  of  Malta 
pl.  IX,  2  u.  3,  S.  25. 

2)  A.  Issel,  Materiaux  pour  Thistoire  positive  de  l'homme  II  (1SG5  —  18GG),  244;  H.  Fischer,  Mit- 
teil, der  anthr.  Ges.  in  Wien  VIII,  148 ;  A.  L.  Adams ,  Nile  valley  and  Malta  S.  196  f.  u.  262 ;  A.  A. 
Caruana,  Frammento  critico  della  storia  di  Malta  S.  63  f. 

3)  Auf  die  Schwierigkeiten,  welchen  die  Zurückführung  dieser  Denkmäler  auf  die  Phöniker  begegnet, 
hat  seiner  Zeit  H.  Rhind,  Archaelogical  Journal  VIII  (1856),  397  ff.  hingewiesen.  Neuerdings  bezeichnen 
Evans,  Cretan  Pictographs  S.  129  und  Hörnes,  Urgeschichte  der  bildenden  Kunst  in  Europa  S.  191  Hagar- 
Kim  als  ein  vorgeschichtliches  Gebäude,  vergleichen  es  aber  bei  dieser  Gelegenheit  unrichtiger  Weise 
mit  den  Talayot  der  Balearen. 


706 

unter  freiem  Himmel,  die  Verwendung  von  kegelförmigen,  pfeilerartigen  und  rundlichen 
Steinen,  die  als  Zeichen  der  Gottheit  dienen,  findet  sich  auf  einer  primitiven  Stufe  bei  sehr 
vielen  Völkern,  bei  den  Phönikern  haben  sich  diese  Gewohnheiten  nur  besonders  lange 
erbalten.  Die  Wasserbecken  und  tabernakelartigen  Gehäuse  in  den  Heiligtümern  von  Malta 
erinnern  zwar  an  orientalische  Kulteinrichtungen,  haben  aber  zu  wenig  charakteristische 
Form,  um  einen  engeren  Zusammenhang  begründen  zu  können.  So  ist  auch  die  Aehnlichkeit 
zwischen  einem  der  monolithen  Tische  von  Hagar-Kim  und  einem  von  Perrot  S.  304  zum 
Vergleich  herangezogenen  Altartypus,  der  im  eigentlichen  Phönikien  vorkommt,  nur  eine 
entfernte.  Engere  Berührungspunkte  zwischen  den  maltesischen  Tempeln  und  den  Ein- 
richtungen bestimmter  phönikischer  Kultusstätten  nachzuweisen,  ist  nicht  geglückt.  La  Mar- 
mora  hat  insbesondere  Beziehungen  zwischen  der  Gigantia  und  dem  Aphroditetempel  von 
Paphos  zu  finden  geglaubt.  Aber  er  geht  bei  Erklärung  der  Münzbilder,  in  denen  man 
eine  diesen  Tempel  betreffende  Darstellung  zu  besitzen  glaubt,1)  offenbar  von  falschen  Vor- 
aussetzungen aus.  Was  er  für  die  Darstellung  einer  Aedicula  von  der  Art  der  in  der 
Gigantia  gefundenen  hält,  ist  als  eine  Tempelfassade  aufzufassen.  In  anderen  Dingen  stützt 
sich  seine  Ansicht  vom  Tempel  von  Paphos  auf  Beschreibungen,  deren  völlige  Wertlosigkeit 
die  neuesten  englischen  Ausgrabungen  dargethan  haben.2) 

Aehnlich  verhält  es  sich  mit  den  Beweisen,  die  man  aus  der  Bauweise  der  Tempel 
für  deren  phönikischen  Ursprung  hat  ableiten  wollen.  Perrot  findet  in  derselben  die  Vor- 
liebe der  Phöniker  für  grosse  Materialien  und  unregelmässige  Bauart  wieder  und  weist  bei 
Erwähnung  der  in  einen  Stein  geschnittenen  Fensteröffnungen  auf  die  Gewohnheit  der  phöni- 
kischen Baumeister  hin,  einen  einzigen  Stein  gleich  für  die  Herstellung  eines  grösseren  Ganzen 
zu  benützen  (a.  a.  0.  S.  294).  Aber  das  sind  Eigentümlichkeiten,  denen  man  bei  vielen  jener 
vorgeschichtlichen  Bauten,  die  man  als  megalithische  zu  bezeichnen  pflegt,  begegnet.  Es 
müssten  speziellere  Charakteristiken  der  maltesischen  Bauten,  wie  die  Art  der  Steinsetzung, 
die  Anlage  der  Thore,  es  müssten  solche  in  einen  Stein  geschnittene  Fenster-  und  Thür- 
öffnungen  auch  bei  wirklich  phönikischen  Werken  nachgewiesen  werden,  um  einen  gültigen 
Beweis  zu  liefern. 

Man  hat  sich  endlich  auf  phönikische  Inschriften  berufen,  welche  in  den  Tempeln 
von  Malta  gefunden  worden  sein  sollen.  Gewiss  würde  wenigstens  die  Benützung,  wenn 
auch  nicht  die  Errichtung  der  Gebäude  von  Borg-en-Nadur  durch  die  Phöniker  hinreichend 
bewiesen  sein,  wenn  wirklich,  wie  bisher  behauptet  wurde,  die  phönikisch-griechischen  Weih- 
inschriften an  Melkart-Herakles  in  diesen  Ruinen  gefunden  worden  wären.  Es  ist  aber  oben 
(S.  690)  bemerkt  worden,  dass  eine  genauere  Angabe,  wo  auf  Malta  diese  Inschriften  gefunden 
worden  sind,  nicht  mehr  gegeben  werden  kann.  Caruana3)  macht  auf  eine  weitere  phönikische 
Inschrift  aufmerksam,  welche  im  Hinterraum  des  südlichen  Gebäudes  der  Gigantia  von  ihm 
entdeckt  wurde.  Es  sind  nur  wenige,  anscheinend  phönikische  Buchstaben,  welche  auf  der 
breiten  Fläche  einer  aufrechtstehenden  Platte  (des  östlichsten  der  auf  dem  Plan  mit  x  bezeich- 
neten Steine)  eingekratzt  sind.  Man  glaubt  noch,  aber  keineswegs  mit  Sicherheit  die  Buch- 
staben J?  •  Dnn  wahrnehmen  zu  können.    Trotzdem  diese  Schriftzeichen,  die  an  einer  sehr  wohl 


x)  S.  u.  a.  Babelon,   Catalogue  des  monnaies  grecques  de  la  Bibliotheque  nationale  de  Paris.    Les 
Perses  Achenaenides.     Cypre  et  Phenicie.    S.  115 — 122. 

2)  Journal  of  Hellenic  studies  IX  (1888),  193  ff. 

3)  Antiquities  of  Hagar-Kim  S.  10. 


707 

sichtbaren  Stelle  angebracht  sind,  erst  am  18.  August  1885  entdeckt  wurden,  konnte  ich 
doch  nicht  den  Eindruck  gewinnen,  als  handle  es  sich  um  eine  moderne  Fälschung.  Im 
übrigen  wird  der  phönikische  Ursprung  der  Gigantia  auch  durch  die  Existenz  eines  solchen 
phönikischen  Graffitos  in  keiner  Weise  bewiesen.  Wenn  Caruana  neuerdings  (Frammento 
critico  della  storia  di  Malta  S.  164)  behauptet,  dass  auch  die  phönikische  Tempelinschrift 
der  Gauliter  (C.  I.  Sem.  I  n.  132)  unter  den  Ruinen  der  Gigantia  gefunden  worden  sei,  so 
haben  meine  persönlichen  Erkundigungen  wenigstens  soviel  ergeben,  dass  diese  Inschrift  mit 
diesem  megalithischen  Tempel  in  keiner  Beziehung  steht. 

Es  gibt  kein  zuverlässiges  Merkmal,  welches  die  Zurückführung  dieser  maltesischen 
Monumente  auf  die  Phöniker  gestattete,  dagegen  drängt  sich  eine  Reihe  von  Erwägungen 
auf,  aus  denen  klar  hervorgeht,  dass  sie  nicht  phönikisch  sein  können.  Die  vorher  be- 
schriebenen Figuren  und  Köpfe,  welche  sich  in  Hagar-Kim  und  in  der  Grtgantia  gefunden 
haben,  tragen  nicht  das  geringste  an  sich,  was  an  phönikische  Herkunft  erinnern 
könnte.  Sie  haben  einen  ganz  fremdartigen  Charakter.  Vollständig  im  Widerspruch  mit 
phönikischen  und  orientalischen  Eigentümlichkeiten  steht  dann  auch  die  Anlage  der  Heilig- 
tümer von  Malta.  Wir  sind  nur  bei  wenigen  phönikischen  Tempeln  über  deren  ursprüng- 
liche Gestalt  unterrichtet,  aber  das  Bekannte  genügt,  um  über  den  typischen  Grundriss 
solcher  Heiligtümer  zu  orientieren.  Der  wesentliche  Bestandteil  des  phönikischen  Tempels 
ist  ein  einziger  grosser  Hof,  an  den  bisweilen  noch  ein  besonderer  Opferraum  oder  eine  oder 
mehrere  Zellen  angefügt  sind;  der  Grundriss  dieses  Hofes  ist  fast  stets  viereckig  oder  viel- 
mehr rechteckig.  Diese  Tempelform  haben  die  Phöniker  im  Mutterlande  und  auf  Cypern 
angewendet:1)  sie  haben  aber  auch  in  ihren  westlichen  Kolonien  an  der  alten  Form  fest- 
gehalten. Der  Tempel  des  Baal-Saturnus  in  Dugga,2)  der  zwar  erst  zur  Zeit  des  Kaisers 
Septimius  Severus,  aber  wie  die  Funde  beweisen,  an  der  Stelle  einer  alten  punischen  Kult- 
stätte erbaut  war,  bestand  aus  einem  rechteckigen,  von  Säulenhallen  umgebenen  Hof,  an 
den  im  Osten  eine  Vorhalle,  im  Westen  drei  zellenartige  Räume  stiessen.  Ganz  ähnlich,  nur 
einfacher,  war  ein  anderer  Tempel  von  Dugga,3)  und  nach  demselben  Prinzip  war,  wie  aus 
den  erhaltenen  Nachrichten  hervorgeht,  im  römischen  Karthago  das  grosse  Heiligtum  der 
ursprünglich  punischen  Göttin  Juno  Caelestis  angelegt.*)  Das  Heiligtum  des  Saturnus  Baal- 
cai'anensis  endlich,  das  auf  der  Höhe  des  Djebel  Bou-Kournein  bei  Tunis  sich  befand,  war 
nur  ein  mit  einer  Mauer  umgebener  Temenos,  in  dessen  Mitte  sich  der  Opferaltar  erhob.5) 

Gegenüber  den  charakteristischen  Merkmalen  der  phönikischen  Heiligtümer  zeigen  die 
oben  beschriebenen  Tempel  auf  Malta  im  ganzen  ungefähr  halbkreisförmige  Gestalt;  sie 
zerfallen  in  mehrere  Innenräume;  im  ganzen  Grundriss  herrscht  die  Bogenlinie,  die  Ellipse 
vor.  Es  bestehen  also  tiefgreifende  Unterschiede.  Es  ist  nun  nicht  einzusehen,  warum  die 
Phöniker    auf  Malta    ihre    Heiligtümer    nicht    nach    der    heimischen  Weise    angelegt   haben 


*)  S.  u.  a.  Pietschmann,  Geschichte  der  Phönizier  S.  200—202. 

2)  Carton,  Le  sanctuaire  de  Baal-Satume  ä  Dougga  in  Nouvelles  Archives  des  Missions  scientifiques 
VII  (1897),  367  ff. 

3)  Carton,   Un  edifice  de  Dougga   en  forme  de  temple  phenicien  in  Memoires   des  antiquaires  de 
France  1895  S.  52— (iO. 

*)  Cagnat  in  Rev.  archeol.  XXIV  (1894)  S.  191  f. 

5)  Toutain,  Le  sanctuaire  de  Saturnus  Baalcaranensis  in  Melanges  d*archeol.  et  d'histoire  1892  S.  1  ff. 
Abh.  d.  I.  Cl.  .1.  k.  Ak.  (1.  Wisa  XXI.  Bd.  III.  Abth.  94 


708 

sollen;  haben  sie  doch  auch  in  Afrika  noch  in  römischer  Zeit  den  alten  Tempeltypus  bewahrt. 
Diese  Schwierigkeit  lässt  sich  nicht  anders  erklären,  als  durch  die  Annahme,  dass  die  malte- 
sischen Tempel  eben  nicht  unter  phönikischem  Einfluss  entstanden  sind. 

Auch  die  Bauweise,  weit  entfernt,  einen  Zusammenhang  zwischen  den  Denkmälern 
von  Malta  und  den  Phönikern  zu  begründen,  verbietet  vielmehr  für  jene  phönikische  Werk- 
meister anzunehmen.  Wir  wissen  allerdings  verschwindend  wenig  von  phönikischer  Architektur. 
Aber  soweit  wir  die  phönikischen  Denkmäler  und  die  phönikische  Kulturentwicklung  über- 
haupt kennen ,  müssen  wir  uns  doch  von  einem  phönikischen  Bauwerk  ein  ganz  anderes 
Bild  machen,  als  es  uns  jene  Tempel  von  Malta  gewähren.  Wenn  wir  die  letzteren  als 
phönikisch  betrachten,  können  die  ältesten  unter  ihnen  nicht  in  eine  frühei*e  Zeit  als  das 
Ende  des  zweiten  Jahrtausends  gesetzt  werden.  Sie  fallen  dann  in  eine  Zeit,  wo  die  phöni- 
kische Kultur  bereits  ganz  entwickelt  und  wo  der  gewinnreiche  Handel  mit  den  West- 
ländern in  vollem  Gange  war.  Wir  haben  zwar  keine  phönikischen  Baudenkmäler,  welche 
in  diese  entlegene  Zeit  zurückreichen,  immerhin  ist  es  ganz  undenkbar,  dass  zu  einer  Zeit, 
wo  die  phönikische  Kultur  sich  an  dem  Vorbild  der  assyrischen  und  ägyptischen  bereits 
fertig  ausgebildet  hatte,  sie  noch  Werke  von  so  ursprünglicher  Roheit,  wie  die  Bauwerke 
auf  Malta  zum  Teil  es  sind,  geschaffen  haben  sollte,  dass,  während  sonst  auf  phönikischen 
Erzeugnissen  in  den  Ländern  des  Ostens  und  des  Westens  ägyptisierende  Ornamente  in  Hülle 
und  Fülle  wiederkehren ,  man  sich  hier  mit  ein  paar  armseligen  Spiralen  und  jenem  so 
primitiven  Punktornament  begnügt  haben  sollte.  Perrot  erklärt  diesen  Unterschied  durch 
die  Aermlichkeit  und  die  Unbeholfenheit  der  phönikischen  Kolonisten  von  Malta,  woran 
wieder  die  Abgelegenheit  der  Insel  und  der  Mangel  an  lebhaften  Beziehungen  zu  den  Kultur- 
ländern des  Orients  die  Schuld  trage.  Nun  aber  ist  gerade  von  der  phönikischen  Kolonie 
von  Malta  bezeugt,  dass  sie  infolge  des  lebhaften  Handelsverkehrs  sehr  rasch  wohlhabend 
und  berühmt  wurde,1)  so  dass  sie  sogar  selbst  wieder  in  Afrika  in  früher  Zeit  eine  Pflanz- 
stadt gründete.2)  Mit  diesen  Thatsachen  ist  der  Kulturzustand,  wie  er  aus  den  betrachteten 
Denkmälern  von  Malta  sich  ergibt,  nicht  vereinbar.  Mag  man  immerhin  annehmen,  dass 
die  phönikische  Kultur  auf  den  Küsten  des  Westens  nicht  auf  derselben  Höhe  stand,  wie  in 
den  Städten  des  Mutterlandes  und  Cyperns,  ein  solcher  Abstand,  wie  wir  ihn  bei  Zurück - 
führung  der  Monumente  von  Malta  auf  die  Phöniker  annehmen  müssten,  ist  nicht  denkbar. 
Vor  allem  bliebe  die  vollständige  Ausserachtlassung  der  heimischen  orientalischen  Kunst- 
formen unerklärt.  Eine  weitere  Erwägung  kommt  hinzu.  Bei  den  Bauten  von  Malta, 
besonders  bei  den  Tempeln,  lässt  sich  eine  lange  Entwicklung  verfolgen.  Von  den  rohen 
Steinsetzungen  und  den  einfachen  Einfriedigungen  schreitet  man  fort  zu  Anlagen  von  typisch 
ausgeprägtem  Grundriss  und  einer  sehr  eigenartigen  Bauweise.  Letztere  steht  in  engster 
Beziehung  zu  dem  Material,  das  der  Boden  liefert.  Sie  ist  im  Lande  selbst  allmählich  ent- 
standen und  nicht  von  aussen  her  als  etwas  fertiges  importiert  worden.  Wir  können  sie 
nur  einer  schon  seit  den  frühesten  Zeiten  auf  den  Inseln  ansässigen  Bevölkerung,  aber  nicht 
orientalischen  Kolonisten,  die  bereits  mit  einer  ausgebildeten  und  in  sich  geschlossenen  Kultur 
auftraten,  zuschreiben. 


*)  Diodor  V.  12. 

2)  Stephan.  Byzant.  s.  v.  "Ayolla;  Movers,  Die  Phönizier  II,  2  S.  353. 


709 

Perrot  kommt  im  4.  Bande  der  Histoire  de  l'art  S.  375  f.  noch  einmal  auf  die  Frage 
nach  den  Erbauern  der  Tempel  von  Malta  zurück.  Er  vergleicht  diese  Gebäude  mit  primi- 
tiven Heiligtümern,  welche  sich  in  Palästina  und  besonders  im  Ostjordanland  und  in  Moab 
gefunden  haben.  Diese  sind  rohe  Steinsetzungen  aus  wenig  oder  gar  nicht  bearbeiteten 
Steinen,  welche  einen  kreisförmigen  (auch  elliptischen)  oder  auch  einen  viereckigen  Raum 
einschliessen ,  in  dessen  Mitte  sich  das  Idol  in  Form  eines  aufgerichteten  Steines  erhebt. 
Perrot  führt  insbesondere  einen  Fall  an,  wo  an  einen  ovalen  Hof  ein  kleinerer  kreisförmiger 
Raum  mit  dem  heiligen  Stein  in  der  Mitte  angebaut  ist,  und  findet  in  einer  solchen  Anlage 
das  Urbild  der  Tempel  von  Malta.  Im  ganzen  und  grossen,  meint  er,  träfe  man  hier  wie 
dort  das  gleiche  Arrangement:  nämlich  Kurvenlinien,  welche  den  geheiligten  Platz  ein- 
schliessen, die  Stellung  des  Idols  in  einem  abgesonderten  Raum,  einer  Art  Kapelle,  und  da- 
neben einen  geräumigeren  Hof.  wo  das  Volk  sich  versammeln  konnte,  alles  unter  freiem 
Himmel.  Man  könnte  die  Zahl  der  von  Perrot  angeführten  Analogien  zwischen  den  mega- 
lithischen Denkmälern  Palästinas  und  Maltas  noch  vermehren  und  noch  hinweisen  auf  die 
dolmenartigen  Tische,  welche  sich  sehr  zahlreich  neben  und  in  den  Steinkreisen  Palästinas 
finden,  sowie  auf  das  Vorkommen  von  isolierten  aufgerichteten  Steinen.  Perrot  führt  diese 
Aehnlichkeiten  an,  um  die  von  ihm  behauptete  phönikische  Herkunft  der  Bauten  von  Malta 
zu  begründen.  Aber  dem  gegenüber  wird  man  ohne  weiteres  geltend  machen  können, 
dass  es  ganz  unwahrscheinlich  ist,  dass  die  tyrischen  Kolonisten  die  Form  jener  bäuerlichen 
Heiligtümer  des  Binnenlandes  auf  Malta  eingebürgert  haben  sollten,  und  nicht  die  oben  von 
uns  beschriebene  Tempelform,  welche  zur  Zeit  der  Kolonisationsfahrten  in  den  phönikischen 
Seestädten  jedenfalls  schon  ausgebildet  war.  Ueberhaupt  berechtigen  diese  Aehnlichkeiten 
noch  nicht,  einen  Zusammenhang  zwischen  den  megalithischen  Monumenten  von  Malta  und 
dem  syrischen  Binnenlande  anzunehmen.  Denn  einerseits  ist  zuzugeben,  dass  diese  Beziehungen 
ziemlich  unbestimmt  sind;  andererseits  wird  man  aus  dem  Vorkommen  von  solchen  gleich- 
artigen Aeusserungen  einer  primitiven  Kultur  nur  dann  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  direkte 
Beziehungen  schliessen  dürfen,  wenn  die  verglichenen  Denkmäler  in  Gegenden  sich  finden, 
zwischen  denen  in  einer  frühen  Kulturperiode  ein  Verkehr  auch  aus  geographischen  Gründen 
leicht  möglich  und  wahrscheinlich  war. 

Die  Denkmäler  von  Malta  und  Gozo  weisen  statt  nach  Osten  in  viel  deutlicheren 
Beziehungen  nach  Westen,  über  Pantelleria1)  hinweg  nach  den  Inseln  und  Küsten  des 
westlichen  Mittelmeeres,  nach  Sardinien,2)  den  Balearen3)  und  dem  südöstlichen 
Spanien.*)  Auf  solche  Zusammenhänge  hat  zuerst  A.  de  La  Marmora,  der  Erforscher  der 
sardischen  Altertümer,  der  auch  die  Beschreibung  der  Gigantia  geliefert  hat,  aufmerksam 
gemacht;5)  erst  neuerdings  hat  E.  Hübner  in  seinem  Buche  „La  Arqueologia  de  Espana" 6) 


')  Ueber  die  vorgeschichtlichen  Denkmäler  dieser  Insel  s.  Orsi  in  den  Monuinenti  antichi  dell' 
Accademia  dei  Lincei  IX  (1900),  44-1»  —  510  u.  meinen  Aufsatz  in  den  Mitteilungen  d.  deutschen  arch. 
Instituts  Rom  1898  S.  367  ff. 

2)  A.  de  La  Marmora,  Vovage  en  Sardaigne  II  (1840);  Perrot,  Histoire  de  l'Art  IV. 

3)  E.  Cartailhac,  Monuments  primitifs  des  iles  Baleares  1892. 

*)  H.  et  L.  Siret,  Les  premiers  ägea  du  metal  dans  le  Sud-Est  de  l'Espagne  1887;  L.  Siret  in  L Anthro- 
pologie III  (1892),  S.  385  ff. 

5)  Temple  de  Gozo  a.  a.  0.  S 

6)  Zitiert  bei  Cartailhac  a.  a.  0.  S.  10. 

Ol  ' 


710 

die  Denkmäler  der  Balearen  mit  denen  von  Gozo  und  Pantelleria  verglichen,  ohne  indes 
auf  irgend  welche  Einzelheiten  einzugehen. 

Die  vorgeschichtlichen  Denkmäler,  die  hier  zum  Vergleich  herangezogen  werden,  re- 
präsentieren im  allgemeinen  eine  der  älteren  Bronzeperiode  angehörige  Civilisation,  wenn 
auch  nicht  geleugnet  werden  kann,  dass  viele  derselben  auf  Sardinien  und  den  Balearen  noch  zu 
einer  Zeit  errichtet  wurden,  da  sich  schon  phönikische  oder  karthagische  Niederlassungen  an 
der  Küste  befanden.  Die  Nuraghen  in  Sardinien  verweist  Montelius,  Orient  u.  Europa  I,  180 
in  das  Bronzealter,  das  nach  ihm  auf  Sardinien  um  circa  1000  v.  Chr.  endigte.  Daran  wird 
man  wohl,  wenn  auch  mit  der  eben  gegebenen  Einschränkung,  festhalten  können.  Die 
vorgeschichtlichen  Steinbauten  der  Balearen  sind  schon  wegen  ihrer  Aehnlichkeit  mit  den 
sardinischen  derselben  Epoche  zuzuschreiben.  Gräbergrotten  dortselbst,  die  ihrerseits  mit 
den  megalithischen  Grabbauten  (Navetas)  der  Balearen  Berührungspunkte  haben,  zeigen  die 
engsten  Beziehungen  zu  provenzalischen  Gräbern  aus  dem  Beginn  des  Bronzealters  oder 
dem  Kupferalter  (Cartailhac  a.  a.  O.  S.  48  ff.,  Montelius  a.  a.  O.  S.  59  f.).  In  die  frühere 
Bronzezeit  weisen  auch  die  einzelnen  prähistorischen  Fundgegenstände,  die  auf  diesen  Inseln 
bekannt  geworden  sind  (Cartailhac  a.  a.  O.  S.  53  —  69).  Den  Anfängen  der  Metallzeit 
gehören  gleichfalls  die  von  uns  zum  Vergleich  herangezogenen  prähistorischen  Fundstätten 
des  südöstlichen  Spaniens  an.  Was  Pantelleria  betrifft,  so  ist  die  dortige  Kultur  neolithisch : 
es  zeigt  sich  noch  keine  Spur  von  Metall;  indessen  verraten  mehrfache  Beziehungen  zur 
zweiten  sikulischen  Periode,  die  ihrerseits  bereits  mykenische  Einflüsse  zeigt,  dass  man  auf 
Pantelleria  noch  auf  dem  Kulturzustand  des  Steinalters  verharrte,  während  die  anderen  Inseln 
des  westlichen  Mittelmeeres  schon  zu  einer  höheren  Stufe  vorgeschritten  waren. 

Es  sind  fast  ausschliesslich  die  vorgeschichtlichen  Bauten  dieser  Gegenden,  an  denen 
Beziehungen  zu  Malta  hervortreten,  und  so  möge  zuerst  auf  gewisse  Gewohnheiten  in  der  Ent- 
werfung des  Grundrisses  und  in  der  Zusammenfügung  der  Materialien  hingewiesen  werden, 
welche  den  Baumeistern  von  Malta  und  denen  der  bezeichneten  Länder  des  westlichen  Mittel- 
meergebietes gemeinsam  sind.  Im  Grundriss  der  Gebäude  treffen  wir  bei  diesen  überall  eine 
auffallende  Vorliebe  für  die  Bogenlinie,  für  den  Kreis  und  die  Ellipse,  welche  besonders 
auf  Sardinien  und  den  Balearen  stark  hervortritt.  In  der  Verwendung  von  grossen,  wenig  be- 
arbeiteten Steinen  beobachtet  man  auf  Sardinien  und  besonders  auf  den  Balearen  eine  ähnliche 
Uebung  wie  auf  Malta:  da  trifft  man  oft  monolithe  Pfeiler,  grosse  Decksteine,  sowie  die  Ge- 
wohnheit, den  unteren  Teil  einer  Mauer  durch  aufrecht  gestellte  Steinplatten  zu  bilden.1) 
Einer  besonderen  Hervorhebung  bedarf  die  Bedeutung,  welche  dem  Ueberkragungssystem 
bei  den  ältesten  Bauten  all  dieser  Länder  zukommt.  Auf  Malta  haben  nur  die  Bauten  von 
Mnaidra  und  Hagar-Kim  überkragende  Lagen;  auch  ist  man  dort,  so  viel  wir  wissen,  nicht 
zur  Konstruktion  eines  vollständigen  falschen  Gewölbes  gelangt.  Eine  grössere  Rolle  spielt 
dieses  System  auf  der  Malta  benachbarten  Insel  Pantelleria.  Die  Gewölbe  der  in  den 
dortigen  vorgeschichtlichen  Grabbauten  (Sesi)  sich  findenden  Kammern  sind  zwar  oft  in 
ganz  systemloser  und  zufälliger  Weise  zusammengesetzt,  weisen  aber  auch  in  einzelnen 
Fällen  die  Form  eines  durch  Ueberkragung  der  unbearbeiteten  Steine  gebildeten  Spitzbogen- 


J)  Letztere  Eigentümlichkeit  auch  bei  den  noch  öfter  zu  erwähnenden  Kuppelgräbern  von  los 
Miliares  in  der  Provinz  Almeria  im  südöstlichen  Spanien,  die  „aus  dem  Schluss  des  Steinalters  oder 
richtiger  aus  dem  Kupferalter "  stammen:  Montelius,  Der  Orient  und  Europa  I,  50. 


711 

gewölbes  auf.1)  Jünger  ist  ein  tholosartiges  Gebäude  dortselbst  mit  sebr  regelmässigem 
falschen  Gewölbe,  das  in  den  Abhang  eines  Hügels  hineingebaut  ist  und  dazu  dient,  die 
aus  dem  Felsen  hervorströmenden  heissen  Dämpfe  zu  fassen;  aber  es  zeigt  doch  ebenso  wie 
die  zahlreichen  Zisternen  von  Pantelleria  aus  späterer  Zeit,  dass  diese  Art  des  Gewölbebaues 
dort  seit  altersher  eingebürgert  war.2)  Wie  häufig  dieselbe  auf  Sardinien  und  den  Balearen 
angewendet  wurde,  ist  bekannt.  Desgleichen  begegnet  man  ihr  im  südlichen  Teil  der  Pyrenäen- 
halbinsel, besonders  in  den  Kuppelgräbern  von  los  Miliares  in  der  Provinz  Almeria.3) 

Wichtiger  aber  sind  die  Aehnlichkeiteu,  welche  zwischen  einzelnen  Bauwerken  bezw. 
Gattungen  von  solchen  auf  Malta  und  im  westlichen  Mittelmeergebiet  konstatiert  werden 
können.  In  den  Ruinen  der  alten  balearischen  Städte  hat  Cartailhac  ein  Gebäude  vor- 
gefunden, das  er  als  edifice  principal  bezeichnet.  Dasselbe  beschreibt  in  seinem  Grund- 
riss  einen  mehr  oder  weniger  regelmässigen  Halbkreis,  zu  dem  die  meistens  geradlinige 
Frontmauer  die  Stelle  des  Durchmessers  vertritt.  In  einem  Fall  (Fig.  14)4)  ist  diese  Mauer 
in  derselben  Weise  konkav  gebogen,  wie  dies  bei  der  Front  der  Tempel  von  Malta  der 
Fall  ist.  Der  Eingang  war  allem  Anschein  nach  in  der  Mitte  der  Front,5)  so  dass  in  den 
äusseren  Begrenzungslinien  der  Tempel  von  Malta  (s.  Fig.  18)°)  und  das  Hauptgebäude  der 
balearischen  Städte  ungefähr  denselben  Grundriss  zeigen.  Die  Frontmauer  des  letzteren  ist 
bald  durch  gewöhnliche  Steinschichtung,  bald  wie  die  Front  von  Hagar-Kim  und  Mnaidra 
durch  aufrecht  gestellte  und  wohl  aneinandergefügte  Steinplatten  gebildet.7)  Auch  die  halb- 
kreisförmige Umfassungsmauer  besteht  auf  ihrer  Aussenseite  und  öfter  noch  auf  ihrer  Innen- 
seite aus  breiten,  aufrecht  gestellten  Platten.  Zwischen  diese  sind  in  Zwischenräumen 
starke,  pfeilerartige  Steine  eingefügt,  welche  quer  durch  die  Dicke  der  Mauer  gehen  und 
ungefähr  in  radialer  Stellung  etwas  in  das  Innere  des  halbkreisförmigen  Raumes  vor- 
springen. Es  kehrt  also  hier  dasselbe  Prinzip  wieder,  das  wir  für  die  vorgeschichtliche 
Architektur  von  Malta  charakteristisch  gefunden  haben  und  das  darin  besteht,  einer  aus 
aufrecht  gestellten  Platten  konstruierten  Mauer  durch  Einordnung  von  pfeilerartigen  Steinen 
Festigkeit  zu  geben.  Auf  den  vertikalen  Platten  und  Pfeilern,  welche  den  unteren  Teil  der 
Innenwand  bilden,  bemerkt  man  an  den  besser  erhaltenen  Stellen,  wie  bei  einigen  Apsiden 
von  Mnaidra  und  Hagar-Kim,  noch  ein  paar  Lagen,  welche  übereinander  gegen  das  Innere 
vorkragen  (s.  bes.  Cartailhac  a.  a.  0.  pl.  19).  In  der  Mitte  dieser  Räume  steht  nun,  fest 
in  den  Boden  eingepflanzt,  eine  hohe  Platte,  auf  welcher  eine  andere  horizontale  Platte  von 
rechteckiger  Form  ruht,  so  dass  das  Ganze  etwa  die  Form  eines  T  hat.  Diese  gewaltigen 
Tische,8)  die  man  früher  als  Altäre  erklärt  hat,  dienten  nach  der  Ansicht  Cartailhacs,  ebenso 
wie  andere  monolithe  Pfeiler,  die  im  Innern  dieser  Räume  noch  vorhanden  sind,  dazu,  die 
Decke  zu  stützen;  diese  aber  sollte,  nach  den  vorhandenen  Ansätzen  zu  schliessen,  in  einem 


J)  Orsi,  Pantelleria  Fig.  35. 

~2)  S.  hierüber  meinen  Aufsatz   in   den  Mitteilungen   des  deutschen  archäol.  Instituts  in  Rom  1898 
S.  391  u.  385  ff. 

3)  Montelius  a.  a.  0.  S.  50  ff. 

*)  Nach  Cartailhac  a.  a.  0.  Fig.  15. 

5)  Es  scheinen  allerdings  auch  Fülle  vorzukommen,  wo  sich  in  der  Frontmauer  zwei  Eingänge  öffnen. 

6)  Fig.  18  stellt  die  Peripherie  des  südlichen  Gebäudes  der  Mnaidra  dar. 
")  S.  Cartailhac  a.  a.  0.  pl.  15  u.  bes.  pl.  20. 

8)  Bei  einem  derselben  (von  Talati-de-Dalt)  ist  der  vertikale  Stein  3.10  m  hoch   und  (),G0  m  dick, 
die  horizontale  Platte  4,10  m  lang.  1,50  in  breit  und  0,60  m  dick. 


712 

durch  Ueberkragung  hergestellten  Gewölbe  bestanden  haben.  Mir  ist  es  nicht  wahrscheinlich, 
dass  einmal  ein  solches  Dach  bestand.  Weder  die  Wände,  noch  auch  insbesondere  der 
zentrale  Pfeiler  mit  der  horizontalen  Platte  machen,  nach  Cartailhacs  Abbildungen  zu  urteilen, 
den  Eindruck,  als  ob  sie  stark  genug  gewesen  wären,  den  bedeutenden  Druck  eines  so 
massiven  Daches  auszuhalten.  Es  gibt  Gewölbepfeiler  in  anderen  balearischen  Bauten  (den 
Covas,  Talayots  und  Navetas),  aber  diese  haben  eine  andere,  mehr  zweckentsprechende  und 
grössere  Festigkeit  verbürgende  Form.  Pfeiler,  wie  sie  dort  aus  mehreren  übereinander- 
gelegten  runden  Blöcken  errichtet  sind,  wären  ungleich  einfacher  herzustellen  gewesen  und 
hätten  einen  viel  sichereren  Stand  gehabt. 

Ferner  sollte  man  annehmen,  dass  beim  Einsturz  des  Gewölbes  die  horizontalen  Platten 
dieser  mittleren  Pfeiler  immer  hätten  das  Gleichgewicht  verlieren  müssen.  So  aber  haben 
bei  der  Mehrzahl  dieser  Monumente  die  horizontalen  Platten  noch  ihre  Lage  behalten. 
Endlich  deuten  verschiedene  Umstände  darauf  hin,  dass  dieser  T-förmige  Aufbau  überhaupt 
nicht  irgend  einen  architektonischen  Zweck  erfüllte.  In  einem  Gebäude  finden  wir  nämlich 
denselben  nicht  in  der  Mitte,  sondern  an  der  Wand  errichtet;  sodann  fällt  auf,  dass  Pfeiler 
und  horizontale  Platte  immer  auf  allen  Seiten  sehr  sorgfältig,  am  besten  unter  allen  Steinen 
des  Gebäudes,  bearbeitet  sind,  während  man  sonst  vielfach  die  Materialien  ganz  rauh  ge- 
lassen hat.  Allem  Anschein  nach  hatten  diese  T  eine  selbständige  Bedeutung  und  waren 
sie  es,  derentwegen  das  ganze  Gebäude  errichtet  worden  war.  Wir  haben  oben  die  ent- 
sprechenden Anlagen  auf  Malta  für  Heiligtümer  erklärt  und  stehen  nicht  an,  das  auch 
in  diesem  Falle  zu  thun.  Sehr  gut  stimmt  zu  dieser  Auffassung  der  Umstand,  dass  Cartailhac 
in  jeder  der  von  ihm  untersuchten  Städte  nur  ein  solches  Gebäude  gefunden  hat.  Wie  im 
Tempel  auf  Malta  den  vornehmsten  Platz  in  der  Mitte  gegenüber  dem  Eingang  ein  tisch- 
artiger Aufbau  einnahm,  so  finden  wir  einen  solchen,  wenn  auch  anders  konstruiert,  auch 
hier.  Und  wie  die  Tempel  von  Malta,  so  stellten  auch  die  auf  den  Balearen  offene  Räume 
dar.  Die  wenigen  überkragenden  Lagen,  welche  auf  den  aufrecht  gestellten  Platten  ruhen, 
zwingen  weder  hier  noch  dort,  eine  Ueberdeckung  des  ganzen  Raumes  anzunehmen.1) 

Wir  haben  gesehen,  dass  die  konkave  Fassade  der  maltesischen  Heiligtümer  gelegentlich 
zu  einer  halbkreisförmigen  Einfassung  erweitert  gewesen  zu  sein  scheint,  welche  eine 
Art  Vorhof  darstellte.2)  Auch  sonst  begegneten  an  der  Aussenseite  kleine  halbkreisförmige 
Steinsetzungen.3)  Aehnliche  offene  halbkreisförmige  Einfriedigungen,  augenscheinlich  für  den 
Totenkult  bestimmt,  bemerkt  man  nun  auch  vor  dem  Eingang  in  ein  Kuppelgrab  von  los 
Miliares  in  Südostspanien4)  und  vor  den  Gigantengräbern  in  Sardinien.5) 

Bisweilen  verliert  bei  den  letzteren  Gräbern  der  halbkreisförmige  Vorhof  seine  selb- 
ständige Bedeutung  und  kommt  nur  in  der  bogenförmigen  konkaven  Fassade  des  Grabbaues 


:)  Ein  halbkreisförmiges  Gebäude  von  anderer  Art  mit  konkaver  Fassade  s.  Cartailhac  Fig.  27.  — 
Hier  sei  auch  auf  ein  kreisförmiges  Gebäude  (Cartailhac  Fig.  16)  hingewiesen ,  in  dessen  Innerem  sich 
ein  bogenförmiger  Mauerzug  findet,  der  einer  Apsis  angehört  zu  haben  scheint. 

2)  Bei  der  Gigantia  s.  o.  S.  654  und  bei  Mnaidra  s.  o.  S.  664. 

3)  Bei  Mnaidra  s.  o.  S.  664  und  Hagar-Kim  s.  o.  S.  667. 
*)  Montelius,  Orient  und  Europa  I,  Fig.  53. 

5)  Die  Gigantengräber  sind  im  wesentlichen  mit  den  Nuraghen  gleichzeitig;  s.  hierüber  La  Marmora, 
Voyage  en  Sardaigne  II,  21  ff.;  Atlas  pl.  III  u.  IV;  Perrot,  Histoire  de  Fart  IV,  55.  Unsere  Fig.  17 
nach  Baux  et  Gouin  in  Materiaux  pour  l'histoire  primitive  de  l'homme  1S84  S.  201  Fig.  117. 


713 

zum  Ausdruck  (Fig.  17).  In  dieser  Form  gleichen  dann  diese  Gräber  ganz  den  grossen 
Grabbauten  auf  den  Balearen,  welche  Navetas  genannt  werden  (Fig.  15  u.  16),1)  und  weiterhin 
zeigt  sich  eine  unverkennbare  Aehnlichkeit  zwischen  diesen  und  dem  Grundriss  der  Heiligr- 
tümer  von  Malta  und  den  Balearen,  wenigstens  was  die  äusseren  Begrenzunsslinien  anlangt. 


Fig.  15. 


Fig.  16. 


Fig.  14. 


CHZ3 


/ 


—'—•-_ 


1  :  30D. 


1  :  300. 


1  :  300. 


Fie.  17. 


Fig.  18. 

-I  - 


\ 


V 


O 


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V '  '-n' 


15 


m 


1  :  300. 


1  :  400. 


Ein  Blick  auf  unsere  Fig.  14,  15j  16,  17  und  18  macht  es  deutlich,  wie  ganz  das  gleiche 
Motiv  auf  Malta,  Sardinien  und  den  Balearen  im  Grundriss  von  Heiligtümern 
und  Grabanlagen  Verwendung  gefunden  hat,  so  dass  es  ausgeschlossen  ist,  hier  an  zu- 
fällige Uebereinstimmung  zu  glauben. 


')  Fig.  15  u.  16  nach  Caitailhac  Fig.  22  u.  23.    Ueber  die  Navetas  handelt  Cartailhac  a.  a.  0.  33 — 37. 


714 

Weitere  Aehnlichkeiten  zwischen  Malta  und  den  westlichen  Mittelmeerländern  zeigen 
sich  in  den  Kultgegenständen.  In  Sardinien  begegnen  auch  in  konischer  Form  be- 
arbeitete Steinpfeiler,  wie  solche  in  Hagar-Kim  und  in  der  Gigantia  sich  gefunden  haben. 
Besonders  treten  sie  bei  den  Gigantengräbern  auf.  Dass  sie  sakrale  Bedeutung  hatten,  geht 
schon  daraus  hervor,  dass  auf  einigen,  wie  auf  denen  von  Tamuli,  Weiberbrüste,  aus  dem 
gleichen  Stein  gemeisselt,  dargestellt  sind.1)  La  Marmora2)  erwähnt  ein  Perda  Lunga  ge- 
nanntes Monument,  das  er  im  Bergland  des  mittleren  Sardiniens  untersucht  hat:  Inmitten 
eines  mit  Steinplatten  belegten  Raumes,  der  von  einem  Steinkreis  umschlossen  war,  stand 
zwischen  zwei  niedrigeren  unbearbeiteten  Pfeilern  ein  über  6  m  hoher  Stein,  dem  man  durch 
Bearbeitung  eine  konische  Form  gegeben  hatte.  Im  Hinblick  auf  die  vorher  erwähnten 
konischen  Steine  dürfte  man  auch  diesen  ebenso  wie  die  ihm  zur  Seite  gestellten  Pfeiler  für 
Idole  halten  und  damit  die  für  einen  gleichen  Zweck  bestimmten  isolierten  Pfeiler  in  einigen 
Räumen  von  Hagar-Kim  vergleichen.3)  Aehnliche  Kultgebräuche  lassen  auch  die  Gräber 
von  los  Miliares  erkennen.  Bei  mehreren  derselben  bemerkte  man  vor  dem  Eingang  eine 
ebene  Fläche  oder  eine  Art  Terrasse  und  kleine  Räume ,  die  aus  Steinplatten  oder  aus 
anderen  Steinen  errichtet  waren  und  Reihen  kleiner  aufrecht  stehender  Steine  von  rundem 
oder  vierseitigem  Grundriss  enthielten,  von  der  Form  eines  abgeschnittenen  Kegels,  einer 
Spitze  oder  einer  Tonne.4) 

In  der  Anlage  der  Befestigungen  und  Wohnstätten  trifft  man  gleichfalls  im  westlichen 
Mittelmeergebiet  ähnliche  Gewohnheiten  wie  auf  Malta.  Die  auf  dieser  Insel  vorgefundenen 
Bauten  von  fortifikatorischem  Charakter  waren  Türme  und  in  Kurven  verlaufende 
Mauerzüge  mit  turmartigen  Anlagen.  Das  erinnert  allerdings  nur  entfernt  an  ein  Befestigungs- 
system, das  auf  Sardinien  in  den  Nuraghen  eine  grossartige  Entwicklung  in  vorgeschichtlicher 
Zeit  erfahren  hatte,  und  in  denselben  Zusammenhang  könnte  sich  eine  von  Sir  et5)  beschriebene 
kleine  Befestigung  zu  Campos  am  Rio  Almanzora  im  südöstlichen  Spanien  einreihen.  Letztere 
besteht  aus  einer  Umfassung,  die  im  allgemeinen  trapezförmigen  Grundriss  hat6)  und  au 
den  drei  sichtbaren  Ecken  einen  rektanguläreu  und  zwei  runde  Halbtürme  bildet.7)  Viel 
bemerkenswerter  sind  die  Uebereinstimmungen  in  der  Gestalt  der  gewöhnlichen  Wohn- 
stätten.  Die  Fundamente  der  Hütten,  welche  Orsi  in  der  vorgeschichtlichen  Niederlassung 
von  Mursia  auf  Pantelleria  aufgedeckt  hat,  lassen  zwar  in  der  Regel  auf  rektangulären 
Grundriss  schliessen.  In  einem  Fall  aber  begrenzte  eine  Mauer  mit  zum  Teil  doppelter 
Fassade  einen  etwa  6  m  langen  und  2 — 3  m  breiten,  unregelmässig  elliptischen  Raum,  der 
auf  einer  Seite  ziemlich   weit  offen  war;8)    auf  der  Aussenseite   war  ein  kleiner  Anbau  mit 


J)  La  Marmora  a.  a.  0.  S.  10—20. 

2)  a.  a.  0.  S.  2  f. 

3)  Auch  sonst  finden   sich  nicht  selten   in  Sardinien  alleinstehende  aufgestellte  Steine  ebenso  wie 
in  Malta  im  Lande  zerstreut,  deren  Zweck  zweifelhaft  ist  (La  Marmora  a.  a.  0.  S.  1 — 9). 

*)  Montelius  a.  a.  0.  S.  52  Fig.  55—57. 

5)  Les  premiers  äges  du  metal  dans  le  Sud-Est  de  l'Espagne  S.  53  ff.    Atlas  pl.  IX.    Die  Ansiedlung 
von  Campos  gehört  der  Uebergangszeit  von  der  Stein-  zur  Bronzezeit  an. 

6)  Von    dieser    äusseren  Umfassung   wird    noch    eine    innere    von  ungefähr  länglich  runder  Gestalt 
'eingeschlossen. 

7)  Auch  bei  der  vorgeschichtlichen  Befestigung  von  Mursia  auf  Pantelleria  merkt  man  deutlich  die 
Tendenz,  bogenförmige  Mauerzüge  und  turmartige  Vorsprünge  anzubringen  (Rom.  Mitteil.  1S9S  S.  371). 

8)  Orsi,  Pantelleria,  Fig.  8. 


715 

der  Feuerstelle.  Eine  solche  Anlage  entspricht  ziemlich  genau  den  ovalen  Einfriedigungen, 
aus  welchen  sich  die  Ansiedlungen  auf  dem  Corradinohügel  zusammensetzen.  In  grösserer 
Zahl  finden  sich  die  Reste  von  elliptischen  und  länglichen,  aber  doch  in  Kurvenlinien  an- 
gelegten Wohnstätten  beisammen  in  einigen  der  von  Siret  untersuchten  prähistorischen 
Niederlassungen  südwestlich  von  Cartagena  in  Spanien.  In  Parazuelos1)  ist  eine  Gruppe 
von  Hütten,  deren  Fundamente  meist  in  mehr  oder  minder  gekrümmten  Linien  verlaufen, 
an  beiden  Seiten  einer  Mauer  angebaut.  Zum  Teil  sind  sie  durch  Eingänge  miteinander 
verbunden;  im  Innern  waren  bisweilen  kleine  Bänke  aufgemauert,  neben  denen  man  Asche 
und  Küchenabfälle  fand.2)  Die  Mauern,  die  nur  noch  in  ganz  geringer  Höhe  erhalten 
waren,  hatten,  wie  so  oft  auf  Malta,  doppelte  Fassade;  der  Zwischenraum  war  mit  Erde 
und  kleinen  Steinen  ausgefüllt.  Noch  mehr  gemahnt  die  Ansiedlung  von  Ifre3)  an  die 
Wohnstätten,  die  wir  in  den  Ruinen  auf  dem  Corradinohügel  und  den  vor  dem  Tempel- 
gebäude von  Hagar-Kim  gelegenen  (N  auf  Plan  IV)  erkennen.  Innerhalb  eines  durch  Fels- 
abstürze und  starke  Mauern  geschützten  festen  Platzes  sind  hier  die  länglich  runden,  sehr 
unregelmässig  geformten  Räume  aneinander  angebaut.  Die  grössten  dieser  Räume  oder  Hütten 
haben  eine  grösste  Länge  von  8 — 9  m,  eine  grösste  Breite  von  4  m.  Es  begegnen  aber, 
wie  auf  Malta,  auch  auffallend  kleine  Räume  und  solche,  die  auf  allen  Seiten  geschlossen 
sind.  In  dem  ähnlich  befestigten  prähistorischen  Dorf  von  Zapata*)  konnte  Siret  ausser 
mehreren  gekrümmten  Mauerzügen  noch  den  Grundriss  eines  länglich  runden  Hauses  von 
9  m  Länge  feststellen ,  das  an  einen  Felsblock  angebaut  war  und  durch  einen  Gang  betreten 
wurde.  Neben  länglich  runden  Hütten  hatten  sich  auf  den  maltesischen  Inseln  auch  Reste, 
die  auf  die  Existenz  von  kreisrunden  und  halbkreisförmigen  Wohnstätten  schliessen  liessen, 
vorgefunden.5)  Was  diese  anlangt,  so  sei  darauf  verwiesen,  dass  in  Sardinien  in  der  Nähe 
der  Nuragheu  öfter  kleine  kreisrunde  Gebäude  vorkommen,  die  gewöhnliche  Wohnungen  oder 
Hütten  gewesen  zu  sein  scheinen,6)  und  in  und  bei  der  Niederlassung  von  Gatas  in  Spanien 
fand  man  ausser  den  in  der  Regel  rektangulären  Anlagen  auch  die  Reste  von  zwei  halb- 
kreisförmigen Hütten,  deren  Fundamente  durch  aufrechtgestellte  Platten  gebildet  waren.7) 

Ich  beschliesse  hieinit  diese  Vergleichung.  Mögen  auch  einige  Aehnlichkeiten,  die 
sich  ergeben  haben,  zufällig  sein,  die  Thatsache  bleibt  sicher  bestehen,  dass  in  vorgeschicht- 
licher Zeit  eine  enge  Verbindung  zwischen  der  Maltagruppe  und  den  Inseln  und  Küsten 
des  westlichen  Mittelmeerbeckens  vorhanden  war.  Diese  Verbindung  erscheint  um  so  wahr- 
scheinlicher und  gewinnt  an  Bedeutung,  wenn  man  berücksichtigt,  dass  die  von  Malta  nicht 
sehr   weit   entfernte   Insel    Pantelleria   in    ihren    vorgeschichtlichen   Altertümern,    abgesehen 


1)  Siret,  Les  pvemiers  äges  du  metal  dans  le  Sud-Est  de  l'Espagne  S.  45  fl'.;  Atlas  pl.  6.     Die  An- 
siedlung von  Parazuelos  zeigt  den  Uebergang  von  der  Verwendung  des  Steins  zu  der  des  Metalls  (Kupfer). 

2)  Bänke  sind  bisweilen  auch  in  den  Wohnstätten  auf  Malta  angebracht. 

3)  Siret  a.  a.  0.  S.  85  ff. ;  Atlas  pl.  17;  hier  ersetzt  der  Gebrauch  des  Kupfers  und  der  Bronze  bereits 
zum  grossen  Teil  den  des  Steins. 

*)  Ungefähr  gleichzeitig  mit  Ifre;  Siret  a.  a.  0.  S.  101  ff.;  Atlas  pl.  19. 

5)  s.  o.  S.  694  f. 

6)  Perrot,  Histoire  IV,  37. 

7)  Siret  a.  a.  0.  S.  173;  Gatas  gehört  derselben  Periode  an,  wie  Ifre  und  Zapata. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  95 


716 

von    den    bereits  erwähnten  Beziehungen  noch    eine  Reihe  weiterer  höchst  bemerkenswerter 
Uebereinstimmungen  mit  Sardinien,   den  Balearen    und  dem  südöstlichen  Spanien  aufweist.1) 

Es  schliessen  sich  also  die  vorgeschichtlichen  Denkmäler  von  Malta  und  Pantelleria 
mit  denen  von  Sardinien,  den  Balearen  und  dem  südöstlichen  Spanien  zu  einer  gewissen 
Einheit,  zu  einem  durch  zahlreiche  Wechselbeziehungen  verknüpften  Kulturkreis  zusammen. 
Man  kann  hier  fast  von  einer  westmittelländischen  Inselkultur  sprechen,  welche  sich  ent- 
wickelt hatte,  lange  bevor  die  Phöniker  diese  Küsten  berührten,  wenn  sie  auch  teilweise, 
wie  auf  Sardinien  und  den  Balearen,  neben  der  phönikischen  sich  noch  lange  forterhalten 
hat.  Die  Hauptsitze  derselben  sind  wohl  neben  dem  südöstlichen  Spanien  die  Balearen  und 
Sardinien  gewesen.  Von  da  hat  sie,  wie  nach  dem  südlichen  Frankreich2),  nach  den  Inseln 
zwischen  Sizilien  und  Afrika  übergegriffen.  Man  wird  nicht  umhin  können,  einen  nicht 
ganz  unbedeutenden  Seeverkehr  zwischen  der  Bevölkerung  dieser  Inseln  und  Küstengebiete 
anzunehmen.  Insbesondere  ist  dabei  zu  berücksichtigen,  dass  die  starke  östliche  Meeres- 
strömung in  dem  westlichen  Mittelmeerbecken  eine  Fahrt  von  den  westlichen  Küsten  und 
Inseln  her  durch  die  sizilische  Meeresstrasse,  in  der  Pantelleria  und  Malta  liegen,  sehr  be- 
günstigt. Dass  dieser  ganze  westmittelländische  Kulturkreis  eine  starke  Beeinflussung  von 
Osten  her  erfahren  hat,  dass  er  unter  der  Einwirkung  der  älteren  ägäischen,  wie  später 


1)  Hier  kommen  vor  allem  die  Sesi  genannten  turmartigen  Grabbauten  in  Betracht,  welche  schon 
oft  mit  den  Nuraghen  Sardiniens  und  den  Talayot  der  Balearen  verglichen  worden  sind.  Die  Sesi  gleichen 
diesen  nicht  nur  in  der  äusseren  Gestalt  des  abgestumpften  Kegels,  sondern  auch  in  der  massigen  Anlage, 
in  der  runden  Form  der  durch  Ueberkragung  gewölbten  Innenräume,  in  der  Gestalt  der  Eingänge  und 
der  Korridore,  die  von  aussen  hereinführen.  Auch  bei  einigen  Talayot  beobachtet  man  dieselbe  archi- 
tektonische Eigentümlichkeit  wie  bei  einem  Teil  der  Sesi,  dass  sie  nämlich  nicht  auf  einmal  gebaut 
worden  sind,  sondern  dass  man  zuerst  nur  den  mit  einer  besonderen  Fassade  versehenen  inneren  Kern 
angelegt  und  diesen  dann  mit  einem  äusseren  Mantel  umkleidet  hat.  (Vgl.  Cartailhac,  Monuments 
primitifs  des  iles  Baleares  S.  29,  der  die  bei  diesen  Talayot  beobachtete  Eigentümlichkeit  noch  auf  eine 
andere  weniger  einfache  Weise  erklärt).  Endlich  hatten  wenigstens  die  Talayot  (und  vielleicht  ursprünglich 
auch  die  Nuraghen)  mit  den  Sesi  die  Bestimmung  gemein,  als  Gräber  zu  dienen.  Die  Unterschiede  be- 
stehen darin,  dass  die  Nuraghen  und  Talayot  in  der  Regel  viel  grösser  und  höher  als  die  Sesi  sind,  dass 
sie  nur  einen  Eingang  und  nur  ein  grosses  Gemach  in  jedem  Stockwerk  haben,  während  bei  den  Sesi 
die  Innenräume  viel  kleiner  sind  und  hier  meist  mehrere  nur  von  aussen  zugängliche  Gemächer  auf  dem- 
selben Niveau  beieinanderliegen.  Auch  ist  die  Bauart  der  Sesi  eine  viel  rohere;  doch  darf  man  hiebei 
nicht  vergessen,  dass  sie  eine  sehr  ärmliche  und  zurückgebliebene  Kultur  repräsentieren.  Orsi  macht 
ausserdem  auf  zahlreiche  Berührungspunkte  zwischen  dieser  Kultur  von  Pantelleria  und  den  von  Siret 
untersuchten  Ansiedlungen  im  südöstlichen  Spanien  aufmerksam:  An  manche  der  letzteren  erinnert  die 
Gestalt  der  viereckigen  Hütten  in  dem  vorgeschichtlichen  Dorfe  von  Mursia  auf  Pantelleria  (Orsi,  Pan- 
telleria 459);  die  neolithische  Keramik  von  Pantelleria  bietet  viele  Aehnlichkeiten  mit  der  spanischen 
(Orsi  a.  a.  0.  459,  471);  dazu  kommen  Uebereinstimmungen  in  einzelnen  Geräten  (Orsi  a.  a.  0.  471 
Anm.  1  und  462  Anm.   1). 

2)  Ueber  Aehnlichkeiten  zwischen  Gräbern  auf  den  balearischen  Inseln  und  solchen  im  südlichen 
Frankreich  (Arles)  s.  Montelius,  Orient  und  Europa  S.  59  f.;  weiter  siehe  über  Beziehungen  zwischen  den 
Balearen  und  Südfrankreich  in  vorgeschichtlicher  Zeit  Cartailhac,  Monuments  primitifs  des  iles  Baleares 
S.  18  Anm.  1  u.  S.  49  ff.  und  Anthropologie  IV,  112.  —  Dagegen  haben  die  vorgeschichtlichen  Denkmäler 
von  Corsica  (s.  Mortillet,  Monuments  megalithiques  de  la  Corse  in  Nouvelles  archives  des  missions  scienti- 
h'ques  III  (1892),  49  ff.)  mit  den  Monumenten  Sardiniens  und  der  Balearen  nichts  zu  thun;  s.  auch  Mon- 
telius, Orient  und  Europa  I,  S.  17. 


717 

der  mykenischen  Kultur  gestanden  hat,  ist  jetzt  zweifellos1).  Was  Malta  im  besonderen 
anlangt,  so  haben  wir  Beziehungen  zur  älteren  ägäischen  Kultur  oben  (S.  702,  704  f.)  bei 
Betrachtung  einiger  Figuren  und  Thongefässe  erkannt;  an  ältere  ägäische  Motive  erinnert 
auch  das  Pflanzenornament  auf  dem  skulpierten  Altar  von  Hagar-Kim  a).  Auf  mykenische 
Einflüsse  deutet  ferner  das  Vorkommen  der  Spirale  in  der  Ornamentierung3)  und  die  An- 
wendung der  Ueberkragung  in  der  Architektur.  Mit  der  gewöhnlichen  Form  der  mykeni- 
schen Altäre  zeigen  einige  der  monolithen  Altartische  von  Hagar-Kim4)  Aehnlichkeit.  Nach 
Osten  weisen  endlich  auch  die  konischen  Steine  und  andere  Baetyle. 

Durch  diese  Beziehungen  zum  Osten  und  zum  Westen  wird  auch  angedeutet,  in  welche 
Zeit  die  vorgeschichtlichen  Altertümer  von  Malta  gehören.  Die  späteren  unter  ihnen  ragen 
wohl  noch  in  die  Periode  hinein,  da  die  Phoeniker  anfingen,  sich  auf  Malta  niederzulassen5); 
andrerseits  dürfte  keines  dieser  Denkmäler  in  das  Steinalter  zurückgehen.  In  den  meisten 
Fällen,  wo  bei  den  vorgeschichtlichen  Bauten  von  Malta  der  Stein  bearbeitet  ist,  scheint  es, 
dass  dies  unter  Anwendung  metallener  Werkzeuge  geschehen  ist.  Es  mangelt  überhaupt 
bis  jetzt  jeder  Beweis  dafür,  dass  es  auf  Malta  je  eine  reine  Steinkultur  gegeben  hat,  und 
es  ist  nicht  unmöglich,  dass  diese  Stufe  hier  gänzlich  fehlt,  wie  das  beispielsweise  auch  auf 
den  Balearen  der  Fall  ist6).  Somit  gehören  die  Denkmäler,  die  uns  hier  beschäftigt  haben, 
dem  Bronzealter  an;  sie  dürften  wohl  einen  Zeitraum  umfassen,  der  etwa  am  Ende  des 
dritten  Jahrtausends  v.  Chr.  beginnend    auch  das   zweite   noch  vollständig   in  sich  begreift. 

Schliesslich  möge  noch  die  Frage  gestreift  werden,  woher  das  Volk,  das  die  betrach- 
teten Denkmäler  auf  Malta  hinterlassen  hat,  eingewandert  sei.  Es  scheint,  als  ob  diese 
Frage  nicht  von  der  andern  zu  trennen  ist,  woher  auch  die  übrigen  Inseln  des  westlichen 
Mittelmeers  ihre  Bevölkerung  erhalten  haben.  Ebenso  wie  im  Osten  allem  Anschein  nach 
in  sehr  früher  Zeit  libysche  Stämme  sich  auf  Kreta  niedergelassen  haben7),  so  sind  auch 
ohne  Zweifel  verschiedene  von  den  Inseln  des  Westmeers  in  vorgeschichtlicher  Zeit  das  Ziel 


J)  Ueber  Beziehungen  zwischen  Spanien  und  der  ägäischen  Inselkultur  s.  Siret,  Premiers  äges  du 
metal  dans  le  Sud-Est  de  l'Espagne  S.  32,  57  und  pl.  VI,  IX  und  L' Anthropologie  1892,  S.  387,  399; 
A.  J.  Evans,  The  eastern  question  in  anthropology  in  Report  of  the  meeting  of  the  British  association 
for  the  advancement  of  science  at  Liverpool  189G  S.  911.  Ueber  mykenische  Kultureinflüsse  auf  Sardinien 
s.  Ed.  Meyer,  Gesch.  d.  Altertums  II  §  134  und  A.  J.  Evans  a.  a.  0.  S.  921,  über  solche  auf  den  Balearen 
P.  Paris  in  Revue  archeol.  III,  30  (1897)  S.  138  ff.,  im  südöstlichen  Spanien  P.  Paris  in  Comptes  rendus 
de  l'acad.  des  inscr.  1899  S.  436  f.  —  Die  Gewölbekonstruktionen  der  Nuraghen,  Talayot,  Navetas  und 
Covas  sind  sicher  nicht  ohne  mykenischen  Einfluss  entstanden. 

2)  S.  A.  J.  Evans  a.  a.  0.  S.  911. 

3)  Danach  ist  meine  obige  Bemerkung  (s.  S.  702)  zu  berichtigen. 

4)  Hier  sind  besonders  diejenigen  zu  nennen,  die  sich  jetzt  in  Raum  B  von  Hagar-Kim  befinden; 
s.  o.  S.  668  mit  Taf.  VII,  1 ;  auch  der  von  mir  o.  S.  658  Fig.  7  abgebildete  Tischfuss  hat  Aehnlichkeit 
mit  der  gewöhnlichen  Form  der  mykenischen  Altäre  (s.  z.  B.  die  Abbildung  bei  Perrot,  Hist.  de  l'art 
VI,  658). 

5)  In  Hagar-Kim  fand  sich  ein  jetzt  im  Museum  von  Valetta  aufbewahrtes  weibliches  Thonfigürchen, 
das  in  der  Weise  der  sog.  kyprischen  „Schneemanntechnik*  gearbeitet  ist.  Es  ist  5J/2  cm  hoch;  der 
linke  Arm  ist  an  die  Brüste  angelegt;  der  rechte  Arm,  der  jetzt  abgebrochen  ist,  war  vorgestreckt;  der 
untere  Teil  der  Figur  ist  säulenförmig.  Leider  wissen  wir  über  die  Fundumstände  nichts  näheres,  sodass 
sich  keine  bestimmten  chronologischen  Schlüsse  ziehen  lassen. 

6)  Cartailhac  a.  a.  0.  S.  54. 

7)  A.  J.  Evans  in  Journal  of  Hellenic  studies  XVII  (1897),  872  ff. 

95* 


718 

libyscher  Einwanderung  gewesen.  Ich  möchte  mich  indessen  hier  nur  auf  die  zwischen 
Sizilien  und  Afrika  gelegenen  Inseln,  nämlich  auf  Malta  und  Pantelleria,  beschränken.  Auf 
beiden  Inseln  kann  in  einer  so  entlegenen  Zeit  und  unter  primitiven  Kulturverhältnissen 
eine  Einwanderung  nur  von  Afrika  oder  Sizilien  aus  erfolgt  sein.  Bei  Pantelleria  spricht 
schon  die  geographische  Lage  dafür,  dass  es  seine  erste  Bevölkerung  von  Afrika  erhalten 
hat.  Die  Insel  liegt  nämlich  der  afrikanischen  Küste  näher  als  der  sizilischen.  Von  Pan- 
telleria aus  erblickt  man  mühelos  mit  freiem  Auge  Cap  Bon  und  Ras  Kabudiah;  an  der 
Afrika  zugewendeten  Küste  hat  man  auch  die  einzigen  Denkmäler  der  vorgeschichtlichen 
Bewohner  Pantellerias  gefunden.  Was  Malta  anlangt,  so  würde  die  Nähe  Siziliens  der  An- 
nahme einer  Einwanderung  von  dieser  Insel  günstig  sein;  andererseits  ist  zu  berücksichtigen, 
dass  gerade  der  Meeresteil  zwischen  Sizilien  und  Malta  ziemlich  stürmisch  ist.  Es  fragt 
sich  nun,  ob  ähnliche  Monumente,  wie  sie  die  vorgeschichtlichen  Bewohner  von  Malta  oder 
Pantelleria  hinterlassen  haben,  in  Sizilien  oder  in  Afrika  vorkommen.  In  dieser  Hinsicht 
muss  bemerkt  werden,  dass  gerade  so  charakteristische  Altertümer,  wie  die  vorgeschichtlichen 
Bauwerke  von  Pantelleria  und  Malta  es  sind,  in  Sizilien  und  auch  in  Italien  fast  ganz  fehlen1). 
Dagegen  bieten  die  megalithischen  Denkmäler  Nordafrikas,  von  denen  hier  ihrer 
Lage  nach  besonders  die  von  Tunesien  in  Betracht  kommen,  eine  Reihe  von  Berührungs- 
punkten2). Man  kann  diese  Denkmäler,  die  zum  grössten  Teil  sepulkrale  Bestimmung 
hatten,  nur  dem  libyschen  Stamm  zuschreiben.  Die  Hauptmasse  derselben  gehört  der 
Metallzeit  an ;  Steinwerkzeuge  sind,  wie  es  scheint,  nur  ziemlich  selten  in  oder  bei  den  Dolmen 
Nordafrikas  zum  Vorschein  gekommen.  Dagegen  sind  viele  von  diesen  ohne  Zweifel  noch 
während  der  punischen  oder  römischen  Periode  errichtet  worden.  Offenbar  sind  die  Typen, 
von  denen  wir  hier  zu  sprechen  haben,  viele  Jahrhunderte  hindurch  mehr  oder  minder 
unverändert  in  Gebrauch  gewesen. 

Die  eigenartigsten  Denkmäler,  welche  die  vorgeschichtliche  Bevölkerung  von  Pan- 
telleria hinterlassen  hat,  sind  die  Sesi  genannten  turmartigen  Grabanlagen,  die  in  ihrer 
äusseren  Form  abgestumpften  Kegeln  gleichen  und  im  Innern  kleine,  gewölbte,  durch  einen 
niederen  Korridor  zugängliche  Kammern  enthalten.     Grosse  Aehnlichkeit   mit  diesen   bieten 


*)  Was  Italien  betrifft,  so  finden  sich  nur  in  der  Terra  d'  Otranto  Dolmen,  Menhirs  und  massive 
turmartige  Bauten.  Auf  Sizilien  sind  soviel  ich  weiss  die  einzigen  Bauwerke,  die  eine  Parallele  zu  denen 
von  Malta  gewähren,  die  Befestigungswerke  des  Monte  Finocchito,  welche  stark  an  die  von  Borg-en-Nadur 
(s.  o.  S.  687)  erinnern.  Auch  auf  dem  Monte  Finocchito  sind  es  zwei  halbkreisförmige  Bastionen,  die 
durch  eine  Zwischenmauer  verbunden  den  Zugang  zu  dem  Plateau,  auf  dem  die  alte  Sikelerstadt  lag, 
sperrten.  Ich  möchte  diese  Werke  im  Hinblick  auf  die  äusserst  primitive  Bauart  und  die  grosse  Rolle, 
welche  turmartige  Anlagen  unter  den  vorgeschichtlichen  Bauten  der  westlichen  Mittelmeerländer  spielen, 
doch  für  bedeutend  älter  halten,  als  Orsi  (Bull,  di  Paletnol.  Ital.  XXIII,  1S97,  S.  179  ff.)  anzunehmen 
geneigt  ist,  der  in  ihnen  bereits  griechischen  Einfluss  erkennt. 

2)  Die  Litteratur  über  diese  Denkmäler  ist  in  verschiedenen  Zeitschriften  sehr  zerstreut;  eine  kurze 
Uebersicht  über  das  in  Betracht  kommende,  noch  lange  nicht  genügend  bekannte  Material  bei  Tissot, 
Geographie  comparee  de  la  province  Romaine  dAfrique  I,  498  ff.  —  Die  megalithischen  Ueberreste  in 
Tripolitanien,  besonders  die  sog.  Senam  (am  eingehendsten  behandelt  von  H.  S.  Cowper,  The  Hill  of  the 
graces,  London  1897)  können  für  die  vorliegende  Frage  kaum  in  irgend  einer  Weise  herangezogen  werden. 
Sie  sind  noch  sehr  wenig  erforscht  und  stammen  aus  einer  viel  späteren  Zeit  als  die  vorgeschichtlichen 
Denkmäler  von  Malta.  Doch  sei  bemerkt,  dass  auch  hier  auf  den  Steinen  sich  bisweilen  eine  Verzierung 
findet,  die  mit  dem  Punktornament  von  Malta  wenigstens  verwandt  ist  (Cowper  a.  a.  0.  S.  167  f.). 


719 

nun  aber  massive  Grabbauten,  die  sich  in  Tunesien  gefunden  haben,  und  zwar  besonders 
die  von  Enfida,  welche  nahe  der  Ostküste  südwestlich  gegenüber  von  Pantelleria  liegen1). 
Diese  haben  im  unteren  Teil,  der  die  aus  Platten  konstruierte  Grabkammer  birgt,  zylin- 
drische Form;  der  obere  Teil  läuft,  indem  die  einzelnen  Steinschichtungen  wie  Stufen  hinter- 
einander zurücktreten,  in  der  Form  eines  sehr  niedrigen  abgestumpften  Kegels  zu;  in  die 
Grabkammer  führt  von  der  Peripherie  aus  ein  Gang.  Es  findet  sich  so  an  der  Pantelleria 
gegenüberliegenden  afrikanischen  Küste  ein  Gräbertypus,  der  als  unmittelbare  Vorstufe  zu 
dem  auf  jener  Insel  vorkommenden  angesehen  werden  muss2),  während  Sizilien  zu  diesen 
Denkmälern  von  Pantelleria  keine  Entsprechung  aufweist3).  Man  ist  demnach,  zumal  wenn 
man  auch  die  oben  geltend  gemachten  geographischen  Momente  in  Betracht  zieht,  zu 
der  sicheren  Annahme  berechtigt,  dass  Pantelleria  von  Afrika  aus  seine  früheste  Bevölkerung 
erhalten  hat. 

Auf  Malta  sind  nun  zwar  keine  Grabbauten  nachgewiesen,  die  an  die  Megalithen 
Nordafrikas  erinnern;  der  leicht  auszuhöhlende  Felsen  hat  wohl  schon  in  den  ältesten  Zeiten 
die  Bevölkerung  auf  andere  Grabformen  hingewiesen.  Dagegen  hat  das  architektonische 
Motiv,  das  den  afrikanischen  Dolmen  zu  Grunde  liegt,  auch  bei  den  vorgeschichtlichen 
Bauten  von  Malta  reiche  Verwendung  gefunden.  Hier  bieten  die  Steintische  und  die  kleinen 
Rezesse  und  Nischen,  deren  Wände  aus  vertikalen  Platten  bestehen  und  die  mit  anderen 
grossen  Platten  überdeckt  sind,  wenigstens  in  ihrer  äusseren  Form  Vergleichungspunkte  dar. 
Ja  es  scheint  sogar,  als  ob  es  in  Nordafrika  wie  in  Malta  Heiligtümer  gegeben  habe,  deren 
wichtigster  Teil  ein  hoher  tischähnlicher  Aufbau  gewesen  ist.  So  lässt  sich  wenigstens  eine 
bei  der  megalithischen  Nekropole  von  Sigus  in  der  Provinz  Constantine  befindliche,  Redjee 
Safia  genannte  Anlage  auffassen,  die  man  als  Rest  eines  einheimischen  Heiligtums  ansprechen 
darf,  wenn  sie  auch  in  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  erst  aus  römischer  Zeit  stammt4).  Frei- 
stehende Pfeiler,  die  ursprünglich  alle  durch  darübergelegte  steinerne  Querbalken  verbunden 
waren,  begrenzten  hier  eine  längliche  Plattform,  innerhalb  deren  drei  andere  Pfeiler  aus 
behauenen  Blöcken  sich  erheben,  über  welchen  eine  unbearbeitete  grosse  Platte  ruht.  Man 
hat  letztere  als  Altar  bezeichnet,  aber  der  Umstand,  dass  sich  ihre  Oberfläche  mehr  als 
2  Meter  über  dem  Boden  befindet,  spricht  dagegen.  Dieser  tischähnliche  Aufbau  scheint 
vielmehr  selbst  der  Gegenstand  der  Verehrung  gewesen  zu  sein. 


1)  Kurz  beschrieben  von  Hamy  in  Comptes  rendus  de  l'Academie  des  inscriptions  1896  S.  244.  — 
Orsi,  der  auch  die  vorgeschichtlichen  Bewohner  Pantellerias  von  Afrika  herleitet,  vergleicht  (Pantelleria 
S.  500)  mit  den  Sesi  passend  einige  der  von  Carton  (Decouvertes  epigr.  et  archeol.  faites  en  Tunisie. 
Paris  1895,  Fig.  136,  137,  143,  144)  beschriebenen  Dolmen  vom  Djebel  Gorra.  Die  Parallele  mit  denen  von 
Enfida  ist  schlagender. 

2)  Ihre  weitere  architektonische  Ausgestaltung  verdanken  die  Sesi  wohl  anderen  Einflüssen,  s.  o. 
Sp.  716  Anm.  1.  —  Bemerkt  sei  noch,  dass  in  den  Sesi  ebenso  wie  in  so  vielen  libyschen  Gräbern  die 
Toten  in  zusammengeschobener  Lage  beigesetzt  wurden  (Orsi,  Pantelleria  Sp.  484). 

3)  Die  Beziehungen  zwischen  Pantelleria  und  Sizilien,  die  sich  in  einzelnen  Fundgegenständen, 
besonders  in  der  Keramik,  äussern,  sind  augenscheinlich  auf  kommerziellen  Verkehr  zurückzuführen. 

4)  Recueil  des  notices  et  mem.  de  la  societe  archeol.  de  Constantine  XXIV  (1886—87),  108  f.,  119  ff. 
und  PI.  XIII;  Association  franc.  pour  l'avancement  des  sciences.  10e  session.  Alger  1881  S.  1149;  Mate- 
riaux  pour  l'hist.  primit.  de  l'homme  1878  8.  29;  dazu  C.  I.  L.  VIII,  2  add.  n.  10859  und  VIII  Supplem. 
Pars  II.  n.   191120. 


720 

Die  zahlreichen  ovalen  Höfe  und  Einfriedigungen,  welche  in  den  Heiligtümern  von 
Malta  vorkommen,  lassen  an  die  runden  Steinsetzungen  denken,  welche  in  Afrika  um  die 
Grabkammern  herum  einen  anscheinend  geweihten  Raum  abschliessen,  bisweilen  aber  auch 
ohne  die  letzteren  aufzutreten  scheinen.  Wie  in  diesen  ovalen  Räumen  auf  Malta  bisweilen 
ein  pfeilerartiger  Stein  als  Idol  sich  erhob,  so  begegnen  auch  in  Afrika  Kreise  aus  aufrecht 
gestellten  Steinen,  innerhalb  deren  ein  anderer  menhirartiger  Stein  steht1).  Vielleicht  darf 
man  hier  gleichfalls  an  Heiligtümer  denken,  wie  man  sakrale  Bedeutung  auch  wohl  bei  den 
pfeilerartigen  mit  eingegrabenen  schalenförmigen  Vertiefungen  versehenen  Steinen  vermuten 
muss,  die  in  Algerien  in  viereckigen  oder  rektangulären  Einfassungen,  und  zwar  in  einer 
Ecke  derselben,  stehen1).  Auch  sonst  kommen  isolierte  aufrechtgestellte  Steinpfeiler  in 
Nordafrika  teils  bei  den  Gräbern,  teils  wie  auf  Malta  für  sich  allein  vor. 

Von  den  Befestigungen  und  Wohnstätten  der  alten  Libyer  scheint  sich  wenig  erhalten 
zu  haben,  aber  wir  hören  von  Zufluchtsstätten,  deren  Mauern  aus  hohen  vertikalgestellten 
Steinplatten  bestehen3),  von  runden  Türmen  in  der  Nähe  der  megalithischen  Nekropolen*), 
von  runden,  elliptischen  oder  auch  rektangulären  Konstruktionen,  die  Reste  von  Hütten  ge- 
wesen zu  sein  scheinen5),  lauter  Dinge,  die  mehr  oder  minder  an  die  beschriebenen  Bauten 
auf  Malta  erinnern. 

Die  im  Vorstehenden  aufgeführten  Aehnlichkeiten  zwischen  den  vorgeschichtlichen 
Bauwerken  von  Nordafrika  und  Malta  sind  allerdings  ziemlich  unbestimmter  und  allgemeiner 
Natur,  aber  man  wird  zugeben,  dass  die  afrikanischen  Denkmäler  wenigstens  Grundformen 
und  Elemente  repräsentieren,  aus  denen  sehr  leicht  unter  Einwirkung  lokaler  und  fremder 
Einflüsse  derartige  Bauten  entstehen  konnten,  wie  sie  auf  Malta  vorhanden  sind.  Wenn  nun 
solche  Beziehungen  zwischen  Malta  und  Nordafrika  bestehen,  während  andrerseits  die  vorge- 
schichtlichen Baudenkmäler  von  Malta  so  gut  wie  keine  Berührung  mit  Sizilien  und  Italien 
aufweisen,  so  ist  es  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich,  dass  das  Volk,  welches  dieselben 
errichtet  hat,  von  Afrika  gekommen  ist6). 

Es  stellt  sich  also  die  älteste  Geschichte  von  Malta  ungefähr  in  folgender  Weise 
dar:  In  einer  nicht  mehr  bestimmbaren  Zeit,  etwa  zu  Beginn  der  Metallzeit,  sind  libysche 
Stämme  aus  Afrika  auf  Malta  eingewandert  und  haben  dort  in  einfachen  runden  Stein- 
setzungen die  ältesten  Spuren  ihrer  Heiligtümer  und  Wohnstätten  hinterlassen.  Während 
einer  eine  Reihe  von  Jahrhunderten  umfassenden  Entwicklung  bildete  sich  eine  eigenartige, 


')  Letourneux  im  Archiv  f.  Anthropol.  II,  311  Fig.  76.  Eine  ähnliche  Anordnung  verrät  sich  in 
einer  Gruppe  von  konisch  gestalteten  Menhirs  zu  Mzora  im  nördlichen  Marocco,  wo  ein  6  m  hoher  auf- 
rechtgestellter Stein  von  einer  Anzahl  niedrigerer  umgeben  ist  (Tissot,  Geographie  comparee  de  la  Maure- 
tanie  Tingit.  in  Memoires  presentes  ä  l'Acad.  des  inscr.  Ie  serie  t.  IX,  1  p.  315). 

a)  Letourneux  a.  a.  0.  S.  313,  Fig.  82,  83,  84.  Diese  Vertiefungen  erinnern  an  solche,  die  in  Steinen 
der  Tempel  von  Malta  angebracht  sind  (s.  o.  S.  684). 

3)  Tissot,  Geogr.  comparee  de  la  prov.  Rom.  d'Afrique  I,  498  f. 

4)  Carton,  Decouvertes  epigr.  et  archeol.  en  Tunisie  S\  363  und  366;  vgl.  Diodor  III,  49  über  die 
Türme  der  libyschen  Häuptlinge. 

5)  Carton  a.  a.  0.  S.  354. 

6)  Movers,  Die  Phoenizier  II,  2  S.  95  sieht  in  dem  Umstand,  dass  Ovid  in  der  Fast.  III,  567  ff. 
erzählten  Sage  dem  König  von  Melite  den  libyschen  Königsnamen  Battus  gibt,  einen  Hinweis  auf  die 
libysche  Abstammung  der  Urbevölkerung  von  Malta.  Diese  Sage  ist  aber  wahrscheinlich  von  Ovid  ganz 
oder  zum  Teil  erfunden;  s.  Meltzer,  Geschichte  der  Karthager  I,  119  f. 


721 

wenn  auch  immer  noch  ziemlich  tiefstehende  Kultur  aus,  auf  welche  in  vormykenischer  und 
mykenischer  Zeit  ägäische  Einflüsse  bis  zu  einem  gewissen  Grade  eingewirkt  haben  und  die 
andererseits  auch  enge  Beziehungen  zu  den  Inseln  und  Küsten  des  westlichen  Mittelmeers 
verrät.  Mit  Sardinien,  den  Balearen  und  dem  südöstlichen  Spanien  ist  die  Maltagruppe  in 
den  Jahrhunderten,  welche  der  Kolonisierung  der  westlichen  Mittelmeerländer  durch  die 
Phoeniker  voraufgehen,  durch  zahlreiche  Wechselbeziehungen  verbunden ;  sie  bildet  mit  jenen 
Inseln  und  Küsten  zusammen  in  dieser  Periode  ein  besonderes  Kulturgebiet.  Auch  als  die 
phoenikische  und  später  die  karthagische  Seeherrschaft  und  Kolonisation  grössere  Ausdeh- 
nung gewann,  hat  sich  wie  es  scheint  in  den  grösseren  Gebieten,  wie  auf  Sardinien  und  den 
Balearen,  die  alte  Kultur  noch  lange  bei  den  eingeborenen  Stämmen  erhalten.  Auf  den 
kleineren  Inseln  aber  ist  die  einheimische  Bevölkerung  sicher  schon  früh  in  der  Zahl  der 
phoenikischen  Ansiedler  aufgegangen.  Dieser  Prozess  muss  sich  auf  Malta  und  Gozo  schon 
lange  vollzogen  haben,  ehe  diese  Inseln  (im  6.  Jahrhundert  vor  Chr.)  ein  Teil  des  kartha- 
gischen Reiches  wurden.  Wir  besitzen  keine  bestimmten  Nachrichten  über  die  Zeit,  in  der 
die  phoenikischen  Kolonien  auf  Malta  gegründet  wurden.  Aus  der  Ueberlieferung,  welche 
die  Entstehung  derselben  an  die  phoenikischen  Handelsfahrten  nach  Spanien  anknüpft1), 
lässt  sich  ein  einigermassen  bestimmter  Zeitansatz  nicht  gewinnen.  Einen  besseren  Anhalts- 
punkt gibt  die  Angabe2),  dass  die  Melitaeer,  worunter  offenbar  die  phoenikischen  Ansiedler 
auf  Malta  zu  verstehen  sind,  die  Stadt  Achulla  an  der  tunesischen  Küste  gegründet  haben. 
Das  muss,  wie  schon  Movers3)  betont  hat,  geschehen  sein,  ehe  Malta  karthagische  Besitzung 
wurde  und  überhaupt  ehe  die  karthagische  Seemacht  ihren  Aufschwung  nahm,  also  wohl 
noch  vor  dem  Beginn  des  7.  Jahrhunderts.  Andererseits  folgt  aus  der  Thatsache  der  Grün- 
dung von  Achulla,  dass  damals  die  phoenikischen  Ansiedler  auf  Malta  und  Gozo  eine  ge- 
wisse Bedeutung  und  Macht  besassen  und  also  ohne  Zweifel  die  eingeborene  Bevölkerung 
auf  diesen  Inseln  schon  vollständig  unterworfen  und  sich  assimiliert  hatten.  Es  hatte  also 
jedenfalls  noch  vor  der  Zeit,  in  welche  die  Gründung  von  Achulla  fällt,  die  Kultur,  die 
durch  die  von  uns  geschilderten  Denkmäler  repräsentiert  wird,  ihr  Ende  erreicht. 

Am  Schlüsse  dieser  Arbeit  nehme  ich  Veranlassung,  den  Verwaltungsbehörden  auf 
Malta  für  die  Unterstützung,  welche  sie  auf  Grund  der  mir  durch  das  bayerische  Staats- 
ministerium vermittelten  Empfehlungen  meinen  archäologischen  Forschungen  zu  Teil  werden 
Hessen,  den  gebührenden  Dank  auszusprechen,  besonders  dem  überaus  gefälligen  Vorstande 
der  öffentlichen  Bibliothek  von  Valetta,  Monsignore  Mifsud.  Ich  gedenke  ferner  des  liebens- 
würdigen Entgegenkommens,  das  mir  so  viele  Private  auf  Malta  wie  Herr  P.  Emmanuele 
Magri  S.  J.,  Herr  Advokat  Portelli-Carbone  aus  Valetta  und  mein  bayerischer  Landsmann, 
der  gegenwärtige  deutsche  Konsul  auf  Malta,  Max  Freiherr  von  Tucher,  bei  meinen  Arbeiten 
bewiesen  haben.  Zu  ganz  besonderem  Danke  aber  fühle  ich  mich  der  trefflichen  Kennerin 
maltesischer  Altertümer,  Frau  L.  Strickland  aus  Malta,  verpflichtet,  die  mir  nicht  nur  ihre 
wertvolle  Sammlung  phoenikisch-maltesischer  Fundgegenstände  in  liberalster  Weise  zum 
Studium  zur  Verfügung  stellte,  sondern  auch  meine  in  gegenwärtiger  Abhandlung  darge- 
stellten Untersuchungen  in  mannigfacher  Weise  gefördert  hat. 


J)  Diodor  V,  12;  vgl.  V,  35. 

2)  Stephan.  Byzant.  (ed.  Meineke  p.  152)  s.  v.  vA%o/./.a. 

3)  a.  a.  0.  II,  2,  353. 


722 


Nachträge. 

Ueber  die  Bedeutung  der  tischähnlichen  Aufbauten  in  den  vorgeschichtlichen 

Heiligtümern  von  Malta. 

Ich  habe  oben  (S.  683)  die  zahlreichen  tischartigen  Aufbauten,  die  sich  in  den  Heilig- 
tümern von  Malta  finden,  vermutungsweise  als  Gegenstände  der  Verehrung  bezeichnet,  ohne 
beim  Mangel  an  geeigneten  Parallelen  weiter  auf  ihre  Bedeutung  einzugehen.  Nun  aber 
erfahren  durch  die  nach  Abschluss  meiner  Arbeit  erschienene  Untersuchung  von  Arthur 
J.  Evans,  Mycenaean  tree  and  pillar  cult  and  its  mediterranean  relations  (Journal  of  Hellenic 
studies  XXI,  1901,  99  ff.),  welche  eine  Reihe  schätzbarer  Aufschlüsse  über  die  ältesten  Kult- 
formen in  den  Mittelmeerländern  bietet,  auch  die  eben  genannten  Eigentümlichkeiten  der 
maltesischen  Heiligtümer  eine  Beleuchtung.  Im  mykenischen  Kult  erscheinen  Bäume  und 
Steinpfeiler  als  Sitz  der  Gottheit;  die  mykenischen  Heiligtümer  hatten,  soviel  aus  den  bild- 
lichen Darstellungen  hervorgeht,  zum  Teil  wenigstens  die  Gestalt  von  kleinen  dolmenartigen 
Kammern,  in  denen  ein  das  Baetyl  darstellender  Pfeiler  bald  frei  aufrecht  steht,  bald  auch 
als  Stützpfeiler  für  die  Decke  dient.  Evans  (a.  a.  0.  S.  196  ff.)  findet  nun  in  den  Heilig- 
tümern von  Malta  die  Spuren  eines  dem  mykenischen  entsprechenden  Kults  wieder.  Par- 
allelen bieten  ihm  die  isolierten  pfeilerartigen  Steine,  die  dort  in  den  Apsiden  standen  oder 
noch  stehen  und  die  ich  oben  (S.  683  f.)  bereits  als  Symbole  der  Gottheit  erklärte.  Bis- 
weilen steht  nach  der  Auffassung  von  Evans  der  Pfeiler,  welcher  die  Gottheit  verkörpert, 
in  den  Heiligtümern  von  Malta  auch  in  einer  dolmenartigen  Zelle,  deren  Deckplatte  er 
tragen  hilft.  Als  Beispiel  einer  solchen  Zelle  dient  ihm  die  Einrichtung  der  westlichen 
Nische  des  von  uns  mit  H  bezeichneten  Rezesses  von  Mnaidra1).  Ob  der  runde  Pfeiler,  der 
hier  die  horizontale  Platte  trägt,  wirklich  sakrale  Bedeutung  hatte,  soll  nicht  weiter  erörtert 
werden ;  dagegen  erscheint  es  mir  jetzt  sicher,  dass  die  verschiedenen  tisehartigen  Aufbauten 
und  tabernakelartigen  Gehäuse  in  den  Heiligtümern  von  Malta  sich  aus  der  Form  der  Grab- 
kammer oder  des  Dolmens  entwickelt  haben.  Ursprünglich  empfing  der  heroisierte  Ver- 
storbene, der  in  einer  solchen  Grabkammer  begraben  lag,  dort  seine  Verehrung.  Daraus 
entwickelte  sich  dann  die  Vorstellung,  die  Steinkammer  selbst  als  Wohnstätte  eines  gött- 
lichen Wesens  anzusehen,  als  welche  sie  dann  Verehrung  empfing2).  Indem  nun  aber  all- 
mählich der  Gedanke  an  die  Grabkammer  zurücktrat,  so  veränderte  sich  auch  die  Gestalt 
des  Heiligtums.  Man  legte  besonderes  Gewicht  auf  den  augenfälligsten  Teil  des  Dolmens, 
die  grosse  Deckplatte,  und  so  kam  es,    dass  nicht  selten,    wie  dies  besonders  in  den  Heilig- 


!)  Was  die  auch  von  Evans  erwähnte  zweite  horizontale  Platte  angeht,  welche  hier  gegenwärtig 
über  der  unmittelbar  auf  der  runden  Stütze  aufruhenden  liegt,  so  bin  ich  (s.  o.  S.  658)  durch  ihre  mehr 
zufällige  Lagerung  und  durch  die  Einrichtung  der  ähnlichen  Nische  D  im  nördlichen  Gebäude  der 
Mnaidra  (s.  o.  S.  661)  zur  Ansicht  geführt  worden,  dass  sie  ursprünglich  im  Hintergrunde  über  der  andern 
Platte  aufrecht  stand. 

2)  Diesen  Gedanken  spricht  Evans  unter  Bezugnahme  auf  primitive  indische  Heiligtümer  a.  a.  0. 
S.  186  aus. 


723 

tümern  von  Malta  der  Fall  ist,  die  Gegenstände  der  Verehrung  mehr  oder  minder  tisch- 
ähnliche Gestalt  annahmen.  Eine  ganz  analoge  Erscheinung  treffen  wir  in  Libyen.  Der 
tischähnliche  Aufbau  in  dem  oben  (S.  719)  erwähnten  Heiligtum  von  Redjee  Safia  hat  die 
grösste  Aehnlichkeit  mit  einem  gewöhnlichen  Dolmen:  die  grosse  horizontale  Platte  ist  ge- 
blieben, die  sonst  durch  aufgestellte  Platten  gebildeten  Wandsteine  aber  sind  verschwunden 
und  die  Platte  wird  durch  freistehende  Pfeiler  getragen.  Auf  den  ßalearen  endlich  dient 
in  den  von  uns  vorher  (S.  711  f.)  besprochenen  Heiligtümern  als  Baetyl  einfach  eine  grosse 
horizontale  Platte,  welche  auf  einer  anderen  vertikal  gestellten  aufruht1). 

Die  dolmenartige  Steinkammer  kann  aber  auch,  indem  man  von  ihrer  ursprünglichen 
Bedeutung  abstrahiert,  als  Aufbewahrungsort  für  ein  Steinidol  benützt  werden1).  Mit  dieser 
Bestimmung  tritt  sie  in  den  Heiligtümern  von  Malta  unter  der  Form  der  tabernakelartigen 
Gehäuse  auf,  in  denen  ich  schon  oben  (S.  683)  einen  Aufbewahrungsort  für  Kultgegenstände 
sah,  wenn  sich  auch  ein  direkter  Beweis  nicht  mehr  erbringen  lässt.  Auch  manche  der 
mit  grossen  Steinplatten  überdeckten  Nischen  sind  wohl  auf  dieselbe  Weise  zu  erklären 
(s.  o.  S.  683  Anm.  1). 

Wenn  nun  auch  der  Kult,  dem  die  Heiligtümer  von  Malta  dienten,  ohne  Zweifel  aus 
dem  Totenkult  erwachsen  war,  so  glaube  ich  doch  nicht,  dass  diese  Heiligtümer  auch  wirk- 
lich, wie  Evans  (a.  a.  0.  S.  200)  annimmt,  Begräbnisstätten  von  Toten  gewesen  sind, 
die  hier  göttliche  Verehrung  genossen.  Der  einzige  in  einem  dieser  Tempel  (Hagar-Kim) 
gefundene  menschliche  Schädel,  zu  dem  vielleicht  auch  die  andern  wenigen  dort  ausge- 
grabenen menschlichen  Gebeine  gehört  haben,  dürfte  von  einer  relativ  jungen  Bestattung 
herrühren  (Caruana,  Megalithic  antiquities  of  Hagar-Kim  S.  7)  und  die  verschiedenen  dolmen- 
artigen Anlagen  in  den  Heiligtümern  scheinen  alle  von  Anfang  an  offen  und  nicht,  wie  man 
das  bei  einem  wirklichen  Grabe  erwarten  sollte,  auf  allen  Seiten  geschlossen  gewesen 
zu  sein. 

Die  Aehnlichkeiten,  welche  die  Heiligtümer  von  Malta  mit  den  mykenischen  zeigen, 
wird  man,  wenn  auch  unleugbar  Malta  von  der  ägäischen  Kultur  beeinflusst  worden  ist, 
doch  nicht  auf  Einwirkung  von  dieser  Seite  her  zurückführen  dürfen.  Die  eben  bespro- 
chenen Einrichtungen  der  maltesischen  Heiligtümer  weisen  vielmehr,  wie  wir  das  oben 
(S.  719)  schon  angedeutet  haben,  nach  Libyen,  wo  die  dolmenartige  Steinkammer  die  von 
jeher  bei  der  einheimischen  Bevölkerung  übliche  Grabform  war  und  der  von  einem  Stein- 
kreis umgebene  Dolmen  offenbar  auch  die  älteste  Form  des  Heiligtums  repräsentierte3). 


a)  Ebenso  sind  wohl  auch  die  dolmenartigen  „Altäre"  in  Palästina  aufzufassen,  von  denen  Perrot, 
Histoire  de  l'art  IV,  377—378  handelt. 

2)  Dies  wird  gleichfalls  von  Evans  a.  a.  0.  S.  186  hervorgehoben,  der  indische  Parallelen  anführt. 

3)  Evans,  der  die  vorgeschichtlichen  Heiligtümer  auf  Malta  selbst  im  Jahre  1897  untersucht  hat, 
erklärt  in  dem  kurzen  denselben  a.  a.  0.  S.  192 — 196  gewidmeten  Abschnitt  diese  Gebäude  gleich  mir  mit 
Entschiedenheit  für  nichtphoenikisch.  In  höherem  Grade  wie  ich  betont  er  die  Beziehungen  zu  Sizilien 
während  der  2.  sikelischen  Periode,  besonders  in  der  Keramik  (vgl.  übrigens  meine  Bemerkung  o.  S.  704). 
Er  erwähnt  in  dieser  Hinsicht  ausser  einem  Gefäss  mit  ähnlichen  Verzierungen,  wie  sie  auf  dem  von 
mir  Taf.  XII,  1  abgebildeten  sichtbar  sind,  Scherben  von  Buccherogefässen  mit  Punktverzierung,  die  er 
bei  den  Ruinen  sammelte.  Diese  Beziehungen  zeigen,  dass  Malta  ebenso  wie  Pantelleria  (s.  o.  S.  71() 
und  719  Anm.  3)  in  dieser  Periode  mit  Sizilien  einen  beschränkten  Handelsverkehr  unterhielt. 

Abh.  d.  I.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth.  96 


724 


Zu  S.  698  f. 

Eine  sehr  gute  Parallele  zu  den  oben  S.  698  f.  beschriebenen  glockenförmigen 
Aushöhlungen  bei  den  Ruinen  von  Borg-en-Nadur  bieten  die  von  G.  Bonsor  bei  Carmona 
nordöstlich  von  Sevilla  entdeckten  Silos,  welche  dem  frühen  Bronze-  oder  dem  Kupferalter  anzu- 
gehören scheinen *).  Einige  standen  durch  kleine  in  die  Wände  gebrochene  Oeffnungen  miteinander 
in  Verbindung,  geradeso  wie  die  auf  dem  Mtarfahügel  bei  Cittä-Vecchia  auf  Malta  gefundenen 
(s.  o.  S.  699  Anm.  2),  die  ich  oben  einer  späteren  Zeit  zuzuweisen  geneigt  war.  Es  scheint, 
dass  diese  spanischen  Silos  ursprünglich  die  Kellerräume  von  darüber  befindlichen  primitiven 
Hütten  bildeten.  Sie  enthielten  u.  a.  Steinwerkzeuge  und  verschiedene  Gegenstände,  die  nur  von 
vorgeschichtlichen  Wohnstätten  herrühren  konnten.  Doch  zeigen  häufige  Funde  von  nicht 
selten  zerbrochenen  menschlichen  Gebeinen,  dass  diese  Silos  gelegentlich  auch  als  Ossuarien 
benützt  wurden. 


x)  Bonsor,   Les   colonies   agricoles  preromaines   de  la   vallee   du  Betis   in   Revue   archeol.   1899  II 
S.  156  ff.,  232  ff.,  285  f. 


725 


Verzeichnis  der  Tafeln. 

Taf.  I,  1.  Gigantia:  Südostecke  des  südlichen  Gebäudes;  rechts  bemerkt  man  den  Eingang  in  das- 
selbe; s.  o.  S.  648  ff. 

Taf.  I,  2.     Gigantia:    Durchgang   vom  Vorderraum  A    in   den  Hinterraum  B    des    südlichen   Gebäudes; 

im  Hintergrund  die  Stufe,  über  welche  man  in  die  erhöhte  Nische  C  gelangt;  s.  o.  S.  650. 
Taf.  II,  1.     Gigantia:  Nördliche  Apsis  des  Vorderraums  A  im  südlichen  Gebäude;  s.  o.  S.  648  Anm.  4. 
Taf.  II,  2.     Mnaidra:  Nördliche  Apsis  des  Vorderraums  E  im  südlichen  Gebäude;    s.  o.  S.  657  Anm.  1. 
Taf.  III,  1.     Mnaidra:  Nebenraum  F  im  südlichen  Gebäude;  s.  o.  S.  658  Anm.  1. 
Taf.  in,  2.     Mnaidra:  Vorderraum  E  im  südlichen  Gebäude;   rechts   sieht  man  den  Durchgang    von  E 

nach  J  (s.  o.  S.  659),  links  die  Fensteröffnung,  die  von  E  nach  H  führt;  s.  o.  S.  658. 
Taf.  IV,  1.     Mnaidra:  Tisch  der  Nische  K  des  südlichen  Gebäudes;  s.  o.  S.  659. 

Taf.  IV,  2.  Mnaidra:  Die  Umfassungsmauer  des  südlichen  Gebäudes  von  der  Südseite  aus  gesehen; 
s.  o.  S.  659. 

Taf.  V,  1.     Mnaidra:  Frontmauer  und  Eingang  des  südlichen  Gebäudes;  s.  o.  S.  660. 

Taf.  V,  2.  Mnaidra:  Nördliche  Apsis  des  Hinterraums  B  im  nördlichen  Gebäude  mit  dem  tischähn- 
lichen Aufbau  in  Nische  C;  s.  o.  S.  661. 

Taf.  VI,  1.     Hauptgebäude  von  Hagar-Kim:  Apsis  im  östlichen  Teile  von  B;  s.  o.  S.  667. 

Taf.  VI,  2.     Hauptgebäude  von  Hagar-Kim:   Nische  L  auf  der  Aussenseite  des  Gebäudes;    s.  o.  S.  668 

Anm.  2. 
Taf.  VII,  1.     Hauptgebäude  von  Hagar-Kim:  Nische  y  und  Tische  im  westlichen  Teil  von  B;  zwischen 

den  beiden  Tischen  bemerkt  man  den  Eingang  in  C;  s.  o.  S.  668. 
Taf.  VII,  2.     Hauptgebäude  von  Hagar-Kim:  Südfront  mit  dem  Haupteingang;  s.  o.  S.  671  f. 
Taf.  VIII,  1.     Das  nördliche  Nebengebäude  W  von  Hagar-Kim,  von  Süden  gesehen;  s.  o.  S.  673. 
Taf.  VIII,  2.     Oestliche  Gebäudegruppe  auf  dem  Corradinohügel:    östliche  Apsis  von  B;   s.  o.  S.  691. 
Taf.  IX,  1.     Aufgerichteter  Stein  auf  Gozo;  s.  o.  S.  685. 
Taf.  IX,  2.     Torri-ta-Gauhar;  s.  o.  S.  685. 
Taf.  X,  1.     Mauer  von  Borg-en-Nadur;  s.  o.  S.  688  Anm.  1. 
Taf.  X,  2.     Kalksteinstatuetten  von  Hagar-Kim;  s.  o.  S.  700. 
Taf.  XI,  1  u.  2.     Terrakottastatuetten  von  Hagar-Kim;  s.  o.  S.  700. 
Taf.  XI,  3.     Kalksteinköpfe  aus  der  Gigantia;  s.  o.  S.  701. 

Taf.  XI,  4.     Kalksteinbüste  in  der  Bibliothek  von  Citta  Vittoria  auf  Gozo;  s.  o.  S.  701. 
Taf.  XI,  5.     Relief  in  dem  Museum  von  Valetta;  s.  o.  S.  701. 
Taf.  XII,  1—4.     Thongefässe  im  Museum  von  Valetta;  s.  o.  S.  703—705. 

Von  den  in  diesen  Tafeln  gegebenen  Photographieen  ist  eine  Taf.  X,  2  in  Caruanas  Report  on 
the  Phoenician  and  Roman  antiquities  of  Malta  bereits  publiziert;  Taf.  III,  2  und  VII,  2  sind  nach  Photo- 
graphieen hergestellt,  die  ich  bei  dem  Photographen  Ellis  in  Valetta  käuflich  erworben  habe;  alle 
übrigen  sind  nach  meinen  eigenen  Aufnahmen  hergestellt. 


726 


Verzeichnis  der  Pläne. 

I.    Gigantia;  nach  dem  von  La  Marmora,  Monuments  inedits  I,  pl.  II  publizierten  Plan;  s.  o.  S.  647  ff. 
IL    Mnaidra;  nach  meiner  Aufnahme;  s.  o.  S.  657. 

III.  Hauptgebäude   von   Hagar-Kim;   nach   Caruana,   Megalithic   antiquities   of  Hagar-Kim   pl.  II; 
s.  o.  S.  665. 

IV.  Gesamtplan  von  Hagar-Kim;  nach  Caruana  a.  a.  0.  pl.  I;  s.  o.  S.  672. 
V.    It-torri-tal-Mramma;  nach  meiner  Aufnahme;  s.  o.  S.  679. 

VI.    Oestliche  Gebäudegruppe  auf  dem  Corradinohügel;  s.  o.  S.  691  f. 

VII.  Westliche  Gebäudegruppe  auf  dem  Corradinohügel;  s.  o.  S.  693.  —  Plan  VI  und  VII 
nach  den  in  der  Bibliothek  von  Valetta  deponierten  handschriftlichen  Plänen  von  F.  Vassallo; 
s.  o.  S.  691. 


jtlbert  SlTayr,   Denkmäler  von  Malta. 


TAFEL  I 


A   ■      , 


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h.  d.  I.  Cl.  d.  k  Ak.  d.  Wiss.  XXI.  Bd.  III.  Abth. 


TAFEL  II 


TAFEL  IM 


TAFEL  IV 


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TAFEL  VI 


TAFEL  VII 


TAFEL  VIII 


TAFEL  IX 


TAFEL  X 


TAFEL  XI 


TAFEL  XII 


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AS  Akademie  der  Wissenschaften, 

182  nich.  Philosophisch- 

M8175  Historische  Abteilung 

Bd . 21  Abhandlungen 


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